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JahresbericM
über die Fortschritte auf dem Gesamtgebiete der
Agrikultur -Chemie.
Dritte Folge, XA^I. 1913.
LIBRARY
Der ganzen Reihe sechsundfünfzigster Jahrgangpgcvv YORK
Unter Mitwirkung von
BOTANICaL
GARDEM
Dr. G. Bleuel, K. Forstmeister a. D. in Schönau b. Lindau,
Dr. 0. Dafert in Linz a/Donau O.-Ö., Dr. G. Kalb-Hildesheim, Prof. Dr. 0. Krug-Speyer,
Prof. Dr. F. Mach- Augustenberg, Dr. M. P. NeumanH-Charlottenburg, Dr. Fr. Reinhardt-
Möckern, K. k. Regierungsrat A. Stift -Wien, Prof. Dr. H. Will-iMünchen
herausgegeben von
Prof. Dr. Th. Dietrich,
Geh. Regierungsrat, Hannover.
V.^-r^Y s7jiri|Jx
BERLIN
Verlagsbuchhandlung Paul Parey
Verlag fQr Landwlrtaohaft, Outenbao und Forstwesen
SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11
1914.
Alle Rechte, auch das der Übersetztuig, vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis.
I. Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Referenten: G. Bleuel, 0. Dafert, Th. Dietrich, G. Kalb,
M. P. Neumann und A. Stift.
A. Quellen der Pflanzenernährung.
1. Atmosphäre. Referent: G. Bleuel. Seite
Der Stickstoffgehalt des Regenwassers. Von J. Hudig 3
Die Einwirkung der Atmosphäre auf die Härte de« Regenwassers. "Von
S. Wolff 3
Der Meteorit von St. Michel. Von L. H. Borgström 3
Über den Kreislauf des Schwefels und Chlors auf der Erde. Von P. K o s s o-
witsch 3
Eisregen. Von K. Stoye 5
Die Schneedecke in Bayern. Von L. Schneider 5
Die Ergebnisse der Regenmessungen 1901 — 1910 in Togo. Von M.
Sassenfeld 6
Die Wärmedepressionen im Mai und ihr Einfloß auf den Niederschlag.
Von A. Thraen 6
Die Wärmedepressionen im Mai und ihr Einfluß auf den Niederschlag
an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Von A. Thraen . . . 7
Der Einfluß der täglichen Luftdruckänderungen auf das Wetter in Alpen-
ländern. Von O. V. M y r b a c h - Rheinfeld 7
Über die Größe der jährlichen Verdunstung auf Schweizer -Seen. Von
J. Maurer 7
Sonnenschein, Bewölkung, Niederschläge und Verdunstung in Kimberley.
Von J. R. Sutton 8
Die Solarkonstante und ihre Schwankungen. Von C. G. Ab bot, F. E.
Fowle und L. B. Alderich 8
Schwächung der Sonnenstrahlung im Sommer und Herbst 1912 von Ins-
bruck. Von A. Schedler 9
Die Ursache der ungewöhnlichen Trübung der Atmosphäre im Sommer 1912.
Von G. Hellmann 9
Die chemische ßeleuchtungskraft des Sonnenscheins im Sommer 1912. Von
W. D. Lenkei 10
Das Verhältnis des Waldes und Gebirges zur Erhaltung des Schnees
Von J. E. Church 10
Aufblühen und Fruchtreife. Von J. Hegyfoky 11
Über den Blattausbruch und das sonstige Verhalten von Schatten- und
Lichtpflanzen der Buche. Von Engler 11
Die Beziehung zwischen Regenmenge und Milchertrag. Von L. Anderson 13
Die Vegetation unter dem Einfluß des trocknen Sommers 1911 im nörd-
lichen Jura. Von H. Christ 13
Der Einfluß des Wetters auf die atmosphärische Elektricität. Von H.
Kahler 13
I*
lY Inhaltsverzeiclmis.
Seite
Die Dürre des letzten Sommers im Walde. Von Krug 14
Die Hitze und Dürre und ihre "Wirkungen im Diluvialsandgebiete der
Mainspitze. Von Schenk v. Schmittburg 14
Verhalten erwachsener Pichten gegen Dürre und Frost. Von Heck 14
Das Brennen der Waldbäume. Von Eulefeld 14
Hitzerisse an Fichten. Von A. Fl ander 15
Einfluß der Feuchtigkeitsverhältnisse auf Pinus-Arten. Von Hergt . . 15
Der Frostschaden vom 11.— 17. April 1913. Von Voß 15
Der Kälterückfall vom 10. zum 11. April 1913. Von J. Reger ... 15
Versuche über den Einfluß der Elektricität auf das Pflan^enwachstum.
Von W. Schikorra 16
Einfluß des elektrischen Lichtes auf das Pflanzenwachstum. Von H. Reeker 16
Die Blitzgefährdung der verschiedenen ßaumarten. Von E. Stahl . . 17
Literatur 17
2. Wasser. Referent: G. Bleuel.
a) ftuell-, Drain- und Berieselungswasser. (Meerwasser.)
Der Wasservorrat der Erde. Von W. Halbfaß 19
Der Einfluß des trocknen Sommers 1911 auf die Grundwasserbewegung
in den nächsten Jahren. Von K. Keilhack 19
Resultate neuerer Grundwasserstands-ßeobachtungen in Deutschland. Von
W. Halbfaß 20
Einfluß des Waldes auf die Wasserwirtschaft. Von W. Schulz . . . 20
Über den Einfluß der Höhe des Grundwasserstandes auf den Ertrag der
Wiesen und Weiden. Von O. Pitsch 20
Drainagenwasser von Böden mit und ohne Pflanzenwuchs. Von T. L.
Lyon und J. A. Bizzell 22
Die Protozoen des süßen Wassers. Von B. M. Puschkarew . . . . 22
Quantitative Studien über das Plankton des Rheinstromes. Von Kolk-
witz 23
Untersuchungen des Eibwassers bei Magdeburg. Von 0. Wendel . . 23
Vernichtet Kupfervitriol die Algen in den Teichen? Von Br. Diesner 23
Die Zusammensetzung des Dünenwassers. Von J. Lorie 24
Neue Analysen vom Wasser des Toten Meeres. Von A. Friedmann . 24
b) Abwässer und Reinigung von Abwässern.
Niederschlag und Abfluß im Havel- und Spreegebiet. Von K. Fischer 24
Über Einführung der Ackerbewässerung in Bayern. Von Weigmann . 25
Städtisches Abwasser als volkswirtschaftlicher Faktor. Von Ramspeck 26
Reinigungswirkung in Absitzbehältern durch Prismenleisten. Von B.
Saslawsky 26
Reinigung von Färbereiabwässern. Von ArthurBattige 27
Keimtötende Wirkung des ultravioletten Lichtes in klarem, getrübtem und
gefärbtem Wasser. Von Max Oker-Blom 28
Wassersterilisation mittels ultravioletter Strahlen. Von A. Müller . . 29
Wassersterilisation mittels ultravioletten Lichts. Von F. R. Davies . . 29
Reinigung von Abwässern durch Berieselung nach dem biologischen Ver-
fahren. Von J. König 30
Reinigung von Abwässer mit Humin, Ton und Kalk. Von J. Roubinek 30
Bestimmung von Nitrat- und Nitrit -N in Wässer nach Scklösing. Von
A. Huizinga 30
Die Bestimmung der Kolloide in Abwässern. Von P. Rohland . . . 31
Literatur . . 31
3. Boden. Referenten: Th. Dietrich und G. Kalb.
a) Mineralien, Gesteine, Verwitterung.
Terra rossa, deren Natur und Entstehung. Von Fr. Tue an 35
Terra rossa. Von A. Atterberg 35
Zwei vulkanogene Lehme aus Japan. Von T. Seki 35
Inhaltsverzeichnis. Y
Seite
Zusammensetzung von Salpeter -Efflorescens in Uruguay und Argentinien.
Von J. Schröder 36
Auflösung von SiOg in Untergrundwasser. Von F. Dienert . . . . 36
Über Sihcatzersetzung durch Bodenbakterien. Von K. Bassalik. . . 36
Zur Kenntnis der Bodenbildung in Tonen der humiden Gegenden. Von
B. Frosterus 37
Die Verteilung von schwach lehmigem Feinsand und Tonteilchen in Böden.
Von E. Davis und C. Fletcher 37
b) Kalturboden. 1. Analysen und Eigenschaften.
Charakterisierung des Bodens nach der molekularen Zusammensetzung
des durch HCl zersetzlichen silicatischen Anteils des Bodens. Von
ß. Gans 38
Molkenboden. Von R. Hornberger 39
Untersuchung westfälischer Bodenarten. Von A. Bömer 40
Bodenverhältnisse in Macedonien und Epirus. Von P. Rolley und M. de
Visme 40
Zusammensetzung von Lößböden im Übergangsgebiet. Von F. J. Alway 41
Untersuchung eines Zuckerrübenbodens. Von G. Rösing 41
Analysen von Tabaksböden. Von Peichwasser, mitgeteilt von A.
J&lütschareff 41
Chemische Zusammensetzung wichtiger amerikanischer Böden. Von W.
0. Robinson 42
Hardin-County- Böden. Von C.G.Hopkins 42
Torfiges Moorland, Sand- und Alkaliböden. Von C. G. Hopkins, J. E,
Raedhimer und 0. S. Fischer 43
Der Tschernosjom Lomonossow's. Von A. Jariloff 43
Über saure Böden von Porto Rico. Von Ose. Loew 43
Analysen von Böden des Maybuscher Moores. Von C. A. Weber. . . 44
Studien über Humusböden. Von S. Leavitt 45
Untersuchungen über die Humussäure. III. Von Eug. Gully . . . 45
Untersuchungen über die Humussäure. IV. Von Eug. Gully . . . 48
Zur Existenz von Humussäuren. Von P. Ehrenberg und Fr. Bahr . 52
Die Ausnutzung der PjO^ im Boden. Von H. J. Vipond 52
2. Physik, Absorption.
Die Plasticität und Bindigkeit liefernden Bestandteile der Tone. Von
A. Atterberg 53
Die Einwirkung von Hydroxylionen auf Kolloidtone. Von P. Rohland 54
Die Kolloidchemie in Fragen der Bodenkunde. Von K. K. Gedroiz . . 55
Studien über Bodenphysik. II. Von H. Green und G. A. Ampt. . . 57
Einfluß der Pflanzenwurzeln auf die Struktur des Bodens. Von Max
Berkmann 57
Untersuchungen über die Kohärescens verschiedener Bodenarten. Von
H. Puchner 60
Die kleinste Wassercapacität der Bodenarten und ihre Ursache. Von A.
Moskovic 60
Die "Wasserbilanz und die Nährstofi'verluste eines gebrachten Lehm- und
Sandbodens. Von C. v. Seelhorst 61
Über Bodentemperatur, Minimumtemperatur der Luft und Mächtigkeit
der Frostschicht des Moorbodens. Von Hj. v. Feilitzen 62
Über die Wärmeleitungsfähigkeit einiger Bodenarten. Von Karsten . 63
Die Menge der Radium- und Thoriumemanation in der Luft verschiedener
Böden. Von J. Satterly 63
Die Beschaffenheit der sog. Bodenzeolithe. Von E. Blanck 64
Über die zeolithischen Eigenschaften des gemahlenen Phonoliths usw. in
Vergleich zu Bodenarten. Von E. Bußmann 65
Die Festlegung des Ammoniak- N durch Permutit und Tonboden usw.
Von D. J. Hessink 65
Die Festlegung des N durch sog. Zeolithe. Von G. Wiegener . . . 66
YI Inhaltsverzeichnis.
Seito
3. Niedere Organismen.
Einfluß organischer Substanzen auf die Umsetzung und Wirkung N-haltiger
Verbindungen. Von Grerlach und Densch 68
Antagonismus zwischen Anionen in der Wirksamkeit der NHg- Bildung
im Boden. Von Gh. B. Lipman 69
Einfluß der Böden und des Wassergehalts auf die N-Umsetzungen. Von
F. Munter und W. P. Robson 69
Zu meinen Beobachtungen über das Verhalten von Nitrat im Ackerboden.
Von Vogel 71
Über die Bildung von Nitraten in verschiedenen Bodentypen Virginiens.
Von Ed. Br. Fred 72
Über Nitratbildung im Waldboden. Von K. Vogel v. Falckenstein . 73
Anwesenheit von nitrificierenden Bakterien in gewöhnlichen Sandkulturen.
Von J. Schulow 74
Beziehungen höherer Pflanzen zur Bildung von Nitraten in Böden. Von
T. L. Lyon und J. A. Bizzell 74
Die Intensität der Nitrification in trocknen Böden. Von R. Stewart . 75
Der Einfluß von Alfalfa und Thimothegras auf die Nitraterzeugung im
Boden. Von T. L. Lyon und J. A. Bizzell 76
Zusammenfassung ausgeführter chemischer und bakteriologischer Unter-
suchungen. Von A. Bytschikhine 77
Fruchtbarkeitszustand des Bodens nach Brache und Klee. Von A.
Bytschikhine • 83
Mikrobiologische Untersuchungen von Hoch- und Niederungsmoortorf.
Von H. R. Christensen 83
Studien an erhitzten Böden. Von E. D. Clark und F. J. Seaver . . 84
Wirkung der Kälte auf die Mikroorganismen und ihre Tätigkeit im Boden.
Von G. G. A. Weber 85
Bakteriologische Studien über Ackerböden. Von P. Ed. Brown . . . 86
Verbreitung und Wirksamkeit der Bakterien in Böden der trocknen
Gegend. Von Ch. B. Lipman 87
Bakterientätigkeit im Boden als Funktion der Nahrungsconcentration usw.
Von 0. Kahn 88
Über die Lösbarkeit und Zersetzbarkeit der N - Verbindungen im Boden.
Von Valmari 88
Bakterien in verschiedenen Tiefen von Iowa-Böden. Von P. Ed. Brown 89
Zur Frostwirkung auf den Boden. Von P. Ehrenberg und G. Freih.
V. Romberg 92
Bakterientätigkeit in gefrorenen Böden. Von P. E. Brown und R. E.
Smith 93
Über Wieder-Impfung von durch Dampf sterilisierten Böden. Von T. L,
Lyon und J. A. Bizzell 93
Über das Entstehen schädlicher Wirkungen bei humusreichen Sandböden
durch Düngung mit Mineralstoflfen. Von J. Hudig 93
Cellulosezersetzung durch Mikroorganismen. Von A. Krainsky . . . 94
Über Actynomyceten des Bodens. I. Von F. Munter 94
Algen in einigen Böden Colorados. Von W. W. Robb ins 95
Zur Kenntnis der Bodenfruchtbarkeit. Bestimmung von Rhizobium im
Boden. Von R. Greig-Smith 96
Rolle der Streptotricheen im Boden. Von A. Fousek 96
Untätigkeit der Bodenprotozoen. Von R. Greig-Smith 96
Beständiger Anbau von Weizen und Roggen mit oder ohne Leguminosen.
Von Jac. G. Lipman u. Mitarb 96
Impfversuche mit Knöllchenbakterien an Lupinen und Serradella. Von
A. Herke 97
Untersuchungen über „Heyls concentradet Nitrogen Producer". Von G.
Bredemann 97
Die Knöllchenbakterien und die Präparate für Bodenimpfung. Von J.
Makrinojj 98
Versuche über Bodenmüdigkeit, besonders Leinmüdigkeit. Von H. Kaserer 98
Inhaltsverzeichnis. YII
Seite
Die Bewegung des Schwefels im Boden und seine Oxydation. Von Ch.
Brioux und M. Guerbet 99
Literatur 100
4. Düngung. Referenten: 0. Dafert, Th. Dietrich, G. Kalb u. A. Stift.
a) Analysen von Dangeniitteln, Konseryierang, Streumittel.
Gehalt der Gülle an Pflanzennährstoffen. Von B. Liechti und E.
Tr|uninger 105
Die Schependorfer Jaucheuntersuchungen. Von Ortmann 105
Eine biologische Methode zur Konservierung des Stalldüngers. Von
Chr. Barthel und S. Rhodin 106
Das Aufsaugevermögen von Einstreumitteln. Von F. Mach und A. Stan g 106
Zur Kenntnis des Kälksalpeters. Von F. W. Dafert und Miklauz . 107
Die N-Quellen der Landwirtschaft und die Verwertung der Sulfitablauge.
Von P. Nitsche 107
Analysen von Thomasmehlen verschiedener Herkunft. Von Hj. v. Fei-
litzen und Iv. Lugner 107
Versuche zur Verwertung von Rohphosphaten als Phosphatdünger. Von
N. D. Prianischnikow 109
Wittelsheimer Kalisalze und deren Verwendung in der Landwirtschaft.
Von P. Kulisch HO
Das Vorkommen von Kalisalzen in den Salinen der Vereinigten Staaten.
Von J. W. Turrentine Hl
Vorgeschlagene Ersatzmittel iür die Staßfurter Kalisalze. Von H. G.
Söderbaum Hl
Die Analyse einer Probe Vulkan -Phonoliths. Von H. Wehnert . . 112
Der Düngerwert der Melasse. Von Steph. Weiser 112
Mergel in Schleswig-Holstein. Von H. Wehnert 112
Stadtstraßen - Kehricht als Düngemittel. Von J. J. Skinner und J. H.
Beattie 112
b) Ddngung^sversache.
Vergleichende Versuche mit Stalldünger bei verschiedenen Arten von
Streu. Von S. Rhodin 113
Salpeterdüngungsversuche von 1912. Von O. Reitmair 114
Düngungsversuche mit N - Düngemitteln auf Sand- und Hochmoorböden.
Von Br. Tacke und Fr. Brüne 114
Ammoniumsulfat und Ammoniak -Superphösphat auf Kalk- und Sand-
boden. Von JanWlodek 115
Über die Bedingungen, welche die Verwertung von N- Verbindungen
bei der Pflanzenernährung beeinflussen. Von Jac. G. Lipman
u. Mitarb 116
Der Einfluß der mechanischen Beschaffenheit des Bodens auf die Ver-
wertung von Natronsalpeter und Blutmehl. Von Jac. G. Lipman
u. Mitarb 118
Über die Anhäufung und Verwertung von atmosphärischem N in Feld-
böden. Von J. G. Lipman u. Mitarb 119
Zur Frage der Ammoniakverdunstung aus Boden. Von 0. Lemmermann
u. L. Fresenius 120
Wirkung des entleimten und des unentieimten Knochenmehls. Von B.
Schulze 121
Zur Verwendung von Waldhumus in der Landwirtschaft. Von P. Ehren-
berg und F. Bahr 123
Alpendüngungsversuche in Kärnten i. J. 1910 — 1912. Von H. Svoboda 123
Über die Wirkung der künstlichen Düngemittel in der Provinz Weat-
preußen. Von Gerlach 124
Statischer Düngungsversuch mit Tabak und die Nicotinmenge in Tabak.
Von S. Pawlowsky 125
Einfluß des Ammonsulfats auf die Phosphatdüngung bei Haferkulturen.
Von E. A. Mitscherlich und W. Simmermacher 126
YJJI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einfluß einiger Ergänzungsdünger auf die Wirksamkeit natürlicher Phos-
phate. Von J. Shoulow 127
Einfluß des Kalksalpeters und Ammonsulfats auf die Assimilation der
PjOg der ßohphosphate. Von N. Nedokutschajew 128
Die Phosphatnahrung der Pflanzen. Von A. Baguley 128
Einfluß der Krümelung des Superphosphates und der Thomasschlacke
auf ihre Wirkung. Von J. Mikulowski-Pomorski 129
Versuche mit P^Og-Dünger in Jütland. Von M. K. Kristensen und
H. R. Christensen 130
Einfluß der Bodenbeschaffenheit auf die Ausnützung von Phosphaten.
Von H. R. Christensen 130
Der Nutzen gemahlenen Gesteins und gem. Jüineralien als Düngemittel.
Von W. 0. Robinson und W. H. Fry 131
Versuche mit kalihaltigen Mineralien Von D. N. Prianischnikow u.
A. G. Dojaren ko 131
Alunitund Kelp als Kalidüngemittel. Von J.J.Skinneru. A.M.Jackson 132
Die Bedeutung des Kalis in den Feldspaten für die Pflanzen. Von Ed.
Planck 132
Kalidüngungsversuch. Von OttoReitmair 134
Verdrängung des in Felspatgesteinen enthaltenen Kalis durch als Dünger
verwendeten Substanzen. Von G. Andre 134
Wie ist der Kalimangel bei Zuckerrüben zu erkennen? Von G. W immer 135
Chlornatrium als Düngemittel für Zuckerrüben. Von B. Janesö. . . 135
Über die Wirkung von Kochsalz im Vergleich mit Kalisalz. Von Pehr
Bolin 135
Salzdüngung zu Zuckerrübe. Von K. Kittlausz 136
Zur Frage der Düngung mit Xatronsalzen. Von Brehm 136
Zur Frage der Düngung mit Natronsalzen. Von B. Schulze. . . . 136
Die Wirkung von Xatrondünger auf den Procentgehalt an Zucker bei
Pflanzen. Von B. L. Hartwell u. P. H. Wessels 138
Über die Wirkung von Natriumsulfat auf d^s Wachstum der Pflanzen.
Von E. Haselhoff 138
Zur Frage der schädlichen Wirkung zu starker Kalkgaben auf Hochmoor.
Von A. Densch 139
Die an hydratischer SiO, reichen Kalke als Düngemittel. Von H.
Immendorff 139
Über die Wirkung von Kalk und Magnesia bei der Ernährung der
Pflanzen. Von E. Haselhoff 140
Die Bedeutung des Ca 0 : Mg 0- Verhältnisses bei Bodenuntersuchungen.
Von P. L. Gile u. C. N. Ageton 141
Ober den Einfluß des CaO : Mg 0- Verhältnisses auf das Pflanzen Wachstum.
Von 0. Loew 141
Über den Einfluß des CaO : Mg O- Verhältnisses. Von P. L. Gile und
C. N. Ageton 141
Über Magnesiadüngung zu Zuckerrüben. Von F. Strohmer und 0.
Fallada 141
Ober Einwirkung von Borverbindungen auf das Pflanzen wachstnm. Von
E. Haselhoff 142
Über die Wirkung des Mn bezw. AI auf das Pflanzen wachst um II. Von
Th. Pfeiffer u. E. Blanck 144
Erhöhung des Pflanzenertrages durch Reizstoffe. Von A. Stutzer . . 145
Einfluß gewisser Reizstoffe auf das Wachstum der Zuckerrübe. Von
O. Munerati u. Mitarb 145
Verwendung von Reihen - Düngerstreumaschinen zu Zuckerrüben. Von
M. C. Kerpely 145
Wirkung der Schwefelblüte auf das Wachstum der Zuckerrübe. Von
Jos. Urban 146
Verwendung der Schwefelblüte zur Bekämpfung des Kartoffelschorfs und
als Düngemittel. Von H. v. Feilitzen .... 14&
Über die befruchtende Wirkung des Schwefels. Von A. Demo Ion 147
Inhaltsverzeichnis. fX
Seite
Wirkung von im Boden befindlichen Sulfiten Thiosulfat und S auf die
Pflanzen. Von W. Thalau 147
Düngung mit eingetrockneter Ablauge von Sulfit-Cellulosefabriken. Von
A. Stutzer 148
Einfluß des Bodenvolums und des Nährstoff Vorrates auf die relative
Wurzelentwicklung und den Ertrag bei Sommerhalmfrüchten. Von
H. ßurmester 149
Einfluß verschiedener Nährstoff-Zusammenstellungen auf den Ertrag und
die Beschaffenheit des Bodens. Von F. Mach 150
Methode der Bewässerung bei Vegetationsversuchen. Von 0. Reitmair 150
Einfluß verschiedener Vegetationsfactoren auf Maximalerträge in Gefäßen.
Von Th. Pfeiffer u. Mitarb 152
Drilldüngungsversuche mit Zuckerrüben. Von J. Gyärfäs 155
Ein Düngungsversuch zu Zuckerrüben. Von F. Wind ir seh . . . . 156
Über Düngungsversuche zu Zuckerrüben. Von E. Saillard . . . . 156
Düngungsversuche zu Zuckerrüben in Ungarn. Von J. Pölya . . . 157
Düngungsversuche bei Gurken, Weißkraut und Wirsing. Von R. Otto 157
Literatur 158
B. Pflaiizenwachstum.
1. Physiologie. Referent: M. P. Neumann.
a) Fortpflanzung-, Keimung und Zellbiidung^.
Ober die Einwirkung bestimmter Nitrate auf die Keimungsperiode von
Avena sativa. Von F. Plate 160
Bedeutung des Sauerstoffs bei der Keimung der Erbsen. Von W.
Maltschewski 160
Über die von Weizensamen und -keimlingen ertragenen höchsten
Temperaturen. Von G. Müller 160
Über den Einfluß der Radio activität auf die Keimung. Von G. Petit
und R. Ancelin 161
Über die katalytische Lichtwirkung bei der Samenkeimung. Von E.
Lehmann 161
Über die Imbibition bei den Samen. Von F. Plate . 161
Einfluß der Samengröße auf die allgemeine Entwicklung und den
anatomischen Bau der Pflanzen. Von M. Delassus 161
Eigenartiger Fall abnormer Wurzelbildung an Kartoffelknollen. Von
0. Schlumberger 162
Zur chemischen Organisation der Zelle. Von W. Ruhland .... 162
Zur Physiologie der Zellteilung. Von G. Haberlandt 162
Über das angebliche konstante Vorkommen von Jod im Zellkern. Von
J. Babiy 163
Die Chromatophoren und Chondriosomen von Anthaceros. Von A. Scherrer 163
Kieselsäureplatten als Substrat für Keimungsversuche. Von Z. Kamerling 163
Wirkung anodisierter und kathodisierter Lösungen auf die Keimung.
Von H. Micheels 163
b) Ernährung, Assimilation.
Gesetz des Minimums. Inhalt und zweckmäßige Fassung. Von Th. Remy 164
Zum Gesetz vom Minimum. Von Ad. Mayer 164
Reversibilität von physiologischen Processen beim Reifen der Samen.
Von S. L. Iwanow 165
Über die Bildung des Chlorophylls in Pflanzen. Von N. Monteverde
und W. Lubimenko 165
Proteolyse der Sprößlinge des Kentuckitabaks. Von F. Tr. Mosca . . 166
Regulierung der Atmungsöffnungen im Zusammenhang mit dem
osmotischen Drucke. Von W. Iljin 166
Über die Verbreitung und Lokalisierung der Ionen im Pflanzenkörper.
Versuche mit Ger. Von C. Acqua 166
X Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einfluß der Carbonate der seltenen Erden auf Wachstum und Zell-
teilung. Von W.H. Evans 166
Über Aufnahme und Ausnutzung der Ammonsalze durch höhere Pflanzen.
Von E. Pantanelli und Gr. Severini 166
Über Mineralstoffaufnahme verschiedener Pflanzen aus dem Boden.
Von A. Strigel 167
Einfluß der botanischen Natur auf die Zusammensetzung von Wiesenheu,
Von A. Strigel 170
Über die Verteilung der Mineralbestandteile in den Blättern u. a.
Von G. Andre 171
Über das Verhalten der wichtigsten Mineralbestandteile und des N in
einigen einjährigen Pflanzen. Von Gr. Andre 171
Über das Verhältnis der basischen und sauren Mineralbestandteile in
den Geweben der Pflanze. Von G. Andre 172
Über den Umsatz der P^Og im Pflanzenorganismus. Von L. Seidler. 173
Die Pflanze und die Salze des Bodens. Von N. Tulaikow . . . . 173
Die antitoxische Wirkung von gewissen nährenden und nicht nährenden
Basen bei Pflanzen. Von M. M. Mc Cool 174
Die antitoxische Rolle des Ca gegenüber einigen Nährsalzen bei Erbse
und Lupine. Von M^le C. Robert 175
Die Wanderung von Betain in Pflanzen. Von V. Stanek 175
Die Synthese der Amidkörper auf Kosten des durch die Wurzeln
absorbierten NHg. Von D. Prianischnikow 175
Bildung von Harnstofi" durch die höheren Pflanzen. Von R. Fosse . 176
Die Zersetzung von Harnstoff, Harnsäure u. a. durch Schimmelpilze.
Von A. Kossowicz 176
Über ein aerobes N- assimilierendes Clostridium. Von St. Rosenblat-
Lichtenstein und H. Pringsheim 177
Sterile Kulturen einer höheren Pflanze. Assimilation von Ammoniak- und
Nitrat-N. Von Iw. Schulow 177
Sterile Kulturen höherer Pflanzen. Von Iw. Schulow 177
Eiweißbildung durch höhere Pflanzen in der Dunkelheit. (In steriler
Kultur.) Von Iw. Schulow 178
Der Einfluß von Ölvorräten der Samen und der Temperatur auf den
Atmungscoefficient. Von S. L. Ivanow 179
Zur physiologischen Funktion des Ca. Von Ose. Loew 179
Die Aufnahme des Fe durch die Pflanzen. Von W. Vaubel . . . . 179
Einfluß und specifische Wirkung des Fe auf die Entwicklung der Gerste.
Von J. Wolff 179
Über die Chlorophyllassimilation. Von K. v. Körösy 180
Synthese durch Sonnenlicht in ihrer Beziehung zur Entstehung organischer
Substanz. Von B.Moore 180
Die Belichtung und die Assimilation. Von A. Müntz 180
Über die Genesis der Kohlehydrate. Von E. Baur 180
Schwankungen im Kohlehydratgehalt der Blätter. Von E. Michel-
Durand 181
Die Schichtung der Stärkekörner. Von E. Küster 181
Über den Inulinstoffwechsel bei Cichorium. Von V. Gräfe u. V. Vouk 191
Beziehung zwischen verdampftem Wasser und verarbeitete Pflauzen-
substanz. Von P. Maze 182
Nitrat- und Nitrit -Assimilation. Von O. Baudisch 182
Eindringen verschiedener Stickstofformen in die Pflanze; Adsorptions-
erscheinungen. Von D. Chouchak 183
Absorption der verschiedenen Formen des Stickstoffs durch die Pflanzen.
Von D. Chouchak 183
Über das Wesen der Amylase. Von H. van Laer 183
Die hydrolisierenden Enzyme des Milchsaftes von Maclura u. a. Von
C. Gerber 184
Der Milchsaft von Ficus coronata. Von C. Gerber 184
Identität zwischen Lab, Casease u.Trypsin eines Milchsaftes. Von C.Gerber 184
Inhaltsverzeichnis. XI
Seite
Studien über Enzymwirkungen. Von K. Gr. Falck 184
Zur Kenntnis emulsinartiger Enzyme. Von L. ßosen thaler. . . . 184
Der Atmungscoefficient der grünen Blätter. Von L. Maquenne und
E. Demoussy 185
Der Atmungscoefficient der grünen Pflanzen. Von L. Maquenne und
E. Demoussy 185
Atmung der Pflanzen als hydrolytische Oxydation. Von W. Palladin 185
Das "Wesen der anaeroben Atmung verschiedener Samenpflanzen. Von
S. Kostyschew 186
Zur Kenntnis der Pflanzenatmung. Von W. Zaleski 186
Atmung lebender und getöteter Weizenkeime. Von S. Kostytschew,
W. ßrilliant und A. Scheloumoff 186
Zymase und Reductase in ihren gegenseitigen Beziehungen. Von S. Lvoff 186
Bildung von Aldehyden aus Aminosäuren. Von A. Bach 187
Zur Kenntnis der Reductionsfermente. Von A. Bach 187
Oxydative Bildung von salpetriger Säure in Pflanzen extrakten. Von
A. Bach 187
Verhalten von injicierter Blausäure in den Pflanzen. Von S. Dezari . 188
Verbreitung der Carboxylase in den Pflanzen. Von "W. Zaleski . . 188
Alkoholbildung durch Weizenkeime. Von S. Kostytschew und
A. Schelomnoff 188
Zur Kenntnis der Carboxylase. Von C. Neuberg und P. Rosenthal 188
Bildung der Anthocyanpigmente der Pflanzen. Von F. Keeble,
E. F. Armstrong und Jones 189
Bildung der Anthocyanpigmente in den Pflanzen. Von F. Keeble,
E. F. Armstrong und Jones 189
Verhalten einiger Schimmelpilze gegen Kalkstickstofi". Von A. Kossowicz 190
Protoplasmastrukturen und deren Dynamik. Von R. E. Liesegang . 190
Anthocyan aus grünen Blättern. Von R. Combes 190
Desamidierende Wirkung der Tyrosinase. Von R. Chodat und
K. Schweizer 190
Die Veränderung der Zellkerne durch Uran. Von C. Acqua . . . . 190
Rolle einzelner Nährstofi"e im Haushalte höherer Pflanzen. Von K. Faack 191
«) Reizwirkun^en.
Einfluß der Beschattung des Tabaks auf verschiedene Bestandteile der
Blätter. Von A. Stutzer und S. Groy 191
Untersuchungen über die Tropismen. IV. Von Th. M. Porodko . . 191
Untersuchungen über die Tropismen. V. Von Th. M. Porodko . . 192
Phototropische Empfindlichkeit bei extremen Temperaturen. Von
M. S. de Vries 192
Transpiration und osmotischer Druck bei Mangroven. Von F. C. v. Faber 192
Rolle des elektrischen Ladungssinnes bei der Kolloidaufnahme durch
die Plasmahaut. Von W. Ruhland 192
Bedeutung der Oberflächenspannung für die Verteilung der Salze in der
lebendigen Substanz. Von A. B. Macallum 193
Widerstandsfähigkeit der Alkaloidpflanzen gegen das eigne Gift. Von
G. D'Ippolito 193
Zur Frage der Frosthärte bei Getreidepflanzen. Von G. Gassner und
C. Grimme 193
Selbstvergiftung in Penicillium- Kulturen als Folge der N- Ernährung.
Von 0. Wehmer 194
Anatomie von Helianthus annuus L. Von W. Schröder 194
d) Verschiedenes.
Zur Chemie der Torfmoose. Von J. Ibele 195
Lepidium sativum als Halb- Parasit. Von Molliard 195
Der Thallus der Kalkflechten. Von E. Bachmann 195
Eine neue Gerbstoffreaktion und ihre Beziehung zu den Anthocyanen.
Von K. Peche 195
Zusammensetzung der sog. Aleuronschicht. Von J. Peklo 196
XTT Inhaltsverzeichnis.
Seite
Bildung von Humussubstanzen durch Einwirkung von Polypeptiden auf
Zucker. Von L. C. Maillard 196
Periodischer Laubabfall in den Tropen. Von Z. Kamerling .... 196
Vorgänge in absterbenden Blättern. Von Th. Schmidt 196
Studien über das Reifen der Orangen. Von F. A. McDermott . . 197
Literatur 197
2. Bestandteile der Pflanzen. Referent: Th. Dietrich.
a) Org'anische. 1. Amide. Eiweiss, Fermente u. a.
Über Ammoniak -N in den Gersten. Von Moufang 199
Ober die Verbreitung des Asparagins, Glutamins, Arginins u. Allantoin.
Von A. Stieger . 200
Zur Kenntnis der vegetabilischen Hämagglutinine. Von R. Kobert . 200
Kultur u. Zusammensetzung d. Tabaks in Rußland. Von A. Klütschareff 202
2. Fette, Kohlehydrate u. a.
Vorkommen von Hemicellulosen in Wurzelstöcken, Rhizomen usw.
Von A. Stieger 203
Vorkommen von Formaldehyd in den Pflanzen. Von Th. Curtius
und H. Franzen 203
Phytinsäure in Baumwollsaatmehl und Weizenkleie. Von J. B. Rat her 204
Zur Kenntnis der Eigenschaften des Phytins. Von M. A. Jegorow . 204
Einiges über die Eigenschaften des Phytins. Von M. A. Jegorow . . 204
Die Giftigkeit der Eibe, Taxus baccata. Von P. Ehrenberg und
G. Freih. v. Romberg 204
Zusammensetzung der Samen von Canavalia ensiformis. Von R. Kobert 205
Chemische Untersuchung von Weizenkeimen. Von Fr. B. Power und
A. H. Salway 205
Chemische Zusammensetzung von pohertera Reis. Von T. Takahashi
und H. Satö 205
Chemische Studie über die Samen des Zuckerrohrs. Von E. W. Croß
und W. G. Taggart 206
Kohlehydrate im Safte der Schnittbohne. IL Von E. ßusolt . . . 207
Kohlehydrate im Blumenkohl. III. Von E. Busolt 207
Analyse der Frucht von Lanus Persea L. (Advokat). Von Emm.
Pozzi-Escot 207
Gewinnung von Cellulose aus Holz usw. Von J. König u. Mitarb.. . 207
b) Anorganische.
Reinasche von Leguminosen, Gramineen und anderen Pflanzen. Von
A. Strigel 209
Reinasche von Wiesen- und Kleeheu. Von A. Strigel 209
Untersuchung von 2 Korbweidensorten. Von A. Kleemann .... 210
Mineralbestandteile von Gersten der letzten Jahre. Von F. Schön feld
und S. Sokolowski 210
Literatur 211
3. Saatwaren. Referent: Th. Dietrich.
Der jetzige Stand der Samenkontrolle. Von W. Edler 213
Biologische Gesichtspunkte für die Samenprüfung. Von E. Schaffnit 213
Beobachtungen aus der Samenkontrolle. Von H. Pieper 214
Zur Methode der Keimprüfung. Von H. Pieper 215
Einfluß von Feuchtigkeit, Wärme und Sauerstoff der Luft auf lagerndes
Getreide. Von M. Heinrich 216
Keimung verschiedenartiger Früchte und Samen bei gleicher Species.
Von G. Becker 217
Keimversuche mit Gräsern und Einfluß von Alter und Licht. Von
A. Reiling 218
Keimkraftbestimmung aufGrund d. mittleren Keimzeit. Von G. D'Ippolito 218
Keimung von Getreide im Lichte und bei Lichtabschluß. Von A.
ßurgerstein 219
Inhaltsverzeichnis. XIII
Seite
Landwirtschaftliche Bedeutung von Trifolium angulatum und parviflorum.
Von B. Szartorisz 219
Hartschaligkeit und Bruch bei der Keimung des Kleesamens. Von
B. Steglich 220
Versuche mit hartschaligen Kleesamen. Von K. Müller 221
Kleeseide in verschiedenen Saatwaren. Von M. Seh möger . . . . 222
Minderwertigkeit des südeuropäischen Rotklees. Von Th. v. Weinzierl 222
ßilsenkrautsamen in Mohnsamen. Von BelaSzartorisz 222
Anatomische Untersuchungen über japanische Coniferensaraen. Von
M. Kondo ' 223
Probenahme und Untersuchung von Zuckerrüben . . 224
Rübenknäuel -Untersuchung 224
Technische Vorschriften für die Prüfung von Zucker- u. Futterrübensamen 224
Literatur 225
4. Pflanzenkultur. Referent: Th. Dietrich.
Die Ernährungsfläche für eine Pflanze und Tiefe der Einsaat. Von
A. D. Botschkowa 226
Ursachen der verschiedenen Widerstandsfähigkeit von Klee und Luzerne.
Von Sholtkewitsch 227
Das Ährentreiben des Winterroggens und Winterweizens bei Frühjahrs-
aussaat. Von Murinow 228
Über Standort und Standraum der Pflanze bei der Züchtung. Von
E. A. Mitscherlich 228
Über die Standweite für Zuchteliten von Braugerste. Von E. Claus . 228
Wechselbeziehungen zwischen Ötandweite und Wachstum. Von K.
Grundmann 229
Wirkung einer Durchmischung leichteren Bodens mit Moor usw. Voa
Gerlach 230
Mischkultur mit Lehm in Finland. Von A. Rindeil 231
Einwirkung des Grundwasserstandes auf die Entwicklung der Grasarten
auf Hochmoor. Von Hj. v. Feilitzen 232
Futterbau -Demonstrationsversuche in Kärnten. Von H. Svoboda . . 233
Weizenbau auf Moorboden. Von W. Freckmann und Sobotta . . 233
Anbauart von Lolium Westerwaldicum. Von H. C Müller . . . . 234
Anbauversuch mit Phacelia tanacetifolia. Von E. Haselhoff . . . . 234
Züchtungs- und Vererbungsfragen beim Rotklee. Von P. Holdefleiß 235
Brandbekämpfung und Einfluß der Bestellzeit bei Sommerweizen. Von
H. C. Müller u. Mitarb 236
Massenanbauversuch mit Futterrüben. Von K. v. Rümker und
J. Alexandrowitsch 237
Bakterielle Röste zur Bestimmung der Faser in Leinstengeln. Von
E. A. Domratschewa 238
Mathematische Bearbeitung von Ernteergebnissen. Von N. Tulaikow. 239
Literatur 240
IL Landwirtschaftliclie Tierproduktion.
Referenten: Th. Dietrich, F. Mach und F. Reinhardt.
A. Futtermittel, Analysen usw.
Referenten: Th. Dietrich und F. Mach.
Zusammensetzung von Weidegras auf Hochmoorboden. Von Br. Tacke 245
Heu und Emd vom Strickhof bei Zürich. Von A. Grete 245
Veränderungen in der Zusammensetzung der Rotkleepflanze in ihren
Wachstumsstadien. Von E. Haselhoff und St. Werner .... 246
Über die Zusammensetzung d. Reben triebe als Futtermittel. Von M. Kling 249
Zusammensetzung d. verschiedenen Teile d. Maispflanze. Von St. Weiser 250
XIY Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einfluß der Saatweite auf Ertrag und Nährwert des Futtermaises. Von
St. Weiser und A. Zaitschek 251
Untersuchung von 7 Haferproben. Von H. Wehnert 252
Zusammensetzung der Samen von Dolichos multiflorus. Von J. Pieraerts 253
Untersuchung u. Begutachtung einiger Mahlproducte. Von F. ßarnstein 253
Chemische Untersuchung von Weizenkeimen. Von Fr. B. Power und
A. H. Salway .• • •. 254
Die organischen P -Verbindungen der Weizenkleie. Von R. J. Anderson 254
Zusammensetzung grober und feiner Weizenkleien. Von F. Tangl und
St. Weiser 254
Nährwert von Maiskörner- Kolbenschrot. Von F. Tangl u. St. Weiser 255
Untersuchung von Kartoffeln, Von H. Roßmann 256
Eicheln und Bucheckern als Futtermittel. Von 0. Engels 256
Die Kassava- Wurzeln und deren Abfälle. Von M. Kling 258
Futtermittel -Analysen. Von Frdr. Strohmer 259
Zusammensetzung russischer und rumänischer Sonnenblumenkuchen. Von
M. Gorsky 260
Zur Kenntnis der Sesamkuchen, Von A. Grregoire und E. Carpiaux 260
Zusammensetzung der ungarischen Melasse. Von St, Weiser. . . . 261
Über die Ensilage des Mais. Von D. Feruglio und L. Mayer . . . 261
Silage -Fermentation. Von W. M. Esten und C. J. Mason 261
Die flüchtigen Säuren der Mais -Silage. Von A. W. Dox und Ray
E. Neidig 262
Einsäuern von Rübenschnitzeln. Von A. Zaitschek 262
Einmietung der Schnitzel unter Impfung mit Lacto- Pulpe? Von
A. Herzfeld . 263
Zusammensetzung eingesäuerter Rübenblätter. Von A. Morgen u. Mitarb. 263
Die Kellner'schen Stärkewerte und die alte Bewertung der Futtermittel
nach verdaulichen Nährstoffen. Von Th. Pfeiffer 263
Die Geldwertberechnung der Futtermittel. Von Th. Pfeiffer , . . 264
Zur „ „ „ „ H. Neubauer . . . 264
„ „ ., F. Mach 265
„ „ ,, „ Th. Pfeiffer ... 265
„ » » >, J. König 266
Literatur 266
B. Chemisch-physiologische und C. Experimentaluiitersachungen.
Referent: F. Reinhardt.
Über den Gehalt an Kreatin der Muskeln verschiedener Tiere. Von
M, Cabella 267
Kreatingehalt des Muskels unter normalen Bedingungen. Von V. C.
Meyers und M. S. Eine 268
Beiträge zur Muskelchemie. Von G. Buglia und A. Costantino . . 268
Über das Verhalten des Muskelkreatins bei der Ermüdung. Von
V. Scaffidi 269
Muskelchemie. Von R. A. Peters 270
Eigenschatten der Flüssigkeiten aus gestreiften und glatten Muskeln.
Von F. Bottazzi 270
Einwirkung von CO, und 0 auf den Muskeltonus in den Blutgefäßen usw.
Von D. R. Hooker 270
Über CO, -Bildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel. Von
H. Elias 271
Über die biologische Bedeutung und den Metabolismus der Eiweißstoffe,
Von A. Costantino 271
Über den physiologischen Wert des Eiweiß, Von G. v. Wendt . . . 272
Über das Verhalten von Jodeiweiß im Organismus. Von J. Wohl-
gemuth und B. Rewald 272
Über Milchsäurebildung im Blute, Von W. Griesbach und S. Oppen-
heimer 272
Inhaltsverzeichnis. XY
Seite
Über die Phosphatide der Erythrocytenstromata bei Hammel und
Menschen. Von M. Bürger und H. Beumer 273
Über die fermentativen Eigenschaften des Blutes. Von L. Pinoussohn
und H. Petow 273
Über die Oxydationsproducet des Cholesterins in den tierischen Organen.
Von J. Lifschütz 274
Über die Entstehung der Oxalsäure im tierischen und menschlichen
Organismus. Von L. Wegrzynowsky 274
Die Beziehungen des Kohlenhydratstoffwechsels zur Schilddrüse. Von
"W. Gramer und R. A. Krause 275
Das Fluor im tierischen Organismus. Von A. Gautier u. P. Clausmann 275
Über die G-egenwart von Bor im Tierreich. Von G-. Bertrand und
H. Agulhon 276
Verhalten der Brenztraubensäure im Tierkörper. Von G. Erabden und
M. Oppenheimer 276
Über die normale Höhe des Blutzuckergehaltes bei Kaninchen und
Hunden. Von A. Loewy und S. Rosenberg 277
Über Glykogen- und Zuckerbildung in der isolierten Warmblutleber.
Von H. K. Barrenscheen 277
Über synthetische Zuckerbildung in der künstlich durchströmten Leber.
Von G. Em bden u. Mitarb 278
Über Acetessigsäurebildung aus Essigsäure. Von G. Em bden u. Mitarb. 278
Über die Brenztraubensäure -Glucosurie. Von P. Mayer 278
D. Stoffwechsel, Eruührimg.
Referent: F. Reinhardt.
Weitere Versuche über die synthetischen Fähigkeiten des Organismus des
Hundes. Von E. Abderhalden 279
Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Fähigkeiten der tierischen Zelle. Von
E. Abderhalden und P. Hirsch 280
Weitere Untersuchungen über das Schicksal der im Darmkanal sich
bildenden Eiweißabbaustufen. Von E. Abderhalden und Mitarb. 280
Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Wirkung von Ammonsalzen, Glucos-
amin und Gelatine auf die N-Bilanz. Von Em. Abderhalden und
A. Ed. Lampe 281
Über den Einfluß von per os verabreichten Harnstoff auf den N- Stoff-
wechsel beim Schwein. Von E. Abderhalden und A. E. Lampe . 281
Über N - Retentionen bei Fütterung von Harnstoff. Von E. Gräfe und
K. Turban 281
Zur Frage der N-Retention bei Fütterung mit Harnstoff. Von E. Gräfe 281
Über die Beeinflussung der N-Stoffwechsels durch Natriumnitrat. Von
E. Gräfe und H. Wintz 282
Über den N- Ansatz bei Verfütterung kleiner Eiweißgabe und großer
Menge von Ammoniaksalzen und Harnstoff. Von E. Gräfe . . . 283
Beiträge zur Kenntnis der Art der N-Retention bei Fütterung von
Ammoniaksalzen und Harnstoff. Von E. Gräfe 284
Stoff- und Energieumsatz des Schweines beim Wachstum und Mast. Von
R. v. d. Heide und W. Klein 285
Über den N- Wechsel während der Gravidität. Von S. A. Gammelt oft 286
Über die Wirkung des Zuckers auf die Verdauung. Von Erw. Thomsen 287
Die Verdauung beim Hühnchen. Von T. P. Shaw 287
Über die Bildung von Fett aus Kohlehydraten. Von S. Morgulis und
J. H. Pratt 287
Das Verhältnis der N -Eliminierung unter dem Einfluß der Bestandteile
der Diät. Von L. B. Mendel und R. C. Levis 287
Über den Einfluß der vorangegangenen Ernährung auf den Stoffwechsel
im Hunger. Von A. Schloßmann und H. Murschhauser . . . 289
Zur Kenntnis der Pankreasverdauung. Von G. D. Bostock . . . . 290
Über die Resorptionsgesehwindigkeit der Eiweiße und ihrer Abbauproducte
im Dünndarm. Von H. Messerli 291
XYI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Über den Einfluß einseitiger Mast auf die Zusammensetzung des
Körpers usw. Von F. Kleinert .292
Über die vom tierischen Organismus unter verschiedenen Bedingungen
ausgeschiedenen Alkoholmengen. 4. M. Von "W. Völtz und A. Bau-
drexel 293
Der Stoffwechsel vom Hunde ohne Pankreassecretion nach Fleisch-
fütterung. Von F. G. Benedict und J. H. Pratt 293
Studien über den Stoffwechsel von Ammoniumsalzen. Von Fr. P.
ünderhill 293
Über die Bedeutung des P in der Nahrung wachsender Hunde Von E.
Durlach 294
Ober die Bedeutung des P für den wachsenden Organismus. Von M.
Masslow 294
Über die Ausnutzung des Ammoniaks beim Eiweißstoffwechsel. Von
A. E. Taylor und A. J. Ringer 297
Zur Lehre der Resorptionsvorgänge im Darm. Von N. A. Dobro-
wolskaja 297
Zur Bedeutung der Pentosen als Energiequelle im tierischen Organismus.
Von P. Schirokich 298
Versuche am Fleischfresser über die N-sparende Wirkung von Salzen,
besonders von Natnumacetat. Von E. Pescheck 299
Die Verbrennung von Traubenzucker im Pankreasdiabetes. Von F.
Verzär und A. v. Fejer 300
Zur Kenntnis der Wirkung der Kohlehydrate auf den Energieumsatz.
Von P. Hari 300
Zur Kenntnis des Stoffwechsels in der Schwangerschaft und Lactation.
Von Ldw. Diener 300
Studien über Wassertrinken. Von Ol. Bergeim und P. B. Hawk . . 301
Wirkung der CO., auf den Stoffwechsel. Autolyse und Stoffwechsel VI.
Von E. Laqueur 302
Einfluß des Stehens und Liegens auf den Stoffwechsel des Rindes. Von
H. Pr. Armsby und J. A. Fries 302
Vergleich der beobachteten und der berechneten Wärmeproduktion des
Rindviehs. Von H. Pr. Armsby 303
Beziehungen zwischen dem Wachstum und den chemischen Bestandteilen
der Nahrung. Von Th. B. Osborn und Mitarb 303
Über die Verdaulichkeit der N-Substanzen in Kakao und Kakaoschalen.
Von S. Goy 304
Über den durch verschiedene Faktoren beeinflußten endogenen Stoft'-
wechsel des Schweines. Von E.V. Mc Collum und D. R.Hoagland 304
Zum Studium der Respiration und des Stoffwechsels der Wiederkäuer.
Von N. Zuntz und Mitarb 305
Versuche mit Schweinen über die Wirkung nichteiwelßartiger N -Ver-
bindungen auf den Eiweißumsatz. Von A. Köhler 306
Fütterungsversuche über die Wirkung der verdaulichen Nährstoffe im
Rauh- und Kraftfutter. Von M. Schneidewind 307
Über die Verdauung der Rohfaser durch herbivore und omnivore Tiere.
Von G. Fingerling und Mitarb 307
Die chemische Zusammensetzung einiger Maismehlprodukte und die Ver-
daulichkeit ihrer N-Substanz. Von O. Rammstedt 309
Über die Bildung des Fettes auf Kosten der Eiweißstoffe im tierischen
Organismus. Von G. Lafon 309
Einfluß der B^unktion auf das Kalkbedürfnis der Tiere. Von H. Steen-
bock und E. B. Hart 309
Die Wirkung vollständig abgebauter Nahrung auf den Verdauungskanal.
Von O. Cohnheim 310
Einfluß chronischer Unterernährung auf den Stoffwechsel. Von S.
Morgulis und M. Diakow. Refer. von N. Zuntz 310
Verwertung von CaO- und Pj O5 - Verbindungen durch den tierischen
Organismus. Von G. Fingerling 311
Inhaltsverzeichnis. XYII
Seite
Wirkung reichlicher Mg -Aufnahme auf die Kalkretention. Von E. B.
Hart und Steenbock 312
Wirkung des Eisengehaltes des Blutmehles auf den Fe- Umsatz der mit
Blutmehl gefütterten Tiere. Von Jul. Gröh 312
Über das Verhalten einiger Rhamnoside im Tierkörper. Von M. Garino 313
Über Oryzanin, ein Bestandteil der Reiskleie und seine physiologische
Bedeutung. Von 0. Suzuki, T. Shimamura und S. Odake . . 313
Vergleichende Untersuchungen über die Verdaulichkeit von Roggen und
Weizen durch Schaf und Schwein. Von F. Honcamp und P.
Neumann 314
Die Verdaulichkeit der Lupinenflocken. Von A. Stutzer und S. Goy 315
Über die Gärungspiocesse bei der Verdauung der Wiederkäuer und des
Schweines. Von J. Markoff. 315
Zusammensetzung und N-Umsatz hungernder Schleien. Von Franz
Schütz 317
Zur Kenntnis des Mineralstoffwechsels beim Rinde. Von M. Diakow 317
Respirations- und Stoffwechselversuche am Rinde über den Wert der
Kartoffelschlempe. Von N. Zuntz u. Mitarb 319
Verwertung von Hefemischfutter durch Schafe. Von W. Völtz und
Mitarb 322
Verdaulifhkeit der Bestandteile von Sphagnumtorf usw. Von S. Göy . 323
Literatur 325
E. Betrieb der landwirtschaftlichen Tierproduction.
Referent: F. Mach.
Aufzucht, Fleisch- und Fcttproduction.
Verwertung der Voll- und corrigierten Magermilch durch Saugkälber
und Ferkel. Von 0. Wellmann 325
Kälberaufzucht nach dem Emulsionsverfahren unter Ersatz des Milch-
fettes durch Palmin. Von PaulSchuppli 326
Über die in den Jahren 1912 und 1913 in Woburn ausgeführten Fütterungs-
versuche mit Kälbern. Von J. A. Voelcker 326
Die Verwendung von Magermilch für die Kälberernährung. Von Antonio
Pirocchi 327
Schweinefütterungsversuch mit Hefe im Vergleich zu Magermilch. Von
J. Klein 327
Schweinefütterungsversuch mit Hominyfutter im Vergleich zu Gerste.
Von J. Klein 328
Schweinefütterungsversuch mit Calciumchiorid. Voa Stadelmann . . 328
Fütterungsversuche mit Kartoffelpülpe. Von NilsHanson . . . . 328
Verwertung der Kartoffeln als Hauptfutter für Schweine. Von Franz
Lehmann 328
Über den Nährwert des Bananenmehls bei Mastschweinen u. a. Von
Sylv. Zilva 329
Über den Einfluß des Weideganges bei Mastschweinen. Von M. Popp 329
Schweinemastversuche. Von DelaBarre 330
Die Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung bei Fütterungsversuchen mit
Schweinen. Von C. W. Robinson und E. T. Halnan 330
Über den Nährstoffbedarf bei der Mast des Rindes und des Schafes.
Von W. Völtz, J. Paechtner u. a 331
Stoff- und Energieumsatz des Schweines bei Wachstum und Mast. Von
R. V. d. Heide und W. Klein 332
Fütterungsversuche über die Wirkung der verdaulichen Nährstofi'e in
Rauh- und Kraftfutter. Von W. Schneidewind 332
Versuche über Rinderernährung in Alabama. Von D. F. Gray und
W. F. Ward 332
Fütterungsversuche mit Schalen. Von W. C. Cotfey 333
Mästungsversuche mit Schafen und Ausnutzungsversuche. Von G.
Tassinari 333
Jahresbericht 1913. II
XVin Inhaltsverzeichnis.
Seite
Schlachtgewicht und Qualität des Fleisches von mit Hefe gefütterten
Gänsen. Von W. Völtz und Baudrexel 333
Einfluß des Futters auf die Eigenschaften von Schweinefett. Von C. L. Hare 333
Über das Verhältnis von N und Fett im Fettgewebe. Von Schütz . 334
Über den Zusammenhang von ßinderfett und Alter des Tieres u. a.
Von L. E.Morgan 334
Literatur 334
ä. Milchproduction.
Die Steigerung der Milchsecretion durch gesteigerte Eiweißernährung.
Von W. Liepmann 336
Kann man mit ökonomischem Vorteil den mittleren Fettgehalt der Milch
erhöhen? Von N. Hansson 336
Über den Futterwert der eingesäuerten Zuckerrübenblätter lür Milch-
tiere. Von A. Morgen u. Mitarb 338
Fütterungsversuehe mit Kartoffelpülpe und Anisabfall. Von N. Hansson 338
Der Futterwert der Leguminosenkörner bei der Milchproduction. Von
N. Hansson 339
Fütterungsversuche mit eingesäuertem Sorgho und Mais. Von O. E. Reed
und F. B. Fitch 339
Cacaoschalen als Milchviehfutter. Von J. E. Lucas 339
Über den Fettgehalt der Kuhmilch bei verschiedenem Grade des Aus-
melkens. Von H. Isaachsen u. Mitarb 340
Untersuchung über 2- und 3 maliges Melken bei Kühen. Von H.
Isaachsen u. Mitarb 340
Untersuchung über 2- und 3 maliges Melken bei Kühen 341
Beziehungen zwischen Lebendgewicht und Leistungen der Kühe. Von
J. Peters 341
Wechseibeziehungen zwischen Milchmenge und Kettgehalt .... 341
Leistungsprüfungen bei Ziegen. Von Vieth 342
Die Milchleistung von Osfriesischen Zackel- Schafen. Von J. Hirschfeld 342
Die Milchleistungsprüfungen bei Ziegen. Von Müller-Kögler . . . 342
Literatur . . 343
F. Molkereiproducte. Referent: F. Mach.
1. Mileh.
Untersuchungen über Kolostralmilch, mit specieller Berücksichtigung des
Spontauserums und des Fettes. Von A. Burr, F. M. Berberich
und A. Berg 344
Veränderungen in Zusammensetzung und Eigeuschatten der Milch der
einzelnen Kuh. Von C. H. Eckles und Roscoe H. Shaw . . . 346
Der Einfluß der Rasse und Individualität auf Zusammensetzung und
Eigenschaften der Milch. Von C. H. Eckles u. Roscoe H. Shaw 346
Der Einfluß des Lactationsstadiums auf die Zusammensetzung und
Eigenschaften der Milch. Von C. H. Eckles u. Roscoe H. Shaw 346
Die Beeinflussung der Zusammensetzung der Ziegenmilch durch Stall-
haltung. Von F. G. Kohn 346
Untersuchungen über die täglichen Schwankungen im specitischen Gewicht
und im Fettgehalt der Milch einer größeren Herde. Von Klose . 347
Regelmäßige wöchentli' he Untersuchung der vom Institut verarbeiteten
Milch auf den Fettgehalt und das specifische Gewicht. Von Klein 347
Die Zusammensetzung der Milch. Von H. Droop-Richmond . . . 348
Milchproduction in Griechenland und chemische Zusammensetzung von
Milch und Käsen. Von Ph. G. Paliatseas 348
Büffelmilch- Analysen. Von A.Pappel 348
Über die Zusammensetzung der Ziegenmilch. Von Ad. Stetter . . . 349
Über einige Büffel- und Schafmilcherzeugnisse Siebenbürgens. Von
F. Baintner 349
Beiträge zur Zusammensetzung der Schafmilch. Von G. Biro. . . . 349
Renntiermilch. Von Chr. Barthel und M.Bergmann 350
Inhaltsverzeichnis. XIX
Seite
Zur Chemie des Caseins aus Frauen- und Kuhmilch. Von E. Willheim 350
Über die Formen, die Phosphor und Calcium im Milchcasein besitzen.
Von L. Lindet 350
Über die löslichen Eiweißstoffe der Milch. Von L. Lindet 350
Einfluß des Chlorcalciums auf das Gerinnen der Milch. Von L. Lindet 351
Minimalgehalt der Milch an Gesamtstickstoffsubstanz. Von Andre Kling 351
Die Lipoide des Zentrifugenschlammes und ihre Bedeutung für die
Bildung des Milchfettes. Von Otakar Laxa. Unter Mitwirkung
von Alfred Konecny 351
Beobachtungen über die Fettkügelchen in der Milch. Von W. F. Cooper,
W. H. Nuttall und G. A. Freak 352
Das specifische Gewicht der Kuhmilch und dessen Änderung kurz nach
dem Ausmelken. Von W. Fleischmann und Georg Wiegner . 352
Einfluß der Temperatur auf den physikalischen Zustand des Milchfette».
Von W. vanDam 353
Über die Capronsäure des Milchfettes. Von Kälmän von Fodor . . 353
Enthält die Milch Phosphatide. Von Vladimir Njegovan . . . . 353
Ursprung des Ammoniaks in der Milch. Von L. Marcas u. C. Huyge 353
Der isoelektrische Punkt des Menschen-, Kuh-, Ziegen-, Hunde- und
Meerschweinchencaseins. Von ArooYlppö 353
Die Wirkung der mechanischen Erschütterung auf die Frauenmilch.
Von St. Engel 354
Über den Einfluß des Kochens auf das physikalisch -chemische Ver-
halten von Frauenmilch, Kuhmilcli und Buttermilch. Von Paul
Grosser 354
Die durch Pasteurisieren in Kuhmilch hervorgebrachten chemischen
Veränderungen. Von PhilipRupp . 354
Über die Oxydationszahl der Milch. Von Temistocle Jona . . . 354
Beiträge zur Kenntnis der Fermente der Milchdrüse und der Milch.
Von Grimmer 355
Zur Frage nach der Fermentnatur der Milchperoxydase. Von W. Grimmer 356
Über einige Peroxydasereaktionen der Milch. Von Themistocle Jona 356
Wirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf die Amylase der Frauenmilch.
Von L. Lagane 357
Huslanka und Yoghurt und die Vergleichung der Säuerungserreger der
beiden Sauermilcharten. Von Wladimir Kindraezuk .... 357
Das Wiener Präparat ,.Yoghurtogen" und das Vorkommen des .,Bacillus
bulgaricus" in Moskauer roher Milch. Von N. P. Michalowsky . 257
Taette, die Sauermilch der Skandinavier. Von W. Freund .... 358
Über eine gegorene Milch, die in Serbien und Montenegro als Nahrungs-
mittel dient. Von C. Gorini - 358
Über das Milchfett altmelker Kühe. Von Kälmän von Fodor. . . 358
Die Milch brünstiger Kühe als Kindermilch. Von Hermann Steng . 358
Untersuchungen über die Alkoholprobe bei Milch von kranken Kühen.
Von Karl Metzger 358
Untersuchungen über den Einfluß der Leukocytenzahl u. der Entzündungs-
producte auf die Reaktion der Milch. Von Joseph Frick . . . 359
Untersuchungen zur Hygiene der Kuhmilch (I). Von Gottlieb Salus 359
Einige Umstände, die den Keimgehalt der Milch beeinflussen. Von
A. Lander und A. Cunningliam 359
Biologische Prüfung der Güte der Milch. Von Simeon Paraschtschuk 359
Über den Alkoholgehalt der Milch nach Zufuhr wechselnder Alkohol-
mengen und unter dem Einfluß der Gewöhnung. Von Wilhelm
Völtz und JohannesPaechlner 360
Über den Einfluß von Arzneigaben auf die Milch der Kühe. Von
Oliviero Lanzoni 360
Über den Einfluß der Krankheiten der Rinder auf die Milch. Von
Franz Zaribnicky 361
Die Milch von an Maul- und Klauenseuche erkrankten KüheL. Von
H. Bertin-Sans und E. Gaujoux 361
II*
XX Inhaltsverzeichnis.
Seite
Welche Veränderungen erleidet die Milch von Kühen, welche an Maul-
und Klauenseuche erkrankt sind? Von 0. Mezger, H. Jesser
und K. Hepp 361
Zur Frage nach den Beziehungen zwischen Bakterienflora der Milch
und der Weide. Von A. Wolf f 362
Über die Wechselwirkung einiger Milchsäurebakterien bei ihrer gleich-
zeitigen Entwicklung in der Milch. Von S. A. Karoleff . . . . 362
Der Einfluß gewisser säurezerstörender Hefen auf Milehsäurebakterien.
Von Zae Northrup 362
Bacillus lactis fermenteus, ein sporenbildendes butylenglykolytisches
Ferment des Milchzuckers. Von Euot 363
Beobachtungen über ein Oidium blauer Milch, sowie über Bacterium
syncyaneum und Bacterium cyaneotiuorescens. Von A. Wolff . . 364
Eine vorläufige Studie über die biochemische Aktivität des Bacillus
lactis erythrogenes. Von Mary Louise Foster 364
Micrococcus mucofaciens n. sp., ein Milchschädling. Von J. Thöni
und A. C. Thaysen 364
Literatur 365
2. Butter.
Beiträge zur Kenntnis der Glyceride des ßutterfettes. Von Conrad
Amberger 370
Die Schwankungen im Gehalte des Butterfettes an flüchtigen Fettsäuren
während der Lactation von vier Kühen der Königl. Domäne
Kleinhof- Tapiau. Von C. Wilhelm Beerbohm 370
Einige Untersuchungen über das Fett der Ziegenmilch. Von Yngve
Buchholz und Sigmund Hals 371
Läßt sich Ziegenmilchfett durch chemische Mittel mit Sicherheit von
Kuhmilchfett unterscheiden? Von Yngve Buchholz 371
Ägyptische Butter und Samna. Von S. H. Trimen 372
Der Einfluß der Leguminosenkörner auf die Beschafi'enheit der Butter.
Von C. Fr. Rosengreen 372
Über die Ursachen, welche die Veränderung im Wohlgeschmack der
Lagerbutter hervorrufen. Von L. A. Rogers, W. N. Berg,
C. R. Potteiger und B. J. Davis 372
Säuregrad der Butter. Von H. Kreis 373
Untersuchungen über die Konservierung der Butter (speciell für Tropen-
versand). Von H. Kühl 373
Die Zusammensetzung eines alten ranzigen Butterfettes. Von John
Sebelien 373
Literatur 374
3. Käse.
Die Coagulation der Milch durch Lab. Von JohnMellanby . . . 375
Untersuchungen über das Phänomen dar Gerinnung. Von S. B. S chry ver 375
Untersuchungen auf dem Gebiete der Labwirkung und Käsereifung.
Von R. Burri 376
Beiträge zur Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen der Käse-
fabrikation mit besonderer Berücksichtigung der Verwendung von sog.
Kunstlab bei der Herstellung von Emmentalerkäse. Von 0. Allemann 376
Die Herstellung von Käse aus pasteurisierter Milch. Von M. Benson
und R. H. Evans 377
Die Herstellung von Cheddar-Käse aus pasteurisierter Milch. Von
J. L. Sammis und A. R. Bruhn 377
Versuche betreffend die Herstellung von Camembertkäsen nach dem
Maze'schen Verfahren. Von Klose 378
Studien über die rationelle Herstellung der Käse bei hygienischer Be-
handlung und unter Anwendung von Reinkulturen. Von Gorini . 378
Das Vorbrechen und das Scheiden der Käsereimolke. Von 0. Allemann
und W. Müller 378
Die Zusammensetzung von Molken. Von Arthur Geiger 379
Inhaltsverzeichnis. XXI
Seite
Zusammensetzung und Eigenschaften der salzlöslichen Verbindung im
Käse. Von Lucius L. van Slyke und Alfred W. Bosworth . 379
Untersuchung der Gase von Emmenthaler Käse. Von William
Mansfield Clark 379
Renntierkäse. Von Chr. Barthel und M. Bergman 380
Einige Daten zur chemischen Zusammensetzung des Emmentaler und
russischen Schweizerkäses. Von L. Budinoff 380
Die Bakteriologie von Chsddar-Käse. Von E. G. Hastings, Alice
C. Evans und E. B. Hart 380
Fruchtiger oder süßer Geschmack im Cheddar-Käse. Von F. Edwards 381
Die Mikroflora von Stilton-Käse. Von J. Percival u. G. Heather Mason 381
Das Vorherrschen von Roquefortschimmel im Käse. Von Charles
Thom und James N. Currie 382
Über die anormale Reifung des Liptauerkäses. Von Kälmän vonFodor 382
Über den Fehler „Knypers" im Edamer Käse. Von F. W. J. Boekhout
und J. J. Ott de Vries 382
Über bankrote Käse. Von K. Teichert 382
Gelbfärbung von Stiltonkäse. Von J. Golding 383
Über eine Käsevergiftung, verursacht durch eine mit Bakterium lactis
aerogenes Escherich übereinstimmende Bakterie. Von Hugo Kühl 383
Literatur 383
III. Laüdwirtschaftliche Nebenge werbe.
Referenten: Th. Dietrich, 0. Krug, M. P. Neumann, A. Stift, H. Will.
A. Gretreidewesen.
1. Mehl und Brot. Referent: M. P. Neumann.
Weizenanbauversuche. Von P. Kulisch 387
Bericht des Weizenanbau -Ausschusses des Nationalverbandes britischer
und irischer Müller für die Ernte der Jahre 1910—12 387
Untersuchungen über Weizen von Minnesota. Von C. H. Bailey . . 387
Über den Einfluß der künstlichen Trocknung auf die Beschaffenheit des
Brotgetreides. II. Von M. P. Neumann 388
Über die Backfähigkeit inländischer und ausländischer Weizen. Von
M. P. Neumann 388
Zur Frage der Unterscheidung von Kleie und Mehl (für Zoll- und
eisenbahntarifarische Zwecke). Von J. Buchwald 388
Neues über Grießputzerei. Von J. Kraus 388
Untersuchungen über das Humphries- Thomas -Verfahren zur Feucht-
behandlung der Mahlproducte. Von J. Buchwald u. M. P. Neumann 389
Das Humphries'sche Verfahren und seine Bedeutung für die Müllerei.
Von M. Miller 389
Totgemahlenes Mehl. Von Sachse . 390
Studien über Getreidemehle. Von R. Fanto 390
Die chemische Zusammensetzung des Roggens und seiner Mahlproducte.
Die Stoffverteilung im Korn. Von M. P. Neumann u. H. Kalning 390
Die chemische Zusammensetzung des Weizens und semer Mahlproducte;
die Stoffverteilung im Korn. Von H. Kalning und A. Schleimer 391
Über den Klebergehalt der Mehle. Von K. Budai (Bauer) ... 391
Wann ist ein Weizenmehl als verdorben zu betrachten. Von K. Budai
(Bauer) 391
Einige Beiträge zur chemischen Kenntnis des Castor- (Bohnen-) Mehles.
Von K. Kisskalt 391
Studien über die Teiggärung. Von M. P. Neumann und K. Mohs . 392
Verfahren zur Teigbereitung. Von L. Weil 392
Verfahren zur Herstellung von Brot. Von Ch. W. Chitty u. W. Jago 392
Verfahren zur Herstellung eines Armee- und Touristenbrotes. Von
de Gasquet- James 393
XXTT Inhaltsverzeichnis.
Seite
Über die Ursachen des Altbackenwerdens des Brotes. Von R. S. Katz 393
Untersuchungen über die Verdaulichkeit des Brotes, im besonderen des
Soldatenbrotes. Von M. P. Neumann . . . . 393
Über den Einfltiß des Kalk-Magnesia-Verhältnisses in der Nahrung unter
besonderer Berücksichtigung d. Brotes. Von R. Emmerich u. 0. Loew 394
Die Beurteilung der Mehle durch die botanische Analyse. Von J.
Buchwald 394
Untersuchung u. Begutachtung einiger Mahlproducte. Von F. Barnstein 394
Vorrichtung zur Prüfung der Mehlfarbe. Von Br. Heiner .... 394
Eine Methode zur Bestimmung des Wassergehaltes im Getreide auf
elektrischem Wege. Von Lyman J. Briggs 395
Eine beschleunigte Rohfaserbestimmung. Von H. Kalning . . . . 395
Eine neue Methode zur Bestimmung der Rohfaser. Von K. Budai-Bauer 395
Literatur 395
Z. Stärke. Referent: Th. Dietrich.
Die Stärke von Dolichos multiflorus. Von J. Pieraerts ... . . 396
Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd und Eisenchlorid auf lösliche
Stärke. Von 0. Durieux 396
Studien über Diastase. Von H. C. Sherman und M. D. Schlesinger 396
Bestimmung der Stärke in Handelsproducten. Von J. Pieraerts . . 397
Untersuchung der Eandelsstärke. Bericht von v. Czadek, 0. Fallada,
E. Hoppe und F. Schubert 397
Literatur 398
B. Rohrzucker. Referent: A. Stift.
1. Rübenkultur.
Weidebetrieb, seine Einrichtung und Rentabilität in der Rübenwirtschaft.
Von W. Wrede _ 399
Landwirtschaftbetriebe mit Zuckerrübenbau in Österreich-Ungarn. Von
E. C. Sedlmayr 400
Beobachtungen über Beta maritima L. in den Jahren 1910 — 1912. Von
0. Munerati, Gr. Mezzadroli und T. V. Zapparoli 400
Zur Keimungsgeschichte der Zuckerrübe. Von R. Schander. . . 400
Zur Biologie der Zuckerrübe. Von S. Nikolskij 401
Über die Vererbungsweise gewisser Merkmale der Beta-Rüben. Von
Birger Kajanus 402
Einfluß äußerer Momente auf Gewicht und Zuckergehalt der Rüben.
Von H. Plahn-Appiani 402
Ungarische Versuche über die Reihenentfernung der Zuckerrübe. Von
Bela Faneso ... 403
Zuckerrübenkulturversuche i. J. 1912. Von JacobTurk 403
Über das Hacken der Zuckerrüben. Von L. Stocker 404
Das Rübenblatt in seiner praktischen Bedeutung. Von H. Plahn-Appiani 404
Über die Gewichtszunahme und den Zuckergehalt der Rübenwurzel in
Böhmen in den letzten 3 Jahren. Von K. C. Neumann . . . . 404
Zusammensetzung von Rüben im trockenen Jahre 1911 und die Wirkung
späterer Regen auf dieselbe. Von J. Ürban 405
Die Verbesserung der Rübenform. VonC. Severin 406
Der Feldbestand und die Schätzung der Ernte. Von P. Schubart . 406
Beziehungen des Lichtes zur Zuckerbildung in der Rübe. Von F.
Strohmer 406
Bildung des Zuckers in der Rübe. Von Vivien 407
Über die Schwankungen im Gehalte der Zuckerrübe während ihres
Wachstums. Von J. de Grobert 407
Bildung und Verschwinden des Zuckers in der Rübe. Von L. Gasse 1 . 408
Die Reife der Zuckerrübe. Von H. Plahn-Appiani 408
Correlation zwischen specifischem Gewicht, Trockensubstanz und Zucker-
gehalt. Von H. Plahn-Appiani 409
Inhaltsverzeichnis. XXIII
Seite
Das specifische Gewicht als Selectionsfaktor bei der Rübenzüchtung. Von
H. Plahn-Appiani 409
Das Zuchtziel in der Zuckerrüben-Züchtung. Von G. Fr öl ich . 409
Neue Methode des Stecklingsanbaues ... 410
Fabrikrüben aus vorjährigen Stecklingen. Von H. Uzel 411
Über unfruchtbare u. mehrjährige Rübenstecklinge. Von J. Trzebinski 412
Bericht über vergleichende Anbauversuche mit verschiedenen Rüben-
samensorten. Von d. Vers.-Stat. f. Zuckerind. i. Prag 413
Bericht über i. J. 1913 an der Vers.-Stat. d. Ctrl. -Vereins f. d. Rüben-
zuckerindustrie ausgeführten Anbauversuche mit verschiedenen Zucker-
rübensamensorten. Von F. Strohmer 413
Ober den Zuckergehalt der Samenrüben. Von Vivien und Nugues . 413
Die Reservestoffe der Rüben. Von F. Levallois 413
Neuere Arbeiten zur Methodik der Sortenprüfung. Von D. Lehn . . 414
Läßt sich durch einen einjährigen vergleichenden Versuch die Qualität
von Zuckerrübensamen richtig erkennen? Von Jos. Urban . . . 414
Ober Rübensamen- Vorquellungsversuche i. J. 1912. Von G. Köck . . 414
Versuche über den Einfluß des Einbeizens und Vorquellens des Rüben-
saatgutes. Von H.C.Müller und E. Molz 415
Über die Erwärmung des Rübensamens. Von Garbowski 415
Ober die Sortenechtheit von Rübensamenlieferungen. Von R. Komers 416
Feldversuche zur Feststellung der Sortenreinheit von Rübensamen. Von
H. C. Müller 417
Einige Versuche zur Auffindung einer schnellen Methode den Futter-
rübensamen im Zuckerrübensamen zu erkennen. Von AI fr. Dahle 417
Correlative Merkmale zwischen Knäuelgröße und Keimfähigkeit des
Rübensamens. Von H. Plahn-Appiani 418
2. Sattgewinnung'.
Über die unbestimmbaren Verluste bei der Diffusion. Von E. Saillard 419
Über einen Fall starker Gasentwicklung in der Diffusion. Von J. Mintz 419
Über einen neuen Pülpefänger. Von W. L. Schwenzer 419
Kosten der Rücknahme der Abwässer in die Diffu.sionsbatterien. Von
Möller . 419
Über die Rücknahme der Diffusions- und Schnitzelpressen-Ablaufwässer
in den Diffusionsbetrieb. Von H. Forstreuter 420
Vor- und Nachteile der Rückführung der Diffusionswässer. Von H.
Ciaassen 420
3. Saftreinigung.
Über Saturation in chemischer Beziehung. Von K. Andrlik und VI.
Stanek .^ 420
Über den Einfluß der Saturationsgeschwindigkeit auf die Saftreinheit. .
Von VI. Stanek 421
Bestimmung der Zuckerverluste vom Dünnsaft bis zum Dicksaft und den
fertigen Erzeugnissen während der Kampagne 1912/13, Von H.
Ciaassen 421
Über den Einfluß der Kalksalze auf die Viscosität der Säfte und deren
Concentration. Von P. B. Lukjanow 421
4. Gewinnung des Rohzuckers und Raffination.
Übet das Kornkochen und über die Behandlung der Füllmasse. Von
A. Grill 422
Über die Anwendung des Blankits im Rohzuckerfabriksbetrieb. Von
J. Babinski 422
Saure Zucker. Von P. Ferman 422
Schaumgäruüg und die Aminosäuren in der Zuckerfabrikation. Von
Franz Lafar 422
Die unbestimmbaren Verluste im Raffineriebetrieb. Von J. E. Duschsky 423
5. Allgemeines.
Über die Gegenwart rechtsdrehender Nichtzuckerstoffe in den Rüben
in den Zuckerfabriksprodukten. Von J. E. Duschskij u.J.B. Mintz 423
XXIV Inhaltsverzeichnis.
Seite-
Über die Lokalisation von Betain in der Zuckerrübe. Von VI. Stanek 424
Die Beziehungen zwischen dem Rübengewichte und der Zusammen-
setzung des Rübensaftes. Von J. A. Hanis und R. A. Gortner . 424
Der Nichtzucker der Zuckersäfte. Von D. Sidersky 424
Apparat zur Darstellung von reinem Zucker. Von Fr. J. Bat es und
R. F. Jackson 424
Entwicklung der Zuckerindustrie 1888—1913. Von Ed. 0. v. Lippmann 424
Die Zuckerfabrikation in Deutschland 1887—1912 424
Literatur 425
C. Cräruiigserscheinungen. Referent: H. will.
Saccharomyces anamensis, die Hefe des neueren Amyloverfahrens. Von
H. Will und Franz Heinrich 427
Untersuchungen über einige neue Pichia-Arten. Von Albert Klöcker 428
Untersuchungen iiber Gärungsorganismen H; 17 Saccharomyces apicu-
latus-Formen. Von Alb. Klöcker 428
Zur Charakteristik der Willia belgica und einiger Hefen aus belgischem
Lambic-Bier. Von Paul Lindner und E. G. Genoud 428
Beiträge zur Kenntnis der Bäckerhefen. Von E. Kayser 429
Über die neuen Hefepilze mit heterogamer Kopulation. Von A. G.
Konokotina 429
Beobochtungen an den Krystallen in Bierhefen und Faßgelägern. Von
H. Will 430
Zur Moi'phologie und Physiologie der Kahmhefen. Von Rieh. Meißner 431
Sporenbildung einer Hefe unter dem Einfluß einer Bakterie. Von Sartory 432
Die Conjugation der Sporen bei den Hefen. Von M. H. Marchand . 432
Über Geschwindigkeit und Größe der Hefevermehrung in Würze. Von
TorCarlson 433
Über den Einfluß von Aluminium auf Hefe und Bier. Von H. Zikes 433
Nachtrag zu voriger Arbeit. Von H. Zikes 434
Einwirkung von Eisen-, Mangan-, Zink- und Cadmiumvitriol auf Hefe-
vermehrung Von Th. Bokorny 434
Das Wachstum einiger Hefen und Pilze in gleichwertigen Alkohol- und
Zuckerlösungen. Von P. Lindner 484
Einwirkung von Estern auf Hefe und andere Sproßpilze. Von H. Will
und R. Heuß 435
Die Bestimmung der Generationsdauer — ein Kriterium zur Beurteilung
ihrer Beeinflussung durch äußere Faktoren. Von H. Zickes . . . 436
Die natürlichen Riesenkolonien der Hefe. Von Taizo Takahashi . 436
Die Wiederstandsfähigkeit eines bei verschiedenen Temperaturen heran-
gezüchteten Hefenmateriais usw. Von P. Lindner und 0. Schmidt 436
Einige orientierende Versuche über die Thermogenität verschiedener
Hefen in Glucosewürze. Von Hein r. Zickes 437
Haupthefe der Sojamaische. Von G. Kita 438
Medusomyces Gisevii, eine neue Gattung und Art der Hefepilze. Von
G. Lindau 438
Die vermeintlich neue Hefe M. G. Von P. Lindner 438
Milchsäurebildung durch Bssigbakterien. Von A. Osterwalder. . . 439
Zur Kenntnis der sog. schwarzen Hefen. Von H. Will und F. Noldin 439
Die Bedeutung der technischen Anwendung des Oidium lupuli. Von
G. Kita 440
Die physiologischen Unterschiede der Varietäten des Aspergillus Oryzae.
Von T. Takahashi und T. Yamamoto 440
Einwirkung von Ozon auf Hefe und Bakterien. Von Carl A. Nowak 441
Versuche über die Lebensdauer reingezüchteter Weinhefen in lOprocent.
Rohrzuckerlösungen. Von Rieh. Meißner . . . 441
Über Züchtung u. Versendung von Kulturen auf Würzagar. Von M a n s f e 1 d 442
Eine vereinfachte Hefereinzucht in Verbindung mit der Großgärung.
Von L. Rose 442
Inhaltsverzeichnis. XXV
Seit©
Beiträge zur Chemie der Hefe. Natur der Zellenmembran-Hefeneiweiß.
Von Gr. Dreyer 443
Über die Proteinsubstanzen der Hefe. Von Pierre Thomas. . . . 443
Über die flüchtigen Basen der Hefeautolyse. Von Nie. Iwanow . . 443
Das Hefenfett. Ton Allen Neville 444
Assimilierbarkeit durch Maltose durch Hefen. Von A. J. Kluyver - 444
Zur Assimilation des Harnstoffs durch Hefen und Pilze. Von P. Lind n er
und G. Wüst 444
Zur Assimilation des Luft - Stickstoffs durch Hefen. Von P. Lindner
und C. W. Naumann 445
Über die Reactionsphasen der alkoholischen Gärung. Von H. Euler und
I). Johansson 445
Über die primäre Umwandlung der Hexosen bei der alkoholischen Gärung.
Von H. Euler und E. Hille 445
Über Alkoholgärang. III. Bildung von Acetaldehyd bei der Gärung
von Dauerhefe. Von S. Kostytschew 446
Über Reduction von Acetaldehyd durch Hefesaft. Von S. Kostytschew
und E. Hübbenet .446
Über Alkoholgärung. IV. Über Zuckerspaltuug durch Dauerhefe in
Gegenwart von Zinkchlorid. Von S. Kostytschew u. Scheloumow 446
über den Mechanismus der alkoholischen Gärung. Von S. Kostytschew 447
Über den Mechanismus der alkoholischen Gärung. Von A. v. Lebedew 447
Notiz zur alkoholischen Gärung des Zuckers. Von E. Buchner und
K. Langheld 447
Desgl. XII. Über die Vorgänge bei der Hefegärung. Von C. Neuberg
und Joh. Kerb 448
Zur Frage der Aldehydbildung bei der Gärung von Hexosen. Von C.
Neuberg und Joh. Kerb 448
Über die Reduktion des Chloralhydrats durch Hefe bei der alkoholischen
Gärung. Von C. J. Lintner und H. Lüers 449
Über die Einwirkung gärender Hefe auf Furfurol. Von C. J. Lintner
und H. J. V. Liebig 449
Hefegärung und Wasserstoff. Von SergiusLooff . . . . . . 450
Über die Vorgänge bei der Hefegärung. Von C. Neuberg u. J. Kerb 451
Die Brenztraubensäure als Produkt der Tätigkeit der Hefe. Von A.
Fernbach und M. Schoen 451
Die Brenztraubensäure als Produkt des Hefelebens. Von A. Fernbach
und M. Schoen 451
Zuckerfreie Gärung bei Stereoisomeren. Von Paul Mayr 452
Einwirkung der Borsäure auf die Zymase.. Von Henri Agulhon. . 452
Das Gärungsverhältnis der wachsenden Hefe. Von Arth.Slator . . 452
Die im Zymin und in der Trockenhefe nach Lebedew nach dem Waschen
mit Wasser verbleibenden Enzyme. Von A. Harden 453
Zur Kenntnis der Activierung der Hefe. Von H. Euler und Jac. Sahlen 453
Diastatische Zerstörung und Activierung der Zymase und der Katalase.
Von A. Van Laer 453
Die Katalysatoren der alkoholischen Gärung. I. Von H. Euler und
H. Cassel 454
Über Katalysatoren der alkoholischen Gärung. II. Von H. Euler . . 454
Einfluß der Salze auf alkoholische Gärung. Zinn- und Wismutsalze.
Von M. Emm. Pozzi-Escot 455
Einfluß des Quecksilbers auf die alkoholische Gärung. Von P. Nottin. 455
Einfluß von Kolloiden auf mikrobiologische Processe. Von N. L. Söhngen 455
Einfluß verschiedener Stoffe auf die Gärkraft. Von Th. Bokorny . . 455
Chemische Mittel zur Trennung von Leben und Gärkraft. Von Th.
Bokorny 456
Einwirkung der Säuren auf die alkoholische Gärung. II. Von M. Rosen-
blatt und Frau 456
Einwirkung des Cyklamins auf die alkoholische Gärung. Von Joh. Lunderg 457
Über die Selbstgärung der Alkoholhefe. Von M. W. Beijerinck . . 457
XXVI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Verhalten einiger Saccharomyceten zu Inulin. Von V. Graf e und V. Vouk 458
Verhalten von Hefen und Schimmelpilzen zu Natriumthiosulfat. Von
A. Kossowicz und W. Loew 458
Über den Mechanismus der Gewöhnung der Hefen an Formaldehyd. Von
M. Emm. Pozzi-Escot 459
Über den Einfluß der Hefen und der ursprünglichen Zusammensetzung
der Gärflüssigkeiten auf die Acidität der vergorenen Flüssigkeiten.
Von J. Ventre 459
Die Rolle der Hefe auf die Zusammensetzung der Branntweine usw.
Von E. Kayer und A. Demoion 460
Über die Bildung flüchtiger Säure in zuckerfreien "Weinen usw. Von
Rieh. Meißner ^ 460
Die Säurebildung in der Würze durch die Hefe während der alkoholischen
Gärung. Von A. Fernbach 461
Über Eiweißspaltung durch Dauerhefe in Gegenwart von Zinkchlorid.
Von S. Kostytschew und W. Brilliant 461
Totalhydrolyse des Hefeeiweiß. Von H. Frings heim 462
Über den Einfluß der Zuckergärung auf den Eiweißabbau der Hefe.
Von W. Zaleski und W. Schataloff 462
Beitrag zur Enzymbiidung und deren Ursachen. Von H. Zikes . . . 462
Über die gleichzeitige Veränderung des Gehaltes an Invertase und Gärungs-
enzym bei der lebenden Hefe. Von H. Euler und D.Johansson 463
Über die Hydrolyse der Saccharose durch verschiedene Säuren usw. Von
Bertrand und Mme. Rosenblatt 463
Einfluß von Säuren und Alkalien auf das diastatische Ferment. Von
M. J. Gramenitzki 463
Reinigung von Invertasepräparaten durch Behandlung mit Säuren. I.
Von J. Meisenheimer u. Mitarb 463
Anreicherung des Invertasegehaltes lebender Hete. II. Von J. Meisen-
heimer u. Mitarb 464
■Chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyine. IX. Von H.
Euler und Har. Gramer 465
Einwirkung von Ammoniakgas auf Invertase. IV. Von Th. Panzer . 465
Einwirkung von CIH- und KHg-Gas auf Diastase. II. Von Th. Panzer 466
Einwirkung von NHg-Gas auf Diastase. III. Von Th. Panzer . . . 466
Einwirkung von CIH- und NHg- Gas auf Invertase. VI. Von Th. Panzer 467
Einwirkung von NO auf Diastase. VII. Von Th. Panzer 467
Einwirkung von NO auf Invertase. VIII. Von Th. Panzer .... 467
Die Invertasereaktionen bei gemischten Hefekulturen. Von J. Vander-
velde und Vanderstricht 468
Ober die Wirksamkeit der Koje -Invertase bei Gegenwart verschiedener
Säuren. Von Gabr. ßertrand und Rosenblatt 468
Einige Eigenschaften der Kojediastase. Von G. Kita 468
Über die Natur der Amylase. Von H. VanLaer 469
Dialysierbarkeit und Eigenschaften der Maltase. Von W. Kopaczewski 469
Wirkungsbedingungen der Maltase aus Bierhefe auf a-Methylglycosid.
Von P. Rona u. L.Michaelis 470
Studien über die Einwirkung von Maltase auf Stärke. Von Z. Wier-
zchowski 470
Beiträge zur Umkehrbarkeit der Gärwirkung des Emulsins. Von Em.
ßourquelot und J. Coirre 470
Literatur 470
D. Wein. Referent: 0. Krug.
1. Weinbau.
Über den Wert der Geisenheimer Sämlinge von amerikanischen Reben.
Von Fischer 472
Untersuchungen über Rebenveredlung. Von P. Viala und P. Pacottet 472
Rebenerziehung und Pflanzweite. Von J. L. Vi dal 473
Inhaltsverzeichnis. XXVII
Seite
Über den Direktträger „Madon'". Von A. Auriol 474
Wiederherstellung des schweizerischen Weinlandes. Von H. Faes . . 475
Über die Bildung kernloser "Weintrauben. Von M. Angel o .... 476
Literatur 477
3. Most und Wein.
Ergebnisse der amtlichen Weinstatistik. Von A. Günther 477
Die schweizerische Weinstatistik. XIII. J 482
Literatur 483
3. Obstwein.
Zur Kenntnis und Beurteilung der Obstweine. Von Will icke und
Schellens . . . . • _ .483
Zusammensetzung der Äpfel und reinen Äpfelweine a. d. unteren Seine
i. J. 1912. VonCh. Brioux 484
4. Hefe and Gärung.
Der Einfluß der Hefe auf den Extrakt- und Glyceringehalt der Weine.
Von J. Ventre . . ' 485
Die Säurebildung durch Hefen und gärenden Most. Von A. Fernbach 485
Bildung flüchtiger Säure in zuckerfreien Weinen und Nährlösungen bei
Luftzutritt durch reingezüchtete Weinhefen. Von R. Meißner . . 486
5. Weinkranlcheiten.
Die Bakterien im Wein und Obstwein und die dadurch verursachten
Veränderungen. Von Müller-Thurgau und Osterwalder . . 487
6. Gesetzlielie Massnahmen 488
Literatur 488
7. Allgemeines.
Über den W^einbau Ungarns. Von F. v. Lonyay 489
Melnikerweine. Von F. Cerny 490
Zur WeinbereituDg im Süden. Von C. Mensio 491
Zur Kenntnis der Malz weine. Von P. Kulisch 491
Zur Beurteilung des Wermutweines. Von P. Trübsbach 492
Über Wermutwein. Von A. Behre 492
E. SpiritUSilldustrie. Referent: Th. Dietrich.
Über das Amyloverfahren und die dabei verwendeten Organismen. Von
Franz Heinrich 493
Spiritus aus Durrakorn. Von C.Nagel. 493
Der Alkohol der Früchte von Arbutus Unedo. Von Giov. Sani . . 493
Über die Verwendung der Frucht von Arbutus Unedo zur Herstellung
von Alkohol. Von A. Borntraeger 494
Spiritus aus Mohwablüten. Von Rüdiger 494
Spiritus aus den Früchten der Nipapalme. Von L. Oavei 494
Zwetschenbranntwein. Von G. Ellrodt 495
Spiritus aus den Rulfatablaugen der Zellstofffabrikation. Von E. L. Einman 495
Spiritus aus Holz. Von G. Foth 496
Spiritus aus Holz. Von R. v. Demuth 496
Ausbeute in geschlossenen Gärbottichen. Von E. Lühder 497
Die flüchtigen aliphatischen Säuren beim Lagern des Getreides. Von
A. W. Dox und R. E. Neidig 497
Literatur 497
XXVin Inhaltsverzeichnis.
IV. Agrikulturchemische Untersuehungsmethoden.
Referenten: 0. Dafert, Th. Dietrich, G. Kalb, O. Krug, F. Mach
und A. Stift.
A. Boden. Referent: Th. Dietrich.
Seite
Die mikroskopische Bestimmung von bodenbildenden Mineralien. Von
W. J. McCaughey und W. H. Fry 501
Quantitative Bestimmung der im Boden vorhandenen absorptiv gebundenen
Basen. Von D. Prianischnikow 501
Bestimmung des Wertes von Pflanzennährstoffen in Böden und Dünge-
mittel. Von J. G. Maschhaupt und L. R. Sinnige 502
Die Bodenlösung und die mineralischen Bestandteile des Bodens. Von
A. D. Hall u. Mitarb 503
Über die Anwendung der Dialyse und die Bestimmung der Oxydations-
kraft für die Beurteilung des Bodens. Von J. König u. Mitarb. . 505
Über neuere Methoden der ßodenanalyse und der Bestimmung der
Kolloidstoffe im Boden. Von R. van d. Leeden und F.
Schneider 509
Humusbestimmung, besonders in schweren Tonböden. Von W. Beam . 510
Humusbestimmung in Hawaiischen Böden. Von W. P. Kelley und W.
Mc George 510
Methode zur Bestimmung des Stickstoffs im Humus. Von Ch. B. Lipman
undTh. F. Pressey 511
Bestimmung des organischen C in Böden. Von A. Gregoire. . . . 511
Bestimmung der Salpetersäure in Böden. Von A. v. Pomaski . . . 511
Methode der Phosphorsäure-Bestimmung. Von L. Moeser und G. Frank 512
Phosphorsäure -Bestimmung im Boden. Von R. Hornberger. . . . 512
Phosphorsäure- Bestimmung im Boden. Von H. Fischer 513
Über die Bestimmung von K, O durch Überchlorsäure und Natrium-
kobaltnitrit. Von A. Wityn 513
Zur Kalibestimmung im Kalisilicat. Von E. Wilke-Dörfurt . . . 513
Vergleich der quali- und quantitativen Methoden zur Bestimmung von
Carbonaten im Boden. Von E. W. Gaither 514
Die gewichtsanalytische Methode zur Bestimmung des Ca als Ca- Oxalat.
Von S. Göy 514
Quantitative Bestimmung der Bodenbakterien. Von P. E. Brown . . 514
Methoden für die bakteriologische Prüfung von Böden. Von P. E.
Brown 514
Das Trocknen im elektrisch geheizten Vacuum-Exsiccator zur Bestimmung
der Hygroscopicität. Von E. Hornberger 515
Entnahme von Bodenproben für die Feuchtigkeitsbestimmung. Von
S. K. Tschajanow 515
Vorrichtung zur Messung der Geschwindigkeit des Eindringens von
Wasser in den Boden. Von M. Berkmann 516
Zur Kritik der chemischen Bodenanalyse. Von 0. Lemm ermann . . 517
B. Düngemittel. Referent: Th. Dietrich.
Rasche Bestimmung des Ammoniak -N durch Formol. Von Gaillot . 518
Bestimmung der citronensäurelöslichen PjOg in Thomasschlacken. Von
H. Neubauer 518
Bestimmung der citronensäurelöslichen PjOj in Thomasschlacken. Von
F. Hausding 519
Die lösliche SiOj in Thomasmehlen und ihr Einfluß auf die Bestimmung
der citronensäurelöslichen PjOj. Von M. Popp u. Mitarb 519
Verbandsmethoden 519
Literatur 520
Inhaltsverzeichnis. XXIX
Seite
C. Pflanzenbestandteile. Referent: Th. Dietrich.
Bestimmung von KjO und P5O5 in Pflanzen. Von M. Karnowski . 520
Nachweis von Formaldehyd in Pflanzen. Von F. Angelico und
G. Catalano 521
Nachweis von Formaldehyd in Pflanzen. Von H. Fincke 521
Eestimmung der Cellulose mittels Salpetersäure. Von V. B,ao und
B. Tollens 522
Polarimetnsche Stärkebestimmungen in Roggen- und Weizenmehlabtällen.
Von F. Mach 523
D. Saatwaren.
(S. oben.)
E, Futtermittel. Referent: Th. Dietrich.
Neue Methode der Rohfaserbestimmung. Von H. Stiegler . . . . 523
Beschleunigte Rohfaserbestimmung. Von H. Kalning 524
Nachweis und Bestimmung von Kochsalzbeimengungen in Futtermitteln.
Von A. Strigel 525
Salzsäure -Chloralhydrat als praktsches Hilfsreagens bei der Futtermittel-
untersuchung. Von G Bredemann. ... 526
Fettbestimraung in Futtermitteln durch Ausschütteln mit Trichloraethylen 526
Bestimmung der citratlöslichen P^Oj in Futterkalken 527
Bestimmung des Säuregehalts im lagernden Mais. Von C. 0. Swanson
u. Mitarb 527
Bestimmung des Brandsporengehalts in Kleien. Von Jul. Gröh . . . 527
Bestimmung des Brandsporengehalts in Kleien. Von G. Bredemann. 529
Bestimmung des Brandsporengehalts in Kleien. Von 0. Varga . . . 529
F. Milch, Butter, Käse. Referent: F. Mach.
Die Salmethode. Von A. Devarda und v. Eccher 530
Rasche Bestimmung des Fettes der Milch nach der Neusalmethode.
Von C. Huyge 530
Bestimmung der Milchtrockensubstanz. Von R. Burri 530
Trockensubstanzbestimmung in Milch. Von Adriana J. Lichtenbelt 531
Quantitative Bestimmung der Eiweißstoffe der Milch. Von VI''. C. de Graaf
und A. Schaap 531
Zur genauen Bestimmung des Caseins und der Lactose in der Kuhmilch.
Von R. Malenfant 531
Die Morres'sche ,,Alizarolprobe'' zur Prüfung der Haltbarkeit der Milch.
Von Devarda und Weich 531
Untersuchung von verdorbener Milch. Von L. Vuaflart . . . . . 531
Nachweis von Salpetersäure in Milch. Von R. Barth 532
Nachweis von Kaliumbichromat in Milch. Von R. Grewing. . . . 532
Veränderung von mit Bichromat konservierter Milch. Von G. Hinard 332
Beitrag zur Milchstatistik 1912. Von K. Alpers und H. Neff . . . 532
Zur Bestimmung von Butterfett in Butter. Von J. M. Doran. . . . 532
Beiträge zur Käseuntersuchung. Von E. ßeuchlin und F. Rachel . 533
Verschiedene Methoden zur Fettbestimmung im Käse. Von W. D.
Kooper 533
Über die Bestimmung des Fettes im Käse. Von ütz 533
Die acidbutyrometrische Fettbestimmung in Käsen. Von Donselt. . 534
Die Fettbestimmung im Käse. Von 0. Allemann 534
Über die Brauchbarkeit von Rusche's Verfahren zur Wasserbestimmung
im Käse. Von Utz 534
Literatur 534
XXX Inhaltsverzeichnis.
Seite
Cr. Zucker. Referent: A. Stift.
Zur Frage der Zuckerbestimmung in der Rübe. Von H. Pellet . . 538
Bestimmung des Zuckers in der Rübe. Von F. Strohmer 539
Analyse der Rübe. Von Emile Saillard 539
Zuckerbestimmung in der Rübe. Von J. Duschski 539
Zuckerbestimmung in der Rübe. Von T. Kowalski 540
Unbestimmbare Verluste, Untersuchungsmethode und Praxis. Von
Max Lindner , 540
Über die Bestimmung der Raffinose in der Zuckerrübe. Von L. Nowa-
kowski und J. Muszynski 540
Über die Ausführung der Digestion bei der Rübenselektion. Von J. Urbau 540
Vom Rübenbrei. Von M. Lindner 540
Über die Apparatur zur Bestimmung des Zuckergehaltes in den
Schnitzeln. Von Dahle 541
Digestionsversuche mit Rübenbrei von der Presse „Pratique". Von
J. Muszynski 541
Über Conservieren von Rübensäften zu analytischen Zwecken. Von
VI. Stanek 541
Bestimmung des Reinheitsquotienten des Rübensaftes in der Digestions-
lösung. Von F. Herles 541
Vereinfachte Methode zur Beurteilung der Rübenqualität mittels des
Eintauchrefraktonieters. Von VI. Stanek 542
Erfahrungen mit dem Eintauchrefraktometer. Von Jos. Roubinek . 542
Bestimmung des Reinheitsquotienten mittels des Eintauchrefraktometers.
Von J. Urban 542
Optische Reinheit der Zuckererzeugnisse. Von D. Sidersky. . . 542
Anwendung des Refraktometers in der Zuckerfabrik. Von J. Duschski 542
Der Zuckerrefraktometer. Von F. Löwe 542
Neues Refraktometer zur Bestimmung der scheinbaren Trockensubstanz
in Zuckersäften. Von W. Paar und A. Kraisy 543
Zur Beurteilung der Verdünnungsmethode. Von O. Wohsyzek . 543
Neuer KontroU-Vacuumkochapparat für Laboratorien. Von S. Wilkowski 543
Strahlenfilter beim Polarisieren hochgradiger Zucker. Von A. Hugh Bryan 543
Maßaualytische Verwendung von Titantrichlorid für die Bestimmung
des Invertzuckers. Von L. Radlberger und W. Siegmund . . . 543
Verhalten der Raffinade gegenüber Fehlingscher Lösung usw. Von F.
Strohmer 544
Untersuchung von Abläufen. Von H. Meysahn ... .... 544
Modification der Clerget-Methode für Zuckerbestimmungen in der Melasse.
Von W. E. Crop und W. G. Taggart 544
Modification des Clerget'schen Inversionsverfahrens. Von E. Saillard . 545
Konstante der Inversionsmethode nach Oerget- Herzfeld. Von L. iy.
Langguth-Steuerwald 545
Raffinosebestimmung nach Herzfeld. Von H. Pellet 545
Bestimmung von Spuren von Fe in den Erzeugbissen der Rohr- und
Rübenzuckerfabrikation. Von J. J. Eastick u. Mitarb 546
Literatur 546
H. Wein. Referent: 0. Krug.
Bestimmung von As im W^ein von mit As haltigen Cu- Lösungen be-
spritzten Trauben. Von E. Garino 547
Bestimmung der fixen organischen Säuren und der Citronensäure in
Weinen. Von L. Mathieu und Le Ferre ... 548
Bestimmung der Chlorionen im Weioe. Von C. v. d. Heide und M.
Kretschmar 548
Bestimmung der Schwefelsäure im Weine. Von C. v. d. Heide . . . 549
Bestimmung der freien und gebundenen Milchsäure im Wein. Von Th.
Roettgen 549
Inhaltsverzeichnis. XXXI
Seite
Bestimmung der Gesamtweinsäure im "Wein. Von Th. Malvezin . . 549
Nachweis der Anilinfarbstoffe im Wein. Von Th. Malvezin .... 550
Die Bestimmung der Bromabsorption desWeines. VonTh. v. Fellenberg 540
Vorkommen des Lecithin im Wein. Von R. Cohn 550
Nachweis der Citronensäure im Wein. Von W. Fresenius und L.
Grünhut 551
Nachweis der Citronensäure im Wein. Von M. G. Deniges . . • . 551
Bestimmung des Extracts im Wein und Wermutwein. Von C. Mensio 551
Bemerkungen zur direkten Extractbestimmung im Weine. Von C.
v. d. Heide und E. Schwenk 553
Untersuchung der Schaumweine der Champagne. Von L. Bonn et . . 553
Erkennung der Natur der Weißweine. Von L. Semichon ..... 553
Über den unvergärbaren Zucker (Pentose) und die Furfurolbildung im
Wein. Von ß. Haid 553
Autoren -Verzeichnis 555^
1.
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Referenten:
G. Bleuel. 0. Dafert. Th. Dietrich. G. Kalb. M. P. Neumann u. A. Stift.
Jahresbericht 1913.
LIBkAUV
NEW YORK
BOT AN IC AL
GARDEN
A. Quellen der Pflanzenernährung.
1. Atmosphäre.
Referent: Georg Bleuel.
Der Stickstoffgehalt des Regenwassers. Von J. Hudig. i) — Monat-
liche Untersuchungen des Regenwassers zu Uithuizermeden haben ergeben,
daß je stärker der Regenfall, um so geringer der Gehalt au Ammoniak
und Nitraten ist. Das Regenwasser ist also um so concentrierter, je ge-
ringer die Regenmenge ist.
Die Einwirkung der Atmosphäre auf die Härte des Regen-
wassers. Von S. Wolff. 2) — Der Vf. fand in 8 Proben Regen wasser,
die vom 11. — 31. Dez. 1912 aufgefangen worden waren, im Mittel etwa
58*^ Härte nach Clark; die einzelnen Werte schwankten zwischen 1,5
und 165^. Er folgert hieraus^ daß Regenwasser aus der Atmosphäre
lösliche und unlösliche Stoffe mit niederreißt, die wegen der Geringfügig-
keit ihres Volumens in der Atmosphäre bei einer Luftanalyse nicht in Er-
scheinung treten.
Der Meteorit von St. Michel. Von L. H. Borgström.^) — Am
12. Juli 1910 abends fielen unweit der Stadt St. Michel in Finnland zwei
Meteorsteine im Gewichte von 7 und 10 kg nieder. Die mineralogische
Zusammensetzung ist in "/q: Nickeleisen 8,71, Schreibersit 0,51, Troilit 6,11,
Chromit 0,82, Ohvin 43,22, Bronzit 26,25, Plagioklas 14,63 = 100,25.
Hierin sind kleine Mengen „monticellitartiges" Silicat und Glas eingerechnet.
Die chemische Analyse der beiden Meteoriten ergab in ^/q: Fe 11,71,
Ni 1,16, Co 0,13, Cu 0,01, Si02 39,52, TiOg 0,02, AlgOg 3,31, CrgOg 0,56,
FeO 13,44, MnO 0,41, CaO 1,64, MgO 26,40, K2O 0,13, NagO 1,32,
cnP 0,08, S 2,22 = 100,26.
Q5 Über den Kreislauf des Schwefels und Chlors auf der Erde
riund über die Bedeutung dieses Prozesses im Leben der Böden und
rr%in der Pflanzenwelt. Von P. Kossowitsch.*) — Die vorliegende Ab-
handlung enthält außer den Beziehungen des S und Cl zum Boden, zum
• ^ Grundwasser und zur Vegetation, sowie weiteren hierauf bezüglichen Er-
o
1) VerslBgen van Landbouwkundiee Onderzoekinicen der Rijksbouwproefstations 1912 ; ref. in
Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1060 (Henle). — ^ Journ. Soc. Chem. Ind. 1913, 32, 345—347: ref. in Chem.
Ctrlbl. 1913, I. 1934 (Eühle). — ») Bull, de la Commission geol. de Finlande, Nr. 34, Helsingfors 1912;
Selbslreferat in Geol. Ctrlbl. 1913, 19, 5 u. 6. — *) Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 218—228.
Deutsch. Ausz. (Aus d. Bur. f. Ackerbau u. Bodenk. am Gelehrtenkoniite d. Hauptverwalt. f. Land-
organis, u. Ackerbau.)
1*
4 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
wägungen auch Angaben über die Mengen von S und Cl, die im europäischen
Rußland durch die atmosphärischen Niederschläge und auf anderen Wegen
der Erdoberfläche und dem Boden zugeführt werden. Auf Grund dieses
für Rußland erhaltenen Materials und der für andere Länder erhaltenen
Daten glaubt der Vf. folgende Schlüsse ziehen zu dürfen: A. für Cl.
1. Der Cl-Gehalt in den einzelnen atmosphärischen Niederschlägen schwankt
für die verschiedenen Gebiete der Erde, den vorhandenen Angaben nach,
in sehr weiten Grenzen — von 0,4 mg bis 71,9 mg pro 1. Nach
den für Rußland ausgeführten Analysen betrug der geringste Cl-Gehalt in
einer einzelnen Bestimmung 0,42 mg (Schatilowsche Versuchsstation im
Gouv. Tula), der höchste — 58,11 mg (Versuchsförsterei ßorowoje im
Gouv. Samara). 2. Im Jahresmittel schwankt der Cl-Gehalt in den
atmosphärischen Niederschlägen für die verschiedenen Gebiete der Erde in
bedeutend engeren Grenzen: von 1,46 mg Cl pro 1 (Konstantinowsch. Met,
Observatorium bei St. Petersburg) und bis 9,72 mg (Insel Ceylon). Für
die 8 untersuchten Gegenden Rußlands sind die unterschiede noch geringer,
indem der niedrigste Cl-Gehalt (Konstantinowsch. Observat.) 1,46 mg und
der höchste (Försterei Borowje) 4 mg pro 1 beträgt. 3. Der Cl- Reich-
tum der atmosphärischen Niederschläge wird wesentlich von der Lage der
Gegend hinsichtlich der Meere beeinflußt. Mit der Annäherung an die
letzteren werden die Niederschläge merklich Cl-reicher. Auch in Gegenden,
die an salzbödenreiche Gegenden grenzen, können die Niederschläge rel.
reich an Cl sein. Gewöhnlich sind Niederschläge von geringerer Stärke
Cl-reicher, wie Niederschläge von größerer Stärke. 4. Die Cl-Mengen,
die mit den atmosphärischen Niederschlägen in einem Jahre pro Flächen-
einheit zugeführt werden, sind für die einzelnen Gebiete der Erdkugel sehr
verschieden. Unter den untersuchten Punkten Rußlands nimmt, was die
jährlich pro Flächeneinheit entfallende Cl-Menge betrifft, die erste Stelle
das Forst-Institut bei St. Petersburg mit 16.8 kg Cl pro ha und die letzte
das Konstantinosche Met. Observatorium mit 7,95 kg ein. — B. für SO3.
1. Der niedrigste Gehalt an SO3 pro 1 der Niederschläge sank bei den
einzelnen Bestimmungen tiefer als der Cl.- Gehalt, und zwar bis 0,28 mg
SO3 pro 1 (Versuchsstation Sapolje). Der maximale SOg-Gehalt der Nieder-
schläge erreichte 90,2 mg SO3 pro 1 (Versuchsförsterei Mariupol). Im
Jahresmittel betrug der geringste Gehalt der Niederschläge an SO3 pro 1
in den untersuchten Gegenden Rußlands 1,93 mg (Schatilowsche Versuchs-
station, der höchste 14,7 mg (Versuchsförsterei Mariupol). 2. Die SO3-
Mengen, die in den Niederschlägen pro Flächeneinheit zugeführt werden,
weisen für die untersuchten Punkte wesentliche Unterschiede auf. Gegenden,
die nicht unter dem Einfluß von Rauch städtischer und industrieller Schorn-
steine stehen, erhalten in den atmosphärischen Niederschlägen jährlich
10 kg SO3 pro ha. In der Nähe von Städten und industriellen Anlagen
erreicht die jährliche Zufuhr von SO3 fast 80 kg pro ha. In Gegenden
letzterer Art entfällt der größte Teil der zugeführten SO3 auf den Winter,
beispielsweise beim Forstinstitut ein Drittel auf das Sommerhalbjahr und
zwei Drittel auf das Winterhalbjahr; für ländliche Gegenden sind die mit
den Jahreszeiten zusammenhängenden Unterschiede nicht bedeutend. — Hin-
sichtlich der Cl- und SO3- Mengen in den Grundwässern gibt der Vf., auf
theoretischen Erwägungen fußend, folgende Charakteristik: 1. Der procen-
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 5
tuelle Gehalt an Cl und SO3 in den Boden- und Grundwässern ist, im
allgemeinen höher, wie in den atmosphärischen Niederschlägen. Als all-
gemein gültige und grundlegende Ursache dieser "Wechselbeziehung ist die
Verdunstung eines Teils desjenigen Wassers, zu welches dem Boden durch
die atmosphärischen Niederschläge zugeführt wird, zu betrachten, und zwar
die Verdunstung sowohl unmittelbar aus dem Boden, als auch durch die
Pflanzen ; daraus resultiert eben die Anreicherung der Boden- und Grund-
wässer an Cl und SO3. 2. Da das Verhältnis zwischen den in den Boden
eintretenden atmosphärischen Niederschlägen und dem verdunstenden Wasser
in weiten Grenzen schwankt und, einerseits, sich dem Verhältnis 1 : 1
nähert, anderseits aber ein sehr weites sein kann, so muß auch der rel.
Gehalt an Cl und SO3 in den Boden- und Grundwässern in sehr
weiten Grenzen schwanken. 3. Der procentuelle Gehalt an Cl und SO3
in den Grundwassern irgend einer Gegend kann, wenn für die letztere
der Gehalt der atmosphärischen Niederschläge an denselben Stoffen bekannt
ist, unter bestimmten Bedingungen Hinweise hinsichtlich der Verdunstung
des Wassers aus dem Boden oder hinsichtlich der relativen Mengen der
sich bildenden Grund wässer ergeben. 4. Der Cl- und SO3- Gehalt der
Grundwässer ändert sich nicht nur mit dem Orte, sondern muß auch in
den einzelnen Jahren und je nach den verschiedenen Jahreszeiten schwanken
und sich mit der Zeit ändern,
Eisregen. Von Karl Stoye.i) — Am 8. Nov. 1912, von 8* bis 10^
fiel in Halle ein Eisregen, der folgende Form zeigte: Eiskügelchen mit
einem Durchmesser von 1 — 2 mm, Eiskügelchen mit Ansätzen von ver-
schiedener Gestalt und Länge, fest verbundene Doppelkügelchen, Rotations-
ellipsoide und abgeplattete Eotationsellipsoide. Am 13. Januar 1913 fielen
von 8^45 bis 9*30 ähnliche Eiskügelchen wie am 8. November. Von
9^ nahm der Durchmesser der Eisgebilde immer mehr zu und erreichte
sein Maximum bei 5 mm. Während im ersten Falle die Kügelchen massiv
und glasklar waren, enthielten sie im zweiten Falle kleinere oder größere
Luftbläschen oder Wasser. Beim ersten Eisregen herrschte eine Temperatur
von -(-0,4 — 0,8*^, beim zweiten eine solche von — 0,2^.
Die Schneedecke in Bayern. Von Louis Schneider. 2) — Die
vorliegende Arbeit, deren Hauptergebnisse im nachstehenden wiedergegeben
werden, stützt sich auf die Veröffentlichung des K. B. Hydrotechnischen
Bureaus „Die Schneedecke in Bayern in den 3 Wintern 1908/09, 1809/10
und 1910/11". Die Höhenlage der Beobachtungsorte über dem Meeres-
spiegel liegt zwischen 98 m (Speyer) und 2964 m (Observatorium auf der
Zugspitze). — Hauptergebnisse: Oberhalb einer Meereshöhe von 600 m
bekommt der Winter einen strengen alpinen Zug, was sich sowohl in der
Höhe der anfallenden Schneedecke als auch in der Dauer der Schneedecke
zeigt. Die größte in einem Winter durchschnittlich auftretende Schneehöhe
beträgt in 1000 m Seehöhe 120 cm, in 500 m Seehöhe 35 cm, in 100 m
Seehöhe nur 11 cm. In ähnlicher Gesetzmäßigkeit bewegt sieh die
durchschnittliche Zahl der Tage mit Schneedecke in einem Winter. Diese
beträgt in 1000 m Seehöhe 150, in 500 m Seehöhe 70 und in 100 m
1) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 190. — 2) Bayr. Ind.- u. Gewerbebl. 1913, 45 (99), 1—6; ref.
nach Gesun(l]i.-Iiig, 1913, 36, 121.
Q Landwirtsohaffcliche Pflanzenproduction.
Seehöhe 26. Bis in eine Höhe von 1000 m herab dauert die Schnee-
decke bis über den Monat März an; in 500 m Seehöhe weist der März
noch durchschnittlich 11 Tage mit Schneedecke auf, in 100 m Seehöhe
nur 3. Während der 6 Beobachtungsjahre erstreckte sich in München
der längste Winter über eine 78tägige, der kürzeste über eine öltägige
Dauer der Schneedecke. In Nürnberg währte der längste Winter 57 Tage,
der kürzeste 22 Tage, während in dem tiefliegenden Aschaffenburg die
Schneedecke höchstens 34 Tage und mindestens 5 Tage lag. Die am
Alpenrande oder im Mittelgebirge liegenden Städte werden von langen und
strengen Wintern betroffen. Die durchschnittliche Anzahl der Tage eines
Winters mit geschlossener Schneedecke beträgt in München 72, in Augs-
burg 63, in Nürnberg 37, in Aschaffenburg 18.
Die Ergebnisse der Regenmessungen 1901 — 1910 in Togo. Von
M. Sassenfeld. ^) — Zur Kennzeichnung der lokalen und zeitlichen Unter-
schiede der Niederschläge mögen für einige Orte die Jahressummen hier
mitgeteilt werden.
Jahresmengen des Regenfalles in
Togo,
mm.
1901
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1908
1909
1910
1901/10
Lome
549
688
596
528
592
518*
906
865
754
1105
710
Xpeme . . .
870
532*
558
569
584
682
1139
893
1015
1074
791
Tafie . . .
(1535)
1306
1073
802*
1285
1640
1257
1263
1628
1993
1382
Xete-Kratschi
1242
1385
1144
1030
1358
1295
891*
1356
1811
1778
1330
Sokode . . .
1565
1434
1171
980*
1407
1350
1195
1483
1528
1326
1344
Misahöhe . .
1555
2077
(1053)
860*
1452
1617
1691
1522
2318
2579
1683
Lome, Kpeme und Tafie sind Küstenstationen.
Die jährliche Verteilung des Regenfalls an der Küste findet in nach-
stehender Tabelle ihren Ausdruck.
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December
3 4 5 15 18 27 8 1* 4 8 5 2*
Eine doppelte Periode des Niederschlags tritt hier zutage. Landein-
wärts existiert im August keine Trockenheit, es macht sich dort nur ein
Nachlassen der Niederschläge bemerkbar.
Die Wärmedepressionen im Mai und ihr Einfluß auf den Nieder-
schlag. Von Aug. Thraen.2) — Zur Untersuchung der gestellten Frage
wurden die Stationspaare Altenberg-Passau und Karlsruhe- Villingen gewählt,
die nordsüdlich übereinander liegen. Das Ergebnis ist folgendes: In den
täglichen Niederschlagswerten für den Monat Mai, bezogen auf die Periode
1891 — 1910, zeigt sich ein deutlicher Einfluß der Mai wärmedepressionen
auf den Niederschlag in der Weise, daß dieser geringer wird. Von den
6 Temperaturdepressionen, die nach Friesenhof 3) nachweisbar sind, beein-
flussen den Niederschlag am meisten die letzte (28. — 31.) und die Eis-
männerperiode (11. — 14.). Eine dritte noch deutlich nachweisbare Nieder-
schlagsdepression ist vorhanden zur Zeit bezw. kurz nach der Zeit
der Friesenhof'schen Wärmedepression (22. — 23.). Weiterhin zeigte sich,
daß auch auf die Regenwahrscheinlichkeit (Eintritt geringer Niederschläge)
1) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 505-507. — 2) Ebend. 380—396. — S) Dies. Jahresber. 1904, 8.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 7
für die einzelnen Tage des Monats Mai, die dritte, vierte und sechste
Temperaturdepression einen sehr deutlich nachweisbaren Einfluß haben.
Die Wärmedepressionen im Mai und ihr Einfluß auf den Nieder-
schlag an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Von Aug. Thraen.^)
— Da im Vorausgehenden der Zusammenhang zwischen den Kälterückfällen
und einer relativen Niederschlagsarmut im Mai nur an Stationen mit
mehr kontinentalem Charakter nachgewiesen, allgemein Gültiges
für Deutschland damit aber nicht erbracht ist, wurde die gleiche
Frage auch für deutsche Küstenstationen (Borkum, Wilhelmshaven, Keitum,
Hamburg, Kiel, Wustrow, Swinemünde, Neufahrwasser und Memel) vom Vf.
erörtert. Die Prüfung der täglichen Niederschlagsmittel im Mai für die
genannten 9 Küstenorte ergab nun als Tatsache, daß auch hier ein Einfluß
der Wärmedepression im Mai auf den Niederschlag sich feststellen läßt,
und zwar genau wie bei den süddeutschen Stationen in der Weise, daß
sich zur Zeit der Wärmedepressionen ein Rückgang des Niederschlags
geltend macht, sowohl dem absoluten Ertrage nach als auch nach der
Wahrscheinlichkeit für den Eintritt.
Über den Einfluß der täglichen Luftdruckänderungen (Isallo-
baren) auf das Wetter in den nördlichen österreichischen Alpen-
ländern. Von O. von Myrbach-Rheinfeld.-) — Als Stationen zur Bil-
dung von Wettermitteln wurden verwendet: Feldkirch, Zams, Innsbruck,
Waidring, Zell a. S., Salzburg, Kremsmünster, Ischl, Scheibbs, St. Polten
und Wien. Zur Charakterisierung des Wetters dienten dessen wichtigste
Elemente (im Inlande), nämlich Bewölkung und Niederschlag je nach dem
Grade ihrer Intensität und der Dauer ihres Auftretens. — Das Ergebnis
der vorliegenden Arbeit läßt sich dahin zusammenfassen, daß das Wetter
in den nördlichen österreichischen Alpenländern stark beeinflußt wird
durch das Steigen und FaUen des Luftdruckes in der Weise, daß steigen-
dem Druck schlechteres, fallendem schöneres Wetter entspricht, d. h. daß
im allgemeinen das schlechte Wetter in einem Steiggebiet herrscht; und
zwar ist es um so schlechter, je stärker der Druck steigt, am schlechtesten
also im Centrum des Steiggebietes, umgekehrt ist das Wetter in einem
Fallgebiet schön, am schönsten im Centrum desselben. Der Einfluß der
absoluten Höhe des Luftdruckes, der ein angenähertes Kriterium darstellt
für zyklonale oder antiz^^klonale Wetterlage, ordnet sich dem Einfluß der
Isallobaren unter. Dieser letztere kommt um so mehr zur Geltung, je
tiefer der Absolutwert des Luftdruckes, also je zyklonaler die Lage ist.
Neben der Luftdruckverteilung und den Isallobaren üben noch die oro-
graphischen Verhältnisse in dem betrachteten Gebiet einen ganz wesent-
lichen Einfluß auf das Wetter aus.
Über die Größe der jährlichen Verdunstung auf Schweizer-Seen
am nordalpinen Fuß. Von J. Maurer. 3) — Für die Ermittlung der
Verdunstung nach der vom Vf. besonders ausgearbeiteten Methode waren
erforderlich die dem See zuströmenden und aus ihm abgehenden Quanti-
täten an Wasser, die Änderung der Seespiegelhöhe und die auf die See-
oberfläche gefallenen Regenmengen festzustellen. Die Hauptresultate der
1) Das Wetter 1913, 30, 247—256 u. 270-280. — 2) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 18—28.
S) Ebend. 209—213.
8 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
ganzen Beobachtungsreihe ergeben im Jahreslauf für die totale Ver-
dunstung auf dem Zugersee (417 m ü. d. Meere) und Ägerisee .(727 m
ü. d. Meere) nach Monats- und Jahressumme die nachstehenden Werte:
Zugeraee 1911—1912.
Dec. Jan. Febr. März April Mai
mm 35 45 60 50 55 75
Temp. der "Wasserfläche 6,6-8,7 4,5—5,8 4,8-6,7 7,9-8,5 8,8- 9,9 13,2—16,50
Jani Jnli Aug. Sept. Oct. Nov.
mm 95 ISO 75 65 55 35
Temp. der Wasserfläche 16,9—20,1 19,9—20,5 20,0—18,4 16,5—14,2 12,5—10,6 8,5— 7,3» J
Jahres-
verdunstung'
775 mm
Jahres-
■ Verdunstung
740 mm
Ägerisee 1911—1912.
Dec. Jan. Febr. März Aprü Mai
mm 24 40 55 65 60 75
Temp. der Wasserfläche 4,8—5,5 5,1-4,5 4,2-5,2 6,9-6,3 5,7-7,6 17,1—15,00
Juni Juli Aug. Sept. Oct, Nov.
mm 90 105 85 60 45 35
Temp. der Wasserfläche 15,9-18,0 18,9-19,8 18,1—17,8 16,1—13,2 11,9-9,7 7,8— 6,5«
Vorstehende Beträge über die Jahresverdunstung der beiden Seen —
im Mittel nahe 750 mm — erscheinen, in Anbetracht des vorwiegend
kühlen und namentlich von Ende Juli bis Mitte September sehr regnerischen
Sommers 1912, immer noch relativ groß. Für einen durchaus trockenen
Jahrgang, insbesondere mit warmem Sommer und Herbst, dürfte jene Zahl
der Jahresverdunstung auf unseren Seen im Mittelklima der schweizerischen
Hochfläche, sich wohl dem Werte von 900 mm nähern.
Sonnenschein, Bewölkung, Niederschläge und Verdunstung in
Kimberley. Von J. R. Sutton.^) — Durchschnittliche monatliche Beob-
achtungsergebnisse von 1894 — 1910.
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr
Sonnenscheindauer in Stunden.
9,92 9,25 8,98 8,97 8,57* 8,67 8,85 9,38 9,53 9,98 10,65 10,42 9,43
Bewölkung in Prozenten.
42 44 38 29 25 19 17* 17* 28 36 32 38 30
Niederschlagsmenge (in engl. Zollen?).
77 78 77 45 22 6 6 3* 21 25 38 60 458
Niederschlagstage.
11,6 10,8 11,6 7,7 4,8 2,0 1,8 1,4 2,9 5,8 6,6 9,8 76,8
Verdunstung in mm.
211 161 136 95 67 52* 58 87 125 |169 203 229 1593
Die Solarkonstante und ihre Schwankungen. Von C. G. Abbot,
F. E. Fowle und L. B. Alderich. ■'^) — Langwierige Untersuchungen über
die Intensität der Sonnenstrahlung und die Ursachen, deren Schwankungen
an verschiedenen Orten der Erde führten zu folgenden hauptsächlichen
Ergebnissen: 1. Der mittlere Wert der Solarkonstante der Strahlung für
die Epoche 1905 — 1912 ist 1,929 cal. pro qcm und Minute. 2. Eine
Zunahme in der „Solarkonstante" um 0,07 cal. pro qcm. und Minute wird
1) Agric. Joum. of the Union of South Affica 1911, Mai -Heft; ref. nach Meteorol. Ztschr. 1913,
30, 314 u. 315. — 2) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 257—261.
A. Quellen der Pflanzeuemährung. 1. Atmosphäre. 9
begleitet von einer Zunahme der Sonnenfleckenzahlen um 100. 3. Durch
zahlreiche, fast gleichzeitige Messungen der Solarkonstante auf dem Mount
Wilson, Kalifornien und zu Bassour, Algerien, wurde nachgewiesen, daß
die Sonnenstrahlung einer unregelmäßigen Änderung, die häufig über
0,07 cal. pro qcm und Minute hinausgeht, und einem Intervall von 10 Tagen
folgt, unterliegt. 4. Andeutungen in zwei gänzlich voneinander unab-
hängigen Erscheinungen veranlassen die Vff., der Ansicht zuzuneigen, daß
die Schwankungen der Sonnenstrahlung durch die Sonne selbst verursacht
sind und nicht vielleicht durch zwischen Sonne und Erde vorhandene
meteorische Staub- oder andere Erscheinungen.
Schwächung der Sonnenstrahlung im Sommer und Herbst 1912
nach dem Sonnenscheinautographenstreifen von Innsbruck. Von
A. Schedler. ^) — Zur Beantwortung vorliegender Frage wurden auf den
Streifen der Sonnenscheinregistriernngen die Zeitpunkte des Beginns und
Endes der Brennspur au klaren Tagen des Jahres 1912 mit den analogen
Zeiten des Jahres 1911 verglichen und für die Monate Juni bis November
jeweils graphisch zur Darstellung gebracht. Aus beiden Diagrammen er-
sieht man das Auftreten dieser Schwächung zum ersten Male Ende Juni.
Während des Juli und August 1912 betrug die scheinbare Verspätung des
Sonnenaufganges sowie die Yerfrühung: des Sonnenunterganges gegen 1911
im Durchschnitt 20 Minuten. Ende August scheint die Schwächung etwas
nachzulassen. Bei beiden Diagrammen tritt dann die neue Schwächung
von Mitte September bis Mitte Oktober und zwar in viel stärkerem Grade
(Maximum beiderseits 50 Minuten) hervor. Im November war die Störung
beendet. Beginn und Ende der Brennspuren des Jahres 1912 stimmen
dann wieder mit denen des Jahres 1911 überein, wie von der Störung
im Juni.
Die Ursache der ungewöhnlichen Trübung der Atmosphäre im
Sommer 1912. Von G. Hellmann.-) — Von Ende Juni bis in den Spät-
herbst des Jahres 1912 konnte in Europa allgemein mit bloßem Auge ein
blaßblauer Himmel und eine rote Färbung der Sonne bei tiefem Stande
bemerkt werden. Dazu kamen noch die an einigen Observatorien festge-
stellten Nebenerscheinungen, ebenfalls allgemeiner Natur, wie die Schwächung
der Intensität der Sonnenstrahlung, die verkürzte Zeitdauer in der Regi-
strierung der Sonnenscheindauer und die Störung in der Polarisation des
Himmelslichtes. Vereinzelt und selten kamen auch Dämmerungserscheinungen
ungewöhnlicher Art vor. Die fraglichen Phänomene am Himmel biingt der
Vf. mit dem Ausbruch des Vulkans Katmai in einen ursächlichen Zusammen-
hang. Auf der Halbinsel Alaska gingen nämlich in der Zeit vom 6. bis
8. Juni 1912 mehrere gewaltige Eruptionen von dem genannten Vulkan
aus, die von ungeheurem Aschenregen begleitet waren. In 130 km von
dem Berge Katmai auf der Insel Kodiak fiel in jenen Tagen bspw. eine
Aschenschicht von 45 cm. Nebenbei bemerkt war die Asche von ganz
besonderer Feinheit. Die Vulkanasche dürfte sich mit der allgemeinen
Westdrift der oberen Luftschichten ostwärts ausgebreitet haben, da sie
nach den vorliegenden Nachrichten zuerst am 21. Juni auf dem Inlandeis
von Grönland beobachtet wurde.
1) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 193 u. 194. — 2) Ebend. 34—36.
Mm.
Mas.
Mittel
Min.
Mas.
Mittel
937
1773
1432
582
1124
781
1260
3952
2402
540
1296
722
1536
2016
1786
582
1554
962
1008
2304
1643
504
1124
773
937
3952
1885
504
1554
805
10 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Die chemische Beleuchtungskraft des Sonnenscheines im Sommer
1912 im Vergleich zu jener der letzteren Jahre. Von W. D. Lenkei. ^)
— Nachstehende Tabelle gibt in KH- Werten, d. h. Kilo (tausend) Hefner-
Meter-Sekunden die ßeleuchtungskraft des Sonnenscheins im Sommer der
Jahre 1906 — 1912 an.
1906—1910 1911 1912
Min. Mas. Mittel
6.— 30. Juni _ _ _
1.— 31. Juli _ _ _
1.-31. Aug. _ _ _
1.— 30. Sept. _ _ _
Juni— Sept. 850 2215 1484
(Die "Werte der Jahre 1906 — 1910 beziehen sich nur auf den Zeitraum
zwischen 16. Juni bis 15. Sept.)
Die Mittelwerte der Beleuchtungskraft der Sonnenstrahlung verhalten
sich nach den obigen Angaben im Sommer der Jahre 1906 — 1910 zu
jener der Jahre 1911 und 1912 beiläufig wie 1 zu 1,1 und zu 0,5, die
maximalen wie 1 zu 1,8 und zu 0,7, die minimalen wie 1 zu 1,1 und
zu 0,6. — Die Intensität der Sonnenbeleuchtung war also im Jahre 1912
während des ganzen Sommers geringer als in den vorangehenden sechs
Jahren. Die Abschwächung der Intensität ist besonders im Juni und Juli
auffallend. Nach anderen Beobachtungen war die Abnahme der Durch-
lässigkeit der Atmosphäre im Juli am ausgesprochensten. Die vorliegenden
Ergebnisse zeigen dies auch an, besonders wenn man in Betracht zieht,
daß das Verhältnis der chemischen Beleuchtungskraft der Sonne {-}- des
zerstreuten Himmelslichtes) in den Monaten Juni, Juli August und September
infolge des verschiedenen Höhestaudes der Sonne annähernd 1 : 0,96 : 0,84
:0,63 ist, wohingegen dies in den entsprechenden Monaten des Jahres 1912
gleich 1 : 0,92 : 1,23 : 0,98 war. Aus diesen Zahlen geht hervor, daß die
Beleuchtungskraft der Sonne, welche auch schon im Juni sehr abgeschwächt
war, im Juli verhältnismäßig noch mehr, im August und im September
jedoch schon im minderen Grade gedämpft war. — Bemerkenswert ist
noch, daß die geschilderten Verhältnisse im Sommer 1911 im Vergleich
zu den vorangehenden 5 Jahren gerade entgegengesetzt waren, da die In-
tensität der chemischen Beleuchtungskraft der Sonnenstrahlung während
dieses ganzen Sommers im Mittel um 30 Yo» ^^s Maxiraum derselben so-
gar um beinahe 80 ^o höher war als in den Jahren 1906 — 1910, in
welchen sich diesbezüglich untereinander keine w^esentliche Abweichung zeigte.
Das Verhältnis des Waldes und Gebirges zur Erhaltung des
Schnees. Von J. E. Church.'-) — Die Untersuchungen über vorstehendes
Problem wurden auf kahlen und bewachsenen Hängen und Gipfeln des
Mount Rose in der Sierra Nevada während mehrerer Jahre ausgeführt.
Die Beobachtungen verfolgten unter anderem den Zweck, festzustellen, wie
große "Wassermengen aus den vorhandenen Schneemassen für die Be-
wässerung von Viehweiden und Ländereien gewonnen werden können und
zu welcher Zeit der größte Wasserabfluß erfolgen wird. Die zahlreichen
vergleichenden Schneemessungen auf freiliegenden, vegetationslosen, mit
Busch- und Strauchwerk überzogenen und mit Wald von den verschiedensten
1) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 151—153. — 2) Ebend. 1—10.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 11
Bestands- und Schlußverhältnissen bestockten Flächen lieferten in der
Hauptsache das Ergebnis, daß die Wälder das Schmelzen des Schnees
verhindern und so den Wasserabfluß gerade zu den Zeiten verzögern, zu
denen Überschwemmungen im normalen Verlaufe stattfinden. Ebenso un-
bestreitbar ist es, daß Wälder, die zu dicht sind, die größte Wirksamkeit
zur Bewahrung des Schnees nicht erreichen. Anderseits wird das An-
pflanzen von Schutzgehölzen in wichtigen Lagen auf ungeschützten Ab-
hängen die Fähigkeit zur Aufbewahrung des Schnees stark vermehren.
Neben dem Wald ist die Erhebung einer der ersten Faktoren in der Er-
haltung des Schnees. In der Menge des verfügbaren Schnees bewirkt so-
gar schon ein Unterschied von 1000 Fuß einen merklichen Unterschied.
Aufblühen und Fruchtreife. Von J. Hegyfoky.^) — Die ver-
schieden lange Zeit dauernde Fruchtreife vieler Obst-, Beeren- und Gretreide-
sorten findet nach des Vf. vergleichenden Beobachtungen an ein und den-
selben Baum- und Strauchexemplaren (in Deutschland, Ungarn und Sieben-
bürgen) ihre Erklärung in dem Zeitpunkte des Aufblühtages. Fällt das
Aufblühen nämlich auf frühere Kalendertage, dann vergeht gewöhnlich ein
längerer Zeitraum bis zur Fruchtreife, als wenn der Aufblühetermin ein
späterer ist oder kürzer ausgedrückt, je früher das Aufblühen, desto
länger der Zeitraum der Fruchtreife. Die Ursache dieser Erscheinung
liegt im Witterungsgang, welcher im April und Mai veränderlicher (haupt-
sächlich kälter und ärmer an Sonnenschein) ist als im Juni und Juli.
Daher kommt es, daß z. B. Vitis vinifera und Zea Mays zu Hermannstadt
in Siebenbürgen in je 20 Jahren nur 2,4 bezw, 3 Tage Abweichung
(89,3—86,9 = 2,4: 61,2—58,2 = 3,0) aufweisen, wo doch die früher
blühenden Arten wie Prunus avium und Ribes rubrum viel größere Diffe-
renzen von 10,8 bezw. 7,0 Tagen dartun.
Untersuchungen über den Blattausbruch und das sonstige Ver-
halten von Schatten- und Lichtpflanzen der Buche und einiger
anderer Laubhölzer. Von Engler.'-) — Die Beobachtungen und Unter-
suchungen des Vf. erstreckten sich hauptsächlich auf: I. den Blattaus-
bruch im Walde; IL das Verhalten verpflanzter Licht- und
Schattenbuchen, teils Schlagpflanzen, teils im Garten erzogener
Buchensämlinge; III. das Verhalten von Licht- und Schatten-
buchen in Töpfen; IV. die Beschaffenheit der Licht- und
Schattenknospen; V. den Einfluß der Witterung auf den Blatt-
ausbruch. — Die Ergebnisse und Schlußfolgerungen der vorliegenden
Arbeit lauten in gekürzter Form, vorerst für die Abschnitte I — IV folgender-
maßen: 1. Der Verlauf des Blattausbruchs beruht auf der Eigen-
schaft der im Schatten, d. h. im gedämpften, diffusen Lichte, gebildeten
Knospen, früher auszutreiben als die im stärkeren Lichte entstandenen. Je
mehr sich der Lichtgenuß eines Sprosses dem Mindestmaße des für die
betreffende Art notwendigen Lichtgenusses nähert, desto früher treiben
seine Knospen im Vergleiche zu den Knospen besser beleuchteter Sprosse
aus. 2. Verpflanzt man junge, unter Bestandsschirm erwachsene
Buchen ins Freie oder bringt man umgekehrt unbeschirmte Buchen-
1) Meteorol. Ztschr. 1913, 30, 360—362. — 2j Mitt. d. Schweiz. Ctrlanst. f. d. forstl. Versuchsw.
X. Bd., 2. Heft. Zürich, Kommissions- Verl. von Beer & Co., 1911; ref. nach Allg. Forst- u. Jagd-Ztg.
1913, 89, 25—31.
12 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
pflanzen aus dem Freien in den Schatten des Waldes, so behalten die
Pflanzen kürzere oder längere Zeit ihre specifischen, unter bestimmten
Lichtverhältnissen erworbenen Eigenschaften auf dem neuen Standorte bei.
Sie vermögen sich nur nach und nach den neuen Licht Verhältnissen anzu-
passen, a) Die ans Licht gebrachten Schattenbuchen treiben mehrere
Jahre früher aus als die neben ihnen stehenden Lichthuchen, und um-
gekehrt bleiben die Lichtbuchen unter Schirm im Treiben zurück,
b) Die Schattenbuchen behalten im Freien die unter Schirm an-
genommene Gestalt (Zweig- und Blattstellung) eine Reihe von Jahren bei
und verändern dieselbe nur allmählich in einer den neuen Lichtverhält-
nissen entsprechenden Weise, c) Auch die specifischen Eigentümlichkeiten
im anatomischen Bau der Blätter verlieren Licht- und Schattenbuchen
nach vollzogenem Wechsel der Beleuchtung nach und nach. Die Wirkung
einer bestimmten Lichtstärke auf die Sprosse kann also noch andauern,
nachdem ihr Lichtgenuß längst ein anderer geworden ist. Die Wirkung
überdauert die Ursache. Die einmal im Gange befindlichen physio-
logischen Processe haben ein gewisses Beharrungsvermögen. 3. Im
Schatten erzogene Saatbuchen treiben ebenfalls zeitiger aus als un-
beschattete. Die Nachwirkungen der Lichtintensität sind aber bei jungen
1 — 3jährigen Pflanzen unbedeutend, und Schatten- und Lichtpflanzen
können daher ohne besondere Gefahr ans Licht oder in den Schatten ver-
setzt werden. Nur beim Anbau im Freien ergab sich ein kleiner Unter-
schied im Gedeihen der Pflanzen zugunsten der Lichtbuchen. 4. Seitliche
Beschattung begünstigt in der Jugend das Höhenwachstum der Buche.
5. Die Beleuchtung der Triebe übt folgenden Einfluß auf die Be-
schaffenheit der Buchenknospen aus: a) Die Lichtknospen sind größer,
schwerer, derber und fester verschlossen als die Schattenknospen, b) Die
Lichtknospe enthält die Anlage zu einem längeren, blattreicheren Früh-
lingstriebe als die Schattenknospen, d) Der typische anatomische Bau der
Licht- und Schattenblätter ist schon in den Blattanlagen der Knospen aus-
gebildet. Bezüglich des Y. Abschnitts „Einflusses der Witterung
auf den Blattausbruch" gelangte der Vf. auf Grund seiner phäno-
logischen und meteorologischen Beobachtungen zu folgenden Sätzen: 1. Im
Frühling vor dem Blattausbruch weist das Klima unter dem Kronen-
dach des Laubwaldes nachstehende, für die niedrige Vegetation wichtige
Besonderheiten auf: a) Die Lichtintensität ist infolge der fehlenden Be-
laubung verhältnismäßig groß, b) Die relative Luftfeuchtigkeit ist auch
im unbelaubten Buchenwalde etwas größer als im Freien, c) Die vom
trockenen Luftthermometer angezeigten Tagestemperaturen sind zwar im
Freien etwas höher als unter kahlem Laubholzschirm; allein das feuchte
Luftthermometer erreicht dort denselben mittleren Stand wie im Freien.
Daraus ist zu schließen, daß die für die Pflanzen fühlbare Luft-
temperatur unter Bestandesschirm und im Freien ungefähr die gleiche
ist. Die zeitweise Erwärmung der Pflanzen durch direkte Bestrahlung ist
allerdings im Freien größer, d) Die nächtliche Wärmeausstrahlung und
Abkühlung der Pflanzen ist auch unter kahlem Laubholz wesentlich kleiner
als im Freien, in Höhen von 0 — 2 m über dem Boden. 2. Schroffe
Temperaturschwankungen üben einen starken Wachstumsreiz auf die
Knospen unserer Laubhölzer aus. Buche und Bergahorn reagieren be-
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 13
sonders leicht auf diesen, das Schwellen und die Streckung der Knospen
veranlassenden Reiz. Warme Nächte und Sonnenschein fördern dagegen
in hohem Maße das Hervorbrechen und die Ausgestaltung von Blättern
und Trieben. Unter Bestandsschirm wirken die verminderte nächtliche Ab-
kühlung und die höhere relative Luftfeuchtigkeit günstig auf das Wachstum
der jungen Triebe. 3. Direktes Sonnenlicht begünstigt das Austreiben
von Licht- und Schattenknospen. Intensive Bestrahlung ist sowohl
dem Schwellen der Knospen wie dem Hervorbrechen und der Ausbildung
der Knospen förderlich. 4. Die schnellere Wirkung äußerer Einflüsse auf
die Schattenknospen ist auf ihre morphologischen und physiologischen
Eigenschaften zurückzuführen.
Die Beziehung zwischen Regenmenge und Milchertrag. Von
L. Anderson. ^) — Nach den Aufzeichnungen des Vf. über die regelmäßige
und ökonomische Untersuchung der Kühe für die Production von Milch
und Butterfett scheinen diese Erträge in einem gewissen Zusammenhang
mit den jeweiligen Niederschlägen zu stehen. Im Jahre 1909 war nämlich
die Niederschlagsmenge 5,75 engl. Zoll (= 146 mm) über normal, während
sie in den Jahren 1910 und 1911 mit 16,24 (=412 mm) bezw. 16,04
engl. Zoll (=407 mm) unter der normalen blieb. Trotz der großen
Abnahme in der Regenmenge während der letzten 2 Jahre und der nach-
teiligen Wirkung auf die Gras- und Futterverhältnisse nahm im allgemeinen
der mittlere Ertrag an Milch und Fett zu.
Die Vegetation unter dem Einfluß des trockenen Sommers 1911
im nördlichen Jura. Von H. Christ-) — Der Vf. zählt die Gräser und
Kräuter mit Namen auf, die unter der Hitze im Sommer 1911 stark litten
oder ganz vertrockneten. Im Gegensatze zu solchen Pflanzen zeigten andere
Kräuter wie Cichorium Intybus, Picris hieracioides, Coronilla varia, Saponaria
otficinalis u. a. eine abnorm starke Entfaltung der Stengel bezw. der Blüten.
Indigen sind diese Pflanzen nicht; nur ein so xerothermer Sommer ließ
sie in „südlicher Fülle" erscheinen. Von Waldbäumen widerstand die
Buche sehr gut; andere hatten einen eigenartigen Laubabfall (ohne Reife-
oder Herbstfärbung). Bei verschiedenen Sträuchern (Ligustrum, Asarum,
Vinca) machte sich eine Schlaffheit der Blätter bemerkbar. Euphrasia
officinalis zeigte schon anfangs Juli viele Blüten. Bryonia, die Waldform
der Aethusa, Sonchus oleraceus, Convolvulus arvensis und Polygonum avi-
culare gediehen prächtig.
Der Einfluß des Wetters auf die atmosphärische Elektricität.
Von K. Kahler.^) — Nach einem einleitenten Kapitel ,,Allgemeines über
die luftelektrischen Vorgänge'' folgen die vier Abschnitte: I. Die Schwankungen
des Erdfeldes, IL Die Schwankungen des Leitvermögens und der Träger-
zahl, III. Die Schwankungen der luftelektrischen Ströme und IV. Die
Schwankungen der atmosphärischen Radioaktivität. Im Schluß führt
der Vf. als Ergebnis seiner Arbeit an, daß ein recht vielseitiger Ein-
fluß von Jahres- und Tageszeit, sowie von Wetter überhaupt
den gesamten elektrischen Zustand der Atmosphäre vorhanden ist.
1) Bull. Nr. 333 des College of Agriculture der Universität von Kalifornien ; ref. nach Meteorol.
Ztschr. 1913, 30, 545. — 2) Ber. d. Schweiz, bot. Ges. 1911. 254—253; ref. nach Ctrlbl. f. Bakteriol.
1912, 37, II. 140. — 3) Das Wetter 1913, 30, 49—56, 128—133 145 u. 173—178.
14 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Die Dürre des letzten Sommers im Walde. Von Krug. ^) — Der
Vf. kommt auf Grruud seiner Beobachtungen, die er in größeren Wald-
gebieteu sammelte, zu nachstehenden Schlußfolgerungen: 1. Lockere, leichte
Böden haben der schädlichen Wirkung der Trockenheit bedeutend besser
widerstanden als schwere bindige und zwar durch geringere Verdunstung
des Wassers infolge geringerer Kapillarleitung. 2. Die Fichte hat am
meisten gelitten und zwar wegen ihrer flachstreichenden Wurzeln, sowie
ihres hohen Anspruchs an Bodenfrische und Luftfeuchtigkeit. 3. Der
Schaden war in erster Linie durch das Maß der Tiefgriindigkeit des Bodens
bedingt und läßt sich durch unmittelbare Sonnenbestrahlung in vielen
Fällen nicht erklären, weil Oberschirm und Seitenschutz das Verdorren der
Pflanzen nicht verhindern konnten. — Hierzu gibt der Herausgeber des Forst-
wissensch. Ctrbl. H. v. Fürst eine Anfügung, in welcher die Holzarten
unserer Wälder der Reihe nach hinsichtlich ihrer Dürreschäden behandelt
werden.
Die Hitze und Dürre und ihre Wirkungen in dem Diluvialsand-
gebiete der Mainspitze, insbesondere in der großherzogl. Oberförsterei
Kelsterbach. Von Schenk v. Schmittburg.-) — In dem angegebenen
Gebiete gingen im Jahre 1911 Kiefern- und Weymouthskiefern-Kulturen
massenhaft zugrunde. Dazu kam noch, daß an den abgestorbenen Bäumchen
Pissodes notatus auftraten und so für die am Leben gebliebenen jungen
Pflanzen weitere Gefahren brachten.
Verhalten erwachsener Fichten gegen Dürre und Frost. Von
Heck. ^) — Im Forstbezirk Möckmühl im Nordwesten Württembergs konnte
der Vf., je nach der Bodenbeschaffenheit und der Exposition, das Eingehen
größerer und geringerer Mengen von Fichten feststellen. Selbst Fichten-
stangen- und Baumhölzern wurde die Trocknis verderbenbringend. Nach
den direkten Messungen des Vf. an Bohrspänen und Stammscheiben hatte
die Dürre jedoch keine Zuwachsverluste an der Holzsubstanz im Gefolge.
Der Zuwachs im Jahre 1911 war völlig normal, was wohl darin seinen
Grund hat, daß die Bildung des Jahrringes im Mai und Juni, wo es
regnete, bereits erfolgt war. — Eine weitere Beobachtung machte der
Yf. au jüngeren und älteren Fichten, die inmitten von Laubholz standen.
Viele der Fichten zeigten im Winter 1911/12 meterlange, klaffende Frost-
risse. Der trockene Sommer, der regnerische September, der auffallend
nasse Spätherbst und Winteranfang im Jahre 1911 in Verbindung mit
dem eisigen Nordostwind im Januar 1912 gaben Veranlassung zu dem
Auftreten jener Frostschäden.
Das Brennen der Waldbäume. Von Eulefeld,*) — Außergewöhn-
liche Dürreschäden traten auch in den Waldungen des Vogelsbergs, die auf
Buntsaudstein und Basalt stocken, auf. An den südlichen Bestandsränderu
starben die Fichtenstämme mehrfach in Streifen bis zu 15 und mehr
Meter Breite ab. An diesen Stellen und auch da, wo ältere Fichten-
pflanzkulturen gruppenweise eingingen, war der Boden flachgründig und
steinig. Nach des Yf. Anschauung spielte im Sommer 1911 das un-
mittelbare Sonnenlicht bei stets heiterem Himmel und bei vermehrter
1) Forstwsch. Ctrlbl. 1912, 34 (611, 81—89. — 2) Allg. Forst- u. Jagd-Ztg. 1912, 88, 212—216.
— 8) Forstwsch. arlbl. 1912, 34, (56), 600-607. — S) Allg. Forst- u. Jagd-Ztg. 1912, 88. 336-342.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 1. Atmosphäre. 15
Wärme eine ganz bedeutende Rolle bei dem Vernichtungswerk. Vermehrt
wurde der Schaden von lacht und "Wärme noch ganz wesentlich durch
den Rückprall, den Licht und Wärme durch Bäume, Steine und wohl auch
Wasserflächen erfuhren. Anknüpfend an diese Tatsache verbreitet sich der
Vf. im weiteren über den schädlichen Einfluß der Waldbäume auf die Ge-
wächse der anstoßenden Grundstücke und zwar landwirtschaftlicher wie
forstwirtschaftlicher Art (Brennen).
Hitzerisse an Fichten. Von A. Flander. i) — Der Vf. teilt seine
Beobachtungen an gerissenen Fichten in Mittel- und Unterfranken während
des Monats August 1911 mit und gibt auch eine Erklärung für diese Er-
scheinungen, Die betreffenden Risse gingen oft bis zum Mark und waren
in der gesamten Baumlange zu verfolgen. Die Himmelsrichtung der Risse
ist ganz verschieden. Im Laufe des September 1911 mehrten sich die
gerissenen Fichten in manchen Beständen.
Einfluß der Feuchtigkeitsverhältnisse auf Pinus-Arten. Von
Hergt. 2) — An Zweigen von Pinus silvestris und P, nigra zeigt der
Vf.: Die im Trockenjahr 1911 entstandenen Nadeln sind halb so lang als
die von 1912. Der aufTällig üppige Wuchs der neuen (1912) Nadeln be-
dingt ein schopfiges Aussehen der Zwergspitzen, das bei gewissen Exem-
plaren durch eine eigenartige Schlängelung dieser Nadeln noch eigentüm-
licher ist.
Der Frostschaden vom 11.— 17. April 1913. Von Voß.^) — Die
in der Naelit vom 10. auf 11. April wohl in ganz Deutschland einsetzende
Kälte verursachte auch in der Gegend von Eberswalde (bei Berlin) einen
nicht unerheblichen Schaden. Mehr oder weniger stark wurden vom Frost
folgende Pflanzen heimgesucht. 1. Wald bäume und -sträucher.
a) Blätter beschädigt bei Aesculus hippocastanum, Carpinus betulus, Corylus
avellana, Evonymus europaea, Lonicera xylosteum, Rhamnns frangula, Salix-
Arten, Sambucus nigra, b) Blüten beschädigt bei Acer platanoides, Fraxinus
excelsior, ülmus campestris, U. effusa, U. montana. 2. Obstbäume und
Beerensträucher, a) Blätter beschädigt bei Pirus communis, P. malus,
Ribes grossularia, R. rubrum, b) Blüten beschädigt bei Prunus avium,
P. cerasus, P. domestica, Ribes rubrum. 3. Ziersträucher. Hier sollen
nur die am meisten beschädigten angeführt werden, a) Blätter beschädigt
bei Cornus sanguinea, Lonicera tartarica, Symphoricarpus racemosa, Syringa
vulgaris, zahlreiche Rosenarten, b) Blüten beschädigt bei Cornus mascula
Forsythia viridissima.
Der Kälterückfall vom 10. zum 11. April 1913. Von J. Reger. 4)
— An der Hand der nachstehenden Tabelle gibt der Vf. eine Erklärung
über die Ursachen und den Verlauf des Kälterückfalles vom lö. auf den
11. April 1913. Zu dem Inhalte der Tabelle sei noch bemerkt, daß die
Höhenlage der Nullisotherme (0° ist die kritische Temperatur für die
Vegetation) den Beobachtungen aus der freien Atmosphäre über Lindenberg
(Mark Brandenburg) entnommen sind, und sich auf die Zeit von 8 und 9^
beziehen, während die Temperaturen am Boden Tagesmittel darstellen. Die
1) Forstwsch. Ctribl, 1913, 35 (57), 124—127. — 2) Mitt. d. Thür. bot. Ver. 1913. 30, 129—130;
ref. in Ctribl. f. Bakteriol. 1914, 40, 11. 215 (Malouschek). — 3) Silva 1913, 1, 74. — 4) Das Wetter
1913, 30, 85-87.
16
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Angabe von zwei Werten der Nullisotherme am 3. April hat darin ihren
Grund, daß an diesem Tage die Temperatur bis 1820 m auf — 2,3 '^ ge-
sunken und dann wieder auf 0,1*^ in 200 m angestiegen war.
Tag
1. IV.
2.
3.
*■
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
HöhederNullisotherme
in m
Mittl .TagestemperatBT
am Boden 0" C. .
Luftdruck um 7a. .
3000
13,5
748,3
2300
9,0
753,8
2050
(1500)
10,3
757,5
2250
10,5
754,8
2100
12,1
753,1
1950
10,8
744,4
1300
3,4
737,9
600
0,9
748.6
500
2,6
753,1
550
3,0
746,9
im Boden
— 3,6
742,2
Aus der Tabelle sieht man, daß der Abfall der Nullisotherme aus der
freien Atmosphäre bis zum Boden kein plötzlicher war, sondern 8 resp.
11 Tage brauchte. Er war dabei nicht gleichmäßig, sondern unterbrochen
von zweimaligem Ansteigen am 3. und 9. Ein ähnliches Bild zeigt der
Verlauf der mittleren Tagestemperaturen am Boden. Man hat es hier
offenbar mit einer Überlagerung von mehreren Temperaturwellen ver-
schiedener Längen zu tun. Die Haupt welle ist in dem betrachteten Zeit-
räume erst halb abgelaufen, von einem Wellenberge (= Temperaturmaximum)
am 1. bis zu einem Wellental (^^ Temperaturminimum) am 11. April.
Ohne irgend welche Analyse läßt sich eine weitere mit der Hauptwelle
interferierende Temperaturwelle erkennen, welche in der gleichen Zeit drei-
mal abläuft und zwar in der Weise, daß bei dem dritten Ablauf das
Wellental mit dem der Hauptwelle ungefähr zusammenfällt. So bekam
der an und für sich langsame Temperaturrückgang vom 1. — 11 April drei
Phasen raschen Temperaturfalles. Der erste davon (1. — 2. April) war am
Boden wegen der relativ hohen Temperatur nicht so fühlbar, der zweite
(6. — 8. April) brachte in den höher gelegenen Teilen des Landes schon
vielfach Frost und Schneefall, der dritte (10. — 11. April) führte endlich
zu einem relativ tiefen Temperaturminimum.
Versuche über den Einfluß der Elektricität auf das Pfianzen-
wachstum. Von W. Schikorra. ^) — Die vom Vf. gewählte Anordnung
zu seineu elektrischen Laboratoriumsversuchen mit Sommer- und Winter-
gerste, Roggen, Hafer, Senf und Radieschen entsprach im Princip der von
Vozäry2) angewandten Methode. Die Ergebnisse aus den Ernten der mit
positiver und negativer Elektricität, in starken und schwachen Entladungen
bestrahlten oberirdischen und unterirdischen Pflanzenorganen (Kraut und
Wurzeln) waren mehr oder weniger günstig oder ungünstig.
Ein Beispiel für den Einfluß des elektrischen Lichtes auf das
Pflanzenwachstum. Von H. Reeker. ^j — Zu Gronau in Westf. stehen
1 Süßkirsche und 2 Sauerkirschen in einem Garten. Erstere blühte stets
früher als die andere. Im vergangenen Jahre war eine elektrische Lampe
dort angebracht, die dicht über der einen Morelle hängt; sie stand heuer
schon in voller Blüte, als bei der anderen die Knospen noch ganz klein
und grün waren und die Süßkirsche sich eben öffnete.
1) Mitt. d. Kaiser Wilhelms-Inst. f. Ldwsch. in Bromberg 1913, 5, 403—411. — 2) P. Vozäry:
Neue Versuchsergebnisse mit der Elektrokultur. D. ldwsch. Pr. 1912, 39, 969 u. 985. — ») 39. Jahres-
ber. d. westfäl. Provinzialver. f. Wissensoh. u. Kunst f. 1910/11, 119; ref. in CtrJbl. f. Bakteriol. 1914,
40, n. 379 (Matouschek).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 17
Die Blitzgefährdung der verschiedenen Baumarten. Yon E. Stahl. ^)
— Die Frage, warum gewisse Baumarten häufiger als andere vom Blitze
beschädigt werden, erfährt durch den Vf. unter Anführung einer großen
Literatur und unter kritischer Würdigung der bisher aufgestellten Theorien 2)
von Jonescu, Vanderlinden u.a. eine umfassende Behandlung, bei der
die eigenen Ideen und Versuche des Vf. im Vordergrund stehen. Neu
ist die durch viele Experimente und Tatsachen gestützte Theorie, daß ein
von der Krone bis zu den feuchten Bodenschichten benetzter Baum vom
Blitze weniger gefährdet ist als ein solcher mit außen trockener Rinde.
Literatur.
Boernstein, R. : Leitfaden der Wetterkunde. Dritte, umgearb. u. ver-
mehrte Auflage. Braunschweig, Friedr. Vieweg & Sohn, 1913.
Cholnoky, E. v.: Die Veränderungen des Khmas seit dem Maximum der
letzten Eiszeit. — Petermann's Geogr. Mitt. 1912, 58, I. 195—197.
Der cum, A.: Die Niederschlags Verhältnisse in der bayerischen Pfalz. —
Das Wetter 1913, 30, 169—172, 204—209 u. 220—231. — In vielseitiger Weise
erfahren die Niederschlagsverhältnisse der Rheinpfalz eine Besprechung. Inner-
halb dieses Landes schwanken die langjährigen Mittel des Niederschlages zwischen
1006,2 m (Waldmohr) und 476,7 m (Grünstadt). Als höchste bekannte Tages-
summe der Regenmenge, 8p bis 8p, wurde in der Pfalz seit 1879 zu Kirchheim-
bolanden diejenige vom 20. auf den 21. Juli 1882 mit 100,1 mm gemessen, als
zweithöchste zu Neustadt eine solche vom 7. September 1886 in einer Stunde,
1 bis 2 p, mit 98 mm. Das trockenste Jahr des letzten Jahrhunderts war 1857,
ihm folgte ebenfalls als trockenes Jahr 1858. Diese Jahre gelten als gute
Weinjahre.
Diesner, P. : Die Regenmengen im Deutschen Reiche während der Jahre
1911 und 1912. - Das Wetter 1913, 30, 284-286. — Der Vf. stützt seine Be-
rechnungen der Regenmengen 1911 und 1912 auf die Beobachtungsergebnisse
von 45 Stationen aus allen Teilen Deutschlands. Die Normalmenge des Jahres-
niederschlags beträgt nach der 10jährigen Periode 1893/1902 (Erläuterungen zu
Hellmann's Regenkarte) durchschnittlich 705 mm für das Mittel jener
45 Stationen. Im Jahre 1911 betrug jedoch ihr Durchschnitt nur 546 mm oder
fast 23% zu wenig; im Jahre 1912 dagegen 777 mm oder fast 10% zu viel.
Gockel, A.: Die durchdringende Strahlung auf der Erdoberfläf^he. —
Arch. Sc. phys. et nat. Gen^ve 34, 120-126. (D.)
Gockel, A.: Untersuchungen über die durchdringende Strahlung in der
Atmosphäre. — ibid. 34, 311—314. (D.)
Granderye, L. M.: Meteorologie de l'Agriculteur et Prevision du Temps.
Paris 1913.
Grosser: Einfluß der Witterung auf die Entwicklung der Kulturgewächse.
— Ber. üb. d. Tätigkeit der Agrik.-botan. Vers.- u. Samenkontrollstat. z. Breslau
1./4. 1911 bis 31./3. 1912. (D.)
Hann, J. v.: Niederschläge in Schweden. — Petermann's Geogr. Mitt.
1913, 59, IL 15 u. 16.
Hinseimann, Emil, und J. N. Brandt: Mond und Wetter im Jahre 1913.
Eine Übersicht über die wetterwirksamen Mondstellungen und den dadurch be-
dingten mutmaßlichen Verlauf der Witterung unter besonderer Berücksichtigung
der Bedeutung für die Landwirtschaft. 2. Ausgabe. Hannover 1913.
Knörzer, A.: Temperaturanomalien und Luftdruckverteilung im Hoch-
sommer und Frühherbst 1911 und 1912. — Petermann's Geogr. Mitt. 1913,
59, I. 232—237.
Paul: Neueste Untersuchungen über den Föhn in den Nordalpen. — Das
Wetter 1913, 30, 19. — Kurze Inhaltsangabe der Untersuchungen Heinz
1) Jena, G. Fischer, 1912. — =) Vergl. dies. Jahresber. 1905, 15 u. 16 ; 1907, 17 u. 18; 1908, 17—19.
Jahresbericht 1913. 2
18 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
V. Ficker's, die in der Ztschr. d. Deutsch, u. Ost. Alpen-Ver. 1912 veröffent-
licht wurden. Der Föhn, durch den im Alpenvorland der Wettersturz oft ver-
zögert wird, bildet sich unmittelbar über den Alpen selbst.
Rudeaux, Lucien: Les phenomfenes raeteorologiques dans les Pyrenees.
— Eev. de Geogr. IV; ref. in Petermann's Geogr. Mitt. 1912, 58, IL 226
u. 227. — Die Arbeit erstreckt sich bloß auf den Nordabhang des französisch-
spanischen Isthmusgebietes und beschränkt sich fast ausschließlich auf die Nieder-
schläge und ihre Wirkungen auf den Boden.
Rudel: Von dem Temperaturrückgang und der Lufttrübung im Jahre 1912.
— Das Wetter 1913, 30, 88—^91. — Aus den Aufzeichnungen an der Nürnberger
Wetterwarte geht hervor, daß die Monate August mit November 1912 gegenüber
dem Mittel einen beträchtlichen Temperaturausfall hatten und daß von April
bis Ende November der Sonnenschein verhältnismäßig matt, in der Zeit vom
Juli bis September sogar sehr matt war. Die Ursache der starken Bewölkung,
wie weiterhin der Minderung von Stärke und Dauer des Sonnenscheins, der
letzte Grund dieses auffallend kühlen Wetters, ist wahrscheinlich in der Trübung
zu suchen, die in den höchsten Schichten der gasförmigen Erdhülle auftrat.
Schuster, F.: Die Gewitterbildung in ihi er Beziehung zu den wichtigsten
Mondstellungen. — Meteorol. Ztschr. 1913, 30. 222-227. — Hauptergebnisse:
1. Sonne und Mond beeinflussen die Gewitterbiidung gemeinsam dahin, daß bei
Zunahme der Sonnenwirkung die Mondwirkung schwächer erscheint. 2. Unter
den verschiedenen Mondstellungen besitzt in der gemäßijjten nördlichen Zone die
nördliche Mondwende entschieden die größte gewitterfördernde Kraft. In den
Tropen dominiert bald die nördliche, bald die südliche Wende.
Schütze, H.: Untersuchungen über die Häufigkeit bestimmter Bakterien
(namentlich Sarcinen) in der Luft und deren Herkunft. — Arch. f. Hyg. 1912,
36, 293—299.
Stegers: Beiträge zur Kenntnis der Dauer und Höhe der Schneedecke in
Norddeutschland. Diss. Münster i. W. Erfurt 1913.
Trimbe, R. E.: Klimatology von Colorado. — Colorado Stat. Bul. 182, 56.
(D.)
Swoboda, Gust. : Sommerliche, über dem nördlicheren Europa stationäre
Antizyklonen. — Das Wetter 1913, 30, 97—107. ~ Ein Beitrag zur Theorie des
heißen Sommers 1911.
Vogel: Wald und Sturm. — Allg. Forst- u. Jagd-Ztg. 1912, 88, 145—151.
— In der Hauptsache werden die Verheerungen an Waldbeständen beschrieben,
die durch einen in west- östlicher Richtung vom Chiemsee bis zum Atter- und
Gemundener See am 23. August 1911 mit 28 — 40 m Geschwindigkeit hinziehenden
Gewittersturms verursacht wurden.
Winkler, Clemens: Vorträge und Abhandlungen über Abgase und
Rauchschäden. Herausgegeben von Ob.- Bergrat Dr. 0. Brunck, Prof. a. d.
Bergakademie Freiberg. Heft 8, Sammlung von Abhandlungen über Abgase und
Rauchschäden. Berlin, Verlag von Paul Parey, 1913.
Whitson, A. R.: Das Klima von Wisconsin und seine Beziehung zum
Ackerbau. — Wisconsin Sta. Bul. 223, 65. (D.)
Niederschlagsverteilung in Bayern. Karte des mittleren Jahres-
niederschlages 1901 — 1910.- Dargestellt durch das Kgl. Bayer. Hydi'otechnische
Bureau. München 1912. Dru k von C. Wolf & Sohn, München. — Auf der
im Maßstab 1 : 500000 ausgeführten Niederschlagskarte sind die Beobachtungs-
resultate von 440 Stationen zur Darstellung gebracht.
M.-H.: Der Wirbelsturm bei Plochingen. — Silva 1913, 1, 186—189.
— Schilderung des Verlaufs und der Verheerungen eines Sturmwinds, welcher
am 1. Juni 1913 ca. 4 km südwestlich von Plochingen einsetzte und einen nord-
östlichen Verlauf nahm. In den dortigen Obstbaumanlagen wurden Hunderte
von Obstbäumen geworfen. Ungemein größeren und ausgedehnteren S baden
erlitten die Waldungen im Nordosten von Plo( hingen, wo auf ca. 35 ha Laub-
und Nadelhölzer im Einzelstande und in größeren Verbänden geworfen und ge-
brochen wurden. Der Massenanfall wurde vorläufig auf mehr als 9000 fm geschätzt.
Das Unwetter bei Mühlen. — Silva 1913, 1, 234—238. — Weit folgen-
schwerer als das Plochinger Unwetter war der Gewittersturm, welcher am
4. Juni 1913 bei Mühlen im oberen Neckartal getobt hat. Hier scheint es sich
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 19
um einen regelrechten Tornado gehandelt zu haben. Das Unwetter (Zusammen-
stoß zweier Gewitterzüge) nahm ziemlich genau westlich des Dorfes Mühlen
seinen Ausgang und hatte anfangs eine westöstliche Richtung eingenommen, die
später infolge des Gelände -Einflusses in eine nordöstliche überging. Abgesehen
von erheblichen Schäden an Obstbaumanlagen hatten die Waldungen, fast aus-
schließlich Nadelholzbestände, unter der Sturmwirkung zu leiden. JBetroffen
wurden im ganzen rund 120 ha Wald mit einem Sturmholzanfall von nahezu
20000 fm. Der Wertsentgang an dem gebrochenen und zersplitterten Holze
dürfte auf 116000 M zu veranschlagen sein.
2. Wasser.
Referent: Georg Bleuel.
a) Quell-, Drain- und Berieselungswasser. (Meerwasser.)
Der Wasservorrat der Erde. Von W. Halbfaß. ^) — Bei dem
Berechnungsversuch über die Größe des Wasservorrats der Erde gelangt
der Verfasser zu folgenden Zahlen: 1. Das Wasser des Oceans: 1300 Mill.
+ 100 Mill. cbkm. 2. Die Süßwasserhülle der Erde, d. h. das Wasser
aller Seen, Flüsse, Teiche und Moore rund 282 000 cbkm. 3. Das Grund-
wasser der obersten Erdrinde: 250 000 cbkm. 4. Das Wasser an der
Erdoberfläche im festen Zustand (Firn und Schnee). 5. Der Wassergehalt
der Atmosphäre: 12 300 cbkm. Der Wasser vorrat des Oceans überragt
nach den vorstehenden Zahlen alle übrigen Wasservorräte so gewaltig, daß
letztere mit kaum 4 ^/o der gesamten Wassermasse in Frage kommen.
Der Einfluß des trockenen Sommers 1911 auf die Grundwasser-
bewegung in den Jahren 1911 und 1912. Von K. Keilhack. 2) — Der
Vf. hat ein größeres Gebiet des mittleren Norddeutschlands hin-
sichtlich der Einwirkung des trockenen Sommers 1911 auf den
Stand des Grundwassers und der Fortdauer dieser Einwirkung noch bis
auf den heutigen Tag untersucht und geprüft, ob hier eine Erscheinung
von allgemeiner Verbreitung vorliegt. Die aus einwandfreien Beobachtungen
seitens der Strombauverwaltungen, Meliorationsbauämtern u. dergl. ge-
wonnenen Zahlenwerte wurden zur Construction von Grundwasserkurven
verwendet. — Als Ergebnis stellte sich heraus, daß die gewaltige Nieder-
ziehung des Grundwassers in der zweiten Hälfte des Jahres 1911, die
aus allen Kurvenbildern hervortritt, ihre Nachwirkung bis auf den heutigen
Tag ausübt und daß in allen Richtungen des untersuchten Gebietes noch
jetzt der Grundwasserstand hinter dem normalen zurückbleibt und zwar
im unteren Havelgebiete . . .
bei Spandau
•„ , f in Berlin . . .
im unteren | ^ Wilmersdorf .
bei Fürsten walde
um 15—30 cm im oberen Spreegebiete .... um 26—30 cm
„ 40 ,, I im Neißegebiete bei Görlitz ... ,, 25—50 ,,
,, 50 „ im Elstergebiete bei Senftenberg . ,, 30—50 ,,
,, 72 „ j im Saalegebiete bei Halle ... „ 150 „
„ 35—50 ,, I im Eibgebiete bei Dresden ... ,, 60—70 ,,
Daraus darf man schließen, daß keine örtliche Erscheinung, sondern ein
Vorgang von allgemeiner Verbreitung vorliegt. — Für die Praxis er-
1) Ztschr. L d. gas. Wasserwirtschaft 1913, 8, 145-14-9; ref. nach Journ. f. Gasbel. u. Wasser-
versorg. 1913, 56, 773. — -) Ztschr. f. prakt. Geologie 1913, 21, 29—41; ref. nach Wasser u. Ab-
wasser 1913/14, 7, 167 u. 168.
2*
20 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
gibt sich hiernach, daß man in allen Gebieten, in denen durch Wasser-
werke und Bergbaubetriebe starke Senkungen des Grundwasserspiegels oder
Erniedrigung offener Wasserspiegel (Grunewaldseen) herbeigeführt werden
,, sobald die beobachtete Senkung nicht mehr als den oben er-
mittelten Betrag von Yi — Vi ^ beträgt, nicht an künstliche
Wasserentziehung, sondern an eine natürliche, meteorologisch
begründete Grundwasserabsenkung zu denken haben wird". —
Nach Ansicht des Vf. genügt ein einziger für die Grundwasserspeisung
günstiger Winter, um im Grundwasser sofort wieder normale Verhältnisse
herzustellen,
Resultate neuerer Grundwasserstands-Beobachtungen in Deutsch-
land. Von W. Halbfaß. ^) — Mehrjährige Grundwasserstandsraessungen
an einem 5 m tiefen Abessynierbrunnen in feinkörnigem Fließlehm in
Schedlitz bei Pleß zeigten in einwandfreier Weise, daß die Grundwasser-
stände gar nicht oder nur wenig den Niederschlägen folgen; dem auf-
fallenden Steigen des Grundwassers seit Ende 1911 entspricht durchaus
keine Zunahme der Niederschläge. Diese Beobachtungen erscheinen immer-
hin charakteristisch für Böden mit sehr langsamer Durchfeuchtung. — Die
Grundwassermessungen der Moorversuchswirtschaft Neu-Hammerstein bei
Lauenburg in Pommern an 40 Stellen bringen keinen unmittelbaren Zu-
sammenhang zwischen Niederschlag und Grundwasser in dem Sinne zum
Ausdruck, daß unmittelbar nach vermehrtem Niederschlag der Giundwasser-
stand steigt. Die Grundwasserstände weichen unter sich erheblich ab und
gehen bei den verschiedenen Pegeln in Äckern, Wiesen und Gräben (Moor-
und Sandboden) miteinander durchaus nicht immer konform. Die Trocken-
heit des Sommers 1911 erstreckte sich nicht auf diesen Teil Ostdeutsch-
lands, machte sich daher auch im Grundwasserstand wenig geltend. — Bei
den Messungen der Geologischen Landesanstalt von Mecklenburg
an 27 Meßstellen stehen die Grundwasserstände im Einklang mit den
Niederschlagsmessungen. Die Brunnen enthalten aber fast alle den oberen
Grundwasserhorizont, das einfache Tagwasser, also kein Grundwasser aus
tieferen Schichten, sondern das sog. Boden w asser, das zunächst der
Vegetation zugute kommt.
Einfluß des Waldes auf die Wasserwirtschaft. Von W. Schulz.-)
— In der vorliegenden Arbeit sind vorzugsweise die einschlägigen Verhält-
nisse im Rheingebiet berücksichtigt. Nach den Ergebnissen darf als fest-
gestellt gelten, daß das Vorhandensein größerer Wälder im gebirgigen
Einzugsgebiet eines Gewässers eine günstige Einwirkung auf den
Ausgleich der Wasserstandsbewegung der Flüsse und auf die
Befestigung des Bodens und damit auf die Verhütung von Geschiebe-
bildung zuzuschreiben ist. Wichtig ist, daß die Forstgesetze den Zustand
des Waldes im wasserwirtschaftlichen Sinne aufrecht erhalten und verbessern.
Untersuchungen über den Einfluß der Höhe des Grundwasser-
standes auf den Ertrag der Wiesen und Weiden. Von O. Pitsch.^)
— Zur Verwendung kamen Gefäße von verzinktem Eisenblech von 1 m
1) Ztschr. L d. ges. Wasserwirtsch. 1912, 8, 61—63; ref. nach Wasser n. Abwasser 1913, 7, 7.
— 2) Deutsche Wasserwirtsch. 1912, 11, 211—222; ref. nach "Wasser u. Abwasser 1912|'13. 6. 178 n. 179.
— 8) Mededeelingen van de Rijks Hoogre Land-, Tuinen Boschbouwschool, Deel IV, Afl. I. Waage-
ningen 1913; ref. nach D. KulturtechnLker 1914, 17, 28—29.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser.
21
Durchmesser und 1 m Höhe, die bis an den Rand in die Erde versenkt
wurden und mit Wasserstandsröhren zur Beobachtung des Grundwasser-
Standes, sowie Einrichtung zum Nachfüllen des Wassers bei trockener Zeit
und zum Ablassen des Überschusses bei starken Regen fällen versehen
waren. Als unterste Schicht wurden in die Gefäße grober Kies eingebracht,
es folgte dann schwerer Klaiboden, der einer Weidefläche in Duivendaal
entstammte. Obenauf kam jeweils eine Rasennarbe zu liegen. Drei Ge-
fäße wurden zur Weide bestimmt, im folgenden mit I, II, III bezeichnet,
während drei andere als Wiese genutzt wurden und die Bezeichnung A,
B, C führen. Bei den ersten 3 Gefäßen wurde der Grundwasserspiegel
in 40,60 und 80 cm Tiefe gehalten, bei der zweiten Gruppe in 40,50 und
70 cm. — Der Versuch begann 1909 am 10. Juli und endete für die
Weide am 8. November, für die Wiese am 22. October; für 1910 sind
die entsprechenden Daten 13. April bis 17. October und für die Wiese
13, April bis 27. October, desgl. für 1911: Weide 25. April bis 16. October
und für die Wiese bis 31. Oktober.
Der Regen fall war in den Versuchsjahren sehr verschieden; 1909
war ein sehr nasses Jahr, ebenso war 1910 naß, 1911 dagegen sehr trocken.
— Die Regenmenge betrug
1910 1911 1909
13. April— 16. October 447 270 — mm
10. Juli— 8. November 204 133 360 „
In den angegebenen Zeiträumen wurde nun an Wasser verdampft
durch Boden und Pflanzen
1910 1911 1909
Weide 408 386 — mm
Heu 591 565 — „
Weide — — 273 „ ♦
Heu — — 282 „
im Mittel aller drei Gefäße.
Die Ernten der einzelnen Gefäße sind im nachstehenden aufgeführt.
Erzeugte Trockensubstanz in g
Weide Heu
1 "n liT ^Ä B c'
1909 = 472 476 515 632 623 672
1910 = 717 781 845 1008 1137 1245
1911 = 613 541 520 752 779 614
Verhältniszahlen Mittelernte jedes Jahres = 100
1909 ^83 "sl ÖT ^2 nÖ 119
1910 = 75 82 88 106 119 131
1911 = 96 85 82 118 122 97
Mittel 85 84 87 112 117 116 cm
Gesamtwasserstand 40 60 80 40 50 70 „
Im Mittel sind hier die Unterschiede, welche durch die verschiedene
Tiefe des Grundwasserstandes bedingt werden , sehr gering und liegen
innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler; andere Böden können sich
ja anders verhalten. In dem sehr trockenen Jahre 1911 fällt aber bei
Wiese so gut wie bei Weide der Ertrag mit sinkendem Grundwasserspiegel
22 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
deutlich ab, während er in dem nassen Jahre 1910 um so höher ist, je
tiefer der Grundwasserspiegel gehalten wird. Bei der Wiese sind die
Schwankungen nach beiden Richtungen größer als bei der Weide. In dem
trockenen Jahre liegt bei der Wiese der Höchstertrag bei 50 cm Grund-
wasserstand: die Kapillarkraft konnte augenscheinlich aus 70 cm Tiefe
nicht soviel Wasser den Wurzeln zuführen, als die Blätter hätten ver-
dunsten können. Bei der Weide liegt der Höchstertrag bei 40 cm Grund-
wasserstand. In dem äußerst nassen Sommer 1909 ist die Ernte der
Wiesen in allen Gefäßen beinahe gleichgroß und kommt dem Mittel der
beiden anderen Jahre fast gleich; ähnlich verhält sich die Weide; nur die
Ernte der am stärksten entwässerten Fläche erhebt sich etwas über das
Mittel. — Im vorstehenden findet man die altbekannten Regeln bestätigt,
daß Grasländereien nicht zu tief entwässert werden dürfen und daß es
von Vorteil ist, wenn man den Wasserstand, je nach den Witterungs-
verhältnissen höher oder tiefer einstellen kann. Die Versuche zeigen aber
auch, daß man bei wirklich undurchlässigen Boden sich davon nicht zu-
viel versprechen darf, denn die Wasserbewegung findet darin so langsam
statt, daß auch unter günstigen Verhältnissen der Bedarf kräftig vegetierender
Pflanzen dadurch allein nicht gedeckt werden kann. Wenn das Wasser
auch in den Gräben steht, so braucht es dann noch längst nicht den
Untergrund an allen Orten zu füllen.
Zusammensetzung des Drainagewassers von Böden mit und ohne
Pflanzenwuchs. Von T. L. Lyon und J. A. Bizzell.^) (Zur Ergänzung
unserer vorjährigen Notiz') über diese Arbeit teilen wir noch folgendes
mit. D. Ref.) — Die Vff. bestimmten Menge und Zusammensetzung des
Sommer- und Winterdrainwassers innerhalb eines Zeitraumes von 2 Jahren.
Das Wasser stammte aus je mit 3 ^j^ t tonigen Lehmbodens gefüllten
Betongruben, von denen einige mit Hafer und Mais bepflanzt, andere aber
unbepflanzt gelassen waren. Die Gesamtmenge der Trockensubstanz des
Winterdrain Wassers aus unbepflanztem Boden war dreimal so groß, als die
der Drainagewasser von bestandenem Boden. Die N-Menge war in un-
bebautem Boden während der Zeit vom 1. October bis 1. Mai 12 mal so
groß als in bebautem während derselben Zeit. In unbebautem Boden be-
trug er etwa 100 Pfund auf den Acker, gegen 8 Pfund auf bebautem
Boden. Auf dem bestandenen Boden fand sich die größte Menge nutzbaren
Salpeters unter Mais. Nitratbildung fand reichlich zur Mittsommerzeit
statt, obgleich sich Nitrate am reichlichsten in dem Winterdrainwasser
zeigten. Der Verlust an CaO wie an Mg war bei kahlem Boden doppelt
so groß wie bei bebautem. Die Verluste des unbepflanzten Bodens be-
trugen auf den Acker 5 — 10 Pfund Kg 0 und 50-90 Pfund Nag 0
während der Zeit vom 1. October bis zum 1. Mai. Die Basen gingen
zumeist in Form von Nitraten verloren. (Kalb.)
Die Protozoen des süßen Wassers. Von B. M. Puschkarew. 3)
— Die von dem Vf. unter möglichster Verrneidung von Fehlerquellen aus-
geführten Luft- und Regenwasseruntersuchungen führten zu dem Ergebnis,
daß in der Luft nur äußerst wenige Protistenkeime vorkommen, und daß
1) Jour. Ind. and Engin. Chem. 3 (1911), Nr. 10, 742 u. 743 ; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1912,
26, 421 u. 422. — 2) S. 22. — ») Arch. f. Frotistenkunde 1913, 28, 323—362; cf. nach Die Natur-
wissenschaften 1913, 1, 367.
A. Quellen der Pflanzeneraährung. 2. Wasser. 23
diese mir wenigen Arten angehören. In einem für die Verbreitung von
Keimen günstigen Gebiet und zu günstiger Jahreszeit (im Sommer 1911,
als viele Sümpfe und Gewässer der Rhein- und Neckarebene mehr oder
weniger ausgetrocknet waren und die Luft bei beständig wehendem Winde
stets staubig war) kamen auf 1 cbm atmosphärischer Luft nur etwa
2,5 Protozoencysten. Bei allen Untersuchungen wurden im ganzen nur
13 verschiedene Arten von Protozoen gefunden; darunter befanden sich
einige neue Species, die besonderes Interesse bieten. Die übrigen Formen
gehörten zu den Gattungen Amoeba, Bodo, Monas, Dimonas, Petalomonas
und Colpoda. Diese 13 Arten stellen höchstens 1,9% der ganzen Zahl
der bekannten Süßwasserprotozoen dar. Hieraus schließt der Vf., daß die
Luftströmungen nur eine ganz geringe Rolle bei der geographischen Ver-
breitung dieser Organismen spielen.
Quantitative Studien über das Plankton des Rheinstroms, von
seinen Quellen bis zur Mündung. Von Kolkwitz. ^) — Die in ^/g bis
1 m Tiefe vom Schiff aus entnommenen Proben hat der Vf. nach der
1 ccm Plankton methode und nach der 50 1 Methode gleich am Orte der
Entnahme untersucht. Die Proben werden an verschiedenen Orten,
namentlich auch an den Mündungen der Nebenflüsse genommen. Nach
diesen Untersuchungen setzen sich die Schwebestoffe, die aus dem Gebirge
kommen, im Bodensee, in welchem sich das erste deutliche Euplankton
findet, ab. Die Planktonorganismen erfuhren eine Vermehrung ihrer Menge
an den Stellen, an denen städtische und Industrieabwässer in den Flußlauf
gelangten. Diese Vermehrung wurde aber weiter unterhalb durch die
Selbstreinigungskraft des Stromes immer wieder ausgeglichen. Die gelösten
Stoffe scheinen bei der Selbstreinigung zersetzt zu werden.
Untersuchungen des Eibwassers bei Magdeburg. Von O. Wendel. 2)
— Im Anschluß an seine früheren Veröffentlichungen gibt der Vf. in zwei
Tabellen die Untersuchungsergebnisse des Eibwassers während des Jahres
1912 bekannt. Das Leitungswasser ergab bei einem mittleren Wasserstand
von 1,45 m am Magdeburger Pegel aus 100 000 Teilen filtrierten Wassers
im Jahresdurchschnitt:
Gesamt-Rück- Glüh- ^^ NaCl 0-Ver- NHg, HNO3,
stand Verlust berechnet brauch HNOg
Teile 34,07 6,28 10,51 17,33 0,68 —
Keimzahl für 1 ccm nach 2 Tagen 37, nach 5 Tagen 84.
Aus der zweiten Tabelle, die die monatlichen Durchschnittsanalysen
von täglich entnommenen Proben enthält, seien noch folgende Zahlen
wiedergegeben :
SO3 CaO MgO Deutsche Härtegrade
4,34 5,55 2,23 8,7
Vernichtet Kupfervitriol die Algen in den Teichen? Von
Br. Diesner. ^) — Bei seinen Aquariumversuchen (30 1 Inhalt) fand der
Vf., daß, wenn das Aquarien wasser 1 % Kupfervitriol enthielt, die Algen
und Pflanzen (Brunnenkresse, Laichkraut, Wasserpest) zugrunde gingen.
Krustaceen (Daphnien, Cyclops) mit Ausnahme der Mückenlarveu starben
1} Mitt. a. d. Kgl. Vers.- n. Priifiingsanstalt f. Wasserversorg, u. Abwässerbeseitig. zu Berlin
1912, Heft 16, 167—209; ref. nach Gesundh.-Ing 1913, 36, 95. — 2) Ztschr. f. angew. Chem. 1913, 26,
171 u. 172; ref. nach Journ. f. Gasbel. u. Wasserversorg. 1913, 56, 71ö. — ^) Fischerei - Ztg. 1910,
13, 553; ref. nach W^asser u. Abwasser 1913/14, 7, 396.
24 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
schon in ^/^ procent. Lösung innerhalb 2 Stunden. Forellen taumelten be-
reits bei Y2 procent. Lösung und verendeten in einer ^j^ procent. Kupfer-
lösung. Gelbbrandkäfer gingen in Y2 procent, Lösung sofort ein, Wasser-
frosch, Wasserkröte und Wassermolch erst in einer 1 procent. Eine voll-
ständige Abtötung der Mückenlarven wurde in einer 3 procent. Kupfer-
vitriollösung erreicht.
Beitrag zur Kenntnis der chemischen Zusammensetzung von
Dänenwasser, im Zusammenhang mit der geo-mineralogischen Be-
schaffenheit des Bodens. Von S. G. N. van der Ween.')
Über die Zusammensetzung von Dünenwasser. Von J. Lorie.^) —
Die zweite Arbeit stellt eine kritisches Referat über die Diss.- Schrift
van der Ween's dar. Beide Vff. nehmen als erwiesen an, daß das
Dünenwasser, welches mehrere städtische Wasserleitungen nährt, nur Regen-
wasser sei und zwar solches, das vom Meerwasser im Untergrund der Dünen
weggepreßt worden ist. Das Regenwasser wird sofort mit einer winzigen
Quantität von zerstäubtem Meerwasser verunreinigt, enthält aber verhältnis-
mäßig mehr Kalk und Schwefelsäure als dieses. Der Sauerstoff geht sehr
bald verloren, nach und nach werden Salpeter- und Schwefelsäure voll-
ständig reduciert. Die Seemuscheln im Untergründe der Dünen nehmen
Magnesia auf und verlieren Kalk. Mit zunehmender Tiefe kommt eine
Mischungszone und schließlich reines Meerwasser. Niemals sind Wässer
analysiert worden, welche einen höheren Chlor- oder Magnesiagehalt als
das Meerwasser besitzen, wodurch die Hypothese des Eindringens des
letzteren alle Erscheinungen zur Genüge erklärt. In etwa 50 — 100 m
Tiefe kommt alkalisches Wasser vor, welches mehr Natrium enthält als
dem Chlorgehalt entspricht. Der Vf. sucht dies mit einer Zersetzung von
Plagioklasen zu erklären. Im geologischen Teil werden dann die ver-
schiedenen (9) geologischen Stufen an der Seeküste erwähnt.
Neue chemische Analysen vom Wasser des Toten Meeres. Von
A. Friedmann. "^) — Zwei aus dem Toten Meere in Y2 ^°*^ ^ m Tiefe
vom Vf. entnommene und untersuchte Wasserproben ergaben folgende Zu-
sammensetzung (in je 100 com in g):
Proben Spec.Gew. Gesamt NaCl KCl CaClj MgCl» NaBr CaSOj
I. 1,1241 2.3,8500 7,8550 1,5208 3,6800 10,0299 0,5200 0,1460
II. 1,1336 24,1309 7,9325 1,4608 3,6908 10,3125 0,5212 0,1482
In beiden Proben waren CaCOg, Fe und organische Substanz nur in
Spuren vorhanden. Der gesamte Abdampfrückstand war bei 140^ im Luftbad
getrocknet. — Das Wasser ist insbesondere durch seinen Bromgehalt und
den hohen Gehalt an löslichen Chloriden charakterisiert.
b) Abwässer und ßeiniguiig Ton Abwässern.
Niederschlag und Abfluß im Havel- und Spreegebiet, als Beispiel
für die Aussichten der Ackerbewässerung in Deutschland. Von K. Fischer.^)
— Bei der Untersuchung der Frage, ob im Havel- und Spreegebiete eine
Ackerbewässerung möglich sei, gelangt der Vf. in der Hauptsache zu
folgendem Ergebnis: Unter der Voraussetzung, daß die Bewässerung für
') Tyds. Kon. Ned. Aardr. Genoots. 1913, 1—7 (holländisch); ret. nach dem Selbstreferat in
Geol. Ctrlbl. 1913, 19, 19 n. 20. — 2) Chem.-Zeit. 1912, 36, 147; ref. nach Wasser u. Abwasser
1912/13, 6, 425. — ^) Jahresber. d. Berl. Zweigvereins d. Deutsch. Meteorol. Ges. für 1912. Anhang.
Berlin 1913.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 25
die meisten Fruchtarten erst bei einer gesamten Wassergebung von 100 mm,
also 1000 cbm auf das ha sich lohnt und die Monate Mai mit August als
die geeignetste Zeit hierfür erseheint, könnte im Gesamtgebiet der Havel
die Bewässerung auf 35 ^/q der Ackerflächen, d. h. 340 000 ha sich er-
strecken. Um dieses Ziel erreichen zu können, müßten den Wasserläufen
in den genannten 4 Monaten 40 ^o ihres Abflusses entzogen werden, was
aber die gegenwärtige Wasserwirtschaft im Havel- und Spreegebiet der
Zerrüttung aussetzen würde. Der Ackerbewässerung in beiden Fluß-
gebieten sind also enge Schranken gezogen, wenn sie aus den natürlichen,
d. h. nicht künstlich geregelten Abflußmengen geleistet werden sollte.
Aber auch dann, w^enn die Überschüsse des Winters und des Frühjahrs
2ur Aufspeicherung gelangen würden, könnten im gesamten Havelgebiete
nur 15 ^/o des Abflusses, entsprechend einer Wasserschicht von 18 mm
gewonnen werden. Diese Wassermenge würde für IS^o jenes Gebietes
gleich 45 ^/q aller Ackerflächen die Möglichkeit zu einer Bewässerung
von 100 mm Höhe bieten. Dabei ist jedoch in Rücksicht zu ziehen, daß
auch für andere Zwecke berechtigte Ansprüche an die Überschüsse geltend
gemacht werden; besonders würde die Zurückhaltung des Wassers in dem
vorausgesetzten Maße wohl nur schwer mit den Überflutungen vereinbar
sein, die für manche Talländereien im Wintei und Fiühjahr unbedingt
nötig sind. Außerdem sind die großen Verluste nicht gerechnet, die bei
der Aufspeicherung und Verwendung des Wassers sich ergeben. Vor über-
triebenen Erwartungen muß schon der Umstand warnen, daß die vielleicht
verfügbaren Abflußmengen im Vergleich zu den Niederschlägen doch nur
recht klein sind. Denn hieraus folgt, daß die künstliche Bewässerung aus
den Abflußmengen neben der natürlichen durch die Niederschläge nur
wirksam werden kann, wenn sie sich auf einen angemessenen Teil der
Ackerflächen beschränkt. Gleich unbegründet wäre aber eine vorschnelle
Herabstimmung der Erwartungen. Bedeuten doch z. B. im Havelgebiet
10% der Ackerflächen annähernd 98000 ha. Ähnlich liegen die Verhält-
nisse noch in vielen anderen mehr oder w^eniger abflußarmen Flußgebieten
Norddeutschlauds. In letzteren Gegenden macht mehrfach auch die Schiff-
fahrt ihre Forderungen nach Wasserreserven geltend zur Aufhöhuug des
Niedrigwasser und zur Speisung der Kanäle. Rücksicht zu nehmen wäre
bei der Aufspeicherung von Wasser auch auf die trockenen Jahre, wo
Wasserklemmen auftreten. — Eine Lebensfrage wird die Ackerbewässerung
für die deutsche Landwirtschaft nach den Niederschlags- und Abfluß-
verhältnissen nicht werden. Wohl aber könnte sie für bedeutende Acker-
flächen ein Mittel zur Steigerung der Erträge abgeben. Die Grenzen hier-
für w" erden voraussichtlich aber noch mehr von der Rentabilität als von
den Wasservorräten abhängen.
Über Einführung der Ackerbewässerung in Bayern. Von Weig-
mann.^) — Der Vf. hält die Ackerbewässerung in Bayern, besonders im
tiefgründigen Lößboden Unterfrankens, nicht am Platze. Er empfiehlt, die
Wasserabgabe des Bodens an die Atmosphäre durch geeignete Oberflächen-
behandlung (Walzen und Eggen) zu gegebener Zeit auf das kleinstmögliche
Maß zu beschränken.
1) Weiße Kohle 1912, 5, 167—169 ; ref. nach Wasser u. Abwasser 1912;13, 6, 250.
26 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Das städtische Abwasser als volkswirtschaftlicher Faktor. Von
Ramspeck. ^) — Nach Ansicht des Vf. könnten durch wirtschaftliche Nutzung
der städtischen Abwässer erhebliche Werte gewonnen werden, die sogar
unter günstigen Verhältnissen die den Städten erwachsenden bedeutenden
Lasten durch die Beseitigung ihrer Abwässer in einen Ertrag umwandeln
können. — Außer der Bewertung der städtischen Abwässer für eine bloße
künstliche Bewässerung kommt noch ein anderes wesentliches Moment hin-
zu, und das ist der Düngwert. Pro Kopf und Jahr werden rund 1 kg
KgO, 1,2 üg P2O5 und 5,5 kg N erzeugt. Diese Stoffe w^erden freilich
nicht ohne weiteres von den Pflanzen aufgenommen, auch der N wird nur
im Vergleich mit Salpeter-N zu 47 ^Jq ausgenutzt. Aus diesen Angaben
berechnet der Vf. bei Zugrundelegung des Marktpreises des Salpeter-N
von 1,30 M und unter Berücksichtigung der Nutzziffer von 47 % einen
Gesamtwert von 15 Pf. für einen cbm städtisches Abwasser. Von 40 MiUionen
Einwohnern, die in kanalisierten Städten Deutschlands wohnen, ergibt sich
dann als Gesamtwert aller Abwässer der Betrag von 198 Millionen M
jährlich. Diese Städte sollten, namentlich soweit sie keine besonderen
Kläranlagen besitzen oder aber Anlagen, die an der Grenze ihrer Leistungs-
fähigkeit angelangt sind, ernstlich daran denken, ihre Abwässerbeseitigung
vom Standpunkte der landwirtschaftlichen Ausnutzung umzugestalten oder
zu ergänzen. Die Abwässer wären in Pumpstationen zu sammeln und den
betreffenden Ländereien in unterirdischen Rohrleitungen zuzuführen. Diese
sollen sich in dem betreffenden Gelände verzweigen und mit einzelnen
Entnahmestützen versehen werden. Aus diesen soll durch Schläuche, ähn-
lich dem Eduardsfelder Spritzverfahren das Wasser auf dem Felde
versprengt werden. Der Vf. berechnet für die Stadt Wien, die etwa
75 000 ha auf dem Marchfelde mit jährlich 40 Mill. cbm Abwässer be-
sprengen will, eine Verzinsung des Anlagekapitals mit 13 72 "/o heraus, ob-
wohl ihm bekannt ist, daß im allgemeinen ein Mißverhältnis zwischen
dem Wasserbedarf für Bewässerung und dem für Düngung im städtischen
Abwasser vorhanden ist. — Die einzige Schwierigkeit bei der Durch-
führung seiner Projekte sieht der Vf. in der Beschaffung des erforderlichen
Geländes. In Gegenden, wo Mittel- und Kleinbesitz vorherrscht, wäre die
Bereitstellung des Geländes durch Genossenschaften zu ermöglichen.
Verbesserung der Reinigungswirkung in Absitzbehältern durch
Einführung von Prismenleisten. \ on B. Saslawsky. -) — Das von dem
Vf. angewandte einfache Verfahren beruht auf der Einführung einer Gruppe
von Prismenleisten eigenartigen Querschnitts in Absitzbecken. Der Zweck
der Reinigung besteht in der Ausscheidung durch Absetzen aller derjenigen
Verunreinigungen, welche sich entweder ohne weiteres oder unter dem
Einfluß einer vorausgehenden Ursache diesem Processe unterworfen. Die
Reihenfolge der hierbei auftretenden Erscheinungen ist folgende: 1. Die
Ausscheidung der groben Schmutzteile durch Niederschlag (infolge der
Verringerung der Stromgeschwiudigkeit der Flüssigkeit) in den An-
fangsabteilungen des Beckens, wobei sich auch durch ihr geringeres
spec. Gewicht Fett und Seife ausscheidet; 2. Die Ausscheidung der feineren
Teile infolge der gleichen Ursachen durch Niederschlag auf den weiter
1) Städtezeit. 1913, 10, 426; ref. nach Gesundh. -Ing. 1913, 36, 377. — «) Gesundh. - Ing. 1913,
36, 221-224.
A. Quellen der Pflanzenernäbrung. 2. Wasser.
27
hinten liegenden Bodenteilen desselben Behälters; 3. Der Niederschlags-
vorgang derjenigen allerfeinsten Teilchen, welche sich nur scheinbar in
Lösung befinden, tatsächlich aber die Neigung zur Pektinisierung haben,
leicht in Graupen sich zusammenballen und nur dadurch unter der Wirkung
der Sedimentierungskräfte sich niederschlagen. — Nach der eingehenden
Beschreibung und Erklärung des Verfahrens kann man die charakteristischen
Züge des Reinigungsvorganges in der Beckenanordnung darin finden, daß
1. Die natürliche Sedimentation durch die Einrichtung verschiedener Unter-
abteilungen unterstützt wird; 2. Der Fäulnisvorgang (wenn er überhaupt
eintritt) hauptsächlich auf die Verarbeitung des Niederschlags beschränkt
ist; 3. Die in diesem Falle entstehenden Grase unter dem Wasserspiegel
abgefangen werden, so daß ihre Bildung dem Sedimentationsprozesse nicht
schaden kann; 4. Die Infizierung der ganzen Wassermasse durch Fäulnis-
vorgänge erschwert wird; 5. Die Fette, Öle und Seifen zurückgehalten
werden; 6. Die kleinen Partikelchen und kolloiden Substanzen, welche
pektinisierfähig sind, niedergeschlagen werden; 7. Nach Beendigung des
unter 6 erwähnten Processes eine ausgiebige Durchlüftung eintreten kann.
Die Reinigung von Färbereiabwässern. Von Arthur Battige.^)
— Für die Abwässer aus Färbereien und ähnlichen Betrieben existierte
bis vor kurzem noch kein einwandfreies und rationelles Klärverfahren.
Trotz der angewandten Fällungsmittel wurde fauliges Abwasser nie voll-
ständig geruchlos gemacht und auf die gelösten Stoffe blieben jene Mittel
mehr oder weniger ohne Einfluß, Die Übeistände können durch das
Dr. Preibisch'sche Klärverfahren mittels Braunkohlenschlacke (D. R. P.
und div. Auslandpatente) als behoben gelten. — Nach den vorliegenden,
von sachverständiger Seite vorgenommenen Untersuchungen wird Färberei-
abwasser durch das genannte Verfahren in eine absolut wasserhelle, ge-
ruchlose und nicht mehr fäulnisfähige Flüssigkeit verwandelt.
Dieser Effekt tritt gleich am ersten Tage der Inbetriebnahme einer der-
artigen Anlage ein und verändert sich nicht, wie der ca. 7 jährige Betrieb
zweier größerer Anlagen einwandfrei bestätigt. — Die nachstehenden Ana-
lysen zeigen die Beschaffenheit des Rohwasseis einer Färberei bezw. des
Rein Wassers nach Passierung einer Prei bisch 'sehen Kläranlage. Dieselben
stammen aus den Jahren 1905 — 1908. Der Reinigungseffekt schwankte
hiernach zwischen 90 und 93 °/o, der auf rein mechanischem Wege ohne
Zusatz von Chemikalien erreicht wurde.
ilohwasser :
1905 1906
15 XI. 25. XI.
1906
10. I.
1907 1908
6. VI. 25. I.
Aussehen: blauschwarz, undurchsichtig mit reichlich dunklen Schwebestoffen.
Geruch: auffällig, zum Teil stinkend. Eeaktion: neutral.
Gesamttrockenrückstand
Gesamtglührückstand .
NH3
N-haltige Substanzen
Organische Fallstoffe .
Mineralische FaDstoffe
Ges. - Kj Mn 0^ - Verbrauch
do. der Fallstoffe allein .
mg
632,0
652.0
686,0
577,0
361,0
388,0
388,0
330,0
12,9
11,0
15,8
17,7
110,2
112,0
111,4
75,4
83,0
48,0
93,0
52,0
8,0
8,0
20,0
4,5
786,0
820,0
1034.0
848,0
124,0
100,0
431,0
118.0
558,0
337,0
9,5
68,3
24,2
6,3
783,0
47,4
1) Gesundh.-Ing. 1913, 36, 206-208.
28
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Reinwasser:
1905
15. XI.
1906
25. XI.
1906
10. I.
1907 1908
6. VI. 25. I.
Aussehen: Opalescent klar, teilweise mit geringen Schwebestoffen.
Geruch: nicht vorhanden. Reaktion: neutral.
Gesamttrockenrückstand
Gesamtglührückstand .
NH,
N- haltige Substanzen
Organische Fallstoffe .
Mineralische Fallstoffe
Ges. - K, Mn 0^ -Verbrauch
mg
424,0
456,0
494,0
379,0
358,0
412.0
394,0
308,5
1,9
2,4
9,0
2,1
57,8
38.5
65,9
31,6
10,0
0,0
5,0
1,5
8.0
0,0
1,0
0,5
71,0
12,0
93,9
69,5
373,0
323,0
1,2
31,7
1,1
0,2
56,4
Vorstehende Zahlenangaben sind als Milligramme aufzufassen und verstehen sich
jedesmal für 1 1 Wasser.
Über die keimtötende Wirkung des ultravioletten Lichtes in
klarem, getrübtem und gefärbtem Wasser. Von Max Oker-Blom/) —
Von den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen seien nachstehende
hier genannt: In bezug auf die Leistungsfähigkeit des Trink-
wassersterilisators, Type Nogier-Triquet Mg, mit dem die Ver-
suche angestellt worden sind, hat sich herausgestellt, daß,
wenn das zu bestrahlende Wasser (Berner Leitungswasser)
vollkommen klar und farblos ist, Sterilität bezüglich der an-
gewandten Testkeime zu erzielen ist bei einer Durchfluß-
geschwindigkeit des Wassers von etwa 50 — 90 1 pro Stunde
und einem Bakteriengehalt von etwa 10 000 Keimen im ccm;
und zwar haben wir nur da von Sterilität gesprochen, wo diese Testkeime
selbst durch das Anreicherungsverfahren nicht nachgewiesen werden konnten.
Bei dem gleichen Keimgehalt und einer DurchQußgeschwindigkeit von
180 1 pro Stunde ist hingegen kein steriles Wasser zu erhalten, ebenso-
wenig wie bei einem Keimgehalt von 99 — 160 000 Keimen pro ccm und
einer verminderten Durchflußgeschwindigkeit von nur 50 1 pro Stunde. —
Ferner hat sich erwiesen, daß im Apparate von Nogier-Triquet das keim-
vernichtende Vermögen des ultravioletten Lichtes keinesw^egs vollständig
ausgenutzt wird, ein Umstand, der wohl zum größten Teil auf eine un-
geeignete Lage der Zuflußöffnung und der Ausflußöffnung des Bestrahlungs-
raumes zurückzuführen ist. — Im Verhalten verschiedenartiger
Mikroorganismen gegenüber der keimtötenden Wirkung der
ultravioletten Strahlen haben die zu den Untersuchungen heran-
gezogenen Testbakterien und zwar B. coli commune, B. Para-
typhi, B. vibrio, El-Tor und der sporenhaltige B. peptonificans
keine größeren Unterschiede aufzuweisen gehabt. Dagegen hat
es sich im Laufe der Versuche gezeigt, daß die Wasserbakterien
gegen die vernichtende Wirkung des ultravioletten Lichtes
widerstandsfähiger waren als die zur Anwendung gelangten
Testbakterien; eine Erfahrung, die auch von anderer Seite
schon früher gemacht worden ist. — Die durch Ton hervor-
gerufene Trübung des Wassers setzt die keimvernichtende
Wirkung des ultravioletten Lichtes herab. Wenn die Trübung
1) Ztschr. f. Hyg. 1913, 74, 197—247.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 29
nicht ganz besonders hohe Grade erreicht, kann unter den ge-
gebenen Bedingungen dennoch eine recht beträchtliche Ab-
nahme der Keimzahl erzielt werden. So stellen Trübungsgrade, die
etwa 0,150 BaClg im 1 (Durchsichtigkeitshöhe 2,6 cm) entsprechen, noch
keineswegs ein absolutes Hindernis für diese Wirkung dar. Größere
Mengen steriles Wasser werden jedoch bei einem Trübungs-
grade erzielt, der nur etwa 0,033 Ba CI2 im 1 (Durchsichtigkeits-
höhe : 10,6 cm) entsprach. Erst ein Trübungsgrad des zu be-
strahlenden Wassers, der etwa 0,2 BaClg im 1 gleichkommt,
scheint die keimvernichtende Wirkung des Apparates ganz auf-
zuheben. — Wenn das zu bestrahlende Wasser mit großen
Mengen Torfauszug versetzt wird, so nimmt die keimtötende
Wirkung ultravioletten Lichtesab. Bei geringeren Beimengungen
von Torfauszug hat die Bestrahlung dennoch eine außerordent-
lich starke bakterizide Wirkung zur Folge. — Die obigen Ver-
suchsergebnisse, wie auch diejenigen von anderen Forschern haben gezeigt,
daß die ultravioletten Strahlen in einem ganz außerordentlich hohen Grade
die Fähigkeit besitzen, Bakterienkeime zu vernichten. Die Wassersterili-
sation mit Hilfe des ultravioletten Lichtes wird zu den wirksamsten
Assanierungsmaßnahmen der Zukunft gehören.
Über Wassersterilisation mittels ultravioletter Strahlen. Von
A. Müller.^) — Zu den Versuchen diente der Wassersterilisator, Typ B 1,
der Westinghouse Cooper Hewitt-Gesellschaft, als Versuchsmaterial Berliner
Leitungswasser, Spreewasser, mit Koli keimen und mit Bacillus fluorescens
liquefaciens infiziertes Wasser. Vollkommene Sterilität konnte nur bei sehr
stark herabgeminderter Durchflußgeschwindigkeit in äußerst keimarmem und
klarem Leitungswasser mittels des genannten Sterilisators erzielt werden.
Bei der maximalen Durchflußgeschwindigkeit von 600 1 in der Stunde
waren schon in 20 ccm des belichteten Wasses Keime nachzuweisen, auch
wenn das Rohwasser nur 7 Keime in 1 ccm enthalten hatte. Da ein
fehlerhaftes Brennen der das ultraviolette Licht erzeugenden Lampe, soweit
Stromstärke und Stromspannung eine Rolle spielen, nicht in Frage kommt,
ebensowenig auch an eine Abnahme der erzeugten Menge ultravioletten
Lichtes infolge längeren Gebrauchs zu denken ist, so bleibt für eine Er-
klärung der Ergebnisse des Vf., die von denen früherer Autoren erheblich
abweichen, nur die Annahme übrig, daß verschiedene Lampen derselben
Art bei gleichem Stromverbrauch nicht immer die gleichen Mengen bakterien-
tötender Strahlen erzeugen.
Über Wasser- Sterilisierung mittels ultravioletten Lichts. Von
J. R. Davies. -) — Bei einem Keimgehalt des Rohwassers von 15 000 bis
20 000 pro ccm und einer Wasserschicht von 2,5 cm erhielt der Vf. bei
folgenden Entfernungen der Lampe von der Oberfläche des Wassers in
cm 5 10 20 30 45 60
Sterilisation in 20 51 70 100 240 360 Sekunden
— Bei 10 cm Distanz und verschieden starken Wasserschichten von 0,5,
2,5, 5,0, 10,0, 25 cm erhielt er Neutralisierung in 15, 50, 1200, 2400,
1) S. -A. aus Arb. aus d. Kaiserl. Gesundheitsamte 1912, 53, 3; ref. nach Gesundh. - Ing. 1913,
36, 213. — 2) Eng:m. Rec. 1913, 67, 429; ref. nach Gesundh.-Ing. 1913, 86, 503.
30 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
3600 Sekunden. — Unfiltriertes Abwasser mit 50 000 Keimen pro com
wurde in 0,5 cm starker Schicht bei einer Lampendistanz von 10 cm in
5 Minuten sterilisiert, bei 10 cm starker Schicht wurde in 40 Minuten
eine Sterilisierung nicht erzielt. Filtriertes Abwasser benötigte in 0,5 cm
starker Schicht 2 Minuten lange Belichtung.
Überdie Reinigung städtischer Abwässer durch Landberieselung und
nach dem biologischen Verfahren. Von J. König. M — Eine vergleichende
Untersuchung über die Reinigung häuslichen Abwassers der Stadt Münster,
die nach dem Rieselverfahren reinigt und der Stadt Unna, die mit
biologischen Körpern arbeitet, führte zu etwa folgenden Ergebnissen:
Die Schwebestoffe waren bei beiden Verfahren gleich gut entfernt. Die
reinigende "\Virkung war bei der Landberieselung aber weitgehender, wie
sich aus der erheblicheren Nitratbildung und vor allem der niedrigeren
Sauerstoffzehrung der gerieselten Abwässer gegenüber denen der biologisch
gereinigten Abwässer ergab. Vom Gesamtstickstoff des Rohwassers er-
scheinen für je 1 1 nur 36,1 7o beim Rieselfeld und 27,9% bei der bio-
logischen Anlage im gereinigten Wasser wieder. Der Vf. schließt daraus
auf ein gasförmiges Entweichen von elementarem Stickstoff infolge Denitri-
fikation. Auch die Mineralstoffe nehmen sowohl beim Rieselverfahren, als
auch bei der biologischen Reinigung stark ab. Am vollkommensten wird
die Phosphorsäure absorbiert.
Über die Reinigung von Abfallwässern mit Humin, Ton und Kalk.
Von J. Roubinek.-) — ■ Zur Prüfung deS Verfahrens im großen dienten
Abwässer aus einer Rohzuckerfabrik und Raffinerie, die mit denen
einer Brauerei und Mälzerei und zum Teil noch mit Fäkalien aus
der städtischen Kanalisation gemischt waren. Die Reinigung mit Humin
und Kalk lieferte ein klares und geruchloses Wasser. Laboratoriums-
versuche, einen Teil des Humins durch Ton bestimmter Eigenschaften zu
ersetzen, erzielten bei einem Gemisch von 90 **/o Ton und 10^/q Humin
eine befriedigende Reinigung. Das Humin dient hauptsächlich zum Ent-
fernen der kolloidalen Eiweißstoffe, während die sedimentäre Wirkung von
dem Tone gleich gut erzielt wird.
Die Bestimmung von Nitrat- und Nitritstickstoff in Drainage- und
Regenwasser nach der Methode von Schlösing. Von A. Huizinga.-') —
Um die bei den Analysen nach der alten Methode von Schlösing sich ein-
stellenden Fehler zu eliminieren, arbeitete der Vf. ein neues Verfahren
aus, das in folgender Weise zur Ausführung kommt: 5 1 Regen- bezw. 1 1
Drainagewasser werden mit Ätzkali auf ca. 100 ccm eingekocht, mit 4 ccm
^ Permanganat weiter gekocht, filtriert und mit 4 ccm ^ Permanganat und
2 ccm H2SO4 (1 + 3) gekocht, alkalisch gemacht, aufgekocht, filtriert, auf
20 ccm eingeengt und mit 2 ccm concentrierter Essigsäure zur Trockne
verdampft. Der Rückstand wird mit Salzsäure in den Schlösingapparat
gespült. Das aufgefangene Gas wird ohne Vorbehandlung mit Ätznatron
mit dem Gasvolumen, das aus der Vergleichslösung erhalten wird, ver-
glichen und hieraus die Menge Nitrat -j- Nitrit-N berechnet. — Bei Drainage-
1) ehem.- Zeit. 1912, 36, 1114; ref. nach "Wasser u. Abwasser 1913, 6, 561 u. 562 (Tillmanns).
— -^^ Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1912, 37, 128—131; ref. in Chem. aribl. 1913, I. 47Ü; ref. nach
Wasser u. Abwasser 191d'14, 7, ^03 (Stoof). — s) Ztschi'. f. analyt. Chem. 1912, 51, 273—292; ref.
nach "Wasser n. Abwasser 1912, 6, 193 u. 194.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 31
Wasser, das meistens kein Nitrit enthält, genügt es, dasselbe alkaliseh ein-
zuengen und mit Essigsäure einzudampfen. Es ist aber zu empfehlen, die
organische Substanz soviel als möglich mit Permanganat zu entfernen.
Die Bestimmung der Kolloide in Abwässern. Von P. Roland. >) —
Die "von dem Vf. beschriebene neue brauchbare Methode zur Bestimmung
der kolloidalen Stoffe in Abwässern, besonders industrieller Natur, beruht
darauf, daß kolloid gelöste Substanzen, besonders bei der Coagulation Farb-
stoffe absorbieren und dadurch unlöslich machen. Geeignet sind besonders
die hochmolekularen Anilinfarbstoffe. — 50 — 100 ccm Abwasser, die frei
sind von suspendierten Stoffen, werden mit 1 ccm einer 1 procent. Lösung
von Anilinblau versetzt und auf dem Wasserbade bis zur Sirupkonsistenz
eingedampft. Der gefärbte Rückstand wird mit heißem Wasser auf-
genommen, auf ein gewogenes Filter gebracht, mit heißem Wasser aus-
gewaschen, getrocknet und gewogen. Das im Fiitrat zurückgebliebene,
nicht adsorbierte Anilinblau wird auf colorimetrischem Wege bestimmt.
Die Menge der im Abwasser enthaltenen Kolloide ist demnach c-(a-b),
wenn c das Gesamtgewicht, a die Concentration der angewendeten Anilin-
lösung und b den nichtadsorbierten Teil des Anilinblaus bedeutet.
Literatur.
Bach: Die Klärung des Abwassers in Schieferplattenkörpern. — Techn.
Gemeindebl. 1913, 15, 358—360 u. 374—377. — In den letzten Jahren hat sich
in England eine Abwasserbehandlungs- Methode, die Klärung in Dibdins
Schieferplattenkörpern zu bereits großer Verbreitung und Anerkennung durch-
gerungen. Nach dem Erfinder soll in Schieferplattenkörpern eine gänzlich
aerobe Behandlung sowohl des Abwassers wie auch des Schlammes erzielt werden.
In Deutschland hat das Verfahren bis jetzt noch keinen Eingang gefunden und
dürfte, trotz seiner unleugbaren Vorzüge in der Schlammbehandlung nach An-
sicht des Ref. auch nur da Verwendung finden können, wo ein billiges und dabei
tadelloses Schiefermaterial zur Verfüfiung steht.
Brauer, Aug.: Die Süßwasserfauna Deutschlands. Eine Excursionsfauna.
Jena, G. Fischer, 1909 — 1912. — In dem reich illustrierten Werke, verteilt
auf 17 Bändchen, werden alle Tiere berücksichtigt, die in und auf dem Süß-
wasser leben, sowie auch diejenigen, welche an den Rändern der Teiche, Seen
und Flüsse usw. wohnen, jedoch nur solche Tiere, die in engster Beziehung zum
Wasser stehen. An der Bearbeitung der zahlreichen Tiergruppen waren mehr
als dreißig Fachgelehrte beteiligt.
Dun bar: Die Abwässer der Kaliindustrie. Gutachten betr. die Versalzung
der Flüsse durch die Abwässer der Kaliindustrie. München, R. Oldenburg,
1913; ref. in Gesundh. -Ingen. 1913, 36, 428. — Aus den Schlußsätzen des Gut-
achtens seien nachstehende hervorgehoben. Ein MgClj -Gfhalt von 50 — 110 mg
im 1 genügt, um Flußwasser wie dasjenige der Elbe und dfr Weser für Trink-
zwecke minderwertig zu machen. 1. Der m der Weser und Elbe zurzeit nach-
weisbare Gehalt an permanenter Magnesiahärte (MgCl, und MgSO^) erreicht
schon jetzt gelegentlich diese Grenze. Bei einer weiteren Steigerung der Ein-
leitung von MgCl, in die Weser und Elbe bezw. in ihre Nebenflüsse würden
demnach für die ganze Bevölkerung Nachteile erwachsen, die auf den Genuß des
Wassers dieser Flüsse angewiesen ist. 2. Durch Anlegung von Grundwasser-
werken innerhalb der Einflußsphäre dieser Flüsse kann man sich solchen nach-
teiligen Wiikungen nicht entziehen, weil mit dem Eindringen des Flußwassers
in den Untergrund zu rechnen ist, und weil das MgCl.,, wie nachgewiesen wurde,
zum größten Teile unverändert durch den Boden hindurchtritt oder aber in das
1) Ztschr. f. Chem. u. Ind. d. Kolloide 1913, 12, 45; ref. nach Gesundh. - Ing. 1913, 36, 211.
32 Landwirtschaftliclie Pflanzenproduction.
ebenso schädliche CaClj umgesetzt wird. 3. Die Mg Clj- Zufuhr erfolgt im "Weser-
gebiet ausschließlich durch die Bndlaugen der Kaliindustrie, im Eibgebiet zu
etwa 92 "/o durch die Endlaugen der Kaliindustrie, zu etwa 8 % aus dem Mans-
felder Schlüsselstollen. 4. Demnach kann die Endlaugenzuleitung zu den ge-
nannten Stromläufen nicht weiter gesteigert werden, ohne die gesundheitlichen
und wirtschaftlichen Interessen in den genannten Gebieten zu gefährden. 5. Die
fernhaltung der Endlaugen von den Stromläufen ist technisch durchführbar.
Aus rein finanziellen Gründen erfolgt sie nicht. Angesichts des für Deutschland
vorhandenen Kalimonopols und der Interessengemeinschaft sämtlicher Kaliwerke
können aber finanzielle Gründe nicht maßgebend sein. 6. Der finanzielle Schaden,
der den Unterliegern aus der Endlaugenabteilung erwächst, ist größer als die
dadurch erzielten Ersparnisse der Kaliindustrie.
Eberts: Der schädliche Einfluß der Verunreinigung und der ßegulierung
der Wasserläufe auf die Fischerei. — Allg. Forst- u. Jagd-Ztg. 1913, 89, 83—87.
— Die große Verschmutzung der Wasserläufe durch die Einleitung von Ab-
wässern industrieller und landwirtschaftlicher Betriebe oder kommunaler Kanali-
sationen und sodann die vielfach übertriebene Regulierung der Flüsse und Bäche
schädigen die Fischerei schwer oder vernichten sie vollständig. Eine Besserung
der abnormen Verhältnisse bei der Gewässerverunreinigung kann durch ein
Reichs -Wassergesetz erreicht werden, Regulierungen von Bächen, namentlich von
Gebirgsbächen sind auf das allernotwendigste zu beschränken.
Glaser, Erhard: Über die Desinfektion von Fäkalien und städtischen
Sielwässern, die Behandlung der letzteren mit Nitraten, nebst Untersuchungen
über die Zusammensetzung und Veränderungen des Kanalinhalts der Wiener
Hauptsammler. ■ — Arch. f. Hyg. 1913, 77, 165 — 310; ref. nach Gesundh. -Ing.
1913, 36, 173. — In 6 Kapiteln wird eine ausgezeichnete Literaturübersicht über
den derzeitigen Stand der Desinfektion von Fäkalien und städtischen Sielwässern
und der Behandlung der Abwässer mit Nitraten gegeben. Bei den Wiener Siel-
wässern stellte der Vf. fest, daß diese nur wenig verschmutzt sind und namentlich
nur geringe Mengen suspendierter Stoffe enthalten, was auf die später erfolgten
Desinfektionsversuche von günstigem Einflüsse war. In den Wiener Siel-
wässern findet sich eine verhältnismäßig große Menge gelösten O bis zur Hälfte
des jeweiligen Sättigungswertes des Wassers, und zwar reichlicher in con-
centrierterem Abwasser als in verdünntem.
Kaßner. C: Zur Frage der Austrocknung der Erde. — Mitt. d. D. L.-G.
1913, 28, 400. ■
Kloeß, A. : Die deutsche Wasserwirtschaft. Grundriß der Wasserwirtschafts-
lehre. Halle, W. Knapp, 1912.
Kossowicz, A.: Einführung in die Mykologie der Gebrauchs- und Ab-
wässer. Berlin, Gebr. Bornträger. 1913. — Eine kurze Darstellung der zur
Reinigung des Wassers und Abwassers gebräuchlichen Methoden unter besonderer
Berücksichtigung der Bakteriologie bezw. Mykologie der Gebrauchs- und Ab-
wässer. Inhalt: 1. Einleitung; 2. Der Keimgehalt des Wassers; 3. Das Vor-
kommen pathogener Bakterien im Wasser; 4. Die Selbstreinigung der Gewässer;
5. Die Reinigung des Wassers durch Absitzen und chemische Fällung; 6. Das
Faulverfahren; 7. Sandfiltration, Schnellfiltration und Kleinfilter; 8. Rieselfelder,
intermittierende Bodenfiltration, Spritzverfahren und Fischteichverfahren; 9. Bio-
logische Füllkörper und Tropfkörper, Nitratbehandlung, Tonreinigungsverfahren;
10. Wassersterilisation; 11. Die Reinigung industrieller und gewerblicher Ab-
wässer; 12. Mykologische Untersuchung des Wassers und Abwassers.
Locher, Hugo: Die Behandlung des Abwassers aus Schlachthöfen und
deren Nebenbetrieben. Stuttgart, Bauzeitungsverlag, 1912; ref. in Gesundh -Ing.
1913, 36, 81. — Die Ergebnisse aus den gemachten Beobachtungen gliedern sich
in folgende Hauptabschnitte: I. Entstehung und Zusammensetzung des Abwassers.
11. Menge des Abwassers. III. Ableiten des Abwassers. IV. Reinigung des
Schlachthofabwassers. V. Die Schlammbeseitigung. VI. Gewinnung verwert-
barer Stoffe aus dem Schlachthofabwasser. VII. Die Desinfektion des Schlachthof-
abwassers. Literatur.
Ney, E.: Die Hochwasserschäden und der Wald. — Silva 1913, 1, 119—122.
— Gewisse Waldformen geben den besten, unter Umständen einzigen Schutz
gegen Abschwemmungen, Überschwemmungen, Murbrüohe und Versandungen.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. "Wasser. 33
Rohland, F.: Über einige Reinigungsmethoden der Abwässer. — Ge-
sundheit 1913, 38, 129—132; ref. nach Wasser u. Abwasser 1913, 7, 304. — In
der Hauptsache werden die Absitz - Verfahren und das vom Vf. erfundene
Kolloidtonreinigungsverfahren besprochen.
Rothenfußer, S. : Über den Nachweis sehr kleiner Mengen von HNO3
in Wasser. — Chem.-Zeit. 1913, 37, Nr. 89, 897. CD.)
Samter, M.: Statistik der märkischen stehenden Gewässer. — Jabrb. f. d.
Gewässerkunde Norddeutschlands. 2. Bd. Berlin, E. S. Mittler & Sohn, 1912.
— Eine eingehende, durch Tabellen und Karten unterstützte Statistik der 4571
stehenden Gewässer (Seen, Teiche, Pfuhle) nach ihrer Größe, Tiefe, Höhenlage,
Plußzugehörigkeit und geographischen Lage. Die Provinz besitzt auf 1000000 ha
1145 stehende Gewässer.
Spiegel: Über die Vernichtung von Bakterien im Wasser durch Protozoen
und über die Fähigkeit der Bodanazeen, Bakterienfilter zu durchdringen. —
Arch. f. Hyg. 1913, 80, 283.
Thienemann, Aug.: Die Verschmutzung der Ruhr. — Wasser u. Gas
1913, Nr. 19. 419; ref. in Gesundh.-Ing. 1913, 36, 587. — Die Wasserverhältnisse
der Ruhr, die im Gegensatz zur Emscher nicht nur für die Industrie, sondern
auch für den landwirtschaftlichen Gebrauch und für die Versorgung der Städte
mit Trinkwasser noch eine bedeutende Rolle spielt, bedürfen dringend der
Sanierung, wenn die Ruhr nicht in absehbarer Zeit in einen ähnlichen Zustand
wie die Wupper und Emscher verfallen soll. Auf die schlechte Beschaffenheit
des Ruhrwassers wirkte besonders verhängnisvoll die Dürre des Jahres 1911 ein.
Die untere Ruhr wurde während dieses Sommers eine mit Chemikalien aller
Art gesättigte Lauge, die den Namen Flußwasser nicht mehr verdiente und die
beispielsweise dicht am Mülheimer Wasserwerk im Sept. 1911 19 mg Cyankalium
im 1 Wasser enthielt, und doch waren die Wasserwerke im ganzen unteren
Ruhrtai auf das von diesem Ruhrwasser gespeiste Grundwasser angewiesen.
Tillmans, J., und Heublein, 0.: Über die Bestimmung von Chlor in
natürlichen Wässern. — Chem.-Zeit. 1913, 37, Nr. 90, 901.
Vogel, J. H. : Die Abwässer aus der Kaliindustrie, ihre Beseitigung, sowie
ihre Einwirkung in und an den Wasserläufen. Berlin, Gebr. Bornträger, 1913.
— Auf S. 89 — 176 wird behandelt: Der Einfluß der Kali endlaugen im Fluß-
wasser auf Riesel-, Stau- und Überschwemmungswiesen, das Chlormagnesium als
Pflanzennährmittel, Wässerungs versuche mit endlaugenhaltigem Wasser, die Auf-
schließung und Auswaschung des Bodens durch Chlormagnesium, die Beeinflussung
der Struktur des Bodens (Verschlemmen), die Niederschlagung von Ton und
Schlick, die Anreicherung des Salzgehaltes durch Verdunstung, praktische Er-
fahrungen mit Kali endlaugen beim Bewässern von Rieselwiesen (Eimerwiesen
unterhalb Gifhorn, Allerwiesen zwischen Müden und Langlingen, Berliner Riesel-
felder), praktische Erfahrungen mit Kali endlaugen auf Überschwemmungswiesen
beim Ausufern des Flusses (Wiesen an der Bode, Wiesen beim Großen Graben
bei Neuwegersleben, Schunterwiesen, Unstrutwiesen), praktische Erfahrungen
beim Bewässern mit Nordseewasser, Aufstellung von Grenzwerten für den Gehalt
eines Bewässerungswassers an Chlormagnesium und Einfluß dieses Salzes auf die
Keimung und die erste Entwicklung der Kulturpflanzen.
Vorwerk: Das Wasser im Walde. — D. Forst-Zeit. 1913, 33, 659—661.
— Im Walde muß überall da entwässert werden, wo der Boden stagnierendes
Wasser hat, da solches von unseren Holzarten nicht vertragen wird'. Die
günstigen Wirkungen einer gründlichen Entwässerung schildert der Vf. dann
an der Meliorierung einer 16 ha großen sumpfigen Ödlandfläche und eines 1 ha
großen nassen unfruchtbaren Forstbodens. Beide Gründe wurden durch Anlage
von verschiedenen Gräben trocken gelegt und mit Kiefern aufgeforstet. Im
ersten Fall erwuchs nach 50 Jahren ein vollbestockter Kiefernbestand IV. Bonität,
im zweiten, nach ca. 45 Jahren ein solcher III./II. Bonität. Gleiche nachhaltige
Erfolge ergaben sich bei zwei größeren Brüchern, die nach ihrer Entwässerung
der Landwirtschaft überwiesen wurden und jetzt, nach 66 Jahren, Tausenden von
Rindern, Schweinen und Pferden Nahrung liefern. An der rechten Seite des
Bobers, in der Höhe von Sagan nach Naumburg a. B. ließ man an mehr als
hundert Stellen die Fischteiche eingehen, da diese die Umgegend auf sehr weite
Entfernung versumpften und so die Getreideernten wesentlich schädigten.
Jahresbericht 1913. 3
34 Landwirtschaftliolie Pflanzenproduction.
Weston, Robert Spurr: Abwasserbehandlung mit Oxydation. — Engin.
Reo. 1912, 66, 426; ref. in Wasser u. Abwasser 1913, 6, 145. — Als Oxydations-
verfahren bei der Abwasserbehandlung faßt der Vf. alle diejenigen zusammen,
welche auf inniger Berührung des Abwassers mit Sauerstoff und mit aerobischen
Bakterien beruhen. — Er rechnet dazu die Mischung mit 0 enthaltendem
Wasser bei Einleitung in Flußläufe, Oberflächen -Berieselung, Füllverfahren,
Tropf verfahren, intermittierende Sandfiltration und langsame Sandfiltration.
Überall ist Vorbehandlung des Abwassers sehr wichtig, weil die ungelösten
Stoffe durch Oxydation sehr schwer zu beseitigen sind im Gegensatz zu den
gelösten Bestandteilen, die leicht zu behandeln sind. Selbst bei der Einleitung
in Flußläufe ist Absieben oder Absitzenlassen erwünscht, wenn die Bildung von
Schlammbänken vermieden werden soll; bei Tropfkörpern verhüten sie Ver-
stopfungen der Verteilungsdüsen, bei Füllkörpern beugen sie der Verschlammung
vor, bei den Sandfiltern erhöhen sie die Filtrationswirkung.
Herrings: Wünschelrute und Inklinationsnadel. — v. Klinckowström, C:
Der Kampf um die Wünschelrute. — Leisen. Math.: Über meine Wünschel-
ruten-Experimente. — Kleinau, R. : Die Wünschelrute in Eckartsberge. —
Walther; Zur Wünschelrutenfrage. — Herrings: Wünschelrute und Acoustöle.
— v. Grraeve, 0.: Blitzgefahr und Wünschelrute. — Werner, H. : Das Aus-
land und die Wünschelrute. — v. Klinckowström. C. : Zur Wünschelruten-
frage. — Barr et, W. H.: Die Ursachen der Wünschelrutenerfolge. — Werner,H.;
Die Wünschelrute und die französische Wissenschaft. — Beyer: Die englischen
Geologen und die Wünschelrute. — Behme: Die Landesgeologen und die
Wünschelrute. — Diese und einige andere Artikel, welche die Wünschelruten-
frage in günstigem Sinne beurteilen, finden sich in der ..Wünschelrute", der
Beilage zum Wasser 1913, 9.
Das preußische Wassergesetz vom 7. April 1913, auf Grund der Ver-
handlungen des Landtages erläutert von Rechtsanwalt Dr. Hans Gottschalk,
Dortmund. Bonn, A. Marcus u. E. Weber's Verlag, 1913. — Durch das
Inkrafttreten des neuen Gesetzes treten nicht weniger als 79 verschiedene, dem
Wasserrecht angehörende Vorschriften des bisherigen Rechts in Preußen
außer Kraft.
Beeinflussung der Wasserführung der Flüsse durch Bewaldung
in den White Mountains. Feststellung durch die Geologische Anstalt der Ver-
einigt. Staaten von Nordamerika. — Engin. Rec. 1912, 65, 652 u. 653; ref. nach Wasser
u. Abwasser 1912/13, 6, 180 u. 181. — In zwei benachbarten 13 qkm großen,
auch sonst fast ganz gleichen Nebenflußgebieten des Pemigewasset- Flusses (in
den White Mountains), die sich aber dadurch unterschieden, daß das eine dicht
mit Hochwald besetzt, das andere abgeholzt und abgebrannt war, wurden Regen-
und Schneemesser aufgestellt und die Abflußmengen während 17 Tagen im
April 1912 genau gemessen. Dabei stellte sich heraus, daß die Abflußmengen
aus dem abgeholzten Bezirk doppelt so groß als aus dem Waldbezirk waren und
daß die größte Abflußmenge des Waldgebietes nur 67 "/o von denjenigen des
entwaldeten Gebiets ausmachten. Den Herausgebern des Engineering Record ist
das Gebiet, auf welchem die Untersuchungen angestellt wurden, zu klein und
die Zeit zu kurz, um solche Schlüsse daraus zu ziehen.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 35
3. Boden.
Referenten: Th. Dietrich und G. Kalb.
a) Mineralien, Oesteine, Verwitternng.
Terra rossa, deren Natur und Entstehung. Von Fr. Tücan. ^) —
Der Vf. schließt sich der Ansicht jener Forscher an, welche Terra rossa als
unlöslichen Rückstand der Kalksteine und Dolomite betrachten. Beim Auf-
lösen von Kalksteinen und Dolomiten der kroatischen Karstgebiete in HCl
bleibt regelmäßig ein unbedeutender Rückstand (ca. 0,3%), der große
Ähnlichkeit mit T. rossa zeigt. Ihre Hauptmasse besteht aus durch fremde
Beimengungen verunreinigten Aluminium hydroxydgel. Der Vf. folgert aus
seinen Untersuchungen, daß die Terra rossa nach all ihren Eigenschaften
mit dem Bauxit vollkommen identisch ist, so daß Bauxit ältere Terra rossa
und diese recenter Bauxit wäre.
Terra rossa. Von A. Atterberg. ^) — Eine Probe Terra rossa aus Ungarn
zeigte höhere Plasticitätsziffern als sämtliche, vom Vf. bisher untersuchten
Böden. Sie wurde daher näher untersucht. Bei der Schlämmung ergab die
Probe die Gehalte von 4,2 °/o „Mo" (feiner Sand gröber als 0,02 mm D.)
mit etwas Sand, 9,1 7o „Schluff" (0,02—0,002 mm D.) und 86,3% KoDoid-
schlamm (feiner als 0,002 mm D.). Der Mo enthielt 87 "/n nicht salzsäure-
löslicher Mineralien und bestand wie der Schluff aus Quarz (teilweise
Porphyrquarz), Kalifeldspat, Limonit und Schuppen von Muskovit (Kaolin)
nebst etwas Hornblende, Turmalin, Epidot und ähnlichem. Der Kolloid-
schlamm ergab bei der Analyse folgende Zusammensetzung:
SiOa AI2O3 FeaOs CaO MgO KjO Na,0 Glühverlust Summe
42,90 30,30 10,88 0,00 2,01 1,63 0,10 11,22 99,W (etwas schwarze Kohle)
Hiernach scheint der Schlamm aus fast 70%Kaolinit, etwa 12%
Limonit, etwa 18 % Quarz, Feldspat und anderen Mineralien zu bestehen.
Die braune, nicht rote Farbe des Schlammes, die Analyse sowie mikro-
skopische Untersuchung der gröberen Teile lehren, daß in dieser Terra rossa
der Fe-Gehalt nicht in Form von Hämatit, sondern von Limonit vorkommt.
Zwei vulkanogene Lehme aus Japan. Von Toyotaro Seki.^) —
A. Das Material aus der Gegend von Tokio. Wegen der hohen
Löslichkeit in HCl und das starke Absorptionsvermögen für KgO und
P2O5 ist der Boden von 0. Kellner als Zeolithboden bezeichnet worden.
Zur Untersuchung gelangte eine Lebmprobe aus dem Untergrund des west-
lichen Tokio. Nach der mikroskopischen Untersuchung besteht der Lehm
zum kleineren Teil aus frischen Mineralien (Hypersthen, Augit, Olivin,
Magnetit, Plagioklas) und Glas und zum größeren Teil aus deren Zersetzungs-
producten. Die Tonaggregate dieses Lehms sind äußerlich dem von Stein-
riede sog. Argillit ähnlich, der Lehm enthält jedoch eine große Menge von
durch HCl zersetzbaren Tonaggregaten, die dem Argillit von Steinriede nicht
entsprechen, die der Vf. Argillitoid nennt. Letztere scheinen aus Allophan
oder einem allop hanähnlichen Tonerdesilicat zu bestehen.
3) N. Jahrb. f. Miner. u. Geol., Beilageband 34, 401—430; ref. nach Internat. Mitt. f. Boden-
kunde 1913, m. 70 (Sandor). — ^ Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1913, III. 323—824. (Entnommen d.
unten folg. Arbeit des Vf. ,,Die Plasticität und Bindigkeit der liefernden Bestandteüe der Tone".) —
s) D. Idwsch. Versuchsst. 1913. 79 u. 80, 871-890 (Instit. f. Mineral, u. Petrogi. d. Univ. Leipzig).
3*
36 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
B. Das Material aus der Gegend von Morioka (Nordostjapan).
Nach der mikroskopischen Untersuchung besteht dieser Lehm aus Plagioklas,
Hypersthen, Augit, Magnetit, bräunlichem Glas und Aggregaten von Zersetzungs-
producten. Er enthält weder Olinn noch wasserhelles Glas, die sich in vorigem
Lehm fanden. Aus dem Mineralbestand geht unzweideutig hervor, daß der
Lehm aus Asche von olivinfreiem Augit-Hypersthen-Andesit gebildet ist.
Man kann drei Gruppen von Tonaggregaten in diesem Lehm unterscheiden:
1. Durch HCl zersetzbare isotrope, d, h. Argillitoide , 2. durch HCl un-
angreifbare, aber durch HSO^ zersetzbare, d. h. Argillit und 3. durch HSO^
unangreifbare, meist Aggregatpolarisation zeigende, d. h. anauxitähnliche
Tonaggregate. Die erste Gruppe bilden den größten Teil der Tonaggregate
des Lehms, die zweite ist viel weniger, die dritte noch weniger vertreten.
Die chemische Zusammensetzung von „Salpeter-Efflorescens^ in
Uruguay und Argentinien. Von J. Schröder. ^) — Die chemische Unter-
suchung von zwei Mustern solcher Auswittterungen ergab folgende pro-
centisohe Zusammensetzung:
aus Organisclie Substz. NaoSO« NaCl Na2C02 MgSO« HjO (Differenz) Fe^Og CaSOi
Uruguay 2,0 80,0 10,0 3,0 4,0 1,0 — —
Argentinien 3,0 66,0 8,0 — 6,0 12,0 3,0 2,0
Beide Proben enthielten keine Nitrate.
Auflösung von Kieselerde in Untergrundwasser. Von F. Dienert.^)
— Bringt man in ein Gefäß, welches mehrere kg Sand und eine an COg
mehr oder weniger reiche Atmosphäre enthält, Wasser, so kann man eine
Auflösung von Erdalkalicarbonat und SiOg beobachten. Es besteht eine
Beziehung zwischen der Vermehrung der Alkalinität und der der gelösten
SiOg, die man durch eine logarithmische Formel zum Ausdruck bringen kann.
Bezeichnet man mit x die Vermehrung der Alkalinität des Wassers, aus-
gedrückt als CaO, mit y die Vermehrung der aufgelösten SiO, (ebenfalls
als CaO ausgedrückt), so ergeben sich die Resultate aus der Formel
X — y = Ky. Für Loiresand ist der Log K = 0,063. Bei Abwesenheit
freier COg verliert das im Gefäß enthaltene kalkhaltige Wasser in Be-
rührung mit Sand seine CO^ und einen Teil seiner Alkalinität. Dieser
Verlust an letzterer ist nicht von einer Verminderung der SiOg begleitet.
Über Silicatzersetzung durch Bodenbakterien. L Mittl. Von
K. Bassalik. ^) — Auf polierten Marmorplatten wirkten von 14 Bakterien-
arten, die in Iprocent. Dextrose- Peptonlösung verteilt aufgetragen wurden,
11 deutlich corrodierend. Analoge Versuche mit Kaliglimmer endeten
negativ. Dagegen ließ sich ein Eindringen der Bakterien zwischen die
Lamellen der Glimmerblättchen dann wahrnehmen, wenn diese auf ent-
wickelte Agrarkulturen aufgelegt wurden; der Glimmer nahm an den be-
treffenden Stellen ein kreidiges Aussehen an. Feldspat-Spaltstücke ließen
keine Einwirkung erkennen, doch trat eine langsame Lösung des Silicats
ein, wenn feines Feldspatpulver kalifreien, mit verschiedeueu Reinkulturen
geimpften Nährlösungen zugesetzt wurde. Eine neue Art, B. extorquens,
die mit Oxalaten als alleinige C-Quelle gut auskommt, und diese lebhaft
in COg umsetzt, vermochte bereits innerhalb 2 Monaten 3 °/o des zu-
') Extraetado de la Eevista del Institute de Agronomia Nr. XII. Mai 1913, 15—18. — ^ Compt.
rend. de l'Acad. des sciences 1912, 155. 797. — 3) Ztschr. f. Gärungsphysiologie 1912, 2, 1—32; ref.
im Ctrlbl. f. Bakteriol. U. Abt. 1913, 37, 104 (Löhnis - Leipzig).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 37
gesetzten Orthoklaspulvers zu lösen. Die C Og-Production (aus Ammon-
oxalat) betrug bis zu 2,5 g pro g Bakterien-Trockenmasse in 24 Stunden.
Der Yf. glaubt, daß die Bakterien eine weit wichtigere Bolle bei der Silicat-
aufschließung spielen als die Pflanzen wurzeln und zwar vornehmlich durch
die von ihnen veranlaßte COj-Production.
Beitrag zur Kenntnis der Bodenbildung in Tonen der humiden
Gegenden. Von Benj. Frosterus(-Helsingfors).^) — Die Ergebnisse
seiner Untersuchungen zusammenfassend kommt der Vf. zu dem Schlüsse,
„daß in manchen Fällen bei podsolierten Böden zwei genetisch verschiedene
Teile unterschieden werden müssen, ein oberer und ein unterer. Der obere
Teil, den man den echten Podsolhorizont (P-Horizont) nennen könnte,
ist aus den Schichten A (eluvial) und B (illuvial) zusammengesetzt. Die
A-Schicht zerfällt in Humusschicht (A^) und Bleicherdeschicht (Ag), die
Schicht B in Orterde (B^) und Ortstein (B2). Diese Schichten sind durch
Auslaugung der Bodenart von oben nach unten entstanden. Von der
Schicht A2 sind deshalb sämtliche Oemengteile der primären Ablagerung
von der Verwitterung angegriffen, der ClHj-Auszug ist also durch hohen
SiOg-Gehalt und kleinen Gehalt an den übrigen Gemengteilen charakterisiert.
Die B-SchJchten sind durch Anreicherung von Humus, Tonerde und Eisen,
Auslaugung von MgO und Alkalien gekennzeichnet. — Der untere Teil
des Bodenhorizonts, dessen Lage vom Grundwasser bestimmt wird, könnte
vielleicht schlechthin G-Horizont (Grundwasser-Horizont) genannt werden.
Er ist durch rostfarbige, in vertikaler Richtung laufende Streifen, in dessen
Mitte meist eine Pflanzenwurzel liegt, oder durch unregelmäßig im Boden
zerstreute braune Flecken und Klümpchen charakterisiert. In feinerdigen
Böden ist dieser Horizont von vertikalen, mit einer Rostrinde belegten
kapillaren Rissen durchzogen, und bisweilen kommen horizontale Streifen
von hartem Eisenortstein vor. Kleinere mikroskopisch sichtbare Klümpchen
von blauem Vivianit sind in den trockenen, halbfeuchten Teilen des Ton-
bodens allgemein, und unter dem Mikroskop werden fast immer ganz
winzige 0,1 — 1 mm lange wasserklare Stäbchen desselben Minerals beob-
achtet. Chemisch hat diese Zone eine Zusammensetzung, die in den
wichtigsten Zügen mit dem Untergrund übereinstimmt, unterscheidet sich
von diesen aber durch höheren Eisengehalt. Sie ist also ein An-
reicherungshorizont, aber ein solcher, in dem die Anreicherung,
wenigstens zum Teil, von unten nach oben stattgefunden hat.
Die Grenzen zwischen dem Untergrund (C) und dem G-Horizont sind in
den meisten Fällen sehr undeutlich, und auch nach oben zu geht dieser
Horizont sehr oft allmählich in den ersten Podsolhorizont über, besonders
ist dieses der Fall, wo der letztere schwach ausgebildet ist. Sehr oft
kommt es aber auch vor, daß dieser Horizont sich bis zur Tagesoberfläche
erstreckt. Der Boden ist dann in allen Teilen ein Gley- oder G- Boden."
Die Verteilung von schwach lehmigem Feinsand und Tonteilchen
in Böden. Von R. O. E. Davis und C. C. Fletcher.^) — Die Arbeit
beschäftigt sich mit den Schwankungen in der Verteilung von Feinsand
und Tonteilchen in Böden verschiedener Gegenden, als deren Ursache sie
klimatische Verhältnisse, besonders atmosphärische Niederschläge betrachtet.
(Kalb.)
1) Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1913, III. 99—130. — 2) Orig. Common. 8. Internat. Cong. Appl.
Chem. 15 (1912), Sect. VII. 81-84; ref. nach Exper. Stat. Eec. 28, 28.
38 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
b) Kulturboden.
1. Analysen und Eigenschaften.
Die Charakterisierung des Bodens nach der molekularen Zu-
sammensetzung des durch Salzsäure zersetzlichen sih'catischen Anteiles
des Bodens (der zeoh'tischen Silicate). Von R, Gans (Berlin), i) —
Die Ergebnisse seiner umfangreichen Arbeit bringt der Vf. in folgenden
„Schlußfolgerungen" zum Ausdruck. 1. Die zeolithischen Silicate des
Bodens zeigen dieselbe Zusammensetzung und dasselbe Verhalten wie die
künstlichen Aluminatsilicate und können somit wie diese als chemische
Verbindungen angesehen werden. Die Verwitterung bringt es mit sich,
daß sie im Boden nicht immer in reiner Form, sondern, gewöhnlich im
geringen Maße, durch Zersetzungsproducte verunreinigt vorkommen, a) Sie
zeigen die für Aluminatsilicate charakteristische molekulare Zusammen-
setzung 3+ Mol. SiO:l Mol. AI, 03:1 Mol Base, wenn sie durch die
Anwesenheit von Carbonaten der Erdalkalien vor der Verwitterung ge-
schützt sind. (Neutrale und alkalische Reaktion des Bodens.) b) Sie
zeigen einen geringeren Basengehalt als 1 Mol. Base auf 1 Mol. AljOg,
wenn sie durch saure (kohlensaure) Verwitterungslösungen zersetzt wurden.
Das Verhältnis der SiOj zur AUOg bleibt wie 3+ : 1. (Saure Reaktion
des Bodens.) c) Sie zeigen einen geringeren Gehalt an SiO, als 3 Mol.
SiOg auf 1 Mol. AI2O3, wenn in den Verwitterungslösungen die alkalische
Reaktion vorherrschte, durch welche ein Teil der SiOj ausgelaugt wurde.
Infolge des geringeren SiOg-Gehaltes vermögen sie nicht mehr 1 Mol. Base auf
1 Mol. AI2O3 zu binden, ohne daß sie jedoch seinen sauren Charakter besitzen.
(Neutrale und alkalische Reaktion des Bodens.) 2. Daraus ergibt sich, daß für
die neutrale, alkalische oder saure Natur eines Bodens nicht die gewichts-
procentischen Anteile der durch concentrierte kochende Salzsäure ausgesogenen
Basen maßgebend sind, sondern das molekulare Verhältnis der Basen
zu der SiOg und Alg O3 in den hierbei zur Zersetzung kommenden Sili-
caten. Dieses Verhältnis wird den Zustand des Bodens am besten
charakterisieren. 3. Es empfiehlt sich nach dem Vorschlage van Bemmelen's
hei der Salzsäuremethode auch die SiOj zu bestimmen. Außerdem ist
die molekulare Umrechnung der Analysenresultate auch auf
die (nicht an die anderen Säuren des Bodens [P2O5, SO3 usw.]
gebundenen) Basen auszudehnen, a) weil die molekulare Umrechnung
auch der Basen noch schärfer den Verwitterungszustand des Bodens
demonstriert, als die der SiOg und AI2O3 allein, b) weil die molekulare
Zusammensetzung von größtem Einfluß auf die Löslichkeit der PjOj und
auf den Austausch und die Löslichkeit der Basen ist und c) weil die
Hygroskopicität ebenfalls von der chemischen Zusammensetzung des Ver-
witterungssi licates abhängig sein muß und d) weil die Bestimmung der
Hygroskopicität in Verbindung mit der molekularen Berechnung uns häufig
über die Fälle aufklären wird, bei denen die Höhe der Hygroskopicität
nicht dem durch Salzsäure bestimmten Kolloidgehalt entspricht, ob der
Fehler (infolge der Zersetzung nichtkolloidaler Silicate) bei der Kolloid-
bestimmung liegt oder ob die Hygroskopicität durch die chemische Zu-
1) Internat. Mitt. f. Bodentunde 1913, lU. Heft 6, 529—571.
A. Quellen der Pflanzenernälirung. 3. Boden. 39
sammensetzung der zeolithischen Bestandteile beeinflußt wurde. 4. Die
Ausführung der Hygroskopicitätsbestimmung (nach Mitsc herlich), deren
Wichtigkeit aus diesen Ausführungen hervorgeht, bei der Untersuchung
aller Böden ist dringend zu befürworten. 5. Die von de'Sigmond ge-
forderte Berechnung in Äquivalenten kann bei den Basen durch die Angabe
des Anteiles der einzelnen Basen an dem molekularen Verhältnis zum
Ausdruck kommen; vielleicht in der Form wie folgendes Beispiel er-
kennen läßt. A c Hl- 1 i-i r^
I 0,5 Mol. CaO
4,20 Mol. SiO^ :1 Mol. Al^Og :0,95 Mol. Base { ^A " ^^^
j 0,2 „ K,0
0,05 „ Na,0
6. Die molekulare Berechnung ist auch dann von hohem Wert, wenn
man nicht eine chemische, sondern eine physikalische Bindung im Ver-
witterungskomplex annimmt, denn es ist für die Berechnung und Be-
urteilung des Bodens gleichgültig, ob z. B. die neutrale Reaktion durch das
Bestehen neutraler Aluminatsilicate oder durch ein vorhandenes Absorptions-
maximum, welches dasselbe Molekularverhältnis wie die neutralen Aluminat-
silicate zeigt, und ob die saure Reaktion durch saure Aluminatsilicate oder
durch absorptiv ungesättigte Gele von SiOj und AlgOj erklärt wird.
Molkenboden. Von R. Hornberger.^) — Die untersuchte Probe
stellte — wie früher untersuchte Proben — ein hell, weißlich graues
oder grauweißes Bodenmaterial dar, im trockenen Zustande bröcklig und
ziemlich fest, im durchfeuchteten Zustand plastisch, bindig und ziemlich
schwer durchlässig für Wasser. Die Probe wurde einer chemischen und
physikalischen Untersuchung unterworfen, deren Ergebnisse sich wie folgt
ergaben. 100 Teile der lufttrockenen Feinerde enthielten:
Hygroskop, chemisch geb. Organ. »^ Glüh- in kalter HCl (1,15 spec. Gewicht)
Wasser HaO^) Substanz verlast KoO CaO MgO P. 0
1,240 1,897 1,592 0,075 4,729 0,034 0,010 0,088 0,035
Eine gleichzeitig und gleicherweise untersuchte Probe guten sandigen
Lehmbodens des mittleren Buntsandsteins enthielt 0,047 °/o K, 0,014 ''/q CaO
und 0,026 *^/o P2O5. Der Molkenboden ist hiernach nicht nennenswert
geringer als der Lehmboden. Hinsichtlich der „Hygroscopicität" ist er dem
Lehmboden noch überlegen, sie betrug bei dem Molkenboden 2,92%, beim
Lehmboden 2,21%. — Die mechanische Analyse mit Schlämmung nach
Schöne ergab folgende Werte in % des lufttrockenen Bodens:
Steine Feinerde Sand Staub feinste Teile
mm über 2 unter 2 2—1 1-0,5 0,5—0,2 0,2—0,1 0,1—0,05 0,05—0,01 unter 0,01
8 92 2,69 6,10 9,02 15,92 10,37 20,03 27,87
Die Durchlässigkeit war bei dem Molkenboden nahezu halb so groß
wie bei dem sandigen Lehmboden. „Jedenfalls", sagt der Vf., ,, weist
der hier untersuchte Molkenboden durch seine ganze Beschaffenheit
und Zusammensetzung darauf hin, daß er aus Sandstein, nicht aus
Ton des Buntsandsteins entstanden sein muß." Der Vf. erwähnt ander-
weitige Mitteilungen über Molkenboden: 0. Grupe^) äußert sich auf
Grund seiner geologischen Studien über die Molkenboden -Brücher des
1) Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1913, HI. Heft 4, 353—357. — ») Nur berechnet nach dem Ton-
gehalt. — 3) ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1909, 41, 3.
40
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Sollings, „jedenfalls kann der Molkenboden seiner ganzen Entstehung nach
für gewöhnlich nicht auf Sandsteinschichten sich finden, sondern er hat
stets undurchlässige Tone als Unterlage, aus denen er hervorgegangen ist.
K. Vogel V. Falk e n st ein 1), der die Molkenboden des Bramwaldes und
des Eeinhardswaldes untersuchte, wendet sich gegen Grupe's Ansicht
und hält die echten Molkenböden für Yerwitterungsproducte fester Bunt-
sandsteinbänke und für feine Staubböden mit geringem Gehalt an
plastischem Ton.
Untersuchung westfälischer Bodenarten. Von A, Bömer. -) Aus
eine Reihe von 34 Bodenanalysen werden hier nur einige, welche all-
gemeineres Interesse haben dürften, mitgeteilt, ^/q
Glüh-
rück-
Glüh-
in Salzsäure löslich
Ver-
N
1
stand
lust
CaO 1 MgO
K2O
P2O5
"Waldboden aus Duisburg, Lehmboden ......
93,16
6,84
0,170
0,236 1 0,216 ! 0,133
0,054
,, ,, ,, grauer Sandboden ....
96,05
3,95
0,108
0,095 1 0,063
0,012
0,026
,, ,, Burgstemfart,aus30jähr.Kiefernbestand
96,22
3,78
0,090
0,010
0,017
0,017
0,010
„ ,, ., Heide im Ur2nstand . .
98,34
1,66
0,062
0,032
0,006
0,026
0,024
Graubrauner Sandboden von Buer .... . .
96,89
3,11
0,136
0,122
0,130
0,053
0,053
Sandboden aus einer Neukultur in Herrlngen bei Hamm
88,25
11,75
0,212
0,139
0,031
0,027
0,022
Unkultivierter Sandboden [ *'°?^r/'' ( itTZt '
bei Lippstadt [ Lage { Untergrund .
97,34
98,62
2,66
1,38
0,086
0,027
0,360
0,247
0,031
0,032
0,042
0,026
0,022
0,019
99,19
0,81
0,028
0,063
0,030
0,017
0,023
99,51
0,49
0,015
0,053
0,047
0,026
0,030
i in 5—10 cm Tiefe .
45,34
54,66
1.377
0,260
0,083
0,035
0,156
1 3Q 34
Hochmoorboden aus Oldenburg-! '_' 40—45 \\ '' [
81,22
98,37
18,78
i;63
0,450
0,052
0,122
0,040
0,037
0,031
0,014
0,043
0,036
0,029
l ',] 100 !^ !,' '.
99,26
0,74
0,032
0,035
0,034
0,044
0,019
Bodenverhältnisse in Macedonien und Epirus. Von P. Rolley und
M. de Visme. ^) — Die Untersuchung soll eine genauere Vorstellung von
den agronomischen Eigenschaften und dem ökonomischen "Wert einer wenig
bekannten Mittelmeerregion geben. Diese wurde gelegentlich der Unter-
suchung über in den Ländereien von Monastir (Mazedonien) und Janina
(Epirus) , vorzunehmende Entwässerungsarbeiten ausgeführt. Die unter-
suchten Bodenproben wurden von Überschwemmungsebenen entnommen.
Es ist zu bemerken, daß diese seit Jahrhunderten bebauten Böden niemals
irgendwie gedüngt wurden und daher in der oberen Schicht sehr aus-
gesogen sind. Das bestellbare Land beider Zonen besteht aus kleinen
Mulden, die lange Zeit hindurch Seen, überschwemmte Ebenen oder Fluß-
deltas waren. Die Böden bestehen aus gewöhnlich sehr feinen Schlamm-
ablageruugen, die reich an Pflanzennährstoifen sind, zumal an organischen
Stoffen und P2O5 und daher hervorragend für den Anbau lanwirtschaft-
licher Kulturgewächse geeignet sind. Indessen sind sie häufig überschwemmt
und schwer zugänglich. Nur ein geringer Teil ist gegenwärtig bebaut.
Zu den untersuchten Böden ist folgendes zu bemerken : Die Proben unter I
sind glimmerartige Ablagerungen in der Ebene von Monastir, von heller
Farbe. Die betr. Böden sind undurchlässig; andererseits tragen die im all-
gemeinen sehr geringe Abschüssigkeit, die Nachlässigkeit und das Fehlen
der elementarsten Begriffe von Bewirtschaftung dazu bei, daß der Wasser-
abfluß nur ein ungenügender bleibt. Die Proben unter II sind helle An-
schwemmungserden von der Mündung des Flusses Louros. Dies betr.
1) Ber. d. Oberhess. Ges. f. Natur- u. Heilkunde zu Gießen Bd. 5, 139—151. — -) Ber. über d.
Tätigk. d. Idw&ch. Versuchsst. Münster i. W. i. J. 1912. — ») Annales de l'Institut National Agronomique,
Paris 1911,12; ref. nach Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1913, UL 275 (Borghesani-Rom).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
41
Land ist außerordentlich fruelitbar; indessen sind die Wasserläufe nicht
geregelt. III ist Boden von Maisland in der Ebene von Margaresch. Die
Felder sind voneinander durch tiefe Gräben geschieden. Es werden dort
Mais, Weizen und Reis angebaut. IV ist Boden aus der Ebene von
Delvinon; er ist von heller Farbe. Die beiden Proben unter V sind dem
Anschweramungsland der sehr fruchtbaren Ebene von Vallona entnommen;
beide sind von heller Farbe. Die analytischen Daten beziehen sich auf
100 trockne Erden. Die „physikalische" Analyse trennt den Boden in
groben Sand, feinen Sand, Ton und Humus; grober und feiner Sand
werden weiter zerlegt in „Kieselsäure'', Kalk und organische Stoffe.
Physikalische Analyse
Chemische Analyse
%
Fein-
erde
grober Sand
feiner Sand
Ton
Humus
Summe
SiOz
Kalk
org.
Stoffe
Summe SiOo
Kalk
N
P2O5I K3O
CaCOs
la . .
100,0
48,39
47,67 1 0,30
0,42
42,24
41,40 1 0,84
6.58
0,37
0,099
0,366 1 0,809
1,61
b
89,7
55,36
54,92 1 0,25
0,19
36,43
36,03 0,40
5,72
1,14
0,058
0,267 0,504
1,38
c
100,0
23,05
22,87 j 0,08
0,15
34,73
33.19
1,54
38,81
1,20
0,124
0,137 0,431
1,76
üa
95,4 j 22,98
15,00 7,46
0,42
60,50
45,41
15,09
13,49
0,2?
0,152
0,138 0,299
24,33
b
100,0 17,96
15,12 2.55
0,29
56,09
42,58
13,51
21,85
1,08
0,204
0,275 1 0,334
16,57
m
100,0 30,69
30,40 0,01
0,28
46,86
45.75
1,11
19,47
0,57
0,082
0,047
o.ias
1,55
IV
82,0 24,07
23,76 0,02
0,29
53,17
51,71
1,46
18,93
1,47
0,257
0,095
0,187
1,49
Va Sumpf
100,0 1 42,69
38,48 3,73
0,48
46,02
41,11
4,91
8,09
0,50
0,134
0,131
0,254
8,99
b
100,0
53,95
47,66
5,43
0,90
26,21
17,66
8,66
15,70
0,28
0,150
0,074
0,213
14,73
Die Zusammensetzung von Lößböden im Übergangsgebiet. Von
F. J. Alway. ^) — Als Ergebnis zahlreicher Analysen von Lößböden, die
wechselnden Regenfällen ausgesetzt waren, wurde eine gleichmäßige Ver-
teilung der Mineralbestandteile bis zu 6 Fuß Tiefe gefunden. (Kalb.)
Untersuchung eines Zuckerrübenbodens. Von G. Rösing. ''^) —
Grelegentlich seiner Arbeit: ,,Beiträge zur Kultur der Zuckerrübe'" macht
Vf. einige Angaben über den Boden des Versuchsfeldes, der sich als mittel-
schwerer Lehmboden charakterisiert und seiner mechanischen und physi-
kalischen Beschaffenheit und Tiefgrundigkeit wegen als erstklassiger
Rüben boden anzusprechen ist. Der Boden enthält an abschlämmbaren
Teilen 53,2 ^/q, an Gestein über 2 mm Durchmesser 0; Hygroskopicität
(nach Mit scher lieh) 3,16 %; Absorptionskoefficient für NH3 (nach Knop)
72,5 mg. Der gesamte N-Gehalt betrug 0,089% und an in mit CO2 ge-
sättigtem Wasser löslichen N 0,001 89%. Ferner
in Flußsäure löslich ....
in kochender 25° (^ HCl löslich
in kalter „ „ ,,
in mit C 0^ gesättigten H.j 0 lösl.
inl57oChlorammonlösunglösl. — — 0,148; Kalkwert 0,199
Analysen von Tabaksböden. Von Peichwasser, mitgeteilt von
A. Klütschareff . ^) — Die Analysen, welche z. T. unvollendet blieben, be-
treffen folgende Böden: A. Bessarabien. Die Probe ist in der Nähe von
St. Kischinew genommen, Ackerschicht 15 — 16 cm tief. Pflanzung des
H. Faimon. B. Ebendaher von der Pflanzung des H. Kauschanski. Acker-
schicht 15 — 16 cm tief. Auf diesem Boden wird der Tabak 2 Jahre
K,0
P.O3
CaO
MgO
1,79
0,267
0,054
0,01395
0,19
0,122
0,084
0,00167
0,257
0,254
0,517
0,295
') Orig. Commun. 8. Internat. Cong. Appl. Chem. 15 (1912), Sect. VII. 11 ; ref. nach Exper. Stat.
Rec. 28, 28. — ») Ldwsch. Jahrb. 1912, 43, 438. — s) Journ. f. Ldwsch. 1913, 61, 175 u. 176. Ent-
nommen dem Art. : Die Kultur und die Zusammensetzung des Tabaks in Rußland im Abschnitt Pflanzen-
bestandteüe.
42
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
hintereinander kultiviert. C. Cubanischer Bezirk, Maikopscher Distrikt,
Station Bjeduhowskaja. Die Ackerschicht ist 22 — 26 cm. tief. Erste
Tabakkultur nach 4 jähriger Beobachtung, Flachland. D. Cubanischer Bezirk,
Staniza Holmskaja. Ackerschicht 18 — 20 cm tief. Tabak wird hier zum
ersten Male kultiviert. E. Alte Krim. Bulgarisches Allgemeingut, Acker-
schicht. F. Kaukasus, Suchum Tschaltyluch, Ackerschicht. (Tabak wird
hier 8 Jahre nacheinander angebaut.) G". Kaukasus, Suchum, Dorf Eschery.
H. Kaukasus, Osurgeti. Ackerschicht 15 — 16 cm tief. Tabak wird das
5. Jahr ohne Düngung angebaut. Die analytischen Ergebnisse beziehen
sich auf lufttrockenen Boden, bezw. auf in lOprocent. heißen HCl lös-
lichen Teile in °/o der Böden.
Hygroskopisches HgO
Hunras
Chem. geb.HaO
N
Gesamt- P2O5
A . .
0,845
1,13
0,77
0,13
0,05
D . .
4,85
7,38
2,40
0,41
0,10
E . .
3,66
5,83
2,46
0,43
0,40
F . .
•
6,31
4,72
3,97
0,25
0,39
in lOprocent. HCl löslich
2
o
ta
So
O
N
So
O
£1
o
o
c
o
6
o
o
0
i
0"
CO
0
oT
C . .
2,83
4,07
2,41
0,26
0,19
0,19
8,30 —4,34
o,u
)0,49
0,72
0,40
0,03
0,04
B . .
3,01
3,64
1,76
0,25
0,10
0,168
6,87
- 13,06
0,0i
)0,70
0,65
0,41
0,04
0,03
G . .
5,(
)4
4,42
3,17
0,23
0,25
0,27
14,87
6,70
0,17
1.4'.
n,85
0,48
0,06
0,028
0,27
Die chemische Zusammensetzung wichtiger amerikanischer Böden.
Von W. O. Robinson.^) — Die Untersuchung von 18 Böden und Unter-
böden der wichtigsten Typen aus den Staaten New- York, Pennsylvania,
Virginia, Nord- und Süd-Carolina und Alabama führten zu folgenden Er-
gebnissen: 1. SiO, ist ausnahmslos höher im Oberboden als im Unterboden.
Eisen, Aluminium und Titan sind gleichmäßig höher im Uaterboden. Mit
einer einzigen Ausnahme hatte sich Mangan stets im Oberboden concentriert.
2. Von den nicht regelmäßig bestimmten Elementen war Lithium in allen
Fällen, Caesium und Rubidium dagegen nicht zugegen. Die seltenen Erden
fanden sich in allen Böden, ebenso Chrom, Vanadin und Zircon in ge-
wissen Mengen. Auch Barium und Strontium waren in bestimmbaren
Mengen vorhanden. Nur in einem Boden fand sich Molybdän. 3. Der
Schwefelgehalt der Böden ist viel niedriger, als meist angenommen wird,
er betrug im Mittel von 18 Bestimmungen 0,044 ^'/q. (Kalb.)
Hardin-County-Böden. Von C. G. Hopkins und Andern. 2) — Die
Arbeit, eine Fortsetzung früherer Untersuchungen, besteht in Studien über
Böden von Hardin-County, des sich über 6 Counties erstreckenden un-
vergletscherten Gebietes im südlichen Illinois und des Hügellands der
tiefer liegenden Vergletscherungszone des Staates. Eine Bodenkarte dieser
Landstriche ist beigefügt. Die Arbeit umfaßt die Beschreibung der Boden-
formation und Bodentypen der Gegend, Schätzungen des Nährstoffgehaltes
pro Acker, Düngungsversuche auf typischen Böden dieses Bezirks und
ähnlicher Typen andererer Counties und gibt im Anhang eine Besprechung
1) Orig. Commun. 8. Internat. Cong. Appl. Cham. 15 (1912), Sect. VH. 213; ref. nach Exper.
Stat. Kec. 28, 28. — 2) Illinois Sta. Soil Rpt. 3, 33; ref. nach Exper. Stat. Rec. 28, 31.
A. Quellen der Pflanzenernäbrung. 3. Boden. 43
der bei den bodenkundlichen Forschungen angewandten Methoden neben
Angaben über Fruchtwechsel und Düngemittelfolge. — Der Bodentypus,
der den größten Teil des Hügellandes einnimmt, ist ein gelber feinsandiger
Lehm. Die organische Substanz dieses Bodens ist schwer zersetzlich und
der N-Gehalt derselben wenig nutzbar. Auch die Böden des Oberlandes
sind stickstoffarm. — Für beide Bodenarten empfiehlt sich daher der Anbau
von Leguminosen, der indessen wegen des saueren Charakters der Böden
nicht ohne Kalkzufuhr zu bewerkstelligen ist. (Kalb.)
Torfiges Moorland, Sand- und Alkaliböden. Von C. G. Hopkins,
J. E. Readhimer und O. S. Fischer, i) — In Nord- und Central-Illinois findet
sich mooriges, fast ertragloses Sumpfland, z. T. in zusammenhängenden sich
bisweileo über einige Quadratmeilen erstreckenden Komplexen, z. T. in
kleineren Flächen zwischen andere Bodenarten eingesprengt. — Der Torfboden
variiert von beinahe reinem braunen Torf von 80 und mehr Procent ver-
brennlicher Substanz bis zu schwarzem Moderboden mit bedeutend ge-
ringerem Gehalt an organischer Substanz. — Den Untergrund dieses Bodens,
häufig auch dessen Grenze oder Umgebung, bildet in den meisten Fällen
Sand, bisweUen auch Ton- oder Kalkfelsen. — Auf Farmen dieses Bodens,
wie auch auf den sog. Sandhügelböden stellten die Vff. Düngungsversuche
an. — Als geeignetstes Verbesserungsmittel erwies sich die Zufuhr von
Kali, die nach anfänglicher reichlicher Bemessung nach einigen Jahren
verringert werden kann. — Bei einigen dieser Bodenarten genügte eine
geeignete Bearbeitung ohne dauernde Kalizufuhr. — Auch mit Stalldünger
wurden gute Erfolge erzielt, doch wird dieser einträglicher auf andere
Bodenarten verwandt. Die Böden der Sandhügel-Region konnten durch
Anwendung von Stickstoff verbessert werden. (Kalb.)
Der Tschernosjom Lomonossow's. Von A.Jariloff.-) — Der Vf. zeigt,
daß Lomonossow's Ansichten über Boden (vergl. P. Kossowitsch „Intern.
Mitt. f. Bedenk.'' L 1912, 258 u. 259; A. Pavlow „Pocvovedenie" 1911,
Nr. 4) ganz auf dem Niveau seiner Zeitgenossen standen und restlos in
dem Rahmen der kurzen Übergangszeit Linne-Wallerius Platz finden
können. Lomonossow kannte weder den jetzigen Begriff „Boden", noch
denjenigen „Tschernosjom''. Das, was er unter dem letzteren verstand,
war Linnes „Humus", d. h. eine von den Erden. Es ist wahr, daß in dem
damaligen Begriffe „Erde" z. T. auch unsere Vorstellungen über „Boden"
einerseits, und über einzelne Bodenkomponenten (Ton, Sand, Humus usw.)
anderseits mitenthalten waren ; aber das wesentlichste dieses Begriffes
bestand in einer für unsere Zeit vollkommen „irrationellen" Größe (analog
dem Phlogiston). Diese letztere schließt jede Möglichkeit der Übersetzung
des Lomonossow'schen ,, Tschernosjom" ins Moderne durch „Tschernosjom-
Boden", sowie auch durch „Humus" aus. Übrigens besaß das Wort
„Tschernosjom" niemals eine einheitliche Bedeutung, sondern wurde unter-
schiedslos bald mit ,, Humus", bald mit „Tschernosjomboden" indentifiziert.
Studien über saure Böden von Porto Rico. Von Oscar Loew.^)
— Saure Böden kommen häufiger vor, als man annimmt. Es ist hierbei
zwischen Humussäure und Säure, die mineralischen Verbindungen zu-
zuschreiben ist, zu unterscheiden. Zur letzteren Klasse gehören einige
1) Illinois Sta. Bull. 157, 94—131; ref. nach Esper. Stat. Eec. 28, 32. — ») Russ. Joura.
f. experim. Ldwsch. 1912, 13, 535. — 3) Porto Rico Agricult. Exper. Stat. 1913, BuU. Nr. 13.
44
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Tonböden in Porto Rico. Diese mineralische Bodensäure kann annähernd
bestimmt werden, indem man 50 g zerriebenen lufttrockenen Bodens mit
200 ccm einer neutralen Iprocent. Lösung von Na- oder K-Acetat bei
Zimmertemperatur und unter häufigem Schütteln 24 Stunden digeriert. Die
in Freiheit gesetzte Essigsäure wird in 100 ccm Filtrat titriert. Eine
Anzahl von Böden wurde auf diesem Wege geprüft. Die Menge von
Na OH, welche für die Neutralisation von 100 ccm des Filtrats und die,
welche danach für 1 kg Boden zur Sättigung nötig sind, wurden berechnet.
Die Menge in g Na OH, welche bei 12 verschiedenen Böden zur Sättigung
der frei gewordenen Säure nötig waren, schwankte von 0,1977 g bis
1,5913 g für 1 kg Boden. Auch drei alkalisch reagierende Böden wurden
untersucht, deren freies Alkali (rsp. -Carbonate) pro 1 kg Boden 0,4743,
0,5986 und 2,0440 g HCl zur Sättigung bedurften. Die Beobachtungen,
welche der Vf. mit besonderem Bezug auf 2 N-Sammler: Bacillus butyricus
und Azotobacter in Porto Rico-Böden machte, sind folgende: 1.. Böden von
Porto Rico sind häufig sauer. Diese Säure ist einer Tonsäure (argillic acid)
zuzuschreiben und kann (wie oben bemerkt) bestimmt werden. 2. Das
Buttersäure-Ferment wurde in alkalischen Böden und in allen sauren Böden
gefunden und bestimmt. 3. Ein Maß für den relativen Gehalt an Butter-
säureferment des Bodens kann erhalten werden in der Gasmenge, welche
von verschiedenen Böden entwickelt wird, wenn sie mit N-freier Glucose-
Kulturlösung in einem geeigneten Apparat zusammengebracht werden.
4. Azotobacter wurde nicht nur in mäßig alkalischen Böden, sondern auch
in Böden von beträchtlichem Säuregehalt gefunden. 5. Kälkung von sauren
Böden hat eine sehr günstige Wirkung auf das Wachstum von Azotobacter.
Gekalkter Boden erzeugt eine üppige Haut von Azotobacter und rascher
als ungekälkter. Diese Zunahme von Azotobacter steht im Einklang mit
der Beobachtung, daß die N-bindende Kraft des Bodens mit der Kälkung steigt.
Analysen von Böden des May bucher Moores, ausgeführt im
Sommer 1896 von der Moorversuchsstation zu Bremen, mit-
Fläche
OberOäche bis 20 cm
Tiefere Schicht
H j C-)
N0-)
H 1 C*) ] NO*)
1000 ccm d. frischen Bodens wogen g
nach d. Trocknung bei 105" „
870 777
155 172
836
167
971 1 968 946
92 \ 103 98
In 100 Gewichtsteilen der Trockensubstanz wurden gefunden:
Verbrennliche Stoffe . .
darin N
Asche
in Salzsäure Unlösliches
CaO
P.O,
K,0
93.08
1,33
6.92
5,89
0,31
0,11
0,05
92,28
91.85
97,82
97,25 :
1,37
1,22
0,93
0,94
7,72
8,15
2,18
2,75
6,05
6.29
1.38
1,42
0.26
0,35
0,23
0,21
0,11
0,12
0,06
0,06
0,06
0,04
0,03
0,06
N .
CaO
E,0
Es waren auf 1 ha in einer 20 cm dicken Schicht enthalten:
• • kg
Mittel aus je 2 Analysen.
4123
4713
4075
1711
1936
961
834
1169
423
433
341
378
401
186
124
155
206
134
55
124
0,91
2,60
1,37
0,22
0,05
0,05
431
98
98
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 45
geteilt von C. A. Weber. ^) — Die untersuchten Böden entstammen drei
Flächen jüngeren Torfes, dessen Mächtigkeit im gegenwärtigen Zustande
von 1 — 2,5 und mehr wechselt; er bildete den Ackerboden der ehemaligen
Versuchswirtschaft. Er zeigt die hellbraune Farbe und den guten Er-
haltungszustand der Moorpflanzen, der diesem Torfe im norddeutschen Tief-
lande eigen ist. Sein Grehalt an N und CaO weicht nicht von der typischen
Zusammensetzung dieser Hochmoorböden ab, wie die Bodenanalysen von
den 3 Flächen dartun, auf denen einige Wiesen versuche stattfanden.
Studien über Humusboden. Von S. Leavitt.^) — Der Vf. richtete
seine Untersuchung auf den Nachweis der chemischen Natur der organischen
Substanz des Bodens. Er fand Protein oder proteinähnliche Substanzen
sowie einen stärkeartigen Körper, der sich in reducierbare Zuckerarten
überführen ließ. Aus einem Humus aus Florida wurde ein krystallisier-
barer Zucker erhalten, vermutlich eine Hexose. Pentosane wurden in be-
merken swerter Menge gefunden. N findet sich in allen 1 procent. HCl-
Extrakten des Humus, wahrscheinlich in Form von Aminosäuren.
Untersuchungen über die Humussäure. HI. Die chemische
Zusammmensetzung und das Basenabsorptionsvermögen der
Sphagnen, die Abhängigkeit derselben vom Standorte und die
Bedeutung der einzelneu Nährstoffe bei der Bildung von Hoch-
moor. Von Eugen Gully.') Aus der umfangreichen Arbeit können
wir nur wenige Punkte zu einer Besprechung berücksichtigen. Nach einer
längeren Einleitung äußert sich der Vf. zunächst über den Nährstoffgehalt
der Sphagnen im allgemeinen und betont, daß bei der analytischen Ermitt-
lung des Nährstoffgehaltes der Sphagnen die unterirdischen wie auch ober-
irdischen Pflanzenteile getrennt analysiert werden müssen und daß das
üntersuchungsmaterial tunlichst von jeder Spur fremder Beimischung be-
freit werden muß. Als wurzellose Gewächse hängen die lebenden Sphagnen
mit den abgestorbenen zusammen; wegen der dunklen Färbung der ab-
gestorbenen Teile ist eine scharfe Trennung von den helleren lebenden
Sphagnen leicht möglich. Je nach den Standortsverhältnissen und dem
Alter erreichen die Sphagnen eine verschiedene Länge. Einer Tabelle über
den Nährstoffgehalt von lebenden und abgestorbenen Teilen von Hooch-
moor-Sphagnen entnehmen wir Nachstehendes. Die Gehaltsangaben beziehen
sich auf 100 Teile Trockensubstanz von Sphagnen- Arten vom südlichen
Chiemseemoor. (Siehe Tab. S. 46.)
Dieselben Sphagnumarten von anderen Standorten zeigen größere oder
geringere Abweichungen von vorstehend aufgeführten Gehaltszahlen, so daß
der Standort bei vergleichenden Analysen Berücksichtigung finden muß. "Wie
sich die lebenden von den abgestorbenen Pflanzenteilen unterscheiden, kommt
deutlich zum Ausdruck, wenn die Werte von den lebenden Pflauzenteilen
gleich 100 gesetzt und darauf die Werte der abgestorbenen Teile berechnet
werden wie folgt:
wasserfr. lebende Sphagnen
„ abgestorb. ,,
i) Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, 21 {In der Arbeit: Die Entwicklung der "Wiesen und "Weiden der
"Versuchswirtschaft der Moor -Versuchsstation zu Bremen im Maybuscher Moor. Ebend. 17—192.) —
«) Journ. of Ind. and Engin. Chem. 1912, 4, 601; ref. nach Erper. Stat. Rec. 1913, 28, 203 und Chem.
Ctrlb). 1913, I. 325 (Steinhorst). — 3) Mitt. d. K. Bayr. Moorkulturanstalt München 1913, Heft 5, 1—83.
Eoh-
asche
Rein-
asche
in HCl
Unlösliches
CaO MgO
K2O
F-.O,
N
100
100
100
100 100
100
100
100
93,0
78,5
146,9
100,3 87,5
39,1
.75,0
81,7
46
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Sphagnum-
Ver-
brenn-
Unver-
brenn-
davon in Salzsäure löslich
ünlös-
N
In der Reinasche %
Arten
liches
Uches
incl.COo
eicl.COo
asche
CaO MgO
Kjü
P2O5
in HCl
CaO
MgOjKaO
PüOs
fuscnm . .
98,260
1,740
1,264 0,291 0,129
0,282
0,046
0,476
0,541
23,02
10,26
22,30
3,,54
<D
aoutifolium
98,042
1,958
1,378
0,2550,129
0,303
0,066
0,580
0,668
18,50
9,36
21,00
4,79
O (D
rabellum .
97,293
2,707
2,822
0,317lO,142lO,608'0,07S
0,425
0,800
13.89
6,22
26,60
3,42
° g
medium
97.205
2.795
2,349
0,286 0,108!0,589,0,103
0,446
0,850
12,17
4,59
25,10
4,.38
■1 cl
papil losum
97,207
2.793
2,338
0,259 0,122
0,474;0,055
0,455
0,775
11,08
5,22
20,20
2,35
^5
moUuscum
97,693
2,307
1,453
0,223 0,115
0,306 ;0,082
0,854
0,956
15,34
7,91
21,00
5,64
&H
cuspidatum
97.284
2,716
2,350
0,178 0,152
0,647 |0,073
0,366
0,724
7,57
6,47
27,50
3.10
Mittelwerte
97,570
2.430
1,916
0,2580,128
0,458 0,072
0,514
0,759
13,46 6,68
23,90
3,76
fuscura . .
98,465
1,535
0,998
0,2750,099
0,044;0,027
0,637
0,429
27,55
9,92
4,41
2,70
acuüfoliuB)
98,219
1,781
1,061
0,2480,116
0,0920,046
0,720
0.533
23,37
10,93
8,67
4,38
© ©
rnbellum .
97,532
2,468
2,763
0,331 ' 0,124
0,276
0,056
0,705
0,682
18,77
7,03
15,60
3,18
o S
medium
97,445
2,555
1,833
9,274 0,125
0,259
0,049
0,722
0,610
14,94
6,82
14,10
2,67
Sq''
papiilosiun
97,546
2,454
1,774
0,252 0,115
0,273
0,053
0,680
0.616
14,20
6,48
15,30
2,99
W/JS
moLluscum
97,397
2,603
1.342
0,230 0,102
0,106
0,077
1,261
0,940
17,13
7,60
7,90
5,74
^fe
cuspidatum
97,574
2,426
1,769
0,205 0,103
0,205
0,070
0,657
0,635
11,59
5,82
11,60
3.96
Mittelwerte
97,740
2,260
1,505
0,259 1 0,1 12
0,179|0,054
0,755
0,620
17,21
7,44
11,89
3,59
In gleicher Weise wie die Hochmoor-Sphagnen wurden auch die
Sphagnen der Waldmoore und der Wiesenmoore untersucht und darnach
„die unterschiede im mittleren Nährstoffgehalte der drei Moorarten" er-
örtert, sowie „die Unterschiede in der Zusammensetzung derselben Sphagnum-
Arten verschiedenen Standorts" und ferner „die Unterschiede im Nährstoff-
gehalt der lebenden und abgestorbenen Sphagnen und die Bedeutung der
einzelnen Nährstoffe bei der Bildung von Hochmoor. — Diesem Abschnitte
folgen Abschnitt III „die Absorptionsgröße der Sphagnen für Basen" und
Abschnitt IV die Unterschiede in der Absorptionsgröße der drei Sphagnen-
gruppen für Basen und deren Abhängigkeit von dem Nährstoffgehalt der-
selben. Auf Grund seiner Forschungen geht der Vf. von der Überzeugung
aus, „daß der Sphagnumtorf weder freie Humussäuren noch anderweitige
freie Säuren enthält, daß vielmehr die sauren Eigenschaften dieses Torfes
durch die Kolloidsubstau zen (Hyalinzellen) der vertorften Sphagnen hervor-
gerufen werden, wie solche schon in unverminderter Stärke bei den
lebenden und abgestorbenen Sphagnen zu beobachten sind. Da bei der
Feststellung von Kolloidwirkungen ganz bestimmte Versuchsbedingungen
eingehalten werden müssen, was bei Bestimmungen unsrer Säuren unter-
bleiben kann, so wurde das Absorptionsvermögen für verschiedene Basen,
CaO und NagO neu festgesetzt". Die Sphagnen entziehen lOprocent.
