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Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesamtgebiete der Agrikultur-Chemie"

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JahresbericM 

über  die  Fortschritte  auf  dem  Gesamtgebiete  der 

Agrikultur -Chemie. 

Dritte  Folge,  XA^I.    1913. 

LIBRARY 

Der  ganzen   Reihe   sechsundfünfzigster  Jahrgangpgcvv  YORK 


Unter  Mitwirkung  von 


BOTANICaL 
GARDEM 


Dr.  G.  Bleuel,  K.  Forstmeister  a.  D.  in  Schönau  b.  Lindau, 

Dr.  0.  Dafert  in  Linz  a/Donau  O.-Ö.,  Dr.  G.  Kalb-Hildesheim,  Prof.  Dr.  0.  Krug-Speyer, 

Prof.  Dr.  F.  Mach- Augustenberg,  Dr.  M.  P.  NeumanH-Charlottenburg,  Dr.  Fr.  Reinhardt- 

Möckern,   K.  k.  Regierungsrat  A.  Stift -Wien,   Prof.  Dr.  H.  Will-iMünchen 

herausgegeben   von 

Prof.  Dr.  Th.  Dietrich, 

Geh.  Regierungsrat,  Hannover. 


V.^-r^Y  s7jiri|Jx 


BERLIN 
Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey 

Verlag  fQr  Landwlrtaohaft,  Outenbao  und  Forstwesen 

SW.  11,  Hedemannstraße  10  u.  11 
1914. 


Alle  Rechte,  auch  das  der  Übersetztuig,  vorbehalten. 


Inhaltsverzeichnis. 


I.  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduktion. 

Referenten:    G.  Bleuel,    0.  Dafert,    Th.  Dietrich,    G.  Kalb, 
M.  P.  Neumann  und  A.  Stift. 

A.  Quellen  der  Pflanzenernährung. 

1.  Atmosphäre.     Referent:  G.  Bleuel.  Seite 

Der  Stickstoffgehalt  des  Regenwassers.     Von  J.  Hudig 3 

Die  Einwirkung  der  Atmosphäre  auf  die  Härte  de«  Regenwassers.     "Von 

S.  Wolff 3 

Der  Meteorit  von  St.  Michel.     Von  L.  H.  Borgström 3 

Über  den  Kreislauf  des  Schwefels  und  Chlors  auf  der  Erde.   Von  P.  K  o  s  s  o- 

witsch 3 

Eisregen.     Von  K.  Stoye 5 

Die  Schneedecke  in  Bayern.     Von  L.  Schneider 5 

Die    Ergebnisse    der    Regenmessungen    1901 — 1910    in    Togo.      Von    M. 

Sassenfeld    6 

Die  Wärmedepressionen  im  Mai  und  ihr  Einfloß  auf  den  Niederschlag. 

Von  A.  Thraen 6 

Die   Wärmedepressionen  im   Mai  und  ihr  Einfluß   auf  den  Niederschlag 

an  der  deutschen  Nord-  und  Ostseeküste.  Von  A.  Thraen  .  .  .  7 
Der  Einfluß  der  täglichen  Luftdruckänderungen  auf  das  Wetter  in  Alpen- 
ländern.    Von  O.  V.  M  y  r  b  a  c  h  -  Rheinfeld 7 

Über  die  Größe  der  jährlichen  Verdunstung  auf  Schweizer -Seen.     Von 

J.  Maurer 7 

Sonnenschein,  Bewölkung,  Niederschläge  und  Verdunstung  in  Kimberley. 

Von  J.  R.  Sutton 8 

Die  Solarkonstante  und  ihre  Schwankungen.     Von  C.  G.  Ab  bot,  F.  E. 

Fowle  und  L.  B.  Alderich 8 

Schwächung  der  Sonnenstrahlung  im  Sommer  und  Herbst  1912  von  Ins- 

bruck.     Von  A.  Schedler 9 

Die  Ursache  der  ungewöhnlichen  Trübung  der  Atmosphäre  im  Sommer  1912. 

Von  G.  Hellmann 9 

Die  chemische  ßeleuchtungskraft  des  Sonnenscheins  im  Sommer  1912.    Von 

W.  D.  Lenkei 10 

Das   Verhältnis    des   Waldes   und    Gebirges    zur  Erhaltung   des    Schnees 

Von  J.  E.  Church 10 

Aufblühen  und  Fruchtreife.     Von  J.  Hegyfoky 11 

Über  den  Blattausbruch  und  das  sonstige  Verhalten  von  Schatten-   und 

Lichtpflanzen  der  Buche.     Von  Engler 11 

Die  Beziehung  zwischen  Regenmenge  und  Milchertrag.  Von  L.  Anderson  13 
Die  Vegetation  unter  dem  Einfluß  des  trocknen  Sommers  1911  im  nörd- 
lichen Jura.     Von  H.  Christ 13 

Der  Einfluß   des  Wetters  auf  die  atmosphärische  Elektricität.     Von  H. 

Kahler 13 

I* 


lY  Inhaltsverzeiclmis. 

Seite 

Die  Dürre  des  letzten  Sommers  im  Walde.     Von  Krug 14 

Die  Hitze  und  Dürre   und   ihre   "Wirkungen  im   Diluvialsandgebiete  der 

Mainspitze.     Von  Schenk  v.  Schmittburg 14 

Verhalten  erwachsener  Pichten  gegen  Dürre  und  Frost.     Von  Heck  14 

Das  Brennen  der  Waldbäume.     Von  Eulefeld 14 

Hitzerisse  an  Fichten.     Von  A.  Fl  ander 15 

Einfluß  der  Feuchtigkeitsverhältnisse  auf  Pinus-Arten.     Von  Hergt    .     .  15 

Der  Frostschaden  vom  11.— 17.  April  1913.     Von  Voß 15 

Der  Kälterückfall  vom  10.  zum  11.  April  1913.  Von  J.  Reger  ...  15 
Versuche  über   den  Einfluß    der  Elektricität  auf  das  Pflan^enwachstum. 

Von  W.  Schikorra 16 

Einfluß  des  elektrischen  Lichtes  auf  das  Pflanzenwachstum.    Von  H.  Reeker  16 

Die  Blitzgefährdung  der  verschiedenen  ßaumarten.     Von  E.  Stahl     .     .  17 

Literatur 17 

2.  Wasser.     Referent:   G.  Bleuel. 

a)  ftuell-,  Drain-  und  Berieselungswasser.    (Meerwasser.) 

Der  Wasservorrat  der  Erde.     Von  W.  Halbfaß 19 

Der  Einfluß  des   trocknen  Sommers  1911    auf  die  Grundwasserbewegung 

in  den  nächsten  Jahren.     Von  K.  Keilhack 19 

Resultate  neuerer  Grundwasserstands-ßeobachtungen  in  Deutschland.    Von 

W.  Halbfaß 20 

Einfluß  des  Waldes  auf  die  Wasserwirtschaft.  Von  W.  Schulz  .  .  .  20 
Über  den  Einfluß  der  Höhe  des  Grundwasserstandes  auf  den  Ertrag  der 

Wiesen  und  Weiden.     Von  O.  Pitsch 20 

Drainagenwasser  von   Böden   mit  und  ohne  Pflanzenwuchs.     Von  T.   L. 

Lyon  und  J.  A.  Bizzell 22 

Die  Protozoen  des  süßen  Wassers.     Von  B.  M.  Puschkarew     .     .     .     .  22 
Quantitative  Studien  über  das  Plankton  des  Rheinstromes.     Von  Kolk- 
witz    23 

Untersuchungen  des  Eibwassers  bei  Magdeburg.     Von  0.  Wendel     .     .  23 

Vernichtet  Kupfervitriol  die  Algen   in  den  Teichen?    Von  Br.  Diesner  23 

Die  Zusammensetzung  des  Dünenwassers.     Von  J.  Lorie 24 

Neue  Analysen  vom  Wasser  des  Toten  Meeres.     Von  A.  Friedmann   .  24 

b)  Abwässer  und  Reinigung  von  Abwässern. 

Niederschlag  und  Abfluß  im  Havel-  und  Spreegebiet.     Von  K.  Fischer  24 

Über  Einführung  der  Ackerbewässerung  in  Bayern.     Von  Weigmann   .  25 

Städtisches  Abwasser  als  volkswirtschaftlicher  Faktor.  Von  Ramspeck  26 
Reinigungswirkung    in   Absitzbehältern    durch    Prismenleisten.     Von   B. 

Saslawsky 26 

Reinigung  von  Färbereiabwässern.     Von  ArthurBattige 27 

Keimtötende  Wirkung  des  ultravioletten  Lichtes  in  klarem,  getrübtem  und 

gefärbtem  Wasser.     Von  Max  Oker-Blom 28 

Wassersterilisation  mittels  ultravioletter  Strahlen.     Von  A.  Müller     .     .  29 
Wassersterilisation  mittels  ultravioletten  Lichts.     Von  F.  R.  Davies  .     .  29 
Reinigung  von  Abwässern  durch  Berieselung  nach  dem  biologischen  Ver- 
fahren.    Von  J.  König 30 

Reinigung  von  Abwässer  mit  Humin,  Ton  und  Kalk.  Von  J.  Roubinek  30 
Bestimmung  von  Nitrat-  und  Nitrit -N  in  Wässer  nach  Scklösing.     Von 

A.  Huizinga 30 

Die  Bestimmung  der  Kolloide  in  Abwässern.     Von  P.  Rohland    .     .     .  31 

Literatur .     .  31 

3.   Boden.     Referenten:    Th.  Dietrich  und  G.  Kalb. 

a)  Mineralien,  Gesteine,  Verwitterung. 

Terra  rossa,  deren  Natur  und  Entstehung.     Von  Fr.  Tue  an 35 

Terra  rossa.     Von  A.  Atterberg 35 

Zwei  vulkanogene  Lehme  aus  Japan.     Von  T.  Seki 35 


Inhaltsverzeichnis.  Y 

Seite 
Zusammensetzung  von  Salpeter -Efflorescens  in  Uruguay  und  Argentinien. 

Von  J.  Schröder 36 

Auflösung  von  SiOg  in  Untergrundwasser.     Von  F.  Dienert     .     .     .     .  36 

Über  Sihcatzersetzung  durch  Bodenbakterien.  Von  K.  Bassalik.  .  .  36 
Zur  Kenntnis  der  Bodenbildung  in  Tonen  der  humiden  Gegenden.    Von 

B.  Frosterus 37 

Die  Verteilung  von  schwach  lehmigem  Feinsand  und  Tonteilchen  in  Böden. 

Von  E.  Davis  und  C.  Fletcher 37 

b)   Kalturboden.     1.  Analysen  und  Eigenschaften. 

Charakterisierung   des   Bodens   nach    der   molekularen  Zusammensetzung 

des  durch  HCl  zersetzlichen  silicatischen  Anteils  des  Bodens.     Von 

ß.  Gans 38 

Molkenboden.     Von  R.  Hornberger 39 

Untersuchung  westfälischer  Bodenarten.     Von  A.  Bömer 40 

Bodenverhältnisse  in  Macedonien  und  Epirus.    Von  P.  Rolley  und  M.  de 

Visme 40 

Zusammensetzung  von  Lößböden  im  Übergangsgebiet.    Von  F.  J.  Alway  41 

Untersuchung  eines  Zuckerrübenbodens.     Von  G.  Rösing 41 

Analysen    von    Tabaksböden.      Von    Peichwasser,    mitgeteilt    von    A. 

J&lütschareff 41 

Chemische  Zusammensetzung  wichtiger  amerikanischer   Böden.     Von  W. 

0.  Robinson 42 

Hardin-County- Böden.     Von  C.G.Hopkins 42 

Torfiges  Moorland,  Sand-  und  Alkaliböden.    Von  C.  G.  Hopkins,  J.  E, 

Raedhimer  und  0.  S.  Fischer 43 

Der  Tschernosjom  Lomonossow's.     Von  A.  Jariloff 43 

Über  saure  Böden  von  Porto  Rico.     Von  Ose.  Loew 43 

Analysen  von  Böden  des  Maybuscher  Moores.    Von  C.  A.  Weber.     .     .  44 

Studien  über  Humusböden.     Von  S.  Leavitt 45 

Untersuchungen  über  die  Humussäure.     III.     Von  Eug.  Gully      .     .     .  45 

Untersuchungen  über  die  Humussäure.     IV.     Von  Eug.  Gully      .     .     .  48 

Zur  Existenz  von  Humussäuren.     Von  P.  Ehrenberg  und  Fr.  Bahr     .  52 

Die  Ausnutzung  der  PjO^  im  Boden.     Von  H.  J.  Vipond 52 

2.   Physik,  Absorption. 

Die  Plasticität   und   Bindigkeit  liefernden  Bestandteile  der  Tone.     Von 

A.  Atterberg 53 

Die  Einwirkung  von  Hydroxylionen  auf  Kolloidtone.     Von  P.  Rohland  54 

Die  Kolloidchemie  in  Fragen  der  Bodenkunde.     Von  K.  K.  Gedroiz  .     .  55 

Studien  über  Bodenphysik.  II.  Von  H.  Green  und  G.  A.  Ampt.  .  .  57 
Einfluß    der  Pflanzenwurzeln    auf   die  Struktur   des  Bodens.     Von  Max 

Berkmann 57 

Untersuchungen  über  die  Kohärescens  verschiedener   Bodenarten.     Von 

H.  Puchner 60 

Die  kleinste  Wassercapacität  der  Bodenarten  und  ihre  Ursache.    Von  A. 

Moskovic 60 

Die  "Wasserbilanz  und  die  Nährstofi'verluste  eines  gebrachten  Lehm-  und 

Sandbodens.     Von  C.  v.  Seelhorst 61 

Über   Bodentemperatur,    Minimumtemperatur   der  Luft  und  Mächtigkeit 

der  Frostschicht  des  Moorbodens.     Von  Hj.  v.  Feilitzen 62 

Über  die  Wärmeleitungsfähigkeit  einiger  Bodenarten.  Von  Karsten  .  63 
Die  Menge  der  Radium-  und  Thoriumemanation  in  der  Luft  verschiedener 

Böden.     Von  J.  Satterly 63 

Die  Beschaffenheit  der  sog.  Bodenzeolithe.      Von  E.  Blanck 64 

Über  die  zeolithischen  Eigenschaften  des  gemahlenen  Phonoliths  usw.  in 

Vergleich  zu  Bodenarten.     Von  E.  Bußmann 65 

Die  Festlegung  des  Ammoniak- N   durch  Permutit  und  Tonboden  usw. 

Von  D.  J.  Hessink 65 

Die  Festlegung  des  N  durch  sog.  Zeolithe.     Von  G.  Wiegener     .     .     .  66 


YI  Inhaltsverzeichnis. 

Seito 
3.  Niedere  Organismen. 

Einfluß  organischer  Substanzen  auf  die  Umsetzung  und  Wirkung  N-haltiger 

Verbindungen.     Von  Grerlach  und  Densch 68 

Antagonismus  zwischen  Anionen  in  der   Wirksamkeit  der  NHg- Bildung 

im  Boden.     Von  Gh.  B.  Lipman 69 

Einfluß  der  Böden  und  des  Wassergehalts  auf  die  N-Umsetzungen.     Von 

F.  Munter  und  W.  P.  Robson 69 

Zu  meinen  Beobachtungen  über  das  Verhalten  von  Nitrat  im  Ackerboden. 

Von  Vogel 71 

Über  die  Bildung  von  Nitraten  in  verschiedenen  Bodentypen  Virginiens. 

Von  Ed.  Br.  Fred 72 

Über  Nitratbildung  im  Waldboden.  Von  K.  Vogel  v.  Falckenstein  .  73 
Anwesenheit  von  nitrificierenden  Bakterien  in  gewöhnlichen  Sandkulturen. 

Von  J.  Schulow 74 

Beziehungen  höherer  Pflanzen  zur  Bildung  von  Nitraten  in  Böden.    Von 

T.  L.  Lyon  und  J.  A.  Bizzell 74 

Die  Intensität  der  Nitrification  in  trocknen  Böden.  Von  R.  Stewart  .  75 
Der  Einfluß  von  Alfalfa  und  Thimothegras  auf  die  Nitraterzeugung   im 

Boden.     Von  T.  L.  Lyon  und  J.  A.  Bizzell 76 

Zusammenfassung  ausgeführter  chemischer  und  bakteriologischer  Unter- 
suchungen.    Von  A.  Bytschikhine 77 

Fruchtbarkeitszustand    des    Bodens    nach    Brache    und    Klee.      Von    A. 

Bytschikhine • 83 

Mikrobiologische    Untersuchungen    von   Hoch-    und   Niederungsmoortorf. 

Von  H.  R.  Christensen 83 

Studien  an  erhitzten  Böden.  Von  E.  D.  Clark  und  F.  J.  Seaver  .  .  84 
Wirkung  der  Kälte  auf  die  Mikroorganismen  und  ihre  Tätigkeit  im  Boden. 

Von  G.  G.  A.  Weber 85 

Bakteriologische  Studien  über  Ackerböden.  Von  P.  Ed.  Brown  .  .  .  86 
Verbreitung    und    Wirksamkeit    der    Bakterien    in    Böden    der    trocknen 

Gegend.     Von  Ch.  B.  Lipman 87 

Bakterientätigkeit  im  Boden  als  Funktion  der  Nahrungsconcentration  usw. 

Von  0.  Kahn 88 

Über  die  Lösbarkeit  und  Zersetzbarkeit  der  N  -  Verbindungen  im  Boden. 

Von  Valmari 88 

Bakterien  in  verschiedenen  Tiefen  von  Iowa-Böden.  Von  P.  Ed.  Brown  89 
Zur  Frostwirkung  auf  den   Boden.     Von  P.  Ehrenberg  und  G.  Freih. 

V.  Romberg 92 

Bakterientätigkeit   in   gefrorenen   Böden.     Von  P.  E.  Brown  und  R.  E. 

Smith 93 

Über  Wieder-Impfung  von  durch  Dampf  sterilisierten  Böden.    Von  T.  L, 

Lyon  und  J.  A.  Bizzell 93 

Über  das  Entstehen  schädlicher  Wirkungen  bei  humusreichen  Sandböden 

durch  Düngung  mit  Mineralstoflfen.     Von  J.  Hudig 93 

Cellulosezersetzung  durch  Mikroorganismen.     Von  A.  Krainsky    .     .     .     94 

Über  Actynomyceten  des  Bodens.    I.    Von  F.  Munter 94 

Algen  in  einigen  Böden  Colorados.     Von  W.  W.  Robb  ins 95 

Zur  Kenntnis  der  Bodenfruchtbarkeit.     Bestimmung  von  Rhizobium  im 

Boden.     Von  R.  Greig-Smith 96 

Rolle  der  Streptotricheen  im  Boden.     Von  A.  Fousek 96 

Untätigkeit  der  Bodenprotozoen.     Von  R.  Greig-Smith 96 

Beständiger  Anbau  von  Weizen  und  Roggen  mit  oder  ohne  Leguminosen. 

Von  Jac.  G.  Lipman  u.  Mitarb 96 

Impfversuche  mit  Knöllchenbakterien  an  Lupinen  und   Serradella.     Von 

A.  Herke 97 

Untersuchungen  über  „Heyls  concentradet  Nitrogen  Producer".     Von  G. 

Bredemann 97 

Die  Knöllchenbakterien  und  die    Präparate    für    Bodenimpfung.     Von  J. 

Makrinojj 98 

Versuche  über  Bodenmüdigkeit,  besonders  Leinmüdigkeit.    Von  H.  Kaserer    98 


Inhaltsverzeichnis.  YII 

Seite 
Die  Bewegung  des  Schwefels  im  Boden  und  seine  Oxydation.    Von  Ch. 

Brioux  und  M.  Guerbet 99 

Literatur 100 

4.   Düngung.     Referenten:   0.  Dafert,  Th.  Dietrich,  G.  Kalb  u.  A.  Stift. 

a)  Analysen  von  Dangeniitteln,  Konseryierang,  Streumittel. 

Gehalt    der  Gülle    an    Pflanzennährstoffen.      Von    B.  Liechti    und    E. 

Tr|uninger 105 

Die  Schependorfer  Jaucheuntersuchungen.     Von  Ortmann 105 

Eine   biologische   Methode   zur   Konservierung    des   Stalldüngers.     Von 

Chr.  Barthel  und  S.  Rhodin 106 

Das  Aufsaugevermögen  von  Einstreumitteln.  Von  F.  Mach  und  A.  Stan g  106 
Zur  Kenntnis  des  Kälksalpeters.  Von  F.  W.  Dafert  und  Miklauz  .  107 
Die  N-Quellen  der  Landwirtschaft  und  die  Verwertung  der  Sulfitablauge. 

Von  P.  Nitsche 107 

Analysen  von  Thomasmehlen  verschiedener  Herkunft.  Von  Hj.  v.  Fei- 
litzen und  Iv.  Lugner 107 

Versuche  zur  Verwertung  von  Rohphosphaten  als  Phosphatdünger.     Von 

N.  D.  Prianischnikow 109 

Wittelsheimer  Kalisalze  und  deren  Verwendung  in  der  Landwirtschaft. 

Von  P.  Kulisch HO 

Das  Vorkommen  von  Kalisalzen  in  den  Salinen  der  Vereinigten  Staaten. 

Von  J.  W.  Turrentine Hl 

Vorgeschlagene   Ersatzmittel    iür   die    Staßfurter   Kalisalze.     Von  H.  G. 

Söderbaum Hl 

Die  Analyse  einer  Probe  Vulkan -Phonoliths.     Von  H.  Wehnert      .     .     112 

Der  Düngerwert  der  Melasse.     Von  Steph.  Weiser 112 

Mergel  in  Schleswig-Holstein.     Von  H.  Wehnert 112 

Stadtstraßen  -  Kehricht  als  Düngemittel.     Von  J.  J.  Skinner  und  J.  H. 

Beattie 112 

b)  Ddngung^sversache. 

Vergleichende  Versuche  mit  Stalldünger  bei  verschiedenen   Arten  von 

Streu.     Von  S.  Rhodin 113 

Salpeterdüngungsversuche  von  1912.     Von  O.  Reitmair 114 

Düngungsversuche  mit  N  -  Düngemitteln  auf  Sand-  und  Hochmoorböden. 

Von  Br.  Tacke  und  Fr.  Brüne 114 

Ammoniumsulfat  und  Ammoniak -Superphösphat  auf  Kalk-  und  Sand- 
boden.    Von  JanWlodek 115 

Über  die  Bedingungen,  welche  die  Verwertung  von  N- Verbindungen 
bei  der  Pflanzenernährung  beeinflussen.  Von  Jac.  G.  Lipman 
u.  Mitarb 116 

Der  Einfluß  der  mechanischen  Beschaffenheit  des  Bodens  auf  die  Ver- 
wertung von  Natronsalpeter  und  Blutmehl.  Von  Jac.  G.  Lipman 
u.  Mitarb 118 

Über  die  Anhäufung  und  Verwertung  von  atmosphärischem  N  in  Feld- 

böden.     Von  J.  G.  Lipman  u.  Mitarb 119 

Zur  Frage  der  Ammoniakverdunstung  aus  Boden.    Von  0.  Lemmermann 

u.  L.  Fresenius 120 

Wirkung  des  entleimten  und  des   unentieimten  Knochenmehls.     Von  B. 

Schulze 121 

Zur  Verwendung  von  Waldhumus  in  der  Landwirtschaft.  Von  P.  Ehren- 
berg und  F.  Bahr 123 

Alpendüngungsversuche  in  Kärnten  i.  J.  1910 — 1912.    Von  H.  Svoboda     123 

Über   die  Wirkung  der  künstlichen  Düngemittel  in  der  Provinz  Weat- 

preußen.     Von  Gerlach 124 

Statischer  Düngungsversuch  mit  Tabak  und  die  Nicotinmenge  in  Tabak. 

Von  S.  Pawlowsky 125 

Einfluß  des  Ammonsulfats  auf  die  Phosphatdüngung  bei  Haferkulturen. 

Von  E.  A.  Mitscherlich  und  W.  Simmermacher 126 


YJJI  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Einfluß  einiger  Ergänzungsdünger  auf  die  Wirksamkeit  natürlicher  Phos- 
phate.    Von  J.  Shoulow 127 

Einfluß    des  Kalksalpeters  und  Ammonsulfats   auf  die  Assimilation   der 

PjOg  der  ßohphosphate.     Von  N.  Nedokutschajew 128 

Die  Phosphatnahrung  der  Pflanzen.     Von  A.  Baguley 128 

Einfluß   der  Krümelung  des  Superphosphates  und  der  Thomasschlacke 

auf  ihre  Wirkung.     Von  J.  Mikulowski-Pomorski 129 

Versuche  mit  P^Og-Dünger  in  Jütland.     Von  M.  K.  Kristensen  und 

H.  R.  Christensen 130 

Einfluß   der  Bodenbeschaffenheit   auf  die  Ausnützung   von   Phosphaten. 

Von  H.  R.  Christensen 130 

Der  Nutzen  gemahlenen  Gesteins  und  gem.  Jüineralien  als  Düngemittel. 

Von  W.  0.  Robinson  und  W.  H.  Fry 131 

Versuche  mit  kalihaltigen  Mineralien     Von  D.  N.  Prianischnikow  u. 

A.  G.  Dojaren ko 131 

Alunitund  Kelp  als  Kalidüngemittel.  Von  J.J.Skinneru.  A.M.Jackson  132 
Die  Bedeutung  des  Kalis  in  den  Feldspaten  für  die  Pflanzen.    Von  Ed. 

Planck 132 

Kalidüngungsversuch.     Von  OttoReitmair 134 

Verdrängung  des  in  Felspatgesteinen  enthaltenen  Kalis  durch  als  Dünger 

verwendeten  Substanzen.     Von  G.  Andre 134 

Wie  ist  der  Kalimangel  bei  Zuckerrüben  zu  erkennen?  Von  G.  W immer  135 
Chlornatrium  als  Düngemittel  für  Zuckerrüben.  Von  B.  Janesö.  .  .  135 
Über  die  Wirkung  von  Kochsalz  im  Vergleich  mit  Kalisalz.    Von  Pehr 

Bolin 135 

Salzdüngung  zu  Zuckerrübe.     Von  K.  Kittlausz 136 

Zur  Frage  der  Düngung  mit  Xatronsalzen.     Von  Brehm 136 

Zur  Frage  der  Düngung  mit  Natronsalzen.  Von  B.  Schulze.  .  .  .  136 
Die  Wirkung  von  Xatrondünger  auf  den  Procentgehalt  an  Zucker  bei 

Pflanzen.     Von  B.  L.  Hartwell  u.  P.  H.  Wessels 138 

Über  die  Wirkung  von  Natriumsulfat  auf  d^s  Wachstum   der  Pflanzen. 

Von  E.  Haselhoff 138 

Zur  Frage  der  schädlichen  Wirkung  zu  starker  Kalkgaben  auf  Hochmoor. 

Von  A.  Densch 139 

Die    an    hydratischer   SiO,    reichen   Kalke    als    Düngemittel.     Von   H. 

Immendorff 139 

Über    die   Wirkung   von  Kalk   und  Magnesia    bei    der  Ernährung   der 

Pflanzen.     Von  E.  Haselhoff 140 

Die  Bedeutung  des  Ca  0  :  Mg  0- Verhältnisses  bei  Bodenuntersuchungen. 

Von  P.  L.  Gile  u.  C.  N.  Ageton 141 

Ober  den  Einfluß  des  CaO  :  Mg  0- Verhältnisses  auf  das  Pflanzen  Wachstum. 

Von  0.  Loew 141 

Über  den   Einfluß   des  CaO  :  Mg O- Verhältnisses.     Von  P.  L.  Gile  und 

C.  N.  Ageton 141 

Über   Magnesiadüngung   zu   Zuckerrüben.      Von  F.  Strohmer   und  0. 

Fallada 141 

Ober  Einwirkung  von  Borverbindungen  auf  das  Pflanzen wachstnm.    Von 

E.  Haselhoff 142 

Über  die  Wirkung  des  Mn  bezw.  AI  auf  das  Pflanzen  wachst  um  II.    Von 

Th.  Pfeiffer  u.  E.  Blanck 144 

Erhöhung  des  Pflanzenertrages  durch  Reizstoffe.  Von  A.  Stutzer  .  .  145 
Einfluß    gewisser  Reizstoffe   auf  das  Wachstum    der  Zuckerrübe.     Von 

O.  Munerati  u.  Mitarb 145 

Verwendung  von  Reihen  -  Düngerstreumaschinen  zu   Zuckerrüben.     Von 

M.  C.  Kerpely 145 

Wirkung    der   Schwefelblüte  auf  das  Wachstum   der  Zuckerrübe.     Von 

Jos.  Urban 146 

Verwendung  der  Schwefelblüte  zur  Bekämpfung  des  Kartoffelschorfs  und 

als  Düngemittel.     Von  H.  v.  Feilitzen ....     14& 

Über  die  befruchtende  Wirkung  des  Schwefels.     Von  A.  Demo  Ion  147 


Inhaltsverzeichnis.  fX 

Seite 
Wirkung  von  im  Boden  befindlichen  Sulfiten  Thiosulfat  und  S  auf  die 

Pflanzen.     Von  W.  Thalau 147 

Düngung  mit  eingetrockneter  Ablauge  von  Sulfit-Cellulosefabriken.    Von 

A.  Stutzer 148 

Einfluß    des    Bodenvolums    und    des   Nährstoff  Vorrates    auf   die    relative 

Wurzelentwicklung  und  den  Ertrag  bei  Sommerhalmfrüchten.     Von 

H.  ßurmester 149 

Einfluß  verschiedener  Nährstoff-Zusammenstellungen  auf  den  Ertrag  und 

die  Beschaffenheit  des  Bodens.     Von  F.  Mach 150 

Methode  der  Bewässerung  bei  Vegetationsversuchen.  Von  0.  Reitmair  150 
Einfluß  verschiedener  Vegetationsfactoren  auf  Maximalerträge  in  Gefäßen. 

Von  Th.  Pfeiffer  u.  Mitarb 152 

Drilldüngungsversuche  mit  Zuckerrüben.     Von  J.  Gyärfäs 155 

Ein  Düngungsversuch  zu  Zuckerrüben.     Von  F.  Wind ir seh     .     .     .     .  156 

Über  Düngungsversuche  zu  Zuckerrüben.     Von  E.  Saillard    .     .     .     .  156 

Düngungsversuche  zu  Zuckerrüben  in  Ungarn.     Von  J.  Pölya      .     .     .  157 

Düngungsversuche  bei  Gurken,  Weißkraut  und  Wirsing.    Von  R.  Otto  157 

Literatur 158 

B.  Pflaiizenwachstum. 

1.    Physiologie.     Referent:   M.  P.  Neumann. 

a)  Fortpflanzung-,  Keimung  und  Zellbiidung^. 

Ober  die  Einwirkung  bestimmter  Nitrate  auf  die  Keimungsperiode  von 

Avena  sativa.     Von  F.  Plate 160 

Bedeutung    des    Sauerstoffs    bei    der    Keimung    der    Erbsen.      Von    W. 

Maltschewski 160 

Über    die    von    Weizensamen    und    -keimlingen     ertragenen     höchsten 

Temperaturen.     Von  G.  Müller 160 

Über  den  Einfluß    der  Radio activität  auf  die  Keimung.     Von  G.  Petit 

und  R.  Ancelin 161 

Über    die   katalytische  Lichtwirkung   bei    der  Samenkeimung.     Von  E. 

Lehmann 161 

Über  die  Imbibition  bei  den  Samen.     Von  F.  Plate     .  161 

Einfluß    der    Samengröße    auf    die    allgemeine    Entwicklung    und    den 

anatomischen  Bau  der  Pflanzen.     Von  M.  Delassus 161 

Eigenartiger  Fall  abnormer  Wurzelbildung   an   Kartoffelknollen.     Von 

0.  Schlumberger 162 

Zur  chemischen  Organisation  der  Zelle.     Von  W.  Ruhland     ....     162 

Zur  Physiologie  der  Zellteilung.     Von  G.  Haberlandt 162 

Über  das  angebliche  konstante  Vorkommen  von  Jod  im  Zellkern.     Von 

J.  Babiy 163 

Die  Chromatophoren  und Chondriosomen  von  Anthaceros.  Von  A.  Scherrer  163 
Kieselsäureplatten  als  Substrat  für  Keimungsversuche.  Von  Z.  Kamerling  163 
Wirkung   anodisierter   und   kathodisierter  Lösungen   auf  die    Keimung. 

Von  H.  Micheels 163 

b)  Ernährung,  Assimilation. 

Gesetz  des  Minimums.    Inhalt  und  zweckmäßige  Fassung.  Von  Th.  Remy     164 

Zum  Gesetz  vom  Minimum.     Von  Ad.  Mayer 164 

Reversibilität   von    physiologischen   Processen    beim  Reifen   der   Samen. 

Von  S.  L.  Iwanow 165 

Über  die  Bildung  des  Chlorophylls  in  Pflanzen.     Von  N.  Monteverde 

und  W.  Lubimenko 165 

Proteolyse  der  Sprößlinge  des  Kentuckitabaks.  Von  F.  Tr.  Mosca  .  .  166 
Regulierung     der     Atmungsöffnungen     im     Zusammenhang     mit     dem 

osmotischen  Drucke.     Von  W.  Iljin 166 

Über  die  Verbreitung  und  Lokalisierung  der  Ionen  im  Pflanzenkörper. 

Versuche  mit  Ger.     Von  C.  Acqua 166 


X  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Einfluß  der  Carbonate  der  seltenen  Erden  auf  Wachstum  und  Zell- 
teilung.    Von  W.H.  Evans 166 

Über  Aufnahme  und  Ausnutzung  der  Ammonsalze  durch  höhere  Pflanzen. 

Von  E.  Pantanelli  und  Gr.  Severini 166 

Über    Mineralstoffaufnahme    verschiedener    Pflanzen    aus    dem    Boden. 

Von  A.  Strigel 167 

Einfluß  der  botanischen  Natur  auf  die  Zusammensetzung  von  Wiesenheu, 

Von  A.  Strigel 170 

Über    die    Verteilung    der    Mineralbestandteile    in    den    Blättern    u.    a. 

Von  G.  Andre 171 

Über   das  Verhalten  der  wichtigsten  Mineralbestandteile  und  des  N   in 

einigen  einjährigen  Pflanzen.     Von  Gr.  Andre 171 

Über   das  Verhältnis   der   basischen   und   sauren  Mineralbestandteile   in 

den  Geweben  der  Pflanze.     Von  G.  Andre 172 

Über  den  Umsatz  der  P^Og  im  Pflanzenorganismus.  Von  L.  Seidler.  173 
Die  Pflanze  und  die  Salze  des  Bodens.  Von  N.  Tulaikow  .  .  .  .  173 
Die  antitoxische  Wirkung  von  gewissen  nährenden  und  nicht  nährenden 

Basen  bei  Pflanzen.     Von  M.  M.  Mc  Cool 174 

Die   antitoxische  Rolle  des  Ca  gegenüber   einigen  Nährsalzen  bei  Erbse 

und  Lupine.     Von  M^le  C.  Robert 175 

Die  Wanderung  von  Betain  in  Pflanzen.     Von  V.  Stanek 175 

Die    Synthese    der    Amidkörper    auf   Kosten    des    durch    die    Wurzeln 

absorbierten  NHg.     Von  D.  Prianischnikow 175 

Bildung  von  Harnstofi"  durch  die  höheren  Pflanzen.  Von  R.  Fosse  .  176 
Die  Zersetzung   von  Harnstoff,    Harnsäure   u.  a.    durch   Schimmelpilze. 

Von  A.  Kossowicz 176 

Über  ein  aerobes  N- assimilierendes  Clostridium.    Von  St.  Rosenblat- 

Lichtenstein  und  H.  Pringsheim 177 

Sterile  Kulturen  einer  höheren  Pflanze.    Assimilation  von  Ammoniak-  und 

Nitrat-N.     Von  Iw.  Schulow 177 

Sterile  Kulturen  höherer  Pflanzen.     Von  Iw.  Schulow 177 

Eiweißbildung  durch  höhere  Pflanzen  in   der  Dunkelheit.     (In  steriler 

Kultur.)     Von  Iw.  Schulow 178 

Der  Einfluß    von  Ölvorräten   der  Samen   und  der  Temperatur  auf  den 

Atmungscoefficient.     Von  S.  L.  Ivanow 179 

Zur  physiologischen  Funktion  des  Ca.     Von  Ose.  Loew 179 

Die  Aufnahme  des  Fe  durch  die  Pflanzen.  Von  W.  Vaubel  .  .  .  .  179 
Einfluß  und  specifische  Wirkung  des  Fe  auf  die  Entwicklung  der  Gerste. 

Von  J.  Wolff 179 

Über  die  Chlorophyllassimilation.     Von  K.  v.  Körösy 180 

Synthese  durch  Sonnenlicht  in  ihrer  Beziehung  zur  Entstehung  organischer 

Substanz.     Von  B.Moore 180 

Die  Belichtung  und  die  Assimilation.     Von  A.  Müntz 180 

Über  die  Genesis  der  Kohlehydrate.     Von  E.  Baur 180 

Schwankungen   im    Kohlehydratgehalt    der    Blätter.     Von   E.  Michel- 

Durand 181 

Die  Schichtung  der  Stärkekörner.     Von  E.  Küster 181 

Über  den  Inulinstoffwechsel  bei  Cichorium.  Von  V.  Gräfe  u.  V.  Vouk  191 
Beziehung    zwischen    verdampftem   Wasser    und    verarbeitete    Pflauzen- 

substanz.     Von  P.  Maze 182 

Nitrat-  und  Nitrit -Assimilation.     Von  O.  Baudisch 182 

Eindringen  verschiedener  Stickstofformen  in  die  Pflanze;  Adsorptions- 
erscheinungen.    Von  D.  Chouchak 183 

Absorption  der  verschiedenen  Formen  des  Stickstoffs  durch  die  Pflanzen. 

Von  D.  Chouchak 183 

Über  das  Wesen  der  Amylase.     Von  H.  van  Laer 183 

Die  hydrolisierenden   Enzyme   des  Milchsaftes  von  Maclura  u.  a.     Von 

C.  Gerber 184 

Der  Milchsaft  von  Ficus  coronata.     Von  C.  Gerber 184 

Identität  zwischen  Lab,  Casease  u.Trypsin  eines  Milchsaftes.  Von  C.Gerber     184 


Inhaltsverzeichnis.  XI 

Seite 

Studien  über  Enzymwirkungen.     Von  K.  Gr.  Falck 184 

Zur  Kenntnis  emulsinartiger  Enzyme.  Von  L.  ßosen  thaler.  .  .  .  184 
Der  Atmungscoefficient  der  grünen  Blätter.     Von  L.  Maquenne  und 

E.  Demoussy 185 

Der  Atmungscoefficient  der  grünen  Pflanzen.     Von  L.  Maquenne  und 

E.  Demoussy 185 

Atmung  der  Pflanzen  als  hydrolytische  Oxydation.  Von  W.  Palladin  185 
Das  "Wesen  der  anaeroben  Atmung  verschiedener  Samenpflanzen.     Von 

S.  Kostyschew 186 

Zur  Kenntnis  der  Pflanzenatmung.     Von  W.  Zaleski 186 

Atmung  lebender  und  getöteter  Weizenkeime.    Von  S.  Kostytschew, 

W.  ßrilliant  und  A.  Scheloumoff 186 

Zymase  und  Reductase  in  ihren  gegenseitigen  Beziehungen.  Von  S.  Lvoff  186 

Bildung  von  Aldehyden  aus  Aminosäuren.     Von  A.  Bach 187 

Zur  Kenntnis  der  Reductionsfermente.     Von  A.  Bach 187 

Oxydative   Bildung    von    salpetriger  Säure    in  Pflanzen  extrakten.      Von 

A.  Bach 187 

Verhalten  von  injicierter  Blausäure  in  den  Pflanzen.     Von  S.  Dezari    .  188 

Verbreitung  der  Carboxylase  in  den  Pflanzen.  Von  "W.  Zaleski  .  .  188 
Alkoholbildung     durch    Weizenkeime.      Von     S.    Kostytschew     und 

A.  Schelomnoff 188 

Zur  Kenntnis  der  Carboxylase.  Von  C.  Neuberg  und  P.  Rosenthal  188 
Bildung     der    Anthocyanpigmente     der    Pflanzen.       Von    F.    Keeble, 

E.  F.  Armstrong  und  Jones 189 

Bildung   der   Anthocyanpigmente   in   den    Pflanzen.     Von   F.   Keeble, 

E.  F.  Armstrong  und  Jones 189 

Verhalten  einiger  Schimmelpilze  gegen  Kalkstickstofi".    Von  A.  Kossowicz  190 

Protoplasmastrukturen  und  deren  Dynamik.     Von  R.  E.  Liesegang    .  190 

Anthocyan  aus  grünen  Blättern.     Von  R.  Combes 190 

Desamidierende     Wirkung     der     Tyrosinase.       Von     R.    Chodat     und 

K.  Schweizer 190 

Die  Veränderung  der  Zellkerne  durch  Uran.     Von  C.  Acqua  .     .     .     .  190 

Rolle  einzelner  Nährstofi"e  im  Haushalte  höherer  Pflanzen.   Von  K.  Faack  191 

«)   Reizwirkun^en. 

Einfluß   der  Beschattung  des  Tabaks  auf  verschiedene  Bestandteile  der 

Blätter.     Von  A.  Stutzer  und  S.  Groy 191 

Untersuchungen  über  die  Tropismen.     IV.     Von  Th.  M.  Porodko  .     .  191 

Untersuchungen  über  die  Tropismen.  V.  Von  Th.  M.  Porodko  .  .  192 
Phototropische     Empfindlichkeit     bei     extremen     Temperaturen.       Von 

M.  S.  de  Vries 192 

Transpiration  und  osmotischer  Druck  bei  Mangroven.  Von  F.  C.  v.  Faber  192 
Rolle    des    elektrischen  Ladungssinnes    bei   der  Kolloidaufnahme    durch 

die  Plasmahaut.     Von  W.  Ruhland 192 

Bedeutung  der  Oberflächenspannung  für  die  Verteilung  der  Salze  in  der 

lebendigen  Substanz.     Von  A.  B.  Macallum 193 

Widerstandsfähigkeit  der   Alkaloidpflanzen  gegen   das  eigne  Gift.     Von 

G.  D'Ippolito 193 

Zur  Frage  der  Frosthärte  bei  Getreidepflanzen.     Von  G.  Gassner  und 

C.  Grimme 193 

Selbstvergiftung  in   Penicillium- Kulturen  als  Folge  der  N- Ernährung. 

Von  0.  Wehmer 194 

Anatomie  von  Helianthus  annuus  L.     Von  W.  Schröder 194 

d)  Verschiedenes. 

Zur  Chemie  der  Torfmoose.     Von  J.  Ibele 195 

Lepidium  sativum  als  Halb- Parasit.     Von  Molliard 195 

Der  Thallus  der  Kalkflechten.     Von  E.  Bachmann 195 

Eine   neue  Gerbstoffreaktion   und  ihre  Beziehung  zu  den  Anthocyanen. 

Von  K.  Peche 195 

Zusammensetzung  der  sog.  Aleuronschicht.     Von  J.  Peklo 196 


XTT  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Bildung  von  Humussubstanzen  durch  Einwirkung  von  Polypeptiden  auf 

Zucker.     Von  L.  C.  Maillard 196 

Periodischer  Laubabfall  in  den  Tropen.     Von  Z.  Kamerling  ....  196 

Vorgänge  in  absterbenden  Blättern.     Von  Th.  Schmidt 196 

Studien  über  das  Reifen  der  Orangen.     Von  F.  A.  McDermott       .     .  197 

Literatur 197 

2.  Bestandteile  der  Pflanzen.    Referent:   Th.  Dietrich. 

a)  Org'anische.     1.   Amide.  Eiweiss,  Fermente  u.  a. 

Über  Ammoniak -N  in  den  Gersten.     Von  Moufang 199 

Ober  die  Verbreitung  des  Asparagins,  Glutamins,  Arginins  u.  Allantoin. 

Von  A.  Stieger    . 200 

Zur  Kenntnis  der  vegetabilischen  Hämagglutinine.     Von  R.  Kobert     .     200 
Kultur  u.  Zusammensetzung  d.  Tabaks  in  Rußland.  Von  A.  Klütschareff    202 
2.  Fette,  Kohlehydrate  u.  a. 
Vorkommen    von    Hemicellulosen    in    Wurzelstöcken,     Rhizomen    usw. 

Von  A.  Stieger 203 

Vorkommen    von    Formaldehyd    in    den    Pflanzen.      Von   Th.  Curtius 

und  H.  Franzen 203 

Phytinsäure  in  Baumwollsaatmehl  und  Weizenkleie.  Von  J.  B.  Rat  her  204 
Zur  Kenntnis  der  Eigenschaften  des  Phytins.  Von  M.  A.  Jegorow  .  204 
Einiges  über  die  Eigenschaften  des  Phytins.  Von  M.  A.  Jegorow  .  .  204 
Die    Giftigkeit    der    Eibe,    Taxus    baccata.      Von    P.  Ehrenberg    und 

G.  Freih.  v.  Romberg 204 

Zusammensetzung  der  Samen  von  Canavalia  ensiformis.  Von  R.  Kobert  205 
Chemische  Untersuchung   von  Weizenkeimen.     Von  Fr.  B.  Power  und 

A.  H.  Salway 205 

Chemische  Zusammensetzung  von  pohertera  Reis.     Von  T.  Takahashi 

und  H.  Satö 205 

Chemische  Studie  über  die  Samen  des  Zuckerrohrs.     Von  E.  W.  Croß 

und  W.  G.  Taggart 206 

Kohlehydrate  im  Safte  der  Schnittbohne.     IL     Von  E.  ßusolt     .     .     .     207 

Kohlehydrate  im  Blumenkohl.     III.     Von  E.  Busolt 207 

Analyse    der   Frucht    von    Lanus    Persea    L.    (Advokat).      Von    Emm. 

Pozzi-Escot 207 

Gewinnung  von  Cellulose  aus  Holz  usw.     Von  J.  König  u.  Mitarb..     .     207 

b)  Anorganische. 

Reinasche    von  Leguminosen,    Gramineen   und  anderen   Pflanzen.     Von 

A.  Strigel 209 

Reinasche  von  Wiesen-  und  Kleeheu.     Von  A.  Strigel 209 

Untersuchung  von  2  Korbweidensorten.  Von  A.  Kleemann  ....  210 
Mineralbestandteile  von  Gersten  der  letzten  Jahre.    Von  F.  Schön feld 

und  S.  Sokolowski 210 

Literatur 211 

3.  Saatwaren.     Referent:   Th.  Dietrich. 

Der  jetzige  Stand  der  Samenkontrolle.     Von   W.  Edler 213 

Biologische   Gesichtspunkte   für  die  Samenprüfung.     Von  E.  Schaffnit  213 

Beobachtungen  aus  der  Samenkontrolle.     Von  H.  Pieper 214 

Zur  Methode  der  Keimprüfung.     Von  H.  Pieper 215 

Einfluß  von  Feuchtigkeit,  Wärme  und  Sauerstoff  der  Luft  auf  lagerndes 

Getreide.     Von  M.  Heinrich 216 

Keimung   verschiedenartiger  Früchte   und   Samen   bei   gleicher  Species. 

Von  G.  Becker 217 

Keimversuche   mit   Gräsern    und    Einfluß    von    Alter    und    Licht.     Von 

A.  Reiling 218 

Keimkraftbestimmung  aufGrund  d.  mittleren  Keimzeit.  Von  G.  D'Ippolito  218 
Keimung    von    Getreide    im    Lichte    und    bei    Lichtabschluß.      Von    A. 

ßurgerstein 219 


Inhaltsverzeichnis.  XIII 

Seite 
Landwirtschaftliche  Bedeutung  von  Trifolium  angulatum  und  parviflorum. 

Von  B.  Szartorisz 219 

Hartschaligkeit   und    Bruch    bei    der    Keimung    des    Kleesamens.     Von 

B.  Steglich 220 

Versuche  mit  hartschaligen  Kleesamen.     Von  K.  Müller 221 

Kleeseide  in  verschiedenen  Saatwaren.     Von  M.  Seh  möger      .     .     .     .  222 

Minderwertigkeit  des  südeuropäischen  Rotklees.    Von  Th.  v.  Weinzierl  222 

ßilsenkrautsamen  in  Mohnsamen.     Von  BelaSzartorisz 222 

Anatomische    Untersuchungen    über    japanische    Coniferensaraen.      Von 

M.  Kondo ' 223 

Probenahme  und  Untersuchung  von  Zuckerrüben .     .  224 

Rübenknäuel -Untersuchung 224 

Technische  Vorschriften  für  die  Prüfung  von  Zucker-  u.  Futterrübensamen  224 

Literatur 225 

4.   Pflanzenkultur.     Referent:  Th.  Dietrich. 

Die   Ernährungsfläche    für    eine   Pflanze    und   Tiefe    der   Einsaat.     Von 

A.  D.  Botschkowa 226 

Ursachen  der  verschiedenen  Widerstandsfähigkeit  von  Klee  und  Luzerne. 

Von  Sholtkewitsch 227 

Das  Ährentreiben  des  Winterroggens  und  Winterweizens  bei  Frühjahrs- 
aussaat.    Von  Murinow 228 

Über    Standort    und    Standraum    der   Pflanze    bei   der   Züchtung.      Von 

E.  A.  Mitscherlich 228 

Über  die  Standweite  für  Zuchteliten  von  Braugerste.  Von  E.  Claus  .  228 
Wechselbeziehungen    zwischen    Ötandweite    und    Wachstum.      Von    K. 

Grundmann 229 

Wirkung   einer  Durchmischung  leichteren  Bodens  mit  Moor  usw.     Voa 

Gerlach 230 

Mischkultur  mit  Lehm  in  Finland.     Von  A.  Rindeil 231 

Einwirkung  des  Grundwasserstandes  auf  die  Entwicklung  der  Grasarten 

auf  Hochmoor.     Von  Hj.  v.  Feilitzen 232 

Futterbau -Demonstrationsversuche  in  Kärnten.  Von  H.  Svoboda  .  .  233 
Weizenbau  auf  Moorboden.  Von  W.  Freckmann  und  Sobotta  .  .  233 
Anbauart  von  Lolium  Westerwaldicum.  Von  H.  C  Müller  .  .  .  .  234 
Anbauversuch  mit  Phacelia  tanacetifolia.  Von  E.  Haselhoff  .  .  .  .  234 
Züchtungs-  und  Vererbungsfragen  beim  Rotklee.  Von  P.  Holdefleiß  235 
Brandbekämpfung  und  Einfluß  der  Bestellzeit  bei  Sommerweizen.     Von 

H.  C.  Müller  u.  Mitarb 236 

Massenanbauversuch     mit     Futterrüben.       Von     K.    v.    Rümker     und 

J.  Alexandrowitsch 237 

Bakterielle    Röste    zur    Bestimmung    der    Faser    in    Leinstengeln.     Von 

E.  A.  Domratschewa 238 

Mathematische  Bearbeitung  von  Ernteergebnissen.  Von  N.  Tulaikow.  239 
Literatur 240 

IL  Landwirtschaftliclie  Tierproduktion. 

Referenten:    Th.  Dietrich,   F.  Mach  und  F.  Reinhardt. 

A.  Futtermittel,  Analysen  usw. 

Referenten:    Th.  Dietrich  und  F.  Mach. 

Zusammensetzung  von  Weidegras  auf  Hochmoorboden.    Von  Br.  Tacke  245 

Heu  und  Emd  vom  Strickhof  bei  Zürich.     Von  A.  Grete 245 

Veränderungen    in   der   Zusammensetzung    der   Rotkleepflanze    in    ihren 

Wachstumsstadien.     Von  E.  Haselhoff  und  St.  Werner     ....  246 

Über  die  Zusammensetzung  d.  Reben  triebe  als  Futtermittel.  Von  M.  Kling  249 

Zusammensetzung  d.  verschiedenen  Teile  d.  Maispflanze.    Von  St.  Weiser  250 


XIY  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Einfluß  der  Saatweite  auf  Ertrag  und  Nährwert  des  Futtermaises.    Von 

St.  Weiser  und  A.  Zaitschek 251 

Untersuchung  von  7  Haferproben.     Von  H.  Wehnert 252 

Zusammensetzung  der  Samen  von  Dolichos  multiflorus.  Von  J.  Pieraerts  253 

Untersuchung  u.  Begutachtung  einiger  Mahlproducte.  Von  F.  ßarnstein  253 
Chemische  Untersuchung  von  Weizenkeimen.     Von  Fr.  B.  Power  und 

A.  H.  Salway .•     •     •. 254 

Die  organischen  P -Verbindungen  der  Weizenkleie.  Von  R.  J.  Anderson  254 
Zusammensetzung  grober  und  feiner  Weizenkleien.    Von  F.  Tangl  und 

St.  Weiser 254 

Nährwert  von  Maiskörner- Kolbenschrot.    Von  F.  Tangl  u.  St.  Weiser  255 

Untersuchung  von  Kartoffeln,     Von  H.  Roßmann 256 

Eicheln  und  Bucheckern  als  Futtermittel.     Von  0.  Engels 256 

Die  Kassava- Wurzeln  und  deren  Abfälle.     Von  M.  Kling 258 

Futtermittel -Analysen.     Von  Frdr.  Strohmer 259 

Zusammensetzung  russischer  und  rumänischer  Sonnenblumenkuchen.  Von 

M.  Gorsky 260 

Zur  Kenntnis  der  Sesamkuchen,    Von  A.  Grregoire  und  E.  Carpiaux  260 

Zusammensetzung  der  ungarischen  Melasse.     Von  St,  Weiser.     .     .     .  261 

Über  die  Ensilage  des  Mais.     Von  D.  Feruglio  und  L.  Mayer  .     .     .  261 

Silage -Fermentation.     Von  W.  M.  Esten  und  C.  J.  Mason 261 

Die  flüchtigen   Säuren   der  Mais -Silage.     Von   A.  W.  Dox   und   Ray 

E.  Neidig 262 

Einsäuern  von  Rübenschnitzeln.     Von  A.  Zaitschek 262 

Einmietung     der    Schnitzel    unter    Impfung    mit    Lacto- Pulpe?      Von 

A.  Herzfeld .  263 

Zusammensetzung  eingesäuerter  Rübenblätter.  Von  A.  Morgen  u.  Mitarb.  263 
Die  Kellner'schen  Stärkewerte  und  die  alte  Bewertung  der  Futtermittel 

nach  verdaulichen  Nährstoffen.     Von  Th.  Pfeiffer 263 

Die  Geldwertberechnung  der  Futtermittel.     Von  Th.  Pfeiffer     ,     .     .  264 

Zur  „  „  „  „     H.  Neubauer    .     .     .  264 

„  „  .,     F.  Mach 265 

„  „  ,,  „    Th.  Pfeiffer     ...  265 

„  »  »  >,    J.  König 266 

Literatur 266 

B.  Chemisch-physiologische  und  C.  Experimentaluiitersachungen. 

Referent:    F.  Reinhardt. 

Über  den  Gehalt  an  Kreatin   der   Muskeln   verschiedener  Tiere.     Von 

M,  Cabella 267 

Kreatingehalt    des   Muskels  unter   normalen   Bedingungen.      Von  V.  C. 

Meyers  und  M.  S.  Eine 268 

Beiträge  zur  Muskelchemie.     Von  G.  Buglia  und  A.  Costantino    .     .  268 

Über    das    Verhalten    des    Muskelkreatins    bei    der    Ermüdung.      Von 

V.  Scaffidi 269 

Muskelchemie.     Von  R.  A.  Peters 270 

Eigenschatten   der  Flüssigkeiten    aus    gestreiften    und    glatten  Muskeln. 

Von  F.  Bottazzi 270 

Einwirkung  von  CO,  und  0  auf  den  Muskeltonus  in  den  Blutgefäßen  usw. 

Von  D.  R.  Hooker 270 

Über  CO, -Bildung   im   überlebenden    blutdurchströmten  Muskel.     Von 

H.  Elias 271 

Über  die  biologische  Bedeutung  und  den  Metabolismus  der  Eiweißstoffe, 

Von  A.  Costantino 271 

Über  den  physiologischen  Wert  des  Eiweiß,     Von  G.  v.  Wendt  .     .     .  272 

Über    das    Verhalten    von  Jodeiweiß   im   Organismus.     Von  J.  Wohl- 

gemuth  und  B.  Rewald 272 

Über  Milchsäurebildung  im  Blute,  Von  W.  Griesbach  und  S.  Oppen- 
heimer       272 


Inhaltsverzeichnis.  XY 

Seite 
Über    die    Phosphatide    der    Erythrocytenstromata     bei    Hammel    und 

Menschen.     Von  M.  Bürger  und  H.  Beumer 273 

Über  die  fermentativen  Eigenschaften  des  Blutes.    Von  L.  Pinoussohn 

und  H.  Petow 273 

Über  die  Oxydationsproducet  des  Cholesterins  in  den  tierischen  Organen. 

Von  J.  Lifschütz 274 

Über    die    Entstehung    der  Oxalsäure    im   tierischen    und    menschlichen 

Organismus.     Von  L.  Wegrzynowsky 274 

Die  Beziehungen    des  Kohlenhydratstoffwechsels   zur  Schilddrüse.     Von 

"W.  Gramer  und  R.  A.  Krause 275 

Das  Fluor  im  tierischen  Organismus.  Von  A.  Gautier  u.  P.  Clausmann  275 
Über  die  G-egenwart  von   Bor  im  Tierreich.     Von  G-.  Bertrand  und 

H.  Agulhon 276 

Verhalten  der  Brenztraubensäure  im  Tierkörper.    Von  G.  Erabden  und 

M.  Oppenheimer 276 

Über    die    normale    Höhe    des    Blutzuckergehaltes    bei    Kaninchen    und 

Hunden.     Von  A.  Loewy  und  S.  Rosenberg 277 

Über    Glykogen-    und   Zuckerbildung   in    der  isolierten   Warmblutleber. 

Von  H.  K.  Barrenscheen 277 

Über  synthetische  Zuckerbildung  in  der  künstlich  durchströmten  Leber. 

Von  G.  Em bden  u.  Mitarb 278 

Über  Acetessigsäurebildung  aus  Essigsäure.  Von  G.  Em  bden  u.  Mitarb.  278 
Über  die  Brenztraubensäure -Glucosurie.     Von  P.  Mayer 278 

D.  Stoffwechsel,  Eruührimg. 

Referent:    F.  Reinhardt. 

Weitere  Versuche  über  die  synthetischen  Fähigkeiten  des  Organismus  des 

Hundes.     Von  E.  Abderhalden 279 

Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Fähigkeiten  der  tierischen  Zelle.    Von 

E.  Abderhalden  und  P.  Hirsch 280 

Weitere    Untersuchungen    über    das   Schicksal   der    im   Darmkanal  sich 

bildenden  Eiweißabbaustufen.  Von  E.  Abderhalden  und  Mitarb.  280 
Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Wirkung  von  Ammonsalzen,  Glucos- 

amin  und  Gelatine  auf  die  N-Bilanz.    Von  Em.  Abderhalden  und 

A.  Ed.  Lampe 281 

Über  den  Einfluß  von  per  os  verabreichten  Harnstoff  auf  den  N- Stoff- 
wechsel beim  Schwein.  Von  E.  Abderhalden  und  A.  E.  Lampe  .  281 
Über  N  -  Retentionen  bei  Fütterung  von  Harnstoff.     Von  E.  Gräfe  und 

K.  Turban 281 

Zur  Frage  der  N-Retention  bei  Fütterung  mit  Harnstoff.  Von  E.  Gräfe  281 
Über  die  Beeinflussung  der  N-Stoffwechsels   durch  Natriumnitrat.     Von 

E.  Gräfe  und  H.  Wintz 282 

Über  den   N- Ansatz   bei   Verfütterung  kleiner  Eiweißgabe  und   großer 

Menge  von  Ammoniaksalzen  und  Harnstoff.  Von  E.  Gräfe  .  .  .  283 
Beiträge    zur   Kenntnis    der   Art    der   N-Retention    bei   Fütterung   von 

Ammoniaksalzen  und  Harnstoff.     Von  E.  Gräfe 284 

Stoff-  und  Energieumsatz  des  Schweines  beim  Wachstum  und  Mast.    Von 

R.  v.  d.  Heide  und  W.  Klein 285 

Über  den  N- Wechsel  während  der  Gravidität.  Von  S.  A.  Gammelt  oft  286 
Über  die  Wirkung  des  Zuckers  auf  die  Verdauung.    Von  Erw.  Thomsen     287 

Die  Verdauung  beim  Hühnchen.     Von  T.  P.  Shaw 287 

Über  die  Bildung  von  Fett  aus  Kohlehydraten.    Von  S.  Morgulis  und 

J.  H.  Pratt 287 

Das  Verhältnis  der  N -Eliminierung  unter  dem  Einfluß  der  Bestandteile 

der  Diät.     Von  L.  B.  Mendel  und  R.  C.  Levis 287 

Über  den  Einfluß  der  vorangegangenen  Ernährung  auf  den  Stoffwechsel 

im  Hunger.  Von  A.  Schloßmann  und  H.  Murschhauser  .  .  .  289 
Zur  Kenntnis  der  Pankreasverdauung.  Von  G.  D.  Bostock  .  .  .  .  290 
Über  die  Resorptionsgesehwindigkeit  der  Eiweiße  und  ihrer  Abbauproducte 

im  Dünndarm.     Von  H.  Messerli 291 


XYI  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Über    den    Einfluß    einseitiger    Mast     auf    die    Zusammensetzung    des 

Körpers  usw.     Von  F.  Kleinert .292 

Über   die  vom   tierischen  Organismus  unter  verschiedenen  Bedingungen 

ausgeschiedenen  Alkoholmengen.    4.  M.    Von  "W.  Völtz  und  A.  Bau- 

drexel 293 

Der    Stoffwechsel    vom    Hunde    ohne    Pankreassecretion    nach    Fleisch- 
fütterung.    Von  F.  G.  Benedict  und  J.  H.  Pratt 293 

Studien    über    den    Stoffwechsel    von    Ammoniumsalzen.      Von    Fr.  P. 

ünderhill 293 

Über  die  Bedeutung  des  P  in  der  Nahrung  wachsender  Hunde    Von  E. 

Durlach 294 

Ober  die  Bedeutung  des  P  für  den   wachsenden   Organismus.     Von  M. 

Masslow 294 

Über    die  Ausnutzung   des  Ammoniaks    beim  Eiweißstoffwechsel.     Von 

A.  E.  Taylor  und  A.  J.  Ringer 297 

Zur   Lehre    der   Resorptionsvorgänge    im   Darm.      Von   N.  A.  Dobro- 

wolskaja 297 

Zur  Bedeutung  der  Pentosen  als  Energiequelle  im  tierischen  Organismus. 

Von  P.  Schirokich 298 

Versuche   am  Fleischfresser  über  die  N-sparende  Wirkung  von  Salzen, 

besonders  von  Natnumacetat.     Von  E.  Pescheck 299 

Die    Verbrennung    von    Traubenzucker    im    Pankreasdiabetes.      Von    F. 

Verzär  und  A.  v.  Fejer 300 

Zur  Kenntnis   der  Wirkung  der  Kohlehydrate  auf  den  Energieumsatz. 

Von  P.  Hari 300 

Zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  in  der  Schwangerschaft  und  Lactation. 

Von  Ldw.  Diener 300 

Studien  über  Wassertrinken.     Von  Ol.  Bergeim  und  P.  B.  Hawk    .     .     301 
Wirkung  der  CO.,  auf  den  Stoffwechsel.    Autolyse  und  Stoffwechsel  VI. 

Von  E.  Laqueur 302 

Einfluß  des  Stehens  und  Liegens  auf  den  Stoffwechsel  des  Rindes.    Von 

H.  Pr.  Armsby  und  J.  A.  Fries 302 

Vergleich  der  beobachteten  und  der  berechneten  Wärmeproduktion  des 

Rindviehs.     Von  H.  Pr.  Armsby 303 

Beziehungen  zwischen  dem  Wachstum  und  den  chemischen  Bestandteilen 

der  Nahrung.     Von  Th.  B.  Osborn  und  Mitarb 303 

Über  die  Verdaulichkeit  der  N-Substanzen  in  Kakao  und  Kakaoschalen. 

Von  S.  Goy 304 

Über  den   durch   verschiedene  Faktoren    beeinflußten   endogenen   Stoft'- 

wechsel  des  Schweines.   Von  E.V.  Mc  Collum  und  D.  R.Hoagland     304 
Zum  Studium  der  Respiration  und   des  Stoffwechsels  der  Wiederkäuer. 

Von  N.  Zuntz  und  Mitarb 305 

Versuche  mit  Schweinen   über  die  Wirkung  nichteiwelßartiger  N -Ver- 
bindungen auf  den  Eiweißumsatz.     Von  A.  Köhler 306 

Fütterungsversuche  über  die    Wirkung   der   verdaulichen  Nährstoffe  im 

Rauh-  und  Kraftfutter.     Von  M.  Schneidewind 307 

Über  die  Verdauung  der  Rohfaser  durch  herbivore  und  omnivore  Tiere. 

Von  G.  Fingerling  und  Mitarb 307 

Die  chemische  Zusammensetzung  einiger  Maismehlprodukte  und  die  Ver- 
daulichkeit ihrer  N-Substanz.     Von  O.  Rammstedt 309 

Über  die  Bildung  des  Fettes   auf  Kosten  der  Eiweißstoffe  im  tierischen 

Organismus.     Von  G.  Lafon 309 

Einfluß  der  B^unktion  auf  das  Kalkbedürfnis  der  Tiere.     Von  H.  Steen- 

bock  und  E.  B.  Hart 309 

Die  Wirkung  vollständig  abgebauter  Nahrung  auf  den  Verdauungskanal. 

Von  O.  Cohnheim 310 

Einfluß    chronischer    Unterernährung    auf    den    Stoffwechsel.      Von    S. 

Morgulis  und  M.  Diakow.     Refer.  von  N.  Zuntz 310 

Verwertung  von  CaO-  und  Pj  O5  -  Verbindungen    durch   den  tierischen 

Organismus.     Von  G.  Fingerling 311 


Inhaltsverzeichnis.  XYII 

Seite 
Wirkung  reichlicher  Mg -Aufnahme   auf  die  Kalkretention.     Von  E.  B. 

Hart  und  Steenbock 312 

Wirkung  des  Eisengehaltes  des  Blutmehles  auf  den  Fe- Umsatz  der  mit 

Blutmehl  gefütterten  Tiere.     Von  Jul.  Gröh 312 

Über  das  Verhalten  einiger  Rhamnoside  im  Tierkörper.  Von  M.  Garino  313 
Über  Oryzanin,  ein  Bestandteil   der  Reiskleie   und  seine  physiologische 

Bedeutung.  Von  0.  Suzuki,  T.  Shimamura  und  S.  Odake  .  .  313 
Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Verdaulichkeit  von  Roggen  und 

Weizen    durch    Schaf    und    Schwein.       Von    F.    Honcamp  und  P. 

Neumann 314 

Die  Verdaulichkeit  der  Lupinenflocken.  Von  A.  Stutzer  und  S.  Goy  315 
Über  die  Gärungspiocesse  bei  der  Verdauung  der  Wiederkäuer  und  des 

Schweines.     Von  J.  Markoff. 315 

Zusammensetzung    und    N-Umsatz    hungernder    Schleien.      Von  Franz 

Schütz 317 

Zur  Kenntnis  des  Mineralstoffwechsels  beim  Rinde.  Von  M.  Diakow  317 
Respirations-   und  Stoffwechselversuche  am   Rinde  über  den   Wert  der 

Kartoffelschlempe.     Von  N.  Zuntz  u.  Mitarb 319 

Verwertung    von    Hefemischfutter    durch    Schafe.     Von   W.  Völtz  und 

Mitarb 322 

Verdaulifhkeit  der  Bestandteile  von  Sphagnumtorf  usw.  Von  S.  Göy  .  323 
Literatur 325 

E.  Betrieb  der  landwirtschaftlichen  Tierproduction. 

Referent:   F.  Mach. 

Aufzucht,  Fleisch-  und  Fcttproduction. 

Verwertung    der  Voll-  und    corrigierten  Magermilch    durch   Saugkälber 

und  Ferkel.     Von  0.  Wellmann 325 

Kälberaufzucht  nach  dem  Emulsionsverfahren  unter  Ersatz  des  Milch- 
fettes durch  Palmin.     Von  PaulSchuppli 326 

Über  die  in  den  Jahren  1912  und  1913  in  Woburn  ausgeführten  Fütterungs- 
versuche mit  Kälbern.     Von  J.  A.  Voelcker 326 

Die  Verwendung  von  Magermilch  für  die  Kälberernährung.    Von  Antonio 

Pirocchi 327 

Schweinefütterungsversuch  mit  Hefe  im  Vergleich  zu  Magermilch.  Von 
J.  Klein 327 

Schweinefütterungsversuch  mit  Hominyfutter  im    Vergleich   zu  Gerste. 

Von  J.  Klein 328 

Schweinefütterungsversuch  mit  Calciumchiorid.     Voa  Stadelmann  .     .     328 

Fütterungsversuche  mit  Kartoffelpülpe.     Von  NilsHanson     .     .     .     .     328 

Verwertung  der  Kartoffeln  als  Hauptfutter  für  Schweine.     Von  Franz 

Lehmann 328 

Über  den  Nährwert  des  Bananenmehls  bei  Mastschweinen   u.  a.     Von 

Sylv.  Zilva 329 

Über  den  Einfluß  des  Weideganges   bei  Mastschweinen.     Von  M.  Popp     329 

Schweinemastversuche.     Von  DelaBarre 330 

Die     Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung     bei     Fütterungsversuchen     mit 

Schweinen.     Von  C.  W.  Robinson  und  E.  T.  Halnan 330 

Über   den  Nährstoffbedarf  bei  der  Mast  des  Rindes    und   des   Schafes. 

Von  W.  Völtz,  J.  Paechtner  u.  a 331 

Stoff-  und  Energieumsatz  des  Schweines  bei  Wachstum  und  Mast.    Von 

R.  V.  d.  Heide  und  W.  Klein 332 

Fütterungsversuche    über   die  Wirkung   der   verdaulichen  Nährstofi'e  in 

Rauh-  und  Kraftfutter.     Von  W.  Schneidewind 332 

Versuche  über  Rinderernährung   in  Alabama.     Von   D.   F.   Gray    und 

W.  F.  Ward 332 

Fütterungsversuche  mit  Schalen.     Von  W.  C.  Cotfey 333 

Mästungsversuche    mit    Schafen    und    Ausnutzungsversuche.      Von    G. 

Tassinari 333 

Jahresbericht  1913.  II 


XVin  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Schlachtgewicht   und   Qualität  des  Fleisches   von    mit  Hefe  gefütterten 

Gänsen.     Von  W.  Völtz  und  Baudrexel 333 

Einfluß  des  Futters  auf  die  Eigenschaften  von  Schweinefett.  Von  C.  L.  Hare  333 

Über  das  Verhältnis  von  N  und  Fett  im  Fettgewebe.     Von  Schütz     .  334 
Über    den   Zusammenhang   von   ßinderfett   und   Alter    des   Tieres   u.  a. 

Von  L.  E.Morgan 334 

Literatur 334 

ä.   Milchproduction. 

Die   Steigerung  der  Milchsecretion   durch  gesteigerte  Eiweißernährung. 

Von  W.  Liepmann 336 

Kann  man  mit  ökonomischem  Vorteil  den  mittleren  Fettgehalt  der  Milch 

erhöhen?     Von  N.  Hansson 336 

Über  den  Futterwert  der  eingesäuerten  Zuckerrübenblätter  lür  Milch- 
tiere.    Von  A.  Morgen  u.  Mitarb 338 

Fütterungsversuehe  mit  Kartoffelpülpe  und  Anisabfall.    Von  N.  Hansson  338 
Der  Futterwert   der  Leguminosenkörner  bei  der  Milchproduction.     Von 

N.  Hansson 339 

Fütterungsversuche  mit  eingesäuertem  Sorgho  und  Mais.  Von  O.  E.  Reed 

und  F.  B.  Fitch 339 

Cacaoschalen  als  Milchviehfutter.     Von  J.  E.  Lucas 339 

Über  den  Fettgehalt  der  Kuhmilch  bei  verschiedenem  Grade  des  Aus- 
melkens.    Von  H.  Isaachsen  u.  Mitarb 340 

Untersuchung    über    2-    und    3 maliges    Melken    bei    Kühen.      Von    H. 

Isaachsen  u.  Mitarb 340 

Untersuchung  über  2-  und  3 maliges  Melken  bei  Kühen 341 

Beziehungen   zwischen  Lebendgewicht  und  Leistungen  der  Kühe.     Von 

J.  Peters 341 

Wechseibeziehungen  zwischen  Milchmenge  und  Kettgehalt           ....  341 

Leistungsprüfungen  bei  Ziegen.     Von  Vieth 342 

Die  Milchleistung  von  Osfriesischen  Zackel- Schafen.    Von  J.  Hirschfeld  342 

Die  Milchleistungsprüfungen  bei  Ziegen.     Von  Müller-Kögler  .     .     .  342 

Literatur .     .  343 

F.    Molkereiproducte.     Referent:    F.  Mach. 

1.   Mileh. 

Untersuchungen  über  Kolostralmilch,  mit  specieller  Berücksichtigung  des 
Spontauserums  und  des  Fettes.  Von  A.  Burr,  F.  M.  Berberich 
und  A.  Berg 344 

Veränderungen   in  Zusammensetzung   und  Eigeuschatten   der  Milch   der 

einzelnen  Kuh.     Von  C.  H.  Eckles  und  Roscoe  H.  Shaw     .     .     .     346 

Der    Einfluß    der   Rasse    und   Individualität    auf   Zusammensetzung   und 

Eigenschaften   der  Milch.     Von  C.  H.  Eckles  u.  Roscoe  H.  Shaw     346 

Der    Einfluß    des    Lactationsstadiums    auf    die    Zusammensetzung    und 

Eigenschaften   der  Milch.     Von  C.  H.  Eckles  u.  Roscoe  H.  Shaw     346 

Die  Beeinflussung  der  Zusammensetzung  der  Ziegenmilch  durch  Stall- 
haltung.    Von  F.  G.  Kohn 346 

Untersuchungen  über  die  täglichen  Schwankungen  im  specitischen  Gewicht 

und  im  Fettgehalt  der  Milch  einer  größeren  Herde.     Von  Klose     .     347 

Regelmäßige  wöchentli'  he  Untersuchung  der  vom  Institut  verarbeiteten 

Milch  auf  den  Fettgehalt  und  das  specifische  Gewicht.     Von  Klein     347 

Die  Zusammensetzung  der  Milch.     Von  H.  Droop-Richmond    .     .     .     348 

Milchproduction  in  Griechenland   und   chemische  Zusammensetzung  von 

Milch  und  Käsen.     Von  Ph.  G.  Paliatseas 348 

Büffelmilch- Analysen.      Von  A.Pappel 348 

Über  die  Zusammensetzung  der  Ziegenmilch.     Von  Ad.  Stetter  .     .     .     349 

Über    einige    Büffel-    und    Schafmilcherzeugnisse    Siebenbürgens.      Von 

F.  Baintner 349 

Beiträge  zur  Zusammensetzung  der  Schafmilch.     Von  G.  Biro.     .     .     .     349 

Renntiermilch.     Von  Chr.  Barthel  und  M.Bergmann 350 


Inhaltsverzeichnis.  XIX 

Seite 
Zur  Chemie  des  Caseins  aus  Frauen-  und  Kuhmilch.  Von  E.  Willheim  350 
Über  die  Formen,  die  Phosphor  und  Calcium   im  Milchcasein   besitzen. 

Von  L.  Lindet 350 

Über  die  löslichen  Eiweißstoffe  der  Milch.     Von  L.  Lindet 350 

Einfluß  des  Chlorcalciums  auf  das  Gerinnen  der  Milch.    Von  L.  Lindet     351 
Minimalgehalt  der  Milch  an  Gesamtstickstoffsubstanz.    Von  Andre  Kling     351 
Die    Lipoide    des    Zentrifugenschlammes    und    ihre    Bedeutung    für    die 
Bildung  des   Milchfettes.     Von    Otakar  Laxa.     Unter  Mitwirkung 

von  Alfred  Konecny 351 

Beobachtungen  über  die  Fettkügelchen  in  der  Milch.    Von  W.  F.  Cooper, 

W.  H.  Nuttall  und  G.  A.  Freak 352 

Das  specifische  Gewicht  der  Kuhmilch  und  dessen  Änderung  kurz  nach 

dem  Ausmelken.  Von  W.  Fleischmann  und  Georg  Wiegner  .  352 
Einfluß  der  Temperatur  auf  den  physikalischen  Zustand  des  Milchfette». 

Von   W.  vanDam 353 

Über  die  Capronsäure  des  Milchfettes.  Von  Kälmän  von  Fodor  .  .  353 
Enthält  die  Milch  Phosphatide.  Von  Vladimir  Njegovan  .  .  .  .  353 
Ursprung  des  Ammoniaks  in  der  Milch.  Von  L.  Marcas  u.  C.  Huyge  353 
Der   isoelektrische    Punkt   des   Menschen-,   Kuh-,   Ziegen-,   Hunde-   und 

Meerschweinchencaseins.     Von  ArooYlppö 353 

Die   Wirkung    der    mechanischen   Erschütterung    auf   die    Frauenmilch. 

Von  St.  Engel 354 

Über   den   Einfluß    des   Kochens    auf    das    physikalisch -chemische   Ver- 
halten   von    Frauenmilch,    Kuhmilcli    und   Buttermilch.     Von    Paul 

Grosser 354 

Die    durch    Pasteurisieren    in    Kuhmilch    hervorgebrachten    chemischen 

Veränderungen.     Von  PhilipRupp .     354 

Über  die  Oxydationszahl  der  Milch.  Von  Temistocle  Jona  .  .  .  354 
Beiträge   zur  Kenntnis   der  Fermente   der  Milchdrüse    und    der   Milch. 

Von  Grimmer 355 

Zur  Frage  nach  der  Fermentnatur  der  Milchperoxydase.  Von  W.  Grimmer  356 
Über  einige  Peroxydasereaktionen  der  Milch.  Von  Themistocle  Jona  356 
Wirkung   des  Wasserstoffsuperoxyds   auf  die  Amylase   der  Frauenmilch. 

Von  L.  Lagane 357 

Huslanka  und  Yoghurt  und  die  Vergleichung  der  Säuerungserreger  der 

beiden  Sauermilcharten.  Von  Wladimir  Kindraezuk  ....  357 
Das  Wiener  Präparat  ,.Yoghurtogen"  und  das  Vorkommen  des  .,Bacillus 

bulgaricus"  in  Moskauer  roher  Milch.     Von  N.  P.  Michalowsky    .     257 
Taette,  die  Sauermilch  der  Skandinavier.     Von  W.  Freund      ....     358 
Über  eine  gegorene  Milch,  die  in  Serbien  und  Montenegro  als  Nahrungs- 
mittel dient.     Von  C.  Gorini - 358 

Über  das  Milchfett  altmelker  Kühe.  Von  Kälmän  von  Fodor.  .  .  358 
Die  Milch  brünstiger  Kühe  als  Kindermilch.  Von  Hermann  Steng  .  358 
Untersuchungen   über  die  Alkoholprobe  bei  Milch  von  kranken  Kühen. 

Von  Karl  Metzger 358 

Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  Leukocytenzahl  u.  der  Entzündungs- 

producte  auf  die  Reaktion  der  Milch.  Von  Joseph  Frick  .  .  .  359 
Untersuchungen  zur  Hygiene  der  Kuhmilch  (I).  Von  Gottlieb  Salus  359 
Einige   Umstände,    die    den  Keimgehalt    der  Milch    beeinflussen.      Von 

A.  Lander  und  A.  Cunningliam 359 

Biologische  Prüfung  der  Güte  der  Milch.    Von  Simeon  Paraschtschuk     359 
Über  den  Alkoholgehalt  der  Milch  nach  Zufuhr  wechselnder  Alkohol- 
mengen  und  unter   dem   Einfluß   der   Gewöhnung.     Von  Wilhelm 

Völtz  und  JohannesPaechlner 360 

Über    den    Einfluß    von    Arzneigaben    auf    die    Milch    der    Kühe.      Von 

Oliviero  Lanzoni 360 

Über   den   Einfluß    der   Krankheiten    der  Rinder   auf   die  Milch.     Von 

Franz  Zaribnicky 361 

Die   Milch   von   an  Maul-  und  Klauenseuche   erkrankten   KüheL.     Von 

H.  Bertin-Sans  und  E.  Gaujoux 361 

II* 


XX  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Welche  Veränderungen  erleidet  die  Milch  von  Kühen,  welche  an  Maul- 
und  Klauenseuche  erkrankt  sind?  Von  0.  Mezger,  H.  Jesser 
und  K.  Hepp 361 

Zur  Frage    nach    den   Beziehungen    zwischen  Bakterienflora    der  Milch 

und  der  Weide.     Von  A.  Wolf f 362 

Über  die  Wechselwirkung  einiger  Milchsäurebakterien  bei  ihrer  gleich- 
zeitigen Entwicklung  in  der  Milch.     Von  S.  A.  Karoleff    .     .     .     .     362 

Der  Einfluß   gewisser   säurezerstörender  Hefen  auf  Milehsäurebakterien. 

Von  Zae  Northrup 362 

Bacillus    lactis    fermenteus,    ein    sporenbildendes    butylenglykolytisches 

Ferment  des  Milchzuckers.     Von  Euot 363 

Beobachtungen  über  ein   Oidium  blauer  Milch,   sowie  über  Bacterium 

syncyaneum  und  Bacterium  cyaneotiuorescens.     Von  A.  Wolff     .     .     364 

Eine    vorläufige    Studie    über    die    biochemische  Aktivität    des  Bacillus 

lactis  erythrogenes.     Von  Mary  Louise  Foster 364 

Micrococcus   mucofaciens   n.  sp.,    ein    Milchschädling.     Von   J.  Thöni 

und  A.  C.  Thaysen 364 

Literatur 365 

2.  Butter. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der   Glyceride   des   ßutterfettes.     Von  Conrad 

Amberger 370 

Die  Schwankungen  im  Gehalte  des  Butterfettes  an  flüchtigen  Fettsäuren 
während  der  Lactation  von  vier  Kühen  der  Königl.  Domäne 
Kleinhof- Tapiau.     Von  C.  Wilhelm  Beerbohm 370 

Einige  Untersuchungen   über  das   Fett  der   Ziegenmilch.     Von  Yngve 

Buchholz  und  Sigmund  Hals 371 

Läßt  sich  Ziegenmilchfett  durch   chemische   Mittel  mit  Sicherheit  von 

Kuhmilchfett  unterscheiden?     Von  Yngve  Buchholz 371 

Ägyptische  Butter  und  Samna.     Von  S.  H.  Trimen 372 

Der  Einfluß  der  Leguminosenkörner  auf  die  Beschafi'enheit  der  Butter. 

Von  C.  Fr.  Rosengreen 372 

Über  die  Ursachen,  welche  die  Veränderung  im  Wohlgeschmack  der 
Lagerbutter  hervorrufen.  Von  L.  A.  Rogers,  W.  N.  Berg, 
C.  R.  Potteiger  und  B.  J.  Davis 372 

Säuregrad  der  Butter.     Von  H.  Kreis 373 

Untersuchungen  über  die  Konservierung  der  Butter  (speciell  für  Tropen- 
versand).    Von  H.  Kühl 373 

Die   Zusammensetzung    eines    alten    ranzigen   Butterfettes.      Von   John 

Sebelien 373 

Literatur 374 

3.  Käse. 

Die  Coagulation  der  Milch  durch  Lab.     Von  JohnMellanby     .     .     .     375 

Untersuchungen  über  das  Phänomen  dar  Gerinnung.   Von  S.  B.  S  chry  ver    375 

Untersuchungen    auf   dem   Gebiete    der    Labwirkung    und    Käsereifung. 

Von  R.  Burri 376 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  wissenschaftlichen  Grundlagen  der  Käse- 
fabrikation mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Verwendung  von  sog. 
Kunstlab  bei  der  Herstellung  von  Emmentalerkäse.   Von  0.  Allemann     376 

Die  Herstellung  von  Käse  aus  pasteurisierter  Milch.     Von  M.  Benson 

und  R.  H.  Evans 377 

Die    Herstellung    von    Cheddar-Käse    aus    pasteurisierter    Milch.      Von 

J.  L.  Sammis  und  A.  R.  Bruhn 377 

Versuche    betreffend    die    Herstellung    von   Camembertkäsen    nach    dem 

Maze'schen  Verfahren.     Von  Klose 378 

Studien  über  die  rationelle  Herstellung  der  Käse  bei  hygienischer  Be- 
handlung und  unter  Anwendung  von  Reinkulturen.     Von  Gorini    .     378 

Das  Vorbrechen  und  das  Scheiden  der  Käsereimolke.    Von  0.  Allemann 

und  W.  Müller 378 

Die  Zusammensetzung  von  Molken.     Von  Arthur  Geiger 379 


Inhaltsverzeichnis.  XXI 

Seite 
Zusammensetzung  und  Eigenschaften   der  salzlöslichen  Verbindung   im 

Käse.  Von  Lucius  L.  van  Slyke  und  Alfred  W.  Bosworth  .  379 
Untersuchung     der     Gase     von     Emmenthaler     Käse.      Von    William 

Mansfield  Clark 379 

Renntierkäse.     Von  Chr.  Barthel  und  M.  Bergman 380 

Einige  Daten    zur   chemischen   Zusammensetzung   des  Emmentaler  und 

russischen  Schweizerkäses.     Von  L.  Budinoff 380 

Die    Bakteriologie    von   Chsddar-Käse.     Von  E.  G.  Hastings,    Alice 

C.  Evans  und  E.  B.  Hart 380 

Fruchtiger  oder  süßer  Geschmack  im  Cheddar-Käse.     Von  F.  Edwards  381 

Die  Mikroflora  von  Stilton-Käse.  Von  J.  Percival  u.  G.  Heather  Mason  381 
Das    Vorherrschen    von    Roquefortschimmel    im    Käse.      Von    Charles 

Thom  und  James  N.  Currie 382 

Über  die  anormale  Reifung  des  Liptauerkäses.  Von  Kälmän  vonFodor  382 
Über  den  Fehler  „Knypers"  im  Edamer  Käse.    Von  F.  W.  J.  Boekhout 

und  J.  J.  Ott  de  Vries 382 

Über  bankrote  Käse.     Von  K.  Teichert 382 

Gelbfärbung  von  Stiltonkäse.     Von  J.  Golding 383 

Über  eine  Käsevergiftung,   verursacht  durch   eine  mit  Bakterium  lactis 

aerogenes  Escherich  übereinstimmende  Bakterie.     Von  Hugo  Kühl  383 

Literatur 383 

III.  Laüdwirtschaftliche  Nebenge  werbe. 

Referenten:    Th.  Dietrich,    0.  Krug,  M.  P.  Neumann,  A.  Stift,   H.  Will. 

A.   Gretreidewesen. 

1.    Mehl  und  Brot.     Referent:  M.  P.  Neumann. 

Weizenanbauversuche.     Von  P.  Kulisch 387 

Bericht  des  Weizenanbau -Ausschusses  des  Nationalverbandes   britischer 

und  irischer  Müller  für  die  Ernte  der  Jahre  1910—12 387 

Untersuchungen  über  Weizen  von  Minnesota.  Von  C.  H.  Bailey  .  .  387 
Über  den  Einfluß  der  künstlichen  Trocknung  auf  die  Beschaffenheit  des 

Brotgetreides.     II.     Von  M.  P.  Neumann 388 

Über   die   Backfähigkeit   inländischer  und   ausländischer  Weizen.     Von 

M.  P.  Neumann 388 

Zur    Frage    der    Unterscheidung    von    Kleie    und    Mehl    (für   Zoll-    und 

eisenbahntarifarische  Zwecke).     Von  J.  Buchwald 388 

Neues  über  Grießputzerei.     Von  J.  Kraus 388 

Untersuchungen    über    das    Humphries- Thomas -Verfahren    zur    Feucht- 
behandlung der  Mahlproducte.  Von  J.  Buchwald  u.  M.  P.  Neumann     389 
Das   Humphries'sche  Verfahren  und  seine  Bedeutung  für   die  Müllerei. 

Von  M.  Miller 389 

Totgemahlenes  Mehl.     Von  Sachse     . 390 

Studien  über  Getreidemehle.     Von  R.  Fanto 390 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Roggens  und  seiner  Mahlproducte. 

Die  Stoffverteilung  im  Korn.  Von  M.  P.  Neumann  u.  H.  Kalning  390 
Die  chemische  Zusammensetzung  des  Weizens  und  semer  Mahlproducte; 

die  Stoffverteilung  im  Korn.  Von  H.  Kalning  und  A.  Schleimer  391 
Über  den  Klebergehalt  der  Mehle.  Von  K.  Budai  (Bauer)  ...  391 
Wann  ist  ein  Weizenmehl  als  verdorben  zu  betrachten.    Von  K.  Budai 

(Bauer) 391 

Einige  Beiträge  zur  chemischen  Kenntnis  des  Castor-  (Bohnen-)  Mehles. 

Von  K.  Kisskalt 391 

Studien  über  die  Teiggärung.     Von  M.  P.  Neumann  und  K.  Mohs     .     392 

Verfahren  zur  Teigbereitung.     Von  L.  Weil 392 

Verfahren  zur  Herstellung  von  Brot.  Von  Ch.  W.  Chitty  u.  W.  Jago  392 
Verfahren    zur    Herstellung    eines    Armee-    und    Touristenbrotes.     Von 

de  Gasquet- James 393 


XXTT  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Über  die  Ursachen  des  Altbackenwerdens  des  Brotes.    Von  R.  S.  Katz  393 
Untersuchungen  über  die  Verdaulichkeit  des  Brotes,  im  besonderen  des 

Soldatenbrotes.     Von  M.  P.  Neumann .     .     .     .  393 

Über  den  Einfltiß  des  Kalk-Magnesia-Verhältnisses  in  der  Nahrung  unter 

besonderer  Berücksichtigung  d.  Brotes.  Von  R.  Emmerich  u.  0.  Loew  394 
Die    Beurteilung    der    Mehle    durch    die    botanische    Analyse.      Von  J. 

Buchwald 394 

Untersuchung  u.  Begutachtung  einiger  Mahlproducte.    Von  F.  Barnstein  394 

Vorrichtung  zur  Prüfung  der  Mehlfarbe.     Von  Br.  Heiner     ....  394 
Eine    Methode    zur   Bestimmung    des   Wassergehaltes    im    Getreide    auf 

elektrischem  Wege.     Von  Lyman  J.  Briggs 395 

Eine  beschleunigte  Rohfaserbestimmung.     Von  H.  Kalning      .     .     .     .  395 

Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  der  Rohfaser.   Von  K.  Budai-Bauer  395 

Literatur 395 

Z.    Stärke.     Referent:    Th.  Dietrich. 

Die  Stärke  von  Dolichos  multiflorus.     Von  J.  Pieraerts  ...         .     .  396 
Einwirkung    von    Wasserstoffsuperoxyd    und    Eisenchlorid    auf   lösliche 

Stärke.     Von  0.  Durieux 396 

Studien  über  Diastase.    Von  H.  C.  Sherman  und  M.  D.  Schlesinger  396 

Bestimmung  der  Stärke  in  Handelsproducten.     Von  J.  Pieraerts     .     .  397 
Untersuchung  der  Eandelsstärke.    Bericht  von  v.  Czadek,  0.  Fallada, 

E.  Hoppe  und  F.  Schubert 397 

Literatur 398 


B.    Rohrzucker.     Referent:   A.  Stift. 

1.    Rübenkultur. 

Weidebetrieb,  seine  Einrichtung  und  Rentabilität  in  der  Rübenwirtschaft. 

Von  W.  Wrede _ 399 

Landwirtschaftbetriebe  mit  Zuckerrübenbau  in  Österreich-Ungarn.    Von 

E.  C.  Sedlmayr 400 

Beobachtungen  über  Beta  maritima  L.  in  den  Jahren  1910 — 1912.    Von 

0.  Munerati,  Gr.  Mezzadroli  und  T.  V.  Zapparoli 400 

Zur  Keimungsgeschichte  der  Zuckerrübe.     Von  R.  Schander.  .     .     400 

Zur  Biologie  der  Zuckerrübe.     Von  S.  Nikolskij 401 

Über   die   Vererbungsweise   gewisser  Merkmale   der  Beta-Rüben.      Von 

Birger  Kajanus 402 

Einfluß   äußerer  Momente  auf  Gewicht   und  Zuckergehalt  der   Rüben. 

Von  H.  Plahn-Appiani 402 

Ungarische  Versuche  über  die  Reihenentfernung  der  Zuckerrübe.     Von 

Bela  Faneso    ...  403 

Zuckerrübenkulturversuche  i.  J.  1912.     Von  JacobTurk 403 

Über  das  Hacken  der  Zuckerrüben.     Von  L.  Stocker 404 

Das  Rübenblatt  in  seiner  praktischen  Bedeutung.  Von  H.  Plahn-Appiani  404 
Über  die  Gewichtszunahme  und  den  Zuckergehalt  der  Rübenwurzel  in 

Böhmen  in  den  letzten  3  Jahren.  Von  K.  C.  Neumann  .  .  .  .  404 
Zusammensetzung  von  Rüben  im  trockenen  Jahre  1911  und  die  Wirkung 

späterer  Regen  auf  dieselbe.     Von  J.  Ürban 405 

Die   Verbesserung  der  Rübenform.     VonC.  Severin 406 

Der  Feldbestand  und  die  Schätzung  der  Ernte.  Von  P.  Schubart  .  406 
Beziehungen    des    Lichtes    zur    Zuckerbildung    in    der    Rübe.     Von    F. 

Strohmer 406 

Bildung  des  Zuckers  in  der  Rübe.     Von  Vivien 407 

Über   die    Schwankungen    im    Gehalte    der   Zuckerrübe    während  ihres 

Wachstums.     Von  J.  de  Grobert 407 

Bildung  und  Verschwinden  des  Zuckers  in  der  Rübe.     Von  L.  Gasse  1  .     408 

Die  Reife  der  Zuckerrübe.     Von  H.  Plahn-Appiani 408 

Correlation  zwischen  specifischem  Gewicht,  Trockensubstanz  und  Zucker- 
gehalt.    Von  H.  Plahn-Appiani 409 


Inhaltsverzeichnis.  XXIII 

Seite 
Das  specifische  Gewicht  als  Selectionsfaktor  bei  der  Rübenzüchtung.    Von 

H.  Plahn-Appiani 409 

Das  Zuchtziel  in  der  Zuckerrüben-Züchtung.     Von  G.  Fr  öl  ich    .  409 

Neue  Methode  des  Stecklingsanbaues ...     410 

Fabrikrüben  aus  vorjährigen  Stecklingen.     Von  H.  Uzel 411 

Über  unfruchtbare  u.  mehrjährige  Rübenstecklinge.    Von  J.  Trzebinski     412 
Bericht   über    vergleichende    Anbauversuche    mit    verschiedenen   Rüben- 

samensorten.     Von  d.  Vers.-Stat.  f.  Zuckerind.  i.  Prag 413 

Bericht  über  i.  J.  1913  an  der  Vers.-Stat.  d.  Ctrl. -Vereins  f.  d.  Rüben- 
zuckerindustrie ausgeführten  Anbauversuche  mit  verschiedenen  Zucker- 

rübensamensorten.     Von  F.  Strohmer 413 

Ober  den  Zuckergehalt  der  Samenrüben.     Von  Vivien  und  Nugues  .     413 

Die  Reservestoffe  der  Rüben.     Von  F.  Levallois 413 

Neuere  Arbeiten  zur  Methodik  der  Sortenprüfung.     Von  D.  Lehn    .     .     414 
Läßt  sich  durch  einen  einjährigen  vergleichenden  Versuch  die  Qualität 

von  Zuckerrübensamen  richtig  erkennen?     Von  Jos.  Urban    .     .     .     414 
Ober  Rübensamen- Vorquellungsversuche  i.  J.  1912.     Von  G.  Köck  .     .     414 
Versuche  über  den  Einfluß  des  Einbeizens  und  Vorquellens  des  Rüben- 
saatgutes.    Von  H.C.Müller  und  E.  Molz 415 

Über  die  Erwärmung  des  Rübensamens.     Von  Garbowski 415 

Ober  die  Sortenechtheit  von  Rübensamenlieferungen.    Von  R.  Komers     416 
Feldversuche  zur  Feststellung  der  Sortenreinheit  von  Rübensamen.     Von 

H.  C.  Müller 417 

Einige  Versuche  zur  Auffindung  einer  schnellen  Methode   den  Futter- 
rübensamen im  Zuckerrübensamen  zu  erkennen.     Von  AI  fr.  Dahle     417 
Correlative    Merkmale    zwischen    Knäuelgröße    und    Keimfähigkeit    des 

Rübensamens.     Von  H.  Plahn-Appiani 418 

2.  Sattgewinnung'. 

Über  die  unbestimmbaren  Verluste  bei  der  Diffusion.    Von  E.  Saillard  419 

Über  einen  Fall  starker  Gasentwicklung  in  der  Diffusion.    Von  J.  Mintz  419 

Über  einen  neuen  Pülpefänger.     Von  W.  L.  Schwenzer 419 

Kosten  der  Rücknahme   der  Abwässer  in   die  Diffu.sionsbatterien.     Von 

Möller .  419 

Über  die  Rücknahme  der  Diffusions-  und  Schnitzelpressen-Ablaufwässer 

in  den  Diffusionsbetrieb.     Von  H.  Forstreuter 420 

Vor-   und    Nachteile   der   Rückführung   der   Diffusionswässer.     Von   H. 

Ciaassen 420 

3.  Saftreinigung. 

Über  Saturation   in  chemischer  Beziehung.     Von  K.  Andrlik   und  VI. 

Stanek .^ 420 

Über  den  Einfluß  der  Saturationsgeschwindigkeit  auf  die  Saftreinheit.   . 

Von  VI.  Stanek 421 

Bestimmung  der  Zuckerverluste  vom  Dünnsaft  bis  zum  Dicksaft  und  den 

fertigen    Erzeugnissen    während    der   Kampagne    1912/13,      Von   H. 

Ciaassen 421 

Über  den  Einfluß  der  Kalksalze  auf  die  Viscosität  der  Säfte  und  deren 

Concentration.     Von  P.  B.  Lukjanow 421 

4.  Gewinnung  des  Rohzuckers  und  Raffination. 

Übet  das  Kornkochen  und  über  die  Behandlung   der  Füllmasse.     Von 

A.  Grill 422 

Über  die   Anwendung  des  Blankits    im   Rohzuckerfabriksbetrieb.     Von 

J.  Babinski 422 

Saure  Zucker.     Von  P.  Ferman 422 

Schaumgäruüg  und    die  Aminosäuren    in   der   Zuckerfabrikation.     Von 

Franz  Lafar 422 

Die  unbestimmbaren  Verluste  im  Raffineriebetrieb.    Von  J.  E.  Duschsky     423 

5.  Allgemeines. 

Über    die   Gegenwart   rechtsdrehender  Nichtzuckerstoffe  in  den  Rüben 

in  den  Zuckerfabriksprodukten.    Von  J.  E.  Duschskij  u.J.B.  Mintz     423 


XXIV  Inhaltsverzeichnis. 

Seite- 
Über  die  Lokalisation  von  Betain  in  der  Zuckerrübe.    Von  VI.  Stanek  424 
Die    Beziehungen    zwischen    dem    Rübengewichte    und    der   Zusammen- 
setzung des  Rübensaftes.     Von  J.  A.  Hanis  und  R.  A.  Gortner     .  424 

Der  Nichtzucker  der  Zuckersäfte.     Von  D.  Sidersky 424 

Apparat  zur  Darstellung  von  reinem  Zucker.     Von  Fr.  J.  Bat  es   und 

R.  F.  Jackson 424 

Entwicklung  der  Zuckerindustrie  1888—1913.    Von  Ed.  0.  v.  Lippmann  424 

Die  Zuckerfabrikation  in  Deutschland  1887—1912 424 

Literatur 425 

C.  Cräruiigserscheinungen.    Referent:  H.  will. 

Saccharomyces  anamensis,  die  Hefe  des  neueren  Amyloverfahrens.    Von 

H.  Will  und  Franz  Heinrich 427 

Untersuchungen  über  einige  neue  Pichia-Arten.  Von  Albert  Klöcker  428 
Untersuchungen  iiber  Gärungsorganismen  H;   17  Saccharomyces   apicu- 

latus-Formen.     Von  Alb.  Klöcker 428 

Zur  Charakteristik  der  Willia  belgica  und  einiger  Hefen  aus  belgischem 

Lambic-Bier.     Von  Paul  Lindner  und  E.  G.  Genoud 428 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bäckerhefen.     Von  E.  Kayser 429 

Über   die   neuen    Hefepilze   mit   heterogamer   Kopulation.      Von    A.  G. 

Konokotina 429 

Beobochtungen  an  den  Krystallen  in  Bierhefen  und  Faßgelägern.    Von 

H.  Will 430 

Zur  Moi'phologie  und  Physiologie  der  Kahmhefen.  Von  Rieh.  Meißner  431 
Sporenbildung  einer  Hefe  unter  dem  Einfluß  einer  Bakterie.  Von  Sartory  432 
Die  Conjugation  der  Sporen  bei  den  Hefen.  Von  M.  H.  Marchand  .  432 
Über  Geschwindigkeit  und  Größe  der  Hefevermehrung  in  Würze.    Von 

TorCarlson 433 

Über  den  Einfluß  von  Aluminium   auf  Hefe  und  Bier.     Von  H.  Zikes     433 

Nachtrag  zu  voriger  Arbeit.     Von  H.  Zikes 434 

Einwirkung  von  Eisen-,  Mangan-,  Zink-  und  Cadmiumvitriol  auf  Hefe- 
vermehrung    Von  Th.  Bokorny 434 

Das  Wachstum  einiger  Hefen  und  Pilze  in  gleichwertigen  Alkohol-  und 

Zuckerlösungen.     Von  P.  Lindner 484 

Einwirkung  von  Estern  auf  Hefe  und  andere  Sproßpilze.    Von  H.  Will 

und  R.  Heuß 435 

Die  Bestimmung  der  Generationsdauer  —  ein  Kriterium  zur  Beurteilung 

ihrer  Beeinflussung  durch  äußere  Faktoren.  Von  H.  Zickes  .  .  .  436 
Die  natürlichen  Riesenkolonien  der  Hefe.  Von  Taizo  Takahashi  .  436 
Die  Wiederstandsfähigkeit  eines  bei  verschiedenen  Temperaturen  heran- 
gezüchteten Hefenmateriais  usw.  Von  P.  Lindner  und  0.  Schmidt  436 
Einige    orientierende   Versuche    über    die  Thermogenität    verschiedener 

Hefen  in  Glucosewürze.     Von  Hein r.  Zickes 437 

Haupthefe  der  Sojamaische.     Von  G.  Kita 438 

Medusomyces  Gisevii,  eine  neue  Gattung   und  Art  der  Hefepilze.     Von 

G.  Lindau 438 

Die  vermeintlich  neue  Hefe  M.  G.     Von  P.  Lindner 438 

Milchsäurebildung  durch  Bssigbakterien.  Von  A.  Osterwalder.  .  .  439 
Zur  Kenntnis  der  sog.  schwarzen  Hefen.  Von  H.  Will  und  F.  Noldin  439 
Die  Bedeutung  der  technischen   Anwendung  des  Oidium   lupuli.     Von 

G.  Kita 440 

Die  physiologischen  Unterschiede  der  Varietäten  des  Aspergillus  Oryzae. 

Von  T.  Takahashi  und  T.  Yamamoto 440 

Einwirkung  von  Ozon  auf  Hefe  und  Bakterien.  Von  Carl  A.  Nowak  441 
Versuche  über  die  Lebensdauer  reingezüchteter  Weinhefen  in  lOprocent. 

Rohrzuckerlösungen.     Von  Rieh.  Meißner    .     .     .  441 

Über  Züchtung  u.  Versendung  von  Kulturen  auf  Würzagar.  Von  M  a  n  s  f  e  1  d  442 
Eine   vereinfachte   Hefereinzucht   in   Verbindung  mit   der   Großgärung. 

Von  L.  Rose 442 


Inhaltsverzeichnis.  XXV 

Seit© 
Beiträge  zur  Chemie  der  Hefe.    Natur  der  Zellenmembran-Hefeneiweiß. 

Von  Gr.  Dreyer 443 

Über  die  Proteinsubstanzen  der  Hefe.  Von  Pierre  Thomas.  .  .  .  443 
Über  die  flüchtigen  Basen  der  Hefeautolyse.     Von  Nie.  Iwanow      .     .     443 

Das  Hefenfett.     Ton  Allen  Neville 444 

Assimilierbarkeit  durch  Maltose  durch  Hefen.  Von  A.  J.  Kluyver  -  444 
Zur  Assimilation  des  Harnstoffs  durch  Hefen  und  Pilze.    Von  P.  Lind n er 

und  G.  Wüst 444 

Zur  Assimilation   des  Luft  -  Stickstoffs  durch  Hefen.     Von  P.  Lindner 

und  C.  W.  Naumann 445 

Über  die  Reactionsphasen  der  alkoholischen  Gärung.    Von  H.  Euler  und 

I).  Johansson 445 

Über  die  primäre  Umwandlung  der  Hexosen  bei  der  alkoholischen  Gärung. 

Von  H.  Euler  und  E.  Hille 445 

Über  Alkoholgärang.     III.     Bildung  von   Acetaldehyd  bei  der  Gärung 

von  Dauerhefe.     Von  S.  Kostytschew 446 

Über  Reduction  von  Acetaldehyd  durch  Hefesaft.    Von  S.  Kostytschew 

und  E.  Hübbenet .446 

Über  Alkoholgärung.     IV.     Über  Zuckerspaltuug    durch  Dauerhefe   in 

Gegenwart  von  Zinkchlorid.  Von  S.  Kostytschew  u.  Scheloumow  446 
über  den  Mechanismus  der  alkoholischen  Gärung.  Von  S.  Kostytschew  447 
Über  den  Mechanismus  der  alkoholischen  Gärung.  Von  A.  v.  Lebedew  447 
Notiz   zur  alkoholischen  Gärung  des  Zuckers.     Von  E.  Buchner  und 

K.  Langheld 447 

Desgl.  XII.    Über  die  Vorgänge  bei  der  Hefegärung.    Von  C.  Neuberg 

und  Joh.  Kerb 448 

Zur  Frage  der  Aldehydbildung  bei   der  Gärung  von  Hexosen.     Von  C. 

Neuberg  und  Joh.  Kerb 448 

Über  die  Reduktion  des  Chloralhydrats  durch  Hefe  bei  der  alkoholischen 

Gärung.     Von  C.  J.  Lintner  und  H.  Lüers 449 

Über  die  Einwirkung  gärender  Hefe  auf  Furfurol.    Von  C.  J.  Lintner 

und  H.  J.  V.  Liebig 449 

Hefegärung  und  Wasserstoff.     Von  SergiusLooff      .     .     .     .  .     .     450 

Über  die  Vorgänge  bei  der  Hefegärung.  Von  C.  Neuberg  u.  J.  Kerb  451 
Die   Brenztraubensäure   als  Produkt    der  Tätigkeit   der  Hefe.     Von  A. 

Fernbach  und  M.  Schoen 451 

Die  Brenztraubensäure  als  Produkt  des  Hefelebens.    Von  A.  Fernbach 

und  M.  Schoen 451 

Zuckerfreie  Gärung  bei  Stereoisomeren.     Von  Paul  Mayr 452 

Einwirkung  der  Borsäure  auf  die  Zymase..  Von  Henri  Agulhon.  .  452 
Das  Gärungsverhältnis  der  wachsenden  Hefe.  Von  Arth.Slator  .  .  452 
Die  im  Zymin  und  in  der  Trockenhefe  nach  Lebedew  nach  dem  Waschen 

mit  Wasser  verbleibenden  Enzyme.     Von  A.  Harden 453 

Zur  Kenntnis  der  Activierung  der  Hefe.  Von  H.  Euler  und  Jac.  Sahlen  453 
Diastatische  Zerstörung  und  Activierung  der  Zymase  und  der  Katalase. 

Von  A.  Van  Laer 453 

Die   Katalysatoren    der   alkoholischen    Gärung.    I.    Von  H.  Euler  und 

H.  Cassel 454 

Über  Katalysatoren  der  alkoholischen  Gärung.  II.  Von  H.  Euler  .  .  454 
Einfluß    der   Salze    auf   alkoholische   Gärung.     Zinn-  und   Wismutsalze. 

Von  M.  Emm.  Pozzi-Escot 455 

Einfluß  des  Quecksilbers  auf  die  alkoholische  Gärung.  Von  P.  Nottin.  455 
Einfluß  von  Kolloiden  auf  mikrobiologische  Processe.  Von  N.  L.  Söhngen  455 
Einfluß  verschiedener  Stoffe  auf  die  Gärkraft.  Von  Th.  Bokorny  .  .  455 
Chemische   Mittel   zur   Trennung   von  Leben    und  Gärkraft.     Von  Th. 

Bokorny 456 

Einwirkung  der  Säuren  auf  die  alkoholische  Gärung.  II.  Von  M.  Rosen- 
blatt und  Frau 456 

Einwirkung  des  Cyklamins  auf  die  alkoholische  Gärung.  Von  Joh.  Lunderg  457 
Über  die  Selbstgärung  der  Alkoholhefe.     Von  M.  W.  Beijerinck    .     .     457 


XXVI  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Verhalten  einiger  Saccharomyceten  zu  Inulin.  Von  V.  Graf  e  und  V.  Vouk  458 
Verhalten  von   Hefen  und  Schimmelpilzen  zu   Natriumthiosulfat.     Von 

A.  Kossowicz  und  W.  Loew 458 

Über  den  Mechanismus  der  Gewöhnung  der  Hefen  an  Formaldehyd.    Von 

M.  Emm.  Pozzi-Escot 459 

Über  den  Einfluß  der  Hefen  und  der   ursprünglichen  Zusammensetzung 

der  Gärflüssigkeiten  auf  die  Acidität  der  vergorenen  Flüssigkeiten. 

Von  J.  Ventre 459 

Die   Rolle  der  Hefe  auf  die  Zusammensetzung   der  Branntweine   usw. 

Von  E.  Kayer  und  A.  Demoion 460 

Über  die   Bildung  flüchtiger  Säure  in  zuckerfreien  "Weinen  usw.     Von 

Rieh.  Meißner ^ 460 

Die  Säurebildung  in  der  Würze  durch  die  Hefe  während  der  alkoholischen 

Gärung.     Von  A.  Fernbach 461 

Über  Eiweißspaltung  durch  Dauerhefe  in  Gegenwart  von   Zinkchlorid. 

Von  S.  Kostytschew  und  W.  Brilliant 461 

Totalhydrolyse  des  Hefeeiweiß.     Von  H.  Frings  heim 462 

Über   den   Einfluß   der  Zuckergärung   auf  den  Eiweißabbau    der  Hefe. 

Von  W.  Zaleski  und  W.  Schataloff 462 

Beitrag  zur  Enzymbiidung  und  deren  Ursachen.  Von  H.  Zikes  .  .  .  462 
Über  die  gleichzeitige  Veränderung  des  Gehaltes  an  Invertase  und  Gärungs- 
enzym bei  der  lebenden  Hefe.  Von  H.  Euler  und  D.Johansson  463 
Über  die  Hydrolyse  der  Saccharose  durch  verschiedene  Säuren  usw.    Von 

Bertrand  und  Mme.  Rosenblatt 463 

Einfluß  von  Säuren   und  Alkalien  auf  das  diastatische  Ferment.     Von 

M.  J.  Gramenitzki 463 

Reinigung  von  Invertasepräparaten  durch   Behandlung   mit  Säuren.    I. 

Von  J.  Meisenheimer  u.  Mitarb 463 

Anreicherung  des  Invertasegehaltes  lebender  Hete.  II.  Von  J.  Meisen- 
heimer u.  Mitarb 464 

■Chemische   Zusammensetzung  und   Bildung   der  Enzyine.    IX.    Von  H. 

Euler  und  Har.  Gramer 465 

Einwirkung  von  Ammoniakgas  auf  Invertase.  IV.  Von  Th.  Panzer  .  465 
Einwirkung  von  CIH-  und  KHg-Gas  auf  Diastase.  II.  Von  Th.  Panzer  466 
Einwirkung  von  NHg-Gas  auf  Diastase.  III.  Von  Th.  Panzer  .  .  .  466 
Einwirkung  von  CIH- und  NHg- Gas  auf  Invertase.   VI.    Von  Th.  Panzer     467 

Einwirkung  von  NO  auf  Diastase.    VII.    Von  Th.  Panzer 467 

Einwirkung  von  NO  auf  Invertase.  VIII.  Von  Th.  Panzer  ....  467 
Die  Invertasereaktionen  bei  gemischten  Hefekulturen.    Von  J.  Vander- 

velde  und  Vanderstricht 468 

Ober  die  Wirksamkeit  der  Koje -Invertase  bei  Gegenwart  verschiedener 

Säuren.     Von  Gabr.  ßertrand  und  Rosenblatt 468 

Einige  Eigenschaften  der  Kojediastase.     Von  G.  Kita 468 

Über  die  Natur  der  Amylase.     Von  H.  VanLaer 469 

Dialysierbarkeit  und  Eigenschaften  der  Maltase.  Von  W.  Kopaczewski  469 
Wirkungsbedingungen  der  Maltase  aus  Bierhefe  auf  a-Methylglycosid. 

Von  P.  Rona  u.  L.Michaelis 470 

Studien  über   die  Einwirkung  von  Maltase    auf  Stärke.     Von  Z.  Wier- 

zchowski 470 

Beiträge  zur  Umkehrbarkeit  der  Gärwirkung  des  Emulsins.     Von  Em. 

ßourquelot  und  J.  Coirre 470 

Literatur 470 

D.    Wein.      Referent:   0.  Krug. 

1.   Weinbau. 

Über  den  Wert  der  Geisenheimer  Sämlinge  von  amerikanischen  Reben. 

Von  Fischer 472 

Untersuchungen  über  Rebenveredlung.  Von  P.  Viala  und  P.  Pacottet  472 
Rebenerziehung  und  Pflanzweite.     Von  J.  L.  Vi  dal 473 


Inhaltsverzeichnis.  XXVII 

Seite 

Über  den  Direktträger  „Madon'".     Von  A.  Auriol 474 

Wiederherstellung  des  schweizerischen  Weinlandes.     Von  H.  Faes     .     .  475 

Über  die  Bildung  kernloser  "Weintrauben.     Von  M.  Angel o     ....  476 

Literatur 477 

3.   Most  und  Wein. 

Ergebnisse  der  amtlichen  Weinstatistik.     Von  A.  Günther 477 

Die  schweizerische  Weinstatistik.    XIII.  J 482 

Literatur 483 

3.  Obstwein. 

Zur    Kenntnis    und    Beurteilung    der    Obstweine.     Von  Will  icke  und 

Schellens    .     .     . .     •    _ .483 

Zusammensetzung  der  Äpfel  und  reinen  Äpfelweine  a.  d.  unteren  Seine 

i.  J.  1912.     VonCh.  Brioux 484 

4.  Hefe  and  Gärung. 

Der  Einfluß  der  Hefe  auf  den  Extrakt-  und  Glyceringehalt  der  Weine. 

Von  J.  Ventre     .     .    ' 485 

Die  Säurebildung  durch  Hefen  und  gärenden  Most.  Von  A.  Fernbach  485 
Bildung  flüchtiger  Säure  in  zuckerfreien  Weinen  und  Nährlösungen  bei 

Luftzutritt  durch  reingezüchtete  Weinhefen.     Von  R.  Meißner    .     .  486 

5.  Weinkranlcheiten. 

Die   Bakterien   im   Wein   und   Obstwein    und   die   dadurch  verursachten 

Veränderungen.     Von  Müller-Thurgau  und  Osterwalder      .     .  487 

6.  Gesetzlielie  Massnahmen 488 

Literatur 488 

7.  Allgemeines. 

Über  den  W^einbau  Ungarns.     Von  F.  v.  Lonyay 489 

Melnikerweine.     Von  F.  Cerny 490 

Zur  WeinbereituDg  im  Süden.     Von  C.  Mensio 491 

Zur  Kenntnis  der  Malz  weine.     Von  P.  Kulisch 491 

Zur  Beurteilung  des  Wermutweines.     Von  P.  Trübsbach 492 

Über  Wermutwein.     Von  A.  Behre 492 

E.    SpiritUSilldustrie.      Referent:  Th.  Dietrich. 

Über  das  Amyloverfahren  und  die  dabei  verwendeten  Organismen.    Von 

Franz  Heinrich 493 

Spiritus  aus  Durrakorn.     Von  C.Nagel. 493 

Der  Alkohol  der  Früchte  von  Arbutus  Unedo.  Von  Giov.  Sani  .  .  493 
Über  die  Verwendung   der  Frucht  von  Arbutus  Unedo   zur  Herstellung 

von  Alkohol.     Von  A.  Borntraeger 494 

Spiritus  aus  Mohwablüten.     Von  Rüdiger 494 

Spiritus  aus  den  Früchten  der  Nipapalme.     Von  L.  Oavei 494 

Zwetschenbranntwein.     Von  G.  Ellrodt 495 

Spiritus  aus  den  Rulfatablaugen  der  Zellstofffabrikation.    Von  E.  L.  Einman  495 

Spiritus  aus  Holz.     Von  G.  Foth 496 

Spiritus  aus  Holz.     Von  R.  v.  Demuth 496 

Ausbeute  in  geschlossenen  Gärbottichen.     Von  E.  Lühder 497 

Die  flüchtigen  aliphatischen   Säuren   beim  Lagern   des   Getreides.     Von 

A.  W.  Dox  und  R.  E.  Neidig 497 

Literatur 497 


XXVin  Inhaltsverzeichnis. 


IV.  Agrikulturchemische  Untersuehungsmethoden. 

Referenten:   0.  Dafert,   Th.  Dietrich,   G.  Kalb,    O.  Krug,   F.  Mach 

und   A.  Stift. 

A.    Boden.      Referent:   Th.  Dietrich. 

Seite 

Die  mikroskopische  Bestimmung  von  bodenbildenden  Mineralien.     Von 

W.  J.  McCaughey  und  W.  H.  Fry 501 

Quantitative  Bestimmung  der  im  Boden  vorhandenen  absorptiv  gebundenen 

Basen.     Von  D.  Prianischnikow 501 

Bestimmung  des  Wertes  von  Pflanzennährstoffen  in  Böden  und  Dünge- 
mittel.    Von  J.  G.  Maschhaupt  und  L.  R.  Sinnige 502 

Die  Bodenlösung  und  die  mineralischen  Bestandteile   des  Bodens.     Von 

A.  D.  Hall  u.  Mitarb 503 

Über  die  Anwendung  der  Dialyse  und  die  Bestimmung  der  Oxydations- 
kraft für  die  Beurteilung  des  Bodens.     Von  J.  König  u.  Mitarb.     .     505 
Über    neuere    Methoden    der    ßodenanalyse    und    der    Bestimmung    der 
Kolloidstoffe     im     Boden.       Von     R.    van     d.    Leeden    und    F. 

Schneider 509 

Humusbestimmung,  besonders  in  schweren  Tonböden.  Von  W.  Beam  .  510 
Humusbestimmung  in  Hawaiischen  Böden.     Von  W.  P.  Kelley  und  W. 

Mc  George 510 

Methode  zur  Bestimmung  des  Stickstoffs  im  Humus.    Von  Ch.  B.  Lipman 

undTh.  F.  Pressey 511 

Bestimmung  des  organischen  C  in  Böden.  Von  A.  Gregoire.  .  .  .  511 
Bestimmung  der  Salpetersäure  in  Böden.  Von  A.  v.  Pomaski  .  .  .  511 
Methode  der  Phosphorsäure-Bestimmung.  Von  L.  Moeser  und  G.  Frank  512 
Phosphorsäure -Bestimmung  im  Boden.     Von  R.  Hornberger.     .     .     .     512 

Phosphorsäure- Bestimmung  im  Boden.     Von  H.  Fischer 513 

Über    die    Bestimmung    von   K,  O    durch  Überchlorsäure    und  Natrium- 
kobaltnitrit.    Von  A.  Wityn 513 

Zur  Kalibestimmung  im  Kalisilicat.  Von  E.  Wilke-Dörfurt  .  .  .  513 
Vergleich  der  quali-  und  quantitativen  Methoden  zur  Bestimmung  von 

Carbonaten  im  Boden.     Von  E.  W.  Gaither 514 

Die  gewichtsanalytische  Methode  zur  Bestimmung  des  Ca  als  Ca- Oxalat. 

Von  S.  Göy 514 

Quantitative  Bestimmung  der  Bodenbakterien.  Von  P.  E.  Brown  .  .  514 
Methoden    für    die    bakteriologische    Prüfung    von    Böden.      Von  P.  E. 

Brown 514 

Das  Trocknen  im  elektrisch  geheizten  Vacuum-Exsiccator  zur  Bestimmung 

der  Hygroscopicität.     Von  E.  Hornberger 515 

Entnahme    von    Bodenproben    für    die    Feuchtigkeitsbestimmung.     Von 

S.  K.  Tschajanow 515 

Vorrichtung    zur    Messung    der    Geschwindigkeit    des    Eindringens    von 

Wasser  in  den  Boden.     Von  M.  Berkmann 516 

Zur  Kritik  der  chemischen  Bodenanalyse.     Von  0.  Lemm ermann  .     .     517 

B.    Düngemittel.      Referent:    Th.  Dietrich. 

Rasche  Bestimmung  des  Ammoniak -N  durch  Formol.  Von  Gaillot  .  518 
Bestimmung  der  citronensäurelöslichen  PjOg  in  Thomasschlacken.     Von 

H.  Neubauer 518 

Bestimmung  der  citronensäurelöslichen  PjOj   in  Thomasschlacken.     Von 

F.  Hausding 519 

Die  lösliche  SiOj  in  Thomasmehlen  und  ihr  Einfluß  auf  die  Bestimmung 

der  citronensäurelöslichen  PjOj.     Von  M.  Popp  u.  Mitarb 519 

Verbandsmethoden 519 

Literatur 520 


Inhaltsverzeichnis.  XXIX 

Seite 
C.    Pflanzenbestandteile.      Referent:    Th.  Dietrich. 

Bestimmung  von  KjO  und  P5O5  in  Pflanzen.  Von  M.  Karnowski  .  520 
Nachweis     von    Formaldehyd     in    Pflanzen.      Von    F.    Angelico    und 

G.  Catalano 521 

Nachweis  von  Formaldehyd  in  Pflanzen.     Von  H.  Fincke 521 

Eestimmung    der    Cellulose    mittels    Salpetersäure.      Von    V.  B,ao    und 

B.  Tollens 522 

Polarimetnsche  Stärkebestimmungen  in  Roggen-  und  Weizenmehlabtällen. 

Von  F.  Mach 523 

D.  Saatwaren. 

(S.  oben.) 

E,    Futtermittel.     Referent:   Th.  Dietrich. 

Neue  Methode  der  Rohfaserbestimmung.     Von  H.  Stiegler      .     .     .     .  523 

Beschleunigte  Rohfaserbestimmung.     Von  H.  Kalning 524 

Nachweis  und  Bestimmung  von  Kochsalzbeimengungen  in  Futtermitteln. 

Von  A.  Strigel 525 

Salzsäure -Chloralhydrat  als  praktsches  Hilfsreagens  bei  der  Futtermittel- 
untersuchung.    Von  G   Bredemann.     ...  526 

Fettbestimraung  in  Futtermitteln  durch  Ausschütteln  mit  Trichloraethylen  526 

Bestimmung  der  citratlöslichen  P^Oj  in  Futterkalken 527 

Bestimmung  des  Säuregehalts  im  lagernden  Mais.    Von  C.  0.  Swanson 

u.  Mitarb 527 

Bestimmung  des  Brandsporengehalts  in  Kleien.     Von  Jul.  Gröh   .     .     .  527 

Bestimmung  des  Brandsporengehalts  in  Kleien.     Von  G.  Bredemann.  529 

Bestimmung  des  Brandsporengehalts  in  Kleien.     Von  0.  Varga    .     .     .  529 

F.    Milch,  Butter,   Käse.      Referent:   F.  Mach. 

Die  Salmethode.     Von  A.  Devarda  und  v.  Eccher 530 

Rasche   Bestimmung   des    Fettes    der    Milch   nach    der    Neusalmethode. 

Von  C.  Huyge 530 

Bestimmung  der  Milchtrockensubstanz.     Von  R.  Burri 530 

Trockensubstanzbestimmung  in  Milch.  Von  Adriana  J.  Lichtenbelt  531 
Quantitative  Bestimmung  der  Eiweißstoffe  der  Milch.  Von  VI''.  C.  de  Graaf 

und  A.  Schaap 531 

Zur  genauen  Bestimmung  des  Caseins  und  der  Lactose  in  der  Kuhmilch. 

Von  R.  Malenfant 531 

Die  Morres'sche  ,,Alizarolprobe''  zur  Prüfung  der  Haltbarkeit  der  Milch. 

Von  Devarda  und  Weich 531 

Untersuchung  von  verdorbener  Milch.     Von  L.  Vuaflart     .     .     .     .     .  531 

Nachweis  von  Salpetersäure  in  Milch.     Von  R.  Barth 532 

Nachweis  von  Kaliumbichromat  in  Milch.     Von  R.  Grewing.     .     .     .  532 

Veränderung  von  mit  Bichromat  konservierter  Milch.    Von  G.  Hinard  332 

Beitrag  zur  Milchstatistik  1912.     Von  K.  Alpers  und  H.  Neff     .     .     .  532 

Zur  Bestimmung  von  Butterfett  in  Butter.     Von  J.  M.  Doran.     .     .     .  532 

Beiträge  zur  Käseuntersuchung.  Von  E.  ßeuchlin  und  F.  Rachel  .  533 
Verschiedene    Methoden    zur    Fettbestimmung    im    Käse.     Von    W.    D. 

Kooper 533 

Über  die  Bestimmung  des  Fettes  im  Käse.     Von  ütz 533 

Die  acidbutyrometrische  Fettbestimmung  in  Käsen.     Von  Donselt.     .  534 

Die  Fettbestimmung  im  Käse.     Von  0.  Allemann 534 

Über  die  Brauchbarkeit  von  Rusche's  Verfahren  zur  Wasserbestimmung 

im  Käse.     Von  Utz 534 

Literatur 534 


XXX  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Cr.    Zucker.      Referent:   A.  Stift. 

Zur  Frage  der  Zuckerbestimmung  in  der  Rübe.     Von  H.  Pellet      .     .  538 

Bestimmung  des  Zuckers  in  der  Rübe.     Von  F.  Strohmer 539 

Analyse  der  Rübe.     Von  Emile  Saillard 539 

Zuckerbestimmung  in  der  Rübe.     Von  J.  Duschski 539 

Zuckerbestimmung  in  der  Rübe.     Von  T.  Kowalski 540 

Unbestimmbare    Verluste,     Untersuchungsmethode    und    Praxis.      Von 

Max  Lindner , 540 

Über  die  Bestimmung  der  Raffinose  in  der  Zuckerrübe.    Von  L.  Nowa- 

kowski  und  J.  Muszynski 540 

Über  die  Ausführung  der  Digestion  bei  der  Rübenselektion.    Von  J.  Urbau  540 

Vom  Rübenbrei.     Von  M.  Lindner 540 

Über     die    Apparatur     zur    Bestimmung     des    Zuckergehaltes    in    den 

Schnitzeln.     Von  Dahle 541 

Digestionsversuche    mit    Rübenbrei    von    der    Presse    „Pratique".      Von 

J.  Muszynski 541 

Über    Conservieren    von    Rübensäften    zu    analytischen   Zwecken.     Von 

VI.  Stanek 541 

Bestimmung  des  Reinheitsquotienten  des  Rübensaftes  in  der  Digestions- 
lösung.    Von  F.  Herles 541 

Vereinfachte  Methode    zur  Beurteilung   der   Rübenqualität   mittels   des 

Eintauchrefraktonieters.     Von  VI.  Stanek 542 

Erfahrungen  mit  dem  Eintauchrefraktometer.  Von  Jos.  Roubinek  .  542 
Bestimmung  des  Reinheitsquotienten  mittels  des  Eintauchrefraktometers. 

Von  J.  Urban 542 

Optische  Reinheit  der  Zuckererzeugnisse.     Von  D.  Sidersky.     .          .  542 

Anwendung  des  Refraktometers  in  der  Zuckerfabrik.    Von  J.  Duschski  542 

Der  Zuckerrefraktometer.     Von   F.  Löwe 542 

Neues  Refraktometer  zur  Bestimmung  der  scheinbaren  Trockensubstanz 

in  Zuckersäften.     Von  W.  Paar  und  A.  Kraisy 543 

Zur  Beurteilung  der  Verdünnungsmethode.     Von  O.  Wohsyzek            .  543 

Neuer  KontroU-Vacuumkochapparat  für  Laboratorien.    Von  S.  Wilkowski  543 

Strahlenfilter  beim  Polarisieren  hochgradiger  Zucker.  Von  A.  Hugh  Bryan  543 
Maßaualytische   Verwendung   von    Titantrichlorid    für    die   Bestimmung 

des  Invertzuckers.  Von  L.  Radlberger  und  W.  Siegmund  .  .  .  543 
Verhalten  der  Raffinade  gegenüber  Fehlingscher  Lösung  usw.     Von  F. 

Strohmer 544 

Untersuchung  von  Abläufen.     Von  H.  Meysahn      ...          ....  544 

Modification  der  Clerget-Methode  für  Zuckerbestimmungen  in  der  Melasse. 

Von  W.  E.  Crop  und  W.  G.  Taggart 544 

Modification  des  Clerget'schen  Inversionsverfahrens.  Von  E.  Saillard  .  545 
Konstante    der    Inversionsmethode    nach    Oerget- Herzfeld.      Von  L.  iy. 

Langguth-Steuerwald 545 

Raffinosebestimmung  nach  Herzfeld.     Von  H.  Pellet 545 

Bestimmung  von   Spuren  von   Fe  in    den  Erzeugbissen   der  Rohr-  und 

Rübenzuckerfabrikation.     Von  J.  J.  Eastick  u.  Mitarb 546 

Literatur 546 

H.    Wein.      Referent:   0.  Krug. 

Bestimmung  von  As  im  W^ein  von  mit  As  haltigen  Cu- Lösungen  be- 
spritzten Trauben.     Von  E.  Garino 547 

Bestimmung    der    fixen    organischen    Säuren   und    der    Citronensäure   in 

Weinen.     Von  L.  Mathieu  und  Le  Ferre ...     548 

Bestimmung    der    Chlorionen    im    Weioe.     Von  C.  v.  d.  Heide  und  M. 

Kretschmar 548 

Bestimmung  der  Schwefelsäure  im  Weine.     Von  C.  v.  d.  Heide    .     .     .     549 

Bestimmung  der  freien  und  gebundenen  Milchsäure  im  Wein.    Von  Th. 

Roettgen 549 


Inhaltsverzeichnis.  XXXI 

Seite 

Bestimmung  der  Gesamtweinsäure  im  "Wein.     Von  Th.  Malvezin     .     .  549 

Nachweis  der  Anilinfarbstoffe  im  Wein.     Von  Th.  Malvezin    ....  550 

Die  Bestimmung  der  Bromabsorption  desWeines.    VonTh.  v. Fellenberg  540 

Vorkommen  des  Lecithin  im  Wein.     Von  R.  Cohn 550 

Nachweis    der    Citronensäure    im    Wein.      Von  W.  Fresenius   und  L. 

Grünhut 551 

Nachweis  der  Citronensäure  im  Wein.     Von  M.  G.  Deniges     .     .     •     .  551 

Bestimmung  des  Extracts  im  Wein  und  Wermutwein.  Von  C.  Mensio  551 
Bemerkungen    zur    direkten    Extractbestimmung    im    Weine.      Von    C. 

v.  d.  Heide  und  E.  Schwenk 553 

Untersuchung  der  Schaumweine  der  Champagne.     Von  L.  Bonn  et  .     .  553 

Erkennung  der  Natur  der  Weißweine.  Von  L.  Semichon  .....  553 
Über  den  unvergärbaren  Zucker  (Pentose)  und  die  Furfurolbildung  im 

Wein.     Von  ß.  Haid 553 

Autoren -Verzeichnis 555^ 


1. 
Landwirtschaftliche  Pflanzenproduktion. 


Referenten: 
G.  Bleuel.   0.  Dafert.   Th.  Dietrich.   G.  Kalb.   M.  P.  Neumann  u.  A.  Stift. 


Jahresbericht  1913. 


LIBkAUV 
NEW  YORK 
BOT  AN  IC  AL 
GARDEN 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung. 


1.  Atmosphäre. 

Referent:    Georg  Bleuel. 

Der  Stickstoffgehalt  des  Regenwassers.  Von  J.  Hudig.  i)  —  Monat- 
liche Untersuchungen  des  Regenwassers  zu  Uithuizermeden  haben  ergeben, 
daß  je  stärker  der  Regenfall,  um  so  geringer  der  Gehalt  au  Ammoniak 
und  Nitraten  ist.  Das  Regenwasser  ist  also  um  so  concentrierter,  je  ge- 
ringer die  Regenmenge  ist. 

Die  Einwirkung  der  Atmosphäre  auf  die  Härte  des  Regen- 
wassers. Von  S.  Wolff.  2)  —  Der  Vf.  fand  in  8  Proben  Regen wasser, 
die  vom  11. — 31.  Dez.  1912  aufgefangen  worden  waren,  im  Mittel  etwa 
58*^  Härte  nach  Clark;  die  einzelnen  Werte  schwankten  zwischen  1,5 
und  165^.  Er  folgert  hieraus^  daß  Regenwasser  aus  der  Atmosphäre 
lösliche  und  unlösliche  Stoffe  mit  niederreißt,  die  wegen  der  Geringfügig- 
keit ihres  Volumens  in  der  Atmosphäre  bei  einer  Luftanalyse  nicht  in  Er- 
scheinung treten. 

Der  Meteorit  von  St.  Michel.  Von  L.  H.  Borgström.^)  —  Am 
12.  Juli  1910  abends  fielen  unweit  der  Stadt  St.  Michel  in  Finnland  zwei 
Meteorsteine  im  Gewichte  von  7  und  10  kg  nieder.  Die  mineralogische 
Zusammensetzung  ist  in  "/q:  Nickeleisen  8,71,  Schreibersit  0,51,  Troilit  6,11, 
Chromit  0,82,  Ohvin  43,22,  Bronzit  26,25,  Plagioklas  14,63  =  100,25. 
Hierin  sind  kleine  Mengen  „monticellitartiges"  Silicat  und  Glas  eingerechnet. 
Die  chemische  Analyse  der  beiden  Meteoriten  ergab  in  ^/q:  Fe  11,71, 
Ni  1,16,  Co  0,13,  Cu  0,01,  Si02  39,52,  TiOg  0,02,  AlgOg  3,31,  CrgOg  0,56, 
FeO  13,44,  MnO  0,41,  CaO  1,64,  MgO  26,40,  K2O  0,13,  NagO  1,32, 
cnP  0,08,  S  2,22  =  100,26. 

Q5         Über    den    Kreislauf   des    Schwefels  und    Chlors    auf    der    Erde 
riund   über  die  Bedeutung  dieses  Prozesses  im  Leben  der  Böden  und 
rr%in  der  Pflanzenwelt.      Von    P.   Kossowitsch.*)  —  Die    vorliegende    Ab- 
handlung enthält  außer  den  Beziehungen  des  S  und  Cl  zum    Boden,   zum 
•  ^  Grundwasser  und  zur  Vegetation,  sowie   weiteren   hierauf  bezüglichen   Er- 

o 


1)  VerslBgen  van  Landbouwkundiee  Onderzoekinicen  der  Rijksbouwproefstations  1912 ;  ref.  in 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1060  (Henle).  —  ^  Journ.  Soc.  Chem.  Ind.  1913,  32,  345—347:  ref.  in  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  I.  1934  (Eühle).  —  »)  Bull,  de  la  Commission  geol.  de  Finlande,  Nr.  34,  Helsingfors  1912; 
Selbslreferat  in  Geol.  Ctrlbl.  1913,  19,  5  u.  6.  —  *)  Russ.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  218—228. 
Deutsch.  Ausz.  (Aus  d.  Bur.  f.  Ackerbau  u.  Bodenk.  am  Gelehrtenkoniite  d.  Hauptverwalt.  f.  Land- 
organis, u.  Ackerbau.) 

1* 


4  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

wägungen  auch  Angaben  über  die  Mengen  von  S  und  Cl,  die  im  europäischen 
Rußland  durch  die  atmosphärischen  Niederschläge  und  auf  anderen  Wegen 
der  Erdoberfläche  und  dem  Boden  zugeführt  werden.  Auf  Grund  dieses 
für  Rußland  erhaltenen  Materials  und  der  für  andere  Länder  erhaltenen 
Daten  glaubt  der  Vf.  folgende  Schlüsse  ziehen  zu  dürfen:  A.  für  Cl. 
1.  Der  Cl-Gehalt  in  den  einzelnen  atmosphärischen  Niederschlägen  schwankt 
für  die  verschiedenen  Gebiete  der  Erde,  den  vorhandenen  Angaben  nach, 
in  sehr  weiten  Grenzen  —  von  0,4  mg  bis  71,9  mg  pro  1.  Nach 
den  für  Rußland  ausgeführten  Analysen  betrug  der  geringste  Cl-Gehalt  in 
einer  einzelnen  Bestimmung  0,42  mg  (Schatilowsche  Versuchsstation  im 
Gouv.  Tula),  der  höchste  —  58,11  mg  (Versuchsförsterei  ßorowoje  im 
Gouv.  Samara).  2.  Im  Jahresmittel  schwankt  der  Cl-Gehalt  in  den 
atmosphärischen  Niederschlägen  für  die  verschiedenen  Gebiete  der  Erde  in 
bedeutend  engeren  Grenzen:  von  1,46  mg  Cl  pro  1  (Konstantinowsch.  Met, 
Observatorium  bei  St.  Petersburg)  und  bis  9,72  mg  (Insel  Ceylon).  Für 
die  8  untersuchten  Gegenden  Rußlands  sind  die  unterschiede  noch  geringer, 
indem  der  niedrigste  Cl-Gehalt  (Konstantinowsch.  Observat.)  1,46  mg  und 
der  höchste  (Försterei  Borowje)  4  mg  pro  1  beträgt.  3.  Der  Cl- Reich- 
tum der  atmosphärischen  Niederschläge  wird  wesentlich  von  der  Lage  der 
Gegend  hinsichtlich  der  Meere  beeinflußt.  Mit  der  Annäherung  an  die 
letzteren  werden  die  Niederschläge  merklich  Cl-reicher.  Auch  in  Gegenden, 
die  an  salzbödenreiche  Gegenden  grenzen,  können  die  Niederschläge  rel. 
reich  an  Cl  sein.  Gewöhnlich  sind  Niederschläge  von  geringerer  Stärke 
Cl-reicher,  wie  Niederschläge  von  größerer  Stärke.  4.  Die  Cl-Mengen, 
die  mit  den  atmosphärischen  Niederschlägen  in  einem  Jahre  pro  Flächen- 
einheit zugeführt  werden,  sind  für  die  einzelnen  Gebiete  der  Erdkugel  sehr 
verschieden.  Unter  den  untersuchten  Punkten  Rußlands  nimmt,  was  die 
jährlich  pro  Flächeneinheit  entfallende  Cl-Menge  betrifft,  die  erste  Stelle 
das  Forst-Institut  bei  St.  Petersburg  mit  16.8  kg  Cl  pro  ha  und  die  letzte 
das  Konstantinosche  Met.  Observatorium  mit  7,95  kg  ein.  —  B.  für  SO3. 
1.  Der  niedrigste  Gehalt  an  SO3  pro  1  der  Niederschläge  sank  bei  den 
einzelnen  Bestimmungen  tiefer  als  der  Cl.- Gehalt,  und  zwar  bis  0,28  mg 
SO3  pro  1  (Versuchsstation  Sapolje).  Der  maximale  SOg-Gehalt  der  Nieder- 
schläge erreichte  90,2  mg  SO3  pro  1  (Versuchsförsterei  Mariupol).  Im 
Jahresmittel  betrug  der  geringste  Gehalt  der  Niederschläge  an  SO3  pro  1 
in  den  untersuchten  Gegenden  Rußlands  1,93  mg  (Schatilowsche  Versuchs- 
station, der  höchste  14,7  mg  (Versuchsförsterei  Mariupol).  2.  Die  SO3- 
Mengen,  die  in  den  Niederschlägen  pro  Flächeneinheit  zugeführt  werden, 
weisen  für  die  untersuchten  Punkte  wesentliche  Unterschiede  auf.  Gegenden, 
die  nicht  unter  dem  Einfluß  von  Rauch  städtischer  und  industrieller  Schorn- 
steine stehen,  erhalten  in  den  atmosphärischen  Niederschlägen  jährlich 
10  kg  SO3  pro  ha.  In  der  Nähe  von  Städten  und  industriellen  Anlagen 
erreicht  die  jährliche  Zufuhr  von  SO3  fast  80  kg  pro  ha.  In  Gegenden 
letzterer  Art  entfällt  der  größte  Teil  der  zugeführten  SO3  auf  den  Winter, 
beispielsweise  beim  Forstinstitut  ein  Drittel  auf  das  Sommerhalbjahr  und 
zwei  Drittel  auf  das  Winterhalbjahr;  für  ländliche  Gegenden  sind  die  mit 
den  Jahreszeiten  zusammenhängenden  Unterschiede  nicht  bedeutend.  —  Hin- 
sichtlich der  Cl-  und  SO3- Mengen  in  den  Grundwässern  gibt  der  Vf.,  auf 
theoretischen  Erwägungen  fußend,  folgende   Charakteristik:   1.  Der  procen- 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung.     1.  Atmosphäre.  5 

tuelle  Gehalt  an  Cl  und  SO3  in  den  Boden-  und  Grundwässern  ist,  im 
allgemeinen  höher,  wie  in  den  atmosphärischen  Niederschlägen.  Als  all- 
gemein gültige  und  grundlegende  Ursache  dieser  "Wechselbeziehung  ist  die 
Verdunstung  eines  Teils  desjenigen  Wassers,  zu  welches  dem  Boden  durch 
die  atmosphärischen  Niederschläge  zugeführt  wird,  zu  betrachten,  und  zwar 
die  Verdunstung  sowohl  unmittelbar  aus  dem  Boden,  als  auch  durch  die 
Pflanzen ;  daraus  resultiert  eben  die  Anreicherung  der  Boden-  und  Grund- 
wässer an  Cl  und  SO3.  2.  Da  das  Verhältnis  zwischen  den  in  den  Boden 
eintretenden  atmosphärischen  Niederschlägen  und  dem  verdunstenden  Wasser 
in  weiten  Grenzen  schwankt  und,  einerseits,  sich  dem  Verhältnis  1 : 1 
nähert,  anderseits  aber  ein  sehr  weites  sein  kann,  so  muß  auch  der  rel. 
Gehalt  an  Cl  und  SO3  in  den  Boden-  und  Grundwässern  in  sehr 
weiten  Grenzen  schwanken.  3.  Der  procentuelle  Gehalt  an  Cl  und  SO3 
in  den  Grundwassern  irgend  einer  Gegend  kann,  wenn  für  die  letztere 
der  Gehalt  der  atmosphärischen  Niederschläge  an  denselben  Stoffen  bekannt 
ist,  unter  bestimmten  Bedingungen  Hinweise  hinsichtlich  der  Verdunstung 
des  Wassers  aus  dem  Boden  oder  hinsichtlich  der  relativen  Mengen  der 
sich  bildenden  Grund wässer  ergeben.  4.  Der  Cl-  und  SO3- Gehalt  der 
Grundwässer  ändert  sich  nicht  nur  mit  dem  Orte,  sondern  muß  auch  in 
den  einzelnen  Jahren  und  je  nach  den  verschiedenen  Jahreszeiten  schwanken 
und  sich  mit  der  Zeit  ändern, 

Eisregen.  Von  Karl  Stoye.i)  —  Am  8.  Nov.  1912,  von  8*  bis  10^ 
fiel  in  Halle  ein  Eisregen,  der  folgende  Form  zeigte:  Eiskügelchen  mit 
einem  Durchmesser  von  1 — 2  mm,  Eiskügelchen  mit  Ansätzen  von  ver- 
schiedener Gestalt  und  Länge,  fest  verbundene  Doppelkügelchen,  Rotations- 
ellipsoide und  abgeplattete  Eotationsellipsoide.  Am  13.  Januar  1913  fielen 
von  8^45  bis  9*30  ähnliche  Eiskügelchen  wie  am  8.  November.  Von 
9^  nahm  der  Durchmesser  der  Eisgebilde  immer  mehr  zu  und  erreichte 
sein  Maximum  bei  5  mm.  Während  im  ersten  Falle  die  Kügelchen  massiv 
und  glasklar  waren,  enthielten  sie  im  zweiten  Falle  kleinere  oder  größere 
Luftbläschen  oder  Wasser.  Beim  ersten  Eisregen  herrschte  eine  Temperatur 
von   -(-0,4 — 0,8*^,  beim  zweiten  eine  solche  von  — 0,2^. 

Die  Schneedecke  in  Bayern.  Von  Louis  Schneider.  2)  —  Die 
vorliegende  Arbeit,  deren  Hauptergebnisse  im  nachstehenden  wiedergegeben 
werden,  stützt  sich  auf  die  Veröffentlichung  des  K.  B.  Hydrotechnischen 
Bureaus  „Die  Schneedecke  in  Bayern  in  den  3  Wintern  1908/09,  1809/10 
und  1910/11".  Die  Höhenlage  der  Beobachtungsorte  über  dem  Meeres- 
spiegel liegt  zwischen  98  m  (Speyer)  und  2964  m  (Observatorium  auf  der 
Zugspitze).  —  Hauptergebnisse:  Oberhalb  einer  Meereshöhe  von  600  m 
bekommt  der  Winter  einen  strengen  alpinen  Zug,  was  sich  sowohl  in  der 
Höhe  der  anfallenden  Schneedecke  als  auch  in  der  Dauer  der  Schneedecke 
zeigt.  Die  größte  in  einem  Winter  durchschnittlich  auftretende  Schneehöhe 
beträgt  in  1000  m  Seehöhe  120  cm,  in  500  m  Seehöhe  35  cm,  in  100  m 
Seehöhe  nur  11  cm.  In  ähnlicher  Gesetzmäßigkeit  bewegt  sieh  die 
durchschnittliche  Zahl  der  Tage  mit  Schneedecke  in  einem  Winter.  Diese 
beträgt   in   1000  m   Seehöhe  150,   in  500  m   Seehöhe    70  und   in  100  m 


1)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,  190.   —  2)  Bayr.  Ind.-  u.  Gewerbebl.  1913,  45  (99),   1—6;    ref. 
nach  Gesun(l]i.-Iiig,  1913,  36,  121. 


Q  Landwirtsohaffcliche  Pflanzenproduction. 

Seehöhe  26.  Bis  in  eine  Höhe  von  1000  m  herab  dauert  die  Schnee- 
decke bis  über  den  Monat  März  an;  in  500  m  Seehöhe  weist  der  März 
noch  durchschnittlich  11  Tage  mit  Schneedecke  auf,  in  100  m  Seehöhe 
nur  3.  Während  der  6  Beobachtungsjahre  erstreckte  sich  in  München 
der  längste  Winter  über  eine  78tägige,  der  kürzeste  über  eine  öltägige 
Dauer  der  Schneedecke.  In  Nürnberg  währte  der  längste  Winter  57  Tage, 
der  kürzeste  22  Tage,  während  in  dem  tiefliegenden  Aschaffenburg  die 
Schneedecke  höchstens  34  Tage  und  mindestens  5  Tage  lag.  Die  am 
Alpenrande  oder  im  Mittelgebirge  liegenden  Städte  werden  von  langen  und 
strengen  Wintern  betroffen.  Die  durchschnittliche  Anzahl  der  Tage  eines 
Winters  mit  geschlossener  Schneedecke  beträgt  in  München  72,  in  Augs- 
burg 63,  in  Nürnberg  37,  in  Aschaffenburg  18. 

Die  Ergebnisse  der  Regenmessungen  1901 — 1910  in  Togo.  Von 
M.  Sassenfeld.  ^)  —  Zur  Kennzeichnung  der  lokalen  und  zeitlichen  Unter- 
schiede der  Niederschläge  mögen  für  einige  Orte  die  Jahressummen  hier 
mitgeteilt  werden. 


Jahresmengen  des  Regenfalles  in 

Togo, 

mm. 

1901 

1902 

1903 

1904 

1905 

1906 

1907 

1908 

1909 

1910 

1901/10 

Lome 

549 

688 

596 

528 

592 

518* 

906 

865 

754 

1105 

710 

Xpeme  .     .     . 

870 

532* 

558 

569 

584 

682 

1139 

893 

1015 

1074 

791 

Tafie      .     .     . 

(1535) 

1306 

1073 

802* 

1285 

1640 

1257 

1263 

1628 

1993 

1382 

Xete-Kratschi 

1242 

1385 

1144 

1030 

1358 

1295 

891* 

1356 

1811 

1778 

1330 

Sokode  .     .     . 

1565 

1434 

1171 

980* 

1407 

1350 

1195 

1483 

1528 

1326 

1344 

Misahöhe   .     . 

1555 

2077 

(1053) 

860* 

1452 

1617 

1691 

1522 

2318 

2579 

1683 

Lome,  Kpeme  und  Tafie  sind  Küstenstationen. 

Die  jährliche  Verteilung  des  Regenfalls  an  der  Küste  findet  in  nach- 
stehender Tabelle  ihren  Ausdruck. 

Januar     Februar     März    April     Mai    Juni    Juli    August     September    October    November     December 
3  4  5       15      18    27      8       1*  4  8  5  2* 

Eine  doppelte  Periode  des  Niederschlags  tritt  hier  zutage.  Landein- 
wärts existiert  im  August  keine  Trockenheit,  es  macht  sich  dort  nur  ein 
Nachlassen  der  Niederschläge  bemerkbar. 

Die  Wärmedepressionen  im  Mai  und  ihr  Einfluß  auf  den  Nieder- 
schlag. Von  Aug.  Thraen.2)  —  Zur  Untersuchung  der  gestellten  Frage 
wurden  die  Stationspaare  Altenberg-Passau  und  Karlsruhe- Villingen  gewählt, 
die  nordsüdlich  übereinander  liegen.  Das  Ergebnis  ist  folgendes:  In  den 
täglichen  Niederschlagswerten  für  den  Monat  Mai,  bezogen  auf  die  Periode 
1891 — 1910,  zeigt  sich  ein  deutlicher  Einfluß  der  Mai  wärmedepressionen 
auf  den  Niederschlag  in  der  Weise,  daß  dieser  geringer  wird.  Von  den 
6  Temperaturdepressionen,  die  nach  Friesenhof  3)  nachweisbar  sind,  beein- 
flussen den  Niederschlag  am  meisten  die  letzte  (28. —  31.)  und  die  Eis- 
männerperiode (11. — 14.).  Eine  dritte  noch  deutlich  nachweisbare  Nieder- 
schlagsdepression ist  vorhanden  zur  Zeit  bezw.  kurz  nach  der  Zeit 
der  Friesenhof'schen  Wärmedepression  (22. — 23.).  Weiterhin  zeigte  sich, 
daß  auch  auf  die  Regenwahrscheinlichkeit  (Eintritt  geringer  Niederschläge) 


1)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,  505-507.  —  2)  Ebend.  380—396.  —  S)  Dies.  Jahresber.  1904,  8. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     1.   Atmosphäre.  7 

für  die  einzelnen  Tage  des  Monats  Mai,  die  dritte,  vierte  und  sechste 
Temperaturdepression  einen  sehr  deutlich  nachweisbaren  Einfluß  haben. 

Die  Wärmedepressionen  im  Mai  und  ihr  Einfluß  auf  den  Nieder- 
schlag an   der  deutschen  Nord-  und  Ostseeküste.    Von  Aug.  Thraen.^) 

—  Da  im  Vorausgehenden  der  Zusammenhang  zwischen  den  Kälterückfällen 
und  einer  relativen  Niederschlagsarmut  im  Mai  nur  an  Stationen  mit 
mehr  kontinentalem  Charakter  nachgewiesen,  allgemein  Gültiges 
für  Deutschland  damit  aber  nicht  erbracht  ist,  wurde  die  gleiche 
Frage  auch  für  deutsche  Küstenstationen  (Borkum,  Wilhelmshaven,  Keitum, 
Hamburg,  Kiel,  Wustrow,  Swinemünde,  Neufahrwasser  und  Memel)  vom  Vf. 
erörtert.  Die  Prüfung  der  täglichen  Niederschlagsmittel  im  Mai  für  die 
genannten  9  Küstenorte  ergab  nun  als  Tatsache,  daß  auch  hier  ein  Einfluß 
der  Wärmedepression  im  Mai  auf  den  Niederschlag  sich  feststellen  läßt, 
und  zwar  genau  wie  bei  den  süddeutschen  Stationen  in  der  Weise,  daß 
sich  zur  Zeit  der  Wärmedepressionen  ein  Rückgang  des  Niederschlags 
geltend  macht,  sowohl  dem  absoluten  Ertrage  nach  als  auch  nach  der 
Wahrscheinlichkeit  für  den  Eintritt. 

Über  den  Einfluß  der  täglichen  Luftdruckänderungen  (Isallo- 
baren)  auf  das  Wetter  in  den  nördlichen  österreichischen  Alpen- 
ländern. Von  O.  von  Myrbach-Rheinfeld.-)  —  Als  Stationen  zur  Bil- 
dung von  Wettermitteln  wurden  verwendet:  Feldkirch,  Zams,  Innsbruck, 
Waidring,  Zell  a.  S.,  Salzburg,  Kremsmünster,  Ischl,  Scheibbs,  St.  Polten 
und  Wien.  Zur  Charakterisierung  des  Wetters  dienten  dessen  wichtigste 
Elemente  (im  Inlande),  nämlich  Bewölkung  und  Niederschlag  je  nach  dem 
Grade  ihrer  Intensität  und  der  Dauer  ihres  Auftretens.  —  Das  Ergebnis 
der  vorliegenden  Arbeit  läßt  sich  dahin  zusammenfassen,  daß  das  Wetter 
in  den  nördlichen  österreichischen  Alpenländern  stark  beeinflußt  wird 
durch  das  Steigen  und  FaUen  des  Luftdruckes  in  der  Weise,  daß  steigen- 
dem Druck  schlechteres,  fallendem  schöneres  Wetter  entspricht,  d.  h.  daß 
im  allgemeinen  das  schlechte  Wetter  in  einem  Steiggebiet  herrscht;  und 
zwar  ist  es  um  so  schlechter,  je  stärker  der  Druck  steigt,  am  schlechtesten 
also  im  Centrum  des  Steiggebietes,  umgekehrt  ist  das  Wetter  in  einem 
Fallgebiet  schön,  am  schönsten  im  Centrum  desselben.  Der  Einfluß  der 
absoluten  Höhe  des  Luftdruckes,  der  ein  angenähertes  Kriterium  darstellt 
für  zyklonale  oder  antiz^^klonale  Wetterlage,  ordnet  sich  dem  Einfluß  der 
Isallobaren  unter.  Dieser  letztere  kommt  um  so  mehr  zur  Geltung,  je 
tiefer  der  Absolutwert  des  Luftdruckes,  also  je  zyklonaler  die  Lage  ist. 
Neben  der  Luftdruckverteilung  und  den  Isallobaren  üben  noch  die  oro- 
graphischen  Verhältnisse  in  dem  betrachteten  Gebiet  einen  ganz  wesent- 
lichen Einfluß  auf  das  Wetter  aus. 

Über  die  Größe  der  jährlichen  Verdunstung  auf  Schweizer-Seen 
am  nordalpinen  Fuß.  Von  J.  Maurer.  3)  —  Für  die  Ermittlung  der 
Verdunstung  nach  der  vom  Vf.  besonders  ausgearbeiteten  Methode  waren 
erforderlich  die  dem  See  zuströmenden  und  aus  ihm  abgehenden  Quanti- 
täten an  Wasser,  die  Änderung  der  Seespiegelhöhe  und  die  auf  die  See- 
oberfläche  gefallenen   Regenmengen   festzustellen.     Die   Hauptresultate   der 


1)   Das  Wetter  1913,  30,  247—256  u.  270-280.  —  2)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,   18—28. 
S)  Ebend.  209—213. 


8  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

ganzen  Beobachtungsreihe  ergeben  im  Jahreslauf  für  die  totale  Ver- 
dunstung auf  dem  Zugersee  (417  m  ü.  d.  Meere)  und  Ägerisee  .(727  m 
ü.  d.  Meere)  nach  Monats-  und  Jahressumme  die  nachstehenden  Werte: 

Zugeraee  1911—1912. 
Dec.  Jan.  Febr.  März  April  Mai 

mm 35  45  60  50  55  75 

Temp.  der  "Wasserfläche  6,6-8,7     4,5—5,8      4,8-6,7      7,9-8,5      8,8-  9,9  13,2—16,50 

Jani  Jnli  Aug.  Sept.  Oct.  Nov. 

mm 95  ISO  75  65  55  35 

Temp.  der  Wasserfläche  16,9—20,1  19,9—20,5  20,0—18,4  16,5—14,2  12,5—10,6  8,5— 7,3»  J 


Jahres- 
verdunstung' 
775  mm 


Jahres- 

■  Verdunstung 

740  mm 


Ägerisee  1911—1912. 

Dec.  Jan.  Febr.  März  Aprü  Mai 

mm 24  40  55  65  60  75 

Temp.  der  Wasserfläche  4,8—5,5    5,1-4,5     4,2-5,2     6,9-6,3     5,7-7,6     17,1—15,00 

Juni  Juli  Aug.  Sept.  Oct,  Nov. 

mm 90  105  85  60  45  35 

Temp.  der  Wasserfläche  15,9-18,0  18,9-19,8  18,1—17,8  16,1—13,2  11,9-9,7    7,8— 6,5« 

Vorstehende  Beträge  über  die  Jahresverdunstung  der  beiden  Seen  — 
im  Mittel  nahe  750  mm  —  erscheinen,  in  Anbetracht  des  vorwiegend 
kühlen  und  namentlich  von  Ende  Juli  bis  Mitte  September  sehr  regnerischen 
Sommers  1912,  immer  noch  relativ  groß.  Für  einen  durchaus  trockenen 
Jahrgang,  insbesondere  mit  warmem  Sommer  und  Herbst,  dürfte  jene  Zahl 
der  Jahresverdunstung  auf  unseren  Seen  im  Mittelklima  der  schweizerischen 
Hochfläche,  sich  wohl  dem   Werte  von  900  mm  nähern. 

Sonnenschein,  Bewölkung,  Niederschläge  und  Verdunstung  in 
Kimberley.  Von  J.  R.  Sutton.^)  —  Durchschnittliche  monatliche  Beob- 
achtungsergebnisse von  1894 — 1910. 

Jan.   Febr.  März    April     Mai     Juni    Juli    Aug.    Sept.    Oct.     Nov.     Dec.    Jahr 

Sonnenscheindauer  in  Stunden. 
9,92     9,25    8,98    8,97     8,57*    8,67     8,85    9,38    9,53     9,98    10,65     10,42    9,43 

Bewölkung  in  Prozenten. 
42       44        38       29        25        19       17*     17*      28        36        32         38       30 

Niederschlagsmenge  (in  engl.  Zollen?). 
77        78        77      45        22  6  6        3*       21        25        38         60      458 

Niederschlagstage. 
11,6     10,8     11,6      7,7       4,8       2,0      1,8     1,4       2,9      5,8       6,6        9,8      76,8 

Verdunstung  in  mm. 
211     161      136       95        67       52*      58      87       125     |169      203       229      1593 

Die  Solarkonstante  und  ihre  Schwankungen.  Von  C.  G.  Abbot, 
F.  E.  Fowle  und  L.  B.  Alderich.  ■'^)  —  Langwierige  Untersuchungen  über 
die  Intensität  der  Sonnenstrahlung  und  die  Ursachen,  deren  Schwankungen 
an  verschiedenen  Orten  der  Erde  führten  zu  folgenden  hauptsächlichen 
Ergebnissen:  1.  Der  mittlere  Wert  der  Solarkonstante  der  Strahlung  für 
die  Epoche  1905  —  1912  ist  1,929  cal.  pro  qcm  und  Minute.  2.  Eine 
Zunahme  in  der  „Solarkonstante"  um  0,07  cal.  pro  qcm.  und  Minute   wird 


1)  Agric.  Joum.  of  the  Union  of  South  Affica  1911,  Mai -Heft;  ref.  nach  Meteorol.  Ztschr.  1913, 
30,  314  u.  315.  —  2)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,  257—261. 


A.   Quellen  der  Pflanzeuemährung.     1.  Atmosphäre.  9 

begleitet  von  einer  Zunahme  der  Sonnenfleckenzahlen  um  100.  3.  Durch 
zahlreiche,  fast  gleichzeitige  Messungen  der  Solarkonstante  auf  dem  Mount 
Wilson,  Kalifornien  und  zu  Bassour,  Algerien,  wurde  nachgewiesen,  daß 
die  Sonnenstrahlung  einer  unregelmäßigen  Änderung,  die  häufig  über 
0,07  cal.  pro  qcm  und  Minute  hinausgeht,  und  einem  Intervall  von  10  Tagen 
folgt,  unterliegt.  4.  Andeutungen  in  zwei  gänzlich  voneinander  unab- 
hängigen Erscheinungen  veranlassen  die  Vff.,  der  Ansicht  zuzuneigen,  daß 
die  Schwankungen  der  Sonnenstrahlung  durch  die  Sonne  selbst  verursacht 
sind  und  nicht  vielleicht  durch  zwischen  Sonne  und  Erde  vorhandene 
meteorische  Staub-  oder  andere  Erscheinungen. 

Schwächung  der  Sonnenstrahlung  im  Sommer  und  Herbst  1912 
nach  dem  Sonnenscheinautographenstreifen  von  Innsbruck.  Von 
A.  Schedler.  ^)  —  Zur  Beantwortung  vorliegender  Frage  wurden  auf  den 
Streifen  der  Sonnenscheinregistriernngen  die  Zeitpunkte  des  Beginns  und 
Endes  der  Brennspur  au  klaren  Tagen  des  Jahres  1912  mit  den  analogen 
Zeiten  des  Jahres  1911  verglichen  und  für  die  Monate  Juni  bis  November 
jeweils  graphisch  zur  Darstellung  gebracht.  Aus  beiden  Diagrammen  er- 
sieht man  das  Auftreten  dieser  Schwächung  zum  ersten  Male  Ende  Juni. 
Während  des  Juli  und  August  1912  betrug  die  scheinbare  Verspätung  des 
Sonnenaufganges  sowie  die  Yerfrühung:  des  Sonnenunterganges  gegen  1911 
im  Durchschnitt  20  Minuten.  Ende  August  scheint  die  Schwächung  etwas 
nachzulassen.  Bei  beiden  Diagrammen  tritt  dann  die  neue  Schwächung 
von  Mitte  September  bis  Mitte  Oktober  und  zwar  in  viel  stärkerem  Grade 
(Maximum  beiderseits  50  Minuten)  hervor.  Im  November  war  die  Störung 
beendet.  Beginn  und  Ende  der  Brennspuren  des  Jahres  1912  stimmen 
dann  wieder  mit  denen  des  Jahres  1911  überein,  wie  von  der  Störung 
im  Juni. 

Die  Ursache  der  ungewöhnlichen  Trübung  der  Atmosphäre  im 
Sommer  1912.  Von  G.  Hellmann.-)  —  Von  Ende  Juni  bis  in  den  Spät- 
herbst des  Jahres  1912  konnte  in  Europa  allgemein  mit  bloßem  Auge  ein 
blaßblauer  Himmel  und  eine  rote  Färbung  der  Sonne  bei  tiefem  Stande 
bemerkt  werden.  Dazu  kamen  noch  die  an  einigen  Observatorien  festge- 
stellten Nebenerscheinungen,  ebenfalls  allgemeiner  Natur,  wie  die  Schwächung 
der  Intensität  der  Sonnenstrahlung,  die  verkürzte  Zeitdauer  in  der  Regi- 
strierung der  Sonnenscheindauer  und  die  Störung  in  der  Polarisation  des 
Himmelslichtes.  Vereinzelt  und  selten  kamen  auch  Dämmerungserscheinungen 
ungewöhnlicher  Art  vor.  Die  fraglichen  Phänomene  am  Himmel  biingt  der 
Vf.  mit  dem  Ausbruch  des  Vulkans  Katmai  in  einen  ursächlichen  Zusammen- 
hang. Auf  der  Halbinsel  Alaska  gingen  nämlich  in  der  Zeit  vom  6.  bis 
8.  Juni  1912  mehrere  gewaltige  Eruptionen  von  dem  genannten  Vulkan 
aus,  die  von  ungeheurem  Aschenregen  begleitet  waren.  In  130  km  von 
dem  Berge  Katmai  auf  der  Insel  Kodiak  fiel  in  jenen  Tagen  bspw.  eine 
Aschenschicht  von  45  cm.  Nebenbei  bemerkt  war  die  Asche  von  ganz 
besonderer  Feinheit.  Die  Vulkanasche  dürfte  sich  mit  der  allgemeinen 
Westdrift  der  oberen  Luftschichten  ostwärts  ausgebreitet  haben,  da  sie 
nach  den  vorliegenden  Nachrichten  zuerst  am  21.  Juni  auf  dem  Inlandeis 
von  Grönland  beobachtet  wurde. 


1)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,  193  u.  194.  —  2)  Ebend.  34—36. 


Mm. 

Mas. 

Mittel 

Min. 

Mas. 

Mittel 

937 

1773 

1432 

582 

1124 

781 

1260 

3952 

2402 

540 

1296 

722 

1536 

2016 

1786 

582 

1554 

962 

1008 

2304 

1643 

504 

1124 

773 

937 

3952 

1885 

504 

1554 

805 

10  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Die  chemische  Beleuchtungskraft  des  Sonnenscheines  im  Sommer 
1912  im  Vergleich  zu  jener  der  letzteren  Jahre.     Von  W.  D.  Lenkei.  ^) 

—  Nachstehende  Tabelle  gibt  in  KH- Werten,  d.  h.  Kilo  (tausend)  Hefner- 
Meter-Sekunden  die  ßeleuchtungskraft  des  Sonnenscheins  im  Sommer  der 
Jahre  1906  —  1912  an. 

1906—1910  1911  1912 

Min.  Mas.  Mittel 

6.— 30.  Juni         _  _  _ 

1.— 31.  Juli         _         _  _ 

1.-31.  Aug.        _  _  _ 

1.— 30.  Sept.        _  _  _ 

Juni— Sept.        850  2215  1484 

(Die  "Werte  der  Jahre  1906 — 1910  beziehen  sich  nur  auf  den  Zeitraum 
zwischen  16.  Juni  bis  15.  Sept.) 

Die  Mittelwerte  der  Beleuchtungskraft  der  Sonnenstrahlung  verhalten 
sich  nach  den  obigen  Angaben  im  Sommer  der  Jahre  1906 — 1910  zu 
jener  der  Jahre  1911  und  1912  beiläufig  wie  1  zu  1,1  und  zu  0,5,  die 
maximalen  wie  1  zu  1,8  und  zu  0,7,  die  minimalen  wie  1  zu  1,1  und 
zu  0,6.  —  Die  Intensität  der  Sonnenbeleuchtung  war  also  im  Jahre  1912 
während  des  ganzen  Sommers  geringer  als  in  den  vorangehenden  sechs 
Jahren.  Die  Abschwächung  der  Intensität  ist  besonders  im  Juni  und  Juli 
auffallend.  Nach  anderen  Beobachtungen  war  die  Abnahme  der  Durch- 
lässigkeit der  Atmosphäre  im  Juli  am  ausgesprochensten.  Die  vorliegenden 
Ergebnisse  zeigen  dies  auch  an,  besonders  wenn  man  in  Betracht  zieht, 
daß  das  Verhältnis  der  chemischen  Beleuchtungskraft  der  Sonne  {-}-  des 
zerstreuten  Himmelslichtes)  in  den  Monaten  Juni,  Juli  August  und  September 
infolge  des  verschiedenen  Höhestaudes  der  Sonne  annähernd  1  :  0,96 :  0,84 
:0,63  ist,  wohingegen  dies  in  den  entsprechenden  Monaten  des  Jahres  1912 
gleich  1  :  0,92  : 1,23  :  0,98  war.  Aus  diesen  Zahlen  geht  hervor,  daß  die 
Beleuchtungskraft  der  Sonne,  welche  auch  schon  im  Juni  sehr  abgeschwächt 
war,  im  Juli  verhältnismäßig  noch  mehr,  im  August  und  im  September 
jedoch  schon  im  minderen  Grade  gedämpft  war.  —  Bemerkenswert  ist 
noch,  daß  die  geschilderten  Verhältnisse  im  Sommer  1911  im  Vergleich 
zu  den  vorangehenden  5  Jahren  gerade  entgegengesetzt  waren,  da  die  In- 
tensität der  chemischen  Beleuchtungskraft  der  Sonnenstrahlung  während 
dieses  ganzen  Sommers  im  Mittel  um  30  Yo»  ^^s  Maxiraum  derselben  so- 
gar um  beinahe  80  ^o  höher  war  als  in  den  Jahren  1906 — 1910,  in 
welchen  sich  diesbezüglich  untereinander  keine  w^esentliche  Abweichung  zeigte. 

Das  Verhältnis  des  Waldes  und  Gebirges  zur  Erhaltung  des 
Schnees.  Von  J.  E.  Church.'-)  —  Die  Untersuchungen  über  vorstehendes 
Problem  wurden  auf  kahlen  und  bewachsenen  Hängen  und  Gipfeln  des 
Mount  Rose  in  der  Sierra  Nevada  während  mehrerer  Jahre  ausgeführt. 
Die  Beobachtungen  verfolgten  unter  anderem  den  Zweck,  festzustellen,  wie 
große  "Wassermengen  aus  den  vorhandenen  Schneemassen  für  die  Be- 
wässerung von  Viehweiden  und  Ländereien  gewonnen  werden  können  und 
zu  welcher  Zeit  der  größte  Wasserabfluß  erfolgen  wird.  Die  zahlreichen 
vergleichenden  Schneemessungen  auf  freiliegenden,  vegetationslosen,  mit 
Busch-  und  Strauchwerk  überzogenen  und  mit  Wald  von  den  verschiedensten 


1)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,  151—153.  —  2)  Ebend.  1—10. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     1.   Atmosphäre.  11 

Bestands-  und  Schlußverhältnissen  bestockten  Flächen  lieferten  in  der 
Hauptsache  das  Ergebnis,  daß  die  Wälder  das  Schmelzen  des  Schnees 
verhindern  und  so  den  Wasserabfluß  gerade  zu  den  Zeiten  verzögern,  zu 
denen  Überschwemmungen  im  normalen  Verlaufe  stattfinden.  Ebenso  un- 
bestreitbar ist  es,  daß  Wälder,  die  zu  dicht  sind,  die  größte  Wirksamkeit 
zur  Bewahrung  des  Schnees  nicht  erreichen.  Anderseits  wird  das  An- 
pflanzen von  Schutzgehölzen  in  wichtigen  Lagen  auf  ungeschützten  Ab- 
hängen die  Fähigkeit  zur  Aufbewahrung  des  Schnees  stark  vermehren. 
Neben  dem  Wald  ist  die  Erhebung  einer  der  ersten  Faktoren  in  der  Er- 
haltung des  Schnees.  In  der  Menge  des  verfügbaren  Schnees  bewirkt  so- 
gar  schon    ein  Unterschied  von    1000  Fuß    einen    merklichen   Unterschied. 

Aufblühen  und  Fruchtreife.  Von  J.  Hegyfoky.^)  —  Die  ver- 
schieden lange  Zeit  dauernde  Fruchtreife  vieler  Obst-,  Beeren-  und  Gretreide- 
sorten  findet  nach  des  Vf.  vergleichenden  Beobachtungen  an  ein  und  den- 
selben Baum-  und  Strauchexemplaren  (in  Deutschland,  Ungarn  und  Sieben- 
bürgen) ihre  Erklärung  in  dem  Zeitpunkte  des  Aufblühtages.  Fällt  das 
Aufblühen  nämlich  auf  frühere  Kalendertage,  dann  vergeht  gewöhnlich  ein 
längerer  Zeitraum  bis  zur  Fruchtreife,  als  wenn  der  Aufblühetermin  ein 
späterer  ist  oder  kürzer  ausgedrückt,  je  früher  das  Aufblühen,  desto 
länger  der  Zeitraum  der  Fruchtreife.  Die  Ursache  dieser  Erscheinung 
liegt  im  Witterungsgang,  welcher  im  April  und  Mai  veränderlicher  (haupt- 
sächlich kälter  und  ärmer  an  Sonnenschein)  ist  als  im  Juni  und  Juli. 
Daher  kommt  es,  daß  z.  B.  Vitis  vinifera  und  Zea  Mays  zu  Hermannstadt 
in  Siebenbürgen  in  je  20  Jahren  nur  2,4  bezw,  3  Tage  Abweichung 
(89,3—86,9  =  2,4:  61,2—58,2  =  3,0)  aufweisen,  wo  doch  die  früher 
blühenden  Arten  wie  Prunus  avium  und  Ribes  rubrum  viel  größere  Diffe- 
renzen von   10,8  bezw.   7,0  Tagen  dartun. 

Untersuchungen  über  den  Blattausbruch  und  das  sonstige  Ver- 
halten von  Schatten-  und  Lichtpflanzen  der  Buche  und  einiger 
anderer  Laubhölzer.  Von  Engler.'-)  —  Die  Beobachtungen  und  Unter- 
suchungen des  Vf.  erstreckten  sich  hauptsächlich  auf:  I.  den  Blattaus- 
bruch im  Walde;  IL  das  Verhalten  verpflanzter  Licht-  und 
Schattenbuchen,  teils  Schlagpflanzen,  teils  im  Garten  erzogener 
Buchensämlinge;  III.  das  Verhalten  von  Licht-  und  Schatten- 
buchen in  Töpfen;  IV.  die  Beschaffenheit  der  Licht-  und 
Schattenknospen;  V.  den  Einfluß  der  Witterung  auf  den  Blatt- 
ausbruch. —  Die  Ergebnisse  und  Schlußfolgerungen  der  vorliegenden 
Arbeit  lauten  in  gekürzter  Form,  vorerst  für  die  Abschnitte  I — IV  folgender- 
maßen: 1.  Der  Verlauf  des  Blattausbruchs  beruht  auf  der  Eigen- 
schaft der  im  Schatten,  d.  h.  im  gedämpften,  diffusen  Lichte,  gebildeten 
Knospen,  früher  auszutreiben  als  die  im  stärkeren  Lichte  entstandenen.  Je 
mehr  sich  der  Lichtgenuß  eines  Sprosses  dem  Mindestmaße  des  für  die 
betreffende  Art  notwendigen  Lichtgenusses  nähert,  desto  früher  treiben 
seine  Knospen  im  Vergleiche  zu  den  Knospen  besser  beleuchteter  Sprosse 
aus.  2.  Verpflanzt  man  junge,  unter  Bestandsschirm  erwachsene 
Buchen    ins    Freie    oder    bringt    man    umgekehrt    unbeschirmte    Buchen- 


1)  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30,  360—362.  —  2j  Mitt.  d.  Schweiz.  Ctrlanst.  f.  d.  forstl.  Versuchsw. 
X.  Bd.,  2.  Heft.  Zürich,  Kommissions- Verl.  von  Beer  &  Co.,  1911;  ref.  nach  Allg.  Forst-  u.  Jagd-Ztg. 
1913,  89,  25—31. 


12  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

pflanzen  aus  dem  Freien  in  den  Schatten  des  Waldes,  so  behalten  die 
Pflanzen  kürzere  oder  längere  Zeit  ihre  specifischen,  unter  bestimmten 
Lichtverhältnissen  erworbenen  Eigenschaften  auf  dem  neuen  Standorte  bei. 
Sie  vermögen  sich  nur  nach  und  nach  den  neuen  Licht  Verhältnissen  anzu- 
passen, a)  Die  ans  Licht  gebrachten  Schattenbuchen  treiben  mehrere 
Jahre  früher  aus  als  die  neben  ihnen  stehenden  Lichthuchen,  und  um- 
gekehrt bleiben  die  Lichtbuchen  unter  Schirm  im  Treiben  zurück, 
b)  Die  Schattenbuchen  behalten  im  Freien  die  unter  Schirm  an- 
genommene Gestalt  (Zweig-  und  Blattstellung)  eine  Reihe  von  Jahren  bei 
und  verändern  dieselbe  nur  allmählich  in  einer  den  neuen  Lichtverhält- 
nissen entsprechenden  Weise,  c)  Auch  die  specifischen  Eigentümlichkeiten 
im  anatomischen  Bau  der  Blätter  verlieren  Licht-  und  Schattenbuchen 
nach  vollzogenem  Wechsel  der  Beleuchtung  nach  und  nach.  Die  Wirkung 
einer  bestimmten  Lichtstärke  auf  die  Sprosse  kann  also  noch  andauern, 
nachdem  ihr  Lichtgenuß  längst  ein  anderer  geworden  ist.  Die  Wirkung 
überdauert  die  Ursache.  Die  einmal  im  Gange  befindlichen  physio- 
logischen Processe  haben  ein  gewisses  Beharrungsvermögen.  3.  Im 
Schatten  erzogene  Saatbuchen  treiben  ebenfalls  zeitiger  aus  als  un- 
beschattete.  Die  Nachwirkungen  der  Lichtintensität  sind  aber  bei  jungen 
1 — 3jährigen  Pflanzen  unbedeutend,  und  Schatten-  und  Lichtpflanzen 
können  daher  ohne  besondere  Gefahr  ans  Licht  oder  in  den  Schatten  ver- 
setzt werden.  Nur  beim  Anbau  im  Freien  ergab  sich  ein  kleiner  Unter- 
schied im  Gedeihen  der  Pflanzen  zugunsten  der  Lichtbuchen.  4.  Seitliche 
Beschattung  begünstigt  in  der  Jugend  das  Höhenwachstum  der  Buche. 
5.  Die  Beleuchtung  der  Triebe  übt  folgenden  Einfluß  auf  die  Be- 
schaffenheit der  Buchenknospen  aus:  a)  Die  Lichtknospen  sind  größer, 
schwerer,  derber  und  fester  verschlossen  als  die  Schattenknospen,  b)  Die 
Lichtknospe  enthält  die  Anlage  zu  einem  längeren,  blattreicheren  Früh- 
lingstriebe als  die  Schattenknospen,  d)  Der  typische  anatomische  Bau  der 
Licht-  und  Schattenblätter  ist  schon  in  den  Blattanlagen  der  Knospen  aus- 
gebildet. Bezüglich  des  Y.  Abschnitts  „Einflusses  der  Witterung 
auf  den  Blattausbruch"  gelangte  der  Vf.  auf  Grund  seiner  phäno- 
logischen  und  meteorologischen  Beobachtungen  zu  folgenden  Sätzen:  1.  Im 
Frühling  vor  dem  Blattausbruch  weist  das  Klima  unter  dem  Kronen- 
dach des  Laubwaldes  nachstehende,  für  die  niedrige  Vegetation  wichtige 
Besonderheiten  auf:  a)  Die  Lichtintensität  ist  infolge  der  fehlenden  Be- 
laubung verhältnismäßig  groß,  b)  Die  relative  Luftfeuchtigkeit  ist  auch 
im  unbelaubten  Buchenwalde  etwas  größer  als  im  Freien,  c)  Die  vom 
trockenen  Luftthermometer  angezeigten  Tagestemperaturen  sind  zwar  im 
Freien  etwas  höher  als  unter  kahlem  Laubholzschirm;  allein  das  feuchte 
Luftthermometer  erreicht  dort  denselben  mittleren  Stand  wie  im  Freien. 
Daraus  ist  zu  schließen,  daß  die  für  die  Pflanzen  fühlbare  Luft- 
temperatur unter  Bestandesschirm  und  im  Freien  ungefähr  die  gleiche 
ist.  Die  zeitweise  Erwärmung  der  Pflanzen  durch  direkte  Bestrahlung  ist 
allerdings  im  Freien  größer,  d)  Die  nächtliche  Wärmeausstrahlung  und 
Abkühlung  der  Pflanzen  ist  auch  unter  kahlem  Laubholz  wesentlich  kleiner 
als  im  Freien,  in  Höhen  von  0 — 2  m  über  dem  Boden.  2.  Schroffe 
Temperaturschwankungen  üben  einen  starken  Wachstumsreiz  auf  die 
Knospen    unserer    Laubhölzer   aus.     Buche   und    Bergahorn    reagieren    be- 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     1.   Atmosphäre.  13 

sonders  leicht  auf  diesen,  das  Schwellen  und  die  Streckung  der  Knospen 
veranlassenden  Reiz.  Warme  Nächte  und  Sonnenschein  fördern  dagegen 
in  hohem  Maße  das  Hervorbrechen  und  die  Ausgestaltung  von  Blättern 
und  Trieben.  Unter  Bestandsschirm  wirken  die  verminderte  nächtliche  Ab- 
kühlung und  die  höhere  relative  Luftfeuchtigkeit  günstig  auf  das  Wachstum 
der  jungen  Triebe.  3.  Direktes  Sonnenlicht  begünstigt  das  Austreiben 
von  Licht-  und  Schattenknospen.  Intensive  Bestrahlung  ist  sowohl 
dem  Schwellen  der  Knospen  wie  dem  Hervorbrechen  und  der  Ausbildung 
der  Knospen  förderlich.  4.  Die  schnellere  Wirkung  äußerer  Einflüsse  auf 
die  Schattenknospen  ist  auf  ihre  morphologischen  und  physiologischen 
Eigenschaften  zurückzuführen. 

Die  Beziehung  zwischen  Regenmenge  und  Milchertrag.  Von 
L.  Anderson.  ^)  —  Nach  den  Aufzeichnungen  des  Vf.  über  die  regelmäßige 
und  ökonomische  Untersuchung  der  Kühe  für  die  Production  von  Milch 
und  Butterfett  scheinen  diese  Erträge  in  einem  gewissen  Zusammenhang 
mit  den  jeweiligen  Niederschlägen  zu  stehen.  Im  Jahre  1909  war  nämlich 
die  Niederschlagsmenge  5,75  engl.  Zoll  (=  146  mm)  über  normal,  während 
sie  in  den  Jahren  1910  und  1911  mit  16,24  (=412  mm)  bezw.  16,04 
engl.  Zoll  (=407  mm)  unter  der  normalen  blieb.  Trotz  der  großen 
Abnahme  in  der  Regenmenge  während  der  letzten  2  Jahre  und  der  nach- 
teiligen Wirkung  auf  die  Gras-  und  Futterverhältnisse  nahm  im  allgemeinen 
der  mittlere  Ertrag  an  Milch  und  Fett  zu. 

Die  Vegetation  unter  dem  Einfluß  des  trockenen  Sommers  1911 
im  nördlichen  Jura.  Von  H.  Christ-)  —  Der  Vf.  zählt  die  Gräser  und 
Kräuter  mit  Namen  auf,  die  unter  der  Hitze  im  Sommer  1911  stark  litten 
oder  ganz  vertrockneten.  Im  Gegensatze  zu  solchen  Pflanzen  zeigten  andere 
Kräuter  wie  Cichorium  Intybus,  Picris  hieracioides,  Coronilla  varia,  Saponaria 
otficinalis  u.  a.  eine  abnorm  starke  Entfaltung  der  Stengel  bezw.  der  Blüten. 
Indigen  sind  diese  Pflanzen  nicht;  nur  ein  so  xerothermer  Sommer  ließ 
sie  in  „südlicher  Fülle"  erscheinen.  Von  Waldbäumen  widerstand  die 
Buche  sehr  gut;  andere  hatten  einen  eigenartigen  Laubabfall  (ohne  Reife- 
oder Herbstfärbung).  Bei  verschiedenen  Sträuchern  (Ligustrum,  Asarum, 
Vinca)  machte  sich  eine  Schlaffheit  der  Blätter  bemerkbar.  Euphrasia 
officinalis  zeigte  schon  anfangs  Juli  viele  Blüten.  Bryonia,  die  Waldform 
der  Aethusa,  Sonchus  oleraceus,  Convolvulus  arvensis  und  Polygonum  avi- 
culare  gediehen  prächtig. 

Der  Einfluß  des  Wetters  auf  die  atmosphärische  Elektricität. 
Von  K.  Kahler.^)  —  Nach  einem  einleitenten  Kapitel  ,,Allgemeines  über 
die  luftelektrischen  Vorgänge''  folgen  die  vier  Abschnitte:  I.  Die  Schwankungen 
des  Erdfeldes,  IL  Die  Schwankungen  des  Leitvermögens  und  der  Träger- 
zahl, III.  Die  Schwankungen  der  luftelektrischen  Ströme  und  IV.  Die 
Schwankungen  der  atmosphärischen  Radioaktivität.  Im  Schluß  führt 
der  Vf.  als  Ergebnis  seiner  Arbeit  an,  daß  ein  recht  vielseitiger  Ein- 
fluß von  Jahres-  und  Tageszeit,  sowie  von  Wetter  überhaupt 
den  gesamten  elektrischen  Zustand  der  Atmosphäre  vorhanden  ist. 


1)  Bull.  Nr.  333  des  College  of  Agriculture  der  Universität  von  Kalifornien ;  ref.  nach  Meteorol. 
Ztschr.  1913,  30,  545.  —  2)  Ber.  d.  Schweiz,  bot.  Ges.  1911.  254—253;  ref.  nach  Ctrlbl.  f.  Bakteriol. 
1912,  37,  II.  140.  —  3)  Das  Wetter  1913,  30,  49—56,  128—133    145  u.  173—178. 


14  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Die  Dürre  des  letzten  Sommers  im  Walde.     Von  Krug.  ^)  —  Der 

Vf.  kommt  auf  Grruud  seiner  Beobachtungen,  die  er  in  größeren  Wald- 
gebieteu  sammelte,  zu  nachstehenden  Schlußfolgerungen:  1.  Lockere,  leichte 
Böden  haben  der  schädlichen  Wirkung  der  Trockenheit  bedeutend  besser 
widerstanden  als  schwere  bindige  und  zwar  durch  geringere  Verdunstung 
des  Wassers  infolge  geringerer  Kapillarleitung.  2.  Die  Fichte  hat  am 
meisten  gelitten  und  zwar  wegen  ihrer  flachstreichenden  Wurzeln,  sowie 
ihres  hohen  Anspruchs  an  Bodenfrische  und  Luftfeuchtigkeit.  3.  Der 
Schaden  war  in  erster  Linie  durch  das  Maß  der  Tiefgriindigkeit  des  Bodens 
bedingt  und  läßt  sich  durch  unmittelbare  Sonnenbestrahlung  in  vielen 
Fällen  nicht  erklären,  weil  Oberschirm  und  Seitenschutz  das  Verdorren  der 
Pflanzen  nicht  verhindern  konnten.  —  Hierzu  gibt  der  Herausgeber  des  Forst- 
wissensch.  Ctrbl.  H.  v.  Fürst  eine  Anfügung,  in  welcher  die  Holzarten 
unserer  Wälder  der  Reihe  nach  hinsichtlich  ihrer  Dürreschäden  behandelt 
werden. 

Die  Hitze  und  Dürre  und  ihre  Wirkungen  in  dem  Diluvialsand- 
gebiete der  Mainspitze,  insbesondere  in  der  großherzogl.  Oberförsterei 
Kelsterbach.  Von  Schenk  v.  Schmittburg.-)  —  In  dem  angegebenen 
Gebiete  gingen  im  Jahre  1911  Kiefern-  und  Weymouthskiefern-Kulturen 
massenhaft  zugrunde.  Dazu  kam  noch,  daß  an  den  abgestorbenen  Bäumchen 
Pissodes  notatus  auftraten  und  so  für  die  am  Leben  gebliebenen  jungen 
Pflanzen  weitere  Gefahren  brachten. 

Verhalten    erwachsener    Fichten    gegen    Dürre    und    Frost.      Von 

Heck.  ^)  —  Im  Forstbezirk  Möckmühl  im  Nordwesten  Württembergs  konnte 
der  Vf.,  je  nach  der  Bodenbeschaffenheit  und  der  Exposition,  das  Eingehen 
größerer  und  geringerer  Mengen  von  Fichten  feststellen.  Selbst  Fichten- 
stangen- und  Baumhölzern  wurde  die  Trocknis  verderbenbringend.  Nach 
den  direkten  Messungen  des  Vf.  an  Bohrspänen  und  Stammscheiben  hatte 
die  Dürre  jedoch  keine  Zuwachsverluste  an  der  Holzsubstanz  im  Gefolge. 
Der  Zuwachs  im  Jahre  1911  war  völlig  normal,  was  wohl  darin  seinen 
Grund  hat,  daß  die  Bildung  des  Jahrringes  im  Mai  und  Juni,  wo  es 
regnete,  bereits  erfolgt  war.  —  Eine  weitere  Beobachtung  machte  der 
Yf.  au  jüngeren  und  älteren  Fichten,  die  inmitten  von  Laubholz  standen. 
Viele  der  Fichten  zeigten  im  Winter  1911/12  meterlange,  klaffende  Frost- 
risse. Der  trockene  Sommer,  der  regnerische  September,  der  auffallend 
nasse  Spätherbst  und  Winteranfang  im  Jahre  1911  in  Verbindung  mit 
dem  eisigen  Nordostwind  im  Januar  1912  gaben  Veranlassung  zu  dem 
Auftreten  jener  Frostschäden. 

Das  Brennen  der  Waldbäume.  Von  Eulefeld,*)  —  Außergewöhn- 
liche Dürreschäden  traten  auch  in  den  Waldungen  des  Vogelsbergs,  die  auf 
Buntsaudstein  und  Basalt  stocken,  auf.  An  den  südlichen  Bestandsränderu 
starben  die  Fichtenstämme  mehrfach  in  Streifen  bis  zu  15  und  mehr 
Meter  Breite  ab.  An  diesen  Stellen  und  auch  da,  wo  ältere  Fichten- 
pflanzkulturen  gruppenweise  eingingen,  war  der  Boden  flachgründig  und 
steinig.  Nach  des  Yf.  Anschauung  spielte  im  Sommer  1911  das  un- 
mittelbare   Sonnenlicht    bei    stets    heiterem    Himmel    und    bei    vermehrter 


1)  Forstwsch.  Ctrlbl.  1912,  34  (611,  81—89.  —  2)  Allg.  Forst-  u.  Jagd-Ztg.  1912,  88,  212—216. 
—  8)  Forstwsch.  arlbl.  1912,  34,  (56),  600-607.  —  S)  Allg.  Forst-  u.  Jagd-Ztg.  1912,  88.  336-342. 


A.   Quellen  der  Pflanzenemährung.     1.   Atmosphäre.  15 

Wärme  eine  ganz  bedeutende  Rolle  bei  dem  Vernichtungswerk.  Vermehrt 
wurde  der  Schaden  von  lacht  und  "Wärme  noch  ganz  wesentlich  durch 
den  Rückprall,  den  Licht  und  Wärme  durch  Bäume,  Steine  und  wohl  auch 
Wasserflächen  erfuhren.  Anknüpfend  an  diese  Tatsache  verbreitet  sich  der 
Vf.  im  weiteren  über  den  schädlichen  Einfluß  der  Waldbäume  auf  die  Ge- 
wächse der  anstoßenden  Grundstücke  und  zwar  landwirtschaftlicher  wie 
forstwirtschaftlicher  Art  (Brennen). 

Hitzerisse  an  Fichten.  Von  A.  Flander.  i)  —  Der  Vf.  teilt  seine 
Beobachtungen  an  gerissenen  Fichten  in  Mittel-  und  Unterfranken  während 
des  Monats  August  1911  mit  und  gibt  auch  eine  Erklärung  für  diese  Er- 
scheinungen, Die  betreffenden  Risse  gingen  oft  bis  zum  Mark  und  waren 
in  der  gesamten  Baumlange  zu  verfolgen.  Die  Himmelsrichtung  der  Risse 
ist  ganz  verschieden.  Im  Laufe  des  September  1911  mehrten  sich  die 
gerissenen  Fichten  in  manchen  Beständen. 

Einfluß  der  Feuchtigkeitsverhältnisse  auf  Pinus-Arten.  Von 
Hergt.  2)  —  An  Zweigen  von  Pinus  silvestris  und  P,  nigra  zeigt  der 
Vf.:  Die  im  Trockenjahr  1911  entstandenen  Nadeln  sind  halb  so  lang  als 
die  von  1912.  Der  aufTällig  üppige  Wuchs  der  neuen  (1912)  Nadeln  be- 
dingt ein  schopfiges  Aussehen  der  Zwergspitzen,  das  bei  gewissen  Exem- 
plaren durch  eine  eigenartige  Schlängelung  dieser  Nadeln  noch  eigentüm- 
licher ist. 

Der    Frostschaden    vom    11.— 17.    April    1913.     Von  Voß.^)  —  Die 

in  der  Naelit  vom  10.  auf  11.  April  wohl  in  ganz  Deutschland  einsetzende 
Kälte  verursachte  auch  in  der  Gegend  von  Eberswalde  (bei  Berlin)  einen 
nicht  unerheblichen  Schaden.  Mehr  oder  weniger  stark  wurden  vom  Frost 
folgende  Pflanzen  heimgesucht.  1.  Wald  bäume  und  -sträucher. 
a)  Blätter  beschädigt  bei  Aesculus  hippocastanum,  Carpinus  betulus,  Corylus 
avellana,  Evonymus  europaea,  Lonicera  xylosteum,  Rhamnns  frangula,  Salix- 
Arten,  Sambucus  nigra,  b)  Blüten  beschädigt  bei  Acer  platanoides,  Fraxinus 
excelsior,  ülmus  campestris,  U.  effusa,  U.  montana.  2.  Obstbäume  und 
Beerensträucher,  a)  Blätter  beschädigt  bei  Pirus  communis,  P.  malus, 
Ribes  grossularia,  R.  rubrum,  b)  Blüten  beschädigt  bei  Prunus  avium, 
P.  cerasus,  P.  domestica,  Ribes  rubrum.  3.  Ziersträucher.  Hier  sollen 
nur  die  am  meisten  beschädigten  angeführt  werden,  a)  Blätter  beschädigt 
bei  Cornus  sanguinea,  Lonicera  tartarica,  Symphoricarpus  racemosa,  Syringa 
vulgaris,  zahlreiche  Rosenarten,  b)  Blüten  beschädigt  bei  Cornus  mascula 
Forsythia  viridissima. 

Der    Kälterückfall    vom    10.  zum  11.  April  1913.      Von  J.   Reger. 4) 

—  An  der  Hand  der  nachstehenden  Tabelle  gibt  der  Vf.  eine  Erklärung 
über  die  Ursachen  und  den  Verlauf  des  Kälterückfalles  vom  lö.  auf  den 
11.  April  1913.  Zu  dem  Inhalte  der  Tabelle  sei  noch  bemerkt,  daß  die 
Höhenlage  der  Nullisotherme  (0°  ist  die  kritische  Temperatur  für  die 
Vegetation)  den  Beobachtungen  aus  der  freien  Atmosphäre  über  Lindenberg 
(Mark  Brandenburg)  entnommen  sind,  und  sich  auf  die  Zeit  von  8  und  9^ 
beziehen,  während  die  Temperaturen  am  Boden  Tagesmittel  darstellen.     Die 


1)  Forstwsch.  Ctribl,  1913,  35  (57),  124—127.  —  2)  Mitt.  d.  Thür.  bot.  Ver.  1913.  30,  129—130; 
ref.  in  Ctribl.  f.  Bakteriol.  1914,  40,  11.  215  (Malouschek).  —  3)  Silva  1913,  1,  74.  —  4)  Das  Wetter 
1913,  30,  85-87. 


16 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Angabe  von  zwei  Werten  der  Nullisotherme  am  3.  April  hat  darin  ihren 
Grund,  daß  an  diesem  Tage  die  Temperatur  bis  1820  m  auf  — 2,3 '^  ge- 
sunken und  dann  wieder  auf  0,1*^  in  200  m  angestiegen  war. 


Tag 

1.  IV. 

2. 

3. 

*■ 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

HöhederNullisotherme 
in  m 

Mittl  .TagestemperatBT 

am  Boden  0"  C.     . 

Luftdruck  um  7a.     . 

3000 

13,5 

748,3 

2300 

9,0 

753,8 

2050 

(1500) 

10,3 
757,5 

2250 

10,5 
754,8 

2100 

12,1 
753,1 

1950 

10,8 
744,4 

1300 

3,4 
737,9 

600 

0,9 

748.6 

500 

2,6 
753,1 

550 

3,0 
746,9 

im  Boden 

—  3,6 

742,2 

Aus  der  Tabelle  sieht  man,  daß  der  Abfall  der  Nullisotherme  aus  der 
freien  Atmosphäre  bis  zum  Boden  kein  plötzlicher  war,  sondern  8  resp. 
11  Tage  brauchte.  Er  war  dabei  nicht  gleichmäßig,  sondern  unterbrochen 
von  zweimaligem  Ansteigen  am  3.  und  9.  Ein  ähnliches  Bild  zeigt  der 
Verlauf  der  mittleren  Tagestemperaturen  am  Boden.  Man  hat  es  hier 
offenbar  mit  einer  Überlagerung  von  mehreren  Temperaturwellen  ver- 
schiedener Längen  zu  tun.  Die  Haupt  welle  ist  in  dem  betrachteten  Zeit- 
räume erst  halb  abgelaufen,  von  einem  Wellenberge  (=  Temperaturmaximum) 
am  1.  bis  zu  einem  Wellental  (^^  Temperaturminimum)  am  11.  April. 
Ohne  irgend  welche  Analyse  läßt  sich  eine  weitere  mit  der  Hauptwelle 
interferierende  Temperaturwelle  erkennen,  welche  in  der  gleichen  Zeit  drei- 
mal abläuft  und  zwar  in  der  Weise,  daß  bei  dem  dritten  Ablauf  das 
Wellental  mit  dem  der  Hauptwelle  ungefähr  zusammenfällt.  So  bekam 
der  an  und  für  sich  langsame  Temperaturrückgang  vom  1. — 11  April  drei 
Phasen  raschen  Temperaturfalles.  Der  erste  davon  (1.  —  2.  April)  war  am 
Boden  wegen  der  relativ  hohen  Temperatur  nicht  so  fühlbar,  der  zweite 
(6. — 8.  April)  brachte  in  den  höher  gelegenen  Teilen  des  Landes  schon 
vielfach  Frost  und  Schneefall,  der  dritte  (10. — 11.  April)  führte  endlich 
zu  einem  relativ  tiefen  Temperaturminimum. 

Versuche  über  den  Einfluß  der  Elektricität  auf  das  Pfianzen- 
wachstum.  Von  W.  Schikorra.  ^)  —  Die  vom  Vf.  gewählte  Anordnung 
zu  seineu  elektrischen  Laboratoriumsversuchen  mit  Sommer-  und  Winter- 
gerste, Roggen,  Hafer,  Senf  und  Radieschen  entsprach  im  Princip  der  von 
Vozäry2)  angewandten  Methode.  Die  Ergebnisse  aus  den  Ernten  der  mit 
positiver  und  negativer  Elektricität,  in  starken  und  schwachen  Entladungen 
bestrahlten  oberirdischen  und  unterirdischen  Pflanzenorganen  (Kraut  und 
Wurzeln)  waren  mehr  oder  weniger  günstig  oder  ungünstig. 

Ein  Beispiel  für  den  Einfluß  des  elektrischen  Lichtes  auf  das 
Pflanzenwachstum.  Von  H.  Reeker.  ^j  —  Zu  Gronau  in  Westf.  stehen 
1  Süßkirsche  und  2  Sauerkirschen  in  einem  Garten.  Erstere  blühte  stets 
früher  als  die  andere.  Im  vergangenen  Jahre  war  eine  elektrische  Lampe 
dort  angebracht,  die  dicht  über  der  einen  Morelle  hängt;  sie  stand  heuer 
schon  in  voller  Blüte,  als  bei  der  anderen  die  Knospen  noch  ganz  klein 
und  grün  waren  und  die  Süßkirsche  sich  eben  öffnete. 


1)  Mitt.  d.  Kaiser  Wilhelms-Inst.  f.  Ldwsch.  in  Bromberg  1913,  5,  403—411.  —  2)  P.  Vozäry: 
Neue  Versuchsergebnisse  mit  der  Elektrokultur.  D.  ldwsch.  Pr.  1912,  39,  969  u.  985.  —  »)  39.  Jahres- 
ber.  d.  westfäl.  Provinzialver.  f.  Wissensoh.  u.  Kunst  f.  1910/11,  119;  ref.  in  CtrJbl.  f.  Bakteriol.  1914, 
40,  n.  379  (Matouschek). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     1.  Atmosphäre.  17 

Die  Blitzgefährdung  der  verschiedenen  Baumarten.  Yon  E.  Stahl.  ^) 

—  Die  Frage,  warum  gewisse  Baumarten  häufiger  als  andere  vom  Blitze 
beschädigt  werden,  erfährt  durch  den  Vf.  unter  Anführung  einer  großen 
Literatur  und  unter  kritischer  Würdigung  der  bisher  aufgestellten  Theorien  2) 
von  Jonescu,  Vanderlinden  u.a.  eine  umfassende  Behandlung,  bei  der 
die  eigenen  Ideen  und  Versuche  des  Vf.  im  Vordergrund  stehen.  Neu 
ist  die  durch  viele  Experimente  und  Tatsachen  gestützte  Theorie,  daß  ein 
von  der  Krone  bis  zu  den  feuchten  Bodenschichten  benetzter  Baum  vom 
Blitze  weniger  gefährdet  ist  als  ein  solcher  mit  außen  trockener  Rinde. 


Literatur. 


Boernstein,  R. :  Leitfaden  der  Wetterkunde.  Dritte,  umgearb.  u.  ver- 
mehrte Auflage.     Braunschweig,  Friedr.  Vieweg  &  Sohn,  1913. 

Cholnoky,  E.  v.:  Die  Veränderungen  des  Khmas  seit  dem  Maximum  der 
letzten  Eiszeit.  —  Petermann's  Geogr.  Mitt.  1912,  58,  I.  195—197. 

Der  cum,  A.:  Die  Niederschlags  Verhältnisse  in  der  bayerischen  Pfalz.  — 
Das  Wetter  1913,  30,  169—172,  204—209  u.  220—231.  —  In  vielseitiger  Weise 
erfahren  die  Niederschlagsverhältnisse  der  Rheinpfalz  eine  Besprechung.  Inner- 
halb dieses  Landes  schwanken  die  langjährigen  Mittel  des  Niederschlages  zwischen 
1006,2  m  (Waldmohr)  und  476,7  m  (Grünstadt).  Als  höchste  bekannte  Tages- 
summe der  Regenmenge,  8p  bis  8p,  wurde  in  der  Pfalz  seit  1879  zu  Kirchheim- 
bolanden  diejenige  vom  20.  auf  den  21.  Juli  1882  mit  100,1  mm  gemessen,  als 
zweithöchste  zu  Neustadt  eine  solche  vom  7.  September  1886  in  einer  Stunde, 
1  bis  2  p,  mit  98  mm.  Das  trockenste  Jahr  des  letzten  Jahrhunderts  war  1857, 
ihm  folgte  ebenfalls  als  trockenes  Jahr  1858.  Diese  Jahre  gelten  als  gute 
Weinjahre. 

Diesner,  P. :  Die  Regenmengen  im  Deutschen  Reiche  während  der  Jahre 
1911  und  1912.  -  Das  Wetter  1913,  30,  284-286.  —  Der  Vf.  stützt  seine  Be- 
rechnungen der  Regenmengen  1911  und  1912  auf  die  Beobachtungsergebnisse 
von  45  Stationen  aus  allen  Teilen  Deutschlands.  Die  Normalmenge  des  Jahres- 
niederschlags beträgt  nach  der  10jährigen  Periode  1893/1902  (Erläuterungen  zu 
Hellmann's  Regenkarte)  durchschnittlich  705  mm  für  das  Mittel  jener 
45  Stationen.  Im  Jahre  1911  betrug  jedoch  ihr  Durchschnitt  nur  546  mm  oder 
fast  23%  zu  wenig;    im  Jahre  1912  dagegen  777  mm  oder  fast  10%  zu  viel. 

Gockel,  A.:  Die  durchdringende  Strahlung  auf  der  Erdoberfläf^he.  — 
Arch.  Sc.  phys.  et  nat.  Gen^ve  34,  120-126.  (D.) 

Gockel,  A.:  Untersuchungen  über  die  durchdringende  Strahlung  in  der 
Atmosphäre.  —  ibid.  34,  311—314.  (D.) 

Granderye,  L.  M.:  Meteorologie  de  l'Agriculteur  et  Prevision  du  Temps. 
Paris  1913. 

Grosser:  Einfluß  der  Witterung  auf  die  Entwicklung  der  Kulturgewächse. 
—  Ber.  üb.  d.  Tätigkeit  der  Agrik.-botan.  Vers.-  u.  Samenkontrollstat.  z.  Breslau 
1./4.  1911  bis  31./3.  1912.  (D.) 

Hann,  J.  v.:  Niederschläge  in  Schweden.  —  Petermann's  Geogr.  Mitt. 
1913,  59,  IL  15  u.  16. 

Hinseimann,  Emil,  und  J.  N.  Brandt:  Mond  und  Wetter  im  Jahre  1913. 
Eine  Übersicht  über  die  wetterwirksamen  Mondstellungen  und  den  dadurch  be- 
dingten mutmaßlichen  Verlauf  der  Witterung  unter  besonderer  Berücksichtigung 
der  Bedeutung  für  die  Landwirtschaft.     2.  Ausgabe.     Hannover  1913. 

Knörzer,  A.:  Temperaturanomalien  und  Luftdruckverteilung  im  Hoch- 
sommer und  Frühherbst  1911  und  1912.  —  Petermann's  Geogr.  Mitt.  1913, 
59,  I.  232—237. 

Paul:  Neueste  Untersuchungen  über  den  Föhn  in  den  Nordalpen.  —  Das 
Wetter    1913,    30,    19.    —    Kurze    Inhaltsangabe    der    Untersuchungen    Heinz 


1)  Jena,  G.  Fischer,  1912.  —  =)  Vergl.  dies.  Jahresber.  1905,  15  u.  16 ;  1907,  17  u.  18;  1908,  17—19. 
Jahresbericht  1913.  2 


18  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

V.  Ficker's,  die  in  der  Ztschr.  d.  Deutsch,  u.  Ost.  Alpen-Ver.  1912  veröffent- 
licht wurden.  Der  Föhn,  durch  den  im  Alpenvorland  der  Wettersturz  oft  ver- 
zögert wird,  bildet  sich  unmittelbar  über  den  Alpen  selbst. 

Rudeaux,   Lucien:    Les  phenomfenes  raeteorologiques  dans  les  Pyrenees. 

—  Eev.  de  Geogr.  IV;  ref.  in  Petermann's  Geogr.  Mitt.  1912,  58,  IL  226 
u.  227.  —  Die  Arbeit  erstreckt  sich  bloß  auf  den  Nordabhang  des  französisch- 
spanischen Isthmusgebietes  und  beschränkt  sich  fast  ausschließlich  auf  die  Nieder- 
schläge und  ihre  Wirkungen  auf  den  Boden. 

Rudel:   Von  dem  Temperaturrückgang  und  der  Lufttrübung  im  Jahre  1912. 

—  Das  Wetter  1913,  30,  88—^91.  —  Aus  den  Aufzeichnungen  an  der  Nürnberger 
Wetterwarte  geht  hervor,  daß  die  Monate  August  mit  November  1912  gegenüber 
dem  Mittel  einen  beträchtlichen  Temperaturausfall  hatten  und  daß  von  April 
bis  Ende  November  der  Sonnenschein  verhältnismäßig  matt,  in  der  Zeit  vom 
Juli  bis  September  sogar  sehr  matt  war.  Die  Ursache  der  starken  Bewölkung, 
wie  weiterhin  der  Minderung  von  Stärke  und  Dauer  des  Sonnenscheins,  der 
letzte  Grund  dieses  auffallend  kühlen  Wetters,  ist  wahrscheinlich  in  der  Trübung 
zu  suchen,  die  in  den  höchsten  Schichten  der  gasförmigen  Erdhülle  auftrat. 

Schuster,  F.:  Die  Gewitterbildung  in  ihi er  Beziehung  zu  den  wichtigsten 
Mondstellungen.  —  Meteorol.  Ztschr.  1913,  30.  222-227.  —  Hauptergebnisse: 
1.  Sonne  und  Mond  beeinflussen  die  Gewitterbiidung  gemeinsam  dahin,  daß  bei 
Zunahme  der  Sonnenwirkung  die  Mondwirkung  schwächer  erscheint.  2.  Unter 
den  verschiedenen  Mondstellungen  besitzt  in  der  gemäßijjten  nördlichen  Zone  die 
nördliche  Mondwende  entschieden  die  größte  gewitterfördernde  Kraft.  In  den 
Tropen  dominiert  bald  die  nördliche,  bald  die  südliche   Wende. 

Schütze,  H.:  Untersuchungen  über  die  Häufigkeit  bestimmter  Bakterien 
(namentlich  Sarcinen)  in  der  Luft  und  deren  Herkunft.  —  Arch.  f.  Hyg.  1912, 
36,  293—299. 

Stegers:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Dauer  und  Höhe  der  Schneedecke  in 
Norddeutschland.     Diss.  Münster  i.  W.     Erfurt  1913. 

Trimbe,  R.  E.:  Klimatology  von  Colorado.  —  Colorado  Stat.  Bul.  182,  56. 

(D.) 

Swoboda,  Gust. :  Sommerliche,  über  dem  nördlicheren  Europa  stationäre 
Antizyklonen.  —  Das  Wetter  1913,  30,  97—107.  ~  Ein  Beitrag  zur  Theorie  des 
heißen  Sommers  1911. 

Vogel:  Wald  und  Sturm.  —  Allg.  Forst-  u.  Jagd-Ztg.  1912,  88,  145—151. 

—  In  der  Hauptsache  werden  die  Verheerungen  an  Waldbeständen  beschrieben, 
die  durch  einen  in  west- östlicher  Richtung  vom  Chiemsee  bis  zum  Atter-  und 
Gemundener  See  am  23.  August  1911  mit  28 — 40  m  Geschwindigkeit  hinziehenden 
Gewittersturms  verursacht  wurden. 

Winkler,  Clemens:  Vorträge  und  Abhandlungen  über  Abgase  und 
Rauchschäden.  Herausgegeben  von  Ob.- Bergrat  Dr.  0.  Brunck,  Prof.  a.  d. 
Bergakademie  Freiberg.  Heft  8,  Sammlung  von  Abhandlungen  über  Abgase  und 
Rauchschäden.     Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  1913. 

Whitson,  A.  R.:  Das  Klima  von  Wisconsin  und  seine  Beziehung  zum 
Ackerbau.  —  Wisconsin  Sta.  Bul.  223,  65.  (D.) 

Niederschlagsverteilung  in  Bayern.  Karte  des  mittleren  Jahres- 
niederschlages 1901  —  1910.-  Dargestellt  durch  das  Kgl.  Bayer.  Hydi'otechnische 
Bureau.  München  1912.  Dru  k  von  C.  Wolf  &  Sohn,  München.  —  Auf  der 
im  Maßstab  1 :  500000  ausgeführten  Niederschlagskarte  sind  die  Beobachtungs- 
resultate von  440  Stationen  zur  Darstellung  gebracht. 

M.-H.:  Der  Wirbelsturm  bei  Plochingen.  —  Silva  1913,  1,  186—189. 

—  Schilderung  des  Verlaufs  und  der  Verheerungen  eines  Sturmwinds,  welcher 
am  1.  Juni  1913  ca.  4  km  südwestlich  von  Plochingen  einsetzte  und  einen  nord- 
östlichen Verlauf  nahm.  In  den  dortigen  Obstbaumanlagen  wurden  Hunderte 
von  Obstbäumen  geworfen.  Ungemein  größeren  und  ausgedehnteren  S  baden 
erlitten  die  Waldungen  im  Nordosten  von  Plo(  hingen,  wo  auf  ca.  35  ha  Laub- 
und Nadelhölzer  im  Einzelstande  und  in  größeren  Verbänden  geworfen  und  ge- 
brochen wurden.    Der  Massenanfall  wurde  vorläufig  auf  mehr  als  9000  fm  geschätzt. 

Das  Unwetter  bei  Mühlen.  —  Silva  1913,  1,  234—238.  —  Weit  folgen- 
schwerer als  das  Plochinger  Unwetter  war  der  Gewittersturm,  welcher  am 
4.  Juni  1913  bei  Mühlen  im  oberen  Neckartal  getobt  hat.     Hier  scheint   es  sich 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung.     2.   Wasser.  19 

um  einen  regelrechten  Tornado  gehandelt  zu  haben.  Das  Unwetter  (Zusammen- 
stoß zweier  Gewitterzüge)  nahm  ziemlich  genau  westlich  des  Dorfes  Mühlen 
seinen  Ausgang  und  hatte  anfangs  eine  westöstliche  Richtung  eingenommen,  die 
später  infolge  des  Gelände -Einflusses  in  eine  nordöstliche  überging.  Abgesehen 
von  erheblichen  Schäden  an  Obstbaumanlagen  hatten  die  Waldungen,  fast  aus- 
schließlich Nadelholzbestände,  unter  der  Sturmwirkung  zu  leiden.  JBetroffen 
wurden  im  ganzen  rund  120  ha  Wald  mit  einem  Sturmholzanfall  von  nahezu 
20000  fm.  Der  Wertsentgang  an  dem  gebrochenen  und  zersplitterten  Holze 
dürfte  auf  116000  M  zu  veranschlagen  sein. 


2.  Wasser. 

Referent:    Georg  Bleuel. 

a)  Quell-,  Drain-  und  Berieselungswasser.    (Meerwasser.) 

Der    Wasservorrat    der   Erde.      Von    W.  Halbfaß.  ^)    —    Bei    dem 

Berechnungsversuch  über  die  Größe  des  Wasservorrats  der  Erde  gelangt 
der  Verfasser  zu  folgenden  Zahlen:  1.  Das  Wasser  des  Oceans:  1300  Mill. 
+  100  Mill.  cbkm.  2.  Die  Süßwasserhülle  der  Erde,  d.  h.  das  Wasser 
aller  Seen,  Flüsse,  Teiche  und  Moore  rund  282  000  cbkm.  3.  Das  Grund- 
wasser der  obersten  Erdrinde:  250  000  cbkm.  4.  Das  Wasser  an  der 
Erdoberfläche  im  festen  Zustand  (Firn  und  Schnee).  5.  Der  Wassergehalt 
der  Atmosphäre:  12  300  cbkm.  Der  Wasser vorrat  des  Oceans  überragt 
nach  den  vorstehenden  Zahlen  alle  übrigen  Wasservorräte  so  gewaltig,  daß 
letztere  mit  kaum  4  ^/o  der  gesamten  Wassermasse  in  Frage  kommen. 

Der  Einfluß  des  trockenen  Sommers  1911  auf  die  Grundwasser- 
bewegung in  den  Jahren  1911  und  1912.  Von  K.  Keilhack.  2)  —  Der 
Vf.  hat  ein  größeres  Gebiet  des  mittleren  Norddeutschlands  hin- 
sichtlich der  Einwirkung  des  trockenen  Sommers  1911  auf  den 
Stand  des  Grundwassers  und  der  Fortdauer  dieser  Einwirkung  noch  bis 
auf  den  heutigen  Tag  untersucht  und  geprüft,  ob  hier  eine  Erscheinung 
von  allgemeiner  Verbreitung  vorliegt.  Die  aus  einwandfreien  Beobachtungen 
seitens  der  Strombauverwaltungen,  Meliorationsbauämtern  u.  dergl.  ge- 
wonnenen Zahlenwerte  wurden  zur  Construction  von  Grundwasserkurven 
verwendet.  —  Als  Ergebnis  stellte  sich  heraus,  daß  die  gewaltige  Nieder- 
ziehung des  Grundwassers  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1911,  die 
aus  allen  Kurvenbildern  hervortritt,  ihre  Nachwirkung  bis  auf  den  heutigen 
Tag  ausübt  und  daß  in  allen  Richtungen  des  untersuchten  Gebietes  noch 
jetzt  der  Grundwasserstand  hinter  dem  normalen  zurückbleibt  und  zwar 


im  unteren  Havelgebiete  .  .  . 
bei  Spandau 

•„       ,  f  in  Berlin    .     .     . 

im  unteren  |  ^  Wilmersdorf  . 
bei  Fürsten walde 


um  15—30  cm    im  oberen  Spreegebiete     ....  um  26—30  cm 

„           40    ,,    I  im  Neißegebiete  bei  Görlitz   ...  ,,    25—50    ,, 

,,           50    „      im  Elstergebiete  bei  Senftenberg    .  ,,   30—50    ,, 

,,           72    „    j  im  Saalegebiete  bei  Halle      ...  „         150    „ 

„   35—50    ,,    I  im  Eibgebiete  bei  Dresden    ...  ,,   60—70    ,, 


Daraus  darf  man  schließen,  daß  keine  örtliche  Erscheinung,  sondern  ein 
Vorgang  von  allgemeiner  Verbreitung  vorliegt.  —   Für  die  Praxis  er- 


1)  Ztschr.  L  d.  gas.  Wasserwirtschaft  1913,  8,  145-14-9;  ref.  nach  Journ.  f.  Gasbel.  u.  Wasser- 
versorg. 1913,  56,  773.  —  -)  Ztschr.  f.  prakt.  Geologie  1913,  21,  29—41;  ref.  nach  Wasser  u.  Ab- 
wasser 1913/14,  7,  167  u.  168. 

2* 


20  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

gibt  sich  hiernach,  daß  man  in  allen  Gebieten,  in  denen  durch  Wasser- 
werke und  Bergbaubetriebe  starke  Senkungen  des  Grundwasserspiegels  oder 
Erniedrigung  offener  Wasserspiegel  (Grunewaldseen)  herbeigeführt  werden 
,, sobald  die  beobachtete  Senkung  nicht  mehr  als  den  oben  er- 
mittelten Betrag  von  Yi — Vi  ^  beträgt,  nicht  an  künstliche 
Wasserentziehung,  sondern  an  eine  natürliche,  meteorologisch 
begründete  Grundwasserabsenkung  zu  denken  haben  wird".  — 
Nach  Ansicht  des  Vf.  genügt  ein  einziger  für  die  Grundwasserspeisung 
günstiger  Winter,  um  im  Grundwasser  sofort  wieder  normale  Verhältnisse 
herzustellen, 

Resultate  neuerer  Grundwasserstands-Beobachtungen  in  Deutsch- 
land. Von  W.  Halbfaß.  ^)  —  Mehrjährige  Grundwasserstandsraessungen 
an  einem  5  m  tiefen  Abessynierbrunnen  in  feinkörnigem  Fließlehm  in 
Schedlitz  bei  Pleß  zeigten  in  einwandfreier  Weise,  daß  die  Grundwasser- 
stände gar  nicht  oder  nur  wenig  den  Niederschlägen  folgen;  dem  auf- 
fallenden Steigen  des  Grundwassers  seit  Ende  1911  entspricht  durchaus 
keine  Zunahme  der  Niederschläge.  Diese  Beobachtungen  erscheinen  immer- 
hin charakteristisch  für  Böden  mit  sehr  langsamer  Durchfeuchtung.  —  Die 
Grundwassermessungen  der  Moorversuchswirtschaft  Neu-Hammerstein  bei 
Lauenburg  in  Pommern  an  40  Stellen  bringen  keinen  unmittelbaren  Zu- 
sammenhang zwischen  Niederschlag  und  Grundwasser  in  dem  Sinne  zum 
Ausdruck,  daß  unmittelbar  nach  vermehrtem  Niederschlag  der  Giundwasser- 
stand  steigt.  Die  Grundwasserstände  weichen  unter  sich  erheblich  ab  und 
gehen  bei  den  verschiedenen  Pegeln  in  Äckern,  Wiesen  und  Gräben  (Moor- 
und  Sandboden)  miteinander  durchaus  nicht  immer  konform.  Die  Trocken- 
heit des  Sommers  1911  erstreckte  sich  nicht  auf  diesen  Teil  Ostdeutsch- 
lands, machte  sich  daher  auch  im  Grundwasserstand  wenig  geltend.  —  Bei 
den  Messungen  der  Geologischen  Landesanstalt  von  Mecklenburg 
an  27  Meßstellen  stehen  die  Grundwasserstände  im  Einklang  mit  den 
Niederschlagsmessungen.  Die  Brunnen  enthalten  aber  fast  alle  den  oberen 
Grundwasserhorizont,  das  einfache  Tagwasser,  also  kein  Grundwasser  aus 
tieferen  Schichten,  sondern  das  sog.  Boden w asser,  das  zunächst  der 
Vegetation  zugute  kommt. 

Einfluß  des  Waldes  auf  die  Wasserwirtschaft.    Von  W.  Schulz.-) 

—  In  der  vorliegenden  Arbeit  sind  vorzugsweise  die  einschlägigen  Verhält- 
nisse im  Rheingebiet  berücksichtigt.  Nach  den  Ergebnissen  darf  als  fest- 
gestellt gelten,  daß  das  Vorhandensein  größerer  Wälder  im  gebirgigen 
Einzugsgebiet  eines  Gewässers  eine  günstige  Einwirkung  auf  den 
Ausgleich  der  Wasserstandsbewegung  der  Flüsse  und  auf  die 
Befestigung  des  Bodens  und  damit  auf  die  Verhütung  von  Geschiebe- 
bildung zuzuschreiben  ist.  Wichtig  ist,  daß  die  Forstgesetze  den  Zustand 
des  Waldes  im  wasserwirtschaftlichen  Sinne  aufrecht  erhalten  und  verbessern. 

Untersuchungen   über  den  Einfluß   der  Höhe  des  Grundwasser- 
standes  auf  den   Ertrag  der  Wiesen    und  Weiden.     Von  O.   Pitsch.^) 

—  Zur  Verwendung    kamen  Gefäße   von    verzinktem  Eisenblech   von   1  m 


1)  Ztschr.  L  d.  ges.  Wasserwirtsch.  1912,  8,  61—63;  ref.  nach  Wasser  n.  Abwasser  1913,  7,  7. 

—  2)  Deutsche  Wasserwirtsch.  1912,  11,  211—222;  ref.  nach  "Wasser  u.  Abwasser  1912|'13.  6.  178  n.  179. 

—  8)  Mededeelingen  van  de  Rijks  Hoogre  Land-,  Tuinen  Boschbouwschool,    Deel  IV,   Afl.  I.     Waage- 
ningen 1913;  ref.  nach  D.  KulturtechnLker  1914,  17,  28—29. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     2.  Wasser. 


21 


Durchmesser  und  1  m  Höhe,  die  bis  an  den  Rand  in  die  Erde  versenkt 
wurden  und  mit  Wasserstandsröhren  zur  Beobachtung  des  Grundwasser- 
Standes,  sowie  Einrichtung  zum  Nachfüllen  des  Wassers  bei  trockener  Zeit 
und  zum  Ablassen  des  Überschusses  bei  starken  Regen  fällen  versehen 
waren.  Als  unterste  Schicht  wurden  in  die  Gefäße  grober  Kies  eingebracht, 
es  folgte  dann  schwerer  Klaiboden,  der  einer  Weidefläche  in  Duivendaal 
entstammte.  Obenauf  kam  jeweils  eine  Rasennarbe  zu  liegen.  Drei  Ge- 
fäße wurden  zur  Weide  bestimmt,  im  folgenden  mit  I,  II,  III  bezeichnet, 
während  drei  andere  als  Wiese  genutzt  wurden  und  die  Bezeichnung  A, 
B,  C  führen.  Bei  den  ersten  3  Gefäßen  wurde  der  Grundwasserspiegel 
in  40,60  und  80  cm  Tiefe  gehalten,  bei  der  zweiten  Gruppe  in  40,50  und 
70  cm.  —  Der  Versuch  begann  1909  am  10.  Juli  und  endete  für  die 
Weide  am  8.  November,  für  die  Wiese  am  22.  October;  für  1910  sind 
die  entsprechenden  Daten  13.  April  bis  17.  October  und  für  die  Wiese 
13,  April  bis  27.  October,  desgl.  für  1911:  Weide  25.  April  bis  16.  October 
und  für  die  Wiese  bis  31.  Oktober. 

Der  Regen  fall  war  in  den  Versuchsjahren  sehr  verschieden;  1909 
war  ein  sehr  nasses  Jahr,  ebenso  war  1910  naß,  1911  dagegen  sehr  trocken. 
—  Die  Regenmenge  betrug 

1910  1911  1909 

13.  April— 16.  October 447  270  —   mm 

10.  Juli— 8.  November 204  133  360     „ 

In  den  angegebenen  Zeiträumen  wurde  nun  an  Wasser  verdampft 
durch  Boden  und  Pflanzen 

1910  1911  1909 

Weide 408  386  —  mm 

Heu 591  565  —    „ 

Weide —  —  273  „                       ♦ 

Heu —  —  282  „ 

im  Mittel  aller  drei  Gefäße. 

Die  Ernten  der   einzelnen  Gefäße  sind    im  nachstehenden    aufgeführt. 

Erzeugte  Trockensubstanz  in  g 
Weide  Heu 

1       "n       liT        ^Ä         B         c' 

1909  =  472        476        515  632  623         672 

1910  =  717         781         845  1008        1137       1245 

1911  =  613        541        520  752  779         614 

Verhältniszahlen  Mittelernte  jedes  Jahres  =  100 

1909  ^83         "sl  ÖT  ^2  nÖ         119 

1910  =  75          82          88                106  119         131 
1911  =  96          85          82 118          122  97 

Mittel     85  84  87  112  117  116  cm 

Gesamtwasserstand    40  60  80  40  50  70   „ 

Im  Mittel  sind  hier  die  Unterschiede,  welche  durch  die  verschiedene 
Tiefe  des  Grundwasserstandes  bedingt  werden ,  sehr  gering  und  liegen 
innerhalb  der  Grenzen  der  Beobachtungsfehler;  andere  Böden  können  sich 
ja  anders  verhalten.  In  dem  sehr  trockenen  Jahre  1911  fällt  aber  bei 
Wiese  so  gut  wie  bei  Weide  der  Ertrag  mit  sinkendem  Grundwasserspiegel 


22  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

deutlich  ab,  während  er  in  dem  nassen  Jahre  1910  um  so  höher  ist,  je 
tiefer  der  Grundwasserspiegel  gehalten  wird.  Bei  der  Wiese  sind  die 
Schwankungen  nach  beiden  Richtungen  größer  als  bei  der  Weide.  In  dem 
trockenen  Jahre  liegt  bei  der  Wiese  der  Höchstertrag  bei  50  cm  Grund- 
wasserstand: die  Kapillarkraft  konnte  augenscheinlich  aus  70  cm  Tiefe 
nicht  soviel  Wasser  den  Wurzeln  zuführen,  als  die  Blätter  hätten  ver- 
dunsten können.  Bei  der  Weide  liegt  der  Höchstertrag  bei  40  cm  Grund- 
wasserstand. In  dem  äußerst  nassen  Sommer  1909  ist  die  Ernte  der 
Wiesen  in  allen  Gefäßen  beinahe  gleichgroß  und  kommt  dem  Mittel  der 
beiden  anderen  Jahre  fast  gleich;  ähnlich  verhält  sich  die  Weide;  nur  die 
Ernte  der  am  stärksten  entwässerten  Fläche  erhebt  sich  etwas  über  das 
Mittel.  —  Im  vorstehenden  findet  man  die  altbekannten  Regeln  bestätigt, 
daß  Grasländereien  nicht  zu  tief  entwässert  werden  dürfen  und  daß  es 
von  Vorteil  ist,  wenn  man  den  Wasserstand,  je  nach  den  Witterungs- 
verhältnissen höher  oder  tiefer  einstellen  kann.  Die  Versuche  zeigen  aber 
auch,  daß  man  bei  wirklich  undurchlässigen  Boden  sich  davon  nicht  zu- 
viel versprechen  darf,  denn  die  Wasserbewegung  findet  darin  so  langsam 
statt,  daß  auch  unter  günstigen  Verhältnissen  der  Bedarf  kräftig  vegetierender 
Pflanzen  dadurch  allein  nicht  gedeckt  werden  kann.  Wenn  das  Wasser 
auch  in  den  Gräben  steht,  so  braucht  es  dann  noch  längst  nicht  den 
Untergrund  an  allen   Orten  zu  füllen. 

Zusammensetzung  des  Drainagewassers  von  Böden  mit  und  ohne 
Pflanzenwuchs.  Von  T.  L.  Lyon  und  J.  A.  Bizzell.^)  (Zur  Ergänzung 
unserer  vorjährigen  Notiz')  über  diese  Arbeit  teilen  wir  noch  folgendes 
mit.  D.  Ref.)  —  Die  Vff.  bestimmten  Menge  und  Zusammensetzung  des 
Sommer-  und  Winterdrainwassers  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  2  Jahren. 
Das  Wasser  stammte  aus  je  mit  3  ^j^  t  tonigen  Lehmbodens  gefüllten 
Betongruben,  von  denen  einige  mit  Hafer  und  Mais  bepflanzt,  andere  aber 
unbepflanzt  gelassen  waren.  Die  Gesamtmenge  der  Trockensubstanz  des 
Winterdrain  Wassers  aus  unbepflanztem  Boden  war  dreimal  so  groß,  als  die 
der  Drainagewasser  von  bestandenem  Boden.  Die  N-Menge  war  in  un- 
bebautem Boden  während  der  Zeit  vom  1.  October  bis  1.  Mai  12  mal  so 
groß  als  in  bebautem  während  derselben  Zeit.  In  unbebautem  Boden  be- 
trug er  etwa  100  Pfund  auf  den  Acker,  gegen  8  Pfund  auf  bebautem 
Boden.  Auf  dem  bestandenen  Boden  fand  sich  die  größte  Menge  nutzbaren 
Salpeters  unter  Mais.  Nitratbildung  fand  reichlich  zur  Mittsommerzeit 
statt,  obgleich  sich  Nitrate  am  reichlichsten  in  dem  Winterdrainwasser 
zeigten.  Der  Verlust  an  CaO  wie  an  Mg  war  bei  kahlem  Boden  doppelt 
so  groß  wie  bei  bebautem.  Die  Verluste  des  unbepflanzten  Bodens  be- 
trugen auf  den  Acker  5  —  10  Pfund  Kg  0  und  50-90  Pfund  Nag  0 
während  der  Zeit  vom  1.  October  bis  zum  1.  Mai.  Die  Basen  gingen 
zumeist  in  Form  von  Nitraten  verloren.  (Kalb.) 

Die   Protozoen    des    süßen    Wassers.     Von    B.  M.  Puschkarew.  3) 

—  Die  von  dem  Vf.  unter  möglichster  Verrneidung  von  Fehlerquellen  aus- 
geführten Luft-  und  Regenwasseruntersuchungen  führten  zu  dem  Ergebnis, 
daß  in  der  Luft  nur  äußerst  wenige  Protistenkeime   vorkommen,   und  daß 


1)  Jour.  Ind.  and  Engin.  Chem.  3  (1911),  Nr.  10,  742  u.  743 ;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Rec.  1912, 
26,  421  u.  422.  —  2)  S.  22.  —  »)  Arch.  f.  Frotistenkunde  1913,  28,  323—362;  cf.  nach  Die  Natur- 
wissenschaften 1913,  1,  367. 


A.   Quellen  der  Pflanzeneraährung.     2.  Wasser.  23 

diese  mir  wenigen  Arten  angehören.  In  einem  für  die  Verbreitung  von 
Keimen  günstigen  Gebiet  und  zu  günstiger  Jahreszeit  (im  Sommer  1911, 
als  viele  Sümpfe  und  Gewässer  der  Rhein-  und  Neckarebene  mehr  oder 
weniger  ausgetrocknet  waren  und  die  Luft  bei  beständig  wehendem  Winde 
stets  staubig  war)  kamen  auf  1  cbm  atmosphärischer  Luft  nur  etwa 
2,5  Protozoencysten.  Bei  allen  Untersuchungen  wurden  im  ganzen  nur 
13  verschiedene  Arten  von  Protozoen  gefunden;  darunter  befanden  sich 
einige  neue  Species,  die  besonderes  Interesse  bieten.  Die  übrigen  Formen 
gehörten  zu  den  Gattungen  Amoeba,  Bodo,  Monas,  Dimonas,  Petalomonas 
und  Colpoda.  Diese  13  Arten  stellen  höchstens  1,9%  der  ganzen  Zahl 
der  bekannten  Süßwasserprotozoen  dar.  Hieraus  schließt  der  Vf.,  daß  die 
Luftströmungen  nur  eine  ganz  geringe  Rolle  bei  der  geographischen  Ver- 
breitung dieser  Organismen  spielen. 

Quantitative  Studien  über  das  Plankton  des  Rheinstroms,  von 
seinen  Quellen  bis  zur  Mündung.  Von  Kolkwitz.  ^)  —  Die  in  ^/g  bis 
1  m  Tiefe  vom  Schiff  aus  entnommenen  Proben  hat  der  Vf.  nach  der 
1  ccm  Plankton methode  und  nach  der  50  1  Methode  gleich  am  Orte  der 
Entnahme  untersucht.  Die  Proben  werden  an  verschiedenen  Orten, 
namentlich  auch  an  den  Mündungen  der  Nebenflüsse  genommen.  Nach 
diesen  Untersuchungen  setzen  sich  die  Schwebestoffe,  die  aus  dem  Gebirge 
kommen,  im  Bodensee,  in  welchem  sich  das  erste  deutliche  Euplankton 
findet,  ab.  Die  Planktonorganismen  erfuhren  eine  Vermehrung  ihrer  Menge 
an  den  Stellen,  an  denen  städtische  und  Industrieabwässer  in  den  Flußlauf 
gelangten.  Diese  Vermehrung  wurde  aber  weiter  unterhalb  durch  die 
Selbstreinigungskraft  des  Stromes  immer  wieder  ausgeglichen.  Die  gelösten 
Stoffe  scheinen  bei  der  Selbstreinigung  zersetzt  zu  werden. 

Untersuchungen  des  Eibwassers  bei  Magdeburg.  Von  O.  Wendel.  2) 
—  Im  Anschluß  an  seine  früheren  Veröffentlichungen  gibt  der  Vf.  in  zwei 
Tabellen  die  Untersuchungsergebnisse  des  Eibwassers  während  des  Jahres 
1912  bekannt.  Das  Leitungswasser  ergab  bei  einem  mittleren  Wasserstand 
von  1,45  m  am  Magdeburger  Pegel  aus  100  000  Teilen  filtrierten  Wassers 
im  Jahresdurchschnitt: 

Gesamt-Rück-         Glüh-  ^^  NaCl  0-Ver-       NHg,  HNO3, 

stand  Verlust  berechnet        brauch  HNOg 

Teile  34,07  6,28  10,51  17,33  0,68  — 

Keimzahl  für  1  ccm  nach  2  Tagen  37,  nach  5  Tagen  84. 
Aus  der  zweiten  Tabelle,  die    die    monatlichen   Durchschnittsanalysen 
von    täglich    entnommenen    Proben    enthält,    seien    noch    folgende  Zahlen 
wiedergegeben : 

SO3  CaO  MgO  Deutsche  Härtegrade 

4,34  5,55  2,23  8,7 

Vernichtet  Kupfervitriol  die  Algen  in  den  Teichen?  Von 
Br.  Diesner.  ^)  —  Bei  seinen  Aquariumversuchen  (30  1  Inhalt)  fand  der 
Vf.,  daß,  wenn  das  Aquarien wasser  1  %  Kupfervitriol  enthielt,  die  Algen 
und  Pflanzen  (Brunnenkresse,  Laichkraut,  Wasserpest)  zugrunde  gingen. 
Krustaceen  (Daphnien,  Cyclops)   mit   Ausnahme   der   Mückenlarveu    starben 

1}  Mitt.  a.  d.  Kgl.  Vers.-  n.  Priifiingsanstalt  f.  Wasserversorg,  u.  Abwässerbeseitig.  zu  Berlin 
1912,  Heft  16,  167—209;  ref.  nach  Gesundh.-Ing  1913,  36,  95.  —  2)  Ztschr.  f.  angew.  Chem.  1913,  26, 
171  u.  172;  ref.  nach  Journ.  f.  Gasbel.  u.  Wasserversorg.  1913,  56,  71ö.  —  ^)  Fischerei  -  Ztg.  1910, 
13,  553;  ref.  nach  W^asser  u.  Abwasser  1913/14,  7,  396. 


24  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

schon  in  ^/^  procent.  Lösung  innerhalb  2  Stunden.  Forellen  taumelten  be- 
reits bei  Y2  procent.  Lösung  und  verendeten  in  einer  ^j^  procent.  Kupfer- 
lösung. Gelbbrandkäfer  gingen  in  Y2  procent,  Lösung  sofort  ein,  Wasser- 
frosch, Wasserkröte  und  Wassermolch  erst  in  einer  1  procent.  Eine  voll- 
ständige Abtötung  der  Mückenlarven  wurde  in  einer  3  procent.  Kupfer- 
vitriollösung erreicht. 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  chemischen  Zusammensetzung  von 
Dänenwasser,  im  Zusammenhang  mit  der  geo-mineralogischen  Be- 
schaffenheit des  Bodens.    Von  S.  G.  N.  van  der  Ween.') 

Über  die  Zusammensetzung  von  Dünenwasser.  Von  J.  Lorie.^)  — 
Die  zweite  Arbeit  stellt  eine  kritisches  Referat  über  die  Diss.- Schrift 
van  der  Ween's  dar.  Beide  Vff.  nehmen  als  erwiesen  an,  daß  das 
Dünenwasser,  welches  mehrere  städtische  Wasserleitungen  nährt,  nur  Regen- 
wasser sei  und  zwar  solches,  das  vom  Meerwasser  im  Untergrund  der  Dünen 
weggepreßt  worden  ist.  Das  Regenwasser  wird  sofort  mit  einer  winzigen 
Quantität  von  zerstäubtem  Meerwasser  verunreinigt,  enthält  aber  verhältnis- 
mäßig mehr  Kalk  und  Schwefelsäure  als  dieses.  Der  Sauerstoff  geht  sehr 
bald  verloren,  nach  und  nach  werden  Salpeter-  und  Schwefelsäure  voll- 
ständig reduciert.  Die  Seemuscheln  im  Untergründe  der  Dünen  nehmen 
Magnesia  auf  und  verlieren  Kalk.  Mit  zunehmender  Tiefe  kommt  eine 
Mischungszone  und  schließlich  reines  Meerwasser.  Niemals  sind  Wässer 
analysiert  worden,  welche  einen  höheren  Chlor-  oder  Magnesiagehalt  als 
das  Meerwasser  besitzen,  wodurch  die  Hypothese  des  Eindringens  des 
letzteren  alle  Erscheinungen  zur  Genüge  erklärt.  In  etwa  50 — 100  m 
Tiefe  kommt  alkalisches  Wasser  vor,  welches  mehr  Natrium  enthält  als 
dem  Chlorgehalt  entspricht.  Der  Vf.  sucht  dies  mit  einer  Zersetzung  von 
Plagioklasen  zu  erklären.  Im  geologischen  Teil  werden  dann  die  ver- 
schiedenen  (9)  geologischen  Stufen  an  der  Seeküste  erwähnt. 

Neue  chemische  Analysen  vom  Wasser  des  Toten  Meeres.  Von 
A.  Friedmann.  "^)  —  Zwei  aus  dem  Toten  Meere  in  Y2  ^°*^  ^  m  Tiefe 
vom  Vf.  entnommene  und  untersuchte  Wasserproben  ergaben  folgende  Zu- 
sammensetzung (in  je  100  com  in  g): 

Proben    Spec.Gew.      Gesamt  NaCl  KCl  CaClj  MgCl»  NaBr  CaSOj 

I.       1,1241      2.3,8500      7,8550      1,5208      3,6800       10,0299      0,5200     0,1460 
II.       1,1336      24,1309       7,9325       1,4608      3,6908       10,3125      0,5212     0,1482 

In  beiden  Proben  waren  CaCOg,  Fe  und  organische  Substanz  nur  in 
Spuren  vorhanden.  Der  gesamte  Abdampfrückstand  war  bei  140^  im  Luftbad 
getrocknet.  —  Das  Wasser  ist  insbesondere  durch  seinen  Bromgehalt  und 
den  hohen  Gehalt  an  löslichen  Chloriden  charakterisiert. 

b)  Abwässer  und  ßeiniguiig  Ton  Abwässern. 

Niederschlag  und  Abfluß  im  Havel-  und  Spreegebiet,  als  Beispiel 
für  die  Aussichten  der  Ackerbewässerung  in  Deutschland.  Von  K.  Fischer.^) 
—  Bei  der  Untersuchung  der  Frage,  ob  im  Havel-  und  Spreegebiete  eine 
Ackerbewässerung  möglich  sei,  gelangt  der  Vf.  in  der  Hauptsache  zu 
folgendem  Ergebnis:    Unter    der  Voraussetzung,   daß    die  Bewässerung   für 

')  Tyds.  Kon.  Ned.  Aardr.  Genoots.  1913,  1—7  (holländisch);  ret.  nach  dem  Selbstreferat  in 
Geol.  Ctrlbl.  1913,  19,  19  n.  20.  —  2)  Chem.-Zeit.  1912,  36,  147;  ref.  nach  Wasser  u.  Abwasser 
1912/13,  6,  425.  —  ^)  Jahresber.  d.  Berl.  Zweigvereins  d.  Deutsch.  Meteorol.  Ges.  für  1912.  Anhang. 
Berlin  1913. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     2.  Wasser.  25 

die  meisten  Fruchtarten  erst  bei  einer  gesamten  Wassergebung  von  100  mm, 
also  1000  cbm  auf  das  ha  sich  lohnt  und  die  Monate  Mai  mit  August  als 
die  geeignetste  Zeit  hierfür  erseheint,  könnte  im  Gesamtgebiet  der  Havel 
die  Bewässerung  auf  35  ^/q  der  Ackerflächen,  d.  h.  340  000  ha  sich  er- 
strecken. Um  dieses  Ziel  erreichen  zu  können,  müßten  den  Wasserläufen 
in  den  genannten  4  Monaten  40  ^o  ihres  Abflusses  entzogen  werden,  was 
aber  die  gegenwärtige  Wasserwirtschaft  im  Havel-  und  Spreegebiet  der 
Zerrüttung  aussetzen  würde.  Der  Ackerbewässerung  in  beiden  Fluß- 
gebieten sind  also  enge  Schranken  gezogen,  wenn  sie  aus  den  natürlichen, 
d.  h.  nicht  künstlich  geregelten  Abflußmengen  geleistet  werden  sollte. 
Aber  auch  dann,  w^enn  die  Überschüsse  des  Winters  und  des  Frühjahrs 
2ur  Aufspeicherung  gelangen  würden,  könnten  im  gesamten  Havelgebiete 
nur  15  ^/o  des  Abflusses,  entsprechend  einer  Wasserschicht  von  18  mm 
gewonnen  werden.  Diese  Wassermenge  würde  für  IS^o  jenes  Gebietes 
gleich  45  ^/q  aller  Ackerflächen  die  Möglichkeit  zu  einer  Bewässerung 
von  100  mm  Höhe  bieten.  Dabei  ist  jedoch  in  Rücksicht  zu  ziehen,  daß 
auch  für  andere  Zwecke  berechtigte  Ansprüche  an  die  Überschüsse  geltend 
gemacht  werden;  besonders  würde  die  Zurückhaltung  des  Wassers  in  dem 
vorausgesetzten  Maße  wohl  nur  schwer  mit  den  Überflutungen  vereinbar 
sein,  die  für  manche  Talländereien  im  Wintei  und  Fiühjahr  unbedingt 
nötig  sind.  Außerdem  sind  die  großen  Verluste  nicht  gerechnet,  die  bei 
der  Aufspeicherung  und  Verwendung  des  Wassers  sich  ergeben.  Vor  über- 
triebenen Erwartungen  muß  schon  der  Umstand  warnen,  daß  die  vielleicht 
verfügbaren  Abflußmengen  im  Vergleich  zu  den  Niederschlägen  doch  nur 
recht  klein  sind.  Denn  hieraus  folgt,  daß  die  künstliche  Bewässerung  aus 
den  Abflußmengen  neben  der  natürlichen  durch  die  Niederschläge  nur 
wirksam  werden  kann,  wenn  sie  sich  auf  einen  angemessenen  Teil  der 
Ackerflächen  beschränkt.  Gleich  unbegründet  wäre  aber  eine  vorschnelle 
Herabstimmung  der  Erwartungen.  Bedeuten  doch  z.  B.  im  Havelgebiet 
10%  der  Ackerflächen  annähernd  98000  ha.  Ähnlich  liegen  die  Verhält- 
nisse noch  in  vielen  anderen  mehr  oder  w^eniger  abflußarmen  Flußgebieten 
Norddeutschlauds.  In  letzteren  Gegenden  macht  mehrfach  auch  die  Schiff- 
fahrt ihre  Forderungen  nach  Wasserreserven  geltend  zur  Aufhöhuug  des 
Niedrigwasser  und  zur  Speisung  der  Kanäle.  Rücksicht  zu  nehmen  wäre 
bei  der  Aufspeicherung  von  Wasser  auch  auf  die  trockenen  Jahre,  wo 
Wasserklemmen  auftreten.  —  Eine  Lebensfrage  wird  die  Ackerbewässerung 
für  die  deutsche  Landwirtschaft  nach  den  Niederschlags-  und  Abfluß- 
verhältnissen nicht  werden.  Wohl  aber  könnte  sie  für  bedeutende  Acker- 
flächen ein  Mittel  zur  Steigerung  der  Erträge  abgeben.  Die  Grenzen  hier- 
für w" erden  voraussichtlich  aber  noch  mehr  von  der  Rentabilität  als  von 
den  Wasservorräten  abhängen. 

Über  Einführung  der  Ackerbewässerung  in  Bayern.  Von  Weig- 
mann.^)  —  Der  Vf.  hält  die  Ackerbewässerung  in  Bayern,  besonders  im 
tiefgründigen  Lößboden  Unterfrankens,  nicht  am  Platze.  Er  empfiehlt,  die 
Wasserabgabe  des  Bodens  an  die  Atmosphäre  durch  geeignete  Oberflächen- 
behandlung (Walzen  und  Eggen)  zu  gegebener  Zeit  auf  das  kleinstmögliche 
Maß  zu  beschränken. 


1)  Weiße  Kohle  1912,  5,  167—169 ;  ref.  nach  Wasser  u.  Abwasser  1912;13,  6,  250. 


26  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Das  städtische  Abwasser  als  volkswirtschaftlicher  Faktor.  Von 
Ramspeck.  ^)  —  Nach  Ansicht  des  Vf.  könnten  durch  wirtschaftliche  Nutzung 
der  städtischen  Abwässer  erhebliche  Werte  gewonnen  werden,  die  sogar 
unter  günstigen  Verhältnissen  die  den  Städten  erwachsenden  bedeutenden 
Lasten  durch  die  Beseitigung  ihrer  Abwässer  in  einen  Ertrag  umwandeln 
können.  —  Außer  der  Bewertung  der  städtischen  Abwässer  für  eine  bloße 
künstliche  Bewässerung  kommt  noch  ein  anderes  wesentliches  Moment  hin- 
zu, und  das  ist  der  Düngwert.  Pro  Kopf  und  Jahr  werden  rund  1  kg 
KgO,  1,2  üg  P2O5  und  5,5  kg  N  erzeugt.  Diese  Stoffe  w^erden  freilich 
nicht  ohne  weiteres  von  den  Pflanzen  aufgenommen,  auch  der  N  wird  nur 
im  Vergleich  mit  Salpeter-N  zu  47  ^Jq  ausgenutzt.  Aus  diesen  Angaben 
berechnet  der  Vf.  bei  Zugrundelegung  des  Marktpreises  des  Salpeter-N 
von  1,30  M  und  unter  Berücksichtigung  der  Nutzziffer  von  47  %  einen 
Gesamtwert  von  15  Pf.  für  einen  cbm  städtisches  Abwasser.  Von  40  MiUionen 
Einwohnern,  die  in  kanalisierten  Städten  Deutschlands  wohnen,  ergibt  sich 
dann  als  Gesamtwert  aller  Abwässer  der  Betrag  von  198  Millionen  M 
jährlich.  Diese  Städte  sollten,  namentlich  soweit  sie  keine  besonderen 
Kläranlagen  besitzen  oder  aber  Anlagen,  die  an  der  Grenze  ihrer  Leistungs- 
fähigkeit angelangt  sind,  ernstlich  daran  denken,  ihre  Abwässerbeseitigung 
vom  Standpunkte  der  landwirtschaftlichen  Ausnutzung  umzugestalten  oder 
zu  ergänzen.  Die  Abwässer  wären  in  Pumpstationen  zu  sammeln  und  den 
betreffenden  Ländereien  in  unterirdischen  Rohrleitungen  zuzuführen.  Diese 
sollen  sich  in  dem  betreffenden  Gelände  verzweigen  und  mit  einzelnen 
Entnahmestützen  versehen  werden.  Aus  diesen  soll  durch  Schläuche,  ähn- 
lich dem  Eduardsfelder  Spritzverfahren  das  Wasser  auf  dem  Felde 
versprengt  werden.  Der  Vf.  berechnet  für  die  Stadt  Wien,  die  etwa 
75  000  ha  auf  dem  Marchfelde  mit  jährlich  40  Mill.  cbm  Abwässer  be- 
sprengen will,  eine  Verzinsung  des  Anlagekapitals  mit  13  72  "/o  heraus,  ob- 
wohl ihm  bekannt  ist,  daß  im  allgemeinen  ein  Mißverhältnis  zwischen 
dem  Wasserbedarf  für  Bewässerung  und  dem  für  Düngung  im  städtischen 
Abwasser  vorhanden  ist.  —  Die  einzige  Schwierigkeit  bei  der  Durch- 
führung seiner  Projekte  sieht  der  Vf.  in  der  Beschaffung  des  erforderlichen 
Geländes.  In  Gegenden,  wo  Mittel-  und  Kleinbesitz  vorherrscht,  wäre  die 
Bereitstellung  des  Geländes  durch  Genossenschaften  zu  ermöglichen. 

Verbesserung  der  Reinigungswirkung  in  Absitzbehältern  durch 
Einführung  von  Prismenleisten.  \  on  B.  Saslawsky.  -)  —  Das  von  dem 
Vf.  angewandte  einfache  Verfahren  beruht  auf  der  Einführung  einer  Gruppe 
von  Prismenleisten  eigenartigen  Querschnitts  in  Absitzbecken.  Der  Zweck 
der  Reinigung  besteht  in  der  Ausscheidung  durch  Absetzen  aller  derjenigen 
Verunreinigungen,  welche  sich  entweder  ohne  weiteres  oder  unter  dem 
Einfluß  einer  vorausgehenden  Ursache  diesem  Processe  unterworfen.  Die 
Reihenfolge  der  hierbei  auftretenden  Erscheinungen  ist  folgende:  1.  Die 
Ausscheidung  der  groben  Schmutzteile  durch  Niederschlag  (infolge  der 
Verringerung  der  Stromgeschwiudigkeit  der  Flüssigkeit)  in  den  An- 
fangsabteilungen des  Beckens,  wobei  sich  auch  durch  ihr  geringeres 
spec.  Gewicht  Fett  und  Seife  ausscheidet;  2.  Die  Ausscheidung  der  feineren 
Teile   infolge   der  gleichen    Ursachen    durch   Niederschlag   auf   den    weiter 

1)  Städtezeit.  1913,  10,  426;  ref.  nach  Gesundh. -Ing.  1913,  36,  377.  —  «)  Gesundh.  -  Ing.  1913, 
36,  221-224. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernäbrung.    2.  Wasser. 


27 


hinten  liegenden  Bodenteilen  desselben  Behälters;  3.  Der  Niederschlags- 
vorgang derjenigen  allerfeinsten  Teilchen,  welche  sich  nur  scheinbar  in 
Lösung  befinden,  tatsächlich  aber  die  Neigung  zur  Pektinisierung  haben, 
leicht  in  Graupen  sich  zusammenballen  und  nur  dadurch  unter  der  Wirkung 
der  Sedimentierungskräfte  sich  niederschlagen.  —  Nach  der  eingehenden 
Beschreibung  und  Erklärung  des  Verfahrens  kann  man  die  charakteristischen 
Züge  des  Reinigungsvorganges  in  der  Beckenanordnung  darin  finden,  daß 
1.  Die  natürliche  Sedimentation  durch  die  Einrichtung  verschiedener  Unter- 
abteilungen unterstützt  wird;  2.  Der  Fäulnisvorgang  (wenn  er  überhaupt 
eintritt)  hauptsächlich  auf  die  Verarbeitung  des  Niederschlags  beschränkt 
ist;  3.  Die  in  diesem  Falle  entstehenden  Grase  unter  dem  Wasserspiegel 
abgefangen  werden,  so  daß  ihre  Bildung  dem  Sedimentationsprozesse  nicht 
schaden  kann;  4.  Die  Infizierung  der  ganzen  Wassermasse  durch  Fäulnis- 
vorgänge erschwert  wird;  5.  Die  Fette,  Öle  und  Seifen  zurückgehalten 
werden;  6.  Die  kleinen  Partikelchen  und  kolloiden  Substanzen,  welche 
pektinisierfähig  sind,  niedergeschlagen  werden;  7.  Nach  Beendigung  des 
unter  6  erwähnten  Processes  eine  ausgiebige  Durchlüftung  eintreten  kann. 
Die  Reinigung  von  Färbereiabwässern.  Von  Arthur  Battige.^) 
—  Für  die  Abwässer  aus  Färbereien  und  ähnlichen  Betrieben  existierte 
bis  vor  kurzem  noch  kein  einwandfreies  und  rationelles  Klärverfahren. 
Trotz  der  angewandten  Fällungsmittel  wurde  fauliges  Abwasser  nie  voll- 
ständig geruchlos  gemacht  und  auf  die  gelösten  Stoffe  blieben  jene  Mittel 
mehr  oder  weniger  ohne  Einfluß,  Die  Übeistände  können  durch  das 
Dr.  Preibisch'sche  Klärverfahren  mittels  Braunkohlenschlacke  (D.  R.  P. 
und  div.  Auslandpatente)  als  behoben  gelten.  —  Nach  den  vorliegenden, 
von  sachverständiger  Seite  vorgenommenen  Untersuchungen  wird  Färberei- 
abwasser durch  das  genannte  Verfahren  in  eine  absolut  wasserhelle,  ge- 
ruchlose und  nicht  mehr  fäulnisfähige  Flüssigkeit  verwandelt. 
Dieser  Effekt  tritt  gleich  am  ersten  Tage  der  Inbetriebnahme  einer  der- 
artigen Anlage  ein  und  verändert  sich  nicht,  wie  der  ca.  7  jährige  Betrieb 
zweier  größerer  Anlagen  einwandfrei  bestätigt.  —  Die  nachstehenden  Ana- 
lysen zeigen  die  Beschaffenheit  des  Rohwasseis  einer  Färberei  bezw.  des 
Rein  Wassers  nach  Passierung  einer  Prei  bisch 'sehen  Kläranlage.  Dieselben 
stammen  aus  den  Jahren  1905 — 1908.  Der  Reinigungseffekt  schwankte 
hiernach  zwischen  90  und  93  °/o,  der  auf  rein  mechanischem  Wege  ohne 
Zusatz  von  Chemikalien  erreicht  wurde. 

ilohwasser : 


1905  1906 

15    XI.     25.  XI. 


1906 
10.  I. 


1907  1908 

6.  VI.         25.  I. 


Aussehen:  blauschwarz,  undurchsichtig  mit  reichlich  dunklen  Schwebestoffen. 
Geruch:  auffällig,  zum  Teil  stinkend.     Eeaktion:  neutral. 


Gesamttrockenrückstand 
Gesamtglührückstand . 

NH3 

N-haltige  Substanzen 
Organische  Fallstoffe  . 
Mineralische  FaDstoffe 
Ges.  -  Kj  Mn  0^  -  Verbrauch 
do.  der  Fallstoffe  allein  . 


mg 


632,0 

652.0 

686,0 

577,0 

361,0 

388,0 

388,0 

330,0 

12,9 

11,0 

15,8 

17,7 

110,2 

112,0 

111,4 

75,4 

83,0 

48,0 

93,0 

52,0 

8,0 

8,0 

20,0 

4,5 

786,0 

820,0 

1034.0 

848,0 

124,0 

100,0 

431,0 

118.0 

558,0 

337,0 

9,5 

68,3 

24,2 

6,3 

783,0 

47,4 


1)  Gesundh.-Ing.  1913,  36,  206-208. 


28 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Reinwasser: 


1905 
15.  XI. 


1906 
25.  XI. 


1906 
10.  I. 


1907     1908 
6.  VI.    25.  I. 


Aussehen:  Opalescent  klar,  teilweise  mit  geringen  Schwebestoffen. 
Geruch:  nicht  vorhanden.     Reaktion:  neutral. 


Gesamttrockenrückstand 
Gesamtglührückstand  . 

NH, 

N- haltige  Substanzen 
Organische  Fallstoffe  . 
Mineralische  Fallstoffe 
Ges.  -  K,  Mn  0^  -Verbrauch 


mg 


424,0 

456,0 

494,0 

379,0 

358,0 

412.0 

394,0 

308,5 

1,9 

2,4 

9,0 

2,1 

57,8 

38.5 

65,9 

31,6 

10,0 

0,0 

5,0 

1,5 

8.0 

0,0 

1,0 

0,5 

71,0 

12,0 

93,9 

69,5 

373,0 

323,0 

1,2 

31,7 

1,1 

0,2 

56,4 


Vorstehende  Zahlenangaben  sind  als  Milligramme  aufzufassen  und  verstehen  sich 
jedesmal  für  1  1  Wasser. 

Über    die    keimtötende   Wirkung    des    ultravioletten    Lichtes    in 
klarem,  getrübtem  und  gefärbtem   Wasser.    Von  Max  Oker-Blom/)  — 

Von  den  Ergebnissen  der  vorliegenden  Untersuchungen  seien  nachstehende 
hier  genannt:  In  bezug  auf  die  Leistungsfähigkeit  des  Trink- 
wassersterilisators, Type  Nogier-Triquet  Mg,  mit  dem  die  Ver- 
suche angestellt  worden  sind,  hat  sich  herausgestellt,  daß, 
wenn  das  zu  bestrahlende  Wasser  (Berner  Leitungswasser) 
vollkommen  klar  und  farblos  ist,  Sterilität  bezüglich  der  an- 
gewandten Testkeime  zu  erzielen  ist  bei  einer  Durchfluß- 
geschwindigkeit des  Wassers  von  etwa  50 — 90  1  pro  Stunde 
und  einem  Bakteriengehalt  von  etwa  10  000  Keimen  im  ccm; 
und  zwar  haben  wir  nur  da  von  Sterilität  gesprochen,  wo  diese  Testkeime 
selbst  durch  das  Anreicherungsverfahren  nicht  nachgewiesen  werden  konnten. 
Bei  dem  gleichen  Keimgehalt  und  einer  DurchQußgeschwindigkeit  von 
180  1  pro  Stunde  ist  hingegen  kein  steriles  Wasser  zu  erhalten,  ebenso- 
wenig wie  bei  einem  Keimgehalt  von  99 — 160  000  Keimen  pro  ccm  und 
einer  verminderten  Durchflußgeschwindigkeit  von  nur  50  1  pro  Stunde.  — 
Ferner  hat  sich  erwiesen,  daß  im  Apparate  von  Nogier-Triquet  das  keim- 
vernichtende Vermögen  des  ultravioletten  Lichtes  keinesw^egs  vollständig 
ausgenutzt  wird,  ein  Umstand,  der  wohl  zum  größten  Teil  auf  eine  un- 
geeignete Lage  der  Zuflußöffnung  und  der  Ausflußöffnung  des  Bestrahlungs- 
raumes zurückzuführen  ist.  —  Im  Verhalten  verschiedenartiger 
Mikroorganismen  gegenüber  der  keimtötenden  Wirkung  der 
ultravioletten  Strahlen  haben  die  zu  den  Untersuchungen  heran- 
gezogenen Testbakterien  und  zwar  B.  coli  commune,  B.  Para- 
typhi, B.  vibrio,  El-Tor  und  der  sporenhaltige  B.  peptonificans 
keine  größeren  Unterschiede  aufzuweisen  gehabt.  Dagegen  hat 
es  sich  im  Laufe  der  Versuche  gezeigt,  daß  die  Wasserbakterien 
gegen  die  vernichtende  Wirkung  des  ultravioletten  Lichtes 
widerstandsfähiger  waren  als  die  zur  Anwendung  gelangten 
Testbakterien;  eine  Erfahrung,  die  auch  von  anderer  Seite 
schon  früher  gemacht  worden  ist.  —  Die  durch  Ton  hervor- 
gerufene Trübung  des  Wassers  setzt  die  keimvernichtende 
Wirkung  des  ultravioletten  Lichtes  herab.     Wenn  die  Trübung 


1)  Ztschr.  f.  Hyg.  1913,  74,  197—247. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     2.  Wasser.  29 

nicht  ganz  besonders  hohe  Grade  erreicht,  kann  unter  den  ge- 
gebenen Bedingungen  dennoch  eine  recht  beträchtliche  Ab- 
nahme der  Keimzahl  erzielt  werden.  So  stellen  Trübungsgrade,  die 
etwa  0,150  BaClg  im  1  (Durchsichtigkeitshöhe  2,6  cm)  entsprechen,  noch 
keineswegs  ein  absolutes  Hindernis  für  diese  Wirkung  dar.  Größere 
Mengen  steriles  Wasser  werden  jedoch  bei  einem  Trübungs- 
grade erzielt,  der  nur  etwa  0,033  Ba  CI2  im  1  (Durchsichtigkeits- 
höhe :  10,6  cm)  entsprach.  Erst  ein  Trübungsgrad  des  zu  be- 
strahlenden Wassers,  der  etwa  0,2  BaClg  im  1  gleichkommt, 
scheint  die  keimvernichtende  Wirkung  des  Apparates  ganz  auf- 
zuheben. —  Wenn  das  zu  bestrahlende  Wasser  mit  großen 
Mengen  Torfauszug  versetzt  wird,  so  nimmt  die  keimtötende 
Wirkung  ultravioletten  Lichtesab.  Bei  geringeren  Beimengungen 
von  Torfauszug  hat  die  Bestrahlung  dennoch  eine  außerordent- 
lich starke  bakterizide  Wirkung  zur  Folge.  —  Die  obigen  Ver- 
suchsergebnisse, wie  auch  diejenigen  von  anderen  Forschern  haben  gezeigt, 
daß  die  ultravioletten  Strahlen  in  einem  ganz  außerordentlich  hohen  Grade 
die  Fähigkeit  besitzen,  Bakterienkeime  zu  vernichten.  Die  Wassersterili- 
sation mit  Hilfe  des  ultravioletten  Lichtes  wird  zu  den  wirksamsten 
Assanierungsmaßnahmen  der  Zukunft  gehören. 

Über  Wassersterilisation  mittels  ultravioletter  Strahlen.  Von 
A.  Müller.^)  —  Zu  den  Versuchen  diente  der  Wassersterilisator,  Typ  B  1, 
der  Westinghouse  Cooper  Hewitt-Gesellschaft,  als  Versuchsmaterial  Berliner 
Leitungswasser,  Spreewasser,  mit  Koli keimen  und  mit  Bacillus  fluorescens 
liquefaciens  infiziertes  Wasser.  Vollkommene  Sterilität  konnte  nur  bei  sehr 
stark  herabgeminderter  Durchflußgeschwindigkeit  in  äußerst  keimarmem  und 
klarem  Leitungswasser  mittels  des  genannten  Sterilisators  erzielt  werden. 
Bei  der  maximalen  Durchflußgeschwindigkeit  von  600  1  in  der  Stunde 
waren  schon  in  20  ccm  des  belichteten  Wasses  Keime  nachzuweisen,  auch 
wenn  das  Rohwasser  nur  7  Keime  in  1  ccm  enthalten  hatte.  Da  ein 
fehlerhaftes  Brennen  der  das  ultraviolette  Licht  erzeugenden  Lampe,  soweit 
Stromstärke  und  Stromspannung  eine  Rolle  spielen,  nicht  in  Frage  kommt, 
ebensowenig  auch  an  eine  Abnahme  der  erzeugten  Menge  ultravioletten 
Lichtes  infolge  längeren  Gebrauchs  zu  denken  ist,  so  bleibt  für  eine  Er- 
klärung der  Ergebnisse  des  Vf.,  die  von  denen  früherer  Autoren  erheblich 
abweichen,  nur  die  Annahme  übrig,  daß  verschiedene  Lampen  derselben 
Art  bei  gleichem  Stromverbrauch  nicht  immer  die  gleichen  Mengen  bakterien- 
tötender Strahlen  erzeugen. 

Über    Wasser- Sterilisierung    mittels    ultravioletten    Lichts.      Von 
J.  R.  Davies. -)  —  Bei  einem  Keimgehalt  des  Rohwassers  von   15  000  bis 
20  000  pro  ccm  und   einer  Wasserschicht  von  2,5  cm   erhielt  der  Vf.  bei 
folgenden  Entfernungen  der  Lampe  von  der  Oberfläche  des  Wassers  in 
cm     5  10  20  30  45  60 

Sterilisation  in  20  51  70  100  240  360  Sekunden 

—  Bei  10  cm  Distanz  und  verschieden  starken  Wasserschichten  von  0,5, 
2,5,  5,0,   10,0,  25  cm  erhielt  er  Neutralisierung  in  15,  50,    1200,    2400, 


1)   S. -A.  aus  Arb.  aus  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamte  1912,  53,  3;   ref.  nach  Gesundh.  -  Ing.  1913, 
36,  213.  —  2)  Eng:m.  Rec.  1913,  67,  429;  ref.  nach  Gesundh.-Ing.  1913,  86,  503. 


30  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

3600  Sekunden.  —  Unfiltriertes  Abwasser  mit  50  000  Keimen  pro  com 
wurde  in  0,5  cm  starker  Schicht  bei  einer  Lampendistanz  von  10  cm  in 
5  Minuten  sterilisiert,  bei  10  cm  starker  Schicht  wurde  in  40  Minuten 
eine  Sterilisierung  nicht  erzielt.  Filtriertes  Abwasser  benötigte  in  0,5  cm 
starker  Schicht  2  Minuten  lange  Belichtung. 

Überdie  Reinigung  städtischer  Abwässer  durch  Landberieselung  und 
nach  dem  biologischen  Verfahren.  Von  J.  König.  M  —  Eine  vergleichende 
Untersuchung  über  die  Reinigung  häuslichen  Abwassers  der  Stadt  Münster, 
die  nach  dem  Rieselverfahren  reinigt  und  der  Stadt  Unna,  die  mit 
biologischen  Körpern  arbeitet,  führte  zu  etwa  folgenden  Ergebnissen: 
Die  Schwebestoffe  waren  bei  beiden  Verfahren  gleich  gut  entfernt.  Die 
reinigende  "\Virkung  war  bei  der  Landberieselung  aber  weitgehender,  wie 
sich  aus  der  erheblicheren  Nitratbildung  und  vor  allem  der  niedrigeren 
Sauerstoffzehrung  der  gerieselten  Abwässer  gegenüber  denen  der  biologisch 
gereinigten  Abwässer  ergab.  Vom  Gesamtstickstoff  des  Rohwassers  er- 
scheinen für  je  1  1  nur  36,1 7o  beim  Rieselfeld  und  27,9%  bei  der  bio- 
logischen Anlage  im  gereinigten  Wasser  wieder.  Der  Vf.  schließt  daraus 
auf  ein  gasförmiges  Entweichen  von  elementarem  Stickstoff  infolge  Denitri- 
fikation. Auch  die  Mineralstoffe  nehmen  sowohl  beim  Rieselverfahren,  als 
auch  bei  der  biologischen  Reinigung  stark  ab.  Am  vollkommensten  wird 
die  Phosphorsäure  absorbiert. 

Über  die  Reinigung  von  Abfallwässern  mit  Humin,  Ton  und  Kalk. 
Von  J.  Roubinek.-)  — ■  Zur  Prüfung  deS  Verfahrens  im  großen  dienten 
Abwässer  aus  einer  Rohzuckerfabrik  und  Raffinerie,  die  mit  denen 
einer  Brauerei  und  Mälzerei  und  zum  Teil  noch  mit  Fäkalien  aus 
der  städtischen  Kanalisation  gemischt  waren.  Die  Reinigung  mit  Humin 
und  Kalk  lieferte  ein  klares  und  geruchloses  Wasser.  Laboratoriums- 
versuche, einen  Teil  des  Humins  durch  Ton  bestimmter  Eigenschaften  zu 
ersetzen,  erzielten  bei  einem  Gemisch  von  90  **/o  Ton  und  10^/q  Humin 
eine  befriedigende  Reinigung.  Das  Humin  dient  hauptsächlich  zum  Ent- 
fernen der  kolloidalen  Eiweißstoffe,  während  die  sedimentäre  Wirkung  von 
dem  Tone  gleich  gut  erzielt  wird. 

Die  Bestimmung  von  Nitrat-  und  Nitritstickstoff  in  Drainage-  und 
Regenwasser  nach  der  Methode  von  Schlösing.  Von  A.  Huizinga.-')  — 
Um  die  bei  den  Analysen  nach  der  alten  Methode  von  Schlösing  sich  ein- 
stellenden Fehler  zu  eliminieren,  arbeitete  der  Vf.  ein  neues  Verfahren 
aus,  das  in  folgender  Weise  zur  Ausführung  kommt:  5  1  Regen-  bezw.  1  1 
Drainagewasser  werden  mit  Ätzkali  auf  ca.  100  ccm  eingekocht,  mit  4  ccm 
^  Permanganat  weiter  gekocht,  filtriert  und  mit  4  ccm  ^  Permanganat  und 
2  ccm  H2SO4  (1  +  3)  gekocht,  alkalisch  gemacht,  aufgekocht,  filtriert,  auf 
20  ccm  eingeengt  und  mit  2  ccm  concentrierter  Essigsäure  zur  Trockne 
verdampft.  Der  Rückstand  wird  mit  Salzsäure  in  den  Schlösingapparat 
gespült.  Das  aufgefangene  Gas  wird  ohne  Vorbehandlung  mit  Ätznatron 
mit  dem  Gasvolumen,  das  aus  der  Vergleichslösung  erhalten  wird,  ver- 
glichen und  hieraus  die  Menge  Nitrat  -j-  Nitrit-N  berechnet.  —  Bei  Drainage- 


1)  ehem.- Zeit.  1912,  36,  1114;  ref.  nach  "Wasser  u.  Abwasser  1913,  6,  561  u.  562  (Tillmanns). 
—  -^^  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1912,  37,  128—131;  ref.  in  Chem.  aribl.  1913,  I.  47Ü;  ref.  nach 
Wasser  u.  Abwasser  191d'14,  7,  ^03  (Stoof).  —  s)  Ztschi'.  f.  analyt.  Chem.  1912,  51,  273—292;  ref. 
nach  "Wasser  n.  Abwasser  1912,  6,  193  u.  194. 


A.    Quellen  der  Pflanzenernährung.     2.  Wasser.  31 

Wasser,  das  meistens  kein  Nitrit  enthält,  genügt  es,  dasselbe  alkaliseh  ein- 
zuengen und  mit  Essigsäure  einzudampfen.  Es  ist  aber  zu  empfehlen,  die 
organische  Substanz  soviel  als  möglich  mit  Permanganat  zu  entfernen. 

Die  Bestimmung  der  Kolloide  in  Abwässern.    Von  P.  Roland.  >)  — 

Die  "von  dem  Vf.  beschriebene  neue  brauchbare  Methode  zur  Bestimmung 
der  kolloidalen  Stoffe  in  Abwässern,  besonders  industrieller  Natur,  beruht 
darauf,  daß  kolloid  gelöste  Substanzen,  besonders  bei  der  Coagulation  Farb- 
stoffe absorbieren  und  dadurch  unlöslich  machen.  Geeignet  sind  besonders 
die  hochmolekularen  Anilinfarbstoffe.  —  50  — 100  ccm  Abwasser,  die  frei 
sind  von  suspendierten  Stoffen,  werden  mit  1  ccm  einer  1  procent.  Lösung 
von  Anilinblau  versetzt  und  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  Sirupkonsistenz 
eingedampft.  Der  gefärbte  Rückstand  wird  mit  heißem  Wasser  auf- 
genommen, auf  ein  gewogenes  Filter  gebracht,  mit  heißem  Wasser  aus- 
gewaschen, getrocknet  und  gewogen.  Das  im  Fiitrat  zurückgebliebene, 
nicht  adsorbierte  Anilinblau  wird  auf  colorimetrischem  Wege  bestimmt. 
Die  Menge  der  im  Abwasser  enthaltenen  Kolloide  ist  demnach  c-(a-b), 
wenn  c  das  Gesamtgewicht,  a  die  Concentration  der  angewendeten  Anilin- 
lösung und  b  den  nichtadsorbierten  Teil  des  Anilinblaus  bedeutet. 


Literatur. 


Bach:  Die  Klärung  des  Abwassers  in  Schieferplattenkörpern.  —  Techn. 
Gemeindebl.  1913,  15,  358—360  u.  374—377.  —  In  den  letzten  Jahren  hat  sich 
in  England  eine  Abwasserbehandlungs- Methode,  die  Klärung  in  Dibdins 
Schieferplattenkörpern  zu  bereits  großer  Verbreitung  und  Anerkennung  durch- 
gerungen. Nach  dem  Erfinder  soll  in  Schieferplattenkörpern  eine  gänzlich 
aerobe  Behandlung  sowohl  des  Abwassers  wie  auch  des  Schlammes  erzielt  werden. 
In  Deutschland  hat  das  Verfahren  bis  jetzt  noch  keinen  Eingang  gefunden  und 
dürfte,  trotz  seiner  unleugbaren  Vorzüge  in  der  Schlammbehandlung  nach  An- 
sicht des  Ref.  auch  nur  da  Verwendung  finden  können,  wo  ein  billiges  und  dabei 
tadelloses  Schiefermaterial  zur  Verfüfiung  steht. 

Brauer,  Aug.:  Die  Süßwasserfauna  Deutschlands.  Eine  Excursionsfauna. 
Jena,  G.  Fischer,  1909  —  1912.  —  In  dem  reich  illustrierten  Werke,  verteilt 
auf  17  Bändchen,  werden  alle  Tiere  berücksichtigt,  die  in  und  auf  dem  Süß- 
wasser leben,  sowie  auch  diejenigen,  welche  an  den  Rändern  der  Teiche,  Seen 
und  Flüsse  usw.  wohnen,  jedoch  nur  solche  Tiere,  die  in  engster  Beziehung  zum 
Wasser  stehen.  An  der  Bearbeitung  der  zahlreichen  Tiergruppen  waren  mehr 
als  dreißig  Fachgelehrte  beteiligt. 

Dun  bar:  Die  Abwässer  der  Kaliindustrie.  Gutachten  betr.  die  Versalzung 
der  Flüsse  durch  die  Abwässer  der  Kaliindustrie.  München,  R.  Oldenburg, 
1913;  ref.  in  Gesundh. -Ingen.  1913,  36,  428.  —  Aus  den  Schlußsätzen  des  Gut- 
achtens seien  nachstehende  hervorgehoben.  Ein  MgClj -Gfhalt  von  50 — 110  mg 
im  1  genügt,  um  Flußwasser  wie  dasjenige  der  Elbe  und  dfr  Weser  für  Trink- 
zwecke minderwertig  zu  machen.  1.  Der  m  der  Weser  und  Elbe  zurzeit  nach- 
weisbare Gehalt  an  permanenter  Magnesiahärte  (MgCl,  und  MgSO^)  erreicht 
schon  jetzt  gelegentlich  diese  Grenze.  Bei  einer  weiteren  Steigerung  der  Ein- 
leitung von  MgCl,  in  die  Weser  und  Elbe  bezw.  in  ihre  Nebenflüsse  würden 
demnach  für  die  ganze  Bevölkerung  Nachteile  erwachsen,  die  auf  den  Genuß  des 
Wassers  dieser  Flüsse  angewiesen  ist.  2.  Durch  Anlegung  von  Grundwasser- 
werken innerhalb  der  Einflußsphäre  dieser  Flüsse  kann  man  sich  solchen  nach- 
teiligen Wiikungen  nicht  entziehen,  weil  mit  dem  Eindringen  des  Flußwassers 
in  den  Untergrund  zu  rechnen  ist,  und  weil  das  MgCl.,,  wie  nachgewiesen  wurde, 
zum  größten  Teile  unverändert  durch  den  Boden  hindurchtritt  oder  aber  in  das 


1)  Ztschr.  f.  Chem.  u.  Ind.  d.  Kolloide  1913,  12,  45;   ref.  nach  Gesundh.  - Ing.  1913,  36,  211. 


32  Landwirtschaftliclie  Pflanzenproduction. 

ebenso  schädliche  CaClj  umgesetzt  wird.  3.  Die  Mg  Clj- Zufuhr  erfolgt  im  "Weser- 
gebiet ausschließlich  durch  die  Bndlaugen  der  Kaliindustrie,  im  Eibgebiet  zu 
etwa  92  "/o  durch  die  Endlaugen  der  Kaliindustrie,  zu  etwa  8  %  aus  dem  Mans- 
felder  Schlüsselstollen.  4.  Demnach  kann  die  Endlaugenzuleitung  zu  den  ge- 
nannten Stromläufen  nicht  weiter  gesteigert  werden,  ohne  die  gesundheitlichen 
und  wirtschaftlichen  Interessen  in  den  genannten  Gebieten  zu  gefährden.  5.  Die 
fernhaltung  der  Endlaugen  von  den  Stromläufen  ist  technisch  durchführbar. 
Aus  rein  finanziellen  Gründen  erfolgt  sie  nicht.  Angesichts  des  für  Deutschland 
vorhandenen  Kalimonopols  und  der  Interessengemeinschaft  sämtlicher  Kaliwerke 
können  aber  finanzielle  Gründe  nicht  maßgebend  sein.  6.  Der  finanzielle  Schaden, 
der  den  Unterliegern  aus  der  Endlaugenabteilung  erwächst,  ist  größer  als  die 
dadurch  erzielten  Ersparnisse  der  Kaliindustrie. 

Eberts:  Der  schädliche  Einfluß  der  Verunreinigung  und  der  ßegulierung 
der  Wasserläufe  auf  die  Fischerei.  —  Allg.  Forst-  u.  Jagd-Ztg.  1913,  89,  83—87. 
—  Die  große  Verschmutzung  der  Wasserläufe  durch  die  Einleitung  von  Ab- 
wässern industrieller  und  landwirtschaftlicher  Betriebe  oder  kommunaler  Kanali- 
sationen und  sodann  die  vielfach  übertriebene  Regulierung  der  Flüsse  und  Bäche 
schädigen  die  Fischerei  schwer  oder  vernichten  sie  vollständig.  Eine  Besserung 
der  abnormen  Verhältnisse  bei  der  Gewässerverunreinigung  kann  durch  ein 
Reichs  -Wassergesetz  erreicht  werden,  Regulierungen  von  Bächen,  namentlich  von 
Gebirgsbächen  sind  auf  das  allernotwendigste  zu  beschränken. 

Glaser,  Erhard:  Über  die  Desinfektion  von  Fäkalien  und  städtischen 
Sielwässern,  die  Behandlung  der  letzteren  mit  Nitraten,  nebst  Untersuchungen 
über  die  Zusammensetzung  und  Veränderungen  des  Kanalinhalts  der  Wiener 
Hauptsammler.  ■ —  Arch.  f.  Hyg.  1913,  77,  165 — 310;  ref.  nach  Gesundh. -Ing. 
1913,  36,  173.  —  In  6  Kapiteln  wird  eine  ausgezeichnete  Literaturübersicht  über 
den  derzeitigen  Stand  der  Desinfektion  von  Fäkalien  und  städtischen  Sielwässern 
und  der  Behandlung  der  Abwässer  mit  Nitraten  gegeben.  Bei  den  Wiener  Siel- 
wässern stellte  der  Vf.  fest,  daß  diese  nur  wenig  verschmutzt  sind  und  namentlich 
nur  geringe  Mengen  suspendierter  Stoffe  enthalten,  was  auf  die  später  erfolgten 
Desinfektionsversuche  von  günstigem  Einflüsse  war.  In  den  Wiener  Siel- 
wässern findet  sich  eine  verhältnismäßig  große  Menge  gelösten  O  bis  zur  Hälfte 
des  jeweiligen  Sättigungswertes  des  Wassers,  und  zwar  reichlicher  in  con- 
centrierterem  Abwasser  als  in  verdünntem. 

Kaßner.  C:  Zur  Frage  der  Austrocknung  der  Erde.  —  Mitt.  d.  D.  L.-G. 
1913,  28,  400.  ■ 

Kloeß,  A. :  Die  deutsche  Wasserwirtschaft.  Grundriß  der  Wasserwirtschafts- 
lehre.    Halle,  W.  Knapp,  1912. 

Kossowicz,  A.:  Einführung  in  die  Mykologie  der  Gebrauchs-  und  Ab- 
wässer. Berlin,  Gebr.  Bornträger.  1913.  —  Eine  kurze  Darstellung  der  zur 
Reinigung  des  Wassers  und  Abwassers  gebräuchlichen  Methoden  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Bakteriologie  bezw.  Mykologie  der  Gebrauchs-  und  Ab- 
wässer. Inhalt:  1.  Einleitung;  2.  Der  Keimgehalt  des  Wassers;  3.  Das  Vor- 
kommen pathogener  Bakterien  im  Wasser;  4.  Die  Selbstreinigung  der  Gewässer; 
5.  Die  Reinigung  des  Wassers  durch  Absitzen  und  chemische  Fällung;  6.  Das 
Faulverfahren;  7.  Sandfiltration,  Schnellfiltration  und  Kleinfilter;  8.  Rieselfelder, 
intermittierende  Bodenfiltration,  Spritzverfahren  und  Fischteichverfahren;  9.  Bio- 
logische Füllkörper  und  Tropfkörper,  Nitratbehandlung,  Tonreinigungsverfahren; 

10.  Wassersterilisation;  11.  Die  Reinigung  industrieller  und  gewerblicher  Ab- 
wässer;   12.  Mykologische  Untersuchung  des  Wassers  und  Abwassers. 

Locher,  Hugo:  Die  Behandlung  des  Abwassers  aus  Schlachthöfen  und 
deren  Nebenbetrieben.  Stuttgart,  Bauzeitungsverlag,  1912;  ref.  in  Gesundh -Ing. 
1913,  36,  81.  —  Die  Ergebnisse  aus  den  gemachten  Beobachtungen  gliedern  sich 
in  folgende  Hauptabschnitte:  I.  Entstehung  und  Zusammensetzung  des  Abwassers. 

11.  Menge  des  Abwassers.  III.  Ableiten  des  Abwassers.  IV.  Reinigung  des 
Schlachthofabwassers.  V.  Die  Schlammbeseitigung.  VI.  Gewinnung  verwert- 
barer Stoffe  aus  dem  Schlachthofabwasser.  VII.  Die  Desinfektion  des  Schlachthof- 
abwassers.    Literatur. 

Ney,  E.:  Die  Hochwasserschäden  und  der  Wald.  —  Silva  1913,  1,  119—122. 
—  Gewisse  Waldformen  geben  den  besten,  unter  Umständen  einzigen  Schutz 
gegen  Abschwemmungen,  Überschwemmungen,  Murbrüohe  und  Versandungen. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.    2.  "Wasser.  33 

Rohland,  F.:  Über  einige  Reinigungsmethoden  der  Abwässer.  —  Ge- 
sundheit 1913,  38,  129—132;  ref.  nach  Wasser  u.  Abwasser  1913,  7,  304.  —  In 
der  Hauptsache  werden  die  Absitz  -  Verfahren  und  das  vom  Vf.  erfundene 
Kolloidtonreinigungsverfahren  besprochen. 

Rothenfußer,  S. :  Über  den  Nachweis  sehr  kleiner  Mengen  von  HNO3 
in  Wasser.  —  Chem.-Zeit.  1913,  37,  Nr.  89,  897.  CD.) 

Samter,  M.:  Statistik  der  märkischen  stehenden  Gewässer.  —  Jabrb.  f.  d. 
Gewässerkunde  Norddeutschlands.    2.  Bd.    Berlin,  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  1912. 

—  Eine  eingehende,  durch  Tabellen  und  Karten  unterstützte  Statistik  der  4571 
stehenden  Gewässer  (Seen,  Teiche,  Pfuhle)  nach  ihrer  Größe,  Tiefe,  Höhenlage, 
Plußzugehörigkeit  und  geographischen  Lage.  Die  Provinz  besitzt  auf  1000000  ha 
1145  stehende  Gewässer. 

Spiegel:  Über  die  Vernichtung  von  Bakterien  im  Wasser  durch  Protozoen 
und  über  die  Fähigkeit  der  Bodanazeen,  Bakterienfilter  zu  durchdringen.  — 
Arch.  f.  Hyg.  1913,  80,  283. 

Thienemann,  Aug.:  Die  Verschmutzung  der  Ruhr.  —  Wasser  u.  Gas 
1913,  Nr.  19.  419;  ref.  in  Gesundh.-Ing.  1913,  36,  587.  —  Die  Wasserverhältnisse 
der  Ruhr,  die  im  Gegensatz  zur  Emscher  nicht  nur  für  die  Industrie,  sondern 
auch  für  den  landwirtschaftlichen  Gebrauch  und  für  die  Versorgung  der  Städte 
mit  Trinkwasser  noch  eine  bedeutende  Rolle  spielt,  bedürfen  dringend  der 
Sanierung,  wenn  die  Ruhr  nicht  in  absehbarer  Zeit  in  einen  ähnlichen  Zustand 
wie  die  Wupper  und  Emscher  verfallen  soll.  Auf  die  schlechte  Beschaffenheit 
des  Ruhrwassers  wirkte  besonders  verhängnisvoll  die  Dürre  des  Jahres  1911  ein. 
Die  untere  Ruhr  wurde  während  dieses  Sommers  eine  mit  Chemikalien  aller 
Art  gesättigte  Lauge,  die  den  Namen  Flußwasser  nicht  mehr  verdiente  und  die 
beispielsweise  dicht  am  Mülheimer  Wasserwerk  im  Sept.  1911  19  mg  Cyankalium 
im  1  Wasser  enthielt,  und  doch  waren  die  Wasserwerke  im  ganzen  unteren 
Ruhrtai  auf  das  von  diesem  Ruhrwasser  gespeiste  Grundwasser  angewiesen. 

Tillmans,  J.,  und  Heublein,  0.:  Über  die  Bestimmung  von  Chlor  in 
natürlichen  Wässern.  —   Chem.-Zeit.  1913,  37,  Nr.  90,  901. 

Vogel,  J.  H. :  Die  Abwässer  aus  der  Kaliindustrie,  ihre  Beseitigung,  sowie 
ihre  Einwirkung  in  und  an  den  Wasserläufen.    Berlin,  Gebr.  Bornträger,  1913. 

—  Auf  S.  89 — 176  wird  behandelt:  Der  Einfluß  der  Kali  endlaugen  im  Fluß- 
wasser auf  Riesel-,  Stau-  und  Überschwemmungswiesen,  das  Chlormagnesium  als 
Pflanzennährmittel,  Wässerungs versuche  mit  endlaugenhaltigem  Wasser,  die  Auf- 
schließung und  Auswaschung  des  Bodens  durch  Chlormagnesium,  die  Beeinflussung 
der  Struktur  des  Bodens  (Verschlemmen),  die  Niederschlagung  von  Ton  und 
Schlick,  die  Anreicherung  des  Salzgehaltes  durch  Verdunstung,  praktische  Er- 
fahrungen mit  Kali  endlaugen  beim  Bewässern  von  Rieselwiesen  (Eimerwiesen 
unterhalb  Gifhorn,  Allerwiesen  zwischen  Müden  und  Langlingen,  Berliner  Riesel- 
felder), praktische  Erfahrungen  mit  Kali  endlaugen  auf  Überschwemmungswiesen 
beim  Ausufern  des  Flusses  (Wiesen  an  der  Bode,  Wiesen  beim  Großen  Graben 
bei  Neuwegersleben,  Schunterwiesen,  Unstrutwiesen),  praktische  Erfahrungen 
beim  Bewässern  mit  Nordseewasser,  Aufstellung  von  Grenzwerten  für  den  Gehalt 
eines  Bewässerungswassers  an  Chlormagnesium  und  Einfluß  dieses  Salzes  auf  die 
Keimung  und  die  erste  Entwicklung  der  Kulturpflanzen. 

Vorwerk:   Das  Wasser  im  Walde.  —    D.  Forst-Zeit.  1913,  33,  659—661. 

—  Im  Walde  muß  überall  da  entwässert  werden,  wo  der  Boden  stagnierendes 
Wasser  hat,  da  solches  von  unseren  Holzarten  nicht  vertragen  wird'.  Die 
günstigen  Wirkungen  einer  gründlichen  Entwässerung  schildert  der  Vf.  dann 
an  der  Meliorierung  einer  16  ha  großen  sumpfigen  Ödlandfläche  und  eines  1  ha 
großen  nassen  unfruchtbaren  Forstbodens.  Beide  Gründe  wurden  durch  Anlage 
von  verschiedenen  Gräben  trocken  gelegt  und  mit  Kiefern  aufgeforstet.  Im 
ersten  Fall  erwuchs  nach  50  Jahren  ein  vollbestockter  Kiefernbestand  IV.  Bonität, 
im  zweiten,  nach  ca.  45  Jahren  ein  solcher  III./II.  Bonität.  Gleiche  nachhaltige 
Erfolge  ergaben  sich  bei  zwei  größeren  Brüchern,  die  nach  ihrer  Entwässerung 
der  Landwirtschaft  überwiesen  wurden  und  jetzt,  nach  66  Jahren,  Tausenden  von 
Rindern,  Schweinen  und  Pferden  Nahrung  liefern.  An  der  rechten  Seite  des 
Bobers,  in  der  Höhe  von  Sagan  nach  Naumburg  a.  B.  ließ  man  an  mehr  als 
hundert  Stellen  die  Fischteiche  eingehen,  da  diese  die  Umgegend  auf  sehr  weite 
Entfernung  versumpften  und  so  die  Getreideernten  wesentlich  schädigten. 

Jahresbericht  1913.  3 


34  Landwirtschaftliolie  Pflanzenproduction. 

Weston,  Robert  Spurr:  Abwasserbehandlung  mit  Oxydation.  —  Engin. 
Reo.  1912,  66,  426;  ref.  in  Wasser  u.  Abwasser  1913,  6,  145.  —  Als  Oxydations- 
verfahren bei  der  Abwasserbehandlung  faßt  der  Vf.  alle  diejenigen  zusammen, 
welche  auf  inniger  Berührung  des  Abwassers  mit  Sauerstoff  und  mit  aerobischen 
Bakterien  beruhen.  —  Er  rechnet  dazu  die  Mischung  mit  0  enthaltendem 
Wasser  bei  Einleitung  in  Flußläufe,  Oberflächen -Berieselung,  Füllverfahren, 
Tropf  verfahren,  intermittierende  Sandfiltration  und  langsame  Sandfiltration. 
Überall  ist  Vorbehandlung  des  Abwassers  sehr  wichtig,  weil  die  ungelösten 
Stoffe  durch  Oxydation  sehr  schwer  zu  beseitigen  sind  im  Gegensatz  zu  den 
gelösten  Bestandteilen,  die  leicht  zu  behandeln  sind.  Selbst  bei  der  Einleitung 
in  Flußläufe  ist  Absieben  oder  Absitzenlassen  erwünscht,  wenn  die  Bildung  von 
Schlammbänken  vermieden  werden  soll;  bei  Tropfkörpern  verhüten  sie  Ver- 
stopfungen der  Verteilungsdüsen,  bei  Füllkörpern  beugen  sie  der  Verschlammung 
vor,  bei  den  Sandfiltern  erhöhen  sie  die  Filtrationswirkung. 

Herrings:  Wünschelrute  und  Inklinationsnadel.  —  v.  Klinckowström,  C: 
Der  Kampf  um  die  Wünschelrute.  —  Leisen.  Math.:  Über  meine  Wünschel- 
ruten-Experimente. —  Kleinau,  R. :  Die  Wünschelrute  in  Eckartsberge.  — 
Walther;  Zur  Wünschelrutenfrage.  —  Herrings:  Wünschelrute  und  Acoustöle. 
—  v.  Grraeve,  0.:  Blitzgefahr  und  Wünschelrute.  —  Werner,  H. :  Das  Aus- 
land und  die  Wünschelrute.  —  v.  Klinckowström.  C. :  Zur  Wünschelruten- 
frage. —  Barr  et,  W.  H.:  Die  Ursachen  der  Wünschelrutenerfolge. — Werner,H.; 
Die  Wünschelrute  und  die  französische  Wissenschaft.  —  Beyer:  Die  englischen 
Geologen  und  die  Wünschelrute.  —  Behme:  Die  Landesgeologen  und  die 
Wünschelrute.  —  Diese  und  einige  andere  Artikel,  welche  die  Wünschelruten- 
frage in  günstigem  Sinne  beurteilen,  finden  sich  in  der  ..Wünschelrute",  der 
Beilage  zum  Wasser  1913,  9. 

Das  preußische  Wassergesetz  vom  7.  April  1913,  auf  Grund  der  Ver- 
handlungen des  Landtages  erläutert  von  Rechtsanwalt  Dr.  Hans  Gottschalk, 
Dortmund.  Bonn,  A.  Marcus  u.  E.  Weber's  Verlag,  1913.  —  Durch  das 
Inkrafttreten  des  neuen  Gesetzes  treten  nicht  weniger  als  79  verschiedene,  dem 
Wasserrecht  angehörende  Vorschriften  des  bisherigen  Rechts  in  Preußen 
außer  Kraft. 

Beeinflussung  der  Wasserführung  der  Flüsse  durch  Bewaldung 
in  den  White  Mountains.  Feststellung  durch  die  Geologische  Anstalt  der  Ver- 
einigt. Staaten  von  Nordamerika.  —  Engin.  Rec.  1912,  65,  652  u.  653;  ref.  nach  Wasser 
u.  Abwasser  1912/13,  6,  180  u.  181.  —  In  zwei  benachbarten  13  qkm  großen, 
auch  sonst  fast  ganz  gleichen  Nebenflußgebieten  des  Pemigewasset- Flusses  (in 
den  White  Mountains),  die  sich  aber  dadurch  unterschieden,  daß  das  eine  dicht 
mit  Hochwald  besetzt,  das  andere  abgeholzt  und  abgebrannt  war,  wurden  Regen- 
und  Schneemesser  aufgestellt  und  die  Abflußmengen  während  17  Tagen  im 
April  1912  genau  gemessen.  Dabei  stellte  sich  heraus,  daß  die  Abflußmengen 
aus  dem  abgeholzten  Bezirk  doppelt  so  groß  als  aus  dem  Waldbezirk  waren  und 
daß  die  größte  Abflußmenge  des  Waldgebietes  nur  67  "/o  von  denjenigen  des 
entwaldeten  Gebiets  ausmachten.  Den  Herausgebern  des  Engineering  Record  ist 
das  Gebiet,  auf  welchem  die  Untersuchungen  angestellt  wurden,  zu  klein  und 
die  Zeit  zu  kurz,  um  solche  Schlüsse  daraus  zu  ziehen. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.    Boden.  35 

3.  Boden. 

Referenten:    Th.  Dietrich  und  G.  Kalb. 

a)  Mineralien,  Oesteine,  Verwitternng. 

Terra  rossa,  deren  Natur  und  Entstehung.    Von  Fr.  Tücan.  ^)  — 

Der  Vf.  schließt  sich  der  Ansicht  jener  Forscher  an,  welche  Terra  rossa  als 
unlöslichen  Rückstand  der  Kalksteine  und  Dolomite  betrachten.  Beim  Auf- 
lösen von  Kalksteinen  und  Dolomiten  der  kroatischen  Karstgebiete  in  HCl 
bleibt  regelmäßig  ein  unbedeutender  Rückstand  (ca.  0,3%),  der  große 
Ähnlichkeit  mit  T.  rossa  zeigt.  Ihre  Hauptmasse  besteht  aus  durch  fremde 
Beimengungen  verunreinigten  Aluminium  hydroxydgel.  Der  Vf.  folgert  aus 
seinen  Untersuchungen,  daß  die  Terra  rossa  nach  all  ihren  Eigenschaften 
mit  dem  Bauxit  vollkommen  identisch  ist,  so  daß  Bauxit  ältere  Terra  rossa 
und  diese  recenter  Bauxit  wäre. 

Terra  rossa.  Von  A.  Atterberg.  ^)  —  Eine  Probe  Terra  rossa  aus  Ungarn 
zeigte  höhere  Plasticitätsziffern  als  sämtliche,  vom  Vf.  bisher  untersuchten 
Böden.  Sie  wurde  daher  näher  untersucht.  Bei  der  Schlämmung  ergab  die 
Probe  die  Gehalte  von  4,2  °/o  „Mo"  (feiner  Sand  gröber  als  0,02  mm  D.) 
mit  etwas  Sand,  9,1  7o  „Schluff"  (0,02—0,002  mm  D.)  und  86,3%  KoDoid- 
schlamm  (feiner  als  0,002  mm  D.).  Der  Mo  enthielt  87  "/n  nicht  salzsäure- 
löslicher Mineralien  und  bestand  wie  der  Schluff  aus  Quarz  (teilweise 
Porphyrquarz),  Kalifeldspat,  Limonit  und  Schuppen  von  Muskovit  (Kaolin) 
nebst  etwas  Hornblende,  Turmalin,  Epidot  und  ähnlichem.  Der  Kolloid- 
schlamm ergab  bei  der  Analyse  folgende  Zusammensetzung: 

SiOa      AI2O3      FeaOs      CaO      MgO      KjO      Na,0      Glühverlust      Summe 

42,90     30,30       10,88       0,00       2,01       1,63       0,10  11,22  99,W       (etwas  schwarze  Kohle) 

Hiernach  scheint  der  Schlamm  aus  fast  70%Kaolinit,  etwa  12% 
Limonit,  etwa  18  %  Quarz,  Feldspat  und  anderen  Mineralien  zu  bestehen. 
Die  braune,  nicht  rote  Farbe  des  Schlammes,  die  Analyse  sowie  mikro- 
skopische Untersuchung  der  gröberen  Teile  lehren,  daß  in  dieser  Terra  rossa 
der  Fe-Gehalt  nicht  in  Form  von  Hämatit,  sondern  von  Limonit  vorkommt. 

Zwei   vulkanogene  Lehme    aus  Japan.     Von  Toyotaro  Seki.^)  — 

A.  Das  Material  aus  der  Gegend  von  Tokio.  Wegen  der  hohen 
Löslichkeit  in  HCl  und  das  starke  Absorptionsvermögen  für  KgO  und 
P2O5  ist  der  Boden  von  0.  Kellner  als  Zeolithboden  bezeichnet  worden. 
Zur  Untersuchung  gelangte  eine  Lebmprobe  aus  dem  Untergrund  des  west- 
lichen Tokio.  Nach  der  mikroskopischen  Untersuchung  besteht  der  Lehm 
zum  kleineren  Teil  aus  frischen  Mineralien  (Hypersthen,  Augit,  Olivin, 
Magnetit,  Plagioklas)  und  Glas  und  zum  größeren  Teil  aus  deren  Zersetzungs- 
producten.  Die  Tonaggregate  dieses  Lehms  sind  äußerlich  dem  von  Stein- 
riede sog.  Argillit  ähnlich,  der  Lehm  enthält  jedoch  eine  große  Menge  von 
durch  HCl  zersetzbaren  Tonaggregaten,  die  dem  Argillit  von  Steinriede  nicht 
entsprechen,  die  der  Vf.  Argillitoid  nennt.  Letztere  scheinen  aus  Allophan 
oder  einem  allop hanähnlichen  Tonerdesilicat  zu  bestehen. 

3)  N.  Jahrb.  f.  Miner.  u.  Geol.,  Beilageband  34,  401—430;  ref.  nach  Internat.  Mitt.  f.  Boden- 
kunde 1913,  m.  70  (Sandor).  —  ^  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  323—824.  (Entnommen  d. 
unten  folg.  Arbeit  des  Vf.  ,,Die  Plasticität  und  Bindigkeit  der  liefernden  Bestandteüe  der  Tone".)  — 
s)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913.   79  u.  80,  871-890  (Instit.  f.  Mineral,  u.  Petrogi.  d.  Univ.  Leipzig). 

3* 


36  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

B.  Das  Material  aus  der  Gegend  von  Morioka  (Nordostjapan). 
Nach  der  mikroskopischen  Untersuchung  besteht  dieser  Lehm  aus  Plagioklas, 
Hypersthen,  Augit,  Magnetit,  bräunlichem  Glas  und  Aggregaten  von  Zersetzungs- 
producten.  Er  enthält  weder  Olinn  noch  wasserhelles  Glas,  die  sich  in  vorigem 
Lehm  fanden.  Aus  dem  Mineralbestand  geht  unzweideutig  hervor,  daß  der 
Lehm  aus  Asche  von  olivinfreiem  Augit-Hypersthen-Andesit  gebildet  ist. 
Man  kann  drei  Gruppen  von  Tonaggregaten  in  diesem  Lehm  unterscheiden: 
1.  Durch  HCl  zersetzbare  isotrope,  d,  h.  Argillitoide ,  2.  durch  HCl  un- 
angreifbare, aber  durch  HSO^  zersetzbare,  d.  h.  Argillit  und  3.  durch  HSO^ 
unangreifbare,  meist  Aggregatpolarisation  zeigende,  d.  h.  anauxitähnliche 
Tonaggregate.  Die  erste  Gruppe  bilden  den  größten  Teil  der  Tonaggregate 
des  Lehms,  die  zweite  ist  viel  weniger,  die  dritte  noch  weniger  vertreten. 

Die  chemische  Zusammensetzung  von  „Salpeter-Efflorescens^  in 
Uruguay  und  Argentinien.  Von  J.  Schröder.  ^)  —  Die  chemische  Unter- 
suchung von  zwei  Mustern  solcher  Auswittterungen  ergab  folgende  pro- 
centisohe  Zusammensetzung: 

aus  Organisclie  Substz.    NaoSO«    NaCl    Na2C02    MgSO«    HjO  (Differenz)    Fe^Og    CaSOi 

Uruguay  2,0  80,0      10,0       3,0        4,0  1,0  —        — 

Argentinien  3,0  66,0       8,0        —         6,0  12,0  3,0       2,0 

Beide  Proben  enthielten  keine  Nitrate. 

Auflösung  von  Kieselerde  in  Untergrundwasser.    Von  F.  Dienert.^) 

—  Bringt  man  in  ein  Gefäß,  welches  mehrere  kg  Sand  und  eine  an  COg 
mehr  oder  weniger  reiche  Atmosphäre  enthält,  Wasser,  so  kann  man  eine 
Auflösung  von  Erdalkalicarbonat  und  SiOg  beobachten.  Es  besteht  eine 
Beziehung  zwischen  der  Vermehrung  der  Alkalinität  und  der  der  gelösten 
SiOg,  die  man  durch  eine  logarithmische  Formel  zum  Ausdruck  bringen  kann. 
Bezeichnet  man  mit  x  die  Vermehrung  der  Alkalinität  des  Wassers,  aus- 
gedrückt als  CaO,  mit  y  die  Vermehrung  der  aufgelösten  SiO,  (ebenfalls 
als  CaO  ausgedrückt),  so  ergeben  sich  die  Resultate  aus  der  Formel 
X — y  =  Ky.  Für  Loiresand  ist  der  Log  K  =  0,063.  Bei  Abwesenheit 
freier  COg  verliert  das  im  Gefäß  enthaltene  kalkhaltige  Wasser  in  Be- 
rührung mit  Sand  seine  CO^  und  einen  Teil  seiner  Alkalinität.  Dieser 
Verlust  an  letzterer  ist  nicht  von  einer  Verminderung  der  SiOg    begleitet. 

Über  Silicatzersetzung  durch  Bodenbakterien.  L  Mittl.  Von 
K.  Bassalik.  ^)  —  Auf  polierten  Marmorplatten  wirkten  von  14  Bakterien- 
arten, die  in  Iprocent.  Dextrose- Peptonlösung  verteilt  aufgetragen  wurden, 
11  deutlich  corrodierend.  Analoge  Versuche  mit  Kaliglimmer  endeten 
negativ.  Dagegen  ließ  sich  ein  Eindringen  der  Bakterien  zwischen  die 
Lamellen  der  Glimmerblättchen  dann  wahrnehmen,  wenn  diese  auf  ent- 
wickelte Agrarkulturen  aufgelegt  wurden;  der  Glimmer  nahm  an  den  be- 
treffenden Stellen  ein  kreidiges  Aussehen  an.  Feldspat-Spaltstücke  ließen 
keine  Einwirkung  erkennen,  doch  trat  eine  langsame  Lösung  des  Silicats 
ein,  wenn  feines  Feldspatpulver  kalifreien,  mit  verschiedeueu  Reinkulturen 
geimpften  Nährlösungen  zugesetzt  wurde.  Eine  neue  Art,  B.  extorquens, 
die  mit  Oxalaten  als  alleinige  C-Quelle  gut  auskommt,  und  diese  lebhaft 
in  COg   umsetzt,    vermochte    bereits   innerhalb    2  Monaten    3  °/o    des    zu- 

')  Extraetado  de  la  Eevista  del  Institute  de  Agronomia  Nr.  XII.  Mai  1913,  15—18.  —  ^  Compt. 
rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1912,  155.  797.  —  3)  Ztschr.  f.  Gärungsphysiologie  1912,  2,  1—32;  ref. 
im  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  37,  104  (Löhnis  -  Leipzig). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  37 

gesetzten  Orthoklaspulvers  zu  lösen.  Die  C Og-Production  (aus  Ammon- 
oxalat)  betrug  bis  zu  2,5  g  pro  g  Bakterien-Trockenmasse  in  24  Stunden. 
Der  Yf.  glaubt,  daß  die  Bakterien  eine  weit  wichtigere  Bolle  bei  der  Silicat- 
aufschließung  spielen  als  die  Pflanzen  wurzeln  und  zwar  vornehmlich  durch 
die  von  ihnen  veranlaßte  COj-Production. 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  Bodenbildung  in  Tonen  der  humiden 
Gegenden.  Von  Benj.  Frosterus(-Helsingfors).^)  —  Die  Ergebnisse 
seiner  Untersuchungen  zusammenfassend  kommt  der  Vf.  zu  dem  Schlüsse, 
„daß  in  manchen  Fällen  bei  podsolierten  Böden  zwei  genetisch  verschiedene 
Teile  unterschieden  werden  müssen,  ein  oberer  und  ein  unterer.  Der  obere 
Teil,  den  man  den  echten  Podsolhorizont  (P-Horizont)  nennen  könnte, 
ist  aus  den  Schichten  A  (eluvial)  und  B  (illuvial)  zusammengesetzt.  Die 
A-Schicht  zerfällt  in  Humusschicht  (A^)  und  Bleicherdeschicht  (Ag),  die 
Schicht  B  in  Orterde  (B^)  und  Ortstein  (B2).  Diese  Schichten  sind  durch 
Auslaugung  der  Bodenart  von  oben  nach  unten  entstanden.  Von  der 
Schicht  A2  sind  deshalb  sämtliche  Oemengteile  der  primären  Ablagerung 
von  der  Verwitterung  angegriffen,  der  ClHj-Auszug  ist  also  durch  hohen 
SiOg-Gehalt  und  kleinen  Gehalt  an  den  übrigen  Gemengteilen  charakterisiert. 
Die  B-SchJchten  sind  durch  Anreicherung  von  Humus,  Tonerde  und  Eisen, 
Auslaugung  von  MgO  und  Alkalien  gekennzeichnet.  —  Der  untere  Teil 
des  Bodenhorizonts,  dessen  Lage  vom  Grundwasser  bestimmt  wird,  könnte 
vielleicht  schlechthin  G-Horizont  (Grundwasser-Horizont)  genannt  werden. 
Er  ist  durch  rostfarbige,  in  vertikaler  Richtung  laufende  Streifen,  in  dessen 
Mitte  meist  eine  Pflanzenwurzel  liegt,  oder  durch  unregelmäßig  im  Boden 
zerstreute  braune  Flecken  und  Klümpchen  charakterisiert.  In  feinerdigen 
Böden  ist  dieser  Horizont  von  vertikalen,  mit  einer  Rostrinde  belegten 
kapillaren  Rissen  durchzogen,  und  bisweilen  kommen  horizontale  Streifen 
von  hartem  Eisenortstein  vor.  Kleinere  mikroskopisch  sichtbare  Klümpchen 
von  blauem  Vivianit  sind  in  den  trockenen,  halbfeuchten  Teilen  des  Ton- 
bodens allgemein,  und  unter  dem  Mikroskop  werden  fast  immer  ganz 
winzige  0,1  —  1  mm  lange  wasserklare  Stäbchen  desselben  Minerals  beob- 
achtet. Chemisch  hat  diese  Zone  eine  Zusammensetzung,  die  in  den 
wichtigsten  Zügen  mit  dem  Untergrund  übereinstimmt,  unterscheidet  sich 
von  diesen  aber  durch  höheren  Eisengehalt.  Sie  ist  also  ein  An- 
reicherungshorizont, aber  ein  solcher,  in  dem  die  Anreicherung, 
wenigstens  zum  Teil,  von  unten  nach  oben  stattgefunden  hat. 
Die  Grenzen  zwischen  dem  Untergrund  (C)  und  dem  G-Horizont  sind  in 
den  meisten  Fällen  sehr  undeutlich,  und  auch  nach  oben  zu  geht  dieser 
Horizont  sehr  oft  allmählich  in  den  ersten  Podsolhorizont  über,  besonders 
ist  dieses  der  Fall,  wo  der  letztere  schwach  ausgebildet  ist.  Sehr  oft 
kommt  es  aber  auch  vor,  daß  dieser  Horizont  sich  bis  zur  Tagesoberfläche 
erstreckt.     Der  Boden  ist  dann  in  allen  Teilen  ein  Gley-  oder  G- Boden." 

Die  Verteilung  von  schwach  lehmigem  Feinsand  und  Tonteilchen 
in  Böden.  Von  R.  O.  E.  Davis  und  C.  C.  Fletcher.^)  —  Die  Arbeit 
beschäftigt  sich  mit  den  Schwankungen  in  der  Verteilung  von  Feinsand 
und  Tonteilchen  in  Böden  verschiedener  Gegenden,  als  deren  Ursache  sie 
klimatische  Verhältnisse,  besonders  atmosphärische  Niederschläge  betrachtet. 

(Kalb.) 

1)  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  99—130.  —  2)  Orig.  Common.  8.  Internat.  Cong.  Appl. 
Chem.  15  (1912),  Sect.  VII.  81-84;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Eec.  28,  28. 


38  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

b)  Kulturboden. 

1.  Analysen  und  Eigenschaften. 

Die  Charakterisierung  des  Bodens  nach  der  molekularen  Zu- 
sammensetzung des  durch  Salzsäure  zersetzlichen  sih'catischen  Anteiles 
des    Bodens   (der   zeoh'tischen    Silicate).     Von  R,  Gans  (Berlin),  i)  — 

Die  Ergebnisse  seiner  umfangreichen  Arbeit  bringt  der  Vf.  in  folgenden 
„Schlußfolgerungen"  zum  Ausdruck.  1.  Die  zeolithischen  Silicate  des 
Bodens  zeigen  dieselbe  Zusammensetzung  und  dasselbe  Verhalten  wie  die 
künstlichen  Aluminatsilicate  und  können  somit  wie  diese  als  chemische 
Verbindungen  angesehen  werden.  Die  Verwitterung  bringt  es  mit  sich, 
daß  sie  im  Boden  nicht  immer  in  reiner  Form,  sondern,  gewöhnlich  im 
geringen  Maße,  durch  Zersetzungsproducte  verunreinigt  vorkommen,  a)  Sie 
zeigen  die  für  Aluminatsilicate  charakteristische  molekulare  Zusammen- 
setzung 3+  Mol.  SiO:l  Mol.  AI, 03:1  Mol  Base,  wenn  sie  durch  die 
Anwesenheit  von  Carbonaten  der  Erdalkalien  vor  der  Verwitterung  ge- 
schützt sind.  (Neutrale  und  alkalische  Reaktion  des  Bodens.)  b)  Sie 
zeigen  einen  geringeren  Basengehalt  als  1  Mol.  Base  auf  1  Mol.  AljOg, 
wenn  sie  durch  saure  (kohlensaure)  Verwitterungslösungen  zersetzt  wurden. 
Das  Verhältnis  der  SiOj  zur  AUOg  bleibt  wie  3+ :  1.  (Saure  Reaktion 
des  Bodens.)  c)  Sie  zeigen  einen  geringeren  Gehalt  an  SiO,  als  3  Mol. 
SiOg  auf  1  Mol.  AI2O3,  wenn  in  den  Verwitterungslösungen  die  alkalische 
Reaktion  vorherrschte,  durch  welche  ein  Teil  der  SiOj  ausgelaugt  wurde. 
Infolge  des  geringeren  SiOg-Gehaltes  vermögen  sie  nicht  mehr  1  Mol.  Base  auf 
1  Mol.  AI2O3  zu  binden,  ohne  daß  sie  jedoch  seinen  sauren  Charakter  besitzen. 
(Neutrale  und  alkalische  Reaktion  des  Bodens.)  2.  Daraus  ergibt  sich,  daß  für 
die  neutrale,  alkalische  oder  saure  Natur  eines  Bodens  nicht  die  gewichts- 
procentischen  Anteile  der  durch  concentrierte  kochende  Salzsäure  ausgesogenen 
Basen  maßgebend  sind,  sondern  das  molekulare  Verhältnis  der  Basen 
zu  der  SiOg  und  Alg  O3  in  den  hierbei  zur  Zersetzung  kommenden  Sili- 
caten. Dieses  Verhältnis  wird  den  Zustand  des  Bodens  am  besten 
charakterisieren.  3.  Es  empfiehlt  sich  nach  dem  Vorschlage  van  Bemmelen's 
hei  der  Salzsäuremethode  auch  die  SiOj  zu  bestimmen.  Außerdem  ist 
die  molekulare  Umrechnung  der  Analysenresultate  auch  auf 
die  (nicht  an  die  anderen  Säuren  des  Bodens  [P2O5,  SO3  usw.] 
gebundenen)  Basen  auszudehnen,  a)  weil  die  molekulare  Umrechnung 
auch  der  Basen  noch  schärfer  den  Verwitterungszustand  des  Bodens 
demonstriert,  als  die  der  SiOg  und  AI2O3  allein,  b)  weil  die  molekulare 
Zusammensetzung  von  größtem  Einfluß  auf  die  Löslichkeit  der  PjOj  und 
auf  den  Austausch  und  die  Löslichkeit  der  Basen  ist  und  c)  weil  die 
Hygroskopicität  ebenfalls  von  der  chemischen  Zusammensetzung  des  Ver- 
witterungssi licates  abhängig  sein  muß  und  d)  weil  die  Bestimmung  der 
Hygroskopicität  in  Verbindung  mit  der  molekularen  Berechnung  uns  häufig 
über  die  Fälle  aufklären  wird,  bei  denen  die  Höhe  der  Hygroskopicität 
nicht  dem  durch  Salzsäure  bestimmten  Kolloidgehalt  entspricht,  ob  der 
Fehler  (infolge  der  Zersetzung  nichtkolloidaler  Silicate)  bei  der  Kolloid- 
bestimmung  liegt   oder  ob    die  Hygroskopicität   durch   die   chemische  Zu- 


1)  Internat.  Mitt.  f.  Bodentunde  1913,  lU.  Heft  6,  529—571. 


A.  Quellen  der  Pflanzenernälirung.     3.  Boden.  39 

sammensetzung  der  zeolithischen  Bestandteile  beeinflußt  wurde.  4.  Die 
Ausführung  der  Hygroskopicitätsbestimmung  (nach  Mitsc herlich),  deren 
Wichtigkeit  aus  diesen  Ausführungen  hervorgeht,  bei  der  Untersuchung 
aller  Böden  ist  dringend  zu  befürworten.  5.  Die  von  de'Sigmond  ge- 
forderte Berechnung  in  Äquivalenten  kann  bei  den  Basen  durch  die  Angabe 
des  Anteiles  der  einzelnen  Basen  an  dem  molekularen  Verhältnis  zum 
Ausdruck  kommen;  vielleicht  in  der  Form  wie  folgendes  Beispiel  er- 
kennen   läßt.  A  c    Hl-  1     i-i    r^ 

I  0,5  Mol.  CaO 
4,20  Mol.  SiO^  :1  Mol.  Al^Og  :0,95  Mol.  Base  {  ^A     "     ^^^ 


j  0,2     „     K,0 


0,05    „     Na,0 

6.  Die  molekulare  Berechnung  ist  auch  dann  von  hohem  Wert,  wenn 
man  nicht  eine  chemische,  sondern  eine  physikalische  Bindung  im  Ver- 
witterungskomplex annimmt,  denn  es  ist  für  die  Berechnung  und  Be- 
urteilung des  Bodens  gleichgültig,  ob  z.  B.  die  neutrale  Reaktion  durch  das 
Bestehen  neutraler  Aluminatsilicate  oder  durch  ein  vorhandenes  Absorptions- 
maximum, welches  dasselbe  Molekularverhältnis  wie  die  neutralen  Aluminat- 
silicate zeigt,  und  ob  die  saure  Reaktion  durch  saure  Aluminatsilicate  oder 
durch  absorptiv  ungesättigte  Gele  von  SiOj  und  AlgOj  erklärt  wird. 

Molkenboden.  Von  R.  Hornberger.^)  —  Die  untersuchte  Probe 
stellte  —  wie  früher  untersuchte  Proben  —  ein  hell,  weißlich  graues 
oder  grauweißes  Bodenmaterial  dar,  im  trockenen  Zustande  bröcklig  und 
ziemlich  fest,  im  durchfeuchteten  Zustand  plastisch,  bindig  und  ziemlich 
schwer  durchlässig  für  Wasser.  Die  Probe  wurde  einer  chemischen  und 
physikalischen  Untersuchung  unterworfen,  deren  Ergebnisse  sich  wie  folgt 
ergaben.     100  Teile  der  lufttrockenen  Feinerde  enthielten: 

Hygroskop,     chemisch  geb.       Organ.  »^  Glüh-  in  kalter  HCl  (1,15  spec.  Gewicht) 

Wasser  HaO^)  Substanz  verlast  KoO  CaO  MgO  P.  0 

1,240  1,897  1,592      0,075      4,729      0,034      0,010      0,088      0,035 

Eine  gleichzeitig  und  gleicherweise  untersuchte  Probe  guten  sandigen 
Lehmbodens  des  mittleren  Buntsandsteins  enthielt  0,047  °/o  K,  0,014 ''/q  CaO 
und  0,026  *^/o  P2O5.  Der  Molkenboden  ist  hiernach  nicht  nennenswert 
geringer  als  der  Lehmboden.  Hinsichtlich  der  „Hygroscopicität"  ist  er  dem 
Lehmboden  noch  überlegen,  sie  betrug  bei  dem  Molkenboden  2,92%,  beim 
Lehmboden  2,21%.  —  Die  mechanische  Analyse  mit  Schlämmung  nach 
Schöne  ergab  folgende  Werte  in  %  des  lufttrockenen  Bodens: 

Steine     Feinerde  Sand  Staub         feinste  Teile 

mm    über  2      unter  2  2—1        1-0,5      0,5—0,2      0,2—0,1      0,1—0,05      0,05—0,01      unter  0,01 

8  92  2,69       6,10       9,02        15,92        10,37         20,03         27,87 

Die  Durchlässigkeit  war  bei  dem  Molkenboden  nahezu  halb  so  groß 
wie  bei  dem  sandigen  Lehmboden.  „Jedenfalls",  sagt  der  Vf.,  ,, weist 
der  hier  untersuchte  Molkenboden  durch  seine  ganze  Beschaffenheit 
und  Zusammensetzung  darauf  hin,  daß  er  aus  Sandstein,  nicht  aus 
Ton  des  Buntsandsteins  entstanden  sein  muß."  Der  Vf.  erwähnt  ander- 
weitige Mitteilungen  über  Molkenboden:  0.  Grupe^)  äußert  sich  auf 
Grund    seiner    geologischen    Studien    über    die    Molkenboden -Brücher    des 


1)  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  HI.  Heft  4,  353—357.  —  »)  Nur  berechnet  nach  dem  Ton- 
gehalt. —  3)  ztschr.  f.  Forst-  u.  Jagdw.  1909,  41,  3. 


40 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Sollings,  „jedenfalls  kann  der  Molkenboden  seiner  ganzen  Entstehung  nach 
für  gewöhnlich  nicht  auf  Sandsteinschichten  sich  finden,  sondern  er  hat 
stets  undurchlässige  Tone  als  Unterlage,  aus  denen  er  hervorgegangen  ist. 
K.  Vogel  V.  Falk  e  n  st  ein  1),  der  die  Molkenboden  des  Bramwaldes  und 
des  Eeinhardswaldes  untersuchte,  wendet  sich  gegen  Grupe's  Ansicht 
und  hält  die  echten  Molkenböden  für  Yerwitterungsproducte  fester  Bunt- 
sandsteinbänke und  für  feine  Staubböden  mit  geringem  Gehalt  an 
plastischem  Ton. 

Untersuchung  westfälischer  Bodenarten.  Von  A,  Bömer.  -)  Aus 
eine  Reihe  von  34  Bodenanalysen  werden  hier  nur  einige,  welche  all- 
gemeineres Interesse  haben  dürften,  mitgeteilt,  ^/q 


Glüh- 
rück- 

Glüh- 

in  Salzsäure  löslich 

Ver- 

N 

1 

stand 

lust 

CaO  1  MgO 

K2O 

P2O5 

"Waldboden  aus  Duisburg,  Lehmboden    ...... 

93,16 

6,84 

0,170 

0,236  1  0,216  !  0,133 

0,054 

,,            ,,           ,,         grauer  Sandboden   .... 

96,05 

3,95 

0,108 

0,095  1  0,063 

0,012 

0,026 

,,            ,,     Burgstemfart,aus30jähr.Kiefernbestand 

96,22 

3,78 

0,090 

0,010 

0,017 

0,017 

0,010 

„            ,,               .,            Heide  im  Ur2nstand  .     . 

98,34 

1,66 

0,062 

0,032 

0,006 

0,026 

0,024 

Graubrauner  Sandboden  von  Buer      ....         .     . 

96,89 

3,11 

0,136 

0,122 

0,130 

0,053 

0,053 

Sandboden  aus  einer  Neukultur  in  Herrlngen  bei  Hamm 

88,25 

11,75 

0,212 

0,139 

0,031 

0,027 

0,022 

Unkultivierter  Sandboden  [  *'°?^r/''  (  itTZt   ' 
bei  Lippstadt             [       Lage      { Untergrund   . 

97,34 
98,62 

2,66 
1,38 

0,086 
0,027 

0,360 
0,247 

0,031 
0,032 

0,042 
0,026 

0,022 
0,019 

99,19 

0,81 

0,028 

0,063 

0,030 

0,017 

0,023 

99,51 

0,49 

0,015 

0,053 

0,047 

0,026 

0,030 

i  in    5—10  cm  Tiefe    . 

45,34 

54,66 

1.377 

0,260 

0,083 

0,035 

0,156 

1       3Q 34 

Hochmoorboden  aus  Oldenburg-!   '_'  40—45    \\       ''      [ 

81,22 
98,37 

18,78 

i;63 

0,450 
0,052 

0,122 
0,040 

0,037 
0,031 

0,014 
0,043 

0,036 
0,029 

l  ',]     100      !^       !,'      '. 

99,26 

0,74 

0,032 

0,035 

0,034 

0,044 

0,019 

Bodenverhältnisse  in  Macedonien  und  Epirus.  Von  P.  Rolley  und 
M.  de  Visme.  ^)  —  Die  Untersuchung  soll  eine  genauere  Vorstellung  von 
den  agronomischen  Eigenschaften  und  dem  ökonomischen  "Wert  einer  wenig 
bekannten  Mittelmeerregion  geben.  Diese  wurde  gelegentlich  der  Unter- 
suchung über  in  den  Ländereien  von  Monastir  (Mazedonien)  und  Janina 
(Epirus) ,  vorzunehmende  Entwässerungsarbeiten  ausgeführt.  Die  unter- 
suchten Bodenproben  wurden  von  Überschwemmungsebenen  entnommen. 
Es  ist  zu  bemerken,  daß  diese  seit  Jahrhunderten  bebauten  Böden  niemals 
irgendwie  gedüngt  wurden  und  daher  in  der  oberen  Schicht  sehr  aus- 
gesogen sind.  Das  bestellbare  Land  beider  Zonen  besteht  aus  kleinen 
Mulden,  die  lange  Zeit  hindurch  Seen,  überschwemmte  Ebenen  oder  Fluß- 
deltas waren.  Die  Böden  bestehen  aus  gewöhnlich  sehr  feinen  Schlamm- 
ablageruugen,  die  reich  an  Pflanzennährstoifen  sind,  zumal  an  organischen 
Stoffen  und  P2O5  und  daher  hervorragend  für  den  Anbau  lanwirtschaft- 
licher  Kulturgewächse  geeignet  sind.  Indessen  sind  sie  häufig  überschwemmt 
und  schwer  zugänglich.  Nur  ein  geringer  Teil  ist  gegenwärtig  bebaut. 
Zu  den  untersuchten  Böden  ist  folgendes  zu  bemerken :  Die  Proben  unter  I 
sind  glimmerartige  Ablagerungen  in  der  Ebene  von  Monastir,  von  heller 
Farbe.  Die  betr.  Böden  sind  undurchlässig;  andererseits  tragen  die  im  all- 
gemeinen sehr  geringe  Abschüssigkeit,  die  Nachlässigkeit  und  das  Fehlen 
der  elementarsten  Begriffe  von  Bewirtschaftung  dazu  bei,  daß  der  Wasser- 
abfluß nur  ein  ungenügender  bleibt.  Die  Proben  unter  II  sind  helle  An- 
schwemmungserden   von    der   Mündung    des   Flusses   Louros.     Dies    betr. 

1)  Ber.  d.  Oberhess.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilkunde  zu  Gießen  Bd.  5,  139—151.  —  -)  Ber.  über  d. 
Tätigk.  d.  Idw&ch.  Versuchsst.  Münster  i.  W.  i.  J.  1912.  —  »)  Annales  de  l'Institut  National  Agronomique, 
Paris  1911,12;  ref.  nach  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  UL  275  (Borghesani-Rom). 


A.    Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden. 


41 


Land  ist  außerordentlich  fruelitbar;  indessen  sind  die  Wasserläufe  nicht 
geregelt.  III  ist  Boden  von  Maisland  in  der  Ebene  von  Margaresch.  Die 
Felder  sind  voneinander  durch  tiefe  Gräben  geschieden.  Es  werden  dort 
Mais,  Weizen  und  Reis  angebaut.  IV  ist  Boden  aus  der  Ebene  von 
Delvinon;  er  ist  von  heller  Farbe.  Die  beiden  Proben  unter  V  sind  dem 
Anschweramungsland  der  sehr  fruchtbaren  Ebene  von  Vallona  entnommen; 
beide  sind  von  heller  Farbe.  Die  analytischen  Daten  beziehen  sich  auf 
100  trockne  Erden.  Die  „physikalische"  Analyse  trennt  den  Boden  in 
groben  Sand,  feinen  Sand,  Ton  und  Humus;  grober  und  feiner  Sand 
werden  weiter  zerlegt  in  „Kieselsäure'',  Kalk  und  organische  Stoffe. 


Physikalische  Analyse 

Chemische  Analyse 

% 
Fein- 
erde 

grober  Sand 

feiner  Sand 

Ton 

Humus 

Summe 

SiOz 

Kalk 

org. 
Stoffe 

Summe  SiOo 

Kalk 

N 

P2O5I  K3O 

CaCOs 

la    .     . 

100,0 

48,39 

47,67  1  0,30 

0,42 

42,24 

41,40 1   0,84 

6.58 

0,37 

0,099 

0,366 1 0,809 

1,61 

b 

89,7 

55,36 

54,92  1  0,25 

0,19 

36,43 

36,03     0,40 

5,72 

1,14 

0,058 

0,267  0,504 

1,38 

c 

100,0 

23,05 

22,87  j  0,08 

0,15 

34,73 

33.19 

1,54 

38,81 

1,20 

0,124 

0,137  0,431 

1,76 

üa 

95,4  j  22,98 

15,00    7,46 

0,42 

60,50 

45,41 

15,09 

13,49 

0,2? 

0,152 

0,138  0,299 

24,33 

b 

100,0     17,96 

15,12    2.55 

0,29 

56,09 

42,58 

13,51 

21,85 

1,08 

0,204 

0,275  1 0,334 

16,57 

m 

100,0     30,69 

30,40   0,01 

0,28 

46,86 

45.75 

1,11 

19,47 

0,57 

0,082 

0,047 

o.ias 

1,55 

IV 

82,0     24,07 

23,76   0,02 

0,29 

53,17 

51,71 

1,46 

18,93 

1,47 

0,257 

0,095 

0,187 

1,49 

Va  Sumpf 

100,0  1  42,69 

38,48   3,73 

0,48 

46,02 

41,11 

4,91 

8,09 

0,50 

0,134 

0,131 

0,254 

8,99 

b 

100,0 

53,95 

47,66 

5,43 

0,90 

26,21 

17,66 

8,66 

15,70 

0,28 

0,150 

0,074 

0,213 

14,73 

Die  Zusammensetzung  von  Lößböden  im  Übergangsgebiet.  Von 
F.  J.  Alway.  ^)  —  Als  Ergebnis  zahlreicher  Analysen  von  Lößböden,  die 
wechselnden  Regenfällen  ausgesetzt  waren,  wurde  eine  gleichmäßige  Ver- 
teilung der  Mineralbestandteile   bis   zu  6  Fuß  Tiefe   gefunden.        (Kalb.) 

Untersuchung  eines  Zuckerrübenbodens.  Von  G.  Rösing. ''^)  — 
Grelegentlich  seiner  Arbeit:  ,,Beiträge  zur  Kultur  der  Zuckerrübe'"  macht 
Vf.  einige  Angaben  über  den  Boden  des  Versuchsfeldes,  der  sich  als  mittel- 
schwerer Lehmboden  charakterisiert  und  seiner  mechanischen  und  physi- 
kalischen Beschaffenheit  und  Tiefgrundigkeit  wegen  als  erstklassiger 
Rüben boden  anzusprechen  ist.  Der  Boden  enthält  an  abschlämmbaren 
Teilen  53,2  ^/q,  an  Gestein  über  2  mm  Durchmesser  0;  Hygroskopicität 
(nach  Mit  scher  lieh)  3,16  %;  Absorptionskoefficient  für  NH3  (nach  Knop) 
72,5  mg.  Der  gesamte  N-Gehalt  betrug  0,089%  und  an  in  mit  CO2  ge- 
sättigtem Wasser  löslichen  N  0,001 89%.     Ferner 

in  Flußsäure  löslich     .... 

in  kochender  25° (^  HCl  löslich 

in  kalter  „         „         ,, 

in  mit  C  0^  gesättigten  H.j  0  lösl. 

inl57oChlorammonlösunglösl.  —  —  0,148;  Kalkwert  0,199 

Analysen    von    Tabaksböden.      Von    Peichwasser,    mitgeteilt    von 

A.  Klütschareff .  ^)  —  Die  Analysen,  welche  z.  T.  unvollendet  blieben,  be- 
treffen folgende  Böden:  A.  Bessarabien.  Die  Probe  ist  in  der  Nähe  von 
St.  Kischinew  genommen,  Ackerschicht  15 — 16  cm  tief.  Pflanzung  des 
H.  Faimon.  B.  Ebendaher  von  der  Pflanzung  des  H.  Kauschanski.  Acker- 
schicht  15 — 16  cm    tief.      Auf   diesem    Boden   wird    der   Tabak    2    Jahre 


K,0 

P.O3 

CaO 

MgO 

1,79 
0,267 
0,054 
0,01395 

0,19 
0,122 
0,084 
0,00167 

0,257 
0,254 

0,517 
0,295 

')  Orig.  Commun.  8.  Internat.  Cong.  Appl.  Chem.  15  (1912),  Sect.  VII.  11 ;  ref.  nach  Exper.  Stat. 
Rec.  28,  28.  —  »)  Ldwsch.  Jahrb.  1912,  43,  438.  —  s)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  175  u.  176.  Ent- 
nommen dem  Art. :  Die  Kultur  und  die  Zusammensetzung  des  Tabaks  in  Rußland  im  Abschnitt  Pflanzen- 
bestandteüe. 


42 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


hintereinander  kultiviert.  C.  Cubanischer  Bezirk,  Maikopscher  Distrikt, 
Station  Bjeduhowskaja.  Die  Ackerschicht  ist  22 — 26  cm.  tief.  Erste 
Tabakkultur  nach  4 jähriger  Beobachtung,  Flachland.  D.  Cubanischer  Bezirk, 
Staniza  Holmskaja.  Ackerschicht  18  —  20  cm  tief.  Tabak  wird  hier  zum 
ersten  Male  kultiviert.  E.  Alte  Krim.  Bulgarisches  Allgemeingut,  Acker- 
schicht. F.  Kaukasus,  Suchum  Tschaltyluch,  Ackerschicht.  (Tabak  wird 
hier  8  Jahre  nacheinander  angebaut.)  G".  Kaukasus,  Suchum,  Dorf  Eschery. 
H.  Kaukasus,  Osurgeti.  Ackerschicht  15  —  16  cm  tief.  Tabak  wird  das 
5.  Jahr  ohne  Düngung  angebaut.  Die  analytischen  Ergebnisse  beziehen 
sich  auf  lufttrockenen  Boden,  bezw.  auf  in  lOprocent.  heißen  HCl  lös- 
lichen Teile  in  °/o  der  Böden. 


Hygroskopisches  HgO 

Hunras 

Chem.  geb.HaO 

N 

Gesamt- P2O5 

A    .     . 

0,845 

1,13 

0,77 

0,13 

0,05 

D    .    . 

4,85 

7,38 

2,40 

0,41 

0,10 

E    .    . 

3,66 

5,83 

2,46 

0,43 

0,40 

F    .    . 

• 

6,31 

4,72 

3,97 

0,25 

0,39 

in  lOprocent.  HCl  löslich 

2 
o 

ta 

So 

O 

N 

So 

O 

£1 

o 

o 

c 

o 

6 

o 

o 

0 

i 

0" 

CO 

0 

oT 

C    .    . 

2,83 

4,07 

2,41 

0,26 

0,19 

0,19 

8,30    —4,34 

o,u 

)0,49 

0,72 

0,40 

0,03 

0,04 

B    .    . 

3,01 

3,64 

1,76 

0,25 

0,10 

0,168 

6,87 

-  13,06 

0,0i 

)0,70 

0,65 

0,41 

0,04 

0,03 

G    .    . 

5,( 

)4 

4,42 

3,17 

0,23 

0,25 

0,27 

14,87 

6,70 

0,17 

1.4'. 

n,85 

0,48 

0,06 

0,028 

0,27 

Die  chemische  Zusammensetzung  wichtiger  amerikanischer  Böden. 
Von  W.  O.  Robinson.^)  —  Die  Untersuchung  von  18  Böden  und  Unter- 
böden der  wichtigsten  Typen  aus  den  Staaten  New- York,  Pennsylvania, 
Virginia,  Nord-  und  Süd-Carolina  und  Alabama  führten  zu  folgenden  Er- 
gebnissen: 1.  SiO,  ist  ausnahmslos  höher  im  Oberboden  als  im  Unterboden. 
Eisen,  Aluminium  und  Titan  sind  gleichmäßig  höher  im  Uaterboden.  Mit 
einer  einzigen  Ausnahme  hatte  sich  Mangan  stets  im  Oberboden  concentriert. 
2.  Von  den  nicht  regelmäßig  bestimmten  Elementen  war  Lithium  in  allen 
Fällen,  Caesium  und  Rubidium  dagegen  nicht  zugegen.  Die  seltenen  Erden 
fanden  sich  in  allen  Böden,  ebenso  Chrom,  Vanadin  und  Zircon  in  ge- 
wissen Mengen.  Auch  Barium  und  Strontium  waren  in  bestimmbaren 
Mengen  vorhanden.  Nur  in  einem  Boden  fand  sich  Molybdän.  3.  Der 
Schwefelgehalt  der  Böden  ist  viel  niedriger,  als  meist  angenommen  wird, 
er  betrug  im  Mittel  von  18  Bestimmungen  0,044  ^'/q.  (Kalb.) 

Hardin-County-Böden.  Von  C.  G.  Hopkins  und  Andern.  2)  —  Die 
Arbeit,  eine  Fortsetzung  früherer  Untersuchungen,  besteht  in  Studien  über 
Böden  von  Hardin-County,  des  sich  über  6  Counties  erstreckenden  un- 
vergletscherten  Gebietes  im  südlichen  Illinois  und  des  Hügellands  der 
tiefer  liegenden  Vergletscherungszone  des  Staates.  Eine  Bodenkarte  dieser 
Landstriche  ist  beigefügt.  Die  Arbeit  umfaßt  die  Beschreibung  der  Boden- 
formation und  Bodentypen  der  Gegend,  Schätzungen  des  Nährstoffgehaltes 
pro  Acker,  Düngungsversuche  auf  typischen  Böden  dieses  Bezirks  und 
ähnlicher  Typen  andererer  Counties  und  gibt  im  Anhang  eine  Besprechung 


1)   Orig.  Commun.   8.  Internat.  Cong.  Appl.  Cham.   15  (1912),   Sect.  VH.   213;    ref.   nach  Exper. 
Stat.  Kec.  28,  28.  —  2)  Illinois  Sta.  Soil  Rpt.  3,  33;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Rec.  28,  31. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernäbrung.    3.  Boden.  43 

der  bei  den  bodenkundlichen  Forschungen  angewandten  Methoden  neben 
Angaben  über  Fruchtwechsel  und  Düngemittelfolge.  —  Der  Bodentypus, 
der  den  größten  Teil  des  Hügellandes  einnimmt,  ist  ein  gelber  feinsandiger 
Lehm.  Die  organische  Substanz  dieses  Bodens  ist  schwer  zersetzlich  und 
der  N-Gehalt  derselben  wenig  nutzbar.  Auch  die  Böden  des  Oberlandes 
sind  stickstoffarm.  —  Für  beide  Bodenarten  empfiehlt  sich  daher  der  Anbau 
von  Leguminosen,  der  indessen  wegen  des  saueren  Charakters  der  Böden 
nicht  ohne  Kalkzufuhr  zu  bewerkstelligen  ist.  (Kalb.) 

Torfiges  Moorland,  Sand-  und  Alkaliböden.  Von  C.  G.  Hopkins, 
J.  E.  Readhimer  und  O.  S.  Fischer,  i)  —  In  Nord-  und  Central-Illinois  findet 
sich  mooriges,  fast  ertragloses  Sumpfland,  z.  T.  in  zusammenhängenden  sich 
bisweileo  über  einige  Quadratmeilen  erstreckenden  Komplexen,  z.  T.  in 
kleineren  Flächen  zwischen  andere  Bodenarten  eingesprengt.  —  Der  Torfboden 
variiert  von  beinahe  reinem  braunen  Torf  von  80  und  mehr  Procent  ver- 
brennlicher  Substanz  bis  zu  schwarzem  Moderboden  mit  bedeutend  ge- 
ringerem Gehalt  an  organischer  Substanz.  —  Den  Untergrund  dieses  Bodens, 
häufig  auch  dessen  Grenze  oder  Umgebung,  bildet  in  den  meisten  Fällen 
Sand,  bisweUen  auch  Ton-  oder  Kalkfelsen.  —  Auf  Farmen  dieses  Bodens, 
wie  auch  auf  den  sog.  Sandhügelböden  stellten  die  Vff.  Düngungsversuche 
an.  —  Als  geeignetstes  Verbesserungsmittel  erwies  sich  die  Zufuhr  von 
Kali,  die  nach  anfänglicher  reichlicher  Bemessung  nach  einigen  Jahren 
verringert  werden  kann.  —  Bei  einigen  dieser  Bodenarten  genügte  eine 
geeignete  Bearbeitung  ohne  dauernde  Kalizufuhr.  —  Auch  mit  Stalldünger 
wurden  gute  Erfolge  erzielt,  doch  wird  dieser  einträglicher  auf  andere 
Bodenarten  verwandt.  Die  Böden  der  Sandhügel-Region  konnten  durch 
Anwendung  von  Stickstoff  verbessert  werden.  (Kalb.) 

Der  Tschernosjom  Lomonossow's.  Von  A.Jariloff.-)  —  Der  Vf.  zeigt, 
daß  Lomonossow's  Ansichten  über  Boden  (vergl.  P.  Kossowitsch  „Intern. 
Mitt.  f.  Bedenk.''  L  1912,  258  u.  259;  A.  Pavlow  „Pocvovedenie"  1911, 
Nr.  4)  ganz  auf  dem  Niveau  seiner  Zeitgenossen  standen  und  restlos  in 
dem  Rahmen  der  kurzen  Übergangszeit  Linne-Wallerius  Platz  finden 
können.  Lomonossow  kannte  weder  den  jetzigen  Begriff  „Boden",  noch 
denjenigen  „Tschernosjom''.  Das,  was  er  unter  dem  letzteren  verstand, 
war  Linnes  „Humus",  d.  h.  eine  von  den  Erden.  Es  ist  wahr,  daß  in  dem 
damaligen  Begriffe  „Erde"  z.  T.  auch  unsere  Vorstellungen  über  „Boden" 
einerseits,  und  über  einzelne  Bodenkomponenten  (Ton,  Sand,  Humus  usw.) 
anderseits  mitenthalten  waren ;  aber  das  wesentlichste  dieses  Begriffes 
bestand  in  einer  für  unsere  Zeit  vollkommen  „irrationellen"  Größe  (analog 
dem  Phlogiston).  Diese  letztere  schließt  jede  Möglichkeit  der  Übersetzung 
des  Lomonossow'schen  ,, Tschernosjom"  ins  Moderne  durch  „Tschernosjom- 
Boden",  sowie  auch  durch  „Humus"  aus.  Übrigens  besaß  das  Wort 
„Tschernosjom"  niemals  eine  einheitliche  Bedeutung,  sondern  wurde  unter- 
schiedslos bald  mit  ,, Humus",  bald  mit  „Tschernosjomboden"  indentifiziert. 

Studien  über  saure  Böden  von  Porto  Rico.  Von  Oscar  Loew.^) 
—  Saure  Böden  kommen  häufiger  vor,  als  man  annimmt.  Es  ist  hierbei 
zwischen  Humussäure  und  Säure,  die  mineralischen  Verbindungen  zu- 
zuschreiben  ist,    zu   unterscheiden.      Zur    letzteren    Klasse  gehören   einige 

1)  Illinois  Sta.  Bull.  157,  94—131;  ref.  nach  Esper.  Stat.  Eec.  28,  32.  —  »)  Russ.  Joura. 
f.  experim.  Ldwsch.  1912,  13,  535.  —  3)  Porto  Rico  Agricult.  Exper.  Stat.  1913,  BuU.  Nr.  13. 


44 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Tonböden  in  Porto  Rico.  Diese  mineralische  Bodensäure  kann  annähernd 
bestimmt  werden,  indem  man  50  g  zerriebenen  lufttrockenen  Bodens  mit 
200  ccm  einer  neutralen  Iprocent.  Lösung  von  Na-  oder  K-Acetat  bei 
Zimmertemperatur  und  unter  häufigem  Schütteln  24  Stunden  digeriert.  Die 
in  Freiheit  gesetzte  Essigsäure  wird  in  100  ccm  Filtrat  titriert.  Eine 
Anzahl  von  Böden  wurde  auf  diesem  Wege  geprüft.  Die  Menge  von 
Na  OH,  welche  für  die  Neutralisation  von  100  ccm  des  Filtrats  und  die, 
welche  danach  für  1  kg  Boden  zur  Sättigung  nötig  sind,  wurden  berechnet. 
Die  Menge  in  g  Na  OH,  welche  bei  12  verschiedenen  Böden  zur  Sättigung 
der  frei  gewordenen  Säure  nötig  waren,  schwankte  von  0,1977  g  bis 
1,5913  g  für  1  kg  Boden.  Auch  drei  alkalisch  reagierende  Böden  wurden 
untersucht,  deren  freies  Alkali  (rsp.  -Carbonate)  pro  1  kg  Boden  0,4743, 
0,5986  und  2,0440  g  HCl  zur  Sättigung  bedurften.  Die  Beobachtungen, 
welche  der  Vf.  mit  besonderem  Bezug  auf  2  N-Sammler:  Bacillus  butyricus 
und  Azotobacter  in  Porto  Rico-Böden  machte,  sind  folgende:  1..  Böden  von 
Porto  Rico  sind  häufig  sauer.  Diese  Säure  ist  einer  Tonsäure  (argillic  acid) 
zuzuschreiben  und  kann  (wie  oben  bemerkt)  bestimmt  werden.  2.  Das 
Buttersäure-Ferment  wurde  in  alkalischen  Böden  und  in  allen  sauren  Böden 
gefunden  und  bestimmt.  3.  Ein  Maß  für  den  relativen  Gehalt  an  Butter- 
säureferment des  Bodens  kann  erhalten  werden  in  der  Gasmenge,  welche 
von  verschiedenen  Böden  entwickelt  wird,  wenn  sie  mit  N-freier  Glucose- 
Kulturlösung  in  einem  geeigneten  Apparat  zusammengebracht  werden. 
4.  Azotobacter  wurde  nicht  nur  in  mäßig  alkalischen  Böden,  sondern  auch 
in  Böden  von  beträchtlichem  Säuregehalt  gefunden.  5.  Kälkung  von  sauren 
Böden  hat  eine  sehr  günstige  Wirkung  auf  das  Wachstum  von  Azotobacter. 
Gekalkter  Boden  erzeugt  eine  üppige  Haut  von  Azotobacter  und  rascher 
als  ungekälkter.  Diese  Zunahme  von  Azotobacter  steht  im  Einklang  mit 
der  Beobachtung,  daß  die  N-bindende  Kraft  des  Bodens  mit  der  Kälkung  steigt. 

Analysen    von    Böden    des   May  bucher    Moores,    ausgeführt   im 
Sommer    1896    von    der    Moorversuchsstation    zu    Bremen,    mit- 


Fläche 

OberOäche  bis  20  cm 

Tiefere  Schicht 

H       j      C-) 

N0-) 

H      1      C*)     ]    NO*) 

1000  ccm  d.  frischen  Bodens  wogen    g 
nach  d.  Trocknung  bei  105"  „ 

870        777 
155       172 

836 
167 

971    1    968       946 
92    \    103         98 

In  100  Gewichtsteilen  der  Trockensubstanz  wurden  gefunden: 


Verbrennliche  Stoffe     .     . 

darin  N 

Asche 

in  Salzsäure  Unlösliches 

CaO 

P.O, 

K,0 


93.08 
1,33 
6.92 
5,89 
0,31 
0,11 
0,05 


92,28 

91.85 

97,82 

97,25  : 

1,37 

1,22 

0,93 

0,94 

7,72 

8,15 

2,18 

2,75 

6,05 

6.29 

1.38 

1,42 

0.26 

0,35 

0,23 

0,21 

0,11 

0,12 

0,06 

0,06 

0,06 

0,04 

0,03 

0,06 

N      . 
CaO 

E,0 


Es  waren  auf  1  ha  in  einer  20  cm  dicken  Schicht  enthalten: 
•     • kg 


Mittel  aus  je  2  Analysen. 


4123 

4713 

4075 

1711 

1936 

961 

834 

1169 

423 

433 

341 

378 

401 

186 

124 

155 

206 

134 

55 

124 

0,91 
2,60 
1,37 
0,22 
0,05 
0,05 


431 
98 
98 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  45 

geteilt  von  C.  A.  Weber. ^)  —  Die  untersuchten  Böden  entstammen  drei 
Flächen  jüngeren  Torfes,  dessen  Mächtigkeit  im  gegenwärtigen  Zustande 
von  1 — 2,5  und  mehr  wechselt;  er  bildete  den  Ackerboden  der  ehemaligen 
Versuchswirtschaft.  Er  zeigt  die  hellbraune  Farbe  und  den  guten  Er- 
haltungszustand der  Moorpflanzen,  der  diesem  Torfe  im  norddeutschen  Tief- 
lande eigen  ist.  Sein  Grehalt  an  N  und  CaO  weicht  nicht  von  der  typischen 
Zusammensetzung  dieser  Hochmoorböden  ab,  wie  die  Bodenanalysen  von 
den  3  Flächen  dartun,  auf  denen  einige  Wiesen  versuche  stattfanden. 

Studien  über  Humusboden.  Von  S.  Leavitt.^)  —  Der  Vf.  richtete 
seine  Untersuchung  auf  den  Nachweis  der  chemischen  Natur  der  organischen 
Substanz  des  Bodens.  Er  fand  Protein  oder  proteinähnliche  Substanzen 
sowie  einen  stärkeartigen  Körper,  der  sich  in  reducierbare  Zuckerarten 
überführen  ließ.  Aus  einem  Humus  aus  Florida  wurde  ein  krystallisier- 
barer  Zucker  erhalten,  vermutlich  eine  Hexose.  Pentosane  wurden  in  be- 
merken swerter  Menge  gefunden.  N  findet  sich  in  allen  1  procent.  HCl- 
Extrakten  des  Humus,  wahrscheinlich  in  Form  von  Aminosäuren. 

Untersuchungen  über  die  Humussäure.  HI.  Die  chemische 
Zusammmensetzung  und  das  Basenabsorptionsvermögen  der 
Sphagnen,  die  Abhängigkeit  derselben  vom  Standorte  und  die 
Bedeutung  der  einzelneu  Nährstoffe  bei  der  Bildung  von  Hoch- 
moor. Von  Eugen  Gully.')  Aus  der  umfangreichen  Arbeit  können 
wir  nur  wenige  Punkte  zu  einer  Besprechung  berücksichtigen.  Nach  einer 
längeren  Einleitung  äußert  sich  der  Vf.  zunächst  über  den  Nährstoffgehalt 
der  Sphagnen  im  allgemeinen  und  betont,  daß  bei  der  analytischen  Ermitt- 
lung des  Nährstoffgehaltes  der  Sphagnen  die  unterirdischen  wie  auch  ober- 
irdischen Pflanzenteile  getrennt  analysiert  werden  müssen  und  daß  das 
üntersuchungsmaterial  tunlichst  von  jeder  Spur  fremder  Beimischung  be- 
freit werden  muß.  Als  wurzellose  Gewächse  hängen  die  lebenden  Sphagnen 
mit  den  abgestorbenen  zusammen;  wegen  der  dunklen  Färbung  der  ab- 
gestorbenen Teile  ist  eine  scharfe  Trennung  von  den  helleren  lebenden 
Sphagnen  leicht  möglich.  Je  nach  den  Standortsverhältnissen  und  dem 
Alter  erreichen  die  Sphagnen  eine  verschiedene  Länge.  Einer  Tabelle  über 
den  Nährstoffgehalt  von  lebenden  und  abgestorbenen  Teilen  von  Hooch- 
moor-Sphagnen  entnehmen  wir  Nachstehendes.  Die  Gehaltsangaben  beziehen 
sich  auf  100  Teile  Trockensubstanz  von  Sphagnen- Arten  vom  südlichen 
Chiemseemoor.     (Siehe  Tab.  S.  46.) 

Dieselben  Sphagnumarten  von  anderen  Standorten  zeigen  größere  oder 
geringere  Abweichungen  von  vorstehend  aufgeführten  Gehaltszahlen,  so  daß 
der  Standort  bei  vergleichenden  Analysen  Berücksichtigung  finden  muß.  "Wie 
sich  die  lebenden  von  den  abgestorbenen  Pflanzenteilen  unterscheiden,  kommt 
deutlich  zum  Ausdruck,  wenn  die  Werte  von  den  lebenden  Pflauzenteilen 
gleich  100  gesetzt  und  darauf  die  Werte  der  abgestorbenen  Teile  berechnet 
werden  wie  folgt: 

wasserfr.  lebende  Sphagnen 
„         abgestorb.      ,, 

i)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  21  {In  der  Arbeit:  Die  Entwicklung  der  "Wiesen  und  "Weiden  der 
"Versuchswirtschaft  der  Moor -Versuchsstation  zu  Bremen  im  Maybuscher  Moor.  Ebend.  17—192.)  — 
«)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  1912,  4,  601;  ref.  nach  Erper.  Stat.  Rec.  1913,  28,  203  und  Chem. 
Ctrlb).  1913,  I.  325  (Steinhorst).  —  3)  Mitt.  d.  K.  Bayr.  Moorkulturanstalt  München  1913,  Heft  5,  1—83. 


Eoh- 
asche 

Rein- 
asche 

in  HCl 
Unlösliches 

CaO      MgO 

K2O 

F-.O, 

N 

100 

100 

100 

100     100 

100 

100 

100 

93,0 

78,5 

146,9 

100,3    87,5 

39,1 

.75,0 

81,7 

46 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Sphagnum- 

Ver- 
brenn- 

Unver- 
brenn- 

davon  in  Salzsäure  löslich 

ünlös- 

N 

In  der  Reinasche  % 

Arten 

liches 

Uches 

incl.COo 

eicl.COo 

asche 

CaO  MgO 

Kjü 

P2O5 

in  HCl 

CaO 

MgOjKaO 

PüOs 

fuscnm .    . 

98,260 

1,740 

1,264  0,291  0,129 

0,282 

0,046 

0,476 

0,541 

23,02 

10,26 

22,30 

3,,54 

<D 

aoutifolium 

98,042 

1,958 

1,378 

0,2550,129 

0,303 

0,066 

0,580 

0,668 

18,50 

9,36 

21,00 

4,79 

O   (D 

rabellum   . 

97,293 

2,707 

2,822 

0,317lO,142lO,608'0,07S 

0,425 

0,800 

13.89 

6,22 

26,60 

3,42 

°   g 

medium 

97.205 

2.795 

2,349 

0,286  0,108!0,589,0,103 

0,446 

0,850 

12,17 

4,59 

25,10 

4,.38 

■1  cl 

papil  losum 

97,207 

2.793 

2,338 

0,259  0,122 

0,474;0,055 

0,455 

0,775 

11,08 

5,22 

20,20 

2,35 

^5 

moUuscum 

97,693 

2,307 

1,453 

0,223  0,115 

0,306  ;0,082 

0,854 

0,956 

15,34 

7,91 

21,00 

5,64 

&H 

cuspidatum 

97.284 

2,716 

2,350 

0,178  0,152 

0,647 |0,073 

0,366 

0,724 

7,57 

6,47 

27,50 

3.10 

Mittelwerte 

97,570 

2.430 

1,916 

0,2580,128 

0,458  0,072 

0,514 

0,759 

13,46     6,68 

23,90 

3,76 

fuscura .     . 

98,465 

1,535 

0,998 

0,2750,099 

0,044;0,027 

0,637 

0,429 

27,55 

9,92 

4,41 

2,70 

acuüfoliuB) 

98,219 

1,781 

1,061 

0,2480,116 

0,0920,046 

0,720 

0.533 

23,37 

10,93 

8,67 

4,38 

©    © 

rnbellum   . 

97,532 

2,468 

2,763 

0,331 '  0,124 

0,276 

0,056 

0,705 

0,682 

18,77 

7,03 

15,60 

3,18 

o  S 

medium 

97,445 

2,555 

1,833 

9,274  0,125 

0,259 

0,049 

0,722 

0,610 

14,94 

6,82 

14,10 

2,67 

Sq'' 

papiilosiun 

97,546 

2,454 

1,774 

0,252  0,115 

0,273 

0,053 

0,680 

0.616 

14,20 

6,48 

15,30 

2,99 

W/JS 

moLluscum 

97,397 

2,603 

1.342 

0,230  0,102 

0,106 

0,077 

1,261 

0,940 

17,13 

7,60 

7,90 

5,74 

^fe 

cuspidatum 

97,574 

2,426 

1,769 

0,205  0,103 

0,205 

0,070 

0,657 

0,635 

11,59 

5,82 

11,60 

3.96 

Mittelwerte 

97,740 

2,260 

1,505 

0,259 1 0,1 12 

0,179|0,054 

0,755 

0,620 

17,21 

7,44 

11,89 

3,59 

In  gleicher  Weise  wie  die  Hochmoor-Sphagnen  wurden  auch  die 
Sphagnen  der  Waldmoore  und  der  Wiesenmoore  untersucht  und  darnach 
„die  unterschiede  im  mittleren  Nährstoffgehalte  der  drei  Moorarten"  er- 
örtert, sowie  „die  Unterschiede  in  der  Zusammensetzung  derselben  Sphagnum- 
Arten  verschiedenen  Standorts"  und  ferner  „die  Unterschiede  im  Nährstoff- 
gehalt der  lebenden  und  abgestorbenen  Sphagnen  und  die  Bedeutung  der 
einzelnen  Nährstoffe  bei  der  Bildung  von  Hochmoor.  —  Diesem  Abschnitte 
folgen  Abschnitt  III  „die  Absorptionsgröße  der  Sphagnen  für  Basen"  und 
Abschnitt  IV  die  Unterschiede  in  der  Absorptionsgröße  der  drei  Sphagnen- 
gruppen  für  Basen  und  deren  Abhängigkeit  von  dem  Nährstoffgehalt  der- 
selben. Auf  Grund  seiner  Forschungen  geht  der  Vf.  von  der  Überzeugung 
aus,  „daß  der  Sphagnumtorf  weder  freie  Humussäuren  noch  anderweitige 
freie  Säuren  enthält,  daß  vielmehr  die  sauren  Eigenschaften  dieses  Torfes 
durch  die  Kolloidsubstau zen  (Hyalinzellen)  der  vertorften  Sphagnen  hervor- 
gerufen werden,  wie  solche  schon  in  unverminderter  Stärke  bei  den 
lebenden  und  abgestorbenen  Sphagnen  zu  beobachten  sind.  Da  bei  der 
Feststellung  von  Kolloidwirkungen  ganz  bestimmte  Versuchsbedingungen 
eingehalten  werden  müssen,  was  bei  Bestimmungen  unsrer  Säuren  unter- 
bleiben kann,  so  wurde  das  Absorptionsvermögen  für  verschiedene  Basen, 
CaO  und  NagO  neu  festgesetzt".  Die  Sphagnen  entziehen  lOprocent. 
Calciumacetat  und  25  procent.  Natriumacetatlösungen  am  meisten  Basen 
und  zwar  stehen  die  absorbierten  Mengen  CaO  und  Na^O  im  äquivalenten 
Verhältnis  zu  ihren  Molekulargewichten.  Zu  denselben  Absorptionsgrößen 
gelangt  man,  wenn  die  Sphagnen  mit  verdünnter  Natronlauge  ausgeschüttelt 
werden,  die  etwas  mehr  freies  Alkali  enthält  als  ihrer  Absorptionsgröße 
für  Basen  aus  vorgenannten  Salzlösungen  entspricht.  Nach  den  drei  ver- 
schiedenen Methoden  kamen  von  sämtlichen  chemisch  analysierten  Sphagnen- 
proben  deren  Absorptionswerte  für  Basen  zur  Bestimmung.  —  Die  Unter- 
schiede in  der  Absorptionsgröße  der  drei  Sphagnengruppen  kommen  in 
folgender  Zusammenstellung  zum  Ausdruck.  Die  lebenden  und  abgestorbenen 
Pflanzenteile  der  verschiedenen  Sphagnenarten  vermögen  eine  Menge  Basen 
auf  der  Zellhaut  ihrer  Hyalinzellen  zu  verdichten,  welche,  umgerechnet  auf 
Procente  H,  die  aufgeführten  Werte  annehmen.  —  Die  Alkalimenge,  welche 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  47 

100  g  wasserfreie  Sphagnen  einer  Salz-  bezw.  NagO-Lösung  zu  entnehmen 
vermögen,  entspricht  folgenden  Mengen  H  in  "/o: 

Lebende  Sphagnen  Abgestorbene  Sphagnen 

Maximum       Minimum       Mittelwert      Maximum       Minimum      Mittelwert 

Hochmoor- Sphagnen    0,1176       0,0732       0,0937       0,1226       0,0784       0,0991 
Waldmoor-        „  0,0920       0,0705       0,0806       0,0928       0,0703       0,0830 

Wiesenmoor-     „  0,0757       0,0115       0,0515       0,0440       0,0134       0,0266 

Oder: 

Hochmoor -Sphagnen      100,0         100,0         100,0  100,0  100,0  100,0 

Waldmoor-        „               78,2           96,3           86,0  75,7  89,7  83,7 

Wiesenmoor-     „               64,3           15,7           55,9  35,9  17,1  26.8 

Der  Vf.  bemerkt  hierzu  ausdrücklich,  daß  die  berechneten  mittleren 
Absorptionswerte  der  Sphagnengruppen  keine  unveränderlichen  fixen  Zahlen 
darstellen,  deren  Berechnung  sollte  nur  veranschaulichen,  daß  den  einzelnen 
Sphagnumarten  ein  verschieden  großer  Absorptionswert  für  Basen  zukommt 
und  daß  sich  derselbe  für  die  Torfmoose  der  Hochmoore  am  höchsten  und 
für  die  der  Wiesenmoore  am  niedrigsten  stellt.  —  Die  wichtigsten  Er- 
gebnisse dieser  Untersuchungen  über  den  Nährstoffgehalt  der  Sphagnen 
und  ihr  Absorptionsvermögen  für  Basen  stellt  der  Vf.  in  folgenden  Sätzen 
zusammen:  1.  Die  Sphagnen  nehmen  mehr  Nährstoff  auf  als  zum  normalen 
Gedeihen  erforderlich  ist,  und  zwar  treiben  die  verschiedenen  Sphagnen- 
arten  in  wechselndem  Grade  Luxusconsumption.  Demzufolge  weicht  die 
chemische  Zusammensetzung  der  einzelnen  Sphagnengruppen  stark  von- 
einander ab.  2.  Selbst  die  Torfmoose  ein  und  derselben  Gruppe  können 
je  nach  Standort  größere  Unterschiede  in  ilirem  Nährstoffgehalte  aufweisen, 
doch  sind  diese  für  die  Sphagnen  der  Hochmoore  bei  weitem  nicht  so 
groß  wie  für  die  der  Wald-  oder  Wiesenmoore.  3.  Die  abgestorbenen 
Teile  der  Hochmoor-  und  Waldmoorsphagnen  sind  immer  ärmer  an  fast 
sämtlichen  Nährstoffen  als  die  lebenden,  was  bei  den  Wiesenmoorsphagnen 
gewöhnlich  nicht  zutrifft.  4.  Die  abgestorbenen  Pflanzenteile  aller  Sphagnen 
enthalten  stets  weniger  K2O,  P2O5  und  N  wie  die  lebenden  und  ihre 
Kg  0- Abnahme  ist  größer  und  die  N- Abnahme  kleiner.  0,  Auch  an  MgO 
führen  die  abgestorbenen  Hochmoortorf moose  im  Mittel  um  ca.  13°/o  weniger 
als  die  lebenden;  dagegen  stellt  sich  in  beiden  Pflanzenteilen  der  Waldmoor- 
sphagnen der  MgO -Gehalt  annähernd  gleich  hoch,  während  die  abgestorbenen 
Wiesen moortorf moose  an  diesem  Nährstoff  wesentlich  mehr  enthalten  wie 
die  lebenden.  6.  In  der  Regel  bleibt  sich  der  Ca  0- Gehalt  der  lebenden 
und  abgestorbenen  Hochmoorsphagnen  gleich,  hingegen  sind  die  abgestorbenen 
Pflanzenteile  der  Torfmoose  der  Wald-  und  Wiesenmoore  stets  reicher  an 
CaO  als  die  lebenden.  7.  Der  zu  geringe  Gehalt  vieler  Moore  an  manchen 
Nährstoffen  ist  einer  der  Faktoren,  die  deren  Umbildung  zu  Hochmoor  ver- 
anlassen. Es  dürfte  die  allzu  große  Kaliarmut  dieser  Böden  sein,  welche 
die  Ansiedlung  von  Wiesenmoorsphagnen  ermöglicht,  die  immer  stärkere 
Zurückdrängung  der  Wiesenmoorflora  bedingt  und  somit  den  direkten 
Anlaß  zur  Bildung  von  Hochmoor  gibt.  8.  Bei  den  ersten  Hochmoor- 
bildungen genügt  die  assimilierbare  Phosphorsäure  der  Moore  vollauf  zum 
gedeihlichen  Fortkommen  der  Wiesenmoorvegetation ;  in  den  späteren  Ent- 
wicklungsstadien der  Hochmoore  trifft  dies  keineswegs  mehr  zu.  Hier  ist 
es  die  Phosphorsäurearmut  des  Bodens,  welche  das  alleinige  Auftreten  der 


48  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Hochmoor flora   und   damit  die  typische  Hochmoorbildung  ermöglicht. 

9.  Trotz  des  relativ  hohen  procentischen  Gehaltes  der  wasserfreien  Torf- 
moose an  Nährstoffen  gehören  sie  in  Wirklichkeit  doch  zu  den  nährstoff- 
ärmsten Pflanzen,  denn  im  frischen  Zustande  enthalten  sie  nur  ca.  5% 
Trockensubstanz,  so  daß  sich  der  eigentliche  Nährstoffgehalt  zwanzigmal 
niedriger    stellt    als    der    auf    die    wasserfreien    Sphagnen    berechnete. 

10.  Den  Torfmoosen  der  Hochmoore  kommt  das  größte  und  denen  der 
"Wiesenmoore  das  kleinste  Absorptionsvermögen  für  Basen  zu,  während  das 
der  Waldmoorsphagnen  die  Mittelstellung  zwischen  den  beiden  andern 
Gruppen  einnimmt.  11.  Meistens  stellt  sich  das  Baseuabsorptionsvermögen 
der  abgestorbenen  Torfmoose  der  Hoch-  und  Waldmoore  um  einige  Procente 
höher  wie  das  der  lebenden,  dagegen  das  der  abgestorbenen  Wiesenmoor- 
sphagnen  für  gewöhnlich  beträchtlich  niedriger  als  das  der  lebenden. 
12.  Die  Vermehrung  bezw.  Verminderung  der  wirklich  bestehenden 
Absorptionskraft  der  Torfmoose  für  Basen  läuft  im  umgekehrten  Verhältnis 
mit  ihren  kleineren  oder  größeren  Gehalten  an  basischen  Mineralbestand- 
teilen. 13.  Die  Beziehungen  zwischen  der  wirklichen  Basenabsorptions- 
größe und  dem  Nährstoffgehalt  der  Sphagnen  finden  deutlich  ihren  Aus- 
druck in  dem  durch  Nährstoffe  abgesättigten  Procentsatz  des  Gesamtbasen- 
absorptionskoefficienten  derselben,  insofern  als  ein  diesbezüglicher  hoher 
Procentsatz  ein  niedriges  und  ein  niedriger  Procentsatz  ein  hohes  Ab- 
sorptionsvermögen der  Torfmoose  für  Basen  anzeigt.  14.  Unter  jeder 
Sphagnengi  uppe  gibt  es  Torfmoose,  welche  einen  verhältnismäßig  hohen 
lind  solche,  welche  einen  relativ  niedrigen  Gesamtbasenabsorptions- 
koefficienten  aufweisen,  woraus  hervorgeht,  daß  die  Gesamtsumme  der 
freien  Basen,  welche  die  Sphagnen  auf  der  Zellhaut  ihrer  hyalinen  Zellen 
zu  verdichten  (absorbieren)  vermögen,  selbst  unter  den  Sphagnen  ein  und 
derselben  Gruppe  verschieden  groß  ist.  15.  Wegen  des  größeren  Gehaltes 
an  physiologisch  gebundenen  Nährstoffen  und  infolge  eingeschwemmter 
Mineralbestandteile  errechnen  sich  bei  den  Sphagnen  der  Wiesenmoore 
stets  und  mitunter  auch  bei  denen  der  Waldmoore  die  Gesamtbasen- 
absorptionskoefficienten  erheblich  zu  hoch,  so  daß  deren  diesbezügliche 
Mittelwerte  scheinbar  ungefähr  gleich  gefunden  werden.  16.  Durch  ge- 
trennte Bestimmung  der  physiologisch  und  absorptiv  gebundenen  Nähr- 
stoffe sowie  der  etwa  eingeschwemmten  Mineralsubstanzen  wird  einwandfrei 
erweisen,  daß  die  Basenabsorptionswirkungen  in  der  Tat  von  der  Zellhaut 
der  hyalinen  Sphaguumzellen  ausgehen  und  daß  deren  Stärke  von  ihrer 
Größe  abhängt. 

Untersuchungen  über  die  Humussäuren.  IV.  Von  Eugen  Gully. ^)  — 

Die  Arbeit  hat  den  Zweck,  die  Unhaltbarkeit  der  Angriffspunkte  darzutun, 
welche  B.  Tacke  und  Süchting'')  gegen  des  Vf.  und  Baumann's  frühere 
Arbeit  über  die  Humussäuren  des  Hochmoors  ^)  aufstellten.  A.  Baumann  und 
der  Vf.  waren  zur  Erkenntnis  gekommen,  daß  es  im  Moostorf  keine  freien 
Humussäuren  gibt.  Der  Vf.  wiederholte  die  Prüfung  über  das  Verhalten  des 
Moostorfes  und  der  Hochmoorsphagnen  gegen  Tricalciumphosphat,  gegen 
verschiedene    Salze,    gegen    Calciumoxalat,    das  Verhalten  von  Aluminium- 


1)  Mitt.  d.  K.  Bayr.  Moorkulturaustalt  München  1913.  Heft  3,  85—134.  —  *)  Ldwsch.  Jahrb. 
1911,  41,  717—754  u.  dies.  Jahresber.  1911,  88.  —  S)  Mitt.  d.  K.  Bayr.  Moorkulturanstalt  1910,  Heft  4, 
31—156  u.  dies.  Jahresber.  1910,  64. 


A.    Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  49 

Chlorid,  Eisenchlorid  und  kolloidalem  Eisenhydroxyd  gegen  Sphagnen  und 
Moostorf.  Diese  Nachuntersuchung  führte  den  Vf.  zu  der  Überzeugung, 
daß  seine  und  Baumanns  Versuche  als  zuverlässig  gelten  müssen.  Wenn 
Tacke  und  Süchting,  sagt  der  Vf.,  bei  den  Untersuchungen  betr.  des  Ver- 
haltens des  Moostorfes  gegen  Tricalciumphosphat  in  mehreren  Fällen  zu 
abweichenden  Zahlenwerten  gelangten,  so  war  das  die  Folge  der  ungleichen 
Eigenschaften  der  verwendeten  Triphosphate.  Die  Ergebnisse  der  Versuche 
der  Gegner  seien  weitere  Belege  dafür,  daß  es  unmöglich  sei,  die  Menge  der 
durch  Moostorf  gelösten  Pg  O5  als  Maß  für  die  darin  enthaltene  „freie  Humus- 
säure" zu  benutzen.  —  Hinsichtlich  des  Verhaltens  des  Moostorfes  gegen 
verschiedene  Salze  müssen  die  Gegner  zu  anderen  Absorptionszahlen  gelangen, 
weil  ein  anderes  Versuchsmaterial  vorlag  und  weil  ihre  Versuchsbedingungen 
von  denjenigen  des  Vf.  total  abwichen.  Alle  Kolloide  üben  Absorptions- 
wirkungen aus,  diese  sind  aber  meistens  so  geringfügig,  daß  sie  nur  bei 
stark  dissociierten  Salzlösungen  nachweisbar  sind.  Die  Absorptionskraft  der 
Kolloide  steht  in  innigem  Zusammenhang  mit  ihrem  struktuellen  Bau.  Nur 
solche  (Sphagnen,  Moostorf)  mit  stark  entwickelten  Oberflächengrößen  usw. 
vermögen  augenfällige  Absorptionen  zu  bewirken.  —  Das  von  den  Gegnern 
benutzte  Calciumoxalat  hat  freie  Oxalsäure  oder  lösliche  Oxalsäure  Salze 
enthalten,  sie  setzten  daher  mit  ihrem  Präparat  dem  Moostorf  lösliche  Oxal- 
säure Salze  zu,  aus  denen  selbstredend  Oxalsäure  abgespalten  wird.  Diese 
freie  Oxalsäure  hielten  sie  für  an  Kalk  gebunden.  Des  Vf.  Untersuchungen 
bestätigen  dagegen  die  frühere  Angabe,  daß  Sphagnen  bezw.  Moostorf  den 
unlöslichen  Oxalsäuren  Kalk  nicht  angreifen.  —  Die  von  B.  und  G.  an- 
geführten Absorption s werte  für  dreiwertige  Basen  (AI  und  Fe)  hielten  die 
Gegner  für  constante  Größen.  Als  solche  können  sie  nicht  gelten,  denn  je 
nach  der  Zusammensetzung  des  üntersuchungsmaterials  ändert  sich  die 
Absorptionskraft  desselben  für  basische  Stoffe.  T.  u.  S.  arbeiteten  nicht 
mit  demselben  Moostorf  wie  der  Vf.,  daher  mußten  ihre  Versuche  zu  neuen 
Absorptionszahlen  führen.  Annähernde  Absorption s werte  aus  Salzlösungen 
können  sich  nur  da  ergeben,  wo  keine  Neben reaktionen  stattfinden.  Dies 
trifft  zu  bei  den  Versuchen  mit  AICI3,  nicht  aber  bei  den  Absorptionen 
von  Fe  und  Fe-Lösungen.  Durch  den  Moostorf  werden  Fe-Lösungen  stark 
reduciert.  Infolge  der  Absorption s-  und  Reductions Wirkungen  des  Torfes 
ändert  sich  während  der  Versuchsdauer  ständig  der  Charakter  der  Eisen- 
lösungen. In  denselben  finden  sich  sowohl  2-  wie  3-wertiges  Eisen  vor, 
deren  Gemischverhältnis  fortwährend  variiert.  Des  ferneren  üben  die 
geringsten  Abweichungen  von  den  Versuchsbedingungen  auf  die  Absorp- 
tion und  Reduction  des  Moostorfes  einen  großen  Einfluß  aus,  so  daß  nicht 
einmal  bei  einheitlichem  Material  immer  übereinstimmende  Absorptionszahlen 
gefunden  werden  und  für  anders  geartetes  Material  erst  recht  nicht  zu  er- 
warten sind.  Schon  die  hier  zutage  tretende  merkwürdige  Erscheinung, 
daß  Sphagnum  bezw.  Moostorf  aus  Fe-Lösungen  bestimmter  Concentration 
keine  Absorptionen  bewirken,  beweist,  daß  die  Aufnahme  der  Basen  durch 
Sphagnen  bezw.  Moostorf  durch  die  Wirksamkeit  negativ  geladener  Kolloide 
erfolgt.  —  Die  Gegner  vertreten  die  Ansicht,  daß  die  Loslösung  der  ab- 
sorbierten Basen  aus  Sphagnen  bezw.  Moostorf  mittels  Wasser  auf  den 
CO.^-Gehalt   des  Wassers    und    auf   die   Zerlegung  der    humussauren   Salze 

Jahresbericht  1913.  4 


50  Landwirtschaftliche  Pflanzen production. 

durch  allzugroße  Wasserquantitäten  zurückzuführen  sei.  Diese  Auffassung 
hält  der  Vf.  nicht  für  stichhaltig,  denn  die  von  den  Sphagnen  und  dem  Moos- 
torf aus  concentrierten  Salzlösungen  aufgenommenen  Basen  werden  reich- 
lich an  COg-fi^eies  Wasser  wie  auch  an  ganz  geringe  Wassermengen  ab- 
gegeben. —  Die  Versuche  der  Gegner  über  die  elektrische  Leitfähigkeit 
von  Moostorf  decken  sich  mit  den  des  Vf.  Trotzdem  behaupten  T.  u.  S., 
daß  durch  die  Bestimmung  der  elektrischen  Leitfähigkeit  nicht  über  die 
Säurenatur  entschieden  werden  kann.  —  Das  Abscheiden  von  freiem  Jod 
aus  Jodsalzen  durch  Sphagnen  bezw.  Moostorf  wird  nach  B.  u.  G.  dadurch 
veranlaßt,  daß  die  besagten  Substanzen  dem  Jodkali  oder  dem  jodsauren 
Kali  die  Basis  entziehen  und  in  der  Lösung  die  freie  Säure  der  Jodsalze 
zurücklassen.  Dies  erkennen  die  Gegner  nicht  an,  weil  z.  B.  bei  der 
Stärke  als  Kolloid  diese  Reaktion  versagt.  —  Wir  haben  nachgewiesen, 
daß  Stärke  selbst  stark  dissociierten  Salzlösungen  nur  geringe  Mengen 
Basen  entzieht.  Die  Absorptionswirkungen,  welche  sie  auf  die  viel  schwächer 
dissociierten  Jodsalzlösungen  ausübt,  reichen  nicht  aus,  um  eine  Jod- 
abscheidung  zu  bewirken.  Überhaupt  vermögen  nur  solche  Kolloide  diese 
Reaktion  auszulösen,  die  eine  verhältnismäßig  große  Absorptionskraft  auf- 
weisen. Sättigt  man  das  Absorptionsvermögen  der  Sphagnen  ab,  so  machen 
auch  sie  aus  jodsauren  Salzen  kein  Jod  mehr  frei,  und  daher  stellt  sicli 
in  mit  Stärkelösung  versetzten  Jodsalzlösungen  keine  Blaufärbung  ein. 
Das  Sphagnum  teres  von  T.  u.  S.  ist  beim  Absterben  nicht  sauer  ge- 
worden, sondern  es  haben  die  lebenden  Sphagnenteile  die  Nährstoffe  der 
abgestorbenen  aufgenommen  bezw.  gaben  letztere  dieselben  an  das  Wasser 
ab,  wodurch  sie  einen  Teil  der  Absorptionskraft  wiedergewannen.  —  Bei 
den  Versuchen  über  die  „Reversibilität  der  Adsorption"  mußten  die  Gegner 
zu  einem  negativen  Resultat  kommen,  weil  zur  Erkennung  kleiner  Ab- 
sorptionen die  Säurebestimmungsmethode  von  T.  u.  S.  nicht  genau  genug 
ist  und  weil  kein  geeignetes  Untersuchungsmaterial  gewählt  wurde.  Eine 
Depression  des  Aschengehaltes  der  Pflanzen  kann  sehr  wohl  eintreten,  ohne 
daß  dabei  die  Basenabsorptionsgröße  ansteigt.  Bekanntlich  geben  lebende 
Gewächse  selbst  an  geringe  Wassermengen  einen  erheblichen  Teil  der 
Mineralbestandteile  ab.  Dies  sind  aber  für  gewöhnlich  nicht  die  adsorptiv 
festgehaltenen  freien  Basen  der  Pflanzen,  sondern  anderweitige  anorganische 
Verbindungen.  Nun  wird  das  Basenabsorptionsvermögen  der  Gewächse  nur 
durch  den  Gehalt  an  freien  Basen  bedingt,  und  daher  gehen  meistens 
reichliche  Aschenbestandteile  in  das  Waschwasser  über,  ohne  daß  sich  der 
Basenabsorptionswert  ändert.  Um  die  adsorptiv  gebundenen  Basen  aus 
den  Pflanzen  zu  entfernen,  läßt  man  längere  Zeit  Yioo  normal  HCl  auf  die- 
selben einwirken.  Hierdurch  werden  die  freien  Basen  abneutralisiert,  gehen 
als  Chloride  in  Lösung  und  können  nahezu  quantitativ  weggewaschen 
werden.  Pflanzen,  die  mit  ^loo  iiormal  Säure  ausgezogen  werden,  entziehen 
nach  der  Extraktion  Acetatlösungen  bedeutend  mehr  Basen  als  vor  dem 
Auszug  und  daraus  geht  klar  hervor,  daß  die  Pflanzen  je  nach  der  Ab- 
sättigung  mit  Basen  verschiedene  Absorptionen  ausüben.  Bei  manchen 
Sphagnen  läßt  sich  deren  Absorptionskraft  schon  durch  bloßes  Ausziehen 
mit  Wasser  verstärken.  Zu  solchen  Versuchen  darf  man  aber  nicht  wie 
T.  u.  S.  aschenarme  Hochmoorsphagnen  wählen,  sondern  nährstoffreiche 
Torfmoose  vom  Übergangsmoor  oder  Wiesenmoor.  —   Was  die  Invertierung 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  51 

der  Saccharose  durch  Moostorf  anbelangt,  so  ist  diese  Reaktion,  welche 
für  Säuren  „typisch"  sein  soll,  ganz  und  gar  nicht  dazu  angetan  zu  be- 
weisen, daß  die  Invertierung  von  den  Säuren  des  Moostorfes  veranlaßt 
wird.  Schon  Smiths  Beobachtung,  daß  eine  lOprocent.  Zuckerlösung 
nach  6  stündigem  Erwärmen  im  Dampf  stark  und  nach  1 5  stündigem  Er- 
hitzen zu  75  °/o  invertiert  ist,  beweist  die  Haltlosigkeit  der  Annahme,  daß 
bei  der  Invertierung  der  Saccharose  durch  Moostorf  Säuren  im  Spiele  sein 
müssen.  Im  Moortorf  stets  zugegene  Verbindungen  wie  Phosphate,  Carbo- 
nate,  freie  Alkalien  wirken  beschleunigend  auf  die  Invertierung  des  Rohr- 
zuckers ein,  und  die  durch  das  anhaltende  Kochen  entstehenden  Säuren 
bezw.  event.  Oxydationsstoffe  veranlassen  eine  rasche  und  vollständige  Zer- 
setzung der  Zuckerlösung.  —  Nicht  besser  ist  es  mit  der  „elementarsten" 
Säurereaktion  der  Gegner  bestellt.  Manche  Metalle  werden  bereits  durch 
kaltes  Wasser  zerlegt,  die  meisten  Metalle  greift  das  Wasser  aber  erst  in 
der  Siedehitze  in  bald  erkennbarer  Weise  an.  Ob  ein  Metall  mit  kochendem 
Wasser  mehr  oder  weniger  H  entwickelt,  hängt  von  seinen  Eigenschaften 
und  von  der  Reinheit  der  Kochflüssigkeit  ab.  Es  gibt  Eisenpräparate,  die 
sich  erhitztem  Wasser  gegenüber  ziemlich  passiv  verhalten,  andere  dagegen 
werden  unter  reichlicher  H-Abgabe  stark  angegriffen.  Das  sich  bildende 
H- Volumen  ist  abhängig  von  der  Kochdauer  und  der  Größe  der  Einwage. 
Bei  stärkeren  Einwagen  entwickelt  sich  relativ  erheblich  mehr  H  als  bei 
geringeren.  Dem  Kochwasser  zugesetzte  chemische  Stoffe  wirken  teils 
hemmend,  teils  beschleunigend  auf  die  H-Entbindung  ein.  Substanzen,  die 
alkalisch  reagieren,  wie  Ca-  oder  K-Carbonat,  schwächen  die  Aktivität  des 
Eisens  beträchtlich  und  freie  Basen  heben  dieselbe  ganz  auf.  Das  aus 
Moostorf  mit  Eisen  entwickelte  Volumen  H  stellt  eine  variable  Größe  dar, 
der  gefundene  H  kann  daher  auch  nicht  als  Gradmesser  für  den  Gehalt 
des  Torfes  an  ,, freien  Humussäuren"  benützt  werden.  —  Die  Hoffnungen 
von  T.  u.  S.,  unsere  gut  begründete  Behauptung:  „es  gibt  keine  Humus- 
säuren", durch  ihre  „Nachprüfungen"  zu  entkräften,  haben  sich  als  trügerisch 
erwiesen.  Für  sie  lag  kein  berechtigter  Grund  vor,  die  Richtigkeit  unserer 
Versuchsresultate  zu  bezweifeln,  denn  wir  sind  doch  nicht  dafür  ver- 
antwortlich, daß  sie  mit  andersgeartetem  oder  ungeeignetem  Versuchsmaterial 
bezw.  mit  unreinen  Reagentien  arbeiteten.  Ihre  Versuchsbedingungen  waren 
so  gehalten,  daß  sie  notwendigerweise  zu  abweichenden  Ergebnissen  führen 
mußten  bezw.  keinen  richtigen  Vergleich  mit  unseren  Resultaten  gestatteten. 
Unsere  Nachuntersuchungen  bestätigten  die  früheren  Ergebnisse,  und  wir 
vermochten  sogar  neue  Belege  dafür  zu  erbringen,  daß  im  Moostorf  bezw. 
in  den  Sphagnen  keine  nennenswerten  Mengen  freier  Säuren  sein  können. 
Selbst  die  Befunde  der  Gegner  lassen  sich  mit  dieser  Annahme  in  Einklang 
bringen,  und  der  unregelmäßige  Verlauf  der  beiden  sog.  typischen  Säure- 
reaktionen zeigt,  daß  z.  B.  die  H-Entwicklung  aus  Moostorf  und  Eisen 
niemals  auf  den  Gehalt  des  Torfes  an  freien  Säuren  zurückzuführen  sein 
kann.  Mit  der  Abhandlung  „Über  Humussäuren"  verfolgten  T.  u.  S.  den 
Zweck,  unsere  Ansicht  von  der  Nichtexistenz  der  Humussäuren  zu  wider- 
legen, erreichten  aber  damit  das  Entgegengesetzte.  Ungewollt  schaffen  sie 
weitere  Belege  dafür  herbei,  daß  aus  dem  Verhalten  von  Sphagnen  und 
Moostorf  gegen  Salze  usw.  zu  erkennen  ist,  daß  Absorptionswirkungen  von 
Kolloiden   vorliegen.     Ihre  Arbeit   trägt    zur   Befestigung   und  Verbreitung 

4* 


52  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

unserer  neuen  Lehre  über  die  Humusstoffe  des  Torfes  bei,  und  aus  diesem 
Grunde  beschäftigten  wir  uns  damit  eingehender. 

Beiträge  zum  Beweis  der  Existenz  von  Humussäuren  und  zur 
Erklärung  ihrer  Wirkungen  vom  Standpunkte  der  allgemeinen  und 
theoretischen  Chemie.  Von  Paul  Ehrenberg  und  Fritz  Bahr  (Ref.).  i) 
—  Der  Inhalt  dieser  umfangreichen  Arbeit  wird  wie  folgt  zusammen- 
gefaßt. „Es  sind  in  letzter  Zeit  verschiedene  Zweifel  erhoben  worden,  ob 
eine  Humussäure  existiert  oder  nicht.  In  der  vorliegenden  Arbeit  ist  nun 
gezeigt  worden,  daß  im  Moostorf  zweifellos  Säuren  enthalten  sind  und  daß 
die  sog.  Humuskolloide  zum  größten  Teil  aus  einer  Substanz  bestehen,  die 
sich  elektrolytisch  wie  eine  3-  oder  4  basische  Säure  verhält.  Doch  ver- 
mag dieselbe  keine  dementsprechend  gebauten  Salze  zu  bilden.  Der  Grund 
hierfür  beruht  in  ihrem  amorphen  Zustand,  demzufolge  die  Säure  mit 
ihren  Salzen  in  allen  Verhältnissen  feste  Lösungen  zu  bilden  vermag.  Die 
Affinität  der  Säure  zu  einer  bestimmten  Base  ist  daher  eine  mit  dem  Grade 
der  Sättigung  sich  stetig  ändernde  Größe,  die  für  vollkommene  Sättigung 
sehr  klein  ist,  bei  Abspaltung  der  Base  aber  rasch  wächst  und  schließlich 
sehr  hohe  Werte  annimmt.  Aus  diesem  Grunde  erklärt  sich  vermutlich 
die  Fähigkeit  der  Humussäure,  starke  Säuren,  wie  HCi^  SOg  usw.  in  Frei- 
heit zu  setzen. 

Die  Ausnutzung   der   P2O5    im    Boden.     Von  H.  J.  Vipond.*)  — 

Auf  Grund  eines  Vergleichs  des  Verhältnisses  der  Gesamt-  zur  verfügbaren 
P2O5  mit  dem  Verhältnis  von  FgOg  -f-  AI2O3  zu  CaO  -|-  Y2  MgO  versucht 
der  Vf.  eine  Klassification  der  Böden  Transvaals.  Die  Resultate  von  etwa 
250  Bodenanalysen  ergaben,  daß  sich  mit  steigendem  Verhältnis  von 
FejOj  +  AI2O4  :  CaO  +  1/2  ^^S^  bis  1  :  40  die  Ausnutzung  der  P3O5  ver- 
schlechtert. Allgemein  läßt  sich  sagen,  daß  ein  zureichender  Kalkgehalt 
eine  günstigere  Verwertung  der  P2O5  sichert.  Anderseits  wird  in  Boden 
mit  einem  CaO :  Fcg  O3- Verhältnis,  bei  dem  CaO  zurücktritt,  dieP2  05  gut 
ausgenützt.  Ganz  unabhängig  von  einem  Gehalt  an  CaO  erwies  sich  in 
humusreichen  Böden  ein  großer  Teil  der  P2O5  als  löslich.  Auch  für 
sandige  Böden  mit  geringem  Gehalt  an  FcjOg,  AlgOg,  CaO  und  auch  an 
P2  O5  ergab  sich  für  diese  tiotz  eines  hohen  Verhältnisses  von  Feg  O3 :  Ca  0 
eine  vorteilhafte  Ausnützung.  (Kalb.) 

2.   Physik,  Absorption. 

Die  Plasticität  und   Bindigkeit  liefernden  Bestandteile   der  Tone. 

Von  A.  Atterberg. ^)  —  Im  Anschlüsse  seiner  früheren  Untersuchungen'*) 
über  diesen  Gegenstand  bespricht  der  Vf.  einleitend  die  Hauptergebnisse 
derselben  und  einige  noch  nicht  hinreichend  behandelte  Fragen  in  folgenden 
Punkten.  1.  Die  Konsistenzformen  der  Tone.  2.  Was  wird  unter  dem 
Worte  Plasticität  (Formbarkeit)  verstanden?  3.  Die  plastische  Konsistenz- 
form bei  den  Tonen.  4.  Die  losere  feste  Form.  5.  Die  härtere  feste 
Form.     6.    Ältere   Auffassungen    und    Untersuchungen    über    die    Ursachen 


1}  Joam.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  427—485  (Agrik. -chom.  Inst.  d.  Univ.  Göttingen).  —  ^)  Agr. 
Jour.  Union  Sv.  Africa  2  (1911),  Nr.  5,  602—611 ;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Rec.  26,  321.  —  »)  Internat. 
Mitt.  1913,  in.  291-330  (Sonderabdr.).  —  *)  Ebend.  1912,  n.  152—154;  Chem.-Zeit.  1910,  Nr.  42,  369 
u.  dies.  Jahresber.  1910,  87;  Internat.  Mitt.  1911,  I.  4—36  a.  dies.  Jahresber.  1911,  52  n.  53;  Internat. 
Mitt.  1912,  II.  41  u.  dies.  Jahresber.  1912,  71. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  53 

der  Plasticität  der  Tone.  Aus  diesen  älteren  Untersuchungen  sei  hier  die 
folgende  des  Yf.  nachgeholt  und  mitgeteilt,  ^j  Der  Yf.  isolierte  (i.  J.  1908) 
aus  Glaciallehm  und  Glacialton  Schlämmprodukte,  teils  von  etwa  0,002 
bis  0,0002  mm,  teils  feiner  als  0,0002  mm  D.  und  benannte  sie 
als  Mikrofon  und  Ultroton.  Bei  der  Analyse  zweier  derartiger  aus 
Glaciallehm  bereiteter,  mit  heißer  HCl-  und  schwach  erwärmter  NagO- 
Lauge  behandelter  Producte  fand  der  Vf.  den  Mikrofon  nicht  plastisch, 
den  Ultraton  aber  völlig  plastisch.  Die  Analyse  der  beiden  zeigte  die 
folgenden  "Werte: 

Glüh-  Mono-        (Best)  mittl.Atom-     p  ^  •  R  n 

verlnst       -^'sOs      Fe^O^        xyde*)         SiOs  ^^2^     gewicht**)      «2^»  •  «2^^ 

Mikroton    0,61       12,00     0,90        7,75       78,74    100,0    4,16         62  12,.3 :  12,2 

Ultraton     3,32      22,72      1,90      10,65      61,41     100,0    6,82         65  23,4:16,4 

*)  Als  Sulfat  gewogen,  nach  Ahzug  der  SO3.     **)  Der  Monoiyde  aus  dem  SO3- Gehalt  der  Sulfate 

berechnet. 

Das  Verhältnis  12,3:12.2  sagt,  daß  die  Silicate  des  Mikrofons  nur 
aus  Feldspat  bestanden,  während  das  Verhältnis  23,4 :  J  6,4  und  der  hohe 
Kaligehalt  lehren,  daß  in  dem  Ultraton  außer  den  Feldspaten  bedeutende 
Mengen  von  Kaliglimmer  vorhanden  sein  müssen.  Aus  dem  hohen  Gehalte 
an  Monoxyden  geht  hervor,  daß  als  formbarkeitgebeuder  Bestandteil  Kaolin 
hier  keine  Rolle  spielen  kann.  Der  Vf.  zog  daraus  den  Schluß,  daß  die 
Formbarkeit  des  Ultratons  aus  hohem  Gehalte  an  Kaliglimmer  herzuleiten 
war  und  daß  in  nicht  mit  HCl  behandelten  Tonen  Magnesiaglimmer  eben- 
falls als  Formbarkeitserzeuger  auftreten  muß.  Der  Vf.  schließt,  daß  in  den 
hochplastischen  Tonen  Nordeuropas  schwerlich  Kaolinit  und  Kaliglimmer 
die  plastischen  Bestandteile  sind,  daß  vielmehr  der  Biotit  dieser  Bestandteil 
ist.  Um  zu  entscheiden,  welche  Bestandteile  die  typischen  plastischen 
Bestandteile  dieser  Tone  sind,  stellte  der  Vf.  folgende  Untersuchung  an. 

Die  Tone  müssen  als  Bestandteile  dieselben  Mineralien  enthalten  wie 
ihre  Muttergesteine,  oder  sie  enthalten  die  Verwitterungsproducte  dieser 
Mineralien.  Darum  hat  der  Vf,  eine  große  Anzahl  der  wichtigsten  gesteins- 
bildenden  Mineralien  und  der  zu  erwartenden  Verwitterungsproducte  in 
möglichst  feinverteilte  Form  gebracht  und  sie  dann  auf  Plasticität,  Zähig- 
keit und  Festigkeit  untersucht.  Durch  systematisches  Schlämmen  wurden 
die  Mineralpulver  in  Fraktionen  verschiedener  Korngröße  aufgeteilt  und 
sodann  die  allerfeinsten  Fraktionen  einer  näheren  Untersuchung  unterzogen. 
Die  feinsten  Schlämmproducte  wurden  nach  längerem  Absetzen  (64  Stunden) 
erhalten  und  als  Kolloidstamm  bezeichnet,  feiner  als  0,002  mm  D.  Der 
feinere  Kolloidschlamm  ist  solcher,  dessen  Teilehen  kleiner  als  von 
0,0006  mm  D.  sind.  Die  untersuchten  Mineralproben  waren  folgende: 
Kaolinit, Quarz,'Kalifeldspat,  Sandsortierungen,  Talk,  Serpentin, 
Chlorit,  Kaliglimmer  (=Muskovit),  Magnesiaglimmer  (=  Biotit). 
Limonit  (=  Braun eisenerz),  Hämatit  und  chemische  Präparate: 
Aluminiumhydrat,  Ferrihydrat,  Mang'ansuperoxyd  (künstl.), 
hydratische  Kieselsäure,  Permutit,  Bariumsulfat,  Fluorcalcium, 
Ferrioxychlorid,  ferner  hämatit-  und  limonitreiche  Erden:  Bauxit, 
Terra  rossa,  Laterit  oder  Terra  rossa.  —  Die  hauptsächlichsten  Ei- 


1)  K.  Landthruksakademiens  Handlingar  1911,  13—15. 


54  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

gebnisse  dieser  Untersuchung  sind  vom  Vf.  in  12  Sätzen  zusammengestellt, 
denen  wir  folgendes  entnehmen.  1.  Von  den  untersuchten  Stoffen  wurden 
als  gar  nicht  plastisch  befunden:  Die  Mineralien  Quarz  und  Feldspat, 
das  Zeolithpräparat  Calciumpermutit  und  die  kolloidalen  chemischen  Präpa- 
rate Äluminiumhydrat,  Ferrihydrat,  Manganperoxydhydrat  und  Kieselsäure- 
hydrat. 2.  Dagegen  erwiesen  sich  als  völlig  plastisch:  Die  Minera- 
lien Kaolinit,  Talk,  Serpentin,  Chlorit,  Muskovit,  Biotit,  Limonit  und 
Hämatit.  Ferner  die  chemischen  Präparate:  Bariumsulfat  und  Ferryoxy- 
chlorid.  Gefälltes  Fluorcalcium  zeigte  schwächere  Plasticität.  3.  Völlig 
typische  Plasticität,  d.  h.  eine  solche,  bei  der  die  Plasticität  mit  hoher 
Zähigkeit  verbunden  ist,  wie  bei  den  nordischen  schweren  Meerestonen, 
zeigte  sich  nur  bei  den  Mineralien  Biotit  und  Hämatit  und  bei  dem 
chemischen  Präparat  Ferrioxychlorid ,  Biotit  auch  im  oxydierten  Zustande. 
Nach  des  Vf.  Untersuchung  der  ungarischen  Terra  rossa  ist  der  Limonit 
ebenfalls  unter  die  typischen  Plasticität  liefernden  Mineralien  einzureihen. 
4.  Die  untersuchten  Erden  Bauxit  und  Terra  rossa  haben  gezeigt,  daß 
eine  Beimischung  von  Hämatit  oder  Limonit  dem  Kaolinit  völlig  typische 
Plasticität  verleihen  kann.  6.  Sämtliche  vom  Vf.  untersuchten  Mineralien 
und  Präparate,  welche  sich  bei  genügender  Zerteilung  plastisch  erwiesen 
haben,  zeigen  blättrige  oder  schuppige  Struktur.  Mineralien  und  Präparate 
von  nicht  schuppiger  Struktur  wurden  als  gar  nicht  plastisch  befunden, 
daher  muß  man  den  Schluß  ziehen,  daß  gerade  die  schuppige  oder 
blätterige  Form  der  Teilchen  es  ist,  welche  den  Mineralien 
Plasticität  verleiht.  7.  Hohe  Zähigkeit  wurde  nur  bei  den  Schlämm- 
producten  aus  Biotit  und  Hämatit,  wie  bei  den  hämatit-  und  limonit- 
haltigen  Erden  gefunden.  8.  Hohe  Festigkeit  beim  Trocknen  wurde  vom 
Vf.  nur  bei  feinen  Schlämmproducten  aus  plastischen  Stoffen  gefunden, 
nicht  aber  bei  allen  feinen  Schlämmproducten.  Eine  hohe  Festigkeits- 
zahl muß  daher  als  eine  Eigenschaft  der  schuppenförmigen 
Teilchen  kolloidaler  Größe  bei  gewissen  Mineralien  aufgefaßt  werden. 
—  Der  Vf.  bemerkt  unter  „weiteren  Schlüssen"  folgendes:  Da  beim 
Schlämmen  von  plastischen  Mineralien  die  Schlämmproducte,  welche  in 
8  Stunden  und  Wasserhöhe  von  10  cm  sich  zu  Boden  setzen,  niemals 
plastisch  sind,  so  erscheint  es  als  selbstverständlich,  daß  diese  8  Stunden- 
Grenze  als  Gruppengrenze  bei  mechanischen  Bodenanalysen  aufgenommen 
werden  muß. 

Die  Einwirkung  von  Hydroxylionen  auf  Kolloidtone.')  Die 
Wirkung  der  Hydroxylionen  auf  Tone  und  tonige  Böden  bei  der 
„Mergel ung".  ■-)  Von  Paul  Rohland.  —  Die  Wirkung  des  Mergeins  be- 
ruht im  wesentlichen  auf  der  Wirkung  des  Kalkes  auf  Ton  und  tonigen 
Boden,  und  diese  wiederum  auf  der  seiner  Hydroxylionen.  Läßt  man  auf 
eine  Tonemulsion  Hydroxylionen  in  bestimmter  Concentration  einwirken, 
so  geht  mit  den  einzelnen  Tonteilchen  eine  merkwürdige  Veränderung  vor 
sich.  Vorher  runde,  ovale  oder  auch  eckige  Teilchen  werden  unter  dem 
Einfluß  der  Hydroxylionen  farnkrautartige  Gebilde.  Äußerlich  betrachtet 
geht  eine  Flockung  der  Tonteilchen  vor  sich;  das  ist  eine  Ausbildung  der 
Kolloidkörper  der  Tone  durch  die  Berührung  mit  Hydroxylionen,  die  vorher 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  49,  447—450.  —  2)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  Heft  3,  437—440. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  55 

in  ihnen  im  latenten  Zustande  vorhanden  waren,  und  die  mit  einer 
Volumenvergrößerung  verbunden  ist.  —  Der  Vorgang  beim  „Mergeln"  in  der 
Ackererde  erfolgt  in  ähnlicher  Weise.  Die  Hydroxylionen  des  Ca(0H)2 
wirken  auf  den  Ton  des  Bodens  ein;  es  findet  eine  Bildung  und  Aus- 
flockung seiner  Kolloidstoffe  statt,  die  auch  hier  mit  einer  Volumenver- 
größerung verbunden  ist.  „Die  Tonteilchen  erfahren  eine  kolloidchemische 
Konstitutionsänderung,  die  eine  Auflockerung  des  Bodens  zur  Folge  hat." 
Es  scheint  als  ob  bei  öfterer  Einwirkung  der  Hydroxylionen  die  Tonteilchen 
die  Fähigkeit  verlieren,  weitere  Kolloidkörper  auszubilden.  Ihr  Vermögen 
Kolloidstoff  auszubilden  ist  erschöpft.  Die  Tatsache,  daß  die  Wirkung  bei 
einer  erneuten  Mergeluug  geringer  ist  als  bei  der  ersten,  findet  hierdurch 
eine  Erklärung. 

Die  Kolloidchetnie  in  Fragen  der  Bodenkunde.  Von  K.  K.  Gedroiz.') 

1,  Der  Gehalt  des  Bodens  an  kolloidalen  Substanzen.  —  Zur  an- 
nähernden Bestimmung  der  Menge  der  Substanzen ,  die  in  der  Boden- 
lösung verschiedener  Bodentypen  kolloidal  gelöst  sind,  hat  der  Vf.  Wasser- 
auszüge aus  den  zu  untersuchenden  Böden  (1:5)  langandauernder  Dialyse 
unterworfen;  die  Dialyse  wurde  bei  einem  Strom  von  destilliertem  Wasser 
in  einer  besonderen  Vorrichtung  ausgeführt  und  dauert  solange  bis  200  ccm 
Wasser  aus  dem  äußeren  Gefäß  beim  Verdampfen  keinen  Rückstand 
hinterließen.  Die  erhaltenen  Daten  sind  tabellarisch  zusammengestellt,  diese 
Daten  geben,  nach  dem  Vf.  nur  eine  sehr  ungefähre  Vorstellung  von  der 
Menge  kolloidal  gelöster  Stoffe  in  den  Bodenlösungen,  alles  spricht  dafür, 
daß  die  erhaltenen  Mengen  sicher  größer  sind  als  die  wahren  es  sind.  In 
Anbetracht  einer  derartigen  Unsicherheit  beschränkt  sich  der  Vf.  auf  eine 
allgemeine  Übersicht  der  Daten  wie  folgt:  In  allen  untersuchten  Böden, 
mit  Ausnahme  der  Alkaliböden,  schwankt  der  absolute  Gehalt  an  kolloidalen 
Substanzen  (organische  -j-  mineralische)  in  der  Bodenlösung  auf  100  g  Boden 
zwischen  0,0200  und  0,0018  g,  in  den  russischen  Kulturböden  aber 
(Tschernosomb.,  Waldlehmb,  u.  Podsolb.)  zwischen  0,0147  und  0,0058  g 
bei  einem  Trockenrückstand  des  Wasserauszuges  von  0,0591 — 0,0385  g; 
somit  zeigen  die  hier  angeführten  Daten,  trotzdem  sie  zweiffellos  zu  groß 
sind,  daß  die  Bodenlösung,  soweit  es  sich  nicht  um  Alkaliböden  handelt, 
nur  sehr  wenig  kolloidal  gelöste  Substanzen  enthält.  Daher  kann  der 
Coagulierung  der  Sole  der  Bodenlösung  unter  dem  Einflüsse  des  Frostes, 
des  Austrocknens,  der  Zufuhr  von  Kalk  und  anderen  Düngemitteln  keine 
große  Rolle  hinsichtlich  des  Verhaltens  des  Bodens  zum  Wasser  und  in 
bezug  auf  andere  physikalische  Eigenschaften  des  Bodens  zugeschrieben 
werden,  wie  das  von  selten  einiger  Forscher  geschieht  (P.  Ehren  borg, 
J.  König,  Czermak).  Unzweifelhaft  spielen  die  kolloidal  gelösten  Substanzen 
der  Bodenlösung,  trotz  der  geringfügigen  Mengen,  eine  bedeutende  Rolle 
im  Leben  des  Bodens,  jedoch  nur  als  Ergebnis  Jahrhunderte  währender 
Processe  (Überführung  der  Kolloide  aus  gewissen  Schichten  in  andere 
und  ihre  Ansammlung  in  bestimmten  Schichten)  kann  diese  ihre  Rolle  ver- 
folgt werden  und  greifbar  in  Ei  scheinung  treten;  aber  durch  Coagulation 
dieser  geringfügigen  Mengen  kolloidaler  Substanzen  unter  dem  Einfluß 
kurzdauernder    Einwirkungen    von    atmosphärischen    Faktoren     und     von 

1)  Rqss.  Journ.  f.   expeilm.   Ldwsch.   1913,    12,   412—420.     Deutsch.  Ausz.    (Aus  dem  Bür.  f. 
Ackerbau  u.  Bodeiikonde  am  Geiehrteakomitee  der  Hauptverwaltung  f.  Laudesorganisation  u.  Ackerbau.) 


56  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Elektrolyten  Änderungen  der  physikalischen  Bodeneigenschaften,  das  Sinken 
seiner  Hygroskopicität,  die  Veränderung  der  Struktur  zu  erklären,  das  hält 
der  Vf.  für  vollständig  unrichtig.  Soweit  man  sich  zur  Zeit  ein  Urteil 
bilden  kann,  wii'd  die  Änderung,  die  der  Boden  unter  der  Entwirkung  der 
bezeichneten  Faktoren  erleidet,  wesentlich  durch  ihren  Einfluß  auf  die 
mechanischen  Suspensionen  des  Bodens  und  hauptsächlich  auf  die  Gele 
des  Bodens  bedingt.  —  Bedeutend  mehr  kolloidale  Substanzen  sind  in  den 
Bodenlösungen  der  sodaführenden  Böden  enthalten,  deren  Gesamtmenge 
der  organischen  und  mineralischen  Kolloide  in  den  stäbchenförmigen 
Horizonten  der  untersuchten  Alkaliböden  zwischen  0,0990 — 0,4494  g  pro 
100  g  Boden  schwankt;  bei  solchen  Mengen  kann  die  Coagulation  unter 
dem  den  Einfluß  von  Frost  usw.  möglicherweise  die  physikalischen  Eigen- 
schaften des  Bodens  merklich  berühren.  Zur  Beurteilung  der  Zusammen- 
setzung des  mineralischen  Teils  des  aus  solchem  Boden  dialysierten 
Wasserauszugs,  führt  der  Yf.  das  Ergebnis  der  Untersuchung  des  ge- 
glühten Rückstandes  nach  dem  Verdampfen  eines  solchen  Auszuges  in  g 
pro  100  g  Boden  an: 

Trocken-  Glüh-  ,  erk  a  i  rk  t?  r»  •     o 

rückstand  rückstand  dann  SiO,        Al.Os  F,  O3  m  Summe 

0,4494  0,0804  0,0124  0,0252  0,0448  0,0824  g 

Somit  besteht  der  mineralische  Teil  des  Rückstandes  ausschließlich 
aus  SiOg,  AI2O3   und  FcgOg. 

2.  Die  Entstehung  der  Soda  im  Boden.  Nach  der  Untersuchung 
des  Vf.  ist  als  Quelle  der  Soda  im  Boden  nicht  Na  Gl  (NagSO^)  und 
CaCOg  zu  betrachten;  die  Rolle  dieser  Natronsalze  in  diesem  Proceß  ist 
nur  eine  vermittelnde:  indem  ihr  Natron  aus  Humaten  und  Silicaten  des 
Bodens  andere  Basen  (Ca,  K,  Mg)  verdrängt,  sättigt  es  in  größerem  oder 
geringerem  Grade  diese  Verbindungen,  die  nun  als  unmittelbare  Sodaquellen 
fungieren.  Diese  Verbindungen,  indem  sie  sich  in  der  Bodenlösung  lösen 
und  zersetzen,  ergeben  schon  selbst  geringe  Mengen  Soda,  mit  CaCOg 
aber  treten  sie  in  einen  energischen  Austausch  der  Base  unter  günstigen 
Verhältnissen  (starkes  Gesättigtsein  mit  Natron,  Abwesenheit  von  Na  Gl 
und  Na2S04)  große  Mengen  von  Soda.  An  dem  Proceß  der  Sodabildung 
sind  nur  diejenigen  Natronsilicate  beteiligt,  die  zu  dem  sog.  Zeolithanteil 
des  Bodens  gehören. 

3.  Die  Salzböden  und  die  Alkaliböden.  Auf  Grund  der  dar- 
gelegten Theorie  der  Bildung  von  Soda  in  Alkaliböden,  betrachtet  der  Vf. 
diese  Böden  als  in  größerem  oder  geringerem  Grade  von  Na,  das  an  or- 
ganische und  zeolithartige  Substanzen  gebunden  ist,  angereichert  und  stellt 
einen  genetischen  Zusammenhang  zwischen  den  Alkaliböden  und  den  Salz- 
böden auf;  der  Alkaliboden  entsteht  aus  dem  Salzboden.  Der 
letztere  stellt  einen  Boden  dar,  in  dem  die  organischen  und  zeolithartigen 
Stoffe  infolge  einer  mehr  oder  weniger  langandauernden  Einwirkung  von 
Na-Salzen  auf  dieselben,  in  einem  größeren  oder  geringeren  Grade  mit  Na 
gesättigt  sind;  aber  die  Bildung  merklicher  Sodamengen  und  der  für  die 
Alkaliböden  charakteristischen  Struktur  wird  durch  den  Überschuß  derselben 
Salze  (NagSO^,  besonders  aber  Na  Gl)  verhindert.  Wenn  jedoch  die  Con- 
centration  dieser  Salze  durch  irgendwelche  Ursache  ein  starkes  Sinken  er- 
leidet, —  so  verwandelt  sich  der  Salzboden  in  einen  Alkaliboden. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  57 

Studien  über  Boden-Physik.  2.  Teil.  Die  Durchdringlichkeit 
eines  Ideal-Bodens  für  Luft  und  Wasser.  Von  Heber  Green  und 
G.  A.  Ampt. ^)  —  Die  Yff.  ziehen  aus  ihren  Untersuchungen  den  Schluß: 
Die  Teilchen  eines  gewöhnlichen  Bodens  sind  nicht  vollkommen  sphärisch, 
sondern  mehr  oder  weniger  von  eckiger  Form.  Die  beschriebenen  Ver- 
suche zeigen,  daß  die  Formel  ?yP=  10,2 -|  „holds"  zutrifft  für  die  Ver- 
schiedenheit der  Porenräume  und  die  Durchmesser  der  Bodenteilchen. 
Das  gilt  für  das  durchdringende  Fluidum  Luft  oder  Wasser,  wenn  nur  die 
wirkliche  Größe  der  Bodenteilchen  unbeeinflußt  ist  durch  die  Gegenwart 
von  Wasser. 

Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  Pflanzenwurzeln  auf  die 
Struktur  des  Bodens.  Von  Max  Berkmann  (-München).  2)  —  Unter- 
suchungen über  die  Änderungen  in  der  Bodenstruktur  unter  dem 
mechanischen  Einfluß  der  Bewurzelung  lassen  erkennen,  daß  damit  auch 
einschneidende  Veränderungen  im  Verhalten  zu  Wasser  und  Luft  ver- 
bunden sein  müssen.  Es  handelt  sich  dabei  aber  nicht  nur  um  die 
Änderungen  in  der  Lagerungsweise  des  Bodens  selbst  unter  der  Tätigkeit 
der  Wurzeln,  sondern  auch  um  die  unmittelbaren  und  mittelbaren  Folgen, 
welche  die  mehr  oder  weniger  reichliche  Verbreitung  der  Wurzeln  selbst, 
mit  verschiedener  wag-  und  senkrechter  Verteilung  in  der  Erde  ihre  ver- 
schiedene Ausbreitung  nach  Länge,  Dicke,  Verzweigungsweise  und  die 
Abänderungen  hierin  unter  dem  Einflüsse  der  Boden beschaffenheit,  Stärke 
des  Wachstums  der  Pflanzen  imd  damit  ihrer  Bewurzelung  usw.  mit  sich 
bringt.  Den  Einfluß  der  Wurzeln  auf  das  Eindringen  des  Wassers  in  die 
Erde  zu  beobachten,  war  die  Aufgabe  der  Untersuchungen  des  Vf.  Über 
die  Gewinnung  des  Bodenmaterials  für  die  Untersuchungen  und  über  die 
Versuchskulturen  wird  folgendes  mitgeteilt:  „Es  kamen  34  sog.  Lysimeter- 
gefäße  in  Verwendung,  40  cm  hohe  Blechkästen  20x20  cm  im  Quer- 
schnitt, die  im  Innern  in  Höhe  von  10  cm  vom  Boden  eine  Siebeinlage 
und  Vorrichtung  für  Ablauf  von  Wasser  trugen.  Diese  wurden  mit  zwei 
verschiedenen  Böden  und  zwar  mit  geworfener  Versuchsfelderde,  ein 
schwachlehmiger,  humushaltiger  Sandboden  und  einem  Lehmboden  gefüllt. 
Zunächst  wurden  24  Gefäße  beschickt,  je  6  in  lockerer,  je  6  in  dichter 
Lage  mit  beiden  Böden.  Die  dichte  Lagerung  wurde  durch  Einstampfen 
des  Bodens  von  ganz  bestimmtem  Feuchtigkeitsgrad  in  Schichten  von 
2 — 3  cm  erzielt.  In  die  übrigen  10  Lysimeter  wurde  nur  der  Sandboden 
eingestampft.  Außerdem  kamen  noch  12  große  runde  Blechgefäße  mit 
Siebeinlage  und  Ablaufvorrichtung  zur  Verwendung,  die  zur  Hälfte  locker, 
zur  anderen  Hälfte  dicht  mit  dem  Sandboden  gefüllt  wurden.  Bei  diesen 
letzteren  Gefäßen  und  weiteren  16  großen  Tongefäßen  fand  die  Ver- 
dichtung des  betr.  Bodens  in  der  Weise  statt,  daß  eine  bestimmte  Menge 
davon  in  Wasser  aufgeweicht  und  zu  einem  zähen  Brei  verarbeitet  wurde. 
Die  Lysimetergefäße  wurden  teils  besät  (mit  Trifolium  pratense  und  Lolium 
perenne),  teils  blieben  sie  unbebaut,  so  daß  von  den  beiden  Bodenarten 
dichte  und  lockere  Füllungen  bebaut  und  unbebaut  vorhanden  waren.  Die 
anderen  Gefäße  dienten  vor  allem  dazu,   ständig  Untersuchungsmaterial  an 


1)  Joum.  Agric.  Science  1912,  T.  1,  1—26.     1.  Teil:  Jahresber.  1911,  153*;  Journ.  Agric.  Science 
1911,  IV.  4,  1—24.  —  ')  Internat.  Mitt.  f.  Bodeninnde  1913,  lU.  1-49. 


58  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

der  Hand  zu  haben ;  sie  wurden  außer  mit  Klee  und  Raygras  mit  Getreide, 
Ackerbohne  und  Senf  bebaut.     Die  Einteilung  der  Kulturen  in  den  ersten 

24  Lysimetergefäßen  war  so  getroffen,  daß  für  jede  Bodenart,  für  lockere 
und  dichte  Lagerung,  sowie  für  beide  Gewächse  und  für  die  entsprechenden 
unbepflanzten  Boden  immer  je  2  gleiche  Gefäße  vorhanden  waren.  Nach 
dem  ersten  Vegetationsjahr  wurden  die  Gefäße  dieser  Versuchsreihe  im 
Keller  überwintert  und  erst  nach  dem  zweiten  Jahr,  währenddessen  sie 
eine  gleiche  Behandlung  wie  die  übrigen  einjährigen  Kulturen  erfuhr,  auf- 
gearbeitet. Eine  mehrmalige  Ernte  der  oberirdischen  Production  stellte 
die  auffallenden  Unterschiede  der  Entwicklung  im  dichten  und  lockeren 
Boden  während  der  beiden  Jahre  zahlenmäßig  fest.  Ferner  wurde  eine 
Anzahl    von    Blechkästen    von    50  cm    Tiefe    und    einem    Querschnitt    von 

25  X  25  cm,  mit  einer  abnehmbaren  Seitenwand,  teils  mit  eingestampften, 
teils  mit  eingeschlämmten  Lehm-  oder  Sandboden  gefüllt  und  größtenteils 
mit  Vicia  faba  angebaut;  sie  dienten  zu  eingehenden  Studien  des  Wurzel- 
verlaufes und  der  hieraus  entstehenden  Veränderungen  des  mechanischen 
Zustandes  des  Bodens.  Eine  Reihe  gleicher  Gefäße  in  lockerer  Einfüllung 
aus  früheren  Jahren  mit  verschiedenen  Gräsern,  Luzerne  usw.  blieben  zu 
ergänzenden  Beobachtungen.  Die  Kulturen  wurden  z.  T.  in  einer  Vegetations- 
halle aufgestellt,  z.  T.  im  Freien  in  den  Boden  eingegraben.  Außerdem 
richtete  sich  die  Untersuchung  auf  die  Zustände  im  natürlichen  Freiland- 
boden. Zu  diesem  Zweck  wurde  u.  a.  aus  den  Parzellen  des  Versuchs- 
feldes unter  verschiedenen  Pflanzenbeständen,  auch  auf  den  Fußwegen 
und  unbebauten  Reihen  Bodenproben  entnommen  und  hinsichtlich  ihrer 
Struktur  usw.  untersucht.  Ferner  wurde  eine  große  Reihe  von  Unter- 
suchungen mit  einem  Apparate  zur  Bestimmung  der  Wasserdurchlässigkeit 
und  Leitungsfähigkeit  unter  den  verschiedensten  Verhältnissen  im  Frei- 
lande angestellt.  —  Bei  dieser  umfänglichen  Versuchsanordnung  kamen 
zur  Beobachtung  und  Ermittlung  von  L  Die  Eigenbewegungen  des  Bodens 
(Selbstlockerung),  IL  Wurzelwirkung  im  lockeren  und  dichten  Boden  mit 
Krümelstruktur,  IIL  Wurzelwirkung  im  dichten  Boden  mit  Einzelkorn- 
struktur und  IV,  Lockern ngsvorgäüge  im  Zusammenwirken  von  Wurzel- 
tätigkeit und  Selbstlockerung.  Die  Ergebnisse  dieser  auf  diese  4  Abschnitte 
bezüglichen  Untersuchungen  sind  sowohl  bildlich  wie  tabellarisch  dar- 
gestellt. Aus  diesen  Untersuchungen  ergibt  sich  nach  dem  Vf.  kurz 
folgendes:  „L  Verschiedene  Bodenarten,  besonders  tonreichere,  besitzen  die 
Fähigkeit,  nicht  nur  durch  Aufuahme  von  Wasser  ihr  Gefüge  aufzulockern, 
sondern  auch  bei  geeignetem  Wechsel  von  Trockenheit  und  Nässe,  Frost 
und  dergleichen  durch  Kohärescensverschiebungen  von  selbst  eine  mehr 
oberflächliche  (meist  horizontal  verlaufende)  blättrige  Zermürbung  eintreten 
zu  lassen.  2.  Im  bewachsenen,  locker  gelagerten  Boden  wird  auch  bei 
anscheinend  starker  Durchwurzelung  nur  ein  sehr  kleiner  Procentsatz  des 
Porenraumes  beansprucht,  so  daß  dadurch  allein  keine  wesentliche  Ver- 
minderung des  ursprünglichen  Lockerheitszustandes  eintritt.  Dichtere 
Lagerung  unter  dem  Einflüsse  der  Wurzeln  vermag  sogar  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  eine  Verbesserung  der  Bodenstruktur  und  Vermehrung  der 
Production  zu  bewirken.  Im  bindigen,  verdichteten,  in  Einzelkornstruktur 
liegenden  Boden  werden  die  Selbstlockerungsvorgänge  durch  die  mechanische 
Wurzeltätigkeit   einerseits,    durch    eine    starke    Modificierung   der    Wasser- 


A.   Quellen  der  Pflanzenernäbrung.     3.  Boden.  59 

Verhältnisse  anderseits  in  einer  den  Pflanzen  günstigen  Weise  verstärkt. 
4.  Hinsichtlich  der  Bedeutung  von  Wurzelröhren  für  die  Ausbreitung  der 
Wurzeln  im  dichten  Boden  scheinen  die  Wurzeln  selber  imstande  zu  sein, 
davon  wirksamen  Gebrauch  zu  machen.  5.  Entsprechend  ihrer  mechanischen 
Wirkung  verändern  die  Wurzeln  im  dichten  und  lockeren  Boden  ihr 
Wachstum  regulatorisch.  6.  Aus  der  vorteilhaften  Corabination  von  Selbst- 
lockerung und  Wurzeltätigkeit  erklärt  sich  sowohl  die  vielfach  gemachte 
Beobachtung  einer  ständigen  Verbesserung  der  Struktur  unter  dauerndem 
Einfluß  der  Wurzeln  (Grasland),  wie  auch  die  Hintanhaltung  einer  dauernden 
Dichtschlämmung  des  Bodens  durch  die  Niederschläge."  —  Ein  weiterer 
Abschnitt  behandelt  die  Ergebnisse  der  Versuche  V  das  Bindringen  von 
Wasser  in  den  Boden  unter  dem  Einfluß  der  Vegetation.  Zum  Messen 
der  Geschwindigkeit  des  Eindringens  von  Wasser  in  den  Boden  diente 
eine  einfache  Vorrichtung,  mittels  welcher  im  Laufe  vieler  Versuche  eine 
Größe  ermittelt  wurde,  die  vom  Vf.  als  „Leitungsgeschwindigkeit"  für 
Wasser  bezeichnet  wird.  Die  hierbei  erhaltenen  Befunde  werden  wie  folgt 
erläutert:  1.  Die  Größe  der  Leitungsgeschwiudigkeit  (d.  h.  hier  die  Raschheit 
des  Eindringens  von  Wasser  in  den  Boden)  ist  das  Ergebnis  der  kombi- 
nierten Wirkung  von  verschiedenen,  teilweise  einander  entgegenarbeitenden 
Faktoren:  der  Veränderungen  in  der  ursprünglichen  Lagerungsweise  der 
Bodenteilchen  durch  Eigengewicht,  Selbstlockerungsvorgänge,  mechanische 
Wirkung  von  Beregnen  und  Begießen  u.  a.  m.  2.  In  den  Gefäßkulturen 
überwog  bei  der  2  jährigen  Versuchsreihe  im  lockeren  sandigen  Boden  die 
Verzögerung  der  Wasserbewegung  nach  abwärts  durch  die  Wurzeln, 
während  im  dichten  Boden  zusammen  mit  seiner  Selbstlockerungsfähigkeit 
wohl  auch  durch  die  lockernde  Tätigkeit  der  Wurzeln  die  Wasserbewegung 
erleichtert  war.  Bei  den  4  Monate  alten  Kulturen  machte  sich  die  Ver- 
langsamung des  Setzens  des  Bodens  in  erster  Linie  bemerkbar;  im  lockereu 
Lehm  aber  war  das  Verhältnis  das  gleiche  wie  im  lockeren  sandigen 
Boden,  hier  war  auch  bei  den  einjährigen  Kulturen  das  Verhältnis  unver- 
ändert, nämlich  das  Eindringen  des  Wassers  durch  die  Gegenwart  der 
Wurzeln  erschwert.  '6.  In  den  Graskulturen  erscheint  die  Leitungs- 
geschwindigkeit dort  herabgesetzt,  wo  durch  häufige  Entnahme  der  ober- 
irdischen Teile  eine  Verflachung  des  Wurzelwerkes  und  eine  stärkere  Ver- 
breitung in  dem  obersten  Teile  der  Krume  zugleich  mit  einer  wesentlichen 
Veränderung  in  der  Stärke  und  Ausbreitungsweise  der  einzelnen  Fasern 
eingetreten  ist.  (Dies  trifft  jedoch  nur  bei  geschlossenen  Beständen  der 
Gräser,  nicht  bei  horstweisem  Wachsen  derselben  zu.)  4.  Bei  den  Ge- 
treidesaaten überwiegt  deutlich  die  Verlangsamung  im  Zusammensetzen 
des  Bodens  die  geringere  Einwirkung  der  Niederschläge  auf  den  bebauten 
Boden;  es  zeigt  sich,  wie  mit  der  Zeit  die  Bodenverdichtung  vorwärts 
schreitet  bei  Wintergetreide  gegenüber  Sommergetreide  —  aber  immer  noch 
ist  der  Leitungswiderstand  geringer  als  im  unbebauten  Boden.  5.  Je  länger 
der  Boden  unbebaut  liegt,  um  so  dichter  wird  er;  hierbei  ist  zu  beachten, 
daß  die  Pflanzen  durch  ihr  Wurzelgeflecht,  das  an  sich  bei  gleicher 
Struktur  die  Abwärtsbewegung  des  Wassers  verlangsamt,  einen  wesentlichen 
Einfluß  auf  die  Lockerungszustände  des  Bodens,  doch  in  der  Richtung 
ausüben,  daß  je  nach  Art  und  Bestand,  z.  T.  im  Zusammenhang  mit  der 
Länge    der    Vegetationszeit,    die    Leitungsgeschwindigkeit    für    Wasser    im 


60  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Boden    oft    in    erheblichem    Maße    größer    gehalten    wird    gegenüber    un- 
bestandenem Boden. 

Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Kohärescens  ver- 
schiedener Bodenarten.  Von  H.  Puchner.  ^)  —  Zu  den  sehr  umfäng- 
lichen Untersuchungen  über  diese  Bodeneigenschaft  diente  ein  besonders 
hierzu  hergestellter  und  geeigneter  Apparat.  Die  Untersuchung  erstreckte 
sich  insbesondere  auf  folgende  Punkte:  I.  Einwirkung  der  mechanischen 
Bodenzusammensetzung  auf  die  Kohärescens.  11.  Einwirkung  der  besonderen 
physikalischen  und  chemischen  Beschaffenheit  der  einzelnen  Bestandteile 
des  Bodens  auf  dessen  Kohärescens.  JII.  Biologische  Einwirkungen  auf 
die  Bodenkohärescens,  Was  aus  den  mitgeteilten  Untersuchungen  und  aus 
den  daran  geknüpften  Erörterungen  gefolgert  werden  kann,  faßt  der  Yf. 
in  folgenden  Sätzen  zusammen:  1.  Die  Kokärescens  trockener  Böden  nimmt 
wahrscheinlich  unter  sonst  gleichen  Umständen  um  so  mehr  zu,  je  weniger 
Sortimente  Sand  (0,25 — 3,0  mm  Dirnensionsgrenzen)  in  der  Feinerde  ent- 
halten sind  und  je  gleichmäßiger  darin  alle  übrigen  Sortimente  (<  0,0015 
bis  0,25  mm)  in  einander  genäherten  Mengen  vermischt  sind.  2.  Die 
Kohärescens  trockner  Böden  erfährt  nebenher  auch  noch  durch  eine  Reihe 
physikalischer  Eigenschaften  der  Kornsortimente,  durch  chemische  und 
biologische  Einflüsse  Abänderungen.  —  Die  hier  vorliegenden  Unter- 
suchungen beziehen  sich  auf  trocknen  Boden,  will  man  die  dabei  ge- 
wonnenen Ergebnisse  für  die  Beurteilung  der  feuchten  natürlichen  Böden 
verwenden,  so  müssen  alle  ganz  niedrigen  Kohärescens -Zahlen  erhöht  und 
die  hohen  erniedrigt  werden.  „Man  wird  erst  dann  auf  diesem  kompli- 
cierten  Gebiete  weiter  kommen,  wenn  man  mehr  als  bisher  auf  die 
specifischen  Eigenschaften  der  festen  Bodenteilchen  zurückgeht,  denn 
durch  diese  muß  ja  in  letzter  Linie  die  Kohärescens  bedingt  sein."') 

Die  kleinste  Wassercapacität  der  Bodenarten  und  ihre  Ursache. 
Yon  Armin  Moskovic. ^)  —  Daß  Wollny  und  Ad.  Mayer  bei  der  Be- 
stimmung der  capillaren  Steighöhe  die  Bodensäulen  zu  kurz  gewählt  haben, 
zeigt  der  Vf.  an  150  cm  langen  Säulen.  In  gleichlangen  Glasröhren 
(15  X  10  cm)  wurden  ferner  Bodenproben  von  oben  mit  "Wasser  durch- 
tränkt, 72^  stehen  gelassen,  um  180''  gedreht  und  nach  weiteren  72*^  ge- 
wogen. Das  überschüssige  Wasser  war  wieder  nach  unten  geflossen,  was 
Mayer's  Theorie  bestätigt,  daß  Wasser  sich  im  Boden  wie  in  cylindrischen 
Röhren  verhalte.  Um  den  Einfluß  der  Bodenkolloide  auf  die  kleinste 
Wassercapacität  zu  untersuchen,  wurden  dieselben  durch  Rösten  oder  Dämpfen 
zerstört.  Im  ersteren  Falle  sank  die  kleinste  Wassercapacität  nur  wenig, 
da  sich  beim  Zerstören  aus  den  porösen  Membranen  dichte,  den  Wasser- 
abfluß verhindernde  Flächen  bilden.  Der  gedämpfte  Boden  enthielt  fast 
kein  von  der  Schwerkraft  abhängiges  Wasser,  er  besaß  also  nur  eine 
Capacität,  was  der  "Vf.  nicht  zu  erklären  vermag.  Weitere  Versuche  galten 
der  Ermittlung  der  Ursache  der  kleinsten  Wassercapacität.  Ist  diese  die 
Adsorption,  so  müßte  sie  bei  demselben  Boden  immer  gleich  sein,  was 
nach  Versuchen  des  Vf.  wirklich  der  Fall  ist.     Nur  bei    auf  geschlämmten 


1)  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  ÜI.  141—239.  —  =)  Mitscherlich,  Bodenkunde  f.  Land- 
u.  Forstwirte,  2.  Aufl.  1913,  82.  —  s)  Mitt.  d.  Idwsch.  Lehrkanzeln  der  k.  k.  Hochschnle  f.  Bodenkultur 
in  "Wien  1913,  U,  209-243. 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  61 

Böden  war  die  kleinste  Wassercapacität  größer,  da  hier  keine  Kräfte  für 
die  Kohäsion  verbraucht  wurden.  Die  kleinste  Wassercapacität  ist  abhängig 
von  der  Oberflächenenergie  und  der  Adsorptionskraft.  Der  Vf.  faßt  die 
Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  wie  folgt  zusammen:  1.  Die  kleinste 
Wassercapacität  ist  eine  Eigenschaft  derjenigen  Bodenarten,  welche  für 
das  Wasser  durchlässig  sind.  Durchlässig  sind  Böden,  bei  welchen  ein 
Teil  des  Wassers  der  Schwerkraft  folgen  kann.  Bei  undurchlässigen  Böden 
bleibt  alles  aufgenommene  Wasser  von  der  Schwerkraft  unabhängig.  Solche 
Böden  besitzen  daher  überhaupt  nur  eine  Wassercapacität.  2.  Schwere 
durchlässige  Böden  besitzen  keine  erreichbare  capillare  Steighöhe.  Von 
dort  angefangen,  wo  nur  noch  Poren  einer  Dimension  capillar  wirksam  sind, 
besitzen  sie  auch  eine  konstante  Wassercapacität,  die  als  kleinste  Wasser- 
capacität angesehen  werden  kann.  3.  Bei  Böden  mit  erreichbarer  capillarer 
Steighöhe  befindet  sich  die  kleinste  Wassercapacität  über  derselben.  4.  Die 
Unterschiede  zwischen  kleinster  und  größter  Wassercapacität  sind  um  so 
größer,  je  grobkörniger  der  Boden  ist  (Wolln}^).  5.  Die  kleinste  Wasser- 
capacität wird  durch  das  adsorbierte  Wasser  gebildet.  Deshalb  ist  die 
kleinste  Wassercapacität  im  allgemeinen  um  so  höher,  je  größer  die  Ober- 
fläche des  Bodens  ist.  Der  größte  Teil  des  nicht  adsorbierten  Wassers 
kann  der  Schwerkraft  folgen  und  in  die  Tiefe  versickern.  Das  ist  eine 
Folge  der  Porosität  des  Bodens.  Nicht  poröse  Körper  (feinkörnige  Sande) 
können  bei  geeigneter  Korngestalt  Poren  mit  geschlossenen  Wänden  bilden, 
welche  große  Wassermengen  vor  dem  Versickern  schützen  können,  so  daß 
diese  Sande  trotz  geringer  Adsorptionskraft  eine  hohe  kleinste  Wasser- 
capacität aufweisen.  6.  Durch  Krümelung  wird  die  kleinste  Wasser- 
capacität nicht  geändert.  7.  Durch  Auf  schlämmen  wird  die  Oberflächen- 
energie und  mit  ihr  die  kleinste  Wassercapacität  vergrößert.  8.  Die  Ad- 
sorptionskraft verschiedener  Bodenbestandteile  ist  verschieden  groß,  die 
kleinste  Wasserkapacität  kann  also  nicht  der  Oberfläche,  sondern  nur  der 
freien  Oberflächenenergie  proportional  sein.  9.  Nach  dem  Vorhergesagten 
wäre  die  kleinste  Wassercapacität  folgendermaßen  zu  definieren:  Die 
kleinste  Wassercapacität  ist  das  Maximum  des  in  einem  durch- 
lässigen Boden  nach  Verabreichung  eines  Überschusses  bei  be- 
stimmtem Dampfdrucke,  Luftdrucke  und  Temperatur  an  der 
Oberfläche  adsorbierten,  also  von  der  Schwerkraft  unab- 
hängigen Wassers.  Sie  ist,  bei  gleichem  Dampfdruck,  Luft- 
druck und  Temperatur  eine  für  jeden  Boden  in  allen  Zuständen 
desselben  (außer  im  aufgeschlämmten)  in  allen  Lagerungs- 
weisen   und    bei    allen   Korngrößen    desselben    konstante    Größe. 

(Dafert.) 

Die  Wasserbilanz  und  die  Nährstoffverluste  eines  gebrachten  Lehm- 
und  Sandbodens    in    den   Jahren  1905—1912.     Von  C.  v.  Seelhorst,  i) 

—  Das  Ergebnis  der  mehrjährigen  Arbeit  ist  in  nachstehenden  Tabellen 
zur  Darstellung  gebracht.  Die  Versuche  sind  in  den  in  früheren  Arbeiten 
erwähnten  fahrbaren  eisernen  Vegetationskästen  von  lYs  cbm  Inhalt  aus- 
geführt worden.  Als  Lehmboden  ist  Leinetalboden  (Nr.  IV),  als  Sandboden 
Heidesand  (Nr.  14)  verwendet  worden. 


1)  Joum.  f.  Ldwsch.    1913,    61,    189—215.    Die  Arbeit   wurde   anter  Mitwirkung   von  Mayer, 
Bothe,  Haas,  Graf  Rostworowski,  E.  Sinz  und  Simmermacher  ausgeführt. 


62 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Niederschläge  vom  November  bis  Februar. 


1905/6    I    1906/7 


1907/8 


1908/9 


1909/10 


1910/11    I   1911/12 


Kasten  14.     Gebrachter  Sandboden. 


Niederschläge 
Drainwässer  14   . 
Differenz     .     .     . 
Gewichtsänderung 
Verdunstet . 
Verdunstet  in  ".r, 


Niederschläge 
Drainwässer  IV  . 
Differenz 

Gewichtsänderung 
Verdunstet  .  . 
Verdunstet  in  "/q 

IV  +  gegen  14    . 


176,8 

128,3 

48.5 

h36,7 

11.8 

6,7 


214,2  165,8 

151,8  120,1 

62.4  45,7 

+  28,0  +28,7 

34,4  17,0 

16,6  10,2 


168,7 

222,0 

158,0 

89,1 

165.7 

99,5 

76,9 

5r.,3 

58,5 

+  76,6 

+  20,0 

+  36,6 

3,0 

36,3 

21,9 

1,8 

16,3 

13,9 

Kasten  IV.     Gebrachter  Lehmboden. 


176,8 

214,2 

165,8 

168,7 

222,0 

158,0 

135,3 

138,6 

122,7 

50,7 

152,0 

97,8 

41,5 

75,6 

43,1 

118.0 

70,0 

60,2 

+  19,7 

+  30.1 

+  16.8 

+  101,6 

+  17,3 

+  30,4 

21,8 

45,5 

26,3 

16,4 

52,7 

29,8 

12,3 

21,2 

15,9 

9,7 

23,7 

18.8 

+  5,6 

+  4,6 

+  5,7 

+  7,9 

+  7,4 

+  4,9 

183.3 

101,6 

81,7 

+  37,2 

44,5 

24,3 


183,3 

106,8 

76,5 

+  34,0 

42,5 

23,2 

-1,1 


Das  Ergebnis  dieser  Untersuchungen  ist,  daß  die  Wasserverdunstung 
des  gebrachten  Lehmbodens  stets,  sobald  man  längere  Perioden  in  Rechnung 
stellt,  größer  ist  als  die  des  gebrachten  Sandbodens.  Es  ist  noch  zu  er- 
wähnen, daß  sowohl  der  Lehm  wie  der  Sand  während  des  Sommers  stets 
eine  wiederholte  Brachebearbeitung  erfahren  haben.  —  Die  auf  einen 
Hectar  berechnete  Menge  der  jährlichen  Nährstoffverluste  zeigt  folgende 
Zusammenstellung  in  kg 


Kasten  14 


1908       1909       1910      1911 


1912 


Kasten  IV 


1908 


1909 


1910       1911 


1912 


Stickstoff   .      . 
Rückstand 
Kalk      .     .     . 
Magnesia  .     . 
Schwefelsäure 


19,5 
720,5 
181,1 

19,2 


22,1 
759,6 

264,8 
26,7 


99,6|  128,1 


17,9 
713,4 
249,1 

23,9 
130,3 


15,5 

328,1 

110,4 

13,0 

62,1 


69,1 

1399,3 

423,4 

26,5 

199,4 


38,8 

1162,8 

238,8 

32,0 

94,8 


61,9 

1035,9 

259,2 

46,5 
113,9 


67,6   29.4 


1293,2 

331,8 

49,8 

166,7 


490,4 

129,6 

25,0 

47,2 


106,7 

1682,8 

400,5 

59,2 

185,1 


Diese  Jahressummen  zeigen  mit  Ausnahme  der  Zahl  für  den  Rück- 
stand des  Jahres  1909  eine  große  Parallelität,  Die  Abweichungen,  welche 
die  monatlichen  Zahlen  der  Schwefelsäure  zeigten,  sind  in  den  Jahres- 
summen ausgeglichen.  —  Die  durch  die  Brache  auf  Sand  und  Lehm  ent- 
stehenden Nährstoflfverluste  schwanken  nach  den  vorliegenden  Untersuchungen 
zwar  in  den  verschiedenen  Jahren  stark,   sind   aber   stets   sehr   bedeutend. 

Untersuchungen  über  Bodentemperatur,  Minimumtemperatur  der 
Luft  und  Mächtigkeit  der  Frostschicht  des  Moorbodens.  Von  Hj. 
V.  Feilitzen. ^)  —  Die  Bodentemperatur  wird  in  Flahult  während  des 
ganzen  Jahres  auf  6  feststehenden  Thermometern  registriert,  wovon  sich 
drei  im  Moorboden  und  drei  ein  paar  hundert  Meter  entfernt  in  gleicher 
Höhe  in  Sandboden  befinden.  —  Jahresmittel  und  Extreme  waren  folgende 
(Jahreszahl  ist  nicht  angegeben). 


1)   Svensk  Mkt  Tidskrift   1912,   26,   259;    ref.   nach   Jahrb.    d.   Moorkunde   1913,    1,   78-79 
(V.  Feüitzen). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  63 

20  cm  .50  cm  100  cm 

Tiefe  . • — .        — ^^ .       ■ 

Sand         Moor  Sand         Moor  Sand  Moor 

Jahresmittel     .     .  6,32  5,90  6,55  5,91  6,39  5,97» 

Minimum     ...     —    1,7       —    0,6        +    0,1        +    0,8       +    1,3         +2,4 
Maximum    .     .     .     + 19,1        + 15,8       +  16,2        +  13,0       + 13,2         +  9,8 

In  einer  Mitt.  des  Vf.  an  anderer  Stelle^)  berichtet  der  Vf.,  daß  in 
Übereinstimmung  mit  den  bisherigen  Erfahrungen  die  Temperatur  im  be- 
sandeten  Boden  von  Anfang  an  um  mehrere  Grade  höher  war  als  im  un- 
besandeten.  Erst  im  October  bei  fallender  Lufttemperatur  sank  auch  die 
Temperatur  im  besandeten  Moore  immer  mehr,  so  daß  sie  schließlich 
niedriger  als  im  Vergleichsboden  war. 

Die  Mächtigkeit  der  Frostschicht  wird  seit  dem  Jahre  1903 
jährlich  während  der  Wintermonate  sowohl  in  Flahult  wie  in  Torestorp 
an  verschiedenen  Stellen  festgestellt.  Wie  in  den  vorigen  Jahren  drang 
der  Frost  auf  kultiviertem  Hochmoorboden  merkbar  tiefer  ein,  als  in  un- 
kultiviertem, aber  der  erstere  wurde  entschieden  früher  frostfrei  als  der 
letztere.  Auf  kultiviertem  Boden  war  die  Frostschicht  sowohl  auf  Moor- 
boden als  Sandboden  tiefer  im  Boden  bei  offener  Furche  als  in  mit  Gras 
bewachsenem  Boden.  —  Die  größte  gemessene  Tiefe  der  Frostschicht  be- 
trug in  cm: 

üochmoorboden     Niederungsmoorboden  Sandboden 

Flahult  Flahult  Torestorp  Flahult         Torestorp 

1911 32,8       33,4       26,3       53,2       29,6 

1910 25,6       19,2       15,7       22,6       17,2 

1909  ....  43,0       53,2       45,8       57,6       68,4 
1908 21,8       23,0       20,6       24,6       16,6 

Über  die  Wärmeleitungsfähigkeit  einiger  Bodenarten.  Von 
Karsten.*)  —  Diese  Bestimmungen  wurden  mit  dem  für  diesen  Zweck 
abgeänderten  Christi  an 'sehen  Apparate  ausgeführt  und  für  die  Berechnung 
der  Wärmeleitungsfähigkeit  bestimmte  Formeln  benutzt.  Es  kamen  unten 
genannte  Bodenarten  zur  Untersuchung  und  zwar  im  trocknen,  wie  im 
mit  Feuchtigkeit  gesättigten  Zustande.  Das  Leitungsvermögen  betrug 
cm-gr-sek: 

Feiner  Sand      grober  Sand  Lehm      sandhaltiger  Lehm      Torferde 

trocken      .     0,00046  0,00047  0,00033  0,00045  0,00027 

naß  .     .     .     0,0039  0,0041  0,0021  0,0032  0,0011 

Die  Unterlegen  hei  t  des  Moorbodens  gegenüber  den  Mineralböden,  so- 
wie der  Einfluß  der  Feuchtigkeit  des  Boden  auf  die  Wärmeleitungsfähig- 
keit geht  aus  diesen  Zahlen  klar  hervor. 

Die  Menge  der  Radium-  und  Thoriumemanation  in  der  Luft  ver- 
schiedener Böden.  Von  John  Satterly.  ^)  —  Nach  den  zu  verschiedenen 
Zeiten  ausgeführten  Bestimmungen  beträgt  der  Gehalt  an  Radiumemanation 
in  Tiefen  von  100 — 150  cm  für  sandigen  Boden  durchschnittlich  ca. 
200xl0~^"^  Curie  pro  1,  d.  h.  2000  mal  mehr  als  der  gewöhnliche 
Emanationsgehalt    der  Atmosphäre.      Ein   1   Bodenluft  kam  auf    ca.   14  kg 


1)  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1912,  2,  46;  ref.  nach  Jahrb.  d.  Moorkunde  1913,  1,  84  (Dansch). 
—  2)  Ebend. ;  ref.  ebend.  1912,  1,  85  (Densch).  —  S)  Proc.  Cambridge  Phil.  Soc.  1912,  16,  514—53» 
(St.  H.  Johns  Coli.);  ref.  wörtl.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1912,  I.  604  und  1912,  II.  148. 


64  Landwirtschaftliche  Pflanzenpro  duction. 

feuchten  Boden,  woraus  sich  als  Radiumgehalt  des  trockenen  Bodens 
pro  g  1,7  X  10~^^  g  ergeben  würde.  Tatsächlich  ist  aber  der  Radiumgehalt 
des  Bodens  etwa  70  mal  so  groß.  Es  kann  also  nur  ein  kleiner  Teil  der 
in  den  festen  Bodenpartikeln  erzeugten  Emanationsmenge  in  die  umgebende 
Bodenluft  entweichen.  Das  Verhältnis  von  Ra-  zu  Th-Emanation  in  der 
Bodenluft  nimmt  von  1600  in  der  Nähe  der  Oberfläche  auf  26  000  in 
einer  Tiefe  von  4  m  zu.  In  einer  Tiefe  von  1,50  m  beträgt  es  8600. 
Der  theoretisch  sich  hieraus  ergebende  Th- Gehalt  ist,  wenn  man  einen 
Radiumgehalt  von  1,1  X  10"^^  g  pro  g  Boden  annimmt,  1,4  xlO"^  g 
pro  g  Boden,  was  mit  dem  wirklich  gefundenen  Th- Gehalt  übereinstimmt. 
Die  Ergebnisse  veränderten  sich  je  nach  der  Witterung,  doch  konnten 
allgemein  gültige  Beziehungen  zwischen  Emanationsgehalt  der  Bodenluft 
und  Wetterfaktoren  nicht  aufgefunden  werden.  —  Auch  das  aus  Sümpfen 
in  der  Umgebung  von  Cambridge  entweichende  Gas  ist  radioaktiv. 

Die  Beschaffenheit  der  sogenannten  Bodenzeolithe.  Von  E.  Blanck.^) 

Nach  eingehender  Besprechung  der  früheren  Arbeiten  älterer  Forscher  auf 
diesem  Gebiete,  der  Arbeiten  von  J.  T.  Way,  Liebig,  W.  Henne- 
berg und  F.  Stohmann,  Ed.  Peters,  Brustlein,  G.  J.  Mulder, 
van  Bemmelen's  und  A.  kommt  der  Vf.  zu  der  Anschauung,  „daß  unsere 
heutigen  Kenntnisse,  sowohl  was  die  Natur  der  zur  Mineralgruppe  gehörenden 
Zeolithe  als  der  „Bodenzeolithe"  anlangt,  zweifellos  noch  recht  dürftige 
sind.  Doch  soviel  vermögen  wir  wohl  zu  sagen,  daß  in  den  „Boden- 
zeolithen"  keine  Körper  vorliegen,  die  den  Zeolithmineraleu 
gleichwertig  oder  ähnlich  sind,  hiergegen  spricht  vor  allen 
Dingen  ihre  Entstehung.  Wir  haben  es  vielmehr  in  ihnen  mit 
Gelgemischen  zu  tun,  keinen  Silicaten,  die  Absorptionsver- 
bindungen im  Sinne  van  Bemmelen's  bilden.  —  Eine  weitere 
Frage  ist  die,  ob  man  berechtigt  ist,  für  diese  Substanzen  im  Boden  die 
Bezeichnung  Zeolithe  oder  zeolithartige  Substanzen  auch  heute  noch  auf- 
recht zu  erhalten?  Von  mineralogischen  Gesichtspunkten  aus  ist  dieses 
entschieden  zu  verneinen,  und  es  dürfte  daher  empfehlenswert  sein,  die 
Begriffe  Zeolith,  zeolithartig ,  zeolithähnlich,  wasserhaltige  Doppelsilicate 
aus  der  Bodenkunde  verschwinden  zu  lassen,  da  mit  ihnen  im  allgemeinen 
schon  andere  Eigenschaften  und  Körper  anderer  Beschaffenheit  belegt  und 
verknüpft  worden  sind.  Wenn  in  der  Agrikulturchemie,  wie  unsere  Er- 
örterungen gleichfalls  dargelegt  haben,  schon  lange  mit  der  Bezeichnungs- 
weise Zeolith  usw.  gewisse,  für  den  Agrikulturchemiker  wichtige  Tatsachen, 
namentlich  die  Bodenabsorption  und  ihre  Erscheinungen,  begrifflich  zu- 
sammenfließen, so  vermag  dieses  wohl  den  Gebrauch  der  Worte  Zeolith, 
Bodenzeolith,  zeolithartige  Substanz  usw.  zu  entschuldigen,  nicht  aber  aus 
obigen  Gründen  die  Bezeichnungsweise  rechtfertigen.  Es  dürfte  sich 
daher  empfehlen,  in  Zukunft  nur  noch  von  adsorptionsfähigen 
Gelgemengen  als  Erzeuger  der  im  Boden  auftretenden  Adsorp- 
tionen zu  sprechen,  um  damit  alle  Irrtümer  in  bezug  auf  die 
stoffliche  Zusammensetzung  dieser  für  den  Boden  so  überaus 
wichtigen  Körper  zu  beseitigen. 


1)  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  560-581. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  65 

Über  die  zeolithischen  Eigenschaften  des  gemahlenen  Phonoliths 
und  des  Kalktraßdüngers  im  Vergleich  zu  einigen  Bodenarten.  Von 
Erich  Bußmann.  1)  —  Dem  letzteren  Fabrikat  wird  als  ein  Vorzug  sein 
Absorptionsvermögen  nachgerühmt,  als  dessen  Träger  für  KjO  und  N  die 
zeolithartigen  Verbindungen,  für  P2O5  die  freien  Basen  in  Betracht  kommen 
sollen.  Die  mit  Phonolith,  Kalktraß  und  drei  Böden  angestellten  Ab- 
sorptionsversuche führten  zu  dem  in  folgendem  Satz  zum  Ausdruck 
kommenden  Ergebnis:  „Die  Silicate,  Phonolith  und  Kalktraß,  kommen  bei 
der  Berücksichtigung  der  Verhältnisse  zwischen  Bodenmasse  und  an- 
gewandter Düngermenge  als  ein  Mittel  zur  Hebung  der  Bodenabsorptions- 
kraft niemals  in  Betracht.''  —  Als  Anhang  zu  dieser  Arbeit  werden  noch: 
„Einige  Versuche  über  den  Einfluß  von  Phonolith  und  Kalktraß  auf  das 
N- Sammlungsvermögen  von  Ackererden"  mitgeteilt.  Das  einzige  positive 
Ergebnis  dieser  Untersuchungen  ist  dahin  zusammenzufassen:  „Durch  eine 
Gabe  von  Phonolith  wie  von  Kalktraß  ist,  auf  Grund  dieser  Versuche, 
unzweifelhaft  unter  gewissen  Verhältnissen  die  Möglichkeit  geboten,  die 
Lebensbedingungen  des  im  Boden  freilebenden  Azotobakters  wesentlich 
günstiger  zu  gestalten,  infolgedessen  auch  eine  erhöhte  N-Anreichererung 
des  Bodens  hervorzurufen."  Es  ist  selbstverständlich  ganz  unzulässig,  hieraus 
eine  positive  Nutzanwendung  für  die  landwirtschaftliche  Praxis  abzuleiten. 

Die  Festlegung  des  Ammoniak- Stickstoffs  durch  Permutit  und 
Tonboden  und  die  Zugänglichkeit  des  Permutit-Stickstoffs  für  die 
Pflanze.  Von  D.  J.  Hissink.^)  —  In  den  Jahren  1909  und  1910 
wurden  in  Wageningen  Vegetationsversuche  ausgeführt,  um  zu  ermitteln,  ob 
das  Ammoniumpermutit  den  Ammoniak -N  so  fest  gebunden  hält,  daß  er 
wenigstens  z.  T.  über  die  Dauer  einer  Vegetationsperiode  hinaus  für  die 
Pflanzenwurzeln  unzugänglich  bleibt,  wie  das  von  Pfeiffer  und  seinen 
Mitarbeitern  bei  von  Calciumzeolith  absorbiertem  Ammoniak  gefunden  worden 
ist.  Der  Vf.  beabsichtigte  dabei  zu  ermitteln,  welcher  Zusammenhang 
zwischen  dem  von  den  Pflanzen  assimilierten  und  dem  nach  der  Methode 
Mitscherlich  in  COg-haltigera  Wasser  löslichen  N  besteht. 

I.  Löslichkeitsversuche  mit  Ammoniumpermutit  und  mit 
ammoniumgesättigtem  Tonboden.  Das  hierzu  benutzte  Permutit- 
Präparat  enthielt  Si02  45,60,  Al^Og  23,56,  NH3  6,21  (N  5,12),  HjO  24,03, 
CaO  0,70%.  Das  zweite  Präparat  wurde  durch  Behandlung  eines  Ton- 
bodens mit  einer  Chlorammoniumlösung  hergestellt;  die  bei  niedriger 
Temperatur  getrocknete  Erde  enthielt  0,179 "/q  N.  Es  wurden  die  drei 
Systeme  I.  Ammoniumpermatit- Wasser,  IL  Ammoniumpermutit- Wasser-COj 
und  III.  mit  NHg  gesättigter  Tonboden- Wasser-COg  untersucht.  „Aus  den 
Versuchen  geht  hervor,  daß  für  die  drei  untersuchten  Systeme  der 
Gleichgewichtszustand  sich  innerhalb  der  untersuchten  Concentrations- 
gebiete  und  mit  Ausnahme  der  großen  Concentrationen  durch  die  Formel 
—  =  a  c  —  ausdrücken  läßt.  Zugleich  hat  sich  gezeigt,  daß  die  Löslich- 
keit des  Ammoniumpermutit-N  in  COg- haltigem  Wasser  viel  größer  ist  als 
in  destilliertem  Wasser.  —  Weil  das  Gleichgewicht  bei  einer  reinen 
Adsorption  fast  momentan  eintritt,  so  spricht  die  Tatsache,    daß    die   Auf- 


1)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  97—134.  Mitt.  a.  d.  agrik. -ehem.  Laborat.  d.  Univ.  Jena.  — 
')  D.  Idwsch.  Versnchsst.  1913,  81.  377—432.  Unter  Mitarbeit  von  G.  B.  van  Kampen  u.  J.  A.  G. 
lianrenbrecher.    A.  d.  Reichsldwsch.  Versuchsst.  "Wageningen  (Holland). 

Jabresbericht  1913.  5 


66  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

nähme  des  NH3  von  Permutit  sehr  langsam  vor  sich  geht,  für  die  Voraus- 
setzung, daß  sich  hier  keine  reine  Oberflächen  Verdichtung  (Adsorption) 
sondern  (wenigstens  hauptsächlich)  eine  feste  Lösung  bildet,  wobei  die 
gelöste  Substanz  (NH3)  auch  zum  Teil  chemisch  im  Permutit  gebunden 
sein  kann.     Das  Zutreffen  der  Formel  ^  :=:  a  c  —  ist  also  nicht  immer  ein 

m  n 

Merkmal  des  reinen  Adsorptionsvorganges.  Die  Permutite  sind  also  als 
Absorptionsverbindungen  im  Sinne  van  Bemmelen's  zu  betrachten." 

IL  Yegetationsversuche  mit  Ammoniumpermutit.  Die  Ver- 
suche wurden  in  einem  möglichst  zeolitharmen  Sande  und  zwar  sehr 
N- armen  Heidesand  mit  Hafer  ausgeführt  und  dabei  die  Düngerwirkung 
von  Ammoniumsulfat  und  Ammoniumpermatit  verglichen.  Die  glasierten 
Tongefäße  fassen  11  kg  Sand.  Der  Sand  erhielt  eine  angemessene  Grund- 
düngung. Permutit  wurde  dem  Sande  beigemischt,  Animonsulfat  in  Lösung 
gegeben,  in  Mengen,  welche  je  0,6,  0,8  und  1,0  N  enthielten.  Jede 
Düngungsweise  wurde  in  5  bezw.  10  Parallelgefäßen  ausgeführt.  Als 
Hauptergebnis  der  beiden  Versuchsjahre  kann  mitgeteilt  werden,  daß  der 
im  Ammoniumpermutit  vorhandene  N  unter  optimalen  Verhältnissen,  wenn 
also  die  Feuchtigkeit  nicht  mit  ins  Minimum  gerät,  ebenso  gut  für  die 
Pflanzen  zugänglich  ist  als  der  N  des  Ammoniumsulfats;  daß  also  das  vom 
Permutit  absorbierte  NH3  nicht  so  fest  gebunden  wird,  daß  dieser  z.  T. 
erst  im  Laufe  einer  zweiten  Vegetationsperiode  für  die  Pflanzen  zugäng- 
lich wird.  Während  einer  sehr  trockenen  Vegetationsperiode  ist  die 
bindende  Kraft  des  Permutits  für  NHj  ein  Faktor,  der  berücksichtigt 
werden  muß ;  bei  normaler  Wasserversorgung  löst  sich  jedoch  genügend 
NHg-N,  um  ein  üppiges  Wachstum  zu  sichern.  Ein  Vergleich  der  Ver- 
suche der  beiden  Jahre  hat  deutlich  gezeigt,  von  welcher  ausschlaggebender 
Bedeutung  der  Wassergehalt  des  Bodens  für  die  Gestaltung  der  Ernte- 
ergebnisse ist, 

HL  Betrachtungen  über  die  Methode  der  Düngemittelanalyse 
nach  Mitscherlich.  „Wie  aus  den  Vegetationsversuchen  hervorgeht, 
nimmt  die  Haferpflanze  unter  den  obwaltenden  Bedingungen  aus  100  g 
N  in  Form  von  Ammonsulfat  und  Ammoniumpermutit  ungefähr  dieselbe 
Menge  N  auf,  nämlich  rund  70  g.  Die  Löslichkeit  dieser  beiden  N- Ver- 
bindungen in  mit  CO2  gesättigtem  Wasser  (24  Std.  Rührzeit,  30°  C.) 
läuft  aber  außerordentlich  auseinander;  der  Permutit -N  erfordert  ungefähr 
eine  1300 — 1400  fache  größere  Wassermenge  als  der  Aramonsulfat-N  zur 
Lösung  der  von  den  Haferpflanzen  aufgenommenen  N- Menge.  Die  Methode 
Mitscherlich  der  Düngemittelanalyse  ist  also  zu  gegenseitiger  Bewertung 
dieser  N- Verbindungen  völlig  unbrauchbar.  Wenn  nun  schon  bei  so  ein- 
fachen Versuchen,  wie  diese  Sandkulturen  mit  einem  einzigen  Gewächse, 
von  einer  Verwertung  der  zwei  benutzten  Düngemittel  im  Sinne  Mitscher- 
lich's  im  entferntesten  nicht  die  ist,  so  ist  die  Schlußfolgerung  gerecht- 
fertigt, daß  in  der  Praxis,  wo  Boden  und  Pflanzenart  auch  eine  Rolle  spielen, 
eine  allgemein  gültige  Düngemittelanalyse  zu  den  Unmöglichkeiten  gehört." 
Die  Festlegung  des  Stickstoffs  durch  sogenannte  Zeolithe.  Von 
Georg  Wiegener.^)  —  Es  handelt  sich  bei  den  Versuchen  darum  fest- 
zustellen,   ob    die    von    den  Zeolithen    im    Boden    absorbierten    Ammoniak- 

1)  Jonrn.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  11—56.    A.  d.  Laborat.  f.  Chem.  u.  Bakter.  d.  Milch  n.  a.  d.  Idwsch. 
Vers. -Feld  d.  Univ.  Göttingen. 


A.  Quellen  der  Pflanzenemährung.     3.  Boden. 


67 


mengen  so  fest  gebunden  sind,  daß  sie,  wenigstens  z.  T.,  über  die  Dauer 
einer  Vegetationsperiode  hinaus  für  die  Pflanzenwurzeln  unzugänglich 
bleiben.  Genaue  Untersuchung  ergab,  daß  für  die  aus  der  Lösung  durch 
den  Bodenkörper  absorbierten  NH^ -Ionen  eine  diesen  äquivalente  Menge 
Kationen  aus  dem  Bodenkörper  an  die  Lösung  abgegeben  wird,  es  werden 
meistens  Ca-  und  Na -Kationen  ausgetauscht.  Der  Austausch  verläuft  äußerst 
schnell  und  ist  wenig  abhängig  von  Temperaturveränderungen.  Für  die 
Pflanzenwurzeln  kommen  für  die  Aufnahme  nur  die  in  Lösung  befindlichen 
Kationen  in  Betracht.  Stehen  wasserhaltige  amorphe  Silicate,  amorphe 
Zeolithe  mit  Basenaustausch,  mit  Salzlösungen  in  Berührung,  so  findet  ein 
Austausch  zwischen  den  Kationen  der  Lösung  und  Basen  im  Austausch- 
zeolith  statt  derart,  daß  ein  Teil  der  Kationen  der  Lösung  in  die  feste 
Phase  übertritt  und  „festgelegt"  wird.  Dieser  Anteil  ist  procentiseh  um 
so  geringer,  je  höher  die  Concentration  der  Salzlösung  ist. 

Für  den  Vegetationsversuch  wurde  ein  möglichst  reines  Ca-Permutit 
durch  Behandeln  eines  künstlichen  amorphen  Austausch zeolith  mit  CaCl2 
hergestellt,  das  lufttrocken  verwendet  wurde  und  enthielt:  21,44 "/o  HgO, 
44,68 "/o  SiOj,  0,35%  COg,  20,96%  Al^Og,  12,38%  CaO  und  ©.IO^/q  KgO! 
Von  diesem  Präparat  wurden  800  g  mit  186  g  Ammonsulfat  und  1860  g 
Wasser  gemischt,  wobei  ein  NH^- Zeolith  von  folgender  Zusammensetzung 
entstand:  42,02%  Glühverlust,  33,08%  Si02,  1,92%  N  und  3,58%  SO3. 
Der  Ammoniumzeolith  war  mit  7,69%  CaS04  2  aqu.,  der  durch  Basen- 
austausch bei  der  Herstellung  entstanden  ist,  verunreinigt.  Als  N  wurden 
5  g  Ammonsulfat  mit  1,0485  g  N  gegeben.  Dieselbe  Menge  N  ist  in  54,61  g 
der  NH^-Zeoliths  enthalten;  letzterer  enthält  außerdem  3,32  g  CaSO^.  Dieselbe 
Menge  mußte  zu  den  zeolithfreien  Kontrolltöpfen  zugegeben  werden.  Die 
Versuche  wurden  in  Zinkgefäßen,  die  ca.  14  kg  Heidesand  (aus  Untergrund, 
völlig  steril  und  ohne  austauschende  Kraft)  enthielten.  Die  Gefäße  er- 
hielten eine  Grunddüngung  und  dazu  1)  keinen  N;  2),  3)  u.  4)  N  (5  g 
Ammonsulfat -|- Ca- Zeolith,  kleine,  mittlere  und  große  Gabe);  5),  6)  u.  7) 
kein  Ammonsulfat,  dagegen  kleine,  mittlere  und  große  Gaben  sowohl  von 
Ca-Zeolith  als  auch  von  -f- N  H^  -  Zeolith ;  8)  und  9)  bekamen  größere 
Gabe  N,  8)  in  Form  von  Ammonsulfat  7,5  g,  9)  in  Form  von  NH^- Zeolith. 
10)  erhielt  die  Grunddüngung -f- Ca-  sowie  N-Zeolith,  wurde  aber  statt 
mit  destilliertem,  mit  Leitungswasser  begossen.  Angebaut  wurde  Hafer,  dem 
Buchweizen  folgte.  An  Trockensubstanz  wurde  im  Mittel  von  je  3  bei 
Nr.  9)  u.  10)  von  2  Gefäßen  insgesamt  (Körner  -j-  Stroh  -f- Wurzeln)  geerntet: 


1 

2 

3 

4 

5             6 

7 

8 

9 

10 

Hafer 

Buchweizen  .     .     . 
in  beiden  N  .     .     . 

50,9 
10,36 

0,6864 

70,9 
15,62 
0,7489 

64.5 
15,03 
0,6970 

56,6 
14,42 
0,6771 

69,8 
15.23 
0,7623 

65,5 
16,84 
0,7722 

59,9 
12,97 
0,7398 

59,4 
6,56 
0,8759 

85,0 
16,39 
1,0381 

74,2 
14,60 
0,7906 

Aus  den  Versuchen  ergibt  sich  nach  dem  Vf.  folgendes:  Unter  den 
besonderen  Verhältnissen  des  vorliegenden  Versuchs  wirkte  die  Zugabe  von 
Ca-Zeolith  ertragssteigernd  auf  die  Trockensubstanzernten  von  Bafer 
als  Vorfrucht  und  Buchweizen  als  Nachfrucht.  Die  gesamte  N- Ernte  wird 
durch  die  Zeolith -Gabe  weder  für  die  Vorfrucht,  noch  für  die  Nachfrucht 
vermindert,  eher  tritt  eine  geringe  Mehrernte  ein,  die  aber  event.  durch 
die    geringen    Unterschiede     im    N- Gehalt    der    Düngung    erklärt    werden 

5* 


68  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

könnte.  Der  Zeolithzusatz  scheint  vor  allem  die  N-Ablagerung  im  Korn 
zu  befördern.  Von  der  gesamten  N- Menge  wurden  ungefähr  55 "/o,  da- 
gegen von  der  als  (NH4)2  S0^  mit  der  Düngung  gegebene  N  im  großen 
Durchschnitt  67°/o  durch  die  Vegetation  ausgenutzt,  gleichgültig,  ob  Zeolith- 
zusatz erfolgte  und  ob  die  anfängliche  N- Festlegung  größer  oder  kleiner 
war.  Bei  großen  N- Gaben  tritt  überlegene  Ausnutzung  bei  Zeolithzusatz 
auf,  doch  kann  dies  auf  N- Verluste  in  den  zeolithfreien  Töpfen  zurück- 
geführt werden.  Die  Festlegung  durch  Zeolithe  erfolgt  nicht  etwa  so,  daß 
dauernd  ein  Teil  des  N  vollkommen  der  Lösung  entzogen  wird,  sondern 
so,  daß  sich  ein  leicht  verschiebbares  Gleichgewicht  zwischen  den  Ionen 
der  Lösung  und  den  Basen  im  Bodenkörper  einstellt.  —  Die  Concentration 
in  der  Bodenlösung  hängt  ganz  allgemein  von  jeder  Änderung  im  lonen- 
gehalt  der  Lösung  ab,  insbesondere  ändert  sich  die  Lösungsconcentration 
und  die  Festlegung  mit  dem  Verbrauch  von  Ionen.  Was  das  NH4-Ion 
anbetrifft,  so  steht  es  im  Gleichgewicht  mit  sämtlichen  Ionen  der  Boden- 
lösung, es  wird  in  dem  Maße  aus  dem  Zeolith  nachgeliefert,  als  NH^  ent- 
weder in  NOg-Anion  umgewandelt  oder  sonst  der  Lösung  entzogen  wird. 
Die  Einstellung  dei  Gleichgewichtsconcentration  und  die  Festlegung,  die 
sehr  schnell  erfolgt,  hängt  von  vielen  Faktoren  ab  {Gesamtgehalt  an 
Düngesalzen,  Wassermenge,  Zeolithmenge,  auch  Ausscheidung  von  Wurzel- 
sekreten, sofern  sie  Elektrolyte  sind),  so  daß  die  Bodenlösung  für  eine 
Vegetation  günstige  oder  ungünstige  N-Concentrationen  darbieten  kann. 
Die  Abgabe  des  NH^  erfolgt  fast  immer  in  Salzlösungen  hinein,  wohl 
niemals  in  reines  Wasser,  so  daß  die  Löslichkeitsbestimmungen  von  NH^- 
Zeolithen  im  reinen  Wasser  für  den  vorliegenden  Fall  praktisch  wenig 
Wert  haben,  auch  Löslichkeitsbestimmungen  im  kohlensäurehaltigen  Wasser 
geben  die  im  untersuchten  Falle  herrschenden  Gleichgewichtsconcentrationen 
nicht  richtig  wieder.  —  Der  Kernpunkt  der  Frage  scheint  darin  zu  liegen, 
daß  man  von  einer  Festlegung  in  dem  Sinne,  daß  dauernd  ein  ganz 
bestimmter  konstanter  Anteil  an  Stickstoff  der  Lösung  entzogen  wird,  nicht 
reden  kann,  sondern  daß  die  „Festlegung"  auf  alle  Änderungen  der 
Lösungsconcentrationen  im  einen  oder  anderen  Sinne  reagiert  und  sich  ver- 
schiebt, wobei  die  Verschiebungen  die  Vegetation  im  günstigen  oder  un- 
günstigen Sinne  beeinflussen  können. 

3.  Niedere  Organismen. 

Über  den  Einfluß  organischer  Substanzen  auf  die  Umsetzung  und 
Wirkung  stickstoffhaltiger  Verbindungen.    Von  Gerlach  und  Densch.  ^) 

—  In  ihren  ausgedehnten  Untersuchungen  wollten  die  Vff.  den  Verbleib 
des  Salpeter-  und  Ammoniak-N  bei  der  Gegenwart  organischer  Substanzen 
näher  nachforschen  und  die  Ausnutzung  dieser  N-Quellen  durch  die  Pflanzen 
feststellen.  Das  Gesamtergebnis  der  umfangreichen,  mehrjährigen  Vegetations- 
versuche fassen  die  Vff.  in  folgenden  Sätzen  zusammen:  „Mit  positiver 
Sicherheit  ergiebt  sich  aus  den  Versuchen:  Die  Überfühiung  des  N  aus 
löslichen  N-Salzen,  wie  es  Ammoniumsulfat  und  Salpeter  sind,  in  unlös- 
lichen Eiweiß-N  bei  Gegenwart  unzersetzter   organischer  Stoffe,    sowie  die 


1)  Mitt.  d.  Kaiser  Wühelm  -  Instit.  f.  Ldwsch.  i.  Bromberg  1912,  4,  259 ;  hier  ref .  nach  Biederm. 
Ctrlbl.  f.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  21—30  (Blanck). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.    Boden.  69 

Tatsache,  daß  die  Verbindungen  bald  wieder  im  Boden  zersetzt  werden 
und  hierbei  N-Verbindungen  entstehen,  welche  die  Pflanzen  aufnehmen  und 
verwerten  können. 

Antagonismus  zwischen  Anionen  in  der  Wirksamkeit  der  Ammoniak- 
bildung im  Boden.  Von  Chas.  B.  Lipman.  ^)  —  In  früheren  Arbeiten 
hat  der  Vf.  auf  die  giftige  Wirkung  von  Alkalisalzen  im  Boden  auf  Boden- 
Bakterien  und  deren  Tätigkeit  bei  der  Ammoniak-  und  Nitratbildung,  so- 
wie der  N-Bindung  hingewiesen,  ^j  In  vorliegender  Arbeit  handelt  es  sich 
um  die  Wirkung  von  bestimmten  Salzen,  welche  die  schädliche  Wirkung 
von  Alkalisalzen  aufheben  oder  vermindern,  also  um  Gegenwirkungen  von 
Salzen.  Die  Versuchsanstellung  war  der  früheren  ähnlich:  je  100  g  sandiger 
Lehmboden  -]-  2  g  Blutmehl  wurden  in  Kolben  gebracht  und  mit  soviel 
von  einem  der  schädlichen  Salze  vermischt,  als  sich  nach  den  früheren 
Versuchen  als  schädlich  erwiesen  hatte.  Dazu  kam  eine  gewisse  Menge 
eines  anderen  Salzes,  welches  der  Wirkung  des  anderen  entgegenwirkt. 
Dann  wurde  eine  als  Optimum  geltende  Wassermenge  hinzugegeben  und 
die  Kölbchen  bedeckt,  4  Tage  einer  Temperatur  von  28 — 30  ^  C  ausgesetzt. 
Zu  Ende  dieser  Zeit  wurde  die  erzeugte  Menge  NH3  bestimmt.  Aus  den 
Ergebnissen  zieht  der  Vf.  folgende  Schlüsse:  1.  Antagonismus  zwischen 
Anionen ,  gemessen  an  ihren  Wirkungen  auf  die  Ammoniakbildung  im 
Boden  hat  sich  erwiesen  zwischen  NaCl  undNa^SO^,  zwischen  Na  Gl  und 
Na.^COg  und  zwischen  NagSO^  und  NagCÜj.  2.  Am  stärksten  war  der 
Antagonismus  zwischen  Nag  CO,  und  Na  Gl,  nächst  stark  zwischen  NagCOg 
und  NagSO^,  am  schwächsten  zwischen  NaCl  und  Nag  SO^.  3.  Der  größte 
Antagonismus  war  zwischen  0,2  %  NaCl  und  0,7  %  NajCOg  (auf  trockenen 
Boden  bezogen)  und  dieser  nahm  zu  in  den  Reihen  von  dem  Punkt  an, 
bei  welchem  0,2  7oNa2C03  zu  0,2^0  NaCl  hinzugefügt  war.  4.  Der 
von  Miss  Moore  mit  Evidenz  festgestellte  Antagonismus  zwischen  Nag  SO4 
und  NaCl  wird  also  bestätigt.  5.  Der  Ausdruck  Antagonismus,  angewendet 
auf  Salze  und  Ionen,  soll  die  Minderung  der  Giftigkeit  des  ganzen  Mediums 
bedeuten,  die  erreicht  wird,  wenn  ein  Salz  zu  einem  oder  mehreren  anderen 
Salzen  hinzugefügt  wird.  6.  Antagonismus  war  hier  zu  beobachten  zwischen 
giftigen  und  stimulierenden  Salzen,  wie  auch  zwischen  2  giftigen. 

Über  den  Einfluß  der  Böden  und  des  Wassergehaltes  auf  die 
Stickstoffumsetzungen.  Von  F.  Munter  (Ref.)  \ind  W.  P.  Robson.=*)  — 
In  dieser  Arbeit  sollte  versucht  werden,  festzustellen,  wie  die  Umsetzungen 
der  N- Formen  in  verschiedenen  Böden  mit  verschiedenem  Wassergehalt 
verlaufen  und  wurden  dabei  folgende  Fragen  aufgestellt:  1.  Wie  verhält 
sich  organischer  N  in  verschiedenen  Böden  mit  verschiedenem  Wasser- 
gehalt? 2.  Wie  gehen  unter  denselben  Verhältnissen  Ammonsulfat-Um- 
setzungen  vor  sich?  8.  Unter  welchen  Bedingungen  und  zu  welcher  Zeit 
tritt  die  günstigste  Salpeterbildung  ein?  4.  Bei  welchen  Feuchtigkeits- 
graden entstehen  N -Verluste?  5.  Welchen  Einfluß  üben  organische  C- 
Quellen  auf  die  N-Umsetzungen  aus  und  zwar  bei  Zusatz  von  Salpeter  und 
Ammonsulfat?  —  Zur  Beantwortung  dieser  Frage  dienten  Gefäßversuche, 
die  nicht  im  Freien,  sondern  in  Räumen,  denen  jeglicher  Sonnenschein  und 


1)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  36,  382-394.  -  «)  Ebend.  1911,  32,  58-64;  1912,  33, 
305—313  u.  1912,  35,  647—655  sowie  dies.  Jahresber.  1911.  137  a.  1912,  88.  —  »)  Ctrlbl.  f  Bakteriol. 
n.  Abt.  1913,  39,  419-440. 


70  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

(wegen  gleichmäßigen  Wassergehalts)  Äustrocknung   fehlte.     Die  benutzten 
3  Böden  enthielten  in  ^/q  (die  N-Zahlen  in  %  der  Trockenerde): 

Abschlämmbar    P2O5         KoO         CaO        MgO  Nitrat-N       Ammon.-N        Gesamt-N 

Sandboden  5,2        0,07      0,09      0,19      0,07      0,00103      0,00057        0,09148 

Lößlehmboden  26,0        0,09      0,33      0,74      0,54      0,00654      0,00119        0,15977 
Tonboden         51,6        0,14      0,31       0,99       1,15      0,00152      0,00044        0,17223 

Jeder  Topf  (glasiertes  Steingut)  erhielt  7  kg  trockene  Erde.  Der 
erste  Teil  der  Versuche  wurde  nach  folgendem  Plane  ausgeführt:  1.  ohne 
Dünger;  2.  mit  Ammonsulfat;  3.  mit  Hornmehl.  Für  den  Sandboden 
kommen  6,  12  und  18  "/q,  für  den  Lehmboden  8,  16  und  24%,  für  den 
Tonboden  8,  18  und  28  ^Jq  Wasser  in  der  Erde  in  Betracht.  An  Ammon- 
sulfat wurden  für  jedes  betr.  Gefäß  13,333  g  =  2,8  g  N  gegeben;  an 
Hornmehl  23,14  g  pro  Topf,  darin  Gesamt  Ammoniak-N  0,0957,  Nitrat-N 
0,0609  g  und  2,6434  g  organisch  gebundener  N=2,8  g  Gesamt-N.  Der 
Dünger  wurde  mit  der  ganzen  Menge  Boden  eines  Topfes  gemischt.  Die 
Versuche  wurden  am  13.  Mai  1912  angesetzt  und  der  Boden  nach  3,  6 
und  12  Wochen  auf  Gesamt-N,  Nitrat-N,  Gesamt  NH3-N  und  wasser- 
löslichen NH3-N  untersucht.  —  In  einer  zweiten  Versuchsreihe  erhielten 
die  Böden  noch  einen  Zusatz  von  25  g  Rohrzucker  pro  Gefäß,  um  die 
N-Ümsetzungen  bei  Gegenwart  organischer  Substanz  kennen  zu  lernen. 
Aus  den  umfangreichen  Untersuchungen  stellt  der  Vf.  die  Ergebnisse  in 
folgenden  Sätzen  zusammen:  1.  Die  Zersetzung  des  organischen  N  trat  bei 
niederen  Feuclitigkeitsgraden  im  Sandboden  lebhafter  ein  als  in  den  besseren 
Böden,  während  sich  bei  höherem  Wassergehalt  der  Unterschied  ziemlich 
ausglich.  Die  Umsetzung  des  Ammonsulfates  und  die  Bildung  des  Salpeters 
ging  in  allen  drei  Böden  um  so  schneller  vor  sich,  je  höher  der  Wasser- 
gehalt war.  Die  Erden  selbst  unterschieden  sich  insofern,  als  bei  den 
besseren  Böden  eine  bedeutend  lebhaftere  biochemische  Tätigkeit  eintrat, 
obschon  bei  dem  niedrigsten  Feuchtigkeitsgrade  die  Umsetzungen  im  Sand- 
boden stärker  einsetzten.  Es  zeigte  sich  während  der  ganzen  Arbeit,  daß 
die  6  %  Feuchtigkeit  des  Saudbodens  eine  viel  günstigere  Bakterientätigkeit 
hervorriefen,  als  die  8  %  Feuchtigkeit  des  Tonbodens.  Beide  Feuchtigkeits- 
mengen entsprechen  sich  also  nicht.  Der  aus  Hornmehl  gebildete  NH3-N 
schwand  bei  größerer  Feuchtigkeit  in  allen  Böden  schnell,  dagegen  erhielt 
er  sich  in  den  trockenen  Erden  ziemlich  lange  und  erreichte  seinen  Höhe- 
punkt desto  eher,  je  leichter  der  Boden  war,  im  Sandboden  nach  drei 
Wochen  mit  36 — 38  %,  im  Lehmboden  nach  6  Wochen  mit  41,28  "/o  ^"^^ 
im  Tonboden  am  Schluß  des  Versuches  mit  nur  13,37  %.  Die  leichte 
sowie  feste  Absorption  der  Ammonsalze  ist  um  so  größer,  je  schwerer  die 
Böden  sind.  Sie  muß  sich  vor  allem  in  trockenen  Jahren  bemerkbar 
machen.  Der  Sandboden  vermochte  bis  zum  Schluß  des  V^ersuches  97  ^Iq, 
der  Lehm-  und  Tonboden  sogar  100%  des  zugefügten  Ammonsulfates 
umzusetzen,  dessen  N  aber  nicht  vollständig  als  Salpeter  wiedergefunden 
■wurde.  Am  günstigsten  verlief  die  Salpeterbildung  aus  Hornmehl  im  Sand- 
boden, nur  bei  mittlerem  Wassergehalt  zeigten  die  besseren  Böden  ähn- 
liche Verhältnisse.  Größere  Salpetermengen  lieferte  bei  allen  Erden  jedoch 
die  Ammonsulfatdüngung,  mit  Ausnahme  des  trockenen  Sandbodens  und 
der  ersten  Wochen  bei  größerer  Feuchtigkeit.  Im  allgemeinen  lag  die 
stärkste  Salpeterbildung  bei  allen  Böden  zwischen  der  dritten  und  sechsten 


A.    Quellen  der  Pflanzeuernährung.     3.   Boden. 


71 


Woche  nach  Zugabe  der  Düngung,  nur  der  Tonboden  mit  höchstem 
Feuchtigkeitsgrade  zeigte  die  größte  ümsatzintensität  bereits  in  den  ersten 
drei  Wochen.  Zur  Zeit  des  größten  nachgewiesenen  Salpetergehaltes,  nach 
sechswöchentlicher  Versuchsdauer  bei  mittlerer  Feuchtigkeit  waren  folgende 
Verhältnisse  leicht  aufnehmbaren  N  vorhanden: 


DüngTmg 

Sandboden 

Lehmboden 

Tonboden 

Salp.-N         Ammon-N 

Salp.-N      1   Ammon-N 

Salp.-N 

Ammon-N 

Ammonsulfat    .     . 
Hornmehl    .     .     . 

60,07     i      28,51 
49,15     !       0,00 

78,83 
58,71 

6,67 
0,69 

78,17 
57,24 

5,48 
0,00 

Den  Pflanzen  stehen  also  bei  der  mineralischen  Stickstoffdüngung 
größere  Nährstoffmengen  zur  Verfügung  als  bei  einer  organischen.  Eine 
bemerkenswerte  N- Entbindung  trat  nur  bei  höchstem  Wassergehalt  ein, 
bei  Ammonsulfat  im  Lehmboden  mit  19,8  %  des  zugesetzten  Ammoniak- 
stickstoffs am  Schlüsse  des  Versuches,  bei  Hornmehl  mit  seiner  reichen 
Kohlenstoffquelle  dagegen  32,2  %  beim  Lehmboden  und  32,7  '^Jq  beim 
Tonboden.  2.  Eine  besonders  starke  Zugabe  von  organischer  Substanz, 
wie  sie  in  Form  von  Zucker  stattfand,  verringerte  die  löslichen  Stickstoff- 
verbindungen dermaßen,  daß  für  die  Kulturpflanzen  ein  N-Mangel  eintreten 
kann.  So  verschwand  der  zugesetzte  Ammonsulfat-N  in  allen  drei  Böden 
bei  Gegenwart  von  Zucker  schneller  als  ohne  Zugabe,  aber  der  gebildete 
Salpeter  nahm  dementsprechend  nicht  zu.  Der  verschwundene  N  war  von 
den  Bakterien  aufgenommen  worden.  —  Durch  die  Zugabe  von  organischer 
Substanz  (Zucker)  zur  Ammonsulfatdüngung  fiel  der  Salpetergehalt  beim 
Sandboden  von  57,52  auf  50,87,  beim  Lehmboden  von  58,10  auf  52,97, 
beim  Tonboden  von  70,92  auf  61,62  %.  Dementsprechend  stieg  der  fest- 
gelegte und  verschwundene  N  durch  die  Zugabe  von  Zucker  beim  Sand- 
boden von  18,18  auf  26,18,  beim  Lehmboden  von  22,32  auf  43,20,  beim 
Tonboden  von  29,08  auf  38,38%.  Auch  die  Salpeterassimilation  wurde 
durch  eine  Zuckergabe  erhöht.  Von  den  zugesetzten  Stickstoffmengen  waren, 
wo  organische  Substanz  zugegeben  war,  beim  Sandboden  11,43,  beim  Lehm- 
boden 14,67%  in  Form  von  elementarem  N  verloren  gegangen,  während 
ein  solcher  Verlust  beim  Tonboden  nicht  festgestellt  wurde.  —  Eine  N-Bindung 
konnte  nicht  nachgewiesen  werden. 

Bemerkung  zu  meinen  Beobachtungen  über  das  Verhalten  von 
Nitrat  im  Ackerboden.  Von  Vogel  (-Bromberg),  i)  —  Der  Vf.  stellte  fest, 
daß  die  bei  seinen  Versuchen  -')  benutzten  Porzellanschalen  mit  einer  Glasur 
versehen  sind,  welche  letztere  in  Berührung  mit  Lösungen  von  Nitraten 
Nitrat  aufnehmen  und  überaus  kräftig  festhalten.  Die  abnorm  hohen 
N- Verluste,  die  der  Vf.  beim  Aufbewahren  flacher  Bodenschichten  in 
Porzellanschalen  fand  und  die  stets  durch  ihre  außerordentliche  Unregel- 
mäßigkeit auffielen,  sind  auf  dieses  Verhalten  der  Porzellanschalen  zurück- 
zuführen und  können  daher  nicht  aufrecht  erhalten  werden.  Unaufgeklärt 
bleibt  vorläufig  noch  die  zuweilen  beobachtete  stark  alkalische  Reaktion 
der  Erden,  in  welche  N- Verluste  eingetreten  waren  und  der  gelegentliche 
Befund  von  salpetriger  Säure  in  dem  an  den  Glasglocken  niedergeschlagenen 

1)  D.  Idwsch.  Vorsuchsst.  1913,  82,  159  a.  160.  —  «J  Ebend.  1912,  78,  265  u.  dies.  Jahresber. 
1912,  80. 


72  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Condenswasser.  Als  richtig,  und  in  zahlreichen  Nachuntersuchungen  be- 
stätigt, bleibt  bestehen,  daß  auch  in  flachen  Bodenschichten,  besonders  bei 
Verwendung  humusreicher,  leichterer  Bodenarten  N- Verluste  eintreten,  die 
unter  Umständen  schon  nach  wenigen  Tagen  10  — 12  <^/o  des  zugesetzten 
Salpeter-N  ausmachen.  Eine  solche  Abnahme  tritt  nur  in  frischen,  nicht 
sterilisierten  Erden  ein  und  beruht  offenbar  auf  Denitrifikation.  Eine 
Spaltung  des  Nitrats  auf  chemischem  Wege  findet,  wie  der  Vf.  früher 
nachgewiesen,  nicht  statt. 

Eine  Studie  über  die  Bildung  von  Nitraten  in  verschiedenen 
Boden -Typen  in  Virginia,  I.  Vorläufiger  Bericht.  Von  Edwin 
Broun  Fred.^)  —  Die  Arbeit  zerfällt  in  4  Abschnitte:  1.  Vergleich  der 
Nitrification  '  in  verschiedenen  Typeu ,  die  a)  aus  einem  Gewächshaus 
(Greenhouse)  entnommen,  mit  bestimmtem  Wassergehalt  und  die  b)  aus 
dem  Freien  (Out  doors)  genommen,  wo  sie  der  gewöhnlichen  Temperatur 
und  Regenfall  ausgesetzt  waren.  2.  Über  den  Grad  der  Nitrification  in 
denselben  Böden,  denen  0,2*^/0  Ammonsulfat  zugesetzt  worden  war.  3.  Die 
Wirkung  von  Sand  und  Kalk  auf  die  Anhäufung  von  Nitrat  in  schweren 
Böden  (Clay  soils).  4.  Die  Nitrat- haltende  Kraft  in  geschützten  und 
ungeschützten  Reihen.  —  Die  verwendeten  5  Bodentypen  wurden  von  dem 
ü.  S.  Bureau  of  Soils  wie  folgt  klassificiert.  Type  1.  Albemarle,  bekannt 
als  Cecil  clay.  Die  für  diese  Untersuchung  entnommene  Probe  war  jungfräu- 
licher Boden,  nahe  Crozet.  Geeignet  für  Feldbau  usw.  Type  2.  Appomattox 
Chocülate.  Cecil  clay,  aber  schwerer  wie  voriger;  von  braunroter  (chocolade) 
Farbe.  Bester  Ackerboden  und  besonders  geeignet  zum  Anbau  von  schwerem 
Export-Tabak.  Die  Probe  entstammt  jungfräulichem  Boden  nahe  bei 
Appomattox  C.  H.  Type  3.  Appom.  Light.  Sandiger  Cecil- Lehm.  Von 
grauer  Farbe,  nicht  so  fruchtbar  wie  voriger  Boden,  gibt  aber  gedüngt 
gute  Erträge  von  schwerem  Export -Tabak.  Die  Probe  wurde  etwa  5  Meilen 
entfernt  von  vorigem  Ort  genommen.  Type  4.  Blacksburg;  bekannt  als 
Hagerstown  Silt  loam;  zum  Landbau  allgemein  geeignet,  besonders  für 
Blaugras.  Die  Probe  wurde  von  einem  ungedüngten  Land  der  Virginia 
Vers.-Stat.  genommen.  Type  5.  Norfolk,  klassificiert  als  Norfolk  fine  sand; 
dunkelbrauner  sandiger  Lehm.  Die  Probe  wurde  ebenfalls  von  einem 
ungedüngten  Lande  der  Virginia  Truck  Vers.-Stat.  genommen.  —  Die 
Böden  wurden  zu  den  Versuchen  in  lufttrockenem  Zustande  gesiebt  und 
gut  gemischt  und  in  galvanisierte  Eisentöpfe  zu  12  kg  Inhalt  gefüllt  für 
die  greenhouse  Serie  I.  Die  Gefäße  sind  mit  einer  Öffnung  am  Boden 
versehen.  Alle  Salze  wurden  in  Pulverform  dem  Boden  beigemischt  und 
der  Feuchtigkeitsgehalt  des  Bodens  auf  Y2  ^^^'  wasserhaltenden  Kraft  ge- 
bracht. Dieser  Wassergehalt  wurde  das  Jahr  hindurch  bei  den  Gefäßen 
der  geschützten  Reihe  erhalten,  während  die  Gefäße  der  anderen  Gruppe 
nur  soviel  Wasser  erhielten  als  der  natürliche  Regeufall  brachte.  Reihe  I 
blieb  im  Gewächshaus  bei  einer  Temperatur  von  22°  C.  während  des 
Winters  und  ein  wenig  wärmer  im  Sommer.  Reihe  II  blieb  an  einem 
freien  Platz,  wenige  Fuß  vom  Gewächshaus.  Es  war  ungewöhnlich  kalt 
und  der  Boden  verblieb  zum  großen  Teil  des  Winters  gefroren.  —  Die 
Ergebnisse    sind    aus    folgenden    Sätzen    zu   ersehen:    1.    Alle    Bodentypen 


1)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  39;  455-468. 


A.   Quellen  der  Pflanzenemährung.    3.  Boden.  73 

zeigen  eine  merkliche  Kraft  Nitrate  anzuhäufen.  Der  Gewinn  an  Nitrat 
ist  verschieden.  N  wurde  in  ungewöhnlicher  Höhe  (in  ^/q  des  Gesamt-N) 
in  Nitrat  übergeführt.  2.  Der  Grad  der  Nitrification,  bemessen  nach  der 
Bildung  von  Nitrat  aus  Ammonsulfat,  war  verschieden  in  den  Bodentypen. 
3.  Verdünnung  des  Bodens  mit  Sand  erhöhte  den  Grad  der  Nitrification 
bei  den  Clay- Böden.  4.  Anwendung  von  Kalk  verursachte  eine  sehr  be- 
trächtliche Zunahme  der  Nitrification.  Die  gesamte,  während  eines  Jahres 
in  diesen  gekalkten  Böden  erzeugte  Menge  Nitrat  ist  größer,  als  diejenige, 
welche  von  Ammonsulfat  gebildet  werden  konnte.  5.  Wenn  Nitrate  in 
großen  Mengen  als  Natriumnitrat  zu  geschützten  Böden  gegeben  wurde, 
gab  es  fast  keine  Verminderung  der  Denitrification,  wenn  nur  der  Wasser- 
gehalt von   Y2   ^^^'  Wassercapacität  nicht  überschritten  Avurde. 

Über  Nitratbildung  im  Waldboden.  Von  K.  Vogel  von  Falcken- 
stein  (-Gießen).  1)  —  Die  Nitratbildung  in  Waldböden  ist  früher  wiederholt 
geleugnet  worden.  Da  nun  gerade  in  der  Waldstreu  und  im  Waldhumus 
sehr  bedeutende  Mengen  Gesamt-N  lagern,  die  der  natürlichen  Zersetzung 
unterliegen,  so  erschien  es  dem  Vf.  als  aussichtsreiches  Unternehmen,  durch 
Beobachtung  der  Nitratbildung  in  einigen  Waldböden  zur  Klärung  der 
Salpeterfrage  im  natürlich  gelagerten  Waldboden  einen  Beitrag  zu  liefern 
und  gleichzeitig  festzustellen,  ob  durch  äußere  Eingrifi'e,  wie  Boden- 
bearbeitung, Kalkung  und  Mergelung  dieser  Böden  eine  zeitweise  Erhöhung 
der  Salpeterbildung  bewirkt  werden  kann.  Die  zum  Versuche  dienenden 
Bodenproben  waren  aus  verschiedener  Tiefe  untersuchter  Bodenprofile  ent- 
nomm-.n  und  wurden  nach  der  Vorbereitungszeit  in  Gläsern  angesetzt  in 
ungeheiztem,  überdachtem  Räume  1  Jahr  lang  aufbewahrt  und  bei  Beginn, 
nach  6  und  12  Monaten  auf  ihren  Nitratgehalt  und  Gesamt-N- Gehalt 
untersucht.  Während  dieser  Zeit  wurden  die  Bodenproben  auf  halber, 
maximaler  Wassercapacität  erhalten.  Die  Nitratbestimmungen  wurden  wie 
folgt  ausgeführt:  1  kg  Boden  wurde  unter  zweistündigem  Schütteln  mit 
5  1  Wasser  ausgezogen.  Je  250  ccm  des  filtrierten,  mit  Alaun  geklärten 
Auszuges  wurden  mit  150  ccm  30procent.  Natronlauge  unter  starkem 
Sieden  bis  auf  250  ccm  eingedampft  und  wieder  auf  400  ccm  aufgefüllt. 
Das  zurückgebliebene  Nitrat  wurde  mittels  10  g  Zn  und  5  g  Fe  zu  NH3 
reduciert  und  dieses  abdestilliert,  titriert  und  auf  bei  100°  getrockneten 
Boden  berechnet.  —  Die  Ergebnisse  seiner  umfangreichen  Arbeit  faßt 
der  Vf.  in  längeren  Sätzen  zusammen,  denen  wir  folgendes  entnehmen: 
I.  Leichte,  kalkarme  Waldböden,  die  meist  eine  zusammenhängende 
Streudecke  mit  unterliegendem  humosen  Mineralboden  besitzen,  producieren 
unter  günstigen  Feuchtigkeitsbedingungen  in  den  obersten  Schichten  jährlich 
etwa  soviel  Nitrat,  wie  es  als  PflanzennährstofF  für  die  Festlegung  des  N 
im  Holz,  Blatt  oder  in  Nadeln  unbedingt  erforderlich  ist.  IL  Den 
schweren,  kalkreichen  Waldböden  (Muschelkalkböden)  scheint  in 
vielen  Fällen  die  zusammenhängende  Streudecke  zu  fehlen,  dagegen  sind 
die  oberen  humosen  Mineralbodenschichten  befähigt,  sehr  bedeutende  Nitrat- 
mengen zu  liefern,  die  die  Nitratbildung  auf  leichten  Böden  um  ein  Viel- 
faches übertreffen.  Während  an  der  Bodenoberfläche  die  Streuzersetzung 
unter  Einfluß   der   kalkhaltigen  Bodenlösungen  so  schnell  erfolgt,   daß   die 


»)  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  in.  404—528. 


74  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

"Waldstreu  sich  nicht  in  Form  einer  Decke  ansammeln  kann,  findet  starke 
Humus-  und  Gesamt- N- Ansammlung  in  den  oberen  Mineralbodenschichten 
statt.  Die  humosen  Stoife  werden  durch  die  dichte  Lagerung  des  Bodens 
und  den  damit  zusammenhängenden,  mangelhaften  Luftzutritt  vor  zu 
schnellem  Abbau  geschützt.  Der  Humus  erhält  sich  aber  in  diesen  Böden 
in  leicht  abbaufähigem,  durch  Kalk  absorptiv  gesättigtem  Zustande  und 
wird  bei  Luftzutritt  schnell  aktiv.  Im  natürlichen,  dicht  gelagerten  Wald- 
boden, der  gleichzeitig  durch  seine  physikalischen  Eigenschaften  vor  Aus- 
waschung gut  geschützt  ist,  nimmt  der  Vf.  auf  Grund  der  Nitratzahlen 
bei  Beginn  der  Versuche  an,  daß  stets  ausreichende  Mengen,  ja  sogar  ein 
bedeutender  Überschuß  des  zur  Pflanzenernährung  nötigen  Nitrat -N  vor- 
handen ist.  Diese  schweren  Böden  sind  also  jedenfalls  viel  nitratreicher 
als  die  leichten,  kalkarmen  Böden. 

Die  Anwesenheit  von  nitrificierenden  Bakterien  in  gewöhnlichen 
Sandkulturen.  Von  Iw.  Schulow.  ^)  —  Durch  Infection  des  Substrats 
für  nitrificierende  Bakterien  mit  Sand  aus  gewöhnlichen  Sandkulturen 
ist  es  dem  Vf.  gelungen,  die  Bildung  von  oxydiertem  N  hervorzurufen 
und  so  zu  zeigen,  daß  nitrificierende  Organismen  in  solchen  Kulturen  an- 
wesend sein  können,  und  daß  also  der  Nitrificationsproceß  in  ihnen  vor 
sich  gehen  kann.  —  Zugleich  sind  ungeheuere  Verluste  von  NH3  im 
Substrat  für  die  nitrificierenden  Bakterien  festgestellt  worden,  Verluste, 
die  der  Einwirkung  von  MgCOg  auf  (NH4)2S04  zu  verdanken  sind:  Bei 
der  Sterilisation  sind  58,7^/0,  und  weiter,  während  eines  ein  monatlichen 
Aufenthalts  im  Thermostat  bei  30"  C.  noch  37,1%,  im  ganzen  95,8% 
des  ursprünglich  dem  Substrat  als  (NH^)2S0  zugeführten  N  verloren  ge- 
gangen. —  Ungeheuere  Verluste  von  NH3  aus  dem  Substrat  im  Thermostat 
sind  auch  von  H.  Astafjew  gefunden  worden,  dessen  Daten  der  Vf.  anführt. 

Beziehungen  einiger  höherer  Pflanzen  zur  Bildung  von  Nitraten 
in  Böden.  Von  T.  Lyttleton  Lyon  und  James  A.  Bizzell.^)  —  Die  Vff. 
stellen  in  längerem  Berichte  die  zahlreichen  Versuche  und  Untersuchungen 
zusammen,  welche  in  den  Jahren  1907—  1912  von  ihnen  ausgeführt  wurden. 
Wir  entnehmen  den  Schlußfolgerungen  folgendes:  „Der  Nitratgehalt  des 
Bodens  unter  Timothee,  Mais,  Kartoffeln,  Hafer,  Hirse  und  Sojabohnen 
war  sehr  verschieden  und  zwar  unter  demselben  Boden.  Es  besteht  eine 
charakteristische  Beziehung  zwischen  der  Pflanze  und  dem  Nitratgehalt 
des  Bodens  zu  verschiedenen  Stufen  des  Wachstums.  In  der  Zeit  des 
üppigsten  Wachstums  des  Maises  war  der  Nitratgehalt  häufig  höher  unter 
Mais,  als  in  dem  Boden,  der  keine  Frucht  trug.  Unter  einer  Mischung 
von  Mais  und  Hirse  war  zu  dieser  Wachstumsperiode  der  Nitratgehalt 
höher  als  unter  Mais  allein,  obgleich  der  Ernteertrag  auf  beiden  Plätzen 
fast  der  gleiche  war.  Hiernach  kann  angenommen  werden,  daß  die  Nitrat- 
erzeugung bei  diesem  Proceß  in  Verbindung  mit  dem  lebhaften  Wachstum 
und  der  absorbierenden  Funktion  höherer  Pflanzen  angeregt  wird,  nament- 
lich bei  Mais,  obgleich  Anzeichen  vorliegen,  daß  die  Maispflanze  einen 
großen  Teil  ihres  N  in  anderer  Form  bekommt  als  in  Nitrat;  die  Com- 
bination    dieser    Bedingungen    gibt    eine    Erklärung    für    den    sehr    hohen 


1)  Russ.  Jourr.  £.  experim.  Ldwsch.  1912,  13,  215.    Deutscher  Auszug.  —  ^)  Coraell  Uaiv.  Agr. 
Esp.  Stat.  Memoir  Nr.  1,  109  b. 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  75 

Nitratgehalt    des   Bodens    unter   Mais.    —    Unter    Mais   sowie   unter   Hafer 
war  der  Nitratgehalt  des  Bodens  zur  Zeit,   wo  die  Pflanzen  ihren  größten 
Trieb  machten,    höher   als  in    späteren  Stadien  des  Wachstums;    trotz    der 
Tatsache,  daß  in  dem  unbestellten  Lande  die  Nitrate  in  Zunahme,  im  be- 
stellten Lande  im  Verschwinden   war.     Unter    diesen  Früchten    und  unter 
Hirse  fehlte  später  eine  Zunahme  der  Nitrate,  da  die  N-Absorption  praktisch 
aufgehört   hatte,    obgleicli  unbestelltes  Land    eine    sehr  starke  Zunahme  an 
Nitraten  zu  dieser  Zeit  zeigte.  —  Dieses,  in  Verbindung  mit  ebenerwähnter 
Tatsache,    zeigt    einen    weiteren  Einfluß    der  Früchte   auf  den    Proceß   der 
Nitratbildung  und  drängt    zu    der  Vorstellung,    daß   die  Pflanzen  während 
der    letzten    Periode    ihres    Wachstums    in    einer    Art    die    Erzeugung    von 
Nitrat    verhindern.  —  Abgesehen   von   dem   Einfluß    des  Anbaues,    ist   die 
Quelle  der  großen  Verschiedenheiten  in  dem  Nitratgehalt  des  Bodens  unter 
den  erwähnten  Pflanzen,   in  dem    bald   anregenden   bald   aufhebenden  Ein- 
fluß auf  die  Nitraterzeugung  zu  suchen.  —  Änderungen  im  Feuchtigkeits- 
gehalte und  in  der  Temperatur  des  Bodens  im  Frühsommer  haben  keinen 
großen  Einfluß  auf  den  Nitratgehalt  des  Bodens  unter  Pflanzen.     Auf  un- 
bestelltem   Land   ist   eine   Zunahme    im   Feuchtigkeitsgehalt    zuweilen    von 
einer  Zunahme,  zuweilen  von  einer  Abnahme  im  Nitratgehalt  begleitet.  — 
Bestimmungen  des  Grades  der  Nitrathildung   im  Boden    unter  Alfalfa  oder 
Timothee    zeigten,    daß   die    Nitratbildung   unter    Alfalfa   viel    rascher   vor 
sich   geht  als  unter  Timothee,    auch  wenn    mit  Blutmehl    gedüngt  worden 
war.     Es  ist  wahrscheinlich,    daß  der  Charakter  der  von  den  Pflanzen  im 
Boden  zurückgelassenen  organischen  Materie  bis  zu  einer  gewissen  Grenze 
den  Grad  der  Nitraterzeugung  bestimmt.   —  Mais  war  die  einzige  Pflanze, 
infolge  deren  Anbau  der  Nitratgehalt  des  Bodens  erhöht  wurde;  Kartofl"el- 
boden  zeigte  den  nächsthöchsten  und  Hafer  den  geringsten  Gehalt.    Hirse, 
auf  diesem  Platz   am   1.  Juli  angepflanzt,    war  merklich  durch  die  vorher- 
gegangene Frucht  beeinflußt,  aber  das  luxuriöse  Wachstum  stand  umgekehrt 
proportional  zum  Nitratgehalt  des  Platzes.     In  diesem  Falle  des  günstigen 
Einflusses   einer  Frucht   auf  die   folgende  war   nicht   durch   den    günstigen 
auf  die  Nitratbildung  ausgeübten  Einfluß  veranlaßt.  —  Gefrieren  und  Auf- 
tauen begünstigen  die  Nitratbildung.  —  Timothee  unterhält  einen  niedrigeren 
Nitratgehalt  im  Boden,  als  es  andere  tun.    Grasmischungen  (Phleum  pratense, 
Agrostis    alba,    Poa   pratensis)    gab  viel   weniger  N    in    der  Ernte    und  im 
Drainagewasser,   als  was   das  Drainagewasser  von   dem   unbestellten  Boden 
enthielt.     Diese  Tatsache  zeigt  einen  stark  unterdrückenden  Einfluß  dieser 
Pflanzen  auf  die  Nitratbildung  an  und   ist  eine  mögliche  Ursache    für   die 
schädliche  Wirkung  von  Rasen  in  Obstgärten  auf  Boden,    in  welchem  die 
Anwendung  von  verwertbarem  N  von  mangelhaftem  Erfolg  ist. 

Die  Intensität  der  Nitrification  in  trocknen  Böden.  Von  Robert 
Stewart.^)  —  Es  ist  eine  sehr, gewöhnliche  Annahme,  daß  die  Nitrification 
in  trockenen  Klimaten  mit  großer  Intensität  stattfindet;  sie  stützt  sich  auf 
die  beobachtete  Tatsache,  daß  Nitrate  sich  in  großen  Mengen  in  gewissen 
trockenen  Böden  anhäufen.  Diese  Nitrathäufungen  kommen  immer  in  Ver- 
bindung mit  anderen  wasserlöslichen  Salzen,  wie  Na  Gl  und  CaSO^  vor. 
Niemals   wurden  Nitratanhäufungen  in    ariden  Böden    angetroff'en,   die   frei 


1)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  36,  477—490  (Chemie.  Laborat.  Utah  Exp.  Stat.). 


76  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

von  anderen  wasserlöslichen  Salzen  waren.  Die  Alkalisalze  müssen  daher 
auf  einem  von  2  Wegen  mit  den  Nitraten  innigst  verbunden  sein:  1.  sie 
müssen  einen  besonders  günstigen  Einfluß  auf  die  Nitrification  äußern; 
oder  2.,  die  Nitrate  müssen,  wie  die  anderen  Alkalisalze,  einen  entfernten 
Ursprung  haben.  Auf  Grund  der  vorliegenden  Daten  will  es  dem  Yf. 
scheinen,  daß  letztere  Annahme  die  richtige  Erklärung  gibt.  —  Die  Natur 
des  Materials  von  manchen  Böden  von  Utah  und  Colorado  zeigt  klar,  daß 
die  Nitrathäufung  in  diesen  Böden  unzweifelhaft  marinen  Ursprungs  ist. 
—  Das  Vorkommen  von  Alkali  in  manchen  Böden  von  Utah  ist  un- 
zweifelhaft in  großer  Ausdehnung  marinen  Ursprungs,  abgesetzt  zur  Zeit 
der  Bildung  von  Schieferton  (shale);  und  in  der  Umsetzung  dieser  Schiefer 
in  Boden,  ist  das  Alkali  dem  letzteren  einverleibt  worden.  Der  Durchlauf 
von  Wasser  durch  den  Schiefer  wusch  die  löslichen  Salze  aus  und  führten 
sie  dem  niedriger  gelegenen  Lande  zu.  —  Die  Anwesenheit  von  Nitraten 
in  den  Alkaliböden  der  ariden  Section  ist  von  Bedeutung  von  anderen 
Gesichtspunkten.  Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  Alkaliböden  ein  Jahr 
ein  üppiges  Pflanzen  Wachstum  zeigen,  während  ein  Jahr  nachher  oder 
später  die  Salze  so  concentriert  wurden,  daß  sie  den  Tod  der  Pflanzen 
verursachten.  —  Aridböden  sind  auffallend  arm  an  organischem  N  und 
doch  war  die  erhaltene  Ernte  ausgezeichnet.  Die  Böden  waren  nicht  ,,N- 
huügrig".  Hilgard  hat  versucht,  diese  anormale  Erscheinung  damit  zu 
erklären,  daß  der  Humus  trockner  Böden  relativ  reicher  an  N  sei,  als  der 
Humus  feuchter  Böden.  Es  ist  nicht  angänglich,  die  Anhäufung  von 
Nitraten  in  trocknen  Böden  einer  rapiden  bakteriellen  Tätigkeit  zuzu- 
schreiben. Das  Wasser  hat  die  Nitrate  hier  von  einem  Platz  zum  anderen 
bewegt.  Die  Annahme  dieser  N-Quelle  liefert  eine  klare  Auslegung  der 
Tatsache,  daß  in  einigen  Fällen  die  Oberfläche  eines  kultivierten  ariden 
Trocken farmbodens  reicher  an  organischem  N  ist,  als  der  benachbarte 
Boden.  Der  Nitrat  N  wird  erhalten  durch  tiefwurzelnde  Pflanzen  aus  dem 
Untergrunde  und  übergeführt  in  den  organischen  N  der  Pflanze  und  dann 
der  Oberfläche  durch  Unterpflügen  der  Pflanzen  zugeteilt  wird.  Natürlich 
hat  auch  die  Möglichkeit  der  Ammoni-  und  Nitrification  sowie  die  N- 
Bindung  Platz  gegriffen.  Der  Ausdruck  „Alkali"  erstreckt  sich  nicht 
allein  auf  die  Carbonate,  Chloride  und  Sulfate,  sondern  auch  auf  die 
Nitrate  der  Alkalimetalle. 

Der  Einfluß  von  Alfalfa  (Medicago  sativa,  Luzerne)  und 
Thimotheegras  auf  die  Nitraterzeugung  im  Boden.  Von  T.  Lyttleton 
Lyon  und  James  A.  Bizzell.^)  —  Der  Boden,  auf  welchem  und  mit  welchem 
die  Versuche  ausgeführt  wurden,  ist  als  ,, Dunkirk  clay  loam"  klassificiert 
und  ist  ein  ziemlich  schwerer  und  undurchlässiger  Boden.  Teilstücke  des 
Versuchsfeldes  waren  im  Frühling  1906  mit  obenbenannten  Pflanzen  be- 
stellt worden,  die  bis  Ende  1911  stehen  blieben.  Zur  Zeit  der  Einsaat 
erhielten  Teile  der  beiden  Vergleichsstücke  eine  Düngung  von  gebranntem 
Kalk  (2000  Pf.  p.  acre).  Im  Frühjahr  1910  wurden  Streifen  vom  gekalkten 
sowohl,  wie  vom  ungekälkten,  mit  Alfalfa  und  anderseits  mit  Timothee  be- 
standenen Teilstücken  von  aller  Vegetation  befreit  und  während  der  Jahre 
1910    und    1911    kahl    gelassen.   —   Das  Verfahren    zur   Bestimmung    des 


»)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  37,  Nr.  7/10,  161—167. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  77 

erzeugten  Nitrats  war  folgendes:  Mit  Hilfe  eines  Bohrers  wurden  Boden- 
proben bis  zur  Tiefe  von  8  Zoll  ausgehoben,  die  zusammengehörigen  zu- 
sammengemischt und  noch  feucht  in  luftdichte  Gefäße  gebracht.  Innerhalb 
12  Stunden  nach  der  Probenahme  Avurden  die  Gehalte  an  Feuchtigkeit 
und  Nitrat  bestimmt.  Letztere  in  100  g  feuchten  Boden  nach  der  „Disulfon- 
säure-"Methode.  Andere  100  g  Boden  wurden  in  250  ccm-Kolben  ge- 
bracht und  mit  soviel  Wasser  versetzt,  daß  der  Feuchtigkeitsgehalt  des 
(trockenen)  Bodens  25  %  betrug.  Lose  verschlossen  wurden  sie  in  einen 
Incubator  gestellt  und  dort  bei  30  °  C.  auf  eine  bestimmte  Anzahl  von 
Tagen  belassen.  Auf  diese  oder  ähnlicherweise  wurden  verschiedene  Ver- 
suchsreihen, von  denen  wir  folgende  erwähnen,  ausgeführt. 

Nitrification  im  Boden  nach  Zusatz  von  Ammonsulfat  oder 
(andere  Reihe)  von  Blutmehl  unter  Alfalfa  und  unter  Timothee,  gekalkt 
oder  nicht  gekalkt.  Die  Versuche  zeigten,  daß  das  Nitrification s -Vermögen 
des  Bodens  bei  Ammoniak  sowohl  wie  bei  Blutmehl  unter  der  Leguminose 
größer  war  als  unter  Gras  und  daß  die  Nitratbildung  in  allen  Fällen  durch 
die  Kälkung  des  Bodens  erhöht  wurde.  Dieselben  Erfolge  zeigten  sich 
auf  dem  von  Pflanzen  entblößten  Boden  in  den  nächsten  Jahren. 

In  einer  weiteren  Arbeit  wurden  Nitratbestimmungen  von  Zeit 
zu  Zeit  vorgenommen  und  zwar  von  der  Aussaat  der  beiden  Pflanzen  an 
im  Sommer  1906  bis  Herbst  1911,  in  den  zwei  letzten  Jahren  auch  im 
Boden  von  den  kahlen  Stellen  des  Feldes,  unter  Timothee  wurde  etwas 
weniger  Nitrat  gefunden  als  unter  Alfalfa,  aber  die  Unterschiede  waren 
nicht  besonders  groß,  wenn  man  sie  mit  der  Nitratmenge  des  entblößten 
Bodens  vergleicht.  Es  scheint,  als  ob  die  Alfalfa  entweder  Nitrate  aus 
dem  Boden  absorbiert  oder  daß  sie  die  Nitratbildung  bedeutend  herab- 
gedrückt hatte. 

Nitratbestimmungen  in  verschiedenen  Tiefen  des  Bodens  der 
verschieden  behandelten  Flächen  bildeten  den  Schluß  der  Arbeit.  Sie 
zeigten,  daß  die  Hauptmenge  des  Nitrats  sich  in  der  obersten  Schicht 
(1  Fuß  tief)  des  Bodens  befindet  und  in  den  unteren  Schichten  (bis  zu 
4  Fuß)  nur  sehr  geringe  Mengen  Nitrat  vorkommen.  —  Als  Hauptergebnis 
der  Arbeit  ist  zu  ersehen,  daß  Alfalfa  (Leguminose)  wesentlich  mehr  und 
schneller  die  Nitrification  im   Boden  befördert  als  Gras. 

Zusammenfassung  der  Ergebnisse  von  im  Jahre  1912  ausgeführten 
chemischen  und  bakteriologischen  Untersuchungen.  Von  A.  Bytschi- 
khine.^)  —  I.  Die  Intensität  der  Stickstoffbindung  in  Böden  von 
verschiedenem  Kulturzustand.  Die  Arbeit  beschäftigt  sich  mit  der 
Bindungs- Intensität  des  elementaren  N  durch  freilebende  N- sammelnde 
Organismen  in  der  Ackerkrume  und  den  Untergrund  verschiedener  Boden- 
arten. —  Die  Versuchsanordnung  war  folgende:  In  100  ccm  einer  im 
Fernbach' sehen  Kolben  befindlichen  Nährlösung,  die  auf  1000  ccm  Kanal- 
wasser 20  g  Mannit  und  0,5  g  Calciumphosphat  gelöst  enthielt,  wurden 
nach  Zusatz  von  2,5  g  CaCOg  und  darauf  folgende  Sterilisation  unter 
Dampfdruck  10  g  des  absolut  trockenen  Bodens  eingetragen.  Die  Kolben 
wurden  42  Tage  bei  einer  Temperatur  von  16 — 20°  C.  gehalten  und  täg- 
lich morgens  und   abends  ein    Luftstrom   durch   dieselben    geschickt.     Als 

')  18.  Jahresber.  d.  Idwsch.  Versuchsst.  zu  Ploty  (gegr.  vom  Prinz  Paul  Trouetzkoy).  Nach  dem 
französischen  Bericht.    Odessa  1913,  S.  349.  380. 


78  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

•wesentlicher  N-Assimilant  kam  der  aerobe  Azotobacter  in  Frage,  für  dessen 
Lebenstätigkeit  die  Yersuchsbedingungen  hinsichtlich  der  Temperatur  der 
Luftzufuhr  und  der  Ernährung  am  günstigsten  waren,  ohne  daß  eine  ge- 
wisse Beteiligung  von  Clostridium  völlig  abzuweisen  wäre.  —  Die  Differenz 
der  vor  und  nach  dem  Versuch  in  jeder  Bodenprobe  analytisch  ermittelten 
N- Mengen,  also  der  auf  die  Tätigkeit  der  N- Sammler  zurückzuführende 
Gewinn  an  N,  bezogen  auf  100  g  trockenen  Boden  und  ausgedrückt  in 
mg,  geht  aus  folgenden  Daten  hervor. 

Zunahme  des  N  in  mg  für  100  g  absolut  trockenen  Bodens: 

Krume  Untergrund 

Gemüsegartenboden 176,90  157,25 

April  Brache 173,75  146,02 

Unkultivierter  Boden 140,40  132,17 

Waldboden 101,09  101,52 

Aus  diesen  Zahlen,  welche  die  Fähigkeit  der  N- Bindung  der  betr. 
Bodenart  ausdrücken,  geht  hervor,  daß  in  der  Krume  des  Gartenbodens 
des  gebrachten  und  des  unkultivierten  Bodens  die  N- Bindung  energischer 
vor  sich  ging,  als  in  dem  Untergrund,  während  im  Waldboden  die  Daten 
für  beide  Schichten  annähernd  gleich  sind.  Die  N- Bindung  war  am 
stärksten  im  Garten-  und  Bracheboden,  am  schwächsten  im  Waldboden, 
während  in  dieser  Beziehung  der  unkultivierte  Boden  eine  mittlere  Stellung 
zwischen  den  letztgenannten  Böden  einnimmt.  Die  Bindungsintensität  des  N 
in  Bodenschichten  von  verschiedener  Tiefe  erhellt  aus  folgender  Aufstellung. 
Vermehrung  des  N  in  mg  für  100  g  absolut  trockenen  Bodens: 

Tiefe  in  cm      0—18  18-36  36-54  54—72 

ßracheboden 173.75  146,02  131,97  129,17 

unkultivierter  Boden      .     .     .       140,40  132,17  127,52  125,08 

Es  nimmt,  wie  zu  ersehen,  die  N- Bindung  mit  der  Bodentiefe  ab 
und  die  Bindungsintensität  ist  stärker  im  Bracheboden,  als  im  unkultivierten 
Boden.  Eine  zusammenfassende  Betrachtung  sämtlicher  Ergebnisse  führt 
zu  folgenden  Schlüssen:  1.  Die  N-Bindung  ist  abhängig  vom  Kultur- 
zustand des  Bodens,  mit  dessen  Verbesserung  die  Bindungsintensität 
wächst.  2.  Die  Intensität  der  N-Bindung  ist  stärker  im  Bracheboden,  als 
im  unkultivierten  Boden.  3.  Die  Intensität  der  N-Bindung  ist  größer  in 
den  oberen,  als  in  den  unteren  Bodenschichten.  Eine  sorgfältige  Kultur 
ist  eine  der  wesentlichsten  Faktoren  nicht  bloß  für  den  Zutritt  der  Luft 
als  N- Quelle,  sondern  auch  für  die  N-Bindung  und  N- Anreicherung  des 
Bodens. 