Calciumacetat und 25 procent. Natriumacetatlösungen am meisten Basen
und zwar stehen die absorbierten Mengen CaO und Na^O im äquivalenten
Verhältnis zu ihren Molekulargewichten. Zu denselben Absorptionsgrößen
gelangt man, wenn die Sphagnen mit verdünnter Natronlauge ausgeschüttelt
werden, die etwas mehr freies Alkali enthält als ihrer Absorptionsgröße
für Basen aus vorgenannten Salzlösungen entspricht. Nach den drei ver-
schiedenen Methoden kamen von sämtlichen chemisch analysierten Sphagnen-
proben deren Absorptionswerte für Basen zur Bestimmung. — Die Unter-
schiede in der Absorptionsgröße der drei Sphagnengruppen kommen in
folgender Zusammenstellung zum Ausdruck. Die lebenden und abgestorbenen
Pflanzenteile der verschiedenen Sphagnenarten vermögen eine Menge Basen
auf der Zellhaut ihrer Hyalinzellen zu verdichten, welche, umgerechnet auf
Procente H, die aufgeführten Werte annehmen. — Die Alkalimenge, welche
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 47
100 g wasserfreie Sphagnen einer Salz- bezw. NagO-Lösung zu entnehmen
vermögen, entspricht folgenden Mengen H in "/o:
Lebende Sphagnen Abgestorbene Sphagnen
Maximum Minimum Mittelwert Maximum Minimum Mittelwert
Hochmoor- Sphagnen 0,1176 0,0732 0,0937 0,1226 0,0784 0,0991
Waldmoor- „ 0,0920 0,0705 0,0806 0,0928 0,0703 0,0830
Wiesenmoor- „ 0,0757 0,0115 0,0515 0,0440 0,0134 0,0266
Oder:
Hochmoor -Sphagnen 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Waldmoor- „ 78,2 96,3 86,0 75,7 89,7 83,7
Wiesenmoor- „ 64,3 15,7 55,9 35,9 17,1 26.8
Der Vf. bemerkt hierzu ausdrücklich, daß die berechneten mittleren
Absorptionswerte der Sphagnengruppen keine unveränderlichen fixen Zahlen
darstellen, deren Berechnung sollte nur veranschaulichen, daß den einzelnen
Sphagnumarten ein verschieden großer Absorptionswert für Basen zukommt
und daß sich derselbe für die Torfmoose der Hochmoore am höchsten und
für die der Wiesenmoore am niedrigsten stellt. — Die wichtigsten Er-
gebnisse dieser Untersuchungen über den Nährstoffgehalt der Sphagnen
und ihr Absorptionsvermögen für Basen stellt der Vf. in folgenden Sätzen
zusammen: 1. Die Sphagnen nehmen mehr Nährstoff auf als zum normalen
Gedeihen erforderlich ist, und zwar treiben die verschiedenen Sphagnen-
arten in wechselndem Grade Luxusconsumption. Demzufolge weicht die
chemische Zusammensetzung der einzelnen Sphagnengruppen stark von-
einander ab. 2. Selbst die Torfmoose ein und derselben Gruppe können
je nach Standort größere Unterschiede in ilirem Nährstoffgehalte aufweisen,
doch sind diese für die Sphagnen der Hochmoore bei weitem nicht so
groß wie für die der Wald- oder Wiesenmoore. 3. Die abgestorbenen
Teile der Hochmoor- und Waldmoorsphagnen sind immer ärmer an fast
sämtlichen Nährstoffen als die lebenden, was bei den Wiesenmoorsphagnen
gewöhnlich nicht zutrifft. 4. Die abgestorbenen Pflanzenteile aller Sphagnen
enthalten stets weniger K2O, P2O5 und N wie die lebenden und ihre
Kg 0- Abnahme ist größer und die N- Abnahme kleiner. 0, Auch an MgO
führen die abgestorbenen Hochmoortorf moose im Mittel um ca. 13°/o weniger
als die lebenden; dagegen stellt sich in beiden Pflanzenteilen der Waldmoor-
sphagnen der MgO -Gehalt annähernd gleich hoch, während die abgestorbenen
Wiesen moortorf moose an diesem Nährstoff wesentlich mehr enthalten wie
die lebenden. 6. In der Regel bleibt sich der Ca 0- Gehalt der lebenden
und abgestorbenen Hochmoorsphagnen gleich, hingegen sind die abgestorbenen
Pflanzenteile der Torfmoose der Wald- und Wiesenmoore stets reicher an
CaO als die lebenden. 7. Der zu geringe Gehalt vieler Moore an manchen
Nährstoffen ist einer der Faktoren, die deren Umbildung zu Hochmoor ver-
anlassen. Es dürfte die allzu große Kaliarmut dieser Böden sein, welche
die Ansiedlung von Wiesenmoorsphagnen ermöglicht, die immer stärkere
Zurückdrängung der Wiesenmoorflora bedingt und somit den direkten
Anlaß zur Bildung von Hochmoor gibt. 8. Bei den ersten Hochmoor-
bildungen genügt die assimilierbare Phosphorsäure der Moore vollauf zum
gedeihlichen Fortkommen der Wiesenmoorvegetation ; in den späteren Ent-
wicklungsstadien der Hochmoore trifft dies keineswegs mehr zu. Hier ist
es die Phosphorsäurearmut des Bodens, welche das alleinige Auftreten der
48 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Hochmoor flora und damit die typische Hochmoorbildung ermöglicht.
9. Trotz des relativ hohen procentischen Gehaltes der wasserfreien Torf-
moose an Nährstoffen gehören sie in Wirklichkeit doch zu den nährstoff-
ärmsten Pflanzen, denn im frischen Zustande enthalten sie nur ca. 5%
Trockensubstanz, so daß sich der eigentliche Nährstoffgehalt zwanzigmal
niedriger stellt als der auf die wasserfreien Sphagnen berechnete.
10. Den Torfmoosen der Hochmoore kommt das größte und denen der
"Wiesenmoore das kleinste Absorptionsvermögen für Basen zu, während das
der Waldmoorsphagnen die Mittelstellung zwischen den beiden andern
Gruppen einnimmt. 11. Meistens stellt sich das Baseuabsorptionsvermögen
der abgestorbenen Torfmoose der Hoch- und Waldmoore um einige Procente
höher wie das der lebenden, dagegen das der abgestorbenen Wiesenmoor-
sphagnen für gewöhnlich beträchtlich niedriger als das der lebenden.
12. Die Vermehrung bezw. Verminderung der wirklich bestehenden
Absorptionskraft der Torfmoose für Basen läuft im umgekehrten Verhältnis
mit ihren kleineren oder größeren Gehalten an basischen Mineralbestand-
teilen. 13. Die Beziehungen zwischen der wirklichen Basenabsorptions-
größe und dem Nährstoffgehalt der Sphagnen finden deutlich ihren Aus-
druck in dem durch Nährstoffe abgesättigten Procentsatz des Gesamtbasen-
absorptionskoefficienten derselben, insofern als ein diesbezüglicher hoher
Procentsatz ein niedriges und ein niedriger Procentsatz ein hohes Ab-
sorptionsvermögen der Torfmoose für Basen anzeigt. 14. Unter jeder
Sphagnengi uppe gibt es Torfmoose, welche einen verhältnismäßig hohen
lind solche, welche einen relativ niedrigen Gesamtbasenabsorptions-
koefficienten aufweisen, woraus hervorgeht, daß die Gesamtsumme der
freien Basen, welche die Sphagnen auf der Zellhaut ihrer hyalinen Zellen
zu verdichten (absorbieren) vermögen, selbst unter den Sphagnen ein und
derselben Gruppe verschieden groß ist. 15. Wegen des größeren Gehaltes
an physiologisch gebundenen Nährstoffen und infolge eingeschwemmter
Mineralbestandteile errechnen sich bei den Sphagnen der Wiesenmoore
stets und mitunter auch bei denen der Waldmoore die Gesamtbasen-
absorptionskoefficienten erheblich zu hoch, so daß deren diesbezügliche
Mittelwerte scheinbar ungefähr gleich gefunden werden. 16. Durch ge-
trennte Bestimmung der physiologisch und absorptiv gebundenen Nähr-
stoffe sowie der etwa eingeschwemmten Mineralsubstanzen wird einwandfrei
erweisen, daß die Basenabsorptionswirkungen in der Tat von der Zellhaut
der hyalinen Sphaguumzellen ausgehen und daß deren Stärke von ihrer
Größe abhängt.
Untersuchungen über die Humussäuren. IV. Von Eugen Gully. ^) —
Die Arbeit hat den Zweck, die Unhaltbarkeit der Angriffspunkte darzutun,
welche B. Tacke und Süchting'') gegen des Vf. und Baumann's frühere
Arbeit über die Humussäuren des Hochmoors ^) aufstellten. A. Baumann und
der Vf. waren zur Erkenntnis gekommen, daß es im Moostorf keine freien
Humussäuren gibt. Der Vf. wiederholte die Prüfung über das Verhalten des
Moostorfes und der Hochmoorsphagnen gegen Tricalciumphosphat, gegen
verschiedene Salze, gegen Calciumoxalat, das Verhalten von Aluminium-
1) Mitt. d. K. Bayr. Moorkulturaustalt München 1913. Heft 3, 85—134. — *) Ldwsch. Jahrb.
1911, 41, 717—754 u. dies. Jahresber. 1911, 88. — S) Mitt. d. K. Bayr. Moorkulturanstalt 1910, Heft 4,
31—156 u. dies. Jahresber. 1910, 64.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 49
Chlorid, Eisenchlorid und kolloidalem Eisenhydroxyd gegen Sphagnen und
Moostorf. Diese Nachuntersuchung führte den Vf. zu der Überzeugung,
daß seine und Baumanns Versuche als zuverlässig gelten müssen. Wenn
Tacke und Süchting, sagt der Vf., bei den Untersuchungen betr. des Ver-
haltens des Moostorfes gegen Tricalciumphosphat in mehreren Fällen zu
abweichenden Zahlenwerten gelangten, so war das die Folge der ungleichen
Eigenschaften der verwendeten Triphosphate. Die Ergebnisse der Versuche
der Gegner seien weitere Belege dafür, daß es unmöglich sei, die Menge der
durch Moostorf gelösten Pg O5 als Maß für die darin enthaltene „freie Humus-
säure" zu benutzen. — Hinsichtlich des Verhaltens des Moostorfes gegen
verschiedene Salze müssen die Gegner zu anderen Absorptionszahlen gelangen,
weil ein anderes Versuchsmaterial vorlag und weil ihre Versuchsbedingungen
von denjenigen des Vf. total abwichen. Alle Kolloide üben Absorptions-
wirkungen aus, diese sind aber meistens so geringfügig, daß sie nur bei
stark dissociierten Salzlösungen nachweisbar sind. Die Absorptionskraft der
Kolloide steht in innigem Zusammenhang mit ihrem struktuellen Bau. Nur
solche (Sphagnen, Moostorf) mit stark entwickelten Oberflächengrößen usw.
vermögen augenfällige Absorptionen zu bewirken. — Das von den Gegnern
benutzte Calciumoxalat hat freie Oxalsäure oder lösliche Oxalsäure Salze
enthalten, sie setzten daher mit ihrem Präparat dem Moostorf lösliche Oxal-
säure Salze zu, aus denen selbstredend Oxalsäure abgespalten wird. Diese
freie Oxalsäure hielten sie für an Kalk gebunden. Des Vf. Untersuchungen
bestätigen dagegen die frühere Angabe, daß Sphagnen bezw. Moostorf den
unlöslichen Oxalsäuren Kalk nicht angreifen. — Die von B. und G. an-
geführten Absorption s werte für dreiwertige Basen (AI und Fe) hielten die
Gegner für constante Größen. Als solche können sie nicht gelten, denn je
nach der Zusammensetzung des üntersuchungsmaterials ändert sich die
Absorptionskraft desselben für basische Stoffe. T. u. S. arbeiteten nicht
mit demselben Moostorf wie der Vf., daher mußten ihre Versuche zu neuen
Absorptionszahlen führen. Annähernde Absorption s werte aus Salzlösungen
können sich nur da ergeben, wo keine Neben reaktionen stattfinden. Dies
trifft zu bei den Versuchen mit AICI3, nicht aber bei den Absorptionen
von Fe und Fe-Lösungen. Durch den Moostorf werden Fe-Lösungen stark
reduciert. Infolge der Absorption s- und Reductions Wirkungen des Torfes
ändert sich während der Versuchsdauer ständig der Charakter der Eisen-
lösungen. In denselben finden sich sowohl 2- wie 3-wertiges Eisen vor,
deren Gemischverhältnis fortwährend variiert. Des ferneren üben die
geringsten Abweichungen von den Versuchsbedingungen auf die Absorp-
tion und Reduction des Moostorfes einen großen Einfluß aus, so daß nicht
einmal bei einheitlichem Material immer übereinstimmende Absorptionszahlen
gefunden werden und für anders geartetes Material erst recht nicht zu er-
warten sind. Schon die hier zutage tretende merkwürdige Erscheinung,
daß Sphagnum bezw. Moostorf aus Fe-Lösungen bestimmter Concentration
keine Absorptionen bewirken, beweist, daß die Aufnahme der Basen durch
Sphagnen bezw. Moostorf durch die Wirksamkeit negativ geladener Kolloide
erfolgt. — Die Gegner vertreten die Ansicht, daß die Loslösung der ab-
sorbierten Basen aus Sphagnen bezw. Moostorf mittels Wasser auf den
CO.^-Gehalt des Wassers und auf die Zerlegung der humussauren Salze
Jahresbericht 1913. 4
50 Landwirtschaftliche Pflanzen production.
durch allzugroße Wasserquantitäten zurückzuführen sei. Diese Auffassung
hält der Vf. nicht für stichhaltig, denn die von den Sphagnen und dem Moos-
torf aus concentrierten Salzlösungen aufgenommenen Basen werden reich-
lich an COg-fi^eies Wasser wie auch an ganz geringe Wassermengen ab-
gegeben. — Die Versuche der Gegner über die elektrische Leitfähigkeit
von Moostorf decken sich mit den des Vf. Trotzdem behaupten T. u. S.,
daß durch die Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit nicht über die
Säurenatur entschieden werden kann. — Das Abscheiden von freiem Jod
aus Jodsalzen durch Sphagnen bezw. Moostorf wird nach B. u. G. dadurch
veranlaßt, daß die besagten Substanzen dem Jodkali oder dem jodsauren
Kali die Basis entziehen und in der Lösung die freie Säure der Jodsalze
zurücklassen. Dies erkennen die Gegner nicht an, weil z. B. bei der
Stärke als Kolloid diese Reaktion versagt. — Wir haben nachgewiesen,
daß Stärke selbst stark dissociierten Salzlösungen nur geringe Mengen
Basen entzieht. Die Absorptionswirkungen, welche sie auf die viel schwächer
dissociierten Jodsalzlösungen ausübt, reichen nicht aus, um eine Jod-
abscheidung zu bewirken. Überhaupt vermögen nur solche Kolloide diese
Reaktion auszulösen, die eine verhältnismäßig große Absorptionskraft auf-
weisen. Sättigt man das Absorptionsvermögen der Sphagnen ab, so machen
auch sie aus jodsauren Salzen kein Jod mehr frei, und daher stellt sicli
in mit Stärkelösung versetzten Jodsalzlösungen keine Blaufärbung ein.
Das Sphagnum teres von T. u. S. ist beim Absterben nicht sauer ge-
worden, sondern es haben die lebenden Sphagnenteile die Nährstoffe der
abgestorbenen aufgenommen bezw. gaben letztere dieselben an das Wasser
ab, wodurch sie einen Teil der Absorptionskraft wiedergewannen. — Bei
den Versuchen über die „Reversibilität der Adsorption" mußten die Gegner
zu einem negativen Resultat kommen, weil zur Erkennung kleiner Ab-
sorptionen die Säurebestimmungsmethode von T. u. S. nicht genau genug
ist und weil kein geeignetes Untersuchungsmaterial gewählt wurde. Eine
Depression des Aschengehaltes der Pflanzen kann sehr wohl eintreten, ohne
daß dabei die Basenabsorptionsgröße ansteigt. Bekanntlich geben lebende
Gewächse selbst an geringe Wassermengen einen erheblichen Teil der
Mineralbestandteile ab. Dies sind aber für gewöhnlich nicht die adsorptiv
festgehaltenen freien Basen der Pflanzen, sondern anderweitige anorganische
Verbindungen. Nun wird das Basenabsorptionsvermögen der Gewächse nur
durch den Gehalt an freien Basen bedingt, und daher gehen meistens
reichliche Aschenbestandteile in das Waschwasser über, ohne daß sich der
Basenabsorptionswert ändert. Um die adsorptiv gebundenen Basen aus
den Pflanzen zu entfernen, läßt man längere Zeit Yioo normal HCl auf die-
selben einwirken. Hierdurch werden die freien Basen abneutralisiert, gehen
als Chloride in Lösung und können nahezu quantitativ weggewaschen
werden. Pflanzen, die mit ^loo iiormal Säure ausgezogen werden, entziehen
nach der Extraktion Acetatlösungen bedeutend mehr Basen als vor dem
Auszug und daraus geht klar hervor, daß die Pflanzen je nach der Ab-
sättigung mit Basen verschiedene Absorptionen ausüben. Bei manchen
Sphagnen läßt sich deren Absorptionskraft schon durch bloßes Ausziehen
mit Wasser verstärken. Zu solchen Versuchen darf man aber nicht wie
T. u. S. aschenarme Hochmoorsphagnen wählen, sondern nährstoffreiche
Torfmoose vom Übergangsmoor oder Wiesenmoor. — Was die Invertierung
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 51
der Saccharose durch Moostorf anbelangt, so ist diese Reaktion, welche
für Säuren „typisch" sein soll, ganz und gar nicht dazu angetan zu be-
weisen, daß die Invertierung von den Säuren des Moostorfes veranlaßt
wird. Schon Smiths Beobachtung, daß eine lOprocent. Zuckerlösung
nach 6 stündigem Erwärmen im Dampf stark und nach 1 5 stündigem Er-
hitzen zu 75 °/o invertiert ist, beweist die Haltlosigkeit der Annahme, daß
bei der Invertierung der Saccharose durch Moostorf Säuren im Spiele sein
müssen. Im Moortorf stets zugegene Verbindungen wie Phosphate, Carbo-
nate, freie Alkalien wirken beschleunigend auf die Invertierung des Rohr-
zuckers ein, und die durch das anhaltende Kochen entstehenden Säuren
bezw. event. Oxydationsstoffe veranlassen eine rasche und vollständige Zer-
setzung der Zuckerlösung. — Nicht besser ist es mit der „elementarsten"
Säurereaktion der Gegner bestellt. Manche Metalle werden bereits durch
kaltes Wasser zerlegt, die meisten Metalle greift das Wasser aber erst in
der Siedehitze in bald erkennbarer Weise an. Ob ein Metall mit kochendem
Wasser mehr oder weniger H entwickelt, hängt von seinen Eigenschaften
und von der Reinheit der Kochflüssigkeit ab. Es gibt Eisenpräparate, die
sich erhitztem Wasser gegenüber ziemlich passiv verhalten, andere dagegen
werden unter reichlicher H-Abgabe stark angegriffen. Das sich bildende
H- Volumen ist abhängig von der Kochdauer und der Größe der Einwage.
Bei stärkeren Einwagen entwickelt sich relativ erheblich mehr H als bei
geringeren. Dem Kochwasser zugesetzte chemische Stoffe wirken teils
hemmend, teils beschleunigend auf die H-Entbindung ein. Substanzen, die
alkalisch reagieren, wie Ca- oder K-Carbonat, schwächen die Aktivität des
Eisens beträchtlich und freie Basen heben dieselbe ganz auf. Das aus
Moostorf mit Eisen entwickelte Volumen H stellt eine variable Größe dar,
der gefundene H kann daher auch nicht als Gradmesser für den Gehalt
des Torfes an ,, freien Humussäuren" benützt werden. — Die Hoffnungen
von T. u. S., unsere gut begründete Behauptung: „es gibt keine Humus-
säuren", durch ihre „Nachprüfungen" zu entkräften, haben sich als trügerisch
erwiesen. Für sie lag kein berechtigter Grund vor, die Richtigkeit unserer
Versuchsresultate zu bezweifeln, denn wir sind doch nicht dafür ver-
antwortlich, daß sie mit andersgeartetem oder ungeeignetem Versuchsmaterial
bezw. mit unreinen Reagentien arbeiteten. Ihre Versuchsbedingungen waren
so gehalten, daß sie notwendigerweise zu abweichenden Ergebnissen führen
mußten bezw. keinen richtigen Vergleich mit unseren Resultaten gestatteten.
Unsere Nachuntersuchungen bestätigten die früheren Ergebnisse, und wir
vermochten sogar neue Belege dafür zu erbringen, daß im Moostorf bezw.
in den Sphagnen keine nennenswerten Mengen freier Säuren sein können.
Selbst die Befunde der Gegner lassen sich mit dieser Annahme in Einklang
bringen, und der unregelmäßige Verlauf der beiden sog. typischen Säure-
reaktionen zeigt, daß z. B. die H-Entwicklung aus Moostorf und Eisen
niemals auf den Gehalt des Torfes an freien Säuren zurückzuführen sein
kann. Mit der Abhandlung „Über Humussäuren" verfolgten T. u. S. den
Zweck, unsere Ansicht von der Nichtexistenz der Humussäuren zu wider-
legen, erreichten aber damit das Entgegengesetzte. Ungewollt schaffen sie
weitere Belege dafür herbei, daß aus dem Verhalten von Sphagnen und
Moostorf gegen Salze usw. zu erkennen ist, daß Absorptionswirkungen von
Kolloiden vorliegen. Ihre Arbeit trägt zur Befestigung und Verbreitung
4*
52 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
unserer neuen Lehre über die Humusstoffe des Torfes bei, und aus diesem
Grunde beschäftigten wir uns damit eingehender.
Beiträge zum Beweis der Existenz von Humussäuren und zur
Erklärung ihrer Wirkungen vom Standpunkte der allgemeinen und
theoretischen Chemie. Von Paul Ehrenberg und Fritz Bahr (Ref.). i)
— Der Inhalt dieser umfangreichen Arbeit wird wie folgt zusammen-
gefaßt. „Es sind in letzter Zeit verschiedene Zweifel erhoben worden, ob
eine Humussäure existiert oder nicht. In der vorliegenden Arbeit ist nun
gezeigt worden, daß im Moostorf zweifellos Säuren enthalten sind und daß
die sog. Humuskolloide zum größten Teil aus einer Substanz bestehen, die
sich elektrolytisch wie eine 3- oder 4 basische Säure verhält. Doch ver-
mag dieselbe keine dementsprechend gebauten Salze zu bilden. Der Grund
hierfür beruht in ihrem amorphen Zustand, demzufolge die Säure mit
ihren Salzen in allen Verhältnissen feste Lösungen zu bilden vermag. Die
Affinität der Säure zu einer bestimmten Base ist daher eine mit dem Grade
der Sättigung sich stetig ändernde Größe, die für vollkommene Sättigung
sehr klein ist, bei Abspaltung der Base aber rasch wächst und schließlich
sehr hohe Werte annimmt. Aus diesem Grunde erklärt sich vermutlich
die Fähigkeit der Humussäure, starke Säuren, wie HCi^ SOg usw. in Frei-
heit zu setzen.
Die Ausnutzung der P2O5 im Boden. Von H. J. Vipond.*) —
Auf Grund eines Vergleichs des Verhältnisses der Gesamt- zur verfügbaren
P2O5 mit dem Verhältnis von FgOg -f- AI2O3 zu CaO -|- Y2 MgO versucht
der Vf. eine Klassification der Böden Transvaals. Die Resultate von etwa
250 Bodenanalysen ergaben, daß sich mit steigendem Verhältnis von
FejOj + AI2O4 : CaO + 1/2 ^^S^ bis 1 : 40 die Ausnutzung der P3O5 ver-
schlechtert. Allgemein läßt sich sagen, daß ein zureichender Kalkgehalt
eine günstigere Verwertung der P2O5 sichert. Anderseits wird in Boden
mit einem CaO : Fcg O3- Verhältnis, bei dem CaO zurücktritt, dieP2 05 gut
ausgenützt. Ganz unabhängig von einem Gehalt an CaO erwies sich in
humusreichen Böden ein großer Teil der P2O5 als löslich. Auch für
sandige Böden mit geringem Gehalt an FcjOg, AlgOg, CaO und auch an
P2 O5 ergab sich für diese tiotz eines hohen Verhältnisses von Feg O3 : Ca 0
eine vorteilhafte Ausnützung. (Kalb.)
2. Physik, Absorption.
Die Plasticität und Bindigkeit liefernden Bestandteile der Tone.
Von A. Atterberg. ^) — Im Anschlüsse seiner früheren Untersuchungen'*)
über diesen Gegenstand bespricht der Vf. einleitend die Hauptergebnisse
derselben und einige noch nicht hinreichend behandelte Fragen in folgenden
Punkten. 1. Die Konsistenzformen der Tone. 2. Was wird unter dem
Worte Plasticität (Formbarkeit) verstanden? 3. Die plastische Konsistenz-
form bei den Tonen. 4. Die losere feste Form. 5. Die härtere feste
Form. 6. Ältere Auffassungen und Untersuchungen über die Ursachen
1} Joam. f. Ldwsch. 1913, 61, 427—485 (Agrik. -chom. Inst. d. Univ. Göttingen). — ^) Agr.
Jour. Union Sv. Africa 2 (1911), Nr. 5, 602—611 ; ref. nach Exper. Stat. Rec. 26, 321. — ») Internat.
Mitt. 1913, in. 291-330 (Sonderabdr.). — *) Ebend. 1912, n. 152—154; Chem.-Zeit. 1910, Nr. 42, 369
u. dies. Jahresber. 1910, 87; Internat. Mitt. 1911, I. 4—36 a. dies. Jahresber. 1911, 52 n. 53; Internat.
Mitt. 1912, II. 41 u. dies. Jahresber. 1912, 71.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 53
der Plasticität der Tone. Aus diesen älteren Untersuchungen sei hier die
folgende des Yf. nachgeholt und mitgeteilt, ^j Der Yf. isolierte (i. J. 1908)
aus Glaciallehm und Glacialton Schlämmprodukte, teils von etwa 0,002
bis 0,0002 mm, teils feiner als 0,0002 mm D. und benannte sie
als Mikrofon und Ultroton. Bei der Analyse zweier derartiger aus
Glaciallehm bereiteter, mit heißer HCl- und schwach erwärmter NagO-
Lauge behandelter Producte fand der Vf. den Mikrofon nicht plastisch,
den Ultraton aber völlig plastisch. Die Analyse der beiden zeigte die
folgenden "Werte:
Glüh- Mono- (Best) mittl.Atom- p ^ • R n
verlnst -^'sOs Fe^O^ xyde*) SiOs ^^2^ gewicht**) «2^» • «2^^
Mikroton 0,61 12,00 0,90 7,75 78,74 100,0 4,16 62 12,.3 : 12,2
Ultraton 3,32 22,72 1,90 10,65 61,41 100,0 6,82 65 23,4:16,4
*) Als Sulfat gewogen, nach Ahzug der SO3. **) Der Monoiyde aus dem SO3- Gehalt der Sulfate
berechnet.
Das Verhältnis 12,3:12.2 sagt, daß die Silicate des Mikrofons nur
aus Feldspat bestanden, während das Verhältnis 23,4 : J 6,4 und der hohe
Kaligehalt lehren, daß in dem Ultraton außer den Feldspaten bedeutende
Mengen von Kaliglimmer vorhanden sein müssen. Aus dem hohen Gehalte
an Monoxyden geht hervor, daß als formbarkeitgebeuder Bestandteil Kaolin
hier keine Rolle spielen kann. Der Vf. zog daraus den Schluß, daß die
Formbarkeit des Ultratons aus hohem Gehalte an Kaliglimmer herzuleiten
war und daß in nicht mit HCl behandelten Tonen Magnesiaglimmer eben-
falls als Formbarkeitserzeuger auftreten muß. Der Vf. schließt, daß in den
hochplastischen Tonen Nordeuropas schwerlich Kaolinit und Kaliglimmer
die plastischen Bestandteile sind, daß vielmehr der Biotit dieser Bestandteil
ist. Um zu entscheiden, welche Bestandteile die typischen plastischen
Bestandteile dieser Tone sind, stellte der Vf. folgende Untersuchung an.
Die Tone müssen als Bestandteile dieselben Mineralien enthalten wie
ihre Muttergesteine, oder sie enthalten die Verwitterungsproducte dieser
Mineralien. Darum hat der Vf, eine große Anzahl der wichtigsten gesteins-
bildenden Mineralien und der zu erwartenden Verwitterungsproducte in
möglichst feinverteilte Form gebracht und sie dann auf Plasticität, Zähig-
keit und Festigkeit untersucht. Durch systematisches Schlämmen wurden
die Mineralpulver in Fraktionen verschiedener Korngröße aufgeteilt und
sodann die allerfeinsten Fraktionen einer näheren Untersuchung unterzogen.
Die feinsten Schlämmproducte wurden nach längerem Absetzen (64 Stunden)
erhalten und als Kolloidstamm bezeichnet, feiner als 0,002 mm D. Der
feinere Kolloidschlamm ist solcher, dessen Teilehen kleiner als von
0,0006 mm D. sind. Die untersuchten Mineralproben waren folgende:
Kaolinit, Quarz,'Kalifeldspat, Sandsortierungen, Talk, Serpentin,
Chlorit, Kaliglimmer (=Muskovit), Magnesiaglimmer (= Biotit).
Limonit (= Braun eisenerz), Hämatit und chemische Präparate:
Aluminiumhydrat, Ferrihydrat, Mang'ansuperoxyd (künstl.),
hydratische Kieselsäure, Permutit, Bariumsulfat, Fluorcalcium,
Ferrioxychlorid, ferner hämatit- und limonitreiche Erden: Bauxit,
Terra rossa, Laterit oder Terra rossa. — Die hauptsächlichsten Ei-
1) K. Landthruksakademiens Handlingar 1911, 13—15.
54 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
gebnisse dieser Untersuchung sind vom Vf. in 12 Sätzen zusammengestellt,
denen wir folgendes entnehmen. 1. Von den untersuchten Stoffen wurden
als gar nicht plastisch befunden: Die Mineralien Quarz und Feldspat,
das Zeolithpräparat Calciumpermutit und die kolloidalen chemischen Präpa-
rate Äluminiumhydrat, Ferrihydrat, Manganperoxydhydrat und Kieselsäure-
hydrat. 2. Dagegen erwiesen sich als völlig plastisch: Die Minera-
lien Kaolinit, Talk, Serpentin, Chlorit, Muskovit, Biotit, Limonit und
Hämatit. Ferner die chemischen Präparate: Bariumsulfat und Ferryoxy-
chlorid. Gefälltes Fluorcalcium zeigte schwächere Plasticität. 3. Völlig
typische Plasticität, d. h. eine solche, bei der die Plasticität mit hoher
Zähigkeit verbunden ist, wie bei den nordischen schweren Meerestonen,
zeigte sich nur bei den Mineralien Biotit und Hämatit und bei dem
chemischen Präparat Ferrioxychlorid , Biotit auch im oxydierten Zustande.
Nach des Vf. Untersuchung der ungarischen Terra rossa ist der Limonit
ebenfalls unter die typischen Plasticität liefernden Mineralien einzureihen.
4. Die untersuchten Erden Bauxit und Terra rossa haben gezeigt, daß
eine Beimischung von Hämatit oder Limonit dem Kaolinit völlig typische
Plasticität verleihen kann. 6. Sämtliche vom Vf. untersuchten Mineralien
und Präparate, welche sich bei genügender Zerteilung plastisch erwiesen
haben, zeigen blättrige oder schuppige Struktur. Mineralien und Präparate
von nicht schuppiger Struktur wurden als gar nicht plastisch befunden,
daher muß man den Schluß ziehen, daß gerade die schuppige oder
blätterige Form der Teilchen es ist, welche den Mineralien
Plasticität verleiht. 7. Hohe Zähigkeit wurde nur bei den Schlämm-
producten aus Biotit und Hämatit, wie bei den hämatit- und limonit-
haltigen Erden gefunden. 8. Hohe Festigkeit beim Trocknen wurde vom
Vf. nur bei feinen Schlämmproducten aus plastischen Stoffen gefunden,
nicht aber bei allen feinen Schlämmproducten. Eine hohe Festigkeits-
zahl muß daher als eine Eigenschaft der schuppenförmigen
Teilchen kolloidaler Größe bei gewissen Mineralien aufgefaßt werden.
— Der Vf. bemerkt unter „weiteren Schlüssen" folgendes: Da beim
Schlämmen von plastischen Mineralien die Schlämmproducte, welche in
8 Stunden und Wasserhöhe von 10 cm sich zu Boden setzen, niemals
plastisch sind, so erscheint es als selbstverständlich, daß diese 8 Stunden-
Grenze als Gruppengrenze bei mechanischen Bodenanalysen aufgenommen
werden muß.
Die Einwirkung von Hydroxylionen auf Kolloidtone.') Die
Wirkung der Hydroxylionen auf Tone und tonige Böden bei der
„Mergel ung". ■-) Von Paul Rohland. — Die Wirkung des Mergeins be-
ruht im wesentlichen auf der Wirkung des Kalkes auf Ton und tonigen
Boden, und diese wiederum auf der seiner Hydroxylionen. Läßt man auf
eine Tonemulsion Hydroxylionen in bestimmter Concentration einwirken,
so geht mit den einzelnen Tonteilchen eine merkwürdige Veränderung vor
sich. Vorher runde, ovale oder auch eckige Teilchen werden unter dem
Einfluß der Hydroxylionen farnkrautartige Gebilde. Äußerlich betrachtet
geht eine Flockung der Tonteilchen vor sich; das ist eine Ausbildung der
Kolloidkörper der Tone durch die Berührung mit Hydroxylionen, die vorher
1) Biochem. Ztschr. 1913, 49, 447—450. — 2) Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, Heft 3, 437—440.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 55
in ihnen im latenten Zustande vorhanden waren, und die mit einer
Volumenvergrößerung verbunden ist. — Der Vorgang beim „Mergeln" in der
Ackererde erfolgt in ähnlicher Weise. Die Hydroxylionen des Ca(0H)2
wirken auf den Ton des Bodens ein; es findet eine Bildung und Aus-
flockung seiner Kolloidstoffe statt, die auch hier mit einer Volumenver-
größerung verbunden ist. „Die Tonteilchen erfahren eine kolloidchemische
Konstitutionsänderung, die eine Auflockerung des Bodens zur Folge hat."
Es scheint als ob bei öfterer Einwirkung der Hydroxylionen die Tonteilchen
die Fähigkeit verlieren, weitere Kolloidkörper auszubilden. Ihr Vermögen
Kolloidstoff auszubilden ist erschöpft. Die Tatsache, daß die Wirkung bei
einer erneuten Mergeluug geringer ist als bei der ersten, findet hierdurch
eine Erklärung.
Die Kolloidchetnie in Fragen der Bodenkunde. Von K. K. Gedroiz.')
1, Der Gehalt des Bodens an kolloidalen Substanzen. — Zur an-
nähernden Bestimmung der Menge der Substanzen , die in der Boden-
lösung verschiedener Bodentypen kolloidal gelöst sind, hat der Vf. Wasser-
auszüge aus den zu untersuchenden Böden (1:5) langandauernder Dialyse
unterworfen; die Dialyse wurde bei einem Strom von destilliertem Wasser
in einer besonderen Vorrichtung ausgeführt und dauert solange bis 200 ccm
Wasser aus dem äußeren Gefäß beim Verdampfen keinen Rückstand
hinterließen. Die erhaltenen Daten sind tabellarisch zusammengestellt, diese
Daten geben, nach dem Vf. nur eine sehr ungefähre Vorstellung von der
Menge kolloidal gelöster Stoffe in den Bodenlösungen, alles spricht dafür,
daß die erhaltenen Mengen sicher größer sind als die wahren es sind. In
Anbetracht einer derartigen Unsicherheit beschränkt sich der Vf. auf eine
allgemeine Übersicht der Daten wie folgt: In allen untersuchten Böden,
mit Ausnahme der Alkaliböden, schwankt der absolute Gehalt an kolloidalen
Substanzen (organische -j- mineralische) in der Bodenlösung auf 100 g Boden
zwischen 0,0200 und 0,0018 g, in den russischen Kulturböden aber
(Tschernosomb., Waldlehmb, u. Podsolb.) zwischen 0,0147 und 0,0058 g
bei einem Trockenrückstand des Wasserauszuges von 0,0591 — 0,0385 g;
somit zeigen die hier angeführten Daten, trotzdem sie zweiffellos zu groß
sind, daß die Bodenlösung, soweit es sich nicht um Alkaliböden handelt,
nur sehr wenig kolloidal gelöste Substanzen enthält. Daher kann der
Coagulierung der Sole der Bodenlösung unter dem Einflüsse des Frostes,
des Austrocknens, der Zufuhr von Kalk und anderen Düngemitteln keine
große Rolle hinsichtlich des Verhaltens des Bodens zum Wasser und in
bezug auf andere physikalische Eigenschaften des Bodens zugeschrieben
werden, wie das von selten einiger Forscher geschieht (P. Ehren borg,
J. König, Czermak). Unzweifelhaft spielen die kolloidal gelösten Substanzen
der Bodenlösung, trotz der geringfügigen Mengen, eine bedeutende Rolle
im Leben des Bodens, jedoch nur als Ergebnis Jahrhunderte währender
Processe (Überführung der Kolloide aus gewissen Schichten in andere
und ihre Ansammlung in bestimmten Schichten) kann diese ihre Rolle ver-
folgt werden und greifbar in Ei scheinung treten; aber durch Coagulation
dieser geringfügigen Mengen kolloidaler Substanzen unter dem Einfluß
kurzdauernder Einwirkungen von atmosphärischen Faktoren und von
1) Rqss. Journ. f. expeilm. Ldwsch. 1913, 12, 412—420. Deutsch. Ausz. (Aus dem Bür. f.
Ackerbau u. Bodeiikonde am Geiehrteakomitee der Hauptverwaltung f. Laudesorganisation u. Ackerbau.)
56 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Elektrolyten Änderungen der physikalischen Bodeneigenschaften, das Sinken
seiner Hygroskopicität, die Veränderung der Struktur zu erklären, das hält
der Vf. für vollständig unrichtig. Soweit man sich zur Zeit ein Urteil
bilden kann, wii'd die Änderung, die der Boden unter der Entwirkung der
bezeichneten Faktoren erleidet, wesentlich durch ihren Einfluß auf die
mechanischen Suspensionen des Bodens und hauptsächlich auf die Gele
des Bodens bedingt. — Bedeutend mehr kolloidale Substanzen sind in den
Bodenlösungen der sodaführenden Böden enthalten, deren Gesamtmenge
der organischen und mineralischen Kolloide in den stäbchenförmigen
Horizonten der untersuchten Alkaliböden zwischen 0,0990 — 0,4494 g pro
100 g Boden schwankt; bei solchen Mengen kann die Coagulation unter
dem den Einfluß von Frost usw. möglicherweise die physikalischen Eigen-
schaften des Bodens merklich berühren. Zur Beurteilung der Zusammen-
setzung des mineralischen Teils des aus solchem Boden dialysierten
Wasserauszugs, führt der Yf. das Ergebnis der Untersuchung des ge-
glühten Rückstandes nach dem Verdampfen eines solchen Auszuges in g
pro 100 g Boden an:
Trocken- Glüh- , erk a i rk t? r» • o
rückstand rückstand dann SiO, Al.Os F, O3 m Summe
0,4494 0,0804 0,0124 0,0252 0,0448 0,0824 g
Somit besteht der mineralische Teil des Rückstandes ausschließlich
aus SiOg, AI2O3 und FcgOg.
2. Die Entstehung der Soda im Boden. Nach der Untersuchung
des Vf. ist als Quelle der Soda im Boden nicht Na Gl (NagSO^) und
CaCOg zu betrachten; die Rolle dieser Natronsalze in diesem Proceß ist
nur eine vermittelnde: indem ihr Natron aus Humaten und Silicaten des
Bodens andere Basen (Ca, K, Mg) verdrängt, sättigt es in größerem oder
geringerem Grade diese Verbindungen, die nun als unmittelbare Sodaquellen
fungieren. Diese Verbindungen, indem sie sich in der Bodenlösung lösen
und zersetzen, ergeben schon selbst geringe Mengen Soda, mit CaCOg
aber treten sie in einen energischen Austausch der Base unter günstigen
Verhältnissen (starkes Gesättigtsein mit Natron, Abwesenheit von Na Gl
und Na2S04) große Mengen von Soda. An dem Proceß der Sodabildung
sind nur diejenigen Natronsilicate beteiligt, die zu dem sog. Zeolithanteil
des Bodens gehören.
3. Die Salzböden und die Alkaliböden. Auf Grund der dar-
gelegten Theorie der Bildung von Soda in Alkaliböden, betrachtet der Vf.
diese Böden als in größerem oder geringerem Grade von Na, das an or-
ganische und zeolithartige Substanzen gebunden ist, angereichert und stellt
einen genetischen Zusammenhang zwischen den Alkaliböden und den Salz-
böden auf; der Alkaliboden entsteht aus dem Salzboden. Der
letztere stellt einen Boden dar, in dem die organischen und zeolithartigen
Stoffe infolge einer mehr oder weniger langandauernden Einwirkung von
Na-Salzen auf dieselben, in einem größeren oder geringeren Grade mit Na
gesättigt sind; aber die Bildung merklicher Sodamengen und der für die
Alkaliböden charakteristischen Struktur wird durch den Überschuß derselben
Salze (NagSO^, besonders aber Na Gl) verhindert. Wenn jedoch die Con-
centration dieser Salze durch irgendwelche Ursache ein starkes Sinken er-
leidet, — so verwandelt sich der Salzboden in einen Alkaliboden.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 57
Studien über Boden-Physik. 2. Teil. Die Durchdringlichkeit
eines Ideal-Bodens für Luft und Wasser. Von Heber Green und
G. A. Ampt. ^) — Die Yff. ziehen aus ihren Untersuchungen den Schluß:
Die Teilchen eines gewöhnlichen Bodens sind nicht vollkommen sphärisch,
sondern mehr oder weniger von eckiger Form. Die beschriebenen Ver-
suche zeigen, daß die Formel ?yP= 10,2 -| „holds" zutrifft für die Ver-
schiedenheit der Porenräume und die Durchmesser der Bodenteilchen.
Das gilt für das durchdringende Fluidum Luft oder Wasser, wenn nur die
wirkliche Größe der Bodenteilchen unbeeinflußt ist durch die Gegenwart
von Wasser.
Untersuchungen über den Einfluß der Pflanzenwurzeln auf die
Struktur des Bodens. Von Max Berkmann (-München). 2) — Unter-
suchungen über die Änderungen in der Bodenstruktur unter dem
mechanischen Einfluß der Bewurzelung lassen erkennen, daß damit auch
einschneidende Veränderungen im Verhalten zu Wasser und Luft ver-
bunden sein müssen. Es handelt sich dabei aber nicht nur um die
Änderungen in der Lagerungsweise des Bodens selbst unter der Tätigkeit
der Wurzeln, sondern auch um die unmittelbaren und mittelbaren Folgen,
welche die mehr oder weniger reichliche Verbreitung der Wurzeln selbst,
mit verschiedener wag- und senkrechter Verteilung in der Erde ihre ver-
schiedene Ausbreitung nach Länge, Dicke, Verzweigungsweise und die
Abänderungen hierin unter dem Einflüsse der Boden beschaffenheit, Stärke
des Wachstums der Pflanzen imd damit ihrer Bewurzelung usw. mit sich
bringt. Den Einfluß der Wurzeln auf das Eindringen des Wassers in die
Erde zu beobachten, war die Aufgabe der Untersuchungen des Vf. Über
die Gewinnung des Bodenmaterials für die Untersuchungen und über die
Versuchskulturen wird folgendes mitgeteilt: „Es kamen 34 sog. Lysimeter-
gefäße in Verwendung, 40 cm hohe Blechkästen 20x20 cm im Quer-
schnitt, die im Innern in Höhe von 10 cm vom Boden eine Siebeinlage
und Vorrichtung für Ablauf von Wasser trugen. Diese wurden mit zwei
verschiedenen Böden und zwar mit geworfener Versuchsfelderde, ein
schwachlehmiger, humushaltiger Sandboden und einem Lehmboden gefüllt.
Zunächst wurden 24 Gefäße beschickt, je 6 in lockerer, je 6 in dichter
Lage mit beiden Böden. Die dichte Lagerung wurde durch Einstampfen
des Bodens von ganz bestimmtem Feuchtigkeitsgrad in Schichten von
2 — 3 cm erzielt. In die übrigen 10 Lysimeter wurde nur der Sandboden
eingestampft. Außerdem kamen noch 12 große runde Blechgefäße mit
Siebeinlage und Ablaufvorrichtung zur Verwendung, die zur Hälfte locker,
zur anderen Hälfte dicht mit dem Sandboden gefüllt wurden. Bei diesen
letzteren Gefäßen und weiteren 16 großen Tongefäßen fand die Ver-
dichtung des betr. Bodens in der Weise statt, daß eine bestimmte Menge
davon in Wasser aufgeweicht und zu einem zähen Brei verarbeitet wurde.
Die Lysimetergefäße wurden teils besät (mit Trifolium pratense und Lolium
perenne), teils blieben sie unbebaut, so daß von den beiden Bodenarten
dichte und lockere Füllungen bebaut und unbebaut vorhanden waren. Die
anderen Gefäße dienten vor allem dazu, ständig Untersuchungsmaterial an
1) Joum. Agric. Science 1912, T. 1, 1—26. 1. Teil: Jahresber. 1911, 153*; Journ. Agric. Science
1911, IV. 4, 1—24. — ') Internat. Mitt. f. Bodeninnde 1913, lU. 1-49.
58 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
der Hand zu haben ; sie wurden außer mit Klee und Raygras mit Getreide,
Ackerbohne und Senf bebaut. Die Einteilung der Kulturen in den ersten
24 Lysimetergefäßen war so getroffen, daß für jede Bodenart, für lockere
und dichte Lagerung, sowie für beide Gewächse und für die entsprechenden
unbepflanzten Boden immer je 2 gleiche Gefäße vorhanden waren. Nach
dem ersten Vegetationsjahr wurden die Gefäße dieser Versuchsreihe im
Keller überwintert und erst nach dem zweiten Jahr, währenddessen sie
eine gleiche Behandlung wie die übrigen einjährigen Kulturen erfuhr, auf-
gearbeitet. Eine mehrmalige Ernte der oberirdischen Production stellte
die auffallenden Unterschiede der Entwicklung im dichten und lockeren
Boden während der beiden Jahre zahlenmäßig fest. Ferner wurde eine
Anzahl von Blechkästen von 50 cm Tiefe und einem Querschnitt von
25 X 25 cm, mit einer abnehmbaren Seitenwand, teils mit eingestampften,
teils mit eingeschlämmten Lehm- oder Sandboden gefüllt und größtenteils
mit Vicia faba angebaut; sie dienten zu eingehenden Studien des Wurzel-
verlaufes und der hieraus entstehenden Veränderungen des mechanischen
Zustandes des Bodens. Eine Reihe gleicher Gefäße in lockerer Einfüllung
aus früheren Jahren mit verschiedenen Gräsern, Luzerne usw. blieben zu
ergänzenden Beobachtungen. Die Kulturen wurden z. T. in einer Vegetations-
halle aufgestellt, z. T. im Freien in den Boden eingegraben. Außerdem
richtete sich die Untersuchung auf die Zustände im natürlichen Freiland-
boden. Zu diesem Zweck wurde u. a. aus den Parzellen des Versuchs-
feldes unter verschiedenen Pflanzenbeständen, auch auf den Fußwegen
und unbebauten Reihen Bodenproben entnommen und hinsichtlich ihrer
Struktur usw. untersucht. Ferner wurde eine große Reihe von Unter-
suchungen mit einem Apparate zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit
und Leitungsfähigkeit unter den verschiedensten Verhältnissen im Frei-
lande angestellt. — Bei dieser umfänglichen Versuchsanordnung kamen
zur Beobachtung und Ermittlung von L Die Eigenbewegungen des Bodens
(Selbstlockerung), IL Wurzelwirkung im lockeren und dichten Boden mit
Krümelstruktur, IIL Wurzelwirkung im dichten Boden mit Einzelkorn-
struktur und IV, Lockern ngsvorgäüge im Zusammenwirken von Wurzel-
tätigkeit und Selbstlockerung. Die Ergebnisse dieser auf diese 4 Abschnitte
bezüglichen Untersuchungen sind sowohl bildlich wie tabellarisch dar-
gestellt. Aus diesen Untersuchungen ergibt sich nach dem Vf. kurz
folgendes: „L Verschiedene Bodenarten, besonders tonreichere, besitzen die
Fähigkeit, nicht nur durch Aufuahme von Wasser ihr Gefüge aufzulockern,
sondern auch bei geeignetem Wechsel von Trockenheit und Nässe, Frost
und dergleichen durch Kohärescensverschiebungen von selbst eine mehr
oberflächliche (meist horizontal verlaufende) blättrige Zermürbung eintreten
zu lassen. 2. Im bewachsenen, locker gelagerten Boden wird auch bei
anscheinend starker Durchwurzelung nur ein sehr kleiner Procentsatz des
Porenraumes beansprucht, so daß dadurch allein keine wesentliche Ver-
minderung des ursprünglichen Lockerheitszustandes eintritt. Dichtere
Lagerung unter dem Einflüsse der Wurzeln vermag sogar bis zu einem
gewissen Grade eine Verbesserung der Bodenstruktur und Vermehrung der
Production zu bewirken. Im bindigen, verdichteten, in Einzelkornstruktur
liegenden Boden werden die Selbstlockerungsvorgänge durch die mechanische
Wurzeltätigkeit einerseits, durch eine starke Modificierung der Wasser-
A. Quellen der Pflanzenernäbrung. 3. Boden. 59
Verhältnisse anderseits in einer den Pflanzen günstigen Weise verstärkt.
4. Hinsichtlich der Bedeutung von Wurzelröhren für die Ausbreitung der
Wurzeln im dichten Boden scheinen die Wurzeln selber imstande zu sein,
davon wirksamen Gebrauch zu machen. 5. Entsprechend ihrer mechanischen
Wirkung verändern die Wurzeln im dichten und lockeren Boden ihr
Wachstum regulatorisch. 6. Aus der vorteilhaften Corabination von Selbst-
lockerung und Wurzeltätigkeit erklärt sich sowohl die vielfach gemachte
Beobachtung einer ständigen Verbesserung der Struktur unter dauerndem
Einfluß der Wurzeln (Grasland), wie auch die Hintanhaltung einer dauernden
Dichtschlämmung des Bodens durch die Niederschläge." — Ein weiterer
Abschnitt behandelt die Ergebnisse der Versuche V das Bindringen von
Wasser in den Boden unter dem Einfluß der Vegetation. Zum Messen
der Geschwindigkeit des Eindringens von Wasser in den Boden diente
eine einfache Vorrichtung, mittels welcher im Laufe vieler Versuche eine
Größe ermittelt wurde, die vom Vf. als „Leitungsgeschwindigkeit" für
Wasser bezeichnet wird. Die hierbei erhaltenen Befunde werden wie folgt
erläutert: 1. Die Größe der Leitungsgeschwiudigkeit (d. h. hier die Raschheit
des Eindringens von Wasser in den Boden) ist das Ergebnis der kombi-
nierten Wirkung von verschiedenen, teilweise einander entgegenarbeitenden
Faktoren: der Veränderungen in der ursprünglichen Lagerungsweise der
Bodenteilchen durch Eigengewicht, Selbstlockerungsvorgänge, mechanische
Wirkung von Beregnen und Begießen u. a. m. 2. In den Gefäßkulturen
überwog bei der 2 jährigen Versuchsreihe im lockeren sandigen Boden die
Verzögerung der Wasserbewegung nach abwärts durch die Wurzeln,
während im dichten Boden zusammen mit seiner Selbstlockerungsfähigkeit
wohl auch durch die lockernde Tätigkeit der Wurzeln die Wasserbewegung
erleichtert war. Bei den 4 Monate alten Kulturen machte sich die Ver-
langsamung des Setzens des Bodens in erster Linie bemerkbar; im lockereu
Lehm aber war das Verhältnis das gleiche wie im lockeren sandigen
Boden, hier war auch bei den einjährigen Kulturen das Verhältnis unver-
ändert, nämlich das Eindringen des Wassers durch die Gegenwart der
Wurzeln erschwert. '6. In den Graskulturen erscheint die Leitungs-
geschwindigkeit dort herabgesetzt, wo durch häufige Entnahme der ober-
irdischen Teile eine Verflachung des Wurzelwerkes und eine stärkere Ver-
breitung in dem obersten Teile der Krume zugleich mit einer wesentlichen
Veränderung in der Stärke und Ausbreitungsweise der einzelnen Fasern
eingetreten ist. (Dies trifft jedoch nur bei geschlossenen Beständen der
Gräser, nicht bei horstweisem Wachsen derselben zu.) 4. Bei den Ge-
treidesaaten überwiegt deutlich die Verlangsamung im Zusammensetzen
des Bodens die geringere Einwirkung der Niederschläge auf den bebauten
Boden; es zeigt sich, wie mit der Zeit die Bodenverdichtung vorwärts
schreitet bei Wintergetreide gegenüber Sommergetreide — aber immer noch
ist der Leitungswiderstand geringer als im unbebauten Boden. 5. Je länger
der Boden unbebaut liegt, um so dichter wird er; hierbei ist zu beachten,
daß die Pflanzen durch ihr Wurzelgeflecht, das an sich bei gleicher
Struktur die Abwärtsbewegung des Wassers verlangsamt, einen wesentlichen
Einfluß auf die Lockerungszustände des Bodens, doch in der Richtung
ausüben, daß je nach Art und Bestand, z. T. im Zusammenhang mit der
Länge der Vegetationszeit, die Leitungsgeschwindigkeit für Wasser im
60 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Boden oft in erheblichem Maße größer gehalten wird gegenüber un-
bestandenem Boden.
Vergleichende Untersuchungen über die Kohärescens ver-
schiedener Bodenarten. Von H. Puchner. ^) — Zu den sehr umfäng-
lichen Untersuchungen über diese Bodeneigenschaft diente ein besonders
hierzu hergestellter und geeigneter Apparat. Die Untersuchung erstreckte
sich insbesondere auf folgende Punkte: I. Einwirkung der mechanischen
Bodenzusammensetzung auf die Kohärescens. 11. Einwirkung der besonderen
physikalischen und chemischen Beschaffenheit der einzelnen Bestandteile
des Bodens auf dessen Kohärescens. JII. Biologische Einwirkungen auf
die Bodenkohärescens, Was aus den mitgeteilten Untersuchungen und aus
den daran geknüpften Erörterungen gefolgert werden kann, faßt der Yf.
in folgenden Sätzen zusammen: 1. Die Kokärescens trockener Böden nimmt
wahrscheinlich unter sonst gleichen Umständen um so mehr zu, je weniger
Sortimente Sand (0,25 — 3,0 mm Dirnensionsgrenzen) in der Feinerde ent-
halten sind und je gleichmäßiger darin alle übrigen Sortimente (< 0,0015
bis 0,25 mm) in einander genäherten Mengen vermischt sind. 2. Die
Kohärescens trockner Böden erfährt nebenher auch noch durch eine Reihe
physikalischer Eigenschaften der Kornsortimente, durch chemische und
biologische Einflüsse Abänderungen. — Die hier vorliegenden Unter-
suchungen beziehen sich auf trocknen Boden, will man die dabei ge-
wonnenen Ergebnisse für die Beurteilung der feuchten natürlichen Böden
verwenden, so müssen alle ganz niedrigen Kohärescens -Zahlen erhöht und
die hohen erniedrigt werden. „Man wird erst dann auf diesem kompli-
cierten Gebiete weiter kommen, wenn man mehr als bisher auf die
specifischen Eigenschaften der festen Bodenteilchen zurückgeht, denn
durch diese muß ja in letzter Linie die Kohärescens bedingt sein."')
Die kleinste Wassercapacität der Bodenarten und ihre Ursache.
Yon Armin Moskovic. ^) — Daß Wollny und Ad. Mayer bei der Be-
stimmung der capillaren Steighöhe die Bodensäulen zu kurz gewählt haben,
zeigt der Vf. an 150 cm langen Säulen. In gleichlangen Glasröhren
(15 X 10 cm) wurden ferner Bodenproben von oben mit "Wasser durch-
tränkt, 72^ stehen gelassen, um 180'' gedreht und nach weiteren 72*^ ge-
wogen. Das überschüssige Wasser war wieder nach unten geflossen, was
Mayer's Theorie bestätigt, daß Wasser sich im Boden wie in cylindrischen
Röhren verhalte. Um den Einfluß der Bodenkolloide auf die kleinste
Wassercapacität zu untersuchen, wurden dieselben durch Rösten oder Dämpfen
zerstört. Im ersteren Falle sank die kleinste Wassercapacität nur wenig,
da sich beim Zerstören aus den porösen Membranen dichte, den Wasser-
abfluß verhindernde Flächen bilden. Der gedämpfte Boden enthielt fast
kein von der Schwerkraft abhängiges Wasser, er besaß also nur eine
Capacität, was der "Vf. nicht zu erklären vermag. Weitere Versuche galten
der Ermittlung der Ursache der kleinsten Wassercapacität. Ist diese die
Adsorption, so müßte sie bei demselben Boden immer gleich sein, was
nach Versuchen des Vf. wirklich der Fall ist. Nur bei auf geschlämmten
1) Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1913, ÜI. 141—239. — =) Mitscherlich, Bodenkunde f. Land-
u. Forstwirte, 2. Aufl. 1913, 82. — s) Mitt. d. Idwsch. Lehrkanzeln der k. k. Hochschnle f. Bodenkultur
in "Wien 1913, U, 209-243.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 61
Böden war die kleinste Wassercapacität größer, da hier keine Kräfte für
die Kohäsion verbraucht wurden. Die kleinste Wassercapacität ist abhängig
von der Oberflächenenergie und der Adsorptionskraft. Der Vf. faßt die
Ergebnisse seiner Untersuchungen wie folgt zusammen: 1. Die kleinste
Wassercapacität ist eine Eigenschaft derjenigen Bodenarten, welche für
das Wasser durchlässig sind. Durchlässig sind Böden, bei welchen ein
Teil des Wassers der Schwerkraft folgen kann. Bei undurchlässigen Böden
bleibt alles aufgenommene Wasser von der Schwerkraft unabhängig. Solche
Böden besitzen daher überhaupt nur eine Wassercapacität. 2. Schwere
durchlässige Böden besitzen keine erreichbare capillare Steighöhe. Von
dort angefangen, wo nur noch Poren einer Dimension capillar wirksam sind,
besitzen sie auch eine konstante Wassercapacität, die als kleinste Wasser-
capacität angesehen werden kann. 3. Bei Böden mit erreichbarer capillarer
Steighöhe befindet sich die kleinste Wassercapacität über derselben. 4. Die
Unterschiede zwischen kleinster und größter Wassercapacität sind um so
größer, je grobkörniger der Boden ist (Wolln}^). 5. Die kleinste Wasser-
capacität wird durch das adsorbierte Wasser gebildet. Deshalb ist die
kleinste Wassercapacität im allgemeinen um so höher, je größer die Ober-
fläche des Bodens ist. Der größte Teil des nicht adsorbierten Wassers
kann der Schwerkraft folgen und in die Tiefe versickern. Das ist eine
Folge der Porosität des Bodens. Nicht poröse Körper (feinkörnige Sande)
können bei geeigneter Korngestalt Poren mit geschlossenen Wänden bilden,
welche große Wassermengen vor dem Versickern schützen können, so daß
diese Sande trotz geringer Adsorptionskraft eine hohe kleinste Wasser-
capacität aufweisen. 6. Durch Krümelung wird die kleinste Wasser-
capacität nicht geändert. 7. Durch Auf schlämmen wird die Oberflächen-
energie und mit ihr die kleinste Wassercapacität vergrößert. 8. Die Ad-
sorptionskraft verschiedener Bodenbestandteile ist verschieden groß, die
kleinste Wasserkapacität kann also nicht der Oberfläche, sondern nur der
freien Oberflächenenergie proportional sein. 9. Nach dem Vorhergesagten
wäre die kleinste Wassercapacität folgendermaßen zu definieren: Die
kleinste Wassercapacität ist das Maximum des in einem durch-
lässigen Boden nach Verabreichung eines Überschusses bei be-
stimmtem Dampfdrucke, Luftdrucke und Temperatur an der
Oberfläche adsorbierten, also von der Schwerkraft unab-
hängigen Wassers. Sie ist, bei gleichem Dampfdruck, Luft-
druck und Temperatur eine für jeden Boden in allen Zuständen
desselben (außer im aufgeschlämmten) in allen Lagerungs-
weisen und bei allen Korngrößen desselben konstante Größe.
(Dafert.)
Die Wasserbilanz und die Nährstoffverluste eines gebrachten Lehm-
und Sandbodens in den Jahren 1905—1912. Von C. v. Seelhorst, i)
— Das Ergebnis der mehrjährigen Arbeit ist in nachstehenden Tabellen
zur Darstellung gebracht. Die Versuche sind in den in früheren Arbeiten
erwähnten fahrbaren eisernen Vegetationskästen von lYs cbm Inhalt aus-
geführt worden. Als Lehmboden ist Leinetalboden (Nr. IV), als Sandboden
Heidesand (Nr. 14) verwendet worden.
1) Joum. f. Ldwsch. 1913, 61, 189—215. Die Arbeit wurde anter Mitwirkung von Mayer,
Bothe, Haas, Graf Rostworowski, E. Sinz und Simmermacher ausgeführt.
62
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Niederschläge vom November bis Februar.
1905/6 I 1906/7
1907/8
1908/9
1909/10
1910/11 I 1911/12
Kasten 14. Gebrachter Sandboden.
Niederschläge
Drainwässer 14 .
Differenz . . .
Gewichtsänderung
Verdunstet .
Verdunstet in ".r,
Niederschläge
Drainwässer IV .
Differenz
Gewichtsänderung
Verdunstet . .
Verdunstet in "/q
IV + gegen 14 .
176,8
128,3
48.5
h36,7
11.8
6,7
214,2 165,8
151,8 120,1
62.4 45,7
+ 28,0 +28,7
34,4 17,0
16,6 10,2
168,7
222,0
158,0
89,1
165.7
99,5
76,9
5r.,3
58,5
+ 76,6
+ 20,0
+ 36,6
3,0
36,3
21,9
1,8
16,3
13,9
Kasten IV. Gebrachter Lehmboden.
176,8
214,2
165,8
168,7
222,0
158,0
135,3
138,6
122,7
50,7
152,0
97,8
41,5
75,6
43,1
118.0
70,0
60,2
+ 19,7
+ 30.1
+ 16.8
+ 101,6
+ 17,3
+ 30,4
21,8
45,5
26,3
16,4
52,7
29,8
12,3
21,2
15,9
9,7
23,7
18.8
+ 5,6
+ 4,6
+ 5,7
+ 7,9
+ 7,4
+ 4,9
183.3
101,6
81,7
+ 37,2
44,5
24,3
183,3
106,8
76,5
+ 34,0
42,5
23,2
-1,1
Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist, daß die Wasserverdunstung
des gebrachten Lehmbodens stets, sobald man längere Perioden in Rechnung
stellt, größer ist als die des gebrachten Sandbodens. Es ist noch zu er-
wähnen, daß sowohl der Lehm wie der Sand während des Sommers stets
eine wiederholte Brachebearbeitung erfahren haben. — Die auf einen
Hectar berechnete Menge der jährlichen Nährstoffverluste zeigt folgende
Zusammenstellung in kg
Kasten 14
1908 1909 1910 1911
1912
Kasten IV
1908
1909
1910 1911
1912
Stickstoff . .
Rückstand
Kalk . . .
Magnesia . .
Schwefelsäure
19,5
720,5
181,1
19,2
22,1
759,6
264,8
26,7
99,6| 128,1
17,9
713,4
249,1
23,9
130,3
15,5
328,1
110,4
13,0
62,1
69,1
1399,3
423,4
26,5
199,4
38,8
1162,8
238,8
32,0
94,8
61,9
1035,9
259,2
46,5
113,9
67,6 29.4
1293,2
331,8
49,8
166,7
490,4
129,6
25,0
47,2
106,7
1682,8
400,5
59,2
185,1
Diese Jahressummen zeigen mit Ausnahme der Zahl für den Rück-
stand des Jahres 1909 eine große Parallelität, Die Abweichungen, welche
die monatlichen Zahlen der Schwefelsäure zeigten, sind in den Jahres-
summen ausgeglichen. — Die durch die Brache auf Sand und Lehm ent-
stehenden Nährstoflfverluste schwanken nach den vorliegenden Untersuchungen
zwar in den verschiedenen Jahren stark, sind aber stets sehr bedeutend.
Untersuchungen über Bodentemperatur, Minimumtemperatur der
Luft und Mächtigkeit der Frostschicht des Moorbodens. Von Hj.
V. Feilitzen. ^) — Die Bodentemperatur wird in Flahult während des
ganzen Jahres auf 6 feststehenden Thermometern registriert, wovon sich
drei im Moorboden und drei ein paar hundert Meter entfernt in gleicher
Höhe in Sandboden befinden. — Jahresmittel und Extreme waren folgende
(Jahreszahl ist nicht angegeben).
1) Svensk Mkt Tidskrift 1912, 26, 259; ref. nach Jahrb. d. Moorkunde 1913, 1, 78-79
(V. Feüitzen).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 63
20 cm .50 cm 100 cm
Tiefe . • — . — ^^ . ■
Sand Moor Sand Moor Sand Moor
Jahresmittel . . 6,32 5,90 6,55 5,91 6,39 5,97»
Minimum ... — 1,7 — 0,6 + 0,1 + 0,8 + 1,3 +2,4
Maximum . . . + 19,1 + 15,8 + 16,2 + 13,0 + 13,2 + 9,8
In einer Mitt. des Vf. an anderer Stelle^) berichtet der Vf., daß in
Übereinstimmung mit den bisherigen Erfahrungen die Temperatur im be-
sandeten Boden von Anfang an um mehrere Grade höher war als im un-
besandeten. Erst im October bei fallender Lufttemperatur sank auch die
Temperatur im besandeten Moore immer mehr, so daß sie schließlich
niedriger als im Vergleichsboden war.
Die Mächtigkeit der Frostschicht wird seit dem Jahre 1903
jährlich während der Wintermonate sowohl in Flahult wie in Torestorp
an verschiedenen Stellen festgestellt. Wie in den vorigen Jahren drang
der Frost auf kultiviertem Hochmoorboden merkbar tiefer ein, als in un-
kultiviertem, aber der erstere wurde entschieden früher frostfrei als der
letztere. Auf kultiviertem Boden war die Frostschicht sowohl auf Moor-
boden als Sandboden tiefer im Boden bei offener Furche als in mit Gras
bewachsenem Boden. — Die größte gemessene Tiefe der Frostschicht be-
trug in cm:
üochmoorboden Niederungsmoorboden Sandboden
Flahult Flahult Torestorp Flahult Torestorp
1911 32,8 33,4 26,3 53,2 29,6
1910 25,6 19,2 15,7 22,6 17,2
1909 .... 43,0 53,2 45,8 57,6 68,4
1908 21,8 23,0 20,6 24,6 16,6
Über die Wärmeleitungsfähigkeit einiger Bodenarten. Von
Karsten.*) — Diese Bestimmungen wurden mit dem für diesen Zweck
abgeänderten Christi an 'sehen Apparate ausgeführt und für die Berechnung
der Wärmeleitungsfähigkeit bestimmte Formeln benutzt. Es kamen unten
genannte Bodenarten zur Untersuchung und zwar im trocknen, wie im
mit Feuchtigkeit gesättigten Zustande. Das Leitungsvermögen betrug
cm-gr-sek:
Feiner Sand grober Sand Lehm sandhaltiger Lehm Torferde
trocken . 0,00046 0,00047 0,00033 0,00045 0,00027
naß . . . 0,0039 0,0041 0,0021 0,0032 0,0011
Die Unterlegen hei t des Moorbodens gegenüber den Mineralböden, so-
wie der Einfluß der Feuchtigkeit des Boden auf die Wärmeleitungsfähig-
keit geht aus diesen Zahlen klar hervor.
Die Menge der Radium- und Thoriumemanation in der Luft ver-
schiedener Böden. Von John Satterly. ^) — Nach den zu verschiedenen
Zeiten ausgeführten Bestimmungen beträgt der Gehalt an Radiumemanation
in Tiefen von 100 — 150 cm für sandigen Boden durchschnittlich ca.
200xl0~^"^ Curie pro 1, d. h. 2000 mal mehr als der gewöhnliche
Emanationsgehalt der Atmosphäre. Ein 1 Bodenluft kam auf ca. 14 kg
1) Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1912, 2, 46; ref. nach Jahrb. d. Moorkunde 1913, 1, 84 (Dansch).
— 2) Ebend. ; ref. ebend. 1912, 1, 85 (Densch). — S) Proc. Cambridge Phil. Soc. 1912, 16, 514—53»
(St. H. Johns Coli.); ref. wörtl. nach Chem. Ctrlbl. 1912, I. 604 und 1912, II. 148.
64 Landwirtschaftliche Pflanzenpro duction.
feuchten Boden, woraus sich als Radiumgehalt des trockenen Bodens
pro g 1,7 X 10~^^ g ergeben würde. Tatsächlich ist aber der Radiumgehalt
des Bodens etwa 70 mal so groß. Es kann also nur ein kleiner Teil der
in den festen Bodenpartikeln erzeugten Emanationsmenge in die umgebende
Bodenluft entweichen. Das Verhältnis von Ra- zu Th-Emanation in der
Bodenluft nimmt von 1600 in der Nähe der Oberfläche auf 26 000 in
einer Tiefe von 4 m zu. In einer Tiefe von 1,50 m beträgt es 8600.
Der theoretisch sich hieraus ergebende Th- Gehalt ist, wenn man einen
Radiumgehalt von 1,1 X 10"^^ g pro g Boden annimmt, 1,4 xlO"^ g
pro g Boden, was mit dem wirklich gefundenen Th- Gehalt übereinstimmt.
Die Ergebnisse veränderten sich je nach der Witterung, doch konnten
allgemein gültige Beziehungen zwischen Emanationsgehalt der Bodenluft
und Wetterfaktoren nicht aufgefunden werden. — Auch das aus Sümpfen
in der Umgebung von Cambridge entweichende Gas ist radioaktiv.
Die Beschaffenheit der sogenannten Bodenzeolithe. Von E. Blanck.^)
Nach eingehender Besprechung der früheren Arbeiten älterer Forscher auf
diesem Gebiete, der Arbeiten von J. T. Way, Liebig, W. Henne-
berg und F. Stohmann, Ed. Peters, Brustlein, G. J. Mulder,
van Bemmelen's und A. kommt der Vf. zu der Anschauung, „daß unsere
heutigen Kenntnisse, sowohl was die Natur der zur Mineralgruppe gehörenden
Zeolithe als der „Bodenzeolithe" anlangt, zweifellos noch recht dürftige
sind. Doch soviel vermögen wir wohl zu sagen, daß in den „Boden-
zeolithen" keine Körper vorliegen, die den Zeolithmineraleu
gleichwertig oder ähnlich sind, hiergegen spricht vor allen
Dingen ihre Entstehung. Wir haben es vielmehr in ihnen mit
Gelgemischen zu tun, keinen Silicaten, die Absorptionsver-
bindungen im Sinne van Bemmelen's bilden. — Eine weitere
Frage ist die, ob man berechtigt ist, für diese Substanzen im Boden die
Bezeichnung Zeolithe oder zeolithartige Substanzen auch heute noch auf-
recht zu erhalten? Von mineralogischen Gesichtspunkten aus ist dieses
entschieden zu verneinen, und es dürfte daher empfehlenswert sein, die
Begriffe Zeolith, zeolithartig , zeolithähnlich, wasserhaltige Doppelsilicate
aus der Bodenkunde verschwinden zu lassen, da mit ihnen im allgemeinen
schon andere Eigenschaften und Körper anderer Beschaffenheit belegt und
verknüpft worden sind. Wenn in der Agrikulturchemie, wie unsere Er-
örterungen gleichfalls dargelegt haben, schon lange mit der Bezeichnungs-
weise Zeolith usw. gewisse, für den Agrikulturchemiker wichtige Tatsachen,
namentlich die Bodenabsorption und ihre Erscheinungen, begrifflich zu-
sammenfließen, so vermag dieses wohl den Gebrauch der Worte Zeolith,
Bodenzeolith, zeolithartige Substanz usw. zu entschuldigen, nicht aber aus
obigen Gründen die Bezeichnungsweise rechtfertigen. Es dürfte sich
daher empfehlen, in Zukunft nur noch von adsorptionsfähigen
Gelgemengen als Erzeuger der im Boden auftretenden Adsorp-
tionen zu sprechen, um damit alle Irrtümer in bezug auf die
stoffliche Zusammensetzung dieser für den Boden so überaus
wichtigen Körper zu beseitigen.
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 560-581.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 65
Über die zeolithischen Eigenschaften des gemahlenen Phonoliths
und des Kalktraßdüngers im Vergleich zu einigen Bodenarten. Von
Erich Bußmann. 1) — Dem letzteren Fabrikat wird als ein Vorzug sein
Absorptionsvermögen nachgerühmt, als dessen Träger für KjO und N die
zeolithartigen Verbindungen, für P2O5 die freien Basen in Betracht kommen
sollen. Die mit Phonolith, Kalktraß und drei Böden angestellten Ab-
sorptionsversuche führten zu dem in folgendem Satz zum Ausdruck
kommenden Ergebnis: „Die Silicate, Phonolith und Kalktraß, kommen bei
der Berücksichtigung der Verhältnisse zwischen Bodenmasse und an-
gewandter Düngermenge als ein Mittel zur Hebung der Bodenabsorptions-
kraft niemals in Betracht.'' — Als Anhang zu dieser Arbeit werden noch:
„Einige Versuche über den Einfluß von Phonolith und Kalktraß auf das
N- Sammlungsvermögen von Ackererden" mitgeteilt. Das einzige positive
Ergebnis dieser Untersuchungen ist dahin zusammenzufassen: „Durch eine
Gabe von Phonolith wie von Kalktraß ist, auf Grund dieser Versuche,
unzweifelhaft unter gewissen Verhältnissen die Möglichkeit geboten, die
Lebensbedingungen des im Boden freilebenden Azotobakters wesentlich
günstiger zu gestalten, infolgedessen auch eine erhöhte N-Anreichererung
des Bodens hervorzurufen." Es ist selbstverständlich ganz unzulässig, hieraus
eine positive Nutzanwendung für die landwirtschaftliche Praxis abzuleiten.
Die Festlegung des Ammoniak- Stickstoffs durch Permutit und
Tonboden und die Zugänglichkeit des Permutit-Stickstoffs für die
Pflanze. Von D. J. Hissink.^) — In den Jahren 1909 und 1910
wurden in Wageningen Vegetationsversuche ausgeführt, um zu ermitteln, ob
das Ammoniumpermutit den Ammoniak -N so fest gebunden hält, daß er
wenigstens z. T. über die Dauer einer Vegetationsperiode hinaus für die
Pflanzenwurzeln unzugänglich bleibt, wie das von Pfeiffer und seinen
Mitarbeitern bei von Calciumzeolith absorbiertem Ammoniak gefunden worden
ist. Der Vf. beabsichtigte dabei zu ermitteln, welcher Zusammenhang
zwischen dem von den Pflanzen assimilierten und dem nach der Methode
Mitscherlich in COg-haltigera Wasser löslichen N besteht.
I. Löslichkeitsversuche mit Ammoniumpermutit und mit
ammoniumgesättigtem Tonboden. Das hierzu benutzte Permutit-
Präparat enthielt Si02 45,60, Al^Og 23,56, NH3 6,21 (N 5,12), HjO 24,03,
CaO 0,70%. Das zweite Präparat wurde durch Behandlung eines Ton-
bodens mit einer Chlorammoniumlösung hergestellt; die bei niedriger
Temperatur getrocknete Erde enthielt 0,179 "/q N. Es wurden die drei
Systeme I. Ammoniumpermatit- Wasser, IL Ammoniumpermutit- Wasser-COj
und III. mit NHg gesättigter Tonboden- Wasser-COg untersucht. „Aus den
Versuchen geht hervor, daß für die drei untersuchten Systeme der
Gleichgewichtszustand sich innerhalb der untersuchten Concentrations-
gebiete und mit Ausnahme der großen Concentrationen durch die Formel
— = a c — ausdrücken läßt. Zugleich hat sich gezeigt, daß die Löslich-
keit des Ammoniumpermutit-N in COg- haltigem Wasser viel größer ist als
in destilliertem Wasser. — Weil das Gleichgewicht bei einer reinen
Adsorption fast momentan eintritt, so spricht die Tatsache, daß die Auf-
1) Journ. f. Ldwsch. 1913, 61, 97—134. Mitt. a. d. agrik. -ehem. Laborat. d. Univ. Jena. —
') D. Idwsch. Versnchsst. 1913, 81. 377—432. Unter Mitarbeit von G. B. van Kampen u. J. A. G.
lianrenbrecher. A. d. Reichsldwsch. Versuchsst. "Wageningen (Holland).
Jabresbericht 1913. 5
66 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
nähme des NH3 von Permutit sehr langsam vor sich geht, für die Voraus-
setzung, daß sich hier keine reine Oberflächen Verdichtung (Adsorption)
sondern (wenigstens hauptsächlich) eine feste Lösung bildet, wobei die
gelöste Substanz (NH3) auch zum Teil chemisch im Permutit gebunden
sein kann. Das Zutreffen der Formel ^ :=: a c — ist also nicht immer ein
m n
Merkmal des reinen Adsorptionsvorganges. Die Permutite sind also als
Absorptionsverbindungen im Sinne van Bemmelen's zu betrachten."
IL Yegetationsversuche mit Ammoniumpermutit. Die Ver-
suche wurden in einem möglichst zeolitharmen Sande und zwar sehr
N- armen Heidesand mit Hafer ausgeführt und dabei die Düngerwirkung
von Ammoniumsulfat und Ammoniumpermatit verglichen. Die glasierten
Tongefäße fassen 11 kg Sand. Der Sand erhielt eine angemessene Grund-
düngung. Permutit wurde dem Sande beigemischt, Animonsulfat in Lösung
gegeben, in Mengen, welche je 0,6, 0,8 und 1,0 N enthielten. Jede
Düngungsweise wurde in 5 bezw. 10 Parallelgefäßen ausgeführt. Als
Hauptergebnis der beiden Versuchsjahre kann mitgeteilt werden, daß der
im Ammoniumpermutit vorhandene N unter optimalen Verhältnissen, wenn
also die Feuchtigkeit nicht mit ins Minimum gerät, ebenso gut für die
Pflanzen zugänglich ist als der N des Ammoniumsulfats; daß also das vom
Permutit absorbierte NH3 nicht so fest gebunden wird, daß dieser z. T.
erst im Laufe einer zweiten Vegetationsperiode für die Pflanzen zugäng-
lich wird. Während einer sehr trockenen Vegetationsperiode ist die
bindende Kraft des Permutits für NHj ein Faktor, der berücksichtigt
werden muß ; bei normaler Wasserversorgung löst sich jedoch genügend
NHg-N, um ein üppiges Wachstum zu sichern. Ein Vergleich der Ver-
suche der beiden Jahre hat deutlich gezeigt, von welcher ausschlaggebender
Bedeutung der Wassergehalt des Bodens für die Gestaltung der Ernte-
ergebnisse ist,
HL Betrachtungen über die Methode der Düngemittelanalyse
nach Mitscherlich. „Wie aus den Vegetationsversuchen hervorgeht,
nimmt die Haferpflanze unter den obwaltenden Bedingungen aus 100 g
N in Form von Ammonsulfat und Ammoniumpermutit ungefähr dieselbe
Menge N auf, nämlich rund 70 g. Die Löslichkeit dieser beiden N- Ver-
bindungen in mit CO2 gesättigtem Wasser (24 Std. Rührzeit, 30° C.)
läuft aber außerordentlich auseinander; der Permutit -N erfordert ungefähr
eine 1300 — 1400 fache größere Wassermenge als der Aramonsulfat-N zur
Lösung der von den Haferpflanzen aufgenommenen N- Menge. Die Methode
Mitscherlich der Düngemittelanalyse ist also zu gegenseitiger Bewertung
dieser N- Verbindungen völlig unbrauchbar. Wenn nun schon bei so ein-
fachen Versuchen, wie diese Sandkulturen mit einem einzigen Gewächse,
von einer Verwertung der zwei benutzten Düngemittel im Sinne Mitscher-
lich's im entferntesten nicht die ist, so ist die Schlußfolgerung gerecht-
fertigt, daß in der Praxis, wo Boden und Pflanzenart auch eine Rolle spielen,
eine allgemein gültige Düngemittelanalyse zu den Unmöglichkeiten gehört."
Die Festlegung des Stickstoffs durch sogenannte Zeolithe. Von
Georg Wiegener.^) — Es handelt sich bei den Versuchen darum fest-
zustellen, ob die von den Zeolithen im Boden absorbierten Ammoniak-
1) Jonrn. f. Ldwsch. 1913, 61, 11—56. A. d. Laborat. f. Chem. u. Bakter. d. Milch n. a. d. Idwsch.
Vers. -Feld d. Univ. Göttingen.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 3. Boden.
67
mengen so fest gebunden sind, daß sie, wenigstens z. T., über die Dauer
einer Vegetationsperiode hinaus für die Pflanzenwurzeln unzugänglich
bleiben. Genaue Untersuchung ergab, daß für die aus der Lösung durch
den Bodenkörper absorbierten NH^ -Ionen eine diesen äquivalente Menge
Kationen aus dem Bodenkörper an die Lösung abgegeben wird, es werden
meistens Ca- und Na -Kationen ausgetauscht. Der Austausch verläuft äußerst
schnell und ist wenig abhängig von Temperaturveränderungen. Für die
Pflanzenwurzeln kommen für die Aufnahme nur die in Lösung befindlichen
Kationen in Betracht. Stehen wasserhaltige amorphe Silicate, amorphe
Zeolithe mit Basenaustausch, mit Salzlösungen in Berührung, so findet ein
Austausch zwischen den Kationen der Lösung und Basen im Austausch-
zeolith statt derart, daß ein Teil der Kationen der Lösung in die feste
Phase übertritt und „festgelegt" wird. Dieser Anteil ist procentiseh um
so geringer, je höher die Concentration der Salzlösung ist.
Für den Vegetationsversuch wurde ein möglichst reines Ca-Permutit
durch Behandeln eines künstlichen amorphen Austausch zeolith mit CaCl2
hergestellt, das lufttrocken verwendet wurde und enthielt: 21,44 "/o HgO,
44,68 "/o SiOj, 0,35% COg, 20,96% Al^Og, 12,38% CaO und ©.IO^/q KgO!
Von diesem Präparat wurden 800 g mit 186 g Ammonsulfat und 1860 g
Wasser gemischt, wobei ein NH^- Zeolith von folgender Zusammensetzung
entstand: 42,02% Glühverlust, 33,08% Si02, 1,92% N und 3,58% SO3.
Der Ammoniumzeolith war mit 7,69% CaS04 2 aqu., der durch Basen-
austausch bei der Herstellung entstanden ist, verunreinigt. Als N wurden
5 g Ammonsulfat mit 1,0485 g N gegeben. Dieselbe Menge N ist in 54,61 g
der NH^-Zeoliths enthalten; letzterer enthält außerdem 3,32 g CaSO^. Dieselbe
Menge mußte zu den zeolithfreien Kontrolltöpfen zugegeben werden. Die
Versuche wurden in Zinkgefäßen, die ca. 14 kg Heidesand (aus Untergrund,
völlig steril und ohne austauschende Kraft) enthielten. Die Gefäße er-
hielten eine Grunddüngung und dazu 1) keinen N; 2), 3) u. 4) N (5 g
Ammonsulfat -|- Ca- Zeolith, kleine, mittlere und große Gabe); 5), 6) u. 7)
kein Ammonsulfat, dagegen kleine, mittlere und große Gaben sowohl von
Ca-Zeolith als auch von -f- N H^ - Zeolith ; 8) und 9) bekamen größere
Gabe N, 8) in Form von Ammonsulfat 7,5 g, 9) in Form von NH^- Zeolith.
10) erhielt die Grunddüngung -f- Ca- sowie N-Zeolith, wurde aber statt
mit destilliertem, mit Leitungswasser begossen. Angebaut wurde Hafer, dem
Buchweizen folgte. An Trockensubstanz wurde im Mittel von je 3 bei
Nr. 9) u. 10) von 2 Gefäßen insgesamt (Körner -j- Stroh -f- Wurzeln) geerntet:
1
2
3
4
5 6
7
8
9
10
Hafer
Buchweizen . . .
in beiden N . . .
50,9
10,36
0,6864
70,9
15,62
0,7489
64.5
15,03
0,6970
56,6
14,42
0,6771
69,8
15.23
0,7623
65,5
16,84
0,7722
59,9
12,97
0,7398
59,4
6,56
0,8759
85,0
16,39
1,0381
74,2
14,60
0,7906
Aus den Versuchen ergibt sich nach dem Vf. folgendes: Unter den
besonderen Verhältnissen des vorliegenden Versuchs wirkte die Zugabe von
Ca-Zeolith ertragssteigernd auf die Trockensubstanzernten von Bafer
als Vorfrucht und Buchweizen als Nachfrucht. Die gesamte N- Ernte wird
durch die Zeolith -Gabe weder für die Vorfrucht, noch für die Nachfrucht
vermindert, eher tritt eine geringe Mehrernte ein, die aber event. durch
die geringen Unterschiede im N- Gehalt der Düngung erklärt werden
5*
68 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
könnte. Der Zeolithzusatz scheint vor allem die N-Ablagerung im Korn
zu befördern. Von der gesamten N- Menge wurden ungefähr 55 "/o, da-
gegen von der als (NH4)2 S0^ mit der Düngung gegebene N im großen
Durchschnitt 67°/o durch die Vegetation ausgenutzt, gleichgültig, ob Zeolith-
zusatz erfolgte und ob die anfängliche N- Festlegung größer oder kleiner
war. Bei großen N- Gaben tritt überlegene Ausnutzung bei Zeolithzusatz
auf, doch kann dies auf N- Verluste in den zeolithfreien Töpfen zurück-
geführt werden. Die Festlegung durch Zeolithe erfolgt nicht etwa so, daß
dauernd ein Teil des N vollkommen der Lösung entzogen wird, sondern
so, daß sich ein leicht verschiebbares Gleichgewicht zwischen den Ionen
der Lösung und den Basen im Bodenkörper einstellt. — Die Concentration
in der Bodenlösung hängt ganz allgemein von jeder Änderung im lonen-
gehalt der Lösung ab, insbesondere ändert sich die Lösungsconcentration
und die Festlegung mit dem Verbrauch von Ionen. Was das NH4-Ion
anbetrifft, so steht es im Gleichgewicht mit sämtlichen Ionen der Boden-
lösung, es wird in dem Maße aus dem Zeolith nachgeliefert, als NH^ ent-
weder in NOg-Anion umgewandelt oder sonst der Lösung entzogen wird.
Die Einstellung dei Gleichgewichtsconcentration und die Festlegung, die
sehr schnell erfolgt, hängt von vielen Faktoren ab {Gesamtgehalt an
Düngesalzen, Wassermenge, Zeolithmenge, auch Ausscheidung von Wurzel-
sekreten, sofern sie Elektrolyte sind), so daß die Bodenlösung für eine
Vegetation günstige oder ungünstige N-Concentrationen darbieten kann.
Die Abgabe des NH^ erfolgt fast immer in Salzlösungen hinein, wohl
niemals in reines Wasser, so daß die Löslichkeitsbestimmungen von NH^-
Zeolithen im reinen Wasser für den vorliegenden Fall praktisch wenig
Wert haben, auch Löslichkeitsbestimmungen im kohlensäurehaltigen Wasser
geben die im untersuchten Falle herrschenden Gleichgewichtsconcentrationen
nicht richtig wieder. — Der Kernpunkt der Frage scheint darin zu liegen,
daß man von einer Festlegung in dem Sinne, daß dauernd ein ganz
bestimmter konstanter Anteil an Stickstoff der Lösung entzogen wird, nicht
reden kann, sondern daß die „Festlegung" auf alle Änderungen der
Lösungsconcentrationen im einen oder anderen Sinne reagiert und sich ver-
schiebt, wobei die Verschiebungen die Vegetation im günstigen oder un-
günstigen Sinne beeinflussen können.
3. Niedere Organismen.
Über den Einfluß organischer Substanzen auf die Umsetzung und
Wirkung stickstoffhaltiger Verbindungen. Von Gerlach und Densch. ^)
— In ihren ausgedehnten Untersuchungen wollten die Vff. den Verbleib
des Salpeter- und Ammoniak-N bei der Gegenwart organischer Substanzen
näher nachforschen und die Ausnutzung dieser N-Quellen durch die Pflanzen
feststellen. Das Gesamtergebnis der umfangreichen, mehrjährigen Vegetations-
versuche fassen die Vff. in folgenden Sätzen zusammen: „Mit positiver
Sicherheit ergiebt sich aus den Versuchen: Die Überfühiung des N aus
löslichen N-Salzen, wie es Ammoniumsulfat und Salpeter sind, in unlös-
lichen Eiweiß-N bei Gegenwart unzersetzter organischer Stoffe, sowie die
1) Mitt. d. Kaiser Wühelm - Instit. f. Ldwsch. i. Bromberg 1912, 4, 259 ; hier ref . nach Biederm.
Ctrlbl. f. Agrik.-Chem. 1913, 42, 21—30 (Blanck).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 69
Tatsache, daß die Verbindungen bald wieder im Boden zersetzt werden
und hierbei N-Verbindungen entstehen, welche die Pflanzen aufnehmen und
verwerten können.
Antagonismus zwischen Anionen in der Wirksamkeit der Ammoniak-
bildung im Boden. Von Chas. B. Lipman. ^) — In früheren Arbeiten
hat der Vf. auf die giftige Wirkung von Alkalisalzen im Boden auf Boden-
Bakterien und deren Tätigkeit bei der Ammoniak- und Nitratbildung, so-
wie der N-Bindung hingewiesen, ^j In vorliegender Arbeit handelt es sich
um die Wirkung von bestimmten Salzen, welche die schädliche Wirkung
von Alkalisalzen aufheben oder vermindern, also um Gegenwirkungen von
Salzen. Die Versuchsanstellung war der früheren ähnlich: je 100 g sandiger
Lehmboden -]- 2 g Blutmehl wurden in Kolben gebracht und mit soviel
von einem der schädlichen Salze vermischt, als sich nach den früheren
Versuchen als schädlich erwiesen hatte. Dazu kam eine gewisse Menge
eines anderen Salzes, welches der Wirkung des anderen entgegenwirkt.
Dann wurde eine als Optimum geltende Wassermenge hinzugegeben und
die Kölbchen bedeckt, 4 Tage einer Temperatur von 28 — 30 ^ C ausgesetzt.
Zu Ende dieser Zeit wurde die erzeugte Menge NH3 bestimmt. Aus den
Ergebnissen zieht der Vf. folgende Schlüsse: 1. Antagonismus zwischen
Anionen , gemessen an ihren Wirkungen auf die Ammoniakbildung im
Boden hat sich erwiesen zwischen NaCl undNa^SO^, zwischen Na Gl und
Na.^COg und zwischen NagSO^ und NagCÜj. 2. Am stärksten war der
Antagonismus zwischen Nag CO, und Na Gl, nächst stark zwischen NagCOg
und NagSO^, am schwächsten zwischen NaCl und Nag SO^. 3. Der größte
Antagonismus war zwischen 0,2 % NaCl und 0,7 % NajCOg (auf trockenen
Boden bezogen) und dieser nahm zu in den Reihen von dem Punkt an,
bei welchem 0,2 7oNa2C03 zu 0,2^0 NaCl hinzugefügt war. 4. Der
von Miss Moore mit Evidenz festgestellte Antagonismus zwischen Nag SO4
und NaCl wird also bestätigt. 5. Der Ausdruck Antagonismus, angewendet
auf Salze und Ionen, soll die Minderung der Giftigkeit des ganzen Mediums
bedeuten, die erreicht wird, wenn ein Salz zu einem oder mehreren anderen
Salzen hinzugefügt wird. 6. Antagonismus war hier zu beobachten zwischen
giftigen und stimulierenden Salzen, wie auch zwischen 2 giftigen.
Über den Einfluß der Böden und des Wassergehaltes auf die
Stickstoffumsetzungen. Von F. Munter (Ref.) \ind W. P. Robson.=*) —
In dieser Arbeit sollte versucht werden, festzustellen, wie die Umsetzungen
der N- Formen in verschiedenen Böden mit verschiedenem Wassergehalt
verlaufen und wurden dabei folgende Fragen aufgestellt: 1. Wie verhält
sich organischer N in verschiedenen Böden mit verschiedenem Wasser-
gehalt? 2. Wie gehen unter denselben Verhältnissen Ammonsulfat-Um-
setzungen vor sich? 8. Unter welchen Bedingungen und zu welcher Zeit
tritt die günstigste Salpeterbildung ein? 4. Bei welchen Feuchtigkeits-
graden entstehen N -Verluste? 5. Welchen Einfluß üben organische C-
Quellen auf die N-Umsetzungen aus und zwar bei Zusatz von Salpeter und
Ammonsulfat? — Zur Beantwortung dieser Frage dienten Gefäßversuche,
die nicht im Freien, sondern in Räumen, denen jeglicher Sonnenschein und
1) Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 36, 382-394. - «) Ebend. 1911, 32, 58-64; 1912, 33,
305—313 u. 1912, 35, 647—655 sowie dies. Jahresber. 1911. 137 a. 1912, 88. — ») Ctrlbl. f Bakteriol.
n. Abt. 1913, 39, 419-440.
70 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
(wegen gleichmäßigen Wassergehalts) Äustrocknung fehlte. Die benutzten
3 Böden enthielten in ^/q (die N-Zahlen in % der Trockenerde):
Abschlämmbar P2O5 KoO CaO MgO Nitrat-N Ammon.-N Gesamt-N
Sandboden 5,2 0,07 0,09 0,19 0,07 0,00103 0,00057 0,09148
Lößlehmboden 26,0 0,09 0,33 0,74 0,54 0,00654 0,00119 0,15977
Tonboden 51,6 0,14 0,31 0,99 1,15 0,00152 0,00044 0,17223
Jeder Topf (glasiertes Steingut) erhielt 7 kg trockene Erde. Der
erste Teil der Versuche wurde nach folgendem Plane ausgeführt: 1. ohne
Dünger; 2. mit Ammonsulfat; 3. mit Hornmehl. Für den Sandboden
kommen 6, 12 und 18 "/q, für den Lehmboden 8, 16 und 24%, für den
Tonboden 8, 18 und 28 ^Jq Wasser in der Erde in Betracht. An Ammon-
sulfat wurden für jedes betr. Gefäß 13,333 g = 2,8 g N gegeben; an
Hornmehl 23,14 g pro Topf, darin Gesamt Ammoniak-N 0,0957, Nitrat-N
0,0609 g und 2,6434 g organisch gebundener N=2,8 g Gesamt-N. Der
Dünger wurde mit der ganzen Menge Boden eines Topfes gemischt. Die
Versuche wurden am 13. Mai 1912 angesetzt und der Boden nach 3, 6
und 12 Wochen auf Gesamt-N, Nitrat-N, Gesamt NH3-N und wasser-
löslichen NH3-N untersucht. — In einer zweiten Versuchsreihe erhielten
die Böden noch einen Zusatz von 25 g Rohrzucker pro Gefäß, um die
N-Ümsetzungen bei Gegenwart organischer Substanz kennen zu lernen.
Aus den umfangreichen Untersuchungen stellt der Vf. die Ergebnisse in
folgenden Sätzen zusammen: 1. Die Zersetzung des organischen N trat bei
niederen Feuclitigkeitsgraden im Sandboden lebhafter ein als in den besseren
Böden, während sich bei höherem Wassergehalt der Unterschied ziemlich
ausglich. Die Umsetzung des Ammonsulfates und die Bildung des Salpeters
ging in allen drei Böden um so schneller vor sich, je höher der Wasser-
gehalt war. Die Erden selbst unterschieden sich insofern, als bei den
besseren Böden eine bedeutend lebhaftere biochemische Tätigkeit eintrat,
obschon bei dem niedrigsten Feuchtigkeitsgrade die Umsetzungen im Sand-
boden stärker einsetzten. Es zeigte sich während der ganzen Arbeit, daß
die 6 % Feuchtigkeit des Saudbodens eine viel günstigere Bakterientätigkeit
hervorriefen, als die 8 % Feuchtigkeit des Tonbodens. Beide Feuchtigkeits-
mengen entsprechen sich also nicht. Der aus Hornmehl gebildete NH3-N
schwand bei größerer Feuchtigkeit in allen Böden schnell, dagegen erhielt
er sich in den trockenen Erden ziemlich lange und erreichte seinen Höhe-
punkt desto eher, je leichter der Boden war, im Sandboden nach drei
Wochen mit 36 — 38 %, im Lehmboden nach 6 Wochen mit 41,28 "/o ^"^^
im Tonboden am Schluß des Versuches mit nur 13,37 %. Die leichte
sowie feste Absorption der Ammonsalze ist um so größer, je schwerer die
Böden sind. Sie muß sich vor allem in trockenen Jahren bemerkbar
machen. Der Sandboden vermochte bis zum Schluß des V^ersuches 97 ^Iq,
der Lehm- und Tonboden sogar 100% des zugefügten Ammonsulfates
umzusetzen, dessen N aber nicht vollständig als Salpeter wiedergefunden
■wurde. Am günstigsten verlief die Salpeterbildung aus Hornmehl im Sand-
boden, nur bei mittlerem Wassergehalt zeigten die besseren Böden ähn-
liche Verhältnisse. Größere Salpetermengen lieferte bei allen Erden jedoch
die Ammonsulfatdüngung, mit Ausnahme des trockenen Sandbodens und
der ersten Wochen bei größerer Feuchtigkeit. Im allgemeinen lag die
stärkste Salpeterbildung bei allen Böden zwischen der dritten und sechsten
A. Quellen der Pflanzeuernährung. 3. Boden.
71
Woche nach Zugabe der Düngung, nur der Tonboden mit höchstem
Feuchtigkeitsgrade zeigte die größte ümsatzintensität bereits in den ersten
drei Wochen. Zur Zeit des größten nachgewiesenen Salpetergehaltes, nach
sechswöchentlicher Versuchsdauer bei mittlerer Feuchtigkeit waren folgende
Verhältnisse leicht aufnehmbaren N vorhanden:
DüngTmg
Sandboden
Lehmboden
Tonboden
Salp.-N Ammon-N
Salp.-N 1 Ammon-N
Salp.-N
Ammon-N
Ammonsulfat . .
Hornmehl . . .
60,07 i 28,51
49,15 ! 0,00
78,83
58,71
6,67
0,69
78,17
57,24
5,48
0,00
Den Pflanzen stehen also bei der mineralischen Stickstoffdüngung
größere Nährstoffmengen zur Verfügung als bei einer organischen. Eine
bemerkenswerte N- Entbindung trat nur bei höchstem Wassergehalt ein,
bei Ammonsulfat im Lehmboden mit 19,8 % des zugesetzten Ammoniak-
stickstoffs am Schlüsse des Versuches, bei Hornmehl mit seiner reichen
Kohlenstoffquelle dagegen 32,2 % beim Lehmboden und 32,7 '^Jq beim
Tonboden. 2. Eine besonders starke Zugabe von organischer Substanz,
wie sie in Form von Zucker stattfand, verringerte die löslichen Stickstoff-
verbindungen dermaßen, daß für die Kulturpflanzen ein N-Mangel eintreten
kann. So verschwand der zugesetzte Ammonsulfat-N in allen drei Böden
bei Gegenwart von Zucker schneller als ohne Zugabe, aber der gebildete
Salpeter nahm dementsprechend nicht zu. Der verschwundene N war von
den Bakterien aufgenommen worden. — Durch die Zugabe von organischer
Substanz (Zucker) zur Ammonsulfatdüngung fiel der Salpetergehalt beim
Sandboden von 57,52 auf 50,87, beim Lehmboden von 58,10 auf 52,97,
beim Tonboden von 70,92 auf 61,62 %. Dementsprechend stieg der fest-
gelegte und verschwundene N durch die Zugabe von Zucker beim Sand-
boden von 18,18 auf 26,18, beim Lehmboden von 22,32 auf 43,20, beim
Tonboden von 29,08 auf 38,38%. Auch die Salpeterassimilation wurde
durch eine Zuckergabe erhöht. Von den zugesetzten Stickstoffmengen waren,
wo organische Substanz zugegeben war, beim Sandboden 11,43, beim Lehm-
boden 14,67% in Form von elementarem N verloren gegangen, während
ein solcher Verlust beim Tonboden nicht festgestellt wurde. — Eine N-Bindung
konnte nicht nachgewiesen werden.
Bemerkung zu meinen Beobachtungen über das Verhalten von
Nitrat im Ackerboden. Von Vogel (-Bromberg), i) — Der Vf. stellte fest,
daß die bei seinen Versuchen -') benutzten Porzellanschalen mit einer Glasur
versehen sind, welche letztere in Berührung mit Lösungen von Nitraten
Nitrat aufnehmen und überaus kräftig festhalten. Die abnorm hohen
N- Verluste, die der Vf. beim Aufbewahren flacher Bodenschichten in
Porzellanschalen fand und die stets durch ihre außerordentliche Unregel-
mäßigkeit auffielen, sind auf dieses Verhalten der Porzellanschalen zurück-
zuführen und können daher nicht aufrecht erhalten werden. Unaufgeklärt
bleibt vorläufig noch die zuweilen beobachtete stark alkalische Reaktion
der Erden, in welche N- Verluste eingetreten waren und der gelegentliche
Befund von salpetriger Säure in dem an den Glasglocken niedergeschlagenen
1) D. Idwsch. Vorsuchsst. 1913, 82, 159 a. 160. — «J Ebend. 1912, 78, 265 u. dies. Jahresber.
1912, 80.
72 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Condenswasser. Als richtig, und in zahlreichen Nachuntersuchungen be-
stätigt, bleibt bestehen, daß auch in flachen Bodenschichten, besonders bei
Verwendung humusreicher, leichterer Bodenarten N- Verluste eintreten, die
unter Umständen schon nach wenigen Tagen 10 — 12 <^/o des zugesetzten
Salpeter-N ausmachen. Eine solche Abnahme tritt nur in frischen, nicht
sterilisierten Erden ein und beruht offenbar auf Denitrifikation. Eine
Spaltung des Nitrats auf chemischem Wege findet, wie der Vf. früher
nachgewiesen, nicht statt.
Eine Studie über die Bildung von Nitraten in verschiedenen
Boden -Typen in Virginia, I. Vorläufiger Bericht. Von Edwin
Broun Fred.^) — Die Arbeit zerfällt in 4 Abschnitte: 1. Vergleich der
Nitrification ' in verschiedenen Typeu , die a) aus einem Gewächshaus
(Greenhouse) entnommen, mit bestimmtem Wassergehalt und die b) aus
dem Freien (Out doors) genommen, wo sie der gewöhnlichen Temperatur
und Regenfall ausgesetzt waren. 2. Über den Grad der Nitrification in
denselben Böden, denen 0,2*^/0 Ammonsulfat zugesetzt worden war. 3. Die
Wirkung von Sand und Kalk auf die Anhäufung von Nitrat in schweren
Böden (Clay soils). 4. Die Nitrat- haltende Kraft in geschützten und
ungeschützten Reihen. — Die verwendeten 5 Bodentypen wurden von dem
ü. S. Bureau of Soils wie folgt klassificiert. Type 1. Albemarle, bekannt
als Cecil clay. Die für diese Untersuchung entnommene Probe war jungfräu-
licher Boden, nahe Crozet. Geeignet für Feldbau usw. Type 2. Appomattox
Chocülate. Cecil clay, aber schwerer wie voriger; von braunroter (chocolade)
Farbe. Bester Ackerboden und besonders geeignet zum Anbau von schwerem
Export-Tabak. Die Probe entstammt jungfräulichem Boden nahe bei
Appomattox C. H. Type 3. Appom. Light. Sandiger Cecil- Lehm. Von
grauer Farbe, nicht so fruchtbar wie voriger Boden, gibt aber gedüngt
gute Erträge von schwerem Export -Tabak. Die Probe wurde etwa 5 Meilen
entfernt von vorigem Ort genommen. Type 4. Blacksburg; bekannt als
Hagerstown Silt loam; zum Landbau allgemein geeignet, besonders für
Blaugras. Die Probe wurde von einem ungedüngten Land der Virginia
Vers.-Stat. genommen. Type 5. Norfolk, klassificiert als Norfolk fine sand;
dunkelbrauner sandiger Lehm. Die Probe wurde ebenfalls von einem
ungedüngten Lande der Virginia Truck Vers.-Stat. genommen. — Die
Böden wurden zu den Versuchen in lufttrockenem Zustande gesiebt und
gut gemischt und in galvanisierte Eisentöpfe zu 12 kg Inhalt gefüllt für
die greenhouse Serie I. Die Gefäße sind mit einer Öffnung am Boden
versehen. Alle Salze wurden in Pulverform dem Boden beigemischt und
der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens auf Y2 ^^^' wasserhaltenden Kraft ge-
bracht. Dieser Wassergehalt wurde das Jahr hindurch bei den Gefäßen
der geschützten Reihe erhalten, während die Gefäße der anderen Gruppe
nur soviel Wasser erhielten als der natürliche Regeufall brachte. Reihe I
blieb im Gewächshaus bei einer Temperatur von 22° C. während des
Winters und ein wenig wärmer im Sommer. Reihe II blieb an einem
freien Platz, wenige Fuß vom Gewächshaus. Es war ungewöhnlich kalt
und der Boden verblieb zum großen Teil des Winters gefroren. — Die
Ergebnisse sind aus folgenden Sätzen zu ersehen: 1. Alle Bodentypen
1) Ctrlbl. f. Bakteriol. U. Abt. 1913, 39; 455-468.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 3. Boden. 73
zeigen eine merkliche Kraft Nitrate anzuhäufen. Der Gewinn an Nitrat
ist verschieden. N wurde in ungewöhnlicher Höhe (in ^/q des Gesamt-N)
in Nitrat übergeführt. 2. Der Grad der Nitrification, bemessen nach der
Bildung von Nitrat aus Ammonsulfat, war verschieden in den Bodentypen.
3. Verdünnung des Bodens mit Sand erhöhte den Grad der Nitrification
bei den Clay- Böden. 4. Anwendung von Kalk verursachte eine sehr be-
trächtliche Zunahme der Nitrification. Die gesamte, während eines Jahres
in diesen gekalkten Böden erzeugte Menge Nitrat ist größer, als diejenige,
welche von Ammonsulfat gebildet werden konnte. 5. Wenn Nitrate in
großen Mengen als Natriumnitrat zu geschützten Böden gegeben wurde,
gab es fast keine Verminderung der Denitrification, wenn nur der Wasser-
gehalt von Y2 ^^^' Wassercapacität nicht überschritten Avurde.
Über Nitratbildung im Waldboden. Von K. Vogel von Falcken-
stein (-Gießen). 1) — Die Nitratbildung in Waldböden ist früher wiederholt
geleugnet worden. Da nun gerade in der Waldstreu und im Waldhumus
sehr bedeutende Mengen Gesamt-N lagern, die der natürlichen Zersetzung
unterliegen, so erschien es dem Vf. als aussichtsreiches Unternehmen, durch
Beobachtung der Nitratbildung in einigen Waldböden zur Klärung der
Salpeterfrage im natürlich gelagerten Waldboden einen Beitrag zu liefern
und gleichzeitig festzustellen, ob durch äußere Eingrifi'e, wie Boden-
bearbeitung, Kalkung und Mergelung dieser Böden eine zeitweise Erhöhung
der Salpeterbildung bewirkt werden kann. Die zum Versuche dienenden
Bodenproben waren aus verschiedener Tiefe untersuchter Bodenprofile ent-
nomm-.n und wurden nach der Vorbereitungszeit in Gläsern angesetzt in
ungeheiztem, überdachtem Räume 1 Jahr lang aufbewahrt und bei Beginn,
nach 6 und 12 Monaten auf ihren Nitratgehalt und Gesamt-N- Gehalt
untersucht. Während dieser Zeit wurden die Bodenproben auf halber,
maximaler Wassercapacität erhalten. Die Nitratbestimmungen wurden wie
folgt ausgeführt: 1 kg Boden wurde unter zweistündigem Schütteln mit
5 1 Wasser ausgezogen. Je 250 ccm des filtrierten, mit Alaun geklärten
Auszuges wurden mit 150 ccm 30procent. Natronlauge unter starkem
Sieden bis auf 250 ccm eingedampft und wieder auf 400 ccm aufgefüllt.
Das zurückgebliebene Nitrat wurde mittels 10 g Zn und 5 g Fe zu NH3
reduciert und dieses abdestilliert, titriert und auf bei 100° getrockneten
Boden berechnet. — Die Ergebnisse seiner umfangreichen Arbeit faßt
der Vf. in längeren Sätzen zusammen, denen wir folgendes entnehmen:
I. Leichte, kalkarme Waldböden, die meist eine zusammenhängende
Streudecke mit unterliegendem humosen Mineralboden besitzen, producieren
unter günstigen Feuchtigkeitsbedingungen in den obersten Schichten jährlich
etwa soviel Nitrat, wie es als PflanzennährstofF für die Festlegung des N
im Holz, Blatt oder in Nadeln unbedingt erforderlich ist. IL Den
schweren, kalkreichen Waldböden (Muschelkalkböden) scheint in
vielen Fällen die zusammenhängende Streudecke zu fehlen, dagegen sind
die oberen humosen Mineralbodenschichten befähigt, sehr bedeutende Nitrat-
mengen zu liefern, die die Nitratbildung auf leichten Böden um ein Viel-
faches übertreffen. Während an der Bodenoberfläche die Streuzersetzung
unter Einfluß der kalkhaltigen Bodenlösungen so schnell erfolgt, daß die
») Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1913, in. 404—528.
74 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
"Waldstreu sich nicht in Form einer Decke ansammeln kann, findet starke
Humus- und Gesamt- N- Ansammlung in den oberen Mineralbodenschichten
statt. Die humosen Stoife werden durch die dichte Lagerung des Bodens
und den damit zusammenhängenden, mangelhaften Luftzutritt vor zu
schnellem Abbau geschützt. Der Humus erhält sich aber in diesen Böden
in leicht abbaufähigem, durch Kalk absorptiv gesättigtem Zustande und
wird bei Luftzutritt schnell aktiv. Im natürlichen, dicht gelagerten Wald-
boden, der gleichzeitig durch seine physikalischen Eigenschaften vor Aus-
waschung gut geschützt ist, nimmt der Vf. auf Grund der Nitratzahlen
bei Beginn der Versuche an, daß stets ausreichende Mengen, ja sogar ein
bedeutender Überschuß des zur Pflanzenernährung nötigen Nitrat -N vor-
handen ist. Diese schweren Böden sind also jedenfalls viel nitratreicher
als die leichten, kalkarmen Böden.
Die Anwesenheit von nitrificierenden Bakterien in gewöhnlichen
Sandkulturen. Von Iw. Schulow. ^) — Durch Infection des Substrats
für nitrificierende Bakterien mit Sand aus gewöhnlichen Sandkulturen
ist es dem Vf. gelungen, die Bildung von oxydiertem N hervorzurufen
und so zu zeigen, daß nitrificierende Organismen in solchen Kulturen an-
wesend sein können, und daß also der Nitrificationsproceß in ihnen vor
sich gehen kann. — Zugleich sind ungeheuere Verluste von NH3 im
Substrat für die nitrificierenden Bakterien festgestellt worden, Verluste,
die der Einwirkung von MgCOg auf (NH4)2S04 zu verdanken sind: Bei
der Sterilisation sind 58,7^/0, und weiter, während eines ein monatlichen
Aufenthalts im Thermostat bei 30" C. noch 37,1%, im ganzen 95,8%
des ursprünglich dem Substrat als (NH^)2S0 zugeführten N verloren ge-
gangen. — Ungeheuere Verluste von NH3 aus dem Substrat im Thermostat
sind auch von H. Astafjew gefunden worden, dessen Daten der Vf. anführt.
Beziehungen einiger höherer Pflanzen zur Bildung von Nitraten
in Böden. Von T. Lyttleton Lyon und James A. Bizzell.^) — Die Vff.
stellen in längerem Berichte die zahlreichen Versuche und Untersuchungen
zusammen, welche in den Jahren 1907— 1912 von ihnen ausgeführt wurden.
Wir entnehmen den Schlußfolgerungen folgendes: „Der Nitratgehalt des
Bodens unter Timothee, Mais, Kartoffeln, Hafer, Hirse und Sojabohnen
war sehr verschieden und zwar unter demselben Boden. Es besteht eine
charakteristische Beziehung zwischen der Pflanze und dem Nitratgehalt
des Bodens zu verschiedenen Stufen des Wachstums. In der Zeit des
üppigsten Wachstums des Maises war der Nitratgehalt häufig höher unter
Mais, als in dem Boden, der keine Frucht trug. Unter einer Mischung
von Mais und Hirse war zu dieser Wachstumsperiode der Nitratgehalt
höher als unter Mais allein, obgleich der Ernteertrag auf beiden Plätzen
fast der gleiche war. Hiernach kann angenommen werden, daß die Nitrat-
erzeugung bei diesem Proceß in Verbindung mit dem lebhaften Wachstum
und der absorbierenden Funktion höherer Pflanzen angeregt wird, nament-
lich bei Mais, obgleich Anzeichen vorliegen, daß die Maispflanze einen
großen Teil ihres N in anderer Form bekommt als in Nitrat; die Com-
bination dieser Bedingungen gibt eine Erklärung für den sehr hohen
1) Russ. Jourr. £. experim. Ldwsch. 1912, 13, 215. Deutscher Auszug. — ^) Coraell Uaiv. Agr.
Esp. Stat. Memoir Nr. 1, 109 b.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 75
Nitratgehalt des Bodens unter Mais. — Unter Mais sowie unter Hafer
war der Nitratgehalt des Bodens zur Zeit, wo die Pflanzen ihren größten
Trieb machten, höher als in späteren Stadien des Wachstums; trotz der
Tatsache, daß in dem unbestellten Lande die Nitrate in Zunahme, im be-
stellten Lande im Verschwinden war. Unter diesen Früchten und unter
Hirse fehlte später eine Zunahme der Nitrate, da die N-Absorption praktisch
aufgehört hatte, obgleicli unbestelltes Land eine sehr starke Zunahme an
Nitraten zu dieser Zeit zeigte. — Dieses, in Verbindung mit ebenerwähnter
Tatsache, zeigt einen weiteren Einfluß der Früchte auf den Proceß der
Nitratbildung und drängt zu der Vorstellung, daß die Pflanzen während
der letzten Periode ihres Wachstums in einer Art die Erzeugung von
Nitrat verhindern. — Abgesehen von dem Einfluß des Anbaues, ist die
Quelle der großen Verschiedenheiten in dem Nitratgehalt des Bodens unter
den erwähnten Pflanzen, in dem bald anregenden bald aufhebenden Ein-
fluß auf die Nitraterzeugung zu suchen. — Änderungen im Feuchtigkeits-
gehalte und in der Temperatur des Bodens im Frühsommer haben keinen
großen Einfluß auf den Nitratgehalt des Bodens unter Pflanzen. Auf un-
bestelltem Land ist eine Zunahme im Feuchtigkeitsgehalt zuweilen von
einer Zunahme, zuweilen von einer Abnahme im Nitratgehalt begleitet. —
Bestimmungen des Grades der Nitrathildung im Boden unter Alfalfa oder
Timothee zeigten, daß die Nitratbildung unter Alfalfa viel rascher vor
sich geht als unter Timothee, auch wenn mit Blutmehl gedüngt worden
war. Es ist wahrscheinlich, daß der Charakter der von den Pflanzen im
Boden zurückgelassenen organischen Materie bis zu einer gewissen Grenze
den Grad der Nitraterzeugung bestimmt. — Mais war die einzige Pflanze,
infolge deren Anbau der Nitratgehalt des Bodens erhöht wurde; Kartofl"el-
boden zeigte den nächsthöchsten und Hafer den geringsten Gehalt. Hirse,
auf diesem Platz am 1. Juli angepflanzt, war merklich durch die vorher-
gegangene Frucht beeinflußt, aber das luxuriöse Wachstum stand umgekehrt
proportional zum Nitratgehalt des Platzes. In diesem Falle des günstigen
Einflusses einer Frucht auf die folgende war nicht durch den günstigen
auf die Nitratbildung ausgeübten Einfluß veranlaßt. — Gefrieren und Auf-
tauen begünstigen die Nitratbildung. — Timothee unterhält einen niedrigeren
Nitratgehalt im Boden, als es andere tun. Grasmischungen (Phleum pratense,
Agrostis alba, Poa pratensis) gab viel weniger N in der Ernte und im
Drainagewasser, als was das Drainagewasser von dem unbestellten Boden
enthielt. Diese Tatsache zeigt einen stark unterdrückenden Einfluß dieser
Pflanzen auf die Nitratbildung an und ist eine mögliche Ursache für die
schädliche Wirkung von Rasen in Obstgärten auf Boden, in welchem die
Anwendung von verwertbarem N von mangelhaftem Erfolg ist.
Die Intensität der Nitrification in trocknen Böden. Von Robert
Stewart.^) — Es ist eine sehr, gewöhnliche Annahme, daß die Nitrification
in trockenen Klimaten mit großer Intensität stattfindet; sie stützt sich auf
die beobachtete Tatsache, daß Nitrate sich in großen Mengen in gewissen
trockenen Böden anhäufen. Diese Nitrathäufungen kommen immer in Ver-
bindung mit anderen wasserlöslichen Salzen, wie Na Gl und CaSO^ vor.
Niemals wurden Nitratanhäufungen in ariden Böden angetroff'en, die frei
1) Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 36, 477—490 (Chemie. Laborat. Utah Exp. Stat.).
76 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
von anderen wasserlöslichen Salzen waren. Die Alkalisalze müssen daher
auf einem von 2 Wegen mit den Nitraten innigst verbunden sein: 1. sie
müssen einen besonders günstigen Einfluß auf die Nitrification äußern;
oder 2., die Nitrate müssen, wie die anderen Alkalisalze, einen entfernten
Ursprung haben. Auf Grund der vorliegenden Daten will es dem Yf.
scheinen, daß letztere Annahme die richtige Erklärung gibt. — Die Natur
des Materials von manchen Böden von Utah und Colorado zeigt klar, daß
die Nitrathäufung in diesen Böden unzweifelhaft marinen Ursprungs ist.
— Das Vorkommen von Alkali in manchen Böden von Utah ist un-
zweifelhaft in großer Ausdehnung marinen Ursprungs, abgesetzt zur Zeit
der Bildung von Schieferton (shale); und in der Umsetzung dieser Schiefer
in Boden, ist das Alkali dem letzteren einverleibt worden. Der Durchlauf
von Wasser durch den Schiefer wusch die löslichen Salze aus und führten
sie dem niedriger gelegenen Lande zu. — Die Anwesenheit von Nitraten
in den Alkaliböden der ariden Section ist von Bedeutung von anderen
Gesichtspunkten. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Alkaliböden ein Jahr
ein üppiges Pflanzen Wachstum zeigen, während ein Jahr nachher oder
später die Salze so concentriert wurden, daß sie den Tod der Pflanzen
verursachten. — Aridböden sind auffallend arm an organischem N und
doch war die erhaltene Ernte ausgezeichnet. Die Böden waren nicht ,,N-
huügrig". Hilgard hat versucht, diese anormale Erscheinung damit zu
erklären, daß der Humus trockner Böden relativ reicher an N sei, als der
Humus feuchter Böden. Es ist nicht angänglich, die Anhäufung von
Nitraten in trocknen Böden einer rapiden bakteriellen Tätigkeit zuzu-
schreiben. Das Wasser hat die Nitrate hier von einem Platz zum anderen
bewegt. Die Annahme dieser N-Quelle liefert eine klare Auslegung der
Tatsache, daß in einigen Fällen die Oberfläche eines kultivierten ariden
Trocken farmbodens reicher an organischem N ist, als der benachbarte
Boden. Der Nitrat N wird erhalten durch tiefwurzelnde Pflanzen aus dem
Untergrunde und übergeführt in den organischen N der Pflanze und dann
der Oberfläche durch Unterpflügen der Pflanzen zugeteilt wird. Natürlich
hat auch die Möglichkeit der Ammoni- und Nitrification sowie die N-
Bindung Platz gegriffen. Der Ausdruck „Alkali" erstreckt sich nicht
allein auf die Carbonate, Chloride und Sulfate, sondern auch auf die
Nitrate der Alkalimetalle.
Der Einfluß von Alfalfa (Medicago sativa, Luzerne) und
Thimotheegras auf die Nitraterzeugung im Boden. Von T. Lyttleton
Lyon und James A. Bizzell.^) — Der Boden, auf welchem und mit welchem
die Versuche ausgeführt wurden, ist als ,, Dunkirk clay loam" klassificiert
und ist ein ziemlich schwerer und undurchlässiger Boden. Teilstücke des
Versuchsfeldes waren im Frühling 1906 mit obenbenannten Pflanzen be-
stellt worden, die bis Ende 1911 stehen blieben. Zur Zeit der Einsaat
erhielten Teile der beiden Vergleichsstücke eine Düngung von gebranntem
Kalk (2000 Pf. p. acre). Im Frühjahr 1910 wurden Streifen vom gekalkten
sowohl, wie vom ungekälkten, mit Alfalfa und anderseits mit Timothee be-
standenen Teilstücken von aller Vegetation befreit und während der Jahre
1910 und 1911 kahl gelassen. — Das Verfahren zur Bestimmung des
») Ctrlbl. f. Bakteriol. U. Abt. 1913, 37, Nr. 7/10, 161—167.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 77
erzeugten Nitrats war folgendes: Mit Hilfe eines Bohrers wurden Boden-
proben bis zur Tiefe von 8 Zoll ausgehoben, die zusammengehörigen zu-
sammengemischt und noch feucht in luftdichte Gefäße gebracht. Innerhalb
12 Stunden nach der Probenahme Avurden die Gehalte an Feuchtigkeit
und Nitrat bestimmt. Letztere in 100 g feuchten Boden nach der „Disulfon-
säure-"Methode. Andere 100 g Boden wurden in 250 ccm-Kolben ge-
bracht und mit soviel Wasser versetzt, daß der Feuchtigkeitsgehalt des
(trockenen) Bodens 25 % betrug. Lose verschlossen wurden sie in einen
Incubator gestellt und dort bei 30 ° C. auf eine bestimmte Anzahl von
Tagen belassen. Auf diese oder ähnlicherweise wurden verschiedene Ver-
suchsreihen, von denen wir folgende erwähnen, ausgeführt.
Nitrification im Boden nach Zusatz von Ammonsulfat oder
(andere Reihe) von Blutmehl unter Alfalfa und unter Timothee, gekalkt
oder nicht gekalkt. Die Versuche zeigten, daß das Nitrification s -Vermögen
des Bodens bei Ammoniak sowohl wie bei Blutmehl unter der Leguminose
größer war als unter Gras und daß die Nitratbildung in allen Fällen durch
die Kälkung des Bodens erhöht wurde. Dieselben Erfolge zeigten sich
auf dem von Pflanzen entblößten Boden in den nächsten Jahren.
In einer weiteren Arbeit wurden Nitratbestimmungen von Zeit
zu Zeit vorgenommen und zwar von der Aussaat der beiden Pflanzen an
im Sommer 1906 bis Herbst 1911, in den zwei letzten Jahren auch im
Boden von den kahlen Stellen des Feldes, unter Timothee wurde etwas
weniger Nitrat gefunden als unter Alfalfa, aber die Unterschiede waren
nicht besonders groß, wenn man sie mit der Nitratmenge des entblößten
Bodens vergleicht. Es scheint, als ob die Alfalfa entweder Nitrate aus
dem Boden absorbiert oder daß sie die Nitratbildung bedeutend herab-
gedrückt hatte.
Nitratbestimmungen in verschiedenen Tiefen des Bodens der
verschieden behandelten Flächen bildeten den Schluß der Arbeit. Sie
zeigten, daß die Hauptmenge des Nitrats sich in der obersten Schicht
(1 Fuß tief) des Bodens befindet und in den unteren Schichten (bis zu
4 Fuß) nur sehr geringe Mengen Nitrat vorkommen. — Als Hauptergebnis
der Arbeit ist zu ersehen, daß Alfalfa (Leguminose) wesentlich mehr und
schneller die Nitrification im Boden befördert als Gras.
Zusammenfassung der Ergebnisse von im Jahre 1912 ausgeführten
chemischen und bakteriologischen Untersuchungen. Von A. Bytschi-
khine.^) — I. Die Intensität der Stickstoffbindung in Böden von
verschiedenem Kulturzustand. Die Arbeit beschäftigt sich mit der
Bindungs- Intensität des elementaren N durch freilebende N- sammelnde
Organismen in der Ackerkrume und den Untergrund verschiedener Boden-
arten. — Die Versuchsanordnung war folgende: In 100 ccm einer im
Fernbach' sehen Kolben befindlichen Nährlösung, die auf 1000 ccm Kanal-
wasser 20 g Mannit und 0,5 g Calciumphosphat gelöst enthielt, wurden
nach Zusatz von 2,5 g CaCOg und darauf folgende Sterilisation unter
Dampfdruck 10 g des absolut trockenen Bodens eingetragen. Die Kolben
wurden 42 Tage bei einer Temperatur von 16 — 20° C. gehalten und täg-
lich morgens und abends ein Luftstrom durch dieselben geschickt. Als
') 18. Jahresber. d. Idwsch. Versuchsst. zu Ploty (gegr. vom Prinz Paul Trouetzkoy). Nach dem
französischen Bericht. Odessa 1913, S. 349. 380.
78 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
•wesentlicher N-Assimilant kam der aerobe Azotobacter in Frage, für dessen
Lebenstätigkeit die Yersuchsbedingungen hinsichtlich der Temperatur der
Luftzufuhr und der Ernährung am günstigsten waren, ohne daß eine ge-
wisse Beteiligung von Clostridium völlig abzuweisen wäre. — Die Differenz
der vor und nach dem Versuch in jeder Bodenprobe analytisch ermittelten
N- Mengen, also der auf die Tätigkeit der N- Sammler zurückzuführende
Gewinn an N, bezogen auf 100 g trockenen Boden und ausgedrückt in
mg, geht aus folgenden Daten hervor.
Zunahme des N in mg für 100 g absolut trockenen Bodens:
Krume Untergrund
Gemüsegartenboden 176,90 157,25
April Brache 173,75 146,02
Unkultivierter Boden 140,40 132,17
Waldboden 101,09 101,52
Aus diesen Zahlen, welche die Fähigkeit der N- Bindung der betr.
Bodenart ausdrücken, geht hervor, daß in der Krume des Gartenbodens
des gebrachten und des unkultivierten Bodens die N- Bindung energischer
vor sich ging, als in dem Untergrund, während im Waldboden die Daten
für beide Schichten annähernd gleich sind. Die N- Bindung war am
stärksten im Garten- und Bracheboden, am schwächsten im Waldboden,
während in dieser Beziehung der unkultivierte Boden eine mittlere Stellung
zwischen den letztgenannten Böden einnimmt. Die Bindungsintensität des N
in Bodenschichten von verschiedener Tiefe erhellt aus folgender Aufstellung.
Vermehrung des N in mg für 100 g absolut trockenen Bodens:
Tiefe in cm 0—18 18-36 36-54 54—72
ßracheboden 173.75 146,02 131,97 129,17
unkultivierter Boden . . . 140,40 132,17 127,52 125,08
Es nimmt, wie zu ersehen, die N- Bindung mit der Bodentiefe ab
und die Bindungsintensität ist stärker im Bracheboden, als im unkultivierten
Boden. Eine zusammenfassende Betrachtung sämtlicher Ergebnisse führt
zu folgenden Schlüssen: 1. Die N-Bindung ist abhängig vom Kultur-
zustand des Bodens, mit dessen Verbesserung die Bindungsintensität
wächst. 2. Die Intensität der N-Bindung ist stärker im Bracheboden, als
im unkultivierten Boden. 3. Die Intensität der N-Bindung ist größer in
den oberen, als in den unteren Bodenschichten. Eine sorgfältige Kultur
ist eine der wesentlichsten Faktoren nicht bloß für den Zutritt der Luft
als N- Quelle, sondern auch für die N-Bindung und N- Anreicherung des
Bodens.
IL Die Intensität der Nitrif ication und Denitrification im
gebrachten und unkultivierten Boden und die Beziehungen
zwischen diesen Processen. Als Versuchsböden dienten Ackerkrume
und Untergrund eines gebrachten und eines seit langem außer Kultur
stehenden Bodens. — Mit diesen Böden wurden Kulturflüssigkeiten ge-
impft. Die leitende Idee machte die Anlage von 2 Versuchsreihen erforder-
lich, von denen die eine die Nitrif ications- die andere die Denitrifications-
vorgänge ausüben sollte. — Der Nitrificationsproceß wurde in folgender
Nährlösung verfolgt: (NHJg SO^ 2,0 g. Na Gl 2,0 g, K2HPO4 1,0 g,
MgSO^ 0,5 g, FeSO^ 0,4 g, destilliertes Wasser 1000 cbm. Mit 100 ccm
dieser Nährlösung wurden Fernbach'sche Kolben mit breitem Boden be-
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 79
schickt, 2,5 g CaCOg hinzugefügt und nach Sterilisation 10 g des absolut
trockenen Bodens eingetragen. — Zu eingehenderer Verfolgung des Nitri-
ficationsprocesses wurden während der 30 Tage betragenden Versuchsdauer
in Zwischenräumen von 5 Tagen periodische Untersuchungen auf HNOg
und HNOg vorgenommen. Die tabellarisch niedergelegten Ergebnisse zeigen
folgendes: Mit der Versuchsdauer steigt die Menge der HNO3 stetig an.
Die vorgefundene HNO2 ist offenbar infolge alsbald eintretender Oxydation
zu HNO3 quantitativ völlig bedeutungslos. Während der ersten 15 Tage
ging der Nitrificationsproceß in der Krume wie im Untergrund der ge-
brachten Böden mit fast der gleichen Intensität vor sich, aber am Ende
des 20. Versuchstages trat ein Umschlag ein ; der Salpetersäuregehalt
nahm von da ab, nur im Untergrund stetig zu und betrug in dieser Schicht
am Schluß des 30. Versuchstages das Zehnfache des in der Krume vor-
handenen. — Ähnliche Befunde ergeben sich, nur mit weniger schroffem
Gegensatz, für den unkultivierten Boden. Diese Beziehungen finden einen
zahlenmäßigen Ausdruck in folgenden Daten, welche den Salpetersäure-
befund in mg NO3 angeben.
Krume Untergrund
Aprilbrache 10 mg NO3 100 mg NO3
Unkultivierter ßoden . . . 75,, „ 110 ., ,.
Es enthält darnach die Ackerkrume der Brache, also die in bester
Kultur stehende Bodenschicht eine erheblich geringere Menge Salpetersäure
als der Untergrund. Zur Aufklärung dieses im Widerspruch zu den Beob-
achtungen im freien Felde stehenden Befundes wurde auch die Intensität
der Denitrification in denselben Bodenproben geprüft. — Hierzu dienten
folgende Nährlösungen: Lösung I - Kaliumtartrat 3,0 g, Asparagin 1,0 g,
destilliertes Wasser 250 ccm. Lösung II-HNO3 5,0 g, K2HPO4 2,0 g,
MgSO^ 2,0 g, CaClg 0,2 g, FeClg Spur, destilliertes Wasser 500 ccm. Die
Lösung n wurde nach Neutralisation durch KOH mit Lösung I gemischt
und die Mischung zum Liter aufgefüllt. Die mit 100 ccm dieser Mischung
und 10 g trockenen Bodens bei einer Temperatur von 18 — 20" C. aus-
geführten Versuche ergaben eine Zerstörung der Salpetersäure nach folgen-
dem Zeitablauf in Stunden:
Krume Untergrund
Aprilbrache von 66—72 84—90
Unkultivierter Boden .... „ 84—90 90-96
Die Denitrifikation geht also in der Krume des gebrachten Bodens
am intensivsten vor sich. Weniger intensiv vollzieht sie sich im Unter-
grund und den beiden Schichten des unkultivierten Bodens. Setzt man
voraus, daß die Intensität dieses Processes von der Zahl der Bakterien ab-
hängt, so muß die Krume des gebrachten Bodens am stärksten von Denitri-
ficatoren bevölkert gewesen sein. — Was die Beziehungen der Nitrifieation
und Denitrifikation zueinander angeht, so könnte man aus der Geringfügig-
keit des am Schluß des Nitrificationsversuchs in der Krume des gebrachten
Bodens gebundenen Salpetersäuregehalts den Schluß ziehen, daß diese in
bester Kultur befindliche Schicht die ungünstigsten Bedingungen für die
Entwicklung der Nitrificationsbakterien böte. — Dieser Schluß wäre un-
richtig, und im Widerspruch stehend mit der Beobachtung, daß die Nitri-
fieation im Bracheboden am kräftigsten vor sich geht. Den Widerspruch
80
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
löst leicht die Erwägung, daß bei dem Laboratoriumsversuch mit dem
Boden nicht bloß Nitratbakterien, sondern auch Denitrificationsbakterien in
die Nährlösung eingeführt werden. — Die Lebenstätigkeit der ersteren
schafft durch die Nitratbildung auch die für die Denitrificanten günstigsten
Lebensbedingungen und deren im entgegengesetzten Sinne wirkenden, die
Nitrate zerstörenden Tätigkeit.
in. Die Umwandlung der leichtlöslichen Phosphorsäure in
unlösliche im Boden unter dem Einfluß chemisch-physikalischer
und mikrobiologischer Faktoren. Die Versuchsstation lieferte weiter
einen Beitrag zur Metamorphose des Bodenphosphors und prüfte die Um-
wandlung der wasserlöslichen P2O5 in unlösliche Verbindungen. — Bei
diesem Vorgang spielen nicht bloß physikalisch-chemische, sondern auch mikro-
biologische Processe eine Rolle. Die Versuche sollten nicht bloß die In-
tensität der Phosphorsäurebindung in Krume und Untergrund verschiedener
Böden, sondern auch den Anteil ermitteln, der sowohl dem chemisch-
physikalischen, wie den mikrobiologischen Faktor einzeln zufiel, was durch
die Möglichkeit der Ausschaltung des letzteren Faktors zu erreichen war.
Die Versuchsanordnung war folgende: Eine Versuchsreihe erhielt eine be-
stimmte Menge löslicher Pg O5 allein — in einer Unterabteilung mit Zusatz
von Kaliumnitrat — , eine zweite Versuchsreihe bekam in einer Abteilung
eine bestimmte Menge P2O5 aliein, in einer zweiten neben derselben PjOg-
Menge eine Chloroformgabe. — Diese Versuchsanordnung gestattete die
Bestimmung der Gesamt-Bindungs-Intensität und durch Anästhetisierung der
Mikroorganismen, also Ausscheidung des mikrobiologischen Faktors, auch
der einzelnen an dieser Wirkung beteiligten Componenten. — Die an-
gewandte Bodenmenge, welche 35 % ihres Gewichtes Wasser erhielt, be-
trug 1 kg. Die PjOj-Gabe war zu 1,3312 g, die KNOj-Gabe zu 3,605 g,
der Chloroform Zusatz zu 50 ccm bemessen. Die Bodenproben wurden
4 Monate lang bei einer zwischen 15 und 25 ^ C. schwankenden Temperatur
gehalten und hierauf die noch vorhandene wasserlösliche Pj O5 bestimmt.
Es erwiesen sich folgende Mengen Pj O5, ausgedrückt in °/o der bei Versuchs-
beginn zugesetzten wasserlöslichen P2O5, als gebunden.
Versuchsreihe I.
Krume
mit ohne
KNO3
AprUbrache . . . 89,89 87,14
Unkultivierter Boden 87,93 84,04
Untergrund
mit ohne
KNOs
% '%
92,56 91,64
89,87 86,92
Krume
Versuchsreihe II.
Krume Untergrund
% %
Aprilbrache 87,14 91,64
Unkulti^erter Boden .... 84,04 86,92
Gartenerde 84,06 84,11
Waldboden 75.28 83,87
Untergrund
Intensität der mikro-
biologischen
Bindung
o/n
Aprilbrache ....
Unkultivierter Boden
Gartenerde ....
Waldboden ....
2,24
2,12
1,48
2,13
physikalisch-
chemischen
Bindung
%
84,90
81.82
82,58
73,15
Gesamt-
Bindung
Vo
87.14
84,04
84,06
75,28
mikro-
biologischen
Bindung
7o
1,70
0,87
0,82
0,22
physikalisch-
chemischen
Bindung
%
89,94
86,05
83,29 '
83,65
Gesamt-
Bindung
%
91,64
86,92
84,11
83,87
Die Ergebnisse dieser, wie auch vorjähriger Versuche leiten zu folgenden
Schlüssen: 1. Die Intensität der Gesamtbindung der leicht löslichen PjOj
ist abhängig sowohl von physikalisch-chemischen, wie von biologischen
Faktoren; sie steht in direkter Abhängigkeit von den Kulturverhältnissen
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 81
des Bodens und wächst mit der Zugabe von KNO3. 2. Bei Zuführung
verschiedener Mengen leichtlöslicher P2O5 zum Boden vollzieht sich die
Bindung energischer bei Zusatz der geringeren Mengen. 3. Die Bindung
der leichtlöslichen P2O5 vollzieht sich in den nicht chloroformierten Boden-
schichten intensiver als in den chloroformierten. 4. Die Intensität der
Gresamtbinduug der leichtlöslichen P2O5, wie auch der physikalisch-
chemischen und mikrobiologischen Bindung allein ist stärker in der Krume,
als im Untergrund.
IV". Vegetationsversuche. Die Versuche wurden in 5 Reihen
angestellt. Mit der ersten Reihe wurde das Ziel verfolgt, den Einfluß
sterilisierter Böden auf das Pflauzenwachstum aufzuklären, in der zweiten
sollte das für die Pflanzenentwicklung günstigste Verhältnis zwischen Pg O5
und N ermittelt weiden, die 3., 4. und 5. Reihe waren in der Absicht
angelegt, den Fruchtbarkeitsgrad der Ver&uchsböden hinsichtlich des
Salpeter-N und der leichtlöslichen PgOj zu studieren. — Die Versuche
wurden mit 2^/2 kg absolut trockener Erde von Böden des Versuchsfeldes
angestellt. Die Versuchspflanze war Hafer. — Als Versuchsböden diente
Krume und Untergrund von Aprilbrache, von unkultiviertem und von
3 jährigem Luzerneboden.
1. Einfluß sterilisierter Böden auf die Pflanzenentwicklung.
Es wurden in Vergleich gezogen: Sterilisierte mit chloroformierten, vollge-
düngten und normalen unbehandelten Böden, — Sterilisiert wurde die in
den Vegetationsgefäßen befindliche Erde im Autoclaven 1 Stunde lang bei
2Y2 Atmosphären Druck. Die Chloroformierung geschah in der Weise, daß
die in geschlossenen Gefäßen befindlichen Bodenproben 3 volle Tage der Ein-
wirkung von aus 50 ccm CHCI3 sich entwickelnden Dampf ausgesetzt
wurden. Nach völliger Entfernung des CHCI3- Dampfes bei Luftzutritt
wurden die Proben in die Vegetationsgefäße gefüllt. — Die Düngung be-
stand im Zusatz einer Lösung von K2(H2P04)2, KNO3 und MgSO^. — Die
Ernteergebnisse waren folgende:
Krume der Aprilbrache Untergrund der Aprilbrache
Erntemenge
Verhältnis der
Erntemenge
Verhältnis der
in g
Erntemenge
in g
Erntemenge
Unbehandelter Boden 12,27
1,00
6,48
1,00
Gedüngter „ 33,59
2,90
33,60
5,18
Chloroformierter „ 21,08
1,71 •
22,39
3,45
Sterilisierter „ 36,21
2.95
31,55
4,86
Die mit dem Untergrund des unkultivierten und des Luzernebodens
angestellten Versuche verliefen ergebnislos, da die Pflanzen auf diesen
Böden im ersten Eutwicklungsstadium zugrunde gingen, nach Annahme
des Vf., infolge der geringen Absorptionsfähigkeit der Böden für Wasser,
was nicht nur auf eine Veränderung des Bodens in mikrobiologischer,
sondern auch in physikalisch-chemischer Beziehung schließen ließe. — Die
Krume dieser Böden lieferte folgende Ernten:
Luzerneboden
Ernteraengen Verhältnis der
in g Erntemengen
Unbehandelt. . 7,59 1,00
Gedüngt . . . 27,09 3,56
Sterilisiert . . 30,69 4,04
Jahresbericht 1913.
Erntemengen
Verhältnis der
in g
Erntemengen
12,2]
1,00
28.45
2,33
27,69
2,26
6
82 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Die Sterilisation hat also zu einer beträchtlichen Vermehrung der
Erntemasse geführt und der Ernteertrag ist nahezu derselbe, wie der bei
der vollständigen Mineraldüngung erzielte. Auch die CHClg-Behandlung
hat eine Ernteerhöhung ergeben, wenn auch eine geringere, als die
Sterilisation. BeiJe Behandlungsweisen müssen also eine Steigerung des
Fruchtbarkeitsgrades zur Folge gehabt haben. Nach langjährigen Beob-
achtungen sind, was die Nährstoffe angeht, die wesentlichsten Fruchtbarkeits-
faktoren des Yersuchsbodens von Ploty der Gehalt an PjOj und N. —
Die Erhöhung der Fruchtbarkeit dürfte also bei beiden Behandlungsarten
auf eine Vermehrung assimilierbarer Verbindungen des P und N zurück-
zuführen sein. — Was zunächst die chloroformierten Böden angeht, so
wurde durch Kuiturversuche mit den verschiedensten Nährböden sicher
gestellt, daß die CHClg-Behandlung eine beträchtliche "Vermehrung der
Bakterien herbeigeführt hatte. Diese Vermehrung dürfte sich auch auf
die auf den verschiedenen Nährböden nicht entwicklungsfähigen Bakterien
erstreckt haben. — Mit der Vermehrung der Organismen muß auch eine
Steigerung ihrer Lebenstätigkeit parallel gehen, was zu einer intensiveren
Anhäufung von Nährstoffen, darunter auch der P- und N-haltigen Sub-
stanzen führen muß. — Was die Steigerung der Ernteergebnisse auf den
sterilisierten Böden angeht, so ließ sich erweisen, daß dieselbe z. T. auf
eine Zunahme, der in 2procent. Essigsäuse löslichen P2O5 zurückzuführen
war. — Diese Zunahme schwankt in der Krume der Böden von 87,7 bis
120,68, im Untergrund von 47,05 — 76,04%. Es muß also unter dem
Einfluß der Temperaturerhöhung bis zu 150** C. und durch den starken
Druck eine Umbildung in lösliche P- Verbindungen erfolgt sein. — Com-
plicierter erscheint die Frage der Fruchtbarkeitsvermehrung hinsichtlich des
N. Durch die Sterilisation waren erwiesenermaßen alle Mikroorganismen
zugrunde gegangen. Mikrobiologische Processe, die eine Vermehrung der
assimilierbaren N- Verbindungen hätten herbeiführen können, waren also
ausgeschlossen. — Der Umstand, daß die Versuchspflanzen während der
ganzen Vegetationsperiode intensiv dunkelgrün gefärbte Blätter hatten, zeigte,
daß ein genügender Vorrat assimilierbarer N- Substanz vorhanden war.
Hieraus schließen die Vff. , daß auch hinsichtlich der N-Substanz eine
ähnliche Aufschließung erfolgt ist, wie bei den P-haltigen Substanzen. —
Die Vegetationsversuche auf den chloroformierten Böden zeigen, daß die
Anhäufung von Nährsubstanzen durch mikrobiologische Processe sich unter
den derzeit als die besten geltenden Kulturmaßregeln nicht mit der In-
tensität vollzieht wie unter anderen günstigeren Bedingungen. — Die Ver-
suche mit den sterilisierten Böden zeigen, daß die untersuchten Böden
einen genügenden Reichtum an Rohnährmaterial besitzen, das unter günstigen
Bedingungen in für die Pflanze assimilierbare Nährsubstanz übergeführt
werden kann. — Die Vff. wollen mit den vorstehenden Erörterungen nicht
die Frage anschneiden, ob es ratsam ist, bei der Kultur des Bodens neue
Bedingungen zu schaffen, die eine intensivere Anhäufung assimilierbarer
Nährstoffe herbeiführen könnten. Bei Inangriffnahme derartiger Versuche ist
stets im Auge zu. behalten, daß mit Anhäufung leicht aufnehmbarer Nähr-
stoffe auch eine energischere Ausnutzung durch die Pflanze Platz greift, was
ohne genügenden Ersatz zu einer Verarmung nicht bloß an Nähr Stoff vor rat
allein, sondern auch zu einer Verminderung der Bakterienflora führen würde.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 83
2. Ermittlung des für die Pflanzenentwicklung günstigsten
Verhältnisses von Stickstoff zu Phosphorsäure. Die Yegetations-
versuche, welche mit der Ackerkrume des dreijährigen Luzernebodens an-
gestellt wurden, umfassen zwei Abteilungen. Die erste erhielt neben ver-
schiedenen Mengen N die gleiche Menge PgOj (0,4 g) und MgSO^ (0,1 g).
Die zweite erhielt verschiedene Mengen P2O5 neben gleichen Mengen N
(0,2 g) und MgSO, (0,1 g).
Ernteerträge bai steigendem N- Gehalt:
N-gabe in g 0.0 OJ 0,2 0.3 0,4 0,5
Ernteertrag in mg . . . 12,21 24.30 28,45 30.42 30,80 32,61
Verhältnis zahlen .... 100 199 233 249 254 267
Ernteerträge bei steigendem PjOj- Gehalt:
P„0,-gabe in g 0,0*) 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
Ernteertrag in mg . . . 12,21 25,99 29,57 28,45 27,13 27,69
Verhältniszahlen .... 100 212 242 233 222 226
*) Hier wurde kein N gegeben.
Diese Daten erweisen, daß mit der Vermehrung des zugegebenen N
sich auch der Ernteertrag erhöht. Vergrößert man die PgOg unter Bei-
behaltung der übrigen Versuchsbedingungen, so erreicht der Ernteertrag
sein Maximum bei einer Gabe von 0,3 P2O5. Bei weiterer Vermehrung
der P2O5 ist nicht nur kein Anwachsen der Ernteerträge, sondern im
Gegenteil ein gewisses Bestreben zur Verminderung der Ernte eingetreten.
Der Versuchsboden war empfänglicher für eine N-Düngimg, als für eine
PgOg-Düngung. Die Versuchsanordnung gestattet nicht allein das für die
Pflanze günstigste Verhältnis von N zu PgOg festzustellen, sondern zeigt
noch, welches dieser Ele:i;ente sieh zuerst im Minimum befindet. (Kalb.)
Fruchtbarkeitszustand des Bodens nach Brache und Klee. Von A. By-
tschikhine. ^) — Die Vegetationsversuche sollten das Düngungsbedürfnis
für KNO3-N und leichtlöslicher P2O5 ermitteln. Alle untersuchten Böden
erwiesen sich dankbarer für eine Phosphatdüngung als für eine N-Düngung.
Diese Erscheinung machte sich besonders im Untergrund bemerkbar. Der
Vergleich mit den ungedüngten Gefäßen zeigte, daß frisch gebrachter
Boden die höchsten Ernten lieferte. — Es ergab sich also auch bei diesen
Versuchen wieder, dsß die durch die Brache hergestellte bessere physi-
kalische Beschaffenheit des Bodens eine intensivere Lebenstätigkeit der
Mikroorganismen begünstigte, die ihrerseits wieder eine Anreicherung an
assimilierbarer Pflanzennahrung, darunter der den Fruchtbarkeitszustand
wesentlich mitbedingenden P- und N-Verbindungen zur Folge hatte.
(Kalb.)
Mikrobiologische Untersuchungen von Hoch- und Niederungsmoor-
torf. Von Harald R. Christensen. 2) — Gegenstand der Untersuchung
waren: Studsgaard-Moore; 1. ein rohes mit Heidekraut bewachsenes
Hochmoorareal, westlich von Herning im Moor „Knudemose" gelegen.
2. Ein Niederungsmoorareal nördlich von Herning gelegen. Ein Teil dieses
Areals war bei der Probeentnahme in unangebautem Zustande, es wurde
als natürliche Wiese zum Heuschlag und Abweiden benutzt, während ein
anderer Teil zwar angebaut gewesen, zurzeit aber in schlechter Kultur
1) 18. Jahresber. f. 1912 der Idwsch. Versuchsst. zu Ploty (gegr. von Piinz Paul Troubetzkoy).
Odessa 1913. Nach dem französ. Bericht S. 380. — 2) Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 37, 414—431.
6*
84 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
war. Die Tylstrup-Moore sind im und am sog. Store Vildmose in
Vendsyssel gelegen. 1, Ein rohes mit Heidekraut bewachsenes Hochmoor-
areal und 2. ein rohes, unangebautes Niederungsmoor, welches wie das
Studsgaard-Niederungsmoor zum Heuschlag und Abweiden benutzt worden
war. — Sämtliche Torfproben (der obersten ca. 30 cm starken Schicht
entnommen) waren bei ihrem Eingang fast mit Wasser gesättigt. Die
Hoch- und Niederungsmoorproben aus den Studsgaardmooren enthielten
durchschnittlich 89, bezw. 78 ^/o — die aus den Tylstrupmooren 86, bezw.
79*^/0 Wasser. Die 7 Proben aus den Studsgaardproben waren schwach
sauer bis neutral; die 5 Proben der Tylstrupmoore waren dagegen stark
sauer. Diese Moorproben wurden nun geprüft bezüglich: 1. ihrer Pepton
zersetzenden Fähigkeit; 2. ihrer Nitrificationskraft; 3. ihrer Denitrifications-
kraft; 4. ihrer Cellulose zersetzenden Fähigkeit; 5. über das Auftreten von
Azotobacter in Verbindung mit der biologischen Bestimmung der Basicität
und der Mannit vergärenden Fähigkeit. — Die Hauptergebnisse der Unter-
suchung werden vom Vf. wie folgt zusammengefaßt. Es besteht zwischen
dem Hoch- und dem Niederungsmoortorf in bezug auf den mikrobiologischen
Zustand ein durchgreifender Unterschied, durch die stoffumsetzende Fähig-
keit gemessen. — Der Hochmoortorf hat sich durch folgendes Verhalten
gekennzeichnet: 1. Schwache Pepton zersetzende Fähigkeit (Fäulniskraft).
2. Keine salpeterbildende Fähigkeit. 3. Verhältnismäßig bedeutende denitri-
ficierende Fähigkeit. 4. Außerordentlich schwache Cellulose zersetzende
Fähigkeit. 5. Sehr geringe mannitumsetzeude Fähigkeit. — Bei dem
Niederungsmoortorf sind folgende Eigenschaften festgestellt worden:
1. Verhältnismäßig kräftige peptonzersetzende Fähigkeit. 2. Kräftige
salpeterbildeude Fähigkeit. 3. Sehr kräftige denitrificierende Fähigkeit.
4. Schwache Celluloao zersetzende Fähigkeit. 5. Kräftige mannitumsetzeude
Fähigkeit. — Zwischen den zwei Hochmoorflächen waren in biologischer
Hinsicht keine besonders großen Unterschiede vorhanden. Doch scheint
das Tylstrup-Hochmoor eine größere stoffumsetzende Fähigkeit als das
Studsgaard-Hochmoor zu besitzen (dieses läßt sich wahrscheinlich durch
den größeren Gehalt an mineralischen Substanzen des ersteren Moores er-
klären. Zwischen den zwei Niederungsmoorflächen ist der Unterschied
bezüglich der Pepton und der Cellulose zersetzenden Fähigkeit ein ziemlich
erheblicher, welche Tatsache wahrscheinlich auf den großen Unterschied in
der Reaktion dieser Moore zurückzuführen ist; diese Fähigkeit ist im
Studsgaard-Niederungsmoor durchschnittlich am kräftigsten. — innerhalb
der einzelnen Areale ist die Übereinstimmung zwischen den Proben im
allgemeinen gut. — Von den Proben aus dem Studsgaard-Niederungsmoor
bildet jedoch Probe Nr. 1 der stark sandigen Partie des südlichen Teiles
des Moores entstammend, in dieser Beziehung eine Ausnahme; es hat sich
herausgestellt, daß dieselbe eine viel geringere stoffumsetzende Fähigkeit
besitzt als die übrigen Proben.
Studien an Böden, die der trockenen Hitze ausgesetzt waren. Von
E. D. Clark und F. J. Seaver. i) — Die Vff. dehnten frühere Unter-
suchungen über die Wirkung erhitzter Böden auf das Wachstum von Pilzen
nun auf grüne Pflanzen aus. Sie fanden, daß die Farbentiefe des aus den
1) Science, n. ser. 35 (1912), Nr. 897. 389; ref. nach Exper. Stat. Kec. 26, 815.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 85
erhitzten Böden erhaltenen Wasserextrakts dem Grade der Erhitzung pro-
portional war. Auch der Gehalt an löslicher Substanz, organischer, wie
anorganischer und an N usw. stand ebenfalls im Verhältnis zu den ver-
schiedenen Hitzegraden (90 — 180 '^ C). Die dunkelen Extrakte aus stark
erhitzten Böden waren für das Wachstum der Pilze sehr förderlich, aber
entschieden schädlich für darin gezogene Lupinenkeimlinge und diese
Schädlichkeit wuchs mit der Farbentiefe der Extrakte. Bei Hafer, der in
verschieden hoch erhitzten Böden wuchs, wurde eine leichte stimulierende
Wirkung, bis zu 125'' hinauf, konstatiert, während der über 125^ erhitzte
Boden eine toxische Wirkung äußerte. Die organische Substanz der
dunkleren Extrakte gibt beinahe alle Reaktionen der reducierenden Zucker-
arten; sie ist durch Aceton fällbar, riecht wie gebrannter Zucker und
reagiert gegen Lackmus stark sauer. (Kalb.)
Die Einwirkung der Kälte auf die Mikroorganismen und ihre
Tätigkeit im Boden. Von G. G. A. Weber. ^) — Neben eine Reihe ver-
schiedenartigster Mineralböden waren auch Humus- und Moorböden Gegen-
stand der Untersuchung. Ferner wurde der Wassergehalt der Böden
variiert indem letztere sowohl im lufttrocknen Zustande sowie bei 50 ^/^
und bei voller Wassercapacität angesetzt wurden. Die Dauer der Kälte-
einwirkung betrug bei allen Versuchen 14 Tage, während welcher Zeit
die Temperaturen zwischen 10 und 20 "^ (unter 0) schwankten. Nach
Beendigung der Gefrierperiode blieben die Erdproben 10 — 12 Stunden zum
Auftauen stehen und wurden dann zur Feststellung nach dem Platten -
verfahren, zu Nitri- und Denitrifications- Versuchen benutzt. Letztere
wurden bei allen Böden stets in Lösungen und in der Erde selbst in
üblicher Weise durchgeführt. Die Ergebnisse waren im wesentlichen
folgende:
Keimzahlbestimmungen. In den der Kälte ausgesetzt gewesenen
Böden tritt in der Mehrzahl der Fälle, namentlich auf den Humus- und
Niederungsmoorböden ein stärkeres Bakterienwachstum auf, in den Mineral-
böden bei Sättigung derselben mit Wasser am stärksten; mit sinkendem
Wassergehalt fällt es. Bei den Moorböden steigt die Keimzahl mit sinken-
dem Wassergehalt und ist beim ungekühlten Niederungsmoore im luft-
trocknen Zustande am höchsten, während sich beim Hochmoor wieder ein
Sinken der Keimzahl im lufttrocknen Boden bemerkbar macht.
Bei den Nitrifications -Versuchen zeigte es sich, daß mit der
Nitrification stets eine mehr oder weniger große Denitrification ver-
bunden war. Die Größe der Verluste an löslichen N hing von der Menge
der im Boden vorhandenen organischen Substanz ab; sie waren daher in
den Mineralböden nur minimal, beträchtlich dagegen in den Humus- und
Moorböden. — Die Versuche in Lösungen und Erden ergaben direkt ent-
gegengesetzte Resultate^ wie sich aus folgendem ergibt.
1) Inang. - Dissert. Jena 1912; ref. fast wörtl. nach Jahrb. d. Moorkult. 1912, 1, 103—105
(Densch).
36 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
In Lösung: j In der Erde:
1. Die Kälte hat einen günstigen ' 1. Die Einwirkung der Kälte
Einfluß auf den Verlauf der Nitri- ist an sich unbedeutend, jedoch eher
fication ausgeübt. j ungünstig für den Nitrificationsproceß.
2. Bei 50% der Wassercapicität ' 2. Die Nitrification ist im luft-
ist die Nitrification am besten, bei
Sättigung der Böden geringer, im
lufttrocknen Boden am schwächsten.
trocknen Boden am stärksten , ge-
ringer im voll gesättigten wegen
mangelnder Durchlüftung, am ge-
ringsten im halbgesättigten Boden.
3. Durch den Nitrificationsversuch in Kulturlösungen lassen sich
nur gröbere Unterschiede in der Nitrificationskraft feststellen, wie z. B, die
außerordentlich geringe Nitrificationskraft des Hochmoorbodens. Die Unter-
schiede waren nie derart, wie man sie nach dem Fruchtbarkeitszustand
und der chemischen und physikalischen Beschaffenheit der einzelnen Boden-
arten erwarten konnte. Dagegen kam diese in der verschiedenen Intensität
der Nitrification bei den Erdversuchen deutlich zum Ausdruck. Die
Nitrification verläuft also in Lösungen ganz anders als in natürlichen
Erden, so daß es nicht möglich ist, sich von dem tatsächlichen Verlauf
derselben nach der Rem y 'sehen Methode ein auch nur annäherndes Bild
zu machen. — Bei den Denitrifications- Versuchen bestand zwischen
den Ergebnissen des Lösungs- und des Erdversuchs bezgi. der Kältewirkung
Übereinstimmung. Die Kälte hatte die Entwicklung von Deuitrifications-
Bakterien günstig beeinflußt. Am raschesten verlief die Denitrification bei
den Erdversuchen, wenn die Böden voll mit Wasser gesättigt waren.
Dagegen fand in Lösungen die stärkste Denitrification in den vorher
halb gesättigt gewesenen Böden statt. Charakteristische Unterschiede in
der Denitrificationskraft der verschiedenen Bodenarten tiaten nur bei den
Versuchen in der Erde auf, während Lösungen nur ganz grobe Diff'erenzen
anzeigten. — In Lösungen trat ein tatsächlicher Verlust durch gasförmiges
Entweichen des N ein, in den Erden wurde dagegen der N in feste
organische Verbindungen übergeführt.
Bakteriologische Studien über Ackerböden. III. Die Wirkungen
von Stalldünger. Von Percy Edgar Brown, i) — Zu diesem Versuche
dienten fünf Feldstücke von je Y^q acre Größe: das Feld ist in der
Wisconsin -Drift gelegen und vollkommen eben; dessen Boden ist Marshall-
Lehm. Vor 1908 unterlag das Feld der gewöhnlichen Fruchtfolge und ist
nicht besonders behandelt worden. 1908 wurde eine 4 jährige Fruchtfolge
von Mais, Mais, Hafer und Kleeheu eingerichtet. Im Herbst 1910 wurde
gedüngt in folgenden Mengen per acre: Platz Nr. 1005 erhielt 8 t, Nr. 1006
12. Nr. 1007 16 und Nr. 1008 20 t Mist, Nr. 1004 blieb ungedüngt. Im
folgenden Jahre litt der Mais sehr stark an dauernder Trockenheit und
zwar auf den gedüngten 7 Stücken mehr als auf dem ungedüngten. In-
folgedessen wirkte der Mist ungünstig auf die Ernte ein. Im nächsten Jahr,
1912, war das Jahr günstig und brachte an zweitem Mais eine normale
Ernte und eine augenscheinliche Wirkung des Mistes. Aus dem Boden
der 5 Felder wurden am 2., 15. und 22. August sowie am 9. September
1) Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 39, 523-542 (Labor, of Soil Bacteriology and Soll Chem.
Iowa State College, Amer. U. S. A.). Fortsetz. S. Ibid. 1912, 35, 234-272.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 87
Proben genommen und mit diesen die bakteriologischen Untersuchungen
ausgeführt. Die Zählung wurde nach Einwirkung zweier Medien aus-
geführt nach der modificierten synthetischen Agar-^) und der Albumen-
Agar-Melhode^). Ferner wurden an den Bodenproben geprüft die Fähigkeit
Ammoniak zu bilden aus Casein, Eiweiß und getrocknetem Blut, ferner
die Fähigkeit Ammonsulfat in Nitrat umzubilden. — Der Ernteertrag an
Mais i. J. 1912 war folgender:
ungedüngt 8 t 12 t 16 t 20 1 Stallmist
in bush.: 50,50 77,62 86,00 87,00 81,00
Die stärkste Düngung hat also die Ernte gegenüber den schwächeren
herabgedrückt und gleich verhielt sich der betreffende Boden hinsichtlich
seiner bakteriellen Wirksamkeit und Bakterienanzahl. — Den Schlüssen,
welche der Vf. aus diesen Untersuchungen zieht, entnehmen wir folgendes:
1. Die Anwendung von Stallmist bis zu 16 t p. acre vermehrt die Zahl
der Organismen im Boden, ebenso die vorerwähnte bakterielle Wirksamkeit
des Bodens. 2. Die größte Zunahme kommt vor zwischen ungedüngtem
Boden und dem mit 8 t gedüngten, sowie zwischen diesem und dem
Boden der 12 t Mist empfing. 3. 20 t Mist p. a. verursachte eine Ver-
minderung der Bakterienzahl, sowie der bakteriellen Wirksamkeit. 4. Ei-
weiß-Agar bringt die Entwicklung einer größeren Anzahl von Boden-
Organismen hervor, als das „modificierte synthetische Agar" und gestattet
deshalb eine sicherere Unterscheidung von Böden verschiedener Plätze.
5. Zwischen der Fähigkeit der Böden, Ammoniak zu bilden und der Anzahl
von Organismen bestehen Beziehungen. 6. Die Methode, mit Casein, Agar
und frischem Boden die Ammoniak-bildende Kraft eines Bodens zu be-
stimmen, war die einfachste und sicherste, 7. Die Methode, mit frischem
Boden die Fähigkeit desselben, Ammonsulfat zu nitrificieren , zeigte die
größten Differenzen zwischen den verschiedenen Böden — und ist als die
rationellste zu empfehlen. 8. Die Fähigkeiten, Nitrat und Ammoniak zu
bilden, schreiten in gleicher Richtung fort. 11. Die Ergebnisse der bakterio-
logischen Prüfungen und die Ernten stimmen fast genau überein. Es be-
stehen Beziehungen zwischen dem Grad der bakteriellen Wirksamkeiten
und der Fruchtbarkeit des Bodens.
Die Verbreitung und Wirksamkeit der Bakterien in Böden der
trocknen Gegend. Von Chas. B. Lipman.-) — Ebenso wie die Wurzeln
dringen in ariden Böden auch die Bakterien bis in ansehnliche Tiefen vor.
11 verschiedene Böden wurden in der Weise untersucht, daß in regel-
mäßigen Abständen bis zu 12 Fuß Tiefe Erdproben entnommen und die
Bakterienentwicklung in Pepton-, Ammonsulfat- und Mannitlösung (nach
Rem y 's Vorschlag) geprüft wurde. Dieses Prüfungsverfahren bewährte
sich auch im vorliegenden Falle recht gut. — Die NH3 -bildenden
Organismen waren in guten Erden auch in der untersten Schicht noch
reichlich vorhanden, dagegen ergaben die mit Alkali- und Wüstenboden ge-
impften Peptonlösungen eine sehr geringe NHg-bildung. Nitratbildung
war in den guten Böden bis zu 5 — 6, ausnahmsweise bis zu 8 Fuß Tiefe
nachweisbar, in schlechten Böden dagegen nur in den obersten 1 — 4 Fuß.
1) Siehe vorjähr. Aitikel. — *) Univ. California Publ. in Agric. Sciences 1912, Vol. 1, 1 — 20;
hier refer. nach Ctrlbl. f. Bakteriol. ü. Abt. 1913, 39, 151 (Löhnis- Leipzig).
88 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Stets war aber die Nitratbildung am lebhaftesten, wenn die Ammonlösung
mit Erde aus der obersten Schicht (30 cm) geimpft wurde. Azotobacter-
Entwicklung konnte bis zu 4 Fuß Tiefe nachgewiesen werden; stark war
sie jedoch nur in 1 Falle. In Alkali- und Wüstenboden fehlte Azotobacter
ganz, doch wurde es auch in manchen fruchtbaren kalifornischen Erden
vermißt.
Die Bakterientätigkeit im ßoden als Funktion der Nahrungs-
concentration und der unlöslichen organischen Substanz. Von Otto
Rahn.i) — Diese Arbeit ist eine Fortsetzung und Ergänzung der Arbeit:
„Über die Abhängigkeit der Bakterientätigkeit im Boden von Korngröße
und Wassergehalt" 2). Der wichtigste Yersuch ist von H, K. Wright in
der V.-St. East Lansing, Michigan, ausgeführt worden. Der Hauptzweck
der Arbeit war das Studium des Einflusses schwamm artiger Substanz auf
die Bakterientätigkeit, und da für den Yersuch nur eine absolut unlösliche
und von B. mvcoides nicht angreifbare Substanz in Frage kam, wurde
Cellulose in Form von Filtrierpapier genommen, das fein zerrieben in ver-
schiedenen Verhältnissen 1, 2, 3, 5 und 10 ^o gereinigtem Quarzsand bei-
gemischt wurde. Zugleich mit diesen Mischungen wurde auch in jeder
Reihe Peptonlösung als solche ohne Sandzusatz benutzt. Diese verschiedenen
Anstellungen wurden im Autoklaven sterilisiert und mit einer Kultur von
B. mycoides in .'Dprocent. Peptonlösung beimpft. Nach 2, 4, 6, 10 und
20 Tagen wurde das NHg bestimmt und so ein Bild von dem allmählichen
Fortschreiten der Zersetzung erhalten. In einer weiteren Untersuchung
wurde der Einfluß der Concentration der Peptonlösung und schließlich' der
Einfluß von Cellulose und Torf geprüft. Die Ergebnisse führten zu folgenden
Schlußfolgerungen: ,,Die Bakterientätigkeit im Boden hängt von der Korn-
größe, dem Wassergehalt und der Nährstoffconcentration ab. Die Ge-
schwindigkeit und der Endpunkt der Zersetzung wechseln mit diesen drei
Faktoren, um physiologisch vergleichbare Resultate zu erhalten, muß die
Bodenlösung bei allen Versuchen die gleiche Nährstoffconcentration erhalten;
dies entspricht nicht den Verhältnissen im Ackerboden. — Bei gleicher
Nährstoffconcentration im Boden zeigt die Zersetzung einiger Stoffe unter
allen Bedingungen annähernd einen gleichen Endpunkt; nur die Geschwindig-
keit, nicht aber der Endpunkt der Zersetzung wird durch Korngröße und
Wassergehalt beeinflußt. Dies war z. B. bei der Peptonzersetzung durch
B. mycoides der Fall. Bei anderen Bakterien und anderen Zersetzungen
waren sowohl Geschwindigkeit wie Endpunkt der Zersetzung durch die
physikalischen Eigenschaften des Bodens beeinflußt. — Schwammartige
organische Substanzen, z. B. unzersetzbare Cellulose, wirken in trockenen
Böden wasserentziehend und verringern daher die Bakterientätigkeit. In
nassen Böden dagegen vergrößern sie die Durchlüftung und dadurch die
Tätigkeit der Aerobier.'^
Untersuchungen über die Lösbarkeit und Zersetzbarkeit der Stick-
stoffverbindungen im Boden. Von Valmari.^) — Das Ziel der Unter-
suchungen war, einen Einblick in die allmählich vor sich gehende Mobili-
sation des Bodenstickstoffs zu gewinnen. Das Ausziehen des organischen
1) Ctrlbl. f. Bakteriol. U. Abt. 1913, 38, 484—494. — =) Ebend. 1912, 35, 429—465 und dies.
Jahresber. 1912, 85. — ^) Abhandl. d. Agrikulturwiss. Ges. in Finnland 1912, Heft 3; ref. nach Ctrlbl.
Bakteriol. U.Abt. 1913, 38, 118 (A^ogel - Bromberg).
A. Quellen der Pflanzenernälirung. 3. Boden. 89
und NH4-N aus dem Boden wurde unter Zugabe von Elektrolyten (NaCl)
zu den Lösungsmitteln versucht. Gleichzeitig sollte durch Anwendung
von Säuren ermittelt werden, inwieweit diese schon in der Kälte hydro-
lysierend auf die organische N- Verbindung einwirken können. Es zeigte
sich, daß NHg von reinem Wasser in geringerer Menge gelöst wurde, als
von 0,5 n-NaCl- Lösung und es darf angenommen werden, daß eine solche
Lösung allen ausziehbaren NH^-N löst. Organischer N verhielt sich gegen
diese Lösungsmittel ganz entgegengesetzt. Doch ist dabei zu berück-
sichtigen, daß in dem Wasserauszug nicht eine reine und klare, sondern
eine durch kolloidale N- Verbindungen getrübte Flüssigkeit vorlag, während
in der Na Cl-Lösung dies nicht der Fall war. Der Vf. glaubt annehmen
zu dürfen, daß die von 0,5 n-NaCl-Lösung ausgezogenen Mengen organischen
N gerade den assimilierbaren Anteil dieser N-Forra darstellen. Auch für
die Bestimmung des Nitrat-N hält der Vf. die Na Cl-Lösung als das ge-
eignetste Lösungsmittel. (Als bequemste Methode wird für die Nitrat-N-
Bestimmung die Anwendung einer Legierung (ähnlich der von Devarda
1892 angegebenen) 1) empfohlen. — Wenn die Bodenauszüge durch Schütteln
mit NCl-Lösung erhalten worden sind, kann man die verschiedenen N-
Formen nacheinander in derselben Lösung bestimmen: (N Hg -Nitrat -N-
organischer N). Nach des Vf. Untersuchungen kann geschlossen werden,
daß die organischen N- Verbindungen des Bodens den Proteinen nahe stehen.
Der Vf. bestimmte in verschiedenen Moorböden und in Gartenerde neben
dem Gesamt-N auch den Protein-N nach Barnstein's Verfahren. Es er-
gab sich, daß der Protein-N den Hauptanteil des Boden-N darstellt, 85
bis 97 ^Iq. Der größte Teil dieses Protein-N scheint in Form von Nucleinen
zugegen zu sein, welche bei der Hydrolyse in Protein- und Nucleinsäure
übergehen. Aus diesen entstehen dann bei weiterer Hydrolyse Zersetzungs-
produkte verschiedener Art (Diaminosäuren, Amidazolderivate, Pyrimidin-
derivate, Purinbasen) und schließlich NH3 und Aminosäuren. — Um den
Einfluß von Säuren und Alkalien auf die Hydrolyse näher zu erforschen,
wurden Bodenproben in wechselnder Menge mit Salzsäure und Natronlauge
behandelt. In beiden Fällen war der organische N in den Auszügen meist
in Form von Aminosäuren zugegen. In der Lösbarkeit und Zersetzlichkeit
der N -Verbindungen in den verschiedenen Bodenproben bestehen große
Verschiedenheiten. Bei Moorböden war die hydrolysierende Wirkung um
so geringer, je stärker zersetzt die Moore waren. Hieraus würde — im
Gegensatz zur herrschenden Auffassung — folgen, daß die N- Verbindungen
der wenig zersetzten Moore leichter abbaufähig sind, als die der stärker
zersetzten. Ferner ergab sich, daß die N- Verbindungen des zersetzten
Hochmoores schwerer zu hydiolysieren waren, als die des zersetzten
Niederungsmoores.
Studien über Bakterien in verschiedenen Tiefen einiger typischen
Iowa-Böden. Von Percy Edgar Brown.') — Als Nährlösung wurde
die „modificierte synthetischer Agarlösung"^) verwendet, bestehend aus
1000 ccm Wasser, 10 g Dextrose, 0,5 g K2HOP4, 0,2 g MgSO^,
1) A. Devarda, Chem.-Zeit. 1892, 16. 1952 u. dies. Jahresber. 1892, 625. Die Legieruns: besteht
aus 45 T). AI, 50 Tl. Ca u. 5 Tl. Zn. — Valmari's Legiernn? enthält 60 Tl. AI, 37 Tl. Cu u. 3 Tl. Zn.
— *) Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 37, 497—521. — 3) Ebend. 1910, 25, 447 u. dies. Jahresber.
1912, 82.
90 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
0,05 g Pepton und 20 g Agar (Ägarplatten - Methode). Die Platten
wurden nach der üblichen Verdünnungsmethode präpariert. 100 g des
frischen Bodens wurden 5 Minuten lang mit 200 ccm sterilen Wassers
geschüttelt. Die Verdünnungen entsprachen Y21 V20O' V20oo? V20000 ^^^
V200000 eines Gramms lufttrocknen Bodens. Nach 3 tägiger Incubation
bei 25 ° wurden Zählungen der vorhandenen Bakterien ausgeführt. Die
umfangreichen Untersuchungen zerfallen in 7 Reihen.
In der 1. Reihe wurden Bodenproben von 8 Abteilungen eines Ver-
suchsfeldes (in Wisconsin) verwendet, dessen Boden vom Bodenbüreau der
Ver. Staaten als Marshall-Lehm bezeichnet ist. Die 8 Teile des Versuchs-
feldes entsprachen der auf 4 Jahre ausgedehnten verschiedenen Bestellungs-
weise des Feldes und zwar wie folgt:
Platz Nr. 601 beständiger Maisbau (com),
602 2 jähr. Rotation: Mais und Hafer,
605 3' „ „ „ Hafer, Klee,
607 2 „ ,, ,, und Hafer mit untergesätem Klee,
609 2 „ ,, ,. „ „ ., „ Kuherbsen,
901 2 ,. „ „ „ „ „ ., Roggen,
903 beständig Klee,
904 4jähr. Rotation: Mais, Mais, Hafer und Klee.
Auf allen Stellen wurden zu 4 Zeiten: Den 16., 23., und 30. Sep-
tember und 7. October Bodenproben genommen und zwar in 4, 8, 12,
16, 20, 24, 30 und 36 Zoll Tiefe. Außer der Bakterienzählung i) wurden
gleichzeitig der Wassergehalt der Proben und einmal der Humus- und
N- Gehalt derselben bestimmt. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe sind
in folgendem ziisam mengestellt.
(Siehe Tab. S. 91.)
In der Reihe 2 kam ein leichter liößboden „Missouri - Löß" 2) zur
Verwendung. Proben dieses Bodens wurden von oben ab von 4 — 4 Zoll
in den ersten 2 Fuß, dann 6 — 6 Zoll l)is zu 15 Fuß — im ganzen 32 Proben
bis zu 180 Zoll Tiefe genommen. Im Durchschnitt zweier Zählungen ent-
hielt der Boden in 4 Zoll Tiefe 4 414 000 Bakterien pro 1 g lufttrocknen
Bodens; die Anzahl sank bis zu 244 in 130 Zoll Tiefe. Bei 30 Zoll
Tiefe enthielt dieser Boden 218 500 Bakterien, während der Boden der
Reihe 1 in der gleichen Tiefe ungefähr nur 30 000 enthielt. Da Feuchtig-
keits- und Humusgehalt der beiden Böden nahezii gleich waren, so glaubt
der Vf. die große Überzahl an Bakterien im Lößboden besseren Bedingungen
der Luftzuführung zuschreiben zu sollen.
In der Reihe 3 kam derselbe Boden wie vorher zur Anwendung
jedoch nachdem derselbe einer längeren ununterbrochenen strengen Dürre
ausgesetzt war. Infolgedessen war der Gehalt an Feuchtigkeit und die
Anzahl der vorhandenen Bakterien weit geringer, namentlich in den
unteren Bodenschichten. Bei 60 Zoll Tiefe kamen bei vorigem Boden
44 500 Bakterien auf 1 g Boden — bei diesem nur 12 900.
Reihe 4. Der^ Boden stammte vor, Humeston in Süd-Iowa und wird
als Southern Iowa-Löß bezeichnet. 4 Zoll tief enthält der Boden 5 335000
Bakterien, bis zu 16 Zoll Tiefe ermäßigt sich die Zahl auf 2 685 000;
dann fällt die Zahl bei 20 Zoll Tiefe plötzlich auf 710 000 und bei
1) Im Mittel ron 4 Zählungen. — 2) Obstgarten in der Nähe von Council Bluffs.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
91
Tiefe der
Bakterien
Bakterien
Probe-
Platz
pro 1 g * euch-
Hamus
N
Platz
pro 1 g
Feuch-
Humus
N
nahme
Nr.
lufttrocknen ^S^'^}^
in o/o
in %
Nr.
lufttrocknen
tigkeit
in °/o
in %
in Zoll
Bodens | i° %
Bodens
in %
4
601
1 752 000
16,4
3,55
0,2465
609
3 904 250
16,5
3,46
0.2465
8
1 248 250
16,5
3,33
0,2335
2 951 250
16,5
3,63
0.2310
12
546 000
15,0
3,21
0,2305
653 000
14,0
3,12
0,1635
16
298 250
9,5
2,92
0,1531
303 750
9,0
2,93
0,1271
20
153 500
9,0
2,64
0,1012
198 750
9,0
2,56
0,1090
24
93 850
9,0
2,38
0,0882
91225
10,0
2.18
0,0856
30
48 500
9,5
2,12
0,0701
53 775
12,0
1,66
0,0701
36
31600
9,0
1,93
0,0337
34 325
12,5
1,32
0,0493
4
602
2 959 000
16,2
3,98
0,2621
901
2 680 500
14,8
3,00
0,2310
8
2 194 500
16,0
3,60
0,2336
1 953 500
14,0
2,87
0,2059
12
522 000
11,6
3,30
0,1765
483 000
9,5
2,87
0,1790
16
304 250
9,5
3,18
0,1583
246 500
8,0
2,34
0,1245
20
184 750
10,0
2,98
0,1220
159 250
7,5
2.10
0,1064
24
90 600
10,4
2,66
0,1012
87 675
7,6
2.04
0,0779
30
54 275
10,0
2,11
0,0882
50 700
7,0
1,93
0,0545
36
33 225
8,4
1,29
0,0441
32 025
6,5
1,51
0,0259
4
604
4 164 000
17,5
3,20
0,2672
903
1 335 750
18,0
3,74
0,2232
8
2 943 000
17,0
3,29
0,2284
844 250
18,0
3,47
0,2102
12
1 907 500
17,0
3,00
0,20.50
393 250
16,5
3,17
0,1661
16
315 000
15,0
2.53
0,1583
248 250
9,0
2,50
0,1375
20
155 750
12,5
2,32 1 0,1271
176 250
8,0
2,27
0,1168
24
91825
10,6
1,92
0,0960
88 250
7,5
2,25
0,0986
30
53 775
8,0
1,67
0,0675
47 825
9,0
1,77
0,0831
36
34 800
9,0
1,12
0,0441
31 625
7,5
1,49
0,0493
4
607
4 148 250
21,0
3,29
0,2518
904
2 912 000
14,5
3,14
0,2050
8
3 591 000
19,5
3,70
0,2362
2 027 000
15,5
2,94
0,1791
12
1 167 750
19,5
2,92
0.1739
560 500
14,0
2,82
0,1427
16
348 250
17,5
2,54
0,1479
316 000
13,5
2,35
0,1064
20
223 000
18,0
2,46
0,1246
256 000
10,5
1,92
0,0856
24
108 750
16,5
2,10
0,1038
89 225
7,5
1,61
0,0727
30
(;0 125
16,5
1,50
0,0727
49 025
8,0
1,39
0,044J
36
37 625
16,5
0,85
0,0441
32 475
9,0
0,92
0,0233
?A Zoll auf 355 000, trotzdem daß der Wassergehalt derselbe blieb. In
den übrigen Reihen kamen andere Böden zur Prüfung, so in der 5. ein
Typ von Wisconsin Drift-Boden, von einem Kleefeld. Dieser Boden ist
viel leichter als der Boden der eisten Reihe ; er wird als Marsball Sandyloam
bezeichnet; in der 6. ein typischer Waldboden; in der 7. ein Boden wie
in 1. Reihe, jedoch mit einem viel steiferen Untergrund als dieser. Der
Yf. kommt am Schlüsse seiner Arbeit zu folgenden Sätzen: 1. In den ver-
schiedenen Bodentypen, wie auch in dem einen Boden unter verschiedener
Bestellungsweise kommt die größte Zahl an Organismen in 4 Zoll Tiefe
(10 cm d. R.) vor. 2. Bakterien wurden in beträchtlicher Anzahl und in viel
größerer Tiefe in Lößboden als in dem Drift-Boden gefunden. 3. Es war
eine mehr oder weniger fortschreitende Abnahme der Anzahl bis zu einer
Tiefe von 3, 5 und, in einem Falle, bis zu 15 Fuß. 4. Die größte Ab-
nahme in der Anzahl von Organismen kam innerhalb der ersten 12, und
in einigen Fällen innerhalb der ersten 8 Zoll vor. 5. Die Fruchtfolge ver-
mehrt die Anzahl von Organismen gegenüber des beständigen Anbaues
einer Frucht. 6. In 4 Zoll unter der Oberfläche ist der Boden unter der
92 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
3 jähr. Rotation reicher als unter 1 — 2 jähr. Rotation ; aber bei 8 Zoll Tiefe
ärmer an Organismen als der Boden unter der 2 jähr. Rotation mit unter-
gepflügtem Klee oder Kuherbsen. 7. üntergesäter Roggen bei 2 jähr.
Rotation vermindert die Anzahl der Bakterien. 8. Weniger Bakterien
kamen in dem Boden unter beständigem Kleebau vor als im Boden unter
beständigem Maishau. Geringere Unterschiede zeigten sich bei 12 Zoll Tiefe.
9. Der Boden unter der vierjährigen Fruchtfolge zeigt eine geringere An-
zahl als irgend einer der Plätze, mit Ausnahme derjenigen unter beständigem
Klee- und Maisbau und der 2 jähr. Fruchtfolge mit untergesätem Roggen.
10. Der Humusgehalt der Böden aller Plätze, ausgenommen 2 — und
der N- Gehalt aller der Böden, nimmt mehr oder weniger regelmäßig ab
bis zu 3 Fuß. Auf den Plätzen mit 2 jähr. Rotation und untergesätem
Klee oder Kuherbsen war mehr Humus in 8 als in 4 Zoll unter der Ober-
fläche. ] 1. Während es in einigen Fällen eine Beziehung zwischen der
Anzahl der Bakterien zum Humus- oder N- Gehalt des Bodens zu bestehen
scheint, sind im allgemeinen diese Beziehungen unhinreichend begründet.
Die Yerschiedenheit im Wassergehalt der Böden läßt das ebensowenig er-
kennen. 12. Lüftung des Bodens mag ein bestimmender Faktor sein,
oder möglicherweise ist es die Wirkung von in den Pflanzen erzeugten
giftigen Substanzen, welche die Veränderlichkeit in dem Bakteriengehalt
des Bodens der verschiedenen Plätze verursachten.
Zur Frostwirkung auf den Erdboden. Erster Beitrag. Von Paul
Ehrenberg und Gisbert Frhr. v. Romberg. -) — Die untersuchten Erd-
proben wurden z. T. gar nicht, z. T. aber 13 mal bei 4 — 6^ gefroren ge-
lassen und dazwischen jedesmal wieder aufgetaut, z. T. wurde dies wechselnde
Verfahren 97 mal wiederholt. Die Erdproben waren zu die&em Zweck in
Glasbüchsen verpackt, deren eingeschlossene Glasstöpsel mit Paraffin und
Pergament versehen und Überbunden wurden. Diese Gefäße wurden immer
24 Stunden in die gekühlte Salzlösung einer Eismaschine gesenkt und
dann wieder in 24 Stunden aufgetaut. Verwandt wurden: 1. Ziegelton,
2. ein Rohhumus aus einem Fichtenbestand und 3. ein schwerer Acker-
boden. Die Ergebnisse werden in folgenden Sätzen zusammengefaßt: Bei
Böden, die eine geringe Beeinflussung ihrer Kolloide durch Frost erwarten
ließen, konnten wir im Sinne der älteren Anschauungen, die sich u. a.
bei Mitscherlich erwähnt finden, eine Zerteilung der Bodenteilchen durch
Frost, und damit eine Erhöhung der Hygroskopicitätswerte experimentell
feststellen. Sie belief sich bei unseren Versuchen je nach der Bodenart
auf etwa 2 — 8 "/(,. — Bei Böden dagegen, die eine erhebliche Beeinflussung
ihrer Kolloide durch Frost erwarten lassen, wohl besonders bei Ackerboden,
wirkt dieser Erhöhung der Hygroskopicität entgegen (und überdeckt sie)
die durch Coagulierung der Bodenkolloide herbeigeführte Verminderung
der Hygroskopicität. Diese wird um so stärker hervortreten, je mehr die
Bodenkolloide noch in einem Zustand sich befinden, der solche Coagulation
in weitem Umfange wahrscheinlich macht; zumal also bei wirklich natur-
frisch zur Untersuchung kommenden Bodenproben. Bei solchen Böden
sind Hygroskopicitätsverminderungen durch Frost bis rund 4 "/o beob-
achtet worden.
') Journ. f. Ldwsch. 1913, 73—86 (A. d. ehem. Inst. d. kgl. preuß. Forstakademien zu Hannov. -Münden)..
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 93
Bakterientätigkeit in gefrorenen Böden. Von P. E. Brown und
R. E. Smith, ^) — üie Yff. beobachten, daß auf Synthetic-Agar entwicklungs-
fähige Bakterien — Ammoniak bildende, nitriticierende, denitrificierende
und N-bindende Arten — deren Tätigkeit durch die Bechermethode fest-
gestellt wurde, in gefrorenen Böden lebten und sich vermehrten. — Sie
nehmen zur Erklärung dieser Erscheinung an, daß das hygroscopische
"Wasser beim Gefrieren des Bodens aus verschiedenen physikalischen Ur-
sachen nicht erstarrt. (KaJb.)
Versuche über Wiederimpfung von durch Dampf sterilisierten
Böden. A'on T. L. Lyon und J. A. Bizzeil.-) — Unter Dampfdruck
sterilisierte Böden wurden einmal mit frischem Boden geimpft, zum anderen
mit durch trockene Hitze steril gemachtem Boden gemengt und die so be-
handelten Böden neben ungeimpftem nach kürzerem oder längerem Stehen
analysiert. In allen Fällen verminderte sich während des Stehens die
wasserlösliche Substanz. Anfänglich vollzog sich diese Abnahme am
schnellsten in dem mit frischem Boden vermischten, trotzdem zeigte diese
Probe nach 6 Monaten den größten Gehalt an löslichen Stoffen. Denitri-
fication fand augenscheinlich statt, dagegen wurden mit der Impfung
Ammoniak assimilierende Organismen nicht in den Boden eingeführt. —
Die auf den Böden gezogenen Pflanzen entwickelten sich zunächst am
besten auf den mit frischem Boden geimpften Böden, verlangsamten aber
später ihr Wachstum. Diese üppige Entwicklung geschah auf Kosten der
löslichen Stoffe, die dabei veischwanden. — Die Versuche ergaben bei
verschiedenen Böden beträchtliche Unterschiede und diese Wachstums-
abweichungen hingen nicht von der Menge der nutzbaren Nährstoffe ab,
sondern von der Art der bei der Dampfsterilisation gebildeten Giftstoffe,
für deren größere oder geringere Giftigkeit die Art der im Boden ur-
sprünglich vorhandenen organischen Stoffe bestimmend war. Durchlüftung
und Pflanzenwuchs verminderten die Giftigkeit der dampfsterilisierten Böden,
doch ist der Grad der Oxydationsgeschwindigkeit nicht immer ein Maßstab
für die Abnahme der Giftigkeit. (Kalb.)
Über das Entstehen schädlicher Wirkungen bei humusreichen
Sandböden durch Düngung mit Mineralstoffen. Von J. Hudig. ^) —
Im Anschluß an frühere Versuche*) unternahm der Vf. weitere Unter-
suchungen über die Ursache der moorkolonialen Krankheit, welche zu den
Ergebnissen führten: 1. Die schädliche Wirkung einer alkalischen Düngung
auf humosen Sandböden, welche die moorkoloniale Haferkrankheit ver-
ursacht, ist durch die Bildung von einigen noch unbekannten Humuskörpern
zu erklären. Diese Körper kommen hauptsächlich in dem in Alkali un-
löslichen Teil des organischen Stoffes vor. 2. Wenn Zuckerhumus mit
Sand gemischt wird und diese Mischung alkalisch behandelt wird mit Kalk
oder Soda mit Chilisalpeter, wird dieser künstliche Kulturboden nach einigen
Jahren krank. 3. Anwendung von Pyrogallol unter gleichzeitiger alkalischer
Behandlung ruft nach einigen Jahren auf reinem Sande die Krankheit hervor.
1) Science, n. ser., 35 (1912), Nr 897. 380; ref. nach Exper. Stat. Reo. 26, 816. — ^) Orig.
Commun. 8. Internat. Congr. Appl. Chem. 15 (1912), Sect. VIT, 159—178; ref. nach Exper. Stat^ Rec.
28, 80. — 3) Verslagen van Landbou-wkundige onderzoekingen der Rijslandbouwproef Station 1912, Nr. 12;
ref. nach Jahrb. d. Moorkunde 1912, 1. 101 (Densch). — *) Ldwsch. Jahrb. 1911, 40, 613—644 u. dies.
Jahresber. 1911, 94 u. 95 ; 1912, 510.
94 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Zur Frage der Cellulosezersetzung durch Mikroorganismen. Von
A. Krainsky. ^) — Um die cellulosezersetzenden Mikroben zu bekommen,
hat der Vf. runde oder quadratische Filtrierpapierstücke in Erlenmeyer-
Kolben mit Mineralsalzlösung gebracht, so daß ein kleiner Teil des Papier-
stückes in die Flüssigkeit eintauchend die Kolbenwand berührte. Die Papier-
oberfläche war mit Infusion vom Boden des Botanischen Garten infiziert. Bei
SO*' bedeckt sich das Papier mit verschieden gefärbten Taschen (?). Am besten
zersetzen das Papier die schwarzen und rosigen Kulturen. Aus diesen
Taschen hat der Vf. zwei Actinomyces-Arten isoliert, die in Reinkultur
sehr gut die Cellulose angreifen, — Eine bildet concentrische schwarze
Kreise und ist identisch mit den von Maercker beschriebenen Micr.
melanocyclus. Act. melanocyclus bildet auf Papier rosige Kolonien, die
sich bald mit schwarzen Luftsporen bedecken. Auf Glucose-Agar bilden
sich runde Kolonien, die sich später auch mit schwarzen Luftsporen be-
decken. Die zweite Form: Act. albo-roseus bildet auf Filtrierpapier weiße,
kreideähnliche Flocken. Die Kulturen bilden ein rosiges Pigment, das das
Papier und die Nährlösung färbt. Auf Ammonsulfat- Dextrose -Agar und
Bouillon -Dextrose -Agar bilden die Kolonien weiße Luftsporen, aufBouillon-
Agar haben die Kolonien keine Luftsporen. Die Luftsporen des A. melano-
cylcus sind kokkenähnlich, die des A. albo roseus sind oval oder bazillen-
ähnlich. Beide Arten zersetzen die Cellulose, aber A. melanocyclus
stärker, als albo roseus. Reducierender Zucker wurde in den Kulturen
nicht gefunden.
Über Actynomyceten des Bodens. L Mittl. Von F. Münster. 2) —
Von diesen erregen einige im Boden lebende durch Erzeugung eines inten-
siven Erdgeruchs Interesse. Da sie ferner eine Verbindungsgruppe zwischen
Bakterien und Pilzen zu sein scheinen, versuchte der Vf., die Lebens-
bedingungen und Eigenschaften dieser Erdbewohner klarzulegen. Zur
Untersuchung gelangten folgende 7 Actinomyceten verschiedener Böden:
A.odoriferu.chromogenes albus I albus II Sa. Sb^ Sc.
a. d. Lößboden Sandboden Asti ,- ju j t ■ n- r\ j. c -^
V. Lauchstädt Groß-Lübars (Oberitalien) Sandboden Lmdi Ostafrika
A. odorifer erzeugt einen intensiven Erdgeruch, seine Luftsporen
bleiben auch im Alter weiß. A. albus I und II und A. Sc. sind ziem-
lieh ähnlich, erzeugen nur schwachen oder keinen Erdgeruch und die
weiße Farbe ihrer Gonidien geht leicht in grau, blaugrau oder ähnlich
über. A. Sa. ebenfalls meist ohne Erdgeruch, bildet weiße bis gelbliche
Sporen, Die Kolonien erzeugen in ihrer Mitte häufig einen gelblichen
■wasserlöslichen Farbstoff. Er zeigte stets die regste Lebenstätigkeit.
A. chromogenes und Sb. riefen intensive Braunfärbung der Gelatinekulluren
hervor. Die Kulturen des letzteren riechen intensiv nach Wacholder. —
Sämtliche Flüssigkeitskulturen wurden in Erlenmeyer-Kolben mit 50 oder
100 ccm Nährlösung angesetzt; Agar- und Gelatinekulturen in Petri-
schalen und Sandkulturen mit 50 g durch H Gl usw. gereinigten Saalesand
(bis 2 mm) in Erlenmeyer-Kolben unter Zusatz von 10 — 15 ccm Nähr-
lösung. — Die Arbeit gliedert sich in folgende Abschnitte:
1) Rnss. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14. 261. — «) Ctrlbl. f. Baktoriol. II. Abt. 1913, 36,
365—381 (A. d. agtik.-chem. Versnchsst. Halle a. S.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 95
1. "Wachstum auf Agar und Gelatine. Es ergab sich, daß keine
Agarkultur verflüssigt wurde, Färbung kaum eintrat ; Gelatine dagegen von
sämtlichen Actinomyceten, am langsamsten von chromogenes und Sb.
umgesetzt wurde. Chinonbildung trat nur bei chromogenes und Sb. ein.
2. Ausnutzung anorganischer N-Formen. Neben Natriumnitrat
und Ammoniumchlorid kam Asparagin zur Verwendung, neben einer
N-freien Nährlösung. — Es zeigte sich, daß die Actinomyceten in N- freiem
Nährboden nicht oder nur äußerst spärlich zu wachsen vermögen, höhere
N- Gaben (0,01 g N pro 100 com Nährlösung) dagegen die beste Vege-
tation hervorriefen ohne unterschied der 3 N-Formen.
3. Ausnutzung einiger Alkohole und Kohlehydrate als
C-Qu eilen. Glycerin, Lävulose, Dextrose, Galactose, Mannit und Stärke
erwiesen sieh als gute C- Quelle für alle Actinomyceten; Lactose wird nur
von A. odorifer nicht sicher ausgenutzt, wohingegen Arabinose unsicher
wirkt. Rohrzucker wird vor allem von dem Chinon erzeugenden Actino-
myceten und A. Sc. gut verwertet. Inulin scheint nur B. chromogenes einen
brauchbaren Nährstoff zu bieten.
4. Verwertung des C organischer Säuren. Die Säuren kamen
als Na- und Ca -Salze zur Verwendung. Oxal-, Wein- und Hippursäure
kommen als C- Quelle nicht in Betracht. „Chemisch behandelte Humus-
säure (Merck) bot ebenfalls einen äußerst schlechten Nährboden. Bern-
stein- und Citronensäure gaben für sämtliche Actinomyceten einen sicheren
guten Nährstoff ab, auch einigermaßen für A. Sb., welcher Säuren schein-
bar recht schlecht zu verwerten vermag. Milchsäure und Essigsäure bieten
einen brauchbaren Nährboden.
5. Organische Substanzen als C- und N-Quelle. Geprüft
wurden: Albumin, Hemialbumin, Casein. Asparagin, Harnstoff, Thioharn-
stoff. Alanin, Tyrosin und Dicyandiaraid. Recht gute Nährstoffe in Nähr-
lösungen gaben ab: Albumiu, Hemialbumin, Casein, Asparagin und Alanin,
etwas weniger Tyrosin, während Harnstjff, Thioharnstoff und Dicyandiamid
vollständig versagten. Bei Agarkulturen ergab sich, daß bei Harnstoff,.
Thioharnstoff und Dicyandiamid der N ausgenutzt werden kann, der C jedoch
unverwendbar ist.
6. Einfluß verschiedener Säuregrade auf das Wachstum.
Die Actinomyceten vertragen einen schwachen Säuregehalt. Doch schon
bei 0,01% Äpfelsäure in der Nährlösung und 0,1 °/o Essigsäure versagt
jegliches Wachstum. Bernsteinsäure und Asparaginsäure verhindern lang-
samer die Vegetation.
Algen in einigen Böden Colorados. Von W. W. Robbins.^) —
Der Vf.^ der seine Arbeit mit Literaturangaben über die symbiotischen
Beziehungen zwischen Algen und Bakterien einleitet, isolierte verschiedene
Algenarteu aus Coloradoböden mit dem Endzweck, ihre Funktion als eine
Kraftquelle für die stickstoffbindenden Bakterien zu studieren, auf deren
Tätigkeit der außerordentliche Nitrat- Reichtum mancher dieser Böden
zurückgeführt wird. — In vielen kultivierten Coioradoböden und Boden-
typen fanden sich Algen vor. Es wurden 21 verschiedene Arten isoliert.
1) Colorado Sta. Bul. 184, 24—36 ref. nach Exper. Stat. Eec. 28, 31.
96 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
die sämtlich mit 2 Ausnahmen den Cyaiaophyceen angehörten. Es ergab
sich ein Vorherrschen der Formen mit dicken Gallert -Scheiden. Die am
häufigsten vorkommenden Arten waren: Phormidium tenue, Nostoc spp.,
Auabaena sp., Nodularia harveyana und Stigonema sp. (Kalb.)
Beiträge zur Kenntnis der Bodenfruchtbarkeit. IL Die Be-
stimmung von Rhizobium im Boden. Von R. Greig- Smith. ^) —
Im Verlaufe von Untersuchungen zur Ermittlung einer Methode, die Anzahl
von Azotobacter-Organismen im Boden festzustellen, ergrab sich, daß der
bei weitem häufigste N- bindende Organismus das Rhizobium war. —
Der Vf. berichtet über die Bestimmung dieses Organismus mittels einer
Ausleäe- Methode. Bis zu einem gewissen Grade schien die Boden-
fruchtbarkeit von der Anzahl der darin enthaltenen Rhizobien abhängig
zu sein und die Wirkung der Bodenkultur besteht in der Vermehrung
dieser Organismen. Die Zahl der Rhizobien in einem g Boden variierte
von 3 — 4 Millionen und die Häufigkeit ihres A^orkommens kann als Wert-
messer der Bodenfruchtbarkeit dienen. (Kalb.)
Über die Rolle der Streptotricheen im Boden. Von A. Fousek.^)
— Streptothrix chromogena und alba sind die am häufigsten vor-
kommenden Bodenbewohner aus der Gruppe der Aktinomyceten. Die Zahl
dieser Organismen in verschiedenen Böden machte während des Frühjahrs
6,45— 22,89 7o5 während des Herbstes 8,69 -27,64 »/o der Gesaratkeimzahl
aus. Im Lehm wurden sie verhältnismäßig am häufigsten gefunden; doch
lieferten Waldböden noch etwas höhere Zahlen. Eine Bindung des elementaren
N war in den von Ger lach und Vogel, sowie von Käser er benutzten
Lösungen nicht nachzuweisen. — Bei mit Gramineen, Cruciferen und
Leguminosen in Gartenerde und in Lehmboden durchgeführten Vegetations-
versuchen wirkten die eingeimpften Aktinomyceten, die sich während der
Versuchsdauer lebhaft vermehrten, entschieden förderlich auf das Gedeihen
der Versuchspflanzen, wohl infolge Aufschließung der organischen Boden-
bestandteile. Auch die KnöUchenbilduug war merklich besser. Der Vf.
vermutet, daß die celluloselösende Wirkung der Streptotricheen das Ein-
dringen der Knöllchenbakterien erleichtert.
Untätigkeit der ßodenprotozoen. Von R. Greig-Smith.^) — Gibt
man Aufschwemmungen von Boderiprotozoen, enthaltend Colpoda cucuUus,
zu vorher mit flüchtigen Desinfektionsstoffen (z. B. Chloroform) behandelten
Erdarten hinzu, so wird die Zahl der Bakterien nicht kleiner und die
Cysten von Colpoda werden durch den Desinfektionsstoff nicht zerstört.
Aufschwemmungen von Amöben bringen auch keine* Verminderung in der
Zahl der Bakterien mit sich. L^nfiltrierte oder durch Baumwolle filtrierte
Aufschwemmungen von Erde wirken auf die Tätigkeit von Erdprotozoen
nicht ein.
Der beständige Anbau von Weizen und Roggen mit oder ohne
Leguminosen. Von Jakob G. Lipman, Aug. W. Blair, Irv. L. Owen
und H. C. McLean.^) — Die Versuche wurden auf einem Land ausgeführt,
das ziemlich gleichmäßig schweren Tonboden hat und das bisher in laud-
1) Proc. Lirm. Soc. N. S. "Wales 3G (1911), 3, 492—503; ref. nach Exper. Stat. Rec. 26, 816. —
2) Mitt. d. Hochsch. f. Bodenkultur. Wien 1912. Bd. 1, 217—244; ref. nach Ctrlbl. f. Baktoriol. 1913,
37, 104 (Löhnis). — 3) Proc. Linn. Soc. N. S. Wales Abstr. 1912, 2 u. 3; ref. nach Ctrlbl. f. Bakteriol.
U. Abt. 1913, 39, 152 (Matouschek-"Wien>. — *) New Jersey Agric. Exper. Stat. Bull. 25b, 16—24.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
97
•wirtschaftlichem Betriebe war, nicht viel gedüngt und seit mehr als
20 Jahren nicht gekalkt worden war. Zu Beginn der Versuche wurde
die ganze Fläche gleichmäßig mit gemahlenem Kalkstein (2000 Pfd. p. acre)
gekalkt. Anderer Dünger wurde zu dieser Zeit nicht angewendet. Als
Vorfrucht wurde auf den planmäßigen 4 Plätzen i: J. 1908 Mais gebaut,
der Ende August geerntet wurde und folgende Erträge lieferte: PI. 68:
365 Pfd.; PI. 69: 390 Pfd.; PI. 70: 425 Pfd. und PI. 71 425 Pfd. Die
nächsten 4 Jahre wurden auf den Plätzen 68 u. 70 Winterroggen und auf
69 u. 71 Weizen gebaut und dazu gedüngt mit 20 Pfd. Superphosphat
und 10 Pfd. KCl für jeden Platz. PI. 70 u. 71 erhielten eine Einsaat
von Kuherbsen, die jedes Jahr als Gründünger vor der Einsaat des Ge-
treides untergepflügt wurden. Berechnet auf 1 acre waren die Erträge:
Jahr
Körner
bll.
Gesamt-
Trockensbst.
Pfd.
Gesamt-N
Pfd.
Körner
bu.
Gesamt-
Trockensbst.
Pfd.
Gesamt-N
Pfd.
Roggen/Weizen
ohne Leguminose
1909
1910
1911
1912
25.21
16,96
16,96
19,64
5812
3500
2400
2925
33,16
25,26
23,32
23,84
19,60
14.17
15,83
11.25
2900
2950
1950
1775
31,92
23,84
25,20
15,94
Roggen/Weizen
mit Leguminose
»umme
1909
1910
1911
1912
78,77
27,50
13,39
27,68
30,36
14637
5940
3000
4050
5475
105,58
38,00
20,12
36,12
35,56
60,85
31.07
15,83
26,67
22.08
9575
3264
2800
3800
4275
96,90
34,84
26,00
46,18
33,72
S
5umme
98,93
18465
129,80
95,65
14139
140,74
Vierjähriger Durchschnitt,
ohne Leguminosen: Weizen u. Roggen, Körner: 69,81 bu., Trcksbst.: 12106, N: 101,24
mit „ „ „ „ 97,29 „ „ 16,802 „ 135,27
Impfversuche mit Knöllchenbakterien an Lupinen und Serradella.
Von A. Herke. ^) — Die Versuche wurden in verschiedenen, z. T. sterili-
sierten Böden in Kulturgefäßen mit Nitragin(-Kühn), Nitrobacterine und
Azotogen ausgeführt. Keine der Kulturen war von besonderer Wirkung.
Azotogen erschien wirksamer als Nitragin, um ein geringes steigerten sie
die N-Ansammlung und den Körnerertrag. Nitrobakterine war ohne Ein-
fluß, Impferde gab die besten Resultate. Der N-Gehalt der Körner blieb
durch die Impfung unbeeinflußt. Humus- und N-reicher Boden wirkte un-
günstig auf die Impfung; Kalkgehalt hatte keine, Kaliphosphatdüngung
eine günstige Wirkung. Die Struktur des Bodens zeigte sich ohne Einfluß
auf die Impfung.
Untersuchungen über das Bakterien-Impfpräparat „Heyls con-
centradet Nitrogen Producer" (Composite Farmo germ.). Von G. Brede-
mann.'^) — Die Ergebnisse seiner Untersuchung faßt der Vf. in Folgendem
zusammen: Das untersuchte Präparat bestand im wesentlichen aus zwei
kulturell unterscheidbaren Formen von Knöllchenbakterien, wahrscheinlich
Serradella-, bezw. Lupine- und Luzerne- bezw. Gelbklee-Bakterien. Diese
Bakterien w^aren im Präparat in außerordentlich zahlreicher und über-
1) Kiserl. Közlemenyek 1913, 16, 10; ref. von Gratz (Magyarovär) in Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt.
1913, 39, 156. — 2) Ldwsch. Jahrb. 1913, 43. 669-694 (.Mitt. d. Idwsch. Versuchsst. Hai leshausen).
Jahresbericht 1913. '
98 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
wiegender Menge vorhanden. Neben ihnen, wohl als zufällige Ver-
unreinigungen, wurden vereinzelte Keime einer Rosa-Hefe, eines Sporen-
bildners, einiger roter und gelber Coccen und eines kleinen Stäbchens
gefunden. Knöllchenbakterien von Rotklee, Schwedenklee, Wundklee, Espar-
sette, Wicke, Pferdebohne und Felderbse konnten nicht nachgewiesen
werden, auch keine freilebenden N-sammelnde Bakterien. — Die dem
Präparate von seinen Herstellern u. a. nachgerühmte Wirkung: „wirkt auf
alle Erden, verwandelt innerhalb einer Saison schlechtes Land in gutes,
vermehrt das Wachstum und den Nährwert aller Pflanzen und bereichert
den Boden", muß als irreführend bezeichnet werden. Eine direkte Wirkung
des Präparates auf „alle Pflanzen" kann nach obigem Befunde nicht be-
stehen und besteht auch, wie durch Impfversuche auf Freiland und in
Gefäßen an Senf, Buchweizen, Gerste und Hafer nachgewiesen wurde, in
der Tat nicht. Eine solche Wirkung könnte — mit den nötigen Ein-
schränkungen — höchstens indirekt als Nachwirkung der entsprechenden
mit dem Präparate geimpften Leguminosenvorfrucht in Frage kommen.
Die Knöllchenbakterien und die Präparate für Bodenimpfung.
Yen I. Makrinojj.^) • — Die in Rußland gebräuchlichsten und verbreitetsten
Präparate für Bodenimpfung hat der Vf. zuerst einer bakteriologischen
Analyse und dann einer Prüfung in Vegetationsgefäßen unterworfen. Die
bakteriologische Untersuchung hat erwiesen, daß das flüssige Nitragin von
Kühn und das Nitrobakterin von Battomley bei einem Gehalt von fremden
banalen Formen den specifischen Mikroorganismus (Bacillus radicicola) nicht
enthalten; das Azotogen von Simon und das „feste" Nitragin von Kühn
wiesen zwar auch fremde Mikroorganismen in großer Menge auf, enthielten
aber doch Knöllchenbakterien in genügender Menge (annähernd 50%).
Diese Präparate wurden zu einem Vegetationsversuch mit Sandkulturen
verwandt; parallel wurden Reinkulturen von Bacil. rad. und frische Knöllchen
geprüft. Dieser Versuch hat gezeigt, daß die besten Resultate die Pflanzen
ergeben haben, die mit Reinkulturen von Bacil. rad. geimpft waren; die
Wirkung des Azotogens und Nilragins war etwas schwächer, aber doch
vollständig befriedigend; der Einfluß der Knöllchen war noch schwächer,
jedoch entwickelten sich die Pflanzen auch in diesem Falle normal.
Versuche über Bodenmüdigkeit, besonders Leinmudigkeit. Von
Hermann Kaserer. ^) — Das Problem der Bodenmüdigkeit läßt sich in
der Frage des Verhaltens grüner Pflanzen zu anderen gleicher oder
anderer Art und zu den Bodenorganismen zusammenfassen. Der Vf. hat
sich mit folgenden Teilfragen beschäftigt: Einfluß der Düngung mit Stroh
einer bestimmten Pflanze auf die Keimung und das Wachstum dieser und
anderer Pflanzen. Einfluß der Vorfrucht auf das Gedeihen des Leines.
Einfluß einer wiederholten Aussaat auf das Auflaufen und das Gedeihen
des Leines. Einfluß der Aussaat von Lein, Erbse und Gerste auf das
Auflaufen sofort nach Beseitigung der ersten Keimlinge angebauter oder
anderer Pflanzen. Ursache der Leinmüdigkeit (Bakterien oder Toxine).
Einfluß „müden" Bodens auf Lein, Erbse, Gerste, wenn die Pflanzen in
gesundem oder müdem Boden gekeimt haben und in gleichen oder anderen
Boden verpflanzt werden. In 6 Versuchsreihen wurden ca. 1000 einzelne
1) Euss. Joum. f. exporim. Ldwsch. 1913, 14, 367. Deutsch. Ausz. — ^) Mitt. d. Idwsch. Lehr-
kanzeln der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien 1913, Bd. 11. Heft 2.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 99
Yersuche durchgeführt. Die verwendeten Gefäße faßten 8,5 oder 5,5 kg
Erde. Die erste Versuchsreihe betraf den Einfluß schwacher Strohdüngung
auf Lein, Erbse, Gerste und den Einfluß der Vorfrucht auf Lein. Die
Strohdüngung sollte die Wurzelrückstände der Vorfrucht ersetzen und
wurde in mehreren Abänderungen angewendet. Bei Versuch II sollte der
Einfluß wiederholter Ansaat auf Keimung und Gedeihen des Leines unter-
sucht werden, indem die Keimlinge der früheren Aussat nach dem Auf-
laufen beseitigt, die Gefäße aber unmittelbar darauf neu bestellt wurden.
Es wurden auf diese Art 4 Ansaaten nacheinander durchgeführt. Ver-
such III beschäftigte sich mit dem Einfluß wiederholter Ansaat von Lein,
Erbse, Gerste auf das Auflaufen. Auch hier wurden alle Kombinationen
und Permutationen durchgeführt. Versuch IV betraf den Einfluß stärkerer
Strohdüngung auf das Auflaufen von Lein, Erbse, Gerste, Versuch V die
Verpflanzung von Lein, Erbse, Gerste zur Aufklärung des Unterschiedes
von Keimmüdigkeit und Wachsmüdigkeit, indem bei jeder Pflanze in ge-
sundem, leinmüdem, erbsenmüdem und (soweit als möglich) gerstenmüdem
Boden Keimlinge erzogen und wieder in gesunden usw. Boden gebracht
wurden. Die Ergebnisse aller Versuche lassen sich folgendermaßen zusammen-
fassen : Bei der Müdigkeit des Leines ist zwischen ,,Keimungsmüdigkeit"
und „Wachstumsmüdigkeit" zu unterscheiden. Die Keimungsmüdigkeit des
Leines ist eine der Keimungsmüdigkeit der Erbse ähnliche Erscheinung;
die Samen verfaulen im Boden. Dieses, wahrscheinlich durch pektin-
vergärende Bakterien herbeigeführte Verfaulen, ist bei beiden Pflanzen, ab-
gesehen von der Lebenskraft des Saatgutes, abhängig nicht nur von der
Boden beschafi'enheit, der Feuchtigkeit und der Beschafl'enheit der Boden-
flüssigkeit (Düngung), sondern vermutlich in besonders hohem Grade von
der Temperatur sowie auch von der Anzahl der die Samen angreifenden
Mikroorganismen. Daher denn jede Vermehrung dieser Organismen durch
wiederholte Aussaat oder auch Düngung mit pektinhaltigem Stroh die
Keimmüdigkeit erhöht. Besonders bei Erbse treten diese Erscheinungen
klar zutage. Böden, die für Lein keimmüde sind, sind dies auch für
Erbse, das Umgekehrte ist häufig, doch nicht immer der Fall. — Die
Keimmüdigkeit verschwindet jedoch häufig wieder ganz oder teilweise.
Die Wachstumsmüdigkeit konnte mit völliger Sicherheit nur bei Lein fest-
gestellt werden, sie kann durch Düngung nicht behoben werden und drückt
sich besonders in niedriger Kornernte aus. Die Wachstumsmüdigkeit wird
durch Leinstrohdüngung, durch wiederholten Anbau von Lein, aber auch
durch Impfung mit (15%) leinmüder Erde ausgelöst. Auch gesunde
Pflanzen kümmern, wenn man sie in leinmüde Erde pflanzt; die Keimung
in müder Erde scheint dagegen, wenn die Pflänzchen dann in gesunde
Erde kommen, nicht nachteilig zu wirken. Erbsenmüde Erde scheint auch
auf Lein ungünstig wirken zu können. — Bei Gerste wurden Müdigkeits-
erscheinungen nicht beobachtet. Als Zwischenfrucht zwischen Lein und
Erbse oder umgekehrt schwächen Gerstenkeimlinge die Müdigkeit ab. —
Erbsenmüder Boden scheint der Gerste besonders zuzusagen. (Dafert.)
Die Bewegung des Schwefels im Boden; Studie über seine
Oxydation. Von Ch. Brioux und M. Guerbet.^) — Die befruchtende
1) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 1476—79.
7*
100 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Wirkung des S auf den Pflanzenwuchs, welche von einigen Forschern dar-
gelegt worden ist, gab den Anlaß zu dieser Arbeit. Diese gliedert sich
in 2 Abschnitte. Abschnitt I behandelt den Einfluß der Natur des Bodens
und der Zusätze von Kohlehydraten oder N-haltiger Substanz auf die
Oxydation des S. Zwei verschiedene Böden dienten zu diesen Versuchen,
a) ein leichter, sandiger und humoser, 8 % CaCOg enthaltend und b) ein
schwerer, kalkarmer Boden. In 500 g der Boden wurden in platten Ge-
fäßen, mit Zusätzen und destill. Wasser versehen, bedeckt mit Glasplatten
einige Zeit stehen gelassen. Yon 5 zu 5 Tagen bez. 7 zu 7 Tagen wurden
dem Boden Proben entnommen und in diesen der Gehalt an SO3 bestimmt.
Die Versuchsreihen enthielten 1) Boden ohne Zusatz von S, 2 — 5) Boden
mit S, auf 1 kg 4 g sublimierter S. 2. bekam keinen Zusatz, 3) auf
1 kg Boden 5 g Saccharose, 4) 5 g Stärke, 5) 5 g Pepton. Beim kalk-
armen Boden fiel bei 3) der Zusatz von Zucker weg, dagegen w^urden 20 g
CaCOg zugesetzt. Während nun die Oxydation des von Natur in den
Böden enthaltenen S nur eine mäßige war, namentlich bei dem schweren
Boden, so wurde der dem Boden zugesetzte S in stärkerem Grade oxydiert.
Hierüber und über den Einfluß der außer dem S zugesetzten organischen
Stoffe geben nachstehende Werte Bescheid. Von dem zugesetzten S wurde
im leichten Boden nach 30 Tagen, im schweren Boden nach 40 Tagen
in ^/o oxydiert
ohne S 4- S siha^öse + S + Ca CO3 + S + Stärke _^ ^pt^^
im leichten Boden — 59,9 27,9 — 24,3 82 %
„ schweren „ — 31,0 — 67,0 (Glucose)25,4 48,6,,
II. Ein weiterer Versuch über den Einfluß der Bakterien auf die
Oxydation des S erwies, daß diese Oxydation fast ausschließlich bakterieller
Natur ist. Auch darauf geprüftes Calciumpolysulfid unterlag bakterieller
Oxydation. Die wiederholt beobachtete günstige Wirkung von S auf das
Pflanzen Wachstum dürfte auf die erzeugte SO3 zurückzuführen sein.
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führung fast aller Basen und Anreicherung an SiOj (-{- TiCj) hinaus. Fe^Og
und AljOg werden im Gegensatz zur normalen Verwitterung am stärksten gelöst.
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Compt. rend. de TAcad des sciences 1913, 157, 968 — 975. — Die VfF. kommen
zu dem Schluß, daß die Schwere allein zur Charakterisierung der Tone dienen
kann und schlagen vor: diejenigen Tonteilchen als grob zu bezeichnen, die sich
in 4 Std. absetzen, diejenigen, welche sich in 16,48 Std. abscheiden, als mittel-
fein und fein; die Teilchen aber, welche nach 48 Stunden noch schweben
bleiben, als sehr fein.
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Kolloidstoffe und kolloidveranlagte Stoffe (Ton, Humus) enthalten, „stehen";
Böden, die fast nur krystallisierte und amorphe Körper enthalten (sandartige
Böden) „rutschen". Durch quantitative Bestimmung der Kolloide läßt sich ein
Anhalt für die Bodenbeweglichkeit finden.
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Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 462 — 473. — Dieser Betrachtung ist zu ent-
nehmen, ,,daß eine wirkliche Förderung der Bodenkunde nur dann gewährleistet
werden kann, wenn sie als selbständige Wissenschaft, zerfallend in zwei Haupt-
teile, wissenschaftliche Bodenkunde und Te<^hnologie des Bodens, gelehrt wird
und zwar von Bodenkundlern, die infolge nicht nur ihrer Ausbildung, sondern
ganz speciell entsprechend ihrer Forschungstätigkeit auf beiden Teilgebieten,
diese zu beurteilen befähigt sind."
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8. Niedere Organismen und Verwandtes.
Ambroz, Adolf: Denitrobacterium thermophilum spec. nova, ein Beitrag
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37, 3 (k. k. böhm. techn. Hochschule in Prag).
Ciocalteu: L'epandage agricole et les microbes. — Compt. rend. Soc. de
Biolog. 1913, 74, 1411-1413.
Cunningham, Andrew, und Löhnis, F.: Studies on Soil Protozoa.
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Ehrenberg, Paul: Zur Stickstoffansammlung bei dauerndem Roggen-
anbau (Abhandlung) und eine Ergänzung hierzu. — Fühling's Idwsch. Zeit. 1913,
62, 449-462 und 1914, 63, 178 u. 179.
Fraps, G. S. : Einfluß des Glühens auf die Löslichkeit von Boden-Phosphaten.
— Journ. of Ind. and Engin. Chem. 1913, 5, 416; ref. in Chem. Ctrlbl. 1913,
IL 77 (Grimme). — Im Gegensatz zu Lipman führt der Vf. den Nachweis, daß
Bodenphosphate durch Erhitzen des Bodens löslicher in kalter HCl werden.
Lipman, Chas. B. : Wirkung des Glühens auf die Löslichkeit von Boden-
Phosphaten. — Journ, of Ind. and Engin. Chem. 1912, 4, 663; Chem. Ctrlbh
1913, I. 838. — Durch 20 Min. langes Glühen geht die Löslichkeit der P^O^-
Verb. nicht unerheblich zurück.
Gainey, P. L. : Die "Wirkung von Toluol und CS., auf die Mikroflora und
-Fauna des Bodens. — Rep. Missouri Bot. Gard. 1912, 21, 147—169; ref. in
Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 39, 158 (Löhnis). — 20 verschiedene Erd-
proben wurden mit wechselnden Mengen dieser Stofi"e, z. T. auch mit Chloroform
behandelt. Geringe Zusätze bis 0,5 bezw. 1,0% erhöhten die Bakterienzahl;
größere Gaben wirkten zwar deprimierend, aber auf die Protozoen eher weniger
als auf die Bakterien.
Greaves, J. E. : Einige Faktoren, welche die Ammonification und Nitri-
fication beeinflussen. — Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 39, 542—560. Utah-
Exper. -Stat. Logan. — Die Untersuchungen beziehen sich hauptsächlich auf die
Wirkung von Arsen und Metallsalze.
Hoffmann, Conrad: Der Protein- und Phosphorgehalt von Azotobacter-
Zellen. — Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 36, 474—476.
Hutchinson, C. M. : Bakteriologische Analysen von Indian- Böden. —
Memoirs of the Dept. of Agric. in India Bacter. Ser. Vol. 1, 1912, 1 — 65. Author
abstract in Ctrlbl. 1. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 154.
Jensen, C. N.: Fungous flora of the soil. — Cornell Univ. Agric. Exper.
Stat. 1912, Bull. 315; ref. Ctrlbl. f. Bakteriol. 1913, 37, 104 (Riehm). — Der Vf.
hat zahlreiche mykologische Bodenanalysen ausgeführt. Er fand hauptsächlich
Saprophyten (Mucorineen), aber auch eine Reihe mehr oder weniger parasitärer
Pilze, Fusarium, Hormodendron hordei u. a.
Issatschenko, B. L.: Einige Daten über die Bakterien des Eisbodens.
— Bull, du jard. bot. Imper. de St. Petersbourg XII. 140—150; ref. in CtrlbL
f. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 151 u. 152 (Matouschek-Wien). — Erdproben
aus dem Amurgebiete enthalten Bakterien in gefrorenem Zustande; sie haben
ihre Lebensbedingungen bei niedriger Temperatur seit längerer Zeit erhalten.
Kappen, H. : Die kataly tische Kraft des Ackerbodens. — Fühling's Idwsch.
Zeit. 1913, 62, 377—392.
Kellermann, K. F., McBeth, J. G.. Scales, F. M., and Smith, N. R.
Identification und Classification der Cellulose auflösenden Bakterien. — Ctrlbl
f. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 502—522 (U. S. Depart. of Agric, Washington D. C.)
Killer, J.: Die Zählung der Protozoen im Boden. — Ctrlbl. f. Bakteriol
IL Abt. 1913, 37, 521 — 524. — „Um sich ein annäherndes Bild von dem Protozoon
reichtum im Boden zu machen, genügt es, von den zu vergleichenden Böden
eine abgewogene Durchschnittsprobe mit den gleichen Mengen sterilen Wassers
104 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
zu übergießen. Die Prüfung auf Protozoen muß in kurzen Zeitabschnitten
erfolgen, um den Zeitpunkt des Übergangs der encystierten Protozoen in aktive
nicht zu verpassen. Für viele Fälle ist dieses einfache Verfahren, das gestattet,
die Entwicklungsschnelligkeit der Protozoon, die Reichhaltigkeit ihrer Fauna usw.
zu verfolgen, völlig ausreichend. Allen Zählmethoden, wenn sie auch noch so
verbessert werden, wird nur ein beschränkter Wert zukommen. Viel wichtiger
ist es, die Leistungen der Boden -Protozoen kennen zu lernen."
Lyon, T. L., und Bizzeil, J. A.: Discussion of certain methods used in
the study of ,,the associative growth of Legumes u. Non-Legumes. Sonderabdruck
aus the American Society of Agronomy, Vol. 5, Nr. 2, 1913. — Diese Diskussion
spielt zwischen den Vff. und J. G. Lipman.
Mütterlein, C. : Studien über die Zersetzung der Cellulose im Dünger
und Boden.
Petersen, E. G., und Mohr, E.: Nichtsymbiotische Stickstoff bindung
durch Organismen von ütah-Böden. — Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 38,
494—496.
Pringsheim, H.: Die Beziehungen der Cellulosezersetzung zum N-Haus-
halt in der Natur. Vortrag. — Mitt. d. D. L.-G. 1912.
Rahn, Otto: Methode zur Schätzung der Anzahl von Protozoen im Boden.
— Ctrlbl. f. Bakteriol. IL Abt. 1913, 36, 419.
Rosenblat-Lichtenstein, Stephanie, und Pringsheim. Hans: Ober
ein aerobes N - assimilierendes Clostridium. — Ctrlbl. f. Bakteriol. IL Abt. 1913,
re, 468-472.
Weber, G. G. A.: Die Einwirkung der Kälte auf die Mikroorganismen und
ihre Tätigkeit im Boden. Dissert. phil. 88 S. Jena 1912.
Albrecht: Über die Wirkung des Impfens bei Rotklee. — Prakt. Blätter
f. Pflanzenbau u. Pflauzensch. 1912, 32; ref. in Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913.
37, 117 (Vogel- Bromberg). — Günstige Erfolge im Chiemgau mit Hiltner's
Nitragin.
Baenitz, C: Die Keimpflanzen der Holzgewächse. — Deutsche botan.
Monatsschr. 1911, 145. — Die Keimpflanzen von Erythrina crista galli und
Sarothamnus scoparius wiesen reiche Wurzelknöllchen (ßac. radicicola) auf.
Budinoff, L. : Bakteriologische Analysen verschiedener Bakterienpräparate
zur Bodenimpfung. — Ber. d. bakteriol -agron. Stat. Moskau 1912. 19, 67 — 103
(Russisch m. deutsch. Zusammenfassung). Ref. in Ctrlbl. f. Bakteriol. 1913,
37, 118 (Löhnis- Leipzig). — Auf Fleisi hgelatine, Bohnen- und Mannit-Agar
wurden geprüft: Flüssige Kulturen vom U. S. Agric.-Dep., Nitroculture von
G. T. Moore und von der Nitroculture -Comp., Nitrobacterine von Bottomley,
Nitragin von A. Kühn und Azotogen. Am keimreichsten erwies sich Azotogen,
am reinsten die Kulturen von Moore. Nur in diesen beiden Präparaten wurden
Knöllchenbakterien gefunden
Eichinger, A.: Über Legumiuosenanbau und Impfversuche. — Der
Pflanzer 1912, 8, 190-219; ref. in Ctrlbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 37, 117
(Löhnis-Leipzig). — In dem in Deutsch -Ostafrika weit verbreiteten roten Ver-
witteruDgslehm unterbleibt nicht selten auch bei länger fortgesetztem Leguminosen-
bau die Knöllchenbildung gänzlich. Ebenso waren direkte Impfungen mit auf
Sandgut wirksamen Reinkulturen auf diesem Boden fast erfolglos. Vermischen des
roten Lehms mit schwarzer Urwalderde erwies sich für den Impferfolg als vorteilhaft.
Severin, S. A.: Ein coUectiver Prüfungsversuch von Bakterienpräparaten
zur Bodenimpfung. — Ber. d. bakteriol. -agron. Stat. Moskau 1912, 19, 104—130;
ref. in Ctrlbl. f. Bakteriol. 1913. 37, 117 (Löhnis-Leipzig). — Außer Kulturen
d. Agr. Dep. , den Moore- und Bottom ley'schen Präparaten kamen flüssiges
und trocknes „Nitragin'' der Moskauer Station zur Prüfung. In Gefäßversuchen
war in keinem Falle ein positiver Befund zu verzeichnen, dagegen beliefen sich
die procentualen Erfolge auf dem Felde bei den Kulturen des Agr. Dep. auf 75,
bei dem trockenen Moskauer Nitragin auf 64, bei Nitroculture (Moore) auf 60.
bei flüssigem Moskauer Nitragin auf 57 und bei Nitrobakterine auf 47 %.
Simon, Josef: Was ist bei Ausführung einer Hülsenfrucht-Impfung be-
sonders zu beobachten? — D. Idwsch. Pr. 1913. Nr. 32, 390. Mitt. d. Kgl.
pflanzenphysioiog. Versuchsst. Dresden.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 105
4. Düngung.
Referenten: 0. Dafert. Th. Dietrich, G. Kalb und A. Stift.
a) Analysen Ton Düngemitteln, Konservierung, Streumittel.
Zur Frage des Gehaltes der GüUe an Pflanzen nährstoffen. Von
B. Liechti und E. Truninger. ^) — Die Gülle, wie sie nach dem in der
Schweiz üblichen Verfahren gewonnen wird, besieht im wesentlichen aus
einem Gemisch der flüssigen nnd festen tierischen Excremente, die aus
dem Stalle z. T. frei abfließen, z. T. mechanisch davon abgesondert und
mit oder ohne Wasserzusatz al&' mehr oder weniger dicke Flüssigkeit
außerhalb des Stalles bis zur „Reife" in Gruben gelagert werden. Die Vff.
stellen die Ergebnisse der chemischen Untersuchung von etwa 200 Proben
vergorener („reifer") Güllen zusammen. Die Untersuchung erfolgte nach
den üblichen Methoden und erstreckte sich auf die Ermittelung des Ge-
haltes an Gesamt-N, Ammoniak-N, KgO u. PgOj. Die Probenahme der
Gülle fand zumeist in den Sommermonaten statt. • — Wie verschieden der
Gehalt der Gülle an N sein kann, zeigen folgende Zahlen, welche die
6 höchsten und die 6 niedrigsten N-Gehalte angeben in g im 1
höchster Gehalt 5,84 5,26 5.00 4,63 4,22 4,16 Mittel 4,85 g im 1
niedrigster Gehatl 0,34 0,48 0,53 0,59 0,59 0,71 „ ^0.54 g im 1
Die Abweichungen im Gehalte der Güllen an den festgestellten
Bestandteilen werden durch folgende Gruppierungen illustriert.
Gehalte von 0-0,5 0,b— 1,0 1,0-1,5 1,5—2,0 2,0-2,5 2,5—3,0 über 30 g im 1
Gesarat-N, Anzahl der Proben 2 27 55 44 35 15 13
NH3-N, ,. „ „ 6 54 45 29 8 6 4
Gehalte von unter 2 g im 1 2—3 3—4 4—6 5-6 6—7 7—8 über 8,0 g im 1
K,0, Anzahl der Proben 5 36 54 37 22 17 13 7
Gehalte von unter 0,05 0,05-0,10 0,1-0,2 0,2-0,3 03-0,4 0,4-0,5 0,5-0,6 0,6-0,9 üb. 0,9 g i. 1.
PjOg, Anzahl der Proben 1 16 50 41 21 11 7 13 7
Die durchschnittlichen Gehalte berechnen sich auf 1,7 pro 1 für Gesamt-
N, 1,33 g Ammoniak-N (=70% des Gesamt-N) für KgO 4,37 g und für
P2O5 0,3gi. 1.
Auf 100 Teile N entfallen im Mittel 250 Teile K2O. i™ Maximum 1666 Teile,
im Minimum 65 Teile K^ 0.
Auf 100 Teile N entfallen im Mittel 18 Teile T^O^, im Maximum 97 Teile, im
Minimum 1 Teil PoOg.
In keiner der untersuchten Güllen erreichte die Menge der P2O5 die-
jenige des N.
Die Schependorfer Jaucheuntersuchungen. Von Ortmann. 2) —
In Schependorf wird seit einer Reihe von Jahren (nach der bekannten An-
regnung Soxhlet's) die Jauche im Stall von Kot und Streu getrennt. .Je-
doch wurde wegen mangelhafter Einrichtungen der Verlust au N nicht
vermieden. Der Beschreibung des Vf. entnimmt der Ref., daß die Jauche
aus dem Stall in Rinnen und durch ein Filter nach einem oder mehreren
Sammelbehältern und von da in ein Vorratsbehälter läuft. Innerhalb der
^ Sonddrabdr. a. d. Idwsch. Jahrb. d. Schweiz 1913, 459—474. — 2) Fühling's Idwsch. Zeit.
1913, 62, 367—373. Die JSI - Bestimmungen wurden in der Versnchsst. Rostock ausgeführt.
106
Landwirtschaftliche Pflanzenpro duction.
Zeit vom 1. September 1909 bis 10. Oktober 1910, in welcher eine der-
artige Einrichtung in Benutzung war, wurden häufig Jaucheprobeu ge-
nommen und deren N-Gehalt bestimmt. Das Ergebnis dieser Bestimmungen
ist aus folgenden Durchschnittszahlen zu ersehen. Der N-Gehalt betrug:
von der Jauche aus den Stallrinnen 9,75 "/^o im Mittel von 45 Untersuchungen
aus dem Sammelbehälter 8,74 "/oo 1^ v " 13 ,,
„ ,, Vorratsbehälter 7,74<^/qo „ „ „ 10 „
Der Vf. teilt noch das Ergebnis von Gefäßversuchen mit, die den
Verlust der Jauche bei verschiedener Aufbewahrung zur Anschauung bringen.
Es wurde in Glashäfen Jauche mit einem N-Gehalt von 7,48 %o aufgestellt
und der N-Gehalt nach ca. 4 Monaten wieder bestimmt. Der gefundene
Gehalt war zu dieser Zeit
Be-
deckung
un-
bedeckt
mit Öl
mit
schwim-
mender
Carbol-
säure
desgl.
u. Holz-
deckel
Holz-
deckel
u. wentg
Öl
unbedeckt
jedoch
durch
Carbol-
sänre
geführt
Holzdeckel
u. Carbol-
säure u.
durch-
geführt
unbedeckt,
j edoch durch
Öl u. Carbol-
säure geleitet
Holzdeckel,
Öl a. Carbol-
säure und
durch diese
geleitet
Im
1,78
7,30
4,20
6,23
6,62
4,20
5,98
2,11
5,12
Eine biologische Methode zur Konservierung des Stalldüngers.
Von Chr. Barthel und Sigurd Rhodin.^) — I. Laboratoriurasversuche.
Von Chr. Barthel. Der Vf. hat schon früher"'*) nachgewiesen, daß sowohl
frischer als auch alter gelagerter Stalldünger große Mengen lebenskräftiger,
echter Milchsäurebakterien enthält. In Laboratoriumsversuchen suchte der
Vf. diese Milchsäurebildner mit einem Kohlehydrat zu ernähren und zwar
mit Milchzucker, der bei der Käsebereitung als Nebenprodukt in den
Molken vorhanden ist. Bei einem Versuche wurde frischer Dünger in
offenen viereckigen Kästen aufbewahrt, von denen jeder 7 — 8 kg Dünger
faßte. Ein Teil der Kästen resp. Düngers erhielt einen Zusatz von 3 %
eines (milch zucker enthaltenden) Säureweckers. Nach Aufbewahrung während
eines Monats bei etwa 20 ^ Wärme enthielt der Dünger in °/o
Gesamt-N gebundenen NHg-N freien NH3-N
ohne Zusatz 0,440 0,020 0,160
mit Säurewecker .... 0.465 0,137 0,058
Bei weiteren Versuchen i. d. J. 1907 u. 1908 wurde Molken als
Zusatz zum Dünger und zwar 2 1 pro Tier und Tag angewandt (50 1
Molken pro 1000 kg Dünger). Aus den Versuchen geht hervor, daß diese
biologische Konservierungsmethode des Düngers gute Resultate erbracht hat.
IL Den Düngungswert des mit Molken versetzten Stalldüngers stellte
Sigurd Rhodin durch 11 Feldversuche fest. Das Wertverhältnis zwischen
solcherweise präpariertem und nicht präpariertem Dünger gestaltete sich
auf Grund dieser Versuche wie 100:59.
Das Aufsaugvermögen von Einstreumitteln. Von F. Mach und
A. Stang.^) — Zur Untersuchung wurde das von der Moor-Versuchs-Stat.
Bremen für Torf ausgearbeitete Verfahren benutzt, „bei dem 30 g der auf
1) D. Idwsch. Pr. 1912. 39, Nr. 50 u. 51 (Mitt. a. d. bakter. Abt. d. Ctrlanst. f. Idwsch. Ver-
suchst, zu „Experiraentalfältet" b. Stockholm. — 2) D. Idwsch. Pr. 1906, 212 u. dies. .Jahresber. 1906,
125. — ä) Sonderabdr. a. d. Badischen Idwsch. Wochenbl. 1913, Nr. 23 (.Mitt. d. Großh. Bad. Idwsch.
Versuchsanst. Augustenberg).
A. Quellen der Pflanzenernälirung. 4. Düngung.
107
Stücke von 2 — 3 cm Durchmesser zerkleinerten Substanz mit Wasser
durchfeuchtet, unter der Luftpumpe von Luft befreit und nach längerem
Stehen in einem würfelförmigen Gefäß aus feiner Drahtgaze dem Abtropfen
überlassen werden''. Die Methode kann naturgemäß keine absolut richtigen
Zahlen liefern, zweifellos liefert das Verfahren aber vergleichbare Werte,
die dem vorliegenden Zwecke genügen dürften. In nachstehender Tabelle
sind der Wassergehalt der lufttrocknen Substanz, wie sie zur Untersuchung
kam, die von 100 Teilen der lufttrockenen Substanz aufgesaugten (bezw.
festgehaltenen) Wassermengen und die von 100 Teilen der Trockensubstanz
aufgesaugten Wassermengen enthalten. Die Zahlen sind das Mittel von
2 gut übereinstimmenden Werten.
a
• S
s
S S
s|-&
£■3
Sil
Bezeichnung
H2O
. c
— 0
0 =3
Sil
Bezeichnung
H2O
0 ^
tH S SP
0 "=
> 0 -
0 w
0 0 «
%
E^
%
'^
■Winterroggenstroh 1912 . .
8,50
380
430
Sägemehl v. Pappelholz, fein
6,94
640
700
■Winterweizenstroh 1912 . .
8.55
350
390
,, ,, Buchenholz ,,
11,06
570
660
Sommergerstenstroh 1912 . .
9,06
430
480
M ., ., prob
11,38
340
400
Haferstroh 1912
9,42
360
410
, . , , Fichtenh . sehr fein
9,77
620
700
Streuwiesonheu, meist Binsen,
,, ,,Kiefemh. ,, ,,
10,18
630
720
Riedgräser u, Schilf . . .
10,18
390
450
Torfmoos, getr. etw. vertortt
13,49
1330
Ihm
Streuwiesenheu, meist Ried-
Torfmull a. Velen ....
26,31
990
1380
gräser
10,16
490
550
,, Griendsveen . .
16,42
1310
1580
Waldstreu, 80 o/o Buchen-, 200/0
,, ,, Helenaveen . .
15,29
1100
1320
Eichenlaub, l^'o Kiefern| .
11,21
370
430
,, ,, Griendsveen . .
14,38
1170
1390
"Waldstreu. Fichtennadeln mit
,, ,, Helenaveen . .
15,29
880
1060
100/0 Reisig
8,80
310
350
Waldmoos (Rittnertwald) . .
13,46
770
900
Zur Kenntnis des Kalksalpeters. Von F.W. Dafert und R. Miklanz.i)
— Beim Mischen von Kalksalpeter mit Superphosphat wurde in einigen
Fällen ein stechender Geruch beobachtet. Die Vff. haben nachgewiesen,
daß dieser hauptsächlich von salpetriger Säure herrührt, die sich aus ge-
ringen Mengen Nitrit im Kalksalpeter und freier Phosphor- und Schwefel-
säure im Superphosphat bildet. Weil Nitrite und freie Schwefelsäure nur
sehr spärlich vorkommen, hat der entstehende Stickstoff verlust keine
praktische Bedeutung. Sollten aber jemals nitritreiche Kalksalpeter auf
den Markt gelangen, so konnte ihre Vermischung mit Superphosphaten,
deren Gehalt an freier Phosphorsäure 4 — 10 % beträgt, zu größeren
Stickstoff Verlusten führen.
Die Stickstoffquellen der Landwirtschaft und die Verwertung
der Sulfitablauge. Von P. Nitsche.^) — Durch Kalkzusatz schwach
alkalisch gemachte Ablauge der Sulfitzellstoff- Fabrikation erwies sich als
günstiger Nährboden für N- bindende Bakterien. Die Lauge enthält u. a.
Mannose, Xylose, Dextrose, Galaktose und verschiedene, noch nicht genau
festgestellte „Ligninsubstanzen".
Einige Analysen von Thomasmehlen verschiedener Herkunft.
Von Hj. V. Feilitzen und Ivar Lugner.') — Die Vff. berichten zunächst
über Analysen von Thomasmehlen aus früherer Zeit und teilen dann die
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versnchsw. in Österr. XVI. Jahrg., 44. — 2) Ztschr. f. angew. Chem.
1912, 25, 2058—2061; ret. nach Ctrlbl. f. Bakleriol. II. Abt. 1913, 37, 110 (Löhnis). — 3) Chem. -Zeit.
1913, 37, Nr. 68, 689—691.
108
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Analysen mit, welche J. Lugner im ehemischen Laboratorium der Versuchs-
station Jönköping mit Proben folgender Herkunft ausgeführt hat. 1. Schweden,
Domnarivet, Durchschnittsprobe von 82 000 Säcken; 2. Schweden, Bängbro
(1 u. 2 direct von den betreff. Eisenwerken); 3. England, Middelsbrough ;
4. Deutschland; 5. Belgien. — Die Analysen ergaben:
Schweden England Deutschland Belgien
L II. IIL IV. V.
0/ 0/ 0/ 0,' 0/
/o /n /o /o /o
CaO 47,89 43,05 49,40 45,64 48,16
MgO 2.62 3.84 3,97 2,19 3,67
Fe (metallisch) .... 1.10 0,29 — 0,42 0,25
FeO 9,35 14.80 7,89 1,13 9,56
Fe.,03 9.53 8,01 7,44 15,63 6,67
Al^'Og 0,76 1,11 1,06 1,17 1,39
MnO^ 3,31 2,49 4,61 6,61 5,61
S 0,11 0,07 0,44 0,13 0,29
SO., 0,10 0,08 0,21 0,31 0,14
P.Oä 17,01 15,07 18,38 18,32 14,55
SiO^ 7,38 10,63 6,77 7,61 8.33
PjOg, citronensäurelöslich 15,50 13,05 15,v4 16,32 13,36
In % der Gesamt -PjOj,
citronensäurelöslich . . 91,12 86,60 85,64 89,08 91.82
Kalk als freier Kalk . . 4,90 2,56 3,33 2,94 5,05
Assimilierbarer Kalk . . 12,56 9,95 13,19 7,84 14,75
Feinmehl 82,50 90,50 88,40 70,00 71,60
In der Zusammensetzung dieser fünf verschiedenen Schlacken sind,
wie aus den Zahlen hervorgeht, keine großen Unterschiede bemerkbar.
Der gesamte Kalkgehalt ist fast gleich groß, ebenso der Magnesiagehalt.
Der Gehalt an AlgOg, Mo, S u. SO3 und auch die gesamte FgOg- Menge
schwankt nicht sehr viel. Die einzigen Unterschiede im Gesamtgehalt sind
in den Eisenverbindungen vorhanden, indem das FeO in einer Probe
ungewöhnlich hoch und in einer andern sehr niedrig ist gegenüber den
drei andern. Dies entspricht aber in der einen Probe einer entsprechend
kleineren Menge an FcgOg, also im Gesamtgehalt an Eisenverbindungen
war nur eine Probe (Bängbro) etwas abweichend. Schließlich schwankt
der SiOg- Gehalt sehr wenig in allen Proben, mit Ausnahme der Bängbroer,
wo er etwas höher ausfällt als in den andern. Hinsichtlich der Citronen-
säurelöslichkeit der Phosphorsäure waren keine weiteren großen Unter-
schiede vorhanden; diese wechselte nur zwischen 85,64—91,82%, war
also überall hoch. Der Gehalt an freiem Kalk war 2,56 — 5,05°/o' ^^^
irgend eine Beziehung zwischen dieser Menge und der Löslichkeit der
Phosphorsäure konnte nicht festgestellt werden. Was schließlich die Menge
an assimilierbarem Kalk betrifft, so betrug er 7,84 — 14,75 %. Er stieg
und fiel mit dem Gehalt an freiem Kalk, aber eine völlige Gesetzmäßigkeit
schien doch nicht vorhanden zu sein. — Die hier wiedergegebenen Analysen
bestätigen also die neueren englischen Untersuchungen, daß nämlich der
Gehalt an freiem Kalk in den Schlacken mehlen zurzeit viel niedriger ist
als die alten Analysen zeigen, und außerdem ergeben sie eine sehr gute
Übereinstimmung in der Zusammensetzung der Schlackenmehle verschiedener
Herkunft, wobei unsere schwedischen Mahlproducte fast gpnau dieselbe Be-
schaffenheit aufweisen wie diejenigen aus England, Deutschland und Belgien.
A. Quellen der Pflanzenemäbrung. 4. Düngung.
109
Versuche zur Verwertung von Rohphosphaten als Phosphatdünger.
Von N. D. Prianischnikow u. Mitaib.^) — Über die Verwendung von
NaHSO^ zur Herstellung von Phosphatdünger. VonW. Kotschetkow.
Der Vf. wandte Prianischnikow 's Verfahren — Benutzung von NaHSO^
und Ca(0H)2 zur Herstellung von Präcipitaten — auf einige Rohphosphate
Centralrußlands an. Die als Nebenproduct bei der Fabrikation von HNO3
abfallende Na HSO4- Lösung erwies sich als gutes Lösungsmittel für Knochen
und zog, in einer Dichte von 1,475 angewandt, aus Viatka- Phosphat
(57,70/0 CaglPOjj, 10,6 7o CaCOg, 45% (FeAl^Og) fast 977o> aus
Phosphat von Smolensk (32,6 »/o Ca3(P0j2, 6,30/0 CäCOg, 12 7o (FeA^^Og)
annähernd 95 % aus. Die durch Füllen mit Kalkmilch erhaltenen
Präcipitate enthielten 25,3 bezw. 37 und 22—34,4% PjOj von hoher
Citratlöslichkeit.
Über die Verwendung von Abfallproducten der Fabrikation
von Trinitrotoluol. Versuche zur Herstellung von Superphosphat aus
Viatka- Phosphat mit einem Abfallproduct genannter Herkunft, das im
Mittel 62— 72 7o HgSO^, 2—3% HNO3 und etwa 0,3% organische
Substanzen enthielt; im Vergleich zu gewöhnlicher HgSO^ ergaben die
Überlegenheit des Abfallproductes, wie folgende Aufstellung zeigt:
Nitrosuperphosphate
Gewöhn]. Superphosphate
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3
Nicht 1 Ge-
ige- trocknet
trocknet b. So»
Nicht
ge-
trocknet
Nicht
ge-
trocknet
Ge-
trocknet
b. 850
Nicht
ge-
trocknet
Ge-
trocknet
b. 850
Nicht
ge-
trocknet
Liter H9SO1 von 520 ße anf
20 kg Phosphat
13,2
13,2
13,0
13,5
14
Analyse der Superphosphate auf Trockensubstanz berechnet.
Gesamt- P2O5 .
Citratlösl. PjOg
Wasserlösl. P,Ü.
17,2 1
17,3
17.9
17,1
17,0
16,8
16,8
—
—
—
16,4
16,2
16,7
16,3
15,24 1
13,7
15,4
12,9
12,6
14,0
13,7
17,1
16,7
14,4
Das Nitrosuperphosphat war auch bezüglich der physikalischen Eigen-
schaften besser, d. h. trockner und staubförmiger als das gewöhnliche
Superphosphat.
Die Herstellung von PjO- und Doppelsuperphosphat mit
NaHSO^. Bei Ersatz der H^SO^ durch NaHS04 erhaltenes Superphosphat
wurde mit HjO ausgezogen und die Lösung durch Eindampfen unter
Entfernung des sich hierbei ausscheidenden NagSO^.lOHjO auf 45° Be
gebracht. Durch Behandlung von entleimten Knochen mit dieser Lösung,
die im 1 20 — 22 g P2O5 enthielt, gewann man ein Doppelsuperphosphat
mit genügenden physikalischen Eigenschaften, das aber infolge der unver-
meidlichen Beimengung von Na2S04 nur 24,32— 25,6 7o ^2^5 enthielt,
wovon 98,27 und 92,1 % wasserlösÜch waren.
Die Herstellung von Superphosphat mit H2S04-Abfällen
von der Reinigung des Petroleums. Mit dem 931 g H2SO4 im 1
enthaltenden Abfallproduct wurden einige Aufschluß -Versuche an entleimtem
1) Verschiedene Versuche mit Rohphosphaten. 3. Bericht. Moskau 1913, 23, 27, 36, 40, 119
a. 145/146. Auszüge in französischer Sprache.
110 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Knochenmehl und Viatkaphosphat gemacht. — Die P2O5 des Knochen-
mehles war fast vollständig löslich. Das daraus erhaltene Superphosphat
enthielt 21,25% Gesamt- und 21,12% wasserlösliche P2O5. — Das aus
Viatkaphosphat dargestellte Superphosphat enthielt 14,27 % Gesamt- und
12,74% wasserlösliche P2O5. Beide Superphosphate waren ausreichend
trocken und pul verförmig.
Einige Vorversuche zur Frage über die Benutzung von NaHSO^
zur Bereitung von Doppelsuperphosphat. Von Th. Periturin.
Bei vollständiger Zersetzung von Ca3(P04) durch NaHSO^ entstehen neben
3 Molekülen NajSO^ 2 Moleküle H3PO4. — Der Vf. studierte den Gleich-
gewichtszustand einer diese Reaktion sproducte im genannten Verhältnis
in reinem Zustand enthaltenden Lösung bei Concentrations-Änderung. Bei
Eindampfen derselben auf ein spec. Gewicht von 1,4 schied sich nur
wenig P2O5 in unlöslicher Form aus. — Die Lösung konnte in dieser
Concentration zur Herstellung von Doppelsuperphosphat verwendet werden,
ohne dai) Übelstände wie inaktiver Zustand der Säure usw. eintraten.
Ein merkwürdiger Typus von Rohphosphaten, Von
J. Jekuschkin. Gramineen verwerteten bei Düngungsversuchen mit
verschiedenen Rohphosphaten die P2O5 einiger derselben in bemerkens-
wertem Grade. Die leichte Assimilierbarkeit der P2O5 wurde zuerst an
einem Phosphorit aus Sengiley mit hoher Citratlöslichkeit beobachtet. Auch
einige Phosphat- Vorkommnisse aus den Gouvernements Simbyrsk und
Saratow zeigten die gleiche Eigenschaft. Die Phosphorite entstammten
ausnahmslos dem Gault. Sandkulturen mit Hafer, Gerste, Weizen und
Hirse lieferten bei Düngung mit Sengileyphosphat Erträge, die nur um ein
Drittel den mit löslicher P2O5 erzielten nachstanden. Die Gesamt- P2O5
der mit Sengileyphosphat gedüngten Pflanzen war geringer als bei den
mit lösl. P2O5 gedüngten, jedoch war der P-Gehalt des Eiweißes und der
in schwacher Essigsäure schwer löslichen P -Verbindungen der gleiche wie
bei letzterer Düngung. (Kalb.)
Über die Zusammensetzung der Wittelsheimer Kalisalze und
deren Verwendung in der Landwirtschaft. Von Paul Kulisch. ^) —
Die untersuchten Proben sind unter den Eingängen der laufenden Kontrolle
zu genauerer Untersuchung heraiisgegriffen und dürften die Zusammensetzung
der jetzt im Handel befindlichen Kalisalze der elsässischen Lager zutreffend
wiedergeben, nachdem die bei deren Gewinnung die Besonderheiten der
ersten Werkseinrichtung (Gewerkschaft Amelie Witteisheim) vollständig
überwunden sind. Im folgenden gibt Ref. nur die Maxima, Minima und
Mittel wieder und beziehen sich die Zahlen in den hauptsächlichsten Be-
stimmungen auf 33 Proben Kainit und auf 8 Proben 40procent. Kali-
düngesalze. Die Gehalte von KCl und Na Gl wurden berechnet. Die
Mittelzahlen usw. der in Hg 0 unlöslichen Bestandteile (Ton, Sand, CaCOg)
beziehen sich auf 24, die der für SO3 und MgO auf je 11 Proben.
1) Sonderabdr. ans Nr. 50 der Ldwsch. Ztschr. f. Elsaß -Lothringen 1912.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. Hl
a) Kainite. Gehalte in 7o
K2O inH^OUnlösl. CI SO3 CaCO^ MgO KCl NaCl
Mittel 17,62 8,24 47,75 2,31 1,91" 0,25 27.3 56,7
Maxima 23,54 17,6 51,47 2,65 4,00 0,40 37,31 67,46
Minima 12,1 3,35 42,2 2,02 0,47 0,15 19,20 52,17
b) 40procent. Kalidüngesalze
Mittel 43,8 — 47,2 - 0,7 ■ — 69,3 23,9
Maxima 49.4 — 49,3 — 1,4 — 78,3 31,1
Minima 39,9 — 44,9 — 0,1 — 63,2 14,8
,,Die in gewissen Rohsalzen der norddeutschen Kalilager in großer
Menge vorhandenen löslichen Ca- und Mg-Salze, auch von löslichen schwefel-
sauren Salzen, haben für die Wittelsheimer Salze eine untergeordnete Be-
deutung. Die Rohsalze der elsässischen Kalilager bestehen vielmehr in
der Hauptsache aus einer Mischung von KCl und NaCl und stehen dem-
nach chemisch manchen norddeutschen Sylviniten am nächsten." Eigen-
tümlich ist das Vorkommen mehr oder weniger großer Mengen von CaCOg,
der einer Beimengung von kalkhaltigen Tonen entstammt, welche die
Lagerstätten der Kalisalze begleiten. — Für die Verwendung der Kalisalze
in der Landwirtschaft können diese Kalisalze ebenso geeignet erscheinen
wie die höherprocentigen sylviuitischen Rohsalze Norddeutschlands. Bei
Kulturen, die gegen Chlorite empfindlich sind, kommen die Wittelsheimer
Salze ebensowenig in Betracht, wie die norddeutschen Rohsalze.
Das Vorkommen von Kalisalzen in den Salinen der Vereinigten
Staaten. Von I. W. Turrentine. ^) — Auf Grund umfassender geologischer
und chemischer Untersuchungen der zahlreichen Salzlager aller Art in
sämtlichen (vereinigten) Staaten Nordamerikas kommt der Vf. zu folgenden
Sätzen: 1. In keinem Falle wurde in den künstlichen oder natürlichen
(unterirdischen) Salzlagern ein so hoher Gehalt an KgO gefunden, daß
sich seine Gewinnung lohnen könnte. 2. Auch die zubereiteten Con-
centrationen, obwohl sie mehr KgO enthalten als die Lager, aus denen sie
hervorgingen, sind zu diesem Zweck nicht reich genug an KgO. 3. Die
Rückstände von der Herstellung von Salz aus Seewasser enthalten KjO
in solchen Mengen, daß es scheinen möchte, sie könnten durch Verdunsten
zur Herstellung von sogen. „Düngesalz" verwendet werden, wenn ein
genügend großer Kaligehalt es preiswert macht. 4. Das Salzlager von
einem ausgetrockneten See in Süd-Californien ist dem Gehalt nach an Kali
genügend groß um möglicherweise als lohnende Quelle für Kali zu dienen.
Vorgeschlagene Ersatzmittel für die Staßfurter Kalisalze. Von
H. G. Söderbaum.^) — Als solches wird in Schweden das sogen. Elektro-
kali nach einem neuerdings von A. Lindblad und L. Yngström paten-
tierten Verfahren dargestellt. Als Rohstoff dient in erster Linie Leptit,
eine granulitische Gesteinsart des Urgebirges, die unter Umständen 10 bis
11 ^/q in Säuren unlösliches Kali enthalten kann. Auch Kaligneis und
Kalifeldspat sollen angeblich als Kaliquellen benutzt werden können. Der
Leptit, mit Kohle und Eisenschrot vermischt, wird in einem elektrischen
Schmelzofen auf 1800^ erhitzt. Bei dem hier eintretenden Schmelzproceß
1) U. S. Depart. of Agric. Bur. of soils Ball. Nr. 94, 96 S. — «) Meddelande Nr. 86 fran GtrlansL
för försöksväsendet e Kemiska labor. Nr. 15. Sonderabdr. mit deutsch. Ausz.
112 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
wird die SiOj teilweise zu freiem SiOj reduciert, das sich dann mit dem
Eisen zu Ferrosilicum verbindet. Die rückständige Gesteinsmasse bildet
nach dem Erkalten eine dunkle, obsidianähnliche Schlacke, die auf einer
Kugelmühle vermählen, gesiebt und nachher als „Elektrokali'' auf den
Markt gebracht wird. Dieses Product enthält etwa 11 7o ^^ ^^^2 S^'
bundenes Kali, wovon jedoch der größte Teil (bei den näher beschrieljeneu
Löslichkeitsbestimmungen nicht weniger als ^Vioo) i^ 20procent. Salzsäure
löslich ist. Über die Löslichkeit in verdünnter Säure wird folgendes
berichtet :
Elektrokali Phonolith
K2O in 7o 10.9'5 9,69
Gesamt-KoO löslich in warmer 20 7o HCl in 1 Tag 10,33 3,32
„ „ ., 2% „ „ 1 „ 6,13 8,17
., kalter 2% „ .,12 „ 5,81 3,18
;, „ „ 2% „ „24 „ 6,48 3,38
Vegetationsversuche mit Gerste auf Moorboden, wobei die Kaliwirkung
des Elektrokalis mit der des Kaliumsulfats verglichen wurde, ergaben, daß
der durch das neue Kalidüngemittel gegenüber ,,ohne Kali" bewirkte Mehr-
ertrag etwa 78 betrug, wenn der des Kaliumsulfats gleich 100 gesetzt
wurde. — Es werden auch die bis jetzt in Schweden mit Phonolith er-
zielten Versuchsergebnisse besprochen.
Die Analyse einer Probe Vulkan-Phonoliths. Von H. Wehnert.^)
— Diese Untersuchung ergab folgende Zusammensetzung in ^/q-.
Glühverlust + gebund. H3O Feuchtigk. AlaOs + FesOä CaO MgO KjO NaoO SiOa Summe
4,40 2,22 24,73 2,48 0,98 6,74 6,55 51,53 99,63
Von demK2 0 waren löslich in 25procent. HCl 4,56, löslich in H2O
0,50%. — Außerdem fanden sich in geringen Spuren P2O5, Ba, SO3
und Ti.
Der Düngerwert der Melasse. Von Stephan Weiser. 2) — In
einer Abhandlung über den Wert der Melasse als Futtermittel bespricht
der Vf. auch den Dünge wert der Melasse und stellt (unter a) die Mengen
der Wertstoffe nach literarischen Angaben zusammen, welche 100 kg Melasse
enthalten; unter b) ist der Gebalt einer Melasse in % angegeben:
Asche AlaOs + FejOs N2O5 M K3O NssO CaO MgO P2O5 SO3 SiOa Cl
a) kg — — — — 5,07 0,91 0,31 0,03 0,05 0,16 0,03 0,62
b) »/o 8,91 0,03 0,12 1,81 4,54 0,69 0,43 0,08 — 0,15 — 0,35
Die im Untergrunde vieler Bodenarten in Schleswig-Holstein vor-
kommenden Mergel enthalten nach H. Wehnert's^) Angaben im Durchschnitt
und im lufttrocknen Zustande an CaCOg:
Lehmmergel (Geschiebe-M.) Sandmergel Kreidemergel Wiesenmergel Marschmergel (Pütterde)
7o 19,0 7,3 78,0 79,0 5,8
Stadtstraßen -Kehricht als Düngemittel. Von J. J. Skinner und
J. H. Beattie.*) — Straßenkehricht aus einer größeren Stadt der Vereinigten
Staaten von Nordamerika wurde auf seine Zusammensetzung und seinen
Düngewert von den Vff. untersucht. Dabei wurden 3 Sorten von Kehricht
1) Jahresber. d. agrik.-chem. Versuchsst. Kiel p. 1912, 8. — «) österr. -Ungar. Ztschr. f. Zucker-
ind, a. Ldwsch. 1913, 42, 477. — s) Jahresber. d. agrik.-chem. Versuchsst. Kiel p. 1912, 24. — ') Engin.
Eecord 1912, 66, 54 u. 55.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 113
unterschieden und zwar solcher, der mit dem Handbesen zusammengefegt
war (I), solcher, der mit einer Straßenkehrmaschine zusammengebracht
war und solcher, der schon länger lagerte oder in Zersetzung begriffen
war. Zum Vergleiche ihres Düngewertes diente frischer Stalldünger (IV).
Alle 4 Objekte enthielten mehr oder weniger Pferdemist. Gefunden
wurde an Düng-Stoffen in %:
bei
N
K2O
P^Os
I
II
III
IV
1,34
0,86
0,60
1,60
0,71
0,55
0,56
1,50
1,03
0,55
0,60
1,00
Bei den vergleichenden Kultur versuchen in Töpfen mit Erde,
welcher die verschiedenen Kehrichtsorten im Verhältnis von 1 kg auf
1/2 qna (?) beigemischt waren, kamen Weizen, Roggen uud Rettig zur
Verwendung. Nach 30 Tagen ergab das Grüngewicht im Verhältnis zu
den Pflanzen in der Erde ohne Zusatz bei I einen Vorsprung von 30 "/o,
bei n von 10%, bei III keinen Unterschied, bei IV dagegen den höchsten
Vorspruug von 40 ^lo- — Mit Petroleumäther konnte aus der Probe I
1,7%, aus den Proben II imd III 2% rohes Mineralöl ausgezogen
werden, dessen Herkunft die Vff. hauptsächlich in dem Schmieröl der
Automobile suchen. Schon 0,05 g dieser Öle zu 250 ccm Nährlösung
zugesetzt, hemmte das Pflanzen Wachstum bei I und 11 um 10% und bei
m um 20%. Dagegen erreichten die von diesem Öl befreiten
Kehrichtproben ganz oder fast ganz den Düngewert des Stallmistes.
(Bleuel.)
b) Düiij^ungsTersuche.
Vergleichende Versuche mit Stalldünger bei verschiedenen Arten
von Streu. Von S. Rhodin. ^) — Die Arbeit berichtet über einen 8 Jahre
lang auf steifem Tonboden durchgeführten Düngungsversuch mit Stalldünger,
der unter Verwendung von Torfstreu, Stroh oder einen aus gleichen Teilen
dieser Streustoffe hergestellten Gemisches gewonnen worden war. Gedüngt
wurde mit 35 Tonnen pro acre und mit jährlicher Anwendung von Thomas-
schlacke (285 Pfd.), Kainit (570 Pfd.) und Chilisalpeter (285 Pfd.). An-
gebaut wurden 1903—1907 und 1909 Kartoffeln, 1908 Kohlrübe und
1910 Hafer. — Die pro acre während der ganzen Versuchsdauer erzielten
Ernteerträge an Trockensubstanz waren folgende:
Un- Torf- Stroh- Torf- künstlicher
gedüngt Streudünger streudünger strohdünger Dünger
Pfd. 22 538 31596 30 967 30 912 29 474
Die Düngung mit Torfmull erzielte die größten Ernten und während
der in Betracht kommenden Periode pekuniär die beste Verzinsung. Der
Torfmull und die Mischung aus Torfmull und Stroh erzielten im ersten
Jahre die größten Ernten, während der Strohdünger seine höchste Leistung
erst im 3. Jahre ergab. (Kalb.)
i) K. Landtbr. Akad. Handl. Och. Tidskr. 50 (igilt, Nr. 7, 529—537. Meddel. Centrianst.
Försökov. Jordbruksomradet 1911, Nr. 44; ref. nach Exper. Stat. Reo. 1912, 26, 424.
Jahresbericht 1913. 8
114
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Salpeterdüngungsversuche von 1912. Von Otto Reitmair. i) —
Die nach gemeinsamem Plane ^) ausgeführten Versuche führten nach 45 Ernte-
berichten zu unten folgenden Ergebnissen. Die Zahlen beim Winterroggen
sind Mittel von 17 — beim Hafer von 12 — und bei den Kartoffeln
von 16 Versuchen. Die Mehrerträge gegen ungedüngt in dz p. ha betrugen:
"Winterroggen
Hafer
Kartoffeln
Körner
Stroh
Körner
Stroh
Knollen
KalTr-
salp.
Natron-
salp.
Kalk-
salp.
Natron-
salp.
Kalk-
salp.
Natron-
salp.
Kalk- Natron-
salp, »alp.
Kalk-
salp.
Natron-
salp.
4,80
4,98
7,72
7,36
3,16
3,11
4,53 4,68
27,9
30,0
Die Rentabilität der einseitigen Salpeterdüngungen war in allen Fällen
eine ausgezeichnete. Der Vf. fügt hinzu, daß mau von einseitiger N-
düngung bei diesen Versuchen nur insofern sprechen kann, als beim Ver-
suche keine anderweitigen Versuchsdüngungen gegeben wurden. Den
Versuchsanstellern ist die sonstige gleichmäßige Düngung des ganzen
Versuchsfeldes freigestellt worden und hatten z. B. die Kartoffelfelder tat-
sächlich fast alle vorher Stallmistdüngung erhalten. Ein gleiches war bei
13 von den angeführten 17 Winlerroggen versuchen der Fall. Von den
12 Haferversuchen waren nur 2 ohne sonstige Düngung, 4 hatten Stall-
mist und 6 Kunstdüngung (meist Kaliphosphatdüngung) erhalten. Die
Vorfrüchte waren ebenfalls in verschiedener Weise gedüngt worden.
Vergleichende Düngungsversuche mit Kalkstickstoff, Stickstoff-
kalk, Chilisalpeter und schwefelsaurem Ammoniak auf Sand- und
Hochmoorböden. Von Br. Tacke und Fr. Brüne (Ref.). 3) — In einer
Einleitung wird die Natur der vorerwähnten zwei neuen Düngemittel be-
sprochen. Die Versuche wurden in allen 4 Fällen auf leichteren, kalk-
armen und etwas trocken gelegenen Boden ausgeführt. Während die ersten
3 Böden altes Kulturland darstellen, wurde Boden Nr. 4 erst bei Ein-
richtung der Versuche neu in Kultur genommen. Zur mechanischen und
chemischen Untersuchung gelangten nur die Böden Nr. 3 u. Nr. 4. Die
Beschaffenheit dieser Böden wird wie folgt beschrieben: Nr. 3 (Breden,
altes Land) obere 20 cm hohe Schicht ist ein grauer, sehr stark humoser,
ziemlich feinkörniger, fast tonfreier Sand, ohne CaCOg. Untergrund fast
ebenso. — Nr. 4 Breden, Neukultur, obere 20 cm hohe Schicht ist ein
braungrauer, humoser, fein- bis mittelkörniger, fast tonfreier Sand, ohne
CaCOg. Das Ergebnis der chemischen Untersuchung, bezogen auf die bei
105 ^ getrockneten Böden ist folgendes: (angefügt der Gehalt einer 20 cm
starken Schicht eines ha in kg)
c
(D
O
PQ
Schichten
TS O
> £
^
"es O
o
SS
(^ o
!?;
o
ü
o
o
3
4
11
0-20 cm
20-40 „
0-20 „
20-40 „
0,0053
0,0794
8.53
7,71
6,93
2,20
0,25
0,18
0,12
0,03
91,47
92,29
93,07
97,80
89.57
90,66
91,19
95,44
0,08
0,14
0,08
0,08
0,11
0,08
0,04
0,03
0,04
0,05
0,04
0,07
5472
3879
2538
783
1751
3017
1692
2088
2408
1724
846
783
875
1078
846
1827
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in Österreich 1913, 16, 191 (Ber. d. Versuchsit. Wien).
*) Siehe unter b) Kalidüng., Vers. dess. Vf. — ») D. Idwsch. Versachsst. 1913, 83. 1—100.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
115
Die Yersuche erstreckten sieh auf die Jahre 1903/04 bis 1909/10
und verschiedene Fruchtarten. Der Zusammenfassung der Versuchsergebnisse
entnehmen wir folgendes: 1. Kalkstickstoff und Stickstoffkalk erwiesen
sich auf Sandboden als gleichwertig, für Hochmoorboden blieb diese Gleich-
wertigkeit zweifelhaft. Um mit diesen beiden Düngemitteln auf Sand- und
Hochmoorböden möglichst gute Erträge zu erzielen, darf der Dünger der
Regel nach nie gleichzeitig mit der Saat in den Boden gebracht werden;
am empfindlichsten gegen diese Anwendung scheint der Hafer zu sein.
Auch als Kopfdünger angewendet wurden von diesen Düngemitteln in
keinem Falle seine besten Leistungen erreicht. Besonders empfindlich
gegen Kopfdüngung war der Roggen. Am besten wirkten diese Dünge-
mittel, wenn sie einige Zeit vor der Aussaat in den Boden gebracht wurden.
Wurde der Dünger mindestens 8 Tage vor der Einsaat ausgestreut und
sofort sorgfältig untergeeggt, so war eine Schädigung der Keimkraft der
Saat nicht zu bemerken. Setzt man die aus dem Chlilisalpeter auf-
genommenen N-Mengen= 100, so betrug die relative N-Ausnutzung beim
Kalkstickstoff im Durchschnitt aller Versuche für Sandboden 54, für Hoch-
moorboden 67.
Feldversuch über die Wirkung des Stickstoffdüngers in Form von
Ammonium-Sulfat und Ammoniak-Superphosphat auf einem Kalk- und
einem Sandboden. Von Jan Wlodek. ^) — Die chemische und mechanische
Untersuchung der beiden Böden ergab folgende Werte:
S-2S
SS
O c m
S i! *
Kalkboden
Sandboden
22,59 ca. 74
5,801 „ 40
65,6
26,7
ca. 9,45
„ 2.24
11,36 '29,057
0,25171 0,624
0,2496'0,0073 0,0064
0,0625, 0,0045 10,0046
0,23590,0171
0,0534|0,0418
in kalter 25procent. HCl löslich
SiO,
SO,
P«0.
MnO
CaO
MffO KoO
Na^O FesO, AI2O3
Kalkboden
Sandboden
0,0134
0,0075
0,0445
0,0420
0,0811
0,0317
0,0451 1 13,60 0,2064 0,822
— I 0,0880 0,0535 0,0519
0,0548 0,6885 0,6073
0,0294|0,5035!0,2434
Das Ziel des Versuchs war das, die Höhe der N- Verluste bei einer
Düngung mit Ammonsulfat auf einem Kalkboden und die Wirkung des
Ammoniak-Superphosphats auf diesem Boden zu prüfen. Die Ernten auf
dem Sandboden sollten zum Vergleich dienen, wie dieselben N-Dünger auf
einen kalkarmen Boden wirken würden. Jede Düngungsweise wurde auf
4 Parzellen von der Größe eines Ar geprüft, über die Anordnung des
Versuchs gibt folgende Zusammenstellung Auskunft, wozu zu bemerken,
daß sämtliche Parzellen eine gleiche Düngung von Kalisalz, entsprechend
752,4 g erhielten ; im übrigen gestaltet sich die Anordnung des Plans wie
folgt. Die Erntemengeu auf ein Ar berechnet fügen wir dazu (kg)
») Sonderabdruck aus Kosmos 1913, 38, 1010—1032 (Mitt. a. d. Instit. f. Acker- u. Pflan2enbau-
lehre der Jagiell. Univ. Krakau). — Zu bemerken ist, daß in der Arbeit die Grehaltsangaben für die
Böden sowohl, wie die Erntezahlen mit dem berechneten wahrscheinlichen Fehler versehen sind, die der
Ref. der Raumersparnis wegen fortließ. Den Namen der angebauten Körnerfrucht konnte der Ref. in
der Arbeit nicht finden.
116
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
ä ^
«-•
e *i
sag-
mptm
O^ 1 cä
. o 3 o ) -5 D o e
3 =^ 3 O
^SM-äi^-W^^
803,8
803,8
872,5
198,9
182,8
182,8
207
—
—
126,7
—
69,92
61,42
66,16
54,67
25,4
23,5
22,7
24,8
78,92
72,05
—
78,79
28,6
26,3
—
27,7
s « i
N .
Kalkboden
Sandboden
{Gesamternte
Körner
{Gesamternte
Körner
872.5 I —
126.6 —
52,561 46,12
17,9 i 19,8
— I 66,22
— I 18,9
829
210,8
52,30
19,2
1. 2. ohne N
4. 5. N als
Ammoniak -
Superphosphat
6. 7. N als
Ammon-
sulfat
3. N als
Chili-
salpetor
49,32
18,8
70,50
78,85
63,79
23,1
91,33
91,33
53,48
22,0
76,49
99,85
69,72
25,1
100
100
Hieraus ergiebt sich:
Gesamternte . .
Kömer 18,
oder Salp. / Kalkboden 70,50
= 100 \ Sandboden
Man sieht, daß die procentuelle "Wirkung des Ammoniaksuperphosphats
auf beiden Böden die gleiche war, die aber des Ammonsulfats auf dem
Kalkboden kleiner ist. Der Unterschied beträgt zuungunsten des Kalk-
bodens 22,36. Da aber nicht die ganze Minderwirkung des Ammonsulfats
auf Verdunstung zurückzuführen ist, so ist es richtig, sie mit der Wirkung
des Aramoniak-Superphosphats zu vergleichen. Der Unterschied beträgt
hier 14,84, Ist es zulässig, aus den „procentualischen Wirkungen" aller
Stickstoffdünger, die wahrscheinlich keinen Verdunstungsrerlust erlitten
haben, ein Mittel zu ziehen (der Vf. rechnet dazu die Salpeter und
Ammoniaksuperphosphate auf beiden Böden und das Ammonsulfat auf dem
Sandboden), so erhalten wir die Zahl 96,5, die einen Unterschied mit der
Wirkung des Ammonsulfats auf dem Kalkboden von 20,01 aufweist. Das
Jahr 1911, in dem der Versuch ausgeführt wurde, war außergewöhnlich
warm und regenarm, der Boden sehr reich an Kalk, Das Resultat also,
das zu ziehen ist, dürfte wie folgend lauten: In Verhältnissen, die
der Ammoniakverdunstung sehr günstig sind, können Verluste
bis zu 20 ®/q vorkommen, die durch die Anwendung von Ammo-
niak-Superphosphat beseitigt oder stark herabgedrückt sein
können, — Es sei noch hier bemerkt, daß diese Art von Kalkböden
wie der angewandte, auf polnischen Gebieten ziemlich verbreitet ist und
zu einer wichtigen Bodenklasse gehört. Diese Böden sind das Resultat
der Verwitterung eines Kalkfelsens aus der Kreideformation.
Über die Bedingungen, welche die Verwertung von Stickstoff-
verbindungen bei der Pflanzenernährung beeinflussen. Von Jacob
O. Lipman, Augustine W. Blair, Irving L. Owen und Harry C. McLean,^)
— Die Arbeit bildet eine Fortsetzung einer Arbeit der Vff. über dasselbe
Thema. 2) Alle Versuche wurden in glasierten Tongefäßen, gefüllt mit je
20 Pfd. von reinem Quarzsand, ausgeführt. Die Düngung für jedes Gefäß
war 4 g P2O5, 2 g KgSO^, 5 g CaCOg, 0,5 g MgSO^ und 0,25 g Ferri-
1) New Jersey Agric. Exper. Stat. Bull. 257, 3—45.
her, 1912, 115.
") Ebend. Bull. Nr. 251 u. dios. Jahres-
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
117
Sulfat. Angebaut wurde Gerste. Die Versuche sowohl als auch die
N- Bestimmungen wurden doppelt ausgeführt.
1. Reihe. Die Verwertung von N in Form von Ammonium-
nitrat in Vergleich mit Natronsalpeter und Ammonsulfat. Es
wurden 1 u. 2 g NaNOg (=0,154 u. 0,308 g N) und die gleichen N-
Mengen in Ammonsulfat und Ammonnitrat verwendet. Das Ergebnis der
Ernte an Trockensubstanz und N im Mittel von je 2 Gefäßen war folgendes:
, . „ lg 2 ^ Ammonsulfat Ammonnitrat
kein N NaNGj NaNOg 1 f ach N 2 fach Ifach 2 fach
Gerste-Trockensubstanz g 2,50 11,65 14,10 9,35 10,80 11,175 13,10
N mg 18,53 100,28 167,37 67,73 106,25 83,27 151,51
N wiedererhalten % . . — 53,08 51,25 31,95 28,48 42,04 43,18
Wenn man die vom Natronsalpeter in der Ernte zurückerhaltenen
N= 100 setzt, so beträgt die vom Ammonsulfat zurückbekommene N-Menge
57,9, vom Ammoniumnitrat 81,7.
2. Reihe. Wirkung von steigenden Mengen Natronsalpeter:
NaNGj g0123 5 7 9 11
Gerste -Trockensubstanz g 2,80 10,425 15,10 13,925 14,700 13,475 13,200 8,325
N in der Ernte mg . . . 22,61 101,18 184,22 262,20 363,85 363,69 395,92 274,97
N wiedererhalten o/o . • — 51,02 52,47 51,86 44,32 31,64 26,93 14,89
Mit der steigenden Menge des als Nährstoff gegebenen Nitrats stieg
auch der procent. Gehalt der geernteten Gerste an N von rund 1 % bis
zu 3,3%,
3. Reihe. Der Einfluß organischer Substanz auf die Assi-
milation von N. Als N-Dünger dienten 2 g Natronsalpeter und 2,6256 g
getrocknetes Blut und als organische Substanz in steigenden Mengen
(2,5 — 25,0) entkörnte gemahlene Maiskolben, Dieses Kolbenmehl setzte in
höheren Gaben die Wirkung des N im Dünger herab, sowohl hinsichtlich
der Ernte an Trockensubstanz, sowie deren procent. N- Gehalt.
4. Reihe. Die Wirkung von Dextrose auf die Assimilation
von N im Salpeter. Es wurden Mengen von 2, 8, 5 u. 10 g NaNOg
gegeben und in jeder dieser Reihen daneben 10, 20 oder 30 g Dextrose. Je
mehr von Dextrose gereicht wurde, desto mehr wurde der Ertrag an Trocken-
substanz und N herabgesetzt, wie aus nachstehenden Zahlen ersichtlich ist.
2 g NaNOs +10 +20 +30 g Dextrose
Trockensubstanz g . . 14,25 11,80 8,17 0,25
N mg 184 145 110 40
3 g NaNOg +10 +20 +30 g Dextrose
Trockensubstanz g . . 13,98 13,65 8,52 4,80
N mg 231 230 154 82
2 g NaNOa +10 +20 +30 g Dextrose
Trockensubstanz g . . 17,35 14,60 3,60 1,20
N mg 445 345 108 42
Diese Herabsetzung der Ernte von Trockensubstanz und N kann nicht
einer etwaigen Verwertung von N durch Pilze oder Schwämme zu-
geschrieben werden; es muß eine andere Ursache für dieses Ergebnis
gesucht werden.
5. Reihe. Der Einfluß organischer Substanz auf die Assi-
milation von N. Diese Reihe bildete eine Fortsetzung der Reihe 3. Hier
wurden anstatt gemahlene Maiskolben organische Substanzen gegeben und
118 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
zwar in Form von feingeschnittenem grünen Roggen, von gemahlenen trocknen
Blättern und anstatt Salpeter Älfalfamehl in Menge, welche soviel N ent-
hielt wie 2 g NaNOg. Einige Töpfe erhielten zum Vergleich mit Älfalfa-
mehl Salpeter. Als Ergebnis dieser Versuche ist zu verzeichnen, daß die
trocknen Blätter in einigen Fällen den Ertrag herabgesetzt haben. Es be-
steht ein deutlicher Unterschied zwischen der Wirkung von trocknen
Blättern und der von grünem Roggen auf den Ertrag von Trockensubstanz
und N, obwohl in beiden Substanzen die gleiche Menge von N vorhanden
war. Die Blätter hatten dieselbe Wirkung wie Maiskolbenmehl und reine
Kohlehydrate. Die Ursache für diese Verschiedenheit im Effekt ist nicht
erkennbar.
6. Reihe. Der Einfluß von organischer Substanz (Dextrose)
auf die Assimilation von N. — Diese Reihe bildet eine Fortsetzung
der Reihen 3 und 5.
7. Reihe. Die Wirkung von zunehmenden Mengen Älfalfa-
mehl. Die Reihe entspricht der Reihe 2, nur ist hier der Salpeter durch
Älfalfamehl ersetzt. Dessen Menge variierte von 5,58 bis zu 56,8 g p. Topf,
deren N-Menge 1 — 10 g Natronsalpeter entsprach. Die großen Mengen
Alfalfa setzten die Ernte etwas herab, welche Depression der großen Menge
damit verabfolgten organischen Substanz zuzuschreiben sein dürfte, nicht
einer temporären Verminderung der Cirkulation verwertbaren N durch Pilze
oder Schwämme.
Der Einfluß der mechanischen Beschaffenheit des Bodens auf die
Verwertung von Natronsalpeter und Blutmehl. Von Jacob G. Lipman
und Mitarbeiter. ^) — Im Anschluß an frühere Versuche wiederholte der Vf.
diese und verwendete dazu einen typischen roten Schieferboden, der noch
nicht unter Kultur gestanden. Die Feinerde desselben wurde mit Sand
in verschiedenen Verhältnissen (10 — 90 ''/q) gemischt. Mit diesen so her-
gestellten reinen Böden und Mischbödeu wurden je 6 Cylinder gefüllt und
zum Boden jeden Cylinders zugemischt 38 g präcip. Kalk, 20 g P2O5,
5 g KCl, 5 g K2SO4 und 2 g MgCOg. In 5j. Rotation wurden Mais,
Gerste, Weizen und Timothe angebaut. Jede Gruppe von 6 Cylinder zerfiel
in 3 Untergruppen mit besonderer Düngung: Cylinder 1 u. 2) erhielten
keinen N, 3 u. 4) erhielten je 10 g Natronsalpeter und 5 u. 6) der N-Menge
des Salpeters entsprechende Mengen Blutmehl. Bei jeder der Boden-
mischungen kam diese Dünge-Anordnung zur Anwendung. Der Ernte von
Gerste i. J. 1912 folgte Buchweizen als Nachfrucht. Die Ergebnisse faßt
der Vf. etwa wie folgt zusammen. Der Ertrag an Trockensubstanz und
der in der Gerste wiedergefundene procentische Gehalt an N war — bei
Anwendung von Natronsalpeter — in den Bodenmisehungen 10 — 70%
Sand größer als von den reinen Böden und bei den Böden mit größerer
Sandbeimischung. Die höchsten Erträge an Trockensubstanz und N wurden
bei 40*^/0 Sandzumischung erhalten. Bei Anwendung von Blutmehl war
der Ertrag von 40% Sand in der Mischung geringer als vom reinen
Schieferboden und bei geringerer Sandbeimischung. Der Ertrag an Gerste-
Trockensubstanz war von den ohne N gebliebenen Gefäßen nicht so groß
wie der von mit N versehenen Gefäßen. In der Nachernte von Buch-
1) New Jersey Agric. Exper. Stat. 1913, BuU. 257, 31—45.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 119
Weizen wurde von dem N des Salpeters von einigen der Cylinder, welche
Sandmischungen enthielten, nichts wieder gefunden ; dagegen bei der Blut-
düngung in jeder der 10 Reihen. Die Abnahme der Rückgewinnung von
N war mit der Zunahme des Sandgehaltes des Bodens fortschreitend. In
der Buchweizenernte war der Ertrag an Trockensubstanz am geringsten
bei der Salpeterdüngung, am höchsten bei der Düngung mit Blutmehl.
Der Ertrag von den Cyliudern ohne N-Düngung war annähernd, dem
Durchschnittsertrag der beiden gedüngten Reihen. Nach dieser Arbeit
erscheint es unnötig, eine restliche Wirkung von mäßiger Anwendung
von Salpeter auf sandigem Boden zu erwarten. Eine solche Wirkung mag
man erwarten auf Böden, die Blutmebl oder andere organische Dünger
von ähnlichem Charakter erhielten. Mit Sand gemischter Schieferboden
erlaubt bessere Lüftung und Drainage als reiner schwerer Schieferboden
und darum eine vollständigere Verwertung des N.
Versuche über die Anhäufung und Verwertung von atmosphärischem
Stickstoff in Feldböden. Von Jacob G. Lipman, Augustine W. Blair,
Irving L. Owen und Harry C. McLean.^) — Der Einfluß von in
Dünger enthaltenen Bakterien auf die Zersetzung von Grün-
dünger (Leguminosen und Nichtleguminosen). Der Gegenstand
dieser Experimente ist, zu studieren, weichen Einfluß geringe Mengen von
Kuhdünger und von den in diesem lebenden Bakterien auf die Zersetzung
von Gründünger haben. Die Quantitäten von Stalldünger wurden absichtlich
sehr klein genommen, damit der Einfluß der Nährstoffe im Gründünger nicht
auf ein Minimum reduciert würde. Der Versuch sollte auch einen Ver-
gleich zwischen Leguminosen und Nichtleguminosen herbeiführen. Die
Versuche wurden auf einem 21 aci'e großen Land ausgeführt, das einen
reichlich schweren Lehmboden hat. Der Boden ist nicht das, was man
einen fruchtbaren Boden nennt und ist ohne Zweifel arm an N. Zunächst
wurde der ganze Acker mit gemahlenem Kalkstein, eine Tonne per acre,
gedüngt; jeder Platz empfing ferner 15 Pfd. Superphosphat (acide phos-
phate), 5 Pfd. KCl und 10 Pfd. Fisch (-Dünger). Es wurde auf allen
Plätzen Mais gebaut, auf 4 nach Crimson-Klee als Gründünger ohne Stall-
mist oder mit 50, 100 oder 200 Pfd. Stallmist; 4 anderen Plätzen folgte
Mais nach Roggen als Gründünger ohne Stallmist oder mit 50, 100 oder
200 Pfd. Stallmist. Der Stallmist war gut verrottet und wurde über den
Gründünger gestreut, bevor dieser untergepflügt wurde. Im Jahre 1908
wurde das ganze Versuchsland mit „Yellow Leaming corn" bestellt. Im
folgenden August wurden die Plätze 49 — 52 mit Klee und 53 — 56 mit
Roggen besät. Die erste Maissaat war ohne Gründüngung bestellt und
beginnt der eigentliche Versuch mit dem Jahre 1909; i. J. 1910 war
versehentlich Hafer statt Mais gesät worden; i. d. J. 1911 u. 1912 folgten
wieder Mais. Nach jeder Ernte wurde wieder mit Pg Og und Kg 0 gedüngt.
Bei den Maisernten wurden Körner, Kolben und Stengel gesondert gewogen
und untersucht; beim Hafer Körner und Stroh. In folgender Zusammen-
stellung ist nur die Gesamternte an Trockensubstanz und an Gesamt -N
aufgenommen.
1) New Jersey Agric. Exper. Stat. 1913, BuU. 258, 3—24.
120
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
1908
1909
1910 (Hafer)
1911
1912
Platz
Nr.