IL  Die  Intensität  der  Nitrif ication  und  Denitrification  im 
gebrachten  und  unkultivierten  Boden  und  die  Beziehungen 
zwischen  diesen  Processen.  Als  Versuchsböden  dienten  Ackerkrume 
und  Untergrund  eines  gebrachten  und  eines  seit  langem  außer  Kultur 
stehenden  Bodens.  —  Mit  diesen  Böden  wurden  Kulturflüssigkeiten  ge- 
impft. Die  leitende  Idee  machte  die  Anlage  von  2  Versuchsreihen  erforder- 
lich, von  denen  die  eine  die  Nitrif ications-  die  andere  die  Denitrifications- 
vorgänge  ausüben  sollte.  —  Der  Nitrificationsproceß  wurde  in  folgender 
Nährlösung  verfolgt:  (NHJg  SO^  2,0  g.  Na  Gl  2,0  g,  K2HPO4  1,0  g, 
MgSO^  0,5  g,  FeSO^  0,4  g,  destilliertes  Wasser  1000  cbm.  Mit  100  ccm 
dieser  Nährlösung  wurden  Fernbach'sche  Kolben  mit  breitem  Boden  be- 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  79 

schickt,  2,5  g  CaCOg  hinzugefügt  und  nach  Sterilisation  10  g  des  absolut 
trockenen  Bodens  eingetragen.  —  Zu  eingehenderer  Verfolgung  des  Nitri- 
ficationsprocesses  wurden  während  der  30  Tage  betragenden  Versuchsdauer 
in  Zwischenräumen  von  5  Tagen  periodische  Untersuchungen  auf  HNOg 
und  HNOg  vorgenommen.  Die  tabellarisch  niedergelegten  Ergebnisse  zeigen 
folgendes:  Mit  der  Versuchsdauer  steigt  die  Menge  der  HNO3  stetig  an. 
Die  vorgefundene  HNO2  ist  offenbar  infolge  alsbald  eintretender  Oxydation 
zu  HNO3  quantitativ  völlig  bedeutungslos.  Während  der  ersten  15  Tage 
ging  der  Nitrificationsproceß  in  der  Krume  wie  im  Untergrund  der  ge- 
brachten Böden  mit  fast  der  gleichen  Intensität  vor  sich,  aber  am  Ende 
des  20.  Versuchstages  trat  ein  Umschlag  ein ;  der  Salpetersäuregehalt 
nahm  von  da  ab,  nur  im  Untergrund  stetig  zu  und  betrug  in  dieser  Schicht 
am  Schluß  des  30.  Versuchstages  das  Zehnfache  des  in  der  Krume  vor- 
handenen. —  Ähnliche  Befunde  ergeben  sich,  nur  mit  weniger  schroffem 
Gegensatz,  für  den  unkultivierten  Boden.  Diese  Beziehungen  finden  einen 
zahlenmäßigen  Ausdruck  in  folgenden  Daten,  welche  den  Salpetersäure- 
befund in  mg  NO3  angeben. 

Krume  Untergrund 

Aprilbrache 10  mg  NO3  100  mg  NO3 

Unkultivierter  ßoden .     .     .       75,,       „  110    .,       ,. 

Es  enthält  darnach  die  Ackerkrume  der  Brache,  also  die  in  bester 
Kultur  stehende  Bodenschicht  eine  erheblich  geringere  Menge  Salpetersäure 
als  der  Untergrund.  Zur  Aufklärung  dieses  im  Widerspruch  zu  den  Beob- 
achtungen im  freien  Felde  stehenden  Befundes  wurde  auch  die  Intensität 
der  Denitrification  in  denselben  Bodenproben  geprüft.  —  Hierzu  dienten 
folgende  Nährlösungen:  Lösung  I - Kaliumtartrat  3,0  g,  Asparagin  1,0  g, 
destilliertes  Wasser  250  ccm.  Lösung  II-HNO3  5,0  g,  K2HPO4  2,0  g, 
MgSO^  2,0  g,  CaClg  0,2  g,  FeClg  Spur,  destilliertes  Wasser  500  ccm.  Die 
Lösung  n  wurde  nach  Neutralisation  durch  KOH  mit  Lösung  I  gemischt 
und  die  Mischung  zum  Liter  aufgefüllt.  Die  mit  100  ccm  dieser  Mischung 
und  10  g  trockenen  Bodens  bei  einer  Temperatur  von  18 — 20"  C.  aus- 
geführten Versuche  ergaben  eine  Zerstörung  der  Salpetersäure  nach  folgen- 
dem Zeitablauf  in  Stunden: 

Krume  Untergrund 

Aprilbrache von  66—72  84—90 

Unkultivierter  Boden ....         „     84—90  90-96 

Die  Denitrifikation  geht  also  in  der  Krume  des  gebrachten  Bodens 
am  intensivsten  vor  sich.  Weniger  intensiv  vollzieht  sie  sich  im  Unter- 
grund und  den  beiden  Schichten  des  unkultivierten  Bodens.  Setzt  man 
voraus,  daß  die  Intensität  dieses  Processes  von  der  Zahl  der  Bakterien  ab- 
hängt, so  muß  die  Krume  des  gebrachten  Bodens  am  stärksten  von  Denitri- 
ficatoren  bevölkert  gewesen  sein.  —  Was  die  Beziehungen  der  Nitrifieation 
und  Denitrifikation  zueinander  angeht,  so  könnte  man  aus  der  Geringfügig- 
keit des  am  Schluß  des  Nitrificationsversuchs  in  der  Krume  des  gebrachten 
Bodens  gebundenen  Salpetersäuregehalts  den  Schluß  ziehen,  daß  diese  in 
bester  Kultur  befindliche  Schicht  die  ungünstigsten  Bedingungen  für  die 
Entwicklung  der  Nitrificationsbakterien  böte.  —  Dieser  Schluß  wäre  un- 
richtig, und  im  Widerspruch  stehend  mit  der  Beobachtung,  daß  die  Nitri- 
fieation im  Bracheboden   am  kräftigsten  vor   sich  geht.     Den  Widerspruch 


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Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


löst  leicht  die  Erwägung,  daß  bei  dem  Laboratoriumsversuch  mit  dem 
Boden  nicht  bloß  Nitratbakterien,  sondern  auch  Denitrificationsbakterien  in 
die  Nährlösung  eingeführt  werden.  —  Die  Lebenstätigkeit  der  ersteren 
schafft  durch  die  Nitratbildung  auch  die  für  die  Denitrificanten  günstigsten 
Lebensbedingungen  und  deren  im  entgegengesetzten  Sinne  wirkenden,  die 
Nitrate  zerstörenden  Tätigkeit. 

in.  Die  Umwandlung  der  leichtlöslichen  Phosphorsäure  in 
unlösliche  im  Boden  unter  dem  Einfluß  chemisch-physikalischer 
und  mikrobiologischer  Faktoren.  Die  Versuchsstation  lieferte  weiter 
einen  Beitrag  zur  Metamorphose  des  Bodenphosphors  und  prüfte  die  Um- 
wandlung der  wasserlöslichen  P2O5  in  unlösliche  Verbindungen.  —  Bei 
diesem  Vorgang  spielen  nicht  bloß  physikalisch-chemische,  sondern  auch  mikro- 
biologische Processe  eine  Rolle.  Die  Versuche  sollten  nicht  bloß  die  In- 
tensität der  Phosphorsäurebindung  in  Krume  und  Untergrund  verschiedener 
Böden,  sondern  auch  den  Anteil  ermitteln,  der  sowohl  dem  chemisch- 
physikalischen, wie  den  mikrobiologischen  Faktor  einzeln  zufiel,  was  durch 
die  Möglichkeit  der  Ausschaltung  des  letzteren  Faktors  zu  erreichen  war. 
Die  Versuchsanordnung  war  folgende:  Eine  Versuchsreihe  erhielt  eine  be- 
stimmte Menge  löslicher  Pg  O5  allein  —  in  einer  Unterabteilung  mit  Zusatz 
von  Kaliumnitrat  — ,  eine  zweite  Versuchsreihe  bekam  in  einer  Abteilung 
eine  bestimmte  Menge  P2O5  aliein,  in  einer  zweiten  neben  derselben  PjOg- 
Menge  eine  Chloroformgabe.  —  Diese  Versuchsanordnung  gestattete  die 
Bestimmung  der  Gesamt-Bindungs-Intensität  und  durch  Anästhetisierung  der 
Mikroorganismen,  also  Ausscheidung  des  mikrobiologischen  Faktors,  auch 
der  einzelnen  an  dieser  Wirkung  beteiligten  Componenten.  —  Die  an- 
gewandte Bodenmenge,  welche  35  %  ihres  Gewichtes  Wasser  erhielt,  be- 
trug 1  kg.  Die  PjOj-Gabe  war  zu  1,3312  g,  die  KNOj-Gabe  zu  3,605  g, 
der  Chloroform  Zusatz  zu  50  ccm  bemessen.  Die  Bodenproben  wurden 
4  Monate  lang  bei  einer  zwischen  15  und  25  ^  C.  schwankenden  Temperatur 
gehalten  und  hierauf  die  noch  vorhandene  wasserlösliche  Pj  O5  bestimmt. 
Es  erwiesen  sich  folgende  Mengen  Pj  O5,  ausgedrückt  in  °/o  der  bei  Versuchs- 
beginn zugesetzten  wasserlöslichen  P2O5,  als  gebunden. 

Versuchsreihe  I. 


Krume 

mit     ohne 

KNO3 

AprUbrache      .     .     .    89,89    87,14 
Unkultivierter  Boden    87,93    84,04 


Untergrund 
mit      ohne 

KNOs 

%        '% 

92,56    91,64 

89,87    86,92 

Krume 


Versuchsreihe  II. 

Krume  Untergrund 

%  % 

Aprilbrache 87,14  91,64 

Unkulti^erter  Boden  ....    84,04  86,92 

Gartenerde 84,06  84,11 

Waldboden 75.28  83,87 

Untergrund 


Intensität  der       mikro- 
biologischen 
Bindung 
o/n 


Aprilbrache  .... 
Unkultivierter  Boden 
Gartenerde  .... 
Waldboden  .... 


2,24 
2,12 
1,48 
2,13 


physikalisch- 
chemischen 
Bindung 
% 
84,90 
81.82 
82,58 
73,15 


Gesamt- 
Bindung 

Vo 

87.14 
84,04 
84,06 
75,28 


mikro- 
biologischen 
Bindung 

7o 

1,70 
0,87 
0,82 
0,22 


physikalisch- 
chemischen 
Bindung 
% 
89,94 
86,05 
83,29       ' 
83,65 


Gesamt- 
Bindung 

% 
91,64 
86,92 
84,11 
83,87 


Die  Ergebnisse  dieser,  wie  auch  vorjähriger  Versuche  leiten  zu  folgenden 
Schlüssen:  1.  Die  Intensität  der  Gesamtbindung  der  leicht  löslichen  PjOj 
ist  abhängig  sowohl  von  physikalisch-chemischen,  wie  von  biologischen 
Faktoren;    sie  steht   in   direkter  Abhängigkeit  von  den  Kulturverhältnissen 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  81 

des  Bodens  und  wächst  mit  der  Zugabe  von  KNO3.  2.  Bei  Zuführung 
verschiedener  Mengen  leichtlöslicher  P2O5  zum  Boden  vollzieht  sich  die 
Bindung  energischer  bei  Zusatz  der  geringeren  Mengen.  3.  Die  Bindung 
der  leichtlöslichen  P2O5  vollzieht  sich  in  den  nicht  chloroformierten  Boden- 
schichten intensiver  als  in  den  chloroformierten.  4.  Die  Intensität  der 
Gresamtbinduug  der  leichtlöslichen  P2O5,  wie  auch  der  physikalisch- 
chemischen und  mikrobiologischen  Bindung  allein  ist  stärker  in  der  Krume, 
als  im  Untergrund. 

IV".  Vegetationsversuche.  Die  Versuche  wurden  in  5  Reihen 
angestellt.  Mit  der  ersten  Reihe  wurde  das  Ziel  verfolgt,  den  Einfluß 
sterilisierter  Böden  auf  das  Pflauzenwachstum  aufzuklären,  in  der  zweiten 
sollte  das  für  die  Pflanzenentwicklung  günstigste  Verhältnis  zwischen  Pg  O5 
und  N  ermittelt  weiden,  die  3.,  4.  und  5.  Reihe  waren  in  der  Absicht 
angelegt,  den  Fruchtbarkeitsgrad  der  Ver&uchsböden  hinsichtlich  des 
Salpeter-N  und  der  leichtlöslichen  PgOj  zu  studieren.  —  Die  Versuche 
wurden  mit  2^/2  kg  absolut  trockener  Erde  von  Böden  des  Versuchsfeldes 
angestellt.  Die  Versuchspflanze  war  Hafer.  —  Als  Versuchsböden  diente 
Krume  und  Untergrund  von  Aprilbrache,  von  unkultiviertem  und  von 
3 jährigem  Luzerneboden. 

1.  Einfluß  sterilisierter  Böden  auf  die  Pflanzenentwicklung. 
Es  wurden  in  Vergleich  gezogen:  Sterilisierte  mit  chloroformierten,  vollge- 
düngten und  normalen  unbehandelten  Böden,  —  Sterilisiert  wurde  die  in 
den  Vegetationsgefäßen  befindliche  Erde  im  Autoclaven  1  Stunde  lang  bei 
2Y2  Atmosphären  Druck.  Die  Chloroformierung  geschah  in  der  Weise,  daß 
die  in  geschlossenen  Gefäßen  befindlichen  Bodenproben  3  volle  Tage  der  Ein- 
wirkung von  aus  50  ccm  CHCI3  sich  entwickelnden  Dampf  ausgesetzt 
wurden.  Nach  völliger  Entfernung  des  CHCI3- Dampfes  bei  Luftzutritt 
wurden  die  Proben  in  die  Vegetationsgefäße  gefüllt.  —  Die  Düngung  be- 
stand im  Zusatz  einer  Lösung  von  K2(H2P04)2,  KNO3  und  MgSO^.  —  Die 
Ernteergebnisse  waren  folgende: 

Krume  der  Aprilbrache  Untergrund  der  Aprilbrache 


Erntemenge 

Verhältnis  der 

Erntemenge 

Verhältnis  der 

in  g 

Erntemenge 

in  g 

Erntemenge 

Unbehandelter  Boden    12,27 

1,00 

6,48 

1,00 

Gedüngter             „         33,59 

2,90 

33,60 

5,18 

Chloroformierter  „         21,08 

1,71     • 

22,39 

3,45 

Sterilisierter         „        36,21 

2.95 

31,55 

4,86 

Die  mit  dem  Untergrund  des    unkultivierten   und   des  Luzernebodens 

angestellten    Versuche   verliefen    ergebnislos,    da    die   Pflanzen   auf   diesen 

Böden   im    ersten    Eutwicklungsstadium    zugrunde    gingen,    nach  Annahme 

des  Vf.,   infolge  der  geringen  Absorptionsfähigkeit  der  Böden   für  Wasser, 

was    nicht    nur    auf    eine    Veränderung    des    Bodens    in    mikrobiologischer, 

sondern  auch  in  physikalisch-chemischer  Beziehung  schließen  ließe.  —  Die 

Krume  dieser  Böden  lieferte  folgende  Ernten: 

Luzerneboden 

Ernteraengen  Verhältnis  der 

in  g  Erntemengen 
Unbehandelt.     .       7,59  1,00 

Gedüngt    .     .     .     27,09  3,56 

Sterilisiert     .     .     30,69  4,04 

Jahresbericht  1913. 


Erntemengen 

Verhältnis  der 

in  g 

Erntemengen 

12,2] 

1,00 

28.45 

2,33 

27,69 

2,26 

6 

82  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Die  Sterilisation  hat  also  zu  einer  beträchtlichen  Vermehrung  der 
Erntemasse  geführt  und  der  Ernteertrag  ist  nahezu  derselbe,  wie  der  bei 
der  vollständigen  Mineraldüngung  erzielte.  Auch  die  CHClg-Behandlung 
hat  eine  Ernteerhöhung  ergeben,  wenn  auch  eine  geringere,  als  die 
Sterilisation.  BeiJe  Behandlungsweisen  müssen  also  eine  Steigerung  des 
Fruchtbarkeitsgrades  zur  Folge  gehabt  haben.  Nach  langjährigen  Beob- 
achtungen sind,  was  die  Nährstoffe  angeht,  die  wesentlichsten  Fruchtbarkeits- 
faktoren des  Yersuchsbodens  von  Ploty  der  Gehalt  an  PjOj  und  N.  — 
Die  Erhöhung  der  Fruchtbarkeit  dürfte  also  bei  beiden  Behandlungsarten 
auf  eine  Vermehrung  assimilierbarer  Verbindungen  des  P  und  N  zurück- 
zuführen sein.  —  Was  zunächst  die  chloroformierten  Böden  angeht,  so 
wurde  durch  Kuiturversuche  mit  den  verschiedensten  Nährböden  sicher 
gestellt,  daß  die  CHClg-Behandlung  eine  beträchtliche  "Vermehrung  der 
Bakterien  herbeigeführt  hatte.  Diese  Vermehrung  dürfte  sich  auch  auf 
die  auf  den  verschiedenen  Nährböden  nicht  entwicklungsfähigen  Bakterien 
erstreckt  haben.  —  Mit  der  Vermehrung  der  Organismen  muß  auch  eine 
Steigerung  ihrer  Lebenstätigkeit  parallel  gehen,  was  zu  einer  intensiveren 
Anhäufung  von  Nährstoffen,  darunter  auch  der  P-  und  N-haltigen  Sub- 
stanzen führen  muß.  —  Was  die  Steigerung  der  Ernteergebnisse  auf  den 
sterilisierten  Böden  angeht,  so  ließ  sich  erweisen,  daß  dieselbe  z.  T.  auf 
eine  Zunahme,  der  in  2procent.  Essigsäuse  löslichen  P2O5  zurückzuführen 
war.  —  Diese  Zunahme  schwankt  in  der  Krume  der  Böden  von  87,7  bis 
120,68,  im  Untergrund  von  47,05 — 76,04%.  Es  muß  also  unter  dem 
Einfluß  der  Temperaturerhöhung  bis  zu  150**  C.  und  durch  den  starken 
Druck  eine  Umbildung  in  lösliche  P- Verbindungen  erfolgt  sein.  —  Com- 
plicierter  erscheint  die  Frage  der  Fruchtbarkeitsvermehrung  hinsichtlich  des 
N.  Durch  die  Sterilisation  waren  erwiesenermaßen  alle  Mikroorganismen 
zugrunde  gegangen.  Mikrobiologische  Processe,  die  eine  Vermehrung  der 
assimilierbaren  N- Verbindungen  hätten  herbeiführen  können,  waren  also 
ausgeschlossen.  —  Der  Umstand,  daß  die  Versuchspflanzen  während  der 
ganzen  Vegetationsperiode  intensiv  dunkelgrün  gefärbte  Blätter  hatten,  zeigte, 
daß  ein  genügender  Vorrat  assimilierbarer  N- Substanz  vorhanden  war. 
Hieraus  schließen  die  Vff. ,  daß  auch  hinsichtlich  der  N-Substanz  eine 
ähnliche  Aufschließung  erfolgt  ist,  wie  bei  den  P-haltigen  Substanzen.  — 
Die  Vegetationsversuche  auf  den  chloroformierten  Böden  zeigen,  daß  die 
Anhäufung  von  Nährsubstanzen  durch  mikrobiologische  Processe  sich  unter 
den  derzeit  als  die  besten  geltenden  Kulturmaßregeln  nicht  mit  der  In- 
tensität vollzieht  wie  unter  anderen  günstigeren  Bedingungen.  —  Die  Ver- 
suche mit  den  sterilisierten  Böden  zeigen,  daß  die  untersuchten  Böden 
einen  genügenden  Reichtum  an  Rohnährmaterial  besitzen,  das  unter  günstigen 
Bedingungen  in  für  die  Pflanze  assimilierbare  Nährsubstanz  übergeführt 
werden  kann.  —  Die  Vff.  wollen  mit  den  vorstehenden  Erörterungen  nicht 
die  Frage  anschneiden,  ob  es  ratsam  ist,  bei  der  Kultur  des  Bodens  neue 
Bedingungen  zu  schaffen,  die  eine  intensivere  Anhäufung  assimilierbarer 
Nährstoffe  herbeiführen  könnten.  Bei  Inangriffnahme  derartiger  Versuche  ist 
stets  im  Auge  zu.  behalten,  daß  mit  Anhäufung  leicht  aufnehmbarer  Nähr- 
stoffe auch  eine  energischere  Ausnutzung  durch  die  Pflanze  Platz  greift,  was 
ohne  genügenden  Ersatz  zu  einer  Verarmung  nicht  bloß  an  Nähr  Stoff  vor  rat 
allein,  sondern  auch  zu  einer  Verminderung  der  Bakterienflora  führen  würde. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  83 

2.  Ermittlung  des  für  die  Pflanzenentwicklung  günstigsten 
Verhältnisses  von  Stickstoff  zu  Phosphorsäure.  Die  Yegetations- 
versuche,  welche  mit  der  Ackerkrume  des  dreijährigen  Luzernebodens  an- 
gestellt wurden,  umfassen  zwei  Abteilungen.  Die  erste  erhielt  neben  ver- 
schiedenen Mengen  N  die  gleiche  Menge  PgOj  (0,4  g)  und  MgSO^  (0,1  g). 
Die  zweite  erhielt  verschiedene  Mengen  P2O5  neben  gleichen  Mengen  N 
(0,2  g)  und  MgSO,  (0,1  g). 

Ernteerträge  bai  steigendem  N- Gehalt: 
N-gabe  in  g      0.0  OJ  0,2  0.3  0,4  0,5 

Ernteertrag  in  mg     .     .     .     12,21         24.30        28,45        30.42        30,80        32,61 
Verhältnis  zahlen    ....      100  199  233  249  254  267 

Ernteerträge  bei  steigendem  PjOj- Gehalt: 
P„0,-gabe  in  g      0,0*)         0,2  0,3  0,4  0,5  0,6 

Ernteertrag  in  mg     .     .     .     12,21         25,99         29,57         28,45         27,13         27,69 
Verhältniszahlen    ....      100  212  242  233  222  226 

*)  Hier  wurde  kein  N  gegeben. 

Diese  Daten  erweisen,  daß  mit  der  Vermehrung  des  zugegebenen  N 
sich  auch  der  Ernteertrag  erhöht.  Vergrößert  man  die  PgOg  unter  Bei- 
behaltung der  übrigen  Versuchsbedingungen,  so  erreicht  der  Ernteertrag 
sein  Maximum  bei  einer  Gabe  von  0,3  P2O5.  Bei  weiterer  Vermehrung 
der  P2O5  ist  nicht  nur  kein  Anwachsen  der  Ernteerträge,  sondern  im 
Gegenteil  ein  gewisses  Bestreben  zur  Verminderung  der  Ernte  eingetreten. 
Der  Versuchsboden  war  empfänglicher  für  eine  N-Düngimg,  als  für  eine 
PgOg-Düngung.  Die  Versuchsanordnung  gestattet  nicht  allein  das  für  die 
Pflanze  günstigste  Verhältnis  von  N  zu  PgOg  festzustellen,  sondern  zeigt 
noch,  welches  dieser  Ele:i;ente  sieh   zuerst  im  Minimum  befindet.     (Kalb.) 

Fruchtbarkeitszustand  des  Bodens  nach  Brache  und  Klee.  Von  A.  By- 
tschikhine.  ^)  —  Die  Vegetationsversuche  sollten  das  Düngungsbedürfnis 
für  KNO3-N  und  leichtlöslicher  P2O5  ermitteln.  Alle  untersuchten  Böden 
erwiesen  sich  dankbarer  für  eine  Phosphatdüngung  als  für  eine  N-Düngung. 
Diese  Erscheinung  machte  sich  besonders  im  Untergrund  bemerkbar.  Der 
Vergleich  mit  den  ungedüngten  Gefäßen  zeigte,  daß  frisch  gebrachter 
Boden  die  höchsten  Ernten  lieferte.  —  Es  ergab  sich  also  auch  bei  diesen 
Versuchen  wieder,  dsß  die  durch  die  Brache  hergestellte  bessere  physi- 
kalische Beschaffenheit  des  Bodens  eine  intensivere  Lebenstätigkeit  der 
Mikroorganismen  begünstigte,  die  ihrerseits  wieder  eine  Anreicherung  an 
assimilierbarer  Pflanzennahrung,  darunter  der  den  Fruchtbarkeitszustand 
wesentlich  mitbedingenden  P-  und  N-Verbindungen  zur  Folge  hatte. 

(Kalb.) 

Mikrobiologische  Untersuchungen  von  Hoch-  und  Niederungsmoor- 
torf.  Von  Harald  R.  Christensen.  2)  —  Gegenstand  der  Untersuchung 
waren:  Studsgaard-Moore;  1.  ein  rohes  mit  Heidekraut  bewachsenes 
Hochmoorareal,  westlich  von  Herning  im  Moor  „Knudemose"  gelegen. 
2.  Ein  Niederungsmoorareal  nördlich  von  Herning  gelegen.  Ein  Teil  dieses 
Areals  war  bei  der  Probeentnahme  in  unangebautem  Zustande,  es  wurde 
als  natürliche  Wiese  zum  Heuschlag  und  Abweiden  benutzt,  während  ein 
anderer    Teil    zwar   angebaut   gewesen,   zurzeit    aber    in    schlechter  Kultur 


1)  18.  Jahresber.  f.  1912  der  Idwsch.  Versuchsst.  zu  Ploty  (gegr.  von  Piinz  Paul  Troubetzkoy). 
Odessa  1913.     Nach  dem  französ.  Bericht  S.  380.  —  2)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  37,  414—431. 

6* 


84  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

war.  Die  Tylstrup-Moore  sind  im  und  am  sog.  Store  Vildmose  in 
Vendsyssel  gelegen.  1,  Ein  rohes  mit  Heidekraut  bewachsenes  Hochmoor- 
areal und  2.  ein  rohes,  unangebautes  Niederungsmoor,  welches  wie  das 
Studsgaard-Niederungsmoor  zum  Heuschlag  und  Abweiden  benutzt  worden 
war.  —  Sämtliche  Torfproben  (der  obersten  ca.  30  cm  starken  Schicht 
entnommen)  waren  bei  ihrem  Eingang  fast  mit  Wasser  gesättigt.  Die 
Hoch-  und  Niederungsmoorproben  aus  den  Studsgaardmooren  enthielten 
durchschnittlich  89,  bezw.  78 ^/o  —  die  aus  den  Tylstrupmooren  86,  bezw. 
79*^/0  Wasser.  Die  7  Proben  aus  den  Studsgaardproben  waren  schwach 
sauer  bis  neutral;  die  5  Proben  der  Tylstrupmoore  waren  dagegen  stark 
sauer.  Diese  Moorproben  wurden  nun  geprüft  bezüglich:  1.  ihrer  Pepton 
zersetzenden  Fähigkeit;  2.  ihrer  Nitrificationskraft;  3.  ihrer  Denitrifications- 
kraft;  4.  ihrer  Cellulose  zersetzenden  Fähigkeit;  5.  über  das  Auftreten  von 
Azotobacter  in  Verbindung  mit  der  biologischen  Bestimmung  der  Basicität 
und  der  Mannit  vergärenden  Fähigkeit.  —  Die  Hauptergebnisse  der  Unter- 
suchung werden  vom  Vf.  wie  folgt  zusammengefaßt.  Es  besteht  zwischen 
dem  Hoch-  und  dem  Niederungsmoortorf  in  bezug  auf  den  mikrobiologischen 
Zustand  ein  durchgreifender  Unterschied,  durch  die  stoffumsetzende  Fähig- 
keit gemessen.  —  Der  Hochmoortorf  hat  sich  durch  folgendes  Verhalten 
gekennzeichnet:  1.  Schwache  Pepton  zersetzende  Fähigkeit  (Fäulniskraft). 
2.  Keine  salpeterbildende  Fähigkeit.  3.  Verhältnismäßig  bedeutende  denitri- 
ficierende  Fähigkeit.  4.  Außerordentlich  schwache  Cellulose  zersetzende 
Fähigkeit.  5.  Sehr  geringe  mannitumsetzeude  Fähigkeit.  —  Bei  dem 
Niederungsmoortorf  sind  folgende  Eigenschaften  festgestellt  worden: 
1.  Verhältnismäßig  kräftige  peptonzersetzende  Fähigkeit.  2.  Kräftige 
salpeterbildeude  Fähigkeit.  3.  Sehr  kräftige  denitrificierende  Fähigkeit. 
4.  Schwache  Celluloao  zersetzende  Fähigkeit.  5.  Kräftige  mannitumsetzeude 
Fähigkeit.  —  Zwischen  den  zwei  Hochmoorflächen  waren  in  biologischer 
Hinsicht  keine  besonders  großen  Unterschiede  vorhanden.  Doch  scheint 
das  Tylstrup-Hochmoor  eine  größere  stoffumsetzende  Fähigkeit  als  das 
Studsgaard-Hochmoor  zu  besitzen  (dieses  läßt  sich  wahrscheinlich  durch 
den  größeren  Gehalt  an  mineralischen  Substanzen  des  ersteren  Moores  er- 
klären. Zwischen  den  zwei  Niederungsmoorflächen  ist  der  Unterschied 
bezüglich  der  Pepton  und  der  Cellulose  zersetzenden  Fähigkeit  ein  ziemlich 
erheblicher,  welche  Tatsache  wahrscheinlich  auf  den  großen  Unterschied  in 
der  Reaktion  dieser  Moore  zurückzuführen  ist;  diese  Fähigkeit  ist  im 
Studsgaard-Niederungsmoor  durchschnittlich  am  kräftigsten.  —  innerhalb 
der  einzelnen  Areale  ist  die  Übereinstimmung  zwischen  den  Proben  im 
allgemeinen  gut.  —  Von  den  Proben  aus  dem  Studsgaard-Niederungsmoor 
bildet  jedoch  Probe  Nr.  1  der  stark  sandigen  Partie  des  südlichen  Teiles 
des  Moores  entstammend,  in  dieser  Beziehung  eine  Ausnahme;  es  hat  sich 
herausgestellt,  daß  dieselbe  eine  viel  geringere  stoffumsetzende  Fähigkeit 
besitzt  als  die  übrigen   Proben. 

Studien  an  Böden,  die  der  trockenen  Hitze  ausgesetzt  waren.  Von 
E.  D.  Clark  und  F.  J.  Seaver.  i)  —  Die  Vff.  dehnten  frühere  Unter- 
suchungen über  die  Wirkung  erhitzter  Böden  auf  das  Wachstum  von  Pilzen 
nun  auf  grüne  Pflanzen  aus.    Sie  fanden,  daß  die  Farbentiefe  des  aus  den 


1)  Science,  n.  ser.  35  (1912),  Nr.  897.  389;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Kec.  26,  815. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  85 

erhitzten  Böden  erhaltenen  Wasserextrakts  dem  Grade  der  Erhitzung  pro- 
portional war.  Auch  der  Gehalt  an  löslicher  Substanz,  organischer,  wie 
anorganischer  und  an  N  usw.  stand  ebenfalls  im  Verhältnis  zu  den  ver- 
schiedenen Hitzegraden  (90 — 180 '^  C).  Die  dunkelen  Extrakte  aus  stark 
erhitzten  Böden  waren  für  das  Wachstum  der  Pilze  sehr  förderlich,  aber 
entschieden  schädlich  für  darin  gezogene  Lupinenkeimlinge  und  diese 
Schädlichkeit  wuchs  mit  der  Farbentiefe  der  Extrakte.  Bei  Hafer,  der  in 
verschieden  hoch  erhitzten  Böden  wuchs,  wurde  eine  leichte  stimulierende 
Wirkung,  bis  zu  125''  hinauf,  konstatiert,  während  der  über  125^  erhitzte 
Boden  eine  toxische  Wirkung  äußerte.  Die  organische  Substanz  der 
dunkleren  Extrakte  gibt  beinahe  alle  Reaktionen  der  reducierenden  Zucker- 
arten; sie  ist  durch  Aceton  fällbar,  riecht  wie  gebrannter  Zucker  und 
reagiert  gegen  Lackmus  stark  sauer.  (Kalb.) 

Die  Einwirkung  der  Kälte  auf  die  Mikroorganismen  und  ihre 
Tätigkeit  im  Boden.  Von  G.  G.  A.  Weber.  ^)  —  Neben  eine  Reihe  ver- 
schiedenartigster Mineralböden  waren  auch  Humus-  und  Moorböden  Gegen- 
stand der  Untersuchung.  Ferner  wurde  der  Wassergehalt  der  Böden 
variiert  indem  letztere  sowohl  im  lufttrocknen  Zustande  sowie  bei  50  ^/^ 
und  bei  voller  Wassercapacität  angesetzt  wurden.  Die  Dauer  der  Kälte- 
einwirkung betrug  bei  allen  Versuchen  14  Tage,  während  welcher  Zeit 
die  Temperaturen  zwischen  10  und  20  "^  (unter  0)  schwankten.  Nach 
Beendigung  der  Gefrierperiode  blieben  die  Erdproben  10 — 12  Stunden  zum 
Auftauen  stehen  und  wurden  dann  zur  Feststellung  nach  dem  Platten - 
verfahren,  zu  Nitri-  und  Denitrifications- Versuchen  benutzt.  Letztere 
wurden  bei  allen  Böden  stets  in  Lösungen  und  in  der  Erde  selbst  in 
üblicher  Weise  durchgeführt.  Die  Ergebnisse  waren  im  wesentlichen 
folgende: 

Keimzahlbestimmungen.  In  den  der  Kälte  ausgesetzt  gewesenen 
Böden  tritt  in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  namentlich  auf  den  Humus-  und 
Niederungsmoorböden  ein  stärkeres  Bakterienwachstum  auf,  in  den  Mineral- 
böden  bei  Sättigung  derselben  mit  Wasser  am  stärksten;  mit  sinkendem 
Wassergehalt  fällt  es.  Bei  den  Moorböden  steigt  die  Keimzahl  mit  sinken- 
dem Wassergehalt  und  ist  beim  ungekühlten  Niederungsmoore  im  luft- 
trocknen Zustande  am  höchsten,  während  sich  beim  Hochmoor  wieder  ein 
Sinken  der  Keimzahl  im  lufttrocknen  Boden  bemerkbar  macht. 

Bei  den  Nitrifications -Versuchen  zeigte  es  sich,  daß  mit  der 
Nitrification  stets  eine  mehr  oder  weniger  große  Denitrification  ver- 
bunden war.  Die  Größe  der  Verluste  an  löslichen  N  hing  von  der  Menge 
der  im  Boden  vorhandenen  organischen  Substanz  ab;  sie  waren  daher  in 
den  Mineralböden  nur  minimal,  beträchtlich  dagegen  in  den  Humus-  und 
Moorböden.  —  Die  Versuche  in  Lösungen  und  Erden  ergaben  direkt  ent- 
gegengesetzte Resultate^  wie  sich  aus  folgendem  ergibt. 


1)   Inang.  -  Dissert.  Jena  1912;    ref.    fast  wörtl.    nach   Jahrb.   d.   Moorkult.   1912,    1,    103—105 
(Densch). 


36  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

In  Lösung:  j  In  der  Erde: 

1.  Die  Kälte  hat  einen  günstigen  '  1.  Die  Einwirkung  der  Kälte 
Einfluß  auf  den  Verlauf  der  Nitri-  ist  an  sich  unbedeutend,  jedoch  eher 
fication  ausgeübt.                                     j  ungünstig  für  den  Nitrificationsproceß. 

2.  Bei  50%  der  Wassercapicität '  2.  Die  Nitrification  ist  im  luft- 


ist die  Nitrification  am  besten,  bei 
Sättigung  der  Böden  geringer,  im 
lufttrocknen   Boden   am  schwächsten. 


trocknen  Boden  am  stärksten ,  ge- 
ringer im  voll  gesättigten  wegen 
mangelnder  Durchlüftung,  am  ge- 
ringsten im  halbgesättigten  Boden. 
3.  Durch  den  Nitrificationsversuch  in  Kulturlösungen  lassen  sich 
nur  gröbere  Unterschiede  in  der  Nitrificationskraft  feststellen,  wie  z.  B,  die 
außerordentlich  geringe  Nitrificationskraft  des  Hochmoorbodens.  Die  Unter- 
schiede waren  nie  derart,  wie  man  sie  nach  dem  Fruchtbarkeitszustand 
und  der  chemischen  und  physikalischen  Beschaffenheit  der  einzelnen  Boden- 
arten erwarten  konnte.  Dagegen  kam  diese  in  der  verschiedenen  Intensität 
der  Nitrification  bei  den  Erdversuchen  deutlich  zum  Ausdruck.  Die 
Nitrification  verläuft  also  in  Lösungen  ganz  anders  als  in  natürlichen 
Erden,  so  daß  es  nicht  möglich  ist,  sich  von  dem  tatsächlichen  Verlauf 
derselben  nach  der  Rem y 'sehen  Methode  ein  auch  nur  annäherndes  Bild 
zu  machen.  —  Bei  den  Denitrifications- Versuchen  bestand  zwischen 
den  Ergebnissen  des  Lösungs-  und  des  Erdversuchs  bezgi.  der  Kältewirkung 
Übereinstimmung.  Die  Kälte  hatte  die  Entwicklung  von  Deuitrifications- 
Bakterien  günstig  beeinflußt.  Am  raschesten  verlief  die  Denitrification  bei 
den  Erdversuchen,  wenn  die  Böden  voll  mit  Wasser  gesättigt  waren. 
Dagegen  fand  in  Lösungen  die  stärkste  Denitrification  in  den  vorher 
halb  gesättigt  gewesenen  Böden  statt.  Charakteristische  Unterschiede  in 
der  Denitrificationskraft  der  verschiedenen  Bodenarten  tiaten  nur  bei  den 
Versuchen  in  der  Erde  auf,  während  Lösungen  nur  ganz  grobe  Diff'erenzen 
anzeigten.  —  In  Lösungen  trat  ein  tatsächlicher  Verlust  durch  gasförmiges 
Entweichen  des  N  ein,  in  den  Erden  wurde  dagegen  der  N  in  feste 
organische  Verbindungen  übergeführt. 

Bakteriologische  Studien  über  Ackerböden.  III.  Die  Wirkungen 
von  Stalldünger.  Von  Percy  Edgar  Brown,  i)  —  Zu  diesem  Versuche 
dienten  fünf  Feldstücke  von  je  Y^q  acre  Größe:  das  Feld  ist  in  der 
Wisconsin -Drift  gelegen  und  vollkommen  eben;  dessen  Boden  ist  Marshall- 
Lehm.  Vor  1908  unterlag  das  Feld  der  gewöhnlichen  Fruchtfolge  und  ist 
nicht  besonders  behandelt  worden.  1908  wurde  eine  4  jährige  Fruchtfolge 
von  Mais,  Mais,  Hafer  und  Kleeheu  eingerichtet.  Im  Herbst  1910  wurde 
gedüngt  in  folgenden  Mengen  per  acre:  Platz  Nr.  1005  erhielt  8  t,  Nr.  1006 
12.  Nr.  1007  16  und  Nr.  1008  20  t  Mist,  Nr.  1004  blieb  ungedüngt.  Im 
folgenden  Jahre  litt  der  Mais  sehr  stark  an  dauernder  Trockenheit  und 
zwar  auf  den  gedüngten  7  Stücken  mehr  als  auf  dem  ungedüngten.  In- 
folgedessen wirkte  der  Mist  ungünstig  auf  die  Ernte  ein.  Im  nächsten  Jahr, 
1912,  war  das  Jahr  günstig  und  brachte  an  zweitem  Mais  eine  normale 
Ernte  und  eine  augenscheinliche  Wirkung  des  Mistes.  Aus  dem  Boden 
der  5  Felder  wurden  am  2.,   15.  und  22.  August  sowie  am  9.  September 


1)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,   39,   523-542  (Labor,  of  Soil  Bacteriology  and  Soll  Chem. 
Iowa  State  College,  Amer.  U.  S.  A.).    Fortsetz.  S.  Ibid.  1912,  35,  234-272. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  87 

Proben  genommen  und  mit  diesen  die  bakteriologischen  Untersuchungen 
ausgeführt.  Die  Zählung  wurde  nach  Einwirkung  zweier  Medien  aus- 
geführt nach  der  modificierten  synthetischen  Agar-^)  und  der  Albumen- 
Agar-Melhode^).  Ferner  wurden  an  den  Bodenproben  geprüft  die  Fähigkeit 
Ammoniak  zu  bilden  aus  Casein,  Eiweiß  und  getrocknetem  Blut,  ferner 
die  Fähigkeit  Ammonsulfat  in  Nitrat  umzubilden.  —  Der  Ernteertrag  an 
Mais  i.  J.   1912  war  folgender: 

ungedüngt  8  t  12  t  16  t  20 1  Stallmist 

in  bush.:  50,50  77,62  86,00  87,00  81,00 

Die  stärkste  Düngung  hat  also  die  Ernte  gegenüber  den  schwächeren 
herabgedrückt  und  gleich  verhielt  sich  der  betreffende  Boden  hinsichtlich 
seiner  bakteriellen  Wirksamkeit  und  Bakterienanzahl.  —  Den  Schlüssen, 
welche  der  Vf.  aus  diesen  Untersuchungen  zieht,  entnehmen  wir  folgendes: 
1.  Die  Anwendung  von  Stallmist  bis  zu  16  t  p.  acre  vermehrt  die  Zahl 
der  Organismen  im  Boden,  ebenso  die  vorerwähnte  bakterielle  Wirksamkeit 
des  Bodens.  2.  Die  größte  Zunahme  kommt  vor  zwischen  ungedüngtem 
Boden  und  dem  mit  8  t  gedüngten,  sowie  zwischen  diesem  und  dem 
Boden  der  12  t  Mist  empfing.  3.  20  t  Mist  p.  a.  verursachte  eine  Ver- 
minderung der  Bakterienzahl,  sowie  der  bakteriellen  Wirksamkeit.  4.  Ei- 
weiß-Agar  bringt  die  Entwicklung  einer  größeren  Anzahl  von  Boden- 
Organismen  hervor,  als  das  „modificierte  synthetische  Agar"  und  gestattet 
deshalb  eine  sicherere  Unterscheidung  von  Böden  verschiedener  Plätze. 
5.  Zwischen  der  Fähigkeit  der  Böden,  Ammoniak  zu  bilden  und  der  Anzahl 
von  Organismen  bestehen  Beziehungen.  6.  Die  Methode,  mit  Casein,  Agar 
und  frischem  Boden  die  Ammoniak-bildende  Kraft  eines  Bodens  zu  be- 
stimmen, war  die  einfachste  und  sicherste,  7.  Die  Methode,  mit  frischem 
Boden  die  Fähigkeit  desselben,  Ammonsulfat  zu  nitrificieren ,  zeigte  die 
größten  Differenzen  zwischen  den  verschiedenen  Böden  —  und  ist  als  die 
rationellste  zu  empfehlen.  8.  Die  Fähigkeiten,  Nitrat  und  Ammoniak  zu 
bilden,  schreiten  in  gleicher  Richtung  fort.  11.  Die  Ergebnisse  der  bakterio- 
logischen Prüfungen  und  die  Ernten  stimmen  fast  genau  überein.  Es  be- 
stehen Beziehungen  zwischen  dem  Grad  der  bakteriellen  Wirksamkeiten 
und  der  Fruchtbarkeit  des  Bodens. 

Die  Verbreitung  und  Wirksamkeit  der  Bakterien  in  Böden  der 
trocknen  Gegend.  Von  Chas.  B.  Lipman.-)  —  Ebenso  wie  die  Wurzeln 
dringen  in  ariden  Böden  auch  die  Bakterien  bis  in  ansehnliche  Tiefen  vor. 
11  verschiedene  Böden  wurden  in  der  Weise  untersucht,  daß  in  regel- 
mäßigen Abständen  bis  zu  12  Fuß  Tiefe  Erdproben  entnommen  und  die 
Bakterienentwicklung  in  Pepton-,  Ammonsulfat-  und  Mannitlösung  (nach 
Rem y 's  Vorschlag)  geprüft  wurde.  Dieses  Prüfungsverfahren  bewährte 
sich  auch  im  vorliegenden  Falle  recht  gut.  —  Die  NH3 -bildenden 
Organismen  waren  in  guten  Erden  auch  in  der  untersten  Schicht  noch 
reichlich  vorhanden,  dagegen  ergaben  die  mit  Alkali-  und  Wüstenboden  ge- 
impften Peptonlösungen  eine  sehr  geringe  NHg-bildung.  Nitratbildung 
war  in  den  guten  Böden  bis  zu  5 — 6,  ausnahmsweise  bis  zu  8  Fuß  Tiefe 
nachweisbar,  in  schlechten  Böden  dagegen  nur  in  den  obersten  1 — 4  Fuß. 


1)   Siehe  vorjähr.  Aitikel.    —   *)  Univ.  California  Publ.  in  Agric.  Sciences  1912,   Vol.  1,   1 — 20; 
hier  refer.  nach  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  ü.  Abt.  1913,  39,  151  (Löhnis- Leipzig). 


88  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Stets  war  aber  die  Nitratbildung  am  lebhaftesten,  wenn  die  Ammonlösung 
mit  Erde  aus  der  obersten  Schicht  (30  cm)  geimpft  wurde.  Azotobacter- 
Entwicklung  konnte  bis  zu  4  Fuß  Tiefe  nachgewiesen  werden;  stark  war 
sie  jedoch  nur  in  1  Falle.  In  Alkali-  und  Wüstenboden  fehlte  Azotobacter 
ganz,  doch  wurde  es  auch  in  manchen  fruchtbaren  kalifornischen  Erden 
vermißt. 

Die  Bakterientätigkeit  im  ßoden  als  Funktion  der  Nahrungs- 
concentration  und  der  unlöslichen  organischen  Substanz.  Von  Otto 
Rahn.i)  —  Diese  Arbeit  ist  eine  Fortsetzung  und  Ergänzung  der  Arbeit: 
„Über  die  Abhängigkeit  der  Bakterientätigkeit  im  Boden  von  Korngröße 
und  Wassergehalt" 2).  Der  wichtigste  Yersuch  ist  von  H,  K.  Wright  in 
der  V.-St.  East  Lansing,  Michigan,  ausgeführt  worden.  Der  Hauptzweck 
der  Arbeit  war  das  Studium  des  Einflusses  schwamm  artiger  Substanz  auf 
die  Bakterientätigkeit,  und  da  für  den  Yersuch  nur  eine  absolut  unlösliche 
und  von  B.  mvcoides  nicht  angreifbare  Substanz  in  Frage  kam,  wurde 
Cellulose  in  Form  von  Filtrierpapier  genommen,  das  fein  zerrieben  in  ver- 
schiedenen Verhältnissen  1,  2,  3,  5  und  10  ^o  gereinigtem  Quarzsand  bei- 
gemischt wurde.  Zugleich  mit  diesen  Mischungen  wurde  auch  in  jeder 
Reihe  Peptonlösung  als  solche  ohne  Sandzusatz  benutzt.  Diese  verschiedenen 
Anstellungen  wurden  im  Autoklaven  sterilisiert  und  mit  einer  Kultur  von 
B.  mycoides  in  .'Dprocent.  Peptonlösung  beimpft.  Nach  2,  4,  6,  10  und 
20  Tagen  wurde  das  NHg  bestimmt  und  so  ein  Bild  von  dem  allmählichen 
Fortschreiten  der  Zersetzung  erhalten.  In  einer  weiteren  Untersuchung 
wurde  der  Einfluß  der  Concentration  der  Peptonlösung  und  schließlich' der 
Einfluß  von  Cellulose  und  Torf  geprüft.  Die  Ergebnisse  führten  zu  folgenden 
Schlußfolgerungen:  ,,Die  Bakterientätigkeit  im  Boden  hängt  von  der  Korn- 
größe, dem  Wassergehalt  und  der  Nährstoffconcentration  ab.  Die  Ge- 
schwindigkeit und  der  Endpunkt  der  Zersetzung  wechseln  mit  diesen  drei 
Faktoren,  um  physiologisch  vergleichbare  Resultate  zu  erhalten,  muß  die 
Bodenlösung  bei  allen  Versuchen  die  gleiche  Nährstoffconcentration  erhalten; 
dies  entspricht  nicht  den  Verhältnissen  im  Ackerboden.  —  Bei  gleicher 
Nährstoffconcentration  im  Boden  zeigt  die  Zersetzung  einiger  Stoffe  unter 
allen  Bedingungen  annähernd  einen  gleichen  Endpunkt;  nur  die  Geschwindig- 
keit, nicht  aber  der  Endpunkt  der  Zersetzung  wird  durch  Korngröße  und 
Wassergehalt  beeinflußt.  Dies  war  z.  B.  bei  der  Peptonzersetzung  durch 
B.  mycoides  der  Fall.  Bei  anderen  Bakterien  und  anderen  Zersetzungen 
waren  sowohl  Geschwindigkeit  wie  Endpunkt  der  Zersetzung  durch  die 
physikalischen  Eigenschaften  des  Bodens  beeinflußt.  —  Schwammartige 
organische  Substanzen,  z.  B.  unzersetzbare  Cellulose,  wirken  in  trockenen 
Böden  wasserentziehend  und  verringern  daher  die  Bakterientätigkeit.  In 
nassen  Böden  dagegen  vergrößern  sie  die  Durchlüftung  und  dadurch  die 
Tätigkeit  der  Aerobier.'^ 

Untersuchungen  über  die  Lösbarkeit  und  Zersetzbarkeit  der  Stick- 
stoffverbindungen im  Boden.  Von  Valmari.^)  —  Das  Ziel  der  Unter- 
suchungen war,  einen  Einblick  in  die  allmählich  vor  sich  gehende  Mobili- 
sation des  Bodenstickstoffs  zu  gewinnen.     Das  Ausziehen  des   organischen 

1)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  38,  484—494.  —  =)  Ebend.  1912,  35,  429—465  und  dies. 
Jahresber.  1912,  85.  —  ^)  Abhandl.  d.  Agrikulturwiss.  Ges.  in  Finnland  1912,  Heft  3;  ref.  nach  Ctrlbl. 
Bakteriol.  U.Abt.  1913,  38,  118  (A^ogel  -  Bromberg). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernälirung.     3.  Boden.  89 

und  NH4-N  aus  dem  Boden  wurde  unter  Zugabe  von  Elektrolyten  (NaCl) 
zu  den  Lösungsmitteln  versucht.  Gleichzeitig  sollte  durch  Anwendung 
von  Säuren  ermittelt  werden,  inwieweit  diese  schon  in  der  Kälte  hydro- 
lysierend  auf  die  organische  N- Verbindung  einwirken  können.  Es  zeigte 
sich,  daß  NHg  von  reinem  Wasser  in  geringerer  Menge  gelöst  wurde,  als 
von  0,5  n-NaCl- Lösung  und  es  darf  angenommen  werden,  daß  eine  solche 
Lösung  allen  ausziehbaren  NH^-N  löst.  Organischer  N  verhielt  sich  gegen 
diese  Lösungsmittel  ganz  entgegengesetzt.  Doch  ist  dabei  zu  berück- 
sichtigen, daß  in  dem  Wasserauszug  nicht  eine  reine  und  klare,  sondern 
eine  durch  kolloidale  N- Verbindungen  getrübte  Flüssigkeit  vorlag,  während 
in  der  Na  Cl-Lösung  dies  nicht  der  Fall  war.  Der  Vf.  glaubt  annehmen 
zu  dürfen,  daß  die  von  0,5  n-NaCl-Lösung  ausgezogenen  Mengen  organischen 
N  gerade  den  assimilierbaren  Anteil  dieser  N-Forra  darstellen.  Auch  für 
die  Bestimmung  des  Nitrat-N  hält  der  Vf.  die  Na  Cl-Lösung  als  das  ge- 
eignetste Lösungsmittel.  (Als  bequemste  Methode  wird  für  die  Nitrat-N- 
Bestimmung  die  Anwendung  einer  Legierung  (ähnlich  der  von  Devarda 
1892  angegebenen)  1)  empfohlen.  —  Wenn  die  Bodenauszüge  durch  Schütteln 
mit  NCl-Lösung  erhalten  worden  sind,  kann  man  die  verschiedenen  N- 
Formen  nacheinander  in  derselben  Lösung  bestimmen:  (N  Hg -Nitrat -N- 
organischer  N).  Nach  des  Vf.  Untersuchungen  kann  geschlossen  werden, 
daß  die  organischen  N- Verbindungen  des  Bodens  den  Proteinen  nahe  stehen. 
Der  Vf.  bestimmte  in  verschiedenen  Moorböden  und  in  Gartenerde  neben 
dem  Gesamt-N  auch  den  Protein-N  nach  Barnstein's  Verfahren.  Es  er- 
gab sich,  daß  der  Protein-N  den  Hauptanteil  des  Boden-N  darstellt,  85 
bis  97  ^Iq.  Der  größte  Teil  dieses  Protein-N  scheint  in  Form  von  Nucleinen 
zugegen  zu  sein,  welche  bei  der  Hydrolyse  in  Protein-  und  Nucleinsäure 
übergehen.  Aus  diesen  entstehen  dann  bei  weiterer  Hydrolyse  Zersetzungs- 
produkte verschiedener  Art  (Diaminosäuren,  Amidazolderivate,  Pyrimidin- 
derivate,  Purinbasen)  und  schließlich  NH3  und  Aminosäuren.  —  Um  den 
Einfluß  von  Säuren  und  Alkalien  auf  die  Hydrolyse  näher  zu  erforschen, 
wurden  Bodenproben  in  wechselnder  Menge  mit  Salzsäure  und  Natronlauge 
behandelt.  In  beiden  Fällen  war  der  organische  N  in  den  Auszügen  meist 
in  Form  von  Aminosäuren  zugegen.  In  der  Lösbarkeit  und  Zersetzlichkeit 
der  N -Verbindungen  in  den  verschiedenen  Bodenproben  bestehen  große 
Verschiedenheiten.  Bei  Moorböden  war  die  hydrolysierende  Wirkung  um 
so  geringer,  je  stärker  zersetzt  die  Moore  waren.  Hieraus  würde  —  im 
Gegensatz  zur  herrschenden  Auffassung  —  folgen,  daß  die  N- Verbindungen 
der  wenig  zersetzten  Moore  leichter  abbaufähig  sind,  als  die  der  stärker 
zersetzten.  Ferner  ergab  sich,  daß  die  N- Verbindungen  des  zersetzten 
Hochmoores  schwerer  zu  hydiolysieren  waren,  als  die  des  zersetzten 
Niederungsmoores. 

Studien  über  Bakterien  in  verschiedenen  Tiefen  einiger  typischen 
Iowa-Böden.  Von  Percy  Edgar  Brown.')  —  Als  Nährlösung  wurde 
die  „modificierte  synthetischer  Agarlösung"^)  verwendet,  bestehend  aus 
1000   ccm     Wasser,     10   g    Dextrose,    0,5  g    K2HOP4,    0,2    g    MgSO^, 


1)  A.  Devarda,  Chem.-Zeit.  1892,  16.  1952  u.  dies.  Jahresber.  1892,  625.  Die  Legieruns:  besteht 
aus  45  T).  AI,  50  Tl.  Ca  u.  5  Tl.  Zn.  —  Valmari's  Legiernn?  enthält  60  Tl.  AI,  37  Tl.  Cu  u.  3  Tl.  Zn. 
—  *)  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  37,  497—521.  —  3)  Ebend.  1910,  25,  447  u.  dies.  Jahresber. 
1912,  82. 


90  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

0,05  g  Pepton  und  20  g  Agar  (Ägarplatten  -  Methode).  Die  Platten 
wurden  nach  der  üblichen  Verdünnungsmethode  präpariert.  100  g  des 
frischen  Bodens  wurden  5  Minuten  lang  mit  200  ccm  sterilen  Wassers 
geschüttelt.  Die  Verdünnungen  entsprachen  Y21  V20O'  V20oo?  V20000  ^^^ 
V200000  eines  Gramms  lufttrocknen  Bodens.  Nach  3  tägiger  Incubation 
bei  25  °  wurden  Zählungen  der  vorhandenen  Bakterien  ausgeführt.  Die 
umfangreichen  Untersuchungen  zerfallen  in  7  Reihen. 

In  der  1.  Reihe  wurden  Bodenproben  von  8  Abteilungen  eines  Ver- 
suchsfeldes (in  Wisconsin)  verwendet,  dessen  Boden  vom  Bodenbüreau  der 
Ver.  Staaten  als  Marshall-Lehm  bezeichnet  ist.  Die  8  Teile  des  Versuchs- 
feldes entsprachen  der  auf  4  Jahre  ausgedehnten  verschiedenen  Bestellungs- 
weise des  Feldes  und  zwar  wie  folgt: 

Platz  Nr.   601  beständiger  Maisbau  (com), 

602  2 jähr.  Rotation:  Mais  und  Hafer, 

605  3'  „  „  „     Hafer,  Klee, 

607  2    „  ,,  ,,     und  Hafer  mit  untergesätem  Klee, 

609  2    „  ,,  ,.       „        „        .,  „  Kuherbsen, 

901  2    ,.  „  „       „        „        „  .,  Roggen, 

903  beständig  Klee, 

904  4jähr.  Rotation:  Mais,  Mais,  Hafer  und  Klee. 

Auf  allen  Stellen  wurden  zu  4  Zeiten:  Den  16.,  23.,  und  30.  Sep- 
tember und  7.  October  Bodenproben  genommen  und  zwar  in  4,  8,  12, 
16,  20,  24,  30  und  36  Zoll  Tiefe.  Außer  der  Bakterienzählung  i)  wurden 
gleichzeitig  der  Wassergehalt  der  Proben  und  einmal  der  Humus-  und 
N- Gehalt  derselben  bestimmt.  Die  Ergebnisse  dieser  Versuchsreihe  sind 
in  folgendem  ziisam mengestellt. 

(Siehe  Tab.  S.  91.) 

In  der  Reihe  2  kam  ein  leichter  liößboden  „Missouri  -  Löß"  2)  zur 
Verwendung.  Proben  dieses  Bodens  wurden  von  oben  ab  von  4 — 4  Zoll 
in  den  ersten  2  Fuß,  dann  6  —  6  Zoll  l)is  zu  15  Fuß  —  im  ganzen  32  Proben 
bis  zu  180  Zoll  Tiefe  genommen.  Im  Durchschnitt  zweier  Zählungen  ent- 
hielt der  Boden  in  4  Zoll  Tiefe  4  414  000  Bakterien  pro  1  g  lufttrocknen 
Bodens;  die  Anzahl  sank  bis  zu  244  in  130  Zoll  Tiefe.  Bei  30  Zoll 
Tiefe  enthielt  dieser  Boden  218  500  Bakterien,  während  der  Boden  der 
Reihe  1  in  der  gleichen  Tiefe  ungefähr  nur  30  000  enthielt.  Da  Feuchtig- 
keits-  und  Humusgehalt  der  beiden  Böden  nahezii  gleich  waren,  so  glaubt 
der  Vf.  die  große  Überzahl  an  Bakterien  im  Lößboden  besseren  Bedingungen 
der  Luftzuführung  zuschreiben  zu  sollen. 

In  der  Reihe  3  kam  derselbe  Boden  wie  vorher  zur  Anwendung 
jedoch  nachdem  derselbe  einer  längeren  ununterbrochenen  strengen  Dürre 
ausgesetzt  war.  Infolgedessen  war  der  Gehalt  an  Feuchtigkeit  und  die 
Anzahl  der  vorhandenen  Bakterien  weit  geringer,  namentlich  in  den 
unteren  Bodenschichten.  Bei  60  Zoll  Tiefe  kamen  bei  vorigem  Boden 
44  500  Bakterien  auf  1  g  Boden  —  bei  diesem  nur   12  900. 

Reihe  4.  Der^  Boden  stammte  vor,  Humeston  in  Süd-Iowa  und  wird 
als  Southern  Iowa-Löß  bezeichnet.  4  Zoll  tief  enthält  der  Boden  5  335000 
Bakterien,  bis  zu  16  Zoll  Tiefe  ermäßigt  sich  die  Zahl  auf  2  685  000; 
dann    fällt   die    Zahl    bei    20  Zoll  Tiefe   plötzlich   auf    710  000    und    bei 


1)  Im  Mittel  ron  4  Zählungen.  —  2)  Obstgarten  in  der  Nähe  von  Council  Bluffs. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden. 


91 


Tiefe  der 

Bakterien 

Bakterien 

Probe- 

Platz 

pro  1  g        * euch- 

Hamus 

N 

Platz 

pro  1  g 

Feuch- 

Humus 

N 

nahme 

Nr. 

lufttrocknen     ^S^'^}^ 

in  o/o 

in  % 

Nr. 

lufttrocknen 

tigkeit 

in  °/o 

in  % 

in  Zoll 

Bodens      |    i°  % 

Bodens 

in  % 

4 

601 

1  752  000 

16,4 

3,55 

0,2465 

609 

3  904  250 

16,5 

3,46 

0.2465 

8 

1  248  250 

16,5 

3,33 

0,2335 

2  951  250 

16,5 

3,63 

0.2310 

12 

546  000 

15,0 

3,21 

0,2305 

653  000 

14,0 

3,12 

0,1635 

16 

298  250 

9,5 

2,92 

0,1531 

303  750 

9,0 

2,93 

0,1271 

20 

153  500 

9,0 

2,64 

0,1012 

198  750 

9,0 

2,56 

0,1090 

24 

93  850 

9,0 

2,38 

0,0882 

91225 

10,0 

2.18 

0,0856 

30 

48  500 

9,5 

2,12 

0,0701 

53  775 

12,0 

1,66 

0,0701 

36 

31600 

9,0 

1,93 

0,0337 

34  325 

12,5 

1,32 

0,0493 

4 

602 

2  959  000 

16,2 

3,98 

0,2621 

901 

2  680  500 

14,8 

3,00 

0,2310 

8 

2  194  500 

16,0 

3,60 

0,2336 

1  953  500 

14,0 

2,87 

0,2059 

12 

522  000 

11,6 

3,30 

0,1765 

483  000 

9,5 

2,87 

0,1790 

16 

304  250 

9,5 

3,18 

0,1583 

246  500 

8,0 

2,34 

0,1245 

20 

184  750 

10,0 

2,98 

0,1220 

159  250 

7,5 

2.10 

0,1064 

24 

90  600 

10,4 

2,66 

0,1012 

87  675 

7,6 

2.04 

0,0779 

30 

54  275 

10,0 

2,11 

0,0882 

50  700 

7,0 

1,93 

0,0545 

36 

33  225 

8,4 

1,29 

0,0441 

32  025 

6,5 

1,51 

0,0259 

4 

604 

4  164  000 

17,5 

3,20 

0,2672 

903 

1  335  750 

18,0 

3,74 

0,2232 

8 

2  943  000 

17,0 

3,29 

0,2284 

844  250 

18,0 

3,47 

0,2102 

12 

1  907  500 

17,0 

3,00 

0,20.50 

393  250 

16,5 

3,17 

0,1661 

16 

315  000 

15,0 

2.53 

0,1583 

248  250 

9,0 

2,50 

0,1375 

20 

155  750 

12,5 

2,32  1  0,1271 

176  250 

8,0 

2,27 

0,1168 

24 

91825 

10,6 

1,92 

0,0960 

88  250 

7,5 

2,25 

0,0986 

30 

53  775 

8,0 

1,67 

0,0675 

47  825 

9,0 

1,77 

0,0831 

36 

34  800 

9,0 

1,12 

0,0441 

31  625 

7,5 

1,49 

0,0493 

4 

607 

4  148  250 

21,0 

3,29 

0,2518 

904 

2  912  000 

14,5 

3,14 

0,2050 

8 

3  591  000 

19,5 

3,70 

0,2362 

2  027  000 

15,5 

2,94 

0,1791 

12 

1  167  750 

19,5 

2,92 

0.1739 

560  500 

14,0 

2,82 

0,1427 

16 

348  250 

17,5 

2,54 

0,1479 

316  000 

13,5 

2,35 

0,1064 

20 

223  000 

18,0 

2,46 

0,1246 

256  000 

10,5 

1,92 

0,0856 

24 

108  750 

16,5 

2,10 

0,1038 

89  225 

7,5 

1,61 

0,0727 

30 

(;0  125 

16,5 

1,50 

0,0727 

49  025 

8,0 

1,39 

0,044J 

36 

37  625 

16,5 

0,85 

0,0441 

32  475 

9,0 

0,92 

0,0233 

?A  Zoll  auf  355  000,  trotzdem  daß  der  Wassergehalt  derselbe  blieb.  In 
den  übrigen  Reihen  kamen  andere  Böden  zur  Prüfung,  so  in  der  5.  ein 
Typ  von  Wisconsin  Drift-Boden,  von  einem  Kleefeld.  Dieser  Boden  ist 
viel  leichter  als  der  Boden  der  eisten  Reihe ;  er  wird  als  Marsball  Sandyloam 
bezeichnet;  in  der  6.  ein  typischer  Waldboden;  in  der  7.  ein  Boden  wie 
in  1.  Reihe,  jedoch  mit  einem  viel  steiferen  Untergrund  als  dieser.  Der 
Yf.  kommt  am  Schlüsse  seiner  Arbeit  zu  folgenden  Sätzen:  1.  In  den  ver- 
schiedenen Bodentypen,  wie  auch  in  dem  einen  Boden  unter  verschiedener 
Bestellungsweise  kommt  die  größte  Zahl  an  Organismen  in  4  Zoll  Tiefe 
(10  cm  d.  R.)  vor.  2.  Bakterien  wurden  in  beträchtlicher  Anzahl  und  in  viel 
größerer  Tiefe  in  Lößboden  als  in  dem  Drift-Boden  gefunden.  3.  Es  war 
eine  mehr  oder  weniger  fortschreitende  Abnahme  der  Anzahl  bis  zu  einer 
Tiefe  von  3,  5  und,  in  einem  Falle,  bis  zu  15  Fuß.  4.  Die  größte  Ab- 
nahme in  der  Anzahl  von  Organismen  kam  innerhalb  der  ersten  12,  und 
in  einigen  Fällen  innerhalb  der  ersten  8  Zoll  vor.  5.  Die  Fruchtfolge  ver- 
mehrt die  Anzahl  von  Organismen  gegenüber  des  beständigen  Anbaues 
einer  Frucht.     6.  In  4  Zoll  unter  der  Oberfläche  ist  der  Boden  unter  der 


92  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

3  jähr.  Rotation  reicher  als  unter  1  —  2  jähr.  Rotation ;  aber  bei  8  Zoll  Tiefe 
ärmer  an  Organismen  als  der  Boden  unter  der  2  jähr.  Rotation  mit  unter- 
gepflügtem Klee  oder  Kuherbsen.  7.  üntergesäter  Roggen  bei  2  jähr. 
Rotation  vermindert  die  Anzahl  der  Bakterien.  8.  Weniger  Bakterien 
kamen  in  dem  Boden  unter  beständigem  Kleebau  vor  als  im  Boden  unter 
beständigem  Maishau.    Geringere  Unterschiede  zeigten  sich  bei  12  Zoll  Tiefe. 

9.  Der  Boden  unter  der  vierjährigen  Fruchtfolge  zeigt  eine  geringere  An- 
zahl als  irgend  einer  der  Plätze,  mit  Ausnahme  derjenigen  unter  beständigem 
Klee-  und  Maisbau  und   der   2  jähr.  Fruchtfolge  mit  untergesätem  Roggen. 

10.  Der  Humusgehalt  der  Böden  aller  Plätze,  ausgenommen  2  —  und 
der  N- Gehalt  aller  der  Böden,  nimmt  mehr  oder  weniger  regelmäßig  ab 
bis  zu  3  Fuß.  Auf  den  Plätzen  mit  2  jähr.  Rotation  und  untergesätem 
Klee  oder  Kuherbsen  war  mehr  Humus  in  8  als  in  4  Zoll  unter  der  Ober- 
fläche. ]  1.  Während  es  in  einigen  Fällen  eine  Beziehung  zwischen  der 
Anzahl  der  Bakterien  zum  Humus-  oder  N- Gehalt  des  Bodens  zu  bestehen 
scheint,  sind  im  allgemeinen  diese  Beziehungen  unhinreichend  begründet. 
Die  Yerschiedenheit  im  Wassergehalt  der  Böden  läßt  das  ebensowenig  er- 
kennen. 12.  Lüftung  des  Bodens  mag  ein  bestimmender  Faktor  sein, 
oder  möglicherweise  ist  es  die  Wirkung  von  in  den  Pflanzen  erzeugten 
giftigen  Substanzen,  welche  die  Veränderlichkeit  in  dem  Bakteriengehalt 
des  Bodens  der  verschiedenen  Plätze  verursachten. 

Zur  Frostwirkung  auf  den  Erdboden.  Erster  Beitrag.  Von  Paul 
Ehrenberg  und  Gisbert  Frhr.  v.  Romberg. -)  —  Die  untersuchten  Erd- 
proben wurden  z.  T.  gar  nicht,  z.  T.  aber  13  mal  bei  4 — 6^  gefroren  ge- 
lassen und  dazwischen  jedesmal  wieder  aufgetaut,  z.  T.  wurde  dies  wechselnde 
Verfahren  97  mal  wiederholt.  Die  Erdproben  waren  zu  die&em  Zweck  in 
Glasbüchsen  verpackt,  deren  eingeschlossene  Glasstöpsel  mit  Paraffin  und 
Pergament  versehen  und  Überbunden  wurden.  Diese  Gefäße  wurden  immer 
24  Stunden  in  die  gekühlte  Salzlösung  einer  Eismaschine  gesenkt  und 
dann  wieder  in  24  Stunden  aufgetaut.  Verwandt  wurden:  1.  Ziegelton, 
2.  ein  Rohhumus  aus  einem  Fichtenbestand  und  3.  ein  schwerer  Acker- 
boden. Die  Ergebnisse  werden  in  folgenden  Sätzen  zusammengefaßt:  Bei 
Böden,  die  eine  geringe  Beeinflussung  ihrer  Kolloide  durch  Frost  erwarten 
ließen,  konnten  wir  im  Sinne  der  älteren  Anschauungen,  die  sich  u.  a. 
bei  Mitscherlich  erwähnt  finden,  eine  Zerteilung  der  Bodenteilchen  durch 
Frost,  und  damit  eine  Erhöhung  der  Hygroskopicitätswerte  experimentell 
feststellen.  Sie  belief  sich  bei  unseren  Versuchen  je  nach  der  Bodenart 
auf  etwa  2 — 8  "/(,.  —  Bei  Böden  dagegen,  die  eine  erhebliche  Beeinflussung 
ihrer  Kolloide  durch  Frost  erwarten  lassen,  wohl  besonders  bei  Ackerboden, 
wirkt  dieser  Erhöhung  der  Hygroskopicität  entgegen  (und  überdeckt  sie) 
die  durch  Coagulierung  der  Bodenkolloide  herbeigeführte  Verminderung 
der  Hygroskopicität.  Diese  wird  um  so  stärker  hervortreten,  je  mehr  die 
Bodenkolloide  noch  in  einem  Zustand  sich  befinden,  der  solche  Coagulation 
in  weitem  Umfange  wahrscheinlich  macht;  zumal  also  bei  wirklich  natur- 
frisch zur  Untersuchung  kommenden  Bodenproben.  Bei  solchen  Böden 
sind  Hygroskopicitätsverminderungen  durch  Frost  bis  rund  4  "/o  beob- 
achtet worden. 


')  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  73—86  (A.  d.  ehem.  Inst.  d.  kgl.  preuß.  Forstakademien  zu  Hannov. -Münden).. 


A.    Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  93 

Bakterientätigkeit  in  gefrorenen  Böden.  Von  P.  E.  Brown  und 
R.  E.  Smith,  ^)  —  üie  Yff.  beobachten,  daß  auf  Synthetic-Agar  entwicklungs- 
fähige Bakterien  —  Ammoniak  bildende,  nitriticierende,  denitrificierende 
und  N-bindende  Arten  —  deren  Tätigkeit  durch  die  Bechermethode  fest- 
gestellt wurde,  in  gefrorenen  Böden  lebten  und  sich  vermehrten.  —  Sie 
nehmen  zur  Erklärung  dieser  Erscheinung  an,  daß  das  hygroscopische 
"Wasser  beim  Gefrieren  des  Bodens  aus  verschiedenen  physikalischen  Ur- 
sachen nicht  erstarrt.  (KaJb.) 

Versuche  über  Wiederimpfung  von  durch  Dampf  sterilisierten 
Böden.  A'on  T.  L.  Lyon  und  J.  A.  Bizzeil.-)  —  Unter  Dampfdruck 
sterilisierte  Böden  wurden  einmal  mit  frischem  Boden  geimpft,  zum  anderen 
mit  durch  trockene  Hitze  steril  gemachtem  Boden  gemengt  und  die  so  be- 
handelten Böden  neben  ungeimpftem  nach  kürzerem  oder  längerem  Stehen 
analysiert.  In  allen  Fällen  verminderte  sich  während  des  Stehens  die 
wasserlösliche  Substanz.  Anfänglich  vollzog  sich  diese  Abnahme  am 
schnellsten  in  dem  mit  frischem  Boden  vermischten,  trotzdem  zeigte  diese 
Probe  nach  6  Monaten  den  größten  Gehalt  an  löslichen  Stoffen.  Denitri- 
fication  fand  augenscheinlich  statt,  dagegen  wurden  mit  der  Impfung 
Ammoniak  assimilierende  Organismen  nicht  in  den  Boden  eingeführt.  — 
Die  auf  den  Böden  gezogenen  Pflanzen  entwickelten  sich  zunächst  am 
besten  auf  den  mit  frischem  Boden  geimpften  Böden,  verlangsamten  aber 
später  ihr  Wachstum.  Diese  üppige  Entwicklung  geschah  auf  Kosten  der 
löslichen  Stoffe,  die  dabei  veischwanden.  —  Die  Versuche  ergaben  bei 
verschiedenen  Böden  beträchtliche  Unterschiede  und  diese  Wachstums- 
abweichungen hingen  nicht  von  der  Menge  der  nutzbaren  Nährstoffe  ab, 
sondern  von  der  Art  der  bei  der  Dampfsterilisation  gebildeten  Giftstoffe, 
für  deren  größere  oder  geringere  Giftigkeit  die  Art  der  im  Boden  ur- 
sprünglich vorhandenen  organischen  Stoffe  bestimmend  war.  Durchlüftung 
und  Pflanzenwuchs  verminderten  die  Giftigkeit  der  dampfsterilisierten  Böden, 
doch  ist  der  Grad  der  Oxydationsgeschwindigkeit  nicht  immer  ein  Maßstab 
für  die  Abnahme  der  Giftigkeit.  (Kalb.) 

Über  das  Entstehen  schädlicher  Wirkungen  bei  humusreichen 
Sandböden    durch   Düngung   mit   Mineralstoffen.     Von  J.  Hudig.  ^)  — 

Im  Anschluß  an  frühere  Versuche*)  unternahm  der  Vf.  weitere  Unter- 
suchungen über  die  Ursache  der  moorkolonialen  Krankheit,  welche  zu  den 
Ergebnissen  führten:  1.  Die  schädliche  Wirkung  einer  alkalischen  Düngung 
auf  humosen  Sandböden,  welche  die  moorkoloniale  Haferkrankheit  ver- 
ursacht, ist  durch  die  Bildung  von  einigen  noch  unbekannten  Humuskörpern 
zu  erklären.  Diese  Körper  kommen  hauptsächlich  in  dem  in  Alkali  un- 
löslichen Teil  des  organischen  Stoffes  vor.  2.  Wenn  Zuckerhumus  mit 
Sand  gemischt  wird  und  diese  Mischung  alkalisch  behandelt  wird  mit  Kalk 
oder  Soda  mit  Chilisalpeter,  wird  dieser  künstliche  Kulturboden  nach  einigen 
Jahren  krank.  3.  Anwendung  von  Pyrogallol  unter  gleichzeitiger  alkalischer 
Behandlung  ruft  nach  einigen  Jahren  auf  reinem  Sande  die  Krankheit  hervor. 


1)  Science,  n.  ser.,  35  (1912),  Nr  897.  380;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Reo.  26,  816.  —  ^)  Orig. 
Commun.  8.  Internat.  Congr.  Appl.  Chem.  15  (1912),  Sect.  VIT,  159—178;  ref.  nach  Exper.  Stat^  Rec. 
28,  80.  —  3)  Verslagen  van  Landbou-wkundige  onderzoekingen  der  Rijslandbouwproef Station  1912,  Nr.  12; 
ref.  nach  Jahrb.  d.  Moorkunde  1912,  1.  101  (Densch).  —  *)  Ldwsch.  Jahrb.  1911,  40,  613—644  u.  dies. 
Jahresber.  1911,  94  u.  95 ;  1912,  510. 


94  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Zur  Frage  der  Cellulosezersetzung  durch  Mikroorganismen.  Von 
A.  Krainsky.  ^)  —  Um  die  cellulosezersetzenden  Mikroben  zu  bekommen, 
hat  der  Vf.  runde  oder  quadratische  Filtrierpapierstücke  in  Erlenmeyer- 
Kolben  mit  Mineralsalzlösung  gebracht,  so  daß  ein  kleiner  Teil  des  Papier- 
stückes in  die  Flüssigkeit  eintauchend  die  Kolbenwand  berührte.  Die  Papier- 
oberfläche war  mit  Infusion  vom  Boden  des  Botanischen  Garten  infiziert.  Bei 
SO*'  bedeckt  sich  das  Papier  mit  verschieden  gefärbten  Taschen  (?).  Am  besten 
zersetzen  das  Papier  die  schwarzen  und  rosigen  Kulturen.  Aus  diesen 
Taschen  hat  der  Vf.  zwei  Actinomyces-Arten  isoliert,  die  in  Reinkultur 
sehr  gut  die  Cellulose  angreifen,  —  Eine  bildet  concentrische  schwarze 
Kreise  und  ist  identisch  mit  den  von  Maercker  beschriebenen  Micr. 
melanocyclus.  Act.  melanocyclus  bildet  auf  Papier  rosige  Kolonien,  die 
sich  bald  mit  schwarzen  Luftsporen  bedecken.  Auf  Glucose-Agar  bilden 
sich  runde  Kolonien,  die  sich  später  auch  mit  schwarzen  Luftsporen  be- 
decken. Die  zweite  Form:  Act.  albo-roseus  bildet  auf  Filtrierpapier  weiße, 
kreideähnliche  Flocken.  Die  Kulturen  bilden  ein  rosiges  Pigment,  das  das 
Papier  und  die  Nährlösung  färbt.  Auf  Ammonsulfat- Dextrose -Agar  und 
Bouillon -Dextrose -Agar  bilden  die  Kolonien  weiße  Luftsporen,  aufBouillon- 
Agar  haben  die  Kolonien  keine  Luftsporen.  Die  Luftsporen  des  A.  melano- 
cylcus  sind  kokkenähnlich,  die  des  A.  albo  roseus  sind  oval  oder  bazillen- 
ähnlich. Beide  Arten  zersetzen  die  Cellulose,  aber  A.  melanocyclus 
stärker,  als  albo  roseus.  Reducierender  Zucker  wurde  in  den  Kulturen 
nicht  gefunden. 

Über  Actynomyceten  des  Bodens.  L  Mittl.    Von   F.  Münster. 2)  — 

Von  diesen  erregen  einige  im  Boden  lebende  durch  Erzeugung  eines  inten- 
siven Erdgeruchs  Interesse.  Da  sie  ferner  eine  Verbindungsgruppe  zwischen 
Bakterien  und  Pilzen  zu  sein  scheinen,  versuchte  der  Vf.,  die  Lebens- 
bedingungen und  Eigenschaften  dieser  Erdbewohner  klarzulegen.  Zur 
Untersuchung  gelangten  folgende  7  Actinomyceten  verschiedener  Böden: 
A.odoriferu.chromogenes       albus  I  albus  II  Sa. Sb^ Sc. 

a.  d.  Lößboden  Sandboden  Asti  ,-     ju   j       t  ■   n-  r\  j.  c  -^ 

V.  Lauchstädt  Groß-Lübars     (Oberitalien)     Sandboden  Lmdi  Ostafrika 

A.  odorifer  erzeugt  einen  intensiven  Erdgeruch,  seine  Luftsporen 
bleiben  auch  im  Alter  weiß.  A.  albus  I  und  II  und  A.  Sc.  sind  ziem- 
lieh ähnlich,  erzeugen  nur  schwachen  oder  keinen  Erdgeruch  und  die 
weiße  Farbe  ihrer  Gonidien  geht  leicht  in  grau,  blaugrau  oder  ähnlich 
über.  A.  Sa.  ebenfalls  meist  ohne  Erdgeruch,  bildet  weiße  bis  gelbliche 
Sporen,  Die  Kolonien  erzeugen  in  ihrer  Mitte  häufig  einen  gelblichen 
■wasserlöslichen  Farbstoff.  Er  zeigte  stets  die  regste  Lebenstätigkeit. 
A.  chromogenes  und  Sb.  riefen  intensive  Braunfärbung  der  Gelatinekulluren 
hervor.  Die  Kulturen  des  letzteren  riechen  intensiv  nach  Wacholder.  — 
Sämtliche  Flüssigkeitskulturen  wurden  in  Erlenmeyer-Kolben  mit  50  oder 
100  ccm  Nährlösung  angesetzt;  Agar-  und  Gelatinekulturen  in  Petri- 
schalen und  Sandkulturen  mit  50  g  durch  H  Gl  usw.  gereinigten  Saalesand 
(bis  2  mm)  in  Erlenmeyer-Kolben  unter  Zusatz  von  10 — 15  ccm  Nähr- 
lösung. —  Die  Arbeit  gliedert  sich  in  folgende  Abschnitte: 


1)  Rnss.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14.  261.  —  «)  Ctrlbl.  f.  Baktoriol.  II.  Abt.  1913,  36, 
365—381  (A.  d.  agtik.-chem.  Versnchsst.  Halle  a.  S.) 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden.  95 

1.  "Wachstum  auf  Agar  und  Gelatine.  Es  ergab  sich,  daß  keine 
Agarkultur  verflüssigt  wurde,  Färbung  kaum  eintrat ;  Gelatine  dagegen  von 
sämtlichen  Actinomyceten,  am  langsamsten  von  chromogenes  und  Sb. 
umgesetzt  wurde.    Chinonbildung  trat  nur  bei  chromogenes  und  Sb.  ein. 

2.  Ausnutzung  anorganischer  N-Formen.  Neben  Natriumnitrat 
und  Ammoniumchlorid  kam  Asparagin  zur  Verwendung,  neben  einer 
N-freien  Nährlösung.  —  Es  zeigte  sich,  daß  die  Actinomyceten  in  N- freiem 
Nährboden  nicht  oder  nur  äußerst  spärlich  zu  wachsen  vermögen,  höhere 
N- Gaben  (0,01  g  N  pro  100  com  Nährlösung)  dagegen  die  beste  Vege- 
tation   hervorriefen    ohne   unterschied  der  3  N-Formen. 

3.  Ausnutzung  einiger  Alkohole  und  Kohlehydrate  als 
C-Qu eilen.  Glycerin,  Lävulose,  Dextrose,  Galactose,  Mannit  und  Stärke 
erwiesen  sieh  als  gute  C- Quelle  für  alle  Actinomyceten;  Lactose  wird  nur 
von  A.  odorifer  nicht  sicher  ausgenutzt,  wohingegen  Arabinose  unsicher 
wirkt.  Rohrzucker  wird  vor  allem  von  dem  Chinon  erzeugenden  Actino- 
myceten und  A.  Sc.  gut  verwertet.  Inulin  scheint  nur  B.  chromogenes  einen 
brauchbaren  Nährstoff  zu  bieten. 

4.  Verwertung  des  C  organischer  Säuren.  Die  Säuren  kamen 
als  Na-  und  Ca -Salze  zur  Verwendung.  Oxal-,  Wein-  und  Hippursäure 
kommen  als  C- Quelle  nicht  in  Betracht.  „Chemisch  behandelte  Humus- 
säure (Merck)  bot  ebenfalls  einen  äußerst  schlechten  Nährboden.  Bern- 
stein- und  Citronensäure  gaben  für  sämtliche  Actinomyceten  einen  sicheren 
guten  Nährstoff  ab,  auch  einigermaßen  für  A.  Sb.,  welcher  Säuren  schein- 
bar recht  schlecht  zu  verwerten  vermag.  Milchsäure  und  Essigsäure  bieten 
einen  brauchbaren  Nährboden. 

5.  Organische  Substanzen  als  C-  und  N-Quelle.  Geprüft 
wurden:  Albumin,  Hemialbumin,  Casein.  Asparagin,  Harnstoff,  Thioharn- 
stoff.  Alanin,  Tyrosin  und  Dicyandiaraid.  Recht  gute  Nährstoffe  in  Nähr- 
lösungen gaben  ab:  Albumiu,  Hemialbumin,  Casein,  Asparagin  und  Alanin, 
etwas  weniger  Tyrosin,  während  Harnstjff,  Thioharnstoff  und  Dicyandiamid 
vollständig  versagten.  Bei  Agarkulturen  ergab  sich,  daß  bei  Harnstoff,. 
Thioharnstoff  und  Dicyandiamid  der  N  ausgenutzt  werden  kann,  der  C  jedoch 
unverwendbar  ist. 

6.  Einfluß  verschiedener  Säuregrade  auf  das  Wachstum. 
Die  Actinomyceten  vertragen  einen  schwachen  Säuregehalt.  Doch  schon 
bei  0,01%  Äpfelsäure  in  der  Nährlösung  und  0,1  °/o  Essigsäure  versagt 
jegliches  Wachstum.  Bernsteinsäure  und  Asparaginsäure  verhindern  lang- 
samer die  Vegetation. 

Algen  in  einigen  Böden  Colorados.  Von  W.  W.  Robbins.^)  — 
Der  Vf.^  der  seine  Arbeit  mit  Literaturangaben  über  die  symbiotischen 
Beziehungen  zwischen  Algen  und  Bakterien  einleitet,  isolierte  verschiedene 
Algenarteu  aus  Coloradoböden  mit  dem  Endzweck,  ihre  Funktion  als  eine 
Kraftquelle  für  die  stickstoffbindenden  Bakterien  zu  studieren,  auf  deren 
Tätigkeit  der  außerordentliche  Nitrat- Reichtum  mancher  dieser  Böden 
zurückgeführt  wird.  —  In  vielen  kultivierten  Coioradoböden  und  Boden- 
typen fanden  sich  Algen  vor.     Es    wurden  21   verschiedene  Arten  isoliert. 


1)  Colorado  Sta.  Bul.  184,  24—36     ref.  nach  Exper.  Stat.  Eec.  28,  31. 


96  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

die  sämtlich  mit  2  Ausnahmen  den  Cyaiaophyceen  angehörten.  Es  ergab 
sich  ein  Vorherrschen  der  Formen  mit  dicken  Gallert -Scheiden.  Die  am 
häufigsten  vorkommenden  Arten  waren:  Phormidium  tenue,  Nostoc  spp., 
Auabaena  sp.,  Nodularia  harveyana  und  Stigonema  sp.  (Kalb.) 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bodenfruchtbarkeit.  IL  Die  Be- 
stimmung von  Rhizobium  im  Boden.    Von  R.  Greig- Smith. ^)  — 

Im  Verlaufe  von  Untersuchungen  zur  Ermittlung  einer  Methode,  die  Anzahl 
von  Azotobacter-Organismen  im  Boden  festzustellen,  ergrab  sich,  daß  der 
bei  weitem  häufigste  N- bindende  Organismus  das  Rhizobium  war.  — 
Der  Vf.  berichtet  über  die  Bestimmung  dieses  Organismus  mittels  einer 
Ausleäe- Methode.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade  schien  die  Boden- 
fruchtbarkeit von  der  Anzahl  der  darin  enthaltenen  Rhizobien  abhängig 
zu  sein  und  die  Wirkung  der  Bodenkultur  besteht  in  der  Vermehrung 
dieser  Organismen.  Die  Zahl  der  Rhizobien  in  einem  g  Boden  variierte 
von  3 — 4  Millionen  und  die  Häufigkeit  ihres  A^orkommens  kann  als  Wert- 
messer der  Bodenfruchtbarkeit  dienen.  (Kalb.) 

Über  die  Rolle  der  Streptotricheen  im   Boden.     Von  A.  Fousek.^) 

—  Streptothrix  chromogena  und  alba  sind  die  am  häufigsten  vor- 
kommenden Bodenbewohner  aus  der  Gruppe  der  Aktinomyceten.  Die  Zahl 
dieser  Organismen  in  verschiedenen  Böden  machte  während  des  Frühjahrs 
6,45— 22,89  7o5  während  des  Herbstes  8,69 -27,64  »/o  der  Gesaratkeimzahl 
aus.  Im  Lehm  wurden  sie  verhältnismäßig  am  häufigsten  gefunden;  doch 
lieferten  Waldböden  noch  etwas  höhere  Zahlen.  Eine  Bindung  des  elementaren 
N  war  in  den  von  Ger  lach  und  Vogel,  sowie  von  Käser  er  benutzten 
Lösungen  nicht  nachzuweisen.  —  Bei  mit  Gramineen,  Cruciferen  und 
Leguminosen  in  Gartenerde  und  in  Lehmboden  durchgeführten  Vegetations- 
versuchen wirkten  die  eingeimpften  Aktinomyceten,  die  sich  während  der 
Versuchsdauer  lebhaft  vermehrten,  entschieden  förderlich  auf  das  Gedeihen 
der  Versuchspflanzen,  wohl  infolge  Aufschließung  der  organischen  Boden- 
bestandteile. Auch  die  KnöUchenbilduug  war  merklich  besser.  Der  Vf. 
vermutet,  daß  die  celluloselösende  Wirkung  der  Streptotricheen  das  Ein- 
dringen der  Knöllchenbakterien  erleichtert. 

Untätigkeit  der  ßodenprotozoen.  Von  R.  Greig-Smith.^)  —  Gibt 
man  Aufschwemmungen  von  Boderiprotozoen,  enthaltend  Colpoda  cucuUus, 
zu  vorher  mit  flüchtigen  Desinfektionsstoffen  (z.  B.  Chloroform)  behandelten 
Erdarten  hinzu,  so  wird  die  Zahl  der  Bakterien  nicht  kleiner  und  die 
Cysten  von  Colpoda  werden  durch  den  Desinfektionsstoff  nicht  zerstört. 
Aufschwemmungen  von  Amöben  bringen  auch  keine*  Verminderung  in  der 
Zahl  der  Bakterien  mit  sich.  L^nfiltrierte  oder  durch  Baumwolle  filtrierte 
Aufschwemmungen  von  Erde  wirken  auf  die  Tätigkeit  von  Erdprotozoen 
nicht  ein. 

Der  beständige  Anbau  von  Weizen  und  Roggen  mit  oder  ohne 
Leguminosen.  Von  Jakob  G.  Lipman,  Aug.  W.  Blair,  Irv.  L.  Owen 
und  H.  C.  McLean.^)  —  Die  Versuche  wurden  auf  einem  Land  ausgeführt, 
das  ziemlich  gleichmäßig  schweren  Tonboden  hat  und  das  bisher  in  laud- 


1)  Proc.  Lirm.  Soc.  N.  S.  "Wales  3G  (1911),  3,  492—503;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Rec.  26,  816.  — 
2)  Mitt.  d.  Hochsch.  f.  Bodenkultur.  Wien  1912.  Bd.  1,  217—244;  ref.  nach  Ctrlbl.  f.  Baktoriol.  1913, 
37,  104  (Löhnis).  —  3)  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales  Abstr.  1912,  2  u.  3;  ref.  nach  Ctrlbl.  f.  Bakteriol. 
U.  Abt.  1913,  39,  152  (Matouschek-"Wien>.  —  *)  New  Jersey  Agric.  Exper.  Stat.  Bull.  25b,  16—24. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.  Boden. 


97 


•wirtschaftlichem  Betriebe  war,  nicht  viel  gedüngt  und  seit  mehr  als 
20  Jahren  nicht  gekalkt  worden  war.  Zu  Beginn  der  Versuche  wurde 
die  ganze  Fläche  gleichmäßig  mit  gemahlenem  Kalkstein  (2000  Pfd.  p.  acre) 
gekalkt.  Anderer  Dünger  wurde  zu  dieser  Zeit  nicht  angewendet.  Als 
Vorfrucht  wurde  auf  den  planmäßigen  4  Plätzen  i:  J.  1908  Mais  gebaut, 
der  Ende  August  geerntet  wurde  und  folgende  Erträge  lieferte:  PI.  68: 
365  Pfd.;  PI.  69:  390  Pfd.;  PI.  70:  425  Pfd.  und  PI.  71  425  Pfd.  Die 
nächsten  4  Jahre  wurden  auf  den  Plätzen  68  u.  70  Winterroggen  und  auf 
69  u.  71  Weizen  gebaut  und  dazu  gedüngt  mit  20  Pfd.  Superphosphat 
und  10  Pfd.  KCl  für  jeden  Platz.  PI.  70  u.  71  erhielten  eine  Einsaat 
von  Kuherbsen,  die  jedes  Jahr  als  Gründünger  vor  der  Einsaat  des  Ge- 
treides  untergepflügt   wurden.     Berechnet   auf    1  acre   waren    die  Erträge: 


Jahr 

Körner 

bll. 

Gesamt- 

Trockensbst. 

Pfd. 

Gesamt-N 
Pfd. 

Körner 
bu. 

Gesamt- 

Trockensbst. 

Pfd. 

Gesamt-N 
Pfd. 

Roggen/Weizen 
ohne  Leguminose 

1909 
1910 
1911 
1912 

25.21 
16,96 
16,96 
19,64 

5812 
3500 
2400 
2925 

33,16 
25,26 
23,32 

23,84 

19,60 
14.17 
15,83 
11.25 

2900 
2950 
1950 

1775 

31,92 
23,84 
25,20 
15,94 

Roggen/Weizen 
mit  Leguminose 

»umme 

1909 
1910 
1911 
1912 

78,77 

27,50 
13,39 
27,68 
30,36 

14637 

5940 
3000 
4050 
5475 

105,58 

38,00 
20,12 
36,12 
35,56 

60,85 

31.07 
15,83 
26,67 
22.08 

9575 

3264 
2800 
3800 
4275 

96,90 

34,84 
26,00 
46,18 
33,72 

S 

5umme 

98,93 

18465 

129,80 

95,65 

14139 

140,74 

Vierjähriger  Durchschnitt, 
ohne  Leguminosen:  Weizen  u. Roggen,  Körner:  69,81  bu.,  Trcksbst.:  12106,  N:  101,24 
mit  „  „  „  „       97,29  „  „  16,802  „   135,27 

Impfversuche  mit  Knöllchenbakterien  an  Lupinen  und  Serradella. 
Von  A.  Herke.  ^)  —  Die  Versuche  wurden  in  verschiedenen,  z.  T.  sterili- 
sierten Böden  in  Kulturgefäßen  mit  Nitragin(-Kühn),  Nitrobacterine  und 
Azotogen  ausgeführt.  Keine  der  Kulturen  war  von  besonderer  Wirkung. 
Azotogen  erschien  wirksamer  als  Nitragin,  um  ein  geringes  steigerten  sie 
die  N-Ansammlung  und  den  Körnerertrag.  Nitrobakterine  war  ohne  Ein- 
fluß, Impferde  gab  die  besten  Resultate.  Der  N-Gehalt  der  Körner  blieb 
durch  die  Impfung  unbeeinflußt.  Humus-  und  N-reicher  Boden  wirkte  un- 
günstig auf  die  Impfung;  Kalkgehalt  hatte  keine,  Kaliphosphatdüngung 
eine  günstige  Wirkung.  Die  Struktur  des  Bodens  zeigte  sich  ohne  Einfluß 
auf  die  Impfung. 

Untersuchungen  über  das  Bakterien-Impfpräparat  „Heyls  con- 
centradet  Nitrogen  Producer"  (Composite  Farmo  germ.).  Von  G.  Brede- 
mann.'^)  —  Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  faßt  der  Vf.  in  Folgendem 
zusammen:  Das  untersuchte  Präparat  bestand  im  wesentlichen  aus  zwei 
kulturell  unterscheidbaren  Formen  von  Knöllchenbakterien,  wahrscheinlich 
Serradella-,  bezw.  Lupine-  und  Luzerne-  bezw.  Gelbklee-Bakterien.  Diese 
Bakterien    w^aren    im    Präparat    in    außerordentlich   zahlreicher    und    über- 


1)  Kiserl.  Közlemenyek  1913,  16,  10;  ref.  von  Gratz  (Magyarovär)  in  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt. 
1913,  39,  156.  —  2)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  43.  669-694   (.Mitt.  d.  Idwsch.  Versuchsst.  Hai  leshausen). 

Jahresbericht  1913.  ' 


98  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

wiegender  Menge  vorhanden.  Neben  ihnen,  wohl  als  zufällige  Ver- 
unreinigungen, wurden  vereinzelte  Keime  einer  Rosa-Hefe,  eines  Sporen- 
bildners, einiger  roter  und  gelber  Coccen  und  eines  kleinen  Stäbchens 
gefunden.  Knöllchenbakterien  von  Rotklee,  Schwedenklee,  Wundklee,  Espar- 
sette, Wicke,  Pferdebohne  und  Felderbse  konnten  nicht  nachgewiesen 
werden,  auch  keine  freilebenden  N-sammelnde  Bakterien.  —  Die  dem 
Präparate  von  seinen  Herstellern  u.  a.  nachgerühmte  Wirkung:  „wirkt  auf 
alle  Erden,  verwandelt  innerhalb  einer  Saison  schlechtes  Land  in  gutes, 
vermehrt  das  Wachstum  und  den  Nährwert  aller  Pflanzen  und  bereichert 
den  Boden",  muß  als  irreführend  bezeichnet  werden.  Eine  direkte  Wirkung 
des  Präparates  auf  „alle  Pflanzen"  kann  nach  obigem  Befunde  nicht  be- 
stehen und  besteht  auch,  wie  durch  Impfversuche  auf  Freiland  und  in 
Gefäßen  an  Senf,  Buchweizen,  Gerste  und  Hafer  nachgewiesen  wurde,  in 
der  Tat  nicht.  Eine  solche  Wirkung  könnte  —  mit  den  nötigen  Ein- 
schränkungen —  höchstens  indirekt  als  Nachwirkung  der  entsprechenden 
mit  dem  Präparate  geimpften  Leguminosenvorfrucht  in  Frage  kommen. 

Die  Knöllchenbakterien  und  die  Präparate  für  Bodenimpfung. 
Yen  I.  Makrinojj.^)  • —  Die  in  Rußland  gebräuchlichsten  und  verbreitetsten 
Präparate  für  Bodenimpfung  hat  der  Vf.  zuerst  einer  bakteriologischen 
Analyse  und  dann  einer  Prüfung  in  Vegetationsgefäßen  unterworfen.  Die 
bakteriologische  Untersuchung  hat  erwiesen,  daß  das  flüssige  Nitragin  von 
Kühn  und  das  Nitrobakterin  von  Battomley  bei  einem  Gehalt  von  fremden 
banalen  Formen  den  specifischen  Mikroorganismus  (Bacillus  radicicola)  nicht 
enthalten;  das  Azotogen  von  Simon  und  das  „feste"  Nitragin  von  Kühn 
wiesen  zwar  auch  fremde  Mikroorganismen  in  großer  Menge  auf,  enthielten 
aber  doch  Knöllchenbakterien  in  genügender  Menge  (annähernd  50%). 
Diese  Präparate  wurden  zu  einem  Vegetationsversuch  mit  Sandkulturen 
verwandt;  parallel  wurden  Reinkulturen  von  Bacil.  rad.  und  frische  Knöllchen 
geprüft.  Dieser  Versuch  hat  gezeigt,  daß  die  besten  Resultate  die  Pflanzen 
ergeben  haben,  die  mit  Reinkulturen  von  Bacil.  rad.  geimpft  waren;  die 
Wirkung  des  Azotogens  und  Nilragins  war  etwas  schwächer,  aber  doch 
vollständig  befriedigend;  der  Einfluß  der  Knöllchen  war  noch  schwächer, 
jedoch  entwickelten  sich  die  Pflanzen  auch  in  diesem  Falle  normal. 

Versuche  über  Bodenmüdigkeit,  besonders  Leinmudigkeit.  Von 
Hermann  Kaserer.  ^)  —  Das  Problem  der  Bodenmüdigkeit  läßt  sich  in 
der  Frage  des  Verhaltens  grüner  Pflanzen  zu  anderen  gleicher  oder 
anderer  Art  und  zu  den  Bodenorganismen  zusammenfassen.  Der  Vf.  hat 
sich  mit  folgenden  Teilfragen  beschäftigt:  Einfluß  der  Düngung  mit  Stroh 
einer  bestimmten  Pflanze  auf  die  Keimung  und  das  Wachstum  dieser  und 
anderer  Pflanzen.  Einfluß  der  Vorfrucht  auf  das  Gedeihen  des  Leines. 
Einfluß  einer  wiederholten  Aussaat  auf  das  Auflaufen  und  das  Gedeihen 
des  Leines.  Einfluß  der  Aussaat  von  Lein,  Erbse  und  Gerste  auf  das 
Auflaufen  sofort  nach  Beseitigung  der  ersten  Keimlinge  angebauter  oder 
anderer  Pflanzen.  Ursache  der  Leinmüdigkeit  (Bakterien  oder  Toxine). 
Einfluß  „müden"  Bodens  auf  Lein,  Erbse,  Gerste,  wenn  die  Pflanzen  in 
gesundem  oder  müdem  Boden  gekeimt  haben  und  in  gleichen  oder  anderen 
Boden  verpflanzt  werden.     In   6  Versuchsreihen  wurden  ca.  1000  einzelne 

1)  Euss.  Joum.  f.  exporim.  Ldwsch.  1913,  14,  367.  Deutsch.  Ausz.  —  ^)  Mitt.  d.  Idwsch.  Lehr- 
kanzeln der  k.  k.  Hochschule  für  Bodenkultur  in  Wien  1913,  Bd.  11.  Heft  2. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  99 

Yersuche  durchgeführt.  Die  verwendeten  Gefäße  faßten  8,5  oder  5,5  kg 
Erde.  Die  erste  Versuchsreihe  betraf  den  Einfluß  schwacher  Strohdüngung 
auf  Lein,  Erbse,  Gerste  und  den  Einfluß  der  Vorfrucht  auf  Lein.  Die 
Strohdüngung  sollte  die  Wurzelrückstände  der  Vorfrucht  ersetzen  und 
wurde  in  mehreren  Abänderungen  angewendet.  Bei  Versuch  II  sollte  der 
Einfluß  wiederholter  Ansaat  auf  Keimung  und  Gedeihen  des  Leines  unter- 
sucht werden,  indem  die  Keimlinge  der  früheren  Aussat  nach  dem  Auf- 
laufen beseitigt,  die  Gefäße  aber  unmittelbar  darauf  neu  bestellt  wurden. 
Es  wurden  auf  diese  Art  4  Ansaaten  nacheinander  durchgeführt.  Ver- 
such III  beschäftigte  sich  mit  dem  Einfluß  wiederholter  Ansaat  von  Lein, 
Erbse,  Gerste  auf  das  Auflaufen.  Auch  hier  wurden  alle  Kombinationen 
und  Permutationen  durchgeführt.  Versuch  IV  betraf  den  Einfluß  stärkerer 
Strohdüngung  auf  das  Auflaufen  von  Lein,  Erbse,  Gerste,  Versuch  V  die 
Verpflanzung  von  Lein,  Erbse,  Gerste  zur  Aufklärung  des  Unterschiedes 
von  Keimmüdigkeit  und  Wachsmüdigkeit,  indem  bei  jeder  Pflanze  in  ge- 
sundem, leinmüdem,  erbsenmüdem  und  (soweit  als  möglich)  gerstenmüdem 
Boden  Keimlinge  erzogen  und  wieder  in  gesunden  usw.  Boden  gebracht 
wurden.  Die  Ergebnisse  aller  Versuche  lassen  sich  folgendermaßen  zusammen- 
fassen :  Bei  der  Müdigkeit  des  Leines  ist  zwischen  ,,Keimungsmüdigkeit" 
und  „Wachstumsmüdigkeit"  zu  unterscheiden.  Die  Keimungsmüdigkeit  des 
Leines  ist  eine  der  Keimungsmüdigkeit  der  Erbse  ähnliche  Erscheinung; 
die  Samen  verfaulen  im  Boden.  Dieses,  wahrscheinlich  durch  pektin- 
vergärende Bakterien  herbeigeführte  Verfaulen,  ist  bei  beiden  Pflanzen,  ab- 
gesehen von  der  Lebenskraft  des  Saatgutes,  abhängig  nicht  nur  von  der 
Boden beschafi'enheit,  der  Feuchtigkeit  und  der  Beschafl'enheit  der  Boden- 
flüssigkeit (Düngung),  sondern  vermutlich  in  besonders  hohem  Grade  von 
der  Temperatur  sowie  auch  von  der  Anzahl  der  die  Samen  angreifenden 
Mikroorganismen.  Daher  denn  jede  Vermehrung  dieser  Organismen  durch 
wiederholte  Aussaat  oder  auch  Düngung  mit  pektinhaltigem  Stroh  die 
Keimmüdigkeit  erhöht.  Besonders  bei  Erbse  treten  diese  Erscheinungen 
klar  zutage.  Böden,  die  für  Lein  keimmüde  sind,  sind  dies  auch  für 
Erbse,  das  Umgekehrte  ist  häufig,  doch  nicht  immer  der  Fall.  —  Die 
Keimmüdigkeit  verschwindet  jedoch  häufig  wieder  ganz  oder  teilweise. 
Die  Wachstumsmüdigkeit  konnte  mit  völliger  Sicherheit  nur  bei  Lein  fest- 
gestellt werden,  sie  kann  durch  Düngung  nicht  behoben  werden  und  drückt 
sich  besonders  in  niedriger  Kornernte  aus.  Die  Wachstumsmüdigkeit  wird 
durch  Leinstrohdüngung,  durch  wiederholten  Anbau  von  Lein,  aber  auch 
durch  Impfung  mit  (15%)  leinmüder  Erde  ausgelöst.  Auch  gesunde 
Pflanzen  kümmern,  wenn  man  sie  in  leinmüde  Erde  pflanzt;  die  Keimung 
in  müder  Erde  scheint  dagegen,  wenn  die  Pflänzchen  dann  in  gesunde 
Erde  kommen,  nicht  nachteilig  zu  wirken.  Erbsenmüde  Erde  scheint  auch 
auf  Lein  ungünstig  wirken  zu  können.  —  Bei  Gerste  wurden  Müdigkeits- 
erscheinungen nicht  beobachtet.  Als  Zwischenfrucht  zwischen  Lein  und 
Erbse  oder  umgekehrt  schwächen  Gerstenkeimlinge  die  Müdigkeit  ab.  — 
Erbsenmüder  Boden  scheint  der  Gerste  besonders  zuzusagen.         (Dafert.) 

Die    Bewegung    des    Schwefels    im    Boden;    Studie    über   seine 
Oxydation.     Von  Ch.  Brioux  und  M.  Guerbet.^)   —    Die   befruchtende 


1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1476—79. 

7* 


100  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Wirkung  des  S  auf  den  Pflanzenwuchs,  welche  von  einigen  Forschern  dar- 
gelegt worden  ist,  gab  den  Anlaß  zu  dieser  Arbeit.  Diese  gliedert  sich 
in  2  Abschnitte.  Abschnitt  I  behandelt  den  Einfluß  der  Natur  des  Bodens 
und  der  Zusätze  von  Kohlehydraten  oder  N-haltiger  Substanz  auf  die 
Oxydation  des  S.  Zwei  verschiedene  Böden  dienten  zu  diesen  Versuchen, 
a)  ein  leichter,  sandiger  und  humoser,  8  %  CaCOg  enthaltend  und  b)  ein 
schwerer,  kalkarmer  Boden.  In  500  g  der  Boden  wurden  in  platten  Ge- 
fäßen, mit  Zusätzen  und  destill.  Wasser  versehen,  bedeckt  mit  Glasplatten 
einige  Zeit  stehen  gelassen.  Yon  5  zu  5  Tagen  bez.  7  zu  7  Tagen  wurden 
dem  Boden  Proben  entnommen  und  in  diesen  der  Gehalt  an  SO3  bestimmt. 
Die  Versuchsreihen  enthielten  1)  Boden  ohne  Zusatz  von  S,  2 — 5)  Boden 
mit  S,  auf  1  kg  4  g  sublimierter  S.  2.  bekam  keinen  Zusatz,  3)  auf 
1  kg  Boden  5  g  Saccharose,  4)  5  g  Stärke,  5)  5  g  Pepton.  Beim  kalk- 
armen Boden  fiel  bei  3)  der  Zusatz  von  Zucker  weg,  dagegen  w^urden  20  g 
CaCOg  zugesetzt.  Während  nun  die  Oxydation  des  von  Natur  in  den 
Böden  enthaltenen  S  nur  eine  mäßige  war,  namentlich  bei  dem  schweren 
Boden,  so  wurde  der  dem  Boden  zugesetzte  S  in  stärkerem  Grade  oxydiert. 
Hierüber  und  über  den  Einfluß  der  außer  dem  S  zugesetzten  organischen 
Stoffe  geben  nachstehende  Werte  Bescheid.  Von  dem  zugesetzten  S  wurde 
im  leichten  Boden  nach  30  Tagen,  im  schweren  Boden  nach  40  Tagen 
in  ^/o  oxydiert 

ohne  S  4-  S        siha^öse    +  S  +  Ca  CO3      +  S  +  Stärke       _^  ^pt^^ 

im  leichten  Boden     —  59,9  27,9  —  24,3  82    % 

„    schweren     „  —  31,0  —  67,0   (Glucose)25,4  48,6,, 

II.  Ein  weiterer  Versuch  über  den  Einfluß  der  Bakterien  auf  die 
Oxydation  des  S  erwies,  daß  diese  Oxydation  fast  ausschließlich  bakterieller 
Natur  ist.  Auch  darauf  geprüftes  Calciumpolysulfid  unterlag  bakterieller 
Oxydation.  Die  wiederholt  beobachtete  günstige  Wirkung  von  S  auf  das 
Pflanzen  Wachstum  dürfte  auf  die  erzeugte  SO3   zurückzuführen  sein. 


Literatur. 

a)  Mineralien.  Gesteine,  Verwitterung. 

Aarnio,  B.:  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Frage  der  Ausfällung  des 
Eiseng  in  Podsolboden.  1.  Mitt.  —  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  111. 
131-146. 

Björlykke,  K.  0.:  Norges  Kvartärgeologie.  Norges  undersökelse  Nr.  65. 
Kristiania  1913. 

Prosterus,  B. :  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Bodenbildung  in  Tonen  der 
humiden  Gegenden.  —  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  99 — 136. 

Gans,  R. :  Über  die  chemische  oder  physikalische  Natur  der  kolloidalen 
wasserhaltigen  Tonerdesilicate.  —  Ctrlbl.  f.  Min.  u.  Geol.  1913,  699  u.  728. 

Grüner,  H. :  Die  Marschbildungen  an  den  deutschen  Nordseeküsten.  Eine 
bodenkundlich -landwirtschaftliche  Studie.    Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  1913. 

Lienau,  Detlev:  Die  Entstehung  der  Ackerböden,  erläutert  an  den 
geologisch -agronomischen  Verhältnissen  in  der  Provinz  Sachsen,  im  Herzogtum 
Anhalt  und  den  Thüringischen  Staaten.    Halle  a.  S.,  Lud w.  Hofs tetter,  1912. 

Lotz,  H. :  Die  Verwitterung  gesteinsbildender  Mineralien  unter  Einwirkung 
von  schwefliger  Säure.  —  Ber.  d.  Oberhess.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilkunde. 
N.  F.  Naturwiss.  Abt.  4,  70 — 108.  —  Der  Verwitterungsproceß  läuft  auf  Fort- 
führung fast  aller  Basen  und  Anreicherung  an  SiOj  (-{- TiCj)  hinaus.  Fe^Og 
und  AljOg  werden  im  Gegensatz  zur  normalen  Verwitterung  am  stärksten  gelöst. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  101 

Masö,  Miguel  Saderra,  und  Smith,  "Warren  D.:  The  Relation  of 
seismic  disturbances  in  the  Philippines  to  Geologie  Structure.  —  The  Philippine 
Journal  of  Science  A.  Chemical  and  Geological  Sciences  and  the  Industries 
1913,  Vol.  VIII.  Nr.  4,  199—232.     4  Tafeln. 

Smith,  Warren  D.:  Conti'ibution  to  the  Stratigraphy  and  fossil  Inverte- 
br&,te  Fauna  of  the  Philippine  Islands.  —  The  Philippine  Journal  of  Science 
A.  Chemical  acd  Geological  Sciences  and  the  Industries  1913,  Vol.  VIII.  Nr.  4, 
235-295.     20  Tafeln. 

Müntz,  A.,  und  Gaudechon,  H.:  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Tons.  — 
Compt.  rend.  de  TAcad  des  sciences  1913,  157,  968 — 975.  —  Die  VfF.  kommen 
zu  dem  Schluß,  daß  die  Schwere  allein  zur  Charakterisierung  der  Tone  dienen 
kann  und  schlagen  vor:  diejenigen  Tonteilchen  als  grob  zu  bezeichnen,  die  sich 
in  4  Std.  absetzen,  diejenigen,  welche  sich  in  16,48  Std.  abscheiden,  als  mittel- 
fein und  fein;  die  Teilchen  aber,  welche  nach  48  Stunden  noch  schweben 
bleiben,  als  sehr  fein. 

Niklas,  Hans:  Chemische  Verwitterung  der  Silicate  und  der  Gesteine. 
München,  Verlag  f.  Fachliteratur,  1912. 

Rohland,  Paul:  Die  Bodenbeweglichkeit.  —  Ztschr.  f.  Chem.  u.  Industr. 
der  Kolloide  12,  189.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1999  (Groschuff).  —  Böden,  die 
Kolloidstoffe  und  kolloidveranlagte  Stoffe  (Ton,  Humus)  enthalten,  „stehen"; 
Böden,  die  fast  nur  krystallisierte  und  amorphe  Körper  enthalten  (sandartige 
Böden)  „rutschen".  Durch  quantitative  Bestimmung  der  Kolloide  läßt  sich  ein 
Anhalt  für  die  Bodenbeweglichkeit  finden. 

Tacke,  Br. ,  und  Bersch,  W.:  Jahrbuch  der  Moorkunde.  Bericht  über 
die  Fortschritte  auf  allen  Gebieten  der  Moorkultur  und  Torfverwertung.  1.  Jahrg. 
1912.     Hannover,  M.  u.  H.  Schaper,  1913. 

Ulpiani,  C:  Laterit- Verwitterungsprozeß  in  ariden  Ländern.  —  Le 
Stazioni  Sperim.  Agrar.  Italiane  1912,  14,  629 — 653. 

Zuccäri,  Gino:  Über  die  Gegenwart  von  Arsen  als  normaler  Bestandteil 
des  Bodens.  —  Gazz.  chim.  ital.  1913,  43,  II.  398-403. 

b)  Kulturboden.     1.   Analysen  und  Eigenschaften. 

Albert:  Neuere  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Bodenkunde.  —  Ztschr. 
f.  Forst-  u.  Jagdw.  1912,  240. 

Blanck,  E.:  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Agrikulturchemie.  I.  Boden- 
kunde. —  Sonder- Abdruck  aus  Fortschritte  der  Chemie,  Physik  und  physik. 
Chemie  1912,  ßd.  VI. 

Blanck,  E.:  Wege  und  Ziele  bodenkundlicher  Forschung  und  Lehre.  — 
Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  462 — 473.  —  Dieser  Betrachtung  ist  zu  ent- 
nehmen, ,,daß  eine  wirkliche  Förderung  der  Bodenkunde  nur  dann  gewährleistet 
werden  kann,  wenn  sie  als  selbständige  Wissenschaft,  zerfallend  in  zwei  Haupt- 
teile, wissenschaftliche  Bodenkunde  und  Te<^hnologie  des  Bodens,  gelehrt  wird 
und  zwar  von  Bodenkundlern,  die  infolge  nicht  nur  ihrer  Ausbildung,  sondern 
ganz  speciell  entsprechend  ihrer  Forschungstätigkeit  auf  beiden  Teilgebieten, 
diese  zu  beurteilen  befähigt  sind." 

Coffey,  George  N.:  Eine  Studie  der  Böden  in  den  Vereinigten  Staaten 
Nordamerikas.  —  Bur.  of  Solls  U.  S.   Dep.  of.  Agric.  1912,  Bull.  85. 

Cox,  Alb  in  J. :  Über  Bodenarten  der  Philippinen  und  ihre  Beeinflussung 
durch  klimatische  Verhältnisse.  —  The  Phillipine  Journ.  of  Science. 

Eberhart,  C. :  Die  Bedeutung  der  Bodenuntersuchungen  auf  Kalk.  — 
Sachs.  Idwsch.  Ztschr.  1913,  Nr.  9  u.  10  (Sonderabdruck). 

Ibele,  J. :  Zur  Chemie  der  Torfmoose  (Sphagna).  —  Ber.  deutsch,  botan. 
Ges.  1913,  31,  74—77  (Chem.  Lab.  d.  K.  Bayr.  Moorkulturanstalt). 

Jarilow,  A.:  Die  Keime  der  Pedologie  in  der  antiken  Welt.  —  Internat. 
Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  240-256. 

Jodidi,  S.  L. :  Die  Chemie  des  Humus  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Beziehung  von  Humus  zum  Boden  und  zu  den  Pflanzen.  —  Journ.  Franklin- 
Instit.  1913.  176,  565. 

Leiningen,  Wilhelm  Graf  zu:  Über  Humusbildung  im  Gebiete  der 
Centralalpen.  —  Naturwsch.  Ztschr.  f.  Forst-  u.  Ldwsch.  1912,  10,  465 — 486, 
513-518,  589  u.  590. 


102  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Minssen,  H. :  Beiträge  zur  Kenntnis  typischer  Torfarten.  (Vorläufige 
Mitteilung.)  —  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  269—330.  —  In  dieser  Abhandlung 
werden  130  Vorkommen  und  Arten  von  Torf  und  Torfpflanzen  beschrieben  und  die 
Ergebnisse  der  chemischen  und  technischen  Untersuchung  dieser  Torfe  mitgeteilt. 

Müntz,  A.,  und  Gaudechon,  H.:  Beitrag  zum  Studium  der  Tone.  — 
Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences. 

Niklas,  H. :  Die  Kolloidchemie  und  ihre  Bedeutung  für  Bodenkunde,  Geologie 
und  Mineralogie.    Vortrag.  —  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  383—403. 

Ohly,  Chr.:  Die  klimatischen  Bodenzonen  und  ihre  charakteristischen 
Bodenbildungen.  —  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  411—455.  —  Nach 
einer  Einleitung  beschreibt  und  unterscheidet  der  Vf.  die  Klimazonen  der  Wüste, 
der  Steppe,  der  Savanne,  des  Waldes  und  der  Tundra  und  die  ihnen  eigentüm- 
lichen Bodenarten. 

ßussell,  E.  J. :  The  Constitution  of  the  Soil.  —  Cambridge  Agricultural 
Monographs  Rothamsted  Experimental  Station,  Harpenden.  London,  Fetter 
Lane,  E.  C. 

Saidel,  Theod. :  Quantitative  Untersuchungen  über  die  Reaktion  wäßriger 
Bodenauszüge.  —  Bull,  de  l'Acad.  Roum.  2,  38—44.  —  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II. 
536  (Düsterbehn).  —  Es  ergaben  sich  wesentliche  Unterschiede  in  der  Reaktion 
der  Steppen-  und  Waldböden  einerseits  und  der  Podsolboden  anderseits. 

Schreiner,  Oswald:  The  organic  Constituents  of  Soils.  —  U.  S.  Depart. 
of  Agric.  Bur.  of  Soils.  Circul.  Nr.  74.  —  Der  Vf.  führt  eine  große  Anzahl 
solcher  Verbindungen  alphabetisch  geordnet  auf.  über  diese  und  noch  viele 
andere  Verbindung  wurde  schon  vielfach  in  den  letzten  Jahrgängen  dies.  Jahresber. 
berichtet.     So  von  Jodidi,  Schreiner,  Shorey,  Skinner,  Lathrop  usw. 

Schucht,  F.:  Über  das  Vorkommen  von  Bleicherde  und  Ortstein  in  den 
Schlickböden  der  Nordseemarschen.  —  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1913,  III. 
404—410. 

Sierig,  Ewald:  Die  Moorkultur,  ihre  volkswirtschaftliche  Bedeutung 
und  Durchführung.  Für  Landwirte,  Nationalökonomen,  Kulturtechniker  und 
Studierende.     Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  1913. 

Stoklasa,  Julius:  Biochemischer  Kreislauf  des  Phosphat -Ions  im  Boden. 
Jena,  Gustav  Fischer. 

Tumin,  Grigoij:  Übersicht  des  allgemeinen  Charakters  der  Morphologie 
der  Böden  nach  Zonen  und  ihre  Veränderungen.  —  Russ.  Journ.  f.  experim. 
Ldwsch.     Deutsch.  Ausz.  1912,  13,  348—353. 

Vageier,  P. :  Kritische  Betrachtungen  über  die  Möglichkeit  der  Beurteilug 
von  Böden  nach  ihrem  natürlichen  Pflanzenbestand  auf  Grund  der  Wahr- 
scheinlichkeitslehre. —  Der  Pflanzer  1913,  9,  171—184. 

Whitney,  Milton:  Soils  of  the  Sutter  Basin.  A  Revision  in  the  Survey 
of  certain  soils  in  the  Marysville  Area,  California.  —  Unit.  Stat.  Dep.  of  Agric. 
Bur.  of  Soils.     Circul.  Nr.  79. 

Whitney,  Milton:  A  descriptive  Catalogue  of  the  soils  of  Virginia  so  far 
identified  in  the  soil-Survay.  —  Bull,  of  the  U.  S.  Dep.  of  Agric.  Nr.  46. 

Wolff,  Oskar:  Über  die  geologischen  und  agronomischen  Verhältnisse  im 
Kreise  Fallingbostel.     Hannover,  Hahn 'sehe  Buchhandlung,  1912. 

2.   Physik. 

Audebeau  ßey:  Die  Durchlässigkeit  der  ägyptischen  Böden.  —  Compt. 
rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  231. 

Gautier,  Armand:  Das  Fluor  ist  ein  constantes  Element  der  Emanationen 
der  Erdrinde.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  826. 

Mayer,  Ad.  (-Heidelberg):  Neue  Untersuchungen  über  die  Absorption  der 
Ackererde.  —  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  225—231. 

Moore,  R.  ß. :  Die  Radioaktivität  einiger  typischer  Erdböden  in  den  Ver- 
einigten Staaten.  —  8.  Internat.  Congr.  f.  angew.  Chem.  1912. 

Rohland,  P.:  Über  die  Adsorptionsfähigkeit  der  Hydroxyde  des  Si,  AI 
und  Fe.     V.    —  Ztschr.  f.  anorgan.  Chem.  1912,  74. 

Stoklasa,  J.:  Einfluß  der  Radioaktivität  auf  die  N- bindenden  oder 
N- Substanzen  umwandelnden  Mikroorganismen.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des 
sciences  1913,  157,  879-882. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     3.   Boden.  103 

Stoklasa,  J. ,  und  Zdobnicky,  V.:  Einfluß  der  radioaktiven  Emanation 
auf  die  Vegetation.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  1082—1084. 

Wiegner,  Georg  (-Göttingen):  Kolloidchemie  und  Agrikulturchenaie.  — 
Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  1—22. 

8.  Niedere  Organismen  und  Verwandtes. 

Ambroz,  Adolf:  Denitrobacterium  thermophilum  spec.  nova,  ein  Beitrag 
zur  Biologie  der  therraophilen  Bakterien.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913, 
37,  3  (k.  k.  böhm.  techn.  Hochschule  in  Prag). 

Ciocalteu:  L'epandage  agricole  et  les  microbes.  —  Compt.  rend.  Soc.  de 
Biolog.  1913,  74,  1411-1413. 

Cunningham,  Andrew,  und  Löhnis,  F.:  Studies  on  Soil  Protozoa. 
I.  The  Growth  of  Protozoa  on  various  Media  and  the  Effect  of  Heat  on  active 
and  encysted  Forms.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  596—610  (From 
the  Laboratorium  für  Bakteriologie  am  Ldwsch.  Intitut  der  Univ.  Leipzig). 

Ehrenberg,  Paul:  Zur  Stickstoffansammlung  bei  dauerndem  Roggen- 
anbau (Abhandlung)  und  eine  Ergänzung  hierzu.  —  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913, 
62,  449-462  und  1914,  63,  178  u.  179. 

Fraps,  G.  S. :  Einfluß  des  Glühens  auf  die  Löslichkeit  von  Boden-Phosphaten. 

—  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  1913,  5,  416;  ref.  in  Chem.  Ctrlbl.  1913, 
IL  77  (Grimme).  —  Im  Gegensatz  zu  Lipman  führt  der  Vf.  den  Nachweis,  daß 
Bodenphosphate  durch  Erhitzen  des  Bodens  löslicher  in  kalter  HCl  werden. 

Lipman,  Chas.  B. :  Wirkung  des  Glühens  auf  die  Löslichkeit  von  Boden- 
Phosphaten.  —  Journ,  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  1912,  4,  663;  Chem.  Ctrlbh 
1913,  I.  838.  —  Durch  20  Min.  langes  Glühen  geht  die  Löslichkeit  der  P^O^- 
Verb.  nicht  unerheblich  zurück. 

Gainey,  P.  L. :  Die  "Wirkung  von  Toluol  und  CS.,  auf  die  Mikroflora  und 
-Fauna  des  Bodens.  —  Rep.  Missouri  Bot.  Gard.  1912,  21,  147—169;  ref.  in 
Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  158  (Löhnis).  —  20  verschiedene  Erd- 
proben wurden  mit  wechselnden  Mengen  dieser  Stofi"e,  z.  T.  auch  mit  Chloroform 
behandelt.  Geringe  Zusätze  bis  0,5  bezw.  1,0%  erhöhten  die  Bakterienzahl; 
größere  Gaben  wirkten  zwar  deprimierend,  aber  auf  die  Protozoen  eher  weniger 
als  auf  die  Bakterien. 

Greaves,  J.  E. :  Einige  Faktoren,  welche  die  Ammonification  und  Nitri- 
fication  beeinflussen.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  542—560.  Utah- 
Exper. -Stat.  Logan.  —  Die  Untersuchungen  beziehen  sich  hauptsächlich  auf  die 
Wirkung  von  Arsen  und  Metallsalze. 

Hoffmann,  Conrad:  Der  Protein-  und  Phosphorgehalt  von  Azotobacter- 
Zellen.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  36,  474—476. 

Hutchinson,  C.  M. :  Bakteriologische  Analysen  von  Indian- Böden.  — 
Memoirs  of  the  Dept.  of  Agric.  in  India  Bacter.  Ser.  Vol.  1,  1912,  1 — 65.  Author 
abstract  in  Ctrlbl.  1.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  154. 

Jensen,  C.  N.:  Fungous  flora  of  the  soil.  —  Cornell  Univ.  Agric.  Exper. 
Stat.  1912,  Bull.  315;  ref.  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  1913,  37,  104  (Riehm).  —  Der  Vf. 
hat  zahlreiche  mykologische  Bodenanalysen  ausgeführt.  Er  fand  hauptsächlich 
Saprophyten  (Mucorineen),  aber  auch  eine  Reihe  mehr  oder  weniger  parasitärer 
Pilze,  Fusarium,  Hormodendron  hordei  u.  a. 

Issatschenko,   B.  L.:    Einige   Daten  über  die   Bakterien  des  Eisbodens. 

—  Bull,  du  jard.  bot.  Imper.  de  St.  Petersbourg  XII.  140—150;  ref.  in  CtrlbL 
f.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  151  u.  152  (Matouschek-Wien).  —  Erdproben 
aus  dem  Amurgebiete  enthalten  Bakterien  in  gefrorenem  Zustande;  sie  haben 
ihre  Lebensbedingungen  bei  niedriger  Temperatur  seit  längerer  Zeit  erhalten. 

Kappen,  H. :  Die  kataly tische  Kraft  des  Ackerbodens.  —  Fühling's  Idwsch. 
Zeit.  1913,  62,  377—392. 

Kellermann,  K.  F.,  McBeth,  J.  G..  Scales,  F.  M.,  and  Smith,  N.  R. 
Identification  und  Classification  der  Cellulose  auflösenden  Bakterien.  —  Ctrlbl 
f.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  502—522  (U.  S.  Depart.  of  Agric,  Washington  D.  C.) 

Killer,  J.:  Die  Zählung  der  Protozoen  im  Boden.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol 
IL  Abt.  1913,  37,  521 — 524.  —  „Um  sich  ein  annäherndes  Bild  von  dem  Protozoon 
reichtum  im  Boden  zu  machen,  genügt  es,  von  den  zu  vergleichenden  Böden 
eine  abgewogene  Durchschnittsprobe  mit  den  gleichen  Mengen  sterilen  Wassers 


104  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

zu  übergießen.  Die  Prüfung  auf  Protozoen  muß  in  kurzen  Zeitabschnitten 
erfolgen,  um  den  Zeitpunkt  des  Übergangs  der  encystierten  Protozoen  in  aktive 
nicht  zu  verpassen.  Für  viele  Fälle  ist  dieses  einfache  Verfahren,  das  gestattet, 
die  Entwicklungsschnelligkeit  der  Protozoon,  die  Reichhaltigkeit  ihrer  Fauna  usw. 
zu  verfolgen,  völlig  ausreichend.  Allen  Zählmethoden,  wenn  sie  auch  noch  so 
verbessert  werden,  wird  nur  ein  beschränkter  Wert  zukommen.  Viel  wichtiger 
ist  es,  die  Leistungen  der  Boden -Protozoen  kennen  zu  lernen." 

Lyon,  T.  L.,  und  Bizzeil,  J.  A.:  Discussion  of  certain  methods  used  in 
the  study  of  ,,the  associative  growth  of  Legumes  u.  Non-Legumes.  Sonderabdruck 
aus  the  American  Society  of  Agronomy,  Vol.  5,  Nr.  2,  1913.  —  Diese  Diskussion 
spielt  zwischen  den  Vff.  und  J.  G.  Lipman. 

Mütterlein,  C. :  Studien  über  die  Zersetzung  der  Cellulose  im  Dünger 
und  Boden. 

Petersen,  E.  G.,  und  Mohr,  E.:  Nichtsymbiotische  Stickstoff bindung 
durch  Organismen  von  ütah-Böden.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  38, 
494—496. 

Pringsheim,  H.:  Die  Beziehungen  der  Cellulosezersetzung  zum  N-Haus- 
halt  in  der  Natur.     Vortrag.  —  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1912. 

Rahn,  Otto:  Methode  zur  Schätzung  der  Anzahl  von  Protozoen  im  Boden. 
—  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  36,  419. 

Rosenblat-Lichtenstein,  Stephanie,  und  Pringsheim.  Hans:  Ober 
ein  aerobes  N  -  assimilierendes  Clostridium.  —  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913, 
re,  468-472. 

Weber,  G.  G.  A.:  Die  Einwirkung  der  Kälte  auf  die  Mikroorganismen  und 
ihre  Tätigkeit  im  Boden.     Dissert.  phil.     88  S.     Jena  1912. 

Albrecht:  Über  die  Wirkung  des  Impfens  bei  Rotklee.  —  Prakt.  Blätter 
f.  Pflanzenbau  u.  Pflauzensch.  1912,  32;  ref.  in  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913. 
37,  117  (Vogel- Bromberg).  —  Günstige  Erfolge  im  Chiemgau  mit  Hiltner's 
Nitragin. 

Baenitz,  C:  Die  Keimpflanzen  der  Holzgewächse.  —  Deutsche  botan. 
Monatsschr.  1911,  145.  —  Die  Keimpflanzen  von  Erythrina  crista  galli  und 
Sarothamnus  scoparius  wiesen  reiche  Wurzelknöllchen  (ßac.  radicicola)  auf. 

Budinoff,  L. :  Bakteriologische  Analysen  verschiedener  Bakterienpräparate 
zur  Bodenimpfung.  —  Ber.  d.  bakteriol  -agron.  Stat.  Moskau  1912.  19,  67 — 103 
(Russisch  m.  deutsch.  Zusammenfassung).  Ref.  in  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  1913, 
37,  118  (Löhnis- Leipzig).  —  Auf  Fleisi  hgelatine,  Bohnen-  und  Mannit-Agar 
wurden  geprüft:  Flüssige  Kulturen  vom  U.  S.  Agric.-Dep.,  Nitroculture  von 
G.  T.  Moore  und  von  der  Nitroculture -Comp.,  Nitrobacterine  von  Bottomley, 
Nitragin  von  A.  Kühn  und  Azotogen.  Am  keimreichsten  erwies  sich  Azotogen, 
am  reinsten  die  Kulturen  von  Moore.  Nur  in  diesen  beiden  Präparaten  wurden 
Knöllchenbakterien  gefunden 

Eichinger,  A.:  Über  Legumiuosenanbau  und  Impfversuche.  —  Der 
Pflanzer  1912,  8,  190-219;  ref.  in  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  37,  117 
(Löhnis-Leipzig).  —  In  dem  in  Deutsch -Ostafrika  weit  verbreiteten  roten  Ver- 
witteruDgslehm  unterbleibt  nicht  selten  auch  bei  länger  fortgesetztem  Leguminosen- 
bau die  Knöllchenbildung  gänzlich.  Ebenso  waren  direkte  Impfungen  mit  auf 
Sandgut  wirksamen  Reinkulturen  auf  diesem  Boden  fast  erfolglos.  Vermischen  des 
roten  Lehms  mit  schwarzer  Urwalderde  erwies  sich  für  den  Impferfolg  als  vorteilhaft. 

Severin,  S.  A.:  Ein  coUectiver  Prüfungsversuch  von  Bakterienpräparaten 
zur  Bodenimpfung.  —  Ber.  d.  bakteriol. -agron.  Stat.  Moskau  1912,  19,  104—130; 
ref.  in  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  1913.  37,  117  (Löhnis-Leipzig).  —  Außer  Kulturen 
d.  Agr.  Dep. ,  den  Moore-  und  Bottom ley'schen  Präparaten  kamen  flüssiges 
und  trocknes  „Nitragin''  der  Moskauer  Station  zur  Prüfung.  In  Gefäßversuchen 
war  in  keinem  Falle  ein  positiver  Befund  zu  verzeichnen,  dagegen  beliefen  sich 
die  procentualen  Erfolge  auf  dem  Felde  bei  den  Kulturen  des  Agr.  Dep.  auf  75, 
bei  dem  trockenen  Moskauer  Nitragin  auf  64,  bei  Nitroculture  (Moore)  auf  60. 
bei  flüssigem  Moskauer  Nitragin  auf  57  und  bei  Nitrobakterine  auf  47  %. 

Simon,  Josef:  Was  ist  bei  Ausführung  einer  Hülsenfrucht-Impfung  be- 
sonders zu  beobachten?  —  D.  Idwsch.  Pr.  1913.  Nr.  32,  390.  Mitt.  d.  Kgl. 
pflanzenphysioiog.  Versuchsst.  Dresden. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.    4.  Düngung.  105 

4.  Düngung. 

Referenten:    0.  Dafert.    Th.  Dietrich,    G.  Kalb   und   A.  Stift. 

a)  Analysen  Ton  Düngemitteln,  Konservierung,  Streumittel. 

Zur  Frage  des  Gehaltes  der  GüUe  an  Pflanzen nährstoffen.  Von 
B.  Liechti  und  E.  Truninger.  ^)  —  Die  Gülle,  wie  sie  nach  dem  in  der 
Schweiz  üblichen  Verfahren  gewonnen  wird,  besieht  im  wesentlichen  aus 
einem  Gemisch  der  flüssigen  nnd  festen  tierischen  Excremente,  die  aus 
dem  Stalle  z.  T.  frei  abfließen,  z.  T.  mechanisch  davon  abgesondert  und 
mit  oder  ohne  Wasserzusatz  al&'  mehr  oder  weniger  dicke  Flüssigkeit 
außerhalb  des  Stalles  bis  zur  „Reife"  in  Gruben  gelagert  werden.  Die  Vff. 
stellen  die  Ergebnisse  der  chemischen  Untersuchung  von  etwa  200  Proben 
vergorener  („reifer")  Güllen  zusammen.  Die  Untersuchung  erfolgte  nach 
den  üblichen  Methoden  und  erstreckte  sich  auf  die  Ermittelung  des  Ge- 
haltes an  Gesamt-N,  Ammoniak-N,  KgO  u.  PgOj.  Die  Probenahme  der 
Gülle  fand  zumeist  in  den  Sommermonaten  statt.  • —  Wie  verschieden  der 
Gehalt  der  Gülle  an  N  sein  kann,  zeigen  folgende  Zahlen,  welche  die 
6  höchsten  und  die  6  niedrigsten  N-Gehalte  angeben  in  g  im  1 

höchster  Gehalt        5,84      5,26      5.00      4,63      4,22      4,16      Mittel  4,85  g  im  1 
niedrigster  Gehatl    0,34      0,48      0,53      0,59      0,59      0,71  „      ^0.54  g  im  1 

Die  Abweichungen  im  Gehalte  der  Güllen  an  den  festgestellten 
Bestandteilen  werden  durch  folgende  Gruppierungen  illustriert. 

Gehalte  von    0-0,5    0,b— 1,0    1,0-1,5    1,5—2,0    2,0-2,5    2,5—3,0    über  30  g  im  1 
Gesarat-N,  Anzahl  der  Proben       2  27  55  44  35  15  13 

NH3-N,        ,.        „         „  6  54  45  29  8  6  4 

Gehalte  von  unter  2  g  im  1      2—3      3—4      4—6      5-6      6—7        7—8        über  8,0  g  im  1 

K,0,  Anzahl  der  Proben  5               36          54          37          22          17            13                     7 

Gehalte  von  unter  0,05  0,05-0,10  0,1-0,2  0,2-0,3  03-0,4  0,4-0,5  0,5-0,6  0,6-0,9  üb.  0,9  g  i.  1. 

PjOg,  Anzahl  der  Proben  1         16             50          41        21           11            7           13            7 

Die  durchschnittlichen  Gehalte  berechnen  sich  auf  1,7  pro  1  für  Gesamt- 
N,  1,33  g  Ammoniak-N  (=70%  des  Gesamt-N)  für  KgO  4,37  g  und  für 
P2O5  0,3gi.  1. 
Auf  100  Teile  N  entfallen    im   Mittel  250  Teile  K2O.  i™  Maximum    1666  Teile, 

im  Minimum  65  Teile  K^  0. 
Auf  100  Teile  N  entfallen  im  Mittel  18  Teile  T^O^,    im  Maximum  97  Teile,  im 
Minimum  1  Teil  PoOg. 

In  keiner  der  untersuchten  Güllen  erreichte  die  Menge  der  P2O5  die- 
jenige des  N. 

Die  Schependorfer  Jaucheuntersuchungen.  Von  Ortmann.  2)  — 
In  Schependorf  wird  seit  einer  Reihe  von  Jahren  (nach  der  bekannten  An- 
regnung  Soxhlet's)  die  Jauche  im  Stall  von  Kot  und  Streu  getrennt.  .Je- 
doch wurde  wegen  mangelhafter  Einrichtungen  der  Verlust  au  N  nicht 
vermieden.  Der  Beschreibung  des  Vf.  entnimmt  der  Ref.,  daß  die  Jauche 
aus  dem  Stall  in  Rinnen  und  durch  ein  Filter  nach  einem  oder  mehreren 
Sammelbehältern  und  von  da  in  ein  Vorratsbehälter  läuft.     Innerhalb  der 


^  Sonddrabdr.   a.   d.  Idwsch.  Jahrb.   d.  Schweiz   1913,  459—474.    —   2)  Fühling's  Idwsch.  Zeit. 
1913,  62,  367—373.    Die  JSI  -  Bestimmungen  wurden  in  der  Versnchsst.  Rostock  ausgeführt. 


106 


Landwirtschaftliche  Pflanzenpro  duction. 


Zeit  vom  1.  September  1909  bis  10.  Oktober  1910,  in  welcher  eine  der- 
artige Einrichtung  in  Benutzung  war,  wurden  häufig  Jaucheprobeu  ge- 
nommen und  deren  N-Gehalt  bestimmt.  Das  Ergebnis  dieser  Bestimmungen 
ist  aus  folgenden  Durchschnittszahlen  zu  ersehen.  Der  N-Gehalt  betrug: 
von  der  Jauche  aus  den  Stallrinnen  9,75  "/^o  im  Mittel  von  45  Untersuchungen 
aus  dem  Sammelbehälter  8,74  "/oo    1^        v         "     13  ,, 

„      ,,      Vorratsbehälter  7,74<^/qo    „         „         „     10  „ 

Der  Vf.  teilt  noch  das  Ergebnis  von  Gefäßversuchen  mit,  die  den 
Verlust  der  Jauche  bei  verschiedener  Aufbewahrung  zur  Anschauung  bringen. 
Es  wurde  in  Glashäfen  Jauche  mit  einem  N-Gehalt  von  7,48  %o  aufgestellt 
und  der  N-Gehalt  nach  ca.  4  Monaten  wieder  bestimmt.  Der  gefundene 
Gehalt  war  zu  dieser  Zeit 


Be- 
deckung 

un- 
bedeckt 

mit  Öl 

mit 
schwim- 
mender 
Carbol- 
säure 

desgl. 
u.  Holz- 
deckel 

Holz- 
deckel 
u.  wentg 
Öl 

unbedeckt 
jedoch 

durch 
Carbol- 

sänre 
geführt 

Holzdeckel 
u.  Carbol- 
säure  u. 
durch- 
geführt 

unbedeckt, 
j  edoch  durch 
Öl  u.  Carbol- 
säure  geleitet 

Holzdeckel, 
Öl  a.  Carbol- 
säure  und 
durch  diese 
geleitet 

Im 

1,78 

7,30 

4,20 

6,23 

6,62 

4,20 

5,98 

2,11 

5,12 

Eine  biologische  Methode  zur  Konservierung  des  Stalldüngers. 
Von  Chr.  Barthel  und  Sigurd  Rhodin.^)  —  I.  Laboratoriurasversuche. 
Von  Chr.  Barthel.  Der  Vf.  hat  schon  früher"'*)  nachgewiesen,  daß  sowohl 
frischer  als  auch  alter  gelagerter  Stalldünger  große  Mengen  lebenskräftiger, 
echter  Milchsäurebakterien  enthält.  In  Laboratoriumsversuchen  suchte  der 
Vf.  diese  Milchsäurebildner  mit  einem  Kohlehydrat  zu  ernähren  und  zwar 
mit  Milchzucker,  der  bei  der  Käsebereitung  als  Nebenprodukt  in  den 
Molken  vorhanden  ist.  Bei  einem  Versuche  wurde  frischer  Dünger  in 
offenen  viereckigen  Kästen  aufbewahrt,  von  denen  jeder  7 — 8  kg  Dünger 
faßte.  Ein  Teil  der  Kästen  resp.  Düngers  erhielt  einen  Zusatz  von  3  % 
eines  (milch  zucker enthaltenden)  Säureweckers.  Nach  Aufbewahrung  während 
eines  Monats  bei  etwa  20  ^  Wärme  enthielt  der  Dünger  in  °/o 

Gesamt-N         gebundenen  NHg-N         freien  NH3-N 

ohne  Zusatz 0,440  0,020  0,160 

mit  Säurewecker      ....    0.465  0,137  0,058 

Bei  weiteren  Versuchen  i.  d.  J.  1907  u.  1908  wurde  Molken  als 
Zusatz  zum  Dünger  und  zwar  2  1  pro  Tier  und  Tag  angewandt  (50  1 
Molken  pro  1000  kg  Dünger).  Aus  den  Versuchen  geht  hervor,  daß  diese 
biologische  Konservierungsmethode  des  Düngers  gute  Resultate  erbracht  hat. 

IL  Den  Düngungswert  des  mit  Molken  versetzten  Stalldüngers  stellte 
Sigurd  Rhodin  durch  11  Feldversuche  fest.  Das  Wertverhältnis  zwischen 
solcherweise  präpariertem  und  nicht  präpariertem  Dünger  gestaltete  sich 
auf  Grund  dieser  Versuche  wie  100:59. 

Das  Aufsaugvermögen  von  Einstreumitteln.  Von  F.  Mach  und 
A.  Stang.^)  —  Zur  Untersuchung  wurde  das  von  der  Moor-Versuchs-Stat. 
Bremen  für  Torf  ausgearbeitete  Verfahren  benutzt,  „bei  dem  30  g  der  auf 


1)  D.  Idwsch.  Pr.  1912.  39,  Nr.  50  u.  51  (Mitt.  a.  d.  bakter.  Abt.  d.  Ctrlanst.  f.  Idwsch.  Ver- 
suchst, zu  „Experiraentalfältet"  b.  Stockholm.  —  2)  D.  Idwsch.  Pr.  1906,  212  u.  dies.  .Jahresber.  1906, 
125.  —  ä)  Sonderabdr.  a.  d.  Badischen  Idwsch.  Wochenbl.  1913,  Nr.  23  (.Mitt.  d.  Großh.  Bad.  Idwsch. 
Versuchsanst.  Augustenberg). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernälirung.     4.   Düngung. 


107 


Stücke  von  2 — 3  cm  Durchmesser  zerkleinerten  Substanz  mit  Wasser 
durchfeuchtet,  unter  der  Luftpumpe  von  Luft  befreit  und  nach  längerem 
Stehen  in  einem  würfelförmigen  Gefäß  aus  feiner  Drahtgaze  dem  Abtropfen 
überlassen  werden''.  Die  Methode  kann  naturgemäß  keine  absolut  richtigen 
Zahlen  liefern,  zweifellos  liefert  das  Verfahren  aber  vergleichbare  Werte, 
die  dem  vorliegenden  Zwecke  genügen  dürften.  In  nachstehender  Tabelle 
sind  der  Wassergehalt  der  lufttrocknen  Substanz,  wie  sie  zur  Untersuchung 
kam,  die  von  100  Teilen  der  lufttrockenen  Substanz  aufgesaugten  (bezw. 
festgehaltenen)  Wassermengen  und  die  von  100  Teilen  der  Trockensubstanz 
aufgesaugten  Wassermengen  enthalten.  Die  Zahlen  sind  das  Mittel  von 
2  gut  übereinstimmenden  Werten. 


a 

•  S 

s 

S  S 

s|-& 

£■3 

Sil 

Bezeichnung 

H2O 

.  c 
—  0 

0  =3 

Sil 

Bezeichnung 

H2O 

0       ^ 

tH  S  SP 

0  "= 

>  0  - 

0  w 

0    0    « 

% 

E^ 

% 

'^ 

■Winterroggenstroh  1912     .     . 

8,50 

380 

430 

Sägemehl  v.  Pappelholz,    fein 

6,94 

640 

700 

■Winterweizenstroh  1912      .     . 

8.55 

350 

390 

,,         ,,  Buchenholz       ,, 

11,06 

570 

660 

Sommergerstenstroh  1912    .     . 

9,06 

430 

480 

M         .,          .,             prob 

11,38 

340 

400 

Haferstroh  1912 

9,42 

360 

410 

, .         , ,  Fichtenh .  sehr  fein 

9,77 

620 

700 

Streuwiesonheu,  meist  Binsen, 

,,         ,,Kiefemh.    ,,     ,, 

10,18 

630 

720 

Riedgräser  u,  Schilf   .     .     . 

10,18 

390 

450 

Torfmoos,   getr.   etw.  vertortt 

13,49 

1330 

Ihm 

Streuwiesenheu,    meist  Ried- 

Torfmull a.  Velen      .... 

26,31 

990 

1380 

gräser  

10,16 

490 

550 

,,   Griendsveen     .     . 

16,42 

1310 

1580 

Waldstreu,  80  o/o  Buchen-,  200/0 

,,       ,,  Helenaveen      .     . 

15,29 

1100 

1320 

Eichenlaub,  l^'o  Kiefern|     . 

11,21 

370 

430 

,,       ,,   Griendsveen     .     . 

14,38 

1170 

1390 

"Waldstreu.  Fichtennadeln  mit 

,,       ,,  Helenaveen       .    . 

15,29 

880 

1060 

100/0  Reisig 

8,80 

310 

350 

Waldmoos  (Rittnertwald)    .     . 

13,46 

770 

900 

Zur  Kenntnis  des  Kalksalpeters.  Von  F.W.  Dafert  und  R.  Miklanz.i) 

—  Beim  Mischen  von  Kalksalpeter  mit  Superphosphat  wurde  in  einigen 
Fällen  ein  stechender  Geruch  beobachtet.  Die  Vff.  haben  nachgewiesen, 
daß  dieser  hauptsächlich  von  salpetriger  Säure  herrührt,  die  sich  aus  ge- 
ringen Mengen  Nitrit  im  Kalksalpeter  und  freier  Phosphor-  und  Schwefel- 
säure im  Superphosphat  bildet.  Weil  Nitrite  und  freie  Schwefelsäure  nur 
sehr  spärlich  vorkommen,  hat  der  entstehende  Stickstoff verlust  keine 
praktische  Bedeutung.  Sollten  aber  jemals  nitritreiche  Kalksalpeter  auf 
den  Markt  gelangen,  so  konnte  ihre  Vermischung  mit  Superphosphaten, 
deren  Gehalt  an  freier  Phosphorsäure  4 — 10  %  beträgt,  zu  größeren 
Stickstoff  Verlusten  führen. 

Die  Stickstoffquellen  der  Landwirtschaft  und  die  Verwertung 
der  Sulfitablauge.  Von  P.  Nitsche.^)  —  Durch  Kalkzusatz  schwach 
alkalisch  gemachte  Ablauge  der  Sulfitzellstoff- Fabrikation  erwies  sich  als 
günstiger  Nährboden  für  N- bindende  Bakterien.  Die  Lauge  enthält  u.  a. 
Mannose,  Xylose,  Dextrose,  Galaktose  und  verschiedene,  noch  nicht  genau 
festgestellte  „Ligninsubstanzen". 

Einige  Analysen  von  Thomasmehlen  verschiedener  Herkunft. 
Von  Hj.  V.  Feilitzen  und  Ivar  Lugner.')  —  Die  Vff.  berichten  zunächst 
über  Analysen  von  Thomasmehlen   aus   früherer  Zeit   und   teilen   dann  die 


1)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versnchsw.  in  Österr.    XVI.  Jahrg.,  44.   —   2)  Ztschr.  f.  angew.  Chem. 

1912,  25,  2058—2061;  ret.  nach  Ctrlbl.  f.  Bakleriol.  II.  Abt.  1913,  37,  110  (Löhnis).  —  3)  Chem. -Zeit. 

1913,  37,  Nr.  68,  689—691. 


108 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Analysen  mit,  welche  J.  Lugner  im  ehemischen  Laboratorium  der  Versuchs- 
station Jönköping  mit  Proben  folgender  Herkunft  ausgeführt  hat.  1.  Schweden, 
Domnarivet,  Durchschnittsprobe  von  82  000  Säcken;  2.  Schweden,  Bängbro 
(1  u.  2  direct  von  den  betreff.  Eisenwerken);  3.  England,  Middelsbrough ; 
4.  Deutschland;   5.  Belgien.   —  Die  Analysen  ergaben: 

Schweden  England    Deutschland    Belgien 

L  II.  IIL  IV.  V. 

0/  0/  0/  0,'  0/ 

/o  /n  /o  /o                  /o 

CaO 47,89  43,05  49,40  45,64  48,16 

MgO 2.62  3.84  3,97  2,19              3,67 

Fe  (metallisch)    ....  1.10  0,29  —  0,42  0,25 

FeO 9,35  14.80  7,89  1,13              9,56 

Fe.,03 9.53  8,01  7,44  15,63              6,67 

Al^'Og 0,76  1,11  1,06  1,17              1,39 

MnO^ 3,31  2,49  4,61  6,61              5,61 

S 0,11  0,07  0,44  0,13              0,29 

SO., 0,10  0,08  0,21  0,31  0,14 

P.Oä 17,01  15,07  18,38  18,32  14,55 

SiO^ 7,38  10,63  6,77  7,61              8.33 

PjOg,  citronensäurelöslich  15,50  13,05  15,v4  16,32  13,36 
In  %  der  Gesamt -PjOj, 

citronensäurelöslich  .     .  91,12  86,60  85,64  89,08  91.82 

Kalk  als  freier  Kalk    .     .  4,90  2,56  3,33  2,94              5,05 

Assimilierbarer  Kalk   .     .  12,56  9,95  13,19  7,84  14,75 

Feinmehl 82,50  90,50  88,40  70,00  71,60 

In  der  Zusammensetzung  dieser  fünf  verschiedenen  Schlacken  sind, 
wie  aus  den  Zahlen  hervorgeht,  keine  großen  Unterschiede  bemerkbar. 
Der  gesamte  Kalkgehalt  ist  fast  gleich  groß,  ebenso  der  Magnesiagehalt. 
Der  Gehalt  an  AlgOg,  Mo,  S  u.  SO3  und  auch  die  gesamte  FgOg- Menge 
schwankt  nicht  sehr  viel.  Die  einzigen  Unterschiede  im  Gesamtgehalt  sind 
in  den  Eisenverbindungen  vorhanden,  indem  das  FeO  in  einer  Probe 
ungewöhnlich  hoch  und  in  einer  andern  sehr  niedrig  ist  gegenüber  den 
drei  andern.  Dies  entspricht  aber  in  der  einen  Probe  einer  entsprechend 
kleineren  Menge  an  FcgOg,  also  im  Gesamtgehalt  an  Eisenverbindungen 
war  nur  eine  Probe  (Bängbro)  etwas  abweichend.  Schließlich  schwankt 
der  SiOg- Gehalt  sehr  wenig  in  allen  Proben,  mit  Ausnahme  der  Bängbroer, 
wo  er  etwas  höher  ausfällt  als  in  den  andern.  Hinsichtlich  der  Citronen- 
säurelöslichkeit  der  Phosphorsäure  waren  keine  weiteren  großen  Unter- 
schiede vorhanden;  diese  wechselte  nur  zwischen  85,64—91,82%,  war 
also  überall  hoch.  Der  Gehalt  an  freiem  Kalk  war  2,56 — 5,05°/o'  ^^^ 
irgend  eine  Beziehung  zwischen  dieser  Menge  und  der  Löslichkeit  der 
Phosphorsäure  konnte  nicht  festgestellt  werden.  Was  schließlich  die  Menge 
an  assimilierbarem  Kalk  betrifft,  so  betrug  er  7,84  — 14,75  %.  Er  stieg 
und  fiel  mit  dem  Gehalt  an  freiem  Kalk,  aber  eine  völlige  Gesetzmäßigkeit 
schien  doch  nicht  vorhanden  zu  sein.  —  Die  hier  wiedergegebenen  Analysen 
bestätigen  also  die  neueren  englischen  Untersuchungen,  daß  nämlich  der 
Gehalt  an  freiem  Kalk  in  den  Schlacken mehlen  zurzeit  viel  niedriger  ist 
als  die  alten  Analysen  zeigen,  und  außerdem  ergeben  sie  eine  sehr  gute 
Übereinstimmung  in  der  Zusammensetzung  der  Schlackenmehle  verschiedener 
Herkunft,  wobei  unsere  schwedischen  Mahlproducte  fast  gpnau  dieselbe  Be- 
schaffenheit aufweisen  wie  diejenigen  aus  England,  Deutschland  und  Belgien. 


A.   Quellen  der  Pflanzenemäbrung.     4.  Düngung. 


109 


Versuche  zur  Verwertung  von  Rohphosphaten  als  Phosphatdünger. 
Von  N.  D.  Prianischnikow  u.  Mitaib.^)  —  Über  die  Verwendung  von 
NaHSO^  zur  Herstellung  von  Phosphatdünger.  VonW.  Kotschetkow. 
Der  Vf.  wandte  Prianischnikow 's  Verfahren  —  Benutzung  von  NaHSO^ 
und  Ca(0H)2  zur  Herstellung  von  Präcipitaten  —  auf  einige  Rohphosphate 
Centralrußlands  an.  Die  als  Nebenproduct  bei  der  Fabrikation  von  HNO3 
abfallende  Na  HSO4- Lösung  erwies  sich  als  gutes  Lösungsmittel  für  Knochen 
und  zog,  in  einer  Dichte  von  1,475  angewandt,  aus  Viatka- Phosphat 
(57,70/0  CaglPOjj,  10,6  7o  CaCOg,  45%  (FeAl^Og)  fast  977o>  aus 
Phosphat  von  Smolensk  (32,6  »/o  Ca3(P0j2,  6,30/0  CäCOg,  12  7o  (FeA^^Og) 
annähernd  95  %  aus.  Die  durch  Füllen  mit  Kalkmilch  erhaltenen 
Präcipitate  enthielten  25,3  bezw.  37  und  22—34,4%  PjOj  von  hoher 
Citratlöslichkeit. 

Über  die  Verwendung  von  Abfallproducten  der  Fabrikation 
von  Trinitrotoluol.  Versuche  zur  Herstellung  von  Superphosphat  aus 
Viatka- Phosphat  mit  einem  Abfallproduct  genannter  Herkunft,  das  im 
Mittel  62— 72  7o  HgSO^,  2—3%  HNO3  und  etwa  0,3%  organische 
Substanzen  enthielt;  im  Vergleich  zu  gewöhnlicher  HgSO^  ergaben  die 
Überlegenheit  des  Abfallproductes,  wie  folgende  Aufstellung  zeigt: 


Nitrosuperphosphate 

Gewöhn].  Superphosphate 

Nr.  1 

Nr.  2 

Nr.  1 

Nr.  2 

Nr.  3 

Nicht   1     Ge- 
ige-      trocknet 
trocknet     b.  So» 

Nicht 

ge- 
trocknet 

Nicht 
ge- 
trocknet 

Ge- 
trocknet 
b.  850 

Nicht 
ge- 
trocknet 

Ge- 
trocknet 
b.  850 

Nicht 
ge- 
trocknet 

Liter  H9SO1  von  520  ße  anf 
20  kg  Phosphat 

13,2 

13,2 

13,0 

13,5 

14 

Analyse  der  Superphosphate  auf  Trockensubstanz  berechnet. 


Gesamt- P2O5  . 
Citratlösl.  PjOg 
Wasserlösl.  P,Ü. 


17,2  1 

17,3 

17.9 

17,1 

17,0 

16,8 

16,8 

— 

— 

— 

16,4 

16,2 

16,7 

16,3 

15,24  1 

13,7 

15,4 

12,9 

12,6 

14,0 

13,7 

17,1 
16,7 
14,4 


Das  Nitrosuperphosphat  war  auch  bezüglich  der  physikalischen  Eigen- 
schaften besser,  d.  h.  trockner  und  staubförmiger  als  das  gewöhnliche 
Superphosphat. 

Die  Herstellung  von  PjO-  und  Doppelsuperphosphat  mit 
NaHSO^.  Bei  Ersatz  der  H^SO^  durch  NaHS04  erhaltenes  Superphosphat 
wurde  mit  HjO  ausgezogen  und  die  Lösung  durch  Eindampfen  unter 
Entfernung  des  sich  hierbei  ausscheidenden  NagSO^.lOHjO  auf  45°  Be 
gebracht.  Durch  Behandlung  von  entleimten  Knochen  mit  dieser  Lösung, 
die  im  1  20 — 22  g  P2O5  enthielt,  gewann  man  ein  Doppelsuperphosphat 
mit  genügenden  physikalischen  Eigenschaften,  das  aber  infolge  der  unver- 
meidlichen Beimengung  von  Na2S04  nur  24,32— 25,6  7o  ^2^5  enthielt, 
wovon  98,27  und  92,1  %  wasserlösÜch  waren. 

Die  Herstellung  von  Superphosphat  mit  H2S04-Abfällen 
von  der  Reinigung  des  Petroleums.  Mit  dem  931  g  H2SO4  im  1 
enthaltenden  Abfallproduct  wurden  einige  Aufschluß -Versuche  an  entleimtem 


1)  Verschiedene  Versuche  mit  Rohphosphaten.    3.  Bericht.    Moskau  1913,   23,  27,  36,  40,   119 
a.  145/146.    Auszüge  in  französischer  Sprache. 


110  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Knochenmehl  und  Viatkaphosphat  gemacht.  —  Die  P2O5  des  Knochen- 
mehles war  fast  vollständig  löslich.  Das  daraus  erhaltene  Superphosphat 
enthielt  21,25%  Gesamt-  und  21,12%  wasserlösliche  P2O5.  —  Das  aus 
Viatkaphosphat  dargestellte  Superphosphat  enthielt  14,27  %  Gesamt-  und 
12,74%  wasserlösliche  P2O5.  Beide  Superphosphate  waren  ausreichend 
trocken  und  pul  verförmig. 

Einige  Vorversuche  zur  Frage  über  die  Benutzung  von  NaHSO^ 
zur  Bereitung  von  Doppelsuperphosphat.  Von  Th.  Periturin. 
Bei  vollständiger  Zersetzung  von  Ca3(P04)  durch  NaHSO^  entstehen  neben 
3  Molekülen  NajSO^  2  Moleküle  H3PO4.  —  Der  Vf.  studierte  den  Gleich- 
gewichtszustand einer  diese  Reaktion sproducte  im  genannten  Verhältnis 
in  reinem  Zustand  enthaltenden  Lösung  bei  Concentrations-Änderung.  Bei 
Eindampfen  derselben  auf  ein  spec.  Gewicht  von  1,4  schied  sich  nur 
wenig  P2O5  in  unlöslicher  Form  aus.  —  Die  Lösung  konnte  in  dieser 
Concentration  zur  Herstellung  von  Doppelsuperphosphat  verwendet  werden, 
ohne  dai)  Übelstände  wie  inaktiver  Zustand  der  Säure  usw.  eintraten. 

Ein  merkwürdiger  Typus  von  Rohphosphaten,  Von 
J.  Jekuschkin.  Gramineen  verwerteten  bei  Düngungsversuchen  mit 
verschiedenen  Rohphosphaten  die  P2O5  einiger  derselben  in  bemerkens- 
wertem Grade.  Die  leichte  Assimilierbarkeit  der  P2O5  wurde  zuerst  an 
einem  Phosphorit  aus  Sengiley  mit  hoher  Citratlöslichkeit  beobachtet.  Auch 
einige  Phosphat- Vorkommnisse  aus  den  Gouvernements  Simbyrsk  und 
Saratow  zeigten  die  gleiche  Eigenschaft.  Die  Phosphorite  entstammten 
ausnahmslos  dem  Gault.  Sandkulturen  mit  Hafer,  Gerste,  Weizen  und 
Hirse  lieferten  bei  Düngung  mit  Sengileyphosphat  Erträge,  die  nur  um  ein 
Drittel  den  mit  löslicher  P2O5  erzielten  nachstanden.  Die  Gesamt- P2O5 
der  mit  Sengileyphosphat  gedüngten  Pflanzen  war  geringer  als  bei  den 
mit  lösl.  P2O5  gedüngten,  jedoch  war  der  P-Gehalt  des  Eiweißes  und  der 
in  schwacher  Essigsäure  schwer  löslichen  P -Verbindungen  der  gleiche  wie 
bei  letzterer  Düngung.  (Kalb.) 

Über  die  Zusammensetzung  der  Wittelsheimer  Kalisalze  und 
deren    Verwendung   in    der   Landwirtschaft.     Von   Paul   Kulisch.  ^)  — 

Die  untersuchten  Proben  sind  unter  den  Eingängen  der  laufenden  Kontrolle 
zu  genauerer  Untersuchung  heraiisgegriffen  und  dürften  die  Zusammensetzung 
der  jetzt  im  Handel  befindlichen  Kalisalze  der  elsässischen  Lager  zutreffend 
wiedergeben,  nachdem  die  bei  deren  Gewinnung  die  Besonderheiten  der 
ersten  Werkseinrichtung  (Gewerkschaft  Amelie  Witteisheim)  vollständig 
überwunden  sind.  Im  folgenden  gibt  Ref.  nur  die  Maxima,  Minima  und 
Mittel  wieder  und  beziehen  sich  die  Zahlen  in  den  hauptsächlichsten  Be- 
stimmungen auf  33  Proben  Kainit  und  auf  8  Proben  40procent.  Kali- 
düngesalze. Die  Gehalte  von  KCl  und  Na  Gl  wurden  berechnet.  Die 
Mittelzahlen  usw.  der  in  Hg  0  unlöslichen  Bestandteile  (Ton,  Sand,  CaCOg) 
beziehen  sich  auf  24,  die  der  für  SO3  und  MgO  auf  je  11  Proben. 


1)  Sonderabdr.  ans  Nr.  50  der  Ldwsch.  Ztschr.  f.  Elsaß -Lothringen  1912. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  Hl 

a)  Kainite.  Gehalte  in  7o 

K2O    inH^OUnlösl.     CI  SO3       CaCO^  MgO  KCl  NaCl 

Mittel        17,62  8,24  47,75        2,31         1,91"  0,25  27.3  56,7 

Maxima     23,54  17,6  51,47        2,65        4,00  0,40  37,31  67,46 

Minima      12,1  3,35  42,2  2,02        0,47  0,15  19,20  52,17 

b)  40procent.  Kalidüngesalze 

Mittel        43,8  —  47,2  -  0,7      ■     —  69,3  23,9 

Maxima     49.4  —  49,3  —  1,4  —  78,3  31,1 

Minima      39,9  —  44,9  —  0,1  —  63,2  14,8 

,,Die  in  gewissen  Rohsalzen  der  norddeutschen  Kalilager  in  großer 
Menge  vorhandenen  löslichen  Ca-  und  Mg-Salze,  auch  von  löslichen  schwefel- 
sauren Salzen,  haben  für  die  Wittelsheimer  Salze  eine  untergeordnete  Be- 
deutung. Die  Rohsalze  der  elsässischen  Kalilager  bestehen  vielmehr  in 
der  Hauptsache  aus  einer  Mischung  von  KCl  und  NaCl  und  stehen  dem- 
nach chemisch  manchen  norddeutschen  Sylviniten  am  nächsten."  Eigen- 
tümlich ist  das  Vorkommen  mehr  oder  weniger  großer  Mengen  von  CaCOg, 
der  einer  Beimengung  von  kalkhaltigen  Tonen  entstammt,  welche  die 
Lagerstätten  der  Kalisalze  begleiten.  —  Für  die  Verwendung  der  Kalisalze 
in  der  Landwirtschaft  können  diese  Kalisalze  ebenso  geeignet  erscheinen 
wie  die  höherprocentigen  sylviuitischen  Rohsalze  Norddeutschlands.  Bei 
Kulturen,  die  gegen  Chlorite  empfindlich  sind,  kommen  die  Wittelsheimer 
Salze  ebensowenig  in  Betracht,  wie  die  norddeutschen  Rohsalze. 

Das  Vorkommen  von  Kalisalzen  in  den  Salinen  der  Vereinigten 
Staaten.  Von  I.  W.  Turrentine.  ^)  —  Auf  Grund  umfassender  geologischer 
und  chemischer  Untersuchungen  der  zahlreichen  Salzlager  aller  Art  in 
sämtlichen  (vereinigten)  Staaten  Nordamerikas  kommt  der  Vf.  zu  folgenden 
Sätzen:  1.  In  keinem  Falle  wurde  in  den  künstlichen  oder  natürlichen 
(unterirdischen)  Salzlagern  ein  so  hoher  Gehalt  an  KgO  gefunden,  daß 
sich  seine  Gewinnung  lohnen  könnte.  2.  Auch  die  zubereiteten  Con- 
centrationen,  obwohl  sie  mehr  KgO  enthalten  als  die  Lager,  aus  denen  sie 
hervorgingen,  sind  zu  diesem  Zweck  nicht  reich  genug  an  KgO.  3.  Die 
Rückstände  von  der  Herstellung  von  Salz  aus  Seewasser  enthalten  KjO 
in  solchen  Mengen,  daß  es  scheinen  möchte,  sie  könnten  durch  Verdunsten 
zur  Herstellung  von  sogen.  „Düngesalz"  verwendet  werden,  wenn  ein 
genügend  großer  Kaligehalt  es  preiswert  macht.  4.  Das  Salzlager  von 
einem  ausgetrockneten  See  in  Süd-Californien  ist  dem  Gehalt  nach  an  Kali 
genügend  groß  um  möglicherweise  als  lohnende  Quelle  für  Kali  zu  dienen. 

Vorgeschlagene  Ersatzmittel  für  die  Staßfurter  Kalisalze.  Von 
H.  G.  Söderbaum.^)  —  Als  solches  wird  in  Schweden  das  sogen.  Elektro- 
kali  nach  einem  neuerdings  von  A.  Lindblad  und  L.  Yngström  paten- 
tierten Verfahren  dargestellt.  Als  Rohstoff  dient  in  erster  Linie  Leptit, 
eine  granulitische  Gesteinsart  des  Urgebirges,  die  unter  Umständen  10  bis 
11  ^/q  in  Säuren  unlösliches  Kali  enthalten  kann.  Auch  Kaligneis  und 
Kalifeldspat  sollen  angeblich  als  Kaliquellen  benutzt  werden  können.  Der 
Leptit,  mit  Kohle  und  Eisenschrot  vermischt,  wird  in  einem  elektrischen 
Schmelzofen  auf  1800^  erhitzt.    Bei  dem  hier  eintretenden  Schmelzproceß 


1)  U.  S.  Depart.  of  Agric.  Bur.  of  soils  Ball.  Nr.  94,  96  S.  —  «)  Meddelande  Nr.  86  fran  GtrlansL 
för  försöksväsendet  e  Kemiska  labor.  Nr.  15.    Sonderabdr.  mit  deutsch.  Ausz. 


112  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

wird  die  SiOj  teilweise  zu  freiem  SiOj   reduciert,  das  sich  dann  mit  dem 

Eisen    zu   Ferrosilicum  verbindet.      Die    rückständige  Gesteinsmasse    bildet 

nach  dem  Erkalten  eine  dunkle,   obsidianähnliche  Schlacke,    die    auf  einer 

Kugelmühle    vermählen,    gesiebt   und    nachher    als    „Elektrokali''    auf    den 

Markt  gebracht   wird.     Dieses   Product  enthält   etwa    11  7o    ^^   ^^^2   S^' 

bundenes  Kali,  wovon  jedoch  der  größte  Teil  (bei  den  näher  beschrieljeneu 

Löslichkeitsbestimmungen  nicht  weniger  als  ^Vioo)  i^  20procent.  Salzsäure 

löslich    ist.      Über    die    Löslichkeit    in    verdünnter    Säure    wird    folgendes 

berichtet : 

Elektrokali         Phonolith 

K2O  in  7o  10.9'5  9,69 

Gesamt-KoO  löslich  in  warmer  20 7o  HCl  in  1  Tag     10,33  3,32 

„        „        .,  2%      „      „    1     „         6,13  8,17 

.,    kalter       2%      „      .,12     „         5,81  3,18 

;,        „        „  2%      „       „24    „         6,48  3,38 

Vegetationsversuche  mit  Gerste  auf  Moorboden,  wobei  die  Kaliwirkung 
des  Elektrokalis  mit  der  des  Kaliumsulfats  verglichen  wurde,  ergaben,  daß 
der  durch  das  neue  Kalidüngemittel  gegenüber  ,,ohne  Kali"  bewirkte  Mehr- 
ertrag etwa  78  betrug,  wenn  der  des  Kaliumsulfats  gleich  100  gesetzt 
wurde.  —  Es  werden  auch  die  bis  jetzt  in  Schweden  mit  Phonolith  er- 
zielten Versuchsergebnisse  besprochen. 

Die  Analyse  einer  Probe  Vulkan-Phonoliths.  Von  H.  Wehnert.^) 
—  Diese  Untersuchung  ergab  folgende  Zusammensetzung  in  ^/q-. 

Glühverlust  +  gebund.  H3O    Feuchtigk.    AlaOs  +  FesOä    CaO      MgO      KjO      NaoO        SiOa     Summe 
4,40  2,22  24,73        2,48    0,98    6,74    6,55     51,53    99,63 

Von  demK2  0  waren  löslich  in  25procent.  HCl  4,56,  löslich  in  H2O 
0,50%.  —  Außerdem  fanden  sich  in  geringen  Spuren  P2O5,  Ba,  SO3 
und  Ti. 

Der    Düngerwert    der   Melasse.      Von    Stephan    Weiser.  2)    —    In 

einer  Abhandlung  über  den  Wert  der  Melasse  als  Futtermittel  bespricht 
der  Vf.  auch  den  Dünge  wert  der  Melasse  und  stellt  (unter  a)  die  Mengen 
der  Wertstoffe  nach  literarischen  Angaben  zusammen,  welche  100  kg  Melasse 
enthalten;  unter  b)  ist  der  Gebalt  einer  Melasse  in  %  angegeben: 

Asche    AlaOs  +  FejOs    N2O5      M      K3O      NssO      CaO      MgO      P2O5      SO3      SiOa      Cl 

a)  kg    —  —  —      —     5,07     0,91     0,31     0,03    0,05    0,16    0,03    0,62 

b)  »/o   8,91  0,03        0,12   1,81   4,54    0,69    0,43    0,08      —     0,15     —      0,35 

Die  im  Untergrunde  vieler  Bodenarten  in  Schleswig-Holstein  vor- 
kommenden Mergel  enthalten  nach  H.  Wehnert's^)  Angaben  im  Durchschnitt 
und  im  lufttrocknen  Zustande  an  CaCOg: 

Lehmmergel  (Geschiebe-M.)        Sandmergel        Kreidemergel        Wiesenmergel      Marschmergel  (Pütterde) 

7o  19,0  7,3  78,0  79,0  5,8 

Stadtstraßen -Kehricht  als  Düngemittel.  Von  J.  J.  Skinner  und 
J.  H.  Beattie.*)  —  Straßenkehricht  aus  einer  größeren  Stadt  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  wurde  auf  seine  Zusammensetzung  und  seinen 
Düngewert  von  den  Vff.  untersucht.    Dabei  wurden  3  Sorten  von  Kehricht 

1)  Jahresber.  d.  agrik.-chem.  Versuchsst.  Kiel  p.  1912,  8.  —  «)  österr. -Ungar.  Ztschr.  f.  Zucker- 
ind, a.  Ldwsch.  1913,  42,  477.  —  s)  Jahresber.  d.  agrik.-chem.  Versuchsst.  Kiel  p.  1912,  24.  —  ')  Engin. 
Eecord  1912,  66,  54  u.  55. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  113 

unterschieden  und  zwar  solcher,  der  mit  dem  Handbesen  zusammengefegt 
war  (I),  solcher,  der  mit  einer  Straßenkehrmaschine  zusammengebracht 
war  und  solcher,  der  schon  länger  lagerte  oder  in  Zersetzung  begriffen 
war.  Zum  Vergleiche  ihres  Düngewertes  diente  frischer  Stalldünger  (IV). 
Alle  4  Objekte  enthielten  mehr  oder  weniger  Pferdemist.  Gefunden 
wurde  an  Düng-Stoffen  in  %: 


bei 

N 

K2O 

P^Os 

I 

II 

III 

IV 

1,34 

0,86 
0,60 
1,60 

0,71 
0,55 
0,56 
1,50 

1,03 
0,55 
0,60 
1,00 

Bei  den  vergleichenden  Kultur  versuchen  in  Töpfen  mit  Erde, 
welcher  die  verschiedenen  Kehrichtsorten  im  Verhältnis  von  1  kg  auf 
1/2  qna  (?)  beigemischt  waren,  kamen  Weizen,  Roggen  uud  Rettig  zur 
Verwendung.  Nach  30  Tagen  ergab  das  Grüngewicht  im  Verhältnis  zu 
den  Pflanzen  in  der  Erde  ohne  Zusatz  bei  I  einen  Vorsprung  von  30  "/o, 
bei  n  von  10%,  bei  III  keinen  Unterschied,  bei  IV  dagegen  den  höchsten 
Vorspruug  von  40  ^lo-  —  Mit  Petroleumäther  konnte  aus  der  Probe  I 
1,7%,  aus  den  Proben  II  imd  III  2%  rohes  Mineralöl  ausgezogen 
werden,  dessen  Herkunft  die  Vff.  hauptsächlich  in  dem  Schmieröl  der 
Automobile  suchen.  Schon  0,05  g  dieser  Öle  zu  250  ccm  Nährlösung 
zugesetzt,  hemmte  das  Pflanzen  Wachstum  bei  I  und  11  um  10%  und  bei 
m  um  20%.  Dagegen  erreichten  die  von  diesem  Öl  befreiten 
Kehrichtproben  ganz  oder  fast  ganz  den  Düngewert  des  Stallmistes. 

(Bleuel.) 

b)  Düiij^ungsTersuche. 

Vergleichende  Versuche  mit  Stalldünger  bei  verschiedenen  Arten 
von  Streu.  Von  S.  Rhodin.  ^)  —  Die  Arbeit  berichtet  über  einen  8  Jahre 
lang  auf  steifem  Tonboden  durchgeführten  Düngungsversuch  mit  Stalldünger, 
der  unter  Verwendung  von  Torfstreu,  Stroh  oder  einen  aus  gleichen  Teilen 
dieser  Streustoffe  hergestellten  Gemisches  gewonnen  worden  war.  Gedüngt 
wurde  mit  35  Tonnen  pro  acre  und  mit  jährlicher  Anwendung  von  Thomas- 
schlacke (285  Pfd.),  Kainit  (570  Pfd.)  und  Chilisalpeter  (285  Pfd.).  An- 
gebaut wurden  1903—1907  und  1909  Kartoffeln,  1908  Kohlrübe  und 
1910  Hafer.  —  Die  pro  acre  während  der  ganzen  Versuchsdauer  erzielten 
Ernteerträge  an  Trockensubstanz  waren  folgende: 

Un-  Torf-  Stroh-  Torf-  künstlicher 

gedüngt  Streudünger         streudünger  strohdünger  Dünger 

Pfd.       22  538  31596  30  967  30  912  29  474 

Die  Düngung  mit  Torfmull  erzielte  die  größten  Ernten  und  während 
der  in  Betracht  kommenden  Periode  pekuniär  die  beste  Verzinsung.  Der 
Torfmull  und  die  Mischung  aus  Torfmull  und  Stroh  erzielten  im  ersten 
Jahre  die  größten  Ernten,  während  der  Strohdünger  seine  höchste  Leistung 
erst  im  3.  Jahre  ergab.  (Kalb.) 

i)  K.  Landtbr.  Akad.  Handl.  Och.  Tidskr.  50  (igilt,  Nr.  7,  529—537.  Meddel.  Centrianst. 
Försökov.  Jordbruksomradet  1911,  Nr.  44;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Reo.  1912,  26,  424. 

Jahresbericht  1913.  8 


114 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Salpeterdüngungsversuche   von    1912.      Von    Otto    Reitmair.  i)    — 

Die  nach  gemeinsamem  Plane  ^)  ausgeführten  Versuche  führten  nach  45  Ernte- 
berichten zu  unten  folgenden  Ergebnissen.  Die  Zahlen  beim  Winterroggen 
sind  Mittel  von  17  —  beim  Hafer  von  12  —  und  bei  den  Kartoffeln 
von  16  Versuchen.    Die  Mehrerträge  gegen  ungedüngt  in  dz  p.  ha  betrugen: 


"Winterroggen 

Hafer 

Kartoffeln 

Körner 

Stroh 

Körner 

Stroh 

Knollen 

KalTr- 
salp. 

Natron- 
salp. 

Kalk- 
salp. 

Natron- 
salp. 

Kalk- 
salp. 

Natron- 
salp. 

Kalk-       Natron- 
salp,           »alp. 

Kalk- 
salp. 

Natron- 
salp. 

4,80 

4,98 

7,72 

7,36 

3,16 

3,11 

4,53        4,68 

27,9 

30,0 

Die  Rentabilität  der  einseitigen  Salpeterdüngungen  war  in  allen  Fällen 
eine  ausgezeichnete.  Der  Vf.  fügt  hinzu,  daß  mau  von  einseitiger  N- 
düngung  bei  diesen  Versuchen  nur  insofern  sprechen  kann,  als  beim  Ver- 
suche keine  anderweitigen  Versuchsdüngungen  gegeben  wurden.  Den 
Versuchsanstellern  ist  die  sonstige  gleichmäßige  Düngung  des  ganzen 
Versuchsfeldes  freigestellt  worden  und  hatten  z.  B.  die  Kartoffelfelder  tat- 
sächlich fast  alle  vorher  Stallmistdüngung  erhalten.  Ein  gleiches  war  bei 
13  von  den  angeführten  17  Winlerroggen versuchen  der  Fall.  Von  den 
12  Haferversuchen  waren  nur  2  ohne  sonstige  Düngung,  4  hatten  Stall- 
mist und  6  Kunstdüngung  (meist  Kaliphosphatdüngung)  erhalten.  Die 
Vorfrüchte  waren  ebenfalls  in  verschiedener  Weise  gedüngt  worden. 

Vergleichende  Düngungsversuche  mit  Kalkstickstoff,  Stickstoff- 
kalk, Chilisalpeter  und  schwefelsaurem  Ammoniak  auf  Sand-  und 
Hochmoorböden.  Von  Br.  Tacke  und  Fr.  Brüne  (Ref.).  3)  —  In  einer 
Einleitung  wird  die  Natur  der  vorerwähnten  zwei  neuen  Düngemittel  be- 
sprochen. Die  Versuche  wurden  in  allen  4  Fällen  auf  leichteren,  kalk- 
armen und  etwas  trocken  gelegenen  Boden  ausgeführt.  Während  die  ersten 
3  Böden  altes  Kulturland  darstellen,  wurde  Boden  Nr.  4  erst  bei  Ein- 
richtung der  Versuche  neu  in  Kultur  genommen.  Zur  mechanischen  und 
chemischen  Untersuchung  gelangten  nur  die  Böden  Nr.  3  u.  Nr.  4.  Die 
Beschaffenheit  dieser  Böden  wird  wie  folgt  beschrieben:  Nr.  3  (Breden, 
altes  Land)  obere  20  cm  hohe  Schicht  ist  ein  grauer,  sehr  stark  humoser, 
ziemlich  feinkörniger,  fast  tonfreier  Sand,  ohne  CaCOg.  Untergrund  fast 
ebenso.  —  Nr.  4  Breden,  Neukultur,  obere  20  cm  hohe  Schicht  ist  ein 
braungrauer,  humoser,  fein-  bis  mittelkörniger,  fast  tonfreier  Sand,  ohne 
CaCOg.  Das  Ergebnis  der  chemischen  Untersuchung,  bezogen  auf  die  bei 
105  ^  getrockneten  Böden  ist  folgendes:  (angefügt  der  Gehalt  einer  20  cm 
starken  Schicht  eines  ha  in  kg) 


c 

(D 
O 

PQ 

Schichten 

TS  O 

>  £ 

^ 

"es  O 

o 

SS 

(^         o 

!?; 

o 

ü 

o 

o 

3 

4 

11 

0-20  cm 
20-40  „ 

0-20  „ 
20-40  „ 

0,0053 
0,0794 

8.53 

7,71 

6,93 

2,20 

0,25 
0,18 

0,12 
0,03 

91,47 
92,29 

93,07 
97,80 

89.57 
90,66 

91,19 
95,44 

0,08 
0,14 

0,08 
0,08 

0,11 
0,08 

0,04 
0,03 

0,04 
0,05 

0,04 
0,07 

5472 
3879 

2538 
783 

1751 
3017 

1692 

2088 

2408 
1724 

846 
783 

875 
1078 

846 
1827 

1)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchsw.  in  Österreich  1913,    16,   191  (Ber.  d.  Versuchsit.  Wien). 
*)  Siehe  unter  b)  Kalidüng.,  Vers.  dess.  Vf.  —  »)  D.  Idwsch.  Versachsst.  1913,  83.  1—100. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung. 


115 


Die  Yersuche  erstreckten  sieh  auf  die  Jahre  1903/04  bis  1909/10 
und  verschiedene  Fruchtarten.  Der  Zusammenfassung  der  Versuchsergebnisse 
entnehmen  wir  folgendes:  1.  Kalkstickstoff  und  Stickstoffkalk  erwiesen 
sich  auf  Sandboden  als  gleichwertig,  für  Hochmoorboden  blieb  diese  Gleich- 
wertigkeit zweifelhaft.  Um  mit  diesen  beiden  Düngemitteln  auf  Sand-  und 
Hochmoorböden  möglichst  gute  Erträge  zu  erzielen,  darf  der  Dünger  der 
Regel  nach  nie  gleichzeitig  mit  der  Saat  in  den  Boden  gebracht  werden; 
am  empfindlichsten  gegen  diese  Anwendung  scheint  der  Hafer  zu  sein. 
Auch  als  Kopfdünger  angewendet  wurden  von  diesen  Düngemitteln  in 
keinem  Falle  seine  besten  Leistungen  erreicht.  Besonders  empfindlich 
gegen  Kopfdüngung  war  der  Roggen.  Am  besten  wirkten  diese  Dünge- 
mittel, wenn  sie  einige  Zeit  vor  der  Aussaat  in  den  Boden  gebracht  wurden. 
Wurde  der  Dünger  mindestens  8  Tage  vor  der  Einsaat  ausgestreut  und 
sofort  sorgfältig  untergeeggt,  so  war  eine  Schädigung  der  Keimkraft  der 
Saat  nicht  zu  bemerken.  Setzt  man  die  aus  dem  Chlilisalpeter  auf- 
genommenen N-Mengen=  100,  so  betrug  die  relative  N-Ausnutzung  beim 
Kalkstickstoff  im  Durchschnitt  aller  Versuche  für  Sandboden  54,  für  Hoch- 
moorboden 67. 

Feldversuch  über  die  Wirkung  des  Stickstoffdüngers  in  Form  von 
Ammonium-Sulfat  und  Ammoniak-Superphosphat  auf  einem  Kalk-  und 
einem  Sandboden.  Von  Jan  Wlodek.  ^)  —  Die  chemische  und  mechanische 
Untersuchung  der  beiden  Böden  ergab  folgende  Werte: 


S-2S 


SS 


O  c    m 
S  i!  * 


Kalkboden 
Sandboden 


22,59  ca.  74 
5,801  „  40 


65,6 
26,7 


ca.  9,45 
„  2.24 


11,36  '29,057 
0,25171  0,624 


0,2496'0,0073  0,0064 
0,0625, 0,0045 10,0046 


0,23590,0171 
0,0534|0,0418 


in  kalter  25procent.  HCl  löslich 


SiO, 


SO, 


P«0. 


MnO 


CaO 


MffO        KoO 


Na^O     FesO,      AI2O3 


Kalkboden 
Sandboden 


0,0134 
0,0075 


0,0445 
0,0420 


0,0811 
0,0317 


0,0451 1  13,60    0,2064  0,822 
—     I  0,0880  0,0535  0,0519 


0,0548  0,6885  0,6073 
0,0294|0,5035!0,2434 


Das  Ziel  des  Versuchs  war  das,  die  Höhe  der  N- Verluste  bei  einer 
Düngung  mit  Ammonsulfat  auf  einem  Kalkboden  und  die  Wirkung  des 
Ammoniak-Superphosphats  auf  diesem  Boden  zu  prüfen.  Die  Ernten  auf 
dem  Sandboden  sollten  zum  Vergleich  dienen,  wie  dieselben  N-Dünger  auf 
einen  kalkarmen  Boden  wirken  würden.  Jede  Düngungsweise  wurde  auf 
4  Parzellen  von  der  Größe  eines  Ar  geprüft,  über  die  Anordnung  des 
Versuchs  gibt  folgende  Zusammenstellung  Auskunft,  wozu  zu  bemerken, 
daß  sämtliche  Parzellen  eine  gleiche  Düngung  von  Kalisalz,  entsprechend 
752,4  g  erhielten ;  im  übrigen  gestaltet  sich  die  Anordnung  des  Plans  wie 
folgt.     Die  Erntemengeu  auf  ein  Ar  berechnet  fügen  wir  dazu  (kg) 


»)  Sonderabdruck  aus  Kosmos  1913,  38,  1010—1032  (Mitt.  a.  d.  Instit.  f.  Acker-  u.  Pflan2enbau- 
lehre  der  Jagiell.  Univ.  Krakau).  —  Zu  bemerken  ist,  daß  in  der  Arbeit  die  Grehaltsangaben  für  die 
Böden  sowohl,  wie  die  Erntezahlen  mit  dem  berechneten  wahrscheinlichen  Fehler  versehen  sind,  die  der 
Ref.  der  Raumersparnis  wegen  fortließ.  Den  Namen  der  angebauten  Körnerfrucht  konnte  der  Ref.  in 
der  Arbeit  nicht  finden. 


116 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


ä     ^ 

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sag- 

mptm 

O^    1    cä 

.  o  3  o  )  -5  D  o  e 

3  =^  3  O 

^SM-äi^-W^^ 



803,8 

803,8 

872,5 

198,9 

182,8 

182,8 

207 

— 

— 

126,7 

— 

69,92 

61,42 

66,16 

54,67 

25,4 

23,5 

22,7 

24,8 

78,92 

72,05 

— 

78,79 

28,6 

26,3 

— 

27,7 

s  «  i 


N  . 


Kalkboden 
Sandboden 


{Gesamternte 
Körner 
{Gesamternte 
Körner 


872.5  I  — 

126.6  — 
52,561  46,12 
17,9  i  19,8 

—  I  66,22 

—  I  18,9 


829 
210,8 

52,30 
19,2 


1.  2.  ohne  N 

4.  5.  N  als 

Ammoniak - 

Superphosphat 

6.  7.  N  als 

Ammon- 

sulfat 

3.  N  als 

Chili- 
salpetor 

49,32 
18,8 
70,50 
78,85 

63,79 
23,1 
91,33 
91,33 

53,48 
22,0 
76,49 
99,85 

69,72 
25,1 

100 

100 

Hieraus  ergiebt  sich: 


Gesamternte  .     . 

Kömer 18, 

oder  Salp.  /  Kalkboden     70,50 
=  100    \  Sandboden 

Man  sieht,  daß  die  procentuelle  "Wirkung  des  Ammoniaksuperphosphats 
auf  beiden  Böden  die  gleiche  war,  die  aber  des  Ammonsulfats  auf  dem 
Kalkboden  kleiner  ist.  Der  Unterschied  beträgt  zuungunsten  des  Kalk- 
bodens 22,36.  Da  aber  nicht  die  ganze  Minderwirkung  des  Ammonsulfats 
auf  Verdunstung  zurückzuführen  ist,  so  ist  es  richtig,  sie  mit  der  Wirkung 
des  Aramoniak-Superphosphats  zu  vergleichen.  Der  Unterschied  beträgt 
hier  14,84,  Ist  es  zulässig,  aus  den  „procentualischen  Wirkungen"  aller 
Stickstoffdünger,  die  wahrscheinlich  keinen  Verdunstungsrerlust  erlitten 
haben,  ein  Mittel  zu  ziehen  (der  Vf.  rechnet  dazu  die  Salpeter  und 
Ammoniaksuperphosphate  auf  beiden  Böden  und  das  Ammonsulfat  auf  dem 
Sandboden),  so  erhalten  wir  die  Zahl  96,5,  die  einen  Unterschied  mit  der 
Wirkung  des  Ammonsulfats  auf  dem  Kalkboden  von  20,01  aufweist.  Das 
Jahr  1911,  in  dem  der  Versuch  ausgeführt  wurde,  war  außergewöhnlich 
warm  und  regenarm,  der  Boden  sehr  reich  an  Kalk,  Das  Resultat  also, 
das  zu  ziehen  ist,  dürfte  wie  folgend  lauten:  In  Verhältnissen,  die 
der  Ammoniakverdunstung  sehr  günstig  sind,  können  Verluste 
bis  zu  20  ®/q  vorkommen,  die  durch  die  Anwendung  von  Ammo- 
niak-Superphosphat  beseitigt  oder  stark  herabgedrückt  sein 
können,  —  Es  sei  noch  hier  bemerkt,  daß  diese  Art  von  Kalkböden 
wie  der  angewandte,  auf  polnischen  Gebieten  ziemlich  verbreitet  ist  und 
zu  einer  wichtigen  Bodenklasse  gehört.  Diese  Böden  sind  das  Resultat 
der  Verwitterung  eines  Kalkfelsens  aus  der  Kreideformation. 

Über  die  Bedingungen,  welche  die  Verwertung  von  Stickstoff- 
verbindungen bei  der  Pflanzenernährung  beeinflussen.  Von  Jacob 
O.  Lipman,  Augustine  W.  Blair,  Irving  L.  Owen  und  Harry  C.  McLean,^) 

—  Die  Arbeit  bildet  eine  Fortsetzung  einer  Arbeit  der  Vff.  über  dasselbe 
Thema.  2)  Alle  Versuche  wurden  in  glasierten  Tongefäßen,  gefüllt  mit  je 
20  Pfd.  von  reinem  Quarzsand,  ausgeführt.  Die  Düngung  für  jedes  Gefäß 
war  4  g  P2O5,  2  g  KgSO^,  5  g  CaCOg,   0,5  g  MgSO^  und  0,25  g  Ferri- 


1)  New  Jersey  Agric.  Exper.  Stat.  Bull.  257,  3—45. 
her,  1912,  115. 


")  Ebend.  Bull.  Nr.  251  u.  dios.  Jahres- 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung. 


117 


Sulfat.      Angebaut    wurde    Gerste.      Die    Versuche    sowohl    als    auch    die 
N- Bestimmungen  wurden  doppelt  ausgeführt. 

1.  Reihe.  Die  Verwertung  von  N  in  Form  von  Ammonium- 
nitrat in  Vergleich  mit  Natronsalpeter  und  Ammonsulfat.  Es 
wurden  1  u.  2  g  NaNOg  (=0,154  u.  0,308  g  N)  und  die  gleichen  N- 
Mengen  in  Ammonsulfat  und  Ammonnitrat  verwendet.  Das  Ergebnis  der 
Ernte  an  Trockensubstanz  und  N  im  Mittel  von  je  2  Gefäßen  war  folgendes: 

,    .     „         lg  2  ^  Ammonsulfat  Ammonnitrat 

kein  N      NaNGj       NaNOg     1  f ach  N      2  fach  Ifach       2  fach 

Gerste-Trockensubstanz  g      2,50      11,65       14,10      9,35       10,80      11,175     13,10 

N  mg 18,53     100,28     167,37     67,73     106,25      83,27     151,51 

N  wiedererhalten  %    .     .       —        53,08      51,25    31,95      28,48      42,04      43,18 

Wenn  man  die  vom  Natronsalpeter  in  der  Ernte  zurückerhaltenen 
N=  100  setzt,  so  beträgt  die  vom  Ammonsulfat  zurückbekommene  N-Menge 
57,9,  vom  Ammoniumnitrat  81,7. 

2.  Reihe.    Wirkung  von  steigenden  Mengen  Natronsalpeter: 

NaNGj  g0123                 5                7                 9  11 

Gerste -Trockensubstanz  g      2,80        10,425        15,10        13,925        14,700        13,475  13,200  8,325 

N  in  der  Ernte  mg  .     .  .    22,61      101,18        184,22      262,20  363,85  363,69  395,92  274,97 

N  wiedererhalten  o/o      .  •      —           51,02          52,47        51,86          44,32          31,64  26,93  14,89 

Mit  der  steigenden  Menge  des  als  Nährstoff  gegebenen  Nitrats  stieg 
auch  der  procent.  Gehalt  der  geernteten  Gerste  an  N  von  rund  1  %  bis 
zu  3,3%, 

3.  Reihe.  Der  Einfluß  organischer  Substanz  auf  die  Assi- 
milation von  N.  Als  N-Dünger  dienten  2  g  Natronsalpeter  und  2,6256  g 
getrocknetes  Blut  und  als  organische  Substanz  in  steigenden  Mengen 
(2,5 — 25,0)  entkörnte  gemahlene  Maiskolben,  Dieses  Kolbenmehl  setzte  in 
höheren  Gaben  die  Wirkung  des  N  im  Dünger  herab,  sowohl  hinsichtlich 
der  Ernte  an  Trockensubstanz,  sowie  deren  procent.  N- Gehalt. 

4.  Reihe.  Die  Wirkung  von  Dextrose  auf  die  Assimilation 
von  N  im  Salpeter.  Es  wurden  Mengen  von  2,  8,  5  u.  10  g  NaNOg 
gegeben  und  in  jeder  dieser  Reihen  daneben  10,  20  oder  30  g  Dextrose.  Je 
mehr  von  Dextrose  gereicht  wurde,  desto  mehr  wurde  der  Ertrag  an  Trocken- 
substanz und  N  herabgesetzt,  wie  aus  nachstehenden  Zahlen  ersichtlich  ist. 

2  g  NaNOs  +10  +20  +30  g  Dextrose 
Trockensubstanz  g      .     .     14,25            11,80            8,17  0,25 

N  mg 184  145  110  40 

3  g  NaNOg  +10  +20  +30  g  Dextrose 
Trockensubstanz  g      .     .     13,98            13,65            8,52  4,80 

N  mg 231  230  154  82 

2  g  NaNOa  +10  +20  +30  g  Dextrose 

Trockensubstanz  g      .     .     17,35  14,60  3,60  1,20 

N  mg 445  345  108  42 

Diese  Herabsetzung  der  Ernte  von  Trockensubstanz  und  N  kann  nicht 
einer  etwaigen  Verwertung  von  N  durch  Pilze  oder  Schwämme  zu- 
geschrieben werden;  es  muß  eine  andere  Ursache  für  dieses  Ergebnis 
gesucht  werden. 

5.  Reihe.  Der  Einfluß  organischer  Substanz  auf  die  Assi- 
milation von  N.  Diese  Reihe  bildete  eine  Fortsetzung  der  Reihe  3.  Hier 
wurden   anstatt  gemahlene  Maiskolben    organische  Substanzen  gegeben  und 


118  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

zwar  in  Form  von  feingeschnittenem  grünen  Roggen,  von  gemahlenen  trocknen 
Blättern  und  anstatt  Salpeter  Älfalfamehl  in  Menge,  welche  soviel  N  ent- 
hielt wie  2  g  NaNOg.  Einige  Töpfe  erhielten  zum  Vergleich  mit  Älfalfa- 
mehl Salpeter.  Als  Ergebnis  dieser  Versuche  ist  zu  verzeichnen,  daß  die 
trocknen  Blätter  in  einigen  Fällen  den  Ertrag  herabgesetzt  haben.  Es  be- 
steht ein  deutlicher  Unterschied  zwischen  der  Wirkung  von  trocknen 
Blättern  und  der  von  grünem  Roggen  auf  den  Ertrag  von  Trockensubstanz 
und  N,  obwohl  in  beiden  Substanzen  die  gleiche  Menge  von  N  vorhanden 
war.  Die  Blätter  hatten  dieselbe  Wirkung  wie  Maiskolbenmehl  und  reine 
Kohlehydrate.  Die  Ursache  für  diese  Verschiedenheit  im  Effekt  ist  nicht 
erkennbar. 

6.  Reihe.  Der  Einfluß  von  organischer  Substanz  (Dextrose) 
auf  die  Assimilation  von  N.  —  Diese  Reihe  bildet  eine  Fortsetzung 
der  Reihen  3  und  5. 

7.  Reihe.  Die  Wirkung  von  zunehmenden  Mengen  Älfalfa- 
mehl. Die  Reihe  entspricht  der  Reihe  2,  nur  ist  hier  der  Salpeter  durch 
Älfalfamehl  ersetzt.  Dessen  Menge  variierte  von  5,58  bis  zu  56,8  g  p.  Topf, 
deren  N-Menge  1  — 10  g  Natronsalpeter  entsprach.  Die  großen  Mengen 
Alfalfa  setzten  die  Ernte  etwas  herab,  welche  Depression  der  großen  Menge 
damit  verabfolgten  organischen  Substanz  zuzuschreiben  sein  dürfte,  nicht 
einer  temporären  Verminderung  der  Cirkulation  verwertbaren  N  durch  Pilze 
oder  Schwämme. 

Der  Einfluß  der  mechanischen  Beschaffenheit  des  Bodens  auf  die 
Verwertung  von  Natronsalpeter  und  Blutmehl.  Von  Jacob  G.  Lipman 
und  Mitarbeiter.  ^)  —  Im  Anschluß  an  frühere  Versuche  wiederholte  der  Vf. 
diese  und  verwendete  dazu  einen  typischen  roten  Schieferboden,  der  noch 
nicht  unter  Kultur  gestanden.  Die  Feinerde  desselben  wurde  mit  Sand 
in  verschiedenen  Verhältnissen  (10 — 90 ''/q)  gemischt.  Mit  diesen  so  her- 
gestellten reinen  Böden  und  Mischbödeu  wurden  je  6  Cylinder  gefüllt  und 
zum  Boden  jeden  Cylinders  zugemischt  38  g  präcip.  Kalk,  20  g  P2O5, 
5  g  KCl,  5  g  K2SO4  und  2  g  MgCOg.  In  5j.  Rotation  wurden  Mais, 
Gerste,  Weizen  und  Timothe  angebaut.  Jede  Gruppe  von  6  Cylinder  zerfiel 
in  3  Untergruppen  mit  besonderer  Düngung:  Cylinder  1  u.  2)  erhielten 
keinen  N,  3  u.  4)  erhielten  je  10  g  Natronsalpeter  und  5  u.  6)  der  N-Menge 
des  Salpeters  entsprechende  Mengen  Blutmehl.  Bei  jeder  der  Boden- 
mischungen kam  diese  Dünge-Anordnung  zur  Anwendung.  Der  Ernte  von 
Gerste  i.  J.  1912  folgte  Buchweizen  als  Nachfrucht.  Die  Ergebnisse  faßt 
der  Vf.  etwa  wie  folgt  zusammen.  Der  Ertrag  an  Trockensubstanz  und 
der  in  der  Gerste  wiedergefundene  procentische  Gehalt  an  N  war  —  bei 
Anwendung  von  Natronsalpeter  —  in  den  Bodenmisehungen  10 — 70% 
Sand  größer  als  von  den  reinen  Böden  und  bei  den  Böden  mit  größerer 
Sandbeimischung.  Die  höchsten  Erträge  an  Trockensubstanz  und  N  wurden 
bei  40*^/0  Sandzumischung  erhalten.  Bei  Anwendung  von  Blutmehl  war 
der  Ertrag  von  40%  Sand  in  der  Mischung  geringer  als  vom  reinen 
Schieferboden  und  bei  geringerer  Sandbeimischung.  Der  Ertrag  an  Gerste- 
Trockensubstanz  war  von  den  ohne  N  gebliebenen  Gefäßen  nicht  so  groß 
wie   der   von    mit  N  versehenen    Gefäßen.     In    der  Nachernte   von   Buch- 


1)  New  Jersey  Agric.  Exper.  Stat.  1913,  BuU.  257,  31—45. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung.  119 

Weizen  wurde  von  dem  N  des  Salpeters  von  einigen  der  Cylinder,  welche 
Sandmischungen  enthielten,  nichts  wieder  gefunden ;  dagegen  bei  der  Blut- 
düngung in  jeder  der  10  Reihen.  Die  Abnahme  der  Rückgewinnung  von 
N  war  mit  der  Zunahme  des  Sandgehaltes  des  Bodens  fortschreitend.  In 
der  Buchweizenernte  war  der  Ertrag  an  Trockensubstanz  am  geringsten 
bei  der  Salpeterdüngung,  am  höchsten  bei  der  Düngung  mit  Blutmehl. 
Der  Ertrag  von  den  Cyliudern  ohne  N-Düngung  war  annähernd,  dem 
Durchschnittsertrag  der  beiden  gedüngten  Reihen.  Nach  dieser  Arbeit 
erscheint  es  unnötig,  eine  restliche  Wirkung  von  mäßiger  Anwendung 
von  Salpeter  auf  sandigem  Boden  zu  erwarten.  Eine  solche  Wirkung  mag 
man  erwarten  auf  Böden,  die  Blutmebl  oder  andere  organische  Dünger 
von  ähnlichem  Charakter  erhielten.  Mit  Sand  gemischter  Schieferboden 
erlaubt  bessere  Lüftung  und  Drainage  als  reiner  schwerer  Schieferboden 
und  darum  eine  vollständigere  Verwertung  des  N. 

Versuche  über  die  Anhäufung  und  Verwertung  von  atmosphärischem 
Stickstoff  in  Feldböden.  Von  Jacob  G.  Lipman,  Augustine  W.  Blair, 
Irving  L.  Owen  und  Harry  C.  McLean.^)  —  Der  Einfluß  von  in 
Dünger  enthaltenen  Bakterien  auf  die  Zersetzung  von  Grün- 
dünger (Leguminosen  und  Nichtleguminosen).  Der  Gegenstand 
dieser  Experimente  ist,  zu  studieren,  weichen  Einfluß  geringe  Mengen  von 
Kuhdünger  und  von  den  in  diesem  lebenden  Bakterien  auf  die  Zersetzung 
von  Gründünger  haben.  Die  Quantitäten  von  Stalldünger  wurden  absichtlich 
sehr  klein  genommen,  damit  der  Einfluß  der  Nährstoffe  im  Gründünger  nicht 
auf  ein  Minimum  reduciert  würde.  Der  Versuch  sollte  auch  einen  Ver- 
gleich zwischen  Leguminosen  und  Nichtleguminosen  herbeiführen.  Die 
Versuche  wurden  auf  einem  21  aci'e  großen  Land  ausgeführt,  das  einen 
reichlich  schweren  Lehmboden  hat.  Der  Boden  ist  nicht  das,  was  man 
einen  fruchtbaren  Boden  nennt  und  ist  ohne  Zweifel  arm  an  N.  Zunächst 
wurde  der  ganze  Acker  mit  gemahlenem  Kalkstein,  eine  Tonne  per  acre, 
gedüngt;  jeder  Platz  empfing  ferner  15  Pfd.  Superphosphat  (acide  phos- 
phate),  5  Pfd.  KCl  und  10  Pfd.  Fisch  (-Dünger).  Es  wurde  auf  allen 
Plätzen  Mais  gebaut,  auf  4  nach  Crimson-Klee  als  Gründünger  ohne  Stall- 
mist oder  mit  50,  100  oder  200  Pfd.  Stallmist;  4  anderen  Plätzen  folgte 
Mais  nach  Roggen  als  Gründünger  ohne  Stallmist  oder  mit  50,  100  oder 
200  Pfd.  Stallmist.  Der  Stallmist  war  gut  verrottet  und  wurde  über  den 
Gründünger  gestreut,  bevor  dieser  untergepflügt  wurde.  Im  Jahre  1908 
wurde  das  ganze  Versuchsland  mit  „Yellow  Leaming  corn"  bestellt.  Im 
folgenden  August  wurden  die  Plätze  49  —  52  mit  Klee  und  53 — 56  mit 
Roggen  besät.  Die  erste  Maissaat  war  ohne  Gründüngung  bestellt  und 
beginnt  der  eigentliche  Versuch  mit  dem  Jahre  1909;  i.  J.  1910  war 
versehentlich  Hafer  statt  Mais  gesät  worden;  i.  d.  J.  1911  u.  1912  folgten 
wieder  Mais.  Nach  jeder  Ernte  wurde  wieder  mit  Pg  Og  und  Kg  0  gedüngt. 
Bei  den  Maisernten  wurden  Körner,  Kolben  und  Stengel  gesondert  gewogen 
und  untersucht;  beim  Hafer  Körner  und  Stroh.  In  folgender  Zusammen- 
stellung ist  nur  die  Gesamternte  an  Trockensubstanz  und  an  Gesamt -N 
aufgenommen. 


1)  New  Jersey  Agric.  Exper.  Stat.  1913,  BuU.  258,  3—24. 


120 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


1908 

1909 

1910  (Hafer) 

1911 

1912 

Platz 

Nr. 

Trock.- 
snbst. 
Pfd. 

N 
Pfd. 

Trock.- 

subst. 
Pfd. 

N 
Pfd. 

Trock.- 
subst. 
Pfd. 

N 
Pfd. 

Trock.- 

snbst. 

Pfd. 

N 
Pfd. 

Trock.- 
subst.      N 

Pfd.      Pfd. 

49 
50 
51 
62 

Nichts S  ( 

50  Pfd.  Kuhdünger     g  ! 

100   „          ,.          a  ^ 

200    ,.            .,             öl 

Durchschnitt    ^  y 

Nichts a> 

50  Pfd.  Kuhdünger  j,  o 

100    „             ,.          -gg. 

200    „             „          gl 

S' 

Durchschnitt     " 

272,83 
271,22 
281,12 
271,80 

2,818 
2,988 
2.815 
2.455 

220,40 
273,00 
266,88 
242,87 

2,083 
2,753 
2,449 
2,044 

120,00 
148,75 
145,06 
1.52.50 

1,391 
1,671 
1,564 
1,698 

240,00 
257,50 
242.50 

258,75 

2.19T 
2,464 
2,164 
2,367 

185,25 1  1,850 
205,00   2,113 
196,25    1,893 
20»;75    1,985 

53 

54 
55 
56 

274.12  2,769 

262,82   2.436 
350.67  3,228 
296,44   2.637 
269,56  1  2,487 

250,79  1  2,332 

199,50 1 1,644 
240,37  !  2,024 
245.67  12.159 

18:^.01  j  1,768 

141,56 

95,00 
115,00 
130,(Xt 
125,00 

1,581 

1,056 

1.277 

1.4m  1 

i.2'.:4 

249,69 

175,00 
212:50 

■:4:i.(X) 

■22vM 

2,298 

1,333 
1.642 

2.205 
1,941 

197,56 

127,50 
167,60 
167,50 
142,50 

1,960 

1,130 
1,464 
1,543 
1,287 

294,87 

2,697 

217,14 

1,899 

116,25 

1,277 

213,12 

1,780 

151,25 

1,856 

Die  erste  Ernte  im  Jahre  1908  hatte  nicht  die  Wohltat  einer  Grün- 
düngung empfangen  und  gab  bei  der  sehwachen  Anwendung  von  Stall- 
dünger nur  wenig  mehr  als  die  ungedüngten  Parzellen.  In  den  übrigen 
Jahren  war  mit  einer  leichten  Ausnahme  ein  besserer  Ertrag  an  Trocken- 
substanz und  N  erhalten  worden.  Die  Plätze,  welche  den  meisten  Dünger 
erhalten  hatten,  gaben  nicht  immer  die  höchsten  Erträge.  Daher  erscheint 
es,  daß  die  wohltätige  Wirkung  des  Düngers  eher  eine  physikalische  und 
biologische  als  chemische  war.  Der  durchschnittliche  Ertrag  von  der  Ab- 
teilung, welche  eine  Leguminose  als  Gründünger  erhalten,  übertreffen  den- 
jenigen der  Abteilung,  welche  Roggen  als  Gründüngung  erhalten  hatten. 
In  den  letzten  2  Jahren  war  die  geerntete  Trockensubstanz  von  dem  Legu- 
minosen-Teil etwas  reicher  an  N  als  die  Trockensubstanz  von  dem  Nicht- 
leguminosen-Teil. 

Beitrag  zur  Frage  der  Ammoniakverdunstung  aus  Boden,  Von 
O.  Lemmermann  und  Berichterstatter  L.  Fresenius.^)  —  Unter  Hinweis 
auf  ihre  früheren  Versuche  2)  über  diesen  Gegenstand  und  auf  die  Ergebnisse 
derselben  veröffentlichen  die  Vff.  die  Ergebnisse  weiterer  Versuche,  bei 
welchen  6  sehr  verschiedene  Böden  verwendet  wurden,  nämlich  2  Böden 
aus  Dahlem  F.  u.  B.  schwachlehmiger  Sandboden  (la  u.  Ib),  2.  Brache- 
boden ein  besonders  nährstoffarmer,  schwachlehmiger  Sandboden,  3.  Marsch- 
boden, 4.  Aueboden  u.  5.  ein  Niederungsboden.  Mit  diesen  sechs  Böden, 
die  alle  lufttrocken  und  durch  ein  2  mm -Sieb  getrieben  zur  Verwendung 
kamen,  wurden  Verdunstungs- Versuche  angestellt  —  zunächst  um  fest- 
zustellen, welchen  Einfluß  ein  Zusatz  von  CaCOg  auf  die  Absorptionskraft 
des  Bodens  für  NH3  ausüben  würde.  Der  Feuchtigkeitsgehalt  betrug  bei 
la  u.  b)  87o.  bei  2  u.  3)  12  0/o.  bei  4  u.  5)  15 «/o-  Diese  Wassermengen 
erwiesen  sich  am  günstigsten,  da  sie  genügten,  um  die  betreffenden  Böden 
in  eine  krümliche  Masse  zu  verwandeln,  die  eine  gute,  gleichmäßige  Durch- 
lüftung gewährleistete.  Von  jedem  dieser  Böden  wurde  1  kg  abgewogen, 
mit  20  ccm  einer  Ammoncarbonatlösung  versetzt,  die  200  mg  N  enthielt, 
dann  auf  den  oben  angegebenen  Wassergehalt  gebracht  und  nach  raschem 
aber  gründlichen  Durchmischen  in  die  Durchlüftungsgefäße  gebracht. 
6  andere  dieser  Gefäße  erhielten  dieselben  Böden,  die  vorher  mit  1%  CaCOg 


J)  Ld-wsch.  Jahrb.  1913,  45,  Heft  1,  127—154  (Mitt.  d.  agiik.-chem.  Versuchsst.  Berlin.  Institut 
.  Versnchsw.  u.  Bakteriol.  a.  d.  Kgl.  Idwsch.  Hochschule).  —  2)  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1912.  61, 
Heft  7,  240—253  u.  Heft  8,  274—285,  sowie  dies.  Jahresber.  1912,  67. 


A.  Quellen  der  Pflanzenemährung.     4.  Düngung.  121 

sorgfältigst  gemischt  worden  waren.  Die  so  beschickten  Gefäße  blieben 
24  Std.  stehen  und  wurden  dann  20  Std.  lang  durchlüftet,  so  zwar,  daß 
immer  ein  gekalktes  und  ein  ungekalktes  Gefäß  hintereinander  geschaltet 
waren,  um  von  derselben  Luftmenge  durchstrichen  zu  werden.  Im  Mittel 
von  je  2   Versuchen  wurde  N  in  mg  verloren: 

Böden      la  Ib  2  3  4  5 

N.   Verlust  ebne  Ca O3      .     .      40  24  6  10,5  7,8  0,9 

mit         „     .     .     .      49         20,5  17  10,5  5,8  1,3 

Des  weiteren  zeigen  die  Vff.,  wie  sich  die  Verdunstung  bei  den 
6  Böden  mit  der  5-  und  10  fachen  Gabe  von  Ammoncarbonat  und  fraktionierter 
Durchlüftung  gestaltet.  Dann,  nachdem  so  ein  gewisser  Einblick  in  die 
Absorptionsverhältnisse  der  sechs  in  Frage  stehenden  Böden  erlangt  worden 
war,  war  es  nötig  eine  möglichst  umfassende  Charakterisienmg  dieser  Böden 
vorzunehmen,  um  vielleicht  an  der  Hand  der  dabei  gewonnenen  Zahlen 
eine  einheitliche  Deutung  der  oben  gewonncDen  z.  T.  recht  befremdlichen 
Eesultate  geben  zu  können.  Es  wurden  bestimmt  1.  der  Humusgehalt, 
2.  der  Gehalt  an  abschlämmbaren  Teilen,  3.  die  Acidität,  4.  die  Hygroskopicität 
u.  5.  der  Gehalt  an  CaO  und  MgO.  Bezüglich  der  hierbei  angewendeten 
Methoden  muß  der  Ref.  auf  die  Originalquelle  verweisen.  In  Procenten 
der  Böden  ergeben  sich  folgende  Werte: 

Boden  1  a 

Humus  (Eleraenlaranalyso)    .     .  0,81 

Abschlämmb.  Teile  (nach  Arntz)  3,7 

Acidität  CO2 0,030 

Hygroskopicität 1,28 

CaO  und  MgO  (lOprozent.  HCl)    {„  0^133 

Die  Zusammenfassung  der  Ergebnisse  lautet:  1.  Jeder  Boden  verhält 
sich  hinsichtlich  der  Absorption  von  Ammoniak  individuell  verschieden. 
2.  Die  Einwirkung  des  kohlensauren  Kalkes  auf  die  Verflüchtigung  des 
kohlensauren  Ammoniaks  aus  Boden  ist  verschiedenartig.  3.  Je  nach  dem 
Charakter  des  Bodens  beeinflußt  der  kohlensaure  Kalk  die  Ammoniak- 
verdunstung günstig,  ungünstig  oder  gar  nicht.  4.  Die  Absorption  der 
Ammoniumsalze  beruht  bei  den  zur  Untersuchung  herangezogenen  Böden 
fast  vollständig  auf  Basenaustausch  der  zeolithartigen  Verbindungen  des 
Bodens.  5.  Bei  einzelnen  Böden  ist  die  Größe  der  Ammoncarbonatgabe 
bestimmend  für  die  Art  der  Beeinflussung  des  kohlensauren  Kalkes  auf  die 
Verdunstung  des  ersteren;  eine  günstige  Wirkung  des  Kalkes  zeigte  sich 
bei  diesen  Böden  lediglich  bei  den  höheren  N-Gaben,  während  bei  niedrigen 
N-Gaben  der  Kalkzusatz  ungünstig  wirkt.  Es  scheint  hiernach  die  absolute 
Menge  des  Stickstoffs  von  ausschlaggebender  Bedeutung  zu  sein.  6.  Endlich 
scheint  auch  die  Menge  des  austauschbaren  Kalis  von  Einfluß  auf  die 
Wirkung  des  Kalkes  bei  der  Festlegung  des  Ammoniaks  zu  sein. 

Untersuchungen  über  die  Wirkung  des  entleimten  und  des  un- 
entleimten  Knochenmehls  als  Phosphorsäuredünger  im  Vergleich 
mit  Superphosphat  und  Thomasschlacke,  sowie  über  die  Bedeutung 
der  Mahlung  des   unentleimten    Knochenmehls.    Von  B.  Schulze.^)  — 

„Wenn  man  die  Leistung  von  Phosphaten  verschiedener  Löslichkeit  prüfen 
will,  so  (führt  der  Vf.  aus)  wird  man  in  erster  Linie  darauf  bedacht  sein 


Ib 

2 

3 

4 

5 

1.09 

2,24 

3,25 

3,46 

0,72 

4,9 

4,3 

18,1 

11,1 

31,3 

0,036 

0,083 

0,035 

0,027 

0,172 

1,41 

1,27 

4,88 

7,57 

10,8 

0,238 

0,107 

0,619 

0,651 

0,939 

u.  0,154 

tt.  0,123 

u.  0,206 

u.  0,500 

u.  0,398 

1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  83,  101—180. 


122  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

müssen,  verschiedene  Pflanzen  anzubauen  und  die  übrige  Düngung  (außer 
Phosphat)  so  einzurichten,  daß  ihr  möglichst  wenig  differenter  Einfluß  auf 
die  Pflanzenentwicklung  eingeräumt  wird.  Ganz  wird  man  solche  aller- 
dings nicht  vermeiden  können,  denn  auch  die  Phosphate  selbst  sind  teils 
saurer,  teils  basischer  Natur,  und  ihre  Einwirkung  auf  die  Pflanzenernährung 
muß  daher  eine  verschiedene  sein.  So  fällt  es  stets  auf,  daß  Buchweizen  und 
Spörgel,  ganz  entsprechend  ihrer  Vorliebe  für  das  physiologisch-saure  Ammon- 
sulfat,  empfindlich  sind  gegen  eine  frische  Düngung  mit  der  basischen 
Thomasschlacke,  und  diese  erst  weiterhin,  wenn  ihre  Assimilation  im  Boden 
vollzogen  ist,  mit  ihrer  P2O5  zur  Geltung  kommt.  Den  vorstehend  ent- 
wickelten Gedanken  folgend,  sind  diese  Versuche  angestellt.''  Erst  im 
4.  Jahre  gelang  es,  die  Bedingungen  zu  erreichen,  unter  denen  eine  sichere 
Prüfung  der  Wirkung  und  Nachwirkung  der  Phosphate  möglich  war.  Der 
Boden  der  Versuche  war  stets  sehr  sandiger  Art  mit  geringem  Humus- 
gehalt und  ebenso  arm  an  CaO.  Als  Gefäße  dienten  die  altbewährten 
Zinktöpfe  mit  einem  Inhalt  von  8  kg  Erde  i.  J.  1907  u.  1909,  9  kg  vom 
Jahre  1910  ab.  Vom  Jahre  1910  bis  1912  waren  folgende  Fruchtfolgen 
vorhanden: 

1910  Versuche :       1.  Hafer    2.  Gerste    3.  Senf    4.  Buchweizen    5.  Spörgel    6.  Serradella    7.  Wicke 

1911 

1912  ,,  ,,  ,,  Hafer  Senf  Buchweizen        Spörgel  „ 

Die  Ernte- Ergebnisse  dieser  umfangreichen  mehrjährigen  Arbeit  sind 
in  22  Tabellen  niedergelegt,  hegleitet  von  20  Seiten  analytischen  Belegen. 
Wir  müssen  uns  hier  auf  die  Wiedergabe  der  vom  Vf.  gezogenen  Schlüsse 
beschränken.  „1.  Die  citronensäurelösliche  P2O5  des  Thomasmehls  wirkt 
im  ersten  Jahre  etwas  schwächer  als  die  wasserlösliche  PjOg  des  Super- 
phosphats  und  kann  im  Durchsclmitt  etwa  mit  90%  der  Wirkung  der 
letzteren  angenommen  werden.  Ihre  Ausnutzung  stellt  sich  im  Mittel  auf 
81°/o  der  Ausnutzung  der  wasserlöslichen  PjOg.  Die  Nachwirkung  ver- 
bessert das  Verhältnis,  so  daß  in  3  Jahren  eine  höhere  Leistung  und  bessere 
.Ausnutzung  zustande  kommen.  2.  Die  Knochenmehle  zeigten  im  1.  Jahre 
eine  Phosphorsäuiewirkung,  die  ungefähr  halb  so  groß  war  wie  die  des 
Superphosphats.  Durch  eine  relativ  stärkere  Nachwirkung  in  den  folgenden 
Jahren  wird  dieses  Verhältnis  etwas  günstiger,  so  daß  im  Verlaufe  von 
3  Jahren  im  Durchschnitt  ungefähr  60%  der  wasserlöslichen  P2O5  er- 
reicht werden.  3.  Das  entleirate  Knochenmehl  hat  in  allen  Fällen  mit 
seiner  Phosphorsäure  eine  etwas  bessere  Leistung  zustande  gebracht  als  das 
unentleimte  Knochenmehl,  was  für  die  Preisbildung  dieser  beiden  Knochen- 
mehlformen von  Bedeutung  ist.  4.  Die  verschiedenen  Kulturpflanzen  verhalten 
sich  gegen  die  verschiedenen  PgOg- Formen  nicht  gleichmäßig,  insbesondere 
tritt  der  Unterschied  zwischen  Cerealien  und  Früchten  wie  Senf,  Buchweizen 
und  Spörgel  deutlich  hervor.  In  keinem  Falle  erreichte  aber  das  Knochen- 
mehl auch  nur  annähernd  die  Wirkung  der  wasserlöslichen  Phosphorsäure 
oder  der  citronensäurelöslichen  P2O5,  wenn  man  von  einigen  unwesent- 
lichen Abweichungen  bei  sehr  niedrigen  Zahlengrößen  im  3.  Versuchsjahre, 
wo  die  Leistung  der  wasserlöslichen  P2O5  bereits  stark  erschöpft  war,  absieht. 
—  Ferner  ist  aus  den  Versuchen  zu  erkennen,  daß  die  Mahlung  des  ge- 
dämpften, unentleimten  Knochenmehls  von  wesentlicher  Bedeutung  für  die 
Wirkung  der  P2O5  ist.  Je  feiner  es  gemahlen  ist,  um  so  besser  seine 
Düngerwirkung.     Grob  gemahlene  unentleimte  Knochenmehle  leisten   nicht 


A.   Quellen  der  Pflanzeuernährung.     4.   Düngung.  123 

viel  mehr  als  ^/^  der  Wirkung  der  fein  gemahlenen,   wenn  sieh  beide  im 
Gehalte  an  P2O5  gleichen. 

Zur  Verwendung  von  Waldhumus  in  der  Landwirtschaft.  Von 
Paul  Ehrenberg  nnd  Fritz  Bahr.  ^)  —  Zur  Prüfung  kamen  1.  Rohhumus 
au3  einem  Fichtenbestand;  2.  über  ein  Jahr  im  Haufen  gelagerter  Fichten- 
humus vom  gleichem  Ort  wie  1);  3.  frischer  Rohhumus  aus  Buchen- 
bestand vom  gleichen  Ort  und  4.  Buchenhumus  mit  stärkerer  Mineralboden- 
Beimengung  aus  einem  mit  der  Rollegge  bearbeiteten  Schlage.  Die  Ver- 
suche wurden  in  lackierten  Zinkgefäßen  ausgeführt.  Die  Gefäße,  mit 
grobem  Werrakies  auf  3  kg  Tara  gebracht,  fassen  18  kg  Lehmboden  bezw. 
21  kg  Sand.  Der  Lehmboden  wurde  auf  70%,  später  60%  seiner  Wasser- 
capacität  gebracht;  der  Sandboden,  gelber  Heidesand,  gleichfalls  auf  70% 
derselben  =  20,.5%  des  Trockengewichts.  Als  Gründüngung  erhielten 
beide  Böden  für  jedes  Gefäß: 

^+^Hro''^    -    CaS04  -   ^^Ih/o  —  NaCl    —    K2HPO4    -    KCl      KNO3    =    N       NajSOi 
g:  15,0  2,0  1,88  1,25  2,5  2,0      0,31        0,04      0,50 

Eine  Reihe  der  Gefäße  bekam  außerdem  15  g  CaO  als  Sonderdüngung. 
Angebaut  wurde  3  mal  nacheinander  Buchweizen.  Zum  Begießen  der  Ge- 
fäße wurde  Leitungswasser  verwendet.  Das  Gesamtergebnis  der  Versuche 
stellen  die  Vff.  wie  folgt  zusammen:  1.  Auf  kalkarmem  Sandboden,  und 
sehr  wahrscheinlich  auch  auf  dem  allerdings  sehr  viel  selteneren  kalkarmen 
Lehmboden,  darf  "Waldhumus  nur  bei  gleichzeitiger,  ausreichender  Kalk- 
düngung direkt  angewendet  werden,  sollen  die  Pflanzen  nicht  sehr  erheblich 
Schaden  leiden.  2.  Die  Stickstoffwirkung  der  verschiedenen  Waldhumus- 
arten, die  sich  im  wesentlichen  bei  Sand-  wie  bei  Lehmboden  gleichartig 
zeigte,  ist  nach  unseren  Versuchen  für  Fichtenrohhumus  eine  äußerst  ge- 
ringe, für  gelagerten,  und  so  teilweise  zersetzten  Fichtenrohhumus  gering, 
und  entspricht  nur  etwa  dem  14.  bis  16.  Teil  der  Wirkung  schlecht  ge- 
lagerten Stalldüngers  im  ersten  Jahr  der  Anwendung;  für  Buchenrohhumus 
recht  gering,  für  erdhaltigen  Buchenrohhumus  aus  einem  mit  der  Rollegge 
bearbeiteten  Schlage  um  rund  ein  Fünftel  höher  als  für  gelagerten  Fichten- 
humus. Frühere  Autoren  haben  hiernach  den  Wert  des  in  Waldstreu  ent- 
haltenen Stickstoffs  ganz  außerordentlich  überschätzt.  Es  darf  aber  nicht 
unbeachtet  bleiben,  daß  auch  für  gewöhnlichen,  nicht  besonders  gepflegten, 
und  namentlich  weder  mit  Stalldünger  noch  mit  Jauche  versetzten  Kompost 
die  Stickstoffwirkung  nur  etwa  eine  der  des  Fichtenhumus  entsprechende 
war.  3.  Die  günstige  Wirkung  des  Kalkes  auf  die  physikalische  Boden- 
beschaffenheit, und  damit  auf  die  Größe  der  Ernten  an  Trockenmasse 
konnte  an  mehreren  Beispielen  dargelegt  werden.  Sie  erwies  sich  als 
unabhängig  von  der  Stickstoffversorgung  der  Pflanzen. 

Die  Alpendüngungsversuche  in  Kärnten  i.  J.  1910 — 1912.  Von 
H.  Svoboda.  ^)  —  Am  Schlüsse  dieser  3jähjigen  Versuche  faßt  der  Vf. 
die  Ergebnisse  derselben  wie  folgt  zusammen:  1.  Die  Böden  der  sämtlichen 
Alpen,  die  zum  Versuche  dienten,  waren  sehr  arm  an  P2O5,  KgO  und 
CaO.  In  100  g  lufttrockner  Feinerde  war  nur  in  4  Fällen  mehr  als  0,1  g 
P2O5,  die  8  übrigen  Böden  enthielten  z.  B.  nur  0,003,  0,008,  0,017%  usw. 

1)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  325-359  (A.  d.  a?rik.  -  ehem.  Instit.  d.  Univ.  Göttingen).  — 
2)  Ztschr.  f.  d.  ldwsch.  Versuchsw.  in  Osterreich  1918,  46,  Heft  7,  745—789. 


124  Landwirtschaftliche  PflanzenproductioL. 

Der  Kaligehalt  sämtlicher  12  Böden  lag  uuter  0,1%  (minim.  0,024°). 
Nur  2  Böden  enthielten  mehr  als  l^/'o  CaO,  3  unter  0,1%.  2.  Die  Be- 
arbeitung der  Alpenböden  zeigte  überall  gute  Erfolge.  3.  Bei  2  der  Ver- 
suche wurde  die  Beobachtung  gemacht,  daß  bei  Anlage  einer  Kunstwiese- 
auf einer  Alpe  angesäter  Grassamen  nicht  zum  Keimen  kommt,  wenn  nicht 
zugleich  mit  Stallmist  oder  Kuhdünger  reichlich  gedüngt  wird.  4.  Bei 
einer  einmaligen  Düngung,  wie  folgt,  betrug  die  Heuernte  in  Metercentner 
auf  1  ha  im  Mittel: 

i.  J.     1908  1909  1910  1911  1912 

Ungedüngt 9,69         11,0  17,59  24,60  15,35 

Stallmist 21,9  26,02  24,11  26.23  17,82 

Kunstdünger 23.3  17.95  24,79  35,06  21,89 

Stallm.  +  Kunstd 29,3  30.10  26,78  35,30  21,26 

Hiernach  hat  sich  die  Düngung  von  Stall-  und  Kunstdünger  zusammen 
am  besten  bewährt.  Die  bedeutend  längere  Andauer  der  Nachwirkung  des 
Kunstdüngers  gegenüber  dem  Stallmist  steht  außer  jedem  Zweifel.  5.  Die 
Parzellen  mit  dem  geringsten  Ertrage  lieferten  das  wasserärmste  Grünfutter, 
die  reicher  tragenden  Versuehsflächen  das  wasserreichste  Gras.  Auch  ist 
die  Qualität  der  trockneren  strohigen  Grase  von  wenig  tragenden  Parzellen 
naturgemäß  eine  geringere,  als  die  des  saftigen  Futters  gut  stehender  Alpen- 
wiesen, das  bekanntlich  auch  immer  proteinreicher  ist.  Verallgemeinert 
kann  man  sagen :  mit  zunehmendem  Ertrag  einer  Parzelle  wächst  auch  der 
Wassergehalt  des  auf  ihr  geernteten  Grases,  was  dadurch  erklärt  werden 
kann,  daß  die  austrocknende  Sonneneinwirkung  auf  einer  dicht  mit  Ober- 
und  üntergräsern  bestandenen  Wiese  nicht  so  intensiv  sein  kann,  als  bei 
schütterem  und  dünnem  Graswuchs.  Der  Vf.  hat  die  Beobachtung  gemacht, 
daß  der  Proteingehalt  des  Grases  bezw.  Heues  mit  zunehmender  Meereshöhe, 
in  welcher  die  betr.  Wiesen  liegen,  steigt.  Die  Analyse  von  3  Grasproben, 
die  am  22.  Aug.  J912  in  verschiedener  Meereshöhe  geschnitten  wurden, 
ergab  in  Meereshöhe  2350  m  Rohprotein  17,9%,  in  2050  m  Höhe  15,9% 
und  in  1800  m  Höhe  13,9%.  6.  Die  Aussaat  von  guten  Futtergräsern 
und  Kleearten  auf  Alpenwiesen  ist  eine  empfehlenswerte  Maßnahme.  Von 
den  bei  den  Versuchen  verwendeten  Sorten  bewährten  sich  Timothee-  und 
Kammgras  als  langsam  wachsend  aber  dann  gut  und  auf  Böden  des  Kalk-  und 
ürgebirges  ausdauernd.  Üppiges  Wachstum  schon  im  ersten  Jahre  nach  der 
Aussaat  zeigten  Wiesenfuchsschwanz,  Goldhafer  und  Bastardklee,  die  aber 
bald  wieder  veischwanden.  Um  letzteres  zu  vermeiden,  muß  entschieden 
außer  einer  anfänglich  gegebenen  Vorratsdüngung  alljährlich  mit  animalischem 
und  mineralischem  Dünger  nachgeholfen  werden,  da  schon  nach  4 — 5  Jahren 
Flächen,  die  anfänglich  botanisch  ganz  grundverschiedene  Bilder  darboten, 
durch  Zurücktreten  und  Ausbleiben  der  guten  Futtergräser  und  rapide  Ver- 
unkrautung gleichartig  schlechten  Pflanzenbestand  zu  tragen  beginnen. 

Versuche  über  die  Wirkung  der  künstlichen  Düngemittel  in  der 
Provinz  Westpreußen.  Von  Gerlach. ^)  —  Diese  Versuche  wurden  auf  15 
verschiedenen  Gütern  der  Provinz  i.  J.  1909  begonnen  und  bis  zum  Jahre 
1911  durchgeführt,  und  zwar  bei  Gerste,  Roggen,  Weizen,  Kartoffeln  und. 
Futterrüben.  Als  Gesamtresultat  ergab  sich,  daß  überwiegend  durch  die 
Anwendung   der   künstlichen   Düngemittel   die  Erträge  auf  den   Versuchs— 

1)  Mitt.  d.  Kaiser  Wilhelms  -  Institut  f.  Ldwsch.  in  Brombeig  1913,  Bd.  V.  Heft  5.  335-359. 


Rüben 
"Wurzeln 

Kartoffeln 
Knollen      Stärke 

409 
108 

301 

24,9        392 

16,5        233 

8,4        159 

A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  125 

feldern  erhöht  worden  sind.  Dies  ist  nach  Ansicht  des  Vf.  besonders  der 
N-Düngung  zuzuschreiben.  Aber  auch  ausreichende  Mengen  von  wirksamen 
KgO  fehlen  meist  im  Boden.  Im  Mittel  sämtlicher  Versuche  ergeben  sich 
iolgende  Mehrerträge  in  dz,  Stärke  in  kg 

Gerste  Roggen  "Weizen 

durch:  Körner    Stroh       Kömer     Stroh        Körner    Stroh 

a)  Volldüngung      6,1       8,5         6,4       13,5         4,5       15,4 

b)  N  +  P2O5     .      4,1      4,9        5,1       10,2        3,4      13,2 

c)  K2O     .     .     .      2,0      3,6        1,3        3,3        1,1        2,2 

Statischer  Düngungsversuch  mit  Tabak  und  die  Nicotinmenge 
in  Tabak.  Von  S.  Pawlowsky.i)  —  Dieser  Versuch  wurde  i.  J.  1904 
angelegt  und  seitdem  wird  Tabak  ununterbrochen  auf  ein  und  denselben 
Teilstücken,  die  alljährlich  bestimmte  Düngung  erhalten,  angebaut,  so  daß 
der  Einfluß  einer  einseitigen  Erschöpfung  des  Bodens  und  der  Einfluß  ver- 
schiedener Düngungen  in  diesem  Falle  deutlicher  beobachtet  werden  kann, 
als  unter  anderen  Bedingungen.  Es  wurden  verabreicht  pro  1  Desjatine^) 
4  Pud  N  {Chilisalpeter)  5  Pud  K2O  (Kaliumsulfat),  31/2  Pud  P2O5  (Super- 
phosphat),  2400  Pud  Stallmist.  Setzt  man  die  Erträge  von  dem  Teilstück 
KPN  =  100,  so  betrugen  die  Ernten  der  übrigen  Teilstücke  wie  folgt: 
Mittel  KPN         KP  PN  KN       ungedüngt       Stallmist 

1908—1909  100  82  72  66  35  97 

1910  100  76  69  52  31  93 

1011  100  89  80  44  15  102 

1908—1911  100  82  74  54  27  97 

Der  Nicotingehalt  betrug  in  7o  (nach  Keller-Kljutschew's  Methode): 

1908                 2.68         2,06         2,89         3,23             2,54  2,66 

1910  3,07         2,70         3,82         3,95             2,80  3,95 

1911  3,13         3,22         3,24          1,86             2,86  2,63 

Der  Yerfassar  schließt  aus  den  Ernteergebnissen  dieses  Versuchs,  daß 
dem  Boden  des  Versuchsfeldes  von  den  Hauptnährstoffen  an  erster  Stelle 
P2O5,  dann  KgO  und  an  dritter  Stelle  N  fehlt,  der  N  in  relativem  Über- 
schuß sich  befindet.  Die  Erträge,  so  wie  der  procent.  Nicotingehalt  waren 
innerhalb  der  drei  Jahre  in  Abhängigkeit  von  den  meteorologischen  Be- 
dingungen und  der  fortschreitenden  einseitigen  Erschöj)fung  des  Bodens 
wesentlich  verschieden,  dennoch  aber  ist  die  augenfällige  Abhängigkeit  der 
Höhe  der  Ernten  und  ihres  procent.  Nicotingehaltes  von  den  angewandten 
Düngemitteln  constant  geblieben.  Die  niedrige  Zahl  für  das  Nicotin  in 
der  Ernte  1911  des  Teilstücks  KN  wird  dadurch  erklärt,  daß  der  Tabak 
dieses  Stückes  nicht  ausreifen  konnte  und  unreif  geerntet  wurde.  — 
Alljährlich  im  Verlaufe  von  3  Jahren  hat  den  geringsten  Nicotingehalt  bei 
erhöhter  Erntemasse  die  Parzelle  KP  ergeben  (i.  J.  1911  3,22%?).  Die 
Zugabe  von  Chilisalpeter  in  der  Volldüngung  bat  eine  gewisse  Vermehrung 
der  Erntemasse  und  eine  bedeutende  Steigerung  des  Nicotingehaltes  hervor- 
gerufen. Wurde  aus  der  Volldüngung  das  Superphosphat  weggelassen, 
so  erfolgte  eine  starke  Erhöhung  des  Nicotingehalts  (1911?)  bei  bedeutender 
verminderter  Erntemasse.  Auf  Grund  dieser  und  anderer  Daten  ist  an- 
zunehmen, daß  der  procentische  Nicotingehalt  im  Tabak  unter  sonst  gleichen 


1)  Russ.  Joum.  f.  esperim.  Ldwsch.  1913,  14,  37—42.  Deutsch.  Ausz.  (A.  d.  Bur.  f.  Ackerbau 
u.  Bodenkunde  am  Gelehrtenkom.  d.  Hanptverwalt.  f.  Landorganisation  u.  Ackerbau.  "Versuchsst. 
Osnrgety,  Gouvem.  Kutais).  —  -)  1  Desjatine  =  109,25  ar;   1  Pud  =  16,38  kg. 


126  Landwirtschaftliche  Pflaazenproduction 

Verhältnissen   ziemlich   in   Abhängigkeit   von    der   Menge  aufnehmbaren   N 
im  Boden   schwankt. 

Einige  Untersuchungen  über  den  Einfluß  des  Ammonsulfates  auf 
die  Phosphatdüngung  bei  Haferkulturen.  Von  Eilh.  Alfred  Mitscherlich 
und  W.  Simmermacher.  ^)  —  Die  Untersuchungen  sollten  zur  Lösung  der 
Frage  beitragen,  „ob  nicht  in  gleicher  Weise  wie  die  von  den  VfF.  an- 
gestellten chemisch-physikalischen  Lösungsversuchen  der  Zusatz  von  Ammon- 
sulfat  an  und  für  sich,  d.  h.  ohne  Annahme  einer  physiologisch-sauren 
Eeaktion,  eine  Ertragserhöhung  bewirken  kann".  —  Zunächst  wurden  Ver- 
suche über  die  Veränderung  der  Löslichkeit  der  P2O5  in  2 basische 
und  3 bas.-phosphorsaure  Kalke  durch  Beigabe  von  Ammonsulfat 
angestellt.  Die  beiden  chemisch-reinen  Kalkphosphate  wurden  bei  30  ^  C. 
und  10  Stunden  Rührzeit  mit  Wasser  unter  fortwährender  Zuführung  von 
COg  behandelt.  Aus  den  Versuchen  mit  2bas.  Kalkphosphat  bei  An- 
wendung von  Ammonsulfat  geht  hervor,  daß  der  Zusatz  dieses  Salzes 
bereits  bei  kleineren  Mengen  in  erheblichem  Maße  die  Löslichkeit  der 
P2O5  zu  steigern  vermag,  daß  sich  jedoch  mit  Zunahme  der  Wassermenge 
der  Einfluß  des  Ammonsulfats  stark  verringert,  und  daß  er  von  der 
3000  fachen  Wassermenge  ab  annähernd  Null  ist,  da  das  2bas.  Kalk- 
phosphat in  dieser  Wassermenge  schon  ohne  Ammonsulfat  völlig  gelöst 
wird.  Auch  bei  3bas.  Kalkphosphat  zeigte  sich  eine  sehr  erhebliche 
Zunahme  der  Pg  O5- Löslichkeit  durch  Ammonsulfat,  welche  verschwindet, 
sobald  die  Wassermengen  ausreichen,  um  die  Substanz  auch  ohne  Beisein 
von  Ammonsulfat  annähernd  völlig  zu  lösen.  Aus  1  g  Ca3(P0^)j  wurden 
ohne  bezw.  mit  Zusatz  von  2  g  (NH4)2S04  durch  ccm  HgO  unter  COg- 
Sättigung  bei  30  0  C.  in  10  Stunden  Rührzeit  folgende  Mengen  (O/o) 
P2O5  gelöst: 

Wasser  ccm     250       500       lOOO     2000     3000       4000      6000         8000 
ohne  Ammonsulfat      4,06      7,08     13,52    24,35    32,11      37,33       42,84       43,29 
mit  „  7,46     12,02     19,12     29,94    37,69      41,01       42,71       43,24 

mehr  durch,,  83,74    69,70    41,42    22,96     17,38        7,45    —0,34    —0,12 

Bei  Düngungsversuchen  in  Sandkulturen  liegt  es  nahe,  die  Steigerung 
der  Pg  Oj-Aufnahme  der  schwerlöslichen  Phosphate  durch  Ammonsulfat, 
wie  diese  zuerst  von  Prianischnikow^)  festgestellt  wurde,  der  hierbei 
möglichen  sauren  Reaktion  zuzuschreiben.  Bei  vorstehenden  Versuchen 
konnte  sich  keine  durch  die  SO3  veranlaßte  saure  Reaktion  ausbilden.  — 
Die  durch  das  Ammonsulfat  (und  durch  andere  Salze)  gesteigerte  Löslich- 
keit ist  lediglich  den  Ionen-Reaktionen  und  dem  Massenwirkungsgesetze 
zuzuschreiben.  Will  man  durch  Düngungsversuche  ersehen,  ob  sich  bei 
der  Nährstoffaufnahme  der  Pflanzen  ähnliche  Vorgänge  abspielen  wie  im 
Rührgefäße,  so  muß  die  Versuchsanstellung  derart  normiert  werden,  daß 
die  Steigerung  der  Erträge  durch  physiologisch  saure  Reaktion  nicht  hervor- 
gerufen werden  kann.  Die  Vegetationsversuche  wurden  in  6100  g  Sand 
enthaltenden  Gefäßen  mit  Hafer  ausgeführt.  Der  N  wurde,  um  diesen 
Minimumfaktor  nach  Möglichkeit  auszuschalten,  als  Kali-  und  Ammoniak- 
salpeter in  ausreichender  Menge  gegeben.     Als  Grunddüngung  erhielt  der 

1)  D.  Idwsch.  Versnchsst.  1913,  79  n.  80,  71—96  (Mitt.  a.  d.  Idwsch.  Instit.  d.  Univ.  Königs- 
berg, Abt.  f.  Pflanzenbau).  —  3)  ßer.  d.  deutsch,  botan.  Ges.  1900,  18,  411  u.  1908,  26,  716,  sowie 
Ldwsch.  Versuchsst.  1902,  132  u.  1906,  42;  ferner  dies.  Jahresber.  1906,  160  u.  1909,  113. 


A.  Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  127 

Sand  für  je  ein  Gefäß  2,18  NH^NOg  -f  3,66  MgSO^ .  7  aq  +  0,8  g  NaCl 
+  3,5  g  KNO„  als  Kopfdüngung  zweimal  (am  14.  VI.  u.  20.  VI.)  je  1  g 
NH4NO3  +  3,5  g  KNO,.  Gesät  wurde  am  20.  IV.  1910.  Die  Differenz- 
düagungen  in  den  3  Versuchsreihen  bei  Di-  wie  Tricalciumphosphat  erhellen 


aus    folgenden  Zahlen 

(g) 

:    (je    4   Parallelversuche, 

—    in 

Reihe  I 

wur( 

Ammonsulfat  nicht  gegeben.) 

CaHPO,         Ig    0,00 

0,05 

0,1 

0,2 

0,3 

0,5 

2,0 

II  „     0,00 

0,05 

■0,1 

0,2 

0,3 

0,5 

2,0 

(NHJ2SO,    II  „     0,0 

0,1 

0,2 

0,4 

0,6 

1,0 

4,0 

CaHPO,      III  „     0,2 

0.2 

0,2 

0,2 

0,2 

0,2 

0,2 

(NH,),SO,  III  ,.     0,00 

o;35 

0,4 

0,5 

1,0 

4,0 

8,0 

CagCPO,),       I  „     0,0 

0,5 

1 

2 

4 

8 

16 

n  „   0,0 

0,5 

1 

2 

4 

8 

16 

(NH,)„SO,  11  „     0 

1 

2 

4 

8 

12 

12 

Ca, (PO,),   III  „     2 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

(NHASO4III  „    0,0 

0,3 

0,5 

1,0 

4,0 

8,0 

12 

Den  Ergebnissen  ist  nach  den  Vff.  folgendes  zu  entnehmen,  a)  Di- 
calciumphosphat  betreffend.  Eine  Beidüngung  von  Ammonsulfat  von  unter 
0,5  g  übt  einen  entschieden  günstigen  Einfluß  auf  den  Ertrag  aus,  Optimum 
zwischen  0,4  und  0,6  g.  Bei  geringeren  Mengen  Beidünger  blieb  der  Er- 
trag innerhalb  der  Versuchsfehler  unverändert;  bei  einer  Gabe  von  1  g 
hörte  die  Steigerung  auf  und  bei  noch  größeren  Gaben  von  Ammonsulfat 
fand  eine  Ertragsverminderung  statt.  Der  FOg-Gehalt  der  Erntetrocken- 
substanz zeigt  Schwankungen,  die  die  Aufstellung  einer  Gesetzmäßigkeit 
nicht  zulassen.  Bei  hoher  Gabe  von  schwefelsaurem  Ammoniak  wird  der 
procentische  FjOj-Gehalt  der  Erntesubstanz  bedeutend  vermehrt,  was  mit 
der  starken  Ertragsverminderung  zusammenfällt,  b)  Tricalciumphosphat  be- 
treffend. —  Die  Verhältnisse  liegen  den  vorigen  ziemlich  ähnlich.  Bei 
einer  Gabe  von  1  g  Ammonsulfat  trat  Ertragssteigerung  ein,  bei  2  g  war 
keine  weitere  Steigerung  erkennbar,  bei  größeren  Gaben  wiederum  Ertrags- 
verminderung. —  Ferner  wurden  Versuche  in  Lehmboden  (1910)  und  in 
Sand  (1911)  über  den  Einfluß  von  Ammonsulfat  als  Beidünger  zu  Super- 
phosphat,  Thomasmehl  und  Kur  Boden-PgOg  auf  den  Ertrag  ausgeführt. 
Nach  den  Ausführungen  der  Vff.  hat  das  Ammonsulfat  keinen  Einfluß  auf 
die  Ausnutzung  der  P2O5  in  genanntem  Düngemittel  durch  den  Hafer 
gehabt;  auch  bei  dem  auf  P2O5  reagierenden  Boden  wirkte  es  unter  den 
gegebenen  Verhältnissen  weder  lösend  auf  die  Boden-FjOs,  noch  hemmend 
auf  die  Festlegung  der  als  Düngung  verabfolgenden  wasserlöslichen  P2O5 
durch  den  Boden.  Die  Vff.  betonen,  daß  sie  sowohl  die  N- Wirkung,  als 
auch  nach  Möglichkeit  die  physiologisch-saure  Reaktion  dieses  Salzes  ab- 
sichtlich ausschalteten,  um  den  reinen  Lösungsvorgängen  und  ihren  Ein- 
flüssen nachgehen  zu  können. 

Über  den  Einfluß  einiger  Ergänzungsdünger  auf  die  Wirksamkeit 
natürlicher  Phosphate.  Von  J.  Shoulow.^)  —  1.  Einfluß  von  FeSg, 
FeSO^  und  Fe2(S04)3  auf  natürliche  Phosphate  in  Sandkulturen. 
Kostroma- Phosphat- gab  nach  Zugabe  von  0,25  —  1  g  FeSg  pro  Gefäß  eine 
im  Verhältnis  der  Gabe  gesteigerte  Abnahme  der  Ernte  bei  Hafer  gegenüber 
einer  Normaldüngung  mit  KR^FO^.  —  Gaben  von  0,3  g  ¥eSO^  pro  Topf 


1)  N.  D.  Prianischnikow,  2.  u.  3.  Berieht.    Moskau  1911  u.  1912,  S.  179. 


128  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

waren  ohne  oder  auch  von  günstiger  Wirkung,  Gaben  von  0,6 — 1,2  g 
waren  schädlich.  Fcg  (804)3  wirkte  in  Mengen  von  0,3  g  pro  Gefäß  bei 
Hafer  günstig,  die  auf  das  doppelte  oder  dreifache  gesteigerte  Gabe  schädigte. 

2.  Lösender  Einfluß  von  NH^Cl  auf  Phosphat  in  Sand- 
kulturen. In  Kulturen  mit  Gerste  und  Hafer  wurde  der  Einfluß  von 
NH4CI  allein  und  in  Gegenwart  von  NaNOg  untersucht.  —  Die  mit  ver- 
schiedenen Mischungen  dieser  Salze  erhaltenen  Ernten  waren  ebenso  groß 
als  die  der  mit  KH2PO4  gedüngten  normalen  Kulturen,  während  das 
Phosphat  allein  oder  mit  NaNOg  nur  Erträge  von  der  Höhe  des  un- 
gedüngten  Gefäßes  lieferte. 

3.  Vergleich  verschiedener  Phosphate  in  Gegenwart  von 
Ca(N03)2  +  (NH4)jS04  in  Sandkulturen.  Auf  Thomasschlacke,  Knochen- 
mehl, Kostroma-  und  Uralphosphat  hatte  die  Salzmischung  eine  aus- 
gesprochen günstige  Wirkung, 

4.  Eohphosphat  und  Torf  in  Sandkulturen.  Eine  günstige 
Wirkung  des  Torfes  bei  Hafer  auf  die  Assimilierbarkeit  der  P2O5  konnte 
nicht  beobachtet  werden,  da  der  in  Mengen  von  5  —  20  g  pro  Topf  zu- 
gesetzte Torf  selbst  der  Pflanze  assimilierbare  P.2O5  geliefert  hatte.     (Kalb.) 

Über  den  Einfluß  des  Kalksalpeters  und  schwefelsauren  Am- 
moniaks  auf  die  Assimilation  der  Phosphorsäure  der  Rohphosphate. 
Von  N.  Nedokutschajew.  ^)  —  Der  Vf.  teilt  über  die  Vegetations-  und 
Feldversuche  mit  Hafer,  Lein  und  Kartoffel  mit,  die  er  während  der  Jahre 
1909 — 1911  ausgeführt  hat,  um  die  Frage  zu  beantworten,  wie  die  P2O5 
der  Rohphosphate  (des  Phosphorits)  in  Anwesenheit  des  Kalksalpeters  oder 
des  Schwefelsauren  Ammoniaks  ausgenutzt  wurde.  Die  Vegetationsversuche 
wurden  mit  Quarzsand  oder  Lehmboden,  die  Feldversuche  nur  auf  Lehm- 
boden angestellt.  Nach  der  Ernte  waren  die  Erträge  und  der  P2O5- Gehalt 
in  denselben  und  im  Boden  bestimmt.  —  Die  Versuche  und  Untersuchungen 
gaben  die  folgenden  Ergebnisse:  Das  schwefelsaure  Ammoniak  wirkte  bei 
Vegetations-  und  Feldversuchen  auf  die  Ernte  vergrößernd,  indem  es  die 
P2O5  des  Phosphorits  löslicher  macht.  Bei  Anwesenheit  des  Kalksalpeters 
ist  Minderertrag  erzielt  und  vermindert  sich  die  Assimilierbarkeit  der  P2O5, 
weil  der  Kalk  des  Kalksalpeters  wahrscheinlich  die  P2O5  in  die  wasser- 
unlösliche Form  überführt. 

Die  Phosphatnahrung   der  Pflanzen.     Von  A.  Baguley.  *)   —   Die 

Arbeit  besteht  in  vergleichenden  Versuchen,  bei  welchem  auf  einem  künst- 
lichen Boden  von  Sand  und  Kreide  Hafer,  Erbsen  und  Turnips  unter  Bei- 
düngung von  normalen  Ca -Fe- AI- Orthophosphateu  gebaut  wurden.  Durch- 
gängig wurden  bessere  Erfolge  mit  Fe-  und  AI -Phosphaten  erzielt,  als  mit 
Ca -Phosphat  oder  Superphosphat.  Wurden  Fe-  und  Ca -Phosphate  erhitzt 
und  mit  kochendem  W^asser  ausgezogen,  so  ergab  sich,  daß  diese  Be- 
handlungsweise  die  Ausnutzung  der  Phosphate  in  hohem  Grade  beeinflußte. 
Das  unlösliche  Ca- Phosphat  war  viel  weniger  wirksam  als  Fe-Phosphat 
bei  Hafer,  dagegen  zeigten  diese  bei  schwedischen  Rüben  und  Erbsen  nur 
geringe  Unterschiede.  (Kalb.) 


1)  Russ.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913.  14,  21.    Deutsch.  Ausz.  —  -)  Jour.  Agr.  Sei  ,  4  (1912J, 
Nr.  3,  318—322;  ref.  nach  Exper.  Stat.  Rec.  1912,  26,  622. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  129 

Der  Einfluß  der  Krümelung  des  Superphosphates  und  der  Thomas- 
schlacke auf  ihre  Wirkung.     Yon  J.  Mikulowski -Pomorski- Warschau.  ^) 

—  Der  Yf.  hat  versucht,  die  experimentell  noch  wenig  erläuterte  Frage 
zu  klären.  Bei  einem  Teil  der  Versuche  wurde  Thomasmehl  oder  Super- 
phosphat  mit  3  Teilen  feuchtem  Gyps  gemengt,  der  entstandene  Kuchen 
zerdrückt  und  die  Körner  durch  Sieben  sortiert.  Superphosphat  gelangte 
auch  in  Würfeln  von  Agar-Agar  (ca.  0,5  cm^  groß)  zur  Verwendung.  Bei 
Thomasmehl  konnte  kein  homogenes  Gelee  erzielt  werden.  Die  Versuchs- 
gefäße enthielten  ca.  6  kg  Lößboden  folgender  Zusammensetzung:  in  ^/^ 

in  25%  HCl  löslich  in  2% 

Abschlämm-    Teilchen  -^-^—i  -'  — ^-^^^^«— »>  Citrons. 

bare  0,01  bis    Humus    N  „„       „„       ,,    „     ,.     q       Fe^O,  ^g^jj^j^ 

Teile  0,06  mm  LaLVg    ^2  Ug      K„u      L,au      Mgv    JiHgUi    -j-AlaOs  p^Qg 

29,9  53,2      1,51    0,11     0,01     0,04    0,02     0,15    0,14    0,05       1,54     0,Olo/o 

I.  Versuch:  Die  Gefäße  erhielten  0,15,  0,30,  0,45  g  Phosphorsäure 
in  Körnern  dreierlei  Größe  (Vt~l  '^'^'  1  —  ^V»  ^^i  ^  U — ^  mm)  und 
ferner  in  fein  zerriebenem  Zustande  und  zwar  wurde  der  Dünger  im  oberen 
Drittel  mit  dem  Boden  gemengt.  Die  kleinste  Gabe  Pj  O5  erwies  sich  als 
ungenügend,  da  auch  die  doppelte  Menge  zur  Wirkung  kam.  Das  fein- 
gemahlene Superphosphat  wirkte  im  Ertrag  und  in  der  Phosphorsäure- 
aufnahme schlechter  als  das  gekörnte.  Auch  bei  der  dreifachen  Menge 
wirkte  die  Körnung  günstiger,  obwohl  dieselbe  nicht  mehr  vollständig  aus- 
genützt wurde.  Bei  der  kleinsten  Thoraasmehlgabe  sank  der  Mehrertrag 
bei  Körnung.  Die  Größe  der  Körner  hatte  keinen  Einfluß,  wohl  aber  bei 
der  doppelten  Gabe,  Mit  steigender  Größe  der  Körner  nahm  hier  die 
Wirkung  ab.  Dies  rührt  entweder  von  der  Verkleinerung  der  freien  Ober- 
fläche oder  von  der  Störung  des  chemischen  Gleichgewichtes  durch  den 
Gyps  her.  Die  erste  Annahme  ist  wahrscheinlicher.  IL  Versuch:  Agar- 
Agar  wurde  als  ein  indifferenter,  im  Boden  zersetzbarer  Körper  gewählt. 
Die  Gelwürfel  waren  ca.  0,5  cm'  groß.  Die  Versuchsanordnung  war  im 
übrigen  dieselbe  wie  beim  ersten  Versuch.  Zerriebenes  Superphosphat 
wirkte  nicht  besser  als  das  in  Würfeln  gegebene.  Die  Gelstücke  bedeckten 
nur  6Ys — 13%  der  Gesamtfläche  des  Bodens.  Die  Ergebnisse  lassen  sich 
wie  folgt  zusammenfassen:  1.  Superphosphat  in  Körnern  bis  2  mm  groß, 
mit  Gyps  verkittet  oder  in  größeren  Agargelstücken  gegeben,  wirkt  nicht 
schlechter  als  feingemahlener.  Unter  Umständen  wirken  die  Gypskörner 
sogar  besser.  Die  Tiefe  der  Unterbringung  des  Superphosphates  in  Vege- 
tation sgef  äßen  übt  einen  größeren  Einfluß  als  die  Feinmehligkeit  desselben 
aus.  2.  Die  Bildung  von  ähnlichen  Körnern  aus  dem  Thomasmehl  mit 
Hilfe  von  löslichem  Gyps  führt  zu  einer  beträchtlichen  Verminderung  der 
Wirkung  der  Phosphorsäure.  3.  Daraus  ist  der  Schluß  zu  ziehen:  aj  Es 
ist  also  vollständig  richtig,  daß  man  für  die  Feinköruigkeit  des  Super- 
phosphates keine  weitgehenden  Forderungen  stellt,  eine  gröbere  Körnung 
kann  sogar  bis  zu  einem  gewissen  Grade  direkt  vorteilhaft  sein,  u.  a.  auch 
dadurch,  daß  sie  dem  Zusammenballen  in  den  Säcken  entgegenwirkt,  b)  Daß 
für  die  sich  jetzt  in  der  Praxis  verbreitende  Reihendüngung  mit  einer 
kombinierten  Säemaschine  die  Anwendung  des  Superphosphates  viel  ge- 
eigneter ist  als  eine  solche  des  Thomasmehles,  da  die  zufällige  Verkittung 
des  letzleren  eine  Verminderung  der  Wirkung  zur  Folge  zu  haben  scheint. 

(Dafert.) 

')  Zischr.  f.  d.  Idwsch.  Vereuchsw.  in  Österr.  1913,  XVI.  Jahrg.  Heft  11  u.  12,  S.  1044. 

Jahresbericht  1913.  •^ 


130  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Bericht  über  Versuche  mit  Phosphorsäuredünger,  ausgeführt  von 
12  landwirtschaftlichen  Vereinen  Jütlands  1905—1910.  Von  M.  K. 
Kristensen  und  Harald  R.  Christensen.^)  —  Die  Versuche  wurden  teils 
auf  Wiesen  (15)  teils  auf  Ackerland  (20)  ausgeführt.  Der  Boden  von 
9  Wiesen  war  von  torf-  oder  moorartigem  Charakter;  6  andere  hatten 
Lehmboden ;  2  Wiesen  waren  Bewässerungswiesen.  Der  Boden  der  Acker- 
länder war  z.  T.  (8)  lehmig,  z.  T.  (12)  Sand.  Der  Düngungsplan  war 
einfach.  1)  ungedüngt,  2 — 6)  bekamen  100  kg  37procent.  Kalidünger, 
2)  ohne  P2O5,  3 — 6)  mit  P2O5  in  Form  von  Superphosphat,  Thomasmehl, 
Knochenmehl  und  Algierphosphat.  Die  PgOg-Mengen  waren  gleich,  ent- 
sprechend 200  kg  ISprocent.  Superphosphat  pro  dänische  Tonne  Land 
(=  0,55  ha).  Die  Anzahl  der  Parallelparzellen  betrug  bei  Ungedüngt  und 
einseitig  Salpeterdüngung  je  4,  bei  den  übrigen  je  8.  Die  Hauptergebnisse, 
die  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Rentabilität  dargestellt  sind,  lassen 
sich  in  folgenden  Sätzen  zusammenfassen:  Das  Superphosphat  zeigte  im 
ganzen  die  sicherste  und  schnellste  Wirkung,  bei  Wiesen  wie  bei  Acker- 
land, unter  allen  Bodenverhältnissen  und  bei  allen  Feldfrüchten.  —  Auf 
kalkarmem  Sandboden  hat  sich  auch  das  Thomasmehl  bewährt  und  ist, 
wenn  seine  Pg  O5  10  ^Jq  billiger  ist,  als  die  des  Superphosphats,  bei  Wiesen- 
düngungen vorzuziehen.  —  Das  Knochenmehl  zeigte  keine  lohnende 
Wirkung,  wenn  der  PgOg -Preis  78  ^/^  der  Superphosphat- Pj  O5  betrug 
oder  mehr.  Seine  Wirkung  ist  im  ganzen  sehr  unsicher.  —  Das  Algier- 
phosphat ist  bei  gleichen  PjOj- Preisen  nicht  so  vorteilhaft  wie  Super- 
phosphat oder  Thomasmehl.  Wenn  aber  die  P2O5,  wie  es  190G  der  Fall 
war,  im  Algierphosphat  nur  halb  so  teuer  ist  wie  im  Superphosphat,  läßt 
es  sich  auf  kalkarmem  Sandboden,  wie  auch  auf  Wiesenboden  mit  Vorteil 
anwenden.  Die  Bodenuntersuchung  hat  gezeigt,  daß  im  ganzen  diejenigen 
Böden,  auf  welchen  die  Knochenmehl -PgOg  im  Vergleich  mit  Super- 
phosphat -  Po  O5  nur  wenig  verwertet  wurde,  von  stark  alkalischer  Reaktion 
waren;  wo  dies  nicht  der  Fall  war,  war  der  Ausnutzungsgrad  der  P2  O5 
in  beiden  Phosphaten  ungefähr  gleich. 

Über  den  Einfluß  der  Beschaffenheit  des  Bodens  auf  die  Aus- 
nützung verschiedener  Phosphate.  Von  Harald  R.  Christensen.^)  — 
Gelegentlich  der  Ausführung  der  im  vorigen  Artikel  berichteten  Düngungs- 
versuchen wurden,  wie  dort  bemerkt,  in  dem  staatlichen  Laboratorium  für 
Pflanzenbau  zu  Kopenhagen  auch  Böden  untersucht;  die  Untersuchung  er- 
streckte sich  auf  1.  Beurteilung  des  allgemeinen  Zustandes  des  Bodens, 
2.  Bestimmung  der  Reaktion  und  Basicität  des  Bodens  und  3.  auf  die 
Bestimmung  des  Säureabspaltungsvermögens  des  Bodens.  Die  Reaktions- 
und Basicitätsbestimmungen  sind  mittels  derjenigen  Methoden,  welche  der 
Yf.  früher  zur  Bestimmung  des  Kalkbedürfuisses  des  Bodens  (Azotobacter- 
probe^j  empfohlen  hat.  —  Die  Untersuchung  des  Säurespaltungsvermögens 
des  Bodens  wurde  nach  Baumann 's(-München)  Verfahren  ausgeführt,  nach 
welchem  man  diejenige  Essigsäuremenge,  welche  eine  gewisse  Bodenmenge 
aus  einer  lOprocent.  Lösung  von  Calciumacetat  freimachen  kann,  bestimmt. 
Bei  den  vorliegenden  Untersuchungen  wurden  von  den  Mineralböden  10  g, 
von    den  Humusböden  ^g — Vi  S  Trockensubstanz    zu    300  com    Calcium- 

1)  Tidssknft  for  Landlirugets  Planteavl  1913,  20,  24—105;  ref.  nach  Biederm.  Ctrlbl.  f.  Agr.- 
Chem.  1913,  42,  668  (John  Sebelien).  -  2)  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  392—405.  —  s)  Ctrlbl.  f. 
Bakteriol.  II.  Abt.  1911,  347  u.  dies.  Jahresber.  1911,  589. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  131 

acetatlösung  verwendet.  Nach  5  stund.  Stehenlassen  unter  öfterem  Um- 
schütteln wurde  filtriert  und  im  Filtrat  die  freigewordene  Essigsäuremenge 
durch  Titrierung  mittels  ^/lo  J^orm.  Na  OH  bestimmt  (Phenolphtalein  als 
Indikator).  Aus  der  Darlegung  der  Beziehungen  zwischen  Bodenbeschaffenheit 
und  "Wirkung  des  Bodens  können  wir  nur  wenig  mitteilen.  Die  Wirkung 
des  Superphosphats  und  die  der  Tomasschlacke  sind  durchweg  beinahe 
gleich.  Doch  kommen  bei  ziemlich  übereinstimmenden  Bodenverhältnissen 
auch  Abweichungen  dahin  vor,  daß  in  einem  Falle  das  Superphosphat,  in 
einem  anderen  die  Thomasschlacke  höhere  Erträge  lieferte.  —  Es  läßt  sich 
kein  Beispiel  erkennen,  welches  mit  Sicherheit  darauf  deuten  könnte,  daß 
die  freie  Säure  des  Superphosphats  auf  das  Wachstum  der  Pflanzen  einen 
hemmenden  Einfluß  ausgeübt  hätte;  in  dem  Boden,  in  dem  man  eine  der- 
artige Wirkung  besonders  gewärtigen  könnte,  nämlich  in  ausgeprägt  saurem 
Heideboden  wurde  das  saure  Superphosphat  und  die  basische  Thomasschlacke, 
praktisch  genommen,  gleich  gut  ausgenützt.  Mit  Knochenmehl  verglichen 
hat  Superphosphat  überall  die  kräftigere  Wirkung  entfaltet,  das  Verhältnis 
zwischen  Ausnützung  der  PjOg  in  beiden  Düngemitteln  war  jedoch  bei 
den  einzelnen  Böden  ein  wesentlich  verschiedenes.  —  Ein  sicherer  Zusammen- 
hang zwischen  der  säure  abspaltenden  Fähigkeit  der  Böden  und  der  Aus- 
nützung der  Knoehenmehl-PgOg  tritt  jedoch  nicht  zutage.  Der  am  stärksten 
säure  abspaltende  Boden  nutzte  zwar  Knochenmebl-PjOs  mit  am  besten  aus, 
aber  diese  Form  der  P2O5  wurde  noch  besser  von  2  Böden  ausgenützt, 
obschon  deren  Säureabspaltungs vermögen  nur  halb  so  groß  ist,  als  das 
des  vorigen  Bodens.  Ein  Zusammenhang  dieser  Fähigkeit  mit  der  Aus- 
nützung der  Knochenmehl- PgOj  scheint  nicht  zu  bestehen,  dagegen  scheint 
zwischen  der  Basicität  des  Bodens  und  deren  Fähigkeit,  die  Knochenmehl- 
P2O5  auszunützen,  eine  Beziehung  zu  bestehen.  Mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme ist  diese  Form  der  P2O5  —  mit  Superphosphat  verglichen  — 
ziemlich  schlecht  in  den  basischen  Böden  ausgenützt  worden,  wogegen 
basenfreie  Böden  beide  Pg  O5  -  Düngemittel  beinahe  gleichgut  ausgenützt 
haben.  Das  Algierphosphat  hat  ein  ganz  ähnliches  Verhalten  wie  das 
Knochenmehl  gezeigt.  —  Auf  den  Wiesenböden  findet  man  nicht  so  deut- 
liche Andeutungen  eines  Zusammenhangs  der  Basicität  und  der  Ausnützung 
des  Knochenmehls,  wie  es  bei  den  Ackerböden  der  Fall  war. 

Der  Nutzen  gemahlenen  Gesteins  und  gemahlener  Minerah'en  als 
Düngemittel.  Von  W.  O.  Robinson  und  W.  H.  Fry.^)  —  Die  Haupt- 
punkte dieser  Arbeit  sind  folgende:  1.  Orthoklas  und  Kali-Glimmer  sind 
nach  zahlreichen  Feld-  und  Topfversuchen  keine  wirksame  Düngemittel. 
2.  Inf  Orthoklas  und  Muscovit  kostet  bei  den  jetzigen  Preisen  das  unlös- 
liche Kali  mehr  als  das  lösliche  der  Staßfurter  Salze.  3.  Orthoklas  und 
Muscovit  sind  in  amerikanischen  Böden  in  solchen  Mengen  vorhanden,  daß 
ihre  landwirtschaftliche  Anwendung  auch  nicht  die  geringste  Ertrags- 
vermehrung erwarten  läßt.  (Kalb.) 

Versuche  mit  verschiedenen  kalihaltigen  Mineralien.  Von  D.  N. 
Prianischnikow  und  A.  G.  Dojarenko.  2)  —  In  den  Jahren  1908  und  1909 
wurden  die  früher  angefangenen  Versuche^)  mit  verschiedenen  Kalisilicaten 


1)  Orig.  Commun.  8.  Internat.  Cong.  Appl.  Chem.  15  (1912),  Sect.  VU,  215,  216;  ref.  nach  Exper. 
Stat.  Rec.  28,  33.  -  *)  Anhang  z.  d.  2.  Ber.  „Verschiedene  Versuche  mit  Rohphosphaten".  Moskau 
1911.    Resume  m  deutscher  Sprache.  —  s)  Siehe  dies.  Jahiesber.  1909,  146  u.  147 ;  1911,  163  u.  1912,  130. 

9* 


132  Landwirtschaftliche  Fflanzenproduction. 

in  Sandkulturen  fortgesetzt;  dabei  erwies  sich,  daß  nicht  nur  Orthoklas, 
Sanidin  und  Mikroklin,  sondern  auch  Leucit  als  Kaliquelle  den  Pflanzen 
sehr  wenig  zugänglich  sind.  Biotit  und  Muscovit  in  fein  zerkleinertem  Zu- 
stande waren  mehr  zugänglich,  als  Mineralien  der  Feldspatgruppe;  Biotit 
wurde  immer  besser  ausgenutzt,  als  Muscovit.  Wenn  aber  nicht  reines 
Muscovit,  sondern  eine  Art  von  muscovithaltigem  Glimmerschiefer  als  Kali- 
quelle eingeführt  wurde,  dann  wurden  viel  bessere  Resultate  erzielt.  — 
Eläolit  als  reines  Mineral  im  zerkleinerten  Zustande  genommen,  wurde  sehr 
schlecht  ausgenutzt;  darum  kann  man  denken,  daß  die  günstigen  Resultate, 
welche  wir  früher  für  ein  nephelinhaltiges  Gestein  beobachteten,  nicht  vom 
Nephelin  selbst,  sondern  von  dem  begleitenden  Biotit  verursacht  worden  sind. 

Alunit  und  Kelp  als  Kalidüngemittel.  Von  J.  J.  Skinner  und 
A.  M.  Jackson.^)  —  Die  Yff.  prüften  diese  beiden  Substanzen  auf  ihren 
Wert  als  Kalidüngemittel  in  Yegetationsversuchen,  die  in  zwei  verschiedenen 
Böden:  Carrington-Lehm,  der  als  für  Zuführung  von  KgO  dankbar  bekannt 
ist,  und  Volusia-sandiger  Lehm,  ausgeführt  wurden.  Zu  jeder  Düngungs- 
weise dieriten  3  Gefäße,  die  je  3  Pfd.  Boden  enthielten  und  die  je  mit 
6  Weizenpflänzchen  besetzt  wurden.  Diese  wuchsen  im  Lehmboden  vom 
28.  October  bis  zum  29.  November,  im  sandigen  Lehm  vom  19.  November 
bis  zum  21.  December.  Der  Alunit-)  wurde  sowohl  in  rohem  Zustande, 
als  auch  geglüht  verwendet.  Der  Kaligehalt  der  Düngemittel  betrug:  roher 
Alunit  10  7o'  geglühter  Alunit  14,7%  und  Kelp  19,8  7o-  Diese  wurden 
trocken  und  feinpulvrig  mit  der  ganzen  Bodenmenge  eines  Gefäßes  innigst 
gemischt.  Der  Alunit  verlor  beim  Glühen  insbesondere  Wasser  und  SO3. 
Neben  Alunit  und  Kelp  kamen  zum  Vergleich  auch  KjSO^  und  KCl  zur 
Anwendung.  Die  gegebenen  Kalimengen  betrugen  bei  allen  Kalidünge- 
mitteln 50 — 500  Pfd.  p.  acre.  Zu  Ende  der  Versuche  wurden  die  Weizen- 
pflanzen abgeschnitten  und  im  grünen  Zustande  gewogen.  Die  Ergebnisse 
sind  in  folgender  Übersicht  zu  ersehen;  wir  beschränken  uns  darauf,  das 
Erntegewicht  von  der  schwächsten  und  stärksten  Düngung  anzuführen,  von 
der  Düngung  mit  25  und  mit  500  Pfd.  KgO  p.  acre,  um  zu  zeigen,  daß 
die  Kaümenge  im  Dünger  wenig  Einfluß  auf  den  Ernteertrag  gezeigt  hat. 
Die  Wirkung  des  Kalis  in  den  verschiedenen  Düngemitteln  kommt  am 
besten  in  Relativzahlen  zum  Ausdruck,  wenn  der  Ertrag  der  Düngung  ohne 
Kali  gleich  100  gesetzt  wird.  Das  Grüngewicht  der  geernteten  Pflanzen 
ist  in  g  angegeben : 

Carrington-loam 
jf  Q      roher     Alunit    geglüht    Alunit  Kelp  K2SO4  KCl 

Grüngew.  i.  g    3.25     3,70     3,72      4,58    4,53     3,90    4,30    4,27     4,90    4,40*  4.40 
Pfd.  p.  acr.  .      —       25        500       25       500     25       500     25       500     25       500 
100  114  140  131  138  131 

Volusia-silt  loam 
Grüngew.  i.  g    2,84     3,35     3,02      3,54    3,94    3,24    3,45     3,08    3,54    3,04    3,60 
Pfd.  p.  acr.  .     100  116  131  123  125  122 

Die  Bedeutung  des  Kalis  in  den  Feldspaten  für  die  Pflanzen. 
Von  E.  Blanck.^)    —    Der  Vf.   war  bei  seiner  Arbeit*)  über  die  Glimmer 

1)  Circ.  Nr.' 70,  Bur.  of  SoUs.  U.  S.  Dep.  Agr.  1912.  —  »)  Alunit  =  AJaunstom  AlaKjCSO«)« 
+  4A1(0H)3.  —  »)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  1—10.  —  *)  Ebeud.  1912,  60,  97—110;  sowie  dies. 
Jahresber.  1912,  131. 


Gehalt  ani) 

verwendet 

darin 

K„0 

NajO 

pro  Gefäß 
g 

K^O 

Na^O 

g 

Na20:KiO 

0 

11,41 

2,55 

14,13 

1,612 

0,36 

1:5 

6,89 

2,75 

23,46 

1,612 

0,64 

1:3 

0,70 

7,37 

230,30 

1,612 

16,95 

10:1 

0.4G 

4,70 

350,40 

1,612 

16,45 

10:1 

0.13 

8,34 

620,00 

0,806 

51,75 

60:1 

A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  133 

als  Kaliquelle  für  die  Pflanzen  zu  dem  Schlüsse  gekommen,  daß  Glimmer 
(Muscovit  und  Biotit)  eine  für  die  Pflanzen  geeignetere  Kaliquelle  sei  als 
der  Kalifeldspat.  Zur  Unterstützung  der  Beweisführung  stellte  der  Vf. 
noch  einige  gleiche  Vegetationsversuche  mit  Kali-  und  Kalknatronfeldspaten 
an  (nicht  zum  Zwecke  der  Feststellung  einer  eventuellen  Kalidüngung  mit 
Feldspat)  „lediglich  zu  dem  Zwecke  Kenntnis  über  die  Natur  der  einzelnen 
Mineral -Bodenbestandteile  in  ihrer  Beziehung  zur  Pflanzenernährung  zu 
gewinnen".  Die  Versuche  wurden  wie  die  vorigen  in  Odersand,  der  pro 
Gefäß  mit  18  kg  2,16  g  in  HCl  lösliches  KjO  und  dt.  7,74  g  Na^O 
enthielt,  mit  Hafer  ausgeführt.  Die  in  staubfeinem  Znstande  angewandten 
Minerale  waren: 


1.  Mikroklin,  aus  N.- Carolina      .     . 

2.  Orthoklas,  von  Arendal  (Norwegen) 

3.  Oligoklas,  von  Bamle  (Norwegen) 

4.  Labradorit,  von  Labrador  (N.-Amer.) 

5.  Albit,  von  ßamle  (Norwegen).     . 

Vom  Albit  konnte  nur  0,806  g  K,0  gegeben  werden,  weil  sonst  die 
Menge  des  Bodens  (Odersand)  stark  vermindert  werden  mußte  und  der 
hohe  Natrougehalt  hätte  störend  wirken  können.  Grunddüngung  und 
Feldspat  wurden  mit  dem  Odersand  gut  durchmischt.  Die  Ernte  des 
Hafers  erfolgte  zur  Zeit  der  Milchreife  der  Körner;  Körner  und  Stroh 
wurden  nicht  getrennt;  die  absolute  Trockensubstanzernte  (im  Mittel  von 
je  3  Gefäßen)  war  folgende: 

Ohne  KjO  Mikroklin  Orthoklas  Oligoklas  Labradorit  Albit  K2SO4 

50,6  +  2,83  52,2  +  1,12  53,1  +  0,57  58,7+0,82  60,3  +  0,62  61,2  +  0,29  94,5  +  0,18 
ÄKfo"       1.6  +  3,05    2,5  +  2,89    8,1  +  2,95     9,7  +  2,90   10,6  +  2,84  43,9  +  2,84 

Menge  in  der  Trockensubstanzernte 

K2O    NajO       K2O    NajO       K5O    Na^O       K2O    Na^O        KjO    NajO        KjO    NajO       K„0   NajO 

0,2429  0,2100    0,2610  0,1905    0,2788  0,1965    0,2994  0,2319    0,2985  0,2864    0,2999  0,4070   1,3844  0,3024 

„Der  procent.  Gehalt  an  Kali  ist  überall  nahezu  gleich  geblieben,  nur 
beim  leichtlöslichen  Kaliumsulfat  fast  um  das  3  fache  erhöht  worden. 
Werden  die  Ergebnisse  kurz  zusammengefaßt,  so  sehen  wir  in  der  dies- 
jährigen Versuchsreihe  eine  Bestätigung  der  früher  ausgesprochenen  Schluß- 
folgerungen ,  nämlich  daß  die  Glimmer  eine  geeignetere  Kaliquelle  für  die 
Pflanzen  darstellen,  als  die  Feldspate.  Uneingeschränkt  gilt  dieses  für  den 
Biotit,  dagegen  scheint  dem  Muskovit  diese  Stellung  nur  den  Orthoklasen 
(Kalinatronfeldspaten)  gegenüber  zuzukommen,  wälirend  das  Kali  der 
Plagioklase  durch  die  Pflanzen  besser  ausgenutzt  wird.  In  der  Production 
von  Pflanzensubstanzmasse  stehen  jedoch  die  Feldspate  dem  Muskovit  nach. 
—  Ferner  konnte  durch  den  diesjährigen  Versuch  festgestellt  werden,  daß 
die  Plagioklase  eine  weit  bessere  Kaliquelle  für  die  Pflanzen  darstellen, 
als  die  Kalinatronfeldspate  Mikroklin  und  Orthoklas.  Trocken sub.stanzernte 
wie  Kaliaufnahme  sind  erheblich  höher  bei  ihnen,  während  Mikroklin  und 
Orthoklas  nur  eine  geringe  oder  fast  gar  keine  Vermehrung  der  Trocken- 
substanzmasse und  nur  eine  recht  verschwindende  Kaliaufnahme  gegenüber 
ohne  Kali  ergeben  haben.    Erinnern  wir  uns  des  anfangs  dieser  Mitteilung 


1)  Mittel  zweier  gut  übereinstimmender  Analysen. 


134  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Gesagten,  bezuglich  der  Verwitlerungs-  und  Zersetzungsfähigkeit  der  Feld- 
spate, nämlich  daß  diese  Hand  in  Hand  mit  dem  Reichtum  an  Kalk  und 
Katron  zunimmt,  und  vergleichen  wir  gleichzeitig  damit  die  Fähigkeit  der 
Feldspate,  ihr  Kali  an  die  Pflanzen  abzugeben,  so  erkennen  wir  deutlich, 
daß  auch  diese  Eigenschaft  im  gleichen  Sinne  zu-  bezw.  abnimmt." 

Kalidungungsversuche.  Von  Otto  Reitmair.  ^)  —  Die  in  Gemein- 
schaft mit  dem  Verbände  österreichischer  Versuchsstationen  eingeleiteten 
Versuche  haben  den  Zweck,  die  Wirkung  einer  Kalidüngung  und  einer 
Kalkdüngung  nebeneinander,  dann  in  Verbindung  miteinander  und  endlich 
in  Verbindung  mit  P2O5  und  N  zu  ermitteln.  Sie  werden  von  den  V.-St. 
bei  praktischen  Landwirten  eingerichtet.  Nach  21  eingegangenen  Ernte- 
berichten war  die  Kaliwirkung  eine  bescheidene  und  ist  auch  durch  gleicli- 
zeitige  oder  unmittelbar  vorhergegangene  Kalkung  nicht  wesentlich  gehoben 
worden.  Die  Kalkwirkung  war  sehr  gering.  Die  Wirkung  des  Salpeter- 
und  Thomasmehles  war  sehr  hoch;  derartig  günstige  Durchschnittswirkuugen 
größerer  Versuchsreihen  sind  uns  bisher  selten  begegnet.  Dies  ist  um  so 
bemerkenswerter,  als  sich  das  Veisuchsjahr  1912  im  allgemeinen  durch 
recht  ungünstigen  Witterungsverlauf  auszeichnete.  Das  kalte,  feuchte  Früh- 
jahr brachte  die  Saaten  sehr  langsam  und  stockend  zur  Entwicklung  und 
es  ist  vielleicht  möglich,  daß  gerade  dieser  Umstand  und  die  dadurch  be- 
dingte Hemmung  der  natürlichen  Nitrifikation  den  in  der  Düngung  ge- 
gebenen Nitratzuschuß  zu  besonders  günstiger  Ausnutzung  brachte. 

Verdrängung  des  in  Feldspatgesteinen  enthaltenen  Kalis  durch 
als  Dünger  verwendete  Substanzen.  Von  G.  Andre.-)  —  Die  Versuche 
wurden  mit  einem  mikroklineu  Feldspat  (von  Utöe)  ausgeführt.  Der  fein 
zerriebene  Feldspat  fnirde  mit  Wasser  und  unter  Zugabe  von  einem  der 
unten  genannten  Salze  in  Flaschen  gebracht  und  diese  mittels  Motor 
(90  Touren  in  1  Minute)  130  Stunden  lang  geschüttelt.  In  der  unter 
schwachem  Drucke  filtrierten  vollkommen  klaren  Lösung  wurde  das  gelöste 
Kali  bestimmt.  Der  Feldspat  enthielt  in  % :  Si  Oj  =  66,03 ;  Alg  O3  =  19,1 2 ; 
K20=  11,38;  Nag 0=2,96;  CaO  =  0,22;  FegO,  und  MgO  Spuren  — 
Summe  99,71.  —  Die  Bestimmung  des  in  Lösung  gegangenen  Kalis  ergab 
folgende  Werte: 

Feldspat  angewendet  in  g  .      10  10         20  15  15  15  15  15  15 

Zugesetzt  je  1  g   ...    .       0  0  NaCl    OaCX)3  Ca3(P04)3  CaH4(PO«)2  NaNOg  (NH4)2S04  CaSO, 

KgO  in  Lösung  gegangen  in  g  0,0112   0,0139  0,0741   0,0407     0,0336        0,0667       0,0548       0,1260     0,0552 

.,    in  o/o  d.  Feldspats  .     .  0,112     0,139  0,37       0,27         0,22  0,44  0,36  0,84        0,36 

,,    in  »/od.  Kalis  i.  Feldspat  0,98       1,22  3,25       2,38         1,96  3,90  3,21  7,38        3.23 

Aus  diesem  Ergebnis  ist  zu  ersehen,  daß  die  angewendeten  Salze 
nicht  nur  direct  als  Nährstoffe  wirken,  sondern  auch  indirect  dadurch,  daß 
sie  eine  gewisse  Menge  in  Gestein  gebundenes  Kali  in  Freiheit  setzen. 
Selbst  die  in  Wasser  sehr  wenig  löslichen  Salze  CaCOg  und  Ca(P04)2  ver- 
mögen die  Löslichkeit  des  Kalis  in  Wasser  zu  erhöhen.  Das  Amraonium- 
sulfat  (bemerkt  d.  Vf.)  ist  ganz  besonders  aktiv  für  die  Verdrängung  des 
KgO,  wie  Dietrich'^)  schon  vor  langer  Zeit  beobachtet  hat. 


1)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchsw.  in  Österreich  1913,  16,  190  (Ber.  über  d.  Tätigk.  d.  Idwsch. 
Versuchsst.  Wien).  —  »)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  856—858.  —  ')  Journ.  f. 
piakt.  Chem.  (Erdmann's)  1858,  74,  3  (Inaag.  - Dissert.  von  Theod.  Dietrich:  Versuche  über  die 
chemische  Einwirkung  von  "Wasser,  CO3,  Ammonsalzen  auf  einige  Gesteine  und  Erdarten). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  135 

Wie  ist  der  Kalimangel  bei  Zuckerrüben  zu  erkennen?  Von 
G.  Wimmer.  ^)  —  Bei  starkem  Kalimangel  erleiden  die  Blätter  eine  ganz 
besondere  Veränderung.  Die  sonst  breiten  Blätter  werden  allmählich  immer 
spitzer,  bis  schließlich  bei  stärkstem  Kalihunger  sehr  schmale,  lanzettförmige, 
gerade  oder  schräg  in  die  Höhe  gerichtete  Blätter  entstehen,  deren  Mittel- 
rippe meistens  etwas  um  ihre  eigene  Achse  gedreht  ist.  Derartige  Blätter, 
anfangs  schön  grün,  aber  von  außerordentlich  zartem  Gewebe,  bekommen 
jedoch  bald  braune  Flecke  und  vertrocknen  ohne  vorherigen  Übergang  in 
Gelb  mit  dunkelbrauner  Farbe.  Werden  viele  und  ziemlich  große  derartige 
Blätter  gebildet,  so  deutet  dies  darauf  hin,  daß  noch  größere,  wenn  auch 
bei  weitem  nicht  ausreichende  Mengen  von  Kali  aus  dem  Boden  gelöst 
werden;  die  Rübe  kann  dann  bis  zum  Herbst  gesund  bleiben.  Bilden 
sich  aber  nur  wenige  und  kleine  derartige  Blätter,  wie  dies  der  Fall  ist, 
wenn  im  Boden  nur  noch  sehr  geringe  Kalimengen  löslich  werden,  so  wird 
die  eigentliche  Rübe,  vom  Kopfe  beginnend,  ringsherum  gelb  oder  blau 
und  das  Fleisch  wird  hellgelb.  Die  Pflanze  stirbt  dann  bald  ab.  Solche 
Rüben  sind  wenig  widerstandsfähig,  oft  geht  schnell  die  ganze  Rübe  in 
Fäulnis  über  und  verschwindet  dann  häufig  gänzlich  aus  dem  Boden. 
Derartige  Rüben,  in  der  Literatur  als  Schwindsuchtsrüben  bekannt,  findet 
man  besonders  häufig  auf  kaliarmen  Feldern  bei  Vorhandensein  von  Nema- 
toden; der  Grund  des  vorzeitigen  Absterbens  ist  der  große,  durch  die 
Wirkungsweise  der  Nematoden  noch  vermehrte  Kalimangel.  Bei  Kalimangel- 
pflanzen sterben  die  Blätter  nicht  einzeln,  eines  nach  dem  anderen  ab, 
sondern  je  nach  der  Größe  des  Kalimangels  in  größerer  Anzahl  zu  gleicher 
Zeit,  bei  der  Rübe  oft  zehn  bis  zwanzig  zugleich,  die  sich  dann  stern- 
förmig um  die  Rübe  herum  auf  dem  Boden  lagern.  (Stift) 

Chlornatrium     als     Düngemittel     für    Zuckerrüben.       Von    B^la 

Janesö. 2)  —  Frühere  Versuche  hatten  ergeben,  daß  sich  die  Zuckerrübe 
unter  gewissen  Bedingungen  für  die  Verwendung  von  Salz  (an  Stelle  des 
Kochsalzes  wurde  eine  billigere,  für  industrielle  Zwecke  bestimmte  Salz- 
sorte verwendet)  sehr  dankbar  zeigte;  nur  in  zu  schweren  Böden  ver- 
ursachte jedoch  das  Salz  leicht  ein  Rissigwerden  des  Bodens  und  wurde 
der  Entwicklung  der  Pflanzen  schädlich.  Auf  Veranlassung  des  ungar. 
Landwirtschaftsministeriums  wurden  die  Versuche  an  verschiedenen  Orten 
und  unter  verschiedenen  Bedingungen  (z.  B.  174,  260  und  348  kg  Salz 
pro  ha)  weiter  fortgesetzt,  wobei  sich  zeigte,  daß  das  Salz  in  gewissen 
Fällen  den  Ertrag  der  Zuckerrüben  erhöhte,  auf  schweren  Böden  aber  nur 
mit  Vorsicht  anzuwenden  ist.  Da  die  Versuche  noch  zu  keinem  end- 
gültigen Resultate  gekommen  sind,  finden  sie  ihre  Fortsetzung.       (Stift.) 

Düngungsversuche  über  die  Wirkung  von  Kochsalz  im  Vergleich 
mit  Kalisalz.  Von  Pehr  Bolin.  "'^)  —  Zu  den  Vei suchen  wurden  auch 
Zuckerrüben  herangezogen.  Kali  kam  in  Form  von  37procent.  Kalisalz  zur 
Verwendung.  Chilisalpeter  und  Superphosphat  wurden  bei  diesen  Feld- 
versuchen in  den  üblichen  Mengen  gegeben.  Es  hat  sich  nun  gezeigt, 
daß  in  den  weitaus  meisten  Versuchsserien  durch  480  kg  Kochsalz  pro  ha 


ij  Monatsh.  f.  Ldwsch.  1913.  6,  120  n.  121.  —  2)  Köztelek  1913,^23,  808  u.  809;  durch  Internat. 
Agrar-Techn.  ßundsch.  1913,  4.  769  u.  770.  —  S)  Meddelande  Nr.  82  fran  Ctrlanst.  för  jordbrnksföreök. 
Stockholm  1913,  1 — 16;  ref.  nach  Biedermann's  Ctrlbl.  f.  Aerik.-Chem.  und  rationellen  Landwirtschafts- 
betrieb 1913,  42,  670-673  (J.  Sebelien). 


136  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

ein  größerer  Ernteertrag  und  namentlich  ein  bedeutend  größerer  Nettogewinn 
als  durch  200  kg  37procent.  Kalidünger  erzielt  wurde.  Die  Kochsalz- 
düngung hat  somit  günstig  gewirkt.  (Stift) 

Salzdüngung  zu  Zuckerrübe,  Von  K.  Kittlausz.^)  —  Während 
Wohltmann  und  Briem  seinerzeit  die  Salzdüngung  günstig  beurteilt 
haben,  kommt  der  Vf.  auf  Grund  mehrerer  Jahre  durchgeführter  Düngungs- 
versuche zu  einem  anderen  Resultate.  Die  mit  Viehsalz  gedüngten  Par- 
zellen blieben  im  Zuckergehalte  und  Rübengewicht  gegenüber  den  normal 
gedüngten  Parzellen  zurück.  Während  letztere  z.  B.  pro  0,58  ha 
(=  1  Katastral- Joch)  175  und  169  q  Rüben  m.it  einem  durchschnittlichen 
Zuckergehalt  von  17,0  "o  lieferten,  brachten  es  die  Viehsalz -Parzellen  nur 
auf  139  und  141  q  mit  Zuckergehalte  von  16,1  —  16,2%.  Die  ganz  aus- 
gesprochenen Mißerfolge  deuten  darauf  hin,  daß  die  Anwendung  von  Vieh- 
salz nicht  überall  ratsam  ist  und  nur  von  dem  Ergebnis  vorangegangener 
mehrjähriger  Versuchsanstellungen  abhängig  gemacht  werden  sollte.  Der 
Landesverband  ungarischer  Zuckerindustrieller  leitete  übrigens  im  Frühjahr 
1913  von  Staatswegen  auf  den  Anbaustationen  nahezu  sämtlicher  Zucker- 
fabrikswirtschaften Versuche  mit  Viehsalzdüngung  ein,  um  es  in  dieser 
Frage  zu  einer  Klärung  zu  bringen.  (Stift.) 

Zur  Frage  der  Düngung  mit  Natronsalzen.  Von  Brehm.')  — 
Wie  sich  aus  der  neueren  Literatur  vielfach  ergibt,  so  hat  die  Chlornatrium- 
düngung (Kochsalzdüngung)  der  Rüben  erfolgreich  gewirkt  und  schwefel- 
saures Ammon  —  ein  natronfreies  Düngesalz  —  hat  in  Verbindung 
mit  Kochsalz  größere  Ernten  hervorgebracht  als  ohne  Zugabe  desselben. 
Daraus  läßt  sich  ableiten,  daß  die  gute  Wirkung  des  Chilisalpeters  (also 
Natronsalpeters)  vielleicht  nicht  ausschließlich  auf  der  Form  des  Stickstoffs 
als  Nitrat  beruht,  sondern  auch  dem  Natriumgehalt  dieses  Düngemittels 
zugeschrieben  werden  düifte.  Ähnliche  Resultate  hat  der  Vf.  bei  ver- 
gleichenden Stickstoffdüngungsversuchen  mit  und  ohne  Chlornatriumzugabe 
beobachtet.  Norgesalpeter  erbrachte  einen  Ernteertrag  von  261  kg  (Zucker 
16,0%)  und  Chilisalpeter  einen  solchen  von  285  kg  (Zucker  18,4%) 
Zuckerrüben  pro  ha.  Auf  demjenigen  Ackersrück,  wo  der  Natrongehalt 
der  Chilisalpetergabe  durch  Kochsalz  ergänzt  wurde,  ergab  sich  ein  Ernte- 
ertrag von  297  kg  pro  ha  (Zucker  17,6).  Diese  Resultate  sprechen  ganz 
deutlich  für  die  ertragssteigernde  und  zuckerbildende  Wirkung  des  Natrons. 

(Stift.) 

Beitrag  zur  Frage  der  Düngung  mit  Natronsalzen.  Von  B. 
Schulze.^)  —  Die  Versuche  sollten  zur  Klärung  der  Frag«  beitragen,  ob 
die  düngende  Wirkung  des  Natrons  auf  direktem  oder  indirektem  Wege 
zustande  kommt.  Mit  je  8  kg  eines  guten  tragfähigen  Bodens,  der  im 
-wasserfreien  Zustande  0,099 <*/(,  KgO  enthielt,  wurde  eine  größere  Anzahl 
von  Blechgefäßen  gefüllt.  Von  diesen  wurde  der  Boden  einer  Gruppe 
durch  fortgesetzten  Anbau  von  weißem  Senf  unter  Beigabe  einer  kali-  und 
natronfreien  Düngung  kaliarm  gemacht.  Dies  gelang  im  Laufe  von  2  Jahren 
durch  je  4  Senfkulturen.  Im  3.  Jahre  war  der  KaO-Gehalt  des  wasser- 
freien   Bodens   auf    0,084%   gesunken    und    zeigten    die    Senfpflanzen    die 

>)  D.  Mwsch.  Pr.  1913,  40,  421.  —  z)  Sachs.  Idwsch.  Zeit.  1913,  61,  563  u.  564.  —  ')  D.  Idwsch. 
Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  431—448  (Mitt.  a.  d.  agrik.-chem.  Yersuchsst.  z.  Breslau). 


A.   Quellen  der  Pflanzen ernährung.     4.  Düngung. 


137 


ausgesprochenen  Merkmale  des  Kg  0- Hungers  durch  braunfleckige,  gekrümmte 
Blätter  und  allgemein  mangelhaftes  Wachstum.  Im  April  1910  wurde 
eine  Anzahl  der  an  KgO  erschöpften  Boden  enthaltenden  Gefäße  wiederum 
je  mit  0.8  g  N  und  0,8  g  PjOj  gedüngt  und  mit  je  1  g  Senfsamen  besät. 
Am  7.  Juni,  nachdem  die  überaus  langsam  wachsenden  Pflanzen  eine  Höhe 
von  etwa  10  cm  erreicht  hatten,  wurden  6  Gefäße  mit  gleichmäßigem 
Stande  abgesondert.  Von  diesen  blieben  2  ohne  weitere  Düngung,  2  er- 
hielten eine  Düngung  von  je  1,25  g  Na  Gl,  2  von  je  1,0  g  KCl  (beide 
ehem.  rein  und  wasserfrei).  Das  NaCl  wurde  in  2,1  1,  das  KCl  in  1,7  1 
Wasser  gelöst.  Von  diesen  Lösungen  wurden  an  aufeinanderfolgenden 
Tagen  je  Yj  ^  ^^^  Aufguß  verwendet.  Die  ohne  diese  Salzdüngung  ver- 
bleibenden Gefäße  erhielten  gleichhohe  Wassergaben.  Schon  24  Stunden 
nach  dem  ersten  Aufguß  von  Na Cl- Lösung  zeigte  sich  eine  deutliche 
Besserung  des  Aussehens  der  Senfpflanzen.  Bei  den  mit  KCl  versehenen 
Pflanzen  trat  diese  Besserung  erst  nach  48 — 60  Stunden  ein.  Die  Ent- 
Avicklung  der  mit  den  Chloralkalien  gedüngten  Senfpflanzen  nahm  nunmehr 
einen  völlig  anderen  Verlauf.  Die  Erscheinungen  des  Kalimangels  schwanden 
vollständig;  frische  grüne  Blätter  sproßten  schnell  hervor,  und  nach  14 
Tagen  standen  die  Pflanzen  bei  völlig  gesundem  Aussehen  in  der  Blüte. 
Am  21.  Juni  wurden  sie  abgeerntet.  —  Am  22.  Juni  erfolgte  dann  in 
denselben  Gefäßen  eine  Neueinsaat  von  je  1  g  Senfsamen.  Die  Düngung 
mit  N  und  P2O5  wurde  mit  je  0,4  g  wiederholt;  die  mit  KCl  gedüngte 
Gruppe  erhielt  keine  neue  KCl -Düngung,  die  Na  Cl- Gruppe  dagegen  am 
26.  —  29.  Juli  eine  neue  Düngung  von  1,25  g  in  gleicher  Form  wie  früher. 
Am  10.  August  erfolgte  eine  dritte  Ansaat  von  Senf  unter  gleichen  Ver- 
hältnissen wie  bei  der  zweiten.  Die  Ernten  erfolgten  am  9.  August  bezw. 
4.  October,  als  die  Pflanzen  in  Blüte  standen.  —  Von  den  Ergebnissen 
möge  hier  folgendes  wiedergegeben  werden.  Wie  nachstehende  Zahlen 
erweisen,  war  die  Wirkung  der  Kali -Düngung  eine  sehr  beträchtliche.  Es 
wurden  geerntet  in  g: 


Pro  Gefäß  lufttrockne  Pflanzensubstanz  (Kraut  -|-  Wurzeln)  g 

1910 


10,1   I   wio 

1911    I  -|_  1911 


Gehalt  der  Ernten  in  g  an 
Kali  I         Natron 

1910    I     1911    i     1910    I    1911 


Ohne  K,0-   u 
NaO- Düngung  ' 


Ansaat  I 

,     n 
,     III 


23,95  I  8,73 
6,42  t  6,43 
5.42    14,43 


0,100 
0,033 
0.024 


Summe 


Mit  KCl- 
Düngung 


Mit  NaCl- 
Düngung 


Ansaat  I 
.,        II 
..       III 


35,77  I  29,50  j  65,36 

i 
36,55  !  10,40  i     — 
12,85  I    8,15       — 
8,06  i  13.50  !     — 


0,157 

0,358 
0,152 
0.054 


Summe 


Ansaat  I 

„       11 
,.       III 


67,46  I  32,05  i  99.51 

33,85  :  13,70  I     — 

12,00  '  10,50  '     — 

6.39  '  12,45  !     — 


0,564 

0,292 
0,042 
0,018 


0,037 
0,034 

0,077 


0,148 

0,052 
0.039 
0,069 


0,209  !  0,127 
0,047  I  0,064 
0,036  I  0,274 


0,292 

0,223 
0,189 
0,032 


0,465 

0,084 
0,139 
0,230 


0,160  !  0,444 


0,077 
0,085 
0,057 


0,362 

0,270 
0,198 


0,453 

0,425 
0,232 
0,343 


Summe 


52,24  I  36,65  1  88,89 


0,152  I  0,192  i  0,930  [  1,000 


Die  Ergebnisse  faßt  der  Vf.  in  folgenden  Sätzen  zusammen:    „1.   Das 
Natron  vermag  ebenso  wie   das  Kali   den  Baustoff  für  Pflanzen  abzugeben 


138  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

und  das  Kali  in  dieser  Hinsicht  bis  zu  einem  gewissen  Giade  zu  ersetzen. 

2.  Das  Natron  des  Na  Cl  wird  außerordentlich  schnell  von  den  Pflanzen  auf- 
genommen und  zu  Pflanzensubstanz  verarbeitet.  Da  es  vom  Boden  nicht 
in  demselben  Giade  absorbiert  wird  wie  das  K,  0,  so  hält  seine  Dünge- 
wirkung länger   an,    falls   es    nicht   aus    dem    Boden   ausgewaschen    wird. 

3.  K2O   zersetzt  NagO-Zeolithe   des   Bodens   und   setzt  NagO   in   Freiheit. 

4.  NagO  vermag  KgO-Zeolithe  nicht  oder  nur  in  sehr  geringem  Maße  zu 
zersetzen,  denn  schon  durch  die  Massen  Wirkung  unserer  wiederholten 
Na  Cl- Düngungen  hätte  solche  Umsetzung  alsbald  unzweideutig  in  Er- 
scheinung treten  müssen. 

Die  Wirkung  von  Natron  -  Düngern  auf  den  Procentgehalt  an 
Zucker  bei  gewissen  Pflanzen.  Von  B.  L.  Hartwell  und  P.  H.  Wessels.  ^) 
—  Natron-Dünger  verminderten  den  Zuckergehalt  der  Mangold-Wurzeln. 
Sie  verringerten  auch  den  Procentgehalt,  erhöhten  aber  den  absoluten  Gehalt 
an  Zucker  bei  Zuckerrüben.  (Kaib.)    (j 

Versuche  über  die  Wirkung  von  Natriumsulfat  auf  das  Wachstum 
der  Pflanzen.  Von  E.  Haselhoff.-)  —  Im  Anschluß  an  frühere  Versuche 
des  Vf.  (Bestäubungsversuche)  3) ,  welche  eine  nachteilige  Wirkung  des 
Natriumsulfates  auf  Pflanzen  ergaben,  führte  der  Vf.  Versuche  aus,  bei 
welchen  NagSO^,  dem  Boden  zugemischt  oder  in  Lösung  den  Pflanzen 
dargeboten  wurde.  Zu  den  Bodenkulturversuchen  diente  ein  Sandboden, 
der  ausreichend  gedüngt  und  dem  auf  je  8  kg  Boden  (Gefäß)  0,0,  0,5, 
1,0  oder  2  g  Natriumsulfat  zugemischt  wurde.  Die  Wirkung  wurde  an 
dem  Ertrag  an  lufttrockner  Substanz  (Phaseolus  vulgaris)  sowie  an  dem 
Gehalt  der  Trockensubstanz  an  SO3  und  NajO  ermittelt.  Aus  den  Ertrags- 
zahlen kann  zwar  gefolgert  werden,  daß  durch  die  Beimischung  des 
Natriumsulfats  zum  Boden  der  Ertrag  im  Durchschnitt  etwas  herabgedrückt 
wird,  aber  sehr  erheblich  ist  diese  Ertragsverminderung  nicht.  Im  übrigen 
hat  diese  Sulfatzumischung  eine  Erhöhung  des  Gehaltes  an  Nag  0  und  SO3 
in  Körner  und  Stroh  der  Bohnen  zur  Folge  gehabt,  —  Zu  den  Wasser- 
kulturversuchen dienten  Glasgefäße  von  6  1  Inhalt  und  dieKnop'sche 
Nährlösung  +  etwas  NaCl  und  Fe2Cl3.  Versuchspflanzen  waren  Vicia 
faba,  Phaseolus  vulgaris,  Hordeum  vulgare  und  Zea  Mays.  Per  1  Nähr- 
lösung wurden  0,0,  0,5,  1,0  und  teilweise  noch  1,5  und  2,0  gNa2S04  zu- 
gesetzt. Ermittelt  wurde  die  Wirkung  a)  an  der  Längezunahme  der 
Pflanzen  während  der  Vegetation  in  einzelnen  Zeitabschnitten  und  im 
Ganzen,  b)  an  geernteter  Trockensubstanz  und  c)  an  dem  Gehalt  der  sand- 
freien Trockensubstanz  an  SO3  und  Nag  0.  Die  gesamten  Versuchsergebnisse 
lassen  Unregelmäßigkeiten  und  Abweichungen  in  den  Endergebnissen  der 
Versuchsreihen,  auch  der  Parallelreihen  erkennen,  für  die  eine  Erklärung  im 
Verlaufe  des  Versuchs  nicht  immer  gefunden  werden  kann.  Es  liegt  nach 
dem  Vf.  die  Annahme  nahe,  daß  hierbei  die  Individualität  der  einzelnen 
Pflanze  mitspielt;  sodann  mag  aber  auch  darin,  daß  von  den  Pflanzen  Na 
mehr  oder  weniger  bei  der  Ernährung  aufgenommen  werden  kann,  ein 
weiterer  Grund  für  die  Ungleichheiten  in  den  Versuchsresultaten  gegeben 
sein.     Weiter   meint    der  Vf.,    „daß    trotz    dieser  Abweichungen    doch    aus 


1)  Orig.  Commun.  8.  Internat.  Cong.  Appl.  Chem.  15  (1912),  Sect.  VU,  129—135;  ref.  nach  Exper. 
.-^tat.  Rec.  28,  34.  —  2)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  Heft  4,  641—650.  —  ')  Ldwsch.  Versnchsst.  1907, 
67,  157  u.  1908,  69,  477,  sowie  dies.  Jahresber.  1907,  240  a.  1908,  257. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung.  139 

den  Ergebnissen  gefolgert  werden  darf,  daß  Na2S04  selbst  in  Mengen  von 
0,5  g  pro  1  Nährlösung  bereits  ■wachstumzögernd  wirken  kann,  daß  die  in 
dieser  Weise  in  ihrer  Entwicklung  beeinträchtigten  Pflanzen  sich  nachher 
z.  T.  schneller  entwickeln,  daß  aber  dennoch  in  dem  Endergebnis  auch 
eine  Ertragsverminderung  festzustellen  ist.  Ob  0,5  g  Na2S04  in  1  1 
Nährlösung  als  Schädlichkeitsgrenze  festgehalten  werden  muß,  kann  auf 
Grund  der  angegebenen  Versuchsergebnisse  nicht  gesagt  werden.  —  Die 
Längenzunahme  der  Pflanzen  gibt  kein  sicheres  Maß  für  die  Beurteilung 
der  Einwirkung  des  Natriumsulfat^  auf  die  Pflanzen,  was  im  wesentlichen 
auf  die  beim  Messen  der  Pflanzen  bestehenden  Schwierigkeiten  zurück- 
zuführen ist.  —  Auch  die  Ergebnisse  der  Bodenkulturversuche  sprechen 
für  eine  geringe  nachteilige  Wirkung  des  Na2S04  auf  die  Pflanzenent- 
wicklung; eine  Menge  von  0,5  g  davon  auf  8  kg  Boden  hat  bereits  den 
Ertrag  bei  Bohnen  deutlich  vermindert.  —  Der  Gehalt  an  NagO  und  SO3 
nimmt  mit  dem  Gehalt  der  Nährlösung  und  des  Bodens  an  Na2S04  in  der 
geernteten  Pflanzensubstanz  zu." 

Zur  Frage  der  schädlichen  Wirkung  zu  starker  Kalkgaben  auf 
Hochmoor.  Von  A.  Densch.^)  —  Nach  eingehender  Besprechung  der 
über  diese  Frage  gemachten  Beobachtungen  und  nach  angestellten  Unter- 
suchungen über  diese  Frage  stellt  der  Vf.  die  wichtigsten  Ergebnisse  wie 
folgt  zusammen:  1.  Die  Ursache  der  schädigenden  Wirkung  zu  starker 
Kalkgaben  auf  Hochmoor  hängt  mit  der  Stickstofffrage  zusammen.  2.  Die 
Untersuchungen  des  N  im  Hochmoorboden  beruhen  auf  chemischen  Grund- 
lagen. Eine  danebengehende  Bakterientätigkeit  ist  nicht  ausgeschlossen. 
3.  In  gekalkten  wie  nichtgekalkten  Hochmoorböden  treten  bei  Salpeter- 
düngung Verluste  an  N  ein.  Der  Kalk  hatte  bei  des  Vf.  Versuchen  auf 
deren  Höhe  keinen  sicher  feststellbaren  Einfluß.  Die  Verluste  bewirken 
zwar  eine  schlechtere  Ausnutzung  der  N-Düngung,  bedingen  aber  keinen 
absoluten  N-Mangel.  4.  Durch  stärkeres  Auswaschen  von  Salpeter  im  ge- 
kalkten Hochmoor  können  unter  Umständen  empfindliche  Verluste  entstehen, 
die  sich  jedoch  im  allgemeinen  auf  einzelne  Fälle  bei  besonders  ungünstigen 
Witterungsverhältnissen  beschränken  werden.  5.  Im  sich  zersetzenden 
Hochmoorboden  verfällt  der  Salpeter  einer  teilweisen  Reduction  bis  zu 
NH3.  Im  zu  stark  gekalkten  Hochmoor  wird  der  Salpeter  in  höherem 
Grade  in  Anspruch  genommen.  Es  kann  dann  als  intermediäres,  jedoch 
längere  Zeit  im  Boden  verweilendes  Product  HNOg  entstehen.  6.  Es  ist 
sehr  wahrscheinlich,  daß  das  Auftreten  von  Nitrit  für  die  bisweilen  beob- 
achteten Schädigungen  mindestens  mit  verantwortlich  zu  machen  ist. 
Andere  Faktoren  mögen  dabei  ebenfalls  beteiligt  sein.  7.  Neben  Nitrit 
entstehen  wahrscheinlich  noch  Nitro-  oder  Nitrosoverbindungen.  Es  ist 
nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  diese  für  die  Schädigung  des  Pflanzen- 
wachstums in   Frage  kommen. 

Die  an  hydratischer  Kieselsäure  reichen  Kalke  als  Düngemittel. 
Von  H.  Immendorff.-)  —  Im  Anschluß  an  die  bereits  veröffentlichten, 
von  H.  Kappen  ausgeführten  Versuche^)  über  die  Schädlichkeit  der  lös- 
lichen SiOg    im   gebrannten  Kalke    bei   Verwendung  desselben   als  Dünge- 


1)  Ldwsch.  Jahrb    1913,  44,  Heft  1/2,  331—352.    -   2)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80, 
891—901.  —  8)  Chem.-Zeit.  1911,  35,  1101  u.  1102  und  dies.  Jahresber.  1911,  209. 


140  LandwirtschaftHche  Pflanzenproduction. 

mittel   hat   der  Vf.  durch  Meyer   zu  Bexten  weitere  Versuche   mit   nach- 
benannten  Böden  und  gebrannten  Kalken  ausführen  lassen: 

Eibmarsch-  Röt-  Tonboden  aus  Zwätzener  Ton-  Lehm- 
boden boden  Rohnstedt  Bänderton  boden  boden 
mit  %  Ton        36,18  30.24  26.91                22.01  21.40  17,90 
„     „    Sand      53,07  50,12  65,77                58,38  68,65  75,97 

Marmorkalk  Weißkalk  Kalk  (blauer)  Cementkalk  Portland- 

a.  Esslingen  a.  Steudnitz  a.  Steudnitz  a.  Steudnitz  Cement 

mit  %  CaO     .     .     87.30  84,76                77,88                65,00  62,62 

,.      .,    MgO  .     .       9,80  1,49                  2,22                  4,42  2,21 

..      ,.    lös!.  SiO^       0,03  2.69                  6,73                13,88  19,51 

Die  Zusätze  der  verschiedenen  Kalksorten  zu  den  Bodenarten  wurden 
so  bemessen,  daß  die  Mengen  an  CaO  und  MgO  zusammen  betrugen: 
0,25,  0,5,  1,0,  2,5,  5,0,  10,0  und  20,0  7o-  ^Is  Ergebnis  wird  folgendes 
mitgeteilt:  „Ganz  zweifellos  wird  durch  sämtliche  angewendeten  Kalke  und 
selbst  durch  Cement  die  Festigkeit  der  Bodenkörper  annähernd  proportinal 
dem  procentischen  Zusatz  von  CaO  bis  zu  einem  gewissen  Grade  verringert. 
Die  kieselsäurereichen  Kalke  erhalten  sich  im  Boden  in  bezug  auf  ihre 
lockernde  Wirkung  genau  so  wie  der  kieselsäurefreie  Marmorkalk,  voraus- 
gesetzt, daß  der  Boden  die  gleichen  Mengen  von  wirksamen  Bestandteilen 
(CaO  +  ^gO)  zugeführt  erhält.  Auch  der  Cement  ruft  eine  Lockerung 
im  Boden  hervor,  bei  diesen  Versuchen  allerdings  nicht  so  stark  wie  die 
anderen  Kalke."  Die  Ergebnisse  der  früheren  Versuche  werden  hiernach 
bestätigt. 

Über  die  Wirkung  von  Kalk  und  Magnesia  bei  der  Ernährung 
der  Pflanzen.  Von  E.  Haselhoff.  ^)  —  Der  Vf.  wendet  sich  gegen  die 
Kritik,  die  ü.  Loew  bei  der  Verteidigung^  seiner  Hypothese  vom  Kalkfaktor 
an  die  Arbeiten  von  Dietrich,  Gössel  und  von  Hager  geknüpft  hat, 
weist  verschiedene  Einwände  Loew's  als  unberechtigt  oder  zuweitgehend 
zurück  und  berichtet  außerdem  über  neue  Versuche.  Neben  Gefäßversuchen, 
bei  denen  zu  einem  nährstoffarmen  Sandboden  zur  Grunddüngung  noch 
wechselnde  Mengen  von  CaO  und  MgO  in  Form  reiner  Carbonate  gegeben  und 
die  einen  günstigen  Einfluß  eines  bestimmten  Verhältnisses  von  CaO:  MgO 
im  Boden  auf  den  Ertrag  weder  der  Gerste,  noch  der  Pferdebohne, 
noch  der  Nachfiucht  herauslesen  lassen,  wurden  umfangreiche  Versuche 
auf  7  verschiedenen  natürlichen  Böden  ausgeführt.  Die  Böden  erhielten 
neben  einer  reichlich  bemessenen  Gruuddüngung  CaO  und  MgO  in  Form 
von  fein  gemahlenem  Kalkstein  und  Magnesit  in  äquivalenten  Mengen  im 
Verhältnis  von  2  :  1,  1  :  2  und  1  : 1.  Als  Versuchspflanze  dienten  im  1.  Jahre 
Gerste,  im  2.  Jahre  mit  Nachdüngimg  für  N,  P2O5  und  K2O  Pferdebohnen 
und  im  3.  Jahre  ebenfalls  mit  Nachdüngung  bei  2  Böden  Senf,  bei  den  übrigen 
englisches  Raygras.  Eine  irgendwie  in  Betracht  kommende  Änderung  im 
Verhältnis  von  CaO:  MgO  ist  durch  den  Ertrag  des  von  den  Pflanzen 
aufgenommenen  Anteils  nicht  entstanden.  Die  Ergebnisse,  die  im  einzelnen 
nicht  wiedergegeben  werden  können,  werden  vom  Vf.  dahin  zusammengefaßt, 
daß  die  3jährigen  Versuche  auf  Böden  verschiedenster  Herkunft,  Entstehung 
und  Zusammensetzung,  eiueilei.  ob  man  die  Resultate  der  einzelnen  Jahre 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  45,  609—633  (Harleshansen,  Ldwsch.  Versuchsst.). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung.  141 

für  sich  oder  im  ganzen  betrachtet,  ergeben  haben,  daß  für  natürliche 
Böden  die  von  Loew  aufgestellte  Hypothese,  nach  der  den  Pflanzen  zur 
Erziehung  von  Höchsterträgen  Kalk  und  Magnesia  in  einem  für  jede 
Pflanzenart  bestimmten  Verhältnis  dargeboten  werden  muß,  keine  all- 
gemeine Gültigkeit  hat.  Sie  bestätigen  im  großen  und  ganzen  die  auf 
Grund  von  Versuchen  der  Versuchsstation  Marburg  bezw.  Harleshausen  ge- 
zogenen Folgerungen  und  stimmen  auch  mit  den  von  D.  Meyer,  Lemmer- 
mann  u.  a.  erhaltenen  Resultate  überein.  Auch  Feldversuche  auf  18  Boden- 
arten sehr  verschiedener  Art,  durch  welche  die  Kalkbedürftigkeit  der  Böden 
festgestellt  worden  war,  lassen  keine  Regelmäßigkeit  in  der  Richtung  er- 
kennen, daß  für  das  Wachstum  oder  den  Ertrag  des  Hafers  ein  bestimmtes, 
allgemein  gültiges  Verhältnis  von  CaO:MgO  im  Boden  nötig  ist,  und  unter- 
stützen somit  die  aus  den  Gefäß  versuchen  enthaltenen  Resultate.    (Mach.) 

Die  Bedeutung  des  Kalkmagnesiaverhältnisses  bei  Bodenunter- 
suchungen. Von  P.  L.  Gile  und  C.  N.  Ageton.^)  —  Die  Vff.  weisen 
an  der  Hand  eines  großen  Änalysenmaterials  nach,  daß  die  Annahme,  die 
Fruchtbarkeit  eines  Bodens  wäre  am  besten  mit  einem  engen  CaO:MgO- 
Verhältnisse  (1:1  bis  4:1),  nicht  der  Wirklichkeit  entspricht.  So  wurden 
ausgezeichnete  Ananas-  und  Zuckerrohrböden  analysiert,  bei  denen  das 
Verhältnis  bis  zu  300  heraufging. 

Mitteilung  über  den  Einfluß  des  Kalkmagnesiaverhältnisses  auf 
das  Pflanzenwachstum.  Von  Oskar  Loew.-)  —  Mit  Bezugnahme  auf 
vorstehenden  Artikel  teilt  der  Vf.  mit,  daß  eine  Pflanze  nur  dann  ohne 
Nachteil  einen  großen  Überschuß  von  Kalk  im  Boden  vertragen  kann,  wenn 
sie  den  von  ihr  aufgenommenen  Überschuß  in  ihrem  Organismus  durch 
Umwandlung  in  Oxalsäuren  Kalk  unschädlich  machen  kann.  Die  Annahme, 
daß  das  Wachstum  von  Zuckerrohr  unabhängig  von  dem  CaO:MgO- Ver- 
hältnis sei,  ist  ungerechtfertigt. 

Über  den  Einfluß  des  Kalkmagnesiaverhältnisses.  Von  P.  L.  Gile 
und  C.  N.  Ageton.^)  —  Die  Vff.  wenden  sich  gegen  die  Behauptungen 
Loew's^)  betreffs  ünschädlichwerdens  eines  großen  Kalküberschusses  infolge 
Niederschlagung  im  pflanzlichen  Organismus  als  oxalsaurer  Kalk,  und 
weisen  nach,  daß  das  Kalkmagnesiaverhältnis  in  der  Pflanzenasche  ziemlich 
konstant  ist. 

Über  Magnesia- Düngung  zu  Zuckerrüben.  Von  F.  Strohmer  und 
O.  Fallada. ^)  —  Verschiedene  Forscher  haben  dargetan,  daß  Magnesium 
ein  wichtiger  Baustein  für  den  Aufbau  des  Chlorophylls  ist,  eine  Rolle 
auch  beim  Transport  der  Kohlehydrate  in  den  Pflanzen  spielen  soll.  Da 
unter  den  Pflanzen,  an  denen  bisher  die  Magnesiumfrage  studiert  wurde, 
die  Zuckerrübe  fehlt,  von  ihr  aber  nach  Meyer  bekannt  ist,  daß  sie  von 
allen  landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen  (außer  der  Lupine)  den  größten 
Magnesiumverbrauch  aufweist,  so  sehen  sich  die  Vff.  veranlaßt,  der  Frage 
der  Magnesiadüngung  zu  Zuckerrüben  näher  zu  treten  und  entsprechende 
Yersuche  durchzuführen,  bei  denen  neben  entsprechender  anderer  Düngung 
die  Magnesia -Düngung  in  Form   von  schwefelsaurem  Magnesium  als  Bitter- 


1)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  33—35;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1136  (Grimme). 
—  *)  Ebend.  5,  257  n.  258  (München,  Hyg.  Inst.);  lef.  nach  Chem.  Cülbu  1913,  I.  1723  (Grimme).  — 
3)  Plbend.  5,  564—567  (Mavagnez,  Ldwsch.  Versuchsst.  Porto  Rico);  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913.  I. 
1164  (Grimme).  —  *)  Vor.  Art.  —  =)  Österr.-Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckeiind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  221—231. 


142  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

salz  in  Mengen  von  150  kg  pro  ha  erfolgte.  Letztere  Düngung  geschah 
bald  nach  dem  Aufgang  der  Rüben.  Die  Versuchspflanzen  entwickelten 
sich  ganz  normal  und  die  nach  der  Ernte  am  16.  October  vorgenommene 
Untersuchung  ergab,  daß  im  Ernte-  und  Zuckerertrag  zwischen  den  mit 
Magnesia  gedüngten  und  nicht  gedüngten  Rüben  kein  wesentlicher  Unter- 
schied bestand.  Dasselbe  war  auch  in  der  chemischen  Zusammensetzung 
der  geernteten  Wurzeln  und  Blätter  der  Fall.  Die  Magnesia- Düngung  hatte 
also  die  Ernte  wie  die  Zusammensetzung  der  Pflanzen  gegenüber  den 
Kon  troll  pflanzen  weder  im  günstigen  noch  ungünstigen  Sinne  beeinflußt. 
Die  Magnesiazufuhr  hatte  demnach  auch  keine  Steigerung  des  Zucker- 
bildungsvermögens durch  erhöhte  Chlorophylltätigkeit  oder  Vermehrung  der 
Chlorophyllmenge  zur  Folge.  Die  Magnesiazufuhr  hat  wohl  eine  Erhöhung 
der  Magnesiaaufnahme  in  der  Wurzel,  nicht  aber  jener  in  den  Blättern 
herbeigeführt,  der  gesamte  Magnesiaverbrauch  bei  den  mit  Magnesia  ge- 
düngten Pflanzen  ist  aber  nahezu  derselbe  geblieben  wie  bei  den  ungedüngten 
Pflanzen.  Bei  den  meisten  landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen  überwiegt 
in  den  Samen  die  Magnesia  gegenüber  dem  Kalke  und  dasselbe  ist  auch, 
wie  die  Vfl".  grefunden  haben,  bei  der  Zuckerrübe  der  Fall.  In  100  Teilen 
Reinasche  von  reinen  Rübensamen  (also  Samen  im  botanischen  Sinne)  waren 
5,38%  Kalk  und  19,03%  Magnesia  enthalten.  In  den  Rübensamenknäulen 
verschiebt  sich  allerdings  dieses  Verhältnis,  denn  die  Vfi".  fanden  hier  in 
100  Teilen  Reinasche  17,73%  Kalk  und  11,83%  Magnesia.  Mit  Rücksicht 
auf  den  relativ  hohen  Magnesiagehalt  des  Samens  und  die  hohe  physiologische 
Bedeutung,  die  das  Magnesium  hier  zu  erfüllen  hat,  dürfte  vielleicht  eine 
Magnesiadüngung  zu  Samenrüben  nicht  ohne  Einfluß  auf  den  Ertrag  und 
Qualität  des  Samens  sein,  eine  Frage,  welche  die  Vff.  weiter  studieren 
wollen.  (Stift.) 

über  die  Einwirkung  von  Borverbindungen  auf  das  Pflanzen- 
wachstum. Von  E.  Haselshoff.  ^)  —  Nach  den  Beobachtungen  von  M. 
Nakamura^),  E.  Hotter^),  H.  Agulhon*)  und  anderen  kann  als  zu- 
trefi'end  angenommen  werden,  daß  die  verschiedenen  Pflanzenarten  sich 
gegen  Bor  verschieden  verhalten,  daß  aber  alle  Pflanzen  durch  größere 
Mengen  Bor  in  ihrem  Wachstum  gestört  werden,  daß  sehr  geringe  Mengen 
die  Entwicklung  der  Pflanzen  begünstigen  können.  Mit  Rücksicht  auf  das 
von  Auraann  festgestellte  Vorkommen  von  Bor  in  einem  Abfallkalk  war  es 
dem  Vf.  erwünscht,  weitere  Aufklärung  durch  Anstellung  von  Wasser-  und 
Bodenkulturversuche  zu  schaffen.  —  Zu  den  Wasserkultur-Versuchen 
dienten  die  Knop'sche  Nährlösung,  der  noch  etwas  NaCl  und  FeClg  zu- 
gesetzt wurde,  in  Mengen  von  6  1  pr.  Gefäß.  Angebaut  wurden  Mais  und 
Bohnen  (Phaseolus).  Bor  wurde  in  getrennten  Versuchsreihen  in  Form  von 
Borax  oder  Borsäure  gegeben  in  Mengen  von  0,0—20,0  mg  Bor  p.  L. 
Außer  den  Beobachtungen  über  Verfärbung  der  Blätter  wurde  die  Ein- 
wirkung des  Bors  durch  Messung  der  Längenzunahme  während  des  Versuchs 
und  durch  Wägen  der  Erntetrockensubstanz  im  Mittel  von  je  3  Gefäßen 
ermittelt.    Die  Bodenkulturversuche  wurden  in  Gefäßen  mit  je  8  kg  bezw. 


1)  D.  Id-wsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  399—429.  (Unter  Mitarbeit  von  Bredemann, 
Stamm  und  "Werner).  —  =)  Bull.  Coli.  Agric.  Tokyo  1904,  5,  509;  Ctrlbl.  f.  Agrik.-Chem.  1904,  531. 
—  3)  Ldwsch.  Versuchsst.  1890.  37,  437;  dies.  Jahresber.  1895,  236.  —  *)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des 
Sciences  1910,  150,  288;  dies.  Jahresber.  1910,  198  (Bor  als  katalytischer  Dünger)  und  Compt.  rond. 
de  l'Acad.  des  sciences  151,  1382;  dies.  Jahresber.  1911,  262  (Die  Gewöhnung  von  Mais  an  Bor). 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung.  143 

10  kg  Sandboden,  der  eine  angemessene  Düngung  erhielt,  mit  Bohnen  und 
Hafer  ausgeführt.  Die  gegebenen  Mengen  von  Bor  pr.  kg  Boden  schwankten 
von  0,0 — 15  mg  bezw.  bis  25  u.  43,75  mg.  —  Diese  Versuche  führten 
den  Vf.  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  1.  Die  Beobachtungen  Hotter 's 
über  die  Fleckenbildung  auf  den  Blältern  infolge  der  Einwirkung  von  Bor 
kann  bestätigt  werden;  sie  tritt  bereits  bei  sehr  geringen  Bormengen  in 
der  Nährlösung  bezw.  im  Boden  und  auch  da  auf,  wo  der  Ernteertrag  nicht 
auf  eine  schädliche  Ein^virkung  des  Bors  auf  das  Pflanzenwachstum  schließen 
läßt.  2.  Die  nachteilige  Einwirkung  von  Bor  auf  die  Pflanzenentwicklung 
ist  schon  bei  sehr  geringen  Mengen  Bor  beobachtet  worden.  Bei  den 
Wasserkulturversuchen  liegt  die  Grenze  vielleicht  bei  1  mg  pro  1  1  Nähr- 
lösung; diese  Menge  Bor  hat  in  Borax  gegeben  den  Ertrag  bei  Bohnen 
begünstigt,  obgleich  das  Aussehen  der  Pflanzen  auf  eine  nachteilige  Wirkung 
schließen  ließ;  in  Form  von  Borsäure  gegeben,  hat  diese  Menge  von  1  mg 
Bor  aber  auch  bereits  den  Ertrag  beeinträchtigt.  Größere  Mengen  Bor 
wirken  bei  Bohnen  entschieden  nachteilig.  Bei  Mais  konnte  bei  1,15  rag 
Bor  auf  1  1  Nährlösung  eine  deutliclie  Schädigung  der  Pflanzen  nachgewiesen 
werden.  3.  Bei  den  Bodenkulturversuchen  hat  1  mg  Bor,  auf  8  kg  Boden 
verwendet  (oder  0,125  mg  Bor  auf  1  kg  Boden  =  0,00001^0  ^^^  i^a 
Boden),  Bohnen  nicht  geschädigt,  wenn  das  Bor  durch  Borax  gegeben 
wurde,  während  dieselbe  Menge  Bor  in  Form  von  Borsäure  nachteilig 
wirkte.  Größere  Mengen  Bor  müssen  in  beiden  Formen  als  schädlich  an- 
gesprochen werden.  In  den  früher  mitgeteilten,  anderwärts  erzielten  Ver- 
suchsergebnissen liegt  die  Schädlichkeitsgrenze  für  Bor  höher,  wie  hier 
festgestellt  wurde.  4.  Einige  Versuchsergebnisse  lassen  eine  günstige  Be- 
einflussung der  geernteten  Pflanzenmasse  erkennen,  welche  man  auf  sog, 
Reizwirkungen  von  Bor  zurückführen  könnte;  man  wird  aber  die  Grenze 
für  die  Menge  Bor,  welche  solche  Wirkungen  verursachen  kann,  sehr  niedrig 
setzen  müssen  und  zwar  auf  weniger  als  1  mg  Bor  in  8  kg  Boden  = 
0,00001%  Bor  im  Boden.  5.  Im  großen  und  ganzen  ist  die  Wirkung 
von  Bor  in  Borax  oder  Borsäure  gleich;  einige  Versuchsergebnisse  sowohl 
bei  den  Wasserkulturversuchen  wie  auch  bei  den  Bodenkulturversuchen 
lassen  allerdings  eine  schädlichere  Wirkung  der  Borsäure  erkennen.  Ob 
diese  tatsächlich  vorliegt  oder  oh  bei  diesen  Versuchsergebnissen  der  in- 
dividuelle Einfluß  der  Versuchspflanzen  mitgespielt  hat,  dürfte  noch  durch 
weitere  Versuche  festzustellen  sein.  6.  Das  Bor  wird  aus  den  Nährlösungen 
wie  aus  dem  Boden  durch  die  Pflanzen  aufgenommen;  diese  Aufnahme  an  Bor 
nimmt  im  allgemeinen  mit  der  Menge  des  Bors  in  der  Nährlösung  bezw. 
dem  Boden  zu.  Anscheinend  lagert  sich  das  Bor  in  dem  Stroh,  nicht  in 
den  Körnern  ab.  7.  Die  äußeren  Erscheinungen  auf  der  Blattoberfläche 
der  Pflanzen  nach  der  Einwirkung  von  Bor  sind  bei  allen  Pflanzenarten 
gleich;  in  der  Wirkung  auf  den  Ernteertrag  scheint  aber,  soweit  die  vor- 
liegenden Versuche,  welche  größtenteils  mit  Bohnen  und  nur  vereinzelt 
mit  Mais  und  Hafer  ausgeführt  wurden,  ein  Unterschied  zwischen  den 
einzelnen  Pflauzenarten  zu  bestehen.  Darin  mag  auch  zum  Teil  die  Ursache 
für  die  Abweichungen  in  den  hier  mitgeteilten  Versuchen  von  früher  aus- 
geführten Versuchen  über  den  Einfluß  von  Borverbindungen  auf  das  Pflanzen- 
wachstum zu  suchen  sein. 


144  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Beitrag  zur  Frage  über  die  Wirkung  des  Mangans  bezw.  Alumi- 
niums   auf  das    Pflanzenwachstum.      2.  Mittl.      You   Th.  Pfeiffer    und 

E.  Blank.  ^)  —  Die  Vff.  haben  die  vorjährigen  Versuche  2)  über  diese  Frage 
in  etwas  abgeänderter  Form  wiederholt  um  1.  die'  Kontrolle  der  früheren 
Befunde  herbeizuführen,  um  2.  den  im  Vorjahre  nur  ganz  gelegentlich 
beobachteten  höheren  Wasserverbrauch  der  mit  Mn-Salzen  versehenen  Kulturen 
in  einwandfreier  Weise  festzustellen  und  auf  seine  event.  Bedeutung  für 
die  Erklärung  der  Mn- Wirkung  zu  prüfen,  und  um  3.  die  von  Stoklasa') 
stammende  Angabe,  daß  die  schädliche  Wirkung  größerer  Mn-Mengen  durch 
Beigabe  leichtlöslicher  AI  -  Verbindungen  in  das  Gegenteil  umgewandelt 
werden  könne,  in  den  Kreis  der  Untersuchungen  einzubeziehen.  Wie 
früher  wurden  Gefäße  mit  17  kg  Odersand  und  eine  aus  1,0  g  P2O5 
(CaHPO^),  1,5  g  K2O  (K2SOJ  und  1,5  g  N  (NaNOj)  bestehende  Grund- 
düngung sowie  Hafer  verwendet.  Mn  wurde  in  3  Reihen  gegeben  a)  als 
MnCOg  in  Mengen  von  3,960,  7,920,  15,840  und  31,680  g;  b)  als  MnSO^ 
in  Mengen  von  0,125,  0,25,  1,00  und  1,75  g;  c)  dieselben  Mengen  MnSO^ 
wie  vorher  +  0,062,  0,125,  0,500  und  0,875  g  AlgtSOjg.  —  Die  Er- 
gebnisse der  ausgeführten  Versuche  fassen  die  Vff.  in  folgenden  Sätzen 
zusammen:  1.  Mn-Salze  haben  eine  geringe  Vermehrung  der  Trocken- 
substanzproduction  verursacht;  die  organische  Substanz  der  Pflanze  ist  bei 
diesen  Mebrerträgen  sicherlich  in  ganz  überwiegendem  Maße  beteiligt. 
2.  Zur  Erzielung  der  Höchstwirkung  sind  sehr  bedeutende  Mengen  Mn, 
wenigstens  in  Form  der  schwerer  löslichen  und  billiger  beschaffbaren  Mn- 
Verbindungen  —  hier  speciell  MnCO,  —  erforderlich,  so  daß  die  wirt- 
schaftliche Bedeutung  einer  Mn-Düngung  uns  nach  wie  vor  höchst  zweifel- 
hafter Natur  zu  sein  scheint.  3.  Al2(S04)j,  in  minimalen  Mengen  neben 
geringen  Mengen  MnS04  angewandt,  hat  eine  unbedeutende  stimulierendo 
Wirkung  zu  äußern  vermocht,  die  aber  infolge  der  dieser  Zahl  anhaftenden 
wahrscheinlichen  Schwankung  noch  als  fraglich  bezeichnet  werden  muß. 
Ein  Zusatz  von  größeren  Mengen  AI  zum  MnS04  hat  schneller  zu  einer 
Verminderung  der  Ertragssteigerung  geführt,  als  entsprechend  große  Mengen 
des  reinen  Mn-Salzes  dies  zu  tun  vermochten.  In  Übereinstimmung  hier- 
mit haben  die  von  anderer  Seite  ausgeführten  Untersuchungen  für  die 
schädliche  Wirkung  des  Al2(S04)2  eine  sehr  niedrige  Grenze  ergeben. 
Unsere  Versuche  sprechen  daher  nicht  für  die  von  Stoklasa  gemachte 
Beobachtung,  wonach  die  schädliche  Wirkung  eines  Mn-Salzes  durch  Bei- 
gabe eines  AI-Salzes  aufgehoben  oder  sogar  ins  Umgekehite  verwandelt 
werden  soll.  4.  Mn  bezw.  AI  haben  in  denjenigen  Fällen,  in  denen  sie 
auf  die  Pflanzenproduction  günstig  zu  wirken  vermochten,  eine  geringe 
Mehraufnahme  von  Nährstoffen  aus  dem  Boden  im  Gefolge  gehabt,  die 
eine  ungezwungene  Erklärung  in  dem  absolut  höheren  Wasserverbrauch 
der  Pflanzen  findet.  5.  Die  relative,  auf  das  g  Trockensubstanz  bezogene 
Wasserdampfabgabe  der  Pflanzen  hat  unter  der  Einwirkung  der  Mn-  bezw. 
AI-Salze  eine  unverkennbare  Abnahme  erfahren,  die  mit  der  hauptsächlich 
in  den  Blättern  stattfindenden  Ablagerung  des  Mn  in  Zusammenhang  stehen 
dürfte.     Ob    bestimmte  Beziehungen   zwischen   dieser  Wasserersparnis   und 


')  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82,  257—281.  —  ')  Ebend.  1912,  77,  33—66  u.  dies.  Jahresber. 
1912,  136.  —  ä)  Blätter  f.  Zuckerrübenkaltur  1911,  18,  193  u.  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences 
1911,  152,  1340  u.  dies.  Jahresber.  1911,  251. 


A.  Quellen  der  Pflanzenernälirung.     4.   Düngung.  145 

der  günstigen  Wirkung  fraglicher  Salze  auf  die  Trockensubstanzproduction 
bestehen,  vermögen  wir  nicht  zu  entscheiden. 

Erhöhung  des  Pflanzenertrages  durch  Reizstoffe.   Von  A,  Stutzer,^) 

—  Durch  die  Einwirkung  sehr  kleiner  Mengen  von  Gift  macht  sich  oft  eine 
gewisse  Eeizwirkung  geltend,  die  in  der  Erhöhung  des  Ernteertrages  ihren 
Ausdruck  findet.  Diese  eigenartige  Wirkung  ist  längst  bekannt.  Die 
Engländer  sprechen  dann  von  einer  „stimulierenden"  Wirkung  des  Giftes, 
während  die  Franzosen  die  betr.  Stoffe  „katalytisch  wirkende  Dünger" 
nennen.  Der  Vf.  hat  bei  Zuckerrüben  Versuche  mit  Bleisalpeter  angestellt. 
Die  Düngung  bestand  aus  50  kg  Phosphorsäure  (Superphosphat),  80  kg 
Kali  (40procent.  Salz)  und  45  kg  Stickstoff  in  Form  von  Chilisalpeter 
pro  ha.  Vom  Chilisalpeter  wurden  15  kg  vor  der  Bestellung  und  30  kg 
im  Juni  als  Kopfdünger  gegeben.  Durch  Beimengung  von  4  kg  Bleisalpeter 
(im  Werte  von  3,60  M)  zur  Grunddüngung  stieg  der  Erfrag  an  Zucker 
(auf  1  ha  berechnet)  um  398  kg,  bezw,  171  kg.  In  den  Ernteprodukten 
ließ  sich  Blei  nicht  nachweisen.  Die  Frage  bezügl.  der  Wirkung  geringer 
Mengen  von  irgend  welchen  Metallsalzen  auf  die  Steigerung  der  Ernte- 
erträge ist  selbstverständlich  noch  nicht  so  weit  geklärt,  daß  den  praktischen 
Landwirten  der  Rat  gegeben  werden  könnte,  Metallsalze  zu  verwenden. 
AVeitere  Feldversuche  sind  daher  erwünscht.  (Stift.) 

Über  den  Einfluß  gewisser  Reizstoffe  und  anderer  wenig  benutzter 
Mittel  auf  das  Wachstum  der  Zuckerrübe.  Von  O.  Munerati,  G.  Mezza- 
duli  und  T.  v.  Zapparoli. -)  —  Die  Versuche  stützen  sich  auf  ein  großes 
Zahlenmaterial  und  sollen  auch  einen  Beitrag  über  die  auftretenden  Versuchs- 
fehler liefern.  Es  hat  sich  vor  allem  gezeigt,  daß  die  Frage  über  die 
Wirksamkeit  und  die  Zweckmäßigkeit  der  Anwendung  von  Reizmitteln 
(Mn-  und  AI-Salze)  bei  der  Düngung  der  Zuckerrübe  noch  keineswegs  ge- 
löst ist,  vielmehr  noch  einer  genauen  Durcharbeitung  bedarf.  Nicht  eimal 
die  seinerzeit  von  Stoklasa  empfohlene  und  als  energischer  Wachstums- 
beförderer angesehene  Mischung  von  Mangan-  und  Alumiuiumsulfat  hatte 
eine  bemerkbare  Wirkung  gezeigt.  Die  Vff.  warnen  die  Rübenbauer  auch, 
einstweilen  derartige  Reizstoffe,  die  unter  Umständen  schädlich  werden 
können,  zu  verwenden.  Ferner  hat  sich  die  Notwendigkeit  gezeigt,  bei 
Kulturversuchen  mit  einer  großen  Anzahl  von  Versuchsparzellen  zu  arbeiten, 
damit  Trugschlüsse  bez'w\  vorschnelle  Schlußfolgerungen  vermieden  werden, 
die  sicherlich  die  Ursache  sind,  warum  manche  von  verschiedenen  Praktikern 
oder  Forschern  augestellte  Versuche  zu  keinem  endgültigen  Resultate  ge- 
führt haben.  —  Pellet')  bemerkt  zu  diesen  Versuchen,  daß  zu  ähnlichen 
Schlüssen  schon  vor  einigen  Jahren  Malpeaux  gekommen  ist;  es  hat  den 
Anschein,  als  ob  die  Befürworter  durch  die  Ergebnisse  eines  in  zu  geringer 
Zahl  und  in  zu  kleinem  Maßstabe  ausgeführten,  daher  vielerlei  Zufällig- 
keiten unterworfenen  Versuches  irregeleitet  worden  sind.  (Stfft.) 

Ergebnisse  der  Verwendung  von  Reihen-Düngerstreumaschinen 
zu  Zuckerrüben  in  Ungarn.  Von  M.  Coloman  Kerpely.*)  —  Die  Ver- 
suclie  wurden  mit  der  Maschine  Rekord  II  (zu  Losonez  in  Ungarn  gebaut), 
die  Düngemittel   und  Saatgut   zugleich    miteinander  in    den  Boden    bringt, 

^)  Blätter  f.  Zuckerrübenbau  1913,  20,  209—211.  —  -)  Le  Stazioni  sperinientali  agraria  italiane 
1913,  46,  4S6— 498.  —  S)  Bull,  de  l'Assoc.  des  Chimistes  de  Sucrerie  et  de  Distillerie  1913,  31,  419-422. 

—  *)  Internat.  Agrar-Techn.  Rondsch.  1913,  4,  1524  u.  1528. 

Jahresbericht  1918.  10 


146  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

durchgeführt.  Man  erwartete  schon  zu  Beginn  der  Versuche  (in  den  ver- 
schiedenen Gegenden  Ungarns  angestellt)  die  günstigsten  Ergebnisse,  da  die 
Zuckerrübe  in  vielen  Fällen  nicht  nach  dem  breitwürfig  gestreuten  Kunst- 
dünger reagiert,  dagegen  aber  die  in  Reihen  gestreute,  geringere  Dünger- 
raenge,  welche  die  Keimung  des  Samens  beschleunigt  und  die  erste  Ent- 
wicklung der  jungen  Pflanzen  besonders  begünstigt.  Die  Erwartung  wurde 
auch  durch  die  in  den  Jahren  1909 — 1912  ausgeführten  Versuche  be- 
stätigt. Die  Landwirte  haben  einstimmig  festgestellt,  daß  die  Zuckerrübe 
bei  der  Reihendüngung  (Superphosphat)  schneller  und  gleichmäßiger  auf- 
geht, daß  sie  sich  dann  stärker  entwickelt  und  besser  der  Trockenheit 
widersteht  als  die  breitwüirfig  gedüngte  Zuckerrübe.  Bei  einigen  Versuchen 
wurde  neben  Superphosphat  auch  Chilisalpeter  verwendet  und  wurde  ein 
schädlicher  Einfluß  (ungleichmäßiger  Aufgang  der  Pflanzen)  der  letzteren 
Düngung  auf  die  Keimung  nur  dann  beobachtet,  wenn  eine  größere  Menge 
als  104  kg  pro  ha  zur  Anwendung  kam.  Auch  40procent.  Kalisalz  übte 
in  nicht  zu  großer  Menge  (87  kg  pro  ha)  keinen  schädlichen  Einfluß  auf 
die  Keimung  aus.  Die  Reihendüngung  hat  den  Zuckergehalt  nicht  ver- 
mindert, im  Gegenteil  in  einigen  Fällen  erhöht.  Da  sich  die  günstigen 
Ergebnisse  sowohl  in  dem  trockenen  Jahr  1911  wie  in  dem  feuchten 
Jahr  1912  gezeigt  haben,  so  ist  wahrscheinlich,  daß  die  Reihendüngung 
in  %venigen  Jahren  endgültig  in  die  Praxis  eingeführt  sein  wird.       (Stift.) 

Über  die  Wirkung  der  Schwefelblüte  auf  das  Wachstum  der 
Zuckerrübe.  Von  Josef  Urban.^)  — ■  Die  günstigen  Erfolge,  die  bisher 
mit  der  Schwefeldüngung  bei  verschiedenen  Pflanzen  erzielt  wurden, 
veranlaßten  den  Vf.,  einen  Versuch  bei  Zuckerrüben  anzustellen.  Das 
Versuchsfeld  stand  in  bester  Düngung.  Bei  der  Aussaat  w^urde  auf  drei 
einreihigen  Parzellen  Schwefelblüte  unmittelbar  hinter  der  Säemaschine 
mit  der  Hand  gestreut  und  mit  der  Hacke  im  Boden  verteilt.  Die  Einzel- 
reihen waren  je  ungefähr  100  m  lang  und  jede  Reihe  erhielt  1  kg  Schwefel- 
blüte, entsprechend  200  kg  pro  ha.  Die  Aussaat  erfolgte  am  27.  April, 
die  Ernte  am  29.  Oktober.  Das  Durchschnittsgewicht  der  geschwefelten 
Rüben  betrug  444  g,  dasjenige  der  ungeschwefelten  Rüben  435  g,  der 
durchschnittliche  Zuckergehalt  ersterer  Rüben  stellte  sich  auf  20,53  <^/o, 
derjenige  der  ungeschwefelten  Rüben  auf  20,60  %.  Auch  die  Saftanalyse 
gab  in  der  Polarisation,  dem  Reinheitsquotient  und  dem  Saftfaktor  keine 
Unterschiede.  Auch  in  der  Farbe  des  Krautes  konnte  während  der  ganzen 
Vegetationszeit  kein  Unterschied  beobachtet  werden.  Das  Kraut  war  bei 
sämtlichen  Pflanzen  gleich  üppig  und  auch  das  Vergilben  der  Blätter  im 
Herbste  erfolgte  ganz  gleichmäßig.  Die  Wirkung  des  Schwefels  zeigte 
sich  also  nur  in  einer  geringen  Steigerung  des  Ertrages.  Die  Versuche 
sollen   in  abgeänderter  Form  wiederholt  Averden.  (Stift.) 

Über  die  Verwendung  der  Schwefelblüte  zur  Bekämpfung  des 
Kartoffelschorfes  und  als  indirektes  Düngemittel.  Von  Hj.  v.  Feilitzen 
(-Jönköping)2).  —  Die  Versuche  wurden  auf  einem  Land  mit  Sandboden, 
der  für  gewöhnlich  eine  schorfige  Ernte  gibt,  ausgeführt.  Das 
Land  war  1907  zuletzt  gekalkt  worden  und    hatte  1893  —  1897    jährlich, 


1)  Ztschr.  f.  Znckerind.  in  Böhmen  1913,  37,  441—444.   —  «)  Fühling's  klwsch.  Zeit.  1913,  62, 
231—242. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung.  147 

dann  1904,  1908  und  1910  Kartoffeln  getragen.  Der  Boden  enthielt 
i.  J.  1912  0,53  Yo  CaO  und  war  seine  Reaktion  gegen  Lackmus  neutral 
bis  schwach  alkaliseh.  Vorfrucht  Erbsen.  Zu  den  Kartoffeln  wurde  pro  ha 
mit  30000  kg  Stallmist,  200  kg  Superphosphat,  200  kg  38procent.  Kali- 
salz und  200  kg  Chilisalpeter  gedüngt.  Es  wurden  400  kg  Schwefelblüte 
verwendet  und  diese  nach  dem  Pflanzen  der  Kartoffeln  direkt  darüber  breit- 
gestreut, so  daß  sie  unmittelbar  auf  und  neben  die  Satzknollen  kam.  Das 
Saatgut  war  vollständig  schorffrei  und  wurden  nur  ausgewählte  ganze  Knollen 
verwendet.  5  verschiedene  Kartoffelsorten  wurden  nebeneinander  geprüft 
auf  4  Teilstücken  ohne  und  4  mit  Schwefelblüte.  Die  Entwicklung  der 
Pflanzen  war  normal,  aber  gegen  die  Erntezeit  zu  wurden  sie  schwer  von 
Phytophthora  befallen,  welche  das  Laub  der  beiden  Sorten  Harbinger-  und 
Jamtlandskartoffel  auf  sämtlichen  Teilstücken  vollständig  zerstörte.  Die 
Ernte  geschah  am  16. — 18.  September,  wobei  von  jeder  Sorte  und  jedem 
Teilstück  eine  Durchschnittsprobe  von  100  Knollen  zur  Schorfuntersuchung 
herausgenommen  wurde.  Außer  den  beiden  genannten  Sorten  wurden  an- 
gebaut Flourball,  Jubel -K.  und  Magnum  bonum.  Das  Ernteergebnis  w^ar 
im  Mittel  sämtlicher  Teilstücke  pro  ha  in  kg.     Schorffreie  Knollen  in  ^1^: 

Sorte        Harbinger             FJourball  Jemtlands-K.            Jubel-K.  Magnum  bonum 

S  ohne        mit          ohne        mit  ohne        mit  ohne          mit  ohne         mit 

Knollenertrag    .     .  22813     24000  20063     2012&  19125     24  375  25760      21500  18625      22375 

schorffreie  Knollen      2,4          3,2         3,9          2,0  1,2         2,5  57,2         54,8  7,0  9,0! 

Der  S  hat  außer  bei  der  Jubelkartoffel  ertragserhöhend  gewirkt  und 
waren  die  Knollen  hier  besser  entwickelt.  Der  Gehalt  an  Stärke  ist  sehr 
wenig  beeinflußt  worden.  Die  Einwirkung  des  Schwefels  auf  den  Schorf- 
befall war  ziemlich  unbedeutend.  —  Bei  einem  weiteren  Versuch  über 
die  Wirkung  des  S  und  zwar  bei  Pferdebohnen  als  erste  und  Raygras  als 
zweite  Frucht  auf  ziemlich  kalkarmem  und  sauer  reagierendem  Moorboden 
hat  sich  der  S  bei  den  Pferdebohnen  ohne  Vorteil,  bei  dem  Raygras  da- 
gegen als  schädlich  erwiesen. 

Untersuchungen  über  die  befruchtende  Wirkung  des  Schwefels. 
Von  A.  Demolon.^)  —  In  Fortsetzung  seiner  früheren  Versuche  über 
diese  Frage  2)  verglich  der  Vf.  die  Wirkung  von  S,  SO^Hj,  SOg  und  CSg 
auf  das  Wachstum  von  Zuckerrüben,  wobei  sich  ergab,  daß  SO4H2  keine 
Wirkung  äußerte,  dagegen  gaben  S,  SO2  und  CSj  eine  günstige  Wirkung, 
CS2  die  beste.  Die  befruchtende  Wirkung  des  S  kann  zugeschrieben  werden 
seiner  Wirkung  auf  die  Mikroben  des  Bodens,  ferner  seiner  allmählichen 
Umwandlung  in  SO3,  welche  in  manchen  Fällen  als  Quelle  des  S  für  die 
Pflanze,  aber  auch  als  Lösungsmittel  verschiedener  mineralischer  Teilchen 
des  Bodens  dienen  kann;  sei  es  direkt,  sei  es  indirekt  für  die  Bildung  von 
CaSO^,  der  dann  KjO  in  Freiheit  setzt. 

Die  Einwirkung  von  im  Boden  befindh'chen  Sulfiten,  von  Thio- 
sulfat  und  Schwefel  auf  das  Wachstum  der  Pflanzen.  Von  Walter 
Thalau.^)  —  Die  hierauf  bezüglichen  Vegetationsversuche  wurden  i.  d.  J. 
1911  und  1912  in  einem  Lehmboden,  in  reinem  Quarzsand  und  in  einem 
Torfboden  (wie  er  in  der  Torfstreu  geliefert  wird,  Hochmoortorf,  Sphagnum- 
torf)   ausgeführt.     Als  Versuchspflanzen  dienten  Hafer   und  Senf,   welcher 


1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  Nr.  9,  725—728.  —  s)  Ebend.  1912,  154,  524 
u.  dies.  Jahresber.  1912,  140.  —  3)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82,  161—209. 

10* 


148  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

letzterer  jedoch  im  Sand-  und  im  Torfboden  nicht  zur  Entwicklung  ge- 
langte und  durch  eine  Grasmischung  ersetzt  wurde.  Außer  einer  gemein- 
samen Grunddüngung  erhielten  die  Böden  eine  N-Düngung  in  Form  von 
Ammonsulfat,  bezw.  Ammonsulfit  und  Burkheiserschem  Salz,  sowie  auch 
von  CaSOg.  Außerdem  wurden  zu  gleichem  Zweck  Wasserkulturversuche 
mit  Hafer-  uud  Weizenpflanzen  angestellt,  ferner  Versuche  über  die  Ein- 
wirkung von  Ammoniumsulfit  und  -sulfat  auf  den  Keimungsvorgang  von 
verschiedenen  Kulturpflanzen,  sowie  auch  Versuche  über  die  Oxydation  von 
Ammoniumsulfit.  Angefügt  wurde  ein  Versuch  im  Lehmboden  über  die 
Einwirkung  von  Schwefel  in  Form  von  S-Blumen  auf  den  Ertrag  bei 
Senf-  und  Haferkulturen,  die  teils  eine,  teils  keine  Düngung  erhielten. 
Die  Summe  der  Erträge  von  je  5  Gefäßen  war  folgende: 

ungedüngt  gedüngt 

ohne  S     S:  0.2  g      0.4  g         1,0  g        ohne  S     S:  0,2  g^0,4g        1.0  g 
Senf  g     55,0  62,9  60,2  67,6  90,8  88,8  95,2  98.7 

Hafer,,  126,7         133.6        138,8        152,3        169,9        175,7        173,5        180,9 

Die  wesentlichsten  Ergebnisse  aller  Versuche  faßt  der  Vf.  kurz  wie 
folgt  zusammen :  „Ammoniumsulfit  hat  sich  im  Lehmboden  dem  Ammonium- 
sulfat bezüglich  seiner  düngenden  Wirkung  als  gleichwertig  erwiesen;  im 
Sandboden  war  die  Wirkung  des  Ammoniumsulfits  etwas  geringer,  im  Torf- 
boden blieb  der  Ertrag  der  mit  Ammoniumsulfit  gedüngten  Gefäßen  weit 
hinter  dem  der  vergleichsweise  mit  Ammonsulfat  beschickten  zurück.  In 
Wasserkulturen  hat  sich  Ammoniumsulfit  schon  bei  geringen  Gaben  als 
sehr  schädlich  erwiesen;  auf  den  Keimungsproceß  wirkte  es  bereits  in 
YioProcent.  Lösung  hemmend,  in  Iprocent.  Lösung  zerstörend  ein,  während 
eine  1  procent.  Ammoniumsulfatlösung  noch  keine  Schädigung  ausübt.  — 
Ammoniumsulfit  vermag  sich  sowohl,  wenn  es  frei  an  der  Luft  liegt,  Avie 
auch  in  Wasser  gelöst  in  kurzer  Zeit  zu  Sulfat  zu  oxydieren ;  am  schnellsten 
geht  diese  Oxydation  vor  sich,  wenn  das  Salz  mit  Boden  gemischt  wird. 
—  Calciumsulfit  hat  in  Lehm-  und  Sandboden  keine  Ertragsverminderung 
hervorgerufen;  im  Torfboden  scheint  es  schädigend  gewirkt  zu  haben; 
auch  in  Wasserkulturen  war  mit  steigenden  Gaben  von  Calciumsulfit  eine 
immer  deutlicher,  hervortretende  Wachstumsminderung  zu  beobachten. 
Natriumthiosulfat  hat  keine  schädliche  Wirkung  auf  den  Pflanzenertrag  er- 
geben." (Der  Yi.  unterläßt  es,  auf  Grund  seiner  Versuche  mit  S  Schluß- 
folgerungen zu  ziehen  und  will  weitere  Versuche  abwarten.) 

Düngungsversuche  mit  eingetrockneter  Ablauge  von  Sulfit- 
Cellulosefabriken.  Von  A.  Stutzer. i)  —  A.  Feldversuch  in  Sand- 
boden mit  Kartoffeln.  Die  Witterung  war  außerordentlich  ungünstig 
und  die  Erträge  wegen  ungewöhnlich  nasser  Witterung  im  Herbst  gering. 
Dennoch  hat  die  Ablauge  zweifellos  eine  Ertragserhöhung  bewirkt.  Gibt 
man  die  Ablauge,  als  Dünger,  neben  sehr  reichlichen  Mengen  von  N,  so 
kann  eine  Erniedrigung  des  Ertrages  eintreten.  Nach  diesem  Verhalten 
dürfte  es  nicht  richtig  sein,  diese  Ablauge  in  einem  humusreichen  und  in 
einem  mit  N  genügend  gedüngten  Boden  zu  verwenden,  sondern  sie  kann 
nur  in  solchen  Böden  gebraucht  werden,  die  arm  an  Humus  sind,  mit 
P2O5  und  KjO  genügend,    mit  N  dagegen   nur  schwach   gedüngt   werden. 


1)  FühUng's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62.  139—146. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernäbrung.     4.   Düngung.  149 

B.  Gefäßversuche.  Die  Düngung  KgO  und  P2O5  war  recht  reichlich, 
die  mit  N  ziemlich  knapp.  Neben  dieser  Grunddüngung  wurden  bei 
einigen  Versuchsreihen  (von  je  4  Gefäßen)  steigende  Mengen  von  ge- 
trockneter Ablauge  gegeben:  1.  In  Quarzsand.  Erfahrungsgemäß  arbeiten 
die  N-sammelnden  Bakterien  langsam,  der  in  der  Düngung  gegebene  N 
wird  zunächst  festgelegt,  in  Bakterieneiweiß  verwandelt,  kurzlebige  Yer- 
suchspflanzen  hungern  dann  nach  N  und  liefern  nach  Düngung  mit 
organischen  Stoffen  geringere  Ernteerträge.  Der  Yf.  wählte,  um  diese 
Tatsache  nochmals  festzustellen,  weißen  Senf  als  Versuchspflanze.  Das 
Ergebnis  des  Versuchs  bestätigte  vollständig  diese  Wirkung.  2.  In  Lehm- 
boden mit  Hafer.  In  dem  humusarmen  Lehmboden  hat  die  organische 
Substanz  der  Sulfitablauge  gut  gewirkt.  Während  je  1  Gefäß  ohne  Ab- 
lauge einen  Ertrag  von  28,5  g  Trockensubstanz  lieferte,  steigerte  sich  der 
Ertrag  nach  Düngung  mit  Ablauge,  je  nach  ihrer  Menge  bis  zu  38,25  g 
Hafertrockensubstanz.  Hiernach  scheint  es  nach  dem  Vf.,  daß  die  Ver- 
wendung der  entsäuerten  und  in  sonstiger  Weise  zweckmäßig  behandelter 
Ablauge  der  Sulfit- Cellulosefabrikation  vielleicht  ein  brauchbares  Mittel  ist, 
um  hümns-  und  N-arme  Böden  zu  verbessern. 

Einfluß  des  Bodenvolumens  und  des  Nährstoffvorrates  auf  die 
relative  Wurzelentwicklung  und  den  Ertrag  bei  den  Sommerhalm- 
früchten.  Von  Herrn.  Burmester.  i)  Die  hierzu  dienenden  Versuche 
wurden  iu  den  Jahren  1910,  1911  und  1912  in  Zinkgefäßen  ausgeführt. 
Die  Gefäße  unterschieden  sich  durch  folgende  Maße: 

Durchmesser       Höhe  Rauminhalt     Bodenmenge 

die  großen 25  cm  34    cm  16681  ccm  20  kg 

die  kleinen      ....    20   ..  20,5  .,  6437    .,  8  ,. 

Der  Boden  war  ein  Gemisch  von  10  verschiedenen  Böden,  das  als 
ein  frischer,  milder  Lehmboden  bezeichnet  wird.  In  den  Jahren  1910 
und  1911  wurden  vergleichsweise  in  großen  und  kleinen  Gefäßen  Hafer, 
Gerste,  Sommerweizen  und  Sommerroggen  angebaut.  Im  J.  1910  war  die 
Wasserzufuhr  eine  ungleichmäßige  und  wuchsen  deshalb  die  Pflanzen  in  den 
großen  Gefäßen  unter  günstigeren  Verhältnissen.  Im  J.  1911  versuchte 
der  Vf.  daher,  den  Faktor  „Wasserversorgung"  dadurch  möglichst  gleich 
zu  gestalten,  daß  er  den  Wasservorrat  des  Bodens  so  steigerte,  daß  dieser 
direkt  nach  dem  Gießen  das  optimale  Erfordernis  etwas  überstieg,  der 
Boden  enthielt  an  Wasser  nach  dem  Gießen  zu  Beginn  65%  und  von 
der  6.  Woche  an  85°/o  seines  Wasseraufsaugungsvermögens,  das  30% 
seines  Gewichtes  ausmachte.  Das  Ergebnis  war,  daß  die  Verschiedenheit 
des  Bodenvolumens  die  Gewichtsgrößen  für  Sproß-  und  Wurzelanteil  pro 
Pflanze  in  den  großen  und  kleinen  Gefäßen  nur  unwesentlich  verändert 
hat.  Der  Vf.  nimmt  indessen  an,  daß  die  Wachstumsbedingungen  in  den 
großen  Gefäßen,  insbesondere  w^as  die  Wasserregulierung  anbetrifft,  noch 
etwas  günstiger  gewesen  sind  als  in  den  kleinen  und  die  Pflanzen  in  den 
größeren  zur  Erzeugung  der  gleichen  oberirdischen  Substanz  etwas  weniger 
an  Wurzeln  zu  verwenden  brauchen.  —  Im  J.  1912  wurden  die  gleichen 
Versuche  durch  den  Einschluß  der  Nährstofffrage  erweitert.  Es  wurden 
bei  den  4  Früchten  Gefäße  mit  Volldüngung,  dto.  ohne  N,  dto.  ohne  Pg  O5 


1)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  135—152. 


150  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

und  dto.  ohne  KjO  eingerichtet.  Nach  den  Ernteergebnissen  ist  auch 
bei  diesen  Versuchen  „das  Bodenvolumen  auf  die  quantitative  Ausbildung 
der  Wurzeln,  was  sowohl  deren  absolute  Größe  wie  ihr  Verhältnis  zum 
Sproßteil  anbetrifft,  ohne  Einfluß  geblieben".  —  „Mangelhafter  Nährstoff - 
Vorrat  im  Ackerboden  setzt  im  allgemeinen  die  quantitative  Ausbildung  der 
oberirdischen  Organe  und  der  Wurzeln  in  ihrer  absoluten  Größe  herab, 
wobei  die  Verminderung  der  oberirdischen  Substanz  mit  zunehmender  Ab- 
nahme eines  Nährstoffes  wesentlich  mehr  beschleunigt  wird  als  die  der 
Wurzeln.  Umgekehrt  muß  also  jeder  Nährstoffreichtum  oder  jede  richtig 
angewendete  Düngung  in  zweifacher  Hinsicht  den  Ernteertrag  steigernd 
beeinflussen:  Die  Düngung  muß  infolge  der  direkten  Nährstoffzuführung 
ertragssteigernd  wirken;  sie  muß  aber  auch  die  Pflanze  von  jeder  un- 
wirtschaftlichen Wurzelentwicklung  zurückhalten  und  sie  vielmehr  ver- 
anlassen, alle  etwa  hierauf  zu  verwendenden  Baustoffe  sowie  alle  Energie 
nur  der  Ausbildung  der  oberirdischen  Organe  zuzuwenden." 

Düngungsversuche  zur  Ermittelung  des  Einflusses  verschiedener 
Nährstoff-Zusammenstellungen  auf  den  Ertrag  und  die  Beschaffenheit 
des  Bodens.  Von  F,  Mach.  ^)  —  Die  im  Vorjahre  mit  Futterrüben  be- 
gonnenen Versuche  2)  sind  mit  Gerste  als  Versuchspflanze  fortgesetzt  worden. 
Auf  den  gedüngten  Parzellen  wurden  30  kg  N,  50  kg  P2O5  und  50  kg  KjO 
in  derselben  Zusammenstellung  wie  im  Vorjahre  gegeben.  Die  Düngemittel 
wurden  am  20.  März,  jedoch  der  Chilisalpeter  je  zur  Hälfte  am  17.  April 
und  am  17.  Mai  gegeben.  Die  Aussaat  (300  g  Gerste)  erfolgte  am  30.  März 
in  Reihen  von  15  cm  Abstand.  Die  Entwicklung  war  auf  den  gleich  be- 
handelten Parzellen  sehr  gleichmäßig.  Sehr  deutlich  machte  sich  bemerkbar, 
daß  die  sauer  und  die  sauer  -|-  alkalisch  gedüngten  Parzellen  den  alkalisch 
gedüngten  erheblich  vorausliefen.  Am  meisten  zurück  blieben  die  Parzellen 
ohne  Düngung.  Mit  diesem  Vorschreiten  der  Entwicklung  stand  im  Ein- 
klang, daß  das  Gelbwerden  von  Stroh  und  Ähren  bei  den  alkalisch  ge- 
düngten und  nicht  gedüngten  Parzellen  mehrere  Tage  später  erfolgte  und 
der  Unterschied  in  der  Reihe  noch  am  13.  Juli  deutlich  zu  erkennen  war. 
Die  Erträge  an  wasserfreier  Trockensubstanz  auf  100  qm  berechnet  waren 
(Stroh  einschließlich  der  Spreu):  in  kg 

ohne  Beidünger  mit  Stalldünger  mit  Atzkalk 

Körner     Stroh  Körner     Stroh  Körner    Stroh 

Ungedüngt 18,86      23,84  23,56      29,88  20,04      26,96 

Volldüngung  sauer 28,52       39,40  32,36      43,32  28,60      41,16 

alkalisch  ....     27,40      39,36  30,84      41,20  29,56      40,28 

sauer  +  alkalisch .     30,00      39,96  31,00      41,00  29,16      39,00 

Die  Wirkung  des  Stalldüngers  ist  1912  anscheinend  etwas  stärker 
gewesen  wie  im  vorigen  Jahre,  in  dem  die  Rüben  durch  die  Trockenheit 
sehr  zu  leiden  hatten.  Die  ertragssteigernde  Wirkung  des  Kalkes  ist  sehr 
geringfügig  gewesen.  Die  Wirkung  der  Volldüngung  nach  Abzug  der 
durch  Stallmist  und  Kalk  hervorgerufenen  Mehrerträge  ist  sehr  gleich- 
mäßig gewesen. 

Methode  der  Bewässerung  bei  Vegetationsversuchen.  Von  O. 
Reitmair.^)  —  Über  diese  Frage  wurde  eine  ausgedehntere  Versuchsreihe 

1)  Ber.  d.  Großh.  Bad.  Idwsch.  Versuchsanst.  über  ihre  Tätigk.  i.  J.  1912,  73—75.  —  ^)  Ebend. 
1911,  62—65  und  dies.  Jahresber.  1912,  143.  —  ^)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchsw.  ia  Osterreich  1913, 
16,  187—189  (Tätigkeitsber.  D.  Idwsch.  Versuchsst.  Wien). 


Ä.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung.  151 

mit  Hafer  ausgeführt.  Den  Forschungen  v.  Seelhorst's  über  die  Be- 
deutung der  Wasserzufuhr  besonders  bei  Gefäßversuchen  ist  die  Einsicht 
zu  verdanken,  daß  man  bei  optimaler  Steigerung  der  Wasserverdunstung 
der  Pflanzen  die  höchste  Production  erzielt.  Nach  des  Vf.  bisherigen 
Erfahrungen  wird  in  den  Zinkblechgefäßen  Wagner 'scher  Type  von 
25x33  cm  D.  u.  Höhe,  die  15 — 20  kg  Bodenmaterial  fassen,  durch  die 
Luftröhren  eine  übertriebene  direkte  Wasserverdunstung  aus  dem  Boden 
bewirkt.  Auch  bei  täglichem  Begießen  von  oben  mit  Wassermengeu ,  die 
einen  hohen  Anteil  der  Wassercapacität  (bis  zu  80"/o)  entsprechen,  war 
die  Austrocknung  der  untersten  Bodenschichten  übermäßig  stark.  Außer- 
dem zeigte  sich  ein  bedeutender  Einfluß  der  verschiedenen  Besonnungs- 
stärke  und  Windbew^egung  auf  die  Verdunstungshöhe.  Zur  Beschaffung 
bestimmter  Vergleichsgrundlagen  unternahm  der  Vf.  1912  Versuche  mit 
einer  größeren  Anzahl  von  Gefäßen,  die  mit  dem  gleichen  Bodenmaterial 
beschickt  waren  und  von  welchen  eine  Anzahl  von  oben,  die  übrigen 
Gefäße  aber  von  unten  täglich  mit  den  gleichen  Wassermeugen  begossen 
wurden.  Daneben  wurden  noch  Gefäße  mit  einer  besonderen  Vorrichtung 
zur  Wasserverteilung  verwendet.  Sowohl  die  Pflanzenproductiou  als  auch 
die  Nährstoffaufnahme  waren  wesentlich  von  der  Verdunstungsgröße  ab- 
hängig. Die  Verdunstung  war  in  der  Regel  erheblich  höher  beim  Begießen 
von  unten  gegenüber  den  anderen  Wasserzuführungsarten  und  sie  war 
sogar  höher  in  dem  stärker  gelüfteten  und  dadurch  kühleren  Standort 
(Glashaus  II).  Nachfolgende  Zusammenstellung  gibt  die  durchschnittliche 
Nährstoffaufnahme   bei  den   einfach    gebauten   Gefäßen    in   mg   pro   Gefäß: 

Nährstoffaufnahme 


ötanaort 

uegieiaung 

N 

P3O, 

K,0 

Glashaus  I 

von  oben 

%(     390 

173 

816 

1> 

von  unten 

li     581 

202 

1062 

Glashaus  II 

von  oben 

1|   1245 

318 

1338 

von  unten 

§  \  1096 

298 

1582 

Glashaus  I 

von  oben 

^  r     878 

^ä  .     962 
'i  1   1414 
^  l  1551 

316 

1066 

,, 

von  unten 

288 

1350 

Glashaus  II 

von  oben 

328 

1414 

»1 

von  unten 

377 

1716 

Bei  der  günstigen  Wasserversorgung  wurde  also  die  zugeführte  Düngung 
am  wenigsten  ausgenutzt.  Je  mehr  die  Wasserverdunstung  der  Pflanzen 
durch  die  Versuchsanordnung  gesteigert  werden  konnte,  desto  größere  Nähr- 
stoffmengen wurden  demselben  Bodenmaterial  entnommen.  Die  tägliche 
durchschnittliche  Wasserverdunstung  pro  Gefäß  in  der  Beobachtungszeit  von 
28  Tagen  (vom  21.  Juni  bis  19.  Juli  1912)  stieg  je  nach  der  Begießungs- 
art  in  den  ungedüngten  Gefäßen  von  444  g  bis  659  g;  in  den  Gefäßen 
mit  Volldüngung  von  573  g  bis  684  g.  Die  Körnerernten  waren  durch 
die  Art  der  Begießung  bei  ungedüngt  von  17,4  g  auf  29,4  g  und  bei 
Volldüngung  von  27,6  g  auf  38,2  g  pro  Gefäß  gestiegen.  —  Der  Vf. 
glaubt  mit  diesen  Versuchsergebnissen  eine  neuerliche  Stütze  unserer  Theorie 
von  der  in  der  Bodenlösung  stetig  fließenden  Quelle  der  Nährstoffversorgung 
gewonnen  zu  haben.  Wenn  auch  keine  direkte  Proportionalität  zwischen 
den  von  der  Pflanze  aufgenommenen  und  transpirierten  Wassermengen  und 
den  aufgenommenen  Nährstoffmengen  festzustellen  sein  wird,  weil  bei  den 
leichter  löslichen    und   bei   den    schwerer   löslichen  Nährstoffen   der  Ersatz 


152  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

der  durch  das  Pflanzenwachstum  aus  der  Bodenlösung  entnommenen  Nähr- 
stoffmengen durch  neue  Lösungsvorgänge  nicht  gleichmäßig  schnell  erfolgt, 
so  könnte  auf  dem  gezeigten  Wege  doch  schließlich  der  gesuchte  Zusammen- 
hang aufgefunden  werden.  Über  die  relativ  gesteigerte  Ausbildung  der 
"Wurzeln  oder  die  Veränderung  im  Bau  der  oberirdischen  Organe  unter 
dem  Einfluß  verschiedener  Wasserversorgung  konnten  im  Jahre  1912  nur 
vereinzelte  Beobachtungen  gesammelt  werden,  ebenso  über  die  Veränderungen 
in  der  Nitrifikationstätigkeit  des  Bodens.  Die  Ausbildung  der  Rispe  zeigte 
bei  den  eben  zitierten  Haferversuchen  geringe  Variationen  und  blieb  immer 
weit  hinter  der  Entwicklung  des  Freilandhafers  derselben  Sorte  (Wald- 
viertler  Auslese)  zurück.  Die  Entwicklung  des  Einzelkornes  war  bei  allen 
Bewässerungsarten  gleich  und  sehr  gut,  im  Durchschnitt  besser  als  die 
des  Freilandhafers  derselben  Sorte. 

Der  Einfluß  verschiedener  Vegetationsfaktoren,  namentlich  des 
Wassers,  auf  die  Erzielung  von  Maximalerträgen  in  Vegetationsgefäßen. 
Von  Th.  Pfeiffer,  E.  Blanck  und  K.  Friske.i)  —  Im  Jahre  1911  wurden 
von  den  Vff.  Versuche  über  diese  Frage  in  7  Böden  von  verschiedener 
Hygroskopicität  und  Wassercapacität  mit  verschiedenen  Wassergaben  bei 
Hafer  ausgeführt.  Zur  Charakteristik  der  Böden  können  folgende  Angaben 
dienen.  Die  Zahlen  für  die  Hygroskopicität  und  der  Wassercapacität  — 
beide  in  Gewichtsprocenten  der  Böden  —  sind  die  Mittel  von  je  4,  bezw. 
5  Bestimmungen: 

Boden  aus:  Brandschutz    Ninikan    Bargwitz    Langenau    totschen    grotzsch    BettJem 

Ton »/o  4,32  3,65  9,93  9,65  12,24  19,09  19.40 

Sand „  93,48  93,18  85,90  85,38  83,09  76,05  69,49 

Ca  CO., „  0,13  0,19  0,50  0,78  0,67  0,41  1,36 

Organische  Substanz  „  2,07  2,98  3,67  4,19  4,00  4,45  9,75 

Hygroskopicität    .     .    „      1.58        1,67        2,75        3,96        4,25        5,71         6,66 
Wassercapacität    .     .    „   20,76      23,25      28,91       33,08      31,76      30,38      35,97 

Man  ersieht,  daß  sich  gewisse,  wenn  auch  nicht  ganz  regelmäßige 
Beziehungen  zwischen  den  Hygroskopicitätszahlen  und  dem  Gehalte  der 
Böden  an  Ton  und  organischer  Substanz  ergeben.  Die  Wassergaben  wurden 
in  4  Staffeln  a — d  gegeben  und  zwar  so,  daß,  von  der  doppelten  Hygros- 
kopicität ausgehend,  bei  a  eine  Wasserzulage  von  3,07^0  ^'^^^  *^^^'^^  '^'o^ 
b — d  eine  solche  von  4,15^0  platzgriffen.  Zur  Düngung  wurde  ein  von 
HellriegeH)  empfohlenes  Salzgemisch  angewendet,  bestehend  aus  1,640  g 
Calcium nitrat,  0,544  g  Monokaliumphosphat,  0,298  g  Kaliumchlorid, 
0,240  g  Magnesiumsulfat.  Diese  Mischungsmenge  als  „Einheit"  bezeichnet, 
gelangten  in  je  2  Gaben  bei  der  Reihe  mit  der  Wassergabe 

a)  b)  c)  d) 

4  6  8  8 

Einheiten  pro  Gefäß  zur  Verwendung.  Das  Verhältnis  der  zugesetzten 
Nährstoffe  war  also  überall  das  gleiche,  die  Menge  dagegen  eine  steigende. 
Die  erhaltenen  Erträge  (im  Mittel  von  je  4  Gefäßen  ohne  Beifügung  der 
wahrscheinlichen  Fehler)  an  Körner  und  Stroh  sowie  die  Gehalte  der  Ernte 
an  N,  P2O5  und  K2O  sind  im  folgenden  zusammengestellt: 


»)  Die  Idwsch.  Versnchsst.  1913,  82,  237-312. 


A.    Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.    Düngung. 


153 


O 

2 

i 

'o 

t 

O 

1 

CS 

i 

Ernte  an  (Trocisbst.) 

Gehalt  der  Erntetrocken  sabst.  '/o  an 

u 

o 
c: 

s 

o 

g 

a 

Cß 

N 

P2O5 

K2O 

o 

n 

O                  J3 

c               o 

:0 

in 

0 
1 

J3 
Cß 

CS  :j3 

cq-ü 

00 

I— 1 

11 

II  l 

6,23 
10,38 
14,53 

18,68 

23,1 
31,0 
33,9 
39,4 

30,5 
50,4 
57,9 
67,6 

53,6 

81,4 

91,8 

107,0 

1,915 
1,710 
2,101 

1,788 

0,597 
0,640 
0,722 
0,538 

0,840 
1,023 
1.178 
1,085 

0,174 
0,393 
0,588 
0,782 

0,593 
0,643 
0,621 
0,502 

3,461 
4,151 
4,019 
3,999 

f— 1 
II 

CO    / 

II 

6,41 
10,56 
14,71 
18,86 

20,2 
30,2 
37,8 
34,0 

26,8 
44,2 
56,6 
59,4 

47,0 
74,4 
94,4 
93,4 

2,436 

2,273 
2,361 
2,126 

0,802 
0,774 
0,739 
0,742 

1,043 
1,118 
1,168 
1,125 

0,268 
0,441 
0,600 
0,636 

0,540 
0,503 
0,602 
0,631 

2,487 
2.911 
3,340 
3,337 

1 

CO 

II 

-1 

II    l 

8,57 
12,72 
16,87 
21,02 

28,2 
37,2 
47,8 
43,7 

36,2 
52.1 
71,0 
69,8 

64,4 

89,3 

118,8 

113,5 

2,337 

2,237 
2,053 
2,118 

0,736 
0,783 
0,752 
0,692 

0,918 
1,063 
1,050 
1,150 

0,174 
0,319 
0,442 

0,584 

0,542 
0,629 
0,454 
0,602 

2,166 
2,322 
2,747 
2,792 

1 

(O 

CD 
CO 

o 

CO  . 

1\ 

10,99 
15,14 
19,29 
23,44 

29,5 
37,5 
45,3 
89,9 

41,8 
59,6 
78,9 
72,8 

71,3 

97,1 

124.2 

112,7 

2,075 
2,031 
2,075 
2,204 

0,731 
0,708 
0,713 
0,661 

0,958 
1,050 
1,115 
1,135 

0,214 
0,329 
0,502 
0,579 

0,646 
0,629 
0,542 
0,653 

3,361 
3,823 

3,864 
3,811 

•  o 

IC  -U 

(M 

II 

CD    i 

11 

11,57 
15,72 
19,87 
24,02 

17,3 
28,8 
43,1 
39,7 

25,3 

43,0 
67,5 
67,4 

42,6 

71,8 
110,6 
107,1 

2,457 
2,181 
1,999 
2,009 

0,885 
0,782 
0,640 
0,655 

1.075 
1,058 
1,125 
1,105 

0,342 
0,304 
0,450 
0,639 

0,768 
0,709 
0,621 
0,701 

3,643 

4,337 
4,453 
4,594 

03    O 

*-     00 

OJ    -4-3 

w  2 

CO  ^ 

II 

00     i 

CO 

14,49 
18,64 
22,79 
26,94 

22,5 
30,4 
44,9 
38,6 

35,8 
50,0 
69,9 
69,4 

58,3 

80,4 

114,8 

108,0 

2,549 
2,443 
2,184 
2,303 

1,090 
1,096 
0,830 
0,927 

1,130 

1,278 
1,295 
1,388 

0,272 
0,354 
0,370 
0,473 

0.666 
0;670 
0,722 
0,761 

3,298 
3.134 
3,381 
3,556 

CO  fe 

CD 
CD 

ccT 

II 

1^   i 

CO    » 

II 

16,39 
20,54 
24,69 
28,84 

22,1 

35,4 
49,2 
44,9 

32,4 
50,5 
73,1 
73,3 

54,5 

85,8 

120,3 

118,2 

2,489 
2,344 
2,094 

2,228 

1,032 

0,985 
0,776 
0,895 

1,285 
1,278 
1,265 
1,333 

0,251 
0.230 
0,203 
0,269 

0,721 
0,784 
0,736 
0,831 

3,146 
3,121 
3,155 
3,054 

Die  Ergebnisse  dieser  Versuche  haben  die  Vff.  hinsichtlich  der  Höhe 
der  dabei  gewonnenen  Erträge  sehr  enttäuscht;  die  Vff.  haben  deshalb 
durch  weitere  Versuche  i.  J.  1912  festzustellen  versucht,  woran  es  etwa 
liegen  kann,  daß  die  bislang  gewonnenen  Erträge  bei  einer  reichlichen  N- 
Düngung  verhältnismäßig  niedrig  ausgefallen  sind.  Rosenthaler  Lehmboden 
und  ein  Gemisch  dieses  mit  Odersand  zu  gleichen  Gewichtsteilen  dienten 
zum  Anbau  von  Hafer.  Die  Gefäße  vermochten  von  ersterem  13  kg,  vom 
Gemisch  15  kg  zu  fassen.  Um  etwaigem  Mangel  an  Durchlüftung  zu  be- 
gegnen wurden  Parallelreihen  eingerichtet,  bei  denen  durch  geeignete  Ein- 
richtung der  Töpfe  eine  stärkere  Durchlüftung  stattfinden  konnte.  Als  Grund- 
düngung wurden  neben  1  g  MgClg  aq.,  2  g  N  in  Form  von  NH4NO3 
pro  Gefäß  gegeben,  dazu  kam  eine  Differenzdüngung  in  3  Staffeln  von 
1,  2  und  3  g  ^2^5  ^^  Form  von  Monocalciumphosphat  neben  je  1,  2 
und  3  g  KjO  in  Form  von  Kaliumsulfat  pr.  Gefäß.  Die  Wassergabe 
wurde  in  der  Weise  variiert,  daß  sie  50,  70  und  90  ^/q  der  Wassercapacität 
entsprach.     Die  jungen  Haferpflanzen    wurden  am   24.  Mai  auf  je  24  pro 


154 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Gefäß  vereinzelt.  Ernte  erfolgte  am  1.  August.  Nachstehende  Zusammen- 
stellung gibt  eine  Übersieht  über  die  durchschnittlichen  Ernteergebnisse 
pro  Gefäß,  sowie  über  den  Gehalt  der  Ernteprodukte  an  N,  Pj  O5  und  KgO. 


3 

3 

3 
a 

c 
s 

0 

1 

Erntetrockeasubstanz 

Gehalt  der  Ernte  <>  „  an 

pro  Gefäß 

N             1 

P2O5         1 

KoO 

« 

'S 

0 

0 

£ 

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1 

es 

5 

S 

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0 

c 

t-l 

J3 
0 

J3 

2 

g 

% 

s 

.     ,  1 

ll 

50 
70 
90 

39,8 
62,5 
64,1 

42,4 
73,8 
77,9 

82,2 
136,3 
142,0 

2,749 
2,514 
2,236 

1,037 
0,908 
0,716 

0,905 
1,029 
0,992 

0,171 
0.208 
0,250 

0,504 
0,634 
0,559 

1,991 
1,746 

1,572 

2! 

50 
70 
90 

43,6 
66,8 
65,9 

47,5 
75.0 
83,3 

91,1 
141,8 
149,2 

2,813 
2,476 
2,268 

1,098 
0.660 
0,702 

0.925 
1,021 

1,072 

0,177 
0,178 
0,374 

0,405 
0.586 
0.579 

1,919 
1,925 
1,916 

3 

3] 

50 
70 
90 

49,0 
70,7 
69,3 

57,7 
80,6 
86,8 

106.7 
151.3 
156,1 

2,752 
2.291 
2,141 

1,019 
0,569 
0,508 

1.031 
1J07 
1,131 

0.204 
0,381 
0,613 

0,615 
0,592 
0,629 

2,218 
2,163 
2.156 

Q 

bc 

ll 

50 
70 
90 

49,6 
59,8 
53,7 

55,5 
69,8 
63,9 

105,1 
129.6 
117,6 

2,847 
2,425 
2,250 

0,812 
0,675 
0,618 

0,932 
1.004 
0,997 

0,154 
0,173 
0,218 

0,465 
9,539 
0,571 

1,478 
1,287 
1,241 

+ 

kl 

0 

2  J 

50 
70 
90 

51,8 
62,0 
61,7 

57,4  '  109,2 

75.6  ;  137.6 

77.7  j  139,4 

2,764 
2,339 
2,024 

0,847 
0,692 
0,561 

0,956 
1,075 
1,099 

0,183 
0,235 
0,367 

0,546 
0,563 
0,556 

1,632 
1,403 
1,627 

-3 

3) 

50 
70 
90 

59,1 
66,9 
66,0 

61,9  !  121,0 
76,3  '  143,2 
78,3    144,3 

2,483 
2,248 
2,085 

0,679 
0,552 
0,493 

1,121 
1.185 
1,131 

0,292 
0,463 
0,687 

0,459 
0,580 
0,479 

1,899 
1,815 
1,964 

1] 

50 
70 
90 

39,9 
64,8 
63,6 

44,2;    84.1 
76.3    141.1 
80,3    143,9 

2,810 
2,476 
2,251 

1,074 
0,626 
0,734 

0,919 
0,959 
1,008 

0,190 
0,137 
0,270 

0,499 
0,536 
0,610 

1,980 
1,696 
1,617 

S 

c 
0 

2! 

50 
70 
90 

39,7 
65,9 
70,9 

49,0 
79,7 
86,1 

88,7 
145,6 
157,0 

2,854 
2.492 
2,147 

0,956 
0,695 
0,538 

0,969 
1,048 
1,003 

0.167 
0,223 
0,321 

0,472 
0,525 
0,583 

1,772 
1,830 
2,136 

3 

3 

3! 

50 
70 
90 

46,9 
64,2 
73,3 

51,6 
81,1 
87,7 

98,5 
145,3 
101,0 

2,868 
2,193 
2,363 

0,964 
0,634 
0,474 

1,068 
1,149 
1,113 

0,208 
0,394 
0,599 

0,481 
0,564 
0,592 

2,023 
2.163 
2,273 

•TS 

ll 

50 
70 
90 

44,9 
52,1 
55,4 

49,9 
96,1 
73,6 

94.8 
115,2 
129.0 

2,786 
2,626 
2,405 

0,910 
0,807 
0,577 

0,977 
1,035 
1,039 

0,153 
0,210 
0,192 

0,509 
0,535 
0,635 

1,588 
1,259 
1,192 

CS 

+ 

5 

2] 

50 
70 
90 

46,0 
64,2 
64,0 

53,0 

74,7 
76,6 

99,0 
138,9 
140,6 

2,844 
2,368 
2,235 

0,913 
0,621 
0,600 

1.029 
1,075 
1,147 

0,195 
0,203 
0,335 

0,458 
0,606 
0,566 

1,800 
1,553 
1,639 

3] 

50 
70 
90 

54,5 
70,2 
69,1 

58,5 
76,4 
81,0 

113,0 
146,0 
150,1 

2,636 
2,301 
2,200 

0.697 
0,494 
0,461 

1,116 
1,135 
1,175 

0,282 
0,465 
0,634 

0,459 
0,551 
0.527 

2,048 
1,951 
2,003 

Hiernach  sind  die  Erträge  in  dem  Lehm-Sandgemisch  bei  der  niedrigsten 
Wassergabe  stets  höhere  als  die  in  dem  unvermischteu  Lehmboden.  Möglicher- 
weise könnte  dies  damit  im  Zusammenhang  stehen,  daß  im  Lehmboden, 
(der  Theorie  der  Vff,  entsprechend)  ein  größerer  Teil  des  Kapillarwassers 
für  die  Pflanzen  unverwertbar  bliebe,  was  bei  der  niedrigsten  Wassergabe 
in  der  angegebenen  Richtung  zur  Geltung  kommen  müßte.     Weiter  ergibt 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.  Düngung.  155 

sich  aus  den  Versuchen,  daß  die  geringere  Durchlüftung  keine  Pflanzen- 
schädigung verursacht  hat.  —  Die  vermehrte  Nährstoffzufuhr  hat  nur 
Mehrerträge  von  durchschnittlich  9,8  bezw.  8,2  g  zu  zeitigen  vermocht; 
es  ist  daher  anzunehmen,  daß  man  von  den  unter  den  sonstigen  Bedingungen 
erreichbaren  Maximalernten  allzuweit  entfernt  geblieben  sein  könnte. 
Wahrscheinlicherweise  konnte  eine  weitere  Steigerung  der  P^  O5  -  und 
KjO-Düngung  noch  eine  etwas  höhere  Pflanzenproduction  ermöglichen.  — 
Die  Art  der  Durchlüftung  hat  offenbar  keinerlei  Rolle  gespielt,  und  die 
sonstigen  Nährstoffe,  sowie  das  Wasser,  müssen  ebenfalls  annähernd  im 
Optimum  vorhanden  gewesen  sein.  In  einem  besonderen  Abschnitt  machen 
die  Vff.  aus  den  Versuchen  der  beiden  Jahre  gemeinsame  Schlußfolgerungen. 
1.  Verhältnis  der  Kornerträge  zu  den  Gesamterträgen  bei  verschiedener 
Wassergabe.  Bei  den  Versuchen  des  Jahres  1911  stellt  sich  das  Verhältnis 
der  Kornerträge  (x)  zu  den  Gesamterträgen  (100)  wie  folgt:  Im  Mittel  der 
7  Böden  bei  Wassergaben  a)  41,7,  b)  39,9,  c)  38,9,  d)  36,7,  in  Summe  1100. 
Die  Mittelwerte  weisen  hiernach  in  regelmäßiger  Abstufung  das  erwartete 
Ergebnis  auf:  mit  steigender  Wassergabe  nimmt  der  procentische  Anteil  der 
Gesamternte  an  Körnern  ab.  Auch  bei  den  Versuchen  i.  J.  1912  stellt  sich 
dies  heraus.  2.  Der  Gehalt  der  Erntesubstanz  an  N,  P2O5  und  Kali  bei 
verschiedenen  Wassergaben.  Das  Sinken  des  N-Gehaltes,  das  Steigen  des 
P2O5-  und  KjO-Gehaltes  der  Pflanzen  wird  durch  eine  zusammenfassende 
Durchschnittsberechnung  veranschaulicht,  bei  welcher  die  durchschnittlichen 
Verhältniszahlen  bei  den  betreffenden  niedrigsten  Wassergaben  =100  ge- 
setzt und  diesen  die  entsprechenden  Werte  bei  den  betreffenden  höchsten 
Wassergaben  gegenübergestellt  werden. 

N        P,0,      K^O  N        P^Os      K,0 

Niedrigste  Wassergabe  1911     100        100        100  1912     100        100        100 

Höchste  „  ,.         77         126        109  „         81         134        112 

„Die  Pflanzen  haben  also  von  dem  am  leichtesten  löslichen  N  schon 
bei  der  niedrigsten  Wassergabe  verhältnismäßig  große  Mengen  aufzunehmen 
vermocht;  die  P2O5  ist  umgekehrt  am  schwersten  löslich  und  bei  ihr  kommen 
daher  steigende  Wassergaben  hinsichtlich  ihrer  Aufnahme  durch  die  Pflanzen 
verhältnismäßig  am  stärksten  zur  Wirkung,  während  das  Kali  eine  mittlere 
Stellung  einnimmt.  Der  gleiche  Boden  veimag  sich  daher  in  einem  trocknen 
Jahre  für  eine  PgOg- Düngung  dankbar  zu  erweisen,  während  er  in  einem 
regenreichen  Jahre  einer  solchen  vielleicht  gar  nicht  bedarf.  Das  ist  ein 
weiterer  Beleg  für  die  bekannte  Tatsache,  daß  das  Wasser  einen  ent- 
scheidenden Faktor  bei  der  Lösung  von  Fragen  über  das  Düngebedürfnis 
eines  Bodens  bildet." 

Drilldüngungsversuche  mit  Zuckerrübe  in  Ungarn  1912.  Von 
J.  Gyärfäs.^)  —  Der  Vf.  hat  seine  Versuche  2)  der  vergleichenden  An- 
wendung von  Kunstdünger  —  des  breitwürfigen  Ausstreuens  und  des 
Drillens  mit  dem  Samen  in  mehreren  Fällen  und  dem  gleichen  Erfolg 
wiederholt.  So  wurde  in  Hatvan  im  Mittel  von  je  2  Parzellen  an  Rüben 
pro  ungarisches  Joch  (0,431  ha)  geerntet: 


1)  Österr.- Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  883—893  (Mitt.  d.  kgl.  ungar. 
Landesversuchsst.  f.  Pflanzenbau  in  Magj-arövär).  —  2)  D.  ldwsch.  Pr.  1912,  39,  273  u.  dies.  Jahresber. 
1912,  138. 


156  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Ungedüngt 11293  kg 

Gedüngt  mit  120  kg  Superphosphat  +  30  kg  Chilisalpeter  breitwürfig     11938  „ 
„  „       60  „  „  -j-  15   ,,  „  mitgedrillt     12655  „ 

Versuchsfeld  (0,57  ha)  Katastraljoch 


Zucker- 

Gerste 

rübe 

Korn  Stroh 

kg 

kg   kg 

522 

32   258 

2251 

123   440 

1558 

39   475 

2151 

241   590 

Gedüngt  m.  150  kg  Superphosph.  breitwürfig  mehr  gegen  unged. 
75  „  „  zweimal  mitgedrillt  „ 

"s  ;;  Chilis'alpeter  }  «"'ärflg 

Die  Hälfte  der  Kunstdüngermenge  in  Reihen  mitgedrillt  hat  demnach 
eine  größere  Ertragssteigerung  bewirkt  als  das  ganze  breitwürfig  angewandte 
Kunstdüngerquantum.  —  In  einem  weiteren  Versuche  sollte  ermittelt 
w'erden,  ob  es  vorteilhafter  sei,  wenn  man  auf  einmal  größere  Mengen 
Kunstdünger  für  mehrere  Jahre  ausstreut  und  sich  auf  die  Nachwirkung 
verläßt  oder  wenn  man  geringe  Gaben  Kunstdünger  jedes  Jahr  in  Reihen 
drillt.  Das  letztere  hat  sich  bei  diesem  Versuche  als  vorteilhafter  heraus- 
gestellt. Der  Vf.  meldet  noch  die  Beobachtung,  daß  unter  normalen  Ver- 
hältnissen die  Drilldüngung  Schutz  gegen  den  Wurzelbraud  der  Rübe  gibt. 

Ein   Düngungsversuch  zu  Zuckerrüben.     Von  F.  Windirsch.^)   — 

Es  handelte  sich  hier,  die  Wirkung  des  schwefelsauren  Ammoniaks  kennen 
zu  lernen,  wobei  als  Grunddüngung  im  Herbste  vorher  Stallmist  gegeben 
worden  war.  Neben  dem  schwefelsauren  Ammoniak  karaeu  noch  Thomas- 
mehl und  Kainit  zur  Anwendung.  Der  Versuch  lehrte,  daß  das  schwefel- 
saure Ammoniak  unter  den  vorliegenden  Verhältnissen  der  Rübe  auch  ganz 
gut  zu  wirken  vermag,  seine  volle  Wirkung  jedoch  nur  dann  erreichen 
kann,  wenn  nebenbei  genügend  Phosphorsäure  gegeben  wird.  Die  Resultate 
waren  die  folgenden: 

Kunst-    NHa  Thomas-  kainit    NHo-j- Kainit  NHg  Thomas-  Kainit+ Thomas- 
dünger  ^^^^  ™®*^  ^^^^ 

kg  —         200        500         500        200         500        200      500  500  500 

Rübenertrag     kg    38000  49  000  39  200  44  800  44  200 

Düngerkosten  Kr.        —  128,75  91,0  105,75  60,75 

Gewinn  i.  Kronen        —  210,25  46,80  198,85  116,45 

Die  Zuckergehalte  der  Rüben  stellen  sich  in  der  obigen  Reihenfolge 
der   Parzellen   im  Durchschnitt  auf   17,8,    18,8,    19,4,    19,2    und  18,07o- 

(Stift.) 

Über  Düngungsversuche  zu  Zuckerrüben.     Von  E.  Saillard^)  — 

Bei  diesen  Versuchen  wurde  insbesondere  die  Wirkung  der  Stickstoff-  und 
kalihaltigen  Düngemittel  in  Betracht  gezogen.  Es  ergab  sich  zunächst,  daß 
die  mit  Kalknitrat  (Kalksalpeter)  und  Kainit  gedüngten  Parzellen  mit 
17,77 °/o  die  zuckerreichsten  Rüben  lieferten,  während  mit  Chilisalpeter 
Rüben  mit  nur  17,05^0  erhalten  wurden.  Den  größten  Zuckerertrag  pro 
ha  (5490  kg)  erzielte  man  auf  Parzellen,  die  Chilisalpeter  neben  Kainit 
erhielten,  dagegen  ergab  die  Düngung  mit  Kalksalpeter  neben  Kainit  den 
niedrigsten  Zuckerertrag  (4907  kg).    Übermäßige  Chilisalpeterdüngung  neben 


1)  "Wiener  Idwsch.  Zeit.  1913,  63,  124.  —  2)  Supplement  ä  la  CircuJaire  hebdomadaire  1913,  Nr,  1243. 


A.   Quellen  der  Pflanzenernährung.     4.   Düngung. 


157 


Deromeschen  Dünger  (derselbe  enthält  5  —  6*^/0  Stickstoff,  9 — 10%  Phosphor- 
säure und  3 — 4*^/0  Kali)  hatte  keine  Erhöhung  der  Zuckerproduction  hervor- 
gerufen, im  Gegenteil,  der  Zuckergehalt  dieser  gedüngten  Rüben  blieb  nur 
ein  geringer;  außerdem  zeigte  sich  auf  vielen  Feldern  infolge  der  starken 
Chilisalpeterdüngung  ein  äußerst  üppiger  Blattwuchs.  Daraus  darf  aller- 
dings nicht  geschlossen  werden,  daß  eine  starke  Chilisalpeterdüngung  nicht 
imstande  wäre,  den  Zuckerertrag  zu  erhöhen,  nur  muß  in  einem  solchen 
Falle  auch  die  Menge  der  übrigen  Nährstoffe  entsprechend  erhöht  werden. 
Der  Gehalt  an  Gesamtstickstoff  und  an  schädlichem  Stickstoff  war  bei  den 
Rüben  der  Ernte  1912  nahezu  um  ein  Drittel  geringer  als  i.  J.  1911,  und 
ebenso  verhielt  es  sich  mit  dem  Ammoniak-  und  Amidstickstoff.  Deshalb 
war  auch  bei  der  Verarbeitung  der  Rüben  i.  J.  1912  der  Alkalitätsrückgang 
ein  geringerer  als  in  der  vorhergehenden  Campagne.  Damit  hängt  auch 
die  pro  100  kg  Rüben  erzeugte  geringere  Melassemenge  zusammen.     (Stift.) 

Düngungsversuche  zu  Zuckerrüben  in  Ungarn.  Von  Joseph 
Pö'iya.  ^)  —  Die  Versuche  wnirden  auf  einem  mittelschweren,  tonigen  Boden 
durchgeführt.  Eine  Düngung  von  260  kg  Sujjerphosphat  und  43  kg 
Chilisalpeter  brachte  einen  Wurzelertrag  von  291,93  q  pro  ha  gegenüber 
einem  Ertrag  von  264,13  q  bei  einer  Düngung  von  260  kg  Superphosphat 
allein.  Bei  einem  anderen  Versuche  wurden  entweder  260  kg  Superphosphat 
über  die  ganze  Fläche  ausgestreut  oder  aber  es  wurden  130  kg  Super- 
phosphat in  Reihen  ausgestreut.  Die  Breitdüngung  erbrachte  einen  Wurzel- 
ertrag von  248  q,  die  Reihendüngung  einen  solchen  von  251  q  pro  ha. 
Es  hat  somit  die  Reihendüngung  einen  etwas  höheren  Ertrag  gebracht. 
Dagegen  lassen  aber  die  Erträge  der  Gerste,  die  auf  denselben  Parzellen 
nach  den  Zuckerrüben  angebaut  wurde,  erkennen,  daß  die  Wirkung  des 
Düngers,  wenn  er  in  Reihen  ausgestreut  wird,  nur  ein  Jahr  währt,  w^ährend 
der  breitausgestreute  Dünger  auch  noch  das  folgende  Jahr  vorhält.  Der 
Vf.  empfiehlt  nun,  die  beiden  Düngungsmethoden  zu  kombinieren,  indem 
man  bei  einer  Gabe  von  260  kg  Superphosphat  pro  ha  z.  B.  ^/^  davon 
breit  und  ein  Drittel  bei  der  Saatbesteliung  in  Reihen  ausstreut.  Auf 
diese  Weise  erhalten  die  Zuckerrüben  genügend  Nährstoffe,  von  denen  sie 
dann  noch  eine  genügende  Menge  für  die  Nachfrucht  übrig  lassen.    (Stift.) 

Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Gurken,  Weißkraut  und 
Wirsing.  Von  R.  Otto.-)  —  Zu  den  Versuchen  diente  ein  Land  mit 
gutem  leichtem  Boden,  welches  im  Jahre  vorher  eine  Stallmistdüugung  er- 
halten hatte  und  den  Winter  über  brach  gelegen  hatte.  Jede  Parzelle  war 
40,5  qm  groß.  Die  Düngung  und  die  Ergebnisse  des  Versuchs  w^erden 
wie  folgt  angegeben: 

Düngermenge  in  g  pro  Parzelle 


Chüi-      Norge-   Ammon- 
salpeter    Salpeter     sulfat 
1094  z  I  1337  g       810  g 


Kalk-     Pferde-    Langen- 


stick-   I    mist 

Stoff    1  (starke 

1094  g      Düng.) 


asche 

4500  g 


Un- 
?ediingt 


Laugenasche  -|- 


Chilisalp.    Norgesalp. 


Weißkohl  kg 
Wirsing      „ 
Gurken        ff 


85,0  77,5  61,0  31,5 
36,0  \  37,5  42,5  27,0 
9900  I  9590    20  770    6290 


65,0  62,5 
46,5  38,5 
8500  8890 


55,0  72,5  1  75,5 
30,5  !  40,4  j  36,5 
7970   5490   9040 


1)  Köytelek.  1913,   23.  573;    durch  Internat,  agrar.  -  technische  Rundsch.  1913,   4,   603—605.  — 
2)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  45,  Ergäiizgsbd.  I.   Jahresber.  über  d.  Tätigk.  d.  ehem.  Versuchsst.  S.  121  u.  122. 


158  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Literatur. 

Baule,  Bernard  (-Göttingen):  Unter  welchen  Voraussetzungen  ist  die 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  auf  die  Versuche  in  der  Land-  und  Forstwirtschaft 
anwendbar?  —  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  160—181. 

Baule,  Bernard  (-Göttingen):  Die  Verwertung  der  Fehlertheorie  in  der 
Land-  und  Forstwirtschaft.  —  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  852—866. 

Hamlin,  Marston  Lovell:  Versuche  über  die  Verwertbarkeit  von 
Glucosaminhydrochlorid  als  Stickstoffquelle  bei  der  Ernährung  von  Zea  Mays 
und  Phaseolus  multiflorus.  —  The  Journ.  of  the  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35, 
Nr.  8,  1046 — 1049.  —  Die  Versuche  führten  zu  der  Erkenntnis,  daß  dieser  Körper 
nicht  als  N- Quelle  verwertet  werden  kann,  was  entweder  direkt  auf  seine  Eigen- 
schaften beruht,  oder  indirekt,  indem  es  dem  Wachstum  nachteilige  Verhältnisse 
herbeiführt. 

Härtleb:  Beiträge  zur  Constitution  der  Thomasschlacke.  —  Ztschr.  f. 
öffentl.  Chem.  1912,  18,  221.  —  Nach  dem  Vf.  entsteht  in  der  Thomasschlacke 
neben  citronensäure- löslichem  Tricalciumphosphat  ein  Orthocalciumsilicat,  welches 
in  seinem  Schmelzflusse  Fe,  AI  und  Mn  aufgelöst  enthält. 

Haselhoff,  Em.:  Neuzeitliche  Untersuchungen  über  die  Feststellung  des 
Düngebedürfnisses  eines  Bodens.  —  Jahrb.  d.  D.  L. -G.  1913,  131 — 142. 

Immendorf,  Heinr. ,  und  Kappen,  Hub.:  Herstellung  von  Dicyandiamid 
aus  Cyanamid  (D.  R.-P.  257  769)  und  Herstellung  von  Salzen  des  vorigen  (D.  R.-P. 
257827).  —  Chem.-Zeit.  Rep.  1913,  Nr.  33,35,  166. 

Kretschmar,  F.:  Bericht  über  einen  Felddüngungsversuch  mit  Vulkan- 
Phonolith.  —  Sonderabdr.  aus  Nr.  39  der  Idwsch.  Ztschr.  f.  d.  Rheinprovinz. 

Leramermann,  Otto:  Zur  Frage  der  Ermittlung  des  Düngungsbedürfnisses 
der  Böden  mit  Hilfe  der  chemischen  Bodenanalyse.  —  Die  Idwsch.  Versuchsst. 
1913,  83,  345—358  (A.  d.  agrik.-chem.  Versuchsst.  Berlin). 

Mach,  F.:  Bemerkenswerte  Erscheinungen  auf  dem  Dünge-  und  Futtermittel- 
markt. —  Sonderabdr.  a.  d.  Badischen  Idwsch.  Wochenbl.  1913,  Nr,  24  (Mitt.  d. 
Großh.  Badischen  Idwsch.  Versuchsanst.  Augustenberg). 

Mach,  F.:  Der  Wert  des  Phonolithmehles.  —  Bad.  Idwsch.  Wochenbl. 
1913,  Nr.  50,  1279 — 1282.  —  Auch  diese  über  den  Wert  des  Phonolitmehles  an- 
gestellten Versuche  und  gemachten  Erläuterungen  bekunden,  daß.  wie  bekannt, 
die  Kaliwirkung  des  Phonolitmehles  die   der  Kalisalze   nicht  annähernd  erreicht. 

Mach,  F.:  Düngungs versuch  mit  Kadaverextraktdünger  zu  Kartoffeln  im 
Vergleich  mit  schwefelsaurem  Ammoniak.  —  Ber.  d.  Großh.  Bad.  Idwsch. 
Versuchsanst.  Augustenberg  f.  1912,  76 — 78.  —  Eine  genauere  Wertvergleichung 
der  beiden  Dünger  auf  Grund  der  gewonnenen  Zahlen  ist  noch  nicht  möglich. 
Der  Vf.  meint  jedoch,  den  wasserlöslichen  N  dieses  Düngemittels  als  gleichwertig 
mit  dem  N  des  Ammonsulfats  halten  zu  können. 

Marre,  Francis:  Die  Aluminiumnitride.  —  Rev.  gener.  d.  Chim.  pure 
et  appl.  16,  77—81;  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1717.  —  Der  Vf.  erörtert  den  Wert 
dieser  Producte  f.  d.  Ldwsch. 

Mielck,  Otfried:  Die  Wirkung  der  Gründüngung.  Zusammenfassung 
von  bisherigen  Untersuchungen  nebst  einigen  eignen  Beobachtungen.  —  Fühling's 
Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  585—612. 

Müntz,  A.,  und  Laine,  E.:  Untersuchungen  über  die  Bewässerung  der 
Böden.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  21.  —  Das  Bewässerungs- 
minimum stellt  stets  einen  beträchtlichen  Überschuß  des  wirklichen  Wasser- 
bedürfnisses der  Ernte  dar. 

Naegell,  Henri:  Verfahren  zur  vollständigen  Ausnutzung  basischer 
Phosphatschlacken  unter  Gewinnung  phosphorhaltiger  Fe-  und  Mn- reicher 
Produkte,  sowie  eines  an  citratlöslicher  P^  Oj  angereicherten  Düngemittels  mittels 
schwacher  und  flüchtiger  Säuren.  Die  Schlacken  werden  vor  dieser  Behandlung 
mit  Säuren  einer  oxydierenden  Röstung  unterworfen.  Patente  Kl.  18b  Nr.  256303 
und  258709.  —  Chem.-Zeit.  1913,  Rep.  Nr.  24/26,  S.  125  u.  Chem.  Ctrlbl.  1913, 
L  759  u.  1556. 

Natho,  E.:  Darstellung  von  wasserlöslichen  Alkalisilicaten  aus  SiO,  und 
Alkalisalzen.    D.  R.-P.  257826.  —  Chem.-Zeit.  Rep.  1913,  Nr.  39/40,  190." 


A.   Quellen  der  Pflanzenernäbrung.     4.   Düngiang.  159 

Neumann,  O.:  Die  Düngung  des  Hopfens  unter  Berücksichtigung  der  im 
Neutomischler  Gebiet  gegebenen  Verhältnisse.  Vortrag.  —  Wochenschr.  f. 
Brauerei  1913,  30,  Nr.  8,  116—118.  —  Als  Grundsatz  ist  festzuhalten,  daß  die 
Versorgung  des  Hopfens  mit  KgO  und  PjOg  rechtzeitig  (Herbst -Winter)  und 
reichlich,  mit  N  dagegen  etwas  sparsamer  und  vorsichtiger  zu  erfolgen  hat. 

Ossat,  G.  de  Angelis  d':  Vegetation  und  Ackerboden.  — ■  Atti  R.  Accad. 
dei  Lincei,  Roma  1913,  22,  I.  876.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1163.  —  Der  Vf. 
zeigt  an  mehreren  Beispielen,  wie  aus  demselben  Grundgestöin  durch  atmo- 
sphärische und  chemische  Einflüsse  ganz  verschiedene  Böden  entstehen  können. 
(Grimme.) 

Otto,  R. :  Düngungsversuche  mit  Laugenasche.  —  Ldwsch.  Jahrb.  1913, 
Bd.  45,  Ergänzungsbd.  L  Ber.  d.  Kgl.  Lehranstalt  f.  Obst-  u.  Gartenbau  zu  Proskau 
1912,  119.  —  Die  Laugenasche  ist  ein  kalkreiches  Abfallproduct  der  Sulfit- 
cellulosefabrikation.  Die  Sulfitlauge  nach  ihrer  Verwendung  und  die  aus  Holz  usw. 
gelösten  Stoffe  enthaltend  wird  vielfach  über  die  zur  Feuerung  verwendeten 
Kohlenstaub  gesprengt.  Die  nach  dem  Verbrennen  zurückbleibende  Asche  wird 
als  Laugenasche  bezeichnet.  An  Düngstoffen  enthielt  diese  nach  einer  Analyse 
der  Versuchsst.  Breslau  0,015%  N,  0,63  »/o  P2O5,  0,78  O/^,  K^O,  30,8%  CaO. 
Die  Ergebnisse  von  Düngungsversuchen  sind  oben  mitgeteilt  worden. 

Peacock,  S.,  und  internationale  Agricultural-Corparation:  Her- 
stellung von  saurem,  pbosphorsaurem  Kali  (aus  Leucit  und  Phosphat).  V.  St.  Amer. 
Pat.  1046327;  Chem.  Zeit.  Rep.  1913,  Nr.  39/40,  190. 

Pfeiffer,  Th.:  Die  Verwendbarkeit  der  Rohphosphate  und  kieselsäure- 
haltigen Kalke  als  Düngemittel.  —  Sonderabdr.  a.  Interoationale  Agrartechnische 
Rundschau.  IV.  Jahrg.,  Heft  9,  Septemb.  1913.  —  Der  Vf.  bietet  eine  Umschau 
über  belehrende  Versuche  über  diese  Düngemittel. 

Qu  ante:  Zur  genaueren  Beurteilung  der  Ergebnisse  von  Düngungsversuchen 
für  die  Praxis.  —  D.  ldwsch.  Pr.  1913,  40,  Nr.  103,  1236. 

Schürig:  Verschiedene  üüngungsfragen.  —  Ztschr.  f.  angew.  Chem. 
Wirtschaftlicher  Teil  1913,  26,  243.  —  Die  hochgezüchteten  Zuckerrübensorten 
sind  besonders  dankbar  für  eine  Kaligabe  in  Form  von  40procent.  Kalisalz. 
Der  Vf.  hat  damit  einen  Durchschnitts-Zuckergehalt  von  18,94%  erreicht.     (Stift.) 

Spinzig,  0.,  und  Wannag,  A.:  Herstellung  eines  P-N- Düngers.  Norw. 
Pat.  22896.  —  Chem.-Zeit.  Rep.  Nr.  33/35,  161.  —  Man  setzt  ein  Gemisch  von 
Luft  und  SOj,  z.  B.  arme  Hüttengase,  mit  weniger  als  7%  80^  der  Einwirkung 
eines  elektrischen  Lichtbogens  aus,  um  N- Oxyde  zu  gewinnen.  Das  Reaktions- 
gemisch wird  dann  in  Reaktion  mit  Wasser  und  Rohphosphat  gebracht. 

Stutzer,  A.:  Die  Gesetzgebung  betreff,  den  Verkehr  mit  Handels- 
düngemitteln in  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas.  —  Fühling's  ldwsch. 
Zeit.  1913,  62,  318—322. 

Turrentine,  J.  W. :  Die  in  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas  erhält- 
lichen N-haltigen  Düngemittel.  —  Bull,  of  the  ü.  S.  Depart  of  Agric.  1913, 
Nr.  37.  —  Die  folgenden  Stoffe  sind  die  gegenwärtige  Quelle  von  N-haltigen 
Düngemittel:  Chilisalpeter,  künstliche  Salpeter  von  Na,  Ca  und  NH^,  Ammon- 
sulfat,  Fischabfälle,  Tankage,  Blutmehl,  Baumwollsaatmehl. 

Vageier,  fl.  (-Berlin):  Die  „wasseranziehende''  Kraft  des  Kainits.  — 
Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  31—36. 

Verein  der  Thomasphosphatfabriken:  Über  die  Kalkwirkung  des 
Thomasmehles.  —  Chem.-Zeit.  1913,  37,  Nr.  92,  925. 

Wieler,  A.:  Pflanzenwachstum  und  Kalkmangel  im  Boden,  Untersuchungen 
über  den  Einfluß  der  Entkalkung  des  Bodens  durch  Hüttenrauch  und  über  die 
giftige  Wirkung  von  Metallverbindungen  auf  das  Pflanzenwachstum.  Berlin, 
Gebrüder  ßornträger,  1912. 

Wimmer,  Georg  (-Bernburg):  Die  Kalimangelerscheinungen  der  Pflanzen. 
—  Dieses  hervorragende  Werk  zeigt  auf  16  Tafeln  zahlreiche  farbige  Abbildungen 
von  gesunden  und  von  infolge  von  Kalimangel  erkrankten  Pflanzen  des  Landbaues. 

Zimmermann,  A.,  und  Eichinger,  A.:  Über  die  Düngung  von  Manihot 
Glaziovii  mit  Chilisalpetor.  —  Während  in  Hawaii  große  Erfolge  im  Erträge  an 
Kautschuk  erzielt  wurden,  waren  die  Erfolge  in  D.- Ostafrika  sehr  gering. 


160  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

B.  Pflaiizeiiwachstum. 


1.  Physiologie. 

Keferent:    M.  P.  Neumann. 

a)  Fortpflanzung,  Keimung  und  Zellbildung. 

Untersuchungen  über  die  Einwirkung  bestimmter  Nitrate  auf  die 
Keimungsperiode  von  Avena  sativa.    Von  F.  Plate.  ^)  —  Der  Yf.  fand, 

daß  den  Nitraten  der  einzelnen  Alkalien  und  des  Ammoniums  ganz 
specifische  Wirkungen  auf  die  Entwicklung  der  Haferkeimlinge  zukommt, 
eine  Wirkung,  in  der  sich  die  einzelnen  Alkalien  nicht  vertreten  können. 
Die  Einflüsse  zeigten  sich  in  allen  Teilen  der  Entwicklung  und  bei  allen 
Organen:  also  sowohl  in  dem  Wachstum  der  Wurzel  und  der  Sprossen, 
wie  in  dem  Gesamtgewicht  und  dem  Gesamtverhalteu  der  Pflanzen.  Die 
Wirkung  läßt  gewisse  Gesetzmäßigkeiten  erkennen,  die  skalenmäßig  vom 
Vf.  formuliert  sind. 

Über  die  Bedeutung  des  Sauerstoffs  bei  der  Keimung  der  Erbsen. 
Von  W.  Maltschewski. -)  —  Bei  der  anaeroben  Keimung  der  Erbsen  hat 
eine  vorausgeschickte  Behandlung  mit  Sauerstoff'  einen  großen  Einfluß,  der 
sich  in  der  Änderung  der  Kohlensäureabspaltung  bei  der  anaeroben  Atmung 
äußert.  Während  der  alkoholischen  Gärung  unter  anaeroben  Bedingungen 
verläuft  bei  den  lebenden  Samen  noch  ein  anderer  mit  Kolileusäureabgabe 
verknüpfter  Proceß.  Für  den  Beginn  der  Keimung  ist  der  Sauerstoff  nicht 
nur  zum  Energiegewinn  (Oxydation),  sondern  auch  zu  neuer  Stoff bildung 
notwendig.  Methylenblau  kann  den  für  die  Keimung  notwendigen  Sauer- 
stoff nicht  ersetzen. 

Untersuchungen  über  die  von  Weizensamen  und  -keimh'ngen 
ertragenen  höchsten  Temperaturen.  Von  Gertrud  Müller.^)  -  Nicht 
nur  theoietisch,  sondern  aucli  praktisch  von  Interesse  ist  die  Kenntnis 
der  Grenztemperaturen,  bei  denen  die  Lebensfähigkeit  von  Samen  noch 
intakt  bleibt.  Die  Vf.  hat  zunächst  den  Einfluß  der  Temperatursteigerung 
auf  trockne  Weizensamen  verfolgt.  Bei  71  —  73^  C.  war  die  Keimung 
nach  einstündigem  Aufenthalt  der  Samen  gar  nicht,  nach  sechsstündigem 
Aufenthalt  wenig  beeinträchtigt;  die  Keimfähigkeit  betrug  im  letzteren 
Falle  94  °/o.  Bei  höheren  Temperaturen  nahm,  was  vorauszusehen  war, 
die  Schädigung  mit  der  Dauer  der  Einwirkung  zu:  85—87*^  C.  sistierten 
die  Keimfähigkeit  nach  60  Min.,  86— 90°  C.  nach  30  Min.,  100  »C.  nach 
15  Min.  Diese  Grenzwerte  gelten  für  frischen,  obschon  trocknen  Weizen; 
nach  längerer  Lagerung  und  weiterer  Austrocknung  liegt  die  Grenz- 
temperatur noch  höher.  Sie  sinkt  ganz  außerordentlich,  wenn  feuchte 
oder  gar  etwas  vorgekeimte  Samen  erhitzt  werden. 


1)  Att.  R.  Acad.  dei  Lmc.  Rom.  1913,  22,  II.  598.  —  =)  Bull.  Acad.  St.  Petersb.  1913,  G39.  — 
8)  Ztschr.  f.  Pflanzenkrankh.  1913,  4,  193. 


B.   Pflanzenwachstum. .   1.   Physiologie.  161 

Über  den  Einfluß  der  Radioaktivität  auf  die  Keimung.  Von 
G.  Petit  und  R,  Ancelin.^)  —  Die  Vff.  haben  ihre  Versuche  mit^  Ray- 
gras, Weizen  und  Mais  durchgeführt  und  ein  künstlich  radioaktiv  ge- 
machtes Wasser  angewendet.  Durchweg  konnte  eine  auegesprochene  Reiz- 
wirkung auf  den  Keimling  festgestellt  werden,  so  betrug  die  mittlere 
Länge  des  Blattkeimes  bei  Weizen  46  mm,  nach  der  Radiumbehandlung 
52  mm,  der  Wurzelkeim  war  bei  Mais  38  mm,  nach  der  Radiumwirkung 
49  mm  lang. 

Über  die  katalytische  Lichtwirkung  bei  der  Samenkeimung. 
Von  E,  Lehmann.  2)  —  Versuche  mit  Samen  vou  Epilobium  hirsutum, 
die  nicht  im  Dunkel  zu  keimen  vermögen,  ergaben,  daß  die  Lichtwirkung 
durch  eine  Reihe  von  Stoffen  ersetzt  werden  kann,  die  eine  Beschleunigung 
des  Abbaues,  insbesondere  der  Eiweißstoffe  hervorrufen.  So  setzt  auch  im 
Dunkel  die  Keimung  ein,  wenn  man  ein  proteolytisches  Enzym,  etwa 
Papayotin  oder  Trypsin  zugibt,  oder  wenn  man  verdünnte  Salzsäure  zusetzt. 

Untersuchungen  über  die  Imbibition  bei  den  Samen.  Von 
F.  Plate.^)  —  Der  Vf.  verfolgte  den  Einfluß  verschiedener  Salzlösungen 
von  verschiedener  Concentration  auf  die  Keimfähigkeit  der  Samen  und  die 
Entwicklung  der  Pflanzen  bei  Avena  sativa,  um  festzustellen,  bei  welchen 
Concentrationen  die  einzelnen  Salze  schädlich  sind.  Verwendet  wurden 
als  Basen:  Kali,  Natron,  Baryt  und  Kalk,  als  Säuren:  Salz  -  Salpeter-, 
Schwefel-  und  Phosphorsäure.  Die  Concentrationen  wurden  zu  Yi^  V21 
Y5  und  Yio"^*^^'^^!  gehalten,  die  Einwirkungsdauer  betrug  2  Stunden. 
Die  Hauptwirkung  scheint  den  Hydroxyl-  und  Wasserstoffionen  zuzu- 
kommen, aber  auch  die  Kationen  haben  einen  specifischen  Einfluß.  Die 
hemmende  Wirkung  erstreckt  sich  nicht  nur  auf  die  Keimkraft,  sondern 
macht  sich  auch  in  der  zurückhaltenden  Entwicklung  der  Pflanzen  geltend. 
Basen  wirken  am  stärksten,  schon  Lösungen,  die  stärker  als  ~  sind,  heben 
die  Keimfähigkeit  auf.  Die  Säuren  wirken  anderseits  stimulierend.  Die 
Imbibition  ist  bei  Basen  und  Säuren  viel  geringer  als  bei  reinem  Wasser. 
Die  Säure  scheint  übrigens  nicht  in  den  Samen  selbst  einzudringen,  sondern 
im  Pericarp  zurückgehalten  zu  werden. 

Der  Einfluß  der  Samengröße  auf  die  allgemeine  Entwicklung 
und  den  anatomischen  Bau  der  Pflanzen.  Von  Marcel  Delassus.  ^) 
—  Der  Einfluß  der  Korngröße  auf  die  Entwicklung  der  Keimlinge  und 
Pflanzen  ist  vom  praktischen  Gesichtspunkte  aus  vielfach  behandelt,  weniger 
vom  rein  physiologischen.  Der  Vf.  hat  mit  Bohne,  Wicke,  Kichererbse, 
Lupine,  Kürbis  und  Mais  hierauf  bezügliche  Versuche  angestellt.  Samen 
gleicher  Herkunft  wurden  in  große  und  kleine  bezw.  schwere  und  leichte 
sortiert,  so  daß  die  kleinen  und  leichten  etwa  halb  so  schwer  waren  als 
die  größeren.  Schon  bei  der  Keimung  zeigten  sich  wesentliche  Unter- 
schiede. Obschon  der  Keim  der  kleineren  Samen  die  Hülle  früher  durch- 
brach, kam  er  doch  später  aus  dem  Boden  heraus,  und  sowohl  die  Keim- 
pflänzchen,  wie  Organe  der  Pflanzen  waren  bei  den  aus  größeren  Samen 
gezogenen  mächtiger.  Für  die  Bohne  teilt  der  Vf.  folgende  Zahlen  mit 
(I  große,  II  kleine  Samen): 

»)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  903.  —  *)  Biochem.  Ztschr.  1913,  50,  888. 
8)  Atti  K.  Acad.  Rom.  1913,  22,  133.  —  *)  Compt.  rend.  de  TAcad.  des  sciences  1913,  157,  1452. 

Jahresbericht  1913.  H 


162 


Landwirtschaftliche  Pflanzenpro  duction. 


I 

II 

I 

11 

I 

II 

171 

146 

408 

323 

664 

528  mm 

•        7,7 

6,6 

48,7 

34,6 

96 

78 

19,1 

15,1 

154,5 

112,6 

386 

308 

48 

39,9 

47 

40,7 

— 

—    mm 

.      71,9 

59,8 

75,9 

67,1 

— 

—    mm 

i        5,58 

3,43 

9,20 

5,58 

29.3 

20.5  g 

nach  1  Monat 

2  Monaten 

3  Monaten 

Stengel 

Zahl  der  Blätter    .     .     . 
„     Teilblättchen  . 
Dimensionen  der  |  Breite 
Teilblättchen      \  Länge 
Trockengewicht   der  Pflanzen 


Diesen  morphologischen  Verschiedenheiten  entsprachen  auffallende 
anatomische  Unterschiede,  die  sich  in  einer  starken  ßeduction  besonders 
des  verholzten  Gewebes  bei  den  Pflanzen  aus  kleineren  Samen  zeigte. 

Über  einen  eigenartigen  Fall  abnormer  Wurzelbildung  an  Kartoffel- 
knollen. Von  Otto  Schlumberger.i)  —  Bei  Versuchen  über  die  Ver- 
größerung der  Mutterknollen  bei  der  Keimung  wurden  Kartoffelknolleu 
(Magnum  bonum)  so  ausgelegt,  daß  sie  mit  ihrem  Kronenende  je  nach  der 
Knollengröße  1  —  2  cm  über  die  Erdoberfläche  herausragten.  Um  die 
Wurzelbildung  an  den  austreibenden  Sprossen  zu  verhindern,  wurden  diese 
jedesmal  gleich  nach  dem  Austreiben  an  der  Basis  abgetrennt.  Bei  Ab- 
schluß des  V^ersuches  zeigten  sich  an  dem  in  der  Erde  befindlichen  Teil 
der  Mutterknollen,  die  mit  wenigen  Ausnahmen  noch  intakt  waren,  äußerlich 
keine  Veränderungen.  Nur  eine  einzige  Knolle,  deren  Gipfelsproß  etwa 
45  cm  lang  und  kräftig  entwickelt  war,  hatte  an  ihrem  basalen  (Nabel-) 
Ende  ein  kräftiges  Wurzelsystem  angesetzt,  das  aas  der  Verzweigung 
ursprünglich  einer  einzigen  Wurzelanlage  hervorgegangen  war.  Außer  der 
Unterdrückung  der  normalen  Wurzelbildung  an  der  Basis  der  Sprosse 
dürfte  die  Ursache  für  diese  Erscheinung  wohl  in  einem,  nicht  feststell- 
baren, formativen  Reiz,  der  zur  Kallusbildung  Veranlassung  gab,  zu  suchen 
sein.  Ein  Kallushöcker,  aus  dem  die  Wurzel  ihre  Entstehung  nahm,  war 
jedenfalls  deutlich  zu  erkennen.  Mit  der  Wurzeibildung  gingen  anatomische 
Veränderungen  der  Mutterknolle  Hand  in  Hand;  sie  bestanden  vornehmlich 
in  einer  Vergrößerung  des  Leitungssystems. 

Weitere  Untersuchungen  zur  chemischen  Organisation  der  Zelle. 
Von  W.  Ruhland.')  —  Die  neueren  Untersuchungen  des  Vf.  bezogen  sich 
vornehmlich  auf  das  Verhalten  der  zelleignen  Kolloide,  sowie  der  Säuren 
und  Basen.  Die  Zelle  kann  trotz  bestehender  Permeabilität  Säuren  fest- 
halten und  diese  Eigenschaft  ist  nur  mit  einem  Anlagerungsvermögen 
unbekannter  Art  zu  erklären.  Die  Kolloide  zelleigner  Natur  unterliegen 
der  vom  Vf.  aufgestellten  Ultrafilterregel.  So  sind  die  in  Gelatinegelen 
indilfusiblen  Stofi'e,  Inulin,  Glykogen,  Dextrin,  Kaffeegerbsäure  nicht  aufnehm- 
bar. Andere  Kolloide  von  geringerer  Teilchengröße  sind  wiederum  per- 
meabel, wie  einige  Alkaloide  und  Enzyme. 

Zur  Physiologie  der  Zellteilung.  Von  G.  Haberlandt.^)  —  Die 
Versuche,  an  isolierten  Pflanzenzellen  Wachstum  und  Zellteilung  zu  ver- 
folgen, wurden  zunächst  mit  kleinen  bis  Y2  ™°^  dicken  und  bis  5  mm 
breiten  und  langen  Kartoffelstückchen  durchgeführt.  Die  bei  18 — 21°  C. 
in  der  feuchten  Kammer  gehaltenen  Kartoffeltäfelchen  ließen  dann  Zell- 
teilung  im  Speichergewebe  erkennen,    wenn   sie   von  einem  Leptombündel 


')  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31, 
Wiss.  Berlin  1913,  318—345. 


60. 


2)  Ebend.  553.  —  s)  Ber.  Kgl.  PreuJS.  Aiad.  d. 


B.   Pflanzen  Wachstum.     1.  Physiologie.  163 

durchzogen  waren.  Bündellose  Gewebestücke  starben  dagegen  schnell  ab. 
Das  gleiche  war  an  Präparaten  aus  dem  größeren,  knolligen  Seitensproß 
zu  erkennen.  Nur  im  unausgewachsenen,  embryonalen  Markgewebe  tritt 
auch  ohne  Anwesenheit  von  Leptombündeln  Zellteilung  ein.  Der  Yf.  er- 
klärt diese  Wirkung  des  Leptoms  als  eine  Reiz  Wirkung,  Vielleicht  scheiden 
die  plasmareichen  Geleitzellen  einen  Reizstoff  aus,  der  geraeinsam  mit  dem 
Wundreiz  die  Zellteilung  hervorruft. 

Über  das  angeblich  konstante  Vorkommen  von  Jod  im  Zellkern. 
Von  Johanna  Babiy. ^)  —  Justus  hat  geglaubt,  in  den  verschiedenen 
tierischen  und  pflanzlichen  Organen  Jod  als  Bestandteil  des  Zellkernes 
dadurch  nachgewiesen  zu  haben,  daß  er  das  Element  aus  seiner  organischen 
Bindung  durch  Einwirkung  von  Chlorwasser  in  Freiheit  setzte,  durch  Hinzu- 
fügen von  Silbernitrat  Silberjodid  bildete  und  dieses  durch  Übertragen  der 
Schnitte  in  eine  Quecksilberchloridlösung  in  Quecksilberjodid  umwandelte, 
nachdem  er  das  neben  dem  Jodsilber  gebildete  Chlorsilber  in  concentrierter 
Kochsalzlösung  gelöst  hatte.  Er  hatte  zv;ar  hauptsächlich  tierische  Gewebe 
geprüft  und  von  Pflanzen  nur  Fraxinus  excelsior  angeführt,  verallgemeinerte 
aber  doch  dahin,  daß  jeder  Zellkern  Jod  enthalte.  Die  von  der  Vf.  durch- 
geführten Versuche  zeigten  nun,  daß  nach  der  Methode  von  Justus  Jod 
in  keinem  Falle  nachzuweisen  war,  und  daß  von  einer  Lokalisation  des 
Jods  im  Kern  keine  Rede  sein  könne. 

Die  Chromatophoren  und  Chondriosomen  von  Anthoceros.  Von 
Arth.  Scherrer.  ^)  —  Die  Kontinuität  ist  während  der  ganzen  Entwicklung 
von  Anthoceros  Husnoti  deutlich  zu  verfolgen.  A.  H.  ist  der  erste  Ver- 
treter der  Lebermoose,  bei  denen  Chondriosomea  festgestellt  wurden.  Wo 
im  Verlauf  der  Ontogenese  des  A.  Chromatophoren  und  Chondriosomen  neben- 
einander vorkommen,  sind  nirgends  morphologische  Beziehungen  zwischen 
ihnen  erkennbar.  Die  Chondriosomen  treten  bei  A.  weder  zu  histologischen 
noch  zellulären  Differenzierungen  zusammen;  dagegen  läßt  vielleicht  die 
Anhäufung  der  Chondriosomen  an  Stellen  regen  Stoffwechsels  eine  er- 
nährungsphysiologische Deutung  zu. 

Kieselsäureplatten  als  Substrat  für  Keimungsversuche.  Von 
Z.  Kamerling. •*)  —  Für  Keimversuche  mit  langsam  keimenden,  kleinen 
Samen,  mit  Kryptogamensporen  und  Diatomeen  empfiehlt  der  Vf.  Kieselsäure- 
platten, die  bei  genügender  Sterilität  frei  von  organischen  Stoffen  sind  und 
den  Vorzug  vollkommener  Klarheit  und  Durchsichtigkeit  haben.  Käufliche 
Wasserglaslösung  und  starke  Salzsäure  werden  je  im  Verhältnis  von  1 : 4 
mit  Leitungswasser  verdünnt  und  dann  so  gemischt,  daß  noch  deutlich 
alkalische  Reaktion  vorhanden  ist.  Die  Wirkung  wird  in  Krystallisier-  oder 
Petrischalen  zum  Erstarren  hingestellt.  Die  erstarrte  Platte  muß  dann 
allerdings  noch  längere  Zeit,  etwa  24  Stunden,  in  fließendem  Wasser  aus- 
gewaschen werden,  um  überschüssiges  Silikat  und  Kochsalz  zu  entfernen. 
Sie  muß  auf  Lackmus  neutral  sein.  Etwaige  Nährstoffe  sollen  auf  die 
Platte  gestreut  werden,  wobei  sie  hineindiffundieren. 

Wirkung  anodisierter  und  kathodisierter  Lösungen  auf  die 
Keimung.    Von  Henri  Micheels. ^)  —  Die  Versucbsanordnung  war  folgende: 


1)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.   1913,   31,  35   (A.  d.  pflanzenphys.  Inst.  d.  k.  k.  Univ.  Wien).  — 
2)  Ebend.  493.  —  S)  Ebend.  139.  —  <)  Bull.  Acad.  royal.  Belg.  1913,  831 ;  nach  ßef .  Chem.  Ctrlbl.  1914, 1.  796. 

11* 


164  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Die  zu  elektrolysierende  Salzlösung  —  verwendet  wurden  Aikalichloride  — 
wurde  auf  zwei  Krystallisierschalen  verteilt,  die  durch  einen  Heber  mit- 
einander verbunden  waren;  darauf  wurde  der  galvanische  Strom  hindurch- 
geschickt. In  den  so  hergestellten  Anoden-  und  Kathodenlösungen  wurden 
Weizenkeimlinge  gezogen.  Nach  bestimmten  Zeiten  wurden  die  Blatt-  und 
Wurzelkeime  gemessen  und  das  Gewicht  der  Keimpflanzen  bestimmt.  Das 
Ergebnis  war  folgendes:  Bei  hohen  Spannungen  und  kleinen  Elektricitäts- 
mengen  (kleiner  als  30  Coulombs)  wirken  die  Kathodenlösungen  günstiger 
als  die  Anodenlösungeu.  In  beiden  überwiegt  der  ungünstige  Einfluß  des 
Kations.  Die  relativ  ungünstigere  Wirkung  der  Anodenflüssigkeit  war  durch 
freiwerdende  Säure  nicht  zu  erklären,  da  deren  Menge  zu  solch  hemmenden 
Wirkungen  nicht  ausreichte. 

b)  Ernährung,  Assimilation. 

Vom  Gesetz  des  Minimums,  seinem  Inhalt  und  seiner  zweckmäßigen 
Fassung.  Von  Th.  Remy.  ^)  —  Der  Vf.  bespricht  den  von  M.  Hoff  mann 
verfaßten  Bericht  über  ein  Preisausschreiben  der  D.  L.-G. :  „das  Gesetz 
des  Minimums.'^  Dieser  lasse  deutlich  erkennen,  daß  Inhalt  wie  Formulierung 
des  Gesetzes  noch  sehr  umstrittene  und  der  Aufklärung  bedürftige  Fragen 
darbieten.  Der  Vf.  ist  der  Meinung,  daß  die  ursprüngliche  Fassung  des 
Gesetzes  durch  Ad.  Mayer:  die  Ernte  ist  abhängig  von  der  im 
Minimum  vorhandenen  Productionsbedingung;  sie  ist  derselben 
proportional,  dem  heutigen  Stande  unserer  Erkenntnis  noch  am  besten 
Rechnung  trägt.  Für  ebenso  schwerfällig  wie  unklar  hält  er  die  WoUny'sche 
Formulierung:  Das  Erträgnis  der  Nutzgewächse  wird  in  Quantität  und 
Qualität  von  demjenigen  Wachstumsfaktor  beherrscht,  der  in  geringster  und 
unzureichender  Menge  oder  dem  Maximum  nahegelegener  Intensität  unter 
den  gerade  vorliegenden  Verhältnissen  zur  Wirkung  kommt.  Das  Gesetz 
auf  die  Erntebeschaffenheit  auszudehnen,  hält  der  Vf.  für  unzulässig, 
es  durch  das  Gesetz  des  Optimums  zu  ergänzen,  als  nicht  folgerichtig.  Auch 
andere  in  dem  Hoff  mann' sehen  Bericht  aufgeführte  Ansichten  über  das 
Wesen  des  Gesetzes  vermag  der  Vf.  nicht  anzuerkennen,  wie  den  Einfluß 
der  physikalischen  Bodenbeschaffenheit,  die  Intelligenz  des  Betriebsleiters  u.  a. 
Innere  und  äußere  Wachstumsbedingungen  der  Pflanze  möchte  der  Vf. 
nicht  verquickt  wissen.  Das  Gesetz  des  Minimums  beziehe  sich  lediglich 
auf  die  letzteren. 

Zum  Gesetz  vom  Minimum.  Von  Ad.  Mayer.-)  —  Der  Vf.  be- 
spricht eine  Versuchsreihe  Mitscherlich's,  die  dessen  Ansicht  über  das 
Gesetz  des  Minimums,  nach  welcher  nicht  bloß  der  jeweils  im  Minimum 
auwesende  Vegetationsfaktor  den  Ertrag  der  Pflanze  bedingt,  sondern  nach 
der  sämtliche  Vegetationsfaktoren  an  der  Bestimmung  dieser  Größe  be- 
teiligt sind,  stützen  sollen.  In  diesen  Versuchen  war  neben  dem  Phosphor, 
der  im  Minimum  gegeben  wurde,  als  zweite  veränderliche  das  Wasser  ge- 
wählt. Der  Vf.  hält  diese  Wahl  für  besonders  ungeeignet,  weil  das  Wasser 
nicht  nur  Vegetationsfaktor,  sondern  auch  Lösungsmittel  ist,  und  als  solcher 
auch  andere  Faktoren  beeinflußt,  die  unwillkürlich   mit   verändert    werden. 


1)  Mi«,  d,  D.  L.-G.  1914.  -  =)  Ldwsch.  Versuchsst.  1913.  83,  397. 


B.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie.  165 

Der  Vf.  weist  noch  besonders  darauf  hin,  daß  man  das  Gesetz  vom  Minimum 
keineswegs  allzu  mechanisch  auffassen  darf,  da  es  sich  sehr  wohl  ereignen 
kann,  daß  zwei  Faktoren  örtlich  oder  zeitlich  einander  ablösend  für  die 
Ertragsgröße  in  Betracht  kommen.  Es  handelt  sich  hier  weniger  um  ein 
physiologisches  als  landwirtschaftlich  praktisches  Gesetz. 

Reversibilität  von  physiologischen  Prozessen  beim  Reifen  der 
Samen.  Von  Sergius  L.  Iwanow.^)  —  Reine  Samen  reifender  Pflanzen 
von  Linum  usitatissimum,  Brassica  Napus  oleifera  und  Papaver  somniferum 
wurden  sorgfältig  aus  den  Früchten  gesammelt.  Ihr  Respirationscoefficient 
war  fast  immer  kleiner  als  1.  Da  die  Samen  sich  in  verschiedenen  Reife- 
stadien befanden  —  sofort  nach  dem  Blühen  bis  fast  reife,  so  widerspricht 
dieses  Resultat  den  Versuchen,  welche  von  E.  Godlewski  und  C.  Gerber 
früher  ausgeführt  worden  waren.  Wie  diese  Forscher  nachgewiesen  haben, 
ist  der  Respirationscoefficient  von  reifenden  Mohnkapseln,  Äpfeln  und  anderen 
Früchten  größer  als  1,  Der  Verfasser  will  die  Ursache  solcher  Resultate 
in  2  Momenten  sehen,  welche  beide  den  synthetischen  Reaktionen  in  der 
Pflanze  ungünstig  sind:  1.  im  Abbrechen  der  Nährstoffzufuhr  beim  Isolieren 
der  Samen  und  2.  im  Einsaugen  von  Wasser,  weil  die  Samen  vor  dem 
Versuch  auf  feuchtem  Papier  aufbewahrt  wurden.  —  Wie  das  schon  früher 
vom  Vf.  gezeigt  wurde  (mit  der  Lipase),  werden  die  synthetischen  Reaktionen 
von  hochconcentrierten  Lösungen  begünstigt  und  umgekehrt  von  niedrigen 
Concentrationen  geschädigt.  —  Die  physiologischen  Processe  in  der  Pflanze 
folgen  den  Reaktionsbedingungen.  Sind  die  synthetischen  Reaktionen  günstig 
(gute  Transpiration,  unmittelbares  Sonnenlicht  usw.),  so  reifen  die  Früchte 
normal.  Bei  ungünstigem  Wetter  und  lang  dauerndem  Regen  gehen  die 
physiologischen  Reaktonen  umgekehrt  in  der  Pflanze  vor  sich  und  der 
Respirationscoefficient  der  reifenden  Samen  wird  gleich  dem  Respirations- 
coefficienten  beim  Keimen  derselben  Samen.  Der  Verfasser  erblickt  in  den 
Resultaten  dieser  Untersuchungen  eine  neue  Bestätigung  der  Idee,  daß 
„die  Fermente  die  Substanzen  zerspalten  können,  welche  sie  vordem  syn- 
thetisiert haben".  (d.) 

Untersuchungen  über  die  Bildung  des  Chlorophylls  in  Pflanzen. 
Von  N.  Monteverde  und  W.  Lubimenko. '^)  —  Zur  quantitativen  Be- 
stimmung der  Chlorophyllpigmente  haben  die  Vfi'.  eine  zweckmäßige 
Apparatur  für  spektrocolorimetrische  Untersuchungen  zusammengestellt,  die 
sie  beschreiben.  Bei  diesen  Untersuchungen  zeigte  sich,  daß  das  Chloro- 
phyll und  die  gelben  Pigmente,  das  Xanthophyll  und  Carotin,  stets  in 
bestimmtem  Verhältnis  zueinander  anzutrefi'en  sind.  Neben  den  genannten 
gelben  Pigmenten  finden  sich  aber  auch  stets  noch  durch  ihre  Absorptions- 
spektren und  Farbe  von  jenen  unterschiedene  isomere  Formen:  das  Rhodo- 
xanthin,  ein  Isomeres  des  Xanthophylls  und  ein  Lycopinpigment  als 
Isomeres  des  Carotins.  Dieses  wurde  außer  in  den  Tomaten  in  vielen 
anderen  Pflanzen  angetroffen;  jenes  kommt  außer  in  den  Nadelhölzern 
gleichfalls  in  anderen  Pflanzen  vor.  Die  Vff.  haben  dann  weiter  Unter- 
suchungen aufgenommen,  um  den  Einfluß  der  Mineralbestandteile  auf  die 
Chlorophyllbildung  zu  verfolgen;  allein,  die  Ergebnisse  haben  Unterlagen 
für  bestimmte  Schlußfolgerungen  nicht  gegeben. 

1)  Kuss.  Jonrn.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14.  73.  Deutsch.  Ansz.  (Wien  -  Petrowskoje- 
Rasumowskoje  1911—1913.  —  ")  Bull.  Acad.  St.  Petersb.  1903,  1007  u.  1105. 


166  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Proteolyse  der  Sprößlinge  des  Kentuckitabaks.  Von  F.  Traetta 
Mosca.  ^)  —  Der  Vif.  studierte  die  Eiweißumsetzungen  in  den  Spröß- 
lingen der  Tabakpflanze  und  konnte  eine  kräftige  Proteolyse  durch  den 
Nachweis  der  entstandenen  Abbaustoffe  feststellen.  An  Amidsubstanzen 
ließen  sich  nachweisen:  Lysin,  Histidin,  Arginin,  Glutamin,  Leucin  und 
Asparaginsäure.  Auch  Cholin  wurde  aufgefunden,  ein  Beweis,  daß  auch 
Enzyme  der  Lecithinspaltung  in  den  Tabaksprößlingen  vorhanden  sind. 

Regulierung  der  Atmungsöffnungen  im  Zusammenhang  mit  der 
Veränderung  des  osmotischen  Druckes.  Von  W.  Iljin.-)  —  Die  Unter- 
suchungen des  Vff.  führen  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  Die  Regulierung 
der  Atmungsöffnungen  erfolgt  je  nach  den  Verdampfungsbedingungen,  die 
durch  die  Verschiebungen  des  Stärkegehaltes  und  die  Schwankungen  des 
osmotischen  Druckes  beeinflußt  werden.  Mit  der  Überführung  der  un- 
löslichen Stärke  in  lösliche  Form,  die  durch  amylolytische  Enzyme  in  den 
sich  schließenden  Zellen  besorgt  wird,  ändert  sich  auch  der  Wassergehalt 
und  damit  die  Stärke  des  Turgors,  der  wiederum  Öffnen  und  Schließen 
der  Atmungsöffnungen  bedingt. 

Neuere  Untersuchungen  über  die  Verbreitung  und  Lokalisierung 
der  Ionen    im   Pflanzenkörper:    Versuche    mit   Cer.     Von  C.  Acqua.  3) 

—  Die  vorliegenden  Versuche,  bei  denen  der  Einfluß  des  Cers  geprüft 
werden  sollte,  wurden  mit  Weizen,  Bohne  und  Mais  angestellt.  Die  sehr 
verdünnten  Lösungen  von  Cerchlorid  ließen  einen  deutlich  hemmenden 
Einfluß  auf  die  Entwicklung  der  Versuchspflanzen  erkennen.  Schon  Con- 
centrationen  von  0,2  :  1000  wirkten  giftig  auf  Mais  und  Weizen.  Es  kam 
gar  nicht  zur  Ausbildung  sekundärer  Wurzeln,  die  Pflanzen  welkten.  Die 
Bohne  scheint  etwas  Nviderstandsfähiger  gegen  Cer  zu  sein,  doch  war  auch 
hier  eine  Hemmung  des  Wachstums  offensichtlich.  Die  Ergebnisse  ent- 
sprechen denen  mit  Maugan,  Uran  und  Blei. 

Der  Einfluß  der  Carbonate  der  seltenen  Erden,  des  Cers, 
Lanthans  und  Yttriums  auf  Wachstum  und  Zellteilung  bei  Hya- 
cinthen.  Von  W.  H.  Evans.*)  —  Die  Versuchsanordnung  war  folgende: 
Es  wurden  Lösungen  der  Carbonate  bereitet,  indem  die  Aufschlämmungen 
der  Carbonate  mit  Kohlensäuregas  gesättigt  wurden.  Es  ging  in  Lösung 
Cer  zu  0—007  7o'  Lanthan  zu  0 — Ol  7o5  Yttrium  zu  0,017.  Mit  diesen 
Lösungen  wurden  gewöhnliche,  geschwärzte  Hyacinthengläser  beschickt  und 
die  angekeimten  Hyacinthenknollen  eingesetzt.  Nach  24  Tagen  betrug  der 
Gehalt  der  Lösungen  an  Erdalkalien:  Cer  0,0068  7o.  Lanthan  0,0076  %' 
Yttrium  0,0066%.  Der  Einfluß  der  seltenen  Erden  war  offensichtlich: 
Lanthan  und  Cer  äußerten  eine  deutliche  Reizwirkung  auf  Zellteilung  und 
Wurzelansatz.     Yttrium  blieb  ohne  Wirkung. 

Weitere  Versuche  über  Aufnahme  und  Ausnutzung  der  Ammon- 
salze  durch    höhere  Pflanzen.     Von  E.   Pantanelli   und  G.  Severini.  5) 

—  Durch  Kultur  in  sterilem  Sande  gelang  es,  Weizen  und  Senf  bis  zur 
vollständigen  Reifung  der  Früchte  und  Samen  zu  erzielen.  Im  Vergleich 
zum    Salpeter    kamen    Ammonium-Chlorid,    -Phosphat,    -Succinat,    -Tartrat, 


»)  Uazz.  chim.  ital.  1913,  43,  H.  445.  —  2)  Bull.  Acad.  St.  Petersb.  1913,  855.  —  S)  Att.  R. 
Acad.  Line.  Rom.  1918,  22,  594.  —  *)  Biochem.  Journ.  1913,  7,  349.  —  «)  Le  Staz.  sperim.  agrar. 
ital.  1911,  44,  873-900;  ref.  nach  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  37,  106  (E.  Pantanelli,  Rom). 
Fortsetzg.  d.  Arbeit  vom  J.  1910.     Ebend.  1910,  43,  449—544  u.  dies.  Jahresber.  1910,  154. 


B.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologe.  167 

-Citrat,  sowie  Doppelphosphat  von  NH^,  Mg,  Mn,  Fe  und  Ca  in  An- 
wendung. Salpeter-N  lieferte  die  stärkste  Krautproduction,  wurde  aber 
von  einigen  Ammonsalzen  in  bezug  auf  den  Fruchtansatz  übertroffen. 
Schädliche  Einflüsse  der  einseitigen  ]S[H4-Aufnahme  wurden  nur  mit  NH^Cl, 
bei  Senf  auch  mit  dem  NH^-Citrat  beobachtet.  —  Die  beste  Ausnutzung 
des  aufgenommenen  N  für  die  Trockensubstanz-Erzeugung  war  bei  Weizen 
mit  den  organischen  NH^-Salzen,  dann  mit  den  unlöslichen  Doppelphosphaten, 
an  dritter  Stelle  mit  Salpeter  zu  verzeichnen.  Der  N-Gehalt  war  meistens 
der  Entwicklung  umgekehrt  proportional  und  war  bei  Weizen  Zeichen 
oder  Ursache  von  Sterilität.  Senf  nützt  ebenfalls  den  NH^-N  besser  aus, 
da  er  aber  mit  Salpeter  schneller  wächst,  so  war  die  absolute  N- Aufnahme 
und  Trockensubstanzbildung  mit  Salpeter  höher.  NH^  -  Phosphat  und 
organische  NH^- Salze  werden  zur  Eiweißbildung  in  beiden  Arten  besser 
ausgenützt,  —  Die  absolute  Transpiration  war  der  Entwicklung  pro- 
portional; die  relative  hing  aber  mit  der  Absorptionstätigkeit  zusammen 
und  war  in  denjenigen  Kulturen  schwächer,  wo  das  Anion  des  Ammon- 
salzes  am  wenigsten  absorbiert  wurde.  Die  Ausnutzung  des  aufgenommenen 
Wassers  für  die  Organbildung  war  bei  den  Ammoniak-Pflanzen  höher.  — 
Die  Vff.  schließen  daraus,  daß  NH^-N  einen  höheren  Nälirw^ert  als  Nitrat-N 
besitzt,  aber  daß  für  seine  beste  Ausnutzung  3  Bedingungen  erfüllt  werden 
müssen :  langsame  Aufnahme  des  Ammoniak-Ions,  der  Einheit  nahekommendes 
Verhältnis  der  lonen-Absorptionsgeschwindigkeiten  (des  NH^  und  des  ent- 
sprechenden Anions),  Nährwert  des  Anions.  Die  beiden  letzteren  Faktoren 
sind  specifischen  Schwankungen  unterworfen.  (D.) 

Vergleichende  Untersuchungen.  Von  A.  Strigel.  ^)  —  A.  Über 
Mineralstoffaufnahme  verschiedener  Pflanzenarten  aus  un- 
gedüngtem  Boden.  —  Diese  Arbeit  verfolgte  den  Zweck,  die  Aufnahme 
von  Mineralstoffen  aus  ungedüngtem  Boden  an  reinen  Pflanzenarten  durch 
Parzellenversuche  nochmals  festzustellen,  sowie  die  procentische  Zusammen- 
setzung der  Ernteproducte  und  das  gegenseitige  Mengenverhältnis  darin 
näher  zu  studieren.  Gleichzeitig  sollte  die  Frage  beantwortet  werden,  ob 
und  welche  Unterschiede  in  der  Zusammensetzung  der  Aschen  bekömm- 
licher und  schädlicher  (lecksuchterregender)  Heusorten  bestehen."  2)  Zum 
Anbau  waren  die  untengenannten  Pflanzenarten  ausgewählt.  Die  Anbau- 
fläche hat  einen  schwach  lehmigen  Sandboden,  der  seit  Herbst  1904  un- 
gedüngt  geblieben  war.  Die  im  Mai  1906  erfolgte  Aussaat  ergab  (trotz 
regelmäßigen  Gießens)  wegen  Trockenheit  unbefriedigende  Erträge;  der 
Yersuch  wurde  deshalb  i.  J.  1907  wiederholt  und  sind  die  hierbei  er- 
haltenen Ergebnisse  als  die  einw^andfreieren  und  wichtigeren  zu  betrachten. 
Am  Tage  der  Aussaat  (1906)  wurde  eine  große  Durchschnittsprobe  des 
Bodens  von  der  Gesamtfläche  Ackerkrume  (A)  sowie  Untergrund  (U)  ent- 
nommen. Proben  von  dem  Boden  der  einzelnen  Parzellen  wurden  außer- 
dem unmittelbar  nach  den  Ernten  1906  und  1907  genommen.  —  An 
Erntemengen  wurden  p.  Parzelle  erzielt:  1906  am  lö./VH.  bezw.  I./Vni. 
in  kg: 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1912,  43,  Heft  3,  349—371.  —  -j  Die  Anbauversuche  wurden  auf  dem  Dahlemer 
Versuchsfeld,  die  chemischen  Untersuchungen  der  Bodenproben  und  Ernteproducte  im  tierphysiol.  Instit. 
d.  Idwsch.  Hochschule  in  Berlin,  alle  weiteren  Analysen  in  der  Idwsch.  Versuchsst.  Pommritz  aus- 
geführt. 


168 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Vicia  sativa       Medicago  sat. 

a)  frische  Substanz     34,6  ]4,3 

b)  trockene    „  6,138  3,090 


Ornithopus  sat.    Trifolium  prat.    Phleum  prat, 

80,6  18,2  18,7 

n,9l3  5,457  5,948 


1907:  am  IS./'Vn. 

am  7./Vni. 

Parzell.- 
Größe 
in  qm 

Medi- 
cago 
sat. 

19,80 

Tri- 
folium 
prat. 

19,78 

Festuca 
rubra 

22,08 

Phleum. 
prat. 

22,08 

Poa 
prat. 

22,20 

Agrostis 
stolonil. 

23,00 

Aira 

caespi- 

tosa 

22,10 

Trii- 
folinm 
prat. 

19,78 

Omi- 
thop. 
sat. 

21,60 

Vicia 
sat. 

20,70 

Medi- 
cago 
sat. 

19,80 

a)  .     . 
b).     . 

35,85 
8,059 

37,79 
7,407 

27,64 

9,652 

18,99 
6,305 

16,19 
5,788 

16,04 

6,169 

24,90 

7,699 

19,60  1110,00  50,00 
2,499i27,830   5,450 

38,20 

10,218 

Die  Bodenbestandteile  wurden  in  dem  durch  Königswasser  erhaltenen 
Bodenauszug  ermittelt.  Die  nachfolgenden  Gehaltszahlen  beziehen  sich  auf 
100  lufttrocknen  Boden,  bezw.  auf  den  Glührückstand.  Der  Trockenverlust 
wurde  bei  105  ^  bestimmt. 


M 

-g 

^j 

'S 

<3 

s 

ll 

o 

CS 

o 

O 

o 

o 

o 

ü 

% 

8 

-9          •« 
2    1     -a 

cc 

&,+ 

O 

a 

M 

!Zi 

pT 

M 

t5 

E-i 

'z>   1     o 

1906  {^   ; 

1,12     1,78 

97,10 

94,031  1  2,195 

0,188 

0,192 

0,185 

0,078 

0,071 

0,030  0,009 

Spur 

0,69     1,28 

97,10^) 

95,600  1  2,160 

0,13« 

0,167 

Ü,ia3 

Ü,Ü39 

0,039 

0,021  Spur 

— 

1907  {u  ;  :  : 

0,68  1  1,65 

97,67 

95,44^  1  1,625 

0,109 

0,080 

0,078 

0,019 

0,060 

0,019  0,009 

Sp. 

0,33 

0,94 

98.73 

96,762 

1,415 

0,063 

0,034 

Ü,Ü62 

0,014 

0,0'i7 

0,011 

Spur 

Sp. 

Die  sich  aus  dem  Vergleiche  der  Zahlen  vom  Jahre  1906  und  1907 
ergebenden  Abnahmen  der  wichtigeren  Nährstoffe  sind  als  die  Wirkung  ver- 
schiedener Einzelfaktoren  anzusehen,  unter  denen  die  Unsicherheit  in  der 
Entnahme  der  Bodenprobe  vielleicht  die  bedeutendste  ist.  —  Wie  weit  der 
Unterschied  im  Gehalte  an  löslichen  Bestandteilen  der  9  einzelnen  Parzellen 
geht,  zeigt  nachfolgende  Zusammenstellung,  die  der  Eef.  einer  Tabelle  (11)  ent- 
nimmt, in  welcher  vom  Vf.  den  Zahlen  die  Erträge  der  einzelnen  Parzellen 
an  Frisch-  und  Trockensubstanz,  berechnet  auf  1  ha,  in  dz  beigefügt  sind. 
Hier  möge  nur  die  Zusammensetzung  der  i.  J.  1907  entnommeneu  Boden- 
proben Raum  finden. 


Orga- 
nische 


SiOo 


PejOs  I 
+  AI3O, 


CaO 


MgO 


KoO 


NajO 


P2O5 


SO, 


Trifolium  . 
Ornithopus 

Vicia      .  . 

Medicago  . 

Festuca  .  . 

Phleum  .  . 

Poa    .     .  . 
Agrostis 

Aira  .     .  , 


Im  Durchschnitt  d.  Parz. 


1,470 
1,520 
2,20« 
1,530 
1,578 
1.680 
1,700 
1,740 
1,420 

1,650 


96,257 

95,905 
93,277 

96,015 
95,881 
95,194 
95,410 
95,138 
95,902 

95,442 


1,332 

1,639 
2,460 

1,416 
1,325 
1,659 
1,656 
1,608 
1.509 

1,625 


0,105  0,104 
0,091  0,031 
|0,166  0,136 


0,101 
|0,093 


0,098 
0,062 


.0,121  0,056 


0,101 
0,096 
0,110 

0,109 


0,060 
0,038 
0,130 

0,080 


0,08310,011 
0.0750,012! 
0,0y2'|0.020 
0,068l0,012 
0,074'0,015 
0,092  0,016 
0,082  0.021 
0,0540,053 
0,0780,011 

0,07810,019 


0,052  0,014 
0,051  0,020 
0,068  0,021 
0,053  0.016 
0,057  0,018 
0,063  0.021 
0,069  0,023 
0,06710,022 
0,0570,015 

0,060|0,019 


Der  Vf.  berechnete  aus  der  procentischen  Zusammensetzung  der  Ernte- 
producte  die  durch  die  angebauten  Pflanzen  dem  Boden  pr.  ha  entzogenen 

i)  Bedeutet  den  durch  Königswasser  nicht  gelösten  Anteil.    (Di©  Bestimmung  der  lösl.  SiOj  fohlt 
demnach.    D.  Ref.)  —  =)  Die  Rechnung  ergibt  98,030/0  Glührückstand.    D.  Ref. 


ß.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie. 


169 


Meugen  an  Mineralstoffen  und  N  in  kg.  Wir  beschränken  uns,  hier  die 
für  die  Ernte  1907  sich  ergebenden  Werte  zusammenzustellen.  Da  der 
Boden  derselben  ein  weiteres  Jahr  hindurch  ungedüngt  geblieben  war  und 
die  Werte  maßgeblicher  und  einwandfreier  anzusehen  sind.  Pro  ha  wurde 
dem  Boden  in  kg  entzogen: 


1907 

Trock. 
Sbst. 

CaO   1  MgO 

K2O  1  NaaO 

P2O5 

SO3 

Cl 

SiOs 

N 

Trifolium   . 

Legumi-  !  Medicago  . 

nosen     i  Ornithopus 

l  Vicia     .     . 

5  008 

111,8 

32,9 

114,8 

3,8 

28,9 

13,6 

32,6 

20,5 

164,6 

9  232 

247,5 

38,6 

257,5 

18,9 

78,4 

72,3 

120,4 

49,6 

298,6 

12  884 

244,8 

43,5 

333,8 

11,7 

83,7 

30,5    41,2 

72,0 

416,5 

2  633 

74,5 

17,5 

73,1 

4,4 

20,9 

12,0 

25,0 

59,8 

94,4 

Phleuro .     . 

2  856 

24,1 

5,7 

68,5 

1,5 

17,1 

— 

— 

84,0 

— 

Grami- 
neen 

Festuca .     . 

4  371 

12,2 

9,1 

80,0 

2,1 

20,3 

10,1 

27,0 

71,9 

44,3 

Poa    .     .     . 

2  585 

10,9 

3,8 

41.9 

1,7 

11,2 

11,2 

11,5 

51,6 

26,0 

Agrostis 

2  682 

10,5 

5,1 

44,1 

2,0 

12,1 

5,2 

14,5 

43,8 

27,5 

l  Aira      .     . 

3  484 

18,1 

7,1 

71,1 

1,9 

20,4 

5,6 

17,7 

66,2 

46,4 

Hieraus  und  noch  deutlicher  aus  einer  Berechnung  der  Nährstoff- 
entnahme der  Pflanzen,  bezogen  auf  eine  bestimmte  Menge  geernteter 
Trockensubstanz,  geht  hervor,  daß  die  Leguminosen  ungleich  höhere  An- 
sprüche an  die  Bodennährstoffe  machen  als  die  Gramineen.  Setzt  man  den 
Bedarf  der  Leguminosen  an  den  einzelnen  Nährstoffen  =  100,  so  ist  der 
der  Gräser  etwa  an  CaO  16—35,  MgO  29—40,  KgO  62-92,  NagO 
37  —  56,  P2O5  60—84,  SO3  31—52,  N  30—40,  dagegen  ist  der  Anspruch 
an  SiOg  bei  den  Gräsern  171—392  und  an  Cl  63—125  (letztere  Zahl 
gilt  nur  für  Phleum).  Bei  Leguminosen  und  Gramineen  ist  hiernach  ein 
augenfälliger,  gesetzmäßiger  Zusammenhang  zwischen  botanischer  Natur 
und  Mineralstoffaufnahme.  Um  einen  vorläufigen  Einblick  in  das  Verhalten 
verschiedener  anderer  Pflanzenarten  betreffs  der  Mineraistoffaufnahme  aus 
dem  Boden  zu  erhalten,  hat  der  Vf.  einige  wildwachsende  Arten  aus  ver- 
schiedenen Pflanzeufamilien  auf  ihre  mineralische  Zusammensetzung  unter- 
sucht. Setzt  man  auch  bei  diesen  den  Bedarf  der  Leguminosen  an  den 
einzelnen  Nährstoffen  =  100,  so  ist  der  der  untersuchten  wie  folgt: 


CaO    MgO 

K3O    Na20 

P2O5 

SO3  1    Cl 

SiOa 

N 

Leguminosen  1907 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

Chrysanthemum  Leucanthemum  .     . 

66 

77 

135 

70 

93 

99 

78 

140 

39 

Taraxacum  officinale 

5t; 

84 

2a) 

142 

156 

128 

133 

10b 

80 

Centaurea  Cyanus 

65 

76 

75 

180 

124 

104 

28 

106 

42 

Heracleum  Sphondylium    .... 

94 

103 

168 

20 

149 

82 

107 

41 

64 

Daucus  Carota 

75 

70 

109 

334 

92 

42 

47 

54 

65 

Dianthus  deltoides 

43 

57 

66 

52 

67 

— 

— 

— 

— 

Lychnis  Flos  Cuculi 

57 

135 

119 

666 

70 

61 

— 

109 

— 

Campanula  patula 

46 

87 

109 

148 

80 

93 

53 

166 

46 

Caltha  palustris 

55 

97 

140 

260 

124 

139 

IV 

i>b 

8b 

Aliema  Plantago 

55 

97 

84 

336 

76 

224 

91 

27 

78 

E,umex  acetosa 

33 

107 

70 

260 

91 

55 

50 

79 

— 

Malva  sylvestris 

150 

148 

175 

148 

137 

309 

118 

111 

112 

Aus  der  procentischen  Zusammensetzung  der  Eeinaschen  ist  zu  ersehen, 
daß  diejenigen  Pflanzen,  bei  denen  ein  enges  Verhältnis  zwischen  CaO  und 
MgO  besteht,  auch  ein  solches  zwischen  K2  0:Na2  0  aufweisen. 


170 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


B.  Einfluß  der  botanischea  Natur  und  der  Erntezeit  auf  die 
chemische  Zusammensetzung  des  "Wiesenheus.  Der  Vf.  teilt 
Analysen  von  Wiesenheu  mit,  welche  teilweise  bereits  früher  ausgeführt 
wurden  gelegentlich  der  Versuche  von  N.  Zuntz  und  R.  Ostertag  über 
den  Stoffwechsel  normal  und  anormal  ernährter  Kälber,  Sie  betrafen: 
1.  Ostpreuß.  Meliorations- Wiesenheu  1904,  4  Schnitte,  2.  Brandenburgisches 
Heu  und  3,  schädliches  Moorwiesenheu.  Nach  der  botanischen  Analyse^) 
enthielt  das  Wiesenheu  unter  1.  zu  den  verschiedenen  Erntezeiten: 

II.  Schnitt 
(Normalsohnitt) 

Phleum  pratense     .     .     88                        72  56 

Festuea  rubra    ...       4                        11  37 

Alopecurus  pratense   .2                          1  — 

Poa  trivialis  ....       5                        12  — 


I.  Schnitt 


III.  Schnitt 


IV.  Schnitt 
(Grummet) 

64% 
36  ., 


Dieses  Heu  enthält  danach  nur  Gräser  und  in  der  Hauptsache  Phleum, 
dem  in  den  beiden  letzten  Schnitten  beträchtliche  Mengen  Festuea  rubra 
beigemischt  sind.  Das  Brandenburgische  Heu  enthält  ebenfalls  in  der 
Hauptsache  Phleum  74  %,  dem  15  %  „Stauden"  (Leguminosen,  Kräuter?) 
beigemengt  sind.  Das  schädliche  Moorwiesenheu  enthält  22  %  Aira  caesp., 
13%  Poa  prat.,  4,4%  Agrostis  alba,  4%  Anthoxanthum,  2%  Phleum 
und  5  %  Carexarten.  Außerdem  kamen  zwei  Proben  von  „Mischkleeheu", 
sowie  verschiedene  Schnitte  eines  Oberlausitzer  Wiesenheu  (auf  stark- 
lehmigem Boden  gewachsen)  zur  Untersuchung.  Die  Flora  dieser  Wiese 
war  vornehmlich  ein  Gemisch  verschiedener  Süßgräser,  denen  zur  Zeit  des 
Normalschnittes  viel  Rumex,  Taraxacum  und  Aegopodium  —  zur  Zeit  der 
Grummeternte  sehr  viel  Heracleum  sphond.  —  beigemischt  war.  Die 
folgende  Übersicht  enthält  die  chemische  Zusammensetzung  der  Trocken- 
substanz obiger  Heusorten  in  %: 


Ostpreußisches 
Meliorations  -  Wieseaheu 


s 

c 

c 

JS 

o 

M 

t— 1 

►— < 

•o  o 


Misch- 
Kleehea 


Pommritzer 
Wiesenheu 


^.5 


Rohprotein  ,  . 
Fett  .... 
N-fr.  Extr.-Stoffe 
Rohfaser  .  .  . 
CaO  .... 
MgO  .... 
KoO  .... 
Nä^O  .... 
P.O,     .... 

SO3 

Cl 

SiO,     .... 


14,74 
3,39 
57,25 
18,14 
0.726 
0,269 
3,007 
0.035 
0,657 
0,273 
0,998 
0,625 


9.62|13,17 
3.'30'  4.21 
52,60'50,33 
29,03  25,21 
0, 797 1 1,298 
0,286  0,441 
2,190  2,290 
0.071  0,160 
0,.505  0,539 
0,232  0,442 
0,808!l,139 
0,680,0,893 


13,23 
3,66 
53,01 
23,40 
1,209 
0,426 
2,213 
0.103 
0,468 
0,389 
1,049 
1,033 


10,96 
4,17 
48,60 
28,76 
1,416 
0,502 
1,422 
0,386 
0.496 
0,522 
0,592 
1,716 


10,60 
3,95 
44,39 
36,38 
0,693 
0,308 
1,762 
0.082 
0,380 
0,275 
0,722 
0,582 


14,42 
2,83 
38,85 
34,40 
2.322 
0,612 
2,185 
0,302 
0,714 
0,728 
0,210 
0,784 


16.70 
2,52 
39,05 
31,59 
2.524 
0,542 
3,245 
0,518 
0,797 
0,514 
1,780 
0,782 


12,17 
3,62 
44,07 
29.32 
0,764 
0,300 
4.333 
0.103 
0,917 
0,407 
1,038 
2,742 


11,15 

4,27 
45,51 
27,48 
1,005 
0,344 
3,329 
0,196 
0,807 
0,492 
0,993 
4,294 


15,54 
4.36 
43,67 
24,16 
1,096 
0,369 
3,592 
0,083 
1,013 
0,516 
1,268 
4,007 


Der  Vf.  bemerkt  zu  diesen  Analysen  folgendes:  ,,Das  Überwiegen 
einer  oder  der  anderen  Pflanzenspecies  in  einer  Wiese  kann  wohl  gewisse 
Verschiebungen   in    der  mineralischen  Zusammensetzung   des  Trockenheues 


i)  Von  der  Moorveisuchsst.  Bremen  ausgeführt. 


B.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie.  171 

oder  seiner  Reinasche  bediogen;  jedoch  sind  dieselben  nicht  so  bedeutend 
und  augenfällig  wie  die  Unterschiede  zwischen  Papilionaceen  und  Gramineen. 
Die  chemische  Zusammensetzung  eines  Heues  wird  sich,  wenigstens  was 
die  Mineralbestandteile  anbelangt,  in  den  meisten  Fällen  zwischen  der  eines 
reinen  Leguminosen-  resp.  Gramineengemisches  bewegen."  „Die  angeführten 
Analysenwerte  zeigen  ferner,  daß  das  gegenseitige  Mengenverhältnis  der 
Mineralstoffe  nicht  die  Brauchbarkeit  einer  Heusorte  als  Viehfutter  be- 
stimmt. Die  schädlichen  Heuarten,  meist  von  Moor  wiesen  stammend,  zeigen 
keine  so  bedeutenden  Abweichungen  in  der  procentischen  Zusammensetzung 
ihrer  Eeinaschen  gegenüber  bekömmlicher  Heusorten,  daß  die  Krankheits- 
erscheinungen dadurch  bedingt  sein  könnten;  es  ist  mehr  der  Mangel 
an  CaO,  PgOg  und  Na^O  überhaupt,  welcher  das  Knochengerüst  ver- 
kümmern läßt.  (D) 

Über  die  Verteilung  der  Mineralbestandteile  in  den  Blättern  und 
über  deren  Verdrängung  beim  Untertauchen  in  Wasser.  —  Von 
G.  Andr6.^)  —  In  Fortsetzung  seiner  früheren  Versuche  hat  der  Vf.  wiederum 
Kastanienblätter  in  verschiedenen  Entwicklungszeiträumen  untersucht.  Der 
kühlere  Sommer  1912  hat  gegenüber  dem  trocknen  und  heißen  Sommer 
1911  bemerkenswerte  Unterschiede  hervorgerufen.  Das  Verhältnis  der 
Mineralbestandteile  und  des  Stickstoffs  ist  weniger  hoch  als  1911.  Aber 
die  Wanderung  dieser  Stoffe  ließ  doch  das  gleiche  Bild  erkennen:  Der 
Phosphor-  und  Stickstoffgehalt  erfährt  mit  dem  Alter  der  Blätter  eine  starke 
Abnahme;  der  Kaligehalt  steigt  an.  Ebenso  nehmen  Schwefel  und  Kalk 
beträchtlich,  Magnesia  weniger  stark  zu.  Zahlenmäßig  gestaltet  sich  die 
Verteilung  folgendermaßen: 

1912  Stickstoff    Phosporsäure    Schwefel     ^^^^      u^^gnesh     Kali 

0,77  '  0,63  0.93  0.42  1,21 

0,58  0,63  0,93  0,42  1,30 

0,59  0,99  1,92  0,47  1,40 

Der  Übertritt  der  Mineralbestandteile  in  Wasser  vollzog  sich  in  gleichem 
Sinne  wie  früher.  Der  Kalk  widersteht  der  Auswaschung  am  meisten; 
nur  der  fünfte  Teil  ging  in  Wasser  über.  Die  Magnesia  erwies  sich 
viel    beweglicher. 

Über  das  Verhalten  der  wichtigsten  Mineralbestandteile  und   des 
Stickstoffs  in  einigen  einjährigen  Pflanzen.    Von  G.  Andre.-)   —  Der 

Vf.  hat  betreits  früher  mitteilen  können,  daß  Gerste  im  Verlauf  ihrer  Ent- 
wicklung weder  Stickstoff  noch  Phosphor,  Schwefel,  Kalk  und  Magnesia 
verliert;  nur  Kali  und  Natron  zeigten  eine  bemerkenswerte  Abnahme.  Die 
vorliegenden  Versuche  wurden  mit  Spargel,  Lein  und  Hanf  angestellt. 
Bei  Spargel  (Spergula  arvensis)  nahm  der  Gehalt  des  Stickstoffs  und 
alle  Mineralbestandteile  bis  zur  Beendigung  der  Reife  zu.  Bei  Lein  ge- 
staltet sich  die  Stoffveränderung  folgendermaßen: 


2.  Juni     .     . 

.     2,38 

29.  Juli       .     . 

.     2,18 

25.  September 

.     1,84 

1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  scieaces  1913,  156,  564.  —  2)  Ebend.  1164. 


172 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 
In  hundert  Teilen  Trockensubstanz. 


II 

"5  -S 

i| 
OH 

2  ©o 

Schwefel- 
säure 
(SOb) 

o 

1 

"3 

c 
o 

1 

I.  Gesamtpflanze  . 

6.83     0,685    0,171 

0,047 

0,052 

0,113 

0,029 

0,210 

0,027 

(R.      . 

2,756   0,174   0,019 

0,006 

0,007 

0,017 

0,007 

0,030 

0,009 

IL  {P.  A. 

21,570    1,645  i  0,322 

0,138 

0,131 

0,256 

0,073 

0,487 

0,045 

(Gesamt 

24,326    1,819   0,351 

0,144 

0,138 

0,273 

0,080 

0,517 

0,054 

rR.     . 

4,449    0,197    0,025 

0,008 

0,005 

0.023 

0,007 

0.036 

0,007 

III.  {P.  A. 

46.350  i  2,655  ,  0,625 

0,278 

0,254 

0,491 

0,166 

0,741 

0,106 

[Gesamt 

50,799 

2,852    0,650 

0,286 

0,259 

0,514 

0,173 

0,777 

0,113 

rR.     . 

6,375 

0,380   0,030 

0,011 

0,015 

0,035 

0,008 

0,042 

0,012 

IV.  {P.  A. 

76.050 

3,802    1,049 

0,517 

0,403 

0,722 

0,266 

0,935 

0,121 

[Gesamt 

82,225 

4,182    1,079 

0,528 

0,418 

0,757 

0,274 

0,977 

0,133 

rR.    . 

7.64 

0,680  , 0,035 

0,010 

0,020 

0,043 

0,013 

0,049 

0,004 

V.  {P.  A. 

83.74 

3,475  [  1,222  ',  0,544 

0,293 

0,619 

0,251 

0,887 

0,175 

[Gesamt 

91.38 

4,155 

1,257 

0,554 

0,313 

0,662 

0,264 

0,936 

0,179 

In  der  Tabelle  bedeutet  R.  Wurzeln  und  P,  A.  obere  Pflanzenteiie. 
I.  =  Pflanze  vor  der  Blüte  (29.  Mai),  11.  =  Beginn  der  Blüte  (14.  Juni), 
III.  =  Beginn  der  Befruchtung  (28.  Juni),  lY.  =  vollständige  Befruchtung 
(15.  Juli),  V.  =  Fruchtreife  (29.  Juli).  —  Bei  Hanf  endlich  war  bis  zur  voll- 
ständigen Fruktification  eine  stete  Zunahme  der  genannten  Stoffe  festzustellen. 

Über  das  Verhältnis  der  basischen  und  sauren  Mineralbestand- 
teile in  den  Geweben  der  Pflanze.  Von  G.  Andre.  ^)  —  Wenn  man 
annimmt,  daß  im  Verlauf  der  Vegetation  keine  Entfernung  basischer  Mineral- 
stoffe aus  den  Pflanzengeweben  stattfindet,  so  muß  jederzeit  die  Menge  der 
Basen  denen  der  Säuren  äquivalent  sein.  Das  ist  wie  der  Yf,  bei  Ver- 
suchen mit  Gerste  zeigen  konnte,  nicht  der  Fall,  soweit  der  als  Nitrat  auf- 
genommene Stickstoff  in  Frage  kommt.  Es  muß  im  Laufe  des  Wachstums 
eine  Abscheidung  von  Basen  (durch  Exosmose)  stattfinden,  oder  aber  es 
kann  der  Stickstoff  in  die  Pflanze  nicht  ausschließlich  in  Nitratform  ein- 
treten.    Zahlenmäßig  ergibt  sich  folgendes: 

10.  Juni         23.  Juni 


Anf  100  der  bei  llOO  G.  getrockneten 
Gerstenpüanzen 


.  Juli 

Ähren-  Ähren  Beginn 

ansatz  in  Blüte  der  Reife 

Gesamt -Stickstoff 7,03  8,69  10,42 

Phosphorsäure  (H3POJ      .     .     .       4,68  6,13  6,88 

Schwefelsäure  (SO3) 3.68  3,45  4.98 

Chlor 1,17  1,24  1,15 

Kalk 3,75  4,47  4,58 

Magnesia 1,59  2,05  2,29 

Kali 9,64  10,80  9,86 

Natron 3,87  2,95  1,79 

Stickstoff  nicht  durch  Basen   ge- 
deckt auf  100  Gesamtstickstoff     45,04  55,22  76,08 


20.  Juli 

Vollreife 

12,39 
7,14 
5,23 
0.97 
4;98 
2,,52 
8,91 
1,95 


.  August 
Totreife 

10,36 
7,14 
5,09 
0,88 
3,89 
2,25 
6,66 
1,29 


79,75         91,35 


Die  Menge  des  nicht  durch  Basen  gebundenen  Stickstoffs  nimmt 
gegen  das  Ende  des  Wachstums  zu.  Da  aber  ein  beträchtlicher  Stickstoff- 
überschuß bereits  vor  der  Wiederausscheidung  von  Basen  vorhanden  ist, 
so  hat  die  Annahme,  daß  ein  Teil  des  Stickstoffs  nicht  in  Nitratform  auf- 


^)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1914—16. 


B.  Pflanzen  Wachstum.     1.  Physiologie.  173 

genommen  wird,  viel  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Bei  Lein  fand  der  Yf., 
wie  in  einer  früheren  Arbeit  dargetan  wurde,  das  Gleiche,  und  die  Mehr- 
zahl der  Pflanzen  dürften  sich  ähnlich  verhalten.  Dagegen  wurde  bei 
Spargel  das  Entgegengesetzte  beobachtet,  nämlich  ein  Überschuß  au  Basen. 
Offenbar  entnimmt  der  Spargel  dem  Boden  Magnesia  und  Kalk  in  Form 
von  Dicarbonat.  Diese  Aufnahme  nimmt  bis  zum  Ende  der  Blütezeit  zu, 
sinkt  dann  aber  wieder. 

Untersuchungen  über  den  Umsatz  der  Phosphorsäure  im 
Pflanzenorganismus  in  verschiedenen  Vegetationsstadien  und  bei 
verschiedenen  Phosphorsäuredüngungen.  Yon  L,  Seidler. '^I  —  Der  Vf. 
faßt  die  Ergebnisse  seiner  Versuche  dahin  zusammen:  Der  Stickstoffgehalt 
der  oberirdischen  Organe  steigt  bis  zum  Ende  der  Vegetation  (Hirse,  Gerste, 
Hafer);  dem  entspricht  eine  Abnahme  in  den  Wurzeln  (Hafer).  Die  Auf- 
nahme der  Gesamtphosphorsäure  verläuft  der  Bildung  der  Trockensubstanz 
keineswegs  parallel.  Die  zunächst  in  erheblichen  Mengen  aufgenommenen 
anorganischen  Phosphate  werden  allmählich  in  organische  Formen  über- 
geführt: bei  Gerste  vornehmlich  in  Eiweißstoffe  und  Lecithine,  bei  Hafer 
spielt  das  Phytin  eine  größere  Rolle,  das  im  Verlauf  der  Vegetation  ständig 
zunimmt.  Das  Verhältnis  von  anorganischer  zu  organischer  Phosphorsäure 
verschiebt  sich  mit  zunehmender  Entwicklung  der  Pflanze  zugunsten  der 
organischen  Bindung. 

Die  Pflanze  und  die  Salze  des  Bodens.  Von  N.  Tulaikow.^)  — 
Den  wasserlöslichen  nichtnährenden  Salzen  des  Bodens  kommt  zweifellos, 
eine  sehr  ernste  Beteiligung  an  dem  Schicksal  der  den  Boden  bedeckenden 
Vegetation  zu  und  diese  Beteiligung,  die  mit  den  allerersten  Stadien  der 
Entwicklung  der  Vegetation  beginnt,  setzt  sich  bis  zum  Abschluß  ihres 
Wachstums  und  bis  zur  Ernte  fort.  In  den  ersten  Stadien  des  Wachstums 
{Quellen,  Keimen  des  Samens)  wirken  die  nichtnährenden  Salze  des  Bodens, 
wie  es  scheint,  hauptsächlich  physikalisch,  indem  sie  einen  bestimmten 
osmotischen  Druck  bedingen  und  ebendadurch  den  Proceß  der  Wasser- 
aufnahme durch  den  quellenden  und  keimenden  Samen  regulieren.  Die 
individuellen  Besonderheiten  der  Salze  äußern  sich  ziemlich  schwach,  und 
isotonische  Lösungen  verschiedener  Salze  üben  eine  sehr  ähnliche  Wirkung 
aus.  —  Die  Giftwirkung  verschiedener  Salze  auf  junge  Keimlinge 
verschiedener  Samen  läuft  in  der  weit  überwiegenden  Mehrzahl  der  J^'älle 
auf  eine  endgültige  Plasmolyse  des  Inhalts  der  Wurzelzellen  hinaus;  in 
einigen  Fällen  scheinen  die  Salze  chemisch  zu  wirken,  indem  sie  die  Ge- 
webe zerstören  oder  den  Inhalt  der  an  der  Oberfläche  liegenden  Zellen 
der  Wurzel  zum  Gerinnen  bringen.  —  Dieser  oder  jener  Gehalt  der  nicht- 
nährenden Salze  in  der  Bodenlösung  spiegelt  sich  in  dem  Charakter  des 
Wachstums  der  Pflanzen  und  der  Ernte  sehr  scharf  wider:  die  Wachtums- 
phasen  verlaufen  in  Lösungen  von  starker  Concentration  und  von  hohem 
osmotischen  Druck  schneller,  die  Gesamternte  und  die  Körnerernte  bleibt 
merklich  zurück,  hingegen  nimmt  die  Menge  stickstoffhaltiger  Substanzen 
in  der  Gesamterute  und  besonders  die  Menge  des  Eiweißstickstoffs  im  Korn, 
z.  B.    des    Weizens    sehr   merklich    zu.      Der   Einfluß    der    Erhöhung   des 


1)  Ldwsch.  Versuchsst.  1913,  79'80.  563.  —  -)  Russ.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1918,  14,  52. 
Deutsch,  Ausz. 


174  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

osmotischen  Drucks  der  Bodenlösung  auf  das  Anwachsen  der  Stickstoff- 
menge im  Weizenkorn  äußert  sich  besonders  scharf  in  der  Periode  der 
Ausbildung  und  des  Reifens  der  Körner,  wie  Versuche  mit  verschiedenen 
Feuchtigkeitsmengen  im  Boden  in  verschiedenen  Momenten  der  Entwicklung 
der  Pflanzen  erwiesen  haben.  (D.) 

I.  Die  antitoxische  Wirkung  von  gewissen  nährenden  und  nicht- 
nährenden  Basen  bei  Pflanzen.  Von  M.  M.  McCooI.^)  —  Der  Zweck 
dieser  Arbeit  war,  das  Minimum  einer  Base  zu  bestimmen,  welches  als 
Gegengift  gegen  eine  giftige  andere  Base  wirkt.  Die  Versuche,  über  welche 
der  Vf.  berichtet,  schließen  Studien  über  die  Basen:  Ca,  K,  Na,  NHg,  Mg, 
Sr  und  Ba  ein.  Im  Studium  über  die  Beziehungen  von  Ca-  und  Sr-Ions 
waren  diese  als  Ca(N03)2  +  Sr(N03)2  und  als  CaCIg  +  SrClg  combiniert. 
Die  Versuche  mit  Ca  und  Mg  wurden  mit  CaClg  + -^^S^lg  und  CaClg 
-f-  MgS04  ausgeführt.  In  allen  anderen  Fällen  wurden  nur  die  Chloride 
verwendet.  Wechselseitige  Antogonismen  existieren  in  folgenden  Com- 
binationen:  Mg  +  Sr,  Mg  -f  Ba,  Na  +  K,  Na  +  NHg,  Na  +  Sr,  K  -f  Sr  und 
K  -}-  Ba.  Die  zu  den  Versuchen  verwendeten  Lösungen  waren  Normallösungen ; 
bei  einwertigen  Salzen  enthielt  111g  Molecuie,  bei  zweiwertigen  0,5  g. 
Als  Vorratslösungen  wurden  Nl^  angefertigt  und  andere  Concentrationen 
durch  Verdünnung  hergestellt.  Bei  einigen  der  Versuche  wurden  Weizen- 
sämlinge, bei  anderen  Erbsensämlinge  verwendet.  Die  Samen  wurden  zu- 
nächst mit  einer  Formaldehydlösung  (1 :  600)  behandelt.  Die  Keimlinge 
wurden  mit  destilliertem  Wasser  gewaschen  und  in  die  Salzlösungen  ge- 
senkt, wenn  ihre  Würzelchen  eine  Länge  von  etwa  2  Zoll  Länge  erreicht 
hatten.  Hinsichtlich  der  ausführlichen  Erläuterung  der  Versuche  müssen 
wir  auf  den  Originalbericht  verweisen.  Hier  folgen  nur  die  Schlüsse, 
welche  der  Vf.  aus  seiner  Arbeit  gezogen  hat:  1.  Jede  der  folgenden 
Basen  (in  gegebener  Reihenfolge)  sind  den  Sämligen  schädlich:  Ba,  Sr, 
NHg,  Mg,  Na,  K.  2.  Wechselseitige  Antagonismen  entstehen,  wenn 
Kationen  zusammen  gegenwärtig  sind  in  folgenden  Lösungen :  Mg  und  Sr, 
K  u.  Sr,  Na  u.  Sr,  Na  u.  K,  Na  u.  NH3,  K  u.  Ba,  Mg  u.  Ba,  doch  Ca 
ist  von  den  studierten  Substanzen  am  meisten  wirksam,  die  toxische 
Wirkung  zu  verhindern.  3.  Schutzwirkung  ist  nicht  begrenzt  bei  den 
sog.  wesentlichen  Nährstoffen;  Na,  Sr  und  Ba  besitzen  diese  Eigenschaft. 
4.  Die  günstigsten  Resultate  wurden  von  der  Anwendung  von  Kalk  zu 
manchen  Bodentypen  erhalten,  zweifellos  z.  T.  der  Eigenschaft  als  Gegen- 
gift zuzuschreiben. 

U.  Die  Giftigkeit  des  Mangans  und  antitoxische  Beziehung 
zwischen  diesem  und  verschiedenen  anderen  Kationen  bei  grünen 
Pflanzen.  —  Der  Vf.  bespricht  zunächst  die  über  das  Vorkommen  im 
Boden  und  in  den  Pflanzen  vorliegende  Literatur  sowie  die  über  die  An- 
wendung des  Mn.  Der  Vf.  führte  mit  Erbsen-  und  Weizenkeimen  Ver- 
suche aus  und  zwar  in  destilliertem  Wasser,  in  Nährlösung  und  in  Boden. 
Die  Ergebnisse  führten  zu  folgenden  Schlüssen:  Reine  Lösungen  von 
Mangansalzen  sind  außerordentlich  schädlich  für  Erbsen-  und  Weizen- 
sämlinge. Der  Grad  der  Giftigkeit  wird  stark  herabgesetzt  bei  vollen 
Nährlösungen   und  bei  Bodenkulturen.     Die   schädliche  Wirkung   des  Mn- 


1)  Comell  Univ.  Agric.  Exper.  Stat.  Augnst  1913,  Memoir  Nr.  2,  121—166,  171—198  u.  201—215. 


B.   Pflanzen-Wachstum.     1.  Physiologie.  175 

Ions  richtet  seh  hauptsächlich  gegen  die  Stengel.  Chlorose  der  Blätter  ist 
die  erste  Anzeige  der  Wirkung  von  Mn.  Mn  ist  weniger  schädlich 
Pflanzen,  die  im  Dunkel  wachsen,  als  solchen,  die  im  Lichte  wachsen. 
Ca-,  K-,  Na-  und  Mg-Ions  verhindern  die  schädliche  "Wirkung  des  Mn. 
Wechselseitige  Antagonismen  bestehen  zwischen  dem  Mn-Ion  und  jeder  der 
folgenden:  K,  Na  und  Mg. 

III.  Griftigkeit  verschiedener  Kationen.  Diese  wurde  an  Feld- 
erbsen- und  Weizen  Sämlingen  geprüft.  Die  Ergebnisse  sind  in  folgenden 
Sätzen  verzeichnet:  Ba,  Sr,  NHg,  Mg,  Na  und  K  —  in  der  gegebenen 
Reihenfolge  sind,  wenn  jedes  allein  in  Lösung  ist,  sehr  giftig  gegen  Säm- 
linge. In  vollen  Nährlösungen  und  in  Bodenkulturen  wird  die  Giftigkeit 
stark  vermindert.  Bei  vorher  erzogenen  Sämlingen  sterben  die  Wurzeln 
ab,  wenn  sie  in  starke  Lösungen  gebracht  werden.  Sämlinge,  die  10  Tage 
in  destilliertem  Wasser,  in  Leitungswasser  oder  in  voller  Nährlösung  ge- 
wachsen waren,  widerstehen  der  A^ergiftung  besser  als  solche,  die  un- 
mittelbar in  toxische  Lösung  gebracht  wurden.  (d.) 

Die  antitoxische  Rolle  des  Calciums  gegenüber  einigen  Nähr- 
salzen in  Wasserkulturen  von  Erbse  und  Lupine.  Von  M"^  C.  Robert.^) 
—  Die  Vf.  übertrug  auf  destilliertem  Wasser  entwickelte  Keimlinge  von 
Erbsen  und  Lupinen  aut  Lösungen  von  MgS04,  KHjPO^  und  NH^NOg  in 
Concentrationen  von  250  bezw.  500  mg  p.  1.  Die  Keimlinge  entwickelten 
sich  in  diesen  Lösungen  durchaus  nicht  weiter,  nahmen  jedoch  das  Wachs- 
tum wieder  auf,  sobald  diesen  Lösungen  eine  genügende  Menge  eines  Ca- 
Salzes  hinzugefügt  wurde.  CaSO^  in  einer  Concentration  seiner  Lösung 
von  500  mg  p.  1  wirkt  nicht  toxisch,  begünstigt  im  Gegenteil  in  sehr 
merklicher  Weise  die  Entwicklung  der  jungen  Pflänzchen.  Die  Lösungen 
von  Mg,  K  und  NH^  in  obiger  Concentration  wirken  giftig,  die  Giftigkeit 
dieser  Salze  wird  jedoch  durch  Zusatz  zon  einem  Ca-Salz  unterdrückt.      (D.) 

Über  die  Wanderungen  von  Betain  in  Pflanzen  bei  einigen 
Vegetationsvorgängen,  Von  V.  Stanek, -)  —  Der  Vf.  hatte  schon  früher 
beobachtet,  daß  sich  das  Betain  in  einzelnen  Pflanzenorganen  anzuhäufen 
scheint.  Seine  vorliegenden  Untersuchungen  erstrecken  sich  auf  den  Betain- 
nachweisin  Blättern :  Beta,  Lycium,  Ati'iplex,  Samen:  Gerste, Rübe,  Amarantus, 
Wurzeln:  Beta.  Es  ergab  sich  folgendes:  Junge  Blätter  enthalten  mehr 
Betain  als  ältere  derselben  Pflanze;  auch  das  Verhältnis  zum  Gesamtstick- 
stoff ist  bei  jenen  ein  engeres.  Die  Abnahme  des  Betaingehaltes  mit  dem 
Älterwerden  und  Ableben  der  Organe  erklärt  der  Vf.  mit  einer  Rück- 
wanderung in  die  Organe  der  Mutterpflanze,  denn  Zersetzungsproducte  des 
Betains  (Trimethylamin)  wurden  nicht  nachgewiesen.  Das  Betain  scheint 
also  kein  Abfallproduct  des  Stickstoffwechsels  zu  sein.  Bei  der  Keimung 
des  Samens  wird  Betain  gebildet.  Während  des  Sprossens  wird  Betain 
aus  den  Wurzeln  nach  den  Blättern  transportiert.  Da  sich  die  Wirkung 
des  Lichtes  ohne  Einfluß  auf  die  Betainbildung  erwies,  so  ergiebt  sich, 
daß  diese  bei  der  Kohlenstoffassimilation  keine  Rolle  spielt. 

Die  Synthese  der  Amidkörper  auf  Kosten  des  durch  die  Wurzeln 
absorbierten  Ammoniaks.     Von  D.  Prianischnikow.  ^)  —  Zu  der  Frage, 

*)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  Nr.  11,  915—918.  —  2)  Ztschr.  f.  physiol. 
Chem.  1913,  75,  262.  -  3)  Rev.  geaeral.  Botany  1913,  25,  5. 


176  Landwirtscliaftliche  Pflanzenproduction. 

ob  etiolirte  Pflanzen  befähigt  sind,  Ammoniak  in  Amide,  insbesondere 
in  Asparagin  umzuwandern,  hat  der  Vf.  eine  Reihe  von  Versuchen  mit 
verschiedenen  Pflanzen  angestellt,  die  diese  Frage  grundsätzlich  bejahen, 
anderseits  aber  dartun,  daß  die  Bedingungen  für  die  Amidbildung  nicht 
für  alle  Pflanzen  gleiche  sind.  Der  Vf.  unterscheidet  da  3  Gruppen: 
1,  Pflanzen,  die  Chlorammon  und  Ammousiüfat  gut  vertragen,  Ammoniak 
leicht  absorbieren  und  Amid  bilden,  ohne  daß  hierfür  besondere  Bedingungen 
zu  schaffen  wären:  Gerste,  Mais,  Kürbis.  2.  Pflanzen,  die  aus  Ammoniak- 
salzen erst  nach  Zugabe  von  kohlensaurem  Kalk  Ammoniak  assimilieren 
und  Asparagin  bilden:  Erbse,  Wicke,  3.  Pflanzen,  bei  denen  durch  die 
Ammoniakaufnahme  sogar  eine  Verminderung  des  Asparagingehaltes  fest- 
zustellen ist  und  die  auch  durch  Kalkgaben  nicht  zu  einer  Amidbildung 
gebracht  werden  können:  gelbe  Lupine. 

Bildung  von  Harnstoff  durch  die  höheren  Pflanzen.  Von 
R.  Fosse. ^)  • — •  Daß  Pilze  Harnstofi"  zu  bilden  vermögen,  ist  bekannt;  der 
Vf.  selbst  hat  für  Aspergillus  und  Penicillium  eine  Harnstoffproduction 
aus  Zucker  und  Ammoniak  nachgewiesen.  Die  vorliegenden  A^ersuche  er- 
streckten sich  auf  Weizen,  Gerste,  Mais,  Erbsen,  Bohnen  und  Klee.  Die 
auf  ausgeglühtem,  feuchtem  Sand  ausgelegten  Samen  wurden  zu  12 — 15  cm 
hohen  (Erbse)  Pflänzchen  herangezogen,  was  etwa  4  Wochen  dauerte. 
Dann  wurden  sie  gewasclien  und  mit  essigsaurem  Alkohol  ausgezogen.  In 
dem  Filtrat  wurde  der  Harnstoff  bestimmt.  Resultat:  0,064  ^Jq  Harnstoff 
auf  Trockensubstanz.  In  Weizen,  Mais  und  Erbse  konnte  auch  in  den 
ruhenden  Samen  Harnstoff  nachgewiesen  werden,  allerdings  nur  0,01  g  auf 
1000  g  Trockensubstanz.  —  Bei  der  Pferdebohne  wurde  weiter  nach- 
gewiesen, daß  sich  der  Harnstoff  im  Embryo  anhäuft,  daß  er,  selten  oder 
nie  in  den  Cotj-ledonen  anzutreffen  ist.  Maiskeimlinge  dienten  endlich  zu 
der  Feststellung,  daß  die  Harnstoffbildung  nicht  etwa  das  Ergebnis  der 
Lebenstätigkeit  von  Mikroorganismen  ist,  sondern,  daß  die  Zelle  der  höheren 
Pflanze  selbst  zu  seiner  Ausbildung  befähigt  ist,  denn  in  aseptisch  und 
normal  gekeimten  Maispflänzchen  wurde  Harnstoff  in  gleicher  Weise  gefunden. 

Die  Zersetzung  von  Harnstoff,  Harnsäure,  Hippursäure  und 
Glykokoll  durch  Schimmelpilze.  Von  A,  Kossowicz. -)  —  Der  Vf.  hat 
mit  einer  Reihe  von  Schimmelpilzen  Versuche  angestellt,  die  dartun  sollten, 
ob  diese  Organismen  die  genannten  organischen  Stoffe  als  einzige  Kohlen- 
stoff- und  gemeinsame  Kohlenstoff-  und  Stickstoffquelle  ausnutzen  können. 
Die  Nährlösungen  waren  folgendermaßen  zusammengesetzt: 

Kaliumnitrit  lg  |  —  I  — 

Ammonnitrat  lg'  —  l  — 

Ammonchlorid  0,5  g  —  '  — 

prim.  Kaliumphosphat  0,5  g  '  dasselbe,  0,5  g  1  dasselbe,  1,0  g 
Calciumsulfat  \  ^                   dieselben,  Spuren  dieselben,  Spuren 

Eisenchlorid     /     P'*''®°        |  Magnesiumsulfat  0,5  g        |  dasselbe,  0,5  g 

Harnstoff  4  g  |  Harnstoff  6  g  j  Harnstofi  1  g 

Wasser  1  1  |  Wasser  1  1  \  Wasser  1  1 

Die  mit  je  50  ccm  dieser  sterilen  Nährlösungen  beschickten  Kölbchen 
wurden  mit  den  Pilzen  beimpft  und  bei  20  ^  C.  6  Wochen  gehalten.  Bei 
Harnstoff  trat  fast  nie  ein  Pilzwachstum  ein;  er  stellt  also  keine  geeignete 


1)  Compt.  read,  de  l'Acad.  1913,  156,  567.  —  2)  Ztschr.  f.  Gäiongsphys.  1912,  2,  81. 


B.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie.  177 

Kohlenstoff-  und  Stickstoffquelie  dar.  Nur  Penicillium  brevicaule  und 
Fusisporium  scheinen  ihn  etwas  ausnutzen  zu  können.  Anders  verhielten 
sich  die  anderen  Stoffe:  auf  Harnsäurekulturen  gelangten  die  Pilze  zu 
ziemlich  guter,  auf  Hippursäurekulturen  meist  zu  sehr  guter  Entwicklung. 
Auch  Glycocoll  wurde  ausgenutzt. 

Über  ein  aerobes  Stickstoff  assimilierendes  Clostridium.  Von 
Stephanie  Rosenblat- Lichtenstein  und  H.  Pringsheim.  i)  —  Die  aus- 
schließlich anaerobe  Natur  der  Clostridiu märten  ist  bereits  durch  frühere  Be- 
obachtungen Pringsheim's  und  Bredemann's  in  Frage  gestellt  und  auch 
Be necke  bezeichnet  das  Clostridium  Americanum  als  aerob.  Die  Vff.  haben 
nun  aus  Gartenerdeextrakt  in  Winogradskyscher  Nährlösung  eine  Kultur 
erhalten,  die  weiter  auf  Kartoffel  übertragen  und  zur  Untersuchung  heran- 
gezogen wurde.  Unter  den  isolierten  Organismen  fand  sich  ein  endstäudiges 
sporenbildendes  Stäbchen,  das  seinem  ganzen  Charakter  nach  zwischen 
Clostridium  und  Plectridium  steht.  Stickstoff  w^urde  assimiliert,  doch  war 
das  Bindungsvermögen  nur  halb  so  stark  als  das  des  Americanum. 

Sterile  Kulturen  einer  höheren  Pflanze.  Assimilation  von 
Ammoniak-    und    Nitrat -Stickstoff.      Von   Iw.    Schulow. ''^)   —    Die    vom 

Vf.  angewandte  Methode  der  sterilen  Wasserkultur  von  Mais  ist  bereits 
früher  3)  beschrieben.  Hier  werden  die  Resultate  aufgeführt.  Die  Tabellen 
zeigen,  daß  die  sterile  Kultur  einige  Folgerungen,  die  früher  durch  ge- 
wöhnliche (nicht  sterile)  Sandkulturen  angedeutet  wurden,  bestätigt  hat, 
und  zwar:  die  Assimilation  von  Ammoniak -Stickstoff  aus  (NH^)2S04;  die 
bedeutende  Steigerung  der  Ausnutzung  des  Phosphorits  unter  dem  Einfluß 
von  NH^NOj;  die  bedeutende  physiologische  Acidität  von  (NH^)2S04;  den 
deprimierenden  Einfluß  von  (NH4)2S04  auf  die  Entwicklung  der  Pflanzen; 
das  Unschädlichwerden  von  (NH4)2S04  unter  der  Einwirkung  von  NH^NOg. 
Diese  Schlußfolgerungen  sind  nicht  neu.  Aber  nur  nach  Bestätigung  durch 
sterile  Kulturen,  können  sie  als  unbestreitbar  angesehen  werden.  Neu  und 
mehr  oder  weniger  unerwartet  ist  die  Tatsache,  daß  NH^NOj  sich  (im 
vorliegenden  Falle  am  1 1/2  Monate  alten  Mais)  nicht  als  physiologisch 
sauer  erwiesen  hat,  wofür  man  diese  Verbindung  bisher  auf  Grund  dessen 
zu  halten  geneigt  war,  daß  in  ihrer  Gegenwart  eine  bessere  Ausnutzung 
von  Phosphorit  beobachtet  wurde.  Die  Ursache  dieser  letzteren  Wirkung 
muß  in  etwas  anderem  gesucht  werden.  (D.) 

Versuche  mit  sterilen  Kulturen  höherer  Pflanzen.  Von  Iw. 
Schulow.  *)  —  Vor  einigen  Jahren  teilte  der  Vf.  ^)  eine  Methode  zu  steriler 
Kultur  höherer  Pflanzen  mit,  die  ihn  dann  in  den  Stand  setzte  eine  Reihe 
wichtiger  Fragen,  zu  deren  Lösung  die  Sterilität  des  Mediums  unbedingt 
erforderlich  ist,  in  Angriff  zu  nehmen.  Seine  vorliegenden  Untersuchungen 
erstrecken  sich  auf  Wasserkulturen  von  Mais  und  Erbsen.  Er  benutzte 
die  H eil riegel' sehe  Nährlösung  unter  Variation  der  Stickstoff-  und  Phosphor- 
quelle: Caiciumnitrat,  Ammonnitrat,  Asparagin  —  Kaliumphosphat,  Lecithin, 
Phytin.  Alle  Stickstoff-  und  Phosphorverbindungen  wurden  in  bestimmten 
Wassermengen    vom    allgemeinen    Nährsubstrat    gesondert    sterilisiert   und 


1)  Ctrlbl.  Bakterid.  IL  Abt.  1913,  36,  468.  —  2)  Russ.  Joum.  f.  experim.  Ldwsch.  1912,  13, 
205.  Deutsch.  Ausz.  —  s)  Ebend.  1911,  VI.  und  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1911,  31,  H.  8.  —  *)  Ber. 
deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  97.  —  5)  Ebend.  1911,  29,  504. 

Jahresbericht  1913.  12 


178  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

erst  nach  der  Sterilisation  hinzugefügt.     Die  behandelten  Fragen  und  deren 
Ergebnisse  waren  folgende: 

1.  Assimilation  des  Phosphors  organischer  Verbindungen, 
Die  Phosphorsäure  des  Lecithins  wird  durch  Mais  und  Erbse  nicht  assimiliert. 
Nebenher  zeigte  sich  übrigens  der  große  Einfluß  der  Mikroorganismen  auf 
die  Lösung  organischer  Phosphate.  Das  Phytin  scheint  den  höheren  Pflanzen 
bei  weitem  zugänglicher  zu  sein.  Die  Erbse  absorbiert  den  organischen 
Teil  der  Phytinphosphorsäure  sicherlich.  Vom  Mais  läßt  sich  solange  nichts 
Bestimmtes  aussagen,  als  es  fraglich  ist,  ob  die  in  einem  Iprocent.  essig- 
sauren Phytinauszug  vorhandene  Phosphorsäure  organischer  Natur  ist.  Die 
in  der  Ernte  gefundene  Phosphorsäuremenge  entsprach  fast  vollkommen 
der  Menge,  die  auch  der  essigsaure  Auszug  der  Gefäße  ohne  Pflanze  ent- 
hielt. Jedenfalls  hält  der  Vf.  den  Beweis  für  erbracht,  daß  die  höheren 
Pflanzen  befähigt  sind,  Phosphorsäure  in  organischer  Form  aufzunehmen. 
Die  bisher  darüber  angestellten  Versuche  sind  nur  in  nicht  sterilen  Kulturen 
durchgeführt.    Die  Angaben  Stocklasa's  hierüber  stellt  der  Vf.  in  Frage. 

2.  Zur  Frage  nach  den  organischen  Wurzelausscheidungen. 
Auf  Grund  seiner  sterilen  Kulturen  konnte  der  Vf.  zunächst  den  Be- 
fund Maze's,  daß  Erbsen  und  Mais  beträchtliche  Mengen  reduzierender 
Zuckerarten,  Mais  auch  Äpfelsäure  ausscheiden,  bestätigen.  Er  konnte  sie 
weiter  dahin  ergänzen,  daß  erstens  auch  Erbsen  Äpfelsäure  in  ihren  "Wurzel- 
ausscheidungen bilden,  und  daß  zweitens  Mais  und  Erbsen  größere  Anteile 
nicht  reducierender  Zucker,  sogar  noch  reichlichere  Mengen  als  von  re- 
ducierenden  Zuckern  ausscheiden.  Die  quantitativen  und  qualitativen  Be- 
stimmungen der  nachgewiesenen  Verbindungen  ließen  nicht  mit  voller 
Bestimmtheit  reichlichere  Ausscheidungen  der  Erbsen  im  Vergleich  zu  Mais 
feststellen;  sie  haben  aber  deutlich  den  ungleichen  Einfluß  der  verwerteten 
Stickst olfquellen  ergeben,  indem  Ammounitrat  (besonders  für  die  Zuckerarten) 
günstiger  wirkte  als  Calciumnitrat.  Die  Behauptung  Stocklasa's,  daß 
Pflanzen  bei  normaler,  aerober  Atmung  der  Wurzeln  organische  Säuren  nicht 
auszuscheiden  vermögen,  bestätigte  sich  in  des  Vf.  Versuchen  somit  nicht. 

3.  Erklärung  des  lösenden  Einflusses  von  Ammoniumnitrat 
auf  die  in  Wasser  unlöslichen  Phosphate.  Junge  Pflanzen  nutzen 
aus  Ammonnitrat  den  Ammoniakstickstoff  in  höherem  Grade  aus;  in  mittleren 
Entwicklungsstadien  werden  Ammoniak-  und  Nitratstickstoff  gleichmäßig 
entnommen,  und  in  späteren  Vegetationsabschnitten  wird  der  Salpeterstickstoff 
bevorzugt.  Dementsprechend  wird  das  Ammonnitrat,  das  zunächst  eine 
physiologisch  saure  Stickstoffquelle  ist,  nach  und  nach  physiologisch  neutral, 
dann  sogar  alkalisch.  Jene  ursprüngliche  Säurewirkung  spielt  in  der  Lösung 
und  Verwertung  der  unlöslichen  Phosphate  fraglos  eine  große  Rolle.  Auch 
die  Tatsache  einer  erhöhten  Säure-  und  Zuckerausscheidung  durch  die 
Wurzeln  bei  Gegenwart  von  Ammonnitrat  ist  mit  der  Lösung  der  Phosphate 
in  Zusammenhang  zu  bringen. 

Die  Eiweißbildung  durch  höhere  Pflanzen  in  der  Dunkelheit  (in 
steriler  Kultur).  Von  Iw.  Schulow.i)  —  Ein  kleiner  Versuch  einer  sterilen 
Kultur  von  Mais  im  Dunkeln  unter  Darbietung  eines  fertigen  Kohlehydrats 
(Sacharose)  hat  gezeigt:  Assimilation  des  stickstofffreien  organischen  Materials, 


1)  Rnss.  Journ.  l.  experim.  Ldwsch.  1912,  13,  209.    Deutsch.  Ausz. 


B.   Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie.  179 

den  hemmenden  Einfluß  von  (NH4)2S04  auf  die  Entwicklung  der  Pflanze, 
das  Unschädlich  werden  dieser  Verbindung  durch  NH4NO3,  eine  bedeutende 
Zunahme  der  Eiweißstoffe.  Außerdem  hat  der  gegebene  Versuch,  der  nach 
der  gleichen  Methode  wie  der  vorhergehende  am  Licht  angestellt  worden 
ist,  die  Anwendbarkeit  und  Zuverlässigkeit  dieser  Methode  bekräftigt.    (D.) 

Der  Einfluß  von  Ölvorräten  der  Samen  und  der  Temperatur 
auf  den  Rispirationscoefficient  q-".  Von  Sergius  L.  Ivanow.^)  —  Die 
Versuche  wurden  mit  Keimlingen  von  verschiedenen  öireichen  Samen  aus- 
geführt. "Wie  es  aus  den  Tabellen  ersichtlich  ist,  hat  die  Temperatur 
großen  Einfluß  auf  den  Respirationscoefficient,  und  zwar  wird  letzterer 
kleiner.  Die  Analyse  dieser  Erscheinung  zeigt  deutlich,  daß  die  Aus- 
scheidung von  CO2  durch  die  Keimlinge  nicht  so  intensiv  kleiner  wird 
und  die  Absorption  von  0,  nicht  so  intensiv  fällt.  Der  Vf.  meint  in 
diesen  Versuchen  mit  niedrigen  Temperaturen  eine  Methode  zum  Anhäufen 
von  Zwischenproducten  zu  sehen,  welche  zu  isolieren  es  bis  jetzt  noch 
nicht  gelungen  ist.  Es  ist  deutlich,  daß  bei  niedrigen  Temperaturen  in 
den  Pflanzen  ein  anderer  Stoffwechsel  herrscht,  wie  bei  hohen  und  daß 
das  Verbrennen  der  organischen  Substanzen  nicht  bis  COg  geht.  —  Der 
Respirationscoefficient  hängt  von  äußeren  Bedingungen  und  von  der  Natur 
der  Pflanze  ab  und  kann  die  bekannte  Gruppe  von  ölhaltigen  Samen  nicht 
charakterisieren.  (D-) 

Zur  physiologischen  Funktion  des  Calciums.  Von  O.  Loew,')  — 
Die  schon  früher  an  Spirogyrazellen  beobachtete  Contraction  des  Zellkernes 
bei  Einwirkung  von  Kaliumoxalatlösungen  deutet  der  Vf.  dahin,  daß  mit 
dem  unvermeidlichen  Entzug  des  Calciums  aus  dem  Zellkern  viel  Imbibitions- 
wasser  austritt,  wodurch  die  Zerstörung  der  Struktur  gegeben  ist.  Um 
eine  Calciumentziehung  handele  es  sich  offenbar  auch  bei  der  —  allerdings 
weit  langsamer  erfolgenden  —  Giftwirkung  der  Magnesiumsalze.  Diese 
kann  nämlich  nur  durch  Calciumsalze  aufgehoben  werden;  Kaliumsalze 
können  sie  nur  verzögern. 

Die  Aufnahme  des  Eisens  durch  die  Pflanzen.  Von  W.  Vaubel.^) 
—  Durch  Einwirkung  von  Ammoniumnitrat  auf  metalliches  Eisen  entsteht 
eine  nur  in  Lösung  beständige  komplexe  Verbindung,  die  möglicherweise 
die  Form  sein  könnte,  in  der  das  Eisen  der  Pflanze  zugeführt  wird. 

Über  den  Einfluß  und  die  specifische  Wirkung  des  Eisens  auf 
die  Entwicklung  der  Gerste.  Von  J.  Wolff.*)  —  Unter  Anw^endung  be- 
sonders konstruierter  Keimapparate  zog  der  Vf.  Gerstenpflänzchen  in  folgender 
Nährlösung:  Salpeter  0,662,  Ammonsulfat  0,514,  Kaliumphosphat  1,00, 
Magnesiumsulfat  0,20,  Eisensulfat  0,10,  Manganchlorür  0,05,  Zinkchlorür  0,05, 
Kalisilikat  0,05,  Calciumcarbonat  2,00  (in  g)  auf  1  Liter.  Die  Pflanzen  blieben 
vom  30.  Mai  bis  16.  Juli  in  Entwicklung,  sie  wurden  dann  bei  100°  ge- 
trocknet. Das  mittlere  Gewicht  der  ohne  Eisen  gewachsenen  Pflanze  betrug 
450  mg,  bei  Eisenzusatz  1600  mg.  Das  Eisen  hat  also  eine  bemerkens- 
werte Wirkung  gezeigt,  und  in  dieser  Wirkung  kann  es,  wie  sich  weiter 
erwies,  weder  durch  Nickel  noch  durch  Chrom  ersetzt  werden,  Nickel 
zeigte  bereits  in  einer  Menge  von  0,01  g  Giftwirkung,  Chrom  verhinderte 

1)  Russ.  Joum.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  87  (Rasumowskoje  1913,  März).  —  ")  Flora  1913, 
4^  447.  _  3)  Chem.-Zeit.  1913,  37.  737.   —  *)  Corapt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  1022. 

12* 


180  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

zwar  zunächst  nicht  die  Entwicklung  der  Pflanze,  begünstigte  sie  sogar; 
aber  bald  nahmen  die  Wurzeln  eine  ungewöhnliche  Ausdehnung  an  und 
der  Sproßteil  bestockte  langsam  und  blieb  chlorotisch. 

Über  die  Chlorophyllassimilation.    Yon  K.  v.  Körösy.^)  —  Der  Yf. 

verfolgte  an  Akazienblättern  den  Stoff-  und  Energieumsatz  bei  der  Assi- 
milation. Von  der  hierbei  gewonnenen  Substanz  sind  nur  etwa  10*^/0  Stärke 
-\-  Zucker,  die  Hauptmenge  gehört  Stoffen  der  Cellulosegruppe  an.  Der 
Fettgehalt  erfährt  keine  Zunahme.  Bei  einer  durchschnittlichen  Blatt- 
oberfläche von  9,9  qcm  wurde  von  den  Akazienblättern  auf  den  qm  in 
der  Stunde  0,5  bis  0,84  g  Trockensubstanz  gespeichert.  Mit  dem  endo- 
thermischen  Proceß  der  Assimilation  ist  ein  anderer  exothermischer  Proceß 
nicht  verknüpft. 

Die  Synthese  durch  Sonnenlicht  in  ihrer  Beziehung  zur  Ent- 
stehung organischer  Substanz.  Synthese  von  Formaldehyd  aus 
Kohlensäure  und  Wasser  unter  Mitwirkung  anorganischer 
Kolloide  als  Katalysatoren.  Von  B.  Moore  und  T.  A.  Weber.-)  — 
Die  Vff.  stellten  folgende  Versuche  an :  Eine  kolloidale  Lösung  von  Cranoxyd, 
hergestellt  durch  Dialyse  von  Urannitrat  und  Ammonnitrat,  wurde  in 
0,028  "/q  Concentration  mit  Kohlensäure  gesättigt  und  in  verschlossenem 
Glasrohr  dem  direkten  Sonnenlicht  ausgesetzt.  Schon  nach  zwei  Tagen 
konnte  mit  Sicherheit  Formaldehyd  nachgewiesen  w^erden.  Passierte  das 
Licht  einen  Chlorophyllfilter  oder  eine  öOprocent.  Lösung  von  Chininsulfat, 
so  war  die  Formaldehydbildung  noch  kräftiger.  Parallel  versuche  im  Dunkel 
ergaben  stets  ein  negatives  Resultat.  Auch  krystallisiertes  Uransalz  blieb 
ohne  Wirkung.  Dagegen  wurde  durch  kolloides  Eisenhydroxyd  dasselbe 
erreicht,  wie  mit  der  kolloiden  Uranlösung. 

Die   Belichtung   und   die  Pflanzenassimilation.     Von  A.  Müntz.') 

—  Lichtintensität  und  Assimilationsgrad  müßten  eigentlich  parallele 
Größen  sein.  Das  ist  nach  des  Vf.  Versuchen  aber  nicht  der  Fall.  Der 
Einfluß  der  ausreichenden  Wasserzufuhr  scheint  viel  bedeutsamer  zu  sein 
als  die  Intensität  der  Sonnenstrahlung.  Aber  selbst,  wenn  Wasser  in  aus- 
reichender Menge  geboten  wird,  vermag  die  größere  Lichtmenge  die 
Assimilation  nicht  zu  steigern.  Das  zeigte  sich  besonders  in  dem 
Sommer  1911,  einer  trocknen  aber  sehr  klaren  und  lichtstarken  Wachstums- 
periode. Die  während  dieser  Zeit  genügend  bewässerten  Luzernekulturen 
ergaben  keinen  höheren  Ertrag.  Die  fast  ständige  Lichtarmut  in  den 
feuchten  Sommern  1910  und  1912  hat  dagegen  die  Assimilation  nicht 
beeinträchtigen  können.  Der  Vf.  meint,  daß  bei  dem  geringen  Gehalt  an 
Kohlensäure  in  der  Luft  die  Lichtenergie  auch  bei  bedecktem  Himmel  zu 
ihrer  Verarbeitung  hinreicht.  Bei  Kulturversuchen  in  begrenztem  Luftraum 
sind  die  Ergebnisse  freilich  ganz  andere;  hier  muß  aber  der  Kohlensäure- 
gehalt der  Luft  auch  künstlich  ergänzt  werden. 