Trock.-
snbst.
Pfd.
N
Pfd.
Trock.-
subst.
Pfd.
N
Pfd.
Trock.-
subst.
Pfd.
N
Pfd.
Trock.-
snbst.
Pfd.
N
Pfd.
Trock.-
subst. N
Pfd. Pfd.
49
50
51
62
Nichts S (
50 Pfd. Kuhdünger g !
100 „ ,. a ^
200 ,. ., öl
Durchschnitt ^ y
Nichts a>
50 Pfd. Kuhdünger j, o
100 „ ,. -gg.
200 „ „ gl
S'
Durchschnitt "
272,83
271,22
281,12
271,80
2,818
2,988
2.815
2.455
220,40
273,00
266,88
242,87
2,083
2,753
2,449
2,044
120,00
148,75
145,06
1.52.50
1,391
1,671
1,564
1,698
240,00
257,50
242.50
258,75
2.19T
2,464
2,164
2,367
185,25 1 1,850
205,00 2,113
196,25 1,893
20»;75 1,985
53
54
55
56
274.12 2,769
262,82 2.436
350.67 3,228
296,44 2.637
269,56 1 2,487
250,79 1 2,332
199,50 1 1,644
240,37 ! 2,024
245.67 12.159
18:^.01 j 1,768
141,56
95,00
115,00
130,(Xt
125,00
1,581
1,056
1.277
1.4m 1
i.2'.:4
249,69
175,00
212:50
■:4:i.(X)
■22vM
2,298
1,333
1.642
2.205
1,941
197,56
127,50
167,60
167,50
142,50
1,960
1,130
1,464
1,543
1,287
294,87
2,697
217,14
1,899
116,25
1,277
213,12
1,780
151,25
1,856
Die erste Ernte im Jahre 1908 hatte nicht die Wohltat einer Grün-
düngung empfangen und gab bei der sehwachen Anwendung von Stall-
dünger nur wenig mehr als die ungedüngten Parzellen. In den übrigen
Jahren war mit einer leichten Ausnahme ein besserer Ertrag an Trocken-
substanz und N erhalten worden. Die Plätze, welche den meisten Dünger
erhalten hatten, gaben nicht immer die höchsten Erträge. Daher erscheint
es, daß die wohltätige Wirkung des Düngers eher eine physikalische und
biologische als chemische war. Der durchschnittliche Ertrag von der Ab-
teilung, welche eine Leguminose als Gründünger erhalten, übertreffen den-
jenigen der Abteilung, welche Roggen als Gründüngung erhalten hatten.
In den letzten 2 Jahren war die geerntete Trockensubstanz von dem Legu-
minosen-Teil etwas reicher an N als die Trockensubstanz von dem Nicht-
leguminosen-Teil.
Beitrag zur Frage der Ammoniakverdunstung aus Boden, Von
O. Lemmermann und Berichterstatter L. Fresenius.^) — Unter Hinweis
auf ihre früheren Versuche 2) über diesen Gegenstand und auf die Ergebnisse
derselben veröffentlichen die Vff. die Ergebnisse weiterer Versuche, bei
welchen 6 sehr verschiedene Böden verwendet wurden, nämlich 2 Böden
aus Dahlem F. u. B. schwachlehmiger Sandboden (la u. Ib), 2. Brache-
boden ein besonders nährstoffarmer, schwachlehmiger Sandboden, 3. Marsch-
boden, 4. Aueboden u. 5. ein Niederungsboden. Mit diesen sechs Böden,
die alle lufttrocken und durch ein 2 mm -Sieb getrieben zur Verwendung
kamen, wurden Verdunstungs- Versuche angestellt — zunächst um fest-
zustellen, welchen Einfluß ein Zusatz von CaCOg auf die Absorptionskraft
des Bodens für NH3 ausüben würde. Der Feuchtigkeitsgehalt betrug bei
la u. b) 87o. bei 2 u. 3) 12 0/o. bei 4 u. 5) 15 «/o- Diese Wassermengen
erwiesen sich am günstigsten, da sie genügten, um die betreffenden Böden
in eine krümliche Masse zu verwandeln, die eine gute, gleichmäßige Durch-
lüftung gewährleistete. Von jedem dieser Böden wurde 1 kg abgewogen,
mit 20 ccm einer Ammoncarbonatlösung versetzt, die 200 mg N enthielt,
dann auf den oben angegebenen Wassergehalt gebracht und nach raschem
aber gründlichen Durchmischen in die Durchlüftungsgefäße gebracht.
6 andere dieser Gefäße erhielten dieselben Böden, die vorher mit 1% CaCOg
J) Ld-wsch. Jahrb. 1913, 45, Heft 1, 127—154 (Mitt. d. agiik.-chem. Versuchsst. Berlin. Institut
. Versnchsw. u. Bakteriol. a. d. Kgl. Idwsch. Hochschule). — 2) Fühling's Idwsch. Zeit. 1912. 61,
Heft 7, 240—253 u. Heft 8, 274—285, sowie dies. Jahresber. 1912, 67.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 4. Düngung. 121
sorgfältigst gemischt worden waren. Die so beschickten Gefäße blieben
24 Std. stehen und wurden dann 20 Std. lang durchlüftet, so zwar, daß
immer ein gekalktes und ein ungekalktes Gefäß hintereinander geschaltet
waren, um von derselben Luftmenge durchstrichen zu werden. Im Mittel
von je 2 Versuchen wurde N in mg verloren:
Böden la Ib 2 3 4 5
N. Verlust ebne Ca O3 . . 40 24 6 10,5 7,8 0,9
mit „ . . . 49 20,5 17 10,5 5,8 1,3
Des weiteren zeigen die Vff., wie sich die Verdunstung bei den
6 Böden mit der 5- und 10 fachen Gabe von Ammoncarbonat und fraktionierter
Durchlüftung gestaltet. Dann, nachdem so ein gewisser Einblick in die
Absorptionsverhältnisse der sechs in Frage stehenden Böden erlangt worden
war, war es nötig eine möglichst umfassende Charakterisienmg dieser Böden
vorzunehmen, um vielleicht an der Hand der dabei gewonnenen Zahlen
eine einheitliche Deutung der oben gewonncDen z. T. recht befremdlichen
Eesultate geben zu können. Es wurden bestimmt 1. der Humusgehalt,
2. der Gehalt an abschlämmbaren Teilen, 3. die Acidität, 4. die Hygroskopicität
u. 5. der Gehalt an CaO und MgO. Bezüglich der hierbei angewendeten
Methoden muß der Ref. auf die Originalquelle verweisen. In Procenten
der Böden ergeben sich folgende Werte:
Boden 1 a
Humus (Eleraenlaranalyso) . . 0,81
Abschlämmb. Teile (nach Arntz) 3,7
Acidität CO2 0,030
Hygroskopicität 1,28
CaO und MgO (lOprozent. HCl) {„ 0^133
Die Zusammenfassung der Ergebnisse lautet: 1. Jeder Boden verhält
sich hinsichtlich der Absorption von Ammoniak individuell verschieden.
2. Die Einwirkung des kohlensauren Kalkes auf die Verflüchtigung des
kohlensauren Ammoniaks aus Boden ist verschiedenartig. 3. Je nach dem
Charakter des Bodens beeinflußt der kohlensaure Kalk die Ammoniak-
verdunstung günstig, ungünstig oder gar nicht. 4. Die Absorption der
Ammoniumsalze beruht bei den zur Untersuchung herangezogenen Böden
fast vollständig auf Basenaustausch der zeolithartigen Verbindungen des
Bodens. 5. Bei einzelnen Böden ist die Größe der Ammoncarbonatgabe
bestimmend für die Art der Beeinflussung des kohlensauren Kalkes auf die
Verdunstung des ersteren; eine günstige Wirkung des Kalkes zeigte sich
bei diesen Böden lediglich bei den höheren N-Gaben, während bei niedrigen
N-Gaben der Kalkzusatz ungünstig wirkt. Es scheint hiernach die absolute
Menge des Stickstoffs von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. 6. Endlich
scheint auch die Menge des austauschbaren Kalis von Einfluß auf die
Wirkung des Kalkes bei der Festlegung des Ammoniaks zu sein.
Untersuchungen über die Wirkung des entleimten und des un-
entleimten Knochenmehls als Phosphorsäuredünger im Vergleich
mit Superphosphat und Thomasschlacke, sowie über die Bedeutung
der Mahlung des unentleimten Knochenmehls. Von B. Schulze.^) —
„Wenn man die Leistung von Phosphaten verschiedener Löslichkeit prüfen
will, so (führt der Vf. aus) wird man in erster Linie darauf bedacht sein
Ib
2
3
4
5
1.09
2,24
3,25
3,46
0,72
4,9
4,3
18,1
11,1
31,3
0,036
0,083
0,035
0,027
0,172
1,41
1,27
4,88
7,57
10,8
0,238
0,107
0,619
0,651
0,939
u. 0,154
tt. 0,123
u. 0,206
u. 0,500
u. 0,398
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 83, 101—180.
122 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
müssen, verschiedene Pflanzen anzubauen und die übrige Düngung (außer
Phosphat) so einzurichten, daß ihr möglichst wenig differenter Einfluß auf
die Pflanzenentwicklung eingeräumt wird. Ganz wird man solche aller-
dings nicht vermeiden können, denn auch die Phosphate selbst sind teils
saurer, teils basischer Natur, und ihre Einwirkung auf die Pflanzenernährung
muß daher eine verschiedene sein. So fällt es stets auf, daß Buchweizen und
Spörgel, ganz entsprechend ihrer Vorliebe für das physiologisch-saure Ammon-
sulfat, empfindlich sind gegen eine frische Düngung mit der basischen
Thomasschlacke, und diese erst weiterhin, wenn ihre Assimilation im Boden
vollzogen ist, mit ihrer P2O5 zur Geltung kommt. Den vorstehend ent-
wickelten Gedanken folgend, sind diese Versuche angestellt.'' Erst im
4. Jahre gelang es, die Bedingungen zu erreichen, unter denen eine sichere
Prüfung der Wirkung und Nachwirkung der Phosphate möglich war. Der
Boden der Versuche war stets sehr sandiger Art mit geringem Humus-
gehalt und ebenso arm an CaO. Als Gefäße dienten die altbewährten
Zinktöpfe mit einem Inhalt von 8 kg Erde i. J. 1907 u. 1909, 9 kg vom
Jahre 1910 ab. Vom Jahre 1910 bis 1912 waren folgende Fruchtfolgen
vorhanden:
1910 Versuche : 1. Hafer 2. Gerste 3. Senf 4. Buchweizen 5. Spörgel 6. Serradella 7. Wicke
1911
1912 ,, ,, ,, Hafer Senf Buchweizen Spörgel „
Die Ernte- Ergebnisse dieser umfangreichen mehrjährigen Arbeit sind
in 22 Tabellen niedergelegt, hegleitet von 20 Seiten analytischen Belegen.
Wir müssen uns hier auf die Wiedergabe der vom Vf. gezogenen Schlüsse
beschränken. „1. Die citronensäurelösliche P2O5 des Thomasmehls wirkt
im ersten Jahre etwas schwächer als die wasserlösliche PjOg des Super-
phosphats und kann im Durchsclmitt etwa mit 90% der Wirkung der
letzteren angenommen werden. Ihre Ausnutzung stellt sich im Mittel auf
81°/o der Ausnutzung der wasserlöslichen PjOg. Die Nachwirkung ver-
bessert das Verhältnis, so daß in 3 Jahren eine höhere Leistung und bessere
.Ausnutzung zustande kommen. 2. Die Knochenmehle zeigten im 1. Jahre
eine Phosphorsäuiewirkung, die ungefähr halb so groß war wie die des
Superphosphats. Durch eine relativ stärkere Nachwirkung in den folgenden
Jahren wird dieses Verhältnis etwas günstiger, so daß im Verlaufe von
3 Jahren im Durchschnitt ungefähr 60% der wasserlöslichen P2O5 er-
reicht werden. 3. Das entleirate Knochenmehl hat in allen Fällen mit
seiner Phosphorsäure eine etwas bessere Leistung zustande gebracht als das
unentleimte Knochenmehl, was für die Preisbildung dieser beiden Knochen-
mehlformen von Bedeutung ist. 4. Die verschiedenen Kulturpflanzen verhalten
sich gegen die verschiedenen PgOg- Formen nicht gleichmäßig, insbesondere
tritt der Unterschied zwischen Cerealien und Früchten wie Senf, Buchweizen
und Spörgel deutlich hervor. In keinem Falle erreichte aber das Knochen-
mehl auch nur annähernd die Wirkung der wasserlöslichen Phosphorsäure
oder der citronensäurelöslichen P2O5, wenn man von einigen unwesent-
lichen Abweichungen bei sehr niedrigen Zahlengrößen im 3. Versuchsjahre,
wo die Leistung der wasserlöslichen P2O5 bereits stark erschöpft war, absieht.
— Ferner ist aus den Versuchen zu erkennen, daß die Mahlung des ge-
dämpften, unentleimten Knochenmehls von wesentlicher Bedeutung für die
Wirkung der P2O5 ist. Je feiner es gemahlen ist, um so besser seine
Düngerwirkung. Grob gemahlene unentleimte Knochenmehle leisten nicht
A. Quellen der Pflanzeuernährung. 4. Düngung. 123
viel mehr als ^/^ der Wirkung der fein gemahlenen, wenn sieh beide im
Gehalte an P2O5 gleichen.
Zur Verwendung von Waldhumus in der Landwirtschaft. Von
Paul Ehrenberg nnd Fritz Bahr. ^) — Zur Prüfung kamen 1. Rohhumus
au3 einem Fichtenbestand; 2. über ein Jahr im Haufen gelagerter Fichten-
humus vom gleichem Ort wie 1); 3. frischer Rohhumus aus Buchen-
bestand vom gleichen Ort und 4. Buchenhumus mit stärkerer Mineralboden-
Beimengung aus einem mit der Rollegge bearbeiteten Schlage. Die Ver-
suche wurden in lackierten Zinkgefäßen ausgeführt. Die Gefäße, mit
grobem Werrakies auf 3 kg Tara gebracht, fassen 18 kg Lehmboden bezw.
21 kg Sand. Der Lehmboden wurde auf 70%, später 60% seiner Wasser-
capacität gebracht; der Sandboden, gelber Heidesand, gleichfalls auf 70%
derselben = 20,.5% des Trockengewichts. Als Gründüngung erhielten
beide Böden für jedes Gefäß:
^+^Hro''^ - CaS04 - ^^Ih/o — NaCl — K2HPO4 - KCl KNO3 = N NajSOi
g: 15,0 2,0 1,88 1,25 2,5 2,0 0,31 0,04 0,50
Eine Reihe der Gefäße bekam außerdem 15 g CaO als Sonderdüngung.
Angebaut wurde 3 mal nacheinander Buchweizen. Zum Begießen der Ge-
fäße wurde Leitungswasser verwendet. Das Gesamtergebnis der Versuche
stellen die Vff. wie folgt zusammen: 1. Auf kalkarmem Sandboden, und
sehr wahrscheinlich auch auf dem allerdings sehr viel selteneren kalkarmen
Lehmboden, darf "Waldhumus nur bei gleichzeitiger, ausreichender Kalk-
düngung direkt angewendet werden, sollen die Pflanzen nicht sehr erheblich
Schaden leiden. 2. Die Stickstoffwirkung der verschiedenen Waldhumus-
arten, die sich im wesentlichen bei Sand- wie bei Lehmboden gleichartig
zeigte, ist nach unseren Versuchen für Fichtenrohhumus eine äußerst ge-
ringe, für gelagerten, und so teilweise zersetzten Fichtenrohhumus gering,
und entspricht nur etwa dem 14. bis 16. Teil der Wirkung schlecht ge-
lagerten Stalldüngers im ersten Jahr der Anwendung; für Buchenrohhumus
recht gering, für erdhaltigen Buchenrohhumus aus einem mit der Rollegge
bearbeiteten Schlage um rund ein Fünftel höher als für gelagerten Fichten-
humus. Frühere Autoren haben hiernach den Wert des in Waldstreu ent-
haltenen Stickstoffs ganz außerordentlich überschätzt. Es darf aber nicht
unbeachtet bleiben, daß auch für gewöhnlichen, nicht besonders gepflegten,
und namentlich weder mit Stalldünger noch mit Jauche versetzten Kompost
die Stickstoffwirkung nur etwa eine der des Fichtenhumus entsprechende
war. 3. Die günstige Wirkung des Kalkes auf die physikalische Boden-
beschaffenheit, und damit auf die Größe der Ernten an Trockenmasse
konnte an mehreren Beispielen dargelegt werden. Sie erwies sich als
unabhängig von der Stickstoffversorgung der Pflanzen.
Die Alpendüngungsversuche in Kärnten i. J. 1910 — 1912. Von
H. Svoboda. ^) — Am Schlüsse dieser 3jähjigen Versuche faßt der Vf.
die Ergebnisse derselben wie folgt zusammen: 1. Die Böden der sämtlichen
Alpen, die zum Versuche dienten, waren sehr arm an P2O5, KgO und
CaO. In 100 g lufttrockner Feinerde war nur in 4 Fällen mehr als 0,1 g
P2O5, die 8 übrigen Böden enthielten z. B. nur 0,003, 0,008, 0,017% usw.
1) Journ. f. Ldwsch. 1913, 61, 325-359 (A. d. a?rik. - ehem. Instit. d. Univ. Göttingen). —
2) Ztschr. f. d. ldwsch. Versuchsw. in Osterreich 1918, 46, Heft 7, 745—789.
124 Landwirtschaftliche PflanzenproductioL.
Der Kaligehalt sämtlicher 12 Böden lag uuter 0,1% (minim. 0,024°).
Nur 2 Böden enthielten mehr als l^/'o CaO, 3 unter 0,1%. 2. Die Be-
arbeitung der Alpenböden zeigte überall gute Erfolge. 3. Bei 2 der Ver-
suche wurde die Beobachtung gemacht, daß bei Anlage einer Kunstwiese-
auf einer Alpe angesäter Grassamen nicht zum Keimen kommt, wenn nicht
zugleich mit Stallmist oder Kuhdünger reichlich gedüngt wird. 4. Bei
einer einmaligen Düngung, wie folgt, betrug die Heuernte in Metercentner
auf 1 ha im Mittel:
i. J. 1908 1909 1910 1911 1912
Ungedüngt 9,69 11,0 17,59 24,60 15,35
Stallmist 21,9 26,02 24,11 26.23 17,82
Kunstdünger 23.3 17.95 24,79 35,06 21,89
Stallm. + Kunstd 29,3 30.10 26,78 35,30 21,26
Hiernach hat sich die Düngung von Stall- und Kunstdünger zusammen
am besten bewährt. Die bedeutend längere Andauer der Nachwirkung des
Kunstdüngers gegenüber dem Stallmist steht außer jedem Zweifel. 5. Die
Parzellen mit dem geringsten Ertrage lieferten das wasserärmste Grünfutter,
die reicher tragenden Versuehsflächen das wasserreichste Gras. Auch ist
die Qualität der trockneren strohigen Grase von wenig tragenden Parzellen
naturgemäß eine geringere, als die des saftigen Futters gut stehender Alpen-
wiesen, das bekanntlich auch immer proteinreicher ist. Verallgemeinert
kann man sagen : mit zunehmendem Ertrag einer Parzelle wächst auch der
Wassergehalt des auf ihr geernteten Grases, was dadurch erklärt werden
kann, daß die austrocknende Sonneneinwirkung auf einer dicht mit Ober-
und üntergräsern bestandenen Wiese nicht so intensiv sein kann, als bei
schütterem und dünnem Graswuchs. Der Vf. hat die Beobachtung gemacht,
daß der Proteingehalt des Grases bezw. Heues mit zunehmender Meereshöhe,
in welcher die betr. Wiesen liegen, steigt. Die Analyse von 3 Grasproben,
die am 22. Aug. J912 in verschiedener Meereshöhe geschnitten wurden,
ergab in Meereshöhe 2350 m Rohprotein 17,9%, in 2050 m Höhe 15,9%
und in 1800 m Höhe 13,9%. 6. Die Aussaat von guten Futtergräsern
und Kleearten auf Alpenwiesen ist eine empfehlenswerte Maßnahme. Von
den bei den Versuchen verwendeten Sorten bewährten sich Timothee- und
Kammgras als langsam wachsend aber dann gut und auf Böden des Kalk- und
ürgebirges ausdauernd. Üppiges Wachstum schon im ersten Jahre nach der
Aussaat zeigten Wiesenfuchsschwanz, Goldhafer und Bastardklee, die aber
bald wieder veischwanden. Um letzteres zu vermeiden, muß entschieden
außer einer anfänglich gegebenen Vorratsdüngung alljährlich mit animalischem
und mineralischem Dünger nachgeholfen werden, da schon nach 4 — 5 Jahren
Flächen, die anfänglich botanisch ganz grundverschiedene Bilder darboten,
durch Zurücktreten und Ausbleiben der guten Futtergräser und rapide Ver-
unkrautung gleichartig schlechten Pflanzenbestand zu tragen beginnen.
Versuche über die Wirkung der künstlichen Düngemittel in der
Provinz Westpreußen. Von Gerlach. ^) — Diese Versuche wurden auf 15
verschiedenen Gütern der Provinz i. J. 1909 begonnen und bis zum Jahre
1911 durchgeführt, und zwar bei Gerste, Roggen, Weizen, Kartoffeln und.
Futterrüben. Als Gesamtresultat ergab sich, daß überwiegend durch die
Anwendung der künstlichen Düngemittel die Erträge auf den Versuchs—
1) Mitt. d. Kaiser Wilhelms - Institut f. Ldwsch. in Brombeig 1913, Bd. V. Heft 5. 335-359.
Rüben
"Wurzeln
Kartoffeln
Knollen Stärke
409
108
301
24,9 392
16,5 233
8,4 159
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 125
feldern erhöht worden sind. Dies ist nach Ansicht des Vf. besonders der
N-Düngung zuzuschreiben. Aber auch ausreichende Mengen von wirksamen
KgO fehlen meist im Boden. Im Mittel sämtlicher Versuche ergeben sich
iolgende Mehrerträge in dz, Stärke in kg
Gerste Roggen "Weizen
durch: Körner Stroh Kömer Stroh Körner Stroh
a) Volldüngung 6,1 8,5 6,4 13,5 4,5 15,4
b) N + P2O5 . 4,1 4,9 5,1 10,2 3,4 13,2
c) K2O . . . 2,0 3,6 1,3 3,3 1,1 2,2
Statischer Düngungsversuch mit Tabak und die Nicotinmenge
in Tabak. Von S. Pawlowsky.i) — Dieser Versuch wurde i. J. 1904
angelegt und seitdem wird Tabak ununterbrochen auf ein und denselben
Teilstücken, die alljährlich bestimmte Düngung erhalten, angebaut, so daß
der Einfluß einer einseitigen Erschöpfung des Bodens und der Einfluß ver-
schiedener Düngungen in diesem Falle deutlicher beobachtet werden kann,
als unter anderen Bedingungen. Es wurden verabreicht pro 1 Desjatine^)
4 Pud N {Chilisalpeter) 5 Pud K2O (Kaliumsulfat), 31/2 Pud P2O5 (Super-
phosphat), 2400 Pud Stallmist. Setzt man die Erträge von dem Teilstück
KPN = 100, so betrugen die Ernten der übrigen Teilstücke wie folgt:
Mittel KPN KP PN KN ungedüngt Stallmist
1908—1909 100 82 72 66 35 97
1910 100 76 69 52 31 93
1011 100 89 80 44 15 102
1908—1911 100 82 74 54 27 97
Der Nicotingehalt betrug in 7o (nach Keller-Kljutschew's Methode):
1908 2.68 2,06 2,89 3,23 2,54 2,66
1910 3,07 2,70 3,82 3,95 2,80 3,95
1911 3,13 3,22 3,24 1,86 2,86 2,63
Der Yerfassar schließt aus den Ernteergebnissen dieses Versuchs, daß
dem Boden des Versuchsfeldes von den Hauptnährstoffen an erster Stelle
P2O5, dann KgO und an dritter Stelle N fehlt, der N in relativem Über-
schuß sich befindet. Die Erträge, so wie der procent. Nicotingehalt waren
innerhalb der drei Jahre in Abhängigkeit von den meteorologischen Be-
dingungen und der fortschreitenden einseitigen Erschöj)fung des Bodens
wesentlich verschieden, dennoch aber ist die augenfällige Abhängigkeit der
Höhe der Ernten und ihres procent. Nicotingehaltes von den angewandten
Düngemitteln constant geblieben. Die niedrige Zahl für das Nicotin in
der Ernte 1911 des Teilstücks KN wird dadurch erklärt, daß der Tabak
dieses Stückes nicht ausreifen konnte und unreif geerntet wurde. —
Alljährlich im Verlaufe von 3 Jahren hat den geringsten Nicotingehalt bei
erhöhter Erntemasse die Parzelle KP ergeben (i. J. 1911 3,22%?). Die
Zugabe von Chilisalpeter in der Volldüngung bat eine gewisse Vermehrung
der Erntemasse und eine bedeutende Steigerung des Nicotingehaltes hervor-
gerufen. Wurde aus der Volldüngung das Superphosphat weggelassen,
so erfolgte eine starke Erhöhung des Nicotingehalts (1911?) bei bedeutender
verminderter Erntemasse. Auf Grund dieser und anderer Daten ist an-
zunehmen, daß der procentische Nicotingehalt im Tabak unter sonst gleichen
1) Russ. Joum. f. esperim. Ldwsch. 1913, 14, 37—42. Deutsch. Ausz. (A. d. Bur. f. Ackerbau
u. Bodenkunde am Gelehrtenkom. d. Hanptverwalt. f. Landorganisation u. Ackerbau. "Versuchsst.
Osnrgety, Gouvem. Kutais). — -) 1 Desjatine = 109,25 ar; 1 Pud = 16,38 kg.
126 Landwirtschaftliche Pflaazenproduction
Verhältnissen ziemlich in Abhängigkeit von der Menge aufnehmbaren N
im Boden schwankt.
Einige Untersuchungen über den Einfluß des Ammonsulfates auf
die Phosphatdüngung bei Haferkulturen. Von Eilh. Alfred Mitscherlich
und W. Simmermacher. ^) — Die Untersuchungen sollten zur Lösung der
Frage beitragen, „ob nicht in gleicher Weise wie die von den VfF. an-
gestellten chemisch-physikalischen Lösungsversuchen der Zusatz von Ammon-
sulfat an und für sich, d. h. ohne Annahme einer physiologisch-sauren
Eeaktion, eine Ertragserhöhung bewirken kann". — Zunächst wurden Ver-
suche über die Veränderung der Löslichkeit der P2O5 in 2 basische
und 3 bas.-phosphorsaure Kalke durch Beigabe von Ammonsulfat
angestellt. Die beiden chemisch-reinen Kalkphosphate wurden bei 30 ^ C.
und 10 Stunden Rührzeit mit Wasser unter fortwährender Zuführung von
COg behandelt. Aus den Versuchen mit 2bas. Kalkphosphat bei An-
wendung von Ammonsulfat geht hervor, daß der Zusatz dieses Salzes
bereits bei kleineren Mengen in erheblichem Maße die Löslichkeit der
P2O5 zu steigern vermag, daß sich jedoch mit Zunahme der Wassermenge
der Einfluß des Ammonsulfats stark verringert, und daß er von der
3000 fachen Wassermenge ab annähernd Null ist, da das 2bas. Kalk-
phosphat in dieser Wassermenge schon ohne Ammonsulfat völlig gelöst
wird. Auch bei 3bas. Kalkphosphat zeigte sich eine sehr erhebliche
Zunahme der Pg O5- Löslichkeit durch Ammonsulfat, welche verschwindet,
sobald die Wassermengen ausreichen, um die Substanz auch ohne Beisein
von Ammonsulfat annähernd völlig zu lösen. Aus 1 g Ca3(P0^)j wurden
ohne bezw. mit Zusatz von 2 g (NH4)2S04 durch ccm HgO unter COg-
Sättigung bei 30 0 C. in 10 Stunden Rührzeit folgende Mengen (O/o)
P2O5 gelöst:
Wasser ccm 250 500 lOOO 2000 3000 4000 6000 8000
ohne Ammonsulfat 4,06 7,08 13,52 24,35 32,11 37,33 42,84 43,29
mit „ 7,46 12,02 19,12 29,94 37,69 41,01 42,71 43,24
mehr durch,, 83,74 69,70 41,42 22,96 17,38 7,45 —0,34 —0,12
Bei Düngungsversuchen in Sandkulturen liegt es nahe, die Steigerung
der Pg Oj-Aufnahme der schwerlöslichen Phosphate durch Ammonsulfat,
wie diese zuerst von Prianischnikow^) festgestellt wurde, der hierbei
möglichen sauren Reaktion zuzuschreiben. Bei vorstehenden Versuchen
konnte sich keine durch die SO3 veranlaßte saure Reaktion ausbilden. —
Die durch das Ammonsulfat (und durch andere Salze) gesteigerte Löslich-
keit ist lediglich den Ionen-Reaktionen und dem Massenwirkungsgesetze
zuzuschreiben. Will man durch Düngungsversuche ersehen, ob sich bei
der Nährstoffaufnahme der Pflanzen ähnliche Vorgänge abspielen wie im
Rührgefäße, so muß die Versuchsanstellung derart normiert werden, daß
die Steigerung der Erträge durch physiologisch saure Reaktion nicht hervor-
gerufen werden kann. Die Vegetationsversuche wurden in 6100 g Sand
enthaltenden Gefäßen mit Hafer ausgeführt. Der N wurde, um diesen
Minimumfaktor nach Möglichkeit auszuschalten, als Kali- und Ammoniak-
salpeter in ausreichender Menge gegeben. Als Grunddüngung erhielt der
1) D. Idwsch. Versnchsst. 1913, 79 n. 80, 71—96 (Mitt. a. d. Idwsch. Instit. d. Univ. Königs-
berg, Abt. f. Pflanzenbau). — 3) ßer. d. deutsch, botan. Ges. 1900, 18, 411 u. 1908, 26, 716, sowie
Ldwsch. Versuchsst. 1902, 132 u. 1906, 42; ferner dies. Jahresber. 1906, 160 u. 1909, 113.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 127
Sand für je ein Gefäß 2,18 NH^NOg -f 3,66 MgSO^ . 7 aq + 0,8 g NaCl
+ 3,5 g KNO„ als Kopfdüngung zweimal (am 14. VI. u. 20. VI.) je 1 g
NH4NO3 + 3,5 g KNO,. Gesät wurde am 20. IV. 1910. Die Differenz-
düagungen in den 3 Versuchsreihen bei Di- wie Tricalciumphosphat erhellen
aus folgenden Zahlen
(g)
: (je 4 Parallelversuche,
— in
Reihe I
wur(
Ammonsulfat nicht gegeben.)
CaHPO, Ig 0,00
0,05
0,1
0,2
0,3
0,5
2,0
II „ 0,00
0,05
■0,1
0,2
0,3
0,5
2,0
(NHJ2SO, II „ 0,0
0,1
0,2
0,4
0,6
1,0
4,0
CaHPO, III „ 0,2
0.2
0,2
0,2
0,2
0,2
0,2
(NH,),SO, III ,. 0,00
o;35
0,4
0,5
1,0
4,0
8,0
CagCPO,), I „ 0,0
0,5
1
2
4
8
16
n „ 0,0
0,5
1
2
4
8
16
(NH,)„SO, 11 „ 0
1
2
4
8
12
12
Ca, (PO,), III „ 2
2
2
2
2
2
2
(NHASO4III „ 0,0
0,3
0,5
1,0
4,0
8,0
12
Den Ergebnissen ist nach den Vff. folgendes zu entnehmen, a) Di-
calciumphosphat betreffend. Eine Beidüngung von Ammonsulfat von unter
0,5 g übt einen entschieden günstigen Einfluß auf den Ertrag aus, Optimum
zwischen 0,4 und 0,6 g. Bei geringeren Mengen Beidünger blieb der Er-
trag innerhalb der Versuchsfehler unverändert; bei einer Gabe von 1 g
hörte die Steigerung auf und bei noch größeren Gaben von Ammonsulfat
fand eine Ertragsverminderung statt. Der FOg-Gehalt der Erntetrocken-
substanz zeigt Schwankungen, die die Aufstellung einer Gesetzmäßigkeit
nicht zulassen. Bei hoher Gabe von schwefelsaurem Ammoniak wird der
procentische FjOj-Gehalt der Erntesubstanz bedeutend vermehrt, was mit
der starken Ertragsverminderung zusammenfällt, b) Tricalciumphosphat be-
treffend. — Die Verhältnisse liegen den vorigen ziemlich ähnlich. Bei
einer Gabe von 1 g Ammonsulfat trat Ertragssteigerung ein, bei 2 g war
keine weitere Steigerung erkennbar, bei größeren Gaben wiederum Ertrags-
verminderung. — Ferner wurden Versuche in Lehmboden (1910) und in
Sand (1911) über den Einfluß von Ammonsulfat als Beidünger zu Super-
phosphat, Thomasmehl und Kur Boden-PgOg auf den Ertrag ausgeführt.
Nach den Ausführungen der Vff. hat das Ammonsulfat keinen Einfluß auf
die Ausnutzung der P2O5 in genanntem Düngemittel durch den Hafer
gehabt; auch bei dem auf P2O5 reagierenden Boden wirkte es unter den
gegebenen Verhältnissen weder lösend auf die Boden-FjOs, noch hemmend
auf die Festlegung der als Düngung verabfolgenden wasserlöslichen P2O5
durch den Boden. Die Vff. betonen, daß sie sowohl die N- Wirkung, als
auch nach Möglichkeit die physiologisch-saure Reaktion dieses Salzes ab-
sichtlich ausschalteten, um den reinen Lösungsvorgängen und ihren Ein-
flüssen nachgehen zu können.
Über den Einfluß einiger Ergänzungsdünger auf die Wirksamkeit
natürlicher Phosphate. Von J. Shoulow.^) — 1. Einfluß von FeSg,
FeSO^ und Fe2(S04)3 auf natürliche Phosphate in Sandkulturen.
Kostroma- Phosphat- gab nach Zugabe von 0,25 — 1 g FeSg pro Gefäß eine
im Verhältnis der Gabe gesteigerte Abnahme der Ernte bei Hafer gegenüber
einer Normaldüngung mit KR^FO^. — Gaben von 0,3 g ¥eSO^ pro Topf
1) N. D. Prianischnikow, 2. u. 3. Berieht. Moskau 1911 u. 1912, S. 179.
128 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
waren ohne oder auch von günstiger Wirkung, Gaben von 0,6 — 1,2 g
waren schädlich. Fcg (804)3 wirkte in Mengen von 0,3 g pro Gefäß bei
Hafer günstig, die auf das doppelte oder dreifache gesteigerte Gabe schädigte.
2. Lösender Einfluß von NH^Cl auf Phosphat in Sand-
kulturen. In Kulturen mit Gerste und Hafer wurde der Einfluß von
NH4CI allein und in Gegenwart von NaNOg untersucht. — Die mit ver-
schiedenen Mischungen dieser Salze erhaltenen Ernten waren ebenso groß
als die der mit KH2PO4 gedüngten normalen Kulturen, während das
Phosphat allein oder mit NaNOg nur Erträge von der Höhe des un-
gedüngten Gefäßes lieferte.
3. Vergleich verschiedener Phosphate in Gegenwart von
Ca(N03)2 + (NH4)jS04 in Sandkulturen. Auf Thomasschlacke, Knochen-
mehl, Kostroma- und Uralphosphat hatte die Salzmischung eine aus-
gesprochen günstige Wirkung,
4. Eohphosphat und Torf in Sandkulturen. Eine günstige
Wirkung des Torfes bei Hafer auf die Assimilierbarkeit der P2O5 konnte
nicht beobachtet werden, da der in Mengen von 5 — 20 g pro Topf zu-
gesetzte Torf selbst der Pflanze assimilierbare P.2O5 geliefert hatte. (Kalb.)
Über den Einfluß des Kalksalpeters und schwefelsauren Am-
moniaks auf die Assimilation der Phosphorsäure der Rohphosphate.
Von N. Nedokutschajew. ^) — Der Vf. teilt über die Vegetations- und
Feldversuche mit Hafer, Lein und Kartoffel mit, die er während der Jahre
1909 — 1911 ausgeführt hat, um die Frage zu beantworten, wie die P2O5
der Rohphosphate (des Phosphorits) in Anwesenheit des Kalksalpeters oder
des Schwefelsauren Ammoniaks ausgenutzt wurde. Die Vegetationsversuche
wurden mit Quarzsand oder Lehmboden, die Feldversuche nur auf Lehm-
boden angestellt. Nach der Ernte waren die Erträge und der P2O5- Gehalt
in denselben und im Boden bestimmt. — Die Versuche und Untersuchungen
gaben die folgenden Ergebnisse: Das schwefelsaure Ammoniak wirkte bei
Vegetations- und Feldversuchen auf die Ernte vergrößernd, indem es die
P2O5 des Phosphorits löslicher macht. Bei Anwesenheit des Kalksalpeters
ist Minderertrag erzielt und vermindert sich die Assimilierbarkeit der P2O5,
weil der Kalk des Kalksalpeters wahrscheinlich die P2O5 in die wasser-
unlösliche Form überführt.
Die Phosphatnahrung der Pflanzen. Von A. Baguley. *) — Die
Arbeit besteht in vergleichenden Versuchen, bei welchem auf einem künst-
lichen Boden von Sand und Kreide Hafer, Erbsen und Turnips unter Bei-
düngung von normalen Ca -Fe- AI- Orthophosphateu gebaut wurden. Durch-
gängig wurden bessere Erfolge mit Fe- und AI -Phosphaten erzielt, als mit
Ca -Phosphat oder Superphosphat. Wurden Fe- und Ca -Phosphate erhitzt
und mit kochendem W^asser ausgezogen, so ergab sich, daß diese Be-
handlungsweise die Ausnutzung der Phosphate in hohem Grade beeinflußte.
Das unlösliche Ca- Phosphat war viel weniger wirksam als Fe-Phosphat
bei Hafer, dagegen zeigten diese bei schwedischen Rüben und Erbsen nur
geringe Unterschiede. (Kalb.)
1) Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913. 14, 21. Deutsch. Ausz. — -) Jour. Agr. Sei , 4 (1912J,
Nr. 3, 318—322; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1912, 26, 622.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 129
Der Einfluß der Krümelung des Superphosphates und der Thomas-
schlacke auf ihre Wirkung. Yon J. Mikulowski -Pomorski- Warschau. ^)
— Der Yf. hat versucht, die experimentell noch wenig erläuterte Frage
zu klären. Bei einem Teil der Versuche wurde Thomasmehl oder Super-
phosphat mit 3 Teilen feuchtem Gyps gemengt, der entstandene Kuchen
zerdrückt und die Körner durch Sieben sortiert. Superphosphat gelangte
auch in Würfeln von Agar-Agar (ca. 0,5 cm^ groß) zur Verwendung. Bei
Thomasmehl konnte kein homogenes Gelee erzielt werden. Die Versuchs-
gefäße enthielten ca. 6 kg Lößboden folgender Zusammensetzung: in ^/^
in 25% HCl löslich in 2%
Abschlämm- Teilchen -^-^—i -' — ^-^^^^«— »> Citrons.
bare 0,01 bis Humus N „„ „„ ,, „ ,. q Fe^O, ^g^jj^j^
Teile 0,06 mm LaLVg ^2 Ug K„u L,au Mgv JiHgUi -j-AlaOs p^Qg
29,9 53,2 1,51 0,11 0,01 0,04 0,02 0,15 0,14 0,05 1,54 0,Olo/o
I. Versuch: Die Gefäße erhielten 0,15, 0,30, 0,45 g Phosphorsäure
in Körnern dreierlei Größe (Vt~l '^'^' 1 — ^V» ^^i ^ U — ^ mm) und
ferner in fein zerriebenem Zustande und zwar wurde der Dünger im oberen
Drittel mit dem Boden gemengt. Die kleinste Gabe Pj O5 erwies sich als
ungenügend, da auch die doppelte Menge zur Wirkung kam. Das fein-
gemahlene Superphosphat wirkte im Ertrag und in der Phosphorsäure-
aufnahme schlechter als das gekörnte. Auch bei der dreifachen Menge
wirkte die Körnung günstiger, obwohl dieselbe nicht mehr vollständig aus-
genützt wurde. Bei der kleinsten Thoraasmehlgabe sank der Mehrertrag
bei Körnung. Die Größe der Körner hatte keinen Einfluß, wohl aber bei
der doppelten Gabe, Mit steigender Größe der Körner nahm hier die
Wirkung ab. Dies rührt entweder von der Verkleinerung der freien Ober-
fläche oder von der Störung des chemischen Gleichgewichtes durch den
Gyps her. Die erste Annahme ist wahrscheinlicher. IL Versuch: Agar-
Agar wurde als ein indifferenter, im Boden zersetzbarer Körper gewählt.
Die Gelwürfel waren ca. 0,5 cm' groß. Die Versuchsanordnung war im
übrigen dieselbe wie beim ersten Versuch. Zerriebenes Superphosphat
wirkte nicht besser als das in Würfeln gegebene. Die Gelstücke bedeckten
nur 6Ys — 13% der Gesamtfläche des Bodens. Die Ergebnisse lassen sich
wie folgt zusammenfassen: 1. Superphosphat in Körnern bis 2 mm groß,
mit Gyps verkittet oder in größeren Agargelstücken gegeben, wirkt nicht
schlechter als feingemahlener. Unter Umständen wirken die Gypskörner
sogar besser. Die Tiefe der Unterbringung des Superphosphates in Vege-
tation sgef äßen übt einen größeren Einfluß als die Feinmehligkeit desselben
aus. 2. Die Bildung von ähnlichen Körnern aus dem Thomasmehl mit
Hilfe von löslichem Gyps führt zu einer beträchtlichen Verminderung der
Wirkung der Phosphorsäure. 3. Daraus ist der Schluß zu ziehen: aj Es
ist also vollständig richtig, daß man für die Feinköruigkeit des Super-
phosphates keine weitgehenden Forderungen stellt, eine gröbere Körnung
kann sogar bis zu einem gewissen Grade direkt vorteilhaft sein, u. a. auch
dadurch, daß sie dem Zusammenballen in den Säcken entgegenwirkt, b) Daß
für die sich jetzt in der Praxis verbreitende Reihendüngung mit einer
kombinierten Säemaschine die Anwendung des Superphosphates viel ge-
eigneter ist als eine solche des Thomasmehles, da die zufällige Verkittung
des letzleren eine Verminderung der Wirkung zur Folge zu haben scheint.
(Dafert.)
') Zischr. f. d. Idwsch. Vereuchsw. in Österr. 1913, XVI. Jahrg. Heft 11 u. 12, S. 1044.
Jahresbericht 1913. •^
130 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Bericht über Versuche mit Phosphorsäuredünger, ausgeführt von
12 landwirtschaftlichen Vereinen Jütlands 1905—1910. Von M. K.
Kristensen und Harald R. Christensen.^) — Die Versuche wurden teils
auf Wiesen (15) teils auf Ackerland (20) ausgeführt. Der Boden von
9 Wiesen war von torf- oder moorartigem Charakter; 6 andere hatten
Lehmboden ; 2 Wiesen waren Bewässerungswiesen. Der Boden der Acker-
länder war z. T. (8) lehmig, z. T. (12) Sand. Der Düngungsplan war
einfach. 1) ungedüngt, 2 — 6) bekamen 100 kg 37procent. Kalidünger,
2) ohne P2O5, 3 — 6) mit P2O5 in Form von Superphosphat, Thomasmehl,
Knochenmehl und Algierphosphat. Die PgOg-Mengen waren gleich, ent-
sprechend 200 kg ISprocent. Superphosphat pro dänische Tonne Land
(= 0,55 ha). Die Anzahl der Parallelparzellen betrug bei Ungedüngt und
einseitig Salpeterdüngung je 4, bei den übrigen je 8. Die Hauptergebnisse,
die mit besonderer Rücksicht auf die Rentabilität dargestellt sind, lassen
sich in folgenden Sätzen zusammenfassen: Das Superphosphat zeigte im
ganzen die sicherste und schnellste Wirkung, bei Wiesen wie bei Acker-
land, unter allen Bodenverhältnissen und bei allen Feldfrüchten. — Auf
kalkarmem Sandboden hat sich auch das Thomasmehl bewährt und ist,
wenn seine Pg O5 10 ^Jq billiger ist, als die des Superphosphats, bei Wiesen-
düngungen vorzuziehen. — Das Knochenmehl zeigte keine lohnende
Wirkung, wenn der PgOg -Preis 78 ^/^ der Superphosphat- Pj O5 betrug
oder mehr. Seine Wirkung ist im ganzen sehr unsicher. — Das Algier-
phosphat ist bei gleichen PjOj- Preisen nicht so vorteilhaft wie Super-
phosphat oder Thomasmehl. Wenn aber die P2O5, wie es 190G der Fall
war, im Algierphosphat nur halb so teuer ist wie im Superphosphat, läßt
es sich auf kalkarmem Sandboden, wie auch auf Wiesenboden mit Vorteil
anwenden. Die Bodenuntersuchung hat gezeigt, daß im ganzen diejenigen
Böden, auf welchen die Knochenmehl -PgOg im Vergleich mit Super-
phosphat - Po O5 nur wenig verwertet wurde, von stark alkalischer Reaktion
waren; wo dies nicht der Fall war, war der Ausnutzungsgrad der P2 O5
in beiden Phosphaten ungefähr gleich.
Über den Einfluß der Beschaffenheit des Bodens auf die Aus-
nützung verschiedener Phosphate. Von Harald R. Christensen.^) —
Gelegentlich der Ausführung der im vorigen Artikel berichteten Düngungs-
versuchen wurden, wie dort bemerkt, in dem staatlichen Laboratorium für
Pflanzenbau zu Kopenhagen auch Böden untersucht; die Untersuchung er-
streckte sich auf 1. Beurteilung des allgemeinen Zustandes des Bodens,
2. Bestimmung der Reaktion und Basicität des Bodens und 3. auf die
Bestimmung des Säureabspaltungsvermögens des Bodens. Die Reaktions-
und Basicitätsbestimmungen sind mittels derjenigen Methoden, welche der
Yf. früher zur Bestimmung des Kalkbedürfuisses des Bodens (Azotobacter-
probe^j empfohlen hat. — Die Untersuchung des Säurespaltungsvermögens
des Bodens wurde nach Baumann 's(-München) Verfahren ausgeführt, nach
welchem man diejenige Essigsäuremenge, welche eine gewisse Bodenmenge
aus einer lOprocent. Lösung von Calciumacetat freimachen kann, bestimmt.
Bei den vorliegenden Untersuchungen wurden von den Mineralböden 10 g,
von den Humusböden ^g — Vi S Trockensubstanz zu 300 com Calcium-
1) Tidssknft for Landlirugets Planteavl 1913, 20, 24—105; ref. nach Biederm. Ctrlbl. f. Agr.-
Chem. 1913, 42, 668 (John Sebelien). - 2) Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 392—405. — s) Ctrlbl. f.
Bakteriol. II. Abt. 1911, 347 u. dies. Jahresber. 1911, 589.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 131
acetatlösung verwendet. Nach 5 stund. Stehenlassen unter öfterem Um-
schütteln wurde filtriert und im Filtrat die freigewordene Essigsäuremenge
durch Titrierung mittels ^/lo J^orm. Na OH bestimmt (Phenolphtalein als
Indikator). Aus der Darlegung der Beziehungen zwischen Bodenbeschaffenheit
und "Wirkung des Bodens können wir nur wenig mitteilen. Die Wirkung
des Superphosphats und die der Tomasschlacke sind durchweg beinahe
gleich. Doch kommen bei ziemlich übereinstimmenden Bodenverhältnissen
auch Abweichungen dahin vor, daß in einem Falle das Superphosphat, in
einem anderen die Thomasschlacke höhere Erträge lieferte. — Es läßt sich
kein Beispiel erkennen, welches mit Sicherheit darauf deuten könnte, daß
die freie Säure des Superphosphats auf das Wachstum der Pflanzen einen
hemmenden Einfluß ausgeübt hätte; in dem Boden, in dem man eine der-
artige Wirkung besonders gewärtigen könnte, nämlich in ausgeprägt saurem
Heideboden wurde das saure Superphosphat und die basische Thomasschlacke,
praktisch genommen, gleich gut ausgenützt. Mit Knochenmehl verglichen
hat Superphosphat überall die kräftigere Wirkung entfaltet, das Verhältnis
zwischen Ausnützung der PjOg in beiden Düngemitteln war jedoch bei
den einzelnen Böden ein wesentlich verschiedenes. — Ein sicherer Zusammen-
hang zwischen der säure abspaltenden Fähigkeit der Böden und der Aus-
nützung der Knoehenmehl-PgOg tritt jedoch nicht zutage. Der am stärksten
säure abspaltende Boden nutzte zwar Knochenmebl-PjOs mit am besten aus,
aber diese Form der P2O5 wurde noch besser von 2 Böden ausgenützt,
obschon deren Säureabspaltungs vermögen nur halb so groß ist, als das
des vorigen Bodens. Ein Zusammenhang dieser Fähigkeit mit der Aus-
nützung der Knochenmehl- PgOj scheint nicht zu bestehen, dagegen scheint
zwischen der Basicität des Bodens und deren Fähigkeit, die Knochenmehl-
P2O5 auszunützen, eine Beziehung zu bestehen. Mit einer einzigen Aus-
nahme ist diese Form der P2O5 — mit Superphosphat verglichen —
ziemlich schlecht in den basischen Böden ausgenützt worden, wogegen
basenfreie Böden beide Pg O5 - Düngemittel beinahe gleichgut ausgenützt
haben. Das Algierphosphat hat ein ganz ähnliches Verhalten wie das
Knochenmehl gezeigt. — Auf den Wiesenböden findet man nicht so deut-
liche Andeutungen eines Zusammenhangs der Basicität und der Ausnützung
des Knochenmehls, wie es bei den Ackerböden der Fall war.
Der Nutzen gemahlenen Gesteins und gemahlener Minerah'en als
Düngemittel. Von W. O. Robinson und W. H. Fry.^) — Die Haupt-
punkte dieser Arbeit sind folgende: 1. Orthoklas und Kali-Glimmer sind
nach zahlreichen Feld- und Topfversuchen keine wirksame Düngemittel.
2. Inf Orthoklas und Muscovit kostet bei den jetzigen Preisen das unlös-
liche Kali mehr als das lösliche der Staßfurter Salze. 3. Orthoklas und
Muscovit sind in amerikanischen Böden in solchen Mengen vorhanden, daß
ihre landwirtschaftliche Anwendung auch nicht die geringste Ertrags-
vermehrung erwarten läßt. (Kalb.)
Versuche mit verschiedenen kalihaltigen Mineralien. Von D. N.
Prianischnikow und A. G. Dojarenko. 2) — In den Jahren 1908 und 1909
wurden die früher angefangenen Versuche^) mit verschiedenen Kalisilicaten
1) Orig. Commun. 8. Internat. Cong. Appl. Chem. 15 (1912), Sect. VU, 215, 216; ref. nach Exper.
Stat. Rec. 28, 33. - *) Anhang z. d. 2. Ber. „Verschiedene Versuche mit Rohphosphaten". Moskau
1911. Resume m deutscher Sprache. — s) Siehe dies. Jahiesber. 1909, 146 u. 147 ; 1911, 163 u. 1912, 130.
9*
132 Landwirtschaftliche Fflanzenproduction.
in Sandkulturen fortgesetzt; dabei erwies sich, daß nicht nur Orthoklas,
Sanidin und Mikroklin, sondern auch Leucit als Kaliquelle den Pflanzen
sehr wenig zugänglich sind. Biotit und Muscovit in fein zerkleinertem Zu-
stande waren mehr zugänglich, als Mineralien der Feldspatgruppe; Biotit
wurde immer besser ausgenutzt, als Muscovit. Wenn aber nicht reines
Muscovit, sondern eine Art von muscovithaltigem Glimmerschiefer als Kali-
quelle eingeführt wurde, dann wurden viel bessere Resultate erzielt. —
Eläolit als reines Mineral im zerkleinerten Zustande genommen, wurde sehr
schlecht ausgenutzt; darum kann man denken, daß die günstigen Resultate,
welche wir früher für ein nephelinhaltiges Gestein beobachteten, nicht vom
Nephelin selbst, sondern von dem begleitenden Biotit verursacht worden sind.
Alunit und Kelp als Kalidüngemittel. Von J. J. Skinner und
A. M. Jackson.^) — Die Yff. prüften diese beiden Substanzen auf ihren
Wert als Kalidüngemittel in Yegetationsversuchen, die in zwei verschiedenen
Böden: Carrington-Lehm, der als für Zuführung von KgO dankbar bekannt
ist, und Volusia-sandiger Lehm, ausgeführt wurden. Zu jeder Düngungs-
weise dieriten 3 Gefäße, die je 3 Pfd. Boden enthielten und die je mit
6 Weizenpflänzchen besetzt wurden. Diese wuchsen im Lehmboden vom
28. October bis zum 29. November, im sandigen Lehm vom 19. November
bis zum 21. December. Der Alunit-) wurde sowohl in rohem Zustande,
als auch geglüht verwendet. Der Kaligehalt der Düngemittel betrug: roher
Alunit 10 7o' geglühter Alunit 14,7% und Kelp 19,8 7o- Diese wurden
trocken und feinpulvrig mit der ganzen Bodenmenge eines Gefäßes innigst
gemischt. Der Alunit verlor beim Glühen insbesondere Wasser und SO3.
Neben Alunit und Kelp kamen zum Vergleich auch KjSO^ und KCl zur
Anwendung. Die gegebenen Kalimengen betrugen bei allen Kalidünge-
mitteln 50 — 500 Pfd. p. acre. Zu Ende der Versuche wurden die Weizen-
pflanzen abgeschnitten und im grünen Zustande gewogen. Die Ergebnisse
sind in folgender Übersicht zu ersehen; wir beschränken uns darauf, das
Erntegewicht von der schwächsten und stärksten Düngung anzuführen, von
der Düngung mit 25 und mit 500 Pfd. KgO p. acre, um zu zeigen, daß
die Kaümenge im Dünger wenig Einfluß auf den Ernteertrag gezeigt hat.
Die Wirkung des Kalis in den verschiedenen Düngemitteln kommt am
besten in Relativzahlen zum Ausdruck, wenn der Ertrag der Düngung ohne
Kali gleich 100 gesetzt wird. Das Grüngewicht der geernteten Pflanzen
ist in g angegeben :
Carrington-loam
jf Q roher Alunit geglüht Alunit Kelp K2SO4 KCl
Grüngew. i. g 3.25 3,70 3,72 4,58 4,53 3,90 4,30 4,27 4,90 4,40* 4.40
Pfd. p. acr. . — 25 500 25 500 25 500 25 500 25 500
100 114 140 131 138 131
Volusia-silt loam
Grüngew. i. g 2,84 3,35 3,02 3,54 3,94 3,24 3,45 3,08 3,54 3,04 3,60
Pfd. p. acr. . 100 116 131 123 125 122
Die Bedeutung des Kalis in den Feldspaten für die Pflanzen.
Von E. Blanck.^) — Der Vf. war bei seiner Arbeit*) über die Glimmer
1) Circ. Nr.' 70, Bur. of SoUs. U. S. Dep. Agr. 1912. — ») Alunit = AJaunstom AlaKjCSO«)«
+ 4A1(0H)3. — ») Journ. f. Ldwsch. 1913, 61, 1—10. — *) Ebeud. 1912, 60, 97—110; sowie dies.
Jahresber. 1912, 131.
Gehalt ani)
verwendet
darin
K„0
NajO
pro Gefäß
g
K^O
Na^O
g
Na20:KiO
0
11,41
2,55
14,13
1,612
0,36
1:5
6,89
2,75
23,46
1,612
0,64
1:3
0,70
7,37
230,30
1,612
16,95
10:1
0.4G
4,70
350,40
1,612
16,45
10:1
0.13
8,34
620,00
0,806
51,75
60:1
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 133
als Kaliquelle für die Pflanzen zu dem Schlüsse gekommen, daß Glimmer
(Muscovit und Biotit) eine für die Pflanzen geeignetere Kaliquelle sei als
der Kalifeldspat. Zur Unterstützung der Beweisführung stellte der Vf.
noch einige gleiche Vegetationsversuche mit Kali- und Kalknatronfeldspaten
an (nicht zum Zwecke der Feststellung einer eventuellen Kalidüngung mit
Feldspat) „lediglich zu dem Zwecke Kenntnis über die Natur der einzelnen
Mineral -Bodenbestandteile in ihrer Beziehung zur Pflanzenernährung zu
gewinnen". Die Versuche wurden wie die vorigen in Odersand, der pro
Gefäß mit 18 kg 2,16 g in HCl lösliches KjO und dt. 7,74 g Na^O
enthielt, mit Hafer ausgeführt. Die in staubfeinem Znstande angewandten
Minerale waren:
1. Mikroklin, aus N.- Carolina . .
2. Orthoklas, von Arendal (Norwegen)
3. Oligoklas, von Bamle (Norwegen)
4. Labradorit, von Labrador (N.-Amer.)
5. Albit, von ßamle (Norwegen). .
Vom Albit konnte nur 0,806 g K,0 gegeben werden, weil sonst die
Menge des Bodens (Odersand) stark vermindert werden mußte und der
hohe Natrougehalt hätte störend wirken können. Grunddüngung und
Feldspat wurden mit dem Odersand gut durchmischt. Die Ernte des
Hafers erfolgte zur Zeit der Milchreife der Körner; Körner und Stroh
wurden nicht getrennt; die absolute Trockensubstanzernte (im Mittel von
je 3 Gefäßen) war folgende:
Ohne KjO Mikroklin Orthoklas Oligoklas Labradorit Albit K2SO4
50,6 + 2,83 52,2 + 1,12 53,1 + 0,57 58,7+0,82 60,3 + 0,62 61,2 + 0,29 94,5 + 0,18
ÄKfo" 1.6 + 3,05 2,5 + 2,89 8,1 + 2,95 9,7 + 2,90 10,6 + 2,84 43,9 + 2,84
Menge in der Trockensubstanzernte
K2O NajO K2O NajO K5O Na^O K2O Na^O KjO NajO KjO NajO K„0 NajO
0,2429 0,2100 0,2610 0,1905 0,2788 0,1965 0,2994 0,2319 0,2985 0,2864 0,2999 0,4070 1,3844 0,3024
„Der procent. Gehalt an Kali ist überall nahezu gleich geblieben, nur
beim leichtlöslichen Kaliumsulfat fast um das 3 fache erhöht worden.
Werden die Ergebnisse kurz zusammengefaßt, so sehen wir in der dies-
jährigen Versuchsreihe eine Bestätigung der früher ausgesprochenen Schluß-
folgerungen , nämlich daß die Glimmer eine geeignetere Kaliquelle für die
Pflanzen darstellen, als die Feldspate. Uneingeschränkt gilt dieses für den
Biotit, dagegen scheint dem Muskovit diese Stellung nur den Orthoklasen
(Kalinatronfeldspaten) gegenüber zuzukommen, wälirend das Kali der
Plagioklase durch die Pflanzen besser ausgenutzt wird. In der Production
von Pflanzensubstanzmasse stehen jedoch die Feldspate dem Muskovit nach.
— Ferner konnte durch den diesjährigen Versuch festgestellt werden, daß
die Plagioklase eine weit bessere Kaliquelle für die Pflanzen darstellen,
als die Kalinatronfeldspate Mikroklin und Orthoklas. Trocken sub.stanzernte
wie Kaliaufnahme sind erheblich höher bei ihnen, während Mikroklin und
Orthoklas nur eine geringe oder fast gar keine Vermehrung der Trocken-
substanzmasse und nur eine recht verschwindende Kaliaufnahme gegenüber
ohne Kali ergeben haben. Erinnern wir uns des anfangs dieser Mitteilung
1) Mittel zweier gut übereinstimmender Analysen.
134 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Gesagten, bezuglich der Verwitlerungs- und Zersetzungsfähigkeit der Feld-
spate, nämlich daß diese Hand in Hand mit dem Reichtum an Kalk und
Katron zunimmt, und vergleichen wir gleichzeitig damit die Fähigkeit der
Feldspate, ihr Kali an die Pflanzen abzugeben, so erkennen wir deutlich,
daß auch diese Eigenschaft im gleichen Sinne zu- bezw. abnimmt."
Kalidungungsversuche. Von Otto Reitmair. ^) — Die in Gemein-
schaft mit dem Verbände österreichischer Versuchsstationen eingeleiteten
Versuche haben den Zweck, die Wirkung einer Kalidüngung und einer
Kalkdüngung nebeneinander, dann in Verbindung miteinander und endlich
in Verbindung mit P2O5 und N zu ermitteln. Sie werden von den V.-St.
bei praktischen Landwirten eingerichtet. Nach 21 eingegangenen Ernte-
berichten war die Kaliwirkung eine bescheidene und ist auch durch gleicli-
zeitige oder unmittelbar vorhergegangene Kalkung nicht wesentlich gehoben
worden. Die Kalkwirkung war sehr gering. Die Wirkung des Salpeter-
und Thomasmehles war sehr hoch; derartig günstige Durchschnittswirkuugen
größerer Versuchsreihen sind uns bisher selten begegnet. Dies ist um so
bemerkenswerter, als sich das Veisuchsjahr 1912 im allgemeinen durch
recht ungünstigen Witterungsverlauf auszeichnete. Das kalte, feuchte Früh-
jahr brachte die Saaten sehr langsam und stockend zur Entwicklung und
es ist vielleicht möglich, daß gerade dieser Umstand und die dadurch be-
dingte Hemmung der natürlichen Nitrifikation den in der Düngung ge-
gebenen Nitratzuschuß zu besonders günstiger Ausnutzung brachte.
Verdrängung des in Feldspatgesteinen enthaltenen Kalis durch
als Dünger verwendete Substanzen. Von G. Andre.-) — Die Versuche
wurden mit einem mikroklineu Feldspat (von Utöe) ausgeführt. Der fein
zerriebene Feldspat fnirde mit Wasser und unter Zugabe von einem der
unten genannten Salze in Flaschen gebracht und diese mittels Motor
(90 Touren in 1 Minute) 130 Stunden lang geschüttelt. In der unter
schwachem Drucke filtrierten vollkommen klaren Lösung wurde das gelöste
Kali bestimmt. Der Feldspat enthielt in % : Si Oj = 66,03 ; Alg O3 = 19,1 2 ;
K20= 11,38; Nag 0=2,96; CaO = 0,22; FegO, und MgO Spuren —
Summe 99,71. — Die Bestimmung des in Lösung gegangenen Kalis ergab
folgende Werte:
Feldspat angewendet in g . 10 10 20 15 15 15 15 15 15
Zugesetzt je 1 g ... . 0 0 NaCl OaCX)3 Ca3(P04)3 CaH4(PO«)2 NaNOg (NH4)2S04 CaSO,
KgO in Lösung gegangen in g 0,0112 0,0139 0,0741 0,0407 0,0336 0,0667 0,0548 0,1260 0,0552
., in o/o d. Feldspats . . 0,112 0,139 0,37 0,27 0,22 0,44 0,36 0,84 0,36
,, in »/od. Kalis i. Feldspat 0,98 1,22 3,25 2,38 1,96 3,90 3,21 7,38 3.23
Aus diesem Ergebnis ist zu ersehen, daß die angewendeten Salze
nicht nur direct als Nährstoffe wirken, sondern auch indirect dadurch, daß
sie eine gewisse Menge in Gestein gebundenes Kali in Freiheit setzen.
Selbst die in Wasser sehr wenig löslichen Salze CaCOg und Ca(P04)2 ver-
mögen die Löslichkeit des Kalis in Wasser zu erhöhen. Das Amraonium-
sulfat (bemerkt d. Vf.) ist ganz besonders aktiv für die Verdrängung des
KgO, wie Dietrich'^) schon vor langer Zeit beobachtet hat.
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in Österreich 1913, 16, 190 (Ber. über d. Tätigk. d. Idwsch.
Versuchsst. Wien). — ») Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 157, 856—858. — ') Journ. f.
piakt. Chem. (Erdmann's) 1858, 74, 3 (Inaag. - Dissert. von Theod. Dietrich: Versuche über die
chemische Einwirkung von "Wasser, CO3, Ammonsalzen auf einige Gesteine und Erdarten).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 135
Wie ist der Kalimangel bei Zuckerrüben zu erkennen? Von
G. Wimmer. ^) — Bei starkem Kalimangel erleiden die Blätter eine ganz
besondere Veränderung. Die sonst breiten Blätter werden allmählich immer
spitzer, bis schließlich bei stärkstem Kalihunger sehr schmale, lanzettförmige,
gerade oder schräg in die Höhe gerichtete Blätter entstehen, deren Mittel-
rippe meistens etwas um ihre eigene Achse gedreht ist. Derartige Blätter,
anfangs schön grün, aber von außerordentlich zartem Gewebe, bekommen
jedoch bald braune Flecke und vertrocknen ohne vorherigen Übergang in
Gelb mit dunkelbrauner Farbe. Werden viele und ziemlich große derartige
Blätter gebildet, so deutet dies darauf hin, daß noch größere, wenn auch
bei weitem nicht ausreichende Mengen von Kali aus dem Boden gelöst
werden; die Rübe kann dann bis zum Herbst gesund bleiben. Bilden
sich aber nur wenige und kleine derartige Blätter, wie dies der Fall ist,
wenn im Boden nur noch sehr geringe Kalimengen löslich werden, so wird
die eigentliche Rübe, vom Kopfe beginnend, ringsherum gelb oder blau
und das Fleisch wird hellgelb. Die Pflanze stirbt dann bald ab. Solche
Rüben sind wenig widerstandsfähig, oft geht schnell die ganze Rübe in
Fäulnis über und verschwindet dann häufig gänzlich aus dem Boden.
Derartige Rüben, in der Literatur als Schwindsuchtsrüben bekannt, findet
man besonders häufig auf kaliarmen Feldern bei Vorhandensein von Nema-
toden; der Grund des vorzeitigen Absterbens ist der große, durch die
Wirkungsweise der Nematoden noch vermehrte Kalimangel. Bei Kalimangel-
pflanzen sterben die Blätter nicht einzeln, eines nach dem anderen ab,
sondern je nach der Größe des Kalimangels in größerer Anzahl zu gleicher
Zeit, bei der Rübe oft zehn bis zwanzig zugleich, die sich dann stern-
förmig um die Rübe herum auf dem Boden lagern. (Stift)
Chlornatrium als Düngemittel für Zuckerrüben. Von B^la
Janesö. 2) — Frühere Versuche hatten ergeben, daß sich die Zuckerrübe
unter gewissen Bedingungen für die Verwendung von Salz (an Stelle des
Kochsalzes wurde eine billigere, für industrielle Zwecke bestimmte Salz-
sorte verwendet) sehr dankbar zeigte; nur in zu schweren Böden ver-
ursachte jedoch das Salz leicht ein Rissigwerden des Bodens und wurde
der Entwicklung der Pflanzen schädlich. Auf Veranlassung des ungar.
Landwirtschaftsministeriums wurden die Versuche an verschiedenen Orten
und unter verschiedenen Bedingungen (z. B. 174, 260 und 348 kg Salz
pro ha) weiter fortgesetzt, wobei sich zeigte, daß das Salz in gewissen
Fällen den Ertrag der Zuckerrüben erhöhte, auf schweren Böden aber nur
mit Vorsicht anzuwenden ist. Da die Versuche noch zu keinem end-
gültigen Resultate gekommen sind, finden sie ihre Fortsetzung. (Stift.)
Düngungsversuche über die Wirkung von Kochsalz im Vergleich
mit Kalisalz. Von Pehr Bolin. "'^) — Zu den Vei suchen wurden auch
Zuckerrüben herangezogen. Kali kam in Form von 37procent. Kalisalz zur
Verwendung. Chilisalpeter und Superphosphat wurden bei diesen Feld-
versuchen in den üblichen Mengen gegeben. Es hat sich nun gezeigt,
daß in den weitaus meisten Versuchsserien durch 480 kg Kochsalz pro ha
ij Monatsh. f. Ldwsch. 1913. 6, 120 n. 121. — 2) Köztelek 1913,^23, 808 u. 809; durch Internat.
Agrar-Techn. ßundsch. 1913, 4. 769 u. 770. — S) Meddelande Nr. 82 fran Ctrlanst. för jordbrnksföreök.
Stockholm 1913, 1 — 16; ref. nach Biedermann's Ctrlbl. f. Aerik.-Chem. und rationellen Landwirtschafts-
betrieb 1913, 42, 670-673 (J. Sebelien).
136 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
ein größerer Ernteertrag und namentlich ein bedeutend größerer Nettogewinn
als durch 200 kg 37procent. Kalidünger erzielt wurde. Die Kochsalz-
düngung hat somit günstig gewirkt. (Stift)
Salzdüngung zu Zuckerrübe, Von K. Kittlausz.^) — Während
Wohltmann und Briem seinerzeit die Salzdüngung günstig beurteilt
haben, kommt der Vf. auf Grund mehrerer Jahre durchgeführter Düngungs-
versuche zu einem anderen Resultate. Die mit Viehsalz gedüngten Par-
zellen blieben im Zuckergehalte und Rübengewicht gegenüber den normal
gedüngten Parzellen zurück. Während letztere z. B. pro 0,58 ha
(= 1 Katastral- Joch) 175 und 169 q Rüben m.it einem durchschnittlichen
Zuckergehalt von 17,0 "o lieferten, brachten es die Viehsalz -Parzellen nur
auf 139 und 141 q mit Zuckergehalte von 16,1 — 16,2%. Die ganz aus-
gesprochenen Mißerfolge deuten darauf hin, daß die Anwendung von Vieh-
salz nicht überall ratsam ist und nur von dem Ergebnis vorangegangener
mehrjähriger Versuchsanstellungen abhängig gemacht werden sollte. Der
Landesverband ungarischer Zuckerindustrieller leitete übrigens im Frühjahr
1913 von Staatswegen auf den Anbaustationen nahezu sämtlicher Zucker-
fabrikswirtschaften Versuche mit Viehsalzdüngung ein, um es in dieser
Frage zu einer Klärung zu bringen. (Stift.)
Zur Frage der Düngung mit Natronsalzen. Von Brehm.') —
Wie sich aus der neueren Literatur vielfach ergibt, so hat die Chlornatrium-
düngung (Kochsalzdüngung) der Rüben erfolgreich gewirkt und schwefel-
saures Ammon — ein natronfreies Düngesalz — hat in Verbindung
mit Kochsalz größere Ernten hervorgebracht als ohne Zugabe desselben.
Daraus läßt sich ableiten, daß die gute Wirkung des Chilisalpeters (also
Natronsalpeters) vielleicht nicht ausschließlich auf der Form des Stickstoffs
als Nitrat beruht, sondern auch dem Natriumgehalt dieses Düngemittels
zugeschrieben werden düifte. Ähnliche Resultate hat der Vf. bei ver-
gleichenden Stickstoffdüngungsversuchen mit und ohne Chlornatriumzugabe
beobachtet. Norgesalpeter erbrachte einen Ernteertrag von 261 kg (Zucker
16,0%) und Chilisalpeter einen solchen von 285 kg (Zucker 18,4%)
Zuckerrüben pro ha. Auf demjenigen Ackersrück, wo der Natrongehalt
der Chilisalpetergabe durch Kochsalz ergänzt wurde, ergab sich ein Ernte-
ertrag von 297 kg pro ha (Zucker 17,6). Diese Resultate sprechen ganz
deutlich für die ertragssteigernde und zuckerbildende Wirkung des Natrons.
(Stift.)
Beitrag zur Frage der Düngung mit Natronsalzen. Von B.
Schulze.^) — Die Versuche sollten zur Klärung der Frag« beitragen, ob
die düngende Wirkung des Natrons auf direktem oder indirektem Wege
zustande kommt. Mit je 8 kg eines guten tragfähigen Bodens, der im
-wasserfreien Zustande 0,099 <*/(, KgO enthielt, wurde eine größere Anzahl
von Blechgefäßen gefüllt. Von diesen wurde der Boden einer Gruppe
durch fortgesetzten Anbau von weißem Senf unter Beigabe einer kali- und
natronfreien Düngung kaliarm gemacht. Dies gelang im Laufe von 2 Jahren
durch je 4 Senfkulturen. Im 3. Jahre war der KaO-Gehalt des wasser-
freien Bodens auf 0,084% gesunken und zeigten die Senfpflanzen die
>) D. Mwsch. Pr. 1913, 40, 421. — z) Sachs. Idwsch. Zeit. 1913, 61, 563 u. 564. — ') D. Idwsch.
Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 431—448 (Mitt. a. d. agrik.-chem. Yersuchsst. z. Breslau).
A. Quellen der Pflanzen ernährung. 4. Düngung.
137
ausgesprochenen Merkmale des Kg 0- Hungers durch braunfleckige, gekrümmte
Blätter und allgemein mangelhaftes Wachstum. Im April 1910 wurde
eine Anzahl der an KgO erschöpften Boden enthaltenden Gefäße wiederum
je mit 0.8 g N und 0,8 g PjOj gedüngt und mit je 1 g Senfsamen besät.
Am 7. Juni, nachdem die überaus langsam wachsenden Pflanzen eine Höhe
von etwa 10 cm erreicht hatten, wurden 6 Gefäße mit gleichmäßigem
Stande abgesondert. Von diesen blieben 2 ohne weitere Düngung, 2 er-
hielten eine Düngung von je 1,25 g Na Gl, 2 von je 1,0 g KCl (beide
ehem. rein und wasserfrei). Das NaCl wurde in 2,1 1, das KCl in 1,7 1
Wasser gelöst. Von diesen Lösungen wurden an aufeinanderfolgenden
Tagen je Yj ^ ^^^ Aufguß verwendet. Die ohne diese Salzdüngung ver-
bleibenden Gefäße erhielten gleichhohe Wassergaben. Schon 24 Stunden
nach dem ersten Aufguß von Na Cl- Lösung zeigte sich eine deutliche
Besserung des Aussehens der Senfpflanzen. Bei den mit KCl versehenen
Pflanzen trat diese Besserung erst nach 48 — 60 Stunden ein. Die Ent-
Avicklung der mit den Chloralkalien gedüngten Senfpflanzen nahm nunmehr
einen völlig anderen Verlauf. Die Erscheinungen des Kalimangels schwanden
vollständig; frische grüne Blätter sproßten schnell hervor, und nach 14
Tagen standen die Pflanzen bei völlig gesundem Aussehen in der Blüte.
Am 21. Juni wurden sie abgeerntet. — Am 22. Juni erfolgte dann in
denselben Gefäßen eine Neueinsaat von je 1 g Senfsamen. Die Düngung
mit N und P2O5 wurde mit je 0,4 g wiederholt; die mit KCl gedüngte
Gruppe erhielt keine neue KCl -Düngung, die Na Cl- Gruppe dagegen am
26. — 29. Juli eine neue Düngung von 1,25 g in gleicher Form wie früher.
Am 10. August erfolgte eine dritte Ansaat von Senf unter gleichen Ver-
hältnissen wie bei der zweiten. Die Ernten erfolgten am 9. August bezw.
4. October, als die Pflanzen in Blüte standen. — Von den Ergebnissen
möge hier folgendes wiedergegeben werden. Wie nachstehende Zahlen
erweisen, war die Wirkung der Kali -Düngung eine sehr beträchtliche. Es
wurden geerntet in g:
Pro Gefäß lufttrockne Pflanzensubstanz (Kraut -|- Wurzeln) g
1910
10,1 I wio
1911 I -|_ 1911
Gehalt der Ernten in g an
Kali I Natron
1910 I 1911 i 1910 I 1911
Ohne K,0- u
NaO- Düngung '
Ansaat I
, n
, III
23,95 I 8,73
6,42 t 6,43
5.42 14,43
0,100
0,033
0.024
Summe
Mit KCl-
Düngung
Mit NaCl-
Düngung
Ansaat I
., II
.. III
35,77 I 29,50 j 65,36
i
36,55 ! 10,40 i —
12,85 I 8,15 —
8,06 i 13.50 ! —
0,157
0,358
0,152
0.054
Summe
Ansaat I
„ 11
,. III
67,46 I 32,05 i 99.51
33,85 : 13,70 I —
12,00 ' 10,50 ' —
6.39 ' 12,45 ! —
0,564
0,292
0,042
0,018
0,037
0,034
0,077
0,148
0,052
0.039
0,069
0,209 ! 0,127
0,047 I 0,064
0,036 I 0,274
0,292
0,223
0,189
0,032
0,465
0,084
0,139
0,230
0,160 ! 0,444
0,077
0,085
0,057
0,362
0,270
0,198
0,453
0,425
0,232
0,343
Summe
52,24 I 36,65 1 88,89
0,152 I 0,192 i 0,930 [ 1,000
Die Ergebnisse faßt der Vf. in folgenden Sätzen zusammen: „1. Das
Natron vermag ebenso wie das Kali den Baustoff für Pflanzen abzugeben
138 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
und das Kali in dieser Hinsicht bis zu einem gewissen Giade zu ersetzen.
2. Das Natron des Na Cl wird außerordentlich schnell von den Pflanzen auf-
genommen und zu Pflanzensubstanz verarbeitet. Da es vom Boden nicht
in demselben Giade absorbiert wird wie das K, 0, so hält seine Dünge-
wirkung länger an, falls es nicht aus dem Boden ausgewaschen wird.
3. K2O zersetzt NagO-Zeolithe des Bodens und setzt NagO in Freiheit.
4. NagO vermag KgO-Zeolithe nicht oder nur in sehr geringem Maße zu
zersetzen, denn schon durch die Massen Wirkung unserer wiederholten
Na Cl- Düngungen hätte solche Umsetzung alsbald unzweideutig in Er-
scheinung treten müssen.
Die Wirkung von Natron - Düngern auf den Procentgehalt an
Zucker bei gewissen Pflanzen. Von B. L. Hartwell und P. H. Wessels. ^)
— Natron-Dünger verminderten den Zuckergehalt der Mangold-Wurzeln.
Sie verringerten auch den Procentgehalt, erhöhten aber den absoluten Gehalt
an Zucker bei Zuckerrüben. (Kaib.) (j
Versuche über die Wirkung von Natriumsulfat auf das Wachstum
der Pflanzen. Von E. Haselhoff.-) — Im Anschluß an frühere Versuche
des Vf. (Bestäubungsversuche) 3) , welche eine nachteilige Wirkung des
Natriumsulfates auf Pflanzen ergaben, führte der Vf. Versuche aus, bei
welchen NagSO^, dem Boden zugemischt oder in Lösung den Pflanzen
dargeboten wurde. Zu den Bodenkulturversuchen diente ein Sandboden,
der ausreichend gedüngt und dem auf je 8 kg Boden (Gefäß) 0,0, 0,5,
1,0 oder 2 g Natriumsulfat zugemischt wurde. Die Wirkung wurde an
dem Ertrag an lufttrockner Substanz (Phaseolus vulgaris) sowie an dem
Gehalt der Trockensubstanz an SO3 und NajO ermittelt. Aus den Ertrags-
zahlen kann zwar gefolgert werden, daß durch die Beimischung des
Natriumsulfats zum Boden der Ertrag im Durchschnitt etwas herabgedrückt
wird, aber sehr erheblich ist diese Ertragsverminderung nicht. Im übrigen
hat diese Sulfatzumischung eine Erhöhung des Gehaltes an Nag 0 und SO3
in Körner und Stroh der Bohnen zur Folge gehabt, — Zu den Wasser-
kulturversuchen dienten Glasgefäße von 6 1 Inhalt und dieKnop'sche
Nährlösung + etwas NaCl und Fe2Cl3. Versuchspflanzen waren Vicia
faba, Phaseolus vulgaris, Hordeum vulgare und Zea Mays. Per 1 Nähr-
lösung wurden 0,0, 0,5, 1,0 und teilweise noch 1,5 und 2,0 gNa2S04 zu-
gesetzt. Ermittelt wurde die Wirkung a) an der Längezunahme der
Pflanzen während der Vegetation in einzelnen Zeitabschnitten und im
Ganzen, b) an geernteter Trockensubstanz und c) an dem Gehalt der sand-
freien Trockensubstanz an SO3 und Nag 0. Die gesamten Versuchsergebnisse
lassen Unregelmäßigkeiten und Abweichungen in den Endergebnissen der
Versuchsreihen, auch der Parallelreihen erkennen, für die eine Erklärung im
Verlaufe des Versuchs nicht immer gefunden werden kann. Es liegt nach
dem Vf. die Annahme nahe, daß hierbei die Individualität der einzelnen
Pflanze mitspielt; sodann mag aber auch darin, daß von den Pflanzen Na
mehr oder weniger bei der Ernährung aufgenommen werden kann, ein
weiterer Grund für die Ungleichheiten in den Versuchsresultaten gegeben
sein. Weiter meint der Vf., „daß trotz dieser Abweichungen doch aus
1) Orig. Commun. 8. Internat. Cong. Appl. Chem. 15 (1912), Sect. VU, 129—135; ref. nach Exper.
.-^tat. Rec. 28, 34. — 2) Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, Heft 4, 641—650. — ') Ldwsch. Versnchsst. 1907,
67, 157 u. 1908, 69, 477, sowie dies. Jahresber. 1907, 240 a. 1908, 257.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 139
den Ergebnissen gefolgert werden darf, daß Na2S04 selbst in Mengen von
0,5 g pro 1 Nährlösung bereits ■wachstumzögernd wirken kann, daß die in
dieser Weise in ihrer Entwicklung beeinträchtigten Pflanzen sich nachher
z. T. schneller entwickeln, daß aber dennoch in dem Endergebnis auch
eine Ertragsverminderung festzustellen ist. Ob 0,5 g Na2S04 in 1 1
Nährlösung als Schädlichkeitsgrenze festgehalten werden muß, kann auf
Grund der angegebenen Versuchsergebnisse nicht gesagt werden. — Die
Längenzunahme der Pflanzen gibt kein sicheres Maß für die Beurteilung
der Einwirkung des Natriumsulfat^ auf die Pflanzen, was im wesentlichen
auf die beim Messen der Pflanzen bestehenden Schwierigkeiten zurück-
zuführen ist. — Auch die Ergebnisse der Bodenkulturversuche sprechen
für eine geringe nachteilige Wirkung des Na2S04 auf die Pflanzenent-
wicklung; eine Menge von 0,5 g davon auf 8 kg Boden hat bereits den
Ertrag bei Bohnen deutlich vermindert. — Der Gehalt an NagO und SO3
nimmt mit dem Gehalt der Nährlösung und des Bodens an Na2S04 in der
geernteten Pflanzensubstanz zu."
Zur Frage der schädlichen Wirkung zu starker Kalkgaben auf
Hochmoor. Von A. Densch.^) — Nach eingehender Besprechung der
über diese Frage gemachten Beobachtungen und nach angestellten Unter-
suchungen über diese Frage stellt der Vf. die wichtigsten Ergebnisse wie
folgt zusammen: 1. Die Ursache der schädigenden Wirkung zu starker
Kalkgaben auf Hochmoor hängt mit der Stickstofffrage zusammen. 2. Die
Untersuchungen des N im Hochmoorboden beruhen auf chemischen Grund-
lagen. Eine danebengehende Bakterientätigkeit ist nicht ausgeschlossen.
3. In gekalkten wie nichtgekalkten Hochmoorböden treten bei Salpeter-
düngung Verluste an N ein. Der Kalk hatte bei des Vf. Versuchen auf
deren Höhe keinen sicher feststellbaren Einfluß. Die Verluste bewirken
zwar eine schlechtere Ausnutzung der N-Düngung, bedingen aber keinen
absoluten N-Mangel. 4. Durch stärkeres Auswaschen von Salpeter im ge-
kalkten Hochmoor können unter Umständen empfindliche Verluste entstehen,
die sich jedoch im allgemeinen auf einzelne Fälle bei besonders ungünstigen
Witterungsverhältnissen beschränken werden. 5. Im sich zersetzenden
Hochmoorboden verfällt der Salpeter einer teilweisen Reduction bis zu
NH3. Im zu stark gekalkten Hochmoor wird der Salpeter in höherem
Grade in Anspruch genommen. Es kann dann als intermediäres, jedoch
längere Zeit im Boden verweilendes Product HNOg entstehen. 6. Es ist
sehr wahrscheinlich, daß das Auftreten von Nitrit für die bisweilen beob-
achteten Schädigungen mindestens mit verantwortlich zu machen ist.
Andere Faktoren mögen dabei ebenfalls beteiligt sein. 7. Neben Nitrit
entstehen wahrscheinlich noch Nitro- oder Nitrosoverbindungen. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß auch diese für die Schädigung des Pflanzen-
wachstums in Frage kommen.
Die an hydratischer Kieselsäure reichen Kalke als Düngemittel.
Von H. Immendorff.-) — Im Anschluß an die bereits veröffentlichten,
von H. Kappen ausgeführten Versuche^) über die Schädlichkeit der lös-
lichen SiOg im gebrannten Kalke bei Verwendung desselben als Dünge-
1) Ldwsch. Jahrb 1913, 44, Heft 1/2, 331—352. - 2) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80,
891—901. — 8) Chem.-Zeit. 1911, 35, 1101 u. 1102 und dies. Jahresber. 1911, 209.
140 LandwirtschaftHche Pflanzenproduction.
mittel hat der Vf. durch Meyer zu Bexten weitere Versuche mit nach-
benannten Böden und gebrannten Kalken ausführen lassen:
Eibmarsch- Röt- Tonboden aus Zwätzener Ton- Lehm-
boden boden Rohnstedt Bänderton boden boden
mit % Ton 36,18 30.24 26.91 22.01 21.40 17,90
„ „ Sand 53,07 50,12 65,77 58,38 68,65 75,97
Marmorkalk Weißkalk Kalk (blauer) Cementkalk Portland-
a. Esslingen a. Steudnitz a. Steudnitz a. Steudnitz Cement
mit % CaO . . 87.30 84,76 77,88 65,00 62,62
,. ., MgO . . 9,80 1,49 2,22 4,42 2,21
.. ,. lös!. SiO^ 0,03 2.69 6,73 13,88 19,51
Die Zusätze der verschiedenen Kalksorten zu den Bodenarten wurden
so bemessen, daß die Mengen an CaO und MgO zusammen betrugen:
0,25, 0,5, 1,0, 2,5, 5,0, 10,0 und 20,0 7o- ^Is Ergebnis wird folgendes
mitgeteilt: „Ganz zweifellos wird durch sämtliche angewendeten Kalke und
selbst durch Cement die Festigkeit der Bodenkörper annähernd proportinal
dem procentischen Zusatz von CaO bis zu einem gewissen Grade verringert.
Die kieselsäurereichen Kalke erhalten sich im Boden in bezug auf ihre
lockernde Wirkung genau so wie der kieselsäurefreie Marmorkalk, voraus-
gesetzt, daß der Boden die gleichen Mengen von wirksamen Bestandteilen
(CaO + ^gO) zugeführt erhält. Auch der Cement ruft eine Lockerung
im Boden hervor, bei diesen Versuchen allerdings nicht so stark wie die
anderen Kalke." Die Ergebnisse der früheren Versuche werden hiernach
bestätigt.
Über die Wirkung von Kalk und Magnesia bei der Ernährung
der Pflanzen. Von E. Haselhoff. ^) — Der Vf. wendet sich gegen die
Kritik, die ü. Loew bei der Verteidigung^ seiner Hypothese vom Kalkfaktor
an die Arbeiten von Dietrich, Gössel und von Hager geknüpft hat,
weist verschiedene Einwände Loew's als unberechtigt oder zuweitgehend
zurück und berichtet außerdem über neue Versuche. Neben Gefäßversuchen,
bei denen zu einem nährstoffarmen Sandboden zur Grunddüngung noch
wechselnde Mengen von CaO und MgO in Form reiner Carbonate gegeben und
die einen günstigen Einfluß eines bestimmten Verhältnisses von CaO: MgO
im Boden auf den Ertrag weder der Gerste, noch der Pferdebohne,
noch der Nachfiucht herauslesen lassen, wurden umfangreiche Versuche
auf 7 verschiedenen natürlichen Böden ausgeführt. Die Böden erhielten
neben einer reichlich bemessenen Gruuddüngung CaO und MgO in Form
von fein gemahlenem Kalkstein und Magnesit in äquivalenten Mengen im
Verhältnis von 2 : 1, 1 : 2 und 1 : 1. Als Versuchspflanze dienten im 1. Jahre
Gerste, im 2. Jahre mit Nachdüngimg für N, P2O5 und K2O Pferdebohnen
und im 3. Jahre ebenfalls mit Nachdüngung bei 2 Böden Senf, bei den übrigen
englisches Raygras. Eine irgendwie in Betracht kommende Änderung im
Verhältnis von CaO: MgO ist durch den Ertrag des von den Pflanzen
aufgenommenen Anteils nicht entstanden. Die Ergebnisse, die im einzelnen
nicht wiedergegeben werden können, werden vom Vf. dahin zusammengefaßt,
daß die 3jährigen Versuche auf Böden verschiedenster Herkunft, Entstehung
und Zusammensetzung, eiueilei. ob man die Resultate der einzelnen Jahre
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 45, 609—633 (Harleshansen, Ldwsch. Versuchsst.).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 141
für sich oder im ganzen betrachtet, ergeben haben, daß für natürliche
Böden die von Loew aufgestellte Hypothese, nach der den Pflanzen zur
Erziehung von Höchsterträgen Kalk und Magnesia in einem für jede
Pflanzenart bestimmten Verhältnis dargeboten werden muß, keine all-
gemeine Gültigkeit hat. Sie bestätigen im großen und ganzen die auf
Grund von Versuchen der Versuchsstation Marburg bezw. Harleshausen ge-
zogenen Folgerungen und stimmen auch mit den von D. Meyer, Lemmer-
mann u. a. erhaltenen Resultate überein. Auch Feldversuche auf 18 Boden-
arten sehr verschiedener Art, durch welche die Kalkbedürftigkeit der Böden
festgestellt worden war, lassen keine Regelmäßigkeit in der Richtung er-
kennen, daß für das Wachstum oder den Ertrag des Hafers ein bestimmtes,
allgemein gültiges Verhältnis von CaO:MgO im Boden nötig ist, und unter-
stützen somit die aus den Gefäß versuchen enthaltenen Resultate. (Mach.)
Die Bedeutung des Kalkmagnesiaverhältnisses bei Bodenunter-
suchungen. Von P. L. Gile und C. N. Ageton.^) — Die Vff. weisen
an der Hand eines großen Änalysenmaterials nach, daß die Annahme, die
Fruchtbarkeit eines Bodens wäre am besten mit einem engen CaO:MgO-
Verhältnisse (1:1 bis 4:1), nicht der Wirklichkeit entspricht. So wurden
ausgezeichnete Ananas- und Zuckerrohrböden analysiert, bei denen das
Verhältnis bis zu 300 heraufging.
Mitteilung über den Einfluß des Kalkmagnesiaverhältnisses auf
das Pflanzenwachstum. Von Oskar Loew.-) — Mit Bezugnahme auf
vorstehenden Artikel teilt der Vf. mit, daß eine Pflanze nur dann ohne
Nachteil einen großen Überschuß von Kalk im Boden vertragen kann, wenn
sie den von ihr aufgenommenen Überschuß in ihrem Organismus durch
Umwandlung in Oxalsäuren Kalk unschädlich machen kann. Die Annahme,
daß das Wachstum von Zuckerrohr unabhängig von dem CaO:MgO- Ver-
hältnis sei, ist ungerechtfertigt.
Über den Einfluß des Kalkmagnesiaverhältnisses. Von P. L. Gile
und C. N. Ageton.^) — Die Vff. wenden sich gegen die Behauptungen
Loew's^) betreffs ünschädlichwerdens eines großen Kalküberschusses infolge
Niederschlagung im pflanzlichen Organismus als oxalsaurer Kalk, und
weisen nach, daß das Kalkmagnesiaverhältnis in der Pflanzenasche ziemlich
konstant ist.
Über Magnesia- Düngung zu Zuckerrüben. Von F. Strohmer und
O. Fallada. ^) — Verschiedene Forscher haben dargetan, daß Magnesium
ein wichtiger Baustein für den Aufbau des Chlorophylls ist, eine Rolle
auch beim Transport der Kohlehydrate in den Pflanzen spielen soll. Da
unter den Pflanzen, an denen bisher die Magnesiumfrage studiert wurde,
die Zuckerrübe fehlt, von ihr aber nach Meyer bekannt ist, daß sie von
allen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen (außer der Lupine) den größten
Magnesiumverbrauch aufweist, so sehen sich die Vff. veranlaßt, der Frage
der Magnesiadüngung zu Zuckerrüben näher zu treten und entsprechende
Yersuche durchzuführen, bei denen neben entsprechender anderer Düngung
die Magnesia -Düngung in Form von schwefelsaurem Magnesium als Bitter-
1) Journ. of Ind. and Engin. Chem. 5, 33—35; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1136 (Grimme).
— *) Ebend. 5, 257 n. 258 (München, Hyg. Inst.); lef. nach Chem. Cülbu 1913, I. 1723 (Grimme). —
3) Plbend. 5, 564—567 (Mavagnez, Ldwsch. Versuchsst. Porto Rico); ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913. I.
1164 (Grimme). — *) Vor. Art. — =) Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckeiind. u. Ldwsch. 1913, 42, 221—231.
142 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
salz in Mengen von 150 kg pro ha erfolgte. Letztere Düngung geschah
bald nach dem Aufgang der Rüben. Die Versuchspflanzen entwickelten
sich ganz normal und die nach der Ernte am 16. October vorgenommene
Untersuchung ergab, daß im Ernte- und Zuckerertrag zwischen den mit
Magnesia gedüngten und nicht gedüngten Rüben kein wesentlicher Unter-
schied bestand. Dasselbe war auch in der chemischen Zusammensetzung
der geernteten Wurzeln und Blätter der Fall. Die Magnesia- Düngung hatte
also die Ernte wie die Zusammensetzung der Pflanzen gegenüber den
Kon troll pflanzen weder im günstigen noch ungünstigen Sinne beeinflußt.
Die Magnesiazufuhr hatte demnach auch keine Steigerung des Zucker-
bildungsvermögens durch erhöhte Chlorophylltätigkeit oder Vermehrung der
Chlorophyllmenge zur Folge. Die Magnesiazufuhr hat wohl eine Erhöhung
der Magnesiaaufnahme in der Wurzel, nicht aber jener in den Blättern
herbeigeführt, der gesamte Magnesiaverbrauch bei den mit Magnesia ge-
düngten Pflanzen ist aber nahezu derselbe geblieben wie bei den ungedüngten
Pflanzen. Bei den meisten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen überwiegt
in den Samen die Magnesia gegenüber dem Kalke und dasselbe ist auch,
wie die Vfl". grefunden haben, bei der Zuckerrübe der Fall. In 100 Teilen
Reinasche von reinen Rübensamen (also Samen im botanischen Sinne) waren
5,38% Kalk und 19,03% Magnesia enthalten. In den Rübensamenknäulen
verschiebt sich allerdings dieses Verhältnis, denn die Vfi". fanden hier in
100 Teilen Reinasche 17,73% Kalk und 11,83% Magnesia. Mit Rücksicht
auf den relativ hohen Magnesiagehalt des Samens und die hohe physiologische
Bedeutung, die das Magnesium hier zu erfüllen hat, dürfte vielleicht eine
Magnesiadüngung zu Samenrüben nicht ohne Einfluß auf den Ertrag und
Qualität des Samens sein, eine Frage, welche die Vff. weiter studieren
wollen. (Stift.)
über die Einwirkung von Borverbindungen auf das Pflanzen-
wachstum. Von E. Haselshoff. ^) — Nach den Beobachtungen von M.
Nakamura^), E. Hotter^), H. Agulhon*) und anderen kann als zu-
trefi'end angenommen werden, daß die verschiedenen Pflanzenarten sich
gegen Bor verschieden verhalten, daß aber alle Pflanzen durch größere
Mengen Bor in ihrem Wachstum gestört werden, daß sehr geringe Mengen
die Entwicklung der Pflanzen begünstigen können. Mit Rücksicht auf das
von Auraann festgestellte Vorkommen von Bor in einem Abfallkalk war es
dem Vf. erwünscht, weitere Aufklärung durch Anstellung von Wasser- und
Bodenkulturversuche zu schaffen. — Zu den Wasserkultur-Versuchen
dienten die Knop'sche Nährlösung, der noch etwas NaCl und FeClg zu-
gesetzt wurde, in Mengen von 6 1 pr. Gefäß. Angebaut wurden Mais und
Bohnen (Phaseolus). Bor wurde in getrennten Versuchsreihen in Form von
Borax oder Borsäure gegeben in Mengen von 0,0—20,0 mg Bor p. L.
Außer den Beobachtungen über Verfärbung der Blätter wurde die Ein-
wirkung des Bors durch Messung der Längenzunahme während des Versuchs
und durch Wägen der Erntetrockensubstanz im Mittel von je 3 Gefäßen
ermittelt. Die Bodenkulturversuche wurden in Gefäßen mit je 8 kg bezw.
1) D. Id-wsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 399—429. (Unter Mitarbeit von Bredemann,
Stamm und "Werner). — =) Bull. Coli. Agric. Tokyo 1904, 5, 509; Ctrlbl. f. Agrik.-Chem. 1904, 531.
— 3) Ldwsch. Versuchsst. 1890. 37, 437; dies. Jahresber. 1895, 236. — *) Compt. rend. de l'Acad. des
Sciences 1910, 150, 288; dies. Jahresber. 1910, 198 (Bor als katalytischer Dünger) und Compt. rond.
de l'Acad. des sciences 151, 1382; dies. Jahresber. 1911, 262 (Die Gewöhnung von Mais an Bor).
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 143
10 kg Sandboden, der eine angemessene Düngung erhielt, mit Bohnen und
Hafer ausgeführt. Die gegebenen Mengen von Bor pr. kg Boden schwankten
von 0,0 — 15 mg bezw. bis 25 u. 43,75 mg. — Diese Versuche führten
den Vf. zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Die Beobachtungen Hotter 's
über die Fleckenbildung auf den Blältern infolge der Einwirkung von Bor
kann bestätigt werden; sie tritt bereits bei sehr geringen Bormengen in
der Nährlösung bezw. im Boden und auch da auf, wo der Ernteertrag nicht
auf eine schädliche Ein^virkung des Bors auf das Pflanzenwachstum schließen
läßt. 2. Die nachteilige Einwirkung von Bor auf die Pflanzenentwicklung
ist schon bei sehr geringen Mengen Bor beobachtet worden. Bei den
Wasserkulturversuchen liegt die Grenze vielleicht bei 1 mg pro 1 1 Nähr-
lösung; diese Menge Bor hat in Borax gegeben den Ertrag bei Bohnen
begünstigt, obgleich das Aussehen der Pflanzen auf eine nachteilige Wirkung
schließen ließ; in Form von Borsäure gegeben, hat diese Menge von 1 mg
Bor aber auch bereits den Ertrag beeinträchtigt. Größere Mengen Bor
wirken bei Bohnen entschieden nachteilig. Bei Mais konnte bei 1,15 rag
Bor auf 1 1 Nährlösung eine deutliclie Schädigung der Pflanzen nachgewiesen
werden. 3. Bei den Bodenkulturversuchen hat 1 mg Bor, auf 8 kg Boden
verwendet (oder 0,125 mg Bor auf 1 kg Boden = 0,00001^0 ^^^ i^a
Boden), Bohnen nicht geschädigt, wenn das Bor durch Borax gegeben
wurde, während dieselbe Menge Bor in Form von Borsäure nachteilig
wirkte. Größere Mengen Bor müssen in beiden Formen als schädlich an-
gesprochen werden. In den früher mitgeteilten, anderwärts erzielten Ver-
suchsergebnissen liegt die Schädlichkeitsgrenze für Bor höher, wie hier
festgestellt wurde. 4. Einige Versuchsergebnisse lassen eine günstige Be-
einflussung der geernteten Pflanzenmasse erkennen, welche man auf sog,
Reizwirkungen von Bor zurückführen könnte; man wird aber die Grenze
für die Menge Bor, welche solche Wirkungen verursachen kann, sehr niedrig
setzen müssen und zwar auf weniger als 1 mg Bor in 8 kg Boden =
0,00001% Bor im Boden. 5. Im großen und ganzen ist die Wirkung
von Bor in Borax oder Borsäure gleich; einige Versuchsergebnisse sowohl
bei den Wasserkulturversuchen wie auch bei den Bodenkulturversuchen
lassen allerdings eine schädlichere Wirkung der Borsäure erkennen. Ob
diese tatsächlich vorliegt oder oh bei diesen Versuchsergebnissen der in-
dividuelle Einfluß der Versuchspflanzen mitgespielt hat, dürfte noch durch
weitere Versuche festzustellen sein. 6. Das Bor wird aus den Nährlösungen
wie aus dem Boden durch die Pflanzen aufgenommen; diese Aufnahme an Bor
nimmt im allgemeinen mit der Menge des Bors in der Nährlösung bezw.
dem Boden zu. Anscheinend lagert sich das Bor in dem Stroh, nicht in
den Körnern ab. 7. Die äußeren Erscheinungen auf der Blattoberfläche
der Pflanzen nach der Einwirkung von Bor sind bei allen Pflanzenarten
gleich; in der Wirkung auf den Ernteertrag scheint aber, soweit die vor-
liegenden Versuche, welche größtenteils mit Bohnen und nur vereinzelt
mit Mais und Hafer ausgeführt wurden, ein Unterschied zwischen den
einzelnen Pflauzenarten zu bestehen. Darin mag auch zum Teil die Ursache
für die Abweichungen in den hier mitgeteilten Versuchen von früher aus-
geführten Versuchen über den Einfluß von Borverbindungen auf das Pflanzen-
wachstum zu suchen sein.
144 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Beitrag zur Frage über die Wirkung des Mangans bezw. Alumi-
niums auf das Pflanzenwachstum. 2. Mittl. You Th. Pfeiffer und
E. Blank. ^) — Die Vff. haben die vorjährigen Versuche 2) über diese Frage
in etwas abgeänderter Form wiederholt um 1. die' Kontrolle der früheren
Befunde herbeizuführen, um 2. den im Vorjahre nur ganz gelegentlich
beobachteten höheren Wasserverbrauch der mit Mn-Salzen versehenen Kulturen
in einwandfreier Weise festzustellen und auf seine event. Bedeutung für
die Erklärung der Mn- Wirkung zu prüfen, und um 3. die von Stoklasa')
stammende Angabe, daß die schädliche Wirkung größerer Mn-Mengen durch
Beigabe leichtlöslicher AI - Verbindungen in das Gegenteil umgewandelt
werden könne, in den Kreis der Untersuchungen einzubeziehen. Wie
früher wurden Gefäße mit 17 kg Odersand und eine aus 1,0 g P2O5
(CaHPO^), 1,5 g K2O (K2SOJ und 1,5 g N (NaNOj) bestehende Grund-
düngung sowie Hafer verwendet. Mn wurde in 3 Reihen gegeben a) als
MnCOg in Mengen von 3,960, 7,920, 15,840 und 31,680 g; b) als MnSO^
in Mengen von 0,125, 0,25, 1,00 und 1,75 g; c) dieselben Mengen MnSO^
wie vorher + 0,062, 0,125, 0,500 und 0,875 g AlgtSOjg. — Die Er-
gebnisse der ausgeführten Versuche fassen die Vff. in folgenden Sätzen
zusammen: 1. Mn-Salze haben eine geringe Vermehrung der Trocken-
substanzproduction verursacht; die organische Substanz der Pflanze ist bei
diesen Mebrerträgen sicherlich in ganz überwiegendem Maße beteiligt.
2. Zur Erzielung der Höchstwirkung sind sehr bedeutende Mengen Mn,
wenigstens in Form der schwerer löslichen und billiger beschaffbaren Mn-
Verbindungen — hier speciell MnCO, — erforderlich, so daß die wirt-
schaftliche Bedeutung einer Mn-Düngung uns nach wie vor höchst zweifel-
hafter Natur zu sein scheint. 3. Al2(S04)j, in minimalen Mengen neben
geringen Mengen MnS04 angewandt, hat eine unbedeutende stimulierendo
Wirkung zu äußern vermocht, die aber infolge der dieser Zahl anhaftenden
wahrscheinlichen Schwankung noch als fraglich bezeichnet werden muß.
Ein Zusatz von größeren Mengen AI zum MnS04 hat schneller zu einer
Verminderung der Ertragssteigerung geführt, als entsprechend große Mengen
des reinen Mn-Salzes dies zu tun vermochten. In Übereinstimmung hier-
mit haben die von anderer Seite ausgeführten Untersuchungen für die
schädliche Wirkung des Al2(S04)2 eine sehr niedrige Grenze ergeben.
Unsere Versuche sprechen daher nicht für die von Stoklasa gemachte
Beobachtung, wonach die schädliche Wirkung eines Mn-Salzes durch Bei-
gabe eines AI-Salzes aufgehoben oder sogar ins Umgekehite verwandelt
werden soll. 4. Mn bezw. AI haben in denjenigen Fällen, in denen sie
auf die Pflanzenproduction günstig zu wirken vermochten, eine geringe
Mehraufnahme von Nährstoffen aus dem Boden im Gefolge gehabt, die
eine ungezwungene Erklärung in dem absolut höheren Wasserverbrauch
der Pflanzen findet. 5. Die relative, auf das g Trockensubstanz bezogene
Wasserdampfabgabe der Pflanzen hat unter der Einwirkung der Mn- bezw.
AI-Salze eine unverkennbare Abnahme erfahren, die mit der hauptsächlich
in den Blättern stattfindenden Ablagerung des Mn in Zusammenhang stehen
dürfte. Ob bestimmte Beziehungen zwischen dieser Wasserersparnis und
') D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 82, 257—281. — ') Ebend. 1912, 77, 33—66 u. dies. Jahresber.
1912, 136. — ä) Blätter f. Zuckerrübenkaltur 1911, 18, 193 u. Compt. rend. de l'Acad. des sciences
1911, 152, 1340 u. dies. Jahresber. 1911, 251.
A. Quellen der Pflanzenernälirung. 4. Düngung. 145
der günstigen Wirkung fraglicher Salze auf die Trockensubstanzproduction
bestehen, vermögen wir nicht zu entscheiden.
Erhöhung des Pflanzenertrages durch Reizstoffe. Von A, Stutzer,^)
— Durch die Einwirkung sehr kleiner Mengen von Gift macht sich oft eine
gewisse Eeizwirkung geltend, die in der Erhöhung des Ernteertrages ihren
Ausdruck findet. Diese eigenartige Wirkung ist längst bekannt. Die
Engländer sprechen dann von einer „stimulierenden" Wirkung des Giftes,
während die Franzosen die betr. Stoffe „katalytisch wirkende Dünger"
nennen. Der Vf. hat bei Zuckerrüben Versuche mit Bleisalpeter angestellt.
Die Düngung bestand aus 50 kg Phosphorsäure (Superphosphat), 80 kg
Kali (40procent. Salz) und 45 kg Stickstoff in Form von Chilisalpeter
pro ha. Vom Chilisalpeter wurden 15 kg vor der Bestellung und 30 kg
im Juni als Kopfdünger gegeben. Durch Beimengung von 4 kg Bleisalpeter
(im Werte von 3,60 M) zur Grunddüngung stieg der Erfrag an Zucker
(auf 1 ha berechnet) um 398 kg, bezw, 171 kg. In den Ernteprodukten
ließ sich Blei nicht nachweisen. Die Frage bezügl. der Wirkung geringer
Mengen von irgend welchen Metallsalzen auf die Steigerung der Ernte-
erträge ist selbstverständlich noch nicht so weit geklärt, daß den praktischen
Landwirten der Rat gegeben werden könnte, Metallsalze zu verwenden.
AVeitere Feldversuche sind daher erwünscht. (Stift.)
Über den Einfluß gewisser Reizstoffe und anderer wenig benutzter
Mittel auf das Wachstum der Zuckerrübe. Von O. Munerati, G. Mezza-
duli und T. v. Zapparoli. -) — Die Versuche stützen sich auf ein großes
Zahlenmaterial und sollen auch einen Beitrag über die auftretenden Versuchs-
fehler liefern. Es hat sich vor allem gezeigt, daß die Frage über die
Wirksamkeit und die Zweckmäßigkeit der Anwendung von Reizmitteln
(Mn- und AI-Salze) bei der Düngung der Zuckerrübe noch keineswegs ge-
löst ist, vielmehr noch einer genauen Durcharbeitung bedarf. Nicht eimal
die seinerzeit von Stoklasa empfohlene und als energischer Wachstums-
beförderer angesehene Mischung von Mangan- und Alumiuiumsulfat hatte
eine bemerkbare Wirkung gezeigt. Die Vff. warnen die Rübenbauer auch,
einstweilen derartige Reizstoffe, die unter Umständen schädlich werden
können, zu verwenden. Ferner hat sich die Notwendigkeit gezeigt, bei
Kulturversuchen mit einer großen Anzahl von Versuchsparzellen zu arbeiten,
damit Trugschlüsse bez'w\ vorschnelle Schlußfolgerungen vermieden werden,
die sicherlich die Ursache sind, warum manche von verschiedenen Praktikern
oder Forschern augestellte Versuche zu keinem endgültigen Resultate ge-
führt haben. — Pellet') bemerkt zu diesen Versuchen, daß zu ähnlichen
Schlüssen schon vor einigen Jahren Malpeaux gekommen ist; es hat den
Anschein, als ob die Befürworter durch die Ergebnisse eines in zu geringer
Zahl und in zu kleinem Maßstabe ausgeführten, daher vielerlei Zufällig-
keiten unterworfenen Versuches irregeleitet worden sind. (Stfft.)
Ergebnisse der Verwendung von Reihen-Düngerstreumaschinen
zu Zuckerrüben in Ungarn. Von M. Coloman Kerpely.*) — Die Ver-
suclie wurden mit der Maschine Rekord II (zu Losonez in Ungarn gebaut),
die Düngemittel und Saatgut zugleich miteinander in den Boden bringt,
^) Blätter f. Zuckerrübenbau 1913, 20, 209—211. — -) Le Stazioni sperinientali agraria italiane
1913, 46, 4S6— 498. — S) Bull, de l'Assoc. des Chimistes de Sucrerie et de Distillerie 1913, 31, 419-422.
— *) Internat. Agrar-Techn. Rondsch. 1913, 4, 1524 u. 1528.
Jahresbericht 1918. 10
146 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
durchgeführt. Man erwartete schon zu Beginn der Versuche (in den ver-
schiedenen Gegenden Ungarns angestellt) die günstigsten Ergebnisse, da die
Zuckerrübe in vielen Fällen nicht nach dem breitwürfig gestreuten Kunst-
dünger reagiert, dagegen aber die in Reihen gestreute, geringere Dünger-
raenge, welche die Keimung des Samens beschleunigt und die erste Ent-
wicklung der jungen Pflanzen besonders begünstigt. Die Erwartung wurde
auch durch die in den Jahren 1909 — 1912 ausgeführten Versuche be-
stätigt. Die Landwirte haben einstimmig festgestellt, daß die Zuckerrübe
bei der Reihendüngung (Superphosphat) schneller und gleichmäßiger auf-
geht, daß sie sich dann stärker entwickelt und besser der Trockenheit
widersteht als die breitwüirfig gedüngte Zuckerrübe. Bei einigen Versuchen
wurde neben Superphosphat auch Chilisalpeter verwendet und wurde ein
schädlicher Einfluß (ungleichmäßiger Aufgang der Pflanzen) der letzteren
Düngung auf die Keimung nur dann beobachtet, wenn eine größere Menge
als 104 kg pro ha zur Anwendung kam. Auch 40procent. Kalisalz übte
in nicht zu großer Menge (87 kg pro ha) keinen schädlichen Einfluß auf
die Keimung aus. Die Reihendüngung hat den Zuckergehalt nicht ver-
mindert, im Gegenteil in einigen Fällen erhöht. Da sich die günstigen
Ergebnisse sowohl in dem trockenen Jahr 1911 wie in dem feuchten
Jahr 1912 gezeigt haben, so ist wahrscheinlich, daß die Reihendüngung
in %venigen Jahren endgültig in die Praxis eingeführt sein wird. (Stift.)
Über die Wirkung der Schwefelblüte auf das Wachstum der
Zuckerrübe. Von Josef Urban.^) — ■ Die günstigen Erfolge, die bisher
mit der Schwefeldüngung bei verschiedenen Pflanzen erzielt wurden,
veranlaßten den Vf., einen Versuch bei Zuckerrüben anzustellen. Das
Versuchsfeld stand in bester Düngung. Bei der Aussaat w^urde auf drei
einreihigen Parzellen Schwefelblüte unmittelbar hinter der Säemaschine
mit der Hand gestreut und mit der Hacke im Boden verteilt. Die Einzel-
reihen waren je ungefähr 100 m lang und jede Reihe erhielt 1 kg Schwefel-
blüte, entsprechend 200 kg pro ha. Die Aussaat erfolgte am 27. April,
die Ernte am 29. Oktober. Das Durchschnittsgewicht der geschwefelten
Rüben betrug 444 g, dasjenige der ungeschwefelten Rüben 435 g, der
durchschnittliche Zuckergehalt ersterer Rüben stellte sich auf 20,53 <^/o,
derjenige der ungeschwefelten Rüben auf 20,60 %. Auch die Saftanalyse
gab in der Polarisation, dem Reinheitsquotient und dem Saftfaktor keine
Unterschiede. Auch in der Farbe des Krautes konnte während der ganzen
Vegetationszeit kein Unterschied beobachtet werden. Das Kraut war bei
sämtlichen Pflanzen gleich üppig und auch das Vergilben der Blätter im
Herbste erfolgte ganz gleichmäßig. Die Wirkung des Schwefels zeigte
sich also nur in einer geringen Steigerung des Ertrages. Die Versuche
sollen in abgeänderter Form wiederholt Averden. (Stift.)
Über die Verwendung der Schwefelblüte zur Bekämpfung des
Kartoffelschorfes und als indirektes Düngemittel. Von Hj. v. Feilitzen
(-Jönköping)2). — Die Versuche wurden auf einem Land mit Sandboden,
der für gewöhnlich eine schorfige Ernte gibt, ausgeführt. Das
Land war 1907 zuletzt gekalkt worden und hatte 1893 — 1897 jährlich,
1) Ztschr. f. Znckerind. in Böhmen 1913, 37, 441—444. — «) Fühling's klwsch. Zeit. 1913, 62,
231—242.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 147
dann 1904, 1908 und 1910 Kartoffeln getragen. Der Boden enthielt
i. J. 1912 0,53 Yo CaO und war seine Reaktion gegen Lackmus neutral
bis schwach alkaliseh. Vorfrucht Erbsen. Zu den Kartoffeln wurde pro ha
mit 30000 kg Stallmist, 200 kg Superphosphat, 200 kg 38procent. Kali-
salz und 200 kg Chilisalpeter gedüngt. Es wurden 400 kg Schwefelblüte
verwendet und diese nach dem Pflanzen der Kartoffeln direkt darüber breit-
gestreut, so daß sie unmittelbar auf und neben die Satzknollen kam. Das
Saatgut war vollständig schorffrei und wurden nur ausgewählte ganze Knollen
verwendet. 5 verschiedene Kartoffelsorten wurden nebeneinander geprüft
auf 4 Teilstücken ohne und 4 mit Schwefelblüte. Die Entwicklung der
Pflanzen war normal, aber gegen die Erntezeit zu wurden sie schwer von
Phytophthora befallen, welche das Laub der beiden Sorten Harbinger- und
Jamtlandskartoffel auf sämtlichen Teilstücken vollständig zerstörte. Die
Ernte geschah am 16. — 18. September, wobei von jeder Sorte und jedem
Teilstück eine Durchschnittsprobe von 100 Knollen zur Schorfuntersuchung
herausgenommen wurde. Außer den beiden genannten Sorten wurden an-
gebaut Flourball, Jubel -K. und Magnum bonum. Das Ernteergebnis w^ar
im Mittel sämtlicher Teilstücke pro ha in kg. Schorffreie Knollen in ^1^:
Sorte Harbinger FJourball Jemtlands-K. Jubel-K. Magnum bonum
S ohne mit ohne mit ohne mit ohne mit ohne mit
Knollenertrag . . 22813 24000 20063 2012& 19125 24 375 25760 21500 18625 22375
schorffreie Knollen 2,4 3,2 3,9 2,0 1,2 2,5 57,2 54,8 7,0 9,0!
Der S hat außer bei der Jubelkartoffel ertragserhöhend gewirkt und
waren die Knollen hier besser entwickelt. Der Gehalt an Stärke ist sehr
wenig beeinflußt worden. Die Einwirkung des Schwefels auf den Schorf-
befall war ziemlich unbedeutend. — Bei einem weiteren Versuch über
die Wirkung des S und zwar bei Pferdebohnen als erste und Raygras als
zweite Frucht auf ziemlich kalkarmem und sauer reagierendem Moorboden
hat sich der S bei den Pferdebohnen ohne Vorteil, bei dem Raygras da-
gegen als schädlich erwiesen.
Untersuchungen über die befruchtende Wirkung des Schwefels.
Von A. Demolon.^) — In Fortsetzung seiner früheren Versuche über
diese Frage 2) verglich der Vf. die Wirkung von S, SO^Hj, SOg und CSg
auf das Wachstum von Zuckerrüben, wobei sich ergab, daß SO4H2 keine
Wirkung äußerte, dagegen gaben S, SO2 und CSj eine günstige Wirkung,
CS2 die beste. Die befruchtende Wirkung des S kann zugeschrieben werden
seiner Wirkung auf die Mikroben des Bodens, ferner seiner allmählichen
Umwandlung in SO3, welche in manchen Fällen als Quelle des S für die
Pflanze, aber auch als Lösungsmittel verschiedener mineralischer Teilchen
des Bodens dienen kann; sei es direkt, sei es indirekt für die Bildung von
CaSO^, der dann KjO in Freiheit setzt.
Die Einwirkung von im Boden befindh'chen Sulfiten, von Thio-
sulfat und Schwefel auf das Wachstum der Pflanzen. Von Walter
Thalau.^) — Die hierauf bezüglichen Vegetationsversuche wurden i. d. J.
1911 und 1912 in einem Lehmboden, in reinem Quarzsand und in einem
Torfboden (wie er in der Torfstreu geliefert wird, Hochmoortorf, Sphagnum-
torf) ausgeführt. Als Versuchspflanzen dienten Hafer und Senf, welcher
1) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, Nr. 9, 725—728. — s) Ebend. 1912, 154, 524
u. dies. Jahresber. 1912, 140. — 3) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 82, 161—209.
10*
148 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
letzterer jedoch im Sand- und im Torfboden nicht zur Entwicklung ge-
langte und durch eine Grasmischung ersetzt wurde. Außer einer gemein-
samen Grunddüngung erhielten die Böden eine N-Düngung in Form von
Ammonsulfat, bezw. Ammonsulfit und Burkheiserschem Salz, sowie auch
von CaSOg. Außerdem wurden zu gleichem Zweck Wasserkulturversuche
mit Hafer- uud Weizenpflanzen angestellt, ferner Versuche über die Ein-
wirkung von Ammoniumsulfit und -sulfat auf den Keimungsvorgang von
verschiedenen Kulturpflanzen, sowie auch Versuche über die Oxydation von
Ammoniumsulfit. Angefügt wurde ein Versuch im Lehmboden über die
Einwirkung von Schwefel in Form von S-Blumen auf den Ertrag bei
Senf- und Haferkulturen, die teils eine, teils keine Düngung erhielten.
Die Summe der Erträge von je 5 Gefäßen war folgende:
ungedüngt gedüngt
ohne S S: 0.2 g 0.4 g 1,0 g ohne S S: 0,2 g^0,4g 1.0 g
Senf g 55,0 62,9 60,2 67,6 90,8 88,8 95,2 98.7
Hafer,, 126,7 133.6 138,8 152,3 169,9 175,7 173,5 180,9
Die wesentlichsten Ergebnisse aller Versuche faßt der Vf. kurz wie
folgt zusammen : „Ammoniumsulfit hat sich im Lehmboden dem Ammonium-
sulfat bezüglich seiner düngenden Wirkung als gleichwertig erwiesen; im
Sandboden war die Wirkung des Ammoniumsulfits etwas geringer, im Torf-
boden blieb der Ertrag der mit Ammoniumsulfit gedüngten Gefäßen weit
hinter dem der vergleichsweise mit Ammonsulfat beschickten zurück. In
Wasserkulturen hat sich Ammoniumsulfit schon bei geringen Gaben als
sehr schädlich erwiesen; auf den Keimungsproceß wirkte es bereits in
YioProcent. Lösung hemmend, in Iprocent. Lösung zerstörend ein, während
eine 1 procent. Ammoniumsulfatlösung noch keine Schädigung ausübt. —
Ammoniumsulfit vermag sich sowohl, wenn es frei an der Luft liegt, Avie
auch in Wasser gelöst in kurzer Zeit zu Sulfat zu oxydieren ; am schnellsten
geht diese Oxydation vor sich, wenn das Salz mit Boden gemischt wird.
— Calciumsulfit hat in Lehm- und Sandboden keine Ertragsverminderung
hervorgerufen; im Torfboden scheint es schädigend gewirkt zu haben;
auch in Wasserkulturen war mit steigenden Gaben von Calciumsulfit eine
immer deutlicher, hervortretende Wachstumsminderung zu beobachten.
Natriumthiosulfat hat keine schädliche Wirkung auf den Pflanzenertrag er-
geben." (Der Yi. unterläßt es, auf Grund seiner Versuche mit S Schluß-
folgerungen zu ziehen und will weitere Versuche abwarten.)
Düngungsversuche mit eingetrockneter Ablauge von Sulfit-
Cellulosefabriken. Von A. Stutzer. i) — A. Feldversuch in Sand-
boden mit Kartoffeln. Die Witterung war außerordentlich ungünstig
und die Erträge wegen ungewöhnlich nasser Witterung im Herbst gering.
Dennoch hat die Ablauge zweifellos eine Ertragserhöhung bewirkt. Gibt
man die Ablauge, als Dünger, neben sehr reichlichen Mengen von N, so
kann eine Erniedrigung des Ertrages eintreten. Nach diesem Verhalten
dürfte es nicht richtig sein, diese Ablauge in einem humusreichen und in
einem mit N genügend gedüngten Boden zu verwenden, sondern sie kann
nur in solchen Böden gebraucht werden, die arm an Humus sind, mit
P2O5 und KjO genügend, mit N dagegen nur schwach gedüngt werden.
1) FühUng's Idwsch. Zeit. 1913, 62. 139—146.
A. Quellen der Pflanzenernäbrung. 4. Düngung. 149
B. Gefäßversuche. Die Düngung KgO und P2O5 war recht reichlich,
die mit N ziemlich knapp. Neben dieser Grunddüngung wurden bei
einigen Versuchsreihen (von je 4 Gefäßen) steigende Mengen von ge-
trockneter Ablauge gegeben: 1. In Quarzsand. Erfahrungsgemäß arbeiten
die N-sammelnden Bakterien langsam, der in der Düngung gegebene N
wird zunächst festgelegt, in Bakterieneiweiß verwandelt, kurzlebige Yer-
suchspflanzen hungern dann nach N und liefern nach Düngung mit
organischen Stoffen geringere Ernteerträge. Der Yf. wählte, um diese
Tatsache nochmals festzustellen, weißen Senf als Versuchspflanze. Das
Ergebnis des Versuchs bestätigte vollständig diese Wirkung. 2. In Lehm-
boden mit Hafer. In dem humusarmen Lehmboden hat die organische
Substanz der Sulfitablauge gut gewirkt. Während je 1 Gefäß ohne Ab-
lauge einen Ertrag von 28,5 g Trockensubstanz lieferte, steigerte sich der
Ertrag nach Düngung mit Ablauge, je nach ihrer Menge bis zu 38,25 g
Hafertrockensubstanz. Hiernach scheint es nach dem Vf., daß die Ver-
wendung der entsäuerten und in sonstiger Weise zweckmäßig behandelter
Ablauge der Sulfit- Cellulosefabrikation vielleicht ein brauchbares Mittel ist,
um hümns- und N-arme Böden zu verbessern.
Einfluß des Bodenvolumens und des Nährstoffvorrates auf die
relative Wurzelentwicklung und den Ertrag bei den Sommerhalm-
früchten. Von Herrn. Burmester. i) Die hierzu dienenden Versuche
wurden iu den Jahren 1910, 1911 und 1912 in Zinkgefäßen ausgeführt.
Die Gefäße unterschieden sich durch folgende Maße:
Durchmesser Höhe Rauminhalt Bodenmenge
die großen 25 cm 34 cm 16681 ccm 20 kg
die kleinen .... 20 .. 20,5 ., 6437 ., 8 ,.
Der Boden war ein Gemisch von 10 verschiedenen Böden, das als
ein frischer, milder Lehmboden bezeichnet wird. In den Jahren 1910
und 1911 wurden vergleichsweise in großen und kleinen Gefäßen Hafer,
Gerste, Sommerweizen und Sommerroggen angebaut. Im J. 1910 war die
Wasserzufuhr eine ungleichmäßige und wuchsen deshalb die Pflanzen in den
großen Gefäßen unter günstigeren Verhältnissen. Im J. 1911 versuchte
der Vf. daher, den Faktor „Wasserversorgung" dadurch möglichst gleich
zu gestalten, daß er den Wasservorrat des Bodens so steigerte, daß dieser
direkt nach dem Gießen das optimale Erfordernis etwas überstieg, der
Boden enthielt an Wasser nach dem Gießen zu Beginn 65% und von
der 6. Woche an 85°/o seines Wasseraufsaugungsvermögens, das 30%
seines Gewichtes ausmachte. Das Ergebnis war, daß die Verschiedenheit
des Bodenvolumens die Gewichtsgrößen für Sproß- und Wurzelanteil pro
Pflanze in den großen und kleinen Gefäßen nur unwesentlich verändert
hat. Der Vf. nimmt indessen an, daß die Wachstumsbedingungen in den
großen Gefäßen, insbesondere w^as die Wasserregulierung anbetrifft, noch
etwas günstiger gewesen sind als in den kleinen und die Pflanzen in den
größeren zur Erzeugung der gleichen oberirdischen Substanz etwas weniger
an Wurzeln zu verwenden brauchen. — Im J. 1912 wurden die gleichen
Versuche durch den Einschluß der Nährstofffrage erweitert. Es wurden
bei den 4 Früchten Gefäße mit Volldüngung, dto. ohne N, dto. ohne Pg O5
1) Journ. f. Ldwsch. 1913, 61, 135—152.
150 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
und dto. ohne KjO eingerichtet. Nach den Ernteergebnissen ist auch
bei diesen Versuchen „das Bodenvolumen auf die quantitative Ausbildung
der Wurzeln, was sowohl deren absolute Größe wie ihr Verhältnis zum
Sproßteil anbetrifft, ohne Einfluß geblieben". — „Mangelhafter Nährstoff -
Vorrat im Ackerboden setzt im allgemeinen die quantitative Ausbildung der
oberirdischen Organe und der Wurzeln in ihrer absoluten Größe herab,
wobei die Verminderung der oberirdischen Substanz mit zunehmender Ab-
nahme eines Nährstoffes wesentlich mehr beschleunigt wird als die der
Wurzeln. Umgekehrt muß also jeder Nährstoffreichtum oder jede richtig
angewendete Düngung in zweifacher Hinsicht den Ernteertrag steigernd
beeinflussen: Die Düngung muß infolge der direkten Nährstoffzuführung
ertragssteigernd wirken; sie muß aber auch die Pflanze von jeder un-
wirtschaftlichen Wurzelentwicklung zurückhalten und sie vielmehr ver-
anlassen, alle etwa hierauf zu verwendenden Baustoffe sowie alle Energie
nur der Ausbildung der oberirdischen Organe zuzuwenden."
Düngungsversuche zur Ermittelung des Einflusses verschiedener
Nährstoff-Zusammenstellungen auf den Ertrag und die Beschaffenheit
des Bodens. Von F, Mach. ^) — Die im Vorjahre mit Futterrüben be-
gonnenen Versuche 2) sind mit Gerste als Versuchspflanze fortgesetzt worden.
Auf den gedüngten Parzellen wurden 30 kg N, 50 kg P2O5 und 50 kg KjO
in derselben Zusammenstellung wie im Vorjahre gegeben. Die Düngemittel
wurden am 20. März, jedoch der Chilisalpeter je zur Hälfte am 17. April
und am 17. Mai gegeben. Die Aussaat (300 g Gerste) erfolgte am 30. März
in Reihen von 15 cm Abstand. Die Entwicklung war auf den gleich be-
handelten Parzellen sehr gleichmäßig. Sehr deutlich machte sich bemerkbar,
daß die sauer und die sauer -|- alkalisch gedüngten Parzellen den alkalisch
gedüngten erheblich vorausliefen. Am meisten zurück blieben die Parzellen
ohne Düngung. Mit diesem Vorschreiten der Entwicklung stand im Ein-
klang, daß das Gelbwerden von Stroh und Ähren bei den alkalisch ge-
düngten und nicht gedüngten Parzellen mehrere Tage später erfolgte und
der Unterschied in der Reihe noch am 13. Juli deutlich zu erkennen war.
Die Erträge an wasserfreier Trockensubstanz auf 100 qm berechnet waren
(Stroh einschließlich der Spreu): in kg
ohne Beidünger mit Stalldünger mit Atzkalk
Körner Stroh Körner Stroh Körner Stroh
Ungedüngt 18,86 23,84 23,56 29,88 20,04 26,96
Volldüngung sauer 28,52 39,40 32,36 43,32 28,60 41,16
alkalisch .... 27,40 39,36 30,84 41,20 29,56 40,28
sauer + alkalisch . 30,00 39,96 31,00 41,00 29,16 39,00
Die Wirkung des Stalldüngers ist 1912 anscheinend etwas stärker
gewesen wie im vorigen Jahre, in dem die Rüben durch die Trockenheit
sehr zu leiden hatten. Die ertragssteigernde Wirkung des Kalkes ist sehr
geringfügig gewesen. Die Wirkung der Volldüngung nach Abzug der
durch Stallmist und Kalk hervorgerufenen Mehrerträge ist sehr gleich-
mäßig gewesen.
Methode der Bewässerung bei Vegetationsversuchen. Von O.
Reitmair.^) — Über diese Frage wurde eine ausgedehntere Versuchsreihe
1) Ber. d. Großh. Bad. Idwsch. Versuchsanst. über ihre Tätigk. i. J. 1912, 73—75. — ^) Ebend.
1911, 62—65 und dies. Jahresber. 1912, 143. — ^) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. ia Osterreich 1913,
16, 187—189 (Tätigkeitsber. D. Idwsch. Versuchsst. Wien).
Ä. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 151
mit Hafer ausgeführt. Den Forschungen v. Seelhorst's über die Be-
deutung der Wasserzufuhr besonders bei Gefäßversuchen ist die Einsicht
zu verdanken, daß man bei optimaler Steigerung der Wasserverdunstung
der Pflanzen die höchste Production erzielt. Nach des Vf. bisherigen
Erfahrungen wird in den Zinkblechgefäßen Wagner 'scher Type von
25x33 cm D. u. Höhe, die 15 — 20 kg Bodenmaterial fassen, durch die
Luftröhren eine übertriebene direkte Wasserverdunstung aus dem Boden
bewirkt. Auch bei täglichem Begießen von oben mit Wassermengeu , die
einen hohen Anteil der Wassercapacität (bis zu 80"/o) entsprechen, war
die Austrocknung der untersten Bodenschichten übermäßig stark. Außer-
dem zeigte sich ein bedeutender Einfluß der verschiedenen Besonnungs-
stärke und Windbew^egung auf die Verdunstungshöhe. Zur Beschaffung
bestimmter Vergleichsgrundlagen unternahm der Vf. 1912 Versuche mit
einer größeren Anzahl von Gefäßen, die mit dem gleichen Bodenmaterial
beschickt waren und von welchen eine Anzahl von oben, die übrigen
Gefäße aber von unten täglich mit den gleichen Wassermeugen begossen
wurden. Daneben wurden noch Gefäße mit einer besonderen Vorrichtung
zur Wasserverteilung verwendet. Sowohl die Pflanzenproductiou als auch
die Nährstoffaufnahme waren wesentlich von der Verdunstungsgröße ab-
hängig. Die Verdunstung war in der Regel erheblich höher beim Begießen
von unten gegenüber den anderen Wasserzuführungsarten und sie war
sogar höher in dem stärker gelüfteten und dadurch kühleren Standort
(Glashaus II). Nachfolgende Zusammenstellung gibt die durchschnittliche
Nährstoffaufnahme bei den einfach gebauten Gefäßen in mg pro Gefäß:
Nährstoffaufnahme
ötanaort
uegieiaung
N
P3O,
K,0
Glashaus I
von oben
%( 390
173
816
1>
von unten
li 581
202
1062
Glashaus II
von oben
1| 1245
318
1338
von unten
§ \ 1096
298
1582
Glashaus I
von oben
^ r 878
^ä . 962
'i 1 1414
^ l 1551
316
1066
,,
von unten
288
1350
Glashaus II
von oben
328
1414
»1
von unten
377
1716
Bei der günstigen Wasserversorgung wurde also die zugeführte Düngung
am wenigsten ausgenutzt. Je mehr die Wasserverdunstung der Pflanzen
durch die Versuchsanordnung gesteigert werden konnte, desto größere Nähr-
stoffmengen wurden demselben Bodenmaterial entnommen. Die tägliche
durchschnittliche Wasserverdunstung pro Gefäß in der Beobachtungszeit von
28 Tagen (vom 21. Juni bis 19. Juli 1912) stieg je nach der Begießungs-
art in den ungedüngten Gefäßen von 444 g bis 659 g; in den Gefäßen
mit Volldüngung von 573 g bis 684 g. Die Körnerernten waren durch
die Art der Begießung bei ungedüngt von 17,4 g auf 29,4 g und bei
Volldüngung von 27,6 g auf 38,2 g pro Gefäß gestiegen. — Der Vf.
glaubt mit diesen Versuchsergebnissen eine neuerliche Stütze unserer Theorie
von der in der Bodenlösung stetig fließenden Quelle der Nährstoffversorgung
gewonnen zu haben. Wenn auch keine direkte Proportionalität zwischen
den von der Pflanze aufgenommenen und transpirierten Wassermengen und
den aufgenommenen Nährstoffmengen festzustellen sein wird, weil bei den
leichter löslichen und bei den schwerer löslichen Nährstoffen der Ersatz
152 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
der durch das Pflanzenwachstum aus der Bodenlösung entnommenen Nähr-
stoffmengen durch neue Lösungsvorgänge nicht gleichmäßig schnell erfolgt,
so könnte auf dem gezeigten Wege doch schließlich der gesuchte Zusammen-
hang aufgefunden werden. Über die relativ gesteigerte Ausbildung der
"Wurzeln oder die Veränderung im Bau der oberirdischen Organe unter
dem Einfluß verschiedener Wasserversorgung konnten im Jahre 1912 nur
vereinzelte Beobachtungen gesammelt werden, ebenso über die Veränderungen
in der Nitrifikationstätigkeit des Bodens. Die Ausbildung der Rispe zeigte
bei den eben zitierten Haferversuchen geringe Variationen und blieb immer
weit hinter der Entwicklung des Freilandhafers derselben Sorte (Wald-
viertler Auslese) zurück. Die Entwicklung des Einzelkornes war bei allen
Bewässerungsarten gleich und sehr gut, im Durchschnitt besser als die
des Freilandhafers derselben Sorte.
Der Einfluß verschiedener Vegetationsfaktoren, namentlich des
Wassers, auf die Erzielung von Maximalerträgen in Vegetationsgefäßen.
Von Th. Pfeiffer, E. Blanck und K. Friske.i) — Im Jahre 1911 wurden
von den Vff. Versuche über diese Frage in 7 Böden von verschiedener
Hygroskopicität und Wassercapacität mit verschiedenen Wassergaben bei
Hafer ausgeführt. Zur Charakteristik der Böden können folgende Angaben
dienen. Die Zahlen für die Hygroskopicität und der Wassercapacität —
beide in Gewichtsprocenten der Böden — sind die Mittel von je 4, bezw.
5 Bestimmungen:
Boden aus: Brandschutz Ninikan Bargwitz Langenau totschen grotzsch BettJem
Ton »/o 4,32 3,65 9,93 9,65 12,24 19,09 19.40
Sand „ 93,48 93,18 85,90 85,38 83,09 76,05 69,49
Ca CO., „ 0,13 0,19 0,50 0,78 0,67 0,41 1,36
Organische Substanz „ 2,07 2,98 3,67 4,19 4,00 4,45 9,75
Hygroskopicität . . „ 1.58 1,67 2,75 3,96 4,25 5,71 6,66
Wassercapacität . . „ 20,76 23,25 28,91 33,08 31,76 30,38 35,97
Man ersieht, daß sich gewisse, wenn auch nicht ganz regelmäßige
Beziehungen zwischen den Hygroskopicitätszahlen und dem Gehalte der
Böden an Ton und organischer Substanz ergeben. Die Wassergaben wurden
in 4 Staffeln a — d gegeben und zwar so, daß, von der doppelten Hygros-
kopicität ausgehend, bei a eine Wasserzulage von 3,07^0 ^'^^^ *^^^'^^ '^'o^
b — d eine solche von 4,15^0 platzgriffen. Zur Düngung wurde ein von
HellriegeH) empfohlenes Salzgemisch angewendet, bestehend aus 1,640 g
Calcium nitrat, 0,544 g Monokaliumphosphat, 0,298 g Kaliumchlorid,
0,240 g Magnesiumsulfat. Diese Mischungsmenge als „Einheit" bezeichnet,
gelangten in je 2 Gaben bei der Reihe mit der Wassergabe
a) b) c) d)
4 6 8 8
Einheiten pro Gefäß zur Verwendung. Das Verhältnis der zugesetzten
Nährstoffe war also überall das gleiche, die Menge dagegen eine steigende.
Die erhaltenen Erträge (im Mittel von je 4 Gefäßen ohne Beifügung der
wahrscheinlichen Fehler) an Körner und Stroh sowie die Gehalte der Ernte
an N, P2O5 und K2O sind im folgenden zusammengestellt:
») Die Idwsch. Versnchsst. 1913, 82, 237-312.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
153
O
2
i
'o
t
O
1
CS
i
Ernte an (Trocisbst.)
Gehalt der Erntetrocken sabst. '/o an
u
o
c:
s
o
g
a
Cß
N
P2O5
K2O
o
n
O J3
c o
:0
in
0
1
J3
Cß
CS :j3
cq-ü
00
I— 1
11
II l
6,23
10,38
14,53
18,68
23,1
31,0
33,9
39,4
30,5
50,4
57,9
67,6
53,6
81,4
91,8
107,0
1,915
1,710
2,101
1,788
0,597
0,640
0,722
0,538
0,840
1,023
1.178
1,085
0,174
0,393
0,588
0,782
0,593
0,643
0,621
0,502
3,461
4,151
4,019
3,999
f— 1
II
CO /
II
6,41
10,56
14,71
18,86
20,2
30,2
37,8
34,0
26,8
44,2
56,6
59,4
47,0
74,4
94,4
93,4
2,436
2,273
2,361
2,126
0,802
0,774
0,739
0,742
1,043
1,118
1,168
1,125
0,268
0,441
0,600
0,636
0,540
0,503
0,602
0,631
2,487
2.911
3,340
3,337
1
CO
II
-1
II l
8,57
12,72
16,87
21,02
28,2
37,2
47,8
43,7
36,2
52.1
71,0
69,8
64,4
89,3
118,8
113,5
2,337
2,237
2,053
2,118
0,736
0,783
0,752
0,692
0,918
1,063
1,050
1,150
0,174
0,319
0,442
0,584
0,542
0,629
0,454
0,602
2,166
2,322
2,747
2,792
1
(O
CD
CO
o
CO .
1\
10,99
15,14
19,29
23,44
29,5
37,5
45,3
89,9
41,8
59,6
78,9
72,8
71,3
97,1
124.2
112,7
2,075
2,031
2,075
2,204
0,731
0,708
0,713
0,661
0,958
1,050
1,115
1,135
0,214
0,329
0,502
0,579
0,646
0,629
0,542
0,653
3,361
3,823
3,864
3,811
• o
IC -U
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II
CD i
11
11,57
15,72
19,87
24,02
17,3
28,8
43,1
39,7
25,3
43,0
67,5
67,4
42,6
71,8
110,6
107,1
2,457
2,181
1,999
2,009
0,885
0,782
0,640
0,655
1.075
1,058
1,125
1,105
0,342
0,304
0,450
0,639
0,768
0,709
0,621
0,701
3,643
4,337
4,453
4,594
03 O
*- 00
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w 2
CO ^
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CO
14,49
18,64
22,79
26,94
22,5
30,4
44,9
38,6
35,8
50,0
69,9
69,4
58,3
80,4
114,8
108,0
2,549
2,443
2,184
2,303
1,090
1,096
0,830
0,927
1,130
1,278
1,295
1,388
0,272
0,354
0,370
0,473
0.666
0;670
0,722
0,761
3,298
3.134
3,381
3,556
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CD
CD
ccT
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1^ i
CO »
II
16,39
20,54
24,69
28,84
22,1
35,4
49,2
44,9
32,4
50,5
73,1
73,3
54,5
85,8
120,3
118,2
2,489
2,344
2,094
2,228
1,032
0,985
0,776
0,895
1,285
1,278
1,265
1,333
0,251
0.230
0,203
0,269
0,721
0,784
0,736
0,831
3,146
3,121
3,155
3,054
Die Ergebnisse dieser Versuche haben die Vff. hinsichtlich der Höhe
der dabei gewonnenen Erträge sehr enttäuscht; die Vff. haben deshalb
durch weitere Versuche i. J. 1912 festzustellen versucht, woran es etwa
liegen kann, daß die bislang gewonnenen Erträge bei einer reichlichen N-
Düngung verhältnismäßig niedrig ausgefallen sind. Rosenthaler Lehmboden
und ein Gemisch dieses mit Odersand zu gleichen Gewichtsteilen dienten
zum Anbau von Hafer. Die Gefäße vermochten von ersterem 13 kg, vom
Gemisch 15 kg zu fassen. Um etwaigem Mangel an Durchlüftung zu be-
gegnen wurden Parallelreihen eingerichtet, bei denen durch geeignete Ein-
richtung der Töpfe eine stärkere Durchlüftung stattfinden konnte. Als Grund-
düngung wurden neben 1 g MgClg aq., 2 g N in Form von NH4NO3
pro Gefäß gegeben, dazu kam eine Differenzdüngung in 3 Staffeln von
1, 2 und 3 g ^2^5 ^^ Form von Monocalciumphosphat neben je 1, 2
und 3 g KjO in Form von Kaliumsulfat pr. Gefäß. Die Wassergabe
wurde in der Weise variiert, daß sie 50, 70 und 90 ^/q der Wassercapacität
entsprach. Die jungen Haferpflanzen wurden am 24. Mai auf je 24 pro
154
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Gefäß vereinzelt. Ernte erfolgte am 1. August. Nachstehende Zusammen-
stellung gibt eine Übersieht über die durchschnittlichen Ernteergebnisse
pro Gefäß, sowie über den Gehalt der Ernteprodukte an N, Pj O5 und KgO.
3
3
3
a
c
s
0
1
Erntetrockeasubstanz
Gehalt der Ernte <> „ an
pro Gefäß
N 1
P2O5 1
KoO
«
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0
0
£
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1
es
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S
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c
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s
00
0
c
t-l
J3
0
J3
2
g
%
s
. , 1
ll
50
70
90
39,8
62,5
64,1
42,4
73,8
77,9
82,2
136,3
142,0
2,749
2,514
2,236
1,037
0,908
0,716
0,905
1,029
0,992
0,171
0.208
0,250
0,504
0,634
0,559
1,991
1,746
1,572
2!
50
70
90
43,6
66,8
65,9
47,5
75.0
83,3
91,1
141,8
149,2
2,813
2,476
2,268
1,098
0.660
0,702
0.925
1,021
1,072
0,177
0,178
0,374
0,405
0.586
0.579
1,919
1,925
1,916
3
3]
50
70
90
49,0
70,7
69,3
57,7
80,6
86,8
106.7
151.3
156,1
2,752
2.291
2,141
1,019
0,569
0,508
1.031
1J07
1,131
0.204
0,381
0,613
0,615
0,592
0,629
2,218
2,163
2.156
Q
bc
ll
50
70
90
49,6
59,8
53,7
55,5
69,8
63,9
105,1
129.6
117,6
2,847
2,425
2,250
0,812
0,675
0,618
0,932
1.004
0,997
0,154
0,173
0,218
0,465
9,539
0,571
1,478
1,287
1,241
+
kl
0
2 J
50
70
90
51,8
62,0
61,7
57,4 ' 109,2
75.6 ; 137.6
77.7 j 139,4
2,764
2,339
2,024
0,847
0,692
0,561
0,956
1,075
1,099
0,183
0,235
0,367
0,546
0,563
0,556
1,632
1,403
1,627
-3
3)
50
70
90
59,1
66,9
66,0
61,9 ! 121,0
76,3 ' 143,2
78,3 144,3
2,483
2,248
2,085
0,679
0,552
0,493
1,121
1.185
1,131
0,292
0,463
0,687
0,459
0,580
0,479
1,899
1,815
1,964
1]
50
70
90
39,9
64,8
63,6
44,2; 84.1
76.3 141.1
80,3 143,9
2,810
2,476
2,251
1,074
0,626
0,734
0,919
0,959
1,008
0,190
0,137
0,270
0,499
0,536
0,610
1,980
1,696
1,617
S
c
0
2!
50
70
90
39,7
65,9
70,9
49,0
79,7
86,1
88,7
145,6
157,0
2,854
2.492
2,147
0,956
0,695
0,538
0,969
1,048
1,003
0.167
0,223
0,321
0,472
0,525
0,583
1,772
1,830
2,136
3
3
3!
50
70
90
46,9
64,2
73,3
51,6
81,1
87,7
98,5
145,3
101,0
2,868
2,193
2,363
0,964
0,634
0,474
1,068
1,149
1,113
0,208
0,394
0,599
0,481
0,564
0,592
2,023
2.163
2,273
•TS
ll
50
70
90
44,9
52,1
55,4
49,9
96,1
73,6
94.8
115,2
129.0
2,786
2,626
2,405
0,910
0,807
0,577
0,977
1,035
1,039
0,153
0,210
0,192
0,509
0,535
0,635
1,588
1,259
1,192
CS
+
5
2]
50
70
90
46,0
64,2
64,0
53,0
74,7
76,6
99,0
138,9
140,6
2,844
2,368
2,235
0,913
0,621
0,600
1.029
1,075
1,147
0,195
0,203
0,335
0,458
0,606
0,566
1,800
1,553
1,639
3]
50
70
90
54,5
70,2
69,1
58,5
76,4
81,0
113,0
146,0
150,1
2,636
2,301
2,200
0.697
0,494
0,461
1,116
1,135
1,175
0,282
0,465
0,634
0,459
0,551
0.527
2,048
1,951
2,003
Hiernach sind die Erträge in dem Lehm-Sandgemisch bei der niedrigsten
Wassergabe stets höhere als die in dem unvermischteu Lehmboden. Möglicher-
weise könnte dies damit im Zusammenhang stehen, daß im Lehmboden,
(der Theorie der Vff, entsprechend) ein größerer Teil des Kapillarwassers
für die Pflanzen unverwertbar bliebe, was bei der niedrigsten Wassergabe
in der angegebenen Richtung zur Geltung kommen müßte. Weiter ergibt
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 155
sich aus den Versuchen, daß die geringere Durchlüftung keine Pflanzen-
schädigung verursacht hat. — Die vermehrte Nährstoffzufuhr hat nur
Mehrerträge von durchschnittlich 9,8 bezw. 8,2 g zu zeitigen vermocht;
es ist daher anzunehmen, daß man von den unter den sonstigen Bedingungen
erreichbaren Maximalernten allzuweit entfernt geblieben sein könnte.
Wahrscheinlicherweise konnte eine weitere Steigerung der P^ O5 - und
KjO-Düngung noch eine etwas höhere Pflanzenproduction ermöglichen. —
Die Art der Durchlüftung hat offenbar keinerlei Rolle gespielt, und die
sonstigen Nährstoffe, sowie das Wasser, müssen ebenfalls annähernd im
Optimum vorhanden gewesen sein. In einem besonderen Abschnitt machen
die Vff. aus den Versuchen der beiden Jahre gemeinsame Schlußfolgerungen.
1. Verhältnis der Kornerträge zu den Gesamterträgen bei verschiedener
Wassergabe. Bei den Versuchen des Jahres 1911 stellt sich das Verhältnis
der Kornerträge (x) zu den Gesamterträgen (100) wie folgt: Im Mittel der
7 Böden bei Wassergaben a) 41,7, b) 39,9, c) 38,9, d) 36,7, in Summe 1100.
Die Mittelwerte weisen hiernach in regelmäßiger Abstufung das erwartete
Ergebnis auf: mit steigender Wassergabe nimmt der procentische Anteil der
Gesamternte an Körnern ab. Auch bei den Versuchen i. J. 1912 stellt sich
dies heraus. 2. Der Gehalt der Erntesubstanz an N, P2O5 und Kali bei
verschiedenen Wassergaben. Das Sinken des N-Gehaltes, das Steigen des
P2O5- und KjO-Gehaltes der Pflanzen wird durch eine zusammenfassende
Durchschnittsberechnung veranschaulicht, bei welcher die durchschnittlichen
Verhältniszahlen bei den betreffenden niedrigsten Wassergaben =100 ge-
setzt und diesen die entsprechenden Werte bei den betreffenden höchsten
Wassergaben gegenübergestellt werden.
N P,0, K^O N P^Os K,0
Niedrigste Wassergabe 1911 100 100 100 1912 100 100 100
Höchste „ ,. 77 126 109 „ 81 134 112
„Die Pflanzen haben also von dem am leichtesten löslichen N schon
bei der niedrigsten Wassergabe verhältnismäßig große Mengen aufzunehmen
vermocht; die P2O5 ist umgekehrt am schwersten löslich und bei ihr kommen
daher steigende Wassergaben hinsichtlich ihrer Aufnahme durch die Pflanzen
verhältnismäßig am stärksten zur Wirkung, während das Kali eine mittlere
Stellung einnimmt. Der gleiche Boden veimag sich daher in einem trocknen
Jahre für eine PgOg- Düngung dankbar zu erweisen, während er in einem
regenreichen Jahre einer solchen vielleicht gar nicht bedarf. Das ist ein
weiterer Beleg für die bekannte Tatsache, daß das Wasser einen ent-
scheidenden Faktor bei der Lösung von Fragen über das Düngebedürfnis
eines Bodens bildet."
Drilldüngungsversuche mit Zuckerrübe in Ungarn 1912. Von
J. Gyärfäs.^) — Der Vf. hat seine Versuche 2) der vergleichenden An-
wendung von Kunstdünger — des breitwürfigen Ausstreuens und des
Drillens mit dem Samen in mehreren Fällen und dem gleichen Erfolg
wiederholt. So wurde in Hatvan im Mittel von je 2 Parzellen an Rüben
pro ungarisches Joch (0,431 ha) geerntet:
1) Österr.- Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 883—893 (Mitt. d. kgl. ungar.
Landesversuchsst. f. Pflanzenbau in Magj-arövär). — 2) D. ldwsch. Pr. 1912, 39, 273 u. dies. Jahresber.
1912, 138.
156 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Ungedüngt 11293 kg
Gedüngt mit 120 kg Superphosphat + 30 kg Chilisalpeter breitwürfig 11938 „
„ „ 60 „ „ -j- 15 ,, „ mitgedrillt 12655 „
Versuchsfeld (0,57 ha) Katastraljoch
Zucker-
Gerste
rübe
Korn Stroh
kg
kg kg
522
32 258
2251
123 440
1558
39 475
2151
241 590
Gedüngt m. 150 kg Superphosph. breitwürfig mehr gegen unged.
75 „ „ zweimal mitgedrillt „
"s ;; Chilis'alpeter } «"'ärflg
Die Hälfte der Kunstdüngermenge in Reihen mitgedrillt hat demnach
eine größere Ertragssteigerung bewirkt als das ganze breitwürfig angewandte
Kunstdüngerquantum. — In einem weiteren Versuche sollte ermittelt
w'erden, ob es vorteilhafter sei, wenn man auf einmal größere Mengen
Kunstdünger für mehrere Jahre ausstreut und sich auf die Nachwirkung
verläßt oder wenn man geringe Gaben Kunstdünger jedes Jahr in Reihen
drillt. Das letztere hat sich bei diesem Versuche als vorteilhafter heraus-
gestellt. Der Vf. meldet noch die Beobachtung, daß unter normalen Ver-
hältnissen die Drilldüngung Schutz gegen den Wurzelbraud der Rübe gibt.
Ein Düngungsversuch zu Zuckerrüben. Von F. Windirsch.^) —
Es handelte sich hier, die Wirkung des schwefelsauren Ammoniaks kennen
zu lernen, wobei als Grunddüngung im Herbste vorher Stallmist gegeben
worden war. Neben dem schwefelsauren Ammoniak karaeu noch Thomas-
mehl und Kainit zur Anwendung. Der Versuch lehrte, daß das schwefel-
saure Ammoniak unter den vorliegenden Verhältnissen der Rübe auch ganz
gut zu wirken vermag, seine volle Wirkung jedoch nur dann erreichen
kann, wenn nebenbei genügend Phosphorsäure gegeben wird. Die Resultate
waren die folgenden:
Kunst- NHa Thomas- kainit NHo-j- Kainit NHg Thomas- Kainit+ Thomas-
dünger ^^^^ ™®*^ ^^^^
kg — 200 500 500 200 500 200 500 500 500
Rübenertrag kg 38000 49 000 39 200 44 800 44 200
Düngerkosten Kr. — 128,75 91,0 105,75 60,75
Gewinn i. Kronen — 210,25 46,80 198,85 116,45
Die Zuckergehalte der Rüben stellen sich in der obigen Reihenfolge
der Parzellen im Durchschnitt auf 17,8, 18,8, 19,4, 19,2 und 18,07o-
(Stift.)
Über Düngungsversuche zu Zuckerrüben. Von E. Saillard^) —
Bei diesen Versuchen wurde insbesondere die Wirkung der Stickstoff- und
kalihaltigen Düngemittel in Betracht gezogen. Es ergab sich zunächst, daß
die mit Kalknitrat (Kalksalpeter) und Kainit gedüngten Parzellen mit
17,77 °/o die zuckerreichsten Rüben lieferten, während mit Chilisalpeter
Rüben mit nur 17,05^0 erhalten wurden. Den größten Zuckerertrag pro
ha (5490 kg) erzielte man auf Parzellen, die Chilisalpeter neben Kainit
erhielten, dagegen ergab die Düngung mit Kalksalpeter neben Kainit den
niedrigsten Zuckerertrag (4907 kg). Übermäßige Chilisalpeterdüngung neben
1) "Wiener Idwsch. Zeit. 1913, 63, 124. — 2) Supplement ä la CircuJaire hebdomadaire 1913, Nr, 1243.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
157
Deromeschen Dünger (derselbe enthält 5 — 6*^/0 Stickstoff, 9 — 10% Phosphor-
säure und 3 — 4*^/0 Kali) hatte keine Erhöhung der Zuckerproduction hervor-
gerufen, im Gegenteil, der Zuckergehalt dieser gedüngten Rüben blieb nur
ein geringer; außerdem zeigte sich auf vielen Feldern infolge der starken
Chilisalpeterdüngung ein äußerst üppiger Blattwuchs. Daraus darf aller-
dings nicht geschlossen werden, daß eine starke Chilisalpeterdüngung nicht
imstande wäre, den Zuckerertrag zu erhöhen, nur muß in einem solchen
Falle auch die Menge der übrigen Nährstoffe entsprechend erhöht werden.
Der Gehalt an Gesamtstickstoff und an schädlichem Stickstoff war bei den
Rüben der Ernte 1912 nahezu um ein Drittel geringer als i. J. 1911, und
ebenso verhielt es sich mit dem Ammoniak- und Amidstickstoff. Deshalb
war auch bei der Verarbeitung der Rüben i. J. 1912 der Alkalitätsrückgang
ein geringerer als in der vorhergehenden Campagne. Damit hängt auch
die pro 100 kg Rüben erzeugte geringere Melassemenge zusammen. (Stift.)
Düngungsversuche zu Zuckerrüben in Ungarn. Von Joseph
Pö'iya. ^) — Die Versuche wnirden auf einem mittelschweren, tonigen Boden
durchgeführt. Eine Düngung von 260 kg Sujjerphosphat und 43 kg
Chilisalpeter brachte einen Wurzelertrag von 291,93 q pro ha gegenüber
einem Ertrag von 264,13 q bei einer Düngung von 260 kg Superphosphat
allein. Bei einem anderen Versuche wurden entweder 260 kg Superphosphat
über die ganze Fläche ausgestreut oder aber es wurden 130 kg Super-
phosphat in Reihen ausgestreut. Die Breitdüngung erbrachte einen Wurzel-
ertrag von 248 q, die Reihendüngung einen solchen von 251 q pro ha.
Es hat somit die Reihendüngung einen etwas höheren Ertrag gebracht.
Dagegen lassen aber die Erträge der Gerste, die auf denselben Parzellen
nach den Zuckerrüben angebaut wurde, erkennen, daß die Wirkung des
Düngers, wenn er in Reihen ausgestreut wird, nur ein Jahr währt, w^ährend
der breitausgestreute Dünger auch noch das folgende Jahr vorhält. Der
Vf. empfiehlt nun, die beiden Düngungsmethoden zu kombinieren, indem
man bei einer Gabe von 260 kg Superphosphat pro ha z. B. ^/^ davon
breit und ein Drittel bei der Saatbesteliung in Reihen ausstreut. Auf
diese Weise erhalten die Zuckerrüben genügend Nährstoffe, von denen sie
dann noch eine genügende Menge für die Nachfrucht übrig lassen. (Stift.)
Vergleichende Düngungsversuche bei Gurken, Weißkraut und
Wirsing. Von R. Otto.-) — Zu den Versuchen diente ein Land mit
gutem leichtem Boden, welches im Jahre vorher eine Stallmistdüugung er-
halten hatte und den Winter über brach gelegen hatte. Jede Parzelle war
40,5 qm groß. Die Düngung und die Ergebnisse des Versuchs w^erden
wie folgt angegeben:
Düngermenge in g pro Parzelle
Chüi- Norge- Ammon-
salpeter Salpeter sulfat
1094 z I 1337 g 810 g
Kalk- Pferde- Langen-
stick- I mist
Stoff 1 (starke
1094 g Düng.)
asche
4500 g
Un-
?ediingt
Laugenasche -|-
Chilisalp. Norgesalp.
Weißkohl kg
Wirsing „
Gurken ff
85,0 77,5 61,0 31,5
36,0 \ 37,5 42,5 27,0
9900 I 9590 20 770 6290
65,0 62,5
46,5 38,5
8500 8890
55,0 72,5 1 75,5
30,5 ! 40,4 j 36,5
7970 5490 9040
1) Köytelek. 1913, 23. 573; durch Internat, agrar. - technische Rundsch. 1913, 4, 603—605. —
2) Ldwsch. Jahrb. 1913, 45, Ergäiizgsbd. I. Jahresber. über d. Tätigk. d. ehem. Versuchsst. S. 121 u. 122.
158 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Literatur.
Baule, Bernard (-Göttingen): Unter welchen Voraussetzungen ist die
Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die Versuche in der Land- und Forstwirtschaft
anwendbar? — Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 160—181.
Baule, Bernard (-Göttingen): Die Verwertung der Fehlertheorie in der
Land- und Forstwirtschaft. — Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 852—866.
Hamlin, Marston Lovell: Versuche über die Verwertbarkeit von
Glucosaminhydrochlorid als Stickstoffquelle bei der Ernährung von Zea Mays
und Phaseolus multiflorus. — The Journ. of the Amer. Chem. Soc. 1913, 35,
Nr. 8, 1046 — 1049. — Die Versuche führten zu der Erkenntnis, daß dieser Körper
nicht als N- Quelle verwertet werden kann, was entweder direkt auf seine Eigen-
schaften beruht, oder indirekt, indem es dem Wachstum nachteilige Verhältnisse
herbeiführt.
Härtleb: Beiträge zur Constitution der Thomasschlacke. — Ztschr. f.
öffentl. Chem. 1912, 18, 221. — Nach dem Vf. entsteht in der Thomasschlacke
neben citronensäure- löslichem Tricalciumphosphat ein Orthocalciumsilicat, welches
in seinem Schmelzflusse Fe, AI und Mn aufgelöst enthält.
Haselhoff, Em.: Neuzeitliche Untersuchungen über die Feststellung des
Düngebedürfnisses eines Bodens. — Jahrb. d. D. L. -G. 1913, 131 — 142.
Immendorf, Heinr. , und Kappen, Hub.: Herstellung von Dicyandiamid
aus Cyanamid (D. R.-P. 257 769) und Herstellung von Salzen des vorigen (D. R.-P.
257827). — Chem.-Zeit. Rep. 1913, Nr. 33,35, 166.
Kretschmar, F.: Bericht über einen Felddüngungsversuch mit Vulkan-
Phonolith. — Sonderabdr. aus Nr. 39 der Idwsch. Ztschr. f. d. Rheinprovinz.
Leramermann, Otto: Zur Frage der Ermittlung des Düngungsbedürfnisses
der Böden mit Hilfe der chemischen Bodenanalyse. — Die Idwsch. Versuchsst.
1913, 83, 345—358 (A. d. agrik.-chem. Versuchsst. Berlin).
Mach, F.: Bemerkenswerte Erscheinungen auf dem Dünge- und Futtermittel-
markt. — Sonderabdr. a. d. Badischen Idwsch. Wochenbl. 1913, Nr, 24 (Mitt. d.
Großh. Badischen Idwsch. Versuchsanst. Augustenberg).
Mach, F.: Der Wert des Phonolithmehles. — Bad. Idwsch. Wochenbl.
1913, Nr. 50, 1279 — 1282. — Auch diese über den Wert des Phonolitmehles an-
gestellten Versuche und gemachten Erläuterungen bekunden, daß. wie bekannt,
die Kaliwirkung des Phonolitmehles die der Kalisalze nicht annähernd erreicht.
Mach, F.: Düngungs versuch mit Kadaverextraktdünger zu Kartoffeln im
Vergleich mit schwefelsaurem Ammoniak. — Ber. d. Großh. Bad. Idwsch.
Versuchsanst. Augustenberg f. 1912, 76 — 78. — Eine genauere Wertvergleichung
der beiden Dünger auf Grund der gewonnenen Zahlen ist noch nicht möglich.
Der Vf. meint jedoch, den wasserlöslichen N dieses Düngemittels als gleichwertig
mit dem N des Ammonsulfats halten zu können.
Marre, Francis: Die Aluminiumnitride. — Rev. gener. d. Chim. pure
et appl. 16, 77—81; Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1717. — Der Vf. erörtert den Wert
dieser Producte f. d. Ldwsch.
Mielck, Otfried: Die Wirkung der Gründüngung. Zusammenfassung
von bisherigen Untersuchungen nebst einigen eignen Beobachtungen. — Fühling's
Idwsch. Zeit. 1913, 62, 585—612.
Müntz, A., und Laine, E.: Untersuchungen über die Bewässerung der
Böden. — Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 157, 21. — Das Bewässerungs-
minimum stellt stets einen beträchtlichen Überschuß des wirklichen Wasser-
bedürfnisses der Ernte dar.
Naegell, Henri: Verfahren zur vollständigen Ausnutzung basischer
Phosphatschlacken unter Gewinnung phosphorhaltiger Fe- und Mn- reicher
Produkte, sowie eines an citratlöslicher P^ Oj angereicherten Düngemittels mittels
schwacher und flüchtiger Säuren. Die Schlacken werden vor dieser Behandlung
mit Säuren einer oxydierenden Röstung unterworfen. Patente Kl. 18b Nr. 256303
und 258709. — Chem.-Zeit. 1913, Rep. Nr. 24/26, S. 125 u. Chem. Ctrlbl. 1913,
L 759 u. 1556.
Natho, E.: Darstellung von wasserlöslichen Alkalisilicaten aus SiO, und
Alkalisalzen. D. R.-P. 257826. — Chem.-Zeit. Rep. 1913, Nr. 39/40, 190."
A. Quellen der Pflanzenernäbrung. 4. Düngiang. 159
Neumann, O.: Die Düngung des Hopfens unter Berücksichtigung der im
Neutomischler Gebiet gegebenen Verhältnisse. Vortrag. — Wochenschr. f.
Brauerei 1913, 30, Nr. 8, 116—118. — Als Grundsatz ist festzuhalten, daß die
Versorgung des Hopfens mit KgO und PjOg rechtzeitig (Herbst -Winter) und
reichlich, mit N dagegen etwas sparsamer und vorsichtiger zu erfolgen hat.
Ossat, G. de Angelis d': Vegetation und Ackerboden. — ■ Atti R. Accad.
dei Lincei, Roma 1913, 22, I. 876. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1163. — Der Vf.
zeigt an mehreren Beispielen, wie aus demselben Grundgestöin durch atmo-
sphärische und chemische Einflüsse ganz verschiedene Böden entstehen können.
(Grimme.)
Otto, R. : Düngungsversuche mit Laugenasche. — Ldwsch. Jahrb. 1913,
Bd. 45, Ergänzungsbd. L Ber. d. Kgl. Lehranstalt f. Obst- u. Gartenbau zu Proskau
1912, 119. — Die Laugenasche ist ein kalkreiches Abfallproduct der Sulfit-
cellulosefabrikation. Die Sulfitlauge nach ihrer Verwendung und die aus Holz usw.
gelösten Stoffe enthaltend wird vielfach über die zur Feuerung verwendeten
Kohlenstaub gesprengt. Die nach dem Verbrennen zurückbleibende Asche wird
als Laugenasche bezeichnet. An Düngstoffen enthielt diese nach einer Analyse
der Versuchsst. Breslau 0,015% N, 0,63 »/o P2O5, 0,78 O/^, K^O, 30,8% CaO.
Die Ergebnisse von Düngungsversuchen sind oben mitgeteilt worden.
Peacock, S., und internationale Agricultural-Corparation: Her-
stellung von saurem, pbosphorsaurem Kali (aus Leucit und Phosphat). V. St. Amer.
Pat. 1046327; Chem. Zeit. Rep. 1913, Nr. 39/40, 190.
Pfeiffer, Th.: Die Verwendbarkeit der Rohphosphate und kieselsäure-
haltigen Kalke als Düngemittel. — Sonderabdr. a. Interoationale Agrartechnische
Rundschau. IV. Jahrg., Heft 9, Septemb. 1913. — Der Vf. bietet eine Umschau
über belehrende Versuche über diese Düngemittel.
Qu ante: Zur genaueren Beurteilung der Ergebnisse von Düngungsversuchen
für die Praxis. — D. ldwsch. Pr. 1913, 40, Nr. 103, 1236.
Schürig: Verschiedene üüngungsfragen. — Ztschr. f. angew. Chem.
Wirtschaftlicher Teil 1913, 26, 243. — Die hochgezüchteten Zuckerrübensorten
sind besonders dankbar für eine Kaligabe in Form von 40procent. Kalisalz.
Der Vf. hat damit einen Durchschnitts-Zuckergehalt von 18,94% erreicht. (Stift.)
Spinzig, 0., und Wannag, A.: Herstellung eines P-N- Düngers. Norw.
Pat. 22896. — Chem.-Zeit. Rep. Nr. 33/35, 161. — Man setzt ein Gemisch von
Luft und SOj, z. B. arme Hüttengase, mit weniger als 7% 80^ der Einwirkung
eines elektrischen Lichtbogens aus, um N- Oxyde zu gewinnen. Das Reaktions-
gemisch wird dann in Reaktion mit Wasser und Rohphosphat gebracht.
Stutzer, A.: Die Gesetzgebung betreff, den Verkehr mit Handels-
düngemitteln in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. — Fühling's ldwsch.
Zeit. 1913, 62, 318—322.
Turrentine, J. W. : Die in den Vereinigten Staaten Nordamerikas erhält-
lichen N-haltigen Düngemittel. — Bull, of the ü. S. Depart of Agric. 1913,
Nr. 37. — Die folgenden Stoffe sind die gegenwärtige Quelle von N-haltigen
Düngemittel: Chilisalpeter, künstliche Salpeter von Na, Ca und NH^, Ammon-
sulfat, Fischabfälle, Tankage, Blutmehl, Baumwollsaatmehl.
Vageier, fl. (-Berlin): Die „wasseranziehende'' Kraft des Kainits. —
Fühling's ldwsch. Zeit. 1913, 62, 31—36.
Verein der Thomasphosphatfabriken: Über die Kalkwirkung des
Thomasmehles. — Chem.-Zeit. 1913, 37, Nr. 92, 925.
Wieler, A.: Pflanzenwachstum und Kalkmangel im Boden, Untersuchungen
über den Einfluß der Entkalkung des Bodens durch Hüttenrauch und über die
giftige Wirkung von Metallverbindungen auf das Pflanzenwachstum. Berlin,
Gebrüder ßornträger, 1912.
Wimmer, Georg (-Bernburg): Die Kalimangelerscheinungen der Pflanzen.
— Dieses hervorragende Werk zeigt auf 16 Tafeln zahlreiche farbige Abbildungen
von gesunden und von infolge von Kalimangel erkrankten Pflanzen des Landbaues.
Zimmermann, A., und Eichinger, A.: Über die Düngung von Manihot
Glaziovii mit Chilisalpetor. — Während in Hawaii große Erfolge im Erträge an
Kautschuk erzielt wurden, waren die Erfolge in D.- Ostafrika sehr gering.
160 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
B. Pflaiizeiiwachstum.
1. Physiologie.
Keferent: M. P. Neumann.
a) Fortpflanzung, Keimung und Zellbildung.
Untersuchungen über die Einwirkung bestimmter Nitrate auf die
Keimungsperiode von Avena sativa. Von F. Plate. ^) — Der Yf. fand,
daß den Nitraten der einzelnen Alkalien und des Ammoniums ganz
specifische Wirkungen auf die Entwicklung der Haferkeimlinge zukommt,
eine Wirkung, in der sich die einzelnen Alkalien nicht vertreten können.
Die Einflüsse zeigten sich in allen Teilen der Entwicklung und bei allen
Organen: also sowohl in dem Wachstum der Wurzel und der Sprossen,
wie in dem Gesamtgewicht und dem Gesamtverhalteu der Pflanzen. Die
Wirkung läßt gewisse Gesetzmäßigkeiten erkennen, die skalenmäßig vom
Vf. formuliert sind.
Über die Bedeutung des Sauerstoffs bei der Keimung der Erbsen.
Von W. Maltschewski. -) — Bei der anaeroben Keimung der Erbsen hat
eine vorausgeschickte Behandlung mit Sauerstoff' einen großen Einfluß, der
sich in der Änderung der Kohlensäureabspaltung bei der anaeroben Atmung
äußert. Während der alkoholischen Gärung unter anaeroben Bedingungen
verläuft bei den lebenden Samen noch ein anderer mit Kolileusäureabgabe
verknüpfter Proceß. Für den Beginn der Keimung ist der Sauerstoff nicht
nur zum Energiegewinn (Oxydation), sondern auch zu neuer Stoff bildung
notwendig. Methylenblau kann den für die Keimung notwendigen Sauer-
stoff nicht ersetzen.
Untersuchungen über die von Weizensamen und -keimh'ngen
ertragenen höchsten Temperaturen. Von Gertrud Müller.^) - Nicht
nur theoietisch, sondern aucli praktisch von Interesse ist die Kenntnis
der Grenztemperaturen, bei denen die Lebensfähigkeit von Samen noch
intakt bleibt. Die Vf. hat zunächst den Einfluß der Temperatursteigerung
auf trockne Weizensamen verfolgt. Bei 71 — 73^ C. war die Keimung
nach einstündigem Aufenthalt der Samen gar nicht, nach sechsstündigem
Aufenthalt wenig beeinträchtigt; die Keimfähigkeit betrug im letzteren
Falle 94 °/o. Bei höheren Temperaturen nahm, was vorauszusehen war,
die Schädigung mit der Dauer der Einwirkung zu: 85—87*^ C. sistierten
die Keimfähigkeit nach 60 Min., 86— 90° C. nach 30 Min., 100 »C. nach
15 Min. Diese Grenzwerte gelten für frischen, obschon trocknen Weizen;
nach längerer Lagerung und weiterer Austrocknung liegt die Grenz-
temperatur noch höher. Sie sinkt ganz außerordentlich, wenn feuchte
oder gar etwas vorgekeimte Samen erhitzt werden.
1) Att. R. Acad. dei Lmc. Rom. 1913, 22, II. 598. — =) Bull. Acad. St. Petersb. 1913, G39. —
8) Ztschr. f. Pflanzenkrankh. 1913, 4, 193.
B. Pflanzenwachstum. . 1. Physiologie. 161
Über den Einfluß der Radioaktivität auf die Keimung. Von
G. Petit und R, Ancelin.^) — Die Vff. haben ihre Versuche mit^ Ray-
gras, Weizen und Mais durchgeführt und ein künstlich radioaktiv ge-
machtes Wasser angewendet. Durchweg konnte eine auegesprochene Reiz-
wirkung auf den Keimling festgestellt werden, so betrug die mittlere
Länge des Blattkeimes bei Weizen 46 mm, nach der Radiumbehandlung
52 mm, der Wurzelkeim war bei Mais 38 mm, nach der Radiumwirkung
49 mm lang.
Über die katalytische Lichtwirkung bei der Samenkeimung.
Von E, Lehmann. 2) — Versuche mit Samen vou Epilobium hirsutum,
die nicht im Dunkel zu keimen vermögen, ergaben, daß die Lichtwirkung
durch eine Reihe von Stoffen ersetzt werden kann, die eine Beschleunigung
des Abbaues, insbesondere der Eiweißstoffe hervorrufen. So setzt auch im
Dunkel die Keimung ein, wenn man ein proteolytisches Enzym, etwa
Papayotin oder Trypsin zugibt, oder wenn man verdünnte Salzsäure zusetzt.
Untersuchungen über die Imbibition bei den Samen. Von
F. Plate.^) — Der Vf. verfolgte den Einfluß verschiedener Salzlösungen
von verschiedener Concentration auf die Keimfähigkeit der Samen und die
Entwicklung der Pflanzen bei Avena sativa, um festzustellen, bei welchen
Concentrationen die einzelnen Salze schädlich sind. Verwendet wurden
als Basen: Kali, Natron, Baryt und Kalk, als Säuren: Salz - Salpeter-,
Schwefel- und Phosphorsäure. Die Concentrationen wurden zu Yi^ V21
Y5 und Yio"^*^^'^^! gehalten, die Einwirkungsdauer betrug 2 Stunden.
Die Hauptwirkung scheint den Hydroxyl- und Wasserstoffionen zuzu-
kommen, aber auch die Kationen haben einen specifischen Einfluß. Die
hemmende Wirkung erstreckt sich nicht nur auf die Keimkraft, sondern
macht sich auch in der zurückhaltenden Entwicklung der Pflanzen geltend.
Basen wirken am stärksten, schon Lösungen, die stärker als ~ sind, heben
die Keimfähigkeit auf. Die Säuren wirken anderseits stimulierend. Die
Imbibition ist bei Basen und Säuren viel geringer als bei reinem Wasser.
Die Säure scheint übrigens nicht in den Samen selbst einzudringen, sondern
im Pericarp zurückgehalten zu werden.
Der Einfluß der Samengröße auf die allgemeine Entwicklung
und den anatomischen Bau der Pflanzen. Von Marcel Delassus. ^)
— Der Einfluß der Korngröße auf die Entwicklung der Keimlinge und
Pflanzen ist vom praktischen Gesichtspunkte aus vielfach behandelt, weniger
vom rein physiologischen. Der Vf. hat mit Bohne, Wicke, Kichererbse,
Lupine, Kürbis und Mais hierauf bezügliche Versuche angestellt. Samen
gleicher Herkunft wurden in große und kleine bezw. schwere und leichte
sortiert, so daß die kleinen und leichten etwa halb so schwer waren als
die größeren. Schon bei der Keimung zeigten sich wesentliche Unter-
schiede. Obschon der Keim der kleineren Samen die Hülle früher durch-
brach, kam er doch später aus dem Boden heraus, und sowohl die Keim-
pflänzchen, wie Organe der Pflanzen waren bei den aus größeren Samen
gezogenen mächtiger. Für die Bohne teilt der Vf. folgende Zahlen mit
(I große, II kleine Samen):
») Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 903. — *) Biochem. Ztschr. 1913, 50, 888.
8) Atti K. Acad. Rom. 1913, 22, 133. — *) Compt. rend. de TAcad. des sciences 1913, 157, 1452.
Jahresbericht 1913. H
162
Landwirtschaftliche Pflanzenpro duction.
I
II
I
11
I
II
171
146
408
323
664
528 mm
• 7,7
6,6
48,7
34,6
96
78
19,1
15,1
154,5
112,6
386
308
48
39,9
47
40,7
—
— mm
. 71,9
59,8
75,9
67,1
—
— mm
i 5,58
3,43
9,20
5,58
29.3
20.5 g
nach 1 Monat
2 Monaten
3 Monaten
Stengel
Zahl der Blätter . . .
„ Teilblättchen .
Dimensionen der | Breite
Teilblättchen \ Länge
Trockengewicht der Pflanzen
Diesen morphologischen Verschiedenheiten entsprachen auffallende
anatomische Unterschiede, die sich in einer starken ßeduction besonders
des verholzten Gewebes bei den Pflanzen aus kleineren Samen zeigte.
Über einen eigenartigen Fall abnormer Wurzelbildung an Kartoffel-
knollen. Von Otto Schlumberger.i) — Bei Versuchen über die Ver-
größerung der Mutterknollen bei der Keimung wurden Kartoffelknolleu
(Magnum bonum) so ausgelegt, daß sie mit ihrem Kronenende je nach der
Knollengröße 1 — 2 cm über die Erdoberfläche herausragten. Um die
Wurzelbildung an den austreibenden Sprossen zu verhindern, wurden diese
jedesmal gleich nach dem Austreiben an der Basis abgetrennt. Bei Ab-
schluß des V^ersuches zeigten sich an dem in der Erde befindlichen Teil
der Mutterknollen, die mit wenigen Ausnahmen noch intakt waren, äußerlich
keine Veränderungen. Nur eine einzige Knolle, deren Gipfelsproß etwa
45 cm lang und kräftig entwickelt war, hatte an ihrem basalen (Nabel-)
Ende ein kräftiges Wurzelsystem angesetzt, das aas der Verzweigung
ursprünglich einer einzigen Wurzelanlage hervorgegangen war. Außer der
Unterdrückung der normalen Wurzelbildung an der Basis der Sprosse
dürfte die Ursache für diese Erscheinung wohl in einem, nicht feststell-
baren, formativen Reiz, der zur Kallusbildung Veranlassung gab, zu suchen
sein. Ein Kallushöcker, aus dem die Wurzel ihre Entstehung nahm, war
jedenfalls deutlich zu erkennen. Mit der Wurzeibildung gingen anatomische
Veränderungen der Mutterknolle Hand in Hand; sie bestanden vornehmlich
in einer Vergrößerung des Leitungssystems.
Weitere Untersuchungen zur chemischen Organisation der Zelle.
Von W. Ruhland.') — Die neueren Untersuchungen des Vf. bezogen sich
vornehmlich auf das Verhalten der zelleignen Kolloide, sowie der Säuren
und Basen. Die Zelle kann trotz bestehender Permeabilität Säuren fest-
halten und diese Eigenschaft ist nur mit einem Anlagerungsvermögen
unbekannter Art zu erklären. Die Kolloide zelleigner Natur unterliegen
der vom Vf. aufgestellten Ultrafilterregel. So sind die in Gelatinegelen
indilfusiblen Stofi'e, Inulin, Glykogen, Dextrin, Kaffeegerbsäure nicht aufnehm-
bar. Andere Kolloide von geringerer Teilchengröße sind wiederum per-
meabel, wie einige Alkaloide und Enzyme.
Zur Physiologie der Zellteilung. Von G. Haberlandt.^) — Die
Versuche, an isolierten Pflanzenzellen Wachstum und Zellteilung zu ver-
folgen, wurden zunächst mit kleinen bis Y2 ™°^ dicken und bis 5 mm
breiten und langen Kartoffelstückchen durchgeführt. Die bei 18 — 21° C.
in der feuchten Kammer gehaltenen Kartoffeltäfelchen ließen dann Zell-
teilung im Speichergewebe erkennen, wenn sie von einem Leptombündel
') Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31,
Wiss. Berlin 1913, 318—345.
60.
2) Ebend. 553. — s) Ber. Kgl. PreuJS. Aiad. d.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 163
durchzogen waren. Bündellose Gewebestücke starben dagegen schnell ab.
Das gleiche war an Präparaten aus dem größeren, knolligen Seitensproß
zu erkennen. Nur im unausgewachsenen, embryonalen Markgewebe tritt
auch ohne Anwesenheit von Leptombündeln Zellteilung ein. Der Yf. er-
klärt diese Wirkung des Leptoms als eine Reiz Wirkung, Vielleicht scheiden
die plasmareichen Geleitzellen einen Reizstoff aus, der geraeinsam mit dem
Wundreiz die Zellteilung hervorruft.
Über das angeblich konstante Vorkommen von Jod im Zellkern.
Von Johanna Babiy. ^) — Justus hat geglaubt, in den verschiedenen
tierischen und pflanzlichen Organen Jod als Bestandteil des Zellkernes
dadurch nachgewiesen zu haben, daß er das Element aus seiner organischen
Bindung durch Einwirkung von Chlorwasser in Freiheit setzte, durch Hinzu-
fügen von Silbernitrat Silberjodid bildete und dieses durch Übertragen der
Schnitte in eine Quecksilberchloridlösung in Quecksilberjodid umwandelte,
nachdem er das neben dem Jodsilber gebildete Chlorsilber in concentrierter
Kochsalzlösung gelöst hatte. Er hatte zv;ar hauptsächlich tierische Gewebe
geprüft und von Pflanzen nur Fraxinus excelsior angeführt, verallgemeinerte
aber doch dahin, daß jeder Zellkern Jod enthalte. Die von der Vf. durch-
geführten Versuche zeigten nun, daß nach der Methode von Justus Jod
in keinem Falle nachzuweisen war, und daß von einer Lokalisation des
Jods im Kern keine Rede sein könne.
Die Chromatophoren und Chondriosomen von Anthoceros. Von
Arth. Scherrer. ^) — Die Kontinuität ist während der ganzen Entwicklung
von Anthoceros Husnoti deutlich zu verfolgen. A. H. ist der erste Ver-
treter der Lebermoose, bei denen Chondriosomea festgestellt wurden. Wo
im Verlauf der Ontogenese des A. Chromatophoren und Chondriosomen neben-
einander vorkommen, sind nirgends morphologische Beziehungen zwischen
ihnen erkennbar. Die Chondriosomen treten bei A. weder zu histologischen
noch zellulären Differenzierungen zusammen; dagegen läßt vielleicht die
Anhäufung der Chondriosomen an Stellen regen Stoffwechsels eine er-
nährungsphysiologische Deutung zu.
Kieselsäureplatten als Substrat für Keimungsversuche. Von
Z. Kamerling. •*) — Für Keimversuche mit langsam keimenden, kleinen
Samen, mit Kryptogamensporen und Diatomeen empfiehlt der Vf. Kieselsäure-
platten, die bei genügender Sterilität frei von organischen Stoffen sind und
den Vorzug vollkommener Klarheit und Durchsichtigkeit haben. Käufliche
Wasserglaslösung und starke Salzsäure werden je im Verhältnis von 1 : 4
mit Leitungswasser verdünnt und dann so gemischt, daß noch deutlich
alkalische Reaktion vorhanden ist. Die Wirkung wird in Krystallisier- oder
Petrischalen zum Erstarren hingestellt. Die erstarrte Platte muß dann
allerdings noch längere Zeit, etwa 24 Stunden, in fließendem Wasser aus-
gewaschen werden, um überschüssiges Silikat und Kochsalz zu entfernen.
Sie muß auf Lackmus neutral sein. Etwaige Nährstoffe sollen auf die
Platte gestreut werden, wobei sie hineindiffundieren.
Wirkung anodisierter und kathodisierter Lösungen auf die
Keimung. Von Henri Micheels. ^) — Die Versucbsanordnung war folgende:
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 35 (A. d. pflanzenphys. Inst. d. k. k. Univ. Wien). —
2) Ebend. 493. — S) Ebend. 139. — <) Bull. Acad. royal. Belg. 1913, 831 ; nach ßef . Chem. Ctrlbl. 1914, 1. 796.
11*
164 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Die zu elektrolysierende Salzlösung — verwendet wurden Aikalichloride —
wurde auf zwei Krystallisierschalen verteilt, die durch einen Heber mit-
einander verbunden waren; darauf wurde der galvanische Strom hindurch-
geschickt. In den so hergestellten Anoden- und Kathodenlösungen wurden
Weizenkeimlinge gezogen. Nach bestimmten Zeiten wurden die Blatt- und
Wurzelkeime gemessen und das Gewicht der Keimpflanzen bestimmt. Das
Ergebnis war folgendes: Bei hohen Spannungen und kleinen Elektricitäts-
mengen (kleiner als 30 Coulombs) wirken die Kathodenlösungen günstiger
als die Anodenlösungeu. In beiden überwiegt der ungünstige Einfluß des
Kations. Die relativ ungünstigere Wirkung der Anodenflüssigkeit war durch
freiwerdende Säure nicht zu erklären, da deren Menge zu solch hemmenden
Wirkungen nicht ausreichte.
b) Ernährung, Assimilation.
Vom Gesetz des Minimums, seinem Inhalt und seiner zweckmäßigen
Fassung. Von Th. Remy. ^) — Der Vf. bespricht den von M. Hoff mann
verfaßten Bericht über ein Preisausschreiben der D. L.-G. : „das Gesetz
des Minimums.'^ Dieser lasse deutlich erkennen, daß Inhalt wie Formulierung
des Gesetzes noch sehr umstrittene und der Aufklärung bedürftige Fragen
darbieten. Der Vf. ist der Meinung, daß die ursprüngliche Fassung des
Gesetzes durch Ad. Mayer: die Ernte ist abhängig von der im
Minimum vorhandenen Productionsbedingung; sie ist derselben
proportional, dem heutigen Stande unserer Erkenntnis noch am besten
Rechnung trägt. Für ebenso schwerfällig wie unklar hält er die WoUny'sche
Formulierung: Das Erträgnis der Nutzgewächse wird in Quantität und
Qualität von demjenigen Wachstumsfaktor beherrscht, der in geringster und
unzureichender Menge oder dem Maximum nahegelegener Intensität unter
den gerade vorliegenden Verhältnissen zur Wirkung kommt. Das Gesetz
auf die Erntebeschaffenheit auszudehnen, hält der Vf. für unzulässig,
es durch das Gesetz des Optimums zu ergänzen, als nicht folgerichtig. Auch
andere in dem Hoff mann' sehen Bericht aufgeführte Ansichten über das
Wesen des Gesetzes vermag der Vf. nicht anzuerkennen, wie den Einfluß
der physikalischen Bodenbeschaffenheit, die Intelligenz des Betriebsleiters u. a.
Innere und äußere Wachstumsbedingungen der Pflanze möchte der Vf.
nicht verquickt wissen. Das Gesetz des Minimums beziehe sich lediglich
auf die letzteren.
Zum Gesetz vom Minimum. Von Ad. Mayer.-) — Der Vf. be-
spricht eine Versuchsreihe Mitscherlich's, die dessen Ansicht über das
Gesetz des Minimums, nach welcher nicht bloß der jeweils im Minimum
auwesende Vegetationsfaktor den Ertrag der Pflanze bedingt, sondern nach
der sämtliche Vegetationsfaktoren an der Bestimmung dieser Größe be-
teiligt sind, stützen sollen. In diesen Versuchen war neben dem Phosphor,
der im Minimum gegeben wurde, als zweite veränderliche das Wasser ge-
wählt. Der Vf. hält diese Wahl für besonders ungeeignet, weil das Wasser
nicht nur Vegetationsfaktor, sondern auch Lösungsmittel ist, und als solcher
auch andere Faktoren beeinflußt, die unwillkürlich mit verändert werden.
1) Mi«, d, D. L.-G. 1914. - =) Ldwsch. Versuchsst. 1913. 83, 397.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 165
Der Vf. weist noch besonders darauf hin, daß man das Gesetz vom Minimum
keineswegs allzu mechanisch auffassen darf, da es sich sehr wohl ereignen
kann, daß zwei Faktoren örtlich oder zeitlich einander ablösend für die
Ertragsgröße in Betracht kommen. Es handelt sich hier weniger um ein
physiologisches als landwirtschaftlich praktisches Gesetz.
Reversibilität von physiologischen Prozessen beim Reifen der
Samen. Von Sergius L. Iwanow.^) — Reine Samen reifender Pflanzen
von Linum usitatissimum, Brassica Napus oleifera und Papaver somniferum
wurden sorgfältig aus den Früchten gesammelt. Ihr Respirationscoefficient
war fast immer kleiner als 1. Da die Samen sich in verschiedenen Reife-
stadien befanden — sofort nach dem Blühen bis fast reife, so widerspricht
dieses Resultat den Versuchen, welche von E. Godlewski und C. Gerber
früher ausgeführt worden waren. Wie diese Forscher nachgewiesen haben,
ist der Respirationscoefficient von reifenden Mohnkapseln, Äpfeln und anderen
Früchten größer als 1, Der Verfasser will die Ursache solcher Resultate
in 2 Momenten sehen, welche beide den synthetischen Reaktionen in der
Pflanze ungünstig sind: 1. im Abbrechen der Nährstoffzufuhr beim Isolieren
der Samen und 2. im Einsaugen von Wasser, weil die Samen vor dem
Versuch auf feuchtem Papier aufbewahrt wurden. — Wie das schon früher
vom Vf. gezeigt wurde (mit der Lipase), werden die synthetischen Reaktionen
von hochconcentrierten Lösungen begünstigt und umgekehrt von niedrigen
Concentrationen geschädigt. — Die physiologischen Processe in der Pflanze
folgen den Reaktionsbedingungen. Sind die synthetischen Reaktionen günstig
(gute Transpiration, unmittelbares Sonnenlicht usw.), so reifen die Früchte
normal. Bei ungünstigem Wetter und lang dauerndem Regen gehen die
physiologischen Reaktonen umgekehrt in der Pflanze vor sich und der
Respirationscoefficient der reifenden Samen wird gleich dem Respirations-
coefficienten beim Keimen derselben Samen. Der Verfasser erblickt in den
Resultaten dieser Untersuchungen eine neue Bestätigung der Idee, daß
„die Fermente die Substanzen zerspalten können, welche sie vordem syn-
thetisiert haben". (d.)
Untersuchungen über die Bildung des Chlorophylls in Pflanzen.
Von N. Monteverde und W. Lubimenko. '^) — Zur quantitativen Be-
stimmung der Chlorophyllpigmente haben die Vfi'. eine zweckmäßige
Apparatur für spektrocolorimetrische Untersuchungen zusammengestellt, die
sie beschreiben. Bei diesen Untersuchungen zeigte sich, daß das Chloro-
phyll und die gelben Pigmente, das Xanthophyll und Carotin, stets in
bestimmtem Verhältnis zueinander anzutrefi'en sind. Neben den genannten
gelben Pigmenten finden sich aber auch stets noch durch ihre Absorptions-
spektren und Farbe von jenen unterschiedene isomere Formen: das Rhodo-
xanthin, ein Isomeres des Xanthophylls und ein Lycopinpigment als
Isomeres des Carotins. Dieses wurde außer in den Tomaten in vielen
anderen Pflanzen angetroffen; jenes kommt außer in den Nadelhölzern
gleichfalls in anderen Pflanzen vor. Die Vff. haben dann weiter Unter-
suchungen aufgenommen, um den Einfluß der Mineralbestandteile auf die
Chlorophyllbildung zu verfolgen; allein, die Ergebnisse haben Unterlagen
für bestimmte Schlußfolgerungen nicht gegeben.
1) Kuss. Jonrn. f. experim. Ldwsch. 1913, 14. 73. Deutsch. Ansz. (Wien - Petrowskoje-
Rasumowskoje 1911—1913. — ") Bull. Acad. St. Petersb. 1903, 1007 u. 1105.
166 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Proteolyse der Sprößlinge des Kentuckitabaks. Von F. Traetta
Mosca. ^) — Der Vif. studierte die Eiweißumsetzungen in den Spröß-
lingen der Tabakpflanze und konnte eine kräftige Proteolyse durch den
Nachweis der entstandenen Abbaustoffe feststellen. An Amidsubstanzen
ließen sich nachweisen: Lysin, Histidin, Arginin, Glutamin, Leucin und
Asparaginsäure. Auch Cholin wurde aufgefunden, ein Beweis, daß auch
Enzyme der Lecithinspaltung in den Tabaksprößlingen vorhanden sind.
Regulierung der Atmungsöffnungen im Zusammenhang mit der
Veränderung des osmotischen Druckes. Von W. Iljin.-) — Die Unter-
suchungen des Vff. führen zu folgenden Schlußfolgerungen: Die Regulierung
der Atmungsöffnungen erfolgt je nach den Verdampfungsbedingungen, die
durch die Verschiebungen des Stärkegehaltes und die Schwankungen des
osmotischen Druckes beeinflußt werden. Mit der Überführung der un-
löslichen Stärke in lösliche Form, die durch amylolytische Enzyme in den
sich schließenden Zellen besorgt wird, ändert sich auch der Wassergehalt
und damit die Stärke des Turgors, der wiederum Öffnen und Schließen
der Atmungsöffnungen bedingt.
Neuere Untersuchungen über die Verbreitung und Lokalisierung
der Ionen im Pflanzenkörper: Versuche mit Cer. Von C. Acqua. 3)
— Die vorliegenden Versuche, bei denen der Einfluß des Cers geprüft
werden sollte, wurden mit Weizen, Bohne und Mais angestellt. Die sehr
verdünnten Lösungen von Cerchlorid ließen einen deutlich hemmenden
Einfluß auf die Entwicklung der Versuchspflanzen erkennen. Schon Con-
centrationen von 0,2 : 1000 wirkten giftig auf Mais und Weizen. Es kam
gar nicht zur Ausbildung sekundärer Wurzeln, die Pflanzen welkten. Die
Bohne scheint etwas Nviderstandsfähiger gegen Cer zu sein, doch war auch
hier eine Hemmung des Wachstums offensichtlich. Die Ergebnisse ent-
sprechen denen mit Maugan, Uran und Blei.
Der Einfluß der Carbonate der seltenen Erden, des Cers,
Lanthans und Yttriums auf Wachstum und Zellteilung bei Hya-
cinthen. Von W. H. Evans.*) — Die Versuchsanordnung war folgende:
Es wurden Lösungen der Carbonate bereitet, indem die Aufschlämmungen
der Carbonate mit Kohlensäuregas gesättigt wurden. Es ging in Lösung
Cer zu 0—007 7o' Lanthan zu 0 — Ol 7o5 Yttrium zu 0,017. Mit diesen
Lösungen wurden gewöhnliche, geschwärzte Hyacinthengläser beschickt und
die angekeimten Hyacinthenknollen eingesetzt. Nach 24 Tagen betrug der
Gehalt der Lösungen an Erdalkalien: Cer 0,0068 7o. Lanthan 0,0076 %'
Yttrium 0,0066%. Der Einfluß der seltenen Erden war offensichtlich:
Lanthan und Cer äußerten eine deutliche Reizwirkung auf Zellteilung und
Wurzelansatz. Yttrium blieb ohne Wirkung.
Weitere Versuche über Aufnahme und Ausnutzung der Ammon-
salze durch höhere Pflanzen. Von E. Pantanelli und G. Severini. 5)
— Durch Kultur in sterilem Sande gelang es, Weizen und Senf bis zur
vollständigen Reifung der Früchte und Samen zu erzielen. Im Vergleich
zum Salpeter kamen Ammonium-Chlorid, -Phosphat, -Succinat, -Tartrat,
») Uazz. chim. ital. 1913, 43, H. 445. — 2) Bull. Acad. St. Petersb. 1913, 855. — S) Att. R.
Acad. Line. Rom. 1918, 22, 594. — *) Biochem. Journ. 1913, 7, 349. — «) Le Staz. sperim. agrar.
ital. 1911, 44, 873-900; ref. nach Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1913, 37, 106 (E. Pantanelli, Rom).
Fortsetzg. d. Arbeit vom J. 1910. Ebend. 1910, 43, 449—544 u. dies. Jahresber. 1910, 154.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologe. 167
-Citrat, sowie Doppelphosphat von NH^, Mg, Mn, Fe und Ca in An-
wendung. Salpeter-N lieferte die stärkste Krautproduction, wurde aber
von einigen Ammonsalzen in bezug auf den Fruchtansatz übertroffen.
Schädliche Einflüsse der einseitigen ]S[H4-Aufnahme wurden nur mit NH^Cl,
bei Senf auch mit dem NH^-Citrat beobachtet. — Die beste Ausnutzung
des aufgenommenen N für die Trockensubstanz-Erzeugung war bei Weizen
mit den organischen NH^-Salzen, dann mit den unlöslichen Doppelphosphaten,
an dritter Stelle mit Salpeter zu verzeichnen. Der N-Gehalt war meistens
der Entwicklung umgekehrt proportional und war bei Weizen Zeichen
oder Ursache von Sterilität. Senf nützt ebenfalls den NH^-N besser aus,
da er aber mit Salpeter schneller wächst, so war die absolute N- Aufnahme
und Trockensubstanzbildung mit Salpeter höher. NH^ - Phosphat und
organische NH^- Salze werden zur Eiweißbildung in beiden Arten besser
ausgenützt, — Die absolute Transpiration war der Entwicklung pro-
portional; die relative hing aber mit der Absorptionstätigkeit zusammen
und war in denjenigen Kulturen schwächer, wo das Anion des Ammon-
salzes am wenigsten absorbiert wurde. Die Ausnutzung des aufgenommenen
Wassers für die Organbildung war bei den Ammoniak-Pflanzen höher. —
Die Vff. schließen daraus, daß NH^-N einen höheren Nälirw^ert als Nitrat-N
besitzt, aber daß für seine beste Ausnutzung 3 Bedingungen erfüllt werden
müssen : langsame Aufnahme des Ammoniak-Ions, der Einheit nahekommendes
Verhältnis der lonen-Absorptionsgeschwindigkeiten (des NH^ und des ent-
sprechenden Anions), Nährwert des Anions. Die beiden letzteren Faktoren
sind specifischen Schwankungen unterworfen. (D.)
Vergleichende Untersuchungen. Von A. Strigel. ^) — A. Über
Mineralstoffaufnahme verschiedener Pflanzenarten aus un-
gedüngtem Boden. — Diese Arbeit verfolgte den Zweck, die Aufnahme
von Mineralstoffen aus ungedüngtem Boden an reinen Pflanzenarten durch
Parzellenversuche nochmals festzustellen, sowie die procentische Zusammen-
setzung der Ernteproducte und das gegenseitige Mengenverhältnis darin
näher zu studieren. Gleichzeitig sollte die Frage beantwortet werden, ob
und welche Unterschiede in der Zusammensetzung der Aschen bekömm-
licher und schädlicher (lecksuchterregender) Heusorten bestehen." 2) Zum
Anbau waren die untengenannten Pflanzenarten ausgewählt. Die Anbau-
fläche hat einen schwach lehmigen Sandboden, der seit Herbst 1904 un-
gedüngt geblieben war. Die im Mai 1906 erfolgte Aussaat ergab (trotz
regelmäßigen Gießens) wegen Trockenheit unbefriedigende Erträge; der
Yersuch wurde deshalb i. J. 1907 wiederholt und sind die hierbei er-
haltenen Ergebnisse als die einw^andfreieren und wichtigeren zu betrachten.
Am Tage der Aussaat (1906) wurde eine große Durchschnittsprobe des
Bodens von der Gesamtfläche Ackerkrume (A) sowie Untergrund (U) ent-
nommen. Proben von dem Boden der einzelnen Parzellen wurden außer-
dem unmittelbar nach den Ernten 1906 und 1907 genommen. — An
Erntemengen wurden p. Parzelle erzielt: 1906 am lö./VH. bezw. I./Vni.
in kg:
1) Ldwsch. Jahrb. 1912, 43, Heft 3, 349—371. — -j Die Anbauversuche wurden auf dem Dahlemer
Versuchsfeld, die chemischen Untersuchungen der Bodenproben und Ernteproducte im tierphysiol. Instit.
d. Idwsch. Hochschule in Berlin, alle weiteren Analysen in der Idwsch. Versuchsst. Pommritz aus-
geführt.
168
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Vicia sativa Medicago sat.
a) frische Substanz 34,6 ]4,3
b) trockene „ 6,138 3,090
Ornithopus sat. Trifolium prat. Phleum prat,
80,6 18,2 18,7
n,9l3 5,457 5,948
1907: am IS./'Vn.
am 7./Vni.
Parzell.-
Größe
in qm
Medi-
cago
sat.
19,80
Tri-
folium
prat.
19,78
Festuca
rubra
22,08
Phleum.
prat.
22,08
Poa
prat.
22,20
Agrostis
stolonil.
23,00
Aira
caespi-
tosa
22,10
Trii-
folinm
prat.
19,78
Omi-
thop.
sat.
21,60
Vicia
sat.
20,70
Medi-
cago
sat.
19,80
a) . .
b). .
35,85
8,059
37,79
7,407
27,64
9,652
18,99
6,305
16,19
5,788
16,04
6,169
24,90
7,699
19,60 1110,00 50,00
2,499i27,830 5,450
38,20
10,218
Die Bodenbestandteile wurden in dem durch Königswasser erhaltenen
Bodenauszug ermittelt. Die nachfolgenden Gehaltszahlen beziehen sich auf
100 lufttrocknen Boden, bezw. auf den Glührückstand. Der Trockenverlust
wurde bei 105 ^ bestimmt.
M
-g
^j
'S
<3
s
ll
o
CS
o
O
o
o
o
ü
%
8
-9 •«
2 1 -a
cc
&,+
O
a
M
!Zi
pT
M
t5
E-i
'z> 1 o
1906 {^ ;
1,12 1,78
97,10
94,031 1 2,195
0,188
0,192
0,185
0,078
0,071
0,030 0,009
Spur
0,69 1,28
97,10^)
95,600 1 2,160
0,13«
0,167
Ü,ia3
Ü,Ü39
0,039
0,021 Spur
—
1907 {u ; : :
0,68 1 1,65
97,67
95,44^ 1 1,625
0,109
0,080
0,078
0,019
0,060
0,019 0,009
Sp.
0,33
0,94
98.73
96,762
1,415
0,063
0,034
Ü,Ü62
0,014
0,0'i7
0,011
Spur
Sp.
Die sich aus dem Vergleiche der Zahlen vom Jahre 1906 und 1907
ergebenden Abnahmen der wichtigeren Nährstoffe sind als die Wirkung ver-
schiedener Einzelfaktoren anzusehen, unter denen die Unsicherheit in der
Entnahme der Bodenprobe vielleicht die bedeutendste ist. — Wie weit der
Unterschied im Gehalte an löslichen Bestandteilen der 9 einzelnen Parzellen
geht, zeigt nachfolgende Zusammenstellung, die der Eef. einer Tabelle (11) ent-
nimmt, in welcher vom Vf. den Zahlen die Erträge der einzelnen Parzellen
an Frisch- und Trockensubstanz, berechnet auf 1 ha, in dz beigefügt sind.
Hier möge nur die Zusammensetzung der i. J. 1907 entnommeneu Boden-
proben Raum finden.
Orga-
nische
SiOo
PejOs I
+ AI3O,
CaO
MgO
KoO
NajO
P2O5
SO,
Trifolium .
Ornithopus
Vicia . .
Medicago .
Festuca . .
Phleum . .
Poa . . .
Agrostis
Aira . . ,
Im Durchschnitt d. Parz.
1,470
1,520
2,20«
1,530
1,578
1.680
1,700
1,740
1,420
1,650
96,257
95,905
93,277
96,015
95,881
95,194
95,410
95,138
95,902
95,442
1,332
1,639
2,460
1,416
1,325
1,659
1,656
1,608
1.509
1,625
0,105 0,104
0,091 0,031
|0,166 0,136
0,101
|0,093
0,098
0,062
.0,121 0,056
0,101
0,096
0,110
0,109
0,060
0,038
0,130
0,080
0,08310,011
0.0750,012!
0,0y2'|0.020
0,068l0,012
0,074'0,015
0,092 0,016
0,082 0.021
0,0540,053
0,0780,011
0,07810,019
0,052 0,014
0,051 0,020
0,068 0,021
0,053 0.016
0,057 0,018
0,063 0.021
0,069 0,023
0,06710,022
0,0570,015
0,060|0,019
Der Vf. berechnete aus der procentischen Zusammensetzung der Ernte-
producte die durch die angebauten Pflanzen dem Boden pr. ha entzogenen
i) Bedeutet den durch Königswasser nicht gelösten Anteil. (Di© Bestimmung der lösl. SiOj fohlt
demnach. D. Ref.) — =) Die Rechnung ergibt 98,030/0 Glührückstand. D. Ref.
ß. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie.
169
Meugen an Mineralstoffen und N in kg. Wir beschränken uns, hier die
für die Ernte 1907 sich ergebenden Werte zusammenzustellen. Da der
Boden derselben ein weiteres Jahr hindurch ungedüngt geblieben war und
die Werte maßgeblicher und einwandfreier anzusehen sind. Pro ha wurde
dem Boden in kg entzogen:
1907
Trock.
Sbst.
CaO 1 MgO
K2O 1 NaaO
P2O5
SO3
Cl
SiOs
N
Trifolium .
Legumi- ! Medicago .
nosen i Ornithopus
l Vicia . .
5 008
111,8
32,9
114,8
3,8
28,9
13,6
32,6
20,5
164,6
9 232
247,5
38,6
257,5
18,9
78,4
72,3
120,4
49,6
298,6
12 884
244,8
43,5
333,8
11,7
83,7
30,5 41,2
72,0
416,5
2 633
74,5
17,5
73,1
4,4
20,9
12,0
25,0
59,8
94,4
Phleuro . .
2 856
24,1
5,7
68,5
1,5
17,1
—
—
84,0
—
Grami-
neen
Festuca . .
4 371
12,2
9,1
80,0
2,1
20,3
10,1
27,0
71,9
44,3
Poa . . .
2 585
10,9
3,8
41.9
1,7
11,2
11,2
11,5
51,6
26,0
Agrostis
2 682
10,5
5,1
44,1
2,0
12,1
5,2
14,5
43,8
27,5
l Aira . .
3 484
18,1
7,1
71,1
1,9
20,4
5,6
17,7
66,2
46,4
Hieraus und noch deutlicher aus einer Berechnung der Nährstoff-
entnahme der Pflanzen, bezogen auf eine bestimmte Menge geernteter
Trockensubstanz, geht hervor, daß die Leguminosen ungleich höhere An-
sprüche an die Bodennährstoffe machen als die Gramineen. Setzt man den
Bedarf der Leguminosen an den einzelnen Nährstoffen = 100, so ist der
der Gräser etwa an CaO 16—35, MgO 29—40, KgO 62-92, NagO
37 — 56, P2O5 60—84, SO3 31—52, N 30—40, dagegen ist der Anspruch
an SiOg bei den Gräsern 171—392 und an Cl 63—125 (letztere Zahl
gilt nur für Phleum). Bei Leguminosen und Gramineen ist hiernach ein
augenfälliger, gesetzmäßiger Zusammenhang zwischen botanischer Natur
und Mineralstoffaufnahme. Um einen vorläufigen Einblick in das Verhalten
verschiedener anderer Pflanzenarten betreffs der Mineraistoffaufnahme aus
dem Boden zu erhalten, hat der Vf. einige wildwachsende Arten aus ver-
schiedenen Pflanzeufamilien auf ihre mineralische Zusammensetzung unter-
sucht. Setzt man auch bei diesen den Bedarf der Leguminosen an den
einzelnen Nährstoffen = 100, so ist der der untersuchten wie folgt:
CaO MgO
K3O Na20
P2O5
SO3 1 Cl
SiOa
N
Leguminosen 1907
100
100
100
100
100
100
100
100
100
Chrysanthemum Leucanthemum . .
66
77
135
70
93
99
78
140
39
Taraxacum officinale
5t;
84
2a)
142
156
128
133
10b
80
Centaurea Cyanus
65
76
75
180
124
104
28
106
42
Heracleum Sphondylium ....
94
103
168
20
149
82
107
41
64
Daucus Carota
75
70
109
334
92
42
47
54
65
Dianthus deltoides
43
57
66
52
67
—
—
—
—
Lychnis Flos Cuculi
57
135
119
666
70
61
—
109
—
Campanula patula
46
87
109
148
80
93
53
166
46
Caltha palustris
55
97
140
260
124
139
IV
i>b
8b
Aliema Plantago
55
97
84
336
76
224
91
27
78
E,umex acetosa
33
107
70
260
91
55
50
79
—
Malva sylvestris
150
148
175
148
137
309
118
111
112
Aus der procentischen Zusammensetzung der Eeinaschen ist zu ersehen,
daß diejenigen Pflanzen, bei denen ein enges Verhältnis zwischen CaO und
MgO besteht, auch ein solches zwischen K2 0:Na2 0 aufweisen.
170
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
B. Einfluß der botanischea Natur und der Erntezeit auf die
chemische Zusammensetzung des "Wiesenheus. Der Vf. teilt
Analysen von Wiesenheu mit, welche teilweise bereits früher ausgeführt
wurden gelegentlich der Versuche von N. Zuntz und R. Ostertag über
den Stoffwechsel normal und anormal ernährter Kälber, Sie betrafen:
1. Ostpreuß. Meliorations- Wiesenheu 1904, 4 Schnitte, 2. Brandenburgisches
Heu und 3, schädliches Moorwiesenheu. Nach der botanischen Analyse^)
enthielt das Wiesenheu unter 1. zu den verschiedenen Erntezeiten:
II. Schnitt
(Normalsohnitt)
Phleum pratense . . 88 72 56
Festuea rubra ... 4 11 37
Alopecurus pratense .2 1 —
Poa trivialis .... 5 12 —
I. Schnitt
III. Schnitt
IV. Schnitt
(Grummet)
64%
36 .,
Dieses Heu enthält danach nur Gräser und in der Hauptsache Phleum,
dem in den beiden letzten Schnitten beträchtliche Mengen Festuea rubra
beigemischt sind. Das Brandenburgische Heu enthält ebenfalls in der
Hauptsache Phleum 74 %, dem 15 % „Stauden" (Leguminosen, Kräuter?)
beigemengt sind. Das schädliche Moorwiesenheu enthält 22 % Aira caesp.,
13% Poa prat., 4,4% Agrostis alba, 4% Anthoxanthum, 2% Phleum
und 5 % Carexarten. Außerdem kamen zwei Proben von „Mischkleeheu",
sowie verschiedene Schnitte eines Oberlausitzer Wiesenheu (auf stark-
lehmigem Boden gewachsen) zur Untersuchung. Die Flora dieser Wiese
war vornehmlich ein Gemisch verschiedener Süßgräser, denen zur Zeit des
Normalschnittes viel Rumex, Taraxacum und Aegopodium — zur Zeit der
Grummeternte sehr viel Heracleum sphond. — beigemischt war. Die
folgende Übersicht enthält die chemische Zusammensetzung der Trocken-
substanz obiger Heusorten in %:
Ostpreußisches
Meliorations - Wieseaheu
s
c
c
JS
o
M
t— 1
►— <
•o o
Misch-
Kleehea
Pommritzer
Wiesenheu
^.5
Rohprotein , .
Fett ....
N-fr. Extr.-Stoffe
Rohfaser . . .
CaO ....
MgO ....
KoO ....
Nä^O ....
P.O, ....
SO3
Cl
SiO, ....
14,74
3,39
57,25
18,14
0.726
0,269
3,007
0.035
0,657
0,273
0,998
0,625
9.62|13,17
3.'30' 4.21
52,60'50,33
29,03 25,21
0, 797 1 1,298
0,286 0,441
2,190 2,290
0.071 0,160
0,.505 0,539
0,232 0,442
0,808!l,139
0,680,0,893
13,23
3,66
53,01
23,40
1,209
0,426
2,213
0.103
0,468
0,389
1,049
1,033
10,96
4,17
48,60
28,76
1,416
0,502
1,422
0,386
0.496
0,522
0,592
1,716
10,60
3,95
44,39
36,38
0,693
0,308
1,762
0.082
0,380
0,275
0,722
0,582
14,42
2,83
38,85
34,40
2.322
0,612
2,185
0,302
0,714
0,728
0,210
0,784
16.70
2,52
39,05
31,59
2.524
0,542
3,245
0,518
0,797
0,514
1,780
0,782
12,17
3,62
44,07
29.32
0,764
0,300
4.333
0.103
0,917
0,407
1,038
2,742
11,15
4,27
45,51
27,48
1,005
0,344
3,329
0,196
0,807
0,492
0,993
4,294
15,54
4.36
43,67
24,16
1,096
0,369
3,592
0,083
1,013
0,516
1,268
4,007
Der Vf. bemerkt zu diesen Analysen folgendes: ,,Das Überwiegen
einer oder der anderen Pflanzenspecies in einer Wiese kann wohl gewisse
Verschiebungen in der mineralischen Zusammensetzung des Trockenheues
i) Von der Moorveisuchsst. Bremen ausgeführt.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 171
oder seiner Reinasche bediogen; jedoch sind dieselben nicht so bedeutend
und augenfällig wie die Unterschiede zwischen Papilionaceen und Gramineen.
Die chemische Zusammensetzung eines Heues wird sich, wenigstens was
die Mineralbestandteile anbelangt, in den meisten Fällen zwischen der eines
reinen Leguminosen- resp. Gramineengemisches bewegen." „Die angeführten
Analysenwerte zeigen ferner, daß das gegenseitige Mengenverhältnis der
Mineralstoffe nicht die Brauchbarkeit einer Heusorte als Viehfutter be-
stimmt. Die schädlichen Heuarten, meist von Moor wiesen stammend, zeigen
keine so bedeutenden Abweichungen in der procentischen Zusammensetzung
ihrer Eeinaschen gegenüber bekömmlicher Heusorten, daß die Krankheits-
erscheinungen dadurch bedingt sein könnten; es ist mehr der Mangel
an CaO, PgOg und Na^O überhaupt, welcher das Knochengerüst ver-
kümmern läßt. (D)
Über die Verteilung der Mineralbestandteile in den Blättern und
über deren Verdrängung beim Untertauchen in Wasser. — Von
G. Andr6.^) — In Fortsetzung seiner früheren Versuche hat der Vf. wiederum
Kastanienblätter in verschiedenen Entwicklungszeiträumen untersucht. Der
kühlere Sommer 1912 hat gegenüber dem trocknen und heißen Sommer
1911 bemerkenswerte Unterschiede hervorgerufen. Das Verhältnis der
Mineralbestandteile und des Stickstoffs ist weniger hoch als 1911. Aber
die Wanderung dieser Stoffe ließ doch das gleiche Bild erkennen: Der
Phosphor- und Stickstoffgehalt erfährt mit dem Alter der Blätter eine starke
Abnahme; der Kaligehalt steigt an. Ebenso nehmen Schwefel und Kalk
beträchtlich, Magnesia weniger stark zu. Zahlenmäßig gestaltet sich die
Verteilung folgendermaßen:
1912 Stickstoff Phosporsäure Schwefel ^^^^ u^^gnesh Kali
0,77 ' 0,63 0.93 0.42 1,21
0,58 0,63 0,93 0,42 1,30
0,59 0,99 1,92 0,47 1,40
Der Übertritt der Mineralbestandteile in Wasser vollzog sich in gleichem
Sinne wie früher. Der Kalk widersteht der Auswaschung am meisten;
nur der fünfte Teil ging in Wasser über. Die Magnesia erwies sich
viel beweglicher.
Über das Verhalten der wichtigsten Mineralbestandteile und des
Stickstoffs in einigen einjährigen Pflanzen. Von G. Andre.-) — Der
Vf. hat betreits früher mitteilen können, daß Gerste im Verlauf ihrer Ent-
wicklung weder Stickstoff noch Phosphor, Schwefel, Kalk und Magnesia
verliert; nur Kali und Natron zeigten eine bemerkenswerte Abnahme. Die
vorliegenden Versuche wurden mit Spargel, Lein und Hanf angestellt.
Bei Spargel (Spergula arvensis) nahm der Gehalt des Stickstoffs und
alle Mineralbestandteile bis zur Beendigung der Reife zu. Bei Lein ge-
staltet sich die Stoffveränderung folgendermaßen:
2. Juni . .
. 2,38
29. Juli . .
. 2,18
25. September
. 1,84
1) Compt. rend. de l'Acad. des scieaces 1913, 156, 564. — 2) Ebend. 1164.
172
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
In hundert Teilen Trockensubstanz.
II
"5 -S
i|
OH
2 ©o
Schwefel-
säure
(SOb)
o
1
"3
c
o
1
I. Gesamtpflanze .
6.83 0,685 0,171
0,047
0,052
0,113
0,029
0,210
0,027
(R. .
2,756 0,174 0,019
0,006
0,007
0,017
0,007
0,030
0,009
IL {P. A.
21,570 1,645 i 0,322
0,138
0,131
0,256
0,073
0,487
0,045
(Gesamt
24,326 1,819 0,351
0,144
0,138
0,273
0,080
0,517
0,054
rR. .
4,449 0,197 0,025
0,008
0,005
0.023
0,007
0.036
0,007
III. {P. A.
46.350 i 2,655 , 0,625
0,278
0,254
0,491
0,166
0,741
0,106
[Gesamt
50,799
2,852 0,650
0,286
0,259
0,514
0,173
0,777
0,113
rR. .
6,375
0,380 0,030
0,011
0,015
0,035
0,008
0,042
0,012
IV. {P. A.
76.050
3,802 1,049
0,517
0,403
0,722
0,266
0,935
0,121
[Gesamt
82,225
4,182 1,079
0,528
0,418
0,757
0,274
0,977
0,133
rR. .
7.64
0,680 , 0,035
0,010
0,020
0,043
0,013
0,049
0,004
V. {P. A.
83.74
3,475 [ 1,222 ', 0,544
0,293
0,619
0,251
0,887
0,175
[Gesamt
91.38
4,155
1,257
0,554
0,313
0,662
0,264
0,936
0,179
In der Tabelle bedeutet R. Wurzeln und P, A. obere Pflanzenteiie.
I. = Pflanze vor der Blüte (29. Mai), 11. = Beginn der Blüte (14. Juni),
III. = Beginn der Befruchtung (28. Juni), lY. = vollständige Befruchtung
(15. Juli), V. = Fruchtreife (29. Juli). — Bei Hanf endlich war bis zur voll-
ständigen Fruktification eine stete Zunahme der genannten Stoffe festzustellen.
Über das Verhältnis der basischen und sauren Mineralbestand-
teile in den Geweben der Pflanze. Von G. Andre. ^) — Wenn man
annimmt, daß im Verlauf der Vegetation keine Entfernung basischer Mineral-
stoffe aus den Pflanzengeweben stattfindet, so muß jederzeit die Menge der
Basen denen der Säuren äquivalent sein. Das ist wie der Yf, bei Ver-
suchen mit Gerste zeigen konnte, nicht der Fall, soweit der als Nitrat auf-
genommene Stickstoff in Frage kommt. Es muß im Laufe des Wachstums
eine Abscheidung von Basen (durch Exosmose) stattfinden, oder aber es
kann der Stickstoff in die Pflanze nicht ausschließlich in Nitratform ein-
treten. Zahlenmäßig ergibt sich folgendes:
10. Juni 23. Juni
Anf 100 der bei llOO G. getrockneten
Gerstenpüanzen
. Juli
Ähren- Ähren Beginn
ansatz in Blüte der Reife
Gesamt -Stickstoff 7,03 8,69 10,42
Phosphorsäure (H3POJ . . . 4,68 6,13 6,88
Schwefelsäure (SO3) 3.68 3,45 4.98
Chlor 1,17 1,24 1,15
Kalk 3,75 4,47 4,58
Magnesia 1,59 2,05 2,29
Kali 9,64 10,80 9,86
Natron 3,87 2,95 1,79
Stickstoff nicht durch Basen ge-
deckt auf 100 Gesamtstickstoff 45,04 55,22 76,08
20. Juli
Vollreife
12,39
7,14
5,23
0.97
4;98
2,,52
8,91
1,95
. August
Totreife
10,36
7,14
5,09
0,88
3,89
2,25
6,66
1,29
79,75 91,35
Die Menge des nicht durch Basen gebundenen Stickstoffs nimmt
gegen das Ende des Wachstums zu. Da aber ein beträchtlicher Stickstoff-
überschuß bereits vor der Wiederausscheidung von Basen vorhanden ist,
so hat die Annahme, daß ein Teil des Stickstoffs nicht in Nitratform auf-
^) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 1914—16.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 173
genommen wird, viel Wahrscheinlichkeit für sich. Bei Lein fand der Yf.,
wie in einer früheren Arbeit dargetan wurde, das Gleiche, und die Mehr-
zahl der Pflanzen dürften sich ähnlich verhalten. Dagegen wurde bei
Spargel das Entgegengesetzte beobachtet, nämlich ein Überschuß au Basen.
Offenbar entnimmt der Spargel dem Boden Magnesia und Kalk in Form
von Dicarbonat. Diese Aufnahme nimmt bis zum Ende der Blütezeit zu,
sinkt dann aber wieder.
Untersuchungen über den Umsatz der Phosphorsäure im
Pflanzenorganismus in verschiedenen Vegetationsstadien und bei
verschiedenen Phosphorsäuredüngungen. Yon L, Seidler. '^I — Der Vf.
faßt die Ergebnisse seiner Versuche dahin zusammen: Der Stickstoffgehalt
der oberirdischen Organe steigt bis zum Ende der Vegetation (Hirse, Gerste,
Hafer); dem entspricht eine Abnahme in den Wurzeln (Hafer). Die Auf-
nahme der Gesamtphosphorsäure verläuft der Bildung der Trockensubstanz
keineswegs parallel. Die zunächst in erheblichen Mengen aufgenommenen
anorganischen Phosphate werden allmählich in organische Formen über-
geführt: bei Gerste vornehmlich in Eiweißstoffe und Lecithine, bei Hafer
spielt das Phytin eine größere Rolle, das im Verlauf der Vegetation ständig
zunimmt. Das Verhältnis von anorganischer zu organischer Phosphorsäure
verschiebt sich mit zunehmender Entwicklung der Pflanze zugunsten der
organischen Bindung.
Die Pflanze und die Salze des Bodens. Von N. Tulaikow.^) —
Den wasserlöslichen nichtnährenden Salzen des Bodens kommt zweifellos,
eine sehr ernste Beteiligung an dem Schicksal der den Boden bedeckenden
Vegetation zu und diese Beteiligung, die mit den allerersten Stadien der
Entwicklung der Vegetation beginnt, setzt sich bis zum Abschluß ihres
Wachstums und bis zur Ernte fort. In den ersten Stadien des Wachstums
{Quellen, Keimen des Samens) wirken die nichtnährenden Salze des Bodens,
wie es scheint, hauptsächlich physikalisch, indem sie einen bestimmten
osmotischen Druck bedingen und ebendadurch den Proceß der Wasser-
aufnahme durch den quellenden und keimenden Samen regulieren. Die
individuellen Besonderheiten der Salze äußern sich ziemlich schwach, und
isotonische Lösungen verschiedener Salze üben eine sehr ähnliche Wirkung
aus. — Die Giftwirkung verschiedener Salze auf junge Keimlinge
verschiedener Samen läuft in der weit überwiegenden Mehrzahl der J^'älle
auf eine endgültige Plasmolyse des Inhalts der Wurzelzellen hinaus; in
einigen Fällen scheinen die Salze chemisch zu wirken, indem sie die Ge-
webe zerstören oder den Inhalt der an der Oberfläche liegenden Zellen
der Wurzel zum Gerinnen bringen. — Dieser oder jener Gehalt der nicht-
nährenden Salze in der Bodenlösung spiegelt sich in dem Charakter des
Wachstums der Pflanzen und der Ernte sehr scharf wider: die Wachtums-
phasen verlaufen in Lösungen von starker Concentration und von hohem
osmotischen Druck schneller, die Gesamternte und die Körnerernte bleibt
merklich zurück, hingegen nimmt die Menge stickstoffhaltiger Substanzen
in der Gesamterute und besonders die Menge des Eiweißstickstoffs im Korn,
z. B. des Weizens sehr merklich zu. Der Einfluß der Erhöhung des
1) Ldwsch. Versuchsst. 1913, 79'80. 563. — -) Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1918, 14, 52.
Deutsch, Ausz.
174 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
osmotischen Drucks der Bodenlösung auf das Anwachsen der Stickstoff-
menge im Weizenkorn äußert sich besonders scharf in der Periode der
Ausbildung und des Reifens der Körner, wie Versuche mit verschiedenen
Feuchtigkeitsmengen im Boden in verschiedenen Momenten der Entwicklung
der Pflanzen erwiesen haben. (D.)
I. Die antitoxische Wirkung von gewissen nährenden und nicht-
nährenden Basen bei Pflanzen. Von M. M. McCooI.^) — Der Zweck
dieser Arbeit war, das Minimum einer Base zu bestimmen, welches als
Gegengift gegen eine giftige andere Base wirkt. Die Versuche, über welche
der Vf. berichtet, schließen Studien über die Basen: Ca, K, Na, NHg, Mg,
Sr und Ba ein. Im Studium über die Beziehungen von Ca- und Sr-Ions
waren diese als Ca(N03)2 + Sr(N03)2 und als CaCIg + SrClg combiniert.
Die Versuche mit Ca und Mg wurden mit CaClg + -^^S^lg und CaClg
-f- MgS04 ausgeführt. In allen anderen Fällen wurden nur die Chloride
verwendet. Wechselseitige Antogonismen existieren in folgenden Com-
binationen: Mg + Sr, Mg -f Ba, Na + K, Na + NHg, Na + Sr, K -f Sr und
K -}- Ba. Die zu den Versuchen verwendeten Lösungen waren Normallösungen ;
bei einwertigen Salzen enthielt 111g Molecuie, bei zweiwertigen 0,5 g.
Als Vorratslösungen wurden Nl^ angefertigt und andere Concentrationen
durch Verdünnung hergestellt. Bei einigen der Versuche wurden Weizen-
sämlinge, bei anderen Erbsensämlinge verwendet. Die Samen wurden zu-
nächst mit einer Formaldehydlösung (1 : 600) behandelt. Die Keimlinge
wurden mit destilliertem Wasser gewaschen und in die Salzlösungen ge-
senkt, wenn ihre Würzelchen eine Länge von etwa 2 Zoll Länge erreicht
hatten. Hinsichtlich der ausführlichen Erläuterung der Versuche müssen
wir auf den Originalbericht verweisen. Hier folgen nur die Schlüsse,
welche der Vf. aus seiner Arbeit gezogen hat: 1. Jede der folgenden
Basen (in gegebener Reihenfolge) sind den Sämligen schädlich: Ba, Sr,
NHg, Mg, Na, K. 2. Wechselseitige Antagonismen entstehen, wenn
Kationen zusammen gegenwärtig sind in folgenden Lösungen : Mg und Sr,
K u. Sr, Na u. Sr, Na u. K, Na u. NH3, K u. Ba, Mg u. Ba, doch Ca
ist von den studierten Substanzen am meisten wirksam, die toxische
Wirkung zu verhindern. 3. Schutzwirkung ist nicht begrenzt bei den
sog. wesentlichen Nährstoffen; Na, Sr und Ba besitzen diese Eigenschaft.
4. Die günstigsten Resultate wurden von der Anwendung von Kalk zu
manchen Bodentypen erhalten, zweifellos z. T. der Eigenschaft als Gegen-
gift zuzuschreiben.
U. Die Giftigkeit des Mangans und antitoxische Beziehung
zwischen diesem und verschiedenen anderen Kationen bei grünen
Pflanzen. — Der Vf. bespricht zunächst die über das Vorkommen im
Boden und in den Pflanzen vorliegende Literatur sowie die über die An-
wendung des Mn. Der Vf. führte mit Erbsen- und Weizenkeimen Ver-
suche aus und zwar in destilliertem Wasser, in Nährlösung und in Boden.
Die Ergebnisse führten zu folgenden Schlüssen: Reine Lösungen von
Mangansalzen sind außerordentlich schädlich für Erbsen- und Weizen-
sämlinge. Der Grad der Giftigkeit wird stark herabgesetzt bei vollen
Nährlösungen und bei Bodenkulturen. Die schädliche Wirkung des Mn-
1) Comell Univ. Agric. Exper. Stat. Augnst 1913, Memoir Nr. 2, 121—166, 171—198 u. 201—215.
B. Pflanzen-Wachstum. 1. Physiologie. 175
Ions richtet seh hauptsächlich gegen die Stengel. Chlorose der Blätter ist
die erste Anzeige der Wirkung von Mn. Mn ist weniger schädlich
Pflanzen, die im Dunkel wachsen, als solchen, die im Lichte wachsen.
Ca-, K-, Na- und Mg-Ions verhindern die schädliche "Wirkung des Mn.
Wechselseitige Antagonismen bestehen zwischen dem Mn-Ion und jeder der
folgenden: K, Na und Mg.
III. Griftigkeit verschiedener Kationen. Diese wurde an Feld-
erbsen- und Weizen Sämlingen geprüft. Die Ergebnisse sind in folgenden
Sätzen verzeichnet: Ba, Sr, NHg, Mg, Na und K — in der gegebenen
Reihenfolge sind, wenn jedes allein in Lösung ist, sehr giftig gegen Säm-
linge. In vollen Nährlösungen und in Bodenkulturen wird die Giftigkeit
stark vermindert. Bei vorher erzogenen Sämlingen sterben die Wurzeln
ab, wenn sie in starke Lösungen gebracht werden. Sämlinge, die 10 Tage
in destilliertem Wasser, in Leitungswasser oder in voller Nährlösung ge-
wachsen waren, widerstehen der A^ergiftung besser als solche, die un-
mittelbar in toxische Lösung gebracht wurden. (d.)
Die antitoxische Rolle des Calciums gegenüber einigen Nähr-
salzen in Wasserkulturen von Erbse und Lupine. Von M"^ C. Robert.^)
— Die Vf. übertrug auf destilliertem Wasser entwickelte Keimlinge von
Erbsen und Lupinen aut Lösungen von MgS04, KHjPO^ und NH^NOg in
Concentrationen von 250 bezw. 500 mg p. 1. Die Keimlinge entwickelten
sich in diesen Lösungen durchaus nicht weiter, nahmen jedoch das Wachs-
tum wieder auf, sobald diesen Lösungen eine genügende Menge eines Ca-
Salzes hinzugefügt wurde. CaSO^ in einer Concentration seiner Lösung
von 500 mg p. 1 wirkt nicht toxisch, begünstigt im Gegenteil in sehr
merklicher Weise die Entwicklung der jungen Pflänzchen. Die Lösungen
von Mg, K und NH^ in obiger Concentration wirken giftig, die Giftigkeit
dieser Salze wird jedoch durch Zusatz zon einem Ca-Salz unterdrückt. (D.)
Über die Wanderungen von Betain in Pflanzen bei einigen
Vegetationsvorgängen, Von V. Stanek, -) — Der Vf. hatte schon früher
beobachtet, daß sich das Betain in einzelnen Pflanzenorganen anzuhäufen
scheint. Seine vorliegenden Untersuchungen erstrecken sich auf den Betain-
nachweisin Blättern : Beta, Lycium, Ati'iplex, Samen: Gerste, Rübe, Amarantus,
Wurzeln: Beta. Es ergab sich folgendes: Junge Blätter enthalten mehr
Betain als ältere derselben Pflanze; auch das Verhältnis zum Gesamtstick-
stoff ist bei jenen ein engeres. Die Abnahme des Betaingehaltes mit dem
Älterwerden und Ableben der Organe erklärt der Vf. mit einer Rück-
wanderung in die Organe der Mutterpflanze, denn Zersetzungsproducte des
Betains (Trimethylamin) wurden nicht nachgewiesen. Das Betain scheint
also kein Abfallproduct des Stickstoffwechsels zu sein. Bei der Keimung
des Samens wird Betain gebildet. Während des Sprossens wird Betain
aus den Wurzeln nach den Blättern transportiert. Da sich die Wirkung
des Lichtes ohne Einfluß auf die Betainbildung erwies, so ergiebt sich,
daß diese bei der Kohlenstoffassimilation keine Rolle spielt.
Die Synthese der Amidkörper auf Kosten des durch die Wurzeln
absorbierten Ammoniaks. Von D. Prianischnikow. ^) — Zu der Frage,
*) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, Nr. 11, 915—918. — 2) Ztschr. f. physiol.
Chem. 1913, 75, 262. - 3) Rev. geaeral. Botany 1913, 25, 5.
176 Landwirtscliaftliche Pflanzenproduction.
ob etiolirte Pflanzen befähigt sind, Ammoniak in Amide, insbesondere
in Asparagin umzuwandern, hat der Vf. eine Reihe von Versuchen mit
verschiedenen Pflanzen angestellt, die diese Frage grundsätzlich bejahen,
anderseits aber dartun, daß die Bedingungen für die Amidbildung nicht
für alle Pflanzen gleiche sind. Der Vf. unterscheidet da 3 Gruppen:
1, Pflanzen, die Chlorammon und Ammousiüfat gut vertragen, Ammoniak
leicht absorbieren und Amid bilden, ohne daß hierfür besondere Bedingungen
zu schaffen wären: Gerste, Mais, Kürbis. 2. Pflanzen, die aus Ammoniak-
salzen erst nach Zugabe von kohlensaurem Kalk Ammoniak assimilieren
und Asparagin bilden: Erbse, Wicke, 3. Pflanzen, bei denen durch die
Ammoniakaufnahme sogar eine Verminderung des Asparagingehaltes fest-
zustellen ist und die auch durch Kalkgaben nicht zu einer Amidbildung
gebracht werden können: gelbe Lupine.
Bildung von Harnstoff durch die höheren Pflanzen. Von
R. Fosse. ^) • — • Daß Pilze Harnstofi" zu bilden vermögen, ist bekannt; der
Vf. selbst hat für Aspergillus und Penicillium eine Harnstoffproduction
aus Zucker und Ammoniak nachgewiesen. Die vorliegenden A^ersuche er-
streckten sich auf Weizen, Gerste, Mais, Erbsen, Bohnen und Klee. Die
auf ausgeglühtem, feuchtem Sand ausgelegten Samen wurden zu 12 — 15 cm
hohen (Erbse) Pflänzchen herangezogen, was etwa 4 Wochen dauerte.
Dann wurden sie gewasclien und mit essigsaurem Alkohol ausgezogen. In
dem Filtrat wurde der Harnstoff bestimmt. Resultat: 0,064 ^Jq Harnstoff
auf Trockensubstanz. In Weizen, Mais und Erbse konnte auch in den
ruhenden Samen Harnstoff nachgewiesen werden, allerdings nur 0,01 g auf
1000 g Trockensubstanz. — Bei der Pferdebohne wurde weiter nach-
gewiesen, daß sich der Harnstoff im Embryo anhäuft, daß er, selten oder
nie in den Cotj-ledonen anzutreffen ist. Maiskeimlinge dienten endlich zu
der Feststellung, daß die Harnstoffbildung nicht etwa das Ergebnis der
Lebenstätigkeit von Mikroorganismen ist, sondern, daß die Zelle der höheren
Pflanze selbst zu seiner Ausbildung befähigt ist, denn in aseptisch und
normal gekeimten Maispflänzchen wurde Harnstoff in gleicher Weise gefunden.
Die Zersetzung von Harnstoff, Harnsäure, Hippursäure und
Glykokoll durch Schimmelpilze. Von A, Kossowicz. -) — Der Vf. hat
mit einer Reihe von Schimmelpilzen Versuche angestellt, die dartun sollten,
ob diese Organismen die genannten organischen Stoffe als einzige Kohlen-
stoff- und gemeinsame Kohlenstoff- und Stickstoffquelle ausnutzen können.
Die Nährlösungen waren folgendermaßen zusammengesetzt:
Kaliumnitrit lg | — I —
Ammonnitrat lg' — l —
Ammonchlorid 0,5 g — ' —
prim. Kaliumphosphat 0,5 g ' dasselbe, 0,5 g 1 dasselbe, 1,0 g
Calciumsulfat \ ^ dieselben, Spuren dieselben, Spuren
Eisenchlorid / P'*''®° | Magnesiumsulfat 0,5 g | dasselbe, 0,5 g
Harnstoff 4 g | Harnstoff 6 g j Harnstofi 1 g
Wasser 1 1 | Wasser 1 1 \ Wasser 1 1
Die mit je 50 ccm dieser sterilen Nährlösungen beschickten Kölbchen
wurden mit den Pilzen beimpft und bei 20 ^ C. 6 Wochen gehalten. Bei
Harnstoff trat fast nie ein Pilzwachstum ein; er stellt also keine geeignete
1) Compt. read, de l'Acad. 1913, 156, 567. — 2) Ztschr. f. Gäiongsphys. 1912, 2, 81.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 177
Kohlenstoff- und Stickstoffquelie dar. Nur Penicillium brevicaule und
Fusisporium scheinen ihn etwas ausnutzen zu können. Anders verhielten
sich die anderen Stoffe: auf Harnsäurekulturen gelangten die Pilze zu
ziemlich guter, auf Hippursäurekulturen meist zu sehr guter Entwicklung.
Auch Glycocoll wurde ausgenutzt.
Über ein aerobes Stickstoff assimilierendes Clostridium. Von
Stephanie Rosenblat- Lichtenstein und H. Pringsheim. i) — Die aus-
schließlich anaerobe Natur der Clostridiu märten ist bereits durch frühere Be-
obachtungen Pringsheim's und Bredemann's in Frage gestellt und auch
Be necke bezeichnet das Clostridium Americanum als aerob. Die Vff. haben
nun aus Gartenerdeextrakt in Winogradskyscher Nährlösung eine Kultur
erhalten, die weiter auf Kartoffel übertragen und zur Untersuchung heran-
gezogen wurde. Unter den isolierten Organismen fand sich ein endstäudiges
sporenbildendes Stäbchen, das seinem ganzen Charakter nach zwischen
Clostridium und Plectridium steht. Stickstoff w^urde assimiliert, doch war
das Bindungsvermögen nur halb so stark als das des Americanum.
Sterile Kulturen einer höheren Pflanze. Assimilation von
Ammoniak- und Nitrat -Stickstoff. Von Iw. Schulow. ''^) — Die vom
Vf. angewandte Methode der sterilen Wasserkultur von Mais ist bereits
früher 3) beschrieben. Hier werden die Resultate aufgeführt. Die Tabellen
zeigen, daß die sterile Kultur einige Folgerungen, die früher durch ge-
wöhnliche (nicht sterile) Sandkulturen angedeutet wurden, bestätigt hat,
und zwar: die Assimilation von Ammoniak -Stickstoff aus (NH^)2S04; die
bedeutende Steigerung der Ausnutzung des Phosphorits unter dem Einfluß
von NH^NOj; die bedeutende physiologische Acidität von (NH^)2S04; den
deprimierenden Einfluß von (NH4)2S04 auf die Entwicklung der Pflanzen;
das Unschädlichwerden von (NH4)2S04 unter der Einwirkung von NH^NOg.
Diese Schlußfolgerungen sind nicht neu. Aber nur nach Bestätigung durch
sterile Kulturen, können sie als unbestreitbar angesehen werden. Neu und
mehr oder weniger unerwartet ist die Tatsache, daß NH^NOj sich (im
vorliegenden Falle am 1 1/2 Monate alten Mais) nicht als physiologisch
sauer erwiesen hat, wofür man diese Verbindung bisher auf Grund dessen
zu halten geneigt war, daß in ihrer Gegenwart eine bessere Ausnutzung
von Phosphorit beobachtet wurde. Die Ursache dieser letzteren Wirkung
muß in etwas anderem gesucht werden. (D.)
Versuche mit sterilen Kulturen höherer Pflanzen. Von Iw.
Schulow. *) — Vor einigen Jahren teilte der Vf. ^) eine Methode zu steriler
Kultur höherer Pflanzen mit, die ihn dann in den Stand setzte eine Reihe
wichtiger Fragen, zu deren Lösung die Sterilität des Mediums unbedingt
erforderlich ist, in Angriff zu nehmen. Seine vorliegenden Untersuchungen
erstrecken sich auf Wasserkulturen von Mais und Erbsen. Er benutzte
die H eil riegel' sehe Nährlösung unter Variation der Stickstoff- und Phosphor-
quelle: Caiciumnitrat, Ammonnitrat, Asparagin — Kaliumphosphat, Lecithin,
Phytin. Alle Stickstoff- und Phosphorverbindungen wurden in bestimmten
Wassermengen vom allgemeinen Nährsubstrat gesondert sterilisiert und
1) Ctrlbl. Bakterid. IL Abt. 1913, 36, 468. — 2) Russ. Joum. f. experim. Ldwsch. 1912, 13,
205. Deutsch. Ausz. — s) Ebend. 1911, VI. und Ber. deutsch, botan. Ges. 1911, 31, H. 8. — *) Ber.
deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 97. — 5) Ebend. 1911, 29, 504.
Jahresbericht 1913. 12
178 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
erst nach der Sterilisation hinzugefügt. Die behandelten Fragen und deren
Ergebnisse waren folgende:
1. Assimilation des Phosphors organischer Verbindungen,
Die Phosphorsäure des Lecithins wird durch Mais und Erbse nicht assimiliert.
Nebenher zeigte sich übrigens der große Einfluß der Mikroorganismen auf
die Lösung organischer Phosphate. Das Phytin scheint den höheren Pflanzen
bei weitem zugänglicher zu sein. Die Erbse absorbiert den organischen
Teil der Phytinphosphorsäure sicherlich. Vom Mais läßt sich solange nichts
Bestimmtes aussagen, als es fraglich ist, ob die in einem Iprocent. essig-
sauren Phytinauszug vorhandene Phosphorsäure organischer Natur ist. Die
in der Ernte gefundene Phosphorsäuremenge entsprach fast vollkommen
der Menge, die auch der essigsaure Auszug der Gefäße ohne Pflanze ent-
hielt. Jedenfalls hält der Vf. den Beweis für erbracht, daß die höheren
Pflanzen befähigt sind, Phosphorsäure in organischer Form aufzunehmen.
Die bisher darüber angestellten Versuche sind nur in nicht sterilen Kulturen
durchgeführt. Die Angaben Stocklasa's hierüber stellt der Vf. in Frage.
2. Zur Frage nach den organischen Wurzelausscheidungen.
Auf Grund seiner sterilen Kulturen konnte der Vf. zunächst den Be-
fund Maze's, daß Erbsen und Mais beträchtliche Mengen reduzierender
Zuckerarten, Mais auch Äpfelsäure ausscheiden, bestätigen. Er konnte sie
weiter dahin ergänzen, daß erstens auch Erbsen Äpfelsäure in ihren "Wurzel-
ausscheidungen bilden, und daß zweitens Mais und Erbsen größere Anteile
nicht reducierender Zucker, sogar noch reichlichere Mengen als von re-
ducierenden Zuckern ausscheiden. Die quantitativen und qualitativen Be-
stimmungen der nachgewiesenen Verbindungen ließen nicht mit voller
Bestimmtheit reichlichere Ausscheidungen der Erbsen im Vergleich zu Mais
feststellen; sie haben aber deutlich den ungleichen Einfluß der verwerteten
Stickst olfquellen ergeben, indem Ammounitrat (besonders für die Zuckerarten)
günstiger wirkte als Calciumnitrat. Die Behauptung Stocklasa's, daß
Pflanzen bei normaler, aerober Atmung der Wurzeln organische Säuren nicht
auszuscheiden vermögen, bestätigte sich in des Vf. Versuchen somit nicht.
3. Erklärung des lösenden Einflusses von Ammoniumnitrat
auf die in Wasser unlöslichen Phosphate. Junge Pflanzen nutzen
aus Ammonnitrat den Ammoniakstickstoff in höherem Grade aus; in mittleren
Entwicklungsstadien werden Ammoniak- und Nitratstickstoff gleichmäßig
entnommen, und in späteren Vegetationsabschnitten wird der Salpeterstickstoff
bevorzugt. Dementsprechend wird das Ammonnitrat, das zunächst eine
physiologisch saure Stickstoffquelle ist, nach und nach physiologisch neutral,
dann sogar alkalisch. Jene ursprüngliche Säurewirkung spielt in der Lösung
und Verwertung der unlöslichen Phosphate fraglos eine große Rolle. Auch
die Tatsache einer erhöhten Säure- und Zuckerausscheidung durch die
Wurzeln bei Gegenwart von Ammonnitrat ist mit der Lösung der Phosphate
in Zusammenhang zu bringen.
Die Eiweißbildung durch höhere Pflanzen in der Dunkelheit (in
steriler Kultur). Von Iw. Schulow.i) — Ein kleiner Versuch einer sterilen
Kultur von Mais im Dunkeln unter Darbietung eines fertigen Kohlehydrats
(Sacharose) hat gezeigt: Assimilation des stickstofffreien organischen Materials,
1) Rnss. Journ. l. experim. Ldwsch. 1912, 13, 209. Deutsch. Ausz.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 179
den hemmenden Einfluß von (NH4)2S04 auf die Entwicklung der Pflanze,
das Unschädlich werden dieser Verbindung durch NH4NO3, eine bedeutende
Zunahme der Eiweißstoffe. Außerdem hat der gegebene Versuch, der nach
der gleichen Methode wie der vorhergehende am Licht angestellt worden
ist, die Anwendbarkeit und Zuverlässigkeit dieser Methode bekräftigt. (D.)
Der Einfluß von Ölvorräten der Samen und der Temperatur
auf den Rispirationscoefficient q-". Von Sergius L. Ivanow.^) — Die
Versuche wurden mit Keimlingen von verschiedenen öireichen Samen aus-
geführt. "Wie es aus den Tabellen ersichtlich ist, hat die Temperatur
großen Einfluß auf den Respirationscoefficient, und zwar wird letzterer
kleiner. Die Analyse dieser Erscheinung zeigt deutlich, daß die Aus-
scheidung von CO2 durch die Keimlinge nicht so intensiv kleiner wird
und die Absorption von 0, nicht so intensiv fällt. Der Vf. meint in
diesen Versuchen mit niedrigen Temperaturen eine Methode zum Anhäufen
von Zwischenproducten zu sehen, welche zu isolieren es bis jetzt noch
nicht gelungen ist. Es ist deutlich, daß bei niedrigen Temperaturen in
den Pflanzen ein anderer Stoffwechsel herrscht, wie bei hohen und daß
das Verbrennen der organischen Substanzen nicht bis COg geht. — Der
Respirationscoefficient hängt von äußeren Bedingungen und von der Natur
der Pflanze ab und kann die bekannte Gruppe von ölhaltigen Samen nicht
charakterisieren. (D-)
Zur physiologischen Funktion des Calciums. Von O. Loew,') —
Die schon früher an Spirogyrazellen beobachtete Contraction des Zellkernes
bei Einwirkung von Kaliumoxalatlösungen deutet der Vf. dahin, daß mit
dem unvermeidlichen Entzug des Calciums aus dem Zellkern viel Imbibitions-
wasser austritt, wodurch die Zerstörung der Struktur gegeben ist. Um
eine Calciumentziehung handele es sich offenbar auch bei der — allerdings
weit langsamer erfolgenden — Giftwirkung der Magnesiumsalze. Diese
kann nämlich nur durch Calciumsalze aufgehoben werden; Kaliumsalze
können sie nur verzögern.
Die Aufnahme des Eisens durch die Pflanzen. Von W. Vaubel.^)
— Durch Einwirkung von Ammoniumnitrat auf metalliches Eisen entsteht
eine nur in Lösung beständige komplexe Verbindung, die möglicherweise
die Form sein könnte, in der das Eisen der Pflanze zugeführt wird.
Über den Einfluß und die specifische Wirkung des Eisens auf
die Entwicklung der Gerste. Von J. Wolff.*) — Unter Anw^endung be-
sonders konstruierter Keimapparate zog der Vf. Gerstenpflänzchen in folgender
Nährlösung: Salpeter 0,662, Ammonsulfat 0,514, Kaliumphosphat 1,00,
Magnesiumsulfat 0,20, Eisensulfat 0,10, Manganchlorür 0,05, Zinkchlorür 0,05,
Kalisilikat 0,05, Calciumcarbonat 2,00 (in g) auf 1 Liter. Die Pflanzen blieben
vom 30. Mai bis 16. Juli in Entwicklung, sie wurden dann bei 100° ge-
trocknet. Das mittlere Gewicht der ohne Eisen gewachsenen Pflanze betrug
450 mg, bei Eisenzusatz 1600 mg. Das Eisen hat also eine bemerkens-
werte Wirkung gezeigt, und in dieser Wirkung kann es, wie sich weiter
erwies, weder durch Nickel noch durch Chrom ersetzt werden, Nickel
zeigte bereits in einer Menge von 0,01 g Giftwirkung, Chrom verhinderte
1) Russ. Joum. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 87 (Rasumowskoje 1913, März). — ") Flora 1913,
4^ 447. _ 3) Chem.-Zeit. 1913, 37. 737. — *) Corapt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 157, 1022.
12*
180 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
zwar zunächst nicht die Entwicklung der Pflanze, begünstigte sie sogar;
aber bald nahmen die Wurzeln eine ungewöhnliche Ausdehnung an und
der Sproßteil bestockte langsam und blieb chlorotisch.
Über die Chlorophyllassimilation. Yon K. v. Körösy.^) — Der Yf.
verfolgte an Akazienblättern den Stoff- und Energieumsatz bei der Assi-
milation. Von der hierbei gewonnenen Substanz sind nur etwa 10*^/0 Stärke
-\- Zucker, die Hauptmenge gehört Stoffen der Cellulosegruppe an. Der
Fettgehalt erfährt keine Zunahme. Bei einer durchschnittlichen Blatt-
oberfläche von 9,9 qcm wurde von den Akazienblättern auf den qm in
der Stunde 0,5 bis 0,84 g Trockensubstanz gespeichert. Mit dem endo-
thermischen Proceß der Assimilation ist ein anderer exothermischer Proceß
nicht verknüpft.
Die Synthese durch Sonnenlicht in ihrer Beziehung zur Ent-
stehung organischer Substanz. Synthese von Formaldehyd aus
Kohlensäure und Wasser unter Mitwirkung anorganischer
Kolloide als Katalysatoren. Von B. Moore und T. A. Weber.-) —
Die Vff. stellten folgende Versuche an : Eine kolloidale Lösung von Cranoxyd,
hergestellt durch Dialyse von Urannitrat und Ammonnitrat, wurde in
0,028 "/q Concentration mit Kohlensäure gesättigt und in verschlossenem
Glasrohr dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt. Schon nach zwei Tagen
konnte mit Sicherheit Formaldehyd nachgewiesen w^erden. Passierte das
Licht einen Chlorophyllfilter oder eine öOprocent. Lösung von Chininsulfat,
so war die Formaldehydbildung noch kräftiger. Parallel versuche im Dunkel
ergaben stets ein negatives Resultat. Auch krystallisiertes Uransalz blieb
ohne Wirkung. Dagegen wurde durch kolloides Eisenhydroxyd dasselbe
erreicht, wie mit der kolloiden Uranlösung.
Die Belichtung und die Pflanzenassimilation. Von A. Müntz.')
— Lichtintensität und Assimilationsgrad müßten eigentlich parallele
Größen sein. Das ist nach des Vf. Versuchen aber nicht der Fall. Der
Einfluß der ausreichenden Wasserzufuhr scheint viel bedeutsamer zu sein
als die Intensität der Sonnenstrahlung. Aber selbst, wenn Wasser in aus-
reichender Menge geboten wird, vermag die größere Lichtmenge die
Assimilation nicht zu steigern. Das zeigte sich besonders in dem
Sommer 1911, einer trocknen aber sehr klaren und lichtstarken Wachstums-
periode. Die während dieser Zeit genügend bewässerten Luzernekulturen
ergaben keinen höheren Ertrag. Die fast ständige Lichtarmut in den
feuchten Sommern 1910 und 1912 hat dagegen die Assimilation nicht
beeinträchtigen können. Der Vf. meint, daß bei dem geringen Gehalt an
Kohlensäure in der Luft die Lichtenergie auch bei bedecktem Himmel zu
ihrer Verarbeitung hinreicht. Bei Kulturversuchen in begrenztem Luftraum
sind die Ergebnisse freilich ganz andere; hier muß aber der Kohlensäure-
gehalt der Luft auch künstlich ergänzt werden.
Über die Genesis der Kohlehydrate. Von E. Baur.^) — Die
aliphatischen Carbonsäuren, wie Oxalsäure, Ameisensäure, Glykolsäure,
Äpfel- und Citronensäure, die in den Pflanzenorganen so verbreitet sind
und die dem Formaldehyd so nahe stehen, hält der Vf. für die Bausteine
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 86, 36S. — «) Proc. Royal. Soc. London 1913, 87, B. 163. —
ä) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 368—370. — *) Die Naturwissenschaft 1913, 1, 474.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 181
des Kohlehydrates. Ihre Amide sind anderseits die Vorstufen für den
Eiweißaufbau. So wären die Pflan zen säuren , und unter diesen die Oxal-
säure, die Stammsubstanzen für den gesamten Stoffaufbau im Pflan zen kör per.
Die Schwankungen im Kohlehydratgehalt der Blätter während
ihrer Entwicklung. Von E. Michel -Durand.^) — Der Vf. hat an den
Blättern von Fagus, Ampelopsis und Betula die verschiedenen Formen der
Kohlehydrate verfolgt und feststellen können, daß der größte Teil der
Kohlehydrate gegen Ende der Vegetation in den Stengel wandert. Die im
Blatt verbleibenden Anteile werden durch Atmung und Gärung, wohl auch
durch Auswaschung entfernt. Die Entstehung löslicher Kohlehydratformen
in dem vom Stamm getrennten Blatt wird durch Temperaturerniedrigung
begünstigt.
Über die Schichtung der Stärkekörner. Von E. Küster.') —
Arth. Meyer hat in seinen bekannten Studien über die Organisation der
Stärkekörner beobachtet, daß die Schichtenbildung in der Weise verläuft,
daß jeder Tagesablagerung eine dicke, dichte Schicht, jeder Nachtablagerung
eine dünne, lockere Schicht entspricht. Die Versuche des Vf. erstreckten
sich nun darauf, stärkefreie Organe unter konstanten Außenbedingungen
zur Stärkekornbildung zu bringen und die Zahl der Tage dieser Ablagerung
mit der Zahl der entstandenen Schichten in Beziehung zu bringen. Nach
vergeblichen Versuchen mit Pellionia, dem Material Meyer 's, gelangen
gewisse Feststellungen bei KartoffelknoUen. Die Schlußfolgerungen des Vf.
sind folgende: Die Schichtung der Stärkekörner kommt auch dann zustande,
wenn von der stärkeführenden Pflanze keine in ihrer Biologie begründeten
rhythmischen Beeinflussungen ausgehen und auch die Bedingungen der
Außenwelt keinen rhythmischen Wechsel durchmachen. Demgemäß hat
auch der in dem täglichen Wechsel von Licht und Dunkel vorliegende
Rhythmus keinen Einfluß, da z. B. an den größeren Stärkekörnern mehr
Schichten festgestellt werden konnten, als Tage seit ihrer Entstehung ver-
flossen waren. Die Krystallisationsbedingungen, die auf die Beschaffenheit
der Schichten wirksam sind, wechseln offenbar von Zelle zu Zelle und
scheinen sogar in den stärkeführenden Chromatophoren der nämlichen
Zelle verschieden sein zu können. Alle Beobachtungen des Vf. lassen sich
mit der Annahme, daß die in den lebenden Chromatophoren heran-
wachsenden Stärkesphärokrystalle , Liesegang 'sehe Zonen, d. h. durch
inneren Rhythmus zustande gekommene Schichten aufweisen, unschwer
vereinen. Da aber bei gewissen groben Struktureigentümlichkeiten diesem
„inneren Rhythmus" ein rhythmischer Wechsel der Außenbedingungen sich
anreihen kann, so bedeuten die Beobachtungen und Schlüsse des Vf. nicht
imbedingt einen Widerspruch zu den Meyer^schen Deutungen.
Untersuchungen über den Inulinstoffwechsel bei Cichorium
Intybus L. III. Von V. Gräfe und V. Vouk.^) — Zwischen dem Kohle-
hydratstoffwechsel der Cichorie, der sich innerhalb der Stufen Inulin-Zucker
abspielt und dem Kohlehydratsystem Stärke- Zucker anderer Pflanzen fanden
die Vff. gewisse Parallelen, aber auch Abweichungen. Beim Austreiben der
Wurzeln wird das Reserveinulin mobilisiert und zwar beginnt die Zucker-
bildung (Lävulose) schon vor dem Auftreten der neuen Sprosse. Lävulose ist
1) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 1926. — -) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913,
31, 339. — 3^ Biochem. Ztschr. 1913, 56, 249—257.
182 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
die Transportforin des Inulins. Wurzeln, die bei niederen Temperaturen
gehalten wurden, ließen eine erhebliche Abnahme des Inulins und eine Zu-
nahme an Lävulose erkennen. Wurden diese Wurzeln wieder bei mittleren
"Temperaturen gehalten, so sank der Zuckergehalt zwar, aber der Inulin-
gehalt stieg nicht entsprechend an. Bei den Kartoffeln nimmt, wie be-
kannt, der Stärkegehalt unter solchen Verhältnissen wieder zu. Die Ab-
leitung des Inulins aus den Blättern erfolgt zur Nachtzeit nur in be-
schränktem Umfang. Bei Phaseolus fand der Vf. hinsichtlich der Stärke
übrigens die gleiche Erscheinung. Es findet nachts eben weniger eine
Ableitung der Stärke, als eine Mehrbildung von Zucker statt.
Über die Beziehung, die zwischen dem verdampften Wasser und
der verarbeiteten Pflanzensubstanz beim Mais besteht. Von P. Maze.^)
— Der Vf. zog Maispflänzchen im Alter von 25 — 107 Tagen in sterilen
Nährlösungen verschiedener Concencentration, indem er die normale Nähr-
lösung und Y2 0*^6^ V4 normal anwendete und in diesen die Stickstoff-
quelle variierte. Die Versuche ergaben, daß die Menge des verdampften
Wassers auf das kg Trockensubstanz berechnet konstant und von der
Natur und Concentration der Nährlösung unabhängig ist. Auch der Ent-
wäcklungszustand, das Alter der Pflanze, hat keinen Einfluß auf diese
Größe. Wenn somit auch das Gewicht der Pflanzensubstauz nur die
Resultante der beiden entgegengesetzten Vorgänge: Stoffaufbau und Stoff-
abbau ist, so ist doch fraglos auztmehmen, daß auch andere Einflüsse be-
stehen, die die Wasserabgabe auf die Einheit der Trockensubstanz ver-
schieben, etwa die Temperatur u. a.
Über Nitrat- und Nitritassimilation. Von Oskar Baudisch. ^) — In
früheren Arbeiten hat der Vf. gezeigt, daß Nitrate schon im zerstreuten
Tageslicht Sauerstoff abspalten und über die Nitrite in die reaktionsfähige
Nitroxylgruppe = N\tt übergehen. Bei Gegenwart von organischen Stoffen
verläuft diese lichtchemische Reaktion wesentlich schneller und man erhält
entsprechende Reaktionsproducte, die den Stickstoff in Aminform enthalten.
Der Vf. hat nun weiter gefunden, daß die Reaktion erheblich beschleunigt
werden kann, wenn man Kohlensäure in die Nitrat- oder Nitritlösung ein-
leitet. In weiteren Versuchen wurde dann festgestellt, daß auch Stick-
oxyde lichtempfindliche Gase sind, indem z. B. durch Belichtung von Stick-
oxyd bei Gegenwart von Formaldehyd oder Methylalkohol die Form-
hydroxamsäure gebildet wird, die der Vf. ja schon früher aus Formaldehyd
und Kaliumuitritlösung erhalten hat. Es können somit auch die Stickoxyde
unter dem Einfluß der strahlenden Energie in kohlenstoffhaltige Verbindungen
eintreten. Belichtet man Stickoxyd in Gegenwart von Wasser und einigen
Stückchen Phosphor (als Katalysator), so bildet sich bei Tageslicht Ammonium-
nitrat, bei den Strahlen der Quecksilberlampe Ammoniumnitrit. Es ist
uns weiter bekannt (Chlopin), daß sich in einer mit Quecksilberlicht be-
strahlten Luft Stickoxyd bilden kann. Der Vf. fand, daß auf dem Monte
Rosa (4559 m), wo die Versuche ausgeführt wurden, an wolkenlosen Tagen
die lichtchemische Wirkung derjenigen einer Quecksilberlampe nahezu gleich
ij Compt. rend. de l'Acad, des sciences 1913, 156, 720. — =) Ztschr. f. augew. Chem. 1913,
26, 612.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie.
183
kommt. Er wies auch tatsächlich die Bildung von Stickoxyd nach. Da-
mit wäre für die Alpenpflanzen die Verwertung des Luftstickstoffs möglich.
Über das Eindringen verschiedener Stickstoffformen in die
Pflanze; Adsorptionserscheinungen. Von D. Chouchak. i) — Der Vf.
stellte folgende Versuche an: Die Wurzeln von 125 3 — 4 Wochen alten
"Weizenpflänzchen wurden nach sorgfältigem AVaschen mit Wasser in die
nachstehenden Salzlösungen gebracht. Eine gleiche Anzahl von Wurzeln
wurde vor dieser Behandlung 30 Minuten lang in kochendes Wasser getan.
Die Berührung der Wurzeln mit den Salzlösungen dauerte nur 10 Minuten.
Das Ergebnis war folgendes:
mm N eeeeben
Milligramm Stickstoff als
Chlorammon
0,5 1 1,0
Natrium-
nitrat
0,5 i 1,0
GlycocoU
0.5 1,0
TyroBÜi
0,5
' es
0,5
,,,.,,. ^ . / lebenden Wurzeln . .
mg N absorbiert von den -^ t^t^Q Wurzeln . . .
Concentrat. des absorbierten N auf das kg der toten
Wurzeln
Concentr. im Liter Flüssigkeit nach dem Versuch,
mit den toten Wurzeln
0,091
0,10
11,7
4,38
Coef ficient :
Concentr. in den Wurzeln
Concentr. im Wasser
0,182
0,20
23,4
8,76
2,68
0,053
0,055
6,45
4,8
1,34
0,105
0,108
12,7
9,7
1,32
0,042
0,075
4,6
1,92
0,075
0,153
18,0
9,2
1,95
0,146
17,2
3,9
0,043
5,1
5,0
4,86 1,02
Die Wurzeln der Pflanzen haben also die Fähigkeit, die verschiedenen
anorganischen und organischen Formen des Stickstoffs zu absorbieren und
zu fixieren. Sie beruht auf dem Vorhandensein gewisser Stoffe, die von
kochendem Wasser nicht ausgezogen werden. Das Absorptionsvermögen
schwankt bei derselben molekularen Concentration der Stickstoffsubstanzen
mit deren Art. Für ein und dieselbe Stickstoffform steht unter gleichen
Bedingungen die Menge an absorbiertem Stickstoff in enger Beziehung zu
der Concentration des Stoffes in der umgebenden Flüssigkeit. Die Fähig-
keit der Absorption muß gleich den Erscheinungen der Osmose eine wichtige
EoUe in der Aufnahme dieser Nährstoffe spielen.
Über die Absorption der verschiedenen Formen des Stickstoffs
durch die Pflanzen; Einfluß der Umgebung. Von D. Chouchak.^) —
In einer weiteren Mitteilung berichtet der Vf. über den Einfluß des durch
Salzzusätze veränderten Substrates auf die Stickstoffabsorption.
Chlorammonlösung versetzt mit
ilgSOi JNajSOi
MgCla
CaCla
Ca so«
Na^COa
NaCl
N absorbiert i tot 100
durch Wurzeln \ lebend 100
0
8,2
7,5
28,0
23,2
32,0
31,5
48,0
37,0
55,0
42,0
42,0
82,0
64,5
Man sieht, daß die Salze einen wesentlichen und nach der Art des
Salzes sehr verschiedenen Einfluß zeigen.
Über das Wesen der Amylase. Von Henri van Laer.^) — Von der
Wirkung und Beschaffenheit der Amylase macht sich der Vf. folgende
1) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 1696—1699. — ^) Ebend. 1784. - 3) Bull.
Acad. royal. Belgigue 1913, 395.
184 Lanäwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Vorstellung: Die Amylase besteht aus einem stickstoffhaltigen, für sich allein
unwirksamen Teil und aus gewissen Elektrolyten, die als Koenzyme fungieren.
Die Amylaselösung ist um so wirksamer, je stickstoffreicher sie ist. Der
stickstoffhaltige Anteil ist wie die Peptone amphoter. Der Mineralstoff-
gehalt ist für die Aktivierung des Fermentes von größtem Einfluß.
Die hydrolisierenden Enzyme des Milchsaftes von Maclura
aurantiaca im Vergleich mit denen des Ficus Carica und Broussonetia
papyrifera- Saftes. Von C. Gerber.^) — Die Unterschiede des Milchsaftes
der drei Pflanzen sind mehr graduelle. Alle drei enthalten Enzyme des
Kohlehydrat ei weiß- und Fettabbaues. Sie sind echte Pankreassäfte des
Pflanzenkörpers und haben zweifellos eine große Bedeutung für die Er-
nährung der Pflanze. Der Maclurasaft steht dem von Broussonetia näher
als dem Michsaft der Ficus Carica.
Der Milchsaft von Ficus coronata. Von C. Gerber. ^) — Wie der
Vf. weiter feststellt, ist der Milchsaft des Ficus coronata nur von un-
vollkommener Pankreaswirkung. Es fehlt ihm vor allem die Fähigkeit
amylolytischer Enzymbetätigung. Lipase ist vorhanden, vor allem aber
nur weitaus vorherrschend eine Protease.
Identität zwischen Lab, Casease und Trypsin eines und des-
selben Milchsaftes. Existenz von zwei Arten pflanzlicher proteo-
lytischer Enzyme. Von demselben. 2) — Die weitere Untersuchung
der verschiedenen Milchsäfte ergab, daß die Milch coagulierende, Casein
und Fibrin aufspaltende Wirkung der Säfte zwar an ein und dasselbe
Enzym geknüpft ist, daß aber bei den proteolytischen Enzymen doch zwei
Gruppen bestehen, die durch das Verhalten des Saftes von Ficus Carica
einerseits, von Broussonetia anderseits charakterisiert werden. Der letztere
coaguliert und verdaut Milch, Casein und Fibrin stets, der erstere rohe
Milch nie, Casein und Fibrin nicht bei Anwesenheit gewisser Salze (Ag,
Cu, Hg).
Studien über Enzymwirkungen. Die Einwirkung neutraler
Salze auf Ricinuslipase. Von K. G. Fallc^) — Die Aktivität der
Ricinuslipase wird nach den Versuchen des Vf. sehr verschieden, und
zwar in Abhängigkeit von der Concentration der Salzlösungen beeinflußt.
Chloride und Nitrate des Bariums, Calciums und Magnesiums in etwas
concentrierterer Lösung, Natriumoxalat und- sulfat hemmen die Wirksamkeit;
sehr verdünnte Lösungen des Ba- und Ca-Chlorids, Magnesium sulfat, etwas
concentriertere Lösungen des Natriumsulfates, ferner Manganchlorid und
-sulfat rufen eine erhöhte Aktivität hervor.
Der specifische Charakter der Lipasewirkung. Die Versuche
wurden mit Methyl-, Äthyl- und Butylacetat, sowie mit Glycerintriacetat
(Triacetin) bei verschiedener Concentration durchgeführt. Das Triacetin
eignet sich für den Verfolg der lipolytischen Wirkung am besten.
Zur Kenntnis emulsinartiger Enzyme. Von L. Rosenthaler. ^) —
Die Emulsin Wirkung setzt sich aus verschiedenen Einzelwirkungen zusammen,
und die zu diesen Wirkungen befähigten Emulsinbestandteile sind von-
einander verschieden. Der Anteil, welcher Amygdalin zu Blausäure spaltet,
vom Vf. früher ^-Emulsin genannt, ist Amygdalase -f- Prunase, der aus
1) Compt. read, de l'Acad. des sciences 1913, 156, 1573. — 2) Ebend. 1917. — «) Ebend. 241.
— «) Jourii. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 601—624. — ») Biochem. Ztichr. 1913, 50, 486.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 185
Aldehyd und Blausäure optisch aktive Oxynitrile bildende Teil ist die
Oxynitrilese ; die Oxynitrilase dagegen spaltet die Oxynitrile. Ob alle
diese Wirkungen von einem Enzym mit großem Molekül und mehreren
Seitenketten, die jeweilig inaktiviert werden können, ausgehen, bleibt
dahingestellt.
Der Atmungscoefficient der grünen Blätter. Von L. Maquenne
und E. Demoussy. ^) — Im Gegensatz zu Aubert, der in seinen Studien
über die Atmung der Fettpflanzen gezeigt hat, daß der Atmungscoefficient
am Morgen und am Abend verschieden ist und daß anderseits das Tages-
mittel dieses Quotienten höher ist als das der Nacht, teilen die Vff. Ver-
suche mit, aus denen hervorgeht, daß diese Beobachtungen — wenigstens
für die untersuchten Objekte — nicht zutrefi"en. Der Atmungskoefficient
ändert sich zwar mit jeder Stunde des Tages und der Nacht, das Mittel
CO
gleicht sich aber dahin aus, daß der Quotient -~ tags und nachts der •
gleiche ist. Die Pflanzenatmung ist in zwei Phasen verlaufend zu be-
trachten: die erste besteht in der Bildung nicht flüchtiger Säuren (un-
vollständige Oxydation) ; die zweite in der vollständigen Verbrennung dieser
Stoffe. — Die fortwährenden Schwankungen in dem A^erhältnis CO, : 0
erschweren übrigens die Bestimmung der mittlereü^Atmungscoefficieuten
erheblich.
Über den Atmungscoefficienten der grünen Pflanzen und seine
Bestimmungsart. Von L. Maquenne und E. Demoussy. -) — Die Unter-
suchungen des Vf. ergaben, daß der Atmungscoefficient der grünen Pflanzen
solange größer als 1 ist, als die Pflanzen sich kräftig entwickeln. Das
Sinken dieses Faktors unter 1 ist stets ein Zeichen des Verfalles des
Organismus. Um den Atmungscoefficienten zu bestimmen, genügt die
Ermittlung des Stickstoffgehaltes der Luft. Ist der Stickstoffgehalt zu
Ende des Versuches erhöht, so ist der Atmungskoefficient kleiner als X.
Atmung der Pflanzen als hydrolytische Oxydation. Von W.
Palladin.^) — Im Verfolg seiner Untersuchungen über das Wesen der
Pflanzenatmung stellt der Vf. neuerdings folgendes fest: Alkalische
Lösungen der Atmungschromogene absorbieren begierig den Sauerstoff der
Luft, indem sie dabei braunrote Pigmente bilden. Während der alko-
holischen Gärung (und damit während des ersten anaeroben Stadiums der
Atmung) werden Stoffe gebildet, die ihren Wasserstoff leicht an das Atmungs-
pigment abgeben, von dem er durch den Sauerstoff der Luft zu Wasser
oxydiert wird. Die Atmungschromogene (R . Hg) geben gleich den Leuko-
körpern ihren Wasserstoff an den absorbierten Sauerstoff ab. Es resultiert
ein Pigment und Wasser (R -f- HgO). Der während der Atmung absorbierte
Sauerstoff wird demnach auf die Entfernung des Wasserstoffs aus den
Pflanzen verwendet. Der Wasserstoff, der nach der hydrolytischen Oxy-
dation der Glucose frei wird und bei den höheren Pflanzen unter Beihilfe
des Atmungschromogens bis zu Wasser oxydiert oder bei der Hefe in Ge-
stalt von Äthylalkohol ausgeschieden wird, geben die anaeroben Bakterien
direkt an das sie umgebende gasförmige Medium ab. Als Schema für die
Arbeit der anaeroben Bakterien kann die Reaktion von Ose. Loew dienen:
1) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 28-34. — 2) Ebend. 278-283. — s) Ber.
deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 80-82.
186 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
aus einer alkalischen Lösung von Formaldehyd werden in Gegenwart von
Eupferoxydnl große Mengen von Wasserstoff ausgeschieden, wobei Ameisen-
säure gebildet wird.
Über das Wesen der anaeroben Atmung verschiedener Samen-
pflanzen. Von S. Kostytschew. 1) — Bekanntlich gilt heute ein enger
Zusammenhang der anaeroben Atmung mit der alkoholischen Gärung als
allgemeine Annahme, Ihre Identität wurde sogar als Tatsache formuliert.
Der Vf. ist entgegengesetzter Meinung, und seine vorliegenden Unter-
suchungen bestärken ihn hierin. Weder der Nachweis von Alkohol als
Product der anaeroben Atmung noch die Gegenwart von Zymase können
jenen Zusammenhang dartun, lediglich die Gesamtbilanz der Atmung kann
ihn erweisen. Da zeigt sich dann aber, daß das Verhältnis Cüg : Alkohol
nur in ganz vereinzelten Fällen das der alkoholischen Gärung ist. Es
schwankt in den weiten Grenzen von 100:100 bis 100:0. Gerade bei
der Kartoffel, wo ein Mangel an Gärmaterial (Zucker) sicher nicht vorlag,
waren die Resultate ausgesprochen negativ.
Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenatmung. Von W. Zaleski.^) —
Kostytschew hat nachgewiesen, daß durch Zymin vergorene Zucker-
lösungen die Kohlensäureabgabe von in diesen eingeweichten Weizenkeimen
bedeutend steigern. Der Vf. zeigte dann, daß auch Zymin und Hefanol-
extrakte dieselbe Wirkung äußern. Endlich ist von Iwanoff festgestellt,
daß eine gesteigerte Sauerstoffabsorption bei dieser erhöhten Kohlensäure-
abgabe nicht vorliegt. Daraus wäre zu schließen, daß die Annahme
Kostytschew's, die durch Zymin vergorene Zuckerlösung steigere die
aerobe Atmung der Keime, unhaltbar ist. Der Vf. versuchte nun fest-
zustellen, welche Stoffe des Hefanolextraktes oder der vergorenen Zucker-
lösung die COg-Production beschleunigen könnten. Er fand, daß die
Zuckerphosphorsäure hierfür nicht ursächlich ist, denn mit öOprocent.
Aceton behandeltes Hefanol gab ein Filtrat von deutlicher Wirksamkeit.
Anderseits zieht auch Methylalkohol die wirksamen Stoffe aus. Welcher
Art diese Stoffe sind, bleibt eine offene Frage. Übrigens fand der Vf.
folgenden interessanten Parallelismus: die COj-Production der Carboxylase-
gärung wird durch dieselben Bedingungen gesteigert, wie die Kohlensäure-
production durch Hefanolextrakt.
Über die Atmung lebender und getöteter Weizenkeime. Von
S. Kostytschew, W. BriUiant und A. Scheloumoff.^) — Durch scheinbar
geringe Hemmung des Luftzutrittes wird die Sauerstoffaufnahme lebender
und getöteter Weizenkeime stark herabgesetzt. Sekundäre Phosphate üben
auf die Atmung lebender Keime keine Wirkung aus. Vergorene Zucker-
co
lösungen bewirken eine Steigerung, ohne den Koefficienten -y-^ zu verändern.
Bei getöteten Keimen wird selbst unter vollkommener Lüftung nur die
Kohlensäureentwicklung durch vergorene Zuckerlösung angeregt. Der Wert
-j^ steigt also bedeutend an.
Zymase und Reductase in ihren gegenseitigen Beziehungen.
Von S. Lvoff,4) — Die Tatsache, daß die in einer gärenden Flüssigkeit
stattfindende Reduction von Methylenblau zu Leukokörper auf die Alkohol-
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 125—129. — 2) Ebend. 354—361. — ^j Ebend. 432—441.
— *) Ebend. 141—147.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 187
gärung hemmend wirkt, erklärt sich nach den Versuchen des Vf. damit,
daß ein Gramm - Molekül Methylenblau der gärenden Flüssigkeit ein Gramm-
Molekül Wasserstoff entzieht und dadurch ein Gramm -Molekül Glucose in-
aktiviert, das dann vor weiterer Spaltung in Alkohol und Kohlensäure be-
wahrt wird. Daraus leitet der Vf. weiter ab: Das erste oder eines der
ersten Stadien der Alkoholgärung besteht darin, daß dem Glucosemolekül
zwei Atome Wasserstoff entzogen werden. Der von der Reductase vorüber-
gehend gebundene Wasserstoff ist für den normalen Verlauf der Gärung
notwendig, da die beiden Komponenten (Alkohol und COg) in gleichem
Maße der Mitwirkung dieses Wasserstoffs bedürfen. Zwischen der Reductions-
und Gärungsenergie der Hefe besteht offenbar ein genauer Parallelismus:
eine gegebene Hefemenge ist (potentiell) imstande, ebensoviel Methylen-
blaumoleküle zu reducieren, wie Glucosemoleküle zu vergären. Und daran
schließt der Vf. die Frage: besteht denn in der Hefe die Reductase über-
haupt als ein selbständiges, individualisiertes Enzym? oder gehören nicht
die Reductionseigenschaften einem einzigen Gärungsmechanismus, den wir
als Zymase zu bezeichnen pflegen?
Zur Kenntnis der Reductionsfermente. V. Das Koferment der Per-
hydridase. Bildung von Aldehyden aus Aminosäuren. Von A. Bach.^) —
Das als Erei)ton bezeichnete, durch vollkommenen Abbau von Eiweiß dar-
gestellte Aminosäuregemisch, das sich als ein wirksames Koferment der
Perhydridase erwiesen hat, gibt bei der Destillation seiner wäßrigen Lösung
ständig Aldehyd ab. Der quantitative Verfolg der Aldehydbildung läßt er-
kennen, daß Aldehyde nur in den ersten Fraktionen übergehen. Destilliert
man nach 24 stündigem Stehenlassen von neuem, so erscheint wieder die-
selbe Aldebydmenge und setzt man nach dem ersten Aufhören der Aldehyd-
bildung die Destillation im Luftstrom fort, so treten erneut Aldehyde auf.
Die Aldehyde entstehen aber aus dem Erepton erst bei der Destillation.
Der Proceß stellt sich dem der Aldehydbilduag aus «-Alanin und ßenzochinon
an die Seite ; der Sauerstoff dient lediglich zur Regenerierung der reducierten
Wasserstoff-Acceptoren. Daraus folgt weiter, daß das wahre Koferment
der Perhydridase die Aldehyde sind; die Perhydridase ist also eine echte
Aldehydase. Kompliziertere Aldehyde, wie die Aldohexosen sind übrigens
als Koferment nicht brauchbar.
Zur Kenntnis der Reductionsfermente. IV. Von A. Bach.-) — Ver-
suche mit Kartoffelsaft zeigten, daß auch im Pflanzenkörper Enzyme von der
Natur der Perhydridase enthalten sind, d. h. solche die bei Gegenwart
eines Aidehydes als Koenzym reducierend wirken. Nitrat wurde sehr schnell
in Nitrit übergeführt. Luftzutritt zerstört die pflanzliche Perhydridase
sehr schnell, beim Aufbewahren verKert sie an Wirksamkeit. Von der
tierischen Perhydridase ist die pflanzliche offenbar verschieden.
Oxydative Bildung salpetriger Säure in Pflanzenextrakten. Von
A. Bach.^) — Der Vf. fand weiter, daß im Kartoffelsaft bei Luftzutritt
salpetrige Säure entsteht, die offenbar aus Aminoverbindungen durch Oxydation
hervorgegangen ist. Wird der Kartoffelsaft aufgekocht, so tritt die Bildung
der salpetrigen Säure zurück. Es handelt sich offenbar um eine oxydatische
Enzym Wirkung.
1) Biochem. Ztschr. 1913, 58, 205—212. — 2) Ebend. 52. 412—417. — ») Ebend. 52, 418-422.
138 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Über das Verhalten der in die Pflanzen injizierten Blausäure.
Von S. Dezani.^) — Daß die Blausäure in den Pflanzensäften leicht
umgesetzt und unter anderem Ammoniak gebildet wird, hatte der Vf.
früher erwiesen. Er prüfte nunmehr, ob diese Erscheinung für den Stickstoff-
umsatz im Pflanzenkörper von Bedeutung wäre. Zwar gelang es ihm nicht,
stickstofffrei ernährte Pflanzen mit Kaliumcyanid als Stickstoff quelle durch-
zubringen, so daß diese Frage offen bleiben muß, er fand aber bestätigt,
daß kleine Blausäuremengen von den Pflanzen aufgenommen und offenbar
verarbeitet werden, denn weder in den Pflanzen noch in der Umgebung
ließ sich etwas von der eingeführten Blausäure nachweisen. Als Versuchs-
pflanzen dienten Zea Mais und Canape nostrana. Bei der Injektion von
0,01 g Blausäure gingen die Pflanzen zugrunde. Kleine Mengen nach-
einander eingespritzt — 0,0002 g, 0,0005, 0,0013 g Kaliumcyanid —
wurden ohne Schädigung vertragen. Schon nach 24 Stunden waren die
Pflänzchen blausäurefrei.
Über die Verbreitung der Carboxylase in den Pflanzen. Von
W. Zaleski.-) — Das von Neuberg zuerst in der Hefe aufgefundene
Enzym Carboxylase ist von dem Vf. früher schon auch in höheren Pflanzen
aufgefunden, und zwar in den Erbsensamen. Er bestätigt die Gegenwart
dieses Enzyms in Lupinus, Vicia, Triticum und Zea Mais. Die etiolierten
Keimpflanzen verschiedenen Alters sind reich an Carboxylase, ebenso ent-
halten Schimmelpilze das Enzym. Obgleich die Carboxylase zu den anaerob
wirkenden Fermenten gehört, betätigt sie sich auch bei Anwesenheit von
Sauerstoff, wenigstens bei einigen Objekten. Bei anderen (Erbse, Bohne)
hemmen die Oxydationsprocesse die Tätigkeit der Carboxylase. Mit Methyl-
alkohol extrahierte Stengelspitzen der Bohne gaben die Carboxylasespaltung
auch in der Luft. Offenbar werden dadurch Stoffe ausgezogen, deren
Oxydationsprodukte die Carboxylasearbeit hemmen. Der bei der Zersetzung
der Brenztraubensäure durch Carboxylase entstehende Acetaldehyd wird je
nach den Bedingungen zu Alkohol reduciert oder weiter oxydiert. Dem
Preßsaft der etiolierten Keimpflanzen zugesetzer Aldehyd (125 mg : 100 ccm)
verschwindet schnell. Über die Entstehungsproducte vermag der Vf. noch
nichts Näheres mitzuteilen.
Über Alkoholbildung durch Weizenkeime. Von S. Kostytschew
und A. Scheloumoff.^) — Im weiteren Verfolg ihrer Untersuchungen stellen
die Vff. folgendes fest: Lebende Weizenkeime bilden bei vollkommener Luft-
zufuhr keine Spur von Alkohol; selbst in Gegenwart von Toluol ist die
Alkoholproduction ■ äußerst schwach (COg : C2H5 0H= 100 : 3). Bei un-
vollkommener Luftzufuhr steigt die Alkoholproduction beträchtlich an (100 : 50).
Nicht keimfähige, schwach atmende Keime bilden den Alkohol in diesem
Verhältnis auch bei voller Luftzufuhr. Bei lebenden Weizenkeimen ist die
Gesamtmenge, bei nicht keimfähigen wenigstens die Hälfte der gebildeten
Kohlensäure auf die normale Atmung zurückzuführen. Bei Untersuchungen
über PflauBenatmung ist, so schließen die Vff., auch die geringste Hemmung
der Luftzufuhr unzulässig.
Über zuckerfreie Hefegärungen. Zur Kenntnis der Carboxylase.
Von C. Neuberg und P. Rosenthal. ^) — Zur weiteren Kennzeichnung
1) Arch. Farmacol. sperini. 1913. 16, 539. — =) Ber. deutsch, totan. Ges. 1913, 31, 349—353.
— *) Ebend. 422-431. — *) Biochem. Ztschr. 1913, 51, 128.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 189
des die Brenztraubensäure aufspaltenden Enzymes stellen die Yff. folgendes
fest: Die Carboxylase ist ein Teilenzym des Fermentsystemes Zymase.
Die Entstehung der Kohlensäure bei der alkoholischen Gärung scheint auf
ihre Abspaltung aus Brenztraubensäure zurückzuführen zu sein. Der Abbau
des Zuckers verläuft demgemäß in Stufen, die durch besondere Teilfermente
bedingt werden. Die Unterschiede in der Wirkungsart der Carboxylase
und Zymase sind ausgesprochen. Die Carboxylase ist sehr beständig.
Antiseptica (Chloroform, Toluol) beeinträchtigen ihre Wirkung nicht; auch
gegen Temperaturerhöhung, Aufbewahrung, Dialysieren ist sie unempfind-
licher als die Zymase. Die zellfreien Hefepreßsäfte vergären Brenztrauben-
säure viel kräftiger als Glucose.
Die Bildung der Anthocyanpigmente der Pflanzen. Von F. Keeble,
E. F. Armstrong und W. N. Jones. ^) — Über die Entstehung der Blüten-
farbstoffe entwickeln die Vff. folgende Anschauung: In der Pflanze befinden
sich farblose Chromogene, die unter dem Einfluß von oxydatischen Enzymen
bei Gegenwart von Wasser zu Anthoeyanen oxydiert werden. Anderseits
besteben auch Reductasen, die durch verschiedene Einflüsse, z. B. Sinken
des Wassergehaltes aktiviert werden, und die Rückbildung der Anthocyane
zu Chromogenen verursachen. Es ergiebt sich also folgendes Schema:
( üxydaso \
Chromogen }„^Yasser( Anthocyanpigment.
\ Reduktase/
Bie. Chromogene der weißen Blüten. Auch in den weißen
Blüten befindet sich, wie W. N. Jones weiter mitteilt, sowohl ein Chromogen,
wie eine Oxydase. Diese sind aber so lokalisiert, daß ihre Betätigung
unmöglich wird.
Die Bildung der Anthocyanpigmente in den Pflanzen. Von den-
selben. 2) — Im weiteren befassen sich die Vff. mit dem pigmentbildenden
Glucosid der gelben Levkoje, mit der Entstehung pigmentbildender Sub-
stanzen aus Glucosiden und mit den mendelianischen Färbungen. Die in
dem Saft der gelben Levkojen enthaltenen Glucoside lassen sich durch
geeignete chemische Behandlung in rote Farbstoffe überführen; damit ist
ihre Entstehung auch in der Pflanze nahegelegt. Bestimmt wird diese
Umsetzung durch das Vorhandensein von Aminogruppen. Für die Pflanzen-
pigmente geben die Vff. folgende Einteilung:
I. Plastische Pigmente.
a) Chlorophyllpigmente enthalten C, H, 0, N
b) Carotinpigmente „ C, H
c) Xanthophyllpigmente ,, C, H, 0
II. Saftpigmente.
a) gelbe: Hydroxyflavonglucoside und Derivate enthalten . C, H, 0
b) rote: Oxydationsproducte der gelben Glucoside „ . C, H, 0
c) rote und braune: Oxydationsproducte von Phenolen bei
Gegenwart von Aminosäuren enthalten C, H, 0, N
d) Anthocyanpigmente (rot und magenta), entstanden aus
Phenolen bei Gegenwart eines organischen Sauerstoff-
überträgers, enthalten C, H, 0
') Proc. Royal Soc. London 1913, 86, B. 308—323. — =) Ebend. 87, 113.
190 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Die Mendel' sehen Färb reihen dürften so zustande kommen, daß
speeifische Stoffe in den niederen Gliedern als Sauerstoffacceptoren wirken
und deren Pigmente reducieren. Durch Sauerstoffahgabe entstehen als
Product der Oxydation die specifischen Färbungen.
Verhalten einiger Schimmelpilze gegen Kalkstickstoff. Von
A. Kossowicz. ^) — Die mit einer Reihe von Schimmelj)ilzen in sterilen,
kalkstickstoffhaltigen Nährlösungen vorgenommenen Versuche ergaben, daß
sich die verschiedeneu Pilzarten gegen den Kalkstickstoff ganz verschieden
verhalten. Einige nutzen ihn aus, andere vermögen sich nicht in seiner
Gegenwart zu entwickeln. Es scheint, als ob das Verhalten der Pilze
von der quantitativen und qualitativen Verteilung der Kalkstickstoff-
begleitstoffe weitgehend bestimmt wird, ein Umstand, der auch für den
Einfluß dieses Düngemittels auf höhere Pflanzen Beachtung verdient.
Protoplasmastrukturen und deren Dynamik. Von R. E. Liesegang. 2)
— Der Vf. entwickelt zunächst die geltenden Theorien von der Schaum-
struktur (Butuhli) und dem Emulsionszustand (Bejerinck und
Lepeschkin) des Plasmas. Zusammenfassend weist er darauf hin, daß
selbst die einfachsten Emulsionsformen im Protoplasma sehr verschieden-
artig sein können, daß darin die gleiche Substanz einmal als Dispersions-
mittel, dann als Dispersoid auftreten kann, und daß neben den hierdurch
veranlaßten Viskositätsänderungen auch jene zu beachten sind, die mit
einer bloßen Änderung der Teilchengröße zusammenhängen.
Darstellung eines dem in den rotgefärbten Herbstblättern ent-
haltenen identischen Anthocyans aus grünen Blättern. Von R. Combes.^)
— Durch Extraktion grüner Blätter des wilden Weines erhielt der Vf.
eine gelbbraune Verbindung, die in alkoholischer Lösung mit nascierendem
Wasserstoff behandelt, in eine rote Verbindung überging, die ganz gleiche
Eigenschaften aufwies, wie das natürliche Anthocyan. Der Vf. hält daher
die Bildung des Anthocyans bei der herbstlichen Verfärbung der Blätter
nicht für einen Oxydations-, sondern für einen Reductionsvorgang.
Über die desamidierende Wirkung der Tyrosinase. Von R. Chodat
und K. Schweizer.'^) — Die Vff. haben festgestellt, daß verschiedene
Aminoverbindungen unter dem Einfluß von T^-rosinase Ammoniak abspalten
und Aldehyde bilden, so gibt Aminoessigsäure Formaldehyd. Anderseits
fanden die Vff. in dem Destillat direkt belichteter Blätter Formaldehyd.
Es galt nun festzustellen, ob diese Aldehydbildung das Resultat einer
Lichtsynthese oder der Desamidierung des Glykokolls ist. Bei Gegenwart
von Chlorophyll und Abwesenheit von Kohlensäure wird im Licht aus
GlycocoU ein wenig Formaldehyd gebildet, und Tyrosinase beschleunigt
diesen Vorgang. Die Formaldehydbildung in den belichteten grünen
Blättern dürfte aber mit der Tyrosinasewirkung nicht identisch sein, da
sie gerade durch ihr Ausbleiben im Dunkeln charakterisiert ist.
Die Veränderung der Zellkerne durch Uran. Von C. Acqua.^) —
Versuche mit Weizenkeimlingen ergaben, daß dem Uran selbst in sehr
verdünnten Lösungen eine speeifische Wirkung auf das Zellgewebe und
1) Ztschr. I. Gärnngsphys. 1913, 2, 154. — 2) Arch. f. Entvricklungsmech. d. Org. 1912, 34,
452; nach Ret. Ztschr. f. angew. Chem. 1913, Ref. 163. — 3) Oompt. rend. de .'Acad. des sciences
1913, 157, 1002. — *) Biochem. Ztschr. 1913, 57, 430. — 5) Atti R. Acad. Line. Rom. 1913, 22, 390
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 191
die Zellkerne der Wurzelspitzen der "VVeizenpflänzchen zukommt. Schon
in Lösun'^en von 0,1 auf 1000 Uranylnitrats hört das Wachstum der
Wurzeln auf, ihre Spitzen verfärben sich und werden gelb. Mikroskopisch
läßt sich erkennen, daß die Kerne der Zellen je nach der Einwirkungs-
dauer der Uranlösung verschieden stark verändert sind. Handelt es sich
zunächst nur um eine Ablagerung eines gelben Körpers (üranoxyd), so
degenerieren bei längerer Einwirkung die Kerne vollständig und geben
auch keine charakteristischen Kernfärbungen mehr. Die Giftwirkung des
Urans ist also offensichtlich; der Vf. möchte sie mit einer Zerstörung des
Chromatins der Kerne erklären.
Untersuchungen über die Rolle einzelner Nährstoffe im Haus-
halte höherer Pflanzen. "Von Karl Faack. i) — Der umfangreichen
Arbeit entnehmen wir folgende Zusammenfassung der Ergebnisse: „1. Zwingt
man eine Pflanze, durch entsprechende Verteilung der Wurzeln, die zu
ihrer Ernährung unentbehrlichen Stoffe aus zwei oder mehreren, an und
für sich unvollkommen zusammengesetzten Nährmedien aufzunehmen, so
erwächst aus dieser Anordnung den betreffenden Gewächsen kein weiterer
Schaden, solange die Nährsalzgemische in unschädlicher Form geboten
werden. 2. Die Mineralsalze werden in der wachsenden Pflanze nach der
transpirierenden Oberfläche hin befördert und erst nach erfolgter Zersetzung
derselben in den assimilierenden Organen kann eine weitere Verteilung der
einzelnen Nährstoffe erfolgen. Ein direkter Übertritt von Mineralsalzen
von Wurzel zu Wurzel ist ausgeschlossen. 3. Von allen unentbehrlichen
Nährstoffen finden sich nur Ca und K auch in solchen Wurzelpartien in
anorganischer Bindung vor, welche bei Ausschluß dieser Elemente heran-
gezogen werden." (D-)
c) Reizwirkungen.
Der Einfluß der Beschattung des Tabaks auf verschiedene Be-
standteile der Blätter. Von A. Stutzer und S. Goy.^) — Die Versuchs-
ergebnisse waren folgende: Die Beschattung der Tabakpflanze setzt den
Nikotingehalt der Blätter herab, das Licht scheint also einen Einfluß auf
dessen Ausbildung zu haben. Daneben wirken natürlich auch andere Ein-
flüsse. Reichliche Stickstoffnahrung erhöht, wie die Wärme, die Nikotin-
menge. Reichliche Wasserzufuhr wirkt hemmend. Auf die Kaliaufnahme
hat die Beschattung einen günstigen Einfluß.
Vergleichende Untersuchungen über die Tropismen. Von Th. M.
Porodko. ^) — IV. (Die Gültigkeit des Energiemengengesetzes für den
negativen Chemotropismus der Pflanzenwurzeln.) Der Vf. hatte schon früher
(Ber. deutsch, botan. Ges. 1912, 30, 19) die Bedingungen gekennzeichnet, die
für den Eintritt negativ chemotroper Wurzelkrümmungen ausschlaggebend
sind. Im besonderen suchte er die Reizstärke auf ihre Komponenten zurück-
zuführen, ohne deren Wechselbeziehungen formulieren zu können. Er
fand nun, daß die Menge der chemischen Energie für den Eintritt des
negativen Tropismus maßgebend ist, daß das Euergiemengengesetz also
auch hier seine Gültigkeit hat.
1) Mift d. Idwsch. liehrkanzeln d. k. k. Hochschule f. Bodenkultur in Wien, Bd. I, Heft 1,
S. 443—509 (A. d. Inst. f. Idwsch. Pflanzenproductionslehre u. d. Versnehswirtsch.). — -) Biochem.
Ztschr. 1913, 56, 220. — «) Ber. deutsch, hotan. Ges. 1913, 31. 88.
192 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Vergleichende Untersuchungen über die Tropismen. V. Das
mikroskopische Aussehen der tropistisch gereizten Pflanzen-
wurzeln. Von Th. M. Porodko. ^) — Feinere morphologische Änderungen
finden in dem tropistisch gereizten Plasma nicht statt. Mikroskopisch
sichtbare Änderungen kommen nur im Falle des Traumatropismus zustande,
wo sie stets zum Tode der betr. Zellen führen. Der Begriff des Trauma-
tropismus ist dahin zu erweitern, daß man alle Krümmungen einzuzählen
hat, welche durch eine einseitige Gewebeabtötung der Wurzelspitze ein-
geleitet werden. Die sicherste Entscheidung hierüber gibt die'Färbung der
"Wurzel mit einer hochkolloidalen Lösung eines sauren Farbstoffes. Während
heftige traumatrope Reize eine vollständige Zerstörung des Zellinhaltes hervor-
rufen, liegt bei milderen Reizen nur eine Plasmacoagulation vor, und eine
solche dürfte auch in den lebenden negativ gereizten Zellen — obschon in
geringerem Grade — stattfinden. Diese bleibt nur stets eine innere, auf die
Erniedrigung des Dispersitätsgrades der plasmatischen Eiweißsole gerichtete.
Die phototropische Empfindlichkeit (des Segerhafers) bei extremen
Temperaturen. A^on Marie S. de Vries. -) — Im Gegensatz zu den von
Nybergh aus seinen Untersuchungen abgeleiteten Schlüssen, daß die photo-
tropische Präsentationszeit von der Temperatur nicht meßbar beeinflußt
werde, stellt die Vf. in neueren Versuchen fest, daß die phototropische
Reizwirkung ganz ebenso wie die geotropische in starker Abhängigkeit von
der Temperatur steht, daß also der von Nybergh behauptete große Unter-
schied zwischen diesen Tropismen nicht vorhanden ist.
Über Transpiration und osmotischen Druck bei Mangroven. Von
F. C. von Faber. ^) — Der hohe osmotische Druck in den Zellen der
Mangroven wird bei vielen durch starke Salzspeicherung bewirkt. Ver-
schiedene Arten stellen ihn durch andere, stark osmotisch wirkende Stoffe,
vielleicht Gerbstoffe her. Die Salzspeicherung ist eine specifische Eigen-
schaft bestimmter Mangrovenpflanzen. Die Untersuchungen des Vf. haben
schon jetzt deutlich gezeigt, daß nicht die Transpiration über die Salz-
speicherung entscheidet, wie Schimper glaubte, sondern daß diese durch
die specifische Eigenart der Pflanze bedingt wird, wie das Fitting schon
für die Wüstenpflanzen nachgewiesen hat.
Zur Kenntnis der Rolle des elektrischen Ladungssinnes bei der
Kolloidaufnahme durch die Plasmahaut. Von W. Ruhland. ^) — Es
wird bewiesen, daß die elektronegativen hochdispersen Sä urefarb Stoffe unter
denselben Bedingungen mit derselben großen Geschwindigkeit, wie die
gleich dispersen positiven Basen die lebende Plasmahaut durchwandern.
Es ist lediglich die Speicherung, die bei jenen erheblich länger dauert als
bei diesen und ihr Sichtbarwerden in der Zelle entsprechend verzögert.
Wahrscheinlich erfolgt sie im ersten Falle als reine Grenzflächenerscheinung,
im letzteren als lonenreaktion. Für den schnellen Durchtritt durch die
Plasmahaut ist also die saugende Mitwirkung der Transpiration nicht er-
forderlich und die elektrische Aufladung der dispersen Teilchen spielt hierbei
keine erkennbare Rolle. Die verschiedensten Pflanzen verhalten sich ganz
gleich. Diese Feststellungen stehen im unvereinbaren Widerspruch zur
Lipoidhypothese der Plasmahaut und bestätigen deren ülfarafilternatur.
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 248—356. — «) Ebead. 233-237. — *) Ebond. 277—281.
— «) Ebend. 304—310.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 193
Über die Bedeutung der Oberflächenspannung für die Verteilung
der Salze in der lebendigen Substanz. Von A. B. Macallum.^) — Mit
Hilfe der von ihm früher schon bekanntgegebenen Methode zum mikro-
chemischen Nachweis geringster Kalimengen (1 : 1 000 000) hat der Vf. an
Aeineta tuberosa, einem auf Algen lebenden Protozoon, das an zwei Stellen
seiner Oberfläche tentakelartige Cytoplasmavorstülpungen führt, die Ver-
teilung des Kaliums untersucht. Es zeigte sich, daß die Anhäufung der
Kalisalze an den Orten geringster Oberflächenspannung, nämlich an der
Grenzschicht zwischen Plasma und der im Innern der Zelle eingelagerten
Sproßanlage, sowie in der Oberflächenschicht der Tentakeln am stärksten
ist. Im Cytoplasma selbst war keine Spur von Kalium vorhanden. Der
Vf. sieht in diesen Beobachtungen einen erneuten Beweis dafür, daß die
Salzverteilung in den Zellen und der Stoffau stau seh zwischen Zelle und
Medium mit den Gesetzen der van't Hoff-Arrheniusschen Theorie der
Lösungen nicht voll erklärt werden kann.
Über die Widerstandsfähigkeit der Alkaloidpflanzen gegen das
eigene Gift. Von G. D'Ippolito. -) — Versuche mit Conium maculatum
und Delphinium Staphysagiia ergaben, daß jede dieser Pflanzen gegen das
von ihr erzeugte Alkaloid erheblich widerstandsfähiger ist. als gegen das
andere. So bleiben Coniurablätter 18 Stunden, die Karpelle des Delphiniums
nur 6 Stunden in einer Coniinlösung intakt und anderseits hielten sich
die Delphiniumkarpelle 20 Stunden, die Coniumblätter nur 12 Stunden
in der Delphininlösung. Was dann die Theorie anbetrifft, nach welcher
den Alkaloiden in der Pflanze eine Schutzwirkung zukommt, so mag diese
in bezug auf tierische Schädlinge zutreffen, bezüglich pflanzlicher Parasiten
bestätigte sie sich nicht. Sowohl Cuscuta als Penicillium entwickelten sich
einwandfrei. Bei Conium, wie Delphinium sind nun allerdings die
Alkaloide in dem äußeren Gewebe des Stengels (Epidermis und Rinden-
parenchym) lokalisiert und von Cuscuta ist ja bekannt, daß ihre Saug-
wurzeln in das Leitungsgewebe eindringen.
Beiträge zur Frage der Frosthärte bei Getreidepflanzen. Von
G. Gaßner und C. Grimme.^) — In Erweiterung der Beobachtungen
früherer Autoren (Lidforß, Schaff nit) haben die Vff. unter Benutzung
je eines Petkuser Winter- und Sommerroggens versucht festzustellen, in
welcher Weise die Kälteresistenz mit dem Zuckergehalt der Getreidepflanzen
in Verbindung steht. Aus den Versuchen folgt zunächst, daß die bei
niederen Temperaturen herangewachsenen und darum gegen Kälte wider-
standsfähigeren Keimpflanzen vor den bei höheren Temperaturen heran-
gezogenen durch höheren Zuckergehalt ausgezeichnet sind. Die Keimpflanzen
des frostharten Petkuser Winterroggens wiesen einen höheren Zuckergehalt
auf als diejenigen des Petk. Sommerroggens. Die Unterschiede sind be-
sonders auch deswegen bemerkenswert, weil die chemische Zusammen-
setzung der Körner sonst praktisch keine Verschiedenheiten erkennen ließen.
Die Feststellung des specifischen Zuckergehaltes bei jungen, aber gekeimten
Getreidepflänzchen stellt also anscheinend ein Mittel dar, um Winterhärte
und Wintertyp schneller zu bestimmen, als es bisher möglich war.
1) Proc. Royal. Soc. London 1913, 86, ß. 527; nacht Ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1593.
3) Slaz. sperim. agrar. ital. 1913, 46, 393—414. — ^) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 507—510.
Jahresbericht 1913. 13
194 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Selbstvergiftung in Penicillium- Kulturen als Folge der Stickstoff-
ernährung. Yon C. Wehmer.^) — Der A^f. beobachtete an Penicillium-
kulturen, denen schwefelsaures Ammoniak als Stickstoffquelle geboten war,
eine eigenartige Veränderung. Sie blieben in der Entwicklung stehen,
an Stelle der grünen Pilzdeeke bildeten sich einzelne, verstreute, sterile
Polster von heller Farbe, deren Unterseite sich wie die Nährlösung allmählich
schmutzigbraun verfärbte. Kein anderes Salz rief eine ähnliche Erscheinung
hervor. Der Vf. konnte weiter feststellen, daß die ursprünglich gegen
Congorot neutrale Nährlösung im Verlauf der Pilzentwicklung sauer wurde,
und es konnte sich somit nur um freie Schwefelsäure handeln, die bei der
Assimilation des Ammoniaks durch den Pilz entstanden war. Auch bei
Anwendung von Chlorammon und Ammonnitrat wurde die Nährlösung sauer,
dennoch trat keine Beeinträchtigung des Pilzwachstums ein. Die Emp-
findlichkeit des Pilzes gegen Schwefelsäure muß also sehr ausgesprochen
sein. Wenn es trotzdem, wie der Vf. zeigt, zu einer reichlichen An-
sammlung freier Schwefelsäure kommt, so ist offenbar, daß der Pilz seine
auf Stickstoffgewinn gerichtete Tätigkeit vollzieht, ungeachtet dessen, daß
diese Tätigkeit zu seiner Vernichtung führen muß, ein Vorgang, der den
als Gärungen bekannten Stoffwechsel vergangen anderer Pilze nicht un-
ähnlich ist.
Zur experimentellen Anatomie von Helianthus annuus L. Von
Walter Schröder.-) — Berthold, unter dessen Leitung auch die vor-
liegende Arbeit entstanden ist, beobachtete an Heliauthuskeimlingen, deren
Plumula abgestorben war, eine ausgesprochene Hypertrophie der Cotyledonen
und des Hypocotyls. Nach erstmaligen vergeblichen Versuchen konnte
der Vf. in seinen eingehenden anatomischen Untersuchungen an künstlich
von der Plumula befreiten Keimlingen dann auch bestätigen, „daß (nach
dem oparativen Eingriff) alle parenchyraatischen Elemente an Masse zunahmen,
während die mechanischen Gewehe eine starke Reduction zeigten". Chemisch-
physiologisch wurde festgestellt, daß der Chloroph}' Ugehalt in den oberen
Knotenregionen stets eine Abnahme erfuhr. Stärke konnte in den Stamm-
teilen der Objekte nicht nachgewiesen werden, in den Cotyledonar- und
Blattstielen nur in den Stärkescheiden, in den Cotyledonen und Blättern
bei den einzelnen Pflanzen in sehr verschiedener Menge. Red u eieren de
Stoffe und Gerbstoff fanden sich stets in größeren als normalen Mengen
und zwar vor allem in den obersten, fast chlorophyllfreien Teilen, wo
auch das Maximum der Speicher ung erreicht war. Inulin wurde in den
oberirdischen Teilen stets festgestellt, im Hypocotyl meist nur in geringer
Menge, in den Internodien in nach oben zunehmenden Mengen von größeren
Sphaerokrystallen. Das Maximum lag fast stets an den oberen Knoten der
Exemplare. In den Blattspreiten und im Cotyledon war in keinem Fall
Inulin vorhanden. Ebenso fand in der Wurzel eine Speicherung nicht statt.
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 210—225. — ") Dissertat. Göttingen 1912.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 195
d) Verschiedenes.
Zur Chemie der Torfmoose (Sphagna). Yon J. Ibele.^) — Durch
Oxydation von Sphagnum papillosum mit Wasserstoffsuperoxyd und einigen
Tropfen Barythydrat konnte der Yf. einen etwa 20^0 betragenden un-
löslichen Anteil abtrennen, der in feuchtem Zustand in verdünnter Lauge
löslich ist nnd beim Einleiten von Kohlensäure als flockige Masse ausfällt.
Nach dem Trocknen ist die grauweiße, hornartige Substanz auch in Lauge
unlöslich, in den üblichen Lösungsmitteln gleichfalls. Sie ähnelt in ihrem
schwach sauren, phenolartigen Gemisch dem Sphagnol Czapek 's, gibt aber
keine Reaktion nach Millon und mit Eisenchlorid. Aus der bei der
Oxydation erhaltenen Lösung destillierte der Vf. Ameisensäure und im
Destillationsrückstand konnte er Ammoniak nachweisen.
Lepidium sativum als Halbparasit. Yon Molliard. 2) — Es ist dem
Vf. gelungen, zu zeigen, daß Lepidium sativum auf den Sproß der Bohne
(Phaseolus vulg.) verpflanzt, als Halbparasit weiterwächst, indem seine
Wurzeln das Gewebe der Unterlagspflanze durchdringen. Die auf feuchtem
Filtrierpapier angekeimten Samen wurden mit den Würzelchen der Sproß-
achse der Bohne eingefügt. Mit Kresse (Cresson alenois) gelang das
gleiche nicht.
Der Thallus der Kalkflechten. Yon E. Bachmann. 3) — Der Yf.
fand auf dem Kalk des Leistkamms am Walensee (Kanton St. Gallen) einige
mit goldgelbem Geflecht von Chroolepusfäden bewachsene Stellen. Schon
mit bloßem Auge war zu erkennen, daß die Fäden auch in den Kalk
hineingewachsen waren und ihn in Form kugeliger Nester oder verzweigter
Fäden erfüllten. Die weiteren Unternehmungen ergaben dann auch, daß
die Chroolepuszellen imstande sind, Kalk selbständig aufzulösen. Der
Kalk wird schwammig durchlöchert und erlangt infolgedessen die Fähigkeit,
atmosphärische Feuchtigkeit reichlicher aufzunehmen und länger festzuhalten.
Über eine neue Gerbstoffreaktion und ihre Beziehung zu den
Anthocyanen. Yon Kuno Peche.*) — Als ein neuer Beleg für den innigen
Zusammenhang zwischen Gerbstolfen und Anthocyanen kann eine neue
mikrochemische Reaktion gedeutet werden, da bei dieser Farben auftreten,
die mit den Anthocyanen im Verhalten gegen verschiedene Reagentien viel
Übereinstimmungen zeigen. Werden Schnitte durch die Blätter oder die
Rinde z.B. von Prunus Laurocerasus mit einer Mischung 20procent. Kali-
lauge und Formol (gleiche Teile) schnell erhitzt, dann entsteht in den
Zellen mit eisengrüneudem Farbstoff ein blaugrüner Farbstoff, der sich mit
Säuren zinnoberrot färbt. Ferner wird zu beweisen gesucht, daß der
Formaldehyd nicht die chromogene Gruppe einführt, sondern nur zum
Schutze der phenolischen Hydroxyle gegen Oxydation dient. Es wird dann
auch gezeigt, daß die in der erwähnten Weise erzeugten Farbstoffe bei den
Rosaceen nur aus eisengrünenden Gerbstoffen entstehen und in ihrer
Lokalisation mit derjenigen der natürlichen Anthocyane übereinstimmen,
und daß letztere bei den Rosaceen ebenfalls aus jener Gruppe von Tannoiden
gebildet werden.
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31. 74—77. — -) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913,
156, 1694. — 3) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 3-11. — *) Ebend. 462-471.
13*
196 Landwirtschaftliche Pflanzenproductiou.
Über die Zusammensetzung der sogenannten Aleuronschicht. Von
Jaroslav Peklo. ^) — Der Vf. teilt mit, daß es ihm gelungen sei, nachzuweisen,
daß die Zellen der Aleuronschicht, die bekanntlich als äußerste Endosperm-
schicht bei allen Gramineensamen anzutreffen ist, von Pilzfäden erfüllt sind,
und daß die sog. Aleuronkörper Produkte dieser Hyphen vorstellen. Es
handele sich um eine konstante Symbiose. Die Untersuchungen zeigen
weiter „daß die Früchte der Gramineen die Fähigkeit der Enzymbildung
sehr wahrscheinlich dem symbiotischen Pilz verdanken". Dementsprechend
hätten auch die amyloly tischen Enzyme, wie ihre Bildung in den Gärungs-
gewerhen erstrebt wird, in der Tätigkeit des symbiotischen Pilzes des
Gerstenkornes ihren Ursprung. Bezüglich der Einzelheiten mag auf die
„exotische'' (das Wort stammt von dem Vf. selbst) Arbeit verwiesen werden.
über die Bildung von Humussubstanzen durch Einwirkung von
Polypeptiden auf Zucker. Von L. C. Maillard.-) — Wie der Vf. früher
gezeigt hat, reagieren Aminosäuren in der Weise mit reducierenden Zuckern,
daß unter Abspaltung von Kohlensäure schwarzbraune Humusstoffe gebildet
werden. In gleicher Weise vermögen Polypeptide sich mit den Zuckern
umzusetzen, wie Versuche mit Glycylglycin und Xylose wie Glukose er-
gaben. Auch Peptone scheinen sich ähnlich zu verhalten.
Zur Frage des periodischen Laubabfalles in den Tropen. Von
Z. Kamerling. ^) — Die Versuche sollten feststellen, ob etwaige Unterschiede
in der Verdunstungsgröße und dem Verdunstungs verlauf der periodisch
kahlstehenden und der fortwährend belaubten Bäume in den Tropen be-
stehen. Die Ergebnisse lassen wohl erkennen, daß durchschnittlich die
periodisch kahlstehenden Bäume eine stärkere Verdunstung oder wenigstens
eine weniger ergiebige Verdunstungsregelung zeigen, als die unter gleichen
Bedingungen wachsenden, auch in der Trockenzeit belaubten Bäume. Allein
diese Unterschiede können nicht zur völligen Erklärung des periodischen
Laubfalles in den Tropen ausreichen.
Beiträge zur Kenntnis der Vorgänge in absterbenden Blättern. Von
Theodor Schmidt.^) — Der Vf. hat in seiner Arbeit mikrochemisch nach-
weisen können, daß beim Absterben der Blätter ein kurzes Stadium sehr starker
Stärkespeicherung in den schwach gelblichen Zonen eintritt, das mit be-
ginnender Rötung des Blattes das Maximum erreicht, um beim Fortschreiten der
Rötung zu verschwinden und einer Gerbstoffbilduug vornehmlich in den oberen
Pallisaden Platz zu machen. Der Yf. hat diese Erscheinung an 35 Objekten
der verschiedensten Blattarten nachgeprüft. 25 davon ließen das Stadium
der Stärkespeicherung sehr deutlich erkennen. Ihr Anfang liegt entweder in
dem noch vollständig grünen Blatt und dessen Spreite oder sie tritt spätestens
in den Zonen, die eben einen fahlgrünen Schimmer annehmen, auf. Ohne
Änsnahme wurde sie vor der eintretenden Rötung beobachtet. Der Anfang
der Stärkespeicherung kennzeichnet dennoch zuerst die Vorbereitungen zum
Absterben und muß daher auch in gleicher Weise, wie die Verfärbung fort-
schreiten. Das ließ sich besonders deutlich beobachten bei einigen Arten, wo
Verfärbung und Speicherung allmählich von der Spitze zur Basis vordringen.
Bei Blättern, bei denen das Absterben die ganze Spreite gleichzeitig ergreift,
tritt auch die Speicherung im allgemeinen in allen Teilen der Spreite zu-
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 370—384. — =*) Compt. rend. de l'Acad. des scienees
1913, 156, 1159. — 3) Ber. deutsch, botaa. Ges. 1913, 31, 324—333. - *) Dissertat. Göttingen 1912.
B. PflanzenwachsiuiiQ. 1. Physiologie. 197
gleich auf. Unmittelbar vor dem Absterben ist alle Stärke aus dem Blatt
verschwunden. Die verschiedenen Zellschichten beteiligen sich in sehr
verschiedener "Weise an der Speicherung. Diese tritt in manchen Fällen
zuerst in der Parenchym scheide mittlerer oder kleinerer Bündel auf; in
anderen fand sie sich zuerst in den unteren Schichten des Mesophylls.
An den Anfangsstellen ist die Speicherung dann auch gewöhnlich am
stärksten. Bei der Auswanderung der Stärke entleeren sich im allgemeinen
die zuletzt speichernden Schichten am ersten. An reducierenden Stoffen
finden sich vor dem Stärkemaximum meist nur geringe Mengen; ist dieses
überschritten, so setzt sehr plötzlich eine starke Zunahme ein, die mit der
Verfärbung fortschreitet. Wo die Stärkespeicherung fehlt, tritt gleich ein
deutliches Zuckermaximum auf und zwar in allen Schichten gleichzeitig,
wie auch die Entleerung gleichmäßig erfolgt. Das Verhalten der Gerb-
stoffe ähnelt dem der Stärke, nur liegt eben das Speicherungsmaximum
nach demjenigen der Stärke. Während bei dem normalen Blatt die mittleren
Schichten keinen oder nur wenig Gerbstoff führen, läßt sich bei dem ab-
sterbenden Blatt auch in diesem Gerbstoff nachweisen. In den unteren
und oberen Schichten, in denen er auch normal vorkommt, war es aus-
gesprochen vermehrt. Im Maximum der Gerbstoffspeicherung war der Ge-
halt in den einzelnen Zellschichten gleich. Der die herbstliche Rötung
hervorrufende Farbstoff, das Anthocyan, kann nach einem stärksten Auftreten
ganz oder teilweise wieder schwinden; seine Bildung kann auch ganz
unterbleiben.
Studien über das Reifen der Orangen. Von F. Alex Mc Dermott.^)
— In Übereinstimmung mit den Befunden früherer Autoren hat der
Vf. für die Veränderungen der Florida-Orangen beim Reifungsproceß folgendes
feststellen können: Das Gewicht der Früchte nimmt beträchtlich zu, von
Anfang August bis Ende November stieg es reichlich auf das Doppelte.
Da das Gewicht der Schale sich nicht wesentlich verändert, so verschiebt
sich das Verhältnis an Schale, nämlich von 30 auf 18 7o- Der Saftanteil
steigt von 38 auf 50%. Der Säuregehalt sank von 3,2 auf 0,93% und
im Gegensatz dazu stieg der Zucker von 3,3 auf 6,5%. Das Verhältnis
^qII^I betrug Anfang August' 1,03, Ende November 5,1. Was den Enzym-
vorrat anbetrifft, so konnten nachgewiesen werden : eine Peroxydase, Katalase
und Invertase.
Literatur.
Bachmann, H.: Planktonproben aus Spanien von Halbfaß gesammelt.
— Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 183.
Brick, E. : Die Anatomie der Knospenschuppen in ihrer Beziehung zur
Anatomie der Laubblätter. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913. 31, 384.
Broili, J., und Schikorra, W.: Beiträge zur Biologie des Gersten-
flugbrandes (Ustilago hordei nuda Jen). — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31. 336.
Docters van Leeuwen, W.: Über die Erneuerung der verbrannten
alpinen Flora des Merbaboegebirges in Central - Java. — Ber. deutsch, botan.
Ges. 1913, 31, 151.
Hildebrand, Fr.: Über eine ungewöhnliche Blütenbildung bei Lihum
giganteum. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 500.
1) Joum. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 834-837.
198 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Hildebrand, Fr.: Über einen ungewöhnlichen Blütenstand von Bremurus
robustus. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 503.
Hinze, Gr.: Beiträge zur Kenntnis der farblosen Schwefelbakterien. —
Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 189.
D'Ippolito, G.: Cuscuta arvensis Beyr. und ihre Wirtspflanzen. — Staz.
sperim. agrar. ital. 1913, 46, 540.
Kamerling, Z.: Kleine Notizen. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 483.
— Die Mitteilungen betreffen: 1. Cobaltpapier zur quantitativen Bestimmung
der Verdunstung; 2. das Infiltrationsverfahren zur Veranschaulichung der
Spaltöffnungsbewegungen; 3. Polypodium lanceolatum L. var. serratum,
ein in Südamerika epiphytisch lebender Farn; 4. die Hydathoden an den
Jugendblättern von Ficus elastica; 5. gefüllte Blumen bei Rubus spec;
6. die biologische Bedeutung der Adventivknospen.
Kolkuno w: Zur Frage über die Wechselbeziehungen zwischen den
anatomischen Coefficienten und den physiologischen Eigenschaften der Pflanze.
— E.USS. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 339 u. 340. (D.)
Koriba, K. : Über die Drehung der Spiranthes-Ähre. — Ber. deutsch,
botan. Ges. 1913, 31, 157.
Lange, Reinh. : Ober den lippenförmigen Anhang an der Narbenöfifnung
von Viola tricolor. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 268.
Lewitzki, G.: Die Chondriosomen als Sekretbildner bei den Pilzen. —
Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 517.
Lindau, G.: Über Medusomyces Gisevii, eine neue Gattung und Art der
Hefepilze. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 243.
Lindner, P. : Die vermeintliche neue Hefe, Medusomyces Gisevii. — Ber.
deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 364.
Lintner, K.: Ober Enzymwirkung und Organisation der Zelle. (Vortrag
a. d. 37. Versammlung der Wissensch. Stat. f. Brauerei München.) — Ztschr.
f. d. ges. Brauw. 1913, 36, 569.
Löffler, B. : Über den Entwicklungsgang einer Banisteria chrysophylla
Lam. und Regeneration des Gipfels bei Windepflanzen. — Ber. deutsch, botan.
Ges. 1913, 31, 472.
Ludwigs, K.: Über die Kroepoek- Krankheit des Tabaks in Kamerun. —
Ber. deutsch, botan. Ges, 1913, 31, 536. — Die als Kräuselkrankheit des Tabaks
bezeichnete, mit Verunstaltungen und Wucherungen des Blattes verbundene Er-
scheinung ist nicht auf irgend welche Infektion zurückzuführen, sondern auf
Stofl"wechselstörungen, die mit dem Wassermangel zusammenhängen.
Magnus, P.: Die Verbreitung der Puccinia Geranii Lev. in geographisch-
biologischen Rassen. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 83.
Magnus, W.: Über zellenförmige Selbstdifierenzierung aus flüssiger Materie.
— Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 290.
Mohr, 0., und Kloß, R.: Die Arbeiten über Amylase in den letzten
10 Jahren. — Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, 429—450.
Munerati, A., Mezzadroli, G., und Zapparoli, T. V : Beobachtungen
über die wilde Rübe Beta vulg. var. maritima Koch in den Jahren 1910 — 1912.
— Staz. sperim. agrar. ital. 1913, 46, 415. — Die an sich einjährige Rübe kann
zweijährig und perennierend auftreten. Durch Sektion kann sie den Kulturrüben
nahe gebracht werden und ähnelt dann der Zuckerrübe, wie der Futterrübe.
Paal, Arpad, Temperatur und Variabilität in der geotropischen Reaktions-
zeit. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 122.
Rippel, Aug.: Anatomische und physiologische Untersuchungen über die
Wasserbahnen der Dikotylen -Laubblätter mit besonderer Berücksichtigung der
handnervigen Blätter. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 48.
Rivera, V.: Die Empfänglichkeit der Eiche für das Oidium. (Erster
Beitrag.) — Att. R. Acad. Rom. 1913, 22, 168.
Samec, M., und von Hoefft, F.: Studien über Pflanzenkolloide.
III. Entaschungs- und Lösungsvorgänge bei der Stärke. — Kolloidchem. Bei-
hefte 1913, 5, 141—210.
Sapehin, A. A.: Ein Beweis der Individualität der Plastide. — Ber.
deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 321.
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 199
Schulz, A.: Über eine neue spontane Eutriticumform : Triticum dicoccoides
Ecke, forma Straussiana. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 226.
Schuster, J. V., und Ulehla, VI.: Studien über Nektarorganismen. —
Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 129.
Steinbrinck, C: Der Öffnungsapparat von Papilionaceen - Hülsen im
Lichte der Structurtheorie der Schrumpfungsmechanismen. — Ber. deutsch, botan.
Ges. 1913, 31, 529.
Steinbrinck, C: Bemerkungen zu Schi ps' Veröffentlichung: Zur Öffnungs-
mechanik der Antheren. — Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 448.
Stoklasa, J.: Über den Einfluß des Urans und des Bleis auf das Pflanzen-
wachstum. — Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 153. — Die Ver-
suche zeigten, daß ürannitrat auf Melilotas alb. und Bleinitrat auf Avena sativa
und Polygonum Fagopyrum in kleinen Mengen die Vegetation begünstigten, in
größeren Mengen schädigten. Buchweizen ist weniger empfindlich als Hafer.
Der günstige Einfluß dieser beiden Elemente ist jedoch geringer als der des
Radiums. (D-)
Tschirch, A.: Die Gerbstoffzellen des Kalmusrhizoms. — Schweiz.
Wocheuschr. f. Chem. u. Pharm. 1913, 51, 269—271.
Ursprung, A.: Zur Demonstration der Flüssigkeitscohäsion. — Ber. deutsch,
botan. Ges. 1913, 31, 388.
Ursprung, A.: Über die Bedeutung der Cohäsion für das Saftsteigen. —
Ber. deutsch, botan. Ges. 1913, 31, 401. — Das Welken der Robinienblätter
beweist, daß die kontinuierlichen Wassersäulen mit den nötigen kohäsiven Eigen-
schaften entweder fehlen oder nicht genügend zahlreich sind, oder keine aus-
reichende Verschiebbarkeit besitzen.
Viehoever, A.: Botanische Untersuchung harnstoffspaltender Bakterien
mit besonderer Berücksichtigung der speciesdiagnostisch verwertbaren Merkmale
und des Vermögens der Harnstoffspaltung. — Ber. deutsch, botan, Ges. 1913, 31, 285.
Wehmer, C. : Übergang älterer Vegetationen von Aspergillus fumigatus
in ., Riesenzellen" unter Mitwirkung angehäufter Säure. — Ber. deutsch, botan.
Ges. 1913, 31, 257.
Wehmer. C: Keimungsversuche mit Merulius- Sporen. — Ber. deutsch,
botan. Ges. 1913, 31, 311.
2. Bestandteile der Pflanzen.
Referent: Th. Dietrich.
a) Organische.
1. Eiweiss, Amide, Fermente u. a.
Über Ammoniak-Stickstoff in Gersten. Von Moufang.i) — Auf
Grund eigener Untersuchungen macht der Vf. darauf aufmerksam, daß unter
Umständen ein beträchtlicher Teil des N Ammoniak-N sein kann und daß
demnach die einfache Bestimmung des gesamten N zur Berechnung des
Eiweißgehaltes einer Gerste ohne Berücksichtigung etwa vorhandenen
Ammoniak-N zu fehlerhaften Ergebnissen führen kann. Zur Bestimmung
des Ammoniak-N hat der Vf. die Destillation der Gerste mit MgO oder
MgCOg als zuverlässig gefunden. Die verschiedene Höhe des vom Vf.
festgestellten Ammoniak-N-Gehaltes in Gersten und das in vielen Fällen voll-
ständige Fehlen von NHg lassen erkennen, daß es sich bei dem Ammoniak-N
I) Ztschr. f. d. gesamte Brauw. 191.S, 30. Nr. 11, 177—179; ref. nach Wochenschr. f. Brauerei
1913, 30, Nr. 21, 301 ;.Neamann).
200 Landwirtschaftliclae Pflanzenproduction.
der Gerste nicht um eine ständige, stets in der Gerste vorkommende
N-Form handeln kann. Wie weit Reifezustand, Aufbewahrungs- und Lager-
verhältnisse, vielleicht auch Düngung hierbei mitsprechen, bleibt weiteren
Untersuchungen vorbehalten.
Untersuchungen über die Verbreitung des Asparagins, des Gluta-
mins, des Arginins und des Allantoins in den Pflanzen. Von Anton
Stieger. ^) — Das untersuchte Material bestand aus unter- und oberirdischen
Pflanzenteilen, jungen Trieben und Keimlingen. Betreffs der angewendeten
Untersuchungsmethoden verweisen wir auf die Originalmitteilung des Vf.
Zur Untersuchung gelangten 33 Pflanzenarten aus verschiedenen Familien.
Den tabellarisch zusammengestellten Ergebnissen ist nach dem Yf. zu ent-
nehmen, daß innerhalb ein und derselben Pflanzenfamilie das Auftreten
von Asparagin oder Glutamin einer Gesetzmäßigkeit gehorcht: aus den
Pflanzen der einen Familien wurde nur Asparagin, aus den Pflanzen
anderer Familien nur Glutamin und aus den Pflanzen weiterer Familien
beide Amide isoliert. Diese Gesetzmäßigkeit war zum voraus nicht zu er-
warten, denn Asparagin und Glutamin sind homologe Abbauproducte des
Eiweißmoleküls und es konnte angenommen werden, daß diese beiden
Amide bei der Eiweißspaltung in allen Pflanzen und Pflanzenteilen in an-
nähernd gleichen Mengen angehäuft werden. Nicht angenommen darf
werden, es fehle einer Pflanze, aus der nur Asparagin isoliert wurde, das
Glutamin vollständig oder umgekehrt. Eine Reihe von Pflanzen besitzt
die Fähigkeit, von den beiden Amiden, das eine oder andere stets in größerer
Menge anzuhäufen. Diese Fähigkeit erweist sich ferner als eine Eigen-
schaft, die für alle Pflanzen ein und derselben Familie charakteristisch ist.
Z. B.: Die untersuchten Pflanzen aus den Familien der Gramineen, der
Liliaceen, der Rosaceen, der Leguminosen und der Compositen häufen
stets Asparagin und die untersuchten Pflanzen aus den Familien der Poly-
padiaceen, der Polyganaceen, der Cruciferen und der Caryophyllaceen häufen
stets Glutamin in bedeutend größerer Menge an. Die Pflanzen der Umbelli-
feren enthalten beide Amide in ungefähr gleichgroßem Mengenverhältnis;
dies zeigen anscheinend auch die Labiaten und Solanaceen. Asparagin be-
gleitet fast immer das Asparagin, weniger das Glutamin. In Keimpflanzen
findet sich öfters nur Arginin; so wurde in den Keimlingen von Pinus
silvestris, Abies pectinata, von Triticum sativum, Pisum sativum und
Cucurbita pepo in mehreren Fällen nur Arginin isoliert. — AUantoin
wurde bereits von anderen Forschern (E. Schulz u. a.) aus folgenden
Pflanzen isoliert: aus den Sprossen der Platanen und Acerarten, aus den
Hülsen von Phaseolus vulgaris, aus der Rinde von Aesculus hippoc, aus
Weizen und Rüben. Dem Vf. gelang es, diesen Körper zu isolieren: aus
den Wurzeln von Mirabilis Jalaba, aus den oberirdischen Teilen von Stachys
silvatica und Anchusa officinalis, desgl. aus deren Wurzel, aus den Keim-
lingen von Borago officinalis und aus den oberirdischen Teilen von Ana-
basis aretioides (Wüstenpflanze).
Beiträge zur Kenntnis der vegetabilischen Hämagglutinine. Von
R. Kobert.2) — j)[q zahlreichen vorgekommenen Fälle der Vergiftung
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 86, 245—269 (A. d. Agrik. - ehem. Labor, d. Eidgen. Techn.
Hochsch. z. Zürich). — ') Ldwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80. 97—205 (.Rostock, Inst. f. Pharmakol.
u. phys. Chem. d. Univ.). Eine auf Veranlassung d. kgl. Bayr. Akad. d. 'Wissenseh. ausgef. Experi-
mentai- Unters.
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 201
pflanzenfressender Haustiere durch Ricinus enthaltende Futtermittel haben
den Vf, zu weiteren Studien über die Giftigkeit und den Nachweis des
Eicins angeregt. Der Vf. hat seine Untersuchung noch auf andere pflanz-
liche Hämagglutinine ausgedehnt, die berücksichtigt werden müssen, weil
sonst grobe Irrtümer bei Anwendung der Angaben des Vf. über Ricinus-
nachweis unvermeidlich sind. Der Vf. bespricht in verschiedenen Ab-
schnitten 1. Definition und Darstellung des Ricins; 2. Wirkung des Ricins
auf defibriniertes verdünntes Blut; 3, die Ricinuslipase und ihre Wirkung.
Der Vf. stellte nach der Vorschrift von T. W. Jalander^) Ricinuslipase
dar. Diese ist nicht nur imstande, sehr energisch Neutralfette zu spalten,
sondern auch Synthesen von Neutralfett aus den Komponenten auszuführen
und erweist sich also als ein echtes wirksames Ferment. Jedoch sind Ricin
und Ricinuslipase nicht identisch, aber beiden Stofi'en kommt agglutinierende
Wirkung auf eine Reihe von Blutarten zu. Die nach Jalander hergestellte
Lipase besitzt die agglutinierenden und toxischen Eigenschaften des Ricins
und kann weder durch Blutkörperchen noch durch Antiricinserum vom
Ricin getrennt w^erden. 4. Die Wirkung des Ricins auf Tiere ist außer-
ordentlich groß, insbesondere bei Einspritzen des Giftes unter die Haut ; es
genügt hier eine hundertmal kleinere Dose als bei innerlicher Eingabe, um
den Tod herbeizuführen. Je reiner das Ricin ist, desto wirksamer ist es.
Von einem hochgereinigten Ricin genügten bei subcutaner Einbringung
0,0005 mg pro kg Körpergewicht (Kaninchen), um den Tod herbeizuführen.
Nach einem Versuche des Vf. genügte wenig über ^/^ mg Ricin per kg
Körpergewicht per os in enormer Verdünnung verfüttert, Kälber mit
Sicherheit zu töten. Eine gewisse Unempfindlichkeit gegen Ricin durch
wiederholte allmählich steigende Verfütterung läßt sich relativ leicht er-
zielen. 5. Über den Nachweis des Ricins in Futtermitteln, welche keine
anderen Agglutinine enthalten, und 6. desgl. in einem Futtermittel, welches
an sich ein Agglutinin enthält, welcher im letzteren Falle sich schwieriger
gestaltet. Mit dem Ausdruck „Phasine" faßt der Vf. sämtliche ungiftigen
Stoffe aus Pflanzensamen zusammen, welche nach dem Verfahren der
Ricindarstellung gewonnen werden können und den Blutkörperchen gegen-
über sich ricinartig verhalten. Der Vf. untersuchte insbesondere die für
die Ernährung der Haustiere in Betracht kommenden Leguminosen. Wie
das Ricin auch auf mit Formalin leicht angehärtete Blutkörperchen wirkt,
so tun dies auch die Phasine. Wie Ricin auch auf ausgelaugte Stromata
wirkt, so ist dies auch bei den Phasinen der Fall; es bildet sich zwar
nicht ein kompaktes großes Coagulum, wohl aber eine Unzahl kleiner
Klümpchen. Die Einspritzung von Phasinen unter die Haut von Katzen,
Meerschweinchen und Kaninchen in der 100 fachen, ja 1000 fachen Menge
der vom Ricin tödlichen Dose rief keine Störungen des Wohlbefindens
hervor. Die Unterscheidung der Phasine in den Futtermitteln unserer
Haustiere vom Ricin kann daher durch den Einspritzversuch leicht gemacht
werden, während der einfache Agglutinationsversuch zu den größten Irr-
tümern führen und Ricin vortäuschen würde. Gegen Hitze verhalten sich
die Phasine verschieden, während in Wicken- und Saubohnenmehl das
Agglutinin durch einstündiges Erhitzen auf 70° seine agglutinierende
1) Biochem. Ztschr. 1911, 36, 435.
202 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
"Wirkung völlig verliert, ist dies bei Phaseolus-Phasin nicht der Fall; auch
Erbsen- und Linsen-Phasin verhalten sich ähnlich. Zur Entscheidung, ob
Ricinus vorliegt, muß noch ein weiterer Versuch gemacht werden. Der
Vf. hat nun gefunden, daß das Phasin von Erbse, Linse und Wicke bei
70 ^ für einige Blutarteu seine Wirkung behält, für andere aber nicht.
So wirken diese drei Phasine nach dem Erhitzen noch prompt auf Kaninchen-
blut, dagegen auf Taubenblut gar nicht mehr. Bei einstündigem Erhitzen
auf 75° wirken Erbsen-, Linsen- und Wicken- Phasin überhaupt nicht
mehr, Phaseolus-Phasin aber wohl noch. Um letzteres von Ricin zu
unterscheiden, bedarf es daher entweder des Präcipitationsversuches mittels
Ricinserum oder des Einspritzungsversuchs am Tier. Der Vf. hat ferner
nachgewiesen, daß auch die Erdnuß Phasin enthält, das keine agglutinierende
Einwirkung auf das Blut von Meerschweinchen, Ratte, Pferd, Hund, Taube,
Huhn und Seehase hat; stets positiv war dagegen der Ausfall der Ag-
glutinationsprobe mit genügend starken Lösungen von reinem Phasin auch
bei ganz frischem Blut des Schweines, der Katze, des Kalbes, des Hammels,
des Kaninchens und des Menschen. Das Erdnußphasin gehört zu der
Gruppe der Phasine, die bei 70 ^ binnen einer Stunde unwirksam wurden.
— Unter 7. bespricht der Vf. das Krotin und das Krotonöl. Letzteres
ist in Alkohol löslich, wie das Ricinusöl, unterscheidet sich aber von allen
in Futtermitteln vorkommenden Arten durch sein Verhalten bei Fröschen.
Krotonöl in Emulsionsform Fröschen eingespritzt, wirkte ausnahmslos rasch
tödlich; die anderen, in gleicher Weise verabfolgten Öle waren wirkungslos.
Der Hämagglutinin der Crotonsamen, das Crotin unterscheidet sich vom
Ricin in ähnlicher Weise wie das Erdnußphasin. 8. Über Abrin, das
Hämagglutinin der Samen von Abrus precatorius (Papilionacee). 9. Robin
(Robinia). 10. Über einige noch unerwähnte Phasine. Über letztere Punkte
verweisen wir auf die Originalabhandlung.
Die Kultur und die Zusammensetzung des Tabaks in Rußland.
Von A. Klütschareff. ^) — Der Vf. macht Angaben von besonderem Inter-
esse über die Verbreitung des Anbaues von Tabak in Rußland, der sich
hauptsächlich (namentlich der besten Sorten) in der Krim, im Kaukasus
und in Bessarabien concentriert; ferner über die Sorten, Böden und Boden-
bearbeitung. Aus zahlreichen Bestimmungen des Nicotiugehaltes von Tabak-
blättern zieht der Vf. folgende Schlüsse (mit dem Vorbehalt, daß diese
Ziffern bloß auf den Angaben einer Ernte basieren, nicht verallgemeinert
und nicht auf alle russischen Tabaksorten aller Ernten und Jahrgänge an-
gewendet werden können): 1. Den Durchschnittsangaben zufolge enthält
der krimsche Tabak am meisten Nicotin (2,864 ^/o); darauf folgt der trans-
kaukasische (2,581 7o)i ^^^ bessarabische (1,958 %) und schließlich der
cubanische (1,897%). Einzelne Proben zeigten noch viel höhere Gehalte
an Nicotin: Sorten der Krim 3,788% (abgesehen von Tabaksorten aus der
„Alten Krim" mit 5,71 7o)) ^^ transkaukasischen Tabak 3,942 7o> cubanischer
Tabak 3,562 7o, Bessarabien 2,635 7o- 2. In den Proben getrockneten
Tabaks ist in keinem der angegebenen Bezirke ein so großer Nicotiugehalt
beobachtet worden, wie in den Proben gegoreneu Tabaks. Die „Stärke des
Tabaks" hängt vom Nicotin ab. In Gemeinschaft mit Reich w asser führte
1) Joum. f. Ldwsch. 1913, 61, 161—176.
ß. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen.
203
der Yf. noch besondere Analysen von Tabaken aus und zwar folgende aus-
führlicher: A. Kubaninischer Bezirk, Distrikt von Maikop-Anatsch-Trape-
sund und B. ders. Bez., Distrikt Ekaterinodar-Hoschlama-Samsun.
o
o
1
o
a
Ö
BS
O
2 S
9 5=
gas
ü
2
O
6%
O
8
O
bß
O
O
o
02
o
A . .
4 904
1,008
5,490
1 ,785
2,584
6,201
10,817
1,070
1,014
3,477
0,688
3,970
0,160
0,485
0,527
B . .
5,520
1,806
5,435
2,314
4,570
9,430
18,000
3,840
1,670
6,390
0,960
b,080
—
0,435
0,330
Auch über den Einfluß der Düngung auf den Nicotingehalt des Tabaks
wurden einige Bestimmungen ausgeführt. Diese betreffen die Sorte „Dübeck",
welche in Krim, Nikitskyscher botanischen Garten angebaut wurde.
Düngung
unged
P .
PN
PNK
PK
IBeet
II Beet
1 Beet
1 Beet
atere Abteilung
untere Abteilung
obere Abteilung
untere Abteilung
—
—
unged. 1,038
unged. —
. 2,734
1,483
N 1,569
P 1,741
. 1,764
2,164
NK 2,328
PN 1.983
. 1,809
2,799
K 2,082
PNK 2,360
. 2,824
1,782
— —
PK 1,831
2. Fette, Kohlehydrate u. a.
Über das Vorkommen von Hemicellulosen in Wurzelstöcken,
Rhizomen und Wurzelknollen. Von Anton Stieger. i) — Die zer-
kleinerten Wurzeln wurden 2 mal mit Wasser von 50" und dann mit ver-
dünntem Alkohol ausgezogen; der getrocknete fein zerriebene Rückstand
wurde zur Entfernung etwa vorhandener Stärke 2 — 3 Std. mit Wasser
von 80 — 100 <^ erhitzt und nachher mit Grünmalzdiastase bis 60" 1 Std.
behandelt. Zur Entfernung der Proteinstoffe wurde die stärkefreie Substanz
mit 0,25 7o Natronlauge ausgezogen und dann mit 3procent. HSO^ gekocht
und die erhaltene, mit Phosphorwolframsäure gereinigte Lösung zum Sirup
eingedampft und dieser mit Alkohol extrahiert, in dem Auszuge die Zucker-
arten nach E. Schulze und Godet isoliert und identificiert. Untersucht
wurden 14 verschiedene Pflanzen wurzeln und zwar von Asparagus offi-
cinalis, Iris pseudacorus, Allium porrum, Rumex acetosa, Rheum officinale,
Paeonia officinalis, Cochlearia armoracia, Alchemilla vulgaris, Medicago
sativa, Daucas carota, Heracleum spondilium, Lysimachia punctata, Taraxacum
officinale und Mirabilis Jalapa, sowie die oberirdischen Teile von Anabasis
aretioides. — Alle untersuchten Pflanzenteile enthalten Hemicellulosen.
Diese lieferten bei der Hydrolyse in jedem Falle Galactose und Arabinose
mit Ausnahme von Asparagus, wo keine Galactose nachgewiesen werden
konnte. Anscheinend war die Menge an diesen Zuckern bei allen Wurzeln
gleich groß. Als Pentose konnte in allen Objekten Arabinose und als
Hexose Galactose indentificiert werden. Die Prüfung auf Mannose und
Fructose fiel immer negativ aus.
Das Vorkommen von Formaldehyd in den Pflanzen. Von Th. Curtius
und H. Franzen.-) — Die bisher zum Nachweis des Formaidehydes in
den Pflanzen angewendeten Reaktionen werden, wie die Vff. sich überzeugten,
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 86, 270—282. — 2) ßer. deutsch, ehem. Ges. 1912, 45, 1715
bis 1718.
204 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
auch von den anderen Aldehyden gegeben. Die Yff. beschreiben eine neue
Methode, bei welcher der Formaldehyd in Ameisensäure übergeführt und
als solche bestimmt wird. In den als Yersuehsmaterial dienenden Hain-
buchen blättern konnten die Vff. 0,8613 mg Formaldehyd für 1 kg nach-
weisen. (Über den Nachweis des Formaldehyds iu Pflanzen siehe unter
üntersuchungmethoden. D.) (Neumann.)
Phytinsäure in BaumwoUsaatmehl und Weizenkleie. Von J. B.
Rather. ^) — Der Vf, hat in ausführlicher Weise die Methode zur Ge-
winnung von Phytinsäure in Baumwollsaatmehl nochmals geprüft und
gelangte zu einem Reinigungsverfahren. Früher hat der Vf. gezeigt, daß
die P- Verbindungen des Baumwollsaatmehls nahezu ganz organischer Natur
sind und daß Meta- oder Pyrophosphorsäure nicht vorkommen. Auf Grund
seiner weiteren Untersuchungen nimmt der Vf. an, daß die Verbindungen
aus Weizenkleie und Baumwollsaatmehl Salze derselben Säure sind. Die
Inosit-Phosphorsäuren (Phj-tin säure) aus beiden Futtermitteln sind identisch
und entsprechen der Formel CjaH^j^PgC^j-
Zur Kenntnis der Eigenschaften des Phytins. Von M. A. Jegorow.^)
— Auf experimentellem Wege hat der Autor gezeigt, daß das Product bei
der synthetischen Gewinnung des Phytins nach der Methode „Angelo
Contardi" immer anorganische PgOg enthält. In bestem Falle hat der
Autor nur Yg ^^^ gewonnenen P2O5 als organisch gebundene PoOj nach
der Methode „Schulze-Castoro" bestimmt. — Die Versuche, das reine
synthetische Product nach der Voi Schrift A. Contardi zu gewinnen, haben
immer negative Resultate gegeben. — Mit seinen Versuchen hat der Vf. ge-
zeigt, daß die anorganische ^2^51 ^^® ^^^^ ^^ Producte der Synthese als
freie PjOj befindet, sehr leicht und bequem mit Äthyläther bei Zimmer-
temperatur vollständig zu extrahieren ist und somit die phosphororganische
Verbindung zu gewinnen, die 22,60 Vo organisch gebundenen Phosphor
(51,767o P2O5) enthält.
Einiges über die Eigenschaften des Phytins. Von M. A. Jegorow.'')
— Auf experimentellem Wege wies der Autor nach, daß: 1. Die P2O5
des Phytins, die mit saurer Molybdänlösung fällbar ist, unter gewöhnlichen
Bedingungen in der Ammoniumeitratlösung mit Magnesiamischung keinen
Niederschlag gibt. 2. Die Behauptung Starkenstein's, daß man bei Trock-
nung des Phytins seine Zerstörung beobachtet, bestätigen die Versuche
des Vf. nicht. 3. Das einfache Kochen des Phytins in Wasser mit dem
Rückflußkühler auf der freien Flamme, einige Stunden hindurch (14 — 16
in den Versuchen des Vf.), führt zur völligen Zersetzung des Phytins,
unter Entwicklung von Inosit und anorganischen PgOj- Verbindungen.
4. Die Menge der so entwickelten P2O5 erreicht ungefähr 100 °/o, aber
der Gewinn des Inosits ist bis jetzt nicht groß.
Die Giftigkeit der Eibe, Taxus baccata. Von Paul Ehrenberg und
Gisbert Freiherr v. Romberg.*) — Zur Frage der Gesundheitsschädigung
bei landwirtschaftlichen Nutztieren wurden von den Vff, Fütterungsversuche
mit Kaninchen, mit Hammeln, mit Ziegen und mit Pferden ausgeführt,
deren Ergebnisse zeigen, daß mäßige Gaben von Eibenlaub den wieder-
1) Joum. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, Nr. 7. 890—895. — -) Rnss. Jonrn. f. experim. Ldwsch.
1913, 14, 237. — 3) Ebend. 362. Deutsch. Ausz. — •") D. ldwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 339—388
(A. d. chem. Inst. d. k. preuß. Forstakademie in Münden).
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen.
205
kauenden Haustieren Nachteile nicht bringen werden. Pferde, wohl über-
haupt Einhufer, nehmen unzweifelhaft dem Eibenlaub gegenüber eine wesent-
lich andere Stellung ein, insofern die Pferde eine Empfindlichkeit gegen
Eibennadeln zeigen und Vergiftungsfälle bei besonders stark empfindlichen
Pferden vorkommen können. Nach Erfahrungen der Vif. (wie Anderer),
haben Pferde eine starke Abneigung gegen den Geschmack des Eibenlaubes.
Die roten beerenähnlichen Früchte der Eibe sind nicht giftig.
Die Zusammensetzung der Samen von Canavalia ensiformis DC.
Von R. Kobert. 1) — Gelegentlich seiner Untersuchung zur Kenntnis der
vegetabilischen Hämagglutinine ^) gelangte auch eine Probe der Samen von
Canavalia ensiformis zur analytischen Untersuchung, welche folgendes ergab:
H2O Rohfett Asche F2O6 N-Sbstz. Dextrin Stärke
Roh-
Methyl- sonst. Pen-
pentose tosen bezw.
faser Rhamnose Pentosane
1.15
Lecithine
O/o 12,24 2,96 2,71 0,79 29,39 1,58 26,52 7,55 1,15 9,54 bezw. 8,33 1,67
Maltose war nicht zugegen. Die Samenprobe war dem Vf. von der
Biologischen Anstalt in Amaui zugeschickt worden mit dem Bemerken, daß
die Pflanze dort sehr gut fortkommt und reichen Ertrag liefere. Ordent-
liches Kochen der Samen liefert nach dem Vf. eine ungiftige Speise.
Chemische Untersuchung von Weizenkeimen. Von Fred. B. Power
und Arthur H. Salway. 3) — Im Hinblick auf die angestrebte Verwertung der
Weizenkeime als diätetische Nährmittel untersuchten die Vff. in ausführ-
licher Weise Weizenkeime. Bei erschöpfender Extraction mit organischem
Lösungsmittel nacheinander gingen im ganzen 35,68 ^/q in Lösung und
zwar durch Petroleumäther 9,32 7«, Äther 0,56 7o> Chloroform 1,24 o/qi
Essigester 0,76 7o und Alkohol 24,80 "/o- Für die genaue chemische
Untersuchung diente ein alkoholischer Auszug, erhalten durch Perkolation
mit heißem Alkohol. Als Bestandteile wurden festgestellt: Sinapinsäure
(wahrscheinlich als Sinapin ursprünglich vorhanden), Raffinose, Rohrzucker,
Allantoin, Betain und Cholin; ferner ein fettes Öl (ca. 7% der Keime).
Letzteres konnte zerlegt werden in Sitosterol, Stearin-, Palmitin- und Linolsäure.
Über die chemische Zusammensetzung von poh'ertem Reis mit
besonderem Bezug auf den Nährwert seiner Proteinsubstanz für
Sake-Hefe und Aspergillus Oryzae. Von Teizö Takahashi und Hisae
Satö.^) — Die Vff. untersuchten 44 in 22 Brauereien gesammelten Proben
„Moto" und Kake-Reis. Die gefundenen Werte sind tabellarisch zusammen-
gestellt. Der Tabelle entnehmen wir folgende Maxima und Minima für
nachstehend verzeichnete Bestandteile des gewaschenen und wieder luft-
trocken gemachten Reis, in "/o
.2 ^
h ill^
Maxima.
Minima .
Maxima. .
Minima . .
15,268 0,648 1,312
12,720 I 0,488 0,204
7,875
7,4375
6,925
6,0375
1,6625
0,600
0,392 (j,1707
0,260 1 0,1501
0,1118
0,0598
1,260
1,1900
1,1086 0,266
0,966 0,096
Trockensubstanz (b. 100» C.)
10 787311,49501 — I — I — i 0,38051 0,19711 0,13011 1,47031 1,175010,325
1 0^5050| 0,2364| — | - | - 1 0,2948|0,1726|0,0984| l,364l| 1,1092| 0,1101
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 190. (Vergl. Jahresber. 1912 [HoncampJ, S.260.) —
*) Siehe oben S. 200. — 3) Pharmaceutical Jonm. (4), 37, 117—120 (London. E. C. Wellcome Chem.
Research. Lab.) ; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, U. Nr. 14, 1232. — *) Journ. of Agricultnre Imper. Umv.
Tokyo 1913, Yol. V. Nr. 2, 135-152.
206 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Die Körner wurden nach Länge, Breite und umfang gemessen; ferner
wurde das Gewicht von 1,8 1 Körner ermittelt und der Verlust in % an-
gegeben, den die 44 Reisproben durch Zubereitung erlitten haben. — Bei
zwei Proben wurde ausführlichere Untersuchung, insbesondere bezüglich
der Proteine ausgeführt. Letztere wurden nach Osborne's Methode i)
isoliert.
Ti- u ** cf 1 r, 1 Des- Gesamt- Eiweiß- Nicht- Cellu- . , ^ ,
Wasser Fett Starke Zucker tiin N N Eiw.-N lose ^^che P^Oj
1. Moto-Reis 14,567 0,280 76,086 0,460 1,058 1,268 1,106 0,162 0,307 0,290 0,141
2.iKake- ,, 14,643 0,360 74,883 0,240 0,852 1,312 1,2006 0,112 0,404 0,208 0,120
An Proteinen wurden in "/o der lufttrocknen Substanz bestimmt:
Albumin und in H„0 r>i u i- t, ^ ■ r\
lösliche Substanzen ^^^^^^'^ Prolamm Oryzenin
1 1,62 0,466 0,52 1,24
2 3,20 Best, verunglückt 0,48 1,96
Die Vff. ziehen aus ihrer Untersuchung u. a. die Schlüsse, daß der
beste Reis am wenigsten Fett enthält (durch den Zubereitungsproceß).
Der untersuchte Reis enthält 4 Arten Protein, von denen Albumin, Globulin
und Oryzenin sich als nützlich für die Ernährung der Sake- Hefe und
Aspergillus Oryzae erwiesen, Prolamin dagegen nicht.
Eine chemische Studie über die Samen des Zuckerrohrs. Von
E. W. Groß und W. G. Taggart. -) — Die nachfolgenden Zahlen ergeben
die im Mittel von 5 Proben gefundene Zusammensetzung, sowie
Maximal- und Minimalgehalte der Samen (verschiedener Herkunft) des
Zuckerrohrs.
Wasser Protein Fett Pentosane Löslich. Kohlehydr. Lignin Faser Asche
22,09 28,87 14,22
12,71 25,55 6,20
17,04 26,90 9,10
Die Proben waren klein und waren die Samen schwer von Schmutz
und Haren zu reinigen. Diesem Umstände und dem verschiedenen Reife-
zustand der Samen sind die großen Unterschiede im Gehalte einzelner Be-
standteile zuzuschreiben. Die wasserlöslichen Kohlehydrate bestehen zu-
meist aus Glucose; Rohrzucker wurde nicht gefunden. Zur Bestimmung
der unlöslichen Kohlehydrate wurden 60 g der Samen mit 2 1 öprocent.
Natronlauge 1 Stunde lang in siedendem Wasser erhitzt, der Rückstand
wurde abgepreßt und mit kaltem Wasser ausgewaschen. Dieser Proceß
wurde dann wiederholt. Die Hemicellulosen wurden durch angesäuerten
Alkohol ausgefällt, gereinigt und 25 g hydrolisiert durch 4 stündiges Er-
hitzen bei 120° C. mit l^gProcent. Schwefelsäure. Xylose und Arabinose
(Spuren) waren vorhanden; Galactose und Methyl-Pentosane konnten nicht
entdeckt werden. Die Cellulo&e bestand aus Glucocellulose ; Mannocellulose
war nicht vorhanden.
Maximum
11,53
8,64
1,99
29,75
1,41
Minimum
10,75
♦^,13
1,64
23,00
0,64
Mittel
11,17
7,36
1,86
25,58
0,99
1) Amer. Journ. Physiol. 20, 496; Chem. Ctribl. 1908, I. 865; dies. Jahresber. 1907, 245 und
Journ. Biol. Chem. 3, 213. — =) Internat. Sugar Journ. 1911, 13, Nr. 151, 362—365: ref. nach Exper.
Stat. Rec. 1913, 28, 108.
B. Pflanzen-wachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 207
Beitrag zur Kenntnis der im Saft der grünen Schnittbohne ent-
haltenen Kohlehydrate. Mitt. IL Von Ernst Busolt.^) — Der Vf.
weist nach, daß wie im Spargelsaft 2) auch im Safte der Schnittbohnen
Mannit ursprünglich nicht vorhanden ist, daß dieser Körper sich aber bei
längerem Stehen des Saftes durch die Wirkung von Organismen oder
Enzymen aus anderen Kohlehydraten bildet (Mannitgärung) und krystallinisch
ausscheidet. Inosit, das von Vohl^) aus grünen Schnittbohnen isoliert
worden ist, konnte der Vf. nicht auffinden, vielleicht tritt dieser Körper
erst bei mehr vorgeschrittener Reife der Bohnen auf.
Mitt. ni. Beitrag zur Kenntnis der im Blumenkohl vor-
kommenden Kohlehydrate. Von Ernst Busolt. — B. Tollens und
Rom. Dmochowski fanden im Blumenkohl Glucose, Cellulose, Fructose,
Pentosan und Methylpentosan. Dem Vf. gelang es nicht, aus dem her-
gestellten Sirup direct die Glucose in krystallinischer Form abzuscheiden;
die gewonnenen Krystalle erwiesen sich als Mannit. Der Vf. ist der
Ansicht, daß der Mannit (im Gegensatz zu Schnittbohnen- imd Spargelsaft)
ursprünglich im Blumenkohl vorhanden gewesen ist, daß jedoch es eben-
falls möglich ist (wenn auch wenig), daß er sich während der Gewinnung,
Verarbeitung und Verdunstung des Saftes aus anderen Kohlehydraten
gebildet hat.
Analyse der frischen Frucht des Advokat (Lanus Persea L.).
Von Emm. Pozzi - Escot. ^) — Die frische Frucht besteht im Mittel zu
23,02 ^/o aus Samen und Schalen, zu 76,97 % auß eßbarem Fruchtfleisch.
Letzteres enthält im Mittel:
Wasser
Eiweißstoffe
Fett
Cellulose
Zucker
Stärke usw.
Asche
80,27
0,93
10,79
3,57
1,34
0,50
2,50 "/o
Die Gewinnung von Cellulose aus Holz und Gespinstfasern
sowie die Beseitigung der hierbei abfallenden Laugen. Von J. König
(-Münster i. W.) in Gemeinschaft mit J. Hasenbäumer und M. Braun. ^)
— Das neue Verfahren zur Verarbeitung des Holzes und der Gespinst-
fasern auf Cellulose unter gleichzeitiger Verwertung der Ablaugen besteht
in folgendem: 1. Das von Rinde und Astkernen befreite in üblicher
Weise zerkleinerte Holz (bezw. Gespinstfaser) wird mit der 4 — 5 fachen
Menge von 3 — öprocent. Ammoniak bei etwa 2 — 8 Atm. Überdruck 5 — 6
Stunden gedämpft, die Lauge abgepreßt, der Rückstand mit siedend heißem
Wasser bezw. mit Wasserdampf ausgebrüht und Lauge mit Waschwasser
für sich behufs Wiedergewinnung von Ammoniak — nötigenfalls unter
Zusatz von Kalk — weiter der Destillation unterworfen, während die
rückstände Flüssigkeit entweder für sich auf Harz und Gerbsäure oder auf
etwaige sonstige Inkrusten verarbeitet oder auch mit dem weiteren Säure-
auszug zur Darstellung des Futters mit verwendet werden kann. Man
kann die erste Ablauge samt dem ersten Waschwasser unter Ergänzung
des Ammoniaks — infolge der Verdunstung durch- das Wasch wasser —
auch zu einer zweiten und vielleicht noch öfteren Dämpfung benutzen.
1) Joiirn. f. Ldwsch. 1913, 61, 153-160. — '■^) Ebend. 1911, 59, 429 u. 1912, 60, 393; dies.
Jahresber. 1911, 284 u. 1912, 213. — «) Annal. d. Chem. u. Pharm. 99, 125 n. 101, 50. — «) Bull.
Soc. Chim. de France [4] 13, 400; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, II. 57 (Düsterbehn). — 6; Ztschr. f.-
ange-wandte Chem. 1913, 26, Nr. 73, 481.
208 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Statt des Ammoniaks läßt sich auch 1 — 2procent. Sodalösung verwenden;
indes greift letztere die Holzsubstanz stärker an als Ammoniak und liefert
ein weniger reines Harz; auch ist das Verfahren an sich teurer, weil die
Soda nicht wie Ammoniak für den Betrieb zurückgewonnen werden kann;
sie würde zuletzt nur als Chlornatrium in das Futter übergehen und dort
eine entsprechende Verwertung finden. 2. Der Rückstand von der ammonia-
kalischen Dämpfung wird darauf in derselben Weise mit verdünnter
Schwefelsäure — der von der sodaalkalischen Dämpfung mit verdünnter
Salzsäure — gedämpft. Es genügen 0,4 — 0,6procent. Säuren in der 4 bis
5 fachen Menge des Holzes und eine Dämpfzeit von 6 — 8 Stunden bei etwa
1 — 2 Atm. Überdruck. Durch die Art dieser Dämpfung hat man es ganz
in der Hand, die Hemicellulosen (Pentosane usw.) vollständig zu lösen
und in Zucker überzuführen; die Zeitdauer der Dämpfung bei niedrigem
Druck und niedrigem Säuregehalt ist von günstigerem Einfluß auf die
Zuckerausbeute, als hoher Druck und hoher Säuregehalt. Die öftere Be-
nutzung der Säuren empfiehlt sich wiegen der Reversion oder Zerstörung
des ersten gebildeten Zuckers im allgemeinen nicht. Hat man bei An-
wendung von Ammoniak mit Schwefelsäure hy drolysiert , so neutralisiert
man entweder mit dem zum Abtreiben des Ammoniaks verwendeten Kalk
oder durch eine entsprechende Menge Kalksteinmehl, dampft hiermit ein,
entfernt zuletzt aus dem dicklichen Sirup den ausgeschiedenen Gryps und
verwendet den abgepreßten Sirup entweder direkt zur Fütterung, indem
man ihn auf Häcksel in den Trögen ausgießt, oder man läßt ihn von
Trockenfuttermitteln wie Trockentrebern , Kleie usw. aufsaugen und ver-
wendet diese zur Fütterung. Der abgepreßte Gyps kann als Einstreumittel
in die Ställe oder direkt als Düngemittel verwertet werden. Hat man
Soda zum Aufschließen verwendet, so muß Salzsäure zur Hydrolj^se folgen;
man gibt dann beide Ablaugen zusammen, so daß sie sich neuti-alisieren,
dampft ein und verfährt wie vorhin. Eine Abscheidung von Kochsalz findet
nicht statt; es gelangt ganz in das Futter, was aber nicht ungünstig ist,
weil den Tieren zur Erhöhung der Freßlust auch vielfach Kochsalz als
solches aufs Futter gestreut wiid, und das Extraktfutter nur bis zu 1 kg
für 1 Stück Großvieh angewendet zu werden pflegt. Der bei Anwendung
von Ammoniak und Schwefelsäure ins Futter gelangende schwefelsaure
Kalk ist ebenfalls nur vorteilhaft, da viele der gewöhnlichen Futtermittel
(wie Stroh, Spreu, Getreidekörner und deren Abfälle, Wurzelgewächse u. a.)
verhältnismäßig arm an Kalk sind und einen Zusatz von Kalksalzen zum
Futter zuweilen wünschenswert erscheinen lassen. Man nimmt dazu
allerdings meistens kohlensauren oder phosphorsauren Kalk, aber der schwefel-
saure Kalk dürfte ebenfalls eine günstige Wirkung äußern, zumal die
sauren Auszüge aus dem Holz fast die sämtlichen — wenn auch an sich
nur etwa 0,5*^/0 betragenden — Mineralstoffe mit einschließen. Jedenfalls
lassen sich die auf vorstehende Weise erhaltenen alkalischen
und sauren Ablaugen durch direktes Eindampfen vollständig
nutzbar verwerten. 3. Nach erschöpfender Behandlung des Holzes mit
verdünnten Alkalien und Mineralsäuren verbleiben in ihm neben der reinen
Cellulose nur noch die Lignine, die sich durch stufenweise Behandlung
mit Bleichflüssigkeiten (wie Chlorwasser, Lösungen von unterchlorigsaurem
Natron, Chlorkalk u. a.) beseitigen lassen.
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen.
209
b) Anorganische.
Procentische Zusammensetzung der Reinasche von Leguminosen,
Gramineen und anderen Pflanrenarten. Von A. Strigel.^) — Ge-
legentlich seiner Arbeit : „Über Mineralstoffaufnahme verschiedener Pflanzen-
arten usw." kam der Vf. zu folgender Zusammensetzung der Aschen nach-
genannter Pflanzen:
CaO
MgO
K,0
NagO P2O5 SO3
Sic,
Eein-
asche
%
Trifolium pratense ....
Medicago sativa
Ornithopus sativus ....
Vicia sativa
Phleum pratense
Festuca rubra
Agrostis stolonifera ....
Poa pratensis
Aira caespitosa
Chrysanthemum Leucanthemum
Taraxacum officinale ....
Centaurea Cyanus
Heracleum Sphondylium . .
Daucus Carota
Dianthus deltoides
Lychnis Flos Cuculi ....
Campanula patula
Caltha palustris
Alisma Plantage
Rumex acetosa
Malva sylvestris
*) Rohaschen.
30,93;9,10
28,0214,37
28,53
25,83
10,24
9,85
7,69
8,01
8.67
5,08
6,04;
2,56
4,05
3,71
2,77
3,37
18.464,68
12,53,4,05
23,28;5,86
23,31 5,49
25,16 5,06
16,42 4,68
13,47 6,91
1,05
2,14
1,37
1,19
0,62
0,95
1,47
1,10
0,90
1,07
48,631,76
28,96 3,58
31,75
29,14
38,90
25,35
30,70
35,47
32,22
30,82
34,02
41,10
14,01
16.38
18,69
5,74
6,28
7,07
14,22,9,91
26,885,79
45,13
39,72
27,42
30,74
30,36
0,27
6,24
1,11
8,79
2,53
45,194,31
30,73 6,32
32,72
34,06
6,24
1,47
8,00
8,87
9,78
7,23
7,12
8,97
8,84
8,18
9,78
7,78
10,43
13,28
11,00
9,22
7,70
4,84
7,32
11,10
7,67
11,77
7,38
3,751 9,00
8,20,13,63
3,58 4,80
4,15 8,66
2,1012,80
4,45111,98
3,7910,57
2,62 8,45
2,70* 8,49
5,05 j 7,29
5,20 10,00
6,81 3,87
3,71 8,92
2,53 5,36
2,66
5,26
7,54
13,82
4,29
10,11
5,45
1,83
10,38
7,24
7,10
5,68
5,62
8,39
14,47
35,80
31,90
32,00
37,50
31,
12,75
7,56
12,28
3,31
5,81
8,37
16,59
6,29
2,94
11,05
6,45
7,22
9,68
6,66
10,95
8,53
5,16
6,02
5,31
5,10
8,64
10,72
6,74
9,70
7,18
6,31*)
10,15*)
7,82
8,41
6,98
5,63
13,43
Ein Vergleich der gegenseitigen Mengenverhältnisse der Mineralstoffe
in den einzelnen Pflanzen ergiebt folgendes: Das Verhältnis von CaO : MgO
(abgerundet) stellt sich bei den Leguminosen meist 4 : 1 (mit einzelnen Ab-
weichungen von 3:1 bis 7:1); bei den Gramineen 2,5 : 1 bis 4 : 1. — Das
Verhältnis von K2 0:Na2 0 bewegt sich in Grenzen von 15:1 bis 39:1
und nähert sich meist dem Werte 30 : 1. Große Unterschiede zwischen
Leguminosen und Gräsern sind hier nicht vorhanden. — Das Mengen-
verhältnis von CaO : KjO ist bei den Leguminosen ein sehr enges, fast 1 : 1
(bei Serradella 1:1,4; ein weiteres zugunsten des K2O bei den Gräsern
mit Werten von 1:3 bis 1:4.
Procentische Zusammensetzung der Reinasche von verschiedenen
Wiesen- und Kleeheu. Von A. Strigel.-) — Diese Analysen bilden
einen Teil der Arbeit des Vf. über den „Einfluß der botanischen Natur
und der Erntezeit auf die chemische Zusammensetzung des Wiesenheus''.
(Siehe unter Futtermittel.)
1) Ldwsch. Jahrb. 1912, 43, 349. - 2) Ebend. 368.
Jahresbericht 1913.
14
210
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Po Ob
Eein-
asche
Ost- ( I
preußisches I JI
Meliorations- i
"Wiesenhea I
1904 l
Schnitt .
Normalschn
III. Schnitt .
Grummet .
Brandenburgisches Heu .
Schädliches Moorwiesenheu
Mischkleeheu I . . . .
II . . •
■D j. i Frühschnitt
^P^^'-f^'-] Normalschnitt
Wiesenheu |(j^^^^^^
11,20
14,61
18,47
18,05
19,92
14,80
4,14
5,24
6,27
7,37
7,06
6,58
46,40
40,15
32,57
33,02
20,00
37,65
0,54
1,30
2,28
1,54
5,43
1,74
10,14
9,25
7,67
7,00
6,98
8,12
4,22
4,26
6,29
5,80
7,34
5,87
15,40
14,82
16.20
15,66
8,23
15,42
10,06
12,46
12,70
15,42
24,77
12,44
6,48
5,45
7,03
6,70
7,24
4,68
28,85 7,66 27,15 3,75 8,87 9,04 2,50 9,74 9,50
24.25 5,21 31,17 4,98 7,66 4,94 17,09 7,51 10,14
7,06 2,77 40,04 0,95 8,48 3,76 9,60 25,34 10,82
8,68 2,98 28,75 1,69 6,97 4,25 8,58 37,08 11,59
8,93 3,01 29,27 0,68 8,26 4,21 10,33 32,66 12,27
Eine sehr auffallende Erscheinung zeigt sieh in dem Cl- Gehalte der
Mischkleeheue, von denen das eine nur 2,50 ^/q, das andere 27,09^/0 Cl
in der Reinasche enthält.
Untersuchung von zwei Korbweidensorten. Ton Andreas Klee-
mann.^) — Die Untersuchung ergab nachstehende Zusammensetzung:
In der Trockensubstanz sind enthalten in ^L:
Sorte
Pflanzen-
teil
oo o
Salix viminalis
Ernte Mitte Sept.
Salix amygdalina
Ernte Mitte Sept.
Blätter
Rinde
Holz
Blätter
Rinde
Holz
2.59
1,31
0,42
2,73
1,37
0,39
7,93
3,61
1,04
6,08
3.38
1,07
0,71
0,05
0,04
0,40
0,05
0,03
0,12
0,04
0,06
0,06
0,03
0,04
0,13
0,01
0,01
0,12
0,01
0,01
0,82
0,18
0,04
1,02
0,15
0,05
1,22 0,08
0,82,0,04
0,210,02
0,710,07
0,76!0,02
0,1910,02
2,410,97
1,24 0,34
0,29 0,14
1,04
0,93
0,20
0,74
0,33
0,10
1,22
0,87
0,37
1,72
0,94
0,36
0,15
0,05
Die Gersten der letzten Jahre in ihrem Gehalt an Mineral-
bestandteilen. Von F. Schönfeld und S. Sokolowski.-) — Die Ergebnisse
dieser in brautechnisohem und brauwissenschaftlichem Interesse ausgeführten
Untersuchungen werden eingehend besprochen. Wir beschränken uns hier
auf die Mitteilung der Mittel und (von uns herausgenommenen) Extrem-
zahlen. Die Gehaltszahlen beziehen sich sämtlich auf Trockensubstanz der
Gerste in "'o.
EiweüJ
Asche
SiO,
P2O5
1911 von
Alkali- Lösliche
P2O5 P2O5
10 Proben
dto. in %
d. P3O5
CaO
MgO
max.
minim.
Mittel
13,37
8,87
10,79
2,83
2,27
2,51
0,705
0,365
0,523
1,020
0,665
0,863
1912 von
0,0901 0,331
0,0440 0,175
0,0685 0,228
10 Proben
36,7
19,1
26,8
0,148
0,103
0,128
0,256
0,115
0,205
max.
minim,
Mittel
16,60
8,00
11,55
3,15
2,43
2,71
0,914
0,417
0,566
1,130
0,858
1,020
1913 von
0,1360 0,388
0,0834 0,119
0,118 0,236
20 Proben
34,3
11,4
22,9
0,148
0,106
0,126
0,263
0,117
0,197
max.
minim.
Mittel
11,69
8,10
9,67
2,90
2,31
2,65
0.785
0,387
0,597
1,150
0,736
0,949
0,220 0,303
0,089 0,204
0.154 0,238
25,1
0,186
0,100
0,144
0,254
0,191
0,228
1) Ber. über d. Tätigk. d. Ldwsch. Kreisversuchsst. f. Mittelfranken in Triesdorf f. d. J. 1912. —
2) "Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, Nr. 30, 48 u. 49, S. 417 bezvr. 605 u. 609.
B. Pflanzen'waclistum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 211
Der Analysengaug bezg. derPgOg war folgender: 40 g feingemahlene
Gerste wurden zunächst (um die Einwirkung der Enzyme der Gerste aus-
zuschalten) in einem Kolben mit 150 ccm 96 procent. Alkohol drei Stunden
am Rückflußkühler gekocht. Der Alkohol wurde dann abdestilliert, der
Kolben noch einige Zeit im Trockenschrank gehalten. Nach vollständigem
Verdunsten des Alkohols wurde die Gerste mit 400 g "Wasser aufgenommen
und 18 Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen. 100 g des filtrierten
Auszuges wurden eingedampft, der Rückstand verglüht, mit verdünnter
HNOg aufgenommen und in dieser Lösung die P2O5 nach Woy bestimmt.
Zur Bestimmung der Erdalkali- sowie der Alkali-P^Og wurden ebenfalls
100 g des Auszuges verwendet. Die Menge der Erdalkali-PgOj war in
keinem Falle bestimmbar. — Neben obigen Gersten kam eine Gerste . zur
Untersuchung, die obwohl in Form und Aussehen durchaus normal, mit
einem Eiweißgehalt von 11,8 "/o und einem vollen großen Korn nur 2,08%
Asche enthielt (0,355 % SiOg, 0,125 % P2O5, 0,125 % CaO u. 0,175 % MgO).
Literatur.
Anderson, R. F.: Über die organische Phosphorsäureverbindung in der
Weizenkleie. — Journ. Biolog. Chemistry 1912, 12, Heft 3, 447; ref. in Wochenschr.
f. Brauerei 1913, 30, Nr. 7, 112. — Der Vf. kommt zu dem Schluß, daß Weizen-
kleie kein Phytin enthält, sondern als einzigen P- haltigen Körper die Ver-
bindung CjoHjgO^gPg.
Bertrand, Gabriel, und Compton, A.: Über die Gegenwart einer
neuen Diastase, die Salicinase in den Mandeln. — Compt. rend. de l'Acad. des
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Bredemann, G.: Über den Alkaloidgehalt des Mutterkorns auf englischem
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übrigen im deutschen Drogenhandel vorkommenden Compositenwurzeln erwiesen
sich völlig frei von Phytomelan.
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— Journ. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 1289—1309; Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1413.
Power, Frederick, B.: Der giftige Bestandteil der Rinde von Robinia
Pseudoacacia. — Amer. Journ. Pharm. 85, 339-344; Chem. Ctrlbl. 1913, II. 971
(Grimmej. — Entgegen den Angaben Kobert's (Ldwsch. Versuchsst. 79/80, 97)
hält der Vf. seine früheren Angaben über die enzymatischen Eigenschaften des
Robins aufrecht und bringt neue Belege für diese Behauptungen.
Power. Frederick Beiding, Tutin, Frank, und Rogerson, Harold:
Die Bestandteile des Hopfens. — Journ. Chem. Soc. London. The Wellcome
Chem. Research Lab.; Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1414. — Der bittere Geschmack
14*
212 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
des Hopfens ist offenbar auf mehrere, meist amorphe, teils in Wasser lösliche,
teils unlösliche Stoffe zurückzuführen.
Pratt, D. S., und ßosario, J. 1. del.: Philippinische Früchte, Zusammen-
setzung und Eigenschaften. — The Phüippine Jour. of Science Vol. VIII.
A. 59 — 77 (Manila). — Die Vff. haben gesunde reife Früchte von 34 verschiedenen
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Samec, M., und Hoefft, F. von: Studien über Pflanzenkolloide. —
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Senft, Em an (-Wien): Über die sogenannten „Phytomelane" und über die
humificierten Membranen bei Kryptogamen. — Archiv f. Chemie u. Mikroskopie
1914, 7, Heft 1, 27 (Vortrag, Abtl. 7 der 85. Versammlung Deutscher Natur-
forscher u. Ärzte 1913). — Dafert und Miklauz bezeichnen die Phytomelane
als Körper, welche complicierte stickstofffreie organische Verbindungen darstellen,
deren H und 0 in sehr annähernd gleichem Verhältnis wie C Hydrate besitzen,
aber viel reicher an C als diese sind.
Torquati, Torquato: Ober die Gegenwart einer N- haltigen Substanz
in den Keimlingen der Samen von Vicia Faba, desgl. in der grünen Hülse dieser
Frucht. — Arch. d. Farmacol. sperim. 1913, 15, 213—223 u. resp. 308—312
(Sassari, Exper. pharmac. Inst. d. Univ.). Diese krystallinische N- Verbindung
hatte nahezu die Formel Cj^HjsNOj.
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arten. — Biochem. Ztschr. 1913, 57, 125.
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u. 80, .^35 — 539 (Mitt. a. d. agrik.-chem. Laborat. d. Eidgenöss. techn. Hochsch.
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Winterstein, E., Eeuter, C, und Korolew, R.: Über die chemische
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tretenden Producte. — D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 541—562.
Yoshimura, K. : Über die Verbreitung organischer Basen, besonders von
Adenin und Cholin im Pflanzenreich. — Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 88, 334 — 345
(A. d. chem. Lab. d. Idwsch. Hochschule zu Kayoshima, Japan). — In 1 kg luft-
trocknen Blättern von Chrysanthemum sinense wurden 0,16 g Adenin, wenig
Cholin und 0,06 g Stachydrin — in den Blüten der Pflanze 0,23 g Adenin,
0,17 g Cholin gefunden; in 1 kg Reiskleie 0,11 g Adenin, 0,19 g Chohn.
Zemplen, G6za: Beitrag zur chemischen Zusammensetzung der Kork-
substanz. — Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 85, 173—179.
Buchhandel.
van Rijn, J. J. L. : Die Glykoside. Chemische Monographie der Pflanzen-
glykoside nebst systematischer Darstellung der künstlichen Glykoside. Berlin,
Gebr. Bornträger.
Tunmann, 0.: Pflanzen mikro chemie, ein Hilfsbuch beim mikrochemischen
Studium pflanzlicher Objekte. Mit 137 Abbildungen im Text. Berlin, Gebr.
Bornträger, 1913.
Trier, Georg: Über einfache Pflanzenbasen und ihre Beziehungen zum
Aufbau der Eiweißstoffe und Lecithine. Berlin, Gebr. Bornträger.
Winterstein, E., und Trier, G.: Die Alkaloide. Eine Monographie der
natürlichen Basen. Berlin, Gebr. Bornträger.
B. Pflanzenwachstum. 3. Saatwaren. 213
3. Saatwaren.
Referent: Th. Dietrich.
Der jetzige Stand der Samenkontrolle und Samenuntersuchung.
Von W. Edler (-Jena). ^) — Am Schlüsse seiner Ausführungen über diesen
Gegenstand kommt der Vf. zu folgenden Feststellungen: Die Samenunter-
suchungen gehören infolge der Eigenart des Untersuchungsobjekts zu den
schwierigsten Aufgaben der Kontrolltätigkeit auf landwirtschaftlichem Gebiete.
— Durch die Empfindlichkeit der lebenden Samen gegen äußere Einflüsse
und durch die Verschiedenheit der einzelnen Samen einer Probe sind größere
Abweichungen in den Ergebnissen, besonders der Keimprüfung, bedingt, als
sie bei der Untersuchung lebloser und in der Probe gleichartig zu gestaltender
Stoffe die Regel sind. — Bei gleichartiger Durchführung der für den
Verband landwirtschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche fest-
gesetzten Untersuchungsmethoden ist jedoch eine auch für die Kontroll-
tätigkeit voll genügende Sicherheit der Ergebnisse gewährleistet. Die wert-
bestimmenden Eigenschaften normaler Samen sind sicher zu ermitteln und
anormale Samenproben als solche zu erkennen. — Die ausreichende Berück-
sichtigung biologischer Gesichtspunkte bei der Samenprüfung kann wesent-
lich zur Sicherstellung der Untersuchungsergebnisse und besonders zu deren
Erklärung beitragen. Eine Gleichartigkeit in der Deutung und Ausnutzung
der auf diesem Gebiete liegenden Beobachtungen ist die noch zu schaffende
Voraussetzung für die Benutzung der Samenkontrolle. — iDwieweit es bei
der Kontrolle nötig und angängig ist, zur Erkennung in der Keimkraft ge-
schwächter Samen ungünstigere Keimbedingungen zur Anwendung zu
bringen, als für die Prüfung normaler Samen üblich sind, muß durch weitere
Versuche entschieden werden. In sehr vielen Fällen gibt die mittlere
Keimdauer einen guten Maßstab für die Beurteilung der Lebensenergie der
Samen.
Biologische Gesichtspunkte für die Samenprüfung. Von E.
Schaffnit. -) — Bei der Prüfung von Saatwaren wurden oft nicht un-
erhebliche Unterschiede im Verhalten des Samens bei der im Laboratorium
nach der üblicher Methode angestellten Keimprüfung und im Verhalten des
keimenden Samens in der Folge auf dem Acker festgestellt. Während die
gleichen Proben im Laboratorium durchaus einwandfreie Werte bei der
Prüfung lieferten, traten auf dem Felde Mängel in Erscheinung, die in
Rücksicht auf normale Bodenzustände und Witterungsverhältnisse nur im
Samen selbst begründet sein konnten. Diese Beobachtungen gaben Ver-
anlassung, die Prüfung in dem üblichen Keirabett so einzurichten, daß sie
mehr den natürlichen Verhältnissen Rechnung trägt. Die Proben wurden
in Töpfen in Erde ausgelegt und ihre Entwicklung beobachtet. Hier er-
gaben sich nun außerordentlich häufig von der Keimprüfung völlig abweichende
Befunde; Samen, die m Fließpapier oder Sand eine normale Keimfähigkeit
aufwiesen, kamen bei der Aussaat in Erde zu einem wesentlich geringeren
Procentsatz zur Entwicklung, und in den meisten Fällen konnten auch die
Ursachen, die verschiedene sein können, ermittelt werden. In erhöhtem
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 346—366. — ü) Journ. f. Ldwsch. 1913, 61. 57—71 (nebst
4 Titfeln).
214 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Maße zeigte sich das Verhalten bei dem in Notreife geernteten Getreide
i. J. 1911. Das Ergebnis von einigen 100 methodisch durchgeführten
Auskeimungsversiichen war, daß Saatgutproben mit 100 Yq Keimfähigkeit
nur zu 60*^/0 entwicklungsfähig waren. Die aus mineralischen Medien
nicht aufgelaufenen Keime krümmten sich in korkzieherartigen Windungen
im Aussaatmedium hin und her, ohne die Oberfläche erreichen zu können.
Weitere Untersuchungen stellten fest, daß dieser Schwächezustand insbesondere
den kleineren Körnern zukommt, denen oft erheblich weniger Reserve-
stoffe zur Entwicklung zur Verfügung stehen. Es liegt nahe, daß solche
Schwächezustände auch dann in Erscheinung treten müssen, wenn die
Lebenskraft des normalen Kornes durch äußere Einflüsse in irgend einer
Weise geschwächt wird. Um dies zu beweisen, hat der Vf. experimentelle
Untersuchungen ausgeführt, aus denen hervorgeht, daß auch ungünstige,
äußere Einflüsse anorganischer Natur ähnliche physiologische Schwäche-
zustände auslösen können, wie sie durch die Einwirkung von Mikroorganismen
und innere Ursachen hervorgerufen werden. Als solche wurden nach-
gewiesen; a) extreme Temperaturen (Heißwasserbehandlung des Weizens
und der Gerste) plötzlich eintretender Frost; b) Wechselwirkungen zwischen
Quellung durch Wasseraufnahme und Austrocknung (geschrumpftes Korn);
c) Chemikalien, die zur Desinfection der dem Getreide anhaftenden Mikro-
organismen angewendet werden und infolge zu hoher Concentration der
Lösung oder durch zu langer Einwirkungsdauer Schädigungen hervorrufen.
Außerdem können ungünstige physikalische Bodenbeschaffenheit eine Be-
nachteiligung der Entwicklungsfähigkeit des Getreides herbeiführen (ohne
daß ein Mangel des Kornes selbst vorliegt). Seit Jahren wird von den
Biologen unter Hinweis auf ihre Mängel gegen die jetzige .Prüfungsmethode
der Sämereien gekämpft, ohne jedoch gleichzeitig entsprechende und er-
probte Methoden in Vorschlag zu bringen. Der Vf. hat nun die unten
folgende einfache Methode für die Prüfung von Cerealien angewendet. Es
wird künftig zweckmäßig geschieden werden: a) Keimfähigkeit auf Sand
oder Filtrierpapier (summarisch nach einer bestimmten Anzahl von Tagen
bestimmt); b) Keimschnelligkeit auf Sand oder Filtrierpapier (inner-
halb bestimmter Zeitabschnitte bis zur Erreichung des Endzeitpunktes;
c) Triebkraft in mineralischen Medien summarisch nach einer bestimmten
Anzahl von Tagen oder innerhalb bestimmter Zeitabschnitte bis zur Er-
reichung des Endzeitpunktes bestimmt). Um ein einheitliches Ergebnis bei
den Triebkraftversuchen zu gewinnen, bedarf es eines gleichmäßigen und
gleichartigen Aussaatmediums, einer bestimmten Aussaattiefe, eines annähernd
gleichbleibenden Wassergehalts des Mediums und einer gleichbleibenden
Wärme. Der Vf. empfiehlt als Aussaatmedium Ziegelgries von ca. 3 mm
Korngröße, der gegenüber Sand eine größere Wassercapacität besitzt und
gegenüber Erde, daß er ein völlig gleichartiges und gleichmäßiges Produkt
darstellt, dessen Oberfläche vor allem nicht verkrustet. Über die weitereu
Ausführungen ist die Originalarbeit einzusehen.
Einige Versuche und Beobachtungen aus der SamenkontroUe.
Von H. Pieper.^) — 1. Über die Wirkung des Lichtes auf die
Keimung der Gräser, a) Einfluß der Belichtungsdauer. Zum Versuche
1) FühJing's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 361—367.
B. Pflanzenwachstum. 3. Saatwaren.
215
dienten Samen von Poa pratensis und Apera spica venti. Zum Versuche
mit Poa verwendete der Vf., um ein möglichst gleichmäßiges Material zu
haben, nur Samen von einer und derselben Pflanze, deren Früchte voll-
ständig an der Pflanze ausgereift waren. Der Wechsel von Belichtung und
Verdunkelung wurde durch Auflegen von durchsichtigen oder undurch-
sichtigen Glasplatten auf die Keimschalen erzielt. Die angewandte Be-
lichtung und die Keimungsergebnisse sind in folgender Tabelle ersichtlich.
Die Keimungsziffern sind das Mittel von 2 mal 100 ausgelegten Samen.
Poa pratensis
Apera
spica
venti
Es keimten nach
^:1
Es keimten
nach
5««
Art der Belichtung
1
ö
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1
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1
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05^
1. Dauernd verdunkelt
27
1
8 i 40
27
67
5
1
6
4
10
2. „ belichtet
65
22
93
1
94
30
10
44
5
49
3. 1 Tag ,, , sonst verdunkelt
59
12
76
12
88
12
5
18
5
23
4. 1-3 Tage ,, ,. ,,
62
12
81
8
89
27
6
24
4
28
5. 1—6 ..
63
19
84
7
91
39
7
46
2
50
6. 4
28
29
69
13
82
4
5
10
1
11
7. 6
26
14
48
26
74
3
1
5
5
10
8. 4-6 „ „ ,,
28
30
76
10
86
5
3
10
1
11
Wie ersichtlich liegt in dem Samen der Poa arv. ein sehr licht-
empfindliches Material vor, und interessant ist es, daß schon eine eintägige
Belichtung genügt, um bei einer großen Anzahl von Samen, die im Dunkeln
nicht keimen würden, die Keimung zu veranlassen. Die Wirkung ist um
so intensiver, je früher die Belichtung einsetzte. Die Samen der Apera
sind noch sehr viel lichtbedürftiger als der der Poa, eine eintägige Be-
lichtung war von viel geringerem Erfolg als bei Poa. b) Ein Ersatz der
Belichtung kann bei einigen lichtbedürftigen Samenarten durch Wechsel
der Keimtemperatur (20 u. 30 °) und durch Entspelzen der Früchte er-
folgen, c) Lichtempfindlichkeit von Lolium italicum und L. Westerwoldicum.
Man rechnet die Loliumarten im allgemeinen zu den Samen, die kein Licht
zur Keimung brauchen. Der Vf. fand jedoch in den benannten Arten, die
aus der Ernte 1912 stammten, eine ausgesprochene Wirkung der Belichtung.
2. Die Keimung des Sommergetreides der Ernte 1912. Es ist be-
kannt, daß Getreide, welches sich noch in der Periode der Nachreife be-
findet, also in der Regel einige Wochen nach der Ernte bei der sonst
günstigen Temperatur von 20° nicht so gut keimt, wie bei Temperaturen
von 12 — 15 °. Der Vf. prüfte eine Reihe von Gersten- und Sommerweizen-
Proben, die noch im Februar und März ein Verhalten bei der Keimung
zeigten, das ganz dem bei frischgeerntetem Getreide beobachteten entspricht;
die Proben keimten bei 10 — 12° vorzüglich, während sie bei 20° nur
sehr mäßig keimten. Die ersten Stunden der Einkeimung sind besonders
wichtig. Anfangs niedrige, dann hohe Temperatur ist günstig, bei um-
gekehrter Folge ist eine deutliche Keimungshemmung zu beobachten.
Zur Methode der Keimprüfung. Von H. Pieper, i) — Der Vf.
wendet sich gegen die in letzter Zeit gemachten Abänderungsvorschläge,
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 625—633.
21Q Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
welche an Stelle der bisherigen Methode der oberflächlichen Lagerung der
Samen auf Sand oder Fließpapier die Bedeckung der Samen mit einer
einige cm hohen Schicht eines mineralischen Mediums setzen. Dabei gehen
über die Art des zu wählenden Mediums die Meinungen zunächst noch
auseinander. Während von einer Seite, um eine möglichst vollkommene
Anpassung an die natürlichen Verhältnisse zu erreichen, die Verwendung
von Ackerboden vorgeschlagen wird, geben andere mehr indifferenten
Keimmedien, wie Quarzsand, Ziegelmehl oder Ziegelgries den Vorzug. Der
Vf. stellte Versuche an, um zu ermitteln, ob bei tieferer Einlagerung der
Samen in Erde usw\ tatsächlich wesentliche Abweichungen von den bei
dem üblichem Verfahren gewonnenen Keimresultaten vorkommen, und ob
Aussicht vorhanden ist, durch eine entsprechende Änderung der Methode,
die Unterschiede zwischen Keimergebnis und Feldauflauf zu beseitigen oder
doch zu vermindern. Geprüft wurden verschiedene, teils gut, teils schlecht
keimende Samenproben. Zum Bedecken der Samen wurde feinkörniger
reiner Quarzsand, sandiger Lehmboden, schwerer Lehmboden und eine sehr
humusreiche Gartenerde, teilweise auch Ziegelmehl verwendet. Die auf-
getragene Schicht betrug stets 3 cm, bei Senf 1 cm. — Von den ver-
schiedenen Versuchen machen wir nur von einem Mitteilung, den mit
Esparsette ausgeführten. Die Esparsette zeigte bei der gewöhnlichen Keim-
prüfung nach 28 Tagen eine Keimfähigkeit von 66,5 %. Bei der Ein-
bettung in die verschiedenen Medien wurden durchaus verschiedene Er-
gebnisse erzielt, wie nachstehende Zahlen erweisen, die angeben, wie die
Esparsette in 28 Tagen gekeimt hat
unter: Quarzsand sandigem Lehm schwerem Lehm Humuserde
47 25,5 51,5 62,5%
Welches Ergebnis ist nun hier das richtige? Offenbar das bei der
gewöhnlichen Keimprüfung gewonnene, wenn man den Begriff ,,Keim-
fähigkeit" im Sinne der technischen Vorschriften auffaßt. Denn, wie sich
aus der Nachprüfung in Humuserde ergiebt, waren tatsächlich 62,5 % der
Samen imstande, entwicklungsfähige Keime zu liefern. Hätte man nur
eine Einkeimung in dem bei diesen Versuchen verwendeten sandigen
Lehmboden vorgenommen, so wäre das Saatgut dagegen entschieden zu
ungünstig beurteilt worden." Es zeigt sich also, „daß die in einer Erd-
art gewonnenen Keimergebnisse nicht für die Aussaat in allen Bodenarten
maßgebend sein kann".
Der Einfluß der Luftfeuchtigkeit, der Wärme und des Sauer-
stoffs der Luft auf lagerndes Saatgut. Von Martin Heinrich.^) —
Bei diesen Versuchen waren die ,, Technischen Vorschriften für die Prüfung
von Saatgut" des Verbandes Ldw. V.-St. im Deutschen Reiche maßgebend,
nur wurden die festgesetzten Samenmengen für die Keimprüfungen meist
größer gewählt. Der Wassergehalt der Samen wurde durch 16 stündiges
Erhitzen auf 100" C. bestimmt. Bei Vorversuchen mit Lolium perenne
i. J. 1907 sollte ermittelt werden: kann die in der Praxis beobachtete
schädigende Wirkung eines durch die Lagerungsverhältnisse bedingten
höheren Feuchtigkeitsgehaltes bei lagerndem Saatgut durch reichliche Luft-
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 81, 289—376,
B. Pflanzenwachstum. 3. Saatwaren. 217
zufuhr beseitigt werden, auch wenn dadurch eine Trocknung nicht bewirkt
wird? und welchen Einfluß hat ein verschieden hoher Feuchtigkeitsgehalt
auf das unter Luftabschluß lagernde Saatgut? Das Ergebnis ist in folgende
Sätze gefaßt: „Unter gewöhnlichen Temperaturen (bis 20*^ C.) ist das
Keimungsvermögen des Raygrases sehr widerstandsfähig gegen hohen
Feuchtigkeitsgehalt. Es gehören schon ungewöhnliche Feuchtigkeitsmengen
dazu, um schnell (etwa innerhalb 6 Wochen) schädigend zu wirken. Auch
diese Schädigung kann, soweit es sich um hygroskopisch aufgenommenes
Wasser handelt, leicht durch genügende Luftzufuhr beseitigt werden. Es
ist keineswegs erforderlich, daß durch die Lüftung eine Trocknung der
Samen stattfindet." In erweiterter und eingehender Foroi wurden diese
Versuche auf andere Saaten ausgedehnt. Um den Umfang dieser Versuche
darzulegen, teilen wir hier den Plan der Versuche mit Seeale cereale und
Hordeum vulgare mit: 1. Lagerung von Samen bei regelmäßiger Luft-
erneuerung. Temp. 18 — 20 ° C. Die Durchlüftung erfolgte a) mit ge-
wöhnlicher Zimraerluft, b) mit gereinigter Zimmerluft, c) mit durch CaCl.^
getrockneter Luft, d) mit mit Feuchtigkeit gesättigter Luft. 2. Lagerung
von Samen unter Luftabschluß. Die Samen waren vorher folgendermaßen
behandelt: a) 3 X 24 Stunden bei 35*^0. getrocknet; b) 8 Tage in einem
Eaum von 1 5*^/0 Luftfeuchtigkeit gelagert; c) unbehandelt aus gewöhnlicher
Zimmerluft, d) 8 Tage in einem Raum von 75% Luftfeuchtigkeit gelagert;
e) desgl. von 95 — 98 % Luftfeuchtigkeit gelagert. Die Lagerung erfolgte,
nachdem die Samen in der unter 2 beschriebenen Weise vorbereitet waren
«) im Eisschrank bei 0 — 5 ^ C, ß) im Laboratorium bei 18 — 20° C, y) im
Thermostaten bei 30 ^ C. Ferner wurden „Versuche mit 25 verschiedenen
Samenarten auf ihre Widerstandskraft gegen ungünstige Lagerbedingungen''
ausgeführt. Die Ergebnisse sind zahlenmäßig in zahlreichen Tabellen dar-
gelegt und schließlich in folgenden Sätzen zusammengefaßt (außer obigen
2 Sätzen). 3. Bei Luftabschluß kann eine künstlich getrocknete Saat selbst
bei hohen Temperaturen (30 ^ C.) lange Zeit ohne die geringste Einbuße
an Keimkraft lagern. 4. Es ist jedoch erforderlich, daß der Wassergehalt
der bei Luftabschluß gelagerten Samen wesentlich niedriger ist, als wie
dem Durchschnitt der in unseren Breiten geernteten luft trocknen Samen
entspricht. 5. Eine kalte Lagerung (unter 5 " C.) wirkt ausnahmslos selbst
bei Samen mit sehr hohem hygroskopischen Wassergehalt, außerodentlich
günstig auf die Erhaltung der Keimkraft. 6. Ältere Samen sind gegen un-
günstige Lagerbedingungen weniger widerstandsfähig als frische Samen.
Über die Keimung verschiedenartiger Früchte und Samen bei
derselben Species. Von G. Becker, i) — Äußere Einflüsse (Licht, Wärme,
chemische Reize) wirken auf die Keimung verschiedenartiger Früchte und
Samen der gleichen Species sehr verschieden. Entfernt man die Hüllen
um den Embryo ganz oder teilweise, so erhöht sich die Keimungsecergie
und meist auch die Zahl der Keimlinge, die man nach einer bestimmten
Zeit erhält. Dabei kann es sich nicht um eine verschiedene Veranlagung
der Embryonen selbst handeln, denn die Pflanzen, die aus ihnen hervor-
gehen, verhalten sich ihrem Wesen nach gleich; sie bringen genau wieder
1) Dissertation, Münster 1912; durch Ctrlbl. f. Biochemie; hier ref. nach Wochenschr. f. Brauere
1913, 30, Nr. 44, 572.
218 Laadwirtschaftliche Pflanzenproduction.
dieselben verschiedenen Embryonen liervor. Der Unterschied in der Keimung
muß also auf einer Beeinflussung des Embryos von außen her beruhen.
— Herabsetzung des 0-Gehaltes verzögert die Keimung. Die Verzögerung
schreitet mit abnehmendem 0 - Gehalt bis zur völligen Hemmung des
Keimungsvorgangs fort. Dagegen erfährt die Keimungsenergie und die
Keimkraft eine Förderung, sobald man den Partialdruck des 0 erhöht.
Die von der Frucht- bezw. Samenschale befreiten Früchte keimen in reinem
0 nur etwa wie in gewöhnlicher Luft. Der Yf. schließt daraus, daß die
Wirkung des Schälens weniger auf der Erleichterung des Wasserzutritts
bezw. auf der Beseitigung einer mechanischen Hemmung als auf Er-
leichterung des Zutritts von 0 beruhe. Wahrscheinlich handelt es sich
hierbei um einen chemischen Reiz, den der 0 ausübt.
Keimversuche mit Gräsern zur Ermittelung des Einflusses, den
Alter und Licht auf den Keimproceß ausüben. Von A. Reiling.^) —
Als allgemeines Ergebnis wurde erhalten, daß die Samen einer Species, die
ähnlichen klimatischen Verhältnissen entstammen, von gleichartigen Keim-
ansprüchen beherrscht werden, die der Vf. als Artcharaktere ansieht. An-
fangs sind die Keimansprüche stark ausgeprägt. Später geben sie sich mit
verminderter Schärfe, wenn auch hier und da noch deutlich, in ihrer
Wirkung kund. Je mehr die Keimfähigkeit der Samen herabgedrückt ist,
sei es infolge ungenügender Reife, sei es infolge mangelhafter Ausbildung
oder von Beschädigungen, desto deutlicher tiefen die Ansprüche hervor.
Den stärksten Einfluß bei der Keimung der Grassameu übt das Licht aus.
Die untersuchten Samen waren im ersten Stadium nach der Ernte über-
haupt nicht imstande, ohne Licht normal zu keimen. Mit Beendigung der
Samenreife verliert das Licht mehr und mehr an Bedeutung als unentbehr-
licher Keimfaktor. Je besser die Reife der Samen bei der Ernte ist, je
besser sich die Nachreife vollzieht, um so eher und besser erfolgt die
Keimung ohne den Licbtreiz. Der Vf. nimmt daher an, daß die Wirkung
des Lichtes mit der Umformung und Reaktivierung der Reservestoffe im
Samen in Zusammenhang stehe.
Bestimmung der Keimkraft der Samen auf Grund der mittleren
Keimzeit. Von G. D'Ippolito. 2) — Der Vf. schlägt vor, nach dem Vor-
gang von Pieper (Dissert. Jena) die Keimkraft der Samen nicht im Procent-
satz in bestimmter Zeit gekeimter Samen auszudrücken, sondern besser die
mittlere Keimzeit zu bestimmen. Die Berechnung gestaltet sich, wie an
einem Beispiel am besten ersichtlich, folgendermaßen. Keime von einem
Samen nach
3 Tagen 15 Stück
4 „ 50 „
5 „ 20 „
8 „ 8 „
10 „ 2 „
also zusammen 95 Stück.
1) Dissertation, Jena 1912; ref. nach Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, Nr. 44, 572 (W.). —
2) Staz. sperim. agrar. ital. 1912, 45, 302.
B. Pflanzenwachstum. 3. Saatwaren. 219
Summiert man die Faktoren aus Tageszahl und gekeimteu Samen: also
3 . 15 + 4 . 50 + 5 . 20 + 8 . 8 + 10 . 2 = 429 und dividiert durch die
Gesamtzahl der Keimlinge: also -^ = 4,5, so erhält man die mittlere Keim-
zeit. Das Keimergebnis ist dann anzugeben: Grad der Keimfähigkeit 95 ''/q,
mittlere Keimzeit 4,5 Tage. Der Yf. hat für eine große Zahl von Samen
diese Werte ermittelt und gefunden, daß die am meisten geeigneten Zeit-
räume zur Berechnung der Keimlinge folgende sind: für Gras, Rotklee,
Inkarnatklee, Luzerne, Wicke, Bockshorn der 8., 5., 7. und 9. Tag, für
Schildklee, Esparsette, Schotenklee der 4., 6., 8. und 10. Tag; für Weizen
und Hanf der 3., 5. und 7. Tag; für Mais, Runkelrübe, Hafer und Reis
der 4., 6., 8., 10. und 12. Tag. (Neumanu.)
Keimversuche mit Getreidefrüchten im Lichte und bei Licht-
abschluß. Yon Alfred Burgerstein, i) — Über den Einfluß der Samen-
reife, der Temperatur, der Art des Keimbettes usw. auf die Keimungs-
erscheinungen liegen zahlreiche Arbeiten vor, dagegen nur wenige über
den Einfluß des Lichtes. Der Vf. hat an zahlreichen Sorten von Roggen,
Weizen, Gerste und Hafer die Unterschiede in der Keim Schnelligkeit und
Keimfähigkeit bei Tagesbeleuchtung und Lichtabschluß studiert. Versuche in
verschiedenen feuchten Filtrierpapier-Umschlägen zeigten, daß während der
Quelldauer der Feuchtigkeitsgehalt des Substrates die Keim Schnelligkeit stark
beeinflußt, während er nach erfolgter Quellung für die weitere Auskeimung,
also auch für die Bestimmung des Keimvermögens überhaupt von unter-
geordneter Bedeutung ist. Zu den Licht-Dunkelversuchen wurden in gläsernen
Kristallisierschalen 100 Körner auf einer vierfachen Lage Filtrierpapier
ausgelegt und größere Glasschalen übergestülpt. Ein Teil stand in diffusem
Tageslicht, der Rest in einem völlig dunklen Räume. Die Auszählung der
Keimlinge (sichtbarer Wurzelteil mindestens 2 mm) erfolgte bei Hafer
nach 3, sonst nach 2 Tagen. Die untersuchten vier Getreide keimten bei
18 — 20^ C. unter natürlicher guter Belichtung (kein Sonnenlicht) im all-
gemeinen langsamer als bei kontinuierlichem Lichtabschluß. Auf die Keim-
fähigkeit hatten Belichtung und Verdunstung der Samen keinen nennens-
werten Einfluß. (Dafert.)
Über die landwirtschaftliche Bedeutung von Trifolium angulatum
W, et Kit. und Trifolium parviflorum Ehr. Von Bela Szartorisz. 2) —
Diese beiden Kleearten sind charakteristische Bestandteile der Salzsteppen-
flora des ungarischen Tieflandes mit natronhaltigem Tonboden. Sie sind
einjährig, erscheinen aber zweijährig, weil ein Anteil der ausgesäten Samen
erst spät oder im Jahre nach der Aussaat zur Keimung gelangt. Der Vf.
beschreibt die beiden Pflanzen und ihrer Samen. Wir beschränken uns
hier auf die Beschreibung der Samen. Der Samen von den beiden Arten
sind nach Messungen des Vf. durchschnittlich
Trif. angulatum 1,12 mm lang, 0,86 mm breit und 0,70 mm dick.
lÖOO Samen wiegen 0,482 g.
Trif. parviflorum 1,03 mm lang, 0,80 mm breit und 0,63 mm dick.
1000 Samen wiegen 0,402 g.
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in Österr. 1913, 16, 849. — 2) D. Idwsch. Versuchsst. 1913,
81, 433—442 (Mitt. d. k. iingar. Samenkoatroll - Stat. in Budapest).
220 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Der Same von T. angulatum ist etwas gestreckt herzförmig. Der
unterschied zwischen der Breite an der Basis und der Breite an der Spitze
ist geringer als bei T. parviflorum, der Samen besitzt also eine stumpfere
Spitze als der der zweiten Art. Die Sohalenoberfläche bei ersterem erscheint
mit freiem Auge glatt, erweist sich aber unter Vergrößerungsglas als fein
gekörnelt, wodurch der Same von dem glatten und etwas glänzenden Samen
des Schwedenklees — Trf. hybridum — leicht zu unterscheiden ist. (In
kaufmännischen Kreisen boll dieser Klee für wildwachsenden Schwedenklee,
der Trf. parviflorum aber für einen wilden Weißklee gehalten werden). Die
Farbe ist gelblichgrün, grauviolett oder graugrün, dunkelviolettblau oder
schwärzlich violett, am Nabelfleck gewöhnlich etwas heller; die Farbe er-
innert sehr an Trf. hybridum. — Der Same von Trf. parviflora ist un-
symmetrisch herzförmig. Die Oberfläche der Schale ist auifallend rauh,
dies ist jedoch nur bei entprechender Vergrößerung sichtbar. Die Farbe
ist citronengelb, orangegelb oder rötlich rostbraun. Der Same erinnert im
allgemeinen au den Samen des Weißklees, weicht aber durch seine Rauheit
von diesem ab. Die Keimenergie der in großer Menge vorhandenen hart-
schaligen Samen ließe sich durch Anwendung der sog. Kleeritz -Maschine
steigern. In Fließpapier keimten von beiden Samenarten nach etwa 100 Tagen
ca. 30 ^/{,; in Sand und vorher zwischen Glaspapier gerieben keimten von
angulatum nach etwa 100 Tagen 72%, von parviflorum 43%. — Beide
Kleearten beenden ihre Vegetation sehr zeitig und verdorren gewöhnlich
bereits Mitte Juni.
Untersuchungen über „Hartschaligkeit" und „Bruch" bei der
Keimung des Kleesamens. Von B. Steglich, i) — Über das Verhalten
der hartschaligen Kleesamen und der sog. Bruchkörner bei der Keimung im
künstlichen Keimbett und in der Erde stellte der Vf. eingehendere Unter-
suchungen an und zwar nach folgendem Plane: Aus emer etwa 40%
hartschalige Samen enthaltender Kleesaat wurden die harten Körner ge-
sammelt und als Versuchssaat B mit der ursprünglichen Saat A nach den
,, technischen Vorschriften" des Verbandes deutscher Versuchsstation auf
Keimfähigkeit bei 20tägiger Keimdauer geprüft. Bei Saat A waren im
Mittel von 4 Bestimmungen 57,5% gekeimt (52% bereits am 3. Tage);
bei Saat B 14% (12 in 3 Tagen), üngequollen blieben bei A 41,2%,
bei B 86 7o Samen zurück. Mit diesen Saaten wurden Versuche im Freien
auf Sand-, Lehm- und Humusboden auf Beeten von je 1 qm Fläche aus-
geführt. Jede der beiden Reihe enthielt 3 Abteilungen, deren Pflanzen-
bestand zu verschiedenen Zeiten zahlenmäßig festgestellt wurde. Am
15. April 1908 erfolgte die Aussaat gleicher Gewichtsmengen beider Saaten.
Reihe I (je 1 Beet mit Sand-, Lehm- und Humusboden) wurde 3 Monate
nach der Aussaat von der Beetfurche aus mit einem Spaten in horizontalem
Schnitt ausgehoben und durch Einbringen des Bodens in ein Wassergefäß
so ausgewaschen, daß sich die einzelnen Kleepflänzchen trennen und im
ganzen, sowie in 3 Gruppen „kräftig," „mittel" und ,, schwach" entwickelt,
zahlenmäßig feststellen ließen. Ebenso wurde bei Reihe II 5 Monate nach der
Aussaat und bei Reihe HI 14 Monate nach der Aussaat verfahren. —
Als Endergebnis dieser Untersuchungen ist zu ersehen, „daß von dem bei der
1) D. Idwsch. Versuchest. 1913, 79 u. 80, 611—622.
B. Pflanzenwachstum. 3. Saatwaren. 221
Keimprüfung des Kleesamens festgestellten Procentsatz „hartschaliger Samen"
in absehbarer Zeit noch ein Teil nachkeimt und ein kleinerer Teil hiervon
unter Umständen auch noch nutzbare Pflanzen liefern kann, daß sich diese An-
teile aber keinesfalls in bestimmten Procentsätzen angeben lassen, da sie nach
Boden, Feuchtigkeitsverhältnissen usw. außerordentlich schwanken." — Die
Untersuchungen über das Auftreten des „Bruches" und die Entwicklung
der Keimpflanzen aus „Bruch" wurde nach besonderem Plane ausgeführt.
Es ergab sich, daß Ziegelsteinpulver, ebenso Quarzsand als Keimbett für
Rotklee weniger gut geeignet ist, als Fließpapier. Die Annahme, daß zu
große Feuchtigkeit des Keimbettes bei der Keimung des Rotklees durch
übermäßige Turgescenz Bruch herbeiführen kann, scheinen die Versuche
zu bestätigen. Die Zahl der durch Bruch verletzten Samen beträgt im
Durchschnitt 8,45%. Längeres Verweilen der gekeimten Samen im
Keimbett begünstigt das Auftreten des Bruches nicht. Durch vorzeitiges
Entnehmen der keimenden Samen aus dem Keimbett (im Stadium des sog.
Spitzens, vor ausreichender Entfaltung der Wurzeln und der Kotyledonen)
wird die Keimfähigkeit des Bruches in erheblichem Maße beschönigt. Zur
Beurteilung des Gebrauchswertes des Samens ist es unbedingt erforderlich,
die bereits im Keimbett eintretenden Bruchverletzungen festzustellen und zu
berücksichtigen, da diese im Boden nicht ausheilen, sondern eine ent-
sprechende Anzahl verkümmerter Pflanzen liefern. Bei der Aussaat im
Erdboden werden die Keimzahlen, welche die optimalen Bedingungen des
Keimversuchs liefern, nicht erreicht. Von den verletzten Samen kommt im
Erdboden nur ein kleiner Teil zum Auflaufen. Die vorstehenden Versuche
beweisen, daß die bezügl. Bestimmungen der „technischen Vorschriften"
durchaus zweckentsprechend sind.
Versuche mit hartschaligen Kleesamen. Von Karl Müller, i) —
Der Vf. stellte mit Luzernesamen, der i. J. 1912 mehr hartschalige Samen
enthielt als Rotklee, Untersuchungen und zwar mit 33 verschiedenen Proben
an. Von allen eingelaufenen Proben Luzernesamen, die nach Abschluß der
10 tag. Keimprüfung eine erhebliche Zahl hartschaliger aufwiesen, wurde
der ungekeimte noch gesunde Rest von 400 Samen in Grartenerde eingelegt
und die Zahl der Keimpflanzen am 15. Tage und zum letztenmal am
45. Tage festgestellt. Im Durchschnitt aller Proben hatten von den ein-
gelegten Samen 53,4 7o gekeimt; in minim. 26,8 7o) i'^ maxim. 88,9 <^/o.
Der Vf. sieht es als zulässig an, wenn die Praxis bei den südeuropäischen
Luzernen ^/j — ^/g der hartschaligen Samen zu den gekeimten hinzuzählt,
um die wahre Keimfähigkeit des Saatgutes zu erhalten. Dagegen scheint
es ihm zu weitgehend, wenn die Gesamtzahl der harten Samen als „ent-
wicklungsfähig'' bezeichnet wird. — Der Vf. versuchte die Keimfähigkeit
hartschaligen Kleesamens durch Behandeln mit warmem Wasser zu steigern
und weichte Rotklee und Luzerne 6 Stunden in Wasser von 34^ ein.
Die Keimfähigkeit wurde bei Luzernesamen nicht unbeträchtlich, die des
Rotkleesamens in dieser Zeit noch nicht erhöht. Dagegen erwies sich
beim Anbau dieser Saaten die Wasserbehandlung erfolgreich. Auf je 10 qm
Fläche wurden von Rotklee 50 g und von der Luzerne 70 g Samen aus-
gesät. In 3 Schnitten wurden folgende Erträge erzielt:
1) Ber. d. Großh. Bad. Ldwsch. Versachsanst. Augnstenberg p. 1912, 81.
Kotklee
Weiß-
klee
Bastard-
Idee
Gelb-
klee
Wnnd-
klee
Lnzei
Anzahl d. untersuchten Proben 262
davon kleeseidehaltig . . . 125
in % der Proben rund . . 48
102
26
25
50
19
38
8
2
25
7
1
14
5
0
0
222 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Rotklee Rotklee mit warm. Luzerne Luzerne mit warm,
unbehandelt Wasser behandelt unbehandelt Wasser behandelt
48,47 57,05 55,82 58,99 kg
In beiden Fällen wurde durch die Warmwasserbehandlung der Samen
ein Gewinn an Kleeerlrag erzielt.
Kleeseide in verschiedenen Saatwaren. Ton M. Schmöger^) —
Bei der Samenkontrolle vom l,/4. 1912 bis 1./4. 1913 wurden folgende
Befunde an Kleeseide in Saatwaren erhalten:
29
Die Minderwertigkeit des südeuropäischen Rotklees. Von
Th. V. Weinzierl.-) — Wie der amerikanische Rotklee, so ist auch der
südeuropäische (besonders italienischer) für unser Klima (österreichisches)
ungeeignet. Bei vergleichenden Anbauversuchen blieb der südeuropäische
Rotklee nach zwei Jahren um rund 60 "^/o im Futterertrag hinter steirischem
zurück, der Preisunterschied des Saatgutes beträgt dagegen nur 12°/o.
Von der k. k. Samen -Kontrollstation in Wien werden daher den An-
forderungen entsprechende südeuropäische Samen zwar plombiert, doch
nur unter Angabe ihrer Herkunft im Untersuchungszeugnis. (Dafert.)
Über den Bilsenkrautsamen enthaltenden Mohn und die Grenzen
seiner Reinigbarkeit. Von Bela Szartorisz. "*) — Muster aus russischen
Mohnlieferungen erwiesen sich fast sämtlich mit mehr oder w-eniger Samen
vom einjährigen Bilsenkraut (Hyosciamus agrestis Kit.) besetzt. Es konnte
erwiesen werden, daß diese solcherweise giftigen Mohne ohne Ausnahme
aus Rußland stammten. In den Jahren 1909/10, 1910/11 und 1911/12
wurden in der Budapester Anstalt insgesamt 423 Mohnmuster untersucht,
von denen 195 frei von Bilsenkrautsamen, 228 aber mit diese Samen besetzt
waren: 149 Muster enthielten 1 — 11 Stück; 71 Muster 12—217 Stück
und 8 Muster 218 — 3450 Stück Bilsenkrautsamen in je 100 g Mohnmuster.
Im ersten Jahre waren die Muster mit Bilsenkrautsamen viel zahlreicher als
in den nächsten Jahren. Beim Auspressen des Öles des verunreinigten Mohns
geht nur ein sehr geringer Anteil des Alkaloidgehaltes der Bilsenkrautsamen
{nach den Untersuchungen von A. Koväc 0,00315 °/o) in das Öl über; die
größte Menge des Alkaloids bleibt also in den Mohn -Ölkuchen zurück.
Über die Reinigungsversuche spricht sich der Vf. in folgenden Sätzen aus:
1. Ein mit Bilsenkrautsamen besetzter Mohn läßt sich durch Sieben nicht
vollständig von diesen Samen befreien. 2. Bis zu einem (in Ungarn vor-
geschriebenen) Reinheitsgrad von 2 Korn Bilsenkraut pro kg läßt sich nur
ein Mohn reinigen, der ursprünglich pro kg nicht mehr als 110 — 111
Stück Bilsenkrautsamen enthält. 3. Das bei den Versuchen angewendete
Reinigungsverfahren bestand in einer Verwendung einer Kleeseidereinigungs-
maschine (französischer Konstruktion, mit sich horizontal bewegenden Sieben),
1) Ber. über d. Tätigk. d. Ldwsch. Veis.- n. Kontroll - Stat. Danzig 1912/13. — ») Ztschr. f. d.
Idwsch. Versuchst, in Österr. 1913. 16, 21. — ') D. ldwsch. Versnchsst. 1913, 83, 297—308 (Kgl.
Ungar. Samentontroll - Stat. in Budapest).
ß. Pflanzenwachstum. 3. Saatwaren. 223
welche mit folgenden Sieben bespannt war: zu oberst ein 20iges Drahtsieb
(mit 1,1 mm Lochweite), unter diesem ein 24iges Drahtsieb (Lochweite
0,9 mm), zu unterst ein 24iges seidenes Sieb, Der auf dem 20iger
und 24iger Drahtsieb oben gebliebene Teil des Mohnes enthält die größte
Menge der Bilsenkrautsamen und ist nicht weiter zu reinigen. 4. Bei
der ganzen Procedur beträgt der Verlust bei einer reinigbaren Ware etwa
37,3 °/o der ursprünglichen Quantität. 5. Ein bis auf nur wenige Stücke
Bilsenkrautsamen pro kg reinigbarer Mohn kann dennoch verwertet werden,
indem er mit ganz reinem Mohne in einem Verhältnisse gemischt wird,
daß die Menge der Bilsenkrautsamen nicht mehr als 2 Korn pro kg
ausmacht.
Anatomische Untersuchungen über japanische Coniferen-Samen
und Verwandte. Von M. Kondo.i) — Nach diesen Untersuchungen lassen
sich folgende Grundzüge des anatomischen Baues der Coniferensamen
aufstellen :
L Samenschale. Die Samenschale der Coniferensamen ist derb und
hart gebaut, und zwar ist sie in der Mitte mit einer mechanischen Schicht,,
welche aus Steinzellen oder Bastschalen besteht, versehen. Wenn die
mechanische Schicht fehlt oder sehr schwach und dünn ist, dann ist
die Samenschale mit Harzbeulen versehen (z. B. Abies-, Chamaecyparis-
Arten). Außerhalb der mechanischen Schicht ist eine Epidermis oder
außerdem noch eine Parenchymschicht (z. B. Gingko-, Taxus- Arten) vor-
handen und innerhalb derselben ebenfalls eine Parenchymschicht. — Für
die einzelnen Gruppen gestalten sich die Verhältnisse folgendermaßen::
1. Ginkgoaceae: Der Samen von Ginkgo büoba ist pflaumenartig, die
äußere Schicht der Samenschale ist fleischig, und die innere Schicht ver-
holzt und hart. Die äußere Schicht besteht wieder aus a) einer Epidermis
und b) einer fleischigen Parenchymschicht; die innere Schicht dagegen
aus a) einer mächtigen Steinzellenschicht und b) einer inneren Parenchym-
schicht. 2. Taxaceae: Die Samenschale der untersuchten Taxus -Arten
besteht aus a) einer Epidermis, bj einer Pigmentschicht, c) einer Stein-
zellenschicht und d) einer inneren Parenchymschicht, 3. Abietineae:
Die Samenschale der untersuchten Pinus- und Larix- Arten besteht aus
a) einer Epidermis, b) einer Steinzellenschieht, c) einer Parenchymschicht,
Sie hat keine Harzbeulen. Die Samenschale der Abies-Arten dagegen hat
Harzbeulen; sie besteht bei normal befruchteten Samen aus a) einer Epi-
dermis und b) einer mächtigen dickwandigen Parenchymschicht; bei tauben
Samen aber aus a) einer Epidermis, b) einer Parenchymschicht und außer-
dem c) einer mächtigen Steinzellenschicht, welche die Schale nach innen
abschließt. Die Harzbeulen sind bei den Abies-Arten sehr groß und liegen
in der Parenchymschicht. 4, Taxodieae: Die Samenschale der unter-
suchten Taxodieae besteht aus a) einer Epidermis, b) einer Steinzellen-
(z, B. Cryptomeria) oder einer Bastfaserschicht (z. B. Sciadopitys) und c) einer
Parenchymschicht. Harzbeulen fehlen, 5. Cupressineae: Die Samen-
schale der untersuchten Arten besteht aus a) einer Epidermis, b) einer
Stein Zellenschicht und c) einer Parenchymschicht. Bei den 3 Chamae-
cyparis-Arten (Ch. Lawsoniana, obtusa, pisifera) sind außerdem Harzbeulen
1) D. Idwsch. VersuchBst. 1913, 81, 443—468.
224 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
in der Samenschale vorhauden. Diese fehlen nach Koehn'e (Deutsche
Dendrologie, S. 50) bei Ch. thyoides und uutkaensis. — Die Coniferen-
samen sind fast immer braun gefärbt, da die Ejjidermiszellen mit braunem
Gerbstoff gefüllt sind oder ihre Wandungen damit imprägniert sind. Eine
Parenchymschicht, innere und äußere, ist auch stets braun, mit Gerbstoff
imprägniert. Steinzellen enthalten auch oft Gerbstoff.
n. Flügel. Die Coniferensamen sind oft mit einem Flügel ver-
sehen, welcher ihre Verbreitungsfähigkeit erhöht. Der Flügel entsteht
auf zweierlei Weise: 1.. Bei den Abietineae entstammt der Flügel be-
kanntlich der Innenfläche der Fruchtschuppe. 2. Bei den Taxodiae und
Cupressineae aber entstammt der Flügel der Samenschale. Biota orientalis
ist ungeflügelt.
III. Keimling. Der entschälte Samen der Coniferen betsteht aus
einem Keimling und einem ihn vollständig einschließenden Nährgewebe.
Der Keimling ist lineal und besitzt eine verschiedene Anzahl von Keim-
blättern :
1. Ginkgoaceae 2. Taxaceae 3. Abietineae 4. Taxodieae 5. Cupressineae
2 2 3-8 2-3 2
IV. Nährgewebe. Das Nährgewebe von Ginkgo biloba ist erfüllt
mit Stärke. Ganz wenig Protein ist vorhanden. Das Nährgewebe der
übrigen untersuchten Coniferensamen enthält Fett und Protein und ist
meist stär&efrei. Die Proteinkörner sind bei einigen Gattungen (z. B. Pinus-,
Cryptomeria-, Chamaecyparis-Arten) groß, kugelig oder ellipsoidisch, bei
anderen (z. B. Taxus-, Abies-, Larix, Sciadopitys-, Biota- Arten) hingegen
sehr klein.
Probenahme und Untersuchung von Zuckerrüben.^) Beschluß
der 34. (ordentl.) Hauptversammlung des Verbandes landwirtschaftlicher
Vers.-Stat. i. D. R. , September 1913 zu Dresden. — In zweiter Lesung
wurde folgender, zu Kaisruhe und Münster gefaßter Beschluß an-
genommen: „Die Anwendung der Bleiessig wassermethode zur Zucker-
bestimmung in den Rüben ist dahin zu beschränken, daß bei abnorm
saftarmen und ausgetrockneten Rüben die Extraktion mit heißem Alkohol
vorzuziehen ist."
Rübenknäuel-Üntersuchung. -) Beschluß der 34. (ordentl.) Haupt-
versammlung des Verbandes landwirtschaftlicher Vers.-Stat. i. D. R. Sep-
tember 1913 zu Dresden. — In zweiter Lesung w^urde folgender in Karls-
ruhe gefaßter Beschluß angenommen: Zur Gewinnung der einzukeimenden
Knäuel ist die Zählgewichtsmethode oder die Zähiprocentmethode an-
zuwenden.
Technische Vorschriften für die Prüfung von Zucker- und Futter-
rübensamen. Vom Verband landwirtschaftlicher Vers.-Stat. i. D. R. ^) —
In der Sitzung vom 13. September 1912 wurden die technischen Vor-
schriften für die Prüfimg der genannten Samen als bindend angenommen.
Dieselben beziehen sich auf die Probenahme, Größe der Mittelprobe und
Art der Verpackung, Wasserbestimmung, Reinheit und Knäuelgewicht, Be-
») D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 81, 109. — ■) Ebend. 156. — ') Ebend. 16-19.
B. Pflanzen Wachstum. 3. Saatwaren. 225
Stimmung der Keimfähigkeit und Aufstellung des Untersuchungsberichtes.
Letzterer hat, soweit die Keimfähigkeit in Frage kommt, folgendes zu ent-
halten: 1. Die Zahl der aus 100 Knäulen im Durchschnitt der einzelnen
Versuche bei der ersten Auszählung und bei Abschluß des Versuches er-
haltenen Keimpflanzen und gekeimten Knäule. 2. Die Zahl der in 1 g
reiner Ware enthaltenen Knäule. 3. Die Zahl der aus 1 g oder 1 kg reiner
Ware bei Abschluß des Versuches erhaltenen Keimpflanzen und keimenden
Knäule. 4. Das Gewicht von 1000 Knäulen. (Stift.)
Literatur.
Bericht über die Ergebnisse der in Karlsruhe beschlossenen
Enquete über Rübenknäueluntersuchung. Zur Gewinnung der ein-
zukeimenden Knäule ist die Zählgewichtsmethode oder die Zählprocentmethode
anzuwenden. — Ldwsch. Versuchsst. 1913, 81, 156.
Bresaola, M.: Beitrag zur Bekämpfung der Kleeseide. Die Abtötung der
Samen. — Staz. sperim. agrar. ital. 1913, 46, 89—136 (Bologna, Ldwsch. Hoch-
schule). — Die Samen der Kleeseide verlieren durch halbstündiges Erhitzen auf
TC^ ihre Keimkraft, während die Keimkraft der Kleesamen hierdurch nicht be-
einträchtigt werden.
Gümbel, Hermann: Über die Keimverhältnisse verschiedener Unkräuter.
— Fühling's ldwsch. Zeit. 1913, 62, 146 u. 147. Vergl. ldwsch. Jahrb. 1912, 43.
215-321 u. dies. Jahresber. 1912, 229.
Krüger, W. (-Bernburg): Über „Deutsche Normen für den Handel mit
Futterrübensamen". — Fühling's ldwsch. Zeit. 1913, 62, 876—878.
Relander, Lauri Kr.: Studien über die Verwendbarkeit der Präcipitin-
reaktion in der Samenprüfung. — Abhandl. d. agrik.-wissenschaftl. Gesellsch. in
Finnland, Heft 1. Besprochen von Zade-Jena in Fühling's ldwsch. Zeit. 1912,
807 — 810. — Der Vf. hofit mit Hilfe der Präcipitinmethode die Unterscheidung
von Saatgut hinsichtlich der Sorteozugehörigkeit und Herkunft möglich zu machen.
Die Untersuchungsmethode beruht auf biologischer Grundlage und ist der
Immunitätslehre entlehnt.
Schmidt, 0. (-Harleshausen): Keimprüfung und Sortenfrage. — Fühling's
ldwsch. Zeit. 1913, 62, 612—618.
Z ade (-Jena): Die Pflanzendecke als keimungshemmender Faktor für ge-
wisse Unkrautsamen. — Fühling's ldwsch. Zeit. 1913, 62, 777 — 785.
Kinzel, Wilhelm: Frost und Licht als beeinflussende Kräfte bei der
Samenkeimung. Mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklung (Nachreife,
Keimdauer usw.) und anderer biologischer Eigentümlichkeiten der Samen aus den
verschiedensten Pflanzenfamilien. Stuttgart, Eug. Ulmer, 1913.
Lyttkens, Aug., und Egerström, Fredrik: Tabelle öfver utsädesvarors
normalvärden fastställd af Kungl. Landbruks styrelsen, Stockholm d. 4. Juni 1912.
Technische Vorschriften für die Prüfung von Saatgut, gültig vom 13. Sep-
tember 1912 an. Nach Beschlüssen der 33. Hauptversammlung des Verbandes
landwirtschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche. — Die ldwsch.
Versuchsst. 1913, 81, 1—22.
Jahresbericht 1913. J-ö
226 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
4. Pflanzenkuitur.
ßeferent: Th. Dietrich.
Die Ernährungsfläche für eine Pflanze und die Tiefe der Unter-
bringung der Samen bei Sommerweizen, Von A. D. Botschkowa. ^)
— Die hier mitgeteilten Feldversuche sind 1912 an der Versuchsstation
Besen tschuk (Gouv. Ssamara) mit Sommerweizen ausgeführt; das betreffende
Tatsachenmaterial läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Versuch
über die Ernährungsfläche. 1. Es sind 10 Ernährungsflächen für je
eine Pflanze geprüft worden, und zwar von 400, 300, 225, 187, 150, 125,
100, 75, 60 und 25 cm^ Größe. 2. Der Einfluß der geprüften Ernährungs-
flächen auf die Entwicklung der einzelnen Pflanzen beginnt erst vom
Moment der Bestockung an, merklich in Erscheinung zu treten. Die Be-
stockung beginnt für alle Ernährungsflächen gleichzeitig, es verläuft aber
diese Entwicklungsphase für die veischiedenen Flächen ungleich: Mit der
Vergrößerung der Ernährungsfläche wächst die Mächtigkeit der Entwicklung
der grünen Masse, steigt die Bestockungsenergie, und bei den Pflanzen
mit der größten Fläche verlängert sich die Vegetationsperiode um 4 bis
5 Tage im Vergleich zu den Pflanzen mit der kleinsten Fläche. 3. Un-
zweifelhaft ist der Einfluß der Ernährungsfläche auf den Bestockungsgrad
der einzelnen Pflanze. Die Pflanzen mit der kleinsten Fläche {je 25 cm^)
hatten für Triticum hordeiforme eine Bestockung von 2,5, für Triticum
erythrospermum von 3,4; für Pflanzen mit der größten Fläclie (400 cm 2)
betrug die Bestockung bei Tr. hordeiforme 7,3, bei Tr. v. erythro-
spermum 8. 4. Die Gesamt- und die Körnerernte wächst mit dem Steigen
der Ernährungsfläche. In Abhängigkeit von der Ernährungsfläche befindet
sich die Entwicklung der Ähre und die Anzahl der Körner in der Ähre;
je größer die Ernährungsfläche, desto länger ist die Ähre, und desto
größer ist die Zahl der Körner in der Ähre, jedoch wächst die Körner-
anzahl nur bis zu einer gewissen Grenze, über die hinaus sich wieder ein
Sinken bemerkbar macht. 5. Von der Ernährungsfläche hängt die Korn-
qualität ab — je kleiner die Fläche, desto besser das Korn, desto höher
das Gewicht von 1000 Körnern. 6. Die Vergrößerung der Ernährungs-
fläche übt auf die Entwicklung der einzelnen Pflanze einen günstigen Ein-
fluß aus. Die größte Kornmenge pro Pflanze ist bei größter Fläche erzielt
worden. Die eigentliche Aufgabe des Versuchs bestand aber darin, diejenige
Ernährungsfläche zu finden, die gute Kornqualität und größte Körnerernte
pro Flächeneinheit ergiebt. Von allen geprüften Ernährungsflächen ent-
spricht diesem Ziele (unter den Bedingungen des Versuchsjalires für die
Versuchsstation Besentschuk) die kleinste Ernährungsfläche (25 cm') am
besten.
Yersuch über die Tiefe der Unterbringung der Samen. 7. Es
sind 5 Saattiefen geprüft worden — 2, 4, 6, 8 und 10 cm. 8. Zwischen
der flachsten und der tiefsten Unterbringung betrug der Unterschied im
Auflaufen der Saaten 6 — 7 Tage. Bei den drei ersten Saattiefen waren
die aufgelaufenen Pflänzchen normal, bei 10 cm aber, sowie teilweise bei
') Bau. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 61. Deutsch. Ausz.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 227
8 cm Saattiefe waren sie leidend, erholten sich jedoch nach 2 — 3 Tagen
merklich. 9. Die Keimfähigkeit der Samen (%) befindet sich in Abhängig-
keit von der Tiefe der Unterbringung der Samen — je tiefer die Unter-
bringung, desto geringer ist die ^/q Keimfähigkeit. 10. Bei allen Tiefen
erforderten die Entwicklungsphasen — Bestockung und Schossen eine
bestimmte Anzahl von Tagen, unabhängig von der Saattiefe. 11. Auf den
Grrad der Bestockung ist die Tiefe der Unterbringung von Einfluß — je
größer die Saattiefe, desto geringer die Bestockung, und umgekehrt. 1 2. Nach
dem Schossen scheint die hohe Temperatur die weitere Entwicklung der
Pflanzen bei größter Saattiefe zu beschleunigen, und die folgende Ent-
wicklungsphase — das Schießen der Ähren hat für die größte Tiefe eine
um 2 — 3 Tage geringere Anzahl von Tagen beansprucht, wie für die
kleinste Tiefe. 13. Der Einfluß der Saattiefe macht sich am Gewicht einer
Pflanze bemerkbar — je tiefer die Unterbringung, desto geringer ist das
Gewicht. Die Länge der Ähre und die Zahl der Körner in der Ähre be-
findet sich in einer direkten Abhängigkeit von der Tiefe der Unterbringung
— je größer die Saattiefe, desto größer die Körnerzahl in der Ähre. Das
Gewicht der Körner hingegen sinkt mit der Vergrößerung der Saattiefe.
14. Die Gesamternte und die Körnerernte steigt mit dem Sinken der Saat-
tiefe; zugleich fällt mit der Vertiefung der Unterbringung das Verhältnis
des Strohs zum Korn. — Somit ist unter den Bedingungen des verflossenen
Jahres die quantitativ höchste und die qualitativ fast beste Körnerernte bei
der geringsten der geprüften Saattiefen (2 cm) erhalten worden.
Zur Frage über die Ursachen der verschiedenen Widerstands-
fähigkeit von Klee und Luzerne gegen Dürre. Von W. Sholtkewitsch.^)
— Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit bestand in der Klärung der Frage,
durch welche Besonderheiten der Organisation das ungleiche Verhalten
von Rotklee und Luzerne zu Dürreperioden erklärt werden kann. Die
nach der Methode abgeschnittener Blätter ausgeführte Bestimmung der
Verdunstungsgröße hat gezeigt (vergl. Tab. 1 im russischen Text), daß
die Verdunstungsgröße des Klees sich zu derjenigen der Luzerne, wie
1,00 : 1,68 verhält. Die Bestimmung der Größen der anatomischen Coeffi-
cienten hat ergeben, daß die Längen der Spaltöffnungen bei Klee und
Luzerne sich im Mittel wie 1,00 : 1,56 verhalten. Dadurch wird die
Folgerung Kolkunow's, daß die Verdunstung der Länge der Spaltöffnungen
proportional ist, bestätigt. — Das vom Vf. gefundene Factum, daß die
Luzerne pro Flächeneinheit mehr, als der Klee verdunstet, befindet sich
in einem scheinbaren Widerspruch zu der sicher feststehenden Tatsache,
daß Dürre von Luzerne besser vertragen wird, wie von Klee. Zur Auf-
klärung dieses Widerspruchs hat sich der Vf. zum Studium des Baues
der Stengel gewandt und gefunden, daß der Kleestengel anders gebaut ist,
wie der Luzernestengel: Bei der Luzerne bilden die wasserführenden Holz-
elemente einen ununterbrochenen Ring, wobei das Mark relativ schwach
entAvickelt ist; beim Klee hingegen ist das Mark viel stärker entwickelt,
während die Xylemstränge an der Peripherie des Stengels als relativ
schwach entwickelte abgesonderte Partien angeordnet sind. Außerdem
haben die Hohlräume der einzelnen Gefäße bei Luzerne einen größeren
^) Rnss. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 179. Deutsch. Aasz. (Agronomisches Laboratoriam
der Universität Kiew unter Leitung E*rof. W. W. Kolkunow's.)
15*
228 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Durchmesser, als beim Klee. — Der Vf. hat sich auf das Studium des
anatomischen Baues der Stengel der genannten Pflanzen beschränkt, in
demselben Laboratorium aber ist von K. A. Doitsch durch unmittelbare
Bestimmungen der Durchlaßfähigkeit des Stengels gefunden worden, daß
Luzernestengel im Vergleich zu Kleestengeln 4 — 4,5 mal mehr Wasser
durchlassen. Somit ist die Luzerne sehr viel besser wie Klee imstande,
die durch Verdunstung bedingten Verluste zu ersetzen. Es sei noch
erwähnt, daß nach den Untersuchungen des Vf. die Anzahl der Xylemstränge
im Kleestengel bei den verschiedenen Exemplaren variiert.
Das Ährentreiben des Winterroggens und Winterweizens bei
Frühjahrsaussaat. Von A. Murinow. ^) — ■ Auf Grund von Vegetations-
und Feldversuchen, die der Vf. i. J. 1912 am Moskauer Landwirt-
schaftlichen Institut ausgeführt hat, werden in der vorliegenden Arbeit
folgende Schlüsse gezogen: 1. Der Winterroggen und der Winterweizea
können bei Frühjahrsaussaat ohne eine vorhergegangene Ruheperiode in
Ähren schießen. 2. Je größer (andauernder oder tiefer) die äußeren Ein-
wirkungen sind, denen die Pflanzen unterworfen werden, desto geringer
ist die procentuelle Anzahl der ährentreibenden Pflanzen. 3. Die Wirkung
niedriger Temperaturen auf Pflanzen von verschiedenem Alter ruft, indem
sie die Entwicklung der Pflanzen hemmt, ein Sinken der relativen Anzahl
der ährentreibenden Pflanzen hervor. 4. Die Möglichkeit des Ährentreibens
ohne vorhergegangene Ruhepause, der Umstand, daß der Einfluß niedriger
Temperaturen für das Ährentreiben nicht notwendig ist, der Unterschied
in bezug auf die procentuelle Zahl der ährentreibenden Pflanzen, der durch
verschiedene Aussaatzeit bedingt wird, das Ährentreiben im Vegetationshause
und das Fehlen des Ährentreibens im Felde geben Grund zu der Annahme,
daß in dieser Frage die Temperatur die entscheidende Rolle spielt. Für
das Ährentreiben scheint eine bestimmte, für verschiedene Pflanzen ungleiche
Temperatur notwendig zu sein.
Über den Standort und den Standraum der einzelnen Pflanze
bei der Pflanzenzüchtung. Von Eilh. Alfr. iWitscherlich. 2) — Zum
Schlüsse seiner Ausführungen faßt der Vf. die Grundgedanken derselben
in folgenden Sätzen zusammen: Bei der Pflanzenzüchtung muß 1. bei den
Eliten der Standraura so groß gewählt werden, daß eine individuelle Be-
einflussung durch klimatische Vegetationsfaktoren, also auch durch die
Nachbarpflanzen möglichst ausgeschlossen ist; 2. bei den Eliten ist der
Standort gleichgültig, sobald wir alle äußeren Vegetationsfaktoren normieren
können. Empfohlen wird hierfür jedoch die Anzucht in weitgestellten
Kulturgefäßeu ; sonst als vorläufige Maßnahme ein häufiges, gleichmäßiges
Gießen der Eliten mit Nährstofi"lösung bei weitem Stande, damit so die
Verschiedenartigkeit des Bodens möglichst ausgi schaltet wird; 3. bei der
Vermehrung ist der Standraum und der Standort gegeben; wir sind dabei
aber gezwungen, mit der üngleichmäßigkeit des Standortes, speziell des
Bodens, zu rechnen. Es wird eine Methode angegeben, die dieses ermöglicht.
Untersuchungen über die Standweite für Zuchteliten von Brau-
gerste. Von Eugen Claus. ^) — Die Ergebnisse führten zu folgenden
Schlußfolgerungen: 1. Standweite einerseits und Bestockung, Einzelpflanzen-
i) Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 254. Deutsch. Ausz. — '■*) Ztschr. f. PflaQzen-
züehtun^ 1913, Bd. I, Heft 3, 275—285. — S) Kuhn-Archiv Bd. 3, erster Halbbaiid, 1913, 169—197.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 229
gewicht und das Körnergewicht pro Pflanze anderseits sind direkt pro-
portional. 2. Die zweckmäßigste Standweite für Braugersten eliten ist unter
den klimatischen und Bodenverhältnissen des Versuchsfeldes der Pflanzen-
zuohtstation Halle 20 x: 5 cm, da dieser Standraum von 100 qcm dem der
feldmäßigen Aussaat von etwa 80 qcm sehr nahe kommt, anderseits aber
den Pflanzen Gelegenheit gibt, ihre Leistungen in normaler "Weise zu ent-
falten, 3. Als unabhängig von der Standweite hat sich das Kornprocent
erwiesen. Damit ist dem Züchter ein Merkmal gegeben, das ein wertvolles
Bild von der Pflanze gibt, ohne daß dasselbe durch Standortsmodifikationen
getrübt wird. 4. Bei Braugersten ist der Trockensubstanz- und Extrakt-
gehalt umgekehrt, der Proteingehalt direkt proportional der Standweite,
5. Bei der einzelnen Gerstenpflanze nimmt der Proteingehalt gleichsinnig
mit der Bestückung, dem Ährengewicht und dem Körnergewicht zu; er
sinkt, während das Kornprozent und die Besatzdichte zunimmt. Eine
Korrelation zwischen Proteingehalt und EinkorngeAvicht konnte nicht fest-
gestellt werden.
Studien über die Wechselbeziehungen zwischen Standweite und
Pflanzenwachstum. Von Kurt Grundmann, i) — Diese führten zu folgender
Schlußbetrachtung: AI. Innerhalb eines Standraumes von 36 — 100 qcm
pro Pflanze ist der Kornertrag einer Sorte pro Flächeneinheit auf allen
Stand weiten gleich, wenn Boden-, Düngungs-, Kultur- und Witteru.ngs-
verhältnisse die gleichen sind. Was auf der engen Standweite die Mehr-
zahl der Pflanzen hervorbringt, gleicht bei weitem Standraum die stärkere
Bestockung und die bessere Ausbildung der Ähre aus. IL Die Entfaltungs-
möglichkeit einzelner Eigenschaften ist auf weiter Standweite mehr ge-
währleistet als auf enger, und die Zahl gut ausgebildeter Eliten steigt mit
vergrößertem Standraum pro Pflanze. III. Eine weite Standweite bietet
eher als eine enge Sicherheit dafür, daß der Bestand nicht lagert und
durch solche Wachstumshemmuugen das Prüfungsresultat gestört wird.
Umgekehrt tritt natürlich die Lagerfestigkeit auf enger Standweite deutlicher
hervor. — B I. Zur Zuchtwahl von Eliten eignet sich die Standweite
20x5 cm besonders gut: 2) 1. Weil man bei dieser Standweite die größte
Auswahl gut ausgebildeter Eliten bekommt; 2, weil diese Eliten gerade
soviel Körner liefern wie zu einer einwandfreien Nachkommenschaftsprüfung
genügen; 3, weil die Entfernung von Pflanze zu Pflanze eine unbedingte
Gewähr dafür bietet, daß man bei der Ernte die Pflanzen zwecks Selektion
sicher trennen kann, was bei einer Pflanzenentfernung von z. B. 3:3 cm
nicht möglich ist; 4. weil die Lagerfestigkeit bei dieser Standweite nicht
zu hoch und nicht zu niedrig ist, um die Selektion zu ermöglichen;
5. weil es möglich ist, den Bestand mit der Hacke gut rein und von
Nährstofi"e zehrendem Unkraut freihalten zu können, ohne ein Beschädigen
der Pflanzen befürchten zu müssen, wie es bei zu engem Reihenabstande
möglich ist. IIa. Zur Nachkommenschaftsprüfung eignet sich die Stand-
weite 20x3 besonders gut: 1. Um bei Winterroggen und Winterweizen
trotz Auswinterung einen vollen, den Ertrag sichernden Bestand zu be-
kommen; 2. um bei Winter- und Sommergerste keine unnatürlich starke,
den Proteingehalt erhöhende Bestockung zu erhalten; 3. um bei Hafer den
1) Kühn -Archiv Bd. 3, erster Halbband, 1913, 199--242. — -) Jn Hallenser Verhältnissen.
230 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Fritfliegenschaden zu beschränken und normalen Kornertrag zu erzielen;
4. um bei allen Getreidesorten das Hacken zu ermöglichen, ohne ein Be-
schädigen der Pflanzen befürchten zu müssen; 5. um eine möglichst feld-
mäßige Prüfung zu erzielen, da bei allen Getreidesorten auf enger Stand-
weite prozentisch mehr Pflanzen zugnmde gehen als auf weiter.
Über die Wirkung einer Durchmischung des leichteren Bodens
mit Moor, Mergel, Ton und Stroh. Von Gerlach (-Bromberg), i) —
Im Herbst 1907 wurde ein Streifen des Bromberger Versuchsfeldes in
5 Teilstücke zu je 200 qm geteilt. Er enthält schwach humushaltigen,
lehmigen Sand von folgender Zusammensetzung:
gröbere mittelkörnigen _ . _, Abschlämm- „ _ ^ ^ ^ „ ^
Teile Sand Femsand ^ares ^ CaO KjO P2O5
in % 8,9 40,8 35,1 15,2 0,14 0,93 0,04 0.07
Eins dieser Teilstücke wurde im November 40 cm tief rigolt. Ein
zweites Teilstück wurde Ende December dick mit Niederungsmoor (5700 dz
p. ha) befahren, welches nach dem Ausbreiten anfangs März 1908 bis
auf 40 cm Tiefe im Boden verteilt wurde. Teilstück 3 wurde mit (4925 dz
p. ha) Wiesenmergel (ca. 61 •'/q CaCOg), Nr. 4 mit 5000 dz p. ha grün-
blauem Ton befahren und dem Boden zugemischt. Es sind hiernach 9 — 10%
dieser Bodenarten dem Versuchsfeld beigemischt worden. Teilslück 5 er-
hielt 8 dz feingehäckseltes Stroh, das anfangs November 1907 bis auf
40 cm tief im Boden verteilt wurde. Sämtliche 5 Teilstücke sind sodann
quer in 2 gleiche Teile von je 100 qm geteilt worden. Nur die eine
Hälfte wurde im Laufe der 5 Jahre regelmäßig gedüngt. Die Düngung
betrug p. ha 100 kg KgO (in concentr. Kalisalz 10./3.) 80 kg citronen-
säurelöslich. PjO- (in Thomasmehl 10./3.) 20 kg N (Ammousulfat, 25./4.)
und je 10 kg N (Chilisalpeter am 15. u. 26./6.). Angebaut wurden in
den 5 Jahren Kartoffeln, Gerste, Erbsen, Weizen, Zuckerrüben. Die Ge-
samtergebnisse dieser Versuche kommen in nachstehender Zusammenstellung
zum Ausdruck. Die Mehr- oder Mindererträge betrugen in Procenten:
Moor Mergel Ton Stroh Moor Mergel Ton Stroh
* auf den ungedüngten Teilstücken auf den gedüngten Teilstücken
Trockenmasse +45,8 27,6 79,1 21,0 + 0,8 +5,4 +12,0 —10,5
N . . . . +64,6 28,7 82,7 23,7 +11,0 +1,2 +11,7 —10,6
Aus weiteren Darlegungen geht hervor, daß durch das Niederungs-
moor, den Wiesienmeigel, den Ton und das Stroh der Ertrag vielfach ge-
steigert worden ist und dieses besonders auf den ungedüngten Teilstücken
geschehen ist. Jedoch traten auch Mißerfolge ein und zwar des öfteren auf
dem gedüngten Teile. Vom Niederungsmoor wurde auf ungedüngter Fläche
in jedem Jahre eine Steigerung der Erträge erzielt, mit welcher auch eine
größere Entnahme von N verbunden war. Auf der gedüngten 1^'läche traten
dagegen in den trocknen Jahren 1909 und 1911 Ernteverminderungen ein.
Hier hat also die Durchmischung des Bodens mit Moor schädlich gewirkt.
Beim Wiesenmergel liegen die Erfolge ähnlich wie beim Moor. Sehr günstig
war die Wirkimg des Tones auf dem ungedüngten Teilstücke; auf dem
gedüngten war nur in den Jahren 1908 und 1911 ein bemerkens-
werter Erfolg zu verzeichnen. Das Stroh hat in dem trocknen Jahre
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 681—699 (Mitt. d. Kaiser Wühelm - Instit. f. Ldwsch.
Bromberg).
ß. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 231
1909 auf dem gedüngten, wie auf dem ungedüngten Teil schädlich ge-
wirkt. In den übrigen Jahren wurden auf ,,ungedüngt'' durchweg Mehr-
erträge erzielt, auf der gedüngten Fläche bei Kartoffeln, Erbsen und
Zuckerrüben.
Über die Erfolge der Mischkultur mit Lehm in Finland. Von
Arthur Rindell. ^) — Dem Lehm als Material zur Verbesserung der Moor-
kultur sind wichtige Rollen zuzuschreiben, physikalische und düngende
"Wirkung, die durch Versuche geprüft wurden. Ein Bild von der Wirkung
des Lehms bietet ein Versuch des Vf., welcher i. J. 1910 auf einem im
Jahre 1909 umgebrochenen hochwertigen Niedermoor ausgeführt wurde.
Die Zusammensetzung des Bodens zeigt nachstehende Analyse, bei welcher
die Zahlen unter a) dem procent. Gehalt des Bodens an Asche und N sowie
an in 4 procent. HCl löslichen Mineralbestandteile, berechnet auf 100 Teile
Trockensubstanz, entsprechen; unter b) sind die entsprechenden Stoffe an-
gegeben in kg pr. ha bis zu 20 cm Tiefe:
Asche N SiOj SO, P^Os +AUO3 MnO CaO MgO K^O Na^O
a) 10,14 3,191 0,057 0,100 0,215 1,371 0,027 1,958 0,138 0,015 0,013
b) 29580 9305 166 292 627 3998 79 5710 402 44 38
Auf diesem Boden wurde im Winter Lehm bezw. Sand in verschiedenen
Mengen ausgebreitet. Gedüngt wurde auf ^/g der Parzellen mit Pj O5 —
100 kg p. ha in Form von Knochenpräcipitat, auf 1/3 der Parzellen kam
dieselbe Menge PgOg und dazu KgO. — 100 kg p. ha in Form von conc.
Kalisalz. Angebaut wurde Hafer. Die Angaben in folgender Zusammen-
stellung sind Mittelwerte für je 2 gleiche Parzellen im Durchschnitt zweier
Versuchsjahre. Das Erntegewicht bezieht sich nicht auf lufttrocknen,
sondern auf gedörrten Hafer in kg:
Aufgefahren
Ungedüngt
Körner Stroh
P.O,
Körner
K,0
per ha
Körner
Stroh
Stroh
Lehm cbm 0
1180
2499
901
2537
1884
4628
,. 100
1422
2836
2008
4399
2241
5212
„ 200
1472
2689
2298
4158
2791
4947
M 300
1761
2692
2864
4756
3367
5726
„ 400
2009
2880
3569
5067
3467
4550
Sand „ 300
1005
1635
1697
2798
3079
4292
„ 400
1304
1785
2210
3547
3286
4493
Die Zahlen ergeben, daß der Ertrag bei steigender Lehmzufuhr recht
erheblich vermehrt wird. Eine Kaliwirkung des Lehms ist deutlich daraus
zu ersehen, daß der Unterschied zwischen dem Ertrag nach PgOg allein
und nach Pj O5 + Kg 0 bei den größeren Lehmgaben immer geringer wird
und zuletzt verschwindet. Für diese Kaliwirkung wird der Beweis auch
noch durch die Sandversuche erbracht. Während der Körnerertrag bei
300 cbm Lehm durch die Zugabe von Kalidüngung von 2864 kg auf
3367 kg (Diff. 503) gehoben wurde, stieg derselbe bei der gleichen Menge
Sand von 1697 kg auf 3079 kg (Diff. 1382). Nimmt man den Fall, daß je
400 cbm verwendet wurden, so tritt bei Lehm ein schwacher Rückgang ein
1; Jahib. d. Moorkuade 1912, 1, 19—34.
232
Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
von 3569 kg auf 3467 kg, bei Sand eine Steigerung von 2210 kg auf
3285! — Da die Lehmböden in Finland überaus arm an CaCOg sind,
drängt sich die Frage auf, ob nicht auch der Kalk einen ebenso notwendigen
Zuschuß bildet wie die Kaliphosphat- Düngung. Darüber angestellte, sich
auf 8 Jahre und verschiedene Feldfrüchte erstreckende Versuche brachten
das Ergebnis, daß der Kalk bei einigen Wurzelfrüchten eine unbedeutende
Wirkung zeigte, bei Erbsen keine und bei (3 mal) Hafer eine negative. —
Bei einem anderen Versuche auf Niedermoor mit Anwendung einer kleineren
\md einer größeren Gabe von gelöschtem Kalk sah man ebenfalls keine
nennenswerte Wirkung des Kalkes. Bei einem dritten Versuche kamen
neben einer Grunddüngung noch steigende Mengen von Kalk und in einem
Falle von Lehm zur Anwendung. Die Zahlen für die Ernterträge zeigen,
daß die höheren Kalkgaben günstig gewirkt haben, aber nicht die Wirkung
des Lehms erreichten.
über die Einwirkung des Grundwasserstandes auf die Ent-
wicklung der verschiedenen Grasarten im Wiesenbestande auf Hoch-
moor. Von Hjalmar v. Feilitzen. ^) — Zu diesen Versuchen wurden
Kästen aus Cementbeton von je 0,64 qm Fläche und 50 cm Tiefe in den
Boden eingesenkt, in welchen durch besondere Einrichtung ein verschieden
hoher Grundwasserstand und zwar zu 50, 40, 30 und 20 cm Höhe her-
gestellt wurde. Der Versuchsboden war ein gut zersetzter Seggentorf, der
jährlich eine normale Düngung mit KgO und P2O5 erhielt. Im Frühjahr
1910 wurden auf je 4 Kästen eine Samenmischung für trockneren und
eine solche für feuchteren Boden eingesät. Die Samenmischungen be-
standen in ^/o aus:
II
Phlenm
pratonso
Alopecnrus
pratensis
3fe
tl
•E.S
Poa
pratensis
Poa
trivialis
03 03
II
für trockneren Boden . .
„ feuchteren ,, . .
15
15
60 -
25 ! 20
10
10
15
5 —
- 20
5
Die Erträge
Grundwassersta
beti
Qd
'ugen in
1910
1911
cm
50
40
30
20
trockne
15-25
1296
1130
970
feuchte
1466
1488
1175
907
trockne
1460
1555
1320
1470
feuchte Bd.-M
975
1080
1265
1075
L J. 1911 wurde das geerntete Gras quantitativ botanisch untersucht
mit folgendem Ergebnis. In der Samenmischung für trocknen Boden
nahm Phleum 60% ein. Im Grasbestande von 1911 betrug der Phleum-
Anteil nur 13,4—27,4 % ^^^ lufttrocknen Heugewichts und im zweiten
Schnitt nur 08, — 11,7^0 desselben und im letzteren zeigte sich deutlich,
wie der Anteil an Timothe mit steigendem Grundwasserstand abnahm.
1) Jahrb. d. Moorkunde 1912, 1 , 7—18.
B. Pflanzenwaohstum. 4, Pflanzenkultur. 233
Dactylis gedieh am besten bei dem tiefsten Grundwasserstand und nahm
bei steigendem Grundwasser sehr bedeutend ab, so daß es auf den feuchten
Böden fast ganz schwand; von Interesse war auch die Beobachtung, daß
dieses Gras nur auf trocknem Boden fertile Triebe bildete. Das haupt-
sächlich Bestand-bildende Gras war Festuca; nur mit 10 % ^^^ Samen-
mischung angesät, wurde das Gras im zweiten Jahre mit 60 bis fast 90 %
im Heu wiedergefunden. Der größte Procentgehalt desselben kam bei
30 cm Wasserstandshöhe vor. Bemerkenswert ist das Vorkommen von
Glyceria fluitans bei 20 cm Wasserstand (das nicht ausgesät war, d. R.).
Auf den 4 Kästen mit der Samenmischung für feuchteren Boden nahm
Phleum nur einen sehr geringen Procentsatz des Bestandes ein, um so
weniger, je höher der Grundwasserstand war; im zweiten Schnitte kam es
fast gar nicht vor. Alopecurus herrschte hier vollständig mit ^/^ — ^/g des
Heus vor. Poa im ersten Schnitt überall nahezu gleich; im zweiten Schnitt
war dieses Gras etwas reichlicher vertreten bei höchstem Wasserstand.
Agrostis nahm mit steigendem Grundwasser merkbar zu. Glyceria fand
sich auch hier bei schwächerem Wasserstand ein.
Die Futterbau-Demonstrationsversuche in Kärnten. (Die Jahre
1910—1911 u. 1912.) Von H. Svoboda.i) — Um den Futterbau in
Kärnten zu heben, beschloß die dortige Landesversuchsstation zu Klagen-
furt, Futterbau -Demonstrationsversuche im Kronlande Kärnten einzuleiten.
Hinsichtlich der Organisation und Anlage der Versuche hielt man sich an
das in Niederösterreich von v. Weinzierl gegebene und bewährte Muster.
Folgende Arten von Futterbauflächen wurden angelegt: Dauerwiese, Wechsel-
wiese, Klee-Gras, Luzerne-Gras und Esparsette- Gras. Die Ergebnisse werden
in folgenden Sätzen zusammengefaßt: 1. Unsere in den Jahren 1910 — 1912
in Kärnten angelegten 75 Futterbau-Demonstrationsversuche ergaben 1910
bis 1911, unterstützt von guten Wetterverhältnissen, sehr gute, 1911 — 1912
bei ungünstigem Wetter, gute Erfolge. 2. Die in den gleichen Jahren an-
gelegten Futterbaustationen und Grassamenschulen lieferten ebenfalls quali-
tativ und quantitativ gleich befriedigende Ernten. 3. Unter Hinblick auf
den Kalkmangel der Mehrzahl der Kärntner Böden empfiehlt es sich als
sicherste Maßregel zur Hebung des Futterbaues in erster Linie die Anlage
von Dauer- und Wechselwiesen nach Art und Muster unserer Versuche.
4. Bei den klimatischen und Bodenverhältnissen von Kärnten gedeihen von
den bei diesen Versuchen verwendeten Sämereien unter den Kleearten am
besten Bastard-, Kot- und Schotenklee, von Grassamen hingegen das
französische, englische und italienische Raygras und das Knaulgras.
Weizenbau auf Moorboden. Von W. Freckmann und Sobotta. 2)
— Auf Grund der in den Jahren 1906 — 1909 auf Moorboden in Neu-
Hammerstein - Pommern ausgeführten Versuche kommen die Vff. zu der
Ansicht, daß unter Beobachtung folgender Leitsätze dem Weizen bau auf
Moorboden größere Beachtung zu schenken sei: 1. Das bedeckte Niederungs-
moor ist für den Anbau von Winterweizen geeignet; Voraussetzung ist das
Verhandensein einer genügend starken, unverletzten, mineralischen Deck-
schicht. 2. Der Anbau von Sommerweizen ist als nicht genügend ge-
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in Österreich 1913, 16, 925—970. — -) Ldwsch. Jahrb. 1913,
43, 695—709 (Mitt. Nr. 1 d. Moorversuchswirtschaft Neu -Hammerstein).
234 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
sichert auszuscheiden. 3. Die Bedeckung des Moores mit Lehm, mindestens
aber lehmhaltigem Sand ist für den Weizenbau einer reinen Sanddeclce
vorzuziehen. Das Moor muß bereits einen guten Zersetzungsgrad erreicht
haben. 4. Ein genügendes Maß von Entwässerung ist erforderlich, keines-
falls aber eine übermäßig verstärkte Wasserabführung nötig. 5. Eine
Entwässerung durch Drainage ist derjenigen durch offene Gräben vor-
zuziehen. 6. Genügend weite, nicht später als Ende September vor-
zunehmende Drillsaat, verbunden mit einer sorgfältigen Hackkultur, ist
unumgänglich notwendig. 7. Die schwedischen, dichtährigen Weizensorten
sind als vorzugsweise für Moorboden geeignet zu bezeichnen. Die Frage
der Auswahl besonders widerstandsfähiger Sorten bedarf indes noch der
weiteren Klärung.
Versuche über den Anbauwert von Lolium Westerwaldicum.
Von H. C. Müller und Mitarb. i) — Aus dem Versuche geht hervor, daß
diese Lolium-Art schnellwüchsiger ist als italienisches Raygras. Der erste
Schnitt konnte bereits am 10. Juli genommen werden, während vom ital.
Ray gras erst am 3. September. Der quantitative Ertrag von diesem war
jedoch wesentlich höher als der des anderen , Lolium italicum gab von
4 qm Fläche in 2 Schnitten 35,5 kg, Lolium Westerwaldicum dagegen
in 3 Schnitten nur 13,67 kg frische Erntemasse.
Ein Anbauversuch mit Phacelia tanacetifolia. Yon Emil Hasel-
hoff.-) — Phacelia tanacetifolia, als Bienennährpflanze bekannt, ist neuer-
dings auch als Futterpflanze empfohlen worden. Der Vf. baute diese auf
einem in gutem Düngungszustaude befindlichen Lehmboden an, der vor
der Aussaat noch eine Düngung von Chilisalpeter, Superphosphat und Kali-
salz empfing. Die Ernteerträge waren, auf 1 ha berechnet, folgende in kg:
Oeerntet am 25./6. kurz
vor d. Blüte
2./7. Beginn
der Blüte
1.S./7. in voller
Blüte
23./8. in der
Samenreife
a) grün. . . 15800
b) lufttrocken 1390
35200
3750
35 500
6490
25030
7410
Gleichzeitig angebaute Kleesorten ergaben in je 2 Schnitten und eben-
falls auf 1 ha berechnet in kg:
kurz vor Beginn in voller
der Blüte der Blüte Blüte
Russischer ( a) grün (im ersten Schnitt 34100) 59400
Klee \ b) lufttrocken 7 638
-Fraazös./a) grün (im ersten Schnitt 24300) 40100
Klee \h) lufttrocken 5669
71700
63000
11622
11449
55200
55700
9509
10734
Beim Vergleich dieser Zahlen mit den obigen erkennt man, daß der
russische Klee bereits im 1. Schnitt allein, grün wie trocken, die Phacelia
erheblich übertrifft; beide Kleesorten übertreffen diese Pflanze in der Er-
zeugung an Futtermasse. Die chemische Untersuchung der geernteten
Phacelia führte, auf sandfreie Trockensubstanz berechnet, zu folgenden
Gehaltszahlen :
1) Ber. über d. Tätigk. d. agrik.-chem. Koutrollstat. Halle f. d. J. 1912. — ») Fiihling's Idwsch.
Zeit. 1913, 62, 65—71.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur.
235
Geerntet:
kurz vor der
beim Beginn
in voller
in (
ier
Blüte
der Blüte
Blüte
Samenreife
%
%
0/
/o
%
°/o
%
/o
0/
/o
Rohprotein . .
18,83
13,60
9,88
11,31
Verdaul. Protein
10,27
7,54
5.62
4,57
Reineiweiß . .
13,53
10,32
8,46
9,74
Rohfett . . .
2,79
2,18
2,92
3,75
Stickstofffreie
Extraktstoflfe .
36,32
43,30
43,86
42,25
Rohfaser . . .
20.90
23,64
29,16
30,16
Apche ....
21,16
17,28
14,18
12,53
In der Asche
Kalk ....
5,258
4,865
3,791
4,001
Magnesia . . .
0,890
0,908
0,688
0,845
Kali
5,274
5,167
4,299
5,273
Phosphorsäure .
1,666
1,287
1,029
0,889
Diese üntersuchungsergehnisse zeigen, daß in den beiden letzten Ernte-
stadien die Verholzung der Erntemassen so erheblich zugenommen und
dabei der procentige Gehalt an Nährstoffen im ganzen abgenommen bat,
daß, wenn man Phacelia tanacetifolia zu Futterzwecken verwenden will,
man die Pflanzen vor Eintritt der vollen Blüte schneiden muß, am besten
kurz vor der Blüte. Infolge der fortgesetzten Entwicklung neuer Triebe
setzt sich die Futtermasse schließlich aus jungen blühenden und hart-
stengligen abgeblühten Pflanzen zusammen. Die festgestellten Werte für
die Verdaulichkeit der N-Substanz und den Gehalt der letzteren an Rein-
eiweiß berechnen sich wie folgt:
kurz vor der Blüte Beginn der Blüte volle Blüte Samenreife
verdaulich % 54,4 55,4 56,9 40,4
Reineiweiß «/o 71,8 75,9 85,6 86,1
Es ist noch darauf hingewiesen; daß die Phacelia den Boden stärker
in Anspruch genommen hat wie der Rotklee und daß diese Pflanze, da
sie keinen N sammelt, als Gründüngungspflanze wenig empfehlenswert ist.
Die Phacelia gehört aber zu den schnellwachsenden Pflanzen, so daß sich
ihr Anbau als Stoppelfrucht empfehlen dürfte.
Über Züchtungs- und Vererbungsfragen beim Rotklee. Von
P. Holdefleiß. ^) — Diese umfassende Arbeit führte zu folgenden Er-
gebnissen und Schlußfolgerungen: 1. Im allgemeinen und im Durchschnitt
ist eine Beziehung zwischen gelber Samenfarbe und heller bis weißer
Blütenfarbe vorhanden. In einzelnen Fällen kommt bei den blühenden
Kleepflanzen auch die Umkehr dieses Verhältnisses vor, daß ähnlich wie
bei den Versuchen von M. Fischer die gelben Samen gerade mehr bei
dunkelrot blühenden Pflanzen auftreten. Diese Umkehr liegt vielleicht
hauptsächlich an der Unregelmäßigkeit der Vererbung der Samenfarbe, die
auch ohne Rücksicht auf die Blütenfarbe gelegentliche Unregelmäßigkeiten
in der Vererbung zeigt. Die rein gezogenen, vollkommen weißblüheuden
Pflanzen sind als ausnahmslos gelbsamig anzusehen. 2. Mit
dunkelroter Blütenfarbe und violettem Samen sind im allgemeinen
große, breite Blätter verbunden, mit gelber Samenfarbe und heller
1) Külrn- Archiv Bd. 3, erster Halbband, 1913, 81—115.
236 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
Blütenfarbe dagegen längliche sehmale Blattformen. Das Extrem
stellen hier in dieser Beziehung die weißblühenden Linien dar, deren
Habitus überhaupt am meisten abweicht. 3. Die Fremdbestäubung
unter gleichzeitig nebeneinander gebauten Linien ist verhältnismäßig häufig,
aber doch nicht so, daß etwa die Vererbung dadurch ganz verdeckt wurde.
Beim Besuch durch Hummeln findet die Befruchtung zwischen den Blüten
einer Pflanze und eines Beetes vorwiegend statt, die zwischen den
Pflanzen verschiedener Beete etwas weniger häufig. Bei der Fremd-
bestäubung ist das Auftreten von Xenien wahrscheinlich, d. h. das Auf-
treten der fremden Samenfarbe als direkte Wirkung der Fremdbestäubung.
4. Bei den weißblühenden Pflanzen war eine starke und sehr deutliche
Verspätung der Entwicklung zu konstatieren. Die Blütezeit war ca.
4 Wochen später als bei den gewöhnlich rotblühenden Stämmen. Bei
diesen war je nach der Samenfarbe in bezug auf Blütezeit kein Unterschied
zu konstatieren. 5. Die violettfarbigen Eotkleesamen sind im Durchschnitt
schwerer als die gelben; doch sind unter diesen auch gelegentlich große
zu finden, die an die größten violetten herankommen.
Über Brandbekämpfung und den Einfluß der Bestellzeit beim
Sommerweizen auf dessen Ertrag und Gesundheit. Von H. C. Müller,
E. Molz und O. Morgenthaler. ^) — Die den Versuchen zur Bekämpfung
des Flugbrandes zugrunde gelegte Fragestellung lautete: Ist es möglich,
das Heißwasserverfahren durch Modification so zu gestalten, daß eine
Schädigung der Keimkraft ohne Beeinträchtigung des Beizeffektes ausge-
schlossen ist?" Es wurden die nachbenanuten Abänderungen der Heißwasser-
beize geprüft : aj Verminderung der Vorquellzeit, b) Herabsetzung der Dauer
der Heiß Wasserbehandlung, c) Einschiebung einer Nachquellung zwischen
Vorquellung und Heißwasserbehandlung, d) langes Einquellen bei 40*^0.,
e) kürzeres Einquellen bei 40*^ C. und längere Nachquellung, f) lange
Vorquellung und Herabsetzung der Temperatur des Heißwassers, g) das
Prinzip der diskontinuierlichen Sterilisation, h) sehr langes Einstellen des
Getreides in feuchte warme Luft (von ca. 30° C), i) Einwirkung trockener
Luft bei langer Dauer, k) Einquellen in warmem Wasser nach Hiltner
und endlich 1) Einquellen in Ätherwasser mit und ohne Vorquellung.
Das benutzte Ätherwasser wurde öprocent. hergestellt und daraus dann
die verschiedenen Verdünnungen gewonnen. Um eine bessere Mischung
der beiden Flüssigkeiten zu erreichen, kamen die Flaschen eine Nacht
lang auf den Schüttelapparat. Auch das Sublimat wurde in Rücksicht auf
unsere i. J. 1911 gewonnenen Ergebnisse in die hierhergehörigen Ver-
suche aufgenommen. Die Ergebnisse der Einzelversuche sind in einer
Tabelle niedergelegt. Sie waren nicht allzu befriedigend. Ein einiger-
maßen brauchbarer Erfolg wird bei folgender Behandlung erhalten: l^/g Std.
Einquellen der Saat in Wasser von 30 — 33 »0., 2^'^ Std. Nachquelluug
und 5 Min. langes Eintauchen in Wasser von 52° C. Daneben eröffnet
das Princip der fraktionierten Sterilisation einige Aussicht auf Erfolg,
auch zur Bekämpfung des Steinbrandes. An den Steinbrandähren wurde
auch das Auftreten des Brandkäfers, Phalacrus corruscus Panz. beobachtet,
welche nach Beobachtung der Vff. zur Verbreitung der Brandsporen beiträgt.
') D. Idwsch. Versuchest. 1913, 83, 211—220.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 237
In einem weiteren Versuche wurde der Einfluß der Bestellzeit bei
Sommergerste und Sommerweizen auf den Ertrag und den Befall durch
Steinbrand, Flugbrand, Helminthosporiura und Weizenhalmfliege
(Chiorops taeniopus) ermittelt. „Der Befall der Gerste durch Helmin-
thosporium war bei späterer Aussaat geringer, dagegen zeigte der Flugbrand
eine steigende Befaligröße, die um so größer war, je später die Aussaat
vorgenommen wurde. Besonders in die Augen fallend sind die durch die
Saatzeit für den Befall durch die Weizenhalrafliege gegebenen Unterschiede,
wie folgende Zahlen erweisen:
, , Anzahl der Oi • u j ^ i, j Ernte an
Aussaat Chlorops- Ähren »tembrand Flugbrand Körner kg
am 9. März . . 89 94 80 14,0
„ 23. „ . . 420 172 121 10,7
„ 10. April . . 1772 26 136 9,4
Aus Keimungsversuchen ging ferner hervor: 1. daß für die Keim-
fähigkeit des Sommerweizens die Aussaatzeit der Mutterpflanzen von maß-
geblicher Bedeutung war. Je später der Sommerweizen gesät wurde, um so
geringer war die Keimfähigkeit des Ernteproduotes; 2. daß die Keim-
fähigkeit des Sommerweizens aus Chlorops -Ähren geringer war, als die
ans normalen Ähren.
Massenanbauversuch mit Futterrüben. Von K. v. Rümker (Ref.)
und J. Alexandrowitsch (Ref.) unter Mitwirkung von R. Leidner, K.
Schröter und 0. Bormann. i) — Von der überaus umfangreichen Arbeit
können wir hier nur die folgenden Gesichtspunkte, welche die Vff. für
weitere Untersuchungen aufgestellt haben, mitteilen. 1. Die Ausführung
von Massenanbauversuchen soll infolge des kostspieligen Apparates, der
Exaktheit und der notwendigen Sachlichkeit vorwiegend die Aufgabe
wissenschaftlicher Institute sein. 2. Es ist eine möglichst große Zahl von
Sorten in bezüglich des Klimas und des Bodens verschiedenen Gebieten
gleichzeitig in den Versuch aufzunehmen. Die Sorten müssen in jedem
Jahre in den verschiedenen zu vergleichenden Versuchen dieselben sein
und gemeinsam vereinbart werden. 3. Die Anordnung der Versuche und
die Versuchstechnik sind ebenfalls zu vereinbaren und einheitlich durch-
zuführen (gleiches, einer guten Mischung entnommenes und gleichbehandeltes
Saatgut, gleiche Kontrollparzellenzahl, gleiche Parzellen große und Parzellen-
form, sowie gleiche Gesamtgröße des Versuchsfeldes; einheitliche (maschinelle)
Saat; gleiche der Praxis vollkommen entsprechende Pflege, Ernte usw.).
4. Einheitliche Verrechnung der Ergebnisse, am besten an einer Zentral-
stelle, oder wenigstens streng nach einer bestimmten Verrechnungsmethode.
5. Feststellung klimatischer Einflüsse auf die Sorten durch Versuche, die
in klimatisch verschiedenen, im übrigen aber annähernd gleichbeschaffenen
Orten auszuführen sind. 6. Feststellung der Bodenansprüche der Sorten
durch Versuche, die in klimatisch gleichartigen, bezüglich des Bodens aber
verschieden beschaffenen Orten auszuführen sind. 7. Gruppierung der ge-
prüften Sorten nach den Leistungsrichtungen und je nach den klimatischen,
Boden- und sonstigen Kulturverhältnissen in einheitlicher Weise. — Die
Organisierung und eine den obigen Gesichtspunkten entsprechende Durch-
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 45, Heft 4, 503-596.
238 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
führuDg von Massenanbauversuchen würde uns dann bald in den Stand
setzen: 1. In dem Chaos der Sorten, die der Markt darbietet, bezüglich
ihres Anbauwertes Klarheit zu schaffen, und 2. Die Anpreisung minder-
wertiger Sorten weniger erfolgreich zu machen, und damit die Leistung
der Züchtung zu steigern. — Dadurch wird einerseits der Landwirt vor
unnötigen Verlusten geschützt und anderseits die Ertragsfähigkeit seiner
Anbaufläche gesteigert werden — Vorteile, welche sowohl für die Land-
wirtschaftswissen Schaft als auch für die landwirtschaftliche Praxis von gleich
hoher Bedeutung sind.
Die Anwendung der bakteriellen Röste des Leins zur Bestimmung
der Faserund der Schabe in Leinstengeln. Von E. A. Domratschewa. ^)
— Die bakterielle Eöste des Leins findet zur Bestimmung der Faser und
der Schabe Anwendung. Die Bereitung der entsprechenden Reinkultur
besteht im folgenden. — Probiercylinder werden bis zur Hälfte mit Leitungs-
wasser gefüllt und bei 120" C. sterilisiert; dann werden kleine Bündel von
Leinstroh in siedendem Wasser ausgekocht, in die eben erwähnten sterilisierten
Cylinder übertragen, wieder bei 110'' C. sterilisiert und erst darauf inficiert.
Zur anfänglichen Aussaat dienen Leiustengel, auf denen die specifischen
Rösteerreger immer vorhanden sind. Die Probierröhren mit den inficierten
Leinbündeln stellt man in einen Exsiccator, aus dem darauf die Luft aus-
gepumpt wird. Bei 30 — 35^ entwickelt sich nach 1 — 2 Tagen eine
Gärung, es findet Gasausscheidung statt, durch welche die Bündel an die
Oberfläche der Flüssigkeit hinausgetragen werden. Wenn die Gärung
vollständig beendet ist, öffnet man den Exsiccator und nimmt die Probier-
cylinder mit den Bündeln heraus; die letzteren dienen nun zu neuen Aus-
saaten. Je mehr das Ausgangsmaterial mit unerwünschten Microorganismen
verunreinigt war, desto länger muß die Reihe der Umsaaten sein; sie
werden solange fortgesetzt, bis sich das Vorherrschen des specifischen
Mikroorganismus feststellen läßt. Bei jeder Umsaat hat eine aufmerksame
mikroskopische Untersuchung des Leinstrohs zu erfolgen. Wenn man sich
überzeugt hat, daß die Kultur an dem specifischen Bazillus reich ist, be-
ginnt man mit der Herstellung seiner Reinkultur auf Kartoffeln. Aus
rohen Kartoffeln werden Scheiben geschnitten, etwas mit Kreide über-
strichen, in Petrischalen gebracht und sterilisiert. Darauf drückt man aus
dem Stroh der letzten Umsaat einen Tropfen der Flüssigkeit auf eine
Kartoffelscheibe und macht von hier aus einige Striche auf die Oberfläche
der Scheiben in den anderen Schalen. Unter anaeroben Bedingungen bei
30 — 35*' entwickeln sich nach einigen Tagen auf der Oberfläche der
Kartoffeln Kolonien des Bazillus der Leinröste. Von den einzelnen,
mikroskopisch geprüften Kolonien werden Umimpfungen auf eine neue Reihe
von sterilisierten Bündeln vorgenommen; diese letzteren dienen schon als
Reinkultur zu Impfungen. — Zu Versuchen in größerem Maßstabe ver-
wendet man 1 m lange Glascylinder mit einem Durchmesser von 5 cm.
Jeder Cylinder wird mit einem Kautschukpfropfen, der an 2 Stellen durch-
bohrt ist, geschlossen; durch eine Öffnung geht eine Glasröhre fast bis
zum Boden des Cylinders, durch die andere Öffnung eine kurze Röhre.
Die Leingarbe wird in den Cylinder gestellt und mit kochendem Wasser
1) Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 165. Deutsch. Ausz.
B. Pflanzenwacbstum. 4. Pflanzenkultur. 239'
bedeckt; nach einigen Minuten wird dieses Wasser durch frisches ersetzt,
der Cylinder durch eine lange Rohre mit einem Dampfentwickler verbunden
und mit Dampf 15 — 20 Minuten lang sterilisiert. Nach dem Sterilisieren
wird die Garbe mit der Reinkultur des Röstebazillus inficiert und an einen
warmen Ort gebracht. Die Gärung setzt ziemlich schnell ein, die Garbe
steigt an die Oberfläche der Flüssigkeit. Wenn die Garbe auf den Boden
des Cylinders sinkt und nicht mehr aufsteigt, so ist das ein Zeichen dafür,
daß die Gärung abgeschlossen und der Lein fertig ist. — Die ersten Versuche
mit der bakteriellen Leinröste sind an der Yersuchsstation Pskow angestellt
worden, und wird dort das Verfahren gegenwärtig in großem Maßstabe zu
Versuchszwecken und im Züchtungsbetriebe angewandt. — Aus einer ganzen
Reihe von Versuchen glaubt die Verfasserin schließen zu dürfen, daß die
bakterielle Leinröste eine sehr bequeme und genügend genaue Arbeitsweise
zur Bestimmung der Faserausbeute aus kleineren Mengen von Leinstengeln
darstellt. Trotz der Notwendigkeit mit Reinkulturen von Bakterien zu
arbeiten, ist diese Methode doch so wenig compliciert, daß sie auf land-
wirtschaftlichen Versuchsstationen , bei sehr bescheidener Ausrüstung des
Laboratoriums angewandt werden kann und mit keinem großen Aufwand
an Arbeit, Zeit und Geld verknüpft ist. Besonders wertvoll ist diese
Methode in den Fällen, wenn man gezwungen ist, mit sehr beschränkten
Mengen von Material zu arbeiten, oder wo es sich gar um Untersuchungen
jeder einzelnen Leinpflanze handelt.
Resultate einer mathematischen Bearbeitung von Ernteergebnissen.
Von N. Tulaikow. ^) — Die Untersuchungen des Vf. haben ihn zu folgenden
Schlußfolgerungen geführt: 1. Das auf Winter- und Sommerweizen bezügliche
Material, das erhalten wurde, indem man für jede dieser Halmfrüchte eine
Fläche von 240 □ Faden ^) in kleinen Parzellen von je 1 Q Faden ab-
erntete, hat gezeigt, daß der Charakter des Bodens innerhalb jeder der
beiden untersuchten Flächen in bedeutendem Maße gleichförmig ist, und
daß die bedeutende Differenz, die zwischen den Ernten einiger der kleinen
Parzellen (von je 1 □ Faden) zu koastatieren war, nicht ausschließlich
den Bodenunterschieden zugeschrieben werden kann, sondern als Resultat
der Kombination zahlreicher, kleiner, zufälliger und voneinander unabhängiger
Fehler (Abweichungen bei der Saat, beim Wachstum, bei der Ernte, beim
Wiegen, beim Drusch u. dergl.) auftreten konnte. 2. Durch Bearbeitung
des Zahlenmaterials wird festgestellt, daß bei einer zur Erntebestimmung
benutzten Parzellengröße von ca. 60 — 70 □ Faden, unabhängig von der
Form der Parzellen, die Möglichkeit vorhanden ist, die Erntebestimmung
mit einer Genauigkeit von + 5 °/o der wahren Ernte auszuführen (wenn
man unter wahre Ernte die auf 1 Desjatine') umgerechnete Ernte von
240 G Faden versteht). Wird zur Bestimmung der Ernte eine Fläche von
120 □ Faden benutzt, so ergiebt sich, unabhängig von der Form der
Parzelle, die Möglichkeit, die Ernte mit einer Genauigkeit von + 2 °/o der
wahren zu bestimmen. 3. Analysiert man die erhaltenen Daten näher, so
ist zu ersehen, daß die Form der Parzelle von keiner wesentlichen Be-
deutung für die Genauigkeit der Erntebestimmung ist. Der günstige Ein-
') Rnss. Jonm. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 113—115. Deutsch. Ausz. (Aus Arbeiten der
Idwsch. Versuchsst. Besentschuk des Jahres 1912.) — '} 1 n Faden = ca. 4 qm. — s) 1 Desjatine
= 2400 n Faden.
240 Landwirtschaftliche Pflanzenproduction.
fluß einer schmalen und langen Form der Parzellen muß in den vom Vf.
beobachteten Fällen richtiger auf die zufällige Verteilung verminderter
Resultate auf einigen Parzellenreihen, die sich in beiden Fällen längs den
kurzen Seiten des Versuchsstücks gruppiert hatten, zurückgeführt werden.
Der in diesem Punkte angeführte Schluß bezieht sich auf Parzellen mit
einem Verhältnis der Seiten von 3:10; 1:24; 3:15; 2:16; 5:24;
10:12; 15:8; 16:7 u. a. ra. 4. Zur Ernteermittlung mit einer be-
stimmten, vorher festgesetzten Genauigkeit ist es gleich gut möglich, sich
sowohl kleiner, als auch großer Parzellen zu bedienen. Die Verkleinerung
der Parzellengröße führt zur Notwendigkeit der Anlage von Parallelparzellen
in größerer Anzahl, als bei großer Fläche der einzelnen Parzelle. 5. Durch
eine Reihe von Daten wird festgestellt, daß der wahi scheinliche Fehler
eines sorgfältig angestellten und durchgeführten Feldversuchs + 5 ^/q be-
trägt und daß dieser Fehler von der Glröße der zur Erntebestimmung be-
nutzten Parzelle unabhängig ist, wenn die letztere nicht unter 10 □ Faden
beträgt. 6. Unter Benutzung der Wahrscheinlichkeitslehre läßt sich die
nötige Anzahl der Wiederholungen eines Versuchs, durch die es möglich
wird, zufällige Fehler von bestimmter Größe zu vermeiden, im voraus be-
rechnen. In diesen Berechnungen spielt die Größe der Parzelle gar keine
Rolle, wenn sie nicht unter das Maß sinkt, welches die Möglichkeit der
sorgfältigen Durchführung eines Feldversuchs gewährleistet.
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531 Seiten und 33 Platten Abbildungen und erstreckt sich auf Analytisches
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Plant Breeding und Buildings and Grounds.
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Widdelswehr, im Vergleich zu vorigen. IV. Ober einige besondere auf Weiden
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Volkart, A. (-Zürich): Ackerbau verbunden mit Wechselwiesenwirtschaft.
(Vortrag.) — Sonderabdr. a. d. „Zürcher Bauer''.
Volkart, A. (-Zürich): Die Zukunft unseres Getreidebaues. Vortrag. —
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Weber, C. A.: Die Entwicklung der Wiesen und Weiden der Versuchs-
wirtschaft der Moor -Versuchsstation zu Bremen im Maybuscher Moore. Unter
Hinblick auf die Biologie der Grasfluren. — Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, 17 — 192.
Zade (-Jena): Die Unterscheidungsmerkmale leicht zu verwechselnder
Avenacenfrüchte. — Fühling's ldwsch. Zeit. 1913, 62, 71-77. 1 Tafel.
25. Jahresbericht der Versuchsst. Rhode Island State College 1911 — 1912,
2. Teil, Ersch. 1913. Enthält u. a. kurze Berichte über Arbeiten auf dem Gebiete
der Agronomy, Gartenbau, Chemie, Biologie usw.
Ergänzungsheft z. Jahrg. 1913 der Ztschr. f Spiritusind. enthält:
Eckenbrecher, C. v. : Bericht über die Anbauversuche der Deutsch.
Kartoffel -Kultur -Station i. J. 1912.
Hoffmann, J. F., und Preckel, Fr.: Kartoffeluntersuchungen der
Ernte 1912. Vorl. Ber.
Hoffmann, J. F., und Preckel, Fr.: Ausführlicher Bericht über die
Untersuchung von Kartoffeln der Ernte 1911.
Dix, Walter: Bericht über die i. J. 1912 durch F. Heine zu Kloster
Hadmersleben ausgeführten Versuche zur Prüfung des Anbauwertes verschiedener
Kartoffelsorten.
II.
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Referenten:
Th. Dietrich. F. Reinhardt. F. Mach.
16*
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung
und Zubereitung.
Referenten: Th. Dietrich und F. Mach.
Zusammensetzung von Weidegras auf Hochmoorboden. Von
Br. Tacke. ^) — Von einer Weidefläche auf Hochmoor wurden umzäunte
Teilflächen abgegrenzt. Von diesen wurden mittels einer besonders ein-
gerichteten Heckenschere fortdauernd Proben des auf der Weide im Ver-
lauf der ganzen Vegetationszeit wachsenden Futters quantitativ gewonnen
und diese der Untersuchung unterzogen. Im Durchschnitt der ganzen
Weideperiode (23. Mai bis 16. October 1907) war die Zusammensetzung
des Hochmoorweidefutters die folgende, im Vergleich zu der durchschnitt-
lichen Zusammensetzung von Fettweidegras,') berechnet auf 85% Trocken-
substanzgehalt:
ßohfaser Fett Roheiweiß K^O 'i^&^O CaO P^Og
Hochmoorweide, % 15,12 3,53 23,41 2,54 0,56 1,48 1,00
Fettweide, „ 15,60 3,90 17,55 3,40 0,13 1,01 0,75
In derselben Weise gewonnenes Weidefutter von der Hochraoorweide NO
(28. April bis 19. October), das von F. Honcamp') zu einem Fütterungs-
versuch mit Hammeln benutzt wurde, enthielt:
Rohfaser Rohfett Rohprotein Reineiweiß
21,23 2.48 16,45 13,68
verdaulich 13,86 0,94 11,05 —
Nach vorstehenden Zahlen ist der Wert des auf Hochmoorweiden
gewachsenen Futters ein hoher und die Leistungen der Hochmoorweiden
begreiflich.
Heu und Emd vom Strickhof bei Zürich. Von A, Grete.*) —
Wie im vorigen Jahre untersuchte der Vf. wiederum Proben von Heu mit
folgendem Ergebnis:
N - freie
Extraktstoffe
41,07
24,90
Wasser
Protein ' Fett
N-freie
Extrakt-
I Stoffe
Roh-
faser
Asche I P2O5 t KjO
CaO
MgO
„Atzheu" 1911
Wiesenheu 1911
Heu ... .
Atzheu .
Heu 1912 . .
Emd I 1912 .
„ II ,- .
8,49
8,61
13,43
13,38
10,65
10,35
9,82
12,13
8,04
8,47
11,43
9,23
11,49
12,96
3,23
2,22
2,08
2,75
2,40
2,92
3,18
46,41
43,57
44,89
42,33
46,00
41,49
40,32
19,57
29,34
22,57
19,60
23,52
22,53
21,72
10,17 : 0,63
8,22 I 0,63
8,56 0,53
10,61 [ 0,64
8,20 : 0,54
8,22 I 0,84
12,00 I 0,71
2,83
2,81
2,56
3,37
2,07
2,11
2,50
2,04
0,83
1,12
1,72
1,48
1,84
2,05
0,53
0,32
0,39
0,46
0,48
0,56
0,56
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, 264. — ^) Berechnet aus den Tahellen von Kellner nsw. —
3) Ldwskh. Jahrb. 1911, 40, 736. — *) 35. Jahresber. über d. Tätigkeit d. Schweiz, agrik.-chem. Anstalt
i. Zürich pro 1912. Siehe dies. Jahresber. 1912, 254.
246 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Über die Veränderungen in der Zusammensetzung der Rotklee-
pflanze in verschiedenen Wachstumsstadien. Von E. Haselhoff und
St. Werner.^) — Die Untersuchung erstreckte sich auf 4 (unten be-
nannte) nach ihrer Herkunft verschiedene Sorten, die auf Lehmboden, auf
Teilstücken von je 25 qm Größe i. J. 1911 ausgesät wurden. Die Pflanzen
kamen in diesem Jahre wegen der Dürre nicht recht voran, weshalb von
der Feststellung der Erträge abgesehen wurde. Die Untersuchung begann
somit nach ziemlich gleichmäßiger Überwinterung i. J. 1912. Es wurden
je 2 Schnitte Rotklee in verschiedenen Wachstumsstadien gewonnen und
zwar a) im jüngeren Zustande, b) kurz vor der Blüte, c) in der Blüte
und d) gegen Ende der Blüte. Die Erträge wurden auf 1 a in kg be-
rechnet und sowohl im frischen wie im lufttrocknen Zustande ermittelt,
einmal im ganzen, sodann nach Stengeln und Blättern getrennt. Bezüglich
der Ergebnisse dieser Ermittlungen verweisen wir auf die unten folgenden
Schlußfolgerungen. Wir geben hier nur die Zusammensetzung der ganzen
Pflanzen wieder, die auf sand freie Trockensubstanz berechnet ist.
(Siehe Tab. S. 247 u. 248.)
Aus den vorliegenden Untersuchungen ergaben sich folgende Schluß-
folgerungen: 1. Im Ertrage steht der russische Rotklee obenan; ihm folgt
der nordfranzösische Rotklee, während im Durchschnitt aller Ergebnisse
der sOdfranzösische Rotklee die letzte Stelle einnimmt. Hinsichtlich der
Winterfestigkeit sind Unterschiede zwischen den geprüften Sorten nicht
beobachtet worden ; jedoch dürfte dieses Ergebnis durch die verhältnismäßig
mildere Wintertemperatur beeinflußt sein. 2. Der Anteil der Blätter an
der Erntetrockensubstanz geht bei allen angebauten Sorten mit dem Fort-
schreiten der Vegetation zurück und nehmen die Stengel darin entsprechend
zu; dieses tritt bei den Pflanzen des ersten Schnittes mehr wie bei den
im zweiten Schnitt geernteten Pflanzen hervor. 3. Die geprüften Rotklee-
sorten weichen in demselben Wachstumszustande in dem Gehalt an
organischen Bestandteilen nicht so sehr voneinander ab, daß die beobachteten
Unterschiede als Unterscheidungsmerkmale der Sorten dienen könnten. In
dem Mineralstoff gehalt zeigt sich insofern ein bemerkenswerter Unterschied,
als der russische Rotklee gegenüber den drei anderen Sorten im Kalk- und
Magnesiagehalt zurücksteht, an Kali und Phosphorsäure aber mehr enthält;
eine Erklärung für dieses unterschiedliche Verhalten der geprüften Rotklee-
sorten fehlt zunächst. Auch in der Zusammensetzung der Blätter und
Stengel treten mit Ausnahme derselben Abweichungen in dem Mineral-
stoffgehalt, wie sie für die ganzen Pflanzen angegeben sind, erhebliche
Unterschiede zwischen den vier geprüften Sorten nicht hervor. Die Blätter
sind gegenüber den Stengeln durch einen höheren Gehalt an Stickstoff-
substanz und Rohfett ausgezeichnet, während die Stengel im Rohfasergehalt
obenan stehen; bei den stickstofffreien Extraktstoffen sind die Resultate
nicht so gleichlautend. 4. Mit dem Älterwerden der Kleepflanzen nimmt
der procent. Gehalt an Rohprotein und damit parallel gehend, an Rein-
protein und verdaulichem Eiweiß ab. Dasselbe ergibt sich für das Rohfett
und die Mineralstoffe. Bei den stickstofffreien Extraktstoffen treten solche
Beziehungen in den einzelnen Wachstumsperioden nicht so deutlich hervor.
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, Heft 4, 651-
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
247
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Landwirtschaftliche Tierproduction.
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A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 249
Der Rohfasergehalt nimmt mit dem Fortschreiten der Vegetation zu. Dieses
gilt für die Pflanzen sowohl des ersten wie des zweiten Schnittes. 5. Aus
den für die absoluten Mengen der einzelnen Bestandteile berechneten
Werten folgt, daß die Bildung der organischen Substanz in der Pflanze
zum größten Teil in der zweiten und dritten der unterschiedenen Wachstums-
perioden erfolgt ist. Die Proteinbildung ist fast parallel mit der Production
der organischen Substanz verlaufen, jedoch enthalten die im zweiten Schnitt
geernteten Pflanzen bereits im jugendlichen ersten Wachstumsstadium
große Proteinmengen. Die Fettbildung hat hauptsächlich in den späteren
Wachstumsstadien stattgefunden. Die stickstofffreien Extraktstoffe und
auch die Rohfaser nehmen mit der Entwicklung der Pflanze zu und liegt
daher ihre hauptsächlichste Production in den späteren Wachstumsstadien.
Die Aufnahme der Mineralstoffe ist in der Blütezeit fast abgeschlossen;
danach folgt wieder eine Abnahme. In den Blättern hat sich die Bildung
der organischen Substanz zum größten Teil bis zur Blüte vollzogen; in
den Stengeln erfolgt sie etwas langsamer. Im großen und ganzen gilt
dasselbe für Protein und Fett. Die Production der stickstofffreien Extrakt-
stoffe ist in den Blättern bis zur Blüte der Pflanzen nahezu beendet; in
den Stengeln dauert sie bis zur letzten Wachstumsperiode an. Dagegen
ist die größte Menge an Rohfaser in den Stengeln zum Teil schon in der
Blütezeit erreicht, während sie in den Blättern bis zum Schluß der
Vegetation anwächst. Die Aufnahme der Mineralstoffe ist in den Blättern und
Stengeln bis zur Blütezeit nahezu beendet. 6. Die organische Substanz ist
in den jungen Pflanzen zum größeren Teil in den Blättern, in den älteren
Pflanzen mehr in den Stengeln und gegen Ende der Blüte wieder mehr
in den Blättern enthalten. Stickstoffsubstanz und Fett befinden sich vor-
wiegend in den Blättern. Die stickstofffreien Extraktstoffe und die Rohfaser
sind in größter Menge in den jungen Pflanzen in der Blättern, in den
späteren Wachstumsstadien dagegen in den Stengeln aufgespeichert. Dasselbe
gilt für die Mineralstoffe im ganzen; Kalk, Magnesia und Phosphorsäure
sind hauptsächlich in den Blättern, Kali ist dagegen mehr in den Stengeln
enthalten. Die Beziehungen bestehen für alle vier geprüften Kleesorten
gleichmäßig.
Über die Zusammensetzung und den Wert der Rebentriebe als
Futtermittel. Von M. Kling. ^) — Die zur Untersuchung verwandten
Rebentriebe wurden von dem Vf. im August 1902 von verschiedenen Wein-
bergen der Gemarkung Neustadt a. d. Haardt entnommen und zwar von
der Gewanne „Kies" mit mittlerem kiesigem Sandboden und genügend
hohem Kalkgehalte Triebe von Portugieser- Reben und Triebe von Ries-
ling-Reben^ von der Gewanne „Guck ins Land" mit mittlerem Sandboden
und geringem Kalkgehalte (0,10% CaO) Triebe von Traminer- und Triebe
von Österreich er- Reben. Die Triebe wurden von ihren Blättern befreit
und gesondert gewogen, getrocknet und wieder gewogen. Die saftigen
Ranken, die nur einen kleinen Teil der ganzen Triebe ausmachen, wurden
den Blättern zugeteilt. Die Rebentriebe enthielten im frischen Zustande
im Mittel 71,6^0 Blätter und 28,4% Holzteile; im trocknen Zustande
70,4 7o Blätter und 29,6 % Holzteile. Nach der chemischen Untersuchung
enthalten im frischen Zustande und im Mittel der 4 Sorten:
i) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 737—771 (Ldwsch. Versuchsst. Speyer).
250
Landwirtschaftliche Tierproduction.
Wasser
Rohprotein
0
1
N-freio
Extraktst.
Rohfaser
<D
1
1
1
Eiweiß
Nichteiweiß-
stoffe
0 0 0
S a «
/ Frische Sbstz.
Rebenblätter <^ Trockensbstz.
grüne Holzteile ( Frische Sbstz.
der Rebentriebe \ Trockensbstz.
ganze f Frische Sbstz.
Rebentriebe \ Trockensbstz.
73,06
71,43
72,59
4.86 1,16
18,14 4,30
1,33 0,25
4,701 0,85
3,85' 0,90
14,19; 3,27
14,47! 4,08
53,60 15,16
16,60 9,04
58,19 31.51
15.06' 5,52
54,92 20,03
2.37
8,80
1,35
4,75
2,08
7,61
2,26
8,37
6,40
22,47
3.45
12,53
4,00 0.86
14,91 3,23
1,27 0,06
4,47 0,23
3,23 0,62
11,84 2,33
0,28 0,76 0,44
1,03 2,82 1,64
0,1610,26 0,46
0,57 0,92 1,62
0,24 0,62 0,45
0,88, 2,27' 1,64
Wesentliche Unterschiede in der Zusammensetzung der Abfälle der
verschiedenen Rebsorten zeigten sich nicht, nur in dem Gehalte der Reben-
Iriebe an anorganischen Bestandteilen sind Beziehungen zu den Böden, auf
welchen die Rebentriebe entnommen wurden, deutlich erkennbar. In der
Asche der Rebentriebe waren in ^/q enthalten:
P3O5 CaO KgO
vom ,,Kies", mittl. kiesiger Sandboden f Portugieser Beben 8,86 35,16 17,30
u. genügend hohem Kalkgehalte \ Riesling „ 8,84 32.83 16,67
vom „Guck ins Land" m. mittl. Sand- / Traminer ., 13.50 26,60 25,80
boden und geringem Kalkgehalte 0,10 % \ Österreicher „ 15,04 25,03 26,04
Bezüglich der Yerwertbarkeit der Rebentriebe ist zu bemerken, daß
Kühe und Ziegen die Rebentriebe sehr gern fressen, doch scheint das ver-
hältnismäßig große Quantum von Wein- und Apfelsäure leicht Durchfall
zu veranlassen. Es empfiehlt sich deshalb eine Zumischimg von anderen
Rauhfuttermitteln. Es empfiehlt sich ferner, bei der Verfütterung von
Rebentrieben, die stai'k mit Bordelaiserbrühe bespritzt worden sind, vor-
sichtig zu sein und krankes, stark mit Pilzen befallenes Laub von der Ver-
fütterung überliaupt auszuschließen.
Über die chemische Zusammensetzung der verschiedenen Teile
der Maispflanze. Von Stephan Weiser. ^) — Um ein genaueres Bild
über die Verteilung der Rohnährstoffe in den einzelnen Teilen der ganzen
Maispflanze zu erhalten, wurde Mais angebaut und die Pflanze bei der
Ernte in 8 verschiedene Teile zerlegt, lufttrocken und getrocknet gewogen,
sowie in üblicher Weise chemisch untersucht. Das Material war Silvermine-
Mais aus Siebenbürgen, Ende October 1908 reif geerntet. Der Mais war
auf zwei großen Beeten gebaut; auf dem einen war der Mais so gepflanzt,
daß in einem Nest 6 Pflanzen standen, daß auf dem anderen Beet nur
2 Pflanzen in einem Nest standen. Proben von beiden Beeten wurden ge-
trennt untersucht. In Mittelwerten waren enthalten in ^/^
in der frischen Substanz
in der Trockensubstanz
Teile der
ganzen Pflanze
1
<
1 <=
■2
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Roin-
protoin
Amido
Asche
Roh-
protein
Rohtett
Rohfaser
N -freie
Extrakt-
stoffe
Roin-
protein
Amide
g, i Unterst. T.
65,60
2,12
1,55
0,49 13,22
17,02 0,68
0,87
6,15 4,70
1,43
38,09 49,63
1,98
2,72
g < mitti. .,
51,35
2,86
2,39
0,91 17,16
25,33 1,41
0,98
5,78 5,11
1,18
35,15' 52,78
2,8V
2,24
^ y Oberst. ,,
33,35
3,4S
2,91
0,98
22,37
36,91
1.78
1.13
5.26 4.39
1,4(
33,50, 55,38
2,70 1,69
Stengelblätter .
18,40
10,4;^
6,13
1,45
24,40
39,19
5,42
0,71
12,97, 7.59
1,77
29,80, 48,07
6,68 0,91
Kolbenscheide .
32.39
2,72
3,09
1,03
20,34
40,43
5,42
0.67
4,00 4,55
1,55 29,96 59,94
3,56 0,99
Rispe ....
12,45
7,24
6,10
1,87
29,08
43,26
5,20
0.90
8,27 6.99
2,18 33,12 49,44
5,92 1.07
Kolben . . .
47,11
1,0()
1,64
0.36
18.50
31.39
1,35
0,29
1,84 3,07
0,67 35,03 59,39
2,52 0,55
Kömer . . .
30.05
1,11
7,85
3.15
1,92
55.92
7,43
0.42
1,60 11,31
4.54
2,77 79,78
10,70
0,61
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 81, 22—34 (A. d. kgl. ungar tierphysiol. Versuchsst. in Budapest.
Vorst. F. Tangl).
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 251
Von 100 Gewichtsteilen der ganzen Pflanze entfallen auf die ein-
zelnen Teile:
Stengel
Stengel-
blätter
Kolben-
scheide
Rispe
Kolben
Körne
lufttrocken . .
Trocken substz.
26,94
18,93
14,83
19,40
9,10
9,63
0,55
0,82
n,65
9,92
36,93
41,36
In dem Gehalte der Pflanzen von den beiden Beeten an Wasser war
ein großer unterschied, diejenigen von dem Beete, auf welchem in einem
Neste nur 2 Pflanzen standen, war der Wassergehalt aller Pflanzenteile
beträchtlich größer als in den Pflanzen des anderen Beetes. Auffallend
groß ist der Aschegehalt der Stengelblätter, „die man für die anorganischen
Bestandteile der Maispflanze als ein Reservoir betrachten kann". Wie
sich die Rohnährstoffe in der Maispflanze verteilen, zeigt eine besondere
Tabelle, der wir entnehmen, daß die Körner und Kolben 50 % der Trocken-
substanz enthalten. Yen den anorganischen Stoffen sind 50% in den
Stengelblättern enthalten, 14% in den Körnern, Vom N sind ca. 60%
in den Körnern enthalten; von den Amiden sind 44% im Stengel, vom
Rohfett 70% in den Körnern, von den N-freien Extraktstoffen 50% in
den Körnern enthalten.
Über den Einfluß der Saatweite auf den Ertrag und Nährwert
des Futtermaises. Von Stephan Weiser und Arthur Zaitschek,^) —
In den Jahren 1909 — 1911 untersuchten die Vff. 19 Proben Futtermais,
deren Saatweite 10 — 20 cm betrug. Fünfmal wurde der Wassergehalt bei zu
verschiedenen Zeiten geschnittenen Maises bestimmt mit folgendem Ergebnis:
Zeit des Schnittes : 25. Augast 1900 13. October 1903 22. Juli 1910 5. August 1910 11. Octob. 1910
Wassergehalt 61,32 o/o 54,00 7o 88,08 7^ 78,45 7o 67,64 7,
Mit der Zunahme des Alters nimmt hiernach der Wassergehalt der
Pflanzen ab. Die Zusammensetzung der Trockensubstanz war im Mittel der
19 Proben folgende:
N.-fr.
Extrst.
7o
40,00 \ engreihiger
63,98 \ Anbau
56,79 j 10—20 cm
62,80] bei weit-
52,42 ! reihigem
56,49 I Anbau
80,40 J 40—80 cm
Die vorkommenden bedeutenden Unterschiede bei einigen der Bestand-
teile wird im Zusammenhange mit Art und Menge der Düngung stehen.
Das Ätherextrakt besteht aus nur 3% Reinfett und zu 97 7'o aus nicht-
verseifbaren Substanzen. — Über den Rohertrag des eng- und weitreihigen
Futtermaises machen die Vff. Angaben von einem 80 Katastraljoch großen
Versuchsfeld, das in vier gleiche Teilstücke getrennt war und auf diesen
dicht in Reihen von 40, 60 oder 80 cm Weite Mais gesät war. Der Mais
entwickelte sich durchgehends sehr schön, doch während der dichtgesäte
Mais nur 100 — 110 cm hoch war und Fruchtkolben nicht zu sehen waren,
Asche
Roh-
proteia
Eein-
piotein
Amide
Roh-
fott
Roh-
faser
%
"'o
°/o
%
«/o
%
Minim. . .
4,69
3,42
2.75
0,23
1,91
23,39
Maxim. . .
12,66
11,51
9,10
3,56
3,87
36,46
Mittel . . .
6,91
6,82
5,54
1,28
2,63
26,85
Maxim. . .
9,07
7,85
6,77
1,08
3,35
35,85
Minim. . .
4,58
4.29
3,81
0,37
1,81
21,45
Mittel . . .
6,64
5,75
5,08
0,66
2,70
28,42
reife Körner
1,47
10,41
10,41
—
5,42
2,30
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 81, 49—100 (A. d. kgl. ungar. tierphysiol. Versuchsst. Budapest.
Vorst. F. Taagl. Von der ungar. Akademie der Wissensch. mit dem Levay-Preise gekrönte Abhandl.).
252
Landwirtschaftliclie Tierproduction.
erreichte der Mais der anderen Teilstücke bei starker Kolbenbildung eine
Höhe von 200 — 280 cm. Der Rohertrag des frischen Grünmaises pro
Katastraljoch, der "Wassergehalt der frischen und die Zusammensetzung der
Trockensubstanz waren:
Reihen-
weite
Rohertrag
in q
an Trcksbstz.
in kg
"VTasser-
gehalt
Asche
Roh-
protein
Rein-
protein
Roh-
fett
Roh-
faser
K-freie
Extraktst
Dicht
40 cm
60 „
80 „
191,36
207.70
169,60
150,72
7401.8
6555,0
5851,2
5073,2
61,32
68,44
65,a
66,34
5,44
7,41
8,12
9,07
3.74
5,85
6.61
6,02
3,51
5,48
6,03
5,42
2.23
2,97
2,57
2,49
26,76
29,85
24,17
27,52
61,83
53,92
58,53
54,90
Den größten Ertag au Trockensubstanz lieferte hiernach der dicht-
gesäte Mais; der Ertrag an Rohprotein berechnet sich bei den 40 u. 60 cm
weit gesäten am höchsten. Auf 3 anderen Versuchsfeldern wurden iu
gleichem Sinne Ergebnisse erhalten. Durch verlängerte Vegetationszeit
wurde der Ertrag an Trockensubstanz vergrößert (insbesondere an N-freien
Extraktstoffen und Rohfaser. — Über die Verdaulichkeit des dichten und
weitreihigen Futtermaises ergaben bei Verfütterung an Schafe eine an-
nähernd gleiche Verdaulichkeit der organischen Trockensubstanz, nur bei
dem 80 cm weit angebautem Maise zeigte sich in der Ausnützung eine
bedeutende Verringerung. — Die Größe des Rohertrags richtet sich aus-
schließlich nach den Witterungsverhältnissen. War die Menge der Nieder-
schläge normal, so ergab der dichtgebaute Futtermais einen größeren Er-
trag, als der weitreihig angebaute; bei trocknem Wetter war das Ergebnis
ein gegenteiliges. — Bei der Einsäuerung erleidet der dichte und weitreihige
Mais die gleichen Veränderungen, die sich in erster Reihe auf die "Ver-
minderung der Verdaulichkeit der N- haltigen Stoffe erstrecken. Die bei
Einsäuerungsversuchen bestimmten Gärungsverluste waren bei weitreihigem
Futtermais eher noch größer, als beim dichtreihigen.
Untersuchung von 7 Haferproben. Von H. Wehnert. ^) — Die
Ergebnisse sind wie folgt zusammengestellt:
Bezeichnung der Probe
o
u
1
c
<
e
'S
"S
1
1
Rohfaser
Kohlehydrate
'5
"2
Verdanl. Protein
in % des Roh-
proteins
1
o
1
'S
'S
c
1
o ca
II
w, S
ii
II
%
%
%
%
% %
7o
% %
%
o/o
kg
g
Carstens Hafer
8,48
2,54
10,32
4,99
8,81
64,86
9,04
87,62 1,11
9,21
7,93
52,460
34,66
Ligo-wo-Hafer
8,73
2,53
9,66
4,79
7,58
66,71
8,77
90,16 1,08
8,58
7,63
51,170
37,81
Beseler's Hafer Nr. 2 . . .
8,38
2,82 10.13
5.07
8.a3
64,97
9,18
90,63
0,90
9,23
8,28
52,170
38,00
Petkuser Gelbhfifer ....
S.4r,';.- ■ -• -..r,3
7,47
66.03
8,88
91,45
1,04
8,67
7,84
50,150
29.8V
Goldregen -Hafer
S.4L' ..^•2
8,72
66,11
8,16
87,38
0,73
8,61
7,43
54,640
32,25
Stmbes Schlanstedter Hafer
.s,14 - ■ - ^::i2
9,88
64,23
8.74
88,74
1,04
8,81
7,70
50,640
35,20
HoiÜing-Hafer
9,10
2,55
9,81
5,07
10,10
63,37
8,93
90,67
1,04
8,77
7,89
50,480
36,oH
Die Haferproben entstammen einem im Jahre 1911 ausgeführten An-
bauversuch, zu welchem der Vf. noch folgende Angaben macht: Das Ver-
suchsfeld ist ein warmer, tiefgründiger Sandboden 5. Kl., der im Unter-
grund Lehm enthält. Roggen hatte als Vorfrucht gedient. Auf die Stoppeln
des Roggens waren vor dem Umpflügen derselben 60 Ctr. Kalkmergel für
den ha gegeben worden. Im Dezember 1910 war eine schwache Düngung
1) Jahresber. d. agrik.-chem. Versachsst. Kiel p. 1912 und gütige briefi. Mitt.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 253
mit frischem Stallmist aufs Feld gefahren und gleich vor Eintritt des
Frostes mit der Saatfurche untergepflügt. Im Frühjahr 1911 gelangten
auf 1 ha 8 Ctr. Kainit, 7 Ctr. ISprocent. Superphosphat und 1,70 Ctr.
schwefelsaures Ammoniak zur Anwendung. Trotzdem das Feld vor Winter
gepflügt war, hatten die Erträge unter der ungew^öhnlichen Dürre des
Trockenjahres 1911 zu leiden. Das geerntete Korn war schön und voll
ausgebildet. — Die frühe Ernte war schon in der ersten Augusthälfte be-
schafft; sie hatte nachfolgendes Ergebnis für den ha in Ctr.:
Carstens Hafer 50,16 Ctr. Korn, 70,22 Ctr. Stroh
Svalöfs Ligowo-Hafer .
Beselers Hafer Nr. 2 .
Petkuser Gelbhafer
Svalöfs Goldregen-Hafer
Strubes Schlanstedter .
Svalöfs Hoitling-Hafer
Chemische Zusammensetzung der Samen von DoHchos multi-
florus. Von J. Pieraerts.^) — Die Pflanze ist in Nordamerika heimisch
und dient im belgischen Congo zur Gründüngung. Welchen Nährwert
die Samen haben, geht aus folgend angegebener Zusammensetzung der
Samen (Kerne und Samenhaut) hervor. 100 g der Samen bestehen im
Mittel aus 92 g Kerne und 8 g Samenhaut.
61,00 „
66,55
60,41 „
„ 65,44
64,64 „
64,64
66,92 „
73,19
64,90 „
82,60
62,13 „
., 67,78
N-freie
Feuchtigkeit
Trocken-
Mineral-
Fett
Roh-
Pento-
N-Stoffe
Extraktst
(bei 100»)
substaaz
Stoffe
faser
sane
(Stärke;
Kerne
13,20
86,80
3,15
5,49
1,07
3,12
25,45
42,63
Haut
13,58
86,42
0,71
0,83
38,25
23,06
3,66
24,78
Ein HCN abgebender Stoff war nicht nachzuweisen.
Zur Untersuchung und Begutachtung einiger Mahlproducte.
Von F. Barnstein (-Möckern). ■■^) — Bei der Untersuchung von Gersten-
kleie ist man meist vor die Aufgabe gestellt entscheiden zu müssen, ob
die mehligen Bestandteile des Futtermittels von Roggen, Weizen oder Gerste
herrühren. Während sich Roggen- und Gerstenstärke an dem wesentlich
verschiedenen Durchmesser der Stärkekörner entscheiden läßt, ist der
Nachweis von Weizenmehl schwieriger, wenn nicht hinreichende Mengen
von charakteristischen Weizenelementen (Haare, Barte u. dergl.) vorhanden
sind. Der Vf. hat versucht auf bequemerem Wege zu einer Unterscheidung
der Weizen- und Gerstenstärke zu gelangen, allerdings unbefriedigend,
dagegen ist es ihm hierbei gelungen, eine bequeme Methode zur Ermittlung
von Weizen- und Gerstenmehl im Roggenmehl aufzufinden, die auf dem
verschiedenen Verhalten der 3 Mehlarten gegen Diastaselösung beruht.
Es wurde aus 4 Teilen Roggen- und 1 Teil Weizenmehl eine Mischung
hergestellt und diese neben reinem Roggenmehl und reinem Weizenmehle
in demselben Bade 1 Std. lang mit 1 7o Diastaselösung gemaischt. Dann
wurde der Inhalt der Bechergläser mit kaltem Wasser verdünnt, in Becher-
gläser gestürzt und mit Jodlösung gefärbt. Nach kurzer Zeit schied sich
aus der Roggen mehlmaische ein bräunlicher, aus den Kleieelementen des
1) Bull, de l'Assoc. d. Chim. de Sucr. et Dist. 1913, 31, 112—114 (Lab. de recherches chimiques
du Mnsee du Conge Beige); ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, U. 1994 (Rühle). — -) D. Idwsch. Versuchsst.
1913, 79 u. 80, 773-780.
254 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Roggens bestehender Bodensatz, bei der Weizenmaische ein sehr viel
Jodstärke enthaltender schwärzlich-grüner, bei der Mehlmischnng ein durch
Jodstärke grünlich gefärbter Niederschlag ab. — Die Witt mack 'sehe Methode
zur Untersuchung von Eoggenmehl auf Weizenmehlzusatz, die auf das
verschiedene Quellungsvermögen der beiden Stärkearten gegründet ist, hat
der Vf. dadurch brauchbar gemacht, daß der Vf. nicht bis 62,5 <', sondern
nur bis 55° erhitzt und die Flüssigkeit 30 Minuten bei dieser Temperatur
erhält. Hierdurch wird bereits eine fast völlige Quellung der Roggen-
stärkekörnchen herbeigeführt, während die Weizenstärke fast unverändert
bleibt. Die mikroskopische Untersuchung der Mahlproducte auf gewisse
vegetabilische Beimengungen kann man sich dadurch erleichtern, daß man
das präparierte Untersuchungsmaterial abschlämmt. — Für die Unter-
suchung von Gerstenkleie auf mineralische Beimengungen empfiehlt der Vf.
das von Mach gegebene Verfahren.
Chemische Untersuchung von Weizenkeimen. Von Frederick
B. Power und Arthur H. Salway. i) — Für die Untersuchung diente ein
alkoholischer Auszug, in dem folgende Bestandteile isoliert und identificiert
werden konnten: Sinapinsäure (vermutlich aus Sinapin bei der Untersuchung
hervorgegangen), Raffinose, Rohrzucker, Allantoin, Betain und Cholin ; ferner
fettes Ol, bestehend aus Sitosterol, Stearinsäure, Palmitinsäure und Linol-
säure. Alkaloide und ätherische Öle konnten nicht nachgewiesen werden.
Das gleichzeitige Auftreten von Sinapinsäure und Cholin in den Weizen-
keimen läßt vermuten, daß erstere, ebenso wie in vielen Cruciferensamen,
als Cholinester vorliegt.
Die organischen Phosphorsäure-Verbindungen der Weizenkleie.
Von R. J. Anderson.-) — Der hauptsächlichste Zweck dieser Arbeit war
der, die Natur der organischen P-Körper zu ermitteln, welche aus der
Weizenkleie mit einer verdünnten Säure ausgezogen werden und weiter zu
ermitteln, welche Basen mit ihnen verbunden sind. Als Resultat dieser
Untersuchung wurde festgestellt, daß in diesen Körpern keine der charakte-
ristischen Salze der Phytinsäure isoliert werden konnte. Durch Digerieren
von Weizenkleie mit 0,2procent. HCl und Ausfällen des sauren Auszuges
mit Alkohol erhält man ein weißes amorphes, von anderen irrtümlich als
Phytin angesprochenes Pulver, welches etwa 21^1 ^ C, 3,5% S, 14 % P
und wechselnde Mengen N, Ca, Mg, K, Na und Fe enthält, und w^elches
in wäßriger Lösung mit Ba (0H)2 gekocht, ein lösliches und ein unlösliches
Ba-Salz liefert.
Über die chemische Zusammensetzung grober und feiner Weizen-
kleien. Von Franz Tangl und Stephan Weiser. 3) — Die Vff. unter-
suchten (Winter 190Ö und Frühjahr 1910) 40 Proben aus verschiedenen
ungarischen Mühlen in üblicher Weise und mit Beifügung der Bestimmung
des Stärkemehlgehalts. Der Wassergehalt schwankte zwischen 12 — 14 7o-
Die nachfolgenden analytischen Daten sind auf Proben mit einem Gehalt
von 13°/o Wasser berechnet.
1) Pharm. Jouin. 37, 117—120 (London, E. C. Wellcome Chem. Research Lab.); ref. nach Chem.
Ctrlbl. 1913, II. 1232 (Grimme^. — ^) Jonrn. of Biol. Chem. 12, 447— 4&1; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1912,
n. 1638. Exper. Stat. Rec. 1913, 28, 17. — Sj D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 323-328
(A. d. kgl. Ungar, tierphys. Versuchsst. Budapest).
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
255
Grobe Weizenkleien v. 13 % Wasser
(25 Proben)
Feine Weizenkleien v. 13% Wasser
(15 Proben)
Asche
Roh-
protein
Roh-
fett
Roh-
faser
N-freie
Extrakt-
stoffe
Asche
Roh-
protein
Roh-
fett
Roh-
faser
N-freie
Extrakt-
stoffe
Mittel ....
Minimum . . .
Maximum . . .
6,78
5,92
7,66
15,50
14,89
16,68
3,60
2,62
4,98
8,91
7,10
10,69
52,21
50,11
55,48
5,98
4,95
6,76
15,30
14,23
17,62
4,50
3,84
4,95
9,45
7,38
11,02
51,77
49,05
53,55
Aus den Einzelanalysen sowie aus den Maximal- und Minimalzahlen
ist ersichtlich, daß die Zusammensetzung der aus verschiedenen Mühlen
stammenden Kleien nur zwischen engen Grenzen schwankt, was um so-
bemerkenswerter ist, als die einzelnen Proben aus Mühlen von sehr ver-
schiedener Mahlfähigkeit stammten. Die feine Kleie unterscheidet sich
von der groben durch ihren größeren Fettgehalt, welcher durch die der
feinen Kleie beigemischten Weizenkeime verursacht wird.
Zur Ermittelung des Amidgehaltes der Kleien wurden in je 5 Proben
feiner und grober Kleien die Menge des Reinproteins, rsp. der Amide nach
Barnstein bestimmt und an Amidgehalt auf Trockensubstanz der Kleien be-
rechnet gefunden: grobe Kleien: 2,69, 1,87, 1,71, 1,06 und 1,74%;
feine Kleien 1,83, 2,92, 1,87, 1,96 und 0,86 o/q, im Mittel der
groben Kleie 1,82, der feinen 1,89, im Mittel der 10 Proben 1,85%. —
Ferner bestimmten die Autoren den Stärkegehalt von 19 Proben feiner,
und von 10 Proben grober Kleien. Die fein geriebene Kleie (3 g) wurde
im Autoklaven bei 3 Atm. Druck 3—4 Std. gekocht, mit HCl invertiert
und in der neutralisierten Zuckerlösung die Menge des Invertzuckers nach
Meißl bestimmt. Je 10 Proben feiner und grober Kleien aus Budapester
Großmühlen enthielten auf lufttrockne Substanz mit 13°/n berechnet in %
die feinen Kleien im Mittel 27,90 (Extreme: 23,01 und 33,73); die groben
im Mittel 25,23 (Extreme 22,63 und 27,90), ferner 9 Proben feiner Kleie
aus Provinzmühlen im Mittel 29,75 (Extreme 24,7 und 35,17.) Hiernach
ist der Stärkegehalt der feinen Kleie immer etwas größer als der der
groben; das ist erklärlich, da der feinen Kleie die reineren, meist mehl-
reichen „Koppstauharten" beigemischt werden.
Über den Nährwert von Maiskörner- Kolbenschrot. Von Franz
Tangl und Stephan Weiser.^) — Der von E. Pott gegebenen Anregung,
Maiskolben nicht abzurebeln, sondern Körner und Kolben zusammen zu
vermählen und zu verfüttern, folgend, führten die Yff. Versuche aus, um
den Nährwert dieses Futtermittels zu ermitteln. Zu diesem Zwecke führten
sie an 2 Schafen Ausnützungsversuche aus und zwar (neben Heu) mit
ganz grob zerkleinerten und mit fein vermahlenen Maiskolben. Nach mehr-
tägiger Verfütterung mit allmählich gesteigerten Gaben wurden am 5. Tage
je 300 g Heu und 700 g Schrot gegeben und nach weiteren 16 Tagen
begannen mit dieser Ration die "Versuche, die schließlich auch vergleichs-
weise mit Maiskörnern ausgeführt wurden. Das verfütterte Maiskolbenmehl
bestand aus 75"/o Körnern und 25% Kolben. Die zwei Schafe haben das
grob und das fein vermahlene Maiskörner -Kolbenschrot gleich gut ausgenützt.
Die folgende Übersicht zeigt unter I die chemische Zusammensetzung der
Trockensubstanz vom Yersuchsmaterial, unter 11 die Mittelwerte der Ver-
1) U. Idwsch. Versuchsst. 1913, 81, 35—47.
256
Landwirtschaftliche Tierprod uction.
dauuDgcoefficieüten, unter III die Menge der verdaulichen Nährstoffe der
und unter lY die Menge der verdaulichen
Trockensubstanz des Futters
Nährstoffe von Maiskörnern.
Trocken-
Orsanlsche
substanz
Substanz
I .
. 100,00
98,59
II .
. 69,8
70,6
III.
. 69,8
69,61
IV .
. 80,5
80,6
Rohprotein
9,15
43,9
4,02
55,3
Rohfett Rohfaser
X-freie
Ertraktst.
4,00
82,2
3,29
85,5
14,39
55,1
7,93
51,2
71,05
76,9
54,57
84,3
Pentosane
12,36
48,4
5,98
63,5
Rein-
protem
8,81
45,4
4,0
55,0
Der Stärkewert von 100 kg Körner-Kolbenschrot-Trockensubstanz beträgt
69,06 kg, von 75 kg Maiskörner-Trockensubstanz nach des Vf. Versuchen
62,55 kg. Die Differenz entspricht dem Stärkewert von 25 kg Maiskolben-
schrotes = 6,51 kg. Daraus berechnet sich der Stärkewert für 100 kg
Kolbenschrot auf 26 kg. Die Vff. geben noch eine Tabelle über die Zusammen-
setzung an verdaulichen Nährstoffen von Körner-Kolbenmais, wenn sich der
Anteil von Kolben von 14 — 25 "/o in demselben ändert. Aus dieser Tabelle
geht hervor, daß sich die Zusammensetzung trotz des stark wechselnden
Verhältnisses zwischen Kolben und Körnern in ganz engen Grenzen schwankt ;
wir geben hier die für die Extreme berechneten Zahlen wieder — letztere
uf Ware
mit 14<
''o Wasser berechnet.
Kolben -
gehalt
Organ.
Substanz
Rohprotein Rohfett Rohfaser
X-freie
Extrakt-
stoffe
Reinprotein
stärkewert
p. 100 kg
in kg
257o
59,88
59,86
4,02 3,28 3.45
3,62 2.92 5,31
49,13
48.01
4,00
3,59
61,48
60,08
Untersuchung von 11 Kartoffel muster. Von Hans Rossmann.^) —
Deren Gehalt an Stärke schwankte zwischen 14,40 und 21,00; das Mittel
war 16,6 "/o. Eine der Proben wurde mit folgendem Ergebnis ,chemisch
auf Stärke und Zucker untersucht:
Stärkewert Trocken- Stärkewert Dextrose Wirkl. Stärke
nach Eeimann Substanz (chemisch) (chemisch) in d. K.
14,46 7o 21,30% 15,31% 1,36 «/o 14,09%
Eicheln- und Bucheckern als Futtermittel. Von O. Engels.-) —
A. Eicheln. Nach allgemeinen Bemerkungen über die Verbreitung der
hauptsächlich in Betracht kommenden 2 Arten der Eiche und der Buche,
über die bisherigen Erfahrungen und Untersuchungen der beiden Futter-
mittel berichtet der Vf. über die Ergebnisse seiner eigenen Untersuchungen.
In Untersuchung genommen wurden die Früchte der Stieleiche (Quercus
pedunculata) und der Traubeneiche (Quere, sessiliflora), welche aus ver-
schiedenen Teilen der Pfalz bezogen wurden. Über die Herkunft der
Früchte wird folgendes bemerkt:
Herkunft Höhen- Bodenart
läge m
i Nr. 1 ßöhl (.Speyer) 1(X) lehmiger Sandboden
'S^l .. 4 Waldmohr (Südosthang) . . . 350 schwerer Boden, unteres
<D a> I
!3 o \
6 „ (Südhang, freies Feld) 230
2 Kandel-Süd (obere Buschlage) . 123
3 Johanniskreuz 480
5 Waldmohr (Südwesthang) . . . 420
Rotliegendes
Kohlensand
jüngeres Diluvialgeröll und
Sand, feucht
Yerwitt. mittl. Buntsandstein
sehr schwer. Bod., Kohlensand
1) Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 16, 203 (A. d. Labor, d. Ver. d. Stärkein teress. in Dentsch-
land usw.). — *) D. Idwsch. Versnchsst. 1913, 82, 93—148 (Mitt. a. d. Idwsch. Kreis versuchsst. Speyer).
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
257
Yon allen diesen 6 von der Ernte 1911 stammenden Proben wurde
zunächst das Durchnittsgewicht sowie das Gewichtsverhältnis von Schale
zu Kern mit folgendem Ergebnis festgestellt:
Stieleicheln Traubeneicheln
Nr!"! 4 6 Mittel ^2 3 5 Mittd
Gewicht in g 4,35 4,70 7,27 5,53 6,21 4,80
Kerne 7n . . 85,65 84,61 85,70 85,12 82,64 85,83 85,00 84,49
Schalen 7o • 14,35 15,39 14,30 14,68 17,36 14,17 15,00 15,51
Die Kerne und Schalen wurden für sich bei 100 o getrocknet und
das getrocknete Material in üblicher Weise, die Rohfaser nach J. König
untersucht mit folgendem Ergebnis:
In der frischen, bezw. lufttrocknen Substanz
In der Trockensubstanz
1
«1
= 1
'3 ^
WS
-a
a
o
(4-1
ja
o
J3
a
. .= ."3
3
ja
o
K
1
2 -i^ M
36,95
3,99
2,33
1,66
2,34
52,98
2.20
1,54
6,32 3,69
2,63
3,71
84,05
3,48
2,44
1 -ä^ { 4
42.05
3,91
2,66
1,25
2,12
48,08
2,00
1,84
6,74
4,59
2,15
3,65
82,99
3.45
3,17
^ mW U
37,97
4,05
2,53
1,52
1,80
51,44
2,94
1,80
6,53
4,08
2,45
2,90
82.93
4,74
2,90
'S 1 , • < 2
:S|g:§{3
46,68
3,49
2,33 1,16 1,70
44,58
2,06
1,64
6,53
4,37
2,16
3,18
83,55
3,86
2,88
44,06
4,11
2,37 1,74 1,68
46.08
2,50
1,57
7.34
4,23
3,11
3,00
82,40
4,46
2,80
W H-^W lö
36,02
3,95
2,57 1,38 2,57
53,21
2,49
1,76
6,17
4,01
2,16
4,01
83,18
3,89
2,75
Mittel
6,60
4,16
2,48
3,41
83,18
3,98
2,82
g -^^- f 1
28.66
2,49
1,34
1,52
0,57
93,34
26,84
1,50
3,49
1,89
2,13
0,81
55,98
37,62
2,10
■1 -21 { 4
30,65
2,42
1,67
0,75
0,49
36,23
28,68
1,53
3,48
2.40
1,08
0,70
50,27
43,35
2,20
-g MW l 6
26,52
1,94
1,16
0,78
0,54
35,78
33,49
1,73
2,64
1,57
1,07
0,73
48,71
45,57
2,35
Ä > , ■ ( 2
36,25
2,37
1,35
1,02
1,76
29,98
28,10
1,54
3,77
2,14
1,63
2,80
46,13
44,70
2,60
^ 3go< 3
31,58
2,73
1,44
1,99
1,59
30,90
21,66
1,54
3,98
2,10
1,88
2,32
45,18
46,27
2,25
^Ö-°wl5
25,75
2,37
1,58
0,79
1,60
36,77
31,72
1,79
3,19
2,15
1,04
2,15
49,53
42,72
2,41
Mittel
3,42
2,04
1,47
1,58
49,30
43,27
2,31
^ -i^- f 1
35,57
3,87
2,18
1,64
2,08
50,86
5,73
1,71
5,91
3,34
2,56
8,28
80,15
8,38
2,38
S .£ o { 4
40,29
3,67
2,51
1,16
1,86
46,36
6,10
1,78
6,23
4,25
1,99
3,19
77,98
9,58
3,02
B wW 16
36,50
3,74
2,33
1,42
1,62
49,10
7,26
1,78
5,96
3,27
2,25
2,58
78,12
10,53
2,81
44,82
2,27
2,15
1,14
1,76
43,09
6,58
1,53
6,04
3,98
2,06
3,10
77,10
10,93
2,83
1 ggisis
42,28
3,91
2,23
1,68
1,66
43,96
6,63
1,56
6,85
3,90
3,04
2,90
77,15
10,38
2,72
J H-^wlö
34,57
3.71
2,42
1,30
2 42
50,67
7,87
1,76
5,72
3,73
1,99
3,72
78,16
9,71
2.69
i
littel
6.12
8,83
2,32
3,13
78,11
9,92
2,74
*) Amide = nichteiweißartige N- Verbindungen.'
Der Anteil des Reineiweißes im Rohprotein berechnet sich bei den
Kernen auf 62,6, bei den Schalen auf 58 und bei den ganzen Samen auf
rund 62 ^/q. Das Rohfett enthielt im Mittel an freien Fettsäuren, auf Öl-
säure berechnet, am 5. Januar 1912 untersucht 5,57 *^/o, 16. Juli 6,91%.
Der Vf. ist der Meinung, daß eine Gefahr des Ranzigwerdens des Eichel-
fettes bei trockner Lagerung kaum besteht. — Von den Bestandteilen der
N-freien Extraktstoffe wurden noch folgende Bestandteile bestimmt und in
^Iq der Trockensubstanz der Kerne gefunden:
Eohrzucker Gerbsto£f-(Tannin) Pentosane
Maxim. Minim. Mittel Maxim. Minim. Mittel Maxim. Minim. Mittel
8,33 5,85 6,83 9,04 5,93 7,05 3,22 2,79 3,04
An Pentosanen wurden im Mittel in ^q der Trockensubstanz der
Schalen J5,69% in der der ganzen Früchte 4,97% gefunden. Bezüglich
des Gehaltes der Proben an CaO und P2O5 wird folgendes berichtet. Der
CaO-Gehalt betrug im Mittel bei den Kernen 0,13 % der Trockensubstanz
(0,09—0,27), bei den Schalen 0,36 (0,26—0,51) %, bei den ganzen
Früchten 0,16 (0,11— 0,30) 0/0; bezügl. der PgOg in % der Trocken-
Jahresbericht 1913. 17
258 Landwirtschaftliche Tierproduction,
Substanz bei den Kernen 0,34 o/o (0,28 — 0,38), bei den Schalen 0,14 %
(0,06—0,17); bei den ganzen Früchten 0,30% (0,25—0,35). Der Yf.
ist der Meinung, daß bei der Verfütterung von Eicheln deren geringer
Kalkgehalt berücksichtigt werden müßte. Des weiteren verbreitet sich
der Vf. über die Verwertung der Eicheln als Futtermittel, Verdaulichkeit
gemäß älterer Versuche und Erfahrung über die Verfütterung, Schädlichkeit
(verdorbener) Eicheln und über die Aufbewahrung der Eicheln.
B, Bucheckern, Es sind die Samen der Buche Fagus sylvatica L.,
die aus einem Kern und der hellbraunen glänzenden Fruchtschale be-
stehen. Die vom Vf. untersuchten Bucheckern stammen von Buchen, die
auf jüngerem Diluvialgeröll und Sand, überlagert von mittlerer Humus-
schicht, in 120 m Höhenlage wuchsen. Die Bucheckern bestanden aus
65,7 7o Kernen und 34,3 % Schalen. Die bei 100 <> C. getrockneten
Kerne und Schalen wurden in feingemahlenem Zustand zur Untersuchung
verwendet. Auf Trockensubstanz berechnet enthielten die Proben:
Roh- Roh- N-fr. Roh- Rein- Pento-
protein fett Extraktst. faser ■^^'^'^^ eiweiß Amide sane ^^*^ ^3*^6.
Kerne. . . 28,52 42,22 13.23 11,03 5,00 26.31 2,21 3,45 0,78 1,25
Schale. . . 4,35 1,14 44.03 47,16 3,32 2,11 2,24 12,74 1,58 0.20
ganze Frucht 20,22 28,12 23,83 23,41 4,42 18,00 2,22 6,63 1,05 0,89
Das Rohfett enthielt (rund) etwa 2 % Ölsäure. Unter den N-freien
Extraktstoffen befindet sich auch das Tannin und wurde dessen Menge in
der Trockensubstanz der Kerne zu 0,70%, der Schale zu 2,11 ''/q und der
ganzen Frucht zu 1,18% berechnet. Als charakteristischer Bestandteil der
Bucheckern ist das Fagin, ein alkaloidartiger Körper, zu nennen, der giftige
Wirkungen äußert. Diese Wirkung haftet den Schalen in höherem Maße
an, als den Kernen. Schließlich teilt der Vf. noch die Mittelzahlen von
Bucheckern-Preßkuchen aus ungeschälter und geschälter Saat, sowie Er-
fahrungen über die Verfütterung von Bucheckern mit.
Die Kassava- Wurzeln und deren Abfälle. Von M. Kling. ^) — Aus den
Wurzeln der Kassava, der Maniokpflanze, Manihot utilissima Pohl, wird
ein Stärkemehl gewonnen, das als Nahrungsmittel unter der Bezeichnung
,,Tapiokamehl" bekannt ist. Ferner stellt man daraus ein Stärkemehl her,^
das als Appreturmittel Verwendung findet. Auch die Rückstände dieser
Fabrikation werden in neuerer Zeit verwendet und zu Futtermitteln verarbeitet.
Der Vf. hat die Kassava- Wurzeln im rohen Zustande und solche untersucht,
die von den letzten Resten der Wurzelschale und der äußerlich anhaftenden
Verunreinigungen befreit, gereinigt waren. Die Kassava- Wurzeln werden
zum Teil auf trocknem Wege, zum Teil auf nassem Wege verarbeitet.
Der bei der Fabrikation von Stärkemehl auf trocknem Wege sich ergebende
Abfall wird als „Futtermehl Z" in den Handel gebracht. Der Rückstand
von der nassen Bearbeitung (wie bei der Gewinnung von Kartofi^elstärke)
kommt als Handelsware wegen seines hohen Wassergehalts (etwa 86 %)
nicht in Betracht. Von sonstigen Abfällen der Kassava- Wurzeln wurden
noch 2 Producte untersucht, von denen das eine als „Stärkeabfall", das
zweite als „Pflanzenmehl" bezeichnet war. Die chemische Untersuchung
dieser verschiedenen Proben ergab folgende Zusammensetzung:
1) D. Idwsch. Versnchsst. 1913, 82, 211—235.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
259
In der usrprünglichen Substanz
In der Trockensubstanz
1 o-S
hfett
freie
trst.
oh-
ser
che
oh-
jtein
hfett
freie
trst.
oh-
ser
^ ! ^^: «" ^
<1
Gereinigte Knollen .
10,38
1,25
0,35
84,36
1,90
1,76
1,40
0,39
94.13
2,12
1.96
Futtermehl Z 1 fl""-
von 5 Proben |M-^
9,94
3,00
0,57
71,15
4,80
2,01
3,33
0,63
79,92
5,38
2,28
11,72
4,25
Ü,86
78,03
9,95
3,65
4,77
0,97
87,29
11,17
4.11
10,93
3,59
0,74
75,95
6,10
2,69
4,03
0,84
85,27
6,84
3,02
Stärkeabfall 1911 . .
10.30
1,12
0,12
80,25
5,62
2.59
1,25
0,13
89,46
6,27
2,89
Pflanzenmehl 1912 .
11,68
1,25
0,21
76,60
4,06
6,20
1,41
0,24
86,73
4,60
7,02
Eiweiß
An näheren Bestandteilen waren in
Öl-
säure
Gereinigte Knollen . 1,13
Futtermehl Z Nr. 5 2,25
im Mittel . . . —
Stärkeabfall 1911 . —
'/o der Trockensubstanz vorhanden:
Nhalt.
Nichteiweiß
0,25
1,19
0,20
0.24
0,29
'0
Stärke-
mehl
82.08
69,25'
63,49
Eohr-
zucker
0,70
1,21
0,93
Pento-
sane
2,40
4,51
6,07
CaO
PjOs
0,10
0.37
0,32
0,28
0,26
0,38
0,36
0,10
Futtermittel-Analysen. Von Frdr. Strohmer.i) — Von den zahlreich
ausgeführten Analysen heben wir folgende hervor. Melassefuttermittel.
Als Melasseträger dienten nachverzeichnete Futtermittel bezw. Stoffe: bei
Nr. 1 Weizenkleie, Palmkernmehl und Biertreber; Nr. 2 Weizenkleie und Palm-
kernmehl; Nr. 3 u. 4 Heuhäcksel; Nr. 5 Getreideausputz; Nr. 6 Malzkeime
u. Cocoskuchenmehl; Nr. 7 Palmkerne und Biertreber; bei Nr. 8 u. 9 Torf.
Jr.
Wasser
Eiweiß-
artige
Amido-
ver-
Äther-
Zucker
Andere
N-freie
Rohfaser
Asche
Sand
Substz. bindanffen
Extrakt
Extrakts t.
1
13,31
10,31
4,46
2,02
23,60
29,23
10,03
6,60
0,44
2
22,10
7,13
5,18
1,04
14,60
24,68
13,33
11,20
0,74
3
13,74
11,25
2,25
3,13
5,10
42,82
14,35
4,84
2,52
4
14,03
15,89
10,31
9,44
3,25
4,62
3,53
1,48
8,20
21,20
42.47
14.02
10,57
24,05
5,02
2,62
5
9,30
6
16,34
7,69
7,62
1,16
28,00
21,09
9,89
7,80
0,32
7
14,22
10,06
4,56
2,66
20,85
19,75
21,28
6,00
0,62
8
24.29
10,19
*)
0,25
30,30
17,88
9,20
7,89
9
21,27
11,56
*)
0,26
37,20
12,94
7,28
9,49
*) N- haltige Substanz als Protein gerechnet.
Ölkuchen und Trockenschnitte; bei letzteren ist statt Rohprotein
„Eiweiß'' zu lesen.
Wasser
Eoh-
protein
Roh-
fett
N-treie
Extraktst.
Roh-
faser
Asche
Sand
Raps-
kuchen
f 9,63
32.88
8,08
25,14
16,02
5,93
2,32
7,95
34,69
7,55
27,41
14,87
6,30
1,23
7,70
[ 8,28
35,75
7,35
28,18
13,48
6,35
1,19
36,75
7,19
22,40
18,30
6,15
0,93
Eübsenkuch
. 7,61
32,88
10,03
23,08
17,57
5,29
3,54
11,95
34,50
9,46
15,19
24,00
4,61
0,29
Sonnen-
blumen-
kuchen
9,65
34,31
9,77
22,12
19,09
4,60
0,46
12,43
29,81
8,40
16,76
27,60
4,60
0,40
12,10
26,00
10,00
17,18
30,13
4,21
0,38
11,51
31,50
8,95
16,28
26,57
4,78
0,41
l 8,34
28,94
Nicht-Eiweiß
9,99
17,07
30,45
4,42
0,79
Eiweiß
artige N-Sbst.
Trocken-
schnitte
13,52
7,75
0,50
0,79
50,78
23,13
3,21
0,32
13,26
7,75
0,63
0,66
52,95
21,43
2,99
0,33
l 11,10
7,75
0,37
0,58
52,02
24,63
2,99
0,56
1) Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 662 u. flg.
17*
260
Landwirtschaftliche Tierproduction.
Roh-
protein
Rein-
protein
Amide
Rohfett
Rohfaser
Rohasche
N-freie
Extrakt
Stoffe
27,00
33,01
25,69
31,68
1,32
1,33
12,51
11,33
24,39
18,21
5.64
6,21
21,15
22,59
Ferner wird von 48 Proben Sonnenblumenkuehen der Gehalt an Fett
und Protein berichtet. Aus der Zusammenstellung ergeben sich folgende
Extremzahlen und berechnen sich folgende Mittel:
Maximum Minimum Mittel Maximum Minimum Mittel
Protein 41,69 21,13 35,00 Fett 21,41 7,93 13,00
Die chemische Zusammensetzung russischer und rumänischer
Sonnenblumenkuchen. Von Marjan Gorsky.i) — Untersucht wurden
6 rumänische und 8 russische Sonnenblumenkuehen. Es enthielten im Mittel:
Wasser
Rumänische 9,31
Russische . 8,65
Durch den größeren Proteingehalt sind russische Sonnenblumenkuehen
höher zu bewerten. Der hohe Rohfasergehalt der rumänischen Ware läßt
auf Herstellung aus nicht oder wenig entschälten Samen schließen.
Außerdem wird bei den russischen Kuchen die Garantie besser eingehalten.
(Dafort.)
Beitrag zur Kenntnis der Sesamkuchen. Von Arch. Gregoire
und E. Carpiaux. *) — Aus Anlaß des Vorkommens unreiner Sesamkuchen
untersuchten die Vff. Sesamkuchen in ausführlicherer Weise, um die Fragen
zu beantworten: 1. In welchem Grade variiert der Gehalt der Sesam-
kuchen des Handels an CaO? 2. Desgl. der Gehalt an Oxalsäure? und
3. Welche Umstände haben einen Einfluß auf den Gehalt der Kuchen an
Oxalsäure? Die Vff. untersuchten 19 Proben Sesamkuchen, von denen
3 von grauer, 7 von weißer und 9 von brauner Farbe waren. Die Unter-
suchung erstreckte sich auf die Bestimmung der Gehalte an Reinasche,
an CaO, an Oxalsäure, an Fett und den Fettsäuregehalt des Öls (Acidität
in °/o des Fettes als Ölsäure berechnet). Von den Ergebnissen der Analysen
teilen wir wie folgt den mittleren Gehalt, die Maxima und Minima, sowie
die Gehalte eines gleichzeitig mit untersuchten Sesamsamen in*'/o mit:
CaO
CjOs
2 N
II
II
5^
■g
1
.3
ig
TS
o
'S
o
6
o
.SS
ü__.
CäOsCaO*)
a
b
83,11
78,01
79,97
92,31
12,43
8,46
10,71
3,28
9,94
6,03
8,55
3,19
3,22
0,44
1,86
0,09
23,40
7,39
13,65
58,87
123
13
58
9
1.38
1,07
1,50
0,86
3,41
2,16
2,93
1,09
39,8
28,4
34,5
34,2
2,96
1,44
1,99
2,35
4,66
3,20
3,92
2,98
Maxima . .
Minima .
Mittel . .
Ses. - Samen
2,70
1,43
2,03
1,27
*) C2Ü3CaO a) in der Trockensubstanz; b) in der fett- und erdefreien Trockensubstanz.
Die Farbe der Ölkuchen ist wie es scheint ganz ohne Einfluß auf
deren Gehalt an CaO und CgOg. Wahrscheinlicher besteht in dieser Be-
ziehung ein Einfluß des Bodens, auf dem der Samen gewachsen; doch
bringen die Vff. keinen Beleg dafür an. Rechnerisch lassen sich aus dem
Gehalte an CaO und C2O3 eines Ölkuchens erkennen, ob er rein oder mit
anderen Kuchenarten vermischt ist.
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in Österr. 1913, 16, 141.
de l'Etat a Gembloux, Vol. U, Brüssel 1913, 145-153.
2) Annuairo de la Stat. agronom.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
261
Chemische Zusammensetzung der ungarischen Melasse. Von
Stephan Weiser.^) — In einer längeren Abhandlung über „die Melasse
als Futtermittel" stellt der Vf. die Ergebnisse der Untersuchung (Mittel)
von Melasse aus 23 ungarischer Zuckerfabriken zusammen. Aus den mit-
geteilten Zahlen kann für ungarische Melasse folgende durchschnittliche
Zusammensetzung angenommen werden: in %.
Mio.
Max.
"Wasser
21,0
12,9
35,9
Trocken-
substanz
79,0
Organische
Substanz
69,0
ßoh-
protein
11,3
8,44
13,62
N - freie
Extrakt-
Zucker
Asche
stoffe
57,7
49,7
10,0
—
39,9
7,0
—
55,4
14,15
Chemische Untersuchungen über die Ensilage des Mais. Von
D. Feruglio und L. Mayer.-) — Die Vff. haben in zwei Erntejahren
(1909/10) Untersuchungen darüber ausgeführt, welche Veränderungen der
grüne Futtermais bei der Einlagerung im Silo erfährt. Die Temperatur
im Silo überstieg nicht 60— 62'' C. und fiel allmählich auf 30° C. Die
Dauer der Ensilage betrug 85 — 90 Tage. Die Konservierungsverluste
waren verhältnismäßig gering, sie überstiegen nicht wesentlich S^/o. Die
stofflichen Veränderungen sind aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich.
In der fenchten Substanz
Mais frisch
Mais nach der
Ensilage
in der Trockensubitanz
Mais frisch
Mais nach der
Ensilage
Wasser
Trockensubstanz . . .
Gesamtstickstoff . . .
Rohprotein
ßeineiweiß
lösl. Eiweiß
unlösl. Eiweiß ....
Fett
Zucker (Glucose) . . .
Zucker (Saccharose) . .
Stärke
Pentosane
Rohfaser
Säure (als Milchsäure) .
Asche
Unbestimmtes (Differenz)
20,705
0,279
0.828
0,289
0,539
79,295
1,743
0,450
2,960
0,520
0,405
4,283
5,848
0,368
1,460
2,668
21,230
0,290
0,543
0,083
0,460
78,770
1,812
1,062
0,998
0,058
0,234
4,061
5,893
1,476
1,368
4,268
1,347
4,000
1,358
2,642
8,419
2,173
14,296
2,511
1.960
20,686
28,248
1,777
7,050
12,880
1,370
2,560
0,392
2,168
8,562
5,000
4,701
0,273
1,100
19,130
27,758
6,905
6,400
20,171
Die Zahlen zeigen, daß eine Zerstörung des Reinproteins und der
Albuminoide, daß ferner eine beträchtliche Abnahme der Zucker und zum
Teil auch eine solche der Pentosane stattfindet. Anderseits nehmen der
Atherextrakt und die Gesamtsäure zu. (Nenmann.)
Silage Fermentation. Von W. M. Esten und C. J. Mason.^) —
Aus fünfjährigen Versuchen ergiebt sich, daß eine ausgiebige Säuerung der
wichtigste Faktor für das Gelingen dieser Futter -Konservierung sei, die am
besten dann verläuft, wenn die Temperatur 25 — 30° C. nicht übersteigt.
Temperaturen über 38° C. sind nach des Vf. Ansicht gleichbedeutend mit
1) Österr. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 463. — -) Ricerch. speriment.
e Aft. spieg. 1911, m. 65—90 (R. Labor, chim. agrar. Udine). — 3) Connect. Storr's Aj^c. Exper.
Stat. 1912, Bull. 70, 40; hier bericht. nach Ctrlbl. f. Bakteriol. U. Abt. 1913, 37, 306 u. 307 (Löhnis).
262 Landwirtschaftliche Tierproduction.
„Silage destruction and not siiage formation''. — Gleichzeitig mit den
fortlaufenden Temperatur- Beobachtungen fanden Keimzählungen, besondere
Untersuchungen über die vorhandenen Milchsäurebakterien und Hefen,
sowie über Säure- und Alkoholbildung statt. Vermehrung und Tätigkeit
der Mikroben erreichen auch bei diesem Gärungsproceß ihr Maximum in
den allerersten Tagen. Nach 3 — 4 Wochen sind die Umsetzungen be-
endet. Das fertige Sauerfutter kann dann jahrelang ohne Schaden auf-
bewahrt werden, wenn für vollständigen Luftabschluß gesorgt ist. Ins-
gesamt wurden in den ersten Tagen reichlich 1000 Millionen Keime pro g
gezählt; von Hefen wurden 7 verschiedene Arten, von ]Milchsäurebakterien
vorwiegend solche Rassen isoliert, die Lactose nicht angreifen. Die Vff.
betonen, daß aus allen Futterarten ein gutes Sauerfutter bereitet werden
kann, aber nur unter der Bedingung, daß genügend Zucker zur Säure-
bildung vorhanden ist. Leguminosen sind deshalb mit Gräsern zu mischen.
In runden Holz -Silos gelingt die Konservierung am besten. Stein- und
Cement- Silos leiten die Wärme zu rasch ab.
Über die flüchtigen aliphatischen Säuren der Mais -Silage. Von
Arthur W. Dox und Ray E. Neidig. ^) — Gegenüber der Veröffentlichung
einer Arbeit über denselben Gegenstand von E. B. Hart und J, J. Willaman ')
machen die VfF. auf ihre bereits früher 3) unter gleichem Titel ver-
öffentlichte Arbeit aufmerksam und weisen auf die Verschiedenheit zwischen
ihren Ergebnissen und denen der anderen Autoren hin, die durch ver-
schiedene Arbeitsmethode bedingt sind. Sie haben die Alkohole und
Säuren, welche bei der Mais -Silage sich gebildet hatten, näher untersucht
und fanden Äthyl- und Propylalkohol im Verhältnis von 10:1, aber keinen
Methylalkohol. Im Durchschnitt bestanden die gesamten flüchtigen Säuren
aus 1 7o Ameisen-, 87 7o Essig-, 8,7 ^j^ Propion-, 3 % Butter- und
0,3 °/o Baldriansäure.
Über das Einsäuern von Rübenschnitzeln. Von A. Zaitschek. ^)
— Bei richtiger Einsäuerung von Rübenschnitzeln muß die Entwicklung
schädlicher Mikroorganismen dadurch gehemmt werden, daß der Gehalt
an freier Milchsäure im eingesäuerten Material je früher eine bis zu
2,5% steigende Concentration erreicht; es müssen also die Bedingungen
begünstigt werden, die zu einer raschen Zunahme der Milchsäurebakterien
führen. Zur Beförderung hat man zuerst ein Bespritzen der Schnitzel
mit Milch beim Einsäuern empfohlen. Da dieses Verfahren aber zu teuer
kam, so ist man nach Bouillant zur Anwendung von Reinkulturen der
Milchsäurebakterien übergegangen. Diese Kulturen wurden „Lacto- Pulpe"
genannt. Die vom Laboratorium Moser in Wien hergestellten Kulturen
werden unter der Benennung „Vindobona- Pulpe" in den Verkehr gestellt.
Der Vf. hat nun mit diesen Kulturen ausgedehnte Versuche angestellt,
beschreibt das Impfen der Schnitzel und kommt zu dem Schlüsse, letztere
Operation, wegen ihrer heiklen Durchführung, nicht dem Landwirt zu
überlassen, sondern der Zuckerfabrik mit ihrem Chemiker anzuvertrauen.
Die Schnitzel müssen im frischen, unverdorbenen Zustande geimpft werden,
da sonst die schädlichen Mikroorganismen die Oberhand bekommen. Die
i) The Journ. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 90—93. — =) Ebend. 1912, 34, 1619—1625. sowie
dies. Jahresber. 1912, 274. — s) Ebend. 34, 1609—1625. — *) Österr.- Ungar. Ztschr. f. Zackerind. u.
Ldwsch. 1913, 42, 1-8.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
263
so behandelten Schnitzel liefern ein ausgezeichnetes und die frischen
Schnitzel ganz ersetzendes Milchviehfutter. Die Tiere fraßen die geimpften
Schnitzel lieber. Bei Ersatz von 30 kg süße Schnitzel durch ebensoviel
saure Schnitzel steigerte sich die tägliche durchschnittliche Milchmenge,
bei gleichbleibender Qualität der Milch, um 1,88 kg, wobei die Kühe
täglich pro Stück nur 0,375 kg zunahmen. Bisherige Versuche haben
durch das Impfen der Schnitzel eine Trockensubstanz ersparnis von 9%
ergeben. Weiteren Versuchen muß es anheimgestellt werden, festzustellen,
wie groß die durch Impfen bewirkte Trockensubstanzersparnis ist und
welche Zusammensetzung diesem Trockensubstanzplus zukommt. (Stift)
Welche Erfahrungen liegen für die Einmietung der Schnitzel
unier Impfung mit Lacto- Pulpe vor? Von A. Herzfeld. ^) — Der Vf.
steat diesem Verfahren, unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen,
güastig gegenüber. Sollten weitere Versuche, namentlich wissenschaftlicher
Natur, ebenfalls günstig ausfallen, dann könnte man mit Hilfe dieses Ver-
fahrens in der Zukunft nach Millionen zählende Summen an Nährwert
beim Einmieten der Schnitzel ersparen, was auch eine erhöhtere Leistungs-
fähigkeit der Zuckerindustrie bedeuten würde. Fr. Strohmer^) verweist
auf die mit dem Verfahren in Österreich und in Ungarn erzielten, be-
friedigend ausgefallenen Resultaten, die zu weiteren größeren Versuchen
ermutigen. Von Interesse sind Versuche, bei denen erfrorene Rüben mit
Lacto -Pulpe versetzt und eingesäuert wurden und ein ausgezeichnetes
Viehfutter ergaben. Dadurch fanden die von der Fabrik zurückgewiesenen
Rüben eine ganz gute Verwertung. (stift.)
Zusammensetzung eingesäuerter Zuckerrüben - Blätter. Von A.
Morgen, C. Beger und F. Westhausser. ^) — Das untersuchte Sauerfutter
war von den Vff. aus 30 dz frisclien Blättern in cementierter Grube her-
gestellt; es war gut geraten, zeigte einen angenehmen säuerlichen Geruch
und wurde von Schafen und Ziegen gern gefressen. Es hatte folgende
Zusammensetzung: (Wassergehalt des Sauerfutters 78,7 "/o)
Rohprotein.
NX
6,25
Reineiweiß
NX
6,25
Amide
N NX
6,25
+^.
im frischen Zust.
i. d. Tr.-Substz.
14,30
67,12
0.50
2,33
3,13|0,28
24,561,31
1,75
8,19
0,22
1,02
1,38 (2,32)
6,37(10,89)
2,56
12,00
8,64
40,56
7,00
32,88
0,14
0,60
Das Sauerfutter wurde gelegentlich einer Arbeit über den Futterwert
desselben für Milchtiere (s. unter Fütterungsvers.) untersucht.
Die Kellner'schen Stärkewerte und die alte Bewertung der Futter-
mittel nach verdaulichen Nährstoffen. Von Th. Pfeiffer. *) — Bei dem
von Sehn ei de wind 5) durchgeführten Mastversuche an Ochsen machen
sich, wie der Vf. zeigt, die Unterschiede der rauhfutterreichen und der
rauhfutterarmen Ration (die Menge der verdaulichen Nährstoffe war gleich)
deutlich bemerkbar, wenn man die Stärkewerte berechnet. Wenn man das
den beiden Gruppen über das Erhaltungsfutter hinaus gegebene Produktions-
1) Ztschr. d. Ver. d. D. Zuckerind. 1913, 63, 744—751. — 2) Ebend. 751 u. ?Ö2. — S) D. Idwsch.
Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 655. — <) FüUing's Idwsch. Zeit. 1918, 62, 544—549 (Breslau). —
5) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 207. S. unter El.
264 Landwirtschaftliclie Tierproduction.
futter in Stärkewerten ermittelt und hiermit die Lebendgewichtszunahme
vergleicht, so ergiebt sich, daß die Lebendgewichtszunahme der rauh-
futterreich gefütterten Gruppe zwar scheinbar verhältnismäßig hoch ist, daß
aber dies durch die stärkere Magen- und Darmfüllung vorgetäuscht wird.
In Rücksicht hierauf und auf die bessere Ausmästung der rauhfutterarm
gefütterten Tiere muß gefolgert werden, daß die Kellner 'sehen Stärke-
werte auch bei Verwendung großer Rauhfuttergaben ausgezeichnete Dienste
zur richtigen Einschätzung des zu erwartenden Masterfolgs zu bieten
vermögen. (Mach.)
Die Geldwertberechnung der Futtermittel. Von Th, Pfeiffer. ^^ —
Der Vf. zeigt, daß es zur Beantwortung der Frage: in welchen Futtermitteln
stehen die erforderlichen Mengen von Eiweiß und Stärkewert am billigsten
zur Verfügung? keiner Berücksichtigung eines Sonderwerts des Eiweißes
bedarf, wenn der unter den verschiedenen Bedingungen (Düngerpflege) ■ver-
schieden hohe Düngerwert der Futtermittel eingeschätzt wird. (Über die
Bewertung der Pflanzennährstoffe und die Einschätzung der Verluste beim
Lagern des Stallmistes s. Original.) Auch für eine Einschätzung des Geld-
wertes der sog. marktlosen Futtermittel (jedoch lediglich für die Zwecke
der Kalkulation über den An- und Verkauf, nicht für die Buchführung)
läßt sich das eingeschlagene Verfahren benutzen. Hierbei wird der Futter-
wert nach ihrem Stärke wert entsprechend dem Lokopreise des Stärkewertes
in den jeweilig billigsten Handelsfuttermitteln berechnet. Beim Düngewert
nimmt der Vf. außer dem Wert von N, KjO und P2O5 die organische Masse
zu 1 Pf. für 1 kg an und berücksichtigt außerdem den Einfluß der
mangelhaften Concentration dadurch, daß für jedes einzelne Futtermittel
eine Zahl berechnet wird, die angibt, welche Mengen Ölkuchen mittlerer
Zusammensetzung (Zuschlag) erforderlich sind, um eine Futtermischung
mittlerer Concentration (auf 100 Tl. Trockensubstanz 50 Tl. Stärkewert)
zu erhalten. Diese Faktoren, zusammengenommen mit den in jeder Wirt-
schaft verschieden hohen Transportkosten für die erforderlichen Mengen
Zuschlag, ermöglichen eine Bereclmung der Abzüge, die von den Summen
des Dünge- und Futter wertes der betreffenden Futtermittel zu machen sind,
woraus sich dann die Gebrauchswerte ergeben. Der Vf. wendet sich
schließlich gegen eine Arbeit von J. König'), der die Verwendung der
Stärkewerte für die Geld Wertberechnung verwirft. (Mach.)
Vorschläge zur Gewinnung eines praktischen Verfahrens der Ein-
schätzung der Preiswürdigkeit der Futtermittel und der Aufstellung
von Futterrationen auf der Kellner'schen Grundlage. Von H. Neubauer.^)
— Eine Berechnung des mittleren Geldwerts von Stärkewert und ver-
daulichem Eiweiß nach der Methode der kleinsten Quadrate liefert wider-
sprechende Ergebnisse, wenn, wie es der Vf. durchführt, bei 16 Futter-
mitteln Fleischfuttermehl oder Futtergerste oder beide Futtermittel fort-
gelassen werden. Der Vf. macht nun Vorschläge, wie der Landwirt sowohl
die Preiswürdigkeit der Futtermittel einschätzen als auch die Zusammen-
stellung der Rationen einfach bewerkstelligen kann. Hierzu werden die
Begriffe „Futtermittelzahl" d, i. Menge eines Futtermittels oder eines Futter-
mittelpaares, die 100 kg Stärkewert enthält, und „Eiweißzahl", d. i, die in
I) D. Idwfech. Versuchs&t. 1913, 79 n. 80, 279-321 (Breslau). — 2) Dies. Jahresber. 1912, 307.
— 8) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 465—490.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 265
100 kg Stärkewert enthaltene Menge an verd. Eiweiß, eingeführt. Um z. B.
eine Eation durch x kg Stärkewert und y kg verd. Eiweiß möglichst billig
zu ergänzen, hat man mit Hilfe einer näher beschriebenen graphischen
Darstellungsweise (Futterpreistafel) diejenigen Paare von Futtermitteln zu
ermitteln, die die gewünschte Ergänzung zu billigstem Preise zu liefern
vermögen. Das Verfahren, dessen Einzelheiten im kurzen Auszug nicht
geschildert werden können, ist überaus einfach, wenn man sich der Futter-
preistafel, die der Vf. mit einer Anleitung demnächst erscheinen lassen
wird, bedient, und kann ohne umständliche Rechenarbeit in kurzer Zeit
ausgeführt werden. (Mach.)
Beiträge zur Bewertung der Futtermittel. Von F. Mach.^) —
Die zuverlässige Abschätzung des Stärkewerts stößt noch bei vielen Futter-
mitteln auf erhebliche Schwierigkeiten. Es sind daher noch ausgedehnte
Untersuchungen erforderlich, um die bestehenden Lücken auszufüllen. Da
es sich ferner empfiehlt, den Landwirten ohne große Kosten Angaben
über den Gehalt der verwendeten Futtermittel an Stärkewert und ver-
daulichem Eiweiß zu machen, schlägt der Vf, vor, die Futtermittel auf
Protein, Fett, Wasser, wenn möglich auch auf Asche (bei den fettarmen
stärkehaltigen auch auf Stärke) zu untersuchen und mit Hilfe der K eil n er-
sehen Verdauungscoefficieuten und der Wertigkeit den mittleren Stärkewert
der protein- und fettfreien oder der protein-, fett- und aschefreien Trocken-
substanz zu berechnen und dem ebenfalls berechneten Stärke wert des ge-
fundenen Protein- und Fettgehaltes zuzuzählen. Wie an einigen Beispielen
gezeigt wird, liefert das Verfahren hinlänglich zutreffende Werte; die
allgemeine Brauchbarkeit ist jedoch noch näher zu prüfen. Der Vf. schlägt
ferner vor, für die Abschätzung des Geldwerts lediglich den Preis des
in den einzelnen Futtermitteln enthaltenen Stärkewerts zu berechnen und
bei der Auswahl der anzukaufenden Futtermittel die in 100 kg Stärkewert
enthaltene Eiweißmenge und die Concentration (die 100 kg Stärkewert
entsprechende Menge des Futtermittels) zu berücksichtigen. Der Stärkewert-
preis einer Reihe eiweißarmer und eiweißreicher Futtermittel ist wenig
verschieden, doch sind die Abweichungen von dem durchschnittlichen
Stärkewert bei einzelnen Futtermitteln derart groß, daß hierdurch der
Stärke wertpreis stark verändert werden kann. (Mach.)
Die Geldwertberechnung der Futtermittel. Von Th. Pfeiffer. ^) —
Der Vf. gibt im Anschluß an die in Bd. 79/80 der Ldwsch. Versuchsst.
erschienenen hierhergehörenden 3 Arbeiten (s. die vorstehenden Referate) und
an die Beratungen des vom Verbände landwsch. Versuchsst. eingesetzten
Sonderausschusses für die Bewertung der Futtermittel einen Überblick über
den augenblicklichen Stand der Geld Wertberechnung. Hierbei wird 1. die
Preisausgleichsrechnung, 2. die eigentliche Geldwertberechnung der Handels-
futtermittel und 3. die Geldwertberechnung der sog. marktlosen Futter-
mittel behandelt. Bezüglich der Einzelheiten muß auf das Original ver-
wiesen werden. Den Schluß bildet die vom Verbände auf Vorschlag des
erwähnten Sonderausschusses angenommene Resolution. Hiernach ist eine
Änderung der an sich verbesserungsbedürftigen Preisausgleichsrechnung
1) D. ldwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 815—846 (Angnstenberg). — =) Fühling's ldwsch. Zeit.
1913, 62, 737—757 (Breslau).
266 Landwirtschaftliche Tierproduction.
(nach den Verhältnis 2:2:1) vorläufig nicht als zweckmäßig zu erachten.
Die Geldwertberechnung der Handelsfuttermittel hat von dem Stärkewert,
als der augenblicklich sichersten Grundlage auszugehen. Das verdauliche
Eiweiß ist nicht gesondert zu bewerten; dagegen ist der Düngerw^ert nach
den Vorschlägen von Pfeiffer zu berücksichtigen. Die Geld-svertberechnung
der marktlosen Futtermittel erfolgt auf derselben Grundlage, wobei eben-
falls der etwas anders festzustellende Düngewert und der Minderwert in-
folge mangelhafter Concentration zu berücksichtigen ist. Die Frage nach
der wirtschaftlichen Verwertung der Futtermittel bleibt hierdurch unberührt.
(Mach.)
Die Geldwertberechnung der Futtermittel. Von J. König, i) —
Nach dem Vf. ist die Ermittlung des Futtergeldwertes, die dem Landwirt
Anhaltspunkte für den Ankauf der Handelsfuttermittel geben und bei
Mindergehalten zur Berechnung des Minderwerts dienen soll, nach dem
Gehalt an wertbestimmenden Bestandteilen: Protein, Fett und N-freien
Extraktstoffen vorzunehmen. Der Vergleich der Handelsfuttermittel nach
ihrem Gehalt ist möglich, denn die Unterschiede sind bei ihnen in bezug
auf Verdaulichkeit und Wertigkeit der Rohnährstoffe nicht sehr erheblich.
Im großen und ganzen geht der Gehalt an rohem wie verdaulichem Protein
und Fett dem Preise parallel. Das nach der Methode der kleinsten
Quadrate berechnete Wertsverhältnis von 2:2:1 ist durchaus als zutreffend
anzusehen. Für die praktischen Bedürfnisse ist es am zweckmäßigsten,
nur mit Rohnährstoffen zu rechnen, weil nur diese sich direkt bestimmen
lassen und nur für sie eine sichere Garantie geleistet werden kann. Die
Nebenwirkungen und der physiologische Nutzungswert müssen zwar be-
rücksichtigt werden, doch ist das Wertsverhältnis der einfachen Nährstoffe
zuerst festzulegen. Das läßt sich aber bis jetzt am sichersten nur durch
Zugrundelegung der Marktpreise und der Rohnährstoffe berechnen und ist
auch unentbehrlich für die Wertsberechnung bei Mindergehalten. Eine
Garantie nach verdaulichen Nährstoffen oder nach Stärkewerten hält der Vf.
für unausführbar. (Mach.)
Literatur.
Bredemann. G.: Beiträge zur Futtermitteluntersuchung. Salzsäure-
Chloralhydrat als praktisches Hilfsreageus. — Ldwsch. Versuchsst. 79 u. 80, 329
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Budai (Bauer) Koloman: Eine neue Bestimmung der Rohfaser. — Ztschr.
f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, Nr. 11, 295 — 304. — Das wesentlich Neue in der
Bauer' sehen Methode ist, daß bei ihr die Laugenkochung ganz fortfällt und
infolgedessen auch Lignin, Suberin, Cutin und die Farbstoffe in der Rohfaser
zurückbleiben. Die Methode soll insbesondere bei der Untersuchung von Getreide-
mehlen angewendet werden.
Feßler, Kurt: Untersuchungen an Buchweizenschalen. — Ztschr. f.
physiol. Chem. 1913, 85, 148 (Hannover, Physiol. inst. d. Techn. Hochschule). —
Die Buchweizenkrankheit der Haustiere, von der besonders Tiere mit nicht
pigmentierter Haut befallen werden, wenn sie dem Lichte ausgesetzt sind, ist
auf die photodynamische Wirkung des Buchweizenchlorophylls zurückzuführen.
Henneberg, W. : Anweisung zur Züchtung der Reinkultur -Einsäuerungs-
pilze. — Ztschr. f. Spiritusind 1913, 36, Nr. 50, 612. — Beim Einsäuern von
Futtermitteln, insbesondere Kartoffeln, Rüben usw. zu verwenden.
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B. Chemisch - physiologische und C. Experimental Untersuchungen. 267
Honcamp, F.: Die Handelsfuttermittel, ihr "Wert und ihre zweckmäßige
Verwendung. — Illustr. Idwsch. Zeit. 1913, 33, Nr. 89. Sonderabdruck.
König, J. (-Münster): Die sog. stickstofffreien Extraktstoffe in den Futter-
und Nahrungsmitteln. — Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u. Genußm. 1913, 26, Heft 6,
273 — 282. (Nach einem für den XI. Internationalen Kongreß für Pharmacie in
s'Gravenhagen ausgearbeiteten Bericht.
Turrentine, J. W.: The Fish-Scrap Industrie of the Atlantic Coast.
Bulletin of the U. S. Depart. of Agricult. Nr. 2. — Contribution from the Bureau
of Solls, Milton Whitney, Chief. 1913, 27/12.
Völtz, W. : Wie hat die Impfung der einzusäuernden Hackfrüchte und der
Rauhfutterstoffe mit Reinkulturen von Milchsäurebakterien zu erfolgen? —
Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 49, 599.
Völtz, W., und Deutschland, A.: Über den Futter- (Geld-) Wert der
Maisschlempe. — Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 5, 47.
Weiser, Stephan: Die Melasse als Futtermittel. — Österr.-Ungar. Ztschr.
f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 462 — 521. — In langer Abhandlung bespricht
der Vf. die chemische Zusammensetzung der Melasse; Tierversuche (Fütterungs-
versuche an Ochsen, Kühe, Pferde, Schweine, Schafe); die Erfahrungen der
landwirtschaftlichen Praxis bei der Verfütterung von Melasse.
B. Chemisch -physiologische und
C. Experimentaluntersuchungen.
Referent: F. Reinhardt.
Über den Gehalt an Kreatin der Muskeln verschiedener Tiere und
der verschiedenen Arten des Muskelgewebes. Von Mario Cabella.^) —
Untersucht wurden die glatten, gestreiften und Herzmuskeln verschiedener
Tierklassen (Säugetiere, Vögel, Fische und Weichtiere), dann auch ver-
schiedene Muskelgruppen desselben Tieres. Das Untersuchungsmaterial
stellte sich der Vf. so her, daß er das fein zerkleinerte Muskelgewebe durch
dreimaliges 2 stündiges Kochen mit physiologischer NaCl-Lösung extrahierte.
Dann wurde der Gehalt an Kreatin bestimmt, und zwar nach vorheriger
Überführung in Kreatinin, vermittels der Folin' sehen Methode. Die Unter-
suchungen führten zu folgenden Ergebnissen: 1. Bei den Wirbeltieren ist
das Kreatin im Muskelgewebe immer vorhanden ; und zwar ist es der Menge
nach so verteilt, daß die gestreiften Muskeln am meisten Kreatin enthalten,
weniger die Herzmuskeln, und die glatten Muskelgewebe nur geringe Mengen.
2. Der Kreatingehalt der einzelnen quergestreiften Muskeln desselben Tieres
ist verschieden, auch bei Bezugnahme auf den Trocken- und Gesamt-N-
Rückstand. 3. Die Brustmuskeln der Vögel enthielten stets mehr Kreatin,
als die Schenkelmuskeln. 4. Das Verhältnis zwischen Gesamt- N und
Kreatin -N schwankte für die willkürlichen Muskeln der Säugetiere, Fische
und Vögel und für die Herzmuskel des Rindes zwischen 3 und 4, für
die Brustmuskel der Vögel zwischen 4 : 5 und betrug für den Herzmuskel
des Huhnes und das glatte Muskelgewebe fast 1. 5. Das Muskelgewebe
der Wirbellosen enthielt nur äußerst geringe Mengen Kreatin, bezw. war
dieses überhaupt nicht nachzuweisen.