Über    die    Genesis    der    Kohlehydrate.      Von    E.   Baur.^)    —    Die 

aliphatischen  Carbonsäuren,  wie  Oxalsäure,  Ameisensäure,  Glykolsäure, 
Äpfel-  und  Citronensäure,  die  in  den  Pflanzenorganen  so  verbreitet  sind 
und  die  dem  Formaldehyd  so  nahe  stehen,  hält  der  Vf.  für  die  Bausteine 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  86,  36S.  —  «)  Proc.  Royal.  Soc.  London  1913,  87,  B.  163.  — 
ä)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  368—370.  —  *)  Die  Naturwissenschaft  1913,  1,  474. 


B.   Pflanzen  Wachstum.     1.  Physiologie.  181 

des  Kohlehydrates.  Ihre  Amide  sind  anderseits  die  Vorstufen  für  den 
Eiweißaufbau.  So  wären  die  Pflan zen säuren ,  und  unter  diesen  die  Oxal- 
säure, die  Stammsubstanzen  für  den  gesamten  Stoffaufbau  im  Pflan  zen  kör  per. 

Die  Schwankungen  im  Kohlehydratgehalt  der  Blätter  während 
ihrer  Entwicklung.  Von  E.  Michel -Durand.^)  —  Der  Vf.  hat  an  den 
Blättern  von  Fagus,  Ampelopsis  und  Betula  die  verschiedenen  Formen  der 
Kohlehydrate  verfolgt  und  feststellen  können,  daß  der  größte  Teil  der 
Kohlehydrate  gegen  Ende  der  Vegetation  in  den  Stengel  wandert.  Die  im 
Blatt  verbleibenden  Anteile  werden  durch  Atmung  und  Gärung,  wohl  auch 
durch  Auswaschung  entfernt.  Die  Entstehung  löslicher  Kohlehydratformen 
in  dem  vom  Stamm  getrennten  Blatt  wird  durch  Temperaturerniedrigung 
begünstigt. 

Über  die  Schichtung  der  Stärkekörner.  Von  E.  Küster.')  — 
Arth.  Meyer  hat  in  seinen  bekannten  Studien  über  die  Organisation  der 
Stärkekörner  beobachtet,  daß  die  Schichtenbildung  in  der  Weise  verläuft, 
daß  jeder  Tagesablagerung  eine  dicke,  dichte  Schicht,  jeder  Nachtablagerung 
eine  dünne,  lockere  Schicht  entspricht.  Die  Versuche  des  Vf.  erstreckten 
sich  nun  darauf,  stärkefreie  Organe  unter  konstanten  Außenbedingungen 
zur  Stärkekornbildung  zu  bringen  und  die  Zahl  der  Tage  dieser  Ablagerung 
mit  der  Zahl  der  entstandenen  Schichten  in  Beziehung  zu  bringen.  Nach 
vergeblichen  Versuchen  mit  Pellionia,  dem  Material  Meyer 's,  gelangen 
gewisse  Feststellungen  bei  KartoffelknoUen.  Die  Schlußfolgerungen  des  Vf. 
sind  folgende:  Die  Schichtung  der  Stärkekörner  kommt  auch  dann  zustande, 
wenn  von  der  stärkeführenden  Pflanze  keine  in  ihrer  Biologie  begründeten 
rhythmischen  Beeinflussungen  ausgehen  und  auch  die  Bedingungen  der 
Außenwelt  keinen  rhythmischen  Wechsel  durchmachen.  Demgemäß  hat 
auch  der  in  dem  täglichen  Wechsel  von  Licht  und  Dunkel  vorliegende 
Rhythmus  keinen  Einfluß,  da  z.  B.  an  den  größeren  Stärkekörnern  mehr 
Schichten  festgestellt  werden  konnten,  als  Tage  seit  ihrer  Entstehung  ver- 
flossen waren.  Die  Krystallisationsbedingungen,  die  auf  die  Beschaffenheit 
der  Schichten  wirksam  sind,  wechseln  offenbar  von  Zelle  zu  Zelle  und 
scheinen  sogar  in  den  stärkeführenden  Chromatophoren  der  nämlichen 
Zelle  verschieden  sein  zu  können.  Alle  Beobachtungen  des  Vf.  lassen  sich 
mit  der  Annahme,  daß  die  in  den  lebenden  Chromatophoren  heran- 
wachsenden Stärkesphärokrystalle ,  Liesegang 'sehe  Zonen,  d.  h.  durch 
inneren  Rhythmus  zustande  gekommene  Schichten  aufweisen,  unschwer 
vereinen.  Da  aber  bei  gewissen  groben  Struktureigentümlichkeiten  diesem 
„inneren  Rhythmus"  ein  rhythmischer  Wechsel  der  Außenbedingungen  sich 
anreihen  kann,  so  bedeuten  die  Beobachtungen  und  Schlüsse  des  Vf.  nicht 
imbedingt  einen  Widerspruch  zu  den  Meyer^schen  Deutungen. 

Untersuchungen  über  den  Inulinstoffwechsel  bei  Cichorium 
Intybus  L.  III.  Von  V.  Gräfe  und  V.  Vouk.^)  —  Zwischen  dem  Kohle- 
hydratstoffwechsel der  Cichorie,  der  sich  innerhalb  der  Stufen  Inulin-Zucker 
abspielt  und  dem  Kohlehydratsystem  Stärke- Zucker  anderer  Pflanzen  fanden 
die  Vff.  gewisse  Parallelen,  aber  auch  Abweichungen.  Beim  Austreiben  der 
Wurzeln  wird  das  Reserveinulin  mobilisiert  und  zwar  beginnt  die  Zucker- 
bildung (Lävulose)  schon  vor  dem  Auftreten  der  neuen  Sprosse.    Lävulose  ist 

1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1926.  —  -)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913, 
31,  339.  —  3^  Biochem.  Ztschr.  1913,  56,  249—257. 


182  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

die  Transportforin  des  Inulins.  Wurzeln,  die  bei  niederen  Temperaturen 
gehalten  wurden,  ließen  eine  erhebliche  Abnahme  des  Inulins  und  eine  Zu- 
nahme an  Lävulose  erkennen.  Wurden  diese  Wurzeln  wieder  bei  mittleren 
"Temperaturen  gehalten,  so  sank  der  Zuckergehalt  zwar,  aber  der  Inulin- 
gehalt  stieg  nicht  entsprechend  an.  Bei  den  Kartoffeln  nimmt,  wie  be- 
kannt, der  Stärkegehalt  unter  solchen  Verhältnissen  wieder  zu.  Die  Ab- 
leitung des  Inulins  aus  den  Blättern  erfolgt  zur  Nachtzeit  nur  in  be- 
schränktem Umfang.  Bei  Phaseolus  fand  der  Vf.  hinsichtlich  der  Stärke 
übrigens  die  gleiche  Erscheinung.  Es  findet  nachts  eben  weniger  eine 
Ableitung  der  Stärke,  als  eine  Mehrbildung  von  Zucker  statt. 

Über  die  Beziehung,  die  zwischen  dem  verdampften  Wasser  und 
der  verarbeiteten  Pflanzensubstanz  beim  Mais  besteht.  Von  P.  Maze.^) 
—  Der  Vf.  zog  Maispflänzchen  im  Alter  von  25 — 107  Tagen  in  sterilen 
Nährlösungen  verschiedener  Concencentration,  indem  er  die  normale  Nähr- 
lösung und  Y2  0*^6^  V4  normal  anwendete  und  in  diesen  die  Stickstoff- 
quelle variierte.  Die  Versuche  ergaben,  daß  die  Menge  des  verdampften 
Wassers  auf  das  kg  Trockensubstanz  berechnet  konstant  und  von  der 
Natur  und  Concentration  der  Nährlösung  unabhängig  ist.  Auch  der  Ent- 
wäcklungszustand,  das  Alter  der  Pflanze,  hat  keinen  Einfluß  auf  diese 
Größe.  Wenn  somit  auch  das  Gewicht  der  Pflanzensubstauz  nur  die 
Resultante  der  beiden  entgegengesetzten  Vorgänge:  Stoffaufbau  und  Stoff- 
abbau ist,  so  ist  doch  fraglos  auztmehmen,  daß  auch  andere  Einflüsse  be- 
stehen, die  die  Wasserabgabe  auf  die  Einheit  der  Trockensubstanz  ver- 
schieben, etwa  die  Temperatur  u.  a. 

Über  Nitrat-  und  Nitritassimilation.    Von  Oskar  Baudisch.  ^)  —  In 

früheren  Arbeiten  hat  der  Vf.  gezeigt,  daß  Nitrate  schon  im  zerstreuten 
Tageslicht  Sauerstoff  abspalten  und  über  die  Nitrite  in  die  reaktionsfähige 

Nitroxylgruppe  =  N\tt  übergehen.    Bei  Gegenwart  von  organischen  Stoffen 

verläuft  diese  lichtchemische  Reaktion  wesentlich  schneller  und  man  erhält 
entsprechende  Reaktionsproducte,  die  den  Stickstoff  in  Aminform  enthalten. 
Der  Vf.  hat  nun  weiter  gefunden,  daß  die  Reaktion  erheblich  beschleunigt 
werden  kann,  wenn  man  Kohlensäure  in  die  Nitrat-  oder  Nitritlösung  ein- 
leitet. In  weiteren  Versuchen  wurde  dann  festgestellt,  daß  auch  Stick- 
oxyde lichtempfindliche  Gase  sind,  indem  z.  B.  durch  Belichtung  von  Stick- 
oxyd bei  Gegenwart  von  Formaldehyd  oder  Methylalkohol  die  Form- 
hydroxamsäure  gebildet  wird,  die  der  Vf.  ja  schon  früher  aus  Formaldehyd 
und  Kaliumuitritlösung  erhalten  hat.  Es  können  somit  auch  die  Stickoxyde 
unter  dem  Einfluß  der  strahlenden  Energie  in  kohlenstoffhaltige  Verbindungen 
eintreten.  Belichtet  man  Stickoxyd  in  Gegenwart  von  Wasser  und  einigen 
Stückchen  Phosphor  (als  Katalysator),  so  bildet  sich  bei  Tageslicht  Ammonium- 
nitrat, bei  den  Strahlen  der  Quecksilberlampe  Ammoniumnitrit.  Es  ist 
uns  weiter  bekannt  (Chlopin),  daß  sich  in  einer  mit  Quecksilberlicht  be- 
strahlten Luft  Stickoxyd  bilden  kann.  Der  Vf.  fand,  daß  auf  dem  Monte 
Rosa  (4559  m),  wo  die  Versuche  ausgeführt  wurden,  an  wolkenlosen  Tagen 
die  lichtchemische  Wirkung  derjenigen  einer  Quecksilberlampe  nahezu  gleich 


ij  Compt.  rend.  de  l'Acad,  des  sciences  1913,    156,  720.   —  =)  Ztschr.  f.  augew.  Chem.  1913, 
26,  612. 


B.   Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie. 


183 


kommt.     Er  wies  auch  tatsächlich  die  Bildung  von  Stickoxyd   nach.     Da- 
mit wäre  für  die  Alpenpflanzen  die  Verwertung  des  Luftstickstoffs  möglich. 
Über    das    Eindringen    verschiedener    Stickstoffformen     in    die 
Pflanze;   Adsorptionserscheinungen.     Von  D.  Chouchak.  i)  —  Der  Vf. 

stellte  folgende  Versuche  an:  Die  Wurzeln  von  125  3 — 4  Wochen  alten 
"Weizenpflänzchen  wurden  nach  sorgfältigem  AVaschen  mit  Wasser  in  die 
nachstehenden  Salzlösungen  gebracht.  Eine  gleiche  Anzahl  von  Wurzeln 
wurde  vor  dieser  Behandlung  30  Minuten  lang  in  kochendes  Wasser  getan. 
Die  Berührung  der  Wurzeln  mit  den  Salzlösungen  dauerte  nur  10  Minuten. 
Das  Ergebnis  war  folgendes: 


mm  N  eeeeben 


Milligramm  Stickstoff  als 


Chlorammon 


0,5    1    1,0 


Natrium- 
nitrat 


0,5  i  1,0 


GlycocoU 


0.5     1,0 


TyroBÜi 


0,5 


'         es 


0,5 


,,,.,,.    ^  .      /  lebenden  Wurzeln .     . 

mg  N  absorbiert  von  den  -^  t^t^Q  Wurzeln    .     .     . 

Concentrat.  des  absorbierten  N  auf  das  kg  der  toten 
Wurzeln 


Concentr.  im  Liter  Flüssigkeit  nach  dem  Versuch, 
mit  den  toten  Wurzeln 


0,091 
0,10 


11,7 
4,38 


Coef  ficient : 


Concentr.  in  den  Wurzeln 
Concentr.  im  Wasser 


0,182 
0,20 


23,4 
8,76 
2,68 


0,053 
0,055 


6,45 

4,8 

1,34 


0,105 
0,108 

12,7 

9,7 

1,32 


0,042 
0,075 


4,6 
1,92 


0,075 
0,153 


18,0 
9,2 
1,95 


0,146 

17,2 
3,9 


0,043 
5,1 
5,0 


4,86       1,02 


Die  Wurzeln  der  Pflanzen  haben  also  die  Fähigkeit,  die  verschiedenen 
anorganischen  und  organischen  Formen  des  Stickstoffs  zu  absorbieren  und 
zu  fixieren.  Sie  beruht  auf  dem  Vorhandensein  gewisser  Stoffe,  die  von 
kochendem  Wasser  nicht  ausgezogen  werden.  Das  Absorptionsvermögen 
schwankt  bei  derselben  molekularen  Concentration  der  Stickstoffsubstanzen 
mit  deren  Art.  Für  ein  und  dieselbe  Stickstoffform  steht  unter  gleichen 
Bedingungen  die  Menge  an  absorbiertem  Stickstoff  in  enger  Beziehung  zu 
der  Concentration  des  Stoffes  in  der  umgebenden  Flüssigkeit.  Die  Fähig- 
keit der  Absorption  muß  gleich  den  Erscheinungen  der  Osmose  eine  wichtige 
EoUe  in  der  Aufnahme  dieser  Nährstoffe  spielen. 

Über  die  Absorption  der  verschiedenen  Formen  des  Stickstoffs 
durch  die  Pflanzen;  Einfluß  der  Umgebung.  Von  D.  Chouchak.^)  — 
In  einer  weiteren  Mitteilung  berichtet  der  Vf.  über  den  Einfluß  des  durch 
Salzzusätze  veränderten  Substrates  auf  die  Stickstoffabsorption. 


Chlorammonlösung  versetzt  mit 

ilgSOi  JNajSOi 

MgCla 

CaCla 

Ca  so« 

Na^COa 

NaCl 

N  absorbiert       i  tot         100 
durch  Wurzeln  \  lebend  100 

0 

8,2 

7,5 
28,0 

23,2 
32,0 

31,5 
48,0 

37,0 
55,0 

42,0 
42,0 

82,0 

64,5 

Man  sieht,  daß  die  Salze  einen  wesentlichen  und  nach  der  Art  des 
Salzes  sehr  verschiedenen  Einfluß  zeigen. 

Über  das  Wesen  der  Amylase.  Von  Henri  van  Laer.^)  —  Von  der 
Wirkung  und    Beschaffenheit   der   Amylase    macht    sich    der  Vf.    folgende 


1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,   1696—1699.   —  ^)  Ebend.  1784.   -  3)  Bull. 
Acad.  royal.  Belgigue  1913,  395. 


184  Lanäwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Vorstellung:  Die  Amylase  besteht  aus  einem  stickstoffhaltigen,  für  sich  allein 
unwirksamen  Teil  und  aus  gewissen  Elektrolyten,  die  als  Koenzyme  fungieren. 
Die  Amylaselösung  ist  um  so  wirksamer,  je  stickstoffreicher  sie  ist.  Der 
stickstoffhaltige  Anteil  ist  wie  die  Peptone  amphoter.  Der  Mineralstoff- 
gehalt ist  für  die  Aktivierung  des  Fermentes  von  größtem  Einfluß. 

Die  hydrolisierenden  Enzyme  des  Milchsaftes  von  Maclura 
aurantiaca  im  Vergleich  mit  denen  des  Ficus  Carica  und  Broussonetia 
papyrifera- Saftes.  Von  C.  Gerber.^)  —  Die  Unterschiede  des  Milchsaftes 
der  drei  Pflanzen  sind  mehr  graduelle.  Alle  drei  enthalten  Enzyme  des 
Kohlehydrat  ei  weiß-  und  Fettabbaues.  Sie  sind  echte  Pankreassäfte  des 
Pflanzenkörpers  und  haben  zweifellos  eine  große  Bedeutung  für  die  Er- 
nährung der  Pflanze.  Der  Maclurasaft  steht  dem  von  Broussonetia  näher 
als  dem  Michsaft  der  Ficus  Carica. 

Der  Milchsaft  von  Ficus  coronata.  Von  C.  Gerber.  ^)  —  Wie  der 
Vf.  weiter  feststellt,  ist  der  Milchsaft  des  Ficus  coronata  nur  von  un- 
vollkommener Pankreaswirkung.  Es  fehlt  ihm  vor  allem  die  Fähigkeit 
amylolytischer  Enzymbetätigung.  Lipase  ist  vorhanden,  vor  allem  aber 
nur  weitaus  vorherrschend  eine  Protease. 

Identität  zwischen  Lab,  Casease  und  Trypsin  eines  und  des- 
selben Milchsaftes.  Existenz  von  zwei  Arten  pflanzlicher  proteo- 
lytischer Enzyme.  Von  demselben. 2)  —  Die  weitere  Untersuchung 
der  verschiedenen  Milchsäfte  ergab,  daß  die  Milch  coagulierende,  Casein 
und  Fibrin  aufspaltende  Wirkung  der  Säfte  zwar  an  ein  und  dasselbe 
Enzym  geknüpft  ist,  daß  aber  bei  den  proteolytischen  Enzymen  doch  zwei 
Gruppen  bestehen,  die  durch  das  Verhalten  des  Saftes  von  Ficus  Carica 
einerseits,  von  Broussonetia  anderseits  charakterisiert  werden.  Der  letztere 
coaguliert  und  verdaut  Milch,  Casein  und  Fibrin  stets,  der  erstere  rohe 
Milch  nie,  Casein  und  Fibrin  nicht  bei  Anwesenheit  gewisser  Salze  (Ag, 
Cu,  Hg). 

Studien  über  Enzymwirkungen.  Die  Einwirkung  neutraler 
Salze  auf  Ricinuslipase.  Von  K.  G.  Fallc^)  —  Die  Aktivität  der 
Ricinuslipase  wird  nach  den  Versuchen  des  Vf.  sehr  verschieden,  und 
zwar  in  Abhängigkeit  von  der  Concentration  der  Salzlösungen  beeinflußt. 
Chloride  und  Nitrate  des  Bariums,  Calciums  und  Magnesiums  in  etwas 
concentrierterer  Lösung,  Natriumoxalat  und-  sulfat  hemmen  die  Wirksamkeit; 
sehr  verdünnte  Lösungen  des  Ba-  und  Ca-Chlorids,  Magnesium  sulfat,  etwas 
concentriertere  Lösungen  des  Natriumsulfates,  ferner  Manganchlorid  und 
-sulfat  rufen  eine  erhöhte  Aktivität  hervor. 

Der  specifische  Charakter  der  Lipasewirkung.  Die  Versuche 
wurden  mit  Methyl-,  Äthyl-  und  Butylacetat,  sowie  mit  Glycerintriacetat 
(Triacetin)  bei  verschiedener  Concentration  durchgeführt.  Das  Triacetin 
eignet  sich  für  den  Verfolg  der  lipolytischen  Wirkung  am  besten. 

Zur  Kenntnis  emulsinartiger  Enzyme.  Von  L.  Rosenthaler.  ^)  — 
Die  Emulsin Wirkung  setzt  sich  aus  verschiedenen  Einzelwirkungen  zusammen, 
und  die  zu  diesen  Wirkungen  befähigten  Emulsinbestandteile  sind  von- 
einander verschieden.  Der  Anteil,  welcher  Amygdalin  zu  Blausäure  spaltet, 
vom   Vf.  früher   ^-Emulsin   genannt,   ist  Amygdalase -f- Prunase,    der   aus 


1)  Compt.  read,  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1573.   —  2)  Ebend.  1917.  —  «)  Ebend.  241. 
—  «)  Jourii.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  601—624.  —  »)  Biochem.  Ztichr.  1913,  50,  486. 


B.  Pflanzen  Wachstum.     1.  Physiologie.  185 

Aldehyd  und  Blausäure  optisch  aktive  Oxynitrile  bildende  Teil  ist  die 
Oxynitrilese ;  die  Oxynitrilase  dagegen  spaltet  die  Oxynitrile.  Ob  alle 
diese  Wirkungen  von  einem  Enzym  mit  großem  Molekül  und  mehreren 
Seitenketten,  die  jeweilig  inaktiviert  werden  können,  ausgehen,  bleibt 
dahingestellt. 

Der  Atmungscoefficient  der  grünen  Blätter.  Von  L.  Maquenne 
und  E.  Demoussy. ^)  —  Im  Gegensatz  zu  Aubert,  der  in  seinen  Studien 
über  die  Atmung  der  Fettpflanzen  gezeigt  hat,  daß  der  Atmungscoefficient 
am  Morgen  und  am  Abend  verschieden  ist  und  daß  anderseits  das  Tages- 
mittel dieses  Quotienten  höher  ist  als  das  der  Nacht,  teilen  die  Vff.  Ver- 
suche mit,  aus  denen  hervorgeht,  daß  diese  Beobachtungen  —  wenigstens 
für  die  untersuchten  Objekte  —  nicht  zutrefi"en.  Der  Atmungskoefficient 
ändert  sich  zwar  mit  jeder  Stunde  des  Tages  und  der  Nacht,  das  Mittel 

CO 

gleicht  sich  aber  dahin  aus,  daß  der  Quotient  -~  tags  und  nachts  der  • 
gleiche  ist.  Die  Pflanzenatmung  ist  in  zwei  Phasen  verlaufend  zu  be- 
trachten: die  erste  besteht  in  der  Bildung  nicht  flüchtiger  Säuren  (un- 
vollständige Oxydation) ;  die  zweite  in  der  vollständigen  Verbrennung  dieser 
Stoffe.  —  Die  fortwährenden  Schwankungen  in  dem  A^erhältnis  CO, :  0 
erschweren  übrigens  die  Bestimmung  der  mittlereü^Atmungscoefficieuten 
erheblich. 

Über  den  Atmungscoefficienten  der  grünen  Pflanzen  und  seine 
Bestimmungsart.  Von  L.  Maquenne  und  E.  Demoussy. -)  —  Die  Unter- 
suchungen des  Vf.  ergaben,  daß  der  Atmungscoefficient  der  grünen  Pflanzen 
solange  größer  als  1  ist,  als  die  Pflanzen  sich  kräftig  entwickeln.  Das 
Sinken  dieses  Faktors  unter  1  ist  stets  ein  Zeichen  des  Verfalles  des 
Organismus.  Um  den  Atmungscoefficienten  zu  bestimmen,  genügt  die 
Ermittlung  des  Stickstoffgehaltes  der  Luft.  Ist  der  Stickstoffgehalt  zu 
Ende  des  Versuches   erhöht,   so   ist  der  Atmungskoefficient    kleiner   als  X. 

Atmung  der  Pflanzen  als  hydrolytische  Oxydation.  Von  W. 
Palladin.^)  —  Im  Verfolg  seiner  Untersuchungen  über  das  Wesen  der 
Pflanzenatmung  stellt  der  Vf.  neuerdings  folgendes  fest:  Alkalische 
Lösungen  der  Atmungschromogene  absorbieren  begierig  den  Sauerstoff  der 
Luft,  indem  sie  dabei  braunrote  Pigmente  bilden.  Während  der  alko- 
holischen Gärung  (und  damit  während  des  ersten  anaeroben  Stadiums  der 
Atmung)  werden  Stoffe  gebildet,  die  ihren  Wasserstoff  leicht  an  das  Atmungs- 
pigment abgeben,  von  dem  er  durch  den  Sauerstoff  der  Luft  zu  Wasser 
oxydiert  wird.  Die  Atmungschromogene  (R .  Hg)  geben  gleich  den  Leuko- 
körpern  ihren  Wasserstoff  an  den  absorbierten  Sauerstoff  ab.  Es  resultiert 
ein  Pigment  und  Wasser  (R  -f-  HgO).  Der  während  der  Atmung  absorbierte 
Sauerstoff  wird  demnach  auf  die  Entfernung  des  Wasserstoffs  aus  den 
Pflanzen  verwendet.  Der  Wasserstoff,  der  nach  der  hydrolytischen  Oxy- 
dation der  Glucose  frei  wird  und  bei  den  höheren  Pflanzen  unter  Beihilfe 
des  Atmungschromogens  bis  zu  Wasser  oxydiert  oder  bei  der  Hefe  in  Ge- 
stalt von  Äthylalkohol  ausgeschieden  wird,  geben  die  anaeroben  Bakterien 
direkt  an  das  sie  umgebende  gasförmige  Medium  ab.  Als  Schema  für  die 
Arbeit  der  anaeroben  Bakterien  kann  die  Reaktion  von  Ose.  Loew  dienen: 


1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  28-34.  —  2)  Ebend.  278-283.   —  s)  Ber. 
deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  80-82. 


186  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

aus  einer  alkalischen  Lösung  von  Formaldehyd  werden  in  Gegenwart  von 
Eupferoxydnl  große  Mengen  von  Wasserstoff  ausgeschieden,  wobei  Ameisen- 
säure gebildet  wird. 

Über  das  Wesen  der  anaeroben  Atmung  verschiedener  Samen- 
pflanzen. Von  S.  Kostytschew.  1)  —  Bekanntlich  gilt  heute  ein  enger 
Zusammenhang  der  anaeroben  Atmung  mit  der  alkoholischen  Gärung  als 
allgemeine  Annahme,  Ihre  Identität  wurde  sogar  als  Tatsache  formuliert. 
Der  Vf.  ist  entgegengesetzter  Meinung,  und  seine  vorliegenden  Unter- 
suchungen bestärken  ihn  hierin.  Weder  der  Nachweis  von  Alkohol  als 
Product  der  anaeroben  Atmung  noch  die  Gegenwart  von  Zymase  können 
jenen  Zusammenhang  dartun,  lediglich  die  Gesamtbilanz  der  Atmung  kann 
ihn  erweisen.  Da  zeigt  sich  dann  aber,  daß  das  Verhältnis  Cüg :  Alkohol 
nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  das  der  alkoholischen  Gärung  ist.  Es 
schwankt  in  den  weiten  Grenzen  von  100:100  bis  100:0.  Gerade  bei 
der  Kartoffel,  wo  ein  Mangel  an  Gärmaterial  (Zucker)  sicher  nicht  vorlag, 
waren  die  Resultate  ausgesprochen  negativ. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Pflanzenatmung.  Von  W.  Zaleski.^)  — 
Kostytschew  hat  nachgewiesen,  daß  durch  Zymin  vergorene  Zucker- 
lösungen die  Kohlensäureabgabe  von  in  diesen  eingeweichten  Weizenkeimen 
bedeutend  steigern.  Der  Vf.  zeigte  dann,  daß  auch  Zymin  und  Hefanol- 
extrakte  dieselbe  Wirkung  äußern.  Endlich  ist  von  Iwanoff  festgestellt, 
daß  eine  gesteigerte  Sauerstoffabsorption  bei  dieser  erhöhten  Kohlensäure- 
abgabe nicht  vorliegt.  Daraus  wäre  zu  schließen,  daß  die  Annahme 
Kostytschew's,  die  durch  Zymin  vergorene  Zuckerlösung  steigere  die 
aerobe  Atmung  der  Keime,  unhaltbar  ist.  Der  Vf.  versuchte  nun  fest- 
zustellen, welche  Stoffe  des  Hefanolextraktes  oder  der  vergorenen  Zucker- 
lösung die  COg-Production  beschleunigen  könnten.  Er  fand,  daß  die 
Zuckerphosphorsäure  hierfür  nicht  ursächlich  ist,  denn  mit  öOprocent. 
Aceton  behandeltes  Hefanol  gab  ein  Filtrat  von  deutlicher  Wirksamkeit. 
Anderseits  zieht  auch  Methylalkohol  die  wirksamen  Stoffe  aus.  Welcher 
Art  diese  Stoffe  sind,  bleibt  eine  offene  Frage.  Übrigens  fand  der  Vf. 
folgenden  interessanten  Parallelismus:  die  COj-Production  der  Carboxylase- 
gärung  wird  durch  dieselben  Bedingungen  gesteigert,  wie  die  Kohlensäure- 
production  durch  Hefanolextrakt. 

Über  die  Atmung  lebender  und  getöteter  Weizenkeime.  Von 
S.  Kostytschew,  W.  BriUiant  und  A.  Scheloumoff.^)  —  Durch  scheinbar 
geringe  Hemmung  des  Luftzutrittes  wird  die  Sauerstoffaufnahme  lebender 
und  getöteter  Weizenkeime  stark  herabgesetzt.    Sekundäre  Phosphate  üben 

auf  die  Atmung   lebender  Keime   keine  Wirkung  aus.     Vergorene  Zucker- 

co 
lösungen  bewirken  eine  Steigerung,  ohne  den  Koefficienten  -y-^  zu  verändern. 

Bei    getöteten   Keimen    wird    selbst   unter   vollkommener   Lüftung    nur  die 

Kohlensäureentwicklung  durch  vergorene  Zuckerlösung  angeregt.    Der  Wert 

-j^  steigt  also  bedeutend  an. 

Zymase    und    Reductase    in    ihren    gegenseitigen    Beziehungen. 

Von  S.  Lvoff,4)  —  Die  Tatsache,   daß   die   in   einer  gärenden  Flüssigkeit 

stattfindende  Reduction  von  Methylenblau  zu  Leukokörper  auf  die  Alkohol- 

1)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  125—129.  —  2)  Ebend.  354—361.  —  ^j  Ebend.  432—441. 
—  *)  Ebend.  141—147. 


B.   Pflanzenwachstum.     1.   Physiologie.  187 

gärung  hemmend  wirkt,  erklärt  sich  nach  den  Versuchen  des  Vf.  damit, 
daß  ein  Gramm  -  Molekül  Methylenblau  der  gärenden  Flüssigkeit  ein  Gramm- 
Molekül  Wasserstoff  entzieht  und  dadurch  ein  Gramm -Molekül  Glucose  in- 
aktiviert, das  dann  vor  weiterer  Spaltung  in  Alkohol  und  Kohlensäure  be- 
wahrt wird.  Daraus  leitet  der  Vf.  weiter  ab:  Das  erste  oder  eines  der 
ersten  Stadien  der  Alkoholgärung  besteht  darin,  daß  dem  Glucosemolekül 
zwei  Atome  Wasserstoff  entzogen  werden.  Der  von  der  Reductase  vorüber- 
gehend gebundene  Wasserstoff  ist  für  den  normalen  Verlauf  der  Gärung 
notwendig,  da  die  beiden  Komponenten  (Alkohol  und  COg)  in  gleichem 
Maße  der  Mitwirkung  dieses  Wasserstoffs  bedürfen.  Zwischen  der  Reductions- 
und  Gärungsenergie  der  Hefe  besteht  offenbar  ein  genauer  Parallelismus: 
eine  gegebene  Hefemenge  ist  (potentiell)  imstande,  ebensoviel  Methylen- 
blaumoleküle zu  reducieren,  wie  Glucosemoleküle  zu  vergären.  Und  daran 
schließt  der  Vf.  die  Frage:  besteht  denn  in  der  Hefe  die  Reductase  über- 
haupt als  ein  selbständiges,  individualisiertes  Enzym?  oder  gehören  nicht 
die  Reductionseigenschaften  einem  einzigen  Gärungsmechanismus,  den  wir 
als  Zymase  zu  bezeichnen  pflegen? 

Zur  Kenntnis  der  Reductionsfermente.  V.  Das  Koferment  der  Per- 
hydridase.  Bildung  von  Aldehyden  aus  Aminosäuren.  Von  A.  Bach.^)  — 
Das  als  Erei)ton  bezeichnete,  durch  vollkommenen  Abbau  von  Eiweiß  dar- 
gestellte Aminosäuregemisch,  das  sich  als  ein  wirksames  Koferment  der 
Perhydridase  erwiesen  hat,  gibt  bei  der  Destillation  seiner  wäßrigen  Lösung 
ständig  Aldehyd  ab.  Der  quantitative  Verfolg  der  Aldehydbildung  läßt  er- 
kennen, daß  Aldehyde  nur  in  den  ersten  Fraktionen  übergehen.  Destilliert 
man  nach  24  stündigem  Stehenlassen  von  neuem,  so  erscheint  wieder  die- 
selbe Aldebydmenge  und  setzt  man  nach  dem  ersten  Aufhören  der  Aldehyd- 
bildung die  Destillation  im  Luftstrom  fort,  so  treten  erneut  Aldehyde  auf. 
Die  Aldehyde  entstehen  aber  aus  dem  Erepton  erst  bei  der  Destillation. 
Der  Proceß  stellt  sich  dem  der  Aldehydbilduag  aus  «-Alanin  und  ßenzochinon 
an  die  Seite ;  der  Sauerstoff  dient  lediglich  zur  Regenerierung  der  reducierten 
Wasserstoff-Acceptoren.  Daraus  folgt  weiter,  daß  das  wahre  Koferment 
der  Perhydridase  die  Aldehyde  sind;  die  Perhydridase  ist  also  eine  echte 
Aldehydase.  Kompliziertere  Aldehyde,  wie  die  Aldohexosen  sind  übrigens 
als  Koferment  nicht  brauchbar. 

Zur  Kenntnis  der  Reductionsfermente.  IV.  Von  A.  Bach.-)  —  Ver- 
suche mit  Kartoffelsaft  zeigten,  daß  auch  im  Pflanzenkörper  Enzyme  von  der 
Natur  der  Perhydridase  enthalten  sind,  d.  h.  solche  die  bei  Gegenwart 
eines  Aidehydes  als  Koenzym  reducierend  wirken.  Nitrat  wurde  sehr  schnell 
in  Nitrit  übergeführt.  Luftzutritt  zerstört  die  pflanzliche  Perhydridase 
sehr  schnell,  beim  Aufbewahren  verKert  sie  an  Wirksamkeit.  Von  der 
tierischen  Perhydridase  ist  die  pflanzliche  offenbar  verschieden. 

Oxydative  Bildung  salpetriger  Säure  in  Pflanzenextrakten.  Von 
A.  Bach.^)  —  Der  Vf.  fand  weiter,  daß  im  Kartoffelsaft  bei  Luftzutritt 
salpetrige  Säure  entsteht,  die  offenbar  aus  Aminoverbindungen  durch  Oxydation 
hervorgegangen  ist.  Wird  der  Kartoffelsaft  aufgekocht,  so  tritt  die  Bildung 
der  salpetrigen  Säure  zurück.  Es  handelt  sich  offenbar  um  eine  oxydatische 
Enzym  Wirkung. 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  58,  205—212.  —  2)  Ebend.  52.  412—417.  —  »)  Ebend.  52,  418-422. 


138  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Über  das  Verhalten  der  in  die  Pflanzen  injizierten  Blausäure. 
Von  S.  Dezani.^)  —  Daß  die  Blausäure  in  den  Pflanzensäften  leicht 
umgesetzt  und  unter  anderem  Ammoniak  gebildet  wird,  hatte  der  Vf. 
früher  erwiesen.  Er  prüfte  nunmehr,  ob  diese  Erscheinung  für  den  Stickstoff- 
umsatz im  Pflanzenkörper  von  Bedeutung  wäre.  Zwar  gelang  es  ihm  nicht, 
stickstofffrei  ernährte  Pflanzen  mit  Kaliumcyanid  als  Stickstoff  quelle  durch- 
zubringen, so  daß  diese  Frage  offen  bleiben  muß,  er  fand  aber  bestätigt, 
daß  kleine  Blausäuremengen  von  den  Pflanzen  aufgenommen  und  offenbar 
verarbeitet  werden,  denn  weder  in  den  Pflanzen  noch  in  der  Umgebung 
ließ  sich  etwas  von  der  eingeführten  Blausäure  nachweisen.  Als  Versuchs- 
pflanzen dienten  Zea  Mais  und  Canape  nostrana.  Bei  der  Injektion  von 
0,01  g  Blausäure  gingen  die  Pflanzen  zugrunde.  Kleine  Mengen  nach- 
einander eingespritzt  —  0,0002  g,  0,0005,  0,0013  g  Kaliumcyanid  — 
wurden  ohne  Schädigung  vertragen.  Schon  nach  24  Stunden  waren  die 
Pflänzchen  blausäurefrei. 

Über  die  Verbreitung  der  Carboxylase  in  den  Pflanzen.  Von 
W.  Zaleski.-)  —  Das  von  Neuberg  zuerst  in  der  Hefe  aufgefundene 
Enzym  Carboxylase  ist  von  dem  Vf.  früher  schon  auch  in  höheren  Pflanzen 
aufgefunden,  und  zwar  in  den  Erbsensamen.  Er  bestätigt  die  Gegenwart 
dieses  Enzyms  in  Lupinus,  Vicia,  Triticum  und  Zea  Mais.  Die  etiolierten 
Keimpflanzen  verschiedenen  Alters  sind  reich  an  Carboxylase,  ebenso  ent- 
halten Schimmelpilze  das  Enzym.  Obgleich  die  Carboxylase  zu  den  anaerob 
wirkenden  Fermenten  gehört,  betätigt  sie  sich  auch  bei  Anwesenheit  von 
Sauerstoff,  wenigstens  bei  einigen  Objekten.  Bei  anderen  (Erbse,  Bohne) 
hemmen  die  Oxydationsprocesse  die  Tätigkeit  der  Carboxylase.  Mit  Methyl- 
alkohol extrahierte  Stengelspitzen  der  Bohne  gaben  die  Carboxylasespaltung 
auch  in  der  Luft.  Offenbar  werden  dadurch  Stoffe  ausgezogen,  deren 
Oxydationsprodukte  die  Carboxylasearbeit  hemmen.  Der  bei  der  Zersetzung 
der  Brenztraubensäure  durch  Carboxylase  entstehende  Acetaldehyd  wird  je 
nach  den  Bedingungen  zu  Alkohol  reduciert  oder  weiter  oxydiert.  Dem 
Preßsaft  der  etiolierten  Keimpflanzen  zugesetzer  Aldehyd  (125  mg  :  100  ccm) 
verschwindet  schnell.  Über  die  Entstehungsproducte  vermag  der  Vf.  noch 
nichts  Näheres  mitzuteilen. 

Über  Alkoholbildung  durch  Weizenkeime.  Von  S.  Kostytschew 
und  A.  Scheloumoff.^)  —  Im  weiteren  Verfolg  ihrer  Untersuchungen  stellen 
die  Vff.  folgendes  fest:  Lebende  Weizenkeime  bilden  bei  vollkommener  Luft- 
zufuhr keine  Spur  von  Alkohol;  selbst  in  Gegenwart  von  Toluol  ist  die 
Alkoholproduction  ■  äußerst  schwach  (COg :  C2H5  0H=  100  :  3).  Bei  un- 
vollkommener Luftzufuhr  steigt  die  Alkoholproduction  beträchtlich  an  (100 :  50). 
Nicht  keimfähige,  schwach  atmende  Keime  bilden  den  Alkohol  in  diesem 
Verhältnis  auch  bei  voller  Luftzufuhr.  Bei  lebenden  Weizenkeimen  ist  die 
Gesamtmenge,  bei  nicht  keimfähigen  wenigstens  die  Hälfte  der  gebildeten 
Kohlensäure  auf  die  normale  Atmung  zurückzuführen.  Bei  Untersuchungen 
über  PflauBenatmung  ist,  so  schließen  die  Vff.,  auch  die  geringste  Hemmung 
der  Luftzufuhr  unzulässig. 

Über  zuckerfreie  Hefegärungen.  Zur  Kenntnis  der  Carboxylase. 
Von  C.  Neuberg   und  P.  Rosenthal.  ^)    —    Zur   weiteren   Kennzeichnung 

1)  Arch.  Farmacol.  sperini.  1913.  16,  539.  —  =)  Ber.  deutsch,  totan.  Ges.  1913,  31,  349—353. 
—  *)  Ebend.  422-431.  —  *)  Biochem.  Ztschr.  1913,  51,  128. 


B.   Pflanzenwachstum.     1.   Physiologie.  189 

des  die  Brenztraubensäure  aufspaltenden  Enzymes  stellen  die  Yff.  folgendes 
fest:  Die  Carboxylase  ist  ein  Teilenzym  des  Fermentsystemes  Zymase. 
Die  Entstehung  der  Kohlensäure  bei  der  alkoholischen  Gärung  scheint  auf 
ihre  Abspaltung  aus  Brenztraubensäure  zurückzuführen  zu  sein.  Der  Abbau 
des  Zuckers  verläuft  demgemäß  in  Stufen,  die  durch  besondere  Teilfermente 
bedingt  werden.  Die  Unterschiede  in  der  Wirkungsart  der  Carboxylase 
und  Zymase  sind  ausgesprochen.  Die  Carboxylase  ist  sehr  beständig. 
Antiseptica  (Chloroform,  Toluol)  beeinträchtigen  ihre  Wirkung  nicht;  auch 
gegen  Temperaturerhöhung,  Aufbewahrung,  Dialysieren  ist  sie  unempfind- 
licher als  die  Zymase.  Die  zellfreien  Hefepreßsäfte  vergären  Brenztrauben- 
säure viel  kräftiger  als  Glucose. 

Die  Bildung  der  Anthocyanpigmente  der  Pflanzen.  Von  F.  Keeble, 
E.  F.  Armstrong  und  W.  N.  Jones.  ^)  —  Über  die  Entstehung  der  Blüten- 
farbstoffe entwickeln  die  Vff.  folgende  Anschauung:  In  der  Pflanze  befinden 
sich  farblose  Chromogene,  die  unter  dem  Einfluß  von  oxydatischen  Enzymen 
bei  Gegenwart  von  Wasser  zu  Anthoeyanen  oxydiert  werden.  Anderseits 
besteben  auch  Reductasen,  die  durch  verschiedene  Einflüsse,  z.  B.  Sinken 
des  Wassergehaltes  aktiviert  werden,  und  die  Rückbildung  der  Anthocyane 
zu  Chromogenen  verursachen.     Es  ergiebt  sich  also  folgendes  Schema: 

(  üxydaso  \ 

Chromogen    }„^Yasser(  Anthocyanpigment. 

\  Reduktase/ 

Bie.  Chromogene  der  weißen  Blüten.  Auch  in  den  weißen 
Blüten  befindet  sich,  wie  W.  N.  Jones  weiter  mitteilt,  sowohl  ein  Chromogen, 
wie  eine  Oxydase.  Diese  sind  aber  so  lokalisiert,  daß  ihre  Betätigung 
unmöglich  wird. 

Die  Bildung  der  Anthocyanpigmente  in  den  Pflanzen.  Von  den- 
selben. 2)  —  Im  weiteren  befassen  sich  die  Vff.  mit  dem  pigmentbildenden 
Glucosid  der  gelben  Levkoje,  mit  der  Entstehung  pigmentbildender  Sub- 
stanzen aus  Glucosiden  und  mit  den  mendelianischen  Färbungen.  Die  in 
dem  Saft  der  gelben  Levkojen  enthaltenen  Glucoside  lassen  sich  durch 
geeignete  chemische  Behandlung  in  rote  Farbstoffe  überführen;  damit  ist 
ihre  Entstehung  auch  in  der  Pflanze  nahegelegt.  Bestimmt  wird  diese 
Umsetzung  durch  das  Vorhandensein  von  Aminogruppen.  Für  die  Pflanzen- 
pigmente geben  die  Vff.  folgende  Einteilung: 

I.    Plastische  Pigmente. 

a)  Chlorophyllpigmente  enthalten C,  H,  0,  N 

b)  Carotinpigmente  „  C,  H 

c)  Xanthophyllpigmente       ,,  C,  H,  0 

II.   Saftpigmente. 

a)  gelbe:  Hydroxyflavonglucoside  und  Derivate  enthalten      .     C,  H,  0 

b)  rote:  Oxydationsproducte  der  gelben  Glucoside     „  .     C,  H,  0 

c)  rote  und  braune:  Oxydationsproducte  von  Phenolen  bei 
Gegenwart  von  Aminosäuren  enthalten C,  H,  0,  N 

d)  Anthocyanpigmente  (rot  und  magenta),  entstanden  aus 
Phenolen  bei  Gegenwart  eines  organischen  Sauerstoff- 
überträgers, enthalten C,  H,  0 

')  Proc.  Royal  Soc.  London  1913,  86,  B.  308—323.  —  =)  Ebend.  87,  113. 


190  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Die  Mendel' sehen  Färb  reihen  dürften  so  zustande  kommen,  daß 
speeifische  Stoffe  in  den  niederen  Gliedern  als  Sauerstoffacceptoren  wirken 
und  deren  Pigmente  reducieren.  Durch  Sauerstoffahgabe  entstehen  als 
Product  der  Oxydation  die  specifischen  Färbungen. 

Verhalten  einiger  Schimmelpilze  gegen  Kalkstickstoff.  Von 
A.  Kossowicz.  ^)  —  Die  mit  einer  Reihe  von  Schimmelj)ilzen  in  sterilen, 
kalkstickstoffhaltigen  Nährlösungen  vorgenommenen  Versuche  ergaben,  daß 
sich  die  verschiedeneu  Pilzarten  gegen  den  Kalkstickstoff  ganz  verschieden 
verhalten.  Einige  nutzen  ihn  aus,  andere  vermögen  sich  nicht  in  seiner 
Gegenwart  zu  entwickeln.  Es  scheint,  als  ob  das  Verhalten  der  Pilze 
von  der  quantitativen  und  qualitativen  Verteilung  der  Kalkstickstoff- 
begleitstoffe  weitgehend  bestimmt  wird,  ein  Umstand,  der  auch  für  den 
Einfluß  dieses  Düngemittels  auf  höhere  Pflanzen  Beachtung  verdient. 

Protoplasmastrukturen  und  deren  Dynamik.   Von  R.  E.  Liesegang. 2) 

—  Der  Vf.  entwickelt  zunächst  die  geltenden  Theorien  von  der  Schaum- 
struktur (Butuhli)  und  dem  Emulsionszustand  (Bejerinck  und 
Lepeschkin)  des  Plasmas.  Zusammenfassend  weist  er  darauf  hin,  daß 
selbst  die  einfachsten  Emulsionsformen  im  Protoplasma  sehr  verschieden- 
artig sein  können,  daß  darin  die  gleiche  Substanz  einmal  als  Dispersions- 
mittel, dann  als  Dispersoid  auftreten  kann,  und  daß  neben  den  hierdurch 
veranlaßten  Viskositätsänderungen  auch  jene  zu  beachten  sind,  die  mit 
einer  bloßen  Änderung  der  Teilchengröße  zusammenhängen. 

Darstellung  eines  dem  in  den  rotgefärbten  Herbstblättern  ent- 
haltenen identischen  Anthocyans  aus  grünen  Blättern.  Von  R.  Combes.^) 

—  Durch  Extraktion  grüner  Blätter  des  wilden  Weines  erhielt  der  Vf. 
eine  gelbbraune  Verbindung,  die  in  alkoholischer  Lösung  mit  nascierendem 
Wasserstoff  behandelt,  in  eine  rote  Verbindung  überging,  die  ganz  gleiche 
Eigenschaften  aufwies,  wie  das  natürliche  Anthocyan.  Der  Vf.  hält  daher 
die  Bildung  des  Anthocyans  bei  der  herbstlichen  Verfärbung  der  Blätter 
nicht  für  einen  Oxydations-,  sondern  für  einen  Reductionsvorgang. 

Über  die  desamidierende  Wirkung  der  Tyrosinase.  Von  R.  Chodat 
und  K.  Schweizer.'^)  —  Die  Vff.  haben  festgestellt,  daß  verschiedene 
Aminoverbindungen  unter  dem  Einfluß  von  T^-rosinase  Ammoniak  abspalten 
und  Aldehyde  bilden,  so  gibt  Aminoessigsäure  Formaldehyd.  Anderseits 
fanden  die  Vff.  in  dem  Destillat  direkt  belichteter  Blätter  Formaldehyd. 
Es  galt  nun  festzustellen,  ob  diese  Aldehydbildung  das  Resultat  einer 
Lichtsynthese  oder  der  Desamidierung  des  Glykokolls  ist.  Bei  Gegenwart 
von  Chlorophyll  und  Abwesenheit  von  Kohlensäure  wird  im  Licht  aus 
GlycocoU  ein  wenig  Formaldehyd  gebildet,  und  Tyrosinase  beschleunigt 
diesen  Vorgang.  Die  Formaldehydbildung  in  den  belichteten  grünen 
Blättern  dürfte  aber  mit  der  Tyrosinasewirkung  nicht  identisch  sein,  da 
sie  gerade  durch  ihr  Ausbleiben  im  Dunkeln  charakterisiert  ist. 

Die  Veränderung  der  Zellkerne  durch  Uran.    Von  C.  Acqua.^)  — 

Versuche  mit  Weizenkeimlingen  ergaben,  daß  dem  Uran  selbst  in  sehr 
verdünnten    Lösungen    eine    speeifische  Wirkung   auf  das   Zellgewebe   und 


1)  Ztschr.  I.  Gärnngsphys.  1913,  2,  154.  —  2)  Arch.  f.  Entvricklungsmech.  d.  Org.  1912,  34, 
452;  nach  Ret.  Ztschr.  f.  angew.  Chem.  1913,  Ref.  163.  —  3)  Oompt.  rend.  de  .'Acad.  des  sciences 
1913,  157,  1002.  —  *)  Biochem.  Ztschr.  1913,  57,  430.  —  5)  Atti  R.  Acad.  Line.  Rom.  1913,  22,  390 


B.   Pflanzenwachstum.     1.   Physiologie.  191 

die  Zellkerne  der  Wurzelspitzen  der  "VVeizenpflänzchen  zukommt.  Schon 
in  Lösun'^en  von  0,1  auf  1000  Uranylnitrats  hört  das  Wachstum  der 
Wurzeln  auf,  ihre  Spitzen  verfärben  sich  und  werden  gelb.  Mikroskopisch 
läßt  sich  erkennen,  daß  die  Kerne  der  Zellen  je  nach  der  Einwirkungs- 
dauer der  Uranlösung  verschieden  stark  verändert  sind.  Handelt  es  sich 
zunächst  nur  um  eine  Ablagerung  eines  gelben  Körpers  (üranoxyd),  so 
degenerieren  bei  längerer  Einwirkung  die  Kerne  vollständig  und  geben 
auch  keine  charakteristischen  Kernfärbungen  mehr.  Die  Giftwirkung  des 
Urans  ist  also  offensichtlich;  der  Vf.  möchte  sie  mit  einer  Zerstörung  des 
Chromatins  der  Kerne  erklären. 

Untersuchungen  über  die  Rolle  einzelner  Nährstoffe  im  Haus- 
halte höherer  Pflanzen.  "Von  Karl  Faack.  i)  —  Der  umfangreichen 
Arbeit  entnehmen  wir  folgende  Zusammenfassung  der  Ergebnisse:  „1.  Zwingt 
man  eine  Pflanze,  durch  entsprechende  Verteilung  der  Wurzeln,  die  zu 
ihrer  Ernährung  unentbehrlichen  Stoffe  aus  zwei  oder  mehreren,  an  und 
für  sich  unvollkommen  zusammengesetzten  Nährmedien  aufzunehmen,  so 
erwächst  aus  dieser  Anordnung  den  betreffenden  Gewächsen  kein  weiterer 
Schaden,  solange  die  Nährsalzgemische  in  unschädlicher  Form  geboten 
werden.  2.  Die  Mineralsalze  werden  in  der  wachsenden  Pflanze  nach  der 
transpirierenden  Oberfläche  hin  befördert  und  erst  nach  erfolgter  Zersetzung 
derselben  in  den  assimilierenden  Organen  kann  eine  weitere  Verteilung  der 
einzelnen  Nährstoffe  erfolgen.  Ein  direkter  Übertritt  von  Mineralsalzen 
von  Wurzel  zu  Wurzel  ist  ausgeschlossen.  3.  Von  allen  unentbehrlichen 
Nährstoffen  finden  sich  nur  Ca  und  K  auch  in  solchen  Wurzelpartien  in 
anorganischer  Bindung  vor,  welche  bei  Ausschluß  dieser  Elemente  heran- 
gezogen werden."  (D-) 

c)  Reizwirkungen. 

Der  Einfluß  der  Beschattung  des  Tabaks  auf  verschiedene  Be- 
standteile der  Blätter.  Von  A.  Stutzer  und  S.  Goy.^)  —  Die  Versuchs- 
ergebnisse waren  folgende:  Die  Beschattung  der  Tabakpflanze  setzt  den 
Nikotingehalt  der  Blätter  herab,  das  Licht  scheint  also  einen  Einfluß  auf 
dessen  Ausbildung  zu  haben.  Daneben  wirken  natürlich  auch  andere  Ein- 
flüsse. Reichliche  Stickstoffnahrung  erhöht,  wie  die  Wärme,  die  Nikotin- 
menge. Reichliche  Wasserzufuhr  wirkt  hemmend.  Auf  die  Kaliaufnahme 
hat  die  Beschattung  einen  günstigen  Einfluß. 

Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Tropismen.  Von  Th.  M. 
Porodko.  ^)  —  IV.  (Die  Gültigkeit  des  Energiemengengesetzes  für  den 
negativen  Chemotropismus  der  Pflanzenwurzeln.)  Der  Vf.  hatte  schon  früher 
(Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1912,  30,  19)  die  Bedingungen  gekennzeichnet,  die 
für  den  Eintritt  negativ  chemotroper  Wurzelkrümmungen  ausschlaggebend 
sind.  Im  besonderen  suchte  er  die  Reizstärke  auf  ihre  Komponenten  zurück- 
zuführen, ohne  deren  Wechselbeziehungen  formulieren  zu  können.  Er 
fand  nun,  daß  die  Menge  der  chemischen  Energie  für  den  Eintritt  des 
negativen  Tropismus  maßgebend  ist,  daß  das  Euergiemengengesetz  also 
auch  hier  seine  Gültigkeit  hat. 

1)  Mift  d.  Idwsch.  liehrkanzeln  d.  k.  k.  Hochschule  f.  Bodenkultur  in  Wien,  Bd.  I,  Heft  1, 
S.  443—509  (A.  d.  Inst.  f.  Idwsch.  Pflanzenproductionslehre  u.  d.  Versnehswirtsch.).  —  -)  Biochem. 
Ztschr.  1913,  56,  220.  —  «)  Ber.  deutsch,  hotan.  Ges.  1913,  31.  88. 


192  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Vergleichende    Untersuchungen    über    die    Tropismen.      V.    Das 

mikroskopische  Aussehen  der  tropistisch  gereizten  Pflanzen- 
wurzeln. Von  Th.  M.  Porodko.  ^)  —  Feinere  morphologische  Änderungen 
finden  in  dem  tropistisch  gereizten  Plasma  nicht  statt.  Mikroskopisch 
sichtbare  Änderungen  kommen  nur  im  Falle  des  Traumatropismus  zustande, 
wo  sie  stets  zum  Tode  der  betr.  Zellen  führen.  Der  Begriff  des  Trauma- 
tropismus ist  dahin  zu  erweitern,  daß  man  alle  Krümmungen  einzuzählen 
hat,  welche  durch  eine  einseitige  Gewebeabtötung  der  Wurzelspitze  ein- 
geleitet werden.  Die  sicherste  Entscheidung  hierüber  gibt  die'Färbung  der 
"Wurzel  mit  einer  hochkolloidalen  Lösung  eines  sauren  Farbstoffes.  Während 
heftige  traumatrope  Reize  eine  vollständige  Zerstörung  des  Zellinhaltes  hervor- 
rufen, liegt  bei  milderen  Reizen  nur  eine  Plasmacoagulation  vor,  und  eine 
solche  dürfte  auch  in  den  lebenden  negativ  gereizten  Zellen  —  obschon  in 
geringerem  Grade  —  stattfinden.  Diese  bleibt  nur  stets  eine  innere,  auf  die 
Erniedrigung  des  Dispersitätsgrades  der  plasmatischen  Eiweißsole  gerichtete. 

Die  phototropische  Empfindlichkeit  (des  Segerhafers)  bei  extremen 
Temperaturen.  A^on  Marie  S.  de  Vries. -)  —  Im  Gegensatz  zu  den  von 
Nybergh  aus  seinen  Untersuchungen  abgeleiteten  Schlüssen,  daß  die  photo- 
tropische Präsentationszeit  von  der  Temperatur  nicht  meßbar  beeinflußt 
werde,  stellt  die  Vf.  in  neueren  Versuchen  fest,  daß  die  phototropische 
Reizwirkung  ganz  ebenso  wie  die  geotropische  in  starker  Abhängigkeit  von 
der  Temperatur  steht,  daß  also  der  von  Nybergh  behauptete  große  Unter- 
schied zwischen  diesen  Tropismen  nicht  vorhanden  ist. 

Über  Transpiration  und  osmotischen  Druck  bei  Mangroven.  Von 
F.  C.  von  Faber.  ^)  —  Der  hohe  osmotische  Druck  in  den  Zellen  der 
Mangroven  wird  bei  vielen  durch  starke  Salzspeicherung  bewirkt.  Ver- 
schiedene Arten  stellen  ihn  durch  andere,  stark  osmotisch  wirkende  Stoffe, 
vielleicht  Gerbstoffe  her.  Die  Salzspeicherung  ist  eine  specifische  Eigen- 
schaft bestimmter  Mangrovenpflanzen.  Die  Untersuchungen  des  Vf.  haben 
schon  jetzt  deutlich  gezeigt,  daß  nicht  die  Transpiration  über  die  Salz- 
speicherung entscheidet,  wie  Schimper  glaubte,  sondern  daß  diese  durch 
die  specifische  Eigenart  der  Pflanze  bedingt  wird,  wie  das  Fitting  schon 
für  die  Wüstenpflanzen  nachgewiesen  hat. 

Zur  Kenntnis  der  Rolle  des  elektrischen  Ladungssinnes  bei  der 
Kolloidaufnahme  durch  die  Plasmahaut.  Von  W.  Ruhland.  ^)  —  Es 
wird  bewiesen,  daß  die  elektronegativen  hochdispersen  Sä urefarb Stoffe  unter 
denselben  Bedingungen  mit  derselben  großen  Geschwindigkeit,  wie  die 
gleich  dispersen  positiven  Basen  die  lebende  Plasmahaut  durchwandern. 
Es  ist  lediglich  die  Speicherung,  die  bei  jenen  erheblich  länger  dauert  als 
bei  diesen  und  ihr  Sichtbarwerden  in  der  Zelle  entsprechend  verzögert. 
Wahrscheinlich  erfolgt  sie  im  ersten  Falle  als  reine  Grenzflächenerscheinung, 
im  letzteren  als  lonenreaktion.  Für  den  schnellen  Durchtritt  durch  die 
Plasmahaut  ist  also  die  saugende  Mitwirkung  der  Transpiration  nicht  er- 
forderlich und  die  elektrische  Aufladung  der  dispersen  Teilchen  spielt  hierbei 
keine  erkennbare  Rolle.  Die  verschiedensten  Pflanzen  verhalten  sich  ganz 
gleich.  Diese  Feststellungen  stehen  im  unvereinbaren  Widerspruch  zur 
Lipoidhypothese  der  Plasmahaut  und  bestätigen  deren  ülfarafilternatur. 

1)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  248—356.  —  «)  Ebead.  233-237.  —  *)  Ebond.  277—281. 
—  «)  Ebend.  304—310. 


B.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie.  193 

Über  die  Bedeutung  der  Oberflächenspannung  für  die  Verteilung 
der  Salze  in   der  lebendigen  Substanz.    Von  A.  B.  Macallum.^)  —  Mit 

Hilfe  der  von  ihm  früher  schon  bekanntgegebenen  Methode  zum  mikro- 
chemischen Nachweis  geringster  Kalimengen  (1 : 1  000  000)  hat  der  Vf.  an 
Aeineta  tuberosa,  einem  auf  Algen  lebenden  Protozoon,  das  an  zwei  Stellen 
seiner  Oberfläche  tentakelartige  Cytoplasmavorstülpungen  führt,  die  Ver- 
teilung des  Kaliums  untersucht.  Es  zeigte  sich,  daß  die  Anhäufung  der 
Kalisalze  an  den  Orten  geringster  Oberflächenspannung,  nämlich  an  der 
Grenzschicht  zwischen  Plasma  und  der  im  Innern  der  Zelle  eingelagerten 
Sproßanlage,  sowie  in  der  Oberflächenschicht  der  Tentakeln  am  stärksten 
ist.  Im  Cytoplasma  selbst  war  keine  Spur  von  Kalium  vorhanden.  Der 
Vf.  sieht  in  diesen  Beobachtungen  einen  erneuten  Beweis  dafür,  daß  die 
Salzverteilung  in  den  Zellen  und  der  Stoffau  stau  seh  zwischen  Zelle  und 
Medium  mit  den  Gesetzen  der  van't  Hoff-Arrheniusschen  Theorie  der 
Lösungen  nicht  voll  erklärt  werden  kann. 

Über  die  Widerstandsfähigkeit  der  Alkaloidpflanzen  gegen  das 
eigene  Gift.  Von  G.  D'Ippolito. -)  —  Versuche  mit  Conium  maculatum 
und  Delphinium  Staphysagiia  ergaben,  daß  jede  dieser  Pflanzen  gegen  das 
von  ihr  erzeugte  Alkaloid  erheblich  widerstandsfähiger  ist.  als  gegen  das 
andere.  So  bleiben  Coniurablätter  18  Stunden,  die  Karpelle  des  Delphiniums 
nur  6  Stunden  in  einer  Coniinlösung  intakt  und  anderseits  hielten  sich 
die  Delphiniumkarpelle  20  Stunden,  die  Coniumblätter  nur  12  Stunden 
in  der  Delphininlösung.  Was  dann  die  Theorie  anbetrifft,  nach  welcher 
den  Alkaloiden  in  der  Pflanze  eine  Schutzwirkung  zukommt,  so  mag  diese 
in  bezug  auf  tierische  Schädlinge  zutreffen,  bezüglich  pflanzlicher  Parasiten 
bestätigte  sie  sich  nicht.  Sowohl  Cuscuta  als  Penicillium  entwickelten  sich 
einwandfrei.  Bei  Conium,  wie  Delphinium  sind  nun  allerdings  die 
Alkaloide  in  dem  äußeren  Gewebe  des  Stengels  (Epidermis  und  Rinden- 
parenchym)  lokalisiert  und  von  Cuscuta  ist  ja  bekannt,  daß  ihre  Saug- 
wurzeln in  das  Leitungsgewebe  eindringen. 

Beiträge  zur  Frage  der  Frosthärte  bei  Getreidepflanzen.  Von 
G.  Gaßner  und  C.  Grimme.^)  —  In  Erweiterung  der  Beobachtungen 
früherer  Autoren  (Lidforß,  Schaff nit)  haben  die  Vff.  unter  Benutzung 
je  eines  Petkuser  Winter-  und  Sommerroggens  versucht  festzustellen,  in 
welcher  Weise  die  Kälteresistenz  mit  dem  Zuckergehalt  der  Getreidepflanzen 
in  Verbindung  steht.  Aus  den  Versuchen  folgt  zunächst,  daß  die  bei 
niederen  Temperaturen  herangewachsenen  und  darum  gegen  Kälte  wider- 
standsfähigeren Keimpflanzen  vor  den  bei  höheren  Temperaturen  heran- 
gezogenen durch  höheren  Zuckergehalt  ausgezeichnet  sind.  Die  Keimpflanzen 
des  frostharten  Petkuser  Winterroggens  wiesen  einen  höheren  Zuckergehalt 
auf  als  diejenigen  des  Petk.  Sommerroggens.  Die  Unterschiede  sind  be- 
sonders auch  deswegen  bemerkenswert,  weil  die  chemische  Zusammen- 
setzung der  Körner  sonst  praktisch  keine  Verschiedenheiten  erkennen  ließen. 
Die  Feststellung  des  specifischen  Zuckergehaltes  bei  jungen,  aber  gekeimten 
Getreidepflänzchen  stellt  also  anscheinend  ein  Mittel  dar,  um  Winterhärte 
und  Wintertyp  schneller  zu  bestimmen,  als  es  bisher  möglich  war. 


1)  Proc.   Royal.  Soc.  London   1913,    86,    ß.  527;    nacht  Ref.   Chem.  Ctrlbl.   1913,    II.   1593. 
3)  Slaz.  sperim.  agrar.  ital.  1913,  46,  393—414.  —  ^)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  507—510. 

Jahresbericht  1913.  13 


194  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Selbstvergiftung  in  Penicillium- Kulturen  als  Folge  der  Stickstoff- 
ernährung. Yon  C.  Wehmer.^)  —  Der  A^f.  beobachtete  an  Penicillium- 
kulturen,  denen  schwefelsaures  Ammoniak  als  Stickstoffquelle  geboten  war, 
eine  eigenartige  Veränderung.  Sie  blieben  in  der  Entwicklung  stehen, 
an  Stelle  der  grünen  Pilzdeeke  bildeten  sich  einzelne,  verstreute,  sterile 
Polster  von  heller  Farbe,  deren  Unterseite  sich  wie  die  Nährlösung  allmählich 
schmutzigbraun  verfärbte.  Kein  anderes  Salz  rief  eine  ähnliche  Erscheinung 
hervor.  Der  Vf.  konnte  weiter  feststellen,  daß  die  ursprünglich  gegen 
Congorot  neutrale  Nährlösung  im  Verlauf  der  Pilzentwicklung  sauer  wurde, 
und  es  konnte  sich  somit  nur  um  freie  Schwefelsäure  handeln,  die  bei  der 
Assimilation  des  Ammoniaks  durch  den  Pilz  entstanden  war.  Auch  bei 
Anwendung  von  Chlorammon  und  Ammonnitrat  wurde  die  Nährlösung  sauer, 
dennoch  trat  keine  Beeinträchtigung  des  Pilzwachstums  ein.  Die  Emp- 
findlichkeit des  Pilzes  gegen  Schwefelsäure  muß  also  sehr  ausgesprochen 
sein.  Wenn  es  trotzdem,  wie  der  Vf.  zeigt,  zu  einer  reichlichen  An- 
sammlung freier  Schwefelsäure  kommt,  so  ist  offenbar,  daß  der  Pilz  seine 
auf  Stickstoffgewinn  gerichtete  Tätigkeit  vollzieht,  ungeachtet  dessen,  daß 
diese  Tätigkeit  zu  seiner  Vernichtung  führen  muß,  ein  Vorgang,  der  den 
als  Gärungen  bekannten  Stoffwechsel  vergangen  anderer  Pilze  nicht  un- 
ähnlich ist. 

Zur  experimentellen  Anatomie  von  Helianthus  annuus  L.  Von 
Walter  Schröder.-)  —  Berthold,  unter  dessen  Leitung  auch  die  vor- 
liegende Arbeit  entstanden  ist,  beobachtete  an  Heliauthuskeimlingen,  deren 
Plumula  abgestorben  war,  eine  ausgesprochene  Hypertrophie  der  Cotyledonen 
und  des  Hypocotyls.  Nach  erstmaligen  vergeblichen  Versuchen  konnte 
der  Vf.  in  seinen  eingehenden  anatomischen  Untersuchungen  an  künstlich 
von  der  Plumula  befreiten  Keimlingen  dann  auch  bestätigen,  „daß  (nach 
dem  oparativen  Eingriff)  alle  parenchyraatischen  Elemente  an  Masse  zunahmen, 
während  die  mechanischen  Gewehe  eine  starke  Reduction  zeigten".  Chemisch- 
physiologisch  wurde  festgestellt,  daß  der  Chloroph}' Ugehalt  in  den  oberen 
Knotenregionen  stets  eine  Abnahme  erfuhr.  Stärke  konnte  in  den  Stamm- 
teilen der  Objekte  nicht  nachgewiesen  werden,  in  den  Cotyledonar-  und 
Blattstielen  nur  in  den  Stärkescheiden,  in  den  Cotyledonen  und  Blättern 
bei  den  einzelnen  Pflanzen  in  sehr  verschiedener  Menge.  Red  u  eieren  de 
Stoffe  und  Gerbstoff  fanden  sich  stets  in  größeren  als  normalen  Mengen 
und  zwar  vor  allem  in  den  obersten,  fast  chlorophyllfreien  Teilen,  wo 
auch  das  Maximum  der  Speicher ung  erreicht  war.  Inulin  wurde  in  den 
oberirdischen  Teilen  stets  festgestellt,  im  Hypocotyl  meist  nur  in  geringer 
Menge,  in  den  Internodien  in  nach  oben  zunehmenden  Mengen  von  größeren 
Sphaerokrystallen.  Das  Maximum  lag  fast  stets  an  den  oberen  Knoten  der 
Exemplare.  In  den  Blattspreiten  und  im  Cotyledon  war  in  keinem  Fall 
Inulin  vorhanden.    Ebenso  fand  in  der  Wurzel  eine  Speicherung  nicht  statt. 


1)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  210—225.  —  ")  Dissertat.  Göttingen  1912. 


B.  Pflanzenwachstum.     1.  Physiologie.  195 

d)  Verschiedenes. 

Zur  Chemie  der  Torfmoose  (Sphagna).    Yon  J.  Ibele.^)  —   Durch 

Oxydation  von  Sphagnum  papillosum  mit  Wasserstoffsuperoxyd  und  einigen 
Tropfen  Barythydrat  konnte  der  Yf.  einen  etwa  20^0  betragenden  un- 
löslichen Anteil  abtrennen,  der  in  feuchtem  Zustand  in  verdünnter  Lauge 
löslich  ist  nnd  beim  Einleiten  von  Kohlensäure  als  flockige  Masse  ausfällt. 
Nach  dem  Trocknen  ist  die  grauweiße,  hornartige  Substanz  auch  in  Lauge 
unlöslich,  in  den  üblichen  Lösungsmitteln  gleichfalls.  Sie  ähnelt  in  ihrem 
schwach  sauren,  phenolartigen  Gemisch  dem  Sphagnol  Czapek 's,  gibt  aber 
keine  Reaktion  nach  Millon  und  mit  Eisenchlorid.  Aus  der  bei  der 
Oxydation  erhaltenen  Lösung  destillierte  der  Vf.  Ameisensäure  und  im 
Destillationsrückstand  konnte  er  Ammoniak  nachweisen. 

Lepidium  sativum  als  Halbparasit.  Yon  Molliard.  2)  —  Es  ist  dem 
Vf.  gelungen,  zu  zeigen,  daß  Lepidium  sativum  auf  den  Sproß  der  Bohne 
(Phaseolus  vulg.)  verpflanzt,  als  Halbparasit  weiterwächst,  indem  seine 
Wurzeln  das  Gewebe  der  Unterlagspflanze  durchdringen.  Die  auf  feuchtem 
Filtrierpapier  angekeimten  Samen  wurden  mit  den  Würzelchen  der  Sproß- 
achse der  Bohne  eingefügt.  Mit  Kresse  (Cresson  alenois)  gelang  das 
gleiche  nicht. 

Der  Thallus  der  Kalkflechten.  Yon  E.  Bachmann.  3)  —  Der  Yf. 
fand  auf  dem  Kalk  des  Leistkamms  am  Walensee  (Kanton  St.  Gallen)  einige 
mit  goldgelbem  Geflecht  von  Chroolepusfäden  bewachsene  Stellen.  Schon 
mit  bloßem  Auge  war  zu  erkennen,  daß  die  Fäden  auch  in  den  Kalk 
hineingewachsen  waren  und  ihn  in  Form  kugeliger  Nester  oder  verzweigter 
Fäden  erfüllten.  Die  weiteren  Unternehmungen  ergaben  dann  auch,  daß 
die  Chroolepuszellen  imstande  sind,  Kalk  selbständig  aufzulösen.  Der 
Kalk  wird  schwammig  durchlöchert  und  erlangt  infolgedessen  die  Fähigkeit, 
atmosphärische  Feuchtigkeit  reichlicher  aufzunehmen  und  länger  festzuhalten. 

Über  eine  neue  Gerbstoffreaktion  und  ihre  Beziehung  zu  den 
Anthocyanen.  Yon  Kuno  Peche.*)  —  Als  ein  neuer  Beleg  für  den  innigen 
Zusammenhang  zwischen  Gerbstolfen  und  Anthocyanen  kann  eine  neue 
mikrochemische  Reaktion  gedeutet  werden,  da  bei  dieser  Farben  auftreten, 
die  mit  den  Anthocyanen  im  Verhalten  gegen  verschiedene  Reagentien  viel 
Übereinstimmungen  zeigen.  Werden  Schnitte  durch  die  Blätter  oder  die 
Rinde  z.B.  von  Prunus  Laurocerasus  mit  einer  Mischung  20procent.  Kali- 
lauge und  Formol  (gleiche  Teile)  schnell  erhitzt,  dann  entsteht  in  den 
Zellen  mit  eisengrüneudem  Farbstoff  ein  blaugrüner  Farbstoff,  der  sich  mit 
Säuren  zinnoberrot  färbt.  Ferner  wird  zu  beweisen  gesucht,  daß  der 
Formaldehyd  nicht  die  chromogene  Gruppe  einführt,  sondern  nur  zum 
Schutze  der  phenolischen  Hydroxyle  gegen  Oxydation  dient.  Es  wird  dann 
auch  gezeigt,  daß  die  in  der  erwähnten  Weise  erzeugten  Farbstoffe  bei  den 
Rosaceen  nur  aus  eisengrünenden  Gerbstoffen  entstehen  und  in  ihrer 
Lokalisation  mit  derjenigen  der  natürlichen  Anthocyane  übereinstimmen, 
und  daß  letztere  bei  den  Rosaceen  ebenfalls  aus  jener  Gruppe  von  Tannoiden 
gebildet  werden. 


1)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31.  74—77.    —  -)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913, 
156,  1694.  —  3)  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  3-11.  —  *)  Ebend.  462-471. 

13* 


196  Landwirtschaftliche  Pflanzenproductiou. 

Über  die  Zusammensetzung  der  sogenannten  Aleuronschicht.  Von 
Jaroslav  Peklo.  ^)  —  Der  Vf.  teilt  mit,  daß  es  ihm  gelungen  sei,  nachzuweisen, 
daß  die  Zellen  der  Aleuronschicht,  die  bekanntlich  als  äußerste  Endosperm- 
schicht  bei  allen  Gramineensamen  anzutreffen  ist,  von  Pilzfäden  erfüllt  sind, 
und  daß  die  sog.  Aleuronkörper  Produkte  dieser  Hyphen  vorstellen.  Es 
handele  sich  um  eine  konstante  Symbiose.  Die  Untersuchungen  zeigen 
weiter  „daß  die  Früchte  der  Gramineen  die  Fähigkeit  der  Enzymbildung 
sehr  wahrscheinlich  dem  symbiotischen  Pilz  verdanken".  Dementsprechend 
hätten  auch  die  amyloly tischen  Enzyme,  wie  ihre  Bildung  in  den  Gärungs- 
gewerhen  erstrebt  wird,  in  der  Tätigkeit  des  symbiotischen  Pilzes  des 
Gerstenkornes  ihren  Ursprung.  Bezüglich  der  Einzelheiten  mag  auf  die 
„exotische''  (das  Wort  stammt  von  dem  Vf.  selbst)  Arbeit  verwiesen  werden. 

über  die  Bildung  von  Humussubstanzen  durch  Einwirkung  von 
Polypeptiden  auf  Zucker.  Von  L.  C.  Maillard.-)  —  Wie  der  Vf.  früher 
gezeigt  hat,  reagieren  Aminosäuren  in  der  Weise  mit  reducierenden  Zuckern, 
daß  unter  Abspaltung  von  Kohlensäure  schwarzbraune  Humusstoffe  gebildet 
werden.  In  gleicher  Weise  vermögen  Polypeptide  sich  mit  den  Zuckern 
umzusetzen,  wie  Versuche  mit  Glycylglycin  und  Xylose  wie  Glukose  er- 
gaben.    Auch  Peptone  scheinen  sich  ähnlich  zu  verhalten. 

Zur  Frage  des  periodischen  Laubabfalles  in  den  Tropen.  Von 
Z.  Kamerling.  ^)  —  Die  Versuche  sollten  feststellen,  ob  etwaige  Unterschiede 
in  der  Verdunstungsgröße  und  dem  Verdunstungs verlauf  der  periodisch 
kahlstehenden  und  der  fortwährend  belaubten  Bäume  in  den  Tropen  be- 
stehen. Die  Ergebnisse  lassen  wohl  erkennen,  daß  durchschnittlich  die 
periodisch  kahlstehenden  Bäume  eine  stärkere  Verdunstung  oder  wenigstens 
eine  weniger  ergiebige  Verdunstungsregelung  zeigen,  als  die  unter  gleichen 
Bedingungen  wachsenden,  auch  in  der  Trockenzeit  belaubten  Bäume.  Allein 
diese  Unterschiede  können  nicht  zur  völligen  Erklärung  des  periodischen 
Laubfalles  in  den  Tropen  ausreichen. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Vorgänge  in  absterbenden  Blättern.  Von 
Theodor  Schmidt.^)  —  Der  Vf.  hat  in  seiner  Arbeit  mikrochemisch  nach- 
weisen können,  daß  beim  Absterben  der  Blätter  ein  kurzes  Stadium  sehr  starker 
Stärkespeicherung  in  den  schwach  gelblichen  Zonen  eintritt,  das  mit  be- 
ginnender Rötung  des  Blattes  das  Maximum  erreicht,  um  beim  Fortschreiten  der 
Rötung  zu  verschwinden  und  einer  Gerbstoffbilduug  vornehmlich  in  den  oberen 
Pallisaden  Platz  zu  machen.  Der  Yf.  hat  diese  Erscheinung  an  35  Objekten 
der  verschiedensten  Blattarten  nachgeprüft.  25  davon  ließen  das  Stadium 
der  Stärkespeicherung  sehr  deutlich  erkennen.  Ihr  Anfang  liegt  entweder  in 
dem  noch  vollständig  grünen  Blatt  und  dessen  Spreite  oder  sie  tritt  spätestens 
in  den  Zonen,  die  eben  einen  fahlgrünen  Schimmer  annehmen,  auf.  Ohne 
Änsnahme  wurde  sie  vor  der  eintretenden  Rötung  beobachtet.  Der  Anfang 
der  Stärkespeicherung  kennzeichnet  dennoch  zuerst  die  Vorbereitungen  zum 
Absterben  und  muß  daher  auch  in  gleicher  Weise,  wie  die  Verfärbung  fort- 
schreiten. Das  ließ  sich  besonders  deutlich  beobachten  bei  einigen  Arten,  wo 
Verfärbung  und  Speicherung  allmählich  von  der  Spitze  zur  Basis  vordringen. 
Bei  Blättern,  bei  denen  das  Absterben  die  ganze  Spreite  gleichzeitig  ergreift, 
tritt  auch  die  Speicherung  im  allgemeinen  in  allen  Teilen  der  Spreite  zu- 


1)  Ber.  deutsch,   botan.  Ges.   1913,  31,  370—384.   —  =*)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  scienees 
1913,  156,  1159.   —  3)  Ber.  deutsch,  botaa.  Ges.  1913,  31,  324—333.  -    *)  Dissertat.  Göttingen  1912. 


B.  PflanzenwachsiuiiQ.     1.  Physiologie.  197 

gleich  auf.  Unmittelbar  vor  dem  Absterben  ist  alle  Stärke  aus  dem  Blatt 
verschwunden.  Die  verschiedenen  Zellschichten  beteiligen  sich  in  sehr 
verschiedener  "Weise  an  der  Speicherung.  Diese  tritt  in  manchen  Fällen 
zuerst  in  der  Parenchym scheide  mittlerer  oder  kleinerer  Bündel  auf;  in 
anderen  fand  sie  sich  zuerst  in  den  unteren  Schichten  des  Mesophylls. 
An  den  Anfangsstellen  ist  die  Speicherung  dann  auch  gewöhnlich  am 
stärksten.  Bei  der  Auswanderung  der  Stärke  entleeren  sich  im  allgemeinen 
die  zuletzt  speichernden  Schichten  am  ersten.  An  reducierenden  Stoffen 
finden  sich  vor  dem  Stärkemaximum  meist  nur  geringe  Mengen;  ist  dieses 
überschritten,  so  setzt  sehr  plötzlich  eine  starke  Zunahme  ein,  die  mit  der 
Verfärbung  fortschreitet.  Wo  die  Stärkespeicherung  fehlt,  tritt  gleich  ein 
deutliches  Zuckermaximum  auf  und  zwar  in  allen  Schichten  gleichzeitig, 
wie  auch  die  Entleerung  gleichmäßig  erfolgt.  Das  Verhalten  der  Gerb- 
stoffe ähnelt  dem  der  Stärke,  nur  liegt  eben  das  Speicherungsmaximum 
nach  demjenigen  der  Stärke.  Während  bei  dem  normalen  Blatt  die  mittleren 
Schichten  keinen  oder  nur  wenig  Gerbstoff  führen,  läßt  sich  bei  dem  ab- 
sterbenden Blatt  auch  in  diesem  Gerbstoff  nachweisen.  In  den  unteren 
und  oberen  Schichten,  in  denen  er  auch  normal  vorkommt,  war  es  aus- 
gesprochen vermehrt.  Im  Maximum  der  Gerbstoffspeicherung  war  der  Ge- 
halt in  den  einzelnen  Zellschichten  gleich.  Der  die  herbstliche  Rötung 
hervorrufende  Farbstoff,  das  Anthocyan,  kann  nach  einem  stärksten  Auftreten 
ganz  oder  teilweise  wieder  schwinden;  seine  Bildung  kann  auch  ganz 
unterbleiben. 

Studien  über  das  Reifen  der  Orangen.  Von  F.  Alex  Mc  Dermott.^) 
—  In  Übereinstimmung  mit  den  Befunden  früherer  Autoren  hat  der 
Vf.  für  die  Veränderungen  der  Florida-Orangen  beim  Reifungsproceß  folgendes 
feststellen  können:  Das  Gewicht  der  Früchte  nimmt  beträchtlich  zu,  von 
Anfang  August  bis  Ende  November  stieg  es  reichlich  auf  das  Doppelte. 
Da  das  Gewicht  der  Schale  sich  nicht  wesentlich  verändert,  so  verschiebt 
sich  das  Verhältnis  an  Schale,  nämlich  von  30  auf  18  7o-  Der  Saftanteil 
steigt  von  38  auf  50%.  Der  Säuregehalt  sank  von  3,2  auf  0,93%  und 
im  Gegensatz  dazu  stieg  der  Zucker  von  3,3  auf  6,5%.  Das  Verhältnis 
^qII^I  betrug  Anfang  August'  1,03,  Ende  November  5,1.  Was  den  Enzym- 
vorrat anbetrifft,  so  konnten  nachgewiesen  werden :  eine  Peroxydase,  Katalase 
und  Invertase. 


Literatur. 


Bachmann,  H.:  Planktonproben  aus  Spanien  von  Halbfaß  gesammelt. 
—  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  183. 

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Anatomie  der  Laubblätter.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913.  31,  384. 

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Docters  van  Leeuwen,  W.:  Über  die  Erneuerung  der  verbrannten 
alpinen  Flora  des  Merbaboegebirges  in  Central  -  Java.  —  Ber.  deutsch,  botan. 
Ges.  1913,  31,  151. 

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giganteum.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  500. 


1)  Joum.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  834-837. 


198  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

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robustus.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  503. 

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Kamerling,  Z.:  Kleine  Notizen.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  483. 

—  Die  Mitteilungen  betreffen:  1.  Cobaltpapier  zur  quantitativen  Bestimmung 
der  Verdunstung;  2.  das  Infiltrationsverfahren  zur  Veranschaulichung  der 
Spaltöffnungsbewegungen;  3.  Polypodium  lanceolatum  L.  var.  serratum, 
ein  in  Südamerika  epiphytisch  lebender  Farn;  4.  die  Hydathoden  an  den 
Jugendblättern  von  Ficus  elastica;  5.  gefüllte  Blumen  bei  Rubus  spec; 
6.  die  biologische  Bedeutung  der  Adventivknospen. 

Kolkuno w:  Zur  Frage  über  die  Wechselbeziehungen  zwischen  den 
anatomischen  Coefficienten   und  den  physiologischen  Eigenschaften  der  Pflanze. 

—  E.USS.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  339  u.  340.  (D.) 

Koriba,  K. :  Über  die  Drehung  der  Spiranthes-Ähre.  —  Ber.  deutsch, 
botan.  Ges.  1913,  31,  157. 

Lange,  Reinh. :  Ober  den  lippenförmigen  Anhang  an  der  Narbenöfifnung 
von  Viola  tricolor.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  268. 

Lewitzki,  G.:  Die  Chondriosomen  als  Sekretbildner  bei  den  Pilzen.  — 
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Lindau,  G.:  Über  Medusomyces  Gisevii,  eine  neue  Gattung  und  Art  der 
Hefepilze.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  243. 

Lindner,  P. :  Die  vermeintliche  neue  Hefe,  Medusomyces  Gisevii.  —  Ber. 
deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  364. 

Lintner,  K.:  Ober  Enzymwirkung  und  Organisation  der  Zelle.  (Vortrag 
a.  d.  37.  Versammlung  der  Wissensch.  Stat.  f.  Brauerei  München.)  —  Ztschr. 
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Löffler,  B. :  Über  den  Entwicklungsgang  einer  Banisteria  chrysophylla 
Lam.  und  Regeneration  des  Gipfels  bei  Windepflanzen.  —  Ber.  deutsch,  botan. 
Ges.  1913,  31,  472. 

Ludwigs,  K.:  Über  die  Kroepoek- Krankheit  des  Tabaks  in  Kamerun.  — 
Ber.  deutsch,  botan.  Ges,  1913,  31,  536.  —  Die  als  Kräuselkrankheit  des  Tabaks 
bezeichnete,  mit  Verunstaltungen  und  Wucherungen  des  Blattes  verbundene  Er- 
scheinung ist  nicht  auf  irgend  welche  Infektion  zurückzuführen,  sondern  auf 
Stofl"wechselstörungen,  die  mit  dem  Wassermangel  zusammenhängen. 

Magnus,  P.:  Die  Verbreitung  der  Puccinia  Geranii  Lev.  in  geographisch- 
biologischen Rassen.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  83. 

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—  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  290. 

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10  Jahren.  —  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  30,  429—450. 

Munerati,  A.,  Mezzadroli,  G.,  und  Zapparoli,  T.  V  :  Beobachtungen 
über  die  wilde  Rübe  Beta  vulg.  var.  maritima  Koch   in  den  Jahren  1910 — 1912. 

—  Staz.  sperim.  agrar.  ital.  1913,  46,  415.  —  Die  an  sich  einjährige  Rübe  kann 
zweijährig  und  perennierend  auftreten.  Durch  Sektion  kann  sie  den  Kulturrüben 
nahe  gebracht  werden  und  ähnelt  dann  der  Zuckerrübe,  wie  der  Futterrübe. 

Paal,  Arpad,  Temperatur  und  Variabilität  in  der  geotropischen  Reaktions- 
zeit. —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  122. 

Rippel,  Aug.:  Anatomische  und  physiologische  Untersuchungen  über  die 
Wasserbahnen  der  Dikotylen -Laubblätter  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
handnervigen  Blätter.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  48. 

Rivera,  V.:  Die  Empfänglichkeit  der  Eiche  für  das  Oidium.  (Erster 
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deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  321. 


B.   Pflanzenwachstum.     2.   Bestandteile  der  Pflanzen.  199 

Schulz,  A.:  Über  eine  neue  spontane  Eutriticumform :  Triticum  dicoccoides 
Ecke,  forma  Straussiana.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  226. 

Schuster,  J.  V.,  und  Ulehla,  VI.:  Studien  über  Nektarorganismen.  — 
Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  129. 

Steinbrinck,  C:  Der  Öffnungsapparat  von  Papilionaceen  -  Hülsen  im 
Lichte  der  Structurtheorie  der  Schrumpfungsmechanismen.  —  Ber.  deutsch,  botan. 
Ges.  1913,  31,  529. 

Steinbrinck,  C:  Bemerkungen  zu  Schi ps'  Veröffentlichung:  Zur  Öffnungs- 
mechanik der  Antheren.  —  Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  448. 

Stoklasa,  J.:  Über  den  Einfluß  des  Urans  und  des  Bleis  auf  das  Pflanzen- 
wachstum. —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  153.  —  Die  Ver- 
suche zeigten,  daß  ürannitrat  auf  Melilotas  alb.  und  Bleinitrat  auf  Avena  sativa 
und  Polygonum  Fagopyrum  in  kleinen  Mengen  die  Vegetation  begünstigten,  in 
größeren  Mengen  schädigten.  Buchweizen  ist  weniger  empfindlich  als  Hafer. 
Der  günstige  Einfluß  dieser  beiden  Elemente  ist  jedoch  geringer  als  der  des 
Radiums.  (D-) 

Tschirch,  A.:  Die  Gerbstoffzellen  des  Kalmusrhizoms.  —  Schweiz. 
Wocheuschr.  f.  Chem.  u.  Pharm.  1913,  51,  269—271. 

Ursprung,  A.:  Zur  Demonstration  der  Flüssigkeitscohäsion.  —  Ber.  deutsch, 
botan.  Ges.  1913,  31,  388. 

Ursprung,  A.:  Über  die  Bedeutung  der  Cohäsion  für  das  Saftsteigen.  — 
Ber.  deutsch,  botan.  Ges.  1913,  31,  401.  —  Das  Welken  der  Robinienblätter 
beweist,  daß  die  kontinuierlichen  Wassersäulen  mit  den  nötigen  kohäsiven  Eigen- 
schaften entweder  fehlen  oder  nicht  genügend  zahlreich  sind,  oder  keine  aus- 
reichende Verschiebbarkeit  besitzen. 

Viehoever,  A.:  Botanische  Untersuchung  harnstoffspaltender  Bakterien 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  speciesdiagnostisch  verwertbaren  Merkmale 
und  des  Vermögens  der  Harnstoffspaltung.  —  Ber.  deutsch,  botan,  Ges.  1913,  31,  285. 

Wehmer,  C. :  Übergang  älterer  Vegetationen  von  Aspergillus  fumigatus 
in  ., Riesenzellen"  unter  Mitwirkung  angehäufter  Säure.  —  Ber.  deutsch,  botan. 
Ges.  1913,  31,  257. 

Wehmer.  C:  Keimungsversuche  mit  Merulius- Sporen.  —  Ber.  deutsch, 
botan.  Ges.  1913,  31,  311. 


2.  Bestandteile  der  Pflanzen. 

Referent:    Th.  Dietrich. 

a)  Organische. 
1.  Eiweiss,  Amide,  Fermente  u.  a. 

Über  Ammoniak-Stickstoff   in  Gersten.     Von  Moufang.i)    —  Auf 

Grund  eigener  Untersuchungen  macht  der  Vf.  darauf  aufmerksam,  daß  unter 
Umständen  ein  beträchtlicher  Teil  des  N  Ammoniak-N  sein  kann  und  daß 
demnach  die  einfache  Bestimmung  des  gesamten  N  zur  Berechnung  des 
Eiweißgehaltes  einer  Gerste  ohne  Berücksichtigung  etwa  vorhandenen 
Ammoniak-N  zu  fehlerhaften  Ergebnissen  führen  kann.  Zur  Bestimmung 
des  Ammoniak-N  hat  der  Vf.  die  Destillation  der  Gerste  mit  MgO  oder 
MgCOg  als  zuverlässig  gefunden.  Die  verschiedene  Höhe  des  vom  Vf. 
festgestellten  Ammoniak-N-Gehaltes  in  Gersten  und  das  in  vielen  Fällen  voll- 
ständige Fehlen  von  NHg  lassen  erkennen,  daß  es  sich  bei  dem  Ammoniak-N 

I)   Ztschr.  f.  d.  gesamte  Brauw.  191.S,   30.  Nr.  11,  177—179;   ref.  nach  Wochenschr.  f.  Brauerei 
1913,  30,  Nr.  21,  301  ;.Neamann). 


200  Landwirtschaftliclae  Pflanzenproduction. 

der  Gerste  nicht  um  eine  ständige,  stets  in  der  Gerste  vorkommende 
N-Form  handeln  kann.  Wie  weit  Reifezustand,  Aufbewahrungs-  und  Lager- 
verhältnisse, vielleicht  auch  Düngung  hierbei  mitsprechen,  bleibt  weiteren 
Untersuchungen  vorbehalten. 

Untersuchungen  über  die  Verbreitung  des  Asparagins,  des  Gluta- 
mins, des  Arginins  und  des  Allantoins  in  den  Pflanzen.  Von  Anton 
Stieger.  ^)  —  Das  untersuchte  Material  bestand  aus  unter-  und  oberirdischen 
Pflanzenteilen,  jungen  Trieben  und  Keimlingen.  Betreffs  der  angewendeten 
Untersuchungsmethoden  verweisen  wir  auf  die  Originalmitteilung  des  Vf. 
Zur  Untersuchung  gelangten  33  Pflanzenarten  aus  verschiedenen  Familien. 
Den  tabellarisch  zusammengestellten  Ergebnissen  ist  nach  dem  Yf.  zu  ent- 
nehmen, daß  innerhalb  ein  und  derselben  Pflanzenfamilie  das  Auftreten 
von  Asparagin  oder  Glutamin  einer  Gesetzmäßigkeit  gehorcht:  aus  den 
Pflanzen  der  einen  Familien  wurde  nur  Asparagin,  aus  den  Pflanzen 
anderer  Familien  nur  Glutamin  und  aus  den  Pflanzen  weiterer  Familien 
beide  Amide  isoliert.  Diese  Gesetzmäßigkeit  war  zum  voraus  nicht  zu  er- 
warten, denn  Asparagin  und  Glutamin  sind  homologe  Abbauproducte  des 
Eiweißmoleküls  und  es  konnte  angenommen  werden,  daß  diese  beiden 
Amide  bei  der  Eiweißspaltung  in  allen  Pflanzen  und  Pflanzenteilen  in  an- 
nähernd gleichen  Mengen  angehäuft  werden.  Nicht  angenommen  darf 
werden,  es  fehle  einer  Pflanze,  aus  der  nur  Asparagin  isoliert  wurde,  das 
Glutamin  vollständig  oder  umgekehrt.  Eine  Reihe  von  Pflanzen  besitzt 
die  Fähigkeit,  von  den  beiden  Amiden,  das  eine  oder  andere  stets  in  größerer 
Menge  anzuhäufen.  Diese  Fähigkeit  erweist  sich  ferner  als  eine  Eigen- 
schaft, die  für  alle  Pflanzen  ein  und  derselben  Familie  charakteristisch  ist. 
Z.  B.:  Die  untersuchten  Pflanzen  aus  den  Familien  der  Gramineen,  der 
Liliaceen,  der  Rosaceen,  der  Leguminosen  und  der  Compositen  häufen 
stets  Asparagin  und  die  untersuchten  Pflanzen  aus  den  Familien  der  Poly- 
padiaceen,  der  Polyganaceen,  der  Cruciferen  und  der  Caryophyllaceen  häufen 
stets  Glutamin  in  bedeutend  größerer  Menge  an.  Die  Pflanzen  der  Umbelli- 
feren  enthalten  beide  Amide  in  ungefähr  gleichgroßem  Mengenverhältnis; 
dies  zeigen  anscheinend  auch  die  Labiaten  und  Solanaceen.  Asparagin  be- 
gleitet fast  immer  das  Asparagin,  weniger  das  Glutamin.  In  Keimpflanzen 
findet  sich  öfters  nur  Arginin;  so  wurde  in  den  Keimlingen  von  Pinus 
silvestris,  Abies  pectinata,  von  Triticum  sativum,  Pisum  sativum  und 
Cucurbita  pepo  in  mehreren  Fällen  nur  Arginin  isoliert.  —  AUantoin 
wurde  bereits  von  anderen  Forschern  (E.  Schulz  u.  a.)  aus  folgenden 
Pflanzen  isoliert:  aus  den  Sprossen  der  Platanen  und  Acerarten,  aus  den 
Hülsen  von  Phaseolus  vulgaris,  aus  der  Rinde  von  Aesculus  hippoc,  aus 
Weizen  und  Rüben.  Dem  Vf.  gelang  es,  diesen  Körper  zu  isolieren:  aus 
den  Wurzeln  von  Mirabilis  Jalaba,  aus  den  oberirdischen  Teilen  von  Stachys 
silvatica  und  Anchusa  officinalis,  desgl.  aus  deren  Wurzel,  aus  den  Keim- 
lingen von  Borago  officinalis  und  aus  den  oberirdischen  Teilen  von  Ana- 
basis aretioides  (Wüstenpflanze). 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  vegetabilischen  Hämagglutinine.  Von 
R.   Kobert.2)    —    j)[q    zahlreichen    vorgekommenen    Fälle    der    Vergiftung 

1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  86,  245—269  (A.  d.  Agrik.  -  ehem.  Labor,  d.  Eidgen.  Techn. 
Hochsch.  z.  Zürich).  —  ')  Ldwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80.  97—205  (.Rostock,  Inst.  f.  Pharmakol. 
u.  phys.  Chem.  d.  Univ.).  Eine  auf  Veranlassung  d.  kgl.  Bayr.  Akad.  d.  'Wissenseh.  ausgef.  Experi- 
mentai- Unters. 


B.   Pflanzenwachstum.     2.   Bestandteile  der  Pflanzen.  201 

pflanzenfressender  Haustiere  durch  Ricinus  enthaltende  Futtermittel  haben 
den  Vf,  zu  weiteren  Studien  über  die  Giftigkeit  und  den  Nachweis  des 
Eicins  angeregt.  Der  Vf.  hat  seine  Untersuchung  noch  auf  andere  pflanz- 
liche Hämagglutinine  ausgedehnt,  die  berücksichtigt  werden  müssen,  weil 
sonst  grobe  Irrtümer  bei  Anwendung  der  Angaben  des  Vf.  über  Ricinus- 
nachweis  unvermeidlich  sind.  Der  Vf.  bespricht  in  verschiedenen  Ab- 
schnitten 1.  Definition  und  Darstellung  des  Ricins;  2.  Wirkung  des  Ricins 
auf  defibriniertes  verdünntes  Blut;  3,  die  Ricinuslipase  und  ihre  Wirkung. 
Der  Vf.  stellte  nach  der  Vorschrift  von  T.  W.  Jalander^)  Ricinuslipase 
dar.  Diese  ist  nicht  nur  imstande,  sehr  energisch  Neutralfette  zu  spalten, 
sondern  auch  Synthesen  von  Neutralfett  aus  den  Komponenten  auszuführen 
und  erweist  sich  also  als  ein  echtes  wirksames  Ferment.  Jedoch  sind  Ricin 
und  Ricinuslipase  nicht  identisch,  aber  beiden  Stofi'en  kommt  agglutinierende 
Wirkung  auf  eine  Reihe  von  Blutarten  zu.  Die  nach  Jalander  hergestellte 
Lipase  besitzt  die  agglutinierenden  und  toxischen  Eigenschaften  des  Ricins 
und  kann  weder  durch  Blutkörperchen  noch  durch  Antiricinserum  vom 
Ricin  getrennt  w^erden.  4.  Die  Wirkung  des  Ricins  auf  Tiere  ist  außer- 
ordentlich groß,  insbesondere  bei  Einspritzen  des  Giftes  unter  die  Haut ;  es 
genügt  hier  eine  hundertmal  kleinere  Dose  als  bei  innerlicher  Eingabe,  um 
den  Tod  herbeizuführen.  Je  reiner  das  Ricin  ist,  desto  wirksamer  ist  es. 
Von  einem  hochgereinigten  Ricin  genügten  bei  subcutaner  Einbringung 
0,0005  mg  pro  kg  Körpergewicht  (Kaninchen),  um  den  Tod  herbeizuführen. 
Nach  einem  Versuche  des  Vf.  genügte  wenig  über  ^/^  mg  Ricin  per  kg 
Körpergewicht  per  os  in  enormer  Verdünnung  verfüttert,  Kälber  mit 
Sicherheit  zu  töten.  Eine  gewisse  Unempfindlichkeit  gegen  Ricin  durch 
wiederholte  allmählich  steigende  Verfütterung  läßt  sich  relativ  leicht  er- 
zielen. 5.  Über  den  Nachweis  des  Ricins  in  Futtermitteln,  welche  keine 
anderen  Agglutinine  enthalten,  und  6.  desgl.  in  einem  Futtermittel,  welches 
an  sich  ein  Agglutinin  enthält,  welcher  im  letzteren  Falle  sich  schwieriger 
gestaltet.  Mit  dem  Ausdruck  „Phasine"  faßt  der  Vf.  sämtliche  ungiftigen 
Stoffe  aus  Pflanzensamen  zusammen,  welche  nach  dem  Verfahren  der 
Ricindarstellung  gewonnen  werden  können  und  den  Blutkörperchen  gegen- 
über sich  ricinartig  verhalten.  Der  Vf.  untersuchte  insbesondere  die  für 
die  Ernährung  der  Haustiere  in  Betracht  kommenden  Leguminosen.  Wie 
das  Ricin  auch  auf  mit  Formalin  leicht  angehärtete  Blutkörperchen  wirkt, 
so  tun  dies  auch  die  Phasine.  Wie  Ricin  auch  auf  ausgelaugte  Stromata 
wirkt,  so  ist  dies  auch  bei  den  Phasinen  der  Fall;  es  bildet  sich  zwar 
nicht  ein  kompaktes  großes  Coagulum,  wohl  aber  eine  Unzahl  kleiner 
Klümpchen.  Die  Einspritzung  von  Phasinen  unter  die  Haut  von  Katzen, 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  in  der  100 fachen,  ja  1000 fachen  Menge 
der  vom  Ricin  tödlichen  Dose  rief  keine  Störungen  des  Wohlbefindens 
hervor.  Die  Unterscheidung  der  Phasine  in  den  Futtermitteln  unserer 
Haustiere  vom  Ricin  kann  daher  durch  den  Einspritzversuch  leicht  gemacht 
werden,  während  der  einfache  Agglutinationsversuch  zu  den  größten  Irr- 
tümern führen  und  Ricin  vortäuschen  würde.  Gegen  Hitze  verhalten  sich 
die  Phasine  verschieden,  während  in  Wicken-  und  Saubohnenmehl  das 
Agglutinin    durch    einstündiges    Erhitzen    auf    70°    seine    agglutinierende 


1)  Biochem.  Ztschr.  1911,  36,  435. 


202  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

"Wirkung  völlig  verliert,  ist  dies  bei  Phaseolus-Phasin  nicht  der  Fall;  auch 
Erbsen-  und  Linsen-Phasin  verhalten  sich  ähnlich.  Zur  Entscheidung,  ob 
Ricinus  vorliegt,  muß  noch  ein  weiterer  Versuch  gemacht  werden.  Der 
Vf.  hat  nun  gefunden,  daß  das  Phasin  von  Erbse,  Linse  und  Wicke  bei 
70  ^  für  einige  Blutarteu  seine  Wirkung  behält,  für  andere  aber  nicht. 
So  wirken  diese  drei  Phasine  nach  dem  Erhitzen  noch  prompt  auf  Kaninchen- 
blut, dagegen  auf  Taubenblut  gar  nicht  mehr.  Bei  einstündigem  Erhitzen 
auf  75°  wirken  Erbsen-,  Linsen-  und  Wicken- Phasin  überhaupt  nicht 
mehr,  Phaseolus-Phasin  aber  wohl  noch.  Um  letzteres  von  Ricin  zu 
unterscheiden,  bedarf  es  daher  entweder  des  Präcipitationsversuches  mittels 
Ricinserum  oder  des  Einspritzungsversuchs  am  Tier.  Der  Vf.  hat  ferner 
nachgewiesen,  daß  auch  die  Erdnuß  Phasin  enthält,  das  keine  agglutinierende 
Einwirkung  auf  das  Blut  von  Meerschweinchen,  Ratte,  Pferd,  Hund,  Taube, 
Huhn  und  Seehase  hat;  stets  positiv  war  dagegen  der  Ausfall  der  Ag- 
glutinationsprobe mit  genügend  starken  Lösungen  von  reinem  Phasin  auch 
bei  ganz  frischem  Blut  des  Schweines,  der  Katze,  des  Kalbes,  des  Hammels, 
des  Kaninchens  und  des  Menschen.  Das  Erdnußphasin  gehört  zu  der 
Gruppe  der  Phasine,  die  bei  70  ^  binnen  einer  Stunde  unwirksam  wurden. 
—  Unter  7.  bespricht  der  Vf.  das  Krotin  und  das  Krotonöl.  Letzteres 
ist  in  Alkohol  löslich,  wie  das  Ricinusöl,  unterscheidet  sich  aber  von  allen 
in  Futtermitteln  vorkommenden  Arten  durch  sein  Verhalten  bei  Fröschen. 
Krotonöl  in  Emulsionsform  Fröschen  eingespritzt,  wirkte  ausnahmslos  rasch 
tödlich;  die  anderen,  in  gleicher  Weise  verabfolgten  Öle  waren  wirkungslos. 
Der  Hämagglutinin  der  Crotonsamen,  das  Crotin  unterscheidet  sich  vom 
Ricin  in  ähnlicher  Weise  wie  das  Erdnußphasin.  8.  Über  Abrin,  das 
Hämagglutinin  der  Samen  von  Abrus  precatorius  (Papilionacee).  9.  Robin 
(Robinia).  10.  Über  einige  noch  unerwähnte  Phasine.  Über  letztere  Punkte 
verweisen  wir  auf  die  Originalabhandlung. 

Die  Kultur  und  die  Zusammensetzung  des  Tabaks  in  Rußland. 
Von  A.  Klütschareff.  ^)  —  Der  Vf.  macht  Angaben  von  besonderem  Inter- 
esse über  die  Verbreitung  des  Anbaues  von  Tabak  in  Rußland,  der  sich 
hauptsächlich  (namentlich  der  besten  Sorten)  in  der  Krim,  im  Kaukasus 
und  in  Bessarabien  concentriert;  ferner  über  die  Sorten,  Böden  und  Boden- 
bearbeitung. Aus  zahlreichen  Bestimmungen  des  Nicotiugehaltes  von  Tabak- 
blättern zieht  der  Vf.  folgende  Schlüsse  (mit  dem  Vorbehalt,  daß  diese 
Ziffern  bloß  auf  den  Angaben  einer  Ernte  basieren,  nicht  verallgemeinert 
und  nicht  auf  alle  russischen  Tabaksorten  aller  Ernten  und  Jahrgänge  an- 
gewendet werden  können):  1.  Den  Durchschnittsangaben  zufolge  enthält 
der  krimsche  Tabak  am  meisten  Nicotin  (2,864  ^/o);  darauf  folgt  der  trans- 
kaukasische (2,581  7o)i  ^^^  bessarabische  (1,958  %)  und  schließlich  der 
cubanische  (1,897%).  Einzelne  Proben  zeigten  noch  viel  höhere  Gehalte 
an  Nicotin:  Sorten  der  Krim  3,788%  (abgesehen  von  Tabaksorten  aus  der 
„Alten  Krim"  mit  5,71  7o))  ^^  transkaukasischen  Tabak  3,942  7o>  cubanischer 
Tabak  3,562  7o,  Bessarabien  2,635  7o-  2.  In  den  Proben  getrockneten 
Tabaks  ist  in  keinem  der  angegebenen  Bezirke  ein  so  großer  Nicotiugehalt 
beobachtet  worden,  wie  in  den  Proben  gegoreneu  Tabaks.  Die  „Stärke  des 
Tabaks"  hängt  vom  Nicotin  ab.    In  Gemeinschaft  mit  Reich w asser  führte 

1)  Joum.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  161—176. 


ß.  Pflanzenwachstum.     2.   Bestandteile  der  Pflanzen. 


203 


der  Yf.  noch  besondere  Analysen  von  Tabaken  aus  und  zwar  folgende  aus- 
führlicher: A.  Kubaninischer  Bezirk,  Distrikt  von  Maikop-Anatsch-Trape- 
sund  und  B.  ders.  Bez.,  Distrikt  Ekaterinodar-Hoschlama-Samsun. 


o 

o 

1 
o 

a 

Ö 
BS 

O 

2  S 

9  5= 

gas 
ü 

2 

O 

6% 

O 

8 

O 

bß 

O 

O 

o 

02 

o 

A    .     . 

4  904 

1,008 

5,490 

1 ,785 

2,584 

6,201 

10,817 

1,070 

1,014 

3,477 

0,688 

3,970 

0,160 

0,485 

0,527 

B    .     . 

5,520 

1,806 

5,435 

2,314 

4,570 

9,430 

18,000 

3,840 

1,670 

6,390 

0,960 

b,080 

— 

0,435 

0,330 

Auch  über  den  Einfluß  der  Düngung  auf  den  Nicotingehalt  des  Tabaks 
wurden  einige  Bestimmungen  ausgeführt.  Diese  betreffen  die  Sorte  „Dübeck", 
welche  in  Krim,  Nikitskyscher  botanischen  Garten  angebaut  wurde. 

Düngung 

unged 
P   . 
PN 
PNK 
PK 


IBeet 

II  Beet 

1  Beet 

1  Beet 

atere  Abteilung 

untere  Abteilung 

obere  Abteilung 

untere  Abteilung 

— 

— 

unged.   1,038 

unged.     — 

.     2,734 

1,483 

N           1,569 

P           1,741 

.     1,764 

2,164 

NK        2,328 

PN        1.983 

.     1,809 

2,799 

K           2,082 

PNK     2,360 

.     2,824 

1,782 

—         — 

PK        1,831 

2.  Fette,  Kohlehydrate  u.  a. 

Über  das  Vorkommen  von  Hemicellulosen  in  Wurzelstöcken, 
Rhizomen  und  Wurzelknollen.  Von  Anton  Stieger.  i)  —  Die  zer- 
kleinerten Wurzeln  wurden  2  mal  mit  Wasser  von  50"  und  dann  mit  ver- 
dünntem Alkohol  ausgezogen;  der  getrocknete  fein  zerriebene  Rückstand 
wurde  zur  Entfernung  etwa  vorhandener  Stärke  2 — 3  Std.  mit  Wasser 
von  80 — 100  <^  erhitzt  und  nachher  mit  Grünmalzdiastase  bis  60"  1  Std. 
behandelt.  Zur  Entfernung  der  Proteinstoffe  wurde  die  stärkefreie  Substanz 
mit  0,25  7o  Natronlauge  ausgezogen  und  dann  mit  3procent.  HSO^  gekocht 
und  die  erhaltene,  mit  Phosphorwolframsäure  gereinigte  Lösung  zum  Sirup 
eingedampft  und  dieser  mit  Alkohol  extrahiert,  in  dem  Auszuge  die  Zucker- 
arten nach  E.  Schulze  und  Godet  isoliert  und  identificiert.  Untersucht 
wurden  14  verschiedene  Pflanzen  wurzeln  und  zwar  von  Asparagus  offi- 
cinalis,  Iris  pseudacorus,  Allium  porrum,  Rumex  acetosa,  Rheum  officinale, 
Paeonia  officinalis,  Cochlearia  armoracia,  Alchemilla  vulgaris,  Medicago 
sativa,  Daucas  carota,  Heracleum  spondilium,  Lysimachia  punctata,  Taraxacum 
officinale  und  Mirabilis  Jalapa,  sowie  die  oberirdischen  Teile  von  Anabasis 
aretioides.  —  Alle  untersuchten  Pflanzenteile  enthalten  Hemicellulosen. 
Diese  lieferten  bei  der  Hydrolyse  in  jedem  Falle  Galactose  und  Arabinose 
mit  Ausnahme  von  Asparagus,  wo  keine  Galactose  nachgewiesen  werden 
konnte.  Anscheinend  war  die  Menge  an  diesen  Zuckern  bei  allen  Wurzeln 
gleich  groß.  Als  Pentose  konnte  in  allen  Objekten  Arabinose  und  als 
Hexose  Galactose  indentificiert  werden.  Die  Prüfung  auf  Mannose  und 
Fructose  fiel  immer  negativ  aus. 

Das  Vorkommen  von  Formaldehyd  in  den  Pflanzen.  Von  Th.  Curtius 
und  H.  Franzen.-)  —  Die  bisher  zum  Nachweis  des  Formaidehydes  in 
den  Pflanzen  angewendeten  Reaktionen  werden,  wie  die  Vff.  sich  überzeugten, 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  86,  270—282.   —  2)  ßer.  deutsch,  ehem.  Ges.  1912,  45,  1715 
bis  1718. 


204  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

auch  von  den  anderen  Aldehyden  gegeben.  Die  Yff.  beschreiben  eine  neue 
Methode,  bei  welcher  der  Formaldehyd  in  Ameisensäure  übergeführt  und 
als  solche  bestimmt  wird.  In  den  als  Yersuehsmaterial  dienenden  Hain- 
buchen blättern  konnten  die  Vff.  0,8613  mg  Formaldehyd  für  1  kg  nach- 
weisen. (Über  den  Nachweis  des  Formaldehyds  iu  Pflanzen  siehe  unter 
üntersuchungmethoden.     D.)  (Neumann.) 

Phytinsäure  in  BaumwoUsaatmehl  und  Weizenkleie.  Von  J.  B. 
Rather.  ^)  —  Der  Vf,  hat  in  ausführlicher  Weise  die  Methode  zur  Ge- 
winnung von  Phytinsäure  in  Baumwollsaatmehl  nochmals  geprüft  und 
gelangte  zu  einem  Reinigungsverfahren.  Früher  hat  der  Vf.  gezeigt,  daß 
die  P- Verbindungen  des  Baumwollsaatmehls  nahezu  ganz  organischer  Natur 
sind  und  daß  Meta-  oder  Pyrophosphorsäure  nicht  vorkommen.  Auf  Grund 
seiner  weiteren  Untersuchungen  nimmt  der  Vf.  an,  daß  die  Verbindungen 
aus  Weizenkleie  und  Baumwollsaatmehl  Salze  derselben  Säure  sind.  Die 
Inosit-Phosphorsäuren  (Phj-tin säure)  aus  beiden  Futtermitteln  sind  identisch 
und  entsprechen  der  Formel  CjaH^j^PgC^j- 

Zur  Kenntnis  der  Eigenschaften  des  Phytins.    Von  M.  A.  Jegorow.^) 

—  Auf  experimentellem  Wege  hat  der  Autor  gezeigt,  daß  das  Product  bei 
der  synthetischen  Gewinnung  des  Phytins  nach  der  Methode  „Angelo 
Contardi"  immer  anorganische  PgOg  enthält.  In  bestem  Falle  hat  der 
Autor  nur  Yg  ^^^  gewonnenen  P2O5  als  organisch  gebundene  PoOj  nach 
der  Methode  „Schulze-Castoro"  bestimmt.  —  Die  Versuche,  das  reine 
synthetische  Product  nach  der  Voi Schrift  A.  Contardi  zu  gewinnen,  haben 
immer  negative  Resultate  gegeben.  —  Mit  seinen  Versuchen  hat  der  Vf.  ge- 
zeigt, daß  die  anorganische  ^2^51  ^^®  ^^^^  ^^  Producte  der  Synthese  als 
freie  PjOj  befindet,  sehr  leicht  und  bequem  mit  Äthyläther  bei  Zimmer- 
temperatur vollständig  zu  extrahieren  ist  und  somit  die  phosphororganische 
Verbindung  zu  gewinnen,  die  22,60 Vo  organisch  gebundenen  Phosphor 
(51,767o  P2O5)  enthält. 

Einiges  über  die  Eigenschaften  des  Phytins.    Von  M.  A.  Jegorow.'') 

—  Auf  experimentellem  Wege  wies  der  Autor  nach,  daß:  1.  Die  P2O5 
des  Phytins,  die  mit  saurer  Molybdänlösung  fällbar  ist,  unter  gewöhnlichen 
Bedingungen  in  der  Ammoniumeitratlösung  mit  Magnesiamischung  keinen 
Niederschlag  gibt.  2.  Die  Behauptung  Starkenstein's,  daß  man  bei  Trock- 
nung des  Phytins  seine  Zerstörung  beobachtet,  bestätigen  die  Versuche 
des  Vf.  nicht.  3.  Das  einfache  Kochen  des  Phytins  in  Wasser  mit  dem 
Rückflußkühler  auf  der  freien  Flamme,  einige  Stunden  hindurch  (14  — 16 
in  den  Versuchen  des  Vf.),  führt  zur  völligen  Zersetzung  des  Phytins, 
unter  Entwicklung  von  Inosit  und  anorganischen  PgOj- Verbindungen. 
4.  Die  Menge  der  so  entwickelten  P2O5  erreicht  ungefähr  100  °/o,  aber 
der  Gewinn  des  Inosits  ist  bis  jetzt  nicht  groß. 

Die  Giftigkeit  der  Eibe,  Taxus  baccata.  Von  Paul  Ehrenberg  und 
Gisbert  Freiherr  v.  Romberg.*)  —  Zur  Frage  der  Gesundheitsschädigung 
bei  landwirtschaftlichen  Nutztieren  wurden  von  den  Vff,  Fütterungsversuche 
mit  Kaninchen,  mit  Hammeln,  mit  Ziegen  und  mit  Pferden  ausgeführt, 
deren  Ergebnisse   zeigen,    daß    mäßige   Gaben   von  Eibenlaub  den    wieder- 


1)  Joum.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  Nr.  7.  890—895.  —  -)  Rnss.  Jonrn.  f.  experim.  Ldwsch. 
1913,  14,  237.  —  3)  Ebend.  362.  Deutsch.  Ausz.  —  •")  D.  ldwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  339—388 
(A.  d.  chem.  Inst.  d.  k.  preuß.  Forstakademie  in  Münden). 


B.  Pflanzenwachstum.     2.  Bestandteile  der  Pflanzen. 


205 


kauenden  Haustieren  Nachteile  nicht  bringen  werden.  Pferde,  wohl  über- 
haupt Einhufer,  nehmen  unzweifelhaft  dem  Eibenlaub  gegenüber  eine  wesent- 
lich andere  Stellung  ein,  insofern  die  Pferde  eine  Empfindlichkeit  gegen 
Eibennadeln  zeigen  und  Vergiftungsfälle  bei  besonders  stark  empfindlichen 
Pferden  vorkommen  können.  Nach  Erfahrungen  der  Vif.  (wie  Anderer), 
haben  Pferde  eine  starke  Abneigung  gegen  den  Geschmack  des  Eibenlaubes. 
Die  roten  beerenähnlichen  Früchte  der  Eibe  sind  nicht  giftig. 

Die  Zusammensetzung  der  Samen  von  Canavalia  ensiformis  DC. 
Von  R.  Kobert.  1)  —  Gelegentlich  seiner  Untersuchung  zur  Kenntnis  der 
vegetabilischen  Hämagglutinine  ^)  gelangte  auch  eine  Probe  der  Samen  von 
Canavalia  ensiformis  zur  analytischen  Untersuchung,  welche  folgendes  ergab: 


H2O    Rohfett    Asche    F2O6    N-Sbstz.    Dextrin     Stärke 


Roh- 


Methyl-  sonst.  Pen- 

pentose  tosen  bezw. 

faser   Rhamnose  Pentosane 

1.15 


Lecithine 


O/o    12,24      2,96        2,71      0,79        29,39  1,58  26,52  7,55      1,15      9,54  bezw.  8,33       1,67 

Maltose  war  nicht  zugegen.  Die  Samenprobe  war  dem  Vf.  von  der 
Biologischen  Anstalt  in  Amaui  zugeschickt  worden  mit  dem  Bemerken,  daß 
die  Pflanze  dort  sehr  gut  fortkommt  und  reichen  Ertrag  liefere.  Ordent- 
liches Kochen  der  Samen  liefert  nach  dem   Vf.  eine  ungiftige  Speise. 

Chemische  Untersuchung  von  Weizenkeimen.  Von  Fred.  B.  Power 
und  Arthur  H.  Salway.  3)  —  Im  Hinblick  auf  die  angestrebte  Verwertung  der 
Weizenkeime  als  diätetische  Nährmittel  untersuchten  die  Vff.  in  ausführ- 
licher Weise  Weizenkeime.  Bei  erschöpfender  Extraction  mit  organischem 
Lösungsmittel  nacheinander  gingen  im  ganzen  35,68  ^/q  in  Lösung  und 
zwar  durch  Petroleumäther  9,32  7«,  Äther  0,56  7o>  Chloroform  1,24  o/qi 
Essigester  0,76  7o  und  Alkohol  24,80  "/o-  Für  die  genaue  chemische 
Untersuchung  diente  ein  alkoholischer  Auszug,  erhalten  durch  Perkolation 
mit  heißem  Alkohol.  Als  Bestandteile  wurden  festgestellt:  Sinapinsäure 
(wahrscheinlich  als  Sinapin  ursprünglich  vorhanden),  Raffinose,  Rohrzucker, 
Allantoin,  Betain  und  Cholin;  ferner  ein  fettes  Öl  (ca.  7%  der  Keime). 
Letzteres  konnte  zerlegt  werden  in  Sitosterol,  Stearin-,  Palmitin-  und  Linolsäure. 

Über  die  chemische  Zusammensetzung  von  poh'ertem  Reis  mit 
besonderem  Bezug  auf  den  Nährwert  seiner  Proteinsubstanz  für 
Sake-Hefe  und  Aspergillus  Oryzae.  Von  Teizö  Takahashi  und  Hisae 
Satö.^)  —  Die  Vff.  untersuchten  44  in  22  Brauereien  gesammelten  Proben 
„Moto"  und  Kake-Reis.  Die  gefundenen  Werte  sind  tabellarisch  zusammen- 
gestellt. Der  Tabelle  entnehmen  wir  folgende  Maxima  und  Minima  für 
nachstehend  verzeichnete  Bestandteile  des  gewaschenen  und  wieder  luft- 
trocken gemachten  Reis,  in  "/o 


.2  ^ 


h  ill^ 


Maxima. 

Minima  . 


Maxima.     . 
Minima  .     . 


15,268    0,648    1,312 
12,720  I  0,488    0,204 


7,875 
7,4375 


6,925 
6,0375 


1,6625 
0,600 


0,392    (j,1707 
0,260  1 0,1501 


0,1118 
0,0598 


1,260 
1,1900 


1,1086  0,266 
0,966     0,096 


Trockensubstanz  (b.  100»  C.) 
10  787311,49501     —     I     —     I     —     i  0,38051 0,19711 0,13011 1,47031 1,175010,325 
1 0^5050|  0,2364|     —     |     -     |     -     1 0,2948|0,1726|0,0984|  l,364l|  1,1092|  0,1101 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  190.  (Vergl.  Jahresber.  1912  [HoncampJ,  S.260.)  — 
*)  Siehe  oben  S.  200.  —  3)  Pharmaceutical  Jonm.  (4),  37,  117—120  (London.  E.  C.  Wellcome  Chem. 
Research.  Lab.) ;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  Nr.  14,  1232.  —  *)  Journ.  of  Agricultnre  Imper.  Umv. 
Tokyo  1913,  Yol.  V.  Nr.  2,  135-152. 


206  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Die  Körner  wurden  nach  Länge,  Breite  und  umfang  gemessen;  ferner 
wurde  das  Gewicht  von  1,8  1  Körner  ermittelt  und  der  Verlust  in  %  an- 
gegeben, den  die  44  Reisproben  durch  Zubereitung  erlitten  haben.  —  Bei 
zwei  Proben  wurde  ausführlichere  Untersuchung,  insbesondere  bezüglich 
der  Proteine  ausgeführt.  Letztere  wurden  nach  Osborne's  Methode i) 
isoliert. 

Ti-  u  **     cf  1       r,    1        Des-   Gesamt-    Eiweiß-    Nicht-    Cellu-     .     ,        ^    , 

Wasser     Fett     Starke    Zucker     tiin  N  N        Eiw.-N     lose     ^^che     P^Oj 

1.  Moto-Reis      14,567      0,280    76,086      0,460      1,058      1,268        1,106        0,162      0,307    0,290      0,141 
2.iKake-  ,,        14,643      0,360    74,883      0,240      0,852      1,312        1,2006      0,112      0,404    0,208      0,120 

An  Proteinen  wurden  in  "/o  der  lufttrocknen  Substanz  bestimmt: 

Albumin  und  in  H„0      r>i  u  i-  t,    ^      ■  r\ 

lösliche  Substanzen       ^^^^^^'^  Prolamm  Oryzenin 

1 1,62  0,466  0,52  1,24 

2 3,20  Best,  verunglückt       0,48  1,96 

Die  Vff.  ziehen  aus  ihrer  Untersuchung  u.  a.  die  Schlüsse,  daß  der 
beste  Reis  am  wenigsten  Fett  enthält  (durch  den  Zubereitungsproceß). 
Der  untersuchte  Reis  enthält  4  Arten  Protein,  von  denen  Albumin,  Globulin 
und  Oryzenin  sich  als  nützlich  für  die  Ernährung  der  Sake- Hefe  und 
Aspergillus  Oryzae  erwiesen,  Prolamin  dagegen  nicht. 

Eine  chemische  Studie  über  die  Samen  des  Zuckerrohrs.  Von 
E.  W.  Groß  und  W.  G.  Taggart.  -)  —  Die  nachfolgenden  Zahlen  ergeben 
die  im  Mittel  von  5  Proben  gefundene  Zusammensetzung,  sowie 
Maximal-  und  Minimalgehalte  der  Samen  (verschiedener  Herkunft)  des 
Zuckerrohrs. 

Wasser      Protein      Fett      Pentosane    Löslich.  Kohlehydr.    Lignin      Faser      Asche 

22,09  28,87  14,22 
12,71  25,55  6,20 
17,04    26,90      9,10 

Die  Proben  waren  klein  und  waren  die  Samen  schwer  von  Schmutz 
und  Haren  zu  reinigen.  Diesem  Umstände  und  dem  verschiedenen  Reife- 
zustand der  Samen  sind  die  großen  Unterschiede  im  Gehalte  einzelner  Be- 
standteile zuzuschreiben.  Die  wasserlöslichen  Kohlehydrate  bestehen  zu- 
meist aus  Glucose;  Rohrzucker  wurde  nicht  gefunden.  Zur  Bestimmung 
der  unlöslichen  Kohlehydrate  wurden  60  g  der  Samen  mit  2  1  öprocent. 
Natronlauge  1  Stunde  lang  in  siedendem  Wasser  erhitzt,  der  Rückstand 
wurde  abgepreßt  und  mit  kaltem  Wasser  ausgewaschen.  Dieser  Proceß 
wurde  dann  wiederholt.  Die  Hemicellulosen  wurden  durch  angesäuerten 
Alkohol  ausgefällt,  gereinigt  und  25  g  hydrolisiert  durch  4 stündiges  Er- 
hitzen bei  120°  C.  mit  l^gProcent.  Schwefelsäure.  Xylose  und  Arabinose 
(Spuren)  waren  vorhanden;  Galactose  und  Methyl-Pentosane  konnten  nicht 
entdeckt  werden.  Die  Cellulo&e  bestand  aus  Glucocellulose ;  Mannocellulose 
war  nicht  vorhanden. 


Maximum 

11,53 

8,64 

1,99 

29,75 

1,41 

Minimum 

10,75 

♦^,13 

1,64 

23,00 

0,64 

Mittel 

11,17 

7,36 

1,86 

25,58 

0,99 

1)  Amer.  Journ.  Physiol.  20,  496;  Chem.  Ctribl.  1908,  I.  865;  dies.  Jahresber.  1907,  245  und 
Journ.  Biol.  Chem.  3,  213.  —  =)  Internat.  Sugar  Journ.  1911,  13,  Nr.  151,  362—365:  ref.  nach  Exper. 
Stat.  Rec.  1913,  28,  108. 


B.  Pflanzen-wachstum.     2.  Bestandteile  der  Pflanzen.  207 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  im  Saft  der  grünen  Schnittbohne  ent- 
haltenen   Kohlehydrate.      Mitt.  IL      Von    Ernst    Busolt.^)    —    Der   Vf. 

weist  nach,  daß  wie  im  Spargelsaft 2)  auch  im  Safte  der  Schnittbohnen 
Mannit  ursprünglich  nicht  vorhanden  ist,  daß  dieser  Körper  sich  aber  bei 
längerem  Stehen  des  Saftes  durch  die  Wirkung  von  Organismen  oder 
Enzymen  aus  anderen  Kohlehydraten  bildet  (Mannitgärung)  und  krystallinisch 
ausscheidet.  Inosit,  das  von  Vohl^)  aus  grünen  Schnittbohnen  isoliert 
worden  ist,  konnte  der  Vf.  nicht  auffinden,  vielleicht  tritt  dieser  Körper 
erst  bei  mehr  vorgeschrittener  Reife  der  Bohnen  auf. 

Mitt.  ni.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  im  Blumenkohl  vor- 
kommenden Kohlehydrate.  Von  Ernst  Busolt.  —  B.  Tollens  und 
Rom.  Dmochowski  fanden  im  Blumenkohl  Glucose,  Cellulose,  Fructose, 
Pentosan  und  Methylpentosan.  Dem  Vf.  gelang  es  nicht,  aus  dem  her- 
gestellten Sirup  direct  die  Glucose  in  krystallinischer  Form  abzuscheiden; 
die  gewonnenen  Krystalle  erwiesen  sich  als  Mannit.  Der  Vf.  ist  der 
Ansicht,  daß  der  Mannit  (im  Gegensatz  zu  Schnittbohnen-  imd  Spargelsaft) 
ursprünglich  im  Blumenkohl  vorhanden  gewesen  ist,  daß  jedoch  es  eben- 
falls möglich  ist  (wenn  auch  wenig),  daß  er  sich  während  der  Gewinnung, 
Verarbeitung  und  Verdunstung  des  Saftes  aus  anderen  Kohlehydraten 
gebildet  hat. 

Analyse  der  frischen  Frucht  des  Advokat  (Lanus  Persea  L.). 
Von  Emm.  Pozzi -  Escot. ^)  —  Die  frische  Frucht  besteht  im  Mittel  zu 
23,02  ^/o  aus  Samen  und  Schalen,  zu  76,97  %  auß  eßbarem  Fruchtfleisch. 
Letzteres  enthält  im  Mittel: 


Wasser 

Eiweißstoffe 

Fett 

Cellulose 

Zucker 

Stärke  usw. 

Asche 

80,27 

0,93 

10,79 

3,57 

1,34 

0,50 

2,50  "/o 

Die    Gewinnung    von    Cellulose    aus    Holz    und    Gespinstfasern 
sowie  die  Beseitigung  der  hierbei  abfallenden  Laugen.    Von  J.  König 

(-Münster  i.  W.)  in  Gemeinschaft  mit  J.   Hasenbäumer  und  M.   Braun.  ^) 

—  Das  neue  Verfahren  zur  Verarbeitung  des  Holzes  und  der  Gespinst- 
fasern auf  Cellulose  unter  gleichzeitiger  Verwertung  der  Ablaugen  besteht 
in  folgendem:  1.  Das  von  Rinde  und  Astkernen  befreite  in  üblicher 
Weise  zerkleinerte  Holz  (bezw.  Gespinstfaser)  wird  mit  der  4 — 5  fachen 
Menge  von  3 — öprocent.  Ammoniak  bei  etwa  2 — 8  Atm.  Überdruck  5 — 6 
Stunden  gedämpft,  die  Lauge  abgepreßt,  der  Rückstand  mit  siedend  heißem 
Wasser  bezw.  mit  Wasserdampf  ausgebrüht  und  Lauge  mit  Waschwasser 
für  sich  behufs  Wiedergewinnung  von  Ammoniak  —  nötigenfalls  unter 
Zusatz  von  Kalk  —  weiter  der  Destillation  unterworfen,  während  die 
rückstände  Flüssigkeit  entweder  für  sich  auf  Harz  und  Gerbsäure  oder  auf 
etwaige  sonstige  Inkrusten  verarbeitet  oder  auch  mit  dem  weiteren  Säure- 
auszug zur  Darstellung  des  Futters  mit  verwendet  werden  kann.  Man 
kann  die  erste  Ablauge  samt  dem  ersten  Waschwasser  unter  Ergänzung 
des  Ammoniaks  —  infolge  der  Verdunstung  durch-  das  Wasch wasser  — 
auch   zu    einer    zweiten    und    vielleicht   noch    öfteren   Dämpfung   benutzen. 


1)  Joiirn.  f.  Ldwsch.  1913,  61,  153-160.  —  '■^)  Ebend.  1911,  59,  429  u.  1912,  60,  393;  dies. 
Jahresber.  1911,  284  u.  1912,  213.  —  «)  Annal.  d.  Chem.  u.  Pharm.  99,  125  n.  101,  50.  —  «)  Bull. 
Soc.  Chim.  de  France  [4]  13,  400;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  57  (Düsterbehn).  —  6;  Ztschr.  f.- 
ange-wandte  Chem.  1913,  26,  Nr.  73,  481. 


208  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Statt  des  Ammoniaks  läßt  sich  auch  1 — 2procent.  Sodalösung  verwenden; 
indes  greift  letztere  die  Holzsubstanz  stärker  an  als  Ammoniak  und  liefert 
ein  weniger  reines  Harz;   auch  ist  das  Verfahren  an  sich  teurer,  weil  die 
Soda  nicht  wie  Ammoniak  für  den  Betrieb  zurückgewonnen   werden  kann; 
sie  würde  zuletzt  nur  als  Chlornatrium  in  das  Futter  übergehen  und  dort 
eine  entsprechende  Verwertung  finden.    2.  Der  Rückstand  von  der  ammonia- 
kalischen    Dämpfung    wird    darauf    in    derselben    Weise    mit    verdünnter 
Schwefelsäure  —  der   von   der   sodaalkalischen  Dämpfung   mit  verdünnter 
Salzsäure  —  gedämpft.    Es  genügen  0,4 — 0,6procent.  Säuren  in  der  4  bis 
5  fachen  Menge  des  Holzes  und  eine  Dämpfzeit  von  6 — 8  Stunden  bei  etwa 
1 — 2  Atm.  Überdruck.     Durch  die  Art  dieser  Dämpfung   hat  man  es  ganz 
in    der   Hand,    die   Hemicellulosen   (Pentosane   usw.)    vollständig    zu    lösen 
und  in  Zucker   überzuführen;    die  Zeitdauer   der  Dämpfung   bei  niedrigem 
Druck    und    niedrigem    Säuregehalt   ist   von   günstigerem   Einfluß    auf    die 
Zuckerausbeute,    als  hoher  Druck  und  hoher  Säuregehalt.     Die   öftere  Be- 
nutzung der  Säuren  empfiehlt  sich    wiegen   der  Reversion   oder  Zerstörung 
des   ersten   gebildeten   Zuckers   im   allgemeinen   nicht.     Hat   man   bei    An- 
wendung von  Ammoniak   mit  Schwefelsäure   hy drolysiert ,    so   neutralisiert 
man  entweder  mit  dem  zum  Abtreiben  des  Ammoniaks  verwendeten  Kalk 
oder  durch  eine  entsprechende  Menge  Kalksteinmehl,    dampft  hiermit  ein, 
entfernt  zuletzt  aus  dem   dicklichen  Sirup  den  ausgeschiedenen  Gryps   und 
verwendet  den   abgepreßten   Sirup  entweder   direkt   zur   Fütterung,   indem 
man   ihn  auf  Häcksel   in    den   Trögen   ausgießt,    oder   man  läßt   ihn    von 
Trockenfuttermitteln   wie   Trockentrebern ,    Kleie   usw.   aufsaugen   und   ver- 
wendet diese  zur  Fütterung.     Der  abgepreßte  Gyps  kann  als  Einstreumittel 
in    die   Ställe   oder   direkt   als   Düngemittel    verwertet    werden.     Hat    man 
Soda  zum  Aufschließen  verwendet,  so  muß  Salzsäure  zur  Hydrolj^se  folgen; 
man  gibt  dann  beide  Ablaugen  zusammen,    so   daß  sie  sich  neuti-alisieren, 
dampft  ein  und  verfährt  wie  vorhin.    Eine  Abscheidung  von  Kochsalz  findet 
nicht  statt;    es  gelangt  ganz  in  das  Futter,    was  aber  nicht  ungünstig  ist, 
weil   den   Tieren   zur   Erhöhung   der   Freßlust  auch    vielfach   Kochsalz   als 
solches  aufs  Futter  gestreut  wiid,   und  das  Extraktfutter  nur  bis  zu  1  kg 
für  1  Stück  Großvieh  angewendet  zu  werden  pflegt.     Der  bei  Anwendung 
von    Ammoniak    und    Schwefelsäure   ins    Futter    gelangende    schwefelsaure 
Kalk  ist  ebenfalls  nur  vorteilhaft,    da  viele  der  gewöhnlichen  Futtermittel 
(wie  Stroh,  Spreu,  Getreidekörner  und  deren  Abfälle,  Wurzelgewächse  u.  a.) 
verhältnismäßig  arm  an  Kalk  sind  und  einen  Zusatz   von  Kalksalzen  zum 
Futter    zuweilen    wünschenswert    erscheinen    lassen.      Man     nimmt    dazu 
allerdings  meistens  kohlensauren  oder  phosphorsauren  Kalk,  aber  der  schwefel- 
saure   Kalk    dürfte    ebenfalls    eine   günstige    Wirkung    äußern,    zumal   die 
sauren  Auszüge  aus  dem  Holz  fast  die  sämtlichen  —  wenn  auch  an  sich 
nur  etwa  0,5*^/0  betragenden  —  Mineralstoffe  mit  einschließen.    Jedenfalls 
lassen   sich   die  auf   vorstehende  Weise    erhaltenen  alkalischen 
und   sauren   Ablaugen    durch    direktes   Eindampfen    vollständig 
nutzbar  verwerten.     3.   Nach  erschöpfender  Behandlung  des  Holzes  mit 
verdünnten  Alkalien  und  Mineralsäuren  verbleiben  in  ihm  neben  der  reinen 
Cellulose  nur   noch   die  Lignine,    die    sich   durch    stufenweise  Behandlung 
mit  Bleichflüssigkeiten  (wie  Chlorwasser,  Lösungen  von  unterchlorigsaurem 
Natron,  Chlorkalk  u.  a.)  beseitigen  lassen. 


B.   Pflanzenwachstum.     2.  Bestandteile  der  Pflanzen. 


209 


b)  Anorganische. 

Procentische  Zusammensetzung  der  Reinasche  von  Leguminosen, 
Gramineen  und  anderen  Pflanrenarten.  Von  A.  Strigel.^)  —  Ge- 
legentlich seiner  Arbeit :  „Über  Mineralstoffaufnahme  verschiedener  Pflanzen- 
arten usw."  kam  der  Vf.  zu  folgender  Zusammensetzung  der  Aschen  nach- 
genannter Pflanzen: 


CaO 


MgO 


K,0 


NagO  P2O5     SO3 


Sic, 


Eein- 

asche 

% 


Trifolium  pratense      .... 

Medicago  sativa 

Ornithopus  sativus      .... 

Vicia  sativa 

Phleum  pratense 

Festuca  rubra 

Agrostis  stolonifera     .... 

Poa  pratensis 

Aira  caespitosa  

Chrysanthemum  Leucanthemum 
Taraxacum  officinale  .... 

Centaurea  Cyanus 

Heracleum  Sphondylium     .     . 

Daucus  Carota 

Dianthus  deltoides 

Lychnis  Flos  Cuculi   .... 

Campanula  patula 

Caltha  palustris 

Alisma  Plantage 

Rumex  acetosa 

Malva  sylvestris 

*)  Rohaschen. 


30,93;9,10 
28,0214,37 


28,53 
25,83 
10,24 
9,85 
7,69 
8,01 
8.67 


5,08 
6,04; 
2,56 
4,05 
3,71 
2,77 
3,37 


18.464,68 
12,53,4,05 
23,28;5,86 
23,31  5,49 
25,16  5,06 
16,42  4,68 
13,47  6,91 


1,05 
2,14 
1,37 
1,19 
0,62 
0,95 
1,47 
1,10 
0,90 
1,07 
48,631,76 
28,96  3,58 


31,75 
29,14 
38,90 
25,35 
30,70 
35,47 
32,22 
30,82 
34,02 
41,10 


14,01 
16.38 
18,69 


5,74 
6,28 
7,07 


14,22,9,91 

26,885,79 


45,13 
39,72 
27,42 
30,74 
30,36 


0,27 
6,24 
1,11 
8,79 
2,53 


45,194,31 
30,73  6,32 


32,72 
34,06 


6,24 
1,47 


8,00 

8,87 

9,78 

7,23 

7,12 

8,97 

8,84 

8,18 

9,78 

7,78 

10,43 

13,28 

11,00 

9,22 

7,70 

4,84 

7,32 

11,10 

7,67 

11,77 

7,38 


3,751  9,00 
8,20,13,63 
3,58  4,80 
4,15  8,66 
2,1012,80 
4,45111,98 
3,7910,57 
2,62  8,45 
2,70*  8,49 
5,05 j  7,29 
5,20  10,00 
6,81  3,87 
3,71  8,92 
2,53    5,36 


2,66 
5,26 
7,54 

13,82 
4,29 

10,11 


5,45 

1,83 

10,38 

7,24 
7,10 


5,68 

5,62 

8,39 

14,47 

35,80 

31,90 

32,00 

37,50 

31, 

12,75 

7,56 

12,28 

3,31 

5,81 

8,37 
16,59 

6,29 

2,94 
11,05 

6,45 


7,22 

9,68 

6,66 
10,95 

8,53 

5,16 

6,02 

5,31 

5,10 

8,64 
10,72 

6,74 

9,70 

7,18 

6,31*) 
10,15*) 

7,82 

8,41 

6,98 

5,63 
13,43 


Ein  Vergleich  der  gegenseitigen  Mengenverhältnisse  der  Mineralstoffe 
in  den  einzelnen  Pflanzen  ergiebt  folgendes:  Das  Verhältnis  von  CaO  :  MgO 
(abgerundet)  stellt  sich  bei  den  Leguminosen  meist  4  : 1  (mit  einzelnen  Ab- 
weichungen von  3:1  bis  7:1);  bei  den  Gramineen  2,5  : 1  bis  4  : 1.  —  Das 
Verhältnis  von  K2  0:Na2  0  bewegt  sich  in  Grenzen  von  15:1  bis  39:1 
und  nähert  sich  meist  dem  Werte  30 :  1.  Große  Unterschiede  zwischen 
Leguminosen  und  Gräsern  sind  hier  nicht  vorhanden.  —  Das  Mengen- 
verhältnis von  CaO  :  KjO  ist  bei  den  Leguminosen  ein  sehr  enges,  fast  1 : 1 
(bei  Serradella  1:1,4;  ein  weiteres  zugunsten  des  K2O  bei  den  Gräsern 
mit  Werten  von  1:3  bis  1:4. 

Procentische  Zusammensetzung  der  Reinasche  von  verschiedenen 
Wiesen-  und  Kleeheu.  Von  A.  Strigel.-)  —  Diese  Analysen  bilden 
einen  Teil  der  Arbeit  des  Vf.  über  den  „Einfluß  der  botanischen  Natur 
und  der  Erntezeit  auf  die  chemische  Zusammensetzung  des  Wiesenheus''. 
(Siehe  unter  Futtermittel.) 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1912,  43,  349.  -  2)  Ebend.  368. 
Jahresbericht  1913. 


14 


210 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


Po  Ob 


Eein- 
asche 


Ost-         (       I 
preußisches  I    JI 

Meliorations-  i 

"Wiesenhea  I 

1904        l 


Schnitt    . 
Normalschn 
III.  Schnitt    . 
Grummet  . 
Brandenburgisches  Heu    . 
Schädliches  Moorwiesenheu 


Mischkleeheu  I  .     .     .     . 

II      .     .     • 

■D  j.       i  Frühschnitt 

^P^^'-f^'-]  Normalschnitt 
Wiesenheu  |(j^^^^^^ 


11,20 
14,61 
18,47 
18,05 
19,92 
14,80 


4,14 
5,24 
6,27 
7,37 
7,06 
6,58 


46,40 
40,15 
32,57 
33,02 
20,00 
37,65 


0,54 
1,30 
2,28 
1,54 
5,43 
1,74 


10,14 
9,25 
7,67 
7,00 
6,98 
8,12 


4,22 
4,26 
6,29 
5,80 
7,34 
5,87 


15,40 
14,82 
16.20 
15,66 
8,23 
15,42 


10,06 
12,46 
12,70 
15,42 
24,77 
12,44 


6,48 
5,45 
7,03 
6,70 
7,24 
4,68 


28,85  7,66  27,15  3,75  8,87  9,04  2,50    9,74  9,50 

24.25  5,21  31,17  4,98  7,66  4,94  17,09     7,51  10,14 

7,06  2,77  40,04  0,95  8,48  3,76  9,60  25,34  10,82 

8,68  2,98  28,75  1,69  6,97  4,25  8,58  37,08  11,59 

8,93  3,01  29,27  0,68  8,26  4,21  10,33  32,66  12,27 

Eine  sehr  auffallende  Erscheinung  zeigt  sieh  in  dem  Cl- Gehalte  der 
Mischkleeheue,  von  denen  das  eine  nur  2,50  ^/q,  das  andere  27,09^/0  Cl 
in  der  Reinasche  enthält. 

Untersuchung  von  zwei  Korbweidensorten.  Ton  Andreas  Klee- 
mann.^)    —  Die  Untersuchung  ergab  nachstehende  Zusammensetzung: 

In  der  Trockensubstanz  sind  enthalten  in  ^L: 


Sorte 


Pflanzen- 
teil 


oo    o 


Salix  viminalis 
Ernte  Mitte  Sept. 

Salix  amygdalina 
Ernte  Mitte  Sept. 


Blätter 
Rinde 
Holz 

Blätter 
Rinde 
Holz 


2.59 
1,31 

0,42 

2,73 
1,37 
0,39 


7,93 
3,61 
1,04 

6,08 
3.38 
1,07 


0,71 
0,05 
0,04 

0,40 
0,05 
0,03 


0,12 
0,04 
0,06 

0,06 
0,03 
0,04 


0,13 
0,01 
0,01 

0,12 
0,01 
0,01 


0,82 
0,18 
0,04 

1,02 
0,15 
0,05 


1,22  0,08 
0,82,0,04 
0,210,02 

0,710,07 
0,76!0,02 
0,1910,02 


2,410,97 
1,24  0,34 
0,29  0,14 


1,04 
0,93 
0,20 


0,74 
0,33 
0,10 


1,22 
0,87 
0,37 

1,72 
0,94 
0,36 


0,15 


0,05 


Die  Gersten  der  letzten  Jahre  in  ihrem  Gehalt  an  Mineral- 
bestandteilen. Von  F.  Schönfeld  und  S.  Sokolowski.-)  —  Die  Ergebnisse 
dieser  in  brautechnisohem  und  brauwissenschaftlichem  Interesse  ausgeführten 
Untersuchungen  werden  eingehend  besprochen.  Wir  beschränken  uns  hier 
auf  die  Mitteilung  der  Mittel  und  (von  uns  herausgenommenen)  Extrem- 
zahlen. Die  Gehaltszahlen  beziehen  sich  sämtlich  auf  Trockensubstanz  der 
Gerste  in  "'o. 


EiweüJ 

Asche 

SiO, 

P2O5 
1911  von 

Alkali-         Lösliche 
P2O5             P2O5 
10  Proben 

dto.  in  % 
d.  P3O5 

CaO 

MgO 

max. 

minim. 

Mittel 

13,37 

8,87 

10,79 

2,83 
2,27 
2,51 

0,705 
0,365 
0,523 

1,020 

0,665 

0,863 

1912  von 

0,0901        0,331 
0,0440        0,175 
0,0685        0,228 
10  Proben 

36,7 
19,1 
26,8 

0,148 
0,103 
0,128 

0,256 
0,115 
0,205 

max. 
minim, 

Mittel 

16,60 

8,00 

11,55 

3,15 
2,43 
2,71 

0,914 
0,417 
0,566 

1,130 

0,858 

1,020 

1913  von 

0,1360        0,388 
0,0834        0,119 
0,118         0,236 
20  Proben 

34,3 
11,4 
22,9 

0,148 
0,106 
0,126 

0,263 
0,117 
0,197 

max. 

minim. 

Mittel 

11,69 
8,10 
9,67 

2,90 
2,31 
2,65 

0.785 
0,387 
0,597 

1,150 
0,736 
0,949 

0,220         0,303 
0,089          0,204 
0.154         0,238 

25,1 

0,186 
0,100 
0,144 

0,254 
0,191 
0,228 

1)  Ber.  über  d.  Tätigk.  d.  Ldwsch.  Kreisversuchsst.  f.  Mittelfranken  in  Triesdorf  f.  d.  J.  1912.  — 
2)  "Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  30,  Nr.  30,  48  u.  49,  S.  417  bezvr.  605  u.  609. 


B.  Pflanzen'waclistum.     2.  Bestandteile  der  Pflanzen.  211 

Der  Analysengaug  bezg.  derPgOg  war  folgender:  40  g  feingemahlene 
Gerste  wurden  zunächst  (um  die  Einwirkung  der  Enzyme  der  Gerste  aus- 
zuschalten) in  einem  Kolben  mit  150  ccm  96  procent.  Alkohol  drei  Stunden 
am  Rückflußkühler  gekocht.  Der  Alkohol  wurde  dann  abdestilliert,  der 
Kolben  noch  einige  Zeit  im  Trockenschrank  gehalten.  Nach  vollständigem 
Verdunsten  des  Alkohols  wurde  die  Gerste  mit  400  g  "Wasser  aufgenommen 
und  18  Stunden  bei  Zimmertemperatur  stehen  gelassen.  100  g  des  filtrierten 
Auszuges  wurden  eingedampft,  der  Rückstand  verglüht,  mit  verdünnter 
HNOg  aufgenommen  und  in  dieser  Lösung  die  P2O5  nach  Woy  bestimmt. 
Zur  Bestimmung  der  Erdalkali-  sowie  der  Alkali-P^Og  wurden  ebenfalls 
100  g  des  Auszuges  verwendet.  Die  Menge  der  Erdalkali-PgOj  war  in 
keinem  Falle  bestimmbar.  —  Neben  obigen  Gersten  kam  eine  Gerste .  zur 
Untersuchung,  die  obwohl  in  Form  und  Aussehen  durchaus  normal,  mit 
einem  Eiweißgehalt  von  11,8  "/o  und  einem  vollen  großen  Korn  nur  2,08% 
Asche  enthielt  (0,355  %  SiOg,  0,125  %  P2O5,  0,125  %  CaO  u.  0,175  %  MgO). 


Literatur. 


Anderson,  R.  F.:  Über  die  organische  Phosphorsäureverbindung  in  der 
Weizenkleie.  —  Journ.  Biolog.  Chemistry  1912,  12,  Heft  3,  447;  ref.  in  Wochenschr. 
f.  Brauerei  1913,  30,  Nr.  7,  112.  —  Der  Vf.  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  Weizen- 
kleie kein  Phytin  enthält,  sondern  als  einzigen  P- haltigen  Körper  die  Ver- 
bindung   CjoHjgO^gPg. 

Bertrand,  Gabriel,  und  Compton,  A.:  Über  die  Gegenwart  einer 
neuen  Diastase,  die  Salicinase  in  den  Mandeln.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des 
Sciences  1913,  157,  797. 

Bredemann,  G.:  Über  den  Alkaloidgehalt  des  Mutterkorns  auf  englischem 
Raygras  (Lolium  perenne).  —  Mycol.  Ctrlbl.  1912,  1.  359—864. 

Fosse,  R. :  Nachweis  des  Harnstoffs  in  den  Pflanzen.  —  Compt,  rend.  de 
l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1938. 

Griebel,  C:  Über  das  Vorkommen  von  Phytomelan  im  Wurzelstock  von 
Inula  Heleoium  L.  —   Ztschr.  f.   Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  555—559. 

—  In  alten  Wurzelstöcken  des  Alants  wurde  dieser  Körper  nachgewiesen.  Die 
übrigen  im  deutschen  Drogenhandel  vorkommenden  Compositenwurzeln  erwiesen 
sich  völlig  frei  von  Phytomelan. 

Jadin,  F.,  und  Astruc,  A.:  Das  Arsen  und  das  Mangan  in  den  jungen 
und  alten  Blättern.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  2023. 

Marcelet,  Henri:  Arsen  und  Mangan  in  einigen  Meerwasserpflanzen.  — 
Bull.  d.  Sciences  Pharmacol.  20,  271—275  u.  480—482. 

McHargue,  J.  S. :  Das  Vorkommen  von  Baryum  in  Tabak  und  anderen 
Pflanzen.  —  Journ.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  826—834. 

Mirande,  Marcel:  Über  das  Vorkommen  einer  Cyan Verbindung  in  Papaver 
nudicaule,  L.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  727 — 729. 

Mosca,  F.  Traetta:  Lävulose  in  den  Blättern  von  in  Italien  angebautem 
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Oosthuizen,  J.  du  P.,  und  Shedd,  0.  M.:  Die  Enzyme  der  Tabakpflanze. 

—  Journ.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  1289—1309;  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1413. 

Power,  Frederick,  B.:  Der  giftige  Bestandteil  der  Rinde  von  Robinia 
Pseudoacacia.  —  Amer.  Journ.  Pharm.  85,  339-344;  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  971 
(Grimmej.  —  Entgegen  den  Angaben  Kobert's  (Ldwsch.  Versuchsst.  79/80,  97) 
hält  der  Vf.  seine  früheren  Angaben  über  die  enzymatischen  Eigenschaften  des 
Robins  aufrecht  und  bringt  neue  Belege  für  diese  Behauptungen. 

Power.  Frederick  Beiding,  Tutin,  Frank,  und  Rogerson,  Harold: 
Die  Bestandteile  des  Hopfens.  —  Journ.  Chem.  Soc.  London.  The  Wellcome 
Chem.  Research  Lab.;   Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1414.    —    Der  bittere  Geschmack 

14* 


212  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

des  Hopfens  ist  offenbar  auf  mehrere,  meist  amorphe,  teils  in  Wasser  lösliche, 
teils  unlösliche  Stoffe  zurückzuführen. 

Pratt,  D.  S.,  und  ßosario,  J.  1.  del.:  Philippinische  Früchte,  Zusammen- 
setzung und  Eigenschaften.  —  The  Phüippine  Jour.  of  Science  Vol.  VIII. 
A.  59 — 77  (Manila).  —  Die  Vff.  haben  gesunde  reife  Früchte  von  34  verschiedenen 
Pflanzen  untersucht. 

Reutter,  L.:  Chem.  Untersuchungen  der  Samen  des  Cacaobaumes.  — 
Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1842—44. 

Samec,  M.,  und  Hoefft,  F.  von:  Studien  über  Pflanzenkolloide.  — 
Kolloidchem.  Beihefte  4,  132  u.  5,  141. 

Senft,  Em  an  (-Wien):  Über  die  sogenannten  „Phytomelane"  und  über  die 
humificierten  Membranen  bei  Kryptogamen.  —  Archiv  f.  Chemie  u.  Mikroskopie 
1914,  7,  Heft  1,  27  (Vortrag,  Abtl.  7  der  85.  Versammlung  Deutscher  Natur- 
forscher u.  Ärzte  1913).  —  Dafert  und  Miklauz  bezeichnen  die  Phytomelane 
als  Körper,  welche  complicierte  stickstofffreie  organische  Verbindungen  darstellen, 
deren  H  und  0  in  sehr  annähernd  gleichem  Verhältnis  wie  C  Hydrate  besitzen, 
aber  viel  reicher  an  C  als  diese  sind. 

Torquati,  Torquato:  Ober  die  Gegenwart  einer  N- haltigen  Substanz 
in  den  Keimlingen  der  Samen  von  Vicia  Faba,  desgl.  in  der  grünen  Hülse  dieser 
Frucht.  —  Arch.  d.  Farmacol.  sperim.  1913,  15,  213—223  u.  resp.  308—312 
(Sassari,  Exper.  pharmac.  Inst.  d.  Univ.).  Diese  krystallinische  N- Verbindung 
hatte  nahezu  die  Formel  Cj^HjsNOj. 

Wierzchowski,  Zenon:  Über  das  Auftreten  der  Maltase  in  Getreide- 
arten. —  Biochem.  Ztschr.  1913,  57,  125. 

Winterstein,  E.,  und  Jegorow,  M.  A.:  Über  einige  Bestandteile  der 
Samen  von  Croton  tiglium  (Crotonsamen).  —  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79 
u.  80,  .^35 — 539  (Mitt.  a.  d.  agrik.-chem.  Laborat.  d.  Eidgenöss.  techn.  Hochsch. 
Zürich). 

Winterstein,  E.,  Eeuter,  C,  und  Korolew,  R.:  Über  die  chemische 
Zusammensetzung  einiger  Pilze  und  über  die  bei  der  Autolyse  derselben  auf- 
tretenden Producte.  —  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  541—562. 

Yoshimura,  K. :  Über  die  Verbreitung  organischer  Basen,  besonders  von 
Adenin  und  Cholin  im  Pflanzenreich.  —  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  88,  334 — 345 
(A.  d.  chem.  Lab.  d.  Idwsch.  Hochschule  zu  Kayoshima,  Japan).  —  In  1  kg  luft- 
trocknen Blättern  von  Chrysanthemum  sinense  wurden  0,16  g  Adenin,  wenig 
Cholin  und  0,06  g  Stachydrin  —  in  den  Blüten  der  Pflanze  0,23  g  Adenin, 
0,17  g  Cholin  gefunden;  in  1  kg  Reiskleie  0,11  g  Adenin,  0,19  g  Chohn. 

Zemplen,  G6za:  Beitrag  zur  chemischen  Zusammensetzung  der  Kork- 
substanz. —  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  85,  173—179. 

Buchhandel. 

van  Rijn,  J.  J.  L. :  Die  Glykoside.  Chemische  Monographie  der  Pflanzen- 
glykoside  nebst  systematischer  Darstellung  der  künstlichen  Glykoside.  Berlin, 
Gebr.  Bornträger. 

Tunmann,  0.:  Pflanzen mikro chemie,  ein  Hilfsbuch  beim  mikrochemischen 
Studium  pflanzlicher  Objekte.  Mit  137  Abbildungen  im  Text.  Berlin,  Gebr. 
Bornträger,  1913. 

Trier,  Georg:  Über  einfache  Pflanzenbasen  und  ihre  Beziehungen  zum 
Aufbau  der  Eiweißstoffe  und  Lecithine.     Berlin,  Gebr.  Bornträger. 

Winterstein,  E.,  und  Trier,  G.:  Die  Alkaloide.  Eine  Monographie  der 
natürlichen  Basen.     Berlin,  Gebr.  Bornträger. 


B.  Pflanzenwachstum.     3.   Saatwaren.  213 

3.  Saatwaren. 

Referent:   Th.  Dietrich. 

Der  jetzige  Stand  der  Samenkontrolle  und  Samenuntersuchung. 
Von  W.  Edler  (-Jena).  ^)  —  Am  Schlüsse  seiner  Ausführungen  über  diesen 
Gegenstand  kommt  der  Vf.  zu  folgenden  Feststellungen:  Die  Samenunter- 
suchungen gehören  infolge  der  Eigenart  des  Untersuchungsobjekts  zu  den 
schwierigsten  Aufgaben  der  Kontrolltätigkeit  auf  landwirtschaftlichem  Gebiete. 
—  Durch  die  Empfindlichkeit  der  lebenden  Samen  gegen  äußere  Einflüsse 
und  durch  die  Verschiedenheit  der  einzelnen  Samen  einer  Probe  sind  größere 
Abweichungen  in  den  Ergebnissen,  besonders  der  Keimprüfung,  bedingt,  als 
sie  bei  der  Untersuchung  lebloser  und  in  der  Probe  gleichartig  zu  gestaltender 
Stoffe  die  Regel  sind.  —  Bei  gleichartiger  Durchführung  der  für  den 
Verband  landwirtschaftlicher  Versuchsstationen  im  Deutschen  Reiche  fest- 
gesetzten Untersuchungsmethoden  ist  jedoch  eine  auch  für  die  Kontroll- 
tätigkeit voll  genügende  Sicherheit  der  Ergebnisse  gewährleistet.  Die  wert- 
bestimmenden Eigenschaften  normaler  Samen  sind  sicher  zu  ermitteln  und 
anormale  Samenproben  als  solche  zu  erkennen.  —  Die  ausreichende  Berück- 
sichtigung biologischer  Gesichtspunkte  bei  der  Samenprüfung  kann  wesent- 
lich zur  Sicherstellung  der  Untersuchungsergebnisse  und  besonders  zu  deren 
Erklärung  beitragen.  Eine  Gleichartigkeit  in  der  Deutung  und  Ausnutzung 
der  auf  diesem  Gebiete  liegenden  Beobachtungen  ist  die  noch  zu  schaffende 
Voraussetzung  für  die  Benutzung  der  Samenkontrolle.  —  iDwieweit  es  bei 
der  Kontrolle  nötig  und  angängig  ist,  zur  Erkennung  in  der  Keimkraft  ge- 
schwächter Samen  ungünstigere  Keimbedingungen  zur  Anwendung  zu 
bringen,  als  für  die  Prüfung  normaler  Samen  üblich  sind,  muß  durch  weitere 
Versuche  entschieden  werden.  In  sehr  vielen  Fällen  gibt  die  mittlere 
Keimdauer  einen  guten  Maßstab  für  die  Beurteilung  der  Lebensenergie  der 
Samen. 

Biologische  Gesichtspunkte  für  die  Samenprüfung.  Von  E. 
Schaffnit. -)  —  Bei  der  Prüfung  von  Saatwaren  wurden  oft  nicht  un- 
erhebliche Unterschiede  im  Verhalten  des  Samens  bei  der  im  Laboratorium 
nach  der  üblicher  Methode  angestellten  Keimprüfung  und  im  Verhalten  des 
keimenden  Samens  in  der  Folge  auf  dem  Acker  festgestellt.  Während  die 
gleichen  Proben  im  Laboratorium  durchaus  einwandfreie  Werte  bei  der 
Prüfung  lieferten,  traten  auf  dem  Felde  Mängel  in  Erscheinung,  die  in 
Rücksicht  auf  normale  Bodenzustände  und  Witterungsverhältnisse  nur  im 
Samen  selbst  begründet  sein  konnten.  Diese  Beobachtungen  gaben  Ver- 
anlassung, die  Prüfung  in  dem  üblichen  Keirabett  so  einzurichten,  daß  sie 
mehr  den  natürlichen  Verhältnissen  Rechnung  trägt.  Die  Proben  wurden 
in  Töpfen  in  Erde  ausgelegt  und  ihre  Entwicklung  beobachtet.  Hier  er- 
gaben sich  nun  außerordentlich  häufig  von  der  Keimprüfung  völlig  abweichende 
Befunde;  Samen,  die  m  Fließpapier  oder  Sand  eine  normale  Keimfähigkeit 
aufwiesen,  kamen  bei  der  Aussaat  in  Erde  zu  einem  wesentlich  geringeren 
Procentsatz  zur  Entwicklung,  und  in  den  meisten  Fällen  konnten  auch  die 
Ursachen,   die  verschiedene  sein   können,   ermittelt   werden.     In   erhöhtem 


1)  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  346—366.  —  ü)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61.  57—71  (nebst 
4  Titfeln). 


214  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Maße  zeigte  sich  das  Verhalten  bei  dem  in  Notreife  geernteten  Getreide 
i.  J.  1911.  Das  Ergebnis  von  einigen  100  methodisch  durchgeführten 
Auskeimungsversiichen  war,  daß  Saatgutproben  mit  100 Yq  Keimfähigkeit 
nur  zu  60*^/0  entwicklungsfähig  waren.  Die  aus  mineralischen  Medien 
nicht  aufgelaufenen  Keime  krümmten  sich  in  korkzieherartigen  Windungen 
im  Aussaatmedium  hin  und  her,  ohne  die  Oberfläche  erreichen  zu  können. 
Weitere  Untersuchungen  stellten  fest,  daß  dieser  Schwächezustand  insbesondere 
den  kleineren  Körnern  zukommt,  denen  oft  erheblich  weniger  Reserve- 
stoffe zur  Entwicklung  zur  Verfügung  stehen.  Es  liegt  nahe,  daß  solche 
Schwächezustände  auch  dann  in  Erscheinung  treten  müssen,  wenn  die 
Lebenskraft  des  normalen  Kornes  durch  äußere  Einflüsse  in  irgend  einer 
Weise  geschwächt  wird.  Um  dies  zu  beweisen,  hat  der  Vf.  experimentelle 
Untersuchungen  ausgeführt,  aus  denen  hervorgeht,  daß  auch  ungünstige, 
äußere  Einflüsse  anorganischer  Natur  ähnliche  physiologische  Schwäche- 
zustände auslösen  können,  wie  sie  durch  die  Einwirkung  von  Mikroorganismen 
und  innere  Ursachen  hervorgerufen  werden.  Als  solche  wurden  nach- 
gewiesen; a)  extreme  Temperaturen  (Heißwasserbehandlung  des  Weizens 
und  der  Gerste)  plötzlich  eintretender  Frost;  b)  Wechselwirkungen  zwischen 
Quellung  durch  Wasseraufnahme  und  Austrocknung  (geschrumpftes  Korn); 
c)  Chemikalien,  die  zur  Desinfection  der  dem  Getreide  anhaftenden  Mikro- 
organismen angewendet  werden  und  infolge  zu  hoher  Concentration  der 
Lösung  oder  durch  zu  langer  Einwirkungsdauer  Schädigungen  hervorrufen. 
Außerdem  können  ungünstige  physikalische  Bodenbeschaffenheit  eine  Be- 
nachteiligung der  Entwicklungsfähigkeit  des  Getreides  herbeiführen  (ohne 
daß  ein  Mangel  des  Kornes  selbst  vorliegt).  Seit  Jahren  wird  von  den 
Biologen  unter  Hinweis  auf  ihre  Mängel  gegen  die  jetzige  .Prüfungsmethode 
der  Sämereien  gekämpft,  ohne  jedoch  gleichzeitig  entsprechende  und  er- 
probte Methoden  in  Vorschlag  zu  bringen.  Der  Vf.  hat  nun  die  unten 
folgende  einfache  Methode  für  die  Prüfung  von  Cerealien  angewendet.  Es 
wird  künftig  zweckmäßig  geschieden  werden:  a)  Keimfähigkeit  auf  Sand 
oder  Filtrierpapier  (summarisch  nach  einer  bestimmten  Anzahl  von  Tagen 
bestimmt);  b)  Keimschnelligkeit  auf  Sand  oder  Filtrierpapier  (inner- 
halb bestimmter  Zeitabschnitte  bis  zur  Erreichung  des  Endzeitpunktes; 
c)  Triebkraft  in  mineralischen  Medien  summarisch  nach  einer  bestimmten 
Anzahl  von  Tagen  oder  innerhalb  bestimmter  Zeitabschnitte  bis  zur  Er- 
reichung des  Endzeitpunktes  bestimmt).  Um  ein  einheitliches  Ergebnis  bei 
den  Triebkraftversuchen  zu  gewinnen,  bedarf  es  eines  gleichmäßigen  und 
gleichartigen  Aussaatmediums,  einer  bestimmten  Aussaattiefe,  eines  annähernd 
gleichbleibenden  Wassergehalts  des  Mediums  und  einer  gleichbleibenden 
Wärme.  Der  Vf.  empfiehlt  als  Aussaatmedium  Ziegelgries  von  ca.  3  mm 
Korngröße,  der  gegenüber  Sand  eine  größere  Wassercapacität  besitzt  und 
gegenüber  Erde,  daß  er  ein  völlig  gleichartiges  und  gleichmäßiges  Produkt 
darstellt,  dessen  Oberfläche  vor  allem  nicht  verkrustet.  Über  die  weitereu 
Ausführungen  ist  die  Originalarbeit  einzusehen. 

Einige  Versuche  und  Beobachtungen  aus  der  SamenkontroUe. 
Von  H.  Pieper.^)  —  1.  Über  die  Wirkung  des  Lichtes  auf  die 
Keimung  der  Gräser,    a)  Einfluß  der  Belichtungsdauer.    Zum  Versuche 


1)  FühJing's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  361—367. 


B.  Pflanzenwachstum.     3.   Saatwaren. 


215 


dienten  Samen  von  Poa  pratensis  und  Apera  spica  venti.  Zum  Versuche 
mit  Poa  verwendete  der  Vf.,  um  ein  möglichst  gleichmäßiges  Material  zu 
haben,  nur  Samen  von  einer  und  derselben  Pflanze,  deren  Früchte  voll- 
ständig an  der  Pflanze  ausgereift  waren.  Der  Wechsel  von  Belichtung  und 
Verdunkelung  wurde  durch  Auflegen  von  durchsichtigen  oder  undurch- 
sichtigen Glasplatten  auf  die  Keimschalen  erzielt.  Die  angewandte  Be- 
lichtung und  die  Keimungsergebnisse  sind  in  folgender  Tabelle  ersichtlich. 
Die  Keimungsziffern  sind  das  Mittel  von  2  mal   100  ausgelegten  Samen. 


Poa  pratensis 

Apera 

spica 

venti 

Es  keimten  nach 

^:1 

Es  keimten 

nach 

5«« 

Art  der  Belichtung 

1 

ö 

a 

3U 

■ffl   <B 
«1 

1 

a 
m 

1 

§ 
SP 

1 

1« 

CS 

£ 

03 

H 

EH 

EH 

ö 

EH 

&H 

c- 

CT) 

^ 

t>- 

C5 

3 

'S  2 
05^ 

1.  Dauernd  verdunkelt 

27 

1 

8   i    40 

27 

67 

5 

1 

6 

4 

10 

2.        „        belichtet 

65 

22 

93 

1 

94 

30 

10 

44 

5 

49 

3.  1  Tag           ,,        ,  sonst  verdunkelt 

59 

12 

76 

12 

88 

12 

5 

18 

5 

23 

4.  1-3  Tage     ,,             ,.           ,, 

62 

12 

81 

8 

89 

27 

6 

24 

4 

28 

5.  1—6    .. 

63 

19 

84 

7 

91 

39 

7 

46 

2 

50 

6.  4 

28 

29 

69 

13 

82 

4 

5 

10 

1 

11 

7.  6 

26 

14 

48 

26 

74 

3 

1 

5 

5 

10 

8.  4-6    „        „             ,, 

28 

30 

76 

10 

86 

5 

3 

10 

1 

11 

Wie  ersichtlich  liegt  in  dem  Samen  der  Poa  arv.  ein  sehr  licht- 
empfindliches Material  vor,  und  interessant  ist  es,  daß  schon  eine  eintägige 
Belichtung  genügt,  um  bei  einer  großen  Anzahl  von  Samen,  die  im  Dunkeln 
nicht  keimen  würden,  die  Keimung  zu  veranlassen.  Die  Wirkung  ist  um 
so  intensiver,  je  früher  die  Belichtung  einsetzte.  Die  Samen  der  Apera 
sind  noch  sehr  viel  lichtbedürftiger  als  der  der  Poa,  eine  eintägige  Be- 
lichtung war  von  viel  geringerem  Erfolg  als  bei  Poa.  b)  Ein  Ersatz  der 
Belichtung  kann  bei  einigen  lichtbedürftigen  Samenarten  durch  Wechsel 
der  Keimtemperatur  (20  u.  30  °)  und  durch  Entspelzen  der  Früchte  er- 
folgen, c)  Lichtempfindlichkeit  von  Lolium  italicum  und  L.  Westerwoldicum. 
Man  rechnet  die  Loliumarten  im  allgemeinen  zu  den  Samen,  die  kein  Licht 
zur  Keimung  brauchen.  Der  Vf.  fand  jedoch  in  den  benannten  Arten,  die 
aus  der  Ernte  1912  stammten,  eine  ausgesprochene  Wirkung  der  Belichtung. 
2.  Die  Keimung  des  Sommergetreides  der  Ernte  1912.  Es  ist  be- 
kannt, daß  Getreide,  welches  sich  noch  in  der  Periode  der  Nachreife  be- 
findet, also  in  der  Regel  einige  Wochen  nach  der  Ernte  bei  der  sonst 
günstigen  Temperatur  von  20°  nicht  so  gut  keimt,  wie  bei  Temperaturen 
von  12 — 15  °.  Der  Vf.  prüfte  eine  Reihe  von  Gersten-  und  Sommerweizen- 
Proben,  die  noch  im  Februar  und  März  ein  Verhalten  bei  der  Keimung 
zeigten,  das  ganz  dem  bei  frischgeerntetem  Getreide  beobachteten  entspricht; 
die  Proben  keimten  bei  10 — 12°  vorzüglich,  während  sie  bei  20°  nur 
sehr  mäßig  keimten.  Die  ersten  Stunden  der  Einkeimung  sind  besonders 
wichtig.  Anfangs  niedrige,  dann  hohe  Temperatur  ist  günstig,  bei  um- 
gekehrter Folge  ist  eine  deutliche  Keimungshemmung  zu  beobachten. 

Zur  Methode  der  Keimprüfung.  Von  H.  Pieper,  i)  —  Der  Vf. 
wendet   sich   gegen  die    in   letzter  Zeit   gemachten  Abänderungsvorschläge, 


1)  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  625—633. 


21Q  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

welche  an  Stelle  der  bisherigen  Methode  der  oberflächlichen  Lagerung  der 
Samen  auf  Sand  oder  Fließpapier  die  Bedeckung  der  Samen  mit  einer 
einige  cm  hohen  Schicht  eines  mineralischen  Mediums  setzen.  Dabei  gehen 
über  die  Art  des  zu  wählenden  Mediums  die  Meinungen  zunächst  noch 
auseinander.  Während  von  einer  Seite,  um  eine  möglichst  vollkommene 
Anpassung  an  die  natürlichen  Verhältnisse  zu  erreichen,  die  Verwendung 
von  Ackerboden  vorgeschlagen  wird,  geben  andere  mehr  indifferenten 
Keimmedien,  wie  Quarzsand,  Ziegelmehl  oder  Ziegelgries  den  Vorzug.  Der 
Vf.  stellte  Versuche  an,  um  zu  ermitteln,  ob  bei  tieferer  Einlagerung  der 
Samen  in  Erde  usw\  tatsächlich  wesentliche  Abweichungen  von  den  bei 
dem  üblichem  Verfahren  gewonnenen  Keimresultaten  vorkommen,  und  ob 
Aussicht  vorhanden  ist,  durch  eine  entsprechende  Änderung  der  Methode, 
die  Unterschiede  zwischen  Keimergebnis  und  Feldauflauf  zu  beseitigen  oder 
doch  zu  vermindern.  Geprüft  wurden  verschiedene,  teils  gut,  teils  schlecht 
keimende  Samenproben.  Zum  Bedecken  der  Samen  wurde  feinkörniger 
reiner  Quarzsand,  sandiger  Lehmboden,  schwerer  Lehmboden  und  eine  sehr 
humusreiche  Gartenerde,  teilweise  auch  Ziegelmehl  verwendet.  Die  auf- 
getragene Schicht  betrug  stets  3  cm,  bei  Senf  1  cm.  —  Von  den  ver- 
schiedenen Versuchen  machen  wir  nur  von  einem  Mitteilung,  den  mit 
Esparsette  ausgeführten.  Die  Esparsette  zeigte  bei  der  gewöhnlichen  Keim- 
prüfung nach  28  Tagen  eine  Keimfähigkeit  von  66,5  %.  Bei  der  Ein- 
bettung in  die  verschiedenen  Medien  wurden  durchaus  verschiedene  Er- 
gebnisse erzielt,  wie  nachstehende  Zahlen  erweisen,  die  angeben,  wie  die 
Esparsette  in  28  Tagen  gekeimt  hat 

unter:  Quarzsand     sandigem  Lehm     schwerem  Lehm      Humuserde 
47  25,5  51,5  62,5% 

Welches  Ergebnis  ist  nun  hier  das  richtige?  Offenbar  das  bei  der 
gewöhnlichen  Keimprüfung  gewonnene,  wenn  man  den  Begriff  ,,Keim- 
fähigkeit"  im  Sinne  der  technischen  Vorschriften  auffaßt.  Denn,  wie  sich 
aus  der  Nachprüfung  in  Humuserde  ergiebt,  waren  tatsächlich  62,5  %  der 
Samen  imstande,  entwicklungsfähige  Keime  zu  liefern.  Hätte  man  nur 
eine  Einkeimung  in  dem  bei  diesen  Versuchen  verwendeten  sandigen 
Lehmboden  vorgenommen,  so  wäre  das  Saatgut  dagegen  entschieden  zu 
ungünstig  beurteilt  worden."  Es  zeigt  sich  also,  „daß  die  in  einer  Erd- 
art gewonnenen  Keimergebnisse  nicht  für  die  Aussaat  in  allen  Bodenarten 
maßgebend  sein  kann". 

Der  Einfluß  der  Luftfeuchtigkeit,  der  Wärme  und  des  Sauer- 
stoffs der  Luft  auf  lagerndes  Saatgut.  Von  Martin  Heinrich.^)  — 
Bei  diesen  Versuchen  waren  die  ,, Technischen  Vorschriften  für  die  Prüfung 
von  Saatgut"  des  Verbandes  Ldw.  V.-St.  im  Deutschen  Reiche  maßgebend, 
nur  wurden  die  festgesetzten  Samenmengen  für  die  Keimprüfungen  meist 
größer  gewählt.  Der  Wassergehalt  der  Samen  wurde  durch  16  stündiges 
Erhitzen  auf  100"  C.  bestimmt.  Bei  Vorversuchen  mit  Lolium  perenne 
i.  J.  1907  sollte  ermittelt  werden:  kann  die  in  der  Praxis  beobachtete 
schädigende  Wirkung  eines  durch  die  Lagerungsverhältnisse  bedingten 
höheren  Feuchtigkeitsgehaltes  bei  lagerndem  Saatgut  durch  reichliche  Luft- 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  81,  289—376, 


B.  Pflanzenwachstum.     3.  Saatwaren.  217 

zufuhr  beseitigt  werden,  auch  wenn  dadurch  eine  Trocknung  nicht  bewirkt 
wird?  und  welchen  Einfluß  hat  ein  verschieden  hoher  Feuchtigkeitsgehalt 
auf  das  unter  Luftabschluß  lagernde  Saatgut?  Das  Ergebnis  ist  in  folgende 
Sätze  gefaßt:  „Unter  gewöhnlichen  Temperaturen  (bis  20*^  C.)  ist  das 
Keimungsvermögen  des  Raygrases  sehr  widerstandsfähig  gegen  hohen 
Feuchtigkeitsgehalt.  Es  gehören  schon  ungewöhnliche  Feuchtigkeitsmengen 
dazu,  um  schnell  (etwa  innerhalb  6  Wochen)  schädigend  zu  wirken.  Auch 
diese  Schädigung  kann,  soweit  es  sich  um  hygroskopisch  aufgenommenes 
Wasser  handelt,  leicht  durch  genügende  Luftzufuhr  beseitigt  werden.  Es 
ist  keineswegs  erforderlich,  daß  durch  die  Lüftung  eine  Trocknung  der 
Samen  stattfindet."  In  erweiterter  und  eingehender  Foroi  wurden  diese 
Versuche  auf  andere  Saaten  ausgedehnt.  Um  den  Umfang  dieser  Versuche 
darzulegen,  teilen  wir  hier  den  Plan  der  Versuche  mit  Seeale  cereale  und 
Hordeum  vulgare  mit:  1.  Lagerung  von  Samen  bei  regelmäßiger  Luft- 
erneuerung. Temp.  18 — 20  °  C.  Die  Durchlüftung  erfolgte  a)  mit  ge- 
wöhnlicher Zimraerluft,  b)  mit  gereinigter  Zimmerluft,  c)  mit  durch  CaCl.^ 
getrockneter  Luft,  d)  mit  mit  Feuchtigkeit  gesättigter  Luft.  2.  Lagerung 
von  Samen  unter  Luftabschluß.  Die  Samen  waren  vorher  folgendermaßen 
behandelt:  a)  3  X  24  Stunden  bei  35*^0.  getrocknet;  b)  8  Tage  in  einem 
Eaum  von  1 5*^/0  Luftfeuchtigkeit  gelagert;  c)  unbehandelt  aus  gewöhnlicher 
Zimmerluft,  d)  8  Tage  in  einem  Raum  von  75%  Luftfeuchtigkeit  gelagert; 
e)  desgl.  von  95 — 98  %  Luftfeuchtigkeit  gelagert.  Die  Lagerung  erfolgte, 
nachdem  die  Samen  in  der  unter  2  beschriebenen  Weise  vorbereitet  waren 
«)  im  Eisschrank  bei  0 — 5  ^  C,  ß)  im  Laboratorium  bei  18 — 20°  C,  y)  im 
Thermostaten  bei  30  ^  C.  Ferner  wurden  „Versuche  mit  25  verschiedenen 
Samenarten  auf  ihre  Widerstandskraft  gegen  ungünstige  Lagerbedingungen'' 
ausgeführt.  Die  Ergebnisse  sind  zahlenmäßig  in  zahlreichen  Tabellen  dar- 
gelegt und  schließlich  in  folgenden  Sätzen  zusammengefaßt  (außer  obigen 
2  Sätzen).  3.  Bei  Luftabschluß  kann  eine  künstlich  getrocknete  Saat  selbst 
bei  hohen  Temperaturen  (30  ^  C.)  lange  Zeit  ohne  die  geringste  Einbuße 
an  Keimkraft  lagern.  4.  Es  ist  jedoch  erforderlich,  daß  der  Wassergehalt 
der  bei  Luftabschluß  gelagerten  Samen  wesentlich  niedriger  ist,  als  wie 
dem  Durchschnitt  der  in  unseren  Breiten  geernteten  luft trocknen  Samen 
entspricht.  5.  Eine  kalte  Lagerung  (unter  5  "  C.)  wirkt  ausnahmslos  selbst 
bei  Samen  mit  sehr  hohem  hygroskopischen  Wassergehalt,  außerodentlich 
günstig  auf  die  Erhaltung  der  Keimkraft.  6.  Ältere  Samen  sind  gegen  un- 
günstige Lagerbedingungen  weniger  widerstandsfähig  als  frische  Samen. 

Über  die  Keimung  verschiedenartiger  Früchte  und  Samen  bei 
derselben  Species.  Von  G.  Becker,  i)  —  Äußere  Einflüsse  (Licht,  Wärme, 
chemische  Reize)  wirken  auf  die  Keimung  verschiedenartiger  Früchte  und 
Samen  der  gleichen  Species  sehr  verschieden.  Entfernt  man  die  Hüllen 
um  den  Embryo  ganz  oder  teilweise,  so  erhöht  sich  die  Keimungsecergie 
und  meist  auch  die  Zahl  der  Keimlinge,  die  man  nach  einer  bestimmten 
Zeit  erhält.  Dabei  kann  es  sich  nicht  um  eine  verschiedene  Veranlagung 
der  Embryonen  selbst  handeln,  denn  die  Pflanzen,  die  aus  ihnen  hervor- 
gehen, verhalten  sich  ihrem  Wesen  nach  gleich;  sie  bringen  genau  wieder 


1)  Dissertation,  Münster  1912;  durch  Ctrlbl.  f.  Biochemie;  hier  ref.  nach  Wochenschr.  f.  Brauere 
1913,  30,  Nr.  44,  572. 


218  Laadwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

dieselben  verschiedenen  Embryonen  liervor.  Der  Unterschied  in  der  Keimung 
muß  also  auf  einer  Beeinflussung  des  Embryos  von  außen  her  beruhen. 
—  Herabsetzung  des  0-Gehaltes  verzögert  die  Keimung.  Die  Verzögerung 
schreitet  mit  abnehmendem  0  -  Gehalt  bis  zur  völligen  Hemmung  des 
Keimungsvorgangs  fort.  Dagegen  erfährt  die  Keimungsenergie  und  die 
Keimkraft  eine  Förderung,  sobald  man  den  Partialdruck  des  0  erhöht. 
Die  von  der  Frucht-  bezw.  Samenschale  befreiten  Früchte  keimen  in  reinem 
0  nur  etwa  wie  in  gewöhnlicher  Luft.  Der  Yf.  schließt  daraus,  daß  die 
Wirkung  des  Schälens  weniger  auf  der  Erleichterung  des  Wasserzutritts 
bezw.  auf  der  Beseitigung  einer  mechanischen  Hemmung  als  auf  Er- 
leichterung des  Zutritts  von  0  beruhe.  Wahrscheinlich  handelt  es  sich 
hierbei  um  einen  chemischen  Reiz,  den  der  0  ausübt. 

Keimversuche  mit  Gräsern  zur  Ermittelung  des  Einflusses,  den 
Alter  und  Licht   auf   den  Keimproceß   ausüben.    Von  A.  Reiling.^)  — 

Als  allgemeines  Ergebnis  wurde  erhalten,  daß  die  Samen  einer  Species,  die 
ähnlichen  klimatischen  Verhältnissen  entstammen,  von  gleichartigen  Keim- 
ansprüchen beherrscht  werden,  die  der  Vf.  als  Artcharaktere  ansieht.  An- 
fangs sind  die  Keimansprüche  stark  ausgeprägt.  Später  geben  sie  sich  mit 
verminderter  Schärfe,  wenn  auch  hier  und  da  noch  deutlich,  in  ihrer 
Wirkung  kund.  Je  mehr  die  Keimfähigkeit  der  Samen  herabgedrückt  ist, 
sei  es  infolge  ungenügender  Reife,  sei  es  infolge  mangelhafter  Ausbildung 
oder  von  Beschädigungen,  desto  deutlicher  tiefen  die  Ansprüche  hervor. 
Den  stärksten  Einfluß  bei  der  Keimung  der  Grassameu  übt  das  Licht  aus. 
Die  untersuchten  Samen  waren  im  ersten  Stadium  nach  der  Ernte  über- 
haupt nicht  imstande,  ohne  Licht  normal  zu  keimen.  Mit  Beendigung  der 
Samenreife  verliert  das  Licht  mehr  und  mehr  an  Bedeutung  als  unentbehr- 
licher Keimfaktor.  Je  besser  die  Reife  der  Samen  bei  der  Ernte  ist,  je 
besser  sich  die  Nachreife  vollzieht,  um  so  eher  und  besser  erfolgt  die 
Keimung  ohne  den  Licbtreiz.  Der  Vf.  nimmt  daher  an,  daß  die  Wirkung 
des  Lichtes  mit  der  Umformung  und  Reaktivierung  der  Reservestoffe  im 
Samen  in  Zusammenhang  stehe. 

Bestimmung  der  Keimkraft  der  Samen  auf  Grund  der  mittleren 
Keimzeit.  Von  G.  D'Ippolito.  2)  —  Der  Vf.  schlägt  vor,  nach  dem  Vor- 
gang von  Pieper  (Dissert.  Jena)  die  Keimkraft  der  Samen  nicht  im  Procent- 
satz in  bestimmter  Zeit  gekeimter  Samen  auszudrücken,  sondern  besser  die 
mittlere  Keimzeit  zu  bestimmen.  Die  Berechnung  gestaltet  sich,  wie  an 
einem  Beispiel  am  besten  ersichtlich,  folgendermaßen.  Keime  von  einem 
Samen  nach 

3  Tagen  15  Stück 

4  „       50     „ 

5  „       20     „ 
8       „         8     „ 

10       „         2     „ 


also  zusammen     95  Stück. 


1)  Dissertation,  Jena  1912;   ref.  nach  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,   30,  Nr.  44,  572  (W.).  — 
2)  Staz.  sperim.  agrar.  ital.  1912,  45,  302. 


B.  Pflanzenwachstum.     3.   Saatwaren.  219 

Summiert  man  die  Faktoren  aus  Tageszahl  und  gekeimteu  Samen:  also 
3  .  15  +  4  .  50  +  5  .  20  +  8 .  8  +  10  .  2  =  429  und  dividiert  durch  die 
Gesamtzahl  der  Keimlinge:  also  -^  =  4,5,  so  erhält  man  die  mittlere  Keim- 
zeit. Das  Keimergebnis  ist  dann  anzugeben:  Grad  der  Keimfähigkeit  95  ''/q, 
mittlere  Keimzeit  4,5  Tage.  Der  Yf.  hat  für  eine  große  Zahl  von  Samen 
diese  Werte  ermittelt  und  gefunden,  daß  die  am  meisten  geeigneten  Zeit- 
räume zur  Berechnung  der  Keimlinge  folgende  sind:  für  Gras,  Rotklee, 
Inkarnatklee,  Luzerne,  Wicke,  Bockshorn  der  8.,  5.,  7.  und  9.  Tag,  für 
Schildklee,  Esparsette,  Schotenklee  der  4.,  6.,  8.  und  10.  Tag;  für  Weizen 
und  Hanf  der  3.,  5.  und  7.  Tag;  für  Mais,  Runkelrübe,  Hafer  und  Reis 
der  4.,  6.,  8.,  10.  und   12.  Tag.  (Neumanu.) 

Keimversuche  mit  Getreidefrüchten  im  Lichte  und  bei  Licht- 
abschluß. Yon  Alfred  Burgerstein,  i)  —  Über  den  Einfluß  der  Samen- 
reife, der  Temperatur,  der  Art  des  Keimbettes  usw.  auf  die  Keimungs- 
erscheinungen liegen  zahlreiche  Arbeiten  vor,  dagegen  nur  wenige  über 
den  Einfluß  des  Lichtes.  Der  Vf.  hat  an  zahlreichen  Sorten  von  Roggen, 
Weizen,  Gerste  und  Hafer  die  Unterschiede  in  der  Keim  Schnelligkeit  und 
Keimfähigkeit  bei  Tagesbeleuchtung  und  Lichtabschluß  studiert.  Versuche  in 
verschiedenen  feuchten  Filtrierpapier-Umschlägen  zeigten,  daß  während  der 
Quelldauer  der  Feuchtigkeitsgehalt  des  Substrates  die  Keim  Schnelligkeit  stark 
beeinflußt,  während  er  nach  erfolgter  Quellung  für  die  weitere  Auskeimung, 
also  auch  für  die  Bestimmung  des  Keimvermögens  überhaupt  von  unter- 
geordneter Bedeutung  ist.  Zu  den  Licht-Dunkelversuchen  wurden  in  gläsernen 
Kristallisierschalen  100  Körner  auf  einer  vierfachen  Lage  Filtrierpapier 
ausgelegt  und  größere  Glasschalen  übergestülpt.  Ein  Teil  stand  in  diffusem 
Tageslicht,  der  Rest  in  einem  völlig  dunklen  Räume.  Die  Auszählung  der 
Keimlinge  (sichtbarer  Wurzelteil  mindestens  2  mm)  erfolgte  bei  Hafer 
nach  3,  sonst  nach  2  Tagen.  Die  untersuchten  vier  Getreide  keimten  bei 
18 — 20^  C.  unter  natürlicher  guter  Belichtung  (kein  Sonnenlicht)  im  all- 
gemeinen langsamer  als  bei  kontinuierlichem  Lichtabschluß.  Auf  die  Keim- 
fähigkeit hatten  Belichtung  und  Verdunstung  der  Samen  keinen  nennens- 
werten  Einfluß.  (Dafert.) 

Über  die  landwirtschaftliche  Bedeutung  von  Trifolium  angulatum 
W,  et  Kit.  und  Trifolium   parviflorum  Ehr.    Von  Bela  Szartorisz.  2)  — 

Diese  beiden  Kleearten  sind  charakteristische  Bestandteile  der  Salzsteppen- 
flora des  ungarischen  Tieflandes  mit  natronhaltigem  Tonboden.  Sie  sind 
einjährig,  erscheinen  aber  zweijährig,  weil  ein  Anteil  der  ausgesäten  Samen 
erst  spät  oder  im  Jahre  nach  der  Aussaat  zur  Keimung  gelangt.  Der  Vf. 
beschreibt  die  beiden  Pflanzen  und  ihrer  Samen.  Wir  beschränken  uns 
hier  auf  die  Beschreibung  der  Samen.  Der  Samen  von  den  beiden  Arten 
sind  nach  Messungen  des   Vf.  durchschnittlich 

Trif.  angulatum  1,12  mm  lang,  0,86  mm  breit  und  0,70  mm  dick. 
lÖOO  Samen  wiegen  0,482  g. 

Trif.  parviflorum  1,03  mm  lang,  0,80  mm  breit  und  0,63  mm  dick. 
1000  Samen  wiegen  0,402  g. 


1)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchsw.  in  Österr.  1913,  16,  849.  —  2)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913, 
81,  433—442  (Mitt.  d.  k.  iingar.  Samenkoatroll  -  Stat.  in  Budapest). 


220  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Der  Same  von  T.  angulatum  ist  etwas  gestreckt  herzförmig.  Der 
unterschied  zwischen  der  Breite  an  der  Basis  und  der  Breite  an  der  Spitze 
ist  geringer  als  bei  T.  parviflorum,  der  Samen  besitzt  also  eine  stumpfere 
Spitze  als  der  der  zweiten  Art.  Die  Sohalenoberfläche  bei  ersterem  erscheint 
mit  freiem  Auge  glatt,  erweist  sich  aber  unter  Vergrößerungsglas  als  fein 
gekörnelt,  wodurch  der  Same  von  dem  glatten  und  etwas  glänzenden  Samen 
des  Schwedenklees  —  Trf.  hybridum  —  leicht  zu  unterscheiden  ist.  (In 
kaufmännischen  Kreisen  boll  dieser  Klee  für  wildwachsenden  Schwedenklee, 
der  Trf.  parviflorum  aber  für  einen  wilden  Weißklee  gehalten  werden).  Die 
Farbe  ist  gelblichgrün,  grauviolett  oder  graugrün,  dunkelviolettblau  oder 
schwärzlich  violett,  am  Nabelfleck  gewöhnlich  etwas  heller;  die  Farbe  er- 
innert sehr  an  Trf.  hybridum.  —  Der  Same  von  Trf.  parviflora  ist  un- 
symmetrisch herzförmig.  Die  Oberfläche  der  Schale  ist  auifallend  rauh, 
dies  ist  jedoch  nur  bei  entprechender  Vergrößerung  sichtbar.  Die  Farbe 
ist  citronengelb,  orangegelb  oder  rötlich  rostbraun.  Der  Same  erinnert  im 
allgemeinen  au  den  Samen  des  Weißklees,  weicht  aber  durch  seine  Rauheit 
von  diesem  ab.  Die  Keimenergie  der  in  großer  Menge  vorhandenen  hart- 
schaligen  Samen  ließe  sich  durch  Anwendung  der  sog.  Kleeritz -Maschine 
steigern.  In  Fließpapier  keimten  von  beiden  Samenarten  nach  etwa  100  Tagen 
ca.  30  ^/{,;  in  Sand  und  vorher  zwischen  Glaspapier  gerieben  keimten  von 
angulatum  nach  etwa  100  Tagen  72%,  von  parviflorum  43%.  —  Beide 
Kleearten  beenden  ihre  Vegetation  sehr  zeitig  und  verdorren  gewöhnlich 
bereits  Mitte  Juni. 

Untersuchungen  über  „Hartschaligkeit"  und  „Bruch"  bei  der 
Keimung  des  Kleesamens.  Von  B.  Steglich,  i)  —  Über  das  Verhalten 
der  hartschaligen  Kleesamen  und  der  sog.  Bruchkörner  bei  der  Keimung  im 
künstlichen  Keimbett  und  in  der  Erde  stellte  der  Vf.  eingehendere  Unter- 
suchungen an  und  zwar  nach  folgendem  Plane:  Aus  emer  etwa  40% 
hartschalige  Samen  enthaltender  Kleesaat  wurden  die  harten  Körner  ge- 
sammelt und  als  Versuchssaat  B  mit  der  ursprünglichen  Saat  A  nach  den 
,, technischen  Vorschriften"  des  Verbandes  deutscher  Versuchsstation  auf 
Keimfähigkeit  bei  20tägiger  Keimdauer  geprüft.  Bei  Saat  A  waren  im 
Mittel  von  4  Bestimmungen  57,5%  gekeimt  (52%  bereits  am  3.  Tage); 
bei  Saat  B  14%  (12  in  3  Tagen),  üngequollen  blieben  bei  A  41,2%, 
bei  B  86  7o  Samen  zurück.  Mit  diesen  Saaten  wurden  Versuche  im  Freien 
auf  Sand-,  Lehm-  und  Humusboden  auf  Beeten  von  je  1  qm  Fläche  aus- 
geführt. Jede  der  beiden  Reihe  enthielt  3  Abteilungen,  deren  Pflanzen- 
bestand zu  verschiedenen  Zeiten  zahlenmäßig  festgestellt  wurde.  Am 
15.  April  1908  erfolgte  die  Aussaat  gleicher  Gewichtsmengen  beider  Saaten. 
Reihe  I  (je  1  Beet  mit  Sand-,  Lehm-  und  Humusboden)  wurde  3  Monate 
nach  der  Aussaat  von  der  Beetfurche  aus  mit  einem  Spaten  in  horizontalem 
Schnitt  ausgehoben  und  durch  Einbringen  des  Bodens  in  ein  Wassergefäß 
so  ausgewaschen,  daß  sich  die  einzelnen  Kleepflänzchen  trennen  und  im 
ganzen,  sowie  in  3  Gruppen  „kräftig,"  „mittel"  und  ,, schwach"  entwickelt, 
zahlenmäßig  feststellen  ließen.  Ebenso  wurde  bei  Reihe  II  5  Monate  nach  der 
Aussaat  und  bei  Reihe  HI  14  Monate  nach  der  Aussaat  verfahren.  — 
Als  Endergebnis  dieser  Untersuchungen  ist  zu  ersehen,  „daß  von  dem  bei  der 


1)  D.  Idwsch.  Versuchest.  1913,  79  u.  80,  611—622. 


B.   Pflanzenwachstum.     3.   Saatwaren.  221 

Keimprüfung  des  Kleesamens  festgestellten  Procentsatz  „hartschaliger  Samen" 
in  absehbarer  Zeit  noch  ein  Teil  nachkeimt  und  ein  kleinerer  Teil  hiervon 
unter  Umständen  auch  noch  nutzbare  Pflanzen  liefern  kann,  daß  sich  diese  An- 
teile aber  keinesfalls  in  bestimmten  Procentsätzen  angeben  lassen,  da  sie  nach 
Boden,  Feuchtigkeitsverhältnissen  usw.  außerordentlich  schwanken."  —  Die 
Untersuchungen  über  das  Auftreten  des  „Bruches"  und  die  Entwicklung 
der  Keimpflanzen  aus  „Bruch"  wurde  nach  besonderem  Plane  ausgeführt. 
Es  ergab  sich,  daß  Ziegelsteinpulver,  ebenso  Quarzsand  als  Keimbett  für 
Rotklee  weniger  gut  geeignet  ist,  als  Fließpapier.  Die  Annahme,  daß  zu 
große  Feuchtigkeit  des  Keimbettes  bei  der  Keimung  des  Rotklees  durch 
übermäßige  Turgescenz  Bruch  herbeiführen  kann,  scheinen  die  Versuche 
zu  bestätigen.  Die  Zahl  der  durch  Bruch  verletzten  Samen  beträgt  im 
Durchschnitt  8,45%.  Längeres  Verweilen  der  gekeimten  Samen  im 
Keimbett  begünstigt  das  Auftreten  des  Bruches  nicht.  Durch  vorzeitiges 
Entnehmen  der  keimenden  Samen  aus  dem  Keimbett  (im  Stadium  des  sog. 
Spitzens,  vor  ausreichender  Entfaltung  der  Wurzeln  und  der  Kotyledonen) 
wird  die  Keimfähigkeit  des  Bruches  in  erheblichem  Maße  beschönigt.  Zur 
Beurteilung  des  Gebrauchswertes  des  Samens  ist  es  unbedingt  erforderlich, 
die  bereits  im  Keimbett  eintretenden  Bruchverletzungen  festzustellen  und  zu 
berücksichtigen,  da  diese  im  Boden  nicht  ausheilen,  sondern  eine  ent- 
sprechende Anzahl  verkümmerter  Pflanzen  liefern.  Bei  der  Aussaat  im 
Erdboden  werden  die  Keimzahlen,  welche  die  optimalen  Bedingungen  des 
Keimversuchs  liefern,  nicht  erreicht.  Von  den  verletzten  Samen  kommt  im 
Erdboden  nur  ein  kleiner  Teil  zum  Auflaufen.  Die  vorstehenden  Versuche 
beweisen,  daß  die  bezügl.  Bestimmungen  der  „technischen  Vorschriften" 
durchaus  zweckentsprechend  sind. 

Versuche  mit  hartschaligen  Kleesamen.  Von  Karl  Müller,  i)  — 
Der  Vf.  stellte  mit  Luzernesamen,  der  i.  J.  1912  mehr  hartschalige  Samen 
enthielt  als  Rotklee,  Untersuchungen  und  zwar  mit  33  verschiedenen  Proben 
an.  Von  allen  eingelaufenen  Proben  Luzernesamen,  die  nach  Abschluß  der 
10 tag.  Keimprüfung  eine  erhebliche  Zahl  hartschaliger  aufwiesen,  wurde 
der  ungekeimte  noch  gesunde  Rest  von  400  Samen  in  Grartenerde  eingelegt 
und  die  Zahl  der  Keimpflanzen  am  15.  Tage  und  zum  letztenmal  am 
45.  Tage  festgestellt.  Im  Durchschnitt  aller  Proben  hatten  von  den  ein- 
gelegten Samen  53,4 7o  gekeimt;  in  minim.  26,8 7o)  i'^  maxim.  88,9 <^/o. 
Der  Vf.  sieht  es  als  zulässig  an,  wenn  die  Praxis  bei  den  südeuropäischen 
Luzernen  ^/j — ^/g  der  hartschaligen  Samen  zu  den  gekeimten  hinzuzählt, 
um  die  wahre  Keimfähigkeit  des  Saatgutes  zu  erhalten.  Dagegen  scheint 
es  ihm  zu  weitgehend,  wenn  die  Gesamtzahl  der  harten  Samen  als  „ent- 
wicklungsfähig'' bezeichnet  wird.  —  Der  Vf.  versuchte  die  Keimfähigkeit 
hartschaligen  Kleesamens  durch  Behandeln  mit  warmem  Wasser  zu  steigern 
und  weichte  Rotklee  und  Luzerne  6  Stunden  in  Wasser  von  34^  ein. 
Die  Keimfähigkeit  wurde  bei  Luzernesamen  nicht  unbeträchtlich,  die  des 
Rotkleesamens  in  dieser  Zeit  noch  nicht  erhöht.  Dagegen  erwies  sich 
beim  Anbau  dieser  Saaten  die  Wasserbehandlung  erfolgreich.  Auf  je  10  qm 
Fläche  wurden  von  Rotklee  50  g  und  von  der  Luzerne  70  g  Samen  aus- 
gesät.    In  3  Schnitten  wurden  folgende  Erträge  erzielt: 


1)  Ber.  d.  Großh.  Bad.  Ldwsch.  Versachsanst.  Augnstenberg  p.  1912,  81. 


Kotklee 

Weiß- 
klee 

Bastard- 
Idee 

Gelb- 
klee 

Wnnd- 
klee 

Lnzei 

Anzahl  d.  untersuchten  Proben    262 
davon  kleeseidehaltig     .     .     .     125 
in  %  der  Proben  rund      .     .       48 

102 
26 
25 

50 

19 

38 

8 

2 

25 

7 

1 

14 

5 
0 
0 

222  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Rotklee  Rotklee  mit  warm.  Luzerne  Luzerne  mit  warm, 

unbehandelt       Wasser  behandelt         unbehandelt        Wasser  behandelt 
48,47  57,05  55,82  58,99  kg 

In  beiden  Fällen  wurde  durch  die  Warmwasserbehandlung  der  Samen 
ein  Gewinn  an  Kleeerlrag  erzielt. 

Kleeseide  in  verschiedenen  Saatwaren.     Ton  M.  Schmöger^)  — 

Bei  der  Samenkontrolle  vom   l,/4.   1912  bis  1./4.   1913    wurden   folgende 
Befunde  an  Kleeseide  in  Saatwaren  erhalten: 


29 


Die  Minderwertigkeit  des  südeuropäischen  Rotklees.  Von 
Th.  V.  Weinzierl.-)  —  Wie  der  amerikanische  Rotklee,  so  ist  auch  der 
südeuropäische  (besonders  italienischer)  für  unser  Klima  (österreichisches) 
ungeeignet.  Bei  vergleichenden  Anbauversuchen  blieb  der  südeuropäische 
Rotklee  nach  zwei  Jahren  um  rund  60  "^/o  im  Futterertrag  hinter  steirischem 
zurück,  der  Preisunterschied  des  Saatgutes  beträgt  dagegen  nur  12°/o. 
Von  der  k.  k.  Samen -Kontrollstation  in  Wien  werden  daher  den  An- 
forderungen entsprechende  südeuropäische  Samen  zwar  plombiert,  doch 
nur  unter  Angabe  ihrer  Herkunft  im  Untersuchungszeugnis.  (Dafert.) 

Über  den  Bilsenkrautsamen  enthaltenden  Mohn  und  die  Grenzen 
seiner  Reinigbarkeit.  Von  Bela  Szartorisz.  "*)  —  Muster  aus  russischen 
Mohnlieferungen  erwiesen  sich  fast  sämtlich  mit  mehr  oder  w-eniger  Samen 
vom  einjährigen  Bilsenkraut  (Hyosciamus  agrestis  Kit.)  besetzt.  Es  konnte 
erwiesen  werden,  daß  diese  solcherweise  giftigen  Mohne  ohne  Ausnahme 
aus  Rußland  stammten.  In  den  Jahren  1909/10,  1910/11  und  1911/12 
wurden  in  der  Budapester  Anstalt  insgesamt  423  Mohnmuster  untersucht, 
von  denen  195  frei  von  Bilsenkrautsamen,  228  aber  mit  diese  Samen  besetzt 
waren:  149  Muster  enthielten  1  —  11  Stück;  71  Muster  12—217  Stück 
und  8  Muster  218 — 3450  Stück  Bilsenkrautsamen  in  je  100  g  Mohnmuster. 
Im  ersten  Jahre  waren  die  Muster  mit  Bilsenkrautsamen  viel  zahlreicher  als 
in  den  nächsten  Jahren.  Beim  Auspressen  des  Öles  des  verunreinigten  Mohns 
geht  nur  ein  sehr  geringer  Anteil  des  Alkaloidgehaltes  der  Bilsenkrautsamen 
{nach  den  Untersuchungen  von  A.  Koväc  0,00315 °/o)  in  das  Öl  über;  die 
größte  Menge  des  Alkaloids  bleibt  also  in  den  Mohn -Ölkuchen  zurück. 
Über  die  Reinigungsversuche  spricht  sich  der  Vf.  in  folgenden  Sätzen  aus: 
1.  Ein  mit  Bilsenkrautsamen  besetzter  Mohn  läßt  sich  durch  Sieben  nicht 
vollständig  von  diesen  Samen  befreien.  2.  Bis  zu  einem  (in  Ungarn  vor- 
geschriebenen) Reinheitsgrad  von  2  Korn  Bilsenkraut  pro  kg  läßt  sich  nur 
ein  Mohn  reinigen,  der  ursprünglich  pro  kg  nicht  mehr  als  110  — 111 
Stück  Bilsenkrautsamen  enthält.  3.  Das  bei  den  Versuchen  angewendete 
Reinigungsverfahren  bestand  in  einer  Verwendung  einer  Kleeseidereinigungs- 
maschine  (französischer  Konstruktion,  mit  sich  horizontal  bewegenden  Sieben), 


1)  Ber.  über  d.  Tätigk.  d.  Ldwsch.  Veis.-  n.  Kontroll  -  Stat.  Danzig  1912/13.  —  »)  Ztschr.  f.  d. 
Idwsch.  Versuchst,  in  Österr.  1913.  16,  21.  —  ')  D.  ldwsch.  Versnchsst.  1913,  83,  297—308  (Kgl. 
Ungar.  Samentontroll  -  Stat.  in  Budapest). 


ß.   Pflanzenwachstum.     3.   Saatwaren.  223 

welche  mit  folgenden  Sieben  bespannt  war:  zu  oberst  ein  20iges  Drahtsieb 
(mit  1,1  mm  Lochweite),  unter  diesem  ein  24iges  Drahtsieb  (Lochweite 
0,9  mm),  zu  unterst  ein  24iges  seidenes  Sieb,  Der  auf  dem  20iger 
und  24iger  Drahtsieb  oben  gebliebene  Teil  des  Mohnes  enthält  die  größte 
Menge  der  Bilsenkrautsamen  und  ist  nicht  weiter  zu  reinigen.  4.  Bei 
der  ganzen  Procedur  beträgt  der  Verlust  bei  einer  reinigbaren  Ware  etwa 
37,3  °/o  der  ursprünglichen  Quantität.  5.  Ein  bis  auf  nur  wenige  Stücke 
Bilsenkrautsamen  pro  kg  reinigbarer  Mohn  kann  dennoch  verwertet  werden, 
indem  er  mit  ganz  reinem  Mohne  in  einem  Verhältnisse  gemischt  wird, 
daß  die  Menge  der  Bilsenkrautsamen  nicht  mehr  als  2  Korn  pro  kg 
ausmacht. 

Anatomische  Untersuchungen  über  japanische  Coniferen-Samen 
und  Verwandte.  Von  M.  Kondo.i)  —  Nach  diesen  Untersuchungen  lassen 
sich  folgende  Grundzüge  des  anatomischen  Baues  der  Coniferensamen 
aufstellen : 

L  Samenschale.  Die  Samenschale  der  Coniferensamen  ist  derb  und 
hart  gebaut,  und  zwar  ist  sie  in  der  Mitte  mit  einer  mechanischen  Schicht,, 
welche  aus  Steinzellen  oder  Bastschalen  besteht,  versehen.  Wenn  die 
mechanische  Schicht  fehlt  oder  sehr  schwach  und  dünn  ist,  dann  ist 
die  Samenschale  mit  Harzbeulen  versehen  (z.  B.  Abies-,  Chamaecyparis- 
Arten).  Außerhalb  der  mechanischen  Schicht  ist  eine  Epidermis  oder 
außerdem  noch  eine  Parenchymschicht  (z.  B.  Gingko-,  Taxus- Arten)  vor- 
handen und  innerhalb  derselben  ebenfalls  eine  Parenchymschicht.  —  Für 
die  einzelnen  Gruppen  gestalten  sich  die  Verhältnisse  folgendermaßen:: 
1.  Ginkgoaceae:  Der  Samen  von  Ginkgo  büoba  ist  pflaumenartig,  die 
äußere  Schicht  der  Samenschale  ist  fleischig,  und  die  innere  Schicht  ver- 
holzt und  hart.  Die  äußere  Schicht  besteht  wieder  aus  a)  einer  Epidermis 
und  b)  einer  fleischigen  Parenchymschicht;  die  innere  Schicht  dagegen 
aus  a)  einer  mächtigen  Steinzellenschicht  und  b)  einer  inneren  Parenchym- 
schicht. 2.  Taxaceae:  Die  Samenschale  der  untersuchten  Taxus -Arten 
besteht  aus  a)  einer  Epidermis,  bj  einer  Pigmentschicht,  c)  einer  Stein- 
zellenschicht und  d)  einer  inneren  Parenchymschicht,  3.  Abietineae: 
Die  Samenschale  der  untersuchten  Pinus-  und  Larix- Arten  besteht  aus 
a)  einer  Epidermis,  b)  einer  Steinzellenschieht,  c)  einer  Parenchymschicht, 
Sie  hat  keine  Harzbeulen.  Die  Samenschale  der  Abies-Arten  dagegen  hat 
Harzbeulen;  sie  besteht  bei  normal  befruchteten  Samen  aus  a)  einer  Epi- 
dermis und  b)  einer  mächtigen  dickwandigen  Parenchymschicht;  bei  tauben 
Samen  aber  aus  a)  einer  Epidermis,  b)  einer  Parenchymschicht  und  außer- 
dem c)  einer  mächtigen  Steinzellenschicht,  welche  die  Schale  nach  innen 
abschließt.  Die  Harzbeulen  sind  bei  den  Abies-Arten  sehr  groß  und  liegen 
in  der  Parenchymschicht.  4,  Taxodieae:  Die  Samenschale  der  unter- 
suchten Taxodieae  besteht  aus  a)  einer  Epidermis,  b)  einer  Steinzellen- 
(z,  B.  Cryptomeria)  oder  einer  Bastfaserschicht  (z.  B.  Sciadopitys)  und  c)  einer 
Parenchymschicht.  Harzbeulen  fehlen,  5.  Cupressineae:  Die  Samen- 
schale der  untersuchten  Arten  besteht  aus  a)  einer  Epidermis,  b)  einer 
Stein  Zellenschicht  und  c)  einer  Parenchymschicht.  Bei  den  3  Chamae- 
cyparis-Arten  (Ch.  Lawsoniana,  obtusa,  pisifera)  sind  außerdem  Harzbeulen 


1)  D.  Idwsch.  VersuchBst.  1913,  81,  443—468. 


224  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

in  der  Samenschale  vorhauden.  Diese  fehlen  nach  Koehn'e  (Deutsche 
Dendrologie,  S.  50)  bei  Ch.  thyoides  und  uutkaensis.  —  Die  Coniferen- 
samen  sind  fast  immer  braun  gefärbt,  da  die  Ejjidermiszellen  mit  braunem 
Gerbstoff  gefüllt  sind  oder  ihre  Wandungen  damit  imprägniert  sind.  Eine 
Parenchymschicht,  innere  und  äußere,  ist  auch  stets  braun,  mit  Gerbstoff 
imprägniert.     Steinzellen  enthalten  auch  oft  Gerbstoff. 

n.  Flügel.  Die  Coniferensamen  sind  oft  mit  einem  Flügel  ver- 
sehen, welcher  ihre  Verbreitungsfähigkeit  erhöht.  Der  Flügel  entsteht 
auf  zweierlei  Weise:  1..  Bei  den  Abietineae  entstammt  der  Flügel  be- 
kanntlich der  Innenfläche  der  Fruchtschuppe.  2.  Bei  den  Taxodiae  und 
Cupressineae  aber  entstammt  der  Flügel  der  Samenschale.  Biota  orientalis 
ist  ungeflügelt. 

III.  Keimling.  Der  entschälte  Samen  der  Coniferen  betsteht  aus 
einem  Keimling  und  einem  ihn  vollständig  einschließenden  Nährgewebe. 
Der  Keimling  ist  lineal  und  besitzt  eine  verschiedene  Anzahl  von  Keim- 
blättern : 

1.  Ginkgoaceae      2.  Taxaceae      3.  Abietineae      4.  Taxodieae       5.  Cupressineae 
2  2  3-8  2-3  2 

IV.  Nährgewebe.  Das  Nährgewebe  von  Ginkgo  biloba  ist  erfüllt 
mit  Stärke.  Ganz  wenig  Protein  ist  vorhanden.  Das  Nährgewebe  der 
übrigen  untersuchten  Coniferensamen  enthält  Fett  und  Protein  und  ist 
meist  stär&efrei.  Die  Proteinkörner  sind  bei  einigen  Gattungen  (z.  B.  Pinus-, 
Cryptomeria-,  Chamaecyparis-Arten)  groß,  kugelig  oder  ellipsoidisch,  bei 
anderen  (z.  B.  Taxus-,  Abies-,  Larix,  Sciadopitys-,  Biota- Arten)  hingegen 
sehr  klein. 

Probenahme  und  Untersuchung  von  Zuckerrüben.^)  Beschluß 
der  34.  (ordentl.)  Hauptversammlung  des  Verbandes  landwirtschaftlicher 
Vers.-Stat.  i.  D.  R. ,  September  1913  zu  Dresden.  —  In  zweiter  Lesung 
wurde  folgender,  zu  Kaisruhe  und  Münster  gefaßter  Beschluß  an- 
genommen: „Die  Anwendung  der  Bleiessig wassermethode  zur  Zucker- 
bestimmung in  den  Rüben  ist  dahin  zu  beschränken,  daß  bei  abnorm 
saftarmen  und  ausgetrockneten  Rüben  die  Extraktion  mit  heißem  Alkohol 
vorzuziehen  ist." 

Rübenknäuel-Üntersuchung. -)  Beschluß  der  34.  (ordentl.)  Haupt- 
versammlung des  Verbandes  landwirtschaftlicher  Vers.-Stat.  i.  D.  R.  Sep- 
tember 1913  zu  Dresden.  —  In  zweiter  Lesung  w^urde  folgender  in  Karls- 
ruhe gefaßter  Beschluß  angenommen:  Zur  Gewinnung  der  einzukeimenden 
Knäuel  ist  die  Zählgewichtsmethode  oder  die  Zähiprocentmethode  an- 
zuwenden. 

Technische  Vorschriften  für  die  Prüfung  von  Zucker-  und  Futter- 
rübensamen. Vom  Verband  landwirtschaftlicher  Vers.-Stat.  i.  D.  R.  ^)  — 
In  der  Sitzung  vom  13.  September  1912  wurden  die  technischen  Vor- 
schriften für  die  Prüfimg  der  genannten  Samen  als  bindend  angenommen. 
Dieselben  beziehen  sich  auf  die  Probenahme,  Größe  der  Mittelprobe  und 
Art  der  Verpackung,  Wasserbestimmung,  Reinheit  und  Knäuelgewicht,  Be- 


»)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  81,  109.  —  ■)  Ebend.  156.  —  ')  Ebend.  16-19. 


B.   Pflanzen  Wachstum.     3.   Saatwaren.  225 

Stimmung  der  Keimfähigkeit  und  Aufstellung  des  Untersuchungsberichtes. 
Letzterer  hat,  soweit  die  Keimfähigkeit  in  Frage  kommt,  folgendes  zu  ent- 
halten: 1.  Die  Zahl  der  aus  100  Knäulen  im  Durchschnitt  der  einzelnen 
Versuche  bei  der  ersten  Auszählung  und  bei  Abschluß  des  Versuches  er- 
haltenen Keimpflanzen  und  gekeimten  Knäule.  2.  Die  Zahl  der  in  1  g 
reiner  Ware  enthaltenen  Knäule.  3.  Die  Zahl  der  aus  1  g  oder  1  kg  reiner 
Ware  bei  Abschluß  des  Versuches  erhaltenen  Keimpflanzen  und  keimenden 
Knäule.     4.  Das  Gewicht  von   1000  Knäulen.  (Stift.) 


Literatur. 


Bericht  über  die  Ergebnisse  der  in  Karlsruhe  beschlossenen 
Enquete  über  Rübenknäueluntersuchung.  Zur  Gewinnung  der  ein- 
zukeimenden Knäule  ist  die  Zählgewichtsmethode  oder  die  Zählprocentmethode 
anzuwenden.  —  Ldwsch.  Versuchsst.  1913,  81,  156. 

Bresaola,  M.:  Beitrag  zur  Bekämpfung  der  Kleeseide.  Die  Abtötung  der 
Samen.  —  Staz.  sperim.  agrar.  ital.  1913,  46,  89—136  (Bologna,  Ldwsch.  Hoch- 
schule). —  Die  Samen  der  Kleeseide  verlieren  durch  halbstündiges  Erhitzen  auf 
TC^  ihre  Keimkraft,  während  die  Keimkraft  der  Kleesamen  hierdurch  nicht  be- 
einträchtigt werden. 

Gümbel,  Hermann:  Über  die  Keimverhältnisse  verschiedener  Unkräuter. 
—  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  146  u.  147.  Vergl.  ldwsch.  Jahrb.  1912,  43. 
215-321  u.  dies.  Jahresber.  1912,  229. 

Krüger,  W.  (-Bernburg):  Über  „Deutsche  Normen  für  den  Handel  mit 
Futterrübensamen".  —  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  876—878. 

Relander,  Lauri  Kr.:  Studien  über  die  Verwendbarkeit  der  Präcipitin- 
reaktion  in  der  Samenprüfung.  —  Abhandl.  d.  agrik.-wissenschaftl.  Gesellsch.  in 
Finnland,  Heft  1.  Besprochen  von  Zade-Jena  in  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1912, 
807 — 810.  —  Der  Vf.  hofit  mit  Hilfe  der  Präcipitinmethode  die  Unterscheidung 
von  Saatgut  hinsichtlich  der  Sorteozugehörigkeit  und  Herkunft  möglich  zu  machen. 
Die  Untersuchungsmethode  beruht  auf  biologischer  Grundlage  und  ist  der 
Immunitätslehre  entlehnt. 

Schmidt,  0.  (-Harleshausen):  Keimprüfung  und  Sortenfrage.  —  Fühling's 
ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  612—618. 

Z ade  (-Jena):  Die  Pflanzendecke  als  keimungshemmender  Faktor  für  ge- 
wisse Unkrautsamen.  —  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  777 — 785. 

Kinzel,  Wilhelm:  Frost  und  Licht  als  beeinflussende  Kräfte  bei  der 
Samenkeimung.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Entwicklung  (Nachreife, 
Keimdauer  usw.)  und  anderer  biologischer  Eigentümlichkeiten  der  Samen  aus  den 
verschiedensten  Pflanzenfamilien.     Stuttgart,  Eug.  Ulmer,  1913. 

Lyttkens,  Aug.,  und  Egerström,  Fredrik:  Tabelle  öfver  utsädesvarors 
normalvärden  fastställd  af  Kungl.  Landbruks  styrelsen,  Stockholm  d.  4.  Juni  1912. 

Technische  Vorschriften  für  die  Prüfung  von  Saatgut,  gültig  vom  13.  Sep- 
tember 1912  an.  Nach  Beschlüssen  der  33.  Hauptversammlung  des  Verbandes 
landwirtschaftlicher  Versuchsstationen  im  Deutschen  Reiche.  —  Die  ldwsch. 
Versuchsst.  1913,  81,  1—22. 


Jahresbericht  1913.  J-ö 


226  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

4.  Pflanzenkuitur. 

ßeferent:    Th.  Dietrich. 

Die  Ernährungsfläche  für  eine  Pflanze  und  die  Tiefe  der  Unter- 
bringung  der  Samen    bei    Sommerweizen,     Von  A.   D.  Botschkowa.  ^) 

—  Die  hier  mitgeteilten  Feldversuche  sind  1912  an  der  Versuchsstation 
Besen tschuk  (Gouv.  Ssamara)  mit  Sommerweizen  ausgeführt;  das  betreffende 
Tatsachenmaterial  läßt  sich  folgendermaßen  zusammenfassen:  Versuch 
über  die  Ernährungsfläche.  1.  Es  sind  10  Ernährungsflächen  für  je 
eine  Pflanze  geprüft  worden,  und  zwar  von  400,  300,  225,  187,  150,  125, 
100,  75,  60  und  25  cm^  Größe.  2.  Der  Einfluß  der  geprüften  Ernährungs- 
flächen auf  die  Entwicklung  der  einzelnen  Pflanzen  beginnt  erst  vom 
Moment  der  Bestockung  an,  merklich  in  Erscheinung  zu  treten.  Die  Be- 
stockung  beginnt  für  alle  Ernährungsflächen  gleichzeitig,  es  verläuft  aber 
diese  Entwicklungsphase  für  die  veischiedenen  Flächen  ungleich:  Mit  der 
Vergrößerung  der  Ernährungsfläche  wächst  die  Mächtigkeit  der  Entwicklung 
der  grünen  Masse,  steigt  die  Bestockungsenergie,  und  bei  den  Pflanzen 
mit  der  größten  Fläche  verlängert  sich  die  Vegetationsperiode  um  4  bis 
5  Tage  im  Vergleich  zu  den  Pflanzen  mit  der  kleinsten  Fläche.  3.  Un- 
zweifelhaft ist  der  Einfluß  der  Ernährungsfläche  auf  den  Bestockungsgrad 
der  einzelnen  Pflanze.  Die  Pflanzen  mit  der  kleinsten  Fläche  {je  25  cm^) 
hatten  für  Triticum  hordeiforme  eine  Bestockung  von  2,5,  für  Triticum 
erythrospermum  von  3,4;  für  Pflanzen  mit  der  größten  Fläclie  (400  cm 2) 
betrug  die  Bestockung  bei  Tr.  hordeiforme  7,3,  bei  Tr.  v.  erythro- 
spermum 8.  4.  Die  Gesamt-  und  die  Körnerernte  wächst  mit  dem  Steigen 
der  Ernährungsfläche.  In  Abhängigkeit  von  der  Ernährungsfläche  befindet 
sich  die  Entwicklung  der  Ähre  und  die  Anzahl  der  Körner  in  der  Ähre; 
je  größer  die  Ernährungsfläche,  desto  länger  ist  die  Ähre,  und  desto 
größer  ist  die  Zahl  der  Körner  in  der  Ähre,  jedoch  wächst  die  Körner- 
anzahl nur  bis  zu  einer  gewissen  Grenze,  über  die  hinaus  sich  wieder  ein 
Sinken  bemerkbar  macht.  5.  Von  der  Ernährungsfläche  hängt  die  Korn- 
qualität ab  —  je  kleiner  die  Fläche,  desto  besser  das  Korn,  desto  höher 
das  Gewicht  von  1000  Körnern.  6.  Die  Vergrößerung  der  Ernährungs- 
fläche übt  auf  die  Entwicklung  der  einzelnen  Pflanze  einen  günstigen  Ein- 
fluß aus.  Die  größte  Kornmenge  pro  Pflanze  ist  bei  größter  Fläche  erzielt 
worden.  Die  eigentliche  Aufgabe  des  Versuchs  bestand  aber  darin,  diejenige 
Ernährungsfläche  zu  finden,  die  gute  Kornqualität  und  größte  Körnerernte 
pro  Flächeneinheit  ergiebt.  Von  allen  geprüften  Ernährungsflächen  ent- 
spricht diesem  Ziele  (unter  den  Bedingungen  des  Versuchsjalires  für  die 
Versuchsstation  Besentschuk)  die  kleinste  Ernährungsfläche  (25  cm')  am 
besten. 

Yersuch  über  die  Tiefe  der  Unterbringung  der  Samen.  7.  Es 
sind  5  Saattiefen  geprüft  worden  —  2,  4,  6,  8  und  10  cm.  8.  Zwischen 
der  flachsten  und  der  tiefsten  Unterbringung  betrug  der  Unterschied  im 
Auflaufen  der  Saaten  6  —  7  Tage.  Bei  den  drei  ersten  Saattiefen  waren 
die  aufgelaufenen  Pflänzchen  normal,  bei  10  cm  aber,  sowie  teilweise  bei 


')  Bau.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  61.    Deutsch.  Ausz. 


B.   Pflanzenwachstum.     4.  Pflanzenkultur.  227 

8  cm  Saattiefe  waren  sie  leidend,  erholten  sich  jedoch  nach  2 — 3  Tagen 
merklich.  9.  Die  Keimfähigkeit  der  Samen  (%)  befindet  sich  in  Abhängig- 
keit von  der  Tiefe  der  Unterbringung  der  Samen  —  je  tiefer  die  Unter- 
bringung, desto  geringer  ist  die  ^/q  Keimfähigkeit.  10.  Bei  allen  Tiefen 
erforderten  die  Entwicklungsphasen  —  Bestockung  und  Schossen  eine 
bestimmte  Anzahl  von  Tagen,  unabhängig  von  der  Saattiefe.  11.  Auf  den 
Grrad  der  Bestockung  ist  die  Tiefe  der  Unterbringung  von  Einfluß  —  je 
größer  die  Saattiefe,  desto  geringer  die  Bestockung,  und  umgekehrt.  1 2.  Nach 
dem  Schossen  scheint  die  hohe  Temperatur  die  weitere  Entwicklung  der 
Pflanzen  bei  größter  Saattiefe  zu  beschleunigen,  und  die  folgende  Ent- 
wicklungsphase —  das  Schießen  der  Ähren  hat  für  die  größte  Tiefe  eine 
um  2 — 3  Tage  geringere  Anzahl  von  Tagen  beansprucht,  wie  für  die 
kleinste  Tiefe.  13.  Der  Einfluß  der  Saattiefe  macht  sich  am  Gewicht  einer 
Pflanze  bemerkbar  —  je  tiefer  die  Unterbringung,  desto  geringer  ist  das 
Gewicht.  Die  Länge  der  Ähre  und  die  Zahl  der  Körner  in  der  Ähre  be- 
findet sich  in  einer  direkten  Abhängigkeit  von  der  Tiefe  der  Unterbringung 

—  je  größer  die  Saattiefe,  desto  größer  die  Körnerzahl  in  der  Ähre.  Das 
Gewicht  der  Körner  hingegen  sinkt  mit  der  Vergrößerung  der  Saattiefe. 
14.  Die  Gesamternte  und  die  Körnerernte  steigt  mit  dem  Sinken  der  Saat- 
tiefe; zugleich  fällt  mit  der  Vertiefung  der  Unterbringung  das  Verhältnis 
des  Strohs  zum  Korn.  —  Somit  ist  unter  den  Bedingungen  des  verflossenen 
Jahres  die  quantitativ  höchste  und  die  qualitativ  fast  beste  Körnerernte  bei 
der  geringsten  der  geprüften  Saattiefen  (2  cm)  erhalten  worden. 

Zur  Frage    über   die   Ursachen    der   verschiedenen  Widerstands- 
fähigkeit von  Klee  und  Luzerne  gegen  Dürre.    Von  W.  Sholtkewitsch.^) 

—  Die  Aufgabe  der  vorliegenden  Arbeit  bestand  in  der  Klärung  der  Frage, 
durch  welche  Besonderheiten  der  Organisation  das  ungleiche  Verhalten 
von  Rotklee  und  Luzerne  zu  Dürreperioden  erklärt  werden  kann.  Die 
nach  der  Methode  abgeschnittener  Blätter  ausgeführte  Bestimmung  der 
Verdunstungsgröße  hat  gezeigt  (vergl.  Tab.  1  im  russischen  Text),  daß 
die  Verdunstungsgröße  des  Klees  sich  zu  derjenigen  der  Luzerne,  wie 
1,00 : 1,68  verhält.  Die  Bestimmung  der  Größen  der  anatomischen  Coeffi- 
cienten  hat  ergeben,  daß  die  Längen  der  Spaltöffnungen  bei  Klee  und 
Luzerne  sich  im  Mittel  wie  1,00 : 1,56  verhalten.  Dadurch  wird  die 
Folgerung  Kolkunow's,  daß  die  Verdunstung  der  Länge  der  Spaltöffnungen 
proportional  ist,  bestätigt.  —  Das  vom  Vf.  gefundene  Factum,  daß  die 
Luzerne  pro  Flächeneinheit  mehr,  als  der  Klee  verdunstet,  befindet  sich 
in  einem  scheinbaren  Widerspruch  zu  der  sicher  feststehenden  Tatsache, 
daß  Dürre  von  Luzerne  besser  vertragen  wird,  wie  von  Klee.  Zur  Auf- 
klärung dieses  Widerspruchs  hat  sich  der  Vf.  zum  Studium  des  Baues 
der  Stengel  gewandt  und  gefunden,  daß  der  Kleestengel  anders  gebaut  ist, 
wie  der  Luzernestengel:  Bei  der  Luzerne  bilden  die  wasserführenden  Holz- 
elemente einen  ununterbrochenen  Ring,  wobei  das  Mark  relativ  schwach 
entAvickelt  ist;  beim  Klee  hingegen  ist  das  Mark  viel  stärker  entwickelt, 
während  die  Xylemstränge  an  der  Peripherie  des  Stengels  als  relativ 
schwach  entwickelte  abgesonderte  Partien  angeordnet  sind.  Außerdem 
haben   die   Hohlräume   der   einzelnen   Gefäße   bei   Luzerne   einen   größeren 

^)  Rnss.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  179.   Deutsch.  Aasz.    (Agronomisches  Laboratoriam 
der  Universität  Kiew  unter  Leitung  E*rof.  W.  W.  Kolkunow's.) 

15* 


228  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Durchmesser,  als  beim  Klee.  —  Der  Vf.  hat  sich  auf  das  Studium  des 
anatomischen  Baues  der  Stengel  der  genannten  Pflanzen  beschränkt,  in 
demselben  Laboratorium  aber  ist  von  K.  A.  Doitsch  durch  unmittelbare 
Bestimmungen  der  Durchlaßfähigkeit  des  Stengels  gefunden  worden,  daß 
Luzernestengel  im  Vergleich  zu  Kleestengeln  4 — 4,5  mal  mehr  Wasser 
durchlassen.  Somit  ist  die  Luzerne  sehr  viel  besser  wie  Klee  imstande, 
die  durch  Verdunstung  bedingten  Verluste  zu  ersetzen.  Es  sei  noch 
erwähnt,  daß  nach  den  Untersuchungen  des  Vf.  die  Anzahl  der  Xylemstränge 
im  Kleestengel  bei  den  verschiedenen  Exemplaren  variiert. 

Das  Ährentreiben  des  Winterroggens  und  Winterweizens  bei 
Frühjahrsaussaat.  Von  A.  Murinow.  ^)  — ■  Auf  Grund  von  Vegetations- 
und Feldversuchen,  die  der  Vf.  i.  J.  1912  am  Moskauer  Landwirt- 
schaftlichen Institut  ausgeführt  hat,  werden  in  der  vorliegenden  Arbeit 
folgende  Schlüsse  gezogen:  1.  Der  Winterroggen  und  der  Winterweizea 
können  bei  Frühjahrsaussaat  ohne  eine  vorhergegangene  Ruheperiode  in 
Ähren  schießen.  2.  Je  größer  (andauernder  oder  tiefer)  die  äußeren  Ein- 
wirkungen sind,  denen  die  Pflanzen  unterworfen  werden,  desto  geringer 
ist  die  procentuelle  Anzahl  der  ährentreibenden  Pflanzen.  3.  Die  Wirkung 
niedriger  Temperaturen  auf  Pflanzen  von  verschiedenem  Alter  ruft,  indem 
sie  die  Entwicklung  der  Pflanzen  hemmt,  ein  Sinken  der  relativen  Anzahl 
der  ährentreibenden  Pflanzen  hervor.  4.  Die  Möglichkeit  des  Ährentreibens 
ohne  vorhergegangene  Ruhepause,  der  Umstand,  daß  der  Einfluß  niedriger 
Temperaturen  für  das  Ährentreiben  nicht  notwendig  ist,  der  Unterschied 
in  bezug  auf  die  procentuelle  Zahl  der  ährentreibenden  Pflanzen,  der  durch 
verschiedene  Aussaatzeit  bedingt  wird,  das  Ährentreiben  im  Vegetationshause 
und  das  Fehlen  des  Ährentreibens  im  Felde  geben  Grund  zu  der  Annahme, 
daß  in  dieser  Frage  die  Temperatur  die  entscheidende  Rolle  spielt.  Für 
das  Ährentreiben  scheint  eine  bestimmte,  für  verschiedene  Pflanzen  ungleiche 
Temperatur  notwendig  zu  sein. 

Über  den  Standort  und  den  Standraum  der  einzelnen  Pflanze 
bei  der  Pflanzenzüchtung.  Von  Eilh.  Alfr.  iWitscherlich.  2)  —  Zum 
Schlüsse  seiner  Ausführungen  faßt  der  Vf.  die  Grundgedanken  derselben 
in  folgenden  Sätzen  zusammen:  Bei  der  Pflanzenzüchtung  muß  1.  bei  den 
Eliten  der  Standraura  so  groß  gewählt  werden,  daß  eine  individuelle  Be- 
einflussung durch  klimatische  Vegetationsfaktoren,  also  auch  durch  die 
Nachbarpflanzen  möglichst  ausgeschlossen  ist;  2.  bei  den  Eliten  ist  der 
Standort  gleichgültig,  sobald  wir  alle  äußeren  Vegetationsfaktoren  normieren 
können.  Empfohlen  wird  hierfür  jedoch  die  Anzucht  in  weitgestellten 
Kulturgefäßeu ;  sonst  als  vorläufige  Maßnahme  ein  häufiges,  gleichmäßiges 
Gießen  der  Eliten  mit  Nährstofi"lösung  bei  weitem  Stande,  damit  so  die 
Verschiedenartigkeit  des  Bodens  möglichst  ausgi  schaltet  wird;  3.  bei  der 
Vermehrung  ist  der  Standraum  und  der  Standort  gegeben;  wir  sind  dabei 
aber  gezwungen,  mit  der  üngleichmäßigkeit  des  Standortes,  speziell  des 
Bodens,  zu  rechnen.    Es  wird  eine  Methode  angegeben,  die  dieses  ermöglicht. 

Untersuchungen  über  die  Standweite  für  Zuchteliten  von  Brau- 
gerste. Von  Eugen  Claus.  ^)  —  Die  Ergebnisse  führten  zu  folgenden 
Schlußfolgerungen:    1.   Standweite  einerseits  und  Bestockung,  Einzelpflanzen- 

i)  Russ.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  254.  Deutsch.  Ausz.  —  '■*)  Ztschr.  f.  PflaQzen- 
züehtun^  1913,  Bd.  I,  Heft  3,  275—285.  —  S)  Kuhn-Archiv  Bd.  3,  erster  Halbbaiid,  1913,  169—197. 


B.  Pflanzenwachstum.     4.  Pflanzenkultur.  229 

gewicht  und  das  Körnergewicht  pro  Pflanze  anderseits  sind  direkt  pro- 
portional. 2.  Die  zweckmäßigste  Standweite  für  Braugersten  eliten  ist  unter 
den  klimatischen  und  Bodenverhältnissen  des  Versuchsfeldes  der  Pflanzen- 
zuohtstation  Halle  20  x:  5  cm,  da  dieser  Standraum  von  100  qcm  dem  der 
feldmäßigen  Aussaat  von  etwa  80  qcm  sehr  nahe  kommt,  anderseits  aber 
den  Pflanzen  Gelegenheit  gibt,  ihre  Leistungen  in  normaler  "Weise  zu  ent- 
falten, 3.  Als  unabhängig  von  der  Standweite  hat  sich  das  Kornprocent 
erwiesen.  Damit  ist  dem  Züchter  ein  Merkmal  gegeben,  das  ein  wertvolles 
Bild  von  der  Pflanze  gibt,  ohne  daß  dasselbe  durch  Standortsmodifikationen 
getrübt  wird.  4.  Bei  Braugersten  ist  der  Trockensubstanz-  und  Extrakt- 
gehalt umgekehrt,  der  Proteingehalt  direkt  proportional  der  Standweite, 
5.  Bei  der  einzelnen  Gerstenpflanze  nimmt  der  Proteingehalt  gleichsinnig 
mit  der  Bestückung,  dem  Ährengewicht  und  dem  Körnergewicht  zu;  er 
sinkt,  während  das  Kornprozent  und  die  Besatzdichte  zunimmt.  Eine 
Korrelation  zwischen  Proteingehalt  und  EinkorngeAvicht  konnte  nicht  fest- 
gestellt werden. 

Studien  über  die  Wechselbeziehungen  zwischen  Standweite  und 
Pflanzenwachstum.  Von  Kurt  Grundmann,  i)  —  Diese  führten  zu  folgender 
Schlußbetrachtung:  AI.  Innerhalb  eines  Standraumes  von  36 — 100  qcm 
pro  Pflanze  ist  der  Kornertrag  einer  Sorte  pro  Flächeneinheit  auf  allen 
Stand  weiten  gleich,  wenn  Boden-,  Düngungs-,  Kultur-  und  Witteru.ngs- 
verhältnisse  die  gleichen  sind.  Was  auf  der  engen  Standweite  die  Mehr- 
zahl der  Pflanzen  hervorbringt,  gleicht  bei  weitem  Standraum  die  stärkere 
Bestockung  und  die  bessere  Ausbildung  der  Ähre  aus.  IL  Die  Entfaltungs- 
möglichkeit einzelner  Eigenschaften  ist  auf  weiter  Standweite  mehr  ge- 
währleistet als  auf  enger,  und  die  Zahl  gut  ausgebildeter  Eliten  steigt  mit 
vergrößertem  Standraum  pro  Pflanze.  III.  Eine  weite  Standweite  bietet 
eher  als  eine  enge  Sicherheit  dafür,  daß  der  Bestand  nicht  lagert  und 
durch  solche  Wachstumshemmuugen  das  Prüfungsresultat  gestört  wird. 
Umgekehrt  tritt  natürlich  die  Lagerfestigkeit  auf  enger  Standweite  deutlicher 
hervor.  —  B I.  Zur  Zuchtwahl  von  Eliten  eignet  sich  die  Standweite 
20x5  cm  besonders  gut:  2)  1.  Weil  man  bei  dieser  Standweite  die  größte 
Auswahl  gut  ausgebildeter  Eliten  bekommt;  2,  weil  diese  Eliten  gerade 
soviel  Körner  liefern  wie  zu  einer  einwandfreien  Nachkommenschaftsprüfung 
genügen;  3,  weil  die  Entfernung  von  Pflanze  zu  Pflanze  eine  unbedingte 
Gewähr  dafür  bietet,  daß  man  bei  der  Ernte  die  Pflanzen  zwecks  Selektion 
sicher  trennen  kann,  was  bei  einer  Pflanzenentfernung  von  z.  B.  3:3  cm 
nicht  möglich  ist;  4.  weil  die  Lagerfestigkeit  bei  dieser  Standweite  nicht 
zu  hoch  und  nicht  zu  niedrig  ist,  um  die  Selektion  zu  ermöglichen; 
5.  weil  es  möglich  ist,  den  Bestand  mit  der  Hacke  gut  rein  und  von 
Nährstofi"e  zehrendem  Unkraut  freihalten  zu  können,  ohne  ein  Beschädigen 
der  Pflanzen  befürchten  zu  müssen,  wie  es  bei  zu  engem  Reihenabstande 
möglich  ist.  IIa.  Zur  Nachkommenschaftsprüfung  eignet  sich  die  Stand- 
weite 20x3  besonders  gut:  1.  Um  bei  Winterroggen  und  Winterweizen 
trotz  Auswinterung  einen  vollen,  den  Ertrag  sichernden  Bestand  zu  be- 
kommen; 2.  um  bei  Winter-  und  Sommergerste  keine  unnatürlich  starke, 
den  Proteingehalt  erhöhende  Bestockung  zu  erhalten;  3.  um  bei  Hafer  den 


1)  Kühn -Archiv  Bd.  3,  erster  Halbband,  1913,  199--242.  —  -)  Jn  Hallenser  Verhältnissen. 


230  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Fritfliegenschaden  zu  beschränken  und  normalen  Kornertrag  zu  erzielen; 
4.  um  bei  allen  Getreidesorten  das  Hacken  zu  ermöglichen,  ohne  ein  Be- 
schädigen der  Pflanzen  befürchten  zu  müssen;  5.  um  eine  möglichst  feld- 
mäßige Prüfung  zu  erzielen,  da  bei  allen  Getreidesorten  auf  enger  Stand- 
weite prozentisch  mehr  Pflanzen  zugnmde  gehen  als  auf  weiter. 

Über  die  Wirkung  einer  Durchmischung  des  leichteren  Bodens 
mit  Moor,  Mergel,  Ton  und  Stroh.  Von  Gerlach  (-Bromberg),  i)  — 
Im  Herbst  1907  wurde  ein  Streifen  des  Bromberger  Versuchsfeldes  in 
5  Teilstücke  zu  je  200  qm  geteilt.  Er  enthält  schwach  humushaltigen, 
lehmigen  Sand  von  folgender  Zusammensetzung: 

gröbere       mittelkörnigen      _  .        _,         Abschlämm-  „  _   ^         ^  ^         „  ^ 

Teile  Sand  Femsand  ^ares  ^  CaO         KjO         P2O5 

in  %     8,9  40,8  35,1  15,2  0,14      0,93      0,04      0.07 

Eins  dieser  Teilstücke  wurde  im  November  40  cm  tief  rigolt.  Ein 
zweites  Teilstück  wurde  Ende  December  dick  mit  Niederungsmoor  (5700  dz 
p.  ha)  befahren,  welches  nach  dem  Ausbreiten  anfangs  März  1908  bis 
auf  40  cm  Tiefe  im  Boden  verteilt  wurde.  Teilstück  3  wurde  mit  (4925  dz 
p.  ha)  Wiesenmergel  (ca.  61  •'/q  CaCOg),  Nr.  4  mit  5000  dz  p.  ha  grün- 
blauem Ton  befahren  und  dem  Boden  zugemischt.  Es  sind  hiernach  9 — 10% 
dieser  Bodenarten  dem  Versuchsfeld  beigemischt  worden.  Teilslück  5  er- 
hielt 8  dz  feingehäckseltes  Stroh,  das  anfangs  November  1907  bis  auf 
40  cm  tief  im  Boden  verteilt  wurde.  Sämtliche  5  Teilstücke  sind  sodann 
quer  in  2  gleiche  Teile  von  je  100  qm  geteilt  worden.  Nur  die  eine 
Hälfte  wurde  im  Laufe  der  5  Jahre  regelmäßig  gedüngt.  Die  Düngung 
betrug  p.  ha  100  kg  KgO  (in  concentr.  Kalisalz  10./3.)  80  kg  citronen- 
säurelöslich.  PjO-  (in  Thomasmehl  10./3.)  20  kg  N  (Ammousulfat,  25./4.) 
und  je  10  kg  N  (Chilisalpeter  am  15.  u.  26./6.).  Angebaut  wurden  in 
den  5  Jahren  Kartoffeln,  Gerste,  Erbsen,  Weizen,  Zuckerrüben.  Die  Ge- 
samtergebnisse dieser  Versuche  kommen  in  nachstehender  Zusammenstellung 
zum  Ausdruck.     Die  Mehr-  oder  Mindererträge  betrugen  in  Procenten: 

Moor        Mergel       Ton        Stroh  Moor  Mergel  Ton  Stroh 

*  auf  den  ungedüngten  Teilstücken  auf  den  gedüngten  Teilstücken 

Trockenmasse  +45,8  27,6  79,1  21,0  +  0,8  +5,4  +12,0  —10,5 
N      .     .     .     .     +64,6      28,7      82,7      23,7         +11,0      +1,2       +11,7       —10,6 

Aus  weiteren  Darlegungen  geht  hervor,  daß  durch  das  Niederungs- 
moor, den  Wiesienmeigel,  den  Ton  und  das  Stroh  der  Ertrag  vielfach  ge- 
steigert worden  ist  und  dieses  besonders  auf  den  ungedüngten  Teilstücken 
geschehen  ist.  Jedoch  traten  auch  Mißerfolge  ein  und  zwar  des  öfteren  auf 
dem  gedüngten  Teile.  Vom  Niederungsmoor  wurde  auf  ungedüngter  Fläche 
in  jedem  Jahre  eine  Steigerung  der  Erträge  erzielt,  mit  welcher  auch  eine 
größere  Entnahme  von  N  verbunden  war.  Auf  der  gedüngten  1^'läche  traten 
dagegen  in  den  trocknen  Jahren  1909  und  1911  Ernteverminderungen  ein. 
Hier  hat  also  die  Durchmischung  des  Bodens  mit  Moor  schädlich  gewirkt. 
Beim  Wiesenmergel  liegen  die  Erfolge  ähnlich  wie  beim  Moor.  Sehr  günstig 
war  die  Wirkimg  des  Tones  auf  dem  ungedüngten  Teilstücke;  auf  dem 
gedüngten  war  nur  in  den  Jahren  1908  und  1911  ein  bemerkens- 
werter   Erfolg    zu    verzeichnen.      Das    Stroh    hat    in    dem    trocknen    Jahre 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  681—699  (Mitt.  d.  Kaiser  Wühelm  - Instit.  f.  Ldwsch. 
Bromberg). 


ß.  Pflanzenwachstum.     4.  Pflanzenkultur.  231 

1909  auf  dem  gedüngten,  wie  auf  dem  ungedüngten  Teil  schädlich  ge- 
wirkt. In  den  übrigen  Jahren  wurden  auf  ,,ungedüngt''  durchweg  Mehr- 
erträge erzielt,  auf  der  gedüngten  Fläche  bei  Kartoffeln,  Erbsen  und 
Zuckerrüben. 

Über  die  Erfolge  der  Mischkultur  mit  Lehm  in  Finland.  Von 
Arthur  Rindell.  ^)  —  Dem  Lehm  als  Material  zur  Verbesserung  der  Moor- 
kultur sind  wichtige  Rollen  zuzuschreiben,  physikalische  und  düngende 
"Wirkung,  die  durch  Versuche  geprüft  wurden.  Ein  Bild  von  der  Wirkung 
des  Lehms  bietet  ein  Versuch  des  Vf.,  welcher  i.  J.  1910  auf  einem  im 
Jahre  1909  umgebrochenen  hochwertigen  Niedermoor  ausgeführt  wurde. 
Die  Zusammensetzung  des  Bodens  zeigt  nachstehende  Analyse,  bei  welcher 
die  Zahlen  unter  a)  dem  procent.  Gehalt  des  Bodens  an  Asche  und  N  sowie 
an  in  4 procent.  HCl  löslichen  Mineralbestandteile,  berechnet  auf  100  Teile 
Trockensubstanz,  entsprechen;  unter  b)  sind  die  entsprechenden  Stoffe  an- 
gegeben in  kg  pr.  ha  bis  zu  20  cm  Tiefe: 

Asche         N  SiOj        SO,         P^Os      +AUO3    MnO        CaO        MgO        K^O        Na^O 

a)  10,14     3,191     0,057    0,100    0,215     1,371     0,027     1,958    0,138    0,015    0,013 

b)  29580    9305       166       292       627       3998       79       5710      402        44        38 

Auf  diesem  Boden  wurde  im  Winter  Lehm  bezw.  Sand  in  verschiedenen 
Mengen  ausgebreitet.  Gedüngt  wurde  auf  ^/g  der  Parzellen  mit  Pj  O5  — 
100  kg  p.  ha  in  Form  von  Knochenpräcipitat,  auf  1/3  der  Parzellen  kam 
dieselbe  Menge  PgOg  und  dazu  KgO.  —  100  kg  p.  ha  in  Form  von  conc. 
Kalisalz.  Angebaut  wurde  Hafer.  Die  Angaben  in  folgender  Zusammen- 
stellung sind  Mittelwerte  für  je  2  gleiche  Parzellen  im  Durchschnitt  zweier 
Versuchsjahre.  Das  Erntegewicht  bezieht  sich  nicht  auf  lufttrocknen, 
sondern  auf  gedörrten  Hafer  in  kg: 


Aufgefahren 

Ungedüngt 
Körner    Stroh 

P.O, 

Körner 

K,0 

per  ha 

Körner 

Stroh 

Stroh 

Lehm  cbm   0 

1180 

2499 

901 

2537 

1884 

4628 

,.  100 

1422 

2836 

2008 

4399 

2241 

5212 

„  200 

1472 

2689 

2298 

4158 

2791 

4947 

M  300 

1761 

2692 

2864 

4756 

3367 

5726 

„  400 

2009 

2880 

3569 

5067 

3467 

4550 

Sand   „  300 

1005 

1635 

1697 

2798 

3079 

4292 

„  400 

1304 

1785 

2210 

3547 

3286 

4493 

Die  Zahlen  ergeben,  daß  der  Ertrag  bei  steigender  Lehmzufuhr  recht 
erheblich  vermehrt  wird.  Eine  Kaliwirkung  des  Lehms  ist  deutlich  daraus 
zu  ersehen,  daß  der  Unterschied  zwischen  dem  Ertrag  nach  PgOg  allein 
und  nach  Pj  O5  +  Kg  0  bei  den  größeren  Lehmgaben  immer  geringer  wird 
und  zuletzt  verschwindet.  Für  diese  Kaliwirkung  wird  der  Beweis  auch 
noch  durch  die  Sandversuche  erbracht.  Während  der  Körnerertrag  bei 
300  cbm  Lehm  durch  die  Zugabe  von  Kalidüngung  von  2864  kg  auf 
3367  kg  (Diff.  503)  gehoben  wurde,  stieg  derselbe  bei  der  gleichen  Menge 
Sand  von  1697  kg  auf  3079  kg  (Diff.  1382).  Nimmt  man  den  Fall,  daß  je 
400  cbm  verwendet  wurden,  so  tritt  bei  Lehm  ein  schwacher  Rückgang  ein 


1;  Jahib.  d.  Moorkuade  1912,  1,  19—34. 


232 


Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 


von  3569  kg  auf  3467  kg,  bei  Sand  eine  Steigerung  von  2210  kg  auf 
3285!  —  Da  die  Lehmböden  in  Finland  überaus  arm  an  CaCOg  sind, 
drängt  sich  die  Frage  auf,  ob  nicht  auch  der  Kalk  einen  ebenso  notwendigen 
Zuschuß  bildet  wie  die  Kaliphosphat- Düngung.  Darüber  angestellte,  sich 
auf  8  Jahre  und  verschiedene  Feldfrüchte  erstreckende  Versuche  brachten 
das  Ergebnis,  daß  der  Kalk  bei  einigen  Wurzelfrüchten  eine  unbedeutende 
Wirkung  zeigte,  bei  Erbsen  keine  und  bei  (3  mal)  Hafer  eine  negative.  — 
Bei  einem  anderen  Versuche  auf  Niedermoor  mit  Anwendung  einer  kleineren 
\md  einer  größeren  Gabe  von  gelöschtem  Kalk  sah  man  ebenfalls  keine 
nennenswerte  Wirkung  des  Kalkes.  Bei  einem  dritten  Versuche  kamen 
neben  einer  Grunddüngung  noch  steigende  Mengen  von  Kalk  und  in  einem 
Falle  von  Lehm  zur  Anwendung.  Die  Zahlen  für  die  Ernterträge  zeigen, 
daß  die  höheren  Kalkgaben  günstig  gewirkt  haben,  aber  nicht  die  Wirkung 
des  Lehms  erreichten. 

über  die  Einwirkung  des  Grundwasserstandes  auf  die  Ent- 
wicklung der  verschiedenen  Grasarten  im  Wiesenbestande  auf  Hoch- 
moor. Von  Hjalmar  v.  Feilitzen.  ^)  —  Zu  diesen  Versuchen  wurden 
Kästen  aus  Cementbeton  von  je  0,64  qm  Fläche  und  50  cm  Tiefe  in  den 
Boden  eingesenkt,  in  welchen  durch  besondere  Einrichtung  ein  verschieden 
hoher  Grundwasserstand  und  zwar  zu  50,  40,  30  und  20  cm  Höhe  her- 
gestellt wurde.  Der  Versuchsboden  war  ein  gut  zersetzter  Seggentorf,  der 
jährlich  eine  normale  Düngung  mit  KgO  und  P2O5  erhielt.  Im  Frühjahr 
1910  wurden  auf  je  4  Kästen  eine  Samenmischung  für  trockneren  und 
eine  solche  für  feuchteren  Boden  eingesät.  Die  Samenmischungen  be- 
standen in  ^/o  aus: 


II 

Phlenm 
pratonso 

Alopecnrus 
pratensis 

3fe 

tl 

•E.S 

Poa 
pratensis 

Poa 
trivialis 

03    03 

II 

für  trockneren  Boden  .     . 
„    feuchteren       ,,      .     . 

15 
15 

60       - 

25    !    20 

10 

10 

15 

5       — 

-       20 

5 

Die  Erträge 
Grundwassersta 

beti 

Qd 

'ugen  in 

1910 

1911 

cm 

50 
40 
30 
20 

trockne 

15-25 

1296 

1130 

970 

feuchte 

1466 

1488 

1175 

907 

trockne 
1460 
1555 
1320 
1470 

feuchte  Bd.-M 

975 
1080 
1265 

1075 

L  J.  1911  wurde  das  geerntete  Gras  quantitativ  botanisch  untersucht 
mit  folgendem  Ergebnis.  In  der  Samenmischung  für  trocknen  Boden 
nahm  Phleum  60%  ein.  Im  Grasbestande  von  1911  betrug  der  Phleum- 
Anteil  nur  13,4—27,4  %  ^^^  lufttrocknen  Heugewichts  und  im  zweiten 
Schnitt  nur  08, — 11,7^0  desselben  und  im  letzteren  zeigte  sich  deutlich, 
wie    der   Anteil    an   Timothe    mit    steigendem   Grundwasserstand    abnahm. 


1)  Jahrb.  d.  Moorkunde  1912,  1 ,  7—18. 


B.   Pflanzenwaohstum.    4,   Pflanzenkultur.  233 

Dactylis  gedieh  am  besten  bei  dem  tiefsten  Grundwasserstand  und  nahm 
bei  steigendem  Grundwasser  sehr  bedeutend  ab,  so  daß  es  auf  den  feuchten 
Böden  fast  ganz  schwand;  von  Interesse  war  auch  die  Beobachtung,  daß 
dieses  Gras  nur  auf  trocknem  Boden  fertile  Triebe  bildete.  Das  haupt- 
sächlich Bestand-bildende  Gras  war  Festuca;  nur  mit  10  %  ^^^  Samen- 
mischung angesät,  wurde  das  Gras  im  zweiten  Jahre  mit  60  bis  fast  90  % 
im  Heu  wiedergefunden.  Der  größte  Procentgehalt  desselben  kam  bei 
30  cm  Wasserstandshöhe  vor.  Bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  von 
Glyceria  fluitans  bei  20  cm  Wasserstand  (das  nicht  ausgesät  war,  d.  R.). 
Auf  den  4  Kästen  mit  der  Samenmischung  für  feuchteren  Boden  nahm 
Phleum  nur  einen  sehr  geringen  Procentsatz  des  Bestandes  ein,  um  so 
weniger,  je  höher  der  Grundwasserstand  war;  im  zweiten  Schnitte  kam  es 
fast  gar  nicht  vor.  Alopecurus  herrschte  hier  vollständig  mit  ^/^ — ^/g  des 
Heus  vor.  Poa  im  ersten  Schnitt  überall  nahezu  gleich;  im  zweiten  Schnitt 
war  dieses  Gras  etwas  reichlicher  vertreten  bei  höchstem  Wasserstand. 
Agrostis  nahm  mit  steigendem  Grundwasser  merkbar  zu.  Glyceria  fand 
sich  auch  hier  bei  schwächerem  Wasserstand  ein. 

Die  Futterbau-Demonstrationsversuche  in  Kärnten.  (Die  Jahre 
1910—1911  u.  1912.)  Von  H.  Svoboda.i)  —  Um  den  Futterbau  in 
Kärnten  zu  heben,  beschloß  die  dortige  Landesversuchsstation  zu  Klagen- 
furt, Futterbau -Demonstrationsversuche  im  Kronlande  Kärnten  einzuleiten. 
Hinsichtlich  der  Organisation  und  Anlage  der  Versuche  hielt  man  sich  an 
das  in  Niederösterreich  von  v.  Weinzierl  gegebene  und  bewährte  Muster. 
Folgende  Arten  von  Futterbauflächen  wurden  angelegt:  Dauerwiese,  Wechsel- 
wiese, Klee-Gras,  Luzerne-Gras  und  Esparsette- Gras.  Die  Ergebnisse  werden 
in  folgenden  Sätzen  zusammengefaßt:  1.  Unsere  in  den  Jahren  1910  —  1912 
in  Kärnten  angelegten  75  Futterbau-Demonstrationsversuche  ergaben  1910 
bis  1911,  unterstützt  von  guten  Wetterverhältnissen,  sehr  gute,  1911  — 1912 
bei  ungünstigem  Wetter,  gute  Erfolge.  2.  Die  in  den  gleichen  Jahren  an- 
gelegten Futterbaustationen  und  Grassamenschulen  lieferten  ebenfalls  quali- 
tativ und  quantitativ  gleich  befriedigende  Ernten.  3.  Unter  Hinblick  auf 
den  Kalkmangel  der  Mehrzahl  der  Kärntner  Böden  empfiehlt  es  sich  als 
sicherste  Maßregel  zur  Hebung  des  Futterbaues  in  erster  Linie  die  Anlage 
von  Dauer-  und  Wechselwiesen  nach  Art  und  Muster  unserer  Versuche. 
4.  Bei  den  klimatischen  und  Bodenverhältnissen  von  Kärnten  gedeihen  von 
den  bei  diesen  Versuchen  verwendeten  Sämereien  unter  den  Kleearten  am 
besten  Bastard-,  Kot-  und  Schotenklee,  von  Grassamen  hingegen  das 
französische,  englische  und  italienische  Raygras  und  das  Knaulgras. 