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 84, 29—38 (A. d. Latorat. d. italien. Hospitals in Buenos Aires).
268 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Der Kreatingehalt des Muskels unter normalen Bedingungen.
Von Viktor C. Meyers und Morris S. Fine. ^) — Die Beziehung des-
selben zum Harnkreatinin. In der vorliegenden Arbeit wurde der
Kreatingehalt von Hunde-, Kaninchen- und Katzenmuskeln festgestellt, und
es wurde der Gehalt an Kreatin im Kaninchenharn bestimmt und dann
mit dem Kreatingehalt des Körpers dieser Tiere verglichen. Aus den Ver-
suchen geht hervor, daß der Gehalt an Kreatin in den Muskeln bei den
einzelnen Tierarten ein recht gleichmäßiger ist; beim Kaninchen wurden durch-
schnittlich 0,52^0, in der Muskulatur der Katze 0,45% und beim Hunde
0,37% Kreatin gefunden. Im Kaninchenharn wurde um so mehr Kreatinin
gefunden, je höher der Gesamtkreatingehalt des Organismus des betreffenden
Tieres war. Durch diese Tatsache wird bewiesen, daß das Kreatinin ein
Abbauproduct des Kreatins ist.
Der Einfluß des Fastens auf den Kreatingehalt des Muskels.')
Der Kreatingehalt der Muskulatur und des Gesamtkörpers wurde be-
stimmt^ vmd es wurde gefunden, daß derjenige des Muskels während des
Fastens zunächst zu- und dann abnimmt. Während des Fastens wird
Kreatin in ständig steigenden Mengen ausgeschieden, welches höchst-
wahrscheinlich dem Muskelgewebe entstammt.
Der Einfluß der Verfütterung von Kohlenhydraten auf den
Kreatingehalt des Muskels. 3) Kaninchen wurden längere Zeit
hindurch lediglich mit C- Hydraten gefüttert, dann getötet, und es wurde
darauf der Kreatingehalt der Muskulatur festgestellt. Der Gehalt an Kreatin
nahm, genau wie oben, zunächst zu und dann wieder ab. Im Harn w'urden
dagegen geringe Mengen Kreatin ausgeschieden.
Der Einfluß der Verfütterung von Kreatin und Kreatinin
auf den Kreatingehalt der Muskeln.-*) Durch subkutane Darreichung
von Kreatin an Kaninchen wird scheinbar eine schwache Steigerung des
Kreatingehaltes der Muskeln verursacht. Die Erhöhung belief sich in
5 Versuchen auf 5%, welche Zunahme jedoch nicht dem im Harn nicht
wieder ausgeschiedenen Kreatin entspricht. Ebenso wirkt die Verfütterung
von Kreatinin auf den Kreatingehalt der Muskeln. Die Steigerung des
Gehaltes betrug in 3 Versuchen über 6% i^^er den gewöhnlichen Kreatin-
gehalt. Diese scheinbare Vermehrung des Muskelkreatins ist jedenfalls nicht
auf eine Zurückhaltung des unveränderten Kreatinins zurückzuführen. Von
dem zugeführten Kreatin, und zwar je nach dessen Menge, wurden 25 — SO'^/q
unverändert wieder im Harn ausgeschieden, während 2 — 10% als Kreatinin
im Urin erschienen. Diese Verwandlung dürfte zur Aufklärung des Ver-
haltens beider Körper im Stoffwechsel von Wichtigkeit sein. Wurde
Kreatinin verfüttert, so wurden 77 — 82*^/0 im Harn wieder abgegeben, ohne
daß eine Umwandlung in Kreatin stattfand.
Beiträge zur Muskelchemie. Von G. Buglia und A. Costantino. s)
— V. Mittl. Über die Purinbasen der glatten Muskeln der
höheren Tiere. Zu ihren Versuchen benutzten die Vff. die hydrolysierte
Muskelsubstanz vom Retractor penis des Ochsen. In diesem Falle konnten
1) Journ. of Biol. Chem. 1913, 14, 9—26 (Post - Gradaate Med. Schoo;. New York). — '^ Ebend.
1913, 15, 283-304. — S) Ebend. 1913, 15, 305—310; ref. nacb Chem. Ctrlbi. 1913, II. 1416 n. 1417
(Honle). — ■•) Ebend. 1913, 16, 169—186; ref. nach Chem. Ctrlbi. 1914, I. 558 (Franck). — ») Ztschr.
f. physiol. Chem. 1918, 83, 45—49 (A. d. chem. physiol. Abt. d. zool. Stat. Neapel).
B. Chemisch -physiologische und C. Experimentaluntersuchungen. 269
sowohl die freien Purinbasen als auch diejenigen der Muskelproteine be-
stimmt werden. Die Versuche führten zu folgenden Ergebnissen: Die
Purinbasen der glatten Muskeln bestehen aus Oxypurinen. Mit großer
Wahrscheinlichkeit ist auch das Hypoxanthin vorhanden, welches allerdings
bezüglich der Quantität bedeutend hinter dem Xanthin zurücktritt. Dieses
läßt sich sogar noch in kleineren Mengen des frischen Muskels (300 g)
quantitativ bestimmen. Es ist ein unterschied zu machen zwischen den
Purinbasen der glatten und der quergestreiften Muskeln von höheren
Tieren, da sie ausschließlich Hypoxanthin enthalten. Dagegen läßt sich
nicht entscheiden, ob das Xanthin im glatten Muskel vorgebildet ist.
VI. Mittl. Der freie durch Formol titrierbare Aminosäure-
Stickstoff und der Gesamtextraktiv-Stickstoff im Muskelgewebe
von hungernden Tieren.^) Die Versuche hatten den Zweck, fest-
zustellen, welche Veränderungen die verschiedenen im Muskelgewebe ent-
haltenen Formen des N während des Hungers erleiden. Im Verlaufe der
Versuche wurde der Gebalt an freiem Amino-N und an Gesamtextraktiv-N
im Muskelgewebe normal ernährter und anderseits längere Zeit hungernder
Tiere bestimmt. Die Hungerperiode dauerte 12 — 25 Tage, während welcher
die Tiere soviel HgO trinken konnten, als sie wollten. Alle gefundenen
Werte wurden auf Trockensubstanz umgerechnet. Der Vf. zieht aus seinen
Versuchen einige Schlußfolgerungen, denen wir folgendes entnehmen:
1. Durch den Hunger tritt keine bemerkenswerte Veränderung des Ge-
samt-N, eine geringe Zunahme des Gesamtextraktiv-N und eine Zunahme
des freien, durch Formol titrierbaren Aminosäure-N und zwar um ungefähr
Y4 des Wertes, der bei normal ernährten Tieren vorgefunden wird, ein.
2. Beim Vergleiche der Werte des freien durch Formol titrierbaren Amino-
säure-N auf den in der Muskelsubstanz gefundenen Gesamt-N, findet man,
daß auch in dem Falle der erstere bei hungernden Tieren höher ist. 3. Die
Vermehrung des freien Aminosäure-N ist nicht eine progessive, sondern
sie hält sich während einer verhältnismäßig langen Hungerperiode fast
auf gleicher Höhe; somit besteht wahrscheinlich die Neigung, während des
Hungerns das Verhältnis zwischen den beiden Arten des N auf gleicher Höhe
zu erhalten. 4. Die an Octopus vulgaris ausgeführten Versuche führten zu
den entgegengesetzten Ergebnissen ; sie zeigen sowohl eine Verminderung des
Gesamt-N, als auch eine Verminderung des Extraktiv- und des freien Amino-
säure-N. 5. Die Vermehrung des freien Amino-N im Muskelgewebe während
des Hungerzustandes läßt sich jedenfalls sowohl durch Zerfallerscheinungen
der Reserveeiweißsubstanzen und des Organeiweißes, wodurch eine Ver-
mehrung der sich normalei'weise im Muskelgewebe findenden freien Amino-
säuren herbeigeführt wird, als auch durch eine verminderte Oxydation
dieser Säuren, erklären. 6. Die freien Aminosäuren des Muskels, welche
sich dort während des Hungerns in vermehrter Menge ansammeln, werden
weniger als im normalen Zustande verbraucht, weil während des Hunger-
zustandes eine Anhäufung der freien Aminosäuren im Harn vor sich geht.
Über das Verhalten des Muskelkreatins bei der Ermüdung. Von
Vittorio Scaffidi. ') — Die wichtigsten Ergebnisse aus seinen Unter-
suchungen teilt der Vf. wie folgt mit: 1. In den Muskeln des Frosches
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 84, 243-253 (Physiol. Inst. d. Univ. Neapel). — 2) Biochem.
Ztschr. 1913, 50, 402—417 (A. d. Lab. d. ital. Hospitals Buenos Aires).
270 Landwirtschaftliche Tierproduction.
und des Hundes ist das Kreatinin präformiert nicht vorhanden. 2. Nach
der Arbeitsleistung tritt in den Muskeln des Frosches kein Kreatinin auf.
3. Dieser Stoff wird demnach während der Arbeitsleistung des Muskels
in diesem nicht gebildet, vielmehr wird es sofort nach seiner Entstehung
entfernt oder zerstört. 4. Die Menge des Muskelkreatinins zeigt bei gleichen
Versuchsverhältnissen gewisse Schwankungen, deren Grenzwerte im ruhenden
und im arbeitenden Muskel einander entsprechen. Hieraus ist zu schließen,
daß diese Schwankungen im arbeitenden Muskel nicht auf die Yersuchs-
bedingungen (Arbeitsleistungen) bezogen werden dürfen. 5. Es ergiebt sich
also, daß das Muskelkreatin während der Muskeltätigkeit keine nennenswerten
Veränderungen erleidet. Vielleicht ist es auch möglich, daß einerseits der Stoff
im Muskel bei der Arbeitsleistung aufgebraucht und anderseits in demselben
neues Kroatin aus den Spaltungsproducten der Muskelproteine aufgebaut wird.
Muskelchemie. Die Wärmeerzeugung bei Ermüdung und ihre
Beziehung zu der Bildung von Milchsäure im Amphibienmuskel.
Von Rudolf A. Peters, i) — Es wurde mit Hilfe des von Hill modi-
ficierten Differenzialcalorimeters festgestellt, daß die Summe aus der Wärme-
entwicklung des Froschmuskels bei der zur Ermüdung führenden Zusammen-
ziehung (0,9 cal. für 1 g Muskelgewebe) und aus der Wärmebildung bei
der Chloroform starre des ermüdeten Muskels (0,87 cal. pro 1 g) fast gleich
ist, der Wärme, welche bei der genannten Starre des nicht ermüdeten
Muskels erzeugt wird, und diese beträgt 1,7 cal. für 1 g Muskelgewebe.
Die bei seinen Versuchen gebildeten Milchsäuremengen stimmten mit den-
jenigen, welche von anderen Autoren bei Muskelermüdung in Starre ge-
funden worden waren, überein. Hieraus konnte der Schluß gezogen werden,
daß Wärmeentwicklung und die Bildung von Milchsäure in innigem Zu-
sammenhang stehen. Wurden die Muskeln 1 Stunde vor dem Versuche
unter 1 Atmosphäre 0-Druck ausgesetzt, so trat keine höhere Wärmebildung
der Muskeln ein.
Chemische und physikalisch-chemische Eigenschaften der Flüssig-
keiten aus gestreiften und glatten Muskeln. Von F. Bottazzi und
H. Quagliariello. 2) — IL Eiweißgehalt der Flüssigkeit und Ver-
hältnis der suspendierten Körnchen (Myosin) zum gelösten Myo-
protein. Die Trennungsmethode beruht auf der Unlöslichkeit des Myosins
in neutralen Salzlösungen und Aqua dest. Zur Erlangung einer möglichst
quantitativen Trennung wird das Optimum der Menge von Kieselgur und
besonders ein Quarzsand zum Verreiben der Muskeln ausgesucht. Das
Gesamtprotein der Muskelflüssigkeit besteht je nach der Herkunft aus 33
bis 61 *^/o Myosin, welche Abweichungen jedenfalls durch die unsichere
Bestimmungsmethode bedingt sind. Die Muskelflüssigkeit des Hundes ent-
hält wesentlich mehr körnige Bestandteile als die des Ochsen; die Vff.
bringen diesen Befund mit der großen Zusammenziehbarkeit der Muskeln
des Hundes in Zusammenhang.
Die Einwirkung von Kohlendioxyd und von Sauerstoff auf den
Muskeltonus in den Blutgefäßen und im Darmkanal. Von D. R.
Hooker. =5) — Durch Einwirkung von COg, 0, H, N und von Gemischen
1) Journ. o£ Physiol. 1913. 47. 243—271 (Physiol. Lab. Cambridge). — ^) Atti R. Acad. dei
Lincei, Eoma 1913, 22.' II. 52—59; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, H. 1238 (Byk). — S) Amer. Journ.
Physiol. 1913, 31, 47-58; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, 1. 1122 u. 1123 (Henle).
B. Chemisch - physiologische und C. Experimentahintersuchungen. 271
dieser Gase auf isolierte Darm- und Gefäßstücke von der Katze, vom Frosch
und von der Schildkröte, konnte beobachtet werden, welchen Einfluß diese
Gase auf den Zustand der glatten Muskulatur ausüben. COg wirkte sichtbar
günstig nur auf die Muskulatur der Darmwandung, und auch nur dann,
wenn sie rhythmisch tätig war. Das Gas wirkte dagegen stets erschlaffend
auf den Gefäßmuskel ein und zwar schon in kleinsten Mengen. Führte
der Muskel rhythmetische Contractionen aus, so wurde der Rhythmus ent-
weder aufgehoben oder herabgesetzt. Unbedingt erforderlich ist die An-
wesenheit von 0 sowohl für den Rhythmus, wie für die Aufrecht-
erhaltung des Tonus beim Gefäßmuskel. War der Darmmuskel rhythmisch
tätig, so reagierte er auf COj und auf 0 ebenso wie der Gefäßmuskel;
befand er sich im arhythmetischen Zustande, so reagierte er mit Contraction
auf COj und erschlaffte bei Einwirkung von 0.
Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten
Muskel. Von Herbert Elias. ^) — Die Versuche sollten dazu dienen zu
untersuchen, wie sich die COg- Bildung im ruhenden und arbeitenden Muskel
vollzieht. Der Vf. arbeitete mit frischem Rinderblut, wählte als Ver-
suchstier einen Hund und ließ seine hinteren Extremitäten mit defibriniertem
Rinderblut durchströmen. Bei den Ruheversuchen begnügte sich der Vf.
damit, zu Beginn und am Ende des Versuches je 2 mal 100 ccm Blut
aus dem arteriellen Teil des Apparates zu entnehmen, um dann den COj-
Gehalt zu bestimmen, hingegen wurde bei den Arbeitsversuchen (Tetanus-
versuchen) nach jeder Viertelstunde eine Blutprobe zur Analyse entnommen.
Auf die Besprechung der einzelnen Versuchsprotokolle und Tabellen soll
hier nicht näher eingegangen, sondern nur das Ergebnis der Versuche
kurz mitgeteilt werden : Der künstlich mit Blut durchströmte Muskel bildet
in der Ruhe rund 7 mg CO2 auf 1 kg und Minute berechnet. Die Er-
höhung der CO2- Ausscheidung durch Muskeltätigkeit beläuft sich auf das
15 fache des Ruhewertes.
Untersuchungen über die biologische Bedeutung und den Meta-
bolismus der Eiweißstoffe. Von A. Costantino. ^j — VII. Der durch
Formol titrierbare Aminosäurestickstoff im Blutserum und in
den Blutkörperchen von verschiedenen Tieren. Frisches Blut ver-
schiedener Tiere (Hund, Schwein und Truthahn) wurde enteiweißt, ein Teil
bei 70^ getrocknet, während ein andrer Teil geschleudert wurde, zwecks
Gewinnung des Serums. Dieses wurde ebenfalls bei 70 "^ getrocknet. Der
Trockenrückstand wurde darauf mit wäßrigem Alkohol unter Zusatz von
BaClg, Ba(0H)2 und NaHjPO^ — um eine gute Trennung der Eiweiß-
körper zu erzielen — einige Zeit geschüttelt. Die Extraktionsflüssigkeit
war stets vollständig klar und kaum gefärbt. In denselben wurde dann
der durch Formol titrierbare Aminosäure-N nach Abzug des Ammoniak-N
bestimmt. Aus den Versuchen ergeben sich folgende Schlußfolgerungen:
Im Serum und auch in den Blutkörperchen findet sich formoltitrierbarer
Aminosäure-N. Die Menge desselben ist im Serum sehr gering, dagegen
sehr groß in den Blutkörperchen. In den kernfreien Blutkörperchen ist
die Quantität des gen. Aminosäure-N um ungefähr die Hälfte geringer als
1) Biochem. Ztschr. 1913, 55, 153—168 (A. d. Physiol. - ehem. Inst. Straßlurg). — 2, Ebend.
1918, 51, 91—96 (A. d. physiol. Inst. d. Univ. Neapel).
272 Landwirtschaftliche Tierproduction.
in den kernhaltigen Blutkörperchen; dagegen ist die Menge des Amino-
säure-N im Serum von Säugetieren und beim Truthahn fast gleich.
Zur Frage über den physiologischen Wert des Eiweiß. Von
Georg V. Wendt. ^) — Die von Rubner als auch von Kellner auf-
gestellten Begriffe des physiologischen Nutzwertes der Eiweißkörper, wurden
vom Vf. an der Hand theoretischer Erwägungen und praktischer Versuche
über den Calorienumsatz milchender Kühe nachgeprüft. Nach dem Vf.
muß als Nutzwert ganz allgemein die Eigenschaft eines Stoffes bezeichnet
werden, welche ihn als Nährstoff charakterisieren ; während die von Rubner
rein energetisch gefaßte Bezeichnung „phj^siologischer Nutzwert" nur einen
Teil des gesamten Nutzwertes einschließt. Beim Eiweiß soll mau nach
dem Vf. drei Wertarten unterscheiden: den Assimilationswert, den physio-
logischen Energiewert und den physiologischen Thesaurierungswert. Ge-
naueres hierüber und besonders über die Ableitung und Erklärung dieser
Begriffe ist aus der Originalarbeit zu entnehmen.
Über das Verhalten von Jodeiweiß im Organismus. Von J. Wohl-
gemuth und B. Rewald.-) — Im Laufe ihrer Untersuchungen über das
Bindungsvermögen tierischer Eiweißkörper für Jod, stellten die Vff. fest,
daß besonders das Blut und seine Eiweißkörper ein verhältnismäßig recht
hohes Jodbindungsvermögen besitzen. Für ihre Versuche an Kaninchen
und Hunden benutzten die Vff. ein jodiertes Bluteiweiß -Präparat, das
sog. Testijodyl, welches auch in natürlicher Bindung Fe enthält. Es zeigte
sich, daß das Präparat von den Tieren, ohne irgend welche Störungen im
Allgemeinbefinden hervorzurufen, gut resorbiert wurde. Die Ausscheidung
an Jod verläuft so, daß die ersten Spuren nach ca. 3 Stunden im Harn
auftreten und nach 48 Stunden kein Jod mehr im Harn nachgewiesen
werden konnte. Im ganzen wurden im Harn 70 — 80°/o des verabreichten
Jods wieder ausgeschieden. Wo die übrigen 20 — 30% des Jods geblieben
sind, darüber können die Vff. bestimmte Angaben nicht machen, erwähnen
aber, daß durch den Kot eine Jodausscheidung nicht erfolgt.
Über Milchsäurebildung im Blute. V. Mittl. Von W. Griesbach
und S. Oppenheimer. ^) — Hinsichtlich der Tatsache, daß der tierische
Organismus fähig ist, aus Dextrose, Lävulose, Glycerin und auch aus
Alanin d- Milchsäure zu bilden, sollte die Einwirkung von Blutkörperchen
auf einige andere Zuckerarten, die physiologisch wichtig sind, sowie auch
auf einige andere Substanzen, welche aber nicht zu den C- Hydraten ge-
hören, untersucht werden. Zu den Versuchen verwandten die Vff. reinste
d-Glucose, d-Lävulose, d-Mannose, d-Galactose und a-Glucoheptose, ferner
die Nicht- C- Hydrate Inosit, d-1- Alanin und Glycerin. Als angreifende
Substanz dienten gewaschene Blutkörperchen aus Hundeblut. Die Ver-
suchsanordnung ist fast genau dieselbe, wie sie K. van Norden^) und seine
Mitarbeiter benutzt hatten. Zunächst wurde der Milchsäuregehalt der
Blutkörperchen unmittelbar nach dem Waschen, dann nach 90 stündigem
Stehen im Wasser-Bade bei 40° C. ohne Zusatz, darauf unter Zusatz der zu
prüfenden Substanzen, bestimmt. Es wurde nun zunächst folgendes ge-
funden: Von den angewandten Hexosen erwies sich die d-Glucose als am
1) Skand. Arch. f. Phvsiol. 1913, 29, 217—233; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913. 1. 2055 (Rießer).
— 2) Biochem. Ztsciir. 1913, 55, 7—12 (A. d. exper. -biolog. Abt. d. pathol. Inst. Berlin). — S) Ebend.
323— 33i (A. d. städt. chem.-physiol. Inst. Frankfurt). — «) Ebend. 1912, 45, 9i.
B. Chemisch -physiologische und C. Experimentaluntersuchungen. 273
wirksamsten, d. h. die Blutkörperchen bildeten aus diesem C- Hydrat am
meisten Milchsäure. Dann folgten Galactose, Lävulose und Mannose.
Demnach konnte eine Milchsäurebildung aus den genannten Zuckerarten
in sämtlichen Versuchen nachgewiesen werden, a-GIucoheptose und
1-Arabinose waren ohne Einfluß auf die Milchsäurebildung. — Die Er-
gebnisse der Versuche an Nicht- C- Hydraten gehen dahin, daß Inosit in
zwei Versuchen zu Milchsäure abgebaut, während in drei anderen Experi-
menten die Milchsäurebildung nicht beeinflußt wurde, d-1- Alanin, welches
in der künstlich durchbluteten Leber ein sehr starker Milchsäurebildner
ist, wurde von den Blutkörperchen nicht zu Milchsäure abgebaut. Auch
Glycerin, das ebenfalls in der Leber in hohem Maße zu Milchsäure um-
gewandelt wird, erwies sich in den meisten Fällen als ein für die Milch-
säurebildung durch Blutkörperchen indifferenter Zusatz. Bezüglich der
Verwertung der Zuckerarten durch verschiedene Gewebe bezw. Organe
machen die VfF. darauf aufmerksam, daß verschiedene Gewebe der gleichen
Tierart und auch gleiche Organe sich nahestehender Tiergattuugen sich
sehr verschieden verhalten und dieselbe Zuckerart bald stark, bald schwach
und gar nicht abbauen können. So z. B. sind Lävulose durch Blut-
körperchen vom Hunde fast ebenso leicht abgebaut wie Dextrose, während
durch den Kaninchendarm und Herz Lävulose überhaupt nicht angegriffen
wird. Galactose wird durch Huudeblutkörperchen sehr leicht zu Milchsäure
abgebaut, die gleiche Zuckerart wird vom Kaninchendarm weit schwächer
als Dextrose verbraucht, während das Kaninchenherz Galactose ebenso wie
Traubenzucker verwenden kann. Aus den Versuchen geht also hervor,
daß selbst ein bestimmtes Gewebe, welches von ein und derselben Tierart
stammt, sich bezüglich der Milchsäurebildung aus der gleichen Substanz,
ganz verschieden verhalten kann.
Über die Phosphatide der Erythrocytenstromata bei Hammel und
Menschen. Von M. Bürger und H. Beumer. ^j — Die Äther- und
Alkoholextrakte, welche bei Zimmertemperatur bezw. 37 ° C. aus Erythrocyten-
stromata von Hammel und Menschen hergestellt worden waren, wurden
einer chemischen Untersuchung unterzogen, welche zu folgenden Ergebnissen
führte. Lecithin ließ sich in beiden Blutkörperchenarten nur in sehr
geringen Mengen nachweisen. Als Hauptbestandteil der Phosphatide konnte
das Sphingomyelin festgestellt werden; neben diesem wurde Kephalin, ein
in Äther lösliches Diaminomonophosphatid und ein in "Wasser sich lösendes
Phosphatid isoliert. Cholesterinester wurden in Hammelerythrocyten nicht
gefunden. Der Vf. stellte dann noch Versuche am Phosphatid -Gemisch
der Blutkörperchen bei carciuom- kranken und bei normalen Individuen an,
welche keine Unterschiede erkennen ließen.
Untersuchungen über die fermentativen Eigenschaften des Blutes.
Von Ludwig Pincussohn und Hellmuth Petow. -) — I. Über ein
peptolytisches Ferment des normalen Hundeserums. IL Weitere
Untersuchungen über peptolytische Fermente normaler Tiere.
Zu I. Das Serum des normalen Hundes enthält ein Ferment, welches im-
stande ist, ein Pepton, das aus blutfreiem Muskel des Hundes durch
J) Biochem. Ztschr. 1913, 56. 446—456 (Innere Abt. d. städt. Krankenh. Charloltenbnrg- Westend
u. ehem. Abt. v. pathol. Inst. d. Uaiv.). — =) Ebend. 1913, 51, 107—115; 56, 319—329 (A. d. II. med.
Univ.-Klin. Berlin).
Jahresbericht 1913. 18
274 Landwirtschaftliche Tierproduction.
70procent. HgSO^ gewonnen war, abzubauen. Hundeserum war aber in
keinem Falle fähig, Katzenpepton, welches ebenfalls durch TOprocent. H2SO4
dargestellt war, in seine Bausteine zu zerlegen. Der Yf. spricht die Ver-
mutung aus, daß diese Eigenschaft nicht allein dem Hundeserum zukommt,
sondern daß \äelmehr im Serum aller Tiere Fermente vorhanden sein
dürften, welche fähig sind Abbauproducte höherer Art aus dem Körper aus-
zuschalten. Zu II. Die Versuchsergebnisse sprechen durchaus für eine
specielle Eigenschaft des Serumfermentes eines Tieres für sein eigenes
Eiweiß bezw. gegenüber dem Eiweiß einiger seiner Oigane. Tatsächlich
können die normalen Sera von Hund, Katze, Pferd und Mensch nur die
Peptone aus ihren eigenen Organen verdauen. Nur das Meerschweinchen-
serum ist auch artfremden Peptonen gegenüber wirksam. Artverwandte
Blutsera zeigen ein gleiches Verhalten. So kann Hucdeserum sowohl Hunde-
pepton als auch Pepton, welches aus Fuchsmuskel gewonnen war, ver-
dauen, ebenso umgekehrt, Fuchsserum außer dem Pepton seiner eigenen
Organe, auch solches aus Hundemuskeln, dagegen kein Organpepton anderer
Tiere abbauen.
Die Oxydationsproducte des Cholesterins in den tierischen
Organen. (Pfortader-Lebervene.) V. Mittl. Von J. Lifschütz (-Ham-
burg). 1) — Das Blut der Lebervene und der Pfortader eines getöteten
Hundes wurde auf den Gehalt an Fett und ünverseifbarem untersucht. In
den unverseifbaren Bestandteilen wurde Oxycholesterin und Cholesterin
spektralanalytisch bestimmt. Aus den Untersuchungen ergeben sich folgende
Tatsachen: Das Blut der Lebervene ist um Y3 ärmer an Fett als das
Pfortaderblut; der Gehalt an ünverseifbarem ist nur 16,6°/o> derjenige an
Oxycholesterin um 63% niedriger und der Gehalt an noch nicht näher
bekannten, neutralen Begleitstoffen des Cholesterins sog. „Polyoxydaten"
um 63,4% niedriger. Dagegen hat das Lebervenenfett an Cholesterin
nichts verloren. Es macht also vor aUen Lipoidstoffen das Cholesterin
allein in dieser Beziehung eine Ausnahme. Die Leber desselben Hundes
ergab: in 100 Teilen Trockenleber 18,8 Teile Fett, in 100 Teilen des
Fettes 10,4 Teile Un verseif bares, in 100 Teilen des Unverseifbaren 52,2
Teile Cholesterin 2) und 0,3 — 0,4 Teile Oxycholesterin. Dieses Leberfett
wurde auch auf Ester des Cholesterins hiu untersucht und es zeigte sich,
daß dieses Fett anscheinend keine Cholesterinester enthielt, sondern das
Cholesterin als „freies" Cholesterin vorhanden ist. Hieraus ist zu schließen,
daß das Oxycholesterin in der Leber zurückgehalten und weiter zu Producten
verarbeitet wird, welche die Essigschwefelsäure -Reaktion nicht mehr geben.
Es scheint das freie Oxycholesterin des Blutfettes zu sein, welches hier
von den Leberzellen zurückgehalten und weiter verarbeitet worden ist,
während die Oxycholesterinester ungehindert mit dem Blut der Lebervenen
fortgeführt wird. Auch bei einer künstlichen Durchblutung der Leber
wurde das Oxycholesterin zurückgehalten und verarbeitet.
Beiträge zur Lehre von der Entstehung der Oxalsäure im tierischen
und menschlichen Organismus. Von Leslaw Wegrzynowsky. ^) —
Bei mehrtägiger bezw. längerer Veifütterung vollständig oxalsäurefreier
1) Biochem. Ztschr. 1913, 52, 206—213. — 'O In diesem Falle wurde das Cholesterin 2mal
gewichtsanalytisch mittels Fällung desselben mit Digistaminlösung aus alkalischer Lösung bestimmt;
es wurden 50,8 bezw. 50,9 o/o Cholesterin gefunden. — ^) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 83, 112—142
(A. d. chem. Abt. d. pathol. Intt. d. Univ. Benin).
B. Chemiscli-physiologieche und C. Experimentaluntersuchungen. 275
Nahrung ließ sich regelmäßig Oxalsäure im Harn nachweisen. Es muß
angenommen werden, daß ihre endogene Bildung im Körper teilweise aus
der aufgenommenen Nahrung und dann auch zum Teil aus dem Zerfall
der Gewebe selbst während des Hungers hervorgeht. Ferner wurde fest-
gestellt, daß Eiweißkörper ohne Einfluß auf die Bildung von Oxalsäure
sind, -während nach Zugabe von Fleisch zu einer aus C- Hydraten und Fett
bestehenden Nahrung, nach Fütterung von Gelatine der GlykokoU, von
C- Hydraten und Fetten, bedeutend mehr Oxalsäure im Urin ausgeschieden
■wurde. Trotzdem hat aber der Organismus nur eine beschränkte Fähigkeit
zur Bildung von (C00H)2. Als specieller Oxalsäurebildner zeigte sich das
Glycerin. Es ist wohl anzunehmen, daß sämtliche Nahrungsmittel Stoffe
enthalten, welche bei der Oxalsäurebildung im Organismus mitwirken.
Die Beziehungen des Kohlenhydratstoffwechsels zur Schilddrüse.
Die Wirkung der Fütterung mit Schilddrüsensubstanz auf den
Glykogengehalt der Leber und die Stickstoffverteilung im Harn.
Von W. Cramer und R. A. Krause.^) — Erhalten Ratten oder Katzen
mehrere Tage hindurch kleine Mengen Schilddrüsensubstanz als Zulage zu
einer C- hydratreichen Nahrung, so sind in der Leber nur noch Spuren
von Glykogen nachzuweisen und dieser Befund wird verursacht durch eine
Hemmung der Glykogenbildung. Ein erhöhter Zuckerverbrauch findet
nicht statt, denn es besteht weder Glykosurie, noch ist die Z ucker toleranz
wesentlich vermindert. Der Einfluß der Schilddrüsensubstanz auf die Menge
und Verteilung der N- haltigen Substanzen im Harn ähnelt in gewisser
Hinsicht der Wirkung, die bei C- hydratarmer Nahrung oder bei Störungen
des C- Hydratstoffwechsels (Diabetes) beobachtet wird. Deshalb ist es
möglich, daß die Wirkung der Schilddrüse auf den Eiweißstoffwechsel z. T.
auf einer primären Beeinflussung des C- Hydratstoffwechsels beruht.
Das Fluor im tierischen Organismus. Von Armand Gautier und
Paul Clausmann. 2) — J. Die Haut und ihre Anhängsel. Die Vff. unter-
suchten unter Benutzung einer selbst ausgearbeiteten Methode die tierische
Haut und ihre Anhängsel, wie Epidermis, Zahnemaille, Fischschuppen, Haare,
Flaum, Federn, Nägeln, Hörn usw. auf ihren Gehalt an Fl. Es wurde
gefunden, daß in bezug auf ihren Fl- Gehalt sich die Haare, Kopfhaare,
der Flaum, die Fischschuppen, Nägel und Rückenpanzer dem Epidermis-
gewebe nähern, während die Zahnemaille und das Hörn wesentlich mehr
(Zahnemaiile) bezw. viel weniger (das Hörn) Fl enthalten. Die Zusammen-
setzung der Fischschuppen gleicht der der Knochen. So enthielten die
Schuppen des Maifisches 98,38% Ca3(POj2' 1^79 7o Mg3{P04)2, 0,29 7o
CaFlg, Spuren von CaCOg, sehr wenig SO3, aber kein Chlorid und kein Fej03.
— JL Skelett, Knorpel und Sehnen. Bei den Tieren kann der Diaphy-
senteil im trockenen Zustande bis zu 5 mal mehr Fl enthalten, als der
Epiphysenteil. Das Zahnbein enthält fast ebensoviel Fl wie der Diaphysen-
teil der Langknochen. Die Gräten des Maifisches weisen fast die gleiche
Menge Fl auf, wie die Schuppen. Knorpeln und Sehnen sind viel ärmer
daran, als die Knochen. Es findet sich also der Fl ebenso wie der P
in fast allen tierischen Organen, jedoch ist der Gehalt der verschiedenen
1) Proc. Royal Soc. London 1913, 86, 550—560: ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, 11. 1601 (Rießer).
— ') Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 156, 1347—1353. 1425—1430 n. 157, 94—100; ref.
nach Chem. Ctrlbl. 1913, n. 58, 59, 971 u. 972 (Düsterbehn).
18*
276 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Organe ein sehr ungleicher. Der Fl lagert sich in einer ganz besonderen
Weise ab; es geht Hand in Hand mit den Erdalkaliphosphaten und nimmt
mit deren Menge zu, — III. Gehirn, Drüsen, Muskeln, Blut, Milch,
Ausscheidungen. Alle diese Organe und letztere wurden auf ihren
Gehalt an Fl als auch an P untersucht und die Ergebnisse, auch der
früheren Arbeiten, zusammengefaßt. Das Fl tritt in allen tierischen Organen
und Geweben in sehr verschiedenen Mengen auf. Die folgenden Zahlen
sind in mg auf 100 g Trockensubstanz umgerechnet — Am fluorreichsten
sind der Zahnschmalz (118 — 180 mg), der Diaphysenteil der Knochen
(56 — 87 mg), die Epidermis (16,4 mg). Dann folgen die Haare mit
(13 — 19,7 mg), die Thymusdrüse (4 — 11 mg), die Hoden mit (3,3 — 4,2 mg),
das Blut (2,5 — 4,4 mg) und das Gehirn mit 3 mg Fl. Die Knorpeln,
Sehnen und die Muskeln sind die fluorärmsten Organe. Kot und Harn
enthalten nur ganz minimale Mengen Fl. Werden die Fl -Mengen nicht
auf das Gewicht der Organe, sondern auf die in den betreffenden Organen
usw. enthaltenden P- Mengen bezogen, so ergiebt sich, daß der Gehalt an
Fl nur geringen Schwankungen unterworfen ist. Der Gehalt an Fl kann
in den verschiedenen Teilen ein und desselben Gewebes, wie z. B. im
Diaphysen- und Epiphysenteil der Knochen, ein sehr verschiedener sein.
Auch das Alter der Organe spielt eine Rolle. Das Muskelgewebe ist sehr
arm an Fl, desgleichen der Magen und die Milz. Eines der fluorreichsten
Organe ist die Thymusdrüse, deren Gehalt an Fl mit dem Alter allerdings
sehr rasch abnimmt; es geht dem Fl hier genau wie dem P. Die graue
und weiße Gehirnsubstanz unterscheiden sich fast gar nicht in bezug auf
ihren Gehalt an Fl. Die Lungen aller untersuchten Tiere enthielten fast die
gleiche Menge. Der Fl -Gehalt der Kuhmilch übersteigt fast das 4 fache
den der Frauenmilch. Im Harn der Kuh werden für den Tag und pro
1 1 0,13, in demjenigen des Kalbes 0,11 mg Fl ausgeschieden. Die Vff.
wollen zeigen, daß durch die Nahrungsmittel dem Organismus für den Tag
bedeutend mehr als 1 mg Fl zugeführt wird.
Über die Gegenwart von Bor im Tierreich. Von Gabriel Bertrand
und H. Agulhon. 1) — Die Untersuchungen, welche von den Vff. an
27 Tieren aus der Klasse der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische, Frösche,
Insekten, Crustaceen, Krebse, Cephalopoden usw., ausgeführt wurden, hatten
das Ergebnis, daß das Bor als normaler Bestandteil in sehr geringen
Quantitäten in allen Tieren vorkommt. Bei den Meerestieren wurde am
meisten Bor gefunden, während andere Tiere, wie z. B. die Bachforelle
und der Blutegel nur Spuren des Elementes enthalten.
Über das Verhalten der Brenztraubensäure im Tierkörper.
n. MittJ. Von Gust. Embden und Max Oppenheimer. 2) — Die Ver-
suche sollten dazu dienen, nachzuweisen, ob Brenztraubensäure im tierischen
Organismus in Milchsäure umgewandelt werden kann. Zu dem Ende
fügten die Vff. dem Leber-Duichblutungsblute 6,0—6,7 g Brenztrauben-
säure zu. Die Säure war vorher mit NHg bezw. Na HO neutralisiert
worden. Die Versuche endeten mit dem Ergebnis, daß bei Zusatz von
Brenztraubensäure zum Durchblutungsblute tatsächKch eine ausgesprochene
1) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 156, 732—735. — =) Biochem. Ztschr. 1913, 55,385—340
(A. d. Stadt, ehem. physiol. Inst. Frankfurt). 1. Mitt. siehe Jahresber. 1912, 278.
B. Chemisch - physiologische und C. Experimentaluntersuchungen. 277
Erhöhung der Milchsäurebildnng stattfand. Aus der Tabelle geht hervor,
daß im Versuch 1 die Milchsäuremeuge ungefähr auf das 3 fache, im
2. Versuch beinahe auf das doppelte und im letzten Versuch auf mehr
als das doppelte der präformierten Menge gestiegen war. — Das Resultat
der Versuche bildet eine wesentliche Stütze für die Annahme der Vff., daß
der Weg des Abbaues des Alanins zu Milchsäure in der blutdurchströmten
überlebenden Leber über die Brenztraubensäure führt. Diese Auffassung
war es eigentlich, durch welche die beiden Vff. die Bildung von Milch-
säure aus Brenztraubensäure von vornherein für sehr wahrscheinlich hielten. —
Es sei noch erwähnt, daß die aus dem Durchblutungsblute erhaltene Milch-
säure optisch aktiv war in Form von d-Milchsäure, bewiesen durch die
Krystallwasserbestimmung und durch die polarimetrische Untersuchung der
Zinklaktate.
über die normale Höhe des Blutzuckergehaltes bei Kaninchen
und Hunden. Von A. Loewy und S. Rosenberg. ^) — Nach Rona-
Michaelis enteiweißtes Blut von Kaninchen und Hunden wurde auf
Blutzuckergehalt polari metrisch untersucht. Es zeigten sich bei beiden
Tierarten sehr starke Differenzen, Werte die einerseits unter sich sehr
verschieden waren, anderseits die als normal angesehenen Blutzuckerwerte
häufig erheblich übertrafen. Dieses Verhalten war besonders beim Hunde
ausgesprochen deutlich zu beobachten. Es wurden Werte gefimden, welche
zwischen 0,2 — 0,23 °/o Zucker lagen. Ferner wurde festgestellt, daß beim
Hunde die Ausschaltung des Schmerzes niemals einen so hohen Gehalt
an Blutzucker zustande kommen ließ, wie er ohne Anästhesie gefunden
wurde. Die Werte waren fast konstant oder schwankten innerhalb sehr
enger Grenzen (0,114 — 0,15 °/o). Hieraus ergiebt sich, daß die ohne
Anästhesierung gewonnenen Biulzuckerwerte — wie beispielsweise bei den
Kaninchen — keinen Anspruch auf Sicherheit machen können. Es bedürfen
also die meisten diesbezügl. Experimente einer gründlichen Nachprüfung.
Über Glykogen- und Zuckerbildung in der isolierten Warmblut-
leber. Von Herrn. K. Barrenscheen.^) — Der Vf. faßt die Ergebnisse
seiner Versuche und Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen: „1. Bei
geeigneter Versuchsanordnung gelingt es, auch an der überlebenden, isolierten
Warmblüterleber (Kaninchen und Hund) mit Regelmäßigkeil Glykogen-
ansatz zu erzielen. 2. Als direkte Glykogenbildner kommen Dextrose und
Lävulose in Betracht. Galactose wird, ebenso wie Maltose, nicht direkt
zu Glykogen synthetisiert. 3. Milchsäure, Glycerinsäure, Glycerin- und
Glykolaldehyd, welche direkt kein Glykogen zu bilden imstande sind, er-
weisen sich bei der Durchblutung der glykogenfreien Leber phlorizin-
vergifteter Hunde als ausgesprochene Zuckerbildner. 4. Brenztraubensäure,
ferner die Aminosäuren Alanin und Serin kommen als Zuckerbildner für
die isolierte Leber nicht in Betracht. 5. Nacli Exstierpation des Pankreas
— nach 32 Stunden bis 5 Tagen — läßt sich bei der Durchblutung der
Hundeleber mit dem Blute normaler Tiere kein Glykogenansatz durch Trauben-
zucker und Lävulose erzielen. Partielle Ausschaltung des Pankreas bei
ausgeprägten funktionellen Störungen hindert unter gleichen Bedingungen
die Glykogenbildung nicht. 6. Die nach Laparatomie auftretende Glucosurie
1) Biochem. Ztschr. 1913, 56, 114—116 (A. d. tierphysiol. Inst. d. Idwsch. Hochsch. Berlin). —
2) Ebend. 1913, 58, 277—314 (A. d. physiol.-chem. Inst. d. Univ. Straßburg).
278 Landwirtschaftliche Tierproduction.
hemmt ebenso wie Adrenalinvergiftung die Glykogenbildung in keiner
Weise. 7. Vergiftung mit Phlorizin hindert die Glykogenbildung in der
Hundeleber wie die Pankreasexstirpation. 8. Die durch Phlorizinvergiftung
gesetzte Störung im Glykogenbildungsvermögen der Leber läßt sich nicht
als Folge der durch Phlorizin bedingten Fettinfiltration auffassen. Die Zucker-
bildung an der maximal verfetteten Phlorizinleber bleibt vollkommen erhalten."
Über synthetische Zuckerbildung in der künstlich durchströmten
Leber. Von Gust. Embden, Ernst Schmitz und Maria Wittenberg. ^) —
Die wichtigsten Resultate der zahlreichen Versuche und Untersuchungen
können in folgenden Sätzen zusammengefaßt werden: 1. Bei der Durch-
strömung einer völlig oder annähernd von Glykogen befreiten Hundeleber
mit einer Suspension von gewaschenen Hundeblutkörperchen in zucker-
und bicarbonatfreier Ringerlösung ohne weiteren Zusatz, findet nach
30 Minuten nur eine geringe und gleichmäßig verlaufende Zuckerbildung
statt, 2. Wird nach Ablauf der angegebenen Zeit, der Durchströmungs-
flüssigkeit eine größere Dosis Dioxyaceton hinzugefügt, so erfolgt eine
außerordentliche Steigerung der Zuckerbildung. Der gebildete Zucker
ist d-Glucose. 3. Desgleichen wird vielmehr Zucker gebildet, wenn der
Durchströmungsflüssigkeit d-1-Glycerinaldehyd zugesetzt wird. Der gebildete
Zucker besteht z. T. aus d-Sorbose; dies ist ein Beweis dafür, daß Glycerin-
aldehyd direkt in Zucker umgewandelt werden kann. 4. Aus Glycerin
wurde nur wenig Traubenzucker gebildet. Jedenfalls war bei diesen Ver-
suchen die Leber in ihrer Funktion derartig beeinträchtigt, daß sie Zucker
nur aus denjenigen Stoffen aufbaute, welche mit Leichtigkeit Zucker zu
bilden vermögen. — Bezüglich der Einzelheit der Versuchsanordnung in
der zahlreichen Kurve sei auf das Original verwiesen.
über die Acetessigsäurebildung aus Essigsäure. Von Gust. Embden
und Adam Loeb. -) — Die Vff. fassen die wichtigsten Versuchsergebnisse
in folgenden Sätzen zusammen: 1. „Die anscheinend nicht auf oxydativem Wege
erfolgende Acetessigsäurebildung aus Essigsäure wird durch n-Valerian-
säure und Propionsäure völlig gehemmt. Ameisensäure ist ohne Einfluß
auf den Umfang der Acetessigsäurebildung aus Essigsäure und wird in
der isolierten Leber im Gegensatz zu Essigsäure nur wenig angegriffen.
Der Einfluß der d-1-Milchsäure auf den Umfang der Acetessigsäurebildung
ist zum mindesten weniger ausgesprochen, als derjenige der n-Valerian-
und Propionsäure. 2. In der stark glykogenhaltigen Leber wird in Über-
einstimmung mit der früher von Embden und Wirth für andere Acet-
essigsäurebildner festgestellten Tatsache, und mit soeben veröffentlichten
Versuchen von Fried mann die Acetessigsäurebildung aus Essigsäure
gehemmt. Bei der Durchblutung der abnorm glykogenhaltigen Leber ver-
schwindet weit weniger Essigsäure als bei Durchströmung der Hungerleber.
3. Glykolsäure vermochte den Umfang der Acetessigsäurebildung in der
durchbluteten Leber zu steigern, wenn auch schwächer als Essigsäure.
Weitere Mitteilungen über die Brenztraubensäure-Glucosurie. Von
Paul Mayer. ^) — IL Mittl. Zur Frage der Zuckerbildung aus
Brenztraubensäure. Der Vf. hatte bereits durch frühere Untersuchungen
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 88, 210—245 (A. d. stüdt. cbem.-physiol. Inst. Frankfurt). —
2) Ebend. 1913, 88, 246—258 (A. d. städt. chem. -physiol. Inst. Frankfurt». — S) Biochem. Ztschr.
1913, 49, 486—501; 55, 1—3 (A. d. chem. Abt. d. üerphysiol. Inst. d. Idwsch. Hochsch. Berlin).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 279
festgestellt, daß Kaninchen nach subcutaner Zufuhr von brenztrauben-
saurem Na im Harn Traubenzucker ausscheiden, und daß diese Glucosurie
durch eine Hyperglykämie bedingt ist. Um die Sache wissenschaftlich
weiter zu verfolgen, machte der Vf. eine Reihe von Versuchen an Kaninchen
und Hunden mit Phlorizinglucosurie. Die Brenztraubensäure wurde in
allen Versuchen den Tieren subcutan als Na -Salz beigebracht, nachdem
die Tiere zunächst 3 Tage knapp ernährt und ihnen dann nach der letzten
Fütterung zweimal 2 g Phlorizin (Merck) in Ölemulsion eingespritzt worden
war. Auf Grund seiner Versuche kommt der Vf. zu folgenden wichtigsten
Schlußfolgerungen: Die Brenztraubensäure bewirkt, in geeigneter Dosis
verabfolgt, bei Hunden und Kaninchen mit totalem Phlorizindiabetes eine
schwere Schädigung der Nieren, so daß das Nierenfilter für Zucker und
N-haltige Derivate mehr oder minder gedichtet wird und demzufolge die
Zucker- und N-Ausscheidung beträchtlich absinkt. Auch in den Fällen,
wo das Eliminationsvermögen der Nieren nicht erkennbar wird, bewirkt
die Brenztraubensäure, in genügend großer Menge zugeführt, beim Phlorizin-
tier keine Ausscheidung von Extrazucker.
in. Mittl. Zur Frage der Bildung von Zucker und Milch-
säure aus Brenztraubensäure. Der Vf. geht nochmals auf die Er-
gebnisse seiner beiden früheren Arbeiten ein, widerlegt dann die von
anderen Autoren gegen seine Resultate gemachten Einwendungen. Seine
früheren Befunde von Milchsäure im Urin mit Brenztraubensäure gefütterter
Tiere, ergänzt der Vf. dahin, daß im Harn von Brenztraubensäure-Tieren
heben inaktiver auch aktive Milchsäure vorkommt.
D. Stoffwechsel, Ernährung.
Referent: F. Reinhardt.
Weitere Versuche über die synthetischen Fähigkeiten des Orga-
nismus des Hundes. Von Emil Abderhalden, i) — Die Versuche wurden
während eines Vierteljahrs an Hunden ausgeführt. An der Hand aus-
gedehnter Fütterungsversuche wurde festgestellt, daß ein Hund, bei aus-
schließlicher Darreichung der einfachsten Bausteine der Nahrung, 10 kg
an Körpergewicht zunehmen und fernerhin seinen Pelz erneuern kann.
Der Vf. verfütterte ausschließlich Aminosäuren, Fettsäuren, eine geringe
Menge Traubenzucker und Nucleosiden; auf diese "Weise wurde erreicht,
daß weder Phosphatide, noch ungespaltene Fette — sondern nur deren
Bausteine — in der Nahrung vorhanden waren. Ebenso verabreichte
der Vf. anfangs kein Fett, sondern ersetzte dieses durch Glycerin, Stearin-,
Palmitin- und Ölsäure. Leider traten aber während der Versuche Durchfälle
auf, und so mußte später N- freier Speck verfüttert werden. Die Versuchs-
ergebnisse lassen sich aber nicht auf andere Tiere ausdehnen, z. B. würden
Kaninchen und andere Pflanzenfresser bei gleicher Nahrung sicherlich zu-
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 83, 444—457 (A. d. physiol. Inst. d. Univ. Halle).
280 Landwirtschaftliche Tierproduction.
gründe gehen; Ratten und Mäuse zeigten bei analoger Fütterung ununter-
brochene Diarrhöen. Ferner wurde noch vom Vf. die Frage experimentell
erörtert, welche Aminosäuren vom Organismus des Hundes selbst gebildet
werden können. Zu dem Zwecke wurde einem anderen Hunde eine
Nahrung, bestehend aus abgebautem Casein oder Fleisch, gegeben, welchem
zeitweilig Tryptophan und Tyrosin entzogen wurde. Aus den Versuchen
ging hervor, daß das Tier ohne die genannten Stoffe nicht leben konnte.
Bei Abwesenheit von Tyrosin traten schwere Krankheitssymptome auf,
welche der Vf. auf das Tryptophan, als Ausgangsmaterial zur Bildung von
Producten der inneren Sekrete, meint zurückführen zu müssen.
Weiterer Beitrag zur Kenntnis der synthetischen Fähigkeiten der
tierischen Zelle. Die Wirkung des Salpeters (Natriumnitrat) auf
den Stickstoffwechsel. Von Emil Abderhalden und Paul Hirsch. i)
— Die Versuche mit dem genannten Salz machten durchaus keine
Schwierigkeiten, da sich der oxydierte N mit der Kjeldahl 'sehen Methode
nicht direkt feststellen läßt und somit im Harn den ausgeschiedenen
Salpeter -N getrennt bestimmen kann. Die Untersuchungen wurden an
Hunden ausgeführt und führten zu folgenden Resultaten: Der SalpeterN
kann keinen direkten Anteil am Stoffwechsel nehmen, da er im Harn
quantitativ wiedergefunden wurde. Trotzdem kam es bei zwei Versuchen
zu N - Retentionen bezüglich derjenigen N- Bilanz, welche dem nicht in
Form von Salpeter zu- und ausgeführten N entspricht. Hieraus geht
deutlich hervor, daß N- Retentionen tatsächlich eintreten können, ohne daß
Stoffe zugeführt werden, welche zum Eiweißstoffwechsel in irgend welche
direkte Beziehungen treten. Die Versuche der Vf. mahnen zu großer
Vorsicht bei der Beurteilung von N- Retentionen, da sie jedenfalls in keinem
Falle ohne weiteres mit dem Eiweißstoffwechsel in direkte Beziehung ge-
bracht werden dürfen. Wie der Salpeter auf die N- Bilanz wirkt, das ist
nicht so einfach zu erklären, da doch das Salz recht giftig ist, und des-
halb die N- Zufuhr in dieser Form doch ganz wesentlich eingeschränkt
wird. Jedenfalls gingen alle Versuchstiere unzweifelhaft an den Folgen
der Salpeterfütterung zugrunde.
Weitere Untersuchungen über das Schicksal der im Darmkanal
sich bildenden Eiweißabbaustufen. Von Emil Abderhalden, Arno
E. Lampe und E. S. London.-) — Vorliegende Arbeit sollte weiteren Auf-
schluß geben über das Schicksal der Eiweißspaltungsproducte. Zu dem
Zwecke wurde von den Vff. die Lymphe auf resorbierte N- haltige Sub-
stanzen untersucht, und zunächst wurde eine vergleichende Untersuchung
über den Gesamt-N, Amino-N und NHg-N von Lymphe ausgeführt. Die
letztere war während des Hungerzustandes und ferner nach Fleischfütterung
aus einer Fistel des Ductus thoracicus beim Hunde ausgeflossen und dann
für die Versuche verwandt worden. Aus den gefundenen Analysenzahlen
geht nun folgendes hervor: Der Gesamt-N -Gehalt in der Hunger -Lymphe
ist niedriger, der Gehalt an Amino-N aber höher als in der Fleischlymphe,
während der Gehalt an NHg in beiden Fällen der gleiche ist. Dieses
Ergebnis tritt noch deutlicher hervor, wenn man den Amino-N auf 100 g
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 84, 189-206 (A. d. physiol. Inst. d. Univ. Halle). — =) Ebend.
213—217.
D. Stoflwechsel, Ernährung. 281
Gesamt-N bezieht. Der 2. Versuch ergab ein ganz ähnliches Resultat:
Für Amino-N in der Fleischlymphe wurde trotz des höheren Gehaltes an
Gesamt-N ein niedrigerer Wert gefunden. Die Vermehrung an Amino-N
war nach erfolgter Hydrolyse bei der Fleischlymphe bedeutender als bei
der Hungerlymphe. Hieraus kann der Schluß gezogen werden, daß ein-
fachere Eiweißabbauproducte nicht den Lymphweg einschlagen, der Eiweiß-
gehalt der Lymphe aber scheinbar während der Eiweißverdauung ansteigt.
Die Versuche lassen nicht mit Sicherheit erkennen, ob Eiweiß selbst auf
dem Lymphwege fortgeführt wird. Nach dieser Richtung sollen neue Ver-
suche unternommen werden.
Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Wirkung von Ammonium-
salzen, Glucosamin und Gelatine auf die Stickstoff bilanz. Von Emil
Abderhalden und Arno Ed. Lamp^.^) — Als Versuchstiere dienten
Hunde. Die bei den Versuchen der Vff. erhaltenen Ergebnisse zeigen,
daß stets negative N- Bilanzen auftreten. Die Sparwirkung bei 28tägiger
Verfütterung von Ammonium -Acetat, -Citrat und -Phosphat war gegen-
über der Nachperiode imbedeutend, im Vergleich zur Vorperiode jedoch
eine recht starke. Wurde einem Hunde unter zeitweiligem Zusatz von
Gelatine eine größere Menge von Glucosamin verabreicht, so wurde dadurch
die N-Ausscheidung im Harn nur wenig vermindert. Die Gelatinefütterung
führte zum Tode des Versuchstieres, es ging an einem typischen Tetanus
zugrunde.
Über den Einfluß von per os verabreichtem Harnstoff auf den
N- Stoffwechsel beim Schwein. Von Emil Abderhalden und Arno
Ed. Lampe. 2) — Die Versuche, welche die Vff. bereits früher am Hunde
ausgeführt hatten, wurden am Schweine wiederholt. Es konnte eine Spar-
wirkung des Harnstoffes in bezug auf den N- Wechsel nicht erzielt werden.
Trat an einzelnen Tagen eine geringere N-Ausscheidung auf, so folgte aber
gleich darauf eine Erhöhung in der Ausfuhr von N. Die Vff. studierten
auch noch den Einfluß von Gelatine auf die N- Bilanz, da von anderer
Seite erhebliche N- Retentionen bei Fütterung derselben beobachtet worden
waren. Leider mußten diese Dntersuchungen abgebrochen werden, da das
Tier sehr schnell einging. Die Vff. wiesen noch darauf hin, daß bei
Fütterungsversuchen mit Gelatine nur gleichwertige Froducte benutzt
werden dürfen, wiegen ihres wechselnden Gehaltes an T\"rosin.
Über Stickstoffretentionen bei Fütterung von Harnstoff. Von
E. Gräfe und K. Turban.^) — Die Versuche, w^elche in mehreren Perioden
am Hunde und an Schweinen ausgeführt w^urden, führten zu der Tatsache,
daß zwischen Harnstoff und Ammonsalzen bezüglich der Beeinflussung des
Stickstoffumsatzes kein Unterschied zu konstatieren ist. Harnstoff zu einer
sehr kohlenhydratreichen Nahrung gegeben, bewirkt erhebliche N-Retentionen
und zwar dauernde bis zu ^/^ des gesamten eingeführten Harnstoff-N,
vorübergehend sogar ein N- Gleichgewicht. Aus den Versuchen geht ferner
hervor, daß das Ammoniak tatsächlich in Form von Harnstoff' mit dem
Blut fortgeführt wird und an die Zellen herantritt.
Zur Frage der Stickstoffretentionen bei Fütterung von Harnstoff.
Von E. Gräfe.*) — Der Vf. hat bereits in Gemeinschaft mit R, Turban
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 83, 409—424 (A. d. physiol. Inst. d. Univ. Halle). — 2) Ebend.
1913, 84, 218—222. - ^) Ebend. 1913, 83, 25—44 (A. d. med. Klinik Heidelberg). — ■*) Ebend.
1913. 86, 347—355 (A. d. med. Klinik Heidelberg).
282 Landwirtschaftliche Tierproduction.
mit Hilfe von Stoffwechsel versuchen den Beweis geliefert, daß Harnstoff
unter geeigneten Versuchsbedingungen erhebliche N- Retentionen im Orga-
nismus bedingt. Bezüglich des von Abderhalden und seinen Mitarbeitern
aus seinen Versuchen gezogenen Schlüssen, daß durch Harnstoff eine
N -sparende Wirkung nicht eintritt, weist der Vf. darauf hin, daß bei der
von den genannten Autoren benutzten Versuchsanordnung überhaupt keine
sehr großen N - Retentionen mit Harnstoff nachgewiesen werden konnten.
Nur dann sei eine einwandsfreie Beurteilung des Einflusses von Harnstoff
auf den N- Haushalt des Organismus möglich, wenn der Hauptperiode
(Harnstoffzulage) eine mindestens 6tägige Vor- und Nachperiode, während
welcher das gleiche Grundfutter (also ohne die Zulage) vorausgeht bezw.
folgt. Ferner ist für eine günstige Beeinflussung der N- Bilanz durch
Harnstoff, sowohl die Menge als auch die Art der Verabreichung durchaus
nicht gleichgültig; analog derjenigen durch NaNOg. Es dürfen keine sehr
großen Mengen verfüttert, und diese müssen verteilt in kleinen Portionen
über den ganzen Tag den Tieren gegeben werden. Anderseits dürfen die
gereichten N-Mengen auch nicht zu gering sein, da sie zur Erzielung
starker Retentionen mindestens das 3 fache des Eiweißminimums betragen
müssen. Zur Bestätigung der in einer früheren Arbeit erhaltenen Ergebnisse
führte der Vf. einen langen Stoffwechselversuch an einem Schwein aus.
Das Tier erhielt 40 Tage hintereinander täglich in mehreren kleinen
Portionen mit dem Grundfutter 4,7 g Harnstoff-N. Diese Hauptperiode
zerfiel in drei Abschnitte. Das Schwein verlor im 1. Teil (IStägig) nur
0,06 g N, so daß sich das Tier fast im N- Gleichgewicht befand, im
2. 9tägigen Abschnitt waren es — 0,28 g und in der 16tägigen Schluß-
periode — 0,115 g N. Der Verlust an N in der 40tägigen Periode der
Harnstofffütterung betrug demnach im Mittel nur — 0,18 g. Dieser Versuch
beweist also wiederum, daß unter günstigen Versuchsbedingungen mit
Harnstoff sehr erhebliche N- Retentionen erzielt werden können.
Über die Beeinflussung des Stickstoff-Stoffwechsels durch Fütterung
von Natriumnitrat. Von E. Gräfe und H. Wintz. ^) — Die Stoftwechsel-
versuche wurden in derselben Anordnung, wie sie Gräfe zum Nachweis
der N- Retentionen mit NH3- Salzen und Harnstoff benutzt hatte, ausgeführt;
allerdings mit dem Unterschiede, daß das Na -Nitrat nicht in Substanz,
sondern in Lösung, und zwar in mehrfachen kleinen Portionen über
16 Stunden verteilt, dem Grundfutter zugeteilt wurde. Bei den Versuchen
mit Hunden wurde die Nitratbestimraung nach Schultze-Tiemann als
NO ausgeführt, während in den Versuchsreihen bei Schweinen die Be-
stimmung des Gesamt-N nach Dumas angewendet wurde. Die Grund-
nahrung bestand in einem Gemisch aus Stärke, Zucker, Butter, Bouillon,
Cibils Fleischextrakt, Kochsalz, Knochenasche und Wasser. Die Mengen-
verhältnisse waren bei den einzelnen Versuchen verschieden. Die Versuche
am Hunde zerfielen in zwei Vorperioden, eine Hungerperiode von ungefähr
8 — lOtägiger und in eine Vorperiode (6 — 8tägig), in welcher das Grund-
futter allein verfüttert wurde, dann folgte die eigentliche Hauptperiode,
also Zufuhr von Nitraten. Diese Periode dauerte 10 Tage, und es wurden
täglich 10 g chemisch reines NaNOg in HgO gelöst verabreicht. Schließlich
») Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 86, 283-314 (A. d. med. Klinik Heidelberg).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 283
wurde in den Schweineversuchen die Nitratmenge auf 21 g für den Tag
gesteigert. Die Tiere nahmen diese große Menge ohne Widerwillen und
vertrugen sie sehr gut. — Die Ergebnisse der mitgeteilten Versuche wider-
sprechen sich außerordentlich und werden in folgenden Sätzen mitgeteilt:
1. Eine Beeinflussung des N- Umsatzes findet überhaupt nicht statt, denn
der Salpeter wird quantitativ wieder ausgeschieden. 2. Der Salpeter wird
quantitativ ausgeschieden, hat aber eine deutliche "Verminderung des Ver-
lustes an Kjeldahl-N bewirkt. 3. 10— IS^o des eingeführten Nitrat-N
werden dauernd retiniert, ohne in anderer Form den Körper zu verlassen.
Es kann gleichzeitig eine günstige Beeinflussung des Umsatzes an
Kjeldahl-N vorhanden sein, oder fehlen. 4. Durch große Mengen von
Salpeter kann die Abgabe des Körpers an Kjeldahl-N gesteigert werden.
Der verschiedene Ausfall der Versuche ist jedenfalls in erster Linie von
der Dosierung des Salpeters abhängig. Die vorliegenden Beobachtungen
ließen also eine 4 fache Wirkung des verfütterten NaNOg erkennen. —
Am Schlüsse der Arbeit versuchen die Vff. die Frage zu beantworten, wie
die Wirkungen des Salpeters zu deuten sind und was mit dem retinierten
Nitrat-N geschieht.
Über Stickstoffansatz bei Fütterung kleiner Eiweißgaben und
größerer Mengen von Ammoniaksalzen und Harnstoff. Vou E. Gräfe. ^)
— Es sollte untersucht werden, ob es gelingt, bei einem Tiere bei Zulage
von einer die Abnutzungsquote erheblich unterschreitenden Eiweißmenge
mit einer Galerien- und C- hydratreichen Nahrung bei Zugabe größerer
Mengen von NHg- Salzen oder Harnstoff einen deutlichen N- Ansatz zu
erzielen. Als Versuchsobjekte wurden Hunde und Schweine verwandt.
Von NHg und Harnstoff wurden starke concentrierte Lösungen in größeren
Mengen hergestellt und zwar enthielt sie für Ammoniumeitrat 730 g des
Salzes zu 1000, für Harnstoff 200 g zu 1000 HgO. Von diesen Lösungen
wurden je nach Bedarf 25 — 50 com dem Grundfutter in ungefähr 3 stund,
kleinen Dosen zugesetzt und den Tieren gereicht. Die Versuche zerfielen
zunächst in 3 Vorperioden, eine Hungerperiode (L Vorperiode), um eine
Herabdrückung der N- Ausscheidung zu erzielen, eine IL Vorperiode, während
welcher eine nahezu eiweißsparende Nahrung, die aber ein großes Plus an
C- Hydraten und Calorien enthielt, verfüttert wurde, und somit für den
gegebenen Ernährungszustand das Eiweißminimum oder die Abnutzungs-
quote festgestellt werden konnte. Eine HL Vorperiode sollte zeigen, wie
groß der N- Verlust am Körper ist, wenn der in der Hauptperiode ver-
fütterte Bruchteil der Abnutzungsquote in Form von Eiweiß allein zum
Grundfutter hinzugelegt wird. Aus der Hauptperiode mußte dann hervor-
gehen, wie die N- Bilanz bei Zulagen großer Mengen von NHg- oder
Harnstoff- N zu der in der IH. Vorperiode gegebenen Ration ausfiel. Dann
ließ der Vf. noch eine sog. Nachperiode folgen, welche entweder der
IL oder IH. Vorperiode entsprach, weil das Eiweißminimum keine konstante
Größe ist, sondern sich im Verlaufe der Versuche größtenteils ändert.
Aus den ausführlichen und systematischen Versuchen waren nun folgende
wichtigen Schlüsse zu ziehen: Durch Zulage reichlicher N- Mengen in Form
von Harnstoff zu einer Nahrung, deren Eiweißgehalt unterhalb der Ab-
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 84, 69-96 (A. d. med. Klinik Heidelberg-).
284 Landwirtschaftliche Tierproduction.
nutzungsquole lag, welche aber allein zu erheblichen N- Verlusten führte,
konnte innerhalb einer 12tägigen Periode ein deutlicher N- Ansatz erzielt
werden. Letzterer konnte bei gleichzeitiger Verfütterung sehr großer
Quantitäten von NH^-Salzen -)- Harnstoff beim Schwein nur dann gereicht
werden, wenn die Menge des Nahrungseiweißes mindestens Yg — Vs ^®^
Eiweißminimums beträgt. Das Verhältnis zwischen angesetztem N zum
verfütterten Eiweiß-N war in den einzelneu Perioden verschieden und
es ist zweifellos abhängig von dem Verhältnis des verfütterten Eiweißes
zur Abnutzungsquote. Je mehr sich die beiden Werte einander näherten,
um so mehr N wurde angesetzt. Sicheren Aufschluß darüber, ob der N
nur retiniert oder direkt zum Ansatz gekommen ist, konnten die Versuche
nicht geben. In einer Polemik gegen Abderhalden machte der Vf. noch
besonders auf den außerordentlich günstigen Einfluß abundanter C- Hydrat-
fütterung bei derartigen Stoffwechselversucheu aufmerksam.
Beiträge zur Kenntnis der Art der Stickstoffretentionen bei
Fütterung von Ammoniaksalzen und Harnstoff. Von E. Gräfe. ^) —
Im Anschluß an obige Arbeit w'oUte der Vf. durch eingehende und
systematische Versuche Klarheit darüber schaffen, wie der N bei Ver-
fütterung von NH4- Salzen und Harnstoff im Organismus zurückgehalten
wird. Nach Ansicht des Vf. liegen folgende Möglichkeiten vor: NH3 wird
als solches zurückgehalten oder es geht in andere nicht eiweißartige Körper
irgendwelcher Art über und wird so aufgespeichert. Die 3. Möglichkeit
besteht darin, daß NHg irgendwie eine Ersparung an Körpereiweiß ver-
ursacht. Der Vf. suchte die Frage nach der Art der N- Retentionen dadurch
einer Entscheidung entgegenzuführen, indem er langausgedehnte Versuche,
während welcher unterhalb der Abnutzungsquote gelegene Eiweißgaben
verfüttert wurden, unter gleichzeitiger Beigabe von NH^-Salzen oder Harnstoff,
anstellte, um zu sehen, ob dadurch wirklich dauernde positive N- Bilanzen
erzielt werden konnten, ferner ob sich die Versuchstiere vor allem hin-
sichtlich ihres Körpergewichtes gleich verhielten und erhebliche Gewichts-
zunahmen bei der Art der Fütterung eintraten. Sämtliche Versuche wurden
an Schweinen eines Wurfes ausgeführt. Die Versuchsanordnung war die
bereits früher vom Vf. beschriebene. Das Grundfutter bestand fast aus-
schließlich aus C- Hydraten, und es wurde zunächst an jedem Tiere bei
der Ernährung die Abnutzungsquote während einer 9tägigen Periode fest-
gestellt. Mit je 2 Schweinen wurden 3 Hauptperioden gemacht. In jeder
Hauptperiode wurde ein Parallelversuch ohne die anderen Zulagen aus-
geführt. Werden die einzelnen Versuchsreihen einander gegenübergestellt,
so ist daraus folgendes zu entnehmen: Bei der Verfütterung von NH^-
Salzen oder Harnstoff und von beiden zu einem C - hydratreichen Grund-
futter nahmen die Versuchstiere ganz normal an Gewicht zu. So konnte
bei einem Schwein eine langsame Gewichtszunahme von 2800 g innerhalb
20 Tagen festgestellt werden. Ferner ist von Wichtigkeit, daß das eine
Tier, welches mit kleinen Eiweißgaben und großen Mengen von NH^-
Salzeu und Harnstoff ernährt worden war, sich sowohl bezüglich des
Körpergewichtes wie auch zum Teil hinsichtlich der N- Bilanz, fast genau
so verhielt, wie das sonst gleich ernährte Kontrolltier, welches große
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 88, 389—424 (A. d. med. Klin. Heidelberg).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 285
Eiweißgaben erhielt. Auf Grund der Ergebnisse kommt der Vf. zu der
Schlußfolgerung, daß die dauernden N- Retentionen, welche sich durch
Fütterung mit NH^- Salzen und Harnstoff erzielen lassen, tatsächlich als
ein Ansatz von eiweißartigen Substanzen aufzufassen sind.
Stoff- und Energieutnsatz des Schweines bei Wachstum und Mast.
(Vorläufige Mitteilung.) Von R. von der Heide und W, Klein. ^) —
Mit Hilfe von Respirationsversuchen im Reiset- Apparat, wurde an drei
weiblichen, wachsenden Schweinen desselben Wurfes der Stoff- und Energie-
umsatz bei Erhaltungs- und Mastfutter, festgestellt. Es wurde während der
Versuche nicht nur die COj bestimmt, sondern auch die Og-Aufnahme,
CH4- und Hg -Ausscheidung ermittelt. Die Respirationsversuche dauerten
genau 24 Stunden, und jeder Versuch zerfiel in einen Tages- oder Ver-
dauungsversuch und in einen Nacht- oder Nüchtern versuch. Ferner wurde
die Temperatur bei den einzelnen Versuchen geändert, um deren Einfluß
auf den Gaswechsel bei Erhaltungs- und Mastfutter zu beobachten. Im
ganzen wurden 3 Versuchsperioden gemacht. In der ersten Periode er-
hielten die Tiere ein Grund- bezw. Erhaltungsfutter, welches aus Gersten-
schrot, Trockenkartoffeln und -Hefe bestand, unter Zugabe von 20 g CaCOj
und 5 g Na Gl. Die Futterration für die einzelnen Tiere war folgende:
Nr. 1 Großes Schwein 2. Mittlere Sau 3. Kleines Schwein
Gerstenschrot .... 300 g 268 g 238 g
Kartoffeln 500 „ 447 „ 403 „
Trockenhefe 160 „ 148 „ 129 „
Die Respirationsversuche dieser Periode ergaben einen 02-Verbrauch von
bei 10": 1778,8 1 und eine COg-Ausscheidung von 1744,4 1
„ 19 0; 1588,6 1 „ ,. „ „ 1595,3 1
., 22": 1400,5 1 „ „ „ „ 1405,4 1
woraus ersichtlich ist, daß das Futter bei 22 " C. tatsächlich ein Erhaltungs-
futter war, also die gereichte Ration vollständig zur Deckung ausreichte.
Die Vö. stellten ferner fest, daß der Stoffwechsel in den 8 letzten Stunden
(7 Stunden nach der Mastzeit) noch bedeutend höher ist als im Hunger
(1433 Cal. gegen 1024 Cal. auf 1 qm Oberfläche). Bei den jungen Tieren
äußerte sich die Wachstumstendenz in einer stärkeren Retention von Ei-
weiß. In der 2. Periode wurde Mastfutter in Form von Fett (Palmin) zur
Grundration gegeben, und zwar bekam Schwein 1 eine Zulage von 500 g,
Schwein 2 eine Zulage von 456 g und Schwein 3 eine Zulage von 417 g.
Es zeigte sich, daß die Gärungsvorgänge im Darm durch die hohe Zugabe
von Fett nicht beeinflußt werden, denn es wurden fast die gleichen Mengen
CH4 (14,15 1) und H2 (11,88 1) in den beiden Respirationsversuchen aus-
geschieden. — Dieses Ergebnis ist ein Beweis für die Richtigkeit der be-
sonders von Kellner formulierten Lehre, daß die Fette keinen merklichen
Einfluß auf die Gärungsprocesse im Darmkanal haben. — Das verfütterte
Fett wurde zum größten Teile vom Körper zurückgehalten, ein geringer
Anteil wurde oxydiert und zwar verbrannten die 3 Schweine zur Be-
streitung ihres Stoffwechsels 308,7 g Fett, während 992,3 g zum Ansatz
kamen. Von dieser angesetzten Fettmenge bedingte 1 g einen Mehraufwand
1) Biochem. Ztschr. 1913, 55, 195—215 (A. d. tierphysiol. Inst. d. Idwsch. Hochsch. Berlin').
286 Landwirtschaftliche Tierproduction.
von 2,11 Cal. Auch mit Hilfe der verbrannten bezw. umgesetzten Nähr-
stoffe wurde dieser Wert berechnet. Für 1 g Proteinansatz im wachsenden
Organismus berechneten die Vff. einen Extra arbeits aufwand von 7,25 Cal.
— In der C-Hydratperiode (3. Periode) wurden größere Mengen Trocken-
kartoffeln zur Grundration zugesetzt, die Menge betrug für alle Schweine
4211,8 g. Die Tiere setzten für den Tag 827 g Fett und 1062 g Fleisch
an. Die größte Menge der verfütterten C-Hydrate wird in Fett um- und
angesetzt, während nur ein ganz geringer Teil in Glykogen umgewandelt
wird. In diesem Falle waren 50 g Glykogen gebildet worden, welche
Menge vom obigen Fettansatz = 827 g abzuziehen wäre; es verblieb dann
ein Ansatz von 717 g Fett. Mit Hilfe der vom Yff. erklärten Berechnung
wurde für den Ansatz von 1 g Fett aus C-Hydrat ein Arbeitsaufwand von
2,47 Cal. = 20,9 % des angesetzten Fettes berechnet. Die Bildung von
1 g Körperfett aus C-Hydraten erfordert demnach nur sehr wenig mehr
Energieaufwand, wie der Ansatz aus direkt verfüttertem Fett =2,11 Cal.
für 1 g. Zweifellos ist im tierischen Organismus beim Ansatz von Fett
eine gewisse Assimilationsarbeit vorhanden.
Untersuchungen über den Stickstoffwechsel während der Gravidität.
Von S. A. Gammeltoft. ^) — An Kaninchen, Hunden und einer Ziege
wurde in einer Anzahl von Versuchen die N-Ausscheidung während der
Schwangerschaft festgestellt. In folgenden Sätzen mögen die Versuchs-
ergebnisse mitgeteilt werden: Die normal fortschreitende Gravidität bedingt
eine N-Ablagerung, welche der in den Föten und der Placenta stattfindenden
N- Anhäufung parallel verläuft. Bei gleichmäßiger, nicht zu reichlich be-
messener Futterralion ist die Ablagerung nicht größer, sondern eher etwas
kleiner als der Verlust, welchen der Organismus durch die Geburt er-
leidet, so daß der Zustand der Schwangerschaft jedenfalls keinen Gewinn
an N einbringt. Bei Verzehr beliebig großer Futtermengen kann hingegen
ein N-Ansatz erfolgen, der aber nicht durch die Schwangerschaft selbst
bedingt zu sein braucht. Im 2. Viertel der letzteren wurde bei allen Ver-
suchen gewöhnlich eine Periode des N- Verlustes festgestellt. Dieses Minus
wird wahrscheinlich verursacht durch gewisse Anforderungen der Föten
an den mütterlichen Organismus, welche durch die N-haltigen Nährstoffe
des Futters nicht befriedigt werden können. Aus dem Verhalten der
Diurese bei trächtigen Hunden und bei der Ziege ergiebt sich ein dauerndes
Ansteigen der Harnmenge bis zum Partus, dann aber ein schroffes Ab-
fallen der Kurvenform. Bezüglich des Verhaltens einiger Harnbestandteile
wird festgestellt, daß sich während der normalen Schwangerschaft das
Verhältnis zwischen Harnstoff-N und Gesamt-N nicht sonderlich verschiebt.
Die Menge des NH3 hingegen hat sich im Verhältnis zum Gesamt-N ver-
mehrt. Ebenso vermehrt sich die Menge der durch Formol titrierbaren
Bestandteile des Harns relativ recht deutlich. Die gefundenen Werte für
Haru säure schwanken auch während der Gravidität innerhalb normaler
Grenzen. Im Versuche an der Ziege war bezüglich der Hippursäure-
ausscheidung eine deutliche Abnahme bis zum Partus zu konstatieren. Die
Menge des Gesamt- Kreatinins ist während der Schwangerschaft vermehrt;
zu gleicher Zeit wird die Ausscheidung von Kroatin im Harn erhöht.
1) SkaDd. Arch. f. Physiol. 1913, 28, 325—432; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, I. 2165 (Rießer).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 287
Über die Wirkung des Zuckers auf die Verdauung. Von Erwin
Thomsen.^) — Der Yf. machte an Hunden mit seitenständigen Darmfisteln
Versuche über die Verdauung von Zucker und über die Einwirkung des-
selben auf die Verdauungsorgane. Über die Versuchsanordnung gibt die
Originalarbeit näheren Aufschluß. Sie gestattet jedenfalls, die Entleerungs-
dauer, die Gesamtmenge der Secrete, zudem aber auch den Verlauf der
Entleerung des Magens und der Secretionen genau festzustellen. Die Ver-
suchsergebnisse sind kurz die folgenden: 1. Rohrzucker wirkt auf den
Magen direkt nicht ein, und ebensowenig wird die Pankreas- und Gallen-
ausscheidung gestört. 2. Die Verlängerung der Magenverdauung wird
dadurch bewirkt, daß die Magenentleerung für längere Zeit unterbrochen
wird, und sich während dieser Unterbrechung Pankreassaft und Galle er-
gießen, der Magen selbst aber nicht entleert wird. 3. Diese Wirkung des
Zuckers geht nicht vom Magen aus, sondern sie beruht darauf, daß der
Dünndarm die Resorption des Speisebreies verlangsamt und denselben da-
durch einer längeren Einwirkung der HCl aussetzt. 4. Rohrzucker wird
sogar in sehr großen Mengen vom Dünndarm fast vollständig resorbiert.
Die Verdauung beim Hühnchen. Von T. P. Shaw.') — Die Ver-
suche sollten dazu dienen, die Einwirkung von Extrakten aus Magen,
Mundboden, Kropf und Pankreas von Hühnchen auf Eiweiß, Fett und
Stärke zu beobachten. Wiederum wurden andere Tiere mit abgewogenen
Mengen bestimmter Nahrungsstoffe gefüttert und es wurde dann Duodenum,
Kropf, Magen und Leber auf Verdauungsprodukte (Glykogen, Pepton, Zucker
und Stärke) untersucht. Es konnte in dem Mundboden extrakt die Gegen-
wart einer Amylase, in den Auszügen aus Magen ein proteolytisches, in
denen aus Pankreas ein amylolytisches, proteolytisches und lipolytisches
Ferment festgestellt werden, dagegen konnte im Kropf kein Enzym nach-
gewiesen werden. Bereits nach dem 20. Bebrütungstage wurde in der
Leber Glykogen vorgefunden und sie wurde innerhalb eines Tages voll-
ständig glykogenfrei , wenn dem frisch ausgebrüteten Hühncheu keine
Nahrung gegeben wurde; sobald aber die Tierchen mit stärkehaltigen
Nahrungsstoffen gefüttert wurden, so trat bereits nach 2 Tagen wieder Gly-
kogen in der Leber auf.
Über die Bildung von Fett aus Kohlenhydraten. Von Sergius
Morgulis und Joseph H. Pratt. ^) — Mit Hilfe von Respirationsversuchen
bestimmten die Vff. den respiratorischen Stoffwechsel eines durch Aus-
schaltung der Pankreassecretion stark heruntergekommenen und abgemagerten
Hundes nach Veifütterung größerer Mengen von Glukose. Die Versuche
führten zu dem Ergebnis, daß der respiratorische Quotient infolge erhöhter
COg-Ausscheidung bei fast unverändertem 0- Verbrauch ständig höher als 1
war. Dies ist ein Beweis dafür, daß das Tier, trotz der stärkeren Herab-
setzung der Eiweiß- und Fettresorption, doch fähig war, aus dem ver-
fütterten Kohlenhydrat Fett zu bilden.
Das Verhältnis der Stickstoffeliminierung unter dem Einfluß der
Bestandteile der Diät. Von Lafayette B. Mendel und Robert C. Levis.*)
— L Der Einfluß der Zusammensetzung der Diät. Die Vff. studierten
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 84, 526—436. — 2) Amer. Journ. Physiol. 1913. 31, 439—446
(A. d. Mc Gül Univ.) ; ref . nach Chem. Ctribl. 1913, I. 1829 (Henle). — s) Amer. Jouin. Physiol. 1913,
32, 200-210; ref. nach Chem. Ctribl. 1913, n. 1500 (Rießer). — ■>) Journ. of Biol. Chem. 1913, 16,.
19—36, 37—53 u. 55—77 ; ref. nach Chem. Ctribl. 1914, I. 45 u. 46 (Franck).
^88 Landwirtschaftliche Tierproduction.
den Einfluß verschiedener unverdaulicher Zusätze zu einem Grundfutter
auf die N-Ausscheidung. Die Ergebnisse ihrer Versuche sind folgende: Bei
einer ausgewählten gemischten Nahrung steigt die typische Kurve der N-
Ausscheidung in der ersten Periode an, um nach 3 Stunden den Höhe-
punkt zu erreichen, fällt dann erst am folgenden Tage auf den ursprüng-
lichen Stand zurück. Bei Wiederholung des Versuches am selben Tiere
erhält man dieselbe Kurve, während verschiedene Tiere bei der gleichen
Nahrung parallele N-Kurven geben. Wird nun unverdauliches Material
wie Agar-Agar, Knochenasche, Kork, Mineralöl, Paraffin und Vaseline zum
Grundfutter zugelegt, so tritt ein Aufschub in der N-Ausscheidung ein.
In der ersten Periode nach der Verfütterung folgt stets ein subnormales
Ausscheidungsverhältnis an N-Stoff, während in den letzten Perioden bei
Agar-Agar, Paraffin, Kork und Fillrierpapiers ein höheres Verhältnis folgt.
Wahrscheinlich lassen sich die niedrigen N- Verhältnisse durch eine ver-
zögerte Absorption des eingeführten N erklären, welche die Vff. auf eine
langsamere Verdauung zurückführen, da der Magen früher entleert wird,
und infolgedessen die gastrische Protolyse zugunsten einer verlängerten
Darmverdauung verschoben wird. Von dem unverdaulichen Material wird
ein Teil der Eiweißkörper absorbiert und somit diese der Einwirkung der
Verdauungsenzyme entzogen. Das unverdauliche Material absorbiert schließ-
lich auch die Endproducte der Verdauung, wodurch diese dann im Darm
nicht verarbeitet werden können. Die Zugabe von Saud zum Grundfutter
bewirkt in den ersten 6 Stunden eine nicht normale Erhöhung der N-Aus-
scheidung und macht so eine Ausnahme. Da die Verfütterung von Sand
im Hungerzustande keinen Einfluß auf die N-Ausscheidungskurve hat, so
kann die Steigung der N-Ausscheidung bei Zugabe von Sand nicht auf
eine erhöhte Verdauungssecretion zurückgeführt werden.
II. Der Einfluß der Kohlehydrate und der Fette in der
Diät. Werden die nicht N-haltigeu Bestandteile der Grund-Diät durch
die verschiedenen Kohlehydrate ersetzt, so bewirkt dieser Ersatz eine Ver-
langsamung in der N-Ausscheidung nach einer proteinreichen Kost. Die
zu den Versuchen benutzten Kohlehydrate wirkten in dieser Reihenfolge:
Stärke, lösliche Stärke, Sucrose und Dextrose. Der Grund für die Ver-
zögerung der N-Ausscheidung liegt in der proteinsparenden Wirkung der
C-Hydrate zugäbe. Ersetzt man die N-freien Bestandteile des Grundfutters
durch die Fette: Baumwollsaatöl, Speck und Oleostearin, so erhielten
die Vff. keine übereinstimmenden Ergebnisse. Ersteres allein bewirkte
eine merkbare Verzögerung der N-Ausscheidung, Speck und Oleostearin er-
höhten in der ersten Periode nach der Mahlzeit die N-Ausscheidung außer-
gewöhnlich, welche Wirkung der letzteren Substanz auf eine Ausschaltung
der retardierenden Wirkung der Sucrose zurückzuführen ist. Speck und
Oleostearin haben keinen Einfluß auf die N-Kurve.
III. Der Einfluß des Charakters des verfütterten Proteins.
An aufgezeichneten Kurven erläuterten die Vff. ihre Versuchsergebnisse.
Die N-Ausscheidungskurve war nach Verabreichung von frischem Fleisch
und nach Fütterung von extrahiertem Fleischmehl im letzten Falle eine
flachere. Erklärt wird dieses niedrigere N-Ausscheiduugsverhältnis durch
den höheren Gehalt des Fleischpulvers am Bindegewebe und der dadurch
verursachten geringeren Verdaulichkeit derselben. Nach Fütterung von
D. Stoffwechsel, Ernährung. 289
Casein, Edestin, Gelatine, Glidin und Ovovitellin lagen die N-Kurven in
ihrem Verlauf zwischen den beiden Fleischkurven. Wurden Sojabohnen
gegeben, so ergab sich eine Verzögerung in der N-Ausscheidung, bewirkt
durch die proteinsparende Eigenschaft der in den Sojabohnen auftretenden
C-Hydrate. Das Auftreten einer niedrigen N- Kurve nach Verfütterung
von nativem Eiweiß und Ovalbumin ist zurückzuführen auf eine geringere
Verwertung dieser Stoffe im Organismus. Unter Berücksichtigung aller
kleinen Unterschiede bezügl. der Aufnahme der Proteine kommen die Vff.
zu dem Schluß, daß die Proteine untereinander keine Unterschiede in
ihrem N-Kurvenscheidungsverhältnis zeigen.
Über den Einfluß der vorangegangenen Ernährung auf den Stoff-
wechsel im Hunger. Von Arthur Schloßmann und Hans Murschhauser^)
— Die Vff. hatten bei früheren Versuchen an Säuglingen gefunden, daß
magere Säuglinge im Hungerversuche hohe respiratorische Quotienten aus-
wiesen, während ein fettes Kind einen niederen, einmal sogar einen sehr
niederen hatte. Diese merkwürdige Tatsache brachte nun die Vff. auf den
Gedanken, daß vielleicht eine vorausgegangene mehr oder weniger einseitige
Nahrung ihren Einfluß auf den Stoffwechsel im Hunger ausübt, daß also die
Höhe des respiratorischen Quotienten im Hunger abhängig sein könne von
der Art der vorangegangenen Ernährung. Diese Frage mußte natürlich mit
Hilfe des Tierversuches gelöst werden. Die Vff. bedienten sich einiger
Hunde, welche zunächst während 16 Tage völlig hungerten, damit sie
ihre Vorräte an Glykogen und Fett möglichst aufzehren konnten. Hierauf
erhielten die Tiere eine ganz einseitige Kost: Hund I Pferdefleisch -f- Speck,
Hund n etwas mageres Fleisch + Keis und Hund HI zunächst Fisch und
dann etwas mageres Fleisch. Das erste Tier bekam also eine fettreiche,
Hund n eine möglichst C- hydratreiche Nahrung, während das letzte Tier
als eigentlicher Fleischfresser im engeren Sinne des Wortes auf den Eiweiß-
abbau eingestellt wurde. Die Tiere wurden mit Hilfe der angegebenen
Nahrung ungefähr auf ihr ursprüngliches Gewicht aufgefüttert, dann wurde
eine neue 24 stündige Hungerperiode eingeschaltet, darauf wurden sie
wieder einige Tage wie bisher gefüttert, sodann wurde nochmals eine
Hungerperiode eingeschaltet und die Versuche noch ein oder zweimal
wiederholt; und dabei bestimmten die Vff. immer den respiratorischen
Quotienten. Trotzdem bei der Anordnung der Versuche eine direkte
Nachwirkung der letzten Mahlzeit auf denselben ausgeschlossen war, ergab
sich eine ausgesprochene Abhängigkeit des respiratorischen Quotienten von
der Zusammensetzung der vorangegangenen Nahrung. Während der Fett-
hund (I) Werte von 0,656 — 0,726 aufwies, hatte der Reishund (11) einen
solchen von 0,796 — 0,892. Diese letzteren Zahlen für den Hund II sind
so außerordentlich hoch, daß erhebliche Mengen Glykogen verbrannt sein
müssen, denn sonst ließen sich diese hohen Werte im Hungerzustande
nicht erklären. Bei dem Fetthund liegen aber die Werte für den respira-
torischen Quotienten 2 mal sogar ganz wesentlich unter dem theoretischen
Fettverbrennungswerte. Diese offensichtlichen Unterschiede in den Zahlen
für den Gaswechsel der Tiere bringen die Vff. in enge Beziehung zu
einem Anpassungsvorgang und sagen, daß die Gewöhnung während der
1) Biochom. Ztschr. 1913, 53, 265—299.
Jahresbericht 1913. 19
290 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Mast zu einer einseitigen Zersetzung einer bestimmten Componente des
Körperbestandes auch im nüchternen Zustande geführt hat, das heißt also,
daß im Hunger diejenigen Körperbestandteile in erster Linie angegriffen
werden, die der voraufgegangenen Nahrung entsprechen. Hund I, welcher
eine sehr fettreiche Nahrung erhalten hatte, verbrannte im Hungerzustande
auch zuerst das Fett seines Organismus, während der Reishund hauptsächlich
das Glykogen seines Körpers abgebaut hatte. Die Durchschnittswerte (Ü,709
bis 0,793) für den respiratorischen Quotienten des Eiweißhundes sind ganz
verständlich, denn hier ist in erster Linie Eiweiß neben etwas Fett und
Spuren von Glykogen verbrannt worden. — Die ausführlichen Versuche
hatten also folgende Ergebnisse: L Die Höhe des respiratorischen Quotienten
beim Menschen und beim Tier ist auch im Hunger- bezw. Nüchternzustande
abhängig von den Nährstoffen, welche hauptsächlich auf Aufbau des Körpers
beteiligt waren. 2. Der Einfluß einseitiger Fütterung ist auch dann noch
deutlich zu erkennen, wenn die direkte Einwirkung der letzten Mahlzeit
längst ausgeschaltet ist. 3. Einseitig genährte oder gemästete Individuen
stellen bei Nahrungsentziehung den Abbau im Körper entsprechend den
Verbrennungsvorgängen in der vorausgegangenen Zeit der Mast ein. Durch
einseitige Mast gewöhnt sich der Organismus daran, mehr oder weniger
Glykogen bezw. Fett zu verbrennen. 4. Das Verhältnis von CO2 : 0 — der
respiratorische Quotient — nähert sich bei einseitig an Fettnahrung ge-
wöhnten Tieren auch im Nüchternzustande dem theoretischen Fettquotienten
(0,71), bei den einseitig mit C-Hydrat gefütterten Tieren dem theoretischen
C- Hydratquotienten. 5. Bei länger andauerndem Hunger zeigt sich der
Einfluß vorangegangener Fettmast länger als der Einfluß vorangegangener
C- Hydratmast, da die Glykogenvorräte eben rascher bei starker Inanspruch-
nahme zu Ende gehen. 6. Durch die Art der Ernährung kann man also
über die Zeit hinaus, in der Nahrungsbestandteile direkt auf den respira-
torischen Stoffwechsel einwirken, den Körper zur höheren Fettzerlegung
oder zur höheren Glykogen Zerlegung „trainieren".
Zur Kenntnis der Pankreasverdauung. Von Gertrude D. Bostock. ^)
— In dem ersten Teile der Arbeit sollte die Frage untersucht werden,
wie sich die Verteilung des N gestaltet, wenn man auf eine Trypsin-
verdauungslösung die nachfolgend beschriebene, bei der Autolyse der Organe
gebrauchte Methode anwandte. Diese Versuche dauerten 70 bezw. 140 Std.
Ferner sollte der Einfluß des Alkalis und das Optimum desselben für die
Trypsinverdauung festgestellt werden. Die Versuche des ersten Teiles, in
welchem 30 g Blutfibrin (Kahlbaum) mit 1 I Chloroformwasser und 10 ccm
einer lOprocent. NajCOg-Lösung 70 bezw. 140 Stunden mit 2,5 g
Pankreatin im Thermostaten digeriert wurden, führten zu dem Ergebnis,
daß bei 70 stündiger Dauer die Zahl für Monamiuosäure-N zwischen 38
und 40,8% des gelösten N schwankte, während in der 140 stündigen
Periode der gesamte gelöste N nur etwas größer, der Monaminosäure-N
und auch der NHg-N hingegen deutlich vermehrt war. Es wurde also
gefunden, daß die Anwesenheit von Alkali auf den Fermentabbau bei
der Trypsinverdauung einen sehr ungünstigen Einfluß ausübt, ebenso wie
auf den Abbau des Eiweißes bei der Autolyse. Das Studium des Einflusses
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 85, 471—492 (A. d. ehem. Abt. d. pathol. Inst. d. Univ. Berlin).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 291
von Alkali auf die N- Verteilung der Pankreatinverdauung von Blutfibrin
zeigte, daß die proteinlösende Kraft von der proteinspaltenden Kraft
scharf zu unterscheiden ist. Der günstigste Grad der Alkalität für die
Proteinlösung schwankt zwischen 1,2 und 1,8^0 Na2C03. Sie steigt
schnell bei 0% bis 1,2^0 NagCOg, während sie bei größeren Mengen als
1,8 °/o nach und nach abnimmt. Der Proteinabbau wird von einer
0,6procent. NagCOg-Lösung ungünstig beeinflußt, zwischen 0 und 0,3 ^/^
ergab sich kein nennenswerter Unterschied, Eine Optimumconcentration
für den Proteinabbau wurde nicht gefunden. Wie bereits erw^ähnt, wird
der Proteinabbau bei der tryptischen Yerdauung von Alkalilösungen
(0,6 ^/o — l>2^/o NagCOg) ebenso ungünstig beeinflußt, wie der Protein-
abbau bei der Autolyse.
Über die Resorptionsgeschwindigkeit der Eiweiße und ihrer
Abbauproducte im Dünndarm. Von Hermann Messerli. ^) — Als
Versuchstier dieote ein noch in der Wachstumsperiode befindlicher Himd,
dem eine Thiry-Vella'sche Fistel augelegt worden war. Vermittelst einer
besonderen Apparatur wurden dem Hunde, nach vorangegangener guter
Ausspülung mit Na Cl- Lösung, durch das isolierte Darmstück körperwarme
Nährlösungen zugeführt. Diese wurden bei den leichtlöslichen Präparaten
wie Erepton, Pepton, reinen Aminosäuren und Traubenzucker unter ge-
lindem Erwärmen in 0,9procent. NaCl-Lösung hergestellt, bei den übrigen
wie Casein, hydrolysiertes Casein, Gliadin und Hämoglobin in 0,90procent.
NaCl-Lösung unter Zusatz von 0,2 ^/^ Na2C03. Die aus dem Ausführungs-
katheter fließende Lösung, sow^ohl die Nähr- wie die NaCl-Lösung, wurde
in einer Sammelschale aufgefangen und, verdünnt mit der Ausspülflüssigkeit
der Schale selbst, in einem Meßcylinder gemessen. In dieser Lösung
wurde dann der N genau bestimmt, selbstverständlich auch in der ein-
geführten Lösung. Die Resorptionsdauer — welche gewöhnlich 30 — 40
Minuten betrug — wurde notiert vom Momente an, wo die Nährlösung
in der Bürette zu fließen begann bis zur Unterbrechung der Resorption
durch den Na Cl- Strom am Ende des Versuches und der Gehalt an N
der gut herausgeschälten Lösung diente zur Bestimmung der Resorptions-
größe. Aus den Versuchen ergab sich folgendes: Es zeigte sich zwischen
genuinen Eiweißen und tief gespaltenen Abbauproducten in der Resorptions-
geschwindigkeit kein großer Unterschied. Casein, Gliadin, Serum und
Hämoglobin wurden nicht viel schlechter resorbiert als Erepton, Pepton
und hydrolysiertes Casein ; am schlechtesten wurde das Hämoglobin resorbiert,
und im Vergleich zum Pepton und Erepton wurde das hydrolysierte Casein
schlechter resorbiert. Die geprüften genuinen Eiweiße lassen sich nach
ihrem absoluten 10- Minuten- Resorptions wert in folgender Reihe anordnen:
Serum = 20, Gliadin =16, Casein =12 und Hämoglobin = 8. Die
Resorptionsfähigkeit für Eiweiß und Pepton war bei eiweißreicher Er-
nährung des Versuchstieres besser, als wenn dasselbe eine eiweißarme
Kost erhielt, was sich dadurch erklären läßt, daß durch den N- Mangel
die Darmzellen in ihrer physiologischen Funktion erheblich beeinträchtigt
werden. Das Resorptionsvermögen der Darm Schleimhäute nahm mit der
Zeit und im Verlaufe der Versuciie merklich ab, ja verschwand zeitweise
1) Biochem. Ztschx. 1913, 54, 446—473 (A. d. physiol. Inst. d. Univ. Bern).
19*
292 Landwirtschaftliche Tierproduction.
sogar vollständig. Der Umstand, daß zur selben Zeit Traubenzucker normal
resorbiert wird und die Tatsache, daß sich die Darmschleimhaut auch für
die Eiweißproducte vorübergehend erholen kann, beweist, daß diese Störung
nur funktioneller Natur ist. Aus genanntem Umstand läßt sich der Schluß
ziehen, daß die Spaltung des Eiweißes von dem Mechanismus der Zucker-
resorption verschieden ist.
Über den Einfluß einseitiger Mast auf die Zusammensetzung des
Körpers und auf den respiratorischen Stoffwechsel bei späterem Hunger.
Von Fritz Kleinert. ^) — Es sollte mit Hilfe von Respirationsversuchen
untersucht werden, ob die gesamte vorhergehende Ernährung bezw. die
stoffliche Zusammensetzung des Körpers, im nüchternen Zustande den
Gaswechsel beeinflussen kann, ob sich also der respiratorische Quotient
im nüchternen Zustande bei vorangegangener überwiegender Fettnahrung
dem Fettquotienten (0,71), bei überwiegender Eiweißnahrung dem Eiweiß-
quotienten (0,78 — 0,8) und schließlich bei überwiegender C-Hydraternährung
dem C-Hydratquotienten (1,0) nähert. Als Versuchstiere dienten auch hier
verschiedene Hunde, die einseitig ernährt wurden. — Die Versuchs-
anordnung ist eine ähnliche, wie die in der Arbeit von Schloßmann und
Murschhauser. — Es sei erwähnt, daß während der Versuchsdauer
sehr darauf geachtet wurde, daß sich die Versuchstiere möglichst ruhig
verhielten, um so den event. Einfluß von stärkeren Bewegungen und
Bellen auf den respiratorischen Quotienten auszuschalten. Die Versuche
wurden in einem verbesserten Regnault-Reiset-Apparat vorgenommen und
endigteu mit folgenden Resultaten: Die procentuale Gewichtsabnahme war
fast bei allen Hunden auffallend gleich, sie betrug 27 — 28 %. Der eine
Hund hatte nur um 19 % abgenommen, weil das Tier während der ganzen
Versuchsdauer außergewöhnlich ruhig war. Auch die Hungerquotienten
stimmten gut überein (0,755—0,788) im Mittel = 0,769. Die respira-
torischen Quotienten der Nüchternversuche hingegen zeigen deutlich den
Einfluß der vorangegangenen Nahrung. Die Fetthunde I u. IV, welche also
fast nur Fett ihres Organismus abbauen konnten, zeigen die erwarteten
niedrigen Quotienten 0,656, 0,674, 0,726, 0,71 (Hund IV). Der Eiweiß-
hund (III) gab fast theoretische Eiweißquotienten (0,793 u. 0,784); womit
allerdings noch nicht gesagt sein soll, daß ausschließlich Eiweiß umgesetzt
worden ist. Aber auch hier war der Eiweißabbau bestimmend für die
Höhe des Gaswechsels. Hund U, welcher fast nur C- Hydratnahrung er-
halten hatte, lieferte Zahlen von 0,796, 0,849 u. 0,892, die also bedeutend
unter dem theoretischen C-Hydratquotienten liegen. Dieser Befund läßt
sich natürlich dadurch erklären, daß das Tier im Nüchternzustande sicher-
lich neben dem aufgespeicherten Glykogen, welcher Proceß erheblich mehr
0 gebraucht, auch etwas Fett abbaute, wodurch der respiratorische Quotient
naturgemäß herabgedrückt wurde. Jedenfalls haben die Versuche deutlich
gezeigt, daß der Gaswechsel und der respiratorische Quotient im Nüchtern-
zustande durch die vorangegangene Ernährung und die davon abhängige,
verschiedene stoffliche Zusammensetzung des Körpers bestimmt wird; aller-
dings unter der Voraussetzung, daß andere Faktoren, wie starke Muskel-
tätigkeit usw., die störend wirken können, während der Versuche aus-
geschaltet sind.
1) Ztschr. f. Biol. 1913, 61, 342—372 (A. d. akad. Kinderkl. Düsseldorf).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 293
Über die vom tierischen Organismus unter verschiedenen Be-
dingungen ausgeschiedenen Alkoholmengen. Von W. Völtz und
Aug. Baudrexel.^) — 4. Mittl. Über den Einfluß der Dosierung
und der Außentemperatur auf die Alkoholausscheidung durch
Harn und Atmung und über die Resorption des Alkohols durch
die Harnblase. Die Untersuchungen der Vff. endigten mit folgenden
Ergebnissen: Die Alkoholausscheidung durch den Organismus ist in hohem
Maße abhängig von der Dosierung und von der Außentemperatur. Nach
Gabe von ungefähr 3 com Alkohol in einer Portion für 1 kg Lebend-
gewicht wurde rund 8 %, in drei Portionen ungefähr 2,2 ^j^ im Harn
und in der Atmung vom Hunde wieder ausgeschieden. Je nach der
Versuchsanordnung wurde also der Alkohol zu 92 bezw. zu 98 '^Jq vona
tierischen Organismus resorbiert. Wurde dem Versuchstier in einer Dosis
ungefähr 3 ccra Alkohol zugeführt, so wurde bei 16 ® im Respirations-
apparat 3,99 <^/o und bei einer Kasten temperatur von 26 — 27° ungefähr
8 ^Iq der eingeführten Menge wieder ausgeschieden. Auch dann findet
eine Resorption des Alkohols in der Harnblase statt, wenn die Alkohol-
concentration des Harnes nicht größer ist, als der Menge an Alkohol ent-
spricht, welche nach dem Genuß im Harn vorgefunden wird.
Der Stoffwechsel von Hunden ohne Pankreassecretion nach Fleisch-
fütterung. Von Francis G. Benedict und Joseph H. Pratt. ^) — Von
drei Hunden, deren Pankreas vom Duodenum abgetrennt und unterbunden
war, wurde der Stoffwechsel und die Wärmebildung untersucht. Die
Steigerung des Stoffwechsels dieser Hunde nach Fleischfütterung war ver-
hältnismäßig gering, dies spricht dafür, daß die nach der Nahrungsaufnahme
eingesetzte Steigerung des Gesamtstoffwechsels auf einer specifisch dynamischen
Wirkung der Nahrungsmittel, und dementsprechend auf chemischen Ur-
sachen beruht, nicht etwa durch die mechanischen Processe der Verdauung
und Bewegung der Därme bedingt ist. Wäre dieses letztere tatsächlich
der Fall, so hätte unbedingt bei den in der angegebenen Weise operierten
Hunden eine ausgesprochene Steigerung des Stoffwechsels nach Fleisch-
fütterung beobachtet werden müssen, da die vom Darm zu leistende Arbeit
bei diesen Hunden wegen der fehlenden Pankreassecretion und der damit
zusammenhängenden stark verminderten Fähigkeit, die Nahrung zu resorbieren,
außerordentlich groß war.
Studien über den Stoffwechsel von Ammoniumsalzen. Von Frank
P. Underhill.^) — I. Die Ausscheidung aufgenommener Ammonium-
salze beim Hunde bei gemischter Kost. Hunde, die normal ernährt
waren, erhielten zum Grundfutter NH^-Acetat, -Butyrat, -Citrat, -Lactat,
-Valerat, -Chlorid, -Carbonat, -Phosphat und -Sulfat. Im Harn der Tiere
wurde der Gehalt an Gesamt-N und an NH3 bestimmt. Durch Zugabe von
NH^-Chlorid, -Phosphat und -Sulfat wurde die N-Ausscheidung gesteigert,
während die Verfütterung von den organischen NH^ - Salzen und des
(NHjg^^s keine Steigerung der NHg-Ausscheidung von NHg, wohl aber
eine solche des ausgeschiedenen Gesamt-N verursachte.
1) Arch. d, Physiol. 1913, 152, 567—578 (A. d. physiol. Abt. d. Inst. f. Gärungsgew. Benin).
— 2) Journ. of Biol. Chem. 1913, 15, 1—13; ref. nach Cham. Ctrlbl. 1913, I. 1157 (Henle). — s) Ebend.
327-335 u. 337-339.
294 Landwirtschaftliche Tierproduction.
IL Die Ausscheidung aufgenommener Ammoniumsalze im
Hungerzustau de. Ein phlorrbiziuisierter, fastender Hund bekam per os
NH^-Carbonat und NH4-CI; der Harn des Tieres wurde auf NH3 und
Gesamt-N untersucht. Die Verabfolgung von NH4-CI hatte eine Mehr-
ausscheidung von NH3, diejenige von (NHJjCOg nur eine Steigerung des
ausgeschiedenen Gesamt-N zur Folge.
HL Die Ausnutzung von Ammoniumsalzen bei stickstoff-
freier Kost. In Gemeinschaft mit S. Goldschmidt. i) Mit N-freier Kost
ernährte Hunde bekamen NH^-Acetat, -Citrat und NH^-Cl. Im Harn der
Tiere wurde Gesamt-N, NH3 und Kreatinin bezw. Kreatin bestimmt, der
Kot auf seinen Gehalt an Gesamt-N untersucht. Im Gegensatz zu den
Befunden von Gräfe und Schläpfer wurde der N des NH^-Cl nicht
ausgenutzt, während der N aus dem NH^-Acetat und -Citrat von den
Hunden verwertet wurde.
Untersuchungen über die Bedeutung des Phosphors in der Nahrung
wachsender Hunde. Von Ernst Durlach.-) — Der Vf. stellte an gleich-
alterigen Hunden Versuche an und zwar mit P-armer, Phosphat- und
Phosphatid-haltiger Nalu'ung. Bei P-Entzug trat Erkrankung der Tiere
und Gewichsabnahme ein. Nach den Versuchen zu urteilen, scheint der P
des Lecithins dem Phosphat-P in der Wirkung überlegen zu sein, obgleich
es nicht ausgeschlossen ist, daß bei der Lecithinzulage auch noch andere
mit dem Oryzanin und den Vitaminen zusammenhängende Körper von
Bedeutung sind.
Über die biologische Bedeutung des Phosphors für den wachsenden
Organismus. Von M. Masslow.') — I. Untersuchungen über den Einfluß
des Phosphors auf die Entwicklung von Tieren und auf den Phos-
phor- und Stickstoffumsatz. Es soll einmal experimentell nachgewiesen
werden, ob der Haushalt des Organismus tatsächlich so große P-Mengen
nötig hat, wie aus den Ergebnissen der Stoffwechseluntersuchungen hervor-
geht. Weiter sollte geprüft werden, welche Veränderungen im Organismus
infolge von P-armer Nahrung vor sich gehen und wie er in diesem Falle
seinen Bedarf an P deckt. Ferner will der Vf. nachweisen, ob die
P-haltigen Lipoide, die organischen P- Verbindungen und die organischen
Phosphate für die Assimilation gleichwertig sind. Schließlich war der Vf.
bestrebt, klarzustellen, ob Milch allein den Bedarf des wachsenden Organis-
mus decken kann und wie die P-Salze dabei wirken. — Da Hundemilch
2Y2Q3al so reich an P- Verbindungen ist als Kuhmilch, wurde bei den
bezügl. Versuchen erstere durch letztere ersetzt, und um die Bedeutung
des P noch klarer hervortreten zu lassen, wurde einigen Hunden Kuhmilch
gegeben, aus welcher das P-reiche Casein entfernt, aber durch das sehr
P-arme Eieralbumin ersetzt worden war, um somit die Bedingungen für
P-Hunger zu schaffen. — Der Vf. beschränkt sich bei seinen Versuchen
auf die Untersuchung je eines Vertreters für die Hauptgruppen genannter
Körper: des Lecithins als typischen Vertreter der P-haltigen Lipoide, des
glycerophosphorsauren Ca als Vertreter der organischen Verbindungen und
J) Journ. of Biol. Chem. 1913, 15, 341—355: ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1417 u. 1418
(Rona"). - 2) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmak. 71, 210—250 (A. d. Pharmak. Inst. d. Univ. Göttingen).
— s) Biochem. Ztschr. 1913, 55, 45—62 u. 56, 174—194 (A. d. chem. Lab. d. Inst. f. exper. Med. d.
Milit. Acad. St. Petersburg).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 295
des phosphorsauren Na als Vertreter der anorganischeD Phosphate. Als
Versuchstiere dienten junge Hunde, welche zunächst mit Kuhmilch und
Haferschleim gefüttert wurden. Vor den Versuchen teilte sie der Vf. in
zwei Gruppen. Die einen bekamen eine an Eiweiß-, Fett-, C-Hydraten
urid Nährsalzen reiche, aber P-arme Nahrung, während den anderen Tieren
bei sonst gleicher Diät in bestimmten Mengen Natrium-phosphoricum, Ca-
glycerinphosphoricum und Lecithin zugegeben wurde. Zudem sollte die
Nahrung möglichst wenig feste Bestandteile enthalten und wohlschmeckend
sein. — Am Schlüsse der Versuche wurden alle Organe dieser Tiere auf
ihren Gehalt an P untersucht. — Das Grundfutter bestand aus einem Ge-
misch von 100 Teilen Reis und 50 Teilen Eieralbumin, dem noch zur
Erzielung einer besseren Schmackhaftigkeit 40 Teile Zucker und 50 Teile
Kokowar zugegeben wurden. Hieraus wurde mit Aqua dest. eine Grütze
bereitet und vor dem Kochen das Nährsalzgemenge, bestehend aus KCl,
Na Gl, CaCl2, MgCl, und Far. oxyd. sacchar. hinzugefügt. Die Zugabe
eines Fe-Salzes hatte den Zweck, um die Tiere nicht in den Zustand des
Fe-Mangels zu versetzen. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche lassen
sich nun kurz so zusammenfassen: Bezüglich des N-Ümsatzes ergiebt sich
die Tatsache, daß bei P-armer Nahrung das Bedürfnis an N im Organismus
vollständig gedeckt wurde; auch bei Zugabe von Phosphaten blieb die
Assimilation des N die gleiche. Der P-Ümsatz der einzelnen Tiere stellte
sich so, daß sämtliche Hündchen bei der Fütterung mit Milch und Hafer-
schleim bezw. mit Milch und Fleioh ungefähr die gleichen P-Assimilations-
werte zeigten. Bei Übergang auf P-arme Nahrung, also auf Grütze, wo
die P- Zufuhr ungefähr um das 5 fache sank, trat für den Organismus
P- Hunger ein, deshalb nahmen auch die P-Assimilations werte um fast das
10 fache ab; es konnte also der P-arme Brei den Bedarf an diesem Elemente
nicht decken. Der P-Mangel war den Tieren in der ersten Zeit in der
Entwicklung nicht hinderlich, je älter aber die Tiere w^urden, um so mehr
blieben sie hinter den Kontrolltieren in der Entwicklung zurück, bis sie
schließlich nach einigen Wochen an kachektischen Erscheinungen zugrunde
gingen. Durch Zugabe von Phosphaten bezw. Glycerophosphaten konnten
die Tiere nicht mehr gerettet werden, jedenfalls weil die betreffenden Tiere
schon zu lange im P-Mangel gelebt hatten. Was den Unterschied zwischen
Phosphaten und Glycerophosphaten anbetrifft, so läßt sich nur sagen, daß
letztere den tödlichen Ausgang etwas verzögerten, ihn aber auch nicht
hindern konnten. In beiden Fällen war also die P-arme Grundnahrung
für den Eingang der Tiere unzweifelhaft die Hauptursache. Der Zusatz
von größeren Mengen Lecithin hatte nur eine zeitweilige günstige Ein-
wirkung auf den tierischen Organismus; auch da war die Lecithinfütterung
zu spät erfolgt, und so war es mit dem Tier bald zu Ende. Ausschließ-
liche Gabe von Kuhmilch vertrug das betreffende Versuchstier für längere
Zeit nicht. Bei einem Gewicht von 2100 g trat in der Zunahme plötzlich
ein Stillstand ein, dann fing das Hündchen an abzumagern und es ging
dann ebenfalls nach kurzer Zeit zugrunde. Reine Kuhmilch genügte also
ebenfalls auf die Dauer nicht, den Bedarf zu decken. Das Tier, welches
mit sog. Albuminmilch gefüttert wurde, lebte nur ganz kurze Zeit; auch
ein Zusatz von Glycerophosphaten brachte dem Tier keinerlei Nutzen.
Aus diesem Versuch kann der Schluß gezogen werden, daß dem Milch-
296 Landwirtschaftliche Tierproduction.
casein eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zugesprochen werden muß.
Bei ausschließlicher Milchnahrung treten die Bedingungen des P-Hungers ein.
IL Untersuchung der Organe auf ihren Gehalt an Phosphor
und intracellularen Fermenten. Im Anschluß an obige Arbeit unter-
suchte der Vf. alle Organe seiner Versuchstiere zunächst auf ihren Gehalt
an P, und es ließen sich folgende Tatsachen auf Grund der Untersuchungen
feststellen: Bei ungenügender P- Zufuhr in der Nahrung — also im
P-Hunger — opfert der Organismus zu allererst den anorganischen Phos-
phor und es kann angenommen werden, daß die Zellen den P in dieser
Form noch während des Lebens abgeben können, ohne darunter bis zu
einer gewissen Grenze zu leiden. Der P in organischer Bindung bleibt
hingegen bei P-Hunger ziemlich lange beständig. Im besonderen werden
die Lipoidverbindungen des P eher vom Organismus angegriffen, als die
Nucleinverbindungen. Gehirn und Herz verarmen in der Regel nie an P,
es erfolgt sogar Anreicherung, während andere Organe eine ausgesprochene
P- Verarmung erleiden. Wenn der P-Gehalt sein Minimum erreicht hat,
so gehen die Tiere zugrunde. Ein Zusatz von anorganischen Phosphaten
hat keine günstige Wirkung auf den Organismus, sie können eben den
organischen P der Nahrung nicht ersetzen. Ebenso bringt eine Zugabe
von Glycerophosphaten dem Körper durchaus keinen Nutzen, es tritt auch
hier schließlich Verarmung des Organismus an P ein, welche hauptsächlich
durch eine Abnahme des organischen und des P der Phosphatide bedingt
wird. Lecithin-Zugabe dagegen übt zweifellos einen günstigen Einfluß auf
den Körper bei P-Hunger aus, indem der P-Gehalt der Organe vermehrt
wird. Sowohl der anorganische wie der organische P, vor allen Dingen
aber der Lipoid-P der Organe nimmt zu. Dabei erfolgt eben eine An-
reicherung der letzeren, da der Procentgehalt aller P-Arten im Vergleich
zu den früheren Werten beträchtlich ansteigt. Milchnahrung führt bei
längerer Dauer schließlich ebenfalls zu P-Hunger. Trotzdem der Organis-
mus ziemlich lange gegen den P-Hunger ankämpfen kann, so verarmt er
selbst aber immer mehr an P, und diese Verarmung erfolgt auch hier
hauptsächlich auf Kosten des anorganischen P, — Bezüglich der Messungen
der fermentativen Wirksamkeit der Organe bei P-Mangel sollen hier folgende
Ergebnisse der Untersuchungen wiedergegeben werden: Das Fehlen des P
in der Nahrung bewirkt ein Absinken der fermentativen Fähigkeiten der
Organe, es erfolgt nicht nur keine Weiterentwicklung der fermentativen
Tätigkeit, sondern es sinkt auch die Energie, besonders stark diejenige
der Diastase, Amylase und Lipase. Am meisten leidet die Leber, weniger
Gehirn und Herz. Zugabe von Phosphaten und Glycerophosphaten konnte
unzweifelhaft keine vollkommen günstigen Bedingungen für die Ferment-
entwicklung schaffen. Bei Zufuhr von Lecitliin im P-Hunger nahm die
amyloly tische, diastatische und die katalytische Energie der Organe ganz
erheblich zu und die Tiere erholten sich dabei zeitweise, was mit dem
Beginn mit der Fermentregeneration in Zusammenhang gebracht werden
könnte. Die Wirkung der ausschließlichen Milchernährung auf den Zustand
des Organismus des Hundes läßt sich ebenfalls durch die geringe fermen-
tative Energie der Organe erklären. Wir können also sagen, daß ein voll-
kommener Zusammenhang zwischen dem P der Nahrung und der fermen-
tativen Energie der Organe besteht.
D. Stoffwechsel, Ernährung. 297
Die Ausnutzung des Ammoniaks beim Eiweißstoffwechsel. Von
Alonzo Englebert Taylor und A. J. Ringer,^) — An fastenden Hunden
wurde nach subcutaner und oraler Verabreichung von NH^-Carbonat die
N-Ausscheidung festgestellt. Die Untersuchungsergebnisse sind kurz folgende:
Das (NH^)2 CO3 wurde nach subcutaner Zuführung sofort wieder aus-
geschieden, dagegen wurde ein erheblicher Teil des NH3-N retiniert, wenn
das Salz durch den Mund beigebracht worden war. Der zurückgehaltene
N gelangte auch in der Nachperiode nicht zur Ausscheidung. Phlorrhizinierte
Hunde waren fähig, in Form von (NH4)2C03 aufgenommenen N zurück-
zuhalten und zwar in höherem Maße als normale Hunde. Wurde fastenden
Hunden durch das Maul Harnstoff beigebracht, so wurde dieser im Gegen-
satz zum (NH4)2C03 sofort wieder ausgeschieden.
Zur Lehre der Resorptionsvorgänge im Darm. Von N. A. Dobro-
wolskaja. ^) — Zur Verfolgung der nocli nicht mit Sicherheit gelösten
Frage über die Resorption der Eiweißspaltungsprodukte im Darm, stellte
der Vf. einige lehrreiche Versuche an unter Benutzung verschiedener
experimenteller und operativer Methoden, Die Versuche wurden so an-
gestellt, daß einem Hunde, welcher vorher 24 Stunden gehungert hatte,
in leichter Morphium -Chloroform -Narkose durch ein in das Jejunum
eingeführtes ürainrohr von Zeit zu Zeit vermittelst einer Spritze langsam
verschiedene Substanzlösungen bezw. Eiweißverdauungsproducte — und zwar
meistenteils frischer Chymus — durch den Darm beigebracht wurde. Einige
Zeit nachher wurde die Bauchhöhle wieder geöffnet und Bhit aus der Pfort-
ader entnommen. In demselben wurde dann Gesamt-N und, nach Entfernung
der Eiweißsubstanzen, Amid-N nach der Titriermethode von Sörensen
und Gesamtamid-N (Peptid- -f- Amid-N) bestimmt. Daß die beschriebene Ver-
suchsanordnung eine zweckentsprechende war, ob also bei derselben wirklich
eine Resorption aus dem Darm möglich ist, wurde durch Vorversuche mir
öprocent. Dextroselösung, welche in den Darm injiciert wurde, dargetan.
Tatsächlich hatten diese Versuche eine gute Resorptionsfähigkeit unter diesen
Bedingungen erwiesen. Die Experimente mit Eiweißverdauungsproducten
verliefen mit einander widersprechenden Ergebnissen. Einmal trat eine
deutliche Zunahme des freien Araid-N im Verhältnis zum Peptid -N und
dem gesamten Nichteiweiß-N ein, während bei anderen Versuchen gerade
das Gegenteil eintrat. Da es sich nun während der Experimente heraus-
stellte, daß auch ohne Einspritzung von Eiweißverdauungsproducten unter
den Versuchsbedingungen erhebliche Schwankungen im Verhältnis des
Amid-N zum gesamten Nichteiweiß- und Peptid -N im Blut auftraten,
so können die Ergebnisse nicht eindeutig beurteilt werden. Den angeführten
Versuchen parallel gemachte Experimente in vitro konnten nicht den Beweis
erbringen ob im Blutserum, in der Darmwand oder in den Verdauungs-
säften irgend welche synthesierende Ägentien vorhanden sind, welche gewisse
Auskunft über die Art der die Resorption begleitenden Processe hätten geben
können. Es gelang eben nicht, aus natürlichen Mischungen von Verdauungs-
producteu oder reinen Amidosäuren unter Zusatz von Darmschleimpräparaten
oder Pankreassaft einen synthetischen Vorgang mit Hilfe von Titration
nach Sörensen nachzuweisen. Fernerhin wurden in weiteren Versuchen
ij Jonrn. of Biol. Chem. 1913, 14, 407—418; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, II. 164 (Heule). —
2) Biochem. Ztschr. 1913, 56, 267—290 (Pathol. Abt. d. Inst. f. experm. Med. Vorstand: E. S. London).
298 Landwirtschaftliche Tierproduction.
eine Gefäßanastomose zwischen Pfortader und Nierenarterien oder Nieren-
venen hergestellt, und untersucht, ob diese den Nieren direkt zugeführten
Resorption sstoffe des Pfortaderblutes wieder im Harn auftreten. Allerdings
ließe sich unter diesen Umständen eine gewisse Vermehrung des Amid-N
feststellen, besonders beim Zusatz einzelner Amidosäuren zur Nahrung.
Sonst lieferte auch diese Versuchsreihe keine bestimmten Ergebnisse. Zum
Schluß wurden noch in einer anderen Richtung Versuche an Hunden ge-
macht. Um imstande zu sein, Blutproben der Pfortader während der
Verdauung zu entnehmen, wurde eine Pfortaderfistel angelegt. Die ge-
nommenen Blutproben wurden dann wieder für die Analyse präpariert.
Aus diesen Versuchen geht klar hervor, daß während des Verdauungs-
vorganges ein periodisches Schwanken des Amid-N sowohl im Pfortaderblut
als auch im ganzen Blutkreislauf stattfindet. Das Verhältnis des Amid-N
zum Gesamt -N nimmt zunächst mehr und minder stark zu, um dann nach
ca. 4 Stunden wieder abzunehmen, worauf wieder Zunahme eintreten kann.
Der Vf. ist vorläufig noch nicht imstande, auf die Frage zu antworten,
wo die Synthese des Eiweißes stattfindet, betrachtet aber die periodischen
Zunahmen des Amid-N im Blut während der Verdauung als Tatsache.
Beitrag zur Bedeutung der Pentosen als Energiequelle im tierischen
Organismus. Von P. Schirokich. ^) — Die Versuche sollten über die
Verwendbarkeit der Pentosen für die energetischen Vorgänge im Tierkörper
Aufschluß geben, und besonders sollte die Nährwirkuug der 1-Arabinose
durch Stoffwechselversuche bezw. Respirationsversuche erforscht werden. Die
Darstellung des Versuchsraaterials — der l-Arabinose — geschah nach
einem Verfahren von Kiliani aus Kirschgummi. Die Versuche wurden an
einer gut dressierten tracheotomierten Hündin ausgeführt, welche bei ge-
nügender Asepsis mit Hilfe des Vaginalspekulums leicht katheterisiert werden
konnte. In den einzelnen Versuchsperioden wurden immer gleiche Mengen
Arabinose und Traubenzucker für sich oder als Zulage zu dem stets gleichen
Grundfutter gegeben, um so die in Betracht kommenden Wirkungen der Pentose
mit denen des Traubenzuckers vergleichen zu können. Das Tier vertrug bis
zu 7,5 g Arabinose ohne irgend welche sichtliche Darmreizung, während
nach 15 g zuweilen schon Durchfall, bei noch größeren Mengen dieser
regelmäßig eintrat. Auch bei ganz wäßrigem Kot war die darin enthaltene
Menge Arabinose sehr gering. Die Ausscheidung im Harn findet haupt-
sächlich in den ersten 7 Stunden nach der Mahlzeit statt und ist in der
11. Stunde fast beendet. Die systematisch angelegten und ausführlichen
Versuche hatten folgende wichtige Ergebnisse. Eine Gabe von 7,5 — 15 g
Arabinose hatte keinen Einfluß auf den respiratorischen Quotienten und
selbst nach Verfütterung von 30 g wurde derselbe nur in geringem Maße
erhöht. Auch bei Verabreichung von Arabinose an das nüchterne Tier
konnte eine Wirkung auf die Oxydationsprocesse nicht gefunden werden,
während Traubenzucker unter den gleichen Bedingungen den Quotienten
merklich erhöht. Aus obiger Tatsache kann also der Schluß gezogen werden.
daß die Arabinose vom Hunde mir schwer und jedenfals nicht immer so-
gleich nach ihrer Aufnahme oxydiert wird, obwohl ungefähr 40 — 50%
der verfütterten Pentose im Körper reteniert wurden. Die andere Hälfte
1) Biochem. Ztschr. 1913, 55, 370—392 (A. d. tierphysiol. Inst. d. Idwsch. Hochseh. Berlin).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 299
der Arabinose wurde im Harn wiedergefunden. Da — wie erwähnt —
die Arabinose in der ersten Zeit nach ihrer Resorption sich nicht merklich
an den Oxydationsprocessen beteiligt, trotzdem aber doch ungefähr die
Hälfte der Pentose im Organismus zurückgehalten wird, so konnte an eine
Ablagerung derselben bezw. an eine Bindung an andere Moleküle — analog
der Glykogenbiidung aus Hexosen — gedacht werden. — Die absolute Größe
des 0- Verbrauches ist nach Aufnahme der Kohlehydrate sowohl bei dem
verdauenden wie bei dem nüchternen Tiere herabgesetzt; durch Trauben-
zucker wird sie ein wenig, durch Arabinose jedoch sehr erheblich vermindert.
Diese Verminderung wirkt gleichzeitig auf die mechanischen Atemvorgänge
in demselben Sinne ein. Der Vf. berechnet dann noch den Energieuinsatz
aus dem 0-Verbrauch und respiratorischen Quotienten und zeigt, daß
durch Arabinose derselbe beim nüchternen Hunde entschieden etwas unter
den Nüchtern wert herabgesetzt wird, welche Herabsetzung beim verdauenden
Tier noch deutlicher in die Erscheinung tritt. — Versuche an zwei Ziegen
führten zu dem Ergebnis, daß im Gegensatz zum Hunde im Harn nur eine
ganz geringe Menge Arabinose ausgeschieden wurde. Dieses läßt sich viel-
leicht daraus erklären, daß die Pentosen und besonders Arabinose von den
im Pansen vorhandenen Kleinwesen vergoren wird.
Weitere Versuche am Fleischfresser über die stickstoffsparende
Wirkung von Salzen, besonders von Natriumacetat. Von Ernst
Pescheck. ^) — Es sollten an der Hand einfacher Fütterungsversuche die
Verhältnisse, unter denen essigsaures Na die N- Bilanz zu beeinflussen
vermag, festgestellt werden. Die Versuche wurden an Fleischfressern
(Hunde) ausgeführt. Die Tiere erhielten zum Grundfutter (Pferdefleisch
+ Reis + Schweineschmalz) abwechselnd essigsaures Na und (NH^),
Na-Citrat, Na-Lactat und Na-Tartrat, zudem auch freie Essigsäure zu-
gelegt. Die Versuchstiere befanden sich beim Beginn der Versuche ent-
weder im N- Gleichgewicht oder sie waren auf positive bezw. negative
N- Bilanz eingestellt. Harn und Kot wurde regelmäßig auf N- Gehalt
untersucht. Die ausgedehnten Versuche haben folgendes gezeigt: Na-Acetat
zu einem Grundfutter gegeben vermag ähnlich wie NH4-Acetat stickstoff-
sparend zu wirken. Die N- Ausscheidung im Harn wurde durch das Salz
erheblich herabgesetzt, während es auf den N- Gehalt des Kotes nicht ein-
wirkte. Am deutlichsten zeigte sich die N- sparende Wirkung in den
Versuchen, in welchen sich das Versuchstier noch in schwach negativer
N-Bilanz befand, denn das Na-Acetat vermochte den N-ümsatz soweit
herabzusetzen, daß die Bilanz auf ein schwaches Plus anstieg, sich auch
auf dieser Höhe hielt und bei nochmaliger Salzgabe die N-Bilanz noch
mehr anstieg. Versuche mit citronen- und milchsaurem Na, ebenso mit
Mg-Acetat führten zu ähnlichen Ergebnissen. Auch diese Salze wirken
gleichfalls N- sparend. Bei der reinen Essigsäure dagegen konnte keine
derartige Wirkung festgestellt werden, sie hatte eher eine die N -Aus-
scheidung vermehrende Wirkung ausgeübt. Jedoch kann aus den geringen
Differenzen nicht auf einen schädigenden Einfluß geschlossen werden. —
Der Vf. geht dann zur Erklärung der N- sparenden Wirkung, specieli des
Na-Acetats über. Da die N- Retention bei Zugabe von Na-Acetat vielleicht
') Biochem. Ztschr. 1913, 52, 275—330 (A. d. zootechn. Inst. d. Idwsch. Hochsch. Berlin).
300 Landwirtschaftliche Tierproduction.
noch größer ist als bei (NH4)-Acetat, so kann die N- sparende Wirkung
unmöglich dem N der Verbindungen zugesprochen werden, besonders
deshalb, weil Na-Äcetat keine Spur von N enthält. Auf Grund seiner
Erwägungen kommt der \i\ zu der Ansicht, daß die Wirkung der Salze
im Zusammenhang mit Ernährungsvorgängen zu denken ist. Weitere Ver-
suche an Pflanzenfressern sollen hierüber nähere Aufklärung geben.
Die Verbrennung von Traubenzucker im Pankreasdiabetes. Von
F. Verzär und A. v. Fejer. ^) — Es wurde untersucht, ob intravenös
eingespritzte Dextrose beim Hunde nach totaler Exstirpation des Pankreas
eine Steigerung des respiratorischen Quotienten verursacht, ob also noch
Zucker verbrannt wurde. Die Ergebnisse der Versuche sind kurz folgende.
Bis zum 4. Tage nach der Operation wird tatsächlich noch Zucker ver-
brannt, das Verhältnis von COg : 0 wurde also gesteigert. Späterhin ließ
sich keine Spur der Zuckerverbrennung mehr erkennen. In manchen
Fällen bewirkt die Zuckereinspritzung bei einigen Tieren eine Steigerung
des 0- Verbrauchs, bei andern Tieren wieder nicht. Durch Bluttransfusion,
Infusion von gewöhnlichem und Blut aus dem Pankreas wurde keine Er-
höhung des respiratorischen Quotienten erreicht. Die Zuckerverbrennung
war also nicht zurückgekehrt. Auch die Einspritzung des nach Knowlton
und Starling hergestellten Pankreashormons hatte keine konstante und
eindeutige Erhöhung des respiratorischen Quotienten zur Folge.
Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Wirkung der Kohlehydrate
auf den Energieumsatz. Von Paul Häri.^) — In den vorliegenden
Versuchen wurde die Wirkung subcutan eingeführten Traubenzuckers an
kleinen Tieren (Ratten und Mäusen) im TangT sehen Respirationskalorimeter
geprüft. Es konnte somit die gesamte von den Tieren erzeugte Wärme
direkt bestimmt werden. Ferner wurde aus dem gesamten N- und
C- Umsatz die Wärmeproduction berechnet. Der Vf. gibt die Versuchs-
ergebnisse in folgenden Sätzen wieder: 1. Traubenzucker erzeugt in einer
Menge von 10 g für 1 kg Lebendgewicht, in lOprocent. Lösung einer
gefütterten Maus subcutan eingespritzt, eine Steigerung der Wärme (abgabe)-
bildung um 8,0 — 13,2 %. In einer Menge von 28 — 32 kg pro 1 kg
Körpergewicht, hungernden Ratten eingespritzt, beträgt die Steigerung
28,0 — 29,9 ^Iq. 2. Diese Steigerung kann teilweise von der durch die
großen Traubenzucker -Mengen bedingten giftigen Wirkung herrühren,
3. Die nach der Zuckereinspritzung in erhöhter Menge gebildete Wärme
wird, wenn nur wenig H2 0 eingespritzt wird, ausschließlich durch Strahlung,
wenn viel Hj 0 eingespritzt wird, zum großen Teile auch durch gesteigerte
Wasserverdampfung abgegeben.
Beitrag zur Kenntnis des Stoffwechsels in der Schwangerschaft
und Lactation. Von Ludwig Dienes.^) — Es sollte entschieden werden,
in welcher Weise der Stoff- und Energieumsatz während der Schwanger-
schaft und besonders auch in der Lactationsperiode bei Tieren verläuft.
Die Versuche wurden an einer Hündin ausgeführt und sie umfassen die
Zeit von 23 Schwangerschaftstagen bis zur Geburt, dann die Lactations-
periode und der nach Beendigung der Lactation sich entwickelnde Zustand
1) Biochem. Ztschr. 1913, 53, 140—167 (A. d. Inst. f. Pathol. u. physiol Chem. d. Univ. Budapest).
— =) Ebend. 116—139 (A. d. Chom. -physiol. Inst. d. Univ. Budapest). — ») Ebend. 55, 124-133 (A. d.
Tierphysiol. Inst. d. Idwsch. Hochsch. Beiün).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 301
geschlechtlicher Indifferenz. Teils wurden die Experimente an tracheotomierten
Tieren in Form kurzdauernder Atmungsversuche im uüchternen Zustande
angestellt, teils wurde der 24 stündige Stoffumsatz im kleineren Respirations-
apparat nach dem Prinzip von Regnault-Reiset beobactitet. Die nach
letzterer Art angestellten (Versuche) Untersuchungen wurden teilweise an
der säugenden Mutter zusammen mit ihren Jungen im Respirationskasten
ausgeführt, dann auch in kurzen Zeitabschnitten von etwas über 4 Stunden
nur an der Mutter und an den Jungen allein. Ferner folgten noch
2 annähernd 24 stündige Respirationsversuche an der Mutter, nachdem die
Laction durch Entziehung der Jungen unterbrochen war und eine Anzahl
Versuche bei direkter Trachealatmung im nüchternen Zustande. Die Er-
gebnisse der interessanten Versuche waren kurz folgende: Mutter und
Junge weisen zur Zeit der Lactation gleichen Verbrauch an Wärme für
die Oberflächeneinheit (181,8 bezw. 184,2 Cal.) auf, welcher Wert aber
nach Beendigung der Lactation für die Mutter erheblich zurückgeht
(163,5 — 143,1 Cal.). Der Energieverbrauch des Tieres ist während der
Lactation erheblich größer als im Zustande geschlechtlicher Ruhe (87,5 Cal.)
gegen 70,3 Cal. pro Tag und 1 kg Lebendgewicht, ein Wert, welcher
also um 24,6 ^Jq höher ist. 3. Der Verbrauch an 0 im Respirationskasten
war immer ein höherer, als bei der absoluten Ruhe des durch die Tracheal-
fistel atmenden Tieres. 4. In der ersten Zeit der Schwangerschaft findet
eine Steigerung des Stoffwechsels nicht statt. Erst in der letzten
Schwangerschaftswoche ist eine bedeutende Steigerang festzustellen, indem
der 0- Verbrauch vom Durchschnittswert von ca. 60 ccm auf 79,7 und
dementsprechend die Wärmeproduction von 0,280 auf 0,387 Cal, anwächst.
5. Der Erhaltungsumsatz eines Organismus läßt sich viel genauer bei
Respirationsversuchen von kürzerer Dauer, als im Kasten durch ca. 24 stündige
Versuche feststellen. 6. Die Lactation (Laction) ist mit einer verhältnis-
mäßig geringen Steigerung des Stoffumsatzes verbunden. Bezüglich der
Versuchsmethodik und der Berechnung der einzelnen Versuchsergebnisse
sei auf das Original verwiesen.
Studien über Wassertrinken. Von Olaf Bergeim und P. B.
Hawk.i) — I. Der verdauende Einfluß des Speichels, der durch
Verdünnung mit Wasser erhöht wird. Die Untersuchungen der Vff.
führten dahin, daß die verdauende Wirkung des normalen Speichels steigt,
wenn derselbe verdünnt ist. Die geeignetste Verdünnung hängt von der
Art des Verdünnungsmittels ab; für 0,3procent. Na Ci- Lösung sind es
4 Vol. und für destilliertes oder abgestandenes HgO 7 Vol. Enthärtetes
HgO übt einen hemmenden Einfluß aus, der jedenfalls durch Mg-Hydroxyde
verursacht wird. Da die Amylase des Speichels von größerer Wirkung
ist, wenn letzterer verdünnt ist, so ist diese Tatsache ein weiterer Beweis
dafür, daß das Wassertrinken bei Mahlzeiten der Verdauung nur dienlich
sein kann. Die bessere Verdauung der dem Magen zugeführteu C- Hydrate
bei genügendem Hg N -Trinken ist aber auf den Einfluß der Verdünnung
des Speichels zurückzuführen.
IL Der hemmende Einfluß des mit Kalk enthärteten Wassers
auf die Enzymwirkung. Diesen Versuchen ist folgendes zu ent-
1) Journ. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 461—476 u. 1049—1056; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913,
I. 2053 u. II. 1314 (Steinhorst).
302 Landwirtschaftliche Tierproduction.
nehmen: Ein mit CaO enthärtetes HgO hat einen starken hemmenden
Einfluß auf die Speichel- und Pankreasamylasen. Höchstwahrscheinlich
wird diese Wirkung durch Absorption der Enzyme -vermittels des kolloidalen
Mg(0H)2, das in dem mit CaO enthärteten HjO vorkommt, herbeigeführt.
Avis dem verschiedenen Verhalten der beiden untersuchten Enzyme der
Speichel- und Pankreasamylase gegenüber den verschiedeneu Bestandteilen
des harten und enthärteten HgO, muß der Schluß gezogen werden, daß
die genannten Enzyme nicht identisch sind.
Die Wirkung der Kohlensäure auf den Stoffwechsel. Autolyse
und Stoffwechsel. VI. Mittl. A^on Ernst Laqueur. ^) — Es sollte unter-
sucht werden, ob wählend des Lebens der Eiweißabbau durch alleinige COg-
Anhäufung, ohne daß dabei ein erheblicher 0- Mangel eintritt, tatsächlich
gesteigert wird. Der Vf. benutzte zu seinen Versuchen einige Kaninchen,
welche in besonders construierte Käfige gebracht wurden, um so Kot und
Harn quantitativ sammeln zu können. Als Nahrung erhielten die Tiere
hauptsächlich Milch, unter Zugabe von etwas Hafer bei einem Kaninchen.
Milch wurde aus dem Grunde gegeben, weil nach dieser Nahrung Harn
täglich spontan und reichlich entleert wird. Vermittelst COj- Gasometer
wurde die Anreicherung der Atemluft an CO2 bewerkstelligt und die zu-
geführten Mengen quantitativ gemessen. Die Versuche dauerten ein halbes
Jahr, sie zerfielen in längere Perioden (lOtägige), und der N-Stoif Wechsel
wurde teils bei Mischkost und teilweise im Hungerzustand untersucht.
Die Versuche endeten mit folgenden Ergebnissen: Durch CO^- Anreicherung
der Atemluft über 6% wurde die Atmung tiefer und gleichzeitig meist
langsamer, aber auch zugleich recht gleichmäßig. Enthielt die Ventilations-
luft ungefähr 17 ''/o COg, so konnten weder unruhige Atemnot, noch irgend-
welche narkotische Wirkungen beobachtet werden. Während bei einem
Gehalte von ungefähr 7^0 CO2 die N- Ausscheidung nicht wesentlich be-
einflußt wurde, trat bei einem COg- Gehalt von über 10% eine Mehr-
ausscheidung ein, welche bei über 13% am größten war. Diese Erhöhung
der N- Ausscheidung ist auf vermehrte Zersetzung des Gewebeeiweißes
zurückzuführen, die durch die erhöhte COg- Spannung verursacht wird.
Bei mehreren Fällen mit erhöhter N- Ausscheidung trat eine Hg 0- Retention
ein, ebenso war eine Gewichtsabnahme deutlich zu constatieren. Aus
einem besonderen Versuche ging hervor, daß das Plus der N- Ausscheidung
nicht etwa durch den mit der CO2 -Anreicherung verbundenen geringen
O2 -Mangel verursucht ist. Da durch CO2 die Autolyse gefördert wird,
so kann also die erhöhte Eiweißzersetzung bei größerer COg -Spannung
wahrscheinlich auf die vermehrte Tätigkeit autolytischer Fermente zurück-
geführt werden. Diese Möglichkeit wird gestützt durch Analogien im
Verhalten des postmortalen autolytischen Abbaues und des intravitalen
N- Stoffwechsels. Es wird auf die allgemeine Bedeutung hingewiesen,
welche COg- Anhäufung für den im lebenden Organismus stattfindenden
Eiweiß- und C -Hydratumsatz hat.
Der Einfluß des Stehens und Liegens auf den Stoffwechsel des
Rindes. Von Henry Prentiss Armsby und J. August Fries.-) — Die
COg- Ausscheidung, HgO-Abgabe und Wärmebildung eines Stieres wurde
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 84, 117—160 (A. d. Phvsiol. Inst. d. üniv. Groningen). —
2) Amer. Journ. f. Physiol. 1913, 31, 245—253; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, L 1123 (Henle).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 303
während des Stehens und des Liegens vernaittels des Respirationscalori-
meters bestimmt. Die Wärmeabgabe und somit auch die COg- und Hg 0-
Ausscheidung war immer wesentlich höher, wenn das Tier stand, als wenn
es lag. Auch diese Yersuehe bestätigten die bekannte Tatsache, daß der
Gesamtstoffwechsel des Rindviehs beim Stehen ein viel größerer ist als
beim Liegen.
Ein Vergleich der beoachteten und der berechneten Wärme-
production des Rindviehs. Von Henry Prentiss Armsby. ^) — In einer
großen Anzahl von Stoffwechsel- und Respirationsversuchen wurden die
Einnahmen und Ausgaben von C, N und H und an Energie ermittelt. Die
Ergebnisse gestatten einen Vergleich der beobachteten und bereclmeten
Wärmebildung. Die Versuche wurden mit Hilfe eines Arater-Rosa'schen
Respirationscalorimeters angestellt. Durch Verbrennen von Alkohol wurde
die Genauigkeit der Resultate geprüft und sie ergab Fehler von 0,5 ^o ^ür
die COg-ßestimmung und 1 *'/q für die Wärmemessung. Körperprotein
und -Fett wurden auf ihre elementare Zusammensetzung untersucht; sie er-
gab für ersteres C = 52,54 7«, H = 7,14 «/o- 0 = 23,12 ''/o, N = 16,67 %
und S = 0,52%. Das Körperfett enthielt C = 76,5%, H=12 7o und
0=ll,5''/o. Die Zunahme bezw. der Verlust an Protein und Fett wurde
wie üblich aus dem Gleichgewicht von N und C berechnet; hierzu dienten
die Faktoren 5,7 Cal. für 1 g Protein und 9,5 Cal. für das g Fett auf
äquivalente Energie bezogen. Durch Abziehen der Energiezunahme des
Körpers (bezw. durch Addition des Energieverlustes) von der Differenz
zwischen Einnahme und Ausgabe der chemischen Energie wurde die Wärme-
production gefunden. Die Berechnung war die folgende:
Cal. Cal.
Energie der Nahrung 22 486
„ des Kotes 7359
„ „ Harns 1217
von CH^ 1848
„ des Zerfalls 123
Gesamte Energie der Exkremente ■ ■ ■ 10 547
11939
Energiezunahme ■ ■ . 1 699
Berechnete Wärmebildung 10240
Beobachtete „ 10174
Die berechnete Wärmeproduction ist also fast genau dieselbe, wie die
durch das Respirationscalorimeter gefundene. Bezüglich der praktischen
Ausführungen der einzelnen Bestimmungen möge auf das Original ver-
wiesen sein.
Die Beziehungen zwischen dem Wachstum und den chemischen
Bestandteilen der Nahrung. Von Thomas B. Osborne, Lafayette
B.Mendel, Edna L. Ferry und Alfred I. Wakeman.^) — Die Versuche
haben ergeben, daß weiße Ratten für längere Zeit mit künstlichen Nähr-
mischnngen erhalten werden können, dabei schwerer werden und wachsen.
Schließlich hört aber das normale Wachstum bei der künstlichen Ernährung
1) Journ. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 1794—1800 (Philadelphia, State College); ref. nach Chem.
Ctrlbl. 1914, I. 277—278 (Steinhorst). — ^) Journ. of Biol. Chem. 1913, 15, 311—326; ref. nach Chem.
Ctrlbl. 1913, II. 1499 (Heiüe).
304 Landwirtschaftliche Tierproduction.
auf und die Tiere gelten dann zugrunde. Jedoch können sich die Tiere
sehr rasch wieder erholen und nehmen das Wachstum wieder auf, wenn
sie für kurze Zeit mit Milch oder mit Butter ernährt werden.
Über die Verdaulichkeit der Stickstoffsubstanzen in Kakao und
Kakaoschalen. Von S. Goy. ^) — Eine größere Anzahl verschiedener
Kakaosorten wurden auf Verdaulichkeit des Proteins mit Hilfe der künst-
lichen Verdauung untersucht. Das Material war auf verschiedene Art und
Weise sachgemäß geröstet worden und dann in Bohnen und Schalen ge-
trennt. Auch bestimmten die Vff. zugleich die Verdaulichkeit des Proteins
der Kakaokeime und des sog. Silberhäutchens. Die einzelnen N-Werte
wurden fast ausschließlich in der fettfreien Trockensubstanz bestimmt.
Das Entfetten der Bohnen geschah durch wiederholtes Zerkleinern, Trocknen
und Extrahieren mit Äther. Schließlich wurde die Substanz ganz fein ge-
mahlen und dann nach dem Trocknen nochmals mit Äther 10 Stunden
lang ausgezogen. Die Bestimmung des Oesamt-N wurde nach Kjeldahl,
die des Reineiweißes nach Stutzer und diejenige des verdaulichen Ei-
weißes nach Stutzer und Wedemeyer ausgeführt. Das angewandte
künstliche Pepsin entsprach den Anforderungen des Arzneibuches. Die
künstliche Verdauung geschah im Brutkasten bei 38 ° während 48 Stunden.
Bei den Versuchen mit Bohnen von verschiedenen Sorten ergab sich das
auffällige Ergebnis, daß der Verdauungscoefficient für Gesamt - Protein
schwankte zwischen 45,62 und 72,45 %; derjenige für das Reinprotein
betrug 25,31 — 63,22^0. Es wuide erwiesen, daß diese außerordentlich
großen Schwankungen bedingt sind durch den Röstproceß. Je höher die
Temperatur ist und je länger der Kakao geröstet wird, um so mehr sinkt
die Verdaulichkeit der N-Substanzen und ei verliert dadurch unbedingt an
Nährweit. Deswegen dürfte die erörterte Tatsache für die Schokoladen-
industrie im Interesse des Kakaos als Nahrungsmittel von großer Wichtig-
keit sein. — Die Verdauungsversuche mit den zugehörigen Kakaoschalen
endigten mit ganz ähnlichen Ergebnissen. Die Verdaulichkeit des Roh-
bezw. Reinproteins war auch hier ganz außerordentlich großen Schwankungen
unterworfen. Diese waren ebenfalls auf das mehr oder minder starke
Rösten bezw. auf die längere oder kürzere Dauer des Röstprocesses zurück-
zuführen. Die Procentzahlen für den verdaulichen Teil des Gesamt-Proteins
schwankte zwischen 15,30 — 54,08^0' diejenige für Reineiweiß zwischen
3,05 und 29,04 %. Die großen Schwankungen beim Gesamt-Protein sind
dadurch bedingt, daß auch der Gehalt an Nichteiweiß relativ erheblich
mehr schwankt als der an Eiweiß-N. Die Bewertung der Kakaoschalen
als Futtermittel darf nicht nach ihrem Gehalt an Gesamt-Protein erfolgen,
sondern muß nach den verdaulichen Anteilen desselben geschehen. Nur dann
können die Kakaoschalen als Futtermittel irgendwelche Verwendung finden.
Untersuchungen über den durch verschiedene Faktoren beein-
flußten endogenen Stoffwechsel des Schweines. Von E. V. Mc Collum
u. D. R. Hoagland.'') — I. Die Einwirkung von sauren und basischen
Salzen und von freier Mineralsäure auf den endogenen Stoff-
wechsel. Die Versuche wurden an einer giößeren Anzahl Schweinen
1) Bioehom. Ztschr. 1913, 58, 137—147 (A. d. agrtk.-chem. Inst. d. Univ. Königsberg). — ^) Journ.
of Biol. Chem. 1913, 16, 299-315, 317—320 und 321—325: ref. nach Chem. Cti-lbl. 1914, I. 807—808
(Franck).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 305
ausgeführt und führten zu dem Ergebnis, daß bei Verfütterung von C-
Hydraten z. B. Agar-Agar im Überschuß mit einer Mischung alkalischer
Salze der endogene N-Stolfwechsel am niedrigsten ist. Es ist eine Steigerung
der Gesamt-Nausscheidung aus endogenen Quellen möglich, ohne daß da-
durch die Kreatinausscheidung beeinflußt wurde. Wird nach alkalischer
Nahrung Säuredosis gegeben, so erscheint der zusätzliche N in Form von
NHg im Harn, weil das Tier nicht fähig ist, den Harnstoff-N zur Neutrali-
sation der in der Nahrung enthaltenen Säure zu gebrauchen, sondern zieht
ihn aus den Geweben mittels Proteolyse zur NHg-Bildung heran.
II. Der Einfluß von Fettfütterung auf den endogenen Stick-
stoff Wechsel. Im Anschluß an obige Arbeit wurden Schweine durch
lange Stärkefütterung auf den niedrigsten N - Stoif wechselstand gebracht.
Eine hierauf folgende ausschließliche Fettnahrung als Energiequelle konnte
eine Steigerung der N-Ausscheidung nicht bewirken, während die Kreatinin-
ausscheidung ganz beträchtlich erhöht wurde. Diese Gesamtausscheidung
von Kreatinin -}- Kroatin hatte aber keine entsprechende Erhöhung der ge-
samten N-Ausscheidung zur Folge. Die Vff. glauben annehmen zu können,
daß durch den basischen oder sauren Charakter der Nahrung der Kreatin-
stoffwechsel beeinflußt wird.
III. Der Einfluß von Benzoesäure auf den endogenen Stiek-
stoffwechsel. Wurde au Schweine — welche sich in dem oben er-
wähnten niedrigsten N - Stoff Wechsel befanden — Benzoesäure verfüttert,
so wurde ein erheblicher Teil des Harnstoff-N zur Bildung von Glykokoll
herausgezogen, was zur Synthese der Hippursäure führte. Verhältnismäßig
geringe Gaben von Benzoesäure bewirkte keine erhebliche Steigerung der
Gesamt-Nausscheidung im Verhältnis zu der bei Benzoesäure-freier Nahrung.
Bei größeren verabreichten Benzoesäuremengen ist jedoch eine ganz be-
trächtliche Erhöhung des ausgeschiedenen Gesamt-N festzustellen, während
eine Änderung der Kreatininausscheidung nicht beobachtet werden konnte.
Aus ihren Untersuchungen ziehen die Vff. den Schluß, daß der endogene
Eiweißabbau jedenfalls nach zwei Richtungen hin erfolgt: Einmal führt die
Einführung von Mineralsäure zu einer Bildung von NHg bezw. zur Bildung
von Hippursäure dann, wenn die Mineralsäure durch die Benzoesäure er-
setzt wird. Die andere Richtung, beobachtet an der Kreatininausscheidung,
bleibt unter den Versuchsbedingungen der Vff. unberührt.
Zum Studium der Respiration und des Stoffwechsels der Wieder-
käuer. Von N. Zuntz (Ref.), R. v. d. Heide, Klein unter Mithilfe von
V. Markoff, Fürst v. Dschandieri und Dr. Jakow. i) — In dieser Schrift
wird die Frage erörtert, an welchen Stellen das abgerundete von 0. Kellner
entworfene Bild des tierischen Stoffwechsels der Ergänzung und des weiteren
Ausbaues bedarf. Die vom Vf. mitgeteilten Tatsachen und Erwägungen
führten zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Der rationelle Ausbau der
Fütterungslehre erfordert eine genaue Erforschung der Stoffwechselvorgäoge
in ihrer Abhängigkeit von den Gärungsprocessen, von den Körperbewegungen
und von der Art der jeweilig im Körper umgesetzten Substanzen. 2. Um
diesen Umsatz besser charakterisieren zu können, bedarf es einer Be-
1; D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 781—814.
Jahresbericht 1913. 20
306 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Stimmung des Sauerstoffverbrauchs neben der N- und COa-Ausscheidung.
Eine Kontrolle der so gewonnenen Daten durch die direkte Wärmebilanz
erscheint in hohem Maße wünschenswert. 3. Der Stoffwechsel muß durch
kurzdauernde ßespirationsversuche in seine einzelnen Faktoren zerlegt
werden. 4. Die Gärungsprocesse in den Yormägen der Wiederkäuer müssen
durch Versuche außerhalb des Körpers in ihrer Abhängigkeit von der Zu-
sammensetzung der Nahrung genauer studiert werden. Einige zur Erfüllung
dieser Aufgaben geeignete Methoden wurden besprochen. 5. Es werden
einige Versuchsreihen mitgeteilt, welche zeigen, in welcher Weise die
Combination verschiedener Stoffe bei der Fütterung die Gärungsprocesse
und damit den Nährwert beeinflußt. Bei der Construction seines Respirations-
apparates hat Zuntz das Pettenkofer'sche Princip verlassen und den Ver-
such gemacht, die Methode Regnault-Reiset von ihren Mängeln zu befreien
und für große Haustiere anwendbar zu gestalten. iDo
Versuche mit Schweinen über die Wirkung nichteiweißartiger
Stickstoffverbindungen auf den Eiweißumsatz. Von A. Köhler. ^) —
Bei diesen auf Veranla«|sung von 0. Kellner j in Möckern ausgeführten
Versuchen kamen 3 noch wachsende^ veredelte Landschweine mit einem
Anfangsgewicht von 54,66 und 54 kg zur Verwendung. Nach dem Plane
waren für jedes Tier vier möglichst 8 — 12tägige Perioden vorgesehen,
denen in jedem einzelnen Falle eine genügend lange quantitative Vor-
fütterung mit dem Versuchsfutter vorausging. Den Schweinen wurde ein
eiweißarmes Grundfutter, 1400 g Kartoffelflocken, verabreicht, dem in den
folgenden Versuchsabschnitten N in Form von Eiweiß (Kleber), Asparagin
und Ammoniumacetat zugegeben wurde. Die Kartoffelflocken wurden vor
der Verfütterung regelmäßig mit 1200 ccm Wasser zum Aufquellen ge-
bracht und mit den übrigen Zugaben: 5 g Kochsalz, 10 g Kalkphosphat,
Kleber, Asparagin, Ammouacetat- Lösung vermischt. Obwohl mehrfache
Störungen der Freßlust während der Asparaginperioden vorkamen, gelang
es doch, die N-Einnahraen und N-Ausgaben eine genügend lange Zeit mit
hinreichender Genauigkeit festzustellen. Dagegen versagten bei der Zulage
von Ammonacetat zwei Versuchstiere vollständig und bei dem einen Schwein
konnten die Einnahmen und Ausgaben während einer Dauer von nur
6 Tagen quantitativ festgestellt werden. Aus den ermittelten Zahlen für
den N-Cmsatz und N-Ausatz erkennt man, daß bei den 3 Versuchstieren
während der Kleber-Perioden ein beträchtlicher Fleischansatz stattgefunden
hat, während in den darauffolgenden Asparagin - Perioden der Eiweiß-
verbrauch bedeutend gesteigert wurde. Es wurde N weniger als in den
Grundfutter-Perioden angesetzt: 0,847, 0,463 u. 0,085 g. — Die Wirkung
des Ammonacetats scheint bei Schwein A für den N-Ümsatz in gleicher
Richtung zu liegen, doch lassen sich aus dem einzigen, zu früh ab-
gebrochenen Versuche sichere Schlußfolgerungen nicht ableiten. Die Ver-
suche erbrachten nur nach einer Richtung hin Klarheit, nämlich, daß die
Asparaginzulagen keine Steigerung des Fleischansatzes zuwege brachten,
sondern in Übereinstimmung mit den Versuchen anderer am Fleischfresser
den Eiweißverbrauch deutlich steigerten. Für die Ernährung des Schweines
kommt deshalb Asparagin als Ersatz für Nahrungseiweiß nicht in Frage."
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 623—636.
D. Stoffwechsel, Ernährung. 307
Fütterungsversuche über die Wirkung der verdaulichen Nährstoffe
im Rauh- und Kraftfutter, Von W. Schneidewind. ^) — Für die Ver-
suche wurden 86 Stück zwei- bis dreijährige schwarzbunte ostpreußische
Ochsen aufgestellt, welche sämtlich gleiche Mengen von verdaulichen Nähr-
stoffen, und zwar 2 kg verdauliches Eiweiß und 11,5 kg verdauliche N-freie
Stoffe auf 1000 kg Lebendgewicht erhielten. 3 Abteilungen ä 5 Stück
erhielten die hohe Rauhfuttermenge mit niedriger Kraftfuttergabe, 3 Ab-
teilungen mit niedriger Rauhfuttermenge und hoher Kraftfuttergabe; 4 Ab-
teilungen wurden im Tiefstall, 2 Abteilungen im Flachstall aufgestellt. Die
verwendeten Futtermittel und Rationen auf 1000 kg Lebendgewicht waren
in kg folgende:
Hohe Raahfutter-, Niedrige RauMutter-,
aiedrige Kraftfuttergabe hohe Kraftfuttergabe
Tiefstall, Flachstall, Tiefstall, Flaihstall,
Abtl. I u. II Abtl. V Abtl. IH u. IV Abtl. VI
Gerstenstroh 8,00 8,00 5,00 5,00
Wiesenheu 8,00 8,00 — —
Trockenschnitzel .... 5,00 — 5,00 —
gesäuertes Schnitzelkraut . — 40,00 — 40,00
ßaumwollsaatmehl .... 3,74 3,56 3,59 3,40
Maisschrot 0,49 1,00 6,37 6,87
Der Versuch dauerte 133 Tage und verlief ohne jede Störung. Die
Ergebnisse waren folgende: Die Zunahmen betrugen in kg:
viel Rauh- wenig Kraftfutter wenig Rauh- viel Kraftfutter
im ganzen . . Abtl. I 605 11 511 V 614 III 705 IV 576 VI 632
pro Tag u. Stück 0,91 0,77 0,92 1,06 0,87 0,95
Durch Schlachtversuche und Schätzungen des Mastzustandes seitens
unparteiischer Sachverständiger betrug die durchschnittliche Ausschlachtung
der Ochsen bei niedriger Kraftfuttergabe 53°/o, bei hoher dld^/o- Nach
Wasserbestimmungen von Durchschnittsproben des Fleisches enthielt das
Fleisch der mit viel Kraftfutter gefütterten Ochsen (im Mittel von 2 Ochsen)
49,94 ^/q Wasser, dagegen das von mit wenig Kraftfutter gefütterten Ochsen
62,61 7o Wasser. (D.)
Vergleichende Untersuchungen über die Verdauung der Roh-
faser durch herbivore und omnivore Tiere. Von G. Fingerling (Ref.),
E. Bretsch, A. Lösche und G. Arndt. 2) — Die vorliegenden Versuche
sollten einen Beitrag bilden hinsichtlich der Verwertung der verdauten
Nährstoffe durch Schweine. Im Speciellen sollte zunächst nur die Frage
beantwortet werden, in welchem Umfang die Rohfaser in mehr oder weniger
verholztem Zustande von Schweinen im Vergleich zu herbivoren Tieren
(Hammeln) verdaut wird. Als Dntersuchungsmaterial benutzten die Vff.
einmal den gebleichten Strohstoff der Papierfabriken, ferner Weizenspreu
als Vertreter aus der Gruppe der rohfaserreichen Futtermittel, welche zu-
dem die Cellulose in stark inkrustierendem Zustande enthalten. Als Mittel-
ding zwischen Strohzellstoff und Weizenspreu wurde junges Gras ver-
füttert. Als Versuchstiere dienten zwei Hammel, welche bereits früher zu
Ausnutzungsversuchen herangezogen worden waren, und zwei Schweine der
veredelten Meißener Rasse. Futtermittel und Kot (Mischkot) wurden nach
n D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 207-218. — '■*) Ebend. 1913. 83, 181—210 (Mitt.
d. Kgl. Sachs. Ldwsch. Versuchsst. Möckern).
20*
308 Landwirtschaftliche Tierproduction.
bewährten und beschriebenen Verfahren untersucht. Die Versuche mit den
Tieren zerfielen in je 4 Perioden. In der 1. Periode wurde Grundfutter
gereicht, und zwar bekamen die Hammel pro Kopf 700 g Wiesenheu,
100 g Kleber, 250 g Stärke, 10 g NaCl und genügend Trinkwasser. Die
folgende Periode bildete die Strohstoffzulage; es wurden den Hammeln
täglich und ganz allmählich bis zu 600 g zum Grundfutter zugelegt. Die
Tiere nahmen die sehr verstärkte Ration willig auf. Die 3. Periode
bestand aus Graszulage; die Tiere erhielten folgende Ration: 350 g Wiesen-
heu, 50 g Kleber, 125 g Stärke, 1500 g junges Gras und 10 g NaCl
neben genügend Wasser. In der 4. Periode bekamen die Hammel
zur Ration der 1. Periode pro Kopf und Tag noch 250 g Weizen-
spreu. Die Schweine bekamen als Grundration (1. Periode) 1000 g Gersten-
schrot, 200 g Fleischmehl, 10 g NaCl und genügend Tränkwasser. Analog
der 2. Periode der Hammelversuche erhielten die Schweine in der folgenden
Periode ebenfalls 600 g nassen Strohstoff als Zulage zum Grundfutter. Die
Tiere nahmen den Strohstofl' willig auf; es wurden 3 X 200 g unter die
Morgen-, Mittag- und Abendration gemischt. In der 3. Periode wurde
das Grundfutter auf 500 g Gersten schrot, 100 g Fleischmehl reduciert und
dann diesem Gemisch 1500 g frisches Gras zugegeben, während für
die 4. Periode wieder die ursprüngliche Grundration gewählt und dieser
250 g Weizenspreu zugegeben wurden. Werden die Ergebnisse der
systematisclien Versuche an den beiden Tierklassen einander gegenüber-
gestellt so ergiebt sich folgendes: 1. Auch der Verdauungsapparat des
Schweines besitzt im hohen Maße die Fähigkeit, reine, von inkrustierenden
Stoffen befreite Rohfaser z. B. Strohstoff aufzulösen und somit dem Organismus
nutzbar zu machen. 2. Der Wiederkäuer ist unter allen Umständen dem
Schweine in der Ausnutzung von Rauhfutter überlegen, auch dann, wenn
es sich um ein sehr zartes und wenig verholztes Rauhfutter handelt. Die
geringere Verdaulichkeit erstreckt sich auf alle Nährstoffe, tritt aber vor
allen Dingen sehr stark bei der Rohfaser in die Erscheinung. Schon bei
der nicht stark verholzten und mit inkrustierenden Stoffen durchsetzten Roh-
faser, wie sie junges Gras enthält, läßt das Verdauungsvermögen des
Omnivoren Tieres nach. 3. Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede
in den Verdauimgscoefficienten bei den Versuchen mit Weizenspreu. Die
einzelnen Nährstoffe dieses Materials sind vom Schweine viel schlechter
verdaut als vom Hammel. Außerordentlich gering ist die Verdaulichkeit
der Rohfaser der Weizenspreu, während Protein und Reineiweiß der-
selben von den Schweinen überhaupt nicht aufgelöst worden ist. Das
eine Schwein vermochte die Rohfaser der Weizenspreu überhaupt nicht
anzugreifen und aufzulösen, während das andere Tier nur 13,71 ^/q verdaute.
4. Zweifellos wirkt hier die starke Verholzung der Rohfaser außerordentlich
stark bezw. ungünstig auf ihre Verdaulichkeit ein. Überhaupt ist die Aus-
nutzung der Nährstoffe eines Rauhfuttermittels durch das Schwein eine be-
schränktere als durch das herbivore Tier, und um so schlechter ist die
Ausnutzung, je mehr die Verholzung der Futtermittel zunimmt. 5. Während
reine Cellulose vom Omnivoren Tier ebenso hoch ausgenutzt wird wie vom
Wiederkäuer, so wird verholzte und viel inkrustierende Substanzen enthaltende
Cellulose vom Wiederkäuer, infolge der bekannten Bakterientätigkeit, viel
besser verdaut als vom Schweine.
D. Sto£fwechsel, Ernährung. 309
Die chemische Zusammensetzung einiger Maismahlproducte und
die Verdauh'chkeit ihrer Stickstoffsubstanzen in Pepsin -Salzsäure,
verghchen mit der Verdauh'chkeit der Stickstoffsubstanzen ver-
schiedener anderer Cerealien und Leguminosen. Von Otto Ramm-
stedt. ^) — Die Analysenergebnisse werden in Tabellen zusammengestellt.
Der Mais nncl seine Mahlproducte sind relativ proteinreiche, pflanzliche
Nahrungsmittel und sie stehen bezüglich ihres Gehaltes an Rohprotein
zwischen den Weizen- und Roggenmahlerzeugnissen. Die Diastase ist im
Mais recht wirksam, denn der Zuckergehalt wurde nach 3 stündiger Gärung
ohne Hefezusatz zum Teil bedeutend erhöht. Dieser Befund dürfte für
die Maisbrot -Bereitung von Wichtigkeit sein. Wurde Mais und seine
Mahlproducte mit kaltem HgO behandelt, so war der Gehalt an löslichem
Extrakt, Kohlenhydraten und Eiweiß ein nicht geringer. Die Ausnutzung
der Maismehl -Trockensubstanz war genau so hoch wie diejenige des
mittelfeinen Weizenmehles. Durch künstliche Verdauung mit Pepsin -HCl
während einer bestimmten Zeit bei 38° — 40 '^ wurden 89,360/0 der N-
Substanz gelöst. Erbsenmehl wurde viel besser ausgenutzt als Bohnen-
und Linsenmehl. Der Vf. führte ferner Untersuchungen aus, welche
darüber Aufschluß geben sollten, wie sich die Verdaulichkeit der N- Substanz,
der Gehalt an Gesamtzucker und an sonstigen in Hg 0 löslichen Bestandteilen
ändert, wenn Mais-, Weizen- und Roggenmahlerzeugnisse mit HgO oder
mit Milch gekocht wurden. (Hierüber gibt das Original näheren Aufschluß.)
— Die vom Vf. ausgeführten Untersuchungen zeigen also, daß die Maismahl-
producte pflanzliche Nahrungs- bezw, Futtermittel sind, die relativ reich
an Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß sind und die in ihrer Ausnutzungs-
fähigkeit mit den bekannten Cerealien und Leguminosen zu vergleichen
sind. Zudem sind sie billiger als die Mahlproducte des Roggens und
Weizens, aus denen leicht schmackhafte Speisen bereitet werden können.
Über die Bildung des Fettes auf Kosten der Eiweißstoffe im
tierischen Organismus. Von G. Lafon.-) — Ein 10 kg schwerer Hund
erhielt für den Tag 1200 g Fleisch, hiervon wurden 500 g über den
Erhaltungsbedarf gegeben. In 2 Perioden von je 7 Tagen wurde der N
im Harn und der respiratorische Stofi'wechsel innerhalb 24 Stunden be-
stimmt. Die Versuchsergebnisse gehen dahin, daß die Fettbildung auf
Kosten der Eiweißstoffe physiologisch sehr schwer vor sich geht — wegen
der sich im Inneren des Organismus bezw. der Organe vollziehenden Um-
wandlung der Eiweißstoffe in Glucose und des dadurch eintretenden Ver-
lustes an Energie. Hieraus ist zu schließen, daß der Organismus aus der
potentiellen Energie des gegebenen Eiweißes nui sehr wenig Nutzen zieht,
und daß der Nährwert des Eiweißes — als Energienahrung betrachtet —
nicht nach der Gesamtmenge der in ihm enthaltenen potentiellen Energie
berechnet werden kann, sondern nur nach derjenigen, welche durch die
Bildung von Glucose aus dem Eiweiß repräsentiert wird.
Der Einfluß der Funktion auf das Kalkbedürfnis der Tiere. Von
H, Steenbock und E. B. Hart.'') — Die Versuche wurden an Schweinen
ausgeführt; dieselben erhielten eine kalkarme Nahrung, welcher wachsende
1) Arch. f. Hvg. 1913, 81. 2S6-306. — s) Compt. read, de l'Acad. des sciences 1913, 156,
952—954; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1918, U. 1707. — 3) Joum. of Biol. Chem. 1913, 14, 59—73 (Univ.
of Wisconsin; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1706.
310 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Mengen Ca -Phosphats zugegeben waren. Der Ca -Gehalt des Futters, des
Kotes und des Urins wurde während der ganzen Yersuchsperiode bestimmt.
Die diesbezüglichen Versuche hatten zum Ergebnis, daß ca. 0,67 g CaO
für den Tag und für 100 ig Lebendgewicht vollständig genügten, um
einen Ca -Verlust zu verhindern. Die Vff, verfolgten dann noch an einigen
Versuchen die Ca- Aufnahme und -abgäbe einer milchgebenden Ziege.
Zur Zeit der reichlichen Milchgabe wurden die Bestimmungen begonnen
und einige Zeit nach Versiegen der Milch wieder abgebrochen. Es wurde
festgestellt, daß bei Gabe von geringen Ca- Mengen mehr Ca ausgeschieden
wurde, als aufgenommen worden war; nicht nur in der Milch, sondern
auch im Kot wurden erhebliche Mengen CaO ausgeschieden. Auch in den
Fällen, wo die N-Bilanz eine positive war und N reichlich assimiliert
wurde, konnte eine negative CaO -Bilanz beobachtet werden. Hieraus ist
zu schließen, daß Ca- und N- Assimilation nichts miteinander zu tun haben
und ganz verschiedene Funktionen des Verdauungssystems sind.
Die Wirkung vollständig abgebauter Nahrung auf den Ver-
dauungskanal. Von Otto Cohnheim.i) — Die Versuche sollten über
die Art, wie die abgebaute Nahrung, bezw. das in Aminosäuren zerlegte
Eiweiß auf die Verdauungsorgane wirkt, Aufschluß geben. Hunde, mit
Duodenalfisteln versehen, erhielten Lösungen von Erepton und Hapan zu
saufen, und es wurde dann das Verhalten von Secretion und Eutleerungs-
dauer beobachtet, wobei das, was sich aus der Fistel entleerte, sofort
wieder eingespritzt wurde. Aus den Versuchen ergiebt sich, daß die ab-
gebaute Nahrung sich in Magen und Dünndarm nicht anders verhält, wie
die Nahrungsmittel aus denen sie entstanden sind. Wird also der N-
Gehalt des Erepton mit 12,70% und der des Hapans mit 10°/o N um-
gerechnet auf die gleichen Gehalt habenden Fleischmengen, so ergiebt sich
annähernd die gleiche Secretmenge, wie bei der Verdauung der Fleisch-
mengen hervorgerufen wird. Der Organismus ergießt demnach auf die
abgebaute Nahrung, welche schon verdaut ist, ebensoviel oder fast eben-
soviel Secret, wie auf die unveränderte Nahrung, und die völlig gelöste
abgebaute Nahrung passiert den Magen auch nicht schneller, wie die
tirsprünglichen Nahrungsmittel. Wurden nüchternen Hunden mit Duodenal-
und Magenfisteln Lösungen von Erepton und Hapan ins Rectum eingespritzt,
so bewirkte die abgebaute Nahrung, wenn sie vom Dickdarm resorbiert
wurde, keine Secretion von Verdauungssäften. Hieraus kann mit Sicherheit
der Schluß gezogen werden, daß die spec. dynamische Wirkung — die'
Stofi'wechselsteigerung — bei durch den Mund und durch das Rectum zu-
geführter Nahrung gleich hoch ist und sie nicht auf einer Tätigkeit der
Verdauimgsdrüsen beruhen kann.
Einfluß chronischer Unterernährung auf den Stoffwechsel. Ver-
suche von S. Morgulis^) und M. Diakow (St. Petersburg). Referiert
von N. Zuntz. ^) — Es sollte untersucht werden, ob im Zustande der
Unterernährung, während welchem dauernd weniger Nahrung zugeführt
wird, wie dem Bedarf entspricht und somit die Organbestandteile selbst
allmählich aufgezehrt werden, eine langsame Anpassung des Stoffwechsels
') Ztschr. f. phvsiol. Chera. 1913, 84, 419-424. — =) Haward ünir. Ccombridge, Mass. —
3) Biochem. Ztschr. 1913. 55, 341-355.
D. Stoffwechsel, Ernährung. 311
an die ungenügende Ernährung vor sich geht. Als Versuchstier diente
eine Hündin, an welcher zunächst einige Respirationsversuche im kleinen
Regnault- Reiset -Apparat bei knappem Erhaltungsfutter ausgeführt wurden.
Die eigentliche Hauptperiode begann im Zustande der Unterernährung, sie
dauerte über ein ganzes Jahr und endete mit dem Tode des Tieres. Bei
Beginn des Versuches wog die Hündin 10,0 kg, am Ende betrug das
Körpergewicht 4,19 kg, das ist also ein Verlust von 58,1% des Anfangs-
gewichtes. Die Körpertemperatur des Tieres blieb schon lange vor dem
Ende erheblich unter der Norm. Die Erwartung, daß sich der Energie-
verbrauch allmählich der ungenügenden Nahrungszufuhi anpassen würde,
erfüllte sich nicht. Der Gewichtsverlust war lange Zeit viel geringer als
wie er im Vergleich zu dem starken Verbrauch von Körperfett zu er-
warten war. So z. B. war das faktische Grewicht des Versuchstieres am
20. Juni 1912 6,96 kg, während es nach der Berechnung der Vff, hätte
= 6,32 kg sein müssen. Am 20. Juli war ein Gewichtsverlust von 1,26 kg
erwartet und er betrug in Wirklichkeit nur 0,95 kg. Es ist also zweifellos,
daß in diesem Stadium der chronischen Unterernährung der Körper wesent-
lich H.2O- reicher wird. Der Energieverbrauch, auf 1 qm Oberfläche be-
rechnet, sank von einem Anfangswert = 931 Cal bei 10,0 kg Körper-
gewicht bis auf ein Minimum von 631 Cal bei der Hälfte des Körper-
gewichtes (4,98 kg), stieg dann aber gegen Schluß bei 4,1 kg auf die
ursprüngliche Höhe an. Die Oxydation sprocesse sinken also, ähnlich wie
bei der absoluten Aushungerung, dauernd ab, erst gegen Lebensschluß steigt
der Energieverbrauch wieder an und erreicht den Anfangswert. Demnach
besteht kein typischer Unterschied zwischen dem Stoffwechsel bei chronischer
Unterernährung und dem im absoluten Hungerzustand. Der Vf. hebt zum
Schluß nochmals besonders hervor, daß der Gewichtsverlust zeitweilig durch
H2O- Ansatz wesentlich niedriger ist, als dem Verlust an Fett und Fleisch
entspricht, was in vollem Einklang mit den Erfahrungen, welche der Vf.
beim Studium der sog. Lecksucht der Rinder (hochgradige chronische
Unterernährung) gesammelt hat, steht. — In bezug auf die weiteren Aus-
führungen und Einzelheiten der Ergebnisse sei auf die Originalarbeit
verwiesen.
Beiträge zur Frage der Verwertung von Kalk und Phosphor-
säureverbindungen durch den tierischen Organismus. Von Gustav
Fingerling.^) — IL Verwertung der hauptsächlichsten Phosphor-
verbindungen durch "Wiederkäuer. Es galt, die Frage zu unter-
suchen, ob nicht etwa die Verwertbarkeit der einzelnen Bindungsformen
des P in den Futtermitteln derartige Unterschiede aufweist, daß durch das
Überwiegen des einen oder anderen Phosphorträgers in einem Futtermittel
die mehr oder weniger hohe Verwertung zu erklären ist. Die Versuche
wurden in der Weise eingerichtet, daß die einzelnen P- Verbindungen in
isolierter Form einem P-armen Futter zugelegt wurden. Als Versuchstiere
wurden Ziegen und Lämmer gewählt, da bei milchgebenden und wachsenden
Tieren der PaOs-Bedarf am größten ist. Die zuzuführende PgOj-Menge
wurde stets geringer bemessen, als dem Bedarf des Tieres entsprach.
Ferner wurde stets genügend Kalk gegeben, damit den verfütterten P-Ver-
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 a. 80, 847—870.
312 Landwirtschaftliche Tierproduction.
bindungen eine vollkommene Ansatzmöglichkeit gesichert war. Um ein
möglichst phosphorsäure armes Grundfutter verabfolgen zu können, wurden
Stroh, Blutalbumin, Stärke und Öl gewählt und zur Verbesserung des Ge-
schmacks diesem Futter Melasse zugemischt. Die Bestimmungen des P2O5-
Gehaltes wurden nach dem A. Neu mann 'sehen nassen Veraschungs-
verfahren ausgeführt. Über den Gehalt der Futtermittel usw. an PgOj
geben nachfolgende Zahlen Auskunft:
^^ , Blut- „ , ^ . ^T 1 • Nucleinsaures Dinatrium-
Stroh albumin Melasse Casein Nuclem Xatnum Ptytm Lecithin puosphat
0/0 0,245 0,264 0,0235 1,765 4,12 10,32 46,80 6,01 16,21
Um den Umfang der Verwertung der verschiedenen P- Verbindungen
feststellen zu können, zog der Vf. von der PjOg-Menge, die bei den ver-
schiedenen Fütterungsarten im Harn und Kot ermittelt wurde, die Menge
ab, welche im Kot und Harn in der P-armen Periode zur Ausscheidung
kamen. In welchen Graden die P- Verbindungen ausgenutzt wurden, zeigen
nachfolgende Zahlen in "/o P2 O5 :
-v> , • Nucleinsaures Dinatrinm-
Casein Phytin Lecithin Auclein iSTatrium phosphat
Ziege A 86,68 87,45 97,61 84,30 88,54 90,18 86,65
„ B 92,10 91,59 96,00 84,97 — - 93,81
Alle Versuche zeigen, daß wesentliche Unterschiede hinsichtlich der
Verwertbarkeit der verschiedenen in Futtermitteln enthaltenen P- Verbindungen
nicht bestehen. Die schlechte Verwertung der P- Verbindungen der Rauh-
futtermittel kann daher nicht auf einer unterschiedlichen Verwertbarkeit
der in ihnen enthaltenen P -Verbindungen beruhen, sondern sie muß in
anderer Richtung gesucht werden. (Über orientierende Versuche zu diesem
Zwecke wurde bereits berichtet. ^) (D)
Die Wirkung reichlicher Magnesiumaufnahme auf die Kalk-
retention beim Schwein. Von E. B. Hart und H. Steenbock. 2) — Zu
den Versuchen wurde ein 75 kg schweres Schwein verwendet. Demselben
wurde periodisch eine Futterration gegeben, welche aus Weizenkleie, Hafer
und Mais bestand und der MgClg oder MgSO^ zugemischt wurde. Die
Mg-Salze bewirkten eine größere Ausscheidung von CaO im Harn und so,
daß die Ca-Bilanz negativ ausfiel.
Wirkung des Eisengehaltes des Blutmehles auf den Eisenumsatz
der mit Blutmehl gefütterten Tiere. Von Julius Gröh.'^) - Die Aus-
nutzungsversuche wurden an zwei Yorkshire-Sehweiuen ausgeführt und mit
Hilfe dieser sollte der Einfluß des Fe-Gehaltes des Blutmehles — her-
stammend vom F des Bluthämoglobins — auf den Fe-Umsatz der Tiere
studiert werden. Die Versuche zerfielen in 2 Perioden und zwar: Mais-
periode und Mais+ Blutmehlperiode. Während der ersteren erhielt Schwein 12
2 kg und Schwein Nr. 13 1,5 kg Mais. Nach Abschluß dieser wurde die
Maisration auf 1,3 kg herabgesetzt und 200 g ßlutmehl wurde hinzugegeben.
Jeder Hauptperiode ging eine genügend lauge Vorfütterung voraus. In dem
Futter, Kot und Harn wurde der Fe-Gehalt und zwar in allen Fällen das
Fe als Fe3(P04)2 gewichtsanalytisch bestimmt. Während der Maisperiode
1) Biochem. Ztschr. 1912, 37, 266 (Kgl. 'Württemb. Idwsch. Versnchsst. Hohenheim) n. dies.
Jahresber. 1912, 289. — =) Journ. of Biol. Chem. 1913, 14. 75—80 (Univ. Wisconsin). — ') Biochem.
Ztschr. 1913, 53, 256—258 (A. d. tierphysiol. Inst. d. Univ. Budapest).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 313
befanden sich die Versuchstiere im Fe-GIeichgewicht. In der eigentlichen
Hauptperiode gestaltete sich der Fe-Umsatz folgendermaßen:
Schwein 12 Schwein 13
Tägliche Aufnahme im Mais. . 0,283 g Fe 0,283 g Fe
„ „ „ Blutmehl 1,206 „ „ 1,206 „ „
Sa. 1,489 g Fe 1,489 g Fe
„ Ausgabe im Kot . . 1,483 „ „ 1,509 „ „
„ „ ,, Harn . . nur Spuren
Bilanz: +0,006 g Fe —0,020 g Fe
Hieraus geht klar und deutlich hervor, daß die Versuchstiere trotz
der großen Fe-Zugabe zum Grundfutter im Fe-Gleichgewicht blieben.
Über das Verhalten einiger Rhamnoside im Tierkörper. Von
Mario Garino. ^) — Der Vf. benutzte zu seinen Versuchen die Rhamnoside:
Rutin, Quercitrin, Hesperidin und Hesperetin. Diese Substanzen wurden
in Hj 0 unter Zusatz von etwas Nag CO3 gelöst und den Versuchstieren
(Hunden) teils durch die Schlundsonde, teils intravenös beigebracht. Es
wurden im ganzen 10 Versuche ausgeführt, welche mit folgenden Ergeb-
nissen endeten : 1. Die Rhamnoside Rutin, Quercitrin, Hesperidin und Hesperetin
gehen nach intravenöser oder stomachaler Darreichung zum größten Teile
unverändert durch die Nieren und erscheinen unzersetzt wieder im Harn.
2. Im tierischen Organismus scheint eine Hydrolyse dieser Rhamnoside
nicht oder vielleicht nur spurenweise einzutreten. 3. Die untersuchten
Rhamnoside sind nur wenig giftig. Am meisten sind es Rutin und Quercitrin.
Über Oryzanin, einen Bestandteil der Reiskleie und seine physio-
logische Bedeutung. Von W. Suzuki, T. Schimamura und S. Odake. -)
— Im großen und ganzen deckt sich der Inhalt dieser Arbeit mit einer
früheren Veröffentlichung. Die Untersuchungen führten noch zu folgenden
Tatsachen: Wegen Mangels an zuverlässigen Bestimmungsmethoden für
das Oryzanin ist man gezwungen, seine Verbreitung und annähernde Menge
in den verschiedensten Nahrungsmitteln durch Versuche an Tieren fest-
zustellen. Als Versuchstiere dienten dem Vf. Mäuse und Tauben, welche
solange geschälten Reis erhielten, bis sie erkrankten. Hierauf wurde ihnen
der alkoholische Extrakt des Futtermittels gegeben und beobachtet, ob und
in welcher Zeit sie geheilt wurden. Folgende pflanzliche und tierische
Nahrungsmittel wurden so auf ihren Gehalt an Oryzanin hin untersucht:
Weizenkleie enthält etwa den 10. Teil der Reiskleie. Gerstenkleie: Gehalt
an Oryzanin mindestens ^5 der Menge der Reiskleie. Hafer enthält etwa
Y^Q. Der alkoholische Extrakt aus 50 g Hirse täglich genügte, um eine
erkrankte Taube wieder gesund zu machen. Kyona (eine Brassica-Art)
Gehalt etwa Y^q. In Hühnereiern konnte Oryzanin nur in Spuren nach-
goAviesen werden, ebenso enthält Milch kein Oryzanin, auch Sojabohnen
enthalten sehr wenig davon. Nicht nur der Mehlkörper der Gerste, soudern
auch die Kleie enthält Oryzanin, desgleichen Gerstenmalz. Da Bier kein
Oryzanin enthält so muß hieraus geschlossen werden, daß das Oryzanin
während des Gärprocesses zerstört wird. Möhren, Miso und Shoyn sind
frei von Oryzanin.
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, 88, 1 — 8 (A. d. Labor, f. exper. Pharmak. d. Univ. Genua).
— 2) Journ. of Agric. Tokyo 1913, Vol. I, Nr. 4, 381—474; ref. nach Ztschr. f. Unters. Nähr.- u.
Genußm. 1914, 7, 547 (Grimme).
314
Landwirtschaftliche Tierproduction.
Vergleichende Untersuchungen über die Verdaulichkeit von
Roggen und Weizen und deren Mahlabfäilen durch Schaf und
Schwein. Von F. Honcamp und P. Neumann unter Mitwirkung von
H. Müllner. 1) — Die zu den vorliegenden Versuchen benutzten Roggen-
und Weizen keime stellten kein ganz reines Product dar, sondern vielmehr
übliche Handelsware. Die Weizenkeime enthielten neben überwiegend
Keimzellen noch einen starken Besatz von Kleberzellen, auch Epidermis,
Querzellen, zwischendurch auch die übrigen Zellformen der Fruchtschale.
Mehlige Bestandteile waren nur gering vertreten. Ebenso war der Befund
von Roggenkeimen. Bei den Versuchen mit 2 Hammeln bekamen die
Tiere pro Stück und Tag in der 1. Periode 700 g Kleeheu und 300 g
Weizenkleie, in der 2. Periode nur 800 g Kleeheu, in der 3. 700 g Klee-
heu imd 300 g Roggenkeime, Zwei Sehweine bekamen als Grundfutter
pro Tag und Stück 900 g Gersteuschrot, als Versuchsfutter 800 g Gersten-
schrot -j- 250 g Weizen- bezw. Roggenkeime. Für die Beifuttermittel be-
rechnen sich nach den Versuchen folgende Verdauungscoefficienten im Mittel:
( Weizenkeime 7o
n t "
Organische
Roh-
N freie
Roh-
Roh-
Substanz
protein
Extraktstoffe
fett
faser
89,2
93.8
91.1
89,4
—
91,7
91,8
91,5
90,3
91,0
86,9
90,1
88,1
85,5
41,3
83,5
86,4
90,8
87.8
67,7
bei
Hammeln \ ßoggenkeime
bei i Weizenkeime
Schweinen \ Roggenkeime
Auf Grund dieser Versuchsergebnisse würde sich der Gehalt an ver-
daulichem Eiweiß und Stärkewert auf die wasserhaltige Originalsubstanz
bei den Roggenkeimen auf 21,23 verdaul. Eiweiß u. 75,8 Stärkewert
„ „ Weizenkeimen ., 21,97 ,. ,, ,, 74,7 „ berechnen.
In gleicher Weise wurden Fütterungsversuche bei Hammeln und
Schweinen mit Roggenschrot, Roggenschwarzmehl, Roggengrieskleie und
Roggenkleie, sowie mit grobgeschrotenem Weizen, Weizenfuttermehl, Weizen-
grieskleie, feiner Weizenkleie, Weizenschalenkleie und Weizenausputz
(Kriblon)2) ausgeführt, — Die bei Schaf und Schwein für die einzelnen
Futtermittel erzielten mittleren Verdauungscoefficienten sind folgende:
Roggeu
Weizen
-gl
II
II
0
e
2
£
0
0 m
i
1
1
1 M
gi
<D
1
2
1
0 ™
1
1
s«^-' {fz:ta
88.5
90,8
90,378,1
91.5t85,2
94.5
94,0
52,2
47,3
11,1
19,7
85,0
89,9
87,0
90,1
84,0
85,6
92,6
93,3
77,8
72,0
33,3
rnttermehl j ?ammel
( Schwein
86,5! 88,5
91,7|93.0
77,6
84,4
93,4
95,5
81,7
71,4
z
88,0
84,8
90,1
87,4
85,6
89,4
94,7
90,5
89,1
88,1
35,3
19,7
Grieskleie /Hammel
( Schwein
76,0
76,2
78,5
79,3
72,1
72,5
84,6
84,0
86.1
74,9
z
77,9
78,1
80,7
80,5
80,1
81,9
85,5
83,0
77,1
76,1
34,3
49,2
Kleie 1 ^^/^'".«l
( Schwein
70.9
73,9
75,1
78,6
70,3
72,4
82,5
84,0
62.7
56,6
8,6
44,2
67,3
59,8
72,0
63,2
77,7
75,6
75,0
66,3
88,9
77,3
38,2
Schalenkleie l^^j^^^^J
z
z
z
z
z
z
67,1
58,3
72,4
63,0
77,2
75,7
74.1
64,1
80,7 54,4
72,4 -
Auspntz Hammel
^ Schwein
—
—
—
—
—
—
63,8
70,5
66,8
74,4
75,4
75,5
65,5
77,4
77,9
92,5
60,8
13,7
») D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 81. 205-288 (Mitt. d. Idwsch. Versuchsst. Rostock).
1912. 78, 189-232 u. dies. Jahresber. 1912, 267.
2) Ebend.
D. Stoffwechsel, Ernährunsf.
315
Der Weizen -Ausputz ,,Kriblon" enthielt zahlreiche zum großen Teil
keimfähige Unkrautsaraen, die sich mehr oder weniger nach dem Ver-
füttern im Kot wiederfanden und als noch keimfähig erwiesen. Die Er-
gebnisse der Versuche werden in folgenden Sätzen zusammengefaßt:
„1. Roggen- und Weizenkeime sind proteinreiche und hochverdauliche
Futtermittel, die vom Wiederkäuer wie vom Schwein in gleich gutem Um-
fang verwertet werden. 2. Die Mahlabfälle von Roggen und Weizen
schwanken in bezug auf die Verdaulichkeit je nach dem Grad ihrer Aus-
mahlung. Im allgemeinen wird man aber die ganzen Körner (geschroten)
und die Futtermehle einerseits und die Kleien anderseits bezüglich ihres
Nährwertes auf eine Stufe stellen. Aus allen vorliegenden Versuchen geht
mit voller Deutlichkeit hervor, daß immer mit einer stärkeren Ausmahlung
auch ein geringerer Gehalt an verdaulichen Nährstoffen parallel läuft.
8. Was das Verdauungsvermögen von Schaf und Scliwein in bezug auf die
hier untersuchten Mahlabfälle anbetrifft, so scheint zwischen beiden Tier-
klassen ein wesentlicher Unterschied nicht vorzuliegen. Denn während
beim Roggen und den Roggenfuttermitteln das Schwein eine gewisse Superi-
orität zu besitzen scheint und dies auch noch beim Weizenschrot zutrifft,
ändert sich dieses Verhältnis jedoch bei den anderen Weizenfuttermitteln
zugunsten der Wiederkäuer. 4. Das Verfüttern von unkrautsamenhaltigen
Futtermitteln ist entschieden zu verwerfen." (D.)
Die Verdaulichkeit der Lupinenflocken. Von A. Stutzer und
S. Goy. ^) — Zu den Versuchen wurden drei 1^2 jährige Hammel auf-
gestellt, welche in der ersten Periode je 750 g Wiesenheu pro Tag und
Stück erhielten; in der zweiten Periode kamen dazu 150 g Lupinenflocken. 2)
Irgend welche Reste vom Futter blieben niemals zurück. Das Futter war
ein Erhaltungsfutter, denn das Lebendgewicht war nach Beendigung des
Versuchs nahezu das bei Beginn des Versuchs ermittelte. Auf Trocken-
substanz bezogen enthielten die Futtermittel in °/q :
a
io
7^
a
'S
c
■J
o
a.
o
K
1
'S
c
■3
0
1
0
§
0
1
0
■^02
0
II
<
11 .
Wiesenheu . .
1,96
0,16
12,25
11,25
2,11
27,35
25,06 24,14
90,91
9,09
4213,0
Lupinenflocken .
5,93
0,06
37,06
26,69
4,20
13,46
19,96
21,52
96,20
3,80
4674,7
Die mittlere Verdaulichkeit der Lupinenflockea stellte sich wie folgt heraus in "/q
Trcksbstz. 87,76 1 86,16| — |86,16186.00|92,77| 57,14|88,31|113,5 |89,13| — | 88,31
die des Wiesenheus
48,61 166,97| — |66,97|63,94|55,63| 49,42|50,77| 41,98150,50|29,94| 48,86
Fortgesetzte Untersuchungen über die Gärungsprocesse bei der
Verdauung der Wiederkäuer und des Schweines. Von J. Markoff. ^) —
Der Vf, berichtet zunächst über einige Gärversuche mit ausgehebertem
Panseninhalt in sog. Gärkölbchen. Es zeigte sich, daß der Charakter der
Gärung, wenn sie außerhalb des Körpers fortgesetzt wird, von der normalen
des Pansens sehr wesentlich abweicht. — Zusatz von Kreide zum Pansen-
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 219—228. — 2) Siehe Abhandl. von R. Neumann
und Lösche ebend. 1912, 78, 253—264 sowie dies. Jahresber. 1912, 272. — s) Biochem. Ztschr. 1913,
57, 1—69 (A. d. tierphysiol. Inst. d. Idwsch. Hochsch. Berlin).
316 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Inhalt bewirkte eine erhebliche Erhöhung der CH^-Bildung, ohne daß dabei
die COg-Bildung wesentlich wächst. Asparagin-Zusatz hatte einen sehr starken
Einfluß auf die Gärung, denn die COg- Entwicklung wurde dadurch bedeutend
verstärkt. In typischer Weise wurde die Gärung verändert durch Zusatz
des Pentosans Kirschgummi ohne Kreide. In diesem Falle hörte die CH^-
Bildung vollständig auf und statt dessen wurde sehr viel Hg gebildet. Der
Kirschgummi löste sich während der Gärung vollständig auf; hiernach konnten
Buttersäure und höhere Alkohole (Butyl- und Amylalkohol) nachgewiesen
weiden. — Die Versuche wurden dann von dem Vf. unter Zuhilfenahme
einer besseren Methodik weiter fortgesetzt und nach manchen Richtungen
hin ausgedehnt. Um die Fehlerquellen möglichst auszusehalten, bediente
sich der Vf. zur Entnahme des Panseninhaltes einer Schlundsonde aus
Durit mit größerem Querschnitt. Durch geeignete Handhabe konnten sehr
schnell größere Mengen des Panseninhaltes genommen werden. Um die
Gärversuche möglichst schnell nach der Entnahme des Panseninhaltes be-
ginnen zu können, benutzte der Vf. eine sog, Blutgaspumpe. (Die Original-
arbeit gibt näheren Aufschluß über die Apparatur.) Es wurden nun Gärungs-
versuche, sowohl mit dem dünnflüssigen Anteil des Panseninhaltes als auch
mit dem Pansenbrei für sich, angestellt. Ferner wurde die Einwirkung
von Zusätzen zum Panseninhalt untersucht und die Energieverluste, welche
durch die Gärung verursacht wurden, bestimmt bezw. berechnet. Auch
studierte der Vf. die Gärungen im Enddarm des Schweines. Die um-
fangreichen und interessanten Versuche, auf deren Einzelheiten hier un-
möglich näher eingegangen werden kann, ergaben folgendes: Die im Gär-
versuch durch Rohzucker unter Zugabe von Kreide verursachte enorme
Mehrentwicklung von COj stammt zum größten Teile aus den Bicarbonaten
der Pansenflüssigkeit. Diese ist außerordentlich reich an gelösten Carbonaten,
w'elche zweifellos dem Speichel entstammen. Die CH^- Bildung, bezogen
auf 10 g organische Substanz, wurde auf das G^/^iache und die H-Bildung
sogar auf das 20 fache erhöht im Vergleich zur Gärung des reinen Pansen-
inhaltes. Zusatz von Stärke zum Panseninhalt steigerte dagegen die Gärung
in nicht merklichem Maße. Solange di£ gärende Masse alkalisch reagiert, •
geht fast der größte Teil der C- Hydrate in Säuren von mittlerem Molekular-
gewicht der Buttersäure über, auch etwas Milchsäure wird gebildet. Der
Energieverlust, welche die C- Hydrate bei der Gärung im Pansen in Form
von brennbaren Gasen und Gärungswärme erleiden, konnte mit einiger
Sicherheit festgestellt und berechnet werden. Eine genauere Berechnung
der Stoffwechselvorgänge bei der Pansengärung führte zu denselben Er-
gebnissen wie die Respirations- und Slolfwechselversuche bei gleicher Er-
nährung. — Bezüglich des Anteiles der verschiedenen Abschnitte des Darm-
kauals an der Gärung sei erwähnt, daß auch im unteren Teile des sehr
langen Dünndarmes von Wiederkäuern sehr lebhafte Gärungen stattfinden
können. Es wurde festgestellt, daß der Speichel des Rindes gar keine
diastatische Wirkung entfaltet. — Die Gärungsversuche im Enddarm des
Schweines zeigten, daß die im Darminhalt beobachtete postmortale Gärung
hinter der vitalen sehr zurücksteht, während sich die Art der Gärung nicht
wesentlich ändert. Ein großer Teil der vom lebenden Schweine aus-
geschiedenen brennbaren Gase stammt auch aus dem Dünndarminhalt. Das
Veihältnis der beiden brennbaren Gase zueinander ändert sich leicht bei
D. Stoffwechsel, Ernährung. 317
unverändertem Futter und es nimmt die H- Bildung mehr und mehr zu-
gunsten des CH^ ab. Die ganze im Enddarm des Schweines entwickelte
CO2 is als Gärungsproduct aufzufassen, da die gärende Masse von Anfang
an sauer reagiert. Durch die Gärung gehen beim Schweine bei C- Hydrat-
mast 4,9% der verdauten C- Hydrate verloren, während beim Wiederkäuer
bezw. beim Eind dieser Verlust = 16,5% ^^ setzen ist. — Einzelheiten
der umfangreichen Arbeit sind im Original nachzusehen.
Zusammensetzung und Stickstoffumsatz hungernder Schleien.
Yon Franz Schütz, i) — Vorliegende Arbeit sollte dazu dienen, die Größe
des N- Umsatzes hungernder Schleien zu bestimmen. Das Versuchstier
(Tinea tinca L.) befand sich bis zum Tode in einem Glasbehälter, durch
einen Aluminiumdeckel luftdicht verschließbar gemacht. Dieser Behälter
wurde in größerem Gefäß vollständig unter HgO getaucht. Die Temperatur
des Versuchswassers konnte vermittelst eines Thermoregulators beliebig ein-
gestellt werden. Ebenso wurde für eine gründliche Durchlüftung des
Wassers gesorgt. Der Fisch wurde vor und am Ende der einzelnen Ver-
suchsperioden vorsichtig aus dem Wasser gehoben und schnell gewogen.
Das Fischwasser wurde, ohne filtriert zu werden, auf seinen Gehalt an
Gesamt -N untersucht. Die lebenden Kontrolltiere und die gestorbenen
Versuchstiere wurden zerschnitten, getrocknet und dann fein gemahlen zur
Analyse benutzt. Die Versuchsergebnisse sind kurz folgende: 1. Der Hunger-
tod der Schleien trat ein, als die Tiere 42 und 52% i^ires Gewichtes
verloren hatten. 2. Während des Hungerns änderte sich die Zusammen-
setzung: H20-Gehalt stieg von 78,5 auf 82,1%, die Trockensubstanz fiel
von 21,4 auf 17,9%. Sie enthielt:
N Fett Asche Verbrennungswert
bei den frischen Fischen 12«/^ T^/q 16,6 7o 479,8 Cal
„ „ verhungert. „ 12,8 ., 2,2 „ 28,6 „ 371 „
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß fast alles Fett während des Hungerns
aufgezehrt worden ist. 3. Vor dem Hungertod der Tiere war ein deutlich
erhöhter N- Umsatz, die prämortale N- Steigerung, festzustellen. 4. Von
großem Einfluß auf den Stoffwechsel ist auch hier die Umgebungstemperatur.
Die Änderung des N- Umsatzes betrug bei den Schleien für jeden Temperatur-
grad im Durchschnitt 11,4%. Der Vf. bestimmte aus Rechnungen für die
übrigen Kaltblüter und niederen Tiere 11,7%- 5. Während sich die
fetthaltigen Organe stark am Stofi'umsatz während des Hungerns beteiligen,
nehmen die Knochen verhältnismäßig wenig Auteil daran.
Ein Beitrag zur Kenntnis des Mineralstoffwechseis beim Rinde.
Von M. Diakow.2j — Der Vf. bespricht die Verdauung der Mineralstoffe
im Anschluß an obige Versuche von von der Heide, Klein und N. Zuntz
und läßt es wünschenswert erscheinen, die Unterschiede in der Mineral-
stoffverdauung bezw. die Mineralstoffbilanzen, welche die einzelnen Perioden
der genannten Arbeit aufweisen, genauer zu untersuchen, auch aus dem
Grunde, weil sich in der Literatur nur wenig Sicheres über die Mineral-
stoffbilanz des Wiederkäuers vorfindet, und anderseits das häufige Auf-
treten von Knochenbrüchigkeit bei Rindern die Wichtigkeit derartiger Unter-
1) Arch. f. Anat. u. Physiol. 1913, 5—6, 493—518. — ") Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, 833—844
(A. d. tierphysiol. Inst. d. ldwsch. Hochsch. Berhn).
318 Landwirtschaftliche Tierproduction.
suchungen wohl begründet. Der Vf. stellt die Ergebnisse der Bestimmung
der Bilanz der Gesamtasche und der einzelneu Mineralstoffe in mehreren
Tabellen zusammen. In der Tabelle I finden sich die analytischen Zahlen
der Futter- und Kotanalysen. Tabelle II enthält die entsprechenden Daten
für den Harn; P2O5, Ca und Mg haben in dieser keine Berücksichtigung
gefunden. Tabelle III gibt einen Überblick über die procent. Zusammen-
setzung des Harns. In der Tabelle IV ist auf Grund der Procentwerte
in Einnahme und Kot ein Überblick über die gesamten Einnahmen und
Ausgaben gegeben und der Verdauungscoefficient der einzelnen Mineral-
stoffe wie üblich berechnet, selbstverständlich mit dem Bewußtsein, daß
diese Zahlen mit der Verdaulichkeit der betreffenden Stoffe wenig zu tun
haben, daß es sich vielmehr im wesentlichen darum handelt, daß die im
Blute überschüssigen Erdalkalien, desgleichen auch die PgOj in die unteren
Abschnitte des Darmkanals befördert und mit dem Kote ausgeschieden
werden, während die resorbierbaren Alkalien größtenteils in den Urin
wandern. Demzufolge wurden in den einzelnen Perioden für das KgO
„Verdauungscoefficienten'' gefunden, die z"Vs'ischen 92,1 und 94,5 °/o liegen,
während diejenigen für das an und für sich nicht weniger resorbierbare
Na^O wesentlich niedriger sind (52,4 — 61,6%). In der Hungerperiode
= 61,5°/o und bei Zugabe reiner Schlempe (Periode IV) hat er nur noch
einen Wert von 52,4%. Der Vf. erklärt sich dieses aus dem Gehalte der
Flüssigkeiten, auch der unteren Darmabschnitte an NajO, welches nur
mit dem Kot entleert wird, in einer Menge, welche in allen Versuchen
den KgO- Gehalt des Kotes ein wenig übertrifft, trotzdem das Futter
3^2 — 6 mal soviel KgO als NagO enthält. Einzig und allein die absolut
geringe Menge Na^O im Futter bewirkt, daß das relativ geringe Plus an
Na -Salzen im Kot im Verdauungscoefficienten so stark zum Ausdruck
kommt. Im Anschluß hieran erklären sich auch einige ganz widersinnige
Ergebnisse bei der Berechnung der Verdauungscoefficienten des neben Heu
gegebenen Kraftfutters. So ist z. B. in der IL Periode der Coefficient für
das NajO der Kartoffeln ein negativer, was nichts anderes bedeutet, daß
unter der Einwirkung der Kartoffeln die Menge Nag 0- haltiger Darmsekrete
größer ist, als bei alleiniger Heugabe. — In Tabelle V. bespricht der Vf.
die Verhältnisse des Bedarfes des Tierkörpers an Mineralstoffen. Bei ein-
seitiger Steigerung der P2O5- Zufuhr kann für eine mehr als 14tägige
Periode ein erheblicher PgOj -Ansatz erfolgen. So betrug der PgO-- Ansatz
in den Perioden I — III 12,7 — 13,4 g für den Tag, während bei annähernder
Verdoppelung der Zufahr (Periode IV) der Ansatz dementsprechend mehr
als doppelt so groß =28,3 g P2O5 war. In Periode I war das Ver-
hältnis von CaO zum P2O5 im Ansatz stark zugunsten des CaO ver-
schoben, was sich höchstwahrscheinlich daraus erklären läßt, daß das Ver-
suchstier vor diesen Versuchen eine Nahrung erhalten hatte, die dem
CaO -Ansatz sehr wenig günstig war (Rübenblätterfütterung) ; zudem hatte
dasselbe kurz vorher Melasse und auch Kleie bekommen. Deshalb setzte
das Tier in Periode I im Vergleich zum P2O5- Ansatz ganz enorm viel
CaO an. In Periode 11 und III ist dann das Verhältnis zwischen Ca-
Ansatz und angesetzter Pg O5 annähernd normal. Aus den Versuchen ist
ersichtlich, daß der tierische Organismus für längere Zeit sowohl CaO als
auch P2O5 speichern kann, um erst späterhin das normale Mischungs-
D. Stoffwechsel. Ernährung. 319
Verhältnis wieder herzustellen. Eigenartig ist das Ergebnis der Periode lY:
Trotzdem der Eiweißansatz in dieser Periode am stärksten ist, ist die
Bilanz des Cl und KgO negativ, trotzdem die Einnahme von KjO fast
verdoppelt ist, wo doch eigentlich erwartet werden sollte, daß bei Fleisch-
ansatz auch eine Zurückhaltung von K2O stattfindet, da doch das Fleisch
so reich an KgO ist. In Periode II und III war in der Tat eine solche
Retention von KgO erfolgt. — Aus allen diesen Befunden muß wiederum
der Schluß gezogen werden, daß der Verdauungscoefficient hier eigentlich
nicht Ausdruck für die Verdauung der verschiedenen Mineralstoffe, sondern
Ausdruck des Bedarfes des Organismus an den betreffenden Stoffen ist. —
In der Tabelle VI bespricht der Vf. die Vorgänge des Mineralstoffwechsels,
wenn der Gewichtswert auf Gramm -Äquivalenten reduciert, wodurch eine
Vergleichung der Gesamtmenge von Säuren und Basen in der Nahrung,
in den Ausscheidungen und im Körperausatz ermöglicht wird. Es zeigte
sich deutlich, daß der Überschuß der angesetzten Basen einigermaßen
dem angesetzten Eiweiß entsprechend wächst (Periode IV). Allerdings
besteht auch noch in Periode III ein erheblicher Basenüberschuß im Ansatz,
trotzdem die N- Bilanz in diesem Falle eine negative ist. Eine Erklärung
hierfür wird dadurch gegeben, daß auf Grund der CaO- und P^Oj- Bilanz
noch lebhafte Knochenbildung stattfand. — Bezüglich der praktischen
Folgerungen, welche aus diesen Ergebnissen gezogen werden könnten, ver-
weist der Vf. auf einen Vortrag von N. Zuntz^), gehalten auf der Harz-
burger Versammlung der „Deutschen Landwirtschaftsgeselischaft".
Respirations- und Stoffwechselversuche am Rinde über den Nähr-
wert der Kartoffelschlempe und ihrer Ausgangsmaterialien. Von
R. von der Heide, Klein und N. Zuntz.-) — Diese Versuche sollten
darüber Aufschluß geben, ob die Veränderungen der Nährstoffe der Kartoffeln,
die durch den Maischproceß und die damit verbundene Vergärung des aus
der Stärke gebildeten Zuckers verursacht werden, den Nährwert des nach
dem Entfernen des Alkohols zurückbleibenden Materials, der Schlempe, im
günstigen oder ungünstigen Sinne verändern. Die Fütterungs- bezw. Re-
spirationsversuche wurden an einem 2Y2 Jahre alten Ochsen ausgeführt.
Sie begannen bei jeder Periode mit einer Stägigen Vorfütterung, woran
sich eine ebensolange Hauptperiode anschloß. Am ersten und letzten Tag
dieser quantitativen Perioden wurde ein Respirationsversuch im verbesserten
Regnault-Reiset-Apparat ausgeführt. Es erfolgte die direkte Bestimmung
des 0- Verbrauchs, der COg -Ausscheidung, der Abgabe von brennbaren
Gasen und von ü^ 0- Dampf. (Die Methodik dieser Versuche ist im Original
nachzulesen.) — Die Vff. ließen sich bei ihren Versuchen von folgenden
Gesichtspunkten leiten: „1. Die Schlempe mußte in diätetischer Hinsicht
völlig einwandfrei sein und in genügender Menge und von gleicher Be-
schaffenheit für sämtliche Versuche zur Verfügung stehen. 2. Dieselben
Bedingungen mußten für das Rohmaterial (Kartoffeln, Malz und Hefe) er-
füllt sein, das zur Schlempebereitung verwendet wurde und 3. die Schlempe
mußte aus genau dem gleichen Ausgangsmaterial hergestellt werden, welches
zwecks Feststellung seines Futterwertes im Vergleich zur Schlempe in den
Tierversuchen verabreicht werden sollte." Um diesen Bedingungen genügen
1) Jahrb. d. D. L. -G. 19r2, 570 ff. — ") Ldwsch. Jahrb. 1913, 44, 765—832 (Arbeit v. Idwsch.
Hochsch. Berlin, Ernährungsphysiol. Abt. d. Instit. f. Gärungsgewerbe).
320 Landwirtschaftliche Tierproduction.
zu können, konnte einzig und allein die Herstellung von Trockenkartoffeln
mit Zusatz einer der gärungstechnischen Verarbeitung entsprechenden Menge
Malz -f- Hefe, und ebenso die Herstellung getrockneter Kartoffelsclilempe
in Frage kommen, da es nicht möglich gewesen wäre, Kartoffeln und
frische Schlempe von einheitlicher und einwandfreier Beschaffenheit für
die ganze Versuchsdauer zur Verfügung zu haben. Als Ausgangsmaterial
für die Schlempebereitung dienten 2 mal je 550 kg Kartoffeln -j- 50 kg Malz
+ 300 g Hefe auf 1100 g Kartoffeln (also 95,6 7o Kartoffeln, 4,3 7o Malz
und 0,03 7o Hefe). Die Kartoffeln enthielten 18,5 % Stärke. Die Maische
wurde bis auf 1 ^ Bllg. vergoren. Eine gleiche Menge desselben Ausgangs-
materials Kartoffeln -\- Malz ~\- Hefe wurde gekocht und getrocknet. Das
sog. Fruchtwasser wurde nicht abgelassen, um Verluste an löslichen
organischen und anorganischen Bestandteilen zu vermeiden. Die für diese
Versuche dienende Schlempe hatte einen Energieverlust von 68,2 % er-
fahren und sie enthielt somit 31,2 ^/q der Galerien des zur Schlempe-
bereitung dienenden Ausgangsmaterials. Es wurden 4 Hauptperioden ge-
macht. In der Periode I gelangte zunächst Heu als Grundfiitter zum
Verzehr und zwar in einer Menge, welche ungefähr dem Erhaltungsbedarf
entsprach, also 8 kg. Die Ration der IL Periode bestand aus 7 kg Heu
-|- 2,5 kg Trockenkartoffeln. In der III. Periode wurde an Stelle der
Trockenkartoffeln die diesen entsprechende Menge an N und Energie in
Form von getrockneter Kartoffelschlempe und Kartoffelstärke, letztere als
Ersatz für die durch die alkoholische Gärung eingetretenen Energie Verluste,
und zwar 7 kg Heu -j- 754,6 g Schlempe + 1984 g Stärke verfüttert.
Kurz nach Beendigung: dieser Periode erhielt das Tier in der Periode IV
7 kg Heu -\- 2428 g der lufttrocknen Schlempe, letztere in 3 Tagesportionen
und zwar wurde jede dieser in 7 1 heißem HgO gelöst. Die zu den Ver-
suchen verwendete Trockenschlempe hatte folgende Zusammensetzung:
90,61 7o Trockensubstanz, 78,20 7^ organische Substanz, 23,17 o/o Protein,
7,08 7o Rohfaser, 0,76 7o Ätherextrakt, 47,19% N-freie Extraktstoffe,
12,41 7o Asche und 0,70 % SiOg. Die Verdauungscoefficienten der einzelnen
Nährstoffe des Grundfutters und der diesem zugelegten Kraftfutter sind von
den Vff. in einzelnen Tabellen zusammengestellt. An dieser Stelle sollen
nur diejenigen der Trockenschlempe (Periode IV) wiedergegeben werden:
Trocken- organische Roh- Roh- Roh- N-fr.
Substanz Asche bt Ü2 Substanz protein fett faser Extraktstoffe
66,36 63,92 -75,29 66,69 56,86 42,23 -207,60 79,60 «/o
Da in dieser Periode täglich 710,0 g Protein verdaut wurden und im
Harn in 24 Stunden 623 g zur Ausscheidung kamen, so fand pro Tag ein
Ansatz von 87 g Rohprotein statt. Die Ergebnisse der Respirationsversuche
berechnet auf 24 Stunden sind ebenfalls in Tabellen zusammengestellt.
Das Original gibt hierüber näheren Aufschluß. Die Verbrennungswärme
von Nahrung und Kot wurde in der üblichen Weise in der Mahler-
Krockerschen Bombe bestimmt. Um die Stoffwechselbilanz möglichst direkt
im Anschluß an die 0-Bestimmung ausführen zu können, verbinden die Vff,
mit der calorimetrischen Untersuchung der Nahrungsmittel und der Stoff-
wechselproducte die direkte Bestimmung der COj-Bildung und des 0 -Ver-
brauches in der calorimetrischen Bombe. Der Harn der einzelnen Versuchs-
perioden wurde noch besonders auf seinen Gehalt an Hippursäure unter-
D. Stoffwechsel, Ernährung. 321
sucht, und zwar wurde dieselbe gespalten und als Benzoesäure zur Wägung
gebracht. So wurde ina Tagesharn der
Periode: I (für 8 kg Heu) II III IV
68,11 68,30 105,79 119,38 g Hippursäure
gefunden. Die Unterschiede der in Periode II u. III ausgeschiedenen
Mengen an Hippursäure sind besonders auffallend und es ist ersichtlich,
daß die N-freie Schlempe einen großen Einfluß auf die Bildung dieser
Säure beim tierischen Stoffwechsel haben muß. Wenn aus 7 kg Heu
59,60 g Hippursäure entstanden sind, so kämen auf das Kraftfutter
in Periode II III IV
8,70 40,19 59,78 g Hippursäure
Hieraus ergiebt sich, daß auf 1 kg Trockenschlempe 24,62 g Hippur-
säure in Periode IV gebildet wurden, während auf 1 kg Heu nur 8,51 g
in Periode I entstehen. Nimmt man ferner an, daß die in Periode III ver-
fütterten 755 g Schlempe analog Periode IV 18,58 g der Säure gebildet
hätten, so blieben als durch den Stärkezusatz bedingt 27,61 g Hippursäure;
während dieselbe Menge Stärke im Verein mit den Bestandteilen, aus
welchen die Schlempe bei der Gärung entstanden ist, in Kartoffeln ver-
abreicht (Periode II) nur 8,7 g Hippursäure gebildet hätte. Hieraus kann
geschlossen werden, daß dieselben Stoffe, in verschiedener Mischung zu
erheblich verschiedenen Umsetzungen im Verdauungsapparat des Wieder-
käuers führen. — In allen Versuchen fiel die aus dem 0- Verbrauch be-
rechnete Fettbildung erheblich niedriger aus, als die nach dem üblichen
Schema aus dem C berechnete. Nach Ansicht der Vff. kommt dieses daher,
daß sie den COg- Verlust beim Eindampfen des Harns nicht berücksichtigt
haben, und soll die Berechnung aus dem 0- Verb rauch die richtigere sein.
Die Vff. nehmen aber vorläufig das Mittel aus beiden Berechnungen als
den wahrscheinlichen Wert. Auf diese Weise ergab sich, daß von den 3
dem Grundfutter zugelegten Kraftfuttermitteln die Trockenkartoffeln und die
reine Schlempe ungefähr den gleichen Nutzeffekt hatten, letztere aber insofern
eine bessere Wirkung ausgeübt hatte, als sie einen größeren Eiweißansatz
verursachte. Die Mischung von Schlempe und Stärke, welche nach den
üblichen Anschauungen als gleichwertig mit den Kartoffeln erscheint, gab
einen wesentlich geringeren Nutzwert infolge der stärkeren Gärverluste.
Die Vff. fanden einen Stärke wert von 1,322 kg, während der nach Kellner
zu erwartende = 1,805 kg ist. Der von den Vff. gefundene ist also um
27^/0 niedriger. Die Schlempe allein ergab einen Ansatz von 4477 Cal ent-
sprechend 1,897 kg Stärkewert, auf 100 kg Schlempe berechnet = 78,13 kg
Stärkewert, während Kellner auf Grund seiner Versuche für dieses Futter
einen Stärkewert von 31,2 kg für 100 kg berechnet hat. Der von den
Vff. gefundene faktische Nährwert 78,13 kg übertrifft also die Kellner 'sehe
Zahl um 150 "/q. Diese enormen Abweichungen der Ergebnisse der ver-
schiedenen Versuche über den Nährwert der Schlempe sind einzig und
allein auf die Nährstoffkombination zurückzuführen, und der Erfolg der
Fütterung hängt also ganz und gar von der richtigen Nährstoffkombination
ab. Der Nährwert der Trockenschlempe ist dem der Trockenkartoffeln fast
genau gleich (78,13 gegen 74,93 kg Stärkewert für 100 kg Futter). —
In folgenden kurzen Sätzen mögen die wichtigsten Ergebnisse der vor-
Jahresbericht 1913. 21
322 Landwirtschaftliche Tierproduction,
liegenden Arbeit zusammengefaßt werden: 1. Der Nährwert eines Futter-
mittels kann durch geringfügige Änderungen in der Nährstoffkombination
des zur Verfütterung gelangenden Futtergemisches, infolge größerer Energie-
verluste durch die Pansengärung, wesentlich verändert werden und somit
das Ergebnis der Fütterung in hohem Maße beeinflussen. 2. Die in den
Harn übergehenden aromatischen Verbindungen, wie besonders Hippursäure
u. a., werden der Menge nach ebenfalls durch diese Änderungen in der
Beschaffenheit des Futters variiert. 3. Dem zufolge kann der nach Kellner
berechnete Stärkewert eines Futtermittels von dem im Respirationsversuch
gefundenen — also von der faktischen Fettbildung im Tierkörper — ganz
erheblich verschieden sein. 4. Die durch Gärung im Darmkanal des Wieder-
käuers entstehenden CO, -Mengen betragen oft mehr als Ys ^©r gesamten
vom Tier ausgeschiedenen COg. Deswegen ist die CO2 kein genaues Maß
des eigentlichen Körperstoffwechsels beim Wiederkäuer und infolgedessen
erscheint es notwendig, auch die 0- Aufnahme des Tieres zu ermitteln. —
Körperbewegungen und Kauarbeit wurden in den einzelnen Versuchsperioden
ermittelt und daraus der Mehrverbrauch an 0 bezw. Calorien berechnet.
Die Verwertung zweier Hefe -Mischfutter (Strohhäcksel -Hefe und
Torfmehl -Holzkohle- Hefe) durch Wiederkäuer (Schafe). Von W. Föltz,
Walter Dietrich und Arn. Deutschland, i) — Die Vff. bestimmten die
Ausnutzung eines Torfmehl- Holzkohle -Hefe -Mischfutters im Vergleich zu
Strohhäcksel -Hefe. Als Versuchstiere dienlen 2 ausgewachsene Schafe,
ein Hammel und ein weibliches Tier. Die Versuchsanstellung war die-
selbe, wie sie bereits früher von den Vff. benutzt und beschrieben worden
war. Die benutzte Frischhefe wurde teils mit einem Gemisch von
Torfmehl und Holzkohle (^^ Torf und Yi Kohle), teils mit Häcksel aus
Winterweizenstroh in solchen Mengen vermischt, als die Hefeträger gerade
aufsaugen konnten. Das Strohhäcksel- Hefegemisch besaß einen angenehmen,
an Brot erinnernden Geruch; es enthielt 4,1^0 weniger Hefe auf Trocken-
substanz berechnet, als das Torfmehl- Holzkohle -Hefegemisch mit 48,1%
Hefe. Das Verhältnis von Hefetrockensubstanz zur Rohfaser war in beiden
Mischfuttern ein konstantes. Als Grundfutter diente ein Heu, welches laut
botanischer Analyse als vorzüglich bezeichnet werden konnte. An den
beiden Schafen kamen je 3 Perioden zur Durchführung. Aus den Aus-
nutzungsversuchen können folgende Ergebnisse entnommen werden: 1. Die
botanische Analyse kann für die Beuiteilung eines Heues als Futtermittel
nur Anhaltungspunkte geben, während nur durch exakte Ausnutzungs-
versuche der Nährwert, welcher allerdings bei den verschiedenen Nutz-
tieren und in verschiedenen Futterzusammenstellungen differiert, bestimmt
werden kann. 2. Für das Torfmehl -Holzkohlegemisch wurden folgende
Verdauungswerte gefunden :
— 5,9 - 3.8 — 0,4 + 7,7 — 9,9
Hieraus muß der Schluß gezogen werden, daß das Torfmehl- Holzkohle-
gemisch einen negativen Futterwert besitzt; hierbei muß noch die Ver-
dauungsarheit für das Gemisch in Rechnung gestellt werden, um die
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 45, 1—27 (Mitt. d. ernähiungs - physiol. Abt. d. Inst. f. Gärungsgew.
d. Idwsch. Hochsch. Berliu).
D. Stoffwechsel, Ernährung. 323
Wertigkeit im Sinne Kellner's bestiramen zu können. Werden für je
1 kg im Torf enthaltene Rohfaser 0,58 kg Stärkewert als Energieverlust
in Abzug gebracht, so würde der gesamte Minderwert von 100 kg Trocken-
substanz Torf -Holzkohle gegenüber 100 kg Strohhäcksel nach den vor-
liegenden Versuchen 65,6 Stärkewert entsprechend rund 14 M betragen.
Infolge der Verwendung von Torf- Holzkohle als Hefeträger an Stelle von
Strohhäcksel wird der Wert des Futtergemisches um ungefähr die Hälfte
vermindert. Diese Wertverminderung ist also so groß, daß die Verwendung
des Torfmehles und der Holzkohle zu Futterzwecken unbedingt verworfen
werden muß. 3. Das Strohhäcksel als Hefeträger hat sich im Gegensatz
zu Torfholzkohle ausgezeichnet bewährt, denn die Verdaulichkeit der Stroh-
nährstoffe wird durch die specifische Wirkung der Hefe ganz bedeutend
erhöht. Die Verdauungswerte für die Hefe -Mischfutter waren folgende:
Organische Roh- Roh- Roh- K- freie
Substanz fett protein faser Extraktstoffe
1. für Torf- Holzkohle -Hefe 45,4 12,5 73,8 15,7 47,5
2. „ Strohhäcksel -Hefe . 73,2 63,7 83,8 60,6 74,5
4. Die Verdaulichkeit, der Nährwert und deshalb auch der Geldwert
eines Futtermittels kann durch jeweilige Zusammensetzung des Futter-
gemisches außerordentlich beeinflußt werden. Nach Ansicht der Vff. kann
von einem unter allen Umständen konstanten Stärkewert eines Futtermittels
nicht geredet werden, wenngleich die Stärkewerte Kellner's einstweilen
für die Beurteilung einzelner Futtermittel unter sonstigen gleichen Er-
nährungsbedingungen beim Wiederkäuer benutzt werden können. — Die Vff.
lassen am Schlüsse ihrer Arbeit noch eine Kritik über eine Abhandlung
von S. Goy, welcher an Hammeln die Verdaulichkeit von Sphagnum-
Torf, Torfmelasse usw. untersuchte, folgen.
Untersuchungen über die Verdaulichkeit der einzelnen Bestand-
teile von Sphagnum-Torf, Torfmelasse und von Ablaugen der Sulfit-
Cellulosefabrikation. Von S. Goy. ^) — Durch experimentelle Versuche
sollte der Einfluß des Moostorfes auf die Verdaulichkeit der Nährstoffe
unter verschiedenen Verhältnissen geprüft werden. Zugleich sollten diese
Versuche dazu dienen festzustellen, ob der Moostorf an und für sich ver-
dauliche Bestandteile enthält. Ferner wurden Ausnutzungsversuche mit
nicht neutralisierter und neutral gemachter Torfmelasse angestellt, um
über den Wert der Torfraelasse als Viehfutter sicheren Aufschluß zu be-
kommen. Schließlich berichtet der Vf. über Versuche, welche die Ver-
wertung der Ablauge von Sulfit -Cellulosefabriken für Fütterungszwecke
betreffen. Es sollte geprüft werden, ob die organische Substanz, welche
aus den inkrustierenden Stoffen des Holzes hervorgeht, nach Beseitigung
der schwefligen Säure als Viehfutter Verwendung finden könne oder
unbrauchbar sei. Der Vf. bezeichnet die trocken gemachte und von Sulfiten
befreite „Ablauge von Sulfit -Cellulosefabriken" kurzweg als „Sulfitfutter",
trotzdem Sulfite nicht mehr darin enthalten waren. Zu den systematisch
angelegten und ausgedehnten Versuchen wurden mehrere Hammel verwendet,
welche in Einzelställen gehalten und mit Kotbeutel ausgerüstet waren.
Die einzelnen Versuchsperioden dauerten im allgemeinen 8 — 10 Tage.
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 82, 1—92 (Mitt. a. d. agrik. -ehem. Irst. d. Univ. Königsberg).
21*
324 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Die verwendeten Futtermittel und der anfallende Kot wurden chemisch
auf ihre einzelnen Bestandteile untersucht, und die Analysenergebnisse
sowie diejenigen der einzelnen Fütterungsperioden in größeren und kleineren
Tabellen zusammengestellt. Was nun zunächst die Verdaulichkeit des
Sphagnum- Torfes anbetrifft, kommt der Vf. zu folgenden Resultaten: Bei
Verfütterung von geringen Mengen Torf (50 g) findet eine nicht gerade
allzu unbeträchtliche Ausnutzung der Torfsubstanz statt. Diese Ausnutzung
läßt aber bei steigender Torfgabe sehr rasch nach, um dann bald auf den
Nullpunkt zu kommen. Bei weiterer Steigerung der Torfgabe wird sogar
ein Teil der übrigen Nährstoffe des anderen Futters unverdaulich gemacht.
Im Hinblick auf die vom Vf. gefundenen Ergebnisse kann von einem
eigentlichen Verdauungscoefficienten des Torfes keine Rede sein; vielmehr
hat jede Torfmenge für sich einen besonderen Coefficienten. Jedes Tier
verhält sich bei Verdauung von Torf individuell verschieden. Der Energie-
gehalt der verdauten Bestandteile des Torfes ist relativ höher als des
unverdauten Restes. — Die Ausnutzungsversuche mit nicht neutralisierter
und neutral gemachter Torfmelasse ergaben kurz folgendes: Unter der
Voraussetzung, daß der Torf der Torfmelasse als Füllmaterial angesehen
und somit von dem Torf keine besondere Ausnutzungsfähigkeit verlangt
und erwartet wird, wird bei mäßiger Torfmelassefütterung (ca. 200 g) das
Futter im größtmöglichen Maße ausgenutzt und zwar das Grund futter so,
als wenn es ohne jede Beigabe zur Verfütterung käme und zudem
die Melasse nahezu vollständig. Neutralisierte Torfmelasse ist ebenso
verdaulich und auch ebenso bekömmlich wie nicht neutrale, ist aber viel
haltbarer wie letztere. Der Torf als Füllmaterial in der Torfmeiasse
nimmt an der Verdauung teil und zwar wird von dem Torf bei geringen
Mengen desselben im Futter ungefähr ebensoviel verdaut, als von den
übrigen Nährstoffen durch die Einwirkung der Melasse weniger zur Aus-
nutzung kommt. Bei zunehmendem Torfgehalt sinkt die Größe des ver-
dauten Anteiles. So z. B. wird bei Verfütterung von 300 g Torfmelasse
die Verdaulichkeit des Torfes infolge der größeren zugeführten Menge des-
selben schon ganz bedeutend herabgesetzt, und sich in diesem Falle die
durch die Melasse bewirkte Verdauungsdepression schon recht bemerkbar
macht. — Die Energiewerte zeigen, daß im Gegensatz zum Torf, die bei-
den Torfmelassen verhältnismäßig energieärmer sind als der zugehörige
Kot. Die energiereichen Bestandteile der Nahrung sind dementsprechend
unverdaut geblieben. — Das für die Ausnutzungsversuche benutzte „Sulfit-
futter" wurde aus dem Grundmaterial in der Weise hergestellt, daß die
Ablauge nach Entfernung der SO3 zunächst durch Eindunsten zähflüssig
gemacht und diese dann mit Melasse gemischt wurde. Diese Mischung
ließ der Vf. von Torf streu als Trockenmaterial aufsaugen. Dieses Material
wurde dann auf einer Darre bei 115 — 120*^ getrocknet, um die abführende
Wirkung aufzuheben. Mit diesem Futter als Zulage zum Grundfutter
wurden die Versuche ausgeführt. Trotzdem ein bestimmter und nicht zu
geringer Anteil der Bestandteile des „Sulfitfutters" (35—45%) von sämt-
lichen Tieren verdaut worden ist, so kommt der Vf. doch zu dem Ergebnis,
daß die Ablauge von Sulfitcellulosefabriken als Futtermittel nicht zu ge-
brauchen ist, weil die Verdaulichkeit von sehr wichtigen Nährstoffen des
Grundfutters außerordentlich stark herabgesetzt wird. Die Sulfitlauge hat
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 1. Aufzucht usw. 325
die Eigenschaft, geradezu ungeheure Mengen Eiweißstoffe aus dein Magen-
saft auszuscheiden und hieraus erklärt sich die außerordentlich hohe Ver-
dauungsdepression der Proteinstoffe bei Verfütterung von „Sulfitfutter''.
Literatur.
Hanschraidt, E.: Zur Wirkung der Lecithine bei Vergiftungen der
höheren Tiere. — ßiochem. Ztschr. 1913, 51, 171—192. — Bei Vergiftungen
mit Curare, Strychninnitrat, Äthylalkohol, Chloralhydrat , Veronalentrium und
Morphin hemmten Lecitbingaben die Wirkung der Gifte. Es gibt aber Gifte,
auf deren Wirkung die Lecithine einen verstärkenden Einfluß ausüben (Ricin).
Den Lecithinen kommt eine toxische Wirkung auf den normalen tierischen
Organismus nicht zu.
Hirz, Otto: Über den Einfluß des P auf den respiratorischen Stoffwechsel.
Ztschr. f. Biol. 1913, 60, 187—310.
Izar, G., und Patane, C: Über die physiologische Wirkung des kolloidalen
Kohlenstoffs. — Biochem. Ztschr. 1913, 56, 307—318. — Die Mellogenpseudo-
lösungen (kolloidaler C) bewirken, intravenös eingespritzt, eine enorme Zunahme
der ausgeatmeten COj im Vergleich zu Tieren, denen die gleiche Menge Aqua
dest. eingespritzt wird. Die erhöhte COj- Ausscheidung geht bis zu einem ge-
wissen Punkte der eingespritzten Mellogenmenge parallel.
Neuberg, Carl: Über die Zerstörung von Milchsäure aldehyd und Methyl-
glyoxal durch tierische Organe. — Biochem. Ztschr. 1913, 49, 502—506.
Neuberg, Carl: Weitere Untersuchungen über die biochemische Um-
wandlung von Methylglyoxal in Milchsäure nebst Bemerkungen über die Ent-
stehung der verschiedenen Milchsäuren in der Natur. — Biochem. Ztschr. 1913,
51, 484-508.
Salkowski, E.: Über das Verhalten des jodparanucleinsauren Eisen im
Organismus. — Biochem. Ztschr. 1913, 49. 152.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction.
Referent: F. Mach.
1. Aufzucht, Fleisch- und Fettproduction.
Verwertung der Voll- und korrigierten Magermilch durch Saug-
kälber und Ferkel. Von O. Weltmann.^) — Zu den Versuchen dienten
1 Saugkalb und 9 Saugferkel. Die Magermilch wurde teils durch Weizen-
oder Roggenmehl, teils durch mit Diafarin verzuckerter Mehlstärke korrigiert ;
ferner wurde homogenisierte Milch verwendet, wobei das Fett durch „Premier
Jus" aus Rindertalg ersetzt wurde. Die mit verzuckerter Mehlstärke ver-
setzte Magermilch verursachte bei Kälbern Durchfall und bei längerer
Fütterung Darmkatarrb. Bei Ferkeln war das nicht der Fall; diese Milch
spornte die Tiere sogar zu einer größeren Futteraufnahme an wie die anderen
Milcharten. Die homogenisierte Milch wurde gern genommen, sie hatte
jedoch manchmal Durchfall zur Folge, die durch etwas Citronensäure be-
hoben werden konnte. Die der Magermilch zugesetzte Mehlstärke wurde
1) Kiserl Köglemiengan 1913, 12, 118; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 384 (0. Gratz).
326 Landwirtschaftliche Tierproduction.
von den Ferkeln gleich gut verdaut wie die verzuckerte Stärke. Der er-
höhte Arbeits- und Kostenaufwand machte sich durch eine bessere Aus-
jiützung nicht bezahlt, doch ist die Fütterung der mit verzuckerter Stärke
korrigierten Magermilch von Vorteil, da die größere Futteraufnahme die
rasche Entwicklung der jungen Tiere begünstigt. Die tägliclie Gewichts-
zunahme betrug auf 100 kg Lebendgewicht im Durchschnitt 2,2 — 3,1 kg;
die Jüngeren Tiere zeigten einen günstigeren Gewichtszuwachs. Zu 1 kg
Ansatz wurden gebraucht 1,2 — 1,8 kg Milchtrockensubstanz, 259 — 493 g
verdaul. Eiweiß, 1,1 — 1,9 kg Stärkewert und 5000 — 9000 verdaul. Calurien.
Der kleinste Nährstoffaufwand wurde bei der mit verzuckerter Stärke ver-
setzten Magermilch beobachtet. Zu 1 kg Gewichtszuwachs brauchten die
jüngeren Ferkel weniger Nährstoffe als die älteren. Vom verdaul. Eiweiß
gelangten 36 — 74 °/o zum Ansatz. Bei jüngeren Ferkeln und bei weitem
Nährstoffverhältuis war die Eiweißverwertung günstiger. Der physiologische
Nutzwert der verschiedenen Milcharten betrug 84 — 90 '^/q. Am günstigsten
gestalteten sich die Aufzuchlkosten der Ferkel bei der Mehl- und ver-
zuckerten Mehl-Magermilch-Fütterung; sie betrugen nur die Hälfte bezw.
^3 der Kosten der Aufzucht mit VoUmich. Die Fleischsubstanz der jungen
Tiere enthielt weniger Stickstoff und fettfreie Trockensubstanz wie die der
älteren Tiere. Die Mangolica-Rasse erzeugt gegenüber der Berkshire- Rasse
schon in der Jugend mehr Fett als Fleisch. Die durch die Stoffwechsel-
versuche erhaltenen Werte für den Eiweiß- und Energieumsatz wurden
durch die Ferkelanalyse bestätigt. Zwischen den beiden Ermittlungswegen
ergab sich eine Abweichung von ungefähr 10 °/o, wobei die Stoffwechsel-
versuche den größeren Wert aufwiesen.
Kälberaufzucht nach dem Emulsionsverfahren unter Ersatz des
Milchfettes durch Palmin. Von Paul Schuppli. ^) — Das mit Mager-
milch eraulgierte Kokosfett hat sich nach den Versuchen des Vf. als ein
brauchbarer Ersatz des Milchfettes erwiesen. Die bei Kuh- und Stier-
kälbern beobachteten täglichen Gewichtszunahmen (im Mittel von 258 Tieren
828,2 g) genügen völlig bei einer Aufzucht für gute Leistung und ge-
sundheitliche Widerstandskraft. Bei einem Preise von 15,3 Pf. für 1 1
Vollmilch und 8,5 Pf. für 1 1 Emulsionsmilch berechneten sich die Unter-
schiede der Aufzuchtskosten zugunsten der Emulsionsmilch bei einem Kuh-
kalb auf rund 61 M, bei einem Stierkalb auf 124 M. Die Endgewichte
der mit Emulsionsmilch aufgezogenen Kühe scheinen eher etwas höher zu
sein, als die der wie gewöhnlich aufgezogenen Tiere. Das Emulsions-
verfahren, das nur mit passenden Maschinen durchzuführen ist, ist aller-
dings umständlich und erfordert große Genauigkeit, doch ist es einträglich
und empfehlenswert.
Bericht über den in den Jahren 1912 und 1913 in der Versuchs-
wirtschaft Woburn ausgeführten Fütterungsversuch mit Kälbern. Von
J. A. Voelcker. -) — Shorthorn-Stierkälber, die in den ersten 3 Wochen nur
mit Vollmilch ernährt wurden, wurden zu je 4 in 5 Gruppen eingeteilt,
von denen I Lebertran mit Magermilch, II ein im Handel befindliches
Kälbernährmehl, III einen Brei aus Leinsamen- und Hafermehl mit Mager-
1) Internat. Agrar-techn. Rundsch. 1913, 4, 14—21 (Grabnerhot b. Admont. Steiermark, Landessch.
f. Alpwirtsch.i. — ^) Roy. Agric. Soc. of England London 1913, 7 S. ; ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch.
1913, 4, 1585.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 1. Aufzucht usw. 327
milch, IV Vollmilch und V Haferschrot und Magermilch erhielt. Der Ver-
such dauerte 9 Wochen. Mit Haferschrot (Gruppe V) wurde die höchste
Gewichtszunahme mit den geringsten Kosten erreicht. Gleich danach folgte
die Vollmilch, die jedoch sehr hohe Kosten verursachte. Bei den übrigen
Fiitterungsarten wurden nur geringe Unterschiede beobachtet. Als die
Tiere sodann kastriert und sämtlich iu gleicher Weise gefüttert wurden,
zeigte es sich, daß die Tiere der V. Gruppe größere Gewichtszunahmen
aufwiesen als die übrigen, doch lieferte auch die mit Vollmilch ernährte
Gruppe sehr gute Ergebnisse. Eine gute Ernährung im Anfang scheint
sich daher als doppelt "vorteilhaft zu erweisen.
Die Verwendung der Magermilch für die Kälberernährung.
Bericht über Fütterungsversuche mit 60 Kälbern. Von Antonio
Pirocchi.^) — Der Vf. berichtet eingehend über das von ihm nach zahlreichen
Vorversuchen ausgearbeitete Verfahren der Aufzucht und die bei 60 hiernach
gefütterten Tieren gewonnenen, sehr günstigen Ergebnisse in bezug auf
Gewichtszunahme, Futtermiltelverbrauch und Fleischqualität. Die Tiere er-
halten zuerst Vollmilch, dann wird während einer Übergangsperiode täglich
1 kg VoUmich durch Magermilch ersetzt, die mit Oleo-Margarin (mit dem
Bazzischen Apparat emulgiert) und verzuckerter Stärke vermischt ist, und
schließlich wird in der sog. Sparperiode nur diese angereicherte Magermilch
neben einer allmählich gesteigerten Zulage von Leinkuchen gegeben. Der Vf.
hält sich für berechtigt, aus seinen Versuchen folgern zu können, daß die
mit Oleo-Margarin und mit verzuckertem Stärkemehl (durch Diastasolin
oder Levolin) vermischte Magermilch mit Nutzen zur Ernährung der Mast-
kälber verwandt werden kann und daß für das Vollwertigmachen der Mager-
milch folgende Mengen angeraten werden können: 20 — 25 g Oleo-Margarin;
25 g Stärkemehl; 10 g Diastasolin oder Levolin zur Verzuckerung von
100 g Stärkemehl.
Schweinefütterungsversuch mit Hefe im Vergleich zur Magermilch.
A. Fütterungsversuch mit frischer Hefe. B. Fütterungsversuch
mit Trockenhefe. Von Klein.-) — Von 2 Gruppen zu je 6 Tieren
mit gleichem Anfangsgewicht erhielt neben einem aus Gerste und Maizena,
später aus Gerste und Kartoffelflocken bestehenden Trockenfutter I frische
Hefe, II die doppelte Menge Magermilch. Die um 17 kg geringere
Gewichtszunahme der Gruppe I erklärt sich wahrscheinlich daraus, daß
der Nährwert der frischen Hefe etwas zu hoch eingeschätzt wird, wenn
man annimmt, daß 1 kg Hefe gleichwertig ist mit 2 kg Magermilch.
Wird 1 kg frische Hefe und Magermilch mit je 3 Pf in Rechnung gestellt,
so kostet 1 kg Gewichtszunahme bei Gruppe I 73 Pf, bei Gruppe II
76 Pf. Eine angemessene Verwertung der frischen Hefe ist daher durch
die Schweinemast recht wohl zu erzielen. Ein hieran anschließender
4 Wochen dauernder Versuch mit Trockenhefe, bei dem dieselben Tiere
verwendet wurden und nur 1 Tier aus jeder Gruppe zum Gewichtsausgleich
herausgenommen wurde, ergab, daß ein Ersatz der Magermilch durch den
zehnten Teil Trockenhefe, wobei der Nährstoffgehalt der Ration fast voll-
kommen übereinstimmte, zu einem Gewichtszuwachs von 94,25 kg bei Gruppe I
J) Intern. Agrar-techn. Rundsch. 1913. 4, 1025— 1G33 (Mailand, Tierzuchtinst d. Idwsch. Hochsch.).
— 2) Mitt. d. Yereiniff. D. Schweinezüchter 1913, 20. 242— 2-48; ref. Milchwsch. arlbl. 1913, 42, 501
u. Tätigkeitsber. d. Milchwsch. Inst. Proskau für l./i. 1912 bis 1./4. 1918, 17.
328 Landwirtschaftliche Tierproduction.
(Trockenhefe) und 91,00 kg bei Gruppe II führte. Der Futterkosten-
aufwand betrug bei einem Preise von 23 M für 100 kg Trockenhefe bei
Gruppe I 71,36 M, bei Gruppe II 74,97 M, so daß 1 kg Lebendgewichts-
zunahme sich auf 76 und 82 Pf berechnete. Das Ergebnis ist daher für
die Trockenhefe günstig ausgefallen.
Schweinefütterungsversuch mit Hominyfutter im Vergleich zur
Gerste. Von Klein. ^) — Zu dem Versuch dienten 14 etwa 6 Wochen
alte Tiere des deutschen Edelschweins, die gleiche Mengen Magermilch und
Trockenfutter erhielten. Das Trockenfutter bestand bei Gruppe I nur aus
Gerste, bei Gruppe II wurde die Gerste zum größten Teil im Verhältnis
von 1 : 1 durch Hominyfutter ersetzt. Der Stärkewert der Gerste be-
rechnele sich auf 67, der des Hominyfutters auf 69,9. Die Gewichts-
zunahme betrug bei Gruppe I 205,0 kg, bei Gruppe II 212,25 kg, der
Futterkostenaufwand für 1 kg Zunahme bei I auf 53 Pf., bei II auf 49 Pf.
Der Versuch ist daher abweichend von dem vorjährigen für das Hominy-
futter verhältnismäßig günstig ausgefallen.
Schweinefütterungsversuche mit Calciumchlorid auf dem Kreisgut
Eglfing. Von Stadelmann, ^j — Von 2 nahezu gleich schweren Gruppen
von 5 Ferkeln erhielt die eine bei sonst völlig gleichem Futter auf 1 kg
Lebendgewicht 0,1 g CaClg in lOprocent. Lösung (gegen Schluß der Mast-
periode 0,15 g). Der Versuch dauerte 171 Tage. Die Chlorcalcium-Sch weine
zeigten eine tägliche Gewichtszunahme von 415 g, die Kontrollschweine
dagegen eine Zunahme von 474 g. Das Fleisch der CaClg-Schweine war
nicht so saftig und weniger gut durchwachsen wie das der Kontrolltiere.
Der Vf. führt dies Ergebnis darauf zurück, daß die Ca Clg-Sch weine viel
unruhiger waren und bei den weiblichen Tieren die Brunst stärker auf-
trat als bei den andern Mastschweinen. Auch bei 2 Mutterschweinen,
von denen das eine täglich 14 g CaCIg erhielt, ließ sich eine Wirkung
des Chlorcalciums nicht feststellen, da das CaClg-Tier zwar eine stärkere
Gewichtszunahme zeigte, beim andern Tier aber die Ferkel mehr zunahmen.
Der Vf. zeigt schließlich, daß die Schweinemast selbst bei der hier angewandten
reinen Schrotfütterung (Gerste) noch gewinnbringend betrieben werden kann.
Fütterungsversuche mit Kartoffelpülpe. Von Nils Hansson.^) —
Die auf 2 Gütern durchgeführten Versuche an Schweinen (Gruppenversuch)
haben erkennen lassen, daß 1 kg Trockensubstanz in ganzen gekochten
Kartoffeln in der Wirkung 1,17 kg Pülpetrockensubstanz gleich kamea
und daß 1,06 kg Pülpetrockensubstanz 1 kg Getreide gleichwertig ist.
Die Schweine haben bei einer im übrigen zweckmäßigen Futtermischung
die Kartoffelpülpe zu einem um etwa 8 — 9*^/0 höheren Grade ausgenutzt
wie das Milchvieh.
Verwertung der Kartoffeln als Hauptfutter für Schweine. Von
Franz Lehmann.*) — Bei dem vom Vf. angestellten Versuch erhielten
alle Abteilungen der in Vergleich gestellten Schweine eine gleichmäßige
Futtergrundlage (1 kg Gramerbsen und 0,1 kg Fischmehl), während das
1) Mitt. d. Vereinig-. D. Schweinezüchter 1913, 20, 143— U5; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42,
500 u. Tätigkeitsber. d. Milchwsch. Inst. Proskau für 1./4. 1912 bis 1./4. 1913, 16; vorel. dies. Jahresber.
1912, 313. — 2) Wochenbl.^d. Idwsch. Vereins in Bayern; nach Milchwsch. CtrlbL 19l3, 42, 14G— 148.
— 3) Meddelande Nr. 62 trän Centralanstalten för försöksväsendet pa. jordbrnksomrädet. Stockholm 1912,
1—27; ref. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1918, 42, 133 (Sebeiien); s. S.338. — *) Journ. f. Ldwsch. 1913, 61,
361-397.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 1. Aufzucht usw. 329
zu vergleichende Futtermittel, in der 1. Abt. Mais, in den anderen Kartoffeln,
in so großen Mengen gereicht wurde, als die Tiere aufnehmen können. Bei
Abt. 3 u. 4 wurde die Kartoffelmast mit Mastvorbereitung begonnen, Abt. 4
erhielt eine weitere Zulage von 100 g Fleischmehl. Der Versuch hat gezeigt,
daß die Wirkung der Mastvorbereituag (Spreu ad libitum) am Futterverzehr
gemessen am stärksten da war, wo zu dem vorhandenen Futter einfach
Kartoffeln zugelegt wurden; sie wird aber beeinträchtigt, wenn neben den
Kartoffeln noch Fleischmehl gereicht wurde. Die mittlere tägliche Zunahme
betrug bei Abt. 1 0,552 kg, Abt. 2 0,496 kg, Abt. 8 0,553 kg, Abt. 4
0,553 kg. Das im Fleischmehl gegebene Protein hat also vollkommen
ausgereicht, um den bei Abt. 2 sichtbaren Schaden auszugleichen. Die
Steigerung an Kohlehydraten bei Abt. 3 hat dieselbe Wirkung gehabt wie
die Eiweißzulage. Zur Erzeugung von 100 Tln. Gewichtszunahme sind an
„Gesamtnährstoff" (= verd. Rohprotein -]- Kohlehydrate -f- Fett X 2,3) not-
wendig gewesen bei Abt. 1 296 Tle., bei Abt. 2 332 Tle., bei Abt. 3 308 Tle.,
bei Abt. 4 296 Tle. Die Kartoffeln, in der Schnellmast gefüttert, führen
den Schweinen zwar dieselbe Menge von Gesamtnährstoffen zu, wie die
Körnermast aus Mais und Gramerbsen, bleiben aber in der Gesamtzunahme
erheblich zurück, weil Protein mangelt. Bei Abt. 3 u. 4 wird dieser Fehler
(Mastvorbereitung) aufgehoben. Dabei ist die Fütterung mit Zulage an
Protein die bessere, denn sie bedeutet nur eine Veränderung des Nährstoff-
verhältnisses. Das gleiche ergiebt die Rentabilitätsberechnung, denn als
Reingewinn ergab sich bei Abt. 1 10,68 M, bei Abt. 2 6,91 M, bei Abt. 3
14,11 xM, bei Abt. 4 14,84 M.
Über den Nährwert des Bananenmehls bei Mastschweinen und
seinen Einfluß auf die Beschaffenheit der Schlachtproducte. Von
Sylvester Zilva. ^) — Die vom Vf. durchgeführten Verdauuugs- und Mast-
versuche haben ergeben: Das stärkereiche und proteinarme ßananenmehl
besitzt eine hohe Verdaulichkeit. Das Mehl der geschälten Bananen ist
leichter verdaulich als das der ungeschälten, doch ist der Unterschied
nicht groß. Die Gewichtszunahme beim Mastversuch bestätigt gewisser-
maßen die hohe Verdaulichkeit des Mehles der geschälten Bananen. Infolge
der kompakten Beschaffenheit des Futterbreies von ßananenmehl vermögen
die Tiere hiervon mehr aufzunehmen als vom voluminösen Kartoffelflocken-
brei. Das Bananenmehl übt einen wesentlichen Einfluß auf das Binde-
gewebe der Schlachtproducte aus und zwar ist der Bindegewebegehalt
geringer als in den Schlachtproducten der mit Kartoffelflocken gefütterten
Tiere. Dieser Umstand verleiht dem Fleisch und dem Fett eine weichere
Konsistenz; sie werden daher von Fachleuten etwas geringer gewertet als
Schlachtproducte von festerer Beschaffenheit.
In welcher Weise äußert sich der Einfluß des Weideganges
bei Mastschweinen gegenüber der Stallhaltung? Von M. Popp. 2) —
2 Gruppen zu je 6 Tieren in einem Alter von 11 Wochen erhielten
dasselbe aus Gerstenschrot, Fischmehl, Magermilch und gedämpften Kartoffeln
(zur Zeit der Vollmast) bestehende Futter; der Gruppe I stand außerdem
noch vom 1./8. bis I./IO. eine mit üppigem Graswuchs bestandene Weide
1) Kuhn-Archiv 1913. 3, 129—168 (Halle, Ldwsch. Inst. d. Univ.). — 2) Mitt. d. D. L.-G. 1913,
28, 605—608 (Oldenburg, Ldwsch. Versuchsst.).
330 Landwirtschaftliclie Tierproduction.
zur "Verfügung. Eine Erhöhung der Gewichtszunahme wurde durch den
Weidegang nicht herbeigeführt, da die Tiere bei Gruppe I im Mittel zu
Anfang (1./8.) 26,1, zu Ende der Mast (17./12.) 101,7 kg, bei Gruppe II
zu Anfang 25,9, am Ende 104,2 kg wogen. Die Mast in der ersten
Periode war am billigsten, die Productionskosten waren in den beiden
ersten Abschnitten für beide Gruppen gleich; im letzten Abschnitt stellten
sich die Kosten für 1 kg Lebendgewichtszunahme bei Gruppe I etwas
höher als bei Gruppe 11. Wesentliche Unterschiede in der Fleischqualität
ergaben sich nicht; doch hatten die Weidetiere etwas weniger Schinken-
speck, so daß sie sich besser zur Herstellung von Dauerware eigneten.
Der Magen der Weidetiere faßte im Mittel 76 ccm mehr als der der Stall-
tiere; ebenso war der Voluminhalt des Blinddarms bei ihnen um rund
500 ccm größer. Hiernach ist es um so auffallender, daß die Stalltiere
besser zugenommen haben. Der Vf. erklärt diesen Widerspruch in folgender
Weise: Die Weidetiere bekamen nicht mehr (auf 100 kg berechnet) als
die Stalltiere. Offenbar aber hätten die Stallschweine infolge ihrer größeren
Eingeweide auch mehr Futter aufnehmen können, sie würden dann auch
stärker zugenommen haben. Auf die Entwicklung wirkt der Weidegang
günstig.
Schmeinetnastversuche am Trockenautomat und am gewöhnlichen
Futtertroge. Von De la Barre. ^) — Die vom Vf. durchgeführten, ver-
gleichenden Versuche, durch welche insbesondere die Höhe der Mastkosten
ermittelt werden sollte, haben gezeigt, daß die beiden Fütterungsweisen
in wirtschaftlicher Hinsicht nicht sehr verschieden sind. Für Betriebe
mit wenig Arbeitspersonal dürfte sich aber doch der Automat eher
empfehlen.
Die Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung bei Fütterungsversuchen
mit Schweinen. Von C. W. Robinson und E. T. Halnan.-') — Die Vff.
folgern aus ihren Versuchen mit 18 Tieren und aus Versuchen anderer
Forscher, daß der wahrscheinliche Fehler der Lebendgewichtzunahme bei
einem Tier, berechnet für einen Zeitraum von 4 Wochen, groß ist, sich
aber in demselben Maße vermindert, in dem die Tiere älter werden und
sich an die betreffende Ernährung gewöhnen. Der Fehler wird sehr ein-
geschränkt, wenn mau ihn für eine längere Zeit berechnet; man kann
annehmen, daß ein Zeitraum von 12 Wochen die kürzeste Spanne ist, bei
der eine gewisse Genauigkeit erzielt werden kann. Der wahrscheinliche
Fehler bei jedem Individuum einer Gruppe von annähernd dem gleichen
Alter und demselben Gewicht ist nur wenig höher als der, den man bei
einer Abteilung erhält, in der Alter und Gewicht der einzelnen Tiere noch
mehr übereinstimmt. Zur Ermittlung der Unterschiede ist eine große
Anzahl von Tieren notwendig. Jede Abteilung muß mindestens aus
15 Tieren bestehen, wenn in der Wirkung von 2 Ernährungsarten nur ein
Unterschied von 10% erwartet wird.
Vergleichende Untersuchungen über den Nährstoffbedarf bei
der Mast des Rindes und des Schafes im späteren Verlauf des
Wachstums. Fütterungsversuche mit flüssiger warmer Kartoffel-
1) Tierzuchtnachr. d. Ldw. -Kammer f. Brandenburg u. Mitt. d. Yorsuchsst. f. Idwsch. Fütterungs-
vers. zu Karstadt 1913, 6, 110—117: ref. Intern. Agrar-techn. Rnudsch. 1913. 4, 1589. — ^ Journ.
-of Agric. Science 1912, 5. I. 48—51; ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch. 1913, 4, 137—140.
E, Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 1. Aufzucht usw. 331
Schlempe und mit getrockneter Kartoffelschlempe im Vergleich
zu Palmkeinkuchen Von Wilhelm Völtz, Johannes Paechtner,
August Baudrexel, Walter Dietrich und Arnold Deutschland.^) —
Die Vff. fassen die Ergebnisse ihrer Versuche wie folgt zusammen: 1. Der
Nährstoffbedarf für die Mast 2 — 3 jähriger Bullen beträgt auf 1000 kg
Lebendgewicht 21 kg Trockensubstanz, 1,9 kg verd. Rohprotein, 10 kg
verd. N-freie Stoffe, 45 000 nutzbare Calorien. Voraussetzung für die
Norm ist ein quantitativer Futterverzehr und eine weitgehende Zer-
kleinerung sämtlicher Futterstoffe. 2. Der Nährstoffbedarf bei der Mast
von Jährlingshammeln war unter denselben Voraussetzungen und maximalem
Futterverzehr 28,5 kg Trockensubstanz, 2,9 kg verd. ßohprotein (nicht die
untere Grenze), 14 kg verd. N- freie Stoffe, 70000 nutzbare Calorien.
3. Die Verwertung des Futters war durch die Bullen weit höher als durch
die Schafe. In den Versuchen mit Schlempe benötigten die Bullen 29 ^/o
an verd. Rohprotein und 26 ^Jq an Stärkewert weniger, trotz eines um
10 ^Iq höheren Zuwachses. In den Palmkernkuchenperioden waren die
Differenzen geringer, jedoch ebenfalls zugunsten der Rindermast ausgefallen.
In den Palmkernmelasseperioden war jedoch die Verwertung des Futters
durch die Schafe höhe^ als durch die Rinder. Während von den Bullen
Palmkuchen und Schlempe entsprechend ihrem Nährstoffgehalt genutzt
wurden, hatten jene in den Versuchen an Schafen eine starke, von dem
Stärkewert unabhängige spec. Wirkung auf die Zunahme. Anderseits
wurde bei den Bullen eine spec. Wirkung der Melasse festgestellt. Die
Zusammensetzung des übrigen Futters und die Abstimmung der Mikroflora
sind von wesentlicher Bedeutung für die Verwertung eines bestimmten
Futtermittels. 4. Die Nährstoffe des Grundfutters wurden von den Schafen
etwas besser resorbiert als vom Rind. Die Nährstoffe der Schlempe wurden
von den Schafen erheblich höher verdaut als vom Rind. Das Umgekehrte
war bei den Nährstoffen der Palmkernkuchen und besonders eklatant bei
denen der Melasse der Fall. 5. Der physiologische Nutzwert des Gesamt-
futters war in den Grundfutter-, in den Schlempe- und in den Palmkuchen-
perioden etwas höher bei den Schafen, in den Schlempe- Melasseperioden
umgekehrt etwas höher beim Rind. 6. Die Aufnahme von Futtermitteln
in Form heißer Flüssigkeiten bedingt gegenüber kalten keinen höheren
Nähreffekt, solange keine chemische Wärmeregulation besteht. Der flüssige
Zustand der Schlempe bedingt keinerlei Mehreffekt ihres Nährstoffgehaltes.
7. Freie Milchsäure bewirkt in Gaben von ca. 185 g auf 100 kg Lebend-
gewicht beim Wiederkäuer eine Minderverdauuug der Nährstoffe und eine
Steigerung des Eiweißumsatzes. 8. In Übereinstimmung mit früheren
Befunden kommen die Vff. wieder zu dem Schluß, daß der Stärkewert
eine recht variable Größe darstellt. Selbst bei Tierarten, die so nahe
verwandt sind wie Rind und Schaf, differierte die an dem Stärkewert
gemessene Productionsgröße (Gewichtszunahme) der Tiere ganz bedeutend.
Ja sogar bei derselben Tierart war der durch einen bestimmten Stärkewert
der Rationen bedingte Productionseffekt je nach der Kombination des Futter-
gemisches und der Quantität der aufgenommenen Nahrung so wechselnd,
daß sich die beobachteten Mastergebnisse immöglich durch eine allgemein-
gültige Zahl ausdrücken lassen.
1) I.dwsch. Jahrb. 1913, 45, 325—437 (Berlin, Inst. f. Gärangsgewerbe d. Jdwsch. Hochsch.).
«
332 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Stoff- und Energieumsatz des Schweines bei Wachstum und
Mast. Von R. von der Heide und W. Klein, i) — Aus den an 3 weib-
lichen Schweinen durchgeführten Stoff- und Gaswechselversuchen, die aus
einer Erhaltungsperiode und 2 Mastperioden (Zulage von Fett und Kohle-
hydraten zum Grundfutter) bestanden, ist hervorzuheben, daß der Energie-
aufwand für den Ansatz von 1 g Fett sich in der Fettperiode auf rund
2,1 Cal, in der Kohlehydratperiode auf 2,38 hezw. 2,97 Cal berechnete,
daß deoanach die Assimilation von Körperfett aus Kohlenhydraten nur
wenig mehr Energieaufwand erfordert wie die ans Nahrungsfett. Der
Protein-Ansatz verlangt im wachsenden Organismus eine Assimilationsarbeit
von V,25 Cal für 1 g. Ob diese Werte absolut richtig sind, wollen die
Vff. noch nicht behaupten; sie erhöhen oder erniedrigen sich mit dem
wahren Wert des Energiebedarfs hungernder Schweine, der aus Tangl's
Versuchen mit 1024 Cal pro qm und Tag berechnet wurde.
Fütterungsversuche über die Wirkung der verdauh'chen Nährstoffe
im Rauh- und Kraftfutter. Von W. Schneidewind. -) — Bei einem Mast-
versuch mit 2 — 3jährigen, schwarzbunten, ostpreußischen Ochsen hat der Vf.
einmal eine hohe Rauhfnttermenge mit niedriger Kraftfutterzulage und das
andere Mal eine niedrige Rauhfuttermenge mit hoher Kraftfuttergabe so
zusammengestellt, daß in beiden Fällen die gleichen Mengen an verdau-
lichem Eiweiß (2,00 kg) und verdaulichen stickstofffreien Nährstoffen, ein-
schließlich verdaulicher Rohfaser -j- Fett X 2,2 (11,50 kg) verabreicht wurden.
Das Ergebnis war, daß die Tiere mit hoher Kraftfuttergabe pro Tag im Mittel
0,96 kg, die mit niedriger Kraftfuttergabe 0,87 kg zunahmen. Auch die
Abschätzung der Schlacbtqualität, die Ausschlaclitungsprocente, der Wasser-
gehalt des Fleisches und die Rentabilität des Versuches fielen bedeutend
zugunsten der Ration mit hoher Kraftfuttergabe aus. Der Versuch beweist
daher zwingend, daß die Berechnung der Rationeu nach den von Kellner
eingeführten Stärkewerten den Vorzug vor der Rechnung nach verdau-
lichen Nährstoffen verdient.
Versuche über Rinderernährung in Alabama. Von Dan. F. Gray
und W. F. Ward.') — I. Bei einem Versuch mit GO zwei- bis dreijährigen
Ochsen (Gruppe I erhielt neben Baumwollsaatmehl und BaumwoUsaathülseu
eingesäuerten Mais, Gruppe II statt des Sauerfutters Heu von Sorghum
Halepense, Grupj)e III nur die beiden erstgenannten Futtermittel) bewährte
sich der eingesäuerte Mais vorzüglich, während das „Johnson Grass" ge-
nannte Heu viel ungeeigneter war. Die Lebendgewichtszunahme betrug
für Tag und Stück bei Gruppe I 0,817 kg, bei Gruppe II 0,699 kg, bei
Gruppe III 0,776 kg. Der Masterfolg war bei Gruppe I mit den größten
Kosten verbimden.
IL Ein 2. Versuch, bei dem die Tiere (67 Ochsen, Kühe und Kalbinnen)
beider Gruppen gleichmäßig und nur mit Baumwollsaathülsen und -mehl
gefüttert wurden, ergab, daß die Tiere, denen ein Schutzdach und Streu
zur Verfügung gestellt wurde, mit etwas geringeren Kosten für die Einheit
der Gewichtszunahme geraästet werden konnten als die ganz im Freien
gehaltenen Tiere.
1) Biochem. Ztschr. 1913, 55, 195—215 (Berlin, Tierphys. Inst. d. Idwsch. Hochsch.). —
2) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 207-218 (Halle a. S.). — ^) U. S. Departm. of A^ric. Bur.
of anira. ind. Bull. 159, öG S. ; rof. Intern. Agrar-techn. Rundsch. 1913, 4, 463.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 1. Aufzucht usw. 333
IIL Ein 8., drei Jahre hindurch nach dem gleichen Plane durch-
geführter Versuch, der Aufschluß geben sollte, ob es besser ist die Weide-
mast über den ganzen Sommer auszudehnen, wobei nur eine mäßige Gabe
von Baumwollsaatkucheu gegeben wurde, oder die Weidemast durch Bei-
fütterung von etwas größeren Mengen des Ölkuchens zu beschleunigen, er-
gab, daß das 2. Verfahren stets vorteilhafter war.
Fütterungsversuche mit Schafen. Von W. C. Coffey.^) — Acht
Gruppen von je 15 einjährigen Schafen erhielten folgende Mastrationen:
1. Maiskörner und Luzerne, 2. Maiskörner, Luzerne und eingesäuerten Mais,
3. Maiskörner, Maisstengel (corn stover) und eingesäuerten Mais, 4. Mais-
körner, Maisstengel und Leinsamenmehl, 5. Maiskörner und Maisstengel,
6. Maiskörner, Haferstroh und eingesäuerten Mais, 7. Maiskörner, Hafer-
stroh und Leiusamenmehl, 8. Maiskörner und Haferstroh. Ration 1 und 2
wirkten am besten auf die Beschaffenheit der Schlachtproducte, doch waren
die Kosten für 1 kg Zuwachs mit Ausnahme von Ration 7 u. 8 höher als
bei allen andern. Ration 6 lieferte ungefähr den gleichen Masterfolg wie
Ration 1 und erwies sich als ein bedeutend besseres Futter wie Ration 3.
Die Ration 8 war ganz unzureichend und schlechter wie 5, die wieder der
Ration 3 bedeutend unterlegen war. Der Zusatz von Leinsamenmehl be-
zahlte sich nicht. Die Versuche ergaben, daß der eingesäuerte Mais ein
schätzenswertes Futter für die Schafmast ist, wenn es in rationeller Weise
verabreicht wird. Er wurde stets nur in mäßigen Gaben verfüttert, da die
Tiere die Aufnahme größerer Mengen verweigerten.
Mästungsversuche mit Schafen aus dem mittleren Teveretale und
Merino-Rambouilletkreuzungen nebst einigen Ausnutzungsversuchen.
Von Giuseppe Tassinari. 2) — Nach den Versuchen des Vf. lassen sich
die Kreuzungen schneller mästen wie das einheimische Schaf. Auch zeigten
sie eine stärkere Ausnutzung von Stickstoff, Fett und Rohfaser, während
die N-freien Extraktstoffe besser vom Landschaf ausgenutzt wurden.
Über einige Resultate hinsichtlich des Schlachtgewichtes und
der Qualität des Fleisches bei einem Mästungsversuch an Gänsen
mit Kartoffelflocken und Hefe im Vergleich zu Kartoffelflocken und
Fleischmehl. Von Wilhelm Völtz und August Baudrexel.^) — Wie bei
den Versuchen mit Mastschweinen^) hat sich die Hefe auch als Mastfutter
für Gänse bewährt. Gleiche Mengen verdaulicher Nährstoffe in Form von
Hefe oder Fleischmehl waren gleichwertig.
Über den Einfluß des Futters auf die Eigenschaften von Schweine-
fett. Von C. L. Hare.^) 2. Mitt. — Die Versuche des Vf. ergaben: Mais allein
oder in Mischungen, Weizen, Magermilch oder Erbsen lieferten gleichgute
Fette, Speiseabfälle erzeugten weiche Fette, Baumwollsaatmehle solche mit
reichlichen ungesättigten Fettsäuren, so daß sie schon bei 100 '^ F. schmelzen.
Sojabohnen und Erdnüsse ergaben Fette mit soviel ungesättigten Fettsäuren,
daß sie schon bei gewöhnlicher Temperatur flüssig waren. Im Alter
1) The Breeder's Gazette 1913, 63, 1004—1005 (Ldwsch. Yersuchsst. IHinois): ref. Intern. Agrar-
techn. Rundsch. 1913. 4, 1238. — -) Staz. sperim. agrar. ital. 46. 57—78 (Perugia); ref. Chem. Ctrlbl.
1913, I. 1056 (Grimme). — ^) Wocheuschr. f. Brauerei 30, 165—168 (Berlin, Ldwsch. Hochsch.); ret.
Chem. Ctrlbl. 1913, I. 2000 (Kempe). — •*) Dies. Jabresber. 1912, 310. — 5) Journ. of Ind. and Engin.
Chem. 5, 410-414 (Auburn, Alabama); ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 77 (Grimme); vergl. dies. Jahresber.
1910, 401.
334 Landwirtschaftliche Tierproduction.
zwischen 4 und 8 Monaten waren keine beträehtliclien Unterschiede in
der Zusammensetzung der Fette festzustellen. Schw^ankungen im Gehalt
des Futters an Stickstoff unter 5 ^o waren ohne Einfluß.
Mitteilung über das Verhältnis von Stickstoff zu Fett im Fett-
gewebe, Von Schütz. ^) — Der Vf. hat Untersuchungen über die Steigerung
des Fettes im Verhältnis zu den N-haltigen Teilen des Fettgewebes an-
gestellt, wobei der N- Gehalt als ungefähres Maß der Zellmasse diente.
Hiernach wurde der größte Mastzustand bei der Gans gefunden; Hammel
und Schwein lieferten ein viel fettärmeres Gewebe. Der eigentliche Zell-
körper der Fettzellen tritt gegen die Einlagerungen des Fettes sehr stark
zurück.
Eine Untersuchung über die Zusammensetzung von Rinderfett
im Verhältnis zu dem Alter und Zustand des Tieres und der Lage
des Fettes im Körper. Von L. E. Morgan. 2) — Der Fettgehalt der Fett-
gewebe nimmt nach der Lage im Körper von außen nach innen zu, während
der Gebalt an Wasser und Protein sinkt. Bei gleichmäßiger Ernährung
zeigt der Fettgehalt bei den älteren Tieren eine stärkere Zunahme unter
entsprechender Abnahme des Wassergehalts. Die Jodzahl des Fettes steigt
mit dem Alter des Tieres und seinem Fettzustand; der Schmelzpunkt sinkt
mit nahezu derselben Gleichmäßigkeit. Die Jodzahl steigt von außen nach
innen, während der Schmelzpunkt sinkt. Das Alter, der Fettzustand des
Tieres oder die Lage des Fettes im Körper beeinflussen die Verseifungs-
zahl nicht.
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Versuche bezweckten in erster Linie den wirtschaftlichen Gewinn der Mästung
bei verschiedenen Fütterungsweisen zu ermitteln.
336 Landwirtschaftliche Tierproduction.
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allem gequetschter Hafer bewährt; hierzu Bemerkungen von A. Preiss — ebend. 960.
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ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch. 1913, 4, 320.
2. Milchproduction.
Die Steigerung der Milchsecretion durch gesteigerte Eiweiß-
ernährung. Von W. Liepmann. ^) — Der Vf. hat bei Ziegen beobachtet,
daß eiue Zulage von 100 und später von 150 g Malztropon zu normalem
Futter bei 2 Tieren die mit 2 ohne Zulage gefütterten Kontrolltieren ver-
glichen wurden, eine merkbare Erhöhung der Milchmenge bewirkte, die
sofort abnahm, als mit der Troponfütterung ausgesetzt wurde. Eine spätere
Steigerung der Troponmenge auf 300 — 700 g für 1 Tag hatte wiederum
eine erhebliche Steigerung der Milchmenge zur Folge. Der Vf. folgert
hieraus, daß es keines specifisclien Anreizes bedarf, um die Tätigkeit der
Milchdrüse zu steigern, sondern daß diese Steigerung auch durch Zufuhr
eines hochconcentrierten Nährmittels möglich ist.
Kann man mit ökonomischem Vorteil den mittleren Fettgehalt
der Milch erhöhen? Von Nils Hansson.-) — L Die Production von
Butt er fett. Die vom Vf. vorgenommenen Untersuchungen und Berechnungen,
die sich auch auf Arbeiten anderer Autoren stützen, haben ergeben: In
normaler Milch mit gleichem Fettgehalt ist der Fettgehalt der Trocken-
substanz nahezu gleich. Mit dem Fettgehalt der Milch fällt auch der
Fettgehalt der Trockensubstanz, bis er bei 2^/q in der Milch nur etwa
20°/o der Trockensubstanz beträgt. Umgekehrt erreicht bei 6% Fett
in der Milch der Fettgehalt der Trockensubstanz nahezu 40%. Diese
Änderungen in der Zusammensetzung der Trockensubstanz sind unabhängig
davon, ob die Steigerung beim Fettgehalt der Milch durch die verschieden-
artige Rasse, den Verlauf des Lactationsjahres oder den Einfluß des Futters
veranlaßt worden ist. Bei diesen Schwankungen in der Zusammensetzung
der Trockensubstanz ist die Menge an Milchzucker und Asche nahezu
konstant im Verhältnis zur Milchmenge. Die Eiweißstoffe stehen dagegen
in einem ganz bestimmten Verhältnis zum Trockensubstanzgehalt, von dem
sie etwa 25^0 ausmachen. Infolgedessen \vird eine Zu- oder Abnahme
des Trockensubstanzgehaltes in der Hauptsache zu einer Zu- oder Abnahme
ihres Fettgehalts. Hieraus folgt, daß das Butterfett in magerer Milch mit
bedeutend mehr fettfreier Trockenmasse belastet wird, als in fetter und
1) Berl. klin. Wochenschr. 1912, Nr. 30; ref. MUch-wsch. Ctrlbl. 1913, 42, &1 (Grimmer). —
2) Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 697—721 u. 758—772 (Stockholm, Ctrlanst. f. Idwsch. Versuchsw.).
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 2. Milchproduction. 337
daß es bei Yerarbeitung der Milch auf Butter oder bei ihrer Bezahlung
nach Fettgehalt mit ökonomischem Vorteil verbunden sein muß, den Fett-
gehalt der Milch zu erhöhen. Nun ist der Futterverbrauch pro kg Butter-
fett von dem Fettgehalt der Milch derart abhängig, daß er vermindert wird,
wenn der Fettgehalt erhöht wird. Steigt der Fettgehalt der Milch von
3 auf 4*^/0, so vermindert sich der Futterverbrauch pro kg Butteifett unter
im übrigen gleichen Verhältnissen um 4 — 4,5 Futtereinheiten, Diese Ver-
minderung ist bei gleict] großer Steigerung des Fettgehalts der Milch größer
bei niedrigem als bei hohem Stande des Fettgehalts. Es ist daher von
größtem ökonomischen Vorteil, den Fettgehalt der mageren Milch zu er-
höhen. Dieser Vorteil vermindert sich bedeutend, wenn der Fettgehalt
4,5 bis 5°/o und darüber beträgt. Der Futterverbrauch pro kg Butterfett
hängt ebenfalls von der Menge der Milchleistung ab; bei geringer Mittel-
leistung wird die Ausbeute aus dem Futter geringer. Fette Milch erfordert
einen größeren Futterverbrauch als magere; dem vermehrten Futterverbrauch
entspricht ungefähr der höhere Trockensubstanzgehalt der fetteren Milch.
Wird alle Milch in gleicher Weise unabhängig vom Fettgehalt bezahlt, so
muß es demnach am ökonomischsten sein, magere Milch zu erzeugen. Wird
dagegen die Milch nach ihrem Fettgehalt oder ihrem Nährwert bezahlt, so
ist die Erhöhung des Fettgehalts vorteilhaft, weil nur etwa 30 ^o des durch
den erhöhten Fettgehalt gewonnenen Wertes des Fettes als Erstattung
für die dadurch veranlaßte Vermehrung des Futterverbrauchs zur Geltung
kommen.
IL Der Einfluß der Zuchtarbeit auf den mittleren Fettgehalt
der Milch. Eine eingehende Prüfung dieser Frage hat gezeigt, daß es
bestimmt möglich ist, durch die Zuchtarbeit auf den Fettgehalt einzuwirken,
wenn man sich die verschiedenen Eigenschaften der Zuchttiere in dieser
Richtung zunutze macht. Teilt man einen gewissen Bestand in Familien
nach männlichen Tieren und in Familien nach weiblichen Tieren, so kann
man die Einwirkung der angewandten Zuchttiere innerhalb dieses Bestandes
klarer stellen. Der Einfluß der verschiedenen männlichen Tiere läßt sich
dadurch nachweisen, daß mau die Mittelleistung ihrer sämtlichen Nach-
kömmlinge berechnet, oder noch besser dadurch, daß man die Mittelleistung
ihrer Töchter mit derjenigen Mittelleistung vergleicht, die deren Mütter
in demselben Alter geliefert haben. Der Einfluß der Stiermütter auf den
Fettgehalt der Milch der Sohntöchter ist deutlich zutage getreten. Der
Einfluß der weiblichen Tiere bei der Vererbung des Fettgehalts zeigt sich
darin, daß ein Stier mit einem gewissen Vererbungsvermögen in erweiterter
Hinsicht den Mittelfettgehalt nur bei Nachkommen von Kühen mit einen
niedrigeren Fettgehalt als demjenigen, den er selbst hat, erhöhen kann,
während der Fettgehalt der Nachkommen niedriger wird als derjenige der
Mutter, wenn derselbe Stier sich mit Kühen paart, die einen höheren Mittel-
fettgehalt haben, als der Stier hat. Männliche und weibliche Tiere über-
tragen also auf ihre Nachkommen den Fettgehaltsstand, den sie ihrerseits
von ihren Stammeltern geerbt haben. Bei der Vererbung des Fettgehalts
macht sich eine ständige Variation geltend, indem nicht nur der Fettgehalt
des Vaters und der Mutter und der Fettgehaltsstand zwischen diesen ver-
erbt wird, sondern auch manche Plus- und Minusvarianten hervortreten.
Da es auch bei der Tierveredlung darauf ankommt, die Eigenschaften zu
Jahresbericht 1913. 22
338 Landwirtschaftliche Tierproduction.
kombinieren, die den höchsten Gebrauchswert besitzen, muß man sowohl
das einseitige, leicht gesundheitschädliche Streben nach abnorm hoher Milch-
leistung als auch das wenig ökonomischere Streben nach Rekordziifern im
Fettgehalt zu vermeiden suchen. Das nächste Mittel zur Erreichung eines
höheren Mittelfettgehalts ist eine strenge Auswahl von Zuchttieren, besonders
von Stieren, wobei man den Fettgehaltsstand der männlichen Tiere nach
dem Mittel Fettgehalt der Mutter, Stammütter und Ganzschwestern, den Ein-
fluß ihrer Yäter und Stammväter auf ihre Töchter und den Einfluß auf
ihre eigene Nachkommen berücksichtigen muß.
Über den Futterwert der eingesäuerten Zuckerrübenblätter auf
Milchtiere. Von A. Morgen (Ref.), C. Beger und F. Westhaußer. i) —
Bei den an Schafen und Ziegen durchgeführten Versuchen, bei denen
1. die nichteiweißartigen N- Verbindungen der eingesäuerten Rübenblätter
als Ersatz für einen Teil des Reineiweißes im Grundfutter gegeben, 2. das
Reineiweiß des Grundfutters durch Reineiweiß der Rübenblätter ersetzt,
dabei also die Nichteiweißstoffe als Zulage gegeben wurden und 3. eine
kleine Menge Rübenblätter zur Ermittlung einer etwa vorhandenen Reizstoff-
wirkung zugelegt wurde, sind folgende Ergebnisse erhalten worden: 1. Bei
dem teilweisen Ersatz von Eiweiß durch die nichteiweißartigen N- Ver-
bindungen der Rübenblätter wurde der Ertrag an Milch und Milchbestand-
teilen nicht unbedeutend herabgedrückt. Die Nichteiweißstofl'e der Rüben-
blätter sind also im Vergleiche zum Eiweiß ebenso als minderwertig
anzusehen, wie dies bei allen bisher geprüften Stoffen dieser Gruppe fest-
gestellt wurde. 2. Auch nach Ausschaltung der Wirkung der Nichteiweiß-
stoffe lieferten die Rübenblätter noch geringere Erträge als das Grundfutter;
sie müssen also noch andere minderwertige oder vielleicht geradezu
schädigend wirkende Stoffe enthalten. Sehr wahrscheinlich sind dies die
organischen Säuren. 3. Eine die Milchbildung günstig beeinflussende Reiz-
stoffwirkung konnte in den Rübenbiättern nicht festgestellt werden. 4. Die
vielfach verbreitete Annahme, nach der die Rübenblätter ein die Milch-
bildung förderndes Futtermittel sind, konnte nicht bestätigt werden. 5. Die
Verfütterung von Milchsäure in Mengen, wie sie den durch die Rübenblätter
den Tieren zugeführten Mengen an Gesamtsäure entsprechen, wirkte nicht
günstig auf die Milchbildung ein. Die Vff. weisen noch darauf hin, daß
das Grundfutter, weil in Periode I verabreicht, die günstigste Stellung in
den Versuchen einnahm, so daß die bei den verschiedenen Rationen fest-
gestellten unterschiede im Ertrag in Wirklichkeit vielleicht etwas geringer
sein dürften. Es war nicht möglich, den sonst durchgeführten Wechsel
in der Stellung der Rationen einzuhalten, weil die Rübenblätter wegen
der mit der Zeit eintretenden Veränderung nicht in der Anfangs- und
Schlußperiode verwendet werden konnten.
Fütterungsversuche mit Kartoffelpülpe und mit Anisabfall in
den Jahren 1911 und 1912. Von Nils Hansson.-) — Fütterungsversuche
mit frischer Kartoffelpülpe bei Milchkühen auf 2 Gütern haben er-
geben, daß 1,14 kg der Pülpetrockensubstanz einer Futtereinheit gleich-
kommt. Bei Versuchen mit Anisabfällen, die einen berechneten Stärke-
•j D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 n. 80, 637—666 (Hohenheim, Ldwsch. Versuchsst.). —
2) Meddelande Nr. 62 frän Centralanstalten för försöksväsendet pä jordbruksomradet. Stockholm 1912,
1—27, ref. Ctrlbl. Agrik.-Chem, 1913, 42, 130 (Sebelien); s. S. 328.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 2. Milchproduction. 339
wert von 70,54 und 2,13% verdauliches Eiweiß enthielten, hat sich
gezeigt, daß das Anisabfallfutter eine Steigerung im Fettgehalt der Milch
zu bedingen scheint. Beim 1. Versuch wurde die neben Stroh und Grün-
futter gereichte Kraftfuttermischung (2 kg eines Gemisches von Erdnuß-,
Soja- und Rapskuchen und 1 kg Haferschrot) in einer allmählich steigenden
Menge von i/^ bis 1 kg gegen die gleiche Menge Anisabfall umgetauscht,
worauf noch 1/2 ^"^^ schließlich 1 kg Anisabfall zugelegt wurde. Bei
einem 2. Versuch (Periodenversuch) wurde in der 2. Periode 1,5 kg Meng-
saatschrot durch die gleiche Menge Anisabfall vertauscht. Der Fettgehalt
der Milch wurde hierbei um 0,10 bis 0,37 ''/q bei den einzelnen Kühen
gesteigert; auch die absolute Milchfetterzeugung und das Körpergewicht
der Kühe wurde in allen Fällen durch den Austausch mit Anisfutter
vergrößert.
Der Futterwert der Leguminosenkörner bei der Milchproduction.
Von Nils Hansson.^) — Die Resultate früherer Versuche ') wurden durch
Fütterungsversuche, die 1911 und 1912 auf 3 Gütern ausgeführt wurden,
bestätigt. Der Ersatz von 2 kg einer Mischung von 40 — 50% Erdnuß-
kuchen und 50 — 60% Weizenkleie durch ebensoviel Leguminosenschrot
ergab bei Erbsen- oder Wickenschrot einen Rückgang der Milchmenge
von 0,14, bei Bohnenschrot 0,50 kg. Der Fettgehalt der Milch wurde
so gut wie gar nicht beeinflußt, dagegen zeigte sich besonders beim Bohnen-
schrot ein günstiger Einfluß auf das Körpergewicht. Der Vf. hält daher
den Schluß für berechtigt, 1 kg Leguminosensaatschrot gleich 1 Futter-
einheit zu rechnen. Der Wert der untersuchten Futterstoffe stimmte mit
den berechneten Stärkewerten nicht überein.
Fütterungsversuche mit eingesäuertem Sorgho und Mais. Von
O. E. Reed und F. B. Fitch.^) — Mehrjährige, mit Milchkühen nach dem
Gruppensystem durchgeführte Fütterungsversuche, bei denen neben einem
gleichbleibenden Gruudfutter eingesäuerter Mais, eingesäuerter gewöhnlicher
Sorgho (Durra) und eingesäuerter Zuckersorgho gegeben wurden, führten
zu folgendem Ergebnis: Hinsichtlich der Milchproduction kommt dem ein-
gesäuerten Mais die erste Stelle zu, ihm folgt der eingesäuerte Durra und
endlich der eingesäuerte Zuckersorgho. Umgekehrt war die Lebendgewichts-
zuDahme bei Verfütterung des Zuckersorgho am größten, was die Vff.
einem größeren Gehalt dieses Futters au Kohlehydraten zuschreiben.
Kakaoschalen als Milchviehfutter. Von J. E. Lucas. ^) — Bei den
nach dem Gruppensystem durchgeführten Versuchen wurde in Versuch I
und II die Kleie (1,5 kg) des Grundfutters allmählich durch Kakaoschalen
(2 kg) ersetzt. In Versuch HI wurde nur ein Teil der Kleie ersetzt und
in Versuch IV wurde einer Gruppe während der Hauptperiode eine Zulage
von 750 g Kakaoschalen gegeben. Die Ergebnisse werden wie folgt zu-
sammengefaßt: 1. Die geprüften Kakaoschalen haben die Milchmenge
merklich vermindert; die Verminderung erreichte bis zu 20 %. 2. Sie
haben gleichzeitig den Fettgehalt der Milch erhöht; diese Erhöhung er-
1) Meddejande Nr. G6 fran Centralanstalten för försöksväsendet pa jordbruisomradet. Stockholm
1912, 1—29; ref. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1913, 42, 347 (SebehenV — ^) Dies. Jahresber. 1912, 319. —
3) Kansas St. Agric. Coli. Esper. Stat. 1913, Circ. 28, 6 S.; ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch. 1913,
4, 1418. — *; AnnaJ, d. 1. sc. agronom. 1912, 29, 321—347; ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch.
1913, 4, 125.
22*
340 Landwirtschaftliche Tierproduction.
reichte bis zu 20 ^/q. 3. Sie haben den Gesamtfettertrag sehr wenig ver-
ändert; es ließen sich in dieser Hinsicht bald kleine Schwankungen nach
oben, bald solche nach unten feststellen. Da Faelli bei Fütterungs-
versuchen mit Kakaoschalen sowohl eine Erhöhung des Milchertrages als
auch des Milchfettgehaltes erzielte, glaubt der Vf., daß die Schalen von
stark fermentierten! Kakao die Milchmenge weniger vermindern, als die
von ihm benutzten, weniger fermentierten Schalen.
Untersuchungen über den Fettgehalt der Kuhmilch in ver-
schiedenen Stadien der Ausmelkung, bei unvollständiger Melkung
und in der Milch, die im Euter zurückbleibt, nachdem das Kalb
eine Weile gesaugt hat. Von H. Isaachsen und Mitarbeitern, i) — Bei
den an mehreren Kühen im Frühjahr und Herbst 1911 durchgeführten
Vorsuchon hat sich folgendes ergeben: Der Fettgehalt der Milch steigt
während des Melkens zuerst allmählich und langsam, am Schlüsse des
Melkens aber plötzlich und sehr stark. Die zuerst ermolkene Milch ent-
hält gewöhnlich weniger als 1 °/o, die zuletzt ausgemolkene etwa 10 bis
11 % Fett. Bleibt am Schlüsse einer Melkung etwas Milch im Euter
zurück, so ist die zuerst ausgemolkene Milch beim nächsten Melken nicht
fettreicher als sonst. Auch die Gesamtmilch der folgenden Melkung scheint
nicht fettreicher zu werden. Ein unvollständiges Ausmelken ist also immer
unökonomisch, ganz abgesehen davon, daß es wahrscheinlich ungünstig auf
die Euterfiuiktionen wirkt. Wenn ein Kalb etwa die Hälfte der Milch aus-
saugt und die andere Hälfte fraktioniert ausgemolken wird, so steigt der
Fettgehalt gegen den Schluß in derselben Weise, als wenn die erste Milch
durch Melken ausgeletit wurde. Es ist daher nicht wahrscheinlich, daß
das Kalb eine besondere Fähigkeit besitzt, durch Saugen die am meisten
fettreiche Milch aus dem Euter ziehen zu können. Der Gehalt der Milch
an fettfreier Trockenmasse hält sich von Tag zu Tag konstant selbst bei
großen Schwankungen des Fettgehaltes; auch während des Melkens ist er
ebenso groß in der ersten, wie in der letzten Fraktion.
Vergleichende Untersuchung über zwei- und dreimalige tägliche
Melkung bei Milchkühen. Von H. Isaachsen, A. Lalim und J. Grande.-)
— Bei einem Gruppen versuch verminderte sich die Milchmenge im Laufe
der Untersuchung bei sämtlichen 8 Kühen; doch hielt bei den Kühen, die
täglich 10 — 12 kg Milch lieferten, die Milch sich etwas besser auf der
Höhe bei 3 maliger Melkung als bei 2 maliger; die Steigerung betrug ge-
wöhnlich 0,7 — 0,8 kg. Gibt die Kuh aber wesentlich weniger als 10 kg
Milch, so läßt sich eine Steigerung durch 3 maliges Melken nicht nach-
weisen. Die Zahl der Melkungen schien auf den Fettgehalt der Milch
einflußlos zu sein. Ein Perioden versuch mit 9 Kühen, bei dem die
Tiere zuerst 15 — 18 Tage 3 mal, dann ebensolange 2mal und endlich
wiederum 3 mal gemolken wurden, zeigte, daß Kühe mit einer Milchleistung
von 10 — 15 kg bei dreimaligem Melken durchschnittlich etwa 1 kg mehr
lieferten als bei zweimaligem. Bei Kühen mit 4 — 6 kg Milchleistung hatte
die Zahl der Melkungen keinen Einfluß auf die Milchmenge. Auch bei diesem
Versuch wurde der Fettgehalt der Milch allem Anschein nach nicht beeinflußt.
1) 8 de Beretiiing fra Foringsforsöksstationen ved Norges Landbrukshöjskole, Kristiania 1913, 48—69;
ref. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1913, 42, 712 (Sebelien). — ^) Ebend. 1913, 11—13 (Aas, Ldwsch. Hocbsch.);
ref. ebend. 710 (Sebelien).
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 2. Milchproduction. 341
Versuche mit Milchkühen über zwei- oder dreimah'ges tägliches
Melken. ^) — Nach Versuchen, die auf 4 Gütern durchgeführt wurden,
hat das dreimalige Melken keine fettreichere Tagesmilch erzeugt, als das
zweimalige. Auch der Trockensubstanzgelialt der Milch wurde durch die
verschiedenen Melkzeiten nicht beeinflußt. Bei Kühen, die täglich etwa
13 — 14 kg Milch geben, wird die tägliche Milchmenge um rund 0,8 kg
pro Kuh vergrößert, wenn man 3 mal täglich anstatt 2 mal melkt. Das
Körpergewicht scheint von den Kühen unter der Einwirkung des drei-
maligen Melkens weniger gut aufrecht erhalten werden zu können als bei
nur zweimaligem Melker. Der Unterschied ist jedoch nur sehr gering.
Beziehungen zwischen Lebendgewicht und Leistungen der Kühe.
Von J. Peters'). — Nach den vom Vf. durchgeführten ZusammenstelluDgen
von Leistungen der Ostpreußischen Holländer-Herdbuch-Gesellschaft (Kontroll-
vereinserhebungen) erwiesen sich die leichteren Kühe durchschnittlich als
weniger leistungsfähig. Die Mehrleistung der Herdbuchkühe gegenüber
den Nichtherdbuchkühen wird der besseren Konstitution und größeren
Widerstandsfähigkeit zugeschrieben. Die Ergebnisse für 1911 sind in der
folgenden Übersicht verzeichnet, wobei die eingeklammerten Zahlen für
Nichtherdbuchkühe gelten.
Gewichtsgruppe
L
s
a j3
H
J3 o
ti
K'S
J3
t ^
a
3
S
Q
kg
ig
Milchfettertrag
/o
^ o
5-2
ig
'S J2.a
■■ci ?>.a
unter 500 kg
500—549 kg
550—599 „
600-649 „
iiber 649 „
Durchschn. aller Gruppen
67 480
(84) ' (469)
263 i 528
(216)1(526)
464 575
(237) (572)
304 622
(143)
128
(32)
122B
(712)
(621)
674
(672)
582
(561)
3228
(2878)
3365
(3133)
3545
(3388)
3686
(3555)
3571
(3324)
3526
(3281)
3,26
(3,11)
3,22
(3,19)
3,24
(3,17)
3,22
(3,20)
3,21
(3,20)
(3,19)
105.3
(92,3)
108,2
(100)
114,7
(107,6)
118,7
(113,7)
114,6
(106.5)
113,8
(104,6)
27
(27)
35
(38)
27
(35)
25
(31)
17
(32)
27
(34)
113,6
(101,2)
119,9
(112,5)
123,4
(118,8)
126,3
(123,8)
120,1
(117,2)
122,5
(115,8)
1738
(1633)
1752
(1703)
1792
(1818)
1799
(1883)
1790
(1742)
1782
(1771),
6,54
(6,20)
6,48
(6,61)
6,89
(6,54)
7,02
(6,57)
6,71
(6,73)
6,87
(6,54)
*) Unter 1 Leistungseinheit versteht der Vf. 1 kg Milchfett oder 3 kg Lebendgewichtszunahme.
Wechselbeziehung zwischen Milchmenge und Fettgehalt in der
Milch der Ayrshirekühe. ^) — Auf Grund von Milchleistungsprüfungen
des Ayrshire Cattle Milk Recoids Committee haben sich folgende Beziehungen
erkennen lassen (unter „wöchentlichem Milchertrag^' wird die durch Teilung
der Gesamtmenge durch die Zahl der Lactationswochen erhaltene Menge
verstanden): 1. Unter Berücksichtigung der Verschiedenheiten im Alter
und Lactationsstadium zeigte es sich, daß die Kühe mit größeren wöchent-
lichen Milcherträgen deutlich dazu neigten, eine fettärmere Milch zu liefern.
1) 78 de Beretning fra den kgl. "Veterlnaer - og Landbohöjskoles Laboratorium for landökonomiske
Forsög. Kopenhagen 1912, 1—45: Ldwsch. Versnchslabor. ; ref. Ctrlbl. Agrik. -Chem. 1913, 42, 208
(Sebelien). — 2) D. ldwsch. Tierzucht 1913, 17, 252 u. 253; ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch.
1913, 4, 937. — s) Journ. of the Board of Agric. 1913, 20, Erg.-Heft Nr. 11, 447 u. 448; ref. Intern.
Agrar-techn. Rundsch. 1913, 4, 1436.
342
Landwirtschaftliche Tierproduction.
2. Die Dauer der Lactation hat keinen merklichen Einfluß auf den mittleren
Fettgehalt der Milch. 3. Bei den jungen Kühen zeigte sich eine leichte
Überlegenheit im Milchfettgehalt. 4. Bei Betrachtung einer Herde als
Granzes konnte keine Beziehung zwischen der Lactationsdauer und dem
wöchentlichen Milchertrag festgestellt werden. 5. Ältere Kühe zeigten
oine ausgesprochene Tendenz, mehr Milch zu geben als jüngere, 6. Bei
älteren Kühen scheint die Lactation speriode länger zu sein als bei jüngeren,
Leistungsprüfungen mit Ziegen der Ziegenzuchtvereine Brügge,
Harsum, Schüttdorf und Wessenstedt (Hannover). Von Vieth. ^) —
Die Gresaratergebnisse der im März 1911 begonnenen Prüfungen sind in
der folgenden Übersicht verzeichnet:
Rasse
S. 5
Beobachtnngsdauer
Tage
Milchertrag
kg
Fettgehalt
%
Znchtverein
a
'S
o
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ja
o
:0
J3
i
a
2
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J3
:0
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a
1,
1
i
1
i
a
Brüggen . 1
Harsum . . j
Schüttdorf . 1
Wessenstedt j
Hornlose
rehfarbige
Harzziege
Weiße
Saanen-
ziege
2—10
2-7
3-8
2-8
280
255
238
224
308
315
294
294
291
296
266
272
536,7
617,0
423,7
601,8
923,2
1136,9
718,2
976,3
733
899
745
778,2
2.97 5,28
2.98 4,78
2,32 4,07
3,11 4,36
3,90
3,63
3,17
3,54
Der Butterertrag (Fettmenge X 1,1) schwankte im Mittel von 18,720
bis 35,629 kg, in den Höchstwerten von 22,702 — 45,955 kg, in den
Mindestwerten von 14,915 — 24,263 kg. Die Prüfungen lassen den Schluß
nicht zu, daß die Harzziege der Saanenziege überlegen ist. Ferner scheinen
zwischen jüngeren und älteren Ziegen keine bedeutenden unterschiede in
der Milchleistung zu bestehen. Das Milchleistungsvermögen ist auch bei
der Ziege eine individuelle Eigenschaft. Die Ziege ist imstande, das Futter
hoch zu verwerten. ^Milchertrag und Fettgehalt stehen in keinem be-
stimmten Verhältnis zueinander.
Die Milchleistung von ostfriesischen und Zackelschafen. Von
J. Hirschfeld. 2) — Probemelkungen während einer Lactationsperiode er-
gaben: Die Lactation ist bei den Kreuzungen länger. Die Leistung während
der Lactation betrug bei den Zackein 58 1 Milch mit 7,89% Fett, bei
den Kreuzungen durchschnittlich 78 1 mit 6,98 % Fett. Auf das Tier
entfielen bei der Zackelrasse täglich 300 ccm, bei den Kreuzungen 450 ccm.
Der Mehrertrag an Milch berechnet sich bei den Kreuzungen auf 8 Kreuzer,
außerdem ist bei ihnen das Körpergewicht größer und die Wolle besser.
Milch-Leistungsprüfungen bei Ziegen. Von C Müller-Kögler.^) —
Die in den Vereinen Niederursel, Eckenheim und Praunheim während
eines Jahres an 38 Ziegen durchgeführten Prüfungen haben eine durch-
schnittliche Milchleistung von 582 (331 — 928) kg pro Jahr ergeben. Von
den 38 Ziegen lagen 13 über und 25 unter dem Durchschnitt. Der durch-
1) Ztschr. f. Ziegenzucht 1913, 130—133, 149—151. 200-203, 213—217; ref. Intern. Ain-ar-techn.
Rivndsch. 1913, 4, 1240. — •■') Allattenyesztesi es tejquazd. lapok 1912. 12, 70; ref. ililchwsch. Ctrlbl.
1913, 42, ,300 (0. Gratz). — s, Amtsblatt d. Ldw.-Kammer f. d. Reg. -Bez. Wiesbaden; nach Milchwsch.
Ctrlbl. 1913, 42, 673 u. G74 und D. Idwsch. Fr. 1913, 40, 1116.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduction. 2. Milchproduction. 343
schnittliehe Fettgehalt der Milch betrug 2,7 7o> die durchschnittlich pro
Jahr gelieferte Milchfettmenge 16 kg. Diese Leistungen, die erheblich
gegen die 1910 im Kreise Limburg bei 57 Ziegen und 1911 bei 54 Ziegen
ermittelten Leistungen (685,6 und 703,6 kg Milch mit 8,24 und 3,25 ^q
i^'att) zurückbleiben, sind wahrscheinlich auf die wenig vorteilhaften Besitz-
und Haltungsverhältnisse, die unzureichende oder unzweckmäßige Fütterung
und eine unsachgemäße Aufzucht zurückzuführen.
Literatur.
Attinger und Hafner: Ist es zweckmäßig, Milch leistungsprüfungen bei
deutschen Höhenrindern ohne Zugleistungsprüfungen zu dauernden Einrichtungen
auszugestalten, oder ist hinsichtlich der Zucht auf Zug-, Fleisch- und Milchleistung
in der deutschen Rind Viehzucht eine schärfere Arbeitsteilung anzustreben? —
Mitt. d. D. L.-G. 1913, 28, 7—9.
Bruchholz, K. G. : Die Bedeutung des Bullens für die Züchtung auf
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zucht auf Leistung im Kleinbetrieb? — Mitt. d. D. L.-G. 1913, 28, 323—326.
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a cow's milking capability by her first lactatioD yield. — Journ. of Agric. Science
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die Einschätzung der Leistung einer Kuh auf Grund des Ergebnisses der
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zucht. — Bull. d. Renseignements Agric. et d. Maladies des Plantes October 1912;
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Zuchtstalle ohne Schädigung der Zucht durchführbar und rentabel? — D. Idwsch, Pr.
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1913. — Besprechung des "^"erkes mit Inhaltsangaben im Auszug: D. Idwsch. Pr.
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Müller-Kögler: "Welche Gesichtspunkte sind für Einrichtung und Durch-
führung von absoluten und relativen Milchleistungsprüfungen bei Ziegen maß-
gebend? — Mitt. d. D. L.-G. 1913, 28, 279—281.
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1913, 42, 392. — Bei 3 Ziegen konnte der Milchertrag durch Somatose bedeutend,
bei 2 Kühen in sehr geringem Grade, bei einer Kuh gar nicht gesteigert werden.
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von absoluten und relativen Nichtleistungsprüfungen bei Ziegen maßgebend? —
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Ober den Einfluß der Art d-s Melkens auf den Fettgehalt der Milch. —
Allgäuer Molk.-Zeit. 1913; nach D. Idwsch. Pr. 1913, 40, 921 u. 922.
Über die Milchergiebigkeit der schleswig-holsteinischen Viehschläge. —
Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 415 u. 416.
F. Molkereiproducte.
Referent: F. Mach.
1. Milch.
Untersuchungen über Kolostralmilch, mit specieller Berück-
sichtigung des Spontanserums und des Fettes. Von A. Burr, F. M.
Berberich und A. Berg. ^) — Die Vff. haben 20 Proben Kuhkolostrum,
die von verschiedenen Niederungsschlägen stammten und 8 — 14 Std. nach
dem Werfen (5 — 8 Std. nach der 1. Melkung) gewonnen waren, die daraus
1) Chem.-Zeit. 1913, 37, 69—71, 97—101, 146—148 (Kiel, Veisnchsst. u. Lehranst. f. Molkereiw.).
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 345
abgescliiedenen Eolostralfette und die Spontansera eingehend untersucht.
Sie gelangen dabei zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Die Kolostra unter-
scheiden sich von der reifen Milch durch ein gelberes Aussehen, das durch
einen wahrscheinlich den Fettkügelchen anhaftenden gelben Farbstoff
bedingt wird, durch größere Zähflüssigkeit und einen meist faden Geruch.
2. In den Kolostra pflegen stets die sog. Kolostrumliörper vorzukommen.
Die Kolostra gerinnen beim Aufkochen. 3. Das spec. Gewicht ist durch-
weg bedeutend höher als in reifer Milch; auch der Säuregrad ist etwas
höher. 4. Gehalt und Zusammensetzung des Kolostrums sind bei ver-
schiedenen Kühen verschieden; ob auch die Rasse von Einfluß ist, war
nicht festzustellen. 5. Der Fettgehalt schwankt noch mehr als in reifer
Milch; das Fett ist zumeist in Form größerer, oft unregelmäßiger Kügelchea
vorhanden. 6. Der Gehalt an N- haltigen Stoffen, besonders an wasser-
löslichen, coagulierbaren Eiweißstoffen ist durchweg sehr hoch, auch in
der Trockenmasse, der Gehalt an Milchzucker ist gering. 7. Der ab-
solute Aschengehalt ist etwas höher, der der Trockenmasse nicht höher
als bei reifer Milch. 8. Durch Lab sind die Kolostra dick zu legen,
doch dauert es etwas länger. 9. Auch durch Selbstsäuerung tritt nach
längerem Stehen Gerinnung ein. 10. Spec. Gewicht und Lichtbrechung
des Spontanserums, das gelb aussieht und meist sehr klebrig ist, sind mit
einigen Ausnahmen sehr hoch. IL Die Sera enthalten in der Regel viel
Trockenmasse, die der Hauptsache nach aus durch Hitze koagulierbarem
Eiweiß bestehen. 12. Regelmäßige Beziehungen zwischen Lichtbrechung
der Sera und ihrem Gehalt au Trockenmasse oder koagulierbarem Eiweiß
bestehen nicht. 13. Die Sera enthalten mehr Asche als die Spontansera
reifer Milch, in der Trockenmasse aber nicht. 14. Das Kolostralfett ent-
hält mehr Lecithin und Cholesterin, besitzt vielfach nur einen geringen
Gehalt an flüchtigen Fettsäuren und zeigt eine niedrige Verseifungszahl.
15. Der Rahm aus Kolostrum läßt sich bei entspechender Arbeitsweise ver-
buttern. Die Butter ist hochgelb, riecht unangenehm und schmeckt schlecht;
demnach ist das Kolostrum von der Butterbereitung auszuschließen. Das-
selbe gilt für die Mitverarbeitung zu Käse. 16. Da das Kolostrum viefach
zur Bereitung von Speisen verwendet wird, die ohne Schädigung der Gesund-
heit genossen werden, so ist anzunehmen, daß das Kolostrum gesunder Tiere,
trotz seiner gelinde abführenden Wirkung die Gesundheit direkt schädigende
Eigenschaften nicht besitzt. 17. Die abführende Wirkung des Kolostrums
wird durch das Fett allein nicht verursacht. — Bei den Analysen wurden
folgende Mindest- und Höchstwerte gefunden. 1. Kolostrum: Spec. Gewicht
bei 15» 1,0330—1,0679, Säuregrad (Soxhlet-Henkel) 7,8—16,5,
Trockenmasse 11,83—31,11%, Fett (nach Gerber) 1,30— 9,007o. fettfreie
Trockenmasse 10,08— 22,11 «/q, Gesamteiweiß (n X 6,25) 5,14— 19,257o,
Casein (n x 6,37) 3,34 — 5,48%. lösliches Eiweiß 0,59—14,13%, Milch-
zucker 1,75 — 5,80%, Asche 0,73 — l,377o- 2. Spontanserum: Spec.
Gewicht bei 15» 1,0286—1,0727, Säuregrad 28,0—65,0, Brechung im
Wollny-Refraktometerbei 17,5° 10,5— 42,0, Trockenmasse 6,57— 22,31 %7
Fett 0,01—0,07%, Eiweißstoffe (n X 6,25) 1,75 — 18,597o5 Asche 0,87
bis 1,31 7o. 3. Kolostralfett: Brechung bei 40° 44,2—48,8, Schmelz-
punkt 32 — 40«, Reichert-Meißl'sche Zahl 11,5—29,1, Polenske-Zahl
1,35 — 3,83, Verseifungszahl 205,1 — 231,4, Jodzahl 21,9—44,4.
346
Landwirtschaftliche Tierproduction.
Veränderungen in Zusammensetzung und Eigenschaften der Milch
der einzelnen Kuh. Von C. H. Eckles und Roscoe H. Shaw. ^) —
Von einem Melken zum andern zeigte das Fett die größten Veränderungen,
der Zucker geringere, das Eiweiß die geringsten. Zwischen Morgen-
und Abendmilch zeigten sich nur bezüglich des Fettes bemerkenswerte unter-
schiede; das Milchplasma ändert sich nicht erheblich, wenn zwischen dem
Melken dieselbe Zeit liegt. Die bei einem Melken gewonnene Milch ent-
hielt 2 — 10 mal soviel Fett wie die zuerst gewonnene.
Der Einfluß der Rasse und Individualität auf Zusammensetzung
und Eigenschaften der iVlilch. Von C. H. Eckles und Roscoe H. Shaw. 2)
— Die Rasse beeinflußt hauptsächlich den Gehalt an Trockensubstanz, Fett
und Eiweiß. Gering ist der Einfluß auf das Verhältnis des Caseins zum
Gesamteiweiß und auf den Zuckergehalt. Mit Ausnahme der Größe der
Fettkügelchen werden die Fettkonstanten weniger durch Rasse und In-
dividualität, als durch das Lactationsstadium beeinflußt.
Der Einfluß des Lactationsstadiums auf die Zusammensetzung
und Eigenschaften der Milch. Von C. H. Eckles und Roscoe H. Shaw. ^)
— Die Vff. haben Versuche mit 1 1 Kühen verschiedener Rasse durchgeführt.
Der Gehalt an Gesamteiweiß war abnorm hoch nach der Geburt, fiel dann,
um das Minimum nach 3 — 4 Wochen zu erreichen, und stieg dann erst
wieder am Ende der Lactation. Ähnlich verhielt sich das Casein. Der
F'ettgehalt nahm während der ersten 3 Monate ab, blieb 4 — 5 Monate
konstant und stieg wieder am Schluß. Milchzucker imd Asche zeigten
die geringsten Schwankungen. Die Fettkügelchen waren besonders groß
am Anfang der Ijactationsperiode; dann nahm ihre Größe ab. Schmelzpunkt
und Brechungsindex des Butterfettes wurden nicht erheblich beeinflußt.
Die Reichert-MeißTsche Zahl zeigte eine gleichmäßige Abnahme. Die
Jodzahl stieg, abgesehen vom Anfang, langsam an, am Schlüsse rascher.
Die Verseifungszahl fiel während der Melkperiode; dem entsprechend nahm
die flüchtige Säure ab.
Die Beeinflussung der Zusammensetzung der Ziegenmilch durch
Stallhaltung. Von F. G. Kohn.*) — Vergleichende Untersuchungen er-
gaben, daß die niedrigen Werte für den Gehalt der Milch an Milchbestand-
teilen bei Ziegen mit ausschließlicher Stallhaltung weit öfter vorkamen
als bei Ziegen, denen auch Weidegang zuteil wird. Die nachstehende
Übersicht verdeutlicht den nachteiligen Einfluß der Stallhaltung.
Spez. Gewicht
Fettgehalt
Trockensubstanz
Fottfreie
Trockensubstanz
Dichte des Serums
=3?
CO -5
%
%
ig
%
%
1 a
— ©
SM
%
J-g
%
11
%
J.g
%
'S o
%
1,025-1,030
über 1,030
40
60
17,65
82,35
2,0-3,5
über 3,5
48,5
51,5
29,4
70,6
10-12
über 12
42,8
57,2
24
76
7—8,5
über 8
42,9
67,1
11,8
88,2
1,024-1,027
über 1,027
28,6
71,4
17,6
82,4
J) U. S. Depart. of Agric. Bur. of Animal Ind. Bull. 157, 27 S.; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 530
(Kempe). — 2) Ebend. 156. 27 S. : ref. Chem. Ctrlbl. 1913, U. 530 (Kempe). — s) Ebend. 155, 88 S.;
ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 530 (Kempe). — *) D. Tierärztl. Wochenschr. 1913, 21, Nr. 4: ref. Milchwsch.
Ctrlbl. 1913, 42, 270 (Grimmer).
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 347
Untersuchungen über die täglichen Schwankungen im specifischen
Gewicht und im Fettgehalt der Milch einer größeren Herde. Von
Klose. ^) — Bei einer Herde von ungefähr 70 Milchtieren wux'den im
März, Mai, Juli und October an je 30 aufeinanderfolgenden Tagen Menge,
spec. Gewicht und Fettgehalt der Früh-, Mittags- und Abendmileh sowie
des gesamten Tagesgemelkes ermittelt. Hierbei wurde gefunden, daß der
Fettgehalt im März (Stallfütterung ohne Futteränderung) bei 18,9% der
Proben der einzelnen Gemelke und 3,3% der Tagesdurchschnittsproben
eine Änderung von 0,20 — 0,45% innerhalb 23 Stdn. aufwies. Für den
Mai (einmalige Futteränderung) betrugen die entsprechenden Procentzahlen
30*^/0 (größte Änderung 0,70%) und 3,3%, für den Juli (Weidefutter)
34,4 (größte Änderung 0,7%) und 23,37o, für den October (dreimalige
Futteränderung) 34,4 (größte Änderung 0,5%) und 23,3%. Eine 1,0 Lakto-
densimetergrad und mehr betragende Änderung (bis 1,9) des spec. Gewichts
wurde im März bei 10 % der Einzelgemelke und in keinem Fall beim
Tagesgemelke beobachtet. Im Mai wurden derartige Änderungen bei 11,1%
(1,0 — 1,7 0) bezw. 0%, im Juli bei 27,8 (1,0— 3,7«) bezw. 13,3%, im
October bei 10 (1,0— 1,8 ") bezw. 3,3% der Proben beobachtet. Die
Annahme von der geringen Veränderungsfähigkeit der Milch einer größeren
Herde im Fettgehalt bei annähernd gleicher Fütterung steht daher auf sehr
schwachen Füßen. Die bei den Futteränderungen beobachteten Änderungen
bleiben vielfach darunter. Änderungen des spec. Gewichts finden viel
weniger häufig und in geringerem Maße statt. Von allen 360 Bestimmungen
des spec. Gewichts in den einzelnen Gemelken weisen nur 23 = 6,4%
Änderungen von mehr als 1,2 Laktodensimetergraden auf, während dieser
Wert beim Tagesgemelke nie überschritten wird. Änderungen des spec.
Gewichts und des Fettgehaltes fallen im allgemeinen unter natürlichen
Verhältnissen nicht zusammen.
Regelmäßige wöchentliche Untersuchung der vom Institut ver-
arbeiteten Milch auf den Fettgehalt und das specifische Gewicht. Von
Klein.-) — Bei der Domäne Proskau war der Einfluß der wechselnden
Fütterungsverhältnisse und anderer Faktoren auf Menge und Zusammen-
setzung der Milch infolge des zeitweiligen Zuganges frischmilchender Kühe
und des Austausches von Kühen mit einer 2. Herde, deren Milch nicht an das
Institut geliefert wurde, so stark verwischt, daß aus dem gewonnenen Zahlen-
material keine bestimmten Schlüsse gezogen werden können. Bei der Milch
des Gutes Jaschkowitz, auf dem ein großer Teil der Kühe im September
xmd October kalbte, wurde die Production ganz vorwiegend von dem durch-
schnittlichen Stande der Lactation beeinflußt; die kleinste Milchmenge
wurde infolgedessen im September und October, die größte (mehr als das
Doppelte) im November und Dezember geliefert. Nur in dem Ansteigen
der Milchmenge im Mai und Juni läßt sich auch der Einfluß der Fütterung
deutlich erkennen. Der Fettgehalt der Milch war aber beim Eintritt reich-
licherer Fütterung im Mai am niedrigsten und im November zur Zeit der
Kalbungen am höchsten. Die sehr wechselnden Fütterungsverhältnisse
auf diesem Gut scheinen diese auffälligen Bewegungen des Gehaltes der
Milch an Fett und auch an Trockensubstanz zu verursachen. Über die
1) Müch-wsch. Ctrlbl. 1913, 42, 385-392 (Proskau, Milchwsch. Inst.). — 2) Ber. über d. Tätigk.
d. Milchwsch. Inst. Proskau v. 1./4. 1912 bis 1.4. 1913, 12—16; vergl. dies. Jahresber. 1912, 329.
348 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Durchschnittswerte und die Schwankungen gibt die folgende Tabelle
Aufschluß:
Milch von Proskan ilüch von Jaschkowitz
Höchst- Mindest- Höchst- Mindest-
wert wert Mittel ^grt weit Mittel
Spec. Gewicht .... 1,0335 1,0294 1,0316 1,0324 1,0286 1.0304
Fett 3,80 7„ 2,70 Vo 3,22 »/„ 3,60% 2,60% 3,06%
Fettfreie Trockensubstanz 9,23 „ 8,22 „ 8,80 ., 9,07 ., 8,00 ., 8,49 „
Die Zusammensetzung der Milch. Von H. Droop-Richmond.^) —
Das Jahresmittel (1912) von 19 646 von Farmen stammenden Milchproben
stellte sich bei Morgenmilch (I), Abendmilch (II) und im Mittel (III) für
das spec. Gewicht auf 32,1 (I), 31,8 (II) und 31,9 (III), für die Trocken-
masse auf 12,37 (I), 12,70 (II) und 12,54 7o (III) und für das Fett auf
3,51 (I), 3,85 (II) und 3,68 o|o (III). Auch im Juli und August 1912
fand das übliche geringe Fallen der fettfreien Trocken iiasse statt. In den
einzelnen Monaten schwankte der Gehalt an fettfreier Trockenmasse von
8,73—8,96 7o. an Milchzucker von 4,52—4,70 7o» an Proteinen von 8,40
bis 3,60%, an Asche von 0,73—0,76%.
Milchproduction in Griechenland und chemische Zusammensetzung
von Milch und Käsen. Von Ph. G. Paliatseas. -) — Einer Besprechung
der für die Milchproduction in Griechenland Bedeutung besitzenden Ver-
hältnisse sind eine Reihe von Tabellen angeschlossen, in denen der Fett-
gehalt der Milch von 285 Kühen, die Zusammensetzung der Mischmilch
von 5 Kuhherdeu, der Fettgehalt der Kuhmilch zu verschiedenen Zeitpunkten
des Melkens, die Zusammensetzung der hauptsächlichsten griechischen
Käsesorten niedergelegt sind. Von allgemeinem Interesse sind die nach-
stehend wiedergegebenen Analysen: Bei der 6 Monate lang allwöchentlich
untersuchten Mischmilch einer 400köpfigeu Vlachica- Schafherde wurden
die folgenden Mittel-, Höchst- und Mindestwerte beobachtet: Spec. Gewicht
1,0358 (1,0332—1,0370), Trockensubstanz 18,45 (17,90— 19,32) 7o. Fett
7,11 (6,05— 8,08) 7o' Protein 6,24 (5,82- 6,59) 7o, Milchzucker 4,19
(3,98— 4,56)% 5 Asche 0,92 (0,90— 0,94) ^q. Die ebenso untersuchte
Mischmilch einer 300köpfigen Gebirgsziegenherde lieferte folgende Zahlen:
Spec. Gew. 1,0305 (1,0300 — 1,0320), Trockensubstanz 15,22 (14,03 bis
16,67) 7o, Fett 6,11 (5,22— 7,12) o/q^ Protein 4,20 (3,95— 4,49) 7o) Milch-
zucker 4,12 (3,95— 4,24) 7o, Asche 0,80 (0,79— 0,82) 7o. Bei 125 Ana-
lysen der Einzelmilchproben von Malteser-Ziegen, die zum Verkauf der
frischen Milch in die Stadt getrieben werden, ergaben sich die Werte:
Spec. Gew. 1,0303 (1,0270—1,0326), Trockensubstanz 13,79 (11,68 bis
]6,59)7o, Fett 4,91 (3,68— 6,80) 7o, Protein 3,80 (2,05— 4,81) 7o, Milch-
zucker 4,27 (3,83— 4,54) 7o, Asche 0,81 (0,74— 0,88) 7o.
Büffelmilch-Analysen. Von A. Pappel. 3) — Bei der Untersuchung
von 14 Proben, die der Mischmilch von verschiedenen, meistens 6 Tieren
entnommen wurden, wau'den folgende "Werte erhalten: Spec. Gew. 1.0333
(1,0315—1,0346), Trockensubstanz 17,69 (16,56— 18,71) 7o, Fett 7,74
(6,79— 8,61) 7o, Lactose (Mittel von 10 Proben) 4,89 (4,70— 5,05) 7o,
1) The Analyst 1913, 38, 252—255; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 373 (Kühle); vergl. dies.
Jahresber. 1912, 331. — 2) Intein. Agrar-techn. Rundsch. 1913, 4, 1180—1185 (Labor, f. Agrik.-Chem.
im griech. Min. f. Nationalwirtsch.). — Sj The Cairo Scient. Journ. 1913, 7, 63—67; ref. Intern. Agrar-
techn. Rundsch. 1913, 4, 1137.
F. Molkereiproducte. 1. Milch.
349
Stickstoff 0,642 (0,587- 0,693) 7o> Asche 0,78 (0,70— 0,84) 7o^ fettfreie
Trockensubstanz 9,87 (9,43— 10,23) 7o- Zur Berechnung der fettfreien
Trockensubstanz bedient sich der Vf. nicht der zu hohe Werte liefernden
Fleischmann'schen Formel, sondern zählt den 4. Teil der Lactodensimeter-
grade und den 5. Teil des Fettgehaltes zusammen; es wurden hierbei im
Maximum 10,11 7o5 im Minimum 9,50 7oi im Mittel 9,87^0 erhalten; die
Werte stimmten also mit den direkt gefundenen sehr befriedigend überein.
Über die Zusammensetzung der Ziegenmilch nebst einem Anhang
über die Berechnung der Trockensubstanz von Ziegen- und Kuhmilch
nach verschiedenen Formeln. Von Ad. Stetter. ^j — Der Vf. gibt eine
Literatui Übersicht und berichtet über ausgedehnte Ziegenmilchuntersuchungen.
Hieraus ist zu erwähnen, daß bei der Milch von 20 Ziegen des Ziegen-
zuchtvereins Wrisbergholzen, deren Tagesgemelke in drei-, später in zwei-
wöchentlichen Abständen untersucht wurde, folgende Durchschnitts-, Höchst-
und Mindestwerte beobachtet wurden: Milchertrag pro Tag 1,94 1 (0,5 bis
4,5), spec. Gew. 1,0315 (1,0260—1,0373), Fett 3,99 (2,20— 7,20)%,
Trockensubstanz 12,62 (9,85—16,90)%, fettfreie Trockensubstanz 8,63
(7,18—10,40)%, Fettertrag pro Tag 77,4 (14—216) g. Ferner wurden
bei je 10 Ziegen der Ziegenzuchtvereine Brüggen, Harsum. Schüttdorf und
Wessen stedt alle 14 Tage der Ertrag, das spec. Gewicht und der Fett-
gehalt ermittelt. Die beobachteten Werte zeigten für das spec. Gew.
Schwankungen von 1,0260—1,0398 (Mittel: 1,0304), für den Fettgehalt
solche von 1,45 — 7,84 (Mittel: 3,53)"/o. Die im Anschluß daran bei
Einzelmilchproben durchgeführte Prüfung der Brauchbarkeit der Formeln
von Fleischmann, Am buhl und Hehner ergab, daß die beste Überein-
stimmung mit der Gewichtsanalyse ebenso wie bei der Kuhmilch bei An-
wendung der Formel von Hehner erhalten würde.
über einige Büffel- und Schafmilcherzeugnisse Siebenbürgens.
Von F. Baintner. -) — Die tabellarisch wiedergegebenen Analysen von
ßüffelrahm, -butter, -topfen, -käse, -buttermiloh, -mölke und -topfenwasser,
von Schafkäse verschiedener Art und der aus Schafmilch hergestellten
sog, Salzmilch werden besprochen. Hervorzuheben ist der hohe Fettgehalt
des Büffelrahms, die im Vergleich zu Kuhbutter durchschnittlich viel
höhere Reichert-Meißl'sche Zahl und die auffallend niedrige Jodzahl
der Büffelbutter.
Beiträge zur Zusammensetzung der Schafmilch. Von G. Biro.^) —
— Die Analysen der Milch von je 25 Tieren der neuerdings in Kecskemet
gezüchteten Kreuzungen von Raczka X Ostfriese und Cigaja X Ostfriese hat
zu den in der folgenden Tabelle wiedergegebenen Durchschnittswerten geführt:
Spec. Gew.
Trocken-
substanz
%
Fett
%
fettfreie
Trocken-
masse
«■'o
Asche
Monat
i
der Milch des Serums
der Trocken-
masse
%
April . .
Mai. . . .
Juni . . .
Juli. . . .
August . .
1,0370
1,0374
1.0370
1,0372
1,0364
1,0338
1,0335
1,0327
1,0328
1.0330
1.2563
1,2428
1,2349
1,2283
1,2087
17,57
18,40
19,17
19,56
20,63
6.34
6,84
7,41
7,63
9,02
11,23
11,78
11,75
11,97
11,55
0,78
0,80
0,72
0,77
0,82
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 45, 160—178 (Hameln, Müchwsch. Inst.) : s. auch S. 342. — 2) Ztschr. Unters.
Nähr.- u. Genußm. 1913, 25, 89-91 (Kolzsvär). — 3) Ebend. 292 u. 293 (Kecskemet, Chem. Unteis.-Stat.).
350 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Renntiermilch. Von Chr. Barthel und M. Bergmann, i) — Die Yff.
konnten einige Untersuchungen von Eenntiermilch aus den Lappmarken
ausführen. Als Mittelwerte wurden erhalten: 63,30 °/o Wasser, 10,30%
Eiweißstoffe, 22,46% Fett, 2,50% Milchzuckers) und 1,44% Asche. Die
Asche einer Probe zeigte folgende Zusammensetzung: 14,64° o K,0, 16,20 '*/o
NagO, 35,28% CaO, 2,72 %MgO, 30,44% P2O5, 1,68 %S03^ 4,17 % GL
Zur Chemie des Caseins aus Frauen- und Kuhmilch. Von R. Will-
heim. 3) — Die von Obermayer und dem Vortragenden zur Unter-
scheidung von Eiweißkörpern benutzte Sörensen'sche Formoltitration, die
die in einer bestimmten Eiweißmenge vorhandenen endständigen NHg-
Gruppen zu bestimmen gestattet, ist nun auch auf Frauenmilch- und Kuh-
milchcasein angewandt. Dabei hat sich gezeigt, daß im Kuhmilchcasein
auf etwa je 17, im Frauenmilchcasein auf etwa je 19 Gesaratstickstoff-
atome eine endständige NHg- Gruppe (Aminoiudex) kommt, womit ein
Strukturunterschied festgestellt erscheint. Ferner ließ sich feststellen, daß
der Aminoindex des Molkeneiweißes, das nach Hammersten durch die
Labwirkung abgespalten wird, viel niedriger ist als der seiner Mutter-
substanz, des Caseins. Wurde die Zahl der endständigen NHo-Gruppen
in einer bestimmten Caseinmenge vor und nach der Einwirkung des Lab-
ferments titriert, so zeigte sich, daß diese Zahl keine Vermehrung erfuhr.
Wenn daher das Caseinmolekül durch Lab tatsächlich gespalten wird, so
kann es sich nicht um eine hydrolytische Spaltung polypeptidartiger Bindungen
handeln, sondern der Riß muß sich an einer anderen Stelle, etwa in der
Kohlenstoffkette vollziehen. Die Wirkung des Labs steht daher im Gegen-
satz zur verdauenden Wirkung des Pepsins.
Über die Formen, die Phosphor und Calcium im Milchcasein be-
sitzen. Von L. Lindet. ^) — Der Vf. sehließt aus seinen Untersuchungen,
daß etwa die Hälfte des Phosphors, der in dem durch Lab ausgefällten
Casein enthalten ist, als Calciumphosphat, vermutlich als Triphosphat, vor-
handen ist und daß die andere Hälfte als P2O5 an eine organische Ver-
bindung gebunden ist. Vom Calcium sättigen % die Phosphorsäure ab,
während der Rest die freie Acidität des Caseins bindet.
Über die löslichen Eiweißstoffe der Milch. Von L. Lindet. *) —
Der Vf. zeigt, daß die mit Albumin bezeichnete Substanz alle Eigen-
schaften des Caseins selbst besitzt und sich von ihm nur im Drehungs-
vermögeu («d = — 30^ gegenüber — 116^) unterscheidet. Man muß das
Albumin daher mit Casein ß^ die große Masse der Milcheiweißstoffe mit
Casein a bezeichnen. Die Löslichkeit des Caseins a in den Elementen des
Serums (den Salzen und Lactose) ist analog der des Caseins ß. Dieses
bleibt seiner geringen Menge wegen im Serum ganz gelöst, während vom
Casein u sich nur ein geringer Teil (etwa 10 7o) löst. Der Rest bleibt
in kolloidaler Suspension. Das kolloidal suspendierte Casein übt auf die
gelösten Caseine eine erhebliche capillare Adhäsion aus. Wenn man auf
Grund der Polarisationsmethode das Verhältnis von Casein a zu Casein ß
in den auf verschiedene W^eise hergestellten Seren (Verdünnung mit
1) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußra. 1913, 26, 238-240 (Stockholm). — -) Bei diesem Wert
ist der als anormal zu betiachtende Milchzuckergehalt einer Probe {^,Q^la) nicht berücksichtigt. —
S) Verhandl. d. Naturf. u. Ärzte in Wien 1913, II. 2. Hälfte 1004—1006 (Wien). — *) Compt. rend.
de l'Acad. des sciences 1912, 155, 923 n. 924. — ») Ebend. 1913, 157, 307—309; vergl. dies. Jahresber.
1906, 390.
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 351
wechselnder \"Vassermenge und Labfällung bei verschiedenen Temperaturen)
berechnet, so ergiebt sich, daß es für dieselbe Milch im wesentlichen gleich
ist und daß das suspendierte Casein von beiden gleichviel zurückhält. Die
Gesamtmenge der löslichen Eiweißstoffe, die der Vf. nach dem Ansäuern
mit 0,2 °o Milchsäure durch Äusfällung mit 5% Phenol oder mit 2,5 %
Phenol + 2,5 Vo Quecksilbersulfat bestimmt, betrug im Mittel von 8 Proben
6,45 (5,71 — 7,57) g in 11; hiervon entfiel auf Casein « 3,54 (1,38 bis
6,45) g, auf Casein ß 2,91 (0,57 — 4,74) g. Der Phenolniederschlag ent-
hält kein CaO und kein Calciumphosphat. Die durch partielle Coagula-
tion der Seren (bei 75 ") erhaltenen Niederschläge enthielten fast die
gleichen Anteile an den beiden Caseinen wie das ursprüngliche Serum.
Einfluß des Chlorcalciums auf das Gerinnen der Milch. Von
L. Lindet. ^) — Der Vf. folgert aus seinen Untersuchungen, daß die Zu-
gabe von CaClg zu roher oder gekochter Milch, wodurch phosphorsaures
und citronensaures Calcium gebildet wird, die Wirkung hat, die Natur
und die Menge derjenigen Stoffe zu ändern, die die gelösten Caseine in
Lösung halten. Das Dicalciumphospbat, das infolge von Dissociation die
Bildung von saurem Phosphat veranlaßt, entzieht den Caseinen den Kalk,
der ihre Lösung förderte. Beide löslichen Caseine werden in gleicher
Weise unlöslich, so daß sich ein erneuter Beweis für ihre analogen Eigen-
schaften ergiebt. Die Untersuchungen des Vf. (s. vorsteh. Ref.) erlauben
ferner den Zustand der Eiweißkörper der Milch zu präzisieren. Danach
enthält die Milch 2 Caseine, von denen das eine [ß) in so geringer Menge
vorhanden ist, daß es sich vollständig in seinen natürlichen Lösungsmitteln
auflösen kann, während sich das andere («) nur z. T. löst und zu ^/jo
kolloidal suspendiert ist.
Minimalgehalt der Milch an Gesamtstickstoffsubstanz. Von Andre
Kling. ■^) — Nach der Zusammensetzung von 59 Proben guter und 18 Proben
verdächtiger Milch zeigte die Milch aus der Umgebung von Paris im
Jahre 1912 mit einem Gehalt an fettfreiem Extrakt von mehr als 90 g
einen Minimalgehalt von rund 33 g an Gesamtstickstoffsubstanz auf 1 1.
Die Lipoide des Zentrifugenschlammes und ihre Bedeutung für
die Bildung des Milchfettes. Von Otakar Laxa.^) (Unter Mitwirkung von
Alfred Konecny.) — Neben der Bestimmung des Gehaltes verschiedener
Schlammproben an Wasser, Eiweißstoffen, Fett und Asche hat der Vf. das
aus einer größeren Schlammenge isolierte Fett, das in eine feste und in eine
flüssige Fraktion getrennt werden konnte, eingehend untersucht. Dabei er-
gab sich, daß beide Fraktionen eine ganz andere Zusammensetzung auf-
wiesen als Milchfett. B'erner ließ sich aus dem mit Äther erschöpften
Schlamm durch Digerieren mit Alkohol eine weitere Fettmenge gewinnen,
die wieder eine ganz andere Zusammensetzung zeigte. Da nur ein kleiner
Teil des Schlammfettes auf Rechnung des Futtermittel- und Milchfettes
gesetzt werden kann, wurde das aus Milchdrüsensubstanz gewinnbare Fett
zum Vergleich untersucht. Es stellte sich hierbei heraus, daß das Milch-
drüsenfett vor allem mit dem durch Alkohol ausgezogenen Schlammfett die
größte Ähnlichkeit besitzt: es ist dies um so auffallender, als das Futter der
^) Compt rend. de i'Acad. des sciences 1913, 157, 381-384, — 2) Ann. des falsUic. 6, 340—842
(Paris, Stadt. Lab.); ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 800 (Düsterbehn). — S) Müchwsch. aribl. 1913, 42,
663—671, 691- 697 (Prag, Bakt. Anst. d. techn. Hochsch.).
352 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Kuh, von der die Milchdrüse stammte, ganz verschieden war von dem
Futter der Kühe, aus deren Milch der Schlamm gewonnen war. Der Vf.
spricht auch das obenerwähnte feste Fett des Schlammes als intermediäres
Glycerid bei der Milchfettbildung in den Milchdrüsenzelleu an, das die
Eigenschaften des Nahrungsmittel- und Milchfettes, wie näher gezeigt wird,
vereinigt. Ferner hat sich der Vf. mit den im Schlamm nachweisbaren
Phosphatiden beschäftigt und sie mit den Phosphatiden, die sich aus Milch-
drüsen gewinnen ließen, verglichen. Der Gehalt der Milchdrüse an Phos-
phatiden (als Lezithin berechnet 4,4 °/o) ist viel höher als der des Zentri-
fugenschlammes und der der Milch. Der Vf. hält es für sehr wahrscheinlich,
daß die Phosphatide bei der Milchbildung eine hervorragende Rolle spielen.
Außer Lecithin sind aller Wahrscheinlichkeit nach in der Milchdrüse und
im Schlamm noch andere Lipoide enthalten, deren Natur noch nicht auf-
geklärt werden konnte. Ferner wurden in beiden Materialien Cholesterin
in erheblichen Mengen gefunden.
Beobachtungen über die Fettkügelchen in der Milch. Von W. F.
Cooper, W. H. Nuttall und G. A. Freak. ^) — In Fortsetzung ihrer früheren
Untersuchungen haben die Vff. keine Beziehung zwischen der Zusammen-
setzung des Serums und der Butterungsfähigkeit des Rahms auffinden
können. Studien über den Einfluß der Butterungstemperatur ließen zwar
erkennen, daß der Fettgehalt des Rahras den Anteil des in die Butter
gehenden Fettes beeinflußt und daß auch der Temperatur eine erhebliche
Bedeutung zukommt, doch ließen sich keine Beziehungen zwischen der
Größe der Fettkügelchen und dem in die Butter gehenden Fettanteil be-
stimmen. Bei Fütterungsversuchen, bei denen die Wirkung einer Ration
mit hohem, mittlerem und niedrigem Eiweißveihältnis geprüft wurden,
ließ sich in Anbetracht der erhaltenen unregelmäßigen Werte nur soviel
erkennen, daß das Futter einen geringen oder keinen Einfluß auf die Giöße
der Fettkügelchen ausübt. Die Versuche sollen noch in anderer Weise
fortgesetzt werden. Bemerkenswert ist, daß der mittlere Durchmesser der
Fettkügelchen bei der Milch der Jersey- und Guernseykühe normal, bei
den Shorthorns dagegen ungewöhnlich groß war.
Das specifische Gewicht der Kuhmilch und dessen Änderung kurz
nach dem Ausmelken. Von W. Fleischmann und Georg Wiegner.-) —
Die von Quevenne zuerst beobachtete Zunahme des spec. Gewichtes der
Milch, die „Verdichtung'', in den ersten Stunden nach dem Melken und
bei Wärmegraden, die unter dem Erstarrungspunkte des Fettes der Milch
liegen, wurde im Laufe der Zeit in mehrfacher Weise zu erklären versucht.
Eine nähere Prüfung dieser Versuche ergab, daß die fragliche Erscheinung
nur bei Wärmegraden, bei denen das Milchfett fest werden kann, eintritt
und unzweifelhaft eine Folge der fortschreitenden Erstarrung des beim Aus-
melken flüssigen Milchfettes ist. Alle übrigen Erklärungsversuche er-
wiesen sich als unhaltbar. Die Verdichtung findet nicht statt, wenn man
die Milch vor dem Abkühlen auf Wärmegrade, bei denen Fett erstarren
kann, schützt, auch ist sie in scharf entrahmter Magermilch nicht zu beob-
achten. Auch Milchfett -Wasser -Emulsionen zeigen unter den angegebenen
1) Journ. of Agric. Science 1913, 5, 331—356 (Watford, Cooper Labor, ot PZconomic Research);
vergl. dies. Jahresber. 1911, 424. — ") Journ. f. Landw. 1913, 61, 283—323 (Göttingen, Labor, f. Chem.
u. Bakt. d. Milch).
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 353
Verhältnissen eine Zunahme des spec. Gewichts, während sie bei Emul-
sionen von Ölen, die bei den in Betracht kommenden Wärmegraden flüssig
bleiben, nicht eintritt. Daß das Fett in der Milch beim Abkühlen erstarrt,
läßt sich im Polarisationsmikroskop zur Anschauung bringen. Ebenso läßt
sich zeigen, daß der erstarrte Anteil des Milchfettes ein höheres spec. Ge-
wicht besitzt als der flüssig gebliebene.
Einfluß der Temperatur auf den physikalischen Zustand des Milch-
fettes. Von W, van Dam. ^) — Die Ausdehnung eines Rahms mit 44 °/o
Fett, der 24 Stdu. auf 0*^ abgekühlt und dann allmählich auf 25 ^ erwärmt
wurde, war sehr ungleichmäßig. Sie betrug anfangs ungefähr 0,065 VoL-^/^
für 1 ^, erreichte bei 11 ^ ca. 0,12 Vol.-°/o und nahm mit steigender
Temperatur wieder ab. Bei Rahmproben, die längere Zeit vor Ausführung
der Bestimmungen auf — 15°, -|-7*^, 4~10<', +16^ gehalten wurden,
erwies sich die Ausdehnung bei Erwärmung um 1 ^ als in hohem Maße
abhängig von dieser Vorbehandlung. Die Versuche, die auch mit Rahm
angestellt wurden, der bis zur beginnenden Gerinnung gebuttert worden
war, geben ein Bild von dem physikalischen Zustand des Milchfettes nach
Einwirkung verschieden hoher Temperaturen.
Über die Capronsäure des Milchfettes. Von Kaiman von Fodor. -)
— Bei der Prüfung des Reifeprocesses des Liptauerkäses fand der Vf.
als Bestandteil Normal- Capronsäure. Er prüfte daher, ob auch das Fett
der Schaf- und Kuhmilch diese Säure enthält. Es gelang nachzuweisen,
daß in beiden Fettarten Normal -Capronsäure vorhanden ist.
Enthält die Milch Phosphatide. Von Vladimir Njegovan.^) —
Die Untersuchungen des Vf. führen dazu, anzunehmen, daß die Milch
Phosphatide überhaupt nicht enthält und daß die von verschiedenen Forschern
beobachtete P- haltige Substanz nicht mit den Phosphatiden identisch sein
dürfte. Der Vf. verreibt die auf 25 — 30^ erwärmte Milch mit wasserfreien
NagSO^ und trocknet die Masse im Vacuumexsiccator über HgSO^. Die
Extraction mit Chloroform, absolutem Äther, Aceton, Benzol, Petroläther,
Benzin liefert stets P- freie Auszüge. Die kleinen P- Mengen, die bei der
alkoholischen Extraction beobachtet werden, sind kleinen Mengen über-
gegangenen Caseins oder seinen Zersetzungsproducten zuzuschreiben.
Ursprung des Ammoniaks in der Milch. Erklärung seines Vor-
kommens. Von L. Marcas und C. Huyge.^) — Von 38 Proben Handels-
milch gaben 18 eine ziemlich starke und nur 12 Proben eine negative
Reaktion. Reine Milch ist selbst bis zum Gerinnen frei von NHg. Das
Ammoniak gelangt in die Milch durch Zusatz von unsauberem Wasser, sowie
durch ungenügende Sorgfalt beim Gewinnen und Aufbewahren, Besonders
die StallJuft übt einen ungünstigen Einfluß aus. Der negative Ausfall der
Reaktion spricht jedoch noch nicht für die Reinheit der Milch.
Der isoelektrische Punkt des Menschen-, Kuh-, Ziegen-, Hunde-
und Meerschweinchencaseins. Von Aroo Ylppö. ^) — Während der
isoelektrische Punkt und das Ausflockungsoptimum bei dem Casein der
1) Chem. Weekblad 1912, 9, 982—991 ; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 457 (Henle). — 2) Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Gennßm. 1913, 26, 641—644 (Magyarovar , Milchwsch. Versuchsst.). — s) Biochem.
Ztschr. 1913, 54, 78—82 (Krizevci, Kroatien, Agrik. -chem. Inst.) — ^) Rev. gener. du Lait 1911. 8,
481-486; ref. Ztschi'. Unters., ^"ahr.- u. Gennßm. 1913. 26, 201 (Bnttenberg). — s) Ztschr-. f. Kinder-
heilk. 1913, 8, 224; ref. MUchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 698 (Grimmer).
Jahresbericht 1913. 23
354 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Hunde-, Kuh-, Meerschweinchen- und Ziegenmilch und des Ziegenkolostrums
zwischen 2,1 und 2,7 . 10~^ lag, wurde er bei Frauenmilchcasein zu
6,9 . 10~^ gefunden. Er liegt somit beim Frauenmilchcasein in merkbar
saurerem Gebiet.
Die Wirkung der mechanischen Erschütterung auf die Frauen-
milch. Von St. Engel. ^) — Beim Schütteln der Frauenmilch zeigte sich
mit zunehmender Dauer eine Zunahme der Acidität, um sich einem Maximum
zu nähern, das zwischen 20 und 25 ccm Yio n-NaOH für lÖO ccm Milch
lag, wählend die Änfangsacidität immer sehr niedrig war. Gleichzeitig
traten staubförmige Gerinnsel auf und das Casein wurde leichter durch
Säure fällbar. Das Milchfett scheint die Hauptrolle bei dieser Erscheinung
zu spielen, da entrahmte Frauenmilch auch bei langem Schütteln nur eine
sehr geringe Aciditätszunahme zeigte.
Über den Einfluß des Kochens auf das physikalisch -chemische
Verhalten von Frauenmilch, Kuhmilch und Buttermilch. Von Paul
Grosser. 2) — Nach den Untersuchungen des Vf., bei denen rohe und er-
hitzte Kuhmilch (Magermilch), Frauenmilch und Buttermilch durch ein
Buchhold'sches Ultrafilter zur Beseitigung der kolloiden Substanzen ge-
schickt wurde, übt das Kochen auf den Gefrierpunkt keinen Einfluß aus.
Der Gehalt an N und P2O5 wird bei der Kuhmilch kaum beeinflußt,
während er bei Frauenmilch beträchtlich sinkt. Die Menge des Kalkes
im Ultrafiltrat wird in beiden Milcharten durch längeres Kochen vermindert,
bei der Frauenmilch stärker als bei der Kuhmilch. Bei dei Buttermilch
war keine Einwirkung des Kochens festzustellen. In der Frauenmilch ist
der nicht kolloide Reststickstoff wesentlich höher als in der Kuhmilch.
Auch P2O5 und CaO sind in der Frauenmilch zu einem gewissen Procent-
satz frei, d. h. nicht an kolloide Komplexe gebunden. Die Buttermilch steht
im Verhalten von CaO und P2O5 der Frauenmilch näher als der Kuhmilch,
was sich durch die saure Gärung, die PoOg und CaO „abspaltet*', erklärt.
Die durch Pasteurisieren in Kuhmilch hervorgebrachten chemi-
schen Veränderungen. Von Philip Rupp.^) — Das Pasteurisieren bei
62,8 '^ bedingt keine erheblichen chemischen Änderungen der Milch. Die
löslichen Calcium- und Magnesiumphosphate werden nicht unlöslich. Im
Serum der bei 68,3° pasteurisierten Milch ist ebensoviel P2O5, CaO und
MgO vorhanden wie im Serum von roher Milch. Albumin coaguliert bei
62,8° nicht, dagegen werden bei 65,6° 5,75 % unlöslich. Je mehr die
Temperatur steigt, desto mehr Albumin wird coaguliert. Die zur Coagulaüon
des Caseins erforderliche Zeit ist in pasteurisierter Milch bis zu Temperaturen
von 65° geringer als in roher Milch; bei 70° tritt eine kleine Verzögerung
ein, bei 75° hat sich die Zeit fast verdoppelt. Die durch Titration be-
stimmte Acidität ist in pasteurisierter Milch geringer.
Über die Oxydationszahl der Milch. Von Temistocle Jona.*) —
Die Oxydationszahl der Milch, d. h. die zur Oxydation von 1 ccm Milch
nötigen ccm V^o n-KMn04-Lsg., beträgt bei natureller Milch 50 — 52.
Sie eignet sich vorzüglich um Wasserzusätze festzustellen. Bei Zusatz von
1) Monatsschr. f. Kinderheük. 1913, 11, 578; rel. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 698 (Grimmer).
— =) Biochem. Ztschr. 1913, 48, 427—431 (Frankfurt a. M., Biochem. Labor, d. Inst. f. exp. Therap.
u. Kinderklinik d. städt. Krankenh.). — ') U. S. Departm. of Aerik. Bur. of Animal Ind. Bml. 166,
15 S. ; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, H. 168 (Jung). — •») Giorn. i'aim. Chim. 62, 59—63 (Pavia); ref. Chem.
Ctrlbl. 1913, I. 1234 (Grimme).
F, Molkereiproducte. 1. Milch. 355
10 Vo Wasser wurde die Zahl 38, bei 50 7o die Zahl 20, bei 90% die
Zahl 4 gefunden.
Beiträge zur Kenntnis der Fermente der Milchdrüse und der
Milch. Von Grimmer.^) — I. Proteasen. Der Vf. hat gefunden, daß
weder bei den Glycerinextrakten , noch bei den Preßsäften und Kochsalz-
extrakten der Milchdrüsen von Rind, Schaf, Schwein und Pferd eine
proteolytische Wirksamkeit festzustellen war. In den Preßsäften und
Na Gl -Extrakten der nicht der Autodigestion unterworfenen Drüsen aller
Tiere waren sehr reichliche Mengen durch Essigsäure fällbarer Substanzen
vorhanden; die Biuretprobe fiel in allen sehr stark positiv aus; Albumosen
und Peptone waren nicht vorhanden. Die Autodigestionsextrakte der Drüsen
nichtmilchender Tiere gaben eine sehr starke Biuretreaktion, die auch
nach dem Extrahieren unter Essigsäurezusatz und im Filtrate der mit
(NH^)« SO4 gesättigten Extrakte auftritt. Nach der Dialyse trat die Reaktion
nur noch schwach auf. Bei den gleichen Extrakten der Drüsen milchender
Tiere dagegen war die Biuretreaktion völlig oder fast ganz verschieden;
auch waren in ihm nur sehr wenig durch Hitze oder (NH4)2S04 fällbare
Substanzen vorhanden. Der Eiweißabbau war aber in den milchenden
Drüsen viel energischer gewesen als in den nichtmilchenden. Besonders
kennzeichnend ist, daß bei den einwandfrei nicht milchenden Drüsen kein
Tryptophan abgespalten wurde, während bei den milchenden stets eine
deutliche Reaktion erkennbar war. Es liegt daher noch kein Grund vor,
anzunehmen, daß das proteolytische Ferment der ruhenden und das der
tätigen Milchdrüse identisch sind.
II. Ereptasen, Die vom Vf. untersuchten Preßsäfte und Kochsalz-
extrakte, auch die autoly tischen, waren befähigt, aus Seidenpepton Tyrosin
abzuspalten. Ob es sich hier um ein besonderes peptolytisches Ferment
handelt oder ob die Spaltung durch das proteolytische Ferment der Drüsen
bewirkt wird, ist noch nicht zu entscheiden. Es ist möglich, daß die
proteolytischen Fermente in den tätigen und ruhenden Drüsen vielleicht
die gleichen sind, während die lactierenden Drüsen noch ein specifisches
peptolytisches Ferment enthalten, das aus den höheren Abbauproducten
der Eiweißkörper Tryptophan abzuspalten vermag.
III. Monobut^^rinase. Obwohl es infolge der Schwierigkeit, die
Milchdrüse vollkommen blutfrei zu erhalten, und der Fähigkeit des Blutes,
Monobutyrin zu spalten, nicht völlig einwandfrei sichergestellt ist, darf
bei der geringen Wirksamkeit des Blutes und des sehr kleinen Blutgehaltes
der untersuchten Extrakte, geschlossen werden, daß die beobachtete Spaltung
des Buttersäureglycerinesters auf ein von der Milchdrüse gebildetes Ferment
zurückzuführen ist. In den Kochsalzextrakten waren die erhaltenen Werte
fast ohne Ausnahme sehr viel niedriger als in den Preßsäften. Die Dialyse
der Säfte und Extrakte hatte in den meisten Fällen einen starken Abfall
der Wirksamkeit des Fermentes zur Folge. Bei der Autodigestion wird
das Ferment nicht zerstört.
IV. Am y läse. Die Drüsen vom Pferd und Schwein besitzen in
hohem Maße die Fähigkeit, Stärke abzubauen. Beim Rinde ist diese
1) Biochem. Ztschr. 1913, 53, 429—473 u. Müchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 617—622, 637—647,
657—663, 684—691 (Dresden, Kgl. Tierarzt!. Hochsch.); vergl. auch dies. Jahresber. 1909, 345; 1911, 400
u. 1912, 335.
23*
356 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Fähigkeit in den ruhenden Drüsen stärker als in den tätigen. Die ruhenden
Drüsen des Schafes besaßen keine bemerkenswerte amylolytische \\^irksam-
keit. Die erhaltenen Resultate sind nicht eindeutig genug, um Schlüsse
über die Entstehung der Milch zuzulassen. Indessen ist die in den ver-
schiedenen Milcharten enthaltene Amylase als ein originäres Ferment
anzusprechen.
V. Salolase. Alle untersuchten Säfte und Extrakte besaßen in
hohem Maße die Fähigkeit, Salol zu spalten. Dieses Vermögen der Milch-
drüsen ist als eine rein fermentative Wirkung aufzufassen. Hierfür spricht,
daß die salolspaltende Fähigkeit der Extrakte, bei denen die alkalische
Reaktion durch Dialyse beseitigt ist, nicht verloren ging, daß die Salolase
in den dialysierten Lösungen wie in den Extrakten und Preßsäfteu selbst
durch Erhitzen zerstört wird und daß das P'erment durch (NH4)2S0^ fäll-
bar und durch Behandeln des Niederschlages mit Wasser wieder in Lösung
zu bringen ist.
VL Peroxydase. Die Guajakperoxydase konnte nur in den lac-
tierenden Drüsen der Wiederkäuer gefunden werden. Ob in allen unter-
suchten Drüsen auch ein Enzym vorhanden ist, das Paraphenylendiamin,
Rothenfußer'sches Reagens, Jodstärke usw. ox3'diert, ist nicht zu entscheiden.
Wahrscheinlich ist es in den lädierenden Drüsen enthalten. Es ist an-
zunehmen, daß die Guajak- und die Paraphenylenperoxydase der Wieder-
käuermilcharten nicht identisch sind. Die vorliegenden Untersuchungen
sind keine Stütze für die Annahme, nach der das oxydierende Prinzip der
verschiedenen Milcharten kein Ferment ist. Der Vf. äußert sich hinsichtlich
der Bedeutung der verschiedenen Fermente in der Milch dahin, daß sie
wohl als Producte der Milchdrüse zu betrachten sind, die sie benötigte,
um die Milch zu bilden, kaum aber als Producte, die dem zu ernährenden
Säugling zugute kommen sollen.
Zur Frage nach der Fermentnatur der Milchperoxydase. Von
W. Grimmer.^) — Der Vf. tritt der Auffassung von Hesse und Kooper^)
entgegen. Aus neueren Untersuchungen schließt der Vf., daß die Per-
oxydase entweder selbst ein Eiweißkörper ist, der in seinem chemischen
und physiologischen Verhalten bis zu einem gewissen Grade Ähnlichkeit
mit dem Milchalbumin besitzt, oder aber daß das Ferment große Neigung
besitzt, vom Albumin absorbiert zu werden, so daß seine Trennung mit den
zu Gebote stehenden Mitteln nicht möglich ist. Die Alkalität der Milch
ist für das Zustandekommen der Peroxydasereaktion völlig belanglos. Auch
die neuerdings von Hesse und Kooper^) gegebene Ei*klärung, nach der
die Reaktion durch die katalytische Wirkung von Eisenverbindungen be-
dingt sein soll, beruht nach dem Vf. auf unrichtigen Voraussetzungen.
Über einige Peroxydasereaktionen der Milch. Von Themistocle
Jona. 3) — Die Peroxj^dasereaktion zur Unterscheidung roher und gekochter
Milch wurde von keinem der benutzten Konservierungsmittel beeinflußt.
Als Konservierungsmittel ungeeignet erwies sich ammouiakalische Kupfer-
sulfatlösung. Rohe Milch, die lange Zeit bei — 10 ° aufbewahrt war, gab
die Reaktion vorzüglich. Durch weitere Versuche, deren Ergebnisse tabel-
1) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 25, 85—88 (Dresden, Physiol. -ehem. Vereuchsst.
d. Tierärztl. Hochsch.V — 2) Dies. Jahresber. 1912, 335. — S) Arch. d. Farmacol. sperim. 15, 122—130
(Pavia); ref. Chem. Ctlrbl. 1913, I. 1790 (Grimme).
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 357
larisoh wiedergegeben werden, wurde der Einfluß von Höhe und Dauer
der Erhitzung auf den Ausfall der Reaktion bei reiner und konservierter
Milch ermittelt. Sind Konservierungsmittel (Borsäure, Benzoesäure, Salicyl-
säure, Sublimat, Natriumdicarbonat) zugesetzt, so wird beim Erhitzen die
Peroxyd asereaktion schon früher wie sonst aufgehoben. Die nach Frouin^)
für die Analyse homogenisierte Milch gibt die p-Phenylendiamin- und
Guajakolreaktion nicht mehr oder mit einem Überschuß des Reagenses nur
sehr schwach. Der Yf. führt dies auf den NH3- und nicht so sehr auf
den Saponinzusatz zurück. Auf das Alter der Milch lassen sich aus dem
Ausfall der Reaktion keine bestimmten Schlüsse ziehen. Die Peroxydase-
reaktion ist nicht an den Zusatz^ von oxydierenden Substanzen gebunden,
doch muß diese Tatsache noch durch weitere Versuche geklärt werden.
Der Vf. beschäftigt sich schließlich mit der Eeaktion von Gau eher 2), äk'
auf der Entfärbung frischer Hämatinlösung durch gekochte Milch beruht.
Die Reaktion wird durch Zusatz von roher zur gekochten Milch, HgOg,
Kaliumbichromat, HgClg verhindert. Umgekehrt entfärbt rohe Milch mit
Formalin sofort Hämatin. Ebenso wirken Spuren von Hg S.
Wirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf die Amylase der Frauen-
milch. Von L. Lagane. ■^) — Der Vf. hat nachgewiesen, daß durch kleine
Zusätze von HgOo die verflüssigende Wirkung der in der Frauenmilch
enthaltenen Amylase auf Stärkekleister erheblich beschleunigt wird; das-
selbe gilt, jedoch in geringerem Grade auch für die verzuckernde Kraft
des Enzyms. Die Aktivierung der Amylase, die der Vf. dem H.^ Og zu-
schreibt, ist vielleicht auf die Peroxydasen der Milch zurückzuführen.
Die entsprechenden Versuche mit Kuh- und Ziegenmilch, denen die Amy-
lase fehlt, fielen stets fast vollständig negativ aus.
Huslanka und Yoghurt und die Vergleichung der Säuerungs-
erreger der beiden Sauermilcharten. Von Wladimir Kindraczuk.^) —
Die von den Huzulen in den Ostkarpathen und in der Bukowina bereitete,
sehr beliebte Sauermilch Huslanka ist außerordentlich haltbar, läßt sich
1 — 2 Jahre aufbewahren und verdankt ihre Haltbarkeit der großen Menge
Milchsäure, die durchschnittlich 2 — 2,5*^/0 beträgt. Es wurden in ihr
der Streptococcus Günther! und ein dem Bac. bulgaricus sehr nahe ver-
wandter, doch nicht mit ihm identischer Bacillus gefunden, den der Vf.
B. carpathicus nennt. Die Bereitung der Huslanka ist sehr ähnlich der
des Yoghurt.
Das Wiener Präparat „Yoghurtogen" und das Vorkommen des
„Bacillus bulgaricus" in Moskauer roher Milch. Von N. P. Micha-
lowsky. ^) — In dem Präparat, dem ungeeignete und abänderungsbedürftige
Vorschriften beigefügt sind, wurden 3 Arten von Milchsäurebakterien fest-
gestellt: Bact. lactis acidi in enormer Anzahl, Bac. bulgaricus, bedeutend
weniger, und in sehr geringer Zahl ein Streptococcus, der eine Rassen-
varietät des von We ig mann entdeckten Streptococcus hollandicus war.
Der Vf. konnte ferner den Nachweis für die Anwesenheit des Bac. bul-
garicus in der Moskauer Marktmilch erbringen, was mit der von Hastings
1) Dies. .Jahresber. 1912, 522. — ^) Ebend. 1908, 616. — S) Compt. rend. de l'Acad. des sciences
1913, 156. 1941-1943. — *) Österr. Molk. -Zeit. 1912, 19. 257; ref. Ctrlbl. Bakteriol. U.Abt. 1913,
37, 96 (Stift). — 6) Ber. d. bakteriol. agronom. Stat. in Moskau 1912. Nr. 19; ref. Ctrlbl. Agrik.-Cheni.
1913, 42, 715.
358 Landwirtschaftliche Tierproduction.
und Hammer ausgesprochenen Ansicht im Einklang steht, nach der der
Bacillus sehr verbreitet ist und meist in roher Kuhmilch vorkommt.
Taette, die Sauermilch der Skandinavier. Von W. Freund, i) —
Die Untersuchungen bestätigen im allgemeinen die von Olsen 2) mitgeteilten
Beobachtungen.
Über eine gegorene Milch, die in Serbien und Montenegro als
Nahrungsmittel dient. Von C. Gorini. ^) — Die verbreitetste der ver-
wendeten gegorenen Milcharten ist das Skorup, das aus dem aufgestiegenen
Rahm gekochter Milch bereitet wird und von dem der Vf. einige Proben
untersuchte. Die Mikroflora in ihneu war dieselbe wie in Yoghurt und
Griodda, sie bestand aus einer Mischung von Milchsäurebakterien (Lacto-
coccen und Lactobacillen) und Saccharomyceten in geringerer Zahl. Da
diese Saccharomyceten von dem Vf. in allen ursprünglichen gegorenen
Milcharten vorgefunden wurden, sind sie nicht unter die anormale Flora
zu rechnen. Bemerkenswert ist die vollständige Abwesenheit aller wirklich
fremdartigen Keime. Wahrscheinlich wird dies durch die wirksame Sterili-
sierung der Milch durch Kochen und durch eine besondere Energie der
angewandten Milchsäurebakterien, durch die sie die gegnerischen Keime
überwältigen, verursacht.
Über das Milchfett altmelker Kühe. Von Kälmän von Fodor. *)
— Bei der Untersuchung ungarischer Butter hat der Vf. früher beobachtet,
daß die Butter in den Monaten Februar und März, in die die Zeit des Ab-
kalbens meistens fällt, vielfach schneller verdirbt und eine schlechtere Be-
schaffenheit aufweist als in den anderen Monaten. Bei vergleichenden
Untersuchungen hat sich nun in der Tat ergeben, daß das Milchfett der
altmelken Kühe leichter zersetzbar ist als das der frischmelkenden. Wor-
auf dies beruht und ob hierbei der höhere Ölsäuregehalt eine Rolle spielt,
ist noch nicht zu entscheiden.
Die Milch brünstiger Kühe als Kindermilch. Von Hermann
Steng. ^) — Die Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung der
Milch brünstiger Kühe können nicht regelmäßig nachgewiesen werden.
Das Fett zeigt manchmal geringe Unterschiede, indem es bald höher, bald
niedriger ist. Refraktion und Milchzucker bleiben gleich oder werden
wenig erhöht. Die Säure verändert sich meist nicht. Das spec. Gewicht ist
trotz des erhöhten Fettgehaltes öfters hoch, im ganzen aber wenig geändert.
Auch Eiweiß, Trockenmasse und Asche weichen nicht oder nur wenig von
den normalen Werten ab. Als Säuglingsnahrung sollte Brunstmilch nicht
verwendet werden; Versuche ergaben, daß durch sie Erkrankungen in
Form der Dyspepsie ausgelöst werden können. Wahrscheinlich sind dabei
Toxine (Ovariotoxine) mit im Spiele.
Untersuchungen über die Alkoholprobe bei Milch von kranken
Kühen. Von Karl Metzger.*') — Die Untersuchungen des Vf., die sich
auf 70 kranke Kühe erstreckten, ergaben: Zwischen dem Säuregrad und
1) Molk. -Zeit. Hildesheira 1913, 27, 661: ref. Ctrlbl. Baktoriol. II. Abt. 1913, 39. 143 (Wolff).
— "1 Dies. Jahresber. 1912, 333. - s) Rendiconti d. R. Inst. Lombardo di sc. e latt. 1913. 46. 396
(Mailand, Bakt. Labor, d. Idwsch. Hochsch.); ref. Milchwsch. Cirlb!. 1913, 42, 396 (Kaufmann). —
«) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 26, 2.35—237 (Ma?yar6vdr, Versnchsst. f. Milchw.). —
6) Arch. f. Hyg. 78, 219—246 (Tübingen); ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 606 (Proskaner) u. Chera -Zeit.
Rep. 1913, 37, 661. — 6) Molk. -Zeit. Berlin 1912, Nr. 52; rof. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1913, 42, 491 (Popp).
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 359
dem Ausfall der Alkoholprobe bei der Milch kranker Tiere besteht keine
regelmäßige Beziehung. Die Körpertemperatur (Fieber) beeinflußt weder
den Säuregrad noch den Ausfall der Alkoholprobe. Eine Beziehung zwischen
Alkoholgerinnung und Tuberkulose besteht nicht, ebensowenig zwischen
Alkoholgeriunung und Indigestion verschiedener Art. Die Milch von Kühen,
die verkalbt haben, gerinnt regelmäßig längere Zeit mit Alkohol. Der an-
steckende Scheidenkatarrh beeinflußt die Alkoholprobe nicht. Erkrankungen
der Gebärmutter zeigen sieh durch die Alkoholprobe fast regelmäßig, doch
nicht ausnahmslos an. Die Alkoholprobe ist als diagnostisches Hilfsmittel
für den Tierarzt nicht verwertbar. Ihr Hauptwert besteht in der Ermittlung
der Frische der Milch.
Untersuchungen über den Einfluß der Leukocytenzahl und der
Entzündungsproducte auf die Reaktion der Milch. Von Joseph Frick.^)
— Die Höyberg'sche Methode 2) ist nach dem Vf. nicht brauchbar.
Kolostrum besitzt bei hohem Leukocytengehalt erhöhte Acidität. Altmelke
Milch trächtiger Kühe zeichnet sich durch verminderte Acidität und er-
höhten Leukocytengehalt aus; die altmelke Milch nichtträchtiger Tiere ist
dagegen lange Zeit normal. Bei Mastitismilch war die Acidität meistens
vermindert; bei akuten Fällen ist die Acidität zunächst erhöht; sie nimmt
erst im Verlaufe der Krankheit ab und sinkt unter die Norm. In der
Mehrzahl der Fälle ging Leukocyten- und Bakterienzahl parallel. Mit zu-
nehmender Leukocytenzahl sinkt in der Regel die Acidität.
Untersuchungen zur Hygiene der Kuhmilch (I). Von Gottlieb
Salus. ^) — Der Vf. behauptet, daß es möglich wäre, bei Reinhaltung der
Tiere und besonders der Euter eine bedeutend keimärmere Milch zu ge-
winnen, deren Keimgehalt offenbar durch die Striehflora hauptsächlich von
voller Sterilität entfernt war, wenn man die Milch jeder einzelnen Kuh
sofort in eigene sterilisierte Gefäße aufnehmen könnte. Diese Milch wäre
auch bei Kühlhaltung länger frisch und keimarm aufzubewahren.
Einige Umstände, die den Keimgehalt der Milch beeinflussen.
Von A. Länder und A. Cunningham,*) — Der Keimgehalt, der durch
Zählung der auf Agarplatten bei 22*^ nach 72 Stdn. entstandenen Kolonien
ermittelt wurde, wurde durch Putzen der Kühe um etwa 98% vermindert.
Das Bürsten des Euters erhöhte den Bakteriengehalt der Milch. Wurde
das Euter gewaschen und feucht gelassen, so erniedrigte sich der Keim-
gehalt der Milch im Vergleich zu der Milch, die von nur geputzten Kühen
erhalten wurde, um etwa 88 %• Auch der bekannte Einfluß des Ktthlens
wurde gezeigt. Die Milch, wie sie den Kuhstall verläßt, zeigte im Durch-
schnitt einen Keiragehalt von unter 50 000 in 1 com.
Biologische Prüfung der Güte der Milch. Von Simeon Parascht-
schuk.5) — ßer Vf. hat gefunden, daß das Verhalten der Milch, wenn
man sie nach dem Sterilisieren mit 5 verschiedenen Reinkulturen (1 — 2%)
impft und im Thermostaten bei 32 — 36^ bis zum Gerinnen stehen läßt,
für ihre Beurteilung verwendet werden kann. In sehr guter Milch, die
1) Dissertation Stuttgart 1912; ref. Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1913, ,S9, 180 (Grimmer). — 3) Dies.
Jahresber, 1911, 641. — ^) Dies. Jahresber. 1911, 641. — s) Arch. £. Hyg. 1912, 75, 353—370; ref.
Chem. Ctrlbl. 1913, I. 120 (Proskauer). — ■•) Edinburgh and East of Scotland Coli, of Agric. 1913,
Rep. 28; ref. Ctrlbl. Bakteriol. 1913, 38, 223 (Golding). — 5) MUchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 65-69 u.
Ber. über d. Tätiifk. d. milchw. Unters. -Labor, an d. Butterbörse zu Petersburg 1910/11, 53; ref. Ctrlbl.
Bakteriol. 11. Abtt 1913. 37, 94 (Kolenew).
360 Landwirtscliaftliclie Tierproduction.
nach 5 — 6 Stein, gerinnt, wurden zahlreiche dänische Streptokokken, die
in Dänemark zur Herstellung von Trockenkulturen verwendet werden, ebenso
Milchsäurebakterien vom Güntheri-Typus und Jaroslaw'sche Diplokokken (aus
Jaroslawer Rahm isoliert) gefunden. Russische Milchsäurestreptokokken und
Bac. bulgaricus gelangen dagegen nur in geringer Zahl zur Entwicklung.
Bei Milch mittlerer Beschaffenheit, bei der das Gerinnen etwa 2 Stdn. länger
dauert, sind die dänischen Streptokokken fast abwesend, dagegen sind viele
Milchsäurebakterien, sowie eine ziemlich große Menge von russischen Strepto-
kokken und von Bac. bulgaricus zugegen. Ist die Milch noch weniger
einwandsfrei, so ist die Gerinnungszeit noch länger und es kommen geringere
Mengen von kleinen Diplokokken und größere Mengen von russischen
Streptokokken und Bac. bulgaricus zur Entwicklung. Noch schlechtere
Milch hemmt die Entwicklung der kleinen Milchsäurebakterien und russischen
Streptokokken. Nur Bac. bulgaricus kann unter diesen Bedingungen noch
"Widerstand leisten. Es gibt jedoch so schlechte Milch, daß auch diese
Bakterienart nicht mehr zur Entwicklung kommen kann. Es müssen daher
in der Milch irgendwelche Substanzen entstehen, die auf Milchsäure-
bakterien geradezu giftig wirken. Wahrscheinlich wird derartige Milch
auch für den kindlichen Organismus nicht indifferent sein. •
Über den Alkoholgehalt der Milch nach Zufuhr wechselnder
Alkoholmengen und unter dem Einfluß der Gewöhnung. Von Wilhelm
Völtz und Johannes Paechtner. i) — Im ]\Iittel von 16 Versuchen, mit
Einschluß der Versuche an einem noch nicht an Alkohol gewöhnten
Tier, wurden aus einer gesamten Zufuhr von 5,8 1 absolutem Alkohol
11,05 ccm = 0,19 ^/o in einer gesamten Milchmenge von 107,5 kg nach-
gewiesen, das sind 0,0817 g Alkohol in 1 kg Milch. In der Milch von
Kühen, die Schlempe mit dem in der Praxis überhaupt nur noch und
zwar sehr selten in Betracht kommenden Alkoholgehalt von 0,1 — 0,3% in
den üblichen Mengen verzehren, kann demnach der Säugling zumeist gar
keinen, höchstens einige mgr Alkohol täglich aufnehmen. Auch die Frauen-
milch enthält nach mäßigem Alkoholgenuß nur minimale Mengen Alkohol.
Über den Einfluß von Arzneigaben auf die Milch der Kühe.
Von Oliviero Lanzoni. ^) — Der Einfluß der geprüften Arzneimittel
äußerte sich in folgender Weise: Die Trockensubstanz wurde durch NajSO^
um 0,81%, durch MgSO^ um 2.64% erhöht, durch Rhabarber um 1,38%,
durch Aloe um 1,40 "/o, durch Arsenik um 1,46 '^o vermindert. Das Fett
nahm zu bei Nag SO4 um 0,94%, bei MgSO^ um 2,05%, dagegen ab bei
Rhabarber um 0,8 Vo, bei Aloe um 0,14%, bei Arsenik um 0,26%. Das
Casein stieg bei NagSO^ um 0,19%, bei MgSO^ um 1,03%; die Abnahme
betrug bei Rhabarber 1,5%, bei Aloe 1,91%, bei Arsenik 0,95%. Im
Gehalt an Eiweiß wurde stets eine Zunahme beobachtet; bei Na2S04 um
0,02%, bei MgSO^ 0,10%, bei Rhabarber 0,04 "0, bei Aloe 1.43%, bei
Arsenik 0,09%. Der Milchzucker verminderte sich durch Na2S04 um
0,26%, durch MgSO^ um 0,28%, durch Aloe um 0,75^0, durch Arsenik
um 0,26%; er nahm nur bei Rhabarber zu und zwar um 1,01%. Der
Aschengehalt nahm in allen Fällen ab; bei Na2S04 0,08%, bei MgSO^
1) Biochem. Ztschr. 1913, 52, 7:'.— 95 u. Ztschr. f. Spiritnsind. 1918. 36. ;^9 u. 350, 361 n. 362
(Berlin, Ins«, f. Gärangsg-ewerbe d. Idwsch. Hochsch.). — ^) La Clinica Vetermaria 1913, 36, 11—23
u. 58—69; ref. Intern. Agrar-techn. Eundsch. 1913, 4, 961.
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 361
0,26 °/o, bei Rhabarber 0,13%, bei Alce 0,03%, bei Arsenik 0,08 "/o. Das
spec. Gewicht der Milch stieg bei NagSO^ und MgSO^ um 0,004, fiel bei
Rhabarber ura 0,002, bei Arsenik um 0,004 und blieb unverändert bei
Aloe. Das spec. Gewicht des Serums nahm zu bei Na^SO^ um 0,002,
bei MgSO^ um 0,004 und verringerte sich bei Rhabarber und Arsenik um
0,002; auch hier war Aloe ohne Einfluß. Der Vf. schließt aus seinen
Untersuchungen, daß Na- und Mg-Sulfat wahrscheinlich überhaupt nicht
in die Milch übergehen, daß die Arzneimittel erhebliche Yeränderungen
bei den Bestandteilen der Milch hervorrufen und daß derartig beeinflußte
Milch unhygienisch und daher für den Handel unbrauchbar ist, falls sie
nicht als sog. ,, medikamentöse Milch" bestimmten Zwecken dienen soll.
Über den Einfluß der Krankheiten der Rinder auf die Milch.
Von Franz Zaribnicky.^) — Bei der Untersuchung von Milchproben, die
von an verschiedenen Krankheiten leidenden Rindern stammten, wurden
die größten Schwankungen im Fettgehalt (1,5— 19,5 ''/q) beobachtet; ab-
norm hohe Werte fanden sich bei Erkrankungen des Euters und des
Respirationsapparates, niedrige Werte bei Darmkatarrhen. Auch die Meui^e
des Milchzuckers wird durch Erkrankungen beeinflußt, wenn auch nicht
so häufig als das Fett; es konnte nur Verminderung der Menge, nie aber
eine Vermehrung festgestellt werden. In der Gesamtmenge der an-
organischen Bestandteile wurden nur kaum nennenswerte Abweichungen
vom normalen Mittel gefunden. Die Caseinmenge dürfte andern Einflüssen
unterliegen als die des Albumins. Während das Casein von alimentären
Einflüssen bis zu einem gewissen Grade abhängt, finden sich bei gestörter
Nahrungsaufnahme abnorm hohe Werte für Albumin; desgleichen scheint
auf Einflüsse sozusagen toxischer Natur die Milchdrüse leicht mit einer
gesteigerten Albuminausscheidung zu reagieren. Auch dürften N-haltige
Nichteiweißstoffe gerade dort auftreten, wo Gelegenheit geboten ist, daß
Produkte von Eiterungsprocessen in das Blut übertreten. Der Vortrg. ver-
mutet, daß diese Stofl"e Producte der proteolytischen Tätigkeit der Bakterien
sind, die nach ihrem übertritt ins Blut durch die Milchdrüse ausgeschieden
werden.
Die Milch von an Maul- und Klauenseuche erkrankten Kühen.
Von H. Bertin -Sans und E. Gaujoux.''') — Die Milch von 10 erkrankten
Tieren wurde wiederholt untersucht. Der Gefrierpunkt bewegte sich
innerhalb der normalen Grenzen. Auch der Säuregrad zeigte keine auf-
fallende Abweichung. Während der ersten Tage der Infektion steigt der
Gehalt an Katalase, nimmt dann ab und zeigt nach und nach den normalen
Wert; die Erhöhung steht im gewissen Verhältnis zur Schwere der Er-
krankung.
Welche Veränderungen erleidet die Milch von Kühen, welche an
Maul- und Kauenseuche erkrankt sind? Von O. Mezger, H. Jesser und
K. Hepp. ^) — Die ausgedehnten Untersuchungen der Vff. haben ergeben:
Der Einfluß der Seuche auf die Zusammensetzung der Milch ist weder
bei den Tieren der gleichen Rasse noch des gleichen Laktationsstadiums
1) Verhandl. D. Natutf. u. Ärzte in Wien 1913, II 1. Hälfte, 419 u. 420 (Wien). — =) Rev.
gener. du Lait 1912, 9. 145—151; ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u. GenuJSm. 1913, 26, 201 (Buttonberg).
— 3) Ztschr. Unters. Nähr.- u= Genußm. 1913, 25, 513-551 (Stuttgart, Chem. Labor, d. städt Unters-
Amtes).
362 Landwirtschaftliche Tierproduction.
der gleiche. Man gewinnt vielmehr den Eindruck, daß der Einfluß sicher
individuell verschieden ist. Am häufigsten beobachtet man, daß zu Beginn
der Erkrankung die Concentration der Milch, insbesondere in bezug auf
den Gehalt an Fett und N-Substanz, oh auch an Asche, Gl und P2O5
steigt, während die Milchmenge entsprechend zurückgeht. Mit der all-
mählichen Besserung des Befindens der Tiere steigt vielfach die Milch-
menge und der Milchzuckergehalt und sinkt der Gehalt an N-Substanz.
Nach Abheilung der Seuche fanden die Vff. Werte für die Milchmengen,
wie man sie bei Kühen ohne Seuche auch findet. Vielfach waren Fibrin-
gerinnsel und Kolostralkörperchen nachzuweisen. Mit dem Sinken des
Fettgehalts sinkt übrigens auch die Refraktion des Fettes. Oft stehen die
höchsten Katalasewerte den niedrigsten Reduktasewerten gegenüber und
umgekehrt. Auffallend sind die niedrigen Werte für die Verseifungszahl
und die Reichert-Meißl'sche Zahl bei dem Fett der fettreichsten
Milch einer Kuh, die mit einer sehr hohen Refraktion verbunden waren.
Ein auffallendes Sinken der für den Nachweis einer Wässerung heran-
gezogenen Werte wurden bei 7 Kühen beobachtet. Der Übergang zu einer
„wäßrigen Beschaffenheit" und ebenso die Besserung erfolgen indessen nur
ganz allmählich. Auf keinen Fall tritt infolge einer abgeheilten Erkrankung
eine „Verwässerung'' der Milch ein, nicht einmal ein besonderer Rückgang
im Fettgehalt der Milch am Sclilusse ist zu erkennen.
Zur Frage nach den Beziehungen zwischen Bakterienflora der
Milch und der Weide. Von A. Wolff. ^) — Der Vf. berichtet über
eine Reihe von Untersuchungen und Beobachtungen, die im Anschluß an
Kontrollanalysen ausgeführt wurden und Znsammhänge zwischen Weide-
und Milchflora erkennen ließen. Es ist eine Übereinstimmung im Auftreten
allgemein verbreiteter Keime festzustellen. Ferner kann man gewisse
Bakterien, wie Bact. trifolii, das der Milch einen bitteren Geschmak verleiht,
die Rasse des Bact. fulvum bezw. Bact. herbicola, ein in Gänseblümchen-
kolonien wachsendes Kurzstäbchen und wohl auch Bact. lactorubefaciens als
ppecifische Organismen der Weide, die zur Weidezeit nicht selten in die
Milch gelangen, auffassen. Dieser Zusammenhang zwischen Weide- und
Milchflora wird natürlich von der jeweiligen sauberen Behandlung der
Milch, speciell des Euters abhängen.
Über die Wechselwirkung einiger Milchsäurebakterien bei ihrer
gleichzeitigen Entwicklung in der Milch. Von S. A. Karoleff.-) —
Laktobacillen entwickelten sich in Reinkultur langsamer als Lactokokken.
Sie erreichten zwar nicht so hohe Keimzahlen, aber weit höhere Säuregrade.
In Mischkultur wurden sie sowohl im Wachstum, wie in der Säure-
production deutlich gehemmt.
Der Einfluß gewisser säurezerstörender Hefen auf Milchsäure-
bakterien. Von Zae Northrup. ^) — Die durchgeführten Versuche haben
zu folgenden Schlüssen geführt: Gewisse säurezerstörende Hefen haben die
Eigenschaft, die Lebensfähigkeit und Aktivität von Milchsäurebakterien zu
erhalten, \venn sie zusammen in Milch oder Molke gewachsen sind. Bei
einer roten Hefe scheint die Säurezerstörung nicht die Hauptfunktion zu
1) Ctrlbl. Bakteriol. I[. Abt. 1913, 39, 411—119 (Kiel, Versuchest, f. Molkereiw.). — =) Ber. d.
bakt. aeron Stat. Moskau 1912, 19, 20-50; ref. aribl. Bakteriol. II. Abt. 1913. 37, 93. — 3) Ctrlbl.
Bakteriol. II Abt. 1913, 37, 459—490 (East LansLng, Michigan. Agric. College).
F. Molkereiproducte. 1. Milch. 363
sein. Es ist möglich, daß die Lebenskraft von schwachen Milchsäure-
bakterien durch fortgesetzte Vereinigung in Mischkultur mit einer sog.
LZ -Hefe erhöht wird. Diese verjüngende Eigenschaft der Hefen ist z. T.
auf die säurezerstörende Funktion, bei der LZ- Hefe z. T. auch auf die
von der Hefe gebildeten Lab- und pepsinartigen Enzyme zurückzuführen.
"Wenigstens eins dieser Enzyme ist bei allen Kulturen extracellular; das
labartige und wahrscheinlich auch das pepsinartige Enzym wurde von der
LZ -Hefe durch Filtrieren getrennt. Das pepsinartige Enzym steigert die
Wirkung der Milchsäurebakterien auf die Gerinnung. Das Labenzym im
Filtrat wirkt z. T. auf die Milchbestandteile, hauptsächlich aber auf das
Milchsäurebakterium selbst. Sowohl das erhitzte, wie das nicht erhitzte
Filtrat hat eine deutlich stimulierende Wirkung auf die Kraft (virility)
und die Säureerzeugung schwacher Milchsäurebakterien. Dies ergiebt sich
aus dem raschen Absterben der Milchsäurebakterien in Kulturen, zu denen
das Hefefiltrat gegeben wurde. Das Absterben ist wohl auf die Erschöpfung
der Lebenskraft infolge Überreizung durch die Gegenwart des Filtrats oder
darauf zurückzuführen, daß die Organismen veranlaßt wurden, nahezu
doppelt soviel Säure zu erzeugen wie sonst und daher gegen ihre eigene
Erzeugnisse überempfindlich wurden. Es folgt daraus, daß schwache Milch-
säurebakterien in Reinkulturen von Milch länger leben bleiben, wenn kein
Reizmittel zugegeben oder die Säurebildung verhindert wird. Die haupt-
sächlich benutzte rote LZ -Hefe ist besonders brauchbar, weil ihre Gegen-
wart mit bloßem Auge zu erkennen ist, das Gerinnsel charakteristisch
verändert und gegen erhöhte Temperatur sehr empfindlich ist. Die rote
Hefe ist streng aerob, die Milchsäurebakterien fakultativ anaerob; die
günstige Wirkung aufeinander wird hierdurch z. T. erklärt. Die Hefen
neutralisieren nicht nur, sondern zerstören künstlich zugesetzte oder
natürlich gebildete Säure. Aus Mischkulturen isolierte Bakterien be-
einflussen Geruch und Geschmack des Quarks nicht anders als reingezüchtete
Bakterien. Fremde Organismen scheinen keine Wirkung auf die Milch-
säurebakterien und Hefen auszuüben, wenn eine Symbiose einmal eingetreten
ist. Die rote LZ -Hefe erzeugt mehrere Enzyme und andere Substanzen,
die in Mischkulturen die Milchsäurebakterien zu einer stärkeren Zeilhildung
und einer erhöhten Säureproduction anspornen. Wird diese Reizwirkung
mehrere Monate hindurch fortgeführt, so wird ein schwaches Milchsäure-
bakterium zu einem typischen Milchsäureorganismus mit kräftigem Säure-
bild ungs- und Gerinnungsvermögen. Die verschiedenen Producte der beiden
Organismen scheinen ein Gleichgewicht herbeizuführen, das für keinen von
beiden schädlich ist. Viele der vorliegenden Beobachtungen bestätigen
die Folgerungen von Marshall und Farrand.^)
Bacillus lactis fermenteus, ein sporenbildendes butylenglykolyti-
sches Ferment des Milchzuckers. Von Ruot.-) — Der vom Vf. näher
studierte Bacillus bildet Sporen, die ein Erhitzen auf 90° während 5 Min.
und selbst auf 100 o während einer halben Minute aushalten. Er vergärt
Glucose, Saccharose, Lactose, Mannit und Glycerin unter Bildung von
COg, Hg, Alkohol, 2-3-Butylenglykol, Acetylmethylcarbinol , Essigsäure
und Ameisensäure; Milchsäure und Bernsteinsäure wurden nicht auf-
1) Dies. Jahresber, 1908, 452. — ^) Compt. rend. de l'Acad. des sciences 1913, 157, 297—299.
364 Landwirtschaftliche Tierproduction.
gefunden. Die Vergärung der Milch durch den Bacillus ist sehr lebhaft;
es werden dabei dieselben Verbindungen gebildet wie bei der Vergärung
der Zuckerarten.
Beobachtungen über ein Oidium blauer Milch, sowie über Bac-
terium syncyaneum und Bacterium cyaneofluorescens. Von A. Wolff.')
— Der Vf. berichtet über Beobachtungen an Bact. syncyaneum und Bact.
cyaneofluorescens, beschreibt einen eigentümlichen Fall blauer Milch, bei
der als letzte Ursache ein Oidium festgestellt wurde und folgert auf Grund
weiterer Studien, daf5 die Hyphenpilze nicht als die Erreger der Blaufärbung,
sondern nur als Träger anzusehen sind, indem sie bereits gebildeten Farb-
stoff aufnahmen. Vielleicht hat sich Bact. syncyaneum zuerst farbstoff bildend
entwickelt und ist später des hohen Säuregrades und des Antagonismus
wegen untergegangen. Der aufgenommene Farbstoff in den Oidiumzellen
ging in den folgenden Generationen allmählich verloren. Besondere Ver-
suche zeigten, dai3 Schimmelpilze und somit wohl auch Oidium in der Tat
Pigmentbakterien den Farbstoff entziehen und speichern und ebenso ver-
schiedenen Farben aus dem Nährboden aufsaugen können. Bei einem av eiteren
Fall von Blaufärbung (auf einer älteren durch Essigsäure aus Milch ge-
wonnenen und mit NH3 aschenfrei gemachten Caseinlösung) werden 3 ver-
schiedene färbende Bakterien isoliert: Bact. fluorescens, ein Kurzstäbchen und
ein als Hauptorganismus anzusehendes kleines Stäbchen, dessen Verhalten
näher beschrieben wird und das mit mehreren farbstoffbüdenden Bakterien
nahe Verwandtschaft besitzt.
Eine vorläufige Studie über die biochemische Aktivität des Bacillus
lactis erythrogenes. Von Mary Louise Foster. -') — Der farbstoffbildende,
für den Menschen nicht pathogene Bacillus wird zuweilen in Meiereien ge-
funden. Impft man sterile Milch mit dem Bacillus, so tritt nach einigen
Tagen eine sich allmählich verstärkende Färbung ein, wobei die Milch
gleichzeitig koaguliert. Später scheiden sich an der Oberfläche feste Be-
standteile ab, und am Boden schlägt sich eine dicke viskose Masse nieder.
Diese Masse verringert sich allmählich; ein körniger Niederschlag setzt
sich ab während die überstehende Flüssigkeit klarrot ist. Ein un-
angenehmer Leirageruch tritt auf. Die Flüssigkeit ist alkalisch und ent-
hält keine Milchsäure. Es wurden Spuren von Ameisensäure und Lactose
nachgewiesen. Die Einwirkung des Bacillus auf Milch ist fortschreitend
katabolisch, die natürlichen Proteine werden bei der letzten Bildung von
Mono- und Diaminosäuren gespalten. Diese proteolytische Änderung wird
wahrscheinlich durch ein Enzym hervorgerufen. Ein lösliches, mit Alkohol
ausfällbares Ferment spaltet das Kohlenstoffhydrat unter Bildung von Ämeisen-
und Essigsäure. Der nebenher gebildete Farbstoff kann mit Amylalkohol
ausgezogen werden, aus dem er mit Aceton ausgefällt wird. Die Krystalle
sind in heißem Eisessig lösKch und bilden daraus rote, in Büscheln an-
geordnete Nadeln. Die chemische Natur des Faibsioffs ist noch nicht bestimmt.
Micrococcus mucofaciens n. sp., ein Milchschädling. VonJ. Thöni
und A. C. Thaysen.^) — Die Vff. haben aus einer fadenziehenden Milch
einen Micrococcus reingezüchtet, der in sterile und rohe Milch übergeimpft,
t) arlbl. Bakteriol. II. Abt. 1913, 38, 289-298 u. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42. 571-574 (Kiel,
Versnchsst. f. Molkereiw.). — 2) Journ. Amrr. Chem. Soc. 35, 597—600 (Northampton, Mass.); ref.
Chem. Ctrlbl. 1913, II. 288 (Steinliorst). — ^) Ctrlbl. Bakteriol. n. Abt. 1913, 36, 359-365 (Bern,
Bakt. Abt. d. Schweiz. Gesundheitsamtes).
F. Molkereiproducte. 1. Blilch. 365
die Milch und besonders die Rahmschicht nach kurzer Zeit ausgesprochen
fadenziehend machte. Aus den morphologischen und kulturellen Eigen-
schaften, sowie aus dem biologischen und physiologischen Verhalten des
Kokkus geht hervor, daß er sich mit den bisher bekannten 17 Mikro-
organismen, die die Milch fadeuziehend machen können, nicht identifizieren
läßt. Der Micrococcus wird in Milch abgetötet, wenn die Milch 30 Min.
einer Temperatur von 60*^ oder 5 Min. einer Temperatur von 70° ausgesetzt
wird. In der Wirtschaft, aus der die fadenziehende Milch stammte, wurde
wieder normale Milch erhalten, nachdem die Melk- und Transportgefäße
sowie die zur Reinigung verwendeten Bürsten und Tücher eine Zeitlang in
kochendes Wasser gehalten und dann noch mit Sodawasser und gewöhnlichem
Wasser gewaschen wurden.
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den Vff. ist eine Milch, die mehr als 1,5—2 ccm Sauerstoff nach Sarthou gibt,
als unbrauchbar für die Kinderernährung anzusehen.
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in Eselinnenmilch 0,1 mg, in Kuhmilch 0,2 mg Bor, das in der Milch als Borat
enthalten ist.
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suchungen des Vf. ist keine Lactase in der Milchdrüse vorhanden.
366 Landwirtschaftliche Tierproduction.
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gehalt ist zu Beginn des Stillens stets bedeutend niedriger als am Ende; ein
Gesetz für diesen Anstieg ist nicht aufzustellen. Die fettfieie Trockensubstanz
ist dagegen in ihrer Zusammensetzung sehr beständig.
Dakin, H. D., und Dudley, H. W.: Die Einwirkung von Enzymen auf
racemisierte Proteine und deren Schicksal im Tierkörper. — Journ. of Biol.
Chem. 15, 271—276; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, H. 1411. — Racemisiertes Casein
oder racemisierte Caseose werden durch Pepsin, Trypsin oder Erepsin nicht an-
gegriffen und an einen Hund verfüttert unverändert wieder ausgeschieden. Das
erste wird durch Fäulniserreger nicht, das zweite unter Bildung von Indol und
anderen Producten langsam zersetzt.
Dakin, H. D., und Dudley, H. W. : Die Racemisierung von Proteinen
und ihren Derivaten als Folge tantomerer Umwandlungen. Die Racemisierung
des Caseins. — Journ. of Biol. Chem. 15, 263—269; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II.
1411. — Durch Behandeln von Casein in ^/2-n-NaOH bei 37" bis zur konstanten
Drehung und Ansäuern entsteht racemisiertes Casein , durch Sättigen der davon
befreiten Lösung mit (NH^)2S04 wird racemisierte Caseose erhalten. Die Producte
der Hydrolyse werden angegeben.
Eisler, Otto: Beiträge zur Kenntnis des oxydativen Abbaus der Eiweiß-
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Aus der Arbeit ist anzuführen, daß Casein bei aufeinanderfolgender Behandlung
mit Calciumpermanganat in der Kälte und Baryt bei Siedehitze successive
zur Peroxyprotsäure, Desaminoprotsäure, Kyroprotsäure und Desaminokyroprot-
säure führt.
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günstig; die biorisierte Milch ist in bezug auf Geschmack, Aufrahmungsfähigkeit
und biologischen Charakter von bester Rohmilch nicht zu unterscheiden. Das
Verfahren stellt einen erheblichen Fortschritt dar und kann den Molkereien
zur Einführung empfohlen werden.
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schleimig gewordene Milch erwies sich für Kälber nicht nachteilig.
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in Österreich 1913, 16, 899—908. — Aus der Arbeit ist hervorzuheben, daß die
bei der Mischmilch der Molkereien und der Einzelmilch der Zuchtverbände vor-
kommenden Schwankungen des Fettgehaltes in innigem Zusammenhang mit der
Ernährung der Tiere standen, zumal die Futterverhältnisse vielfach recht un-
günstig waren.
Helbronner, Andre, v. Ilecklinghausen,Max, und Henri, Victor:
Verfahren zur Sterilisation von Milch. D. R.-P. Nr. 267287 v. 25./6. 1912; ref.
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Die behauptete Wirkungslosigkeit des Trockenpräparats muß daher bestritten werden.
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beurteilt; vergl. auch Freund. In der biorisierten Milch wurden von Menzer
368 Landwirtschaftliche Tierproduction.
keine Enzyraveränderungen nachgewiesen. Der Keimgehalt war sehr stark, auch
im Vergleich mit pasteurisierter Milch derselben Herkunft, herabgedrückt. Die
Haltbarkeit war sehr befriedigend.
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zustellen.
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Pharmaceutical Journ. [4] 37, 570; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1818. — Für
den Geschmack war das zur Herstellung des Pankreatins verwendete Extraktions-
mittel verantwortlich zu machen.
Thomlinson, J. C: Die antiseptische Wirkung von Piperidinguajacolat
in Milch. — Chem. News 107, 179; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1890.
Tiemann, H.: Die Milch, ihre Gewinnung, Behandlung, Untersuchung
und Verwertung. Leipzig, Reichen bach'sche Verlagsbuchhandlung, 1913.
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durch den Typhusbacillus mittels des Wassers. — Compt. rend. de l'Acad. des
Sciences 156, 1936-1938; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 891.
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Intern, pharmaceut. Kongr. Haag u. Scheveningen 17.— 21. 9. 1913; ref. Chem.-
Zeit. 1913, 37, 1598. — Es gibt Coli -Arten, die das Pasteurisieren und selbst
35 Min. langes Erhitzen der Milch auf 73 — 75° überstehen.
van Slyke, Lucius L. , und Bosworth, Alfred W. : Darstellung und
Zusammensetzung ungesättigter oder saurer Caseinate und Paracaseinate. — Journ.
of Biol. Chem. 14, 211—225; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 2044.
van Slyke, Lucius L., und Bosworth, Alfred W.: Darstellung von
aschefreiem Casein und Paracasein. — Journ. of ßiol. Chem. 14, 203 — 206; ref.
Chem. Ctrlbl. 1913, 1. 2043.
van Slyke. Lucius L., und Bosworth, Alfred W. : Die Valenz der
Moleküle und das Molekulargewicht des Caseins und Paracaseins. — Journ. of
Biol. Chem. 14, 227—230; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 2044. — Aus den Arbeiten
der VfF. kann man schließen, daß das Molekulargewicht des Caseins 8888, das
des Paracaseins 4444 beträgt. Die Valenz des Proteinmoleküls in basischen
Caseinaten ist 8, in basischen Paracaseinaten 4.
Vieth, P.: Kritische Bemerkungen zu einer tierärztlichen Doktorarbeit. —
Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 468—472. — Der Vf. unterzieht die Arbeit von
Honigmund über die Milch maul- und klauenseuchekrauker Kühe — s. dies.
Jahresber. 1912, 344 — einer sehr scharfen, wertabsprechenden Kritik.
Vollrath, Carl: Untersuchungen über den Einfluß äußerer und innerer
Krankheiten auf den Enzymgehalt der Kuhmilch. — Dissertation Stuttgart 1912;
ref. Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 183. — Der Vf. hält die Enzymmethoden
nicht für geeignet, festzustellen, ob eine Milch von äußerlich oder innerlich
kranken Tieren — Euterentzündungen und Maul- und Klauenseuche ausgenommen
— stammt. Reductase- und Katalasegehalt gehen nicht parallel.
Wing, H. H.: Milk and its products. New York, Macmillan, 1912.
Wojtkiewicz, A.: Untersuchung der Moskauer Marktmilch. — Ctrlbl.
Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 53—61. — Die Prüfung der Milch, die sieh auf die
bakteriologische üntersuchuDg, die Leukocyten-, die Katalase-, die Reductions-
und die Gärprobe, sowie auf Säuregrad, spec. Gewicht und Fettgehalt erstreckte,
ergab, daß die Moskauer Marktmilch von recht geringer Qualität ist.
Zeller, Heinrich, und Scholze, Ernst: Über Trockenmilch. — Pharm.
Zeit. 58, 550—551; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 607.
Zwick und Krage: Über die Ausscheidung von Abortusbazillen mit der
Milch inficierter Tiere. — Berliner tierärztl. Wochenschr. 1913, 29, Nr. 3; ref.
Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 138.
Jahresbericht 1913. 24
370 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Das Kapitel „Milch und Milch präparate'' im österreichischen Codex
alimeDtaricus. — Österr. Molk. -Zeit. 1913, 20, 4; ref. Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt.
1913, 38, 114.
Das neue Sterover fahren zur Veredelung von Milch und Milch-
erzeugnissen. — Die Milch -Ind. 1913, 16: ref. Ctrlbl. Bakterio). II. Abt. 1913,
39, 179. — Das besonders eine nachträgliche Infektion der erhitzten Milch ver-
hindernde Sterilisierverfahren soll eine „Steromilch" liefern, die bedeutende
Vorzüge vor roher, pasteurisierter und sterilisierter Milch besitzt.
2. Butter.
Beiträge zur Kenntnis der Glyceride des Butterfettes. Von Conrad
Amberger. ^) — Der Vf. zeigt, daß durch fiaktioDierte Lösung und
Krystallisation sieh auch aus Butterfett reine einheitliche Glyceride iso-
lieren lassen. Das in Äther schwerlösliche Gljcerid des Bntterfettes kann
verschiedener Natur sein; aus einem Butterfett wurde ein Tristearin,
aus zwei andern ein Palmitostearin und aus einem dritten ein
Stearodipalmitin isoliert. Das Vorkommen gemischter Glyceride im
Butterfett ist demnach erwiesen, ebenso das Vorkommen von Stearinsäure.
Die Schwankungen im Gehalte des Butterfettes an flüchtigen
Fettsäuren während der Lactation von vier Kühen der Königl. Domäne
Kleinhof -Tapiau. Von C. Wilhelm Beerbohm.-) — Die vom Vf. mit
4 ostpreußischen Holländer Kühen (die bestmilchenden der Herde) vom
31./3. 1909 bis 11./2. 1910 durchgeführten Versuche haben zu folgenden
Ergebnissen geführt:^) 1. Um einzelne Gemelke ohne Rücksicht auf die
Beschaffenheit der Butter rasch zu verbuttern, erhitzt man die Milch zuvor
zweckmäßig bis gegen 30^ und kühlt schnell ab, sobald sich während
des Butterns kleine Fettkügelchen gebildet haben. 2. Bei der Destillation
der Fettsäuren ist Destillationsdauer und Stärke derEihitzung von wesent-
lichem Einfluß auf die Menge der übergehenden Fettsäuren. 3. Das
Kolostrumfett der ersten Gemelke hatte einen sehr geringen Gehalt an
wasserlöslichen und wasserunlöslichen flüchtigen Fettsäuren. 4. In den
ersten 3 — 4 Monaten der Lactation steigt der Gehalt an löslichen und
unlöslichen flüchtigen Fettsäuren; die Menge der löslichen nimmt sodann
allmählich ab. Diese Wirkung der Lactation wird leicht durch andere
Einflüsse, wie Fütterung und Haltung, aufgehoben. Auch bei altmelken
Kühen kann man ein starkes Steigen der Reichert-Meißl'schen, Polenske-
und Köttsd orfer-Zahlen und ein Sinken der Berechnungsexponenten be-
obachten. Die Polen ske-Zahl nimmt fast während der ganzen Lactation
zu; nur gegen ihr Ende nimmt sie ab. 5. Die Fütterung beeinflußt
die Zusammensetzung des Butterfettes stark; beide Arten der flüchtigen
Fettsäuren nehmen zu, wenn Rüben, frische Gräser, Serradella sowie
Weizenkleie gegeben werden. Ein Sinken verursacht das knapper und
schlechter werdende Futter im Frühjahr vor Beginn des Weideganges und
im Herbst, sowie auch die in dieser Jahreszeit erfolgende Beifütterung von
Stroh. Durch bessere Fütterung kann das Sinken der R.-M.- und P.-Zahlen
1) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Gennßm. 1913, 26, 65-85 (Erlangen, Unters. - Anst. f. Nähr.- u.
Gennßm.). — =) Müch-wsch. Ctrlbl. 1913, 42, 257—268, 289—300, 321-332. 449—457, 4SI— 492, 513—521
(.Königsberg i. P.). — ^j j)qj Arbeit ist auch eine ausgedehnte Literaturübersicbt beigegeben.
F. Molkereiproducte. 2. Butter. 371
auch gegen Ende der Lactation aufgehalten werden. Der von Weigmann
beobachtete deprimierende Einfluß von plötzlichen Futteränderungen war
hier nicht zu bemerken. 6. Die Witterung übt keinen wesentlichen Einfluß
auf das Butterfett aus. 7. Dagegen ist der Einfluß der Individualität
der Kuh nicht zu unterschätzen; das Alter scheint weniger wirksam zu
sein. 8. Die Brunst hat in den meisten Fällen eine größere Abnahme
des Gehalts an wasserlöslichen, eine geringere Abnahme im Gehalt an
wasserunlöslichen flüchtigen Fettsäuren zur Folge. Bei Erkrankungen
sinken die R.-M.- Zahlen stark; beim Lahm werden fielen auch die P.- Zahlen
etwas. Bei einer Verdauungsstörung stiegen die P.- Zahlen sehr hoch.
9. Ein Parallelismus ist zwischen der R-M.-Zahl und der P.-Zahl nicht
vorhanden. Die Verseifungszahl richtet sich in der Regel nach dem
Sinken und Steigen dieser Werte. Der Brechungsexponent bewegt sieh in
den meisten Fällen in umgekehrter Richtung wie die andern Werte. Es
ist anzunehmen, daß sowohl eine Zunahme der wasserlöslichen als der
wasserunlöslichen flüchtigen Fettsäuren ein Sinken der Refraktometerzahl
bewirkt. 10. Bei eintretendem Futterwechsel machte sich die Wirkung
des neuen Futtermittels in den meisten Fällen sehr rasch bemerkbar.
11. Der Gehalt des Butterfettes an wasserlöslichen und wasserunlöslichen
flüchtigen Fettsäuren ist bei den Morgengemelken größer als bei den
Abendgemelken; die Milchmenge ist dagegen am Morgen kleiner als am
Abend. 12. Die beobachteten Höchst- und Mindestwerte betrugen für die
R.-M.-Zahl 32,44 und 13,58, für die P.-Zahl 4,89 und 0,99, für die
Köttsdorfer'sche Zahl 242,4 und 213,1, für den Brechungsexponent
48,2 und 40,7.
Einige Untersuchungen über das Fett der Ziegenmilch. Von
Yngve Buchholz und Sigmund Hals. ^) — 20 Analysen von Ziegenmilch-
fetten, die 1909 und 1910 gewonnen waren und aus einem Geraisch der
Milch von 50 — 60 Tieren stammten, zeigten, daß sowohl die Reichert-
Meißl'schen Zahlen (21.0—29,8) als auch die Polenske-Zahlen (2,02
bis 7,39) stark schwankten. Die Schwankungen der beiden Zahlen waren
voneinander unabhängig. Dagegen waren die niedrigsten Werte für die
Polenske-Zahl von hohen Jodzahlen (45 — 46) begleitet. Das mittlere
Molekulargewicht der flüchtigen löslichen Säuren war im Durchschnitt
102,1 (98,4—104,1), das der flüchtigen unlöslichen Säuren 166,7
(159 — 174,3).
Läßt sich Ziegenmilchfett durch chemische Mittel mit Sicherheit
von Kuhmilchfett unterscheiden? Von Yngve Buchholz. 2) — Nach dem
vorliegenden Material (s. vorst. Referat) kann eine niedrige Polenske-
Zahl nicht mehr als Unterscheidungsmittel zwischen Kuhmilchfett und
Ziegenmilchfett benutzt werden. Das Verhältnis Reichert-Meißl'sche
Zahl : Polenske-Zahl, das kleiner als 6 sein sollte, ist bei einigen unter-
suchten Ziegenmilchfetten erheblich größer (Höchstwert 11,93). Auch die
Differenz Reichert-Meißl'sche Zahl — (Verseifungszahl —200) liefert keine
brauchbaren Werte. Das Verhältnis (Verseifungszahl — 212) : Polenske-
Zahl ist dagegen für alle Ziegenmilchfette einigermaßen konstant (2,87
1) Tidsskrift for Kemi, Farmaci og Terapi, Kristiania 1912, Nr. 18; ref. Ctrlbl. Agrik. -Chem.
1913, 42, 341 (Sebelien). — ^ Ebend. Nr. 20; ref. ebend. 342.
24*
372 Landwirtschaftliche Tierproduction.
bis 3,70). Für Kuhmilchfette liegt dieser Wert stets höher; er schwankte
bei 15 Proben von 5,01 — 7,77.
Aegyptische Butter und Samna. Von S. H. Trimen.^) — Samna ist
nach dem Vf. Butterfett und wird in Ägypten hauptsächlich aus Büffel-
milch bereitet. Die Zusammensetzung ägyptischer Butter und von Samna,
ihre Herstellung, ihr Verhalten beim Lagern, die Verfälschungsmittel und
deren Nachweis wird besprochen.
H. Droop Richmond^) bemerkt hierzu, daß Samna nicht nur Butterfett
bedeutet, sondern wenigstens vor längerer Zeit auch das von Ovis tragelaphus,
dem langschwänzigen Barbaryschaf oder Argali, gewonnene Fett. Zwei
Proben, die wahrscheinlich aus diesem Fett bestanden, hatten eine R.- M.-
Zahl von 0,4 und 0,2, w^ährend Proben wahrscheinlich echter Samna
Werte von 32,8 und 36,2 gaben.
Der Einfluß der Leguminosenkörner auf die Beschaffenheit der
Butter. Von C. Fr. Rosengreen. ^) — Die bei den Fütterungsversuchen
von Hansson*) gewonnene Milch wurde auf Butter verarbeitet. Den
Tieren war in der 1. Serie 2 kg Erbsen-, Pferdebohnen- oder Wickenschrot,
in der 2. Serie 4 kg Erbsen- oder Bohnenschrot gegeben worden. Bei der
Beurteilung der Butter durch Preisrichter erhielt die Butter der Erbsengruppe
eine etwas schlechtere Note als die der Kontrollgruppe; nach Bohnen- und
Wickenfütterung wurde die Butter eher etwas besser. Da aber die Butter
bei der stärkeren Erbsenfütterung besser ausfiel, kann die bei der ersten
Serie beobachtete weniger günstige Qualität der Butter kaum eine Wirkung
der Erbsen sein. Der Vf. folgert daher, daß in einer im übrigen normalen
Futtermischung das Leguminosenschrot keine ungünstige Wirkung auf die
Butter ausübt.
Über die Ursachen, welche die Veränderung im Wohlgeschmack
der Lagerbutter hervorrufen. Von L. A. Rogers, W. N. Berg, C. R.
Potteiger und B. J. Davis. ^) — Nach einer Methode, die die ersten Stadien
der Proteolyse anzeigt, ließ sich kein löslicher N in Butter, die lange Zeit
bei 0 '^ aufbewahrt wurde, nachweisen. Buttermilch von süßer, unpasteuri-
sierter Sahne und von süßer, pasteurisierter, mit 18 **'o NaCl konservierter
Sahne zeigte während langer Zeit beim Kühllagern keine Proteolyse.
Bakterielles Enzym gab in Milch mit 18 ^Iq NaCl beim kühlen Lagern
Anzeichen von Proteolyse. Butter aus süßer pasteurisierter Sahne hält
sich viel besser als die aus nichtpasteurisierter Sahne; die Veränderungen
in der unpasteurisierten Rahmbutter lassen sich jedoch nicht durch Infektion
der pasteurisierten Sahne mit den Bakterien der unpasteurisierten hervor-
rufen. In der frischen Butter sind etwa 10 Vol.-Proc. Gase vorhanden,
von denen 33 ^o N, 20 % 0 und der Rest durch Na OH absorbierbare
Gase sind. Der 0- Gehalt nimmt beim Lagern ab. Zusatz von ge-
ringen Mengen Eisen zur Sahne beeinflußt den Geschmack der Butter;
ebenso und vielleicht noch intensiver Kupfer. In Milch mit 18 % NaCl
wird die Lactose nicht verändert, wenn Eisen zugesetzt und ein 0- Strom
72 Stdn. lang durch die Milch geleitet wird. Milch erhält einen starken
') The Analyst 38. 242—251 (Cairo); ref. Chem. Ctrlbl. 1913, H. 373 (RüUe). ^— =) Ebend. 352;
ref. ebend. — ^) Meddelande Nr. 70 frän Centralanstalten för försöksväsendet pa jordbroksomrädet.
Stockholm 1912, 1—6: ref. Ctrlbl. A?rik.-Chem. 1913, 42, 348 (Sebehen). — ■») S. S. 339. —
B) U. S. Depart. of Agric. Bur. of Ammal Ind. Bull. 162, 1—69; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, U. 800 (Jung).
F. Molkereiproducte. 2. Butter. 373
Geruch durch kleine Mengen von Eisensalzen; Ferrosalze wirken stärker
als Ferrisalze. Die Jodoformprobe ist stärker in Milchdestillaten mit Zusatz
von Ferrosulfat,
Säuregrad der Butter. Von H. Kreis. ^) — Bei 6 verschiedeneu
Proben hat der Vf. beobachtet, daß durch das Aufbewahren im Kühlhaus
bei 0 — 2^ das Ansteigen des Säuregrads gegenüber dem Aufbewahren im
Laboratorium wesentlich verlangsamt wird und daß ausgelassene Butter,
12 Tage bei gewöhnlicher Temperatur aufbewahrt, ihren Säuregrad so gut
wie nicht verändert.
Untersuchungen über die Konservierung der Butter (speciell für
Tropenversand). Von H, Kühl.^) — Die Versuche des Vf. haben
folgendes ergeben: Es ist nicht möglich, durch Pasteurisieren eine Butter
lange Zeit unter ungünstigen Temperaturverhältnissen unverändert zu
erhalten, selbst wenn man pasteurisierte Milch zum Aufarbeiten des Butter-
fettes verwendet. Die besten Erfolge werden erzielt, wenn die in Weck-
gläsern an 2 aufeinanderfolgenden Tagen jedesmal 25 Min. pasteurisierte
Butter bei meist -|-15° nicht überschreitender Temperatur aufbewahrt und
mit 2 mal pasteurisierter Milch verarbeitet wurde. Die ungenügende
Haltbarkeit des an sich guten Products läßt sich darauf zurückführen, daß
im Butterfett suspendierte Eiweißpartikelchen sich infolge biologischer oder
rein chemischer Ursachen leicht zersetzen. Durch Seihen von Eiweißflocken
befreites Butterschmalz hält sich gut. Es scheint am besten zu sein, nicht
die Butter, sondern das reine Butterfett für den Versand zu pasteurisieren
und nachfolgend mit sterilisierter Milch zu emulgieren. Sehr wichtig ist
die Aufbewahrung im lichtgeschützten Kühlraum. Das ßutlerfett ist nach
Wacker gegen Lichtstrahlen noch empfindlicher als die Butter selbst.
Möglicherweise handelt es sich hierbei um chemisch -phj^sikalische und
nicht um biologische Veränderungen.
Die Zusammensetzung eines alten ranzigen Butterfettes. Von
John Sebeh'en."'') — Ein 22 Jahre altes ausgeschmolzenes Butterfett, das
von dem Bodensatz abfiltriert war und teils im sonnigen Fenster, teils im
Schrank gestanden hatte, zeigte die Verseifungszahl 229,2, die Reichert-
Meißl'sche Zahl 23,1 und die Polenske-Zahl 2,57. Das Verhältnis
von Buttersäure und Capronsäure in den flüchtigen Fettsäuren hatte keinen
abnormen Wert angenommen, ebensowenig ist anzunehmen, daß sich den
beiden vorhandenen Säuren eine neugebildete flüchtige und lösliche Säure
wie die Ameisensäure zugesellt hat. Eine andere derselben Butter ent-
stammende Probe, bei der das Fett nicht ausgeschmolzen worden war, wies
oben einen braunen Teil, unten eine abgebleichte weiße Masse auf. Weder
im braunen noch im weißen Teil, die die Eeichert-Meißl' sehen Zahlen
20,9 und 20,8 und die Polens ke-Zahlen 3,8 und 3,71 aufwiesen, konnte
Ameisensäure nachgewiesen werden. Das Verhältnis von Buttersäure zu
Capronsäure (1,3 : 1) war indessen in beiden Fetten wesentlich kleiner als
in normaler Butter. Im braunen Fett war die Jodzahl der unlöslichen
Säuren des Destillationsrückstandes 14,49, im weißen Fett 16,05. Die
') Ber. über d. Lebensm. -Kontr. im Kanton Basel -Stadt 1912, 13 u. 14: ref. Ztschr. Unters.
Nähr.- u. Genußm. 1913, 26, 470 (C. Mai). — 2) D. Vierteljahrsschr. f. öffenti. Gesimdheitspflege 1913,
261; ref. Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1913, 39, 196. — ») Die Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80,
389—398 (Aas, Chem. Lab. d. Idwsch. Hochsch.).
374 Landwirtschaftlicjie Tierproduction.
Jodzahl im -weißen Totalfett betrug 21,6; in normaler Butter ist dagegen
die Jodzahl des Totalfetts kleiner. Beim Ranzigwerden müssen daher
Substanzen gebildet worden sein, deren Jodsättigungsvermogen sich bei der
Verseifung und bei der Zersetzung der Seife noch vermindert.
Literatur.
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u. Genußm. 1913, 26, 470. — Wahrscheinlich ist zur Herstellung der Butter eine
Milch verwendet worden, die reichliche Mengen von Coli- und Aerogenesbakterien
enthalten hat.
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F. Molkereiproducte. 3. Käse. 375
Wagner, H., Walker, R., und Ostermann, H.: Über den Einfluß des
Lichtes auf Fette unter absolutem Abschluß von Luft. — Ztschr. Unters. Nahr.-
u. Genußm. 1913, 25, 704 u. 705. — Unter dem Einfluß langer Belichtung waren
auch 2 Butterfettproben ausgebleicht und typisch ranzig geworden; gleichzeitig
wurde eine Zunahme des Säuregrads und eine Abnahme der Jodzahl beobachtet.
Das sogenannte Friwibutterungsverfahren. — Mitt. d. D. Milchwsch. Ver.
1913, 30, 97—99.
Über die Zusammensetzung der niederländischen Butter, herstammend aus
den der Staatskontrolle unterstellten Molkereien. April bis December 1912.
Den Haag, Gebr. J. u. H. Langenhuysen. 1912/13; ref. Ztschr. Unters. Nahr.-
u. Genußm. 1913, 25, 169.
3. Käse.
Die Coagulation der Milch durch Lab. Von John Mellanby») —
Der Vf. schließt aus seinen Coagulationsversuchen, daß alle proteolytischen
Fermente bei geeigneter Ca-Concentration der Milch eine Labwirkung be-
sitzen. Fermente, die wie Pepsin in saurem Medium wirken, erfordern
die Gegenwart einer relativ kleinen Menge Ca-Salz. Fermente wie Trypsin,
verlangen dagegen eine relativ hohe Ca-Concentration. Für die Identität
von Lab- und proteolytischem Ferment spricht, daß alle Proteasen Milch
koagulieren können und daß die Unterschiede zwischen dem Lab des
Magensaftes und dem Lab des Pankreassaftes den Unterschieden zwischen
Pepsin und Trypsin vergleichbar sind. Am wahrscheinlichsten wird die
Identität, wenn man erwägt, daß sich die Bildung von aktivem Lab und
aktivem proteolytischem Ferment aus den entsprechenden Profermenten in
gleicher Weise und zu gleicher Zeit vollzieht. Die Gerinnungsmethode
läßt sich auch zu einem empfindlichen Nachweis proteolytischer Fermente
verwenden. Bei der Coagulation der Milch durch Lab zeigt sich eine um-
gekehrte Proportionalität zwischen Lab- und Coagulationszeit bei Konstanz
von Caseinogen und Ca, zwischen Caseinogen und Coagulationszeit bei
konstanter Lab- und Ca-Menge, zwischen Ca und Coagulationszeit bei
Konstanz von Lab und Caseinogen. Sinkt das Lab oder Ca unter einen
bestimmten Minimalwert oder übersteigt das Caseinogen einen Maximalwert,
so verschwindet die Proportionalität.
Untersuchungen über das Phänomen der Gerinnung. L Teil:
Über die Gerinnung der Milch. Von S. B. Schryver.'-) — Der Vf.
ist auf Grund von Beobachtungen an anderen Substanzen zu der Hypothese
gelangt, daß bei allen Gerinnungen die gerinnende Substanz als solche
gelöst vorhanden ist und nur deshalb nicht ausfällt, weil sie gewisse ein-
fache Substanzen adsorbiert hält. Die Wirkung des die Gerinnung be-
wirkenden Fermentes bestände dann nur in der Entfernung dieser adsorbierten
Substanz. Um diese Hypothese auch in bezug auf die Gerinnung der Milch
zu stützen, hat der Vf. ein „natürliches" Caseinogen hergestellt, mit dem
eine Reihe von Versuchen angestellt wurden, die hier nicht näher be-
schrieben werden können. Der Vf. hält es für wahrscheinlich, daß das
1) Journ. of Physiol. 45, 345-362; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 823 (Guggenheim). — ") Proc.
Royal Soc. Londoa 86, Serie B. 460—481 (Inst, of the Cancer Hospital); ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II.
1505 (Riesser).
376 Landwirtschaftliche Tierproduction.
Gerinnsel aus freiem Caseinogen oder Metaeaseinogen (ein durch Behandeln
mit verdünnter Essigsäure oder Erwärmen mit Wasser in Kalkwasser
schwerer löslich gewordenes Caseinogen, das aber wieder leichtlöslich ge-
macht werden kann), nicht aber aus dem Ca-Salze besteht; und zwar ent-
steht das vom Lab gebildete Gerinnsel, nach seiner geringen Löslichkeit
in Kalkwasser aus Metaeaseinogen, das durch CaCl2 gebildete aus Caseinogen.
Das durch Lab gefällte Casein kann jedoch nicht durch Umfallen in Caseinogen
zurückverwandelt werden; das Ferment muß daher noch eine w^eitere Ver-
änderung des Metacaseinogens bewirken. Weitere Untersuchungen sind
zur Klärung der vorliegenden Fragen und zum Beweise der Hypothese
erforderlich.
Untersuchungen auf dem Gebiete der Labwirkung und Käse-
reifung. Von R. Burri.i) — Versuche über den Einfluß der Lab-
gerinnungszeit haben ergeben, daß eine Kürzung von etwa ein
Drittel die Ausbeute an Käse um 0.3 — 0,4 o/q vermehrt, ohne daß die
Güte der Ware erkennbar beeinträchtigt wird. Es soll damit nicht emp-
fohlen werden, die Labgerinnungszeit allgemein zu kürzen, doch wird man
in den Fällen, bei denen man genötigt ist, auf ein festes Coagulum hin-
zuarbeiten, damit ohne Gefährdung des Käseausfalles zum Ziele kommen.
Eine vergleichende Prüfung der Labbereitung mit Hilfe von Reinkulturen
der Anstalt und des Steinegger-Hohl'schen Säuregemisches ließ keine
deutliche Überlegenheit eines der beiden Mittel erkennen; doch sind für
ein endgültiges Urteil noch weitere, vor allem praktische Versuche not-
wendig. Bei der Verwendung von Kunstlab unter Zusatz von geeigneten
Reinkulturen hat der Vf. durchaus günstige Erfahrungen gemacht. Auch
die in 2 Käsereien nach diesem Verfahren hergestellten Käse fielen sehr
zufriedenstellend aus. Ferner ist es gelungen, die Reinkulturen in fester
und mindestens 2 Monate lang haltbarer Form herzustellen. Durch weitere
Versuche wurde geprüft, ob die Menge des aus dem Casein durch Lab ab-
gespaltenen Paracaseins bei verschiedenen Gerinnungszeiten verschieden ist.
Hierbei zeigte sich, daß um so mehr Paracasein abgespalten wird, je
kürzer die Gerinnuugszeit ist. Gesellt sich zur Labwirkung noch eine
Säurewirkung, so steigt die Menge des ausgeschiedenen Paracaseins noch
bedeutend; es wird sogar mehr Paracasein gewonnen, als an Casein ur-
sprünglich in der Milch vorhanden war. Es gehen dann aber noch andere
N-haltige Substanzen in den unlöslichen Zustand über. Auf diesen Vor-
gang lassen sich auch manche Käsefehler, wie „Vorbrüchler", „saurer
Gläsler" oder „Bröckler" zurückführen, die auftreten, wenn zu stark ge-
säuerte Milch verarbeitet wird. Bei diesen Versuchen wurde in Parallel-
reihen auch mit verschiedenen Labpulvern des Handels gearbeitet. Ab-
gesehen von der Labstärke haben sich hierbei keine Unterschiede in der
Brauchbarkeit der einzelnen Präparate gezeigt.
Beiträge zur Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen der
Käsefabrikation mit besonderer Berücksichtigung der Verwendung von
sog. Kunstlab bei der Herstellung von Emmentalerkäse. Von O. Alle-
mann.-) — Der Vf. berichtet unter eingehender Erörterung der Literatur
I) Molk. -Zeit. Berlin 1913, 23, 25 u. 26 (Bern - Liebefeld, Milchwsch. u. bakt. Anst.). — ^) Aus
d. Jahrb. d. Milchwsch. u. bakteriol. Anst. Liebefeld- Bern; nach Molk. -Zeit. Berlin 1913, 23, 446 u.
447, 4Ö7 u. 458, 505—508, 517—519, 541—544, 553—555.
F. Molkereiproducte. 3. Käse. 377
über Untersuchungen, die den Zweck verfolgten, den Käsebereitungsproceß
mit wissenschaftlichen Hilfsmitteln besser aufzuklären. Es wird gezeigt,
daß vor allem die Verfahren der physikalischen Chemie berufen sind,
einzelne der wichtigsten Erscheinungen einem tieferen Yerständnis zugäng-
lich zu machen. Die an Labpräparaten verschiedener Art vorgenommenen
Untersuchungen haben ergeben, daß das in den Emmentaler Käsereien ge-
bräuchliche, vom Käser selbst bereitete Naturlab und das Pulverlab des
Handels in ihrer Hauptwirkung nicht verschieden sind. Das Naturlab ist
reich an Bakterien, besonders an den wichtigen Milchsäurebakterien, während
das Kunstlab diese Bakterien vermissen läßt. Abgesehen von den Bakterien
verfügt das Naturlab aber über keine besonderen Bestandteile und Kräfte,
die es überlegen machen. Da die Kälbermagen nicht selten auch schäd-
liche Bakterien beherbergen, hat man versucht, durch Zusatz von Rein-
kulturen oder Säure, die ungünstigen Wirkungen zu verhüten. Zweck-
mäßiger aber wird man das Pulverlab des Handels in Verbindung mit Rein-
kulturen verwenden. Die hiermit hergestellten Käse waren nach Versuchen
von mehreren Monaten in der Güte den unter Verwendung von Naturlab
mit Reinkulturen hergestellten Käsen ebenbürtig.
Die Herstellung von Käse aus pasteurisierter Milch. Von M. Benson
und R. H. Evans. ^) — Außer Versuchen friiherer Jahre, die größtenteils zu
mehr oder weniger fehlerhaften Käsen führten, beschreiben die Vff. Versuche
des Jahres 1912, bei denen die Milch teils unbehandelt, teils pasteurisiert
(die eingehaltene Temperatur schwankte zwischen 70 und 93,3 ^), teils
unter Durchleiten eines COg-Stroms (1 kg auf 400 1) pasteurisiert wurde.
Im allgemeinen erforderte die pasteurisierte Milch weniger Säurewecker
als die rohe, mit Ausnahme der über 87,7^ erhitzten; die zum Gerinnen
notwendige Labmenge war hingegen etwa doppelt so groß. Auch war
der Bruch wiederum stets weicher und weniger gebunden; er hielt das
Serum mehr zurück und erforderte eine stärkere Pressung. Die Molken
enthielten bei den Käsen aus pasteurisierter Milch infolge der Gerinnung
des Albumins um so weniger Trockensubstanz, je höher die Milch erhitzt
worden war. Die Käse aus pasteurisierter Milch brauchten außerdem
weniger Salz, reiften langsamer, waren gleichförmiger und weniger leicht
zum Verderben geneigt. Die Käseausbeute war um 5 — 9 ^/^ höher. Die
Coagulationsfähigkeit der bis zu 82,2 ^ erhitzten Milch wurde durch CO2
merklich erhöht; die Kohlensäure verhinderte auch das Bitterwerden und
beeinflußte die Färbung der Käse. Die unter COg-Einwirkung bei niedriger
Temperatur pasteurisierte Milch lieferte die besten Käse.
Die Herstellung von Cheddar-Käse aus pasteurisierter Milch.
Von J. L. Sammis und A. R. Bruhn.-) — Die Vff. haben ein Verfahren
ausgearbeitet, bei dem der pasteurisierten, abgekühlten Milch soviel Salz-
säure zugesetzt wird, daß der Säuregehalt der Milch 0,25 ^j^ als Milch-
säure berechnet beträgt. Hierdurch wird nicht nur erreicht, daß die Milch
mit Lab gerinnt, sondern auch, daß die geronnene Milch die Molken ab-
sondert. Bei vergleichenden Versuchen wurde gefunden, daß die nach
diesem Verfahren gewonnenen Käse eine größere Ausbeute lieferten, eine
1) Journ. of the Board of Agric. 1913, 20, 281—301; ref. Intern. Agrar-techn. Rundsch. 1913,
4, 1273. — ") Univ. of Wisconsin Agric. Exper. Stat. Research Bull. 27, 137—248; ref. Intern. Agrar-
techn. Bundsch. 1913, 4, 966.
378 Landwirtschaftliche Tierproduction.
bessere Qualität aufwiesen, sich sehr gut aufbewahren ließen und im
Handel leichteren Absatz fanden. Das Verfahren soll noch in mehreren
Käsereien in verschiedenen Gegenden ausprobiert werden, ehe es zur all-
gemeinen Einführung empfohlen wird.
Versuche betreffend die Herstellung von Camembertkäsen nach
dem Maze'schen Verfahren. Von Klose. ^) — Das Maze' sehe Verfahren,
nach dem die durch Erhitzen von schädlichen Keimen befreite Müch mit
den für die Reifung des Camembert charakteristischen und in Reinkultur
gezüchteten Reifungserregern geimpft wird, lieferte bei den ersten 3 ver-
gleichenden Käsungsversuchen unbefriedigende Resultate, da die Reifung
sich in den äußeren Schichten weit schneller vollzog als im Innern, so daß
die Hauptmasse bei einer überreifen Außenschicht noch einen völlig un-
reifen Kern darstellte. Bei den letzten beiden Doppelversuchen dagegen,
bei denen die Reifungstemperatur sehr gleichmäßig auf 12*^ gehalten
wurde, während sie vordem über 13^ und z. T. bis über 15° hinaus-
gegangen war, reiften die nach dem Maze'schen Verfahren hergestellten
Käse zwar auch etwas langsamer als die Kontrollkäse, doch sehr viel
gleichmäßiger und zeigten einen sehr feinen, dem der Kontrollkäse merk-
lich überlegenen Geschmack. In der Käseausbeute konnten keine Unter-
schiede zugunsten des Maze'schen Verfahrens festgestellt werden.
Studien über die rationelle Herstellung der Käse bei hygienischer
Behandlung und unter Anwendung von Reinkulturen. Von Gorini. ^)
— Aus dem Bericht, den der Vf. über die erfolgreiche Tätigkeit der
Genossenschaft „Pro Grana", über die von ihr durchgeführten Versuche
und über eigene Versuche erstattet, ist folgendes hervorzuheben: Zur
Herstellung genügender Menge der Reinkulturen caseophiler Bakterien hat
es sich für die Praxis als zweckmäßig erwiesen, die Reinkulturen in ge-
kochten Molken (sog. Molkenkulturen) zu vermehren. Von der Molken-
kultur, die bei 37 — 40 *' zu halten ist, genügt V2 ^ ^^r 100 1 Milch.
Diese Methode der Käsebereitung hat sich gegenüber der Impfung mit
Milchsäure bakterien durch gewöhnliche Molken bei vergleichenden Versuchen
mit emilianischen Grana-, Montasio- und Schweizerkäsen als sehr vorteilhaft
erwiesen. Der Vf. hat als Stütze seiner Ansicht, nach der bei der Reifung
der Käse die säurelabbildenden Bakterien mitwirken, noch das Verhalten
dieser Bakterien gegenüber niedrigen Temperaturen herangezogen, denn die
Hartkäse sind während der Überwinterung häufig sehr niedrigen Tempera-
turen ausgesetzt. Es hat sich ergeben, daß die säurelabbildenden Bakterien
auch unter 10*^, ja bis um 5° C. gedeihen und daß die von ihnen gebildeten
Enzyme bei noch niedrigeren Temperaturen zu wirken vermögen. Es ist
daher nicht einmal nötig, daß die Bakterien in den späteren Reifungsstadien
vorhanden sind, wenn sie nur genügend Enzym gebildet haben, was aber
schon in den ersten Tagen der Herstellung stattfindet.
Das Vorbrechen und das Scheiden der Käsereimolke. Von O. Alle-
mann und W. Müller.^) — Im Anschluß an Untei suchungen über die
Bedeutung der Wasserstoffioneu für die Milchgerinnung*) wurden Versuche
1) Molk. -Zeit. HUdesheim 1913, 27, 795—799 (Proskau); ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 500
(Klein) und Bericht über d. Tätigk. d. Milchwscli. Inst. Proskau füi 1./4. 1912 bis 1.4. 1913, 9. —
») Bell, del Ministero di agricoltura, ind. o commercio 1912, 9, Ser. C, Fase. 7, 8 u. 9; ref. Milchwsch.
CrÜbl. 1913, 42, 234—238 (Kaufmann). — ») Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 225—234 (Liebefeld-Bem,
Milchwsch. u. bsLktenol. Anst.). — *) Dies. Jahresber. 1912, 355.
F. Molkereiproducte. 3. Käse.
379
mit Molke unter verschiedenen, die H - lonenconcentration beeinflussenden
Zusätzen (Natriumaeetat, Essigsäure, Milchsäure, Salzsäure) angestellt und
die Menge und Art der Ausscheidung verfolgt. Aus diesen Versuchen
ergiebt sich, daß 2 ausgesprochene Fällungsoptima festzustellen sind und
dali das Vorbrechen (Zusatz von „Sauer" zur Molke und Erhitzen auf 8C)
und das Scheiden (Zusatz von weiteren Mengen Sauer nach dem Entfernen
des Vorbruchs und Erhitzen bis zu beginnendem Sieden) nur Spezialfälle
der Coagulation der Eiweißstoffe unter dem Einflüsse bestimmter H-Ionen-
mengen darstellen. Das Vorbrechen der Molke entspricht einem Flockungs-
optimum von etwa 0,45 . 10~^ d. h. dem Optimum, das Michaelis und
Rona für die Ausflockung des Serumglobulins gefunden haben. Man darf
daher die beim Vorbrechen in erster Linie ausflockende Substanz wohl
als Lactoglobulin betrachten; allerdings ist ein Mitflocken eines geringen
Anteils des beim Erwärmen auf 75^ gebildeten denaturierten Albumins
nicht unmöglich. Die ausflockenden Eiweißteilchen werden von den Fett-
kügelchen adsorbiert, die sich also mit einer Eiweißhülle umgeben und so
zusammengeleimt werden. Das fetthaltige Gerinnsel steigt dann an die
Oberfläche und kann abgeschöpft werden. Der zuerst ausgeschiedene
Vorbruch ist demnach auch der fettreichste. Der maximale Ausflockungs-
punkt für das Albumin der Molke, das sog. Scheiden, das bei einer H-Ionen-
concentration von rund 2.10-° liegt, entspricht dem von Sörensen und
Jürgensen^) beobachteten Denaturierungspunkt des Albumins.
Die Zusammensetzung von Molken. Von Arthur Geiger.') —
Die Untersuchungen, die wesentliche Unterschiede nicht ergeben haben,
sind in der folgenden Übersicht wiedergegeben:
Molke
Spec. 1 Säure-
Gewicht 1 grad
Trocken-
masse
%
Fett
%
Müch-
lucker
Eiweiß-
stoffe
Asche
aus Rund- j vorgebrochen
käsereien \ zentrifugiert .
von fetten f nicht zentrifug. .
"Weichkäsen \ zentrifugiert . .
von mageren Weichkäsen . .
1,0276
1,0262
1,0274
1,052
1,0270
6,5
6,5
18
7,5
6,556
6,170
6,878
6,058
6,118
0,070
0,030
0,230
0,08
0,056
0,672
5,408
4,960
4,881
4,870
0,414
0,231
0,938
0,432
0,715
0,400
0,501
0,750
0,665
0,475
Zusammensetzung und Eigenschaften der salzlöslichen Ver-
bindung im Käse. Von Lucius L. van Slyke und Alfred W. Bosworth.^)
— Feingeriebener Cheddarkäse, aus dem bei 55 " mit Wasser alle lös-
lichen Verbindungen entfernt waren, wurde wiederholt mit wäßriger
öprocent. Na Gl -Lösung behandelt. Aus dieser Lösung werden durch
Essigsäurezusatz Paracasein erhalten und die in Na Gl -Lösung gelöste
Substanz erwies sich als Mono-Calciumparacaseinat, in dem 1 g Paracasein
mit 0,000 225 Äquivalenten Ga verbunden ist. Die Verbindung entsteht
im Käse aus Calcium paracaseinat dadurch, daß das Calcium z. T. von
Milchsäure fortgenommen und an diese gebunden wird.
Untersuchung der Gase von Emmenthaler Käse. Von William
Mansfield Clark. *j — In den normalen „Augen" des Emmenthaler Käses
1) Biochem. Ztschr. 1911, 31, 897; dies. Jahresber. 1912, 422. — 2) 25. Jahresber. d. Milchwsch.
Unters. -Anstalten im AUgäu 1912, 12; ref. Ztschr. Unters. Nahr.- u. Genußm. 1913, 26, 467 (C. Mai).
— 3) Jouro of Biol. Chem. 14, 231—236 (Geneva, New York. Agric. Exper. Stat.); ref. Chem. Ctrlbl.
1913, I. 2044 (Henle). — *) U. S. Depart. of Agric , Bur. of aninpal Ind. 151, 1-32; ref. Chem. Ctrlbi.
1913! I. 321 (Jung).
380 Landwirtschaftliche Tierproduction.
findet sich ausschließlicli CO2 und N. Der Stickstoff stammt aus der
während der Milchgerinnung eingeschlossenen Luft. Mitunter findet bei Be-
ginn der Gärung eine Gasentwicklung statt, die durch die Gegenwart von
Wasserstoff charakterisiert ist, wahrscheinlich der Zuckergärung zuzu-
schreiben ist und das Gas normaler Augen verunreinigen kann. Beide
Gärungen sind durch ihre gasförmigen Producte zu unterscheiden; die eine
ist schädlich, die andere entspricht den Bedingungen eines guten Käses.
Starke Sauerstoffabsorption und damit verbunden geringe Durchlässigkeit
des Käses für Luft sind günstig für das Wachsen anaerober Bakterien.
Ein Vergleich der Menge an COg mit der Gesamtmenge flüchtiger Fett-
säuren zeigt, daß die Aktivität der Propionsäurebakterien von v. Freuden-
reich und Jensen nicht für die gefundene COg ausreicht. Der Vf. fand,
daß Käse viel COg aufnehmen kann. Vielleicht bilden sich normale Augen
in 2 Phasen durch Sättigung des Körpers mit COj und dadurch Auf-
blähung zu Augen.
Renntierkäse. Von Chr. Barthel und M. Bergman.^) — Zwei
Proben Renntierkäse aus den Lappmarken, die vollfette Labkäse darstellen,
enthielten im Mittel: 28,81% Wasser, 22,57 % Eiweiß und dessen Zer-
setzungsprodacte, 44,02^0 ^^tt, 2,20% andere organische Stoße und
2,40 % Asche. In Procenten des Gesamt-N waren vorhanden 43,46 %
löslicher N, 12,24% Zersetzungs-N und 1,58% Ammoniak-N. Die Kon-
stanten des Käsefettes waren folgende: Verseifungszahl 226,1, Reichert-
Meißrsche Zahl 34,6, Polenske'sche Zahl 1,1, Jodzahl 23,3, Refraktometer-
zahl bei 40 0 4L4.
Einige Daten zur chemischen Zusammensetzung des Emmentaler
und russischen Schweizerkäses. Von L. Budinoff. -) — Nach früheren
bakteriologischen Untersuchungen des Vf. sind die Haupturheber der Reifung
der beiden Käsesorten nahe miteinander verwandt. Die jetzt mit Käsen
gleichen Alters (11 Monate) vorgenommenen chemischen Untersuchungen
haben bestätigt, daß beide Käsesorten eine große Analogie aufweisen. Es
zeigte sich ungefähr dasselbe gegenseitige Verhältnis zwischen dem Stick-
stoff der Zersetzungsprodukte der Eiweißstoffe. Es kamen jedoch auch
einige Differenzen zum Vorschein; vornehmlich darin, daß die Zersetzung
bei dem russischen Käse nicht so weit fortschritt. Die Gesamtmenge des
in Lösung gehenden Stickstoffs ist bei beiden Käsesorten gleich. Die
Fällungen mit Gerbsäure, Kupfer, Bleizucker + Essigsäure und Phosphor-
wolframsäure enthalten beim russischen Käse mehr Stickstoff. Ammoniak
ist ebenfalls mehr vorhanden. Endgültige Schlußfolgerungen will der Vf.
aus seinen Untersuchungen noch nicht ziehen.
Die Bakteriologie von Cheddar-Käse. Von E. G. Hastings, Alice
C. Evans und E. B. Hart.^) — Die Vff. gelangen zu folgender Zusammen-
fassung ihrer Studien: Aus demselben Rohmaterial wurden verschiedene
Arten des Käses bereitet. Diese Käse unterscheiden sich hauptsächlich
durch ihren Geruch. Die Umstände, die bestimmen, ob ein aus einer ge-
gebenen Menge von Milch, Lab und Salz bereiteter Käse nach einer oder
der anderen Richtung abweicht, liegen in den Methoden der Käsebereitung.
') Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913. 26, 240 u. 241 (Stx)ckholm). — 2) Ber. d. bakteriol.
agronom. Station za Moskau 1912. Nr. 19; ret. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1913, 42, 714 (Koeppen). —
») aribl. Bakteriol. II. Abt. 1913, 36, 443—468 (Madison, Wisconsin, Exp. Stat.)
F. Molkereiproducte. 3. Käse. 381
Man vermag die Zusammeusetzung des Käses insofern zu verändern, als
Bedingungen eingehalten werden, die das Wachstum der Organismengruppe
begünstigen oder hemmen, die als bestimmende Ursache der Bildung ver-
schiedener Arten des Käses angesehen werden müssen. Die einzige Gruppe
von Bakterien, die stets in großer Zahl im Cheddarkäse gefunden wurde,
ist die Gruppe des Bacterium lactis acidi. Die Bakterien dieser Gruppe
begünstigen das Gerinnen der Milch durch Lab und durch die gebildete
Säure das Schrumpfen des Quarks und das Austreten der Molke. Die
Säure verändert demgemäß die Beschaffenheit des Quarks, sie aktiviert das
Pepsin des Labauszugs und hindert das Wachstum der fäulniserregenden
Bakterien im Käse. Es konnte nachgewiesen werden, daß Bact. lactis
acidi Enzyme ausscheidet, die auch nach dem Abtöten der lebenden Zellen
Säure zu bilden vermögen. Der Entwicklung des Bact. lactis acidi folgt
das Wachstum einer andern Gruppe säurebildender Bakterien, die des
Bacillus bulgaricus. Diese Bakterien erreichen Zahlen, die vergleichbar
sind denen der ersten Gruppe, die ihre Höchstzahl gewöhnlich im 1. Monat
des Reifens erreichen. Da sie sich nach der Vergärung des Milchzuckers
entwickeln, müssen sie eine andere Kohlenstoß- und Energiequelle ver-
werten. Wahrscheinlich sind Kokkenarten ständig in großer Zahl im
Cheddarkäse anwesend.
Fruchtiger oder süßer Geschmack im Cheddar - Käse. Von F.
Edwards. ^) — Der genannte Fehler (fruity or sweet flavor) wird von ver-
schiedenen Arten von Torulahefe hervorgebracht. Der Vf. hat aus Molken
12 Varietäten isoliert, die zu einer Reihe von näher beschriebenen Ver-
suchen verwendet wurden. Die Hefen lassen sich durch Erhitzen auf 65
bis 70*^ während 10 Minuten sicher abtöten. Der unangenehme Geschmack
ist wahrscheinlich auf die Bildung von Estern während der Fermentation
zurückzuführen.
Die Mikroflora von Stilton-Käse. Von J. Perceval und G. Heather
Mason. -) — Die Vff. haben sich die Aufgabe gestellt, die bakteriologischen
Verhältnisse des Stilton zu studieren, um den Reifungsvorgang aufzuhellen
und damit die sehr schwierige und in mancher Hinsicht noch recht un-
sichere Bereitung eines feinen Käses dieser Art zu erleichtern. Die Er-
gebnisse der bisher ausgeführten Untersuchungen sind: 1. Die Zahl der
Bakterien und Pilze in einem frisch bereiteten Stilton kann in der ersten
Woche 1000—3000 Millionen in 1 g betragen. 2. Bis zur Zeit der Reife
(100—150 Tage) fällt die Zahl allmählich; es werden alsdann nur 50 bis
100 Millionen gefunden. 3. In den ersten Stadien sind Milchsäure-
bakterien sehr reichlich vorhanden; wenn der Käse reif ist, werden sie
wenig zahlreich und sind in ihrer physiologischen Wirksamkeit geschwächt.
Dagegen nehmen dann Penicillium glaucum und eine Torulaform überhand,
4. Fünf charakteristische Organismen wurden in allen geprüften Sorten
gefunden: Streptococcus lacticus, eine Kurzstäbchenform des B. acidi lactici,
eine Tyrothrixart, Penicillium glaucum und eine runde Form von Torula,
die zuweilen von einer ovalen Form begleitet oder ersetzt wird. In Käsen,
die mit Hilfe von Reifungserregern bereitet werden, fand sich eine groß-
1) Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1913, 39, 449—455 (Ontario Agric. College, Guelph, Caaada). —
2) The Journ. of Agric. Science 1913, 5, 222—229 (Reading, Univ. College).
382 Landwirtschaftliche Tierproduction.
zellige Form des Streptococcus lacticus. 5. Penicillium glaucum wird in
seinem Wachstum von der Tyrothrixart gehemmt.
Das Vorherrschen von Roquefortschimmel im Käse. Von Charles
Thom und James N. Currie. ^) — Die Gase in den Lufträumen des Roque-
fortkäses enthalten wenig Sauerstoff (2,5—7 %) "»d viel COg (21 — 41 7o)-
Wurden verschiedene Penicillium- und Äspergillusarten in einer Atmosphäre
gezüchtet, die etwa 75 °/o COg und 25 *^/o Luft enthielt, so konnte nur
Penicillium roqueforti kräftige Kolonien erzeugen. Da nur dieser Pilz unter
den im Roquefort und verwandten Käsesorten herrschenden Bedingungen
zu wachsen vermag, erklärt sich sein Vorherrschen in ihnen.
Über die anormale Reifung des Liptauerkäses. Von Kaiman
von Fodor. -) — Der Tf. suchte festzustellen, welche Verbindung den
scharfen Geschmack und besonders den damit zuweilen verbundenen kratzenden
Geschmack verursacht. Die Untersuchungen lassen erkennen, daß, wenn
das Fett des Liptauerkäses eine hohe Säurezahl aufweist, darin freie Caprin-
säure und wahrscheinlich auch Laurinsäure enthalten ist. Als festgestellt
kann das Vorhandensein von Butter-, Capron-, Capryl- und Ölsäure an-
gesehen w^erden. Da von diesen Säuren nur die Caprinsäure einen kratzenden
Geschmack hat und da bei den Destillationen immer diejenigen li'raktionen
den stärksten kratzenden Geschmack hatten, die bei der Analyse sich als
Caprinsäure erwiesen, kann diese Säure als Ursache des kratzenden Ge-
schmacks beim Liptauerkäse angesehen werden. Das wird wohl auch bei
anderen Käsearten, die den kratzenden Geschmack wenn auch nicht so
häufig wie Liptauer aufweisen, der Fall sein. Aldehyde konnte der Vf.
in keinem der untersuchten Fette nachweisen.
Über den Fehler „Knypers" im Edamer Käse. Von F. W. J. Boek-
hout und J. J. Ott de Vries.^) — Bei dem durch große Risse ge-
kennzeichneten Fehler, die quer durch die Käsemasse laufen, enthalten die
Käse eine bedeutende Menge Gas, das aus COg, H und N besteht. Die
Vff. zeigen, daß die „Knypers" durch Infection der Milch mit virulenten
Buttersäurefermenten entstehen und daß die aus Kuhfäces isolierten Butter-
säurefermente fähig sind, Knypers zu bilden. Als ein brauchbares Mittel,
den Fehler zu beseitigen, erwies sich ein Zusatz von kleinen Mengen Kali-
salpeter (0,01 — 0,2%) zur Milch. Chlorsaures Kali war viel weniger
wirksam ; 0,05 ^Jq genügten noch nicht, um den Fehler vollständig zu unter-
drücken. Ein in Betracht kommender Einfluß des Buttersäureferments auf
die Reifung ist nicht anzunehmen.
Über bankrote Käse. Von K. Teichert.*) — Nach den vom Vf.
an Emmentaler- und Münsterkäse ausgeführten Untersuchungen ist die
Ursache für das Bankrotwerden in dem Eindringen von Holzsaft in den
Käse zu suchen. Von einem übertritt von „Farbe" kann dabei nicht gut
gesprochen werden. Es sind vielmehr die Stoffe der verholzten Membranen
— Vanillin, Koniferin, Hadromal, welche die Holzstoffreaktionen bedingen.
Das Bankrotwerden wird in der Hauptsache durch den Holzsaft des
Weißtannenholzes bedingt, doch scheint auch der Saft des Rottannenholzes
dem Käse zuweilen schwache Färbungen zu erteilen. Durch die Phloroglucin-
1) Journ. of Biol. Chem. 15, 249—258; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1423 (Henle). — «) Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 26, 225—234 (Magyarövär, Vers.-Anst. f. Milchwsch.). — ») Ctrlbl.
Bakteriol. II. Abt. 1913, 38, 462-484 (Hoom, Ldwsch. Versuchsst); vergl. dies. Jahresber. 1910, 450.
— «) Molk. -Zeit. Hüdesheim 1913. 27, 489; ref. Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1913, 39, 147 (TVolff).
F. Molkereiproducte. 3. Käse. 383
Salzsäure -Reaktion kann sofort festgestellt werden, ob rote oder ähnliche
Verfärbungen an Käse von den Banken herrühren oder ob andere Ursachen
in Frage kommen,
Gelbfärbung von Stiltonkäse. Yon J, Golding.^) — Bei zu starkem
Salzen der Käse treten infolge gebrannter Säurebildung gelbe weiche Flecke
an Stelle der gewünschten blauen Aderuug auf. Das Auftreten dieser
Flecke ist auf übermäßige Tyrosinbildung zurückzuführen. Einführung
einer Tyrosinlösung in gesunden Käse wirkte ganz ähnlich. Die gelben
Stellen sind enorm reich an Bakterien. Wahrscheinlich gelangen von dem
Naturlab aus nicht selten viel Tyrosinasebildner in den Käse; in Kunst-
labkäsen ist der Fehler seltner.
Über eine Käsevergiftung, verursacht durch eine mit Bakterium
lactis aerogenes Escherich übereinstimmende Bakterie. Von Hugo
Kühl. ^) — Der Vf. berichtet über seine Untei suchungen aus Anlaß einer
im Holsteinischen vorgekommenen Vergiftung mit Holländer Käse, und
kommt hierbei zu folgendem Ergebnis: Bei dem vorliegendem Fall fiel
die Übereinstimmung mit fiüheren Vergiftungsfällen auf. Durch tier-
physiologische Versuche wurde nachgewiesen, daß keine fertig- gebildeten
Gifte im Käse vorhanden waren. Die Wirkung ist der mittelbaren Lebens-
tätigkeit der Bakterien zuzuschreiben, nicht irgend welchen Giftstoffen.
Aus dem Käse und dem Erbrochenen eines im Institut erkrankten Herrn
wurde eine Aerogenes -Art isoliert, die der von Escherich beschriebenen
sehr ähnlich, wenn nicht mit ihr identisch ist. Die Bakterie besaß pathogene
Eigenschaften wie der Käse. Merkwürdig ist, daß der Käse und auch die
isolierten Bakterien den Versuchstieren gegenüber nur bei Injektion wirkten,
während sie per os genossen keine Schädigung verursachten.
Literatur.
Beythien: Wassergehalt des Käses. — Pharm. Ctrlh. 1913, 54, 402; ref.
Ztschr. Unters. Nabr.- u. Genußm. 1918, 26, 466.
Bosworth, Alfred W.: Die Einwirkung von Rennin auf Casein. — Journ.
of ßiol. Chem. 15, 231—236; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, U. 1411.
ßurri, ß.: Die Molkenlimonade. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 46—49.
— Der Vf. beurteilt das von Stierli, Basel, ausgearbeitete Verfahren zur Ver-
wertung der Käsereimoike und das CO,- und Rohrzucker enthaltende Erzeugnis,
das Molkina genannt wird, sehr günstig.
Burri, R.: Reinkulturen oder Säuremischung beim Labansatz? — Schweiz.
Milchzeit. 1912, Nr. 58, 60; ref. Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1913, 37, 101. —
Der Vf. hält die Verwendung von Reiukulturlab für viel vorteilhafter als die der
von Steinegger in den Handel gebrachten Säuremischung.
Burri und Kürsteiner. J. : Zur Frage des Labansatzes mit Casol. —
Schweiz. Milch -Zeit. 1913 und Molk. -Zeit. Berlin 1913, 23, 414. — Die Vff.
können auf Grund neuerer Versuche die St ein egg er 'sehe Säuremischung Casol
nicht als geeignetes Mittel zur Regulierung des Säuregrades im Käsereilab
anerkennen.
Buttenberg, P., undRomstöck, G.: Käse mit Phantasienamen. — Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 25, 598—602. — Analysen von 36 verschiedenen
Käsesorten des Handels.
Frouin, Albert, und Mercief, Victor: Über den Einfluß der Salze
seltener Erden auf die Labgerinnung der Milch. — Compt. rend. hebdom. d.
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1) Jouin. Board of Agric. 1912, 19, 177—186; ref. Ctrlbl. Bakterie!. II. Abt. 1913, 37, 101
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384 Landwirtschaftliclie Tierproduction.
Rundsch. 4, 965. — Die Sulfate von Ce, La, Nd, Pr, Sa und Th, die in Iprocent.
Lösung in Mengen von 0,1 — 1,8 ccm zu 10 ccm Milch gegeben wurden, be-
schleunigten deutlich die Labgerinnung; die Gerinnungszeit wurde bei 1 ccm
Zusatz um rund die Hälfte verkürzt.
Geiger, Arthur: Fettgehalt von Käsen. — 25. Jahresber. d. Milchwsch.
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Gorini, Costantino: Studien über die rationelle Herstellung des
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Peter, A.: Zur Frage der Labbereitung. — 26. Jahresber. d. Bern.
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physiol. Chem. 84, 329—353; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 283. — Die Arbeiten
von van Hasselt, von Porter und von Bürge, sowie Untersuchungen des Vf.
bestätigen, daß in Kälbermageninfusionen und in Labpräparaten ein selbständiges
milchcoagulierendes Ferment vorhanden ist.
Reich, R.: Der Käse als Nahrungsmittel und seine Beurteilung vom
Standpunkt des Nahrungsmittelchemikers. — Arch. f. Hyg. 80, 169—195; ref.
Chem. Ctrlbl. 1913, IL 2055.
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Sedlnicky: Die Trockensubstanz der Milch in ihrer Bedeutung für die
Erzeugung gleichmäßiger Käse. — D. Idwsch. Pr. 1913, 40, 404 u. 405. —
Der Vf. empfiehlt, gestützt auf praktische Versuche, die zu einem Käse
— Camembert — nötige Milchmenge auf Grund der Trockensubstanz der ver-
wendeten Milch zu bemessen.
Steinegger. R. : Förderung der Lochbildung im Emmentalerkäse. —
Molk.-Zeit. Berlin 1913, 23. 533. — Der Vf. berichtet über günstige Erfahrungen
mit seiner Säuremischung Gasolin bei der Labbereitung.
T eich er t: Fettgehalt von Käsen. — Allgäuer Monatsschr. f. Milchwsch.
u. Viehz. 1913, 1, 30; ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 26. 466.
„Molkosan", ein neues Getränk aus Molke. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913,
42, 156 u. 157.
III.
Landwirtschaftliche Nebengewerbe^
Gärungserscheinungen.
Referenten:
Th. Dietrich. 0. Krug. M. P. Neumann. A. Stift. H. Will.
Jahresbericht 1913. 25
A. Getreideweseii.
1. Mehl und Brot.
Referent: M. P. Neu mann.
Weizenanbauversuche. Von P. Kulisch. ^) — Der Yf. hat in lang-
jährigen Anbauversuchen gezeigt, daß den einheimischen Landsorten gegen-
über den hochgezüchteten Dickkopfweizen für viele Verhältnisse doch noch
die größere Bedeutung zukommt. Auch die vorliegenden Ergebnisse be-
stätigen diese Erfahrung. So z. B. kommt der Vf. bei dem Vergleich des
Strube'schen Squarehead mit seinem Stamm 22 zu folgendem Schluß:
„Für die besten unserer (Elsaß) Wirtschaften mit bestem Boden von hoher
Kultur und mit reichlicher Düngung können die Squareheadzuchten , im
besonderen der so leistungsfähige Schiansted ter Squarehead von Strube
empfohlen werden, wenn man mit in den Kauf nimmt, daß diese Sorten
im harten Winter doch ziemlich stark auswintern, wodurch der Durch-
schnittsertrag herabgedrückt wird. Für die meisten der elsässischen Durch-
schnittsäcker bedeutet aber die Einführung der Squareheadzuchten nicht
nur keinen Fortschritt, sondern im Durchschnitt der Jahre einen Minder-
ertrag. Hier sind die verbesserten Landsorten vorzuziehen.''
Bericht des Weizenanbau -Ausschusses des Nationalverbandes
britischer und irischer Müller für die Ernte der Jahre 1910—12.2) —
Die in England von Biffen und A. D. Hall durchgeführten Versuche
haben erkenneu lassen, daß dem Einfluß der Sorte eine wesentliche Be-
deutung für den Verarbeitungswert des Weizens zukommt. Die auf breiterer
praktischer Grundlage durchgeführten Kreuzungsversuche führten zu sehr
brauchbaren Weizen, deren Anbau in England nun erstrebt wird. Es ist
besonders der durch Hybridation von rotem Fife entstandene Bourgogne-
Fife, der sich bisher gut bewährt hat.
Untersuchungen über Weizen von Minnesota. Von C H. Bailey. ^)
— Der Vf. hat au einer großen Zahl (97) von Weizenmustern aus Minne-
sota an Hand chemischer und backtechnischer Untersuchungen den Einfluß
des Bodens, Klimas und anderer Vegetationsfaktoren verfolgt. Die ver-
schiedene Umgebung zeitigte bei einer und derselben Sorte deutliche Unter-
schiede in der Zusammensetzung. Der Proteingehalt scheint von der
Regenmenge deutlich beeinflußt zu werden: je mehr Regen während der
Entwicklungsperiode, desto niedriger der Stickstoffgehalt des Kornes.
1) Mitt. d. Kaiserl. Idwsch. Verbuchsst. Colmar 1912. — -) Sonderdruck. — 3) Ber. 131 d. Idwsch.
Versuchsst. Minnesota 1913.
25*
388 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Über den Einfluß der künstlichen Trocknung auf die Beschaffen-
heit des Brotgetreides. IL Von M. P. Neumann. ^) — Zusammen-
fassung der Ergebnisse; Die Versuche lassen erkennen, daß der natürliche
Trocknungsproceß, den das in der Gelbreife geschnittene Getreide auf dem
Felde durchmachen muß, in gewissem Umfange durch die sofortige künst-
liche Trocknung bei erhöhten Temperaturen ersetzt werden kann. Die
Temperatur des Getreides darf bei einer solchen Trocknung
45° C. nicht übersteigen. Diese künstliche Trocknung wird für normale
Erntejahre natürlich praktisch belanglos sein, sie wird aber unbedingt
empfohlen werden können und müssen, wenn besonders ungünstige Witterung
zur Erntezeit, das Einbringen der Ernte hinauszögert und einen erheblichen
Auswuchs des Kornes befürchten läßt. Ob bei weniger wasserreichem,
also schon mehr abgetrocknetem Getreide die Trocknungstemperaturen ge-
steigert werden dürfen, ohne die Backfähigkeit zu gefährden, müssen weitere
Versuche erweisen. Wahrscheinlich ist das nach den vorliegenden Er-
gebnissen und bisherigen Erfahrungen nicht. Die Versuchsergebnisse
weisen endlich darauf hin, daß die Erntemethode, im besonderen die Art
des Austrocknens des Weizens auf dem Felde einen wesentlichen Einfluß
auf seine Backfähigkeit und seinen gesamten Verarbeitungswert hat.
Über die Backfähigkeit inländischer und ausländischer Weizen.
Von M. P. Neumann. 2) — Die Versuche, die im einzelnen hier nicht be-
sprochen w^erden können, bestätigen die vom Vf. wiederholt formulierte An-
schauung über die Backfähigkeit der verschiedenen Weizen: Inlandsweizen
und Auslandsweizen zeigen in ihrer Backfähigkeit keine Unterschiede des
Grades, sondern nur der Art. Mischungen verschieden gearteter Weizen
liefern aber, wenn sie sachgemäß vorgenommen w^erden, stets das beste
Gebäck. Durch Zumischung des Auslandsweizens wird die Backfähigkeit
daher meist erhöht, immer dann, wenn sie Ländern mit abweichendem
Klima entstammen.
Zur Frage der Unterscheidung von Kleie und Mehl (für Zoll-
und eisenbahntarifarische Zwecke). Von J. Buchwald. ^) — Bei der Identi-
fizierung der Kleien als Vermahlungsabfälle ist es sehr wichtig festzustellen,
ob und wieviel Mehl ein als Kleie bezeichnetes Handelsgut enthält. Von
den Bestandteilen des Kornes eignen sich hierfür eigentlich nur zwei Stoffe,
die Mineralsubstanz und die Stärke. Beide können brauchbare Anhalts-
punkte geben: der Aschengehalt einer wahren Kleie soll wenigstens 4,1%
in der Trockensubstanz, der Stärkegehalt höchstens 30 % betragen. Zur
endgültigen Entscheidung reichen aber diese Angaben nicht aus. Für diese
hat der Vf. ein auf sachgemäßer Siebung und Prüfung der Siebfraktionen
beruhendes technisches Verfahren angegeben, dessen Zweckmäßigkeit auch
in der vorliegenden Arbeit besprochen wird. Sie ist übrigens dem am
1. Apiil 1913 aus seinem Amte geschiedenen Geh.-Eat Prof. Dr. Wittmack
gewidmet.
Neues über Grießputzerei. Von J. Kraus. ^) — Die Trennung der
Schalentrümmer von den Vermahlungs-Zwischenproducten des Kornes, den
Grießen, die bisher allgemein mit den Grießputzmaschinen, bei denen Sieb-
arbeit und Luftströmungen zusammenwirken, bewerkstelligt wird, will
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 329. — ») Ebend. 223. — sj Ebend. 99. — *) Ebend. 319.
A. Getreidewesen. 1. Mehl und Brot. 389
der Yf. durch elektrische Einwirkungen erzielen, durch welche die Schalen-
teile herausgezogen werden. Es war vor allem wichtig, solche elektrische
Ströme auszuschließen, bei denen eine Funkenbildung möglich ist. Das
ist dem Vf. gelungen, indem er ein elektrisches Feld mit ganz geringer
Stromstärke verwendet. Des weiteren mußte dafür Sorge getragen werden,
daß ein Zurückschleudern der von dem Pole angezogenen Teilchen nicht
mehr möglich war. Und das erreichte der Vf. durch Einschaltung eines
Nichtleiters, eines Dielektrikums, zwischen das zu reinigende Grießgemenge
und den anziehenden Pol. Auf dieser Grundlage hat der Vf. seine elektro-
statische Grießputzmaschine aufgebaut.
Untersuchungen über das Humphries -Thomas -Verfahren zur
Feuchtbehandlung der Mahlproducte. Von J. Buchwald und M. P. Neu-
mann. ^) — Es gibt eine Reihe von Stoffen, die geeignet sind, die Back-
fähigkeit der Mehle zu erhöhen, indem sie entweder die kolloide Zustands-
form der Mehlbestandteile verändern, oder einen gewissen Vorrat leicht-
löslicher und vergärbarer Substanz für die Organismen der Teiggärung
dem Mehl zuführen. Die Verwendung solcher Stoffe ist bisher auf die
Backstube beschränkt gewesen, weil sie zum Teil flüssig oder, wenn auch
pulvrig, nur in so geringen Mengen dem Mehl einverleibt werden dürfen,
daß ihre gleichmäßige Verteilung fast unmöglich war. Die Mühlentechniker
Humphries und Thomas haben nun mit ihrem Verfahren einen Weg
gefunden, solche Stoffe auch den Mehlen selbst zuzusetzen. Sie zerstäuben
die Lösung des betreffenden Stoffes, etwa eines diastatischen Malzextraktes
oder eines wirksamen Phosphates, und leiten den Flüssigkeitsstaub in das
mittels Siebe feinverteilte Mahlgut. Das Mehl nimmt die Flüssigkeit gleich-
mäßig und leicht auf und zeigt äußerlich keinerlei Veränderung etwa durch
Feuchtwerden, Zusammenballen u. dergl. Auch die Behandlung der Ver-
mahlungszwischenproducle mit reinem Wasser ist auf diese Weise mög-
lich. Eine solche Befeuchtung der Weizengrieße kann oft zweckmäßig
und vorteilhaft sein, wenn z. B. sehr harte Weizen zur Vermahlung vor-
liegen, bei denen die Grießauflösung nicht einwandfrei verläuft. Die Vff.
haben das Verfahren wiederholt geprüft und ihre Untersuchungen lassen
erkennen, daß es müllerei- wie bäckereitechnisch wesentliche Vorteile bieten
kann. Es darf aber nicht kritiklos für alle Weizensorten angewendet werden,
weil nicht alle Mehle diese Feuchtbehandlung verlangen, vielleicht auch nicht
vertragen. Harte und kleberstarke Sorten werden bei der Feuchtbehandlung
fast stets gewinnen, feuchte und weiche Weizen werden leicht geringere
und schlechter haltbare Mehle geben. Die Wasserzufuhr ist genau zu
regeln; die Feuchtigkeitszunahrae darf nicht größer sein als bei dem
Waschen und Netzen des trockenen Mahlgutes, wie es in der Mühlentechnik
üblich und notwendig ist. Da ja aber bei einem so empfindlichen Stoff,
wie dem Mehl, ein Überschreiten des zulässigen Feuchtigkeitsgehaltes ohne-
dies unmöglich ist, so dürfte die Gefahr „gewässerter" Mehle kaum vorliegen.
Das Humphries'sche Verfahren und seine Bedeutung für die Müllerei.
Von M. Miller. 2) — Die Wirkung des vorerwähnten Verfahrens bei der
Mehlbereitung bespricht der Vf. nach drei Gesichtspunkten: 1. Die Ver-
besserung der Mühlentechnik; 2. die Verbesserung der Mehlqualität; 3. die
1) Ztschr. f. d. ge>». Getreidew. 1913, 5, 24. — 2) Ebend.
276.
390 Landwirtschaftliclie Nebengewerbe.
Möglichkeit, mit Hilfe des Yerfahrens den Mehlen Stoffe einzuverleiben,
die ihnen zur Äußerung guter Backfähigkeit fehlen.
Totgemahlenes Mehl. Von Sachse. ^) — Als totgemahlen bezeichnet
man ein Mehl von schliffigem, fast seifigem Griff. Der Vf. unterscheidet
zwei Arten des Totmahlens: Die eine, leichtere Art besteht darin, daß das
Mehl zu fein zermahlen ist und daher einen Teig von großer Gärkraft aber
geringem Zusammenhang ergiebt; bei der zweiten schwereren Art ist das
Mehl viel zu stark angegriffen, der Enzymvorrat ist vernichtet oder herab-
gemindert, die Gärkraft ist verloren gegangen, das Gebäck kommt nicht
zur Entwicklung. Auf das Lagern leicht totgemahlener Mehle ist besondere
Sorgfalt zu legen, da sie sehr zur Klumpenbildung neigen.
Studien über Getreidemehle. Von R. Fanto. 2) — Der Vf. ver-
folgt zunächst die Ursachen für das Unvermögen des Roggenmehles, Kleber
zu bilden. Er stellt fest, daß das Roggeumehl keine die Kleberbildung
hindernden Stoffe enthält, denn in Mischung mit Weizenmehl wirkt es
lediglich wie ein Verdünnungsmittel. Bezüglich der Löslichkeit der Eiweiß-
stoffe findet der Vf. eine größere Wasserlöslichkeit des Roggeneiweißes;
die AlkohoUöslichkeit ist bei Weizen und Roggen nahezu gleich, ihr Optimum
liegt bei 50—60 Vol-Proc. Alkohol.
Die chemische Zusammensetzung des Roggens und seiner Mahl-
producte. Die Stoffverteilung im Korn. Von M. P. Neumann und
H. Kalning. ^) — Die Vff. versuchen aus der Analyse der verschiedenen
Vermahlungsanteile des Roggenkornes die stoffliche Zusammensetzung der
einzelnen Kornelemente, des Keimlings, des Mehlkernes und der Schale zu
erkennen. Nur bis zu einem gewissen Grade ist das natürlich möglich
gewesen, denn die Zerlegung des Kornes durch die Müllereimaschinen ist
nicht eine quantitative. Die Stickstoffsubstanz nimmt mit dem Aus-
mahlungsgrad der Mehle zu, die Mahlabfälle, d. h. die Schale mit der Kleber-
schicht enthalten besonders viel Protein und der Keimling besteht zu etwa
45 °/o aus Eiweiß. Der lösliche Anteil des Proteins verringert sich bei
den dunkleren Mehlen etwas, steigt dann bei den Kleien wiederum an.
Das Fett hat seinen Sitz in der Aleuronschicht und dem Keimling. Die
Mehle sind daher durchweg fettärmer als die Mahlabfälle (Kleien) und der
Keimling. Die Kohlehydrate verteilen sich umgekehrt proportional der
stickstoffhaltigen Substanz. Die Stärke sinkt von etwa 82 ^j^ bei den
hellsten Mehlen auf etwa 11 ^j^ bei den Schälabfällen. Die Zucker oder
besser das Zuckerbildungsvermögen der dunkeln Mehle und der Kleien ist
bei weitem größer als das der hellen Mehle. Der Sitz der diastatischen
Enzyme ist offenbar die Aleuronschicht. Der Pentosangehalt steigt bei den
Kleien stark an und ist am größten bei den zellstoffreichen Scliälabfällen.
Die Rohfaser verhält sich naturgemäß gleichsinnig. Die Mineral-
stoffe nehmen, wie bekannt, mit dem Ausmahlungsgrad der Mehle zu, so
zwar, daß man in deren Gehalt ein geeignetes Kriterium für den Aus-
mahlungsgrad der Mahlproducte hat. Bei der Phosphorsäure ist die
hohe Löslichkeit, die bis zu 95 ^Jq bestimmt wurde, bemerkenswert. Be-
züglich des in vielen Tabellen niedergelegten Zahlenmaterials muß auf das
Original verwiesen werden.
1) Deutsch. Bäcker -Zeit. 1913, Jali. — "-) Ztschr. Unters. Nalir.- u. Genußm. 1912, 4, 209. —
=; Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 41.
A. Getreidewesen. 1. Mehl und Brot. 391
Die chemische Zusammensetzung des Weizens und seiner
Mahlproducte; die Stoffverteilung im Korn. Von H. Kalning und
A. Schleimer. 1) — In Fortsetzung der von M. P. Neumann und
H. Kalning angestellten Untersuchungen am Roggen haben die Vff. die
gleichen Bestimmungen bei Weizen durchgeführt. Auch hier verteilt sich
die Substanz qualitativ in gleichem Sinne, quantitativ bestehen aber doch
mancherlei Unterschiede. Bezüglich des reichen Zahlenmaterials muß auf
das Original verwiesen werden.
Über den Klebergehalt der Mehle. Von K. Budai (Bauer). 2) —
Der Vf. untersuchte den bei dem Kleberauswaschen entstehenden rohen
Kleber auf den Gehalt an nichtproteinartigen Substanzen, vornehmlich an
Rohfaser. Bekanntlich ist die Farbe des Klebers durchaus von dem Aus-
mahlungsgrad der Mehle abhängig. Helle Mehle geben einen zarten, gelb-
lichen Kleber, dunkle Mehle einen gelbbraunen, etwas schmutzig aussehenden
Kleber. Auch die Lösung in Alkali ist, wie der Vf. fand, in gleicher
Weise unterschieden. Außer Stärke und FettstolTen, die von der quellenden
Eiweißmasse eingeschlossen werden, ist es vor allem die feinverteilte Roh-
faser, die den Kleber in seinen physikalischen Eigenschaften beeinflußt.
Wann ist ein Weizenmehl als verdorben zu betrachten. Von
K. Budai (Bauer). ^) — Der Vf. schließt: Bei Mehlen, die unter gleichen
Umständen aufbewahrt werden, ist die Menge des wasserlöslichen Stickstoffs
innerhalb enger Grenzen ziemlich beständig. Bei den ungarischen Mehlen
fand sie der Vf. zu etwa 13,5% des Gesamtstickstoffs. Bei sehr alten
Mehlen verringert sich diese Durchschnittszahl auf etwa 10,5 ''/q. Eine
Zunahme löslichen Stickstoffs ist nur zu erwarten, wenn Ijuft und Feuchtig-
keit Zutritt haben. Bezüglich der Bestimmung des löslichen Stickstoffs
empfiehlt der Vf. den Auszug bei gewöhnlicher Temperatur.
Einige Beiträge zur chemischen Kenntnis des Castor- (Bohnen-)
Mehles. Von K. Kisskalt.'^) — Das Mehl der enthülsten Bohne (Vicia
faba L.) wird seit langer Zeit als Backhilfsmittel verwendet. Auf Ver-
anlassung von C. J. Lintner hat der Vf. des näheren feststellen wollen,
worauf die Wirkung des Bohnenmehles zurückzuführen ist. Die Zusammen-
setzung eines untersuchten Mehles wurde folgendermaßen gefunden:
i. d. Tr.-S.
Wasser 10,6 —
Asche 3,72
P2O5 i. d. Asche 32,5 —
Stärke (polarim.) 50,00
Gesamt Nh 31,56
Fett 1,69
Pentosane 4,33
Methylpentosane 0,66
An Saccharose wurden 5 — 6% ermittelt, ferner wurde die Gegenwart
von Galactan nachgewiesen. Von den Kohlehydratenzymen äußerten eine
Diastase und eine Invertase schwache Wirkung. Proteolyse trat nicht ein.
Näher untersucht wurden ferner die Phosphorsäure Verbindungen. Diese
bestehen zum größten Teil aus organischen Formen ; anorganische Phosphate
sind nur in geringer Menge vorhanden. Die im Wasser löslichen organi-
schen Phosphorsäureverbindungen unterliegen beim Kochen tiefgreifenden
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 199. — 2) Ebend. 171. — 3) Ebend. 245. — '') Ebend.
271-305 u. 1914, 6, 5 (Dissertat. München, Techn. Hochschule).
392 Landwirtschaftliche Xebengewerbe.
Veränderungen; auch sind sie teilweise durch ilagnesiamixtur direkt fällbar.
Eine Beeinflussung des Weizenklebers durch das Bohnenmehl konnte nicht
beobachtet werden. Die gute Wirkung des Bohnenmehles bei der Brot-
bereitung scheint im wesentlichen auf eine Gärbeschleunigung zurück-
zuführen zu sein.
Studien über die Teiggärung. Zur Technik der Sauerteig-
gärung. Yon M. P. Neumann und K. Mohs. ^) — Die Ergebnisse der
Untersuchungen werden folgendermaßen zusammengefaßt: Für die Ent-
wicklung eines nach Größe und Zeit festgelegten Gärsystems ist eine be-
stimmte geringste Menge Anstellgut zwar notwendig; von größerer Bedeutung
ist aber der weiteie Aufbau der Gärungsstufen, denn eine Vergrößerung
des Anstellgutes führt nicht in dem Maße zur Vervollkommnung der
Teigreife, wie man erwarten müßte. Der Anfrischsauer ist diejenige Stufe
der Sauerteigfübrung, welche die Hefevermehrung am meisten begünstigt.
Er wird zweckmäßig weich gehalten und verhältnismäßig kühl, d. h,
zwischen 22 — 25^0. geführt. Eine zu hohe Temperatur dieses Vorteiges
führt leicht zu starke Säuerung herbei. Bei dem Grundsauer sollen alle
Maßnahmen gefördert werden, die die Gärungskraft der Hefe erhöhen.
Erhöhte Temperaturen von 25 — 30 "C. und festere Teige bieten hier
Vorteile. Im Verhältnis größere Vollsauer bilden eine stärkere Gärleistung
in sich aus. Der Teig soll im allgemeinen nicht mehr als doppelt so groß
sein, als alle Vorteige zusammen.
Verfahren zur Teigbereitung. Von L. Weil. 2) — Von den vielen
Stoffen, die den Verlauf des Backprocesses zu beeinflussen vermögen, l'at
der Vf. als besonders zweckmäßig kolloidgelöste Substanzen anorganischer
und organischer Natur erkannt. ,,Der Zusatz einer verdünnten Lösung
kolloider Metalle, im besonderen des Mangans, weckt, fördert und verstärkt
die Wirkungen der in den Mehlen vorhandenen und für die Backfäbigkeit
in Betracht kommenden enzymatischen Kräfte, so daß die Herstellung von
Gebacken gleichmäßiger und rascher zu Ende geführt werden kann." Der
Vf. verwendet z. B. lg Mangan in kolloidgelöstem Zustand, 0,03 g Kiesel-
säure in kolloidgelöstem Zustand, 5 g glycerinphosphorsaures Calcium, 0,8 g
lactophosphorsaures Calcium, 0,02 g kaustisches Kali. Jeder dieser nach
bekannten Verfahren hergestellten Einzelbestandteile wird zunächst für sich
in einer Mindestmenge Wasser aufgelöst, dann unter Zusatz konzentrierter
Zuckerlösung in einen Sirup verwandelt, der bei etw^a 65 "/q Zuckergehalt
höchstens 1 "/o des anderen gelösten Stuffes enthält. Die einzelnen
Lösungen werden in dem obigen Verhältnis miteinander vermischt und
mit Zuckerlösung auf 1 kg aufgefüllt. Von dieser Flüssigkeit soll auf
das Mehl, berechnet 0,5 — 1% angewendet werden. Das Verfahren hat
sich der Vf, patentrechtlich schützen lassen.
Verfahren zur Herstellung von Brot. Von Ch. W. Chitty und
W. Jago. ^) — Die Vff. beschreiben ein Verfahren zur Herstellung von
Brot, bei welchem dem Mehl oder Teig vor dem Backen eine geringe
Menge Kaliumpersulfat zugesetzt wird. Dieser Zusatz soll die Wirkung
haben, die Gärungsvorgänge zu beschleunigen und die Gebäcklockerung
zu fördern. Alle Weizen vertragen diesen Zusatz aber nicht, so z. B. nicht
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 56. — -) Ebend. 191. — s) Ebend. 209.
A. Getreidewesen. 1. Mehl und Brot. 39S
der indische Weizeü. Es dürfte fraglich sein, ob solche Znsätze über-
haupt zu gestatten sind. Kaliumpersulfat hat im Mehl nichts zu suchen.
(Der Ref.)
Verfahren zur Herstellung eines Armee- und Touristenbrotes.
Yen de Gasquet -James. ^) — Das Verfahren bezweckt, in dem Brotteig
eine Nährration aus gekochtem Fleisch, Gemüse und Kartoffeln einzubringen
und gemeinsam mit dem Brotteig zu backen. Die Einlage soll noch mit
einer Schicht Fleisch extrakt umgeben werden.
Über die Ursachen des Altbackenwerdens des Brotes. Von R.
S. Katz. '^) — In der Krume des Brotes besteht ein physikalisch -chemisches
Gleichgericht. Frisches Brot stellt den Gleichgewichtszustand bei höherer
Temperatur (50<^— 100° C.) dar, bei Zimmertemperatur (0—25 0 c.) ist alt-
backenes Brot im Gleichgewichtszustand. Die Versuche wurden in der
Weise angestellt, daß die Brotkrume in verschlossenen Röhren längere
Zeit bestimmten Temperaturen ausgesetzt und dann auf ihre Veränderung
hin geprüft wurden. Der Übergang von frisch in altbacken wurde durch
die Abnahme des Quellungsvermögens charakterisiert. Bei einer Versuchs-
dauer von 48 Stunden ergab sich folgendes:
Temperatur Zustand Quellungsvermögen
85-92» frisch 50,0
70° — 50,5
60° — 51,5
50° noch fast ganz frisch 49,0
40° deutlich etwas altbacken 43,5
30° halb altbacken 40,0
15° altbacken 34,5
0° sehr altbacken 30,0
— 2° stärker altbacken 34,0
— 6° weniger altbacken (etwa wie bei -f-lSO) 39,0
—8° halb altbacken 41,0
in flüssiger Luft ganz frisch 49,0
Untersuchungen über die Verdaulichkeit des Brotes, im be-
sonderen des Soldatenbrotes. Von M. P. Neumann. =^) — Die durch
Unstimmigkeiten in den Literaturangaben veranlaßten Ausnutzungsversuche
haben ergeben, daß die Unverdaulichkeit der aus gröberen Mehlen hergestellten
Brote vom Typ des preußischen Soldatenbrotes (Kommisbrot) nicht so groß
ist, als man bisher anzunehmen geneigt war. Mit einem Ausnutzungs-
verlust von nur 31 7o an Eiweiß entfernt sich die Verdaulichkeit dieses
Brotes nicht so sehr von derjenigen des üblichen Hausbrotes. Der kräftige,
frische Geschmack und die große Sätfigungskraft der gröberen Brote lassen
daher ihre weitere Herstellung durchaus berechtigt erscheinen. Frühere
Brotausnutzungsversuche, bei denen Bier als Getränk gereicht wurde, sind
nur dann einwandfrei, wenn der unverdauliche Anteil des Bierstickstoffs
bei der Berechnung des Ausnutzungsverlustes berücksichtigt ist. Als ana-
lytisch wichtige Feststellung wird weiter mitgeteilt, daß die Fettbestimmung
im Brot nicht in der üblichen Arbeitsweise erfolgen darf, sondern daß sie
entweder nach Pollenske oder nach der vom Vf. und H. Kalning an-
gegebenen Methode ausgeführt werden muß (vergl. dies. Jahresber. 1912,
15, 369).
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 211. — =) Ztschr. f. Elektrochem. 1Ö13, 202. - 3) Ldwsch.
Versachsst. 79 u. 80, 449 (.Kellner, Festschrift).
394 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Über den Einfluß des Kalk-Magnesia-Verhältnisses in der Nahrung
unter besonderer Berücksichtigung des Brotes. Von R. Emmerich
und O. Loew. 1) — Von der Überlegung ausgehend, daß der Kalk ein
wichtiger Bestandteil jedes Zellkernes ist, und daß ein gewisser Kalkvorrat
für den Stoffwechsel unbedingt notwendig ist, untersuchten die Yff., ob dem
Körper des Kulturmenschen bei der üblichen Beköstigungsart wirklich ge-
nügende Kalkmengeu zugeführt werden. Sie glauben diese Frage verneinen
zu müssen. Die wirklich kalkreichen Nahrungsmittel, die Milch und die
Wurzel- und Blattgemüse werden entweder nicht in genügender Menge
genossen oder durch unsachgemäße Zubereitung eines Teiles des Kalkes
beraubt. Fleisch, Kartoffel, Brot sind kalkarm und nicht geeignet, den
Kalkbedarf zu decken. Dazu kommt noch, daß ein erheblicher Magnesia-
überschuß die Resorption des Kalkes beeinträchtigt. Beim Brot liegen die
Verhältnisse derart, daß gerade das wegen seines Minergdstoffreichtums
jetzt vielfach empfohlene Vollkornbrot, d. h. ein aus dem ganzen Korn
hergestelltes Gebäck, einen großen Magnesiaüberschuß aufweist. Die Vff.
können diese Brote daher nicht als zweckmäßig bezeichnen, wenn nicht
durch Zufuhr von Kalksalzeu und zwar am besten des Chlorcalciums der
Kalkgehalt erhöht wird. Besser wäre dann schon das Brot aus Feinmehl,
in dem bei absolut geringerem Gehalt an Mineralien das Kalk -Magnesia-
Verhältnis wenigstens ein günstigeres ist.
Die Beurteilung der Mehle durch die botanische Analyse. Von
J. Buchwald.-) — An Mehlen bestimmter Herstellungsart hat der Vf.
durch Auszählung der verschiedenen Gewebefragmente den Charakter der
Handelsmehle festzustellen versucht. Es wurden gezählt und gemessen:
die Läugszellen, die Querzellen, die Samenschale, Kleberzellen, das Keim-
lingsgewebe und die Haare. Die gemeinsam mit Andersson und Wein-
raann durchgeführten mikroskopischen Anal^^sen ergaben folgendes: die
Art des Schalengewebes und seine procentuelle Verteilung ist in den Mehlen
gleicher Qualität die gleiche. Die Zellelemente der Aleuronschicht und
des Keimlingsgewebes finden sich in den feingebeutelten Mehlen (Seideu-
gaze 10 — 14) nur in Spuren, Kleberzellen noch mehr als Keimlingsteile.
Die Unterschiede sind bei den verschiedenen Mehlen vornehmlich in dem
Gehalt an Gewebsstücken der Koruschale zu suchen.
Untersuchung und Begutachtung einiger Mahlproducte. Von
E. Barnstein. 3) — An Stelle der Verkleisterungsprobe nach Wittraack
empfiehlt der Vf. die Behandlung der Mehle mit Diastaselösung (1 °/g)
bei 55^ C. Die verschiedenen Stärkearten zeigen hierbei ein ganz ver-
schiedenes Verhalten, so daß sie verhältnismäßig leicht identifiziert
werden können.
Vorrichtung zur Prüfung der Mehlfarbe (Pekar'sche Wasser-
probe). Von Br. Heiner.*) — Der Apparat hat den Zweck, das Be-
feuchten der auf dem Pekarbrettchen befindlichen Mehlproben mechanisch
zu bewerkstelligen. In einer mit Wasser gefüllten Schale befinden sich
zwei durchlochte Klappen, auf die die Brettchen befestigt und in das
Wasser getaucht werden. Nach dem Eintauchen werden die Klappen hoch-
1) Ztschr. f. d. gQs. Getreidew. 1913, 5, 115. — -) Ebend. 50. — S) Ldwsch. Versuchsst. 1913,
79 u. 80, 773. — ■>) Die Mühle 1913, 15, 31G.
A. Getreidewesen. 1. Mehl und Brot. 395
gestellt und bleiben zum Abtropfen und zum Betrachten der Mehlproben
in schräger Lage stehen.
Eine Methode zur schnellen Bestimmung des Wassergehaltes im
Getreide auf elektrischem Wege. Von Lyman J. Briggs.^) — Der
elektrische Widerstand des Getieides ist abhängig von dem Wassergehalt
und von der Temperatur. Z. B. ist bei Weizen von 13 ^/q Feuchtigkeit
der Widerstand 7 mal so groß als bei 14% Feuchtigkeit und 50 mal so
groß als bei einem Wassergehalt von 15 %. Anderseits ist der Wider-
stand bei einer Temperatur von 4^0. 8 mal so groß als bei 24 '' C. Auf
diesen Tatsachen baut der Vf, seine Methode zur Wasserbestimmung auf,
die in 2 — 3 Minuten ausgeführt werden kann und Fehlergrenzen von
0,3 *^/o aufweist.
Eine beschleunigte Rohfaserbestimmung. Von H. Kalning.'-*) —
Das Verfahren ist das bekannte Stohmann'sche (Neumann -Wender);
die Abkürzung, die für häufige Untersuchungen unerläßlich ist, wird
vom Vf. dadurch erreicht, daß er die Filtration und die Laugekoehung
beschleunigt: 3 g der zerkleinerten Substanz (1 mm- Sieb) wird mit 50 com
Sprocent. Schwefelsäure angerührt und mit 150 ccm Wasser versetzt;
halbstündiges Kochen. Nach dem Ä.uffüllen mit Wasser wird die Flüssigkeit
10 Minuten zum Absitzen in Ruhe belassen, darauf mit einem mit Gaze
überspannten Trichter (Müller- Seidengaze Nr. 21) unter Benutzung der
Luftpumpe bis zur Marke abgesaugt. Den Rest filtriert man durch ein
größeres Faltenfilter, was sehr schnell vonstatten geht. Den zurück-
gespülten Rückstand übergießt man mit 150 ccm Wasser und 50 ccm
concentrierter Natronlauge (lOprocent.) und kocht 10 Minuten. Es
wird wieder mit Wasser aufgefüllt, 10 Minuten abgewartet und die über-
stehende Flüssigkeit unter Benutzung des Gazefilters bis zur Marke ab-
gesaugt. Nun wird genau neutralisiert (Schwefelsäure, Methylorange), durch
ein Faltenfilter filtriert und (ohne Wasserkochung) wie üblich weiter ver-
fahren. — Diese Arbeitsweise liefert mit dem alten Wender- Verfahren
übereinstimmende Werte und läßt sich bis zur Gewinnung der feuchten
Rohfaser in 2^.3 Stunden durchführen.
Eine neue Methode zur Bestimmung der Rohfaser. Von K. Budai-
Bauer.^) — Bei der üblichen Rohfaserbestimmung durch Kochen der
Substanz mit Säure und Lauge wird ein großer Teil der zur Schale des
Getreidekornes gehörigen Stoffe mit entfernt. Der Vf. schlägt vor, das
Verfahren für Getreidemehle dahin abzuändern, daß die heiße säurehaltige
Flüssigkeit mit 30procent. Natronlauge versetzt und heiß filtriert wird.
Dadurch verbleiben Lignin, Cutin, Suberin und Farbstoffe in der Rohfaser.
Die nach dieser Methode erzielten Werte sind naturgemäß beträchtlich höher.
Literatur.
Block, Walt.: Über die Aufstellung einer Buchweizentafel. — Ztschr.
f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 142. — Die Ausführungen betreffen die Bestimmung
des Maßgewichtes bei Buchweizen unter Verwendung eines 20 1- und 1 1- Probers.
Buchwald, J., und Ploetz, A.: Technisches zur Frage der Ausfuhr-
mehle. — Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913. 5, 66.
1) Americ. Elovat. and Grain Trade 1909, 9, 508; nach "Wochenschr. f. Brauerei 1913, 127. —
2) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 6. — 3) Ebend. 295.
396 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Kobert, R.: Der Quaß. Ein unschädliches, billiges Volksgetränk. Zu
seiner Einführung in Westeuropa. Halle a. S., Verlag Tausch & Grosse.
Kühl, JB.: Die mykologische Untersuchung der Kindermehle. — Pharm.
Ctrlh. 54, 138. — Der Vf. weist auf die Notwendigkeit einer sachgemäßen Be-
triebskontrolle in der Nahrungsmittelindustrie hin.
Le Clerc, J. A., und Jacobs, B. R. : Graham -Mehl. Eine Studie über
die physikalischen und chemischen Unterschiede zwischen echtem und nach-
gemachtem Graham -Mehl. Washington, Staatsdruckerei (engl.).
May bäum, A.: Die Frage nach den Phosphaten. — Ztschr. f. d. ges.
Getreidew. 1913, 5, 229. — Der Vf. bespricht die Bedeutung der Phosphorsäure
für die Ernährung und ihre Verteilung in den einzelnen zur Brotbereitung
dienenden Mehlen.
Mohs, K.: Elektrische Backöfen. — Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1913, 5, 152.
Neumann, M. P.: Brotgetreide und Brot. Lehrbuch für die Praxis der
Getreideverarbeitung. Hand- und Hilfsbuch für Versuchsstationen, Nahrungsmittel-
untersuchungsämter und Laboratorien der Mühlen, Bäckereien und Fachschulen.
Berlin, Verlag von Paul Parey.
Schulz, Aug.: Die Geschichte der kultivierten Getreide. Halle a. S.,
L. Neubert's Nachf.
Schulz, Aug.: Abstammung und Heimat des Saalhafers. — Ztschr. f. d.
ges. Getreidew. 1913, 5, 139.
Wilcke: Backhäuser und Herdanlagen. — D. Idwsch. Pr. 1913. Jan.
2. Stärke.
Referent: Th. Dietrich.
Die Stärke von Dolichos multtflorus. Von J. Pieraerts. ^) — Die
chemische Zusammensetzung wurde wie folgt gefunden:
/■u 11O0I t\ (a. d. Unterschied o u f -Fett Rohfaser Asche Zucker
(b. 118" best.) ^ V , N Substanz
in % 18,30 80,58 ' 0,42 0,09 0,43 0,18 0,0
Pentosane leichte Spuren.
Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd und Eisenchlorid auf lös-
liche Stärke. Von O. Durieux. -) — Es wurde die Einwirkung von H2O2
für sich allein und in Gemeinschaft mit kolloidalem Fe, oder von FeClg
oder von Malzextrakt auf Stärkelösungen quantitativ untersucht. Bei der
Verzuckerung der Stärke durch Diastase wirkte H2O2 hemmend auf den
Reaktionsverlauf ohne selbst verändert zu werden. Durch H2O2 allein
oder mit koU. Fe wurden Stärkelösungen nicht angegriffen. Durch HgOg
-f- FeClg wurde lösliche Stärke mit meßbarer GeschAvindigkeit verzuckert;
das H2O2 wurde in diesem Falle vollständig zersetzt und die Menge der
gebildeten reducierenden Substanzen hing ab von der Menge der ver-
wandten FeClg u. H2O2.
Studien über Diastase. Vergleich der stärkeverflüssigenden
und der zuckerbildenden Kraft Von H. C. Sherman und M. D.
Schlesinger. 3) — Man hat beobachtet, daß bei der Wirkung der Diastase
1) Bull, do l'Ässoc. des Chim. do Sucr. et Dist. 1913, 31, 230—234 (Lab. de recherches chimiqaes
du Musee du Con^o: ref. n. Chom. Ctrlbl. 1914, I. 369 (Rühle). — -') Ball. Soc. Chim. Belgique 1913,
27, 90; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1870 (Henle). — 3) Joum. Amer Chem. Soc. 1913, 35. 1784;
ref. nach Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, Nr. 49, 619 (W.). Dies. Vf. ferner ebend. 1784—1790;
Sherman u. A. 0. Gettler ebend. 1790-1794.
A. Getreidewesen. 2. Stärke. 397
auf Stärke die Menge der scheinbar abgebauten Stärke nicht imaier pro-
portional ist der Menge des gebildeten Zuckers. Man schloß daraus, daß
die Diastase aus der Stärke nicht immer Maltose und Dextrin in gleichen
Mengenverhältnissen bilde. Die Vff. prüften eine größere Anzahl von
Malzdiastasepräparaten. Bei den einfachen oder dialysierten Malzauszügen
betrug die Menge der gebildeten Maltose ^j^ bis Yio ^^^^ mehr der Menge
der abgebauten Stärke, während bei gefällten Diastf^sepräparaten in jedem
Falle die Menge der scheinbar abgebauten Stärke geringer war, als die
Menge der gebildeten Maltose. Bei der Malzdiastase eignet sich hiernach
das Verschwinden der Jod Stärkereaktion nicht als Kriterium für die stärke-
abbauende Kraft des Enzyms, bei den Malzauszügen ist die quantitative
Beziehung zwischen der stärkeabbauenden und zuckerbildenden Kraft möglich,
aber nicht wahrscheinlich ; bei der gefällten Malzdiastase ist sie vollkommen
unmöglich.
Bestimmung der Stärke in Handelsproducten. Von J. Pieraerts. ^)
— Der Vf. prüfte au Kartoffelstärke den Grad der Einwirkung von einer
Reihe von Säuren. Von letzteren wurden angewendet: 1. 2,5 procent.
Lösungen von Citronen-, Essig-, Bernstein-. Mono- und Trichloressigsäure ;
2. Kalkgesättigte Lösung von Pikrinsäure; 3. 5 procent. Lösung von Citronen-
und Trichloressigsäure; 4. Salicylsäure fest; 5. Citroneusaures Asaprol.
Die Proben des Stärkemehls wurden vor Anstellung eines Versuchs im
Vacuum bei allmählich bis auf 120^ steigender Temperatur getrocknet.
Es wurde derart verfahren, daß 5 g der Stärke in einem Meßkolben von
200 oder 250 ccm Inhalt mit 100 ccm des Reagenses gut gemischt, dann
im Autoklaven erhitzt (steigend bis zu 2 Std. und 3 Atmosphären) und
nach dem Abkühlen mit Tonerde geklärt wurden. Nach dem Auffüllen
zur Stärke und Filtrieren wurde polarisiert. — Die Versuche führten zu
folgenden Ergebnissen: Durch die Jodprobe läßt sich erkennen, daß bei
jeder der untersuchten Säuren die Hydrolyse in einer ihr eigentümlichen
Weise vor sich geht. Die Wirkung der Trichloressigsäure ist im be-
sonderen sehr verschieden von der der anderen Säuren, insofern sich dabei
von Anfang an beträchtliche Mengen 1-Dextrosane bilden, während die
anderen Säuren Amylodextiin und weiterhin z. T. Erythrodextrin geben.
Die Wirkung der Essigsäure, der Salicylsäure und Pikrinsäure ist nicht
befriedigend, dagegen kann man mit 2,5 procent. Lösungen von Citronen-
säure, Monochloressigsäure oder Bernsteinsäure, ferner mit citronensaurem
Asaprol und 5 procent. Citronen säure sehr genaue Stärkebestimmungen
ausführen. Bei an Stärkemehl armen Stoffen empfiehlt es sich, 2,5 procent.
Citronen-, Bernstein- oder Monochloressigsäure zu verwenden und 1 Std.
im Autoklaven bei geöffnetem Ventile zu erhitzen. Das specifische
Drehungsvermögen ist zu -{-192° zu setzen. Die mit Trichloressigsäure
erhalteneu Ergebnisse waren stets viel zu niedrig.
Untersuchung der Handelsstärke. Bericht von v. Czadek, 0. Fallada,
E. Hoppe und F. Schubert.-) — Nach verzeichnete, vom Ver-
bände der landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Osterreich, im October
1912 angenommene üntersuchungsmethoden betreffen folgende Punkte,
1) Bull, de l'Assoc. des Chim. de Sucr. et Dist. 1913, 30, 628—659 (Cham. L&b. d. Museums
des Belgischen Kongo); ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, 11. 176 (Rühle). — ^) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchst,
in Österreich 1913, 15, 1217—1220.
398 Landwirtschaftliclie Nebengewerbe.
die im Hinblick auf Börsenvorschriften und auf die Erfordernisse der
praktischen Beurteilung der Stärke zu berücksichtigen sind.
Kartoffelstärke. 1. Farbe. Stärken mit gelbem oder grauem Stich
bezw. fremder Farbentönung, werden als: „nicht reinweiß" bezeichnet.
2. Bestimmung der Stippenzahl. Eine Probe der Stärke wird
auf ;Papier ausgebreitet und glattgestrichen. An einer beliebigen Stelle
wird eine kleine Glasplatte aufgelegt, deren Fläche bekannt ist und es wer-
den die unter ihr oder einem bestimmten Teile derselben liegenden Stippen
gezählt. Die Probe wird mehrmals durchgemischt und wieder, wie an-
gegeben, gezählt. Die Stippenzahl wird dann für 1 dm- Fläche umgerechnet.
(Es ist empfehlenswert, direct eine Glasplatte von 1 dm-, die in Felder
geteilt ist, zu verwenden.) Als Grundlage der Beurteilung werden vorläufig
folgende Werte aufgestellt, welche die äußersten zulässigen Grenz werte, dar-
stellen: Anzahl der Stippen pro 1 dm^: bei Hochprima bis 300; bei
Prima 300—500.
3. Qualitativer Nachweis von Chlor und anorganischen Säuren.
1 Tropfen Jodkaliumlösung auf Stärke geträufelt, wird bei Anwesenheit
von Gl braun gefärbt. CIH und H2SO4 werden im 20procent. kalten,
wäßrigen Auszuge in üblicher Weise nachgewiesen.
4. Bestimmung des Wassergehaltes. 10 g Stärke werden in
ein Wägegläschen mit eingeriebenem Glasstöpsel (6 cm Durchm. und 3 cm
Höhe) eingewogen, 1 Stunde bei 50° C. vorgetrocknet (zur Vermeidung der
Kleisterbildung), sodann durch 4 Stunden weiter getrocknet, wobei auf die
genaue Einhaltung der Endtemperatur von 120° C. zu achten ist.
5. Bestimmung der Asche. 10 g Stärke werden in einer Platin-
schale verascht. Als Grenzwerte gelten vorläufig: für Hochprimastärke
0,2% — ^'ür Primastärke 0,3% Asche.
6. Bestimmung des Säuregehaltes. 25 g Stärke werden in einem
0,5 1 fassenden Erlenmayerkolben mit beiläufig 250 cm^ reinstem destilliertem
Wasser kalt durch Schwenken vermengt, mit Phenolphtalein als Indicator
und mit 2,5 cm^ ^lo norm. Natronlauge versetzt. Nach einmaligem
Schwenken wartet man 2 Minuten ab; bleibt deutliche Eötung, so ist die
Stärke noch als normal sau er anzusehen; verschwindet die Rötung, so
ist die Stärke als abnormalsauer zu bezeichnen.
7. Bestimmung der Stärke. 5 g Stärke werden in einem 500 cm^-
Meßkolben mit 200 cm^ Wasser versetzt, 15 cm^ HCl von 1,125 spec.
Gewicht hinzugefügt und durch 2 Stunden im kochenden Wasserbad be-
lassen. Nach dem Erkalten wird mit Natronlauge neutralisiert, zur Marke
aufgefüllt und filtriert. Tom Filtrat dienen 25 cm^ zur Dextrosebestimmung.
Die ermittelte Dextrose ist mit 0,9 auf Stärke umzurechnen.
Der Gang der Untersuchung von Weizen-, Mais- und Reisstärke
lehnt sich an jene der Kartoffelstärke an.
Literatur.
Aston, S. : Maschinenfabrik usw. Burg bei Magdeburg. Patent für Trenn-
schleuder, insbesondere zum Abscheiden der Stärke aus Stärkemilch. — Chem.
Ctrlbl. 1913. 11. 1535.
Grimme, Clemens: Apparat zur Stärkebestimmung nach Ewers. —
Ztschr. f. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 25, 726. — Der Apparat gestattet
die gleichzeitige Ausführung von 8 Bestimmungen.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 399
Herles, Franz: Polarimetrische Bestimmung der Stärke in Kartoffeln.
Vortrag. — Chem. Ctrlbl. 1913, II. 718.
Hoff mann, W. : Die Verarbeitung der Kartoffelstärke zu technischer
Gärungsmilchsäure. — Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 7 u. 8. S. 71 u. flg. —
Der Arbeitsgang zerfällt in folgende Abschnitte: 1. Die Einmaischung der Stärke
mit Malz zu Maltosemaische. 2. Die Gärung. Reinzuchtgärung und Impfung.
3. Die Zersetzung des milchsauren Kalks mit Schwefelsäure. 4. Die Eindampfung
der freien Milf^hsäure im Vacuum zu 50- und SOprocent. Säure. 5. Die Ent-
eisenung (mittels Ferrocyankalium).
Jacobs en, H. C: Die Zusammensetzung der Stärke. Zusammenfassendes
Referat. — Chemisch Weekblad 10, 552.
Malfitanü, G., und Mosohkoff: Pseudokrystalle von Stärke. — Compt.
rend. de TAcad. des sciences 1913, 156, 1412.
Parow, E.: Die Stärkeindustrie der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Reisebericht. — Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 1 u. flg. — Die amerikanische
Stärkeindustrie erzeugt jährlich etwa: 3 Mill. dz Maisstärke, 4 Mill. dz Stärke-
sirup, 1,2 Mill. dz Stärkezucker, und als Nebenproducte 0,38 Mill. dz Maisöl,
0,45 Mill. dz Ölkuchen und 3,13 Mill. dz Kleberfutter.
Samec, Max: Die Lösungsstabilität der Stärke (Studien der Pflanzen-
kolloide). — Kolloid -chem. Beihefte 1912, 4, 132.
Traquair, John: Die Stärkeindustrie Großbritanniens. Zusammenfassende
Besprechung der Entstehung, Entwicklung und des gegenwärtigen Standes der
Industrie, des Rohmaterials, in kurzen Zügen des Ganges der Herstellung der
Stärke, der Eigenschaften der verschiedenen Stärkearten und deren Ver-
wendungsart. — Journ. Soc. Chem. Ind. 1912, 31, 1016 — 1018.
"Windisch, W., und Derz: Über den Einfluß der Reaktion auf die Stärke-
verzuckerung mit besonderer Berücksichtigung der Phosphate. — Wochenschr.
f. Brauerei 1913, 30, Nr. 4L 533—537.
B. Rohrzucker.
Referent: A. Stift.
1. Rübenkultur.
Der intensive Weidebetrieb, seine Einrichtung und Rentabilität
in der Rübenwirtschaft. Von W. Wrede.^j — Wenn die Mitteilung
sich auch auf bestimmte örtliche Verhcältnisse bezieht, so verdient sie doch
allgemeineres Interesse, insofern, als ähnliche Verhältnisse auch in anderen
Rübenanbaubezirken eintreten können. Diese Verhältnisse gipfeln in dem
Rückgang des Zuckerrübenbaues, bezw. in der Änderung der bisherigen
Betriebsweise, hervorgerufen vornehmlich durch Leutenot und dadurch dann
durch Verteuerung der unumgänglich notwendigen Handarbeit, wodurch die
Productionskosten der Rübe naturgemäß erheblich gesteigert werden. Dazu
kommt als weiterer Faktor, daß die Nachfrage nach Fleisch und Nähr-
stoffen tierischen Ursprungs wie Milch, Butter usw. zur Volksernährung
ständig gestiegen ist und an dieser Nachfrage auch viele Rübenwirtschafteu
Jartizipieren, d. h. sich der Viehzucht zuwenden. Zur Aufzucht von Jung-
vieh gehört aber, damit die Tiere nicht in der dumpfen Stalluft tuberkulös
werden, neben frischer I;uft und Sonne eine gesunde Weide mit der
ij Hannoversche Lhnd- u. Forstwsch. Zeit. 1913, 66, 481—486.
4(jO Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
natürlichen Abhärtung. In welcher Weise mm die Weide in Betrieb ge-
nommen werden soll, erörtert der Vf. in eingehender Weise unter Zu-
grundelegung von ßentabilitätszahlen , die naturgemäß nur bestimmten
"Verhältnissen entsprechen und daher entsprechend variiert werden müssen.
Die Ausführungen gipfeln darin, daß Rübenbau und intensiver Weidebetrieb
sich sehr wohl ergänzen können. Es wäre allerdings falsch, den besten,
bequem zur Fabrik gelegenen Rübenboden zur Dauerweide einzurichten,
aber jede Wirtschaft verfügt über Felder, die weniger bequem liegen und
keine sicheren Rüben ernten bringen. Derartige Felder sind sehr wohl zur
Anlage geeignet und vereinfachen den Gesamtwirtschaftsbetrieb in ganz er-
heblichem Maße. Die Deckung des Fleischbedarfs durch die einheimische
Production ist von großer nationalökonomischer Bedeutung und es kann
die Einrichtung von Dauerweiden in der intensiven Rübenwirtschaft in
erheblichem Maße zur Gesundung der wirtschaftliehen Verhältnisse beitragen.
Landwirtschaftsbetriebe mit Zuckerrübenbau in Österreich-Ungarn.
Von E. C. Sedlmayr. ^) — Wenngleich auf dem Gebiete der landwirtschaft-
lichen Betriebslehre schon viel und fruchtbare Arbeit geleistet wurde, so
fehlt doch noch manches, so z. B. betriebswissenschaftliche Untersuchungen
größerer Landwirtschaftsbetriebe Österreichs und Ungarns. Eine Unter-
suchung der Betriebsverhältnisse ist nur mit Hilfe der Praxis möglich, und
stellt daher die vorliegende Arbeit ein Zusammenarbeiten von Theorie und
Praxis dar, in der alle diejenigen Verhältnisse klargelegt sind, unter
welchen die zuckerrübenbauenden Landwirte Österreichs und Ungarns der-
zeit arbeiten. Der Bearbeitung wurden 8 österreichische und 2 ungarische
typische rübenbautreibende Wirtschaften unterzogen und geben die An-
gaben und Zahlen wichtige Einblicke in vielgestaltige wechselnde Productions-
verhältnisse.
Beobachtungen über Beta maritima L. in den Jahren 1910—1912.
Von O. Munerati, G. Mezzadroli und T. V. Zapparoli.-) — In Fortsetzung
früherer Versuche berichten die Vf. über die Ergebnisse ihrer dreijährigen
Kulturversuche, die ergaben, daß die Pflanze sowohl ein- und zweijährig,
als auch perennierend auftreten kann. Sie zeichnet sich durch ein sehr
großes Variationsvermögen aus und gestattet eine leichte Sortenrein zucht.
Für Düngung, vor allem mit Phosphoi säure, ist sie sehr empfänglich, und
durch systematische Kultur nähert sie sich im Habitus und in ihrer
Zusammensetzung immer mehr der kultivierten Zuckerrübe.
Zur Keimungsgeschichte der Zucicerrübe. Von R. Schander. ^) —
Der die Frage eingehend behandelnde Vortrag wnirde auf der 3. Wander-
versammlung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht am
3 8. Juni 1912 gehalten. Es wird zuerst die Anatomie des Keimlings be-
handelt und dann der Einfluß der Ernährung der jungen Zuckerrübe auf
ihre Entwicklung und ihre Empfänglichkeit für Krankheiten erörtert und
zwar auf Grund von Versuchen, die der Vortragende seit Jahren durch-
führt. Dieser Einfluß ist ein sehr wichtiger, da er in einem gewissen
Zusammenhange mit der Erstlingserkrankung der Zuckerrübe, dem Wurzel-
1) Mitt. d. Idwsch. Lehrkanzeln d. k. k. Hochschule f. Bodenkultur in Wien 1913, 2, 245—305.
— 2-) Le Stazioni speriraentali agraria italiane 1913, 46, 415—445; durch Chem. Ctrlbl. 1913, 84,
Bd. 2, 713. — s\ Beiträg-e zur Pflanzenzucht. Herausgegeben von der Gesellschaft zur Förderung deutscher
Pflanzenzucht. Drittes Hoft. Berlin, Verlag von Paul Parey, 1913, 133—148.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 401
brand, steht. Zur Vermeidung des Wurzel brandes muß man in der Praxis
dahin streben, die Entwicklung des Eübenkeimlings nach Möglichkeit zu
fördern, wofür drei Möglichkeiten zur Verfügung stehen : Düngung, Boden-
bearbeitung und Behandlung des Samens. Es werden diese drei Faktoren
erörtert und der gegenwärtige Stand der hier herrschenden Ansichten mit den-
jenigen des Vortragenden präcisiert. Bezüglich der Bodenbearbeitung wird be-
tont, daß die Rübe zwar für Tiefkultur dankbar ist, aber doch einen genügend
abgelagerten Boden wünscht; aus diesem Grunde Avird die Herbstbearbeitung
der Frühjahrsbearbeitung in den meisten Fällen vorzuziehen sein. Ferner
ist zu beachten, daß für den Aufgang der Samen und für die erste Ent-
wicklung der jungen Pflanze in den obersten Bodenschichten stets genügende
Feuchtigkeit vorhanden sein soll. Dies ist dadurch anzustreben, daß der
Boden im Frühjahr möglichst wenig gerührt wird, denn jede tiefere Boden-
lockerung trocknet den Boden aus und verschüttet die durch die Atmo-
sphärilien im Winter in günstiger Krümelstruktur liegende Oberfläche. Zum
Schluß wird dann die Entwicklung der Saatzuchtbehandlung durch Vor-
quellen, Desinfektion und Schälung des Rübensamens behandelt. In den
letzten Jahren war vorzugsweise die Schälung des Rüben samens Gegenstand
vielfacher Erörterungen, die in zw^ei Lagern standen. Nach den Versuchen
des Vortragenden liegt der Vorteil geschälten Saatgutes (durch Entfernung
der Perigonhülle der Rübenknäuel) gegenüber unbehandelten in der mehr
oder minder schnelleren Keimung, der allerdings in den verschiedenen
Gegenden und örtlichen Verhältnissen verschieden zu bewerten sein wird.
Eine günstige Beeinflussung der Disposition für Wurzelerkrankungen wird
durch das Schälen nicht erreicht, wohl gestattet aber der schnellere Auf-
gang, dem Wurzelbrand durch früher einsetzende Bodenbearbeitung (Hacken)
entgegenzuarbeiten. Ebensowenig läßt sich nach den vorliegenden Ver-
suchen eine Erhöhung des Gesamtertrages und des Ertrages an Zucker
bei Verwendung präparierten Samens feststellen. Als wesentlicher Nach-
teil wäre hervorzuheben, daß in geschälte Knäuel leichter altes Saatgut ge-
mischt werden kann als in unbehandelte. Viel wichtiger als die Präpara-
tion erscheint die Verwendung frischer, gut ausgereifter und gut getrockneter
Knäuel zur Aussaat.
Zur Biologie der Zuckerrübe. Von S. Nikolskij.i) — Die Aus-
führungen betreffen Studien über die allerersten Stadien des Rübenwachs-
tums, nämlich von der Keimung bis zur Entwicklung der Rüben pflanzen
in ihren ersten Wachstumsperioden. Die sich hier abspielenden Vorgänge
werden genau geschildert. Mit dem Erscheinen des ersten ßlätterpaares
beginnt das Abstoßen der primären Rinde und diese Erscheinung ist beim
Sichtbarwerden des vierten Blattpaares beendet. Wenn also die Pflanze
sechs Blätter aufweist, nämlich zur Zeit des starken und raschen Dicken-
wachstums, ist die primäre Rinde nicht mehr vorhanden. Das stärkste
Dickenwachstum der Wurzel, also die größte Tätigkeit des Kambiums, fällt
demnach in die Periode zwischen dem Erscheinen des ersten und vierten
Blätterpaares. Dieser Umstand hat auch eine praktische Bedeutung, denn
bei entsprechenden Versuchen zwecks Feststellung des günstigsten Zeit-
punktes für das Vereinzeln wurde ermittelt, daß die größte Ernte auf
1) Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckei-ind. u. Ldwsch. 1913, 42, 372—377.
Jahresbericht 1913. 26
402 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Parzellen gemacht wurde, auf denen man das Vereinzeln zu einer Zeit
vornahm, wo die Rübe nur zwei bis vier Blätter aufwies, d. h. zur Zeit
der Längenwachstumsperiode und der größten Tätigkeit des Kambiums.
Diese Zeit war für die Entwicklung der Wurzel die günstigste und dieser
Umstand kam auch in dem Ernteertrag zum Ausdruck.
Über die Vererbungsweise gewisser Merkmale der Beta-Rüben.
Von Birger Rajanus. ^) — Für die Erklärung der vielen Formen und
Farben der Beta- Rüben können zwei Alternative a priori gedacht werden:
entweder eine Anzahl von Genen, die in der verschiedensten Weise wirken,
oder auch eine geringe Anzahl von Anlagen, die veränderlich sind. Die
Beta-Rüben scheinen überhaupt Modificationen zu sein, die durch wieder-
holte Auslese zu einem gewissen Grade stabilisiert worden sind; jeder
Typus von Beta soll demgemäß die Möglichkeit zur Entwicklung vieler,
vielleicht aller Typen enthalten. Die ziemlich große Übereinstimmung,
welche die Verteilung der Typen ganzer Reihen von Beständen bisweilen
zeigte, ist einer konstitutionellen Ähnlichkeit der Mutterpflanzen zuzu-
schreiben, Isolierung der Pflanzen befördert die Konstanz der Typen nicht,
sondern wirkt derselben entgegen, vor allem ist vollständige, besonders
wiederholte Isolierung der einzelnen Individuen ungünstig für die Stabilität
der Anlagen. Isolierung bewirkt auch einen verringerten Samen, Ansatz
und Kleinbleiben der Samen in Verbindung mit geringer Keimki-aft der-
selben ; wiederholte Isolierung gibt dabei ein schlechteres Resultat als eine
einmalige. Die Abnahme der Samenmenge bei Isolierung beruht wohl vor
allem auf geringeren Chancen zur Befruchtung infolge der Absperrung,
ist aber vielleicht auch mit der Selbstbefruchtung an sieh in Beziehung
zu bringen. Die meistens schlechte Beschaffenheit der Samen einzeln
isolierter Pflanzen kann sicher teilweise durch die Isolierung erklärt werden,
aber auch die Spaltung isolierter Typen ist wahrscheinlich in den meisten
Fällen von der Isolierung mehr oder weniger abhängig, indem dadurch
eine Störung der vorhandenen Entwicklungstendenz eintritt. Eine Konstanz
der Typen scheint am besten durch wiederholte Auslese in Verbindung
mit gegenseitiger Befruchtung gleicher Pflanzen erreicht werden zu können,
da isolierte Pflanzen fast immer eine mehr oder weniger ungleichförmige
Nachkommenschaft ergeben. Der nach der Isolierung gezüchteter Typen
eintretende Rückfall in ursprünglichere Formen wird wahrscheinlich im
allgemeinen um so weitgehender, je weniger stabilisiert die Aulagen der
isolierten Pflanzen sind und je näher der Wildform die betreff"enden Typen
stehen. Die Menge und die Größe der Blätter ist mit dem Bau des
Rübenkörpers korrelativ verbunden und der Grad der Rot- oder Gelbfärbung
der Blätter korrespondiert mit der Stärke der betreffenden Farben in der Rübe.
Einfluß äußerer Momente auf Gewicht und Zuckergehalt der
Rüben. Von H. Plahn-Appiani. ^) — Es wurde untersucht, ob bei mangel-
haftem Aufgange ein Verpflanzen der jungen Rüben ratsam oder überhaupt
durchführbar sei, während gleichzeitig nebenher auch der Einfluß beob-
achtet werden sollte, den der Zeitpunkt des Verziehens auf die Ernte aus-
übt. Nach den angestellten Versuchen wuchsen die veizogenen und ver-
pflanzten Rüben fast ausnahmslos an und entwickelten sich auch voll-
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1913, 62, 444 u. 445. - «) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1913, 21, 478 u. 479.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 403
kommen normal. Das Gewicht der Wurzel blieb dabei allerdings ganz be-
trächtlich hinter dem Mittel zurück und erreichte durchschnittlich nur etwa
die Hälfte bis zwei Drittel der ursprünglichen Rüben, während der Zucker-
gehalt als relativ gleichwertig bezeichnet werden konnte, in einzelnen
Fällen sich sogar höher als jener einstellte.
Ungarische Versuche über die Reihenentfernung der Zuckerrübe.
Von Bela Fancsö. ^) — Die Versuche bezwecken, festzustellen, ob die
Reiheuentfernung von 37 cm, die gegenwärtig die Norm darstellt, ver-
größert werden kann und zwar bis zu welcher Grenze, ohne daß darunter die
Güte und der Mengeausfall der Ernte leidet. Als geringster Abstand wurden
die Entfernungen von 37 x21 cm, die gegenwärtig in Ungarn am häufigsten
angewendet werden, gewählt. Es hat sich nun gezeigt, daß bei dem Ab-
stände von 42x21 cm die höchsten Erträge erhalten wurden, während
die größeren Abstände (bis 63 X 32 cm) bedeutend geringere Erträge
lieferten. Ein Abstand von 63 cm zwischen den Reihen hatte selbst da
eine Verminderung des Ertrags zur Folge, wo keine Trockenheit bestand.
"Was die Güte der Zuckerrüben anbetraf, so rief eine geringe Vermehrung
der Abstände keine nachteilige Wirkung hervor, aber weiterhin, je größer
die Abstände wurden, um so mehr ging die Güte der Zuckerrüben zurück.
Der Vf. ist der Ansicht, daß die zu wahrende Entfernung in jedem einzelnen
Fall von den klimatischen Bedingungen und auch von der Güte des Bodens
abhängt. So sind z. B. in einer Gegend mit häufigeren Niederschlägen
und einem humusreicheren Boden die Reihenabstände von 42 cm schon
zu weit, da sich die Zuckerrübe dann in keinem so guten Zustande be-
findet. Im allgemeinen muß es aber Sache des Landwirtes sein, den für
ihn geeignetsten Abstand herauszufinden.
Zuckerrübenkulturversuche i. J. 1912. Von Jakob Turk.^) — Die
Versuche wurden zu dem Zwecke angestellt, um zu erfahren, ob und wie
weit die verschiedenen Bodenarten des Laibacher Moores für den Zucker-
rübenbau geeignet sind. Es hat sich nun gezeigt, „daß man sowohl auf
dem eigentlichen Moorboden als auch auf dem Mineralboden des Laibacher
Moores in bezug auf den Zuckergehalt hochprocentige Zuckerrüben ziehen
kann. Die Versuche haben weiter gezeigt, daß sich die auf dem Moor-
boden geernteten Zuckerrüben in bezug auf den Zuckergehalt nicht von
den auf dem Mineralboden angebauten wesentlich unterscheiden. Man
sieht auch aus den Ergebnissen, daß die Zuckerrübenerträge in hohem
Maße von dem Kulturzustaude und von der Art und Weise der Bearbeitung
des Bodens abhängig sind, daß aber die Bodenart an und für sich den
Zuckergehalt der Zuckerrüben nicht besonders zu beeinflussen vermag".
Schließlich haben die Untersuchungen ergeben, daß auch die auf un-
bedecktem Moore gezogenen Rüben als Fabriksrüben vollkommen zu sein
scheinen. Bis jetzt war man bekanntlich der Meinung, daß sich auf Moor
zur Fabrikation geeignete Zuckerrüben nur auf Deckkulturen erzielen lassen
und daß die Rüben auf ungedecktem Moor wohl ein beträchtliches Gewicht
(bis 2 kg), jedoch nur einen sehr geringen Zuckergehalt (8 — 107o) ^^"^^
dementsprechende Reinheit erreichen. Bei den vorliegenden Versuchen
1) Mezögardasägi Szemle 1913, 31, 192—194; durch Intern. Agrar-Teclm. Rundsch. 1913, 4,
767—769. — 2) Ztschr. f. Moorkultur u. Torfverwertung 1913, 11, 183—189.
26*
404 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
waren die Resultate im Durchschnitt: Gewicht 470 g; Zucker in der
Rübe 15,9; Saftzusammensetzung: Grade Balling 20,2; Polarisation 17,1,
Reinheitsquotient 84,7.
Über das Hacken der Zuckerrübe. Von L. Stocker. ^) — Es ist
eine alte Erfahrungssache, daß der Zucker in die Rübe hineiugehackt werden
muß. Durch das Hacken bezw. Öffnen und Lockern des Bodens bekommt
die Luft in reichem Maße Zutritt in die Krume, es wird ferner die
Wasserverdunstung sehr vermindert, weil in dem offenen und gelockerten
Erdreich die Wasserentführungskanäle zerstört sind, und schließlich wird
auch das Unkraut vertilgt. Die beste Arbeit leistet die Handhacke, wenn
sie richtig gehandhabt wird. Gewöhnlich geht der Arbeiter direkt hinter
der bearbeiteten Rübe, tritt dadurch das Erdreich wieder etwas fest und
drückt das herausgerissene Unkraut wiederum in den Boden, so daß
bei baldigem Regen wieder eine teilweise Bewurzelung stattfindet. Eine
derartige Aufstellung bei der Arbeit ist unrichtig, die Hackarbeiter sollen
vielmehr im Gänsemarsch aufgestellt werden, da hierbei der behackte Boden
unberührt bleibt. Dies wird dadurch erreicht, wenn die zu behackende
Reihe von der Nebenreihe aus bearbeitet wird. Das Vorschreiten erfolgt
also in schräger Richtung. Wegen der ungünstigen Arbeiterverhältnisse wird
auch die Maschine zur Hackkultur immer mehr herangezogen. Wenn sie
auch die Haivlarbeit nicht zu ersetzen vermag, so ist sie doch eine gute
Ergänzung derselben. Durch sie wird es möglich, eine öftere Lockerung
rasch und billig vorzunehmen. Vorteilhaft wird man zwischen Hand- und
Maschinenhacke abwechseln.
Das Rübenblatt in seiner praktischen Bedeutung. Von H. Plahn-
Appiani.-J — Der Vf. bespricht die hier obwaltenden Verhältnisse, die
nicht einfacher Natur sind und noch mancherlei Erklärungen bedürfen.
Von allen Kulturpflanzen hat die Zuckerrübe die größte Blattoberfläche
(Briem fand im Mittel etwa 2000 cm^, v. Proskowetz 2435—3782 cm^
und Göhren gar 7000 cm-), doch bestellt zwischen der ß lattober fläche
und der Menge des Zuckers in der Wurzel zwar eine Korrelation, aber
keineswegs eine einfache Proportionalität. Die Bildung und Anhäufung
des Zuckers hängt vielmehr auch in hohem Grade von der anatomischen
Beschaffenheit und Struktur sowohl des Wurzel- als auch des Blatt -Zell-
gewebes ab, sowie von der physiologischen Eigenart der einzelnen Varie-
täten. Die Züchtung und Selektion wird diesen Verhältnissen erhöhte
Aufmerksamkeit zuwenden, und speciell die mikroskopische Prüfung der
Blätter noch mehr als bisher zu berücksichtigen haben.
Über die Gewichtszunahme und den Zuckergehalt der Rüben-
wurzeln in Böhmen in den letzten drei Jahren. Von K. C. Neumann. ^)
— Der Vf. hat seinerzeit die Ansicht ausgesprochen, daß eine Rübe, die
Ende Juni derart zugewachsen ist, daß ihr Gewicht 180 g erreicht, und
wenigstens 20 g Zucker enthält und in den nachfolgenden Monaten sich
derart weiter entwickelt, daß in den Monaten August und September die
Zuckermenge wöchentlich um wenigstens je 6 g steigt, eine in qualitativer
und quantitativer Beziehung befriedigende Ernte verspricht. Die während
1) Ctrlbl. C. Ldwsch. 1913, 93, 50 u. 51. — 2) Ctrlbl. f. d. Zuckeriad. 1913, 21, 1679 u. 1680.
3) Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1913, 38, 72—74.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 405
dreier Jahre fortgesetzten Untersuchungen haben neuerdings die Richtigkeit
dieser Anschauung bestätigt. Aus diesen Untersuchungen kann entnommen
werden, daß sich in normalen Jahren (1912 und 1913) in der Rübe bis
Ende Juli das erste, bis Ende August das zweite und bis Ende September
das letzte Drittel sämtlich geernteten Zuckers bildet, dagegen in haupt-
sächlich durch Dürre sich auszeichnenden Jahren der normale Zuwachs
von 6 g Zucker bei weitem nicht erreicht wird, derselbe kaum die Hälfte
beträgt und dann die Zuckerernte entsprechend zurückbleibt. Bezüglich
der gefallenen Regenmengen und der damit zusammenhängenden Gewichts-
zunahme der Wurzel läßt sich irgend eine regelmäßige Anhängigkeit dieser
beiden Faktoren nicht feststellen. Es ist sicher, daß nach vielem Regen
sich eine bedeutende Zunahme der Wurzel einstellt, es sind aber auch
Fälle bekannt, wo nach einem geringen Regen das Wurzelgewicht stark
gestiegen ist.
Zusammensetzung von Rüben im trockenen Jahre 1911 und die
Wirkung späterer Regen auf dieselbe. Von J. Urban. ^j — Der Plan
war, eine größere Probe Rüben za untersuchen, nach eventuellen aiis-
giebigeren Regenfällen demselben Felde neuerdings Rüben zu entnehmen,
ebenfalls zu untersuchen, um auf diese Weise die durch veränderte Vegetations-
verhältnisse hervorgerufene Veränderung in der Zusammensetzung der Rübe
kennen zu lernen. Es wurden deshalb am 13. September 200 Rüben-
pflanzen dem Felde entnommen und für die Analyse vorbereitet. Zum
Glück für den Versuch stellte sich am 15. September Regen ein. Am
4. October wurden demselben Felde 150 Rübenpflanzen entnommen und
analysiert. Die Regenmenge bis zu diesem Tage betrug 81,7 mm. Die
Rübenwurzeln zeigten eine große Menge neu gebildeter Haarwurzeln, mittels
welcher eine erneuerte Aufnahme von Nährstoffen eingeleitet wurde. In
Zusammenfassung der Resultate ergiebt sich folgendes: Die Zusammen-
setzung der vertrockneten, im Monate September dem Boden entnommenen
Rüben weist darauf hin, daß, trotz der vergilbten Blätter und des welken
Krautes, die Rübe nicht ausgereift war, und diese Vermutung wird durch
die große Menge Gesamtstickstoff, insbesondere des Eiweißstickstotfes , die
große Menge der Alkalien in der Wurzel und den verhältnismäßig ge-
ringen Kalkgehalt bestätigt. Derartige Rüben würden sich schwer ver-
arbeiten lassen. Selbst wenn sich nachträglich reichliche Regenmengen
einstellen, kann eine derart vertrocknete Rübenpflanze wegen Mangel an
Haarwurzeln nicht sogleich Nährstoffe aus dem Boden entnehmen, sondern
bildet vorerst auf Kosten der in der Rübenpflanze enthaltenen Nähr-
stoffe, insbesondere des Kali, neue Haarwurzeln und baut rasch die be-
nötigten Assimilationsorgane auf. Die Zuckerbildungsfähigkeit des neu-
gebildeten Krautes war im Monate September unter den obwaltenden
Witterungsverhältnissen nur eine geringe, da auf 100 g Trockensubstanz
des Krautes pro Tag nur 0,62 g Zucker gebildet wurden, während in
normalen Sommern für den Monat September die Bildung von 1,82 g
Zucker nachgewiesen wurde. In der bei anhaltend trockenem Wetter er-
wachsenen Rübenpflanze sind bedeutende Mengen Nichteiweiß - N auf-
gespeichert, von dem sich in der nachfolgenden Regenperiode ein großer
1) Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1913, 37, 303—308.
406 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Teil in Eiweißstickstoff umwandelt. Infolge dieser Bildung von Eiweiß-
stickstoff auf Kosten des sonstigen Stickstoffs, der Wanderung von Nähr-
stoffen in die Haarwurzeln, eventuell in das neu sich bildende Kraut, er-
langt der "Wurzelsaft eine für die technische Verarbeitung günstigere Zu-
sammensetzung.
Die Verbesserung der Rübenform. Von C. Severin.^) — Es
wurden einige Versuche veranstaltet, um die Bedeutung der Rübenform
für die Erntearbeit festzustellen. Zu diesem Zwecke legte man zuerst eine
mit einem Kraftmesser verbundene Hebekralle um den Hals der Rüben
und zog sie dann heraus. Auf diese Weise stellte man das ilaß der bei
dieser Verrichtung geleisteten Arbeit fest. Darauf wnirde jede Rübe ge-
wogen. Natürlich hatte die Bodenbeschaffenheit auf die Ergebnisse einen
großen Einfluß, aber bei Rüben mit einer langen, konisch zulaufenden
Wurzel oder mit einer gespaltenen oder verästelten Wurzel war auf einem
und demselben Felde ein weit höherer Kraftaufwand nötig, als bei Rüben
von unten rundlicher Form. Wenn man den Bedarf an Zugkraft in kg
ausdrückt, berechnet auf 1 kg Rübe, so erhält man bei den Durchschnitts-
zahlen der verschiedenen Arten einen Unterschied von 64,4 bis 89,9 kg.
Eine Wechselbeziehung zwischen Qualität und Form der Wurzel besteht
aber nach der bei beiden extremen Formen vorgenommenen Analyse nicht.
Man kann sich daher der berechtigten Hoffnung hingeben, durch geeignete
Züchtung Sorten zu erhalten, die sowohl einen geringeren Arbeits- als auch
Kostenaufwand für die Ernte beanspruchen.
Der Feldbestand und die Schätzung der Ernte. Von P. Schubart.'')
— Bei der Bearbeitung des Themas hat sich der Vf. die Aufgabe gestellt,
dem Rübenbauer die Frage nach dem Ausfalle der Erute zu erleichtern,
und zwar auf Grund 10 jähriger Beobachtungen uud daraus gewonnener
Erfahrungen. Von besonderer Wichtigkeit ist eine ganz unabhängige, voll-
ständig objektive Probeerziehung der Rüben. Als Grundlage dient ein
sog. Normalbestand von 90000 Rüben pro ha (bei einer angenommenen
Rübenernte von 360 q pro ha und einem Durchschnittsrübengewicht
von 400 g). Nach der Probeziehung, die von Juni bis October durch-
geführt %vird, werden das Rüben- und Blättergewicht, ihr Verhältnis,
sowie der Zucker in der Rübe bestimmt. Bezüglich der Ausführungen
des Vf., deren Wiedergabe im Auszug nicht möglich ist, muß auf das
Original verwiesen werden. In einer Tabelle sind die Ernteergebnisse
unter besonderer Berücksichtigung der gefalleneu Regenmenge und deren
Einfluß auf die Rüben von 10 Jahren 1903 — 1912 zusammengestellt.
Beziehungen des Lichtes zur Zuckerbildung in der Rübe. Von
F. Strohmer. -'*) — Wie bei allen Pflanzen ist auch bei der Zuckerrübe die
Bildung des Zuckers, also die Production organischer Substanz, an die Wirkung
des Lichtes gebunden. In mißverständlicher Auffassung der damit ver-
bundenen physiologischen Erscheinung ist man nun vielfach zu der An-
schauung gekommen, daß die Maximalzuckerproduction mit der maximalen
Besonnung zusammenfallen muß. Da nun der Sommer 1912 abnorm sonnen-
arm war, die zur Verarbeitung gelangenden Rüben aber einen relativ hohen
1) Journ. d'Agric. Pratique 1913, 11 u. 12, 48—50; durch Intern. Agrar-Techn. Rundsch. 1913,
4. 265. — ^) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1913, 21, 1285 n. 1286. - ») Wochenschi. d. Ctrlver. f.d. Rüben-
zuckerind. Ostorreiehs u. Ungarns 1913, 51, 116 u. 117.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 407
procentischen Zuckergehalt aufwiesen, so hat diese Erscheinung vielfach
Zweifel an der Richtigkeit der Lehren über den Einfluß des Lichtes auf
die Zuckerbildung in der Rübe geweckt. Der Vf. erörtert nun auf Grund
der Ergebnisse der Forschung, daß die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen
ihre größte Production im diffusen Tageslicht entwickeln, daß speciell die
Bildung des Zuckers in der Rübe hauptsächlich an das diffuse Licht ge-
bunden ist und daß die ursprüngliche Zuckerrübe durch zielbewußte
Züchtung, wenn auch nicht besonders kenntlich in ihrem äußeren Habitus,
so doch in bezug auf Ausnutzung ihrer "Wachstumsfaktoren eine andere
Pflanze geworden ist. Jedenfalls war trotz des vielfach bedeckten Himmels
die im Sommer 1912 den Rüben in der letzten Vegetationsperiode gebotene
Lichtmenge für eine entsprechende Zuckerbildung ausreichend. Damit ist
natürlich nicht gesagt, daß jedwedes direktes Sonnenlicht für die Zucker-
rübe schädlich sei und daß diese Pflanze dasselbe vorteilhaft entbehren
könne; im Gegenteil, das direkte Sonnenlicht ist auch bei der Zuckerrübe
für gewisse Zwecke förderlich und zwar vor allem zum Transport und
der Umwandlung der in den Blättern angehäuften Assimilate, in dem sonst
gewisse Stoffwechselstörungen hervorgerufen werden, als deren Folge die
Raffinosebildung zu betrachten ist. Der Mangel an direktem Sonnenlicht
verzögert ferner die Reife der Rüben und steigert den Aschengehalt der
Wurzeln, Erscheinungen, die sich auch im Jahre 1912 bei der Verarbeitung
der Rüben gezeigt haben.
Bildung des Zuckers in der Rübe. Von Vivien.^) — Der Vf.
bespricht den Gegenstand unter Hinweis auf die seinerzeit erschienene
Arbeit von Girard, hält die Bildung des Zuckers in den Blättern durch
diese Arbeit für nicht bewiesen und meint, daß sie ebenso in der Wurzel
erfolgen könne, und zwar auf Kosten der aus dem Erdboden aufgenommenen
COj; dies hält er sogar für viel wahrscheinlicher, als daß die Blätter
die CO2 aus der Luft absorbieren sollen, die das genügende Quantum wohl
gar nicht liefern kann. — v. Lippmann 2) bemerkt, daß man sich beim
Lesen dieser Arbeit um ein gutes Jahrhundert zurückversetzt fühlt. Andere
Arbeiten als die Girard'schen scheint Vivien nicht gelesen zu haben.
Vivien und anderen Franzosen scheinen die jahrzehntelang fortgesetzten,
bahnbrechenden Arbeiten der Bernburger Versuchsstation und der Ver-
suchsstation für Zuckerindustrie in Wien vollständig unbekannt geblieben
zu sein. — Vivien^) bemerkt weiter, daß (wie bei allen Pflanzen), so
auch bei der Rübe, der eigentliche Saft samt seinen wichtigsten Stoffen
aus Bestandteilen des Bodens in den Würzelchen entsteht, die bei der
Rübe bis 2 m tief in den Boden hinabreichen. Die Blätter haben, neben
der Funktion der Atmung, auch noch die Aufgabe, den Saft in die Höhe
zu pumpen und zu reinigen, worauf er wieder in die Wurzel zurückströmt
und dort die Reservestoffe ablagert. (Es ist schwer, auf derartige Aus-
führungen Kritik zu üben. D. Ref.)
Über die Schwankungen im Gehalte der Zuckerrübe an Zucker
während der verschiedenen Zeitabschnitte im Verlaufe ihres Wachstums.
Von J. de Grobert.*) — Nach Erörterung der Funktionen der ver-
1) Bull, de l'Assoc. des Chimistes de Sacrerie et de Distillerie 1913, 30, 686: durch Chem.-Techn.
Repertorium der Chem.-Zeit. 1913, 37. 308. — 2) Ebend. — s) Cham. -Zeit. 1913, 37, 678. — *) Bull
de 'Assoc. des Chimistes de Sucrerie et de Distillerie 1913, 30, 796—817.
408 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
schiedenen Organe der Zuckerrübe kommt der Vf. zu dem Schlüsse, daß
der Zucker in den Blättern entsteht und daher nach dem Verlust der
Blätter die Wurzel im Zuckergehalt abnimmt. Die zur Samenzucht ver-
wendeten Rüben (Mutterrüben) vermehren ihr Gewicht nur wenig bis zur
Blüte; bei der Ernte ist die Rübe in eine holzige Masse verwandelt, die
kaum noch Zucker enthält. Die Frage nach dem Schicksal des in der
Rübe enthaltenen Zuckers während des 2. Wachsturasjahres ist schwer zu
losen; es scheint, als ob der Zucker der Mutterrübe an der Bildung der
Blätter teilnähme, und daß, wenn die Rübe kräftig ist, es von neuem zur
Bildung von Zucker kommt und sich der Gehalt der Wurzel daran wieder
herstellt. Was die Bildung der Samen anbetrifft, so ist diese Frage noch
zu wenig geklärt, um eine Ansicht äußern zu können.
Bildung und Verschwinden des Zuckers in der Rübe. Von
L. Cassel.^) — Den Grund der Erörterungen bilden die Ernten der Jahre
1911 und 1912. Die schlechte Ernte 1911 ist einerseits auf den Mangel
an den wichtigsten für die Chlorophyllwirkung der Blätter wesentlichen
Bestandteilen zurückzuführen und anderseits auf eine Hemmung in der
Entwicklung der Blätter. Die ausgezeichnete Ernte 1912 ist wiederum
verursacht worden durch die Gleichmäßigkeit des Wachstums und den
Überschuß an für die Chlorophyllwirkung der Blätter wichtigen Stoffen
gerade zu der Zeit, zu welcher die klimatischen Verhältnisse der Bildung
des Zuckers am günstigsten waren.
Die Reife der Zuckerrübe. Von H. Plahn-Appiani. -) — Der Vf.
erinnert daran, daß es einmal eine Zeit gab, in der die Frage nach der
Reifezeit der Rübe im Vordergrund des Interesses stand und die Vegetations-
periode eine Rolle zu spielen begann, als wollte sie der Hochzüchtung
den Rang ablaufen. Die Folge davon war, daß es, wenigstens der Reklame
nach, nicht nur frühreife und spätreife, sondern auch mittelfrühe, mittel-
späte und indifferente Sorten gab, die ihre Reife ganz der Zeit ihrer Aus-
saat, den Boden- und Witterungsverhältnissen anzupassen versprachen. Es
ist nun überhaupt fraglich, ob die Heranzüchtung derartiger Differenzierungen
einen praktischen Erfolg nach sich ziehen würde. Bei der Verarbeitungs-
methode der Zuckerfabriken kommt es einzig auf eine Rübe an, die bei
entsprechendem Massenertrag einen hohen Zuckergehalt aufweist und die
bei entsprechender Reifezeit (wobei gerade alle Extreme auszuschalten
sind), eine gewisse Konservierungsfähigkeit besitzt. Ob das, was darüber
ist, nicht von Übel und nicht dazu angetan ist, das klare züchterische
Ziel zu verdunkeln, müßte durch praktische Erfolge erst noch bewiesen
werden. Die Versuche des Vf., durch entsprechende Züchtung besondere
frühreife Individuen zu erhalten, haben nicht zu dem Resultate geführt,
daß diese Merkmale dauernd in der Nachgeneration aufgetreten sind. Der
Landwirt, der zur Zeit der Rübenernte seine Felder auf ihren Reifegrad
beurteilt und danach die Ernte in ihrer Reihenfolge bestimmt, handelt
auch heute noch am rationellsten. Die heute als „frühreif bezeichneten
Sorten zeigen allgemein einen höheren Zuckergehalt und geringere Erträge,
die „spätreifen" Sorten zeichnen sich durch einen Masseuertrag aus und
können demzufolge, obgleich sie weniger Zucker enthalten, den gleichen
1) Bull, de l'Assoc. des CWmistes de Sucrerie et de Distillerie 1913, 30, 869-880. — =) Ctilbl.
f. d. Znckerind. 1913, 21, 1880 u. 1881.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 409
und höheren Zuckerertrag von der Flächeneinheit bringen wie jene.
Einzelne Züchter pflegen daher beide Zuchtrichtungen und geben dabei
treffend an: „Höchsten Zuckergehalt mit geringeren Erträgen" und „Höchste
Erträge mit geringerem Zuckergehalt, aber hohem Zuckerertrag von der
Flächeneinheit". Die Zuckerfabriken, deren Betrieb mit einer Landwirtschaft
in direkter Verbindung steht, mögen wohl noch vielfach die massen-
wüchsigen Rüben (spätreife mit hohem Zuckerertrag von der Flächeneinheit)
bevorzugen, während alle anderen, schon wegen der Ausbeutefähigkeit, die
Rüben mit höchstem Zuckergehalt und geringeren Erträgen (was aber
keineswegs Extreme vorstellen dürfen) lieber sehen. Auch werden überall
da, wo die angelieferten Rüben nach Zuckergehalt bewertet werden, die
hochprocentigen Rüben den Vorteil für sich beanspruchen.
Korrelation zwischen specifischem Gewicht, Trockensubstanz und
Zuckergehalt der Rüben. Von H. Plahn-Appiani.^) — Die bei der
Selektion der Mutterrüben vermittels der spec. Gewichtsmethode (ver-
wendet wurde eine Melasselösung von 10 Be.) erzielten Zahlen bestätigten
die Beobachtungen aus früheren Jahren in jeder Hinsicht und lassen bei
Zucker- und Ij'utterrüben eine deutliehe Korrelation zwischen spec. Gewicht
und Zuckergehalt erkennen. Es wird auch betont, daß die spec. Gewichts-
methode bei der Zuckerrübe niemals die Einzelauslese durch die Polari-
sation verdrängen kann und soll. Sie ermöglicht aber ohne jedes Bedenken
durch die Vorauslese eine Arbeitsteilung, deren Wert, entsprechend des
Umfanges der Selektionsarbeiten, nicht gering angeschlagen werden darf.
Das spec. Gewicht als Selektionsfaktor bei der Rübenzüchtung.
Von H. Plahn-Appiani.'-) — Mittels einer 10,0 procent. Melasselösung
wurden Mutterrüben in 3 Kategorien (Sinker, Kopfschwimmer und Flach-
schwimmer) getrennt, dann in Feldmieten überwintern gelassen und im
nächsten Frühjahr wieder auf ihren Zuckergehalt untersucht. Es hat sich
nun wieder gezeigt, daß die zuckerreichsten Rüben die intensivste Atmung
zu unterhalten scheinen und daher die relativ größten Verluste erleiden.
Zur endgültigen Beantwortung sind allerdings noch weitere Versuche not-
wendig.
Das Zuchtziel in der Zuckerrübenzüchtung. Von G. Frölich.^)
— In den letzten Jahren konnte man immer wieder dieselbe Feststellung
machen, daß die Höhe der Rübenernten als unbefriedigend angesehen wird,
d. h. also eine Abnahme der Ergiebigkeit konstatiert wurde, womit aller-
dings in keiner Weise die großen Verdienste geschmälert werden sollen,
die sich die Rübenzüchter durch ihre planmäßige Arbeit im Laufe der
letzten 5 Jahrzehnte errungen haben. In früheren Zeiten war man durch
die Steuerverhältnisse gezwungen, die Rübenmenge zu verhindern, dafür
aber den Zuckergehalt soweit als möglich zu erhöhen. Später war man
nun durch die Verhcältnisse gezwungen, auch der Massenwüchsigkeit näher
zu treten und zwar in Verbindung mit dem Zuckergehalt. Während nun
die Erreichung eines einseitigen Zieles verhältnismäßig einfach ist, so ist
es aber sehr schwer, zwei Zuchtrichtungen miteinander zu vereinigen.
Man kann nun zwei Hauptzuchtrichtungen unterscheiden: 1. Eine Richtung,
1) Ctrlbl. f. d. Ziickerind. 1913, 21, 624-626. - 2) Ebend. 1248 u. 1249. — 3) D. Idwsch. Pr.
1913, 40, 1134 u. 1135 und 1150.
410 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
die bei der Zuchtwahl den Gehalt zu steigern sucht, ohne die Massen-
wüchsigkeit aufzugeben. Das Product aus Masse und Gehalt soll das
möglichst größte sein, um den höchsten Ertrag an Centnern Zucker von
einer gegebenen Fläche erzielen zu können. Der Yf. nennt sie Zucker-
massenrichtung. 2. Eine Richtung, die einseitig eine Steigerung der
Polarisation anstrebt, dabei die Massen wüchsigkeit als züchterische Eigen-
schaften weniger beachtet oder gar eine Herabsetzung dieser Eigenschaft
zugunsten einer Steigerung des Gehaltes zuläßt. Das sei als Zuckergehalls-
richtung bezeichnet. Man könnte übrigens auch drei Zuchtrichtungen unter-
scheiden, je nachdem das Hauptgewicht auf die Masse oder auf den Ge-
halt oder aber eine mittlere Ausbildung beider Eigenschaften bevorzugt
wird. Wenn es sich um die Entscheidung handelt, welche von den obigen
beiden Richtungen die richtige ist, so ist diejenige Rübe die vorteilhafteste,
die sowohl dem Landwirt eine befriedigende Masse als der Fabrik ein
relativ hoch gehaltreiches Rohproduct zu liefern vermag. Eine derartige
Rübe gehört zur Zuckermassenrichtung. Es ist als allgemeines Ziel, das
keineswegs so leicht zu erreichen und zu erhalten ist und der fortgesetzten
angestrengten Arbeit der einzelnen Zuchtstätten bedarf, eine große Rüben-
masse in befriedigend guter Qualität (mit entsprechend hohem Zucker-
gehalte) zu erstreben, so daß die größtmöglichste Zuckermenge pro Flächen-
einheit erzielt wird. Dabei ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß auch
die Zuckergehaltsrichtung für gewisse Verhältnisse ihre Vorzüge hat. In
recht günstigem Klima und Boden mit guter Kultur, bei vorteilhafter Ver-
teilung der Niederschläge, Fernbleiben von Krankheiten, Entwicklungsstörungen
und tierischen Schädlingen wird sie befriedigende Erträge liefern und dann
durch ihren hohen Zuckergehalt eine hervorragende Qualität gewährleisten.
Unter den deutschen Anbauverhältnissen sind leider solche Vorbedingungen
nicht gerade häufig gegeben.
Neue Methoden des Stecklingsanbaues. ^) — Der ungenannte Vf.
berichtet über den Anbau des Samens im Herbst gemäß eines seinerzeitigen
Vorschlages von Rath, Überwinternlassen (nach notwendiger Kultur) der
Pflanzen, Ausackerung derselben im Frühjahr und weiteren Anbau zur
Samenzucht. Die Versuche wurden auf der Rübensameu-Zuchtstation von
Wohanka & Co. in Uholicky bei Prag durchgeführt. Bei dem ersten Ver-
suche wurde noch vor dem Eintritt des Frostes ein Teil der Rüben mit
Erde zugedeckt. Dieser erste Anbau mißglückte, da die Pflanzen zum
größten Teil zugrunde gingen und zwar merkwürdigerweise alle , die mit
Erde zugedeckt waren. Die geretteten Pflanzen entwickelten sich nur sehr
langsam, blieben niedrig, hatten ein uniresundes Aussehen luid lieferten
nur einen geringen Samenertrag. Dieser Samen soll angebaut werdea, um
über die Qualität und Quantität der Rüben Aufschluß zu erhalten. Bei
einem zweiten Versuche war die Witterung der Entwicklung der Pflanzen
günstig, es konnte rechtzeitig die nötige Hacke gegeben werden, auch
waren die Fröste nicht so hart, wie beim ersten Versuche, so daß die
„Winterstecklinge" im nächsten Februar einen günstigen Stand zeigten.
Weitere Versuche werden lehren, ob der Samen und die daraus gezogenen
Rüben eine befriedigende Zusammensetzung zeigen. Gelingen diese Ver-
1) Union 1913, Nr. 53, 15.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 411
suche und ist das Resultat ein günstiges, dann würde diese Methode der
Stecklingsproduction lür jene Großökonomien, die für die Zuchtstationen
aus den ihnen gegebenen Elitesamen den Verkaufssamen anbauen, einen
großen Gewinn resultieren, der darin besteht, daß sie ein volles Jahr
ersparen.
Fabrikrüben aus vorjährigen Stecklingen. Von Heinrich Uzel.^)
— Es erscheint möglich, Rübenstecklinge ohne allzugroße Kosten auf eine
bestimmte Art und Weise so zu züchten, daß sie im nächsten Jahre nicht,
wie vielfach geglaubt wird, Schosser bilden, sondern zu einer Fabriksrübe
heranwachsen. Die Vorteile eines Fabriksrübenbaues aus vorjährigen Steck-
lingen wären ganz außerordentlich große: 1. wären die Rübensaaten im
Frühjahre den Rübenfeinden entwachsen, also keinen „Kinderkrankheiten"
ausgesetzt, 2. würde der Rübenertrag bedeutend erhöht werden können,
3. würden die Rüben frühzeitig dermaßen erstarken, daß sie den später
auftretenden Krankheiten (Herz- und Trockenfäule, Rotfäule) leichter Trotz
bieten könnten, 4. würden die Stecklinge eine nicht hoch genug zu
schätzende Auswahl gestatten, so daß alle kranken vom Verpflanzen aus-
geschieden würden und 5. dürfte die mächtige, erst im dritten Jahre zur
Blüte kommende Rübe einen vorzüglichen Samen liefern, der wohl die
Eigenschaft haben würde, eine Nachkommenschaft mit unterdrückter Schoß-
rübenbildung zu erzeugen. Bekanntlich sammelt die Rübe im Laufe des
einen Jahres in ihrer Wurzel Reservestoffe, die sie im nächsten Jahre zur
Bildung der Blüte und des Samens verwendet. Wenn man nun die An-
sammlung dieser Reservestoffe in der ersten Vegetationsperiode (im ersten
Jahre) verhindern könnte, so würde man Stecklinge erhalten, die während
der nächsten Vegetationsperiode (im zweiten Jahre) diese Reservestoffe (als
Fabriksrübe) ansammeln und eventuell erst im dritten Jahre (als Samen-
rübe) blühen würden. Zur Erreichung des erstrebten Zieles hat der Vf.
verschiedene Methoden ausgedacht, nämlich 1. Verkürzung der Vegetations-
dauer der Stecklinge auf ein geringstes Maß und Anwendung der „künst-
liehen Zuchtwahl", 2. Anbau der Stecklinge in einem kälteren Klima und
3. (angeregt durch die am Schluß angeführte Methode von Cerny) Aus-
saat in dichten Reihen ohne nachheriges Vereinzeln. Man könnte hier ver-
suchen, die Sämlinge im Sommer sehr dicht in Reihen zu säen und, ohne
sie zu verziehen, bis zum Herbst wachsen zu lassen. Dann würde man die
Stecklinge ausnehmen, einmieten und im nächsten Frühjahr verpflanzen.
Die Randrüben, die nicht dem Zwecke entsprechend wachsen dürften,
könnten als Viehfutter dienen. Cerny sät die Zuckerrüben gleichmäßig
sehr dicht, im Herbst werden die Rüben, deren Wurzeln höchstens Finger-
dicke erreicht haben, ausgenommen, geeignet über Winter aufbewahrt und
im nächsten Frühjahr werden dann die Stecklinge ausgesetzt. Gegen diese
Sämethode könnten nun die Bedenken ausgesprochen werden, daß im
Laufe der Vegetation das dichte Gewirre der Blätter ein Eldorado für
Blattläuse und Spinnmilben werden könnte, die in einem ihnen zusagenden
Jahre imstande sind, die ganze Saat zu vernichten. Weiter könnten auch
die Larven der Runkeifliege besonders schaden, wie ferner auch das Auf-
1) D. Idwsch. Pr. 1913, 40, 1050 u. 1051 siehe auch Österr. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u.
Ldwsch. 1913, 42, 947-953.
^■^2 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
treten verschiedener Pilze und damit Hand in Hand gehend, die Disposi-
tionen zu Krankheiten viel größer wären. Darüber müßte der Versuch ent-
scheiden. Gegen das Verpflanzen der Rüben läßt sieh im allgemeinen
wohl auch verschiedenes einwenden, (die im ersten Jahre abgerissenen
Eübenschwänze geben zur Bildung von zackigen "Wurzeln infolge doppelter
oder dreifacher Erneuerung Veranlassung, ferner gehen viele Seitenwurzelu
zugrunde und durch die entstehenden Verwundungen bilden sich Eingangs-
pforten für verschiedene schädliche Mikroorganismen), doch alle diese
Einwendungen sind nur Kleinigkeiten gegenüber den eingangs hervor-
gehobenen großen Vorteilen. Zum Einpflanzen der Stecklinge könnten
leicht geeignete Maschinen construiert werden, die auch ein Andrücken
des Erdreichs um den Steckling herum besorgen oder mindestens geeignete
Löcher in den Boden machen würden, so daß die Arbeit rasch vor
sich ginge.
Über unfruchtbare und mehrjährige Rübensteckh'nge. Von
J. Trzebinski.i) — i. Der Verlust des Wurzelkopfes ruft bei der Rübe
die Bildung neuer seitlicher Stengel hervor, die bei den zweijährigen Steck-
lingen größtenteils unfruchtbar bleiben. Diese Stengel verlängern sich zu
neuen Wurzeln, die mehr oder minder von der ursprünglichen Wurzel ge-
trennt sind. Ähnliche Neubildungen können sich auch bei der Rübe im
ersten Entwicklungsjahr nach Verlust des Kopfes vorfinden, falls sie in
ihrem Wachstum so weit vorgeschritten ist, daß die Wurzel hinreichend
plastisches Material für diesen Zweck besitzt. Die Wurzelgröße spielt bei
der Bildung der sog. Trotzer keine Rolle. 2. Auf Samenrübenfeldern
findet man die Verluste des Wurzelkopfes nicht nur bei zweijährigen,
sondern auch oft bei vieljährigen Sämlingen und zwar infolge des Auf-
tretens verschiedener Arten parasitärer Bakterien. 3. Die Trockenfäule der
Stecklinge zur Zeit ihrer Aufbewahrung und nach ihrem Aussetzen in den
Boden hat wieder Ähnlichkeit mit der Herz- und Trockenfäule, welche
auf den Rübenfeldern gegen Ende des Sommers auftritt. Wahrscheinlich
sind beide Krankheiten identisch und entstehen als Folge verschiedener
klimatischer Bedingungen im verschiedenen Lebensalter der Rübe. 4. Bei
den drei- und mehrjährigen Saroenrüben erfolgt das Absterben der Köpfe
von selbst nach Entwicklung der Samenstauden im vorhergehenden. Jahre.
In diesem Falle bildet die Rübenpflanze zwecks Verlängerung ihres Be-
stehens neue Wurzeln und Stengel, die sich nach Absterben und Zerstörung
der älteren Teile in selbständige Individuen umwandeln können. 5. Die
Lebensdauer der Rüben kann man etwa zu 6 oder 7 Jahren annehmen,
obwohl einige Rüben schon im zweiten Lebensjahre nach ihrer Samen-
bildung absterben. Die Mehrzahl der Samenrüben kann jedoch 4 Jahre
leben. 6. Die mehrjährigen Stecklinge bewahren sich viel schwieriger
auf als die einjährigen Stecklinge. Außerdem stirbt in jedem Jahre eine
bestimmte Anzahl der Wurzeln nach der Samenbildung ab. 7. Das von
den mehrjährigen Samenrüben geerntete Saatgut unterscheidet sich weder
in bezug auf Quantität, noch auf Qualität (Knäuelgröße, Keimfähigkeit,
Erkankung an Wurzelbrand) von dem gewöhnlichen, von den zweijährigen
Stecklingen erhaltenen Saatgut.
1) Blätter t, Zuckerrübenbau 1913, 20, 145 u. 146.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 413
Bericht über vergleichende Anbauversuche mit verschiedenen
Rübensamensorten. Vom Kuratorium der Versuchsstation für Zucker-
industrie in Prag. 1) — Diese vom Verein der Zuckerindustrie in Böhmen
veranstalteten Anbau versuche wurden an 5 verschiedenen Orten durchgeführt.
An den Versuchen waren drei deutsche und zwei einheimische Firmen
beteiligt. Aus den Resultaten (niedergelegt in umfangreichen Tabellen) ist
zu ersehen, daß jede Sorte im ganzen an allen Stellen iiire relative
Leistungsfähigkeit behalten hat. Alle untersuchten Sorten wiesen schöne
Rübenformen auf, und waren irgend welche größere Unterschiede nicht zu
beobachten.
Bericht über i. J. 1913 von der Versuchsstation des Zentralvereines
für die Rübenzuckerindustrie Österreichs und Ungarns ausgeführten
Anbauversuche mit verschiedenen Zuckerrübensamensorten. Von
F. Strohmer. ■'') — Dieser Versuch wurde ebenfalls mit drei deutsclien und
zwei heimischen Rübensamensorten durchgeführt und zwar in Mähren (an
zwei Orten), Niederösterreich und Ungarn. Besondere Schlüsse werden
aus den erhaltenen Resultaten nicht gezogen und mit Recht wird hervor-
gehoben, daß berechnete Durchschnittszahlen nur einen lokalen Wert be-
sitzen, keineswegs aber eine allgemeine Gültigkeit beanspruchen können.
Über den Zuckergehalt der Samenrüben. Von Vivien und
Nugues.^) — Zuckerrüben, die den milden Winter 1912/13 über im
Felde stehen blieben, zeigten zur Blütezeit im Juni Zuckergehalte von
14,4— 1 6,40/0 iii den geköpften Wurzeln, 9,2— 9,4 0/0 io flen Köpfen
und sogar 5,3 — 5,7 0/o i" clen Stengeln, was bisher überhaupt niemand
geahnt hat. Die Vff. folgern daraus, daß der einmal in der Wurzel
vorhandene Zucker nicht wieder verschwindet oder aufgebraucht wird,
um den Samen zu bilden, weiter, daß die Rüben den übrigen Zucker
neu gebildet haben und schließlich, daß sie das Material hierzu nicht
aus der Luft, sondern aus dem Erdboden entnommen haben. — v. Lipp-
mann^) bemerkt zu dieser Arbeit: „Es muß wundernehmen, seitens eines
der ältesten und hervorragendsten Fachmänner derartige z. T. unbegreifliche
Folgerungen gezogen und mit solcher Sicherheit ausgesprochen zu sehen.
Offenbar waren dem Vf. im Augenblicke die Ergebnisse der allgemeinen
und speciellen Physiologie der Pflanzen und der Zuckerbildung nicht
gegenwärtig, sonst hätte er auch nicht behauptet, daß das Vorkommen
von Zucker in den Rübenstengeln bisher „ganz ungeahnt" gewesen sei,
während dies in Wahrheit Strohmer schon vor Jahren genau feststellte."
Die Reservestoffe der Rübensorten. Von F. Levallois.^) — Hoch-
gezüchtete Rüben enthalten zu keiner Zeit mehr als Spuren reducierender
Zucker, während dagegen minderwertige Sorten im 1. Vegetationsjahre be-
trächtliche, im 2. Vegetationsjahre (also als Samenrüben) bis 2^0 über-
steigende Mengen, Futterrüben dagegen schon frisch geerntet und im
1. Vegetationsjahre mehrere Procente und im 2. Vegetationsjahre oft nur
reducierenden Zucker allein, in dem die Glucose vorzuwalten scheint, enthalten.
Die Bildung des reducierenden Zuckers ist einem Enzym zuzuschreiben.
ij Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1913, 38, 125—133. — 2) Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckerind,
u. Ldwsch. 1913, 42, 894—914. — ^) Bull, de l'Assoc. des Chimistes de Sucrerie et de Distiilerie 1918,
30, 889—891, — 4) Chem. -Techn. Repertorium d. Chem.-Zeit. 1913, 37, 433. — 5) Bull, de rAssoc.
des Chimistes de Sucrerie et de Distiilerie 1913, 30, 517—522.
4J4 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Neuere Arbeiten zur Methodik der Sortenprüfung. Von D. Lehn.^)
— Sortenzüchtung und Sortenpiüfungswesen sind als durchaus voneinander
abhängige Funktionen zu betrachten. Die Errungenschaften der künstlichen
Zuchtwahl erlangen dann erst ihre volle Bedeutung, wenn es möglich ist,
sie in der landwirtschaftlichen Praxis in mögliehst hohem Grade aus-
zunutzen. Zwei Wege stehen hierfür zur Verfügung: erstens die seitens
landwirtschaftlicher Körperschaften und wissenschaftlicher Institute ver-
öffentlichten Berichte über Anbauversuche und zweitens die noch besser
das Eichtige treffenden Ergebnisse eigener Sortenprüfungen, sofern für eine
ordnungsgemäße Führung dieser Versuche gesorgt wurde und sofern der
Versucbsansteiler in der Lage ist, die Ergebnisse in richtiger Weise zu
bewerten. Lehn macht nun darauf aufmerksam, daß diese beiden letzten
Fragen eine ausführliche Erörterung in der Schrift Zaleski's: „Anleitung
zur Ausführung vergleichender Versuche mit verschiedenen Zuckerrüben-
sorten'' finden. Er berichtet über den Inhalt dieser Schrift und verweist
sodann auf das Verfahren, das Hummel vor einigen Jahren veröffentlicht
hat und bezweckt, größere Ungleichheiten des Versuchsfeldes zahlenmäßig
zu erfassen und entsprechend den so gefundenen günstigen oder ungünstigen
Abweichungen der Bonität der einzelnen Parzellen vom Durchschnitt des
Versuchsfeldes die ermittelten Parzellenerträge einer Korrektur zu unter-
werfen. Da auf diese Ausführungen in Kürze nicht eingegangen werden
kann, so sei auf die Originalmitteilung aufmerksam gemacht.
Läßt sich durch einen einjährigen vergleichenden Versuch die
Qualität von Zuckerrübensamen richtig erkennen? Von Josef Urban.^)
— Briem hat sich seinerzeit auf Grund seiner Erfahrungen dahin aus-
gesprochen, daß alle Sorten- und Düngungsversuche zu sehr von der
herrschenden Jahreswitterung abhängig sind und daß, was in dem einen
Jahr als Zahlenergebnis gut erscheint, im anderen Jahr zu ganz anderen
Schlußfolgerungen führen kann. Ein einjähriger Versuch bleibt daher
Zufallssache. Der Vf. vertritt demgegenüber auf Grund eines zweijährigen
Versuches folgende Anschauung: Jeder Rübensamen behält in verschiedenen
Jahren stets seine relative Qualität, die von den erblichen Fähigkeiten des
betreffenden Samens abhängig ist, bei. Erhält man jetzt aus dem Samen
A in einem Jahr zuckerreichere Rüben als aus dem Samen B, so gelangt
man verhältnismäßig zu dem gleichen Resultate, wenn der Versuch mit
demselben Samen im nächsten Jahre wiederholt wird. Ein Rübensamen,
dem die Fähigkeit innewohnt, zuckerreichere Rüben hervorzubringen, be-
kundet diese seine Eigenschaft auf verschiedenen Feldern und in jedem Jahre.
Über Rübensamen-Vorquellungsversuche i. J. 1912. Von G. Köck. ^)
— Der Vf. berichtet über weiter fortgesetzte Vorquellungsversuche, bei
denen das betreffende Feld zur Hälfte mit unbehandelten, zur Hälfte mit
vorgequellten Rübensamen angebaut wurde. Der Samen wurde vor dem
Anbau solange an der Luft oberflächlich getrocknet, bis kein Zusammen-
kleben mehr eintrat und dann mit einer Hauddrillmaschine ausgesät. In
bezug auf die Zeit des Auflaufens zeigten sich zwischen den beiden Samen
nur geringe Unterschiede zugunsten der vorgequellten Saat, dagegen sprachen
1) Blätter f. Zuckerrübenbau 1913, 20. 33—39 u. 52—55. — 2) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen
1913, 37, 444-448. — s) Wiener Idwsch. Zeit. 1913, 63. 97.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 415
aber die Ernteresultate sehr zugunsten der Vorquellung. Während von
der mit unbehandeltem Saatgut beschickten Parzelle nur 292 kg geköpfte
Wurzeln erhalten wurden, hatte die andere Parzelle 336 kg geköpfte Wurzeln
erbracht. Auf einer anderen Versuchsparzelle waren das Auflaufen und
der Stand bei dem vorgequellten Rübensamen sichtlich besser als bei dem
unbehandelten Samen. Auch die Ernteresultate sprechen zugunsten der
Vorquellung. Diese Resultate sind nun für die Durchführung der Vor-
quellung sehr ermutigend, die daher eine Beachtung seitens der Praxis
verdient, um so mehr, als mit einem derartigen Versuch kein Risiko ver-
bunden ist.
Versuche über den Einfluß des Einbeizens und des Vorquellens
des Rübensaatgutes. Von H. C. Müller und E. Molz. ^) — Das Ein-
beizen der Rübenknäuel in eine Sprocent. Kochsalzlösung 24 Stunden lang
hat die Anfangsentwicklung der aufgelaufenen Pflanzen etwas gegenüber
den unbehandelten Samen verzögert. Der Befall durch Wurzelbrand be-
trug in der Versuchsreihe 0,8 ^j^ gegenüber 0,6 % bei den unbehandelten
Samen. Etwas deutlicher war die Verzögerung in der anfänglichen Ent-
wicklung der Pflanzen bei 24 stündigem Einbeizen in eine YaProcent. Karbol-
säurelösung, doch war hier der Wurzelbrandbefall auf 0,2 ^q reduciert.
Durch ein 24 stündiges Vorquellen der Rübenknäuel in Wasser wurde .ein
um einen Tag früherer Aufgang wie bei den unbehandelten Samen erzielt.
Die anfängliche Entwicklung der Pflanzen war besser wie bei den un-
behandelten Samen, doch glich sich dieser Vorsprung später wieder aus.
Der Wurzelbrandbefall war bei den Pflanzen des vorgequollenen Saatgutes
0,4 Yo gegenüber 0,6 ^j^ bei den unbehandelten Samen,
Über die Erwärmung des Rübensamens. Von Garbowski. ^) —
Hegyi hat in letzter Zeit darauf hingewiesen, daß die Erwärmung nassen
Rübensaatgutes mit über 15 •'/o Feuchtigkeit dem Entstehen des Wurzel-
brandes vorbeugen soll, was aber nach den Versuchen von Trzebinski
nicht immer zutrifft. Da aber der Samenproducent nicht nur in der Er-
wärmung, sondern auch in dem Vorquellen des Samens ein gutes Mittel
besitzt, um die Keimfähigkeit desselben zu erhöhen, so hat sich der Vf.
mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluß die Kombination beider Methoden
auf die Keimfähigkeit ausübt. Zu diesem Zwecke wurden gut ausgetrocknete
Rübensamen mit 6,8 % Feuchtigkeit teilweise in Brunnenwasser bei Zimmer-
temperatur 24 Stunden lang vorgequellt, alsdann an der Luft bis 15,9 **/o
Feuchtigkeit getrocknet und der ursprüngliche Samen mit dem so be-
handelten Samen höheren Temperaturen und zwar 55*^ C. während 6 Stunden,
55 ° C. während 24 Stunden und 60 " C. während 3 Stunden ausgesetzt.
Zum Vergleich wurde derselbe Samen in ursprünglichem, in eingequelltem,
aber nicht erwärmtem Zustande untersucht. Die Keimprüfung erfolgte in
mit Gartenerde beschickten Blumentöpfen, wobei auch auf den Ge-
sundheitszustand der Rübenpflänzchen genau geachtet wurde. Aus den
Resultaten ist ersichtlich, daß das Erwärmen gut getrockneten Samens
zwecks Vorbeugung des Wurzelbrandes nicht empfehlenswert ist, mit Aus-
nahme einer 6 stündigen Erwärmung auf 55^ C. bei einer vorher ein-
1) Ber. über die Tätigt, d. Versuchsst. f. Pflanzenkrankh. m Halle a. S. 1913, 72. — ^) Blatt«
f. Zuckerrübenbau 1913, 20, 81—83.
416 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
gequellten und getrockneten Saat. Hingegen hat die längere Erwärmung
bei 55 "^ C. und die Erwärmung auf 60 ^ C. direkt einen schädlichen Ein-
fluß durch Schädigung der Keimlinge und durch Schwächung ihrer Wider-
standskraft gegen die Parasiten des Wurzelbrandes ausgeübt. Weitere Ver-
suche wurden mit Saatgut angestellt, das genau so behandelt war und
dann neben gewöhnlicher Gartenerde auch in sterilisierte Erde (2 Stunden
auf 130*' C. erhitzt) ausgelegt w^urde. Bei diesen Versuchen keimten die
bloß eingequellten Samen am schnellsten. Die Ergebnisse, die mit Samen
in sterilisierter Erde erhalten wurden, stimmten im allgemeinen mit den
früheren Versuchen überein, mit der Ausnahme, daß auch die während
6 Stunden auf 55 " C. erwärmte Saat schlecht abschnitt. Der Vf. glaubt
aus seinen Versuchen schließen zu dürfen, daß die Erwärmung des Rüben-
samens in manchen Fällen vorteilhaft sein kann. Zur Klarlegung sind
aber noch weitere, unter verschiedenen Bedingungen durchgeführte Versuche
notwendig.
Über die Sortenechtheit von Rübensamenlieferungen. Von
K. Körners.^) — Die Sortenechtheit — das Freisein von Futterrüben-
samen — kann naturgemäß nur durch eine Prüfung im Freilande mit
Sicherheit festgestellt werden, ein im übrigen aber recht umständliches Ver-
fahren, bei dem die Wahrheit erst zutage tritt, w^enn das Unheil schon ge-
schehen ist und dem Schaden nicht mehr vorgebeugt werden kann. Die
Prüfung der Sortenechtheit einer beanstandeten Rübensamenlieferung wird
aber durch das spontane Auftreten farbiger Rüben in rein gezüchteten
Stämmen von Zuckerrüben sehr erschwert. Diese farbigen (atavistischen)
Rüben entstehen durch Selbstbefruchtung der Samenrüben, wie Andrlik,
Urban und Bar tos festgestellt haben. Wie der Vf. nun wiederholt beob-
achtet hat, so kommen unter den atavistischen Rüben neben jenen bunten Rüben,
die der typischen Zuckerrübe bis auf die rötliche Wurzelepiderrais voll-
kommen gleichen, auch solche vor, die ihrer Form und Farbe nach von
den verschiedenen bekannten Futterrübensorten äußerlich nicht zu unter-
scheiden sind. Wie soll nun auseinander gehalten werden, ob es sich im
Falle des Auftretens von farbigen Rüben um eine absichtliche Beimengung
von Futterrüben oder um das Auftreten von degenerierten Rüben handelt?
Eine Handhabe glaubt der Vf. darin zu finden, daß sich die atavistischen
Rüben, wie Urban gefunden hat, gegenüber den eigentlichen Futterrüben
durch einen höheren Zuckergebalt auszeichnen. Wenn auch die Urban 'sehen
Zahlen nur zufällige waren, so ist doch anzunehmen, daß der durchschnitt-
liche Zuckergehalt der atavistischen Rüben und der der eigentlichen Futter-
rüben hinlänglich weit voneinander abliegen, um zwischen beiden eine
Grenze fixieren zu können, die von keiner der beiden über- bezw. unter-
schritten wird. Das wurde auch durch 'Untersuchungen, die der Vf. mit
Freu dl ausgeführt hat, bestätigt. Es hat sich tatsächlich gezeigt, daß der
Unterschied im Zuckergehalte hinreichend groß ist, um durch Aufstellung
einer bestimmten Grenze, die etwa zwischen 12 — 13% liegen dürfte,
degenerierte Zuckerrüben und Futterrüben sicher auseinander halten zu
können. Naturgemäß müßte als Grundlage immer die durchschnittliche
Polarisation einer hinreichend großen Anzahl von farbigen Rüben dienen,
1) Blätter Zuckerrübenbau 1913, 20, 65—69.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 417
da die Untersuchung nur einzelner Individuen, die sich zufälligerweise
durch einen hohen Zuckergehalt auszeichnen, zu einem Fehlschluß führen
könnte. — Der Ausschuß des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie i) hat
angesichts der Schädigungen, die die Rohzuckerfabriken durch die Lieferung
minderwertigen und unreinen Rübensamens erleiden, iind im Hinblick auf
den Umstand, daß einwandfreie Metboden für Unterscheidung von Zucker-
rübensamen und Futterrübensamen nicht bestehen, den Erlaß eines Preis-
ausschreibens beschlossen, durch das die Auffindung einer brauchbaren
Methode zur Erkennung von Futterrübensamen im Zuckerrübensamen ge-
fördert werden möchte. Die Höhe des Preises wurde mit 5000 M fest-
gesetzt. 2) An die Preisausschreibung sind besondere und allgemeine Be-
dingungen geknüpft. Es heißt hier u. a., daß die Methode es ermöglichen
muß, den Gehalt an Futterrübensamen im Zuckerrübensamen in einem Zeit-
raum von längstens 4 Wochen zu ermitteln. Die für die Anwendung der
Preismethode notwendigen Aufwendungen dürfen ferner nicht so hoch sein,
daß ihre Benutzung für Handelsanalysen dadurch praktisch unmöglich ge-
macht wird. Der Termin der Preisausschreibung endet am 1, October 1914.