Weizenbau  auf  Moorboden.  Von  W.  Freckmann  und  Sobotta.  2) 
—  Auf  Grund  der  in  den  Jahren  1906 — 1909  auf  Moorboden  in  Neu- 
Hammerstein  -  Pommern  ausgeführten  Versuche  kommen  die  Vff.  zu  der 
Ansicht,  daß  unter  Beobachtung  folgender  Leitsätze  dem  Weizen  bau  auf 
Moorboden  größere  Beachtung  zu  schenken  sei:  1.  Das  bedeckte  Niederungs- 
moor ist  für  den  Anbau  von  Winterweizen  geeignet;  Voraussetzung  ist  das 
Verhandensein  einer  genügend  starken,  unverletzten,  mineralischen  Deck- 
schicht.    2.    Der   Anbau    von    Sommerweizen    ist   als   nicht   genügend    ge- 


1)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchsw.  in  Österreich  1913,  16,  925—970.  —  -)  Ldwsch.  Jahrb.  1913, 
43,  695—709  (Mitt.  Nr.  1  d.  Moorversuchswirtschaft  Neu -Hammerstein). 


234  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

sichert  auszuscheiden.  3.  Die  Bedeckung  des  Moores  mit  Lehm,  mindestens 
aber  lehmhaltigem  Sand  ist  für  den  Weizenbau  einer  reinen  Sanddeclce 
vorzuziehen.  Das  Moor  muß  bereits  einen  guten  Zersetzungsgrad  erreicht 
haben.  4.  Ein  genügendes  Maß  von  Entwässerung  ist  erforderlich,  keines- 
falls aber  eine  übermäßig  verstärkte  Wasserabführung  nötig.  5.  Eine 
Entwässerung  durch  Drainage  ist  derjenigen  durch  offene  Gräben  vor- 
zuziehen. 6.  Genügend  weite,  nicht  später  als  Ende  September  vor- 
zunehmende Drillsaat,  verbunden  mit  einer  sorgfältigen  Hackkultur,  ist 
unumgänglich  notwendig.  7.  Die  schwedischen,  dichtährigen  Weizensorten 
sind  als  vorzugsweise  für  Moorboden  geeignet  zu  bezeichnen.  Die  Frage 
der  Auswahl  besonders  widerstandsfähiger  Sorten  bedarf  indes  noch  der 
weiteren  Klärung. 

Versuche  über  den  Anbauwert  von  Lolium  Westerwaldicum. 
Von  H.  C.  Müller  und  Mitarb.  i)  —  Aus  dem  Versuche  geht  hervor,  daß 
diese  Lolium-Art  schnellwüchsiger  ist  als  italienisches  Raygras.  Der  erste 
Schnitt  konnte  bereits  am  10.  Juli  genommen  werden,  während  vom  ital. 
Ray  gras  erst  am  3.  September.  Der  quantitative  Ertrag  von  diesem  war 
jedoch  wesentlich  höher  als  der  des  anderen ,  Lolium  italicum  gab  von 
4  qm  Fläche  in  2  Schnitten  35,5  kg,  Lolium  Westerwaldicum  dagegen 
in  3  Schnitten  nur  13,67  kg  frische  Erntemasse. 

Ein  Anbauversuch    mit  Phacelia  tanacetifolia.     Yon  Emil  Hasel- 

hoff.-)  —  Phacelia  tanacetifolia,  als  Bienennährpflanze  bekannt,  ist  neuer- 
dings auch  als  Futterpflanze  empfohlen  worden.  Der  Vf.  baute  diese  auf 
einem  in  gutem  Düngungszustaude  befindlichen  Lehmboden  an,  der  vor 
der  Aussaat  noch  eine  Düngung  von  Chilisalpeter,  Superphosphat  und  Kali- 
salz empfing.    Die  Ernteerträge  waren,  auf  1  ha  berechnet,  folgende  in  kg: 


Oeerntet  am  25./6.  kurz 
vor  d.  Blüte 

2./7.  Beginn 
der  Blüte 

1.S./7.  in  voller 
Blüte 

23./8.  in  der 
Samenreife 

a)  grün.     .     .     15800 

b)  lufttrocken       1390 

35200 
3750 

35  500 
6490 

25030 
7410 

Gleichzeitig  angebaute  Kleesorten  ergaben  in  je  2  Schnitten  und  eben- 
falls auf  1  ha  berechnet  in  kg: 

kurz  vor        Beginn  in  voller 

der  Blüte      der  Blüte  Blüte 

Russischer    (  a)  grün  (im  ersten  Schnitt  34100)     59400 


Klee        \  b)  lufttrocken 7  638 

-Fraazös./a)  grün  (im  ersten  Schnitt  24300)    40100 
Klee       \h)  lufttrocken 5669 


71700 

63000 

11622 

11449 

55200 

55700 

9509 

10734 

Beim  Vergleich  dieser  Zahlen  mit  den  obigen  erkennt  man,  daß  der 
russische  Klee  bereits  im  1.  Schnitt  allein,  grün  wie  trocken,  die  Phacelia 
erheblich  übertrifft;  beide  Kleesorten  übertreffen  diese  Pflanze  in  der  Er- 
zeugung an  Futtermasse.  Die  chemische  Untersuchung  der  geernteten 
Phacelia  führte,  auf  sandfreie  Trockensubstanz  berechnet,  zu  folgenden 
Gehaltszahlen : 


1)  Ber.  über  d.  Tätigk.  d.  agrik.-chem.  Koutrollstat.  Halle  f.  d.  J.  1912.   —   »)  Fiihling's  Idwsch. 
Zeit.  1913,  62,  65—71. 


B.   Pflanzenwachstum.     4.   Pflanzenkultur. 


235 


Geerntet: 

kurz  vor  der 

beim  Beginn 

in  voller 

in  ( 

ier 

Blüte 

der  Blüte 

Blüte 

Samenreife 

% 

% 

0/ 

/o 

% 

°/o 

% 

/o 

0/ 

/o 

Rohprotein     .     . 

18,83 

13,60 

9,88 

11,31 

Verdaul.  Protein 

10,27 

7,54 

5.62 

4,57 

Reineiweiß     .     . 

13,53 

10,32 

8,46 

9,74 

Rohfett      .     .     . 

2,79 

2,18 

2,92 

3,75 

Stickstofffreie 

Extraktstoflfe  . 

36,32 

43,30 

43,86 

42,25 

Rohfaser    .     .     . 

20.90 

23,64 

29,16 

30,16 

Apche    .... 

21,16 

17,28 

14,18 

12,53 

In  der  Asche 

Kalk      .... 

5,258 

4,865 

3,791 

4,001 

Magnesia  .     .     . 

0,890 

0,908 

0,688 

0,845 

Kali 

5,274 

5,167 

4,299 

5,273 

Phosphorsäure    . 

1,666 

1,287 

1,029 

0,889 

Diese  üntersuchungsergehnisse  zeigen,  daß  in  den  beiden  letzten  Ernte- 
stadien die  Verholzung  der  Erntemassen  so  erheblich  zugenommen  und 
dabei  der  procentige  Gehalt  an  Nährstoffen  im  ganzen  abgenommen  bat, 
daß,  wenn  man  Phacelia  tanacetifolia  zu  Futterzwecken  verwenden  will, 
man  die  Pflanzen  vor  Eintritt  der  vollen  Blüte  schneiden  muß,  am  besten 
kurz  vor  der  Blüte.  Infolge  der  fortgesetzten  Entwicklung  neuer  Triebe 
setzt  sich  die  Futtermasse  schließlich  aus  jungen  blühenden  und  hart- 
stengligen  abgeblühten  Pflanzen  zusammen.  Die  festgestellten  Werte  für 
die  Verdaulichkeit  der  N-Substanz  und  den  Gehalt  der  letzteren  an  Rein- 
eiweiß berechnen  sich  wie  folgt: 

kurz  vor  der  Blüte     Beginn  der  Blüte     volle  Blüte  Samenreife 

verdaulich    %     54,4  55,4  56,9  40,4 

Reineiweiß  «/o     71,8  75,9  85,6  86,1 

Es  ist  noch  darauf  hingewiesen;  daß  die  Phacelia  den  Boden  stärker 
in  Anspruch  genommen  hat  wie  der  Rotklee  und  daß  diese  Pflanze,  da 
sie  keinen  N  sammelt,  als  Gründüngungspflanze  wenig  empfehlenswert  ist. 
Die  Phacelia  gehört  aber  zu  den  schnellwachsenden  Pflanzen,  so  daß  sich 
ihr  Anbau  als  Stoppelfrucht  empfehlen  dürfte. 

Über  Züchtungs-  und  Vererbungsfragen  beim  Rotklee.  Von 
P.  Holdefleiß.  ^)  —  Diese  umfassende  Arbeit  führte  zu  folgenden  Er- 
gebnissen und  Schlußfolgerungen:  1.  Im  allgemeinen  und  im  Durchschnitt 
ist  eine  Beziehung  zwischen  gelber  Samenfarbe  und  heller  bis  weißer 
Blütenfarbe  vorhanden.  In  einzelnen  Fällen  kommt  bei  den  blühenden 
Kleepflanzen  auch  die  Umkehr  dieses  Verhältnisses  vor,  daß  ähnlich  wie 
bei  den  Versuchen  von  M.  Fischer  die  gelben  Samen  gerade  mehr  bei 
dunkelrot  blühenden  Pflanzen  auftreten.  Diese  Umkehr  liegt  vielleicht 
hauptsächlich  an  der  Unregelmäßigkeit  der  Vererbung  der  Samenfarbe,  die 
auch  ohne  Rücksicht  auf  die  Blütenfarbe  gelegentliche  Unregelmäßigkeiten 
in  der  Vererbung  zeigt.  Die  rein  gezogenen,  vollkommen  weißblüheuden 
Pflanzen  sind  als  ausnahmslos  gelbsamig  anzusehen.  2.  Mit 
dunkelroter  Blütenfarbe  und  violettem  Samen  sind  im  allgemeinen 
große,  breite  Blätter  verbunden,   mit  gelber  Samenfarbe  und  heller 


1)  Külrn- Archiv  Bd.  3,  erster  Halbband,  1913,  81—115. 


236  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

Blütenfarbe  dagegen  längliche  sehmale  Blattformen.  Das  Extrem 
stellen  hier  in  dieser  Beziehung  die  weißblühenden  Linien  dar,  deren 
Habitus  überhaupt  am  meisten  abweicht.  3.  Die  Fremdbestäubung 
unter  gleichzeitig  nebeneinander  gebauten  Linien  ist  verhältnismäßig  häufig, 
aber  doch  nicht  so,  daß  etwa  die  Vererbung  dadurch  ganz  verdeckt  wurde. 
Beim  Besuch  durch  Hummeln  findet  die  Befruchtung  zwischen  den  Blüten 
einer  Pflanze  und  eines  Beetes  vorwiegend  statt,  die  zwischen  den 
Pflanzen  verschiedener  Beete  etwas  weniger  häufig.  Bei  der  Fremd- 
bestäubung ist  das  Auftreten  von  Xenien  wahrscheinlich,  d.  h.  das  Auf- 
treten der  fremden  Samenfarbe  als  direkte  Wirkung  der  Fremdbestäubung. 
4.  Bei  den  weißblühenden  Pflanzen  war  eine  starke  und  sehr  deutliche 
Verspätung  der  Entwicklung  zu  konstatieren.  Die  Blütezeit  war  ca. 
4  Wochen  später  als  bei  den  gewöhnlich  rotblühenden  Stämmen.  Bei 
diesen  war  je  nach  der  Samenfarbe  in  bezug  auf  Blütezeit  kein  Unterschied 
zu  konstatieren.  5.  Die  violettfarbigen  Eotkleesamen  sind  im  Durchschnitt 
schwerer  als  die  gelben;  doch  sind  unter  diesen  auch  gelegentlich  große 
zu  finden,  die  an  die  größten  violetten  herankommen. 

Über  Brandbekämpfung  und  den  Einfluß  der  Bestellzeit  beim 
Sommerweizen  auf  dessen  Ertrag  und  Gesundheit.  Von  H.  C.  Müller, 
E.  Molz  und  O.  Morgenthaler.  ^)  —  Die  den  Versuchen  zur  Bekämpfung 
des  Flugbrandes  zugrunde  gelegte  Fragestellung  lautete:  Ist  es  möglich, 
das  Heißwasserverfahren  durch  Modification  so  zu  gestalten,  daß  eine 
Schädigung  der  Keimkraft  ohne  Beeinträchtigung  des  Beizeffektes  ausge- 
schlossen ist?"  Es  wurden  die  nachbenanuten  Abänderungen  der  Heißwasser- 
beize geprüft :  aj  Verminderung  der  Vorquellzeit,  b)  Herabsetzung  der  Dauer 
der  Heiß  Wasserbehandlung,  c)  Einschiebung  einer  Nachquellung  zwischen 
Vorquellung  und  Heißwasserbehandlung,  d)  langes  Einquellen  bei  40*^0., 
e)  kürzeres  Einquellen  bei  40*^  C.  und  längere  Nachquellung,  f)  lange 
Vorquellung  und  Herabsetzung  der  Temperatur  des  Heißwassers,  g)  das 
Prinzip  der  diskontinuierlichen  Sterilisation,  h)  sehr  langes  Einstellen  des 
Getreides  in  feuchte  warme  Luft  (von  ca.  30°  C),  i)  Einwirkung  trockener 
Luft  bei  langer  Dauer,  k)  Einquellen  in  warmem  Wasser  nach  Hiltner 
und  endlich  1)  Einquellen  in  Ätherwasser  mit  und  ohne  Vorquellung. 
Das  benutzte  Ätherwasser  wurde  öprocent.  hergestellt  und  daraus  dann 
die  verschiedenen  Verdünnungen  gewonnen.  Um  eine  bessere  Mischung 
der  beiden  Flüssigkeiten  zu  erreichen,  kamen  die  Flaschen  eine  Nacht 
lang  auf  den  Schüttelapparat.  Auch  das  Sublimat  wurde  in  Rücksicht  auf 
unsere  i.  J.  1911  gewonnenen  Ergebnisse  in  die  hierhergehörigen  Ver- 
suche aufgenommen.  Die  Ergebnisse  der  Einzelversuche  sind  in  einer 
Tabelle  niedergelegt.  Sie  waren  nicht  allzu  befriedigend.  Ein  einiger- 
maßen brauchbarer  Erfolg  wird  bei  folgender  Behandlung  erhalten:  l^/g  Std. 
Einquellen  der  Saat  in  Wasser  von  30 — 33 »0.,  2^'^  Std.  Nachquelluug 
und  5  Min.  langes  Eintauchen  in  Wasser  von  52°  C.  Daneben  eröffnet 
das  Princip  der  fraktionierten  Sterilisation  einige  Aussicht  auf  Erfolg, 
auch  zur  Bekämpfung  des  Steinbrandes.  An  den  Steinbrandähren  wurde 
auch  das  Auftreten  des  Brandkäfers,  Phalacrus  corruscus  Panz.  beobachtet, 
welche  nach  Beobachtung  der  Vff.  zur  Verbreitung  der  Brandsporen  beiträgt. 


')  D.  Idwsch.  Versuchest.  1913,  83,  211—220. 


B.  Pflanzenwachstum.     4.   Pflanzenkultur.  237 

In    einem    weiteren    Versuche    wurde    der    Einfluß    der    Bestellzeit    bei 

Sommergerste  und  Sommerweizen   auf  den  Ertrag    und   den  Befall  durch 

Steinbrand,  Flugbrand,  Helminthosporiura  und  Weizenhalmfliege 

(Chiorops   taeniopus)    ermittelt.     „Der    Befall    der    Gerste    durch    Helmin- 

thosporium  war  bei  späterer  Aussaat  geringer,  dagegen  zeigte  der  Flugbrand 

eine   steigende  Befaligröße,   die  um   so  größer  war,   je  später  die  Aussaat 

vorgenommen  wurde.     Besonders  in  die  Augen  fallend  sind  die  durch  die 

Saatzeit  für  den  Befall  durch  die  Weizenhalrafliege  gegebenen  Unterschiede, 

wie  folgende  Zahlen  erweisen: 

,  ,  Anzahl  der        Oi  •  u       j       ^     i,       j       Ernte  an 

Aussaat  Chlorops- Ähren    »tembrand      Flugbrand      Körner  kg 

am     9.  März      .     .        89  94  80  14,0 

„     23.     „         .     .       420  172  121  10,7 

„     10.  April     .     .     1772  26  136  9,4 

Aus  Keimungsversuchen  ging  ferner  hervor:  1.  daß  für  die  Keim- 
fähigkeit des  Sommerweizens  die  Aussaatzeit  der  Mutterpflanzen  von  maß- 
geblicher Bedeutung  war.  Je  später  der  Sommerweizen  gesät  wurde,  um  so 
geringer  war  die  Keimfähigkeit  des  Ernteproduotes;  2.  daß  die  Keim- 
fähigkeit des  Sommerweizens  aus  Chlorops -Ähren  geringer  war,  als  die 
ans  normalen  Ähren. 

Massenanbauversuch  mit  Futterrüben.  Von  K.  v.  Rümker  (Ref.) 
und  J.  Alexandrowitsch  (Ref.)  unter  Mitwirkung  von  R.  Leidner,  K. 
Schröter  und  0.  Bormann. i)  —  Von  der  überaus  umfangreichen  Arbeit 
können  wir  hier  nur  die  folgenden  Gesichtspunkte,  welche  die  Vff.  für 
weitere  Untersuchungen  aufgestellt  haben,  mitteilen.  1.  Die  Ausführung 
von  Massenanbauversuchen  soll  infolge  des  kostspieligen  Apparates,  der 
Exaktheit  und  der  notwendigen  Sachlichkeit  vorwiegend  die  Aufgabe 
wissenschaftlicher  Institute  sein.  2.  Es  ist  eine  möglichst  große  Zahl  von 
Sorten  in  bezüglich  des  Klimas  und  des  Bodens  verschiedenen  Gebieten 
gleichzeitig  in  den  Versuch  aufzunehmen.  Die  Sorten  müssen  in  jedem 
Jahre  in  den  verschiedenen  zu  vergleichenden  Versuchen  dieselben  sein 
und  gemeinsam  vereinbart  werden.  3.  Die  Anordnung  der  Versuche  und 
die  Versuchstechnik  sind  ebenfalls  zu  vereinbaren  und  einheitlich  durch- 
zuführen (gleiches,  einer  guten  Mischung  entnommenes  und  gleichbehandeltes 
Saatgut,  gleiche  Kontrollparzellenzahl,  gleiche  Parzellen  große  und  Parzellen- 
form, sowie  gleiche  Gesamtgröße  des  Versuchsfeldes;  einheitliche  (maschinelle) 
Saat;    gleiche   der  Praxis    vollkommen    entsprechende   Pflege,   Ernte   usw.). 

4.  Einheitliche  Verrechnung  der  Ergebnisse,  am  besten  an  einer  Zentral- 
stelle, oder  wenigstens  streng  nach  einer  bestimmten  Verrechnungsmethode. 

5.  Feststellung  klimatischer  Einflüsse  auf  die  Sorten  durch  Versuche,  die 
in  klimatisch  verschiedenen,  im  übrigen  aber  annähernd  gleichbeschaffenen 
Orten  auszuführen  sind.  6.  Feststellung  der  Bodenansprüche  der  Sorten 
durch  Versuche,  die  in  klimatisch  gleichartigen,  bezüglich  des  Bodens  aber 
verschieden  beschaffenen  Orten  auszuführen  sind.  7.  Gruppierung  der  ge- 
prüften Sorten  nach  den  Leistungsrichtungen  und  je  nach  den  klimatischen, 
Boden-  und  sonstigen  Kulturverhältnissen  in  einheitlicher  Weise.  —  Die 
Organisierung  und  eine  den  obigen  Gesichtspunkten  entsprechende  Durch- 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  45,  Heft  4,  503-596. 


238  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

führuDg  von  Massenanbauversuchen  würde  uns  dann  bald  in  den  Stand 
setzen:  1.  In  dem  Chaos  der  Sorten,  die  der  Markt  darbietet,  bezüglich 
ihres  Anbauwertes  Klarheit  zu  schaffen,  und  2.  Die  Anpreisung  minder- 
wertiger Sorten  weniger  erfolgreich  zu  machen,  und  damit  die  Leistung 
der  Züchtung  zu  steigern.  —  Dadurch  wird  einerseits  der  Landwirt  vor 
unnötigen  Verlusten  geschützt  und  anderseits  die  Ertragsfähigkeit  seiner 
Anbaufläche  gesteigert  werden  —  Vorteile,  welche  sowohl  für  die  Land- 
wirtschaftswissen Schaft  als  auch  für  die  landwirtschaftliche  Praxis  von  gleich 
hoher  Bedeutung  sind. 

Die  Anwendung  der  bakteriellen  Röste  des  Leins  zur  Bestimmung 
der  Faserund  der  Schabe  in  Leinstengeln.     Von  E.  A.  Domratschewa. ^) 

—  Die  bakterielle  Eöste  des  Leins  findet  zur  Bestimmung  der  Faser  und 
der  Schabe  Anwendung.  Die  Bereitung  der  entsprechenden  Reinkultur 
besteht  im  folgenden.  —  Probiercylinder  werden  bis  zur  Hälfte  mit  Leitungs- 
wasser gefüllt  und  bei  120"  C.  sterilisiert;  dann  werden  kleine  Bündel  von 
Leinstroh  in  siedendem  Wasser  ausgekocht,  in  die  eben  erwähnten  sterilisierten 
Cylinder  übertragen,  wieder  bei  110''  C.  sterilisiert  und  erst  darauf  inficiert. 
Zur  anfänglichen  Aussaat  dienen  Leiustengel,  auf  denen  die  specifischen 
Rösteerreger  immer  vorhanden  sind.  Die  Probierröhren  mit  den  inficierten 
Leinbündeln  stellt  man  in  einen  Exsiccator,  aus  dem  darauf  die  Luft  aus- 
gepumpt wird.  Bei  30 — 35^  entwickelt  sich  nach  1  —  2  Tagen  eine 
Gärung,  es  findet  Gasausscheidung  statt,  durch  welche  die  Bündel  an  die 
Oberfläche  der  Flüssigkeit  hinausgetragen  werden.  Wenn  die  Gärung 
vollständig  beendet  ist,  öffnet  man  den  Exsiccator  und  nimmt  die  Probier- 
cylinder mit  den  Bündeln  heraus;  die  letzteren  dienen  nun  zu  neuen  Aus- 
saaten. Je  mehr  das  Ausgangsmaterial  mit  unerwünschten  Microorganismen 
verunreinigt  war,  desto  länger  muß  die  Reihe  der  Umsaaten  sein;  sie 
werden  solange  fortgesetzt,  bis  sich  das  Vorherrschen  des  specifischen 
Mikroorganismus  feststellen  läßt.  Bei  jeder  Umsaat  hat  eine  aufmerksame 
mikroskopische  Untersuchung  des  Leinstrohs  zu  erfolgen.  Wenn  man  sich 
überzeugt  hat,  daß  die  Kultur  an  dem  specifischen  Bazillus  reich  ist,  be- 
ginnt man  mit  der  Herstellung  seiner  Reinkultur  auf  Kartoffeln.  Aus 
rohen  Kartoffeln  werden  Scheiben  geschnitten,  etwas  mit  Kreide  über- 
strichen, in  Petrischalen  gebracht  und  sterilisiert.  Darauf  drückt  man  aus 
dem  Stroh  der  letzten  Umsaat  einen  Tropfen  der  Flüssigkeit  auf  eine 
Kartoffelscheibe  und  macht  von  hier  aus  einige  Striche  auf  die  Oberfläche 
der  Scheiben  in  den  anderen  Schalen.  Unter  anaeroben  Bedingungen  bei 
30 — 35*'  entwickeln  sich  nach  einigen  Tagen  auf  der  Oberfläche  der 
Kartoffeln  Kolonien  des  Bazillus  der  Leinröste.  Von  den  einzelnen, 
mikroskopisch  geprüften  Kolonien  werden  Umimpfungen  auf  eine  neue  Reihe 
von  sterilisierten  Bündeln  vorgenommen;  diese  letzteren  dienen  schon  als 
Reinkultur  zu  Impfungen.  —  Zu  Versuchen  in  größerem  Maßstabe  ver- 
wendet man  1  m  lange  Glascylinder  mit  einem  Durchmesser  von  5  cm. 
Jeder  Cylinder  wird  mit  einem  Kautschukpfropfen,  der  an  2  Stellen  durch- 
bohrt ist,  geschlossen;  durch  eine  Öffnung  geht  eine  Glasröhre  fast  bis 
zum  Boden  des  Cylinders,  durch  die  andere  Öffnung  eine  kurze  Röhre. 
Die  Leingarbe  wird  in  den  Cylinder  gestellt   und   mit   kochendem  Wasser 


1)  Russ.  Journ.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  165.    Deutsch.  Ausz. 


B.   Pflanzenwacbstum.     4.  Pflanzenkultur.  239' 

bedeckt;  nach  einigen  Minuten  wird  dieses  Wasser  durch  frisches  ersetzt, 
der  Cylinder  durch  eine  lange  Rohre  mit  einem  Dampfentwickler  verbunden 
und  mit  Dampf  15 — 20  Minuten  lang  sterilisiert.  Nach  dem  Sterilisieren 
wird  die  Garbe  mit  der  Reinkultur  des  Röstebazillus  inficiert  und  an  einen 
warmen  Ort  gebracht.  Die  Gärung  setzt  ziemlich  schnell  ein,  die  Garbe 
steigt  an  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit.  Wenn  die  Garbe  auf  den  Boden 
des  Cylinders  sinkt  und  nicht  mehr  aufsteigt,  so  ist  das  ein  Zeichen  dafür, 
daß  die  Gärung  abgeschlossen  und  der  Lein  fertig  ist.  —  Die  ersten  Versuche 
mit  der  bakteriellen  Leinröste  sind  an  der  Yersuchsstation  Pskow  angestellt 
worden,  und  wird  dort  das  Verfahren  gegenwärtig  in  großem  Maßstabe  zu 
Versuchszwecken  und  im  Züchtungsbetriebe  angewandt.  —  Aus  einer  ganzen 
Reihe  von  Versuchen  glaubt  die  Verfasserin  schließen  zu  dürfen,  daß  die 
bakterielle  Leinröste  eine  sehr  bequeme  und  genügend  genaue  Arbeitsweise 
zur  Bestimmung  der  Faserausbeute  aus  kleineren  Mengen  von  Leinstengeln 
darstellt.  Trotz  der  Notwendigkeit  mit  Reinkulturen  von  Bakterien  zu 
arbeiten,  ist  diese  Methode  doch  so  wenig  compliciert,  daß  sie  auf  land- 
wirtschaftlichen Versuchsstationen ,  bei  sehr  bescheidener  Ausrüstung  des 
Laboratoriums  angewandt  werden  kann  und  mit  keinem  großen  Aufwand 
an  Arbeit,  Zeit  und  Geld  verknüpft  ist.  Besonders  wertvoll  ist  diese 
Methode  in  den  Fällen,  wenn  man  gezwungen  ist,  mit  sehr  beschränkten 
Mengen  von  Material  zu  arbeiten,  oder  wo  es  sich  gar  um  Untersuchungen 
jeder  einzelnen   Leinpflanze  handelt. 

Resultate  einer  mathematischen  Bearbeitung  von  Ernteergebnissen. 
Von  N.  Tulaikow.  ^)  —  Die  Untersuchungen  des  Vf.  haben  ihn  zu  folgenden 
Schlußfolgerungen  geführt:  1.  Das  auf  Winter-  und  Sommerweizen  bezügliche 
Material,  das  erhalten  wurde,  indem  man  für  jede  dieser  Halmfrüchte  eine 
Fläche  von  240  □  Faden  ^)  in  kleinen  Parzellen  von  je  1  Q  Faden  ab- 
erntete, hat  gezeigt,  daß  der  Charakter  des  Bodens  innerhalb  jeder  der 
beiden  untersuchten  Flächen  in  bedeutendem  Maße  gleichförmig  ist,  und 
daß  die  bedeutende  Differenz,  die  zwischen  den  Ernten  einiger  der  kleinen 
Parzellen  (von  je  1  □  Faden)  zu  koastatieren  war,  nicht  ausschließlich 
den  Bodenunterschieden  zugeschrieben  werden  kann,  sondern  als  Resultat 
der  Kombination  zahlreicher,  kleiner,  zufälliger  und  voneinander  unabhängiger 
Fehler  (Abweichungen  bei  der  Saat,  beim  Wachstum,  bei  der  Ernte,  beim 
Wiegen,  beim  Drusch  u.  dergl.)  auftreten  konnte.  2.  Durch  Bearbeitung 
des  Zahlenmaterials  wird  festgestellt,  daß  bei  einer  zur  Erntebestimmung 
benutzten  Parzellengröße  von  ca.  60 — 70  □  Faden,  unabhängig  von  der 
Form  der  Parzellen,  die  Möglichkeit  vorhanden  ist,  die  Erntebestimmung 
mit  einer  Genauigkeit  von  +  5  °/o  der  wahren  Ernte  auszuführen  (wenn 
man  unter  wahre  Ernte  die  auf  1  Desjatine')  umgerechnete  Ernte  von 
240  G Faden  versteht).  Wird  zur  Bestimmung  der  Ernte  eine  Fläche  von 
120  □  Faden  benutzt,  so  ergiebt  sich,  unabhängig  von  der  Form  der 
Parzelle,  die  Möglichkeit,  die  Ernte  mit  einer  Genauigkeit  von  +  2  °/o  der 
wahren  zu  bestimmen.  3.  Analysiert  man  die  erhaltenen  Daten  näher,  so 
ist  zu  ersehen,  daß  die  Form  der  Parzelle  von  keiner  wesentlichen  Be- 
deutung für  die  Genauigkeit  der  Erntebestimmung  ist.     Der  günstige  Ein- 


')  Rnss.  Jonm.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  113—115.  Deutsch.  Ausz.  (Aus  Arbeiten  der 
Idwsch.  Versuchsst.  Besentschuk  des  Jahres  1912.)  —  '}  1  n  Faden  =  ca.  4  qm.  —  s)  1  Desjatine 
=  2400  n  Faden. 


240  Landwirtschaftliche  Pflanzenproduction. 

fluß  einer  schmalen  und  langen  Form  der  Parzellen  muß  in  den  vom  Vf. 
beobachteten  Fällen  richtiger  auf  die  zufällige  Verteilung  verminderter 
Resultate  auf  einigen  Parzellenreihen,  die  sich  in  beiden  Fällen  längs  den 
kurzen  Seiten  des  Versuchsstücks  gruppiert  hatten,  zurückgeführt  werden. 
Der  in  diesem  Punkte  angeführte  Schluß  bezieht  sich  auf  Parzellen  mit 
einem  Verhältnis  der  Seiten  von  3:10;  1:24;  3:15;  2:16;  5:24; 
10:12;  15:8;  16:7  u.  a.  ra.  4.  Zur  Ernteermittlung  mit  einer  be- 
stimmten, vorher  festgesetzten  Genauigkeit  ist  es  gleich  gut  möglich,  sich 
sowohl  kleiner,  als  auch  großer  Parzellen  zu  bedienen.  Die  Verkleinerung 
der  Parzellengröße  führt  zur  Notwendigkeit  der  Anlage  von  Parallelparzellen 
in  größerer  Anzahl,  als  bei  großer  Fläche  der  einzelnen  Parzelle.  5.  Durch 
eine  Reihe  von  Daten  wird  festgestellt,  daß  der  wahi scheinliche  Fehler 
eines  sorgfältig  angestellten  und  durchgeführten  Feldversuchs  +  5  ^/q  be- 
trägt und  daß  dieser  Fehler  von  der  Glröße  der  zur  Erntebestimmung  be- 
nutzten Parzelle  unabhängig  ist,  wenn  die  letztere  nicht  unter  10  □  Faden 
beträgt.  6.  Unter  Benutzung  der  Wahrscheinlichkeitslehre  läßt  sich  die 
nötige  Anzahl  der  Wiederholungen  eines  Versuchs,  durch  die  es  möglich 
wird,  zufällige  Fehler  von  bestimmter  Größe  zu  vermeiden,  im  voraus  be- 
rechnen. In  diesen  Berechnungen  spielt  die  Größe  der  Parzelle  gar  keine 
Rolle,  wenn  sie  nicht  unter  das  Maß  sinkt,  welches  die  Möglichkeit  der 
sorgfältigen  Durchführung  eines  Feldversuchs  gewährleistet. 


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gegenüber  der  Scheibenkultur  unleugbare  Vorzüge  besitzt. 

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Jahresbericht  1913.  16 


242  Landwirtschaftliehe  Pflanzenproduction. 

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Siegfried,  Kurt:  Ein  Sammelreferat  über  die  Möglichkeit  und  Rentabilität 
von  Arzneipflanzenkulturen    in   der  Schweiz.    —    Schweiz.  Wochenschr.   Pharm. 

1912,  50,  689  usw. 

Sierig,  Ewald:  Die  INIoorkultur,  ihre  volkswirtschaftliche  Bedeutung  und 
Durchführung.    Mit  11  Textabbildungen.    Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  1913. 

Simon,  Josef:  Was  ist  bei  Ausführung  einer  Hülsenfrucht -Impfung  be- 
sonders zu  beachten?  —  D.  ldwsch.  Pr.  1913,  Nr.  32  (Mitt.  d.  Kgl.  pflanzen- 
physiolog.  Versuchsst.  Dresden). 

Sperling,  E. :  Der  Einfluß  verschiedener  Standweite  auf  die  Entwicklung 
einzelner  Pflanzen.  —  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  487—499. 

Jenkins,  E.  H. :  State  of  Connecticut.  —  36.  Bericht  über  die  Connecticut 
Agricultural  Experiment  Station  für  das  Jahr  1912.  —  Der  Bericht  umfaßt 
531  Seiten  und  33  Platten  Abbildungen  und  erstreckt  sich  auf  Analytisches 
Laboratorium,  Proteid  Research  (T.  B.  Osbone),  Botanik,  Entomology,  Forestry, 
Plant  Breeding  und  Buildings  and  Grounds. 

Steglich:  Vergleichende  Sortenanbauversuche  mit  Sorten  und  Herkünften 
von  Winterweizen,  Roggen,  Gerste.  Hafer,  Erbsen,  Klee,  Runkelrüben.  Kartoffeln 
und  Lein.  —  Tätigkeitsber.  d.  ldwsch.  Abt.  d.  Kgl.  Pflanzenphysiolog.  Versuchsst. 
Dresden. 

Störmer,  K.,  und  Kleine,  R.:  Anbauversuche  mit  Futterpflanzen  und 
Mischungen.  —  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  273—285. 

Störmer,  K.:   Anbauversuche  mit  Sommergerste.   —   Illustr.  ldwsch.  Zeit. 

1913,  33,  Nr.  4,  24  u.  40. 

Tacke,  Br. :  Über  die  zweckmäßigste  Gestalt  von  Hochmoorsiedlungen. 
—  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  1—15. 

Tacke,  Br.:  Die  Versuche  auf  den  Hochmoorweiden  der  Versuchswirtschaft 
Maybuscher  Moor  in  den  Jahren  1904 — 1911.  I.  Allgemeines.  II.  Weide- 
versuche 1904 — 1910.  III.  Weideversuche  in  der  Marschversuchswirtschaft  in 
Widdelswehr,  im  Vergleich  zu  vorigen.  IV.  Ober  einige  besondere  auf  Weiden 
durchgeführte  Untersuchungen.  —  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  193 — 267. 

Volkart,  A.  (-Zürich):  Ackerbau  verbunden  mit  Wechselwiesenwirtschaft. 
(Vortrag.)  —  Sonderabdr.  a.  d.  „Zürcher  Bauer''. 

Volkart,  A.  (-Zürich):  Die  Zukunft  unseres  Getreidebaues.  Vortrag.  — 
,,Mitt.  d.  Gesellsch.  Schweiz.  Landwirte." 

Weber,  C.  A.:  Die  Entwicklung  der  Wiesen  und  Weiden  der  Versuchs- 
wirtschaft der  Moor -Versuchsstation  zu  Bremen  im  Maybuscher  Moore.  Unter 
Hinblick  auf  die  Biologie  der  Grasfluren.   —   Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,   17 — 192. 

Zade  (-Jena):  Die  Unterscheidungsmerkmale  leicht  zu  verwechselnder 
Avenacenfrüchte.  —  Fühling's  ldwsch.  Zeit.  1913,  62,  71-77.     1  Tafel. 

25.  Jahresbericht  der  Versuchsst.  Rhode  Island  State  College  1911 — 1912, 
2.  Teil,  Ersch.  1913.  Enthält  u.  a.  kurze  Berichte  über  Arbeiten  auf  dem  Gebiete 
der  Agronomy,  Gartenbau,  Chemie,  Biologie  usw. 

Ergänzungsheft  z.  Jahrg.  1913  der  Ztschr.  f  Spiritusind.  enthält: 

Eckenbrecher,  C.  v. :  Bericht  über  die  Anbauversuche  der  Deutsch. 
Kartoffel -Kultur -Station  i.  J.  1912. 

Hoffmann,  J.  F.,  und  Preckel,  Fr.:  Kartoffeluntersuchungen  der 
Ernte  1912.     Vorl.  Ber. 

Hoffmann,  J.  F.,  und  Preckel,  Fr.:  Ausführlicher  Bericht  über  die 
Untersuchung  von  Kartoffeln  der  Ernte  1911. 

Dix,  Walter:  Bericht  über  die  i.  J.  1912  durch  F.  Heine  zu  Kloster 
Hadmersleben  ausgeführten  Versuche  zur  Prüfung  des  Anbauwertes  verschiedener 
Kartoffelsorten. 


II. 
Landwirtschaftliche  Tierproduktion. 


Referenten: 

Th.  Dietrich.    F.  Reinhardt.    F.  Mach. 


16* 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung 
und  Zubereitung. 

Referenten:    Th.  Dietrich  und  F.  Mach. 

Zusammensetzung  von  Weidegras  auf  Hochmoorboden.  Von 
Br.  Tacke.  ^)  —  Von  einer  Weidefläche  auf  Hochmoor  wurden  umzäunte 
Teilflächen  abgegrenzt.  Von  diesen  wurden  mittels  einer  besonders  ein- 
gerichteten Heckenschere  fortdauernd  Proben  des  auf  der  Weide  im  Ver- 
lauf der  ganzen  Vegetationszeit  wachsenden  Futters  quantitativ  gewonnen 
und  diese  der  Untersuchung  unterzogen.  Im  Durchschnitt  der  ganzen 
Weideperiode  (23.  Mai  bis  16.  October  1907)  war  die  Zusammensetzung 
des  Hochmoorweidefutters  die  folgende,  im  Vergleich  zu  der  durchschnitt- 
lichen Zusammensetzung  von  Fettweidegras,')  berechnet  auf  85%  Trocken- 
substanzgehalt: 

ßohfaser      Fett    Roheiweiß     K^O       'i^&^O      CaO       P^Og 
Hochmoorweide,  %     15,12         3,53         23,41  2,54        0,56        1,48        1,00 

Fettweide,  „      15,60         3,90         17,55  3,40        0,13        1,01        0,75 

In  derselben  Weise  gewonnenes  Weidefutter  von  der  Hochraoorweide  NO 
(28.  April  bis  19.  October),  das  von  F.  Honcamp')  zu  einem  Fütterungs- 
versuch mit  Hammeln  benutzt  wurde,  enthielt: 

Rohfaser  Rohfett         Rohprotein        Reineiweiß 

21,23  2.48  16,45  13,68 

verdaulich      13,86  0,94  11,05  — 

Nach  vorstehenden  Zahlen  ist  der  Wert  des  auf  Hochmoorweiden 
gewachsenen  Futters  ein  hoher  und  die  Leistungen  der  Hochmoorweiden 
begreiflich. 

Heu   und    Emd   vom  Strickhof   bei  Zürich.     Von   A,  Grete.*)    — 

Wie  im  vorigen  Jahre  untersuchte  der  Vf.  wiederum  Proben  von  Heu  mit 
folgendem  Ergebnis: 


N  -  freie 
Extraktstoffe 

41,07 
24,90 


Wasser 


Protein '  Fett 


N-freie 
Extrakt- 

I    Stoffe 


Roh- 
faser 


Asche  I  P2O5  t  KjO 


CaO 


MgO 


„Atzheu"  1911 
Wiesenheu  1911 
Heu  ...  . 
Atzheu  . 
Heu  1912  .  . 
Emd  I  1912  . 
„    II    ,-       . 


8,49 
8,61 
13,43 
13,38 
10,65 
10,35 
9,82 


12,13 
8,04 
8,47 

11,43 
9,23 

11,49 

12,96 


3,23 
2,22 

2,08 
2,75 
2,40 
2,92 
3,18 


46,41 
43,57 
44,89 
42,33 
46,00 
41,49 
40,32 


19,57 
29,34 
22,57 
19,60 
23,52 
22,53 
21,72 


10,17  :  0,63 
8,22  I  0,63 
8,56   0,53 

10,61  [  0,64 
8,20  : 0,54 
8,22  I  0,84 

12,00  I  0,71 


2,83 
2,81 
2,56 
3,37 
2,07 
2,11 
2,50 


2,04 
0,83 
1,12 
1,72 
1,48 
1,84 
2,05 


0,53 
0,32 
0,39 
0,46 
0,48 
0,56 
0,56 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  264.  —  ^)  Berechnet  aus  den  Tahellen  von  Kellner  nsw.  — 
3)  Ldwskh.  Jahrb.  1911,  40,  736.  —  *)  35.  Jahresber.  über  d.  Tätigkeit  d.  Schweiz,  agrik.-chem.  Anstalt 
i.  Zürich  pro  1912.    Siehe  dies.  Jahresber.  1912,  254. 


246  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Über  die  Veränderungen   in  der  Zusammensetzung  der  Rotklee- 
pflanze  in   verschiedenen  Wachstumsstadien.     Von   E.  Haselhoff   und 

St.  Werner.^)  —  Die  Untersuchung  erstreckte  sich  auf  4  (unten  be- 
nannte) nach  ihrer  Herkunft  verschiedene  Sorten,  die  auf  Lehmboden,  auf 
Teilstücken  von  je  25  qm  Größe  i.  J.  1911  ausgesät  wurden.  Die  Pflanzen 
kamen  in  diesem  Jahre  wegen  der  Dürre  nicht  recht  voran,  weshalb  von 
der  Feststellung  der  Erträge  abgesehen  wurde.  Die  Untersuchung  begann 
somit  nach  ziemlich  gleichmäßiger  Überwinterung  i.  J.  1912.  Es  wurden 
je  2  Schnitte  Rotklee  in  verschiedenen  Wachstumsstadien  gewonnen  und 
zwar  a)  im  jüngeren  Zustande,  b)  kurz  vor  der  Blüte,  c)  in  der  Blüte 
und  d)  gegen  Ende  der  Blüte.  Die  Erträge  wurden  auf  1  a  in  kg  be- 
rechnet und  sowohl  im  frischen  wie  im  lufttrocknen  Zustande  ermittelt, 
einmal  im  ganzen,  sodann  nach  Stengeln  und  Blättern  getrennt.  Bezüglich 
der  Ergebnisse  dieser  Ermittlungen  verweisen  wir  auf  die  unten  folgenden 
Schlußfolgerungen.  Wir  geben  hier  nur  die  Zusammensetzung  der  ganzen 
Pflanzen  wieder,  die  auf  sand freie  Trockensubstanz  berechnet  ist. 
(Siehe  Tab.  S.  247  u.  248.) 
Aus  den  vorliegenden  Untersuchungen  ergaben  sich  folgende  Schluß- 
folgerungen: 1.  Im  Ertrage  steht  der  russische  Rotklee  obenan;  ihm  folgt 
der  nordfranzösische  Rotklee,  während  im  Durchschnitt  aller  Ergebnisse 
der  sOdfranzösische  Rotklee  die  letzte  Stelle  einnimmt.  Hinsichtlich  der 
Winterfestigkeit  sind  Unterschiede  zwischen  den  geprüften  Sorten  nicht 
beobachtet  worden ;  jedoch  dürfte  dieses  Ergebnis  durch  die  verhältnismäßig 
mildere  Wintertemperatur  beeinflußt  sein.  2.  Der  Anteil  der  Blätter  an 
der  Erntetrockensubstanz  geht  bei  allen  angebauten  Sorten  mit  dem  Fort- 
schreiten der  Vegetation  zurück  und  nehmen  die  Stengel  darin  entsprechend 
zu;  dieses  tritt  bei  den  Pflanzen  des  ersten  Schnittes  mehr  wie  bei  den 
im  zweiten  Schnitt  geernteten  Pflanzen  hervor.  3.  Die  geprüften  Rotklee- 
sorten weichen  in  demselben  Wachstumszustande  in  dem  Gehalt  an 
organischen  Bestandteilen  nicht  so  sehr  voneinander  ab,  daß  die  beobachteten 
Unterschiede  als  Unterscheidungsmerkmale  der  Sorten  dienen  könnten.  In 
dem  Mineralstoff gehalt  zeigt  sich  insofern  ein  bemerkenswerter  Unterschied, 
als  der  russische  Rotklee  gegenüber  den  drei  anderen  Sorten  im  Kalk-  und 
Magnesiagehalt  zurücksteht,  an  Kali  und  Phosphorsäure  aber  mehr  enthält; 
eine  Erklärung  für  dieses  unterschiedliche  Verhalten  der  geprüften  Rotklee- 
sorten fehlt  zunächst.  Auch  in  der  Zusammensetzung  der  Blätter  und 
Stengel  treten  mit  Ausnahme  derselben  Abweichungen  in  dem  Mineral- 
stoffgehalt, wie  sie  für  die  ganzen  Pflanzen  angegeben  sind,  erhebliche 
Unterschiede  zwischen  den  vier  geprüften  Sorten  nicht  hervor.  Die  Blätter 
sind  gegenüber  den  Stengeln  durch  einen  höheren  Gehalt  an  Stickstoff- 
substanz und  Rohfett  ausgezeichnet,  während  die  Stengel  im  Rohfasergehalt 
obenan  stehen;  bei  den  stickstofffreien  Extraktstoffen  sind  die  Resultate 
nicht  so  gleichlautend.  4.  Mit  dem  Älterwerden  der  Kleepflanzen  nimmt 
der  procent.  Gehalt  an  Rohprotein  und  damit  parallel  gehend,  an  Rein- 
protein und  verdaulichem  Eiweiß  ab.  Dasselbe  ergibt  sich  für  das  Rohfett 
und  die  Mineralstoffe.  Bei  den  stickstofffreien  Extraktstoffen  treten  solche 
Beziehungen  in  den  einzelnen  Wachstumsperioden  nicht  so  deutlich  hervor. 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  Heft  4,  651- 


A.   Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung. 


247 


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248 


Landwirtschaftliche  Tierproduction. 


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A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung.  249 

Der  Rohfasergehalt  nimmt  mit  dem  Fortschreiten  der  Vegetation  zu.  Dieses 
gilt  für  die  Pflanzen  sowohl  des  ersten  wie  des  zweiten  Schnittes.  5.  Aus 
den  für  die  absoluten  Mengen  der  einzelnen  Bestandteile  berechneten 
Werten  folgt,  daß  die  Bildung  der  organischen  Substanz  in  der  Pflanze 
zum  größten  Teil  in  der  zweiten  und  dritten  der  unterschiedenen  Wachstums- 
perioden erfolgt  ist.  Die  Proteinbildung  ist  fast  parallel  mit  der  Production 
der  organischen  Substanz  verlaufen,  jedoch  enthalten  die  im  zweiten  Schnitt 
geernteten  Pflanzen  bereits  im  jugendlichen  ersten  Wachstumsstadium 
große  Proteinmengen.  Die  Fettbildung  hat  hauptsächlich  in  den  späteren 
Wachstumsstadien  stattgefunden.  Die  stickstofffreien  Extraktstoffe  und 
auch  die  Rohfaser  nehmen  mit  der  Entwicklung  der  Pflanze  zu  und  liegt 
daher  ihre  hauptsächlichste  Production  in  den  späteren  Wachstumsstadien. 
Die  Aufnahme  der  Mineralstoffe  ist  in  der  Blütezeit  fast  abgeschlossen; 
danach  folgt  wieder  eine  Abnahme.  In  den  Blättern  hat  sich  die  Bildung 
der  organischen  Substanz  zum  größten  Teil  bis  zur  Blüte  vollzogen;  in 
den  Stengeln  erfolgt  sie  etwas  langsamer.  Im  großen  und  ganzen  gilt 
dasselbe  für  Protein  und  Fett.  Die  Production  der  stickstofffreien  Extrakt- 
stoffe ist  in  den  Blättern  bis  zur  Blüte  der  Pflanzen  nahezu  beendet;  in 
den  Stengeln  dauert  sie  bis  zur  letzten  Wachstumsperiode  an.  Dagegen 
ist  die  größte  Menge  an  Rohfaser  in  den  Stengeln  zum  Teil  schon  in  der 
Blütezeit  erreicht,  während  sie  in  den  Blättern  bis  zum  Schluß  der 
Vegetation  anwächst.  Die  Aufnahme  der  Mineralstoffe  ist  in  den  Blättern  und 
Stengeln  bis  zur  Blütezeit  nahezu  beendet.  6.  Die  organische  Substanz  ist 
in  den  jungen  Pflanzen  zum  größeren  Teil  in  den  Blättern,  in  den  älteren 
Pflanzen  mehr  in  den  Stengeln  und  gegen  Ende  der  Blüte  wieder  mehr 
in  den  Blättern  enthalten.  Stickstoffsubstanz  und  Fett  befinden  sich  vor- 
wiegend in  den  Blättern.  Die  stickstofffreien  Extraktstoffe  und  die  Rohfaser 
sind  in  größter  Menge  in  den  jungen  Pflanzen  in  der  Blättern,  in  den 
späteren  Wachstumsstadien  dagegen  in  den  Stengeln  aufgespeichert.  Dasselbe 
gilt  für  die  Mineralstoffe  im  ganzen;  Kalk,  Magnesia  und  Phosphorsäure 
sind  hauptsächlich  in  den  Blättern,  Kali  ist  dagegen  mehr  in  den  Stengeln 
enthalten.  Die  Beziehungen  bestehen  für  alle  vier  geprüften  Kleesorten 
gleichmäßig. 

Über  die  Zusammensetzung  und  den  Wert  der  Rebentriebe  als 
Futtermittel.  Von  M.  Kling.  ^)  —  Die  zur  Untersuchung  verwandten 
Rebentriebe  wurden  von  dem  Vf.  im  August  1902  von  verschiedenen  Wein- 
bergen der  Gemarkung  Neustadt  a.  d.  Haardt  entnommen  und  zwar  von 
der  Gewanne  „Kies"  mit  mittlerem  kiesigem  Sandboden  und  genügend 
hohem  Kalkgehalte  Triebe  von  Portugieser- Reben  und  Triebe  von  Ries- 
ling-Reben^ von  der  Gewanne  „Guck  ins  Land"  mit  mittlerem  Sandboden 
und  geringem  Kalkgehalte  (0,10%  CaO)  Triebe  von  Traminer-  und  Triebe 
von  Österreich  er- Reben.  Die  Triebe  wurden  von  ihren  Blättern  befreit 
und  gesondert  gewogen,  getrocknet  und  wieder  gewogen.  Die  saftigen 
Ranken,  die  nur  einen  kleinen  Teil  der  ganzen  Triebe  ausmachen,  wurden 
den  Blättern  zugeteilt.  Die  Rebentriebe  enthielten  im  frischen  Zustande 
im  Mittel  71,6^0  Blätter  und  28,4%  Holzteile;  im  trocknen  Zustande 
70,4  7o  Blätter  und  29,6  %  Holzteile.  Nach  der  chemischen  Untersuchung 
enthalten  im  frischen  Zustande  und  im  Mittel  der  4  Sorten: 


i)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  737—771  (Ldwsch.  Versuchsst.  Speyer). 


250 


Landwirtschaftliche  Tierproduction. 


Wasser 
Rohprotein 

0 
1 

N-freio 
Extraktst. 

Rohfaser 

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1 

1 
1 

Eiweiß 

Nichteiweiß- 
stoffe 

0      0     0 

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/  Frische  Sbstz. 
Rebenblätter     <^  Trockensbstz. 

grüne  Holzteile  (  Frische  Sbstz. 
der  Rebentriebe  \  Trockensbstz. 

ganze           f  Frische  Sbstz. 
Rebentriebe     \  Trockensbstz. 

73,06 
71,43 
72,59 

4.86  1,16 
18,14  4,30 

1,33  0,25 
4,701 0,85 

3,85' 0,90 
14,19;  3,27 

14,47!    4,08 
53,60  15,16 

16,60     9,04 
58,19  31.51 

15.06'    5,52 
54,92  20,03 

2.37 
8,80 

1,35 
4,75 

2,08 
7,61 

2,26 
8,37 

6,40 
22,47 

3.45 
12,53 

4,00   0.86 
14,91    3,23 

1,27    0,06 
4,47    0,23 

3,23    0,62 
11,84   2,33 

0,28  0,76  0,44 
1,03  2,82  1,64 

0,1610,26  0,46 
0,57  0,92  1,62 

0,24  0,62  0,45 
0,88, 2,27' 1,64 

Wesentliche  Unterschiede  in  der  Zusammensetzung  der  Abfälle  der 
verschiedenen  Rebsorten  zeigten  sich  nicht,  nur  in  dem  Gehalte  der  Reben- 
Iriebe  an  anorganischen  Bestandteilen  sind  Beziehungen  zu  den  Böden,  auf 
welchen  die  Rebentriebe  entnommen  wurden,  deutlich  erkennbar.  In  der 
Asche  der  Rebentriebe  waren  in  ^/q  enthalten: 

P3O5  CaO  KgO 

vom  ,,Kies",  mittl.  kiesiger  Sandboden  f  Portugieser  Beben      8,86  35,16  17,30 

u.  genügend  hohem  Kalkgehalte       \  Riesling  „  8,84  32.83  16,67 

vom  „Guck  ins  Land"  m.  mittl.  Sand-  /  Traminer  .,        13.50  26,60  25,80 

boden  und  geringem  Kalkgehalte  0,10  %  \  Österreicher      „        15,04  25,03  26,04 

Bezüglich  der  Yerwertbarkeit  der  Rebentriebe  ist  zu  bemerken,  daß 
Kühe  und  Ziegen  die  Rebentriebe  sehr  gern  fressen,  doch  scheint  das  ver- 
hältnismäßig  große  Quantum  von  Wein-  und  Apfelsäure  leicht  Durchfall 
zu  veranlassen.  Es  empfiehlt  sich  deshalb  eine  Zumischimg  von  anderen 
Rauhfuttermitteln.  Es  empfiehlt  sich  ferner,  bei  der  Verfütterung  von 
Rebentrieben,  die  stai'k  mit  Bordelaiserbrühe  bespritzt  worden  sind,  vor- 
sichtig zu  sein  und  krankes,  stark  mit  Pilzen  befallenes  Laub  von  der  Ver- 
fütterung überliaupt  auszuschließen. 

Über  die  chemische  Zusammensetzung  der  verschiedenen  Teile 
der  Maispflanze.  Von  Stephan  Weiser.  ^)  —  Um  ein  genaueres  Bild 
über  die  Verteilung  der  Rohnährstoffe  in  den  einzelnen  Teilen  der  ganzen 
Maispflanze  zu  erhalten,  wurde  Mais  angebaut  und  die  Pflanze  bei  der 
Ernte  in  8  verschiedene  Teile  zerlegt,  lufttrocken  und  getrocknet  gewogen, 
sowie  in  üblicher  Weise  chemisch  untersucht.  Das  Material  war  Silvermine- 
Mais  aus  Siebenbürgen,  Ende  October  1908  reif  geerntet.  Der  Mais  war 
auf  zwei  großen  Beeten  gebaut;  auf  dem  einen  war  der  Mais  so  gepflanzt, 
daß  in  einem  Nest  6  Pflanzen  standen,  daß  auf  dem  anderen  Beet  nur 
2  Pflanzen  in  einem  Nest  standen.  Proben  von  beiden  Beeten  wurden  ge- 
trennt untersucht.     In  Mittelwerten  waren  enthalten  in  ^/^ 


in  der  frischen  Substanz 

in  der  Trockensubstanz 

Teile  der 
ganzen  Pflanze 

1 
< 

1  <= 

■2 

1     S-t 

5h  Ä_ 

Roin- 

protoin 

Amido 

Asche 

Roh- 
protein 

Rohtett 
Rohfaser 

N -freie 
Extrakt- 
stoffe 

Roin- 
protein 

Amide 

g,  i  Unterst.  T. 

65,60 

2,12 

1,55 

0,49  13,22 

17,02    0,68 

0,87 

6,15   4,70 

1,43 

38,09  49,63 

1,98 

2,72 

g  <  mitti.       ., 

51,35 

2,86 

2,39 

0,91  17,16 

25,33    1,41 

0,98 

5,78    5,11 

1,18 

35,15'  52,78 

2,8V 

2,24 

^   y  Oberst.     ,, 

33,35 

3,4S 

2,91 

0,98 

22,37 

36,91 

1.78 

1.13 

5.26   4.39 

1,4( 

33,50,  55,38 

2,70  1,69 

Stengelblätter  . 

18,40 

10,4;^ 

6,13 

1,45 

24,40 

39,19 

5,42 

0,71 

12,97,  7.59 

1,77 

29,80,  48,07 

6,68  0,91 

Kolbenscheide  . 

32.39 

2,72 

3,09 

1,03 

20,34 

40,43 

5,42 

0.67 

4,00    4,55 

1,55  29,96  59,94 

3,56  0,99 

Rispe  .... 

12,45 

7,24 

6,10 

1,87 

29,08 

43,26 

5,20 

0.90 

8,27    6.99 

2,18  33,12  49,44 

5,92  1.07 

Kolben     .     .     . 

47,11 

1,0() 

1,64 

0.36 

18.50 

31.39 

1,35 

0,29 

1,84    3,07 

0,67  35,03  59,39 

2,52  0,55 

Kömer     .     .     . 

30.05 

1,11 

7,85 

3.15 

1,92 

55.92 

7,43 

0.42 

1,60  11,31 

4.54 

2,77  79,78 

10,70 

0,61 

1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  81,  22—34  (A.  d.  kgl.  ungar  tierphysiol.  Versuchsst.  in  Budapest. 
Vorst.  F.  Tangl). 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung.  251 

Von    100    Gewichtsteilen    der    ganzen    Pflanze   entfallen   auf   die    ein- 
zelnen Teile: 


Stengel 

Stengel- 
blätter 

Kolben- 
scheide 

Rispe 

Kolben 

Körne 

lufttrocken  .     . 
Trocken  substz. 

26,94 
18,93 

14,83 
19,40 

9,10 
9,63 

0,55 
0,82 

n,65 
9,92 

36,93 
41,36 

In  dem  Gehalte  der  Pflanzen  von  den  beiden  Beeten  an  Wasser  war 
ein  großer  unterschied,  diejenigen  von  dem  Beete,  auf  welchem  in  einem 
Neste  nur  2  Pflanzen  standen,  war  der  Wassergehalt  aller  Pflanzenteile 
beträchtlich  größer  als  in  den  Pflanzen  des  anderen  Beetes.  Auffallend 
groß  ist  der  Aschegehalt  der  Stengelblätter,  „die  man  für  die  anorganischen 
Bestandteile  der  Maispflanze  als  ein  Reservoir  betrachten  kann".  Wie 
sich  die  Rohnährstoffe  in  der  Maispflanze  verteilen,  zeigt  eine  besondere 
Tabelle,  der  wir  entnehmen,  daß  die  Körner  und  Kolben  50  %  der  Trocken- 
substanz enthalten.  Yen  den  anorganischen  Stoffen  sind  50%  in  den 
Stengelblättern  enthalten,  14%  in  den  Körnern,  Vom  N  sind  ca.  60% 
in  den  Körnern  enthalten;  von  den  Amiden  sind  44%  im  Stengel,  vom 
Rohfett  70%  in  den  Körnern,  von  den  N-freien  Extraktstoffen  50%  in 
den  Körnern  enthalten. 

Über  den  Einfluß  der  Saatweite  auf  den  Ertrag  und  Nährwert 
des    Futtermaises.     Von    Stephan   Weiser    und   Arthur  Zaitschek,^)    — 

In  den  Jahren  1909 — 1911  untersuchten  die  Vff.  19  Proben  Futtermais, 
deren  Saatweite  10 — 20  cm  betrug.  Fünfmal  wurde  der  Wassergehalt  bei  zu 
verschiedenen  Zeiten  geschnittenen  Maises  bestimmt  mit  folgendem  Ergebnis: 

Zeit  des  Schnittes  :     25.  Augast  1900    13.  October  1903        22.  Juli  1910    5.  August  1910    11.  Octob.  1910 

Wassergehalt  61,32  o/o  54,00  7o  88,08  7^       78,45  7o         67,64  7, 

Mit  der  Zunahme  des  Alters  nimmt  hiernach  der  Wassergehalt  der 
Pflanzen  ab.  Die  Zusammensetzung  der  Trockensubstanz  war  im  Mittel  der 
19  Proben  folgende: 

N.-fr. 
Extrst. 

7o 

40,00  \  engreihiger 
63,98  \      Anbau 

56,79  j  10—20  cm 

62,80]  bei  weit- 
52,42  !  reihigem 
56,49  I       Anbau 

80,40  J  40—80  cm 

Die  vorkommenden  bedeutenden  Unterschiede  bei  einigen  der  Bestand- 
teile wird  im  Zusammenhange  mit  Art  und  Menge  der  Düngung  stehen. 
Das  Ätherextrakt  besteht  aus  nur  3%  Reinfett  und  zu  97  7'o  aus  nicht- 
verseifbaren  Substanzen.  —  Über  den  Rohertrag  des  eng-  und  weitreihigen 
Futtermaises  machen  die  Vff.  Angaben  von  einem  80  Katastraljoch  großen 
Versuchsfeld,  das  in  vier  gleiche  Teilstücke  getrennt  war  und  auf  diesen 
dicht  in  Reihen  von  40,  60  oder  80  cm  Weite  Mais  gesät  war.  Der  Mais 
entwickelte  sich  durchgehends  sehr  schön,  doch  während  der  dichtgesäte 
Mais  nur  100 — 110  cm  hoch  war  und  Fruchtkolben  nicht  zu  sehen  waren, 


Asche 

Roh- 
proteia 

Eein- 
piotein 

Amide 

Roh- 
fott 

Roh- 
faser 

% 

"'o 

°/o 

% 

«/o 

% 

Minim.     .     . 

4,69 

3,42 

2.75 

0,23 

1,91 

23,39 

Maxim.    .     . 

12,66 

11,51 

9,10 

3,56 

3,87 

36,46 

Mittel  .     .     . 

6,91 

6,82 

5,54 

1,28 

2,63 

26,85 

Maxim.     .     . 

9,07 

7,85 

6,77 

1,08 

3,35 

35,85 

Minim.     .     . 

4,58 

4.29 

3,81 

0,37 

1,81 

21,45 

Mittel .     .     . 

6,64 

5,75 

5,08 

0,66 

2,70 

28,42 

reife  Körner 

1,47 

10,41 

10,41 

— 

5,42 

2,30 

1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  81,  49—100  (A.  d.  kgl.  ungar.  tierphysiol.  Versuchsst.  Budapest. 
Vorst.  F.  Taagl.    Von  der  ungar.  Akademie  der  Wissensch.  mit  dem  Levay-Preise  gekrönte  Abhandl.). 


252 


Landwirtschaftliclie  Tierproduction. 


erreichte  der  Mais  der  anderen  Teilstücke  bei  starker  Kolbenbildung  eine 
Höhe  von  200 — 280  cm.  Der  Rohertrag  des  frischen  Grünmaises  pro 
Katastraljoch,  der  "Wassergehalt  der  frischen  und  die  Zusammensetzung  der 
Trockensubstanz  waren: 


Reihen- 
weite 

Rohertrag 
in  q 

an  Trcksbstz. 
in  kg 

"VTasser- 
gehalt 

Asche 

Roh- 
protein 

Rein- 

protein 

Roh- 
fett 

Roh- 
faser 

K-freie 
Extraktst 

Dicht 
40  cm 

60  „ 
80  „ 

191,36 

207.70 
169,60 
150,72 

7401.8 

6555,0 
5851,2 
5073,2 

61,32 

68,44 
65,a 
66,34 

5,44 
7,41 
8,12 
9,07 

3.74 

5,85 
6.61 
6,02 

3,51 

5,48 
6,03 
5,42 

2.23 
2,97 
2,57 
2,49 

26,76 

29,85 
24,17 
27,52 

61,83 
53,92 
58,53 
54,90 

Den  größten  Ertag  au  Trockensubstanz  lieferte  hiernach  der  dicht- 
gesäte Mais;  der  Ertrag  an  Rohprotein  berechnet  sich  bei  den  40  u.  60  cm 
weit  gesäten  am  höchsten.  Auf  3  anderen  Versuchsfeldern  wurden  iu 
gleichem  Sinne  Ergebnisse  erhalten.  Durch  verlängerte  Vegetationszeit 
wurde  der  Ertrag  an  Trockensubstanz  vergrößert  (insbesondere  an  N-freien 
Extraktstoffen  und  Rohfaser.  —  Über  die  Verdaulichkeit  des  dichten  und 
weitreihigen  Futtermaises  ergaben  bei  Verfütterung  an  Schafe  eine  an- 
nähernd gleiche  Verdaulichkeit  der  organischen  Trockensubstanz,  nur  bei 
dem  80  cm  weit  angebautem  Maise  zeigte  sich  in  der  Ausnützung  eine 
bedeutende  Verringerung.  —  Die  Größe  des  Rohertrags  richtet  sich  aus- 
schließlich nach  den  Witterungsverhältnissen.  War  die  Menge  der  Nieder- 
schläge normal,  so  ergab  der  dichtgebaute  Futtermais  einen  größeren  Er- 
trag, als  der  weitreihig  angebaute;  bei  trocknem  Wetter  war  das  Ergebnis 
ein  gegenteiliges.  —  Bei  der  Einsäuerung  erleidet  der  dichte  und  weitreihige 
Mais  die  gleichen  Veränderungen,  die  sich  in  erster  Reihe  auf  die  "Ver- 
minderung der  Verdaulichkeit  der  N- haltigen  Stoffe  erstrecken.  Die  bei 
Einsäuerungsversuchen  bestimmten  Gärungsverluste  waren  bei  weitreihigem 
Futtermais  eher  noch  größer,  als  beim  dichtreihigen. 

Untersuchung  von  7  Haferproben.  Von  H.  Wehnert.  ^)  —  Die 
Ergebnisse  sind  wie  folgt  zusammengestellt: 


Bezeichnung  der  Probe 

o 
u 

1 

c 
< 

e 
'S 
"S 

1 

1 

Rohfaser 
Kohlehydrate 

'5 
"2 

Verdanl.  Protein 
in  %  des  Roh- 
proteins 

1 

o 

1 

'S 

'S 

c 

1 

o  ca 
II 

w,  S 

ii 

II 

% 

% 

% 

% 

%      % 

7o 

%       % 

% 

o/o 

kg 

g 

Carstens  Hafer 

8,48 

2,54 

10,32 

4,99 

8,81 

64,86 

9,04 

87,62    1,11 

9,21 

7,93 

52,460 

34,66 

Ligo-wo-Hafer 

8,73 

2,53 

9,66 

4,79 

7,58 

66,71 

8,77 

90,16    1,08 

8,58 

7,63 

51,170 

37,81 

Beseler's  Hafer  Nr.  2  .     .     . 

8,38 

2,82  10.13 

5.07 

8.a3 

64,97 

9,18 

90,63 

0,90 

9,23 

8,28 

52,170 

38,00 

Petkuser  Gelbhfifer .... 

S.4r,';.-      ■  -•   -..r,3 

7,47 

66.03 

8,88 

91,45 

1,04 

8,67 

7,84 

50,150 

29.8V 

Goldregen -Hafer 

S.4L'                            ..^•2 

8,72 

66,11 

8,16 

87,38 

0,73 

8,61 

7,43 

54,640 

32,25 

Stmbes  Schlanstedter  Hafer 

.s,14    -  ■             -        ^::i2 

9,88 

64,23 

8.74 

88,74 

1,04 

8,81 

7,70 

50,640 

35,20 

HoiÜing-Hafer 

9,10 

2,55 

9,81 

5,07 

10,10 

63,37 

8,93 

90,67 

1,04 

8,77 

7,89 

50,480 

36,oH 

Die  Haferproben  entstammen  einem  im  Jahre  1911  ausgeführten  An- 
bauversuch, zu  welchem  der  Vf.  noch  folgende  Angaben  macht:  Das  Ver- 
suchsfeld ist  ein  warmer,  tiefgründiger  Sandboden  5.  Kl.,  der  im  Unter- 
grund Lehm  enthält.  Roggen  hatte  als  Vorfrucht  gedient.  Auf  die  Stoppeln 
des  Roggens  waren  vor  dem  Umpflügen  derselben  60  Ctr.  Kalkmergel  für 
den  ha  gegeben  worden.    Im  Dezember  1910  war  eine  schwache  Düngung 

1)  Jahresber.  d.  agrik.-chem.  Versachsst.  Kiel  p.  1912  und  gütige  briefi.  Mitt. 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung.  253 

mit  frischem  Stallmist  aufs  Feld  gefahren  und  gleich  vor  Eintritt  des 
Frostes  mit  der  Saatfurche  untergepflügt.  Im  Frühjahr  1911  gelangten 
auf  1  ha  8  Ctr.  Kainit,  7  Ctr.  ISprocent.  Superphosphat  und  1,70  Ctr. 
schwefelsaures  Ammoniak  zur  Anwendung.  Trotzdem  das  Feld  vor  Winter 
gepflügt  war,  hatten  die  Erträge  unter  der  ungew^öhnlichen  Dürre  des 
Trockenjahres  1911  zu  leiden.  Das  geerntete  Korn  war  schön  und  voll 
ausgebildet.  —  Die  frühe  Ernte  war  schon  in  der  ersten  Augusthälfte  be- 
schafft; sie  hatte  nachfolgendes  Ergebnis  für  den  ha  in  Ctr.: 

Carstens  Hafer 50,16  Ctr.  Korn,  70,22  Ctr.  Stroh 

Svalöfs  Ligowo-Hafer . 

Beselers  Hafer  Nr.  2  . 

Petkuser  Gelbhafer 

Svalöfs  Goldregen-Hafer 

Strubes  Schlanstedter  . 

Svalöfs  Hoitling-Hafer 

Chemische  Zusammensetzung  der  Samen  von  DoHchos  multi- 
florus.  Von  J.  Pieraerts.^)  —  Die  Pflanze  ist  in  Nordamerika  heimisch 
und  dient  im  belgischen  Congo  zur  Gründüngung.  Welchen  Nährwert 
die  Samen  haben,  geht  aus  folgend  angegebener  Zusammensetzung  der 
Samen  (Kerne  und  Samenhaut)  hervor.  100  g  der  Samen  bestehen  im 
Mittel  aus  92  g  Kerne  und  8  g  Samenhaut. 


61,00     „ 

66,55 

60,41     „ 

„        65,44 

64,64     „ 

64,64 

66,92     „ 

73,19 

64,90     „ 

82,60 

62,13     „ 

.,       67,78 

N-freie 

Feuchtigkeit 

Trocken- 

Mineral- 

Fett 

Roh- 

Pento- 

N-Stoffe 

Extraktst 

(bei  100») 

substaaz 

Stoffe 

faser 

sane 

(Stärke; 

Kerne 

13,20 

86,80 

3,15 

5,49 

1,07 

3,12 

25,45 

42,63 

Haut 

13,58 

86,42 

0,71 

0,83 

38,25 

23,06 

3,66 

24,78 

Ein  HCN  abgebender  Stoff  war  nicht  nachzuweisen. 

Zur  Untersuchung  und  Begutachtung  einiger  Mahlproducte. 
Von  F.  Barnstein  (-Möckern).  ■■^)  —  Bei  der  Untersuchung  von  Gersten- 
kleie ist  man  meist  vor  die  Aufgabe  gestellt  entscheiden  zu  müssen,  ob 
die  mehligen  Bestandteile  des  Futtermittels  von  Roggen,  Weizen  oder  Gerste 
herrühren.  Während  sich  Roggen-  und  Gerstenstärke  an  dem  wesentlich 
verschiedenen  Durchmesser  der  Stärkekörner  entscheiden  läßt,  ist  der 
Nachweis  von  Weizenmehl  schwieriger,  wenn  nicht  hinreichende  Mengen 
von  charakteristischen  Weizenelementen  (Haare,  Barte  u.  dergl.)  vorhanden 
sind.  Der  Vf.  hat  versucht  auf  bequemerem  Wege  zu  einer  Unterscheidung 
der  Weizen-  und  Gerstenstärke  zu  gelangen,  allerdings  unbefriedigend, 
dagegen  ist  es  ihm  hierbei  gelungen,  eine  bequeme  Methode  zur  Ermittlung 
von  Weizen-  und  Gerstenmehl  im  Roggenmehl  aufzufinden,  die  auf  dem 
verschiedenen  Verhalten  der  3  Mehlarten  gegen  Diastaselösung  beruht. 
Es  wurde  aus  4  Teilen  Roggen-  und  1  Teil  Weizenmehl  eine  Mischung 
hergestellt  und  diese  neben  reinem  Roggenmehl  und  reinem  Weizenmehle 
in  demselben  Bade  1  Std.  lang  mit  1 7o  Diastaselösung  gemaischt.  Dann 
wurde  der  Inhalt  der  Bechergläser  mit  kaltem  Wasser  verdünnt,  in  Becher- 
gläser gestürzt  und  mit  Jodlösung  gefärbt.  Nach  kurzer  Zeit  schied  sich 
aus  der  Roggen  mehlmaische  ein    bräunlicher,    aus  den  Kleieelementen   des 


1)  Bull,  de  l'Assoc.  d.  Chim.  de  Sucr.  et  Dist.  1913,  31,  112—114  (Lab.  de  recherches  chimiques 
du  Mnsee  du  Conge  Beige);  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  1994  (Rühle).  —  -)  D.  Idwsch.  Versuchsst. 
1913,  79  u.  80,  773-780. 


254  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Roggens  bestehender  Bodensatz,  bei  der  Weizenmaische  ein  sehr  viel 
Jodstärke  enthaltender  schwärzlich-grüner,  bei  der  Mehlmischnng  ein  durch 
Jodstärke  grünlich  gefärbter  Niederschlag  ab.  —  Die  Witt mack 'sehe  Methode 
zur  Untersuchung  von  Eoggenmehl  auf  Weizenmehlzusatz,  die  auf  das 
verschiedene  Quellungsvermögen  der  beiden  Stärkearten  gegründet  ist,  hat 
der  Vf.  dadurch  brauchbar  gemacht,  daß  der  Vf.  nicht  bis  62,5  <',  sondern 
nur  bis  55°  erhitzt  und  die  Flüssigkeit  30  Minuten  bei  dieser  Temperatur 
erhält.  Hierdurch  wird  bereits  eine  fast  völlige  Quellung  der  Roggen- 
stärkekörnchen herbeigeführt,  während  die  Weizenstärke  fast  unverändert 
bleibt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  Mahlproducte  auf  gewisse 
vegetabilische  Beimengungen  kann  man  sich  dadurch  erleichtern,  daß  man 
das  präparierte  Untersuchungsmaterial  abschlämmt.  —  Für  die  Unter- 
suchung von  Gerstenkleie  auf  mineralische  Beimengungen  empfiehlt  der  Vf. 
das  von  Mach  gegebene  Verfahren. 

Chemische  Untersuchung  von  Weizenkeimen.  Von  Frederick 
B.  Power  und  Arthur  H.  Salway.  i)  —  Für  die  Untersuchung  diente  ein 
alkoholischer  Auszug,  in  dem  folgende  Bestandteile  isoliert  und  identificiert 
werden  konnten:  Sinapinsäure  (vermutlich  aus  Sinapin  bei  der  Untersuchung 
hervorgegangen),  Raffinose,  Rohrzucker,  Allantoin,  Betain  und  Cholin ;  ferner 
fettes  Ol,  bestehend  aus  Sitosterol,  Stearinsäure,  Palmitinsäure  und  Linol- 
säure.  Alkaloide  und  ätherische  Öle  konnten  nicht  nachgewiesen  werden. 
Das  gleichzeitige  Auftreten  von  Sinapinsäure  und  Cholin  in  den  Weizen- 
keimen läßt  vermuten,  daß  erstere,  ebenso  wie  in  vielen  Cruciferensamen, 
als  Cholinester  vorliegt. 

Die  organischen  Phosphorsäure-Verbindungen  der  Weizenkleie. 
Von  R.  J.  Anderson.-)  —  Der  hauptsächlichste  Zweck  dieser  Arbeit  war 
der,  die  Natur  der  organischen  P-Körper  zu  ermitteln,  welche  aus  der 
Weizenkleie  mit  einer  verdünnten  Säure  ausgezogen  werden  und  weiter  zu 
ermitteln,  welche  Basen  mit  ihnen  verbunden  sind.  Als  Resultat  dieser 
Untersuchung  wurde  festgestellt,  daß  in  diesen  Körpern  keine  der  charakte- 
ristischen Salze  der  Phytinsäure  isoliert  werden  konnte.  Durch  Digerieren 
von  Weizenkleie  mit  0,2procent.  HCl  und  Ausfällen  des  sauren  Auszuges 
mit  Alkohol  erhält  man  ein  weißes  amorphes,  von  anderen  irrtümlich  als 
Phytin  angesprochenes  Pulver,  welches  etwa  21^1  ^  C,  3,5%  S,  14 %  P 
und  wechselnde  Mengen  N,  Ca,  Mg,  K,  Na  und  Fe  enthält,  und  w^elches 
in  wäßriger  Lösung  mit  Ba  (0H)2  gekocht,  ein  lösliches  und  ein  unlösliches 
Ba-Salz  liefert. 

Über  die  chemische  Zusammensetzung  grober  und  feiner  Weizen- 
kleien. Von  Franz  Tangl  und  Stephan  Weiser.  3)  —  Die  Vff.  unter- 
suchten (Winter  190Ö  und  Frühjahr  1910)  40  Proben  aus  verschiedenen 
ungarischen  Mühlen  in  üblicher  Weise  und  mit  Beifügung  der  Bestimmung 
des  Stärkemehlgehalts.  Der  Wassergehalt  schwankte  zwischen  12 — 14  7o- 
Die  nachfolgenden  analytischen  Daten  sind  auf  Proben  mit  einem  Gehalt 
von  13°/o  Wasser  berechnet. 


1)  Pharm.  Jouin.  37,  117—120  (London,  E.  C.  Wellcome  Chem.  Research  Lab.);  ref.  nach  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  II.  1232  (Grimme^.  —  ^)  Jonrn.  of  Biol.  Chem.  12,  447— 4&1;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1912, 
n.  1638.  Exper.  Stat.  Rec.  1913,  28,  17.  —  Sj  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  323-328 
(A.  d.  kgl.  Ungar,  tierphys.  Versuchsst.  Budapest). 


A.   Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung. 


255 


Grobe  Weizenkleien  v.  13 %  Wasser 
(25  Proben) 

Feine  Weizenkleien  v.  13%  Wasser 
(15  Proben) 

Asche 

Roh- 

protein 

Roh- 
fett 

Roh- 
faser 

N-freie 
Extrakt- 
stoffe 

Asche 

Roh- 
protein 

Roh- 
fett 

Roh- 
faser 

N-freie 

Extrakt- 
stoffe 

Mittel  .... 
Minimum    .     .     . 
Maximum  .     .     . 

6,78 
5,92 
7,66 

15,50 
14,89 
16,68 

3,60 

2,62 
4,98 

8,91 
7,10 

10,69 

52,21 
50,11 
55,48 

5,98 
4,95 
6,76 

15,30 
14,23 

17,62 

4,50 

3,84 
4,95 

9,45 
7,38 

11,02 

51,77 
49,05 
53,55 

Aus  den  Einzelanalysen  sowie  aus  den  Maximal-  und  Minimalzahlen 
ist  ersichtlich,  daß  die  Zusammensetzung  der  aus  verschiedenen  Mühlen 
stammenden  Kleien  nur  zwischen  engen  Grenzen  schwankt,  was  um  so- 
bemerkenswerter  ist,  als  die  einzelnen  Proben  aus  Mühlen  von  sehr  ver- 
schiedener Mahlfähigkeit  stammten.  Die  feine  Kleie  unterscheidet  sich 
von  der  groben  durch  ihren  größeren  Fettgehalt,  welcher  durch  die  der 
feinen  Kleie  beigemischten  Weizenkeime  verursacht  wird. 

Zur  Ermittelung  des  Amidgehaltes  der  Kleien  wurden  in  je  5  Proben 
feiner  und  grober  Kleien  die  Menge  des  Reinproteins,  rsp.  der  Amide  nach 
Barnstein  bestimmt  und  an  Amidgehalt  auf  Trockensubstanz  der  Kleien  be- 
rechnet gefunden:  grobe  Kleien:  2,69,  1,87,  1,71,  1,06  und  1,74%; 
feine  Kleien  1,83,  2,92,  1,87,  1,96  und  0,86  o/q,  im  Mittel  der 
groben  Kleie  1,82,  der  feinen  1,89,  im  Mittel  der  10  Proben  1,85%.  — 
Ferner  bestimmten  die  Autoren  den  Stärkegehalt  von  19  Proben  feiner, 
und  von  10  Proben  grober  Kleien.  Die  fein  geriebene  Kleie  (3  g)  wurde 
im  Autoklaven  bei  3  Atm.  Druck  3—4  Std.  gekocht,  mit  HCl  invertiert 
und  in  der  neutralisierten  Zuckerlösung  die  Menge  des  Invertzuckers  nach 
Meißl  bestimmt.  Je  10  Proben  feiner  und  grober  Kleien  aus  Budapester 
Großmühlen  enthielten  auf  lufttrockne  Substanz  mit  13°/n  berechnet  in  % 
die  feinen  Kleien  im  Mittel  27,90  (Extreme:  23,01  und  33,73);  die  groben 
im  Mittel  25,23  (Extreme  22,63  und  27,90),  ferner  9  Proben  feiner  Kleie 
aus  Provinzmühlen  im  Mittel  29,75  (Extreme  24,7  und  35,17.)  Hiernach 
ist  der  Stärkegehalt  der  feinen  Kleie  immer  etwas  größer  als  der  der 
groben;  das  ist  erklärlich,  da  der  feinen  Kleie  die  reineren,  meist  mehl- 
reichen „Koppstauharten"  beigemischt  werden. 

Über  den  Nährwert  von  Maiskörner- Kolbenschrot.  Von  Franz 
Tangl  und  Stephan  Weiser.^)  —  Der  von  E.  Pott  gegebenen  Anregung, 
Maiskolben  nicht  abzurebeln,  sondern  Körner  und  Kolben  zusammen  zu 
vermählen  und  zu  verfüttern,  folgend,  führten  die  Yff.  Versuche  aus,  um 
den  Nährwert  dieses  Futtermittels  zu  ermitteln.  Zu  diesem  Zwecke  führten 
sie  an  2  Schafen  Ausnützungsversuche  aus  und  zwar  (neben  Heu)  mit 
ganz  grob  zerkleinerten  und  mit  fein  vermahlenen  Maiskolben.  Nach  mehr- 
tägiger Verfütterung  mit  allmählich  gesteigerten  Gaben  wurden  am  5.  Tage 
je  300  g  Heu  und  700  g  Schrot  gegeben  und  nach  weiteren  16  Tagen 
begannen  mit  dieser  Ration  die  "Versuche,  die  schließlich  auch  vergleichs- 
weise mit  Maiskörnern  ausgeführt  wurden.  Das  verfütterte  Maiskolbenmehl 
bestand  aus  75"/o  Körnern  und  25%  Kolben.  Die  zwei  Schafe  haben  das 
grob  und  das  fein  vermahlene  Maiskörner -Kolbenschrot  gleich  gut  ausgenützt. 
Die  folgende  Übersicht  zeigt  unter  I  die  chemische  Zusammensetzung  der 
Trockensubstanz  vom  Yersuchsmaterial,  unter  11  die  Mittelwerte   der   Ver- 


1)  U.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  81,  35—47. 


256 


Landwirtschaftliche  Tierprod  uction. 


dauuDgcoefficieüten,  unter  III   die  Menge   der   verdaulichen  Nährstoffe   der 

und   unter   lY   die  Menge   der    verdaulichen 


Trockensubstanz   des   Futters 
Nährstoffe  von  Maiskörnern. 


Trocken- 

Orsanlsche 

substanz 

Substanz 

I    . 

.      100,00 

98,59 

II  . 

.        69,8 

70,6 

III. 

.       69,8 

69,61 

IV  . 

.      80,5 

80,6 

Rohprotein 

9,15 
43,9 

4,02 
55,3 


Rohfett      Rohfaser 


X-freie 
Ertraktst. 


4,00 
82,2 
3,29 

85,5 


14,39 
55,1 

7,93 
51,2 


71,05 
76,9 
54,57 
84,3 


Pentosane 

12,36 

48,4 
5,98 
63,5 


Rein- 
protem 

8,81 
45,4 

4,0 
55,0 

Der  Stärkewert  von  100  kg  Körner-Kolbenschrot-Trockensubstanz  beträgt 
69,06  kg,  von  75  kg  Maiskörner-Trockensubstanz  nach  des  Vf.  Versuchen 
62,55  kg.  Die  Differenz  entspricht  dem  Stärkewert  von  25  kg  Maiskolben- 
schrotes =  6,51  kg.  Daraus  berechnet  sich  der  Stärkewert  für  100  kg 
Kolbenschrot  auf  26  kg.  Die  Vff.  geben  noch  eine  Tabelle  über  die  Zusammen- 
setzung an  verdaulichen  Nährstoffen  von  Körner-Kolbenmais,  wenn  sich  der 
Anteil  von  Kolben  von  14 — 25 "/o  in  demselben  ändert.  Aus  dieser  Tabelle 
geht  hervor,  daß  sich  die  Zusammensetzung  trotz  des  stark  wechselnden 
Verhältnisses  zwischen  Kolben  und  Körnern  in  ganz  engen  Grenzen  schwankt ; 
wir  geben  hier  die  für  die  Extreme  berechneten  Zahlen  wieder  —  letztere 


uf  Ware 

mit  14< 

''o  Wasser  berechnet. 

Kolben - 
gehalt 

Organ. 
Substanz 

Rohprotein        Rohfett       Rohfaser 

X-freie 
Extrakt- 
stoffe 

Reinprotein 

stärkewert 

p.  100  kg 

in  kg 

257o 

59,88 
59,86 

4,02           3,28           3.45 
3,62           2.92           5,31 

49,13 
48.01 

4,00 
3,59 

61,48 
60,08 

Untersuchung  von  11  Kartoffel muster.    Von  Hans  Rossmann.^)  — 

Deren  Gehalt  an  Stärke  schwankte  zwischen  14,40  und  21,00;  das  Mittel 
war  16,6  "/o.  Eine  der  Proben  wurde  mit  folgendem  Ergebnis  ,chemisch 
auf  Stärke  und  Zucker  untersucht: 

Stärkewert         Trocken-         Stärkewert         Dextrose         Wirkl.  Stärke 
nach  Eeimann      Substanz  (chemisch)        (chemisch)  in  d.  K. 

14,46  7o  21,30%  15,31%  1,36  «/o  14,09% 

Eicheln-  und   Bucheckern  als   Futtermittel.     Von  O.  Engels.-)  — 

A.  Eicheln.  Nach  allgemeinen  Bemerkungen  über  die  Verbreitung  der 
hauptsächlich  in  Betracht  kommenden  2  Arten  der  Eiche  und  der  Buche, 
über  die  bisherigen  Erfahrungen  und  Untersuchungen  der  beiden  Futter- 
mittel berichtet  der  Vf.  über  die  Ergebnisse  seiner  eigenen  Untersuchungen. 
In  Untersuchung  genommen  wurden  die  Früchte  der  Stieleiche  (Quercus 
pedunculata)  und  der  Traubeneiche  (Quere,  sessiliflora),  welche  aus  ver- 
schiedenen Teilen  der  Pfalz  bezogen  wurden.  Über  die  Herkunft  der 
Früchte  wird  folgendes  bemerkt: 

Herkunft  Höhen-  Bodenart 

läge  m 

i  Nr.  1    ßöhl  (.Speyer) 1(X)     lehmiger  Sandboden 

'S^l    ..    4    Waldmohr  (Südosthang)      .     .     .     350     schwerer     Boden,     unteres 


<D  a>    I 

!3    o    \ 


6  „         (Südhang,  freies  Feld)  230 

2  Kandel-Süd  (obere  Buschlage)    .  123 

3  Johanniskreuz 480 

5  Waldmohr  (Südwesthang)  .     .     .  420 


Rotliegendes 
Kohlensand 
jüngeres  Diluvialgeröll   und 

Sand,  feucht 
Yerwitt.  mittl.  Buntsandstein 
sehr  schwer.  Bod.,  Kohlensand 


1)  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  16,  203  (A.  d.  Labor,  d.  Ver.  d.  Stärkein teress.  in  Dentsch- 
land  usw.).  —  *)  D.  Idwsch.  Versnchsst.  1913,  82,  93—148  (Mitt.  a.  d.  Idwsch.  Kreis versuchsst.  Speyer). 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung. 


257 


Yon  allen  diesen  6  von  der  Ernte  1911  stammenden  Proben  wurde 
zunächst  das  Durchnittsgewicht  sowie  das  Gewichtsverhältnis  von  Schale 
zu  Kern  mit  folgendem  Ergebnis  festgestellt: 

Stieleicheln  Traubeneicheln 

Nr!"!            4             6  Mittel  ^2  3              5  Mittd 

Gewicht  in  g      4,35        4,70        7,27  5,53  6,21        4,80 

Kerne  7n  .     .     85,65  84,61  85,70  85,12  82,64  85,83  85,00  84,49 

Schalen  7o     •     14,35  15,39  14,30  14,68  17,36  14,17  15,00  15,51 

Die  Kerne  und  Schalen  wurden  für  sich  bei  100  o  getrocknet  und 
das  getrocknete  Material  in  üblicher  Weise,  die  Rohfaser  nach  J.  König 
untersucht  mit  folgendem  Ergebnis: 


In  der  frischen,  bezw.  lufttrocknen  Substanz 

In  der  Trockensubstanz 

1 

«1 

=  1 
'3  ^ 
WS 

-a 

a 

o 

(4-1 

ja 

o 

J3 
a 

.  .=     ."3 

3 

ja 
o 

K 

1 

2    -i^  M 

36,95 

3,99 

2,33 

1,66 

2,34 

52,98 

2.20 

1,54 

6,32    3,69 

2,63 

3,71 

84,05 

3,48 

2,44 

1  -ä^  { 4 

42.05 

3,91 

2,66 

1,25 

2,12 

48,08 

2,00 

1,84 

6,74 

4,59 

2,15 

3,65 

82,99 

3.45 

3,17 

^     mW   U 

37,97 

4,05 

2,53 

1,52 

1,80 

51,44 

2,94 

1,80 

6,53 

4,08 

2,45 

2,90 

82.93 

4,74 

2,90 

'S    1    ,    •  <  2 

:S|g:§{3 

46,68 

3,49 

2,33    1,16    1,70 

44,58 

2,06 

1,64 

6,53 

4,37 

2,16 

3,18 

83,55 

3,86 

2,88 

44,06 

4,11 

2,37    1,74    1,68 

46.08 

2,50 

1,57 

7.34 

4,23 

3,11 

3,00 

82,40 

4,46 

2,80 

W  H-^W  lö 

36,02 

3,95 

2,57    1,38    2,57 

53,21 

2,49 

1,76 

6,17 

4,01 

2,16 

4,01 

83,18 

3,89 

2,75 

Mittel 

6,60 

4,16 

2,48 

3,41 

83,18 

3,98 

2,82 

g  -^^-  f  1 

28.66 

2,49 

1,34 

1,52 

0,57 

93,34 

26,84 

1,50 

3,49 

1,89 

2,13 

0,81 

55,98 

37,62 

2,10 

■1     -21  {  4 

30,65 

2,42 

1,67 

0,75 

0,49 

36,23 

28,68 

1,53 

3,48 

2.40 

1,08 

0,70 

50,27 

43,35 

2,20 

-g     MW   l  6 

26,52 

1,94 

1,16 

0,78 

0,54 

35,78 

33,49 

1,73 

2,64 

1,57 

1,07 

0,73 

48,71 

45,57 

2,35 

Ä    >    ,    ■  (  2 

36,25 

2,37 

1,35 

1,02 

1,76 

29,98 

28,10 

1,54 

3,77 

2,14 

1,63 

2,80 

46,13 

44,70 

2,60 

^   3go<  3 

31,58 

2,73 

1,44 

1,99 

1,59 

30,90 

21,66 

1,54 

3,98 

2,10 

1,88 

2,32 

45,18 

46,27 

2,25 

^Ö-°wl5 

25,75 

2,37 

1,58 

0,79 

1,60 

36,77 

31,72 

1,79 

3,19 

2,15 

1,04 

2,15 

49,53 

42,72 

2,41 

Mittel 

3,42 

2,04 

1,47 

1,58 

49,30 

43,27 

2,31 

^     -i^-  f  1 

35,57 

3,87 

2,18 

1,64 

2,08 

50,86 

5,73 

1,71 

5,91 

3,34 

2,56 

8,28 

80,15 

8,38 

2,38 

S     .£  o  {  4 

40,29 

3,67 

2,51 

1,16 

1,86 

46,36 

6,10 

1,78 

6,23 

4,25 

1,99 

3,19 

77,98 

9,58 

3,02 

B     wW   16 

36,50 

3,74 

2,33 

1,42 

1,62 

49,10 

7,26 

1,78 

5,96 

3,27 

2,25 

2,58 

78,12 

10,53 

2,81 

44,82 

2,27 

2,15 

1,14 

1,76 

43,09 

6,58 

1,53 

6,04 

3,98 

2,06 

3,10 

77,10 

10,93 

2,83 

1  ggisis 

42,28 

3,91 

2,23 

1,68 

1,66 

43,96 

6,63 

1,56 

6,85 

3,90 

3,04 

2,90 

77,15 

10,38 

2,72 

J  H-^wlö 

34,57 

3.71 

2,42 

1,30 

2  42 

50,67 

7,87 

1,76 

5,72 

3,73 

1,99 

3,72 

78,16 

9,71 

2.69 

i 

littel 

6.12 

8,83 

2,32 

3,13 

78,11 

9,92 

2,74 

*)  Amide  =  nichteiweißartige  N- Verbindungen.' 

Der  Anteil  des  Reineiweißes  im  Rohprotein  berechnet  sich  bei  den 
Kernen  auf  62,6,  bei  den  Schalen  auf  58  und  bei  den  ganzen  Samen  auf 
rund  62  ^/q.  Das  Rohfett  enthielt  im  Mittel  an  freien  Fettsäuren,  auf  Öl- 
säure berechnet,  am  5.  Januar  1912  untersucht  5,57  *^/o,  16.  Juli  6,91%. 
Der  Vf.  ist  der  Meinung,  daß  eine  Gefahr  des  Ranzigwerdens  des  Eichel- 
fettes bei  trockner  Lagerung  kaum  besteht.  —  Von  den  Bestandteilen  der 
N-freien  Extraktstoffe  wurden  noch  folgende  Bestandteile  bestimmt  und  in 
^Iq  der  Trockensubstanz  der  Kerne  gefunden: 

Eohrzucker  Gerbsto£f-(Tannin)  Pentosane 

Maxim.     Minim.     Mittel       Maxim.     Minim.     Mittel       Maxim.     Minim.     Mittel 

8,33        5,85         6,83  9,04         5,93        7,05  3,22         2,79         3,04 

An  Pentosanen  wurden  im  Mittel  in  ^q  der  Trockensubstanz  der 
Schalen  J5,69%  in  der  der  ganzen  Früchte  4,97%  gefunden.  Bezüglich 
des  Gehaltes  der  Proben  an  CaO  und  P2O5  wird  folgendes  berichtet.  Der 
CaO-Gehalt  betrug  im  Mittel  bei  den  Kernen  0,13  %  der  Trockensubstanz 
(0,09—0,27),  bei  den  Schalen  0,36  (0,26—0,51)  %,  bei  den  ganzen 
Früchten    0,16    (0,11— 0,30)  0/0;    bezügl.    der   PgOg    in    %    der   Trocken- 

Jahresbericht  1913.  17 


258  Landwirtschaftliche  Tierproduction, 

Substanz  bei  den  Kernen  0,34  o/o  (0,28  —  0,38),  bei  den  Schalen  0,14  % 
(0,06—0,17);  bei  den  ganzen  Früchten  0,30%  (0,25—0,35).  Der  Yf. 
ist  der  Meinung,  daß  bei  der  Verfütterung  von  Eicheln  deren  geringer 
Kalkgehalt  berücksichtigt  werden  müßte.  Des  weiteren  verbreitet  sich 
der  Vf.  über  die  Verwertung  der  Eicheln  als  Futtermittel,  Verdaulichkeit 
gemäß  älterer  Versuche  und  Erfahrung  über  die  Verfütterung,  Schädlichkeit 
(verdorbener)  Eicheln  und  über  die  Aufbewahrung  der  Eicheln. 

B,  Bucheckern,  Es  sind  die  Samen  der  Buche  Fagus  sylvatica  L., 
die  aus  einem  Kern  und  der  hellbraunen  glänzenden  Fruchtschale  be- 
stehen. Die  vom  Vf.  untersuchten  Bucheckern  stammen  von  Buchen,  die 
auf  jüngerem  Diluvialgeröll  und  Sand,  überlagert  von  mittlerer  Humus- 
schicht, in  120  m  Höhenlage  wuchsen.  Die  Bucheckern  bestanden  aus 
65,7  7o  Kernen  und  34,3  %  Schalen.  Die  bei  100  <>  C.  getrockneten 
Kerne  und  Schalen  wurden  in  feingemahlenem  Zustand  zur  Untersuchung 
verwendet.     Auf  Trockensubstanz  berechnet  enthielten  die  Proben: 

Roh-         Roh-         N-fr.  Roh-  Rein-  Pento- 

protein        fett      Extraktst.      faser      ■^^'^'^^     eiweiß     Amide       sane       ^^*^     ^3*^6. 

Kerne.  .  .  28,52  42,22  13.23  11,03  5,00  26.31  2,21  3,45  0,78  1,25 
Schale.  .  .  4,35  1,14  44.03  47,16  3,32  2,11  2,24  12,74  1,58  0.20 
ganze  Frucht    20,22     28,12     23,83     23,41     4,42     18,00    2,22      6,63     1,05    0,89 

Das  Rohfett  enthielt  (rund)  etwa  2  %  Ölsäure.  Unter  den  N-freien 
Extraktstoffen  befindet  sich  auch  das  Tannin  und  wurde  dessen  Menge  in 
der  Trockensubstanz  der  Kerne  zu  0,70%,  der  Schale  zu  2,11 ''/q  und  der 
ganzen  Frucht  zu  1,18%  berechnet.  Als  charakteristischer  Bestandteil  der 
Bucheckern  ist  das  Fagin,  ein  alkaloidartiger  Körper,  zu  nennen,  der  giftige 
Wirkungen  äußert.  Diese  Wirkung  haftet  den  Schalen  in  höherem  Maße 
an,  als  den  Kernen.  Schließlich  teilt  der  Vf.  noch  die  Mittelzahlen  von 
Bucheckern-Preßkuchen  aus  ungeschälter  und  geschälter  Saat,  sowie  Er- 
fahrungen über  die  Verfütterung  von  Bucheckern  mit. 

Die  Kassava- Wurzeln  und  deren  Abfälle.  Von  M.  Kling.  ^)  —  Aus  den 

Wurzeln  der  Kassava,  der  Maniokpflanze,  Manihot  utilissima  Pohl,  wird 
ein  Stärkemehl  gewonnen,  das  als  Nahrungsmittel  unter  der  Bezeichnung 
,,Tapiokamehl"  bekannt  ist.  Ferner  stellt  man  daraus  ein  Stärkemehl  her,^ 
das  als  Appreturmittel  Verwendung  findet.  Auch  die  Rückstände  dieser 
Fabrikation  werden  in  neuerer  Zeit  verwendet  und  zu  Futtermitteln  verarbeitet. 
Der  Vf.  hat  die  Kassava- Wurzeln  im  rohen  Zustande  und  solche  untersucht, 
die  von  den  letzten  Resten  der  Wurzelschale  und  der  äußerlich  anhaftenden 
Verunreinigungen  befreit,  gereinigt  waren.  Die  Kassava- Wurzeln  werden 
zum  Teil  auf  trocknem  Wege,  zum  Teil  auf  nassem  Wege  verarbeitet. 
Der  bei  der  Fabrikation  von  Stärkemehl  auf  trocknem  Wege  sich  ergebende 
Abfall  wird  als  „Futtermehl  Z"  in  den  Handel  gebracht.  Der  Rückstand 
von  der  nassen  Bearbeitung  (wie  bei  der  Gewinnung  von  Kartofi^elstärke) 
kommt  als  Handelsware  wegen  seines  hohen  Wassergehalts  (etwa  86  %) 
nicht  in  Betracht.  Von  sonstigen  Abfällen  der  Kassava- Wurzeln  wurden 
noch  2  Producte  untersucht,  von  denen  das  eine  als  „Stärkeabfall",  das 
zweite  als  „Pflanzenmehl"  bezeichnet  war.  Die  chemische  Untersuchung 
dieser  verschiedenen  Proben  ergab  folgende  Zusammensetzung: 


1)  D.  Idwsch.  Versnchsst.  1913,  82,  211—235. 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung. 


259 


In  der  usrprünglichen  Substanz 

In  der  Trockensubstanz 

1         o-S 

hfett 

freie 
trst. 

oh- 
ser 

che 

oh- 
jtein 

hfett 

freie 

trst. 

oh- 
ser 

^  ! ^^: «"    ^ 

<1 

Gereinigte  Knollen    . 

10,38 

1,25 

0,35 

84,36 

1,90 

1,76 

1,40 

0,39 

94.13 

2,12 

1.96 

Futtermehl  Z  1  fl""- 
von  5  Proben  |M-^ 

9,94 

3,00 

0,57 

71,15 

4,80 

2,01 

3,33 

0,63 

79,92 

5,38 

2,28 

11,72 

4,25 

Ü,86 

78,03 

9,95 

3,65 

4,77 

0,97 

87,29 

11,17 

4.11 

10,93 

3,59 

0,74 

75,95 

6,10 

2,69 

4,03 

0,84 

85,27 

6,84 

3,02 

Stärkeabfall  1911  .     . 

10.30 

1,12 

0,12 

80,25 

5,62 

2.59 

1,25 

0,13 

89,46 

6,27 

2,89 

Pflanzenmehl  1912     . 

11,68 

1,25 

0,21 

76,60 

4,06 

6,20 

1,41 

0,24 

86,73 

4,60 

7,02 

Eiweiß 


An  näheren  Bestandteilen  waren  in 

Öl- 
säure 

Gereinigte  Knollen  .  1,13 

Futtermehl  Z    Nr.  5  2,25 

im  Mittel      .     .     .  — 

Stärkeabfall  1911      .  — 


'/o  der  Trockensubstanz  vorhanden: 


Nhalt. 
Nichteiweiß 

0,25 
1,19 


0,20 
0.24 
0,29 


'0 
Stärke- 
mehl 

82.08 
69,25' 
63,49 


Eohr- 
zucker 

0,70 
1,21 
0,93 


Pento- 
sane 

2,40 
4,51 
6,07 


CaO 

PjOs 

0,10 
0.37 
0,32 
0,28 

0,26 
0,38 
0,36 
0,10 

Futtermittel-Analysen.  Von  Frdr.  Strohmer.i)  —  Von  den  zahlreich 
ausgeführten  Analysen  heben  wir  folgende  hervor.  Melassefuttermittel. 
Als  Melasseträger  dienten  nachverzeichnete  Futtermittel  bezw.  Stoffe:  bei 
Nr.  1  Weizenkleie,  Palmkernmehl  und  Biertreber;  Nr.  2  Weizenkleie  und  Palm- 
kernmehl; Nr.  3  u.  4  Heuhäcksel;  Nr.  5  Getreideausputz;  Nr.  6  Malzkeime 
u.  Cocoskuchenmehl;   Nr.  7  Palmkerne  und  Biertreber;    bei  Nr.  8  u.  9  Torf. 


Jr. 

Wasser 

Eiweiß- 
artige 

Amido- 
ver- 

Äther- 

Zucker 

Andere 
N-freie 

Rohfaser 

Asche 

Sand 

Substz.      bindanffen 

Extrakt 

Extrakts  t. 

1 

13,31 

10,31 

4,46 

2,02 

23,60 

29,23 

10,03 

6,60 

0,44 

2 

22,10 

7,13 

5,18 

1,04 

14,60 

24,68 

13,33 

11,20 

0,74 

3 

13,74 

11,25 

2,25 

3,13 

5,10 

42,82 

14,35 

4,84 

2,52 

4 

14,03 
15,89 

10,31 
9,44 

3,25 
4,62 

3,53 
1,48 

8,20 
21,20 

42.47 
14.02 

10,57 
24,05 

5,02 

2,62 

5 

9,30 

6 

16,34 

7,69 

7,62 

1,16 

28,00 

21,09 

9,89 

7,80 

0,32 

7 

14,22 

10,06 

4,56 

2,66 

20,85 

19,75 

21,28 

6,00 

0,62 

8 

24.29 

10,19 

*) 

0,25 

30,30 

17,88 

9,20 

7,89 

9 

21,27 

11,56 

*) 

0,26 

37,20 

12,94 

7,28 

9,49 

*)  N- haltige  Substanz  als  Protein  gerechnet. 

Ölkuchen  und  Trockenschnitte;  bei  letzteren  ist  statt  Rohprotein 
„Eiweiß''  zu  lesen. 


Wasser 

Eoh- 
protein 

Roh- 
fett 

N-treie 
Extraktst. 

Roh- 
faser 

Asche 

Sand 

Raps- 
kuchen 

f      9,63 

32.88 

8,08 

25,14 

16,02 

5,93 

2,32 

7,95 

34,69 

7,55 

27,41 

14,87 

6,30 

1,23 

7,70 
[    8,28 

35,75 

7,35 

28,18 

13,48 

6,35 

1,19 

36,75 

7,19 

22,40 

18,30 

6,15 

0,93 

Eübsenkuch 

.     7,61 

32,88 

10,03 

23,08 

17,57 

5,29 

3,54 

11,95 

34,50 

9,46 

15,19 

24,00 

4,61 

0,29 

Sonnen- 
blumen- 
kuchen 

9,65 

34,31 

9,77 

22,12 

19,09 

4,60 

0,46 

12,43 

29,81 

8,40 

16,76 

27,60 

4,60 

0,40 

12,10 

26,00 

10,00 

17,18 

30,13 

4,21 

0,38 

11,51 

31,50 

8,95 

16,28 

26,57 

4,78 

0,41 

l     8,34 

28,94 

Nicht-Eiweiß 

9,99 

17,07 

30,45 

4,42 

0,79 

Eiweiß 

artige  N-Sbst. 

Trocken- 
schnitte 

13,52 

7,75 

0,50 

0,79 

50,78 

23,13 

3,21 

0,32 

13,26 

7,75 

0,63 

0,66 

52,95 

21,43 

2,99 

0,33 

l  11,10 

7,75 

0,37 

0,58 

52,02 

24,63 

2,99 

0,56 

1)  Österr. -Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  662  u.  flg. 


17* 


260 


Landwirtschaftliche  Tierproduction. 


Roh- 
protein 

Rein- 
protein 

Amide 

Rohfett 

Rohfaser 

Rohasche 

N-freie 

Extrakt 

Stoffe 

27,00 

33,01 

25,69 
31,68 

1,32 
1,33 

12,51 
11,33 

24,39 
18,21 

5.64 
6,21 

21,15 
22,59 

Ferner  wird  von  48  Proben  Sonnenblumenkuehen  der  Gehalt  an  Fett 
und  Protein  berichtet.  Aus  der  Zusammenstellung  ergeben  sich  folgende 
Extremzahlen  und  berechnen  sich  folgende  Mittel: 

Maximum     Minimum        Mittel  Maximum     Minimum      Mittel 

Protein     41,69  21,13  35,00  Fett    21,41  7,93  13,00 

Die  chemische  Zusammensetzung  russischer  und  rumänischer 
Sonnenblumenkuchen.  Von  Marjan  Gorsky.i)  —  Untersucht  wurden 
6  rumänische  und  8  russische  Sonnenblumenkuehen.    Es  enthielten  im  Mittel: 

Wasser 

Rumänische     9,31 
Russische    .     8,65 

Durch  den  größeren  Proteingehalt  sind  russische  Sonnenblumenkuehen 
höher  zu  bewerten.  Der  hohe  Rohfasergehalt  der  rumänischen  Ware  läßt 
auf  Herstellung  aus  nicht  oder  wenig  entschälten  Samen  schließen. 
Außerdem  wird  bei  den  russischen  Kuchen  die  Garantie  besser  eingehalten. 

(Dafort.) 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  Sesamkuchen.  Von  Arch.  Gregoire 
und  E.  Carpiaux.  *)  —  Aus  Anlaß  des  Vorkommens  unreiner  Sesamkuchen 
untersuchten  die  Vff.  Sesamkuchen  in  ausführlicherer  Weise,  um  die  Fragen 
zu  beantworten:  1.  In  welchem  Grade  variiert  der  Gehalt  der  Sesam- 
kuchen des  Handels  an  CaO?  2.  Desgl.  der  Gehalt  an  Oxalsäure?  und 
3.  Welche  Umstände  haben  einen  Einfluß  auf  den  Gehalt  der  Kuchen  an 
Oxalsäure?  Die  Vff.  untersuchten  19  Proben  Sesamkuchen,  von  denen 
3  von  grauer,  7  von  weißer  und  9  von  brauner  Farbe  waren.  Die  Unter- 
suchung erstreckte  sich  auf  die  Bestimmung  der  Gehalte  an  Reinasche, 
an  CaO,  an  Oxalsäure,  an  Fett  und  den  Fettsäuregehalt  des  Öls  (Acidität 
in  °/o  des  Fettes  als  Ölsäure  berechnet).  Von  den  Ergebnissen  der  Analysen 
teilen  wir  wie  folgt  den  mittleren  Gehalt,  die  Maxima  und  Minima,  sowie 
die  Gehalte  eines  gleichzeitig  mit  untersuchten  Sesamsamen  in*'/o  mit: 


CaO 
CjOs 


2    N 

II 
II 

5^ 

■g 

1 

.3 

ig 

TS 

o 
'S 

o 
6 

o 

.SS 
ü__. 

CäOsCaO*) 

a 

b 

83,11 

78,01 
79,97 
92,31 

12,43 
8,46 

10,71 
3,28 

9,94 
6,03 
8,55 
3,19 

3,22 

0,44 
1,86 
0,09 

23,40 

7,39 

13,65 

58,87 

123 
13 

58 
9 

1.38 

1,07 
1,50 
0,86 

3,41 
2,16 
2,93 
1,09 

39,8 
28,4 
34,5 
34,2 

2,96 
1,44 
1,99 
2,35 

4,66 
3,20 
3,92 
2,98 

Maxima  .     . 
Minima   . 
Mittel      .     . 
Ses.  -  Samen 


2,70 
1,43 
2,03 
1,27 


*)  C2Ü3CaO  a)  in  der  Trockensubstanz;  b)  in  der  fett-  und  erdefreien  Trockensubstanz. 

Die  Farbe  der  Ölkuchen  ist  wie  es  scheint  ganz  ohne  Einfluß  auf 
deren  Gehalt  an  CaO  und  CgOg.  Wahrscheinlicher  besteht  in  dieser  Be- 
ziehung ein  Einfluß  des  Bodens,  auf  dem  der  Samen  gewachsen;  doch 
bringen  die  Vff.  keinen  Beleg  dafür  an.  Rechnerisch  lassen  sich  aus  dem 
Gehalte  an  CaO  und  C2O3  eines  Ölkuchens  erkennen,  ob  er  rein  oder  mit 
anderen  Kuchenarten  vermischt  ist. 


1)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchsw.  in  Österr.  1913,   16,  141. 
de  l'Etat  a  Gembloux,  Vol.  U,  Brüssel  1913,  145-153. 


2)  Annuairo  de  la  Stat.  agronom. 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung. 


261 


Chemische  Zusammensetzung  der  ungarischen  Melasse.  Von 
Stephan  Weiser.^)  —  In  einer  längeren  Abhandlung  über  „die  Melasse 
als  Futtermittel"  stellt  der  Vf.  die  Ergebnisse  der  Untersuchung  (Mittel) 
von  Melasse  aus  23  ungarischer  Zuckerfabriken  zusammen.  Aus  den  mit- 
geteilten Zahlen  kann  für  ungarische  Melasse  folgende  durchschnittliche 
Zusammensetzung  angenommen  werden:  in  %. 


Mio. 
Max. 


"Wasser 

21,0 
12,9 
35,9 


Trocken- 
substanz 

79,0 


Organische 
Substanz 

69,0 


ßoh- 
protein 

11,3 
8,44 
13,62 


N -  freie 

Extrakt- 

Zucker 

Asche 

stoffe 

57,7 

49,7 

10,0 

— 

39,9 

7,0 

— 

55,4 

14,15 

Chemische  Untersuchungen  über  die  Ensilage  des  Mais.  Von 
D.  Feruglio  und  L.  Mayer.-)  —  Die  Vff.  haben  in  zwei  Erntejahren 
(1909/10)  Untersuchungen  darüber  ausgeführt,  welche  Veränderungen  der 
grüne  Futtermais  bei  der  Einlagerung  im  Silo  erfährt.  Die  Temperatur 
im  Silo  überstieg  nicht  60— 62'' C.  und  fiel  allmählich  auf  30°  C.  Die 
Dauer  der  Ensilage  betrug  85 — 90  Tage.  Die  Konservierungsverluste 
waren  verhältnismäßig  gering,  sie  überstiegen  nicht  wesentlich  S^/o.  Die 
stofflichen  Veränderungen   sind  aus   der  nachstehenden  Tabelle   ersichtlich. 


In  der  fenchten  Substanz 


Mais  frisch 


Mais  nach  der 
Ensilage 


in  der  Trockensubitanz 


Mais  frisch 


Mais  nach  der 
Ensilage 


Wasser 

Trockensubstanz     .     .     . 
Gesamtstickstoff      .     .     . 

Rohprotein 

ßeineiweiß 

lösl.  Eiweiß 

unlösl.  Eiweiß    .... 

Fett 

Zucker  (Glucose)    .     .     . 
Zucker  (Saccharose)    .     . 

Stärke   

Pentosane  

Rohfaser 

Säure  (als  Milchsäure)    . 

Asche 

Unbestimmtes  (Differenz) 


20,705 
0,279 

0.828 
0,289 
0,539 


79,295 
1,743 


0,450 
2,960 
0,520 
0,405 
4,283 
5,848 
0,368 
1,460 
2,668 


21,230 
0,290 

0,543 
0,083 
0,460 


78,770 
1,812 


1,062 
0,998 
0,058 
0,234 
4,061 
5,893 
1,476 
1,368 
4,268 


1,347 

4,000 
1,358 
2,642 


8,419 


2,173 

14,296 

2,511 

1.960 

20,686 

28,248 

1,777 

7,050 

12,880 


1,370 

2,560 
0,392 
2,168 


8,562 


5,000 

4,701 

0,273 

1,100 

19,130 

27,758 

6,905 

6,400 

20,171 


Die  Zahlen  zeigen,  daß  eine  Zerstörung  des  Reinproteins  und  der 
Albuminoide,  daß  ferner  eine  beträchtliche  Abnahme  der  Zucker  und  zum 
Teil  auch  eine  solche  der  Pentosane  stattfindet.  Anderseits  nehmen  der 
Atherextrakt  und  die  Gesamtsäure  zu.  (Nenmann.) 

Silage    Fermentation.     Von   W.  M.  Esten    und   C.  J.  Mason.^)    — 

Aus  fünfjährigen  Versuchen  ergiebt  sich,  daß  eine  ausgiebige  Säuerung  der 
wichtigste  Faktor  für  das  Gelingen  dieser  Futter -Konservierung  sei,  die  am 
besten  dann  verläuft,  wenn  die  Temperatur  25 — 30°  C.  nicht  übersteigt. 
Temperaturen  über  38°  C.  sind  nach  des  Vf.  Ansicht  gleichbedeutend  mit 


1)  Österr.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  463.  —  -)  Ricerch.  speriment. 
e  Aft.  spieg.  1911,  m.  65—90  (R.  Labor,  chim.  agrar.  Udine).  —  3)  Connect.  Storr's  Aj^c.  Exper. 
Stat.  1912,  Bull.  70,  40;  hier  bericht.  nach  Ctrlbl.  f.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  37,  306  u.  307  (Löhnis). 


262  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

„Silage  destruction  and  not  siiage  formation''.  —  Gleichzeitig  mit  den 
fortlaufenden  Temperatur- Beobachtungen  fanden  Keimzählungen,  besondere 
Untersuchungen  über  die  vorhandenen  Milchsäurebakterien  und  Hefen, 
sowie  über  Säure-  und  Alkoholbildung  statt.  Vermehrung  und  Tätigkeit 
der  Mikroben  erreichen  auch  bei  diesem  Gärungsproceß  ihr  Maximum  in 
den  allerersten  Tagen.  Nach  3 — 4  Wochen  sind  die  Umsetzungen  be- 
endet. Das  fertige  Sauerfutter  kann  dann  jahrelang  ohne  Schaden  auf- 
bewahrt werden,  wenn  für  vollständigen  Luftabschluß  gesorgt  ist.  Ins- 
gesamt wurden  in  den  ersten  Tagen  reichlich  1000  Millionen  Keime  pro  g 
gezählt;  von  Hefen  wurden  7  verschiedene  Arten,  von  ]Milchsäurebakterien 
vorwiegend  solche  Rassen  isoliert,  die  Lactose  nicht  angreifen.  Die  Vff. 
betonen,  daß  aus  allen  Futterarten  ein  gutes  Sauerfutter  bereitet  werden 
kann,  aber  nur  unter  der  Bedingung,  daß  genügend  Zucker  zur  Säure- 
bildung vorhanden  ist.  Leguminosen  sind  deshalb  mit  Gräsern  zu  mischen. 
In  runden  Holz -Silos  gelingt  die  Konservierung  am  besten.  Stein-  und 
Cement- Silos  leiten  die  Wärme  zu  rasch  ab. 

Über  die  flüchtigen  aliphatischen  Säuren  der  Mais -Silage.  Von 
Arthur  W.  Dox  und  Ray  E.  Neidig.  ^)  —  Gegenüber  der  Veröffentlichung 
einer  Arbeit  über  denselben  Gegenstand  von  E.  B.  Hart  und  J,  J.  Willaman ') 
machen  die  VfF.  auf  ihre  bereits  früher  3)  unter  gleichem  Titel  ver- 
öffentlichte Arbeit  aufmerksam  und  weisen  auf  die  Verschiedenheit  zwischen 
ihren  Ergebnissen  und  denen  der  anderen  Autoren  hin,  die  durch  ver- 
schiedene Arbeitsmethode  bedingt  sind.  Sie  haben  die  Alkohole  und 
Säuren,  welche  bei  der  Mais -Silage  sich  gebildet  hatten,  näher  untersucht 
und  fanden  Äthyl-  und  Propylalkohol  im  Verhältnis  von  10:1,  aber  keinen 
Methylalkohol.  Im  Durchschnitt  bestanden  die  gesamten  flüchtigen  Säuren 
aus  1 7o  Ameisen-,  87  7o  Essig-,  8,7  ^j^  Propion-,  3  %  Butter-  und 
0,3  °/o  Baldriansäure. 

Über  das  Einsäuern  von  Rübenschnitzeln.  Von  A.  Zaitschek.  ^) 
—  Bei  richtiger  Einsäuerung  von  Rübenschnitzeln  muß  die  Entwicklung 
schädlicher  Mikroorganismen  dadurch  gehemmt  werden,  daß  der  Gehalt 
an  freier  Milchsäure  im  eingesäuerten  Material  je  früher  eine  bis  zu 
2,5%  steigende  Concentration  erreicht;  es  müssen  also  die  Bedingungen 
begünstigt  werden,  die  zu  einer  raschen  Zunahme  der  Milchsäurebakterien 
führen.  Zur  Beförderung  hat  man  zuerst  ein  Bespritzen  der  Schnitzel 
mit  Milch  beim  Einsäuern  empfohlen.  Da  dieses  Verfahren  aber  zu  teuer 
kam,  so  ist  man  nach  Bouillant  zur  Anwendung  von  Reinkulturen  der 
Milchsäurebakterien  übergegangen.  Diese  Kulturen  wurden  „Lacto- Pulpe" 
genannt.  Die  vom  Laboratorium  Moser  in  Wien  hergestellten  Kulturen 
werden  unter  der  Benennung  „Vindobona- Pulpe"  in  den  Verkehr  gestellt. 
Der  Vf.  hat  nun  mit  diesen  Kulturen  ausgedehnte  Versuche  angestellt, 
beschreibt  das  Impfen  der  Schnitzel  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  letztere 
Operation,  wegen  ihrer  heiklen  Durchführung,  nicht  dem  Landwirt  zu 
überlassen,  sondern  der  Zuckerfabrik  mit  ihrem  Chemiker  anzuvertrauen. 
Die  Schnitzel  müssen  im  frischen,  unverdorbenen  Zustande  geimpft  werden, 
da   sonst   die  schädlichen  Mikroorganismen  die  Oberhand  bekommen.     Die 


i)  The  Journ.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  90—93.  —  =)  Ebend.  1912,  34,  1619—1625.  sowie 
dies.  Jahresber.  1912,  274.  —  s)  Ebend.  34,  1609—1625.  —  *)  Österr.- Ungar.  Ztschr.  f.  Zackerind.  u. 
Ldwsch.  1913,  42,  1-8. 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung. 


263 


so  behandelten  Schnitzel  liefern  ein  ausgezeichnetes  und  die  frischen 
Schnitzel  ganz  ersetzendes  Milchviehfutter.  Die  Tiere  fraßen  die  geimpften 
Schnitzel  lieber.  Bei  Ersatz  von  30  kg  süße  Schnitzel  durch  ebensoviel 
saure  Schnitzel  steigerte  sich  die  tägliche  durchschnittliche  Milchmenge, 
bei  gleichbleibender  Qualität  der  Milch,  um  1,88  kg,  wobei  die  Kühe 
täglich  pro  Stück  nur  0,375  kg  zunahmen.  Bisherige  Versuche  haben 
durch  das  Impfen  der  Schnitzel  eine  Trockensubstanz  ersparnis  von  9% 
ergeben.  Weiteren  Versuchen  muß  es  anheimgestellt  werden,  festzustellen, 
wie  groß  die  durch  Impfen  bewirkte  Trockensubstanzersparnis  ist  und 
welche  Zusammensetzung  diesem  Trockensubstanzplus  zukommt.      (Stift) 

Welche  Erfahrungen  liegen  für  die  Einmietung  der  Schnitzel 
unier  Impfung  mit  Lacto- Pulpe  vor?  Von  A.  Herzfeld. ^)  —  Der  Vf. 
steat  diesem  Verfahren,  unter  Berücksichtigung  der  bisherigen  Erfahrungen, 
güastig  gegenüber.  Sollten  weitere  Versuche,  namentlich  wissenschaftlicher 
Natur,  ebenfalls  günstig  ausfallen,  dann  könnte  man  mit  Hilfe  dieses  Ver- 
fahrens in  der  Zukunft  nach  Millionen  zählende  Summen  an  Nährwert 
beim  Einmieten  der  Schnitzel  ersparen,  was  auch  eine  erhöhtere  Leistungs- 
fähigkeit der  Zuckerindustrie  bedeuten  würde.  Fr.  Strohmer^)  verweist 
auf  die  mit  dem  Verfahren  in  Österreich  und  in  Ungarn  erzielten,  be- 
friedigend ausgefallenen  Resultaten,  die  zu  weiteren  größeren  Versuchen 
ermutigen.  Von  Interesse  sind  Versuche,  bei  denen  erfrorene  Rüben  mit 
Lacto -Pulpe  versetzt  und  eingesäuert  wurden  und  ein  ausgezeichnetes 
Viehfutter  ergaben.  Dadurch  fanden  die  von  der  Fabrik  zurückgewiesenen 
Rüben  eine  ganz  gute  Verwertung.  (stift.) 

Zusammensetzung  eingesäuerter  Zuckerrüben  -  Blätter.  Von  A. 
Morgen,  C.  Beger  und  F.  Westhausser.  ^)  —  Das  untersuchte  Sauerfutter 
war  von  den  Vff.  aus  30  dz  frisclien  Blättern  in  cementierter  Grube  her- 
gestellt; es  war  gut  geraten,  zeigte  einen  angenehmen  säuerlichen  Geruch 
und  wurde  von  Schafen  und  Ziegen  gern  gefressen.  Es  hatte  folgende 
Zusammensetzung:  (Wassergehalt  des  Sauerfutters  78,7  "/o) 


Rohprotein. 


NX 

6,25 


Reineiweiß 


NX 

6,25 


Amide 


N     NX 
6,25 


+^. 


im  frischen  Zust. 
i.  d.  Tr.-Substz. 


14,30 
67,12 


0.50 
2,33 


3,13|0,28 
24,561,31 


1,75 
8,19 


0,22 
1,02 


1,38    (2,32) 
6,37(10,89) 


2,56 
12,00 


8,64 
40,56 


7,00 
32,88 


0,14 
0,60 


Das  Sauerfutter  wurde  gelegentlich  einer  Arbeit  über  den  Futterwert 
desselben  für  Milchtiere  (s.  unter  Fütterungsvers.)  untersucht. 

Die  Kellner'schen  Stärkewerte  und  die  alte  Bewertung  der  Futter- 
mittel nach  verdaulichen  Nährstoffen.     Von  Th.  Pfeiffer.  *)  —  Bei  dem 

von  Sehn  ei  de  wind  5)  durchgeführten  Mastversuche  an  Ochsen  machen 
sich,  wie  der  Vf.  zeigt,  die  Unterschiede  der  rauhfutterreichen  und  der 
rauhfutterarmen  Ration  (die  Menge  der  verdaulichen  Nährstoffe  war  gleich) 
deutlich  bemerkbar,  wenn  man  die  Stärkewerte  berechnet.  Wenn  man  das 
den  beiden  Gruppen  über  das  Erhaltungsfutter  hinaus  gegebene  Produktions- 

1)  Ztschr.  d.  Ver.  d.  D.  Zuckerind.  1913,  63,  744—751.  —  2)  Ebend.  751  u.  ?Ö2.  —  S)  D.  Idwsch. 
Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  655.  —  <)  FüUing's  Idwsch.  Zeit.  1918,  62,  544—549  (Breslau).  — 
5)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  207.    S.  unter  El. 


264  Landwirtschaftliclie  Tierproduction. 

futter  in  Stärkewerten  ermittelt  und  hiermit  die  Lebendgewichtszunahme 
vergleicht,  so  ergiebt  sich,  daß  die  Lebendgewichtszunahme  der  rauh- 
futterreich  gefütterten  Gruppe  zwar  scheinbar  verhältnismäßig  hoch  ist,  daß 
aber  dies  durch  die  stärkere  Magen-  und  Darmfüllung  vorgetäuscht  wird. 
In  Rücksicht  hierauf  und  auf  die  bessere  Ausmästung  der  rauhfutterarm 
gefütterten  Tiere  muß  gefolgert  werden,  daß  die  Kellner 'sehen  Stärke- 
werte  auch  bei  Verwendung  großer  Rauhfuttergaben  ausgezeichnete  Dienste 
zur  richtigen  Einschätzung  des  zu  erwartenden  Masterfolgs  zu  bieten 
vermögen.  (Mach.) 

Die  Geldwertberechnung  der  Futtermittel.  Von  Th,  Pfeiffer.  ^^  — 
Der  Vf.  zeigt,  daß  es  zur  Beantwortung  der  Frage:  in  welchen  Futtermitteln 
stehen  die  erforderlichen  Mengen  von  Eiweiß  und  Stärkewert  am  billigsten 
zur  Verfügung?  keiner  Berücksichtigung  eines  Sonderwerts  des  Eiweißes 
bedarf,  wenn  der  unter  den  verschiedenen  Bedingungen  (Düngerpflege)  ■ver- 
schieden hohe  Düngerwert  der  Futtermittel  eingeschätzt  wird.  (Über  die 
Bewertung  der  Pflanzennährstoffe  und  die  Einschätzung  der  Verluste  beim 
Lagern  des  Stallmistes  s.  Original.)  Auch  für  eine  Einschätzung  des  Geld- 
wertes der  sog.  marktlosen  Futtermittel  (jedoch  lediglich  für  die  Zwecke 
der  Kalkulation  über  den  An-  und  Verkauf,  nicht  für  die  Buchführung) 
läßt  sich  das  eingeschlagene  Verfahren  benutzen.  Hierbei  wird  der  Futter- 
wert nach  ihrem  Stärke  wert  entsprechend  dem  Lokopreise  des  Stärkewertes 
in  den  jeweilig  billigsten  Handelsfuttermitteln  berechnet.  Beim  Düngewert 
nimmt  der  Vf.  außer  dem  Wert  von  N,  KjO  und  P2O5  die  organische  Masse 
zu  1  Pf.  für  1  kg  an  und  berücksichtigt  außerdem  den  Einfluß  der 
mangelhaften  Concentration  dadurch,  daß  für  jedes  einzelne  Futtermittel 
eine  Zahl  berechnet  wird,  die  angibt,  welche  Mengen  Ölkuchen  mittlerer 
Zusammensetzung  (Zuschlag)  erforderlich  sind,  um  eine  Futtermischung 
mittlerer  Concentration  (auf  100  Tl.  Trockensubstanz  50  Tl.  Stärkewert) 
zu  erhalten.  Diese  Faktoren,  zusammengenommen  mit  den  in  jeder  Wirt- 
schaft verschieden  hohen  Transportkosten  für  die  erforderlichen  Mengen 
Zuschlag,  ermöglichen  eine  Bereclmung  der  Abzüge,  die  von  den  Summen 
des  Dünge-  und  Futter  wertes  der  betreffenden  Futtermittel  zu  machen  sind, 
woraus  sich  dann  die  Gebrauchswerte  ergeben.  Der  Vf.  wendet  sich 
schließlich  gegen  eine  Arbeit  von  J.  König'),  der  die  Verwendung  der 
Stärkewerte  für  die  Geld  Wertberechnung  verwirft.  (Mach.) 

Vorschläge  zur  Gewinnung  eines  praktischen  Verfahrens  der  Ein- 
schätzung der  Preiswürdigkeit  der  Futtermittel  und  der  Aufstellung 
von  Futterrationen  auf  der  Kellner'schen  Grundlage.  Von  H.  Neubauer.^) 

—  Eine  Berechnung  des  mittleren  Geldwerts  von  Stärkewert  und  ver- 
daulichem Eiweiß  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  liefert  wider- 
sprechende Ergebnisse,  wenn,  wie  es  der  Vf.  durchführt,  bei  16  Futter- 
mitteln Fleischfuttermehl  oder  Futtergerste  oder  beide  Futtermittel  fort- 
gelassen werden.  Der  Vf.  macht  nun  Vorschläge,  wie  der  Landwirt  sowohl 
die  Preiswürdigkeit  der  Futtermittel  einschätzen  als  auch  die  Zusammen- 
stellung der  Rationen  einfach  bewerkstelligen  kann.  Hierzu  werden  die 
Begriffe  „Futtermittelzahl"  d,  i.  Menge  eines  Futtermittels  oder  eines  Futter- 
mittelpaares, die  100  kg  Stärkewert  enthält,  und  „Eiweißzahl",  d.  i,  die  in 

I)  D.  Idwfech.  Versuchs&t.  1913,  79  n.  80,  279-321  (Breslau).  —  2)  Dies.  Jahresber.  1912,  307. 

—  8)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  465—490. 


A.  Futtermittel,  Analysen,  Konservierung  und  Zubereitung.  265 

100  kg  Stärkewert  enthaltene  Menge  an  verd.  Eiweiß,  eingeführt.  Um  z.  B. 
eine  Eation  durch  x  kg  Stärkewert  und  y  kg  verd.  Eiweiß  möglichst  billig 
zu  ergänzen,  hat  man  mit  Hilfe  einer  näher  beschriebenen  graphischen 
Darstellungsweise  (Futterpreistafel)  diejenigen  Paare  von  Futtermitteln  zu 
ermitteln,  die  die  gewünschte  Ergänzung  zu  billigstem  Preise  zu  liefern 
vermögen.  Das  Verfahren,  dessen  Einzelheiten  im  kurzen  Auszug  nicht 
geschildert  werden  können,  ist  überaus  einfach,  wenn  man  sich  der  Futter- 
preistafel, die  der  Vf.  mit  einer  Anleitung  demnächst  erscheinen  lassen 
wird,  bedient,  und  kann  ohne  umständliche  Rechenarbeit  in  kurzer  Zeit 
ausgeführt  werden.  (Mach.) 

Beiträge  zur  Bewertung  der  Futtermittel.  Von  F.  Mach.^)  — 
Die  zuverlässige  Abschätzung  des  Stärkewerts  stößt  noch  bei  vielen  Futter- 
mitteln auf  erhebliche  Schwierigkeiten.  Es  sind  daher  noch  ausgedehnte 
Untersuchungen  erforderlich,  um  die  bestehenden  Lücken  auszufüllen.  Da 
es  sich  ferner  empfiehlt,  den  Landwirten  ohne  große  Kosten  Angaben 
über  den  Gehalt  der  verwendeten  Futtermittel  an  Stärkewert  und  ver- 
daulichem Eiweiß  zu  machen,  schlägt  der  Vf,  vor,  die  Futtermittel  auf 
Protein,  Fett,  Wasser,  wenn  möglich  auch  auf  Asche  (bei  den  fettarmen 
stärkehaltigen  auch  auf  Stärke)  zu  untersuchen  und  mit  Hilfe  der  K eil n er- 
sehen Verdauungscoefficieuten  und  der  Wertigkeit  den  mittleren  Stärkewert 
der  protein-  und  fettfreien  oder  der  protein-,  fett-  und  aschefreien  Trocken- 
substanz zu  berechnen  und  dem  ebenfalls  berechneten  Stärke  wert  des  ge- 
fundenen Protein-  und  Fettgehaltes  zuzuzählen.  Wie  an  einigen  Beispielen 
gezeigt  wird,  liefert  das  Verfahren  hinlänglich  zutreffende  Werte;  die 
allgemeine  Brauchbarkeit  ist  jedoch  noch  näher  zu  prüfen.  Der  Vf.  schlägt 
ferner  vor,  für  die  Abschätzung  des  Geldwerts  lediglich  den  Preis  des 
in  den  einzelnen  Futtermitteln  enthaltenen  Stärkewerts  zu  berechnen  und 
bei  der  Auswahl  der  anzukaufenden  Futtermittel  die  in  100  kg  Stärkewert 
enthaltene  Eiweißmenge  und  die  Concentration  (die  100  kg  Stärkewert 
entsprechende  Menge  des  Futtermittels)  zu  berücksichtigen.  Der  Stärkewert- 
preis einer  Reihe  eiweißarmer  und  eiweißreicher  Futtermittel  ist  wenig 
verschieden,  doch  sind  die  Abweichungen  von  dem  durchschnittlichen 
Stärkewert  bei  einzelnen  Futtermitteln  derart  groß,  daß  hierdurch  der 
Stärke  wertpreis  stark  verändert  werden  kann.  (Mach.) 

Die  Geldwertberechnung  der  Futtermittel.  Von  Th.  Pfeiffer.  ^)  — 
Der  Vf.  gibt  im  Anschluß  an  die  in  Bd.  79/80  der  Ldwsch.  Versuchsst. 
erschienenen  hierhergehörenden  3  Arbeiten  (s.  die  vorstehenden  Referate)  und 
an  die  Beratungen  des  vom  Verbände  landwsch.  Versuchsst.  eingesetzten 
Sonderausschusses  für  die  Bewertung  der  Futtermittel  einen  Überblick  über 
den  augenblicklichen  Stand  der  Geld  Wertberechnung.  Hierbei  wird  1.  die 
Preisausgleichsrechnung,  2.  die  eigentliche  Geldwertberechnung  der  Handels- 
futtermittel und  3.  die  Geldwertberechnung  der  sog.  marktlosen  Futter- 
mittel behandelt.  Bezüglich  der  Einzelheiten  muß  auf  das  Original  ver- 
wiesen werden.  Den  Schluß  bildet  die  vom  Verbände  auf  Vorschlag  des 
erwähnten  Sonderausschusses  angenommene  Resolution.  Hiernach  ist  eine 
Änderung    der    an    sich    verbesserungsbedürftigen    Preisausgleichsrechnung 


1)  D.  ldwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  815—846  (Angnstenberg).  —  =)  Fühling's  ldwsch.  Zeit. 
1913,  62,  737—757  (Breslau). 


266  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

(nach  den  Verhältnis  2:2:1)  vorläufig  nicht  als  zweckmäßig  zu  erachten. 
Die  Geldwertberechnung  der  Handelsfuttermittel  hat  von  dem  Stärkewert, 
als  der  augenblicklich  sichersten  Grundlage  auszugehen.  Das  verdauliche 
Eiweiß  ist  nicht  gesondert  zu  bewerten;  dagegen  ist  der  Düngerw^ert  nach 
den  Vorschlägen  von  Pfeiffer  zu  berücksichtigen.  Die  Geld-svertberechnung 
der  marktlosen  Futtermittel  erfolgt  auf  derselben  Grundlage,  wobei  eben- 
falls der  etwas  anders  festzustellende  Düngewert  und  der  Minderwert  in- 
folge mangelhafter  Concentration  zu  berücksichtigen  ist.  Die  Frage  nach 
der  wirtschaftlichen  Verwertung  der  Futtermittel  bleibt  hierdurch  unberührt. 

(Mach.) 

Die    Geldwertberechnung    der    Futtermittel.     Von  J.   König,  i)  — 

Nach  dem  Vf.  ist  die  Ermittlung  des  Futtergeldwertes,  die  dem  Landwirt 
Anhaltspunkte  für  den  Ankauf  der  Handelsfuttermittel  geben  und  bei 
Mindergehalten  zur  Berechnung  des  Minderwerts  dienen  soll,  nach  dem 
Gehalt  an  wertbestimmenden  Bestandteilen:  Protein,  Fett  und  N-freien 
Extraktstoffen  vorzunehmen.  Der  Vergleich  der  Handelsfuttermittel  nach 
ihrem  Gehalt  ist  möglich,  denn  die  Unterschiede  sind  bei  ihnen  in  bezug 
auf  Verdaulichkeit  und  Wertigkeit  der  Rohnährstoffe  nicht  sehr  erheblich. 
Im  großen  und  ganzen  geht  der  Gehalt  an  rohem  wie  verdaulichem  Protein 
und  Fett  dem  Preise  parallel.  Das  nach  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  berechnete  Wertsverhältnis  von  2:2:1  ist  durchaus  als  zutreffend 
anzusehen.  Für  die  praktischen  Bedürfnisse  ist  es  am  zweckmäßigsten, 
nur  mit  Rohnährstoffen  zu  rechnen,  weil  nur  diese  sich  direkt  bestimmen 
lassen  und  nur  für  sie  eine  sichere  Garantie  geleistet  werden  kann.  Die 
Nebenwirkungen  und  der  physiologische  Nutzungswert  müssen  zwar  be- 
rücksichtigt werden,  doch  ist  das  Wertsverhältnis  der  einfachen  Nährstoffe 
zuerst  festzulegen.  Das  läßt  sich  aber  bis  jetzt  am  sichersten  nur  durch 
Zugrundelegung  der  Marktpreise  und  der  Rohnährstoffe  berechnen  und  ist 
auch  unentbehrlich  für  die  Wertsberechnung  bei  Mindergehalten.  Eine 
Garantie  nach  verdaulichen  Nährstoffen  oder  nach  Stärkewerten  hält  der  Vf. 
für  unausführbar.  (Mach.) 


Literatur. 


Bredemann.  G.:  Beiträge  zur  Futtermitteluntersuchung.  Salzsäure- 
Chloralhydrat  als  praktisches  Hilfsreageus.  —  Ldwsch.  Versuchsst.  79  u.  80,  329 
(A.  d.  ldwsch.  Versuchsst.  Harleshausen). 

Budai  (Bauer)  Koloman:  Eine  neue  Bestimmung  der  Rohfaser.  —  Ztschr. 
f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  Nr.  11,  295 — 304.  —  Das  wesentlich  Neue  in  der 
Bauer' sehen  Methode  ist,  daß  bei  ihr  die  Laugenkochung  ganz  fortfällt  und 
infolgedessen  auch  Lignin,  Suberin,  Cutin  und  die  Farbstoffe  in  der  Rohfaser 
zurückbleiben.  Die  Methode  soll  insbesondere  bei  der  Untersuchung  von  Getreide- 
mehlen angewendet  werden. 

Feßler,  Kurt:  Untersuchungen  an  Buchweizenschalen.  —  Ztschr.  f. 
physiol.  Chem.  1913,  85,  148  (Hannover,  Physiol.  inst.  d.  Techn.  Hochschule).  — 
Die  Buchweizenkrankheit  der  Haustiere,  von  der  besonders  Tiere  mit  nicht 
pigmentierter  Haut  befallen  werden,  wenn  sie  dem  Lichte  ausgesetzt  sind,  ist 
auf  die  photodynamische   Wirkung  des  Buchweizenchlorophylls  zurückzuführen. 

Henneberg,  W. :  Anweisung  zur  Züchtung  der  Reinkultur -Einsäuerungs- 
pilze. —  Ztschr.  f.  Spiritusind  1913,  36,  Nr.  50,  612.  —  Beim  Einsäuern  von 
Futtermitteln,  insbesondere  Kartoffeln,  Rüben  usw.  zu  verwenden. 

1)  Flugblatt  Z.  V.    4  S.    Münster  i.  W. 


B.   Chemisch  -  physiologische  und  C.  Experimental Untersuchungen.       267 

Honcamp,  F.:  Die  Handelsfuttermittel,  ihr  "Wert  und  ihre  zweckmäßige 
Verwendung.  —  Illustr.  Idwsch.  Zeit.  1913,  33,  Nr.  89.     Sonderabdruck. 

König,  J.  (-Münster):  Die  sog.  stickstofffreien  Extraktstoffe  in  den  Futter- 
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273 — 282.  (Nach  einem  für  den  XI.  Internationalen  Kongreß  für  Pharmacie  in 
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Turrentine,  J.  W.:  The  Fish-Scrap  Industrie  of  the  Atlantic  Coast. 
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of  Solls,  Milton  Whitney,  Chief.  1913,  27/12. 

Völtz,  W. :  Wie  hat  die  Impfung  der  einzusäuernden  Hackfrüchte  und  der 
Rauhfutterstoffe  mit  Reinkulturen  von  Milchsäurebakterien  zu  erfolgen?  — 
Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  49,  599. 

Völtz,  W.,  und  Deutschland,  A.:  Über  den  Futter- (Geld-)  Wert  der 
Maisschlempe.    —  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  5,  47. 

Weiser,  Stephan:  Die  Melasse  als  Futtermittel.  —  Österr.-Ungar.  Ztschr. 
f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  462 — 521.  —  In  langer  Abhandlung  bespricht 
der  Vf.  die  chemische  Zusammensetzung  der  Melasse;  Tierversuche  (Fütterungs- 
versuche an  Ochsen,  Kühe,  Pferde,  Schweine,  Schafe);  die  Erfahrungen  der 
landwirtschaftlichen  Praxis  bei  der  Verfütterung  von  Melasse. 


B.  Chemisch -physiologische  und 

C.  Experimentaluntersuchungen. 

Referent:    F.  Reinhardt. 

Über  den  Gehalt  an  Kreatin  der  Muskeln  verschiedener  Tiere  und 
der  verschiedenen  Arten  des  Muskelgewebes.    Von  Mario  Cabella.^)  — 

Untersucht  wurden  die  glatten,  gestreiften  und  Herzmuskeln  verschiedener 
Tierklassen  (Säugetiere,  Vögel,  Fische  und  Weichtiere),  dann  auch  ver- 
schiedene Muskelgruppen  desselben  Tieres.  Das  Untersuchungsmaterial 
stellte  sich  der  Vf.  so  her,  daß  er  das  fein  zerkleinerte  Muskelgewebe  durch 
dreimaliges  2 stündiges  Kochen  mit  physiologischer  NaCl-Lösung  extrahierte. 
Dann  wurde  der  Gehalt  an  Kreatin  bestimmt,  und  zwar  nach  vorheriger 
Überführung  in  Kreatinin,  vermittels  der  Folin' sehen  Methode.  Die  Unter- 
suchungen führten  zu  folgenden  Ergebnissen:  1.  Bei  den  Wirbeltieren  ist 
das  Kreatin  im  Muskelgewebe  immer  vorhanden ;  und  zwar  ist  es  der  Menge 
nach  so  verteilt,  daß  die  gestreiften  Muskeln  am  meisten  Kreatin  enthalten, 
weniger  die  Herzmuskeln,  und  die  glatten  Muskelgewebe  nur  geringe  Mengen. 
2.  Der  Kreatingehalt  der  einzelnen  quergestreiften  Muskeln  desselben  Tieres 
ist  verschieden,  auch  bei  Bezugnahme  auf  den  Trocken-  und  Gesamt-N- 
Rückstand.  3.  Die  Brustmuskeln  der  Vögel  enthielten  stets  mehr  Kreatin, 
als  die  Schenkelmuskeln.  4.  Das  Verhältnis  zwischen  Gesamt- N  und 
Kreatin -N  schwankte  für  die  willkürlichen  Muskeln  der  Säugetiere,  Fische 
und  Vögel  und  für  die  Herzmuskel  des  Rindes  zwischen  3  und  4,  für 
die  Brustmuskel  der  Vögel  zwischen  4 : 5  und  betrug  für  den  Herzmuskel 
des  Huhnes  und  das  glatte  Muskelgewebe  fast  1.  5.  Das  Muskelgewebe 
der  Wirbellosen  enthielt  nur  äußerst  geringe  Mengen  Kreatin,  bezw.  war 
dieses  überhaupt  nicht  nachzuweisen. 

1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  84,  29—38  (A.  d.  Latorat.  d.  italien.  Hospitals  in  Buenos  Aires). 


268  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Der  Kreatingehalt  des  Muskels  unter  normalen  Bedingungen. 
Von  Viktor  C.  Meyers  und  Morris  S.  Fine. ^)  —  Die  Beziehung  des- 
selben zum  Harnkreatinin.  In  der  vorliegenden  Arbeit  wurde  der 
Kreatingehalt  von  Hunde-,  Kaninchen-  und  Katzenmuskeln  festgestellt,  und 
es  wurde  der  Gehalt  an  Kreatin  im  Kaninchenharn  bestimmt  und  dann 
mit  dem  Kreatingehalt  des  Körpers  dieser  Tiere  verglichen.  Aus  den  Ver- 
suchen geht  hervor,  daß  der  Gehalt  an  Kreatin  in  den  Muskeln  bei  den 
einzelnen  Tierarten  ein  recht  gleichmäßiger  ist;  beim  Kaninchen  wurden  durch- 
schnittlich 0,52^0,  in  der  Muskulatur  der  Katze  0,45%  und  beim  Hunde 
0,37%  Kreatin  gefunden.  Im  Kaninchenharn  wurde  um  so  mehr  Kreatinin 
gefunden,  je  höher  der  Gesamtkreatingehalt  des  Organismus  des  betreffenden 
Tieres  war.  Durch  diese  Tatsache  wird  bewiesen,  daß  das  Kreatinin  ein 
Abbauproduct  des  Kreatins  ist. 

Der  Einfluß  des  Fastens  auf  den  Kreatingehalt  des  Muskels.') 
Der  Kreatingehalt  der  Muskulatur  und  des  Gesamtkörpers  wurde  be- 
stimmt^ vmd  es  wurde  gefunden,  daß  derjenige  des  Muskels  während  des 
Fastens  zunächst  zu-  und  dann  abnimmt.  Während  des  Fastens  wird 
Kreatin  in  ständig  steigenden  Mengen  ausgeschieden,  welches  höchst- 
wahrscheinlich dem  Muskelgewebe  entstammt. 

Der  Einfluß  der  Verfütterung  von  Kohlenhydraten  auf  den 
Kreatingehalt  des  Muskels. 3)  Kaninchen  wurden  längere  Zeit 
hindurch  lediglich  mit  C- Hydraten  gefüttert,  dann  getötet,  und  es  wurde 
darauf  der  Kreatingehalt  der  Muskulatur  festgestellt.  Der  Gehalt  an  Kreatin 
nahm,  genau  wie  oben,  zunächst  zu  und  dann  wieder  ab.  Im  Harn  w'urden 
dagegen  geringe  Mengen  Kreatin  ausgeschieden. 

Der  Einfluß  der  Verfütterung  von  Kreatin  und  Kreatinin 
auf  den  Kreatingehalt  der  Muskeln.-*)  Durch  subkutane  Darreichung 
von  Kreatin  an  Kaninchen  wird  scheinbar  eine  schwache  Steigerung  des 
Kreatingehaltes  der  Muskeln  verursacht.  Die  Erhöhung  belief  sich  in 
5  Versuchen  auf  5%,  welche  Zunahme  jedoch  nicht  dem  im  Harn  nicht 
wieder  ausgeschiedenen  Kreatin  entspricht.  Ebenso  wirkt  die  Verfütterung 
von  Kreatinin  auf  den  Kreatingehalt  der  Muskeln.  Die  Steigerung  des 
Gehaltes  betrug  in  3  Versuchen  über  6%  i^^er  den  gewöhnlichen  Kreatin- 
gehalt. Diese  scheinbare  Vermehrung  des  Muskelkreatins  ist  jedenfalls  nicht 
auf  eine  Zurückhaltung  des  unveränderten  Kreatinins  zurückzuführen.  Von 
dem  zugeführten  Kreatin,  und  zwar  je  nach  dessen  Menge,  wurden  25 — SO'^/q 
unverändert  wieder  im  Harn  ausgeschieden,  während  2 — 10%  als  Kreatinin 
im  Urin  erschienen.  Diese  Verwandlung  dürfte  zur  Aufklärung  des  Ver- 
haltens beider  Körper  im  Stoffwechsel  von  Wichtigkeit  sein.  Wurde 
Kreatinin  verfüttert,  so  wurden  77 — 82*^/0  im  Harn  wieder  abgegeben,  ohne 
daß  eine  Umwandlung  in  Kreatin  stattfand. 

Beiträge  zur  Muskelchemie.  Von  G.  Buglia  und  A.  Costantino.  s) 
—  V.  Mittl.  Über  die  Purinbasen  der  glatten  Muskeln  der 
höheren  Tiere.  Zu  ihren  Versuchen  benutzten  die  Vff.  die  hydrolysierte 
Muskelsubstanz  vom  Retractor  penis  des  Ochsen.     In  diesem  Falle  konnten 


1)  Journ.  of  Biol.  Chem.  1913,  14,  9—26  (Post - Gradaate  Med.  Schoo;.  New  York).  —  '^  Ebend. 
1913,  15,  283-304.  —  S)  Ebend.  1913,  15,  305—310;  ref.  nacb  Chem.  Ctrlbi.  1913,  II.  1416  n.  1417 
(Honle).  —  ■•)  Ebend.  1913,  16,  169—186;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbi.  1914,  I.  558  (Franck).  —  »)  Ztschr. 
f.  physiol.  Chem.  1918,  83,  45—49  (A.  d.  chem.  physiol.  Abt.  d.  zool.  Stat.  Neapel). 


B.  Chemisch -physiologische  und  C.  Experimentaluntersuchungen.       269 

sowohl  die  freien  Purinbasen  als  auch  diejenigen  der  Muskelproteine  be- 
stimmt werden.  Die  Versuche  führten  zu  folgenden  Ergebnissen:  Die 
Purinbasen  der  glatten  Muskeln  bestehen  aus  Oxypurinen.  Mit  großer 
Wahrscheinlichkeit  ist  auch  das  Hypoxanthin  vorhanden,  welches  allerdings 
bezüglich  der  Quantität  bedeutend  hinter  dem  Xanthin  zurücktritt.  Dieses 
läßt  sich  sogar  noch  in  kleineren  Mengen  des  frischen  Muskels  (300  g) 
quantitativ  bestimmen.  Es  ist  ein  unterschied  zu  machen  zwischen  den 
Purinbasen  der  glatten  und  der  quergestreiften  Muskeln  von  höheren 
Tieren,  da  sie  ausschließlich  Hypoxanthin  enthalten.  Dagegen  läßt  sich 
nicht  entscheiden,  ob  das  Xanthin  im  glatten  Muskel  vorgebildet  ist. 

VI.  Mittl.  Der  freie  durch  Formol  titrierbare  Aminosäure- 
Stickstoff  und  der  Gesamtextraktiv-Stickstoff  im  Muskelgewebe 
von  hungernden  Tieren.^)  Die  Versuche  hatten  den  Zweck,  fest- 
zustellen, welche  Veränderungen  die  verschiedenen  im  Muskelgewebe  ent- 
haltenen Formen  des  N  während  des  Hungers  erleiden.  Im  Verlaufe  der 
Versuche  wurde  der  Gebalt  an  freiem  Amino-N  und  an  Gesamtextraktiv-N 
im  Muskelgewebe  normal  ernährter  und  anderseits  längere  Zeit  hungernder 
Tiere  bestimmt.  Die  Hungerperiode  dauerte  12 — 25  Tage,  während  welcher 
die  Tiere  soviel  HgO  trinken  konnten,  als  sie  wollten.  Alle  gefundenen 
Werte  wurden  auf  Trockensubstanz  umgerechnet.  Der  Vf.  zieht  aus  seinen 
Versuchen    einige    Schlußfolgerungen,    denen    wir    folgendes    entnehmen: 

1.  Durch  den  Hunger  tritt  keine  bemerkenswerte  Veränderung  des  Ge- 
samt-N,  eine  geringe  Zunahme  des  Gesamtextraktiv-N  und  eine  Zunahme 
des  freien,  durch  Formol  titrierbaren  Aminosäure-N  und  zwar  um  ungefähr 
Y4  des  Wertes,    der    bei   normal   ernährten  Tieren  vorgefunden  wird,   ein. 

2.  Beim  Vergleiche  der  Werte  des  freien  durch  Formol  titrierbaren  Amino- 
säure-N auf  den  in  der  Muskelsubstanz  gefundenen  Gesamt-N,  findet  man, 
daß  auch  in  dem  Falle  der  erstere  bei  hungernden  Tieren  höher  ist.  3.  Die 
Vermehrung  des  freien  Aminosäure-N  ist  nicht  eine  progessive,  sondern 
sie  hält  sich  während  einer  verhältnismäßig  langen  Hungerperiode  fast 
auf  gleicher  Höhe;  somit  besteht  wahrscheinlich  die  Neigung,  während  des 
Hungerns  das  Verhältnis  zwischen  den  beiden  Arten  des  N  auf  gleicher  Höhe 
zu  erhalten.  4.  Die  an  Octopus  vulgaris  ausgeführten  Versuche  führten  zu 
den  entgegengesetzten  Ergebnissen ;  sie  zeigen  sowohl  eine  Verminderung  des 
Gesamt-N,  als  auch  eine  Verminderung  des  Extraktiv-  und  des  freien  Amino- 
säure-N. 5.  Die  Vermehrung  des  freien  Amino-N  im  Muskelgewebe  während 
des  Hungerzustandes  läßt  sich  jedenfalls  sowohl  durch  Zerfallerscheinungen 
der  Reserveeiweißsubstanzen  und  des  Organeiweißes,  wodurch  eine  Ver- 
mehrung der  sich  normalei'weise  im  Muskelgewebe  findenden  freien  Amino- 
säuren herbeigeführt  wird,  als  auch  durch  eine  verminderte  Oxydation 
dieser  Säuren,  erklären.  6.  Die  freien  Aminosäuren  des  Muskels,  welche 
sich  dort  während  des  Hungerns  in  vermehrter  Menge  ansammeln,  werden 
weniger  als  im  normalen  Zustande  verbraucht,  weil  während  des  Hunger- 
zustandes eine  Anhäufung  der  freien  Aminosäuren  im  Harn  vor  sich  geht. 

Über  das  Verhalten  des  Muskelkreatins  bei  der  Ermüdung.  Von 
Vittorio  Scaffidi. ')  —  Die  wichtigsten  Ergebnisse  aus  seinen  Unter- 
suchungen  teilt  der  Vf.  wie   folgt  mit:    1.   In   den  Muskeln   des  Frosches 

1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  84,  243-253  (Physiol.  Inst.  d.  Univ.  Neapel).  —  2)  Biochem. 
Ztschr.  1913,  50,  402—417  (A.  d.  Lab.  d.  ital.  Hospitals  Buenos  Aires). 


270  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

und  des  Hundes  ist  das  Kreatinin  präformiert  nicht  vorhanden.  2.  Nach 
der  Arbeitsleistung  tritt  in  den  Muskeln  des  Frosches  kein  Kreatinin  auf. 
3.  Dieser  Stoff  wird  demnach  während  der  Arbeitsleistung  des  Muskels 
in  diesem  nicht  gebildet,  vielmehr  wird  es  sofort  nach  seiner  Entstehung 
entfernt  oder  zerstört.  4.  Die  Menge  des  Muskelkreatinins  zeigt  bei  gleichen 
Versuchsverhältnissen  gewisse  Schwankungen,  deren  Grenzwerte  im  ruhenden 
und  im  arbeitenden  Muskel  einander  entsprechen.  Hieraus  ist  zu  schließen, 
daß  diese  Schwankungen  im  arbeitenden  Muskel  nicht  auf  die  Yersuchs- 
bedingungen  (Arbeitsleistungen)  bezogen  werden  dürfen.  5.  Es  ergiebt  sich 
also,  daß  das  Muskelkreatin  während  der  Muskeltätigkeit  keine  nennenswerten 
Veränderungen  erleidet.  Vielleicht  ist  es  auch  möglich,  daß  einerseits  der  Stoff 
im  Muskel  bei  der  Arbeitsleistung  aufgebraucht  und  anderseits  in  demselben 
neues  Kroatin  aus  den  Spaltungsproducten  der  Muskelproteine  aufgebaut  wird. 

Muskelchemie.  Die  Wärmeerzeugung  bei  Ermüdung  und  ihre 
Beziehung  zu  der  Bildung  von  Milchsäure  im  Amphibienmuskel. 
Von  Rudolf  A.  Peters,  i)  —  Es  wurde  mit  Hilfe  des  von  Hill  modi- 
ficierten  Differenzialcalorimeters  festgestellt,  daß  die  Summe  aus  der  Wärme- 
entwicklung des  Froschmuskels  bei  der  zur  Ermüdung  führenden  Zusammen- 
ziehung (0,9  cal.  für  1  g  Muskelgewebe)  und  aus  der  Wärmebildung  bei 
der  Chloroform  starre  des  ermüdeten  Muskels  (0,87  cal.  pro  1  g)  fast  gleich 
ist,  der  Wärme,  welche  bei  der  genannten  Starre  des  nicht  ermüdeten 
Muskels  erzeugt  wird,  und  diese  beträgt  1,7  cal.  für  1  g  Muskelgewebe. 
Die  bei  seinen  Versuchen  gebildeten  Milchsäuremengen  stimmten  mit  den- 
jenigen, welche  von  anderen  Autoren  bei  Muskelermüdung  in  Starre  ge- 
funden worden  waren,  überein.  Hieraus  konnte  der  Schluß  gezogen  werden, 
daß  Wärmeentwicklung  und  die  Bildung  von  Milchsäure  in  innigem  Zu- 
sammenhang stehen.  Wurden  die  Muskeln  1  Stunde  vor  dem  Versuche 
unter  1  Atmosphäre  0-Druck  ausgesetzt,  so  trat  keine  höhere  Wärmebildung 
der  Muskeln  ein. 

Chemische  und  physikalisch-chemische  Eigenschaften  der  Flüssig- 
keiten aus  gestreiften  und  glatten  Muskeln.  Von  F.  Bottazzi  und 
H.  Quagliariello. 2)  —  IL  Eiweißgehalt  der  Flüssigkeit  und  Ver- 
hältnis der  suspendierten  Körnchen  (Myosin)  zum  gelösten  Myo- 
protein.  Die  Trennungsmethode  beruht  auf  der  Unlöslichkeit  des  Myosins 
in  neutralen  Salzlösungen  und  Aqua  dest.  Zur  Erlangung  einer  möglichst 
quantitativen  Trennung  wird  das  Optimum  der  Menge  von  Kieselgur  und 
besonders  ein  Quarzsand  zum  Verreiben  der  Muskeln  ausgesucht.  Das 
Gesamtprotein  der  Muskelflüssigkeit  besteht  je  nach  der  Herkunft  aus  33 
bis  61  *^/o  Myosin,  welche  Abweichungen  jedenfalls  durch  die  unsichere 
Bestimmungsmethode  bedingt  sind.  Die  Muskelflüssigkeit  des  Hundes  ent- 
hält wesentlich  mehr  körnige  Bestandteile  als  die  des  Ochsen;  die  Vff. 
bringen  diesen  Befund  mit  der  großen  Zusammenziehbarkeit  der  Muskeln 
des  Hundes  in  Zusammenhang. 

Die  Einwirkung  von  Kohlendioxyd  und  von  Sauerstoff  auf  den 
Muskeltonus  in  den  Blutgefäßen  und  im  Darmkanal.  Von  D.  R. 
Hooker.  =5)  —  Durch  Einwirkung  von  COg,   0,  H,  N  und  von  Gemischen 

1)  Journ.  o£  Physiol.  1913.  47.  243—271  (Physiol.  Lab.  Cambridge).  —  ^)  Atti  R.  Acad.  dei 
Lincei,  Eoma  1913,  22.'  II.  52—59;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  H.  1238  (Byk).  —  S)  Amer.  Journ. 
Physiol.  1913,  31,  47-58;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  1.  1122  u.  1123  (Henle). 


B.   Chemisch  -  physiologische  und  C.  Experimentahintersuchungen.       271 

dieser  Gase  auf  isolierte  Darm-  und  Gefäßstücke  von  der  Katze,  vom  Frosch 
und  von  der  Schildkröte,  konnte  beobachtet  werden,  welchen  Einfluß  diese 
Gase  auf  den  Zustand  der  glatten  Muskulatur  ausüben.  COg  wirkte  sichtbar 
günstig  nur  auf  die  Muskulatur  der  Darmwandung,  und  auch  nur  dann, 
wenn  sie  rhythmisch  tätig  war.  Das  Gas  wirkte  dagegen  stets  erschlaffend 
auf  den  Gefäßmuskel  ein  und  zwar  schon  in  kleinsten  Mengen.  Führte 
der  Muskel  rhythmetische  Contractionen  aus,  so  wurde  der  Rhythmus  ent- 
weder aufgehoben  oder  herabgesetzt.  Unbedingt  erforderlich  ist  die  An- 
wesenheit von  0  sowohl  für  den  Rhythmus,  wie  für  die  Aufrecht- 
erhaltung des  Tonus  beim  Gefäßmuskel.  War  der  Darmmuskel  rhythmisch 
tätig,  so  reagierte  er  auf  COj  und  auf  0  ebenso  wie  der  Gefäßmuskel; 
befand  er  sich  im  arhythmetischen  Zustande,  so  reagierte  er  mit  Contraction 
auf  COj  und  erschlaffte  bei  Einwirkung  von  0. 

Über  die  Kohlensäurebildung  im  überlebenden  blutdurchströmten 
Muskel.  Von  Herbert  Elias.  ^)  —  Die  Versuche  sollten  dazu  dienen  zu 
untersuchen,  wie  sich  die  COg- Bildung  im  ruhenden  und  arbeitenden  Muskel 
vollzieht.  Der  Vf.  arbeitete  mit  frischem  Rinderblut,  wählte  als  Ver- 
suchstier einen  Hund  und  ließ  seine  hinteren  Extremitäten  mit  defibriniertem 
Rinderblut  durchströmen.  Bei  den  Ruheversuchen  begnügte  sich  der  Vf. 
damit,  zu  Beginn  und  am  Ende  des  Versuches  je  2 mal  100  ccm  Blut 
aus  dem  arteriellen  Teil  des  Apparates  zu  entnehmen,  um  dann  den  COj- 
Gehalt  zu  bestimmen,  hingegen  wurde  bei  den  Arbeitsversuchen  (Tetanus- 
versuchen) nach  jeder  Viertelstunde  eine  Blutprobe  zur  Analyse  entnommen. 
Auf  die  Besprechung  der  einzelnen  Versuchsprotokolle  und  Tabellen  soll 
hier  nicht  näher  eingegangen,  sondern  nur  das  Ergebnis  der  Versuche 
kurz  mitgeteilt  werden :  Der  künstlich  mit  Blut  durchströmte  Muskel  bildet 
in  der  Ruhe  rund  7  mg  CO2  auf  1  kg  und  Minute  berechnet.  Die  Er- 
höhung der  CO2- Ausscheidung  durch  Muskeltätigkeit  beläuft  sich  auf  das 
15  fache  des  Ruhewertes. 

Untersuchungen  über  die  biologische  Bedeutung  und  den  Meta- 
bolismus der  Eiweißstoffe.  Von  A.  Costantino. ^j  —  VII.  Der  durch 
Formol  titrierbare  Aminosäurestickstoff  im  Blutserum  und  in 
den  Blutkörperchen  von  verschiedenen  Tieren.  Frisches  Blut  ver- 
schiedener Tiere  (Hund,  Schwein  und  Truthahn)  wurde  enteiweißt,  ein  Teil 
bei  70^  getrocknet,  während  ein  andrer  Teil  geschleudert  wurde,  zwecks 
Gewinnung  des  Serums.  Dieses  wurde  ebenfalls  bei  70  "^  getrocknet.  Der 
Trockenrückstand  wurde  darauf  mit  wäßrigem  Alkohol  unter  Zusatz  von 
BaClg,  Ba(0H)2  und  NaHjPO^  —  um  eine  gute  Trennung  der  Eiweiß- 
körper zu  erzielen  —  einige  Zeit  geschüttelt.  Die  Extraktionsflüssigkeit 
war  stets  vollständig  klar  und  kaum  gefärbt.  In  denselben  wurde  dann 
der  durch  Formol  titrierbare  Aminosäure-N  nach  Abzug  des  Ammoniak-N 
bestimmt.  Aus  den  Versuchen  ergeben  sich  folgende  Schlußfolgerungen: 
Im  Serum  und  auch  in  den  Blutkörperchen  findet  sich  formoltitrierbarer 
Aminosäure-N.  Die  Menge  desselben  ist  im  Serum  sehr  gering,  dagegen 
sehr  groß  in  den  Blutkörperchen.  In  den  kernfreien  Blutkörperchen  ist 
die  Quantität  des  gen.  Aminosäure-N  um  ungefähr  die  Hälfte  geringer  als 


1)  Biochem.  Ztschr.   1913,   55,   153—168   (A.  d.  Physiol.  -  ehem.  Inst.  Straßlurg).   —   2,  Ebend. 
1918,  51,  91—96  (A.  d.  physiol.  Inst.  d.  Univ.  Neapel). 


272  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

in   den   kernhaltigen  Blutkörperchen;    dagegen   ist   die   Menge   des  Amino- 
säure-N  im  Serum  von  Säugetieren  und  beim  Truthahn  fast  gleich. 

Zur  Frage  über  den  physiologischen  Wert  des  Eiweiß.  Von 
Georg  V.  Wendt. ^)  —  Die  von  Rubner  als  auch  von  Kellner  auf- 
gestellten Begriffe  des  physiologischen  Nutzwertes  der  Eiweißkörper,  wurden 
vom  Vf.  an  der  Hand  theoretischer  Erwägungen  und  praktischer  Versuche 
über  den  Calorienumsatz  milchender  Kühe  nachgeprüft.  Nach  dem  Vf. 
muß  als  Nutzwert  ganz  allgemein  die  Eigenschaft  eines  Stoffes  bezeichnet 
werden,  welche  ihn  als  Nährstoff  charakterisieren ;  während  die  von  Rubner 
rein  energetisch  gefaßte  Bezeichnung  „phj^siologischer  Nutzwert"  nur  einen 
Teil  des  gesamten  Nutzwertes  einschließt.  Beim  Eiweiß  soll  mau  nach 
dem  Vf.  drei  Wertarten  unterscheiden:  den  Assimilationswert,  den  physio- 
logischen Energiewert  und  den  physiologischen  Thesaurierungswert.  Ge- 
naueres hierüber  und  besonders  über  die  Ableitung  und  Erklärung  dieser 
Begriffe  ist  aus  der  Originalarbeit  zu  entnehmen. 

Über  das  Verhalten  von  Jodeiweiß  im  Organismus.  Von  J.  Wohl- 
gemuth  und  B.  Rewald.-)  —  Im  Laufe  ihrer  Untersuchungen  über  das 
Bindungsvermögen  tierischer  Eiweißkörper  für  Jod,  stellten  die  Vff.  fest, 
daß  besonders  das  Blut  und  seine  Eiweißkörper  ein  verhältnismäßig  recht 
hohes  Jodbindungsvermögen  besitzen.  Für  ihre  Versuche  an  Kaninchen 
und  Hunden  benutzten  die  Vff.  ein  jodiertes  Bluteiweiß -Präparat,  das 
sog.  Testijodyl,  welches  auch  in  natürlicher  Bindung  Fe  enthält.  Es  zeigte 
sich,  daß  das  Präparat  von  den  Tieren,  ohne  irgend  welche  Störungen  im 
Allgemeinbefinden  hervorzurufen,  gut  resorbiert  wurde.  Die  Ausscheidung 
an  Jod  verläuft  so,  daß  die  ersten  Spuren  nach  ca.  3  Stunden  im  Harn 
auftreten  und  nach  48  Stunden  kein  Jod  mehr  im  Harn  nachgewiesen 
werden  konnte.  Im  ganzen  wurden  im  Harn  70 — 80°/o  des  verabreichten 
Jods  wieder  ausgeschieden.  Wo  die  übrigen  20 — 30%  des  Jods  geblieben 
sind,  darüber  können  die  Vff.  bestimmte  Angaben  nicht  machen,  erwähnen 
aber,  daß  durch  den  Kot  eine  Jodausscheidung  nicht  erfolgt. 

Über  Milchsäurebildung  im  Blute.  V.  Mittl.  Von  W.  Griesbach 
und  S.  Oppenheimer.  ^)  —  Hinsichtlich  der  Tatsache,  daß  der  tierische 
Organismus  fähig  ist,  aus  Dextrose,  Lävulose,  Glycerin  und  auch  aus 
Alanin  d- Milchsäure  zu  bilden,  sollte  die  Einwirkung  von  Blutkörperchen 
auf  einige  andere  Zuckerarten,  die  physiologisch  wichtig  sind,  sowie  auch 
auf  einige  andere  Substanzen,  welche  aber  nicht  zu  den  C- Hydraten  ge- 
hören, untersucht  werden.  Zu  den  Versuchen  verwandten  die  Vff.  reinste 
d-Glucose,  d-Lävulose,  d-Mannose,  d-Galactose  und  a-Glucoheptose,  ferner 
die  Nicht- C- Hydrate  Inosit,  d-1- Alanin  und  Glycerin.  Als  angreifende 
Substanz  dienten  gewaschene  Blutkörperchen  aus  Hundeblut.  Die  Ver- 
suchsanordnung ist  fast  genau  dieselbe,  wie  sie  K.  van  Norden^)  und  seine 
Mitarbeiter  benutzt  hatten.  Zunächst  wurde  der  Milchsäuregehalt  der 
Blutkörperchen  unmittelbar  nach  dem  Waschen,  dann  nach  90 stündigem 
Stehen  im  Wasser-Bade  bei  40°  C.  ohne  Zusatz,  darauf  unter  Zusatz  der  zu 
prüfenden  Substanzen,  bestimmt.  Es  wurde  nun  zunächst  folgendes  ge- 
funden:   Von  den  angewandten  Hexosen  erwies  sich  die  d-Glucose  als  am 


1)  Skand.  Arch.  f.  Phvsiol.  1913,  29,  217—233;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913.  1.  2055  (Rießer). 
—  2)  Biochem.  Ztsciir.  1913,  55,  7—12  (A.  d.  exper. -biolog.  Abt.  d.  pathol.  Inst.  Berlin).  —  S)  Ebend. 
323— 33i  (A.  d.  städt.  chem.-physiol.  Inst.  Frankfurt).  —  «)  Ebend.  1912,  45,  9i. 


B.  Chemisch -physiologische  und  C.  Experimentaluntersuchungen.        273 

wirksamsten,  d.  h.  die  Blutkörperchen  bildeten  aus  diesem  C- Hydrat  am 
meisten  Milchsäure.  Dann  folgten  Galactose,  Lävulose  und  Mannose. 
Demnach  konnte  eine  Milchsäurebildung  aus  den  genannten  Zuckerarten 
in  sämtlichen  Versuchen  nachgewiesen  werden,  a-GIucoheptose  und 
1-Arabinose  waren  ohne  Einfluß  auf  die  Milchsäurebildung.  —  Die  Er- 
gebnisse der  Versuche  an  Nicht- C- Hydraten  gehen  dahin,  daß  Inosit  in 
zwei  Versuchen  zu  Milchsäure  abgebaut,  während  in  drei  anderen  Experi- 
menten die  Milchsäurebildung  nicht  beeinflußt  wurde,  d-1- Alanin,  welches 
in  der  künstlich  durchbluteten  Leber  ein  sehr  starker  Milchsäurebildner 
ist,  wurde  von  den  Blutkörperchen  nicht  zu  Milchsäure  abgebaut.  Auch 
Glycerin,  das  ebenfalls  in  der  Leber  in  hohem  Maße  zu  Milchsäure  um- 
gewandelt wird,  erwies  sich  in  den  meisten  Fällen  als  ein  für  die  Milch- 
säurebildung durch  Blutkörperchen  indifferenter  Zusatz.  Bezüglich  der 
Verwertung  der  Zuckerarten  durch  verschiedene  Gewebe  bezw.  Organe 
machen  die  VfF.  darauf  aufmerksam,  daß  verschiedene  Gewebe  der  gleichen 
Tierart  und  auch  gleiche  Organe  sich  nahestehender  Tiergattuugen  sich 
sehr  verschieden  verhalten  und  dieselbe  Zuckerart  bald  stark,  bald  schwach 
und  gar  nicht  abbauen  können.  So  z.  B.  sind  Lävulose  durch  Blut- 
körperchen vom  Hunde  fast  ebenso  leicht  abgebaut  wie  Dextrose,  während 
durch  den  Kaninchendarm  und  Herz  Lävulose  überhaupt  nicht  angegriffen 
wird.  Galactose  wird  durch  Huudeblutkörperchen  sehr  leicht  zu  Milchsäure 
abgebaut,  die  gleiche  Zuckerart  wird  vom  Kaninchendarm  weit  schwächer 
als  Dextrose  verbraucht,  während  das  Kaninchenherz  Galactose  ebenso  wie 
Traubenzucker  verwenden  kann.  Aus  den  Versuchen  geht  also  hervor, 
daß  selbst  ein  bestimmtes  Gewebe,  welches  von  ein  und  derselben  Tierart 
stammt,  sich  bezüglich  der  Milchsäurebildung  aus  der  gleichen  Substanz, 
ganz  verschieden  verhalten  kann. 

Über  die  Phosphatide  der  Erythrocytenstromata  bei  Hammel  und 
Menschen.  Von  M.  Bürger  und  H.  Beumer.  ^j  —  Die  Äther-  und 
Alkoholextrakte,  welche  bei  Zimmertemperatur  bezw.  37  °  C.  aus  Erythrocyten- 
stromata von  Hammel  und  Menschen  hergestellt  worden  waren,  wurden 
einer  chemischen  Untersuchung  unterzogen,  welche  zu  folgenden  Ergebnissen 
führte.  Lecithin  ließ  sich  in  beiden  Blutkörperchenarten  nur  in  sehr 
geringen  Mengen  nachweisen.  Als  Hauptbestandteil  der  Phosphatide  konnte 
das  Sphingomyelin  festgestellt  werden;  neben  diesem  wurde  Kephalin,  ein 
in  Äther  lösliches  Diaminomonophosphatid  und  ein  in  "Wasser  sich  lösendes 
Phosphatid  isoliert.  Cholesterinester  wurden  in  Hammelerythrocyten  nicht 
gefunden.  Der  Vf.  stellte  dann  noch  Versuche  am  Phosphatid -Gemisch 
der  Blutkörperchen  bei  carciuom- kranken  und  bei  normalen  Individuen  an, 
welche  keine  Unterschiede  erkennen  ließen. 

Untersuchungen  über  die  fermentativen  Eigenschaften  des  Blutes. 
Von  Ludwig  Pincussohn  und  Hellmuth  Petow. -)  —  I.  Über  ein 
peptolytisches  Ferment  des  normalen  Hundeserums.  IL  Weitere 
Untersuchungen  über  peptolytische  Fermente  normaler  Tiere. 
Zu  I.  Das  Serum  des  normalen  Hundes  enthält  ein  Ferment,  welches  im- 
stande   ist,    ein    Pepton,    das    aus    blutfreiem    Muskel    des    Hundes    durch 


J)  Biochem.  Ztschr.  1913,  56.  446—456  (Innere  Abt.  d.  städt.  Krankenh.  Charloltenbnrg- Westend 
u.  ehem.  Abt.  v.  pathol.  Inst.  d.  Uaiv.).  —  =)  Ebend.  1913,  51,  107—115;  56,  319—329  (A.  d.  II.  med. 

Univ.-Klin.  Berlin). 

Jahresbericht  1913.  18 


274  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

70procent.  HgSO^  gewonnen  war,  abzubauen.  Hundeserum  war  aber  in 
keinem  Falle  fähig,  Katzenpepton,  welches  ebenfalls  durch  TOprocent.  H2SO4 
dargestellt  war,  in  seine  Bausteine  zu  zerlegen.  Der  Yf.  spricht  die  Ver- 
mutung aus,  daß  diese  Eigenschaft  nicht  allein  dem  Hundeserum  zukommt, 
sondern  daß  \äelmehr  im  Serum  aller  Tiere  Fermente  vorhanden  sein 
dürften,  welche  fähig  sind  Abbauproducte  höherer  Art  aus  dem  Körper  aus- 
zuschalten. Zu  II.  Die  Versuchsergebnisse  sprechen  durchaus  für  eine 
specielle  Eigenschaft  des  Serumfermentes  eines  Tieres  für  sein  eigenes 
Eiweiß  bezw.  gegenüber  dem  Eiweiß  einiger  seiner  Oigane.  Tatsächlich 
können  die  normalen  Sera  von  Hund,  Katze,  Pferd  und  Mensch  nur  die 
Peptone  aus  ihren  eigenen  Organen  verdauen.  Nur  das  Meerschweinchen- 
serum ist  auch  artfremden  Peptonen  gegenüber  wirksam.  Artverwandte 
Blutsera  zeigen  ein  gleiches  Verhalten.  So  kann  Hucdeserum  sowohl  Hunde- 
pepton  als  auch  Pepton,  welches  aus  Fuchsmuskel  gewonnen  war,  ver- 
dauen, ebenso  umgekehrt,  Fuchsserum  außer  dem  Pepton  seiner  eigenen 
Organe,  auch  solches  aus  Hundemuskeln,  dagegen  kein  Organpepton  anderer 
Tiere  abbauen. 

Die  Oxydationsproducte  des  Cholesterins  in  den  tierischen 
Organen.  (Pfortader-Lebervene.)  V.  Mittl.  Von  J.  Lifschütz  (-Ham- 
burg). 1)  —  Das  Blut  der  Lebervene  und  der  Pfortader  eines  getöteten 
Hundes  wurde  auf  den  Gehalt  an  Fett  und  ünverseifbarem  untersucht.  In 
den  unverseifbaren  Bestandteilen  wurde  Oxycholesterin  und  Cholesterin 
spektralanalytisch  bestimmt.  Aus  den  Untersuchungen  ergeben  sich  folgende 
Tatsachen:  Das  Blut  der  Lebervene  ist  um  Y3  ärmer  an  Fett  als  das 
Pfortaderblut;  der  Gehalt  an  ünverseifbarem  ist  nur  16,6°/o>  derjenige  an 
Oxycholesterin  um  63%  niedriger  und  der  Gehalt  an  noch  nicht  näher 
bekannten,  neutralen  Begleitstoffen  des  Cholesterins  sog.  „Polyoxydaten" 
um  63,4%  niedriger.  Dagegen  hat  das  Lebervenenfett  an  Cholesterin 
nichts  verloren.  Es  macht  also  vor  aUen  Lipoidstoffen  das  Cholesterin 
allein  in  dieser  Beziehung  eine  Ausnahme.  Die  Leber  desselben  Hundes 
ergab:  in  100  Teilen  Trockenleber  18,8  Teile  Fett,  in  100  Teilen  des 
Fettes  10,4  Teile  Un  verseif  bares,  in  100  Teilen  des  Unverseifbaren  52,2 
Teile  Cholesterin  2)  und  0,3 — 0,4  Teile  Oxycholesterin.  Dieses  Leberfett 
wurde  auch  auf  Ester  des  Cholesterins  hiu  untersucht  und  es  zeigte  sich, 
daß  dieses  Fett  anscheinend  keine  Cholesterinester  enthielt,  sondern  das 
Cholesterin  als  „freies"  Cholesterin  vorhanden  ist.  Hieraus  ist  zu  schließen, 
daß  das  Oxycholesterin  in  der  Leber  zurückgehalten  und  weiter  zu  Producten 
verarbeitet  wird,  welche  die  Essigschwefelsäure -Reaktion  nicht  mehr  geben. 
Es  scheint  das  freie  Oxycholesterin  des  Blutfettes  zu  sein,  welches  hier 
von  den  Leberzellen  zurückgehalten  und  weiter  verarbeitet  worden  ist, 
während  die  Oxycholesterinester  ungehindert  mit  dem  Blut  der  Lebervenen 
fortgeführt  wird.  Auch  bei  einer  künstlichen  Durchblutung  der  Leber 
wurde  das  Oxycholesterin  zurückgehalten  und  verarbeitet. 

Beiträge  zur  Lehre  von  der  Entstehung  der  Oxalsäure  im  tierischen 
und  menschlichen  Organismus.  Von  Leslaw  Wegrzynowsky.  ^)  — 
Bei    mehrtägiger    bezw.    längerer   Veifütterung    vollständig    oxalsäurefreier 

1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  52,  206—213.  —  'O  In  diesem  Falle  wurde  das  Cholesterin  2mal 
gewichtsanalytisch  mittels  Fällung  desselben  mit  Digistaminlösung  aus  alkalischer  Lösung  bestimmt; 
es  wurden  50,8  bezw.  50,9 o/o  Cholesterin  gefunden.  —  ^)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  83,  112—142 
(A.  d.  chem.  Abt.  d.  pathol.  Intt.  d.  Univ.  Benin). 


B.  Chemiscli-physiologieche  und  C.  Experimentaluntersuchungen.        275 

Nahrung  ließ  sich  regelmäßig  Oxalsäure  im  Harn  nachweisen.  Es  muß 
angenommen  werden,  daß  ihre  endogene  Bildung  im  Körper  teilweise  aus 
der  aufgenommenen  Nahrung  und  dann  auch  zum  Teil  aus  dem  Zerfall 
der  Gewebe  selbst  während  des  Hungers  hervorgeht.  Ferner  wurde  fest- 
gestellt, daß  Eiweißkörper  ohne  Einfluß  auf  die  Bildung  von  Oxalsäure 
sind,  -während  nach  Zugabe  von  Fleisch  zu  einer  aus  C- Hydraten  und  Fett 
bestehenden  Nahrung,  nach  Fütterung  von  Gelatine  der  GlykokoU,  von 
C- Hydraten  und  Fetten,  bedeutend  mehr  Oxalsäure  im  Urin  ausgeschieden 
■wurde.  Trotzdem  hat  aber  der  Organismus  nur  eine  beschränkte  Fähigkeit 
zur  Bildung  von  (C00H)2.  Als  specieller  Oxalsäurebildner  zeigte  sich  das 
Glycerin.  Es  ist  wohl  anzunehmen,  daß  sämtliche  Nahrungsmittel  Stoffe 
enthalten,  welche  bei  der  Oxalsäurebildung  im  Organismus  mitwirken. 

Die  Beziehungen  des  Kohlenhydratstoffwechsels  zur  Schilddrüse. 
Die  Wirkung  der  Fütterung  mit  Schilddrüsensubstanz  auf  den 
Glykogengehalt  der  Leber  und  die  Stickstoffverteilung  im  Harn. 
Von  W.  Cramer  und  R.  A.  Krause.^)  —  Erhalten  Ratten  oder  Katzen 
mehrere  Tage  hindurch  kleine  Mengen  Schilddrüsensubstanz  als  Zulage  zu 
einer  C- hydratreichen  Nahrung,  so  sind  in  der  Leber  nur  noch  Spuren 
von  Glykogen  nachzuweisen  und  dieser  Befund  wird  verursacht  durch  eine 
Hemmung  der  Glykogenbildung.  Ein  erhöhter  Zuckerverbrauch  findet 
nicht  statt,  denn  es  besteht  weder  Glykosurie,  noch  ist  die  Z ucker toleranz 
wesentlich  vermindert.  Der  Einfluß  der  Schilddrüsensubstanz  auf  die  Menge 
und  Verteilung  der  N- haltigen  Substanzen  im  Harn  ähnelt  in  gewisser 
Hinsicht  der  Wirkung,  die  bei  C- hydratarmer  Nahrung  oder  bei  Störungen 
des  C- Hydratstoffwechsels  (Diabetes)  beobachtet  wird.  Deshalb  ist  es 
möglich,  daß  die  Wirkung  der  Schilddrüse  auf  den  Eiweißstoffwechsel  z.  T. 
auf  einer  primären  Beeinflussung  des  C- Hydratstoffwechsels  beruht. 

Das  Fluor  im  tierischen  Organismus.  Von  Armand  Gautier  und 
Paul  Clausmann. 2)  —  J.  Die  Haut  und  ihre  Anhängsel.  Die  Vff.  unter- 
suchten unter  Benutzung  einer  selbst  ausgearbeiteten  Methode  die  tierische 
Haut  und  ihre  Anhängsel,  wie  Epidermis,  Zahnemaille,  Fischschuppen,  Haare, 
Flaum,  Federn,  Nägeln,  Hörn  usw.  auf  ihren  Gehalt  an  Fl.  Es  wurde 
gefunden,  daß  in  bezug  auf  ihren  Fl- Gehalt  sich  die  Haare,  Kopfhaare, 
der  Flaum,  die  Fischschuppen,  Nägel  und  Rückenpanzer  dem  Epidermis- 
gewebe  nähern,  während  die  Zahnemaille  und  das  Hörn  wesentlich  mehr 
(Zahnemaiile)  bezw.  viel  weniger  (das  Hörn)  Fl  enthalten.  Die  Zusammen- 
setzung der  Fischschuppen  gleicht  der  der  Knochen.  So  enthielten  die 
Schuppen  des  Maifisches  98,38%  Ca3(POj2'  1^79 7o  Mg3{P04)2,  0,29 7o 
CaFlg,  Spuren  von  CaCOg,  sehr  wenig  SO3,  aber  kein  Chlorid  und  kein  Fej03. 
—  JL  Skelett,  Knorpel  und  Sehnen.  Bei  den  Tieren  kann  der  Diaphy- 
senteil  im  trockenen  Zustande  bis  zu  5  mal  mehr  Fl  enthalten,  als  der 
Epiphysenteil.  Das  Zahnbein  enthält  fast  ebensoviel  Fl  wie  der  Diaphysen- 
teil  der  Langknochen.  Die  Gräten  des  Maifisches  weisen  fast  die  gleiche 
Menge  Fl  auf,  wie  die  Schuppen.  Knorpeln  und  Sehnen  sind  viel  ärmer 
daran,  als  die  Knochen.  Es  findet  sich  also  der  Fl  ebenso  wie  der  P 
in  fast  allen  tierischen  Organen,  jedoch  ist   der  Gehalt  der   verschiedenen 


1)  Proc.  Royal  Soc.  London  1913,  86,  550—560:  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  11.  1601  (Rießer). 
—  ')  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156,  1347—1353.  1425—1430  n.  157,  94—100;  ref. 
nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  n.  58,  59,  971  u.  972  (Düsterbehn). 

18* 


276  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Organe  ein  sehr  ungleicher.  Der  Fl  lagert  sich  in  einer  ganz  besonderen 
Weise  ab;  es  geht  Hand  in  Hand  mit  den  Erdalkaliphosphaten  und  nimmt 
mit  deren  Menge  zu,  —  III.  Gehirn,  Drüsen,  Muskeln,  Blut,  Milch, 
Ausscheidungen.  Alle  diese  Organe  und  letztere  wurden  auf  ihren 
Gehalt  an  Fl  als  auch  an  P  untersucht  und  die  Ergebnisse,  auch  der 
früheren  Arbeiten,  zusammengefaßt.  Das  Fl  tritt  in  allen  tierischen  Organen 
und  Geweben  in  sehr  verschiedenen  Mengen  auf.  Die  folgenden  Zahlen 
sind  in  mg  auf  100  g  Trockensubstanz  umgerechnet  —  Am  fluorreichsten 
sind  der  Zahnschmalz  (118 — 180  mg),  der  Diaphysenteil  der  Knochen 
(56 — 87  mg),  die  Epidermis  (16,4  mg).  Dann  folgen  die  Haare  mit 
(13  —  19,7  mg),  die  Thymusdrüse  (4 — 11  mg),  die  Hoden  mit  (3,3 — 4,2  mg), 
das  Blut  (2,5 — 4,4  mg)  und  das  Gehirn  mit  3  mg  Fl.  Die  Knorpeln, 
Sehnen  und  die  Muskeln  sind  die  fluorärmsten  Organe.  Kot  und  Harn 
enthalten  nur  ganz  minimale  Mengen  Fl.  Werden  die  Fl -Mengen  nicht 
auf  das  Gewicht  der  Organe,  sondern  auf  die  in  den  betreffenden  Organen 
usw.  enthaltenden  P- Mengen  bezogen,  so  ergiebt  sich,  daß  der  Gehalt  an 
Fl  nur  geringen  Schwankungen  unterworfen  ist.  Der  Gehalt  an  Fl  kann 
in  den  verschiedenen  Teilen  ein  und  desselben  Gewebes,  wie  z.  B.  im 
Diaphysen-  und  Epiphysenteil  der  Knochen,  ein  sehr  verschiedener  sein. 
Auch  das  Alter  der  Organe  spielt  eine  Rolle.  Das  Muskelgewebe  ist  sehr 
arm  an  Fl,  desgleichen  der  Magen  und  die  Milz.  Eines  der  fluorreichsten 
Organe  ist  die  Thymusdrüse,  deren  Gehalt  an  Fl  mit  dem  Alter  allerdings 
sehr  rasch  abnimmt;  es  geht  dem  Fl  hier  genau  wie  dem  P.  Die  graue 
und  weiße  Gehirnsubstanz  unterscheiden  sich  fast  gar  nicht  in  bezug  auf 
ihren  Gehalt  an  Fl.  Die  Lungen  aller  untersuchten  Tiere  enthielten  fast  die 
gleiche  Menge.  Der  Fl -Gehalt  der  Kuhmilch  übersteigt  fast  das  4  fache 
den  der  Frauenmilch.  Im  Harn  der  Kuh  werden  für  den  Tag  und  pro 
1  1  0,13,  in  demjenigen  des  Kalbes  0,11  mg  Fl  ausgeschieden.  Die  Vff. 
wollen  zeigen,  daß  durch  die  Nahrungsmittel  dem  Organismus  für  den  Tag 
bedeutend  mehr  als  1  mg  Fl  zugeführt  wird. 

Über  die  Gegenwart  von  Bor  im  Tierreich.  Von  Gabriel  Bertrand 
und  H.  Agulhon.  1)  —  Die  Untersuchungen,  welche  von  den  Vff.  an 
27  Tieren  aus  der  Klasse  der  Säugetiere,  Vögel,  Reptilien,  Fische,  Frösche, 
Insekten,  Crustaceen,  Krebse,  Cephalopoden  usw.,  ausgeführt  wurden,  hatten 
das  Ergebnis,  daß  das  Bor  als  normaler  Bestandteil  in  sehr  geringen 
Quantitäten  in  allen  Tieren  vorkommt.  Bei  den  Meerestieren  wurde  am 
meisten  Bor  gefunden,  während  andere  Tiere,  wie  z.  B.  die  Bachforelle 
und  der  Blutegel  nur  Spuren  des  Elementes  enthalten. 

Über  das  Verhalten  der  Brenztraubensäure  im  Tierkörper. 
n.  MittJ.  Von  Gust.  Embden  und  Max  Oppenheimer. 2)  —  Die  Ver- 
suche sollten  dazu  dienen,  nachzuweisen,  ob  Brenztraubensäure  im  tierischen 
Organismus  in  Milchsäure  umgewandelt  werden  kann.  Zu  dem  Ende 
fügten  die  Vff.  dem  Leber-Duichblutungsblute  6,0—6,7  g  Brenztrauben- 
säure zu.  Die  Säure  war  vorher  mit  NHg  bezw.  Na  HO  neutralisiert 
worden.  Die  Versuche  endeten  mit  dem  Ergebnis,  daß  bei  Zusatz  von 
Brenztraubensäure  zum  Durchblutungsblute  tatsächKch  eine  ausgesprochene 


1)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  156,  732—735.  —  =)  Biochem.  Ztschr.  1913,  55,385—340 
(A.  d.  Stadt,  ehem.  physiol.  Inst.  Frankfurt).    1.  Mitt.  siehe  Jahresber.  1912,  278. 


B.  Chemisch  -  physiologische  und  C.  Experimentaluntersuchungen.        277 

Erhöhung  der  Milchsäurebildnng  stattfand.  Aus  der  Tabelle  geht  hervor, 
daß  im  Versuch  1  die  Milchsäuremeuge  ungefähr  auf  das  3 fache,  im 
2.  Versuch  beinahe  auf  das  doppelte  und  im  letzten  Versuch  auf  mehr 
als  das  doppelte  der  präformierten  Menge  gestiegen  war.  —  Das  Resultat 
der  Versuche  bildet  eine  wesentliche  Stütze  für  die  Annahme  der  Vff.,  daß 
der  Weg  des  Abbaues  des  Alanins  zu  Milchsäure  in  der  blutdurchströmten 
überlebenden  Leber  über  die  Brenztraubensäure  führt.  Diese  Auffassung 
war  es  eigentlich,  durch  welche  die  beiden  Vff.  die  Bildung  von  Milch- 
säure aus  Brenztraubensäure  von  vornherein  für  sehr  wahrscheinlich  hielten.  — 
Es  sei  noch  erwähnt,  daß  die  aus  dem  Durchblutungsblute  erhaltene  Milch- 
säure optisch  aktiv  war  in  Form  von  d-Milchsäure,  bewiesen  durch  die 
Krystallwasserbestimmung  und  durch  die  polarimetrische  Untersuchung  der 
Zinklaktate. 

über  die  normale  Höhe  des  Blutzuckergehaltes  bei  Kaninchen 
und  Hunden.  Von  A.  Loewy  und  S.  Rosenberg. ^)  —  Nach  Rona- 
Michaelis  enteiweißtes  Blut  von  Kaninchen  und  Hunden  wurde  auf 
Blutzuckergehalt  polari metrisch  untersucht.  Es  zeigten  sich  bei  beiden 
Tierarten  sehr  starke  Differenzen,  Werte  die  einerseits  unter  sich  sehr 
verschieden  waren,  anderseits  die  als  normal  angesehenen  Blutzuckerwerte 
häufig  erheblich  übertrafen.  Dieses  Verhalten  war  besonders  beim  Hunde 
ausgesprochen  deutlich  zu  beobachten.  Es  wurden  Werte  gefimden,  welche 
zwischen  0,2  —  0,23  °/o  Zucker  lagen.  Ferner  wurde  festgestellt,  daß  beim 
Hunde  die  Ausschaltung  des  Schmerzes  niemals  einen  so  hohen  Gehalt 
an  Blutzucker  zustande  kommen  ließ,  wie  er  ohne  Anästhesie  gefunden 
wurde.  Die  Werte  waren  fast  konstant  oder  schwankten  innerhalb  sehr 
enger  Grenzen  (0,114 — 0,15  °/o).  Hieraus  ergiebt  sich,  daß  die  ohne 
Anästhesierung  gewonnenen  Biulzuckerwerte  —  wie  beispielsweise  bei  den 
Kaninchen  —  keinen  Anspruch  auf  Sicherheit  machen  können.  Es  bedürfen 
also  die   meisten   diesbezügl.   Experimente   einer   gründlichen  Nachprüfung. 

Über  Glykogen-  und  Zuckerbildung  in  der  isolierten  Warmblut- 
leber.  Von  Herrn.  K.  Barrenscheen.^)  —  Der  Vf.  faßt  die  Ergebnisse 
seiner  Versuche  und  Untersuchungen  in  folgenden  Sätzen  zusammen:  „1.  Bei 
geeigneter  Versuchsanordnung  gelingt  es,  auch  an  der  überlebenden,  isolierten 
Warmblüterleber  (Kaninchen  und  Hund)  mit  Regelmäßigkeil  Glykogen- 
ansatz zu  erzielen.  2.  Als  direkte  Glykogenbildner  kommen  Dextrose  und 
Lävulose  in  Betracht.  Galactose  wird,  ebenso  wie  Maltose,  nicht  direkt 
zu  Glykogen  synthetisiert.  3.  Milchsäure,  Glycerinsäure,  Glycerin-  und 
Glykolaldehyd,  welche  direkt  kein  Glykogen  zu  bilden  imstande  sind,  er- 
weisen sich  bei  der  Durchblutung  der  glykogenfreien  Leber  phlorizin- 
vergifteter  Hunde  als  ausgesprochene  Zuckerbildner.  4.  Brenztraubensäure, 
ferner  die  Aminosäuren  Alanin  und  Serin  kommen  als  Zuckerbildner  für 
die  isolierte  Leber  nicht  in  Betracht.  5.  Nacli  Exstierpation  des  Pankreas 
—  nach  32  Stunden  bis  5  Tagen  —  läßt  sich  bei  der  Durchblutung  der 
Hundeleber  mit  dem  Blute  normaler  Tiere  kein  Glykogenansatz  durch  Trauben- 
zucker und  Lävulose  erzielen.  Partielle  Ausschaltung  des  Pankreas  bei 
ausgeprägten  funktionellen  Störungen  hindert  unter  gleichen  Bedingungen 
die  Glykogenbildung  nicht.    6.  Die  nach  Laparatomie  auftretende  Glucosurie 

1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  56,  114—116  (A.  d.  tierphysiol.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.  Berlin).  — 
2)  Ebend.  1913,  58,  277—314  (A.  d.  physiol.-chem.  Inst.  d.  Univ.  Straßburg). 


278  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

hemmt  ebenso  wie  Adrenalinvergiftung  die  Glykogenbildung  in  keiner 
Weise.  7.  Vergiftung  mit  Phlorizin  hindert  die  Glykogenbildung  in  der 
Hundeleber  wie  die  Pankreasexstirpation.  8.  Die  durch  Phlorizinvergiftung 
gesetzte  Störung  im  Glykogenbildungsvermögen  der  Leber  läßt  sich  nicht 
als  Folge  der  durch  Phlorizin  bedingten  Fettinfiltration  auffassen.  Die  Zucker- 
bildung an  der  maximal  verfetteten  Phlorizinleber  bleibt  vollkommen  erhalten." 

Über  synthetische  Zuckerbildung  in  der  künstlich  durchströmten 
Leber.  Von  Gust.  Embden,  Ernst  Schmitz  und  Maria  Wittenberg.  ^)  — 
Die  wichtigsten  Resultate  der  zahlreichen  Versuche  und  Untersuchungen 
können  in  folgenden  Sätzen  zusammengefaßt  werden:  1.  Bei  der  Durch- 
strömung einer  völlig  oder  annähernd  von  Glykogen  befreiten  Hundeleber 
mit  einer  Suspension  von  gewaschenen  Hundeblutkörperchen  in  zucker- 
und bicarbonatfreier  Ringerlösung  ohne  weiteren  Zusatz,  findet  nach 
30  Minuten  nur  eine  geringe  und  gleichmäßig  verlaufende  Zuckerbildung 
statt,  2.  Wird  nach  Ablauf  der  angegebenen  Zeit,  der  Durchströmungs- 
flüssigkeit eine  größere  Dosis  Dioxyaceton  hinzugefügt,  so  erfolgt  eine 
außerordentliche  Steigerung  der  Zuckerbildung.  Der  gebildete  Zucker 
ist  d-Glucose.  3.  Desgleichen  wird  vielmehr  Zucker  gebildet,  wenn  der 
Durchströmungsflüssigkeit  d-1-Glycerinaldehyd  zugesetzt  wird.  Der  gebildete 
Zucker  besteht  z.  T.  aus  d-Sorbose;  dies  ist  ein  Beweis  dafür,  daß  Glycerin- 
aldehyd  direkt  in  Zucker  umgewandelt  werden  kann.  4.  Aus  Glycerin 
wurde  nur  wenig  Traubenzucker  gebildet.  Jedenfalls  war  bei  diesen  Ver- 
suchen die  Leber  in  ihrer  Funktion  derartig  beeinträchtigt,  daß  sie  Zucker 
nur  aus  denjenigen  Stoffen  aufbaute,  welche  mit  Leichtigkeit  Zucker  zu 
bilden  vermögen.  —  Bezüglich  der  Einzelheit  der  Versuchsanordnung  in 
der  zahlreichen  Kurve  sei  auf  das  Original  verwiesen. 

über  die  Acetessigsäurebildung  aus  Essigsäure.  Von  Gust.  Embden 
und  Adam  Loeb.  -)  —  Die  Vff.  fassen  die  wichtigsten  Versuchsergebnisse 
in  folgenden  Sätzen  zusammen:  1.  „Die  anscheinend  nicht  auf  oxydativem  Wege 
erfolgende  Acetessigsäurebildung  aus  Essigsäure  wird  durch  n-Valerian- 
säure  und  Propionsäure  völlig  gehemmt.  Ameisensäure  ist  ohne  Einfluß 
auf  den  Umfang  der  Acetessigsäurebildung  aus  Essigsäure  und  wird  in 
der  isolierten  Leber  im  Gegensatz  zu  Essigsäure  nur  wenig  angegriffen. 
Der  Einfluß  der  d-1-Milchsäure  auf  den  Umfang  der  Acetessigsäurebildung 
ist  zum  mindesten  weniger  ausgesprochen,  als  derjenige  der  n-Valerian- 
und  Propionsäure.  2.  In  der  stark  glykogenhaltigen  Leber  wird  in  Über- 
einstimmung mit  der  früher  von  Embden  und  Wirth  für  andere  Acet- 
essigsäurebildner  festgestellten  Tatsache,  und  mit  soeben  veröffentlichten 
Versuchen  von  Fried  mann  die  Acetessigsäurebildung  aus  Essigsäure 
gehemmt.  Bei  der  Durchblutung  der  abnorm  glykogenhaltigen  Leber  ver- 
schwindet weit  weniger  Essigsäure  als  bei  Durchströmung  der  Hungerleber. 
3.  Glykolsäure  vermochte  den  Umfang  der  Acetessigsäurebildung  in  der 
durchbluteten  Leber  zu  steigern,  wenn  auch  schwächer  als  Essigsäure. 

Weitere  Mitteilungen  über  die  Brenztraubensäure-Glucosurie.  Von 
Paul  Mayer. ^)  —  IL  Mittl.  Zur  Frage  der  Zuckerbildung  aus 
Brenztraubensäure.    Der  Vf.  hatte  bereits  durch  frühere  Untersuchungen 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  88,  210—245  (A.  d.  stüdt.  cbem.-physiol.  Inst.  Frankfurt).  — 
2)  Ebend.  1913,  88,  246—258  (A.  d.  städt.  chem. -physiol.  Inst.  Frankfurt».  —  S)  Biochem.  Ztschr. 
1913,  49,  486—501;  55,  1—3  (A.  d.  chem.  Abt.  d.  üerphysiol.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.  Berlin). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  279 

festgestellt,  daß  Kaninchen  nach  subcutaner  Zufuhr  von  brenztrauben- 
saurem  Na  im  Harn  Traubenzucker  ausscheiden,  und  daß  diese  Glucosurie 
durch  eine  Hyperglykämie  bedingt  ist.  Um  die  Sache  wissenschaftlich 
weiter  zu  verfolgen,  machte  der  Vf.  eine  Reihe  von  Versuchen  an  Kaninchen 
und  Hunden  mit  Phlorizinglucosurie.  Die  Brenztraubensäure  wurde  in 
allen  Versuchen  den  Tieren  subcutan  als  Na -Salz  beigebracht,  nachdem 
die  Tiere  zunächst  3  Tage  knapp  ernährt  und  ihnen  dann  nach  der  letzten 
Fütterung  zweimal  2  g  Phlorizin  (Merck)  in  Ölemulsion  eingespritzt  worden 
war.  Auf  Grund  seiner  Versuche  kommt  der  Vf.  zu  folgenden  wichtigsten 
Schlußfolgerungen:  Die  Brenztraubensäure  bewirkt,  in  geeigneter  Dosis 
verabfolgt,  bei  Hunden  und  Kaninchen  mit  totalem  Phlorizindiabetes  eine 
schwere  Schädigung  der  Nieren,  so  daß  das  Nierenfilter  für  Zucker  und 
N-haltige  Derivate  mehr  oder  minder  gedichtet  wird  und  demzufolge  die 
Zucker-  und  N-Ausscheidung  beträchtlich  absinkt.  Auch  in  den  Fällen, 
wo  das  Eliminationsvermögen  der  Nieren  nicht  erkennbar  wird,  bewirkt 
die  Brenztraubensäure,  in  genügend  großer  Menge  zugeführt,  beim  Phlorizin- 
tier  keine  Ausscheidung  von  Extrazucker. 

in.  Mittl.  Zur  Frage  der  Bildung  von  Zucker  und  Milch- 
säure aus  Brenztraubensäure.  Der  Vf.  geht  nochmals  auf  die  Er- 
gebnisse seiner  beiden  früheren  Arbeiten  ein,  widerlegt  dann  die  von 
anderen  Autoren  gegen  seine  Resultate  gemachten  Einwendungen.  Seine 
früheren  Befunde  von  Milchsäure  im  Urin  mit  Brenztraubensäure  gefütterter 
Tiere,  ergänzt  der  Vf.  dahin,  daß  im  Harn  von  Brenztraubensäure-Tieren 
heben  inaktiver  auch  aktive  Milchsäure  vorkommt. 


D.  Stoffwechsel,  Ernährung. 

Referent:    F.  Reinhardt. 

Weitere  Versuche  über  die  synthetischen  Fähigkeiten  des  Orga- 
nismus des  Hundes.  Von  Emil  Abderhalden,  i)  —  Die  Versuche  wurden 
während  eines  Vierteljahrs  an  Hunden  ausgeführt.  An  der  Hand  aus- 
gedehnter Fütterungsversuche  wurde  festgestellt,  daß  ein  Hund,  bei  aus- 
schließlicher Darreichung  der  einfachsten  Bausteine  der  Nahrung,  10  kg 
an  Körpergewicht  zunehmen  und  fernerhin  seinen  Pelz  erneuern  kann. 
Der  Vf.  verfütterte  ausschließlich  Aminosäuren,  Fettsäuren,  eine  geringe 
Menge  Traubenzucker  und  Nucleosiden;  auf  diese  "Weise  wurde  erreicht, 
daß  weder  Phosphatide,  noch  ungespaltene  Fette  —  sondern  nur  deren 
Bausteine  —  in  der  Nahrung  vorhanden  waren.  Ebenso  verabreichte 
der  Vf.  anfangs  kein  Fett,  sondern  ersetzte  dieses  durch  Glycerin,  Stearin-, 
Palmitin-  und  Ölsäure.  Leider  traten  aber  während  der  Versuche  Durchfälle 
auf,  und  so  mußte  später  N- freier  Speck  verfüttert  werden.  Die  Versuchs- 
ergebnisse lassen  sich  aber  nicht  auf  andere  Tiere  ausdehnen,  z.  B.  würden 
Kaninchen  und  andere  Pflanzenfresser  bei   gleicher  Nahrung  sicherlich  zu- 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  83,  444—457  (A.  d.  physiol.  Inst.  d.  Univ.  Halle). 


280  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

gründe  gehen;  Ratten  und  Mäuse  zeigten  bei  analoger  Fütterung  ununter- 
brochene Diarrhöen.  Ferner  wurde  noch  vom  Vf.  die  Frage  experimentell 
erörtert,  welche  Aminosäuren  vom  Organismus  des  Hundes  selbst  gebildet 
werden  können.  Zu  dem  Zwecke  wurde  einem  anderen  Hunde  eine 
Nahrung,  bestehend  aus  abgebautem  Casein  oder  Fleisch,  gegeben,  welchem 
zeitweilig  Tryptophan  und  Tyrosin  entzogen  wurde.  Aus  den  Versuchen 
ging  hervor,  daß  das  Tier  ohne  die  genannten  Stoffe  nicht  leben  konnte. 
Bei  Abwesenheit  von  Tyrosin  traten  schwere  Krankheitssymptome  auf, 
welche  der  Vf.  auf  das  Tryptophan,  als  Ausgangsmaterial  zur  Bildung  von 
Producten  der  inneren  Sekrete,  meint  zurückführen  zu  müssen. 

Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  synthetischen  Fähigkeiten  der 
tierischen  Zelle.  Die  Wirkung  des  Salpeters  (Natriumnitrat)  auf 
den  Stickstoffwechsel.  Von  Emil  Abderhalden  und  Paul  Hirsch. i) 
—  Die  Versuche  mit  dem  genannten  Salz  machten  durchaus  keine 
Schwierigkeiten,  da  sich  der  oxydierte  N  mit  der  Kjeldahl 'sehen  Methode 
nicht  direkt  feststellen  läßt  und  somit  im  Harn  den  ausgeschiedenen 
Salpeter -N  getrennt  bestimmen  kann.  Die  Untersuchungen  wurden  an 
Hunden  ausgeführt  und  führten  zu  folgenden  Resultaten:  Der  SalpeterN 
kann  keinen  direkten  Anteil  am  Stoffwechsel  nehmen,  da  er  im  Harn 
quantitativ  wiedergefunden  wurde.  Trotzdem  kam  es  bei  zwei  Versuchen 
zu  N  -  Retentionen  bezüglich  derjenigen  N- Bilanz,  welche  dem  nicht  in 
Form  von  Salpeter  zu-  und  ausgeführten  N  entspricht.  Hieraus  geht 
deutlich  hervor,  daß  N- Retentionen  tatsächlich  eintreten  können,  ohne  daß 
Stoffe  zugeführt  werden,  welche  zum  Eiweißstoffwechsel  in  irgend  welche 
direkte  Beziehungen  treten.  Die  Versuche  der  Vf.  mahnen  zu  großer 
Vorsicht  bei  der  Beurteilung  von  N- Retentionen,  da  sie  jedenfalls  in  keinem 
Falle  ohne  weiteres  mit  dem  Eiweißstoffwechsel  in  direkte  Beziehung  ge- 
bracht werden  dürfen.  Wie  der  Salpeter  auf  die  N- Bilanz  wirkt,  das  ist 
nicht  so  einfach  zu  erklären,  da  doch  das  Salz  recht  giftig  ist,  und  des- 
halb die  N- Zufuhr  in  dieser  Form  doch  ganz  wesentlich  eingeschränkt 
wird.  Jedenfalls  gingen  alle  Versuchstiere  unzweifelhaft  an  den  Folgen 
der  Salpeterfütterung  zugrunde. 

Weitere  Untersuchungen  über  das  Schicksal  der  im  Darmkanal 
sich  bildenden  Eiweißabbaustufen.  Von  Emil  Abderhalden,  Arno 
E.  Lampe  und  E.  S.  London.-)  —  Vorliegende  Arbeit  sollte  weiteren  Auf- 
schluß geben  über  das  Schicksal  der  Eiweißspaltungsproducte.  Zu  dem 
Zwecke  wurde  von  den  Vff.  die  Lymphe  auf  resorbierte  N- haltige  Sub- 
stanzen untersucht,  und  zunächst  wurde  eine  vergleichende  Untersuchung 
über  den  Gesamt-N,  Amino-N  und  NHg-N  von  Lymphe  ausgeführt.  Die 
letztere  war  während  des  Hungerzustandes  und  ferner  nach  Fleischfütterung 
aus  einer  Fistel  des  Ductus  thoracicus  beim  Hunde  ausgeflossen  und  dann 
für  die  Versuche  verwandt  worden.  Aus  den  gefundenen  Analysenzahlen 
geht  nun  folgendes  hervor:  Der  Gesamt-N -Gehalt  in  der  Hunger -Lymphe 
ist  niedriger,  der  Gehalt  an  Amino-N  aber  höher  als  in  der  Fleischlymphe, 
während  der  Gehalt  an  NHg  in  beiden  Fällen  der  gleiche  ist.  Dieses 
Ergebnis  tritt  noch  deutlicher  hervor,  wenn  man  den  Amino-N  auf  100  g 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  84,  189-206  (A.  d.  physiol.  Inst.  d.  Univ.  Halle).  —  =)  Ebend. 
213—217. 


D.   Stoflwechsel,  Ernährung.  281 

Gesamt-N  bezieht.  Der  2.  Versuch  ergab  ein  ganz  ähnliches  Resultat: 
Für  Amino-N  in  der  Fleischlymphe  wurde  trotz  des  höheren  Gehaltes  an 
Gesamt-N  ein  niedrigerer  Wert  gefunden.  Die  Vermehrung  an  Amino-N 
war  nach  erfolgter  Hydrolyse  bei  der  Fleischlymphe  bedeutender  als  bei 
der  Hungerlymphe.  Hieraus  kann  der  Schluß  gezogen  werden,  daß  ein- 
fachere Eiweißabbauproducte  nicht  den  Lymphweg  einschlagen,  der  Eiweiß- 
gehalt der  Lymphe  aber  scheinbar  während  der  Eiweißverdauung  ansteigt. 
Die  Versuche  lassen  nicht  mit  Sicherheit  erkennen,  ob  Eiweiß  selbst  auf 
dem  Lymphwege  fortgeführt  wird.  Nach  dieser  Richtung  sollen  neue  Ver- 
suche unternommen  werden. 

Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Wirkung  von  Ammonium- 
salzen,  Glucosamin  und  Gelatine  auf  die  Stickstoff bilanz.  Von  Emil 
Abderhalden  und  Arno  Ed.  Lamp^.^)  —  Als  Versuchstiere  dienten 
Hunde.  Die  bei  den  Versuchen  der  Vff.  erhaltenen  Ergebnisse  zeigen, 
daß  stets  negative  N- Bilanzen  auftreten.  Die  Sparwirkung  bei  28tägiger 
Verfütterung  von  Ammonium -Acetat,  -Citrat  und  -Phosphat  war  gegen- 
über der  Nachperiode  imbedeutend,  im  Vergleich  zur  Vorperiode  jedoch 
eine  recht  starke.  Wurde  einem  Hunde  unter  zeitweiligem  Zusatz  von 
Gelatine  eine  größere  Menge  von  Glucosamin  verabreicht,  so  wurde  dadurch 
die  N-Ausscheidung  im  Harn  nur  wenig  vermindert.  Die  Gelatinefütterung 
führte  zum  Tode  des  Versuchstieres,  es  ging  an  einem  typischen  Tetanus 
zugrunde. 

Über  den  Einfluß  von  per  os  verabreichtem  Harnstoff  auf  den 
N- Stoffwechsel  beim  Schwein.  Von  Emil  Abderhalden  und  Arno 
Ed.  Lampe.  2)  —  Die  Versuche,  welche  die  Vff.  bereits  früher  am  Hunde 
ausgeführt  hatten,  wurden  am  Schweine  wiederholt.  Es  konnte  eine  Spar- 
wirkung des  Harnstoffes  in  bezug  auf  den  N- Wechsel  nicht  erzielt  werden. 
Trat  an  einzelnen  Tagen  eine  geringere  N-Ausscheidung  auf,  so  folgte  aber 
gleich  darauf  eine  Erhöhung  in  der  Ausfuhr  von  N.  Die  Vff.  studierten 
auch  noch  den  Einfluß  von  Gelatine  auf  die  N- Bilanz,  da  von  anderer 
Seite  erhebliche  N- Retentionen  bei  Fütterung  derselben  beobachtet  worden 
waren.  Leider  mußten  diese  Dntersuchungen  abgebrochen  werden,  da  das 
Tier  sehr  schnell  einging.  Die  Vff.  wiesen  noch  darauf  hin,  daß  bei 
Fütterungsversuchen  mit  Gelatine  nur  gleichwertige  Froducte  benutzt 
werden  dürfen,  wiegen  ihres  wechselnden  Gehaltes  an  T\"rosin. 

Über  Stickstoffretentionen  bei  Fütterung  von  Harnstoff.  Von 
E.  Gräfe  und  K.  Turban.^)  —  Die  Versuche,  w^elche  in  mehreren  Perioden 
am  Hunde  und  an  Schweinen  ausgeführt  w^urden,  führten  zu  der  Tatsache, 
daß  zwischen  Harnstoff  und  Ammonsalzen  bezüglich  der  Beeinflussung  des 
Stickstoffumsatzes  kein  Unterschied  zu  konstatieren  ist.  Harnstoff  zu  einer 
sehr  kohlenhydratreichen  Nahrung  gegeben,  bewirkt  erhebliche  N-Retentionen 
und  zwar  dauernde  bis  zu  ^/^  des  gesamten  eingeführten  Harnstoff-N, 
vorübergehend  sogar  ein  N- Gleichgewicht.  Aus  den  Versuchen  geht  ferner 
hervor,  daß  das  Ammoniak  tatsächlich  in  Form  von  Harnstoff'  mit  dem 
Blut  fortgeführt  wird  und  an  die  Zellen  herantritt. 

Zur  Frage  der  Stickstoffretentionen  bei  Fütterung  von  Harnstoff. 
Von  E.  Gräfe.*)  —  Der  Vf.  hat  bereits  in  Gemeinschaft  mit  R,  Turban 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  83,  409—424  (A.  d.  physiol.  Inst.  d.  Univ.  Halle).  —  2)  Ebend. 
1913,  84,  218—222.  -  ^)  Ebend.  1913,  83,  25—44  (A.  d.  med.  Klinik  Heidelberg).  —  ■*)  Ebend. 
1913.  86,  347—355  (A.  d.  med.  Klinik  Heidelberg). 


282  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

mit  Hilfe  von  Stoffwechsel  versuchen  den  Beweis  geliefert,  daß  Harnstoff 
unter  geeigneten  Versuchsbedingungen  erhebliche  N- Retentionen  im  Orga- 
nismus bedingt.  Bezüglich  des  von  Abderhalden  und  seinen  Mitarbeitern 
aus  seinen  Versuchen  gezogenen  Schlüssen,  daß  durch  Harnstoff  eine 
N -sparende  Wirkung  nicht  eintritt,  weist  der  Vf.  darauf  hin,  daß  bei  der 
von  den  genannten  Autoren  benutzten  Versuchsanordnung  überhaupt  keine 
sehr  großen  N  -  Retentionen  mit  Harnstoff  nachgewiesen  werden  konnten. 
Nur  dann  sei  eine  einwandsfreie  Beurteilung  des  Einflusses  von  Harnstoff 
auf  den  N- Haushalt  des  Organismus  möglich,  wenn  der  Hauptperiode 
(Harnstoffzulage)  eine  mindestens  6tägige  Vor-  und  Nachperiode,  während 
welcher  das  gleiche  Grundfutter  (also  ohne  die  Zulage)  vorausgeht  bezw. 
folgt.  Ferner  ist  für  eine  günstige  Beeinflussung  der  N- Bilanz  durch 
Harnstoff,  sowohl  die  Menge  als  auch  die  Art  der  Verabreichung  durchaus 
nicht  gleichgültig;  analog  derjenigen  durch  NaNOg.  Es  dürfen  keine  sehr 
großen  Mengen  verfüttert,  und  diese  müssen  verteilt  in  kleinen  Portionen 
über  den  ganzen  Tag  den  Tieren  gegeben  werden.  Anderseits  dürfen  die 
gereichten  N-Mengen  auch  nicht  zu  gering  sein,  da  sie  zur  Erzielung 
starker  Retentionen  mindestens  das  3  fache  des  Eiweißminimums  betragen 
müssen.  Zur  Bestätigung  der  in  einer  früheren  Arbeit  erhaltenen  Ergebnisse 
führte  der  Vf.  einen  langen  Stoffwechselversuch  an  einem  Schwein  aus. 
Das  Tier  erhielt  40  Tage  hintereinander  täglich  in  mehreren  kleinen 
Portionen  mit  dem  Grundfutter  4,7  g  Harnstoff-N.  Diese  Hauptperiode 
zerfiel  in  drei  Abschnitte.  Das  Schwein  verlor  im  1.  Teil  (IStägig)  nur 
0,06  g  N,  so  daß  sich  das  Tier  fast  im  N- Gleichgewicht  befand,  im 
2.  9tägigen  Abschnitt  waren  es  —  0,28  g  und  in  der  16tägigen  Schluß- 
periode —  0,115  g  N.  Der  Verlust  an  N  in  der  40tägigen  Periode  der 
Harnstofffütterung  betrug  demnach  im  Mittel  nur  — 0,18  g.  Dieser  Versuch 
beweist  also  wiederum,  daß  unter  günstigen  Versuchsbedingungen  mit 
Harnstoff  sehr  erhebliche  N- Retentionen  erzielt  werden  können. 

Über  die  Beeinflussung  des  Stickstoff-Stoffwechsels  durch  Fütterung 
von  Natriumnitrat.  Von  E.  Gräfe  und  H.  Wintz.  ^)  —  Die  Stoftwechsel- 
versuche  wurden  in  derselben  Anordnung,  wie  sie  Gräfe  zum  Nachweis 
der  N- Retentionen  mit  NH3- Salzen  und  Harnstoff  benutzt  hatte,  ausgeführt; 
allerdings  mit  dem  Unterschiede,  daß  das  Na -Nitrat  nicht  in  Substanz, 
sondern  in  Lösung,  und  zwar  in  mehrfachen  kleinen  Portionen  über 
16  Stunden  verteilt,  dem  Grundfutter  zugeteilt  wurde.  Bei  den  Versuchen 
mit  Hunden  wurde  die  Nitratbestimraung  nach  Schultze-Tiemann  als 
NO  ausgeführt,  während  in  den  Versuchsreihen  bei  Schweinen  die  Be- 
stimmung des  Gesamt-N  nach  Dumas  angewendet  wurde.  Die  Grund- 
nahrung bestand  in  einem  Gemisch  aus  Stärke,  Zucker,  Butter,  Bouillon, 
Cibils  Fleischextrakt,  Kochsalz,  Knochenasche  und  Wasser.  Die  Mengen- 
verhältnisse waren  bei  den  einzelnen  Versuchen  verschieden.  Die  Versuche 
am  Hunde  zerfielen  in  zwei  Vorperioden,  eine  Hungerperiode  von  ungefähr 
8 — lOtägiger  und  in  eine  Vorperiode  (6 — 8tägig),  in  welcher  das  Grund- 
futter allein  verfüttert  wurde,  dann  folgte  die  eigentliche  Hauptperiode, 
also  Zufuhr  von  Nitraten.  Diese  Periode  dauerte  10  Tage,  und  es  wurden 
täglich  10  g  chemisch  reines  NaNOg  in  HgO  gelöst  verabreicht.    Schließlich 


»)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  86,  283-314  (A.  d.  med.  Klinik  Heidelberg). 


D.  Stoffwechsel,  Ernährung.  283 

wurde  in  den  Schweineversuchen  die  Nitratmenge  auf  21  g  für  den  Tag 
gesteigert.  Die  Tiere  nahmen  diese  große  Menge  ohne  Widerwillen  und 
vertrugen  sie  sehr  gut.  —  Die  Ergebnisse  der  mitgeteilten  Versuche  wider- 
sprechen sich  außerordentlich  und  werden  in  folgenden  Sätzen  mitgeteilt: 
1.  Eine  Beeinflussung  des  N- Umsatzes  findet  überhaupt  nicht  statt,  denn 
der  Salpeter  wird  quantitativ  wieder  ausgeschieden.  2.  Der  Salpeter  wird 
quantitativ  ausgeschieden,  hat  aber  eine  deutliche  "Verminderung  des  Ver- 
lustes an  Kjeldahl-N  bewirkt.  3.  10— IS^o  des  eingeführten  Nitrat-N 
werden  dauernd  retiniert,  ohne  in  anderer  Form  den  Körper  zu  verlassen. 
Es  kann  gleichzeitig  eine  günstige  Beeinflussung  des  Umsatzes  an 
Kjeldahl-N  vorhanden  sein,  oder  fehlen.  4.  Durch  große  Mengen  von 
Salpeter  kann  die  Abgabe  des  Körpers  an  Kjeldahl-N  gesteigert  werden. 
Der  verschiedene  Ausfall  der  Versuche  ist  jedenfalls  in  erster  Linie  von 
der  Dosierung  des  Salpeters  abhängig.  Die  vorliegenden  Beobachtungen 
ließen  also  eine  4  fache  Wirkung  des  verfütterten  NaNOg  erkennen.  — 
Am  Schlüsse  der  Arbeit  versuchen  die  Vff.  die  Frage  zu  beantworten,  wie 
die  Wirkungen  des  Salpeters  zu  deuten  sind  und  was  mit  dem  retinierten 
Nitrat-N  geschieht. 

Über  Stickstoffansatz  bei  Fütterung  kleiner  Eiweißgaben  und 
größerer  Mengen  von  Ammoniaksalzen  und  Harnstoff.  Vou  E.  Gräfe.  ^) 
—  Es  sollte  untersucht  werden,  ob  es  gelingt,  bei  einem  Tiere  bei  Zulage 
von  einer  die  Abnutzungsquote  erheblich  unterschreitenden  Eiweißmenge 
mit  einer  Galerien-  und  C- hydratreichen  Nahrung  bei  Zugabe  größerer 
Mengen  von  NHg- Salzen  oder  Harnstoff  einen  deutlichen  N- Ansatz  zu 
erzielen.  Als  Versuchsobjekte  wurden  Hunde  und  Schweine  verwandt. 
Von  NHg  und  Harnstoff  wurden  starke  concentrierte  Lösungen  in  größeren 
Mengen  hergestellt  und  zwar  enthielt  sie  für  Ammoniumeitrat  730  g  des 
Salzes  zu  1000,  für  Harnstoff  200  g  zu  1000  HgO.  Von  diesen  Lösungen 
wurden  je  nach  Bedarf  25 — 50  com  dem  Grundfutter  in  ungefähr  3  stund, 
kleinen  Dosen  zugesetzt  und  den  Tieren  gereicht.  Die  Versuche  zerfielen 
zunächst  in  3  Vorperioden,  eine  Hungerperiode  (L  Vorperiode),  um  eine 
Herabdrückung  der  N- Ausscheidung  zu  erzielen,  eine  IL  Vorperiode,  während 
welcher  eine  nahezu  eiweißsparende  Nahrung,  die  aber  ein  großes  Plus  an 
C- Hydraten  und  Calorien  enthielt,  verfüttert  wurde,  und  somit  für  den 
gegebenen  Ernährungszustand  das  Eiweißminimum  oder  die  Abnutzungs- 
quote festgestellt  werden  konnte.  Eine  HL  Vorperiode  sollte  zeigen,  wie 
groß  der  N- Verlust  am  Körper  ist,  wenn  der  in  der  Hauptperiode  ver- 
fütterte Bruchteil  der  Abnutzungsquote  in  Form  von  Eiweiß  allein  zum 
Grundfutter  hinzugelegt  wird.  Aus  der  Hauptperiode  mußte  dann  hervor- 
gehen, wie  die  N- Bilanz  bei  Zulagen  großer  Mengen  von  NHg-  oder 
Harnstoff- N  zu  der  in  der  IH.  Vorperiode  gegebenen  Ration  ausfiel.  Dann 
ließ  der  Vf.  noch  eine  sog.  Nachperiode  folgen,  welche  entweder  der 
IL  oder  IH.  Vorperiode  entsprach,  weil  das  Eiweißminimum  keine  konstante 
Größe  ist,  sondern  sich  im  Verlaufe  der  Versuche  größtenteils  ändert. 
Aus  den  ausführlichen  und  systematischen  Versuchen  waren  nun  folgende 
wichtigen  Schlüsse  zu  ziehen:  Durch  Zulage  reichlicher  N- Mengen  in  Form 
von   Harnstoff   zu   einer   Nahrung,    deren   Eiweißgehalt   unterhalb    der  Ab- 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  84,  69-96  (A.  d.  med.  Klinik  Heidelberg-). 


284  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

nutzungsquole  lag,  welche  aber  allein  zu  erheblichen  N- Verlusten  führte, 
konnte  innerhalb  einer  12tägigen  Periode  ein  deutlicher  N- Ansatz  erzielt 
werden.  Letzterer  konnte  bei  gleichzeitiger  Verfütterung  sehr  großer 
Quantitäten  von  NH^-Salzen  -)-  Harnstoff  beim  Schwein  nur  dann  gereicht 
werden,  wenn  die  Menge  des  Nahrungseiweißes  mindestens  Yg  —  Vs  ^®^ 
Eiweißminimums  beträgt.  Das  Verhältnis  zwischen  angesetztem  N  zum 
verfütterten  Eiweiß-N  war  in  den  einzelneu  Perioden  verschieden  und 
es  ist  zweifellos  abhängig  von  dem  Verhältnis  des  verfütterten  Eiweißes 
zur  Abnutzungsquote.  Je  mehr  sich  die  beiden  Werte  einander  näherten, 
um  so  mehr  N  wurde  angesetzt.  Sicheren  Aufschluß  darüber,  ob  der  N 
nur  retiniert  oder  direkt  zum  Ansatz  gekommen  ist,  konnten  die  Versuche 
nicht  geben.  In  einer  Polemik  gegen  Abderhalden  machte  der  Vf.  noch 
besonders  auf  den  außerordentlich  günstigen  Einfluß  abundanter  C- Hydrat- 
fütterung bei  derartigen  Stoffwechselversucheu  aufmerksam. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Art  der  Stickstoffretentionen  bei 
Fütterung  von  Ammoniaksalzen  und  Harnstoff.  Von  E.  Gräfe.  ^)  — 
Im  Anschluß  an  obige  Arbeit  w'oUte  der  Vf.  durch  eingehende  und 
systematische  Versuche  Klarheit  darüber  schaffen,  wie  der  N  bei  Ver- 
fütterung von  NH4- Salzen  und  Harnstoff  im  Organismus  zurückgehalten 
wird.  Nach  Ansicht  des  Vf.  liegen  folgende  Möglichkeiten  vor:  NH3  wird 
als  solches  zurückgehalten  oder  es  geht  in  andere  nicht  eiweißartige  Körper 
irgendwelcher  Art  über  und  wird  so  aufgespeichert.  Die  3.  Möglichkeit 
besteht  darin,  daß  NHg  irgendwie  eine  Ersparung  an  Körpereiweiß  ver- 
ursacht. Der  Vf.  suchte  die  Frage  nach  der  Art  der  N- Retentionen  dadurch 
einer  Entscheidung  entgegenzuführen,  indem  er  langausgedehnte  Versuche, 
während  welcher  unterhalb  der  Abnutzungsquote  gelegene  Eiweißgaben 
verfüttert  wurden,  unter  gleichzeitiger  Beigabe  von  NH^-Salzen  oder  Harnstoff, 
anstellte,  um  zu  sehen,  ob  dadurch  wirklich  dauernde  positive  N- Bilanzen 
erzielt  werden  konnten,  ferner  ob  sich  die  Versuchstiere  vor  allem  hin- 
sichtlich ihres  Körpergewichtes  gleich  verhielten  und  erhebliche  Gewichts- 
zunahmen bei  der  Art  der  Fütterung  eintraten.  Sämtliche  Versuche  wurden 
an  Schweinen  eines  Wurfes  ausgeführt.  Die  Versuchsanordnung  war  die 
bereits  früher  vom  Vf.  beschriebene.  Das  Grundfutter  bestand  fast  aus- 
schließlich aus  C- Hydraten,  und  es  wurde  zunächst  an  jedem  Tiere  bei 
der  Ernährung  die  Abnutzungsquote  während  einer  9tägigen  Periode  fest- 
gestellt. Mit  je  2  Schweinen  wurden  3  Hauptperioden  gemacht.  In  jeder 
Hauptperiode  wurde  ein  Parallelversuch  ohne  die  anderen  Zulagen  aus- 
geführt. Werden  die  einzelnen  Versuchsreihen  einander  gegenübergestellt, 
so  ist  daraus  folgendes  zu  entnehmen:  Bei  der  Verfütterung  von  NH^- 
Salzen  oder  Harnstoff  und  von  beiden  zu  einem  C  -  hydratreichen  Grund- 
futter nahmen  die  Versuchstiere  ganz  normal  an  Gewicht  zu.  So  konnte 
bei  einem  Schwein  eine  langsame  Gewichtszunahme  von  2800  g  innerhalb 
20  Tagen  festgestellt  werden.  Ferner  ist  von  Wichtigkeit,  daß  das  eine 
Tier,  welches  mit  kleinen  Eiweißgaben  und  großen  Mengen  von  NH^- 
Salzeu  und  Harnstoff  ernährt  worden  war,  sich  sowohl  bezüglich  des 
Körpergewichtes  wie  auch  zum  Teil  hinsichtlich  der  N- Bilanz,  fast  genau 
so    verhielt,    wie    das    sonst    gleich    ernährte    Kontrolltier,    welches   große 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  88,  389—424  (A.  d.  med.  Klin.  Heidelberg). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  285 

Eiweißgaben  erhielt.  Auf  Grund  der  Ergebnisse  kommt  der  Vf.  zu  der 
Schlußfolgerung,  daß  die  dauernden  N- Retentionen,  welche  sich  durch 
Fütterung  mit  NH^- Salzen  und  Harnstoff  erzielen  lassen,  tatsächlich  als 
ein  Ansatz  von  eiweißartigen  Substanzen  aufzufassen  sind. 

Stoff-  und  Energieutnsatz  des  Schweines  bei  Wachstum  und  Mast. 
(Vorläufige  Mitteilung.)     Von  R.  von  der  Heide  und  W,  Klein. ^)  — 

Mit  Hilfe  von  Respirationsversuchen  im  Reiset- Apparat,  wurde  an  drei 
weiblichen,  wachsenden  Schweinen  desselben  Wurfes  der  Stoff-  und  Energie- 
umsatz bei  Erhaltungs-  und  Mastfutter,  festgestellt.  Es  wurde  während  der 
Versuche  nicht  nur  die  COj  bestimmt,  sondern  auch  die  Og-Aufnahme, 
CH4-  und  Hg -Ausscheidung  ermittelt.  Die  Respirationsversuche  dauerten 
genau  24  Stunden,  und  jeder  Versuch  zerfiel  in  einen  Tages-  oder  Ver- 
dauungsversuch und  in  einen  Nacht-  oder  Nüchtern  versuch.  Ferner  wurde 
die  Temperatur  bei  den  einzelnen  Versuchen  geändert,  um  deren  Einfluß 
auf  den  Gaswechsel  bei  Erhaltungs-  und  Mastfutter  zu  beobachten.  Im 
ganzen  wurden  3  Versuchsperioden  gemacht.  In  der  ersten  Periode  er- 
hielten die  Tiere  ein  Grund-  bezw.  Erhaltungsfutter,  welches  aus  Gersten- 
schrot, Trockenkartoffeln  und  -Hefe  bestand,  unter  Zugabe  von  20  g  CaCOj 
und    5  g  Na  Gl.     Die   Futterration   für   die   einzelnen  Tiere   war   folgende: 

Nr.  1  Großes  Schwein  2.  Mittlere  Sau  3.  Kleines  Schwein 
Gerstenschrot     ....     300  g                      268  g  238  g 

Kartoffeln 500  „  447  „  403  „ 

Trockenhefe 160  „  148  „  129  „ 

Die  Respirationsversuche  dieser  Periode  ergaben  einen  02-Verbrauch  von 

bei  10":  1778,8  1  und   eine  COg-Ausscheidung  von  1744,4  1 
„    19  0;  1588,6  1     „        ,.  „  „     1595,3  1 

.,    22":  1400,5  1     „        „  „  „     1405,4  1 

woraus  ersichtlich  ist,  daß  das  Futter  bei  22  "  C.  tatsächlich  ein  Erhaltungs- 
futter war,  also  die  gereichte  Ration  vollständig  zur  Deckung  ausreichte. 
Die  Vö.  stellten  ferner  fest,  daß  der  Stoffwechsel  in  den  8  letzten  Stunden 
(7  Stunden  nach  der  Mastzeit)  noch  bedeutend  höher  ist  als  im  Hunger 
(1433  Cal.  gegen  1024  Cal.  auf  1  qm  Oberfläche).  Bei  den  jungen  Tieren 
äußerte  sich  die  Wachstumstendenz  in  einer  stärkeren  Retention  von  Ei- 
weiß. In  der  2.  Periode  wurde  Mastfutter  in  Form  von  Fett  (Palmin)  zur 
Grundration  gegeben,  und  zwar  bekam  Schwein  1  eine  Zulage  von  500  g, 
Schwein  2  eine  Zulage  von  456  g  und  Schwein  3  eine  Zulage  von  417  g. 
Es  zeigte  sich,  daß  die  Gärungsvorgänge  im  Darm  durch  die  hohe  Zugabe 
von  Fett  nicht  beeinflußt  werden,  denn  es  wurden  fast  die  gleichen  Mengen 
CH4  (14,15  1)  und  H2  (11,88  1)  in  den  beiden  Respirationsversuchen  aus- 
geschieden. —  Dieses  Ergebnis  ist  ein  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  be- 
sonders von  Kellner  formulierten  Lehre,  daß  die  Fette  keinen  merklichen 
Einfluß  auf  die  Gärungsprocesse  im  Darmkanal  haben.  —  Das  verfütterte 
Fett  wurde  zum  größten  Teile  vom  Körper  zurückgehalten,  ein  geringer 
Anteil  wurde  oxydiert  und  zwar  verbrannten  die  3  Schweine  zur  Be- 
streitung ihres  Stoffwechsels  308,7  g  Fett,  während  992,3  g  zum  Ansatz 
kamen.    Von  dieser  angesetzten  Fettmenge  bedingte  1  g  einen  Mehraufwand 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  55,  195—215  (A.  d.  tierphysiol.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.  Berlin'). 


286  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

von  2,11  Cal.  Auch  mit  Hilfe  der  verbrannten  bezw.  umgesetzten  Nähr- 
stoffe wurde  dieser  Wert  berechnet.  Für  1  g  Proteinansatz  im  wachsenden 
Organismus  berechneten  die  Vff.  einen  Extra arbeits aufwand  von  7,25  Cal. 
—  In  der  C-Hydratperiode  (3.  Periode)  wurden  größere  Mengen  Trocken- 
kartoffeln zur  Grundration  zugesetzt,  die  Menge  betrug  für  alle  Schweine 
4211,8  g.  Die  Tiere  setzten  für  den  Tag  827  g  Fett  und  1062  g  Fleisch 
an.  Die  größte  Menge  der  verfütterten  C-Hydrate  wird  in  Fett  um-  und 
angesetzt,  während  nur  ein  ganz  geringer  Teil  in  Glykogen  umgewandelt 
wird.  In  diesem  Falle  waren  50  g  Glykogen  gebildet  worden,  welche 
Menge  vom  obigen  Fettansatz  =  827  g  abzuziehen  wäre;  es  verblieb  dann 
ein  Ansatz  von  717  g  Fett.  Mit  Hilfe  der  vom  Yff.  erklärten  Berechnung 
wurde  für  den  Ansatz  von  1  g  Fett  aus  C-Hydrat  ein  Arbeitsaufwand  von 
2,47  Cal.  =  20,9  %  des  angesetzten  Fettes  berechnet.  Die  Bildung  von 
1  g  Körperfett  aus  C-Hydraten  erfordert  demnach  nur  sehr  wenig  mehr 
Energieaufwand,  wie  der  Ansatz  aus  direkt  verfüttertem  Fett  =2,11  Cal. 
für  1  g.  Zweifellos  ist  im  tierischen  Organismus  beim  Ansatz  von  Fett 
eine  gewisse  Assimilationsarbeit  vorhanden. 

Untersuchungen  über  den  Stickstoffwechsel  während  der  Gravidität. 
Von  S.  A.  Gammeltoft.  ^)  —  An  Kaninchen,  Hunden  und  einer  Ziege 
wurde  in  einer  Anzahl  von  Versuchen  die  N-Ausscheidung  während  der 
Schwangerschaft  festgestellt.  In  folgenden  Sätzen  mögen  die  Versuchs- 
ergebnisse mitgeteilt  werden:  Die  normal  fortschreitende  Gravidität  bedingt 
eine  N-Ablagerung,  welche  der  in  den  Föten  und  der  Placenta  stattfindenden 
N- Anhäufung  parallel  verläuft.  Bei  gleichmäßiger,  nicht  zu  reichlich  be- 
messener Futterralion  ist  die  Ablagerung  nicht  größer,  sondern  eher  etwas 
kleiner  als  der  Verlust,  welchen  der  Organismus  durch  die  Geburt  er- 
leidet, so  daß  der  Zustand  der  Schwangerschaft  jedenfalls  keinen  Gewinn 
an  N  einbringt.  Bei  Verzehr  beliebig  großer  Futtermengen  kann  hingegen 
ein  N-Ansatz  erfolgen,  der  aber  nicht  durch  die  Schwangerschaft  selbst 
bedingt  zu  sein  braucht.  Im  2.  Viertel  der  letzteren  wurde  bei  allen  Ver- 
suchen gewöhnlich  eine  Periode  des  N- Verlustes  festgestellt.  Dieses  Minus 
wird  wahrscheinlich  verursacht  durch  gewisse  Anforderungen  der  Föten 
an  den  mütterlichen  Organismus,  welche  durch  die  N-haltigen  Nährstoffe 
des  Futters  nicht  befriedigt  werden  können.  Aus  dem  Verhalten  der 
Diurese  bei  trächtigen  Hunden  und  bei  der  Ziege  ergiebt  sich  ein  dauerndes 
Ansteigen  der  Harnmenge  bis  zum  Partus,  dann  aber  ein  schroffes  Ab- 
fallen der  Kurvenform.  Bezüglich  des  Verhaltens  einiger  Harnbestandteile 
wird  festgestellt,  daß  sich  während  der  normalen  Schwangerschaft  das 
Verhältnis  zwischen  Harnstoff-N  und  Gesamt-N  nicht  sonderlich  verschiebt. 
Die  Menge  des  NH3  hingegen  hat  sich  im  Verhältnis  zum  Gesamt-N  ver- 
mehrt. Ebenso  vermehrt  sich  die  Menge  der  durch  Formol  titrierbaren 
Bestandteile  des  Harns  relativ  recht  deutlich.  Die  gefundenen  Werte  für 
Haru säure  schwanken  auch  während  der  Gravidität  innerhalb  normaler 
Grenzen.  Im  Versuche  an  der  Ziege  war  bezüglich  der  Hippursäure- 
ausscheidung  eine  deutliche  Abnahme  bis  zum  Partus  zu  konstatieren.  Die 
Menge  des  Gesamt- Kreatinins  ist  während  der  Schwangerschaft  vermehrt; 
zu  gleicher  Zeit  wird  die  Ausscheidung  von  Kroatin  im  Harn  erhöht. 


1)   SkaDd.  Arch.  f.  Physiol.  1913,   28,  325—432;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  2165  (Rießer). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  287 

Über  die  Wirkung  des  Zuckers  auf  die  Verdauung.  Von  Erwin 
Thomsen.^)  —  Der  Yf.  machte  an  Hunden  mit  seitenständigen  Darmfisteln 
Versuche  über  die  Verdauung  von  Zucker  und  über  die  Einwirkung  des- 
selben auf  die  Verdauungsorgane.  Über  die  Versuchsanordnung  gibt  die 
Originalarbeit  näheren  Aufschluß.  Sie  gestattet  jedenfalls,  die  Entleerungs- 
dauer, die  Gesamtmenge  der  Secrete,  zudem  aber  auch  den  Verlauf  der 
Entleerung  des  Magens  und  der  Secretionen  genau  festzustellen.  Die  Ver- 
suchsergebnisse sind  kurz  die  folgenden:  1.  Rohrzucker  wirkt  auf  den 
Magen  direkt  nicht  ein,  und  ebensowenig  wird  die  Pankreas-  und  Gallen- 
ausscheidung  gestört.  2.  Die  Verlängerung  der  Magenverdauung  wird 
dadurch  bewirkt,  daß  die  Magenentleerung  für  längere  Zeit  unterbrochen 
wird,  und  sich  während  dieser  Unterbrechung  Pankreassaft  und  Galle  er- 
gießen, der  Magen  selbst  aber  nicht  entleert  wird.  3.  Diese  Wirkung  des 
Zuckers  geht  nicht  vom  Magen  aus,  sondern  sie  beruht  darauf,  daß  der 
Dünndarm  die  Resorption  des  Speisebreies  verlangsamt  und  denselben  da- 
durch einer  längeren  Einwirkung  der  HCl  aussetzt.  4.  Rohrzucker  wird 
sogar  in  sehr  großen  Mengen  vom  Dünndarm  fast  vollständig  resorbiert. 

Die  Verdauung  beim  Hühnchen.  Von  T.  P.  Shaw.')  —  Die  Ver- 
suche sollten  dazu  dienen,  die  Einwirkung  von  Extrakten  aus  Magen, 
Mundboden,  Kropf  und  Pankreas  von  Hühnchen  auf  Eiweiß,  Fett  und 
Stärke  zu  beobachten.  Wiederum  wurden  andere  Tiere  mit  abgewogenen 
Mengen  bestimmter  Nahrungsstoffe  gefüttert  und  es  wurde  dann  Duodenum, 
Kropf,  Magen  und  Leber  auf  Verdauungsprodukte  (Glykogen,  Pepton,  Zucker 
und  Stärke)  untersucht.  Es  konnte  in  dem  Mundboden  extrakt  die  Gegen- 
wart einer  Amylase,  in  den  Auszügen  aus  Magen  ein  proteolytisches,  in 
denen  aus  Pankreas  ein  amylolytisches,  proteolytisches  und  lipolytisches 
Ferment  festgestellt  werden,  dagegen  konnte  im  Kropf  kein  Enzym  nach- 
gewiesen werden.  Bereits  nach  dem  20.  Bebrütungstage  wurde  in  der 
Leber  Glykogen  vorgefunden  und  sie  wurde  innerhalb  eines  Tages  voll- 
ständig glykogenfrei ,  wenn  dem  frisch  ausgebrüteten  Hühncheu  keine 
Nahrung  gegeben  wurde;  sobald  aber  die  Tierchen  mit  stärkehaltigen 
Nahrungsstoffen  gefüttert  wurden,  so  trat  bereits  nach  2  Tagen  wieder  Gly- 
kogen in  der  Leber  auf. 

Über  die  Bildung  von  Fett  aus  Kohlenhydraten.  Von  Sergius 
Morgulis  und  Joseph  H.  Pratt.  ^)  —  Mit  Hilfe  von  Respirationsversuchen 
bestimmten  die  Vff.  den  respiratorischen  Stoffwechsel  eines  durch  Aus- 
schaltung der  Pankreassecretion  stark  heruntergekommenen  und  abgemagerten 
Hundes  nach  Veifütterung  größerer  Mengen  von  Glukose.  Die  Versuche 
führten  zu  dem  Ergebnis,  daß  der  respiratorische  Quotient  infolge  erhöhter 
COg-Ausscheidung  bei  fast  unverändertem  0- Verbrauch  ständig  höher  als  1 
war.  Dies  ist  ein  Beweis  dafür,  daß  das  Tier,  trotz  der  stärkeren  Herab- 
setzung der  Eiweiß-  und  Fettresorption,  doch  fähig  war,  aus  dem  ver- 
fütterten Kohlenhydrat  Fett  zu  bilden. 

Das  Verhältnis  der  Stickstoffeliminierung  unter  dem  Einfluß  der 
Bestandteile  der  Diät.  Von  Lafayette  B.  Mendel  und  Robert  C.  Levis.*) 
—  L  Der  Einfluß  der  Zusammensetzung  der  Diät.    Die  Vff.  studierten 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  84,  526—436.  —  2)  Amer.  Journ.  Physiol.  1913.  31,  439—446 
(A.  d.  Mc  Gül  Univ.) ;  ref .  nach  Chem.  Ctribl.  1913,  I.  1829  (Henle).  —  s)  Amer.  Jouin.  Physiol.  1913, 
32,  200-210;  ref.  nach  Chem.  Ctribl.  1913,  n.  1500  (Rießer).  —  ■>)  Journ.  of  Biol.  Chem.  1913,  16,. 
19—36,  37—53  u.  55—77 ;  ref.  nach  Chem.  Ctribl.  1914,  I.  45  u.  46  (Franck). 


^88  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

den  Einfluß  verschiedener  unverdaulicher  Zusätze  zu  einem  Grundfutter 
auf  die  N-Ausscheidung.  Die  Ergebnisse  ihrer  Versuche  sind  folgende:  Bei 
einer  ausgewählten  gemischten  Nahrung  steigt  die  typische  Kurve  der  N- 
Ausscheidung  in  der  ersten  Periode  an,  um  nach  3  Stunden  den  Höhe- 
punkt zu  erreichen,  fällt  dann  erst  am  folgenden  Tage  auf  den  ursprüng- 
lichen Stand  zurück.  Bei  Wiederholung  des  Versuches  am  selben  Tiere 
erhält  man  dieselbe  Kurve,  während  verschiedene  Tiere  bei  der  gleichen 
Nahrung  parallele  N-Kurven  geben.  Wird  nun  unverdauliches  Material 
wie  Agar-Agar,  Knochenasche,  Kork,  Mineralöl,  Paraffin  und  Vaseline  zum 
Grundfutter  zugelegt,  so  tritt  ein  Aufschub  in  der  N-Ausscheidung  ein. 
In  der  ersten  Periode  nach  der  Verfütterung  folgt  stets  ein  subnormales 
Ausscheidungsverhältnis  an  N-Stoff,  während  in  den  letzten  Perioden  bei 
Agar-Agar,  Paraffin,  Kork  und  Fillrierpapiers  ein  höheres  Verhältnis  folgt. 
Wahrscheinlich  lassen  sich  die  niedrigen  N- Verhältnisse  durch  eine  ver- 
zögerte Absorption  des  eingeführten  N  erklären,  welche  die  Vff.  auf  eine 
langsamere  Verdauung  zurückführen,  da  der  Magen  früher  entleert  wird, 
und  infolgedessen  die  gastrische  Protolyse  zugunsten  einer  verlängerten 
Darmverdauung  verschoben  wird.  Von  dem  unverdaulichen  Material  wird 
ein  Teil  der  Eiweißkörper  absorbiert  und  somit  diese  der  Einwirkung  der 
Verdauungsenzyme  entzogen.  Das  unverdauliche  Material  absorbiert  schließ- 
lich auch  die  Endproducte  der  Verdauung,  wodurch  diese  dann  im  Darm 
nicht  verarbeitet  werden  können.  Die  Zugabe  von  Saud  zum  Grundfutter 
bewirkt  in  den  ersten  6  Stunden  eine  nicht  normale  Erhöhung  der  N-Aus- 
scheidung und  macht  so  eine  Ausnahme.  Da  die  Verfütterung  von  Sand 
im  Hungerzustande  keinen  Einfluß  auf  die  N-Ausscheidungskurve  hat,  so 
kann  die  Steigung  der  N-Ausscheidung  bei  Zugabe  von  Sand  nicht  auf 
eine  erhöhte  Verdauungssecretion  zurückgeführt  werden. 

II.  Der  Einfluß  der  Kohlehydrate  und  der  Fette  in  der 
Diät.  Werden  die  nicht  N-haltigeu  Bestandteile  der  Grund-Diät  durch 
die  verschiedenen  Kohlehydrate  ersetzt,  so  bewirkt  dieser  Ersatz  eine  Ver- 
langsamung in  der  N-Ausscheidung  nach  einer  proteinreichen  Kost.  Die 
zu  den  Versuchen  benutzten  Kohlehydrate  wirkten  in  dieser  Reihenfolge: 
Stärke,  lösliche  Stärke,  Sucrose  und  Dextrose.  Der  Grund  für  die  Ver- 
zögerung der  N-Ausscheidung  liegt  in  der  proteinsparenden  Wirkung  der 
C-Hydrate zugäbe.  Ersetzt  man  die  N-freien  Bestandteile  des  Grundfutters 
durch  die  Fette:  Baumwollsaatöl,  Speck  und  Oleostearin,  so  erhielten 
die  Vff.  keine  übereinstimmenden  Ergebnisse.  Ersteres  allein  bewirkte 
eine  merkbare  Verzögerung  der  N-Ausscheidung,  Speck  und  Oleostearin  er- 
höhten in  der  ersten  Periode  nach  der  Mahlzeit  die  N-Ausscheidung  außer- 
gewöhnlich, welche  Wirkung  der  letzteren  Substanz  auf  eine  Ausschaltung 
der  retardierenden  Wirkung  der  Sucrose  zurückzuführen  ist.  Speck  und 
Oleostearin  haben  keinen  Einfluß  auf  die  N-Kurve. 

III.  Der  Einfluß  des  Charakters  des  verfütterten  Proteins. 
An  aufgezeichneten  Kurven  erläuterten  die  Vff.  ihre  Versuchsergebnisse. 
Die  N-Ausscheidungskurve  war  nach  Verabreichung  von  frischem  Fleisch 
und  nach  Fütterung  von  extrahiertem  Fleischmehl  im  letzten  Falle  eine 
flachere.  Erklärt  wird  dieses  niedrigere  N-Ausscheiduugsverhältnis  durch 
den  höheren  Gehalt  des  Fleischpulvers  am  Bindegewebe  und  der  dadurch 
verursachten    geringeren    Verdaulichkeit    derselben.      Nach    Fütterung    von 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  289 

Casein,  Edestin,  Gelatine,  Glidin  und  Ovovitellin  lagen  die  N-Kurven  in 
ihrem  Verlauf  zwischen  den  beiden  Fleischkurven.  Wurden  Sojabohnen 
gegeben,  so  ergab  sich  eine  Verzögerung  in  der  N-Ausscheidung,  bewirkt 
durch  die  proteinsparende  Eigenschaft  der  in  den  Sojabohnen  auftretenden 
C-Hydrate.  Das  Auftreten  einer  niedrigen  N- Kurve  nach  Verfütterung 
von  nativem  Eiweiß  und  Ovalbumin  ist  zurückzuführen  auf  eine  geringere 
Verwertung  dieser  Stoffe  im  Organismus.  Unter  Berücksichtigung  aller 
kleinen  Unterschiede  bezügl.  der  Aufnahme  der  Proteine  kommen  die  Vff. 
zu  dem  Schluß,  daß  die  Proteine  untereinander  keine  Unterschiede  in 
ihrem  N-Kurvenscheidungsverhältnis  zeigen. 

Über  den  Einfluß  der  vorangegangenen  Ernährung  auf  den  Stoff- 
wechsel im  Hunger.  Von  Arthur  Schloßmann  und  Hans  Murschhauser^) 
—  Die  Vff.  hatten  bei  früheren  Versuchen  an  Säuglingen  gefunden,  daß 
magere  Säuglinge  im  Hungerversuche  hohe  respiratorische  Quotienten  aus- 
wiesen, während  ein  fettes  Kind  einen  niederen,  einmal  sogar  einen  sehr 
niederen  hatte.  Diese  merkwürdige  Tatsache  brachte  nun  die  Vff.  auf  den 
Gedanken,  daß  vielleicht  eine  vorausgegangene  mehr  oder  weniger  einseitige 
Nahrung  ihren  Einfluß  auf  den  Stoffwechsel  im  Hunger  ausübt,  daß  also  die 
Höhe  des  respiratorischen  Quotienten  im  Hunger  abhängig  sein  könne  von 
der  Art  der  vorangegangenen  Ernährung.  Diese  Frage  mußte  natürlich  mit 
Hilfe  des  Tierversuches  gelöst  werden.  Die  Vff.  bedienten  sich  einiger 
Hunde,  welche  zunächst  während  16  Tage  völlig  hungerten,  damit  sie 
ihre  Vorräte  an  Glykogen  und  Fett  möglichst  aufzehren  konnten.  Hierauf 
erhielten  die  Tiere  eine  ganz  einseitige  Kost:  Hund  I  Pferdefleisch  -f-  Speck, 
Hund  n  etwas  mageres  Fleisch  +  Keis  und  Hund  HI  zunächst  Fisch  und 
dann  etwas  mageres  Fleisch.  Das  erste  Tier  bekam  also  eine  fettreiche, 
Hund  n  eine  möglichst  C- hydratreiche  Nahrung,  während  das  letzte  Tier 
als  eigentlicher  Fleischfresser  im  engeren  Sinne  des  Wortes  auf  den  Eiweiß- 
abbau eingestellt  wurde.  Die  Tiere  wurden  mit  Hilfe  der  angegebenen 
Nahrung  ungefähr  auf  ihr  ursprüngliches  Gewicht  aufgefüttert,  dann  wurde 
eine  neue  24 stündige  Hungerperiode  eingeschaltet,  darauf  wurden  sie 
wieder  einige  Tage  wie  bisher  gefüttert,  sodann  wurde  nochmals  eine 
Hungerperiode  eingeschaltet  und  die  Versuche  noch  ein  oder  zweimal 
wiederholt;  und  dabei  bestimmten  die  Vff.  immer  den  respiratorischen 
Quotienten.  Trotzdem  bei  der  Anordnung  der  Versuche  eine  direkte 
Nachwirkung  der  letzten  Mahlzeit  auf  denselben  ausgeschlossen  war,  ergab 
sich  eine  ausgesprochene  Abhängigkeit  des  respiratorischen  Quotienten  von 
der  Zusammensetzung  der  vorangegangenen  Nahrung.  Während  der  Fett- 
hund (I)  Werte  von  0,656 — 0,726  aufwies,  hatte  der  Reishund  (11)  einen 
solchen  von  0,796 — 0,892.  Diese  letzteren  Zahlen  für  den  Hund  II  sind 
so  außerordentlich  hoch,  daß  erhebliche  Mengen  Glykogen  verbrannt  sein 
müssen,  denn  sonst  ließen  sich  diese  hohen  Werte  im  Hungerzustande 
nicht  erklären.  Bei  dem  Fetthund  liegen  aber  die  Werte  für  den  respira- 
torischen Quotienten  2  mal  sogar  ganz  wesentlich  unter  dem  theoretischen 
Fettverbrennungswerte.  Diese  offensichtlichen  Unterschiede  in  den  Zahlen 
für  den  Gaswechsel  der  Tiere  bringen  die  Vff.  in  enge  Beziehung  zu 
einem   Anpassungsvorgang   und   sagen,   daß   die   Gewöhnung   während   der 


1)  Biochom.  Ztschr.  1913,  53,  265—299. 
Jahresbericht  1913.  19 


290  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Mast  zu  einer  einseitigen  Zersetzung  einer  bestimmten  Componente  des 
Körperbestandes  auch  im  nüchternen  Zustande  geführt  hat,  das  heißt  also, 
daß  im  Hunger  diejenigen  Körperbestandteile  in  erster  Linie  angegriffen 
werden,  die  der  voraufgegangenen  Nahrung  entsprechen.  Hund  I,  welcher 
eine  sehr  fettreiche  Nahrung  erhalten  hatte,  verbrannte  im  Hungerzustande 
auch  zuerst  das  Fett  seines  Organismus,  während  der  Reishund  hauptsächlich 
das  Glykogen  seines  Körpers  abgebaut  hatte.  Die  Durchschnittswerte  (Ü,709 
bis  0,793)  für  den  respiratorischen  Quotienten  des  Eiweißhundes  sind  ganz 
verständlich,  denn  hier  ist  in  erster  Linie  Eiweiß  neben  etwas  Fett  und 
Spuren  von  Glykogen  verbrannt  worden.  —  Die  ausführlichen  Versuche 
hatten  also  folgende  Ergebnisse:  L  Die  Höhe  des  respiratorischen  Quotienten 
beim  Menschen  und  beim  Tier  ist  auch  im  Hunger-  bezw.  Nüchternzustande 
abhängig  von  den  Nährstoffen,  welche  hauptsächlich  auf  Aufbau  des  Körpers 
beteiligt  waren.  2.  Der  Einfluß  einseitiger  Fütterung  ist  auch  dann  noch 
deutlich  zu  erkennen,  wenn  die  direkte  Einwirkung  der  letzten  Mahlzeit 
längst  ausgeschaltet  ist.  3.  Einseitig  genährte  oder  gemästete  Individuen 
stellen  bei  Nahrungsentziehung  den  Abbau  im  Körper  entsprechend  den 
Verbrennungsvorgängen  in  der  vorausgegangenen  Zeit  der  Mast  ein.  Durch 
einseitige  Mast  gewöhnt  sich  der  Organismus  daran,  mehr  oder  weniger 
Glykogen  bezw.  Fett  zu  verbrennen.  4.  Das  Verhältnis  von  CO2 :  0  —  der 
respiratorische  Quotient  —  nähert  sich  bei  einseitig  an  Fettnahrung  ge- 
wöhnten Tieren  auch  im  Nüchternzustande  dem  theoretischen  Fettquotienten 
(0,71),  bei  den  einseitig  mit  C-Hydrat  gefütterten  Tieren  dem  theoretischen 
C- Hydratquotienten.  5.  Bei  länger  andauerndem  Hunger  zeigt  sich  der 
Einfluß  vorangegangener  Fettmast  länger  als  der  Einfluß  vorangegangener 
C- Hydratmast,  da  die  Glykogenvorräte  eben  rascher  bei  starker  Inanspruch- 
nahme zu  Ende  gehen.  6.  Durch  die  Art  der  Ernährung  kann  man  also 
über  die  Zeit  hinaus,  in  der  Nahrungsbestandteile  direkt  auf  den  respira- 
torischen Stoffwechsel  einwirken,  den  Körper  zur  höheren  Fettzerlegung 
oder  zur  höheren  Glykogen  Zerlegung  „trainieren". 