Feldversuche zur Feststellung der Sortenreinheit von Rübensamen-
Lieferungen. Von H. C. Müller.^) — Bei einem Rübensamenmuster, das
mit Samen von Futterrüben, Zuckerfutterrüben -Bastarden usw. gemischt
ist, ergeben die Farbenunterschiede der Keime nicht in allen Fällen einen
sicheren Schluß darauf, ob tatsächlich Futterrübenkeime vorliegen. Die
Keime der rotköpfigen Dippe 'sehen Zuckerrübe oder gewisse Vilmorin-
Spielarten sind im Keimbett ähnlich den Keimen mancher roter Futter-
rübensorten; auch die Futter-Zuckerrüben und die Halb-Zuckerrüben zeigen
in den Keimen eine Ähnlichkeit mit Futterrüben. Man kann nur in
seltenen Fällen nach der Farbe der Keime mit Sicherheit Nicht-Zucker-
rüben von Zuckerrüben unterscheiden. Es ist dies nur dann möglich,
wenn die Farbe der Keime eine sehr charakteristische oder eine sehr
intensive, also von der den Zuckerrübenkeimen eigentümlichen erheblich
abweichende ist. Diese charakteristischen Merkmale zeigen die Salatrübe,
die rote Mammut und die Golden-Tankard in unzweideutigem Maße, aber
auch nur dann, wenn reine Sorten vorliegen. Bei mehr oder weniger
weit vorgeschrittener Bastardierung wird die charakteristische Farbe oder
deren Intensität abgeschwächt und dann eine Unterscheidung von Zucker-
rübenkeimen sehr erschwert. Eine vollkommene Unterscheidung der hier
in Betracht kommenden Rübenarten ist nur durch den Landanbauversuch
(der naturgemäß eine lange Zeit erfordert. Der Ref.) erreichbar.
Einige Versuche zur Auffindung einer schnellen Methode, den
Futterrübensamen im Zuckerrübensamen zu erkennen. Von Alfred
Dahle.^) — Bei den Versuchen ging der Vf. von der Ansicht aus, daß
in jedem Samen von vornherein etwas sein muß, das durch chemische
oder physiologische Einflüsse bei dem Wachstum den Unterschied der ver-
schiedenen Arten bedingt und auch auf diesem Wege kenntlich gemacht
werden kann. Zu den Versuchen wurden Samen von gelben, roten und
weißen Futterrüben und Samen verschiedener Zuckerrübensamen-Züchtungen
1) Blätter f. Zackerrübenbau 1913, 20, 69. — «) Die Dentsche Zuckerind. 1913, 38, 337 u. 338.
— 3) Ber. über d. Tätigkeit d. agrik.-chem. KontroUstat. HaUe a. S. 1913, 58 u. 59. — *) Die Deutsche
Zuckerind. 1913, 38, 765 u. 766.
Jahresbericht 1918. 27
^1Q Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
verwendet. Die Färbung der Samenknäule mit verschiedenen Farblösungen
führte nicht zum Ziele, desgleichen auch nicht die Beobachtung der im
Dunkeln ausgekeimten Knäule, bezw. der Keimlinge auf ihre äußeren Unter-
schiede. Unterschiede waren nur in der Farbe hei den roten und gelben
Futterrübenpflanzen, nicht aber zwischen den Zuckerrüben- und weißen
Futterrübenpflanzen. Einiger Erfolg zeigte sich aber bei der Behandlung
der Stengel mit Ammoniak, und zwar in der Weise, daß die Stengel (am
6. Tag der Keimung) in einem Reagenzglas mit einer ungefähr lOprocent.
Ammoniakflüssigkeit 1 — 2 Minuten langsam umgeschüttelt wurden. Die
blaßrosa Farbe an den Stengeln der Zuckerrüben, der gelben und der
weißen Futterrüben verschwand hierbei gänzlich. Während jedoch die
Stengel der Zuckerrüben und der weißen Futterrüben farblos wurden, trat
bei den gelben Futterrüben, die teils durch die rote Färbung verdeckt ge-
wesene charakteristische Gelbfärbung zutage. Nach dieser Methode ist es
also immerhin möglich, nach ungefähr 6 Tagen die in einem Zuckerrüben-
samen eveut. vorhandenen roten und gelben Futterrüben ziemlich genau be-
stimmen zu können. Das zum Schluß versuchte Färben der Keimbetten
mit verschiedenen Farbstoffen, um event. eine charakteristische Färbung
der Keime zu erzielen, gab keine Resultate, um so mehr, als in vielen
Fällen der Aufgang und das Wachstum verzögert wurden.
Korrelative Merkmale zwischen Knäuelgröße und Keimfähigkeit
des Rübensamens. Von H. Plahn-Appiani.^) — Der Vf. hat die Keim-
fähigkeit verschiedener Knäueigrößen an einzelnen Samenstauden unter sich
verglichen und zu diesem Zwecke jeden Busch der Samenträger durch ein
Reitergestell in 2 Teile geteilt, von denen der eine Teil unberührt gelassen
wurde, während der andere Teil au seinen Stengelenden mit der Schere
abgespitzt wurde. Um jedes Extrem zu vermeiden, wurde dieses Abspitzen
(Entfernen der sowieso wohl kaum zur Entwicklung gekommenen, dann
aber jedenfalls unter ein 2 mm-Schlitzsieb fallenden Samen) nur einmal
am 10. Juni vorgenommen, so daß sich bei der Ernte wieder ein ganz
Teil unnützer Seitentriebe entwickelt hatte. Betrachtet man nun die Keim-
resultate nach den einzelnen Kuäuelgrößen und vergleicht hiermit die
procentuale Keimzahl, so ergiebt sich, daß die zufolge der mechanischen
Eingriffe erzielten größeren Knäule nicht nur durch das dadurch verschobene
Größenverhältnis innerhalb der Probe die allgemeine Prävalenz der Groß-
knäuligkeit bedingten (indem die zur Auskeimung gebrachten Zählprocente
der oberen Siebe anstiegen), sondern daß mit der Großknäuligkeit auch eine
gewisse vegetative Kraftentfaltung verbunden war, die eich vornehmlich
und ausdrücklich in der Zunahme des spec. Gewichtes äußerte. Ob hier-
mit dann auch die Keimfähigkeit (im einzelnen Knäuel wie auch im
procentualeu Verhältnis) gleichen Schritt hielt, muß erst weiteren Unter-
suchungen übei lassen werden. Aus den erhaltenen Resultaten geht weiter
hervor, daß jedenfalls der Wert der Großknäuligkeit ein höherer ist als
die Keimzahl (in der Gewichtseinheit von 1 kg) es auszudrücken vermag,
und es erscheint daher durchaus geboten, auch diesem Verhältnis bei Auf-
stellung neuer Normen bis zu einem gewissen Grade und in verschiedener
Richtung hin Rechnung zu tragen. Es ist der Fall ganz gut denkbar, daß
1) Blätter f. Zackerriibenbau 1913, 20, 20-24.
B. Eohrzucker. 2. Saftgewinnung. 419
eine Saatware zufolge ihrer Großknäuligkeit, worauf zuerst Briem auf-
merksam machte, nach den jetzigen Normen nicht lieferbar ist, da ihr
100-Gewicht die Zahleneinheit nicht einzuholen vermag, wodurch es dann
wieder erklärlich würde, daß durch Beimischung einer entsprechenden
Menge kleinerer Knäule, die vielleicht vorher bei der Reinigung des Samens
mit in Fortfall kamen, das Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann,
da ja für die Keimfähigkeit in 100 Knäulen keine besondere Norm besteht.
2. Saftgewinnung.
über die unbestimmbaren Verluste bei der Diffusion. Von
E. Saillard.^) — Es wird auseinandergesetzt, daß derartige Verluste tat-
sächlich bestehen. Wenn sie nicht bemerkt werden, so liegt dies in Fehlern
der Rübenanalyse, in der Messung der Saftmengen usw.
Über einen Fall starker Gasentwicklung in der Diffusion. Von
J. Mintz. 2) — Die Erscheinung äußerte sich in einer sehr starken Gas-
entwicklung. Beim Einbringen einer brennenden Kerze in einen frisch
entleerten Diffuseur entzündeten sich die Gase. Die Säfte schäumten stark
in den Meßgefäßen, oft stellte sich ein schlechtes Drücken und eine Ver-
langsamung des Saftstromes ein, so daß die tägliche Rübenverarbeitung
abnahm. Die verarbeiteten Rüben waren sehr schmutzig, unreif und auch
zumeist von der Trockenfäule befallen. Die Ursache der abnormalen Er-
scheinung lag in der intensiven Tätigkeit von Mikroorganismen aus dem
Wasser und der den Rüben anhaftenden Erde. Das Product der Gärung
waren hauptsächlich Säuren (Butter-, Essig- und Milchsäure) und Äthyl-
alkohol. Die Gase bestanden hauptsächlich aus Kohlensäure mit einer ge-
ringen Beimengung eines brennbaren Gases. Übereinstimmend mit
Ciaassen wurde festgestellt, daß die durch die Lebenstätigkeit von Bakterien
hervorgerufenen Zuckeiverluste auf der Diffusion nur einige hundertstel
Procente vom Rübengewicht betrugen, die abnormale Erscheinung daher
keine merklichen Mengen Zucker zersetzte.
Ein neuer Pülpefänger. Von W. L. Schwenzer. ^) — Dieser in
einer Textilfabrik als Fasernfänger dienende Apparat hat sich als Pülpe-
fänger ausgezeichnet bewährt, indem er fast vollständig die gesamten
Sehnitzelpreßwässer von 38000 Centner täglicher Rüben Verarbeitung ent-
pülpte, eine Leistung, die noch kein anderer Pülpefänger erreichte. Die
Rüben Verarbeitung, die bei der Rücknahme der Abwässer in die Diffusion
infolge des Versagens der früheren Pülpefänger stark gesunken war, erreichte
dann wieder die volle Höhe. Die Rücknahme der Diffusionsabwässer und
der Sehnitzelpreßwässer ist durch diesen Apparat in ein neues Stadium
getreten, da es jetzt ohne große Kosten und in einfachster Weise gelingt,
die Rücknahme dieser Abwässer zu bewerkstelligen.
Welche Kosten verursacht die Rücknahme der Abwässer in die
Diffusionsbakterien? Von Möller.*) — Unter „Abwässer'' sind die Preß-
und Ablaufwässer gemeint. Der Vf. spricht sich gegen das genannte Ver-
1) Journ. des Fabricans de Sucre 1913, 54, Nr. 3. — -) Ztschr. f. Znckerind. in Böhmen 1913,
37, 260—271. — 3) Ctrlbl. f. d. Zuckennd. 1913, 21, 588 n. 589. — *) Ztschr. d. Vor. D. Znckerind.
1913, 63, 716-726.
27*
4.20 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
fahren in ungünstiger Weise aus, da bei dem bisher üblichen Saftabzug
der Zuekerverlust ein höherer ist, die Leistung der Diffusionsbatterie um
15 — 20% vermindert wird, die Fabriken gezwungen sind, um einen Ge-
winn an Trockensubstanz zu haben, eine Trockenanlage herzustellen, in
den Diffusionswässern Gärungen und Zuckerverluste auftreten, die Eisen-
teile der Maschinen und Apparate durch die sauren Wässer zerfressen und
schließlich die Säfte und Zucker in ihrer Güte verschlechtert werden. —
H. Claasseni) tritt den Ausführungen Möller's, die er im einzelnen be-
spricht, entgegen und resümiert dahin, daß die Röckführung der Diffusions-
wässer unter normalen Verhältnissen Vorteile bieten muß, ganz abgesehen
davon, daß damit die schädlichsten Wässer den Abwässern ferne gehalten
werden. Allerdings ist mit der Rückführung der Diffusion swässer die
Abwässerfrage noch nicht gelöst, da die Übelstände durch das Fernhalten
der schädlichsten Wässer nur verringert werden. (Auf die weitere Polemik
zwischen Möller und Ciaassen 2) muß verwiesen werden.)
Betrachtungen über die Rücknahme der Diffusions- und Schnitzel-
pressen-Ablaufwässer in den Diffusionsbetrieb. Von Hermann Forst-
reuter. ^) — Es wird rechnerisch an der Hand von Kalkulationen aus-
geführt, daß die Rücknahme der Abwässer in den Diffusionsbetrieb keines-
wegs durch eine mit unerschwinglichen Kosten verknüpfte Anlage zu be-
wirken ist. In mindestens 90% aller Zuckerfabriken wird bei dieser
Rücknahme ein Gewinn zu verzeichnen sein.
Vor- und Nachteile der Rückführung der Diffusionswässer. Von
H. Ciaassen. '^) — Nach Erwägung der ganzen Sachlage ist der Schluß
berechtigt, daß die Rückführung der Diffusionswässer, deren praktische
Möglichkeit durch die Arbeit mehrerer Fabriken bewiesen ist, erhebliche
Vorteile und geringe Nachteile mit sich bringt.
3. Saftreinigung.
über die Saturation in chemischer Beziehung. Von K. Andrlik
und VI. Stanek. *) — Die eingehenden, mit aus Zuckerfabriken stammenden
Säften angestellten Untersuchungen haben folgendes ergeben: 1. Durch
Beobachtung des Polarisationsrückganges bei der Scheidung der Diffusions-
säfte und während der Saturation wurde gefunden, daß verschiedene Säfte
ungleich an Polarisation einbüßen und daß die Höhe dieser Einbuße wahr-
scheinlich von der Menge des bei der Saturation verwendeten Kalkes ab-
hängt. 2. Von 1,5% auf 3% erhöhte Kalkgaben machen sich bloß bei
manchen Säften — namentlich bei solchen niederer Reinheit (unter 88) —
durch eine Steigerung der wirklichen Reinheitsquotienten geltend. Der
Einfluß der gesteigerten Kalkgabe trat am deutlichsten in einer Er-
niedrigung der Farbe des saturierten Saftes zutage. 3. Bei Anwendung
einer höheren Kalkgabe enthielt der Saturationsschlamm mehr organische,
aus dem Diffusionssafte stammende Substanzen. 4. Im Hinblick auf die
') Die Deutsche Zuckerind. 1913, 38, 816—818. — 2) Ebend. 853 u. 877. — S) Ctrlbl. f. d.
Zuckerind. 1913, 21, 660—662. — *) Ebend. 1884 u. 1885. — s) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1913,
37, 231—253.
B. Rohrzucker. 3. Saftreinigung. 421
ausgeführten Elementaranalysen des Saturationsschlammes liefert die übliche
Bestimmung der organischen Substanzen in diesem Schlamme — aus dem
unterschied bis 100 — zu hohe Zahlen; werden diese zur Berechnung
des Saturationseffektes benutzt, so gelangt man zu nicht der Wirklichkeit
entsprechenden Resultaten.
Über den Einfluß der Saturationsgeschwindigkeit auf die Saft-
reinheit. Von VI. Stanek.^) — Nach der Ansicht der Praktiker hängt
der Saturationseffekt, abgesehen von anderen Faktoren, auch von der
Saturationsgeschwindigkeit ab; je rascher die Saturation erfolgt, um so
bessere Resultate, d. h. um so hellere und reinere Säfte werden erzielt.
Da diese Ansicht bis jetzt keine analytische Bestätigung gefunden hat, so
hat der Vf. diesbezügliche Untersuchungen durchgeführt, die die von
Praktikern schon lange als richtig erkannte Ansicht bestätigten, daß eine
rasche Saturation vorteilhafter als eine langsame ist.
Bestimmung der Zuckerverluste vom Dünnsaft bis zum Dicksaft
und den fertigen Erzeugnissen während der Kampagne 1912/13. Von
H. Ciaassen. ^) — Auf Grund der genauestens durchgeführten Unter-
suchungen, die sich während der ganzen Kampagne erstreckten, wurde
festgestellt, daß die gefundenen Gesamtverluste vom Dünnsaft ab 0,03 oder
0,11^/0 der Rüben waren, je nachdem man die Polarisation des Dünnsaftes
nach der üblichen oder einer berichtigten Umrechnungstafel berechnete.
Diese Gesamtverluste verteilen sich derart, daß bei der Verdampfung etwa
0,07 7o) bei der Verkochung des Dicksaftes 0,02% und bei der Ver-
arbeitung der Sirupe 0,02 °/o auf Rüben verloren gehen. Durch die direkte
Verlustbestimmung ist nun auch der Beweis geliefert, daß die Gesamt-
verluste beim Verdampfen, Verkochen und Krystallisieren infolge von Zucker-
zerstörung 0,1% auf Rüben nicht überschreiten, wahrscheinlich aber viel
weniger betragen. Wenn demnach größere unbestimmte Verluste bei der
Rübenzuckerfabrikation auftreten, d. h. also Verluste, die man nicht un-
mittelbar in den Abfällen bestimmen kann, so können von diesen bei der
üblichen Verlustberechnung nur 0,1 % ^.uf die Verarbeitung von Dünnsaft
gerechnet werden, der größere Rest entsteht in dem vorhergehenden Betriebe,
und zwar jedenfalls bei der Scheidung und Saturation.
Über den Einfluß der Kalksalze auf die Viscosität der Säfte und
deren Concentration. Von P. B. Lukjanow.^) — Die Viscosität der
Zuckerlösungen ist oft von dem Gehalt an Kalksalzen abhängig, im all-
gemeinen aber keineswegs diesem Gehalte proportional. Nach den Er-
fahrungen Deutschlands nimmt man an, daß ein Kalkgehalt von 0,25 g
(auf 100 g Trockensubstanz) die Herstellung von Zucker unmöglich mache,
nach den Erfahrungen, die der Vf. nun in russischen Zuckerfabriken ge-
macht hat, konnte selbst bei dem Gehalte an Kalksalzen von 0,630 bis
0,899 g im Dicksaft Zucker erzeugt werden und sogar ein Product von
keineswegs letzter Qualität.
1) Ztschx. f. Zuckerind, in Böhmen 1913, 38, 64—74. — 2) Ztschr. d. Ver. D. Zuckerind. 1913,
63, 239—249. — ^) Aus dem Russischen durch Wochenschr. d. Ctrlver. f. d. Rübenzuckerind. Österreichs
u. Ungarns 1913, 51, 480.
422 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
4. Gewinnung des Rohzuckers und Raffination.
über das Kornkocken und über die Behandlung der Füllmasse.
Von A. Grill. ^) — Der Zweck des Kochens auf Korn ist soviel wie
möglich von dem im Safte gelösten Zucker in Form von Krystallen mit,
wenn möglich, derselben Größe abzuscheiden. Es wird nun eine Be-
schreibung der hier notwendigen Arbeitsweisen gegeben, mit Hervorhebung
bestimmter Beispiele und für den Betrieb willkommener Tabellen, so daß
die Ausführungen das besondere Interesse der Praxis beanspruchen.
Über die Anwendung des Blankits im Rohzuckerfabriksbetrieb.
Yon J. Babinski. ^) — Da der aus ungeschwefelten Säften mit Hilfe von
Blankit hergestellte Rohzucker dem aus geschwefelten Dünnsäften hergestellten
Rohzucker nicht nachstand, so kann demnach die Verwendung des Blankits
im Vacuum die Schwefelung bei der Saturation ersetzen. Es empfiehlt
sich aber die Verwendung des Blankits bei Dünnsäften nicht, da die Ent-
färbung durch Hydrosulfite keine allgemeine ist, sondern sich hauptsächlich
auf KaramelstofTe bezieht; die grünlich -gelbe Farbe des Dünnsaftes wird
durch Blankit kaum verändert. Dagegen empfiehlt es sich, den Zusatz von
Blankit dem die meisten Stationen bereits passierten Saft zu geben, welcher
hohen Temperaturen unterliegt und es ist ratsam, den Zusatz im Koch-
apparat durchzuführen. Gegen die Behandlung des Dünnsaftes mit Blankit
spricht ferner der Umstand, daß die Zugabe des Präparates bei der Saturation,
wegen der geringen Portionen, eine umständlichere und auch mit größeren
Kosten verbundene ist.
Saure Zucker. Von P. Ferman.^) — Proben von Rohzuckern, die
eine bestimmte saure Reaktion mit Phenolphtalein ergaben und einen eigen-
tümlichen Geruch aufwiesen, wurden in blecheisernen Büchsen 4 Monate
lang aufbewahrt und dann wieder untersucht. Während der Lagerung
haben die Proben Wasser angezogen, sich sonst aber nicht verändert, also
trotz saurer Reaktion nicht invertiert. Als Ursache des unangenehmen
Geruches wurde Valeriansäure festgestellt, deren Anwesenheit auf Zersetzungs-
producte von Eiweiß hinweist. Vorhandene Valeriansäure ist aus den
Säften kaum zu entfernen, da sie zum großen Teil entweder als Ver-
bindung (mit Kalk) oder als freie Säure in den Rohzucker kommt. Ver-
suche, Valeriansäure in alkalischen Zuckern nachzuweisen, ergaben ein
negatives Resultat, Allerdings kann es aber alkalische Zucker geben, die
Valeriansäureverbindungen en1 halten, namentlich dann, wenn diese Alkalität
durch den Gebrauch von Soda in den Anwärmern entstanden ist.
Neue Bemerkungen über die Schaumgärung und die Amino-
säuren in der Zuckerfabrikation. Von Franz Lafar.*) — Bei der
Schaumgärung der Füllmassen, Sirupe und Melassen besteht der gasige
Gehalt der Schaumblasen entweder aus Stickoxyd {Salpetergärung) oder aus
Kohlensäure. Die Ursache letzterer Gärung hat der Vf. schon vor 5 Jahren
nicht in der Zersetzung des Zuckers, wie allgemein angenommen worden
ist, gesehen, sondern in dem Auftreten der Aminosäuren, weshalb er auch
1) Ztechr. d. Ver. D. Zuckermd. 1913, 63, 385—408. — =) Gazeta cnkrownicza 1913, 221; durch
"Wochenschr. d. Ctrlver. f. d. Rübenzuckerin d. Österreichs n. Ungarns 1913, 51. 97. — S) Die Deutsche
Zuckerind. 1913, 38. 545 u. 546. — *) Österr. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42,
737-746.
ß. Rohrzucker. 4. Gewinnung des Rohzuckers u. Raffination. S.Allgemeines. 423
diese zweite Unterart der Schaumgärung kurzweg Amidgärung genannt
hat. Ernstliche Einwendungen wurden gegen diese Annahme nicht gemacht,
es sind vielmehr verschiedene Arbeiten erschienen, die geeignet sind, die
Auffassung des Vf. zu bekräftigen und zu erweitern. Darauf wird in Kürze
eir gegangen, mit weiteren Ausblicken, die neue Perspektiven für die Zu-
kunft eröffnen. — v. Lippmann i) kann sich der Ansicht Lafar's nicht
anschließen, der der nötige experimentelle Beweis fehlt. In der Praxis
kommt übrigens die sog. Schaumgärung kaum mehr vor.
Die unbestimmbaren Verluste im Raffineriebetrieb. Von J. Duschski.^)
— Bei Laboratoriumsversuehen haben sich nur geringe Zersetzungen ge-
zeigt, außer falls größere Mengen Invertzucker zugegen waren. Im Betriebe
aber entstehen Verluste, die durch die Lebenstätigkeit der Mikroorganismen
und die von ihnen ausgeschiedenen Producte bedingt sind. Der Hauptherd
der Mikroorganismenentwickluug sind hauptsächlich die Waschwässer der
Raffinade -Formen, die fast immer sauer werden und dann die Quelle von
bedeutenden Verlusten des ganzen Betriebes sind. Die Anwendung von
antiseptischeu Mitteln ist zwecklos; nur die hohe Temperatur kann die für
die Zuckertechniken gefährlichen biologischen Funktionen der Mikro-
organismen vernichten. — In einer weiteren Abhandlung beschäftigt sich
der Vf. 3) mit dem chemischen Teil der Frage und zwar unter Zugrunde-
legung praktischer Versuche, die darin gipfeln, daß beim Verkochen von
alkalischen Raffinadesirupen keine merkbare Anhäufung der reducierenden
Substanzen in der Füllmasse stattfindet. Eine solche findet allerdings bei
sauren Producten statt und steigt mit erhöhter Acidität. Die Größe der
Zucker Verluste steigt beim Verkochen von Raffinadesirupen aus gesunden
Sandzuckern nicht über 0,03 — 0,05 ^/o Zucker bei jedem Verkochen.
5. Allgemeines.
über die Gegenwart rechtsdrehender Nichtzuckerstoffe in den
Rüben und in den Zuckerfabriksproducten. Von J. E. Duschskij und
J. B. Mintz.^) — Die Untersuchungen beziehen sich auf die Producte der
Kampagne 1912/13. Auf Grund der Bestimmung des Zuckers nach
Clerget hätte man nun auf die Gegenwart von optisch -aktiven Nicht-
zuckerstoffen schließen können, was jedoch nicht immer der Fall war.
Leider gibt es für die quantitative Bestimmung .der rechtsdrehenden Nicht-
zuckerstoffe in der Rübe und in den Säften gegenwärtig noch keine voll-
kommen verläßliche Methode. Werden bei der Untersuchung der Rübe
und der Säfte nach der Methode von Clerget negative Ergebnisse erhalten,
so ist es notwendig, nach derselben Methode concentriertere Zuckerlösungen,
Sirupe, Füllmassen und insbesondere Melassen zu untersuchen. In diesen
Producten kann die Methode Clerget genügenden Anhaltspunkt in bezug
auf die Gegenwart von rechtsdrehenden Nichtzuckerstoffen bieten. Die
hohe Reinheit der Melassen hatte hauptsächlich in der Gegenwart rechts-
drehender Nicht zuckerstoffe ihre Ursache.
1) Chem.-Techn. Repertorium der Chem.-Zeit. 1913, 37. 615. — ^ Ctrlbl. f. d. Zuckeriiid._1913,
21 1680 u. 1681. — 3) Ztschr. d. A'er. D. Zuckerind. 1913. 63, 851—876. — *) Aus dem BnssischeE
nach "Wochenschr. d. Ctrlver. f. d. Eübenzuckerind. Österreichs u. Ungarns 1913, 51, 314.
424 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Über die Lokalisation von Betain in der Zuckerrübe. Von
VI. Stanek. 1) — Das Betain ist in den Rüben (und anderen untersuchten
Pflanzen) sehr ungleichmäßig verteilt. In größter Menge tritt es in den
Blättern als den Organen der größten physiologischen Tätigkeit auf und
zwar in größerem Maße in jungen Blättern im Frühjahr als im Herbst
in den alten Blättern. In der Trockensubstanz der Wurzel der Zucker-
rübe wurden 0,95 — 1,20% Betain gegen 2,62*^/0 in der Blattspreite
desselben Exemplares nachgewiesen. In dem von der Hülle befreiten
Samen wurden nur Spuren gefunden. Jedenfalls kann aus dem Vor-
kommen des Betains geschlossen werden, daß ihm in der Stickstoffwirtschaft
der Pflanzen eine wichtige Rolle zukommt. Dieser Auffassung entspricht
auch der oben verzeichnete hohe Betaingehalt der Wurzel.
Die Beziehungen zwischen dem Rübengewichte und der Zu-
sammensetzung des Rübensaftes. Von J. A. Harris und R. A. Gortner. 2)
— Die Untersuchungen an einer Reihe von Klein -Wanzlebener, Washington-
Rüben und einiger in Nevada gewachsener Rübensorten zeigten, daß die
Zusammensetzung und Reinheit des Saftes dieser Rüben in einem gewissen
Verhältnis zu deren Gewichte standen. Mit zunehmendem Rübengewichte
nahmen nämlich Zuckergehalt und Reinheitsquotient räch ab.
Der Nichtzucker der Zuckersäfte. Von D. Sidersky. ^) — Es wird
vorgeschlagen, den Nichtzucker als solchen zu studieren, indem man ihn
isoliert, aber nicht durch Vergärung des Zuckers, die auch den Nichtzucker
verändert, sondern durch Fällung der Saccharose mit Strontian und Ab-
filtrieren des Saccharates. — v. Lippmann ^) bemerkt zu diesem Vorschlag,
daß der Vf. offenbar übersehen hat, daß beim Kochen mit überschüssigem
Strontian der Nichtzucker ebenfalls in weitgehender Weise verändert wird
und zwar wohl noch in bedeutend tiefgreifenderer Weise als durch die
Gärung.
Apparat zur Darstellung von reinem Zucker. Von Frederick
J. Bates und Richard F. Jackson. ^) — Der Apparat, bestehend aus einem
Verdampfapparat, einem Krystallisationsgefäß und einer Zentrifuge, ermöglicht
die rasche Darstellung von reinem Zucker für Zwecke der Wissenschaft
und des Handels, wodurch die gegenwärtig einzig brauchbare Darstellungs-
weise der Fällung mit Äthylalkohol aus wässeriger Zuckerlösung, die aber
auch Mängel besitzt, umgangen wird.
Die Entwicklung der Zuckerindustrie 1888—1913. Von Edmund
O. V. Lippmann. ^) Der Vf. gibt in knappen, aber treffenden Zügen ein
Bild über die Entwicklung (vornehmlich in der Provinz Sachsen) der Zucker-
industrie in landwirtschaftlicher, wissenschaftlicher und technischer Be-
ziehung in den letzten 25 Jahren. Am Schluß werden in Kürze auch die
wirtschaftlichen Verhältnisse und der Aufschwung, den die Zuckerindustrie
genommen hat, erörtert.
Die Zuckerfabrikation in Deutschland 1887—1912. Von Rolle. ^
— Der Vf. schildert in knappen Zügen die Entwicklung der deutschen
Zuckerfabrikation in den letzten 25 Jahren beginnend vom Rohstoff bis
1) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1913, 37, 385-390. — 2) Joum. Ind. Eng. Chem. 1913, 5,
192; durch Chem.-Techn. Repertorium d. Chem. -Zeit. 1913, 37, 250. — ») Sucrerie indigene 1913, 81,
347—350. — 4) Chem.-Techn. Repertorium d. Chem.-Zeit. 1913, 37, 250. — Sj Ztschr. d. Ver. D. Zuckerind.
1913, 63, 755-760. - «) Prager Zuckermarkt 1913, 22, 662 u. 663. 687-689, 717 u. 718. — ?) Ztschr.
f. angewandte Chem. 1913, 26, 389-392.
B. Rohrzucker. Literatur. 425
zu den Fortschritten in der Technik. Was die Schnitzeltrocknung anbetrifft,
so standen zuletzt in 341 Rohzuckerfabriken 179 Feuer- und 43 Dampf-
trocknungsanlagen im Betrieb. Diese 222 Schnitzeltrocknungsanlagen, die
65% aller Fabriken umfassen, vermögen reichlich die Hälfte aller aus-
gelaugter Rübenschnitzel in Dauerware umzuwandeln und würden im
Durchschnitte der fünf Jahre 1907—1912 jährlich 3 654000 q Trocken-
schnitzel im "Werte von 33 000 000 M zu liefern imstande sein. Die
frischen Rübenblätter werden bisher nur z. T. verwertet, ein geringer Teil
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40, 672 u. 673.
Wojta. W. J. : Wie wir Zuckerrüben bauen. — Prager Zuckermarkt 1913,
32, 895. — Es werden bestimmte amerikanische Verhältnisse geschildert.
X: Die richtige Saattiefe im Rübanbau. — Hessische Idwsch. Zeit. 1913,
83, 204.
X.: Zur Frage der Rübensamen -Normen. — Wochenschr. d. Ctrlver. f. d.
Rübenzuckerind. Österreichs u. Ungarns 1913, 51, 179 u. 180.
Ziegler, Siegmund: Über Rübenstand und Zuckerstatistik. — Österr.-
Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 963-971.
C. Gärungserscheinungen.
Referent: H. Will.
Saccharomyces anamensis, die Hefe des neuen Amyl ©Verfahrens.
Von H. Will und F. Heinrich, i) — Die als Levure anamite bezeichnete
Hefe findet erst seit kurzem beim Amyloverfahren Verwendung. Sie wurde
aus einem Gemenge wilder Hefen, wie sie auf dem Zuckerrohr und damit
auch in den Zuckerrohrmaischen Cochinchinas auftreten, reingezüchtet. Maß-
gebend für die Auswahl war die hohe Gärtemperatur, weil beim Amylo-
verfahren die Gärung bei 35 — 38 ^ C. verläuft. Bei diesen Temperaturen
entwickelt sich aber auch der Amylopilz (Rhizopus Delemar [Boid.] Wehm.
et Hanz.). Damit war das Zusammenarbeiten beider Organismen gesichert.
Die Hefe ist nach den eingehenden Untersuchungen, welche vergleichend
mit Rasse II und XII ausgeführt wurden, ein obergäriger Saccharomycet.
Zellen der Gärungsform meist oval, doch auch kugelförmig (kleinere Zellen).
Zellgröße 4,0:40 bis 11,2:9,6. Riesenzellen nicht selten. Dauerzellen.
Lichtbrechungs vermögen und Beschaffenheit des Inhaltes der vegetativen
Zellen wie bei wilden Hefen. Sproßverbände mit wenigen Gliedern.
Kronenbildung häufig in Zuckerlösungen sowie in Kartoffel- und Weiß-
rübenwasser. Weitverzweigte Sproßverbände langgestreckter, wurstförmiger
Zellen in den Anhängen der Riesenkolonien. Aussehen der Sporen wie bei
wilder Hefe. Sporen kugelförmig, 1—4; Größe 2,4—4,0 /n. Optimum
der Sporenbilduug 33 ^ C. (9 Stunden), Maximum 35 » (12 Stunden), Minimum
12 ° C. (50 Stunden). Sporenbildungsvermögen im allgemeinen nicht stark
ausgeprägt. Auskeimen der Sporen nach Typus I. Hautbildung nach
Typus IIa, mit einer „ersten Generation echter Hautzellen". Optimum der
Hautbildung auf Würze 31° C. Eiuzellkolonien in Würzegelatine nach
Typus I und IL Riesenkolonien nach Typus la, Generationsdauer bei
26 ° C. 2 Stunden. Vergärt und assimiliert Dextrose, Lävulose, Galactose,
!•> Ctrlbl. ßakteriol. U. Abt. 1913, 39, 26—53 (Mitt. d. "Wisseabchaftl. Stat. t. Brauerei in Münclien).
428 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Saccharose, Maltose und Raffinose. Milchzucker wird assimiliert, aber nur
sehr schwach vergoren. Gärverlauf in Würze sehr langsam, in Maismaische
energischer, in dieser Vergäningsgrad hoch. Obere Wachstumsgrenze in
Hefezuckerwasser, Hansen-Lösung, Weißrüben- und Weißkrautwasser
zwischen 39,5 ° C. und 41,6 ^ C., in Würze, Gelbrüben- und Kartoffel-
wasser zwischen 41,6 und 43° C. Abtötungstemperatur in verschiedenen
Flüssigkeiten meist zwischen 54 ° C. und 56 ° C. Grenzwerte für die
Entwicklungsfähigkeit in Nährlösungen mit Alkoholzusatz zwischen 1,8 °/o
bei Amylalkohol und 15 — 27 •'/o bei Methylalkohol. Grenzwerte für die
Abtötung der Zellen durch Alkohol entsprechend zwischen 2,5 und 3,3 %.
Verflüssigungsvermögen von Gelatine gering. — Nach einem Vergleich
mit den bis jetzt genauer beschriebenen Hefen ergiebt sich, daß die mit
Levure anamite bezeichnete Hefe eine neue Art darstellt. Sie soll
Saccharomyces anamensis Will et Heinrich genannt werden.
Untersuchungen über Gärungsorganismen. I. Untersuchungen
über einige neue Pichiaarten und Bemerkungen über die be-
sondere Beschreibung der Saccharomyceten überhaupt. Von
Alb. Klöcker.^) — Der Vf. macht zunächst einige allgemeine Angaben
über die Gattung Pichia und Willia. Wenn bestimmt werden soll, ob eine
Hefe zu derjenigen Gruppe gehört, welche die Gattungen Pichia und Willia
umfaßt, muß eine Aussaat auf Würze mit einem Zusatz von Alkohol
(2 — 4 Tropfen auf 10 ccm Würze) und gegebenenfalls auch Doppelbier ge-
macht werden, vorausgesetzt, daß man nicht große Pasteurkolben, sondern
nur kleine Freudenreichkölbchen verwendet. Es folgt dann eine Be-
schreibung der vier neuen Pichia- Arten: P. suaveolens, alcoholphila, poly-
morpha und calliphorae. Leider finden sich keine Angaben über die Foim-
erscheinungen der Riesenkolonien, die nach den Untersuchungen des Ref.
manches Interessante bieten. — Zum Schluß erörtert der Vf. diejenigen
Punkte, welche bei der Beschreibung neuer Arten unbedingt berücksichtigt
werden müssen. Für die Saccharomyceten sind die diagnostischen Merk-
male wenig zahlreich. Die charakteristischsten Merkmale sind: Sporen-
bildung, Form der Sporen, Sporenkeimung, Grenztemperaturen für die
Sporen bildung, Form der Zellen bei verschiedenen Temperaturen, Grenz-
temperaturen für die vegetative Vermehrung, Grenztemperaturen für die
Oberflächen Vegetationen bei Arten mit rascher Hautbildung, Grenztemperaturen
für die Hautbildung bei den Arten ohne sofortige Hautbildung, Riesen-
kolonien und Vergärbarkeit verschiedener Zucker. Der Vf. erörtert die
einzelnen Punkte und teilt seine Erfahrungen mit.
IL Untersuchungen über 17 ,,Saccharom3^ces apiculatus-"
Formen. Eine erweiterte Beschreibung der 17 Apiculatus-Formen , über
welche der Vf. im Ctrbl. Bakteriol. H. Abt. 1912, 35, 375—388 (vergL
dies. Jahresber. 1912, 15, 415) berichtet hat.
Zur Charakteristik der Willia belgica und einiger Hefen aus
belgischem Lambicbier. Von P. Lindner und E. G. Genoud. -) — Der
Vf. macht zunächst Angaben über Willia belgica, welche von ihm ira
Jahre 1889 aus Brüsseler Bier isoliert worden war. Die Riesenkolonien
J) Compt. rend. Carlsberg-Laborat. 1913, 10, 207—226 u. 285—346. — -) Woehenschr. f. Brauerei
1913, 30, 363—367.
C. Gärungserscheinungen. 429
zeigen wie die Impfstriche eine geringe Neigung zur Gekrösebildung, das
Sporenbildungsvermögen ging während der zwanzigjährigen Aufbewahrung
im Laboratorium verloren. Vergoren wird Glucose, d-Mannose, d-Galac-
tose und Fructose. Bemerkenswert ist die Fähigkeit, Alkohol kräftig zu
assimilieren, wird aber hierin noch von Mycoderma Vanlaeriana über-
treffen. — Die folgenden drei Lambichefen wurden von E. G. Genoud
isoliert. Die eine Art, Saccharomyces bruxellensis, ist eine unter-
gärige, hochvergärende Art vom Frohbergtypus. Vergärt Glucose, d-Mannose,
d-Galactose, Fructose, Trehalose, Rohrzucker, Maltose, Melibiose, Raffinose.
Das Sporen bildungs vermögen war anfangs sehr groß, ging aber im Laufe
der Zeit sehr zurück. — Mycoderma lambica. Zellen nur halb so groß
wie Kulturhefen Zellen, rund bis eiförmig. Ruft in gehopfter Würze Trübung
hervor. Die Hefe setzt sich als staubiger Bodensatz ab. An der Flüssigkeits-
oberfläche bildet sich ein elastisches graues Häutchen. Keine Sporeu-
bildung. Riesenkolonien ganz flach, glatt. Vergoren wird Glucose, Mannose,
Friictose, Trehalose, Maltose und Methylglucosid nur schwach. Mycoderma
Vanlaeriana. Bildet frühzeitig eine rein weiße, mehlige Kahmhaut.
Keine Sporenbildung. Vergoren wurden Glucose und Trehalose. Alkohol
wird kräftig assimiliert.
Beiträge zur Kenntnis der Bäckerhefen. Von E. Kayser. i) —
Der Vf. hat 18 verschiedene Bäckerhefen aus Frankreich, Deutschland,
Dänemark, England, den Vereinigten Staaten, Italien, Spanien und Holland
nach der morphologischen und physiologischen Seite hin untersucht. Die
Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß es verschiedene Arten von Bäcker-
hefe gibt: die einen zeigen raschen, die anderen viel langsameren Trieb,
die einen gehören zu den obergärigen Hefen und besitzen infolgedessen
mit den übergärigen Bierhefen gewisse gemeinschaftliche Merkmale, andere
dagegen gleichen morphologisch ganz den untergärigen Bierhefen, unter-
scheiden sich jedoch von diesen und verhalten sich beim Gehen des Teiges
anders. Es ist wichtig, für jede der Arten die Optimaltemperatur fest-
zustellen, um sie mit Vorteil benutzen zu können ; man muß außerdem die
Schnelligkeit kennen lei-nen, mit der sie arbeiten. Eine der Hefen verhielt
sich, selbst wenn sie einige Zeit aufbewahrt war, immer gleichmäßig und
gab immer gute Gasentwicklung. Sie kann in Bäckereien in der Provinz,
welche oft nur 3 oder 4 mal in der Woche Hefe erhalten, gute Dienste
leisten. Dagegen erwies sich eine spanische Hefe als schlechte Bäcker-
hefe. Die Bäcker müssen also die günstigsten Bedingungen für die Hefe,
welche sie verwenden, ausfindig machen und die Ursache ihrer Unbrauchbar-
keit feststellen. Diese kann in der Vermischung mit Bierhefe bestehen,
viel häufiger jedoch in einer starken Infektion mit Mycoderma. Eine kleine
-Gärprobe in Verbindung mit einer mikroskopischen Untersuchung genügt,
um Aufschluß zu erhalten.
Über die neuen Hefepilze mit heterogamer Kopulation — Nadsonia
(Guilliermondia) elongata und Debaryomyces tyrocola. Von A. G.
Konokotina. ^) — Nadsonia elongata wurde aus Birkenschleimfluß im
Gouvei-nement Smolensk isoliert. Die vegetativen Zellen sind oval; vor
der Kopulation werden sie mehr länglich. Die Kopulation geht zwischen
1) Ann de l'Iust. nat. agro. 1913, 2. Ser., Bd. 12, Heft 2. Sonderabdruck. 33 S. — «) Extr.
■de Bull, du Jardin imp. de St. Petersburg 1913, IjJ, Nr. 1—2 ; nach Wochenschr. f. Brauerei 1914, 31, 15.
430 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
der Mutterzelle (Makrogamete) und der von ihr abgetrennten Knospe (Mikro-
gamete) vor sich. Aus der Makrogamete wächst dann eine neue Knospe,
in welche der ganze Inhalt beider Gameten übertritt und sich zur Spore
umbildet. Beim Keimen wirft die Spore die Ascushülle ab und wird selbst
zur vegetativen Zelle. Die Riesenkolonien bilden faltige Rosetten. Nadsonia
fulvescens, der zuerst entdeckte Vertreter der neuen Gattung, wächst in
glatten Riesenkolonien. N. elongata vergärt Dextrose und Lävulose, jedoch
Dicht Galactose, Saccharose, Maltose und Lactose. Debaryomyces tyrocola
wurde aus in Rußland angefertigtem holländischem Käse isoliert. Auch
bei dieser Art findet vor der Sporenbildung Pädogamie (Mutter- und
Tochterzelle kopulieren) statt, vereinzelt auch Adelphogamie (Kopulation
\oü Schwesterzellen). Die Spore bildet sich stets in der Mutterzelle auf
Kosten des gesamten Plasmas beider Zellen. Saccharose wird invertiert.
Eine Vergärung der gewöhnlichen Zuckerarten fand nicht statt. Von dem
Pilz wurden vier Rassen («, //, y, 6) isoliert.
Beobachtungen an den Krystallen in Bierhefen und Faßgelägern.
Von H. Will. ^) — Der Vf. hat seine früheren Beobachtungen und An-
gaben über die der untergärigen Bierhefe und dem Faßgeläger beigemengten
Krystalle revidiert und hierzu hauptsächlich auch Faßgeläger von Stark-
bierhefen verwendet. Vier Punkte waren es, welche die Aufmerksamkeit
bei der Untersuchung von Starkbierhefen bis dahin auf sich gelenkt hatten :
1. die große Zahl der Krystalle überhaupt, 2. die abweichende Krystall-
form und die große Zahl der Krystalle mit abweichender Form (vorherrschend
flache Prismen), 3. die Löslichkeit dieser Krystalle in Kalilauge, 4. Er-
scheinungen, welche auf eine, wenn auch nur schwere Löslichkeit dieser
Krystalle in concentrierter Essigsäure und beim Kochen in Wasser hin-
wiesen. — Das mikro- und makrochemische Verhalten der Krystalle stand
bei der wiederholten Bearbeitung der Frage zunächst im Vordergnind.
Es mußte entschieden werden, ob die in Kalilauge und in Essigsäure lös-
lichen Krystalle oxalsaurer Kalk sind oder nicht. Dann kam die Frage in
Betracht, ob bestimmte Krystallformen die Hefe und Faßgeläger von Stark-
bieren charackterisieren, ferner, ob alle Stark bierhefen und -geläger sich
gegenüber den gewöhnlichen Bierhefen und Faßgelägern durch die größere
ihnen beigemengte Zahl von Krystallen auszeichnen. Die Hauptergebnisse
der Untersuchungen sind folgende: 1. Die in Bierhefen und Faßgelägern
jeder Art vorkommenden Krystalle bestehen in der Hauptsache aus oxal-
saurem Kalk. 2. Für Starkbierhefen und -faßgeläger sind besondere Krystall-
formen des Oxalsäuren Kalkes nicht charakteristisch. 3. Im allgemeinen
scheint mit Zunahme der Concentration der Stammwürze des Bieres auch
die Zahl der Krystalle in der Hefe und im Faßgeläger zuzunehmen.
4. Alle Krystallformen des Oxalsäuren Kalkes sind in lOprocent., noch
leichter in 20 procent. Kalilauge löslich. Wesentliche Unterschiede in der
Löslichkeit der verschiedenen Krystallformen bestehen nicht. Die kleinen
Krystalle sind leichter löslich als die großen. 5. Als sichtbares Product
der Reaktion zwischen Kalilauge und oxalsaurem Kalk erscheinen sechs-
seitige, iu der Regel dünne Täfelchen von zuweilen recht bedeutendem
Umfang. 6. Der oxalsaure Kalk ist in concentrierter Essigsäure mikro-
') Ztschr. ges. Brauw. 1913, 36, 253—258. 269—273, 285—289.
C. Gärungserscheinungen. 431
chemisch löslich. Die Löslichkeit der verschiedenen Formen, in welcher
der Oxalsäure Kalk krystallisiert, ist abgestuft. Die bei kalter Fällung
erhaltenen Krystalle sind leichter löslich, als die bei heißer Fällung er-
haltenen. 7. Durch destilliertes Wasser werden die Krystalle des Oxal-
säuren Kalkes in Hefen und Faßgelägern gelöst. Die Löslichkeit ist sehr
wahrscheinlich keine direkte, sondern eine indirekte, bedingt durch die
verschiedenen Beimengungen.
Zur Morphologie und Physiologie der Kahmhefen. Von Richard
Meißner. 1) — In der vorliegenden Abhandlung werden besonders die
Wachstumsverhältnisse einiger Kahmhefeiassen auf säurehaltigen künstlichen
Nährlösungen erörtert, um hierdurch das Wesen der Säuremiiiderung des
Mostes und Weines durch die Kahmhefen und die Bedeutung der organi-
schen Säuren für deren Leben aufzufinden; die gewonnenen Ergebnisse
lassen sich kurz dahin zusammenfassen: 1. Einige Rassen der Kahmhefen
und der kahmhautbildenden Saccharomyceten wachsen auf künstlichen Nähr-
lösungen, welche als alleinige Quelle kohlenstoffhaltiger Substanz organische
Säuren (Äpfel-, Bernstein-, Milch-, Essig-, Zitronen- oder Weinsäure) je
getrennt enthalten, recht gut, andere Eassen zeigen dagegen ein geringeres
Wachstum. Eine Rasse kann meist auf mehreren organischen Säuren
gleich gut oder gleich schlecht wachsen. 2. Im allgemeinen wachsen die
Kahmhefen auf Weinsäure-Nährlösungen verschiedenster Concentration nur
schlecht. Etwas besser ist das Wachstum dieser Organismen auf Zitronen-
säure-Nährlösung; nur Willia anomala zeigte auf letzterer Lösung ein recht
gutes Wachstum. Am günstigsten war für das Wachstum der Kahmhefen
die Milchsäure- Nährlösung, dann die Bernstein- und Äpfelsäurelösung, für
manche Rassen selbst die Essigsäure- Nährlösung in einer bestimmten
Concentration. 3. Eine Kahmheferasse kann infolge ihres verschiedenen
Wachstums auf den Nährlösungen die verschiedenen organischen Säuren
in verschiedenem Grade verbrauchen, da mit dem stärkeren oder geringeren
Wachstum dieser Organismen ein stärkerer oder geringerer Verbrauch der
Säuren Hand in Hand geht. 4. Bei der Kombination zweier organischer
Säuren in der Nährflüssigkeit übten die Wein- und Zitronensäure einen
hemmenden Einfluß auf die Vermehrungsgeschwindigkeit mancher Kahm-
heferassen aus. 5. Wird eine Säure, auf der die Kahmhefen schlecht
wachsen, mit einer Säure in der Nährlösung kombiniert, auf der sie gutes
Wachstum zeigen, so verzehren die Kahmhefen die für ihr Wachstum
günstige Säure und lassen die für sie ungünstige Säure in der Nährlösung
zurück. 6. Bei der Kombination zweier Säuren, auf denen die Kahmhefen
gut wachsen, tritt in den meisten Fällen eine Erhöhung des Kahmhefe-
wachstums und ein vollständiger Verbrauch der beiden dargebotenen
organischen Säuren ein. Die verschiedenen organischen Säuren sind ent-
weder Substanzen, die in concentrierter Form ein besseres Wachstum der
Kahmhefen bedingen als in weniger concentrierter, oder es kann auch
dieselbe organische Säure in concentrierterer Form auf das Wachstum der
verschiedenen Kahmhefen bald hemmend, bald neutral wirken. 7. Die
Bedeutung der sechs untersuchten organischen Säuren für die Kahrahefen
selbst liegt darin, daß diese Säuren von den verschiedenen Kahmheferassen
1) Ztschr. f. Gärungsphysiol. 1913, 3, 114—211 241—256.
432 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
in ihre Lebensprozesse (Ernährung, Wachstum, Atmung, Vermehrung) hinein-
gezogen, dabei zerstört und in andere chemische Verbindungen umgewandelt
■werden. 8. Dasselbe gilt für andere organische Bestandteile des Mostes
und Weines, wie für Trauben- und Rohrzucker, Alkohol und Glycerin.
9. Als Stickstoffquelle erwies sich das salpetersaure Ammonium bei Gegen-
wart gewissser organischer Säuren für bestimmte Kahmheferassen als eine
schlechtere als das phosphorsaure Ammonium. Aber sowohl das Ammonium-
phosphat und Ammoniumnitrat als auch das Ammoniumchlorid sind gute
Stickstoffquellen für das Leben der Kahmhefen. Weinsaures Ammonium
und Asparagin sind im allgemeinen schlechte Stickstoffquellen für diese
Organismen. Das Asparagin wurde mit einer Willia anomala gut ver-
arbeitet. 10. Bei mehrfacher Überimpfung derjenigen Kahmhefen, die auf
künstlichen Nährlösungen gewachsen waren, auf frische, künstliche sterile
Nährlösung derselben oder ähnlicher Zusammensetzung können die Kahm-
hefen gleich gut wachsen, ob nun Ammoniumphosphat oder Ammonium-
nitrat oder Ammoniumchlorid in den Nährlösungen vorhanden ist. Die
organischen Säuren werden dabei jedesmal durch die Lebenstätigkeit der
Kahmhefen in geringerem oder größerem Grade zerstört und w^erden u. a.
zum Aufbau neuer Zellen verwendet.
Sporenbildung einer Hefe unter dem Einfluß einer Bakterie.
Von Sartory. ^) — Aus dem Saft von Pisangblättern hat der Vf. eine
Varietät von Willia Saturnus Klöcker isoliert. In Reinkulturen kamen
keine Sporen zum Vorschein, wohl aber dann, wenn eine Bakterie vor-
handen war. Die Temperatur in letzterem Fall war 15 — 22^ C.
Die Konjugation der Sporen bei den Hefen. Von M. H. Marchand. 2)
— Konjugation der Sporen w'urde bei folgenden 11 Hefen beobachtet:
Saccharomycodes Ludwigii, Johannisberg I u. II, Sacch. intermedius, validus,
ellipsoideus, vini Muntzii, turbidans, Willianus, Bayanus und Willia^ saturnus.
Die Erscheinungen der Parthenogamie, welche eine Zeitlang als Ausnahme
bei den Hefen galten, sind also viel weiter verbreitet und sind an eine
bestimmte Gruppe von Hefen gebunden, ilan trifft sie fast überall, und
zwar bei den Arten, bei w-elchen bei der Entstehung des Askus keine
Konjugation stattfindet. Bemerkenswert ist jedenfalls, daß die Gattung
Saccharomyces eine ganz beträchtliche Zahl von parthenogamischen Hefen
enthält. Bei 8 von 10 untersuchten Saccharomyces-Arten fand Konjugation
der Ascosporen statt. — Wenn man die Hefen nur unter Berücksichtigung der
Entwicklung der Sexualität und ihrer sexuellen Merkmale ordnet, so muß
man unmittelbar nach Schizosaccharomyces, Zygosaccharomyces und Debaryo-
myces die Saccharomyces-Arten einordnen. Man erhält folgendes Tableau:
t Schizosacharomyces
Hefen mit Konjugation oder mit Zygosaccharomyces
I. Gruppe einer Andeutung von Konjugation • Debaryomyces globosus
bei Entstehung des Askus. Schwanniorayces occidentalis
l Torulaspora.
irr e i. TT • X- j c f Saccharomycodes Ludwigii
Hefen mit Konjugation der Sporen I ^.^j^ ^^^^^^^^
oder parthenogamische Helen ^ Saccharomyces
Hefen ohne Sexualität oder parthenogenetsche Hefen I w;n j„ anomala usw
1) Compt. rend. Soc. biol. Paris 1912. 22. 558; Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1913. 37, 286. —
ä) Eevne generale de Botenique 1913, 25, 207. Sonderabdruck.
C. Gärungserscheinungen. 433
Eine bestioimte Antwort auf die Frage nach der Bedeutung der
Parthenogamie oder Parthenogenese wird erst dann gegeben werden können,
wenn bei einer noch viel größeren Anzahl von Hefen die Keimung der
Sporen untersucht und das Verhältnis zwischen denjenigen, deren Sporen
konjugieren, und denjenigen, welche direkt auskeimen, festgestellt sein wird.
Es ist jedoch zu beachten, daß von den untersuchten 13 Hefen 8 sich als
parthenogametisch zu erkennen gegeben haben, d. h. 75 "/q. Es möchte
also scheinen, als ob die Parthenogenese die Ausnahme bildet. Außerdem
drängt sich noch eine andere Schlußfolgerung auf, nämlich die, daß die
Konjugation der Askosporen überall mit den gleichen Merkmalen auftritt.
— Die Konjugation der Sporen hat nicht nur theoretisches Interesse; ihr
Fehlen oder Vorhandensein kann in manchen Fällen Arten charakterisieren.
Ein Beispiel dafür sind die drei ursprünglich mit Sacch. Pastorianus I, 11
und 111, später als Sacch. Pastorianus, intermedius und validus bezeichneten
Hefen. Der jetzige Sacch. Pastorianus zeigt niemals Konjugation der
Sporen, dagegen Sacch. intermedius und validus sehr deutlich. Es ist also
damit ein neues Merkmal zur Unterscheidung der ersten von den beiden
andern Arten gegeben.
Über Geschwindigkeit und Größe der Hefevermehrung in Würze.
Von Tor Carlson.^) — Luftzufuhr erhöht die Wachsiumsgeschwindigkeit
um ca. 12 o/q, Stickstoff um 28 %) während Sauerstoff sie um 1.5 % ^'©r-
ringert. Die Beschleunigung ist durch Entfernung der hemmenden Kohlen-
säure verursacht. Alkohol wirkt stark hemmend, nahezu proportional seiner
Menge. Bezüglich der Größe der Hefevermehrung wurde gefunden, daß
Luftzufuhr den Ertrag au Hefe vermehrt. Von der Größe des Ansatzes
ist der Ertrag unabhängig, von großem Einfluß ist dagegen die Konzentration
der Würze. Je verdünnter die Würze, um so höher der Ertrag. Die
graphische Darstellung und ihre Interpretation führen zur Aufstellung einer
„Verdünnungskonstante", die gleichzeitig als Ausdruck der Alkohol-Emp-
findlichkeit der betreffenden Hefenkultur gelten kann. Je größer die
Alkoholmenge in der Würze, also je concentrierter diese ist, um so geringer
der Hefenertrag. Ein Teil des Nährsubstrates scheint von den Zellen zum
Schutz gegen die Einwirkung des Alkohols gebunden zu werden.
Über den Einfluß von Aluminium auf Hefe und Bier. Von
H. Zikes.2) — Der Vf. schließt zunächst aus seinen Versuchsergebnissen,
daß kleine Mengen von Aluminium, wie sie während der Gärung von
Würze in Aluminiumgefäßen in jene übergehen und von der Hefe auf-
genommen werden, einen gewissen Anreiz auf deren Funktionen ausüben.
Nach 3 Tagen war das Verhältnis der Vermehrungsenergie in den Aluminium-
gefäßen zu derjenigen in Glasgefäßen wie 1 : 0,994. Für eine Million neu-
gebildeter Zellen war die Gärungsenergie der Hefe in den Aluminiumgefäßen
0,748 mg, in Glasgefäßen 0,70 mg. Nach 7 Tagen war das Vermehrungs-
verhältnis 1 : 0,975, die Gärfähigkeit 0,942 mg bezw. 0,926 mg. Im End-
vergärungsgrad machte sich eine Eeizwirkung des Aluminiums auf die
Hefe nicht bemerkbar. Die Generationsdauer von Hefe in Würze, welche
6 Stunden in Aluminiumbechern erhitzt war, betrug durchschnittlich 2 ^
29' 29" gegenüber 1 ^ 34' 30" in Würze, welche in Glasgefäßen erhitzt
»■) Biochem. Ztschr. 1913, 57, 313-334 (A. d. Labor, d. Nobelinstit. d. k. Acad. d. Wissensch.
Stockholm). — ^) AJlgem. Ztschr. f. Bierbrauerei u. Makfabrik. 1913, 41, 71—74; 83—87.
Jahresbericht 1913. 28
434 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
war. Die Generationsdauer beanspruchte also im ersteren Falle eine um
30—35 Minuten längere Zeit. Man kann dabei nur daran denken, daß
durch das längere Kochen eine größere Menge Aluminium (vielleicht auch
das im Aluminium enthaltene Arsen) gelöst wurde. Ähnliche Versuche in
Eisen-, Kupfer- und verzinnten Kupfergefäßen ergaben eine kürzere
Generationsdauer der Hefe als in Aluminiumgefäßen.
Nachtrag zu meiner Arbeit „Über den Einfluß von Aluminium
auf Hefe und Bier". Yen Heinrich Zikes. ^) — J. Szeics weist in
einer Arbeit „Über einige charakteristische Wirkungen des Aluminiums auf
das pflanzliche Protoplasma" daraufhin, daß die Wirkung des Aluminiums
zwei Phasen durchläuft. Zuerst ruft das von der Pflanzenzelle auf-
genommene Metall eine Erstarrung, später eine Art Auflockerung des Proto-
plasmas hervor. Man kann demnach die üntersuchungsergebnisse von
Zikes ungezwungen auch so erklären, daß während der kurzen Beob-
achtungszoit (maximal 8 Stunden) der Generationsdauerbestimmung eine Er-
starrung des Protoplasmas bei allen gebildeten Zellen die dominierende
Komponente der Wirkung des Aluminiums war und sich die Zellen lang-
samer entwickelten als in Gefäßen anderer Zusammensetzung, daß aber im
ersteren Falle, als die Gärwirkung der Zellen nach 3 und 7 Tagen unter-
sucht wurde, schon eine Wiederauflockerung des Protoplasmas erfolgt war
und sich der Einfluß des Aluminiums auf die Gärfunktion der Hefe als
beschleunigender Faktor erwies.
Einwirkung von Eisen-, Mangan-, Zink- und Kadmiumvitriol auf
die Vermehrung der Hefe. Von Th. Bokorny. -) — Kupfervitriol tötet
die Bierhefe schon bei einer Verdünnung von 0,001 %. Das Gärvermögen
wird selbst binnen 5 Tagen durch 0,1 ^/q nicht unterdrückt. Ein fördernder
Einfluß wurde bei keiner Verdünnung festgestellt. — 0,5 °/o Eisenvitriol
sind tödlich für Bierhefe; wahrscheinlich reichen schon geringere Concentra-
tionen aus. — 1 ^/q Zinkvitriol unterdrückt das Bierhefenwachstum gänz-
lich, nicht ganz das Wachstum mancher Bakterien. 0,25 °/(, wirken noch
etwas schädlich auf Hefe, 0,1 % nicht mehr. Reizwirkung ist bei keiner
Concentration zu erkennen. — Kadmiumvitriol ist weit giftiger als Zink-
vitriol; 0,025% wirken noch schädlich auf Bierhefe ein. Auch für
Bakterien ist es giftiger als Zinkvitriol. — Manganvitriol ist füi Bierhefe
fast unschädlich. Erst 3 — 5 ^/q hindern die Vermehrung. 0,02 % üben
Reizwirkung (Wachstumsbeschleunigung) bei Blütenpflanzen aus. — Kobalt-
nitrat ist für Hefe sehr giftig; schon 0,01% hindern die Vermehrung der
Bierhefe, aber nicht die Gärung. — 0,5 ^/q Nickelsulfat sind für Hefe töd-
lich, 0,1 °/o nicht mehr.
Das Wachstum einiger Hefen und Pilze in gleichwertigen
Alkohol- und Zuckerlösungen. Von P. Lindner. 3) — Zu je 10 ccm
einer Nährlösung, bestehend aus 0,025% ^gSO^, 0,5% KHgPO^, 0,5 7o
(NH4)2S04 wurden je 0,25 g einer Zuckerart bezw. Alkohol zugegeben, so
daß die Lösung 2,5 procent. wurde. Um eine gleichmäßige Hefenaussaat
zu erzielen, wurde jede Hefe in etwas sterilem Wasser verrührt \md von
dieser Mischung auf jedes Fläschchen 2 Tropfen verteilt. Die Kulturen
1) AUgem. Ztschr. f. Bierbrauerei u. Malzfabrik. 1913, 41, 142. — s) Allgem. Braner- u.
Hopfenzeit. 1913, 13, 223—225. — s) Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, 457—460.
C. Gärungserscheinungen. 435
■wurden 19 Tage bei Zimmertemperatur im dunkeln aufbewahrt. Die bei-
gegebenen Bilder zeigen ohne weiteres, daß da, wo Alkohol gut assimiliert
wird, er den Zuckerarten augenscheinlich gleichwertige Ergebnisse gibt.
Die Versuchsergebnisse sind außerdem in Tabellen zusammengefaßt. Auf
Einzelheiten einzugehen, ist nicht möglich. Der Assimilationsversuch mit
Alkohol bildet ein neues brauchbares Hilfsmittel zur Charakterisierung der
Pilze, er bietet den besonderen Yorteil, daß man nicht mit solchen Ver-
unreinigungen zu rechnen hat wie bei manchen Zuckerarten.
Einwirkung von Estern auf Hefen und andere Sproßpilze. Yon
H. Will und R. Heuß. ^) — Die Ester werden von verschiedener Seite
(Delbrück, Lindner) als Schutz- und Kampfmittel der Mikroorganismen
bei dem Wettbewerb untereinander betrachtet. Systematische Untersuchungen,
die wenigstens einigermaßen eine Grundlage für die Beurteilung, wenn
auch nicht die restlose Losung der Frage bringen würden, lagen bis jetzt
nicht vor. Die Fragestellung war zunächst folgende: 1. Wirken die Ester
auf die vegetative Funktion der Hefen und anderer Sproßpilze? a) Welche
Mengen der Ester hemmen bei Zusatz zu einer für die Vermehrung der
Versuchsorganismen günstig zusammengesetzten Nährlösung deren Ent-
wicklung? b) Durch welche Mengen werden die Versuchsorganismen unter
sonst gleichen Bedingungen abgetötet? 2. Assimilieren die Versuchs-
organismen die Ester? 3. Welche Vorgänge spielen sich dabei ab. Zu den
Untersuchungen kamen 23 Organismen und Essigsäureäthylester (Siedepunkt
77 **) und Essigsäureamylester (Isoamylester, Siedepunkt 137 ^). Die vor-
liegenden Untersuchungen führten im wesentlichen zu folgenden Schluß-
folgerungen: I. Würze mit Esterzusatz. 1. Die beiden Ester wirken
in geringerer Menge in der Regel fördernd, in größerer Menge verzögernd
und hemmend auf die Vermehrung der geprüften Sproßpilze. 2. Die Ver-
zögerung steht in direktem Verhältnis zur zugesetzten Estermenge. 3. Einer
anfangs hervorgerufenen Verzögerung folgt in vielen Fällen eine Be-
schleunigung der Vermehrung. 4. Beide Ester können bei spontanen
Gärungen nicht als Kampfmittel der sich gleichzeitig entwickelnden Sproß-
pilze angesprochen werden, da geringe Mengen der Ester fördernd auf die
Vermehrung wirken und die für alle geprüften Organismen festgestellten
Grenzconcentrationen bedeutender sind, als die, soweit bekannt, bei natür-
lichen Gärungen auftretenden Estermengen. 5. Der Amylester ist giftiger
als der Äthylester. 6. Gegen Äthylester waren die Kulturhefen widerstands-
fähiger als die wilden Hefen und die hautbildenden Sproßpilze. IL Mine-
ralische Nährlösung mit Esterzusatz. 1. Die beiden Ester können
den verschiedensten Sproßpilzen mit Ausnahme der Apiculatusformen als
Kohlen Stoff quelle dienen. Fast alle verwendeten Organismen kamen aber
auch in mineralischer Nährlösung ohne jeden Kohlenstoffzusatz fort, wahr-
scheinlich infolge von Nahrungsaufnahme aus der Luft. Das Wachstum
war jedoch in den mit Ester versetzten Kulturen im allgemeinen ein
besseres, als im Kontrollversuch. 2. Die beiden Ester wirkten, im Gegen-
satz zu Würze als Nährlösung, schon in geringen Mengen verzögernd. Eine
auf die Verzögerung folgende Beschleunigung der Vermehrung wurde nicht
beobachtet. 3. Die Verzögerung war wieder direkt proportional der zu-
1) Ctrlb!. Bakteriol. R. Abt. 1913, 38, 539—576.
28*
436 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
gefügten Estermenge. 4. Bezüglich der Auffassung der beiden Ester als
Kampfmittel bei spontanen Gärungen gilt in Hinsicht auf die festgestellten
Grenzconcentrationen dasselbe wie bei I. 5. Gegen die beiden Ester waren
in diesem Fall die hautbildenden Sproßpilze und die wilden Hefen wider-
standsfähiger als die Kulturhefen.
Die Bestimmung der Generationsdauer — ein Kriterium zur Be-
urteilung ihrer Beeinflussung durch äußere Faktoren. Von H. Zikes.^)
— Es wurde die Beobachtung gemacht, daß man aus der Generationsdauer
einer Hefe, d. h. die Zeit, innerhalb welcher aus einer Zelle eine zweite
entsteht, in sehr präziser Weise auf die Güte des betreffenden Substrates
schließen kann. So vermag man aus der Generationsdauer leicht zu er-
kennen, ob die Metallsubstanz der Kochgefäße nicht schädigende Stoffe an
die Bierwürze abgibt. Zur Durchführung der Versuche wurde Bierwürze
in verschiedenen Metallgefäßen gekocht und mit frisch regenerierter Hefe
beimpft. Hierauf wurde die Tröpfchenkultur angelegt und nach 7 — 8
Stunden die aus einer Zelle hervorgegangenen Nachkommen gezählt.
Die Generationsdauer wurde aus Formel x = "^^ °^jj (Pedersen) be-
rechnet, worin M. die Anzahl der aus einer Zelle entstandenen Tochter-
zellen und t die beobachtete Wuchszeit bedeuten. Es betrug z. B. nach
dieser Berechnung die Generationsdauer der Hefe in Würze (bei 18^),
welche in verzinnten Kupfergefäßen gekocht wurde, durchschnittlich 2 Std.
45 Min., in Eisengefäßen 2 Std. 4 Min., in Kupfergefäßen 2 Std, 24 Min.,
woraus hervorgeht, daß die Würze in verzinnten Kupfergefäßen am wenigsten
ungünstig beeinflußt wird.
Die natürlichen Riesenkolonien der Hefe. Von Teizo Takahashi.^)
Als natürliche Riesenkolonien bezeichnet der Vf. die auf Plattenkulturen
herangewachsenen großen Kolonien. Die natürlichen Riesenkolonien werden
in den Plattenkulturen beobachtet, wenn nur wenige Kolonien entstehen.
Die Riesenkolonien, welche nur aus einer einzigen Zelle entstehen, sind für
die verschiedenen Varietä,ten der Hefe sehr charakteristisch. Die Art ihrer
Heranzüchtung ist für die Identifizierung von Varietäten der Hefe sehr
geeignet und natürlicher als Lindner's Riesenkolonien.
Die Widerstandsfähigkeit eines bei verschiedenen Temperaturen
herangezüchteten Hefenmateriales gegenüber verschiedenen Des-
infektionsmitteln und der Einfluß der Temperatur während der Ein-
wirkung der letzteren. Von P. Lindner und O. Schmidt.^) — Aufgabe
der Arbeit sollte sein, festzustellen, wie groß der Einfluß von Würze und
Würzegelatine als Nährmedium und die Wachstumstemperaturen von 10, 15,
und 25^ auf den physiologischen Zustand und damit auf die Widerstands-
fähigkeit der Organismen ist. Zu den Versuchen wurde verwendet: Sacch.
turbidans, Sacch. validus, Sacch. cratericus und Stamm 93. Auf diese wirkten
folgende Desinfektionsmittel ein: Sublimat, Formalin, Fluorammonium, An-
tiformin. Sublimat wurde in der Verdünnung 1:1000 und 1:10000 zur
Anwendung gebracht, die übrigen Desinfektionsmittel in 1-, 2- und öprocent.
Lösung. Die Reinkulturen wurden zunächst dreimal bei 25° in Würze
aufgefrischt und von diesen Kulturen das Versuchsmaterial in der Weise
1) Allgem. Ztschr. f. Bierbr. u. Malzfabr. 1912. 40, 254—256. — «) Joum. of the College of Agric.
Imp. Univ. Tokyo 1913, 5, 163—165. — ») Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, 249-251, 265—268.
C. Gärungserscheinungen. 437
gewonnen, daß eine Einimpfung in 100 ccm. Würzefläschchen und auf
14procent. Würzegelatine in Vierkantfläschchen gemacht wurde. Die in
Würze gewachsene Hefe wurde abcentrifugiert. Das Verhältnis von Hefe
zu Desinfektionsmittel wurde so gewählt, daß 1 — 2 g diekbreiige Hefe in
50 ccm Flüssigkeit gegeben wurden. Da das Heranzüchten der Hefen auf
Würzegelatine ziemlich lange Zeit in Anspruch nahm, außerdem die Aus-
beute recht gering ist, wurde mit entsprechend kleineren Mengen gearbeitet.
Nachdem die Hefe dem Desinfektionsmittel eine bestimmte Zeit ausgesetzt
war, wurde eine Platinöse voll in steigende Würzemengen übertragen, um
zu sehen, ob das mit in die Würze gelangte Desinfektionsmittel in dieser
noch wirksam war. Schon bei 2 Tropfen Würze war eine Wirkung nicht
mehr festzustellen. Es erwies sich als zweckmäßig, die Hefemischung in
drei Tropfen einzutragen. Als Verdünnungsgefäß wurden Schönfeld'sche
Platten benutzt. Die Vff. kommen zu folgenden Schlußfolgerungen. 1. Die
bei verschiedenen Temperaturen gezüchteten Hefen besitzen demselben Des-
infektionsmittel gegenüber verschiedene Widerstandsfähigkeit. 2. Die
optimale Temperatur für die Züchtung des wiederstandsfähigsten Materials
ist bei verschiedenen Hefen verschieden. 3. Das auf Würzegelatine ge-
wachsene Material kann infolge seiner Neigung zur Klumpenbildung nicht
zur einwandfreien Feststellung der keimtötenden Kraft der Desinfektions-
mittel verwendet werden. 4. Die Zerstörungskraft der untersuchten Des-
infektionsmittel wird durch Temperaturen, die zwischen 10 und 25 ** liegen,
nicht merklich beeinflußt.
Einige orientierende Versuche über die Thermogenität ver-
schiedener Hefen in Glucosewürze. Von Heinrich Zikes. ^) — Der
Vf. hat bei einer größeren Anzahl von Sproßpilzen die Temperaturerhöhung
gemessen, welche bei der Vergärung einer 5 procent. Glucosewürze erzeugt
wird. Die Versuche wurden in folgender, methodisch ziemlich einfacher
Weise ausgeführt. Die zu prüfenden Hefen wurden zuerst in kurzer Folge
einige Male in 5 procent. Glucosewürze vermehrt. Als Gärgefäß diente ein
gewöhnliches Pulverglas von 1 1 Inhalt, welches mit 300 ccm Glucose-
würze beschickt und sterilisiert wurde. Das Glas war doppelt isoliert.
Der ganze Apparat wurde jedesmal, bevor die Hefe zugesetzt wurde,
48 Std. lang in einem Thermostaten bei einer durchschnittlichen Temperatur
von 25,5° C. belassen. Diese wurde mittels in Y^o" geteilte Thermometer
abgelesen. Die stärker gärenden Hefen, wie Sacch. Logos, thermantitonum,
Preßhefe und Schizosacch. Pombe führten eine Temperatursteigerung von
über 20 %o herbei; es sind dies Hefen, welche neben Mono- und Di-
sacchariden auch Polysaccharide vergären können. Die gewöhnliche Bier-
hefe Frohberg ergab eine Temperaturerhöhung von 17 7io.' sie produciert
also mehr Wärme als die Bierhefe Saaz. Sacch. pastorianus, validus und
ellipsoideus wiesen so ziemlich die gleiche Höhe in der Wärmebildung auf
(17 — 19 7io)- Sacch. intermedius erreichte nur 14"/io. Die Gruppe der
Hansenia- (früher Apiculatushefe) und Torulahefen, welche nur Monosaccharide
vergären köunen, erzeugten nur Temperaturerhöhungen von 6 — S^/^q;
Pichia membranaefaciens, Mycoderma cerevisiae und rubra rufen trotz
üppigster Vermehrung keine Temperaturerhöhung herbei. Die Temperaturen
1) Allgem. Ztschr. f. Bierbr. u. Malzfabrii. 1913, 41, 122 u. 123.
438 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
stiegen anfangs meist rasch an, bis sie ein Maximum erreichten, um dann
mehr oder weniger langsam zu fallen. Die mitgeteilten Zahlen besitzen
nur einen Vergleichs wert und können infolge der ganzen Versuchsanordnung
auf eine größere Genauigkeit keinen Anspruch erheben. Nichtsdestoweniger
läßt sich aus jenen eine gewisse Gesetzmäßigkeit zwischen der Art der
Organismen und der von ihnen erzeugten Gärungswärme erkennen.
Haupthefe der Sojamaische. Von G. Kita.^) — Bei der Soja-
bereitung spielt die Alkoholgärung neben diastatischen, proteolytischen und
Säure producierenden Processen eine wichtige Rolle. Der Vf. isolierte aus
Sojamaische eine Torula-Art, die in den meisten Punkten die gleichen
Eigenschaften wie Sacch. Soja Saito besaß. Diese Hefe, welche den Unter-
suchungen von Saito zufolge die wichtigste Hefe der Sojamaische sein
soll, wurde niemals gefunden. Die Zellen der Torula sind meist rund und
besitzen eine dicke Membran. Größe 4,5 — 8 /t«. Riesenkolonien auf
Kojigelatine-Agar in der Mitte eingesenkt, Oberfläche körnig. In Koji-
dekokt mit oder ohne Kochsalz gedeiht die Torula üppig, setzt sich ab
und bildet nur einen Hefering. Vergärt Glucose und Maltose, aber nicht
Sucrose, Galactose, Lactose, Raffinose und Arabinose. Zerriebene Zellen
enthalten Invertase; wahrscheinlich wird dieses Enzym erst bei der Zer-
störung der Hefenzellen gebildet^ da die lebende Zelle Sucrose nicht zu
vergären vermag. Die Hefe gärt sehr energisch bei 28° C, aber sehr
schwach bei 40° C. Die Gärkraft wird durch lOprocent. Kochsalz nicht ge-
hindert, sondern anfangs sogar gefördert. Durch lOprocent. Alkohol wird sie
herabgedrückt. Die wiederholte Kultur der Hefe in Koj idekokt mit Koch-
salz vermehrt die Hefenzahl, vermindert aber ihre Größe. Dia wiederholte
Kultur der Hefe in Würze ohne Salz verringert nicht ihre Gärkraft in
gesalzener Würze, aber die Gärkraft in Würze ohne Salz wurde durch die
wiederholte Kultur in Salzlösung erhöht.
Medusomyces Gisevü, eine neue Gattung und Art der Hefepilze.
Von G. Lindau.") — Gisevius hat auf das Vorkommen einer Hefenart
aufmerksam gemacht, die in Curland seit altersher im Haushalt von den
Köchinnen auf gezuckertem Teeaufguß weiter gezüchtet wird. Dieser
überzieht sich bald mit einer eigentümlichen gelatinösen Decke und macht
ihn eigentümlich aromatisch. Der Duft erinnert an Fruchtessenz, wird
jedoch bei älteren Kulturen oder bei zu selten erfolgender Erneuerung
der Nährflüssigkeit stechend essigartig. Die zähe Decke wird von den
Köchinnen und Dienstmädchen gegen alle möglichen Krankheiten benutzt.
Wegen der quallenartigen Struktur hat Lindau den Namen Medusomyces
gewählt. Die Hefe selbst ist 5,5 — 8,5 ft lang und 1,5 — 3,8 [x breit.
Der Vf. stellt die Hefe zu den Mycoderma- Arten.
Die vermeintliche neue Hefe Medusomyces Gisevü. Von P.
Lindner. ^) — Der Vf. hat das Curländische Material von Lindau über-
prüft und festgestellt, daß es sich bei der von diesem vorläufig als Meduso-
myces Gisevü benannten Pilzmasse zunächst um eine Zooglöe von
Stäbchenbakterien mit schleimigen Wänden handelt (Bact. xylinum), in
der ganze Nester von Sproßpilzen eingesprengt waren. Die Art der Sproß-
1) Orig.-Mitt. 8. intern. Kongreß f. angew. Chem. 14, 99—106. — ") Ber. deutsch, botaii. Ges
1913, 31, 243-248. — ') Ebend. 364—368.
C. Gärungserscheinungen. 439
pilze wechselt vielfach, doch finden sich vorwiegend Mycodermaformen,
Torula, elliptische Hefen, exiguusartige Formen und Saccharomycodes
Ludwigii. Nach dem Einbringen eines Hautstückchens in einen Teeaufguß
breitete sich von jenem auf dem Boden des Gefäßes ein weißer, staubiger
Bodensatz von Torula aus. Auf der Oberfläche der Flüssigkeit tiat eine
Kaamhefe auf. Unterhalb dieser entwickelte sich Bacterium xylinum, das
infolge der Alkoholbildung durch die ßodensatzhefen Essigsäure bildete.
Der erste Ansatz des gezuckerten Teeaufgusses hatte nach 2 — 3 Wochen
eine sehr starke Säuerung ergeben, der zweite zeichnete sich in den
nächsten Tagen durch eine noch durchsichtigere Hautbildung an der Ober-
fläche aus. Infolge der zu starken Säuerung des ersten Ansatzes war nur
wenig Hefe zur Aussaat gelangt. In einem gleichzeitig untersuchten
Berliner Material traten neben den im Curländer vorhandenen Organismen
noch Apiculatusformen auf. Nach Mitteilungen von Boltenstern wird
in Ost- und Westpreußen nach ähnlichem Rezept, wie es die Curländer
Köchinnen anwenden, Essig für den Haushalt bereitet. Die von Henne-
berg untersuchten Proben zeigten neben dem Bact, xylinum noch
Schizosaccharomyces Pombe. Nach alten Überlieferungen soJl diese Essig-
bereitung aus England eingeführt sein.
Milchsäurebildung durch Essigbakterien. Von A. Osterwalder. ^)
— Der Vf. zieht folgende Schlußfolgerungen: 1. Verschiedene Essig-
bakterien (Bact. 0 und r) bilden bei der Essigsäuregärung oft recht erhebliche
Mengen Milchsäure als Nebenproduct. 2. Die von diesen Essigbakterien
erzeugte Menge Milchsäure tritt nur in Gegenwart von Alkohol auf und
rührt von diesem her, sei es, daß sie direkt daraus entsteht oder nach-
träglich aus der Essigsäure. 3. Äpfelsäure wird von den genannten Essig-
bakterien angegriffen, vergoren, aber ohne Bildung von Milchsäure.
Beiträge zur Kenntnis der sog. schwarzen Hefen. Von H. Will
und F. Noldin.2) — Das Hauptergebnis der Untersuchung ist, daß die
untersuchten drei Pilzformen morphologisch und physiologisch einander sehr
nahe stehen und sehr wahrscheinlich nur Varietäten der gleichen Art sind.
Die drei Pilzformen sind Hypbomyceten. Sie besitzen einerseits ein
typisches Mycel, anderseits erzeugen sie ein Sproßmycel. Das typische
Mycel erscheint wenig verzweigt. Es erzeugt entweder direkt oder auf
ganz kurzen Seitenästen gestreckt -ellipsoidische, eiförmige oder kugel-
förmige Konidien. Diese Konidien vermehren sich entweder in zahlreichen
Generationen durch Sprossung, oder sie wachsen direkt wieder zu Hyphen
aus. Konidien mit verdickter Wandung (Gemmen). Keine Sporenbildung
in den Sproßzellen. Wandung der Hyphen anfangs farblos, später olivgrün,
häufig verdickt (Gemmen). In Nährlösungen Entwicklung von Pilzrasen,
sowohl an der Wand des Kulturgefäßes festsitzend als auch freischwimmend.
Bodensatz entweder schlammartig oder flockig, je nachdem er aus Sproß-
konidien oder aus Mycel besteht. Bei starkem Wachstum Vereinigung
der längs des Flüssigkeitsrandes festsitzenden Rasen zu einem Ring, der
freischwimmenden zu einer Oberflächenvegetation. Oberflächenvegetatiou
entweder weich, mehr oder weniger glatt, schwarzgefärbt und lackartig
1) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1913, 37, 353-364. — ^) Ebend. 39, 1—26 (Mitt. d. Wissenschaftl.
Stat. f. Brauerei in München).
440 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
glänzend oder knorpelartig dick, samtartig oder wollig, grau bis dunkel-
grün gefärbt. Pilzrasen: dichtes Oewebe von Hyphen mit zahlreichen
eingeschlossenen Konidien. Zottenbildung an der Oberfläche der Pilzrasen
in sehr günstig zusammengesetzten Nährlösungen. Oberfläche der Riesen-
kolonien im ersten Entwicklungsstadium auf günstig wie auf ungünstig
zusammengesetzten Nährböden mehr oder weniger glatt, dunkelgrün bis
schwarz gefärbt (Charakter wie bei den Saccharomyceten.) Auf günstigen
Nährböden Oberfläche später grob gefaltet, samtartig oder von einem „Pelz"
(Luftmycel) bedeckt, graugrün bis dunkelgrün gefärbt. Von der unteren
Seite des Belages aus lockere Fortsätze im Nährboden, spiralig gewunden,
steril oder mit Konidien; zuweilen reichlich verzweigte Verbände lang-
gestreckter Sproßzellen. Obere Grenztemperatur für die Wachstumsfähigkeit
35^ C. Grenztemperatur bei 30 Min. langem Erhitzen 48*^0. Entwicklungs-
hemmung in Würze durch 4 Vol.-Proc. Äthylalkohol, Abtötung durch
11 Vol.-Proc. Widerstandsfähigkeit gegen Säuren gering. Keine Säure-
assimilation, ausgenommen Bernsteinsäure durch Form III. Kein Gär-
vermögen. — Für die Bestimmung der systematischen Stellung der drei
Pilzformen reichen die bis jetzt erlangten üntersuchungsergebnisse nicht
aus. Soviel steht aber jedenfalls fest, daß die Bezeichnungen Saccharo-
myces niger, Torula nigra und „schwarze Hefe" für die beschriebene Pilz-
art und ihre Varietäten, da sie in keiner Weise gerechtfertigt sind, fallen
müssen.
Die Bedeutung der technischen Anwendung des Oidium lupuli.
Von G. Kita, ^) — Das Oidium lupuli wird nach der Untersuchung des
Yf. mit Vorteil bei der Alkoholbereitung angewendet, weil es nur geringe
Mengen Nährstoffe verbraucht und kräftig verzuckert, wenn ihm Stärke-
verflüssigungsenzym zugesetzt wird, da es ihm an diesem Enzym mangelt.
Die Optimaltemperatur für das Wachstum ist 35" C. Das Optimum für
die Verzuckerung liegt bei 55° C, der durch den Pilz gebildete Zucker ist
hauptsächlich Glucose. Das Enzym präparat enthält fast kein maltose-
spaltendes Enzym. Das Vorhandensein der dextrin- und saccharose-
spaltenden Enzyme wurde bestätigt. Der Pilz bildet Alkohol.
Der physiologische Unterschied der Varietäten des Aspergillus
Oryzae, welcher in den drei Hauptindustrien Japans, nämlich Sak€-,
Schöyu- und Tamari- Fabrikation angewendet werden. Von T. Taka-
hashi und T. Yamamoto. -) — Die physiologischen Unterschiede zwischen
den Pilzen des Sake-, Schöyu- und Tamari-Koji sind auffällig, besonders
hinsichtlich der Bildung von Aminosäuren, Zuckern, Estern, Ammoniak und
hinsichtlich der Gelatineverflüssigung. Es bestehen Unterschiede zwischen
den Varietäten des Aspergillus Oryzae, welcher in der Sakeiudustrie ver-
wendet wird, aber die Unterschiede zwischen den aus den drei Industrien
isolierten Pilzen sind größer als die Unterschiede zwischen den Varietäten,
welche in denselben Industriezweigen benutzt werden. Die Bildung von
Zucker ist bei den Varietäten des in der Sakebrauerei gewöhnlich verwendeten
Pilzes größer als bei den Varietäten des Schöyu und Tamari; umgekehrt
ist es in Beziehung auf die Peptonisierung, auf die Bildung von Amino-
1) Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, 464 u. 465. — 2) Journ. of the Coli, oi Agric. Imp. Univ. of
Tokyo 1913, 5, 153-161.
C. Gärungsersclieinungen. 441
säuren oder die Bildung von Ammoniak. Die Bildung größerer Mengen
von Aminosäuren im Stadium der Sporenbildung des Pilzes als im Stadium
der Mycelbildung macht es erklärlich, warum bei der Herstellung von
Schöyu oder Tamari Koji im Sporenstadium, bei der Sakebrauerei dagegen
im Mycelstadium angewendet wird.
Einwirkung von Ozon auf Hefe und Bakterien. Von Carl
A. Nowak. 1) — Bierhefe wurde zwischen Filtrierpapier abgepreßt und in
5 Portionen von je 5 g mit 125 ccm Wasser angeschlämmt. Die Lösungen
wurden 0,5, 10, 20 und 45 Minuten mit ozonisierter Luft behandelt. Über
Nacht absitzen lassen, die Flüssigkeit abgießen, die Hefe mit 500 ccm Würze
(D. 1,05) anschlämmen und bei ca. 9 ^ gären lassen. Von Tag zu Tag
wurden Messungen mit dem Saccharometer ausgeführt, nach 8 Tagen außer-
dem mikroskopische Untersuchung. Es ergab sich folgendes: die nicht be-
handelte Probe enthielt die größte Anzahl Bakterien (13 auf 1000 Zellen),
bei den behandelten Proben war der Bakteriengehalt gesunken (im Mittel
8 auf 1000 Hefezellen), doch war kein Unterschied betreffs der Länge der
Ozonbehandlung zu sehen. Die Saccharometerbestimraungen ergaben, daß
ozonisierte Hefe je nach der Länge der Ozonwirkung langsamer gor; im
Laufe der Zeit fand eine Überwindung der wachstumshindernden Eigen-
schaften des Ozons statt. Jedoch eignet sich für die Praxis am besten
die Ozonisierung von 5 Minuten, da das Wachstum der Hefen am besten
verlief.
Versuche über die Lebensdauer reingezüchteter Weinhefen in
lOprocent. Rohrzuckerlösung. Von Rieh. Meißner. 2) — Der Vf. berichtet
über die Fortsetzung seiner Beobachtungen an reingezüchteten Weinhefen
in lOprocent. Rohrzuckerlösung, welche er im Jahre 1901 begonnen und im
Jahre 1912 zusammengefaßt hat (Zeitschr. f. Gärungsphysiol. 1912, 1, 106).
Von 35 Weinhefenrassen waren bis zum Jahre 1911 (innerhalb lOy^ Jahren)
15 in einer lOprocent. Rohrzuckerlösung, obwohl diese nicht erneuert
worden war, am Leben geblieben. Jene 15 Hefenrassen waren auch noch
im Dezember 1912 am Leben. Zunächst machte sich in den geimpften
Traubensäften eine Vermehrung der Rasse Schwaigern Nr. 5, Helfenberg
Nr. 7 und Stuttgart Nr. 24 bemerkbar. Am 3. Tag goren die Hefen:
Weikersheim Nr. 3, Schwaigern Nr. 5, Helfenberg Nr. 7, Mundelsteiu Nr. 14,
Weinsberg Nr. 16, Verrenberg Nr. 21 und Stuttgart Nr. 25. Am 4. Tag
waren 9 Hefen in Gärung, 3 Kulturen waren trüb, 3 noch nicht gewachsen.
Nach 25 Tagen gor auch der mit der Hefe Weikersheim Nr. 2 geimpfte
Traubensaft, nachdem inzwischen aiich die noch übrigen Hefen zur Gärung
gekommen waren. Somit waren alle 15 Hefenrassen nach IIY4 Jahren
noch am Leben. — Es war noch die Frage zu prüfen, ob nicht etwa die
so lange Zeit hindurch aufbewahrten Reinhefen in ihrem Aikoholbildungs-
vermögen schwächer werden. Zu diesem Zwecke wurden 4000 ccm 1911er
Traubensaft mit je einer Öse derjenigen Hefen geimpft, welche von der
ersten in den Freudenreich-Kölbchen aufbewahrten Stammkultur gewonnen
und in sterilem Traubensaft aufgefrischt waren. Eine gleiche Anzahl
Flaschen wurde mit je einer Öse der gleichen Hefenrassen geimpft, die
aber der zweiten Stammkultur angehörig, im Laufe der 11 Jahre des öfteren
1) Journ. of Ind. and Engin. Chera. 5, 668; Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1420. — 2) 8. Bericht d.
Kgl. Württemberg. Weinbau-Versuchsanst. Weinsberg 1913, 22—31.
442 Landwärtschaftliohe Xebengewerbe.
in Traubensaft aufgefrischt und bei der Impfung 3 Tage alt waren. Die
Flaschen wurden täglich gewogen. Aus den in Tabellen zusammengestellten
Zahlen für die Kohlensäureproduction geht hervor, daß die alten aufbewahrten
Hefen der ersten Stammkultur in der Gärkraft gegenüber den gleichen
Hefen der zweiten Stammkultur nichts eingebüßt haben.
Über Züchtung und Versendung von Kulturen auf Würzeagar.
Von Mansfeld.^) — Der Vf. empfiehlt nach seinen Erfahrungen die Auf-
bewahrung der reingezüchteten Hefen auf Würzeagar bei Eisschranktemperatur
(8 — 10° C). Sind solche Stammhefen lediglich für die Sammlung zu er-
halten, so genügt jährlich ein einmaliges Überimpfen auf frischen Würze-
agar. Bei periodischem Anstellen von Reinzuchtsätzen zur Heranzuchtung
dieser von der Stammkultur aus, ist das überimpfen auf frische Nähr-
böden in 3 — 4 monatlichen Intervallen angezeigt. Der Heranzuchtung
von Reinzuchthefe aus einer Agarstammkultur soll ein zwei- bis dreimaliges
Auffrischen in Würze vorangehen. Agarkulturen eignen sich auch gut
zur Versendung von Reinzucht-Stammkulturen an die Brauereien.
Eine vereinfachte Hefereinzucht in Verbindung mit der Groß-
gärung. Von L, Rose. ^) — Der Vf. beschreibt das in der Herkules-
Brauerei in Cassel ausgebildete System der Hefenrein zucht. An Gär gef äßen
stehen zur Verfügung: zwei Gärgefäße zu je 1400 hl und zwei Anstell-
bottiche zu je 700 hl. Die Anstellbottiche sind durch Rohrleitungen mit
einer Pumpe verbunden, die das Umpumpen zwischen diesen Bottichen
und von diesen in die Gärbottiche, ebenso das Pumpen der Hefe zum
Waschraum ermöglicht. Der Vf. beschreibt das Anstellen. Die normale
Satzgabe ist reichlich 1 1 pro Zentner Schüttung berechnet für 5 Sude
Die Hefe wird während des Würzelaufens in die Mulde des Kühlapparates
gegeben. Angestellt wird mit 4,5 ° C. Das Wesentliche bei dem Verfahren
ist für die Hefe, daß sie ein relativ kleines Würzequantum sofort kräftig
angärt, daß sie gewissermaßen zu jeder Gärung hergeführt wird, und zwar
nicht bei höherer Temperatur, aber bei anfangs sehr großer Hefegabe. Die
Reinzuchtanlage besteht aus einem Sterilisator alten Systems. In einem
zweiten Räume stehen 6 je etwa 60 1 fassende Glasgefäße von einer aus-
rangierten Akkumulatorbatterie stammend, die mit Glasplatten bedeckt sind.
Sie dienen zur Vermehrung der in Pasteur-Kolben gezogenen Hefe. In
einem besonderen Raum liegen zwei 30 1-Fäßchen zum Lagern von Jung-
bier aus den Gärbottichen, um nach etwa vierwöchentlicher Lagerung bei
1 — 2 " C. Geschmacks- und Haltbarkeitsproben, Klärung und Veigärung
beobachten zu können. In einem 3. Räume stehen drei Zementbottiche
mit 10. 20 und 60 hl Inhalt. Sie nehmen nacheinander die Gärungen
der für den Betrieb heranzuzüchtenden Hefe auf und können zum Schluß
genügend Hefe für eine Gärung im Betrieb liefern. Die Vermehrung in
den Glasgefäßen geschieht in der Weise, daß sie zuerst halbvoll mit 15 ^ C.
angestellt und nach kräftigem Ankommen voll gemacht werden. Das zweite
Mal wird das Gefäß mit Würze von etwa 10 ^ C. voll gemacht. Die zweite
Gärung gibt regelmäßig schon einen sehr zuverlässigen Anhaltspunkt für
die Beurteilung einer Hefenrasse. Nach der zweiten Gärung wird der Satz
auf zwei Gefäße verteilt usw.
») "Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, 283 u. 284. — ') Ebend. 221- 225.
C. Grärungserscheinungen. 443
Beiträge zur Chemie der Hefe. I. Über die Natur der Zell-
membran. IL Untersuchungen über das Hefeneiweiß. Von Gustav
Dreyer. ^) — I. Die Hefenmembran ist zu den Hemicellulosen zu rechnen,
und zwar kann sie als Mannodextran bezeichnet werden. Das aus der
Hefe durch Kochen mit Wasser oder Behandlung mit Alkalien erhältliche
Gummi ist wahrscheinlich in der Zellwand der lebenden Hefe nicht prä-
formiert; es wird wohl vielmehr durch das Kochen mit Wasser bezw. die
Behandlung mit Laugen erst aus dem größeren Komplex der eigentlichen
Hemicellulose abgespalten. Der Körper, welcher aus einer von Gummi und
Eiweiß befreiten Hefe durch Kochen unter Druck nach den Angaben von
Salkowski erhalten werden kann, ist kein am Aufbau der Membran be-
teiligtes Kohlenhydrat, sondern entweder Glykogen selbst oder doch eine
dem Glykogen sehr nahestehende Substanz. Zu Diastase verhält sich der
Körper ganz wie Glykogen. Auf jeden Fall wird er gleich diesem bei
der Selbstgärung und Selbstverdauung der Hefe hydrolysiert und ist des-
halb in solchen Membranen, welche durch Autodigestion von Hefe ge-
wonnen wurden, nur noch in Spuren vorhanden, während er in frisch ab-
getöteter, gut ernährter untergäriger Hefe in beträchtlichen Mengen vor-
kommt. Die durch Selbstverdauung von Hefe gewonnenen Membranen
machen ca. 19^/q der Hefentrockensubstanz aus.
IL Aus frischer Preßhefe kann durch Behandlung mit Ammoniak,
Ammoncarbonat oder Soda coagulierbares Eiweiß gewonnen werden, und
zwar im günstigsten Falle 12% der Trockensubstanz. Da der Stickstoff-
gehalt des Coagulums in diesem Fall 23,4 % vom Gesamtstickstoff der
Hefe beträgt, so muß man wohl annehmen, daß dieses Eiweiß, wenigstens
zum größeren Teil, aus dem plasmatischen Inhalt stammt und vielleicht
durch Stellen der Membran, die für Eiweißlösungen durchlässig sind, aus-
getreten ist. Das auf diese Weise gewonnene Eiweiß ist kein einheitlicher
Körper, sondern er besteht aus zwei Substanzen, die nach ihren Eigen-
schaften als Globulin und Albumin anzusprechen sind. Von dem extrahier-
baren Eiweiß entfallen 40 % auf das Globulin und 60 % auf das Albumin.
Über die Proteinsubstanzen der Hefe. Von Pierre Thomas.-) —
Der Vf. hat aus teilweise autolysierter Hefe zwei verschiedene Protein-
substanzeu isoliert. Die erste gehört zu den Paranucieiden. Sie enthält
16,10— 16,18 %N, 1,75—1,83% P und 0,38% S; sie gibt alle Farben-
reaktionen der Eiweißkörper. Sie ist zwischen das Casein und Ovovitellin
einzureihen, ist aber dem ersteren ähnlicher als dem letzteren. — Die
zweite Proteinsubstanz besitzt die Eigenschaften eines Albumins und wird
von dem Vf. Cerevisin genannt. Dieses enthält 16,3—16,4% N, 0,89 bis
0,94% S, sowie Spuren von P. Das Albumin gibt mit den Alkaloid-
reagenzien und Mineralsäuren, einschließlich der Metaphosphorsäure, die ge-
wöhnlichen Fällungsreaktionen, ebenso die bekannten Farbenreaktionen,
insbesondere die Glyoxylsäurereaktionen.
Über die flüchtigen Basen der Hefeautolyse. Von Nicolaus
Iwanow.^) — Bei der antiseptischen Autolyse der Hefe entstehen neben
Ammoniak auch Amine. Die Gegenwart von Amylamin und Trimethylamin
wird wahrscheinlich gemacht.
1) Ztschr. Res. Brauwesen 1913, .S6, 201-206. — 2) Compt. read, de l'Acad. Paris 1913, 156,
2024-2027. — s) ßiochem. Ztschr. 1913, 58, 217-224.
444 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Das Hefenfett, Von Allen Neville. i) — Der Vf. studierte den
Fettauszug aus Hefe. Er fand zwei gesättigte Säuren, eine 0^5- und eine
Cgo" Säure, ferner Arachidinsäure, dann zwei ungesättigte Säuren, eine C.^q-
und eine C^g- Säure. Er isolierte außerdem Hefencholesterin vom Schmelz-
punkt 145—1470.
Assimilierbarkeit der Maltose durch Hefen. Von A. J. Kluyver. -)
— Sowohl Rose als auch P. Lindaer und K. Saito kamen bei ihren
Versuchen zu dem Schluß, daß die Maltose die zur Assimilation best-
geeignetste Zuckerart sei, während Glucose im allgemeinen nur mäßig, nicht
selten aber überhaupt nicht assimiliert, dagegen vergoren wird. Neuerdings
hat auch Kita festgestellt, daß in asparagin- oder ammoniumsulfathaltender
Nährlösung Glucose nicht, wohl aber Maltose assimiliert wird. Die Ver-
suche des Vf. ließen diese Angaben anfangs als richtig erscheinen.
Schließlich erwies sich aber die Annahme als richtig, daß die Entwicklung
der Organismen in der Maltoselösung auf einer Verunreinigung der ver-
wendeten Maltose zurückzuführen ist. Als verunreinigende Substanz wird
man vielleicht die die Diastase begleitenden Eiw'eißstoffe annehmen dürfen,
da wahrscheinlich bei Bereitung der Maltose Diastase verwendet worden
ist. Diastase kann aber auch als Nährstoff direkt von Preßhefe aufgezehrt
werden.
Zur Assimilation des Harnstoffs durch Hefen und Pilze. Von
P. Lindner und G. Wüst.^) — Über die Fähigkeit des Harnstoffes als
Nährstoffquelle zu dienen, finden sich nur wenige Angaben. Aus diesen
ist ersichtlich, daß jener ohne andere Kohlenstoffquelle nicht gut als
Stickstoffquelle benutzt werden kann. Während er als Kohlenstoffquelle
für einige Schimmelpilze in ganz geringen Mengen assimilationsfähig
erscheint, liegen für Hefen noch wenig positive Ergebnisse vor. Die Ver-
suche der Vff. sollen einen Einblick in diese Verhältnisse bieten. Als
Kohlenstoffquelle wurde Maltose (Kahlbaum, nicht frei von N- Substanz)
benutzt. Zur Kontrolle w'urden Versuche in einer Kombination von Maltose
und Ammonsulfat durchgeführt. Der Harnstoff wurde in den Konzen-
trationen 0,38 — 1,6 und 3,3% angewendet und der 5proc. Maltose-Mineral-
lösung zugesetzt. Nachdem bei sämtlichen 10 Versuchshefen der Harn-
stoff sich in Verbindung mit Maltose als mehr oder weniger gute Stickstoff-
quelle erwiesen hatte, wurden noch einige Versuche durchgeführt, in denen
Maltose durch Alkohol und Essigsäure ersetzt wurde und zwei Versuche,
in welchen der Harnstoff als C- Quelle in Anspruch genommen wurde.
Alkohol in Verbindung mit 0,88% Harnstoff ergab nur bei S. farinosus
und der Fruchtätherhefe gutes Wachstum. Bei später durchgeführten Ver-
suchen wurde parallel mit Maltose auch Dextrose als Kohlenstoffquelle in
Verbindung mit Harnstoff geprüft. Beim Vergleich der Versuchsergebnisse
fällt auf, daß fast in der Hälfte der Fälle das Wachstum in Dextrose-
lösung um 1 — 2 Grade vermindert erscheint, so daß geschlossen werden
konnte, daß auch hier die Maltose der Dextrose gegenüber von den Hefen
bevorzugt wird. Bei Versuchen mit reiner Maltose und Dextrose, welche
mit einigen Hefen zur Kontrolle durchgeführt wurden, ergab die gereinigte
Maltose etwas weniger kräftiges Wachstum als die unreine mit Ausnahme
1) Biochemical Journal 1913, 7, 331. — -) Biochem. Ztschr. 1918, 52, 486— 493. — ^) "Wochenschr.
f. Brauerei 1913, 30, 477—479.
C. Gärungserscheinungen. 445
bei Hefe Saaz. Die reine Maltose war der reinen Dextrose bei Saaz und
Frohberg etwas überlegen, bei Hefe 85 (Preßhefe Sinner) dagegen etwas
unterlegen. Die alte und neue Dextrose zeigte sich vollständig gleich-
wertig. Aus den Versuchsergebnissen darf geschlossen werden, daß die
Hefen den Harnstoff ziemlich gut als Stickstoifquelle verarbeiten können.
Zur Frage der Assimilation des Luftstickstoffs durch Hefen. Von
P. Lindner und C. W. Naumann.^) — Schon vor dem Erscheinen der
Angaben von Kossowicz, nach welchen einige Hefen -Arten stickstoff-
bindend sein sollten, hatte Ippen auf Veranlassung von Lindner das Ver-
halten von 16 verschiedenen Gärungsorganismen in stickstofffreier Nähr-
lösung geprüft. Die verwendete Maltose war jedoch, wie sich später ergab,
nicht ganz stickstofffrei. Dann konnten auch die Befunde einer Reihe
orientierender Versuche, welche mit einer großen Anzahl von Hefen von
Lind n er und Toni ünger durchgeführt worden waren, nicht mehr als
Ausdruck des Luftstickstoffassirailationsvermö'gens aufgefaßt werden. Sie
behalten gleichwohl einige Bedeutung, weil sie das Verhalten einer großen
Anzahl von Hefen gegen die N- haltige Substanz, welche der Kahlbau m-
schen Maltose beigemengt war, dartun. Neue Versuche, welche Naumann
mit Endoplastoderma salmonicolor, Sacch. farinosus und Oidium lactis unter
Einhaltung aller Vorsichtsmaßregeln durchführte, ergaben, daß die ver-
wendeten Organismen, welche bisher als gute Stickstofibinder galten, unter
den eingehaltenen Bedingungen Luftstickstoff nicht assimilieren. Die An-
gaben von Zikes, Liepmann, Stahel und Kossowicz sollen damit
noch nicht endgültig als irrig hingestellt werden.
Über die Reaktionsphasen der alkoholischen Gärung. Von Hans
Euler und David Johansson.-) — Als Hauptergebnis der Versuche wird
angegeben, daß sich die Harden-Young'sche Gärungsgleichung in weitem
Umfang bestätigt hat; d. h. die Menge der entwickelten Äquivalente
Kohlensäure und des gebundenen Phosphates stehen unter Einhaltung ge-
wisser Vorbedingungen im konstanten Verhältnis 1. Dagegen ist der
Mechanismus der Gärungsvorgänge noch nicht aufgeklärt, ebensowenig wie
der Wirkungsbereich der einzelnen Gärungsenzyme. Für die Weiter-
entwicklung der Gärungstheorie sind abgesehen von der Äquivalenz der
entwickelten Kohlensäure und des gefundenen Phosphats, folgende Tatsachen
in erster Linie in Betracht zu ziehen: Die Gärung beginnt mit einer
enzymatischen Umwandlung der Hexosen in ein Kohlenhydrat, welches
mit Phosphaten verestert werden kann. Die mit der Veresterung verknüpfte
Kohlensäureentwicklung wird durch überschüssiges Phosphat gehemmt
(Harden und Toung). Diese durch Phosphate beeinflußte Gärung wird
durch Zusatz von Fructose beschleunigt (Harden und Toung). Neben
dem Hexosephosphat wird noch em Triosemonophosphat gebildet. Die von
Harden und Young nachgewiesene enzymatische Hydrolyse des KohJen-
hydratphosphorsäureesters wird durch Toluol stark gehemmt.
Über die primäre Umwandlung der Hexosen bei der alkoholischen
Gärung. Von Hans Euler und Emar Hille.-) — In zwei vorhergehenden
Mitteilungen wurden die Werte ermittelt, welche sich ergeben, wenn man
Glucose durch lebende Hefe vergären läßt und die Menge des verschwundenen
1) Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, 589—592. — 2) Ztschr. physiol. Chem. (Hoppe - Seyler)
1913, 85, 109—208. — s) Ztschr. f. Gärungsphysiol. 1913, 3, 235—240.
446 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Zuckers einerseits aus der procentischen Abnahme der optischen Drehung,
andererseits aus der gleichzeitig entwickelten Kohlensäure berechnet. Die
Vff. nehmen an, daß diese Differenz durch die primäre Umwandlung des
Zuckers in ein anderes Kohlehydrat veranlaßt wird. Teilt man also die
Gärung in zwei Reaktionen ein, so kann die Bezeichnung eingeführt werden:
Reaktion I: Glukose- Um wandlungsproduct. Reaktion II: Umwandlungsproduct-
= C02 + C2H5 0H. Die Differenz J-G beruht demnach darauf, daß das
Umwandlungsproduct schneller gebildet als verbraucht wird. Die Vff. haben
durch ihre Versuche ermitteln wollen, in welcher Weise das Verhältnis
der Reaktionen I und II durch Einfluß von Protoplasmagiften und durch
Erwärmen verändert wird. Durch Zusatz von Phenol und Sublimat gelang
es bis jetzt nicht, die Reaktion II aufzuheben und dadurch die Reaktion I
einzeln zur Wirkung zu bringen. Der Versuch, die Reaktion II allein
zum Stillstand zu bringen, durch zweistündiges Erwärmen der vergärenden
Hefe zu erreichen, gelang ebenfalls nicht, desgleichen eine Aktivierung
der alkoholischen Gärung durch Zusatz von Ammoniumformiat, welche sich
vorzugsweise auf die Reaktion I erstreckt.
Über Alkoholgärung. III. Mitt. Die Bedingungen der Bildung
von Acetaldehyd bei der Gärung von Dauerhefe. Von S. Kosty-
tschew. ^) — Der Vf. hat auf Grund früherer Versuche die Voraussetzung
ausgesprochen, daß Acetaldehyd ein intermediäres Product vorstellt. Durch
die Wirkung von ZnClg könnte der Acetaldehyd vor der weiteren Ver-
arbeitung geschützt werden und also in großen Mengen auftreten. Neu-
berg und Kerb haben die specifische Wirkung von Zinkchlorid bestätigt,
sind jedoch mit der Voraussetzung nicht einverstanden. Sie ziehen unter
anderem den Schluß, daß die Aldehydbildung mit dem eigentlichen Vor-
gang der alkoholischen Gärung nichts zu tun habe. Der Widerspruch,
mit den Resultaten von Neuberg und Kerb ist aber nur ein scheinbarer,
da die Selbstgärung nichts anderes als die echte alkoholische Gärung ist,
welche durch die Verzuckerung des vorrätigen Glykogens der Hefenzelle
in Gang gesetzt wird. Selbstverständlich liefert aber die Zuckervergärung
immer eine weit größere Aldehydausbeute. Bei vollkommener Abwesenheit
von Zucker findet keine merkliche Aldehydbildung statt. Die Möglichkeit
einer Bildung von Acetaldehyd aus Aminosäuren soll nicht in Abrede
gestellt werden. Nur bei Zymasegärung bewiikt Zinkchlorid eine An-
häufung von Acetaldehyd. Äthylalkohol an und für sich ruft keine An--
häufung von Acetaldehyd hervor.
Zur Frage der Reduction von Acetaldehyd durch Hefesaft..
Von S. Kostytschew und E. Hübbenet. ^) — Die Vff. haben ihre schon
früher durchgeführten Versuche mit Macerations - Hefesaft wiederholt..
Dabei ergab sich, daß der frisch bereitete Macerationssaft nicht nur in
Gegenwart, sondern auch bei Abwesenheit von Zucker Acetaldehyd redu--
cieren kann.
Über Alkoholgärung. IV. Mitt. Über Zuckerspaltung durch
Dauerhefe in Gegenwart von Zinkchlorid. Von S. Kostytschew
und A. Scheloumoff. ^) — In den früher veröffentlichten Mitteilungen
wurde dargetan, daß bei Zuckervergärung durch verschiedene Hefepräparate
») Ztschr. physich Chem. 1913, 83, 93—104. — ») Ebend. 85, 408—411. — ») Ebend. 493—606. .
C. Gärungserscheinunger,. 447
bei Gegenwart von Zinkchlorid ziemlich beträchtliche Mengen von Acet-
aldehyd entstehen. Dies zeigt, daß Zinkchlorid die Tätigkeit der Gesamt-
heit der Hefefermente qualitativ verändert. Es war daher von Interesse,
zu untersuchen, ob der Zuckerabbau durch ZnClg in gleichem Maße ge-
hemmt wird, wie die Bildung der Endproducte der alkoholischen Gärung
und ob das Verhältnis COg : Alkohol in Gegenwart von Zinkchlorid un-
verändert bleibt. Den Versuchen der Vff. zufolge kann die Einwirkung
von Zink auf die Zymasegärung folgendermaßen präcisiert werden: 1. Die
Energie der Gärung wird stark herabgesetzt. 2. Ein großer Teil von
zerlegtem Zucker wird uicht zu CO2 und Alkohol vergoren, während bei
Abwesenheit von Zinkchlorid die Bildung von Endproducten der Gärung
aus Zucker glatt quantitativ stattfindet. 3. Nach einigen Tagen wird auch
das Verhältnis COg : Alkohol verändert. Dies deutet darauf hin, daß die
beiden Endproducte der Gärung nicht ganz gleichzeitig entstehen.
Alkohol wird wahrscheinlich z. T. durch Acetaldehyd ersetzt, der ja bei
Gegenwart von Zinkchlorid in beträchtlicher Menge entsteht.
Über den Mechanismus der alkoholischen Gärung. Von S.
Kostytschew. ^) — In zwei Mitteilungen hat der Vf. dargetan, 1, daß bei der
Zuckergärung in Gegenwart von ZnClg Acetaldehyd gebildet wird, und
2. daß Acetaldehyd sowohl durch lebende Hefe als auch durch verschiedene
Präparate von Dauerhefe zu Äthylalkohol reduciert wird. Auf Grund dieser
Ergebnisse und verschiedener Überlegungen hat er folgendes Schema der
Gärung vorgeschlagen:
1. CgHig Og = 2 CH3 . CO . COOH + 4 H (aktiver Wasserstoff)
2. 2CH3.CO.COOH = 2CH3.COH + 2C02
3. 2CH3.COH + 4H = 2CH3.CH2 0H.
Der Vf. beschwert sich gegenüber v. Lebedew, daß dieser das
Schema auf die Vergärung von Glycerose und auf Hexosevergärung an-
wendet, ohne die Auseinandersetzungen des Vf. zu erwähnen.
Über den Mechanismus der alkoholischen Gärung. Von A. v.
Lebedew.2) — Der Vf. bemerkt gegenüber Kostytschew, daß Neuberg
und seine Schüler den Nachweis der Vergärung der Brenztraubensäure
durch Hefe und Hefesaft unter Bildung von Kohlensäure und Alkohol ge-
liefert haben. Neuberg und Kerb haben auch die Möglichkeit erwogen,
ob bei der Gärung Acetaldehyd zu Äthylalkohol reduziert wird. Die
Arbeiten aller vom Vf. genannten Forscher hat er bei der Aufstellung-
seines früher gegebenen Schemas zugrunde gelegt, worauf er in seiner
letzten Arbeit deutlich hingewiesen hat. Das Schema von Kostytschew
ist durch seine eigenen Untersuchungen nicht gestützt und gibt nur die
Ansichten von Neuberg in der nicht besonders glücklich abgeänderten
Form wieder. — Nach den Versuchen des Vf. wird Acetaldehyd, entgegen
der Annahme von Kostytschew, bei der Gärung nicht reduciert.
Notiz zur alkoholischen Gärung des Zuckers. Von E. Buchner
und K. Langheld. 3) — "Wird frischer, gezuckerter Mazerationssaft aus
Hefe oder auch Hefepreßsaft unter Zusatz von primärem und sekundärem
Natriumphosphat (nach Euler und Fodor) in einem Extraktionsapparat
») Ber. deutsch, ehem. Ges. 1913, 46, 339. — ') Ebend. 850 u. 851. — s) Ebend. 1972.
448 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
bei 25*^0. der Gärung überlassen, wobei durch die gärende Flüssigkeit
fortwährend Äther strömt, so nimmt das Lösungsmittel eine kleine Menge
von Acetaldehyd auf. Diese Ergebnisse erinnern an die Untersuchungen
von S. Kostytschew, welcher bei Zusatz von Zinkchlorid zu Zucker-
gärungen durch das Hefepräparat „Hefanol" Acetaldehyd nachweisen
konnte, und scheinen in Beziehung zu den Ansichten von 0. Neubauer
und C. Neuberg über die chemischen Vorgänge bei der alkoholischen
Gärung zu stehen.
Über zuckerfreie Hefegärungen. XII. Über die Vorgänge bei
der Hefegärung. Von C. Neuberg und Job. Kerb.^) — Die Vergärung
der Brenztrauben säure hat sich als ein echter enzymatischer Vorgang er-
wiesen. Den Vorgang selbst kann man als zuckerfreie Hefegärung be-
zeichnen. Schon vor mehr als Jahresfrist haben die Vff. bei Laboratoriums-
versuchen gefunden, daß bei der gemeinschaftlichen Vergärung von Brenz-
traubensäure und Glycerin beträchtliche Mengen Äthylalkohol gebildet
■werden. Auch die im großen durchgeführten Versuche zeigten, daß dabei
eine beträchtliche Menge Äthylalkohol gebildet wird, die weit das durch
Selbstgärung entstandene Quantum übertrifft. Bei der Vergärung von
Brenztraubensäure allein entsteht ebenfalls unzweifelhaft Alkohol. Der
Vorgang der zuckerfreien Hefegärung ist keineswegs auf die Gärfähigkeit
der Brenztraubensäure beschränkt, vielmehr läßt sich die Analogie mit der
Gärung der wahren Kohlehydrate noch weiter treiben. Auch homologe
a-Ketosäuren werden von Hefe umgesetzt. Genauer untersucht haben
die Vff. die Verhältnisse bei der Oxalsäure und bei der « - Ketobuttersäure.
Die Oxalessigsäure zerfällt durch Hefe ganz analog der Brenztraubensäure
in Acetaldehyd und 2 Moleküle Kohlensäure. Die «-Ketobuttersäure zer-
fällt mit Hefe und Hefefermenten fast noch vehementer als die Brenz-
traubensäure. Allein die Ausbeute an Propionaldehyd war im Verhältnis
zur Kohlensäureentwicklung gering. Es mußte noch ein anderes Product
entstehen, das als Propylalkohol gefaßt wurde. Auch in diesem Falle
offenbart sich die Fähigkeit der Hefe, Aldehyde zu reducieren, wie auch
die Versuche mit Isobutylaldehyd sowie Valeraldehyd zeigten. Darin darf
man weitere Beweise erblicken, daß sich die Alkoholbildung ganz allgemein
über die Stufe der Aldehyde vollziehen kann. Was sich bei vielen bio-
logischen Processen offenbart hat, scheint sich nun auch für die Zucker-
spaltung zu ergeben: der Zuckerabbau erfolgt in Stufenreaktionen. Alle
Phasen des Abbaues, die vor der Brenztraubensäuregärung liegen, sind im
weitesten Sinne des Wortes Hydrolysen und ümlagerungen, bewirkt durch
Abspaltung und Aufnahme von HgO. Der wesentliche Vorgang ist die
Zerreißung der Kohlenstoffkette, die zu C^- und C2- Körpern, in letzter Linie
zu CO2 und Äthylalkohol führt. Alles spricht dafür, daß die Carboxylase
ein Glied in dem Fermentsystem bildet, das bisher unter dem Begriff Zymase
zusammengefaßt wurde.
Zur Frage der Aldehydbildung bei der Gärung von Hexosen, so-
wie bei der sog. Selbstgärung. XIII. Von C. Neuberg und Job. Kerb. 2)
— Die Versuche führten zu folgenden Ergebnissen. Die Mengen Aldehyd,
die bei der normalen alkoholischen Gärung entstehen, und ihre Verstärkung
1) Biochem. Ztschx. 1913, 53, 406—419. — 2) Ebend. 58, 158—170.
C. Gärungserscheinungen. 449
durch Chlorzink sind so minimal (0,5 — 2%o ^les zur Gärung angesetzten
Zuckers), daß sie an sich nicht zur der Annahme berechtigen, aller Alkohol
entstehe durch Hydrierung fertig gebildeten Aldehyds. Es ist kein Beweis
dafür erbracht, daß dieser Aldehyd lediglich umgesetztem Zucker entstammt.
Es widerspricht dem der Befund der VfT., daß auch bei der Autolyse des
nicht selbstgärenden Macerationssaftes nach v. Lebedew Acetaldehyd auf-
tritt, dessen Menge durch Chlorzinkzusatz ebenfalls zunimmt. Auch die
Aldehydbildung bei der Autolyse der Hefe hat schwerlich etwas mit der
Zuckervergärung zu tun, denn, wie die Vff. beweisen, kann man nach
5 — Stägiger Digestion von frischer Hefe und von frischen Hefepräparaten
regelmäßig nicht vergorene Dextrose finden. Die bisherigen Angaben von
Kostytschew über die Reduction von Acetaldehyd zu Alkohol sind wegen
methodischer Mängel ungenau. Eigene Versuche über die Einwirkung von
Hefe auf Acetaldehyd, unter Benutzung der Bestimmungsmethoden von
Ripper und Nicloux, ergaben eine geringe Zunahme des Alkohols, die
nicht 50 ^/o des verschwundenen Aldehyds entsprach; es entstehen also
neben Alkohol noch andere Substanzen aus dem Aldehyd,
Über die Reduction des Chloralhydrats durch Hefe bei der alko-
holischen Gärung. Von C. J. Lintner und H. Lüers. i) — Naclidem
sieh herausgestellt hatte, daß gärende Hefe das Furfurol zu Furfuralkohol
zu reducieren vermag, erschien es von Interesse, auch andere Aldehyde in
dieser Richtung zu prüfen. Der Versuch mit Salicylaldehyd verlief negativ,
auch der Versuch mit Vanillin und m-Nitrobenzaldehyd ffihrten zu keinem
greifbaren Ergebnis. Dagegen ließen sich aus der Gärung mit Chloral-
hydrat 0,40 °/o der angewandten Substanz an Trichloräthylalkohol gewinnen.
Über die Einwirkung gärender Hefe auf Furfurol, Bildung von
Furyltrimethylenglykol. IL Mitteilung. Von C. J. Lintner und H. J.
V. Liebig. 2j — In der ersten Mitteilung wurden als Umwandlungsproduct
des Furfurols bei der alkoholischen Gärung zwei Verbindungen beschrieben,
der Furfuralkohol K.P. 167 — 170" und ein noch unbekannter, krystalli-
sierender Körper mit dem F. P. 50,5" und dem Siedepunkt 235", der
neben jenem in geringer Menge auftritt. Die Untersuchung dieses Körpers
hat zu folgenden Ergebnissen geführt: Nach der Elementaranalyse enthält
der Körper 59,15 "/o C und 7,04 "/o Wasser. Die einfachste Formel, die
man auf Grund dieser Zusammensetzung erteilen kann, ist CyH^oös "^'^
einem Molekulargewicht 142. Die Erkennung der wahren Struktur der
Verbindung wurde anfangs erschwert durch die Ergebnisse der Molekular-
gewichtsbestimmung aus der Gefrierpunktserniedrigung der benzolischen
Lösung, welche regelmäßig den Wert 238 lieferte. Dagegen führte die
Bestimmung der Dampfdichte zu den Werten 138 und 140, welche mit
dem berechneten sehr gut übereinstimmten. Es kommen zwei Isomeren,
der l-«-Furylpropandiol 1,3 oder Furyltrimethylenglykol in Betracht.
Die VIT. geben dem letzteren den Vorzug. Die Verbindung ist eine der
wenigen, welche einem synthetischen Vorgang während der Gärung ihr
Dasein verdankt. Es liegt ein neues Beispiel katalytischer Tätigkeit der
Hefenzeilen vor, welche wie verdünnte Säuren oder Alkalien als Konden-
sationsmittel auf Aldehyd einwirken.
1) Ztschr. physiol. Chem. (Hoppe- Seyler) 1913, 88, 122 u. 123. - 2) Ebend. 109—121.
Jahresbericht 1913. 29
4.50 Landwirtschaftliche Nebeugewerbe.
Hefegärung und Wasserstoff. Von Sergius Lvoff.^) — Die
Fixation des beweglichen Wasserstoffes, die dank der Reduction des
Methylenblaus zu einer Leukoverbindung vor sich geht, wird von einer
scharf ausgeprägten Herabsetzung des Gärungsvorganges begleitet. Die
Reduction des Methylenblaus in dem gärenden Medium wird aber gewöhn-
lich der Einwirkung des Fermentes Reductase zugeschrieben, der Gärungs-
proceß wird von der Einwirkung der Zymase hervorgerufen. Es entsteht
sofort der Gedanke an den engen Zusammenhang beider Vorgänge. Diesen
Zusammenhang aufzuklären, hat sich der Vf. zum Ziel gesetzt. Er kommt
auf Grund seiner Versuche mit Zuckergärung zu folgenden Schlußfolgerungen.
Das erste oder eines der ersten Stadien der Alkoholgärung ist die Akti-
vierung zweier Atome Wasserstoff unter Mitwirkung der Reductase. Über
den Ursprung dieses aktiven Wasserstoffes läßt sich nichts sagen. Das
Stadium läßt sich schematisch folgendermaßen ausdrücken:
C6H,2 06 + Red. = (C6Hi2 06-2H) + Red. <^
Der Wasserstoff, der zeitweise von der Reductase gebunden wird, ist
zum normalen Verlauf der Gärung notwendig; dabei bedürfen beide
Komponenten, sowohl die COg als auch der Alkohol, in gleichem Maße der
Mitwirkung dieses Wasserstoffes in dem weiteren Verlauf des Gärungs-
processes. Die Abwesenheit einer klar ausgeprägten qualitativen Reaktion
auf Aldehyde (mit Fuchsinschwefelsäure) zeigt, daß die Bildung von
Aldehyden bei der Gärung des Zuckers, wenn sie auch wirklich stattfindet,
ein complicierterer Vorgang ist, als man nach dem Schema von
Kostytschew voraussetzen könnte. Zwischen der Reductions- und
Gärungsenergie der Hefe besteht, wie es scheint, ein strenger Parallelismus :
indem die Reductase gezwungen wird, den von ihr fixierten Wasserstoff
anderweitig abzugeben, wird in streng äquimolekularem Verhältnis die
Ausscheidung der Gärungsprodukte verhindert. — Die Versuche über die
Selbstgärung der Hefe führt zu folgenden Schlußfolgerungen: Ein Gramm-
molekül Methylenblau ruft, indem es im Reductionsproceß (unter den Be-
dingungen der Selbstgärung) zwei Grammatome Wasserstoff entzieht, die
Bildung eines Überschusses von COg in einer Menge von einem Grammolekül
hervor — mit anderen Worten: in dem gärenden Medium befindet sich
eine Substanz, die in Abwesenheit von Zucker imstande ist, ein Molekül
COg unter der Bedingung abzuspalten, daß aus dieser Substanz gleichzeitig
zwei Atome Wasserstoff entfernt werden; dieses ist ein enzymatischer
Vorgang: wenn die Fermente des Gärmediums durch Erwärmung zerstört
werden, bleibt er stillstehen. Die Ausscheidung eines Überschusses an
COg ist wahrscheinlich ein einseitiger Vorgang in dem Sinne, daß dabei
ein entsprechender Überschuß in der Ausscheidung von Alkohol beobachtet
wird. Der Vf. setzt voraus, daß diese COg ein Ergebnis der Vergärung
von Amidosäuien unter paralleler Bildung von Aldehyden ist. — Wie ver-
schieden nach ihren Ergebnissen die unter den Bedingungen der Gärung
und Selbstgärung vor sich gehenden Fermentations «Vorgänge auch sind:
sowohl hier als dort wird ein enger Zusammenhang zwischen diesen
Processen und der Wirksamkeit der Reductase beobachtet. Man kann mit
1) Ztschr. f. Gärungsphysiol. 1913, 3, 289-320.
C. Gärungserscheinungen. 451
Bestimmtheit sagen, daß die Reductase in den Gäruugsvorgängen die
wichtigste Rolle spielt:- die Aktivierung des Wasserstoffes, die unter der
Einwirkung der Reductase vor sich geht, bildet die wichtigste Eigentüm-
lichkeit dieser Vorgänge. Man kann noch weiter gehen und sagen, daß
die Reductase den Mittelpunkt des Gärungsapparates bildet, sein haupt-
sächlichstes enzymatisches Agens ist. Es gibt keine Gärung ohne Reductase.
Über die Vorgänge bei der Hefegärung. Yon C. Neuberg und
Joh. Kerb. ^) — Schon früher wurde gefunden, daß bei der gemein-
schaftlichen Vergärung von Brenztraubensäure und Glycerin beträchtliche
Mengen von Äthylalkohol gebildet werden. Die Vff. haben Versuche im
großen angestellt, welche die früher erhaltenen Ergebnisse bei den Ver-
suchen im kleinen bestätigen. Die gewonnene Alkoholmenge übertraf die
durch Selbstgärung entstandene beträchtlich. Bei der Vergärung von
Brenztraubensäure allein entsteht ebenfalls unzweifelhaft Alkohol. Es ist
nicht unmöglich, daß die Wirkung des Glycerins nur eine indirekte ist,
indem es als bekanntes Enzymkonservierungsmittel in irgend einer Weise
die der Hefe eigene Reductionskraft erhöht. Nach Versuchen in Ge-
meinschaft mit Steenbock und Ohta werden Isobutyraldehyd sowie
Valeraldehyd mit besonderer Leichtigkeit in die entsprechenden Alkohole
übergeführt. Der Valeraldehyd lieferte bis 85°/o der möglichen Menge
Amylalkohol. Darin darf man weitere Beweise für die Anschauung erblicken,
daß sich die biologische Alkohoibildung ganz allgemein über die Stufe des
Aldehyds vollziehen kann.
Die Brenztraubensäure als Product der Tätigkeit der Hefe. Von
A. Fernbach und M. Schoen.^) — Läßt man die alkoholische Gärung
der Hefe bei Gegenwart von CaCOg vor sich gehen, so tritt eine beträcht-
liche Zunahme der Bildung von Säuren ein. Diese Säuren, unter denen
die Vff. Brenztraubensäure nachweisen konnten, werden durch das CaCOj
gebunden. So lieferte eine Champagnehefe in einer zuckerhaltigen Nähr-
lösung, die außerdem CaCO, und pro 1 1,5 g Pepton enthielt, eine 5,5^0
des verbrauchten Zuckers entsprechende Menge an gelösten, durch Alkohol
fällbaren Ca-Salzen. Mit der Mycohefe von Duclaux wurde sogar eine
Ausbeute an Ca-Salzen erzielt, welche 25% des verbrauchten Zuckers
entsprach.
Die Brenztraubensäure ein Product des Hefelebens. Von A.
Fernbach und M. Schoen.^) — Die Vff. erhielten bei ihren Versuchen, bei
welchen, um die gebildeten Säuren anzuhäufen, Kreide zugesetzt worden war,
schließlich einen Sirup, dessen Reaktionen auf die Gegenwart einer Ketosäure
mit allen Eigenschaften der Brenztraubensäure schließen ließen. Die gleichen
Reaktionen erhielt man mit dem öligen Destillat des Sirupes. Außerdem
lieferte es in der Kälte mit Phenylhydrazin ein wohlkrystallisiertes Hydrazon,
das bei 186 — 188° schmolz, dessen gelbliche schwefelsaure Lösung durch
Kaliumbichromat purpurrot gefärbt wurde. Das Hydrazon löste sich in
Natronlauge mit rötlicher Farbe, die beim Kochen bestehen blieb. In
reinem Zustande konnte die Brenztraubensäure nicht dargestellt werden,
doch reichen die Reaktionen zum Beweis ihrer Gegenwart aus. Ob die
1) Ber. deutsch. Chem. Ges. 1913, 46, 2225 — 2228. — 2) Compt. rend. de l'Acad. Paris 1913,
157, 1478-1480. — 3) Annal. de la Brasserie 1913, 554.
29*
452 Landwirtschaftliche Xebengewerbe.
Säure aus dem Zucker stammt oder aus den Abbauproducten der Eiweiß-
stoffe, namentlich des Mncins, konnte noch nicht entschieden werden.
Zuckerfreie Gärung bei Stereoisomeren. Von Paul Mayr. ^) —
Zur Prüfung der Yergärbarkeit der Oxyfumarsäure wurde stets eine 1 procent.
Lösung benutzt. Für jeden Gärversuch wurden 15 ccm dieser Lösung
mit 1 g der betreffenden Hefe im Reagenzglas bis zur Bildung einer gleich-
mäßigen Emulsion durchgeschüttelt. Mit sämtlichen Hefen, zwei unter-
gärigen und vier obergärigen Reinzuchthefen des Instituts für Gärungsgewerbe
in Berlin und einer aus München bezogenen Bierunterhefe, gerät die
Oxyfumarsäure in lebhafteste Gärung. Diese setzt außerordentlich rasch
ein. Der Zerfall führt wie bei der Oxymaleinsäure zu Kohlensäure und
Acetaldehyd. Genau unter den gleichen Bedingungen wie mit lebender
Hefe kann man die 1 procent. Oxyfumarsäure mit Trocken hefe nach
V. Lebedew, die keine lebenden Zellen mehr enthält, in lebhafte Gärung
versetzen. Ferner gelingt es die Oxyfumarsäure mit dem zellfreien Hefe-
macerationssaft nach v. Lebedew ebenfalls zu vergären. Damit ist der
Beweis geliefert, daß der Vergärungsvorgang rein enzymatischer Natur ist.
Einwirkung der Borsäure auf die Zymase. Vergleich mit der
Wirkung der Phosphate. Von Henri Agulhon.^) — Gärversuche mit
frischer Bierhefe und Lebedew 'scher Zymase bei Gegenwart von Bor-
säure ergaben, daß diese Säure in Mengen von 10 mg pro 100 ccm Flüssig-
keit an die Zymasegärung verlangsamt, und daß bei Gegenwart von 1 g
Borsäure pro 100 ccm Flüssigkeit eine Gärung überhaupt nicht mehr ein-
tritt. Lebende Hefe von gleicher Herkunft vermag dagegen bei Gegenwart
von 2^1^ Borsäure noch einen Teil des dargebotenen Zuckers zu vergären.
Es scheint daher die Zellmembran die direkte Berührung der Zymase mit
der Borsäure zu verhindern. Die Wirkung der Borsäure steht im Zu-
sammenhang mit der Natur des elektronegativeu Radikals. Borax wirkt
weniger ungünstig auf die Gärung als freie Borsäure, vermutlich deshalb,
weil die Alkalinität des Salzes die schädliche Wirkung des elektronegativeu
Radikals etwas aufhebt. Anderseits wächst die günstige Wirkung der
Phosphate mit deren Alkalinität, da die begünstigende Wirkung des Alkalis
sich hier mit derjenigen des als Koenzym wirkenden PgOj- Radikals
vereinigt.
Das Gärungsverhältnis der wachsenden Hefe. Von Arthur Slator. ')
— In einer Zuckerlösung, die mit einer kleineu Menge Hefe versetzt ist
und die für das Wachstum der Hefe nötige Nahrung im Überschuß enthält,
folgt unter der Voraussetzung, daß das Wachstum in dem Stadium seiner
Unbeschränktheit betrachtet wird, dieses dem logarithmischen Gesetz, d. h.
der Wachstumszusatz ist der vorhandenen Menge proportional. Ist N die
Anzahl der Hefenzellen, so ist das Wachstumsverhältnis der Zellen während
dN
einer Zeit t der Zellenzahl N -j- n proportional, d. h.: —- = k (N -|- n),
worin n der Zuwachs während der Zeit t und k die Wachstumskonstante
ist. Der Vf. bestätigte die Gesetzmäßigkeit durch Untersuchungen mit
einer Burtonhefe in einer leicht gehopften Würze vom spec. Gewicht 1,040,
und einer Würzegelatine, und fand k = 0,050 bezw. 0,060.
») Biochem. Ztschr. 1913, 50, 283 — 287. — ») Compt. rend. de lAcad. Paris 1913, 156, 1855
bis 1858. - 3> Biochem. Joura. 7, 197; Chem. Ctrlbl. 1913, 11, 1888 (Ref. Franck).
C. Gärungserscheinungen. 453
Die im Zymin und in der Trockenhefe nach Lebedew nach dem
Waschen mit Wasser verbleibenden Enzyme. Von A. Harden.^) —
Der Vf. teilt seine Beobachtungen über die Carboxylase, das in der Hefe
enthaltene und von Neuberg und Hildesheimer entdeckte Enzym.
Dieses wandelt die Brenztraubensäure und andere a-Ketosänren in Kohlen-
säure und Aldehyde um. Aus den Versuchen des Vf., die sich nicht nur
auf die freie Brenztraubensäure, sondern auch auf deren Alkalisalze er-
streckten, ergab sich, daß das Zymin und die Trockenhefe, nachdem sie
durch anhaltendes Waschen von ihrem Koenzj^m befreit und demgemäß
inaktiv gegen Dextrose geworden waren, noch Carboxylase enthielten. Die
Anwesenheit des Koenzyms ist also für die specifische Wirkung der Carbo-
xylase auf die Brenztraubensäure nicht erforderlich. Dieses Ergebnis er-
laubt demnach keine definitive Schlußfolgerung bezüglich der Wirkungs-
weise der Carboxylase bei der alkoholischen Gärung. Man kann nur an-
nehmen, daß, wenn die Zersetzung der Brenztraubensäure wirklich eine
Zwischenstufe bei der alkoholischen Gärung der Dextrose ist, die Gegen-
wart des löslichen Koenzyms unumgänglich notwendig ist in der der Zer-
setzung der Brenztraubensäure voraufgehenden Phase, derart, daß bei Ab-
wesenheit des Koenzyms die Bildung der Brenztraubensäure unmöglich
wäre. Die Gärung der freien Brenztraubensäure ist viel schwächer als
diejenige der brenztrau bensauren Salze. Die Phosphate üben hier noch
eine beschleunigende Wirkung aus. Die Carboxylase ist also gegen Azidität
empfindlich, eine Tatsache, die sich anderseits auch noch aus den Ver-
suchen ergab, bei denen der Vf. Zymin einerseits auf freie Brenztrauben-
säure, anderseits auf brenztrau bensaures Kalium bei Gegenwart von Zitronen-
uud Borsäure einwirken ließ. Die hemmende Wirkung der ersteren der
beiden Säuren ist größer als die der zweiten.
Zur Kenntnis der Aktivierung der Hefe. Von Hans Euler und
Jakob Sahlen. -) — Während Giftwirkungen an Mikroorganismen in zahl-
reichen experimentellen und theoretischen Arbeiten behandelt wurden, liegen
über Aktivierungen noch relativ wenige quantitative Angaben vor. Die
Gärungsgeschwindigkeit wurde in allen Fällen durch volumetrische Messung
der zu gewissen Zeiten entwickelten Kohlensäuremenge festgestellt. Zur
Vergärung kamen bei jedem Versuch 2 g Rohrzucker, gelöst in 20 com
Wasser. Temperatur 30^. Untersucht wurde Guajakol, Resorzin, Hydro-
chinon, Na-Salicylat, Na-Azetyl-Salicylat, Hexamethylentetramin, Azetaldehyd,
Azetanilid, Chininsulfat. Für drei Substanzen wurden zum erstenmal voll-
ständigere Reizkurven festgestellt, welche mit einer Aktivierung beginnen
und dann in eine Hemmung übergehen. Für Na-Salicylat wird das Optimum
mit einer Concentration von 0,05 °/o erreicht, für Guajakol mit einer
Concentration von 0,035 "/q. Ebenso gering ist die optimale Concentration
von Azetaldehyd, nämlich 0,05%. Hexamethylentetramin beschleunigt
noch in einer Concentration von 0,25^0 ^i^ Hefegärung. Resorzin und
Hydrochinin üben eine sehr geringe Wirkung auf lebende Zellen aus.
Sehr ausgesprochene Giftwirkung zeigten Azetanilid und Chininsulfat.
Diastatische Zerstörung und Aktivierung der Zymase und der
Katalase. Von H. Van Laer. ^) — Der Vf. kommt zu folgenden Schluß-
1) Biochem. Journal 1913. 7, 214: nach Wochenschr. f. Brauerei 1913, 36, 498. — 2) Ztschr. f.
GäruDgsph7siol. 1913, 3, 225-284. — 3) Ctrlbl. Bakteriol. 11. Abt. 1913, 37, 529—534.
454 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
folgerungen: 1. Papain zerstört in gleicher Weise die Katalase und die
Zymase des Hefensaftes. 2. Im Hefensaft befandet sich eine gewisse Menge
der Katalase und Zymase in Verbindung mit einem Kohlenhydrat, das
durch die Diastase verzuckerbar ist. 3. Die Araylase beschleunigt zuerst
die Schnelligkeit der Spaltung des Zuckers und des Wasserstoffsuperoxydes
durch den Hefensaft, dann vermindert sie jene.
Über Katalysatoren der alkoholischen Gärung. I. Vorläufige Mit-
teilung. Von Hans Euler und Henry Cassel/) — Die Tätigkeit der Hefe
wird durch die katalytische Wirkung von Salzen organischer Säuren, be-
sonders solchen der Araeisensäurerelhe und von Oxysäureu, außerordentlich
beschleunigt. Die Erscheinung steht mit der Tatsache, daß einige der be-
treffenden Säuren selbst COg abspalten, in keinem Zusammenhang. Die
zur Erzielung einer Beschleunigung von 75% erforderliche Salzraenge ist
gering, 0,04 g auf 110 ccm. Trockenhefe und Preßsaft aus ilünchener
Hefe werden durch die Salzzusätze in ihrer Gärwirkung nicht oder nur
unwesentlich gefördert; ebenso wird die Menge der Kohlenhydratphosphor-
säureester bei Zusatz von Salzen aliphatischer Säuren zur Zuckerlösung
nicht gesteigert. Schon geringe Mengen von Ammoniumforraiat erhöhen
die Gärungsgeschwindigkeit in einer Rohrzuckerlösung. Der beschleunigende
Einfluß einer gewissen Salzmenge ist um so größer, je weniger Hefe in
der Lösung ist. Die beschleunigende Wirkung tritt auch in Gegenwart
von neutralem Phosphat ein. Die Beschleunigung der Mannosegärung durch
Ammoniumformiat ist erheblich geringer als diejenige der Glucosegärung.
Mit Natriuralactat, Aramoniumacetat und Natriumracemat wurden ganz ähn-
liche Einflüsse erzielt.
Über Katalysatoren der alkoholischen Gärung. II. Vorläufige
Mitteilung. Von Hans Euler.-) — Der Vf. hat die Wirkungsart der
Alkalisalze organischer, besonders aliphatischer Säuren auf die Gärung
lebender Hefe weiter verfolgt. Es lag nahe, daß es sich dabei um Ver-
änderung der Protoplasmaschicht oder allgemeiner der äußeren Schicht des
Zellinhaltes handelt und hierbei war wiederum eine Adsorption und damit
zusammenhängend Beeinflussung der Oberflächenspannung in Betracht zu
ziehen. Die ersten Versuche waren insofern negativ, als sie ergaben, daß
die Natrium- und Ammoniumsalze der früher untersuchten Säuren von der
lebenden Hefe nicht oder nur sehr unbedeutend adsorbiert werden. Es
wurde nun untersucht, ob nicht eine analoge Beschleunigung der Gärung
durch Farbstoffe eintritt, deren Adsorption sich erheblich leichter nachweisen
läßt als diejenige an Salzen aliphatischer Säuren (Seifen). Es existiert
eine Reihe von Farbstoffen, welche in die allem Anschein nach noch lebenden
Hefezellen eindringen, aber dabei in hohem Grade von der Gärtätigkeit der
Hefe abhängen. Die Abhängigkeit des Eindringens der Farbstoffe in die
lebende Hefe von deren physiologischem Zustande einerseits und anderseits
die Übergänge, welche sich zwischen Adsorption und Lösung zeigen,
machen die Erscheinungen sehr compliciert und erfordern zahlreiche Be-
obachtungen an verschiedenen Farbstoffen und Hefen. Immerhin konnte
schon jetzt sicher konstatiert werden, daß mit einer Reihe von Farbstoffen
eine deutliche Adsorption eintritt. Der Vf. macht auf die Analogie
>) Ztschr. f. physiol. Chem. (Hoppe-Seyler) 1913, 86. 122—129. — 2) Ebend. 87, 142-144.
C. Gärungserscheinungen. 455
zwischen der Beschleunigung der Gärung durch die von Hamburger und
de Haen beobachtete Tatsache, daß die Phagozytose durch die gleichen
Salze gefördert wird.
Einfluß der Salze auf die alkoholische Gärung. Zinn- und Wis-
mutsalze. Von M. Emm. Pozzi-Escot. ^) — Im Gegensatz zu Gimmel
zejgt der Vf., daß eine Gärung bei Gegenwart von Wisrautsalzen unmöglich
ist. SnClg und SnCl^ sind ebenfalls schädlich, proportional ihrer Menge.
Eine Gewöhnung der Hefe an SnClg ist bis zu einem gewissen Grade
möglich, allerdings stets auf Kosten ihrer Leistungsfähigkeit.
Über den Einfluß des Quecksilbers auf die alkoholische Gärung.
Von P. Nottin.''^) — Vermeidet man bestimmte Versnchsfehler, so bestätigen
sich die Beobachtungen von Lindet und Ämmann, nach welchen die
alkoholische Gänmg bei Berührung der Zuckerlösung mit Quecksilber lang-
samer ausläuft, aber eine reichlichere Hefenernte liefert. Der Vf. stellte
fest: 1. daß die Verzögerung bewirkt wird durch die Bildung von Queck-
silbersalzen bei der mehr oder weniger langen Berührung dieses Metalles
mit der sauren Malzkeim würze, die als Gärflüssigkeit dient; 2. daß das
Quecksilber als Metall die Hefenbildung fördert, weil es kontinuierlich
die Gärflüssigkeit auf Grund eines rein physikalischen Vorganges von freier
Kohlensäure befreit; 3. daß die Anwesenheit des Quecksilbers und seiner
Salze keine ausgesprochene Wirkung auf die Zymase und auf die Ferment-
tätigkeit der Hefe hat.
Einfluß von Kolloiden auf mikrobiologische Prozesse. Von N.
L. Söhngen. ^) — Aus den Schlußfolgerungen des Vf. seien folgende
hervorgehoben. 1. Die Adsorptionserscheinungen sind von großer Bedeutung
für die mikrobiologischen Prozesse. 2. In Essigbakterienkulturen fördern
Blutkohle, Torf, Filtrierpapier und Eisenoxyd die Schnelligkeit der Alkohol-
oxydation. Werden die Kulturen mit Filtrierpapier aber so angelegt, daß
es teilweise zur Kulturflüssigkeit hinausragt, so sind die Bakterien auf
dem Papier von dem so nötigen Sauerstoff umgeben und demzufolge wird
die Oxydation des Alkohols sehr stark beschleunigt. 3. Alkalisalze der
Humussäure Avirken schädigend auf den Prozeß der Alkoholgärung. Kolloi-
dales Eisen-, Aluminium-, Siliciumoxyd und Huraussäure fördern weder
noch verzögern sie die Alkoholgärung beträchtlich. Biokolloide, wie Torf,
Filtrierpapier, Blutkohle und Gartenerde wirken sehr beschleunigend auf
den Prozeß der Alkoholgärung, a) Die Gärungsfunktion, die Aktivität der
Hefezelle, wird in dem Kulturmedium (5 g Glucose, 5 g Preßhefe, 50 ccm
Wasser) bei Anwesenheit dieser Kolloide um-f-50^/o gesteigert, b) Das
Wachstum der Hefe in einem mit wenig Hefe geimpften Kulturmedium
(3 — 10% Glucose in Hefewasser) wird ebenfalls um 50 o/^ erhöht. Der
günstige Einfluß dieser Kolloide auf den Prozeß der Alkoholgärung ist der
niedrigen Kohlensäureconcentration in der Kulturflüssigkeit zuzuschreiben,
infolge eines schnellen Entweichens daraus durch Bläschenbiidung, wodurch
das Kulturmedium nicht mit Kohlensäure übersättigt wird.
Einwirkung verschiedener Stoffe auf die Gärkraft. Von Th.
Bokorny.^) — Der Verf. untersuchte die Einwirkung zahlreicher chemischer
1) Bull. Soo. Chim. de Sucroiie et Distill. 1913, 3, 49-53. — 2) Compt. rend. de l'Acad. Paris
1913, 157, 1005-1008. — 3) Ctrlbl. Bakt. IL Abt. 1913, 38, 621—646. — *) Allg. Brauer- u. Hopfenztg.
1913, 53, 941—943; 957—959; 973-975.
456 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Stoffe auf den Gäriingsvorgang, im besonderen suchte er die Grenze fest-
zustellen, bei welcher die Zymase durch chemische Stoffe dauernd ver-
iiichtet wird. Untersucht wurde die Einwirkung von Säuren, Basen, Salzen,
Oxydationsgiften, Aldehyden, Ketonen. 2^0 Kaliumcarbonat hindern die
Gärung, 5 % Dinatriumphosphat machen die Zymase unwirksam, desgl. 1 7o
Ätzkali und Ammoniak. Das Ammoniak gehört zu den Basen, welche
eine stärkere Giftwirkung äußern als ihnen nach ihrer Basizität zukommen
würde. Die Zymase hält 1 bis 5% Schwefelsäure 15 Stunden lang aus,
von Salzsäure vrird sie bei 1% geschädigt. Bei Zusatz von 0,l*^/o Fluß-
säure trat binnen 24 Stunden Gärung nicht ein, die Hefe wurde aber
nach Entfernung des Giftes wieder gärfähig, bei 0,2% war die Zymase
abgetötet. 5 "/o Milchsäure und Buttersäure hat die Gärkraft nach 24 Stunden
noch nicht völlig vernichtet; erst 2procent. Oxalsäure macht sie unwirksam.
Iprocent. Ameisensäure zerstört die Oärkraft innerhalb 24 Stunden fast
vollständig, öprocent. Essigsäure vollständig. Der Vf. hat außerdem Ver-
suche mit Neutralsalzen in lOprocent. Lösung angestellt. In keinem Falle
war die Vermehrung ganz ausgebliehen, die Gärkratt war überall vor-
handen. Beim Zerreiben von trockener Hefe mit Salzen war meistens die
Gärfähigkeit vernichtet. Durch 57o Kupfersulfat wird die Zymase sogleich
zerstört. Schon 0,5% reichen aus, um die Zymase auf immer unwirksam
zu machen. Weder 2% noch 5% Zink- und Kadmiumsulfat sind imstande,
die Gärkraft binnen 24 Stunden zu vernichten. 5 % Eisenvitriol vermögen
die Gärkraft binnen 24 Stunden nicht zu zerstören. Nach Behandlung
der Hefe mit 1% Kaliumchlorat trat noch Gärung ein. 1% Natrium-
bisulfit vermag die Gärkraft nicht zu vernichten. öOprocent. Äthylalkohol
tötet die Zymase nicht in 24 Stunden, jedoch öOprocent. Methylalkohol,
bei 20procent. Methylalkohol trat nach 24 Stunden noch Gärung auf.
20procent. Propylalkohol unterdrückte die Gärkraft, bei Amylalkohol reichen
5% aus, bei Methylalkohol dagegen 20% noch nicht vollständig. 0,1%
Formaldehyd sind für die Zymase nicht schädlich, durch 5% wird die
Zymase rasch vernichtet.
Chemische Mittel zur Trennung von Leben und Gärkraft. Von
Th. Bokorny. 1) — Die Versuche sind auf die Erforschung der Concen-
trationen verschiedener Substanzen (Neutralsalze, Basen, Säuren, Schwer-
metallsalze, primäre Sulfite, Alkohole, Oxydationsgifte, Aldehyde, katalytisch
wirkende Gifte) gerichtet, bei denen Plasma und Zymase der Hefenzellen
angegriffen werden. Nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen ist es
wahrscheinlich, daß die Zymase widerstandsfähiger gegen Gift ist, als das
Hefenplasma. Die Versuchsergebnisse sind tabellarisch zusammengestellt.
Die hier gemachten Angaben sind zunächst nur unter Berücksichtigung
der angegebenen Veisuchszeiten gültig. Beim Vergleich der Ergebnisse
ist ferner auch von Bedeutung, ob das Gift bei Abwesenheit von Nähr-
stoffen, namentlich organischen, gewirkt hat und anderes mehr. Unter
den mitgeteilten Versuchsergebnissen sind genug Beispiele für die Trennung
von Leben und Gärkraft der HefenzeUe gegeben.
Einwirkung der Säuren auf die alkoholische Gärung. H. Mit-
teilung. Von M. Rosenblatt und Frau Rosen blatt.-) — Die Befunde
1) Allgem. Brauer- u. Hopfenztg. 1913, 53, 1965-1967; 2013-2015. — ■) Bull. Soc. Chim. de
France [4] 13, 924-929; Chem. arlbl. 1913, U.Abt., 1765 (Ref. Düsterbehn).
C. Gärungserscheinungen. 457
von Johannessohn (Biochera. Ztschr. 47, 97) weichen, soweit es sich um
die Stärke der paralysierenden Wirkung der Säuren handelt, nur wenig
von denjenigen der Vff. ab, zeigen aber bezüglich der molekularen Con-
centration der paralysierenden Mengen wesentliche Abweichungen von diesen.
Die Erklärung für diese Unterschiede in den quantitativen Befunden ist
nach Ansicht der VfP. in erster Linie in der geringen Widerstandsfähigkeit
der von Johannessohn benutzten Hefe zu suchen. — Die Angabe von
Johannessohn, daß gewisse Mengen von Fettsäuren die alkoholische
Gärung begünstigen, hat die Vff. veranlaßt, die Wirkung von kleinen
Mengen freier Säuren und saurer Salze auf die alkoholische Gärung zu
studieren. Es ergab sich, daß die freien Säuren (HCl, Ameisen-, Essig-,
Propion-, n-Butter-, Wein- und Zitronensäure, HgSO^ und H3PO4), sowie
KHSO4 in geringen Mengen keine begünstigende Wirkung auf die alko-
holische Gärung ausüben. In größeren Mengen sind diese Säuren bis zu
einer gewissen Menge wirkungslos auf die Gärung, um jenseits dieser
Grenze hemmend auf die Gärung zu wirken. Dagegen zeigte es sich, daß
das Monokaliumphosphat, -Oxalat und -citrat, das Dikaliumcitrat und das
Mononatriumtartrat in geringen Mengen eine günstige Wirkung auf die
alkoholische Gärung besitzen. — Die Verschiedenheiten in den Angaben
der Forscher über die günstige bezw. ungünstige Wirkung der Säuren auf
die alkoholische Gärung dürften also entweder auf die Arbeitsweise oder
die Rasse der benutzten Hefe zurückzuführen sein. Das ungleiche Verhalten
der verschiedeneu Hefen kann seinen Grund in einer verschiedenartigen
Durchlässigkeit der Zellmembran für die sauren Reagentien oder in einer
ungleichen Empfindlichkeit der Enzyme gegenüber der Reaktion des
Milieus haben.
Einwirkung des Cyklamins auf die alkoholische Gärung. Von
Johan Lundberg. ^) — Das Ergebnis der Untersuchungen ist folgendes:
1. Durch Vorbehandlung lebender Hefe mit reiner Cyklaminlösung wird
ihre Gärtätigkeit nicht beeinflußt. In Gegenwart von Zucker wird dagegen
die Gärtätigkeit der Hefe durch Cyklamin stark herabgesetzt. Es zeigt
sich also, daß in diesem Falle die Wirkung eines Giftes vom physiologischen
Zustand bezw. der physiologischen Tätigkeit der Zellen abhängig ist.
2. Die Vergiftung der Hefe durch Cyklamin kann daher nicht durch Er-
niedrigung der Oberflächenspannung der Lösung oder einfach auf Grund
der Lipoidtheorie von 0 verton erklärt werden. 3. Die zur Vergiftung
einer gewissen Hefemenge notwendige Giftmenge ist der Hefemenge
proportional. 4. Oberhalb einer gewissen Grenze der Cyklaminconcentration
zeigt ein weiterer Zusatz von Gift keine Steigerung der Vergiftungs-
geschwindigkeit. 5. Das Vergiftungsbild dürfte nicht einer einfachen
chemischen Reaktion entsprechen, sondern ist nur durch die individuelle
Resistenz der Zellen zu erklären. 6. Die Einwirkung des Cyklamins auf
Trockenhefe bezieht sich nur auf die aktive Hefe, nicht auf die Menge der
Trockensubstanz. 7. Das Cyklamin zeigt noch bei sehr kleinen Concen-
trationen keine stimulierende Wirkung auf die Gärtätigkeit der Hefe.
Über die Selbstgärung der Alkoholhefe. Von M. W. Beijerinck.^)
— Bei der Selbstgärung der Hefe wird das in ihr enth.iltene Glykogen
1) ztschr. f. Gärungsphysiologie 1913, 2, 223—245. — ^) Livre Jubilaire Van Laer 1913, 128.
^58 Landwirtschaftliclie Nebengewerbe.
angegriffen, wobei wahrscheinlich durch ein Enzym, das als Glykogenase
bezeichnet wird, zuerst Glukose gebildet wird. Die biologische Bedeutung
der Selbstgärung liegt dem Vf. zufolge darin, daß diese durch alle für die
Hefe als schädlich erkannten Einflüsse ausgelöst wird, welche jedoch nicht
genügend stark einwirken, um den Tod der Zelle herbeizuführen. Die
Selbstgärung wird durch folgende Einflüsse ausgelöst: 1. erhöhte Temperatur,
2. lösliche Körper verschiedenster Art, welche den osmotischen Druck er-
höhen, 3. Eintrocknen, 4. Gifte und Desinfektionsmittel. Die Bedeutung
der Alkoholgärung für die Erreger muß wohl darin gesucht werden, daß
ihr Produkt, der Alkohol, Insekten anlockt, welche die Hefe mitschleppen
und dorthin bringen, wo sie sich vermehren kann. Bei günstigen Lebens-
bedingungen findet sowohl Alkoholgärung wie Glykogenbildung statt; dabei
ist die Aussicht auf Verbreitung der Hefe durch Insekten sehr groß. Bei
ungünstigen Bedingungen, wozu in erster Linie Eintrocknen nach der
Zuckervergärung und Wiederfeuchtwerden gehören, wird die ausgelöste
Selbstgärung die für die Verbreitung notwendige Alkoholbildung verursachen.
Die Ungunst der Lebensbedingungen wird hierdurch eine Verbreitungs-
ursache.
Das Verhalten einiger Saccharomyceten (Hefen) zu Inulin. Von
V. Gräfe u. V. Vouk. ^) — Die verschiedenen Hefenarten verhalten sich
dem Inulin gegenüber sehr verschieden; die einen enthalten Inulase, die
anderen nicht. Im Durchschnitt weisen diejenigen, welche Inulin vergären,
schlechte Entwicklung auf, während die das Inulin nicht vergärenden das
Polysaccharid zu assimilieren vermögen. Manche Hefenarten verarbeiten
das Inulin in ganz erheblichem Maße, so namentlich Schwanniomyces
occidentalis, Torulaspora Delbrückii, Saccharomyces Marxianus und Wiliia
saturnia. Die Vergärung und der Verbrauch des Inulins ist ein complicierter
Proceß, bei dem nicht nur die Gegenwart des Inulins, sondern auch das
übrige Milieu der Gärflüssigkeit, insbesondere das Vorhandensein des
hydrolisierten Produktes eine Rolle zu spielen scheint. Wenigstens ver-
schwindet in reiner luulinnährlösung nur in einzelnen Fällen das Inulin,
während in Zichorienextrakten, überhaupt in natürlichen Pflanzenextrakten,
in welchen u. a. auch Lävulose zugegen ist, die Verarbeitung des Inulins
durch die meisten Hefen in erheblicher Weise vor sich geht. Bei der
Gärung werden manchmal andere Gärungsprodukte als Alkohol und Kohlen-
dioxyd gebildet.
Über das Verhalten von Hefen und Schimmelpilzen zu Natrium-
thiosulfat. Von Alex. Kossowicz und W. Loew.-j — Die Versuche
haben folgendes ergeben. Hefen assimilieren Thiosulfat unter Bildung von
Schwefelwasserstoff. Eine Reduktion von Sulfat durch Hefen unter Schwefel-
wasserstoffbildung findet nicht statt. Botrytis Bassiana, Cladosporium
herbarum, Penicillium brevicaule, Aspergillus glaucus, Isaria farinosa und
Fusisporium können Thiosulfat direkt assimilieren. Es konnte bei diesen
Pilzen unter den gewählten Versuchsbedingungen weder die Bildung von
Schwefelwasserstoff noch von Schwefelsäure, noch von Schwefelablagerung
nachgewiesen werden; eine merkliche Oxydation des Thiosulfates zu Poly-
thionaten (Tetrathionat) war nicht erfolgt. Mucor Boidin entwickelt, ebenso
wie dies bei Hefen der Fall ist, in Thiosulfatlösungen Schwefelwasserstoff,
1) Ztschr. f. Gärungsphysiologie 1913, 3, 327-333. — ') Ebend. 2, 87—103.
C. Gärungserscheinungen. 459
dessen Bildung aber meist erst bei längerem Einhängen von Bleipapier-
streifen in den Kulturkölbchen nachgewiesen werden kann. Penieillium
glaucum und Aspergillus niger bilden je nach den Versnchsbedingungen
(Reaktion der Nährlösung) entweder Polythionat (Tetrathionat?) oder
Schwefelsäure, wobei im letzten Falle auch eine Schwefelabscheidung er-
folgt. Auch in Nährlösungen mit 40^0 Thiosulfat kommen einzelne
Schimmelpilze zu einer guten Entwicklung und Fruktifikation. Sehwefel-
einlagerung in den Hyphen findet in den Nährlösungen mit niedrigen
Thiosulfatconcentrationen gewöhnlich nicht statt; man trifft sie auch bei
höheren Concentrationen nur gelegentlich bei einzelnen, nicht bei allen
Pilzen an.
Untersuchungen über den Mechanismus der Gewöhnung der
Hefen an Formaldehyd. Yon M. Emm. Pozzi - Escot. ^) — Ef front
gegenüber stellt der Vf. fest, daß bei der Gewöhnung der Hefe an Form-
aldehyd eine Oxydation des Formaldehydes nicht stattfindet. Der Form-
aldehyd verliert seine antiseptischen Eigenschaften in den Nährlösungen
infolge der außerordentlichen Leichtigkeit, mit welcher der Aldehyd sich
mit den Aminogruppen verbindet. Das Yerschw^inden des Formaldehyds
aus der Nährlösung beruht einfach darauf, daß der gebildete Amino-
kohlenstoffkomplex von der Hefe als Nahrungsmittel verbraucht wird.
über den Einfluß der Hefen und der ursprünglichen Zusammen-
setzung der Gärflüssigkeiten auf die Acidität der vergorenen Flüssig-
keiten. Von J. Ventre. -) — Der Vf. k(jmmt zu folgenden Schluß-
folgerungen. 1. Jede Hefe hat eine eigene Art, in bestimmter Menge fixe
und flüchtige Säuren zu bilden. Die höchste Azidität bewirkt die Medochefe.
2. Man beobachtet bei den Gärungen in neutraler Lösung eine Zunahme
der fixen Azidität, die zwischen 1 und 1,17 "/^ des vergorenen Zuckers
schwankt. 3. In den natürlichen oder künstlich sauren Gärflüssigkeiten
findet dagegen eine Verringerung der Azidität statt, trotz Bildung einer
nicht unbeträchtlichen Menge Bernsteinsäure auf biochemischem Wege.
4. Die künstlich gesäuerte Gärflüssigkeit enthielt noch fast die ganze
ursprünglich vorhandene Weinsäure nach der Gärung. 5. Man kann also
schließen, daß eine Erhöhung der Azidität der Gärflüssigkeit während der
Gärung in neutralen Lösungen stattfindet, oder wenn die ursprüngliche
Azidität nur durch Mineralsäuren oder organische Säuren, die nur schwer
angegriffen werden, wie z. B. Weinsäure, bedingt ist. — Die Beobachtungen
bestätigten die jedes Jahr bei der Weingärung erhaltenen Ergebnisse. Die
Verringerung der Azidität scheint in der Hauptsache in der Zerstörung
der Apfelsäure begründet zu sein. Der Vf. sucht festzustellen, wie die
Hefen auf die verschiedenen Säuren einwirken. Er stellte zu diesem Zweck
künstliche Lösungen her mit einer Gesamtazidität entsprechend 5,3 g Schwefel-
säure im Liter und helle und rote Traubenmoste mit einer Azidität von
5,58 bezw. 8,95 im Liter und verfolgte sie mit verschiedenen Hefen.
Dabei ergab sich folgendes. 1. Die verschiedenen Hefen vergären wenig
Weinsäure (0,18 — 0,4 g im Liter). 2. Die Apfelsäure scheint von der
Hefe am meisten angegriffen zu werden. Die zerstörten Mengen schwankten
zwischen 2,78 und 3,45 g in der künstlichen Gärflüssigkeit. 3. Jede
!■) Compt. rend. de l'Acad. Paris 1913, 156, 1851 u. 1852. — 2) Ebend. 157, 154—156.
460 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Hefe hat ein ihr eigentümliches Bernsteinsäurebildungsvermögeu; am meisten
bildete die Medochefe, am wenigsten die Champagnerhefe.
Die Rolle der Hefe auf die Zusammensetzung der Branntweine
und die Rolle der Mangansalze in dieser Hinsicht. Von E. Kayser und
A. Demoion. ^) — Die Wirkung der Hefen auf den Wein bei mäßiger
Lüftung kann i ach der Intensität und nach der Heferasse, der vorher-
gegangenen Behandlung der Hefe und nach der Beschaffenheit des Weines,
mit welchen die Hefe in Berührung bleibt, verschieden sein, — Die Mangan-
salze haben in vorliegenden Versuchen auf die untersuchten Hefen keine
konstanten Eigenschaften übertragen, welche für den Branntwein von
Wichtigkeit wären. Die Angewöhnung an Mangannitrat oder der Zusatz
dieses Salzes zum Most ist von einer Verminderung der höheren Alkohole
begleitet. Diese Tatsache scheint jedoch nicht mit einer spezifischen
Wirkung des Mangans in Beziehung zu stehen, vielmehr scheint sie an
den Nitratstickstofi" gebunden zu sein, der von der Hefe assimiliert
werden kann.
Über die Bildung flüchtiger Säure in zuckerfreien Weinen und
Nährlösungen bei Luftzutritt durch reingezüchtete Weinhefen. Von
Richard Meißner.-) — Der Vf. verwendete zu seinen Versuchen im
Gegensatz zu Osterwalder, welcher Theilersbirn- bezw. sizilianischen
Trauben -Saft benutzte, in einem Fall künstliche Nährlösungen bestimmter
Zusammensetzung, in dem anderen sterilen, vollständig vergorenen Wein
bekannter Zusammensetzung. Er kommt zu folgenden Schlußfolgerungen:
1. Sowohl in zucker- wie alkoholfreien künstlichen Nährlösungen, welche
als Quelle organischer Substanz Pepton und Milchsäure, Apfelsäure,
Bernsteinsäure oder Zitronensäure enthalten, als auch in zuckerfreien Rot-
und Weißweinen können sich bei Luftzutritt reingezflchtete Weinhefen durch
Sprossung und Sporenbildung vermehren. 2. Infolge des Wachstums der
Hefenzellen wird die Milchsäure unter gleichzeitiger Bildung flüchtiger Säuren
in größerem oder geringerem Maße abgebaut. An der Bildung der flüch-
tigen Säure sind demnach die nichtflüchtigen Säuren beteiligt. 3. Dies
geht des weiteren auch daraus hervor, daß aus Apfelsäure, Bernsteinsäure,
Weinsäure und Zitronensäure nicht nur Milchsäure, sondern auch flüchtige
Säuren gebildet werden, wodurch eine Abnahme der vier genannten
organischen Säuren in den Kulturflüssigkeiten eintritt. 4. Außer der Bildung
der flüchtigen Säuren und der Milchsäure müssen durch die Tätigkeit der
Hefen in den Nährflüssigkeiten auch noch andere, nichtflüchtige Säuren
gebildet werden, da sonst trotz des großen Milchsäureabbaues und der
Bildung von flüchtigen Säuren die geringe Abnahme des Gesamtsäuregehaltes
der Kulturflüssigkeiten nicht zu erklären ist. 5. In Weinen beteiligt sich
an der Säurebildung nach P. Lind n er "s Untersuchungen off"enbar auch der
Alkohol. 6. Nicht nur die gebildeten nichtflüchtigen, sondern auch die
flüchtigen werden durch die Reinhefen abgebaut. 7. Der nach dem Wachsen
und der Tätigkeit der Weinhefen in den Nährflüssigkeiteu verbleibende
Gesamtsäuregehalt stellt also die Resultierende aus der Bildung und Zer-
störung nichtflüchtiger und flüchtiger Säuren dar. Je nachdem diese Säuren
gebildet oder zerstört werden, ist die Gesamtabnahme der Gesamtsäuren
1) Ann. de la Brass. et de ia Dist. 1913, 10. Aug., Sonderabdruck. — 2| Ztschr. f. Gärungs-
physiol. 1913, 2, 129-146.
C. Gärungserscb einungen. 461
eine geriogere oder größere oder gleich Null. 8. Da die Säurebildung
und Säurezerstörung Hand in Hand mit dem Wachstum der in den Kultur-
flüssigkeiten befindlichen Weinhefen geht, so ist anzunehmen, daß die ent-
stehenden flüchtigen und nichtflüchtigen Säuren Stofi'wechselproducte der
Weinhefen sind. Letztere benutzen außerdem die Säuren wahrscheinlich
einmal zur Unterhaltung ihrer Atmungsprozesse, verwenden sie aber auch
zum Aufbau neuer Zellen bei ihrem Wachstum.
Die Säurebildung in der Würze durch die Hefe während der
alkoholischen Gärung. Von A. Fernbach. ^) — Bekanntlich erfährt jede
der alkoholischen Gärung unterworfene zuckerhaltige Flüssigkeit eine Säure-
zunahme. Die Säurebildung rührt zum geringen Teil von der Bildung von
Bernsteinsäure her, zum großen Teil von der Bildung flüchtiger Säuren,
unter welchen Essigsäure vorherrscht, oft ist sie sogar die einzige flüchtige
Säure, die sich bildet. Die Versuche des Vf. sollten dartun, ob bei
derselben Hefe unter verschiedenen Verhältnissen die Säurebildung in der
gärenden Flüssigkeit wechselt, insbesondere ob sie von der Reaktion der
Gärflüssigkeit abhängt. Die Versuche wurden mit künstlichen und natür-
lichen zuckerhaltigen Flüssigkeiten (Traubenmost), die einen Zusatz von
0 — 8 g Weinsäure auf 1 1 erhielten und mit starker sowie mit schwacher
Aussaat durchgeführt. Benutzt wurde Bierhefe und Weinhefe. Die Gär-
flüssigkeit war im Anfang schwach gelüftet worden. Die Azidität der
Flüssigkeiten wurde zu gleicher Zeit, gleichgültig ob die Gärung beendigt
war oder nicht, bestimmt, außerdem der Restzucker, der gebildete Alkohol
und das Gewicht der erzeugten Hefe. Die Säurezunahme war in allen
Fällen um so stärker, je weniger Säure die Flüssigkeit ursprünglich ent-
hielt. Die verschiedenen Hefen unterstehen also bei der Säurebildung, die
sie hervorrufen, unabhängig von ihrem individuellen Charakter, dem Einfluß
der Azidität der Gärflüssigkeit, in der sie wirksam sind. Dieses Ergebnis
hat große Bedeutung in praktischer Beziehung. Die Säurebildung wird
seit kurzem mit Recht als ein Mittel zur Erhöhung der Haltbarkeit ge-
gorener Getränke bezeichnet, und von verschiedener Seite wurde die An-
wendung von Hefen empfohlen, welche die stärkste Säurebildung veranlassen.
Dabei muß man also den Einfluß berücksichtigen, welche die ursprüngliche
Azidität der Würze auf die Säurebildung ausübt.
Über Alkoholgärung. Von S. Kostytschew. V. Mitteilung. Über
Eiweißspaltung durch Dauerhefe in Gegenwart von Zinkchlorid.
Von S. Kostytschew und W. Brilliant.^) — Die Versuche zeigen, daß
die fermentative Eiweißspaltung durch Zinkchlorid nicht wesentlich beein-
flußt wird. Bei Abwesenheit von Zucker findet eine geringe Steigerung
der Proteolyse statt, die wahrscheinlich nur auf die saure Reaktion von
ZnCig zurückzuführen ist; in Zuckerlösungen ist im Gegenteil eine unbe-
deutende Hemmung der Eiweißspaltung zu verzeichnen. Auch diese Be-
einflussung ist offenbar eine indirekte: in 20procent. Zuckerlösungen tritt
sie in der Tat nur nach Ablauf von 4 Tagen deutlich hervor. Da nun
ZnClj die Zuckerspaltung stark hemmt, so ist nach 4 Tagen der Zucker-
gehalt der mit Zinkchlorid versetzten Portion immer größer als in der
Kontrollportion ; größere Zuckermengen verlangsamen aber die fermentative
1) Compt. rend. de l'Acad. Paris 1913, 156, 77—79. — «) Ztschr. physiol. Chem. (Hoppe-
Seyler) 1913, 85, 507—516.
^(52 Landwiitschaftliche Nebengewerbe.
Eiweißspaltung. Diese Erklärung ist um so wahrscheinlicher, als die Hem-
mung der Eiweißspaltung durch Zinkchlorid noch viel schärfer in 40procent.
Zuckerlösungen ausgeprägt ist, während eine Steigerung der ZnCla -Menge
bei unverändertem Zuckergehalt ohne Einfluß bleibt. Diese Ergebnisse
beweisen, daß die starke Hemmung der Zymasegärung durch Zinkchlorid
nicht davon herrührt, daß die Energie der antagonistischen Proteolyse
größer wird und infolgedessen eine schnellere Zerstörung der Zymase
eintritt. Zinkchlorid übt eine direkte Wirkung auf Gärungsfermente aus.
Zur Totalhydrolyse des Hefeeiweiß. Von H. Pringsheim. ') —
Während der Gärung findet ein dauernder Zerfall des Hefeeiweißes statt.
Dieser führt schließlich zu denselben Producten wie die Totalhydrolyse des
Eiweißes. Auch bei der Selbstverdauung der Hefe werden Aminosäuren
gebildet. Bisher ist jedoch die Fischer'sche Methode zur Trennung der
Aminosäuren durch die Destillation ihrer Ester noch nicht auf das Hefen-
eiweiß angewendet worden. Der Vf. hat diese Lücke ausgefüllt. Im
Hefeeiweiß ist weder GlykokoU noch Alanin. In relativ geringer Menge
wurde Prolin und Phenylalanin gefunden; auch die Glutaminsäure war
nur in geringen Mengen zu identifizieren. Die Hauptmenge der als Ester
destillierbaren Aminosäuren bestand aus Valin und Leuzin.
Beiträge zur Kenntnis der Eiweißumwandlung in der Hefe.
I. Über den Einfluß der Zuckergärung auf den Eiweißabbau der Hefe.
Von W. Zeleski und W. Schataloff.^) — Die Vff. suchten der Frage näher
zu treten, ob und in welchem Umfang die Producte der Zuckergärung auf
die Arbeit der proteolytischen Enzyme wirken. Sie untersuchten zunächst
die Wirkung des Acetaldehyds und anderer Aldehyde auf den Eiweißabbau
des Hefanols und der abgetöteten Preßhefe, sowie den Einfluß der Gärung
auf die nachfolgende Proteolyse. Weiter untersuchten sie auch die Wirkung
der flüchtigen Producte der Gärungsflüssigkeit auf die Proteolyse des Hefa-
nols. Acetaldehyd beeinflußt die Proteolyse der Hefe nicht stark. Eine
0,05procent. Lösung hat keinen Einfluß, eine 0,18procent. hemmt in ge-
ringem Grade die Eiweißzersetzuug des Hefanols und bleibt ohne Einfluß
auf die Preßhefe. Eine 0,5 prozent. Acetaldehydlösung hemmt deutlich die
Proteolyse. Von allen Aldehyden wirkte Formaldehyd am schädlichsten
auf die Proteolyse, die er schon in 0,03procent. Lösung nachteilig be-
einflußt. Furfurol wirkte in 0,5 procent. Lösung antiproteolytisch. Benz-
aldehyd und Phenylacetaldehyd sind schädlicher. Die Destillate der Gärungs-
producte enthalten antiproteolytisch wirkende Stoö'e. Diese Producte sind
aber keine Producte der Alkoholgärung, sondern voraussichtlich aroma-
tische Stoffe.
Beitrag zur Enzymbildung und deren Ursachen. Von H. Zikes. ■^)
— Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Erzeugung der Enzyme nicht
immer eine typische Eigentümlichkeit der Mikroorganismen ist, sondern
daß sie oft eng mit der Ernährung zusammenhängt. So ist beispielsweise
bekannt, daß manche Bakterien und Schimmelpilze nur dann Diastase er-
zeugen, wenn ihnen Stärke als einziges Kohlehydrat dargeboten wird, daß
sie aber, wenn sich außer Stärke noch ein leicht assimilierbarer Zucker
wie Glucose vorfindet, keine Diastase bilden, sondern nur den Zucker aus-
») Wochenschr. f. Brauerei 1913, 30, 399 n. 400. — «) Biochem. Ztschr. 1913, 55, 63— Tl. —
S) Allgem. Ztschr. f. Bierbr. u. Malzfabr. 1913, 41, 39 u. 40.
C. Gärungserscheinungen. 463
nutzen. Die Hefen verhalten sich dagegen, wenigstens was die Bildung
von kohlehydratspaltenden Enzymen, wie Invertase, Maltase anbetrifft,
anders. Sie konnten bisher nicht gezwungen werden, die Bildung eines
hierher gehörenden Enzyms aufzugeben, welches sie früher besessen hatten.
Als sehr schlagender Beitrag hierzu wurden folgende Versuche durchgeführt.
Es wurde eine Saazhefe, welche Prior schon früher durch sechs Jahre in
reinen Glucoselösungen gezüchtet hatte, durch weitere acht Jahre in diesen
Lösungen hergeführt. Diese Hefe konnte als typische Bierhefe vorher
Saccharose glatt vergären. Durch die 14 jährige Züchtung in Glucose-
lösungen hatte sie die Fähigkeit der Invertasebildung behalten. Die durch
so viele Jahre in Glucoselösungen gezüchtete Hefe mußte das Enzym in
der Form eines hypothetischen Enzyms weitergebildet haben.
Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung und
Bildung der Enzyme. Vni. Mitt. Über die gleichzeitige Ver-
änderung des Gehaltes an Invertase und an Gärungsenzym bei
der lebenden Hefe. Von H. Euler und D. Johansson.^) — Durch
die von den Vff. angewandte Vorbehandlung tritt eine Vermehrung des
enzymatischen Inversionsvermögens der Hefe ein, welche weder als eine
Anpassung aufgefaßt werden kann, da das Verweilen der Hefe in der
Lösung des Spaltproductes keine geringere Wirkung hervorruft als die
Vorbehandlung mit dem Substrat Rohrzucker , noch auf eine allgemeine
Erhöhung der vitalen Tätigkeit zurückgeführt werden kann, da gleichzeitig
die Gärkraft sehr stark abnimmt. Es liegt hier eine Erscheinung eigener,
noch unbekannter Art vor.
Untersuchungen über die Hydrolyse der Saccharose durch ver-
schiedene Säuren bei Gegenwart der Koji- Invertase. Von G. Bertrand
und Mme. Rosenblatt.-) — Die Invertase der Hefe und des Aspergillus
niger arbeiten am besten in einer Flüssigkeit^ die gegen Helianthin deutlich
sauer ist. Die Invertase des Koji dagegen ist in reinen Lösungen, deren
Wasserstoficonceutration in der Nähe oder etwas unter der Neutralität gegen
diesen Indikator liegt.
Über den Einfluß von Säuren und Alkalien auf das im Stadium
der Regeneration befindliche diastatische Ferment. Von M. J. Grame-
nizky.^j — Im Alkali ist ein Mittel gegeben, welches das im Stadium
der Regeneration befindliche diastatische Ferment aktivieren kann, während
die Säure nur diese Regeneration verzögert, die auch ohne Beteiligung
von Elektrolyten vor sich geht. Diese Beziehungen stehen in direktem
Gegensatz zu dem, was über den diastatischen Proceß an und für sich
bekannt ist, wo die Säure in bestimmten Concentrationen als Aktivator
dient, während das Alkali stets eine verzögernde Wirkung ausübt. Folglich
verhält sich das Ferment an sich, ohne spezifisches Substrat ein und den-
selben Einflüssen gegenüber entgegengesetzt wie das Ferment, welches sich
in Begleitung eines Substrates und im Stadium seiner Wirkung befindet.
Reinigung von Invertasepräparaten durch Behandlung mit Säuren.
I. Mitt. über Invertase. Von J. Meisenheimer, St. Gambarjan und
L. Semper.*) — Als Ausgangsmaterial der Versuche diente der
1) Ztschr. physiol. Chem. (Hoppe- Seyler) 1913, 84, 97—108. — =) Ann. de l'Inst. Pasteur 1913,
27, 566. — 3; Biochem. Ztschr. 1913, 56, 78-81. — 0 Ebend. 54, 108-121.
464 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Buchner'sche Hefepreßsaft. Dieser enthielt die Zellinhaltsstoffe der
Hauptsache nach unverändert; damit bot sich die Möglichkeit, die un-
abgebauten hochmolekularen Eiweißkörper auf sehr einfachem Weg, nämlich
durch Säurezusatz, auszufällen. Die Vff. haben festgestellt, daß sich auf
diesem Wege der Vorfällung mit Säuren eine sehr erhebliche Verbesserung
der Invertasepräparate (bis zum doppelten dos ursprünglichen Wertes)
erreichen läßt, und zwar gelang dies nicht nur mit Essigsäure, die nicht
besonders günstig wirkt, sondern noch viel besser mit Salzsäure und am
besten mit Schwefelsäure und Oxalsäure. Da die Invertase durch stärkere
Säureconcentrationen zerstört wird, so besteht für jede Säure eine be-
stimmte Grenzconcentration , oberhalb welcher Schädigung des Enzyms
eintritt. Genauere Angaben, wieviel Säure in jedem einzelnen Falle zu-
gesetzt werden muß, lassen sich nicht machen, da dies von der Beschaffen-
lieit der Hefe abhängt. Die Menge der Eiweißniederschläge beträgt etwa
Ys — V2 ^^^ Trockensubstanz; dementsprechend steigt die Wirkung des
aus dem Filtrat durch Ausfällen mit Aceton gewonnenen Invertasepräparates
um 50 — 100%. Daraus ergiebt sich der große Vorteil des Verfahrens:
Fortschaffung großer Mengen indifferenter Verunreinigungen ohne jeglichen
Enzymverlusl. Völlige Entfernung der Eiweißstoffe läßt sich auf diesem
Weg natürlich nicht erzielen. Aber man kann nunmehr mit Erfolg die
andern bisher zur Reinigung der Invertase benutzten Verfahren heran-
ziehen. Bei allen derartigen Versuchen zur Darstellung aktiver Invertase-
präparate ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß neben der Ver-
mehrung des eigentlichen Enzyms auch Verstärkung eines etwaigen
Koenzyms oder Schwächinig eines Hemmtmgskörpers erfolgen kann.
Anreicherung des Invertasegehaltes lebender Hefe. IL Mitt.
über Invertase. Von J. Meisenheimer, St. Gambarjan und L. Semper.^)
— Die Anreicherung von Hefe mit Invertase ist wesentlich auf den Rohr-
zucker zurückzuführen. Sie war — immer gemessen an der Aktivität der
Acetonhefe — bei den ersten Führungen in 10 — 20procent. Zuckerlösung
am stärksten, setzte dann wohl auch manchmal aus, um beim nächsten
Mal wieder anzusteigen. Der günstigste Versuch zeigte eine Vermehrung
der Invertasemenge auf mehr als das 8 fache. So gute Resultate wurden
allerdings nur bei einem verhältnismäßig geringen Anfangsgehalt der Hefen
au Invertase erhalten. Invertzucker übt eine kräftigere Wirkung auf die
Invertasebildung in der Hefe aus als Glucose. Die Fructose ist der
Glucose stets erheblich an Wirkung überlegen und übertrifft auch mei.stens
den Rohrzucker und Invertzucker. Die Gegenwart der Reaktionsproducte
Glucose und Fructose hemmt die Wirkung der Invertase auf Rohrzucker-
lösungen; die Verzögerung ist bei der Fructose größer als bei der Glucose.
Dies wird allgemein auf die Bildung von Additionsverbindungen Euzym-
Glucose und Enzym -Fructose zurückgeführt, von welcher die Fructose-
verbindung die stabilere ist. Auf dem gleichen Grund dürfte es auch be-
ruhen, daß die Fructose eine stärker schützende Wirkung auf die Invertase
ausübt als die Glucose. Bei der Anreicherung dürfte auch die Additions-
verbindung eine Rolle spielen. Außer dem Zuckergehalt sind für die
Invertasebildung noch andere Faktoren, ganz besonders die Stickstoffnalirung,
von großer Bedeutung.
i) Biochem. Ztschr. 1913, 54, 122—154.
C. Gärungserscheinungen. 465
Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung und
Bildung der Enzyme. IX. Mitt. Zur Kenntnis der Invertase-
wirkung. Von Hans Euler und Harald Gramer. i) — Das Ergebnis
der Vorbehandlung der Hefe ist unter Bedingungen, welche denen von
Lichtwitz sehr nahe kommen, das gleiche wie das früher von Euler
und dann auch von Meisenheimer erhaltene. Es wird sowohl durch
Rohrzucker als auch durch dessen Spaltproducte eine Invertasebildung
erzielt. Für eine Fermenthemmung wurden keine Anhaltspunkte gefunden.
Ein wesentlicher Teil der Versuche galt der Frage, in welcher Weise die
Enzymbildung fortschreitet. Bei der Galactase hatte sich ergeben, daß bei
der Kultur der Hefe in einer bestimmten Nährlösung ein Maximum der
betreffenden Enzymwirkung erreicht wird. Auch für die In vertase Wirkung
ergab sich ein ähnliches Resultat. Das so erhaltene Maximum gilt jedoch
nur, solange die Hefe sich in ein und derselben Nährlösung befindet.
Durch Überimpfung der Hefen in frische Nährlösung kann die Enzym-
wirkung vermehrt werden. Daß in den Hefenzellen die Neubildung des
Protoplasmas an die Zuckergärung geknüpft ist, haben die grundlegenden
Versuche Ehrlich 's gezeigt. Ähnliche Verbältnisse scheinen auch in bezug
auf die Bildung der Invertase stattzuhaben. Euler und Mayer haben
allerdings gefunden, daß eine Vorbehandlung der Hefe mit einer zucker-
freien, asparaginhaltigen Nährlösung nach Hayduck eine Verstärkung der
Invertasewirkung um etwa 100 ^j^ hervorrufen kann. Indessen ist hier
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß durch den Glykogenreichtum
der Hefe genügendes vergärbares Material vorhanden war. Die neuen
Versuche, welche die Vff. mit Mannit, Natriumlactat und Natrium form iat
als Kohlenstoffmaterial der Nährlösung angestellt haben, zeigen jedenfalls,
daß diese StofTe den Zucker nicht zu ersetzen vermögen. Als Ergebnis
der Versuche, insbesondere der mitgeteilten Vorbehandlungen wachsender
Hefenzellen bezw. verhältnismäßig zellenarmer Emulsionen und der mit
Mannit, Lactat und Formiat gewonnenen Resultate ist hervorzuheben, daß
die Invertasebildung an diejenigen Bedingungen geknüpft zu sein scheint,
unter welchen die Neubildung des Protoplasmas eintritt.
Einwirkung von Ammoniakgas auf die Invertase. IV. Mitt. Von
Th. Panzer.-) — Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung werden
in folgenden Sätzen zusammengefaßt: 1. Bei der Einwirkung von
Ammoniakgas gehen die Bestandteile des Invertasepräparates mit Ammoniak
außer der Bildung von Ammoniumsalz noch andere chemische Verbindungen
ein. Durch diese anderen chemischen Verbindungen werden im allgemeinen
keine Atomgruppen betroffen, welche für die invertierende Wirkung not-
wendig sind. Auch Aldehydgruppen sind für die invertierende Wirkung
nicht notwendig. Unter bestimmten Bedingungen (Auspumpversuch) können
aber aus den Verbindungen, welche das Ammoniak eingegangen ist, sich
andere chemische Verbindungen bilden, durch welche Atomgruppen fest-
gehalten werden, die für die invertierende Wirkung notwendig sind
(Carboxylgruppen?). 2. Die chemischen Processe, welche das Invertase-
präparat mit Ammoniak eingegangen ist, sind z. T, andere, als diejenigen,
welche die untersuchten Diastasepräparate eingehen können.
1) Ztschr. physiol. Chem. ^Hoppe-Seüer) 1913, 88, 430—444. — 2) Ebend. 84, 408—416.
Jaliresbericht 1913. 30
466 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Einwirkung von Chlorwasserstoff- und Ammoniakgas auf Diastase.
V. Mitt. Von Th. Panzer.^) — In einer früheren Abhandlung (Ztschr.
physiol. Chem. 83, 276) wurde aus andern Tatsachen erschlossen, daß das
Unwirksamwerden der Diastase durch Behandlung mit Chlorwasserstoff auf
einer chemischen Verbindung beruht, welche eine für die Fermentwirkung
notwendige Atomgruppe der Diastase mit Chlorwasserstoff eingeht. Diese
chemische Verbindung ist aber kein Salz und die sie eingehende Atom-
gruppe keine basische Atömgruppe. Durch die vorliegenden Versuche
über die Wiederherstellung der J"'ermentwirkung wird zwar die Kenntnis
dieser Atomgruppe nicht wesentlich erweitert, aber die bisher gezogenen
Schlüsse finden in diesen Versuchen eine weitere Stütze. Die chemische
Verbindung zwischen Diastase und Chlorwasserstoff kann, wie die Ver-
suche beweisen, zweifellos durch Einwirkung von Ammoniakgas wieder
hergestellt werden, indem das Ammoniak den an die fragliche Atömgruppe
gebundenen Chlorwasserstoff zu Chlorammonium bindet und damit diese
Atomgruppe wieder herstellt. Hätte diese Atomgruppe basische Eigen-
schaften und wäre ihre Verbindung mit Chlorwasserstoff ein Salz, dann
würde die Freimachung der Atomgruppe prompt erfolgen, es würde die
Diastase leicht wieder auf ihre ursprüngliche Wirksamkeit gebracht Averdeu
können. Dieselbe Reaktion müßte auch durch wäßriges Ammoniak in
gleichem Umfange durchgeführt werden können. So aber wird durch
Ammoniakgas nur ein Teil der Wirksamkeit wieder hergestellt und durch
wäßriges Ammoniak, wenn überhaupt, so nur ein geringer Bruchteil.
Das heißt: die Verbindung der Atomgruppe mit Chlorwasserstoff kann nur
schwer durch Ammoniak zerlegt werden; es ist offenbar für die Zerlegung
der große Überschuß von Ammoniak, vielleicht auch die Abwesenheit von
Wasser maßgebend. Im praktischen Versuche aber bleibt ein Teil der
gewissen Atomgruppen mit Chlorwasserstoff" verbunden, so daß der ursprüng-
liche Grad der Wirksamkeit nicht wiederkehrt.
Einwirkung von Ammoniakgas auf Diastase. III. Mitt. Von
Th. Panzer.-) — Alle Versuche zeigen übereinstimmend, daß die
diastatische Wirkung der Fermentpräparate durch die Einwirkung von
Ammoniakgas nicht im mindesten geschädigt, im Gegenteil, sogar eher ein
wenig gefördert wird. Es sind daher alle jene Processe, welche das
Ammoniak in den Bestandteilen der Diastasepräparate verursacht hat und
welche durch die Neutralisation der wäßrigen Lösung nicht wieder rück-
gängig gemacht worden sind, ohne Belang für die diastatische Wirkung.
Zu diesen Processen gehören insbesondere die beiden aus den früheren
Überlegungen erschlossenen, welche sich der Vf. voi'gestellt hat: a) als
einen Ersatz einer alkoholischen Hydroxylgruppe durch eine Aminogruppe,
b) als die Bindung von Ammoniak an Aldehyd. Es können also folgende
Schlüsse gezogen werden und zwar 1. ohne Rücksicht darauf, ob die
früheren Überlegungen des Vf. richtig sind: Zur diastatischen Wirkung
ist die Anwesenheit einer unveränderten Aldehydgruppe nicht notwendig;
2. unter der Voraussetzung, daß diese Überlegungen richtig sind: Zur
diastatischen Wirkung ist auch die an eine alkoholische Hydroxylgruppe
durch Enolbildung gebundene Aldehydgruppe nicht notwendig.
1) ztschr. physiol. Chem. (Hoppe-SeUer) 1913, 85, 97—111. — ') Ebend. 84, 161—188.
C. Gärungserscheinungen. 467
Einwirkung von Chlorwasserstoff- und Ammoniakgas auf Invertase.
VI. Mitt. Von Th. Panzer.^) — Bei der Invertase liehrt die Ferment-
wirkuDg, welche durch die Behandlung mit Chlorwasserstoff aufgehoben
war, bei der Ammoniakbehandlung nicht wieder. Früher wurde der Ver-
mutung Ausdruck gegeben, daß bei der Invertase die Vernichtung der
Fermentwu'kung durch Chlorwasserstoff nicht darauf beruhe, daß eine für
die Fermentwirkung notwendige Atomgruppe der Invertase sich mit Chlor-
wasserstoff chemisch verbunden hat, sondern ihren Grund in der auf
anderem Weg nachgewiesenen Anhydridbildung habe. Diese Vermutung
gewinnt durch die zuletzt angeführten Versuche eine weitere Stütze.
Beruht nämlich die Vernichtung der B'eimentwirkung auf einer chemischen
Verbindung einer für die Fermentwirkung notwendigen Atomgruppe mit
Chlorwasserstoff, dann kann sie unter Umständen durch Ammoniakeinwirkung
wieder hergestellt werden. Dies war bei der Diastase der Fall, bei der
Invertase aber nicht. Beruht sie aber auf einer Anhydridbildung, dann
kann diese, wie es in den angestellten Versuchen der Fall war, durch
die Einwirkung von Ammoniak höchstens gesteigert, nicht aber rückgängig
gemacht werden, die Fermentwirkung kann daher nicht wiederkehren.
Einwirkung von Stickoxyd auf Diastase. VII. Mitt. Von Tli.
Panzer. 2) — In früheren Abhandlungen (Ztschr, physiol. Chem. 83, 276
u. 84, 161) ist nachgewiesen worden, daß die Diastase eine Atomgruppe
enthält, welche für die diastatische Wirkung notwendig ist und welche
sich mit Chlorwasserstoff verbinden kann. Diese Atomgruppe hat keine
basischen Eigenschaften, ihre Verbindung mit Chlorwasserstoff ist kein
Salz. Die fragliche Atomgruppe ist auch nicht die Aldehydgruppe. In
dem Bestreben, die chemische Natur dieser Atomgruppe zu erkennen,
sollten zunächst verschiedene Atomgruppen, welche Chlorwasserstoff binden
können, systematisch darauf hin untersucht werden, ob sie für die
diastatische Wirkung von Belang sind. Als erste der Gruppen wurde die
Gruppe zweier doppelt gebundener Kohlenstoffatome gewählt. Der Vf.
glaubt in dem Stickoxyd ein dem Ideal recht nahe kommendes Reagens
gefunden zu haben. Das Präparat „Diastase III" hatte ungefähr 2,8 ^o
und das Präparat „Diastase gereinigt IV" ungefähr 8,8^0 Stickoxyd
chemisch gebunden. Man wird wohl annehmen können, daß in allen
jenen Versuchen , in welchen die Präparate weniger als 2,8 bezw. 8,8 ^Jq
Stickoxyd enthalten, die stickoxydbindenden Gruppen nicht ganz mit
Stickoxyd gesättigt sind und daß in jenen Versuchen, in welchen die
Präparate mehr als 2,8 bezw. 8,8 ^o Stickoxyd enthalten, nicht nur diese
Sättigung eingetreten ist, sondern daß die Präparate auch locker gebundenes
Stickoxyd enthalten. Auch locker gebundenes Stickoxyd ist jedenfalls
chemisch gebunden. Durch die Behandlung mit Stickoxyd wächst die
Azidität aller Präparate. Das milchzuckerhaltige Präparat (Diastase III)
erfährt durch die Behandlung mit Stickoxyd keinerlei Beeinträchtigung.
Das milchzuckerfreie Präparat (Diastase gereinigt IV) wird durch die Be-
handlung in seiner Wirksamkeit arg geschädigt.
Einwirkung von Stickoxyd auf Invertase. VIH. Mitt. Von Th.
Panzer.^) — Die Azidität des Invertasepräparates hat in drei Versuchen
1) Ztschr. physiol. Chem. 1913, 85, 225—230. — 2) Ebend. 292—307. — 3) Ebend. 392—398.
30*
468 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
durch die Behandlung mit Stickoxyd eine Erhöhung erfahren, in einem
Versuch aber eine auffallende Erniedrigung. Die Menge des formoltitrier-
baren Stickstoffs und des Amidstickstoffs ist durchwegs geringer gefunden
worden als bei dem ursprünglichen Präparate. Diese Tatsache ist im vor-
liegenden Falle nicht eindeutig. Sie muß nicht auf eine Anhydridbildung
hinweisen. Es könnte vielmehr durch Oxydation von chemisch gebundenem
Stickoxyd sich eine chemische Verbindung gebildet haben, welche wie
salpetrige Säure wirkt und demnach Aminogruppen unter Entbindung von
elementarem Stickstoff zerstört hat. Auch ein solcher chemischer Proceß
würde sich in einer Abnahme des formoltitrierbaren Stickstoffs und des
Amidstickstoffs ausdrücken. Das Hauptergebnis der vorliegenden Unter-
suchung ist, daß die Invertase auch bei der Behandlung mit Stickoxyd
sich wesentlich von der untersuchten Diastase unterscheidet, w^as wohl
zweifellos auf einschneidenden Unterschieden in der chemischen Konstitution
beider Fermente beruht.
Die Invertasereaktionen bei gemischten Hefenkulturen. Von A.
J. J. Vandevelde und A. Vanderstricht. ^) — Die Vff. haben vergleichende
Untersuchungen über die Inversion des Rohrzuckers unter dem Einfluß
von verschiedenen, in Eein- und Mischkultur gewachsenen Hefen ausgeführt
und zwar mit Hefe Frohberg (obergärig), Logos (obergärig), zwei Carlsberg-
Arten I u. II (untergärig) und Saaz (untergärig). Die Frohberg- Und Saaz-
hefen wirken stark, die Logos- und die zwei Carlsberghefen wenig inver-
tierend. Bei den Mischkulturen liegen die Ergebnisse gewöhnlich zwischen
denjenigen, die für die einzelnen Hefen gefunden wurden. Allein mit den
Mischungen Saaz -\- Carlsberg I und Saaz + Carlsberg H sind die Ergeb-
nisse ziemlich wechselnd; mit Carlsberg I ist die Mischung stärker inver-
tierend, mit Carlsberg H wurde einmal eine Verminderung der Inversion
und einmal dazwischen befindliche Werte gefunden. Auch mit den
Mischungen Frohberg -\- Carlsberg I und Saaz -|- Frohberg waren die ge-
fundenen Verhältnisse ziemlich übereinstimmend. Ein Unterschied zwischen
ober- und untergärigen Rassen konnte nicht festgestellt werden.
Über die Wirksamkeit der Koji- Invertase bei Gegenwart ver-
schiedener Säuren. Von Gabriel Bertrand und Rosenblatt.-) — Die
Versuche mit einer Reihe von Säuren ergaben, daß die Koji -Invertase
ihre Höchstwirkung in Lösungen entfaltet, in denen die Wasserstoffionen-
concentration der Neutralität gegen Helianthin entweder ganz nahe liegt
oder etwas daneben. Hierdurch unterscheidet sich die Koji -Invertase von
der Invertase der Hefe und des Aspergillus niger, die beide am besten
bei einer gegenüber jenem Indikator erheblich beträchtlicheren Azidität
arbeiten.
Einige Eigenschaften der Koji-Diastase. Von G. Kita.^) — Koji-
Diastase, gewonnen aus einer Kultur von Aspergillus oryzae auf gedämpftem
Reis, enthält zwei stärkeverzuckernde Enzyme, Amylase und Glucase.
Zusätze von NaCl üben beim Erwärmen bis auf 50 "^ eine Schutzwirkung
auf Koji-Diastase aus, während Asparagin, Na2HP04 und verdünnte HgSO^
die schädigende Wirkung der Erwärmung nicht aufheben. Die Schutz-
') Biochem. Ztschr. 1913, 51, 388—397. — «) Compt. rend. de l'Acad. Paris 1913, 156, 261.
- 3) Journ. of Ind. and Engin. Chem. 1913, 5, 220—222; Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1711 (Ref. Grimme).
C. Gärungserscheinungen. 469
Wirkung des NaCl steht in einem gewissen "Verhältnisse zu der Concen-
tration der Diastase; mit steigender Concentration nimmt sie beständig ab.
Die Aktivität der Koji- Diastase läßt sich durch Konservierung mit Salz-
wasser lange Zeit erhalten.
Über die Natur der Amylase. Von Henri Van Laer. i) — Der
Yf. kommt zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Die kritische Prüfung der
hauptsächlichsten Arbeiten über die Natur der Amylase berechtigt dazu,
das wirksame Prinzip, welches schließlich die lösliche Stärke in Maltose
überführt, so zu betrachten, als ob es durch die Vereinigung einer kolloidalen,
stickstoffhaltigen organischen Substanz mit Elektrolyten gebildet wäre, welche
den ersteren erlauben, unter sehr beschränkten Versuchsbedingungen im
katalytischen Sinne zu wirken. 2. Die Amylase ist in der Form, wie sie
in den Getreidearten vorkommt, verschieden von der, die man in den
Lösungen findet. Im ersteren Falle findet sie sich teilweise als unlösliches
Zymogen, an Eiweißkörper gebunden, die durch Pepsin angreifbar sind;
im zweiten Fall tritt sie frei auf und wird weder von Papain noch von
Pepsin angegriffen. 3. Der organische Bestandteil läßt sich durch Phosphor-
wolframsäure in gleicher Weise wie die Eiweißkörper verändern. 5. Die
in den diastatischen Lösungen gelöste Substanz ist um so mehr aktiv, je
stickstoffreicher sie ist; die Pentosane spielen bei der Aktivität keine Rolle.
6. Der vorhergehende Schluß wird durch die Prüfung von Lösungen be-
stätigt, die erhalten werden, wenn man ein gleiches Gewicht Diastasepulver
nach und nach mit kleinen Wassermeugen behandelt. Bei trockener Diastase
geht das Ferment langsam in eine aktive Form über, so daß die Aktivität
der ältesten Präparate im Vergleich zu ihrem Stickstoffgehalt zu schwach
ist. 7. Der stickstoffhaltige Bestandteil der Amylase weist amphoteren
Charakter auf. Er reagiert wie Albumin, Peptone und wirkliche Amino-
säuren gegen Wasserstoff ionen als Base, gegen Hydroxylionen als Säure.
8. Der mineralische Anteil der Amylase ist unumgänglich notwendig für
das Zutagetreten der specifischen Eigenschaften des aktiven Bestandteils,
diese Unentbehrlichkeit zeigt sich indessen im amphoteren Medium nur
in ziemlich engen Concentrationsgrenzen des Elektrolyten. Außerhalb eines
bestimmten Gehaltes an Neutralsalzen bleibt eine bemerkenswerte Ver-
mehrung der elektrolytischen Concentration ohne Wirkung auf die Aktivität
des Fermentes. 9. Beim gegenwärtigen Stand der Frage lassen sich alle
Tatsachen, die sich auf die Dynamik der durch das stärkespaltende Fer-
ment hervorgerufenen Reaktion beziehen, am besten mit den Eigentümlich-
keiten von Emulsoiden erklären.
Über die Dialysierbarkeit und Eigenschaften der Maltase. Von
W. Kopaczewski. -) — Die Ergebnisse der Untersuchung werden wie folgt
zusammengefaßt. 1. Die gewöhnliche Dialyse vergrößert die Wirkungskraft
der Maltase der Takadiastase; diese Wirkungskraft erreicht ein Maximum,
vermindert sich dann leicht, um zuletzt (nach 72 Stunden der Dialyse)
keine Änderung mehr zu erleiden. Gleichzeitig sind die reducierenden
Substanzen und 74,4% Asche, im ganzen 94,73% feste Bestandteile,
eliminiert, 2. Die in diesem Momente angewandte elektrische Dialyse ent-
fernt noch ein Quantum der Mineralbestandteile und organischen Substanzen
') Extrait des Bulletins de l'Academie royale de Belgiqne (classe des sciences) No. 4 (avril) 1&13.
— 2) Biochem. Ztschr. 1913, 56, 95—104.
470 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
und vermindert gleichzeitig die Wirkungskraft der Maltase. Jedenfalls zeigt
die relativ hohe Leitfähigkeit des positiven Schenkels der Flüssigkeit
K = 18,5 . 10-^ daß nicht alle Elektrolyte entfernt sind. 3. Die Maltase
wandert zum negativen Pol. 4. Die durch elektrische Dialyse gereinigte
Maltase besitzt eine gegen Helianthin schwach sauere Reaktion.
Die Wirkungsbedfngungen der Maltase aus Bierhefe auf «-Methyl-
glycosid und die Affinitätsgrößen des Enzyms. Von P. Rona und L.
Michaelis. 1) — Das «- Methyl glucosid spaltende Enzym der Hefe hat sein
Wirkungsoptimum zwischen pH 5,8 und 6,6; der Höhepunkt liegt wohl
bei 6,2. Die Bedingungen der Spaltung sind bezüglich der H-Ionen-
Concentration sehr ähnlich, wenn auch nicht mit Sicherheit völlig gleich
denen der Maltosespaltung. Die Affinitätskonstante der Maltose zum
«-Methylglucosid ist 11,1, also merklich niedriger als die betreffende Konstante
der In vertase - Saccharose - Bindung.
Studien über die Einwirkung von Maltase auf Stärke. Von Zenon
Wierzchowski. -) — Die Ergebnisse der Untersuchung werden folgender-
maßen zusammengefaßt: 1. Die Verzuckerung der Stärke durch Maismaltase
verläuft derart, daß in jedem Stadium derselben ausschließlich Glucose als
Verzuckerungsproduct neben noch unveränderter löslicher Stärke in der
Lösung vorhanden ist. 2. Die geringe Menge von mit Jod sich violett
oder rot färbenden Dextrinen, die bei diesem Proceß erscheint, entsteht
durch Vermittlung von Diastase. 3. Die Maismaltase spaltet alle drei Arten
von Carboxylverbindungen in der Stärkemolekel mit gleicher Intensität, da
keine Dextrine als Zwischenprodukte gebildet werden. 4. Maismaltase ist
also par excellence ein amylolytisches Enzym, das die Stärke vollständig
bis zur Glucose abbaut. Der Name Amylase gebührt also ihm ausschließlich.
Neue Beiträge zur Umkehrbarkeit der Gärwirkung des Emulsins.
Von Em. Bourquelot und J. Coirre.^) — Die Vff. haben 0,2 bezw. 0,4 g
f]mulsin bei 30*^ auf Lösungen von 1 g Glucose in 100 com Alkohol
in verschiedener Stärke einwirken lassen und festgestellt, daß die Emulsin-
raenge auf den Gleichgewichtszustand zwischen der sj'nthetisierenden und
hydrolysierenden Wirkung des Emulsins ohne Einfluß ist. Die größere
Emulsinmenge bewirkt lediglich im Anfang eine Beschleunigung der Reaktion,
die in deren weiterem Verlauf sich verlangsamt und sodann mit der
durch die geringere Emulsinmenge bewirkten Reaktionsgeschwindigkeit zu-
sammenfällt.
Literatur.
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Hydrolyse der Saccharose durch verschiedene Säuren bei Gegenwart der Koji-
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1) Biochem. Ztschr. 1913 , 58 , 148. — =1 Ebend. 56 . 209—219. - 3; Compt. rend. de l'Acad.
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472 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
D. Wein.
Referent: 0. Krug.
1. Weinbau.
über den Wert der Geisenheimer Sämlinge von amerikanischen
Reben und Kreuzungen. Von Fischer.^) — Um das Jahr 1890 wurden
von dem früheren Anstaltsdirektor Goethe Kreuzungen von verschiedenen
Sorten Reben amerikanischen Ursprungs sowie von europäischen mit
amerikanischen Rebsorten ausgeführt. Von diesen Kreuzungen sind
in den Jahren 1902 und 1903 auf der Leideck 103 Sorten zur weiteren
Beobachtung in einer Anzahl von je 3 Stöcken ausgepflanzt worden.
Zu gleicher Zeit hat man auch Sämlinge von reinen Amerikanern daneben
gebracht. Später wurde diese Pflanzung mit 21 Sorten ergänzt. Bei
diesen unveredelten Sämlingen wurde beobachtet und aufgezeichnet:
Zeit des Austriebs, Blütezeit, Befall von Krankheiten (Peronospora, Oidium,
Melanose, Chlorose), Trieblänge vor und nach dem Gipfeln, Ausreife des
Holzes, Zeit und Art des Blattabfalls, Ertrag an Blindholz. Diese Kontrollen
sind inzwischen mit vieler Mühe 10 Jahre durchgeführt worden, so daß
schon heute über den Wert einzelner Sämlinge ein abschließendes Urteil
gegeben werden kann. Von den 102 Sorten zeichneten sich 40 durch
Eigenschaften aus, die eine weitere Prüfung und Beobachtung auch im
veredelten Zustand, wünschenswert erscheinen lassen, 62 Sorten erwiesen
sich als wertlos, während über die erst später gepflanzten 21 Sorten die
Beobachtungen noch nicht abgeschlossen sind. Diese werden nach dem an-
gegebenen Plan weiter geprüft, während die 40 im unveredelten Zustand
brauchbar erscheinenden Sorten auf dem neu einzurichtenden preußischen
Versuchsfeld in Scy auf ihre Reblauswiderstandsfähigkeit geprüft und dann
weiter auf Vermehrungs- und Veredlungsfähigkeit beobachtet werden sollen.
Nach den gemachten Beobachtungen können als im unveredelten Zu-
stand brauchbar erscheinende Sorten angesehen werden: Aestivalis 134
G, Cordifolia X Rupestris 16, 17, 19, 90, Gutedel X Riparia 43, 45, Ries-
ling xRiparia 194, 210, Riesling X Solonis 154, 156, 158, Riparia
1, 64, 65, 68, 72, 78, 183, Riparia x Rupestris 12, 15, 66, 81,
107, Riparia X TroUinger 37, 55, Rupestris 193, Solonis X Gutedel 197,
Solonis X Riparia 177, Solonis X York Madeira 159, 162, Taylor Geisen-
heim, TroUinger x Riparia 51 G, 98, 110, 112, 145, 203, 204. In einer
weiteren Tabelle, bezüglich deren auf die Originalarbeit verwiesen wird,
sind diejenigen Sämlinge, deren weitere Beobachtung wertlos erschien,
besonders aufgeführt und zwar mit kurzer Angabe des Grundes, warum
von einer weiteren Prüfung Umgang genommen wurde.
Untersuchungen über Rebveredelung. I. Von P. Viala und P.
Pacottet. -) — Die Theorien, die in den letzten Jahren über die gegen-
seitige Beeinflussung von Unterlage und Pfropfreis aufgestellt worden sind,
haben die Verwendung amerikanischer, reblausfester Unterlagsreben bei
») Geisenheimer Jahresber. 1912, Ldwsch. Jalirb. 1913, 45. Ergänzungsbd. I, 220—224. —
^) Reyae de Viticalture Bd. 36, 37 n. 38; durch Intern, agrartechn. Rundsch. 1913, 94 u. 95.
D. Wein. 1. Weinbau. 473
der Wiederherstellung der Weinberge nicht beeinträchtigt. Auch die Tff.
haben seit Jahren über die vorliegende Frage Beobachtungen angestellt und
diese durch Vergleiche mit verschiedenen, eigens dazu geschaffenen Ver-
suchsanlagen genau geprüft. Sie kamen durch diese Arbeiten zu folgenden
Schlüssen: Etwa 15 Jahre lang fortgesetzte Beobachtungen und Versuche
in Weinbergen und eigens errichteten Versuchsanlagen beweisen, daß die
Änderungen, die man als Wirkung der Veredlung angesprochen hat, nicht
bestehen und niemals bestanden haben. Zahlreiche Ergebnisse vergleichender
Beobachtungen, die im Lauf der Untersuchungen erhalten wurden, beweisen
außerdem, daß der Character und die Eigenschaften, sowohl erstklassiger
Weine als gewöhnlicher Tischweine, erhalten bleiben oder noch verbessert
werden, wenn die sie liefernden französischen oder europäischen Reben
auf amerikanischer Unterlage gewachsen sind.
IL Von Verdie. 1) — Im Jahre 1909 ernannte die französische Land-
wirtschaftsgesellschaft eine Kommission, welche über die Rebveredlung
und ihre Wirkungen Untersuchungen anstellte, in der Absicht, die größt-
mögliche Zahl von Mitteilungen darüber zu vereinigen und die angegebenen
Wirkungen an Ort und Stelle zu studieren. Zu diesem Zwecke wurden
an die Weinbauvereine, Gesellschaften und an die bedeutendsten Wein-
gutsbesitzer in ganz Frankreich Fragebogen versandt, um alle Meinungen
und Beobachtungstatsachen über die Rebveredlung kennen zu lernen. Die
eingelaufenen Antworten lauteten: Zugunsten der Veredlung sprechen
sich 229 Antworten aus. Nach 169 Antworten sind sich veredelte und
unveredelte gleich. Nur 20 Antworten schreiben den veredelten Reben
eine größere Empfindlichkeit in bezug auf die Blüte zu. In 10 Antworten
wird den veredelten Reben eine geringere Widerstandsfähigkeit gegen krypto-
gamische Krankheiten vorgeworfen, denen man allerdings durch entsprechende
Erziehung vorzubeugen sucht. Nach 9 Antworten endlich ist eine Qualitäts-
verminderung bei dem aus veredelten Reben erzeugten Wein wahrzunehmen.
— Von 437 Antworten sind also in bezug auf die Qualität des Weins nur 9
für die Veredlung ungünstig ausgefallen. Bei der Verschiedenheit der Ant-
worten wurde die Frage auch noch durch eine besondere Kommission an Ort
und Stelle studiert. Diese kam zu folgendem Urteil: Das Vorurteil gegen die
Veredlung oder die Behauptung zu ihren Ungunsten sind nicht genügend
begründet, um eine Entartung oder specifische Veränderungen der Reben
unter dem Einflüsse der Veredlung als erwiesen zu erachten, vorausgesetzt,
daß die Veredlung richtig ausgeführt wird, daß die Anpassungsbedingungen
erfüllt wurden und daß man die übrigen Lebenserfordernisse der Reben
genügend berücksichtigte.
Rebenerziehung und Pflanzweite. Von J. L. Vidal.^) — Die
Versuche beziehen sich auf die Rebanlagen Marsville der Weinbaustation
Cognac, welche 1901 u. 1902 angepflanzt worden sind. Der betr. Boden
ist arm, flachgründig und kalkreich (50% CaCOg). Er hat seit der An-
pflanzung keine Düngung erhalten. Es sind auf ihm 24 verschiedene, für
Kalkboden geeignete Unterlagsreben in Beeten zu je 100 Stöcken angepflanzt
worden. Rupestris du Lot dient als Kontrollsorte und ist an acht ver-
1) BnU. de la Societe des Agricvdteurs de France 1912, 362—373 a. 423—428. — ^) Revue de
Viticultuie 1913, 689—693, 713—720, 752—756 u. 814-819; durch Internat, agrar-techn. Rundschau 1913,
1083-1086.
474 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
scbiedenen Stellen in Beeten von je 100 Stöcken vorhanden. — Die eine
Hälfte der ünterlagsreben jeden Beets ist mit „Folie blanche", die andere
mit „Colombard" veredelt. Erstere Sorte ist schwachwüchsig und eignet sich
bekanntlich nicht gut zum Veredeln; letztere dagegen zeigt zu den meisten
Unterlagen eine gute Affinität. Jede der beiden Rebsorten wird nach
3 verschiedenen Systemen erzogen: 1. als Becherform an Pfählen; 2. nach
Gruyot an Draht; 3. als einfacher Cordon nach Royat ebenfalls an Draht.
Der alljährliche Traubenertrag wird nach Unterlage, Erziehungsart und
aufgepfropfter Rebsorte unterschieden und gewogen; dann erfolgt für jede
Sorte die Feststellung des Mostgewichtes des unter den verschiedenen Ver-
hältnissen erhaltenen Ertrags. Nach den gleichen Grundsätzen ermittelt
mau beim Schnitt im Frühjahr das Gewicht des abgeschnittenen Holzes.
— Erziehungsarten. Nach dem Vf. bringt unter dem Klima der Charente
die Erziehung langer Schenkel und ein kurzer Schnitt des Tragholzes die
größten Traubenerträge. So erzielte man denn auch bei den in Rede
stehenden Versuchen mit der Cordon -Erziehung nach Royat einen viel
höheren Ertrag als mit der Erziehung in Becherformj ebenso ist der Zucker-
gehalt der Trauben der Cordons merklich höher als beim Schnitt nach
Guyot und der Erziehung in Becherform. Die Erziehung nach Guyot und
ähnliche Methoden seheinen weniger unter dem Mangel an Feuchtigkeit
zu leiden, doch haben Chauzit und Barba mit der Cordon -Erziehung
auf trockenem, armem Boden in Südfrankreich, wo auch die Luft trocken
ist, bessere Resultate erzielt als mit der Methode Guyot 's. Unbestreitbar
setzt aber die Becherform -Erziehung die Rebstöcke der Wirkung der
Trockenheit am wenigsten aus. Beim Qualitätsweinbau ist kurzer Schnitt
des Tragholzes bei Erziehung langer Schenkel weitaus am empfehlens-
wertesten. Es läßt sich damit bei gleichbleibender Qualität des Weins
eine größere Menge oder bei Verminderung der Menge eine bessere Qualität
erzielen als mit dem Schnitt auf langes Tragholz. — Über die Pflanz-
weite. Nach dem Vf. empfiehlt sich die Auspflanzung von etwa
4500 Stöcken pro ha am meisten. — ünterlagsreben für Kalkboden.
Die folgenden Zahlen geben Aufschluß über die mit den 24 ünterlagsreben
in den sieben Versuchsjahren erhaltenen Ergebnisse.
(Siehe Tab. S. 475.)
Über den Direktträger „Madon". Von A. Auriol.^) — Der neue
Direktträger „Madon" stammt aus dem Departement Aude und hat sich
bis jetzt ohne Anwendung irgendwelcher Mittel gegen Peronospora, Oidium
sowie gegen die verschiedenen Fäulniserscheinungen sehr widerstandsfähig
gezeigt. Der Mutterstock ist 16 Jahre alt und wird seit sechs Jahren zur
Vermehrung verwandt. Er gehört ebenso wie „Durif" und „Chasselas" zu
den zuerst reifenden Sorten, dadurch ist es möglich geworden, ihn in die
Weinberge Ost-, Nord- und Central- Frankreichs einzuführen. Er treibt
spät aus und gelangt schnell zur Blüte. Kalkhaltiger Boden sagt ihm be-
sonders zu. Jede Rebe trägt gewöhnlich 4 Trauben, von kräftigem Wuchs
gibt er bei Belassung von genügend Tragholz hohe Erträge. Bei ein-
tretendem Frost treiben die Beiaugen wieder aus, so daß die Ernte nicht
in Frage gestellt ist. Der Wein ist rot, hat sehr ausgeprägten Character
1) Journ. d'Agric. prat. 77, 497 u. 498.
D. Wein. 1. "Weinbau.
475
Name der Sorte
Traubengewicht
per Stock,
Mittel aus
3 Herbsten
Rang in
bezug auf
Trauben-
menge
Gewicht der
abgeschnittenen
Reben pro
Stock, Mittel
aus 3 Schnitten
bezug auf
Holz-
wachstum
Rupestris du Lot
34 EM
420 B
41 B
1202
Aramon X Rupestris Ganzin Nr. 2
., Nr. 1
330«
3309
Berlandieri-Resseguier Nr. 1 . .
Nr. 2 . .
81—2
161—49
Gamay-Couderc
420a
301—64
301-37
101—14
17-37
Berlandieri d'Angeac
Berlandieri Lafont Nr. 9 . . .
33 a
554—5
157—11
1,052
1,137
1,275
1,571
1,176
1,260
2,102
1,465
1,505
1,379
1,179
1,099
1,384
1,291
1,519
1,533
1,364
1,064
1,162
1,506
1,308
1,636
1,646
0,665
23
20
15
4
18
16
1
9
8
11
17
21
10
14
6
5
12
22
19
7
13
3
2
24
0,511
0,561
0,443
0,479
0,541
0,593
0,618
0,465
0,433
0,544
0,462
0.323
0,492
0,538
0,388
0,519
0,488
0,445
0,463
0,490
0,444
0,532
0,452
0,334
9
3
20
10
5
2
1
14
21
4
16
24
11
6
22
8
13
18
15
12
19
7
17
23
und einen Alkoholgehalt von 11 — 12^/o. Er ist gut im Geschmack und
ähnelt hierin den Weinen der ,,Hermitage". Diese Sorte vereinigt also in
sich zahlreiche Eigenschaften, die ihr einen ersten Platz unter den Direkt-
trägern sichern und die ihren Anbau ohne zu große Kosten gestatten.
Die Wiederherstellung des schweizerischen Weinlandes. Von
H. Faes. ^) — Wenn man in der Gesamtheit des schweizerischen Wein-
landes die auf amerikanischer Unterlage angepflanzten Anlagen berücksichtigt,
so kann man heute schon feststellen, daß die Erneuerung mit einer ge-
wissen Sicherheit vorwärts schreitet. Während zu Beginn der Wieder-
herstellung zu einer bestimmten Anzahl von Neuanlagen reine amerikanische
Unterlagen (Riparia Gloire de Montpellier und Eupestris du Lot) verwandt
worden sind, werden diese neuerdings durch ameriko- amerikanische und
franko- amerikanische Unterlagen völlig verdrängt. — Im Kanton Genf
liefert zwar Riparia Gloire de Montpellier in geeigneten Lagen und auf
tiefgründigen, fruchtbaren und wenig kalkreichen Böden hohe und regel-
mäßige Erträge, allein in wenig fruchtbaren, wenn auch tiefgründigen
Böden tritt zuweilen schon nach vier oder fünf Ernten eine Verminderung
der Triebkraft und der Fruchtbarkeit ein. Ähnliche Erfahrungen hat man
auch in anderen Kantonen (Neuenburg, Tessin, Waadt) mit der Riparia
gemacht. Mehr und mehr treten daher die ameriko-amerikanischen Unter-
lagen, namentlich Riparia X Rupestris dank ihrer größeren Anpassungs-
fähigkeit an die Stelle der reinen Amerikaner. Es sind dies namentlich
1) Revue de Viticulture 20, Bd. XI, 210—213.
476 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Riparia X Rupestris 3309, 101^*, 3306 und 11^ die gegenwärtig die
Grundlage für die Erneuerung auf der Mehrzahl der gewohnlichen oder
Durchschnittsböden der schweizerischen Weinberge bilden; sie haben bisher
in den meisten Fällen befriedigt. Im Waadtland hat die Riparia X Rupestris
101^* bereits eine ausgedehnte Verwendung gefunden, nur darf sie nicht
auf Kalkmergelböden angebaut werden, da sie nicht genügend kalkfest ist.
Im Kanton Neuenburg befriedigt besonders Riparia X Rupestris 3309, im
Kanton Tessin hat sich Riparia X Rupestris lOl^'^ die Gunst des Winzers
erworben. Was die franko -amerikanischen Unterlagen anbelangt, so hat
man in der Hauptsache Aramon x Rupestris I und Mourvedre X Rupestris
1202, weniger Chasselas-Berlandieri 41 B angepflanzt. Sie werden haupt-
sächlich auf den schweren kalkhaltigen und auch feuchten Böden verwandt,
wo die anderen Unterlagen nicht gedeihen, wie beispielsweise in Arnex
sur-Aube, im waadtländischen Weinbaugebiet auf schweren Mergelböden
mit 40 — 60% CaCOg. Sie haben auch eine genügende Probe auf Reblaus-
festigkeit abgelegt. Es besteht jedoch im allgemeinen die Neigung in der
Schweiz, die Pflanzung von franko -amerikanischen Reben einzuschränken;
man macht gegenwärtig zahlreiche Versuche, um wenigstens in den Qualitäts-
lagen die franko -amerikanischen Unterlagen durch Berlandieri- Hybriden
zu ersetzen. Hierzu wird unter anderen auch die Reihe der Riparia
X Berlandieri -Telecki- Reben aus Ungarn verwendet, von denen einige
sehr vorzüglich zu sein scheinen. Nach den bisherigen Ergebnissen in
Versuchsweinbergen geben die Berlandieri-Hybriden einen verhältnismäßig
guten Ertrag sowohl in bezug auf Menge als auch Güte, selbst in den
sehr nördlich gelegenen Weinbergen, wie z. B. im Berner Weinbaugebiet.
Untersuchungen über die Bildung kernloser Weintrauben. Von
Manaresi Angelo. ^) — Die Bildung kernloser Weintrauben (Sultaninen
und Korinthen ausgenommen) geht nur unter bestimmten Voraussetzungen
vor sich. Wenn unmittelbar nach der Blüte an ein und derselben Traube
befruchtete und unbefruchtete Stengel vorhanden sind, so hängt die
Möglichkeit ihrer Bildung fast ausschließlich ab: a) von der Rebsorte;
b) von der Ernährung: in einer Traube, die viele befruchtete Blüten auf-
weist, ist der Kampf um die zur Verfügung stehenden Nährstoffe für die
nicht befruchteten Blüten so ungleich, daß sie, bevor sie zur Entwicklung
kommen, abfallen, während bei dem Voriiandensein nur einer geringen
Zahl von befruchteten Blüten die unbefruchteten haften bleiben und kern-
lose Beeren bilden können. Weiter ist Müller-Thurgau der Ansicht,
daß der Reiz, der durch das Wachstum der Staubgefäße hervorgerufen
wird, die Entwicklung des Fruchtknotens zu einer kernlosen Beere ver-
anlassen kann. Die Anzahl der kernlosen Beeren, die an einem Weinstock
vorkommen, ist in jedem Jahr verschieden. Sie hängt davon ab, ob Be-
stäubung und Befruchtung unter so ungünstigen Bedingungen von statten
gingen, daß durch sie die Bildung von vielen Beeren mit Kernen ver-
hindert und die zur Verfügung stehenden Nährstoffe den unbefruchteten
Blüten zur Verfügung gestellt wurden. Wie Müller-Thurgau nach-
gewiesen hat, begünstigt ein höherer Gehalt an Kohlehydraten und
organischen Substanzen bei Reben, die geringelt wurden, die Bildung kern-
1) L'Agricoltura Bolognese 6 n. 7, Heft II u. I; durch Internat, agrar-techn. Rundschau 1913,
448-451.
D. Wein. 2. Most und Wein. 477
loser Trauben hauptsächlich deshalb, weil die Blüten, die sonst ab-
gefallen wären, durch diese Maßnahme eine Kräftigung erfahren. Der Vf.
hat diese Untersuchungen mit italienischen Sorten einer Nachprüfung
unterzogen und es konnten die Beobachtungen von Müller-Thurgau,
Sannino, Tossati durchaus bestätigt werden; insbesondere ist die Anzahl
der ternlosen Beeren viel größer auf den geringelten Reben. Weiter
konnte festgestellt werden, daß das Durchschnittsgewicht der kernlosen
gegenüber den normalen Beeren beträchtlich niedriger ist, was unter Um-
ständen eine wesentliche Verminderung der Production zur Folge haben
kann. Um diesen Nachteil zu verhüten, ist der Bestäubung, vornehmlich
der Fremdbestäubung, mit allen möglichen Mitteln Vorschub zu leisten.
In dieser Hinsicht empfiehlt der Vf. a) die Pflanzung von Sorten, bei
denen diese Erscheinung auftritt, mit andern in einer Reihe, die als Be-
stäuber in Betracht kommen, b) die Anwendung der künstlichen Be-
fruchtung, c) das wiederholte Schwefeln der Weinstöcke in der Blütezeit,
um ein Yerrieseln der Weintrauben nach Möglichkeit zu verhüten.
Literatur.
Molz, E.: Weinbau und Weinbereitung. Halle, Thomas' Volksbücher
Nr. 102—104.
Wanner, A.: Die Technik der Rebenveredlung. Verlag der Straßburger
Druckerei und Verlagsanstalt.
Der Weinbau im Großherzogtum Luxemburg 1912 u. 13 unter besonderer
Berücksichtigung der Reblausfrage. Veröffentlicht vom Weinbauaufsichts-
kommissariat in Grevenmacher. Grevenmacher, Verlag Eßlen'sche Druckerei.
2. Most und "Wein.
Ergebnisse der amtlichen Weinstatistik. Von Adolf Günther.^)
— Berichtsjahr 1911/12. Teil I, Weinstatistische Untersuchungen. Die
Zahl der untersuchten Weine des Jahrgangs 1911 betrug 1912. Diese
außerordentlich starke Vermehrung der Untersuchungen entsprang dem
Bedürfnis, für „in guten Jahrgängen" gewonnene Erzeugnisse ein um-
fassendes Yergleichsmaterial zu schaffen. Die Zahl der untersuchten
1912 er Traubenmoste betrug 6087, mithin etwa 700 Proben weniger als
im Vorjahre. Die Kommission für die amtliche Weinstatistik, die am
26. und 27. Septbr. 1912 in Kreuznach tagte, hatte über nachstehende
Punkte zu beraten. Omeis berichtet zunächst über den Säurerückgang
von 1911er Naturweinen des fränkischen Weinbaugebiets. Der Säure-
rückgang war durchweg nur sehr gering. Während die ursprünglichen
Moste Säuren von 7,9 bezw. 6,8 7oo zeigten, ging die Säure in den
Weinen auf 5,7 bezw. 6.6 °/oo herab. Daß aber ein Rückgang statt-
gefunden hatte und die Säureverminderung nicht nur der Weinstein-
ausscheidung zuzuschreiben war, ließ der Gehalt an Milchsäure erkennen.
Da die Moste infolge des hohen Reifegrades der Trauben nur wenig
1) Arbeiten des Kaiserl. Ges.-Amtes 1913 Bd. 46, 1—555.
478 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Apfelsäure enthielten, so konnte der biologische Säureabbau naturgemäß
nur sehr gering sein. Bei dem einen Wein zeigte sich ungefähr der
gleiche Säuregehalt wie bei dem unvergorenen Most. Dies wird dadurch
erklärt, daß die Menge der bei der Gärung entstandenen Bernsteinsäure
einschließlich der flüchtigen Säure der Menge des ausgeschiedenen Wein-
steins zuzüglich des Säureverlustes durch den biologischen Säurezerfall
das Gleichgewicht hielt. Bei allen Weinen war der Säureabbau schon
bis zum 1. Abstich (Anfang Januar) beendet und es konnte weiter fest-
gestellt werden, daß der Säureabbau durch ein frühes Ablassen des Weines
von der Hefe (9. Novbr.) in merklicher Weise gehemmt wurde. Auch
schmeckte der Wein, der zur normalen Zeit abgelassen war, wesentlich
milder als der bereits im Novbr. abgestochene. Im Anschluß daran be-
richtete Weilenstein über den Säurerückgang in Moselweinen. Diese
Versuche wurden mit zwei Fudern Mittelmoseler und zwei halben Fuder
Obermoseler des Jahrgangs 1911 sowie 6 Fudern 1910 er Wein durch-
geführt. Der Obermoseler und der Mittelmoseler wurden je zur Hälfte
verbessert und zur anderen Hälfte naturrein belassen. Am Ende der Ver-
suche (Anfang Septbr. 1912) betrug der Säureabbau bei dem Obermoseler
Natur wein 14 *^/o, bei dem verbesserten Wein (ausschließlich der durch die
Verdünnung bewirkten Säurehei'absetzung) 30 "/o» bei dem Mittelmoseler
Wein 33,6% ^^^^ bei dem verbesserten Wein 37,6 7o- ^^"^ Gegensatz
zu den Beobachtungen des Vorjahrs war der Säurerückgang bei dem mit
wäßriger Zuckerlösung verbesserten Jungweine erheblich größer, als bei
dem zugehörigen Naturwein. Von den 1910 er Weinen wurde 1 Fuder
Obermoseler, der als Jungwein noch 16,0 ^oq Säure hatte, durch Behandeln
mit CaCOg in seiner Säure um 1 ^/q^ herabgesetzt und sodann einer üm-
gärung mit 20 % wäßriger Zuckerlösung unterworfen. Nach Beendigung
der Versuche hatte der fertige Wein noch 6,9 °/oo Säure. Ein anderer
Obermoseler mit einem ursprünglichen Säuregehalt von rund 14 %o zeigte
nach der Umgärung mit 20 % Zuckerlösung nur noch eine Säure von
7,5 7oo- ^^^ Umgärung von 4 Fudern der Untermosel geschah in folgender
Weise: 1 Fuder wurde nach Zusatz von 20 % Zuckerlösung und Reinhefe
sich selbst überlassen. Bei dem 2. Fuder sind vor dem Zusatz wäßriger
Zuckerlösung 2,0 7oo Säure mit CaCOg ausgefällt worden. Bei dem
3. Fuder wurde nach der stürmischen Gärung mehrere Wochen lang die
Hefe 2 mal täglich aufgerührt. Das 4. Fuder erhielt, ebenfalls nach der
stürmischen Gärung, einen Zusatz von 20 1 flüssiger Hefe. Nach Be-
endigung der Versuche wiesen die Fuder 1, 3, 4 einen Säuregehalt von
8,2 %o, das 2. mit CaCOg entsäuert, einen solchen von 6,9 "/oo ^.uf, bei
einem Alkoholgehalte von 8,5 g in 100 ccm. Geschmacklich waren die
Weine frisch und mild und es konnte insbesondere kein nachteiliger
Einfluß der Lagerung der Weine während der ersten Monate bei erhöhter
Temperatur (15*^) auf ihren Moseltyp beobachtet werden. — Über die
Festsetzung einer Grenzzahl für den Gehalt der Weine an SOg berichtet
Kerp. Seine Vorschläge lauten: 1. Die Höchstmenge für den zulässigen
Gehalt der deutschen Konsumweine an SOg ist festzusetzen auf 200 mg
gesamte und 50 mg freie SOg im Liter. 2. Nur Konsumweine, die in
den Verkehr gelangen, sollen von dieser Regelung betroffen werden.
3. Als Konsumweine sind diejenigen Weine anzusehen, deren Alkohol-
D. Wein. 2. Most und Wein. 479
gehalt vermehrt um die dem noch vorhandenen unvergorenen Zucker ent-
sprechende Alkoholmenge, nicht mehr beträgt als 10 g in 100 ccm Wein,
4. Für Weine mit höherem Alkoholgehalt (Hochgewächse), für Ausschank-
weine (d. h. im offenen Anbruch liegende Weine) sowie für ausländische
Weine ist vorerst von einer Begrenzung des Gehalts an SOg abzusehen.
5. Von einer Begrenzung des Gehalts der SOg in Traubenmosten und
Traubenmaischen ist ebenfalls abzusehen. Über den Gehalt an SOg der
Qualitätsweine der Nahe und der Pfalz werden noch von Stern, Krug
und Schätzlein Mitteilungen gemacht; weiter berichtet noch Kulisch
über den Gehalt der elsässischen Weine an S0„, Mayrhofer über die
Ausschankweine Rheinhessens und Meißner über die von Württemberg.
Kerp äußert sich sodann über die Haltbarkeit wäßriger Lösungen von SO2.
Nach Versuchen des Kais. Ges. -Amtes empfiehlt es sich Schwefligsäure-
lösungen nur in gefüllten, gut verschlossenen Stöpselflaschen im Keller
und nur in solchen Mengen aufzubewahren, die zum jedesmaligen
Gebrauch benötigt werden, um zu verhüten, daß nur teilweise gefüllte
Flaschen für einen späteren Gebrauch aufbewahrt werden, da ihr
Gehalt an SO2 erfahrungsgemäß sehr schnell abnimmt. Nach Paul
geht der Gehalt an SO2 um so mehr zurück, je größer die Ver-
dünnung und je geringer die Flüssigkeitsmenge in der Flasche ist. —
Über die Verwendung wäßriger Lösungen von SOg in der Kellerwirtschaft
machte Kulisch einige Mitteilungen. Omeis berichtete sodann über
Schweflungsversuche an Jungweinen. Aus den Versuchen ergab sich, daß
der Gehalt an SOj im Wein bei der Lagerung nach und nach zurückgeht.
Bemerkenswert war, daß auch der Wein, bei welchem die Fässer keinen
Einbrand erhalten hatten, einen nicht unbeträchtlichen Gehalt an gebundener
SO2 (38 mg) aufwies. Offenbar ist hier die SOg durch Reduction der im
Wein vorhandenen Schwefelsäure bezw. der schwefelsauren Verbindungen
durch Hefe oder andere Organismen entstanden. Im Anschluß an einleitende
Vorträge von Kulisch und Wellenstein fand eine Aussprache der
Kommission über die Auslegung von § 3 des Weingesetzes statt. — Krug
berichtete sodann über den zulässigen Gehalt der Weine, insbesondere der
ausländischen Weine, an flüchtiger Säure. Nach den Ergebnissen der Zoll-
weinuntersuehung haben von 1642 Proben Auslaudswein 1296 Proben,
mithin 78%, weniger als 0,12 bezw. 0,09 g Essigsäure in 100 ccm ent-
halten. Stern wies darauf hin, daß nach seiner Erfahrung ausländische
herbe Weine mitunter einen verhältnismäßig hohen Gehalt an flüchtiger
Säure von etwa 0,14 bis 0,16 g in 100 ccm besitzen. Süß hat bei
ausländischen Dessertweinen wiederholt 0,2 — 0,3, bei italienischem Rotwein
0,2 g und etwas mehr flüchtige Säure in 100 ccm festgestellt. Die
Kommission beschloß über diese Frage eingehende Erhebungen anzustellen.
Von der Heide berichtete über den Einfluß der Zuckerconcentrationen auf
die Bildung der flüchtigen Säuren bei der alkoholischen Gärung. In Ge-
meinschaft mit Kroemer wurden Versuche angestellt, um festzustellen,
wie sich die Menge der bei der Mostgärung gebildeten flüchtigen Säuren
mit steigendem Zuckergehalt ändert. Die Ergebnisse sind in besonderen
Tabellen niedergelegt, bezüglich deren auf das Original verwiesen sei. —
Günther berichtete sodann über die Herstellung und Beurteilung von
Samoswein. Es wird im Anschluß an dieses Referat von der Kommission
480 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
der gleiche Standpunkt eingenommen wie im Vorjahre, i) Weiter referiert
Günther über die von Köpke im Ges.-Amte angestellten Versuche zur
Nachprüfung des Verfahrens von Deniges zum Nachweis von Citronen-
säure im Wein. Es wird hierbei hervorgehoben, daß abgesehen von den
Bromiden, Chloriden und Jodiden vor allem die organischen Säuren (Wein-
säure) und ein hoher Gerbst offgehalt den Eintritt der Deniges 'sehen
Reaktion zu verhindern vermögen. Das Verfahren wird daher zweckmäßig
in folgender Weise ausgeführt: 10 ccm Wein werden mit etwa 1 g Tier-
kohle durchgeschüttelt, etwa 2 Minuten in siedendem Wasserbade erwärmt
und filtriert. Etwa 6 ccm des klaren Filtrats werden mit 1 ccm einer
Lösung von 5 g Quecksilberoxyd in 100 ccm Wasser und 20 ccm conc,
Schwefelsäure zum Sieden erhitzt und von neuem filtriert. Die klare heiße
Lösung wird vorsichtig tropfenweise solange mit einer 2procent. Lösung von
Kaliumpermanganat versetzt, als Entfärbung ohne Abscheidimg von Mangan-
oxyden eintritt. Ein etwaiger Überschuß von KMnO^ wird durch Zusatz
von HgOg und Erwärmen beseitigt. Eine bei der Oxydation auftretende
starke weiße Trübung, die sich bald als farbloser, flockiger Niederschlag
absetzt, zeigt die Anwesenheit von Citronensäure an. Im Anschluß hieran
berichtet Mayrhofer über Erfahrungen, die er nach dem Verfahren von
Schindler zum Nachweis der Citronensäure im Wein gemacht hat. über
Versuche zur Bekämpfung des Heuwurms in Württemberg mit Nicotin-
brühen in den Jahren 1911 und 1912 berichtete Meißner. Das Gesamt-
ergebnis der Versuche im Jahre 1911 war, daß durch eine sorgfältige
und wiederholt vorgenommene Bespritzung sämtlicher Gescheine mit einer
Spritzflüssigkeit, die auf 100 1 Wasser 1 Yg 1 Nikotinbrühe mit einem Nikotin-
gehalt von 8 Yo enthielt, die Heuwürmer in den Versuchsweinbergen fast
vollständig vernichtet wurden. Im Jahre 1912 waren die erzielten Erfolge
noch günstiger als i. J. 1911, obwohl die klimatischen Verhältnisse weit
ungünstiger waren. — Es folgen im Anschluß an diese Berichte diejenigen
der Untersuchungsanstalten, die mit der Ausführung der weinstatistischen
Untersuchungen betraut sind und zwar: I. für Preußen von 1. von der
Heide, Geisenheim; 2. Stein, Kreuznach; 3. Petri, Coblenz; 4. Wellen-
stein, Trier. IL Für Bayern von 1. Omeis, Würzburg; 2. Krug,
Speyer. III. Für Sachsen von Süß, Dresden. IV. Für Württemberg von
Meißner, Weinsberg. V. Für Baden von Mach und Stang, Augusten-
berg. VI. Für Hessen von 1. Mayrhofer, Mainz; 2. Weller, Darmstadt.
VII. Für Elsaß - Lothringen von 1. Kulisch, Colmar; 2. Amthor und
Kraus, Straßburg. Es wird eine eingehende Characteristik der 1911er
Weine für die sämtlichen Weinbaugebiete gegeben und die analytischen
Daten sind in ausführlichen Tabellen niedergelegt. Bezüglich der letzteren
muß auf das Original verwiesen werden. — Teil II enthält moststatistische
Untersuchungen von den gleichen Anstallen, die auch für Wein berichtet
haben. Den Tabellen werden jeweils von den Berichterstattern allgemeine
Bemerkvmgen über den Jahrgang 1912 vorausgeschickt. Aus diesen Berichten
ergiebt sich, daß fast in allen deutschen Weinbaugebieten das Jahr 1912
für die Winzer ein Jahr der Enttäuschungen war, indem ungünstige
Witterungsverhältnisse (Frühjahrs- und Herbstfröste, Mangel an Sonne) und
J) Vergl. dies. Jahresber. 1912, 468.
D. Wein. 2. Most und Wein. 481
z. T. auch Krankheiten (Peronospora und Oidium) den Ertrag nach Menge
und Güte stark beeinfluiäten. Die Unreife des Jahrgangs kommt in den
überaus großen Säuregehalten der Moste aller Weinbaugebiete zum Ausdruck.
— Im Anhang werden Angaben über die Weinmost- Ernte im Jahre 1912
gemacht und zwar für die hauptsächlich weinbautreibenden Staaten Preußen,
Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und Elsaß -Lothringen. Ein Vergleich
des Berichtsjahrs mit den Vorjahren zeigt, daß Ernte- Menge und -Wert
gegen den Durchschnitt der letzten 10 Jahre etwas zurückbleiben.
Es folgt weiter eine Mitteilung von A. Günther und J. Flehe über:
Beiträge zur Kenntnis der nordspanischen Weine aus den kata-
lonischen Provinzen. — Die Beurteilung der in den letzten Jahren
hauptsächlich aus Spanien insbesondere aus dem Panades-Gebiet der Provinz
Barzelona (Katalonien) eingeführten Weine bereitete den mit der Kontrolle
des Weinverkehrs und der Weineinfuhr betrauten Stellen infolge ihrer
anormalen Zusammensetzung unvorhergesehene Schwierigkeiten. Da nun
allseits das Fehlen von Analysen notorischer Naturweine aus dieser Gegend
als eine Lücke beklagt wurde, so erhielt das Kaiserliche Deutsche General-
konsulat in Barzelona den Auftrag, eine kleinere Zahl verbürgt reiner
1910 er Weine aus den in Betracht kommenden spanischen Bezirken zu
beschaffen. Im ganzen wurden 12 Sorten Wein angekauft und im Kais.
Ges. -Amte untersucht. Die Analysenergebnisse sind in einer besonderen
Tabelle niedergelegt und hinsichtlich ihrer ehem. Zusammensetzung ist
folgendes von Interesse. Der Alkoholgehalt schwankt bei den Weißweinen
zwischen 7,66 und 9,42 g, bei den Rotweinen zwischen 8,14 und 10,29 g
in 100 ccm. Der Extraktgehalt ist durchweg gering und liegt bei den
Weißweinen zwischen 1,65 und 1,97 g und bei den Rotweinen zwischen
2,00 und 3,00 g in 100 ccm. Die Gesamtsäure ist bei einigen Weinen
sehr niedrig und schwankt von 4,8 — 6,7°/oo bei den Weißweinen und
6,6 — 7,3^00 bei den Rotweinen. Der Aschengehalt ist bei der Mehrzahl
der Weißweine abnorm hoch. Der niedrige Säuregehalt sowie der niedrige
Extraktgehalt im Verhältnis zu dem hohen Aschengehalt, welch letzterer
bei mehreren Weißweinen bis zu Yt des Extraktes beträgt, verleihen den
Weinen ihr besonderes Gepräge. In neuerer Zeit hat auch Filandeau^)
eine Reihe von Analysen der Panadesweine veröffentlicht, die mit den im
Ges. -Amte ermittelten Analysenwerten große Ähnlichkeit besitzen.
Th. Omeis, Versuche und Untersuchungen zur Erforschung
des freiwilligen Säurerückgangs im Weine. Versuchsjahr 1911/12.
— Der biologische Säureabbau war bei den 1911er Weinen kein erheblicher;
daß aber ein solcher stattgefunden hat, beweist die gebildete Milchsäure.
Naturgemäß konnte der biologische Säureabbau nur ein geringer sein, da
der Most infolge des hohen Reifegrades der Trauben nur wenig Äpfelsäure
enthielt. Bei allen Weinen war der biologische Säureabbau schon bis zum
ersten Abstiche beendet. Durch das frühe Ablassen des vergorenen Jung-
weins von der Hefe wurde, wenn diese sauber, d. h. unter vollständiger
Zurücklassung des Hefetrubs ausgeführt wurde, der Säureabbau in mäßiger
Weise gehemmt. Diese Hemmung hat nach dem Vf. offenbar ihren Grund darin,
1) Annales des falsific. 1911, Bd. 4, 362.
Jahresbericht 1913. 31
482
Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
daß mit der Hefe auch die im Hefegeläger befindlichen säureverzehrenden
Bakterien entfernt wurden. Bei den Versuchen mit 1910 er Wein ergab
sich, daß die Milchsäure im Weine im Laufe der ersten 2 Jahre der
Lagerung keine Veränderung oder Umbildung erfahren hat. Was die
Prüfung der Frage anlangt, ob bei einem Weine, bei welchem infolge
starken Schwefeins der biologische Säureabbau gehemmt wurde, nach längerer
Lagerung noch ein Säurerückgang stattfindet, so konnte in Übereinstimmung
mit früheren Versuchen noch ein weiterer ausgiebiger Säureabbau festgestellt
werden. Weiter hat der Vf. Versuche und Untersuchungen über die Auf-
nahme von schwefliger Säure durch den Wein infolge des Schwefelus der
Fässer bei den einzelnen Abstichen angestellt. Bei den verschiedenen
Schweflungsgraden zeigten die Versuchsweine nach dreimaligem Abstiche
einen Gehalt an gesamtschwefliger Säure von 56 bezw, 80 mg^ pro Liter
und einen Gehalt an freier SOg von 10,9 bezw. 25 mg pro Liter; der
Gehalt an SOg war hier somit in beiden Fällen noch ein mäßiger. Bei
einer starken Sahweflung war der Gehalt an SOg zur genannten Zeit
schon ziemlich hoch, denn er betrug 128 mg gesamt SOg und 59,5 mg
freie SOg. Bei der Lagerung des Weines verringert sich der Gehalt an
SOg nach und nach, in keinem Falle wurde aber hierbei der Gehalt der
Weine an Schwefelsäure in irgendwie bedenklicher Weise erhöht. Schließlich
berichtet Schätzlein-Neustadt noch über den Gehalt der Pfälzer-Weine
an SOg. In Weinen, deren Alkoholgehalt, vermehrt um die aus dem un-
vergorenen Zucker berechnete Alkoholmenge, mehr als 10 g in 100 ccm
beträgt, ist der Gehalt an gesamter SOg ein sehr schwankender. Er liegt
bei den 11 untersuchten Weinen zwischen 44,6 und 545,5 mg. Die freie
SOg ist dagegen eine durchaus normale (4,6 — 36,1 mg). Auch bei den
übrigen 49 Weinen schwankte der Gehalt an SOg bedeutend, nämlich
zwischen 17,4 und 301,1 mg. Die freie SOg bewegt sich auch bei dieser
Gruppe von Wein in normalen Grenzen.
Die schweizerische Weinstatistik. XIII. Jahrgang. Moste und
Weine des Jahres 1912. Bearbeitet vom schweizerischen Verein
analytischer Chemiker.^) — Die Schwankungen in der Zusammensetzimg
der Moste und Weine der verschiedenen Kantone sind aus nachstehenden
Tabellen ersichtlich.
a) Mostuntersuchangen.
Kantono
Zucker,
<"o bezw. Öchslegewicht
Gesamtsäure
% (g in 1)
weiß
Aargau . .
Basel -Land.
Neuchätel .
Schaffhausen
Thurgau
Valais . .
Zürich . .
3,2—12,6
42,0-70,5'
50.0—75,6
31-45
30-53
69-94
37—70
5,6—14,6
55.5—72,0
69,8—82,8
50—64
52—74
103—104
46-76
11,9—19,8
11,3—18,8
12,9—19,3
16,2—22,9
17,5—20,9
6,5-13.5
12,9—22,8
11,8—16,6
12,6—18,8
12,5—16,5
16,3-22,3
15,0-22,5
9,3—9,5
14,2—22,0
1) Mitt. aus dem Gebiete der Lebensmitteluntersuchung u. Hygiene 1913, Bd. 4, Heft 5.
D. Wein. 3. Obstwein.
483
b) Weinuntersuchungen.
Kanton
12
Alkohol
Vol.-%
Extrakt
g in 1
Zucker,
g pro 1
Gesamt-
säure
»/na
Asche
g pro 1
Basel - Landschaft
Basel -Stadt (weiß)
Bern
Genf
St. Gallen (rot)
Solothurn (weiß)
Ticino - . .
Valais ....
Vaud Aigle Ivorne
de la Cote
Lavaux . .
■weiß
rot
( weiß
\ rot
Freibnrg / '^eiJS
\ rot
weiß
rot
Schwyz I^^eül
{
weiß
rot
weiß
rot
Petita Cote
Lausanne
Vevey - Montreux
Arnex - Orbe
Champagne - Concise BonvUlars
Iverdon - Champvent ....
Kotweine
Zürich /"«^eiß
\ rot
,6— 8,6
,9— 7,0
,6— 8,3
,4—10,4
,0—12,9
,2— 9,4
9,7
,6- 9,7
,9—10,8
6,1
,5- 7,3
,2— 9,1
7,0
,6-11,0
9,3
,6—12,6
,7—13,3
,6-11,9
,2-10,6
,4—11,5
,2— 9,1
,7— 9,5
,6— 8,9
9-11,3
,7- 8,7
,2-10,2
,7— 8,0
,8— 9,6
,3— 9,0
9,6
23.5—26,4
30,7-31,4
19,9—23,8
19,2—29,4
27,5-32,2
21,4-25,7
26,9
17,6—25,5
23,1—28,1
25,4
28,3—29,8
19,0-31,9
27,6
19,9-35,6
20,2
15,6-27,8
19,7-29,3
18,0—28,2
17,6—25,8
17,6—24,4
17,2—26,1
19,0—21,0
21,4—27,2
18,4—25,0
18,8-20,0
18,1-26,4
20,5-25,2
22,6-25,1
22,3-28,8
32,6
0,2-0,8
0,2-0,5
0,2-0,8
0,9—2,1
1,9—3,8
Spuren— 1,1
0,4—1,8
1,3-2,0
Spuren
0,2—1,8
0.2
0,3-2,9
1,5
1,0—5,0
0,9-2,5
0,5—1,60
0,5—1,4
0,5—1,3
0,5—1,3
0,5
0,5
0,5—2,6
0,5-1,0
0,5—1,3
0,5
0,5—2,2
0,5—1,2
1,8
10,4—12,4
11,7—12,7
7,5-12,5
7,3-16,5
8,1-10,4
10,0-13,3
10,7
7,1-13,3
7,3—11,6
14,2
11,9—13,8
4,2-14,2
13,1
8,2—15,7
12,5
4,3—10,6
4,6— 9,4
5,3-11,6
6,6—12,3
4,4-11,0
6,6—14,7
7,6—10,4
6,7-12,6
5,6—13,2
6,4— 7,4
7,3—12,8
8,0-12,5
5,3— 7,2
8,1-14,1
11,5
2,08-2,35
2,78—2,98
1,91—2,36
1,83—2,67
2,55-2,98
1,83-2,15
2,85
1,75—2,50
1,95—2,20
1,68
1,76-2,35
2,26-3,16
2,01
1,66—3,20
1,61
1,36-3,61
1,74—3,46
1,70-2,42
1,64—2,30
1,88—2,60
1,94—2,42
1,68-1,94
2,44—2,66
1 ,91—2,68
1,98-2,30
1,86-2,38
2,16—2,30
2,48—2,92
1,70—2,49
3,06
Literatur.
Weinbau und Weinhandel
von der Heide: Winke für den Winzer.
1912, 448.
Günther, A.: Die Entsäuerung des Weines mit kohlensaurem Kalke.
Mitt. d. Deutschen Weinbau -Vereins 1912, 351—356.
Ku lisch, P.: Die Entsäuerung der Weine mit kohlensaurem Kalke.
Mitt. d. Deutschen Weinbau- Vereins 1913, 3 — 15.
3. Obstwein.
Beiträge zur Kenntnis und Beurteilung der Obst- und Beerenweine
besonders des Äpfelweines. Vod Willecke und Schellens. i) — Die
Vff. weisen zunächst darauf hin, wie außeroidentlich verschieden zur Zeit
noch die Ansichten bei der Beurteilung von Obstwein sind. Insbesondere
ist die Frage, ob und gegebenen Falles in welcher Höhe ein Zucker-
wasserzusatz bei der Herstellung von Obstwein notwendig ist, in den
beteiligten Kreisen noch eine sehr umstrittene. Die Nahrungsmittel-
kontrolle ist bei der Beurteilung der Obstweine, da eine Buchführungspflicht
für diejenigen Produzenten, die nur Obstwein herstellen, nicht besteht, auf
die chemische Analyse angewesen. Es ist daher von Wichtigkeit, da die
bisherigen Unterlagen für die Beurteilung des Äpfelweins keineswegs aus-
reichend erscheinen und insbesondere auch der Vorgang des natürlichen
1) Ztschr. f. Unters. Nähr.- u. Genußm. Bd. 26, 188—194.
81*
484
Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Säurerückgangs noch viel zu wenig in den Analysen gewürdigt ist, noch
weitere geeignete statistische Unterlagen zu schaffen. Die Vff. teilen die
Ergebnisse der Untersuchung von teils selbsthergestellten Obstsäften, teils
aus renommierten Obstweinkeltereien entnommenen Proben in folgender
Tabelle mit.
Tabelle I.
1911er Apfelmost (a) und daraus hergestellte Apfelweine (b) einer bedeutenden
Äpfelweinkelterei; zur Veranschaulichung der Veränderung der Säuren.
Bezeichnung
S
II
1
o
1
t4
'S g
o
03
1
•c
cd
"o
Ph
1 CO
O
3
i
i
1
<
o
■3
g in 100 ccm
a ä ^
^8«
e in 100 ccm
£§
a ö o
^.5
1. Au* dem Taunus; i
mit Speierling ; ohne < *
Wasserzusatz {"
2. Aus dem Taunus ; (
mit Speierling und «Jf-
Eeinhefe; gezuckert \"
3. Aus dem Taunus ; (
Speierling und Rein- < ^
hefe; ohne Zucker |."
4. Speierling mit (
Zusatz von Reinhefe <f
und Zucker [y
1.0463
1,0009
1,0445
1,0007
1,0477
1,0024
1,0324
1,0013
3,46
0,37
4,59
4,41
1,39
4,35
11,99
1,97
11,70
2,23
12,35
2,39
9,05
2,31
7,72
0,03
8,17
0,03
7,85
0,04
5,48
0,04
4,27
1,94
3,53
2,20
4,50
2,35
3,57
2,27
-
-3,20
0
-3.32
0
-3,52
0
—3,08
0
0,556
0,422
0,482
0,292
0,593
0,335
0,610
0,308
0,024
0,036
0,024
0,040
0,017
0,05
0,026
0,06
-
0,0640,32
0,2900,272
0,100|0,268
0,198 0,254
0,073 0,28
0.24 0,278
0,062 0,272
0.20 0,258
2,7
2,5
2,7
2,7
2,5
2,46
2,9
2,5
Tabelle II.
1912 er Apfelmoste (a) und daraus hergestellte Apfelweine etwa 5 Wochen
dem Keltern (b) und nochmals etwa 2 Monate später untersucht (c).
M
1,0476
1,0013
1,0005
0,16
4,11
4,15
12,40
2,29
2,02
9,67
0,26
0,21
2,73
2,03
1,81
1,93
0,499
0,375
0,408
0.018
0,067
0,077
0,593
0,127
0,110
0,072
0;225
0,240
0,288
0;272
0,256
M
1,0509
1,0013
1,0010
0
5,08
5,08
13,29 10,20
2,34' 0,31
2,22 0,25
3,09
2,03
1,97
1,97
E
0,556
0,402
0,388
0,012
0,126
0,120
0,612
0,174
0,121
0,067
0,163
0,25
0,288
0,280
0,268
'M
1,0568
1,0066
1,0025
0,16
5,01
5,14
14,80
3,67
2,77
11,00
1,06
0,17
3,80
2,61
2,60
2,15
E
0,844
0,442
0,482
0,012
0,105
0,092
0,897
0,201
0,087
0,060
0,203
0,265
0,400
0,372
0,344
'■{!
1,0431
1,0040
1,0028
0,47
4,41
4,59
11,31
2,73
2,22
8,90
0,15
0,10
2,41
2,58
2,12
1,49
-
1,010
0,750
0,609
0,026
0,056
0,060
1,140
0,683
0,147
0.060
0,171
0,306
0,372
0,316
0,312
'■(?
1,0453
1,0044
1,0028
0,26
4,41
4,47
11,86
2,84
2,21
8,62
0,33
0,14
3,24
2,51
2,07
0,79
E
0,978
0,857
0,677
0,012
0,043
0,045
1.030
0,649
0,402
0.050
0,110
0,260
0,356
0,301
0.284
nach
2,4
2,7
2,7
2,5
2,8
2,9
4,0
4,6
4,3
3,8
3,8
3,8
3,6
3,6
3,5
Die Zusammensetzung der Äpfel und reinen Äpfelweine der
unteren Seine im Jahre 1912. Von Ch. Brioux.M — Auf Grund eines
reichhaltigen Analysenmaterials, bezüglich dessen auf das Original verwiesen
wird, kommt der Vf. zu dem Ergebnis, daß eine Verminderung der im
Gesetz vom 20. Juli 1908 festgelegten Grenzwerte in den meisten Fällen
eine Streckung der Apfelweine gestatten würde. Jedoch ist es nötig, daß
1) Annal. des falsific. 6, 664—671.
D. Wein. 4. Hefe und Gärung. 485
bei "Weinen, die geringe Werte ergeben, Erhebungen über die klimatischen.
Verhältnisse während der Ernte, das Alter des Weines und die Äpfel sorte
angestellt werden, um eine zutreffende Begutachtung zu gewährleisten.
i. Hefe und Gärung.
Der Einfluß der Hefe auf den Extrakt- und Glyceringehalt der
Weine. Von J. Ventre. ^) — Im Laufe seiner Untersuchungen über den
Einfluß einiger ellipsoidischen Hefen auf die Zusammensetzung der Weine
konnte der Vf. feststellen, daß Hefesorten verschiedener Herkunft den Extrakt-
gehalt der Weine sehr verschieden beeinflussen können. Dies wird an zwei
Mosten, nämlich der Traubensorte Clairette und Aramon gezeigt, die mit
Hefen verschiedener Herkunft (Herault, Beaujolais, Medoc, Burgund und
Champagne) geimpft wurden. Sowohl in diesen Mosten wie auch in dem
geschwefelten Moste der gleichen Traubensorte bestimmte der Vf. nach be-
endeter Gärung die Extraktgehalte und kam hierbei zu nachstehendem Er-
gebnis. 1. Hefe der Champagne scheint den Extraktgehalt zu vermindern,
Hefe von Medoc dagegen vermehrt ihn. 2. Für den Nachweis eines etwaigen
Spritzusatzes zu Wein ist es von Bedeutung, die Art der Hefe zu kennen,
die den Most vergoren hat. 3. Ein Zusatz von schwefliger Säure zum
Most vermindert die Fähigkeit der Hefen den Extraktgehalt zu verringern. —
Untersuchungen über die Ursachen der Verminderung des Extraktgehaltes
führten den Vf. noch zur ßestimmug des mit den verschiedenen Hefesorten
in geschwefelten und ungeschwefelten Mosten gebildeten Glycerins. Hierbei
ergaben sich ähnliche Schwankungen wie für den Extraktgehalt. Auf Grund
dieser Untersuchungen kommt der Vf. zu nachstehendem Ergebnis^. 1.. Das
Glycerin biologischen Ursprungs steht in engster Beziehung zur Hefesorte.
Seine Menge schwankt für Weißweine zwischen 3,2 und 4,1 % des an-
fänglichen Zuckergehalts, für Rotweine zwischen 3,6 und 4,2 "/q. 2. Bei
einem geschwefelten Moste ist die erzeugte Glycerinraenge für alle Flefe-
sorten nahezu die gleiche (3,53 — 3,7 % für Weißweine, 3,5 — 3,68 % für
Rotweine). 3. Die Schwankungen im Glyceringehalt waren bedeutend ge-
ringer als die von M. La bor de angegebenen.
Die Säurebildung durch Hefen im gärenden Most. Von A.
Fernbach.^) — Jede süße Flüssigkeit, die der Alkoholgärung ausgesetzt
wird, erfährt eine Säurezunahme, die zum kleinen Teil der Bildung von
Bernstein säure, zum größten Teil aber der Bildung flüchtiger Säuren zu
verdanken ist. Je nach der Natur und der Menge der flüchtigen Säuren
können wir auch verschiedene Hefearten unterscheiden. Die Versuche der
Vf. sollten dartun, ob die Säurebildung in einer gärenden Flüssigkeit bei
Anwendung der gleichen Hefe unter verschiedenen äußeren Einflüssen ver-
schieden ist und vornehmlich, ob überhaupt äußere Einflüsse eine Wirkung
darauf ausüben. Zu diesem Zwecke hat der Vf. für seine Versuche eine
Anzahl Flaschen mit Traubenmost gefüllt und in jede eine gleiche Anzahl
von Hefezellen der gleichen Art gebracht. Ebenso erhielt jede Flasche
1) Compt. rend. 1913, 304—307. — «) Revue de Vitioniture 20, Bd. XXXIX, 113 u. 114.
486 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
noch einen Zusatz von 0,8 g Weinsäure pro Liter. Später wurde der
Inhalt der Flaschen jeder Serie ohne Rücksicht auf den Grad der Ver-
gärung auf den Säuregrad, den Zuckergehalt, die Alkoholmenge und das
Gewicht der Hefe untersucht. Nachstehend die Ergebnisse einiger Ver-
suche, aus denen die Zunahme der Säurebildung überhaupt, ebenso der
ursprüngliche Säuregrad hervorgeht und zwar ausgedrückt in mg auf Wein-
säure umgerechnet.
A. Bierhefe.
UrBprünglicher Säuregehalt
Zunahme des Säuregehalts
... 0
/ a 59,5
• • • \b 59,8
B. Weinhefe.
25
45,
5
50
41
50
100
33
50
200
6,5
29,3
Ursprünglicher Säuregehalt
Zunahme des Säuregehalts
0
/ Hefe C 66,5
• \ Hefe L 123.5
25
52
107
50
48
100
100
22.5
91
200
61,5
400
44
Über die Bildung flüchtiger Säure in zuckerfreien Weinen und
Nährlösungen bei Luftzutritt durch reingezüchtete Weinhefen. Von
R. Meißner.^) — Um in das Wesen der Säurebildung und Säurezerstörung
durch Organismen einzudringen, hat der Vf. Versuche angestellt, bei denen
er teils künstliche Nährlösungen bestimmter Zusammensetzung, teils sterilen,
vollständig vergorenen Wein bekannter Zusammensetzung verwendete. Die
Versuche führten zu nachstehenden Ergebnissen. 1. Sowohl in zueker-
und alkoholfreien künstlichen Nährlösungen, die als Quelle organischer
Substanz Pepton und Milchsäure, Äpfelsäure, Bernsteinsäure, Weinsäure
und Zitronensäure enthalten, als auch in zuckerfreien Rot- und Weißweinen
können sich bei Luftzutritt reingezüchtete Weinhefen durch Sprossung und
Sporenbildung vermehren. 2. Infolge des Wachstums der Hefezellen wird
die Milchsäure unter gleichzeitiger Bildung flüchtiger Säuren in größerem
oder geringerem Grade abgebaut. An der Bildung der flüchtigen Säuren
sind demnach die nichtflüchtigen Säuren beteiligt. 3. Dies geht auch
daraus hervor, daß aus Äpfelsäure, Bernsteinsäure, Weinsäure und Zitronen-
säure nicht nur Milchsäure sendet n auch flüchtige Säuren gebildet werden,
wodurch eme Abnahme der vier genannten organischen Säuren in den
Kulturflüssigkeiten eintritt. 4. Außer der Bildung der flüchtigen Säuren
und der Milchsäure müssen durch die Tätigkeit der Hefen in den Nähr-
flüssigkeiten auch noch andere, nichtflüchtige Säuren gebildet werden, da
sonst trotz des großen Milchsäureabbaues und der Bildung von flüchtigen
Säuren die geringe Abnahme des Gesamtsäuregehaltes der Kulturflüssigkeiten
nicht zu erklären ist. 5. In Weinen beteiligt sich an der Säurebildung
noch P. Lindner''s Untersuchungen offenbar auch der Alkohol. 6. Nicht
nur die gebildeten nichtflüchtigen, sondern auch die flüchtigen Säuren
werden durch die Reinhefen abgebaut. 7. Der nach dem Wachsen und
der Tätigkeit der Weinhefen in den Nährflüssigkeiten verbleibende Gesamt-
säuregehalt stellt mithin die Resultierende aus der Bildung und Zerstörung
nichtflüchtiger und flüchtiger Säuren dar. Je nachdem diese Säuren ge-
bildet oder zerstört werden, ist die Gesamtabnahme der Gesamtsäuren eine
(geringere oder größere oder gleich Null. 8. Da die Bildung von Säure
») Ztschr. f. Gärungsphysiolog:ie Bd. U, 129—146.
D. Wein. 5. Weinkrankheiten. 487
und die Säurezerstörung Hand in Hand mit dem Wachstum der in den
Kulturflüssigkeiten befindlichen Weinhefen geht, so ist anzunehmen, daß
die entstehenden flüchtigen und nichtflüchtigen Säuren Stoffwechselproducte
der Weinhefen sind. Letztere benutzen außerdem die Säuren wahrscheinlich
einmal zur Unterhaltung ihrer Atmungsprozesse, verwenden sie aber auch
zum Aufbau neuer Zellen bei ihrem Wachstum.
5. Weinkrankheiten.
Die Bakterien im Wein und Obstwein und die dadurch ver-
ursachten Veränderungen. Von MüUer-Thurgau und Osterwalder. ^)
— In einer mehr als 200 Seiten umfassenden Monographie geben die Vff.
zunächst im Kapitel I eine Beschreibung der im Wein vorkommenden
Bakterien sowie der Veränderungen, welche diese im Weine hervorrufen.
Im Kapitel II ist die von den Vff. bei der Bakterienreinzucht angewandte
Methode beschrieben. Kapitel III enthält eine genaue Beschreibung
(Morphologie, Physiologie, Systematik) der von den VS". reingezüchteten
Bakterien, die in 4 Arten eingeteilt werden und zwar a) Bacterium
mannitopeum (mehrere Rassen), b) Bacterium gracile (mehrere Rassen),
c) Micrococcus acidovorax, d) Micrococous variococcus. — Die erste Gruppe
von Bakterien findet sich in großer Menge in milchsäurestichigen Obst-
und Traubenweinen. Das Bacterium mannitopeum bildet Kurzstäbchen,
die an den Enden abgerundet sind und kürzere oder längere septierte
und nicht septierte Fäden. Verflüssigt die. Gelatine nicht, vergärt Lävulose,
Dextrose und Galactose energisch unter Bildung von viel Milchsäure,
Essigsäure, Kohlensäure, sodann bei Lävulose von Mannit, bei den andern
von Äthylalkohol. Vergärt ferner Saccharose, Maltose, Raffinose, 1-Arabinose,
Xylose, a-Methylglucosid und Amygdalin, dagegen nicht Lactose, Rhamnose,
Phloridzin, Mannit, Dextrin und Pepton. Baut die Äpfelsäure ab, aber
nur langsam, Citronensäure in geringen Mengen; ziemlich energisch saures
äpfelsaures Ammonium, Weinsäure und deren Salze, Bernsteinsäure und
Milchsäure. Temperatur- Optimum zwischen 26 u. 34''. — Das Bacterium
gracile findet sich in milchsäurestichigen Weinen und Obstweinen, sowie
in solchen, die einen Säureabbau erlitten haben. Bildet Kurzstäbchen und
vielfach scharf geknickte, septierte Fäden. Verflüssigt die Gelatine nicht,
vergärt Lävulose, Dextrose und Galactose unter Bildung von viel Milch-
säure, Essigsäure, Kohlensäure, bildet sodann bei Lävulose Mannit, bei den
beiden andern Zuckerarten Äthylalkohol. Vergärt nicht Saccharose, Lactose,
Maltose, Raffinose, 1-Arabinose, Xylose, Rhamnose, Phloridzin, Mannit,
Dextrin und Pepton Witte, wohl aber a-Methylglucosid und etwas
Amygdalin. Zersetzt energisch Äpfelsäure, Citronensäure und apfelsaures
Calcium. Weinsäure und ihre Salze werden nicht angegriffen, ebenso nicht
Bernsteinsäure und Milchsäure. Temperatur -Optimum zwischen 22 und 26*^.
— Micrococcus acidovorax findet sich in Weinen mit Säureabbau und als
Mischinfection bei kranken Weinen. Bildet Einzelcoccen, Diplococcen und
1) Ctrlbl. f. Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektioaskraniheiten 36. Bd., 129—338.
488 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Tetraden. Reiner Milchsäuregärer, zersetzt Dextrose, Lävulose, Galactose,
Lactose und Maltose unter Bildung von viel Milchsäure ohne Nebenproducte
wie Essigsäure und Kohlensäure usw. Vergärt nicht Saccharose, Raffinose,
1-Ärabinose, Xylose, Rhamnose, a-Methylglucosid, Amygdalin, Phloridzin,
Mannit, Dextrose und Pepton Witte. Zersetzt lebhaft Äpfelsäure unter
Bildung von Milchsäure und COj. Vergärt nicht Weinsäure und deren
Salze, Citronensäure, Bernsteinsäure und Milchsäure. Temperatur-Optimum
26,5^. — Micrococcus variococcus findet sich in Rot- und Weißweinen,
die im Säureabbau begriffen sind. Bildet Einzelcoccen, Diplococcen und
Tetraden. Reiner Milchsäuregärer, aber schwächer als Micrococcus acido-
vorax. zersetzt Lävulose, Dextrose, Galactose unter Bildung von Milchsäure
ohne Nebenproducte wie Essigsäure und Kohlensäure. Vergärt nicht
Saccharose, Lactose, Maltose, Raffinose, 1-Arabinose, Xylose, Rhamnose,
Phloridzin, Mannit, Dextrin und Pepton Witte, wohl aber a-Methylglucosid
und ausgiebig Amygdalin, dieses unter Bildung von Bittermandelöl.
Vergärt lebhaft Äpfelsäure, dagegen nicht Weinsäure und ihre Ver-
bindungen, Citronensäure, Bernsteinsäure und Milchsäure. Temperatur-
Optimum bei 26,5°. — In Kapitel IV und V werden die Veränderungen
beschrieben, welche die am Säureabbau, am Milchsäurestich, am Mäusel-
geschmack, am Umschlagen der Weine beteiligten Bakterien in letzterem
hervorrufen und es werden von den Vff. Ratschläge für die Weinanalyse
und Beurteilung gegeben. Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis und die
Erklärung der 3 Tafeln beschließt diese sehr interessante Arbeit.
6. Gesetzliche l^assnahmen.
1. Rundschreiben des Reichskanzlers (Reichsschatzamt) vom 23. Juli 1913
betr. die Untersuchung der als Verschnittweine erklärten Weine auf den
Weingeist- und Extractgehalt (§ 23 der Weinzollordnung).
2. Erlaß des Ministers des Innern und des Ministers für Handel
und Gewerbe betr. Verpflichtung der Filialen von Weingeschäften zu der
in § 19 des Weingesetzes vom 7. April 1909 vorgeschriebenen Buch-
führung,
3. Schweiz. Bundesratsbeschluß, betr. Abänderung der Abschnitte XIII
u. XIV (Wein und Obstwein) der Verordnung vom 29. Januar J909 über
den Verkehr mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen. 9. Dezbr. 1912.
Literatur.
Sammlung von Entscheidungen der Gerichte auf Grund des Weingeaetzes
vom 7. April 1909. Herausgegeben vom Kais. Ges. -Amte. Heft I u. IL
Bearbeiter: Reg.-Rat Günther. Berlin, Verlag von J. Springer, 1912 u. 13.
Weingesetz vom 7. April 1909. Von Dr. W. Hofacker, Reg.-Rat im Kgl.
Württemb. Ministerium des Innern. Stuttgart. Verlag von W. Kohlhammer.
D. Wein. 7. Allgemeines. 489
7. Allgemeines.
über den Weinbau Ungarns. Von F. v. Lonyay, Ministerialrat
im ungarischen Landwirtschaftsministerium. ^) — Der Vf. weist zunächst
darauf hin, daß die Ungarn, als sie von Asien kommend, im IX. Jahr-
hundert in ihr heutiges Land eindrangen, bereits einen blühenden Weinbau
vorfanden, der im IIL Jahrhundert von Marc Aurel in die römische Provinz
Pannonien eingeführt worden war. Bela IV., König von Ungarn, siedelte
im XIII. Jahrhundert in der Umgebung von Tokay italienische Winzer an,
die aus der Gegend von Formia Blindreben der Sorte „Formint" einführten,
welche die Muttersorte des berühmten Tokajers wurde. — Die klimatischen
und Bodenverhältnisse Ungarns sind dem Weinbau äußerst günstig und
er entwickelte sich daher immer mehr in den gebirgigen Teilen des Landes
sowohl als iu dem sandigen Ebenen- und Hügelland. — Leider hat die
Reblaus bei ihrem Erscheinen in Europa auch Ungarn nicht verschont.
Sie trat zum erstenmal im Jahr 1875 in den südlichen Laudesteilen
(Pancsova) auf und seit dem Jahre 1885 breitete sich die Laus auch auf
die übrigen Landesteile aus. Während bei Beginn des Auftretens der
Reblaus die Rebanlagen noch eine Fläche von 425 497 ha einnahmen, war
diese bereits im Jahre 1895 auf 245 405 ha reduciert. Von da ab begann
man aber mit der Wiederherstellung des Weinbaus auf amerikanischer
Unterlage und mit dem Weinbau auf Sandboden und zwar mit solchem
Erfolg, daß die ungarische Weinbaufläche im Jahre 1911 357 864 ha er-
reichte. — In einer besonderen Tabelle, bezüglich deren auf das Original
verwiesen sei, werden Angaben über die Ausdehnung der ungarischen
Weinbaufläche riebst der jeweiligen Weinerzeugung für eine Anzahl von
Jahren gemacht. Infolge der Verwüstungen durch die Reblaus und die
Peronospora, schwankten die Erträge in den einzelnen Jahren außerordentlich.
Im Durchschnitt wurden 1907—1911 jährlich 5 306 000 hl Most ge-
wonnen. Die jetzt üblichen Methoden zur Unschädlichmachung der Laus
bestehen 1. in Bestockung der Weinberge mit veredelten Amerikanerreben,
2. in der Anwendung des Kulturverfahrens (alljährliche Behandlung mit
Schwefelkohlenstoff), 3. in Ausübung des Weinbaus auf reblausfestem Sand-
boden. Anfangs versuchte man auch die Anpflanzung von Direktträgern,
die hiervon erzielten Weine sind aber nicht beliebt, ganz abgesehen davon,
daß diese Reben auch nicht absolut reblausfest sind. — Für die An-
wendung des Kulturalverfahrens hat die Regierung den Winzern Schwefel-
kohlenstofi" zur Verfügung gestellt, der in der nationalen Fabrik Zalatna
hergestellt wird; ebenso wird die Heranzucht veredelter Reben in staat-
lichen, kommunalen und privaten Veredlungsanstalten eifrig betrieben.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß sich Riparia Portalis (Gloire de Montpellier),
Vitis Solonis und Rupestris am besten als Unterlagsreben eignen. — Der
Vf. weist weiter darauf hin, daß das Gesetz vom Jahre 1896, das die
Wiederherstellung der von der Reblaus verwüsteten Weinberge zum Gegen-
stand hat, durch Gewährung besonderer Kredite einen sehr wohltätigen
Einfluß hatte und einen mächtigen Aufschwung des ungarischen Weinbaus
veranlaßte. Gegenwärtig bestehen in Ungarn 8 staatliche Weinbauscliulen,
1 Fachschule für Kellermeister, 1 ampelographisches Centralinstitut und
1) Internat, agrar-techn. Rundsch. 4, 1010—1017.
490 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
1 höhere Schule in Budapest, welche für die Verbreitung besserer Me-
thoden und Verfahren in Weinbau und Kellerwirtschaft Sorge tragen. —
Vor dem Auftreten der Reblaus in Ungarn kannte man den Wert des
Sandbodens für den Weinbau nicht. Nachdem aber durch Versuche, die
im Auftrag der Regierung angestellt waren, bekannt wurde, daß bei rich-
tiger Wahl der Rebsorten und Kulturmethoden ausgezeichnete Weine auf
Sandböden erzeugt werden können, nahm der Weinbau auf diesen Böden
einen großen Aufschwung, so daß nach der amtlichen Statistik von 1911
im ganzen 128 430 ha Sandboden mit Reben bepflanzt sind. — Zu den
besten und berühmtesten Weinen Ungarns gehört der süße Tokayerwein,
welcher weltbekannt ist und mit Recht „König der Weine" genannt wird.
Seine natürliche Süßigkeit wird dadurch bedingt, daß man die dafür be-
stimmten Trauben am Stock trocknen läßt. Der „Szomorodni" von Tokay
ist ebenfalls ein ausgezeichneter Dessertwein, nicht sehr süß, aber stark
gehaltvoll und aromatisch. Durch ein besonderes Weingesetz vom Jahre
1908 wurde das Gebiet von Tokay genau abgegrenzt, es umfaßt die Wein-
berge von 31 Gemeinden. Auch andere Gegenden Ungarns bringen gute
Dessertweine und in guten Jahren sogar natürliche Süßweine hervor, die
jedoch die Qualität des Tokaj^ers nicht erreichen. Noch besonders zu er-
wähnen sind die Weine Transsylvaniens, die vom Rheinriesling, vom Sau-
vignon und Semillon stammen; sie rivalisieren in bezug auf ihre Qualität
mit den berühmten Rheinweinen. Über die Menge und den Wert der
Ausfuhr und Einfuhr an Wein in Ungarn gibt eine besondere Tabelle
Aufschluß. Die Erzeugung von Tafeltrauben hat in der letzten Zeit er-
heblich zugenommen; die Schaumwein- und Kognak-Erzeugung ist ebenfalls
sehr bedeutend. — Die gesetzlichen Bestimmungen gegen Wein Verfälschung
sind in Ungarn sehr scharf. Das seit dem 1. Januar 1909 gültige Gesetz
verbietet sowohl die Zuckerung wie auch die Kunstweinherstellung. Die
wohltätige Wirkung dieses Gesetzes macht sich in einem größeren Ver-
trauen des Auslands in die Reinheit des ungarischen Weins bemerkbar,
das in einer Zunahme der Ausfuhr zum Ausdruck kommt.
Melnikerweine. Von F. Cerny. ^) — Von dem Weinbau Böhmens,
der etwa 640 ha umfaßt, fällt dem Gebiete von Melnik etwa die Hälfte
zu. Die Lage dieser Stadt an dem Zusammenfluß von Elbe und Moldau
erinnert an einige Rheingegenden und es ist Melnik durch seine Weine
berühmt geworden. Hauptsächlich wird daselbst der blaue Burgunder an-
gebaut, der von Kaiser Karl IV. aus Frankreich eingeführt wurde und
sich sehr gut akklimatisierte, da er hier ähnliche Vegetationsbedinguugen
vorfand wie in Frankreich. Außer den Burgundertrauben werden von den
roten Rebsorten noch Portugieser und St. Laurent, von den weißen Riesliner,
Traminer und Sylvaner kultiviert. Der Burgunder ist ein feiner, gewürz-
und bukettreicher, wegen seines GerbstoS'gehaltes sehr geschätzter Wein.
Der Vf. hat im ganzen 30 Naturweine der Melniker Umgegend, die meist
aus den Kellereien der Fürsten J. von Lobkowicz stammen, untersucht
und es sind die Ergebnisse in einer besonderen Tabelle zusammengestellt.
Da die Weine verschiedenen Jahrgängen angehören und von verschiedenen
Lagen stammen, ist auch ihre Zusammensetzung sehr verschieden. — Der
1) Ztschr. f. Unters Nähr.- u. Genußm. Bd. 25, 486—489.
D. "Wein. 7. Allgemeines. 491
Alkoholgehalt schwankt bei den Rotweinen zwischen 6,73 (Portugieser
1909) und 9,70 (Burgunder 1911), bei den Weißweinen zwischen 7,26
(SyWaner 1905) und 9,92 g (Riesling 1908). üer Extraktgehalt ist bei
den meisten Weinen hoch und bewegt sich bei den Rotweinen zwischen
2,07 und 3,82 g, bei den Weißweinen zwischen 1,71 und 2,68 g. Der
Glyceringehalt beträgt bei den Rotweinen 0,65 — 1,12 g, bei den Weiß-
weinen 0,80 — 1,24 g. Der Gehalt an flüchtiger Säure ist ein normaler.
Die Mineralstoffe bewegen sich bei den Rotweinen zwischen 0,182 und
0,392 g, bei den Weißweinen zwischen 0,142 — 0,220 g. Die Melniker-
weine erzielen gute Preise, je nach Sorte und Qualität wird die Flasche
mit 1,60—3 Kronen bezahlt. Der Schaumwein „Chäteau Melnik" ist jeder
besseren französischen Marke gleich und wird zu 5 Kronen die Flasche verkauft.
Zur Weinbereitung im Süden. Von C. Mensio. ^) — Der Vf. weist
darauf hin, daß die Temperatur, bei der die Gärung eines Mostes vor sich
geht, auf die Beschaffenheit des Weines von großem Einfluß ist. Während
zu niedrige Temperaturen bei der Gärung leicht zu vermeiden sind, lassen
sich im Süden zu hohe Temperaturen nur sehr schwer verhindern, da die
Trauben selbst, zumal sie meist in den heißesten Stunden des Tags ge-
lesen werden, sehr warm sind und andererseits durch die Tätigkeit der
Hefe bei der Gärung soviel Wärme erzeugt wird, daß Temperaturen von
30*^, 40^ und selbst 45° entstehen. Dies hat leicht die Bildung von
größeren Mengen Essigsäure und anderen Weinkrankheiten zur Folge,
ebenso wird die Lebenstätigkeit der Hefezellen so geschwächt, daß diese
absterben, obwohl noch größere Mengen von Zucker vorhanden sind. Der
Vf. bespricht nun die einzelnen Faktoren, die als Ursache dieser Tem-
peratursteigerung bei der Gärung anzusehen sind und hebt insbesondere
hervor, daß es hauptsächlich der hohe Stickstoffgehalt der Süd weine ist,
der den Verlauf der Gärung, insbesondere die Temperatur, in hohem
Grade zu beeinflussen vermag. Dies wird näher dargetan an einer Reihe
von Versuchen, die der Vf. sowohl an unveränderten Mosten wie auch an
solchen Mosten durchgeführt hat, die teils mit Ammoniumcarbonat, teils
mit Asparagin (1 g pro 1) versetzt waren. Zur Herabsetzung des Stick-
stoffgehalts glaubt der Vf. der Praxis folgende Punkte für die Weinbereitung
besonders empfehlen zu müssen. 1. Kräftiges Auspressen der Trauben
und mehr oder weniger völlige Trennung des Mostes von den Trestern.
2. Aufbewahrung des Mostes in einem Gefäße mit großer Oberfläche,
kräftige Durchlüftung, Abschöpfen der Hefenschichten, die sich an der
Oberfläche sammeln, Zusatz von etwas Tannin, Gelatine oder von Terra
di Lebria, um die Abscheidung der suspendierten und Hefensubstanzen zu
erleichtern. 3. Steheulassen des auf die angegebene Weise von den N-
haltigen Stoffen befreiten Mostes mit den frischen Trestern, um die ent-
sprechenden Mengen an Farbstoff wieder auszuziehen. Da Vf. die Ver-
suche nur mit verhältnismäßig geringen Mengen Trauben (ca. 300 kg) an-
gestellt hat, so empfiehlt er die von ihm gemachten Vorschläge zur Wein-
verbesserung auch noch im großen auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen.
Beiträge zur Kenntnis der Malzweine und zu deren Beurteilung.