Zur  Kenntnis  der  Pankreasverdauung.    Von  Gertrude  D.  Bostock.  ^) 

—  In  dem  ersten  Teile  der  Arbeit  sollte  die  Frage  untersucht  werden, 
wie  sich  die  Verteilung  des  N  gestaltet,  wenn  man  auf  eine  Trypsin- 
verdauungslösung  die  nachfolgend  beschriebene,  bei  der  Autolyse  der  Organe 
gebrauchte  Methode  anwandte.  Diese  Versuche  dauerten  70  bezw.  140  Std. 
Ferner  sollte  der  Einfluß  des  Alkalis  und  das  Optimum  desselben  für  die 
Trypsinverdauung  festgestellt  werden.  Die  Versuche  des  ersten  Teiles,  in 
welchem  30  g  Blutfibrin  (Kahlbaum)  mit  1  I  Chloroformwasser  und  10  ccm 
einer  lOprocent.  NajCOg-Lösung  70  bezw.  140  Stunden  mit  2,5  g 
Pankreatin  im  Thermostaten  digeriert  wurden,  führten  zu  dem  Ergebnis, 
daß  bei  70  stündiger  Dauer  die  Zahl  für  Monamiuosäure-N  zwischen  38 
und  40,8%  des  gelösten  N  schwankte,  während  in  der  140 stündigen 
Periode  der  gesamte  gelöste  N  nur  etwas  größer,  der  Monaminosäure-N 
und  auch  der  NHg-N  hingegen  deutlich  vermehrt  war.  Es  wurde  also 
gefunden,  daß  die  Anwesenheit  von  Alkali  auf  den  Fermentabbau  bei 
der  Trypsinverdauung  einen  sehr  ungünstigen  Einfluß  ausübt,  ebenso  wie 
auf  den  Abbau  des  Eiweißes  bei  der  Autolyse.    Das  Studium  des  Einflusses 


1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  85,  471—492  (A.  d.  ehem.  Abt.  d.  pathol.  Inst.  d.  Univ.  Berlin). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  291 

von  Alkali  auf  die  N- Verteilung  der  Pankreatinverdauung  von  Blutfibrin 
zeigte,  daß  die  proteinlösende  Kraft  von  der  proteinspaltenden  Kraft 
scharf  zu  unterscheiden  ist.  Der  günstigste  Grad  der  Alkalität  für  die 
Proteinlösung  schwankt  zwischen  1,2  und  1,8^0  Na2C03.  Sie  steigt 
schnell  bei  0%  bis  1,2^0  NagCOg,  während  sie  bei  größeren  Mengen  als 
1,8  °/o  nach  und  nach  abnimmt.  Der  Proteinabbau  wird  von  einer 
0,6procent.  NagCOg-Lösung  ungünstig  beeinflußt,  zwischen  0  und  0,3 ^/^ 
ergab  sich  kein  nennenswerter  Unterschied,  Eine  Optimumconcentration 
für  den  Proteinabbau  wurde  nicht  gefunden.  Wie  bereits  erw^ähnt,  wird 
der  Proteinabbau  bei  der  tryptischen  Yerdauung  von  Alkalilösungen 
(0,6 ^/o — l>2^/o  NagCOg)  ebenso  ungünstig  beeinflußt,  wie  der  Protein- 
abbau bei  der  Autolyse. 

Über  die  Resorptionsgeschwindigkeit  der  Eiweiße  und  ihrer 
Abbauproducte  im  Dünndarm.  Von  Hermann  Messerli.  ^)  —  Als 
Versuchstier  dieote  ein  noch  in  der  Wachstumsperiode  befindlicher  Himd, 
dem  eine  Thiry-Vella'sche  Fistel  augelegt  worden  war.  Vermittelst  einer 
besonderen  Apparatur  wurden  dem  Hunde,  nach  vorangegangener  guter 
Ausspülung  mit  Na  Cl- Lösung,  durch  das  isolierte  Darmstück  körperwarme 
Nährlösungen  zugeführt.  Diese  wurden  bei  den  leichtlöslichen  Präparaten 
wie  Erepton,  Pepton,  reinen  Aminosäuren  und  Traubenzucker  unter  ge- 
lindem Erwärmen  in  0,9procent.  NaCl-Lösung  hergestellt,  bei  den  übrigen 
wie  Casein,  hydrolysiertes  Casein,  Gliadin  und  Hämoglobin  in  0,90procent. 
NaCl-Lösung  unter  Zusatz  von  0,2 ^/^  Na2C03.  Die  aus  dem  Ausführungs- 
katheter fließende  Lösung,  sow^ohl  die  Nähr-  wie  die  NaCl-Lösung,  wurde 
in  einer  Sammelschale  aufgefangen  und,  verdünnt  mit  der  Ausspülflüssigkeit 
der  Schale  selbst,  in  einem  Meßcylinder  gemessen.  In  dieser  Lösung 
wurde  dann  der  N  genau  bestimmt,  selbstverständlich  auch  in  der  ein- 
geführten Lösung.  Die  Resorptionsdauer  —  welche  gewöhnlich  30 — 40 
Minuten  betrug  —  wurde  notiert  vom  Momente  an,  wo  die  Nährlösung 
in  der  Bürette  zu  fließen  begann  bis  zur  Unterbrechung  der  Resorption 
durch  den  Na  Cl- Strom  am  Ende  des  Versuches  und  der  Gehalt  an  N 
der  gut  herausgeschälten  Lösung  diente  zur  Bestimmung  der  Resorptions- 
größe. Aus  den  Versuchen  ergab  sich  folgendes:  Es  zeigte  sich  zwischen 
genuinen  Eiweißen  und  tief  gespaltenen  Abbauproducten  in  der  Resorptions- 
geschwindigkeit kein  großer  Unterschied.  Casein,  Gliadin,  Serum  und 
Hämoglobin  wurden  nicht  viel  schlechter  resorbiert  als  Erepton,  Pepton 
und  hydrolysiertes  Casein ;  am  schlechtesten  wurde  das  Hämoglobin  resorbiert, 
und  im  Vergleich  zum  Pepton  und  Erepton  wurde  das  hydrolysierte  Casein 
schlechter  resorbiert.  Die  geprüften  genuinen  Eiweiße  lassen  sich  nach 
ihrem  absoluten  10- Minuten- Resorptions wert  in  folgender  Reihe  anordnen: 
Serum  =  20,  Gliadin  =16,  Casein  =12  und  Hämoglobin  =  8.  Die 
Resorptionsfähigkeit  für  Eiweiß  und  Pepton  war  bei  eiweißreicher  Er- 
nährung des  Versuchstieres  besser,  als  wenn  dasselbe  eine  eiweißarme 
Kost  erhielt,  was  sich  dadurch  erklären  läßt,  daß  durch  den  N- Mangel 
die  Darmzellen  in  ihrer  physiologischen  Funktion  erheblich  beeinträchtigt 
werden.  Das  Resorptionsvermögen  der  Darm  Schleimhäute  nahm  mit  der 
Zeit  und  im  Verlaufe  der  Versuciie  merklich  ab,  ja  verschwand  zeitweise 


1)  Biochem.  Ztschx.  1913,  54,  446—473  (A.  d.  physiol.  Inst.  d.  Univ.  Bern). 

19* 


292  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

sogar  vollständig.  Der  Umstand,  daß  zur  selben  Zeit  Traubenzucker  normal 
resorbiert  wird  und  die  Tatsache,  daß  sich  die  Darmschleimhaut  auch  für 
die  Eiweißproducte  vorübergehend  erholen  kann,  beweist,  daß  diese  Störung 
nur  funktioneller  Natur  ist.  Aus  genanntem  Umstand  läßt  sich  der  Schluß 
ziehen,  daß  die  Spaltung  des  Eiweißes  von  dem  Mechanismus  der  Zucker- 
resorption verschieden  ist. 

Über  den  Einfluß  einseitiger  Mast  auf  die  Zusammensetzung  des 
Körpers  und  auf  den  respiratorischen  Stoffwechsel  bei  späterem  Hunger. 
Von   Fritz   Kleinert.  ^)   —   Es   sollte    mit   Hilfe    von   Respirationsversuchen 
untersucht   werden,    ob  die   gesamte   vorhergehende    Ernährung    bezw.    die 
stoffliche    Zusammensetzung    des    Körpers,    im    nüchternen    Zustande    den 
Gaswechsel    beeinflussen    kann,    ob    sich   also   der    respiratorische   Quotient 
im  nüchternen   Zustande    bei   vorangegangener   überwiegender   Fettnahrung 
dem  Fettquotienten  (0,71),  bei  überwiegender  Eiweißnahrung  dem  Eiweiß- 
quotienten (0,78 — 0,8)  und  schließlich  bei  überwiegender  C-Hydraternährung 
dem  C-Hydratquotienten  (1,0)  nähert.    Als  Versuchstiere  dienten  auch  hier 
verschiedene    Hunde,    die    einseitig    ernährt    wurden.    —    Die    Versuchs- 
anordnung ist  eine  ähnliche,  wie  die  in  der  Arbeit  von  Schloßmann  und 
Murschhauser.    —    Es    sei    erwähnt,    daß    während    der    Versuchsdauer 
sehr  darauf   geachtet   wurde,    daß    sich  die  Versuchstiere  möglichst    ruhig 
verhielten,    um    so    den    event.    Einfluß    von    stärkeren    Bewegungen    und 
Bellen   auf   den    respiratorischen    Quotienten    auszuschalten.     Die  Versuche 
wurden    in   einem  verbesserten  Regnault-Reiset-Apparat  vorgenommen    und 
endigteu  mit   folgenden  Resultaten:    Die  procentuale  Gewichtsabnahme  war 
fast  bei  allen  Hunden  auffallend  gleich,   sie  betrug  27 — 28  %.     Der  eine 
Hund  hatte  nur  um  19  %  abgenommen,  weil  das  Tier  während  der  ganzen 
Versuchsdauer   außergewöhnlich    ruhig    war.      Auch   die    Hungerquotienten 
stimmten    gut   überein    (0,755—0,788)   im    Mittel  =  0,769.     Die    respira- 
torischen Quotienten    der  Nüchternversuche    hingegen   zeigen   deutlich   den 
Einfluß  der  vorangegangenen  Nahrung.    Die  Fetthunde  I  u.  IV,  welche  also 
fast    nur  Fett    ihres   Organismus   abbauen    konnten,    zeigen    die   erwarteten 
niedrigen  Quotienten  0,656,  0,674,  0,726,  0,71   (Hund  IV).     Der  Eiweiß- 
hund (III)  gab  fast  theoretische  Eiweißquotienten  (0,793  u.  0,784);  womit 
allerdings  noch  nicht  gesagt  sein  soll,  daß  ausschließlich  Eiweiß  umgesetzt 
worden   ist.     Aber   auch    hier  war    der   Eiweißabbau    bestimmend  für   die 
Höhe   des  Gaswechsels.     Hund  U,   welcher    fast   nur  C- Hydratnahrung  er- 
halten hatte,  lieferte  Zahlen  von  0,796,  0,849  u.  0,892,  die  also  bedeutend 
unter    dem    theoretischen    C-Hydratquotienten    liegen.     Dieser   Befund  läßt 
sich  natürlich  dadurch  erklären,  daß  das  Tier  im  Nüchternzustande  sicher- 
lich neben  dem  aufgespeicherten  Glykogen,  welcher  Proceß  erheblich  mehr 
0  gebraucht,  auch  etwas  Fett  abbaute,  wodurch  der  respiratorische  Quotient 
naturgemäß  herabgedrückt  wurde.     Jedenfalls  haben  die  Versuche  deutlich 
gezeigt,  daß  der  Gaswechsel  und  der  respiratorische  Quotient  im  Nüchtern- 
zustande   durch  die  vorangegangene  Ernährung    und  die  davon    abhängige, 
verschiedene  stoffliche  Zusammensetzung  des  Körpers  bestimmt  wird;  aller- 
dings   unter  der  Voraussetzung,   daß  andere  Faktoren,   wie   starke  Muskel- 
tätigkeit   usw.,   die   störend   wirken   können,    während   der   Versuche  aus- 
geschaltet sind. 

1)  Ztschr.  f.  Biol.  1913,  61,  342—372  (A.  d.  akad.  Kinderkl.  Düsseldorf). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  293 

Über  die  vom  tierischen  Organismus  unter  verschiedenen  Be- 
dingungen ausgeschiedenen  Alkoholmengen.  Von  W.  Völtz  und 
Aug.  Baudrexel.^)  —  4.  Mittl.  Über  den  Einfluß  der  Dosierung 
und  der  Außentemperatur  auf  die  Alkoholausscheidung  durch 
Harn  und  Atmung  und  über  die  Resorption  des  Alkohols  durch 
die  Harnblase.  Die  Untersuchungen  der  Vff.  endigten  mit  folgenden 
Ergebnissen:  Die  Alkoholausscheidung  durch  den  Organismus  ist  in  hohem 
Maße  abhängig  von  der  Dosierung  und  von  der  Außentemperatur.  Nach 
Gabe  von  ungefähr  3  com  Alkohol  in  einer  Portion  für  1  kg  Lebend- 
gewicht wurde  rund  8  %,  in  drei  Portionen  ungefähr  2,2  ^j^  im  Harn 
und  in  der  Atmung  vom  Hunde  wieder  ausgeschieden.  Je  nach  der 
Versuchsanordnung  wurde  also  der  Alkohol  zu  92  bezw.  zu  98  '^Jq  vona 
tierischen  Organismus  resorbiert.  Wurde  dem  Versuchstier  in  einer  Dosis 
ungefähr  3  ccra  Alkohol  zugeführt,  so  wurde  bei  16  ®  im  Respirations- 
apparat 3,99  <^/o  und  bei  einer  Kasten temperatur  von  26 — 27°  ungefähr 
8  ^Iq  der  eingeführten  Menge  wieder  ausgeschieden.  Auch  dann  findet 
eine  Resorption  des  Alkohols  in  der  Harnblase  statt,  wenn  die  Alkohol- 
concentration  des  Harnes  nicht  größer  ist,  als  der  Menge  an  Alkohol  ent- 
spricht, welche  nach  dem  Genuß  im  Harn  vorgefunden  wird. 

Der  Stoffwechsel  von  Hunden  ohne  Pankreassecretion  nach  Fleisch- 
fütterung.    Von    Francis   G.  Benedict   und  Joseph    H.   Pratt.  ^)  —  Von 

drei  Hunden,  deren  Pankreas  vom  Duodenum  abgetrennt  und  unterbunden 
war,  wurde  der  Stoffwechsel  und  die  Wärmebildung  untersucht.  Die 
Steigerung  des  Stoffwechsels  dieser  Hunde  nach  Fleischfütterung  war  ver- 
hältnismäßig gering,  dies  spricht  dafür,  daß  die  nach  der  Nahrungsaufnahme 
eingesetzte  Steigerung  des  Gesamtstoffwechsels  auf  einer  specifisch  dynamischen 
Wirkung  der  Nahrungsmittel,  und  dementsprechend  auf  chemischen  Ur- 
sachen beruht,  nicht  etwa  durch  die  mechanischen  Processe  der  Verdauung 
und  Bewegung  der  Därme  bedingt  ist.  Wäre  dieses  letztere  tatsächlich 
der  Fall,  so  hätte  unbedingt  bei  den  in  der  angegebenen  Weise  operierten 
Hunden  eine  ausgesprochene  Steigerung  des  Stoffwechsels  nach  Fleisch- 
fütterung beobachtet  werden  müssen,  da  die  vom  Darm  zu  leistende  Arbeit 
bei  diesen  Hunden  wegen  der  fehlenden  Pankreassecretion  und  der  damit 
zusammenhängenden  stark  verminderten  Fähigkeit,  die  Nahrung  zu  resorbieren, 
außerordentlich  groß  war. 

Studien  über  den  Stoffwechsel  von  Ammoniumsalzen.  Von  Frank 
P.  Underhill.^)  —  I.  Die  Ausscheidung  aufgenommener  Ammonium- 
salze beim  Hunde  bei  gemischter  Kost.  Hunde,  die  normal  ernährt 
waren,  erhielten  zum  Grundfutter  NH^-Acetat,  -Butyrat,  -Citrat,  -Lactat, 
-Valerat,  -Chlorid,  -Carbonat,  -Phosphat  und  -Sulfat.  Im  Harn  der  Tiere 
wurde  der  Gehalt  an  Gesamt-N  und  an  NH3  bestimmt.  Durch  Zugabe  von 
NH^-Chlorid,  -Phosphat  und  -Sulfat  wurde  die  N-Ausscheidung  gesteigert, 
während  die  Verfütterung  von  den  organischen  NH^  -  Salzen  und  des 
(NHjg^^s  keine  Steigerung  der  NHg-Ausscheidung  von  NHg,  wohl  aber 
eine  solche  des  ausgeschiedenen  Gesamt-N  verursachte. 


1)  Arch.  d,  Physiol.  1913,  152,  567—578  (A.  d.  physiol.  Abt.  d.  Inst.  f.  Gärungsgew.  Benin). 
—  2)  Journ.  of  Biol.  Chem.  1913,  15,  1—13;  ref.  nach  Cham.  Ctrlbl.  1913,  I.  1157  (Henle).  —  s)  Ebend. 
327-335  u.  337-339. 


294  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

IL  Die  Ausscheidung  aufgenommener  Ammoniumsalze  im 
Hungerzustau  de.  Ein  phlorrbiziuisierter,  fastender  Hund  bekam  per  os 
NH^-Carbonat  und  NH4-CI;  der  Harn  des  Tieres  wurde  auf  NH3  und 
Gesamt-N  untersucht.  Die  Verabfolgung  von  NH4-CI  hatte  eine  Mehr- 
ausscheidung von  NH3,  diejenige  von  (NHJjCOg  nur  eine  Steigerung  des 
ausgeschiedenen  Gesamt-N  zur  Folge. 

HL  Die  Ausnutzung  von  Ammoniumsalzen  bei  stickstoff- 
freier Kost.  In  Gemeinschaft  mit  S.  Goldschmidt. i)  Mit  N-freier  Kost 
ernährte  Hunde  bekamen  NH^-Acetat,  -Citrat  und  NH^-Cl.  Im  Harn  der 
Tiere  wurde  Gesamt-N,  NH3  und  Kreatinin  bezw.  Kreatin  bestimmt,  der 
Kot  auf  seinen  Gehalt  an  Gesamt-N  untersucht.  Im  Gegensatz  zu  den 
Befunden  von  Gräfe  und  Schläpfer  wurde  der  N  des  NH^-Cl  nicht 
ausgenutzt,  während  der  N  aus  dem  NH^-Acetat  und  -Citrat  von  den 
Hunden  verwertet  wurde. 

Untersuchungen  über  die  Bedeutung  des  Phosphors  in  der  Nahrung 
wachsender  Hunde.  Von  Ernst  Durlach.-)  —  Der  Vf.  stellte  an  gleich- 
alterigen  Hunden  Versuche  an  und  zwar  mit  P-armer,  Phosphat-  und 
Phosphatid-haltiger  Nalu'ung.  Bei  P-Entzug  trat  Erkrankung  der  Tiere 
und  Gewichsabnahme  ein.  Nach  den  Versuchen  zu  urteilen,  scheint  der  P 
des  Lecithins  dem  Phosphat-P  in  der  Wirkung  überlegen  zu  sein,  obgleich 
es  nicht  ausgeschlossen  ist,  daß  bei  der  Lecithinzulage  auch  noch  andere 
mit  dem  Oryzanin  und  den  Vitaminen  zusammenhängende  Körper  von 
Bedeutung  sind. 

Über  die  biologische  Bedeutung  des  Phosphors  für  den  wachsenden 
Organismus.  Von  M.  Masslow.')  —  I.  Untersuchungen  über  den  Einfluß 
des  Phosphors  auf  die  Entwicklung  von  Tieren  und  auf  den  Phos- 
phor- und  Stickstoffumsatz.  Es  soll  einmal  experimentell  nachgewiesen 
werden,  ob  der  Haushalt  des  Organismus  tatsächlich  so  große  P-Mengen 
nötig  hat,  wie  aus  den  Ergebnissen  der  Stoffwechseluntersuchungen  hervor- 
geht. Weiter  sollte  geprüft  werden,  welche  Veränderungen  im  Organismus 
infolge  von  P-armer  Nahrung  vor  sich  gehen  und  wie  er  in  diesem  Falle 
seinen  Bedarf  an  P  deckt.  Ferner  will  der  Vf.  nachweisen,  ob  die 
P-haltigen  Lipoide,  die  organischen  P- Verbindungen  und  die  organischen 
Phosphate  für  die  Assimilation  gleichwertig  sind.  Schließlich  war  der  Vf. 
bestrebt,  klarzustellen,  ob  Milch  allein  den  Bedarf  des  wachsenden  Organis- 
mus decken  kann  und  wie  die  P-Salze  dabei  wirken.  —  Da  Hundemilch 
2Y2Q3al  so  reich  an  P- Verbindungen  ist  als  Kuhmilch,  wurde  bei  den 
bezügl.  Versuchen  erstere  durch  letztere  ersetzt,  und  um  die  Bedeutung 
des  P  noch  klarer  hervortreten  zu  lassen,  wurde  einigen  Hunden  Kuhmilch 
gegeben,  aus  welcher  das  P-reiche  Casein  entfernt,  aber  durch  das  sehr 
P-arme  Eieralbumin  ersetzt  worden  war,  um  somit  die  Bedingungen  für 
P-Hunger  zu  schaffen.  —  Der  Vf.  beschränkt  sich  bei  seinen  Versuchen 
auf  die  Untersuchung  je  eines  Vertreters  für  die  Hauptgruppen  genannter 
Körper:  des  Lecithins  als  typischen  Vertreter  der  P-haltigen  Lipoide,  des 
glycerophosphorsauren  Ca  als  Vertreter  der  organischen   Verbindungen  und 


J)  Journ.  of  Biol.  Chem.  1913,  15,  341—355:  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1417  u.  1418 
(Rona").  -  2)  Arch.  f.  exp.  Pathol.  u.  Pharmak.  71,  210—250  (A.  d.  Pharmak.  Inst.  d.  Univ.  Göttingen). 
—  s)  Biochem.  Ztschr.  1913,  55,  45—62  u.  56,  174—194  (A.  d.  chem.  Lab.  d.  Inst.  f.  exper.  Med.  d. 
Milit.  Acad.  St.  Petersburg). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  295 

des  phosphorsauren  Na  als  Vertreter  der  anorganischeD  Phosphate.  Als 
Versuchstiere  dienten  junge  Hunde,  welche  zunächst  mit  Kuhmilch  und 
Haferschleim  gefüttert  wurden.  Vor  den  Versuchen  teilte  sie  der  Vf.  in 
zwei  Gruppen.  Die  einen  bekamen  eine  an  Eiweiß-,  Fett-,  C-Hydraten 
urid  Nährsalzen  reiche,  aber  P-arme  Nahrung,  während  den  anderen  Tieren 
bei  sonst  gleicher  Diät  in  bestimmten  Mengen  Natrium-phosphoricum,  Ca- 
glycerinphosphoricum  und  Lecithin  zugegeben  wurde.  Zudem  sollte  die 
Nahrung  möglichst  wenig  feste  Bestandteile  enthalten  und  wohlschmeckend 
sein.  —  Am  Schlüsse  der  Versuche  wurden  alle  Organe  dieser  Tiere  auf 
ihren  Gehalt  an  P  untersucht.  —  Das  Grundfutter  bestand  aus  einem  Ge- 
misch von  100  Teilen  Reis  und  50  Teilen  Eieralbumin,  dem  noch  zur 
Erzielung  einer  besseren  Schmackhaftigkeit  40  Teile  Zucker  und  50  Teile 
Kokowar  zugegeben  wurden.  Hieraus  wurde  mit  Aqua  dest.  eine  Grütze 
bereitet  und  vor  dem  Kochen  das  Nährsalzgemenge,  bestehend  aus  KCl, 
Na  Gl,  CaCl2,  MgCl,  und  Far.  oxyd.  sacchar.  hinzugefügt.  Die  Zugabe 
eines  Fe-Salzes  hatte  den  Zweck,  um  die  Tiere  nicht  in  den  Zustand  des 
Fe-Mangels  zu  versetzen.  Die  Ergebnisse  der  einzelnen  Versuche  lassen 
sich  nun  kurz  so  zusammenfassen:  Bezüglich  des  N-Ümsatzes  ergiebt  sich 
die  Tatsache,  daß  bei  P-armer  Nahrung  das  Bedürfnis  an  N  im  Organismus 
vollständig  gedeckt  wurde;  auch  bei  Zugabe  von  Phosphaten  blieb  die 
Assimilation  des  N  die  gleiche.  Der  P-Ümsatz  der  einzelnen  Tiere  stellte 
sich  so,  daß  sämtliche  Hündchen  bei  der  Fütterung  mit  Milch  und  Hafer- 
schleim bezw.  mit  Milch  und  Fleioh  ungefähr  die  gleichen  P-Assimilations- 
werte  zeigten.  Bei  Übergang  auf  P-arme  Nahrung,  also  auf  Grütze,  wo 
die  P- Zufuhr  ungefähr  um  das  5 fache  sank,  trat  für  den  Organismus 
P- Hunger  ein,  deshalb  nahmen  auch  die  P-Assimilations werte  um  fast  das 
10 fache  ab;  es  konnte  also  der  P-arme  Brei  den  Bedarf  an  diesem  Elemente 
nicht  decken.  Der  P-Mangel  war  den  Tieren  in  der  ersten  Zeit  in  der 
Entwicklung  nicht  hinderlich,  je  älter  aber  die  Tiere  w^urden,  um  so  mehr 
blieben  sie  hinter  den  Kontrolltieren  in  der  Entwicklung  zurück,  bis  sie 
schließlich  nach  einigen  Wochen  an  kachektischen  Erscheinungen  zugrunde 
gingen.  Durch  Zugabe  von  Phosphaten  bezw.  Glycerophosphaten  konnten 
die  Tiere  nicht  mehr  gerettet  werden,  jedenfalls  weil  die  betreffenden  Tiere 
schon  zu  lange  im  P-Mangel  gelebt  hatten.  Was  den  Unterschied  zwischen 
Phosphaten  und  Glycerophosphaten  anbetrifft,  so  läßt  sich  nur  sagen,  daß 
letztere  den  tödlichen  Ausgang  etwas  verzögerten,  ihn  aber  auch  nicht 
hindern  konnten.  In  beiden  Fällen  war  also  die  P-arme  Grundnahrung 
für  den  Eingang  der  Tiere  unzweifelhaft  die  Hauptursache.  Der  Zusatz 
von  größeren  Mengen  Lecithin  hatte  nur  eine  zeitweilige  günstige  Ein- 
wirkung auf  den  tierischen  Organismus;  auch  da  war  die  Lecithinfütterung 
zu  spät  erfolgt,  und  so  war  es  mit  dem  Tier  bald  zu  Ende.  Ausschließ- 
liche Gabe  von  Kuhmilch  vertrug  das  betreffende  Versuchstier  für  längere 
Zeit  nicht.  Bei  einem  Gewicht  von  2100  g  trat  in  der  Zunahme  plötzlich 
ein  Stillstand  ein,  dann  fing  das  Hündchen  an  abzumagern  und  es  ging 
dann  ebenfalls  nach  kurzer  Zeit  zugrunde.  Reine  Kuhmilch  genügte  also 
ebenfalls  auf  die  Dauer  nicht,  den  Bedarf  zu  decken.  Das  Tier,  welches 
mit  sog.  Albuminmilch  gefüttert  wurde,  lebte  nur  ganz  kurze  Zeit;  auch 
ein  Zusatz  von  Glycerophosphaten  brachte  dem  Tier  keinerlei  Nutzen. 
Aus  diesem  Versuch    kann  der  Schluß   gezogen    werden,    daß   dem  Milch- 


296  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

casein  eine  nicht  zu  unterschätzende  Bedeutung  zugesprochen  werden  muß. 
Bei  ausschließlicher  Milchnahrung  treten  die  Bedingungen  des  P-Hungers  ein. 
IL  Untersuchung  der  Organe  auf  ihren  Gehalt  an  Phosphor 
und  intracellularen  Fermenten.  Im  Anschluß  an  obige  Arbeit  unter- 
suchte der  Vf.  alle  Organe  seiner  Versuchstiere  zunächst  auf  ihren  Gehalt 
an  P,  und  es  ließen  sich  folgende  Tatsachen  auf  Grund  der  Untersuchungen 
feststellen:  Bei  ungenügender  P- Zufuhr  in  der  Nahrung  —  also  im 
P-Hunger  —  opfert  der  Organismus  zu  allererst  den  anorganischen  Phos- 
phor und  es  kann  angenommen  werden,  daß  die  Zellen  den  P  in  dieser 
Form  noch  während  des  Lebens  abgeben  können,  ohne  darunter  bis  zu 
einer  gewissen  Grenze  zu  leiden.  Der  P  in  organischer  Bindung  bleibt 
hingegen  bei  P-Hunger  ziemlich  lange  beständig.  Im  besonderen  werden 
die  Lipoidverbindungen  des  P  eher  vom  Organismus  angegriffen,  als  die 
Nucleinverbindungen.  Gehirn  und  Herz  verarmen  in  der  Regel  nie  an  P, 
es  erfolgt  sogar  Anreicherung,  während  andere  Organe  eine  ausgesprochene 
P- Verarmung  erleiden.  Wenn  der  P-Gehalt  sein  Minimum  erreicht  hat, 
so  gehen  die  Tiere  zugrunde.  Ein  Zusatz  von  anorganischen  Phosphaten 
hat  keine  günstige  Wirkung  auf  den  Organismus,  sie  können  eben  den 
organischen  P  der  Nahrung  nicht  ersetzen.  Ebenso  bringt  eine  Zugabe 
von  Glycerophosphaten  dem  Körper  durchaus  keinen  Nutzen,  es  tritt  auch 
hier  schließlich  Verarmung  des  Organismus  an  P  ein,  welche  hauptsächlich 
durch  eine  Abnahme  des  organischen  und  des  P  der  Phosphatide  bedingt 
wird.  Lecithin-Zugabe  dagegen  übt  zweifellos  einen  günstigen  Einfluß  auf 
den  Körper  bei  P-Hunger  aus,  indem  der  P-Gehalt  der  Organe  vermehrt 
wird.  Sowohl  der  anorganische  wie  der  organische  P,  vor  allen  Dingen 
aber  der  Lipoid-P  der  Organe  nimmt  zu.  Dabei  erfolgt  eben  eine  An- 
reicherung der  letzeren,  da  der  Procentgehalt  aller  P-Arten  im  Vergleich 
zu  den  früheren  Werten  beträchtlich  ansteigt.  Milchnahrung  führt  bei 
längerer  Dauer  schließlich  ebenfalls  zu  P-Hunger.  Trotzdem  der  Organis- 
mus ziemlich  lange  gegen  den  P-Hunger  ankämpfen  kann,  so  verarmt  er 
selbst  aber  immer  mehr  an  P,  und  diese  Verarmung  erfolgt  auch  hier 
hauptsächlich  auf  Kosten  des  anorganischen  P,  —  Bezüglich  der  Messungen 
der  fermentativen  Wirksamkeit  der  Organe  bei  P-Mangel  sollen  hier  folgende 
Ergebnisse  der  Untersuchungen  wiedergegeben  werden:  Das  Fehlen  des  P 
in  der  Nahrung  bewirkt  ein  Absinken  der  fermentativen  Fähigkeiten  der 
Organe,  es  erfolgt  nicht  nur  keine  Weiterentwicklung  der  fermentativen 
Tätigkeit,  sondern  es  sinkt  auch  die  Energie,  besonders  stark  diejenige 
der  Diastase,  Amylase  und  Lipase.  Am  meisten  leidet  die  Leber,  weniger 
Gehirn  und  Herz.  Zugabe  von  Phosphaten  und  Glycerophosphaten  konnte 
unzweifelhaft  keine  vollkommen  günstigen  Bedingungen  für  die  Ferment- 
entwicklung schaffen.  Bei  Zufuhr  von  Lecitliin  im  P-Hunger  nahm  die 
amyloly tische,  diastatische  und  die  katalytische  Energie  der  Organe  ganz 
erheblich  zu  und  die  Tiere  erholten  sich  dabei  zeitweise,  was  mit  dem 
Beginn  mit  der  Fermentregeneration  in  Zusammenhang  gebracht  werden 
könnte.  Die  Wirkung  der  ausschließlichen  Milchernährung  auf  den  Zustand 
des  Organismus  des  Hundes  läßt  sich  ebenfalls  durch  die  geringe  fermen- 
tative  Energie  der  Organe  erklären.  Wir  können  also  sagen,  daß  ein  voll- 
kommener Zusammenhang  zwischen  dem  P  der  Nahrung  und  der  fermen- 
tativen Energie  der  Organe  besteht. 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  297 

Die  Ausnutzung  des  Ammoniaks  beim  Eiweißstoffwechsel.  Von 
Alonzo  Englebert  Taylor  und  A.  J.  Ringer,^)  —  An  fastenden  Hunden 
wurde  nach  subcutaner  und  oraler  Verabreichung  von  NH^-Carbonat  die 
N-Ausscheidung  festgestellt.  Die  Untersuchungsergebnisse  sind  kurz  folgende: 
Das  (NH^)2  CO3  wurde  nach  subcutaner  Zuführung  sofort  wieder  aus- 
geschieden, dagegen  wurde  ein  erheblicher  Teil  des  NH3-N  retiniert,  wenn 
das  Salz  durch  den  Mund  beigebracht  worden  war.  Der  zurückgehaltene 
N  gelangte  auch  in  der  Nachperiode  nicht  zur  Ausscheidung.  Phlorrhizinierte 
Hunde  waren  fähig,  in  Form  von  (NH4)2C03  aufgenommenen  N  zurück- 
zuhalten und  zwar  in  höherem  Maße  als  normale  Hunde.  Wurde  fastenden 
Hunden  durch  das  Maul  Harnstoff  beigebracht,  so  wurde  dieser  im  Gegen- 
satz zum  (NH4)2C03  sofort  wieder  ausgeschieden. 

Zur  Lehre  der  Resorptionsvorgänge  im  Darm.  Von  N.  A.  Dobro- 
wolskaja.  ^)  —  Zur  Verfolgung  der  nocli  nicht  mit  Sicherheit  gelösten 
Frage  über  die  Resorption  der  Eiweißspaltungsprodukte  im  Darm,  stellte 
der  Vf.  einige  lehrreiche  Versuche  an  unter  Benutzung  verschiedener 
experimenteller  und  operativer  Methoden,  Die  Versuche  wurden  so  an- 
gestellt, daß  einem  Hunde,  welcher  vorher  24  Stunden  gehungert  hatte, 
in  leichter  Morphium -Chloroform -Narkose  durch  ein  in  das  Jejunum 
eingeführtes  ürainrohr  von  Zeit  zu  Zeit  vermittelst  einer  Spritze  langsam 
verschiedene  Substanzlösungen  bezw.  Eiweißverdauungsproducte  —  und  zwar 
meistenteils  frischer  Chymus  —  durch  den  Darm  beigebracht  wurde.  Einige 
Zeit  nachher  wurde  die  Bauchhöhle  wieder  geöffnet  und  Bhit  aus  der  Pfort- 
ader entnommen.  In  demselben  wurde  dann  Gesamt-N  und,  nach  Entfernung 
der  Eiweißsubstanzen,  Amid-N  nach  der  Titriermethode  von  Sörensen 
und  Gesamtamid-N  (Peptid-  -f-  Amid-N)  bestimmt.  Daß  die  beschriebene  Ver- 
suchsanordnung eine  zweckentsprechende  war,  ob  also  bei  derselben  wirklich 
eine  Resorption  aus  dem  Darm  möglich  ist,  wurde  durch  Vorversuche  mir 
öprocent.  Dextroselösung,  welche  in  den  Darm  injiciert  wurde,  dargetan. 
Tatsächlich  hatten  diese  Versuche  eine  gute  Resorptionsfähigkeit  unter  diesen 
Bedingungen  erwiesen.  Die  Experimente  mit  Eiweißverdauungsproducten 
verliefen  mit  einander  widersprechenden  Ergebnissen.  Einmal  trat  eine 
deutliche  Zunahme  des  freien  Araid-N  im  Verhältnis  zum  Peptid -N  und 
dem  gesamten  Nichteiweiß-N  ein,  während  bei  anderen  Versuchen  gerade 
das  Gegenteil  eintrat.  Da  es  sich  nun  während  der  Experimente  heraus- 
stellte, daß  auch  ohne  Einspritzung  von  Eiweißverdauungsproducten  unter 
den  Versuchsbedingungen  erhebliche  Schwankungen  im  Verhältnis  des 
Amid-N  zum  gesamten  Nichteiweiß-  und  Peptid -N  im  Blut  auftraten, 
so  können  die  Ergebnisse  nicht  eindeutig  beurteilt  werden.  Den  angeführten 
Versuchen  parallel  gemachte  Experimente  in  vitro  konnten  nicht  den  Beweis 
erbringen  ob  im  Blutserum,  in  der  Darmwand  oder  in  den  Verdauungs- 
säften irgend  welche  synthesierende  Ägentien  vorhanden  sind,  welche  gewisse 
Auskunft  über  die  Art  der  die  Resorption  begleitenden  Processe  hätten  geben 
können.  Es  gelang  eben  nicht,  aus  natürlichen  Mischungen  von  Verdauungs- 
producteu  oder  reinen  Amidosäuren  unter  Zusatz  von  Darmschleimpräparaten 
oder  Pankreassaft  einen  synthetischen  Vorgang  mit  Hilfe  von  Titration 
nach  Sörensen  nachzuweisen.     Fernerhin    wurden   in  weiteren  Versuchen 


ij  Jonrn.  of  Biol.  Chem.  1913,  14,  407—418;   ref.   nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  164  (Heule).  — 
2)  Biochem.  Ztschr.  1913,  56,  267—290  (Pathol.  Abt.  d.  Inst.  f.  experm.  Med.     Vorstand:  E.  S.  London). 


298  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

eine  Gefäßanastomose  zwischen  Pfortader  und  Nierenarterien  oder  Nieren- 
venen hergestellt,  und  untersucht,  ob  diese  den  Nieren  direkt  zugeführten 
Resorption sstoffe  des  Pfortaderblutes  wieder  im  Harn  auftreten.  Allerdings 
ließe  sich  unter  diesen  Umständen  eine  gewisse  Vermehrung  des  Amid-N 
feststellen,  besonders  beim  Zusatz  einzelner  Amidosäuren  zur  Nahrung. 
Sonst  lieferte  auch  diese  Versuchsreihe  keine  bestimmten  Ergebnisse.  Zum 
Schluß  wurden  noch  in  einer  anderen  Richtung  Versuche  an  Hunden  ge- 
macht. Um  imstande  zu  sein,  Blutproben  der  Pfortader  während  der 
Verdauung  zu  entnehmen,  wurde  eine  Pfortaderfistel  angelegt.  Die  ge- 
nommenen Blutproben  wurden  dann  wieder  für  die  Analyse  präpariert. 
Aus  diesen  Versuchen  geht  klar  hervor,  daß  während  des  Verdauungs- 
vorganges ein  periodisches  Schwanken  des  Amid-N  sowohl  im  Pfortaderblut 
als  auch  im  ganzen  Blutkreislauf  stattfindet.  Das  Verhältnis  des  Amid-N 
zum  Gesamt -N  nimmt  zunächst  mehr  und  minder  stark  zu,  um  dann  nach 
ca.  4  Stunden  wieder  abzunehmen,  worauf  wieder  Zunahme  eintreten  kann. 
Der  Vf.  ist  vorläufig  noch  nicht  imstande,  auf  die  Frage  zu  antworten, 
wo  die  Synthese  des  Eiweißes  stattfindet,  betrachtet  aber  die  periodischen 
Zunahmen  des  Amid-N  im  Blut  während  der  Verdauung  als  Tatsache. 
Beitrag  zur  Bedeutung  der  Pentosen  als  Energiequelle  im  tierischen 
Organismus.  Von  P.  Schirokich.  ^)  —  Die  Versuche  sollten  über  die 
Verwendbarkeit  der  Pentosen  für  die  energetischen  Vorgänge  im  Tierkörper 
Aufschluß  geben,  und  besonders  sollte  die  Nährwirkuug  der  1-Arabinose 
durch  Stoffwechselversuche  bezw.  Respirationsversuche  erforscht  werden.  Die 
Darstellung  des  Versuchsraaterials  —  der  l-Arabinose  —  geschah  nach 
einem  Verfahren  von  Kiliani  aus  Kirschgummi.  Die  Versuche  wurden  an 
einer  gut  dressierten  tracheotomierten  Hündin  ausgeführt,  welche  bei  ge- 
nügender Asepsis  mit  Hilfe  des  Vaginalspekulums  leicht  katheterisiert  werden 
konnte.  In  den  einzelnen  Versuchsperioden  wurden  immer  gleiche  Mengen 
Arabinose  und  Traubenzucker  für  sich  oder  als  Zulage  zu  dem  stets  gleichen 
Grundfutter  gegeben,  um  so  die  in  Betracht  kommenden  Wirkungen  der  Pentose 
mit  denen  des  Traubenzuckers  vergleichen  zu  können.  Das  Tier  vertrug  bis 
zu  7,5  g  Arabinose  ohne  irgend  welche  sichtliche  Darmreizung,  während 
nach  15  g  zuweilen  schon  Durchfall,  bei  noch  größeren  Mengen  dieser 
regelmäßig  eintrat.  Auch  bei  ganz  wäßrigem  Kot  war  die  darin  enthaltene 
Menge  Arabinose  sehr  gering.  Die  Ausscheidung  im  Harn  findet  haupt- 
sächlich in  den  ersten  7  Stunden  nach  der  Mahlzeit  statt  und  ist  in  der 
11.  Stunde  fast  beendet.  Die  systematisch  angelegten  und  ausführlichen 
Versuche  hatten  folgende  wichtige  Ergebnisse.  Eine  Gabe  von  7,5  — 15  g 
Arabinose  hatte  keinen  Einfluß  auf  den  respiratorischen  Quotienten  und 
selbst  nach  Verfütterung  von  30  g  wurde  derselbe  nur  in  geringem  Maße 
erhöht.  Auch  bei  Verabreichung  von  Arabinose  an  das  nüchterne  Tier 
konnte  eine  Wirkung  auf  die  Oxydationsprocesse  nicht  gefunden  werden, 
während  Traubenzucker  unter  den  gleichen  Bedingungen  den  Quotienten 
merklich  erhöht.  Aus  obiger  Tatsache  kann  also  der  Schluß  gezogen  werden. 
daß  die  Arabinose  vom  Hunde  mir  schwer  und  jedenfals  nicht  immer  so- 
gleich nach  ihrer  Aufnahme  oxydiert  wird,  obwohl  ungefähr  40 — 50% 
der   verfütterten  Pentose   im  Körper  reteniert   wurden.     Die  andere  Hälfte 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  55,  370—392  (A.  d.  tierphysiol.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochseh.  Berlin). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  299 

der  Arabinose  wurde  im  Harn  wiedergefunden.  Da  —  wie  erwähnt  — 
die  Arabinose  in  der  ersten  Zeit  nach  ihrer  Resorption  sich  nicht  merklich 
an  den  Oxydationsprocessen  beteiligt,  trotzdem  aber  doch  ungefähr  die 
Hälfte  der  Pentose  im  Organismus  zurückgehalten  wird,  so  konnte  an  eine 
Ablagerung  derselben  bezw.  an  eine  Bindung  an  andere  Moleküle  —  analog 
der  Glykogenbiidung  aus  Hexosen  —  gedacht  werden.  —  Die  absolute  Größe 
des  0- Verbrauches  ist  nach  Aufnahme  der  Kohlehydrate  sowohl  bei  dem 
verdauenden  wie  bei  dem  nüchternen  Tiere  herabgesetzt;  durch  Trauben- 
zucker wird  sie  ein  wenig,  durch  Arabinose  jedoch  sehr  erheblich  vermindert. 
Diese  Verminderung  wirkt  gleichzeitig  auf  die  mechanischen  Atemvorgänge 
in  demselben  Sinne  ein.  Der  Vf.  berechnet  dann  noch  den  Energieuinsatz 
aus  dem  0-Verbrauch  und  respiratorischen  Quotienten  und  zeigt,  daß 
durch  Arabinose  derselbe  beim  nüchternen  Hunde  entschieden  etwas  unter 
den  Nüchtern  wert  herabgesetzt  wird,  welche  Herabsetzung  beim  verdauenden 
Tier  noch  deutlicher  in  die  Erscheinung  tritt.  —  Versuche  an  zwei  Ziegen 
führten  zu  dem  Ergebnis,  daß  im  Gegensatz  zum  Hunde  im  Harn  nur  eine 
ganz  geringe  Menge  Arabinose  ausgeschieden  wurde.  Dieses  läßt  sich  viel- 
leicht daraus  erklären,  daß  die  Pentosen  und  besonders  Arabinose  von  den 
im   Pansen  vorhandenen  Kleinwesen  vergoren  wird. 

Weitere  Versuche  am  Fleischfresser  über  die  stickstoffsparende 
Wirkung  von  Salzen,  besonders  von  Natriumacetat.  Von  Ernst 
Pescheck.  ^)  —  Es  sollten  an  der  Hand  einfacher  Fütterungsversuche  die 
Verhältnisse,  unter  denen  essigsaures  Na  die  N- Bilanz  zu  beeinflussen 
vermag,  festgestellt  werden.  Die  Versuche  wurden  an  Fleischfressern 
(Hunde)  ausgeführt.  Die  Tiere  erhielten  zum  Grundfutter  (Pferdefleisch 
+  Reis  +  Schweineschmalz)  abwechselnd  essigsaures  Na  und  (NH^), 
Na-Citrat,  Na-Lactat  und  Na-Tartrat,  zudem  auch  freie  Essigsäure  zu- 
gelegt. Die  Versuchstiere  befanden  sich  beim  Beginn  der  Versuche  ent- 
weder im  N- Gleichgewicht  oder  sie  waren  auf  positive  bezw.  negative 
N- Bilanz  eingestellt.  Harn  und  Kot  wurde  regelmäßig  auf  N- Gehalt 
untersucht.  Die  ausgedehnten  Versuche  haben  folgendes  gezeigt:  Na-Acetat 
zu  einem  Grundfutter  gegeben  vermag  ähnlich  wie  NH4-Acetat  stickstoff- 
sparend zu  wirken.  Die  N- Ausscheidung  im  Harn  wurde  durch  das  Salz 
erheblich  herabgesetzt,  während  es  auf  den  N- Gehalt  des  Kotes  nicht  ein- 
wirkte. Am  deutlichsten  zeigte  sich  die  N- sparende  Wirkung  in  den 
Versuchen,  in  welchen  sich  das  Versuchstier  noch  in  schwach  negativer 
N-Bilanz  befand,  denn  das  Na-Acetat  vermochte  den  N-ümsatz  soweit 
herabzusetzen,  daß  die  Bilanz  auf  ein  schwaches  Plus  anstieg,  sich  auch 
auf  dieser  Höhe  hielt  und  bei  nochmaliger  Salzgabe  die  N-Bilanz  noch 
mehr  anstieg.  Versuche  mit  citronen-  und  milchsaurem  Na,  ebenso  mit 
Mg-Acetat  führten  zu  ähnlichen  Ergebnissen.  Auch  diese  Salze  wirken 
gleichfalls  N- sparend.  Bei  der  reinen  Essigsäure  dagegen  konnte  keine 
derartige  Wirkung  festgestellt  werden,  sie  hatte  eher  eine  die  N -Aus- 
scheidung vermehrende  Wirkung  ausgeübt.  Jedoch  kann  aus  den  geringen 
Differenzen  nicht  auf  einen  schädigenden  Einfluß  geschlossen  werden.  — 
Der  Vf.  geht  dann  zur  Erklärung  der  N- sparenden  Wirkung,  specieli  des 
Na-Acetats  über.    Da  die  N- Retention  bei  Zugabe  von  Na-Acetat  vielleicht 


')  Biochem.  Ztschr.  1913,  52,  275—330  (A.  d.  zootechn.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.  Berlin). 


300  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

noch  größer  ist  als  bei  (NH4)-Acetat,  so  kann  die  N- sparende  Wirkung 
unmöglich  dem  N  der  Verbindungen  zugesprochen  werden,  besonders 
deshalb,  weil  Na-Äcetat  keine  Spur  von  N  enthält.  Auf  Grund  seiner 
Erwägungen  kommt  der  \i\  zu  der  Ansicht,  daß  die  Wirkung  der  Salze 
im  Zusammenhang  mit  Ernährungsvorgängen  zu  denken  ist.  Weitere  Ver- 
suche an   Pflanzenfressern  sollen  hierüber  nähere  Aufklärung  geben. 

Die  Verbrennung  von  Traubenzucker  im  Pankreasdiabetes.  Von 
F.  Verzär  und  A.  v.  Fejer. ^)  —  Es  wurde  untersucht,  ob  intravenös 
eingespritzte  Dextrose  beim  Hunde  nach  totaler  Exstirpation  des  Pankreas 
eine  Steigerung  des  respiratorischen  Quotienten  verursacht,  ob  also  noch 
Zucker  verbrannt  wurde.  Die  Ergebnisse  der  Versuche  sind  kurz  folgende. 
Bis  zum  4.  Tage  nach  der  Operation  wird  tatsächlich  noch  Zucker  ver- 
brannt, das  Verhältnis  von  COg :  0  wurde  also  gesteigert.  Späterhin  ließ 
sich  keine  Spur  der  Zuckerverbrennung  mehr  erkennen.  In  manchen 
Fällen  bewirkt  die  Zuckereinspritzung  bei  einigen  Tieren  eine  Steigerung 
des  0- Verbrauchs,  bei  andern  Tieren  wieder  nicht.  Durch  Bluttransfusion, 
Infusion  von  gewöhnlichem  und  Blut  aus  dem  Pankreas  wurde  keine  Er- 
höhung des  respiratorischen  Quotienten  erreicht.  Die  Zuckerverbrennung 
war  also  nicht  zurückgekehrt.  Auch  die  Einspritzung  des  nach  Knowlton 
und  Starling  hergestellten  Pankreashormons  hatte  keine  konstante  und 
eindeutige  Erhöhung  des  respiratorischen  Quotienten  zur  Folge. 

Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Wirkung  der  Kohlehydrate 
auf  den  Energieumsatz.  Von  Paul  Häri.^)  —  In  den  vorliegenden 
Versuchen  wurde  die  Wirkung  subcutan  eingeführten  Traubenzuckers  an 
kleinen  Tieren  (Ratten  und  Mäusen)  im  TangT sehen  Respirationskalorimeter 
geprüft.  Es  konnte  somit  die  gesamte  von  den  Tieren  erzeugte  Wärme 
direkt  bestimmt  werden.  Ferner  wurde  aus  dem  gesamten  N-  und 
C- Umsatz  die  Wärmeproduction  berechnet.  Der  Vf.  gibt  die  Versuchs- 
ergebnisse in  folgenden  Sätzen  wieder:  1.  Traubenzucker  erzeugt  in  einer 
Menge  von  10  g  für  1  kg  Lebendgewicht,  in  lOprocent.  Lösung  einer 
gefütterten  Maus  subcutan  eingespritzt,  eine  Steigerung  der  Wärme  (abgabe)- 
bildung  um  8,0 — 13,2  %.  In  einer  Menge  von  28 — 32  kg  pro  1  kg 
Körpergewicht,  hungernden  Ratten  eingespritzt,  beträgt  die  Steigerung 
28,0 — 29,9  ^Iq.  2.  Diese  Steigerung  kann  teilweise  von  der  durch  die 
großen  Traubenzucker -Mengen  bedingten  giftigen  Wirkung  herrühren, 
3.  Die  nach  der  Zuckereinspritzung  in  erhöhter  Menge  gebildete  Wärme 
wird,  wenn  nur  wenig  H2  0  eingespritzt  wird,  ausschließlich  durch  Strahlung, 
wenn  viel  Hj  0  eingespritzt  wird,  zum  großen  Teile  auch  durch  gesteigerte 
Wasserverdampfung  abgegeben. 

Beitrag  zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  in  der  Schwangerschaft 
und  Lactation.  Von  Ludwig  Dienes.^)  —  Es  sollte  entschieden  werden, 
in  welcher  Weise  der  Stoff-  und  Energieumsatz  während  der  Schwanger- 
schaft und  besonders  auch  in  der  Lactationsperiode  bei  Tieren  verläuft. 
Die  Versuche  wurden  an  einer  Hündin  ausgeführt  und  sie  umfassen  die 
Zeit  von  23  Schwangerschaftstagen  bis  zur  Geburt,  dann  die  Lactations- 
periode und  der  nach  Beendigung  der  Lactation  sich  entwickelnde  Zustand 

1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  53,  140—167  (A.  d.  Inst.  f.  Pathol.  u.  physiol  Chem.  d.  Univ.  Budapest). 
—  =)  Ebend.  116—139  (A.  d.  Chom. -physiol.  Inst.  d.  Univ.  Budapest).  —  »)  Ebend.  55,  124-133  (A.  d. 
Tierphysiol.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.  Beiün). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  301 

geschlechtlicher  Indifferenz.  Teils  wurden  die  Experimente  an  tracheotomierten 
Tieren  in  Form  kurzdauernder  Atmungsversuche  im  uüchternen  Zustande 
angestellt,  teils  wurde  der  24  stündige  Stoffumsatz  im  kleineren  Respirations- 
apparat  nach  dem  Prinzip  von  Regnault-Reiset  beobactitet.  Die  nach 
letzterer  Art  angestellten  (Versuche)  Untersuchungen  wurden  teilweise  an 
der  säugenden  Mutter  zusammen  mit  ihren  Jungen  im  Respirationskasten 
ausgeführt,  dann  auch  in  kurzen  Zeitabschnitten  von  etwas  über  4  Stunden 
nur  an  der  Mutter  und  an  den  Jungen  allein.  Ferner  folgten  noch 
2  annähernd  24  stündige  Respirationsversuche  an  der  Mutter,  nachdem  die 
Laction  durch  Entziehung  der  Jungen  unterbrochen  war  und  eine  Anzahl 
Versuche  bei  direkter  Trachealatmung  im  nüchternen  Zustande.  Die  Er- 
gebnisse der  interessanten  Versuche  waren  kurz  folgende:  Mutter  und 
Junge  weisen  zur  Zeit  der  Lactation  gleichen  Verbrauch  an  Wärme  für 
die  Oberflächeneinheit  (181,8  bezw.  184,2  Cal.)  auf,  welcher  Wert  aber 
nach  Beendigung  der  Lactation  für  die  Mutter  erheblich  zurückgeht 
(163,5 — 143,1  Cal.).  Der  Energieverbrauch  des  Tieres  ist  während  der 
Lactation  erheblich  größer  als  im  Zustande  geschlechtlicher  Ruhe  (87,5  Cal.) 
gegen  70,3  Cal.  pro  Tag  und  1  kg  Lebendgewicht,  ein  Wert,  welcher 
also  um  24,6  ^Jq  höher  ist.  3.  Der  Verbrauch  an  0  im  Respirationskasten 
war  immer  ein  höherer,  als  bei  der  absoluten  Ruhe  des  durch  die  Tracheal- 
fistel  atmenden  Tieres.  4.  In  der  ersten  Zeit  der  Schwangerschaft  findet 
eine  Steigerung  des  Stoffwechsels  nicht  statt.  Erst  in  der  letzten 
Schwangerschaftswoche  ist  eine  bedeutende  Steigerang  festzustellen,  indem 
der  0- Verbrauch  vom  Durchschnittswert  von  ca.  60  ccm  auf  79,7  und 
dementsprechend  die  Wärmeproduction  von  0,280  auf  0,387  Cal,  anwächst. 
5.  Der  Erhaltungsumsatz  eines  Organismus  läßt  sich  viel  genauer  bei 
Respirationsversuchen  von  kürzerer  Dauer,  als  im  Kasten  durch  ca.  24 stündige 
Versuche  feststellen.  6.  Die  Lactation  (Laction)  ist  mit  einer  verhältnis- 
mäßig geringen  Steigerung  des  Stoffumsatzes  verbunden.  Bezüglich  der 
Versuchsmethodik  und  der  Berechnung  der  einzelnen  Versuchsergebnisse 
sei  auf  das  Original  verwiesen. 

Studien  über  Wassertrinken.  Von  Olaf  Bergeim  und  P.  B. 
Hawk.i)  —  I.  Der  verdauende  Einfluß  des  Speichels,  der  durch 
Verdünnung  mit  Wasser  erhöht  wird.  Die  Untersuchungen  der  Vff. 
führten  dahin,  daß  die  verdauende  Wirkung  des  normalen  Speichels  steigt, 
wenn  derselbe  verdünnt  ist.  Die  geeignetste  Verdünnung  hängt  von  der 
Art  des  Verdünnungsmittels  ab;  für  0,3procent.  Na Ci- Lösung  sind  es 
4  Vol.  und  für  destilliertes  oder  abgestandenes  HgO  7  Vol.  Enthärtetes 
HgO  übt  einen  hemmenden  Einfluß  aus,  der  jedenfalls  durch  Mg-Hydroxyde 
verursacht  wird.  Da  die  Amylase  des  Speichels  von  größerer  Wirkung 
ist,  wenn  letzterer  verdünnt  ist,  so  ist  diese  Tatsache  ein  weiterer  Beweis 
dafür,  daß  das  Wassertrinken  bei  Mahlzeiten  der  Verdauung  nur  dienlich 
sein  kann.  Die  bessere  Verdauung  der  dem  Magen  zugeführteu  C- Hydrate 
bei  genügendem  Hg N -Trinken  ist  aber  auf  den  Einfluß  der  Verdünnung 
des  Speichels  zurückzuführen. 

IL  Der  hemmende  Einfluß  des  mit  Kalk  enthärteten  Wassers 
auf    die    Enzymwirkung.      Diesen    Versuchen    ist    folgendes    zu    ent- 

1)  Journ.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  461—476  u.  1049—1056;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913, 
I.  2053  u.  II.  1314  (Steinhorst). 


302  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

nehmen:  Ein  mit  CaO  enthärtetes  HgO  hat  einen  starken  hemmenden 
Einfluß  auf  die  Speichel-  und  Pankreasamylasen.  Höchstwahrscheinlich 
wird  diese  Wirkung  durch  Absorption  der  Enzyme  -vermittels  des  kolloidalen 
Mg(0H)2,  das  in  dem  mit  CaO  enthärteten  HjO  vorkommt,  herbeigeführt. 
Avis  dem  verschiedenen  Verhalten  der  beiden  untersuchten  Enzyme  der 
Speichel-  und  Pankreasamylase  gegenüber  den  verschiedeneu  Bestandteilen 
des  harten  und  enthärteten  HgO,  muß  der  Schluß  gezogen  werden,  daß 
die  genannten  Enzyme  nicht  identisch  sind. 

Die  Wirkung  der  Kohlensäure  auf  den  Stoffwechsel.  Autolyse 
und  Stoffwechsel.  VI.  Mittl.  A^on  Ernst  Laqueur. ^)  —  Es  sollte  unter- 
sucht werden,  ob  wählend  des  Lebens  der  Eiweißabbau  durch  alleinige  COg- 
Anhäufung,  ohne  daß  dabei  ein  erheblicher  0- Mangel  eintritt,  tatsächlich 
gesteigert  wird.  Der  Vf.  benutzte  zu  seinen  Versuchen  einige  Kaninchen, 
welche  in  besonders  construierte  Käfige  gebracht  wurden,  um  so  Kot  und 
Harn  quantitativ  sammeln  zu  können.  Als  Nahrung  erhielten  die  Tiere 
hauptsächlich  Milch,  unter  Zugabe  von  etwas  Hafer  bei  einem  Kaninchen. 
Milch  wurde  aus  dem  Grunde  gegeben,  weil  nach  dieser  Nahrung  Harn 
täglich  spontan  und  reichlich  entleert  wird.  Vermittelst  COj- Gasometer 
wurde  die  Anreicherung  der  Atemluft  an  CO2  bewerkstelligt  und  die  zu- 
geführten Mengen  quantitativ  gemessen.  Die  Versuche  dauerten  ein  halbes 
Jahr,  sie  zerfielen  in  längere  Perioden  (lOtägige),  und  der  N-Stoif Wechsel 
wurde  teils  bei  Mischkost  und  teilweise  im  Hungerzustand  untersucht. 
Die  Versuche  endeten  mit  folgenden  Ergebnissen:  Durch  CO^- Anreicherung 
der  Atemluft  über  6%  wurde  die  Atmung  tiefer  und  gleichzeitig  meist 
langsamer,  aber  auch  zugleich  recht  gleichmäßig.  Enthielt  die  Ventilations- 
luft ungefähr  17 ''/o  COg,  so  konnten  weder  unruhige  Atemnot,  noch  irgend- 
welche narkotische  Wirkungen  beobachtet  werden.  Während  bei  einem 
Gehalte  von  ungefähr  7^0  CO2  die  N- Ausscheidung  nicht  wesentlich  be- 
einflußt wurde,  trat  bei  einem  COg- Gehalt  von  über  10%  eine  Mehr- 
ausscheidung ein,  welche  bei  über  13%  am  größten  war.  Diese  Erhöhung 
der  N- Ausscheidung  ist  auf  vermehrte  Zersetzung  des  Gewebeeiweißes 
zurückzuführen,  die  durch  die  erhöhte  COg- Spannung  verursacht  wird. 
Bei  mehreren  Fällen  mit  erhöhter  N- Ausscheidung  trat  eine  Hg  0- Retention 
ein,  ebenso  war  eine  Gewichtsabnahme  deutlich  zu  constatieren.  Aus 
einem  besonderen  Versuche  ging  hervor,  daß  das  Plus  der  N- Ausscheidung 
nicht  etwa  durch  den  mit  der  CO2 -Anreicherung  verbundenen  geringen 
O2 -Mangel  verursucht  ist.  Da  durch  CO2  die  Autolyse  gefördert  wird, 
so  kann  also  die  erhöhte  Eiweißzersetzung  bei  größerer  COg -Spannung 
wahrscheinlich  auf  die  vermehrte  Tätigkeit  autolytischer  Fermente  zurück- 
geführt werden.  Diese  Möglichkeit  wird  gestützt  durch  Analogien  im 
Verhalten  des  postmortalen  autolytischen  Abbaues  und  des  intravitalen 
N- Stoffwechsels.  Es  wird  auf  die  allgemeine  Bedeutung  hingewiesen, 
welche  COg- Anhäufung  für  den  im  lebenden  Organismus  stattfindenden 
Eiweiß-  und  C -Hydratumsatz  hat. 

Der  Einfluß  des  Stehens  und  Liegens  auf  den  Stoffwechsel  des 
Rindes.  Von  Henry  Prentiss  Armsby  und  J.  August  Fries.-)  —  Die 
COg- Ausscheidung,    HgO-Abgabe   und    Wärmebildung    eines    Stieres    wurde 

1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  84,  117—160  (A.  d.  Phvsiol.  Inst.  d.  üniv.  Groningen).  — 
2)  Amer.  Journ.  f.  Physiol.  1913,  31,  245—253;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  L  1123  (Henle). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  303 

während  des  Stehens  und  des  Liegens  vernaittels  des  Respirationscalori- 
meters  bestimmt.  Die  Wärmeabgabe  und  somit  auch  die  COg-  und  Hg  0- 
Ausscheidung  war  immer  wesentlich  höher,  wenn  das  Tier  stand,  als  wenn 
es  lag.  Auch  diese  Yersuehe  bestätigten  die  bekannte  Tatsache,  daß  der 
Gesamtstoffwechsel  des  Rindviehs  beim  Stehen  ein  viel  größerer  ist  als 
beim  Liegen. 

Ein  Vergleich  der  beoachteten  und  der  berechneten  Wärme- 
production  des  Rindviehs.  Von  Henry  Prentiss  Armsby.  ^)  —  In  einer 
großen  Anzahl  von  Stoffwechsel-  und  Respirationsversuchen  wurden  die 
Einnahmen  und  Ausgaben  von  C,  N  und  H  und  an  Energie  ermittelt.  Die 
Ergebnisse  gestatten  einen  Vergleich  der  beobachteten  und  bereclmeten 
Wärmebildung.  Die  Versuche  wurden  mit  Hilfe  eines  Arater-Rosa'schen 
Respirationscalorimeters  angestellt.  Durch  Verbrennen  von  Alkohol  wurde 
die  Genauigkeit  der  Resultate  geprüft  und  sie  ergab  Fehler  von  0,5  ^o  ^ür 
die  COg-ßestimmung  und  1  *'/q  für  die  Wärmemessung.  Körperprotein 
und  -Fett  wurden  auf  ihre  elementare  Zusammensetzung  untersucht;  sie  er- 
gab für  ersteres  C  =  52,54  7«,  H  =  7,14  «/o-  0  =  23,12  ''/o,  N  =  16,67  % 
und  S  =  0,52%.  Das  Körperfett  enthielt  C  =  76,5%,  H=12  7o  und 
0=ll,5''/o.  Die  Zunahme  bezw.  der  Verlust  an  Protein  und  Fett  wurde 
wie  üblich  aus  dem  Gleichgewicht  von  N  und  C  berechnet;  hierzu  dienten 
die  Faktoren  5,7  Cal.  für  1  g  Protein  und  9,5  Cal.  für  das  g  Fett  auf 
äquivalente  Energie  bezogen.  Durch  Abziehen  der  Energiezunahme  des 
Körpers  (bezw.  durch  Addition  des  Energieverlustes)  von  der  Differenz 
zwischen  Einnahme  und  Ausgabe  der  chemischen  Energie  wurde  die  Wärme- 
production  gefunden.     Die  Berechnung  war  die  folgende: 

Cal.  Cal. 

Energie  der  Nahrung 22  486 

„         des  Kotes 7359 

„  „    Harns 1217 

von  CH^ 1848 

„         des  Zerfalls 123 

Gesamte  Energie  der  Exkremente    ■     ■     ■ 10  547 

11939 
Energiezunahme ■     ■     . 1  699 

Berechnete  Wärmebildung 10240 

Beobachtete  „  10174 

Die  berechnete  Wärmeproduction  ist  also  fast  genau  dieselbe,  wie  die 
durch  das  Respirationscalorimeter  gefundene.  Bezüglich  der  praktischen 
Ausführungen  der  einzelnen  Bestimmungen  möge  auf  das  Original  ver- 
wiesen sein. 

Die  Beziehungen  zwischen  dem  Wachstum  und  den  chemischen 
Bestandteilen  der  Nahrung.  Von  Thomas  B.  Osborne,  Lafayette 
B.Mendel,  Edna  L.  Ferry  und  Alfred  I.  Wakeman.^)  —  Die  Versuche 
haben  ergeben,  daß  weiße  Ratten  für  längere  Zeit  mit  künstlichen  Nähr- 
mischnngen  erhalten  werden  können,  dabei  schwerer  werden  und  wachsen. 
Schließlich  hört  aber  das  normale  Wachstum  bei  der  künstlichen  Ernährung 


1)  Journ.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  1794—1800  (Philadelphia,  State  College);  ref.  nach  Chem. 
Ctrlbl.  1914,  I.  277—278  (Steinhorst).  —  ^)  Journ.  of  Biol.  Chem.  1913,  15,  311—326;  ref.  nach  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  II.  1499  (Heiüe). 


304  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

auf  und  die  Tiere  gelten  dann  zugrunde.  Jedoch  können  sich  die  Tiere 
sehr  rasch  wieder  erholen  und  nehmen  das  Wachstum  wieder  auf,  wenn 
sie  für  kurze  Zeit  mit  Milch  oder  mit  Butter  ernährt  werden. 

Über  die  Verdaulichkeit  der  Stickstoffsubstanzen  in  Kakao  und 
Kakaoschalen.  Von  S.  Goy.  ^)  —  Eine  größere  Anzahl  verschiedener 
Kakaosorten  wurden  auf  Verdaulichkeit  des  Proteins  mit  Hilfe  der  künst- 
lichen Verdauung  untersucht.  Das  Material  war  auf  verschiedene  Art  und 
Weise  sachgemäß  geröstet  worden  und  dann  in  Bohnen  und  Schalen  ge- 
trennt. Auch  bestimmten  die  Vff.  zugleich  die  Verdaulichkeit  des  Proteins 
der  Kakaokeime  und  des  sog.  Silberhäutchens.  Die  einzelnen  N-Werte 
wurden  fast  ausschließlich  in  der  fettfreien  Trockensubstanz  bestimmt. 
Das  Entfetten  der  Bohnen  geschah  durch  wiederholtes  Zerkleinern,  Trocknen 
und  Extrahieren  mit  Äther.  Schließlich  wurde  die  Substanz  ganz  fein  ge- 
mahlen und  dann  nach  dem  Trocknen  nochmals  mit  Äther  10  Stunden 
lang  ausgezogen.  Die  Bestimmung  des  Oesamt-N  wurde  nach  Kjeldahl, 
die  des  Reineiweißes  nach  Stutzer  und  diejenige  des  verdaulichen  Ei- 
weißes nach  Stutzer  und  Wedemeyer  ausgeführt.  Das  angewandte 
künstliche  Pepsin  entsprach  den  Anforderungen  des  Arzneibuches.  Die 
künstliche  Verdauung  geschah  im  Brutkasten  bei  38  °  während  48  Stunden. 
Bei  den  Versuchen  mit  Bohnen  von  verschiedenen  Sorten  ergab  sich  das 
auffällige  Ergebnis,  daß  der  Verdauungscoefficient  für  Gesamt  -  Protein 
schwankte  zwischen  45,62  und  72,45  %;  derjenige  für  das  Reinprotein 
betrug  25,31 — 63,22^0.  Es  wuide  erwiesen,  daß  diese  außerordentlich 
großen  Schwankungen  bedingt  sind  durch  den  Röstproceß.  Je  höher  die 
Temperatur  ist  und  je  länger  der  Kakao  geröstet  wird,  um  so  mehr  sinkt 
die  Verdaulichkeit  der  N-Substanzen  und  ei  verliert  dadurch  unbedingt  an 
Nährweit.  Deswegen  dürfte  die  erörterte  Tatsache  für  die  Schokoladen- 
industrie im  Interesse  des  Kakaos  als  Nahrungsmittel  von  großer  Wichtig- 
keit sein.  —  Die  Verdauungsversuche  mit  den  zugehörigen  Kakaoschalen 
endigten  mit  ganz  ähnlichen  Ergebnissen.  Die  Verdaulichkeit  des  Roh- 
bezw.  Reinproteins  war  auch  hier  ganz  außerordentlich  großen  Schwankungen 
unterworfen.  Diese  waren  ebenfalls  auf  das  mehr  oder  minder  starke 
Rösten  bezw.  auf  die  längere  oder  kürzere  Dauer  des  Röstprocesses  zurück- 
zuführen. Die  Procentzahlen  für  den  verdaulichen  Teil  des  Gesamt-Proteins 
schwankte  zwischen  15,30 — 54,08^0'  diejenige  für  Reineiweiß  zwischen 
3,05  und  29,04  %.  Die  großen  Schwankungen  beim  Gesamt-Protein  sind 
dadurch  bedingt,  daß  auch  der  Gehalt  an  Nichteiweiß  relativ  erheblich 
mehr  schwankt  als  der  an  Eiweiß-N.  Die  Bewertung  der  Kakaoschalen 
als  Futtermittel  darf  nicht  nach  ihrem  Gehalt  an  Gesamt-Protein  erfolgen, 
sondern  muß  nach  den  verdaulichen  Anteilen  desselben  geschehen.  Nur  dann 
können  die  Kakaoschalen  als  Futtermittel  irgendwelche  Verwendung  finden. 

Untersuchungen  über  den  durch  verschiedene  Faktoren  beein- 
flußten endogenen  Stoffwechsel  des  Schweines.  Von  E.  V.  Mc  Collum 
u.  D.  R.  Hoagland.'')  —  I.  Die  Einwirkung  von  sauren  und  basischen 
Salzen  und  von  freier  Mineralsäure  auf  den  endogenen  Stoff- 
wechsel.     Die    Versuche   wurden    an    einer    giößeren   Anzahl    Schweinen 

1)  Bioehom.  Ztschr.  1913,  58,  137—147  (A.  d.  agrtk.-chem.  Inst.  d.  Univ.  Königsberg).  —  ^)  Journ. 
of  Biol.  Chem.  1913,  16,  299-315,  317—320  und  321—325:  ref.  nach  Chem.  Cti-lbl.  1914,  I.  807—808 
(Franck). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  305 

ausgeführt  und  führten  zu  dem  Ergebnis,  daß  bei  Verfütterung  von  C- 
Hydraten  z.  B.  Agar-Agar  im  Überschuß  mit  einer  Mischung  alkalischer 
Salze  der  endogene  N-Stolfwechsel  am  niedrigsten  ist.  Es  ist  eine  Steigerung 
der  Gesamt-Nausscheidung  aus  endogenen  Quellen  möglich,  ohne  daß  da- 
durch die  Kreatinausscheidung  beeinflußt  wurde.  Wird  nach  alkalischer 
Nahrung  Säuredosis  gegeben,  so  erscheint  der  zusätzliche  N  in  Form  von 
NHg  im  Harn,  weil  das  Tier  nicht  fähig  ist,  den  Harnstoff-N  zur  Neutrali- 
sation der  in  der  Nahrung  enthaltenen  Säure  zu  gebrauchen,  sondern  zieht 
ihn  aus  den  Geweben  mittels  Proteolyse  zur  NHg-Bildung  heran. 

II.  Der  Einfluß  von  Fettfütterung  auf  den  endogenen  Stick- 
stoff Wechsel.  Im  Anschluß  an  obige  Arbeit  wurden  Schweine  durch 
lange  Stärkefütterung  auf  den  niedrigsten  N  -  Stoif wechselstand  gebracht. 
Eine  hierauf  folgende  ausschließliche  Fettnahrung  als  Energiequelle  konnte 
eine  Steigerung  der  N-Ausscheidung  nicht  bewirken,  während  die  Kreatinin- 
ausscheidung  ganz  beträchtlich  erhöht  wurde.  Diese  Gesamtausscheidung 
von  Kreatinin  -}-  Kroatin  hatte  aber  keine  entsprechende  Erhöhung  der  ge- 
samten N-Ausscheidung  zur  Folge.  Die  Vff.  glauben  annehmen  zu  können, 
daß  durch  den  basischen  oder  sauren  Charakter  der  Nahrung  der  Kreatin- 
stoffwechsel  beeinflußt  wird. 

III.  Der  Einfluß  von  Benzoesäure  auf  den  endogenen  Stiek- 
stoffwechsel.  Wurde  au  Schweine  —  welche  sich  in  dem  oben  er- 
wähnten niedrigsten  N  -  Stoff  Wechsel  befanden  —  Benzoesäure  verfüttert, 
so  wurde  ein  erheblicher  Teil  des  Harnstoff-N  zur  Bildung  von  Glykokoll 
herausgezogen,  was  zur  Synthese  der  Hippursäure  führte.  Verhältnismäßig 
geringe  Gaben  von  Benzoesäure  bewirkte  keine  erhebliche  Steigerung  der 
Gesamt-Nausscheidung  im  Verhältnis  zu  der  bei  Benzoesäure-freier  Nahrung. 
Bei  größeren  verabreichten  Benzoesäuremengen  ist  jedoch  eine  ganz  be- 
trächtliche Erhöhung  des  ausgeschiedenen  Gesamt-N  festzustellen,  während 
eine  Änderung  der  Kreatininausscheidung  nicht  beobachtet  werden  konnte. 
Aus  ihren  Untersuchungen  ziehen  die  Vff.  den  Schluß,  daß  der  endogene 
Eiweißabbau  jedenfalls  nach  zwei  Richtungen  hin  erfolgt:  Einmal  führt  die 
Einführung  von  Mineralsäure  zu  einer  Bildung  von  NHg  bezw.  zur  Bildung 
von  Hippursäure  dann,  wenn  die  Mineralsäure  durch  die  Benzoesäure  er- 
setzt wird.  Die  andere  Richtung,  beobachtet  an  der  Kreatininausscheidung, 
bleibt  unter  den  Versuchsbedingungen  der  Vff.  unberührt. 

Zum  Studium  der  Respiration  und  des  Stoffwechsels  der  Wieder- 
käuer. Von  N.  Zuntz  (Ref.),  R.  v.  d.  Heide,  Klein  unter  Mithilfe  von 
V.  Markoff,  Fürst  v.  Dschandieri  und  Dr.  Jakow.  i)  —  In  dieser  Schrift 
wird  die  Frage  erörtert,  an  welchen  Stellen  das  abgerundete  von  0.  Kellner 
entworfene  Bild  des  tierischen  Stoffwechsels  der  Ergänzung  und  des  weiteren 
Ausbaues  bedarf.  Die  vom  Vf.  mitgeteilten  Tatsachen  und  Erwägungen 
führten  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  1.  Der  rationelle  Ausbau  der 
Fütterungslehre  erfordert  eine  genaue  Erforschung  der  Stoffwechselvorgäoge 
in  ihrer  Abhängigkeit  von  den  Gärungsprocessen,  von  den  Körperbewegungen 
und  von  der  Art  der  jeweilig  im  Körper  umgesetzten  Substanzen.  2.  Um 
diesen   Umsatz    besser    charakterisieren    zu    können,    bedarf   es    einer    Be- 


1;  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  781—814. 
Jahresbericht  1913.  20 


306  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Stimmung  des  Sauerstoffverbrauchs  neben  der  N-  und  COa-Ausscheidung. 
Eine  Kontrolle  der  so  gewonnenen  Daten  durch  die  direkte  Wärmebilanz 
erscheint  in  hohem  Maße  wünschenswert.  3.  Der  Stoffwechsel  muß  durch 
kurzdauernde  ßespirationsversuche  in  seine  einzelnen  Faktoren  zerlegt 
werden.  4.  Die  Gärungsprocesse  in  den  Yormägen  der  Wiederkäuer  müssen 
durch  Versuche  außerhalb  des  Körpers  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Zu- 
sammensetzung der  Nahrung  genauer  studiert  werden.  Einige  zur  Erfüllung 
dieser  Aufgaben  geeignete  Methoden  wurden  besprochen.  5.  Es  werden 
einige  Versuchsreihen  mitgeteilt,  welche  zeigen,  in  welcher  Weise  die 
Combination  verschiedener  Stoffe  bei  der  Fütterung  die  Gärungsprocesse 
und  damit  den  Nährwert  beeinflußt.  Bei  der  Construction  seines  Respirations- 
apparates hat  Zuntz  das  Pettenkofer'sche  Princip  verlassen  und  den  Ver- 
such gemacht,  die  Methode  Regnault-Reiset  von  ihren  Mängeln  zu  befreien 
und  für  große  Haustiere  anwendbar  zu  gestalten.  iDo 

Versuche  mit  Schweinen  über  die  Wirkung  nichteiweißartiger 
Stickstoffverbindungen  auf  den  Eiweißumsatz.  Von  A.  Köhler.  ^)  — 
Bei  diesen  auf  Veranla«|sung  von  0.  Kellner  j  in  Möckern  ausgeführten 
Versuchen  kamen  3  noch  wachsende^  veredelte  Landschweine  mit  einem 
Anfangsgewicht  von  54,66  und  54  kg  zur  Verwendung.  Nach  dem  Plane 
waren  für  jedes  Tier  vier  möglichst  8 — 12tägige  Perioden  vorgesehen, 
denen  in  jedem  einzelnen  Falle  eine  genügend  lange  quantitative  Vor- 
fütterung mit  dem  Versuchsfutter  vorausging.  Den  Schweinen  wurde  ein 
eiweißarmes  Grundfutter,  1400  g  Kartoffelflocken,  verabreicht,  dem  in  den 
folgenden  Versuchsabschnitten  N  in  Form  von  Eiweiß  (Kleber),  Asparagin 
und  Ammoniumacetat  zugegeben  wurde.  Die  Kartoffelflocken  wurden  vor 
der  Verfütterung  regelmäßig  mit  1200  ccm  Wasser  zum  Aufquellen  ge- 
bracht und  mit  den  übrigen  Zugaben:  5  g  Kochsalz,  10  g  Kalkphosphat, 
Kleber,  Asparagin,  Ammouacetat- Lösung  vermischt.  Obwohl  mehrfache 
Störungen  der  Freßlust  während  der  Asparaginperioden  vorkamen,  gelang 
es  doch,  die  N-Einnahraen  und  N-Ausgaben  eine  genügend  lange  Zeit  mit 
hinreichender  Genauigkeit  festzustellen.  Dagegen  versagten  bei  der  Zulage 
von  Ammonacetat  zwei  Versuchstiere  vollständig  und  bei  dem  einen  Schwein 
konnten  die  Einnahmen  und  Ausgaben  während  einer  Dauer  von  nur 
6  Tagen  quantitativ  festgestellt  werden.  Aus  den  ermittelten  Zahlen  für 
den  N-Cmsatz  und  N-Ausatz  erkennt  man,  daß  bei  den  3  Versuchstieren 
während  der  Kleber-Perioden  ein  beträchtlicher  Fleischansatz  stattgefunden 
hat,  während  in  den  darauffolgenden  Asparagin  -  Perioden  der  Eiweiß- 
verbrauch bedeutend  gesteigert  wurde.  Es  wurde  N  weniger  als  in  den 
Grundfutter-Perioden  angesetzt:  0,847,  0,463  u.  0,085  g.  —  Die  Wirkung 
des  Ammonacetats  scheint  bei  Schwein  A  für  den  N-Ümsatz  in  gleicher 
Richtung  zu  liegen,  doch  lassen  sich  aus  dem  einzigen,  zu  früh  ab- 
gebrochenen Versuche  sichere  Schlußfolgerungen  nicht  ableiten.  Die  Ver- 
suche erbrachten  nur  nach  einer  Richtung  hin  Klarheit,  nämlich,  daß  die 
Asparaginzulagen  keine  Steigerung  des  Fleischansatzes  zuwege  brachten, 
sondern  in  Übereinstimmung  mit  den  Versuchen  anderer  am  Fleischfresser 
den  Eiweißverbrauch  deutlich  steigerten.  Für  die  Ernährung  des  Schweines 
kommt  deshalb  Asparagin  als  Ersatz  für  Nahrungseiweiß  nicht  in  Frage." 

1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  623—636. 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  307 

Fütterungsversuche  über  die  Wirkung  der  verdaulichen  Nährstoffe 
im  Rauh-  und  Kraftfutter,  Von  W.  Schneidewind.  ^)  —  Für  die  Ver- 
suche wurden  86  Stück  zwei-  bis  dreijährige  schwarzbunte  ostpreußische 
Ochsen  aufgestellt,  welche  sämtlich  gleiche  Mengen  von  verdaulichen  Nähr- 
stoffen, und  zwar  2  kg  verdauliches  Eiweiß  und  11,5  kg  verdauliche  N-freie 
Stoffe  auf  1000  kg  Lebendgewicht  erhielten.  3  Abteilungen  ä  5  Stück 
erhielten  die  hohe  Rauhfuttermenge  mit  niedriger  Kraftfuttergabe,  3  Ab- 
teilungen mit  niedriger  Rauhfuttermenge  und  hoher  Kraftfuttergabe;  4  Ab- 
teilungen wurden  im  Tiefstall,  2  Abteilungen  im  Flachstall  aufgestellt.  Die 
verwendeten  Futtermittel  und  Rationen  auf  1000  kg  Lebendgewicht  waren 
in  kg  folgende: 

Hohe  Raahfutter-,  Niedrige  RauMutter-, 

aiedrige  Kraftfuttergabe  hohe  Kraftfuttergabe 

Tiefstall,  Flachstall,  Tiefstall,  Flaihstall, 

Abtl.  I  u.  II  Abtl.  V  Abtl.  IH  u.  IV        Abtl.  VI 

Gerstenstroh 8,00  8,00  5,00  5,00 

Wiesenheu 8,00  8,00  —  — 

Trockenschnitzel      ....  5,00  —  5,00  — 

gesäuertes  Schnitzelkraut      .  —  40,00  —  40,00 

ßaumwollsaatmehl   ....  3,74  3,56  3,59  3,40 

Maisschrot 0,49  1,00  6,37  6,87 

Der  Versuch  dauerte  133  Tage  und  verlief  ohne  jede  Störung.  Die 
Ergebnisse  waren  folgende:    Die  Zunahmen  betrugen  in  kg: 

viel  Rauh-  wenig  Kraftfutter        wenig  Rauh-  viel  Kraftfutter 

im  ganzen  .     .         Abtl.  I    605     11    511     V    614        III    705     IV    576     VI    632 
pro  Tag  u.  Stück  0,91  0,77  0,92  1,06  0,87  0,95 

Durch  Schlachtversuche  und  Schätzungen  des  Mastzustandes  seitens 
unparteiischer  Sachverständiger  betrug  die  durchschnittliche  Ausschlachtung 
der  Ochsen  bei  niedriger  Kraftfuttergabe  53°/o,  bei  hoher  dld^/o-  Nach 
Wasserbestimmungen  von  Durchschnittsproben  des  Fleisches  enthielt  das 
Fleisch  der  mit  viel  Kraftfutter  gefütterten  Ochsen  (im  Mittel  von  2  Ochsen) 
49,94  ^/q  Wasser,  dagegen  das  von  mit  wenig  Kraftfutter  gefütterten  Ochsen 
62,61  7o   Wasser.  (D.) 

Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Verdauung  der  Roh- 
faser durch  herbivore  und  omnivore  Tiere.  Von  G.  Fingerling  (Ref.), 
E.  Bretsch,  A.  Lösche  und  G.  Arndt.  2)  —  Die  vorliegenden  Versuche 
sollten  einen  Beitrag  bilden  hinsichtlich  der  Verwertung  der  verdauten 
Nährstoffe  durch  Schweine.  Im  Speciellen  sollte  zunächst  nur  die  Frage 
beantwortet  werden,  in  welchem  Umfang  die  Rohfaser  in  mehr  oder  weniger 
verholztem  Zustande  von  Schweinen  im  Vergleich  zu  herbivoren  Tieren 
(Hammeln)  verdaut  wird.  Als  Dntersuchungsmaterial  benutzten  die  Vff. 
einmal  den  gebleichten  Strohstoff  der  Papierfabriken,  ferner  Weizenspreu 
als  Vertreter  aus  der  Gruppe  der  rohfaserreichen  Futtermittel,  welche  zu- 
dem die  Cellulose  in  stark  inkrustierendem  Zustande  enthalten.  Als  Mittel- 
ding zwischen  Strohzellstoff  und  Weizenspreu  wurde  junges  Gras  ver- 
füttert. Als  Versuchstiere  dienten  zwei  Hammel,  welche  bereits  früher  zu 
Ausnutzungsversuchen  herangezogen  worden  waren,  und  zwei  Schweine  der 
veredelten  Meißener  Rasse.     Futtermittel  und  Kot  (Mischkot)  wurden  nach 

n  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  207-218.  —  '■*)  Ebend.  1913.  83,  181—210  (Mitt. 
d.  Kgl.  Sachs.  Ldwsch.  Versuchsst.  Möckern). 

20* 


308  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

bewährten  und  beschriebenen  Verfahren  untersucht.  Die  Versuche  mit  den 
Tieren  zerfielen  in  je  4  Perioden.  In  der  1.  Periode  wurde  Grundfutter 
gereicht,  und  zwar  bekamen  die  Hammel  pro  Kopf  700  g  Wiesenheu, 
100  g  Kleber,  250  g  Stärke,  10  g  NaCl  und  genügend  Trinkwasser.  Die 
folgende  Periode  bildete  die  Strohstoffzulage;  es  wurden  den  Hammeln 
täglich  und  ganz  allmählich  bis  zu  600  g  zum  Grundfutter  zugelegt.  Die 
Tiere  nahmen  die  sehr  verstärkte  Ration  willig  auf.  Die  3.  Periode 
bestand  aus  Graszulage;  die  Tiere  erhielten  folgende  Ration:  350  g  Wiesen- 
heu, 50  g  Kleber,  125  g  Stärke,  1500  g  junges  Gras  und  10  g  NaCl 
neben  genügend  Wasser.  In  der  4.  Periode  bekamen  die  Hammel 
zur  Ration  der  1.  Periode  pro  Kopf  und  Tag  noch  250  g  Weizen- 
spreu. Die  Schweine  bekamen  als  Grundration  (1.  Periode)  1000  g  Gersten- 
schrot, 200  g  Fleischmehl,  10  g  NaCl  und  genügend  Tränkwasser.  Analog 
der  2.  Periode  der  Hammelversuche  erhielten  die  Schweine  in  der  folgenden 
Periode  ebenfalls  600  g  nassen  Strohstoff  als  Zulage  zum  Grundfutter.  Die 
Tiere  nahmen  den  Strohstofl'  willig  auf;  es  wurden  3  X  200  g  unter  die 
Morgen-,  Mittag-  und  Abendration  gemischt.  In  der  3.  Periode  wurde 
das  Grundfutter  auf  500  g  Gersten schrot,  100  g  Fleischmehl  reduciert  und 
dann  diesem  Gemisch  1500  g  frisches  Gras  zugegeben,  während  für 
die  4.  Periode  wieder  die  ursprüngliche  Grundration  gewählt  und  dieser 
250  g  Weizenspreu  zugegeben  wurden.  Werden  die  Ergebnisse  der 
systematisclien  Versuche  an  den  beiden  Tierklassen  einander  gegenüber- 
gestellt so  ergiebt  sich  folgendes:  1.  Auch  der  Verdauungsapparat  des 
Schweines  besitzt  im  hohen  Maße  die  Fähigkeit,  reine,  von  inkrustierenden 
Stoffen  befreite  Rohfaser  z.  B.  Strohstoff  aufzulösen  und  somit  dem  Organismus 
nutzbar  zu  machen.  2.  Der  Wiederkäuer  ist  unter  allen  Umständen  dem 
Schweine  in  der  Ausnutzung  von  Rauhfutter  überlegen,  auch  dann,  wenn 
es  sich  um  ein  sehr  zartes  und  wenig  verholztes  Rauhfutter  handelt.  Die 
geringere  Verdaulichkeit  erstreckt  sich  auf  alle  Nährstoffe,  tritt  aber  vor 
allen  Dingen  sehr  stark  bei  der  Rohfaser  in  die  Erscheinung.  Schon  bei 
der  nicht  stark  verholzten  und  mit  inkrustierenden  Stoffen  durchsetzten  Roh- 
faser, wie  sie  junges  Gras  enthält,  läßt  das  Verdauungsvermögen  des 
Omnivoren  Tieres  nach.  3.  Besonders  ausgeprägt  sind  die  Unterschiede 
in  den  Verdauimgscoefficienten  bei  den  Versuchen  mit  Weizenspreu.  Die 
einzelnen  Nährstoffe  dieses  Materials  sind  vom  Schweine  viel  schlechter 
verdaut  als  vom  Hammel.  Außerordentlich  gering  ist  die  Verdaulichkeit 
der  Rohfaser  der  Weizenspreu,  während  Protein  und  Reineiweiß  der- 
selben von  den  Schweinen  überhaupt  nicht  aufgelöst  worden  ist.  Das 
eine  Schwein  vermochte  die  Rohfaser  der  Weizenspreu  überhaupt  nicht 
anzugreifen  und  aufzulösen,  während  das  andere  Tier  nur  13,71  ^/q  verdaute. 
4.  Zweifellos  wirkt  hier  die  starke  Verholzung  der  Rohfaser  außerordentlich 
stark  bezw.  ungünstig  auf  ihre  Verdaulichkeit  ein.  Überhaupt  ist  die  Aus- 
nutzung der  Nährstoffe  eines  Rauhfuttermittels  durch  das  Schwein  eine  be- 
schränktere als  durch  das  herbivore  Tier,  und  um  so  schlechter  ist  die 
Ausnutzung,  je  mehr  die  Verholzung  der  Futtermittel  zunimmt.  5.  Während 
reine  Cellulose  vom  Omnivoren  Tier  ebenso  hoch  ausgenutzt  wird  wie  vom 
Wiederkäuer,  so  wird  verholzte  und  viel  inkrustierende  Substanzen  enthaltende 
Cellulose  vom  Wiederkäuer,  infolge  der  bekannten  Bakterientätigkeit,  viel 
besser  verdaut  als  vom  Schweine. 


D.   Sto£fwechsel,  Ernährung.  309 

Die  chemische  Zusammensetzung  einiger  Maismahlproducte  und 
die  Verdauh'chkeit  ihrer  Stickstoffsubstanzen  in  Pepsin -Salzsäure, 
verghchen  mit  der  Verdauh'chkeit  der  Stickstoffsubstanzen  ver- 
schiedener anderer  Cerealien  und  Leguminosen.  Von  Otto  Ramm- 
stedt.  ^)  —  Die  Analysenergebnisse  werden  in  Tabellen  zusammengestellt. 
Der  Mais  nncl  seine  Mahlproducte  sind  relativ  proteinreiche,  pflanzliche 
Nahrungsmittel  und  sie  stehen  bezüglich  ihres  Gehaltes  an  Rohprotein 
zwischen  den  Weizen-  und  Roggenmahlerzeugnissen.  Die  Diastase  ist  im 
Mais  recht  wirksam,  denn  der  Zuckergehalt  wurde  nach  3  stündiger  Gärung 
ohne  Hefezusatz  zum  Teil  bedeutend  erhöht.  Dieser  Befund  dürfte  für 
die  Maisbrot -Bereitung  von  Wichtigkeit  sein.  Wurde  Mais  und  seine 
Mahlproducte  mit  kaltem  HgO  behandelt,  so  war  der  Gehalt  an  löslichem 
Extrakt,  Kohlenhydraten  und  Eiweiß  ein  nicht  geringer.  Die  Ausnutzung 
der  Maismehl -Trockensubstanz  war  genau  so  hoch  wie  diejenige  des 
mittelfeinen  Weizenmehles.  Durch  künstliche  Verdauung  mit  Pepsin -HCl 
während  einer  bestimmten  Zeit  bei  38° — 40 '^  wurden  89,360/0  der  N- 
Substanz  gelöst.  Erbsenmehl  wurde  viel  besser  ausgenutzt  als  Bohnen- 
und  Linsenmehl.  Der  Vf.  führte  ferner  Untersuchungen  aus,  welche 
darüber  Aufschluß  geben  sollten,  wie  sich  die  Verdaulichkeit  der  N- Substanz, 
der  Gehalt  an  Gesamtzucker  und  an  sonstigen  in  Hg  0  löslichen  Bestandteilen 
ändert,  wenn  Mais-,  Weizen-  und  Roggenmahlerzeugnisse  mit  HgO  oder 
mit  Milch  gekocht  wurden.  (Hierüber  gibt  das  Original  näheren  Aufschluß.) 
—  Die  vom  Vf.  ausgeführten  Untersuchungen  zeigen  also,  daß  die  Maismahl- 
producte pflanzliche  Nahrungs-  bezw,  Futtermittel  sind,  die  relativ  reich 
an  Kohlenhydraten,  Fett  und  Eiweiß  sind  und  die  in  ihrer  Ausnutzungs- 
fähigkeit mit  den  bekannten  Cerealien  und  Leguminosen  zu  vergleichen 
sind.  Zudem  sind  sie  billiger  als  die  Mahlproducte  des  Roggens  und 
Weizens,   aus  denen  leicht   schmackhafte  Speisen    bereitet   werden  können. 

Über  die  Bildung  des  Fettes  auf  Kosten  der  Eiweißstoffe  im 
tierischen  Organismus.  Von  G.  Lafon.-)  —  Ein  10  kg  schwerer  Hund 
erhielt  für  den  Tag  1200  g  Fleisch,  hiervon  wurden  500  g  über  den 
Erhaltungsbedarf  gegeben.  In  2  Perioden  von  je  7  Tagen  wurde  der  N 
im  Harn  und  der  respiratorische  Stofi'wechsel  innerhalb  24  Stunden  be- 
stimmt. Die  Versuchsergebnisse  gehen  dahin,  daß  die  Fettbildung  auf 
Kosten  der  Eiweißstoffe  physiologisch  sehr  schwer  vor  sich  geht  —  wegen 
der  sich  im  Inneren  des  Organismus  bezw.  der  Organe  vollziehenden  Um- 
wandlung der  Eiweißstoffe  in  Glucose  und  des  dadurch  eintretenden  Ver- 
lustes an  Energie.  Hieraus  ist  zu  schließen,  daß  der  Organismus  aus  der 
potentiellen  Energie  des  gegebenen  Eiweißes  nui  sehr  wenig  Nutzen  zieht, 
und  daß  der  Nährwert  des  Eiweißes  —  als  Energienahrung  betrachtet  — 
nicht  nach  der  Gesamtmenge  der  in  ihm  enthaltenen  potentiellen  Energie 
berechnet  werden  kann,  sondern  nur  nach  derjenigen,  welche  durch  die 
Bildung  von  Glucose  aus  dem  Eiweiß  repräsentiert  wird. 

Der  Einfluß  der  Funktion  auf  das  Kalkbedürfnis  der  Tiere.  Von 
H,  Steenbock  und  E.  B.  Hart.'')  —  Die  Versuche  wurden  an  Schweinen 
ausgeführt;  dieselben  erhielten  eine  kalkarme  Nahrung,  welcher  wachsende 


1)  Arch.  f.  Hvg.  1913,  81.  2S6-306.  —  s)  Compt.  read,  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  156, 
952—954;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1918,  U.  1707.  —  3)  Joum.  of  Biol.  Chem.  1913,  14,  59—73  (Univ. 
of  Wisconsin;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1706. 


310  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Mengen  Ca -Phosphats  zugegeben  waren.  Der  Ca -Gehalt  des  Futters,  des 
Kotes  und  des  Urins  wurde  während  der  ganzen  Yersuchsperiode  bestimmt. 
Die  diesbezüglichen  Versuche  hatten  zum  Ergebnis,  daß  ca.  0,67  g  CaO 
für  den  Tag  und  für  100  ig  Lebendgewicht  vollständig  genügten,  um 
einen  Ca -Verlust  zu  verhindern.  Die  Vff,  verfolgten  dann  noch  an  einigen 
Versuchen  die  Ca- Aufnahme  und  -abgäbe  einer  milchgebenden  Ziege. 
Zur  Zeit  der  reichlichen  Milchgabe  wurden  die  Bestimmungen  begonnen 
und  einige  Zeit  nach  Versiegen  der  Milch  wieder  abgebrochen.  Es  wurde 
festgestellt,  daß  bei  Gabe  von  geringen  Ca- Mengen  mehr  Ca  ausgeschieden 
wurde,  als  aufgenommen  worden  war;  nicht  nur  in  der  Milch,  sondern 
auch  im  Kot  wurden  erhebliche  Mengen  CaO  ausgeschieden.  Auch  in  den 
Fällen,  wo  die  N-Bilanz  eine  positive  war  und  N  reichlich  assimiliert 
wurde,  konnte  eine  negative  CaO -Bilanz  beobachtet  werden.  Hieraus  ist 
zu  schließen,  daß  Ca-  und  N- Assimilation  nichts  miteinander  zu  tun  haben 
und  ganz  verschiedene  Funktionen  des  Verdauungssystems  sind. 

Die  Wirkung  vollständig  abgebauter  Nahrung  auf  den  Ver- 
dauungskanal. Von  Otto  Cohnheim.i)  —  Die  Versuche  sollten  über 
die  Art,  wie  die  abgebaute  Nahrung,  bezw.  das  in  Aminosäuren  zerlegte 
Eiweiß  auf  die  Verdauungsorgane  wirkt,  Aufschluß  geben.  Hunde,  mit 
Duodenalfisteln  versehen,  erhielten  Lösungen  von  Erepton  und  Hapan  zu 
saufen,  und  es  wurde  dann  das  Verhalten  von  Secretion  und  Eutleerungs- 
dauer  beobachtet,  wobei  das,  was  sich  aus  der  Fistel  entleerte,  sofort 
wieder  eingespritzt  wurde.  Aus  den  Versuchen  ergiebt  sich,  daß  die  ab- 
gebaute Nahrung  sich  in  Magen  und  Dünndarm  nicht  anders  verhält,  wie 
die  Nahrungsmittel  aus  denen  sie  entstanden  sind.  Wird  also  der  N- 
Gehalt  des  Erepton  mit  12,70%  und  der  des  Hapans  mit  10°/o  N  um- 
gerechnet auf  die  gleichen  Gehalt  habenden  Fleischmengen,  so  ergiebt  sich 
annähernd  die  gleiche  Secretmenge,  wie  bei  der  Verdauung  der  Fleisch- 
mengen hervorgerufen  wird.  Der  Organismus  ergießt  demnach  auf  die 
abgebaute  Nahrung,  welche  schon  verdaut  ist,  ebensoviel  oder  fast  eben- 
soviel Secret,  wie  auf  die  unveränderte  Nahrung,  und  die  völlig  gelöste 
abgebaute  Nahrung  passiert  den  Magen  auch  nicht  schneller,  wie  die 
tirsprünglichen  Nahrungsmittel.  Wurden  nüchternen  Hunden  mit  Duodenal- 
und  Magenfisteln  Lösungen  von  Erepton  und  Hapan  ins  Rectum  eingespritzt, 
so  bewirkte  die  abgebaute  Nahrung,  wenn  sie  vom  Dickdarm  resorbiert 
wurde,  keine  Secretion  von  Verdauungssäften.  Hieraus  kann  mit  Sicherheit 
der  Schluß  gezogen  werden,  daß  die  spec.  dynamische  Wirkung  —  die' 
Stofi'wechselsteigerung  —  bei  durch  den  Mund  und  durch  das  Rectum  zu- 
geführter Nahrung  gleich  hoch  ist  und  sie  nicht  auf  einer  Tätigkeit  der 
Verdauimgsdrüsen  beruhen  kann. 

Einfluß  chronischer  Unterernährung  auf  den  Stoffwechsel.  Ver- 
suche von  S.  Morgulis^)  und  M.  Diakow  (St.  Petersburg).  Referiert 
von  N.  Zuntz. ^)  —  Es  sollte  untersucht  werden,  ob  im  Zustande  der 
Unterernährung,  während  welchem  dauernd  weniger  Nahrung  zugeführt 
wird,  wie  dem  Bedarf  entspricht  und  somit  die  Organbestandteile  selbst 
allmählich  aufgezehrt  werden,    eine  langsame  Anpassung  des  Stoffwechsels 


')   Ztschr.   f.   phvsiol.   Chera.   1913,    84,  419-424.     —    =)  Haward   ünir.   Ccombridge,   Mass.  — 
3)  Biochem.  Ztschr.  1913.  55,  341-355. 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  311 

an    die   ungenügende   Ernährung   vor   sich   geht.     Als   Versuchstier   diente 
eine  Hündin,   an  welcher   zunächst  einige  Respirationsversuche  im  kleinen 
Regnault- Reiset -Apparat  bei  knappem  Erhaltungsfutter  ausgeführt  wurden. 
Die  eigentliche  Hauptperiode  begann  im  Zustande  der  Unterernährung,  sie 
dauerte  über  ein  ganzes  Jahr  und  endete  mit  dem  Tode  des  Tieres.     Bei 
Beginn    des   Versuches   wog    die   Hündin    10,0  kg,    am   Ende   betrug   das 
Körpergewicht  4,19  kg,  das  ist  also  ein  Verlust  von  58,1%  des  Anfangs- 
gewichtes.    Die  Körpertemperatur  des  Tieres   blieb   schon   lange    vor   dem 
Ende  erheblich   unter  der  Norm.     Die  Erwartung,    daß   sich   der  Energie- 
verbrauch allmählich   der  ungenügenden  Nahrungszufuhi    anpassen   würde, 
erfüllte  sich  nicht.     Der  Gewichtsverlust  war  lange  Zeit  viel  geringer  als 
wie    er   im    Vergleich    zu    dem   starken   Verbrauch    von  Körperfett    zu    er- 
warten war.     So   z.  B.  war   das   faktische  Grewicht   des  Versuchstieres  am 
20.  Juni  1912   6,96  kg,  während  es   nach  der  Berechnung   der  Vff,   hätte 
=  6,32  kg  sein  müssen.    Am  20.  Juli  war  ein  Gewichtsverlust  von  1,26  kg 
erwartet  und  er  betrug  in  Wirklichkeit  nur  0,95  kg.    Es  ist  also  zweifellos, 
daß  in  diesem  Stadium  der  chronischen  Unterernährung  der  Körper  wesent- 
lich  H.2O- reicher   wird.     Der   Energieverbrauch,   auf  1  qm  Oberfläche   be- 
rechnet,   sank    von    einem    Anfangswert  =  931    Cal    bei    10,0   kg    Körper- 
gewicht  bis   auf   ein  Minimum    von  631  Cal   bei    der  Hälfte  des   Körper- 
gewichtes  (4,98  kg),    stieg   dann    aber   gegen   Schluß   bei   4,1  kg  auf  die 
ursprüngliche  Höhe   an.     Die  Oxydation sprocesse  sinken  also,    ähnlich  wie 
bei  der  absoluten  Aushungerung,  dauernd  ab,  erst  gegen  Lebensschluß  steigt 
der  Energieverbrauch  wieder  an  und  erreicht  den  Anfangswert.     Demnach 
besteht  kein  typischer  Unterschied  zwischen  dem  Stoffwechsel  bei  chronischer 
Unterernährung  und  dem  im  absoluten  Hungerzustand.     Der  Vf.  hebt  zum 
Schluß  nochmals  besonders  hervor,  daß  der  Gewichtsverlust  zeitweilig  durch 
H2O- Ansatz  wesentlich  niedriger  ist,  als  dem  Verlust  an  Fett  und  Fleisch 
entspricht,    was  in  vollem  Einklang  mit  den  Erfahrungen,  welche  der  Vf. 
beim    Studium    der    sog.    Lecksucht    der    Rinder    (hochgradige    chronische 
Unterernährung)  gesammelt  hat,  steht.  —  In  bezug  auf  die  weiteren  Aus- 
führungen   und    Einzelheiten    der    Ergebnisse    sei    auf    die    Originalarbeit 
verwiesen. 

Beiträge  zur  Frage  der  Verwertung  von  Kalk  und  Phosphor- 
säureverbindungen durch  den  tierischen  Organismus.  Von  Gustav 
Fingerling.^)  —  IL  Verwertung  der  hauptsächlichsten  Phosphor- 
verbindungen durch  "Wiederkäuer.  Es  galt,  die  Frage  zu  unter- 
suchen, ob  nicht  etwa  die  Verwertbarkeit  der  einzelnen  Bindungsformen 
des  P  in  den  Futtermitteln  derartige  Unterschiede  aufweist,  daß  durch  das 
Überwiegen  des  einen  oder  anderen  Phosphorträgers  in  einem  Futtermittel 
die  mehr  oder  weniger  hohe  Verwertung  zu  erklären  ist.  Die  Versuche 
wurden  in  der  Weise  eingerichtet,  daß  die  einzelnen  P- Verbindungen  in 
isolierter  Form  einem  P-armen  Futter  zugelegt  wurden.  Als  Versuchstiere 
wurden  Ziegen  und  Lämmer  gewählt,  da  bei  milchgebenden  und  wachsenden 
Tieren  der  PaOs-Bedarf  am  größten  ist.  Die  zuzuführende  PgOj-Menge 
wurde  stets  geringer  bemessen,  als  dem  Bedarf  des  Tieres  entsprach. 
Ferner  wurde  stets  genügend  Kalk  gegeben,  damit  den  verfütterten  P-Ver- 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  a.  80,  847—870. 


312  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

bindungen  eine  vollkommene  Ansatzmöglichkeit  gesichert  war.  Um  ein 
möglichst  phosphorsäure  armes  Grundfutter  verabfolgen  zu  können,  wurden 
Stroh,  Blutalbumin,  Stärke  und  Öl  gewählt  und  zur  Verbesserung  des  Ge- 
schmacks diesem  Futter  Melasse  zugemischt.  Die  Bestimmungen  des  P2O5- 
Gehaltes  wurden  nach  dem  A.  Neu  mann 'sehen  nassen  Veraschungs- 
verfahren  ausgeführt.  Über  den  Gehalt  der  Futtermittel  usw.  an  PgOj 
geben  nachfolgende  Zahlen  Auskunft: 

^^  ,  Blut-  „  ,  ^      .        ^T    1  •       Nucleinsaures  Dinatrium- 

Stroh  albumin       Melasse        Casein      Nuclem  Xatnum        Ptytm      Lecithin     puosphat 

0/0     0,245        0,264      0,0235      1,765      4,12  10,32        46,80      6,01         16,21 

Um  den  Umfang  der  Verwertung  der  verschiedenen  P- Verbindungen 
feststellen  zu  können,  zog  der  Vf.  von  der  PjOg-Menge,  die  bei  den  ver- 
schiedenen Fütterungsarten  im  Harn  und  Kot  ermittelt  wurde,  die  Menge 
ab,  welche  im  Kot  und  Harn  in  der  P-armen  Periode  zur  Ausscheidung 
kamen.  In  welchen  Graden  die  P- Verbindungen  ausgenutzt  wurden,  zeigen 
nachfolgende  Zahlen  in  "/o  P2  O5 : 

-v>    ,  •      Nucleinsaures   Dinatrinm- 
Casein  Phytin  Lecithin  Auclein         iSTatrium  phosphat 

Ziege  A     86,68  87,45  97,61  84,30  88,54  90,18  86,65 

„      B     92,10  91,59  96,00  84,97  —  -  93,81 

Alle  Versuche  zeigen,  daß  wesentliche  Unterschiede  hinsichtlich  der 
Verwertbarkeit  der  verschiedenen  in  Futtermitteln  enthaltenen  P- Verbindungen 
nicht  bestehen.  Die  schlechte  Verwertung  der  P- Verbindungen  der  Rauh- 
futtermittel kann  daher  nicht  auf  einer  unterschiedlichen  Verwertbarkeit 
der  in  ihnen  enthaltenen  P -Verbindungen  beruhen,  sondern  sie  muß  in 
anderer  Richtung  gesucht  werden.  (Über  orientierende  Versuche  zu  diesem 
Zwecke  wurde  bereits  berichtet. ^)  (D) 

Die  Wirkung  reichlicher  Magnesiumaufnahme  auf  die  Kalk- 
retention  beim  Schwein.  Von  E.  B.  Hart  und  H.  Steenbock.  2)  —  Zu 
den  Versuchen  wurde  ein  75  kg  schweres  Schwein  verwendet.  Demselben 
wurde  periodisch  eine  Futterration  gegeben,  welche  aus  Weizenkleie,  Hafer 
und  Mais  bestand  und  der  MgClg  oder  MgSO^  zugemischt  wurde.  Die 
Mg-Salze  bewirkten  eine  größere  Ausscheidung  von  CaO  im  Harn  und  so, 
daß  die  Ca-Bilanz  negativ  ausfiel. 

Wirkung  des  Eisengehaltes  des  Blutmehles  auf  den  Eisenumsatz 
der  mit  Blutmehl  gefütterten  Tiere.  Von  Julius  Gröh.'^)  -  Die  Aus- 
nutzungsversuche wurden  an  zwei  Yorkshire-Sehweiuen  ausgeführt  und  mit 
Hilfe  dieser  sollte  der  Einfluß  des  Fe-Gehaltes  des  Blutmehles  —  her- 
stammend vom  F  des  Bluthämoglobins  —  auf  den  Fe-Umsatz  der  Tiere 
studiert  werden.  Die  Versuche  zerfielen  in  2  Perioden  und  zwar:  Mais- 
periode und  Mais+ Blutmehlperiode.  Während  der  ersteren  erhielt  Schwein  12 
2  kg  und  Schwein  Nr.  13  1,5  kg  Mais.  Nach  Abschluß  dieser  wurde  die 
Maisration  auf  1,3  kg  herabgesetzt  und  200  g  ßlutmehl  wurde  hinzugegeben. 
Jeder  Hauptperiode  ging  eine  genügend  lauge  Vorfütterung  voraus.  In  dem 
Futter,  Kot  und  Harn  wurde  der  Fe-Gehalt  und  zwar  in  allen  Fällen  das 
Fe  als  Fe3(P04)2    gewichtsanalytisch   bestimmt.     Während   der  Maisperiode 


1)  Biochem.  Ztschr.  1912,  37,  266  (Kgl.  'Württemb.  Idwsch.  Versnchsst.  Hohenheim)  n.  dies. 
Jahresber.  1912,  289.  —  =)  Journ.  of  Biol.  Chem.  1913,  14.  75—80  (Univ.  Wisconsin).  —  ')  Biochem. 
Ztschr.  1913,  53,  256—258  (A.  d.  tierphysiol.  Inst.  d.  Univ.  Budapest). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  313 

befanden  sich  die  Versuchstiere  im  Fe-GIeichgewicht.    In  der  eigentlichen 

Hauptperiode  gestaltete  sich  der  Fe-Umsatz  folgendermaßen: 

Schwein  12  Schwein  13 

Tägliche  Aufnahme  im  Mais.     .     0,283  g  Fe            0,283  g  Fe 
„  „  „  Blutmehl     1,206  „    „ 1,206  „    „ 

Sa.     1,489  g  Fe  1,489  g  Fe 

„         Ausgabe  im  Kot    .     .     1,483  „    „  1,509  „    „ 

„  „  ,,  Harn  .     .  nur  Spuren 

Bilanz:     +0,006  g  Fe       —0,020  g  Fe 
Hieraus    geht   klar   und  deutlich    hervor,    daß   die  Versuchstiere   trotz 
der  großen  Fe-Zugabe  zum  Grundfutter  im  Fe-Gleichgewicht  blieben. 

Über  das  Verhalten  einiger  Rhamnoside  im  Tierkörper.  Von 
Mario  Garino. ^)  —  Der  Vf.  benutzte  zu  seinen  Versuchen  die  Rhamnoside: 
Rutin,  Quercitrin,  Hesperidin  und  Hesperetin.  Diese  Substanzen  wurden 
in  Hj  0  unter  Zusatz  von  etwas  Nag  CO3  gelöst  und  den  Versuchstieren 
(Hunden)  teils  durch  die  Schlundsonde,  teils  intravenös  beigebracht.  Es 
wurden  im  ganzen  10  Versuche  ausgeführt,  welche  mit  folgenden  Ergeb- 
nissen endeten :  1.  Die  Rhamnoside  Rutin,  Quercitrin,  Hesperidin  und  Hesperetin 
gehen  nach  intravenöser  oder  stomachaler  Darreichung  zum  größten  Teile 
unverändert  durch  die  Nieren  und  erscheinen  unzersetzt  wieder  im  Harn. 
2.  Im  tierischen  Organismus  scheint  eine  Hydrolyse  dieser  Rhamnoside 
nicht  oder  vielleicht  nur  spurenweise  einzutreten.  3.  Die  untersuchten 
Rhamnoside  sind  nur  wenig  giftig.    Am  meisten  sind  es  Rutin  und  Quercitrin. 

Über  Oryzanin,  einen  Bestandteil  der  Reiskleie  und  seine  physio- 
logische Bedeutung.     Von  W.  Suzuki,  T.  Schimamura  und  S.  Odake. -) 

—  Im  großen  und  ganzen  deckt  sich  der  Inhalt  dieser  Arbeit  mit  einer 
früheren  Veröffentlichung.  Die  Untersuchungen  führten  noch  zu  folgenden 
Tatsachen:  Wegen  Mangels  an  zuverlässigen  Bestimmungsmethoden  für 
das  Oryzanin  ist  man  gezwungen,  seine  Verbreitung  und  annähernde  Menge 
in  den  verschiedensten  Nahrungsmitteln  durch  Versuche  an  Tieren  fest- 
zustellen. Als  Versuchstiere  dienten  dem  Vf.  Mäuse  und  Tauben,  welche 
solange  geschälten  Reis  erhielten,  bis  sie  erkrankten.  Hierauf  wurde  ihnen 
der  alkoholische  Extrakt  des  Futtermittels  gegeben  und  beobachtet,  ob  und 
in  welcher  Zeit  sie  geheilt  wurden.  Folgende  pflanzliche  und  tierische 
Nahrungsmittel  wurden  so  auf  ihren  Gehalt  an  Oryzanin  hin  untersucht: 
Weizenkleie  enthält  etwa  den  10.  Teil  der  Reiskleie.  Gerstenkleie:  Gehalt 
an  Oryzanin  mindestens  ^5  der  Menge  der  Reiskleie.  Hafer  enthält  etwa 
Y^Q.  Der  alkoholische  Extrakt  aus  50  g  Hirse  täglich  genügte,  um  eine 
erkrankte  Taube  wieder  gesund  zu  machen.  Kyona  (eine  Brassica-Art) 
Gehalt  etwa  Y^q.  In  Hühnereiern  konnte  Oryzanin  nur  in  Spuren  nach- 
goAviesen  werden,  ebenso  enthält  Milch  kein  Oryzanin,  auch  Sojabohnen 
enthalten  sehr  wenig  davon.  Nicht  nur  der  Mehlkörper  der  Gerste,  soudern 
auch  die  Kleie  enthält  Oryzanin,  desgleichen  Gerstenmalz.  Da  Bier  kein 
Oryzanin  enthält  so  muß  hieraus  geschlossen  werden,  daß  das  Oryzanin 
während  des  Gärprocesses  zerstört  wird.  Möhren,  Miso  und  Shoyn  sind 
frei  von  Oryzanin. 

1)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  1913,  88,   1 — 8  (A.  d.  Labor,  f.  exper.  Pharmak.  d.  Univ.  Genua). 

—  2)  Journ.  of  Agric.  Tokyo  1913,  Vol.  I,  Nr.  4,  381—474;  ref.  nach  Ztschr.  f.  Unters.  Nähr.-  u. 
Genußm.  1914,  7,  547  (Grimme). 


314 


Landwirtschaftliche  Tierproduction. 


Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Verdaulichkeit  von 
Roggen  und  Weizen  und  deren  Mahlabfäilen  durch  Schaf  und 
Schwein.  Von  F.  Honcamp  und  P.  Neumann  unter  Mitwirkung  von 
H.  Müllner.  1)  —  Die  zu  den  vorliegenden  Versuchen  benutzten  Roggen- 
und  Weizen  keime  stellten  kein  ganz  reines  Product  dar,  sondern  vielmehr 
übliche  Handelsware.  Die  Weizenkeime  enthielten  neben  überwiegend 
Keimzellen  noch  einen  starken  Besatz  von  Kleberzellen,  auch  Epidermis, 
Querzellen,  zwischendurch  auch  die  übrigen  Zellformen  der  Fruchtschale. 
Mehlige  Bestandteile  waren  nur  gering  vertreten.  Ebenso  war  der  Befund 
von  Roggenkeimen.  Bei  den  Versuchen  mit  2  Hammeln  bekamen  die 
Tiere  pro  Stück  und  Tag  in  der  1.  Periode  700  g  Kleeheu  und  300  g 
Weizenkleie,  in  der  2.  Periode  nur  800  g  Kleeheu,  in  der  3.  700  g  Klee- 
heu imd  300  g  Roggenkeime,  Zwei  Sehweine  bekamen  als  Grundfutter 
pro  Tag  und  Stück  900  g  Gersteuschrot,  als  Versuchsfutter  800  g  Gersten- 
schrot -j-  250  g  Weizen-  bezw.  Roggenkeime.  Für  die  Beifuttermittel  be- 
rechnen sich  nach  den  Versuchen  folgende  Verdauungscoefficienten  im  Mittel: 


(  Weizenkeime  7o 
n  t  " 


Organische 

Roh- 

N freie 

Roh- 

Roh- 

Substanz 

protein 

Extraktstoffe 

fett 

faser 

89,2 

93.8 

91.1 

89,4 

— 

91,7 

91,8 

91,5 

90,3 

91,0 

86,9 

90,1 

88,1 

85,5 

41,3 

83,5 

86,4 

90,8 

87.8 

67,7 

bei 
Hammeln  \  ßoggenkeime 
bei  i  Weizenkeime 

Schweinen  \  Roggenkeime 

Auf  Grund  dieser  Versuchsergebnisse  würde  sich  der  Gehalt  an  ver- 
daulichem   Eiweiß   und   Stärkewert  auf  die   wasserhaltige   Originalsubstanz 

bei  den  Roggenkeimen  auf  21,23  verdaul.  Eiweiß  u.  75,8  Stärkewert 
„       „    Weizenkeimen     .,    21,97         ,.  ,,         ,,   74,7         „         berechnen. 

In  gleicher  Weise  wurden  Fütterungsversuche  bei  Hammeln  und 
Schweinen  mit  Roggenschrot,  Roggenschwarzmehl,  Roggengrieskleie  und 
Roggenkleie,  sowie  mit  grobgeschrotenem  Weizen,  Weizenfuttermehl,  Weizen- 
grieskleie,  feiner  Weizenkleie,  Weizenschalenkleie  und  Weizenausputz 
(Kriblon)2)  ausgeführt,  —  Die  bei  Schaf  und  Schwein  für  die  einzelnen 
Futtermittel  erzielten  mittleren  Verdauungscoefficienten  sind  folgende: 


Roggeu 

Weizen 

-gl 

II 

II 

0 

e 
2 
£ 

0 

0  m 

i 

1 
1 

1  M 

gi 

<D 

1 
2 

1 

0  ™ 

1 

1 

s«^-'  {fz:ta 

88.5 
90,8 

90,378,1 
91.5t85,2 

94.5 

94,0 

52,2 
47,3 

11,1 

19,7 

85,0 
89,9 

87,0 
90,1 

84,0 
85,6 

92,6 
93,3 

77,8 
72,0 

33,3 

rnttermehl  j  ?ammel 
(  Schwein 

86,5!  88,5 
91,7|93.0 

77,6 
84,4 

93,4 
95,5 

81,7 
71,4 

z 

88,0 
84,8 

90,1 

87,4 

85,6 
89,4 

94,7 
90,5 

89,1 
88,1 

35,3 
19,7 

Grieskleie    /Hammel 
(  Schwein 

76,0 
76,2 

78,5 
79,3 

72,1 
72,5 

84,6 
84,0 

86.1 
74,9 

z 

77,9 
78,1 

80,7 
80,5 

80,1 
81,9 

85,5 
83,0 

77,1 
76,1 

34,3 
49,2 

Kleie        1  ^^/^'".«l 
(  Schwein 

70.9 
73,9 

75,1 
78,6 

70,3 
72,4 

82,5 
84,0 

62.7 
56,6 

8,6 
44,2 

67,3 
59,8 

72,0 
63,2 

77,7 
75,6 

75,0 
66,3 

88,9 
77,3 

38,2 

Schalenkleie  l^^j^^^^J 

z 

z 

z 

z 

z 

z 

67,1 
58,3 

72,4 
63,0 

77,2 
75,7 

74.1 
64,1 

80,7  54,4 
72,4  - 

Auspntz         Hammel 
^              Schwein 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

63,8 
70,5 

66,8 
74,4 

75,4 
75,5 

65,5 

77,4 

77,9 
92,5 

60,8 
13,7 

»)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  81.  205-288  (Mitt.  d.  Idwsch.  Versuchsst.  Rostock). 
1912.  78,  189-232  u.  dies.  Jahresber.  1912,  267. 


2)  Ebend. 


D.   Stoffwechsel,  Ernährunsf. 


315 


Der  Weizen -Ausputz  ,,Kriblon"  enthielt  zahlreiche  zum  großen  Teil 
keimfähige  Unkrautsaraen,  die  sich  mehr  oder  weniger  nach  dem  Ver- 
füttern im  Kot  wiederfanden  und  als  noch  keimfähig  erwiesen.  Die  Er- 
gebnisse der  Versuche  werden  in  folgenden  Sätzen  zusammengefaßt: 
„1.  Roggen-  und  Weizenkeime  sind  proteinreiche  und  hochverdauliche 
Futtermittel,  die  vom  Wiederkäuer  wie  vom  Schwein  in  gleich  gutem  Um- 
fang verwertet  werden.  2.  Die  Mahlabfälle  von  Roggen  und  Weizen 
schwanken  in  bezug  auf  die  Verdaulichkeit  je  nach  dem  Grad  ihrer  Aus- 
mahlung. Im  allgemeinen  wird  man  aber  die  ganzen  Körner  (geschroten) 
und  die  Futtermehle  einerseits  und  die  Kleien  anderseits  bezüglich  ihres 
Nährwertes  auf  eine  Stufe  stellen.  Aus  allen  vorliegenden  Versuchen  geht 
mit  voller  Deutlichkeit  hervor,  daß  immer  mit  einer  stärkeren  Ausmahlung 
auch  ein  geringerer  Gehalt  an  verdaulichen  Nährstoffen  parallel  läuft. 
8.  Was  das  Verdauungsvermögen  von  Schaf  und  Scliwein  in  bezug  auf  die 
hier  untersuchten  Mahlabfälle  anbetrifft,  so  scheint  zwischen  beiden  Tier- 
klassen ein  wesentlicher  Unterschied  nicht  vorzuliegen.  Denn  während 
beim  Roggen  und  den  Roggenfuttermitteln  das  Schwein  eine  gewisse  Superi- 
orität  zu  besitzen  scheint  und  dies  auch  noch  beim  Weizenschrot  zutrifft, 
ändert  sich  dieses  Verhältnis  jedoch  bei  den  anderen  Weizenfuttermitteln 
zugunsten  der  Wiederkäuer.  4.  Das  Verfüttern  von  unkrautsamenhaltigen 
Futtermitteln  ist  entschieden  zu  verwerfen."  (D.) 

Die  Verdaulichkeit  der  Lupinenflocken.  Von  A.  Stutzer  und 
S.  Goy.  ^)  —  Zu  den  Versuchen  wurden  drei  1^2 jährige  Hammel  auf- 
gestellt, welche  in  der  ersten  Periode  je  750  g  Wiesenheu  pro  Tag  und 
Stück  erhielten;  in  der  zweiten  Periode  kamen  dazu  150  g  Lupinenflocken. 2) 
Irgend  welche  Reste  vom  Futter  blieben  niemals  zurück.  Das  Futter  war 
ein  Erhaltungsfutter,  denn  das  Lebendgewicht  war  nach  Beendigung  des 
Versuchs  nahezu  das  bei  Beginn  des  Versuchs  ermittelte.  Auf  Trocken- 
substanz bezogen  enthielten  die  Futtermittel  in  °/q  : 


a 

io 
7^ 

a 
'S 

c 

■J 

o 

a. 
o 

K 

1 
'S 

c 
■3 

0 

1 

0 
§ 
0 

1 

0 

■^02 

0 
II 

< 

11 . 

Wiesenheu    .     . 

1,96 

0,16 

12,25 

11,25 

2,11 

27,35 

25,06    24,14 

90,91 

9,09 

4213,0 

Lupinenflocken  . 

5,93 

0,06 

37,06 

26,69 

4,20 

13,46 

19,96 

21,52 

96,20 

3,80 

4674,7 

Die  mittlere  Verdaulichkeit  der  Lupinenflockea  stellte  sich  wie  folgt  heraus  in  "/q 
Trcksbstz.  87,76 1 86,16|  —  |86,16186.00|92,77|  57,14|88,31|113,5  |89,13|    —  |     88,31 

die  des  Wiesenheus 
48,61 166,97|  —  |66,97|63,94|55,63|  49,42|50,77|  41,98150,50|29,94|     48,86 

Fortgesetzte  Untersuchungen   über  die  Gärungsprocesse  bei  der 
Verdauung  der  Wiederkäuer  und  des  Schweines.    Von  J.  Markoff. ^)  — 

Der  Vf,  berichtet  zunächst  über  einige  Gärversuche  mit  ausgehebertem 
Panseninhalt  in  sog.  Gärkölbchen.  Es  zeigte  sich,  daß  der  Charakter  der 
Gärung,  wenn  sie  außerhalb  des  Körpers  fortgesetzt  wird,  von  der  normalen 
des  Pansens  sehr  wesentlich  abweicht.  —  Zusatz  von  Kreide  zum  Pansen- 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  219—228.  —  2)  Siehe  Abhandl.  von  R.  Neumann 
und  Lösche  ebend.  1912,  78,  253—264  sowie  dies.  Jahresber.  1912,  272.  —  s)  Biochem.  Ztschr.  1913, 
57,  1—69  (A.  d.  tierphysiol.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.  Berlin). 


316  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Inhalt  bewirkte  eine  erhebliche  Erhöhung  der  CH^-Bildung,  ohne  daß  dabei 
die  COg-Bildung  wesentlich  wächst.  Asparagin-Zusatz  hatte  einen  sehr  starken 
Einfluß  auf  die  Gärung,  denn  die  COg- Entwicklung  wurde  dadurch  bedeutend 
verstärkt.  In  typischer  Weise  wurde  die  Gärung  verändert  durch  Zusatz 
des  Pentosans  Kirschgummi  ohne  Kreide.  In  diesem  Falle  hörte  die  CH^- 
Bildung  vollständig  auf  und  statt  dessen  wurde  sehr  viel  Hg  gebildet.  Der 
Kirschgummi  löste  sich  während  der  Gärung  vollständig  auf;  hiernach  konnten 
Buttersäure  und  höhere  Alkohole  (Butyl-  und  Amylalkohol)  nachgewiesen 
weiden.  —  Die  Versuche  wurden  dann  von  dem  Vf.  unter  Zuhilfenahme 
einer  besseren  Methodik  weiter  fortgesetzt  und  nach  manchen  Richtungen 
hin  ausgedehnt.  Um  die  Fehlerquellen  möglichst  auszusehalten,  bediente 
sich  der  Vf.  zur  Entnahme  des  Panseninhaltes  einer  Schlundsonde  aus 
Durit  mit  größerem  Querschnitt.  Durch  geeignete  Handhabe  konnten  sehr 
schnell  größere  Mengen  des  Panseninhaltes  genommen  werden.  Um  die 
Gärversuche  möglichst  schnell  nach  der  Entnahme  des  Panseninhaltes  be- 
ginnen zu  können,  benutzte  der  Vf.  eine  sog,  Blutgaspumpe.  (Die  Original- 
arbeit gibt  näheren  Aufschluß  über  die  Apparatur.)  Es  wurden  nun  Gärungs- 
versuche, sowohl  mit  dem  dünnflüssigen  Anteil  des  Panseninhaltes  als  auch 
mit  dem  Pansenbrei  für  sich,  angestellt.  Ferner  wurde  die  Einwirkung 
von  Zusätzen  zum  Panseninhalt  untersucht  und  die  Energieverluste,  welche 
durch  die  Gärung  verursacht  wurden,  bestimmt  bezw.  berechnet.  Auch 
studierte  der  Vf.  die  Gärungen  im  Enddarm  des  Schweines.  Die  um- 
fangreichen und  interessanten  Versuche,  auf  deren  Einzelheiten  hier  un- 
möglich näher  eingegangen  werden  kann,  ergaben  folgendes:  Die  im  Gär- 
versuch durch  Rohzucker  unter  Zugabe  von  Kreide  verursachte  enorme 
Mehrentwicklung  von  COj  stammt  zum  größten  Teile  aus  den  Bicarbonaten 
der  Pansenflüssigkeit.  Diese  ist  außerordentlich  reich  an  gelösten  Carbonaten, 
w'elche  zweifellos  dem  Speichel  entstammen.  Die  CH^- Bildung,  bezogen 
auf  10  g  organische  Substanz,  wurde  auf  das  G^/^iache  und  die  H-Bildung 
sogar  auf  das  20  fache  erhöht  im  Vergleich  zur  Gärung  des  reinen  Pansen- 
inhaltes. Zusatz  von  Stärke  zum  Panseninhalt  steigerte  dagegen  die  Gärung 
in  nicht  merklichem  Maße.  Solange  di£  gärende  Masse  alkalisch  reagiert,  • 
geht  fast  der  größte  Teil  der  C- Hydrate  in  Säuren  von  mittlerem  Molekular- 
gewicht der  Buttersäure  über,  auch  etwas  Milchsäure  wird  gebildet.  Der 
Energieverlust,  welche  die  C- Hydrate  bei  der  Gärung  im  Pansen  in  Form 
von  brennbaren  Gasen  und  Gärungswärme  erleiden,  konnte  mit  einiger 
Sicherheit  festgestellt  und  berechnet  werden.  Eine  genauere  Berechnung 
der  Stoffwechselvorgänge  bei  der  Pansengärung  führte  zu  denselben  Er- 
gebnissen wie  die  Respirations-  und  Slolfwechselversuche  bei  gleicher  Er- 
nährung. —  Bezüglich  des  Anteiles  der  verschiedenen  Abschnitte  des  Darm- 
kauals  an  der  Gärung  sei  erwähnt,  daß  auch  im  unteren  Teile  des  sehr 
langen  Dünndarmes  von  Wiederkäuern  sehr  lebhafte  Gärungen  stattfinden 
können.  Es  wurde  festgestellt,  daß  der  Speichel  des  Rindes  gar  keine 
diastatische  Wirkung  entfaltet.  —  Die  Gärungsversuche  im  Enddarm  des 
Schweines  zeigten,  daß  die  im  Darminhalt  beobachtete  postmortale  Gärung 
hinter  der  vitalen  sehr  zurücksteht,  während  sich  die  Art  der  Gärung  nicht 
wesentlich  ändert.  Ein  großer  Teil  der  vom  lebenden  Schweine  aus- 
geschiedenen brennbaren  Gase  stammt  auch  aus  dem  Dünndarminhalt.  Das 
Veihältnis  der  beiden   brennbaren  Gase   zueinander   ändert   sich   leicht   bei 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  317 

unverändertem  Futter  und  es  nimmt  die  H- Bildung  mehr  und  mehr  zu- 
gunsten des  CH^  ab.  Die  ganze  im  Enddarm  des  Schweines  entwickelte 
CO2  is  als  Gärungsproduct  aufzufassen,  da  die  gärende  Masse  von  Anfang 
an  sauer  reagiert.  Durch  die  Gärung  gehen  beim  Schweine  bei  C- Hydrat- 
mast 4,9%  der  verdauten  C- Hydrate  verloren,  während  beim  Wiederkäuer 
bezw.  beim  Eind  dieser  Verlust  =  16,5%  ^^  setzen  ist.  —  Einzelheiten 
der  umfangreichen  Arbeit  sind  im  Original  nachzusehen. 

Zusammensetzung  und  Stickstoffumsatz  hungernder  Schleien. 
Yon  Franz  Schütz,  i)  —  Vorliegende  Arbeit  sollte  dazu  dienen,  die  Größe 
des  N- Umsatzes  hungernder  Schleien  zu  bestimmen.  Das  Versuchstier 
(Tinea  tinca  L.)  befand  sich  bis  zum  Tode  in  einem  Glasbehälter,  durch 
einen  Aluminiumdeckel  luftdicht  verschließbar  gemacht.  Dieser  Behälter 
wurde  in  größerem  Gefäß  vollständig  unter  HgO  getaucht.  Die  Temperatur 
des  Versuchswassers  konnte  vermittelst  eines  Thermoregulators  beliebig  ein- 
gestellt werden.  Ebenso  wurde  für  eine  gründliche  Durchlüftung  des 
Wassers  gesorgt.  Der  Fisch  wurde  vor  und  am  Ende  der  einzelnen  Ver- 
suchsperioden vorsichtig  aus  dem  Wasser  gehoben  und  schnell  gewogen. 
Das  Fischwasser  wurde,  ohne  filtriert  zu  werden,  auf  seinen  Gehalt  an 
Gesamt -N  untersucht.  Die  lebenden  Kontrolltiere  und  die  gestorbenen 
Versuchstiere  wurden  zerschnitten,  getrocknet  und  dann  fein  gemahlen  zur 
Analyse  benutzt.  Die  Versuchsergebnisse  sind  kurz  folgende:  1.  Der  Hunger- 
tod der  Schleien  trat  ein,  als  die  Tiere  42  und  52%  i^ires  Gewichtes 
verloren  hatten.  2.  Während  des  Hungerns  änderte  sich  die  Zusammen- 
setzung: H20-Gehalt  stieg  von  78,5  auf  82,1%,  die  Trockensubstanz  fiel 
von  21,4  auf  17,9%.     Sie  enthielt: 

N  Fett  Asche       Verbrennungswert 

bei  den  frischen  Fischen       12«/^  T^/q  16,6  7o  479,8  Cal 

„       „     verhungert.  „         12,8  .,  2,2  „  28,6  „  371       „ 

Aus  dieser  Tabelle  geht  hervor,  daß  fast  alles  Fett  während  des  Hungerns 
aufgezehrt  worden  ist.  3.  Vor  dem  Hungertod  der  Tiere  war  ein  deutlich 
erhöhter  N- Umsatz,  die  prämortale  N- Steigerung,  festzustellen.  4.  Von 
großem  Einfluß  auf  den  Stoffwechsel  ist  auch  hier  die  Umgebungstemperatur. 
Die  Änderung  des  N- Umsatzes  betrug  bei  den  Schleien  für  jeden  Temperatur- 
grad im  Durchschnitt  11,4%.  Der  Vf.  bestimmte  aus  Rechnungen  für  die 
übrigen  Kaltblüter  und  niederen  Tiere  11,7%-  5.  Während  sich  die 
fetthaltigen  Organe  stark  am  Stofi'umsatz  während  des  Hungerns  beteiligen, 
nehmen  die  Knochen  verhältnismäßig  wenig  Auteil  daran. 

Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Mineralstoffwechseis  beim  Rinde. 
Von  M.  Diakow.2j  —  Der  Vf.  bespricht  die  Verdauung  der  Mineralstoffe 
im  Anschluß  an  obige  Versuche  von  von  der  Heide,  Klein  und  N.  Zuntz 
und  läßt  es  wünschenswert  erscheinen,  die  Unterschiede  in  der  Mineral- 
stoffverdauung bezw.  die  Mineralstoffbilanzen,  welche  die  einzelnen  Perioden 
der  genannten  Arbeit  aufweisen,  genauer  zu  untersuchen,  auch  aus  dem 
Grunde,  weil  sich  in  der  Literatur  nur  wenig  Sicheres  über  die  Mineral- 
stoffbilanz des  Wiederkäuers  vorfindet,  und  anderseits  das  häufige  Auf- 
treten von  Knochenbrüchigkeit  bei  Rindern  die  Wichtigkeit  derartiger  Unter- 


1)  Arch.   f.  Anat.  u.  Physiol.   1913,   5—6,  493—518.    —   ")  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  833—844 
(A.  d.  tierphysiol.  Inst.  d.  ldwsch.  Hochsch.  Berhn). 


318  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

suchungen  wohl  begründet.  Der  Vf.  stellt  die  Ergebnisse  der  Bestimmung 
der  Bilanz  der  Gesamtasche  und  der  einzelneu  Mineralstoffe  in  mehreren 
Tabellen  zusammen.  In  der  Tabelle  I  finden  sich  die  analytischen  Zahlen 
der  Futter-  und  Kotanalysen.  Tabelle  II  enthält  die  entsprechenden  Daten 
für  den  Harn;  P2O5,  Ca  und  Mg  haben  in  dieser  keine  Berücksichtigung 
gefunden.  Tabelle  III  gibt  einen  Überblick  über  die  procent.  Zusammen- 
setzung des  Harns.  In  der  Tabelle  IV  ist  auf  Grund  der  Procentwerte 
in  Einnahme  und  Kot  ein  Überblick  über  die  gesamten  Einnahmen  und 
Ausgaben  gegeben  und  der  Verdauungscoefficient  der  einzelnen  Mineral- 
stoffe wie  üblich  berechnet,  selbstverständlich  mit  dem  Bewußtsein,  daß 
diese  Zahlen  mit  der  Verdaulichkeit  der  betreffenden  Stoffe  wenig  zu  tun 
haben,  daß  es  sich  vielmehr  im  wesentlichen  darum  handelt,  daß  die  im 
Blute  überschüssigen  Erdalkalien,  desgleichen  auch  die  PgOj  in  die  unteren 
Abschnitte  des  Darmkanals  befördert  und  mit  dem  Kote  ausgeschieden 
werden,  während  die  resorbierbaren  Alkalien  größtenteils  in  den  Urin 
wandern.  Demzufolge  wurden  in  den  einzelnen  Perioden  für  das  KgO 
„Verdauungscoefficienten''  gefunden,  die  z"Vs'ischen  92,1  und  94,5  °/o  liegen, 
während  diejenigen  für  das  an  und  für  sich  nicht  weniger  resorbierbare 
Na^O  wesentlich  niedriger  sind  (52,4 — 61,6%).  In  der  Hungerperiode 
=  61,5°/o  und  bei  Zugabe  reiner  Schlempe  (Periode  IV)  hat  er  nur  noch 
einen  Wert  von  52,4%.  Der  Vf.  erklärt  sich  dieses  aus  dem  Gehalte  der 
Flüssigkeiten,  auch  der  unteren  Darmabschnitte  an  NajO,  welches  nur 
mit  dem  Kot  entleert  wird,  in  einer  Menge,  welche  in  allen  Versuchen 
den  KgO- Gehalt  des  Kotes  ein  wenig  übertrifft,  trotzdem  das  Futter 
3^2  —  6  mal  soviel  KgO  als  NagO  enthält.  Einzig  und  allein  die  absolut 
geringe  Menge  Na^O  im  Futter  bewirkt,  daß  das  relativ  geringe  Plus  an 
Na -Salzen  im  Kot  im  Verdauungscoefficienten  so  stark  zum  Ausdruck 
kommt.  Im  Anschluß  hieran  erklären  sich  auch  einige  ganz  widersinnige 
Ergebnisse  bei  der  Berechnung  der  Verdauungscoefficienten  des  neben  Heu 
gegebenen  Kraftfutters.  So  ist  z.  B.  in  der  IL  Periode  der  Coefficient  für 
das  NajO  der  Kartoffeln  ein  negativer,  was  nichts  anderes  bedeutet,  daß 
unter  der  Einwirkung  der  Kartoffeln  die  Menge  Nag  0- haltiger  Darmsekrete 
größer  ist,  als  bei  alleiniger  Heugabe.  —  In  Tabelle  V.  bespricht  der  Vf. 
die  Verhältnisse  des  Bedarfes  des  Tierkörpers  an  Mineralstoffen.  Bei  ein- 
seitiger Steigerung  der  P2O5- Zufuhr  kann  für  eine  mehr  als  14tägige 
Periode  ein  erheblicher  PgOj -Ansatz  erfolgen.  So  betrug  der  PgO-- Ansatz 
in  den  Perioden  I — III  12,7 — 13,4  g  für  den  Tag,  während  bei  annähernder 
Verdoppelung  der  Zufahr  (Periode  IV)  der  Ansatz  dementsprechend  mehr 
als  doppelt  so  groß  =28,3  g  P2O5  war.  In  Periode  I  war  das  Ver- 
hältnis von  CaO  zum  P2O5  im  Ansatz  stark  zugunsten  des  CaO  ver- 
schoben, was  sich  höchstwahrscheinlich  daraus  erklären  läßt,  daß  das  Ver- 
suchstier vor  diesen  Versuchen  eine  Nahrung  erhalten  hatte,  die  dem 
CaO -Ansatz  sehr  wenig  günstig  war  (Rübenblätterfütterung) ;  zudem  hatte 
dasselbe  kurz  vorher  Melasse  und  auch  Kleie  bekommen.  Deshalb  setzte 
das  Tier  in  Periode  I  im  Vergleich  zum  P2O5- Ansatz  ganz  enorm  viel 
CaO  an.  In  Periode  11  und  III  ist  dann  das  Verhältnis  zwischen  Ca- 
Ansatz  und  angesetzter  Pg  O5  annähernd  normal.  Aus  den  Versuchen  ist 
ersichtlich,  daß  der  tierische  Organismus  für  längere  Zeit  sowohl  CaO  als 
auch    P2O5    speichern    kann,    um    erst    späterhin    das    normale   Mischungs- 


D.   Stoffwechsel.  Ernährung.  319 

Verhältnis  wieder  herzustellen.  Eigenartig  ist  das  Ergebnis  der  Periode  lY: 
Trotzdem  der  Eiweißansatz  in  dieser  Periode  am  stärksten  ist,  ist  die 
Bilanz  des  Cl  und  KgO  negativ,  trotzdem  die  Einnahme  von  KjO  fast 
verdoppelt  ist,  wo  doch  eigentlich  erwartet  werden  sollte,  daß  bei  Fleisch- 
ansatz auch  eine  Zurückhaltung  von  K2O  stattfindet,  da  doch  das  Fleisch 
so  reich  an  KgO  ist.  In  Periode  II  und  III  war  in  der  Tat  eine  solche 
Retention  von  KgO  erfolgt.  —  Aus  allen  diesen  Befunden  muß  wiederum 
der  Schluß  gezogen  werden,  daß  der  Verdauungscoefficient  hier  eigentlich 
nicht  Ausdruck  für  die  Verdauung  der  verschiedenen  Mineralstoffe,  sondern 
Ausdruck  des  Bedarfes  des  Organismus  an  den  betreffenden  Stoffen  ist.  — 
In  der  Tabelle  VI  bespricht  der  Vf.  die  Vorgänge  des  Mineralstoffwechsels, 
wenn  der  Gewichtswert  auf  Gramm -Äquivalenten  reduciert,  wodurch  eine 
Vergleichung  der  Gesamtmenge  von  Säuren  und  Basen  in  der  Nahrung, 
in  den  Ausscheidungen  und  im  Körperausatz  ermöglicht  wird.  Es  zeigte 
sich  deutlich,  daß  der  Überschuß  der  angesetzten  Basen  einigermaßen 
dem  angesetzten  Eiweiß  entsprechend  wächst  (Periode  IV).  Allerdings 
besteht  auch  noch  in  Periode  III  ein  erheblicher  Basenüberschuß  im  Ansatz, 
trotzdem  die  N- Bilanz  in  diesem  Falle  eine  negative  ist.  Eine  Erklärung 
hierfür  wird  dadurch  gegeben,  daß  auf  Grund  der  CaO-  und  P^Oj- Bilanz 
noch  lebhafte  Knochenbildung  stattfand.  —  Bezüglich  der  praktischen 
Folgerungen,  welche  aus  diesen  Ergebnissen  gezogen  werden  könnten,  ver- 
weist der  Vf.  auf  einen  Vortrag  von  N.  Zuntz^),  gehalten  auf  der  Harz- 
burger  Versammlung  der  „Deutschen  Landwirtschaftsgeselischaft". 

Respirations-  und  Stoffwechselversuche  am  Rinde  über  den  Nähr- 
wert der  Kartoffelschlempe  und  ihrer  Ausgangsmaterialien.  Von 
R.  von  der  Heide,  Klein  und  N.  Zuntz.-)  —  Diese  Versuche  sollten 
darüber  Aufschluß  geben,  ob  die  Veränderungen  der  Nährstoffe  der  Kartoffeln, 
die  durch  den  Maischproceß  und  die  damit  verbundene  Vergärung  des  aus 
der  Stärke  gebildeten  Zuckers  verursacht  werden,  den  Nährwert  des  nach 
dem  Entfernen  des  Alkohols  zurückbleibenden  Materials,  der  Schlempe,  im 
günstigen  oder  ungünstigen  Sinne  verändern.  Die  Fütterungs-  bezw.  Re- 
spirationsversuche wurden  an  einem  2Y2  Jahre  alten  Ochsen  ausgeführt. 
Sie  begannen  bei  jeder  Periode  mit  einer  Stägigen  Vorfütterung,  woran 
sich  eine  ebensolange  Hauptperiode  anschloß.  Am  ersten  und  letzten  Tag 
dieser  quantitativen  Perioden  wurde  ein  Respirationsversuch  im  verbesserten 
Regnault-Reiset-Apparat  ausgeführt.  Es  erfolgte  die  direkte  Bestimmung 
des  0- Verbrauchs,  der  COg -Ausscheidung,  der  Abgabe  von  brennbaren 
Gasen  und  von  ü^  0- Dampf.  (Die  Methodik  dieser  Versuche  ist  im  Original 
nachzulesen.)  —  Die  Vff.  ließen  sich  bei  ihren  Versuchen  von  folgenden 
Gesichtspunkten  leiten:  „1.  Die  Schlempe  mußte  in  diätetischer  Hinsicht 
völlig  einwandfrei  sein  und  in  genügender  Menge  und  von  gleicher  Be- 
schaffenheit für  sämtliche  Versuche  zur  Verfügung  stehen.  2.  Dieselben 
Bedingungen  mußten  für  das  Rohmaterial  (Kartoffeln,  Malz  und  Hefe)  er- 
füllt sein,  das  zur  Schlempebereitung  verwendet  wurde  und  3.  die  Schlempe 
mußte  aus  genau  dem  gleichen  Ausgangsmaterial  hergestellt  werden,  welches 
zwecks  Feststellung  seines  Futterwertes  im  Vergleich  zur  Schlempe  in  den 
Tierversuchen  verabreicht  werden  sollte."    Um  diesen  Bedingungen  genügen 


1)  Jahrb.  d.  D.  L. -G.  19r2,  570  ff.  —  ")  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  765—832   (Arbeit  v.  Idwsch. 
Hochsch.  Berlin,  Ernährungsphysiol.  Abt.  d.  Instit.  f.  Gärungsgewerbe). 


320  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

zu  können,  konnte  einzig  und  allein  die  Herstellung  von  Trockenkartoffeln 
mit  Zusatz  einer  der  gärungstechnischen  Verarbeitung  entsprechenden  Menge 
Malz  -f-  Hefe,  und  ebenso  die  Herstellung  getrockneter  Kartoffelsclilempe 
in  Frage  kommen,  da  es  nicht  möglich  gewesen  wäre,  Kartoffeln  und 
frische  Schlempe  von  einheitlicher  und  einwandfreier  Beschaffenheit  für 
die  ganze  Versuchsdauer  zur  Verfügung  zu  haben.  Als  Ausgangsmaterial 
für  die  Schlempebereitung  dienten  2  mal  je  550  kg  Kartoffeln  -j-  50  kg  Malz 
+  300  g  Hefe  auf  1100  g  Kartoffeln  (also  95,6  7o  Kartoffeln,  4,3  7o  Malz 
und  0,03  7o  Hefe).  Die  Kartoffeln  enthielten  18,5  %  Stärke.  Die  Maische 
wurde  bis  auf  1  ^  Bllg.  vergoren.  Eine  gleiche  Menge  desselben  Ausgangs- 
materials Kartoffeln  -\-  Malz  ~\-  Hefe  wurde  gekocht  und  getrocknet.  Das 
sog.  Fruchtwasser  wurde  nicht  abgelassen,  um  Verluste  an  löslichen 
organischen  und  anorganischen  Bestandteilen  zu  vermeiden.  Die  für  diese 
Versuche  dienende  Schlempe  hatte  einen  Energieverlust  von  68,2  %  er- 
fahren und  sie  enthielt  somit  31,2  ^/q  der  Galerien  des  zur  Schlempe- 
bereitung dienenden  Ausgangsmaterials.  Es  wurden  4  Hauptperioden  ge- 
macht. In  der  Periode  I  gelangte  zunächst  Heu  als  Grundfiitter  zum 
Verzehr  und  zwar  in  einer  Menge,  welche  ungefähr  dem  Erhaltungsbedarf 
entsprach,  also  8  kg.  Die  Ration  der  IL  Periode  bestand  aus  7  kg  Heu 
-|-  2,5  kg  Trockenkartoffeln.  In  der  III.  Periode  wurde  an  Stelle  der 
Trockenkartoffeln  die  diesen  entsprechende  Menge  an  N  und  Energie  in 
Form  von  getrockneter  Kartoffelschlempe  und  Kartoffelstärke,  letztere  als 
Ersatz  für  die  durch  die  alkoholische  Gärung  eingetretenen  Energie  Verluste, 
und  zwar  7  kg  Heu -j- 754,6  g  Schlempe  +  1984  g  Stärke  verfüttert. 
Kurz  nach  Beendigung:  dieser  Periode  erhielt  das  Tier  in  der  Periode  IV 
7  kg  Heu  -\-  2428  g  der  lufttrocknen  Schlempe,  letztere  in  3  Tagesportionen 
und  zwar  wurde  jede  dieser  in  7  1  heißem  HgO  gelöst.  Die  zu  den  Ver- 
suchen verwendete  Trockenschlempe  hatte  folgende  Zusammensetzung: 
90,61  7o  Trockensubstanz,  78,20  7^  organische  Substanz,  23,17  o/o  Protein, 
7,08  7o  Rohfaser,  0,76  7o  Ätherextrakt,  47,19%  N-freie  Extraktstoffe, 
12,41  7o  Asche  und  0,70  %  SiOg.  Die  Verdauungscoefficienten  der  einzelnen 
Nährstoffe  des  Grundfutters  und  der  diesem  zugelegten  Kraftfutter  sind  von 
den  Vff.  in  einzelnen  Tabellen  zusammengestellt.  An  dieser  Stelle  sollen 
nur  diejenigen   der  Trockenschlempe  (Periode  IV)  wiedergegeben    werden: 

Trocken-  organische         Roh-  Roh-  Roh-  N-fr. 

Substanz  Asche  bt  Ü2         Substanz        protein  fett  faser  Extraktstoffe 

66,36        63,92      -75,29      66,69        56,86        42,23        -207,60       79,60  «/o 

Da  in  dieser  Periode  täglich  710,0  g  Protein  verdaut  wurden  und  im 
Harn  in  24  Stunden  623  g  zur  Ausscheidung  kamen,  so  fand  pro  Tag  ein 
Ansatz  von  87  g  Rohprotein  statt.  Die  Ergebnisse  der  Respirationsversuche 
berechnet  auf  24  Stunden  sind  ebenfalls  in  Tabellen  zusammengestellt. 
Das  Original  gibt  hierüber  näheren  Aufschluß.  Die  Verbrennungswärme 
von  Nahrung  und  Kot  wurde  in  der  üblichen  Weise  in  der  Mahler- 
Krockerschen  Bombe  bestimmt.  Um  die  Stoffwechselbilanz  möglichst  direkt 
im  Anschluß  an  die  0-Bestimmung  ausführen  zu  können,  verbinden  die  Vff, 
mit  der  calorimetrischen  Untersuchung  der  Nahrungsmittel  und  der  Stoff- 
wechselproducte  die  direkte  Bestimmung  der  COj-Bildung  und  des  0 -Ver- 
brauches in  der  calorimetrischen  Bombe.  Der  Harn  der  einzelnen  Versuchs- 
perioden wurde  noch  besonders   auf   seinen  Gehalt   an  Hippursäure   unter- 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  321 

sucht,  und  zwar  wurde  dieselbe  gespalten  und  als  Benzoesäure  zur  Wägung 
gebracht.     So  wurde  ina  Tagesharn  der 

Periode:  I  (für  8  kg  Heu)      II  III  IV 

68,11  68,30        105,79        119,38  g  Hippursäure 

gefunden.  Die  Unterschiede  der  in  Periode  II  u.  III  ausgeschiedenen 
Mengen  an  Hippursäure  sind  besonders  auffallend  und  es  ist  ersichtlich, 
daß  die  N-freie  Schlempe  einen  großen  Einfluß  auf  die  Bildung  dieser 
Säure  beim  tierischen  Stoffwechsel  haben  muß.  Wenn  aus  7  kg  Heu 
59,60  g  Hippursäure  entstanden  sind,  so  kämen  auf  das  Kraftfutter 
in  Periode  II  III  IV 

8,70  40,19  59,78  g  Hippursäure 

Hieraus  ergiebt  sich,  daß  auf  1  kg  Trockenschlempe  24,62  g  Hippur- 
säure in  Periode  IV  gebildet  wurden,  während  auf  1  kg  Heu  nur  8,51  g 
in  Periode  I  entstehen.  Nimmt  man  ferner  an,  daß  die  in  Periode  III  ver- 
fütterten 755  g  Schlempe  analog  Periode  IV  18,58  g  der  Säure  gebildet 
hätten,  so  blieben  als  durch  den  Stärkezusatz  bedingt  27,61  g  Hippursäure; 
während  dieselbe  Menge  Stärke  im  Verein  mit  den  Bestandteilen,  aus 
welchen  die  Schlempe  bei  der  Gärung  entstanden  ist,  in  Kartoffeln  ver- 
abreicht (Periode  II)  nur  8,7  g  Hippursäure  gebildet  hätte.  Hieraus  kann 
geschlossen  werden,  daß  dieselben  Stoffe,  in  verschiedener  Mischung  zu 
erheblich  verschiedenen  Umsetzungen  im  Verdauungsapparat  des  Wieder- 
käuers führen.  —  In  allen  Versuchen  fiel  die  aus  dem  0- Verbrauch  be- 
rechnete Fettbildung  erheblich  niedriger  aus,  als  die  nach  dem  üblichen 
Schema  aus  dem  C  berechnete.  Nach  Ansicht  der  Vff.  kommt  dieses  daher, 
daß  sie  den  COg- Verlust  beim  Eindampfen  des  Harns  nicht  berücksichtigt 
haben,  und  soll  die  Berechnung  aus  dem  0- Verb  rauch  die  richtigere  sein. 
Die  Vff.  nehmen  aber  vorläufig  das  Mittel  aus  beiden  Berechnungen  als 
den  wahrscheinlichen  Wert.  Auf  diese  Weise  ergab  sich,  daß  von  den  3 
dem  Grundfutter  zugelegten  Kraftfuttermitteln  die  Trockenkartoffeln  und  die 
reine  Schlempe  ungefähr  den  gleichen  Nutzeffekt  hatten,  letztere  aber  insofern 
eine  bessere  Wirkung  ausgeübt  hatte,  als  sie  einen  größeren  Eiweißansatz 
verursachte.  Die  Mischung  von  Schlempe  und  Stärke,  welche  nach  den 
üblichen  Anschauungen  als  gleichwertig  mit  den  Kartoffeln  erscheint,  gab 
einen  wesentlich  geringeren  Nutzwert  infolge  der  stärkeren  Gärverluste. 
Die  Vff.  fanden  einen  Stärke  wert  von  1,322  kg,  während  der  nach  Kellner 
zu  erwartende  =  1,805  kg  ist.  Der  von  den  Vff.  gefundene  ist  also  um 
27^/0  niedriger.  Die  Schlempe  allein  ergab  einen  Ansatz  von  4477  Cal  ent- 
sprechend 1,897  kg  Stärkewert,  auf  100  kg  Schlempe  berechnet  =  78,13  kg 
Stärkewert,  während  Kellner  auf  Grund  seiner  Versuche  für  dieses  Futter 
einen  Stärkewert  von  31,2  kg  für  100  kg  berechnet  hat.  Der  von  den 
Vff.  gefundene  faktische  Nährwert  78,13  kg  übertrifft  also  die  Kellner 'sehe 
Zahl  um  150  "/q.  Diese  enormen  Abweichungen  der  Ergebnisse  der  ver- 
schiedenen Versuche  über  den  Nährwert  der  Schlempe  sind  einzig  und 
allein  auf  die  Nährstoffkombination  zurückzuführen,  und  der  Erfolg  der 
Fütterung  hängt  also  ganz  und  gar  von  der  richtigen  Nährstoffkombination 
ab.  Der  Nährwert  der  Trockenschlempe  ist  dem  der  Trockenkartoffeln  fast 
genau  gleich  (78,13  gegen  74,93  kg  Stärkewert  für  100  kg  Futter).  — 
In  folgenden  kurzen  Sätzen  mögen  die  wichtigsten  Ergebnisse  der  vor- 
Jahresbericht 1913.  21 


322  Landwirtschaftliche  Tierproduction, 

liegenden  Arbeit  zusammengefaßt   werden:    1.  Der  Nährwert   eines  Futter- 
mittels   kann   durch  geringfügige  Änderungen  in   der  Nährstoffkombination 
des  zur  Verfütterung  gelangenden  Futtergemisches,  infolge  größerer  Energie- 
verluste durch  die  Pansengärung,    wesentlich  verändert  werden  und   somit 
das  Ergebnis  der  Fütterung  in   hohem  Maße  beeinflussen.     2.  Die  in   den 
Harn  übergehenden  aromatischen  Verbindungen,  wie  besonders  Hippursäure 
u.  a.,  werden  der  Menge   nach   ebenfalls   durch  diese   Änderungen   in    der 
Beschaffenheit  des  Futters  variiert.    3.  Dem  zufolge  kann  der  nach  Kellner 
berechnete  Stärkewert  eines  Futtermittels  von  dem  im  Respirationsversuch 
gefundenen  —  also  von  der  faktischen  Fettbildung  im  Tierkörper  —  ganz 
erheblich  verschieden  sein.    4.  Die  durch  Gärung  im  Darmkanal  des  Wieder- 
käuers entstehenden  CO, -Mengen  betragen  oft  mehr  als  Ys  ^©r  gesamten 
vom  Tier  ausgeschiedenen  COg.    Deswegen  ist  die  CO2  kein  genaues  Maß 
des    eigentlichen  Körperstoffwechsels   beim   Wiederkäuer   und   infolgedessen 
erscheint  es  notwendig,  auch  die  0- Aufnahme  des  Tieres  zu  ermitteln.  — 
Körperbewegungen  und  Kauarbeit  wurden  in  den  einzelnen  Versuchsperioden 
ermittelt   und    daraus   der   Mehrverbrauch   an    0    bezw.  Calorien    berechnet. 
Die  Verwertung  zweier  Hefe -Mischfutter  (Strohhäcksel -Hefe  und 
Torfmehl -Holzkohle- Hefe)  durch  Wiederkäuer  (Schafe).   Von  W.  Föltz, 
Walter    Dietrich    und    Arn.   Deutschland,  i)  —  Die   Vff.   bestimmten   die 
Ausnutzung  eines    Torfmehl- Holzkohle -Hefe -Mischfutters  im  Vergleich  zu 
Strohhäcksel -Hefe.     Als    Versuchstiere    dienlen    2    ausgewachsene    Schafe, 
ein   Hammel   und   ein   weibliches   Tier.     Die  Versuchsanstellung   war   die- 
selbe, wie  sie  bereits  früher  von  den  Vff.  benutzt  und  beschrieben  worden 
war.      Die    benutzte    Frischhefe    wurde    teils    mit    einem    Gemisch    von 
Torfmehl   und  Holzkohle  (^^  Torf   und  Yi  Kohle),   teils   mit   Häcksel   aus 
Winterweizenstroh  in  solchen  Mengen   vermischt,  als  die  Hefeträger  gerade 
aufsaugen  konnten.    Das  Strohhäcksel- Hefegemisch  besaß  einen  angenehmen, 
an  Brot  erinnernden  Geruch;  es  enthielt  4,1^0  weniger  Hefe  auf  Trocken- 
substanz berechnet,   als  das  Torfmehl- Holzkohle -Hefegemisch  mit   48,1% 
Hefe.     Das  Verhältnis  von  Hefetrockensubstanz  zur  Rohfaser  war  in  beiden 
Mischfuttern  ein  konstantes.    Als  Grundfutter  diente  ein  Heu,  welches  laut 
botanischer    Analyse   als   vorzüglich    bezeichnet    werden    konnte.      An    den 
beiden    Schafen   kamen  je   3  Perioden    zur  Durchführung.     Aus   den  Aus- 
nutzungsversuchen können  folgende  Ergebnisse  entnommen  werden:     1.  Die 
botanische  Analyse  kann  für  die  Beuiteilung  eines  Heues  als  Futtermittel 
nur    Anhaltungspunkte    geben,    während    nur    durch    exakte    Ausnutzungs- 
versuche  der   Nährwert,   welcher   allerdings   bei   den    verschiedenen   Nutz- 
tieren und  in  verschiedenen  Futterzusammenstellungen  differiert,  bestimmt 
werden    kann.      2.    Für   das    Torfmehl -Holzkohlegemisch   wurden   folgende 
Verdauungswerte  gefunden : 

—  5,9  -  3.8  —  0,4  +  7,7  —  9,9 

Hieraus  muß  der  Schluß  gezogen  werden,  daß  das  Torfmehl- Holzkohle- 
gemisch einen  negativen  Futterwert  besitzt;  hierbei  muß  noch  die  Ver- 
dauungsarheit    für    das    Gemisch    in    Rechnung    gestellt    werden,    um    die 


1)   Ldwsch.  Jahrb.    1913,   45,   1—27   (Mitt.   d.  ernähiungs -  physiol.  Abt.  d.  Inst.  f.  Gärungsgew. 
d.  Idwsch.  Hochsch.  Berliu). 


D.   Stoffwechsel,  Ernährung.  323 

Wertigkeit  im  Sinne  Kellner's  bestiramen  zu  können.  Werden  für  je 
1  kg  im  Torf  enthaltene  Rohfaser  0,58  kg  Stärkewert  als  Energieverlust 
in  Abzug  gebracht,  so  würde  der  gesamte  Minderwert  von  100  kg  Trocken- 
substanz Torf -Holzkohle  gegenüber  100  kg  Strohhäcksel  nach  den  vor- 
liegenden Versuchen  65,6  Stärkewert  entsprechend  rund  14  M  betragen. 
Infolge  der  Verwendung  von  Torf- Holzkohle  als  Hefeträger  an  Stelle  von 
Strohhäcksel  wird  der  Wert  des  Futtergemisches  um  ungefähr  die  Hälfte 
vermindert.  Diese  Wertverminderung  ist  also  so  groß,  daß  die  Verwendung 
des  Torfmehles  und  der  Holzkohle  zu  Futterzwecken  unbedingt  verworfen 
werden  muß.  3.  Das  Strohhäcksel  als  Hefeträger  hat  sich  im  Gegensatz 
zu  Torfholzkohle  ausgezeichnet  bewährt,  denn  die  Verdaulichkeit  der  Stroh- 
nährstoffe wird  durch  die  specifische  Wirkung  der  Hefe  ganz  bedeutend 
erhöht.      Die    Verdauungswerte   für  die   Hefe -Mischfutter  waren   folgende: 

Organische      Roh-  Roh-  Roh-         K- freie 

Substanz         fett  protein         faser     Extraktstoffe 

1.  für  Torf- Holzkohle -Hefe      45,4  12,5  73,8  15,7  47,5 

2.  „    Strohhäcksel -Hefe     .      73,2  63,7  83,8  60,6  74,5 

4.  Die  Verdaulichkeit,  der  Nährwert  und  deshalb  auch  der  Geldwert 
eines  Futtermittels  kann  durch  jeweilige  Zusammensetzung  des  Futter- 
gemisches außerordentlich  beeinflußt  werden.  Nach  Ansicht  der  Vff.  kann 
von  einem  unter  allen  Umständen  konstanten  Stärkewert  eines  Futtermittels 
nicht  geredet  werden,  wenngleich  die  Stärkewerte  Kellner's  einstweilen 
für  die  Beurteilung  einzelner  Futtermittel  unter  sonstigen  gleichen  Er- 
nährungsbedingungen  beim  Wiederkäuer  benutzt  werden  können.  —  Die  Vff. 
lassen  am  Schlüsse  ihrer  Arbeit  noch  eine  Kritik  über  eine  Abhandlung 
von  S.  Goy,  welcher  an  Hammeln  die  Verdaulichkeit  von  Sphagnum- 
Torf,  Torfmelasse  usw.  untersuchte,  folgen. 

Untersuchungen  über  die  Verdaulichkeit  der  einzelnen  Bestand- 
teile von  Sphagnum-Torf,  Torfmelasse  und  von  Ablaugen  der  Sulfit- 
Cellulosefabrikation.  Von  S.  Goy.  ^)  —  Durch  experimentelle  Versuche 
sollte  der  Einfluß  des  Moostorfes  auf  die  Verdaulichkeit  der  Nährstoffe 
unter  verschiedenen  Verhältnissen  geprüft  werden.  Zugleich  sollten  diese 
Versuche  dazu  dienen  festzustellen,  ob  der  Moostorf  an  und  für  sich  ver- 
dauliche Bestandteile  enthält.  Ferner  wurden  Ausnutzungsversuche  mit 
nicht  neutralisierter  und  neutral  gemachter  Torfmelasse  angestellt,  um 
über  den  Wert  der  Torfraelasse  als  Viehfutter  sicheren  Aufschluß  zu  be- 
kommen. Schließlich  berichtet  der  Vf.  über  Versuche,  welche  die  Ver- 
wertung der  Ablauge  von  Sulfit -Cellulosefabriken  für  Fütterungszwecke 
betreffen.  Es  sollte  geprüft  werden,  ob  die  organische  Substanz,  welche 
aus  den  inkrustierenden  Stoffen  des  Holzes  hervorgeht,  nach  Beseitigung 
der  schwefligen  Säure  als  Viehfutter  Verwendung  finden  könne  oder 
unbrauchbar  sei.  Der  Vf.  bezeichnet  die  trocken  gemachte  und  von  Sulfiten 
befreite  „Ablauge  von  Sulfit -Cellulosefabriken"  kurzweg  als  „Sulfitfutter", 
trotzdem  Sulfite  nicht  mehr  darin  enthalten  waren.  Zu  den  systematisch 
angelegten  und  ausgedehnten  Versuchen  wurden  mehrere  Hammel  verwendet, 
welche  in  Einzelställen  gehalten  und  mit  Kotbeutel  ausgerüstet  waren. 
Die   einzelnen    Versuchsperioden    dauerten    im    allgemeinen    8 — 10   Tage. 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82,  1—92  (Mitt.  a.  d.  agrik. -ehem.  Irst.  d.  Univ.  Königsberg). 

21* 


324  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Die   verwendeten   Futtermittel    und    der   anfallende    Kot   wurden   chemisch 
auf   ihre    einzelnen    Bestandteile    untersucht,    und    die    Analysenergebnisse 
sowie  diejenigen  der  einzelnen  Fütterungsperioden  in  größeren  und  kleineren 
Tabellen    zusammengestellt.      Was    nun    zunächst    die    Verdaulichkeit    des 
Sphagnum- Torfes  anbetrifft,   kommt  der  Vf.  zu   folgenden  Resultaten:    Bei 
Verfütterung   von   geringen    Mengen   Torf  (50  g)  findet  eine   nicht   gerade 
allzu  unbeträchtliche  Ausnutzung  der  Torfsubstanz  statt.     Diese  Ausnutzung 
läßt  aber  bei  steigender  Torfgabe  sehr  rasch  nach,  um  dann  bald  auf  den 
Nullpunkt  zu  kommen.     Bei  weiterer  Steigerung  der  Torfgabe  wird  sogar 
ein  Teil  der  übrigen  Nährstoffe  des  anderen  Futters  unverdaulich  gemacht. 
Im   Hinblick    auf   die    vom    Vf.    gefundenen    Ergebnisse   kann    von   einem 
eigentlichen  Verdauungscoefficienten  des  Torfes  keine  Rede  sein;  vielmehr 
hat  jede  Torfmenge   für   sich   einen    besonderen   Coefficienten.     Jedes  Tier 
verhält  sich  bei  Verdauung  von  Torf  individuell  verschieden.    Der  Energie- 
gehalt   der    verdauten    Bestandteile    des    Torfes    ist    relativ    höher   als    des 
unverdauten  Restes.  —  Die  Ausnutzungsversuche  mit  nicht  neutralisierter 
und    neutral    gemachter    Torfmelasse    ergaben    kurz    folgendes:    Unter    der 
Voraussetzung,   daß   der  Torf   der  Torfmelasse  als    Füllmaterial   angesehen 
und   somit   von   dem   Torf  keine   besondere   Ausnutzungsfähigkeit   verlangt 
und  erwartet  wird,  wird  bei  mäßiger  Torfmelassefütterung  (ca.  200  g)  das 
Futter  im  größtmöglichen  Maße   ausgenutzt   und  zwar  das  Grund futter  so, 
als    wenn    es    ohne    jede    Beigabe    zur    Verfütterung    käme    und    zudem 
die    Melasse    nahezu    vollständig.      Neutralisierte    Torfmelasse    ist    ebenso 
verdaulich  und  auch  ebenso  bekömmlich  wie  nicht  neutrale,    ist  aber  viel 
haltbarer    wie    letztere.      Der    Torf    als    Füllmaterial    in    der    Torfmeiasse 
nimmt  an  der  Verdauung  teil  und  zwar   wird  von  dem  Torf  bei  geringen 
Mengen    desselben    im    Futter    ungefähr   ebensoviel    verdaut,    als    von    den 
übrigen  Nährstoffen  durch   die  Einwirkung   der  Melasse   weniger   zur  Aus- 
nutzung kommt.     Bei   zunehmendem  Torfgehalt  sinkt   die  Größe   des   ver- 
dauten Anteiles.     So  z.  B.    wird   bei   Verfütterung   von  300  g  Torfmelasse 
die  Verdaulichkeit  des  Torfes  infolge  der  größeren  zugeführten  Menge  des- 
selben  schon   ganz  bedeutend   herabgesetzt,   und   sich   in   diesem  Falle   die 
durch   die  Melasse    bewirkte  Verdauungsdepression   schon   recht  bemerkbar 
macht.  —  Die  Energiewerte  zeigen,  daß  im  Gegensatz  zum  Torf,  die  bei- 
den   Torfmelassen    verhältnismäßig   energieärmer    sind    als    der    zugehörige 
Kot.     Die  energiereichen  Bestandteile   der  Nahrung  sind   dementsprechend 
unverdaut  geblieben.  —  Das  für  die  Ausnutzungsversuche  benutzte  „Sulfit- 
futter" wurde   aus   dem  Grundmaterial   in   der  Weise  hergestellt,    daß   die 
Ablauge   nach   Entfernung   der  SO3  zunächst    durch   Eindunsten    zähflüssig 
gemacht  und   diese  dann   mit   Melasse   gemischt   wurde.      Diese  Mischung 
ließ  der  Vf.  von  Torf  streu  als  Trockenmaterial  aufsaugen.     Dieses  Material 
wurde  dann  auf  einer  Darre  bei   115  — 120*^  getrocknet,  um  die  abführende 
Wirkung    aufzuheben.      Mit    diesem    Futter    als    Zulage    zum    Grundfutter 
wurden  die  Versuche  ausgeführt.     Trotzdem  ein  bestimmter   und  nicht  zu 
geringer  Anteil  der  Bestandteile  des  „Sulfitfutters"  (35—45%)  von  sämt- 
lichen Tieren  verdaut  worden  ist,  so  kommt  der  Vf.  doch  zu  dem  Ergebnis, 
daß   die  Ablauge   von  Sulfitcellulosefabriken   als  Futtermittel   nicht   zu   ge- 
brauchen ist,  weil  die   Verdaulichkeit   von    sehr   wichtigen  Nährstoffen  des 
Grundfutters  außerordentlich  stark  herabgesetzt   wird.     Die  Sulfitlauge  hat 


E.  Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     1.  Aufzucht  usw.       325 

die  Eigenschaft,  geradezu  ungeheure  Mengen  Eiweißstoffe  aus  dein  Magen- 
saft auszuscheiden  und  hieraus  erklärt  sich  die  außerordentlich  hohe  Ver- 
dauungsdepression der  Proteinstoffe  bei  Verfütterung  von  „Sulfitfutter''. 


Literatur. 


Hanschraidt,  E.:  Zur  Wirkung  der  Lecithine  bei  Vergiftungen  der 
höheren  Tiere.  —  ßiochem.  Ztschr.  1913,  51,  171—192.  —  Bei  Vergiftungen 
mit  Curare,  Strychninnitrat,  Äthylalkohol,  Chloralhydrat ,  Veronalentrium  und 
Morphin  hemmten  Lecitbingaben  die  Wirkung  der  Gifte.  Es  gibt  aber  Gifte, 
auf  deren  Wirkung  die  Lecithine  einen  verstärkenden  Einfluß  ausüben  (Ricin). 
Den  Lecithinen  kommt  eine  toxische  Wirkung  auf  den  normalen  tierischen 
Organismus  nicht  zu. 

Hirz,  Otto:  Über  den  Einfluß  des  P  auf  den  respiratorischen  Stoffwechsel. 
Ztschr.  f.  Biol.  1913,  60,  187—310. 

Izar,  G.,  und  Patane,  C:  Über  die  physiologische  Wirkung  des  kolloidalen 
Kohlenstoffs.  —  Biochem.  Ztschr.  1913,  56,  307—318.  —  Die  Mellogenpseudo- 
lösungen  (kolloidaler  C)  bewirken,  intravenös  eingespritzt,  eine  enorme  Zunahme 
der  ausgeatmeten  COj  im  Vergleich  zu  Tieren,  denen  die  gleiche  Menge  Aqua 
dest.  eingespritzt  wird.  Die  erhöhte  COj- Ausscheidung  geht  bis  zu  einem  ge- 
wissen Punkte  der  eingespritzten  Mellogenmenge  parallel. 

Neuberg,  Carl:  Über  die  Zerstörung  von  Milchsäure aldehyd  und  Methyl- 
glyoxal  durch  tierische  Organe.  —  Biochem.  Ztschr.  1913,  49,  502—506. 

Neuberg,  Carl:  Weitere  Untersuchungen  über  die  biochemische  Um- 
wandlung von  Methylglyoxal  in  Milchsäure  nebst  Bemerkungen  über  die  Ent- 
stehung der  verschiedenen  Milchsäuren  in  der  Natur.  —  Biochem.  Ztschr.  1913, 
51,  484-508. 

Salkowski,  E.:  Über  das  Verhalten  des  jodparanucleinsauren  Eisen  im 
Organismus.  —  Biochem.  Ztschr.  1913,  49.  152. 


E.  Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction. 

Referent:   F.  Mach. 


1.  Aufzucht,  Fleisch-  und  Fettproduction. 

Verwertung  der  Voll-  und  korrigierten  Magermilch  durch  Saug- 
kälber und  Ferkel.  Von  O.  Weltmann.^)  —  Zu  den  Versuchen  dienten 
1  Saugkalb  und  9  Saugferkel.  Die  Magermilch  wurde  teils  durch  Weizen- 
oder Roggenmehl,  teils  durch  mit  Diafarin  verzuckerter  Mehlstärke  korrigiert ; 
ferner  wurde  homogenisierte  Milch  verwendet,  wobei  das  Fett  durch  „Premier 
Jus"  aus  Rindertalg  ersetzt  wurde.  Die  mit  verzuckerter  Mehlstärke  ver- 
setzte Magermilch  verursachte  bei  Kälbern  Durchfall  und  bei  längerer 
Fütterung  Darmkatarrb.  Bei  Ferkeln  war  das  nicht  der  Fall;  diese  Milch 
spornte  die  Tiere  sogar  zu  einer  größeren  Futteraufnahme  an  wie  die  anderen 
Milcharten.  Die  homogenisierte  Milch  wurde  gern  genommen,  sie  hatte 
jedoch  manchmal  Durchfall  zur  Folge,  die  durch  etwas  Citronensäure  be- 
hoben werden   konnte.     Die   der  Magermilch   zugesetzte  Mehlstärke  wurde 


1)  Kiserl  Köglemiengan  1913,  12,  118;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  384  (0.  Gratz). 


326  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

von  den  Ferkeln  gleich  gut  verdaut  wie  die  verzuckerte  Stärke.  Der  er- 
höhte Arbeits-  und  Kostenaufwand  machte  sich  durch  eine  bessere  Aus- 
jiützung  nicht  bezahlt,  doch  ist  die  Fütterung  der  mit  verzuckerter  Stärke 
korrigierten  Magermilch  von  Vorteil,  da  die  größere  Futteraufnahme  die 
rasche  Entwicklung  der  jungen  Tiere  begünstigt.  Die  tägliclie  Gewichts- 
zunahme betrug  auf  100  kg  Lebendgewicht  im  Durchschnitt  2,2 — 3,1  kg; 
die  Jüngeren  Tiere  zeigten  einen  günstigeren  Gewichtszuwachs.  Zu  1  kg 
Ansatz  wurden  gebraucht  1,2 — 1,8  kg  Milchtrockensubstanz,  259 — 493  g 
verdaul.  Eiweiß,  1,1 — 1,9  kg  Stärkewert  und  5000  —  9000  verdaul.  Calurien. 
Der  kleinste  Nährstoffaufwand  wurde  bei  der  mit  verzuckerter  Stärke  ver- 
setzten Magermilch  beobachtet.  Zu  1  kg  Gewichtszuwachs  brauchten  die 
jüngeren  Ferkel  weniger  Nährstoffe  als  die  älteren.  Vom  verdaul.  Eiweiß 
gelangten  36 — 74  °/o  zum  Ansatz.  Bei  jüngeren  Ferkeln  und  bei  weitem 
Nährstoffverhältuis  war  die  Eiweißverwertung  günstiger.  Der  physiologische 
Nutzwert  der  verschiedenen  Milcharten  betrug  84 — 90  '^/q.  Am  günstigsten 
gestalteten  sich  die  Aufzuchlkosten  der  Ferkel  bei  der  Mehl-  und  ver- 
zuckerten Mehl-Magermilch-Fütterung;  sie  betrugen  nur  die  Hälfte  bezw. 
^3  der  Kosten  der  Aufzucht  mit  VoUmich.  Die  Fleischsubstanz  der  jungen 
Tiere  enthielt  weniger  Stickstoff  und  fettfreie  Trockensubstanz  wie  die  der 
älteren  Tiere.  Die  Mangolica-Rasse  erzeugt  gegenüber  der  Berkshire- Rasse 
schon  in  der  Jugend  mehr  Fett  als  Fleisch.  Die  durch  die  Stoffwechsel- 
versuche erhaltenen  Werte  für  den  Eiweiß-  und  Energieumsatz  wurden 
durch  die  Ferkelanalyse  bestätigt.  Zwischen  den  beiden  Ermittlungswegen 
ergab  sich  eine  Abweichung  von  ungefähr  10  °/o,  wobei  die  Stoffwechsel- 
versuche den  größeren   Wert  aufwiesen. 

Kälberaufzucht  nach  dem  Emulsionsverfahren  unter  Ersatz  des 
Milchfettes  durch  Palmin.  Von  Paul  Schuppli.  ^)  —  Das  mit  Mager- 
milch eraulgierte  Kokosfett  hat  sich  nach  den  Versuchen  des  Vf.  als  ein 
brauchbarer  Ersatz  des  Milchfettes  erwiesen.  Die  bei  Kuh-  und  Stier- 
kälbern beobachteten  täglichen  Gewichtszunahmen  (im  Mittel  von  258  Tieren 
828,2  g)  genügen  völlig  bei  einer  Aufzucht  für  gute  Leistung  und  ge- 
sundheitliche Widerstandskraft.  Bei  einem  Preise  von  15,3  Pf.  für  1  1 
Vollmilch  und  8,5  Pf.  für  1  1  Emulsionsmilch  berechneten  sich  die  Unter- 
schiede der  Aufzuchtskosten  zugunsten  der  Emulsionsmilch  bei  einem  Kuh- 
kalb auf  rund  61  M,  bei  einem  Stierkalb  auf  124  M.  Die  Endgewichte 
der  mit  Emulsionsmilch  aufgezogenen  Kühe  scheinen  eher  etwas  höher  zu 
sein,  als  die  der  wie  gewöhnlich  aufgezogenen  Tiere.  Das  Emulsions- 
verfahren, das  nur  mit  passenden  Maschinen  durchzuführen  ist,  ist  aller- 
dings umständlich  und  erfordert  große  Genauigkeit,  doch  ist  es  einträglich 
und  empfehlenswert. 

Bericht  über  den  in  den  Jahren  1912  und  1913  in  der  Versuchs- 
wirtschaft Woburn  ausgeführten  Fütterungsversuch  mit  Kälbern.  Von 
J.  A.  Voelcker.  -)  —  Shorthorn-Stierkälber,  die  in  den  ersten  3  Wochen  nur 
mit  Vollmilch  ernährt  wurden,  wurden  zu  je  4  in  5  Gruppen  eingeteilt, 
von  denen  I  Lebertran  mit  Magermilch,  II  ein  im  Handel  befindliches 
Kälbernährmehl,  III  einen  Brei  aus  Leinsamen-  und  Hafermehl  mit  Mager- 


1)  Internat.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  14—21  (Grabnerhot  b.  Admont.  Steiermark,  Landessch. 
f.  Alpwirtsch.i.  —  ^)  Roy.  Agric.  Soc.  of  England  London  1913,  7  S. ;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch. 
1913,  4,  1585. 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     1.   Aufzucht  usw.       327 

milch,  IV  Vollmilch  und  V  Haferschrot  und  Magermilch  erhielt.  Der  Ver- 
such dauerte  9  Wochen.  Mit  Haferschrot  (Gruppe  V)  wurde  die  höchste 
Gewichtszunahme  mit  den  geringsten  Kosten  erreicht.  Gleich  danach  folgte 
die  Vollmilch,  die  jedoch  sehr  hohe  Kosten  verursachte.  Bei  den  übrigen 
Fiitterungsarten  wurden  nur  geringe  Unterschiede  beobachtet.  Als  die 
Tiere  sodann  kastriert  und  sämtlich  iu  gleicher  Weise  gefüttert  wurden, 
zeigte  es  sich,  daß  die  Tiere  der  V.  Gruppe  größere  Gewichtszunahmen 
aufwiesen  als  die  übrigen,  doch  lieferte  auch  die  mit  Vollmilch  ernährte 
Gruppe  sehr  gute  Ergebnisse.  Eine  gute  Ernährung  im  Anfang  scheint 
sich  daher  als  doppelt  "vorteilhaft  zu  erweisen. 

Die  Verwendung  der  Magermilch  für  die  Kälberernährung. 
Bericht  über  Fütterungsversuche  mit  60  Kälbern.  Von  Antonio 
Pirocchi.^)  —  Der  Vf.  berichtet  eingehend  über  das  von  ihm  nach  zahlreichen 
Vorversuchen  ausgearbeitete  Verfahren  der  Aufzucht  und  die  bei  60  hiernach 
gefütterten  Tieren  gewonnenen,  sehr  günstigen  Ergebnisse  in  bezug  auf 
Gewichtszunahme,  Futtermiltelverbrauch  und  Fleischqualität.  Die  Tiere  er- 
halten zuerst  Vollmilch,  dann  wird  während  einer  Übergangsperiode  täglich 
1  kg  VoUmich  durch  Magermilch  ersetzt,  die  mit  Oleo-Margarin  (mit  dem 
Bazzischen  Apparat  emulgiert)  und  verzuckerter  Stärke  vermischt  ist,  und 
schließlich  wird  in  der  sog.  Sparperiode  nur  diese  angereicherte  Magermilch 
neben  einer  allmählich  gesteigerten  Zulage  von  Leinkuchen  gegeben.  Der  Vf. 
hält  sich  für  berechtigt,  aus  seinen  Versuchen  folgern  zu  können,  daß  die 
mit  Oleo-Margarin  und  mit  verzuckertem  Stärkemehl  (durch  Diastasolin 
oder  Levolin)  vermischte  Magermilch  mit  Nutzen  zur  Ernährung  der  Mast- 
kälber verwandt  werden  kann  und  daß  für  das  Vollwertigmachen  der  Mager- 
milch folgende  Mengen  angeraten  werden  können:  20 — 25  g  Oleo-Margarin; 
25  g  Stärkemehl;  10  g  Diastasolin  oder  Levolin  zur  Verzuckerung  von 
100  g  Stärkemehl. 

Schweinefütterungsversuch  mit  Hefe  im  Vergleich  zur  Magermilch. 

A.  Fütterungsversuch  mit  frischer  Hefe.  B.  Fütterungsversuch 
mit  Trockenhefe.  Von  Klein.-)  —  Von  2  Gruppen  zu  je  6  Tieren 
mit  gleichem  Anfangsgewicht  erhielt  neben  einem  aus  Gerste  und  Maizena, 
später  aus  Gerste  und  Kartoffelflocken  bestehenden  Trockenfutter  I  frische 
Hefe,  II  die  doppelte  Menge  Magermilch.  Die  um  17  kg  geringere 
Gewichtszunahme  der  Gruppe  I  erklärt  sich  wahrscheinlich  daraus,  daß 
der  Nährwert  der  frischen  Hefe  etwas  zu  hoch  eingeschätzt  wird,  wenn 
man  annimmt,  daß  1  kg  Hefe  gleichwertig  ist  mit  2  kg  Magermilch. 
Wird  1  kg  frische  Hefe  und  Magermilch  mit  je  3  Pf  in  Rechnung  gestellt, 
so  kostet  1  kg  Gewichtszunahme  bei  Gruppe  I  73  Pf,  bei  Gruppe  II 
76  Pf.  Eine  angemessene  Verwertung  der  frischen  Hefe  ist  daher  durch 
die  Schweinemast  recht  wohl  zu  erzielen.  Ein  hieran  anschließender 
4  Wochen  dauernder  Versuch  mit  Trockenhefe,  bei  dem  dieselben  Tiere 
verwendet  wurden  und  nur  1  Tier  aus  jeder  Gruppe  zum  Gewichtsausgleich 
herausgenommen  wurde,  ergab,  daß  ein  Ersatz  der  Magermilch  durch  den 
zehnten  Teil  Trockenhefe,  wobei  der  Nährstoffgehalt  der  Ration  fast  voll- 
kommen übereinstimmte,  zu  einem  Gewichtszuwachs  von  94,25  kg  bei  Gruppe  I 


J)  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913.  4,  1025— 1G33  (Mailand,  Tierzuchtinst  d.  Idwsch.  Hochsch.). 
—  2)  Mitt.  d.  Yereiniff.  D.  Schweinezüchter  1913,  20.  242— 2-48;  ref.  Milchwsch.  arlbl.  1913,  42,  501 
u.  Tätigkeitsber.  d.  Milchwsch.  Inst.  Proskau  für  l./i.  1912  bis  1./4.  1918,  17. 


328  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

(Trockenhefe)  und  91,00  kg  bei  Gruppe  II  führte.  Der  Futterkosten- 
aufwand betrug  bei  einem  Preise  von  23  M  für  100  kg  Trockenhefe  bei 
Gruppe  I  71,36  M,  bei  Gruppe  II  74,97  M,  so  daß  1  kg  Lebendgewichts- 
zunahme sich  auf  76  und  82  Pf  berechnete.  Das  Ergebnis  ist  daher  für 
die  Trockenhefe  günstig  ausgefallen. 

Schweinefütterungsversuch  mit  Hominyfutter  im  Vergleich  zur 
Gerste.  Von  Klein.  ^)  —  Zu  dem  Versuch  dienten  14  etwa  6  Wochen 
alte  Tiere  des  deutschen  Edelschweins,  die  gleiche  Mengen  Magermilch  und 
Trockenfutter  erhielten.  Das  Trockenfutter  bestand  bei  Gruppe  I  nur  aus 
Gerste,  bei  Gruppe  II  wurde  die  Gerste  zum  größten  Teil  im  Verhältnis 
von  1 : 1  durch  Hominyfutter  ersetzt.  Der  Stärkewert  der  Gerste  be- 
rechnele  sich  auf  67,  der  des  Hominyfutters  auf  69,9.  Die  Gewichts- 
zunahme betrug  bei  Gruppe  I  205,0  kg,  bei  Gruppe  II  212,25  kg,  der 
Futterkostenaufwand  für  1  kg  Zunahme  bei  I  auf  53  Pf.,  bei  II  auf  49  Pf. 
Der  Versuch  ist  daher  abweichend  von  dem  vorjährigen  für  das  Hominy- 
futter verhältnismäßig  günstig  ausgefallen. 

Schweinefütterungsversuche  mit  Calciumchlorid  auf  dem  Kreisgut 
Eglfing.  Von  Stadelmann,  ^j  —  Von  2  nahezu  gleich  schweren  Gruppen 
von  5  Ferkeln  erhielt  die  eine  bei  sonst  völlig  gleichem  Futter  auf  1  kg 
Lebendgewicht  0,1  g  CaClg  in  lOprocent.  Lösung  (gegen  Schluß  der  Mast- 
periode 0,15  g).  Der  Versuch  dauerte  171  Tage.  Die  Chlorcalcium-Sch  weine 
zeigten  eine  tägliche  Gewichtszunahme  von  415  g,  die  Kontrollschweine 
dagegen  eine  Zunahme  von  474  g.  Das  Fleisch  der  CaClg-Schweine  war 
nicht  so  saftig  und  weniger  gut  durchwachsen  wie  das  der  Kontrolltiere. 
Der  Vf.  führt  dies  Ergebnis  darauf  zurück,  daß  die  Ca  Clg-Sch weine  viel 
unruhiger  waren  und  bei  den  weiblichen  Tieren  die  Brunst  stärker  auf- 
trat als  bei  den  andern  Mastschweinen.  Auch  bei  2  Mutterschweinen, 
von  denen  das  eine  täglich  14  g  CaCIg  erhielt,  ließ  sich  eine  Wirkung 
des  Chlorcalciums  nicht  feststellen,  da  das  CaClg-Tier  zwar  eine  stärkere 
Gewichtszunahme  zeigte,  beim  andern  Tier  aber  die  Ferkel  mehr  zunahmen. 
Der  Vf.  zeigt  schließlich,  daß  die  Schweinemast  selbst  bei  der  hier  angewandten 
reinen  Schrotfütterung  (Gerste)  noch  gewinnbringend  betrieben  werden  kann. 

Fütterungsversuche  mit  Kartoffelpülpe.    Von  Nils  Hansson.^)   — 

Die  auf  2  Gütern  durchgeführten  Versuche  an  Schweinen  (Gruppenversuch) 
haben  erkennen  lassen,  daß  1  kg  Trockensubstanz  in  ganzen  gekochten 
Kartoffeln  in  der  Wirkung  1,17  kg  Pülpetrockensubstanz  gleich  kamea 
und  daß  1,06  kg  Pülpetrockensubstanz  1  kg  Getreide  gleichwertig  ist. 
Die  Schweine  haben  bei  einer  im  übrigen  zweckmäßigen  Futtermischung 
die  Kartoffelpülpe  zu  einem  um  etwa  8 — 9*^/0  höheren  Grade  ausgenutzt 
wie  das  Milchvieh. 

Verwertung  der  Kartoffeln  als  Hauptfutter  für  Schweine.  Von 
Franz  Lehmann.*)  —  Bei  dem  vom  Vf.  angestellten  Versuch  erhielten 
alle  Abteilungen  der  in  Vergleich  gestellten  Schweine  eine  gleichmäßige 
Futtergrundlage  (1  kg  Gramerbsen   und   0,1  kg   Fischmehl),    während   das 

1)  Mitt.  d.  Vereinig-.  D.  Schweinezüchter  1913,  20,  143— U5;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42, 
500  u.  Tätigkeitsber.  d.  Milchwsch.  Inst.  Proskau  für  1./4.  1912  bis  1./4.  1913,  16;  vorel.  dies.  Jahresber. 
1912,  313.  —  2)  Wochenbl.^d.  Idwsch.  Vereins  in  Bayern;  nach  Milchwsch.  CtrlbL  19l3,  42,  14G— 148. 
—  3)  Meddelande  Nr.  62  trän  Centralanstalten  för  försöksväsendet  pa.  jordbrnksomrädet.  Stockholm  1912, 
1—27;  ref.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem.  1918,  42,  133  (Sebeiien);  s.  S.338.  —  *)  Journ.  f.  Ldwsch.  1913,  61, 
361-397. 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     1.   Aufzucht  usw.       329 

zu  vergleichende  Futtermittel,  in  der  1.  Abt.  Mais,  in  den  anderen  Kartoffeln, 
in  so  großen  Mengen  gereicht  wurde,  als  die  Tiere  aufnehmen  können.  Bei 
Abt.  3  u.  4  wurde  die  Kartoffelmast  mit  Mastvorbereitung  begonnen,  Abt.  4 
erhielt  eine  weitere  Zulage  von  100  g  Fleischmehl.  Der  Versuch  hat  gezeigt, 
daß  die  Wirkung  der  Mastvorbereituag  (Spreu  ad  libitum)  am  Futterverzehr 
gemessen  am  stärksten  da  war,  wo  zu  dem  vorhandenen  Futter  einfach 
Kartoffeln  zugelegt  wurden;  sie  wird  aber  beeinträchtigt,  wenn  neben  den 
Kartoffeln  noch  Fleischmehl  gereicht  wurde.  Die  mittlere  tägliche  Zunahme 
betrug  bei  Abt.  1  0,552  kg,  Abt.  2  0,496  kg,  Abt.  8  0,553  kg,  Abt.  4 
0,553  kg.  Das  im  Fleischmehl  gegebene  Protein  hat  also  vollkommen 
ausgereicht,  um  den  bei  Abt.  2  sichtbaren  Schaden  auszugleichen.  Die 
Steigerung  an  Kohlehydraten  bei  Abt.  3  hat  dieselbe  Wirkung  gehabt  wie 
die  Eiweißzulage.  Zur  Erzeugung  von  100  Tln.  Gewichtszunahme  sind  an 
„Gesamtnährstoff"  (=  verd.  Rohprotein  -]-  Kohlehydrate  -f-  Fett  X  2,3)  not- 
wendig gewesen  bei  Abt.  1  296  Tle.,  bei  Abt.  2  332  Tle.,  bei  Abt.  3  308  Tle., 
bei  Abt.  4  296  Tle.  Die  Kartoffeln,  in  der  Schnellmast  gefüttert,  führen 
den  Schweinen  zwar  dieselbe  Menge  von  Gesamtnährstoffen  zu,  wie  die 
Körnermast  aus  Mais  und  Gramerbsen,  bleiben  aber  in  der  Gesamtzunahme 
erheblich  zurück,  weil  Protein  mangelt.  Bei  Abt.  3  u.  4  wird  dieser  Fehler 
(Mastvorbereitung)  aufgehoben.  Dabei  ist  die  Fütterung  mit  Zulage  an 
Protein  die  bessere,  denn  sie  bedeutet  nur  eine  Veränderung  des  Nährstoff- 
verhältnisses. Das  gleiche  ergiebt  die  Rentabilitätsberechnung,  denn  als 
Reingewinn  ergab  sich  bei  Abt.  1  10,68  M,  bei  Abt.  2  6,91  M,  bei  Abt.  3 
14,11  xM,  bei  Abt.  4   14,84  M. 

Über  den  Nährwert  des  Bananenmehls  bei  Mastschweinen  und 
seinen  Einfluß  auf  die  Beschaffenheit  der  Schlachtproducte.  Von 
Sylvester  Zilva.  ^)  —  Die  vom  Vf.  durchgeführten  Verdauuugs-  und  Mast- 
versuche haben  ergeben:  Das  stärkereiche  und  proteinarme  ßananenmehl 
besitzt  eine  hohe  Verdaulichkeit.  Das  Mehl  der  geschälten  Bananen  ist 
leichter  verdaulich  als  das  der  ungeschälten,  doch  ist  der  Unterschied 
nicht  groß.  Die  Gewichtszunahme  beim  Mastversuch  bestätigt  gewisser- 
maßen die  hohe  Verdaulichkeit  des  Mehles  der  geschälten  Bananen.  Infolge 
der  kompakten  Beschaffenheit  des  Futterbreies  von  ßananenmehl  vermögen 
die  Tiere  hiervon  mehr  aufzunehmen  als  vom  voluminösen  Kartoffelflocken- 
brei. Das  Bananenmehl  übt  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  das  Binde- 
gewebe der  Schlachtproducte  aus  und  zwar  ist  der  Bindegewebegehalt 
geringer  als  in  den  Schlachtproducten  der  mit  Kartoffelflocken  gefütterten 
Tiere.  Dieser  Umstand  verleiht  dem  Fleisch  und  dem  Fett  eine  weichere 
Konsistenz;  sie  werden  daher  von  Fachleuten  etwas  geringer  gewertet  als 
Schlachtproducte  von  festerer  Beschaffenheit. 

In  welcher  Weise  äußert  sich  der  Einfluß  des  Weideganges 
bei  Mastschweinen  gegenüber  der  Stallhaltung?      Von  M.  Popp.  2)  — 

2  Gruppen  zu  je  6  Tieren  in  einem  Alter  von  11  Wochen  erhielten 
dasselbe  aus  Gerstenschrot,  Fischmehl,  Magermilch  und  gedämpften  Kartoffeln 
(zur  Zeit  der  Vollmast)  bestehende  Futter;  der  Gruppe  I  stand  außerdem 
noch  vom   1./8.  bis  I./IO.  eine  mit  üppigem  Graswuchs  bestandene  Weide 


1)  Kuhn-Archiv  1913.  3,  129—168  (Halle,  Ldwsch.  Inst.  d.  Univ.).  —  2)  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913, 
28,  605—608  (Oldenburg,  Ldwsch.  Versuchsst.). 


330  Landwirtschaftliclie  Tierproduction. 

zur  "Verfügung.  Eine  Erhöhung  der  Gewichtszunahme  wurde  durch  den 
Weidegang  nicht  herbeigeführt,  da  die  Tiere  bei  Gruppe  I  im  Mittel  zu 
Anfang  (1./8.)  26,1,  zu  Ende  der  Mast  (17./12.)  101,7  kg,  bei  Gruppe  II 
zu  Anfang  25,9,  am  Ende  104,2  kg  wogen.  Die  Mast  in  der  ersten 
Periode  war  am  billigsten,  die  Productionskosten  waren  in  den  beiden 
ersten  Abschnitten  für  beide  Gruppen  gleich;  im  letzten  Abschnitt  stellten 
sich  die  Kosten  für  1  kg  Lebendgewichtszunahme  bei  Gruppe  I  etwas 
höher  als  bei  Gruppe  11.  Wesentliche  Unterschiede  in  der  Fleischqualität 
ergaben  sich  nicht;  doch  hatten  die  Weidetiere  etwas  weniger  Schinken- 
speck, so  daß  sie  sich  besser  zur  Herstellung  von  Dauerware  eigneten. 
Der  Magen  der  Weidetiere  faßte  im  Mittel  76  ccm  mehr  als  der  der  Stall- 
tiere; ebenso  war  der  Voluminhalt  des  Blinddarms  bei  ihnen  um  rund 
500  ccm  größer.  Hiernach  ist  es  um  so  auffallender,  daß  die  Stalltiere 
besser  zugenommen  haben.  Der  Vf.  erklärt  diesen  Widerspruch  in  folgender 
Weise:  Die  Weidetiere  bekamen  nicht  mehr  (auf  100  kg  berechnet)  als 
die  Stalltiere.  Offenbar  aber  hätten  die  Stallschweine  infolge  ihrer  größeren 
Eingeweide  auch  mehr  Futter  aufnehmen  können,  sie  würden  dann  auch 
stärker  zugenommen  haben.  Auf  die  Entwicklung  wirkt  der  Weidegang 
günstig. 

Schmeinetnastversuche  am  Trockenautomat  und  am  gewöhnlichen 
Futtertroge.  Von  De  la  Barre.  ^)  —  Die  vom  Vf.  durchgeführten,  ver- 
gleichenden Versuche,  durch  welche  insbesondere  die  Höhe  der  Mastkosten 
ermittelt  werden  sollte,  haben  gezeigt,  daß  die  beiden  Fütterungsweisen 
in  wirtschaftlicher  Hinsicht  nicht  sehr  verschieden  sind.  Für  Betriebe 
mit  wenig  Arbeitspersonal  dürfte  sich  aber  doch  der  Automat  eher 
empfehlen. 

Die  Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung  bei  Fütterungsversuchen 
mit  Schweinen.  Von  C.  W.  Robinson  und  E.  T.  Halnan.-')  —  Die  Vff. 
folgern  aus  ihren  Versuchen  mit  18  Tieren  und  aus  Versuchen  anderer 
Forscher,  daß  der  wahrscheinliche  Fehler  der  Lebendgewichtzunahme  bei 
einem  Tier,  berechnet  für  einen  Zeitraum  von  4  Wochen,  groß  ist,  sich 
aber  in  demselben  Maße  vermindert,  in  dem  die  Tiere  älter  werden  und 
sich  an  die  betreffende  Ernährung  gewöhnen.  Der  Fehler  wird  sehr  ein- 
geschränkt, wenn  mau  ihn  für  eine  längere  Zeit  berechnet;  man  kann 
annehmen,  daß  ein  Zeitraum  von  12  Wochen  die  kürzeste  Spanne  ist,  bei 
der  eine  gewisse  Genauigkeit  erzielt  werden  kann.  Der  wahrscheinliche 
Fehler  bei  jedem  Individuum  einer  Gruppe  von  annähernd  dem  gleichen 
Alter  und  demselben  Gewicht  ist  nur  wenig  höher  als  der,  den  man  bei 
einer  Abteilung  erhält,  in  der  Alter  und  Gewicht  der  einzelnen  Tiere  noch 
mehr  übereinstimmt.  Zur  Ermittlung  der  Unterschiede  ist  eine  große 
Anzahl  von  Tieren  notwendig.  Jede  Abteilung  muß  mindestens  aus 
15  Tieren  bestehen,  wenn  in  der  Wirkung  von  2  Ernährungsarten  nur  ein 
Unterschied  von   10%   erwartet  wird. 

Vergleichende  Untersuchungen  über  den  Nährstoffbedarf  bei 
der  Mast  des  Rindes  und  des  Schafes  im  späteren  Verlauf  des 
Wachstums.    Fütterungsversuche  mit  flüssiger  warmer  Kartoffel- 

1)  Tierzuchtnachr.  d.  Ldw. -Kammer  f.  Brandenburg  u.  Mitt.  d.  Yorsuchsst.  f.  Idwsch.  Fütterungs- 
vers.  zu  Karstadt  1913,  6,  110—117:  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rnudsch.  1913.  4,  1589.  —  ^  Journ. 
-of  Agric.  Science  1912,  5.  I.  48—51;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  137—140. 


E,  Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     1.   Aufzucht  usw.       331 

Schlempe  und  mit  getrockneter  Kartoffelschlempe  im  Vergleich 
zu  Palmkeinkuchen  Von  Wilhelm  Völtz,  Johannes  Paechtner, 
August    Baudrexel,    Walter    Dietrich    und    Arnold    Deutschland.^)    — 

Die  Vff.  fassen  die  Ergebnisse  ihrer  Versuche  wie  folgt  zusammen:  1.  Der 
Nährstoffbedarf  für  die  Mast  2 — 3 jähriger  Bullen  beträgt  auf  1000  kg 
Lebendgewicht  21  kg  Trockensubstanz,  1,9  kg  verd.  Rohprotein,  10  kg 
verd.  N-freie  Stoffe,  45  000  nutzbare  Calorien.  Voraussetzung  für  die 
Norm  ist  ein  quantitativer  Futterverzehr  und  eine  weitgehende  Zer- 
kleinerung sämtlicher  Futterstoffe.  2.  Der  Nährstoffbedarf  bei  der  Mast 
von  Jährlingshammeln  war  unter  denselben  Voraussetzungen  und  maximalem 
Futterverzehr  28,5  kg  Trockensubstanz,  2,9  kg  verd.  ßohprotein  (nicht  die 
untere  Grenze),  14  kg  verd.  N- freie  Stoffe,  70000  nutzbare  Calorien. 
3.  Die  Verwertung  des  Futters  war  durch  die  Bullen  weit  höher  als  durch 
die  Schafe.  In  den  Versuchen  mit  Schlempe  benötigten  die  Bullen  29  ^/o 
an  verd.  Rohprotein  und  26  ^Jq  an  Stärkewert  weniger,  trotz  eines  um 
10  ^Iq  höheren  Zuwachses.  In  den  Palmkernkuchenperioden  waren  die 
Differenzen  geringer,  jedoch  ebenfalls  zugunsten  der  Rindermast  ausgefallen. 
In  den  Palmkernmelasseperioden  war  jedoch  die  Verwertung  des  Futters 
durch  die  Schafe  höhe^  als  durch  die  Rinder.  Während  von  den  Bullen 
Palmkuchen  und  Schlempe  entsprechend  ihrem  Nährstoffgehalt  genutzt 
wurden,  hatten  jene  in  den  Versuchen  an  Schafen  eine  starke,  von  dem 
Stärkewert  unabhängige  spec.  Wirkung  auf  die  Zunahme.  Anderseits 
wurde  bei  den  Bullen  eine  spec.  Wirkung  der  Melasse  festgestellt.  Die 
Zusammensetzung  des  übrigen  Futters  und  die  Abstimmung  der  Mikroflora 
sind  von  wesentlicher  Bedeutung  für  die  Verwertung  eines  bestimmten 
Futtermittels.  4.  Die  Nährstoffe  des  Grundfutters  wurden  von  den  Schafen 
etwas  besser  resorbiert  als  vom  Rind.  Die  Nährstoffe  der  Schlempe  wurden 
von  den  Schafen  erheblich  höher  verdaut  als  vom  Rind.  Das  Umgekehrte 
war  bei  den  Nährstoffen  der  Palmkernkuchen  und  besonders  eklatant  bei 
denen  der  Melasse  der  Fall.  5.  Der  physiologische  Nutzwert  des  Gesamt- 
futters war  in  den  Grundfutter-,  in  den  Schlempe-  und  in  den  Palmkuchen- 
perioden etwas  höher  bei  den  Schafen,  in  den  Schlempe- Melasseperioden 
umgekehrt  etwas  höher  beim  Rind.  6.  Die  Aufnahme  von  Futtermitteln 
in  Form  heißer  Flüssigkeiten  bedingt  gegenüber  kalten  keinen  höheren 
Nähreffekt,  solange  keine  chemische  Wärmeregulation  besteht.  Der  flüssige 
Zustand  der  Schlempe  bedingt  keinerlei  Mehreffekt  ihres  Nährstoffgehaltes. 
7.  Freie  Milchsäure  bewirkt  in  Gaben  von  ca.  185  g  auf  100  kg  Lebend- 
gewicht beim  Wiederkäuer  eine  Minderverdauuug  der  Nährstoffe  und  eine 
Steigerung  des  Eiweißumsatzes.  8.  In  Übereinstimmung  mit  früheren 
Befunden  kommen  die  Vff.  wieder  zu  dem  Schluß,  daß  der  Stärkewert 
eine  recht  variable  Größe  darstellt.  Selbst  bei  Tierarten,  die  so  nahe 
verwandt  sind  wie  Rind  und  Schaf,  differierte  die  an  dem  Stärkewert 
gemessene  Productionsgröße  (Gewichtszunahme)  der  Tiere  ganz  bedeutend. 
Ja  sogar  bei  derselben  Tierart  war  der  durch  einen  bestimmten  Stärkewert 
der  Rationen  bedingte  Productionseffekt  je  nach  der  Kombination  des  Futter- 
gemisches und  der  Quantität  der  aufgenommenen  Nahrung  so  wechselnd, 
daß  sich  die  beobachteten  Mastergebnisse  immöglich  durch  eine  allgemein- 
gültige Zahl  ausdrücken  lassen. 

1)  I.dwsch.  Jahrb.  1913,  45,  325—437  (Berlin,  Inst.  f.  Gärangsgewerbe  d.  Jdwsch.  Hochsch.). 

« 


332  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Stoff-  und  Energieumsatz  des  Schweines  bei  Wachstum  und 
Mast.  Von  R.  von  der  Heide  und  W.  Klein,  i)  —  Aus  den  an  3  weib- 
lichen Schweinen  durchgeführten  Stoff-  und  Gaswechselversuchen,  die  aus 
einer  Erhaltungsperiode  und  2  Mastperioden  (Zulage  von  Fett  und  Kohle- 
hydraten zum  Grundfutter)  bestanden,  ist  hervorzuheben,  daß  der  Energie- 
aufwand für  den  Ansatz  von  1  g  Fett  sich  in  der  Fettperiode  auf  rund 
2,1  Cal,  in  der  Kohlehydratperiode  auf  2,38  hezw.  2,97  Cal  berechnete, 
daß  deoanach  die  Assimilation  von  Körperfett  aus  Kohlenhydraten  nur 
wenig  mehr  Energieaufwand  erfordert  wie  die  ans  Nahrungsfett.  Der 
Protein-Ansatz  verlangt  im  wachsenden  Organismus  eine  Assimilationsarbeit 
von  V,25  Cal  für  1  g.  Ob  diese  Werte  absolut  richtig  sind,  wollen  die 
Vff.  noch  nicht  behaupten;  sie  erhöhen  oder  erniedrigen  sich  mit  dem 
wahren  Wert  des  Energiebedarfs  hungernder  Schweine,  der  aus  Tangl's 
Versuchen  mit  1024  Cal  pro  qm  und   Tag  berechnet  wurde. 

Fütterungsversuche  über  die  Wirkung  der  verdauh'chen  Nährstoffe 
im  Rauh-  und  Kraftfutter.  Von  W.  Schneidewind.  -)  —  Bei  einem  Mast- 
versuch mit  2 — 3jährigen,  schwarzbunten,  ostpreußischen  Ochsen  hat  der  Vf. 
einmal  eine  hohe  Rauhfnttermenge  mit  niedriger  Kraftfutterzulage  und  das 
andere  Mal  eine  niedrige  Rauhfuttermenge  mit  hoher  Kraftfuttergabe  so 
zusammengestellt,  daß  in  beiden  Fällen  die  gleichen  Mengen  an  verdau- 
lichem Eiweiß  (2,00  kg)  und  verdaulichen  stickstofffreien  Nährstoffen,  ein- 
schließlich verdaulicher  Rohfaser  -j-  Fett  X  2,2  (11,50  kg)  verabreicht  wurden. 
Das  Ergebnis  war,  daß  die  Tiere  mit  hoher  Kraftfuttergabe  pro  Tag  im  Mittel 
0,96  kg,  die  mit  niedriger  Kraftfuttergabe  0,87  kg  zunahmen.  Auch  die 
Abschätzung  der  Schlacbtqualität,  die  Ausschlaclitungsprocente,  der  Wasser- 
gehalt des  Fleisches  und  die  Rentabilität  des  Versuches  fielen  bedeutend 
zugunsten  der  Ration  mit  hoher  Kraftfuttergabe  aus.  Der  Versuch  beweist 
daher  zwingend,  daß  die  Berechnung  der  Rationeu  nach  den  von  Kellner 
eingeführten  Stärkewerten  den  Vorzug  vor  der  Rechnung  nach  verdau- 
lichen Nährstoffen  verdient. 

Versuche  über  Rinderernährung  in  Alabama.  Von  Dan.  F.  Gray 
und  W.  F.  Ward.')  —  I.  Bei  einem  Versuch  mit  GO  zwei-  bis  dreijährigen 
Ochsen  (Gruppe  I  erhielt  neben  Baumwollsaatmehl  und  BaumwoUsaathülseu 
eingesäuerten  Mais,  Gruppe  II  statt  des  Sauerfutters  Heu  von  Sorghum 
Halepense,  Grupj)e  III  nur  die  beiden  erstgenannten  Futtermittel)  bewährte 
sich  der  eingesäuerte  Mais  vorzüglich,  während  das  „Johnson  Grass"  ge- 
nannte Heu  viel  ungeeigneter  war.  Die  Lebendgewichtszunahme  betrug 
für  Tag  und  Stück  bei  Gruppe  I  0,817  kg,  bei  Gruppe  II  0,699  kg,  bei 
Gruppe  III  0,776  kg.  Der  Masterfolg  war  bei  Gruppe  I  mit  den  größten 
Kosten  verbimden. 

IL  Ein  2.  Versuch,  bei  dem  die  Tiere  (67  Ochsen,  Kühe  und  Kalbinnen) 
beider  Gruppen  gleichmäßig  und  nur  mit  Baumwollsaathülsen  und  -mehl 
gefüttert  wurden,  ergab,  daß  die  Tiere,  denen  ein  Schutzdach  und  Streu 
zur  Verfügung  gestellt  wurde,  mit  etwas  geringeren  Kosten  für  die  Einheit 
der  Gewichtszunahme  geraästet  werden  konnten  als  die  ganz  im  Freien 
gehaltenen  Tiere. 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  55,  195—215  (Berlin,  Tierphys.  Inst.  d.  Idwsch.  Hochsch.).  — 
2)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  207-218  (Halle  a.  S.).  —  ^)  U.  S.  Departm.  of  A^ric.  Bur. 
of  anira.  ind.  Bull.  159,  öG  S. ;  rof.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  463. 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     1.   Aufzucht  usw.       333 

IIL  Ein  8.,  drei  Jahre  hindurch  nach  dem  gleichen  Plane  durch- 
geführter Versuch,  der  Aufschluß  geben  sollte,  ob  es  besser  ist  die  Weide- 
mast über  den  ganzen  Sommer  auszudehnen,  wobei  nur  eine  mäßige  Gabe 
von  Baumwollsaatkucheu  gegeben  wurde,  oder  die  Weidemast  durch  Bei- 
fütterung von  etwas  größeren  Mengen  des  Ölkuchens  zu  beschleunigen,  er- 
gab, daß  das  2.   Verfahren  stets  vorteilhafter  war. 

Fütterungsversuche  mit  Schafen.  Von  W.  C.  Coffey.^)  —  Acht 
Gruppen  von  je  15  einjährigen  Schafen  erhielten  folgende  Mastrationen: 
1.  Maiskörner  und  Luzerne,  2.  Maiskörner,  Luzerne  und  eingesäuerten  Mais, 
3.  Maiskörner,  Maisstengel  (corn  stover)  und  eingesäuerten  Mais,  4.  Mais- 
körner, Maisstengel  und  Leinsamenmehl,  5.  Maiskörner  und  Maisstengel, 
6.  Maiskörner,  Haferstroh  und  eingesäuerten  Mais,  7.  Maiskörner,  Hafer- 
stroh und  Leiusamenmehl,  8.  Maiskörner  und  Haferstroh.  Ration  1  und  2 
wirkten  am  besten  auf  die  Beschaffenheit  der  Schlachtproducte,  doch  waren 
die  Kosten  für  1  kg  Zuwachs  mit  Ausnahme  von  Ration  7  u.  8  höher  als 
bei  allen  andern.  Ration  6  lieferte  ungefähr  den  gleichen  Masterfolg  wie 
Ration  1  und  erwies  sich  als  ein  bedeutend  besseres  Futter  wie  Ration  3. 
Die  Ration  8  war  ganz  unzureichend  und  schlechter  wie  5,  die  wieder  der 
Ration  3  bedeutend  unterlegen  war.  Der  Zusatz  von  Leinsamenmehl  be- 
zahlte sich  nicht.  Die  Versuche  ergaben,  daß  der  eingesäuerte  Mais  ein 
schätzenswertes  Futter  für  die  Schafmast  ist,  wenn  es  in  rationeller  Weise 
verabreicht  wird.  Er  wurde  stets  nur  in  mäßigen  Gaben  verfüttert,  da  die 
Tiere  die  Aufnahme  größerer  Mengen  verweigerten. 

Mästungsversuche  mit  Schafen  aus  dem  mittleren  Teveretale  und 
Merino-Rambouilletkreuzungen  nebst  einigen  Ausnutzungsversuchen. 
Von  Giuseppe  Tassinari.  2)  —  Nach  den  Versuchen  des  Vf.  lassen  sich 
die  Kreuzungen  schneller  mästen  wie  das  einheimische  Schaf.  Auch  zeigten 
sie  eine  stärkere  Ausnutzung  von  Stickstoff,  Fett  und  Rohfaser,  während 
die  N-freien  Extraktstoffe   besser  vom  Landschaf  ausgenutzt  wurden. 

Über  einige  Resultate  hinsichtlich  des  Schlachtgewichtes  und 
der  Qualität  des  Fleisches  bei  einem  Mästungsversuch  an  Gänsen 
mit  Kartoffelflocken  und  Hefe  im  Vergleich  zu  Kartoffelflocken  und 
Fleischmehl.  Von  Wilhelm  Völtz  und  August  Baudrexel.^)  —  Wie  bei 
den  Versuchen  mit  Mastschweinen^)  hat  sich  die  Hefe  auch  als  Mastfutter 
für  Gänse  bewährt.  Gleiche  Mengen  verdaulicher  Nährstoffe  in  Form  von 
Hefe  oder  Fleischmehl  waren  gleichwertig. 

Über  den  Einfluß  des  Futters  auf  die  Eigenschaften  von  Schweine- 
fett. Von  C.  L.  Hare.^)  2.  Mitt.  —  Die  Versuche  des  Vf.  ergaben:  Mais  allein 
oder  in  Mischungen,  Weizen,  Magermilch  oder  Erbsen  lieferten  gleichgute 
Fette,  Speiseabfälle  erzeugten  weiche  Fette,  Baumwollsaatmehle  solche  mit 
reichlichen  ungesättigten  Fettsäuren,  so  daß  sie  schon  bei  100 '^  F.  schmelzen. 
Sojabohnen  und  Erdnüsse  ergaben  Fette  mit  soviel  ungesättigten  Fettsäuren, 
daß    sie    schon    bei    gewöhnlicher    Temperatur    flüssig    waren.      Im    Alter 

1)  The  Breeder's  Gazette  1913,  63,  1004—1005  (Ldwsch.  Yersuchsst.  IHinois):  ref.  Intern.  Agrar- 
techn.  Rundsch.  1913.  4,  1238.  —  -)  Staz.  sperim.  agrar.  ital.  46.  57—78  (Perugia);  ref.  Chem.  Ctrlbl. 
1913,  I.  1056  (Grimme).  —  ^)  Wocheuschr.  f.  Brauerei  30,  165—168  (Berlin,  Ldwsch.  Hochsch.);  ret. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  2000  (Kempe).  —  •*)  Dies.  Jabresber.  1912,  310.  —  5)  Journ.  of  Ind.  and  Engin. 
Chem.  5,  410-414  (Auburn,  Alabama);  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  77  (Grimme);  vergl.  dies.  Jahresber. 
1910,  401. 


334  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

zwischen  4  und  8  Monaten  waren  keine  beträehtliclien  Unterschiede  in 
der  Zusammensetzung  der  Fette  festzustellen.  Schw^ankungen  im  Gehalt 
des  Futters  an  Stickstoff  unter  5  ^o  waren  ohne  Einfluß. 

Mitteilung  über  das  Verhältnis  von  Stickstoff  zu  Fett  im  Fett- 
gewebe, Von  Schütz.  ^)  —  Der  Vf.  hat  Untersuchungen  über  die  Steigerung 
des  Fettes  im  Verhältnis  zu  den  N-haltigen  Teilen  des  Fettgewebes  an- 
gestellt, wobei  der  N- Gehalt  als  ungefähres  Maß  der  Zellmasse  diente. 
Hiernach  wurde  der  größte  Mastzustand  bei  der  Gans  gefunden;  Hammel 
und  Schwein  lieferten  ein  viel  fettärmeres  Gewebe.  Der  eigentliche  Zell- 
körper der  Fettzellen  tritt  gegen  die  Einlagerungen  des  Fettes  sehr  stark 
zurück. 

Eine  Untersuchung  über  die  Zusammensetzung  von  Rinderfett 
im  Verhältnis  zu  dem  Alter  und  Zustand  des  Tieres  und  der  Lage 
des  Fettes  im  Körper.  Von  L.  E.  Morgan.  2)  —  Der  Fettgehalt  der  Fett- 
gewebe nimmt  nach  der  Lage  im  Körper  von  außen  nach  innen  zu,  während 
der  Gebalt  an  Wasser  und  Protein  sinkt.  Bei  gleichmäßiger  Ernährung 
zeigt  der  Fettgehalt  bei  den  älteren  Tieren  eine  stärkere  Zunahme  unter 
entsprechender  Abnahme  des  Wassergehalts.  Die  Jodzahl  des  Fettes  steigt 
mit  dem  Alter  des  Tieres  und  seinem  Fettzustand;  der  Schmelzpunkt  sinkt 
mit  nahezu  derselben  Gleichmäßigkeit.  Die  Jodzahl  steigt  von  außen  nach 
innen,  während  der  Schmelzpunkt  sinkt.  Das  Alter,  der  Fettzustand  des 
Tieres  oder  die  Lage  des  Fettes  im  Körper  beeinflussen  die  Verseifungs- 
zahl  nicht. 


Literatur. 


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am  Futterautomaten.  —  Tierzuchtnachrichten  d.  Ldwsch.- Kammer  f.  Branden- 
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ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  799  (Bericht  über  Art  der  Fütterung, 
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ref.  Zeitschr.  f.  Gärung^physiologie  1913,  3,  109.  —  Durch  einen  Karpfenteich 
in  der  Nähe  des  Schlachthofes  von  Offenburg  ließen  sich  sämtliche  Abfälle  mit 
gutem  Erfolge  verwerten. 

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der  Kälberaufzucht  in  Ostpreußen,  sowie  über  die  Eahmlieferung  an  Molkereien. 

—  Molk.-Zeit.  Berlin  1913,  23,  313—315,  325  u.  326,  337  u.  338. 


»)  Arch.  f.  Anat.  u.  Phyb.  Physiol.  Abt.  19 LS,  ;^29  u.  330  (Berlin,  Phys.  Inst.  d.  Univ.;  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  11.  2053  (Fürster).  —  ^)  8.  intern.  Kongr.  f.  angew.  Chem.  Oridn.  Comniunications 
Heft  26,  155—156;  ref.  Chem.-Zeit.  Rep.  1913,  37,  394. 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     1.   Aufzucht  usw.       335 

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fütterten Mehle. 

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Wien  1913.  —  Der  Vf.  unterzieht  die  von  Kuhnert  veröffentlichten  Versuche- 
einer sehr  scharfen  Kritik. 

Ottolenghi,  D.:    Studien  über  die  Reifung  und  Zersetzung  des  Fleisches. 

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Römer,  K.:  Die  Zucht  und  Pflege  des  landwirtschaftlichen  Nutzgeflügels. 
5.  Aufl.  Bd.  17  von  „Des  Landmanns  Winterabende".  Stuttgart,  Eugen 
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Schuemacher:  Freiburger  Schweinemastversuche.  —  D.  Idwsch.  Pr. 
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techn.  Rundsch.  1913,  4,  800.  —  Keine  der  geprüften  Futtermischungen  erwies 
sich  einem  Futtergemisch  aus  Mais  und  etwas  Luzerne  gleichwertig. 

Spencer,  Sanders:  Ein  Schweinefütterungsversuch  in  Irland.  —  The 
Farmer  and  Stock-Breeder  1913,  26,  1012;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch. 
1913,  4,  1238. 

Stutzer,  A.:  Einige  Beobachtungen  über  die  Haltung  des  Rindviehes  in 
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Supino,  F.:  Die  Karpfenzucht  in  den  italienischen  Reisfeldern.  —  Intern. 
Agrar-tethn.  Rundsch.  1913,  4.  1176—1179.  —  Der  Vf.  berichtet  über  sehr 
günstige  Erfahrungen  und  erhebliche  Erträge  an  Karpfenfleisch  bei  der  Be- 
setzung der  unter  Wasser  gesetzten  Reisfelder  mit  Karpfenbrut. 

Tomhave,    W.   H.,    und    Severson,    B.  0.:    Steer    feeding    experiments. 

—  Pennsylvania  State  College.  Agric.  Exper.  Stat.  Bull.  124,  23—39.  —  Die 
Versuche  bezweckten  in  erster  Linie  den  wirtschaftlichen  Gewinn  der  Mästung 
bei  verschiedenen  Fütterungsweisen  zu  ermitteln. 


336  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Weiß,  Franz:  Grundfragen  unserer  Fleischversorgung.  M. -Gladbach, 
Volksvereinsverlag  G.  m.  b.  H.,   1913. 

Wilsdorf,  G. :  Neuzeitliche  Zucht,  Aufzucht  und  Haltung  des  Rindes. 
Leipzig,  Reichenbach'sche  Verlagsbuchhandlung,  1913. 

Chicken  rearing  on  an  intensive  System.  —   Journ.  of  the  Board  of  Agric. 

1912,  19,  721—725;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  141. 

Ein  Fütterungsversuch  mit  Kälbern   in  Kansas.    —    The  ßreeders'  Gazette 

1913,  43,  1164;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  1099. 

Ein  vergleichender  Versuch  bei  der  Kälberaufzucht.  —  D.  Idwsch.  Pr. 
1913.  40,  880.  —  Bei  den  in  England  durchgeführten  Versuchen  hat  sich  vor 
allem  gequetschter  Hafer  bewährt;  hierzu  Bemerkungen  von  A.  Preiss  —  ebend.  960. 

Productionskosten  von  Rindfleisch.  —  The  Breeder's  Gazette  1913,  63,  81; 
ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  320. 


2.  Milchproduction. 

Die  Steigerung  der  Milchsecretion  durch  gesteigerte  Eiweiß- 
ernährung. Von  W.  Liepmann.  ^)  —  Der  Vf.  hat  bei  Ziegen  beobachtet, 
daß  eiue  Zulage  von  100  und  später  von  150  g  Malztropon  zu  normalem 
Futter  bei  2  Tieren  die  mit  2  ohne  Zulage  gefütterten  Kontrolltieren  ver- 
glichen wurden,  eine  merkbare  Erhöhung  der  Milchmenge  bewirkte,  die 
sofort  abnahm,  als  mit  der  Troponfütterung  ausgesetzt  wurde.  Eine  spätere 
Steigerung  der  Troponmenge  auf  300 — 700  g  für  1  Tag  hatte  wiederum 
eine  erhebliche  Steigerung  der  Milchmenge  zur  Folge.  Der  Vf.  folgert 
hieraus,  daß  es  keines  specifisclien  Anreizes  bedarf,  um  die  Tätigkeit  der 
Milchdrüse  zu  steigern,  sondern  daß  diese  Steigerung  auch  durch  Zufuhr 
eines  hochconcentrierten  Nährmittels  möglich  ist. 

Kann  man  mit  ökonomischem  Vorteil  den  mittleren  Fettgehalt 
der  Milch  erhöhen?  Von  Nils  Hansson.-)  —  L  Die  Production  von 
Butt  er  fett.  Die  vom  Vf.  vorgenommenen  Untersuchungen  und  Berechnungen, 
die  sich  auch  auf  Arbeiten  anderer  Autoren  stützen,  haben  ergeben:  In 
normaler  Milch  mit  gleichem  Fettgehalt  ist  der  Fettgehalt  der  Trocken- 
substanz nahezu  gleich.  Mit  dem  Fettgehalt  der  Milch  fällt  auch  der 
Fettgehalt  der  Trockensubstanz,  bis  er  bei  2^/q  in  der  Milch  nur  etwa 
20°/o  der  Trockensubstanz  beträgt.  Umgekehrt  erreicht  bei  6%  Fett 
in  der  Milch  der  Fettgehalt  der  Trockensubstanz  nahezu  40%.  Diese 
Änderungen  in  der  Zusammensetzung  der  Trockensubstanz  sind  unabhängig 
davon,  ob  die  Steigerung  beim  Fettgehalt  der  Milch  durch  die  verschieden- 
artige Rasse,  den  Verlauf  des  Lactationsjahres  oder  den  Einfluß  des  Futters 
veranlaßt  worden  ist.  Bei  diesen  Schwankungen  in  der  Zusammensetzung 
der  Trockensubstanz  ist  die  Menge  an  Milchzucker  und  Asche  nahezu 
konstant  im  Verhältnis  zur  Milchmenge.  Die  Eiweißstoffe  stehen  dagegen 
in  einem  ganz  bestimmten  Verhältnis  zum  Trockensubstanzgehalt,  von  dem 
sie  etwa  25^0  ausmachen.  Infolgedessen  \vird  eine  Zu-  oder  Abnahme 
des  Trockensubstanzgehaltes  in  der  Hauptsache  zu  einer  Zu-  oder  Abnahme 
ihres  Fettgehalts.  Hieraus  folgt,  daß  das  Butterfett  in  magerer  Milch  mit 
bedeutend   mehr  fettfreier  Trockenmasse   belastet   wird,    als   in   fetter   und 

1)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1912,  Nr.  30;  ref.  MUch-wsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  &1  (Grimmer).  — 
2)  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  697—721  u.  758—772  (Stockholm,  Ctrlanst.  f.  Idwsch.  Versuchsw.). 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     2.   Milchproduction.     337 

daß  es  bei  Yerarbeitung  der  Milch  auf  Butter  oder  bei  ihrer  Bezahlung 
nach  Fettgehalt  mit  ökonomischem  Vorteil  verbunden  sein  muß,  den  Fett- 
gehalt der  Milch  zu  erhöhen.  Nun  ist  der  Futterverbrauch  pro  kg  Butter- 
fett von  dem  Fettgehalt  der  Milch  derart  abhängig,  daß  er  vermindert  wird, 
wenn  der  Fettgehalt  erhöht  wird.  Steigt  der  Fettgehalt  der  Milch  von 
3  auf  4*^/0,  so  vermindert  sich  der  Futterverbrauch  pro  kg  Butteifett  unter 
im  übrigen  gleichen  Verhältnissen  um  4 — 4,5  Futtereinheiten,  Diese  Ver- 
minderung ist  bei  gleict]  großer  Steigerung  des  Fettgehalts  der  Milch  größer 
bei  niedrigem  als  bei  hohem  Stande  des  Fettgehalts.  Es  ist  daher  von 
größtem  ökonomischen  Vorteil,  den  Fettgehalt  der  mageren  Milch  zu  er- 
höhen. Dieser  Vorteil  vermindert  sich  bedeutend,  wenn  der  Fettgehalt 
4,5  bis  5°/o  und  darüber  beträgt.  Der  Futterverbrauch  pro  kg  Butterfett 
hängt  ebenfalls  von  der  Menge  der  Milchleistung  ab;  bei  geringer  Mittel- 
leistung wird  die  Ausbeute  aus  dem  Futter  geringer.  Fette  Milch  erfordert 
einen  größeren  Futterverbrauch  als  magere;  dem  vermehrten  Futterverbrauch 
entspricht  ungefähr  der  höhere  Trockensubstanzgehalt  der  fetteren  Milch. 
Wird  alle  Milch  in  gleicher  Weise  unabhängig  vom  Fettgehalt  bezahlt,  so 
muß  es  demnach  am  ökonomischsten  sein,  magere  Milch  zu  erzeugen.  Wird 
dagegen  die  Milch  nach  ihrem  Fettgehalt  oder  ihrem  Nährwert  bezahlt,  so 
ist  die  Erhöhung  des  Fettgehalts  vorteilhaft,  weil  nur  etwa  30  ^o  des  durch 
den  erhöhten  Fettgehalt  gewonnenen  Wertes  des  Fettes  als  Erstattung 
für  die  dadurch  veranlaßte  Vermehrung  des  Futterverbrauchs  zur  Geltung 
kommen. 

IL  Der  Einfluß  der  Zuchtarbeit  auf  den  mittleren  Fettgehalt 
der  Milch.  Eine  eingehende  Prüfung  dieser  Frage  hat  gezeigt,  daß  es 
bestimmt  möglich  ist,  durch  die  Zuchtarbeit  auf  den  Fettgehalt  einzuwirken, 
wenn  man  sich  die  verschiedenen  Eigenschaften  der  Zuchttiere  in  dieser 
Richtung  zunutze  macht.  Teilt  man  einen  gewissen  Bestand  in  Familien 
nach  männlichen  Tieren  und  in  Familien  nach  weiblichen  Tieren,  so  kann 
man  die  Einwirkung  der  angewandten  Zuchttiere  innerhalb  dieses  Bestandes 
klarer  stellen.  Der  Einfluß  der  verschiedenen  männlichen  Tiere  läßt  sich 
dadurch  nachweisen,  daß  mau  die  Mittelleistung  ihrer  sämtlichen  Nach- 
kömmlinge berechnet,  oder  noch  besser  dadurch,  daß  man  die  Mittelleistung 
ihrer  Töchter  mit  derjenigen  Mittelleistung  vergleicht,  die  deren  Mütter 
in  demselben  Alter  geliefert  haben.  Der  Einfluß  der  Stiermütter  auf  den 
Fettgehalt  der  Milch  der  Sohntöchter  ist  deutlich  zutage  getreten.  Der 
Einfluß  der  weiblichen  Tiere  bei  der  Vererbung  des  Fettgehalts  zeigt  sich 
darin,  daß  ein  Stier  mit  einem  gewissen  Vererbungsvermögen  in  erweiterter 
Hinsicht  den  Mittelfettgehalt  nur  bei  Nachkommen  von  Kühen  mit  einen 
niedrigeren  Fettgehalt  als  demjenigen,  den  er  selbst  hat,  erhöhen  kann, 
während  der  Fettgehalt  der  Nachkommen  niedriger  wird  als  derjenige  der 
Mutter,  wenn  derselbe  Stier  sich  mit  Kühen  paart,  die  einen  höheren  Mittel- 
fettgehalt haben,  als  der  Stier  hat.  Männliche  und  weibliche  Tiere  über- 
tragen also  auf  ihre  Nachkommen  den  Fettgehaltsstand,  den  sie  ihrerseits 
von  ihren  Stammeltern  geerbt  haben.  Bei  der  Vererbung  des  Fettgehalts 
macht  sich  eine  ständige  Variation  geltend,  indem  nicht  nur  der  Fettgehalt 
des  Vaters  und  der  Mutter  und  der  Fettgehaltsstand  zwischen  diesen  ver- 
erbt wird,  sondern  auch  manche  Plus-  und  Minusvarianten  hervortreten. 
Da  es  auch  bei  der  Tierveredlung   darauf  ankommt,   die  Eigenschaften  zu 

Jahresbericht  1913.  22 


338  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

kombinieren,  die  den  höchsten  Gebrauchswert  besitzen,  muß  man  sowohl 
das  einseitige,  leicht  gesundheitschädliche  Streben  nach  abnorm  hoher  Milch- 
leistung als  auch  das  wenig  ökonomischere  Streben  nach  Rekordziifern  im 
Fettgehalt  zu  vermeiden  suchen.  Das  nächste  Mittel  zur  Erreichung  eines 
höheren  Mittelfettgehalts  ist  eine  strenge  Auswahl  von  Zuchttieren,  besonders 
von  Stieren,  wobei  man  den  Fettgehaltsstand  der  männlichen  Tiere  nach 
dem  Mittel  Fettgehalt  der  Mutter,  Stammütter  und  Ganzschwestern,  den  Ein- 
fluß ihrer  Yäter  und  Stammväter  auf  ihre  Töchter  und  den  Einfluß  auf 
ihre  eigene  Nachkommen  berücksichtigen  muß. 

Über  den  Futterwert  der  eingesäuerten  Zuckerrübenblätter  auf 
Milchtiere.     Von  A.  Morgen  (Ref.),  C.  Beger  und  F.  Westhaußer.  i)  — 

Bei  den  an  Schafen  und  Ziegen  durchgeführten  Versuchen,  bei  denen 
1.  die  nichteiweißartigen  N- Verbindungen  der  eingesäuerten  Rübenblätter 
als  Ersatz  für  einen  Teil  des  Reineiweißes  im  Grundfutter  gegeben,  2.  das 
Reineiweiß  des  Grundfutters  durch  Reineiweiß  der  Rübenblätter  ersetzt, 
dabei  also  die  Nichteiweißstoffe  als  Zulage  gegeben  wurden  und  3.  eine 
kleine  Menge  Rübenblätter  zur  Ermittlung  einer  etwa  vorhandenen  Reizstoff- 
wirkung zugelegt  wurde,  sind  folgende  Ergebnisse  erhalten  worden:  1.  Bei 
dem  teilweisen  Ersatz  von  Eiweiß  durch  die  nichteiweißartigen  N- Ver- 
bindungen der  Rübenblätter  wurde  der  Ertrag  an  Milch  und  Milchbestand- 
teilen nicht  unbedeutend  herabgedrückt.  Die  Nichteiweißstofl'e  der  Rüben- 
blätter sind  also  im  Vergleiche  zum  Eiweiß  ebenso  als  minderwertig 
anzusehen,  wie  dies  bei  allen  bisher  geprüften  Stoffen  dieser  Gruppe  fest- 
gestellt wurde.  2.  Auch  nach  Ausschaltung  der  Wirkung  der  Nichteiweiß- 
stoffe lieferten  die  Rübenblätter  noch  geringere  Erträge  als  das  Grundfutter; 
sie  müssen  also  noch  andere  minderwertige  oder  vielleicht  geradezu 
schädigend  wirkende  Stoffe  enthalten.  Sehr  wahrscheinlich  sind  dies  die 
organischen  Säuren.  3.  Eine  die  Milchbildung  günstig  beeinflussende  Reiz- 
stoffwirkung konnte  in  den  Rübenbiättern  nicht  festgestellt  werden.  4.  Die 
vielfach  verbreitete  Annahme,  nach  der  die  Rübenblätter  ein  die  Milch- 
bildung förderndes  Futtermittel  sind,  konnte  nicht  bestätigt  werden.  5.  Die 
Verfütterung  von  Milchsäure  in  Mengen,  wie  sie  den  durch  die  Rübenblätter 
den  Tieren  zugeführten  Mengen  an  Gesamtsäure  entsprechen,  wirkte  nicht 
günstig  auf  die  Milchbildung  ein.  Die  Vff.  weisen  noch  darauf  hin,  daß 
das  Grundfutter,  weil  in  Periode  I  verabreicht,  die  günstigste  Stellung  in 
den  Versuchen  einnahm,  so  daß  die  bei  den  verschiedenen  Rationen  fest- 
gestellten unterschiede  im  Ertrag  in  Wirklichkeit  vielleicht  etwas  geringer 
sein  dürften.  Es  war  nicht  möglich,  den  sonst  durchgeführten  Wechsel 
in  der  Stellung  der  Rationen  einzuhalten,  weil  die  Rübenblätter  wegen 
der  mit  der  Zeit  eintretenden  Veränderung  nicht  in  der  Anfangs-  und 
Schlußperiode  verwendet  werden  konnten. 

Fütterungsversuche  mit  Kartoffelpülpe  und  mit  Anisabfall  in 
den  Jahren  1911  und  1912.  Von  Nils  Hansson.-)  —  Fütterungsversuche 
mit  frischer  Kartoffelpülpe  bei  Milchkühen  auf  2  Gütern  haben  er- 
geben, daß  1,14  kg  der  Pülpetrockensubstanz  einer  Futtereinheit  gleich- 
kommt.   Bei  Versuchen  mit  Anisabfällen,  die  einen  berechneten  Stärke- 

•j  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  n.  80,  637—666  (Hohenheim,  Ldwsch.  Versuchsst.).  — 
2)  Meddelande  Nr.  62  frän  Centralanstalten  för  försöksväsendet  pä  jordbruksomradet.  Stockholm  1912, 
1—27,  ref.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem,  1913,  42,  130  (Sebelien);  s.  S.  328. 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     2.   Milchproduction.     339 

wert  von  70,54  und  2,13%  verdauliches  Eiweiß  enthielten,  hat  sich 
gezeigt,  daß  das  Anisabfallfutter  eine  Steigerung  im  Fettgehalt  der  Milch 
zu  bedingen  scheint.  Beim  1.  Versuch  wurde  die  neben  Stroh  und  Grün- 
futter gereichte  Kraftfuttermischung  (2  kg  eines  Gemisches  von  Erdnuß-, 
Soja-  und  Rapskuchen  und  1  kg  Haferschrot)  in  einer  allmählich  steigenden 
Menge  von  i/^  bis  1  kg  gegen  die  gleiche  Menge  Anisabfall  umgetauscht, 
worauf  noch  1/2  ^"^^  schließlich  1  kg  Anisabfall  zugelegt  wurde.  Bei 
einem  2.  Versuch  (Periodenversuch)  wurde  in  der  2.  Periode  1,5  kg  Meng- 
saatschrot durch  die  gleiche  Menge  Anisabfall  vertauscht.  Der  Fettgehalt 
der  Milch  wurde  hierbei  um  0,10  bis  0,37 ''/q  bei  den  einzelnen  Kühen 
gesteigert;  auch  die  absolute  Milchfetterzeugung  und  das  Körpergewicht 
der  Kühe  wurde  in  allen  Fällen  durch  den  Austausch  mit  Anisfutter 
vergrößert. 

Der  Futterwert  der  Leguminosenkörner  bei  der  Milchproduction. 
Von  Nils  Hansson.^)  —  Die  Resultate  früherer  Versuche ')  wurden  durch 
Fütterungsversuche,  die  1911  und  1912  auf  3  Gütern  ausgeführt  wurden, 
bestätigt.  Der  Ersatz  von  2  kg  einer  Mischung  von  40 — 50%  Erdnuß- 
kuchen und  50 — 60%  Weizenkleie  durch  ebensoviel  Leguminosenschrot 
ergab  bei  Erbsen-  oder  Wickenschrot  einen  Rückgang  der  Milchmenge 
von  0,14,  bei  Bohnenschrot  0,50  kg.  Der  Fettgehalt  der  Milch  wurde 
so  gut  wie  gar  nicht  beeinflußt,  dagegen  zeigte  sich  besonders  beim  Bohnen- 
schrot ein  günstiger  Einfluß  auf  das  Körpergewicht.  Der  Vf.  hält  daher 
den  Schluß  für  berechtigt,  1  kg  Leguminosensaatschrot  gleich  1  Futter- 
einheit zu  rechnen.  Der  Wert  der  untersuchten  Futterstoffe  stimmte  mit 
den  berechneten  Stärkewerten  nicht  überein. 

Fütterungsversuche  mit  eingesäuertem  Sorgho  und  Mais.  Von 
O.  E.  Reed  und  F.  B.  Fitch.^)  —  Mehrjährige,  mit  Milchkühen  nach  dem 
Gruppensystem  durchgeführte  Fütterungsversuche,  bei  denen  neben  einem 
gleichbleibenden  Gruudfutter  eingesäuerter  Mais,  eingesäuerter  gewöhnlicher 
Sorgho  (Durra)  und  eingesäuerter  Zuckersorgho  gegeben  wurden,  führten 
zu  folgendem  Ergebnis:  Hinsichtlich  der  Milchproduction  kommt  dem  ein- 
gesäuerten Mais  die  erste  Stelle  zu,  ihm  folgt  der  eingesäuerte  Durra  und 
endlich  der  eingesäuerte  Zuckersorgho.  Umgekehrt  war  die  Lebendgewichts- 
zuDahme  bei  Verfütterung  des  Zuckersorgho  am  größten,  was  die  Vff. 
einem  größeren  Gehalt  dieses  Futters  au  Kohlehydraten  zuschreiben. 

Kakaoschalen  als  Milchviehfutter.  Von  J.  E.  Lucas.  ^)  —  Bei  den 
nach  dem  Gruppensystem  durchgeführten  Versuchen  wurde  in  Versuch  I 
und  II  die  Kleie  (1,5  kg)  des  Grundfutters  allmählich  durch  Kakaoschalen 
(2  kg)  ersetzt.  In  Versuch  HI  wurde  nur  ein  Teil  der  Kleie  ersetzt  und 
in  Versuch  IV  wurde  einer  Gruppe  während  der  Hauptperiode  eine  Zulage 
von  750  g  Kakaoschalen  gegeben.  Die  Ergebnisse  werden  wie  folgt  zu- 
sammengefaßt: 1.  Die  geprüften  Kakaoschalen  haben  die  Milchmenge 
merklich  vermindert;  die  Verminderung  erreichte  bis  zu  20  %.  2.  Sie 
haben    gleichzeitig   den  Fettgehalt   der  Milch    erhöht;    diese  Erhöhung    er- 


1)  Meddejande  Nr.  G6  fran  Centralanstalten  för  försöksväsendet  pa  jordbruisomradet.    Stockholm 

1912,  1—29;  ref.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  347  (SebehenV  —  ^)  Dies.  Jahresber.  1912,  319.  — 
3)  Kansas  St.  Agric.  Coli.  Esper.  Stat.  1913,  Circ.  28,  6  S.;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913, 
4,    1418.    —   *;  AnnaJ,  d.   1.   sc.   agronom.    1912,   29,   321—347;    ref.   Intern.   Agrar-techn.  Rundsch. 

1913,  4,  125. 

22* 


340  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

reichte  bis  zu  20  ^/q.  3.  Sie  haben  den  Gesamtfettertrag  sehr  wenig  ver- 
ändert; es  ließen  sich  in  dieser  Hinsicht  bald  kleine  Schwankungen  nach 
oben,  bald  solche  nach  unten  feststellen.  Da  Faelli  bei  Fütterungs- 
versuchen mit  Kakaoschalen  sowohl  eine  Erhöhung  des  Milchertrages  als 
auch  des  Milchfettgehaltes  erzielte,  glaubt  der  Vf.,  daß  die  Schalen  von 
stark  fermentierten!  Kakao  die  Milchmenge  weniger  vermindern,  als  die 
von  ihm  benutzten,  weniger  fermentierten  Schalen. 

Untersuchungen  über  den  Fettgehalt  der  Kuhmilch  in  ver- 
schiedenen Stadien  der  Ausmelkung,  bei  unvollständiger  Melkung 
und  in  der  Milch,  die  im  Euter  zurückbleibt,  nachdem  das  Kalb 
eine  Weile  gesaugt  hat.  Von  H.  Isaachsen  und  Mitarbeitern,  i)  —  Bei 
den  an  mehreren  Kühen  im  Frühjahr  und  Herbst  1911  durchgeführten 
Vorsuchon  hat  sich  folgendes  ergeben:  Der  Fettgehalt  der  Milch  steigt 
während  des  Melkens  zuerst  allmählich  und  langsam,  am  Schlüsse  des 
Melkens  aber  plötzlich  und  sehr  stark.  Die  zuerst  ermolkene  Milch  ent- 
hält gewöhnlich  weniger  als  1  °/o,  die  zuletzt  ausgemolkene  etwa  10  bis 
11  %  Fett.  Bleibt  am  Schlüsse  einer  Melkung  etwas  Milch  im  Euter 
zurück,  so  ist  die  zuerst  ausgemolkene  Milch  beim  nächsten  Melken  nicht 
fettreicher  als  sonst.  Auch  die  Gesamtmilch  der  folgenden  Melkung  scheint 
nicht  fettreicher  zu  werden.  Ein  unvollständiges  Ausmelken  ist  also  immer 
unökonomisch,  ganz  abgesehen  davon,  daß  es  wahrscheinlich  ungünstig  auf 
die  Euterfiuiktionen  wirkt.  Wenn  ein  Kalb  etwa  die  Hälfte  der  Milch  aus- 
saugt und  die  andere  Hälfte  fraktioniert  ausgemolken  wird,  so  steigt  der 
Fettgehalt  gegen  den  Schluß  in  derselben  Weise,  als  wenn  die  erste  Milch 
durch  Melken  ausgeletit  wurde.  Es  ist  daher  nicht  wahrscheinlich,  daß 
das  Kalb  eine  besondere  Fähigkeit  besitzt,  durch  Saugen  die  am  meisten 
fettreiche  Milch  aus  dem  Euter  ziehen  zu  können.  Der  Gehalt  der  Milch 
an  fettfreier  Trockenmasse  hält  sich  von  Tag  zu  Tag  konstant  selbst  bei 
großen  Schwankungen  des  Fettgehaltes;  auch  während  des  Melkens  ist  er 
ebenso  groß  in  der  ersten,  wie  in  der  letzten  Fraktion. 

Vergleichende  Untersuchung  über  zwei-  und  dreimalige  tägliche 
Melkung  bei  Milchkühen.  Von  H.  Isaachsen,  A.  Lalim  und  J.  Grande.-) 
—  Bei  einem  Gruppen  versuch  verminderte  sich  die  Milchmenge  im  Laufe 
der  Untersuchung  bei  sämtlichen  8  Kühen;  doch  hielt  bei  den  Kühen,  die 
täglich  10 — 12  kg  Milch  lieferten,  die  Milch  sich  etwas  besser  auf  der 
Höhe  bei  3  maliger  Melkung  als  bei  2  maliger;  die  Steigerung  betrug  ge- 
wöhnlich 0,7 — 0,8  kg.  Gibt  die  Kuh  aber  wesentlich  weniger  als  10  kg 
Milch,  so  läßt  sich  eine  Steigerung  durch  3  maliges  Melken  nicht  nach- 
weisen. Die  Zahl  der  Melkungen  schien  auf  den  Fettgehalt  der  Milch 
einflußlos  zu  sein.  Ein  Perioden  versuch  mit  9  Kühen,  bei  dem  die 
Tiere  zuerst  15 — 18  Tage  3 mal,  dann  ebensolange  2mal  und  endlich 
wiederum  3  mal  gemolken  wurden,  zeigte,  daß  Kühe  mit  einer  Milchleistung 
von  10 — 15  kg  bei  dreimaligem  Melken  durchschnittlich  etwa  1  kg  mehr 
lieferten  als  bei  zweimaligem.  Bei  Kühen  mit  4 — 6  kg  Milchleistung  hatte 
die  Zahl  der  Melkungen  keinen  Einfluß  auf  die  Milchmenge.  Auch  bei  diesem 
Versuch  wurde  der  Fettgehalt  der  Milch  allem  Anschein  nach  nicht  beeinflußt. 

1)  8  de  Beretiiing  fra  Foringsforsöksstationen  ved  Norges  Landbrukshöjskole,  Kristiania  1913,  48—69; 
ref.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  712  (Sebelien).  —  ^)  Ebend.  1913,  11—13  (Aas,  Ldwsch.  Hocbsch.); 
ref.  ebend.  710  (Sebelien). 


E.   Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     2.   Milchproduction.     341 

Versuche  mit  Milchkühen  über  zwei-  oder  dreimah'ges  tägliches 
Melken.  ^)  —  Nach  Versuchen,  die  auf  4  Gütern  durchgeführt  wurden, 
hat  das  dreimalige  Melken  keine  fettreichere  Tagesmilch  erzeugt,  als  das 
zweimalige.  Auch  der  Trockensubstanzgelialt  der  Milch  wurde  durch  die 
verschiedenen  Melkzeiten  nicht  beeinflußt.  Bei  Kühen,  die  täglich  etwa 
13 — 14  kg  Milch  geben,  wird  die  tägliche  Milchmenge  um  rund  0,8  kg 
pro  Kuh  vergrößert,  wenn  man  3  mal  täglich  anstatt  2  mal  melkt.  Das 
Körpergewicht  scheint  von  den  Kühen  unter  der  Einwirkung  des  drei- 
maligen Melkens  weniger  gut  aufrecht  erhalten  werden  zu  können  als  bei 
nur  zweimaligem  Melker.     Der  Unterschied  ist  jedoch  nur  sehr  gering. 

Beziehungen  zwischen  Lebendgewicht  und  Leistungen  der  Kühe. 
Von  J.  Peters').  —  Nach  den  vom  Vf.  durchgeführten  ZusammenstelluDgen 
von  Leistungen  der  Ostpreußischen  Holländer-Herdbuch-Gesellschaft  (Kontroll- 
vereinserhebungen)  erwiesen  sich  die  leichteren  Kühe  durchschnittlich  als 
weniger  leistungsfähig.  Die  Mehrleistung  der  Herdbuchkühe  gegenüber 
den  Nichtherdbuchkühen  wird  der  besseren  Konstitution  und  größeren 
Widerstandsfähigkeit  zugeschrieben.  Die  Ergebnisse  für  1911  sind  in  der 
folgenden  Übersicht  verzeichnet,  wobei  die  eingeklammerten  Zahlen  für 
Nichtherdbuchkühe  gelten. 


Gewichtsgruppe 


L 

s 

a  j3 

H 

J3   o 

ti 

K'S 

J3 

t  ^ 

a 

3 

S 

Q 

kg 

ig 

Milchfettertrag 


/o 


^  o 


5-2 
ig 


'S  J2.a 

■■ci  ?>.a 


unter  500  kg 

500—549  kg 

550—599    „ 

600-649    „ 

iiber  649    „ 

Durchschn.  aller  Gruppen 


67     480 
(84) ' (469) 
263  i  528 
(216)1(526) 
464    575 
(237)  (572) 
304     622 


(143) 
128 
(32) 
122B 
(712) 


(621) 
674 
(672) 

582 
(561) 


3228 
(2878) 
3365 
(3133) 
3545 
(3388) 
3686 
(3555) 
3571 
(3324) 
3526 
(3281) 


3,26 
(3,11) 
3,22 
(3,19) 
3,24 
(3,17) 
3,22 
(3,20) 
3,21 
(3,20) 

(3,19) 


105.3 
(92,3) 
108,2 
(100) 
114,7 

(107,6) 
118,7 

(113,7) 
114,6 

(106.5) 
113,8 

(104,6) 


27 
(27) 
35 
(38) 
27 
(35) 
25 
(31) 
17 
(32) 
27 
(34) 


113,6 
(101,2) 

119,9 
(112,5) 

123,4 
(118,8) 

126,3 
(123,8) 

120,1 
(117,2) 

122,5 
(115,8) 


1738 
(1633) 

1752 
(1703) 

1792 
(1818) 

1799 
(1883) 

1790 
(1742) 

1782 
(1771), 


6,54 
(6,20) 

6,48 
(6,61) 

6,89 
(6,54) 

7,02 
(6,57) 

6,71 
(6,73) 

6,87 
(6,54) 


*)  Unter  1  Leistungseinheit  versteht  der  Vf.  1  kg  Milchfett  oder  3  kg  Lebendgewichtszunahme. 

Wechselbeziehung  zwischen  Milchmenge  und  Fettgehalt  in  der 
Milch  der  Ayrshirekühe.  ^)  —  Auf  Grund  von  Milchleistungsprüfungen 
des  Ayrshire  Cattle  Milk  Recoids  Committee  haben  sich  folgende  Beziehungen 
erkennen  lassen  (unter  „wöchentlichem  Milchertrag^'  wird  die  durch  Teilung 
der  Gesamtmenge  durch  die  Zahl  der  Lactationswochen  erhaltene  Menge 
verstanden):  1.  Unter  Berücksichtigung  der  Verschiedenheiten  im  Alter 
und  Lactationsstadium  zeigte  es  sich,  daß  die  Kühe  mit  größeren  wöchent- 
lichen Milcherträgen  deutlich  dazu  neigten,  eine  fettärmere  Milch  zu  liefern. 


1)  78  de  Beretning  fra  den  kgl.  "Veterlnaer  -  og  Landbohöjskoles  Laboratorium  for  landökonomiske 
Forsög.  Kopenhagen  1912,  1—45:  Ldwsch.  Versnchslabor. ;  ref.  Ctrlbl.  Agrik. -Chem.  1913,  42,  208 
(Sebelien).  —  2)  D.  ldwsch.  Tierzucht  1913,  17,  252  u.  253;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch. 
1913,  4,  937.  —  s)  Journ.  of  the  Board  of  Agric.  1913,  20,  Erg.-Heft  Nr.  11,  447  u.  448;  ref.  Intern. 
Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  1436. 


342 


Landwirtschaftliche  Tierproduction. 


2.  Die  Dauer  der  Lactation  hat  keinen  merklichen  Einfluß  auf  den  mittleren 
Fettgehalt  der  Milch.  3.  Bei  den  jungen  Kühen  zeigte  sich  eine  leichte 
Überlegenheit  im  Milchfettgehalt.  4.  Bei  Betrachtung  einer  Herde  als 
Granzes  konnte  keine  Beziehung  zwischen  der  Lactationsdauer  und  dem 
wöchentlichen  Milchertrag  festgestellt  werden.  5.  Ältere  Kühe  zeigten 
oine  ausgesprochene  Tendenz,  mehr  Milch  zu  geben  als  jüngere,  6.  Bei 
älteren  Kühen  scheint  die  Lactation speriode  länger  zu  sein  als  bei  jüngeren, 

Leistungsprüfungen    mit  Ziegen  der  Ziegenzuchtvereine  Brügge, 
Harsum,    Schüttdorf   und  Wessenstedt   (Hannover).     Von  Vieth. ^)    — 

Die  Gresaratergebnisse  der  im  März  1911  begonnenen  Prüfungen  sind  in 
der  folgenden  Übersicht  verzeichnet: 


Rasse 

S.  5 

Beobachtnngsdauer 
Tage 

Milchertrag 
kg 

Fettgehalt 
% 

Znchtverein 

a 

'S 

o 

'S 

■i 

ja 
o 

:0 
J3 

i 

a 

2 

'c 

o 

J3 
:0 

"5 

a 

1, 

1 

i 

1 

i 

a 

Brüggen      . 1 
Harsum .     .  j 

Schüttdorf .  1 
Wessenstedt  j 

Hornlose 

rehfarbige 

Harzziege 

Weiße 

Saanen- 

ziege 

2—10 
2-7 

3-8 
2-8 

280 
255 

238 
224 

308 
315 

294 
294 

291 
296 

266 
272 

536,7 
617,0 

423,7 
601,8 

923,2 
1136,9 

718,2 
976,3 

733 
899 

745 

778,2 

2.97  5,28 

2.98  4,78 

2,32  4,07 
3,11  4,36 

3,90 
3,63 

3,17 
3,54 

Der  Butterertrag  (Fettmenge  X  1,1)  schwankte  im  Mittel  von  18,720 
bis  35,629  kg,  in  den  Höchstwerten  von  22,702 — 45,955  kg,  in  den 
Mindestwerten  von  14,915  —  24,263  kg.  Die  Prüfungen  lassen  den  Schluß 
nicht  zu,  daß  die  Harzziege  der  Saanenziege  überlegen  ist.  Ferner  scheinen 
zwischen  jüngeren  und  älteren  Ziegen  keine  bedeutenden  unterschiede  in 
der  Milchleistung  zu  bestehen.  Das  Milchleistungsvermögen  ist  auch  bei 
der  Ziege  eine  individuelle  Eigenschaft.  Die  Ziege  ist  imstande,  das  Futter 
hoch  zu  verwerten.  ^Milchertrag  und  Fettgehalt  stehen  in  keinem  be- 
stimmten Verhältnis  zueinander. 