Von P. Kulisch.^) — Seit einigen Jahren hat sich, vorwiegend im Elsaß,
1) Annali della R. Accademia d'Agricoltora di Torino Bd. 46. — -) Ztschr. f. Unters. Nahr.-
u. Gennßm. Bd. 26, 705—727.
492 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
eine neue Industrie entwickelt, die aus ilalz und Zuckerwasser weinähnliche
Getränke herstellt, die nach ihrem Geschmack sowohl wie auch nach ihrem
Alkohol- und Extraktgehalt leichten, deutschen Weißweinen ähnlich sind.
Diese Getränke zeigen daher eine ganz andere Art wüe die Maltonweine,
die bekanntlich gewisse Dessertweine ersetzen sollen (Malton-, Tokayer-,
Scherry-, Portwein). Die Darstellung der Malzweine geschieht etwa derart,
daß das geschrotete Malz mit heißem Wasser ausgezogen wird, und die
vermischten Auszüge w^erden nach Zusatz von Zucker der Vergärung unter-
worfen. Hierbei ist eine richtige Gärführung in bezug auf den Säuregehalt
und den Weincharakter von großer Bedeutung. Der Gestehungspreis dieser
Ersatzgetränke dürfte sich für 100 1 etwa auf 11 — 13 M stellen. Die
große Mannigfaltigkeit in der chemischen Zusammensetzung der im Handel
befindlichen Malzweine scheint keineswegs das Ergebnis gewollter Be-
einflussung des Erzeugnisses zu sein, sondern auf ungenügender Beherrschung
der Darstellung zu beruhen. Der Vf. hat 17 Proben Malzweine untersucht,
vou denen 16 aus dem Verkehr entnommen wurden, während 1 Probe
in der landwirtschaftliehen Versuchsstation in Colmar selbst hergestellt
wurde. Die Zusammensetzung dieser Getränke schwankte zwischen nach-
stehenden Zahlen (g in 100 com):
Alkohol 4,71—7,66
Extrakt (zuckerfrei) . . . 1,13 — 3,15
Asche 0,056—0,19
Gesamtsäure (als Weinsäure) 0,27—0,61
Flüchtige Säure als Essig-
säure ber 0,01 — 0,15
Milchsäure (in 5 Proben) . 0,23—0,37
Zucker 0.10-1,67
Glycerin 0,3—0,5
Alle Malzweine sind, auch wenn man die vorhandenen Zuckerreste
nach Möglichkeit mit Reinhefe vergärt, dadurch gekennzeichnet, daß sie
deutlich rechts polarisieren. Hierdurcli sind die Malzweine auch in Ge-
mischen mit Wein sehr leicht aufzufinden. Der Vf. erörtert dann ein-
gehend die Frage, ob die Darstellung der Malzweine und die Art, wie
dieselben vertrieben werden , nach den Bestimmungen des Weingesetzes
(§ 10) zulässig erscheint. (Anmerkung: Vom Bundesrat ist bereits der
Entwurf einer Änderung der Ausführungsbestimmungen zum Weingesetz
vorgesehen, der künftighin die Herstellung dieser Zucker- Malzweine un-
möglich macht. Der Ref.)
Beitrag zur Beurteilung des Wermutweins. Von P. Trübsbach.') —
An der Hand von Analysen von im Handel befindlichen Wermutweinen
sowie an der Hand von erprobten Recepten zur Herstellung von Wermut-
wein wendet sich der Vf. gegen die Behauptung, daß die analytischen
Zahlenwerte eines Wermutweins zur Beurteilung desselben praktisch nicht
zu verwerten seien. Weiter ist der Vf. der Ansicht, daß man bei Wermut-
wein einen Weingehalt von 70*^/0 nicht fordern könne.
Über Wermutwein. Von A. Behre und K. Frerichs.-) — Die
Hauptschwierigkeit für die Beurteilung des Wermutw-eins liegt nach den
Vff. darin, daß er nach dem deutsehen Weingesetz nur als weinhaltiges
Getränk im Sinne des § 16 aufzufassen ist, während er nach den Be-
stimmungen der sonst für seine Herstellung in Betracht kommenden Länder
(Italien, Schweiz, Österreich-Ungarn) als Wein gilt. Diese Lücke des Wein-
1) Ztschr. f. öffentl. Chem. 1912. Bd. 18, 373. — 2) Ztschr. f. Unters. Xahr.- u. Genußm.
Bd. 25, 429—444.
E. Spiritusindustrie. 493
gesetzes sollte auf Grund der Bestimmungen des § 4 ausgefüllt werden.
Der Nachweis, wieviel "Wein in einem gegebenen Falle zur Herstellung
eines "Wermutweines verwendet wurde, ist äußerst schwierig und durch
die Untersuchung kaum zu führen, falls nicht stark gestreckte Erzeugnisse
vorliegen.
E. Spiritusindustrie.
Referent: Tb. Dietrich.
Über das Amyloverfahren und die dabei verwendeten Organismen.
"Von Franz Heinrich.^) — Die Hauptunterschiede des Amyloverfahrens
gegenüber den bisher üblichen Arbeitsmethoden sind der Ersatz des Malzes
durch Schimmelpilze sowie steriles Arbeiten während des ganzen Processes.
Bezüglich der technischen Durchführung unterscheidet sich das neue Ver-
fahren von den älteren durch den "Wegfall der Mälzerei und der Ver-
zuckerung in einem besonderen Vormaischbottich sowie das Fehlen einer
Kunsthefebereitung. Verzuckerung und Vergärung spielen sich zum großen
Teile nebeneinander in demselben Bottiche ab. Malz wird nur noch
für bestimmte Rohstoffe benutzt. — Das Verfahren läßt sich in folgende
Processe gliedern: 1. Die Heranzüchtung der Kulturen von Amylopilz und
Hefe. In der Praxis des Amyloverfahrens arbeitet man zurzeit mit den
Rhizopus- Arten: japonicus, tonkinensis und Delemar, welch' letzterer erst
in neuester Zeit allgemeineren Eingang in die Amylobrennereien gefunden
hat. 2. Die Vorbereitung des Rohmaterials (Schroten, Waschen, Reiben).
3. Das Einteigen des Rohmaterials, das Dämpfen und Ausblasen in den
Gärbottich. 4. Die Verzuckerung und Vergärung im Bottich und 5. nach
beendeter Gärung die Destillation der Maische. Der Vf. beschreibt ferner
die Arbeitsweise bei verschiedenen Rohmaterialien, Mais, Kartoffeln, Roggen.
Spiritus aus Durrakorn (Andropogon Sorghum). Von C. Nagel. ^)
— Die aus Fruchtbüscheln ausgedroschenen und gereinigten Körner ent-
hielten in der roten Durra 11,38, in der weißen Durra ll,15*^/o "Wasser.
Für die Keimfähigkeit der untersuchten Durra reichte die Diastase des
erhaltenen Durramalzes nicht aus, eine vollständige Verzuckerung der Maische
zu bewirken. Es wurde deshalb das ziemlich fein gemahlene Durrakorn
mit "Wasser gekocht und dann mittels eines wäßrigen Auszuges aus gutem,
diastasereichen Gerstenmalz eine vollständige Verzuckerung der Durrastärke
herbeigeführt. Bei diesem Versuch konnte durch Vergären der erhaltenen
Maische mittels Hefe (Rasse Xll) nach Abzug des aus dem Malzauszug
stammenden Alkohol erhalten werden aus 100 kg rotem Durrakorn 36,46 1
reinen Alkohols, aus 100 kg weißem Korn 35,66 1. Auf Trockensubstanz
berechnet entspricht das 41,14 bezw. 41,46 1 reinen Alkohols.
Der Alkohol der Früchte von Arbutus Unedo (Meerkirsche). Von
Giovanni Sani.'"') — Die verarbeiteten, 18,83 ^/^ Zucker enthaltenden
Früchte wurden eingemaischt und der freiwilligen Gärung überlassen.
1) Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 25, 317. Nach des Vf. Dissertation 1912: ,,Saccharomyces
anamensis", Die Hefe des neueren Amyloverfahrens. — ') Ebend. Nr. 40, 486 (Mitt. a. d. techn.-
■wissenschaftl. Labor, d. Instit. f. Gäningsgew.). — *) Atti R. Accad. dei Lincei, Eoma (5] 22, I. 884 u.
885. Perugia, Ld-wsch.-chem. Lab. d. Hochschule; hier ref. nach Chem. CtrM. 1913, H. 1176 (Grimme).
494 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Nach etwa 8 Wochen war die Gärung beendet. Die erhaltene Flüssigkeit
enthielt 68,29% Trockensubstanz und 10,5° Alkohol. Eine andere Probe
hatte folgende Zusammensetzung:
Gesamt- "Wein- "Wein- flüchtige _, . Trocken-
Dichte Alkohol säure »tein säure Säure Tanmn extrakt
1,030 9,15% 14,10/00 3,960/o 0,06o/oo 0,550/00 0,781o/oo l02,20/„^
Die nähere Untersuchung des daraus destillierten Alkohols ergab im 1:
Säure (als Essigsäure) 0,132 g, Ester (als Essigester) 1,757 g, Furfurrol
und Methylalkohol nachweisbar, freie und gebundene Blausäure fehlen,
Fuselöl 2,321 g. In der Maische konnten als Gärungserreger Saccharomyces
ellipsoideus und S. apiculatus nachgewiesen werden.
Über die Möglichkeit der Verwendung der Frucht von Arbutus
Unedo zur technischen Herstellung von Alkohol. Von Arturo Born-
traeger. ^) — "Von der Verarbeitung der Meerkirsche auf Alkohol (siehe
Yor. Art.) verspricht der Vf. sich keine großen Vorteile, da der Zuckergehalt
im Vergleich mit anderen pflanzlichen Produkten Italiens zu gering ist,
um in eine erfolgreiche Konkurrenz treten zu können. Außerdem vertragen
diese Früchte durchaus keinen Transport. Die Angabe Sani 's über den
Gehalt an Weinstein und Weinsäure im vergorenen Saft ist dem Vf. un-
verständlich, da er in den Früchten keine Weinsäure nachweisen konnte.
Spiritus aus Mohwablüten. Von Rüdiger. 2) — Eine dem Vf. zu-
gegangene Probe von Mohwablüten, Blüten von Bassia latifolia, bestand
aus Blütenböden von braunroter Farbe und angenehm dürrobstähnlichem
Geschmack. Die chemische Untersuchung ergab folgende Zusammensetzung:
Wasser Rohprotein Rohfaser Mineralstoffe , Dextrose
in 7o 11.3 7,25 1,72 2,57 70,8
In Indien sollen diese Blüten das Rohmaterial des von den Ein-
geborenen konsumierten Trinkbranntweins bilden. Die Blüten werden einer
natürlichen Gärung überlassen und geben ein Product von unangenehmem
eigentümlichen Aroma und hohem Säuregehalt. Bei den Versuchen des
Vf. wurden die Blüten mit Wasser gekocht, oder, was die beste Ausbeute
ergab, eine halbe Stunde bei 1 Atm. Druck gedämpft und die Maischen
mit Bierhefe vergoren. Die Ausbeute betrug aus 100 g Blüten bei Kochen
des Rohmaterials 39,6 ccm, bei halbstündigem Dämpfen sogar 40 ccm
absoluten Alkohol (= 56,5 Liter- °/o vom chemisch bestimmten kg Zucker).
Geruch und Geschmack des gewonnenen Spiritus sind sehr unangenehm.
Durch Permangan -Zusatz erhielt man bei fraktionierter Destillation einen
Mittellauf von eigentümlichem, nicht unangenehmem Aroma. Dem Vf. ist
es nicht zweifelhaft, daß sich technisch mit Hilfe von geeigneten Destillier-
apparaten, wahrscheinlich auch ohne chemische Behandlung, ein charakte-
ristischer guter Trinkbranntwein, sowie Feinsprit aus Mohwablättern her-
stellen lassen wird.
Die Bereitung von Alkohol aus den Früchten der auf den
Philippinen heimischen Nipapalme (Palma fructificans). A"on L. Cavel.^)
— Die Früchte werden zur Zeit der Reife mit ihren Stielen vom Baume
1) Staz. sperim. tgrar. ital. 1913, 46, 615—617; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1900 (Grimme).
— 2) Ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Xr. 4, 37 (Brennereitechn. Inst. d. K. Akaden-ie Weihenstephan).
— S) Revue generale de Chimie pure et apnl. 1913, 16, 17—20; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, I.
1149 (Kühle).
E. Spiritusindustrie. 495
gepflückt. Am Ende des Stieles wird ein Holzgefäß von ca. Y^ Inhalt be-
festigt, das sich 1 — 2 mal des Tages mit dem Safte, der aus dem Stiele
quillt, füllt. Der mittlere Ertrag einer Palme an Saft beträgt 35—40 1.
Der Saft enthält bis 14^0 Saccharose, reducierenden Zucker in Spuren,
Eiweißarten und Mineralstoff 1,5%; Dichte 1,0633. Der gesammelte Saft
gerät spontan in alkoholische Gärung und wird auf Alkohol von 94 — 96%
verarbeitet.
Zwetschenbranntwein. Von G. Ellrodt. ^) — Als Rohmaterial dienen
die Früchte des Zwetschenbaumes Prunus domestica und Pr. oeconomica
nebst ihren verschiedenen Spiel- und Abarten, sowie ver.'chiedene Sorten
Pflaumen. Für den Geschmack des Branntweins sind nebst den besonderen
Aromastoffen der Früchte vor allem der Amygdalingehalt derselben und
die Arbeitsweise maßgebend. Der Gehalt der Früchte an Zucker ist außer-
ordentlich verschieden und ist abhängig von der Sorte, vom Reifezustand
und von der Witterung während der Reifeperiode. Nach J. König be-
trägt er im Mittel 14,7% und schwankt von 6,44—25,62. Die Arbeits-
weise in den Brennereien ist eine einfache. Die zerquetschten Früchte
werden in Fässern, Gruben der Selbstgärung überlassen. Diese wird ein-
geleitet durch die den Früchten anhaftenden Hefezellen. Da aber nicht
nur letztere den Früchten anhaften, sondern auch Bakterienkeime, so
findet gleichzeitig eine Entwicklung dieser statt, insbesondere von Milch-
säure- und Essigsäurebakterien, die so überhand nehmen können, daß sie
die Hefe überwuchern und durch starke Säurebildung abtöten. Die Folge
hiervon ist eine unvollkommene Vergärung des Zuckers und bei längerer
Aufbewahrung der Maische Verwandlung eines Teils des gebildeten Alkohols
in Essigsäure. Aus den Daten einer stark sauren Maische (5,46*^), des
aus dieser gewonnenen Rohbranntweins, des fertigen Branntweines (Feinbrand)
und Nachlaufes geht hervor, daß von der enormen Menge Säure, die in-
folge der Infektion bei der Selbstgärung entstanden sind, nur ein minimaler
Teil in dem fertigen Branntwein zu finden ist. Auch die Esterbildung
steht in keinem Verhältnis zur gebildeten Säure. Es ist daher (n. d. Vf.)
anzunehmen, daß eine Vermeidung hoher Säurebildung durch Vergärung
mit Reinzuchthefe die Qualität des Branntweins nicht beeinträchtigen kann.
Edelweinhefe wird vielmehr diese verbessern und die Ausbeute an Brannt-
wein wesentlich steigern.
Gewinnung von Spiritus aus den Sulfat-Ablaugen der Zellstoff-
fabrikation. Von E. L. Rinman (-üpsala). 2) — Untersuchungen des Vf.
haben ergeben, daß nicht nur aus den Ablaugen der Zellstoff fahr iken, welche
nach dem Sulfitverfahren arbeiten, sondern auch aus den Ablaugen von
dem Sulfatverfahren Spiritus in nicht unerheblichen Mengen gewonnen
werden kann. Während der Spiritus bei der Verarbeitung von Sulfitlangeu
durch Vergärung des in diesen enthaltenen Zucker entsteht, wird er aus
den Sulfatablaugen durch trockne Destillation der beim Eindampfen der
Laugen verbleibenden Trockenrückständen gewonnen. Äthylalkohol ist dabei
nicht das Haupterzeugnis; es bilden sich außerdem Methyläthylketon und der
Hauptsache nach Aceton. — Die Ursubstauz für die Bildung dieser Stoffe sind
nach dem Vf. die sog. Lactonsäuren. Diese, in gärungsfähige Stoffe über-
1) Zlschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 30, 873. — 2) Ebend. Nr. 37, 454 (Mitt. von Fotli).
496 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
zuführen, gelang nicht, doch ließ sich aus diesen Gärungsmilchsäure ge-
winnen, deren Kalksalz mit Kalk gemischt, bei Gegenwart von Wasser bei
trockner Destillation außer Aceton und Methyläthylketon Äthylalkohol lieferte.
In einer Versuchsanlage wurde in der Weise gearbeitet, daß die von Humus-
stofFen befreite Sulfatlauge eingedampft, mit Kalk und Natronlauge versetzt
und der Rückstand mit Wasserdampf von etwa 400° C. trocken destilliert
wurde. Auf 1 t Zellstoff wurden ungefähr 50 kg Aceton, 25 kg Methyl-
äthylketon und 25 kg Äthylalkohol erhalten.
Spiritus aus Holz. Von G. Foth. ^) — Im Anschluß an seinen
Vortrag: „Die Gewinnung von Spiritus aus Holz" teilt der Vf. die Er-
gebnisse der genaueren Untersuchung zweier Holzspiritusproben mit, welche
ihm von der Fabrik in Georgetown - S. C. zugesandt worden waren. Die
Untersuchungen sind von der Abteilung für Trinkbranntwein des Instituts
für Gärungsgewerbe in Berlin ausgeführt worden.
Rohspiritus Rectificierter Sprit
aus Holz aus Holz
Farbe | opalisiere^nd^ schwach wasserklar
Cp ol mack >ähnlich rohem Holzgeist nicht neutral
Spec. Gewicht (150 C.)" '. '. '. 0,96495 0,81120
Alkoholgehalt I ''^^•^^ Gew.-Proc. 94,31 Gew.-Proc.
Alkobolgehalt <^ 3Q 52 Vol.-Proc. 96,32 VoL-Proc.
Trockenrückstand 0,0134 g in 100 ccm 0,007 g in 100 ccm
Glührückstand 0,0024 g in 100 ccm 0,001 g in 100 ccm
Gesamtsäure 1 11,2 ccm V. NaOH 0,2 com - „ NaOH
\ in 100 ccm m lUO ccm
Leichtflüchtige Säure . . . .{ ^"^Tm^^cf^^^ ^^ Tl^'^''^
Gesamtester I 2,4 ccm V.TaOH 1,0 ccm V.o^aOH
\ m 100 ccm in 100 ccm
Aldehvd / etwa 0,15 g im Liter ) 0
^ \ absoluten Alkohols / "
Furfurol l ^^"^^ ^'^^ ^ ™ ^^^^^ ^'^^ ^ ^^ ^'*^^
\ absoluten Alkohols absoluten Alkohols
Höhere Alkohole (Fuselöl) . . | ^^^" ^^-T- i" 100 / , . »puren
^ ^ \ Gew.-T. abs. Alk. \ (nach Komarowsky)
Aceton 0 0
Methylalkohol Spuren Spuren
Prüfung mit Übermangans. Kali < Entfärbung sofort , °, ^^ 95^1-
Über Gewinnung von Spiritus aus Holz. Von Rudolf v. Demuth.^)
— Der Vf. berichtet zunächst über die bisherige Behandlung des Problems
und dann über seine Erfahrungen aus dem Großbetrieb in Georgetown
(Süd-Carolina). Ausgangsmaterial sind Sägespäne, die durch Erhitzen mit
verdünnter H2SO4 unter Druck verzuckert werden, wobei Gleichgewicht
eintritt, wenn knapp die Hälfte der enthaltenen Cellulose hydrolisiert ist;
dann wird ausgelaugt, mit Kalk abgestumpft, geklärt, vergoren und destilliert.
Die Jahresdurchschnittsausbeute beträgt 6,4 1 100 procent. Spiritus per
100 kg Holztrockensubstanz, ließe sich aber durch eine, vorläufig noch
1) Ztschr. f. ßpiritnsind. 1913, 36, Nr. 48, 595. — «) Ztschr. f. angew. Chem. 1913, 26, 786-792:
ref. nach Chem. Ctrlbl. 1914, I. 924 (Höhn).
E. Spiritusindustrie. 497
durch Gesetz verhinderte, bessere Hefeernährung auf 9,5 1 steigern. In
Amerika ist das Verfahren konkurrenzfähig, in Deutschland wegen der be-
stehenden Branntweinsteuergesetze nicht.
Ausbeute in geschlossenen Gärbottichen. Von E. Lühder.^) —
Die Anlage besteht aus 4 eisernen, geschlossenen Bottichen mit einem
Durchschnittsinhalt von je 3478 1. Es sind stehende Cylinder von ungefähr
173 cm Höhe. Kühlvorrichtung ist vorhanden, kommt aber nur selten in
Anwendung. Die COg geht, nachdem sie den Waschapparat passiert hat,
durch ein Rohr ins Freie. Nach den mit Kartoffeln von 15,3 % Stärke-
gehalt ausgeführten Versuchen war die Stärkeverwertung bei dieser Ein-
richtung auf 95,1 bezw. 96,5 % ^^^ theoretischen Ausbeute gestiegen,
während dagegen bei Dickmaischung nur 83,9 "/q, bei Dünnmaische in
offenen Bottichen nur 88,1 °/o der theoretischen Ausbeute erzielt wurden.
Die flüchtigen aliphatischen Säuren, die sich beim Lagern des
Getreides bilden. Von Arthur W. Dox und Ray E. Neidig. ^j — Die
Vff. haben die bei der Lagerung von Getreide entstehenden Producte und
zwar Alkohole und Säuren einer näheren Untersuchung unterzogen. An
Alkoholen wurden 90^0 Äthyl- und 10 *^/o Propylalkohol , nicht aber
Methylalkohol aufgefunden.
Literatur.
Fellenberg, Th. v. : Analysen einiger Branntweine aus Obst. — Mitt. u.
Lebensmittel-Uaters. u. Hyg. Lab. d. Schweiz. Gesundheitsamtes 1913, 4, 146. —
Die Analysen beziehen sich auch auf Obsttrester- Branntweine. Einer derselben
(vorwiegend Äpfel) enthält eine bedeutende Menge Benzaldehyd cyanhy drin.
Gschwender, G.: Die Bezeichnung der Branntweine und Liköre. —
Ztschr. f. öffentl. Chem. 1913, 19, 351. — Der Vf. bespricht die hierüber im
Branntweinsteuergesetz vom 15. /7. 1909, § 107, abgeändert durch Gesetz vom
14./6. 1912 enthaltenen Vorschriften.
Neuberg, C, und Steenbock, H.: Über die Bildung höherer Alkohole
aus Aldehyden durch Hefe. — Biochem. Ztschr. 1913, 52, 494.
Sanarens, J.: Die Zusammensetzung einiger echter ßumsorten. — Annah
des Falsifications 1913, 6, 488. L'Havre.
1) ztschr. f. Spiritusind. 1913, 36, Nr. 17, 213. — 2) Joum. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 90—93;
ref. nach Chem. Ctrlbl. 1914, I. 833.
Jahresbericht 1913. . 32
IV.
Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Referenten:
Th. Dietrich. 0. Krug. F. Mach. A. Stift.
32^
A. Boden.
ßeferent: Th. Dietrich.
Die mikroskopische Bestimmung von bodenbildenden Mineralien.
Von W. J. McCaughey und William H. Fry. ^) — Böden sind zumeist
das Resultat von gewissen natürlichen Processen, physikalischen, chemischen
und biologischen. Folglich ist der Boden entstanden aus mineralischen
Bruchstücken von ursprünglichen Gesteins -Componenten, aus deren Pro-
ducten der Zersetzung und Veränderung. Vorliegende Arbeit hatte zum
Zweck die im Boden noch unzersetzt vorhandenen, dem ursprünglichen
Gestein vorher angehörenden Mineralien und Mineralfragmente im Boden
aufzusuchen und zu identificieren. Mit Anwendung aller Hilfsmittel der
Mineralogen ist es den Vff. gelungen, mehr als 80 Mineralarten im Boden
aufzufinden und festzustellen. Diese hier aufzuführen ist nicht angänglich.
Die Vff. bemerken, daß es möglich sei, daß in manchen Böden Mineralien
vorkommen, welche in ihrer Liste noch fehlen und daß Mineralspecies,
die in der Mineralogie bekannt sind, gelegentlich als Bodenconstituenten
vorkommen können.
Quantitative Bestimmung der im Boden vorhandenen absorptiv
gebundenen Basen. Von D. Prianischnikow (-Moskau). 2) — Im Jahre
1887 veröffentlichte 0. Kellner^) eine Methode zur quantitativen Be-
stimmung der absorbierten Basen, welche in dem Verdrängen letzterer
durch eine Lösung von NH^Ci besteht. Der Vf. setzte diese Arbeit fort.
Da aber diese Methode beschwerliche Manipulationen bedingt, versuchte
der Vf. dieses Ammonsalz durch ein anderes leichter entfernbares Ammonium-
salz zu ersetzen und verfiel zunächst auf NH4NO2, das beim Erwärmen
der Lösung leicht in N und Wasser zerfällt. In einem Versuche mit
Schwarzerde wurde*) die Wirkung einer lOprocent. NH^Cl- Lösung mit der
Wirkung einer äquimolekularen (12 ^/q) NH4NO2 -Lösung verglichen. Die
in Lösung übergegangenen Kg 0- Mengen waren in °/o des trocknen Bodens
1. durch NH4CI 0,03590/0, 2. durch NH^NOg 0,0589% ^2^. Hiernach
hat Ammonnitrit energischer gewirkt als Chlorammonium, was auch bei
weiteren Versuchen bestätigt wurde. Bei dem Ammonnitrit besteht jedoch
der Übelstand, daß es sich beim Aufbewahren seiner Lösung leicht zersetzt.
Als weiteres Ersatzmittel für Chlorammon wurden noch Ammonacetat
(NH4)2C03, NH4OH sowie anderweitige Basen auf ihre Wirksamkeit ge-
prüft. Auch das essigsaure Ammonium erwies sich wirksamer als Chlor-
ammonium und verdient, da es sehr leicht aus der Lösung zu entfernen
ist, weiterer Aufmerksamkeit und Prüfung. Auch NH^ OH (3,2 ^j^) erwies
1) U. S. Depart. of Agric. Bur. of soils, Bull. Nr. 91, 1—98 m. mehreren Tabellen. — '^) D. Idwsch.
Versuchsst. 1913. 79 u. 80, 667—680. — s) Dies. Ztschr. 1887. 33, 359. — * Durch Kreischmann.
502 Agrikulturchemisclie Untersuch ungsmethoden.
sieb als reaktionskräftig. Zur Bestimmung, Verdrängung von absorbiertem
Ammonium erwies sich eine Sprocent. KCl -Lösung als genügend energisch.
Ferner 1) wurde eine Reihe kalihaltiger Mineralien mit einer lOprocent.
NH^Cl-Lösung und mit einer lOprocent. BaClg behandelt und die gelösten
KgO-Mengen bestimmt. Hier ist die Reihenfolge wichtig, in "welcher die
genannten Kaliquellen in beiden Versuchen sich lagern. In ^/q der Substanz
haben diese Mineralien folgende K2O- Mengen abgegeben (im Mittel von
je 2 Bestimmungen):
Nephelingestein Biotit Mnskovit Orthoklas Sanidin Mikroklin Leucit
NH, Ol -Lösung 2,95 2,85 2,58 0,054 0.051 0,670 0,036
ßaClg- „ 1,75 1,47 1,20 0,030 0,035 0,470 0,023
Gerade die 3 erstgenannten Kaliquellen erwiesen sich auch am zu-
gänglichsten bei Vegetationsversuchen des Vf. Günstig erwies sich auch
ein künstlicher Kali-Zeolith als Nährstoff für Buchweizen. Man bekommt
aber nicht immer für Zeolith so günstige Ergebnisse; sobald man nämlich
Zeolith vor dem Einwirken anderer Salze der Nährmischung isoliert, so
beobachtet man eine schwierige Zugänglichkeit des in dieser Form den
Pflanzen dargereichten Kaliums. Um eine derartige Isolierung zu be-
werkstelligen, benutzten die Vff. folgende Vorrichtung: In einem gewöhn-
lichen Glascyliader wird ein anderer excentrisch hineingestellt. Dieser
innere Cylinder hat nur den halben Durchmesser des äußeren und ist
etwas niedriger als dieser. Am Rande des inneren Cylinders werden
vermittels entsprechend ausgeschnittener und durchbohrter Korke junge
Gerstenpflanzen befestigt, derart, daß ein Teil der Wurzeln in das innere,
ein anderer in das äußere Gefäß eindringt. Sodann wird Sand hinzugesetzt
bis der Rand des inneren Cjdinders völlig bedeckt ist. Bei solcher
Isolationsmethode ist tunlich ein beliebiges Nährsalz allein ins innere
Gefäß einzuführen, um jegliche chemische Einwirkung anderer Salze zu
vermeiden; alle anderen Nährstoff'e werden hierbei ins äußere Gefäß ein-
geführt. Die Pflanzen entwickeln sich in der Regel ganz normal.
Über die Bestimmungen des Wertes von Pflanzennährstoffen in
Böden und Düngemitteln, insofern derselbe von der Löslichkeit dieser
Stoffe abhängig ist. Von J. G. Maschhaupt und L. R. Sinnige.-) —
In seinen Betrachtungen über die bisher gemachten Versuche, durch
chemische Untersuchung die Menge der für die Pflanzen aufnehmbaren
Nährstoffe in Böden und Düngemitteln kennen zu lernen, bringt Masch-
haupt einen Überblick über die einschlägige Literatur, um sich sodann
den Untersuchungen Mitscherlich's in genannter Richtung besonders
zuzuwenden. Auf Grund ihrer Untersuchungen und theoretischen Er-
wägungen meinen die Vff. folgende Schlüsse ziehen zu können: 1. Das
Streben Mitscherlich's, eine allgemein gültige, auf pflanzen physiologischen
Grundlagen ruhende Analysenmethode zu finden, ist a priori als vergeblich
zu betrachten. 2. Durch einmalige Extraktion der verschiedenen Phos-
phate mit einem bestimmten Volumen COg- haltigen Wassers nach dieser
Methode kann man niemals das Verhältnis kennen lernen, welches zwischen
den Düngewerten dieser Phosphate besteht. 3. a) Eine bessere Einsicht
in die Schnelligkeit, mit der die Phosphate im Boden gelöst werden und
1) Durch Stolgan e. — ^) Verslagen van Landbouwkundige onderzoekinsen der Rijkslandbou-w-
proefstations 1912, Nr. XI; hier ref. nach Biedermanns Gtilbl. f. Agrik.-Chem. 1913, 42, 16—20 (Blanck).
A. Boden. 503
die P2O5 also zur Wirkung gelangt, bekommt man dadurch, daß man
dieselbe Phosphatmenge stets aufs neue mit CO2 -haltigem Wasser auszieht,
b) Weitere Untersuchungen sollen das erwünschte Verhältnis zwischen
Phosphatmenge und Wassermenge noch kennen lernen. 4. Vermutlich
wird die Bestimmung der Lösungsschnelligkeit des Phosphates bei un-
unterbrochener Extraktion mit COg- haltigem Wasser, wobei der gelöste
Stoff sogleich entfernt wird, noch eine bessere Einsicht in den Düngewert
geben, als die Methode des wiederholten Ausziehens. 5. Das einmalige
Ausziehen eines Phosphates mit einer Citronensäurelösung zur Bestimmung
der „für die Pflanzen aufnehmbaren P2O5" ist auf Grund derselben Über-
legungen zu verwerfen, als das nur einmalige Ausziehen mit COg- haltigem
Wasser. 6. Das fortgesetzte Ausziehen mit immer neuen Mengen der
Citronensäuielösung gibt, jedenfalls bei gleichartigen Phosphaten (z. B. natür-
liche Phosphate, P2O5- haltige Eisenschlacke) wohl einigermaßen eine
Einsicht in die Löslichkeit der in diesen Phosphaten sich befindenden P2O5,
und, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch in den relativen Düngewert dieser
Phosphate. 7. Das Ausziehen mit COg -haltigem Wasser ist dem Ausziehen
mit Citronensäure vorzuziehen, weil das erstgenannte Lösungsmittel zwar
nicht das einzige, doch ohne Zweifel das wichtigste Lösungsmittel ist,
worüber der Boden und die Pflanzenwurzeln verfügen.
Die Bodenlösung und die mineralischen Bestandteile des Bodens.
Von Alfred Daniel Hall, Winifred Elsie Brenchley und Lilian Marion
Underwood. ^) — Einleitend geben Vff. einen Rückblick über einige Arbeiten
über das Wachstum der Pflanzen in Bodenlösungen, besonders über die
Arbeit von M. Whitney und F. K. Cameron^) und gehen dann zu ihren
eigenen Untersuchungen über, die zum Zweck, Aufklärung über die Natur
und Funktion der Bodenlösung bei der Ernährung der Pflanzen zu schaffen,
ausgeführt wurden. — L Wachstum von Pflanzen in Bodenlösung. ^j
Es war notwendig für diesen Zweck, das Wachstum von Pflanzen in
Bodenlösung allein zu vergleichen, so daß weder eine direkte Wirkung
der Pflanzen auf den Boden, noch eine Erneuerung der Lösung aus dem
Boden, die Ergebnisse beeinflussen konnten. Jede Pflanze wuchs in eigner
Flasche mit etwa 600 ccm Lösung. Die Samen waren sorgfältig aus-
gesucht mit Begrenzung eines bestimmten Gewichts. Jede Versuchsreihe
umfaßte 10 Pflanzen. Die Versuche wurden in einem Gewächshaus aus-
geführt, beginnend im zeitigen Frühjahr. Bei Sommerversuchen war das
Wachstum unbefriedigend und erkrankten die Pflanzen leicht. Die Boden-
lösungen wurden aus 20 kg trocknen Boden und 35 kg Wasser hergestellt.
Nach gehörigem Absetzen wurden die Lösungen durch ein Berkefeld-Filter
filtriert. In späteren Versuchen wurde durch Asbest filtriert, der Inhalt
der Flaschen in 14 tägigen Zwischenräumen mit frischer Lösung aus neuem
Boden erneuert. Die Böden wurden von gewissen Stellen der permanenten
Weizen- und Gerstenfelder zu Rothamsted, welche beständig gedüngt worden
waren, entnommen. Die ausgewählten Plätze hatten nicht gleichen Dünger,
aber ähnlichen erhalten. Zur Ergänzung des fehlenden verwertbaren N in
den Bodenlösungen erhielt jede 0,25 g NaNOg pro 1. Im Nachstehenden
sind einerseits (a) die Durchschnitts-Erträge der Boden-Parzellen, welche
1) Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Ser. B, Vol. 2Ü4, 179—200. —
2) Journ. Phys. Chem. 1910, 14, 320. — ») Ausgeführt von A. D. Hall und \V. E. Brenchley.
504
Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
während der Jahre 1902 — 1911 alljährlich Weizen und Gerste getragen
hatten und anderseits (b) die Erträge der entsprechenden Bodenlösungen
an Weizen- und Gerstenpflanzen, mittleres Trockengewicht in g mitgeteilt.
a)
t)
Düngung
Eömer
(bush.)
Stroh
Ctr.
Summe
Pf.
Schößlinge
Wurzel 1 Summe t Schößlinge
S j 0 j Wurzeln
Ungedüngt . . .
N
N + P,0, . . . .
Volldünger . . .
Dünger jedes Jahr
Ungedüngt . . .
N + P,0. . . . .
N + K^O . . . .
Volldünger . . .
Dünger jedes Jahr
13
So
O [X(
> 1
M O
10,9
18,4
19,2
31,0
35,1
9,3
29,7
20,3
38,4
44,2
9,6
15,0
21,8
35,5
40,8
6,2
19,3
15,6
25,3
31,6
1801
3256
3778
6015
6925
1276
3972
2985
5087
6184
0,212
0.171
0,660
1,302
1,249
0,264
0,611
0,275
1,600
1,364
0,105
0,101
0,175
0,442
0,337
0,138
0,137
0,119
0,477
0,486
0,317
0,272
0,835
1,744
1,626
0,402
0,747
0,394
2,077
1,850
2,02
1,69
3,77
2,95
3,31
1,91
4,46
2,31
3,35
2,81
Die Zahlen für das Wachstum der Pflanzen zeigen, daß die Lösungen
aus den verschiedenen Böden nicht identisch sind, aber die Differenzen
zeigen sich parallel zu den Differenzen der Bodenerträge. (Ein Diagramm
veranschaulicht deutlich diese Beziehungen.)
Zu weiterem Studium untersuchten die VfF. die Lösungen sowohl, wie
die betr. Böden noch auf ihren Gehalt an Pg O5 und Kg 0. Größere Mengen
der Lösungen von jedem Boden wurden zu diesem Zwecke verdampft und
untersucht; die Böden wurden mit concentrierter HCl und mit 1 ^/q Citronen-
säurelösung behandelt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind folgende:
P2O5
K2O
Düngung
Boden -
lösung.
Teile p.
Million
Gesamt-
%
Böden
lösl. in
Citro-
nensäure
Jährlich.
Dünger
PjOsPfd.
p. acre
Boden-
lösnng.
Teile p.
Million
Gesamt-
%
Böden
lösl. in
Citro-
nensäure
%
Jährlich.
Dünger
Pfd. K2O
p. acre
Ungedüngt.jährl.
n+pX : :
Volldünger . .
Dünger j ed. Jahr
Ungedüngt . .
N + P,0, . .
N + K,0. . .
Volldünger . .
Dünger j ed. Jahr
So
0 a
P5 .
0^ .
0,650
0,881
3,839
3,938
4,838
0,525
3,900
0,808
4,025
4,463
0,114
0,123
0,197
0,195
0,215
0,099
0,173
0,102
0,182
0,176
0,0078
0,0074
0,0405
0,0547
0,0560
0,0055
0,0425
0,0081
0,0500
0,0447
0
0
60
60
46
0
60
0
60
46
3,64
3,55
3,88
26,22
29,85
3,40
3,88
30,33
24,03
20,45
0,220
0,240
0,197
0,262
0,285
0,183
0,248
0,257
0,326
0,167
0,0032
0,0032
0,0032
0,0232
0,0384
0,0036
0,0023
0,0407
0,0298
0,0321
0
0
0
100
60
0
0
100
100
60
In gleicher Weise wurden noch weitere Versuche mit den gleichen
Bodenlösungen bei Gerste, Erbsen und Lupinen u. a. m. ausgeführt, betreffs
derer wir auf die Originalabhandlung verweisen müssen. — Aus allen Er-
gebnissen ziehen die Vff. folgende Schlüsse: 1. Die Zusammensetzung der
natürlichen Bodenlösung hinsichtlich PgOg und KgO ist nicht gleichmäßig,
aber sie variiert im Einklang mit der Zusammensetzung der Böden und
der Geschichte ihrer Düngungsweise. 2. In weiten Grenzen variiert der
A. Boden. 505
Grad des Wachstums einer Pflanze mit der Concentration der Nährlösung
ohne Rücksicht auf den Gesamtgehalt an verwertbaren Nährstoffen. 3. Wenn
andere Bedingungen, wie die Versorgung mit N, Wasser und Luft, gleich
sind, wird der Ertrag bestimmt durch die Concentration der Bodenlösung
an Pg O5 und Kg 0. 4. Auf richtig kultiviertem Boden wird das Wachsen
von Feldfrüchten, wie Weizen und Gerste, auch wenn diese 60 Jahre un-
ausgesetzt wiederholt werden, durch specifische toxische Substanzen, welche
eine schädliche Wirkung auf das Wachsen dieser oder jener Pflanze haben,
nicht zurückgesetzt. — Das Ergebnis dieser Untersuchungen stellt die
frühere Theorie von der direkten Ernährung der Pflanzen durch Dünger
wieder her. Die Zusammensetzung der Bodeulösung, welche das Wachsen
der Pflanze bestimmt, ist abhängig von dem Gehalt und der Art der Ver-
bindung des P2O5 und des KgO im Boden.
Über die Anwendung der Dialyse und die Bestimmung der Oxy>
dationskraft für die Beurteilung des Bodens. Von J. König, J. Hasen-
bäumer und K. Glenk.^) — I. Die Anwendung der Dialyse. Für
die Dialyse -Versuche diente ein Dialysator, welcher dem Petermann-
schen ^) nachgebildet ist, dessen Beschreibung aus dem Originalbericht zu
ersehen ist. Der Dialyse unterworfen wurden die durch frühere Versuche
des Vf. bekannten 6 Böden. 3) — Je 200 g der Böden wurden der über
12 — 20 Tage währenden Dialyse unterworfen, bezw. so lange, bis mehr
oder weniger alles gelöst war. Obwohl alle 6 Böden auch im lufttrocknen
Zustande zur Dialyse kommen, wurde doch keine Schimmelbildung be-
obachtet. Die Dialysate wurden jeden zweiten oder dritten Tag, in einigen
Fällen jeden Tag abgelassen und die Dialysatoren mit neuem destilliertem
Wasser beschickt. Die von einem Boden gesammelten Dialysate wurden
eingedampft, der Rückstand eine gute Stunde bei 100 — 105 '^ getrocknet
und gewogen, hierauf verascht, die Asche mit etwas Ammoncarbonat be-
feuchtet getrocknet, schwach geglüht, gewogen und in üblicher Weise
chemisch analysiert. Die der Dialyse zu unterwerfenden Böden wurden
teils im natürlichen Zustande verwendet, teils nachdem sie vorher 8 Std.
im Vacuum bei 40 — 100 mm Druck und 95 — 98 ^ teils im Lufttrocken-
schranke bei 150 und 180*^ erhitzt und teils mitHjOg behandelt worden
waren, indem der Boden sowohl vorher als auch während des Versuches
mit je 50 ccm lOprocent. HgOj vermischt wurde. Noch in anderer Weise
wurde das Verfahren abgeändert. Wir beschränken uns hier auf die Wieder-
gabe nachstehender Ergebnisse. Es wurden, auf 100 g wasserfreien Boden
berechnet, folgende Mengen in mg gelöst:
(Siehe Tab. S. 506 oben.)
„Da die Dialyse einerseits zu viel Zeit in Anspruch nimmt, anderseits
die Ungleichraäßigkeit der Membran ebenso wie die Verarbeitung großer
Mengen von Dialysaten Ungenauigkeiten aller Art mit sich bringt, so wird,
sagt der Vf., die Dialyse bei der Untersuchung des Bodens keine prak-
tische Anwendung finden." Die Veränderung, welche durch das Aus-
trocknen und wiederholtes Anfeuchten usw. des Bodens hervorgerufen wird,
läßt sich deutlicher durch die Ermittlung der elektrolytischen Leitfähigkeit
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 491—534. — 2) Ebend. 1872, 14, 465. — ») Dies.
Jahresber. 1909, 480; Ldwsch. Versuchsst. 1910, 74, 1-56 u. dies. Jahresber. 1911, 593.
506
Agrikulturchemisclie Untersuchungsmethoden .
Behandlung
Dialyse-Dauer
•g
^1
Anor-
ganisch
o
6
o
io
o
o
125
o
o
w
o
Sandboden. Natürl. Boden
im Vacuum getrockn.
mit HgOj behandelt .
6.-27. April
55,0
59,6
194,2
64,5
66,4
113,6
18,0
20,2
39,2
1,60
1,50
3,0
3,3
4,2
2,3
3,3
2,6
2,6
3,2
23,6
17,0
21,2
1,9
2,3
4,9
Lehmig. Sand. Natürlicher
bei 180" getrocknet .
mit HgOg behandelt .
29.4.— 12.5.
/im Mitten
\ 2. Best. 1
43,4
189,1
69,3
77,1
157,7
81,1
13,7
36,6
14,8
2,5
7,7
1,8
6.5
6,6
8,7
5,4
7,1
5,5
0,7
1,5
0,7
28,6 2,2
31,6 4,9
27,0 2,0
Lehmboden. Natürlich. ■!
im Vacuum getrockn.
14.9.-4.10. u.l
4.10.-27.10.J
Mittel J
120,8
166,6
232,5
270,3
95,2
101,4
4,6
4,4
3,2
4,4
1,0
1,8
53,0
51,8
—
Kalkboden. Natürlicher
im Vacuum getrockn.
4. 10.-27. 10.
251,4
626,8
974,9 '443.9
1396,7 666,4
8,0
15,0
8,9
8,6
—
1,0
1,7
63,8
84,6
—
Tonboden. Natürlicher .
im Vacuum getrockn.
27.10.-20.11.
74,3
77,8
239,0 52,8
198,8| 42,4
13,8
10,6
11,0
10,4
—
1,2
1,0
119,1
85,6
z
Schieferboden. Natürlich.
im Vacuum getrockn.
27.10.-20.11.
79.6
126,8
155,6
163,1
34,2
38,0
7,0
7,0
5,5
4,8
—
0,6
1,0
74,0
82.6
nachweisen, wie die folgenden Untersuchungen der 6 Böden erweisen. Die
elektrolytische Leitfähigkeit stellte sich wie folgt:
Mittel vt)n je 6 Bestim.
Boden :
Sand-
'tär^ Lehm- 1 Kalk- [ Ton- Schiefer-
1. Sofort oder bald nach Ent-
nahme X 10 — 5
2. 8 Jahre lang aufbewahrt .,
3. 12 Std. bei 95-98° im
Vacuum erhitzt .... ,,
4. Nach feuchter Witterung
5. Nach trockner „ „
10,5
12,2
16,2
15,2
28,2
35,8
11,7
15.0
33,4 32,7
33,71) 78,7
34,1»)
25,8
34,3
85,0
54,7
65,5
74,7
20,7
23,9
27,2
„Hiernach ist anzunehmen, daß schon das gewöhnliche Austrocknen
eine teilweise Aufhebung des kolloidalen Zustandes und damit eine Er-
höhung der Löslichkeit der kolloidal gebundenen Nährstoffe zur Folge hat."
IL Die Bestimmung der Oxydationskraft des Bodens. Die
im Boden vorhandenen und die demselben zugeführten organischen (N-, P-
und S-haltigen) Stoffe werden durch Vermittlung verschiedenartiger Bakterien
nach und nach abgebaut und bei genügendem Luftzutritt schließlich zu
COg, HgO, NgOj, P2O5 und SO3 oxydiert. Diese dabei gebildeten Säuren
wirken lösend und aufschließend auf die mineralischen Bodenbestandteiie.
Somit kann die Bestimmung der Oxydationskraft eines Bodens, d. h. die
Größe der CO2- und N^Og-Bildung, ein Mittel zur Beurteilung der Frucht-
barkeit eines Bodens abgeben. Mittels besonderen Apparats fanden diese
Bestimmungen bei obigen und einigen anderen Böden statt und zwar wurden
sie einerseits im natürlichen Zustande derselben, anderseits unter Zusatz
von Glykose und Harnstofl" der Oxydation bezw. der Durchlüftung unter-
worfen. Zu den Versuchen bei genannten 6 Böden wurden je 1 kg ver-
wendet, dem Wasser bis zu 50 ^/q der wasserhaltenden Kraft zugemischt
•) Diese Bodenproben entsprechen nicht ganz der unter 1. unters. Probe.
A. Boden.
507
wurde. Die Durchlüftung geschah jeden Tag, vereinzelt auch nach 2 oder
3 Tagen, und zwar durchweg 14 — 21 Tage, bezw. solange, bis die COg-
Zunahme nur mehr eine geringe war. Nach jedem Versuche wurden be-
stimmt: Die Anzahl der Bakterienkeime, die katalytische Kraft (bezw. Ent-
bindung aus H^Og für 5 g Boden in 2 Stunden), die elektrolytische Leit-
fähigkeit nach 8 stund. Stehen in Leitfähigkeitswasser, ferner der Gehalt
an NH3 und NgOg (bei den Reihen, in welchen neben Glykose auch Harn-
stoff verwendet war). In folgender auszngsweiser Wiedergabe bedeuten
die verschiedenen Kürzungen: 1. CO2 die gebildete COg für 1 kg Boden
und 1 Tag in mg. 2. 0 die von 5 g Boden entwickelte Menge Sauer-
stoff in com. 3. Lf X 10 — 5 die elektrolytische Leitfähigkeit. 4. Bact.
die Anzahl Bakterien keime für 0,2 mg Boden. 5. NH3 und 6. NgOg den N
in Form von Ammoniak und Salpetersäure für 100 g Boden in mg. Sämt-
liche Zahlen sind auf wasserfreien Boden berechnet.
Sandboden
Lehmiger Sandboden
Lehmboden
Kalkhoden
ohne Gly- | Harn-
ohne Gly- Harn-
ohne
Gly-
Harn-
ohne
Gly-
Harn-
Zus. kose
Stoff
Zus. kose 1 Stoff
Zus.
kose
stoff
Zus.
kose
stoff
1. CO, ....
18,6
71,8
55,0
28,7 57,8
73,9
38,5
66,4 73,4
135,6
170,1
142,6
2. 0 "
19,1
22,5
22,6
58,8 76,0
55,2
134,3
139 91,5
290,8
295,8
286,9
3. Lf X 10-5 . .
26.68
18,86
39,78
45,32 43,17
122,89
50,65
45,90| 196,23
140,36
101,30
166,58
4. Bact
1503
11700
365
1644 5260
876
716
1852
796
2252
3205
3192
5. NH, . . . .
6. N2Ö5 ....
Spur
Spur
8,3
Spur Spur 13,2
Spur
Spur
2,0
2,1
2,9 9,3
3,2
1,8
15,4
8,4 5,5 ! 24,8
5,0
3,4
49,8
28,3
15,9 42,9
Tonboden
Schieforboden
Guter Sandboden
SchlechterSandboden
1. CO.^ ....
61,5
111,3
82,9
58,0
108,9
95,8
30,04' 64,92 79,30
26,41
60,26
66,64
2. 0
184,2
169.9
143.4
205,7
174,3
189,1
32,7 1 32,7 1 19,2
25,4
26,7
21,4
3. Lf X 10-5 ■ •
108,32
104,11
119,51
282,33
48,17
125,35
53,39; 47,75| 93,51
46,91
39,79 144,71
4. Bact
5605
13916
4780
1881
2563
2384
nicht bestimmt
5. NH3 ....
Spur
Spur
6,0
Spur
Spur
1-^1
Spur Spur 16,2
Spur Spur 8,0
6. N2O5 ....
9,7
7,6
12,6
11,5
11,2
32,9
10,4 7,4 16,5
5,8 4,3 25,1
Lehm. Sandboden.
Lehm. Sandboden.
Lehmboden-Ober.
Lehmboden-Unter.
Obergrund
Unterf?Tund
grund
grund
1. CO^ ....
46,6
73,2
82,4
18,2
49,1
63,3
51,4
83.5 i 86,1
16,6
59,8
54,0
2. 0
138,6
1.38,7
92,2
48,3
52,8
50,8
235,6
245,8 1 198.4
254,8
274,9
209,0
3. Lf X 10-5 . .
63,63
57,14
205,93
40,30
34,32
11392
68,15
58,84 197,26
61,44
53,54
193,31
4. Bact
1769
4874
1717
1044
1632
576
1421
3894 1 1359
1182
8517
1364
5. NH3 . . . .
Spur ■
Spur
5,7
2.1
1,5
17,2
Spur
Spur ' 3,3
Spur
Spur
3,1
6. N2O5 ....
7.6
2,7
39,2
2,7
4,2
6,2
7,2
3,9
36,9
5,0
2,8
30,8
Der Sandboden hat die Glyko?e procentual am stärksten oxydiert, die
absoluten Mengen erzeugter COg sind aber bei den anderen Böden aus-
nahmslos wesentlich höher, was wohl z. T. auf ungenügende Luftdurchleitung
zurückgeführt werden kann; besonders zeigt sich dies beim Kalkboden.
Wenn man die Menge der erzeugten COg von Sandboden = 100 setzt,
so ergeben sich folgende Yerhältniszahlen
Sand-
boden
100
100
im natürlichen Boden . . .
im mit Glykose vers. Boden
ähmisrer
Lehm-
Kalk-
Ton-
Schiefer-
Sand
boden
boden
boden
boden
131
161
499
278
273
154
207
723
331
312
Die im natürlichen Boden ermittelte Anzahl von Bakterienkeimen wurde
durch Zusatz von Glykose ganz erheblich vervielfacht. Dementsprechend
verhält sich auch die katalytische Kraft; nur bei Ton- und Schieferboden
ist sie geringer als im natürlichen Boden. Die mit Harnstoff versetzten
Böden weisen für Bakterienkeime und katalytische Kraft keine eindeutigen
Beziehungen. Ein übereinstimmendes Verhalten zeigt die elektrolytische
508 Agrikulturchemisclie Untersuchungsmethoden.
Leitfähigkeit, sie ist in allen mit Glykose versetzten Böden niedriger, da-
gegen in allen mit Harnstoff versetzten wesentlich höher als bei den un-
vermischten Böden, namentlich da, wo der Harnstoff- N nitrifieiert wurde.
„Man sieht aus diesen Versuchen, daß die elektrolytische Leitfähigkeit wie
kein anderes Verfahren über Umsetzungen im Boden Aufschluß zu geben
imstande ist; ferner daß die Bestimmung der Oxydationskraft sehr ge-
eignet ist, den Einblick in die Eigenschaften der einzelnen Bodenarten zu
erweitern; als Zusatz von zu oxydierenden Stoffen haben sich Glykose und
Harnstoff, je 1 g auf 1 kg Boden, recht gut bewährt."
ni. Vegetationsversuche. Aus vorstehenden Untersuchungen ist
zu ersehen, daß im allgemeinen durch Erhitzen des Bodens die Menge der
dialysierbaren Stoffe erhöht wird, daß ferner durch Zumischung von Glykose
zum Boden die CO.2- Erzeugung wesentlich erhöht, die elektrolytische Leit-
fähigkeit aber vermindert wird. Diese Ergebnisse gaben Veranlassung zu
ermitteln, wie sich das Pflanzenwachstum in einem vorher im Vacuum bei
95 — 98" erhitzten und in einem mit Glykose vermischten Boden gegen-
über natürlichem Boden gestaltet. Nach den mit Hafer ausgeführten Ver-
suchen hat das Erhitzen des (obig.) lehmigen Sandbodens und Lehmbodens
sowohl eine Erhöhung der geernteten Trockensubstanz, als auch der auf-
genommenen Mineralstoffe zur Folge gehabt, wie es nach dem Verhalten
der Böden bei der Dialyse und elektrolytischen Leitfähigkeit erwartet werden
konnte. Es wurden in je 2 Töpfen geerntet
lehmiger Sandboden Lehmboden
trocken u-4. j. trocken u-i *
-, , , erhitzt f., 1 , erhitzt
aufbewahrt aui bewahrt
Hafer -Trockensubstanz in g 54.88 68,37 46,60 71,14
darin Mineralstoffe .... 4,05 5,08 2,98 5,13
Versuche in mit Zucker, resp. mit Gummi vermischtem Boden ergaben
folgendes (Gefäße mit 6 kg Boden, 6 g in Wasser gelöste Glykose resp.
Gummi dem Boden zugemischt). Von je 2 Töpfen geerntet:
ohne
mit
ohne
mit
mit arab.
Zusatz
Glykose
Zusatz
Glykose
Gummi
Hafer-Trockensubstanz
in g 54,88
49,38
46,60
32,03
35,31
darin Mineralstoffe
. . 4,05
3,66
2,98
2,42
2,50
In beiden Böden brachten Glykose, bezw. auch das Gummi eine Ver-
minderung des Pflanzenwuchses, besonders im Lehmboden. „Diese hier
und in Versuchen Anderer (Pfeiffer und E. Blanck)^) beobachteten Ab-
weichungen erklären sich nach vorstehenden Untersuchungen durch die
verschiedene Zersetzung des Zuckers im Boden. Ist der Boden ein sehr
tätiger oder sind die zugeführten Zuckermengen nur verhältnismäßig gering,
so daß der Zucker ganz zersetzt wird, so wird die erhöhte CO2 -Bildung
bezw. erhöhte Lösung von Nährstoffen bezw. die Förderung des organischen
Lebens im Boden eine Ertragssteigerung der Kulturpflanzen zur Folge
haben. Bleibt aber ein Teil des Zuckers unzersetzt im Boden, so wird
er als Nichtelektrolyt die Wanderung der Ionen ;^im Boden bezw. als Schutz-
kolloid die Ausflockung der Kolloide hemmen und damit das Wachstum
1) ilitt. d. Idwsch. Inst. d. Univ. Breslau 1912, 6, 601, sowie dies. Jahresber. 1912. 112.
A. Boden. 509
der Pflanzen schädigen. Es erscheint nach diesen Beobachtungen und Er-
mittlungen die Annahme wahrscheinlich, daß die Aufnahme der Nährstoffe
aus dem Boden durch die Pflanzen auf Ionen -Austausch beruht."
Über neuere Methoden der Bodenanalyse und der Bestimmung
der Kolloidstoffe im Boden. Von R. van der Leeden und F. Schneider
(-Berlin). 1) — Zu ihren Untersuchungen verwendeten die Vff. einerseits
2 ostafrikanische Gneisverwitterungproducte, auf welchen Plantagen betrieben
werden, anderseits ein secundäres Phyllitverwitterungsproduct von bauxit-
artigem Charakter, colloidreich aber humusarm ; im schroffen Gegensatz hierzu
steht der verwendete untere Diluvialsand der Mark. Bestimmt wurden
1. die in heißer HCl von 1,12 spec. Gewicht löslichen Bestandteile und
die in heißer lOprocent. Nag CO3- Lösung lösliche SiOg; 2. die Hygro-
skopicität (nach Rodewald-Mitscherlich) und 3. die Färbeabsorption mit
einer Methylblau -Lösung 1:1000, und zwar wurde bei jedem Versuch
5 g der lufttrocknen Substanz & — 10 Tage lang mit 200 ccm der Farb-
lösung in Berührung gelassen. — Für die Hygroskopicität wurden die
Werte (a) ermittelt und (b) berechnet unter Zugrundelegung der Benetzungs-
zahl 32,76^0 für das nur Kolloide führende Phyllitverwitterungsproduct.
Gneisverwitternngsprod. desgl. ..Moshi" 20—40 cm andere Probe t\-, • ^ a
„TVestpare" in 0-20 cm Tiefe 0-20 cm Düuvialsand
a) 3,9 14,25 10,16 15,10 0,64
b) 7,28 14,22 12,45 18,25 0,93
Die berechneten Werte sind hiernach mit Ausnahme des zweiten
sämtlich höher als die experimentell gefundenen. Da nun aber bei der Be-
rechnung die Hygroskopicität für Ton- und Humussubstanzen unberücksichtigt
geblieben ist, so wäre eigentlich das Gegenteil zu erwarten gewesen. Es
liegt daher die Vermutung nahe, daß in den Bodenanszügen, deren Gehalt
an Hydrogelen der Berechnung zugrunde liegt, die letzteren zum Teil
der un verwitterten Mineralsubstanz entstammen. Eine weitere Ursache
der gedachten Abweichung erblicken die Vif. darin, daß vielleicht „ge-
alterte" Kolloide, welche nur wenig Benutzungswasser festhalten, dennoch
in obigen Lösungsmitteln aufgelöst werden. Die Vff. sind daher der Ansicht,
daß für den von Hissink vorgeschlagenen Vergleich der Hygroskopicität
eines Bodens mit der des in HCl löslichen Complexes in demselben der
Auszug mit wäßriger HCl ungeeignet erscheint. Denn die Auflösung
kolloidaler SiOg, ihr Wiederausfällen und Mitreißen von FegOg, AlgOg und
anderen schon gelösten Bestandteilen bedingen Fehlerquellen. Bezüglich
ihrer Versuche der Farbstofi'absorption gelangen die Vff, zu dem Ergebnis,
daß man der Annahme, dieselbe steige und falle mit dem Kolloidgehalt
der Böden, nicht zustimmen könne. Sie machen folgende Gründe geltend:
1. Die farbstoffabsorbierende Wirkung mancher Silicate sei nachgewiesen.
2. Ein, dem bauxitartigen Verwitterungsproduct entsprechendes Gelgemenge,
das im Vergleich zur SiOg einen Überschuß von FcaOg und Alg O3 ent-
hielt, wurde von Methylenblau nicht angefärbt. 3. Das Vorhandensein von
Capillaritätswasser in wechselnden Mengen sei eine erhebliche Fehlerquelle.
4. Es sei noch nicht entschieden, ob Tone auch unabhängig von den in
ihnen stets enthaltenen Hydrogelen (im Sinne der Theorie von Ro bland)
1] Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1912, 2, 81; hier ref. nach Biederm. Ctrlbl. f. Agrik. -Chem.
1913, 42, 145 (Blanck).
510 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
basische Farbstoffe absorbieren. 5. Es sei nach eignen und anderer Unter-
suchungen erwiesen worden, daß eine quantitative Abhängigkeit der Färbungen
beim SiOg-Gel von dem Vorhandensein von Elektrolysen besteht. — Erst
unter Berücksichtigung dieser Momente glauben die Vff. quantitativen
Färbeversuchen für bodenkundliche Zwecke zutreffende Deutung zusprechen
zu können. Exakle "Versuche zwischen Farbstoffabsorption und Hygro-
skopicität können nur in der Weise angestellt werden, daß man in beiden
Fällen die äußeren Oberflächen der Böden bestimmt, einerseits unter An-
wendung einer Farblösung, anderseits unter Verwendung von Dämpfen
organischer Stoffe von höherem Molekulargewicht. Die Frage anlangend,
ob der in heißer HCl -lösliche Anteil auch unverwitterte Gesteinstrümmer
enthält, so lassen sowohl die Analysenergebnisse, wie die Hygroskopicitäts-
bestimmungen der untersuchten Proben vermuten, daß unter Einfluß der
heißen Nag CO3 -Lösung wie auch wohl der heißen HCl unverwitterte Silicate
zersetzt werden.
Humusbestimmung, besonders in schweren Tonböden. Von W.
Beam.^) — In schweren Tonböden, besonders solchen mit geringem Ge-
halt an organischer Substanz gelingt die Entfernung des zum Auslaugen
des Kalks angewandten HCl wie auch die schnelle und vollkommene
Extraktion der Humussubstanzen am besten im Buchnertrichter mit Asbest-
schicht und einer Papierscheibe als Unterlage aus dem mit Sand vermischten
und mit einer Sandschicht und einer seliützenden Filtrierpapierscheibe be-
deckten Boden. — Das zweckmäßigste, bei sehr humusarmen Böden das
einzig wirksame Verfahren zur Entfernung der HCl ist das Auswaschen
durch eine kalte Lösung von COg. — Nur wiederholte Behandlung mit
NHg-Flüssigkeit löst den Humus völlig. — Bei Anwendung des von Rather
empfohlenen Ammoncarbonats schließt der gefällte Ton Humusteile ein; in
humusarmen Böden kann dieser Fehler bis zu oO^/q betragen. — Der Vr.
empfiehlt die folgende kolorimetrische Bestimmung des Humus: Die 5 g
trocknem Boden äquivalente Menge wird in mit Asbest beschicktem Gooch-
Tiegel mit 4procent. Salzsäure ausgewaschen, bis das Filtrat kalkfrei ist.
Der Boden wird dann, ohne ihn mit Wasser zu waschen, in einen eisernen
emaillierten Becher übertragen und 10 Minuten lang mit einer öprocent.
Sodalösung gekocht, wobei es sich empfiehlt, den Becher mit einem mit
kaltem Wasser gefüllten Gefäß zu bedecken. Nach ö Minuten wird dieses
abgenommen, der Becherinhalt gut gemischt und nach Bedecken des Tiegels
noch 5 Minuten lang weiter gekocht. — Nach dem Abkühlen wird die
Flüssigkeit zu 250 ccm aufgefüllt und centrifugiert oder über Nacht stehen
gelassen. — Die über dem Niederschlag stehende klare Flüssigkeit wird
mit einem in gleicher Weise erhaltenen Auszug eines Bodens mit bekanntem
Humusgehalt verglichen. (Kalb.)
Die Bestimmung des Humus in Hawaii'schen Böden. Von W. P.
Kelley und W. Mc George. ^) — Die bisher bekannten Verfahren für die
Humusbestimmung sind sämtlich unbrauchbar bei Böden mit hohem Gehalt
an Ton und feinem Meeressand, wie solcher auf Hawaii vorkommt. Der
Vf. benutzt ein 8-zölliges Pasteur-Chamberland-Filter, dessen Porzellantubus
1) Cairo Sei. Jour. 6 (1912), Nr. 68, 93-103; ref. nach Expcr. Stat. Rec. 28, 19 n. 20. —
2) Jonm. Ind. Eng. Chem. 1912, 4, 644; ref. nach Chem.-Zeit. 1913, 37 u. Chem.-techn. Kep. 1913,
Nr. 9/11, 45.
A. Boden. 511
abgebrochen wurde. Das Filter ist montiert auf einer Glasglocke mit Tubus
mittels Gummipfropfen und ist in der oberen hinausragenden Hälfte
paraffiniert. 50 ccm Bodenlösung, entsprechend 1 g Boden werden in
einen Cylinder bei evacuierter Glocke filtriert und mit etwa 200 ccm
4 procent. Ammoniak nachgewaschen (Dauer 3 — 4 Std.). Das gesamte
Filtrat wird zur Trockne verdampft und wie üblich Humus und Humus-
asche bestimmt.
Methode zur Bestimmung des Stickstoffs im Humus. Von Charles
B. Lipman und H. F. Pressey. ^) — 50 ccm des wie üblich hergestellten
Humusextraktes werden mit 1 g MgO in einem 500 ccm-Kjeldahlkolben
bis zum Aufhören der NHg-Entwieklung gekocht; sodann erhitzt man nach
Zugabe von 30 ccm concentr. HgSO^ bis zum Entweichen von SOg-Dämpfen,
setzt 12 g einer Mischung von 10 Teilen HgSO^, 1 Teil FeSO^ und 1 2 Teil
CaSO^ hinzu und erhitzt bis zur Beendigung des Aufschlusses und
destilliert nach Verdünnen mit Wasser in bekannter Weise das gebildete
NH3 über. Der Aufschluß erfolgt in kürzester Zeit (höchstens 15 Min.).
Bestimmung des organischen Kohlenstoffs in Böden. Von Ach.
Gregoire. Unter Mitarbeit von J. Hendrick, E. Carpiaux und E.
Germain. ■'^) — Das Princip dieser Methode ist folgendes: Glühen der
Substanz in einem Sauerstoffstrom, Absorbieren der erzeugten COg, ohne
vorherige Reinigung durch Barytlösung, Sammeln des BaCOg auf einem
Asbestfilter und Bestimmung der COg im BaCOg auf gasometrischem Wege.
Näheres im Original zu ersehen.
Beitrag zur quantitativen Bestimmung der Salpetersäure in Böden
nach Schlösing-Grandeau und mit der Nitron -Methode von Busch.
Von A. V. Pomaski. •'^j — Der Vf. gelangte zu folgenden Schlüssen: 1. Bei
der Reduction von Salpetersäure durch Eisen chlorür und Salzsäure bei
Vorhandensein von stickstoffhaltigen organischen Stoffen sammelt sich in
dem Eudiometer eine Mischung von NO und N; dieselbe Erscheinung zeigt
sich auch in dem Falle, wenn man die Luft nicht ganz entfernt hat, oder
wenn man mit ungekochten Lösungen von Salzsäure und Eisenchlorür
arbeitet. 2. Das Reagens E. Divers absorbiert das NO quantitativ. 3. Bei
der Reaktion der Nitrate mit Eisenchlorür und Salzsäure in reinen Lösungen
und bei vollkommener Entfernung der Luft durch den Strom der CO^
betragen die Ausgänge des NO +99,1%; <ler Rest = + 0,9% l^omrat
auf den N. 4. Die Quantität des durch das Reagens E. Divers unabsor-
bierten Gases ist für verschiedene Stoffe verschieden. Für die humusarmen
Böden übersteigt sie nicht 2 ccm auf 100 g; für Buchweizen, Senf, Sonnen-
blume, Gänsefuß von 6 — 11 ccm auf 100 g; für Kuhmist (zersetzten) von
23 — 41 auf 100 g. 5. Der Procentgehalt an NO und N in den Amide
enthaltenden Auszügen schwankt in den Grenzen: für NO 86 — 98%, für
N 2 — 14%. 6. Die Quantität der Salpetersäure soll laut der veränderten
Methode Grandeau aus der durch das Reagens E. Divers absorbierten
Quantität des reinen NO berechnet werden. 7. Die Löslichkeit des Nitron-
Nitrat im Wasser und in Bodenauszügen ist gleich. 8. Bei der Conceutration
1) Journ. of Ind. and Engin. Chem. 1913, 5, 143 u. 144. Barkley, Bodentmters.-Lab. d. California-
Univ. ; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1361 (Grimme). — 2) Annuaire de la Station agronomique
ä Gembloux Royamne de Belgique 1913, Vol. II. 118. — ^ ßuss. Journ. f. experlm. Landwirtseh. 1913,
14, 302. Deutsch. Ausg.
512 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
von + 1,5 mg Salpetersäure in 100 ccm des Bodenauszuges, d. h. bei
1 : 66700 gibt der Nitren keinen Niederschlag. 9. Die Bodenauszüge
sollen nicht stark concentriert werden, da bei einer längeren Erkaltung
der durch den Nitren gefällten Bodenauszüge Krystalle der Mineralsalze,
hauptsächlich Gyps, in den Niederschlag gelangen können; es wird voll-
kommen genügen, wenn 250 ccm des Auszuges 1000 g Boden entsprechen.
10. Bei einem längeren Aufbewahren einer lOprocent. Nitronlösung in öprocent.
Essigsäure macht sich eine teilweise Zersetzung des Reagens bemerkbar.
11. Die Methoden von Schlösing-Grandeau und von Busch geben in
reinen Lösungen des KNOg ungefähr dieselben Ergebnisse. 12. In den
Bodenauszügen gibt die Methode von Busch bessere Resultate, als die
Methode von Schlösing-Grandeau; der Unterschied = -j- 1,12 °/o und
schwankt zwischen dz 0,29 Vo- 13. Die Bestimmung der Salpetersäure im
Boden durch Nitren gibt gute Resultate und wegen ihrer Einfachheit und
Genauigkeit verdient die Methode Busch unsere Aufmerksamkeit.
Eine Methode der Phosphorsäure-Bestimmung. Von L. Moeser
und G. Frank. ^) — Zur Bestimmung der P2O5 in Mineralien wie Phos-
phorit, Apatit haben die A^ff. folgendes Verfahren ausgearbeitet, welches
in den meisten Fällen einen Ersatz für die Molybdänmethode bietet. In
einem ca. 100 ccm fassenden Rundkolben werden 0,3 — 0,5 g des Materials
mit 4 — 6 ccm concentr. HgSO^ auf dem Sandbad bis zum Sieden erhitzt
und die Mischung nach der Natur der Substanz 10 — 15 Min. in langsamem
Sieden erhalten. Bei eisenarmen Kalkphosphoriten mit geringem Gehalt
an SiOg, organischen Substanzen, Gl und F sind 10 Minuten, im anderen
Fall längeres Erhitzen erforderlich. Es darf jedoch nicht zur Trockne
eingedampft werden, da sich sonst ein Teil der Pg O5 als Pyro- oder Meta-
Phosphorsäure oder auch als Silicyl- Phosphat der Bestimmung entziehen
würde. Nach dem Erkalten setzt man 30 — 40 ccm 95 procent. Alkohol
und 2 ccm einer lOprocent. alkohol. KOH hinzu, schüttelt gut um und
filtriert nach vollständigem Erkalten durch ein mit Alkohol angefeuchtetes
Filter und wäscht 4 — 6 mal mit gleichem Alkohol nach. Die P2O5 ist
quantitativ im Filtrat, während die Basen als Sulfate vollständig im Rück-
stand bleiben. Das Filtrat wird mit dem gleichen Volumen Wasser ver-
dünnt und mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht. Die P2O5 wird in
der nahe zum Sieden erhitzten Flüssigkeit mit 25 ccm Magnesiamixtur
ausgeschieden und wie üblich als Mg2P2 07 bestimmt. Bei Gegenwart von
größeren Mengen von Mangan ist die Abtrennung der P2O5 eine unvoll-
ständige, so auch bei raanganreicher Thomasschlacke. In solchen Fällen
kann die Pg O5 als Mangano ammoniumphosphat abgeschieden und als Man-
ganopyrophosphat bestimmt werden.
Zur Bestimmung der Phosphorsäure im Boden. Von R. Horn-
berger. 2) — Bei der Untersuchung der H Ol - Auszüge zahlreicher Wald-
böden, welche der mittleren Abteilung des Buntsandsteins entstammen,
machte der Vf. die Wahrnehmung, daß der gelbe Niederschlag von Am-
moniumphosphor molybdat sich nicht völlig in NHg-Flüssigkeit löste. Es
konnte sich nicht um Si O2 handeln, vielmehr rührt die Ausscheidung von
1) Ztschr. f. analyt. Chem. 1913, 52, 346—349. Univ. -Labor. Gießen; ref. nach österr. - Ungar.
Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 870 (A. Müller). — ^) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 82,
299-302 (Münden).
A. Boden. 513
Titansäure her. Der feine, die Flüssigkeit trübende Niederschlag ballt sich
bei längerem Stehen zu Flöckchen zusammen und kann dann ohne Trübung
des Filtrats abfiltriert werden, geht aber beim Auswaschen mit salzfreier
Waschflüssigkeit wieder durchs Filter, weshalb der Vf. letzterer etwas
NH4CI zusetzt. Der Niederschlag enthält jedoch immer etwas P2O5, am
wenigsten wenn gar keine HCl zugegen und die Molybdänsäure im großen
Überschuß gegeben ist; dann ist auch die im Titansäureniederschlag ent-
haltene Pg O5- Menge am kleinsten. Man begeht einen kleinen ( — ) Fehler,
wenn man die von der Titansäure herrührende Ausscheidung beseitigt,
ohne die darin vorhandene P2 O5 zu berücksichtigen; einen größeren (-)-)
beginge man, wenn man diese Ausscheidung nicht beseitigte, bevor man
die Fällung mit Mg 0- Mischung vornimmt. Beide Fehler vermeidet man,
wenn man den Niederschlag sammelt, auswäscht und mit Soda schmilzt
und in der Lösung der Schmelze die P.2 O5 " bestimmt.
Die Bestimmung der Gesamtphosphorsäure im Boden. Von Herm.
Fischer.^) — Der Vf. empfiehlt folgende Methode: 5 — 10 g Boden werden
in eine Quarzglasschale mit 50 com oder mehr Königswasser übergössen
und auf dem "Wasserbade eingedampft. Der Rückstand wird geglüht und
nochmals mit der gleichen Menge Königswasser eingedampft und getrocknet.
Nun wird, um die HCl zum Verschwinden zu bringen, mit coucentrierter
Salpetersäure eingedampft und der trockne Rückstand in 5 ccm Salpeter-
säure und heißem Wasser gelöst und filtriert. Der Filterrest wird mit
heißem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaktion ausgewaschen.
Das Filtrat wird bis zu 25 ccm eingeengt und die Pg O5 nach der
Mitscherlich'schen Methode gefällt. Die Prüfung der Methode zeigte,
daß die gesamte PjO- in Lösung geht bis auf einen kleinen Rest (0,1 bis
0,2 mg PqOg), der offenbar beim Auswaschen durch den Bodenkörper ab-
sorptiv festgehalten wird.
Zur Frage über die Bestimmung von Kg O durch Überchlorsäure
und Natriumkobaltnitrit. Von A. Wityn.^) — Die vorliegende Arbeit
hatte den Zweck, vergleichende Daten in bezug auf die Bestimmung von
KgO in reiner Sabslanz, im Boden und in Pflanzenasche nach den Me-
thoden mit Überchlorsäure 3) und Natriumkobaltnitrit nach DrusheH) zu
erhalten. Zur Kontrolle ist die gewöhnliche Platinchlorid-Methode benutzt
worden. Bei der Kobaltnitrit -Methode hat es sich als bequemer heraus-
gestellt, nicht durch einen Gooch-Tigel, sondern mittels eines gewöhnlichen
Trichters und eines dichten Filters zu filtrieren. Der Niederschlag w^urde
dann vom Filter in ein Titrierglas gespült; die fest anhaftenden Teilchen
wurden mit heißem, schwach durch Schwefelsäure angesäuertem Wasser
gelöst. Gewaschen wurde der Niederschlag mit halbgesättigter CaCl-
Lösung und zum Schluß 3 mal mit Wasser. Im übrigen wurde fast genau
nach Drushel verfahren.
Zur Kalibestimmung im Kalisilicat. Von Ernst Wilke-Dörfurt. ^)
— Der Vf. empfiehlt die Arbeitsweise von Lawrence Smith: Das Kali-
silicat wird mit der gleichen Menge sublimierten Chlorammoniums ver-
1) Internat. Mitt. f. Bodenkunde 1912, 2, 541; ref. nach Östeir. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u.
Ldwsch. 1913, 42, 389 (A. Müller). — ^) Russ. Joum. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 199. Deutsch. Ausz.
— s) Ldwsch. Versuchsst. 1906, Bd. 63, 307. — •*) Ztschr. f. anorg. Chem. Bd. 56 u. 59. — &) Ztschr.
f. analyt. Chem. 1912, 51, 755—760; ref. nach Chem. -Zeit. 1913, 37, 78.
Jahresbericht 1913. 33
514 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
rieben, mit kalifreiem Ca CO3 versetzt und das Gemisch im Platintiegel
geglüht, bis kein NH3 mehr entweicht. Aus der wäßrigen Lösung wird
CaO mit NHg und Ammoncarbonat, ein zweites Mal mit Ammoniumoxalat
genau gefällt und aus dem salzsäurehaltigen Filtrat K als Kaliumplatin-
chlorid bestimmt. Die Fällung des Ca zu sparen, ist zu verwerfen.
Vergleich der qualitativen und quantitativen Methoden zur Be-
stimmung von Carbonaten im Boden. Yon E. W. Gaither. ^) — Durch
Kochen von Boden mit starken Mineralsäuren bei 100^ findet Zersetzung
organischer Substanz statt unter Entwicklung von CO,, die ursprünglich
nicht als Carbonat vorhanden war. Erhitzen von Boden mit stark ver-
dünnten Mineralsäuren unter stark vermindertem Druck bei 58° setzt nur
die Carbonat-COg in Freiheit. Der Ausfall der Prüfung der Reaktion mit
Lackmuspapier ist der beste Hinweis auf das Vorhandensein von Carbo-
naten in Böden der humiden Regionen. Eine alkalische Reaktion des
wäßrigen Auszuges braucht nicht durch Carbonate bedingt zu sein, sondern
entsteht oft durch Hydrolyse gewisser Bodenkonstituenten.
Die gewichtsanalytische Bestimmung des Calciums als Calcium-
oxalat. Von S. Goy. -) — Bei Ausführung der Analyse ist der Nieder-
schlag in üblicher Weise durch Fällen mit Ammouoxalat in der Siedehitze
herzustellen, dann bis zum völligen Absetzen auf dem Wasserbade zu be-
lassen, in den gewogenen Goochtiegel zu filtrieren und mit heißem Wasser
.3 — 4 mal auszuwaschen, bis keine Oxalatreaktion mehr im Filtrat eintritt.
Dann trocknet man bei 105° C, wozu 4 — 5 Std. genügen, und rechnet
die gefundene Menge Ca (C00)2 -f H, 0 (Molekulargewicht 146,07) auf
Ca oder CaO um. Der Factor für Ca'ist =0,2743 (lg 43823), für CaO
= 0,3838 (lg 58410).
Mittel für die quantitative Bestimmung von Bodenbakterien. Von
Percy Edgar Brown. ^^) — Der Vf. luit 21 verschiedene Nährmedien auf
ihre Wirksamkeit geprüft und kommt zu folgenden Ergebnissen: 1. Albu-
min-Agar von derselben Zusammensetzung wie die „modificierte synthetische
Agar-Lösung-', in welcher das Pepton durch 0,10 g Albumin ersetzt ist,
gestattet die Entwicklung einer größeren Anzahl von Bakterien, als es bei
der eben erwähnten Agarlösung der Fall ist und kommt dem künstlichen
Humus-Agar gleich. 2. Casein-Agar, ähnlich dem Alburain-Agar, enthaltend
0,10 g Casein pro 1 als N-Quelle zeigt ebenfalls eine viel größere Anzahl
von Organismen als der modif. s^'nthetische Agar, aber etwas weniger als der
Albumin-Agar. 3. Künstlicher Humus-Agar, enthaltend 25 ccm pro 1 eines
neutralisierten Natronextractes, hergestellt aus Haferstroh, im übrigen von
gleicher Zusammensetzung wie der modif. synthetische Agar, nur daß sie
keine Dextrose enthielt, lieferte die gleiche Bakterienzahl wie der Albumin-
Agar. Die Schwierigkeiten bei der Herstellung dieses Materials und die
Tatsache, daß es nicht über dem Albuminagar steht, machen seine An-
wendung nicht empfehlenswert.
Methoden für die bakteriologische Prüfung von Böden. Von Percy
Edgar Brown.*) — In 6 verschiedenen Versuchsreihen prüfte der Vf,
die Ammonification von Eiereiweiß, Casein, Blutmehl, in frischem sowie
») Journ. of Ind. and Engin. Chem. 1913, 5, 138—143; ref. nach Chem. Ctribl. 1913, I. 1361
(Grimme). — 2) Chem. -Zeit. 1913, 37, Nr. 131, 1337. — ^) Ctribl. f. Bakteriol. II. Abt. 1913, 38,
497-506. — *) Ebend. 39, 61-73 (Soil Bacteriological Laboratory, Iowa State College, Arnes, Iowa).
A. Boden. 515
iu lufttrocknem oder auch sterilisiertem Boden unter einigen Abänderungen
der Verhältnisse und kam zu folgenden Ergebnissen und Schlüssen:
1. Frischer Boden ist das zweckmäßigste Medium für das Studium der
physiologischen Wirksamkeit der Bodenbakterien. 2. Frischer Boden ge-
stattet die größere Unterscheidung in Feldböden, verschieden behandelter,
gemäß der Wirksamkeit ammoniakbildender Bakterien in lufttrocknem
Boden, der mit Infusionen geimpft. 3. Lufttrockner Boden geimpft mit
Infusionen frischen Bodens von besonderen Stellen zeigt größere Differenzen
als ein lufttrockenes Bodenmuster (Standard soil) mit Infusion verschiedener
Böden geimpft. Augenscheinlich ist der chemische Charakter des Bodens
von bedeutender Wichtigkeit, wenn man seine Ammoniakbildungsfähigkeit
betrachtet. 4. Eine Eiweißlösung kann als ein Maßstab der Ammonification
dienen und ist getrocknetem Blut vorzuziehen, hat aber den Nachteil, daß
sie sehr schwer zuzubereiten ist. 5. Eine Caseinlösung erwies sich als
völlig befriedigender Maßstab der Ammonification und besitzt keine der
Nachteile der anderen N -haltigen Materialien. 6. Leichte Abweichungen
im Feuchtigkeitsgehalt der Feldböden scheinen die Ammonification von
Casein nicht wesentlich zu verändern, 7. 10 ccm einer lOprocent. Casein-
lösung hat sich als der beste Betrag erwiesen für 100 g frischen Boden und
das Optimum der Incubationsperiode bei Zimmertemperatur ist 3 Tage.
Das Trocknen im elektrisch geheizten Vacuum-Exsiccator zur Be-
stimmung der Hygroscopicität. Von R, Hornberger, i) — Der Vf. teilt
Erfahrungen mit, die er mit der Methode Königs 2) und dem dabei be-
nutzten Exsiccator gemacht hat. Talg und Vaselin als Dichtungsmittel
für den Exsiccatordeckel versagen bei der Heizung, da sie sich beim
Evacuieren iu den Apparat hineinziehen, so daß dem Eindringen von Luft
kein genügender Widerstand entgegensteht. Eine genügende Dichtung
wurde mit einer passenden ringförmigen Gummiplatte, beiderseits mit Vaselin
bestrichen, erreicht. Eine andere Schwierigkeit bot die Erzielung einer
genügenden Temperatur. Die geforderte Temperatur von 100 ^'j die sich
4 Stunden erhalten sollte, konnte mit der Heizplatte des Apparates 5) nicht
erreicht werden, der Vf. benutzte deshalb 2 übereinander gelegte Heiz-
platten, mit denen sich verhältnismäßig rasch eine genügende Erwärmung
erreichen ließ. — Das frei im Exsiccator angebrachte Thermometer gibt
keine Auskunft über die Temperatur der Böden. Solche ist nur zu erhalten,
wenn das Thermometergefäß sich im Boden selbst befindet. Der Vf. nimmt
deshalb ein überzähliges, mit Boden beschicktes Glasschälchen, das Thermo-
meter wird so eingefügt, daß sein Gefäß vollständig von Boden umgeben
ist. Das Nähere der Einrichtung und Handhabung des Apparates ist in
der Originalabhandlung zu ersehen.
Die Entnahme von Bodenproben für die Bestimmung der Feuchtig-
keit unmittelbar aus dem Cylinder des Bohrers von Rotmistrow und
mittels seines Probenziehers. Von S. K. Tschajanow.^) — Rotmistrow's
Vorrichtung besteht aus einem cylindrischen Bohrer und einem besonderen
Probezieher. Zuerst wird mit dem Bohrer das Bohrloch hergestellt, und
eist dann entnimmt man die Proben mit dem Proben zieher. — Die Probe-
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1913, 82, 303—307 (Münden). — -) König, Untersuchung Idwsch. u.
gewerbl. wichtiger Stoffe. 4. Aufl. 78. — *) Der Vf. benutzte denselben, von Fr. Hngershoff ia
Leipzig bezogenen Apparat wie König. — *) Russ. Journ. f. esperim. Ldwsch. 1913, 14, 223. Deutsch. Ausz.
33*
516 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
entnähme für Bestimmungen der Bodenfeuchtigkeit mittels dieses Proben-
ziehers beansprucht viel Zeit und gelingt unter besonderen Verhältnissen
eines Versuchsfeldes nicht immer; störend wirken das Festhaften des Bodens
am Messer, im Boden vorkommende Steine (Grand) oder die Härte des
Bodens selbst, die das Umdrehen des Probenziehers unmöglich machen;
wenn das aber mit Mühe gelingt, so bleibt der untere Deckel des Proben-
ziehers bei der Zurückdrehung zuweilen im Boden. — Alle diese Un-
bequemlichkeiten zwangen das „Temirsche Versuchsfeld", der Frage näher
zu treten, wie stark Feuchtigkeitsbestimmungen, die mittels des Bohrers
allein und mit dem Probenzieher ausgeführt sind, voneinander abweichen,
und ob es nicht möglich ist, die Proben unmittelbar aus dem Cy linder
des Bohrers zu entnehmen. Zu diesem Zweck ist 1909 und 1910 eine
Reihe von Bohrlöchern angelegt worden. — In einer Versuchsgruppe
wurden aus ein und demselben Bohrloch Proben unmittelbar aus dem
Cyiinder des Bohrers und mit dem Probenzieher genommen; in der anderen
Gruppe wurden auf ein und derselben Parzelle 2 parallele Bohrlöcher an-
gelegt, und die Feuchtigkeit des Bodens auf ein und dieselbe Weise, und
zwar durch Probeentnahme direkt aus dem Cyiinder des Bohrers bestimmt.
— Es hat sich nun herausgestellt, daß von 254 Feuchtigkeitsbestimmungen
der ersten Gruppe die Differenz zwischen der mit dem Probenzieher und
der direkt mittels des Bohrers erhaltenen Feuchtigkeit nur in 61 Fällen
(24 °/o) i 1 **/o übersteigt, wobei ein bedeutender Teil dieser Abweichungen
zur Kategorie der zweifelhaften Bestimmungen gehört. Somit stehen in
der weitaus größten Anzahl der Fälle die Angaben, die durch unmittelbare
Probeentnahme aus dem Cyiinder des Bohrers und mittels des Proben-
ziehers erhalten worden sind, einander nahe. Zugleich hat der Vergleich
der Zahlen, die aus entsprechenden Tiefen für zwei parallele Bohrlöcher
durch direkte Probeentnahme aus dem Cyiinder des Bohrers gewonnen
wurden, gezeigt, daß die Differenz nur unbedeutend diejenige überstieg,
die man in ein und demselben Bohrloch erhält, wenn man die Probe mit
dem Bohrer und mit dem Probenzieher nimmt. — Folglich, ist die Differenz
aus den Feuchtigkeitsbestimmungen aus zwei Bohrlöchern in vielen Fällen
eher der Ungenauigkeit der Arbeitsmethode, als einem verschiedenen
Feuchtigkeitsgehalt in den Bohrlöchern selbst zuzuschreiben, so daß bei
Benutzung des mittleren Ergebnisses aus zwei Bohrlöchern bessere Resultate
erhalten werden. Daher hat das „Versuchsfeld" seit 1910 begonnen die
Proben für die Bestimmungen der Bodenfeuchtigkeit unmittelbar aus dem
Cyiinder des Bohrers zu nehmen, zugleich aber zur größeren Genauigkeit
2 parallele Bohrlöcher anzulegen, was fast den gleichen Zeitaufwand
erfordert. — Die vorliegende, mit reichlichem Zahlenmaterial versehene
Arbeit führt den Vf. zu der Schlußfolgerung, daß die Bestimmung der
Bodenfeuchtigkeit im Falle der Probeentnahme mit dem Probenzieher von
Rotmistrow im Vergleich zur Probeentnahme unmittelbar aus dem Cyiinder
des Bohrers die Genauigkeit der Methode nicht merklich erhöht.
Vorrichtung zur Messung der Geschwindigkeit des Eindringens
von Wasser in den Boden. Von Max Berkmann (-München), i) — Zu
gedachtem Zweck diente eine einfache Vorrichtung, die keinerlei Anspruch
1) Intematioa. Mitteil. f. Bodenkunde 1913, III. 39.
A. Boden. 517
auf Gewinnung exakter Werte macht, die aber durch ihre leichte Hand-
habung zahlreiche Beobachtungen ermöglichte und ihre Zweckmäßigkeit
erwies. — Ein Hohlcylinder aus Glas wurde ursprünglich mittels ge-
schärfter Ränder auf verschiedenen Stellen eines Feldes in den Boden ein-
gebohrt und mit Wasser aufgefüllt, wobei die Zeit bis zum Eindringen des
Wassers ganz auffallende Verschiedenheiten erkennen ließ. Es zeigte sich,
daß das Wasser, wenn der Cylinder nur 2 — 3 cm tief im Boden steckte,
ohne große seitliche Verbreitung in der Zone eines steilen Kegels nach
abwärts drang. Auf Grund dieser Beobachtung wurde ein unten zu-
geschärfter Hohlcylinder von Messing mit einem aufschraubbaren cylindri-
schen Glasaufsatz stets in 3 cm Tiefe unter Drehen eingedrückt, was nur
ganz wenig Veränderung im Boden ausmachte; an den Rändern des Glas-
cylinders waren in 4 cm Abstand zwei wagrechte Eichstriche angebracht,
und es wurde die Zeit des Sinkens des Wasserspiegels von der oberen
zur unteren Marke mit einer Stoppuhr gemessen. Die Anbringung zweier
nahe aneinander liegender Niveauflächen marken sollte die Ausschaltung
komplicierter Vorrichtungen zur Messung bei konstanter Wassersäule er-
möglichen.
Zur Kritik der chemischen Bodenanalyse. Von O. Lemmermann.^)
— Der Vf. wendet sich gegen die Ansicht Mitscherlich's, daß das Problem,
das Düngungsbedürfnis, der Ackerböden mit Hilfe der chemischen Boden -
Untersuchung und der Lösungsgesetze festzustellen, im Prinzip gelöst wäre,
daß wir jetzt imstande wären, unter Benutzung von COg-haltigem Wasser
als Extraktionsmittel den Gehalt eines Bodens an aufnehmbaren Boden-
nährstoifen zu bestimmen, ist unrichtig. — Zur Begründung führt der Vf.
ohne erschöpfend sein zu wollen, folgendes an: 1. Es ist durchaus
zweifelhaft und unbewiesen, daß die in mit COg gesättigtem Wasser
löslichen Salze eines Bodens das Maximum der den Kulturpflanzen zur
Verfügung stehenden Nährstoffe bilden. 2. Es ist vielmehr sicher, daß
auch die im Boden stets entstehenden organischen Säuren, sowie gewisse
Salze an der Lösung der Bodennährstoffe mitwirken. 8. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß die Pflanzen außer der COg noch organische Säuren
ausscheiden, die für die Löslichmachung der Bodennährstoffe von Bedeutung
sind. 4. Die biologischen Processe, die sich im Boden abspielen, sind von
großer Bedeutung für die Löslichkeit der Nährstoffe. Es werden dadurch
nicht nur die mineralischen Nährstoffe löslich gemacht, sondern auch die
organisch gebundenen Nährstoffe. — Alle diese Wirkungsfaktoren kommen
bei einem einfachen Ausrühren oder Ausschütteln des Bodens mit einer
vielfachen Menge Wasser während kurzer Zeit nicht genügend zum Aus-
druck. 5. Der Gehalt des Bodens an in CO -haltigem Wasser löslichen
Nährstoffen bleibt während längerer Zeit nicht konstant. Die Nährstoffe
können im Laufe der Zeit im Boden nicht nur löslicher werden, sondern
auch unlöslicher, je nach den vorliegenden Verhältnissen. Namentlich sind
die Mikroorganismen an dieser fortwährenden Umwandlung beteiligt. — Wenn
mann daher den Gehalt des Bodens an in CO2- haltigem Wasser löslichen
Nährstoffen vor der Ackerbestellung ermittelt, so kann die den Pflanzen
während der Vegetationszeit zur Verfügung stehende Menge löslicher
1) Sonderabdr. a. Intemation. MitteU. f. Bodenkunde 1913, HI. Heft 6, 572—576.
518 Agrikulturchemische üntersuchungsmethoden.
Nährstoffe schon aus diesem Grunde eine ganz verschiedene sein. 6. Die
Schwierigkeiten, welche die Faktoren Klima und Witterung den Be-
strebungen entgegensetzen, aus der Bestimmung der leichtlöslichen Nährstofie
brauchbare Schlüsse zu ziehen hinsichtlich der Beurteilung des Frucht-
barkeitszustandes und Düngungsbedürfnisses der Böden, sind noch nicht
überwunden. 7. Auch die Frage, wie das verschiedene Aneignungs-
vermögen der verschiedenen Pflanzen für die Boden nährstoffe zu bewerten
ist, ist noch nicht gelöst. — Aus diesen Gründen, denen sich noch weitere
anfügen ließen, muß daher die Behauptung, daß wir schon jetzt imstande
wären, mit Hilfe irgend einer chemischen Bodenanalyse die Boden nährstoffe,
welche die Pflanze aufzunehmen vermag, quantitativ zu bestimmen, als
nicht zutreffend bezeichnet werden.
B. Düngemittel.
Referent: Th. Dietrich.
Methode zur raschen Bestimmung des ammoniakalischen Stick-
stoffs durch Formol. Von Gaillot. ^) — Die folgende Methode erlaubt
die rasche Bestimmung solchen Stickstoffs in freiem oder gebundenem Zu-
stand, sie ist besonders anwendbar bei der Untersuchung von Dünge-
mitteln. Die Methode beruht auf der Umsetzung des Ammoniaksalzes
mit Forraaldehyd zu Hexamethylentetrarain nach der Formel 6 (H . COH)
-f 4(NH3) = (CH2, 6N4) 4- 6(HjO). Nachdem man das Ammonsalz in
destilliertem Wasser gelöst und die Lösung sorgfältig neutral gemacht hat,
fügt man einige Tropfen von Phenolphtalein-Lösung hinzu und darauf eine
kleine Quantität streng neutrales Formol hinzu. Die frei gewordene Säure
titriert man. Umgekehrt läßt sich die Methode zur Bestimmung des
Formaldehyds verwenden.
Die Bestimmung der citronensäurelöslichen Phosphorsäure in
Thomasschlackenmehl nach der Citratmethode und der Lorenz'schen
Methode. Von H. Neubauer. -) — Der Vf. unterwarf diese Methoden
und gleichzeitig auch die Eisencitratmethode bei 12 verschiedenen Proben
Thomasmehl einer eingehenden Prüfung, die zu folgendem Ergebnis führte:
Die Ergebnisse der Lorenz 'sehen Methode stimmen mit dem wahren P2O5-
Gehalt überein. — Der Citronensäuregehalt der Thomasmehllösungen wirkt
nicht störend auf die Lorenz'sche Methode. — Die Citratmethode liefert
immer zu hohe Ergebnisse, auch dann, wenn durch Anwendung von Eisen-
citratlösung nach der Popp 'sehen Vorschrift eine beachtenswerte Aus-
fällung von Kieselsäureverbindungen nicht stattfindet. — Die Haupt-
ursache dieses Fehlers ist die Mitfällung mehrerer Milligramm
CaO als Tricalciumphosphat. — Ein Ausgleich dieses Fehlers durch
eine unvollständige Fällung der Pg O5 findet nicht statt, es bleiben vielmehr
keine wägbaren Mengen Pg O5 in Lösung. — Der bei der Citratmethode
durch den Kalk hervorgerufene Fehler ist bei der Bestimmung der citronen-
säurelöslichen Pg O5 in Thomasmehlen größer als bei der Bestimmung der
1) Annal. d. Chim. analytique 1913, 18, 15 u. 16. — ") Die Idwsch. Versuchsst. 1913, 82, 465
bis 475 (Mitteil. d. Versuchsst. Bonn).
B. Düngemittel. 519
wasserlöslichen Pg O5 in Superphosphaten , da die ThomasmehllösuDgen
wesentlich kalkreicher sind als die Superphosphatlösungen.
Die Bestimmung der citronensäurelöslichen Phosphorsäure in
Thomasmehlen. Von F. Haussding. ^) — Eine größere Anzahl von
Thomasmehlproben wurde vergleichend nach der Verbandsmethode 2) und
nach der Methode Popp, ein Teil der Probec auch nach der Methode von
V. Lorenz untersucht. So scharf die Übereinstimmung der Ergebnisse der
beiden erstgenannten Methoden war, so erhebliche Unterschiede zeigte der
Vergleich mit der Methode von v. Lorenz. In allen Fällen ergab die
Methode Popp höhere Zahlen. Im Mittel aller Ergebnisse ergab die Me-
thode Popp 0,30/0 P2 O5 mehr. Sicher scheint es zu sein, daß durch
Anwendung dieses v. Lorenz 'sehe Arbeitsverfahren der wahre Gehalt
der Thoraasmehle an P2O5 richtiger zum Ausdruck gebracht wird.
Die lösliche Kieselsäure in Thomasmehlen und ihr Einfluß auf
die Bestimmung der citronensäurelöslichen Phosphorsäure. Von M.
Popp (Ref.), J. Contzen, H, Hofer und H. Mentz. ^) — Nach einer Dar-
legung der bestehenden Unsicherheit der PjOj- Bestimmung in kieselsäure-
haltigen Thomasmehlen behandelt Ref. die Frage in verschiedenen Ab-
schnitten. B. Die Form der löslichen SiOg. I. Wann ist die lösliche
SiO schädlich? Die ausgeführten Untersuchungen führten zu dem Ergebnis,
daß SiOg nur dann schädlich ist, wenn die Thoraasmehle arm an löslichem
Fe sind; man hat daher in Zukunft nicht mehr von SiOg -reichen Mehlen
zu sprechen, sondern von eisenarmen Thomasmehlen. IL In welcher Form
ist die schädliche SiOg vorhanden? Die SiOg in den frischen citronen-
sauren Thomasmehlauszügen ist nach optischen Untersuchungen nicht im
kolloidalen Zustande vorhanden, sie muß krystalloid gelöst sein. In alkalisch
gemachten Auszügen der Thomasmehle ist dagegen nach diesen Unter-
suchungen die SiOg vollkommen in kolloidem Zustande vorhanden. III. Wo-
durch wird die schädliche Si Og unschädlich? Obgleich, sagt der Vf., man
zunächst an die Bildung eines leichtlöslichen Ammoniumsilicates denken
sollte, analog dem Wasserglas, zeigt die Si02 gerade hier große Neigung,
auszuflocken. Durch Zusatz von Fe-Citrat zu solcher Lösung wird die
SiOg tagelang in Lösung erhalten, so daß man die Pg O5 frei von SiOg
ausfällen kann. Denn in der Tat sind die PgOg -Niederschläge so gut wie
frei von SiOg, was der Vf. durch einen Versuch feststellte; indem er
19 auf Papierfilter gesammelte, veraschte und gewogene Niederschläge ver-
einigt zur Bestimmung des Si Og - Gebaltes benutzte. Es kamen auf 1 Nieder-
schlag, im Mittel 0,1496 g MggPgO; wiegend, nur 0,6 mg SiOg. Auf
Grund dieser Beobachtungen arbeitete der Vf. die Eisencitratmethode zur
Bestimmung der citronensäurelöslichen F^ O5 in Thomasmehlen aus. ^) Auch
bei den Woltersphosphaten hat sich diese Methode bewährt.
Verbandsmethoden. 5) — Die Bestimmung der citronensäure-
löslichen Phosphorsäure in Thomasmehlen. Die direkte Citrat-
fällung nach Böttcher-Wagner ist auch in Verbindung mit der Kellner-
schen Vorprüfung als Verbandsmethode aufzuheben. Die Popp'sche Eisen-
citratmethode wird zunächst für 1 Jahr als Verbandsmethode angenommen.
1) Ldwsch. Jahrb. 1913, 45, Heft 1, 119—126. Mitteil. d. Idwsch. Versuchsst. Berlin. — 2) Der
Deutschen ldwsch. Versuchsstationen. — 3) Die Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80, 229—278. Mitteil.
d. Versuchsst. Oldenburg. — ^) Cham. -Ztg. 1912, 99, 937 u. dies. Jahresber. 1912, 508. — ») Vorlauf.
Mitt. des Verb. d. D. L. V.-St.
520 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Zur Bestimmung der wasserlöslichen Phosphorsäure in
Superphosphaten und Superphosphatmischungen, a) Neben dem
bisher üblichen Verfahren der Herstellung des wäßrigen Auszuges ist es
auch zulässig, sofort mit Wasser bis zur Marke aufzufüllen und wie bei
Thomasmehlen rotieren zu lassen, b) Neben der bisher üblichen Methode:
„Fällung der Phosphorsäure nach Zusatz von Maercker 'scher Citratlösung
als Mg NH4 PO4 und Überführen des Niederschlags durch Glühen in
Mgg Pj O7" — ist die Anwendung der v. Lorenz 'sehen Methode zur
Phosphorsäurebestimmung in Superphosphaten zulässig.
Die Bestimmung der freien Säure im schwefelsauren Am-
moniak des Handels. Es werden 12,5 g der Probe schwefelsaures
Ammoniak mit Wasser zu 250 cm^ gelöst, filtriert und vom Filtrat 100 cm^
= 5 g mit einer geeigneten Titrierlauge (am besten mit der für die Stick-
stofi'bestimmungen verwendeten Lauge) unter Benutzung von Methylorange
als Indikator titriert. Der Säuregehalt wird als Ho SO^ berechnet und
angegeben. — Vorstehende Bestimmungsmethoden wurden in der 34 stündig.
ordentlichen Hauptversammlung des Verbandes landwirtschaftlicher Versuchs-
stationen i. d. E. zu Dresden in zweiter Lesung angenommen.
Literatur.
Simmermacher, W.: Zur Bestimmung der citronensäurelöslichen Phos-
phorsäure in Thomasmehlen. — Chem.-Zeit. 1913, 37, Nr. 15, 145.
C. Pflanzenbestandteile.
ßeferent: Th. Dietrich.
Über die Bestimmung von Kali und Phosphorsäure in Pflanzen.
Von M. Karnowski. ^) — Der Vf. suchte nach einer schnell zum Ziele
führenden Methode für quantitative Bestimmungen von Kali und Phosphor-
säure und fand nach vielen Vorversuchen die folgende Methode: Ver-
aschung in Beisein von Schwefelsäure als die zweckmäßigste. Es
handelte sich für den Vf. um die alljährige Untersuchung einer sehr großen
Zahl von Pfianzenproben. Die Vorschrift für die genannte Methode ist die
folgende: 5 g des fein zermahlenen Pflanzenmaterials werden in einer
Platinschale mit 3,5 — 4 ccm HSO4 innigst gemischt. Zu diesem Zwecke
verdünnt man die HSO4 mit 15 — 20 ccm dest. Wassei, gibt die verdünnte
Säure langsam zum Material unter fortwährendem Mischen mit einem Glas-
stab. Dann verdampft man die Mischung auf dem Wasserbade zur völligen
Trockne, stellt dann die Schale mit Inhalt auf ein Porzellandreieck und
erhitzt schwach bis keine Säuredämpfe sich merklich entwickeln und die
verkohlte Substanz zu glimmen anfängt. Man bedeckt dann mit einem
Platindeckel und stellt die Flamme des Brenners so ein, daß nur der Boden
der Schale schwachrot glüht. Nach einer Y2 — V4 ^t^- ^^^ ^^® Veraschung
zu Ende. Man läßt erkalten, fügt zu der weißen oder grauweißen Masse
1) Russ. Jourii. f. experim. Ldwsch. 1913, 14, 317—320, deutsch. Ausg. (A. d. Laborat. d. Ver-
snchsfeldernetzes des Altruss. Ver. f. Zuckeifabrikanten).
C. Pflanzenbestandteile. 521
einige Tropfen HCl, nimmt mit heißem Wasser auf und filtriert in einen
Meßkolben. Einen Teil der Lösung verwendet man zur P2O5 -Bestimmung,
nachdem man diesen mit 20 com auf je 5 g der Substanz concentr. HNO3
eine halbe Std. gekocht hat, um die bei der Veraschung gebildeten Meta-
und Pyro- in Orthophosphorsäure umzuwandeln. In einem anderen Teil
der Lösung bestimmt man das KgO nach bekannten Methoden. Die be-
schriebene Methode der Bestimmung hat bei großer Grenauigkeit den Vor-
zug, wenig zeitraubend zu sein. Der Vf. berechnet für Trocknen und Ver-
aschung IY2 — 2 Std. Zeitdaiaer.
Der Nachweis von Formaldehyd in den Säften der grünen Pflanzen.
Von F. Angelico und G. Catalano. ^) — Ein sehr empfindliches Reagens
zur Ermittlung kleinster Mengen Formaldehyd ist nach den Verfassern das
Atractylin, d. h. der wirksame glncosidische Bestandteil von Ätractylis
gummifera. Wird eine sehr geringe Menge Atractylin mit 2 oder 3 Tropfen
concentr. HgSO^ übergössen, so nimmt das weiße Glucosid eine gelbe Farbe
an. Läßt man nun auf die saure Mischung einen Tropfen einer äußerst
verdünnten wäßrigen Lösung von Formaldehyd fallen, so tritt nach einigen
Secunden an der Berührungsstelle Violettfärbung mit bläulichem Reflex
auf, die Reaktion ist eine nur dem Formaldehyd zukommende und so
empfindlich, daß sich noch 3 Tropfen Formaldehyd auf 1 1 Wasser nach-
weisen lassen. — Zur Prüfung der Anwesenheit von Formaldehyd in nach-
stehend genannten Pflanzen dienten teils die Säfte der ausgepreßten grünen
Blätter, teils die Destillate davon. Formaldehyd nachgewiesen wurde
in Lupinus albus, Securigera coronilla, Lathyrus gorgonia, Helianthus
annuus, Mirabilis Jalapa, Achebia quinata, Zea mais, Dolichos albiflorus,
Mesembrianthemum cordifolium, Tropaeolum majus und Lavatera Olbia.
Dagegen ließ sich in den Blättern der Pflanzen, die 24 Stunden im Dunkeln
gestanden hatten, sowie in chlorophyllfreien Teilen Formaldehyd nicht nach-
weisen. Dasselbe negative Resultat ergab die Untersuchung der Säfte,
bezw. Destillate folgender Parasiten: Psalliota campestris, Clytocibe sp.
und Coprinus sp.
Über den Nachweis von Formaldehyd in Pflanzen. Von Heinrich
Fincke. ^) — Der Vf. benutzte zu seinen Versuchen Fuchsinschweflig-
salzsäure mittels welchen Reagenzes Formaldehyd in farblosen wäßrigen
Flüssigkeiten in einer Verdünnung von 1:500000 noch eben nachweisbar
ist. Die gelbliche oder bräunliche Färbung aus Blättern gepreßter Säfte
verdeckt die violette Färbung natürlich teilweise, doch wurde auch in ihnen
die Reaktion stets in einer Verdünnung 1 : 100 000 sichtbar. Die Versuche
des Vf. mit dem filtrierten ausgepreßten Safte frisch gepflückter, belichtet
gewesener Blätter von Roßkastanien, Huflattich, Löwenzahn usw. zeigen,
daß in belichtet gewesenen grünen Blättern eine Formaldehydconcentration
1:100000 nicht vorhanden ist; ein Zusatz von Formaldehyd (1:100000)
zu den Säften gab deutliche Reaktion. In den Destillaten von Blättern
verschiedener Pflanzen wurde Formaldehyd nicht gefunden, doch ging auch
Formaldehyd, das rlen Blättern in Mengen zugesetzt war, die unter anderen
Bedingungen deutlich nachweisbar waren, nicht in die Destillate über. Den
Destillaten selbst zugesetzter Formaldehyd war dagegen ebenso gut wie in
ij Gazz. chim. ital. 1913, 43, I. 38—43; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1913. 1, 1352 (Czensnyl. —
») Biochem. Ztschr. 1913, 52, 214—225.
522 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
reinem Wasser nachweisbar. Frischer sowohl, wie vorher erhitzter Brei
grüner und nicht grüner Pflanzenteile bindet oder zerstört Formaldehj^d
bei gewöhnlicher Temperatur und besonders beim Erhitzen. Daraus er-
klärt sich die Tatsache, daß bei den Destillationsversuchen zugefügter
Formaldehyd nicht wieder gefunden wurde. Lebenden Rhabarberblättern
einverleibter Formaldehyd wurde von den Pflanzen zerstört; eine Ansammlung
von Formaldehyd wurde also verhindeit. „Die Aussicht, Formaldehyd mit den
benutzten ilitteln in Pflanzen nachweisen zu können, wird damit sehr gering."
über die Bestimmung der Cellulose mittels Salpetersäure. Von
Venkata Rao und B. Tollens. ^) — Wie aus früheren Versuchen des Vf.
und den von Dmochowski und Teilens^) hervorgeht, lösen sieh beim
Erwärmen mit Salpetersäure die Beimengungen der Cellulose, besonders
die Ligninstofi"e sehr gut auf; jedoch wird dabei die Cellulose selbst mehr
oder weniger angegriö'en und vermindert. Diesem Verlust haben letztere
Autoren zu begegenen gesucht, indem sie die erhaltenen Procente an
Cellulose mit dem Faktor 1,1 multiplicierten ; sie halten jedoch weitere
Versuche erfordprlich, um den Faktor sicher zu stellen oder abzuändern.
Rao hat diese Versuche ausgeführt, indem er eine Reihe pflanzlicher
Materialien nach verschiedenen und auch nach der Salpetersäure -Methode
vergleichend untersuchte. Letztere, die Methode von Dmochowski und
ToUens, wurde vereinfacht, indem sie das Erhitzen mit den verschiedenen
erfordeilichen Flüssigkeiten stets in einer und derselben Watten berg 'sehen
Schale mit blauen, das Volum von 200 ccra bezeichnenden Rande aus-
führten. Die Flüssigkeiten wurden mittels eines umgekehrt eingetauchten,
mit Leinen oder gehärtetem Filtrierpapier bedeckten Trichters, dessen große
Öffnung mit einer angeschmolzenen, fein durchlöcherten Platte bedeckt war,
abgesogen, ebenfalls die Waschwässer; und zuletzt wurden die mit Salpeter-
säure usw. behandelten Cellulosen in einem gewogenen Porzellan - Gooch-
Tiegel gesammelt, getrocknet, gewogen, in einer Muffel verascht, wieder
gewogen. Die Differenz gab dann die Cellulose. Vergleichend wurden
Bestimmungen nach dem Verfahren von Cross und Bevan^) (Einwirkung
von Chlorgas) und dem von J. König^) (Glycerin und H2SO4) ausgeführt.
Die Methode von Cross und Bevan lieferte bei fast allen untersuchten
Substanzen die größten Zahlen. Die Faktoren, welche anzuwenden wären, um
die nach des Vf. Methode erhaltenen Cellulose-Procente zu den nach Cross
und Bevan erhaltenen zu bringen, sind je nach den untersuchten Substanzen
ziemlich verschieden, sie schwankten zwischen 0,98 bis 1,38. Es sind
daher weitere Arbeiten auf diesem Gebiete erforderlich, um wirklich richtige
Faktoren, die den durch die Salpetersäure verursachten Verlust ausgleichen,
für bestimmte Gruppen pflanzlicher Stofi"e festzustellen.
Polari metrische Stärkebestimmungen in Roggen- und Weizenmahl-
abfällen. Von F. Mach. ^) — Der Vf. berichtet über das Ergebnis gemein-
samer Untersuchungen, an denen sich die Versuchsstationen Augusten berg,
Berlin, Bonn, Breslau, Harleshausen, Hohenheim, Münster und
Pommritz beteiligten. Diese Untersuchungen bezweckten in erster Linie,
zu ermitteln, ob die polarimetrischen Verfahren zur Bestimmung der Stärke
1) Jonm. f. Ldwsch.51913,e61, 237—244. — 2) Ebend. 1910, 58, 1 u. dies. Jahresber. 1910, 571.
— 3) .Journ. ehem. Soc. 1889. 55, 199. — *) Ztschr. Nähr- u. Genußm. 1906, 12, 385. — 5) Die Idwsch.
Yersuchsst. 1918, 81, 142—151.
E. Futtermittel. 523
iü Futtermitteln genügend über,einstiinmende Werte liefern und ob in typischen
Proben der Roggen- und Weizen mahlabf alle so große Unterschiede gefunden
werden, daß sie für die Beurteilung der Abfälle des Handels verwertet
werden können. Die untersuchten Proben von 4 Weizen- und 3 Roggen-
abfällen zeigten bei der Bestimmung von Protein, Fett und Mineralstoffen
eine recht weitgehende Übereinstimmung der ermittelten Werte, so daß an
der gleichen Beschaffenheit der verteilten Proben nicht gezweifelt werden
konnte. Zur polarimetrischen Bestimmung der Stärke wurden die Yerfahren
von Lintner, Lintner-Wenglein und Ewers geprüft. Zusammen-
fassend läßt sich nach dem Vf. sagen, „daß die polarimetrischen Stärke-
bestimmungsverfahren zwar noch nicht so durchgebildet sind, daß sie als
genügend exakt und zuverlässig bezeichnet werden können, daß sie aber,
und zwar vor allem die Methode von Ewers, mindestens bei der Be-
urteilung der Roggen- und Weizenabfälle sehr wertvolle üienste leisten
können, wenn es sich um die Feststellung handelt, ob an Stelle von Futter-
mehlen oder Grießkleie kleiereiche Abfälle geliefert wurden."
Literatur.
Bertrand, Gabriel, und Agulhon, H.: Methoden, welche die Bestimmung
sehr kleiner Mengen von Bor in organischen Substanzen gestatteten. — Compt.
rend. de l'Acad. des sciences 1913, 157, 1433.
D. Saatwaren.
Siehe oben Prüfung der Saatwaren.
E. Futtermittel.
Referent: Th. Dietrich.
Über eine neue Methode der Rohfaserbestimmung. Von Hanns
Stiegler. 1) — Das Verfahren wird etwa wie folgt beschrieben: Von den
mehlfeinen Materialien werden je nach Gehalt derselben an Rohfaser
1,5 — 3 g abgewogen und in ein 300 ccm fassendes Soxhletfläschchen ge-
geben, wie solche für die Milchsterilisation im Gebrauch sind. Vorher
werden 20 ccm destilliertes Wasser in das Fläschchen gebracht. Ist die
Substanz darin fein verteilt, werden 60 ccm HCl von 1,19 spec. Gewicht
zugegeben, gut durchgeschüttelt und 10 Minuten stehen gelassen. Hierauf
wird mit siedend heißem Wasser auf 200 ccm aufgefüllt, das Fläschchen
in das kochende Wasser eines Inversionstopfes gebracht und darin eine
Stunde lang erhitzt unter beständigem Durchleiten eines langsamen Luft-
stromes. Nach genau 1 stündigem Erhitzen mit der HCl wird das
Fläschchen aus dem kochenden Wasser herausgenommen, der Gummi-
stopfen nebst Rohr unter Abspülen entfernt. Nach Absetzenlassen des
ungelösten Rückstandes wird die darüberstehende saure Flüssigkeit (mittels
1) Journ. L Ldwscli. 1913, 61, 399—426 (Gärungschem. Inst. d. k. techn. Hochsch. z. München).
524 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
einer besonderen Vorrichtung) abgesogen. Man neutralisiert jetzt den Rest
der im Fläschchen verbliebenen Flüssigkeit mit Lauge unter Anwendung
von Lackmuspapier. Dann setzt man 50 ccm 5procent. Kalilauge hinzu,
füllt wieder mit siedend heißem Wasser auf 200 ccm und bringt die
Flasche wieder in kochendes Wasser und erhitzt unter langsamem Durch-
leiten von Luft genau ^2 Stunde. Die heiße, alkalische Lösung wird
dann sofort durch einen Porcellan - Goochtiegel von ca. 45 cm Höhe und
ca. 4 cm oberem Durchmesser filtriert, auf dessen Boden sich ein aus-
geglühtes Asbestpapier-Scheibchen und darüber eine nicht zu dünne, lockere
Schicht von gewaschenem ausgeglühtem Asbest befindet. Auf diese Filtrier-
schicht von ca. ^/g cm Höhe wird dann die Rohfaser gegeben, mit ca. 500 ccm
heißem Wasser ausgewaschen, mit Alkohol nachgewaschen und schließlich
mit Äther ca. Ys Stunde stehen gelassen. Hierauf wird der Äther ab-
gesaugt, der Tiegel in ein Trockengläschen gesetzt und 2 Stunden lang
bei 100 — 105° getrocknet. Das Trockengläschen mit Goochtiegel wird
nach dem Erkalten gewogen. Alsdann wird die Rohfaser verascht, indem
der Tiegel in einen hessischen Chamottetiegel von ca. 7 cm Höhe eingesetzt
und dieser mittels Tecla-Brenner erhitzt wird. Das Nähere der Einrichtungen,
welche der Vf. benutzt hat, ist aus der Abhandlung zu ersehen. Als Vorteile
dieser Methode werden angegeben: 1. Sie ist bequem und in verhältnis-
mäßig kurzer Zeit ausführbar. 2. Sie liefert Werte, die mit den korri-
gierten Weender Rohfaser werten, sowie mit den Tollen s 'sehen Cellulose-
werten ziemlich gut übereinstimmen. 3. Sie ergiebt fast pentosanfreie,
ziemlich ligninfreie, fast N- und fettfreie Rohfaser.
Eine beschleunigte Rohfaserbestimmung. Von H. Kalning.^) —
Der Gang ist folgender: Die zu untersuchende Substanz wird bis auf 1 mm
zerkleinert. Bei fettreichen Substanzen ist eine Abschlämmung mit Äther
vorauszuschicken. In einer Porzellan schale, welche mit einer eingebrannten
Marke versehen ist, die das Flüssigkeitsniveau von 200 ccm angibt, werden
3 g des zerkleinerten Materials mit 50 ccm einer 5 procent. Schwefelsäure
bis zur vollständigen Durchfeuchtung verrührt. Es werden nun 150 ccm
destilliertes Wasser hinzugegeben und unter Ersatz des verdunsteten Wassers
durch nahezu bis zum Sieden erhitztes Wasser eine halbe Stunde gekocht.
Die Wärmezufuhr wird so geregelt, daß die Flüssigkeit in eine mäßig
wallende Bewegung versetzt wird. Nach dem Kochen füllt man bis zum
Rande der Schale mit Wasser von Zimmertemperatur auf und läßt 10 Min.
absitzen. Darauf wird man mit Hilfe eines mit Seidengaze (Nr. 21) über-
spannten Trichters bis zur Marke abgesaugt. Man filtriert nun durch ein
größeres Faltenfilter bis zu dem in der Schale zurückbleibenden Rückstand.
Die in das Filter gelangte Substanz wird mit heißem Wasser aus einer
Spritzflasche in die Schale zurückgespült und nach Zusatz von einigen
Tropfen einer 0,04 procent. Methylorangelösung mit concentrierter Natron-
lauge neutralisiert. Diesem werden 150 ccm Wasser und 50 ccm einer
concentrierten Natronlauge (20 g Natriumhydroxyd in 100 ccm Wasser
gelöst) hinzugefügt. Das Ganze wird wieder mit Wasser bis zur Marke
versetzt und 10 Minuten unter Ersatz das verdunsteten Wassers gekocht.
Wie nach der Säurekochung wird nun wieder bis zum Rande der Schale
1) Ztschr. f. d. gesamte Getreidewesen 1913, 5, Nr. 1, 6-8; femer 304.
E. Futtermittel. 525
mit Wasser aufgefüllt und 10 Minuten der Ruhe überlassen. Nach dem
Absaugen der Flüssigkeit bis zu der Marke wird unter Verwendung von
Methylorange als Indikator mit 50% HSO4 neutralisiert. Hierbei ist
jeder Säuieüberschuß zu vermeiden, da sonst eine Trübung entsteht. Man
filtriert nun wieder durch ein größeres Faltenfilter und spült den Rück-
stand mit heißem Wasser in die Schale zurück. Nunmehr wird der Rück-
stand auf einem getrockneten und gewogenen Faltenfilter (Durchm. 11,5 cm)
gesammelt. Nachdem noch mit heißem Wasser (bis mit BaCIg keine
Trübung mehr entsteht), dann mit Alkohol und Äther ausgewaschen worden
ist, wird das Filter mit dem Ungelösten auf einem Usoglase ausgebreitet,
getrocknet und gewogen. Es darf nur destilliertes Wasser verwendet
werden. — Die von dem Vf. bei 14 Bestimmungen erhaltenen Werte
zeigen mit den nach der We ender Methode der Rohfaserbestimmung er-
haltenen durchweg eine genügende bis gute Übereinstimmung. Das Ver-
fahren gestattet, die Rohfaserbestimmung bis zur Gewinnung der feuchten
Rohfaser in 2Y2 Stunden durchzuführen.
Nachweis und quantitative Bestimmung von Kochsalzbeimengungen
in Futtermitteln. Von A. Strigel.^) — Die hierüber von dem Vf. aus-
geführten Versuche führten zu nachstehenden Folgerungen: 1. Eine genaue
Bestimmung von Na Cl- Beimengungen in Futtermitteln und Speisemehlen
kann nur auf dem Wege erfolgen, daß das NaCl durch Schütteln mit
Wasser vorerst aus dem Gemisch entfernt wird. Die erhaltenen wäßrigen
Auszüge sind unter Zusatz von Soda (bezw. Soda- Salpetergemisch) einzu-
dampfen, vollkommen zu veraschen und dann erst weiter zu verarbeiten.
Die nach diesem Verfahren erhaltenen Ergebnisse sind gut übereinstimmend
und richtig. 2. Direktes Veraschen der NaCl- haltigen Futtermittel u. a.
ist stets mit Verlusten an Cl, welche sehr bedeutend sein können, ver-
bunden, daher zur quantitativen Bestimmung von NaCl -Beimengungen nicht
anwendbar. 3. Direkte Titration der wäßrigen Auszüge mit Silbernitrat
(Indikator K2Cr04) ist nicht durchführbar, da keine scharfe Endreaktion
erkennbar ist. Das Titrationsverfahren nach Volhard (in salpetersaurer
Lösung) kann eher brauchbare Werte liefern. 4. Die Abscheidung des
NaCl mittels Chloroform kann als Vorprüfung angesehen werden. (Man
schüttelt etwa 5 g Substanz mit Chloroform im Reagensglas. Hier sinkt
neben Sand usw. auch Kochsalz zu Boden, das an seiner Krystallform,
Wasserlöslichkeit und Reaktion mit Silberlösung erkannt werden kann.) —
In einer H. Mitteilung-) ergänzen die Vff. obige Bestimmungsweise in der
Weise, daß das durch Silbernitrat gefällte Chlorsilber entfernt und im
Filtrat mit Rhodankalium zurücktitriert wird. Die Bestimmungen der
Kochsalzbeimengungen in Futtermitteln wurden folgendermaßen ausgeführt:
Vom wäßrigen Auszuge des Futtermittels (20 g in 200 com Wasser)
wurden 20 ccm Filtrat in einem 100 ccm -Kolben mit dem nötigen Über-
schuß von ^- Silbernitratlösung versetzt, 2 — 3 ccm Salpetersäure (1:1)
zugegeben und mit Wasser zur Marke angefüllt. Dann filtriert und 50 ccm
des Filtrats (= 1 g Substanz), enthaltend die Hälfte der zugegebenen Silber-
nitratlösung, im Erlenmeyer -Kolben auf ca. 100 ccm verdünnt und unter
1) Die Idwsch. Versuchsst. 1913, 82, 149—158. Mitteil. a. d. agrik.-chem. Versuchsst. Pommritz.
2) Ebend. 83, 309—317. (Strigel u. 0. Handschuh.)
526 Agrikulturcherüische Untersuchungsmethoden.
Zusatz von ca. 1 ccm des Indikators mit ^- Rhodankaliumlösung bis zur
bleibenden Rosafärbung titriert,
Salzsäure-Chloralhydrat als praktisches Hilfsreagens bei der Futter-
mitteluntersuchung. Von G. Bredemann.i) — Die zur Aufhellung der
Objekte bei der mikroskopischen Untersuchung von Futtermitteln benutzte
Mischung besteht aus 10 Teilen Chloralhydrat, 5 Teilen Wasser, 5 Teilen
Glycerin und 3 Teilen 25procent. CIH. Man löst das Chloralhydrat durch
gelindes Erwärmen im Wasser und fügt dann das Wasser und die Salz-
säure hinzu. Mit einigen Tropfen dieser Lösung rührt man auf einem
30 X 60 mm großen Objektträger die geeignete Menge der zu unter-
suchenden Substanz (Sieb von 0,3 mm quadrat. Maschenweite) an und er-
wärmt bis die Stärke zu verkleistern beginnt, bedeckt mit großem Deckglas
und erwärmt nochmals bis zum Sieden. Übermäßig starkes und langes
Erhitzen ist zu vermeiden. Das Verfahren eignet sich nur für gewisse
Futtermittel: Müllereiabfälle, Lein- und Cruciferenkuchen. Diese Methode
soll andere Aufhellungsmethoden nicht ersetzen oder verdrängen, sondern
nur ergänzen.
Fettbestimmung in Futtermitteln, unter besonderer Berücksichtigung
des Ausschütteins in der Kälte mittels Trichloräthylen. Von R. Neu-
mann. 2) — Nach einer ausführlichen Besprechung der Arbeiten über die
Fettbestimmung in Futtermitteln berichtet der Vf. über seine umfangreichen
Untersuchungen über die von ihm schon früher 3) besprochene Methode der
Anwendung von CgHCl,. Es wurden große Reihen von Bestimmungen
des Futtermittelfeites im Vergleich mit der üblichen Atherextraction aus-
geführt, auf Grund deren der Vf. zu folgender Zusammenfassung der Ergebnisse
gelangte: „1. Trichloräthylen ist für die Fettbestimmung der Futtermittel
verwendbar. 2. Es kann zum Ausschütteln in der Kälte für alle bisher
untersuchten Futtermittel benutzt werden. 3. Bei sehr eiweißreichen Futter-
mitteln (Fleisch- und Fischmehl) oder sehr fettreichen Stoffen (Ajowan-
rückständen, Hirsepoliermehl) ist es nötig, die Substanz vor dem Ausschütteln
aufzuschließen. (Hierzu hat sich das Verfahren von Hissink sehr gut
bewährt). Hissink*) fand, daß ein vorhergehendes 2 stündiges Kochen
von 5 g Substanz mit 100 ccm lOprocent. HCl und 50 ccm Wasser und nach
dem Erkalten, Abfiltrieren, Auswaschen und Trocknen völlig dem Zwecke
genüge. 4. Aus Sesamkuchen werden durch die lange Extraktion mit
Äther mehr oder weniger Stoffe extrahiert, die sich im Fettkolben wieder
ausscheiden und als Nichtfett anzusprechen sind. Diese werden durch
kurzes Ausschütteln in der Kälte mittels CjHCl3 nicht gelöst. 5. Das
Ausschütteln mit Cj HCI3 bietet dem Ausziehen mit Äther gegenüber folgende
Vorteile: Die Substanz braucht nicht vorgetrocknet zu werden, da C2HCI3
nicht mit Wasser mischbar ist. Infolgedessen fallen die beim Vertrocknen
entstehenden Fehler fort. CgHClg ist nicht brennbar. Das Ausschüttelungs-
verfahren gestattet auch in einer größeren Zahl von Futtermitteln die Fett-
bestimmung in wenigen Stunden auszuführen. G. Dem stehen folgende
Nachteile gegenüber: CjHClg zersetzt sich leicht im Licht, man daif also
nur im zerstreuten Licht arbeiten und die Gefäße müssen stets im Dunkeln
1) Die Idwsch. Versuchsst. 1913, 79 u. 80 , 329—337, mit Tafeln. (A. d. Idwsch. Versuchsst.
Harleshansen.). — 2) Ebend. 701—736. — 3) Chem. Ztg. 1911, 35, 1025 a. dies. Jahresber. 1911, 625. —
4) Die Idwsch. Versuchsst. 1904, 40, 125.
E. Futtermittel. 527
aufbewahrt bleiben. Das Abpipettieren von CgHCl3 ist wegen des eigen-
artigen Geschmacks nicht angenehm. Der Preis des Trichloräthylens stellt
sieh nicht höher, sondern niedriger als der des Äthers, da die Reinigungs-
kosten fortfallen und die Yerluste beim Arbeiten sehr gering sind."
Die Bestimmung der zitratlöslichen Phosphorsäure in Futter-
kalken. — Die von Kellner vorgeschlagene Modifikation der Peter-
mann'sehen Methode wird angenommen in der Form, daß 5 g Futterkalk,
mit Petermann'scher Zitratlösung zu 500 cm' aufgefüllt, 3 Stunden
lang im Rotationsapparat durchgeschüttelt werden. Die Weiterbehandlung
des filtrierten Auszugs bleibt dieselbe wie bisher. — Die Anwendung der
alten Peter mann 'sehen Methode ist vorläufig gestattet, doch ist auf dem
betr. Analysenattest zu vermerken: „Zitr. P2O5 nach Petermann, auf
Wunsch des Einsenders bezw. Antragstellers." — Vorstehende Methode
wurde in der 34. ordentlichen Hauptversammlung des Verbandes land-
wirtschaftlicher Versuchsstationen i. D. R. zu Dresden in zweiter Lesung an-
genommen. — Verlauf. Mitteil. d. Idwsch. Versuchsst.
Säuregehalt im lagernden Mais (silage). Bestimmungsmethode.
Von C. O. Swanson, J. W. Calvin und E. Hungerford, i) — Der Haupt-
teil der flüchtigen Säuren im lagernden Mais (silage) besteht aus Essig-
säure, Propionsäure, Buttersäure und Valeriansäure , wobei erstere 75^©
der Gesamtmenge ausmacht. An nichtflüchtigen Säuren ist hauptsächlich
Milchsäure vorhanden. Die Extraction des fein zerkleinerten Materiales
erfolgt am vorteilhaftesten mittels öOprocent. Alkohols, da 95 procent.
Alkohol um 0,06 — 0,09% höhere Werte ergiebt. Der Säuregehalt wird
durch Titration des Extractes mit ^-Natronlauge unter Benutzung von
Phenolphtalein als Indicator ermittelt und beträgt etwa 2 0/o, wobei als
Endpunkt der Titration die erste auftretende schwache Rotfärbung maß-
gebend ist. Die Extractionen der Proben mit Wasser erniedrigen die
Werte um — 0,2%, im Verhältnis zu den bei der Extraction mit öOprocent.
Alkohol erhaltenen; dieses ist auf das Vorhandensein von in Alkohol lös-
lichen, aber in Wasser unlöslichen Säuren zurückzuführen. Die vollständige
Extraction ist nach 15 Min. beendet, sowohl bei Verwendung von Wasser
als auch Alkohol; sollen nur Vergleichswerte festgestellt werden, so genügt
eine Extraction, für genaue Bestimmungen sind 2 — 3 Extractionen er-
forderlich.
Über die Bestimmung des Brandsporengehaltes in Kleien. Von
Julius Gr6h.2) — 0. Varga taucht einen Glasstab von 5 mm Dicke in
Wasser, bringt den anhaftenden Tropfen auf einen Objektträger und berührt
mit der Spitze des noch nassen Stabes die zu untersuchende Kleie und
verrührt nun die Teilchen mit dem Tropfen. Die im Durchschnitt in
einem Gesichtsfeld gezählten Brandsporen geben einen Anhaltspunkt für
die Beurteilung ihrer Menge. Wegen der groben Fehlerquellen gehen die
Beobachtungen verschiedener Untersucher auseinander. Der Vf. schlägt
zAvei Methoden vor: I. 10 g Kleie werden in ein 100 cm^ fassendes
Kölbchen eingewogen, mit etwa 70 cm^ kaltem Wasser übergössen und
gut durchgeschüttelt. Dann füllt man auf, schüttelt nochmals kräftig durch
1^1 Joum. Amer. Chem. Soc. 1913, 35, 476—483. — 2) Archiv f. Chemie u. Mikroskopie, 5. Jahrg.,
1912, 177.
528 Agrikulturchemisehe Untersuchungsmethoden.
und schüttelt den ganzen Inhalt rasch in ein Becherglas von 150 bis
200 cm^. Den dünnen Brei mischt man nun im Becherglase mit einem
Hornlöfi'el gut durch, darauf achtend, daJ3 die Oberfläche nicht mit Schaum
bedeckt werde. Nach 1 bis 2 Minuten anhaltendem Mischen taucht man
einen 5 mm dicken Glasstab Yg ^^ tief in die Flüssigkeit und bringt den
Tropfen auf eine Zählkammer, deckt rasch zu und zählt bei entspi-echender
Vergrößerung die Sporen. Die Zählkammer ist 0,1 mm tief und ist in
16 Quadrate von 0,25 mm Seitenlänge geteilt. Der Raum über den 16
Quadraten ist 0,0001 cm 3, so daß bei Benutzung der vorgeschriebenen
Mengen die in einem Präparat durchschnittlich gefundene Sporenzahl die
Millionen Sporen in 10 g Kleie ergiebt. Um die Anzahl der Brandsporen
in einer Gewichtseinheit des reinen Brandes zu bestimmen, mischte der
"Vf. eine genau abgewogene Menge Brand in einem Mörser mit einigen
Tropfen Glycerin, spülte die Mischung mit verdünntem Glycerin in ein
Kölbchen von 50 cm^ und füllte auf. In dieser Mischung wurden im
Durchschnitt 1002 Millionen Spor^ in 1 g getrockneter Brandsubstanz
gefunden. Bei Annahme eines 12procent. Wassergehaltes ergeben sich
daher 882 Millionen für 1 g Brand. Die gefundene Sporenzahl mit 0,01133
multipliziert, drückt den Sporengehalt in Gewichtsprocenten aus. — Zur
Prüfung der Verläßlichkeit wurde der Brandsporengehalt in künstlichen
Mischungen von Koppstaub und Kleie bestimmt, wobei gute Übereinstim-
mung erzielt wurde. — 11. 5 g Kleie wurden in ein 100 cm^ fassendes
Becherglas gebracht, mit etwa 40 cm Wasser versetzt, gut durchgemischt
und der Brei auf ein Messingsieb gebracht. Man läßt den größten Teil
des Wassers ablaufen, preßt den Rückstand mit dem Harnlöffel aus und
bringt ihn in das Becherglas zurück, gießt die abgeschiedene Flüssigkeit
in einen 200 cm^ fassenden Kolben, befeuchtet die Kleie wieder mit un-
gefähr 35 cm^ Wasser, mischt gut durch, bringt sie wieder auf das Sieb
und wiederholt diese ganze Prozedur solange, bis die Menge der Flüssig-
keit im Kölbchen 170 — 175 cm^ beträgt. — Durch 4— 5 malige Behand-
lung mit Wasser werden die Brandsporen mit dem größten Teil der Stärke-
körner von den Gewebstücken getrennt; zu der Flüssigkeit im Kölbchen
setzt man nun 20 cm^ einer lOprocent. ZnClj-Lösung, bei deren Bereitung
statt Wasser Y^ n- Salzsäure genommen wird. Nach kräftigem Durch-
schütteln stellt man das Kölbchen in ein 600 — 700 cni^ fassendes Becher-
glas mit heißem Wasser, erhitzt letzteres bis zum kräftigen Sieden, kühlt
ab und füllt auf. Nach kräftigem Durchschütteln gießt man je 50 cm^
der Flüssigkeit in 2 eigens angefertigte Zentrifugenröhrchen. Nach 5 bis
7 Minuten Zentrifugieren haben sich sämtliche Brandsporen abgesetzt. Die
genaue Einhaltung der Vorschriften ist unbedingt erforderlich. Nun saugt
man ab und gibt soviel auf 70 — 80 ** C. erwärmte 50 vol.-procent, Schwefel-
säure, daß der Niederschlag und die Flüssigkeit zusammen genau 5 cm^
ausmachen. Gezählt werden die Sporen in einer gleichen Zählkammer,
wie bei der ersten Methode, doch muß die Einteilung auf dem Deckglase
angebracht sein, da die Sporen oben schwimmen. Da manche Sporen
untersinken, ist nach dem Durchzählen das Mikroskop jedesmal tiefer ein-
zustellen. — Die zweite Methode ist nur in solchen Fällen von Vorteil,
wenn die Brandsporen in Klumpen vorhanden sind oder an den
Samenschalen ankleben. — Zur Erleichterung des Zählens schlägt der
E. Futtermittel. 529
Vf. 1) die Anwendung eines von der Firma Leitz hergestellten Okulars
vor, in welchem ein Quadrat sichtbar ist, das mit einem Quadrat der
Kammer zur Deckung gebracht wird, so daß die oft schwer sichtbare
Teilung nicht verwendet zu werden braucht. (Dafert.)
Die quantitative mikroskopische Bestimmung der Brandsporen
(Tilletia-Sporen) in Mehl, Kleie und Getreide. Von G. Bredemann.^)
— Der Vf. bespricht zunächst die Methoden von Malzew, Appel, Arthur
Meyer und Issatschenko, die aber nur auf Getreide anwendbar sind.
Bei Mahlproducten war man bisher auf Schätzungen des Sporengehaltes
angewiesen, die bei dem Fehlen bestimmter Namen sehr unsicher sind.
Der Vf. hat das von Arth. Meyer beschriebene Verfahren zur quantitativen
mikroskopischen Untersuchung von Fflanzenpulvern ^) für die Brandsporen-
bestimmung verwendet. Das Prinzip der Methode ist sehr einfach: Für
ein Pulver, dessen Menge man in einem Gemisch mit einem anderen
Pulver feststellen will, wird zunächst ein brauchbares Wertelement aus-
gewählt, welches leicht charakterisierbar, annähernd gleich groß und
mikroskopisch zählbar sein muß, wie Pollen und Stärkekörner, Sklerenchym-
zellen usw. Es wird nun ermittelt, wieviele Stück W ertelemente in 1 mg
enthalten sind. Aus dieser „Normalzahl" und der Anzahl der "Wertelemente
in einer gewogenen Menge des zu untersuchenden Materials läßt sich der
Zusatz procentuell berechnen. Zum Zählen dienen Suchtische, die die
Fortbewegung des Objektes um Sehfeldbreite ermöglichen, doch läßt sich
auch ein gewöhnlicher Kreuztisch verwenden. — Zunächst wurde die
„Normalzahh' für die Tilletia-Sporen ermittelt. Das reine Brandsporen-
material lieferten sorgfältig ausgesuchte Brandkörner. Ein Unterschied in
der Normalzahl zwischen Tilletia tritici und laevis konnte nicht nachgewiesen
werden. Die Sporen wurden mit Rohrzucker im Verhältnis 1 : 500 oder
1 : 1000 und höher verrieben, eine abgewogene Menge (5 — 10 mg) mit
Chloralhydratlösung erwärmt und mit einem Deckglase (20 mm) bedeckt
und durchgezählt. Der Vf. fand als Mittel von 32 Zählungen eine Normal-
zahl von 450 000. Er untersuchte nun Mischungen aus Mehlen und Kleien
mit Brandsporen, welche die Brauchbarkeit der Methode bestätigten. —
Um Störungen durch die Schalenbestandteile und die Stärke auszuschalten,
verwendet er eine Chloralhydrat-Salzsäure-Glycerinmischung, die mit einer
Nadel mit der Probe auf den Objektträger verrieben, erst schwach, nach
Auflegen des Deckglases bis zum Sieden erhitzt wird. — Die Genauigkeit
der Methode bei Berechnung des Procentgehaltes an Tilletia-Sporen geht
bis zur zweiten Dezimale. (Dafert.)
Zur Bestimmung des Brandsporengehaltes in Kleien. VonO. Varga.*)
— Der Vf. hat Material nach den Methoden von Bredemann und Groh
untersucht und fand nach Bredemann im Durchschnitt 450,8, nach Groh
721 Millionen Sporen in 1 g Brandpulver. Die Methode von Gröh er-
fordert genaue Einhaltung der Bedingungen, da Änderungen der Concen-
tration der Teilchen in den einzelnen Schichten schon kurz nach Auflösen
des Rührens eintreten. Gröh hat ein Gemisch von Glycerin und Wasser
1) Archiv f. Chemie n. Mikroskopie 1913, 6. Jahrg., Heft 3, 136. — 2) Die Idwsch. Versnchsst.
1911, 75, 135 (Mitt. a. d. Ldwsch. Versuchsst. Harleshausen). — ä) Arth. Meyer, Über eine
Methode der quantitativen mikroskopischen Untersuchung von Pflanzenpulvern (Ztschr. Unters, f. Nahr.-
u. Genußm. 1909, 17, 497). — *) Archiv f. Chemie n. Mikroskopie 1913, 6. Jahrg., Heft 6, 342.
Jahresbericht 1913. 34
530 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
benützt, ohne die Meiigenverhältoisse anzugeben. Das spec. Grewieht der
Flüssigkeit beeinflußt aber das Resultat. Der Vf. fand bei Verwendung
von reinem Glycerin unter genauer Einhaltung aller anderen Bedingungen
in 1 g Brandpulver 534 Millionen Brandsporen. Ferner wurden 2 Proben,
mit welchen Gröh experimentierte, die Sporen nach Zahl und Gewicht
bestimmt. Er fand Sporenzahlen und Gewichtsprocente gut überein-
stimmend mit denen von Gröh. In Gewichtsprocenten gaben beide
Methoden das gleiche Resultat. Dagegen ist bei Groh die Sporeuzahl
1,96 mal größer als bei Bredemann. Endlich wurde in einer Kleien-
mischung von 0,05 "^/o Sporengehalt als Mittel mehrerer Bestimmungen
nach Bredemann 0,04, nach Gröh 0,08 Gewichtsprocente gefunden. —
Beide Methoden sind also zur Bestimmung des Sporen gehaltes geeignet
und man kann die Ergebnisse beider miteinander vergleichen, wenn man
den Sporengehalt in Gewichtsprocenten ausdrückt. Die Zahl der Sporen
nähert sich bei Bredemann der Wirklichkeit. Das Gewicht der Brand-
sporen kann als konstant angenommen werden. Die Sporenzahlen, welche
man mit Gröh 's Methode erhält, sind Verhältniszahlen. Vermutlich
sammeln sich bei dieser Methode die Sporen mehr an der oberen Schiebte.
Bei geringem Sporengehalt ist Bredemann's Methode genauer, bei vielen
Sporen die von Gröh zweckmäßiger, da aus einer größeren Menge Durch-
schnitte gewonnen werden und die Ausführung weniger zeitraubend ist.
(Dafert.)
F. Milch, Butter, Käse.
Referent: F. Mach.
Die Salmethode. Von A. Devarda und v. Eccher. ^) — Das Ver-
fahren ist bei Vollmilch dem Acidverfahren in der Verläßlichkeit der
Resultate gleichzustellen. Bei Zentrifugenmagermilch und mit Formalin ver-
setzten Milchproben ist die Salmethode jedoch kaum brauchbar. Für Massen-
untersuchungen kommt sie ebenso teuer zu stehen wie das Gerber'sche
Verfahren; auch bietet sie in der Handhabung keine wesentlichen Vorteile.
Die rasche Bestimmung des Fettes der Milch nach der Neusal-
Methode. Von G. Huyge. -) — Der Vf. hält das Verfahren, das er mit
denen von Gerber und Röse-Gottlieb verglichen hat, für empfehlenswert
bei ganz frischer Milch oder Milch, die mit einem andern Konservierungs-
mittel als Formalin behandelt ist. Bei saurer Milch, Buttermilch und
Magermilch gibt es zu niedrige Resultate.
Bestimmung der Milchtrockensubstanz. Von R. Burri.^) — Es
wurde geprüft, welches der gebräuchlichsten Verfahren zur direkten Be-
stimmung Werte gibt, die am besten mit den nach Fleischmann be-
rechneten Zahlen für die Trockensubstanz übereinstimmen. Das Ergebnis
fiel zugunsten des einfachen Verfahrens aus, bei dem 5 com Milch in
flacher Nickelschale im Trockenschrank bei etwa 100° zur Gewichts-
beständigkeit erhitzt wurden.
^) Tätigkeitsber. d. Idwsch.-chem. Versuchsst. "Wien 1912; Zfschr. Idwsch. Versnchswcs. Österr. 1913,
16, 212-2U. — a) Ann. de la Slat. agron. de l'fitat :\ Gembloux 1913, 11. 236-243. — ») MoLk.-Ztg.
Berlin 1913, 23, 26 (Bern-Liebefeld, Milchw. u. bakt. Anst.).
F. Milch, Butter, Käse. 531
Trockensubstanzbestimmung in Milch. Von Adriana J. Lichten-
belt.^) — Die besten Resultate werden erbalten, wenn mau 5 g Milch mit
Sand vermengt, 2 Stunden auf dem Wasserbade erwärmt und noch ^j^ Stunde
ohne umzurühren im Trockeuschrank auf 102 — 105^ erhitzt.
Neue Methode zur quantitativen Bestimmung der Eiweißstoffe der
Milch. Yon W. C, de Graaf und A. Schaap. -) — Bei der Bestimmung
der Eiweißstoffe der Milch aus der Aldehydzahl nach Steinegger^)
kommen die Vif. zu einer guten Übereinstimmung. Um den N-Gehalt aus
der Aldehydzahl zu berechnen, bedienen sich die Vff. des Faktors 0,0777
(Steinegger 0,0762, Eichmond 0,0672), für den Eiweißgehalt wird der
Faktor 0,495 (Steinegger 0,485, Richmond 0,443) beniitzt. Für
Frauenmilch sind die Faktoren 0,0693 und 0,443. Die Aldehydzahl
wird durch Verdünnen mit Wasser und auch durch eine künstliche Er-
höhung des Säuregehalts (Zusatz von Milchsäure) nicht verändert. Natür-
liche Säuerung bewirkt ein Ansteigen der Aldehydzahl wahrscheinlich
infolge Spaltung der Eiweißverbindungen.
Vereinfachte Technik zur genauen Bestimmung des Caseins und
der Lactose in der Kuhmilch. Von R. Malenfant. ^) — Man erhält ein
pulverförmiges, leicht zu entfettendes Product, wenn man das Casein mit
65procent. Alkohol, dem man im Augenblick der Verwendung etwa
1 ^/oo Eisessig zusetzt, ausfällt und mit 50procent. Alkohol auswäscht. Zum
Entfetten benutzt der Vf. nacheinander siedenden 95procent. Alkohol,
siedendes Aceton und siedenden Äther. Sodann trocknet man 7 Stunden
bei 100^. Zur Lactosebestimmung verwendet der Vf. das bei der Be-
stimmung des Caseins erhaltene Milchserum.
Die Morres'sche „Alizarolprobe" zur Prüfung der Haltbarkeit der
Milch. Von Devarda und Weich. •') — Wenn die Säuerung der Milch
stark vorgeschritten ist oder neben der Milchsäuregärung anderweitige
mehr oder weniger stark alkalisch reagierende Zersetzungsproducte ent-
stehen, kann man aus dem Farbentou der Alizarinprobe den Säuregrad der
Milch nicht immer mit genügender Sicherheit feststellen. In strittigen
Fällen ist das Titrieren vorzuziehen. Eine durch die Alizarolprobe hervor-
gerufene Gerinnung, die dem Säuregrad oder dem Farbenton nicht entspricht,
deutet auf eine anormale Zusammensetzung der Milch, die durch die Ein-
wirkung hauptsächlich labbildender und peptonisierender Bakterien bedingt
wurde. Der Hauptvorteil der Alizarolprobe besteht darin, daß die Farben-
reaktion rasch und gleichzeitig mit der Alkoholprobe auch von den Markt-
organen genügend sicher ausgeführt werden kann.
Untersuchung von verdorbener Milch. Von L. Yuaflarf) — Nach
dem Vf. macht die Extraktion des Fettes aus dem Koagulum besondere
Schwierigkeiten. Er filtriert das Koagulum durch eine Extraktionshülse
von Schleicher & SchüU ab, trocknet es mit der Hülse vollständig bei
100 — 105 <', extratriert 2 Stunden mit Äther, zerreibt das Koagulum ohne
zu trocknen im Mörser, bringt es in die Patrone zurück und extrahiert
nochmals 1 — 2 Stunden. Dm die Eiweißstoffe zu bestimmen, dampft man das
1) Chem. Weekbl. 10, 199—204, Amhem; ref. Chem. Gtrlbl. 1913, I. 1365 (Henle). — «) Ann.
desFalsific. 6, 149—157, Leyden; ref. Chem. Ctrlbi. 1913, I. 1790 (Grimme). — 2) Dies. Jahresber. 1905,
359 — *) Journ. Pharm, et Chim. [7] 6, 390—397; ref. Chem. Ctrlbi. 1913, I. 65 (Düsterbehn). — ^) Molk.-
Ztg. Berlin 1913, 23, 338; ref. Ctrlbi. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 183 (Wolff). — 6) Ann. des
Falsific. 6, 148 u. 149, Arras; ref. Chem. Ctrlbi. 1913, I. 1789 (Grimmej.
34*
532 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Serum in einem 800 com -Kolben unter beständigem Umschwenken über
freier Flamme bis zur Sirupkonsistenz ab, gibt 150 ccm HgSO^ und ge-
nügend Hg zu, erhitzt bis zur beginnenden Klärung, läßt abkühlen, gibt
das fettfreie Koagulum nebst Hülse dazu und schließt vollständig auf.
Zum Nachweise von Salpetersäure in Milch. Von R. Barth, i) —
Der Vf. gibt der Ringreaktion nach Siegfeid den Vorzug; er vermischt
10 ccm Milch mit 5 Tropfen einer Lösung von 10 Tropfen Formalin in
250 ccm Wasser und unterschichtet die Mischung vorsichtig mit etwa 5 ccm
Schwefelsäure vom spec. Gewicht 1,71.
Nachweis von Kaliumbichromat in Milch. Von R. Grewing. -) —
Der Vf. unterschichtet ein Gemisch von 10 ccm Milch und 4 ccm einer
Sprocent. wäßrigen Amidobenzollösung mit etwa 3 ccm chemisch reiner
Schwefr^lsäure. An der Berührangsstelle entsteht je nach der Menge des
vorhandenen K^Gr^O-j nach ^/^ — 2 Minuten eine deutliche blaue Zone mit
violetter ünterzone. Nitrate, Formalin und H2O2 stören die Reaktion nicht.
Veränderung von mit Bichromat konservierter Milch. Von Gustave
Hinard. •^) — Eine mit Bichromat (1:1000) konservierte Milch erlitt im
Laufe der Aufbewahrung (bis 182 Tage) erhebliche Veränderungen. Der
Gehalt an Extrakt und fettfreiem Extrakt geht konstant zurück. Das Fett
zeigte schwankende Werte (Anfangswert 32,9, Höchstwert 33,6, Mindest-
wert 30,8*^/oy). Der Gehalt an Milchzucker bleibt zunächst ziemlich auf
gleicher Höhe, fällt dann aber rasch. Das coagulierbare Casein geht am
schnellsten zurück, während die Säure langsam ansteigt.
Beitrag zur Milchstatistik 1912. Von Karl Alpers und Herm.
Neff.*) — Im Anschluß an eine frühere Veröffentlichung^) geben die Vff.
eine statistische Darstellung ihrer Untersuchungen, durch die in erster
Linie geprüft werden sollte, wie sich die Beurteilung der Milch auf Grund
des Chlorcalciumserums bewährt. Hiernach leistet diese Untersuchungs-
methode in bezug auf die Auffindung der Wässerungen vorzügliches. Da-
gegen begegnet der Nachweis der kleineren Entrahmungen noch Schwierig-
keiten.
Eine einfache Probe zur Bestimmung von Butterfett in Butter.
Von James M. Doran.*') — Man centrifugiert etwa 10 ccm der gründlich
durchgearbeiteten Butter einige Sekunden lang in einem 15 ccm fassenden,
graduierten Sedimentiergefäß, wobei wenn erforderlich, die Probe durch Ein-
tauchen in Wasser von 40 — 45^ flüssiger zu machen ist, und liest das
Volumen genau ab. Hierauf fügt man 5 ccm Gasolin hinzu, wendet das
mit dem Daumen verschlossene Gefäß 2 oder 3 mal vorsichtig um und
zentrifugiert 15 — 20 Sekunden lang. Der Unterschied zwischen dem Gesamt-
volumen und dem Volumen des nicht vom Gasolin Gelösten gibt den Fett-
gehalt der Butter. Führt man die Bestimmungen stets bei möglichst
gleichmäßiger Temperatur aus, so beträgt der Höchstunterschied 0,2% bei
Parallelbestimmungen, und 0,5*^/o gegenüber den Ergebnissen des offiziellen
Verfahrens.
11 Ztschr. Unters. Nähr.- u. Gennßm. 1913, 26, 339—341; Magdeburg, städt. Nahrangsm. -Unters. -
Amt. — 2) Ebend. 287; Dorpat. Milchw.-bakt. Labor. - s) Ann. des Falsific. 6, 233-237; ref. Chem.
Ctrlbl. 1913, II. 69 (Grimme). — «) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 25, 727—729; Hyg. Inst,
d. Univ. Tübingen. — ^} Dies. Jahresber. 1912, 332. — 6) Journ. of Ind. and Engin. Chem. 4, 841 u.
842; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I, 747 (Helle).
F. Milch, Butter, Käse. 533
Beiträge zur Käseuntersuchung. Von E. Reuchlin und F. Rachel, i)
— Nach den vorliegenden Untersuchungen liefert die von Siegfeld
empfohlene Wasserbestimmung in kürzerer Zeit als die bisher üblichen
Methoden gut mit den letzteren übereinstimmende Werte. Bei der von
Buttenberg und König vorgeschlagenen Trocknung ohne Yerteilungsmittel
werden häufig zu niedrige Werte erhalten. Nach Abstellung bestimmter
Mängel und bei Einhaltung besonderer Vorsichtsmaßregeln liefert die direkte
Wasserbestimraung nach Mai unter sich gut übereinstimmende Ergebnisse.
Es werden jedoch — gegenüber der indirekten Methode — häufig niedrigere
oder höhere Werte gefunden, ohne daß eine Regelmäßigkeit beobachtet
werden konnte. Das bei der Mai 'sehen Methode erhaltene Destillat scheint
durch titrimetrische Ammoniakbestimmung ein Mittel zu bieten, den Reife-
grad der Käse festzustellen. Die Fettbestimmung nach Farnsteiner liefert
mit der Methode von Bondzynski-Ratzlaff gut übereinstimmende Er-
gebnisse.
Die verschiedenen Untersuchungsmethoden zur Fettbestimmung
im Käse, nebst Beobachtungen bei vergleichenden Fettbestim mungen
nach dem volumetrischen Verfahren und nach der Gewichtsanalyse.
Von W. D. Kooper. '■*) — Die Untersuchungen haben folgende Ergebnisse
geliefert: 1. Das gewichtsanalytische Verfahren von Bondzynski-Ratzlaff
liefert höher liegende Resultate als die volumetrischen Verfahren von
Burstert, Hammerschmidt, Wendler und Kooper. — 2. Reines
Butterfett wird durch die bei dem Verfahren von Wendler und Kooper
verwendeten Lösungsmittel nicht merklich angegriffen. — 3. Das spec.
Gewicht des Käsefettes kann nicht die Ursache der Abweichungen sein,
da dafür die Unterschiede zwischen dem spec. Gewicht der einzelnen Käse-
arten zu klein sind. — 4. Gemische von reinem Käsefett und von nach
der Gewichtsanalyse erhaltenen Milchfettresten liefern nach dem Bond zynski-
Ratzlaff'schen Verfahren zu hohe Werte, — 5. Dasselbe gilt für Ge-
mische von reinem Käsefett und Käse. — 6. Mittels Gewichtsanalyse ge-
wonnene Fettmengen ergeben nach dem volumetrischen Verfahren unter-
sucht zu niedrige Werte. — 7. Volumetrisch gefundene Fettmengen nach
der Gewichtsanalyse untersucht ergeben Werte, die mit denen nach der
Zentrifugalmethode übereinstimmen. Nach dem Vf. haben die zwischen
gewichtsanalytischen und volumetrischen Verfahren auftretenden Differenzen
ihre Ursache in einem Übergang von ümsetzungsprodukten z. B. freien
Fettsäuren in die bei der Gewichtsanalyse verwendeten Lösungsmittel,
während sie bei den volumetrischen Verfahren von der Säure- oder der
Neusallösung aufgenommen werden.
Über die Bestimmung des Fettes im Käse. Von Vtz.^) — Der
Vf. bringt eine Besprechung der bisher vorgeschlagenen Verfahren und
berichtet über vergleichende Untersuchungen' an zahlreichen Käsen der ver-
schiedensten Art. Hiernach eignet sich das Verfahren von Polenske^)
sehr gut zur Bestimmung des Fettes. Es ist einfach und rasch ausführbar
und gibt im Vergleiche mit dem Bondzynski-Ratzlaff 'sehen Verfahren
gute Zahlen. Die Verfahren von Gerber mit und ohne Amylalkohol eignen
1) Ztschr. Unters. Nähr.- ti. Genußm. 1913, 26, 20—38; Nahrungsm.-Ünters.-Amt d. Landw.-Kamm.
f. d. Prov. Brandenborg. - =) Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 353— 3ö8 (Labor, von Dr. N. Gerbers Co.,
Leipzig). — 3) Ebend. 457—467. München, Hyg.-chem. Labor, d. Militärarzt!. Akad. — *) Arb. d. Kais.
Gesundh.-Amts 191Ö, 33, 563.
534 Agrikulturohemische Untersiichungsmethoden.
sich im allgemeinen gut für Masseüuntersuchxingen, nur bei Magerkäsen
und hier und da auch bei fetten Käsen geben sie ungenügende Werte.
Worauf das beruht, konnte bis jetzt nicht ermittelt Averden.
Die Fettbestimmung in Käsen nach der acidbutyrometrischen
Methode von Dr. Hammerschmidt. Von Donselt. ^) — Das Verfahren
vo!i Hammer Schmidt-), nach dem der Käse in einer Löseflüssigkeit auf-
gelöst wird, worauf man wie bei der Acidbutyrometrie der Milch verfährt,
hat sich bei einem Vergleich mit der Bo n d zy n s ki - Rat zlaff sehen Methode
als gut verwendbar erwiesen.
Zur Bestimmung des Fettgehaltes im Käse. Von O. Allemann. 3)
— Der Vf. greift auf das alte Soxhlet'sche Extraktions verfahren zurück
und benutzt, um das Umfüllen der aufgeschlossenen Käsemasse (1 — 5 g
werden mit 20 ccm 20 — 25proeent. HCl durch Erhitzen in Lösung ge-
bracht) zu vermeiden, eine gläserne Einsatzhülse von der Größe der Papier-
hülsen, in der die Masse aufgeschlossen und extrahiert wird. Die Hülse
besitzt einen kurzen, weiten, mit mehreren Bohrungen zum Ausfließen des
fettgesättigten Äthers verseheneu Hals. Auf diesem sitzt ein trichterförmiger
Einsatz lose auf, dessen Röhie bis auf den Boden reicht, so daß der Um-
lauf des aus dem Kühler tropfenden Äthers erreicht wird.
Vergleichende Untersuchungen über die Brauchbarkeit des Ver-
fahrens von Rusche zur Bestimmung des Wassers im Käse. Von Utz.^)
— Der von der Firma Dr. N. Gerber's Co. m, b. H., Zürich- Leipzig nach
Angaben von Rusche in den Handel gebrachte Apparat (das Wasser des
Käses wird aus einem in ein Glyceriubad gebrachten Kölbchen in ein
Auffanggefäß abdestilliert) eignet sich nach den Untersuchungen des Vf.
verhältnismäßig gut zur direkten Bestimmung des Wassers, Der Vf. macht
einige Verbesserungsvorschläge.
Literatur.
Ackermann, E.: Der Wert der neueren Methoden zur Herstellung des
Milchserums. — Mitt. Lebensmittelunters, u. Hyg. 4, 211—213; ref. Chem. Ctrlbl.
1913, IL 1337.
Ackermann, Edwin: Kritische Studie über die von Paul Forschner
veröffentUchte Arbeit: Refraktion und Polarisation des Chlorcalciumserums der
Milch. — Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 51, 553—557; ref. Chem.
Ctrlbl. 1913, IL 1423. — Der Vf. weist in der Arbeit von Forschner — siehe
unten — zahlreiche und große Unstimmigkeiten nach.
Bauer, J.: Die Methodik der biologischen Milchuntersuchung. Nebst
einem Geleitwort von A. Schloßmann. Stuttgart, Ferd. Enke, 1913.
Bickele, Friedrich: Die Unterscheidung roher und gekochter Milch. —
Inaug.-Dissert. Stuttgart; Auszug in Molk.-Zeit. Berhn 1913, 23, 98—101.
Carlinfanti, E., und La Face, F.: Neuer Beitrag zur Butteruntersuchung.
— Boll. Chim. Farm. 52, 431—435; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 542. — Die Vff.
benutzen den Krystallisationspunkt der Fettsäuren zum Nachweis von Ver-
fälschungen.
1) Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 33 u. 34 (Greifswald, Müchwsch. Anstalt f. Pommern). —
•-') Ebend. 1912, 41, 757. — 3) Mitt. Lebensmittelunters, u. Hvs. 4, 253—257 (Bern); ref. Chem. Ctrlbl.
1913. N. 1337 (Rühle) u. Chem. -Zeit. 1913, 37, 876. — ■") Arch. f. Chem. u. Müo-. 1913, 6, 287—294
(München, Hyg. -chem. Labor, d. niilitärärztl. Akad.).
F. Milch, Butter, Käse. 535
Commanducci, Ezio: Nochmals über meine Methode zur Bestimmung
einer Wässerung der Milch. — Sep.-Abdr. ; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 566. —
Zurückweisung der Einwände Conradi's — dies. Jahresber. 1912, 522.
Cooper, W. F., Nuttall, W. H., und Freak, Gr. A. : The enumeration
and measurement of fat globules in milk. — Journ. of Agric. Science 1913, 5,
357 — 376. — Auf diese Arbeit, die sich mit der Ausführung und der Prüfung
der benutzten Methoden befaßt, kann liier nur hingewiesen werden.
Denigfes, G. : Die Konservierung der zur Analyse bestimmten Milchproben.
— Ann. des Falsific. 1912, 5, 5.59-561; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 658. — 1 ccm
einer Lösung von 50 g krystall. Phenol in 10 ccm Alkohol von 95 % genügt,
um 100 ccm Milch unbegrenzt haltbar zu machen.
Drost, J. : Zum Nachweis genügend erhitzter Milch. — Ztschr. Fleisch-
u. Milchhyg. 1913, 23. 250; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 335.
Dubosc, Louis: Analyse verdorbener Milch. — Ann. des Falsific. 6,
452—454; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1429.
V. Eccher, Dino: Beiträge zur Bestimmung des Fettes in der Trocken-
milch mit besonderer Berücksichtigung des Gerb er- Eccher 'sehen Acid-
butyrometerverfahrens. — Arch. f. Chem. u. Mikr. 1913, 6, 302—318. — Der Vf.
überschichtet im Butyrometer 10 ccm H^SO^ — spec. Gew. 1,285 — mit 2,5 ccm
Wasser, gibt 2,2 g Trockenmilch, 7,0 ccm Wasser und 1 ccm Amylalkohol zu,
schüttelt, erhitzt 10 Min. aul 65—70", zentrifugiert 5 Min. bei 1000 Touren, erwärmt
wieder bei 65 — 70". liest ab und multipliziert die gefundene Zahl mit 5.
Eichloff, R. , und Singer, J.: Gibt die in Genossenschaftsmolkereien
angewendete Art der Berechnung der Butteranteile einwandfreie Werte? —
Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 69-74.
Falk, Hans: Das Dialysierverfahren nach A bderhalden, eine Methode zur
Diagnose des Frischmilchendseins der Kühe. — Berl. Tierärztl. Wchschr. 1913,
Nr. 8; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 269.
V. Fellenberg, Th. : Die Rohrzucker- und Milchzuckerbestimmung in
kondensierter Milch. — Mitt. Lebensmittelunters, u. Hyg. 3, 317 — 327; ref. Chem.
Ctrlbl. 1913, I. 565.
Forschner, Paul: Refraktion und Polarisation des Chlorcalciumserums der
Milch, zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der Straßburger Milchverhältnisse. —
Schweiz. Wchschr. f. Chem. u. Pharm. 51, 381—386; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL
531. — Nach den Versuchen des Vf. laufen Refraktion und Polarisation ungefähr
parallel. Der Refraktion kommt jedoch eine höhere Bedeutung zu, da sie von
allen in Lösung befindlichen Substanzen beeinflußt wird.
Gascard, A. : Die Analyse verdorbener Milch. — Ann. des Falsific. 6, 525
bis 530; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 2061.
Gero, Wilhelm: Die Beurteilung der durch Wasser verdünnten Milch
auf Grund des Säuregrades. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 499.
Goske, A. : Über die Bestimmung der Reich er t-Meißl'schen und
Polenske'schen Zahl. — Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 26, 651 u.
652. — Der Vf. benutzt zur Verseifung ein doppelschaliges, halbkugeliges Luft-
bad mit Ringbrenner.
Greifenhagen, W.: Ein neuer Apparat zur Herstellung des Spontanserums
der Milch. — Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1913, 26, 287—289.
Grimmer: Über den Wert der biologischen Milchuntersuchungsmethoden.
— Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 580—590.
Halverson, J. O.: Die modificierte Babcockmethode zur Bestimmung von
Fett in gesüßten Molkereiprodukten. Schlagsahne. — Journ. of Ind. and Engiu.
Chem. 5, 403—410; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 88.
Halverson, J. 0.: Kritische Untersuchungen über die Ursachen der
niedrigen Werte nach der modificierten Babcockmethode gegenüber der Methode
Roese-Gottlieb bei Schlagsahne. — Journ. of Ind. and Engin. Chem. 5, 480
bis 484; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 718.
Harding, E. P., und Parkin, Guy: Eine schnelle und genaue gewichts-
analytische Methode zur Fettbestimmung in kondensierter Milch und in Trocken-
milch. — Journ. of Ind. and Engin. Chem. 5, 131-134; ref. Chem. Ctrlbl. 1913,
I. 1365.
536 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Heim, Ernst: Ober das spec. Gewicht des Milchserums und seine Be-
deutung für die Beurteilung der Milchverfälschungen. — Dissert. Stuttgart 1912;
ref. Mil'hwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 393.
Herlant, L. : Mikroskopische Butteriintersuchung. — Publications du
12. Congr. de rAlimentrie, Lüttich 1912, 394—403; ref. Ztschr. Unters. Nähr. u.
Genußm. 1913, 26. 214.
Hesse, A.: Tabellen für die Berechnung der Butteranteile aus Milch und
Rahm. — Hildesheim, Verlag der Molk.-Ztg., 1913.
Hittcher: Die Überwachung der Butterausbeute. — Molk.-Ztg. Hildes-
heim 1913, 43. Sonderabdruck. — Der Vf. erörtert die Brauchbarkeit und die
Anwendung der von ihm früher angegebenen Formeln zur Berechnung der Butter-
ausbeute und zur Bezahlung der Milch und des Rahms nach Butteranteilen.
Höyberg, H. M.: Ein schnelles Verfahren zur Bestimmung des Zusatzes
von Wasser in der Buttermilch. — Ztschr. Fleisch- u. Milchhyg. 1912, 23, 104
• bis 107; ref. Intern. Agrar-techn. Rdsch. 1913, 4. 181. — Aus der Arbeit ist
hervorzuheben, daß die Molken unverfälschter Buttermilch ein zwischen 1,0250
und 1,0275 schwankendes spec. Gewicht bei 15" aufweisen.
Höyberg, H. M. : Praktische Formel für die Berechnung der fettfreien Milch-
trockenmasse. — Ztschr. Fleisch- u. Milchhyg. 1913, 23, 539 — 541; ref. Intern.
Agrar-techn. Rdsch. 1913. 4, 1462. — Nach dem Vf. ist die fettfreie Trocken-
masse gleich dem 4. Teil der Summe von Laktodensimetergraden und Fettgehalt.
Kapeller, G.: Ober die Lichtbrechung der Tetraseren. — Ztschr. Unters.
Nähr- u. Genußm. 1913, 25, 285—290. — Nach dem Vf. kommt den Tetraseren
nach Pfyl und Turnau der Wert größerer Genauigkeit und Wissenschaftlicbkeit
zu; das Ca Clg- Serum ist dagegen leichter herstellbar.
Kober, Philip Adolph: Nephelometrische Bestimmungen der Proteine,
die Bestimmung von Casein, Globulin und Albumin in Milch. — Journ. Americ.
Chem. Soc. 35, 1585—1593; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II, 1897.
König, F.: Ober die verschiedenen Methoden der Bestimmung des Wasser-
gehalts im Butterfett. — Apoth.-Ztg. 28. 63; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 850. —
Der Vf. gibt der Differenzmethode den Vorzug.
Konradi, Emil: Die Gärreductaseprobe in Verbindung mit der gewöhn-
lichen Milchprüfung als Grundlage für die Gütebezahlung der Milch in Genossen-
schaftsmolkereien. — Molk.-Ztg. Berlin 1912, 601, 602, 613 u. 14; ref. Intern.
Agrar-techn. Rdsch. 1913, 4, 178.
Kretschmer, Erich: Ober die Bestimmuntr des Milchzuckers in der
Milch durch Fällung mit Ammonsulfat. — Ztschr. physiol. Chem. 85, 286 — 291;
ref. Chem. Ctrlbl. l9l3, II. 542. — Das Verfahren von Salkowski, s. dies.
Jahresber. 1912, 348, erwies sich als sehr brauchbar.
Kühn, B. : Ober den Einfluß von Konservierungsmitteln auf die Guajak-
reaktion roher und gekochter Milch. — Ztschr. Fleisch- u. Milchhyg. 1912, 22,
215; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42. 269.
Lichtenberg, H. F.: Schnellmethode zur Bestimmung von Fett in Schlag-
sahne. — Journ. of Ind. and Engin. Chem. 5, 786; ref. Chem. Ctrlbl. 1913. IL 1521.
Long, Edward W.. und May, Clarence E.: Die Eigenschaften gewäs-
serter Milch. — Journ. of Ind. and Engin. Chem. 5, 573 — 575; ref. Chem. Ctrlbl.
1913, II. 1071. — Die Untersuchung des Milchserums liefert nach den V£f. von
allen Methoden die besten Resultate.
Mezger, 0.: Ist die Festsetzung einer untersten Fettgrenze für Vollmilch
zweckmäßig? — Milchwsch Ctrlbl. 1913, 42, 492—499, 522-528, 545—555 u.
609—616.
Michel, Franz, Zur direkten Wasserbestimmung in Nahrungsmitteln und
Gebrauchsgegenständen durch Destillation. — Chem. -Ztg. 1913, 37, 353 — 355. —
Das beschriebene Verfahren läßt sich nach dem Vf. auch bei Milch und Butter
sehr gut anwenden.
Müller, W. : Ober Erfahrungen bei der Anwendung des Mai -Rhein-
berger 'sehen Wasserbestimmungsverfahrens auf Käse. — Mitt. Lebensmittel-
unters, u. Hyg. 4, 268-272; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1337; vgl. dies. Jahres-
ber. 1912, 523. — Das Verfahren liefert zu niedrige und ungenügend überein-
stimmende Werte.
F. Milch, Butter, Käse. 537
Morres, "Wilhelm: Praktische Milch Untersuchung. 2. Aufl. Berlin, Ver-
lagsbuchhandlung von Paul Parey, 1913.
Nockmann, Else: Zur Bestimmung des Wassergehalts im Käse. —
Molk.-Ztg. Hildesheim 1913, 27. 1 u. 2; ref. Intern. Agrar-techn. Rdsch. 1913,
4, 327. — Das Verfahren von Mai und Rheinberger ist rasch und einfach
auszuführen; da jedoch nicht unerhebliche Differenzen auftreten können, ist eine
gleichmäßige Arbeitsweise zu vereinbaren.
Obladen, Über die Untersuchung von normaler gewässerter und patho-
logischer Milch mit dem Eintauchrefraktometer. — Ztschr. Fleisch- u. Milchhyg.
1912, 22, 213; ref. Milchw. Ctrlbl. 1913, 42, 269.
Pfister, R., und Leuze, W.: Tabelle der berechneten Trockensubstanz
der Milch nach der Fleischmann'schen Formel. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913,
42, 97—103, 134—138, 169-173 u. 196-200: vgl. auch ebend. 1912, 41, 609.
Pullmann, Karl: Die Labhemmprobe. — Dissertation Stuttgart 1912;
ref. Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1913, 39, 181. — Die Labhemmprobe nach Sehern
ist zum Nachweise des Frischmilchendseins nicht zu verwenden; sie kann jedoch
besonders in Verbindung mit der Leukocytenprobe zur Ermittlung pathologischer
Eutersekrete dienen.
Richter, Otto: Über Wechselbeziehungen zwischen Verseifungszahl, Jod-
zahl und Refraktometerzahl der Fette und Öle. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 7 — 12.
Rosam, A. : Eine einfache Methode zur Beurteilung des Gärungsvermögens
verschiedener Futterstoffe, der Milch und des Galactaseenzyms der Milch. —
Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 193—195. — Der Vf. beurteilt das Gärvermögen oder
den Katalasegehalt nach der Höhe des aus einem geschlossenen, völlig gefüllten
und mit Steigrohr versehenen Gefäß in das Steigrohr getriebenen Flüssigkeits-
säulchens.
Rosam, A.: Eine einfache mikroskopische Beurteilung des Gehalts der
Milch an Mikroorganismen. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42, 333 u. 334.
Kusche: Beiträge zur Fettbestimmung in Trockenmilch. — Molk.-Ztg.
Hildesheim 1913, 50. Sonderabdruck. — Das acidbutyrometrische Verfahren läßt
sich mit einigen Abänderungen gut verwenden; wichtig ist ein zur Lösung der
Trockenmilch hinreichend langes Erhitzen vor dem Zentrifugieren.
Sanfelici, Ricciardo: Eine neue Methode zur Herstellung von Milch-
serum und ihre Anwendung zum Nachweis einer Wässerung. — Staz. sperira.
agrar. ital. 46, 550-562; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1617. — Der Vf. rührt
300 ccm Milch mit 6 com einer 50procent. Weinsäurelösung in der Kälte gut
durch und erhält dann ein gut filtrierbares, blankes Serum, dessen spec. Gewicht
bei 15^ in 100 Milchproben des Bezirkes Lodi nur von 1,028 — 1,030 schwankte.
Sanfelici, Ricciardo: Über die Bestimmung der Laetose in Milch aui
chemischem Wege. — Staz. sperim. agrar. ital. 1912, 45, 908—916; ref. Chem.
Ctrlbl. 1913, L r,66.
Scheel, Hartwig: Eignet sich die Schardinger-Reaktion zur Fest-
stellung des Frischmilchendseins der Kühe. — Dissertation Hannover 1912; ref.
Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. I9l3, 39, 180. — Für die Diagnose des Frischmilchend-
seins der Kühe ist nach dem Vf. das Schardinger-Reagens nicht entscheidend.
Schütz, G., und Wein, L.: Beiträge zur Beurteilung der Milchverfälschung
auf Grund der Lichtbrechung des Serums. — Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm.
1913, 26, 177 — 184. — Die Tetraseren von Pfyl und Turnauer bieten nach
den Vff. für die allgemeine Milchkontrolle keine Vorteile.
Sommer feldt, Sigurd: Beitrag zur Bestimmung des Keimgehaltes in der
Milch. — Dissertation Leipzig 1912; ref. Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1913, 39, 182.
Ulmann, Hermann: Untersuchungen von Milch euterkranker Kühe auf
ihren Enzymgehalt. — Dissertation Stuttgart 1912; ref. Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt.
1913, 39, 182. — Nach dem Vf. liefert von sämtlichen Enzymreaktionen nur die
Katalaseprobe Aufschluß über das Vorhandensein einer Mastitis.
Utt, C. A. A.: Analyse von unversüßter, kondensierter Milch. — Journ.
of Ind. and Engin. Chem. 5, 168 u. 169; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 1364.
Utz: Beitrag zur Untersuchung gefrorener Milch. — • Ztschr. f. angew. Chem.
1913, 26, 63-66; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, I. 963. — Nach dem Vf. scheiden
sich die einzelnen Anteile beim Gefrieren der Milch nicht nach bestimmten
Regeln ab, doch findet stets eine mehr oder minder große Entmischung statt.
538 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Utz: Über die Bestimmung des Wassers im Käse. — Ztschr. angew. Chem.
26, 271—273; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, U. 88. — Der Vf. empfiehlt das sehr
rasch ausführbare Verfahren von Mai und Rheinberger • — s. dies. Jahresber.
1912, .523.
Vollbase, E.: Zum Nachweise von Konservierungsmitteln in Fetten
(Butter, Margarine, Schmalz). — Chem.-Ztg. 1913, 37, 312,
Welker, William H., und Marsh, Howard L.: Aluminiumhydroxyd
als proteinausfällendes Reagens bei der Lactosebestimmung in Milch. — Journ.
Araeric. Chem. Soc. 35, 823 u. 824; ref Chem. Ctrlbl. 1913, II. 789.
White, George F., und Twining, Ralph H.: Die Flüssigkeit von
Butterfett und seinen Ersatzmitteln. — Journ. of Ind. and Engin. Chem. 5, 568
bis 573; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 1071. — Die Bestimmung der Viscosität
eignet sich nach den Vff. sehr gut zum Nachweis von Verfälschungen.
Wright, C. Harold: Eine Ausdehnung der Vieth'schen Tabelle zur
Korrektur der Dichten von Milch. — Journ. Soc. Chem. Ind. 32, 777 — 778; ref.
Chem. Ctrlbl. 1913, IL 1071. — Erweiterung der Tabelle zum Gebrauch in
tropischen Gegenden auf die Temperaturen 24 — 31*^ C.
Elektrischer Nachweis der Wässerung von Schafmilch. — Ann. des Falsific.
6, 294 u. 295; ref. Chem. Ctrlbl. 1913, II. 386.
Neuer Apparat zur Bestimmung des Wassergehalts im Käse. — Milchvvsch.
Ctrlbl. 1913, 42, 107 u. 108. — Dr. N. Gerber's Co. m. b. H., Leipzig.
Neuer Butyrometer zur Untersuchung des Käses auf Fettgehalt. — Milchwsch.
Ctrlbl. 1913, 42, 85 u. 86. — Laboratorium von Dr. N. Gerber's Co. m. b. H.,
Leipzig.
Zur Bestimmung des Säuregrades von Käse. — Milchwsch. Ctrlbl. 1913, 42,
806 u. 307. — Dr. N. Gerber's Co. m. b. H., Leipzig.
G. Zucker.
Referent: A. Stift.
Zur Frage der Zuckerbestimmung in der Rübe. Von H. Pellet.^)
— Es können zwischen der heißen und kalten Digestionsmethode Differenzen
von 0,1 — 0,15 und darüber eintreten, die einzig und allein durch die
Anwesenheil von Invertzucker und keineswegs durch einen zu groben
Rübenbrei bedingt sind. Man kann behaupten, daß in einem solchen Falle
die kalte Methode ein der Wirklichkeit näher liegendes Ergebnis liefert.
Zur Kontrolle führt man die heiße Digestion mit bloßem Wasser, ohne
Bleiessig, durch und fügt erst der erkalteten Flüssigkeit Bleiessig zu. Man
wird dann in den meisten Fällen ein übereinstimmendes Resultat erhalten;
wenn nicht, dann kann erst die nicht genügende Feinlieit des Rübenbreies
als Ursache der Differenz herangezogen werden. Der Einfluß des Bleiessigs
ist der, daß er die Linksdrehung der Lävulose zerstört, dagegen das
Drehungsvermögen der Dextrose unverändert erhält. Behufs Bestimmung
des wirklichen Rohrzuckei'gehaltes ist die Inversion nach Clerget vor-
zunehmen und zwar in der neuen Modifikation der Durchführung der direkten
Polarisation in Anwesenheit von scbwefeliger Säure, weil hierdurch ver-
schiedene Fehlerquellen vermieden werden, die durch die Anwesenheit von
Glutamin, Asparagin usw., deren Drehungsvermögen je nach dem neutralen
mit Bleiessig geklärten oder mit Salzsäure angesäuertem Medium sehr
ij österr. - Ungar. Zoitschr. f. Zuckeriiid. u. Ldwsch. 1913, 42, 622—525; siehe auch Buh. de
l'Assoc. dos Chimistes de sucrerie et de distillerie 1913, 38, 1052—1067.
G. Zucker. 539
schwankt, bedingt sind. Dieses einfache, sichere und genaue Verfahren
läßt sich allgemein für sämtliche Producte der Rüben- und Rohrzucker-
fabrikation anwenden und gestattet allein, den wirklichen Rohrzuckergehalt
in allen Phasen der Fabrikation zu verfolgen.
Bestimmung des Zuckers in der Rübe. Von F. Strohmer. ^) —
Es wird vorgeschlagen, die vom Institut der Deutschen Zuckerindustrie
in Berlin ausgearbeitete Methode als international bindend zu erklären und
zwar in folgender Ausführung: Das Normalgewicbt Rübenbrei wird auf
einem BlechschifTchen abgewogen, samt dem Schiffchen in einen trockenen,
verschließbaren Metallbecher gebracht und mit 177 cra^ Bleiessigwasser
(25 cm^ Bleiessig und 1 1 Wasser) versetzt. Der Metallbecher wird ver-
schlossen, der Inhalt durchgeschüttelt und in einem Wasserbad 30 Minuten
auf 75 — 80 '^ C. erwärmt, hierauf wieder auf 20'' C. abgekühlt, durch-
geschüttelt, durch ein trockenes Filter filtriert und das Filtrat polarisiert.
Bei Verwendung eines 400 mm-Rohres erhält man direkt Procente Zucker,
bei Verwendung eines 200 mm- Rohres sind die abgelesenen Grade zu
verdoppeln. Als Apparatur zur Durchführung dieser Methode empfehlen sich
die Constructionen von Le Docte, Herzfeld, Stanek und Urban oder
Stroh m er. Die weiteren Ausführungen des Vf. beziehen sich auf die
Vornahmen behufs Erzielung einer richtigen Durclischnittsprobe von Brei
für die Untersuchung der Rüben. — F. Sachs^) stimmt im Prinzip mit
den von Strohmer vorgeschlagenen Ausführungsvorschriften überein. Da
diese Ausführungen sich aber nur auf den Herzfeld 'sehen Apparat und
seine Modifikationen beziehen, für den Le Docte'schen Apparat aber nicht
ohne weiteres anwendbar sind, so wird folgende allgemeine Fassung vor-
geschlagen: 26 g Rübenbrei werden in einen Metallbecher gebracht und
mit 5 cm^ Bleiessig und 172 cm^ Wasser versetzt. Der verschlossene
Metallbecher wird dann 30 Minuten in ein Wasserbad von 80 — 85^ ge-
geben, hierauf der Inhalt abgekühlt, durchgeschüttelt, filtriert und polarisiert.
Analyse der Rübe. Von Emile Saillard.^) — Nach einer histo-
rischen Entwicklung der wäßrigen Digestionsmethode wird die heiße
wäßrige Digestionsmethode als am empfehlenswertesten bezeichnet; wegen
bestimmter aktiver Stoffe, die nicht durch basisches Bleiacetat ausfällbar
sind (Raffinose, optisch aktive Stickstoffverbindungen, Invertzucker usw.)
gibt sie aber nicht den genauen Zuckergehalt der Rüben an, sondern eine
zu große Zuckermenge. Der Fehler kann auf 0,05 — 0,8% und vielleicht
darüber hinaus auf 100 kg Rüben steigen (besonders in trockenen Jahren
und bei der Aufbewahrung der Rüben in Mieten). Die aktiven Stickstoff-
verbindungen, die nicht durch Kalk fällbar sind, und der Invertzucker
sind eine Quelle für unbestimmbare Polarisationsverluste bei der Er-
wärmung in alkalischer Lösung, d. h. während der Scheidung, Verdampfung
und Verkochung.
Zur Frage über die Zuckerbestimmung in der Rübe. Von J.
Duschski.*) — Die Methode der heißen w^äßrigen Digestion ergiebt bei
richtiger Ausführung Resultate, die mit den nach der Methode der alkoholischen
Extraktion erhaltenen Zahlen übereinstimmen. Die Differenz zwischen den
1) Ztschr. d. Ver. D. Zuckerind. 1913, 63, 1-6. — 2) Ebend. 11—14. — S) Ebend. 6-11. —
*) Ctrlbl. f. d Zuckermd. 1913, 21, 1397.
540 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Resultaten der heißen wäßrigen Digestion und der alkoholischen Extraktion
beträgt durchschnittlich 0,1 zugunsten der Digestion und kann durch das
nicht richtig angenommene Volumen des Markes eines Normalgewichtes
des Rübenbreies erklärt werden. Unter gewissen Bedingungen des Wachs-
tums (starke Dürre) kann der Markgehalt in der Rübe bedeutend größer
als 5% sein und sogar bis S^/o und mehr erreichen. Unter den Be-
dingungen der heißen wäßrigen Digestion wurde kein Übergang von mehr
oder minder bedeutenden Mengen von rechtsdrehenden Nichtzuckerstoffen aus
dem Rübenmark in die Digestionsflüssigkeit bemerkt. Im Rübensaft kann
ein Anhäufen von optisch aktiven Nichtzuckerstoffen stattfinden. Dies ge-
schieht gewöhnlich bei anormalen Wachstumsbedingungen der Rübe, welche
bis jetzt noch ungenügend aufgeklärt sind.
Zur Zuckerbestimmung in der Rübe. Von T. Kowalski.^) —
Der Vf. stellte vergleichende Zuckerbestimmungen in der Rübe nach den
Verfahren von Le Docte-Urban, Pellet, Rapp-Degener und der
Alkoholextraktion nach Scheibler an und fand, daß die Methode Le Docte-
Urban die ganz gleichen Resultate wie die Alkoholextraktion gab, daher
vollständig brauchbar ist.
Unbestimmbare Verluste, Untersuchungsmethoden und Praxis.
Von Max Lindner.-) — Unbestimmbare Verluste in der Fabrikation gibt
es nicht und ihre „Gegenwart" stellt nur eine Brücke dar, um sich und
andere über zu hohe Verluste und schlechte Betriebsführung hinwegzu-
täuschen. Was nun die Bestimmung des Zuckers in der Rübe anbetrifft,
so steht an erster Stelle und sollte auch als Schiedsanalj'se gelten die
heiße alkoholische Extraktion. Wie des näheren ausgeführt wird, so möchte
der Yf. die Anwendung der heißen wäßrigen Methode des Instituts für
Zuckerindustrie in Berlin nicht für allgemein wünschenswert halten. Be-
achtung verdient vielmehr die „kalte" Methode, die auch die kleinsten
Unterschiede mit der Bestimmung nach Clerget (auf die man angewiesen
ist, um die Polarisationen auf ihre Richtigkeit zu prüfen) ergiebt, während
dies bei der „heißen" Methode oder überhaupt bei der Erwärmung des
Rübenbreies nicht der Fall ist.
Über die Bestimmung der Raffinose in der Zuckerrübe. Von L.
Nowakowski und J. Muszynski.^) — Die Vff. empfehlen auf Grund ihrer
Untersuchungen zur Bestimmung der Raffinose die heiße wäßrige Digestion
heranzuziehen, da die alkoholische Extraktion für diesen Zweck ungeeignet
erscheint.
Über die Ausführung der Digestion bei der Rübenselektion. Von
Josef Urban.^) — Zum Zwecke der Durchführung der kalten und heißen
wäßrigen Digestion nach dem Verfahren von Le Docte hat der Vf. Glas-
gefäße geeigneter Construction samt Apparatur anfertigen lassen, die ihren
Zwecken in jeder Beziehung entsprechen und mit denen ein einfaches
Arbeiten möglich ist.
Vom Rübenbrei. Von Max Lindner. ^) — Nach dem Bohrverfahren
(unter Verwendung einer Rübenbohrmaschine) wird niemals der Zucker
gleichmäßig aus allen Zellen der Rüben gewonnen, sondern die zucker-
J) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1913. 21, 1361. — ^) Die Deutsche Zuckerind. 1913, 38, 495—497.
8) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1913, 21, 1748. — *) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1913, 37, 333—337.
— S) Die Deutsche Zuckerind. 1913, 38, 82—84.
G. Zucker. 541
reichen, lockeren und elastischen Parenchyrazellen werden zum größten
Teil herausgeschält, während die festen Zellen des Kambiumgewebes zer-
reißen, auslaufen und nur zum geringsten Teil mitgefOhrt werden. Die
einzig sichere Gewinnung eines Wertdurchschnittes der zu untersuchenden
Rüben bildet die Herstellung von Schnitzeln aus den halbierten Rüben
und die Erzeugung von Brei durch eine Pressenconstruction, wie der der
Presse .,Saus Pareille''.
Einiges über die Apparatur zur Bestimmung des Zuckergehaltes
in den Rübenschnitzeln nach der „heißen wäßrigen Institutsmethode*^
Von Dahle. ^) — Nach der im Gebrauch stehenden Apparatur wird der
den Rübenbrei und das Wasser enthaltende Becher mit einem Gummistopfen
verschlossen und im Wasserbad eine halbe Stunde auf 80° C. erwärmt.
Bei unreifen Rüben treiben nun die entstehenden Dämpfe den Gummistopfen
aus dem Becherhals hinaus, es verdampft oder es verspritzt die Flüssigkeit
aus dem Becher und üngenauigkeiten in der Bestimmung sind gegeben.
Zur Vermeidung dieses Übelstandes hat der Vf. einen Aufsatz konstruiert,
der jedes Verdampfen und Verspritzen von Wasser unmöglich macht und
nach Beendigung des Erwärmens ein bequemes Mischen der den feinen
Rübenbrei enthaltenden Flüssigkeit gestattet.
Vergleichende Digestionsversuche mit Rübenbrei von der Presse
„Pratique". Von J. Muszynski. -) — Diese von Wolski construierte Presse
für Rübenbrei soll alle bisherigen Systeme übertreffen. Der mittels dieser
Presse erhaltene Rübenbrei ist für die kalte Digestionsmethode geeignet. Be-
sonders zu empfehlen sind dabei die auf das Krüger'sche Prinzip basierenden
Methoden. Die heiße Digestion gibt höhere Resultate als die kalte Methode.
Die nach der heißen Pellet 'scheu Digestion erhaltenen Resultate sind gleich.
Die nach der Methode von Herles erhaltenen Resultate stimmen mit den-
jenigen der Methode von Pellet überein.
Über Konservieren von Rübensäften zu analytischen Zwecken.
Von VI. Stanek. 2) — Zur Anwendung kamen Sublimat^ Formaldehyd,
Phenol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Thymol, die aber alle mehr
oder weniger versagten, bezw. Nachteile brachten. Bei starken Wucherungen
von Mikroorganismen versagte sogar Thymol, und man wäre gezwungen,
solche Lösungen vorerst durch Aufkochen zu sterilisieren und dann erst
mit einigen Thymolkry ställchen zu versetzen, obwohl selbst bei dieser
Vorsichtsmaßregel einer späteren Inversion des Rohrzuckers nicht vor-
gebeugt wird. Nach diesem Resultat muß ein vollständig einwandfreies
Konservierungsmittel für Zuckersäfte erst gefunden werden.
Bestimmung des Reinheitsquotienten des Rübensaftes in der
Digestionslösung. Von Franz Herles.-*) — Der Vf. verwendet zur Be-
stimmung des Reinheitsquotienten des Rübensaftes die ungeklärte, durch
die kalte Wasserdigestion des mittels seines Breigewinnungsapparates
erzielten Breies gewonnene Digestiouslösung. Der mittels dieser Presse
gewonnene Brei wird stets unter gleichen Umständen und stets in gleicher
Feinheit erhalten. Seine vollständige Digestion vollzieht sich infolge seiner
ungewöhnlichen Feinheit bereits in der Kälte fast augenblicklich. Die
1) Die Deutsche Zackerind. 1913, 38. 225 h. 226. — -) Gazeta cukrownicza 1913, 303; durch
Wochenschr. d. Ctrlver. f. d. Rübenzuckerind. Österreichs n. Ungarns 1913, 51, 97. — s) Ztschr. f.
Zuckerind, in Böhmen 1918, 37, 501—509. — ^) Ebend. 253-255.
542 Agrikulturcbemische Untersucliungsmethoden.
Zusammensetzung des auf diese Weise ans dem Brei einer und derselben
Rübe gewonnenen Digestiousflüssigkeit bleibt ziemlich gleich und somit
auch deren Reinheitsquotient, so daß hierdurch für den Vergleich und die
Beurteilung des Reinheitsquotienten verschiedener Rüben- und Schnitte-
proben maßgebende Zalüen erhalten werden. Für die Durchführung der
Bestimmung gibt der Vf. dann den Arbeitsgang an.
Über eine vereinfachte Methode zur Beurteilung der Rüben-
qualität mittels des Eintauchrefraktometers. Von VI. Stanek-^) — Aus
den Mitteilungen, deren Wiedergabe in Kürze nicht möglich erscheint, ist
zu entnehmen, daß die vom Vf. ausgearbeitete Methode einfach ist, nur
eine Digestion (statt ihrer zwei gegen früher) erfordert und genaue
Resultate gibt.
Praktische Erfahrungen mit dem Eintauchrefraktometer im
Zuckerfabrikslaboratorium. Von Josef Roubinek. -) — Die Methode
hat sich bewäliit, ist bequem durchzufüliren und verdient allgemeine Ein-
führung in die Praxis.
Über die Bestimmung des Reinheitsquotienten normaler Digestions-
säfte mittels des Eintauchrefraktometers. Von J. Urban.^) — Da
normale Digestionssätte ihrer trüben Beschaflenheit wegen für verläßliche
refraktometrische Bestimmungen nicht geeignet sind, so versuchte der Vf.
diese unangenehme Eigenschaft durch Zusatz von Infusorienerde, die
unlöslich ist und daher die refraktometrische Anzeige nicht beeinflußt, zu
beseitigen. Der Arbeitsgang ist der, daß das 4 fache Normalgewicht
-]- 308 cm^ Wasser mit- 5 g reiner Infusorienerde beschickt werden. Es
wird liierauf Y2 Stunde bei 80^ C. digeriert, abgekühlt und filtriert. Ein
Teil des gefärbten , aber klaren Filtrats wird dann refraktometrisch be-
handelt. Auf diese Weise können refraktometrisch die Reinheitsquotieuten
normaler Üigestionssäfte bis auf 0,2 — 0,4 ^Jq genau ermittelt werden.
Optische Reinheit der Zuckererzeugnisse. Von D. Sidersky.^) —
Der Vf. versteht darunter den Quotienten, der sich durch die polarimetrische
Zuckerbestimmung und die refraktometrische Bestimmung der Trocken-
substanz ergiebt. Diese optische Reinheit nähert sich, selbst bei End-
melassen, sehr der wirklichen Reinlieit. Der Vf. hat aus den Tabellen von
Schönrock und von Toi mann und Smith eine neue Tabelle berechnet,
die den bei den Temperaturen von 15 — 30° abgelesenen Refraktionen
entsprechenden Zuckergehalt ohne jede Umrechnung entnehmen läßt.
Die Anwendung des Refraktometers in der Zuckerfabrik. Von
J. Duschski. ^) — Dieses Instrument eignet sich vollkommen zur Be-
triebskontroile in Rübenzuckerfabriken, da dessen Angaben mit den aräo-
metrischen Angaben fast vollständig übereinstimmen. Das Refraktometer
kann besonders bei der Untersuchung von Dicksäften, Abläufen, Füllmassen
und Melassen Anwendung finden. Seine Einführung in die Kontrolle des
Ralfineriebetriebes erscheint auch sehr wünschenswert.
Der Zuckerrefraktometer. Von F. Löwe.'') — Der Vf. beschreibt
das von ihm und Schönrock construierte Instrument das den besonderen
1) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1913, 37, 175—182. — 2) Ebend. 206—210. — s) Ebend.
510-514. — ^) Bnll. de l'Assoc. des Chimistes de sucrerie et de distillerie 1913, 30, 390-395. —
6) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1913, 22, 119. — 6) Ztschr. f. angewandte Chemie 1913, 26, 671—673.
G. Zucker. 543,
Bedürfnissen der Zuckerindustrie angepaßt ist und namentlich, was bisher
nicht gelungen ist, auch die Untersuchung sehr dunkler und hoch
concentrierter Sirupe gestattet.
Über ein neues Refraktometer zur Bestimmung der scheinbaren
Trockensubstanz in Zuckersäften. Von W. Paar und A. Kraisy. ^) — Das
neue Instrument, welches alle diejenigen Verbesserungen aufweist, die in
den letzten Jahren erfunden worden sind, ermöglicht auch, ohne weiteres
die dunkelsten Säfte untersuchen zu können, also von der Färbung des
Saftes vollkommen unabhängig geworden zu sein. Das Instrument ist
sehr brauchbar zur raschen Bestimmung der scheinbaren Trockensubstanz
in Zuckersäften.
Neue Beleganalysen für die Beurteilung der Verdünnungsmethode.
Von Oskar Wohryzek. 2) — Auf Grund weiterer Untersuchungen bringt
der Vf. neue Belege über die Brauchbarkeit der von ihm vertretenen
Verdünnungsmethode, die allen Zwecken der Praxis entspricht.
Neuer Kontroll -Vacuumkochapparat für Laboratorien. Von S.
V. Wilkowski.3) — Da Laboratoriumsversuche noch manche dunkle Seite
im Kochproceß der Sirupe und Mutterlaugen auf 1. und 2. Producte er-
hellen können, so schlägt der Vf. für derartige KontroUversuche die Ver-
wendung seines Vergleichsprobe- Koch vacuumapparates, der beschrieben
"wird und billiger als mechanische Laboratoriumsvacuen ist, vor.
Gebrauch der Strahlenfilter beim Polarisieren hochgradiger
Zucker. Von A. Hugh Bryan."*) — Der Zweck der Lichtfilterzellen ist,
den Unterschied der Rotations -Dispersion zwischen Rohrzucker und Quarz
zu korrigieren. Das blaue und violette Ende des Spektrums verursacht
die größte Rotations-Dispersion. Da nun viele Zuckerchemiker nicht wissen,
daß sich ohne den Gebrauch der Lichtfilterzelle leicht ein Irrtum ein-
schleichen kann und ferner bestimmte Vorschläge über die Art dieses Licht-
filters nicht vorliegen, so empfiehlt der Vf., daß dort, wo weißes Licht bei
der Polarisation verw^endet wird, es durch eine Lösung von neutralem,
chromsaurem Kali zuzuführen ist, die so stark sein muß, daß der Procent-
gehalt mit der Länge der Säule in Centimetern multipliziert 9 ergiebt.
(Dieser Vorschlag wurde auf der 7. Versammlung der internationalen
Kommission für einheitliche Methoden der Zuckeranalyse zu New- York am
10. September 1912 einstimmig angenommen.)
Die maßanalytische Verwendung des Titantrichlorids für die Be-
stimmung des Invertzuckers. Von Leopold Radlberger und Wilhelm
Siegmund. ^) — Knecht hat vor einigen Jahren das Titantrichlorid in
die Maßanalyse eingeführt, auch zur Bestimmung von reiner Saccharose
verwendet und einen Arbeitsgang angegeben. Die Vf. haben nun diese
Methode für ihre Brauchbarkeit zur Bestimmung des Invertzuckers studiert
und den Arbeitsgang, bezüglich welchen auf das Original verwiesen werden
muß, entsprechend derr geforderten Zwecken modificiert. Die Methode weist,
abzüglich der einfacheren Durchführung gegenüber der gewichtsanalytischen
Methode, eine sehr gute Übereinstimmung mit der letzteren auf und er-
M Ztschr. d Ver. D. Znckerind. 1918, 63, 760—767. — -) Österr. - Ungar. Ztschr. f. ZuckerinJ.
n. Ldwsch. 1913, 42, 60—63. — 3) Die Deutsche Zuckerind. 1918, 38, 839 u. 840. — ■•) Ztschr. d.
Ver. D. Zackerind. 1913, 63, 31—34. — ») Österr. - Ungar. Ztschr. f. Zackerind. n. Ldwsch. 1913,.
52. 34-44.
544 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
scheint in allen jenen Fällen empfehlenswert, wo eine große Ausscheidung
von Kupferoxydul (also bei Kolonial zuckern , Fruchtsäften, Jams usw.) zu
gewärtigen ist.
Über das Verhalten der Raffinade gegenüber Fehling'scher Lösung
unter den Bedingungen der Herzfeld'schen Invertzuckerbestimmungs-
methode. Yon F. Strohmer. ^} — Es ist bekannt, daß auch vollkommen
invertzuckerfreie Raffinade bei der Prüfung auf Invertzucker nach der
Methode Herzfeld stets eine geringe Kupferausscheidung gibt. Um ein
Bild über die Schwankungen dieses Reductionsvermögens von Rafflnade-
zucker zu gewinnen, hat der Vf. 175 Proben von Kry stallzuckern, die voll-
kommen frei von Invertzucker und auch frei von jedem Farbzusatz waren,
untersucht. Die Zuckergehalte schwankten von 99,60 — 99,95 und die
Kupferausscheidungen von 19 — 49 mg. Aus den Zahlen ergiebt sich ferner,
daß sich bestimmte gesetzmäßige Beziehungen zwischen den Gehalten an
organischem und anorganischem Nichtzucker einerseits und dem Reductions-
vermögen anderseits nicht nachweisen lassen. 15 der untersuchten Krystall-
zucker gaben eine Kupferausscheidung von 11 — 20 mg. Der Ref. hat nun
seinerzeit gefunden, daß eine reine Saccharose selbst eine Kupferausscheidung
von 30,6 mg gegeben hat. Für die beobachteten geringen Kupfer-
ausscheidungen von 11 — 20 mg fehlt noch eine befriedigende Erklärung.
Jedenfalls ist diese Beobachtung aber ein Beweis dafür, daß ein unter dem
Normalen liegendes Reductionsvermögen nicht immer auch als ein Zeichen
für die größere Reinheit einer Raffinade betrachtet werden kann. Die
Zahlen der vorliegenden Untersuchung bringen ferner auch den Beweis
dafür, daß der Ref. recht hatte, als er im Jahre 1886 vorschlug, bei den
Invertzuckerbestimmungen in Rohzuckei-n Kupferausscheidungen unter 50 mg
nicht zu beachten, ein Vorschlag, der allgemein angenommen und auch in
die Handelsusanzen übergegangen ist.
Untersuchung von Abläufen. Von H. Meysahn. 2) — Es wird
auf die Bestimmung der refraktrometrischen Trockensubstanz nach
Tischtschenko (Verdünnung dunkler Abläufe nicht mit Wasser sondern
mit concentrierter Zuckerlösung) und auf die Invertzuckerbestimmung nach
Müller hingewiesen, die gestattet, täglich 20 Bestimmungen durchzuführen.
Dieser Methode liegt die Reaktion nach Mohr zugrunde, bei der sich
Kuprooxyd und Eisenoxyd in saurer Lösung unter Bildung von Eisen-
oxydulsalz aus Kuprooxyd umsetzen. Durch Titration mit Kaliumpermanganat-
lösung läßt sich dann der Eisengehalt des Oxydulsalzes bestimmen. Da
die Permanganatlösung so eingestellt ist, daß Yjo ccm KMnO^ -Lösung
1 mg Cu entpricht, ergeben sich aus der verbrauchten Menge Permanganat-
lösung die vorhandenen mg Cu. Aus der von Bau mann aufgestellten
Tabelle ergiebt sich dann die der gefundenen mg Cu entsprechende Menge
Invertzucker.
Modification der Clerget- Methode für Zuckerbestimmungen in
der Melasse. Von W. E. Croß und W. G. Taggart. ^) — Das Normal-
gewicht Melasse wird gelöst, zu 200 ccm gefüllt und ein Teil der Lösung wird
mit einem Überschuß von trockenem Bleiacetat behandelt und filtriert. Zu
») Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 639—545. — 2) Ctrlbl. f. d. Zuckerind.
1913, 21, 1059 u. 1060. — S) Die Deutsche Zuckerind. 1913, 38, 497.
G. Zucker. 545
dem Filtrat setzt man eine genügende Menge trockener, fein pulverisierter
Oxalsäure zu, filtriert und nimmt mit dieser Lösung die direkte Polarisation
und die Bestimmung nach Clerget vor; letztere in der Weise, daß 50 ccm
des Filtrates mit 5 cm starker Salzsäure versetzt werden; hierauf wird
der Kolben im Wasserbad von 70*^ C. erwärmt. Der Kolbeninhalt soll die
Temperatur von 67 — 69*^ C. innerhalb 2Y2 — ^ Minuten erreichen und
darauf 7 — 7Y2 Minuten bleiben; dann wird der Kolbeninhalt rasch ab-
gekühlt und bei 20*^0. polarisiert. Die Berechnung geschieht nach der
bekannten Formel.
Eine Modification des Clerget'schen Inversionsverfahrens. Von
E. Saillard.^) — 52 g Melasse werden in einem 200 ccm -Kolben gelöst,
man klärt mit 10 — 20 ccm Bleiessig, füllt zur Marke, filtriert, entnimmt dem
Filtrat 100 ccm, fällt hier mit schwefeliger Säure oder Oxalsäure das über-
schüssige Blei, neutralisiert mit gepulvertem kohlensaurem Kalk oder
-Baryt und filtriert wieder. 50 com des Filtrates werden mit 50 ccm einer
Kochsalzlösung versetzt, die an NaCl 6,85 g in 100 ccm enthält, nämlich das
Äquivalent jener Menge HCl, die später auch bei der Inversion angewendet
wird und bestimmt dann die direkte Polarisation. Andere 50 ccm desselberi
Filtrates versetzt man mit 25 ccm Wasser und 5 ccm Salzsäure von 22 " ße.
invertiert wie üblich, neutralisiert mit 20 ccm einer Lösung, die das
Äquivalent der 5 ccm Salzsäure an reiner Soda enthält, filtriert und er-
mittelt die Inversionspolarisation. Diese Methode gibt, wenn die Inversion
vollständig ist, genaue Resultate.
Über die Konstante der Inversionsmethode nach Clerget- Herzfeld.
Von L. G. Langguth -Steuerwald.-) — Der Vf. hat die bei der Be-
rechnung des Clergetzuckers zur Verwendung gelangende Konstante 142,66
einer Nachprüfung unterzogen, bei der er zu höheren Zahlen gelangt ist.
In Tabellen werden die korrigierten Konstanten für verschiedene Con-
centrationen und Temperaturen angeführt. — 0. Fallada ^) macht mm
darauf aufmerksam, daß Langguth-Steuerwald das Halbuormalgewichl
Zucker in 70 ccm Wasser löste und 5 ccm Salzsäure hinzufügte, während
nach der Herzfeld 'sehen Vorschrift das Halbnormalgewicht Zucker in
75 ccm Wasser gelöst ist. Bei der Nachprüfung hat das Volumen der
Flüssigkeit daher 75 ccm statt 80 ccm nach Herzfeld's Vorschrift. Da
nun bei der Nachprüfung mit einer höheren Concentration gearbeitet wurde,
als sie Herzfeld vorschreibt, so ist dadurch die höhere Inversions-
konstante erklärt.
Zur Raffinosebestimmung nach Herzfeld. Von H. Pellet.*) —
Die seinerzeit von Herzfeld aufgestellten Formeln für die Inversions-
methode sind nicht mehr zutreffend, wenn statt 13 g Zucker in 100 ccm
kleinere Mengen Zucker gelöst sind, wie dies oft bei den Analysen von
Abläufen, Melassen usw. der Fall ist. Der Vf. hat nun eine Tabelle für
den Gehalt von 1 — 20 g Zucker ausgearbeitet, in der der Divisor 0,839
der Herzfeld 'sehen Formel gemäß der jeweiligen Concentration ge-
ändert ist.
1) Journ. des fabricans de sucre 1913, 54, Nr. 4. — '^) Archief voor de BuikeriDdustrie in Ned.
Indie 1913, 21, 1883; durch Österr. - Ung-f.r. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1913, 42, 1037—1042. —
8) Österr. - Ungar. Ztschr. f. Znckerind. u. Ld-wsch. 1913, 42, 1042. — *) La sucrerie indigene et
«oloniale 1913, 81, 174-176.
Jahresbericht 1913. 35
546 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
über die schnelle und genaue Bestimmung von Spuren von
Eisen in Erzeugnissen der Rohr- und Rübenzuckerfabrikation und
der Raffinerien. Von J. J. Eastick, J. P. Ogilvie imd J. H. Lindfield.^) —
Von verschiedenen Seiten wurde bereits auf die Wichtigkeit der Be-
stimmung des Eisengehaltes in Zuckerfabriksproducten hingewiesen, da
feststehend ist, daß die nicht einwandfreie graue oder schmutziggelbe
Färbung des rohen Rohr- und Rübenzuckers, sowie der Raffinade, fast
immer durch die Gegenwart eines abnoim hohen Eisengehaltes bedingt
ist. Die bestehenden Methoden zur Bestimmung von Spuren von Eisen
setzen nun die Entfernung der organischen Substanz durch Veraschung
voraus. Die Vff. haben deshalb eine andere Methode ausgearbeitet, die
als kolorimetrische Ammoniumsulfidreaktion bekannt ist, und den Vorteil
hat, schnell und genaue Resultate gebend zu sein. Bezüglich der Durch-
führung der Methode und ihrer Anwendung auf die Producte der Rüben-
uud Rohrzuckeifabrikation muß auf das Original verwiesen werden.
Literatur.
Cufin, Josef: Über die Curin'sche Verdünnungsraethode. — Ztschr. f.
Zuckerind, in Böhmen 1913, 37, 197 — 206. — In längeren Ausführungen hebt
der Vf. die Vorteile seiner Methode hervor, die ebenfalls verdient, in den Ver-
einbarungen über die einheitliche Durchführung der Methoden der ßetriebs-
kontroUe aufgenommen zu werden. — Karl Urban — ebenda 1913, 37, 256 — 260 —
bemerkt zu diesen Ausführungen, daß der Methode verschiedene Mängel an-
hafteui die sie für die allgemeine Einführung als nicht empfehlenswert erscheinen
lassen. — Th. Xoydl — ebenda 1913, 37, 309 — 320 — nimmt ebenfalls gegen
Cufin Stellung, der auf seine Methode keine Priorität in Anspruch nebmen kann.
Darbishire, Francis V.; Sollen die Polarisationen der Säfte unter An-
wendung der Maß- oder der Gewichtsmethode vorgenommen werden? — Die
Deutsche Zuckerind. 1913, 38, 874 u. 875. — Die Untersuchungen gelangten zu
der Schlußfolgerung, daß die mittels der Maßmethode gewonnenen Zahlen nicht
genau sind. Die Untersuchungen werden fortgesetzt.
Juten, A. J. L.: Refraktometrie und Polarimetrie. — Bergen -op- Zoom
1913 (in holländischer Sprache).
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1) Ztschr. d. Ver. D. Znckerind. 1913, 68, 158-166.
H. Wein, 547
H. Wein.
Referent: 0. Krug.
Bestimmung des Arsens im Wein, der von Trauben stammt,
die mit Arsen und kupferhaltigen Lösungen behandelt wurden. Von
E. Garino. 1) — Von 20 kg Trauben wurden 5 kg sorgfältig getrocknet,
während 5 kg zunächst mit 5 ^o Essigsäure und dann mit einer alkalischen
Lösung von NagCOg (5 °/o) behandelt wurden, um sie von den an den
Häuten und Kämmen hängenden Cu- und ÄS2O3- Mengen zu befreien.
Beide Auszüge werden vereinigt eingedampft und der Rückstand für die
Untersuchung auf Cu und As aufbewahrt. Die so vorbehandelten Trauben
wurden einmal ausgewaschen und in Versuchsgefäßen zur Gärung ge-
bracht. Die weiter verbleibenden 10 kg Trauben wurden unter den
gleichen Bedingungen zur Vergärung gebracht, ohne sie jedoch vorher
einer besonderen Behandlung zu unterwerfen. Nach 12 Tagen wurde der
"Wein abgelassen und letzterer sowie der Bodensatz (Hefe) und die Kämme
gesondert aufbewahrt. Die aus den 10 kg gewonnenen Einzelerzeugnisse
bezeichnet der Vf. mit Wein A, Bodensatz A und Kämme A, während
die aus den 5 kg gewaschenen Trauben erzielten Mengen mit Wein B,
Bodensatz B und Kämme B bezeichnet werden. Die Analyse der beiden
Weine A und B führte zu dem gleichen Ergebnis: Alkohol 7,01 ^/q, Ges.-
Säure 9,75 ^/qo^ flüchtige Säure 1,20 7oo' Extract 35,00 ^/^q, Asche 2,40 «/qo-
Für die Zerstörung der organischen Substanz und die Bestimmung der
AsgOg ist am besten KMnO^ und H2SO4 geeignet. Für die qualitative
Prüfung auf Asg O3 eignet sich am besten die biochemische Reaktion nach
Gorio, da dieselbe nicht durch die Anwesenheit von Fe und Cu gestört
wird und sehr empfindlich ist. Die Asche von 100 ccm Wein wird mit
einer organischen Säure neutralisiert und dann in einer Roux' sehen
Röhre in den Spalt einer Kartoffel eingeführt. Nach der Sterilisation im
Autoclaven läßt man abkühlen, sät Penicillium brevicaule aus und bringt
das Ganze in dem Thermostaten auf 35^. Etwa sechs Stunden später
macht sich ein scharfer Knoblauchgeruch bemerkbar, wenn AS2O3 zugegen
ist. Die quantitative Bestimmung des As geschah nach der Marsh 'sehen
Methode, während das Cu elektrolytisch bestimmt wurde. Es wurden
gefunden :
mg AsgOg mg Cu
Im Wein A o/o« 0,1—0,125 1—3
In der Hefe A % (der Trockensubstanz) ... 1-2 240
In den Kämmen "/(, (der Trockensubstanz) . . 3 — 3.5 100
In 100 g trocknen Trauben 1,5—2,5 —
Im Wein B %o Spuren —
In der Hefe ß % (der Trockensubstanz) . . . 0,002 —
In der Auswasch-Flüssigkeit von 5 kg Trauben . 4,5 420
In den festgestellten Mengen übt das As keinerlei nachteiligen Einfluß
auf den Verlauf der Gärung aus, erst eine Menge von 1 '/^ As^Og läßt
eine nachteilige Wirkung erkennen. Cu verhält sich wesentlich anders
und schon Mengen von 2,0 °/oo sind für die Hefe tödlich. Durch be-
sondere Versuche stellt der Vf. fest, daß sich zugesetztes Cu wieder voll-
1) Annali della R. Accademia di Agricultura di Torino Bd. 56.
35*
548 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
ständig in Form von Albuminaten ausscheidet. Auch ist kein Grund vor-
handen, sich über die im Wein festgestellten As -Mengen zu beunruhigen,
da dessen Menge von der therapeutischen Minimaldose von 5 mg noch
weit entfernt ist.
Bestimmung der fixen organischen Säuren und ein neues Ver-
fahren zur Bestimmung der Citronensäure in Mosten und Weinen.
Yon L. Mathieu und L. Ferre. ^) — Die Vff. schlagen zur Trennung
der verschiedenen organischen Säuren folgende Arbeitsweise vor. 1. Die
Säuren des Weines werden zunächst nach dem Verfahren von Mestrezat
getrennt (Abscheidung in Form der Barytsalze und Behandeln mit Alkohol
von 80 ^/o). 2. Bestimmung der Weinsäure in einem Teil des in H2SO4
gelösten Niederschlags (Barytsalze). 3. Oxydation eines andern Teils des
Niederschlags in saurer und alkalischer Lösung nach Mestrezat, wobei
zu berücksichtigen ist, daß zur Oxydation von 1 g der nachbenannten
Säuren folgende Mengen KMnO^ verbraucht werden.
In saurer Lösung In alkalischer Lösung
1. Weinsäure 1,447 g 0,62 g
2. Äpfelsäure 2,078 „ 0,615 .,
3. Citronensäure .... 1,82 „ 0,38 ,,
Bezeichnet man nun die Menge der vorhandenen Weinsäure, Äpfel-
säure und Citronensäure mit x bezw. y, bezw. z und ist x bereits be-
stimmt, so hat man für die Oxydation in saurer Lösung durch das Vol. V
und in alkalischer Lösung durch das Vol. V^ der K Mn 0^ - Lösung, wenn a
der Titer der Lösung ist, folgende Gleichungen:
y X 2,078 + z x 1,82 = Va — x X 1,447
y X 0,615 4- z X 0,38 = V^a — x x 0,62.
Da X bereits bekannt ist, so läßt sich der Wert für y und z leicht
berechnen. Diese Methode ist bei Weinen ebenfalls anwendbar, da nach
den A^ff. die etwa vorhandene Bernsteinsäure von KMnO^ nicht an-
gegriflen wird.
Beitrag zur Bestimmung der Chlorionen im Weine. Von
C. von der Heide und M. Kretschmar. -) — Bei der Bestimmung des
Chlorgehaltes im Wein nach dem amtlichen Verfahren hat man, da sich
der Trockenrückstand während des A^'erkohlens sehr stark aufbläht, mit
mancher Unannehmlichkeit zu kämpfen. Die Vff. empfehlen daher folgendes
Verfahren: 100 ccm Wein werden in einem 400 ccm fassenden Kolben
mit einer gemessenen Menge Vöc'^'^^^^^'^^^t^^t^ösung und 2 — 8 g chlor-
freier Tierkohle versetzt nnd 10 — 20 Minuten gekocht. Nach Zusatz von
15 — 25 ccm verd. Salpetersäure wird noclimals 10 Minuten erhitzt, filtriert,
Kohle und Filter mit 200 — 300 ccm heißer, stark verdünnter Salpeter-
säure ausgewaschen und das abgekühlte und erforderlichenfalls mit etwas
Harnstoff versetzte Filtrat mit Y^o-n-Rhodanammonlösung und Eisenalaun
titriert. Hat man a ccm Yic'^'ÄgNOs verwendet und b ccm Rhodan-
amraonlösung zum Zurücktitrieren verbraucht, so ist bei Anwendung von
100 ccm Wein x— (a — b)x 0,000 709.
1) Annales de Chimie analyt. 18, 352—355. — ') Ztschr. f. analyt. Chemie 52, 645—651.
H. Wein. 549
Zur Bestimmung der Schwefelsäure im Wein. Von C von der Heide.^)
— Im Wein ist der Gehalt an Sulfat ionen geringer als in der Weinasche.
Diese Zunahme in der Asche ist zurückzuführen a) auf eine Oxydation
der SO2 während der Herstellung der Asche und b) auf die Anwesenheit
schwefelhaltiger organischer Stoffe (Eiweiß?) im Wein, deren Schwefel erst
beim Veraschen in Schwefelsäure übergeht. Aus den Verbrennungsgasen
des Leuchtgases wird während der Gewinnung der Asche Schwefelsäure
nicht aufgenommen. Zur direkten Bestimmung der Sulfat ionen im Wein
ist es unerläßlich, die SOg vorher durch Kochen im COg- Strom unter
Salzsäurezusatz auszutreiben.
Über freie und gebundene Milchsäure im Trauben- und Obst-
wein. Von Th. Roettgen.^') — Aus 50 ccm Wein werden mittels des
Kunz' sehen Glasperlenaufsatzes die flüchtigen Säuren abdestilliert. Der
Rückstand in einem Partheil'schen Perforationsapparat 24 Stunden mit
Äther extrahiert. Nach dem vorsichtigen Verdampfen des Äthers wird
die Flüssigkeit mit Barytlauge bis zur Rotfärbung (Phenolphtalein) versetzt
und ^j^ Stunde auf dem Wasserbade erwärmt, wobei die alkalische Reaktion
bestehen bleiben muß. Sodann wird CO2 eingeleitet, auf 10 ccm ein-
gedampft mit 40 ccm Wasser in ein Kölbchen von 150 ccm gebracht,
unter ümschütteln mit 95procent. Alkohol bei IS** C. bis zur Marke auf-
gefüllt und filtriert. 100 ccm Filtrat werden eingedampft, verascht und
mit ^1^-ji-B.Cl titriert. Durch Vergleichsversuche mit dem Verfahren
nach Möslinger und Kunz ergab sich, daß sich die Milchsäure dem
Weine durch Äther ohne jede Vorbereitung unmittelbar entziehen läßt.
Als Beleg hierfür werden die Ergebnisse der Untersuchungen von
25 Traubenweinen angeführt. Es folgen weiter die üntersuchungsergebnisse
von 14 Obstweinen, die im Gegensatz zu den Traubenweinen neben freier
Milchsäure auch gebundene enthielten.
Die Bestimmung der Gesamtweinsäure im Wein. Von Th.
Malvezin. ^) — Der Vf. hat ein rasches Verfahren zur Bestimmung der
Gesamt Weinsäure ausgearbeitet, das sich auf die Tatsache gründet, daß der
Löslichkeitskoefficient eines bestimmten Körpers um so geringer ist, je
niedriger die Temperatur des Lösungsmittels ist. — 22 ccm Wein werden
in einem Kölbchen, das mit absteigendem Kühler verbunden ist, soweit
vorsichtig erhitzt, daß noch 2 ccm zurückbleiben. Nach dem Erkalten
wird 1 ccm einer lOprocent. KBr- Lösung hinzugefügt und etwa
40 ccm eines Gemisches aus gleichen Volumteilen Äther und Alkohol.
Hierauf stellt man den Kolben 15 — 20 Minuten lang in ein Kältegemisch
aus gleichen Teilen Wasser und Ammoniumnitrat. Unter diesen Be-
dingungen scheidet sich die gesamte \^ einsäure teils als solche, teils als
saures Kaliumtartrat ab. Der Inhalt des Kolbens wird auf einem glatten
Filter gesammelt, 2 — 3 mal mit Alkohol -Äther -Gemisch gewaschen und in
den Kolben zurückgebracht. Nach dem Hinzufügen von 40 ccm warmem
Wasser und 5 — 10 Tropfen Phenolphtalein wird mit Yio ^- Natronlauge
titriert. Die Gesamtweinsäure in g im 1 ergiebt sieh aus der Formel
nx 0,29x1,53 oder n X 0,443. Die Bestimmung ist in einer Stunde
1) Ztschr. f. analyt. Chemie 52, 440—451. — ^) Ztschr. f. Unters. Nähr.- u. Genußm. 26, 648—650.
9) Annales de Chimie analytique 1913, 18, 19—21.
550 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
beendigt und in dem Destillat können noch die flüchtigen Säuren (Essig-
säure) sowie der Alkohol bestimmt werden.
Über eine neue Reaktion zum Nachweis der Anilinfarbstoffe
in Nahrungsmitteln und besonders im Wein. Von Th. Malvezin.^)
— Dieses Verfahren gründet sich auf eine besondere Eigenschaft der
formaldehydschwefligen Säure, die man durch Einleiten von SO2 in
40procent. Formaldehydlösung des Handels erhält. Diese hat nämlich die
Eigentümlichkeit, eine selbst sehr verdünnte Lösung von Fuchsin violett
zu färben, sogar nach vorheriger Entfärbung der Lösung durch SO2 oder
Tierkohle. Die Reaktion ist besonders in der Wärme empfindlich. Man
entfärbt den Wein mit Tier kohle und schüttelt 2 — 3 ccm des Filtrats mit
dem gleichen Volum formaldehydschwefliger Säure. Bei Anwesenheit von
Fuchsin, selbst bei sehr geringen Mengen, erhält man nach raschem Kochen
eine violette Färbung, bei Abwesenheit von Anilinfarbstoffen dagegen tritt
nur eine kaum bemerkbare Fleischrotfärbung ein. Bei Sirupen, Likören usw.
verfährt man in analoger Weise.
Die Bestimmung der Bromabsorption des Weines. Von Th.
V. Fellenberg. -) — Durch das Bromierungsverfahren lassen sich die
Gerbstoffe und gewisse Chlorophyllabkömmlinge mit Leichtigkeit titrieren
und zwar gelingt es durch geeignete Ausfällung mittels neutralem Blei-
acetat bezw. mit basischem Bleiacetat einzelner dieser Stoffe eine Trennung
in mehrere Gruppen zu erzielen. Der Vf. bezeichnet die aus neutraler
Lösung mit neutralem Bleiacetat fällbaren, Br verbrauchenden Körper als
„Gerbstoffe I", die mit basischem Bleiacetat fällbaren Körper als „Gerb-
stoffe U". Die Restsubstanzen werden durch die Bromzahl C ausgedrückt.
Zu den letzteren zählt der mit Vanillin und HCl Rotfärbung erzeugende
Weinbestandteil. Die Bromzahlen schwankten bei schweizerischen Weinen
zwischen folgenden Werten und zwar:
Bromzahl ABC
Weißwein (37 Proben) . . . 4,53—11,47 2,62—4.85 2,04—3,55
Rotwein (10 Proben) .... 5,52—22,75 3,26—7,22 2,00—3,33
Außer den Bleifällungen sind auch noch andere Verfahren zur
Trennung der bromierbaren Weinbestandteile anwendbar, z. B. Extraction
mit Äther. Der Vf. kommt zu dem Ergebnis, daß die Bromierung der
Weine vielfach mit Erfolg zur Erkennung von Fälschungen benutzt
werden kann.
Über das Vorkommen von Lecithin iui Wein. Von R. Cohn.^)
— Weirich und Ortlieb*) haben in einem Süßwein der griechischen
Insel Thyra Lecithin in erheblichen Mengen (0,035 ^/q) gefunden und
folgern aus diesem Befunde, daß die kräftigende Wirkung der Süßweine
auf den menschlichen Organismus durch den Gehalt an Lecithin bedingt
sei. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind bereits von Rosenstiehl^) an-
gezweifelt worden. Auch der Vf. hat durch Versuche nachgewiesen, daß
die Schlußfolgerungen von Weirich und Ortlieb auf irrigen Voraus-
setzungen beruhen und daß Lecithin im Wein gar nicht oder nur in
Spuren vorhanden ist. Da im Wein die Phosphate in saurer Lösung vor-
1) Annales de Chimie analytique 1913, 18. 193. — 2) Mitt. Lebensm.-Hyg. (Schweiz) 4, 14—41.
3) Chem.-Zeit. 37, 985 u. 986. — *) Arch. Pharm. 1904. Bd. 242, 138. — S) Chera.-Zeit. 1904, 663.
H. Wein. 551
handen sind und deshalb in Alkohol übergehen, ist es nicht angängig, die
alkohollösliche Pg O5 ohne weiteres als Lecithinphosphorsäure anzusprechen.
Zum Nachweis des Lecithins muß man vielmehr den Rückstand des
alkoholischen Auszugs mit Chloroform behandeln, das etwa vorhandenes
Lecithin aufnimmt, während saure Phosphate oder freie P2O5 ungelöst
bleiben.
Zum Nachweis der Citronensäure im Wein. Von W. Fresenius
und L. Grünhut. ^) — Nach einer Besprechung der bis jetzt zur Prüfung
des "Weines auf Citronensäure hauptsächlich dienenden Verfahren, haben
die Vff. zur Beurteilung der Zuverlässigkeit dieser Methoden eine Anzahl
deutscher Naturweine — und zwar im Originalzustande sowie auch nach
Zusatz einer geringen Menge Citronensäure — einer vergleichenden Nach-
prüfung auf das Vorhandensein von Citronensäure unterzogen. Aus den
Ergebnissen dieser Untersuchungen lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
1. Die Reaktion von Den ig es kann als beweiskräftig für den Nachweis
eines Citronensäurezusatzes zum Wein nicht angesehen werden. 2. Die
Reaktion von Möslinger, unter Berücksichtigung der Abänderung durch
Krug, besitzt eine solche Beweiskraft. Auch läßt sie bereits die Gegen-
wart kleiner Mengen von Citronensäure deutlich erkennen. 3. Die Reaktion
von Schindler besitzt gleichfalls Beweiskraft; doch lassen sich kleine
Mengen Citronensäure mit ihrer Hilfe nur unsicher, bezw. zuweilen gar
nicht, auffinden.
Über den Nachweis der Citronensäure im Wein (zu einer kürz-
lich erschienenen Abhandlung von Fresenius und Grünhut). (Siehe vor-
stehendes Referat, Ztschr. f. analyt. Chemie 53, 31.) Von M. G. Deniges.^)
— Der Vf. weist zunächst darauf hin, daß seine Manganquecksilbermethode,
wie sie in Frankreich durch Ministerialerlaß vom 18. Jan. 1907 eingeführt
ist, völlig geeignet sei, um die Frage nach der Anwesenheit von Citronen-
säure im Wein mit Sicherheit zu entscheiden. Aus den von Fresenius
und Grünhut mitgeteilten Befunden zieht der Vf. den Schluß, daß das
Schind 1er 'sehe Verfahren zum Nachweis von Citronensäure durchaus un-
geeignet, während die Methode Möslinger-Krug wenig empfindlich ist.
Auf Grund weilerer Untersuchungen, die der Vf. angestellt hat, kann die
Manganquecksilbermethode dadurch noch empfindlicher gemacht werden,
daß man die angegebene Menge des Quecksilberreagenses auf die Hälfte
verringert oder ein Reagens verwendet, das zweimal weniger HgSO^ auf
die gleiche Menge Quecksilber enthält. Die Verwendung von PbOg ist
nicht unbedingt notwendig. Die Bestimmung der Citronensäure durch
Diaphanonietrie nach der Manganquecksilberbehandlung darf nicht in
wäßrigen Lösungen sondern in einer Flüssigkeit stattfinden, die möglichst
den gleichen Gehalt an Alkohol, Zucker, Glycerin, fixen Säuren aufweist,
wie der zu prüfende Wein. Die Hinzufügung von 1 Tropfen B^O^ ist
hierbei unerläßlich, damit etwa gebildetes MnOa völlig entfernt wird.
Die Bestimmung des Extracts im Wein und Wermutwein.
Von C. Mensio.^) — Der Vf. weist zunächst darauf hin, daß die jetzt ge-
bräuchliche Methode der Extractbestimmung zwar leicht auszuführen sei,
1) ztschr. f. analyt. Chemie 52, 31—35. — =) Annales de Chimie analj't. 18, 393—402. —
*) Separatabdnick der Stazione Enologica Asti 1913, 1—23.
552 Agrikulturchemisclie Dntersuchungsmethoden.
jedoch auf Exaktheit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse keinen Anspruch
machen könne. Hauptsächlich wegen der mit Wasserdampf flüchtigen Ester
der Äpfelsäure und der Bernsteinsäure und selbst des Glycerins verändert
sich das Gewicht des Extractes. Bereits am 1. Januar 1889 wurde von
dem Minister für Landwirtschaft eine Vorschrift zur Bestimmung des
Extractes für trockene bezw. für junge und süße Weine gegeben. Diese
Yorschriften wurden im Jahre 1897 dahin ergänzt, daß für die zu ver-
wendenden Platinschalen besondere Ausmaße vorgeschrieben wurden. Im
Jahre 1905 wurden neue Vorschriften gegeben, die sich eng an die
deutschen Methoden anlehnen und noch jetzt in Kraft sind. Auch diese
Methoden können keineswegs als vollkommen angesehen werden. Es stehen
sich jetzt zwei Systeme unter den amtlichen Methoden der Extractbestim-
mung gegenüber, nämlich ein direktes, durch Wägen des eingedampften
Rückstandes aus einer gewissen Menge Wein und ein indirektes, durch
Bestimmung der Dichte des vom Alkohol befreiten Weines und Ablesen
des Extractgehaltes aus der Tabelle Windisch. Abgesehen von letzterer
Tabelle, die zurzeit als die genaueste gilt, dienen dem gleichen Zwecke
noch die Tabellen von Hager, Hoddart, Schnitze, Halenke-Mös-
linger und Ackermann. Zum Zwecke des Vergleichs hat der Vf. in
84 Proben Wein den Extractgehalt nach den verschiedenen amtlichen Ver-
fahren ermittelt. Aus den Untersuchungen ergab sich, daß 1. der nach
der Tabarie'schen Formel bezw. mit Hilfe der Tabelle Windisch er-
mittelte Extract um 1,5 — 3,0^00 ^^^ durch direkte Wägung in der Platin-
schale erhaltenen Extract übertrifft, 2. der nach der Schweizer Methode
(Dichte nach Tabarie und Tabelle Ackermann) ermittelte Extract selten
gleich bezw. höher, öfters aber um 0,5 — 1,0 %o geringer ist als der Extract,
den man durch direkte Wägung in der Platinschale erhält. 3. Derselbe
Extract nach Ackermann für Weine mit über 40 g Extract 3,5 ^/q^
weniger beträgt als der nach Tabarie- Windisch ermittelte. Auf Grund
weiterer Untersuchungen von Wermutweinen sowie von Zuckerlösungen,
die gleichzeitig Weinsäure enthielten, gelangt der Vf. zu dem Ergebnis,
daß 1. bei der Analyse stark alkoholhaltiger Getränke die Dichte nach
Tabarie geringer ist als die Dichte der vom Alkohol befreiten Flüssigkeit,
2. für die noch Rohrzucker enthaltenden Weine z. B. die Weimutweine
die Dichte nach Tabarie genauer ist, als die Bestimmung der Dichte in
der vom Alkohol befreiten Flüssigkeit, da beim Abdestillieren des Alkohols
der Rohrzucker durch die Säuren invertiert wird unter Vermehrung des
Gewichts um 5^/0. Da es ferner nach der jetzigen amtlichen Methode
nach dem Vf. unmöglich ist, Extractwerte zwischen 37,5 und 40,0 g pro
Liter zu erhalten, so ergiebt sich die Notwendigkeit ein einziges System
der Extractbestimmung für alle Weine anzunehmen. Dieses System kann
nur das indirekte aus der Bestimmung der Dichte sein, da die direkte
Methode durch Wägung inkonstant in den Resultaten und irrtümlich in
seinen Voraussetzungen ist.
Anmerkung. Es sind daher im wesentlichen die gleichen Gesichts-
punkte, die auch bei uns dazu geführt haben, in dem neuen Entwurf einer
amtlichen Anweisung zur Untersuchung des Weines die direkte Extract-
bestimmung zu verlassen. D. Ref. Siehe auch nachstehendes Referat.
H. Wein. 55a
Kritische Bemerkungen zur direkten Extractbestimmung im Weine.
Von C. von der Heide und E. Schwenk.^) — Die Vff. gelangen auf
Grund ihrer Abhandlung zu nachstehenden Schlußfolgerungen. Das Ver-
fahren der sog. direkten Extractbestimmung ist zu verlassen. An seine
Stelle hat das Verfahren der indirekten Extractbestimmung zu treten. Da-
bei ist das spec. Gewicht des entgeisteten Weines nicht durch Rechnung,
sondern durch Wägung zu ermitteln. Mit Hilfe der Rohrzuckertafel wird
aus dem spec. Gewicht des entgeisteten Weines der Extractgehalt bestimmt.
Die Tabarie'sche Formel dient zur Eontrolle der drei spec, Gewichts-
bestimmungen, wobei ein Fehler von + 0,003 als zulässig erachtet
werden kann.
Untersuchung der Schaumweine der Champagne. Von L. Bonnet. 2)
— Die Untersuchung beginnt mit der Bestimmung des Druckes in der
auf 10^ temperierten Flasche mit dem Aphrometer, das den Druck in
Y^o Atmosphären und außerdem das entsprechende Gasvolumen anzeigt.
Die Graduierung beginnt bei 1 Atmosphäre und die Flasche wird solange
geschüttelt bis der Manometer einsteht. Der von Kohlensäure befreite
Wein wird sodann nach den offiziellen Vorschriften untersucht. Aus der
Menge der vorhandenen Kohlensäure kann der zugesetzte Zucker berechnet
werden. Bei der Gärung auf der Flasche entstehen aus 1 g Zucker
0,247 1 CO2 und 0,646 ccm Alkohol d. h. es sind 15,5 g Zucker zur Bil-
dung von 1,0 g Alkohol nötig. Ist somit die Menge des zugesetzten
Zuckers bekannt, läßt sich leicht der Überschuß an Alkohol berechnen.
Die so erhaltenen Werte sind von den in Berechnung zu setzenden in
Abzug zu bringen, um die Zusammensetzung des zur Herstellung des
Schaumweins benutzten Weins zu ermitteln. Die Methode wird an einem
Beispiel erläutert.
Erkennung der Natur der Weißweine. Von L. Semichon.^) —
Die Weißweine aus weißen Trauben haben bekanntlich einen höheren
Handelswert, als solche aus roten Trauben (sog. Schillerweine). Letztere
werden daher, um sie als Weißweine in den Verkehr bringen zu können,
meist entfärbt und zwar geschieht dies durch Behandein der Weine mit
SO2, Luft und besonders mit Tierkohle. Zum Nachweis solcher entfärbter
Weine oder Verschnitten von Weißwein damit empfiehlt der Vf. folgendes
Verfahren. 5 ccm Wein werden in einem auf weißer Unterlage stehenden
Cylinder ohne Schütteln tropfenweise mit Yio Q-Natronlauge versetzt und
das beim Einfallen der einzelnen Tropfen auftretende Farbenspiel beobachtet.
Bei Wein aus weißen Trauben entstehen grünlichgelbe Streifen. Bei mit
SO2 behandeltem Weißwein aus roten Trauben erscheint die ursprüngliche
Rosafärbung wieder. Mit Luft behandelte Schillerweine verhalten sich
ähnlich wie Wein aus weißen Trauben. Bei mit Tierkohle behandeltem
Wein entstehen rotfarbige Streifen. Bei Verschnitten erscheinen letztere
immer zuerst.
Über den unvergärbaren Zucker (Pentose) und die Furfurol-
bildung im Wein. Von R. Haid."^) — Zur Prüfung der Frage, ob
Furfurol im Wein aus Arabinose entstehen kann, hat der Vf. Versuche
1) Ztschr. f. analyt. Chemie 51, 435—466. — 2) Annal. des falsifications 6, 285—287; durch
Chem. Ctrlbl. 1913, II. 315. — 3) Ann. falsitic. 6, 157—161. — *) Mitt. a. d. ehem. Versuchs- u.
Hefereinzuchtlaboratorium d. k. k. Lehranstalt f. "Wein- u. Obstbau in Klosterneubnrg.
554 Agrikulturchemisclie Untersuchungsmethoden.
angestellt, die bezweckten, die Wirkung der Säuren des Weines, jede für
sich, auf Arabinose zu untersuchen. Diese Versuche führten zunächst zu
dem Ergebnis, daß die Bildung von Furfurol beim gewöhnlichen Destillieren
von vollständig vergorenem Wein nicht auf das Vorhandensein von 1- Ara-
binose zurückgeführt werden kann, sondern daß im Wein eine andere
Pentose enthalten ist, welche schon durch die Einwirkung der schwachen
Säuren des Weines Furfurol abspaltet. Aus den weiteren Versuchs-
ergebnissen zieht der Vf. den Schluß, daß Naturweine ursprünglich kein
Furfurol enthalten, sondern daß dieses erst aus einer im Wein noch nicht
nachgewiesenen Pentose, weiche aber nicht 1- Arabinose sein kann, mit
zunehmender Concentrierung des Weines nach und nach gebildet wird.
Die Untersuchung des Weines mittels physikalisch -chemischer
Maßanalyse ist von P. Dutoit und M. Duboux zum Gegenstand besonderer
Untersuchungen gemacht worden, deren Ergebnisse in einem besonderen
kleinen Handbuche i) veröffentlicht werden.
1) L'analyse des vins par Volumetrie physico chimique. Mit 43 Figrurea, 87 Seiten. Lausanne,
F. Rouge & Co., editeurs.
Autoren -Verzeichnis.
Die mit Sternchea (*) versehenen Seitenzahlen beziehen sich auf Mitteilungen
der betr. Autoren unter Literatur.
Aarnio, B. 100*.
Abbot, C. G. 8.
Abderhalden, Em. 279,280,
281.
Abe, G. 471*.
Ackermann, E. 534*.
Acqua, C. 166. 190.
Ageton, C. N. 141.
Agulhon, H. 276, 365*, 452,
523*.
Albert 101*.
Albrecht 104*, 240*.
Alderich, L. B. 8.
Alexandrowitsch, J. 237.
Allemann, 0. 376, 534.
Alpers, K. 532.
Altrock, V. 365*.
Alway, F. J. 41.
Amberger, C. 370.
Ambrog, A. 103*.
Ampt, G. A. 57.
Ancelin, R. 161.
Anderson, L. 13.
Anderson, R. J. 211*, 254.
Andre, G. 124, 171, 172.
Andrlik, K. 420.
Angelico, F. 521.
Angelo, Man. 476.
Arkwright, J. A. 365*.
Armsby, H. Pr. 302, 303.
Armstrong, E. F. 189.
Arndt, G. 307.
Aston, S. 398*.
Astruc, A. 211*.
Atterberg, A. 35, 52.
Attinger 343*.
Audebeau, Bey 102*.
Aufsberg, Th. 374*.
Auriol, A. 474.
Aviragnet 365*.
Ayers, S. H. 365*.
Babinski, J. 422.
Babiy, Johanne 163.
Bach 31*.
Bach, A. 187.
ßachmann. E. 195.
Bachmann, H. 197*.
Backhaus 365*.
Baenitz, C. 104*.
Baguley, A. 128.
Bahr, Fr. 52, 123.
Bailey, C. H. 387.
Baintner, F. 349.
Barnstein, F. 253, 394.
Barre, de la 330, 334*.
Barrenscheen, H. K. 277.
Barth, R. 532.
Barthel, Chr. 106, 350,
365*, 380.
Bassalik K. 36.
Bates, J. 424.
Battige. Arth. 87.
Baudisch, Osk. 182.
Baudrexel,A. 293,331,333.
Bauer, J. 534*.
Baule, E. 158*.
Baur, E. 180.
Beam, W. 510.
Beattie, J. H. 112.
Becker, G. 217.
Beerbohra, C. W. 370.
Beger, C. 263, 338.
Behre, A. 492.
Beijerinck, M. W. 457.
Benedict, Fr. G. 293.
Benson, M. 377.
Berberich, F. M. 344.
Berg, A. 344.
Berg. H. 365*.
Berg, W. N. 372.
Bergeini, Olaf 301.
Bergmann, M. 350, 380.
Berkmann. M. 57. 516,
Bersch, W. 101*.
Bertin -Sans, H. 361, 365*.
ßertrand, G. 211*, 276,
365*,463,468,470*,523*.
Beumer, H. 273.
Beythien 383*.
Bickele, Frd. 534*.
Biro. G. 349.
Bizzeil, J. A. 22, 74, 76.
Björlykke, K. 0. 100*.
Blair, A. W. 96, 116, 119.
Blanck, E. 64, 101*, 132,
144, 152.
Bloch -Michel 365*.
Block, Walt. 395*.
Boekhout, F. W. J. 382.
Bömer, A. 40.
Boernstein, R.. 17*.
Bokorny, Th. 434, 455, 456,
470*.
Bolin, Pehr 135.
Bonnet, L. 553.
Borgström, L. H. 3.
Bornträger, Art. 494.
ßosshard 425*.
Bostock, Gertrude D. 290.
Bosworth, A. W. 365*,
369*, 379, 383*.
Botschkowa, A. D. 226.
Bottazzi. F. 280.
Bourquelot, Em. 470, 470*.
Bradley, H. C. 365*.
Brancourt, L. 425*.
Brandt, J. N. 17*.
Brauer, Aug. 31*.
Braun, M. 207.
Bredemann, G. 97, 211*.
266, 526*, 529*.
Brehm 136.
Brenchley, W. E. 503.
Bresaola, M. 225*.
Bretsch, E. 307.
Brick, E. 197*.
Bridel, M. 470*.
Briggs, L. J. 395.
Brilliant, W. 186, 461.
Brioux, Ch. 99, 374*, 484.
Broili, J. 197.
Brown, P. E. 86, 89, 93, 514.
Bruckholz,K.G.334*,343*.
Brück, 240*.
556
Autoren- Verzeichnis.
Brüne. Fr. 114.
Bruhn, A. K. 377.
Bruhns, F. 425*.
Bruno, M. A. 374*.
Brust, E. 384*.
Bryan. A. Hugh 543.
Buanett, E. A. 335*.
Büchern 334.
Buchholz, Yngve 371.
Büchner, E. 447.
Buchwald, J. 388, 389, 394,
395*.
Budai (Bauer). K.266*, 391.
395.
Budiao£f, L. 104*, 380.
Bürger, M. 273.
Buglia, Ü-. 268.
Burgerstein, A. 219.
Burmester, H. 149.
Burr, A. 344.
Burri, R. 376, 383*, 530.
ßusolt, E. 207.
Bussmann, E. 65.
Buttenberg, R. 383*.
Bytschikhine, A. 77, 83.
Cabella, Mario 267.
Cailloux. H. 366*.
Calvin, J. W. 527.
Carlinfanti, E. 534*.
Carlson, Tor 433.
Carpiaux, E. 260.
Cassel, H. 454.
Cassel, L. 408.
Catalano, G. 521.
Cavel, L. 494.
Cerny, F. 490.
Chittv, Ch. W. 392.
Chodat, R. 190.
Cholnoky, E. v. 17*.
Chouchak, D. 183.
Christ, H. 13.
Christensen, H. ß. 83, 130.
Church, J. E. 10.
Ciocalteu 103*.
Ciaassen, H. 420, 421.
Clark, E. D. 84.
Clark, W. M. 379.
Claus, Eug. 228.
Clausmann, P. 275.
Coffey, G. N. 101*.
Coffey, W. C. 333.
Colin, R. 550.
Cohnheim, O. 310.
Coirre, J. 470.
Coloman, Kerpely, M. 145.
Combes, R. 190.
Commanducci, E. 535*.
Compton, A. 211*.
Contzen, J. 519.
Cooper, W. F. 352, 535*.
Costantino. A. 268, 271.
Cox, A. J. 101*.
Cramer, H. 465.
Cramer, W. 275.
Crop, W. E. 544.
Groß, E. W. 206, 425*.
Cunninghara. A. 103*, 359.
Curin, Jos. 546*.
Currrie, J. N. 382.
Curtius, Th. 203.
Czadek, v. 397.
Dafert, F. W. 107.
Dahle, Alfr. 417. 541.
Dakin, H. D. 366*.
Dam. W. van 353.
Daniel, L. 240*.
Darbishire, Franc V. 546*.
Daude, W. 425*.
Davies, J. R. 29.
Davis, Br. J. 368*. 372.
Davis, R. O. E. 37.
Deicke 343*.
Delassus, M. 161.
Demoion, A. 147, 460.
Demoussy, E. 185.
Demuth, R. v. 496.
Denigös, M. G. 435*, 551.
Densch, A. 68, 139.
Deutsch. M. 425*.
Dercum, A. 17*.
Derlitzki, G. 240*.
Derz 399*.
Desgeorge, R. 367*.
Dettinger 343*.
Deutschland, A. 267*, 322,
331.
Devarda. A. 530, 531.
Dezani, S. 188.
Diakow. M. 317.
Dienert, F. 36.
Dienes, Ldw. 300.
Diesner, Br 23.
Diesner, P. 17.
Diessner 334*.
Dietrich, Walt. 322, 331.
Dix, W. 242*.
Dobrovsrolskaja, N. A. 297.
Dojarenko, A. G. 131.
Domratschewa, E. A. 238.
Donselt 534.
Doran, Jam. M. 532.
Dorlencourt 365*.
Dox, A. W. 262, 497.
Dreyer, G. 443.
Droop-Richmond, H, 348,
372.
Drost, J. 535*.
Dschandieri, Fürst v. 305.
Dubosc, L. 535*.
Dudley, H. W. 366*.
Dumont 425*.
Dunbar 31*.
Durieux, 0. 396.
Durlach. E. 294.
Duschskij, J. E. 423, 425*,
539. 542.
Eastick. J. J. 546.
Eberhart, C. 101*.
Eberts 32*.
Eccher. D. v. 530, 535*.
Eckenbrecher, C. v. 242*.
Eckles, C. H. 346.
Edler. W. 213.
Edwards, F. 382.
Egerström, Fr. 225*.
Ehrenberg, P. 52, 92, 103*,
123, 204.
Eichinger, A. 104*, 159*.
Eichloff, R. 535*.
Eisler, 0. 366*.
Elias, Herb. 271,
EUrodt, G. 495.
Embden, G. 276, 278.
Emmerich. R. 394.
Engel, St. 354.
Engels, O. 256.
Engler 11.
Erasmus, L. 366*.
Ernst, W. 366*.
Esten, W. M. 261.
Eulefeld 14.
Euler, H. 445,453,454,463,
465.
Evans, A. C. 380.
Evans, R. H. 377.
Evans, W. H. 166.
Faack, K. 191.
Faber, F. C. v. 192.
Faes, H. 475.
Falk, H. 535*.
Falk, K. G. 184,
Fallada, 0. 141, 397.
Fancsö, Bela 403.
Fanto, R. 390.
Feilitzen, Hj. v. 62, 107,
146, 232.
Feitier, S. 425*.
Fejär, A. v. 300.
Fellenberg, Th. v. 497*,
535*, 550.
Ferman, P. 422.
Fernbach, A. 451, 461, 485.
Ferre, L. 548.
Ferry, Edna L. 303.
Feruglio, D. 261.
Fessler, K. 266*.
Fettick, 0. 374*.
Fincke, fl. 521.
Eine, Morris S. 268.
Autoren - Verzeichnis.
557
Fingerling, G. 307, 311.
Fischer 472.
Fischer, H. 513.
Fischer, K. 24.
Fischer, 0. S. 43.
Fitch, F. ß. 339.
Flander, A. 15.
Fleischer, M. 240*.
Fleischmann, W. 352.
Fletcher, C C. 37.
Fodor, K. V. 353, 358, 382.
Foitik, Th. 334.
Foremann, F. W. 366*.
Forschner, Faul 535*.
Forstreuter, H. 420, 425*.
Fosse, R. 176, 211*.
Foster, M. L. 364.
Foth, G. 496.
Fousek, A. 96.
Fowle, F. E. 8.
Frank, G. 512.
Frankau, A. 366*.
Frankfurt, S. 425*.
Franzen, H. 203, 471*.
Fraps, G. S. 103*.
Freak, G. A. 352. 535*.
Freckmann, W. 233.
Fred, Ed. Er. 72.
Frerichs, K 492.
Fresenius, L. 120.
Fresenius, W. 551.
Freund. E. 425*.
Freund, W. 358, 366*.
Frick, Jos. 359.
Friedemann, A. 24.
Fries, J. A. 302.
Friske, K. 152.
Frölich, G. 409.
Frosterus. Benj. 37, 100*.
Frouin, Alb. 383*.
Fruwirth, C 240*.
Fry, W. H. 131, 501.
Funk, C. 366*.
Gahler-Saliter, Joh. Mich.
366*.
Gaillot 518.
Gainey, P. L. 103.
Gaither, E. W. 514.
Gammeltoft, S. A. 286.
Gambarjan, St. 463, 464.
Gans, R. 38, 100*.
Garino, M. 313.
Garino, E. 547.
Gascard, A. 535*.
Gasquet-James de 393.
Gassner, G. 193.
Gaudechon, H. 101*.
Gaujoux, E. 361, 365*.
Gautier, Arm. 102*, 275.
Gavin, Will. 343*.
Gedroiz. K. K. 55.
Geiger, A. 379, 384*.
Genoud, E. G. 428.
Gerber, C. 184, 384*.
Gerlach 68, 124, 230, 240*.
Gero, W. 535*.
Gile, F. L. 141.
Gimel, G. 471*.
Ginneken, P. J. H. 425*.
Girard, P. 425*.
Glage 366*.
Glaser, E. 32*.
Glenk, K. 505.
Gockel, A. 17*.
Golding, J. 383.
Golding, R. 366*.
Gorini, C 358, 366*, 374*,
378, 384*.
Gorsky, M. 260.
Gortner, R. A. 424.
Goske, A. 535*.
Goupil, R. 471=^.
Goy, S. 191, 304, 315, 323,
367*, 514.
Graaf, W. C. de 531.
Graeve, O. v. 34*.
Gräter, F. 343*.
Gräfe, V. 181, 458.
Gräfe, E. 281, 282, 283,
284.
Gramenitzky, M. J. 463.
Grande. J. 340, 343*.
Granderye, L. M. 17*.
Gray, D. F. 332.
Greaves, J. E. 103*.
Green, H. 57.
Gregoire. Ach. 240*, 260,
511.
Greifenhapen, W. 535*.
Greig- Smith, R. 96.
Grewing, R. 532.
Griebel, C. 211*.
Griesbach, W. 272.
Grill, A. 422.
Grimme, C 193, 398*.
Grimmer, W. 343*, 355,
356, 367*, 535*.
Grob 425*,
Grobert, J. de 407.
Gröh, Jul. 312, 527.
Grosser 17*.
Grosser, P. 354.
Grühnhut, L. 551.
Grundmann, K. 229.
Grüner, H. 100*.
Gschwender, G. 497*.
Gümbel, H. 225*.
Günther, Ad. 477, 483*.
Guerbet, M. 99.
Gully, E. 45, 48.
Gyäffds, J. 155.
Haas 334*.
Haberlandt, G. 162.
Hafner 343*.
Haid, R. 553.
Halbfass, W. 19, 20.
Hall, A. D. 503.
Halnan, E. F. 330.
Hals, Sigm. 371.
Halverson, J. 0. 535*.
Hamlin, M. L. 158*.
Hann, J. v. 17*.
Hanschmidt, E. 325*.
Hansen 334*.
Hansson, N. 328, 336, 338,
339.
Harnisch, F. 367.
Happich 374*.
Harden, A. 453.
Harding, E. P. 535*.
Hare, C. L. 333.
Häri, P. 300.
Harloff 425*.
Harris, J. A. 424.
Hart, E. B. 309, 312, 380.
fl artleb 158*.
Hartwell, B. L. 138.
Haselhofi; E. 138, 140, 142,
158*, 234, 246.
Hasenbäumer, J. 207, 505.
Hasting, E. G. 380.
Haussding, F. 519.
Havelka 425*.
Hawk, P. B. 301.
Heck 14.
Hegyfoky, J. 11.
Heide, C. v. d. 483*, 548,
549, 553.
Heide' R. v. d. 285, 305,
319, 332.
Heim, E. 536*.
Heiner, Br. 394.
Heinrich, F. 427.
Heinrich, M. 216.
Heinze, A. 426*.
Heinze, B. 240*.
Helbronner, A. v. 367*.
Hellmann, G. 9.
Henneberg, W. 266*.
Hepp, K. 361.
Hergt 15.
Herke, A. 97.
Hering, F. 367*.
Herissey, H. 470*.
Herlant, L. 536*.
Herles, Frz. 399*, 541.
Herring 34.
Herz, F. J. 384*.
Herzfeld, A. 263, 426*.
Hesse, A. 536*.
Heublin, 0. 33*.
Heuss, R. 435.
558
Autoren - Verzeichnis.
Hildebrand, Fr. 198*.
Hille, E. 445.
Hilliard, 0. M. 369*.
Hinard, &. 532.
Hinseimann, Em. 17*.
Hinze, G^. 198.
Hirsch, Paul 280.
Hirschfeld, J. 342.
Hirz, 0. 325*.
Hittcher 334*. 343*, 536*.
Hoagland, D. R. 304.
Höckner 343*.
Hoem, F. V. 198*, 212*.
Hoesch, Fei. 335*.
flöyberg, H. M. 536*.
Hofer, H. 519.
Hoffmann, Conr. 103*.
Hoffmann, J. F. 242*.
Hoffmann, W. 399*.
Hohenadel, M. 367*.
Holdefleiß, P. 235.
Honcamp, F. 267*, 314,
367*.
Hooker, D. R. 270.
Hopkins, C. G. 42, 43.
Hoppe, E. 397.
Hornberger, R. 39, 512,
515.
Hoton, L. 374*.
Hudig, J. 3, 93.
Hübbenet, E. 446.
Huizinga, A. 30.
Hungerford, E. 527.
Hußmann, J. F. 367*.
Hutchinson, C. M. 103*.
Huyge, C. 353, 367*, 350.
Ibele, J. 101*, 195.
Iljin, W. 166.
Immendorff, H. 139, 158.
Jppolito, G-. D. 193. 198*.
Isaachsen, H. 340, 343*.
Isernhagen 367*.
Issatschenko, B. L. 103*.
Ivanow, Serg. L. 179.
Iwanow, L. L. 165.
Iwanow, N. 443.
Izar, G. 325*.
Jackson, A. M. 132.
Jackson, R. F. 424.
Jacobs, B. R. 396*.
Jacobsen, H. C. 399*.
Jadin. F. 211*.
Jago W. 392.
Jakow, 305.
Janesö, B. 135.
Jariloff, A. 43, 101*.
Jegorow, M. A, 204, 212*.
Jensen, C. N. 103*.
Jensen, Orla 367*.
Jesser. H. 361.
Jodidii S. L. 101*.
Johansson D. 445, 463.
Johnson, W. T. 365*.
Jolles, Ad. 384*.
Jona, Them. 354, 356.
Jones, W. N. 189.
Junghanns 335*.
Juten, A. J. L. 546*.
Kahler, K. 13.
Käppeli, J. 343*.
Kailan, A. 426*.
Kajanus, B. 240*, 241*, 402.
Kallbrunner, H. 335*.
Kalning, H. 390, 391, 524.
Kammerling, J. 163, 196.
198*.
Kapeller, G. 536*.
Kappen, H. 103*.
Karnowski, M. 520.
Karaleff, S. A. 362.
Karsten 63.
Kaserer, H. 98.
Kassner, C. 32*.
Kayser, E. 429, 460.
Keeble, F. 189.
Keilhack, K. 19.
Kellermann, K. F. 103*.
Kelley, W. P. 510.
Kerb, Joh. 448, 451.
Kidder, R. L. 335*.
Kiessling. L. 240*.
Killer, J. 103*.
Kindraczuk, AVI. 357.
Kinzel, W. 225*.
Kirchner 367*.
Kisskalt, K. 391.
Kita, G. 438, 440, 468.
Kittlausz, K. 136.
Kleemann, Andr. 210.
Klein, J. 327, 328, 347,
374*.
Klein, W. 285, 305, 319,
332.
Kleinau, R. 34*.
Kleinböhl, H. 384*.
Kleine, ß. 242*.
Kleinert, Fr. 335*.
Klinckowström, C. v. 34*.
Kling, Andre 350.
Kling, M. 249. 258.
Klöcker, Alb. 428.
Kloess, A. 32*.
Klose 347, 378.
Kloss, R. 198*.
Klütschereff, A. 41, 202.
Kluyver, A. J. 444.
Knörzer, A. 17.
Kober, Ph. Ad. 536*.
Kobert, R. 200, 205, 396*.
Köck, G. 414.
Köhler, A. 306.
König, F. 536*.
König, J. 30, 207, 266,
267, 505.
Körösy, K. v. 180.
KohD, F. G. 346.
Kolodziejska, S. 471*.
Kolkunow 198*.
Kolkwitz 23.
Komers, K. 416.
Kondo, M. 223, 241.
Konecny, Alfr. 351.
Konokotina, A. G. 429.
Kouradi, Em. 536*.
Kooper, W. D. 533.
Kopaczewski, W. 469, 471*.
Koriba, K. 198*.
Kornauth. K. 241*.
Korolew, R. 212*.
Kossowicz, A. 32*, 176,
190, 458. 471*.
Kosso witsch, P. 3.
Kostytschew, S. 186, 188,
446, 447, 461.
Kowalski, T. 540.
Krafft, G. 241.
Krage 369*.
Krainsky, A. 94.
Kraisy, A. .543.
Kraus, C. 241*.
Kraus, J. 388.
Krause, R. A. 275.
Kreis, H. 373.
Kreplin, G. 241*.
Kretschmar, Erich 536*.
Kretschmar, F. 158*.
Kretschmar, M. 548.
Kristensen, M. K. 130.
Krüger, W. 225*, 426*.
Krug 14.
Kühl, H. 367*, 373, 383.
384*. 396*.
Kühl, O. 367*.
Kühn, B. 536*.
Kuppel 335*.
Kürsteiner, J. 383*, 384*.
Küster, E. 181.
Kuhner, A. 426.
Kuhnert 335*.
Kulisch, P. 110, 241*, 387,
483*.
Labbe, L. L. Tb. 367*.
Laer, H. van 183, 453, 469.
La Face, F. 534*.
Lafar, t. 422.
Lafon, G. 309.
Lagane, L. 357.
Laine, E. 158*.
Lalim. A. 340.
Autoren - Verzeichnis.
559
Lampe, Ar. E. 280, 281.
Lange, Reinh. 198*.
Langguth-Steuerwald, L. G.
545.
Langheld, K. 447.
Lanzoni, Oliv. 360.
Laqueur, E. 302.
Lauder, A. 359.
Laxa, O. 351, 384*.
Leavitt, S. 45.
Lebedew, A. v. 447.
Lebreil, Fr. 367*.
Le Giere, J. A. 396*.
Leeden, R. v. d. 509,
Leeuwen, W. Docters van
197*.
Lehmann, E. 161.
Lehmann, Frz. 328.
Lehn, D. 414.
Leiningen, W. Graf zu
101*.
Leisen, M. 34*.
Lenkei, W. D. 10.
Lemmermann, 0. 120, 158*,
241*, 517.
Lepel, V. 335*.
Leuze, W. 5.37*.
Levallois, F. 413.
Levis, Hob. C. 287.
Levy. Luc 367*.
Lewitzki, G. 198*.
Lichtenbelt, Ad. J. 531.
Lichtenberg H. F. 536*.
Lichtwitz, L. 471*.
Liebig, H. J. v. 449.
Liechti, B. 105.
Lienau, D. 100*.
Liepmann, W. 336.
Liesegaug, R. E. 190.
Lifschütz, J. 274.
Lindau, G. 198*, 438.
Lindfield, J. H. 546.
Lindet, L. 350, 351, 367*.
Lindner, Max 426*, 471*.
540.
Lindner, P. 198*, 428, 434,
436, 438, 444, 445.
Lintner, C. J. 449.
Lintner, K. 198*.
Lipman, Chas. B. 69, 87,
103*, 511.
Lipman, Jac. G. 96, 116,
118, 119.
Lippmann, 0. v. 424, 426.
Listonne, M. 471*.
Litterscheid, F. 384*.
Lobeck, O. 367.
Locher, H. 32*.
Loeb, Adam 278.
Löffler, B. 190.
Lösche, A. 307.
Loew, 0. 141, 179, 394.
Loew, W. 458.
Loewe, F. 542.
Loewy, A. 277.
London, E. S. 280.
Long, Edw. W. 536*.
Lonyay, F. v. 489.
Looff, Serg 471*.
Lorenzen, Th. 367*.
Lorie, J. 24.
Lotz, H. 100*.
Lubimenko, W. 165.
Lucas, J. E. 339.
Ludwigs, K. 198*.
Lühder, E. 497.
Lüers, H. 449.
Lugner, Iv. 107.
Lukjanow, P. B. 421.
Lundbeig. Joh. 457.
Lvoff, S. 186. 450.
Lyon, T. L. 22, 74, 76, 93,
104*.
Lyttkens, A. 225*.
Macallum, A. B. 193.
Mach, F. 106, 150, 158*,
265, 522.
Magnus, P. 198*.
Magnus. W. 198*.
Maier, F. 343*.
Maillard, L. C. 196.
Makenzie, John E. 426*.
Makrinoff, J. A. 368*.
Makrinojj, I. 98.
Malenfant, R. 531.
Malfitano, G. 399*.
Maltschewski, W. 160.
Malvezin, Th. 549, 550.
Manicardi, C. 335*.
Mansfeld 442.
Maquenne, L. 185.
Marcelet, H. 211*.
Marchand, M. H. 432.
Marcas, L. 353.
Marcus, P. 426*.
Markoff, v. 305.
Markoff, J. 315.
Marre, Fr. 158*.
Marsch, How. 537*.
Martin 426*.
Martiny, B. 368*, 374*.
Masehhaupt, J. G. 502.
Masö, M. S. 101*.
Mason, C. J. 261.
Mason, G. H. 381.
Masslow, M. 294.
Mathieu, L. 548.
Maurer, J. 7.
May, Gl. E. 536*.
Maybaum, A. 396*.
Mayer, A. 102*, 164.
Mayer, L. 261.
Mayer, Paul 278.
Mayr, P. 452.
Maze, P. 182, 471*.
Mc Beth, J. G. 103*.
Mc Caughei, W. J. 501.
Mc Collum, E. V. 304.
Mc Gool, M. M. 174.
Mc Dermott, F. Alex 197.
Mc George, W. 510.
McHargue J. S. 211*.
Mc Laughlin, Wh. B. 368*.
McLean,H.C. 96, 116, 119.
Meinert, G. 368*.
Meisenheimer, J. 463, 464.
Meissner, Rieh. 431, 441,
460, 486.
Meister, Chr. H. 368*.
Mellanby, J. 375.
Mendel, Laf. B. 287, 303..
Mensio, G. 491, 551.
Menton, M. L. 471*.
Mentz, H. 519.
Mercief, Vict. 383*.
Messerli, H. 291.
Metzger, K. 358.
Metzger, 0. 361.
Meyer, Ed. 835*.
Meyers, Vict. C. 268.
Meysahn, H. 544.
Mezger, 0. 536*.
Mezzadroli, G. 145, 198.
Michaelis, L. 368*, 470,.
471*.
Michalowsky, N. P. 357,
368*.
Micheels, H. 163.
Michel, Frz. 536*.
Michel-Durand. E. 181.
Mielck. 0. 158*.
Miklauz, R. 107.
Mikulowski-Pomorski, J..
129.
Miller, M. 389.
Minssen, H. 102*.
Mintz, J. B. 418, 423.
Mirande, Marc. 211*.
Mitchel, R. V. 335*.
Mitsfherlich, E. A. 126.,
228.
Möbius, Fr. 241*.
Möller 419.
Moeser, L. 512.
Mohr, E. 104*.
Mohr, 0. 198*.
Mobs, K. 392, 396*.
Molliard 195.
Molz, E. 236, 415, 477*.
Monert 343*.
Monteverde, N. 165.
Moore, R. B. 102*, 180.
560
Autoren - Verzeichnis.
Morgan, L. E. 334.
Morgen, A. 263, 338.
Morgenthaler. 0.236.241*.
Morgulis, Serg. 287.
Morres. W. 537*.
Mosca, F. Tr. 166, 211*.
Moskovic, A. 60.
Moufang 199.
Mrasek, Chr. 426*.
Muck, R. 241*.
Müller, A. 29.
Müller, C. Kögler 342, 843*.
Müller, Gertrude 160.
Müller, H. C. 234, 236,
241, 415. 417.
Müller, Karl 221.
Müller -Thurgau 487.
Müller, W. 378, 536*.
Müllner, H. 314.
Munter, F. 69, 94.
Müntz, A. 101*. 102*, 158*.
180.
Mütterlein, C. 104*.
Munerati, A. 198*.
Munerati, C. 145.
Murinow, A. 228.
Murschhauser, H. 289.
Muszynski, J. 540, 541.
Myers, C. E. 241*.
Myrbach-Reinfeld, 0. v. 7.
Naegell, H. 158*.
Nagel, C. 493.
Näray, ^. 368*.
Natho, E. 158*.
Naumann, C. W. 445.
Nedokutschajew, N. 128.
Neergaards, Br. 384*.
Neflf, H. 532.
Neidig, Ray E. 262, 497.
Neresheimer, E. 335*.
Netzer, Frz. 343*.
Neubauer, H. 264, 518.
Neumann, Fr. 426*.
Neumann, K. C. 404.
Neumann, M. F. 388, 389.
390, 392, 393, 396*.
Neumann, 0. 159*.
Neumann, P. 314.
Neumann, R. 526.
Neumann, S. 546*.
Neville, A. 426*.
Ney, E. 32*.
Nicklisch, E. 241*.
Niklas. fl. 101*, 102*.
Nikolskij, S. 401.
Nilson-Ehle, H. 240* 241*
Nitsche. P. 107.
Njegovai, VI. 353.
Nockmann, Else 537*.
Noll. Charl. F. 241*.
Northrup, Zae 362.
Nottin, P. 455.
Nowak, C. A. 441, 471*.
Nowakowski, L. 540.
Nugues 413.
Nuttall, W. H. 352, 535*.
Obladen 537*.
Odake, S. 313.
O'Donell, J. D. 426*.
Ogilvie, J. P. 546.
Ohly, Chr. 102*.
Oker-Plom, M. 28.
Costhuizen, J. du P. 211*.
Opitz 241.
Oppenheimer, M. 276.
Oppenheimer, S. 272.
Ortmann 105.
Osborn, Th. B. 303.
Ossat, G. 159.
Ostermann, H. 375*.
Osterwalder, A. 439, 487.
Otto, R. 1.57, 159*.
Ottolonghi, D. 335*.
Owen, Irv. L. 96, 116, 119.
Paal, Arpad 198*.
Paar, W. 543.
Pacottet, P. 472.
Paechtner, Joh. 331, 360.
Paliatseas, Ph. G. 348.
Palladin, W. 185, 471*.
Palmer, G. Trum. 426*.
Pantanelli, E. 166.
Panzer, Th. 465, 466, 467.
Pappel, A. 348.
Paraschtschiik, Sim. 359.
Parkin, Guy 535*.
Parow, E. 399*.
Patane, C 325*.
Paul 17*.
Pauli, W. 343.
Pawlenko, W. .546*.
Pawlowsky, S. 125.
Peacock, S. 159*.
Peche, K. 195.
Pechstein, H. 368*.
Peichwasser 41.
Peklo, J. 196.
Pellet, H. 426*, 538, 545.
Perceval, J. 381.
Pescheck, E. 299.
Peter, A. 384*.
Peters, J. 341, 344*.
Peters, R. A. 270.
Petersen, E. G. 104*.
Petit, G. 161.
Petow, Hellm. 273.
Pfeiffer, Th. 144, 152, 159*.
263, 264, 265.
Pfister, R. 537*.
Pieraerts, J. 253, 396, 897.
Pieper, R. 214, 215.
Pincussohn, Ldw. 273.
Pirocchi, A. 327.
Pitsoh, O. 20.
Pittius, F. 344.
Plahn- Appiani, H. 402, 404,
408, 409, 418.
Plate, F. 160, 161.
Ploetz, A. 395*.
Pölya, J. 157.
Pomaski, A. v. 511.
Popp, M. 241*, 329, 519.
Porodko, Th. M. 191, 192.
Potteiger, C. R. 372.
Power, Fred B. 205, 211*,
254.
Pozzi-Escot, Emm. M. 207,
455, 459.
Pratt, D. S. 212*.
Pratt, J. H. 287, 293.
Preckel, Fr. 242*.
Pressey, H. F. 511.
Prianischnikow, N. D. 109,
131, 175, 501.
Pringsheim. H. 104*, 177,
462, 471*.
Puchner, H. 60.
Pullmann, K. 537*.
ftuagliariello, H. 270.
Quante, H. 159*. 241*.
Rachel, F. 533.
Radlberger, Leop. 543.
Rahn, 0. 88, 104*.
Rakoczy, A. 384*.
Rammstedt, 0. 309.
Ramspeck 26.
Rao, Venkata 522.
Rather, J. B. 204.
Readhimer, J. E. 43.
Reed, 0. E. 339.
Reeker, H. 16.
Reger, ,T. 15.
Reich, R. 384*.
Reiling, A. 218*.
Reitmair, 0. 114, 134, 150.
Relander, L. Kr. 225*.
Remy, Th. 164, 241*.
Reuchlin, E. 539.
Reuter, C. 212*.
Reutter, L. 212*.
Rewald, B. 272.
Rhodin, S. 106, 113.
Richardsen 344*.
Richert 335*.
Richter, O. 527*.
Rijn, J. J. L. 212*.
Rindeil, Arth. 231.
Rinmann, E. L. 495.
Autoren - Verzeichnis.
561
Rippel, Äug. 198*.
ßivera, V. 198*.
Robart, Jul. 426*.
Robbins, W. W. 9.5.
Robert, M^e C. 175.
Robertson, T. Br. 368*.
Robinson, C. W. 330.
Robiüson, W. 0. 42, 131.
Robson, W. P. 69.
Röhrig, Arm. 368*.
Römer, K. 335*.
Rösing, G. 41, 241*.
Röttgen, Th. 549.
Rogers, L. A. 368*, 372.
Rogerson, Har. 211*.
Rohland, R 31, 33*, 54,
101*, 102*, 374*.
Rohsnyi, H. 368*.
Rolle 424.
Rolley, P. 40.
Romberg, G. Frh. v. 92, 204.
Romstöok, (t. 383*.
Rona, P. 470.
Rosam, A. 537*.
Rosario, J. J. del 212*.
Rose, L. 442.
Rosenberg, S. 277.
Rosenblatt, M. 456, und
Frau 451, 463,468,470*.
Rosenblatt -Lichtenstein,
Stephanie 104*.
Rosengreen, C. Fr. 372.
Rosenthal, P. 188.
Rosenthaler, L. 184.
Rossmann, H. 256.
Roubinek, J. 30.
Roubinek, G. 426*, 542.
Rubner, M. 471*.
Ruby 546*.
Rudeaux, Luc. 18*.
Rudel 18*.
Rüdiger 494.
Rümker, K. v. 237, 240*.
Rüters 374*.
Ruhland, W. 162, 192.
Ruiger, A. J. 297.
Ruot 363.
Rupp, Ph. 354.
Rusche 537*.
Russell, E. J. 102*.
Sachse 390.
Saderra, M. M. 101.
Sahlen, Jac. 453.
Saidel, Th. 102*.
Saillard, E. 156, 419, 426*,
539, 545, 546*.
Salkowski
Salway, A. H. v. 205, 254.
Sallawitz, Frz. 344*.
Salomone, G. 374*.
Jahresbericht 1913.
Salus, G. 359.
Samec, M. 198*. 212* 399*.
Sammis, J. L. 377.
Samter, M. 33*.
Sanarens, J. 497*.
Sanfelici, Rice. 537*.
Sany, Giov. 493.
Sapahin, A. A. 199*.
Sartory 432.
Saslowsky, B. 26.
Saslowsky, E. 325*.
Sassenfeld, M. 6.
Satö, Hisae 205.
Satterly, John 63.
Sawyen, W. C. 426*.
Scaffidi, Vitt. 269.
Scales, F. M. 103*.
Schaap, A. 531.
Schaffnit, E 213.
Schander 241*, 400.
Scharfenorth, Frz. 368*.
Schataloff, W. 462.
Schedler, A. 9.
Scheel, Hartw. 537*.
Scheermesser, W. 368*
Schellens 483.
ScheloumoS; A. 186, 188,
446.
Scherrer, A. 163.
Scheuer, Berth. 426*.
Schikorra, W. 16, 197*,
242*.
i Schiraamura, F. 313.
Schirokich, P. 298.
Schleimet-, A. 391.
Schlesinger, M. D. 396.
Schlesinger, M. J. 369*.
Schlosmann, A. 289.
Schlumberger, 0. 162.
Schmid, L. 334*.
Schmidt, O. 225*, 436.
Schmidt, Th. 196.
Schmittburg, Schenk v. 14.
Schmitz, E. 278.
Schraöger, M. 222.
Schneider, F. 509.
Schneider, L. 5.
Schneidewind, W. 307, 332.
Schoen, M. 451.
Schönfeld, F. 210.
Scholze, E. 369*.
Schrader, E. 344*.
Schreiner, Osw. 102*.
Schribaux, M. 427*.
Schröder, J. 36, 242*.
Schröder, W. 194.
Schryver, S. ß. 375.
Schubart, P. 406.
Schubert. F. 397.
Schucht, F. 102*.
Schuemacher 335*.
Schürig 159*.
Schütz 334.
Schütz, Frz. 317.
Schütz, G. 537.
Schütze, H. 18*.
Schulow, Iw. 74, 177, 178.
Schulz, Aug. 199*, 242*,
396*.
Schulz, B. 121, 136.
Schulz, W. 20.
Schuppli, P. 326.
Schuster, F. 18*.
Schuster, J. V. 199*.
Schwarz 368*.
Schweizer, K. 190.
Schwenk, E. 553.
Schwenzer, W. L. 419.
Seaver, F. J. 84.
Seelhorst, C. v. 61.
Seidler, L. 173.
Seki, T. 35.
Semichon, L. 553.
Senft, Eman. 212*.
Severin, S. A. 104*.
Severini, G. 166.
Shaw, Eoscoe H. 346.
Shaw, T. P. 287.
Shedd, 0. M. 211*.
Sherman, H. C. 396.
Sholtkewitsch, W. 227.
Shoulow, J. 127.
Sidersky, D. 424, 542.
Siegfeld, M. 374*.
Siegfried, Kurt 242*.
Siegmund, Wilb. 543.
Sierig, F. 102*, 242*.
Simmermacher, W. 126,
520*.
Simon, J. 104*. 242*.
Singer, J. 535*.
Sinnige, L. R. 502.
Sisley 368*.
Skinner, J. J. 112, 132.
Slator, A. 452.
Slyke, L. L. van 365, 369*,
379.
Smith', N. R. 103*.
Smith, R. E. 93.
Smith, W. D. 101*.
Snyder, W. P. 335*.
Sobbe, 0. V. 368*.
Söderbaum, H. G. 101.
Söhngen, N. L. 445.
Sokolowski, S. 210.
Soldin, F. 439.
Sommerfeld, Sigm. 537*.
Spencer, S. 335*.
Sperling, E. 242*.
Spiegel 33*.
Spinzig, 0. 159*.
Splittgerber, A. 368*.
36
562
Autoren - Verzeichnis.
Sprinkmeyer, Fr. 369*.
Stade] mann 328.
Stahl, E. 17.
Stanek, VI. 175, 420, 421,
424, 541, 542.
Slang, A. 106.
Steenbock, H. 309, 312,
497*.
Stegers 18*.
Steglich, B. 220, 242*.
Steinbrinck, C. 199*.
Steinegger, R. 384.
Steng, H. 858.
Stenström, O. 365*.
Stetter, Ad. 349.
Steuerwald-Langguth, N. L.
G. 545.
Stewart, R. 75.
ötieger, Ant. 200, 203.
Stiegler, Hans 523.
Stocker, L. 404.
Störmer. K. 242*.
Stoklasa, J. 102*, 103*,
199*.
Stoweli, E. C. 369*.
Stoye, K. 5.
Striegel, A. 167, 209, 525.
Ströbele 344*.
fStrohmer, F. 141, 259,
406, 413, 539, 544.
Stutzer, A. 145, 149, 159*,
191, 315, 335*, 427*.
Supino, F. 335*.
Sutton, J. R. 8.
Suzuki, W. 313.
Svoboda, H. 123, 233.
Swoboda, F. 546*.
Szartorisz, ß. 219, 222.
Szekely, S. 369*.
Tacke, Br. 101*, 114, 242,
245.
Taggart, W. G. 206, 544.
Takahashi, Teizö 205, 436,
440, 471*.
Tangl, Fr. 254, 255.
Tassinori, Giu. 333.
Tawell, T. E. 369*.
Taylor, AI. Engleb 297.
Teichert, K. 374*, 382, 384*.
Teyssier, R. 427.
Thalau, W. 147.
Thaysen, A. C. 364.
Thöni, J. 364.
Thienemann, A. 33*.
Thom Oh. 382.
Thomas, P. 443, 471.
Thomlinson, J. C 369*.
Thomsen, Ew. 287.
Thraen, Aug. 6, 7.
Tiemann, H. 369.
Tollens, ß. 522.
Tomhave, W. H. 335*.
Torquati, Forqu. 112*.
Traquair, John 399*.
Trier, G. 212*.
Trillat, A. 369*.
Trimbe, R. E. 18*.
Trimen, S. H. 372.
Tröndle, A. 199*.
Trübsbach, P. 492.
Truninger. E. 105.
Trzebinski, J. 412.
Tschajanow, S. K. 515.
Tschermak, E v. 240*.
Tschirch. A. 199*.
Tücan. Fr. 35.
Tulaikow, N. 173, 239.
Tumin, Gr. 102*.
Tunmann, 0. 212*.
Turban, K. 281.
Turk, Jac. 463.
Turrentine,J.W.lll,159*,
267*.
Twining, Ralph H. 538*.
TJlehla, VI. 199*.
Ulmann. H. 537.
Ulpiani, C. 101*.
Underhill, F. P. 293.
Underwood, L. M. 503.
Urban, J. 146, 405, 414,
540, 542.
Urban, K. 427*.
Ursprung, A. 199*.
Utt, C. A. A. 537*.
Utz 533, 534, 537*, 538*.
Uzel, H. 411.
Vageier, H. 159*.
Vageier, P. 102*.
Valmari 88.
Van der Feen -Müller, E.
344*.
Vanderstricht, A. 468.
Vandevelde, A. J. J. 468.
Varga, O. 529.
Vaubel. W. 179.
Ventre, J. 459. 471*, 485.
Verdie 473.
Vermehren, A. 546*.
Verzär, F. 300-
Viala, P. 472.
Vidal, J. L. 473.
Viehöver, Arno 199*.
Vietb,?. 342.344*, 369*. 374*.
Vipond, H. J. 52.
Visme, M. de 40.
Vivien 407, 413.
Voelcker, J. A. 326
Völlz, W. 267*, 293, 322,
331, 333, 344*, 360.
Vogel 18*.
Vogel (Bromberg) 71.
Vogel, J. H. 33*.
Vogel von Falckenstein, K.
73.
Volkart, A. 242*.
Vollhase, E. 538*.
Vollrath, Carl 369*.
Vorwerk 33*.
Voss 15.
Voss, H. 427*.
Vouk, V. 181, 458.
Vries, Marie S. de 192.
Vries, J. J. Ott de 382.
VuaÜart, L. 531.
Vulquin. M. 471*.
Wagner, H. 375.
Wakemann, Alfr. J. 303.
Walker, R. 375*.
Walther 34*. _
Wanner, A. 4<7*.
Ward, W. F. 332.
Watermann. 471*.
Weber, C. A. 45, 242*.
Weber, G. G. A. 85, 104*.
Weber, T. A. 180.
Ween, S. G. N van de 24.
Wegrzynowsky, L. 274.
Wehner, C. 199*.
Wehner, H. 112, 252.
Wehrung 546*.
Weich 531.
Weigmann 25.
Weil, L. 392.
Wein, L. 537*.
Weinzierl. Th. v. 222.
Weiser, St. 112, 250, 251,
254. 255, 261, 267*.
Welker, Will. H. 538*.
Wellmann, 0. 325.
Wendel, 0. 23.
Wendt, G. v. 272.
Werner, St. 246.
Wessels, E. H. 138.
Westhausser. F. 263, 338.
Weston, P. H. 138.
White, G. F. 538*.
Whitney, M. 102*.
Whitson. A. R. 18*.
Wiechmann, F. G. 546*.
Wiegner, G. 66, 103*, 352.
Wieler, A. 159*.
Wierzchowski, Zenon 212*,
470.
Wilcke 396*.
Wilke-Dörfurt, E. 513.
Wilkowski, S. v. 543.
Will, H. 42V, 435, 439.
Willecke 483.
Willheim, R. 350.
Autoren - Verzeiclinis.
563
Wilsdorf, C, 336*.
Wimmer, G. 135, 159*.
Windisch, F. 156.
Windisch, W. 899*.
WiDg, H. H. 369*.
Winkler, Cl. 18*.
Winterstein, E. 212*.
Wintz, H. 282.
Wittenberg, Maria 278.
Wityn, A. 513.
Wlodek, J. 115.
Wohsyzek, Osk. 543.
Wojta, W. J. 427*.
Wojtkiewicz, A, 369*.
Wolff, A. 362, 364.
Wolff, J. 179.
Wom; O. 102*.
Wolff, S. 3.
Wrede, W. 399.
Wright, C. Her. 538*.
Wüst. G. 444.
Wüstendörfer, K. 344*.
Yamamoto, T. 440.
Yamashita, W. 344*.
Ylppö, Aroo 353.
Yoshimura, K. 212*.
Yukow. M. 471*.
Zade 225*, 242*.
Zaitschek, A. 251, 262.
Zaleski, W. 186, 188.
Zapparoli, T. V. 145, 198*,
400.
Zaribnicky, Frz. 361.
Zdobnicky, V. 103*.
Zeleski, W. 462.
Zeller, H. 869*.
Zemplen, G. 212*.
Ziegler, Sgm. 427*.
Zikes, H. 433, 434, 436,
437, 462.
Zilva, S. 329.
Zimmermann, A. 159*.
Zucckri, Gino 101*.
Zuntz, N. 305, 310, 319.
Zwick 369*.
36*
Berichtigungen.
Jahrgang 1912 Seite 107 Zeile 2 von oben, statt 0,04 (Glührerlust) lies 6,04.
., " 1913 ,, 44 ,, 19 ,, unten, ,, Maybucher Moor .. Maybnscher.
94 ,, 23 ., .. ., Münster .. Munter.
145 ., 22 ,. oben. ., Mezzaduli .. Mezzadroli.
345 unterer Teil ist für den Stickstotfgeha'.t der Milchproteinstoffe statt des
Zeichens n das Zeichen N einzusetzen.
ii'^l Zeile 18 von unten, statt Parceval lies Parcival.
{)'.n 12 .. ,. ,, E, (Barnstein) ,. F.
■iix2 .. 7 ,. oben, ,, Kajanus ,. Kajanus.
Druck von Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann) in Langensalza.
New York Botanical Garden Librar
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