Die  Milchleistung  von  ostfriesischen  und  Zackelschafen.  Von 
J.  Hirschfeld.  2)  —  Probemelkungen  während  einer  Lactationsperiode  er- 
gaben: Die  Lactation  ist  bei  den  Kreuzungen  länger.  Die  Leistung  während 
der  Lactation  betrug  bei  den  Zackein  58  1  Milch  mit  7,89%  Fett,  bei 
den  Kreuzungen  durchschnittlich  78  1  mit  6,98  %  Fett.  Auf  das  Tier 
entfielen  bei  der  Zackelrasse  täglich  300  ccm,  bei  den  Kreuzungen  450  ccm. 
Der  Mehrertrag  an  Milch  berechnet  sich  bei  den  Kreuzungen  auf  8  Kreuzer, 
außerdem   ist   bei   ihnen   das  Körpergewicht  größer   und  die  Wolle  besser. 

Milch-Leistungsprüfungen  bei  Ziegen.  Von  C  Müller-Kögler.^)  — 
Die  in  den  Vereinen  Niederursel,  Eckenheim  und  Praunheim  während 
eines  Jahres  an  38  Ziegen  durchgeführten  Prüfungen  haben  eine  durch- 
schnittliche Milchleistung  von  582  (331  — 928)  kg  pro  Jahr  ergeben.  Von 
den  38  Ziegen  lagen  13  über  und  25  unter  dem  Durchschnitt.    Der  durch- 


1)  Ztschr.  f.  Ziegenzucht  1913,  130—133,  149—151.  200-203,  213—217;  ref.  Intern.  Ain-ar-techn. 
Rivndsch.  1913,  4,  1240.  —  •■')  Allattenyesztesi  es  tejquazd.  lapok  1912.  12,  70;  ref.  ililchwsch.  Ctrlbl. 
1913,  42,  ,300  (0.  Gratz).  —  s,  Amtsblatt  d.  Ldw.-Kammer  f.  d.  Reg. -Bez.  Wiesbaden;  nach  Milchwsch. 
Ctrlbl.  1913,  42,  673  u.  G74  und  D.  Idwsch.  Fr.  1913,  40,  1116. 


E.  Betrieb  der  landwirtschaftl.  Tierproduction.     2.   Milchproduction.     343 

schnittliehe  Fettgehalt  der  Milch  betrug  2,7  7o>  die  durchschnittlich  pro 
Jahr  gelieferte  Milchfettmenge  16  kg.  Diese  Leistungen,  die  erheblich 
gegen  die  1910  im  Kreise  Limburg  bei  57  Ziegen  und  1911  bei  54  Ziegen 
ermittelten  Leistungen  (685,6  und  703,6  kg  Milch  mit  8,24  und  3,25  ^q 
i^'att)  zurückbleiben,  sind  wahrscheinlich  auf  die  wenig  vorteilhaften  Besitz- 
und  Haltungsverhältnisse,  die  unzureichende  oder  unzweckmäßige  Fütterung 
und  eine  unsachgemäße  Aufzucht  zurückzuführen. 


Literatur. 


Attinger  und  Hafner:  Ist  es  zweckmäßig,  Milch leistungsprüfungen  bei 
deutschen  Höhenrindern  ohne  Zugleistungsprüfungen  zu  dauernden  Einrichtungen 
auszugestalten,  oder  ist  hinsichtlich  der  Zucht  auf  Zug-,  Fleisch-  und  Milchleistung 
in  der  deutschen  Rind  Viehzucht  eine  schärfere  Arbeitsteilung  anzustreben?  — 
Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  7—9. 

Bruchholz,  K.  G. :  Die  Bedeutung  des  Bullens  für  die  Züchtung  auf 
Körperschwere  und  Milchleistung.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  432—437. 

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1913,  5,  377—390.  —  Mathematische  Behandlung  eines  umfangreichen  Materials; 
die  Einschätzung  der  Leistung  einer  Kuh  auf  Grund  des  Ergebnisses  der 
1.  Laktation  ist  ziemlich  unsicher. 

Gräter,  F.:  Der  heutige  Stand  der  Leistungsprüfungen  in  der  Milchvieh- 
zucht. —  Bull.  d.  Renseignements  Agric.  et  d.  Maladies  des  Plantes  October  1912; 
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Höckner:  Ist  intensive  Milchviehfütterung  nach  Leistung  auch  in  einem 
Zuchtstalle  ohne  Schädigung  der  Zucht  durchführbar  und  rentabel?  —  D.  Idwsch,  Pr. 
1913,  40,  387  u.  388,  303  u.  404,  429  u.  430. 

Höckner:  Über  Rentabilität  der  Milchviehfütterung  unter  Berücksichtigung 
der  Fütterung  nach  Leistung.  —  D.  Idwsch.  Pr.  1913,  40,  1149  u.  1150,  1162 
u.  1163,  1177  u.  1178,  1209—1211. 

Isaachsen,  H.,  und  Grande,  J.:  "Vergleichende  "Versuche  mit  der 
Hegel  und' sehen  Melkmethode  und  gewöhnlichem  guten  Melken.  —  8<Je  Beret- 
ning  frä  Foringsforsöksstationen  ved  Norges  Landbrukshöjskole,  Kristiania  1913, 
34—47;  ref.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  711.  —  Die  Versuche  haben  be- 
sondere Vorteile  der  Hegelund'schen  Melkmethode  nicht  erkennen  lassen. 

Käppeli,  J.:  Das  Simmentaler  Vieh  der  Schweiz.  Bern,  K.  J.  "Wyss, 
1913.  —  Besprechung  des  "^"erkes  mit  Inhaltsangaben  im  Auszug:  D.  Idwsch.  Pr. 
1913,  40,  476—478. 

Mai  er,  F.:  Zu  dem  Aufsatze  über  Milchleistungsprüfungen  usw.  in  Stk.  1 
d.  Mitt.  1913.  —  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  219  u.  220  (s.  Attinger  u.  Hafner). 

Müller-Kögler:  "Welche  Gesichtspunkte  sind  für  Einrichtung  und  Durch- 
führung von  absoluten  und  relativen  Milchleistungsprüfungen  bei  Ziegen  maß- 
gebend? —  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  279—281. 

Netzer,  Franz:  Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  Somatose  auf  die 
Milchergiebigkeit  der  Haustiere.  —  Dissert.  Gießen  1911;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl. 
1913,  42,  392.  —  Bei  3  Ziegen  konnte  der  Milchertrag  durch  Somatose  bedeutend, 
bei  2  Kühen  in  sehr  geringem  Grade,  bei  einer  Kuh  gar  nicht  gesteigert  werden. 

Pauli,  "W. :  Productionskostenberechnungen  in  bäuerlichen  Betrieben  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Milchproduction.  —  Arch.  f.  exakte  Wirtschafts- 


344  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

forschung  1913,  9,  Erg.-Heft  7,  333  S.:  ref.  Ztschr.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913, 
4,  1122—1129. 

Peters,  J.:  Die  Vererbung  der  Milchergiebigkeit  und  die  Verwertung  der 
Kontroll  Vereinsresultate.  —  D.  Idwsch.  Tierzucht  1913,  17,  121—125,  133—135, 
145 — 149;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  E,undsch.  1913,  4,  796. 

Pittius,  F.:  Die  Melkmaschine  „Sharples".  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913, 
42,  250—253. 

Richardsen:  Die  letzten  Abschlüsse  der  Kontrollvereine  in  dem  schwedischen 
Regierungsbezirk  Malmöhus  und  in  Dänemark.  —  Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913, 
62,  81—87. 

Richardsen:  Hefe  als  Futtermittel  für  Milchkühe.  —  Mitt.  d.  D.  L. -G. 
1913,  28,  140. 

Richardsen:  Notwendigkeit  und  Durchführung  der  Weidekontrolle; 
Ergebnisse  auf  nordfriesischen  Marschweiden.  —  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  55 — 57. 

Sallawitz,   Franz:    Erfolge   der   ersten  Leistungskontrolle  in   Slavonien. 

—  D.  Idwsch.  Pr.  1913.  40,  1192  u.  1193. 

Schrader,E.:  Über  ungewöhnliche  Lactation.  —  ßerl.  Tierärztl.Wochenschr.; 
ref.  D.  Idwsch.  Pr.  1913,  40,  1119. 

Ströbele:  Die  Arbeit  der  Kühe  und  der  Einfluß  der  Arbeitsleistung  auf 
die  Milchmenge  und  den  Fettgehalt.   —   Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,   42,  429—432. 

van  der  Feeo- Müller,  E. :  Der  Zusammenhang  zwischen  Äußerem  und 
Milchleistung  einer  Milchkuh.  —  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  255—257. 

Vieth:  Welche  Gesichtspunkte  sind  für  Einrichtung  und  Durchführung 
von  absoluten  und  relativen  Nichtleistungsprüfungen  bei  Ziegen  maßgebend?  — 
Mitt.  d.  D.  L.-G.   1913,  28,  266-268. 

Völtz:   Hefe  als  Futter  für  Milchkühe.   —    Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  31. 

Wüstendörfer,  Kurt:  Die  Abmelkwirtschaft.  Untersuchungen  über  das 
Wesen,  die  Verbreitung  und  die  Veränderung  der  Eentabilitätsfaktoren  der 
Abmelkwirtschaft  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Verhältnisse  in  der  Rhein - 
provinz  und  Westfalen.  —  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  44,  529—639. 

Wüstendörfer,  Kurt:  Zur  Frage  der  Rentabilität  der  Abmelkwirtschaft. 

—  III.  Idwsch.  Zeit.  1913,  33,  516—518. 

Yamashita,  W. :  Einiges  über  japanische  Milchwirtschaft.  —  Mitt.  von 
d.  Idwsch.  Ctrl. -Versuchsst.  Japans;  nach  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913, 
4,  1773—1776. 

Ober  den  Einfluß  der  Art  d-s  Melkens  auf  den  Fettgehalt  der  Milch.  — 
Allgäuer  Molk.-Zeit.  1913;  nach  D.  Idwsch.  Pr.  1913,  40,  921  u.  922. 

Über  die  Milchergiebigkeit  der  schleswig-holsteinischen  Viehschläge.  — 
Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  415  u.  416. 


F.  Molkereiproducte. 

Referent:    F.  Mach. 


1.  Milch. 

Untersuchungen  über  Kolostralmilch,  mit  specieller  Berück- 
sichtigung des  Spontanserums  und  des  Fettes.  Von  A.  Burr,  F.  M. 
Berberich  und  A.  Berg.  ^)  —  Die  Vff.  haben  20  Proben  Kuhkolostrum, 
die  von  verschiedenen  Niederungsschlägen  stammten  und  8 — 14  Std.  nach 
dem  Werfen  (5 — 8  Std.  nach  der  1.  Melkung)  gewonnen  waren,  die  daraus 


1)  Chem.-Zeit.  1913,  37,  69—71,  97—101,  146—148  (Kiel,  Veisnchsst.  u.  Lehranst.  f.  Molkereiw.). 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  345 

abgescliiedenen  Eolostralfette  und  die  Spontansera  eingehend  untersucht. 
Sie  gelangen  dabei  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  1.  Die  Kolostra  unter- 
scheiden sich  von  der  reifen  Milch  durch  ein  gelberes  Aussehen,  das  durch 
einen  wahrscheinlich  den  Fettkügelchen  anhaftenden  gelben  Farbstoff 
bedingt  wird,  durch  größere  Zähflüssigkeit  und  einen  meist  faden  Geruch. 
2.  In  den  Kolostra  pflegen  stets  die  sog.  Kolostrumliörper  vorzukommen. 
Die  Kolostra  gerinnen  beim  Aufkochen.  3.  Das  spec.  Gewicht  ist  durch- 
weg bedeutend  höher  als  in  reifer  Milch;  auch  der  Säuregrad  ist  etwas 
höher.  4.  Gehalt  und  Zusammensetzung  des  Kolostrums  sind  bei  ver- 
schiedenen Kühen  verschieden;  ob  auch  die  Rasse  von  Einfluß  ist,  war 
nicht  festzustellen.  5.  Der  Fettgehalt  schwankt  noch  mehr  als  in  reifer 
Milch;  das  Fett  ist  zumeist  in  Form  größerer,  oft  unregelmäßiger  Kügelchea 
vorhanden.  6.  Der  Gehalt  an  N- haltigen  Stoffen,  besonders  an  wasser- 
löslichen, coagulierbaren  Eiweißstoffen  ist  durchweg  sehr  hoch,  auch  in 
der  Trockenmasse,  der  Gehalt  an  Milchzucker  ist  gering.  7.  Der  ab- 
solute Aschengehalt  ist  etwas  höher,  der  der  Trockenmasse  nicht  höher 
als  bei  reifer  Milch.  8.  Durch  Lab  sind  die  Kolostra  dick  zu  legen, 
doch  dauert  es  etwas  länger.  9.  Auch  durch  Selbstsäuerung  tritt  nach 
längerem  Stehen  Gerinnung  ein.  10.  Spec.  Gewicht  und  Lichtbrechung 
des  Spontanserums,  das  gelb  aussieht  und  meist  sehr  klebrig  ist,  sind  mit 
einigen  Ausnahmen  sehr  hoch.  IL  Die  Sera  enthalten  in  der  Regel  viel 
Trockenmasse,  die  der  Hauptsache  nach  aus  durch  Hitze  koagulierbarem 
Eiweiß  bestehen.  12.  Regelmäßige  Beziehungen  zwischen  Lichtbrechung 
der  Sera  und  ihrem  Gehalt  au  Trockenmasse  oder  koagulierbarem  Eiweiß 
bestehen  nicht.  13.  Die  Sera  enthalten  mehr  Asche  als  die  Spontansera 
reifer  Milch,  in  der  Trockenmasse  aber  nicht.  14.  Das  Kolostralfett  ent- 
hält mehr  Lecithin  und  Cholesterin,  besitzt  vielfach  nur  einen  geringen 
Gehalt  an  flüchtigen  Fettsäuren  und  zeigt  eine  niedrige  Verseifungszahl. 
15.  Der  Rahm  aus  Kolostrum  läßt  sich  bei  entspechender  Arbeitsweise  ver- 
buttern. Die  Butter  ist  hochgelb,  riecht  unangenehm  und  schmeckt  schlecht; 
demnach  ist  das  Kolostrum  von  der  Butterbereitung  auszuschließen.  Das- 
selbe gilt  für  die  Mitverarbeitung  zu  Käse.  16.  Da  das  Kolostrum  viefach 
zur  Bereitung  von  Speisen  verwendet  wird,  die  ohne  Schädigung  der  Gesund- 
heit genossen  werden,  so  ist  anzunehmen,  daß  das  Kolostrum  gesunder  Tiere, 
trotz  seiner  gelinde  abführenden  Wirkung  die  Gesundheit  direkt  schädigende 
Eigenschaften  nicht  besitzt.  17.  Die  abführende  Wirkung  des  Kolostrums 
wird  durch  das  Fett  allein  nicht  verursacht.  —  Bei  den  Analysen  wurden 
folgende  Mindest-  und  Höchstwerte  gefunden.  1.  Kolostrum:  Spec.  Gewicht 
bei  15»  1,0330—1,0679,  Säuregrad  (Soxhlet-Henkel)  7,8—16,5, 
Trockenmasse  11,83—31,11%,  Fett  (nach  Gerber)  1,30— 9,007o.  fettfreie 
Trockenmasse  10,08— 22,11  «/q,  Gesamteiweiß  (n  X  6,25)  5,14— 19,257o, 
Casein  (n  x  6,37)  3,34  — 5,48%.  lösliches  Eiweiß  0,59—14,13%,  Milch- 
zucker 1,75 — 5,80%,  Asche  0,73  — l,377o-  2.  Spontanserum:  Spec. 
Gewicht  bei  15»  1,0286—1,0727,  Säuregrad  28,0—65,0,  Brechung  im 
Wollny-Refraktometerbei  17,5°  10,5— 42,0,  Trockenmasse  6,57— 22,31  %7 
Fett  0,01—0,07%,  Eiweißstoffe  (n  X  6,25)  1,75  — 18,597o5  Asche  0,87 
bis  1,31 7o.  3.  Kolostralfett:  Brechung  bei  40°  44,2—48,8,  Schmelz- 
punkt 32  — 40«,  Reichert-Meißl'sche  Zahl  11,5—29,1,  Polenske-Zahl 
1,35  —  3,83,  Verseifungszahl  205,1  —  231,4,  Jodzahl  21,9—44,4. 


346 


Landwirtschaftliche  Tierproduction. 


Veränderungen  in  Zusammensetzung  und  Eigenschaften  der  Milch 
der   einzelnen    Kuh.     Von    C.   H.   Eckles   und    Roscoe    H.  Shaw.  ^)    — 

Von  einem  Melken  zum  andern  zeigte  das  Fett  die  größten  Veränderungen, 
der  Zucker  geringere,  das  Eiweiß  die  geringsten.  Zwischen  Morgen- 
und  Abendmilch  zeigten  sich  nur  bezüglich  des  Fettes  bemerkenswerte  unter- 
schiede; das  Milchplasma  ändert  sich  nicht  erheblich,  wenn  zwischen  dem 
Melken  dieselbe  Zeit  liegt.  Die  bei  einem  Melken  gewonnene  Milch  ent- 
hielt 2 — 10  mal  soviel  Fett  wie  die  zuerst  gewonnene. 

Der  Einfluß  der  Rasse  und  Individualität  auf  Zusammensetzung 
und  Eigenschaften  der  iVlilch.    Von  C.  H.  Eckles  und  Roscoe  H.  Shaw.  2) 

—  Die  Rasse  beeinflußt  hauptsächlich  den  Gehalt  an  Trockensubstanz,  Fett 
und  Eiweiß.  Gering  ist  der  Einfluß  auf  das  Verhältnis  des  Caseins  zum 
Gesamteiweiß  und  auf  den  Zuckergehalt.  Mit  Ausnahme  der  Größe  der 
Fettkügelchen  werden  die  Fettkonstanten  weniger  durch  Rasse  und  In- 
dividualität, als  durch  das  Lactationsstadium  beeinflußt. 

Der  Einfluß  des  Lactationsstadiums  auf  die  Zusammensetzung 
und  Eigenschaften  der  Milch.    Von  C.  H.  Eckles  und  Roscoe  H.  Shaw.  ^) 

—  Die  Vff.  haben  Versuche  mit  1 1  Kühen  verschiedener  Rasse  durchgeführt. 
Der  Gehalt  an  Gesamteiweiß  war  abnorm  hoch  nach  der  Geburt,  fiel  dann, 
um  das  Minimum  nach  3 — 4  Wochen  zu  erreichen,  und  stieg  dann  erst 
wieder  am  Ende  der  Lactation.  Ähnlich  verhielt  sich  das  Casein.  Der 
F'ettgehalt  nahm  während  der  ersten  3  Monate  ab,  blieb  4  —  5  Monate 
konstant  und  stieg  wieder  am  Schluß.  Milchzucker  imd  Asche  zeigten 
die  geringsten  Schwankungen.  Die  Fettkügelchen  waren  besonders  groß 
am  Anfang  der  Ijactationsperiode;  dann  nahm  ihre  Größe  ab.  Schmelzpunkt 
und  Brechungsindex  des  Butterfettes  wurden  nicht  erheblich  beeinflußt. 
Die  Reichert-MeißTsche  Zahl  zeigte  eine  gleichmäßige  Abnahme.  Die 
Jodzahl  stieg,  abgesehen  vom  Anfang,  langsam  an,  am  Schlüsse  rascher. 
Die  Verseifungszahl  fiel  während  der  Melkperiode;  dem  entsprechend  nahm 
die  flüchtige  Säure  ab. 

Die  Beeinflussung  der  Zusammensetzung  der  Ziegenmilch  durch 
Stallhaltung.  Von  F.  G.  Kohn.*)  —  Vergleichende  Untersuchungen  er- 
gaben, daß  die  niedrigen  Werte  für  den  Gehalt  der  Milch  an  Milchbestand- 
teilen bei  Ziegen  mit  ausschließlicher  Stallhaltung  weit  öfter  vorkamen 
als  bei  Ziegen,  denen  auch  Weidegang  zuteil  wird.  Die  nachstehende 
Übersicht  verdeutlicht  den  nachteiligen  Einfluß  der  Stallhaltung. 


Spez.  Gewicht 

Fettgehalt 

Trockensubstanz 

Fottfreie 
Trockensubstanz 

Dichte  des  Serums 

=3? 

CO -5 
% 

% 

ig 
% 

% 

1  a 
—  © 

SM 

% 

J-g 
% 

11 

% 

J.g 

% 

'S  o 
% 

1,025-1,030 
über  1,030 

40 
60 

17,65 
82,35 

2,0-3,5 
über  3,5 

48,5 
51,5 

29,4 
70,6 

10-12 
über  12 

42,8 
57,2 

24 
76 

7—8,5 
über  8 

42,9 
67,1 

11,8 
88,2 

1,024-1,027 
über  1,027 

28,6 
71,4 

17,6 
82,4 

J)  U.  S.  Depart.  of  Agric.  Bur.  of  Animal  Ind.  Bull.  157,  27  S.;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  530 
(Kempe).  —  2)  Ebend.  156.  27  S. :  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  530  (Kempe).  —  s)  Ebend.  155,  88  S.; 
ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  530  (Kempe).  —  *)  D.  Tierärztl.  Wochenschr.  1913,  21,  Nr.  4:  ref.  Milchwsch. 
Ctrlbl.  1913,  42,  270  (Grimmer). 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  347 

Untersuchungen  über  die  täglichen  Schwankungen  im  specifischen 
Gewicht  und  im  Fettgehalt  der  Milch  einer  größeren  Herde.  Von 
Klose.  ^)  —  Bei  einer  Herde  von  ungefähr  70  Milchtieren  wux'den  im 
März,  Mai,  Juli  und  October  an  je  30  aufeinanderfolgenden  Tagen  Menge, 
spec.  Gewicht  und  Fettgehalt  der  Früh-,  Mittags-  und  Abendmileh  sowie 
des  gesamten  Tagesgemelkes  ermittelt.  Hierbei  wurde  gefunden,  daß  der 
Fettgehalt  im  März  (Stallfütterung  ohne  Futteränderung)  bei  18,9%  der 
Proben  der  einzelnen  Gemelke  und  3,3%  der  Tagesdurchschnittsproben 
eine  Änderung  von  0,20 — 0,45%  innerhalb  23  Stdn.  aufwies.  Für  den 
Mai  (einmalige  Futteränderung)  betrugen  die  entsprechenden  Procentzahlen 
30*^/0  (größte  Änderung  0,70%)  und  3,3%,  für  den  Juli  (Weidefutter) 
34,4  (größte  Änderung  0,7%)  und  23,37o,  für  den  October  (dreimalige 
Futteränderung)  34,4  (größte  Änderung  0,5%)  und  23,3%.  Eine  1,0  Lakto- 
densimetergrad  und  mehr  betragende  Änderung  (bis  1,9)  des  spec.  Gewichts 
wurde  im  März  bei  10  %  der  Einzelgemelke  und  in  keinem  Fall  beim 
Tagesgemelke  beobachtet.  Im  Mai  wurden  derartige  Änderungen  bei  11,1% 
(1,0  —  1,7  0)  bezw.  0%,  im  Juli  bei  27,8  (1,0— 3,7«)  bezw.  13,3%,  im 
October  bei  10  (1,0— 1,8 ")  bezw.  3,3%  der  Proben  beobachtet.  Die 
Annahme  von  der  geringen  Veränderungsfähigkeit  der  Milch  einer  größeren 
Herde  im  Fettgehalt  bei  annähernd  gleicher  Fütterung  steht  daher  auf  sehr 
schwachen  Füßen.  Die  bei  den  Futteränderungen  beobachteten  Änderungen 
bleiben  vielfach  darunter.  Änderungen  des  spec.  Gewichts  finden  viel 
weniger  häufig  und  in  geringerem  Maße  statt.  Von  allen  360  Bestimmungen 
des  spec.  Gewichts  in  den  einzelnen  Gemelken  weisen  nur  23  =  6,4% 
Änderungen  von  mehr  als  1,2  Laktodensimetergraden  auf,  während  dieser 
Wert  beim  Tagesgemelke  nie  überschritten  wird.  Änderungen  des  spec. 
Gewichts  und  des  Fettgehaltes  fallen  im  allgemeinen  unter  natürlichen 
Verhältnissen  nicht  zusammen. 

Regelmäßige  wöchentliche  Untersuchung  der  vom  Institut  ver- 
arbeiteten Milch  auf  den  Fettgehalt  und  das  specifische  Gewicht.  Von 
Klein.-)  —  Bei  der  Domäne  Proskau  war  der  Einfluß  der  wechselnden 
Fütterungsverhältnisse  und  anderer  Faktoren  auf  Menge  und  Zusammen- 
setzung der  Milch  infolge  des  zeitweiligen  Zuganges  frischmilchender  Kühe 
und  des  Austausches  von  Kühen  mit  einer  2.  Herde,  deren  Milch  nicht  an  das 
Institut  geliefert  wurde,  so  stark  verwischt,  daß  aus  dem  gewonnenen  Zahlen- 
material keine  bestimmten  Schlüsse  gezogen  werden  können.  Bei  der  Milch 
des  Gutes  Jaschkowitz,  auf  dem  ein  großer  Teil  der  Kühe  im  September 
xmd  October  kalbte,  wurde  die  Production  ganz  vorwiegend  von  dem  durch- 
schnittlichen Stande  der  Lactation  beeinflußt;  die  kleinste  Milchmenge 
wurde  infolgedessen  im  September  und  October,  die  größte  (mehr  als  das 
Doppelte)  im  November  und  Dezember  geliefert.  Nur  in  dem  Ansteigen 
der  Milchmenge  im  Mai  und  Juni  läßt  sich  auch  der  Einfluß  der  Fütterung 
deutlich  erkennen.  Der  Fettgehalt  der  Milch  war  aber  beim  Eintritt  reich- 
licherer Fütterung  im  Mai  am  niedrigsten  und  im  November  zur  Zeit  der 
Kalbungen  am  höchsten.  Die  sehr  wechselnden  Fütterungsverhältnisse 
auf  diesem  Gut  scheinen  diese  auffälligen  Bewegungen  des  Gehaltes  der 
Milch    an   Fett   und   auch   an  Trockensubstanz   zu  verursachen.     Über  die 


1)  Müch-wsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  385-392  (Proskau,  Milchwsch.  Inst.).  —  2)  Ber.  über  d.  Tätigk. 
d.  Milchwsch.  Inst.  Proskau  v.  1./4.  1912  bis  1.4.  1913,  12—16;  vergl.  dies.  Jahresber.  1912,  329. 


348  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Durchschnittswerte  und  die  Schwankungen  gibt  die  folgende  Tabelle 
Aufschluß: 

Milch  von  Proskan  ilüch  von  Jaschkowitz 

Höchst-        Mindest-  Höchst-       Mindest- 

wert wert  Mittel  ^grt  weit  Mittel 

Spec.  Gewicht    ....     1,0335       1,0294      1,0316      1,0324      1,0286       1.0304 

Fett 3,80  7„     2,70  Vo     3,22  »/„     3,60%     2,60%     3,06% 

Fettfreie  Trockensubstanz     9,23  „       8,22  „       8,80  .,       9,07  .,       8,00  .,       8,49  „ 

Die  Zusammensetzung  der  Milch.    Von  H.  Droop-Richmond.^)  — 

Das  Jahresmittel  (1912)  von  19  646  von  Farmen  stammenden  Milchproben 
stellte  sich  bei  Morgenmilch  (I),  Abendmilch  (II)  und  im  Mittel  (III)  für 
das  spec.  Gewicht  auf  32,1  (I),  31,8  (II)  und  31,9  (III),  für  die  Trocken- 
masse auf  12,37  (I),  12,70  (II)  und  12,54  7o  (III)  und  für  das  Fett  auf 
3,51  (I),  3,85  (II)  und  3,68  o|o  (III).  Auch  im  Juli  und  August  1912 
fand  das  übliche  geringe  Fallen  der  fettfreien  Trocken iiasse  statt.  In  den 
einzelnen  Monaten  schwankte  der  Gehalt  an  fettfreier  Trockenmasse  von 
8,73—8,96  7o.  an  Milchzucker  von  4,52—4,70  7o»  an  Proteinen  von  8,40 
bis  3,60%,  an  Asche  von   0,73—0,76%. 

Milchproduction  in  Griechenland  und  chemische  Zusammensetzung 
von  Milch  und  Käsen.  Von  Ph.  G.  Paliatseas.  -)  —  Einer  Besprechung 
der  für  die  Milchproduction  in  Griechenland  Bedeutung  besitzenden  Ver- 
hältnisse sind  eine  Reihe  von  Tabellen  angeschlossen,  in  denen  der  Fett- 
gehalt der  Milch  von  285  Kühen,  die  Zusammensetzung  der  Mischmilch 
von  5  Kuhherdeu,  der  Fettgehalt  der  Kuhmilch  zu  verschiedenen  Zeitpunkten 
des  Melkens,  die  Zusammensetzung  der  hauptsächlichsten  griechischen 
Käsesorten  niedergelegt  sind.  Von  allgemeinem  Interesse  sind  die  nach- 
stehend wiedergegebenen  Analysen:  Bei  der  6  Monate  lang  allwöchentlich 
untersuchten  Mischmilch  einer  400köpfigeu  Vlachica- Schafherde  wurden 
die  folgenden  Mittel-,  Höchst-  und  Mindestwerte  beobachtet:  Spec.  Gewicht 
1,0358  (1,0332—1,0370),  Trockensubstanz  18,45  (17,90— 19,32)  7o.  Fett 
7,11  (6,05— 8,08)  7o'  Protein  6,24  (5,82- 6,59)  7o,  Milchzucker  4,19 
(3,98— 4,56)%  5  Asche  0,92  (0,90— 0,94)  ^q.  Die  ebenso  untersuchte 
Mischmilch  einer  300köpfigen  Gebirgsziegenherde  lieferte  folgende  Zahlen: 
Spec.  Gew.  1,0305  (1,0300  —  1,0320),  Trockensubstanz  15,22  (14,03  bis 
16,67)  7o,  Fett  6,11  (5,22— 7,12)  o/q^  Protein  4,20  (3,95— 4,49)  7o)  Milch- 
zucker 4,12  (3,95— 4,24)  7o,  Asche  0,80  (0,79— 0,82)  7o.  Bei  125  Ana- 
lysen der  Einzelmilchproben  von  Malteser-Ziegen,  die  zum  Verkauf  der 
frischen  Milch  in  die  Stadt  getrieben  werden,  ergaben  sich  die  Werte: 
Spec.  Gew.  1,0303  (1,0270—1,0326),  Trockensubstanz  13,79  (11,68  bis 
]6,59)7o,  Fett  4,91  (3,68— 6,80)  7o,  Protein  3,80  (2,05— 4,81)  7o,  Milch- 
zucker 4,27  (3,83— 4,54)  7o,  Asche  0,81  (0,74— 0,88)  7o. 

Büffelmilch-Analysen.  Von  A.  Pappel.  3)  —  Bei  der  Untersuchung 
von  14  Proben,  die  der  Mischmilch  von  verschiedenen,  meistens  6  Tieren 
entnommen  wurden,  wau'den  folgende  "Werte  erhalten:  Spec.  Gew.  1.0333 
(1,0315—1,0346),  Trockensubstanz  17,69  (16,56— 18,71)  7o,  Fett  7,74 
(6,79— 8,61)  7o,    Lactose   (Mittel    von    10   Proben)    4,89   (4,70— 5,05)  7o, 


1)  The  Analyst  1913,  38,  252—255;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  373  (Kühle);  vergl.  dies. 
Jahresber.  1912,  331.  —  2)  Intein.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913,  4,  1180—1185  (Labor,  f.  Agrik.-Chem. 
im  griech.  Min.  f.  Nationalwirtsch.).  —  Sj  The  Cairo  Scient.  Journ.  1913,  7,  63—67;  ref.  Intern.  Agrar- 
techn.  Rundsch.  1913,  4,  1137. 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch. 


349 


Stickstoff  0,642  (0,587- 0,693)  7o>  Asche  0,78  (0,70— 0,84)  7o^  fettfreie 
Trockensubstanz  9,87  (9,43— 10,23)  7o-  Zur  Berechnung  der  fettfreien 
Trockensubstanz  bedient  sich  der  Vf.  nicht  der  zu  hohe  Werte  liefernden 
Fleischmann'schen  Formel,  sondern  zählt  den  4.  Teil  der  Lactodensimeter- 
grade  und  den  5.  Teil  des  Fettgehaltes  zusammen;  es  wurden  hierbei  im 
Maximum  10,11  7o5  im  Minimum  9,50  7oi  im  Mittel  9,87^0  erhalten;  die 
Werte  stimmten  also  mit  den  direkt  gefundenen  sehr  befriedigend  überein. 
Über  die  Zusammensetzung  der  Ziegenmilch  nebst  einem  Anhang 
über  die  Berechnung  der  Trockensubstanz  von  Ziegen-  und  Kuhmilch 
nach  verschiedenen  Formeln.  Von  Ad.  Stetter. ^j  —  Der  Vf.  gibt  eine 
Literatui Übersicht  und  berichtet  über  ausgedehnte  Ziegenmilchuntersuchungen. 
Hieraus  ist  zu  erwähnen,  daß  bei  der  Milch  von  20  Ziegen  des  Ziegen- 
zuchtvereins Wrisbergholzen,  deren  Tagesgemelke  in  drei-,  später  in  zwei- 
wöchentlichen Abständen  untersucht  wurde,  folgende  Durchschnitts-,  Höchst- 
und  Mindestwerte  beobachtet  wurden:  Milchertrag  pro  Tag  1,94  1  (0,5  bis 
4,5),  spec.  Gew.  1,0315  (1,0260—1,0373),  Fett  3,99  (2,20— 7,20)%, 
Trockensubstanz  12,62  (9,85—16,90)%,  fettfreie  Trockensubstanz  8,63 
(7,18—10,40)%,  Fettertrag  pro  Tag  77,4  (14—216)  g.  Ferner  wurden 
bei  je  10  Ziegen  der  Ziegenzuchtvereine  Brüggen,  Harsum.  Schüttdorf  und 
Wessen stedt  alle  14  Tage  der  Ertrag,  das  spec.  Gewicht  und  der  Fett- 
gehalt ermittelt.  Die  beobachteten  Werte  zeigten  für  das  spec.  Gew. 
Schwankungen  von  1,0260—1,0398  (Mittel:  1,0304),  für  den  Fettgehalt 
solche  von  1,45 — 7,84  (Mittel:  3,53)"/o.  Die  im  Anschluß  daran  bei 
Einzelmilchproben  durchgeführte  Prüfung  der  Brauchbarkeit  der  Formeln 
von  Fleischmann,  Am  buhl  und  Hehner  ergab,  daß  die  beste  Überein- 
stimmung mit  der  Gewichtsanalyse  ebenso  wie  bei  der  Kuhmilch  bei  An- 
wendung der  Formel  von  Hehner  erhalten  würde. 

über  einige  Büffel-  und  Schafmilcherzeugnisse  Siebenbürgens. 
Von  F.  Baintner. -)  —  Die  tabellarisch  wiedergegebenen  Analysen  von 
ßüffelrahm,  -butter,  -topfen,  -käse,  -buttermiloh,  -mölke  und  -topfenwasser, 
von  Schafkäse  verschiedener  Art  und  der  aus  Schafmilch  hergestellten 
sog,  Salzmilch  werden  besprochen.  Hervorzuheben  ist  der  hohe  Fettgehalt 
des  Büffelrahms,  die  im  Vergleich  zu  Kuhbutter  durchschnittlich  viel 
höhere  Reichert-Meißl'sche  Zahl  und  die  auffallend  niedrige  Jodzahl 
der  Büffelbutter. 

Beiträge  zur  Zusammensetzung  der  Schafmilch.    Von  G.  Biro.^)  — 

—  Die  Analysen  der  Milch  von  je  25  Tieren  der  neuerdings  in  Kecskemet 
gezüchteten  Kreuzungen  von  Raczka  X  Ostfriese  und  Cigaja  X  Ostfriese  hat 
zu  den  in  der  folgenden  Tabelle  wiedergegebenen  Durchschnittswerten  geführt: 


Spec.  Gew. 

Trocken- 
substanz 

% 

Fett 

% 

fettfreie 
Trocken- 
masse 

«■'o 

Asche 

Monat 

i 
der  Milch      des  Serums 

der  Trocken- 
masse 

% 

April           .      . 
Mai.     .     .     . 
Juni      .     .     . 
Juli.     .     .     . 

August      .     . 

1,0370 
1,0374 
1.0370 
1,0372 
1,0364 

1,0338 
1,0335 
1,0327 
1,0328 
1.0330 

1.2563 
1,2428 

1,2349 
1,2283 
1,2087 

17,57 
18,40 
19,17 
19,56 
20,63 

6.34 
6,84 
7,41 
7,63 
9,02 

11,23 
11,78 
11,75 
11,97 
11,55 

0,78 
0,80 
0,72 
0,77 
0,82 

1)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  45, 160—178  (Hameln,  Müchwsch.  Inst.) :  s.  auch  S.  342.  —  2)  Ztschr.  Unters. 
Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  89-91  (Kolzsvär).  —  3)  Ebend.  292  u.  293  (Kecskemet,  Chem.  Unteis.-Stat.). 


350  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Renntiermilch.  Von  Chr.  Barthel  und  M.  Bergmann,  i)  —  Die  Yff. 
konnten  einige  Untersuchungen  von  Eenntiermilch  aus  den  Lappmarken 
ausführen.  Als  Mittelwerte  wurden  erhalten:  63,30  °/o  Wasser,  10,30% 
Eiweißstoffe,  22,46%  Fett,  2,50%  Milchzuckers)  und  1,44%  Asche.  Die 
Asche  einer  Probe  zeigte  folgende  Zusammensetzung:  14,64°  o  K,0,  16,20 '*/o 
NagO,  35,28%  CaO,  2,72  %MgO,  30,44%  P2O5,  1,68  %S03^  4,17  %  GL 

Zur  Chemie  des  Caseins  aus  Frauen-  und  Kuhmilch.  Von  R.  Will- 
heim. 3)  —  Die  von  Obermayer  und  dem  Vortragenden  zur  Unter- 
scheidung von  Eiweißkörpern  benutzte  Sörensen'sche  Formoltitration,  die 
die  in  einer  bestimmten  Eiweißmenge  vorhandenen  endständigen  NHg- 
Gruppen  zu  bestimmen  gestattet,  ist  nun  auch  auf  Frauenmilch-  und  Kuh- 
milchcasein  angewandt.  Dabei  hat  sich  gezeigt,  daß  im  Kuhmilchcasein 
auf  etwa  je  17,  im  Frauenmilchcasein  auf  etwa  je  19  Gesaratstickstoff- 
atome eine  endständige  NHg- Gruppe  (Aminoiudex)  kommt,  womit  ein 
Strukturunterschied  festgestellt  erscheint.  Ferner  ließ  sich  feststellen,  daß 
der  Aminoindex  des  Molkeneiweißes,  das  nach  Hammersten  durch  die 
Labwirkung  abgespalten  wird,  viel  niedriger  ist  als  der  seiner  Mutter- 
substanz, des  Caseins.  Wurde  die  Zahl  der  endständigen  NHo-Gruppen 
in  einer  bestimmten  Caseinmenge  vor  und  nach  der  Einwirkung  des  Lab- 
ferments titriert,  so  zeigte  sich,  daß  diese  Zahl  keine  Vermehrung  erfuhr. 
Wenn  daher  das  Caseinmolekül  durch  Lab  tatsächlich  gespalten  wird,  so 
kann  es  sich  nicht  um  eine  hydrolytische  Spaltung  polypeptidartiger  Bindungen 
handeln,  sondern  der  Riß  muß  sich  an  einer  anderen  Stelle,  etwa  in  der 
Kohlenstoffkette  vollziehen.  Die  Wirkung  des  Labs  steht  daher  im  Gegen- 
satz zur  verdauenden  Wirkung  des  Pepsins. 

Über  die  Formen,  die  Phosphor  und  Calcium  im  Milchcasein  be- 
sitzen. Von  L.  Lindet.  ^)  —  Der  Vf.  sehließt  aus  seinen  Untersuchungen, 
daß  etwa  die  Hälfte  des  Phosphors,  der  in  dem  durch  Lab  ausgefällten 
Casein  enthalten  ist,  als  Calciumphosphat,  vermutlich  als  Triphosphat,  vor- 
handen ist  und  daß  die  andere  Hälfte  als  P2O5  an  eine  organische  Ver- 
bindung gebunden  ist.  Vom  Calcium  sättigen  %  die  Phosphorsäure  ab, 
während  der  Rest  die  freie  Acidität  des  Caseins  bindet. 

Über  die  löslichen  Eiweißstoffe  der  Milch.  Von  L.  Lindet.  *)  — 
Der  Vf.  zeigt,  daß  die  mit  Albumin  bezeichnete  Substanz  alle  Eigen- 
schaften des  Caseins  selbst  besitzt  und  sich  von  ihm  nur  im  Drehungs- 
vermögeu  («d  =  — 30^  gegenüber  — 116^)  unterscheidet.  Man  muß  das 
Albumin  daher  mit  Casein  ß^  die  große  Masse  der  Milcheiweißstoffe  mit 
Casein  a  bezeichnen.  Die  Löslichkeit  des  Caseins  a  in  den  Elementen  des 
Serums  (den  Salzen  und  Lactose)  ist  analog  der  des  Caseins  ß.  Dieses 
bleibt  seiner  geringen  Menge  wegen  im  Serum  ganz  gelöst,  während  vom 
Casein  u  sich  nur  ein  geringer  Teil  (etwa  10  7o)  löst.  Der  Rest  bleibt 
in  kolloidaler  Suspension.  Das  kolloidal  suspendierte  Casein  übt  auf  die 
gelösten  Caseine  eine  erhebliche  capillare  Adhäsion  aus.  Wenn  man  auf 
Grund  der  Polarisationsmethode  das  Verhältnis  von  Casein  a  zu  Casein  ß 
in  den    auf     verschiedene    W^eise    hergestellten    Seren    (Verdünnung    mit 


1)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußra.  1913,  26,  238-240  (Stockholm).  —  -)  Bei  diesem  Wert 
ist  der  als  anormal  zu  betiachtende  Milchzuckergehalt  einer  Probe  {^,Q^la)  nicht  berücksichtigt.  — 
S)  Verhandl.  d.  Naturf.  u.  Ärzte  in  Wien  1913,  II.  2.  Hälfte  1004—1006  (Wien).  —  *)  Compt.  rend. 
de  l'Acad.  des  sciences  1912,  155,  923  n.  924.  —  »)  Ebend.  1913,  157,  307—309;  vergl.  dies.  Jahresber. 
1906,  390. 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  351 

wechselnder  \"Vassermenge  und  Labfällung  bei  verschiedenen  Temperaturen) 
berechnet,  so  ergiebt  sich,  daß  es  für  dieselbe  Milch  im  wesentlichen  gleich 
ist  und  daß  das  suspendierte  Casein  von  beiden  gleichviel  zurückhält.  Die 
Gesamtmenge  der  löslichen  Eiweißstoffe,  die  der  Vf.  nach  dem  Ansäuern 
mit  0,2  °o  Milchsäure  durch  Äusfällung  mit  5%  Phenol  oder  mit  2,5  % 
Phenol  +  2,5  Vo  Quecksilbersulfat  bestimmt,  betrug  im  Mittel  von  8  Proben 
6,45  (5,71  —  7,57)  g  in  11;  hiervon  entfiel  auf  Casein  «  3,54  (1,38  bis 
6,45)  g,  auf  Casein  ß  2,91  (0,57 — 4,74)  g.  Der  Phenolniederschlag  ent- 
hält kein  CaO  und  kein  Calciumphosphat.  Die  durch  partielle  Coagula- 
tion  der  Seren  (bei  75 ")  erhaltenen  Niederschläge  enthielten  fast  die 
gleichen  Anteile  an  den  beiden   Caseinen  wie  das  ursprüngliche  Serum. 

Einfluß  des  Chlorcalciums  auf  das  Gerinnen  der  Milch.  Von 
L.  Lindet. ^)  —  Der  Vf.  folgert  aus  seinen  Untersuchungen,  daß  die  Zu- 
gabe von  CaClg  zu  roher  oder  gekochter  Milch,  wodurch  phosphorsaures 
und  citronensaures  Calcium  gebildet  wird,  die  Wirkung  hat,  die  Natur 
und  die  Menge  derjenigen  Stoffe  zu  ändern,  die  die  gelösten  Caseine  in 
Lösung  halten.  Das  Dicalciumphospbat,  das  infolge  von  Dissociation  die 
Bildung  von  saurem  Phosphat  veranlaßt,  entzieht  den  Caseinen  den  Kalk, 
der  ihre  Lösung  förderte.  Beide  löslichen  Caseine  werden  in  gleicher 
Weise  unlöslich,  so  daß  sich  ein  erneuter  Beweis  für  ihre  analogen  Eigen- 
schaften ergiebt.  Die  Untersuchungen  des  Vf.  (s.  vorsteh.  Ref.)  erlauben 
ferner  den  Zustand  der  Eiweißkörper  der  Milch  zu  präzisieren.  Danach 
enthält  die  Milch  2  Caseine,  von  denen  das  eine  [ß)  in  so  geringer  Menge 
vorhanden  ist,  daß  es  sich  vollständig  in  seinen  natürlichen  Lösungsmitteln 
auflösen  kann,  während  sich  das  andere  («)  nur  z.  T.  löst  und  zu  ^/jo 
kolloidal  suspendiert  ist. 

Minimalgehalt  der  Milch  an  Gesamtstickstoffsubstanz.  Von  Andre 
Kling. ■^)  —  Nach  der  Zusammensetzung  von  59  Proben  guter  und  18  Proben 
verdächtiger  Milch  zeigte  die  Milch  aus  der  Umgebung  von  Paris  im 
Jahre  1912  mit  einem  Gehalt  an  fettfreiem  Extrakt  von  mehr  als  90  g 
einen  Minimalgehalt  von  rund  33  g  an  Gesamtstickstoffsubstanz  auf  1  1. 

Die  Lipoide  des  Zentrifugenschlammes  und  ihre  Bedeutung  für 
die  Bildung  des  Milchfettes.  Von  Otakar  Laxa.^)  (Unter  Mitwirkung  von 
Alfred  Konecny.)  —  Neben  der  Bestimmung  des  Gehaltes  verschiedener 
Schlammproben  an  Wasser,  Eiweißstoffen,  Fett  und  Asche  hat  der  Vf.  das 
aus  einer  größeren  Schlammenge  isolierte  Fett,  das  in  eine  feste  und  in  eine 
flüssige  Fraktion  getrennt  werden  konnte,  eingehend  untersucht.  Dabei  er- 
gab sich,  daß  beide  Fraktionen  eine  ganz  andere  Zusammensetzung  auf- 
wiesen als  Milchfett.  B'erner  ließ  sich  aus  dem  mit  Äther  erschöpften 
Schlamm  durch  Digerieren  mit  Alkohol  eine  weitere  Fettmenge  gewinnen, 
die  wieder  eine  ganz  andere  Zusammensetzung  zeigte.  Da  nur  ein  kleiner 
Teil  des  Schlammfettes  auf  Rechnung  des  Futtermittel-  und  Milchfettes 
gesetzt  werden  kann,  wurde  das  aus  Milchdrüsensubstanz  gewinnbare  Fett 
zum  Vergleich  untersucht.  Es  stellte  sich  hierbei  heraus,  daß  das  Milch- 
drüsenfett vor  allem  mit  dem  durch  Alkohol  ausgezogenen  Schlammfett  die 
größte  Ähnlichkeit  besitzt:  es  ist  dies  um  so  auffallender,  als  das  Futter  der 


^)  Compt  rend.  de  i'Acad.  des  sciences  1913,  157,  381-384,  —  2)  Ann.  des  falsUic.  6,  340—842 
(Paris,  Stadt.  Lab.);  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  800  (Düsterbehn).  —  S)  Müchwsch.  aribl.  1913,  42, 
663—671,  691-  697  (Prag,  Bakt.  Anst.  d.  techn.  Hochsch.). 


352  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Kuh,  von  der  die  Milchdrüse  stammte,  ganz  verschieden  war  von  dem 
Futter  der  Kühe,  aus  deren  Milch  der  Schlamm  gewonnen  war.  Der  Vf. 
spricht  auch  das  obenerwähnte  feste  Fett  des  Schlammes  als  intermediäres 
Glycerid  bei  der  Milchfettbildung  in  den  Milchdrüsenzelleu  an,  das  die 
Eigenschaften  des  Nahrungsmittel-  und  Milchfettes,  wie  näher  gezeigt  wird, 
vereinigt.  Ferner  hat  sich  der  Vf.  mit  den  im  Schlamm  nachweisbaren 
Phosphatiden  beschäftigt  und  sie  mit  den  Phosphatiden,  die  sich  aus  Milch- 
drüsen gewinnen  ließen,  verglichen.  Der  Gehalt  der  Milchdrüse  an  Phos- 
phatiden (als  Lezithin  berechnet  4,4  °/o)  ist  viel  höher  als  der  des  Zentri- 
fugenschlammes und  der  der  Milch.  Der  Vf.  hält  es  für  sehr  wahrscheinlich, 
daß  die  Phosphatide  bei  der  Milchbildung  eine  hervorragende  Rolle  spielen. 
Außer  Lecithin  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  der  Milchdrüse  und 
im  Schlamm  noch  andere  Lipoide  enthalten,  deren  Natur  noch  nicht  auf- 
geklärt werden  konnte.  Ferner  wurden  in  beiden  Materialien  Cholesterin 
in  erheblichen  Mengen  gefunden. 

Beobachtungen  über  die  Fettkügelchen  in  der  Milch.  Von  W.  F. 
Cooper,  W.  H.  Nuttall  und  G.  A.  Freak.  ^)  —  In  Fortsetzung  ihrer  früheren 
Untersuchungen  haben  die  Vff.  keine  Beziehung  zwischen  der  Zusammen- 
setzung des  Serums  und  der  Butterungsfähigkeit  des  Rahms  auffinden 
können.  Studien  über  den  Einfluß  der  Butterungstemperatur  ließen  zwar 
erkennen,  daß  der  Fettgehalt  des  Rahras  den  Anteil  des  in  die  Butter 
gehenden  Fettes  beeinflußt  und  daß  auch  der  Temperatur  eine  erhebliche 
Bedeutung  zukommt,  doch  ließen  sich  keine  Beziehungen  zwischen  der 
Größe  der  Fettkügelchen  und  dem  in  die  Butter  gehenden  Fettanteil  be- 
stimmen. Bei  Fütterungsversuchen,  bei  denen  die  Wirkung  einer  Ration 
mit  hohem,  mittlerem  und  niedrigem  Eiweißveihältnis  geprüft  wurden, 
ließ  sich  in  Anbetracht  der  erhaltenen  unregelmäßigen  Werte  nur  soviel 
erkennen,  daß  das  Futter  einen  geringen  oder  keinen  Einfluß  auf  die  Giöße 
der  Fettkügelchen  ausübt.  Die  Versuche  sollen  noch  in  anderer  Weise 
fortgesetzt  werden.  Bemerkenswert  ist,  daß  der  mittlere  Durchmesser  der 
Fettkügelchen  bei  der  Milch  der  Jersey-  und  Guernseykühe  normal,  bei 
den  Shorthorns  dagegen  ungewöhnlich  groß  war. 

Das  specifische  Gewicht  der  Kuhmilch  und  dessen  Änderung  kurz 
nach  dem  Ausmelken.  Von  W.  Fleischmann  und  Georg  Wiegner.-)  — 
Die  von  Quevenne  zuerst  beobachtete  Zunahme  des  spec.  Gewichtes  der 
Milch,  die  „Verdichtung'',  in  den  ersten  Stunden  nach  dem  Melken  und 
bei  Wärmegraden,  die  unter  dem  Erstarrungspunkte  des  Fettes  der  Milch 
liegen,  wurde  im  Laufe  der  Zeit  in  mehrfacher  Weise  zu  erklären  versucht. 
Eine  nähere  Prüfung  dieser  Versuche  ergab,  daß  die  fragliche  Erscheinung 
nur  bei  Wärmegraden,  bei  denen  das  Milchfett  fest  werden  kann,  eintritt 
und  unzweifelhaft  eine  Folge  der  fortschreitenden  Erstarrung  des  beim  Aus- 
melken flüssigen  Milchfettes  ist.  Alle  übrigen  Erklärungsversuche  er- 
wiesen sich  als  unhaltbar.  Die  Verdichtung  findet  nicht  statt,  wenn  man 
die  Milch  vor  dem  Abkühlen  auf  Wärmegrade,  bei  denen  Fett  erstarren 
kann,  schützt,  auch  ist  sie  in  scharf  entrahmter  Magermilch  nicht  zu  beob- 
achten.   Auch  Milchfett -Wasser -Emulsionen  zeigen  unter  den  angegebenen 


1)  Journ.  of  Agric.  Science  1913,  5,  331—356  (Watford,  Cooper  Labor,  ot  PZconomic  Research); 
vergl.  dies.  Jahresber.  1911,  424.  —  ")  Journ.  f.  Landw.  1913,  61,  283—323  (Göttingen,  Labor,  f.  Chem. 
u.  Bakt.  d.  Milch). 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  353 

Verhältnissen  eine  Zunahme  des  spec.  Gewichts,  während  sie  bei  Emul- 
sionen von  Ölen,  die  bei  den  in  Betracht  kommenden  Wärmegraden  flüssig 
bleiben,  nicht  eintritt.  Daß  das  Fett  in  der  Milch  beim  Abkühlen  erstarrt, 
läßt  sich  im  Polarisationsmikroskop  zur  Anschauung  bringen.  Ebenso  läßt 
sich  zeigen,  daß  der  erstarrte  Anteil  des  Milchfettes  ein  höheres  spec.  Ge- 
wicht besitzt  als  der  flüssig  gebliebene. 

Einfluß  der  Temperatur  auf  den  physikalischen  Zustand  des  Milch- 
fettes. Von  W,  van  Dam.  ^)  —  Die  Ausdehnung  eines  Rahms  mit  44  °/o 
Fett,  der  24  Stdu.  auf  0*^  abgekühlt  und  dann  allmählich  auf  25  ^  erwärmt 
wurde,  war  sehr  ungleichmäßig.  Sie  betrug  anfangs  ungefähr  0,065  VoL-^/^ 
für  1  ^,  erreichte  bei  11  ^  ca.  0,12  Vol.-°/o  und  nahm  mit  steigender 
Temperatur  wieder  ab.  Bei  Rahmproben,  die  längere  Zeit  vor  Ausführung 
der  Bestimmungen  auf  — 15°,  -|-7*^,  4~10<',  +16^  gehalten  wurden, 
erwies  sich  die  Ausdehnung  bei  Erwärmung  um  1  ^  als  in  hohem  Maße 
abhängig  von  dieser  Vorbehandlung.  Die  Versuche,  die  auch  mit  Rahm 
angestellt  wurden,  der  bis  zur  beginnenden  Gerinnung  gebuttert  worden 
war,  geben  ein  Bild  von  dem  physikalischen  Zustand  des  Milchfettes  nach 
Einwirkung  verschieden  hoher  Temperaturen. 

Über  die  Capronsäure  des  Milchfettes.     Von  Kaiman  von  Fodor. -) 

—  Bei  der  Prüfung  des  Reifeprocesses  des  Liptauerkäses  fand  der  Vf. 
als  Bestandteil  Normal- Capronsäure.  Er  prüfte  daher,  ob  auch  das  Fett 
der  Schaf-  und  Kuhmilch  diese  Säure  enthält.  Es  gelang  nachzuweisen, 
daß  in  beiden  Fettarten  Normal -Capronsäure  vorhanden  ist. 

Enthält   die   Milch    Phosphatide.      Von   Vladimir   Njegovan.^)   — 

Die  Untersuchungen  des  Vf.  führen  dazu,  anzunehmen,  daß  die  Milch 
Phosphatide  überhaupt  nicht  enthält  und  daß  die  von  verschiedenen  Forschern 
beobachtete  P- haltige  Substanz  nicht  mit  den  Phosphatiden  identisch  sein 
dürfte.  Der  Vf.  verreibt  die  auf  25 — 30^  erwärmte  Milch  mit  wasserfreien 
NagSO^  und  trocknet  die  Masse  im  Vacuumexsiccator  über  HgSO^.  Die 
Extraction  mit  Chloroform,  absolutem  Äther,  Aceton,  Benzol,  Petroläther, 
Benzin  liefert  stets  P- freie  Auszüge.  Die  kleinen  P- Mengen,  die  bei  der 
alkoholischen  Extraction  beobachtet  werden,  sind  kleinen  Mengen  über- 
gegangenen Caseins  oder  seinen  Zersetzungsproducten  zuzuschreiben. 

Ursprung  des  Ammoniaks  in  der  Milch.  Erklärung  seines  Vor- 
kommens. Von  L.  Marcas  und  C.  Huyge.^)  —  Von  38  Proben  Handels- 
milch gaben  18  eine  ziemlich  starke  und  nur  12  Proben  eine  negative 
Reaktion.  Reine  Milch  ist  selbst  bis  zum  Gerinnen  frei  von  NHg.  Das 
Ammoniak  gelangt  in  die  Milch  durch  Zusatz  von  unsauberem  Wasser,  sowie 
durch  ungenügende  Sorgfalt  beim  Gewinnen  und  Aufbewahren,  Besonders 
die  StallJuft  übt  einen  ungünstigen  Einfluß  aus.  Der  negative  Ausfall  der 
Reaktion  spricht  jedoch  noch  nicht  für  die  Reinheit  der  Milch. 

Der  isoelektrische  Punkt  des  Menschen-,  Kuh-,  Ziegen-,  Hunde- 
und  Meerschweinchencaseins.  Von  Aroo  Ylppö.  ^)  —  Während  der 
isoelektrische   Punkt   und    das   Ausflockungsoptimum    bei    dem   Casein    der 


1)  Chem.  Weekblad  1912,  9,  982—991 ;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  457  (Henle).  —  2)  Ztschr. 
Unters.  Nähr.- u.  Gennßm.  1913,  26,  641—644  (Magyarovar ,  Milchwsch.  Versuchsst.).  —  s)  Biochem. 
Ztschr.  1913,  54,  78—82  (Krizevci,  Kroatien,  Agrik. -chem.  Inst.)  —  ^)  Rev.  gener.  du  Lait  1911.  8, 
481-486;  ref.  Ztschi'.  Unters.,  ^"ahr.-  u.  Gennßm.  1913.  26,  201  (Bnttenberg).  —  s)  Ztschr-.  f.  Kinder- 
heilk.  1913,  8,  224;  ref.  MUchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  698  (Grimmer). 

Jahresbericht  1913.  23 


354  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Hunde-,  Kuh-,  Meerschweinchen-  und  Ziegenmilch  und  des  Ziegenkolostrums 
zwischen  2,1  und  2,7  .  10~^  lag,  wurde  er  bei  Frauenmilchcasein  zu 
6,9  .  10~^  gefunden.  Er  liegt  somit  beim  Frauenmilchcasein  in  merkbar 
saurerem  Gebiet. 

Die  Wirkung  der  mechanischen  Erschütterung  auf  die  Frauen- 
milch. Von  St.  Engel.  ^)  —  Beim  Schütteln  der  Frauenmilch  zeigte  sich 
mit  zunehmender  Dauer  eine  Zunahme  der  Acidität,  um  sich  einem  Maximum 
zu  nähern,  das  zwischen  20  und  25  ccm  Yio  n-NaOH  für  lÖO  ccm  Milch 
lag,  wählend  die  Änfangsacidität  immer  sehr  niedrig  war.  Gleichzeitig 
traten  staubförmige  Gerinnsel  auf  und  das  Casein  wurde  leichter  durch 
Säure  fällbar.  Das  Milchfett  scheint  die  Hauptrolle  bei  dieser  Erscheinung 
zu  spielen,  da  entrahmte  Frauenmilch  auch  bei  langem  Schütteln  nur  eine 
sehr    geringe  Aciditätszunahme  zeigte. 

Über  den  Einfluß  des  Kochens  auf  das  physikalisch -chemische 
Verhalten  von  Frauenmilch,  Kuhmilch  und  Buttermilch.  Von  Paul 
Grosser.  2)  —  Nach  den  Untersuchungen  des  Vf.,  bei  denen  rohe  und  er- 
hitzte Kuhmilch  (Magermilch),  Frauenmilch  und  Buttermilch  durch  ein 
Buchhold'sches  Ultrafilter  zur  Beseitigung  der  kolloiden  Substanzen  ge- 
schickt wurde,  übt  das  Kochen  auf  den  Gefrierpunkt  keinen  Einfluß  aus. 
Der  Gehalt  an  N  und  P2O5  wird  bei  der  Kuhmilch  kaum  beeinflußt, 
während  er  bei  Frauenmilch  beträchtlich  sinkt.  Die  Menge  des  Kalkes 
im  Ultrafiltrat  wird  in  beiden  Milcharten  durch  längeres  Kochen  vermindert, 
bei  der  Frauenmilch  stärker  als  bei  der  Kuhmilch.  Bei  dei  Buttermilch 
war  keine  Einwirkung  des  Kochens  festzustellen.  In  der  Frauenmilch  ist 
der  nicht  kolloide  Reststickstoff  wesentlich  höher  als  in  der  Kuhmilch. 
Auch  P2O5  und  CaO  sind  in  der  Frauenmilch  zu  einem  gewissen  Procent- 
satz frei,  d.  h.  nicht  an  kolloide  Komplexe  gebunden.  Die  Buttermilch  steht 
im  Verhalten  von  CaO  und  P2O5  der  Frauenmilch  näher  als  der  Kuhmilch, 
was  sich  durch  die  saure  Gärung,  die  PoOg   und   CaO  „abspaltet*',  erklärt. 

Die  durch  Pasteurisieren  in  Kuhmilch  hervorgebrachten  chemi- 
schen Veränderungen.  Von  Philip  Rupp.^)  —  Das  Pasteurisieren  bei 
62,8 '^  bedingt  keine  erheblichen  chemischen  Änderungen  der  Milch.  Die 
löslichen  Calcium-  und  Magnesiumphosphate  werden  nicht  unlöslich.  Im 
Serum  der  bei  68,3°  pasteurisierten  Milch  ist  ebensoviel  P2O5,  CaO  und 
MgO  vorhanden  wie  im  Serum  von  roher  Milch.  Albumin  coaguliert  bei 
62,8°  nicht,  dagegen  werden  bei  65,6°  5,75 %  unlöslich.  Je  mehr  die 
Temperatur  steigt,  desto  mehr  Albumin  wird  coaguliert.  Die  zur  Coagulaüon 
des  Caseins  erforderliche  Zeit  ist  in  pasteurisierter  Milch  bis  zu  Temperaturen 
von  65°  geringer  als  in  roher  Milch;  bei  70°  tritt  eine  kleine  Verzögerung 
ein,  bei  75°  hat  sich  die  Zeit  fast  verdoppelt.  Die  durch  Titration  be- 
stimmte Acidität  ist  in  pasteurisierter  Milch  geringer. 

Über  die  Oxydationszahl  der  Milch.  Von  Temistocle  Jona.*)  — 
Die  Oxydationszahl  der  Milch,  d.  h.  die  zur  Oxydation  von  1  ccm  Milch 
nötigen  ccm  V^o  n-KMn04-Lsg.,  beträgt  bei  natureller  Milch  50 — 52. 
Sie  eignet  sich  vorzüglich  um  Wasserzusätze  festzustellen.    Bei  Zusatz  von 


1)  Monatsschr.  f.  Kinderheük.  1913,  11,  578;  rel.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  698  (Grimmer). 
—  =)  Biochem.  Ztschr.  1913,  48,  427—431  (Frankfurt  a.  M.,  Biochem.  Labor,  d.  Inst.  f.  exp.  Therap. 
u.  Kinderklinik  d.  städt.  Krankenh.).  —  ')  U.  S.  Departm.  of  Aerik.  Bur.  of  Animal  Ind.  Bml.  166, 
15  S. ;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  H.  168  (Jung).  —  •»)  Giorn.  i'aim.  Chim.  62,  59—63  (Pavia);  ref.  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  I.  1234  (Grimme). 


F,  Molkereiproducte.     1.  Milch.  355 

10  Vo  Wasser  wurde  die  Zahl  38,  bei  50  7o  die  Zahl  20,  bei  90%  die 
Zahl  4  gefunden. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Fermente  der  Milchdrüse  und  der 
Milch.  Von  Grimmer.^)  —  I.  Proteasen.  Der  Vf.  hat  gefunden,  daß 
weder  bei  den  Glycerinextrakten ,  noch  bei  den  Preßsäften  und  Kochsalz- 
extrakten der  Milchdrüsen  von  Rind,  Schaf,  Schwein  und  Pferd  eine 
proteolytische  Wirksamkeit  festzustellen  war.  In  den  Preßsäften  und 
Na  Gl -Extrakten  der  nicht  der  Autodigestion  unterworfenen  Drüsen  aller 
Tiere  waren  sehr  reichliche  Mengen  durch  Essigsäure  fällbarer  Substanzen 
vorhanden;  die  Biuretprobe  fiel  in  allen  sehr  stark  positiv  aus;  Albumosen 
und  Peptone  waren  nicht  vorhanden.  Die  Autodigestionsextrakte  der  Drüsen 
nichtmilchender  Tiere  gaben  eine  sehr  starke  Biuretreaktion,  die  auch 
nach  dem  Extrahieren  unter  Essigsäurezusatz  und  im  Filtrate  der  mit 
(NH^)«  SO4  gesättigten  Extrakte  auftritt.  Nach  der  Dialyse  trat  die  Reaktion 
nur  noch  schwach  auf.  Bei  den  gleichen  Extrakten  der  Drüsen  milchender 
Tiere  dagegen  war  die  Biuretreaktion  völlig  oder  fast  ganz  verschieden; 
auch  waren  in  ihm  nur  sehr  wenig  durch  Hitze  oder  (NH4)2S04  fällbare 
Substanzen  vorhanden.  Der  Eiweißabbau  war  aber  in  den  milchenden 
Drüsen  viel  energischer  gewesen  als  in  den  nichtmilchenden.  Besonders 
kennzeichnend  ist,  daß  bei  den  einwandfrei  nicht  milchenden  Drüsen  kein 
Tryptophan  abgespalten  wurde,  während  bei  den  milchenden  stets  eine 
deutliche  Reaktion  erkennbar  war.  Es  liegt  daher  noch  kein  Grund  vor, 
anzunehmen,  daß  das  proteolytische  Ferment  der  ruhenden  und  das  der 
tätigen  Milchdrüse  identisch  sind. 

II.  Ereptasen,  Die  vom  Vf.  untersuchten  Preßsäfte  und  Kochsalz- 
extrakte, auch  die  autoly tischen,  waren  befähigt,  aus  Seidenpepton  Tyrosin 
abzuspalten.  Ob  es  sich  hier  um  ein  besonderes  peptolytisches  Ferment 
handelt  oder  ob  die  Spaltung  durch  das  proteolytische  Ferment  der  Drüsen 
bewirkt  wird,  ist  noch  nicht  zu  entscheiden.  Es  ist  möglich,  daß  die 
proteolytischen  Fermente  in  den  tätigen  und  ruhenden  Drüsen  vielleicht 
die  gleichen  sind,  während  die  lactierenden  Drüsen  noch  ein  specifisches 
peptolytisches  Ferment  enthalten,  das  aus  den  höheren  Abbauproducten 
der  Eiweißkörper  Tryptophan  abzuspalten  vermag. 

III.  Monobut^^rinase.  Obwohl  es  infolge  der  Schwierigkeit,  die 
Milchdrüse  vollkommen  blutfrei  zu  erhalten,  und  der  Fähigkeit  des  Blutes, 
Monobutyrin  zu  spalten,  nicht  völlig  einwandfrei  sichergestellt  ist,  darf 
bei  der  geringen  Wirksamkeit  des  Blutes  und  des  sehr  kleinen  Blutgehaltes 
der  untersuchten  Extrakte,  geschlossen  werden,  daß  die  beobachtete  Spaltung 
des  Buttersäureglycerinesters  auf  ein  von  der  Milchdrüse  gebildetes  Ferment 
zurückzuführen  ist.  In  den  Kochsalzextrakten  waren  die  erhaltenen  Werte 
fast  ohne  Ausnahme  sehr  viel  niedriger  als  in  den  Preßsäften.  Die  Dialyse 
der  Säfte  und  Extrakte  hatte  in  den  meisten  Fällen  einen  starken  Abfall 
der  Wirksamkeit  des  Fermentes  zur  Folge.  Bei  der  Autodigestion  wird 
das  Ferment  nicht  zerstört. 

IV.  Am y läse.  Die  Drüsen  vom  Pferd  und  Schwein  besitzen  in 
hohem    Maße    die    Fähigkeit,    Stärke    abzubauen.      Beim    Rinde    ist    diese 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  53,  429—473  u.  Müchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  617—622,  637—647, 
657—663,  684—691  (Dresden,  Kgl.  Tierarzt!.  Hochsch.);  vergl.  auch  dies.  Jahresber.  1909,  345;  1911,  400 
u.  1912,  335. 

23* 


356  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Fähigkeit  in  den  ruhenden  Drüsen  stärker  als  in  den  tätigen.  Die  ruhenden 
Drüsen  des  Schafes  besaßen  keine  bemerkenswerte  amylolytische  \\^irksam- 
keit.  Die  erhaltenen  Resultate  sind  nicht  eindeutig  genug,  um  Schlüsse 
über  die  Entstehung  der  Milch  zuzulassen.  Indessen  ist  die  in  den  ver- 
schiedenen Milcharten  enthaltene  Amylase  als  ein  originäres  Ferment 
anzusprechen. 

V.  Salolase.  Alle  untersuchten  Säfte  und  Extrakte  besaßen  in 
hohem  Maße  die  Fähigkeit,  Salol  zu  spalten.  Dieses  Vermögen  der  Milch- 
drüsen ist  als  eine  rein  fermentative  Wirkung  aufzufassen.  Hierfür  spricht, 
daß  die  salolspaltende  Fähigkeit  der  Extrakte,  bei  denen  die  alkalische 
Reaktion  durch  Dialyse  beseitigt  ist,  nicht  verloren  ging,  daß  die  Salolase 
in  den  dialysierten  Lösungen  wie  in  den  Extrakten  und  Preßsäfteu  selbst 
durch  Erhitzen  zerstört  wird  und  daß  das  P'erment  durch  (NH4)2S0^  fäll- 
bar und  durch  Behandeln  des  Niederschlages  mit  Wasser  wieder  in  Lösung 
zu  bringen  ist. 

VL  Peroxydase.  Die  Guajakperoxydase  konnte  nur  in  den  lac- 
tierenden  Drüsen  der  Wiederkäuer  gefunden  werden.  Ob  in  allen  unter- 
suchten Drüsen  auch  ein  Enzym  vorhanden  ist,  das  Paraphenylendiamin, 
Rothenfußer'sches  Reagens,  Jodstärke  usw.  ox3'diert,  ist  nicht  zu  entscheiden. 
Wahrscheinlich  ist  es  in  den  lädierenden  Drüsen  enthalten.  Es  ist  an- 
zunehmen, daß  die  Guajak-  und  die  Paraphenylenperoxydase  der  Wieder- 
käuermilcharten nicht  identisch  sind.  Die  vorliegenden  Untersuchungen 
sind  keine  Stütze  für  die  Annahme,  nach  der  das  oxydierende  Prinzip  der 
verschiedenen  Milcharten  kein  Ferment  ist.  Der  Vf.  äußert  sich  hinsichtlich 
der  Bedeutung  der  verschiedenen  Fermente  in  der  Milch  dahin,  daß  sie 
wohl  als  Producte  der  Milchdrüse  zu  betrachten  sind,  die  sie  benötigte, 
um  die  Milch  zu  bilden,  kaum  aber  als  Producte,  die  dem  zu  ernährenden 
Säugling  zugute  kommen  sollen. 

Zur  Frage  nach  der  Fermentnatur  der  Milchperoxydase.  Von 
W.  Grimmer.^)  —  Der  Vf.  tritt  der  Auffassung  von  Hesse  und  Kooper^) 
entgegen.  Aus  neueren  Untersuchungen  schließt  der  Vf.,  daß  die  Per- 
oxydase entweder  selbst  ein  Eiweißkörper  ist,  der  in  seinem  chemischen 
und  physiologischen  Verhalten  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Ähnlichkeit 
mit  dem  Milchalbumin  besitzt,  oder  aber  daß  das  Ferment  große  Neigung 
besitzt,  vom  Albumin  absorbiert  zu  werden,  so  daß  seine  Trennung  mit  den 
zu  Gebote  stehenden  Mitteln  nicht  möglich  ist.  Die  Alkalität  der  Milch 
ist  für  das  Zustandekommen  der  Peroxydasereaktion  völlig  belanglos.  Auch 
die  neuerdings  von  Hesse  und  Kooper^)  gegebene  Ei*klärung,  nach  der 
die  Reaktion  durch  die  katalytische  Wirkung  von  Eisenverbindungen  be- 
dingt sein  soll,  beruht  nach  dem  Vf.  auf  unrichtigen  Voraussetzungen. 

Über  einige  Peroxydasereaktionen  der  Milch.  Von  Themistocle 
Jona.  3)  —  Die  Peroxj^dasereaktion  zur  Unterscheidung  roher  und  gekochter 
Milch  wurde  von  keinem  der  benutzten  Konservierungsmittel  beeinflußt. 
Als  Konservierungsmittel  ungeeignet  erwies  sich  ammouiakalische  Kupfer- 
sulfatlösung. Rohe  Milch,  die  lange  Zeit  bei  — 10  °  aufbewahrt  war,  gab 
die  Reaktion  vorzüglich.    Durch  weitere  Versuche,  deren  Ergebnisse  tabel- 


1)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  85—88  (Dresden,  Physiol. -ehem.  Vereuchsst. 
d.  Tierärztl.  Hochsch.V  —  2)  Dies.  Jahresber.  1912,  335.  —  S)  Arch.  d.  Farmacol.  sperim.  15,  122—130 
(Pavia);  ref.  Chem.  Ctlrbl.  1913,  I.  1790  (Grimme). 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  357 

larisoh  wiedergegeben  werden,  wurde  der  Einfluß  von  Höhe  und  Dauer 
der  Erhitzung  auf  den  Ausfall  der  Reaktion  bei  reiner  und  konservierter 
Milch  ermittelt.  Sind  Konservierungsmittel  (Borsäure,  Benzoesäure,  Salicyl- 
säure,  Sublimat,  Natriumdicarbonat)  zugesetzt,  so  wird  beim  Erhitzen  die 
Peroxyd asereaktion  schon  früher  wie  sonst  aufgehoben.  Die  nach  Frouin^) 
für  die  Analyse  homogenisierte  Milch  gibt  die  p-Phenylendiamin-  und 
Guajakolreaktion  nicht  mehr  oder  mit  einem  Überschuß  des  Reagenses  nur 
sehr  schwach.  Der  Yf.  führt  dies  auf  den  NH3-  und  nicht  so  sehr  auf 
den  Saponinzusatz  zurück.  Auf  das  Alter  der  Milch  lassen  sich  aus  dem 
Ausfall  der  Reaktion  keine  bestimmten  Schlüsse  ziehen.  Die  Peroxydase- 
reaktion  ist  nicht  an  den  Zusatz^  von  oxydierenden  Substanzen  gebunden, 
doch  muß  diese  Tatsache  noch  durch  weitere  Versuche  geklärt  werden. 
Der  Vf.  beschäftigt  sich  schließlich  mit  der  Eeaktion  von  Gau  eher  2),  äk' 
auf  der  Entfärbung  frischer  Hämatinlösung  durch  gekochte  Milch  beruht. 
Die  Reaktion  wird  durch  Zusatz  von  roher  zur  gekochten  Milch,  HgOg, 
Kaliumbichromat,  HgClg  verhindert.  Umgekehrt  entfärbt  rohe  Milch  mit 
Formalin  sofort  Hämatin.     Ebenso  wirken  Spuren  von  Hg  S. 

Wirkung  des  Wasserstoffsuperoxyds  auf  die  Amylase  der  Frauen- 
milch. Von  L.  Lagane.  ■^)  —  Der  Vf.  hat  nachgewiesen,  daß  durch  kleine 
Zusätze  von  HgOo  die  verflüssigende  Wirkung  der  in  der  Frauenmilch 
enthaltenen  Amylase  auf  Stärkekleister  erheblich  beschleunigt  wird;  das- 
selbe gilt,  jedoch  in  geringerem  Grade  auch  für  die  verzuckernde  Kraft 
des  Enzyms.  Die  Aktivierung  der  Amylase,  die  der  Vf.  dem  H.^  Og  zu- 
schreibt, ist  vielleicht  auf  die  Peroxydasen  der  Milch  zurückzuführen. 
Die  entsprechenden  Versuche  mit  Kuh-  und  Ziegenmilch,  denen  die  Amy- 
lase fehlt,  fielen  stets  fast  vollständig  negativ  aus. 

Huslanka  und  Yoghurt  und  die  Vergleichung  der  Säuerungs- 
erreger der  beiden  Sauermilcharten.  Von  Wladimir  Kindraczuk.^)  — 
Die  von  den  Huzulen  in  den  Ostkarpathen  und  in  der  Bukowina  bereitete, 
sehr  beliebte  Sauermilch  Huslanka  ist  außerordentlich  haltbar,  läßt  sich 
1  —  2  Jahre  aufbewahren  und  verdankt  ihre  Haltbarkeit  der  großen  Menge 
Milchsäure,  die  durchschnittlich  2 — 2,5*^/0  beträgt.  Es  wurden  in  ihr 
der  Streptococcus  Günther!  und  ein  dem  Bac.  bulgaricus  sehr  nahe  ver- 
wandter, doch  nicht  mit  ihm  identischer  Bacillus  gefunden,  den  der  Vf. 
B.  carpathicus  nennt.  Die  Bereitung  der  Huslanka  ist  sehr  ähnlich  der 
des  Yoghurt. 

Das  Wiener  Präparat  „Yoghurtogen"  und  das  Vorkommen  des 
„Bacillus  bulgaricus"  in  Moskauer  roher  Milch.  Von  N.  P.  Micha- 
lowsky.  ^)  —  In  dem  Präparat,  dem  ungeeignete  und  abänderungsbedürftige 
Vorschriften  beigefügt  sind,  wurden  3  Arten  von  Milchsäurebakterien  fest- 
gestellt: Bact.  lactis  acidi  in  enormer  Anzahl,  Bac.  bulgaricus,  bedeutend 
weniger,  und  in  sehr  geringer  Zahl  ein  Streptococcus,  der  eine  Rassen- 
varietät des  von  We  ig  mann  entdeckten  Streptococcus  hollandicus  war. 
Der  Vf.  konnte  ferner  den  Nachweis  für  die  Anwesenheit  des  Bac.  bul- 
garicus in  der  Moskauer  Marktmilch  erbringen,  was  mit  der  von  Hastings 


1)  Dies.  .Jahresber.  1912,  522.  —  ^)  Ebend.  1908,  616.  —  S)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences 
1913,  156.  1941-1943.  —  *)  Österr.  Molk. -Zeit.  1912,  19.  257;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  U.Abt.  1913, 
37,  96  (Stift).  —  6)  Ber.  d.  bakteriol.  agronom.  Stat.  in  Moskau  1912.  Nr.  19;  ref.  Ctrlbl.  Agrik.-Cheni. 
1913,  42,  715. 


358  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

und  Hammer  ausgesprochenen  Ansicht  im  Einklang  steht,  nach  der  der 
Bacillus  sehr   verbreitet  ist  und  meist  in  roher  Kuhmilch  vorkommt. 

Taette,  die  Sauermilch  der  Skandinavier.     Von  W.  Freund,  i)  — 

Die  Untersuchungen  bestätigen  im  allgemeinen  die  von  Olsen 2)  mitgeteilten 
Beobachtungen. 

Über  eine  gegorene  Milch,  die  in  Serbien  und  Montenegro  als 
Nahrungsmittel  dient.  Von  C.  Gorini.  ^)  —  Die  verbreitetste  der  ver- 
wendeten gegorenen  Milcharten  ist  das  Skorup,  das  aus  dem  aufgestiegenen 
Rahm  gekochter  Milch  bereitet  wird  und  von  dem  der  Vf.  einige  Proben 
untersuchte.  Die  Mikroflora  in  ihneu  war  dieselbe  wie  in  Yoghurt  und 
Griodda,  sie  bestand  aus  einer  Mischung  von  Milchsäurebakterien  (Lacto- 
coccen  und  Lactobacillen)  und  Saccharomyceten  in  geringerer  Zahl.  Da 
diese  Saccharomyceten  von  dem  Vf.  in  allen  ursprünglichen  gegorenen 
Milcharten  vorgefunden  wurden,  sind  sie  nicht  unter  die  anormale  Flora 
zu  rechnen.  Bemerkenswert  ist  die  vollständige  Abwesenheit  aller  wirklich 
fremdartigen  Keime.  Wahrscheinlich  wird  dies  durch  die  wirksame  Sterili- 
sierung der  Milch  durch  Kochen  und  durch  eine  besondere  Energie  der 
angewandten  Milchsäurebakterien,  durch  die  sie  die  gegnerischen  Keime 
überwältigen,  verursacht. 

Über   das  Milchfett   altmelker  Kühe.    Von   Kälmän  von   Fodor.  *) 

—  Bei  der  Untersuchung  ungarischer  Butter  hat  der  Vf.  früher  beobachtet, 
daß  die  Butter  in  den  Monaten  Februar  und  März,  in  die  die  Zeit  des  Ab- 
kalbens  meistens  fällt,  vielfach  schneller  verdirbt  und  eine  schlechtere  Be- 
schaffenheit aufweist  als  in  den  anderen  Monaten.  Bei  vergleichenden 
Untersuchungen  hat  sich  nun  in  der  Tat  ergeben,  daß  das  Milchfett  der 
altmelken  Kühe  leichter  zersetzbar  ist  als  das  der  frischmelkenden.  Wor- 
auf dies  beruht  und  ob  hierbei  der  höhere  Ölsäuregehalt  eine  Rolle  spielt, 
ist  noch  nicht  zu  entscheiden. 

Die    Milch    brünstiger    Kühe    als    Kindermilch.      Von    Hermann 

Steng.  ^)  —  Die  Veränderungen  in  der  chemischen  Zusammensetzung  der 
Milch  brünstiger  Kühe  können  nicht  regelmäßig  nachgewiesen  werden. 
Das  Fett  zeigt  manchmal  geringe  Unterschiede,  indem  es  bald  höher,  bald 
niedriger  ist.  Refraktion  und  Milchzucker  bleiben  gleich  oder  werden 
wenig  erhöht.  Die  Säure  verändert  sich  meist  nicht.  Das  spec.  Gewicht  ist 
trotz  des  erhöhten  Fettgehaltes  öfters  hoch,  im  ganzen  aber  wenig  geändert. 
Auch  Eiweiß,  Trockenmasse  und  Asche  weichen  nicht  oder  nur  wenig  von 
den  normalen  Werten  ab.  Als  Säuglingsnahrung  sollte  Brunstmilch  nicht 
verwendet  werden;  Versuche  ergaben,  daß  durch  sie  Erkrankungen  in 
Form  der  Dyspepsie  ausgelöst  werden  können.  Wahrscheinlich  sind  dabei 
Toxine  (Ovariotoxine)   mit  im  Spiele. 

Untersuchungen  über  die  Alkoholprobe  bei  Milch  von  kranken 
Kühen.  Von  Karl  Metzger.*')  —  Die  Untersuchungen  des  Vf.,  die  sich 
auf  70  kranke  Kühe   erstreckten,   ergaben:    Zwischen    dem  Säuregrad   und 


1)  Molk. -Zeit.  Hildesheira  1913,  27,  661:  ref.  Ctrlbl.  Baktoriol.  II.  Abt.  1913,  39.  143  (Wolff). 
—  "1  Dies.  Jahresber.  1912,  333.  -  s)  Rendiconti  d.  R.  Inst.  Lombardo  di  sc.  e  latt.  1913.  46.  396 
(Mailand,  Bakt.  Labor,  d.  Idwsch.  Hochsch.);  ref.  Milchwsch.  Cirlb!.  1913,  42,  396  (Kaufmann).  — 
«)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  26,  2.35—237  (Ma?yar6vdr,  Versnchsst.  f.  Milchw.).  — 
6)  Arch.  f.  Hyg.  78,  219—246  (Tübingen);  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  606  (Proskaner)  u.  Chera  -Zeit. 
Rep.  1913,  37,  661.  —  6)  Molk. -Zeit.  Berlin  1912,  Nr.  52;  rof.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  491  (Popp). 


F.   Molkereiproducte.     1.   Milch.  359 

dem  Ausfall  der  Alkoholprobe  bei  der  Milch  kranker  Tiere  besteht  keine 
regelmäßige  Beziehung.  Die  Körpertemperatur  (Fieber)  beeinflußt  weder 
den  Säuregrad  noch  den  Ausfall  der  Alkoholprobe.  Eine  Beziehung  zwischen 
Alkoholgerinnung  und  Tuberkulose  besteht  nicht,  ebensowenig  zwischen 
Alkoholgeriunung  und  Indigestion  verschiedener  Art.  Die  Milch  von  Kühen, 
die  verkalbt  haben,  gerinnt  regelmäßig  längere  Zeit  mit  Alkohol.  Der  an- 
steckende Scheidenkatarrh  beeinflußt  die  Alkoholprobe  nicht.  Erkrankungen 
der  Gebärmutter  zeigen  sieh  durch  die  Alkoholprobe  fast  regelmäßig,  doch 
nicht  ausnahmslos  an.  Die  Alkoholprobe  ist  als  diagnostisches  Hilfsmittel 
für  den  Tierarzt  nicht  verwertbar.  Ihr  Hauptwert  besteht  in  der  Ermittlung 
der  Frische  der  Milch. 

Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  Leukocytenzahl  und  der 
Entzündungsproducte  auf  die  Reaktion  der  Milch.  Von  Joseph  Frick.^) 
—  Die  Höyberg'sche  Methode 2)  ist  nach  dem  Vf.  nicht  brauchbar. 
Kolostrum  besitzt  bei  hohem  Leukocytengehalt  erhöhte  Acidität.  Altmelke 
Milch  trächtiger  Kühe  zeichnet  sich  durch  verminderte  Acidität  und  er- 
höhten Leukocytengehalt  aus;  die  altmelke  Milch  nichtträchtiger  Tiere  ist 
dagegen  lange  Zeit  normal.  Bei  Mastitismilch  war  die  Acidität  meistens 
vermindert;  bei  akuten  Fällen  ist  die  Acidität  zunächst  erhöht;  sie  nimmt 
erst  im  Verlaufe  der  Krankheit  ab  und  sinkt  unter  die  Norm.  In  der 
Mehrzahl  der  Fälle  ging  Leukocyten-  und  Bakterienzahl  parallel.  Mit  zu- 
nehmender Leukocytenzahl  sinkt  in  der  Regel  die  Acidität. 

Untersuchungen  zur  Hygiene  der  Kuhmilch  (I).  Von  Gottlieb 
Salus.  ^)  —  Der  Vf.  behauptet,  daß  es  möglich  wäre,  bei  Reinhaltung  der 
Tiere  und  besonders  der  Euter  eine  bedeutend  keimärmere  Milch  zu  ge- 
winnen, deren  Keimgehalt  offenbar  durch  die  Striehflora  hauptsächlich  von 
voller  Sterilität  entfernt  war,  wenn  man  die  Milch  jeder  einzelnen  Kuh 
sofort  in  eigene  sterilisierte  Gefäße  aufnehmen  könnte.  Diese  Milch  wäre 
auch  bei  Kühlhaltung  länger  frisch  und  keimarm  aufzubewahren. 

Einige  Umstände,  die  den  Keimgehalt  der  Milch  beeinflussen. 
Von  A.  Länder  und  A.  Cunningham,*)  —  Der  Keimgehalt,  der  durch 
Zählung  der  auf  Agarplatten  bei  22*^  nach  72  Stdn.  entstandenen  Kolonien 
ermittelt  wurde,  wurde  durch  Putzen  der  Kühe  um  etwa  98%  vermindert. 
Das  Bürsten  des  Euters  erhöhte  den  Bakteriengehalt  der  Milch.  Wurde 
das  Euter  gewaschen  und  feucht  gelassen,  so  erniedrigte  sich  der  Keim- 
gehalt der  Milch  im  Vergleich  zu  der  Milch,  die  von  nur  geputzten  Kühen 
erhalten  wurde,  um  etwa  88  %•  Auch  der  bekannte  Einfluß  des  Ktthlens 
wurde  gezeigt.  Die  Milch,  wie  sie  den  Kuhstall  verläßt,  zeigte  im  Durch- 
schnitt einen  Keiragehalt  von  unter  50  000  in   1  com. 

Biologische  Prüfung  der  Güte  der  Milch.  Von  Simeon  Parascht- 
schuk.5)  —  ßer  Vf.  hat  gefunden,  daß  das  Verhalten  der  Milch,  wenn 
man  sie  nach  dem  Sterilisieren  mit  5  verschiedenen  Reinkulturen  (1 — 2%) 
impft  und  im  Thermostaten  bei  32 — 36^  bis  zum  Gerinnen  stehen  läßt, 
für   ihre  Beurteilung  verwendet   werden   kann.     In   sehr   guter  Milch,   die 


1)  Dissertation  Stuttgart  1912;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  ,S9,  180  (Grimmer).  —  3)  Dies. 
Jahresber,  1911,  641.  —  ^)  Dies.  Jahresber.  1911,  641.  —  s)  Arch.  £.  Hyg.  1912,  75,  353—370;  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  120  (Proskauer).  —  ■•)  Edinburgh  and  East  of  Scotland  Coli,  of  Agric.  1913, 
Rep.  28;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  1913,  38,  223  (Golding).  —  5)  MUchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  65-69  u. 
Ber.  über  d.  Tätiifk.  d.  milchw.  Unters. -Labor,  an  d.  Butterbörse  zu  Petersburg  1910/11,  53;  ref.  Ctrlbl. 
Bakteriol.  11.  Abtt  1913.  37,  94  (Kolenew). 


360  Landwirtscliaftliclie  Tierproduction. 

nach  5  —  6  Stein,  gerinnt,  wurden  zahlreiche  dänische  Streptokokken,  die 
in  Dänemark  zur  Herstellung  von  Trockenkulturen  verwendet  werden,  ebenso 
Milchsäurebakterien  vom  Güntheri-Typus  und  Jaroslaw'sche  Diplokokken  (aus 
Jaroslawer  Rahm  isoliert)  gefunden.  Russische  Milchsäurestreptokokken  und 
Bac.  bulgaricus  gelangen  dagegen  nur  in  geringer  Zahl  zur  Entwicklung. 
Bei  Milch  mittlerer  Beschaffenheit,  bei  der  das  Gerinnen  etwa  2  Stdn.  länger 
dauert,  sind  die  dänischen  Streptokokken  fast  abwesend,  dagegen  sind  viele 
Milchsäurebakterien,  sowie  eine  ziemlich  große  Menge  von  russischen  Strepto- 
kokken und  von  Bac.  bulgaricus  zugegen.  Ist  die  Milch  noch  weniger 
einwandsfrei,  so  ist  die  Gerinnungszeit  noch  länger  und  es  kommen  geringere 
Mengen  von  kleinen  Diplokokken  und  größere  Mengen  von  russischen 
Streptokokken  und  Bac.  bulgaricus  zur  Entwicklung.  Noch  schlechtere 
Milch  hemmt  die  Entwicklung  der  kleinen  Milchsäurebakterien  und  russischen 
Streptokokken.  Nur  Bac.  bulgaricus  kann  unter  diesen  Bedingungen  noch 
"Widerstand  leisten.  Es  gibt  jedoch  so  schlechte  Milch,  daß  auch  diese 
Bakterienart  nicht  mehr  zur  Entwicklung  kommen  kann.  Es  müssen  daher 
in  der  Milch  irgendwelche  Substanzen  entstehen,  die  auf  Milchsäure- 
bakterien geradezu  giftig  wirken.  Wahrscheinlich  wird  derartige  Milch 
auch  für  den  kindlichen  Organismus  nicht  indifferent  sein.  • 

Über  den  Alkoholgehalt  der  Milch  nach  Zufuhr  wechselnder 
Alkoholmengen  und  unter  dem  Einfluß  der  Gewöhnung.  Von  Wilhelm 
Völtz  und  Johannes  Paechtner. i)  —  Im  ]\Iittel  von  16  Versuchen,  mit 
Einschluß  der  Versuche  an  einem  noch  nicht  an  Alkohol  gewöhnten 
Tier,  wurden  aus  einer  gesamten  Zufuhr  von  5,8  1  absolutem  Alkohol 
11,05  ccm  =  0,19  ^/o  in  einer  gesamten  Milchmenge  von  107,5  kg  nach- 
gewiesen, das  sind  0,0817  g  Alkohol  in  1  kg  Milch.  In  der  Milch  von 
Kühen,  die  Schlempe  mit  dem  in  der  Praxis  überhaupt  nur  noch  und 
zwar  sehr  selten  in  Betracht  kommenden  Alkoholgehalt  von  0,1  —  0,3%  in 
den  üblichen  Mengen  verzehren,  kann  demnach  der  Säugling  zumeist  gar 
keinen,  höchstens  einige  mgr  Alkohol  täglich  aufnehmen.  Auch  die  Frauen- 
milch enthält  nach  mäßigem   Alkoholgenuß  nur  minimale  Mengen   Alkohol. 

Über  den  Einfluß  von  Arzneigaben  auf  die  Milch  der  Kühe. 
Von  Oliviero  Lanzoni.  ^)  —  Der  Einfluß  der  geprüften  Arzneimittel 
äußerte  sich  in  folgender  Weise:  Die  Trockensubstanz  wurde  durch  NajSO^ 
um  0,81%,  durch  MgSO^  um  2.64%  erhöht,  durch  Rhabarber  um  1,38%, 
durch  Aloe  um  1,40  "/o,  durch  Arsenik  um  1,46 '^o  vermindert.  Das  Fett 
nahm  zu  bei  Nag  SO4  um  0,94%,  bei  MgSO^  um  2,05%,  dagegen  ab  bei 
Rhabarber  um  0,8  Vo,  bei  Aloe  um  0,14%,  bei  Arsenik  um  0,26%.  Das 
Casein  stieg  bei  NagSO^  um  0,19%,  bei  MgSO^  um  1,03%;  die  Abnahme 
betrug  bei  Rhabarber  1,5%,  bei  Aloe  1,91%,  bei  Arsenik  0,95%.  Im 
Gehalt  an  Eiweiß  wurde  stets  eine  Zunahme  beobachtet;  bei  Na2S04  um 
0,02%,  bei  MgSO^  0,10%,  bei  Rhabarber  0,04  "0,  bei  Aloe  1.43%,  bei 
Arsenik  0,09%.  Der  Milchzucker  verminderte  sich  durch  Na2S04  um 
0,26%,  durch  MgSO^  um  0,28%,  durch  Aloe  um  0,75^0,  durch  Arsenik 
um  0,26%;  er  nahm  nur  bei  Rhabarber  zu  und  zwar  um  1,01%.  Der 
Aschengehalt   nahm   in   allen  Fällen   ab;    bei  Na2S04  0,08%,    bei  MgSO^ 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913,  52,  7:'.— 95  u.  Ztschr.  f.  Spiritnsind.  1918.  36.  ;^9  u.  350,  361  n.  362 
(Berlin,  Ins«,  f.  Gärangsg-ewerbe  d.  Idwsch.  Hochsch.).  —  ^)  La  Clinica  Vetermaria  1913,  36,  11—23 
u.  58—69;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Eundsch.  1913,  4,  961. 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  361 

0,26  °/o,  bei  Rhabarber  0,13%,  bei  Alce  0,03%,  bei  Arsenik  0,08  "/o.  Das 
spec.  Gewicht  der  Milch  stieg  bei  NagSO^  und  MgSO^  um  0,004,  fiel  bei 
Rhabarber  ura  0,002,  bei  Arsenik  um  0,004  und  blieb  unverändert  bei 
Aloe.  Das  spec.  Gewicht  des  Serums  nahm  zu  bei  Na^SO^  um  0,002, 
bei  MgSO^  um  0,004  und  verringerte  sich  bei  Rhabarber  und  Arsenik  um 
0,002;  auch  hier  war  Aloe  ohne  Einfluß.  Der  Vf.  schließt  aus  seinen 
Untersuchungen,  daß  Na-  und  Mg-Sulfat  wahrscheinlich  überhaupt  nicht 
in  die  Milch  übergehen,  daß  die  Arzneimittel  erhebliche  Yeränderungen 
bei  den  Bestandteilen  der  Milch  hervorrufen  und  daß  derartig  beeinflußte 
Milch  unhygienisch  und  daher  für  den  Handel  unbrauchbar  ist,  falls  sie 
nicht  als  sog.  ,, medikamentöse  Milch"  bestimmten  Zwecken  dienen  soll. 

Über  den  Einfluß  der  Krankheiten  der  Rinder  auf  die  Milch. 
Von  Franz  Zaribnicky.^)  —  Bei  der  Untersuchung  von  Milchproben,  die 
von  an  verschiedenen  Krankheiten  leidenden  Rindern  stammten,  wurden 
die  größten  Schwankungen  im  Fettgehalt  (1,5— 19,5 ''/q)  beobachtet;  ab- 
norm hohe  Werte  fanden  sich  bei  Erkrankungen  des  Euters  und  des 
Respirationsapparates,  niedrige  Werte  bei  Darmkatarrhen.  Auch  die  Meui^e 
des  Milchzuckers  wird  durch  Erkrankungen  beeinflußt,  wenn  auch  nicht 
so  häufig  als  das  Fett;  es  konnte  nur  Verminderung  der  Menge,  nie  aber 
eine  Vermehrung  festgestellt  werden.  In  der  Gesamtmenge  der  an- 
organischen Bestandteile  wurden  nur  kaum  nennenswerte  Abweichungen 
vom  normalen  Mittel  gefunden.  Die  Caseinmenge  dürfte  andern  Einflüssen 
unterliegen  als  die  des  Albumins.  Während  das  Casein  von  alimentären 
Einflüssen  bis  zu  einem  gewissen  Grade  abhängt,  finden  sich  bei  gestörter 
Nahrungsaufnahme  abnorm  hohe  Werte  für  Albumin;  desgleichen  scheint 
auf  Einflüsse  sozusagen  toxischer  Natur  die  Milchdrüse  leicht  mit  einer 
gesteigerten  Albuminausscheidung  zu  reagieren.  Auch  dürften  N-haltige 
Nichteiweißstoffe  gerade  dort  auftreten,  wo  Gelegenheit  geboten  ist,  daß 
Produkte  von  Eiterungsprocessen  in  das  Blut  übertreten.  Der  Vortrg.  ver- 
mutet, daß  diese  Stofl"e  Producte  der  proteolytischen  Tätigkeit  der  Bakterien 
sind,  die  nach  ihrem  übertritt  ins  Blut  durch  die  Milchdrüse  ausgeschieden 
werden. 

Die  Milch  von  an  Maul-  und  Klauenseuche  erkrankten  Kühen. 
Von  H.  Bertin -Sans  und  E.  Gaujoux.''')  —  Die  Milch  von  10  erkrankten 
Tieren  wurde  wiederholt  untersucht.  Der  Gefrierpunkt  bewegte  sich 
innerhalb  der  normalen  Grenzen.  Auch  der  Säuregrad  zeigte  keine  auf- 
fallende Abweichung.  Während  der  ersten  Tage  der  Infektion  steigt  der 
Gehalt  an  Katalase,  nimmt  dann  ab  und  zeigt  nach  und  nach  den  normalen 
Wert;  die  Erhöhung  steht  im  gewissen  Verhältnis  zur  Schwere  der  Er- 
krankung. 

Welche  Veränderungen  erleidet  die  Milch  von  Kühen,  welche  an 
Maul-  und  Kauenseuche  erkrankt  sind?  Von  O.  Mezger,  H.  Jesser  und 
K.  Hepp. ^)  —  Die  ausgedehnten  Untersuchungen  der  Vff.  haben  ergeben: 
Der  Einfluß  der  Seuche  auf  die  Zusammensetzung  der  Milch  ist  weder 
bei  den  Tieren    der   gleichen  Rasse   noch   des   gleichen  Laktationsstadiums 


1)  Verhandl.  D.  Natutf.  u.  Ärzte  in  Wien  1913,  II  1.  Hälfte,  419  u.  420  (Wien).  —  =)  Rev. 
gener.  du  Lait  1912,  9.  145—151;  ref.  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  GenuJSm.  1913,  26,  201  (Buttonberg). 
—  3)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u=  Genußm.  1913,  25,  513-551  (Stuttgart,  Chem.  Labor,  d.  städt  Unters- 
Amtes). 


362  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

der  gleiche.  Man  gewinnt  vielmehr  den  Eindruck,  daß  der  Einfluß  sicher 
individuell  verschieden  ist.  Am  häufigsten  beobachtet  man,  daß  zu  Beginn 
der  Erkrankung  die  Concentration  der  Milch,  insbesondere  in  bezug  auf 
den  Gehalt  an  Fett  und  N-Substanz,  oh  auch  an  Asche,  Gl  und  P2O5 
steigt,  während  die  Milchmenge  entsprechend  zurückgeht.  Mit  der  all- 
mählichen Besserung  des  Befindens  der  Tiere  steigt  vielfach  die  Milch- 
menge und  der  Milchzuckergehalt  und  sinkt  der  Gehalt  an  N-Substanz. 
Nach  Abheilung  der  Seuche  fanden  die  Vff.  Werte  für  die  Milchmengen, 
wie  man  sie  bei  Kühen  ohne  Seuche  auch  findet.  Vielfach  waren  Fibrin- 
gerinnsel und  Kolostralkörperchen  nachzuweisen.  Mit  dem  Sinken  des 
Fettgehalts  sinkt  übrigens  auch  die  Refraktion  des  Fettes.  Oft  stehen  die 
höchsten  Katalasewerte  den  niedrigsten  Reduktasewerten  gegenüber  und 
umgekehrt.  Auffallend  sind  die  niedrigen  Werte  für  die  Verseifungszahl 
und  die  Reichert-Meißl'sche  Zahl  bei  dem  Fett  der  fettreichsten 
Milch  einer  Kuh,  die  mit  einer  sehr  hohen  Refraktion  verbunden  waren. 
Ein  auffallendes  Sinken  der  für  den  Nachweis  einer  Wässerung  heran- 
gezogenen Werte  wurden  bei  7  Kühen  beobachtet.  Der  Übergang  zu  einer 
„wäßrigen  Beschaffenheit"  und  ebenso  die  Besserung  erfolgen  indessen  nur 
ganz  allmählich.  Auf  keinen  Fall  tritt  infolge  einer  abgeheilten  Erkrankung 
eine  „Verwässerung''  der  Milch  ein,  nicht  einmal  ein  besonderer  Rückgang 
im  Fettgehalt  der  Milch  am   Sclilusse  ist  zu  erkennen. 

Zur  Frage  nach  den  Beziehungen  zwischen  Bakterienflora  der 
Milch  und  der  Weide.  Von  A.  Wolff.  ^)  —  Der  Vf.  berichtet  über 
eine  Reihe  von  Untersuchungen  und  Beobachtungen,  die  im  Anschluß  an 
Kontrollanalysen  ausgeführt  wurden  und  Znsammhänge  zwischen  Weide- 
und  Milchflora  erkennen  ließen.  Es  ist  eine  Übereinstimmung  im  Auftreten 
allgemein  verbreiteter  Keime  festzustellen.  Ferner  kann  man  gewisse 
Bakterien,  wie  Bact.  trifolii,  das  der  Milch  einen  bitteren  Geschmak  verleiht, 
die  Rasse  des  Bact.  fulvum  bezw.  Bact.  herbicola,  ein  in  Gänseblümchen- 
kolonien wachsendes  Kurzstäbchen  und  wohl  auch  Bact.  lactorubefaciens  als 
ppecifische  Organismen  der  Weide,  die  zur  Weidezeit  nicht  selten  in  die 
Milch  gelangen,  auffassen.  Dieser  Zusammenhang  zwischen  Weide-  und 
Milchflora  wird  natürlich  von  der  jeweiligen  sauberen  Behandlung  der 
Milch,  speciell  des  Euters  abhängen. 

Über  die  Wechselwirkung  einiger  Milchsäurebakterien  bei  ihrer 
gleichzeitigen  Entwicklung  in  der  Milch.  Von  S.  A.  Karoleff.-)  — 
Laktobacillen  entwickelten  sich  in  Reinkultur  langsamer  als  Lactokokken. 
Sie  erreichten  zwar  nicht  so  hohe  Keimzahlen,  aber  weit  höhere  Säuregrade. 
In  Mischkultur  wurden  sie  sowohl  im  Wachstum,  wie  in  der  Säure- 
production  deutlich  gehemmt. 

Der  Einfluß  gewisser  säurezerstörender  Hefen  auf  Milchsäure- 
bakterien. Von  Zae  Northrup.  ^)  —  Die  durchgeführten  Versuche  haben 
zu  folgenden  Schlüssen  geführt:  Gewisse  säurezerstörende  Hefen  haben  die 
Eigenschaft,  die  Lebensfähigkeit  und  Aktivität  von  Milchsäurebakterien  zu 
erhalten,  \venn  sie  zusammen  in  Milch  oder  Molke  gewachsen  sind.  Bei 
einer  roten  Hefe   scheint    die  Säurezerstörung   nicht   die  Hauptfunktion    zu 


1)  Ctrlbl.  Bakteriol.  I[.  Abt.  1913,  39,  411—119  (Kiel,  Versuchest,  f.  Molkereiw.).  —  =)  Ber.  d. 
bakt.  aeron  Stat.  Moskau  1912,  19,  20-50;  ref.  aribl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913.  37,  93.  —  3)  Ctrlbl. 
Bakteriol.  II  Abt.  1913,  37,  459—490  (East  LansLng,  Michigan.  Agric.  College). 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  363 

sein.  Es  ist  möglich,  daß  die  Lebenskraft  von  schwachen  Milchsäure- 
bakterien durch  fortgesetzte  Vereinigung  in  Mischkultur  mit  einer  sog. 
LZ -Hefe  erhöht  wird.  Diese  verjüngende  Eigenschaft  der  Hefen  ist  z.  T. 
auf  die  säurezerstörende  Funktion,  bei  der  LZ- Hefe  z.  T.  auch  auf  die 
von  der  Hefe  gebildeten  Lab-  und  pepsinartigen  Enzyme  zurückzuführen. 
"Wenigstens  eins  dieser  Enzyme  ist  bei  allen  Kulturen  extracellular;  das 
labartige  und  wahrscheinlich  auch  das  pepsinartige  Enzym  wurde  von  der 
LZ -Hefe  durch  Filtrieren  getrennt.  Das  pepsinartige  Enzym  steigert  die 
Wirkung  der  Milchsäurebakterien  auf  die  Gerinnung.  Das  Labenzym  im 
Filtrat  wirkt  z.  T.  auf  die  Milchbestandteile,  hauptsächlich  aber  auf  das 
Milchsäurebakterium  selbst.  Sowohl  das  erhitzte,  wie  das  nicht  erhitzte 
Filtrat  hat  eine  deutlich  stimulierende  Wirkung  auf  die  Kraft  (virility) 
und  die  Säureerzeugung  schwacher  Milchsäurebakterien.  Dies  ergiebt  sich 
aus  dem  raschen  Absterben  der  Milchsäurebakterien  in  Kulturen,  zu  denen 
das  Hefefiltrat  gegeben  wurde.  Das  Absterben  ist  wohl  auf  die  Erschöpfung 
der  Lebenskraft  infolge  Überreizung  durch  die  Gegenwart  des  Filtrats  oder 
darauf  zurückzuführen,  daß  die  Organismen  veranlaßt  wurden,  nahezu 
doppelt  soviel  Säure  zu  erzeugen  wie  sonst  und  daher  gegen  ihre  eigene 
Erzeugnisse  überempfindlich  wurden.  Es  folgt  daraus,  daß  schwache  Milch- 
säurebakterien in  Reinkulturen  von  Milch  länger  leben  bleiben,  wenn  kein 
Reizmittel  zugegeben  oder  die  Säurebildung  verhindert  wird.  Die  haupt- 
sächlich benutzte  rote  LZ -Hefe  ist  besonders  brauchbar,  weil  ihre  Gegen- 
wart mit  bloßem  Auge  zu  erkennen  ist,  das  Gerinnsel  charakteristisch 
verändert  und  gegen  erhöhte  Temperatur  sehr  empfindlich  ist.  Die  rote 
Hefe  ist  streng  aerob,  die  Milchsäurebakterien  fakultativ  anaerob;  die 
günstige  Wirkung  aufeinander  wird  hierdurch  z.  T.  erklärt.  Die  Hefen 
neutralisieren  nicht  nur,  sondern  zerstören  künstlich  zugesetzte  oder 
natürlich  gebildete  Säure.  Aus  Mischkulturen  isolierte  Bakterien  be- 
einflussen Geruch  und  Geschmack  des  Quarks  nicht  anders  als  reingezüchtete 
Bakterien.  Fremde  Organismen  scheinen  keine  Wirkung  auf  die  Milch- 
säurebakterien und  Hefen  auszuüben,  wenn  eine  Symbiose  einmal  eingetreten 
ist.  Die  rote  LZ -Hefe  erzeugt  mehrere  Enzyme  und  andere  Substanzen, 
die  in  Mischkulturen  die  Milchsäurebakterien  zu  einer  stärkeren  Zeilhildung 
und  einer  erhöhten  Säureproduction  anspornen.  Wird  diese  Reizwirkung 
mehrere  Monate  hindurch  fortgeführt,  so  wird  ein  schwaches  Milchsäure- 
bakterium zu  einem  typischen  Milchsäureorganismus  mit  kräftigem  Säure- 
bild ungs-  und  Gerinnungsvermögen.  Die  verschiedenen  Producte  der  beiden 
Organismen  scheinen  ein  Gleichgewicht  herbeizuführen,  das  für  keinen  von 
beiden  schädlich  ist.  Viele  der  vorliegenden  Beobachtungen  bestätigen 
die  Folgerungen  von  Marshall  und  Farrand.^) 

Bacillus  lactis  fermenteus,  ein  sporenbildendes  butylenglykolyti- 
sches  Ferment  des  Milchzuckers.  Von  Ruot.-)  —  Der  vom  Vf.  näher 
studierte  Bacillus  bildet  Sporen,  die  ein  Erhitzen  auf  90°  während  5  Min. 
und  selbst  auf  100 o  während  einer  halben  Minute  aushalten.  Er  vergärt 
Glucose,  Saccharose,  Lactose,  Mannit  und  Glycerin  unter  Bildung  von 
COg,  Hg,  Alkohol,  2-3-Butylenglykol,  Acetylmethylcarbinol ,  Essigsäure 
und    Ameisensäure;     Milchsäure     und    Bernsteinsäure    wurden    nicht    auf- 


1)  Dies.  Jahresber,  1908,   452.  —  ^)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,    157,   297—299. 


364  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

gefunden.  Die  Vergärung  der  Milch  durch  den  Bacillus  ist  sehr  lebhaft; 
es  werden  dabei  dieselben  Verbindungen  gebildet  wie  bei  der  Vergärung 
der  Zuckerarten. 

Beobachtungen  über  ein  Oidium  blauer  Milch,  sowie  über  Bac- 
terium  syncyaneum  und  Bacterium  cyaneofluorescens.  Von  A.  Wolff.') 
—  Der  Vf.  berichtet  über  Beobachtungen  an  Bact.  syncyaneum  und  Bact. 
cyaneofluorescens,  beschreibt  einen  eigentümlichen  Fall  blauer  Milch,  bei 
der  als  letzte  Ursache  ein  Oidium  festgestellt  wurde  und  folgert  auf  Grund 
weiterer  Studien,  daf5  die  Hyphenpilze  nicht  als  die  Erreger  der  Blaufärbung, 
sondern  nur  als  Träger  anzusehen  sind,  indem  sie  bereits  gebildeten  Farb- 
stoff aufnahmen.  Vielleicht  hat  sich  Bact.  syncyaneum  zuerst  farbstoff bildend 
entwickelt  und  ist  später  des  hohen  Säuregrades  und  des  Antagonismus 
wegen  untergegangen.  Der  aufgenommene  Farbstoff  in  den  Oidiumzellen 
ging  in  den  folgenden  Generationen  allmählich  verloren.  Besondere  Ver- 
suche zeigten,  dai3  Schimmelpilze  und  somit  wohl  auch  Oidium  in  der  Tat 
Pigmentbakterien  den  Farbstoff  entziehen  und  speichern  und  ebenso  ver- 
schiedenen Farben  aus  dem  Nährboden  aufsaugen  können.  Bei  einem  av eiteren 
Fall  von  Blaufärbung  (auf  einer  älteren  durch  Essigsäure  aus  Milch  ge- 
wonnenen und  mit  NH3  aschenfrei  gemachten  Caseinlösung)  werden  3  ver- 
schiedene färbende  Bakterien  isoliert:  Bact.  fluorescens,  ein  Kurzstäbchen  und 
ein  als  Hauptorganismus  anzusehendes  kleines  Stäbchen,  dessen  Verhalten 
näher  beschrieben  wird  und  das  mit  mehreren  farbstoffbüdenden  Bakterien 
nahe  Verwandtschaft  besitzt. 

Eine  vorläufige  Studie  über  die  biochemische  Aktivität  des  Bacillus 
lactis  erythrogenes.  Von  Mary  Louise  Foster. -')  —  Der  farbstoffbildende, 
für  den  Menschen  nicht  pathogene  Bacillus  wird  zuweilen  in  Meiereien  ge- 
funden. Impft  man  sterile  Milch  mit  dem  Bacillus,  so  tritt  nach  einigen 
Tagen  eine  sich  allmählich  verstärkende  Färbung  ein,  wobei  die  Milch 
gleichzeitig  koaguliert.  Später  scheiden  sich  an  der  Oberfläche  feste  Be- 
standteile ab,  und  am  Boden  schlägt  sich  eine  dicke  viskose  Masse  nieder. 
Diese  Masse  verringert  sich  allmählich;  ein  körniger  Niederschlag  setzt 
sich  ab  während  die  überstehende  Flüssigkeit  klarrot  ist.  Ein  un- 
angenehmer Leirageruch  tritt  auf.  Die  Flüssigkeit  ist  alkalisch  und  ent- 
hält keine  Milchsäure.  Es  wurden  Spuren  von  Ameisensäure  und  Lactose 
nachgewiesen.  Die  Einwirkung  des  Bacillus  auf  Milch  ist  fortschreitend 
katabolisch,  die  natürlichen  Proteine  werden  bei  der  letzten  Bildung  von 
Mono-  und  Diaminosäuren  gespalten.  Diese  proteolytische  Änderung  wird 
wahrscheinlich  durch  ein  Enzym  hervorgerufen.  Ein  lösliches,  mit  Alkohol 
ausfällbares  Ferment  spaltet  das  Kohlenstoffhydrat  unter  Bildung  von  Ämeisen- 
und  Essigsäure.  Der  nebenher  gebildete  Farbstoff  kann  mit  Amylalkohol 
ausgezogen  werden,  aus  dem  er  mit  Aceton  ausgefällt  wird.  Die  Krystalle 
sind  in  heißem  Eisessig  lösKch  und  bilden  daraus  rote,  in  Büscheln  an- 
geordnete Nadeln.    Die  chemische  Natur  des  Faibsioffs  ist  noch  nicht  bestimmt. 

Micrococcus  mucofaciens  n.  sp.,  ein  Milchschädling.  VonJ.  Thöni 
und  A.  C.  Thaysen.^)  —  Die  Vff.  haben  aus  einer  fadenziehenden  Milch 
einen  Micrococcus  reingezüchtet,  der  in  sterile  und  rohe  Milch  übergeimpft, 

t)  arlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  38,  289-298  u.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42.  571-574  (Kiel, 
Versnchsst.  f.  Molkereiw.).  —  2)  Journ.  Amrr.  Chem.  Soc.  35,  597—600  (Northampton,  Mass.);  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  288  (Steinliorst).  —  ^)  Ctrlbl.  Bakteriol.  n.  Abt.  1913,  36,  359-365  (Bern, 
Bakt.  Abt.  d.  Schweiz.  Gesundheitsamtes). 


F.  Molkereiproducte.     1.   Blilch.  365 

die  Milch  und  besonders  die  Rahmschicht  nach  kurzer  Zeit  ausgesprochen 
fadenziehend  machte.  Aus  den  morphologischen  und  kulturellen  Eigen- 
schaften, sowie  aus  dem  biologischen  und  physiologischen  Verhalten  des 
Kokkus  geht  hervor,  daß  er  sich  mit  den  bisher  bekannten  17  Mikro- 
organismen, die  die  Milch  fadeuziehend  machen  können,  nicht  identifizieren 
läßt.  Der  Micrococcus  wird  in  Milch  abgetötet,  wenn  die  Milch  30  Min. 
einer  Temperatur  von  60*^  oder  5  Min.  einer  Temperatur  von  70°  ausgesetzt 
wird.  In  der  Wirtschaft,  aus  der  die  fadenziehende  Milch  stammte,  wurde 
wieder  normale  Milch  erhalten,  nachdem  die  Melk-  und  Transportgefäße 
sowie  die  zur  Reinigung  verwendeten  Bürsten  und  Tücher  eine  Zeitlang  in 
kochendes  Wasser  gehalten  und  dann  noch  mit  Sodawasser  und  gewöhnlichem 
Wasser  gewaschen  wurden. 


Literatur. 


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496.  —  Vergleichende  Untersuchungen  über  die  biochemischen  Eigenschaften 
10  verschiedener  Stämme  von  Lactobazillen,  von  denen  3  aus  Yoghurt,  5  aus 
Milch  und  2  aus  Käse  —  ßac.  casei  s  —  stammten. 

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den  Vff.  ist  eine  Milch,  die  mehr  als  1,5—2  ccm  Sauerstoff  nach  Sarthou  gibt, 
als  unbrauchbar  für  die  Kinderernährung  anzusehen. 

Bertrand,  Gabriel,  und  Agulhon,  H.:  Über  die  Gegenwart  von  Bor 
in  Milch  und  Eiern.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  156,  2027—2029; 
ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  708.  —  In  1  1  Frauenmilch  wurde  gefunden  0,08  mg, 
in  Eselinnenmilch  0,1  mg,  in  Kuhmilch  0,2  mg  Bor,  das  in  der  Milch  als  Borat 
enthalten  ist. 

Bosworth,  Alfred  W.,  und  van  Slyke,  Lucius  L.:  Darstellung  und 
Zusammensetzung  von  basischem  Calciumcaseinat  und  -paracaseinat.  —  Journ. 
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Bradley,  H.  C:  Lactose  of  the  Mammary  Gland.  —  Journ.  of  ßiob  Chem. 
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suchungen des  Vf.  ist  keine  Lactase  in  der  Milchdrüse  vorhanden. 


366  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Cailloux,  H.:  Die  Frauenmilch.  —  Bull.  Soc.  Pharm.  Bordeaux  1912,  52, 
301—305;  ref.  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  603.  -  Der  Fett- 
gehalt ist  zu  Beginn  des  Stillens  stets  bedeutend  niedriger  als  am  Ende;  ein 
Gesetz  für  diesen  Anstieg  ist  nicht  aufzustellen.  Die  fettfieie  Trockensubstanz 
ist  dagegen  in  ihrer  Zusammensetzung  sehr  beständig. 

Dakin,  H.  D.,  und  Dudley,  H.  W.:  Die  Einwirkung  von  Enzymen  auf 
racemisierte  Proteine  und  deren  Schicksal  im  Tierkörper.  —  Journ.  of  Biol. 
Chem.  15,  271—276;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  H.  1411.  —  Racemisiertes  Casein 
oder  racemisierte  Caseose  werden  durch  Pepsin,  Trypsin  oder  Erepsin  nicht  an- 
gegriffen und  an  einen  Hund  verfüttert  unverändert  wieder  ausgeschieden.  Das 
erste  wird  durch  Fäulniserreger  nicht,  das  zweite  unter  Bildung  von  Indol  und 
anderen  Producten  langsam  zersetzt. 

Dakin,  H.  D.,  und  Dudley,  H.  W. :  Die  Racemisierung  von  Proteinen 
und  ihren  Derivaten  als  Folge  tantomerer  Umwandlungen.  Die  Racemisierung 
des  Caseins.  —  Journ.  of  Biol.  Chem.  15,  263—269;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II. 
1411.  —  Durch  Behandeln  von  Casein  in  ^/2-n-NaOH  bei  37"  bis  zur  konstanten 
Drehung  und  Ansäuern  entsteht  racemisiertes  Casein ,  durch  Sättigen  der  davon 
befreiten  Lösung  mit  (NH^)2S04  wird  racemisierte  Caseose  erhalten.  Die  Producte 
der  Hydrolyse  werden  angegeben. 

Eisler,  Otto:  Beiträge  zur  Kenntnis  des  oxydativen  Abbaus  der  Eiweiß- 
körper. —  Biochem.  Zeitschr.  51,  26—44;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  55.  — 
Aus  der  Arbeit  ist  anzuführen,  daß  Casein  bei  aufeinanderfolgender  Behandlung 
mit  Calciumpermanganat  in  der  Kälte  und  Baryt  bei  Siedehitze  successive 
zur  Peroxyprotsäure,  Desaminoprotsäure,  Kyroprotsäure  und  Desaminokyroprot- 
säure  führt. 

Erasmus,  Leonhard:  Verfahren  zur  Herstellung  einer  plastischen  Masse 
aus  Quark.  —  D.  R.-P.  Nr.  257814  v.  26./10.  1909;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1249. 

Ernst,  Wilhelm:  Grundriß  der  INJ ilchhygiene  für  Tierärzte.  Stuttgart, 
Ferd.  Enke,  1813. 

Foreman,  Frederick  William:  Die  Prolinfraktion  bei  der  Hydrolyse 
des  Caseins.  Isolierung  von  Aminobuttersäure.  —  Biochem.  Zeitschr.  56,  1 — 10; 
ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  H.  1882. 

Frankau.  August:  Die  Kuhmilch  und  ihre  Producte.  Grundriß  der 
Milchwirtschaft  für  Mediziner.  Mit  einer  Einführung  von  Bruno  Salge. 
Freiburg  i.  B.  1913. 

Freund,  Emil:  Der  heutige  Stand  der  Milchtrockriungstechnik.  —  Monatsh. 
f.  Ldwsch.  1913,  6.  16—29. 

Freund,  \V.:  Das  Biorisator-\  erfahren  nach  Dr.  Lob  eck.  —  Mitt.  d. 
D.  Milchwsch.  Ver.  1913,  30,  165 — 176.  —  Der  Vf.  beurteilt  das  Verfahren  sehr 
günstig;  die  biorisierte  Milch  ist  in  bezug  auf  Geschmack,  Aufrahmungsfähigkeit 
und  biologischen  Charakter  von  bester  Rohmilch  nicht  zu  unterscheiden.  Das 
Verfahren  stellt  einen  erheblichen  Fortschritt  dar  und  kann  den  Molkereien 
zur  Einführung  empfohlen  werden. 

Funk,  Casimir:  Ein  Versuch,  die  A^itaminfraktion  in  Milch  zu  bestimmen. 
—  Biochem.  Journ.  7,  211—213;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1890. 

Gabler-Saliter ,  Joh.  Mich.:  Trommeltrocknung  von  Milch  nach  dem 
Eindicken  im  Vacuum.  —  D.  R.-P.  Nr.  260603  v.  15./5.  1908;  ref.  Chem. -Zeit. 
Rep.  1913,  37,  354. 

Glage:  Zur  Beeinflussung  des  Milchfettes  durch  die  Fütterung.  —  Berl. 
tierärztl.  AVochenschr.  Nr.  26;  ref.  D.  ldwsch.  Pr.   1913,  40,  693. 

Golding,  R.:  Ropy  milk.  —  Journ.  Board  of  Agric.  1912,  18,  991—1005; 
ref.  Ctrlbl.  Bakterioi.  H.  Abt.  1913,  37,  93.  —  Der  Vf.  beschreibt  einen  lange 
andauernden  Fall  von  Schleimbildung  in  der  Milch,  der  durch  Bact.  lactis  vis- 
cosum  Adametz  verursacht  war.  Eine  andere  durch  eine  Abart  von  Bac.  lebenis 
schleimig  gewordene  Milch  erwies  sich  für  Kälber  nicht  nachteilig. 

Gorini,  Costantino:  Beitrag  zur  Unterscheidung  der  Milchbakterien.  — 
Atti  R.  Accad.  dei  Lincei,  Roma  [5]  21,  IL  790—796  und  Milchwsch.  Ctrlbl. 
1913,  42,  417—424. 

Gorini,  Costantino:  Über  einen  fadenziehenden  Milchsäurebacillus, 
Bacillus  casöi  filans.  —  Ctrlbl.  Bakterioi.  11.  Abt.  1913,  37,  1 — 3;  vergl.  dies. 
Jahresber.  1912,  342. 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  367 

Goy,  S.:  Über  einige  amerikanische  Milchpulver.  —  Zeitschr.  Unters. 
Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  445—458. 

Grimmer,  W.:  Bericht  über  die  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Milch- 
chemie und  des  Molkereiwesens  im  2.  Halbjahr  1912.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913, 
42,  139—144  u.  178—184. 

Hanusch,  F.:  Schwankungen  des  Fettgehaltes  von  Milch-  und  Rahm- 
anlieferungen in  Oberösterreich  im  Jahre  1912.  —  Ztschr.  f.  Idwsch.  Versuchsw. 
in  Österreich  1913,  16,  899—908.  —  Aus  der  Arbeit  ist  hervorzuheben,  daß  die 
bei  der  Mischmilch  der  Molkereien  und  der  Einzelmilch  der  Zuchtverbände  vor- 
kommenden Schwankungen  des  Fettgehaltes  in  innigem  Zusammenhang  mit  der 
Ernährung  der  Tiere  standen,  zumal  die  Futterverhältnisse  vielfach  recht  un- 
günstig waren. 

Helbronner,  Andre,  v.  Ilecklinghausen,Max,  und  Henri,  Victor: 
Verfahren  zur  Sterilisation  von  Milch.  D.  R.-P.  Nr.  267287  v.  25./6.  1912;  ref. 
Chem,  Ctrlbl.  1913,  II.  2071.  —  Die  Milch  wird  zunächst  auf  eine  gemäßigte 
Temperatur  (nicht  über  70°)  erhitzt,  dann  abgekühlt  und  im  abgekühlten  Zu- 
stande (etwa  20)  mit  ultravioletten  Strahlen  behandelt. 

Hering,  F.:  Über  hygienisch  einwandfreie  Milchaufbereitung.  —  Milchwsch. 
Ctrlbl.  1913,  42,  396-401. 

Hohenadel,  M. :  Untersuchungen  über  Yoghurt  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Yoghurt-Trockenpräparate. —  Arch.  f.  Hyg.  1913,  78,  193—218; 
ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  38,  115.  —  Sachgemäß  hergestellte  Präparate 
des  ßact.  bulgaricus  können  jahrelang  einen  lebensfähigen  Zustand  besitzen. 
Die  behauptete  Wirkungslosigkeit  des  Trockenpräparats  muß  daher  bestritten  werden. 

Honcamp,  F.:  Ober  den  Einöuß  des  Futters  auf  Menge  und  Zusammen- 
setzung der  Milch.  —  D.  Idwsch.  Tierzucht  1913,  17,  229—232. 

Hußmann,  J.  F. :  Molkereibakteriologisches  Praktikum.  Hannover,  Verlag 
von  M.  u.  fl.  Schaper,  1913. 

Huyge,  C :  Index  bibliographique  des  travaux  parus  sur  le  lait  et  les 
products  laitiers  pendant  Tannee  1911.  —  Bull,  de  la  Stat.  Laitiäre  1912,  29. 
Ministöre  de  l'Agriculture  de  Belgique. 

Isernhagen:  Die  Ursachen  der  Schwankungen  im  Fettgehalt  der  Milch. 
Amtsblatt  d.  Ldw. -Kammer  f.  d.  Reg. -Bez.  Kassel  1913,  Nr.  15  u.  Molk. -Zeit. 
Berlin  1913,  23,  255  u.  256. 

Jensen,  Orla:  Die  Bakteriologie  in  der  Milchwirtschaft.  Jena,  G. 
Fischer,  1913. 

Kirchner:  Der  Geldwert  der  Magermilch.  —  Molk. -Zeit.  Berlin  1913, 
23,  74  u.  75  und  87  u.  88. 

Kühl,  H. :  Die  Milchsäurelangstäbchen.  —  Ztschr.  f.  Hyg.  u.  Infektions- 
krankh.  1913,  74,  384;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  31,  141. 

Kühl,  Otto:  Trockenmilchpräparate.  Eine  nahrungsmittelhygienische 
Studie.  —  Hygien.  Rundsch.  23,  709—713;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  531. 

Labbe,  Leon  Louis  Theodore:  Verfahren  zur  Herstellung  eines  un- 
verbrennlichen  Celluloidersatzes  aus  Eiweißstoffen,  wie  z.  B.  Gelatine  oder  Casein, 
bezw.  einem  Gemisch  dieser  Stoffe.  —  D.  R.-P.  Nr.  262092  v.  22.;9.  1912;  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  466. 

Lebreil,  Frangois,  und  Desgeorge,  Raoul:  Verfahren  zur  Herstellung 
eines  für  die  Verarbeitung  auf  plastische  Massen  besonders  geeigneten  Caseins. 
—  D.  R.-P.  Nr.  263027  v.  16./12.  1911;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  iL  834. 

Levy,  Lucien:  Der  Nährwert  abgerahmter  und  gewässerter  Milch.  — 
Ann.  des  Falsific.  6.  450  u.  451;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1423. 

Lindet,  L. :  Über  die  löslichen  Caseine  der  Milch.  —  Bull.  Soc.  Chim.  de 
France  [4]  13,  1001—1006;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  2155.  —  Zusammen- 
fassung und  Bestätigung  der  auf  S.  350  referierten  Arbeiten. 

Lobeck,  Oskar:  Neues  Verfahren  zum  Entkeimen  von  Milch.  —  Molk.- 
Zeit.  1913,  23,  157  u.  158.  —  Die  Milch  wird  aus  einem  Druckgefäß  unter  etwa 
4  Atm.  Druck  in  einem  Entkeimer  versprüht,  hier  ganz  kurze  Zeit  auf  73 — 75'* 
erwärmt  und  sofort  abgekühlt. 

Lorenzen,  Th.:  Der  Biorisator  in  der  Praxis.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913. 
42,  647 — 652.  —  Das  Lobeck'sche  Verfahren  wird  vom  Vf.  überaus  günstig 
beurteilt;  vergl.  auch  Freund.     In  der  biorisierten  Milch  wurden  von  Menzer 


368  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

keine  Enzyraveränderungen  nachgewiesen.  Der  Keimgehalt  war  sehr  stark,  auch 
im  Vergleich  mit  pasteurisierter  Milch  derselben  Herkunft,  herabgedrückt.  Die 
Haltbarkeit  war  sehr  befriedigend. 

Makrinoff,  J  A.:  Über  die  Wirkung  der  Neutralisation  von  Nährmedien 
mit  Kreide  auf  die  Aktivität  der  Milchsäurebakterien.  —  Ctiibl.  Bakteriol.  II.  Abt. 
1913,  37,  609 — 622.  —  Der  beeinträchtigende  Einfluß  der  erzeugten  Milchsäure 
auf  die  Aktivität  der  Milchsäurebakterien  läßt  sich  durch  Kreide  sehr  wirksam 
einschränken. 

McLaughlin,  Wharton  Byrd:  Verfahren  zum  Trocknen  von  Flüssig- 
keiten, z.  ß.  von  Milch.  —  D.  R.-P.  Nr.  264993  v.  22. /3.  1912;  ref.  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  n.  1445. 

Martiny,  Benno:  Milchwirtschaftliches  Taschenbuch  für  1914.  Berlin, 
Verlag  von  Paul  Parey. 

Meinert,  C:  Hygienisch  einwandfreie  Milch.  —  Berl.  Molk. -Zeit.  1913, 
23,  85  u.  97;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  131. 

Meister,  Christian  H. :  Verfahren  und  Vorrichtung  zum  Trocknen  von 
Milch  oder  dergl.  —  D.  R.-P.  Nr.  264992  v.  16./9.  1911;  ref.  Chem.  Ctrlbl. 
1913,  II.  1445. 

Michaelis,  L.,  und  Pechstein,  H.:  Der  isoelektrische  Punkt  des  Caseins. 
—  Biochem.  Ztschr.  1912,  47,  260—268;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  434. 

Michalowsky,  N.  P. :  Über  den  neuen  Apparat  zur  Unschädlichmachung 
der  Milch  nach   Dr.  F.  Heryng.    —    Ber.   d.  bakteriol. -agron.  Station   Moskau 

1912,  19,  51—66;  ref.  Ctrlbl.   Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  37,  155. 

Näray,  Andor:  Ein  neues  Bacterium,  das  in  der  Milch  einen  gelben 
Farbstoff  hervorbringt.  —  Kiserletügyi  közlemenyek  1912.  1.5,  671—687;  ref. 
Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  141.  —  Der  Bact.  chromoflavum  genannte 
Organismus  wird  beschrieben. 

Robertson,  T.  Brailsford:  Darstellung  und  Eigenschaften  eines  zu- 
sammengesetzten Proteins:  des  Globincaseinats.  —  Journ.  of  Biol.  Chem.  13, 
499—506;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  940. 

Rogers,  L.  A.,  und  Davis,  Brooke  J.:  Methods  of  classifying  the  lactic- 
acid  bacteria.  —  U.  S.  Departm.  of  Agric.  Bur.  of  animal  ind.  1912,  Bull.  154, 
30  S.;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  141. 

Röhrig,  Armin:  Aufrahmen  der  Milch  beim  Bahntransport.  —  Ber.  d. 
Chem.  Unters.- Anst.  Leipzig  1912,  17  u.  18;  ref.  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u. 
Genußm.  1913,  26,  360.  —  Der  Vf.  weist  nach,  daß  jede  Milch,  selbst  die  frisch- 
gemolkene.  während  eines  etwa  einstündigen  Bahntransports  aufrahmt. 

Rohsnyi.  H.:  Kolloidchemische  Eiweißstudien.  —  Biochem.  Ztschr.  53, 
179-209;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  691.  —  Aus  der  Arbeit  ist  hervorzuheben, 
daß  die  Paranukleinbildung  bei  Einwirkung  von  Pepsin  auf  Casein  auf  der 
Bildung  einer  Adsorptionsfällung  und  zwar  aus  Casein  und  Caseose  beruht. 
Künstliche  Adsorptionsfällungen  von  Casein  und  Caseose  besitzen  gleiche  Eigen- 
schaften und  gleichen  P- Gehalt  wie  das  Paranuklein. 

Scbarfenorth,  Franz:  Der  Kampf  um  die  Milchverwertung.  —  Milchwsch. 
Ctrlbl.  1913.  42,  699—706. 

Scheermesser.  W. :  Eine  neue  Methode  zur  Konservierung  lebender 
Kefirpilze  (Naßkultur).  —  Pharmaz.-Zeit.  1912.  57,  977  u.  978;  ref.  Chem.  Ctrlbl. 

1913,  I.  457. 

Schwarz:  Entstehung,  Wesen  und  Eigenschaften  der  Milch,  ihre  Ge- 
winnung und  Behandlung  vom  Erzeugnis-  bis  zum  Verbrauchsort.  —  Milchwsch. 
Ctrlbl.  1913,  42,  238—250. 

Sisley  und  Porcher,  Ch.:  Über  die  Ausscheidung  käuflicher  Farbstoffe 
durch  die  Brustdrüse.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  157.  729 — 732; 
ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  H.  2154.  —  Wurden  Hündinnen  und  Ziegen  1—3  g 
Farbstoffe  —  Uranin,  Rhodamin,  Methylenblau,  Ponceau,  Dimethylaminoazobenzol  — 
verabreicht,  so  blieb  die  Milch  farblos  oder  zeigte  nur  geringe  Färbung. 

von  Sobbe.  0.:  Milchchemisches  Praktikum.    Leipzig,  Veit  »S:  Co.,  1913. 

Splittgerber,  A.:  Über  den  gegenwärtigen  Stand  unserer  Kenntnisse  von 
den  Peroxydasen.  Katalasen  und  Reduktasen  der  Milch.  —  Pharm.  Ctrlhalle 
1912,  53,  1289—1294, 1324-1328, 1361  —  1368, 1390—1394, 1421—1425, 1443—1450; 
ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  457.  —  Literaturübersicht  bis  Ende  Juni  1912. 


F.  Molkereiproducte.     1.  Milch.  369 

Sprinkmeyer.  Fr.;  Versuche  über  die  Einwirkung  von  Saugflaschen  mit 
Rohr  auf  den  Keimgehalt  der  daraus  abgesaugten  Milch.  —  Milchwsch.  Ctrlbl. 
1913,  42,  174—178. 

Stowell,  E.  C,  Hilliard,  C.  M.,  und  Schlesinger,  M.  J.:  A  Statistical 
study  of  the  Streptococci  from  milk  and  from  the  human  throat.  —  Journ.  of 
Infect.  Dis.  1913,  12,  144;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  O.  Abt.  1913,  39,  133. 

Szekely,  S.:  Die  Verfälschung  der  Büffelmilch  durch  Abrahmen.  — 
Keserl.  Közl.  1912,  15,  125;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  300.  —  Die 
Schwankungen  im  Fettgehalt  der  Büffelmilch  sind  sehr  groß,  nach  dem  Vf.  für 
Ungarn  5,7 — 11,6  70;  Verfälschungen  durch  Abrahmen  sind  daher  schwer  fest- 
zustellen. 

Tawell,  T.  E.:  Unangenehmer  Geschmack  peptonisierter  Milch.  — 
Pharmaceutical  Journ.  [4]  37,  570;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1818.  —  Für 
den  Geschmack  war  das  zur  Herstellung  des  Pankreatins  verwendete  Extraktions- 
mittel verantwortlich  zu  machen. 

Thomlinson,  J.  C:  Die  antiseptische  Wirkung  von  Piperidinguajacolat 
in  Milch.  —  Chem.  News  107,  179;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1890. 

Tiemann,  H.:  Die  Milch,  ihre  Gewinnung,  Behandlung,  Untersuchung 
und  Verwertung.     Leipzig,  Reichen  bach'sche  Verlagsbuchhandlung,  1913. 

Trillat,  A.,  und  Fouassier,  M.:  Über  die  Verunreinigung  der  Milch 
durch  den  Typhusbacillus  mittels  des  Wassers.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad.  des 
Sciences  156,  1936-1938;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  891. 

van  Ketel,  B.  A. :  Bacillus  coli  in  der  Milch.  —  Vortrag,  geh.  auf  d. 
Intern,  pharmaceut.  Kongr.  Haag  u.  Scheveningen  17.— 21.  9.  1913;  ref.  Chem.- 
Zeit.  1913,  37,  1598.  —  Es  gibt  Coli -Arten,  die  das  Pasteurisieren  und  selbst 
35  Min.  langes  Erhitzen  der  Milch  auf  73 — 75°  überstehen. 

van  Slyke,  Lucius  L. ,  und  Bosworth,  Alfred  W. :  Darstellung  und 
Zusammensetzung  ungesättigter  oder  saurer  Caseinate  und  Paracaseinate.  —  Journ. 
of  Biol.  Chem.  14,  211—225;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  2044. 

van  Slyke,  Lucius  L.,  und  Bosworth,  Alfred  W.:  Darstellung  von 
aschefreiem  Casein  und  Paracasein.  —  Journ.  of  ßiol.  Chem.  14,  203 — 206;  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  1.  2043. 

van  Slyke.  Lucius  L.,  und  Bosworth,  Alfred  W. :  Die  Valenz  der 
Moleküle  und  das  Molekulargewicht  des  Caseins  und  Paracaseins.  —  Journ.  of 
Biol.  Chem.  14,  227—230;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  2044.  —  Aus  den  Arbeiten 
der  VfF.  kann  man  schließen,  daß  das  Molekulargewicht  des  Caseins  8888,  das 
des  Paracaseins  4444  beträgt.  Die  Valenz  des  Proteinmoleküls  in  basischen 
Caseinaten  ist  8,  in  basischen  Paracaseinaten  4. 

Vieth,  P.:  Kritische  Bemerkungen  zu  einer  tierärztlichen  Doktorarbeit.  — 
Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  468—472.  —  Der  Vf.  unterzieht  die  Arbeit  von 
Honigmund  über  die  Milch  maul-  und  klauenseuchekrauker  Kühe  —  s.  dies. 
Jahresber.  1912,  344  —  einer  sehr  scharfen,  wertabsprechenden  Kritik. 

Vollrath,  Carl:  Untersuchungen  über  den  Einfluß  äußerer  und  innerer 
Krankheiten  auf  den  Enzymgehalt  der  Kuhmilch.  —  Dissertation  Stuttgart  1912; 
ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  183.  —  Der  Vf.  hält  die  Enzymmethoden 
nicht  für  geeignet,  festzustellen,  ob  eine  Milch  von  äußerlich  oder  innerlich 
kranken  Tieren  —  Euterentzündungen  und  Maul-  und  Klauenseuche  ausgenommen 
—  stammt.     Reductase-  und  Katalasegehalt  gehen  nicht  parallel. 

Wing,  H.  H.:  Milk  and  its  products.     New  York,  Macmillan,  1912. 

Wojtkiewicz,  A.:  Untersuchung  der  Moskauer  Marktmilch.  —  Ctrlbl. 
Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  53—61.  —  Die  Prüfung  der  Milch,  die  sieh  auf  die 
bakteriologische  üntersuchuDg,  die  Leukocyten-,  die  Katalase-,  die  Reductions- 
und  die  Gärprobe,  sowie  auf  Säuregrad,  spec.  Gewicht  und  Fettgehalt  erstreckte, 
ergab,  daß  die  Moskauer  Marktmilch  von  recht  geringer  Qualität  ist. 

Zeller,  Heinrich,  und  Scholze,  Ernst:  Über  Trockenmilch.  —  Pharm. 
Zeit.  58,  550—551;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  607. 

Zwick  und  Krage:  Über  die  Ausscheidung  von  Abortusbazillen  mit  der 
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Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  138. 

Jahresbericht  1913.  24 


370  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Das  Kapitel  „Milch  und  Milch präparate''  im  österreichischen  Codex 
alimeDtaricus.  —  Österr.  Molk. -Zeit.  1913,  20,  4;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt. 
1913,  38,  114. 

Das  neue  Sterover fahren  zur  Veredelung  von  Milch  und  Milch- 
erzeugnissen. —  Die  Milch -Ind.  1913,  16:  ref.  Ctrlbl.  Bakterio).  II.  Abt.  1913, 
39,  179.  —  Das  besonders  eine  nachträgliche  Infektion  der  erhitzten  Milch  ver- 
hindernde Sterilisierverfahren  soll  eine  „Steromilch"  liefern,  die  bedeutende 
Vorzüge  vor  roher,  pasteurisierter  und  sterilisierter  Milch  besitzt. 


2.  Butter. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Glyceride  des  Butterfettes.   Von  Conrad 

Amberger.  ^)  —  Der  Vf.  zeigt,  daß  durch  fiaktioDierte  Lösung  und 
Krystallisation  sieh  auch  aus  Butterfett  reine  einheitliche  Glyceride  iso- 
lieren lassen.  Das  in  Äther  schwerlösliche  Gljcerid  des  Bntterfettes  kann 
verschiedener  Natur  sein;  aus  einem  Butterfett  wurde  ein  Tristearin, 
aus  zwei  andern  ein  Palmitostearin  und  aus  einem  dritten  ein 
Stearodipalmitin  isoliert.  Das  Vorkommen  gemischter  Glyceride  im 
Butterfett  ist  demnach  erwiesen,  ebenso  das  Vorkommen  von  Stearinsäure. 
Die  Schwankungen  im  Gehalte  des  Butterfettes  an  flüchtigen 
Fettsäuren  während  der  Lactation  von  vier  Kühen  der  Königl.  Domäne 
Kleinhof -Tapiau.  Von  C.  Wilhelm  Beerbohm.-)  —  Die  vom  Vf.  mit 
4  ostpreußischen  Holländer  Kühen  (die  bestmilchenden  der  Herde)  vom 
31./3.  1909  bis  11./2.  1910  durchgeführten  Versuche  haben  zu  folgenden 
Ergebnissen  geführt:^)  1.  Um  einzelne  Gemelke  ohne  Rücksicht  auf  die 
Beschaffenheit  der  Butter  rasch  zu  verbuttern,  erhitzt  man  die  Milch  zuvor 
zweckmäßig  bis  gegen  30^  und  kühlt  schnell  ab,  sobald  sich  während 
des  Butterns  kleine  Fettkügelchen  gebildet  haben.  2.  Bei  der  Destillation 
der  Fettsäuren  ist  Destillationsdauer  und  Stärke  derEihitzung  von  wesent- 
lichem Einfluß  auf  die  Menge  der  übergehenden  Fettsäuren.  3.  Das 
Kolostrumfett  der  ersten  Gemelke  hatte  einen  sehr  geringen  Gehalt  an 
wasserlöslichen  und  wasserunlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren.  4.  In  den 
ersten  3 — 4  Monaten  der  Lactation  steigt  der  Gehalt  an  löslichen  und 
unlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren;  die  Menge  der  löslichen  nimmt  sodann 
allmählich  ab.  Diese  Wirkung  der  Lactation  wird  leicht  durch  andere 
Einflüsse,  wie  Fütterung  und  Haltung,  aufgehoben.  Auch  bei  altmelken 
Kühen  kann  man  ein  starkes  Steigen  der  Reichert-Meißl'schen,  Polenske- 
und  Köttsd orfer-Zahlen  und  ein  Sinken  der  Berechnungsexponenten  be- 
obachten. Die  Polen ske-Zahl  nimmt  fast  während  der  ganzen  Lactation 
zu;  nur  gegen  ihr  Ende  nimmt  sie  ab.  5.  Die  Fütterung  beeinflußt 
die  Zusammensetzung  des  Butterfettes  stark;  beide  Arten  der  flüchtigen 
Fettsäuren  nehmen  zu,  wenn  Rüben,  frische  Gräser,  Serradella  sowie 
Weizenkleie  gegeben  werden.  Ein  Sinken  verursacht  das  knapper  und 
schlechter  werdende  Futter  im  Frühjahr  vor  Beginn  des  Weideganges  und 
im  Herbst,  sowie  auch  die  in  dieser  Jahreszeit  erfolgende  Beifütterung  von 
Stroh.    Durch  bessere  Fütterung  kann  das  Sinken  der  R.-M.-  und  P.-Zahlen 


1)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Gennßm.  1913,  26,  65-85  (Erlangen,  Unters.  -  Anst.  f.  Nähr.-  u. 
Gennßm.).  —  =)  Müch-wsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  257—268,  289—300,  321-332.  449—457,  4SI— 492,  513—521 
(.Königsberg  i.  P.).  —  ^j  j)qj  Arbeit  ist  auch  eine  ausgedehnte  Literaturübersicbt  beigegeben. 


F.  Molkereiproducte.     2.  Butter.  371 

auch  gegen  Ende  der  Lactation  aufgehalten  werden.  Der  von  Weigmann 
beobachtete  deprimierende  Einfluß  von  plötzlichen  Futteränderungen  war 
hier  nicht  zu  bemerken.  6.  Die  Witterung  übt  keinen  wesentlichen  Einfluß 
auf  das  Butterfett  aus.  7.  Dagegen  ist  der  Einfluß  der  Individualität 
der  Kuh  nicht  zu  unterschätzen;  das  Alter  scheint  weniger  wirksam  zu 
sein.  8.  Die  Brunst  hat  in  den  meisten  Fällen  eine  größere  Abnahme 
des  Gehalts  an  wasserlöslichen,  eine  geringere  Abnahme  im  Gehalt  an 
wasserunlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren  zur  Folge.  Bei  Erkrankungen 
sinken  die  R.-M.- Zahlen  stark;  beim  Lahm  werden  fielen  auch  die  P.- Zahlen 
etwas.  Bei  einer  Verdauungsstörung  stiegen  die  P.- Zahlen  sehr  hoch. 
9.  Ein  Parallelismus  ist  zwischen  der  R-M.-Zahl  und  der  P.-Zahl  nicht 
vorhanden.  Die  Verseifungszahl  richtet  sich  in  der  Regel  nach  dem 
Sinken  und  Steigen  dieser  Werte.  Der  Brechungsexponent  bewegt  sieh  in 
den  meisten  Fällen  in  umgekehrter  Richtung  wie  die  andern  Werte.  Es 
ist  anzunehmen,  daß  sowohl  eine  Zunahme  der  wasserlöslichen  als  der 
wasserunlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren  ein  Sinken  der  Refraktometerzahl 
bewirkt.  10.  Bei  eintretendem  Futterwechsel  machte  sich  die  Wirkung 
des  neuen  Futtermittels  in  den  meisten  Fällen  sehr  rasch  bemerkbar. 
11.  Der  Gehalt  des  Butterfettes  an  wasserlöslichen  und  wasserunlöslichen 
flüchtigen  Fettsäuren  ist  bei  den  Morgengemelken  größer  als  bei  den 
Abendgemelken;  die  Milchmenge  ist  dagegen  am  Morgen  kleiner  als  am 
Abend.  12.  Die  beobachteten  Höchst-  und  Mindestwerte  betrugen  für  die 
R.-M.-Zahl  32,44  und  13,58,  für  die  P.-Zahl  4,89  und  0,99,  für  die 
Köttsdorfer'sche  Zahl  242,4  und  213,1,  für  den  Brechungsexponent 
48,2  und  40,7. 

Einige  Untersuchungen  über  das  Fett  der  Ziegenmilch.  Von 
Yngve  Buchholz  und  Sigmund  Hals.  ^)  —  20  Analysen  von  Ziegenmilch- 
fetten, die  1909  und  1910  gewonnen  waren  und  aus  einem  Geraisch  der 
Milch  von  50 — 60  Tieren  stammten,  zeigten,  daß  sowohl  die  Reichert- 
Meißl'schen  Zahlen  (21.0—29,8)  als  auch  die  Polenske-Zahlen  (2,02 
bis  7,39)  stark  schwankten.  Die  Schwankungen  der  beiden  Zahlen  waren 
voneinander  unabhängig.  Dagegen  waren  die  niedrigsten  Werte  für  die 
Polenske-Zahl  von  hohen  Jodzahlen  (45 — 46)  begleitet.  Das  mittlere 
Molekulargewicht  der  flüchtigen  löslichen  Säuren  war  im  Durchschnitt 
102,1  (98,4—104,1),  das  der  flüchtigen  unlöslichen  Säuren  166,7 
(159  —  174,3). 

Läßt  sich  Ziegenmilchfett  durch  chemische  Mittel  mit  Sicherheit 
von  Kuhmilchfett  unterscheiden?  Von  Yngve  Buchholz. 2)  —  Nach  dem 
vorliegenden  Material  (s.  vorst.  Referat)  kann  eine  niedrige  Polenske- 
Zahl  nicht  mehr  als  Unterscheidungsmittel  zwischen  Kuhmilchfett  und 
Ziegenmilchfett  benutzt  werden.  Das  Verhältnis  Reichert-Meißl'sche 
Zahl  :  Polenske-Zahl,  das  kleiner  als  6  sein  sollte,  ist  bei  einigen  unter- 
suchten Ziegenmilchfetten  erheblich  größer  (Höchstwert  11,93).  Auch  die 
Differenz  Reichert-Meißl'sche  Zahl  —  (Verseifungszahl  —200)  liefert  keine 
brauchbaren  Werte.  Das  Verhältnis  (Verseifungszahl  — 212)  :  Polenske- 
Zahl   ist    dagegen    für    alle   Ziegenmilchfette   einigermaßen   konstant   (2,87 


1)  Tidsskrift  for  Kemi,   Farmaci  og  Terapi,  Kristiania   1912,  Nr.  18;    ref.  Ctrlbl.  Agrik. -Chem. 
1913,  42,  341  (Sebelien).  —  ^  Ebend.  Nr.  20;  ref.  ebend.  342. 

24* 


372  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

bis  3,70).    Für  Kuhmilchfette  liegt  dieser  Wert  stets  höher;    er  schwankte 
bei   15  Proben  von  5,01 — 7,77. 

Aegyptische  Butter  und  Samna.  Von  S.  H.  Trimen.^)  —  Samna  ist 
nach  dem  Vf.  Butterfett  und  wird  in  Ägypten  hauptsächlich  aus  Büffel- 
milch bereitet.  Die  Zusammensetzung  ägyptischer  Butter  und  von  Samna, 
ihre  Herstellung,  ihr  Verhalten  beim  Lagern,  die  Verfälschungsmittel  und 
deren  Nachweis  wird  besprochen. 

H.  Droop  Richmond^)  bemerkt  hierzu,  daß  Samna  nicht  nur  Butterfett 
bedeutet,  sondern  wenigstens  vor  längerer  Zeit  auch  das  von  Ovis  tragelaphus, 
dem  langschwänzigen  Barbaryschaf  oder  Argali,  gewonnene  Fett.  Zwei 
Proben,  die  wahrscheinlich  aus  diesem  Fett  bestanden,  hatten  eine  R.- M.- 
Zahl von  0,4  und  0,2,  w^ährend  Proben  wahrscheinlich  echter  Samna 
Werte  von  32,8  und  36,2  gaben. 

Der  Einfluß  der  Leguminosenkörner  auf  die  Beschaffenheit  der 
Butter.  Von  C.  Fr.  Rosengreen.  ^)  —  Die  bei  den  Fütterungsversuchen 
von  Hansson*)  gewonnene  Milch  wurde  auf  Butter  verarbeitet.  Den 
Tieren  war  in  der  1.  Serie  2  kg  Erbsen-,  Pferdebohnen-  oder  Wickenschrot, 
in  der  2.  Serie  4  kg  Erbsen-  oder  Bohnenschrot  gegeben  worden.  Bei  der 
Beurteilung  der  Butter  durch  Preisrichter  erhielt  die  Butter  der  Erbsengruppe 
eine  etwas  schlechtere  Note  als  die  der  Kontrollgruppe;  nach  Bohnen-  und 
Wickenfütterung  wurde  die  Butter  eher  etwas  besser.  Da  aber  die  Butter 
bei  der  stärkeren  Erbsenfütterung  besser  ausfiel,  kann  die  bei  der  ersten 
Serie  beobachtete  weniger  günstige  Qualität  der  Butter  kaum  eine  Wirkung 
der  Erbsen  sein.  Der  Vf.  folgert  daher,  daß  in  einer  im  übrigen  normalen 
Futtermischung  das  Leguminosenschrot  keine  ungünstige  Wirkung  auf  die 
Butter  ausübt. 

Über  die  Ursachen,  welche  die  Veränderung  im  Wohlgeschmack 
der  Lagerbutter  hervorrufen.  Von  L.  A.  Rogers,  W.  N.  Berg,  C.  R. 
Potteiger  und  B.  J.  Davis.  ^)  —  Nach  einer  Methode,  die  die  ersten  Stadien 
der  Proteolyse  anzeigt,  ließ  sich  kein  löslicher  N  in  Butter,  die  lange  Zeit 
bei  0  '^  aufbewahrt  wurde,  nachweisen.  Buttermilch  von  süßer,  unpasteuri- 
sierter  Sahne  und  von  süßer,  pasteurisierter,  mit  18  **'o  NaCl  konservierter 
Sahne  zeigte  während  langer  Zeit  beim  Kühllagern  keine  Proteolyse. 
Bakterielles  Enzym  gab  in  Milch  mit  18  ^Iq  NaCl  beim  kühlen  Lagern 
Anzeichen  von  Proteolyse.  Butter  aus  süßer  pasteurisierter  Sahne  hält 
sich  viel  besser  als  die  aus  nichtpasteurisierter  Sahne;  die  Veränderungen 
in  der  unpasteurisierten  Rahmbutter  lassen  sich  jedoch  nicht  durch  Infektion 
der  pasteurisierten  Sahne  mit  den  Bakterien  der  unpasteurisierten  hervor- 
rufen. In  der  frischen  Butter  sind  etwa  10  Vol.-Proc.  Gase  vorhanden, 
von  denen  33  ^o  N,  20  %  0  und  der  Rest  durch  Na  OH  absorbierbare 
Gase  sind.  Der  0- Gehalt  nimmt  beim  Lagern  ab.  Zusatz  von  ge- 
ringen Mengen  Eisen  zur  Sahne  beeinflußt  den  Geschmack  der  Butter; 
ebenso  und  vielleicht  noch  intensiver  Kupfer.  In  Milch  mit  18  %  NaCl 
wird  die  Lactose  nicht  verändert,  wenn  Eisen  zugesetzt  und  ein  0- Strom 
72  Stdn.  lang  durch  die  Milch  geleitet  wird.     Milch   erhält  einen  starken 


')  The  Analyst  38.  242—251  (Cairo);  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  H.  373  (RüUe).  ^—  =)  Ebend.  352; 
ref.  ebend.  —  ^)  Meddelande  Nr.  70  frän  Centralanstalten  för  försöksväsendet  pa  jordbroksomrädet. 
Stockholm  1912,  1—6:  ref.  Ctrlbl.  A?rik.-Chem.  1913,  42,  348  (Sebehen).  —  ■»)  S.  S.  339.  — 
B)  U.  S.  Depart.  of  Agric.  Bur.  of  Ammal  Ind.  Bull.  162,  1—69;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  800  (Jung). 


F.   Molkereiproducte.     2.   Butter.  373 

Geruch  durch  kleine  Mengen  von  Eisensalzen;  Ferrosalze  wirken  stärker 
als  Ferrisalze.  Die  Jodoformprobe  ist  stärker  in  Milchdestillaten  mit  Zusatz 
von  Ferrosulfat, 

Säuregrad  der  Butter.  Von  H.  Kreis.  ^)  —  Bei  6  verschiedeneu 
Proben  hat  der  Vf.  beobachtet,  daß  durch  das  Aufbewahren  im  Kühlhaus 
bei  0 — 2^  das  Ansteigen  des  Säuregrads  gegenüber  dem  Aufbewahren  im 
Laboratorium  wesentlich  verlangsamt  wird  und  daß  ausgelassene  Butter, 
12  Tage  bei  gewöhnlicher  Temperatur  aufbewahrt,  ihren  Säuregrad  so  gut 
wie  nicht  verändert. 

Untersuchungen  über  die  Konservierung  der  Butter  (speciell  für 
Tropenversand).  Von  H,  Kühl.^)  —  Die  Versuche  des  Vf.  haben 
folgendes  ergeben:  Es  ist  nicht  möglich,  durch  Pasteurisieren  eine  Butter 
lange  Zeit  unter  ungünstigen  Temperaturverhältnissen  unverändert  zu 
erhalten,  selbst  wenn  man  pasteurisierte  Milch  zum  Aufarbeiten  des  Butter- 
fettes verwendet.  Die  besten  Erfolge  werden  erzielt,  wenn  die  in  Weck- 
gläsern an  2  aufeinanderfolgenden  Tagen  jedesmal  25  Min.  pasteurisierte 
Butter  bei  meist  -|-15°  nicht  überschreitender  Temperatur  aufbewahrt  und 
mit  2  mal  pasteurisierter  Milch  verarbeitet  wurde.  Die  ungenügende 
Haltbarkeit  des  an  sich  guten  Products  läßt  sich  darauf  zurückführen,  daß 
im  Butterfett  suspendierte  Eiweißpartikelchen  sich  infolge  biologischer  oder 
rein  chemischer  Ursachen  leicht  zersetzen.  Durch  Seihen  von  Eiweißflocken 
befreites  Butterschmalz  hält  sich  gut.  Es  scheint  am  besten  zu  sein,  nicht 
die  Butter,  sondern  das  reine  Butterfett  für  den  Versand  zu  pasteurisieren 
und  nachfolgend  mit  sterilisierter  Milch  zu  emulgieren.  Sehr  wichtig  ist 
die  Aufbewahrung  im  lichtgeschützten  Kühlraum.  Das  ßutlerfett  ist  nach 
Wacker  gegen  Lichtstrahlen  noch  empfindlicher  als  die  Butter  selbst. 
Möglicherweise  handelt  es  sich  hierbei  um  chemisch -phj^sikalische  und 
nicht  um  biologische  Veränderungen. 

Die  Zusammensetzung  eines  alten  ranzigen  Butterfettes.  Von 
John  Sebeh'en."'')  —  Ein  22  Jahre  altes  ausgeschmolzenes  Butterfett,  das 
von  dem  Bodensatz  abfiltriert  war  und  teils  im  sonnigen  Fenster,  teils  im 
Schrank  gestanden  hatte,  zeigte  die  Verseifungszahl  229,2,  die  Reichert- 
Meißl'sche  Zahl  23,1  und  die  Polenske-Zahl  2,57.  Das  Verhältnis 
von  Buttersäure  und  Capronsäure  in  den  flüchtigen  Fettsäuren  hatte  keinen 
abnormen  Wert  angenommen,  ebensowenig  ist  anzunehmen,  daß  sich  den 
beiden  vorhandenen  Säuren  eine  neugebildete  flüchtige  und  lösliche  Säure 
wie  die  Ameisensäure  zugesellt  hat.  Eine  andere  derselben  Butter  ent- 
stammende Probe,  bei  der  das  Fett  nicht  ausgeschmolzen  worden  war,  wies 
oben  einen  braunen  Teil,  unten  eine  abgebleichte  weiße  Masse  auf.  Weder 
im  braunen  noch  im  weißen  Teil,  die  die  Eeichert-Meißl' sehen  Zahlen 
20,9  und  20,8  und  die  Polens ke-Zahlen  3,8  und  3,71  aufwiesen,  konnte 
Ameisensäure  nachgewiesen  werden.  Das  Verhältnis  von  Buttersäure  zu 
Capronsäure  (1,3  :  1)  war  indessen  in  beiden  Fetten  wesentlich  kleiner  als 
in  normaler  Butter.  Im  braunen  Fett  war  die  Jodzahl  der  unlöslichen 
Säuren   des   Destillationsrückstandes    14,49,    im   weißen  Fett    16,05.      Die 


')  Ber.  über  d.  Lebensm. -Kontr.  im  Kanton  Basel -Stadt  1912,  13  u.  14:  ref.  Ztschr.  Unters. 
Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  26,  470  (C.  Mai).  —  2)  D.  Vierteljahrsschr.  f.  öffenti.  Gesimdheitspflege  1913, 
261;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  196.  —  »)  Die  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80, 
389—398  (Aas,  Chem.  Lab.  d.  Idwsch.  Hochsch.). 


374  Landwirtschaftlicjie  Tierproduction. 

Jodzahl  im  -weißen  Totalfett  betrug  21,6;  in  normaler  Butter  ist  dagegen 
die  Jodzahl  des  Totalfetts  kleiner.  Beim  Ranzigwerden  müssen  daher 
Substanzen  gebildet  worden  sein,  deren  Jodsättigungsvermogen  sich  bei  der 
Verseifung  und  bei  der  Zersetzung  der  Seife  noch  vermindert. 


Literatur. 


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Milch  verwendet  worden,  die  reichliche  Mengen  von  Coli-  und  Aerogenesbakterien 
enthalten  hat. 

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Nutzen  der  Kältekonservierung  ist  Vorbedingung  sorgfältige  Gewinnung,  Rahm 
mit  richtigem  Säuregrad,  ein  Wassergehalt  von  nicht  mehr  als  14  ^/q  und  sofortige 
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1913,  37.  603. 

Salomone,  Giovanni:  Analyse  einiger  Butterproben  aus  Tripolis  und  der 
Kyrenaika.   —   Boll.  Chim.  Farm.  52,  466-468;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  708. 

—  Bei  5  Proben  Kuhbutter  und  3  Proben,  die  aus  Mischungen  von  Kuh-  und 
Ziegenmilch  bereitet  waren,  bewegten  sich  die  bestimmten  Konstanten  in  normalen 
Grenzen,  nur  die  Reichert-Meißl'scbe  Zahl  schwankte  von  21,6—34.5. 

Siegfeld,  M.:  14  Jahre  Untersuchung  ostfriesischer  Butter  und  weitere 
Beiträge  zur  Butterbeurteilung.  —  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913, 
25,  698—703. 

Teichert:  Über  Desinfektion  in  Molkerei-  und  Käsereibetrieben.  —  Allgäuer 
Monatsschr.  f.  Milchwsch.  u.  Viehzucht  1913,  Nr.  6;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913.  II.  1320. 

Vieth,  P.:  Der  Wassergehalt  der  Butter  und  das  Vermischen  verschiedener 
Luttersorten.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  87—91. 


F.  Molkereiproducte.     3.  Käse.  375 

Wagner,  H.,  Walker,  R.,  und  Ostermann,  H.:  Über  den  Einfluß  des 
Lichtes  auf  Fette  unter  absolutem  Abschluß  von  Luft.  —  Ztschr.  Unters.  Nahr.- 
u.  Genußm.  1913,  25,  704  u.  705.  —  Unter  dem  Einfluß  langer  Belichtung  waren 
auch  2  Butterfettproben  ausgebleicht  und  typisch  ranzig  geworden;  gleichzeitig 
wurde  eine  Zunahme  des  Säuregrads  und  eine  Abnahme  der  Jodzahl  beobachtet. 

Das  sogenannte  Friwibutterungsverfahren.  —  Mitt.  d.  D.  Milchwsch.  Ver. 
1913,  30,  97—99. 

Über  die  Zusammensetzung  der  niederländischen  Butter,  herstammend  aus 
den  der  Staatskontrolle  unterstellten  Molkereien.  April  bis  December  1912. 
Den  Haag,  Gebr.  J.  u.  H.  Langenhuysen.  1912/13;  ref.  Ztschr.  Unters.  Nahr.- 
u.  Genußm.  1913,  25,  169. 


3.  Käse. 

Die  Coagulation   der  Milch  durch  Lab.    Von  John  Mellanby»)  — 

Der  Vf.  schließt  aus  seinen  Coagulationsversuchen,  daß  alle  proteolytischen 
Fermente  bei  geeigneter  Ca-Concentration  der  Milch  eine  Labwirkung  be- 
sitzen. Fermente,  die  wie  Pepsin  in  saurem  Medium  wirken,  erfordern 
die  Gegenwart  einer  relativ  kleinen  Menge  Ca-Salz.  Fermente  wie  Trypsin, 
verlangen  dagegen  eine  relativ  hohe  Ca-Concentration.  Für  die  Identität 
von  Lab-  und  proteolytischem  Ferment  spricht,  daß  alle  Proteasen  Milch 
koagulieren  können  und  daß  die  Unterschiede  zwischen  dem  Lab  des 
Magensaftes  und  dem  Lab  des  Pankreassaftes  den  Unterschieden  zwischen 
Pepsin  und  Trypsin  vergleichbar  sind.  Am  wahrscheinlichsten  wird  die 
Identität,  wenn  man  erwägt,  daß  sich  die  Bildung  von  aktivem  Lab  und 
aktivem  proteolytischem  Ferment  aus  den  entsprechenden  Profermenten  in 
gleicher  Weise  und  zu  gleicher  Zeit  vollzieht.  Die  Gerinnungsmethode 
läßt  sich  auch  zu  einem  empfindlichen  Nachweis  proteolytischer  Fermente 
verwenden.  Bei  der  Coagulation  der  Milch  durch  Lab  zeigt  sich  eine  um- 
gekehrte Proportionalität  zwischen  Lab-  und  Coagulationszeit  bei  Konstanz 
von  Caseinogen  und  Ca,  zwischen  Caseinogen  und  Coagulationszeit  bei 
konstanter  Lab-  und  Ca-Menge,  zwischen  Ca  und  Coagulationszeit  bei 
Konstanz  von  Lab  und  Caseinogen.  Sinkt  das  Lab  oder  Ca  unter  einen 
bestimmten  Minimalwert  oder  übersteigt  das  Caseinogen  einen  Maximalwert, 
so  verschwindet  die  Proportionalität. 

Untersuchungen  über  das  Phänomen  der  Gerinnung.  L  Teil: 
Über  die  Gerinnung  der  Milch.  Von  S.  B.  Schryver.'-)  —  Der  Vf. 
ist  auf  Grund  von  Beobachtungen  an  anderen  Substanzen  zu  der  Hypothese 
gelangt,  daß  bei  allen  Gerinnungen  die  gerinnende  Substanz  als  solche 
gelöst  vorhanden  ist  und  nur  deshalb  nicht  ausfällt,  weil  sie  gewisse  ein- 
fache Substanzen  adsorbiert  hält.  Die  Wirkung  des  die  Gerinnung  be- 
wirkenden Fermentes  bestände  dann  nur  in  der  Entfernung  dieser  adsorbierten 
Substanz.  Um  diese  Hypothese  auch  in  bezug  auf  die  Gerinnung  der  Milch 
zu  stützen,  hat  der  Vf.  ein  „natürliches"  Caseinogen  hergestellt,  mit  dem 
eine  Reihe  von  Versuchen  angestellt  wurden,  die  hier  nicht  näher  be- 
schrieben werden    können.     Der  Vf.  hält   es    für   wahrscheinlich,    daß   das 


1)  Journ.  of  Physiol.  45,  345-362;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  823  (Guggenheim).  —  ")  Proc. 
Royal  Soc.  Londoa  86,  Serie  B.  460—481  (Inst,  of  the  Cancer  Hospital);  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II. 
1505  (Riesser). 


376  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

Gerinnsel  aus  freiem  Caseinogen  oder  Metaeaseinogen  (ein  durch  Behandeln 
mit  verdünnter  Essigsäure  oder  Erwärmen  mit  Wasser  in  Kalkwasser 
schwerer  löslich  gewordenes  Caseinogen,  das  aber  wieder  leichtlöslich  ge- 
macht werden  kann),  nicht  aber  aus  dem  Ca-Salze  besteht;  und  zwar  ent- 
steht das  vom  Lab  gebildete  Gerinnsel,  nach  seiner  geringen  Löslichkeit 
in  Kalkwasser  aus  Metaeaseinogen,  das  durch  CaCl2  gebildete  aus  Caseinogen. 
Das  durch  Lab  gefällte  Casein  kann  jedoch  nicht  durch  Umfallen  in  Caseinogen 
zurückverwandelt  werden;  das  Ferment  muß  daher  noch  eine  w^eitere  Ver- 
änderung des  Metacaseinogens  bewirken.  Weitere  Untersuchungen  sind 
zur  Klärung  der  vorliegenden  Fragen  und  zum  Beweise  der  Hypothese 
erforderlich. 

Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  Labwirkung  und  Käse- 
reifung. Von  R.  Burri.i)  —  Versuche  über  den  Einfluß  der  Lab- 
gerinnungszeit haben  ergeben,  daß  eine  Kürzung  von  etwa  ein 
Drittel  die  Ausbeute  an  Käse  um  0.3 — 0,4  o/q  vermehrt,  ohne  daß  die 
Güte  der  Ware  erkennbar  beeinträchtigt  wird.  Es  soll  damit  nicht  emp- 
fohlen werden,  die  Labgerinnungszeit  allgemein  zu  kürzen,  doch  wird  man 
in  den  Fällen,  bei  denen  man  genötigt  ist,  auf  ein  festes  Coagulum  hin- 
zuarbeiten, damit  ohne  Gefährdung  des  Käseausfalles  zum  Ziele  kommen. 
Eine  vergleichende  Prüfung  der  Labbereitung  mit  Hilfe  von  Reinkulturen 
der  Anstalt  und  des  Steinegger-Hohl'schen  Säuregemisches  ließ  keine 
deutliche  Überlegenheit  eines  der  beiden  Mittel  erkennen;  doch  sind  für 
ein  endgültiges  Urteil  noch  weitere,  vor  allem  praktische  Versuche  not- 
wendig. Bei  der  Verwendung  von  Kunstlab  unter  Zusatz  von  geeigneten 
Reinkulturen  hat  der  Vf.  durchaus  günstige  Erfahrungen  gemacht.  Auch 
die  in  2  Käsereien  nach  diesem  Verfahren  hergestellten  Käse  fielen  sehr 
zufriedenstellend  aus.  Ferner  ist  es  gelungen,  die  Reinkulturen  in  fester 
und  mindestens  2  Monate  lang  haltbarer  Form  herzustellen.  Durch  weitere 
Versuche  wurde  geprüft,  ob  die  Menge  des  aus  dem  Casein  durch  Lab  ab- 
gespaltenen Paracaseins  bei  verschiedenen  Gerinnungszeiten  verschieden  ist. 
Hierbei  zeigte  sich,  daß  um  so  mehr  Paracasein  abgespalten  wird,  je 
kürzer  die  Gerinnuugszeit  ist.  Gesellt  sich  zur  Labwirkung  noch  eine 
Säurewirkung,  so  steigt  die  Menge  des  ausgeschiedenen  Paracaseins  noch 
bedeutend;  es  wird  sogar  mehr  Paracasein  gewonnen,  als  an  Casein  ur- 
sprünglich in  der  Milch  vorhanden  war.  Es  gehen  dann  aber  noch  andere 
N-haltige  Substanzen  in  den  unlöslichen  Zustand  über.  Auf  diesen  Vor- 
gang lassen  sich  auch  manche  Käsefehler,  wie  „Vorbrüchler",  „saurer 
Gläsler"  oder  „Bröckler"  zurückführen,  die  auftreten,  wenn  zu  stark  ge- 
säuerte Milch  verarbeitet  wird.  Bei  diesen  Versuchen  wurde  in  Parallel- 
reihen auch  mit  verschiedenen  Labpulvern  des  Handels  gearbeitet.  Ab- 
gesehen von  der  Labstärke  haben  sich  hierbei  keine  Unterschiede  in  der 
Brauchbarkeit  der  einzelnen  Präparate  gezeigt. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  wissenschaftlichen  Grundlagen  der 
Käsefabrikation  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Verwendung  von 
sog.  Kunstlab  bei  der  Herstellung  von  Emmentalerkäse.  Von  O.  Alle- 
mann.-) —  Der  Vf.  berichtet  unter  eingehender  Erörterung  der  Literatur 


I)  Molk. -Zeit.  Berlin  1913,  23,  25  u.  26  (Bern  -  Liebefeld,  Milchwsch.  u.  bakt.  Anst.).  —  ^)  Aus 
d.  Jahrb.  d.  Milchwsch.  u.  bakteriol.  Anst.  Liebefeld- Bern;  nach  Molk. -Zeit.  Berlin  1913,  23,  446  u. 
447,  4Ö7  u.  458,  505—508,  517—519,  541—544,  553—555. 


F.   Molkereiproducte.     3.  Käse.  377 

über  Untersuchungen,  die  den  Zweck  verfolgten,  den  Käsebereitungsproceß 
mit  wissenschaftlichen  Hilfsmitteln  besser  aufzuklären.  Es  wird  gezeigt, 
daß  vor  allem  die  Verfahren  der  physikalischen  Chemie  berufen  sind, 
einzelne  der  wichtigsten  Erscheinungen  einem  tieferen  Yerständnis  zugäng- 
lich zu  machen.  Die  an  Labpräparaten  verschiedener  Art  vorgenommenen 
Untersuchungen  haben  ergeben,  daß  das  in  den  Emmentaler  Käsereien  ge- 
bräuchliche, vom  Käser  selbst  bereitete  Naturlab  und  das  Pulverlab  des 
Handels  in  ihrer  Hauptwirkung  nicht  verschieden  sind.  Das  Naturlab  ist 
reich  an  Bakterien,  besonders  an  den  wichtigen  Milchsäurebakterien,  während 
das  Kunstlab  diese  Bakterien  vermissen  läßt.  Abgesehen  von  den  Bakterien 
verfügt  das  Naturlab  aber  über  keine  besonderen  Bestandteile  und  Kräfte, 
die  es  überlegen  machen.  Da  die  Kälbermagen  nicht  selten  auch  schäd- 
liche Bakterien  beherbergen,  hat  man  versucht,  durch  Zusatz  von  Rein- 
kulturen oder  Säure,  die  ungünstigen  Wirkungen  zu  verhüten.  Zweck- 
mäßiger aber  wird  man  das  Pulverlab  des  Handels  in  Verbindung  mit  Rein- 
kulturen verwenden.  Die  hiermit  hergestellten  Käse  waren  nach  Versuchen 
von  mehreren  Monaten  in  der  Güte  den  unter  Verwendung  von  Naturlab 
mit  Reinkulturen  hergestellten  Käsen  ebenbürtig. 

Die  Herstellung  von  Käse  aus  pasteurisierter  Milch.  Von  M.  Benson 
und  R.  H.  Evans.  ^)  —  Außer  Versuchen  friiherer  Jahre,  die  größtenteils  zu 
mehr  oder  weniger  fehlerhaften  Käsen  führten,  beschreiben  die  Vff.  Versuche 
des  Jahres  1912,  bei  denen  die  Milch  teils  unbehandelt,  teils  pasteurisiert 
(die  eingehaltene  Temperatur  schwankte  zwischen  70  und  93,3  ^),  teils 
unter  Durchleiten  eines  COg-Stroms  (1  kg  auf  400  1)  pasteurisiert  wurde. 
Im  allgemeinen  erforderte  die  pasteurisierte  Milch  weniger  Säurewecker 
als  die  rohe,  mit  Ausnahme  der  über  87,7^  erhitzten;  die  zum  Gerinnen 
notwendige  Labmenge  war  hingegen  etwa  doppelt  so  groß.  Auch  war 
der  Bruch  wiederum  stets  weicher  und  weniger  gebunden;  er  hielt  das 
Serum  mehr  zurück  und  erforderte  eine  stärkere  Pressung.  Die  Molken 
enthielten  bei  den  Käsen  aus  pasteurisierter  Milch  infolge  der  Gerinnung 
des  Albumins  um  so  weniger  Trockensubstanz,  je  höher  die  Milch  erhitzt 
worden  war.  Die  Käse  aus  pasteurisierter  Milch  brauchten  außerdem 
weniger  Salz,  reiften  langsamer,  waren  gleichförmiger  und  weniger  leicht 
zum  Verderben  geneigt.  Die  Käseausbeute  war  um  5 — 9  ^/^  höher.  Die 
Coagulationsfähigkeit  der  bis  zu  82,2  ^  erhitzten  Milch  wurde  durch  CO2 
merklich  erhöht;  die  Kohlensäure  verhinderte  auch  das  Bitterwerden  und 
beeinflußte  die  Färbung  der  Käse.  Die  unter  COg-Einwirkung  bei  niedriger 
Temperatur  pasteurisierte  Milch  lieferte  die  besten  Käse. 

Die  Herstellung  von  Cheddar-Käse  aus  pasteurisierter  Milch. 
Von  J.  L.  Sammis  und  A.  R.  Bruhn.-)  —  Die  Vff.  haben  ein  Verfahren 
ausgearbeitet,  bei  dem  der  pasteurisierten,  abgekühlten  Milch  soviel  Salz- 
säure zugesetzt  wird,  daß  der  Säuregehalt  der  Milch  0,25  ^j^  als  Milch- 
säure berechnet  beträgt.  Hierdurch  wird  nicht  nur  erreicht,  daß  die  Milch 
mit  Lab  gerinnt,  sondern  auch,  daß  die  geronnene  Milch  die  Molken  ab- 
sondert. Bei  vergleichenden  Versuchen  wurde  gefunden,  daß  die  nach 
diesem   Verfahren  gewonnenen  Käse   eine  größere  Ausbeute  lieferten,   eine 

1)  Journ.  of  the  Board  of  Agric.  1913,  20,  281—301;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rundsch.  1913, 
4,  1273.  —  ")  Univ.  of  Wisconsin  Agric.  Exper.  Stat.  Research  Bull.  27,  137—248;  ref.  Intern.  Agrar- 
techn.  Bundsch.  1913,  4,  966. 


378  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

bessere  Qualität  aufwiesen,  sich  sehr  gut  aufbewahren  ließen  und  im 
Handel  leichteren  Absatz  fanden.  Das  Verfahren  soll  noch  in  mehreren 
Käsereien  in  verschiedenen  Gegenden  ausprobiert  werden,  ehe  es  zur  all- 
gemeinen Einführung  empfohlen  wird. 

Versuche  betreffend  die  Herstellung  von  Camembertkäsen  nach 
dem  Maze'schen  Verfahren.  Von  Klose.  ^)  —  Das  Maze' sehe  Verfahren, 
nach  dem  die  durch  Erhitzen  von  schädlichen  Keimen  befreite  Müch  mit 
den  für  die  Reifung  des  Camembert  charakteristischen  und  in  Reinkultur 
gezüchteten  Reifungserregern  geimpft  wird,  lieferte  bei  den  ersten  3  ver- 
gleichenden Käsungsversuchen  unbefriedigende  Resultate,  da  die  Reifung 
sich  in  den  äußeren  Schichten  weit  schneller  vollzog  als  im  Innern,  so  daß 
die  Hauptmasse  bei  einer  überreifen  Außenschicht  noch  einen  völlig  un- 
reifen Kern  darstellte.  Bei  den  letzten  beiden  Doppelversuchen  dagegen, 
bei  denen  die  Reifungstemperatur  sehr  gleichmäßig  auf  12*^  gehalten 
wurde,  während  sie  vordem  über  13^  und  z.  T.  bis  über  15°  hinaus- 
gegangen war,  reiften  die  nach  dem  Maze'schen  Verfahren  hergestellten 
Käse  zwar  auch  etwas  langsamer  als  die  Kontrollkäse,  doch  sehr  viel 
gleichmäßiger  und  zeigten  einen  sehr  feinen,  dem  der  Kontrollkäse  merk- 
lich überlegenen  Geschmack.  In  der  Käseausbeute  konnten  keine  Unter- 
schiede zugunsten  des  Maze'schen  Verfahrens  festgestellt  werden. 

Studien  über  die  rationelle  Herstellung  der  Käse  bei  hygienischer 
Behandlung  und  unter  Anwendung  von  Reinkulturen.  Von  Gorini.  ^) 
—  Aus  dem  Bericht,  den  der  Vf.  über  die  erfolgreiche  Tätigkeit  der 
Genossenschaft  „Pro  Grana",  über  die  von  ihr  durchgeführten  Versuche 
und  über  eigene  Versuche  erstattet,  ist  folgendes  hervorzuheben:  Zur 
Herstellung  genügender  Menge  der  Reinkulturen  caseophiler  Bakterien  hat 
es  sich  für  die  Praxis  als  zweckmäßig  erwiesen,  die  Reinkulturen  in  ge- 
kochten Molken  (sog.  Molkenkulturen)  zu  vermehren.  Von  der  Molken- 
kultur, die  bei  37 — 40 *'  zu  halten  ist,  genügt  V2  ^  ^^r  100  1  Milch. 
Diese  Methode  der  Käsebereitung  hat  sich  gegenüber  der  Impfung  mit 
Milchsäure bakterien  durch  gewöhnliche  Molken  bei  vergleichenden  Versuchen 
mit  emilianischen  Grana-,  Montasio-  und  Schweizerkäsen  als  sehr  vorteilhaft 
erwiesen.  Der  Vf.  hat  als  Stütze  seiner  Ansicht,  nach  der  bei  der  Reifung 
der  Käse  die  säurelabbildenden  Bakterien  mitwirken,  noch  das  Verhalten 
dieser  Bakterien  gegenüber  niedrigen  Temperaturen  herangezogen,  denn  die 
Hartkäse  sind  während  der  Überwinterung  häufig  sehr  niedrigen  Tempera- 
turen ausgesetzt.  Es  hat  sich  ergeben,  daß  die  säurelabbildenden  Bakterien 
auch  unter  10*^,  ja  bis  um  5°  C.  gedeihen  und  daß  die  von  ihnen  gebildeten 
Enzyme  bei  noch  niedrigeren  Temperaturen  zu  wirken  vermögen.  Es  ist 
daher  nicht  einmal  nötig,  daß  die  Bakterien  in  den  späteren  Reifungsstadien 
vorhanden  sind,  wenn  sie  nur  genügend  Enzym  gebildet  haben,  was  aber 
schon  in  den  ersten  Tagen  der  Herstellung  stattfindet. 

Das  Vorbrechen  und  das  Scheiden  der  Käsereimolke.  Von  O.  Alle- 
mann und  W.  Müller.^)  —  Im  Anschluß  an  Untei suchungen  über  die 
Bedeutung  der  Wasserstoffioneu  für  die  Milchgerinnung*)  wurden  Versuche 


1)  Molk. -Zeit.  HUdesheim  1913,  27,  795—799  (Proskau);  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  500 
(Klein)  und  Bericht  über  d.  Tätigk.  d.  Milchwscli.  Inst.  Proskau  füi  1./4.  1912  bis  1.4.  1913,  9.  — 
»)  Bell,  del  Ministero  di  agricoltura,  ind.  o  commercio  1912,  9,  Ser.  C,  Fase.  7,  8  u.  9;  ref.  Milchwsch. 
CrÜbl.  1913,  42,  234—238  (Kaufmann).  —  »)  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  225—234  (Liebefeld-Bem, 
Milchwsch.  u.  bsLktenol.  Anst.).  —  *)  Dies.  Jahresber.  1912,  355. 


F.    Molkereiproducte.     3.  Käse. 


379 


mit  Molke  unter  verschiedenen,  die  H - lonenconcentration  beeinflussenden 
Zusätzen  (Natriumaeetat,  Essigsäure,  Milchsäure,  Salzsäure)  angestellt  und 
die  Menge  und  Art  der  Ausscheidung  verfolgt.  Aus  diesen  Versuchen 
ergiebt  sich,  daß  2  ausgesprochene  Fällungsoptima  festzustellen  sind  und 
dali  das  Vorbrechen  (Zusatz  von  „Sauer"  zur  Molke  und  Erhitzen  auf  8C) 
und  das  Scheiden  (Zusatz  von  weiteren  Mengen  Sauer  nach  dem  Entfernen 
des  Vorbruchs  und  Erhitzen  bis  zu  beginnendem  Sieden)  nur  Spezialfälle 
der  Coagulation  der  Eiweißstoffe  unter  dem  Einflüsse  bestimmter  H-Ionen- 
mengen  darstellen.  Das  Vorbrechen  der  Molke  entspricht  einem  Flockungs- 
optimum  von  etwa  0,45  .  10~^  d.  h.  dem  Optimum,  das  Michaelis  und 
Rona  für  die  Ausflockung  des  Serumglobulins  gefunden  haben.  Man  darf 
daher  die  beim  Vorbrechen  in  erster  Linie  ausflockende  Substanz  wohl 
als  Lactoglobulin  betrachten;  allerdings  ist  ein  Mitflocken  eines  geringen 
Anteils  des  beim  Erwärmen  auf  75^  gebildeten  denaturierten  Albumins 
nicht  unmöglich.  Die  ausflockenden  Eiweißteilchen  werden  von  den  Fett- 
kügelchen  adsorbiert,  die  sich  also  mit  einer  Eiweißhülle  umgeben  und  so 
zusammengeleimt  werden.  Das  fetthaltige  Gerinnsel  steigt  dann  an  die 
Oberfläche  und  kann  abgeschöpft  werden.  Der  zuerst  ausgeschiedene 
Vorbruch  ist  demnach  auch  der  fettreichste.  Der  maximale  Ausflockungs- 
punkt für  das  Albumin  der  Molke,  das  sog.  Scheiden,  das  bei  einer  H-Ionen- 
concentration  von  rund  2.10-°  liegt,  entspricht  dem  von  Sörensen  und 
Jürgensen^)  beobachteten  Denaturierungspunkt  des  Albumins. 

Die  Zusammensetzung  von  Molken.  Von  Arthur  Geiger.')  — 
Die  Untersuchungen,  die  wesentliche  Unterschiede  nicht  ergeben  haben, 
sind  in  der  folgenden  Übersicht  wiedergegeben: 


Molke 

Spec.     1  Säure- 
Gewicht  1  grad 

Trocken- 
masse 

% 

Fett 

% 

Müch- 
lucker 

Eiweiß- 
stoffe 

Asche 

aus  Rund-   j  vorgebrochen 
käsereien     \  zentrifugiert . 

von  fetten   f  nicht  zentrifug.  . 
"Weichkäsen  \  zentrifugiert  .     . 
von  mageren  Weichkäsen    .     . 

1,0276 
1,0262 
1,0274 
1,052 
1,0270 

6,5 
6,5 
18 

7,5 

6,556 
6,170 

6,878 
6,058 
6,118 

0,070 

0,030 

0,230 

0,08 

0,056 

0,672 
5,408 
4,960 

4,881 
4,870 

0,414 
0,231 
0,938 
0,432 

0,715 

0,400 
0,501 
0,750 
0,665 
0,475 

Zusammensetzung    und     Eigenschaften     der    salzlöslichen    Ver- 
bindung im  Käse.    Von  Lucius  L.  van  Slyke  und  Alfred  W.  Bosworth.^) 

—  Feingeriebener  Cheddarkäse,  aus  dem  bei  55 "  mit  Wasser  alle  lös- 
lichen Verbindungen  entfernt  waren,  wurde  wiederholt  mit  wäßriger 
öprocent.  Na  Gl -Lösung  behandelt.  Aus  dieser  Lösung  werden  durch 
Essigsäurezusatz  Paracasein  erhalten  und  die  in  Na  Gl -Lösung  gelöste 
Substanz  erwies  sich  als  Mono-Calciumparacaseinat,  in  dem  1  g  Paracasein 
mit  0,000  225  Äquivalenten  Ga  verbunden  ist.  Die  Verbindung  entsteht 
im  Käse  aus  Calcium paracaseinat  dadurch,  daß  das  Calcium  z.  T.  von 
Milchsäure  fortgenommen   und  an  diese  gebunden   wird. 

Untersuchung  der  Gase  von    Emmenthaler   Käse.     Von  William 
Mansfield   Clark. *j  —  In  den  normalen  „Augen"  des  Emmenthaler  Käses 

1)  Biochem.  Ztschr.  1911,  31,  897;  dies.  Jahresber.  1912,  422.  —  2)  25.  Jahresber.  d.  Milchwsch. 
Unters. -Anstalten  im  AUgäu  1912,  12;   ref.  Ztschr.  Unters.  Nahr.-  u.  Genußm.  1913,  26,  467  (C.  Mai). 

—  3)  Jouro  of  Biol.  Chem.  14,  231—236  (Geneva,  New  York.  Agric.  Exper.  Stat.);  ref.  Chem.  Ctrlbl. 
1913,  I.  2044  (Henle).  —  *)  U.  S.  Depart.  of  Agric  ,  Bur.  of  aninpal  Ind.  151,  1-32;  ref.  Chem.  Ctrlbi. 
1913!  I.  321  (Jung). 


380  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

findet  sich  ausschließlicli  CO2  und  N.  Der  Stickstoff  stammt  aus  der 
während  der  Milchgerinnung  eingeschlossenen  Luft.  Mitunter  findet  bei  Be- 
ginn der  Gärung  eine  Gasentwicklung  statt,  die  durch  die  Gegenwart  von 
Wasserstoff  charakterisiert  ist,  wahrscheinlich  der  Zuckergärung  zuzu- 
schreiben ist  und  das  Gas  normaler  Augen  verunreinigen  kann.  Beide 
Gärungen  sind  durch  ihre  gasförmigen  Producte  zu  unterscheiden;  die  eine 
ist  schädlich,  die  andere  entspricht  den  Bedingungen  eines  guten  Käses. 
Starke  Sauerstoffabsorption  und  damit  verbunden  geringe  Durchlässigkeit 
des  Käses  für  Luft  sind  günstig  für  das  Wachsen  anaerober  Bakterien. 
Ein  Vergleich  der  Menge  an  COg  mit  der  Gesamtmenge  flüchtiger  Fett- 
säuren zeigt,  daß  die  Aktivität  der  Propionsäurebakterien  von  v.  Freuden- 
reich und  Jensen  nicht  für  die  gefundene  COg  ausreicht.  Der  Vf.  fand, 
daß  Käse  viel  COg  aufnehmen  kann.  Vielleicht  bilden  sich  normale  Augen 
in  2  Phasen  durch  Sättigung  des  Körpers  mit  COj  und  dadurch  Auf- 
blähung zu  Augen. 

Renntierkäse.  Von  Chr.  Barthel  und  M.  Bergman.^)  —  Zwei 
Proben  Renntierkäse  aus  den  Lappmarken,  die  vollfette  Labkäse  darstellen, 
enthielten  im  Mittel:  28,81%  Wasser,  22,57  %  Eiweiß  und  dessen  Zer- 
setzungsprodacte,  44,02^0  ^^tt,  2,20%  andere  organische  Stoße  und 
2,40  %  Asche.  In  Procenten  des  Gesamt-N  waren  vorhanden  43,46  % 
löslicher  N,  12,24%  Zersetzungs-N  und  1,58%  Ammoniak-N.  Die  Kon- 
stanten des  Käsefettes  waren  folgende:  Verseifungszahl  226,1,  Reichert- 
Meißrsche  Zahl  34,6,  Polenske'sche  Zahl  1,1,  Jodzahl  23,3,  Refraktometer- 
zahl bei  40  0  4L4. 

Einige  Daten  zur  chemischen  Zusammensetzung  des  Emmentaler 
und  russischen  Schweizerkäses.  Von  L.  Budinoff. -)  —  Nach  früheren 
bakteriologischen  Untersuchungen  des  Vf.  sind  die  Haupturheber  der  Reifung 
der  beiden  Käsesorten  nahe  miteinander  verwandt.  Die  jetzt  mit  Käsen 
gleichen  Alters  (11  Monate)  vorgenommenen  chemischen  Untersuchungen 
haben  bestätigt,  daß  beide  Käsesorten  eine  große  Analogie  aufweisen.  Es 
zeigte  sich  ungefähr  dasselbe  gegenseitige  Verhältnis  zwischen  dem  Stick- 
stoff der  Zersetzungsprodukte  der  Eiweißstoffe.  Es  kamen  jedoch  auch 
einige  Differenzen  zum  Vorschein;  vornehmlich  darin,  daß  die  Zersetzung 
bei  dem  russischen  Käse  nicht  so  weit  fortschritt.  Die  Gesamtmenge  des 
in  Lösung  gehenden  Stickstoffs  ist  bei  beiden  Käsesorten  gleich.  Die 
Fällungen  mit  Gerbsäure,  Kupfer,  Bleizucker  +  Essigsäure  und  Phosphor- 
wolframsäure enthalten  beim  russischen  Käse  mehr  Stickstoff.  Ammoniak 
ist  ebenfalls  mehr  vorhanden.  Endgültige  Schlußfolgerungen  will  der  Vf. 
aus  seinen   Untersuchungen  noch  nicht  ziehen. 

Die  Bakteriologie  von  Cheddar-Käse.  Von  E.  G.  Hastings,  Alice 
C.  Evans  und  E.  B.  Hart.^)  —  Die  Vff.  gelangen  zu  folgender  Zusammen- 
fassung ihrer  Studien:  Aus  demselben  Rohmaterial  wurden  verschiedene 
Arten  des  Käses  bereitet.  Diese  Käse  unterscheiden  sich  hauptsächlich 
durch  ihren  Geruch.  Die  Umstände,  die  bestimmen,  ob  ein  aus  einer  ge- 
gebenen Menge  von  Milch,  Lab  und  Salz  bereiteter  Käse  nach  einer  oder 
der  anderen  Richtung  abweicht,  liegen  in  den  Methoden  der  Käsebereitung. 


')  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913.  26,  240  u.  241  (Stx)ckholm).  —  2)  Ber.  d.  bakteriol. 
agronom.  Station  za  Moskau  1912.  Nr.  19;  ret.  Ctrlbl.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  714  (Koeppen).  — 
»)  aribl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  36,  443—468  (Madison,  Wisconsin,  Exp.  Stat.) 


F.   Molkereiproducte.     3.   Käse.  381 

Man  vermag  die  Zusammeusetzung  des  Käses  insofern  zu  verändern,  als 
Bedingungen  eingehalten  werden,  die  das  Wachstum  der  Organismengruppe 
begünstigen  oder  hemmen,  die  als  bestimmende  Ursache  der  Bildung  ver- 
schiedener Arten  des  Käses  angesehen  werden  müssen.  Die  einzige  Gruppe 
von  Bakterien,  die  stets  in  großer  Zahl  im  Cheddarkäse  gefunden  wurde, 
ist  die  Gruppe  des  Bacterium  lactis  acidi.  Die  Bakterien  dieser  Gruppe 
begünstigen  das  Gerinnen  der  Milch  durch  Lab  und  durch  die  gebildete 
Säure  das  Schrumpfen  des  Quarks  und  das  Austreten  der  Molke.  Die 
Säure  verändert  demgemäß  die  Beschaffenheit  des  Quarks,  sie  aktiviert  das 
Pepsin  des  Labauszugs  und  hindert  das  Wachstum  der  fäulniserregenden 
Bakterien  im  Käse.  Es  konnte  nachgewiesen  werden,  daß  Bact.  lactis 
acidi  Enzyme  ausscheidet,  die  auch  nach  dem  Abtöten  der  lebenden  Zellen 
Säure  zu  bilden  vermögen.  Der  Entwicklung  des  Bact.  lactis  acidi  folgt 
das  Wachstum  einer  andern  Gruppe  säurebildender  Bakterien,  die  des 
Bacillus  bulgaricus.  Diese  Bakterien  erreichen  Zahlen,  die  vergleichbar 
sind  denen  der  ersten  Gruppe,  die  ihre  Höchstzahl  gewöhnlich  im  1.  Monat 
des  Reifens  erreichen.  Da  sie  sich  nach  der  Vergärung  des  Milchzuckers 
entwickeln,  müssen  sie  eine  andere  Kohlenstoß-  und  Energiequelle  ver- 
werten. Wahrscheinlich  sind  Kokkenarten  ständig  in  großer  Zahl  im 
Cheddarkäse  anwesend. 

Fruchtiger  oder  süßer  Geschmack  im  Cheddar  -  Käse.  Von  F. 
Edwards.  ^)  —  Der  genannte  Fehler  (fruity  or  sweet  flavor)  wird  von  ver- 
schiedenen Arten  von  Torulahefe  hervorgebracht.  Der  Vf.  hat  aus  Molken 
12  Varietäten  isoliert,  die  zu  einer  Reihe  von  näher  beschriebenen  Ver- 
suchen verwendet  wurden.  Die  Hefen  lassen  sich  durch  Erhitzen  auf  65 
bis  70*^  während  10  Minuten  sicher  abtöten.  Der  unangenehme  Geschmack 
ist  wahrscheinlich  auf  die  Bildung  von  Estern  während  der  Fermentation 
zurückzuführen. 

Die  Mikroflora  von  Stilton-Käse.  Von  J.  Perceval  und  G.  Heather 
Mason.  -)  —  Die  Vff.  haben  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  bakteriologischen 
Verhältnisse  des  Stilton  zu  studieren,  um  den  Reifungsvorgang  aufzuhellen 
und  damit  die  sehr  schwierige  und  in  mancher  Hinsicht  noch  recht  un- 
sichere Bereitung  eines  feinen  Käses  dieser  Art  zu  erleichtern.  Die  Er- 
gebnisse der  bisher  ausgeführten  Untersuchungen  sind:  1.  Die  Zahl  der 
Bakterien  und  Pilze  in  einem  frisch  bereiteten  Stilton  kann  in  der  ersten 
Woche  1000—3000  Millionen  in  1  g  betragen.  2.  Bis  zur  Zeit  der  Reife 
(100—150  Tage)  fällt  die  Zahl  allmählich;  es  werden  alsdann  nur  50  bis 
100  Millionen  gefunden.  3.  In  den  ersten  Stadien  sind  Milchsäure- 
bakterien sehr  reichlich  vorhanden;  wenn  der  Käse  reif  ist,  werden  sie 
wenig  zahlreich  und  sind  in  ihrer  physiologischen  Wirksamkeit  geschwächt. 
Dagegen  nehmen  dann  Penicillium  glaucum  und  eine  Torulaform  überhand, 
4.  Fünf  charakteristische  Organismen  wurden  in  allen  geprüften  Sorten 
gefunden:  Streptococcus  lacticus,  eine  Kurzstäbchenform  des  B.  acidi  lactici, 
eine  Tyrothrixart,  Penicillium  glaucum  und  eine  runde  Form  von  Torula, 
die  zuweilen  von  einer  ovalen  Form  begleitet  oder  ersetzt  wird.  In  Käsen, 
die  mit  Hilfe  von  Reifungserregern  bereitet  werden,    fand  sich   eine  groß- 

1)  Ctrlbl.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913,  39,  449—455  (Ontario  Agric.  College,  Guelph,  Caaada).  — 
2)  The  Journ.  of  Agric.  Science  1913,  5,  222—229  (Reading,  Univ.  College). 


382  Landwirtschaftliche  Tierproduction. 

zellige  Form  des  Streptococcus  lacticus.  5.  Penicillium  glaucum  wird  in 
seinem   Wachstum  von  der  Tyrothrixart  gehemmt. 

Das  Vorherrschen  von  Roquefortschimmel  im  Käse.  Von  Charles 
Thom  und  James  N.  Currie.  ^)  —  Die  Gase  in  den  Lufträumen  des  Roque- 
fortkäses enthalten  wenig  Sauerstoff  (2,5—7  %)  "»d  viel  COg  (21 — 41  7o)- 
Wurden  verschiedene  Penicillium-  und  Äspergillusarten  in  einer  Atmosphäre 
gezüchtet,  die  etwa  75  °/o  COg  und  25  *^/o  Luft  enthielt,  so  konnte  nur 
Penicillium  roqueforti  kräftige  Kolonien  erzeugen.  Da  nur  dieser  Pilz  unter 
den  im  Roquefort  und  verwandten  Käsesorten  herrschenden  Bedingungen 
zu  wachsen  vermag,  erklärt  sich  sein  Vorherrschen  in  ihnen. 

Über  die  anormale  Reifung  des  Liptauerkäses.  Von  Kaiman 
von  Fodor. -)  —  Der  Tf.  suchte  festzustellen,  welche  Verbindung  den 
scharfen  Geschmack  und  besonders  den  damit  zuweilen  verbundenen  kratzenden 
Geschmack  verursacht.  Die  Untersuchungen  lassen  erkennen,  daß,  wenn 
das  Fett  des  Liptauerkäses  eine  hohe  Säurezahl  aufweist,  darin  freie  Caprin- 
säure  und  wahrscheinlich  auch  Laurinsäure  enthalten  ist.  Als  festgestellt 
kann  das  Vorhandensein  von  Butter-,  Capron-,  Capryl-  und  Ölsäure  an- 
gesehen w^erden.  Da  von  diesen  Säuren  nur  die  Caprinsäure  einen  kratzenden 
Geschmack  hat  und  da  bei  den  Destillationen  immer  diejenigen  li'raktionen 
den  stärksten  kratzenden  Geschmack  hatten,  die  bei  der  Analyse  sich  als 
Caprinsäure  erwiesen,  kann  diese  Säure  als  Ursache  des  kratzenden  Ge- 
schmacks beim  Liptauerkäse  angesehen  werden.  Das  wird  wohl  auch  bei 
anderen  Käsearten,  die  den  kratzenden  Geschmack  wenn  auch  nicht  so 
häufig  wie  Liptauer  aufweisen,  der  Fall  sein.  Aldehyde  konnte  der  Vf. 
in  keinem  der  untersuchten  Fette  nachweisen. 

Über  den  Fehler  „Knypers"  im  Edamer  Käse.  Von  F.  W.  J.  Boek- 
hout  und  J.  J.  Ott  de  Vries.^)  —  Bei  dem  durch  große  Risse  ge- 
kennzeichneten Fehler,  die  quer  durch  die  Käsemasse  laufen,  enthalten  die 
Käse  eine  bedeutende  Menge  Gas,  das  aus  COg,  H  und  N  besteht.  Die 
Vff.  zeigen,  daß  die  „Knypers"  durch  Infection  der  Milch  mit  virulenten 
Buttersäurefermenten  entstehen  und  daß  die  aus  Kuhfäces  isolierten  Butter- 
säurefermente fähig  sind,  Knypers  zu  bilden.  Als  ein  brauchbares  Mittel, 
den  Fehler  zu  beseitigen,  erwies  sich  ein  Zusatz  von  kleinen  Mengen  Kali- 
salpeter (0,01 — 0,2%)  zur  Milch.  Chlorsaures  Kali  war  viel  weniger 
wirksam ;  0,05  ^Jq  genügten  noch  nicht,  um  den  Fehler  vollständig  zu  unter- 
drücken. Ein  in  Betracht  kommender  Einfluß  des  Buttersäureferments  auf 
die  Reifung  ist  nicht  anzunehmen. 

Über  bankrote  Käse.  Von  K.  Teichert.*)  —  Nach  den  vom  Vf. 
an  Emmentaler-  und  Münsterkäse  ausgeführten  Untersuchungen  ist  die 
Ursache  für  das  Bankrotwerden  in  dem  Eindringen  von  Holzsaft  in  den 
Käse  zu  suchen.  Von  einem  übertritt  von  „Farbe"  kann  dabei  nicht  gut 
gesprochen  werden.    Es  sind  vielmehr  die  Stoffe  der  verholzten  Membranen 

—  Vanillin,  Koniferin,  Hadromal,  welche  die  Holzstoffreaktionen  bedingen. 
Das  Bankrotwerden  wird  in  der  Hauptsache  durch  den  Holzsaft  des 
Weißtannenholzes  bedingt,  doch  scheint  auch  der  Saft  des  Rottannenholzes 
dem  Käse  zuweilen  schwache  Färbungen  zu  erteilen.    Durch  die  Phloroglucin- 

1)  Journ.  of  Biol.  Chem.  15,  249—258;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1423  (Henle).  —  «)  Ztschr. 
Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  26,  225—234  (Magyarövär,  Vers.-Anst.  f.  Milchwsch.).  —  »)  Ctrlbl. 
Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  38,  462-484  (Hoom,  Ldwsch.  Versuchsst);   vergl.  dies.  Jahresber.  1910,  450. 

—  «)  Molk. -Zeit.  Hüdesheim  1913.  27,  489;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  147  (TVolff). 


F.   Molkereiproducte.     3.   Käse.  383 

Salzsäure -Reaktion  kann  sofort  festgestellt  werden,  ob  rote  oder  ähnliche 
Verfärbungen  an  Käse  von  den  Banken  herrühren  oder  ob  andere  Ursachen 
in  Frage  kommen, 

Gelbfärbung  von  Stiltonkäse.  Yon  J,  Golding.^)  —  Bei  zu  starkem 
Salzen  der  Käse  treten  infolge  gebrannter  Säurebildung  gelbe  weiche  Flecke 
an  Stelle  der  gewünschten  blauen  Aderuug  auf.  Das  Auftreten  dieser 
Flecke  ist  auf  übermäßige  Tyrosinbildung  zurückzuführen.  Einführung 
einer  Tyrosinlösung  in  gesunden  Käse  wirkte  ganz  ähnlich.  Die  gelben 
Stellen  sind  enorm  reich  an  Bakterien.  Wahrscheinlich  gelangen  von  dem 
Naturlab  aus  nicht  selten  viel  Tyrosinasebildner  in  den  Käse;  in  Kunst- 
labkäsen ist  der  Fehler  seltner. 

Über  eine  Käsevergiftung,  verursacht  durch  eine  mit  Bakterium 
lactis  aerogenes  Escherich  übereinstimmende  Bakterie.  Von  Hugo 
Kühl.  ^)  —  Der  Vf.  berichtet  über  seine  Untei  suchungen  aus  Anlaß  einer 
im  Holsteinischen  vorgekommenen  Vergiftung  mit  Holländer  Käse,  und 
kommt  hierbei  zu  folgendem  Ergebnis:  Bei  dem  vorliegendem  Fall  fiel 
die  Übereinstimmung  mit  fiüheren  Vergiftungsfällen  auf.  Durch  tier- 
physiologische Versuche  wurde  nachgewiesen,  daß  keine  fertig-  gebildeten 
Gifte  im  Käse  vorhanden  waren.  Die  Wirkung  ist  der  mittelbaren  Lebens- 
tätigkeit der  Bakterien  zuzuschreiben,  nicht  irgend  welchen  Giftstoffen. 
Aus  dem  Käse  und  dem  Erbrochenen  eines  im  Institut  erkrankten  Herrn 
wurde  eine  Aerogenes -Art  isoliert,  die  der  von  Escherich  beschriebenen 
sehr  ähnlich,  wenn  nicht  mit  ihr  identisch  ist.  Die  Bakterie  besaß  pathogene 
Eigenschaften  wie  der  Käse.  Merkwürdig  ist,  daß  der  Käse  und  auch  die 
isolierten  Bakterien  den  Versuchstieren  gegenüber  nur  bei  Injektion  wirkten, 
während  sie  per  os  genossen  keine  Schädigung  verursachten. 


Literatur. 

Beythien:  Wassergehalt  des  Käses.  —  Pharm.  Ctrlh.  1913,  54,  402;  ref. 
Ztschr.  Unters.  Nabr.-  u.  Genußm.  1918,  26,  466. 

Bosworth,  Alfred  W.:  Die  Einwirkung  von  Rennin  auf  Casein.  —  Journ. 
of  ßiol.  Chem.  15,  231—236;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  1411. 

ßurri,  ß.:  Die  Molkenlimonade.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  46—49. 
—  Der  Vf.  beurteilt  das  von  Stierli,  Basel,  ausgearbeitete  Verfahren  zur  Ver- 
wertung der  Käsereimoike  und  das  CO,-  und  Rohrzucker  enthaltende  Erzeugnis, 
das  Molkina  genannt  wird,  sehr  günstig. 

Burri,  R.:  Reinkulturen  oder  Säuremischung  beim  Labansatz?  —  Schweiz. 
Milchzeit.  1912,  Nr.  58,  60;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  37,  101.  — 
Der  Vf.  hält  die  Verwendung  von  Reiukulturlab  für  viel  vorteilhafter  als  die  der 
von  Steinegger  in  den  Handel  gebrachten  Säuremischung. 

Burri  und  Kürsteiner.  J. :  Zur  Frage  des  Labansatzes  mit  Casol.  — 
Schweiz.  Milch -Zeit.  1913  und  Molk. -Zeit.  Berlin  1913,  23,  414.  —  Die  Vff. 
können  auf  Grund  neuerer  Versuche  die  St  ein  egg  er 'sehe  Säuremischung  Casol 
nicht  als  geeignetes  Mittel  zur  Regulierung  des  Säuregrades  im  Käsereilab 
anerkennen. 

Buttenberg,  P.,  undRomstöck,  G.:  Käse  mit  Phantasienamen.  —  Ztschr. 
Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  598—602.  —  Analysen  von  36  verschiedenen 
Käsesorten  des  Handels. 

Frouin,  Albert,  und  Mercief,  Victor:  Über  den  Einfluß  der  Salze 
seltener  Erden  auf  die  Labgerinnung  der  Milch.  —  Compt.  rend.  hebdom.  d. 
Seances   d.  1.  Soc    de  Biologie   1913,   74,   990  u.  991;    ref.  Intern.  Agrar-techn. 

1)  Jouin.  Board  of  Agric.  1912,  19,  177—186;  ref.  Ctrlbl.  Bakterie!.  II.  Abt.  1913,  37,  101 
(Löhnis).  —  ••i)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  193—204  (Kiel,  Nahrungsm. -Unters.-Amt). 


384  Landwirtschaftliclie  Tierproduction. 

Rundsch.  4,  965.  —  Die  Sulfate  von  Ce,  La,  Nd,  Pr,  Sa  und  Th,  die  in  Iprocent. 
Lösung  in  Mengen  von  0,1 — 1,8  ccm  zu  10  ccm  Milch  gegeben  wurden,  be- 
schleunigten deutlich  die  Labgerinnung;  die  Gerinnungszeit  wurde  bei  1  ccm 
Zusatz  um  rund  die  Hälfte  verkürzt. 

Geiger,  Arthur:  Fettgehalt  von  Käsen.  —  25.  Jahresber.  d.  Milchwsch. 
Unters. -Anst.  im  Allgäu  1912,  7,  8  u.  12;  ref.  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm. 
1913,  26,  466. 

Gerber:  Identität  zwischen  Lab,  Casease  und  Trypsin  eines  und  desselben 
Milchsaftes.  Existenz  von  zwei  Arten  pflanzlicher  proteolytischer  Enzyme.  — 
Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  157,  241 — 243;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913, 
IL  1154. 

Gorini,  Costantino:  Studien  über  die  rationelle  Herstellung  des 
Parmesan-  (Grana-)  Käses.  3.  Bericht.  Über  die  Reifung  der  Milch  bei  der 
Fabrikation  des  Granakäses  —  Ctrlbl.  Bakteriol.  H.  Abt.  1913.  36,  42—53. 
Vergl.  dies.  Jahresber.  1912,  360. 

Herz,  F.  J.:  Nähr-  und  Wärmewert  (Calorien)  der  Käse.  —  Molk. -Zeit. 
Berlin  1913.  23,  243  u.  244. 

Jolles,  Adolf:  Verfahren  zur  Herstellung  eines  haltbaren  Heilgetränkes 
aus  Molke  oder  sonstigen  Rückständen  des  Molkereibetriebes.  D.  R.-P.  Nr.  265209 
V.  30./7.  1912;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1443. 

Kleinböhl,  Heinrich:  Über  Gervaiskäse.  —  Molk. -Zeit.  Berlin  1913, 
23,  482  u.  483. 

Kühl,   H. :    Der  Nährwert  des  überreifen  Käses.     Eine  hygienische  Studie. 

—  Hygien.  Rundsch.  23,  185—192;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1713. 

Kürsteiner.  J. :  Zur  Frage  der  Behandlung  und  Verwendung  des  Käserei- 
sauers.  —  Molk.-Zeit.  Berlin  1912,  302  u.  303. 

Laxa,  Otakar:  Schaf käseerzeugung  in  der  ungarischen  Slovakei.  — 
Milchwsch.  Ctrlbl.  1913.  42,  370—374.  —  Es  wird  die  Bereitung  der  Parenica-, 
Ostiepek-  und  Brinsenkäse  beschrieben. 

Litterscheid,  Franz,  und  Brust,  Ed.:  Sahnenschichtkäse.  —  Ber.  d. 
Unters. -Amt.  Hamm  1912,  6—7;  ref.  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913, 
26,  467. 

V.  Neergaards,  Bruun:  Zur  Frage  der  Bereitung  von  Käse  aus  Kuh- 
Magermilch  und  Ziegen -Vollmilch  in  Graubünden  und  ihre  Nutzanwendung 
auf  deutsche  Verhältnisse.  —  Mitt.  d.  D.  L.-G.  1913,  28,  84-87,  103—105, 
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Peter,  A.:  Zur  Frage  der  Labbereitung.  —  26.  Jahresber.  d.  Bern. 
Molkereischule  in  Rütti-Zollikofen  für  1912/13;  nach  Molk.-Zeit.  Berlin  1913, 
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Rakoczy,  A.:  Weiteres  über  die  Pepsin -Chymosinfrage.  —  Ztschr  f. 
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von  van  Hasselt,  von  Porter  und  von  Bürge,  sowie  Untersuchungen  des  Vf. 
bestätigen,  daß  in  Kälbermageninfusionen  und  in  Labpräparaten  ein  selbständiges 
milchcoagulierendes  Ferment  vorhanden  ist. 

Reich,  R.:  Der  Käse  als  Nahrungsmittel  und  seine  Beurteilung  vom 
Standpunkt  des  Nahrungsmittelchemikers.  —  Arch.  f.  Hyg.  80,  169—195;  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  2055. 

Schmid,  L. :  Lab  und  Sauer  in  der  Schweizerkäserei.  —  Molk.-  u. 
Käserei-Zeit.  Liegnitz  1913,  7,  465;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913.  89,  148. 

Sedlnicky:  Die  Trockensubstanz  der  Milch  in  ihrer  Bedeutung  für  die 
Erzeugung  gleichmäßiger  Käse.  —  D.  Idwsch.  Pr.  1913,  40,  404  u.  405.  — 
Der    Vf.    empfiehlt,    gestützt    auf    praktische    Versuche,    die    zu    einem    Käse 

—  Camembert  —  nötige  Milchmenge  auf  Grund  der  Trockensubstanz  der  ver- 
wendeten Milch  zu  bemessen. 

Steinegger.  R. :  Förderung  der  Lochbildung  im  Emmentalerkäse.  — 
Molk.-Zeit.  Berlin  1913,  23.  533.  —  Der  Vf.  berichtet  über  günstige  Erfahrungen 
mit  seiner  Säuremischung  Gasolin  bei  der  Labbereitung. 

T  eich  er  t:  Fettgehalt  von  Käsen.  —  Allgäuer  Monatsschr.  f.  Milchwsch. 
u.  Viehz.  1913,  1,  30;   ref.  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  26.  466. 

„Molkosan",  ein  neues  Getränk  aus  Molke.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913, 
42,  156  u.  157. 


III. 


Landwirtschaftliche    Nebengewerbe^ 
Gärungserscheinungen. 


Referenten: 
Th.  Dietrich.    0.  Krug.    M.  P.  Neumann.    A.  Stift.    H.  Will. 


Jahresbericht  1913.  25 


A.  Getreideweseii. 


1.  Mehl  und  Brot. 

Referent:    M.  P.  Neu  mann. 

Weizenanbauversuche.  Von  P.  Kulisch.  ^)  —  Der  Yf.  hat  in  lang- 
jährigen Anbauversuchen  gezeigt,  daß  den  einheimischen  Landsorten  gegen- 
über den  hochgezüchteten  Dickkopfweizen  für  viele  Verhältnisse  doch  noch 
die  größere  Bedeutung  zukommt.  Auch  die  vorliegenden  Ergebnisse  be- 
stätigen diese  Erfahrung.  So  z.  B.  kommt  der  Vf.  bei  dem  Vergleich  des 
Strube'schen  Squarehead  mit  seinem  Stamm  22  zu  folgendem  Schluß: 
„Für  die  besten  unserer  (Elsaß)  Wirtschaften  mit  bestem  Boden  von  hoher 
Kultur  und  mit  reichlicher  Düngung  können  die  Squareheadzuchten ,  im 
besonderen  der  so  leistungsfähige  Schiansted ter  Squarehead  von  Strube 
empfohlen  werden,  wenn  man  mit  in  den  Kauf  nimmt,  daß  diese  Sorten 
im  harten  Winter  doch  ziemlich  stark  auswintern,  wodurch  der  Durch- 
schnittsertrag herabgedrückt  wird.  Für  die  meisten  der  elsässischen  Durch- 
schnittsäcker bedeutet  aber  die  Einführung  der  Squareheadzuchten  nicht 
nur  keinen  Fortschritt,  sondern  im  Durchschnitt  der  Jahre  einen  Minder- 
ertrag.    Hier  sind  die  verbesserten  Landsorten   vorzuziehen.'' 

Bericht  des  Weizenanbau -Ausschusses  des  Nationalverbandes 
britischer  und  irischer  Müller  für  die  Ernte  der  Jahre  1910—12.2)  — 
Die  in  England  von  Biffen  und  A.  D.  Hall  durchgeführten  Versuche 
haben  erkenneu  lassen,  daß  dem  Einfluß  der  Sorte  eine  wesentliche  Be- 
deutung für  den  Verarbeitungswert  des  Weizens  zukommt.  Die  auf  breiterer 
praktischer  Grundlage  durchgeführten  Kreuzungsversuche  führten  zu  sehr 
brauchbaren  Weizen,  deren  Anbau  in  England  nun  erstrebt  wird.  Es  ist 
besonders  der  durch  Hybridation  von  rotem  Fife  entstandene  Bourgogne- 
Fife,  der  sich  bisher  gut  bewährt  hat. 

Untersuchungen  über  Weizen  von  Minnesota.  Von  C  H.  Bailey.  ^) 
—  Der  Vf.  hat  au  einer  großen  Zahl  (97)  von  Weizenmustern  aus  Minne- 
sota an  Hand  chemischer  und  backtechnischer  Untersuchungen  den  Einfluß 
des  Bodens,  Klimas  und  anderer  Vegetationsfaktoren  verfolgt.  Die  ver- 
schiedene Umgebung  zeitigte  bei  einer  und  derselben  Sorte  deutliche  Unter- 
schiede in  der  Zusammensetzung.  Der  Proteingehalt  scheint  von  der 
Regenmenge  deutlich  beeinflußt  zu  werden:  je  mehr  Regen  während  der 
Entwicklungsperiode,  desto  niedriger  der  Stickstoffgehalt  des  Kornes. 


1)  Mitt.  d.  Kaiserl.  Idwsch.  Verbuchsst.  Colmar  1912.  —  -)  Sonderdruck.  —  3)  Ber.  131  d.  Idwsch. 
Versuchsst.  Minnesota  1913. 

25* 


388  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Über  den  Einfluß  der  künstlichen  Trocknung  auf  die  Beschaffen- 
heit des  Brotgetreides.  IL  Von  M.  P.  Neumann.  ^)  —  Zusammen- 
fassung der  Ergebnisse;  Die  Versuche  lassen  erkennen,  daß  der  natürliche 
Trocknungsproceß,  den  das  in  der  Gelbreife  geschnittene  Getreide  auf  dem 
Felde  durchmachen  muß,  in  gewissem  Umfange  durch  die  sofortige  künst- 
liche Trocknung  bei  erhöhten  Temperaturen  ersetzt  werden  kann.  Die 
Temperatur  des  Getreides  darf  bei  einer  solchen  Trocknung 
45°  C.  nicht  übersteigen.  Diese  künstliche  Trocknung  wird  für  normale 
Erntejahre  natürlich  praktisch  belanglos  sein,  sie  wird  aber  unbedingt 
empfohlen  werden  können  und  müssen,  wenn  besonders  ungünstige  Witterung 
zur  Erntezeit,  das  Einbringen  der  Ernte  hinauszögert  und  einen  erheblichen 
Auswuchs  des  Kornes  befürchten  läßt.  Ob  bei  weniger  wasserreichem, 
also  schon  mehr  abgetrocknetem  Getreide  die  Trocknungstemperaturen  ge- 
steigert werden  dürfen,  ohne  die  Backfähigkeit  zu  gefährden,  müssen  weitere 
Versuche  erweisen.  Wahrscheinlich  ist  das  nach  den  vorliegenden  Er- 
gebnissen und  bisherigen  Erfahrungen  nicht.  Die  Versuchsergebnisse 
weisen  endlich  darauf  hin,  daß  die  Erntemethode,  im  besonderen  die  Art 
des  Austrocknens  des  Weizens  auf  dem  Felde  einen  wesentlichen  Einfluß 
auf  seine  Backfähigkeit  und  seinen  gesamten  Verarbeitungswert  hat. 

Über  die  Backfähigkeit  inländischer  und  ausländischer  Weizen. 
Von  M.  P.  Neumann.  2)  —  Die  Versuche,  die  im  einzelnen  hier  nicht  be- 
sprochen w^erden  können,  bestätigen  die  vom  Vf.  wiederholt  formulierte  An- 
schauung über  die  Backfähigkeit  der  verschiedenen  Weizen:  Inlandsweizen 
und  Auslandsweizen  zeigen  in  ihrer  Backfähigkeit  keine  Unterschiede  des 
Grades,  sondern  nur  der  Art.  Mischungen  verschieden  gearteter  Weizen 
liefern  aber,  wenn  sie  sachgemäß  vorgenommen  w^erden,  stets  das  beste 
Gebäck.  Durch  Zumischung  des  Auslandsweizens  wird  die  Backfähigkeit 
daher  meist  erhöht,  immer  dann,  wenn  sie  Ländern  mit  abweichendem 
Klima  entstammen. 

Zur  Frage  der  Unterscheidung  von  Kleie  und  Mehl  (für  Zoll- 
und  eisenbahntarifarische  Zwecke).  Von  J.  Buchwald.  ^)  —  Bei  der  Identi- 
fizierung der  Kleien  als  Vermahlungsabfälle  ist  es  sehr  wichtig  festzustellen, 
ob  und  wieviel  Mehl  ein  als  Kleie  bezeichnetes  Handelsgut  enthält.  Von 
den  Bestandteilen  des  Kornes  eignen  sich  hierfür  eigentlich  nur  zwei  Stoffe, 
die  Mineralsubstanz  und  die  Stärke.  Beide  können  brauchbare  Anhalts- 
punkte geben:  der  Aschengehalt  einer  wahren  Kleie  soll  wenigstens  4,1% 
in  der  Trockensubstanz,  der  Stärkegehalt  höchstens  30  %  betragen.  Zur 
endgültigen  Entscheidung  reichen  aber  diese  Angaben  nicht  aus.  Für  diese 
hat  der  Vf.  ein  auf  sachgemäßer  Siebung  und  Prüfung  der  Siebfraktionen 
beruhendes  technisches  Verfahren  angegeben,  dessen  Zweckmäßigkeit  auch 
in  der  vorliegenden  Arbeit  besprochen  wird.  Sie  ist  übrigens  dem  am 
1.  Apiil  1913  aus  seinem  Amte  geschiedenen  Geh.-Eat  Prof.  Dr.  Wittmack 
gewidmet. 

Neues  über  Grießputzerei.  Von  J.  Kraus.  ^)  —  Die  Trennung  der 
Schalentrümmer  von  den  Vermahlungs-Zwischenproducten  des  Kornes,  den 
Grießen,  die  bisher  allgemein  mit  den  Grießputzmaschinen,  bei  denen  Sieb- 
arbeit   und    Luftströmungen    zusammenwirken,    bewerkstelligt    wird,    will 


1)  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  329.  —  »)  Ebend.  223.  —  sj  Ebend.  99.  —  *)  Ebend.  319. 


A.  Getreidewesen.     1.  Mehl  und  Brot.  389 

der  Yf.  durch  elektrische  Einwirkungen  erzielen,  durch  welche  die  Schalen- 
teile herausgezogen  werden.  Es  war  vor  allem  wichtig,  solche  elektrische 
Ströme  auszuschließen,  bei  denen  eine  Funkenbildung  möglich  ist.  Das 
ist  dem  Vf.  gelungen,  indem  er  ein  elektrisches  Feld  mit  ganz  geringer 
Stromstärke  verwendet.  Des  weiteren  mußte  dafür  Sorge  getragen  werden, 
daß  ein  Zurückschleudern  der  von  dem  Pole  angezogenen  Teilchen  nicht 
mehr  möglich  war.  Und  das  erreichte  der  Vf.  durch  Einschaltung  eines 
Nichtleiters,  eines  Dielektrikums,  zwischen  das  zu  reinigende  Grießgemenge 
und  den  anziehenden  Pol.  Auf  dieser  Grundlage  hat  der  Vf.  seine  elektro- 
statische Grießputzmaschine  aufgebaut. 

Untersuchungen  über  das  Humphries -Thomas -Verfahren  zur 
Feuchtbehandlung  der  Mahlproducte.  Von  J.  Buchwald  und  M.  P.  Neu- 
mann. ^)  —  Es  gibt  eine  Reihe  von  Stoffen,  die  geeignet  sind,  die  Back- 
fähigkeit der  Mehle  zu  erhöhen,  indem  sie  entweder  die  kolloide  Zustands- 
form  der  Mehlbestandteile  verändern,  oder  einen  gewissen  Vorrat  leicht- 
löslicher und  vergärbarer  Substanz  für  die  Organismen  der  Teiggärung 
dem  Mehl  zuführen.  Die  Verwendung  solcher  Stoffe  ist  bisher  auf  die 
Backstube  beschränkt  gewesen,  weil  sie  zum  Teil  flüssig  oder,  wenn  auch 
pulvrig,  nur  in  so  geringen  Mengen  dem  Mehl  einverleibt  werden  dürfen, 
daß  ihre  gleichmäßige  Verteilung  fast  unmöglich  war.  Die  Mühlentechniker 
Humphries  und  Thomas  haben  nun  mit  ihrem  Verfahren  einen  Weg 
gefunden,  solche  Stoffe  auch  den  Mehlen  selbst  zuzusetzen.  Sie  zerstäuben 
die  Lösung  des  betreffenden  Stoffes,  etwa  eines  diastatischen  Malzextraktes 
oder  eines  wirksamen  Phosphates,  und  leiten  den  Flüssigkeitsstaub  in  das 
mittels  Siebe  feinverteilte  Mahlgut.  Das  Mehl  nimmt  die  Flüssigkeit  gleich- 
mäßig und  leicht  auf  und  zeigt  äußerlich  keinerlei  Veränderung  etwa  durch 
Feuchtwerden,  Zusammenballen  u.  dergl.  Auch  die  Behandlung  der  Ver- 
mahlungszwischenproducle  mit  reinem  Wasser  ist  auf  diese  Weise  mög- 
lich. Eine  solche  Befeuchtung  der  Weizengrieße  kann  oft  zweckmäßig 
und  vorteilhaft  sein,  wenn  z.  B.  sehr  harte  Weizen  zur  Vermahlung  vor- 
liegen, bei  denen  die  Grießauflösung  nicht  einwandfrei  verläuft.  Die  Vff. 
haben  das  Verfahren  wiederholt  geprüft  und  ihre  Untersuchungen  lassen 
erkennen,  daß  es  müllerei-  wie  bäckereitechnisch  wesentliche  Vorteile  bieten 
kann.  Es  darf  aber  nicht  kritiklos  für  alle  Weizensorten  angewendet  werden, 
weil  nicht  alle  Mehle  diese  Feuchtbehandlung  verlangen,  vielleicht  auch  nicht 
vertragen.  Harte  und  kleberstarke  Sorten  werden  bei  der  Feuchtbehandlung 
fast  stets  gewinnen,  feuchte  und  weiche  Weizen  werden  leicht  geringere 
und  schlechter  haltbare  Mehle  geben.  Die  Wasserzufuhr  ist  genau  zu 
regeln;  die  Feuchtigkeitszunahrae  darf  nicht  größer  sein  als  bei  dem 
Waschen  und  Netzen  des  trockenen  Mahlgutes,  wie  es  in  der  Mühlentechnik 
üblich  und  notwendig  ist.  Da  ja  aber  bei  einem  so  empfindlichen  Stoff, 
wie  dem  Mehl,  ein  Überschreiten  des  zulässigen  Feuchtigkeitsgehaltes  ohne- 
dies unmöglich  ist,  so  dürfte  die  Gefahr  „gewässerter"  Mehle  kaum  vorliegen. 
Das  Humphries'sche  Verfahren  und  seine  Bedeutung  für  die  Müllerei. 
Von  M.  Miller.  2)  —  Die  Wirkung  des  vorerwähnten  Verfahrens  bei  der 
Mehlbereitung  bespricht  der  Vf.  nach  drei  Gesichtspunkten:  1.  Die  Ver- 
besserung der  Mühlentechnik;  2.  die  Verbesserung  der  Mehlqualität;  3.  die 


1)  Ztschr.  f.  d.  ge>».  Getreidew.  1913,  5,  24.  —  2)  Ebend. 


276. 


390  Landwirtschaftliclie  Nebengewerbe. 

Möglichkeit,  mit  Hilfe  des  Yerfahrens  den  Mehlen  Stoffe  einzuverleiben, 
die  ihnen  zur  Äußerung  guter  Backfähigkeit  fehlen. 

Totgemahlenes  Mehl.  Von  Sachse.  ^)  —  Als  totgemahlen  bezeichnet 
man  ein  Mehl  von  schliffigem,  fast  seifigem  Griff.  Der  Vf.  unterscheidet 
zwei  Arten  des  Totmahlens:  Die  eine,  leichtere  Art  besteht  darin,  daß  das 
Mehl  zu  fein  zermahlen  ist  und  daher  einen  Teig  von  großer  Gärkraft  aber 
geringem  Zusammenhang  ergiebt;  bei  der  zweiten  schwereren  Art  ist  das 
Mehl  viel  zu  stark  angegriffen,  der  Enzymvorrat  ist  vernichtet  oder  herab- 
gemindert, die  Gärkraft  ist  verloren  gegangen,  das  Gebäck  kommt  nicht 
zur  Entwicklung.  Auf  das  Lagern  leicht  totgemahlener  Mehle  ist  besondere 
Sorgfalt  zu  legen,  da  sie  sehr  zur  Klumpenbildung  neigen. 

Studien  über  Getreidemehle.  Von  R.  Fanto.  2)  —  Der  Vf.  ver- 
folgt zunächst  die  Ursachen  für  das  Unvermögen  des  Roggenmehles,  Kleber 
zu  bilden.  Er  stellt  fest,  daß  das  Roggeumehl  keine  die  Kleberbildung 
hindernden  Stoffe  enthält,  denn  in  Mischung  mit  Weizenmehl  wirkt  es 
lediglich  wie  ein  Verdünnungsmittel.  Bezüglich  der  Löslichkeit  der  Eiweiß- 
stoffe findet  der  Vf.  eine  größere  Wasserlöslichkeit  des  Roggeneiweißes; 
die  AlkohoUöslichkeit  ist  bei  Weizen  und  Roggen  nahezu  gleich,  ihr  Optimum 
liegt  bei  50—60  Vol-Proc.  Alkohol. 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Roggens  und  seiner  Mahl- 
producte.  Die  Stoffverteilung  im  Korn.  Von  M.  P.  Neumann  und 
H.  Kalning.  ^)  —  Die  Vff.  versuchen  aus  der  Analyse  der  verschiedenen 
Vermahlungsanteile  des  Roggenkornes  die  stoffliche  Zusammensetzung  der 
einzelnen  Kornelemente,  des  Keimlings,  des  Mehlkernes  und  der  Schale  zu 
erkennen.  Nur  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ist  das  natürlich  möglich 
gewesen,  denn  die  Zerlegung  des  Kornes  durch  die  Müllereimaschinen  ist 
nicht  eine  quantitative.  Die  Stickstoffsubstanz  nimmt  mit  dem  Aus- 
mahlungsgrad der  Mehle  zu,  die  Mahlabfälle,  d.  h.  die  Schale  mit  der  Kleber- 
schicht enthalten  besonders  viel  Protein  und  der  Keimling  besteht  zu  etwa 
45  °/o  aus  Eiweiß.  Der  lösliche  Anteil  des  Proteins  verringert  sich  bei 
den  dunkleren  Mehlen  etwas,  steigt  dann  bei  den  Kleien  wiederum  an. 
Das  Fett  hat  seinen  Sitz  in  der  Aleuronschicht  und  dem  Keimling.  Die 
Mehle  sind  daher  durchweg  fettärmer  als  die  Mahlabfälle  (Kleien)  und  der 
Keimling.  Die  Kohlehydrate  verteilen  sich  umgekehrt  proportional  der 
stickstoffhaltigen  Substanz.  Die  Stärke  sinkt  von  etwa  82  ^j^  bei  den 
hellsten  Mehlen  auf  etwa  11  ^j^  bei  den  Schälabfällen.  Die  Zucker  oder 
besser  das  Zuckerbildungsvermögen  der  dunkeln  Mehle  und  der  Kleien  ist 
bei  weitem  größer  als  das  der  hellen  Mehle.  Der  Sitz  der  diastatischen 
Enzyme  ist  offenbar  die  Aleuronschicht.  Der  Pentosangehalt  steigt  bei  den 
Kleien  stark  an  und  ist  am  größten  bei  den  zellstoffreichen  Scliälabfällen. 
Die  Rohfaser  verhält  sich  naturgemäß  gleichsinnig.  Die  Mineral- 
stoffe nehmen,  wie  bekannt,  mit  dem  Ausmahlungsgrad  der  Mehle  zu,  so 
zwar,  daß  man  in  deren  Gehalt  ein  geeignetes  Kriterium  für  den  Aus- 
mahlungsgrad der  Mahlproducte  hat.  Bei  der  Phosphorsäure  ist  die 
hohe  Löslichkeit,  die  bis  zu  95  ^Jq  bestimmt  wurde,  bemerkenswert.  Be- 
züglich des  in  vielen  Tabellen  niedergelegten  Zahlenmaterials  muß  auf  das 
Original  verwiesen  werden. 


1)  Deutsch.  Bäcker -Zeit.  1913,  Jali.  —  "-)  Ztschr.  Unters.  Nalir.-  u.  Genußm.  1912,  4,  209.  — 
=;  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  41. 


A.   Getreidewesen.     1.   Mehl  und  Brot.  391 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Weizens  und  seiner 
Mahlproducte;  die  Stoffverteilung  im  Korn.  Von  H.  Kalning  und 
A.  Schleimer.  1)  —  In  Fortsetzung  der  von  M.  P.  Neumann  und 
H.  Kalning  angestellten  Untersuchungen  am  Roggen  haben  die  Vff.  die 
gleichen  Bestimmungen  bei  Weizen  durchgeführt.  Auch  hier  verteilt  sich 
die  Substanz  qualitativ  in  gleichem  Sinne,  quantitativ  bestehen  aber  doch 
mancherlei  Unterschiede.  Bezüglich  des  reichen  Zahlenmaterials  muß  auf 
das  Original  verwiesen  werden. 

Über  den  Klebergehalt  der  Mehle.  Von  K.  Budai  (Bauer).  2)  — 
Der  Vf.  untersuchte  den  bei  dem  Kleberauswaschen  entstehenden  rohen 
Kleber  auf  den  Gehalt  an  nichtproteinartigen  Substanzen,  vornehmlich  an 
Rohfaser.  Bekanntlich  ist  die  Farbe  des  Klebers  durchaus  von  dem  Aus- 
mahlungsgrad der  Mehle  abhängig.  Helle  Mehle  geben  einen  zarten,  gelb- 
lichen Kleber,  dunkle  Mehle  einen  gelbbraunen,  etwas  schmutzig  aussehenden 
Kleber.  Auch  die  Lösung  in  Alkali  ist,  wie  der  Vf.  fand,  in  gleicher 
Weise  unterschieden.  Außer  Stärke  und  FettstolTen,  die  von  der  quellenden 
Eiweißmasse  eingeschlossen  werden,  ist  es  vor  allem  die  feinverteilte  Roh- 
faser, die  den  Kleber  in  seinen  physikalischen  Eigenschaften  beeinflußt. 
Wann  ist  ein  Weizenmehl  als  verdorben  zu  betrachten.  Von 
K.  Budai  (Bauer). ^)  —  Der  Vf.  schließt:  Bei  Mehlen,  die  unter  gleichen 
Umständen  aufbewahrt  werden,  ist  die  Menge  des  wasserlöslichen  Stickstoffs 
innerhalb  enger  Grenzen  ziemlich  beständig.  Bei  den  ungarischen  Mehlen 
fand  sie  der  Vf.  zu  etwa  13,5%  des  Gesamtstickstoffs.  Bei  sehr  alten 
Mehlen  verringert  sich  diese  Durchschnittszahl  auf  etwa  10,5 ''/q.  Eine 
Zunahme  löslichen  Stickstoffs  ist  nur  zu  erwarten,  wenn  Ijuft  und  Feuchtig- 
keit Zutritt  haben.  Bezüglich  der  Bestimmung  des  löslichen  Stickstoffs 
empfiehlt  der  Vf.  den  Auszug  bei  gewöhnlicher  Temperatur. 

Einige  Beiträge  zur  chemischen  Kenntnis  des  Castor-  (Bohnen-) 
Mehles.  Von  K.  Kisskalt.'^)  —  Das  Mehl  der  enthülsten  Bohne  (Vicia 
faba  L.)  wird  seit  langer  Zeit  als  Backhilfsmittel  verwendet.  Auf  Ver- 
anlassung von  C.  J.  Lintner  hat  der  Vf.  des  näheren  feststellen  wollen, 
worauf  die  Wirkung  des  Bohnenmehles  zurückzuführen  ist.  Die  Zusammen- 
setzung eines  untersuchten  Mehles  wurde  folgendermaßen  gefunden: 

i.  d.  Tr.-S. 

Wasser  10,6 — 

Asche 3,72 

P2O5  i.  d.  Asche 32,5       — 

Stärke  (polarim.) 50,00 

Gesamt  Nh 31,56 

Fett 1,69 

Pentosane 4,33 

Methylpentosane 0,66 

An  Saccharose  wurden  5  —  6%  ermittelt,  ferner  wurde  die  Gegenwart 
von  Galactan  nachgewiesen.  Von  den  Kohlehydratenzymen  äußerten  eine 
Diastase  und  eine  Invertase  schwache  Wirkung.  Proteolyse  trat  nicht  ein. 
Näher  untersucht  wurden  ferner  die  Phosphorsäure  Verbindungen.  Diese 
bestehen  zum  größten  Teil  aus  organischen  Formen ;  anorganische  Phosphate 
sind  nur  in  geringer  Menge  vorhanden.  Die  im  Wasser  löslichen  organi- 
schen  Phosphorsäureverbindungen    unterliegen    beim   Kochen   tiefgreifenden 

1)  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  199.  —  2)  Ebend.  171.  —  3)  Ebend.  245.  —  '')  Ebend. 
271-305  u.  1914,  6,  5  (Dissertat.  München,  Techn.  Hochschule). 


392  Landwirtschaftliche  Xebengewerbe. 

Veränderungen;  auch  sind  sie  teilweise  durch  ilagnesiamixtur  direkt  fällbar. 
Eine  Beeinflussung  des  Weizenklebers  durch  das  Bohnenmehl  konnte  nicht 
beobachtet  werden.  Die  gute  Wirkung  des  Bohnenmehles  bei  der  Brot- 
bereitung scheint  im  wesentlichen  auf  eine  Gärbeschleunigung  zurück- 
zuführen zu  sein. 

Studien  über  die  Teiggärung.  Zur  Technik  der  Sauerteig- 
gärung. Yon  M.  P.  Neumann  und  K.  Mohs.  ^)  —  Die  Ergebnisse  der 
Untersuchungen  werden  folgendermaßen  zusammengefaßt:  Für  die  Ent- 
wicklung eines  nach  Größe  und  Zeit  festgelegten  Gärsystems  ist  eine  be- 
stimmte geringste  Menge  Anstellgut  zwar  notwendig;  von  größerer  Bedeutung 
ist  aber  der  weiteie  Aufbau  der  Gärungsstufen,  denn  eine  Vergrößerung 
des  Anstellgutes  führt  nicht  in  dem  Maße  zur  Vervollkommnung  der 
Teigreife,  wie  man  erwarten  müßte.  Der  Anfrischsauer  ist  diejenige  Stufe 
der  Sauerteigfübrung,  welche  die  Hefevermehrung  am  meisten  begünstigt. 
Er  wird  zweckmäßig  weich  gehalten  und  verhältnismäßig  kühl,  d.  h, 
zwischen  22 — 25^0.  geführt.  Eine  zu  hohe  Temperatur  dieses  Vorteiges 
führt  leicht  zu  starke  Säuerung  herbei.  Bei  dem  Grundsauer  sollen  alle 
Maßnahmen  gefördert  werden,  die  die  Gärungskraft  der  Hefe  erhöhen. 
Erhöhte  Temperaturen  von  25 — 30  "C.  und  festere  Teige  bieten  hier 
Vorteile.  Im  Verhältnis  größere  Vollsauer  bilden  eine  stärkere  Gärleistung 
in  sich  aus.  Der  Teig  soll  im  allgemeinen  nicht  mehr  als  doppelt  so  groß 
sein,  als  alle  Vorteige  zusammen. 

Verfahren  zur  Teigbereitung.  Von  L.  Weil.  2)  —  Von  den  vielen 
Stoffen,  die  den  Verlauf  des  Backprocesses  zu  beeinflussen  vermögen,  l'at 
der  Vf.  als  besonders  zweckmäßig  kolloidgelöste  Substanzen  anorganischer 
und  organischer  Natur  erkannt.  ,,Der  Zusatz  einer  verdünnten  Lösung 
kolloider  Metalle,  im  besonderen  des  Mangans,  weckt,  fördert  und  verstärkt 
die  Wirkungen  der  in  den  Mehlen  vorhandenen  und  für  die  Backfäbigkeit 
in  Betracht  kommenden  enzymatischen  Kräfte,  so  daß  die  Herstellung  von 
Gebacken  gleichmäßiger  und  rascher  zu  Ende  geführt  werden  kann."  Der 
Vf.  verwendet  z.  B.  lg  Mangan  in  kolloidgelöstem  Zustand,  0,03  g  Kiesel- 
säure in  kolloidgelöstem  Zustand,  5  g  glycerinphosphorsaures  Calcium,  0,8  g 
lactophosphorsaures  Calcium,  0,02  g  kaustisches  Kali.  Jeder  dieser  nach 
bekannten  Verfahren  hergestellten  Einzelbestandteile  wird  zunächst  für  sich 
in  einer  Mindestmenge  Wasser  aufgelöst,  dann  unter  Zusatz  konzentrierter 
Zuckerlösung  in  einen  Sirup  verwandelt,  der  bei  etw^a  65  "/q  Zuckergehalt 
höchstens  1  "/o  des  anderen  gelösten  Stuffes  enthält.  Die  einzelnen 
Lösungen  werden  in  dem  obigen  Verhältnis  miteinander  vermischt  und 
mit  Zuckerlösung  auf  1  kg  aufgefüllt.  Von  dieser  Flüssigkeit  soll  auf 
das  Mehl,  berechnet  0,5 — 1%  angewendet  werden.  Das  Verfahren  hat 
sich  der  Vf,  patentrechtlich  schützen  lassen. 

Verfahren  zur  Herstellung  von  Brot.  Von  Ch.  W.  Chitty  und 
W.  Jago.  ^)  —  Die  Vff.  beschreiben  ein  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Brot,  bei  welchem  dem  Mehl  oder  Teig  vor  dem  Backen  eine  geringe 
Menge  Kaliumpersulfat  zugesetzt  wird.  Dieser  Zusatz  soll  die  Wirkung 
haben,  die  Gärungsvorgänge  zu  beschleunigen  und  die  Gebäcklockerung 
zu  fördern.    Alle  Weizen  vertragen  diesen  Zusatz  aber  nicht,  so  z.  B.  nicht 

1)  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  56.  —  -)  Ebend.  191.  —  s)  Ebend.  209. 


A.   Getreidewesen.     1.  Mehl  und  Brot.  39S 

der  indische  Weizeü.  Es  dürfte  fraglich  sein,  ob  solche  Znsätze  über- 
haupt zu  gestatten  sind.  Kaliumpersulfat  hat  im  Mehl  nichts  zu  suchen. 
(Der  Ref.) 

Verfahren  zur  Herstellung  eines  Armee-  und  Touristenbrotes. 
Yen  de  Gasquet -James. ^)  —  Das  Verfahren  bezweckt,  in  dem  Brotteig 
eine  Nährration  aus  gekochtem  Fleisch,  Gemüse  und  Kartoffeln  einzubringen 
und  gemeinsam  mit  dem  Brotteig  zu  backen.  Die  Einlage  soll  noch  mit 
einer  Schicht  Fleisch extrakt  umgeben  werden. 

Über  die  Ursachen  des  Altbackenwerdens  des  Brotes.  Von  R. 
S.  Katz. '^)  —  In  der  Krume  des  Brotes  besteht  ein  physikalisch -chemisches 
Gleichgericht.  Frisches  Brot  stellt  den  Gleichgewichtszustand  bei  höherer 
Temperatur  (50<^— 100°  C.)  dar,  bei  Zimmertemperatur  (0—25  0  c.)  ist  alt- 
backenes Brot  im  Gleichgewichtszustand.  Die  Versuche  wurden  in  der 
Weise  angestellt,  daß  die  Brotkrume  in  verschlossenen  Röhren  längere 
Zeit  bestimmten  Temperaturen  ausgesetzt  und  dann  auf  ihre  Veränderung 
hin  geprüft  wurden.  Der  Übergang  von  frisch  in  altbacken  wurde  durch 
die  Abnahme  des  Quellungsvermögens  charakterisiert.  Bei  einer  Versuchs- 
dauer von  48  Stunden  ergab  sich  folgendes: 

Temperatur  Zustand  Quellungsvermögen 

85-92»  frisch  50,0 

70°  —  50,5 

60°  —  51,5 

50°  noch  fast  ganz  frisch  49,0 

40°  deutlich  etwas  altbacken  43,5 

30°  halb  altbacken  40,0 

15°  altbacken  34,5 

0°  sehr  altbacken  30,0 

— 2°  stärker  altbacken  34,0 

— 6°  weniger  altbacken  (etwa  wie  bei  -f-lSO)        39,0 

—8°  halb  altbacken  41,0 

in  flüssiger  Luft  ganz  frisch  49,0 

Untersuchungen  über  die  Verdaulichkeit  des  Brotes,  im  be- 
sonderen des  Soldatenbrotes.  Von  M.  P.  Neumann.  =^)  —  Die  durch 
Unstimmigkeiten  in  den  Literaturangaben  veranlaßten  Ausnutzungsversuche 
haben  ergeben,  daß  die  Unverdaulichkeit  der  aus  gröberen  Mehlen  hergestellten 
Brote  vom  Typ  des  preußischen  Soldatenbrotes  (Kommisbrot)  nicht  so  groß 
ist,  als  man  bisher  anzunehmen  geneigt  war.  Mit  einem  Ausnutzungs- 
verlust von  nur  31 7o  an  Eiweiß  entfernt  sich  die  Verdaulichkeit  dieses 
Brotes  nicht  so  sehr  von  derjenigen  des  üblichen  Hausbrotes.  Der  kräftige, 
frische  Geschmack  und  die  große  Sätfigungskraft  der  gröberen  Brote  lassen 
daher  ihre  weitere  Herstellung  durchaus  berechtigt  erscheinen.  Frühere 
Brotausnutzungsversuche,  bei  denen  Bier  als  Getränk  gereicht  wurde,  sind 
nur  dann  einwandfrei,  wenn  der  unverdauliche  Anteil  des  Bierstickstoffs 
bei  der  Berechnung  des  Ausnutzungsverlustes  berücksichtigt  ist.  Als  ana- 
lytisch wichtige  Feststellung  wird  weiter  mitgeteilt,  daß  die  Fettbestimmung 
im  Brot  nicht  in  der  üblichen  Arbeitsweise  erfolgen  darf,  sondern  daß  sie 
entweder  nach  Pollenske  oder  nach  der  vom  Vf.  und  H.  Kalning  an- 
gegebenen Methode  ausgeführt  werden  muß  (vergl.  dies.  Jahresber.  1912, 
15,  369). 


1)  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  211.  —  =)  Ztschr.  f.  Elektrochem.  1Ö13,  202.  -  3)  Ldwsch. 
Versachsst.  79  u.  80,  449  (.Kellner,  Festschrift). 


394  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Über  den  Einfluß  des  Kalk-Magnesia-Verhältnisses  in  der  Nahrung 
unter    besonderer   Berücksichtigung    des    Brotes.      Von    R.   Emmerich 

und   O.  Loew.  1)  —   Von   der   Überlegung  ausgehend,    daß   der   Kalk   ein 

wichtiger  Bestandteil  jedes  Zellkernes  ist,  und  daß  ein  gewisser  Kalkvorrat 
für  den  Stoffwechsel  unbedingt  notwendig  ist,  untersuchten  die  Yff.,  ob  dem 
Körper  des  Kulturmenschen  bei  der  üblichen  Beköstigungsart  wirklich  ge- 
nügende Kalkmengeu  zugeführt  werden.  Sie  glauben  diese  Frage  verneinen 
zu  müssen.  Die  wirklich  kalkreichen  Nahrungsmittel,  die  Milch  und  die 
Wurzel-  und  Blattgemüse  werden  entweder  nicht  in  genügender  Menge 
genossen  oder  durch  unsachgemäße  Zubereitung  eines  Teiles  des  Kalkes 
beraubt.  Fleisch,  Kartoffel,  Brot  sind  kalkarm  und  nicht  geeignet,  den 
Kalkbedarf  zu  decken.  Dazu  kommt  noch,  daß  ein  erheblicher  Magnesia- 
überschuß die  Resorption  des  Kalkes  beeinträchtigt.  Beim  Brot  liegen  die 
Verhältnisse  derart,  daß  gerade  das  wegen  seines  Minergdstoffreichtums 
jetzt  vielfach  empfohlene  Vollkornbrot,  d.  h.  ein  aus  dem  ganzen  Korn 
hergestelltes  Gebäck,  einen  großen  Magnesiaüberschuß  aufweist.  Die  Vff. 
können  diese  Brote  daher  nicht  als  zweckmäßig  bezeichnen,  wenn  nicht 
durch  Zufuhr  von  Kalksalzeu  und  zwar  am  besten  des  Chlorcalciums  der 
Kalkgehalt  erhöht  wird.  Besser  wäre  dann  schon  das  Brot  aus  Feinmehl, 
in  dem  bei  absolut  geringerem  Gehalt  an  Mineralien  das  Kalk -Magnesia- 
Verhältnis  wenigstens  ein  günstigeres  ist. 

Die  Beurteilung  der  Mehle  durch  die  botanische  Analyse.  Von 
J.  Buchwald.-)  —  An  Mehlen  bestimmter  Herstellungsart  hat  der  Vf. 
durch  Auszählung  der  verschiedenen  Gewebefragmente  den  Charakter  der 
Handelsmehle  festzustellen  versucht.  Es  wurden  gezählt  und  gemessen: 
die  Läugszellen,  die  Querzellen,  die  Samenschale,  Kleberzellen,  das  Keim- 
lingsgewebe und  die  Haare.  Die  gemeinsam  mit  Andersson  und  Wein- 
raann  durchgeführten  mikroskopischen  Anal^^sen  ergaben  folgendes:  die 
Art  des  Schalengewebes  und  seine  procentuelle  Verteilung  ist  in  den  Mehlen 
gleicher  Qualität  die  gleiche.  Die  Zellelemente  der  Aleuronschicht  und 
des  Keimlingsgewebes  finden  sich  in  den  feingebeutelten  Mehlen  (Seideu- 
gaze  10 — 14)  nur  in  Spuren,  Kleberzellen  noch  mehr  als  Keimlingsteile. 
Die  Unterschiede  sind  bei  den  verschiedenen  Mehlen  vornehmlich  in  dem 
Gehalt  an  Gewebsstücken  der  Koruschale  zu  suchen. 

Untersuchung  und  Begutachtung  einiger  Mahlproducte.  Von 
E.  Barnstein. 3)  —  An  Stelle  der  Verkleisterungsprobe  nach  Wittraack 
empfiehlt  der  Vf.  die  Behandlung  der  Mehle  mit  Diastaselösung  (1  °/g) 
bei  55^  C.  Die  verschiedenen  Stärkearten  zeigen  hierbei  ein  ganz  ver- 
schiedenes Verhalten,  so  daß  sie  verhältnismäßig  leicht  identifiziert 
werden  können. 

Vorrichtung  zur  Prüfung  der  Mehlfarbe  (Pekar'sche  Wasser- 
probe). Von  Br.  Heiner.*)  —  Der  Apparat  hat  den  Zweck,  das  Be- 
feuchten der  auf  dem  Pekarbrettchen  befindlichen  Mehlproben  mechanisch 
zu  bewerkstelligen.  In  einer  mit  Wasser  gefüllten  Schale  befinden  sich 
zwei  durchlochte  Klappen,  auf  die  die  Brettchen  befestigt  und  in  das 
Wasser  getaucht  werden.    Nach  dem  Eintauchen  werden  die  Klappen  hoch- 


1)  Ztschr.  f.  d.  gQs.  Getreidew.  1913,  5,  115.  —  -)  Ebend.  50.  —  S)  Ldwsch.  Versuchsst.  1913, 
79  u.  80,  773.  —  ■>)  Die  Mühle  1913,  15,  31G. 


A.   Getreidewesen.     1.   Mehl  und  Brot.  395 

gestellt  und  bleiben  zum  Abtropfen  und  zum  Betrachten  der  Mehlproben 
in   schräger  Lage  stehen. 

Eine  Methode  zur  schnellen  Bestimmung  des  Wassergehaltes  im 
Getreide    auf    elektrischem    Wege.      Von    Lyman  J.   Briggs.^)    —    Der 

elektrische  Widerstand  des  Getieides  ist  abhängig  von  dem  Wassergehalt 
und  von  der  Temperatur.  Z.  B.  ist  bei  Weizen  von  13  ^/q  Feuchtigkeit 
der  Widerstand  7  mal  so  groß  als  bei  14%  Feuchtigkeit  und  50  mal  so 
groß  als  bei  einem  Wassergehalt  von  15  %.  Anderseits  ist  der  Wider- 
stand bei  einer  Temperatur  von  4^0.  8  mal  so  groß  als  bei  24 ''  C.  Auf 
diesen  Tatsachen  baut  der  Vf,  seine  Methode  zur  Wasserbestimmung  auf, 
die  in  2 — 3  Minuten  ausgeführt  werden  kann  und  Fehlergrenzen  von 
0,3  *^/o   aufweist. 

Eine  beschleunigte  Rohfaserbestimmung.  Von  H.  Kalning.'-*)  — 
Das  Verfahren  ist  das  bekannte  Stohmann'sche  (Neumann -Wender); 
die  Abkürzung,  die  für  häufige  Untersuchungen  unerläßlich  ist,  wird 
vom  Vf.  dadurch  erreicht,  daß  er  die  Filtration  und  die  Laugekoehung 
beschleunigt:  3  g  der  zerkleinerten  Substanz  (1  mm- Sieb)  wird  mit  50  com 
Sprocent.  Schwefelsäure  angerührt  und  mit  150  ccm  Wasser  versetzt; 
halbstündiges  Kochen.  Nach  dem  Ä.uffüllen  mit  Wasser  wird  die  Flüssigkeit 
10  Minuten  zum  Absitzen  in  Ruhe  belassen,  darauf  mit  einem  mit  Gaze 
überspannten  Trichter  (Müller- Seidengaze  Nr.  21)  unter  Benutzung  der 
Luftpumpe  bis  zur  Marke  abgesaugt.  Den  Rest  filtriert  man  durch  ein 
größeres  Faltenfilter,  was  sehr  schnell  vonstatten  geht.  Den  zurück- 
gespülten Rückstand  übergießt  man  mit  150  ccm  Wasser  und  50  ccm 
concentrierter  Natronlauge  (lOprocent.)  und  kocht  10  Minuten.  Es 
wird  wieder  mit  Wasser  aufgefüllt,  10  Minuten  abgewartet  und  die  über- 
stehende Flüssigkeit  unter  Benutzung  des  Gazefilters  bis  zur  Marke  ab- 
gesaugt. Nun  wird  genau  neutralisiert  (Schwefelsäure,  Methylorange),  durch 
ein  Faltenfilter  filtriert  und  (ohne  Wasserkochung)  wie  üblich  weiter  ver- 
fahren. —  Diese  Arbeitsweise  liefert  mit  dem  alten  Wender- Verfahren 
übereinstimmende  Werte  und  läßt  sich  bis  zur  Gewinnung  der  feuchten 
Rohfaser  in   2^.3   Stunden  durchführen. 

Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  der  Rohfaser.  Von  K.  Budai- 
Bauer.^)  —  Bei  der  üblichen  Rohfaserbestimmung  durch  Kochen  der 
Substanz  mit  Säure  und  Lauge  wird  ein  großer  Teil  der  zur  Schale  des 
Getreidekornes  gehörigen  Stoffe  mit  entfernt.  Der  Vf.  schlägt  vor,  das 
Verfahren  für  Getreidemehle  dahin  abzuändern,  daß  die  heiße  säurehaltige 
Flüssigkeit  mit  30procent.  Natronlauge  versetzt  und  heiß  filtriert  wird. 
Dadurch  verbleiben  Lignin,  Cutin,  Suberin  und  Farbstoffe  in  der  Rohfaser. 
Die  nach  dieser  Methode  erzielten  Werte  sind  naturgemäß  beträchtlich  höher. 


Literatur. 

Block,  Walt.:  Über  die  Aufstellung  einer  Buchweizentafel.  —  Ztschr. 
f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  142.  —  Die  Ausführungen  betreffen  die  Bestimmung 
des  Maßgewichtes  bei  Buchweizen  unter  Verwendung  eines  20  1-  und  1  1- Probers. 

Buchwald,  J.,  und  Ploetz,  A.:  Technisches  zur  Frage  der  Ausfuhr- 
mehle. —  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913.  5,  66. 

1)  Americ.  Elovat.  and  Grain  Trade  1909,  9,  508;  nach  "Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  127.  — 
2)  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  6.  —  3)  Ebend.  295. 


396  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Kobert,  R.:  Der  Quaß.  Ein  unschädliches,  billiges  Volksgetränk.  Zu 
seiner  Einführung  in  Westeuropa.     Halle  a.  S.,  Verlag  Tausch  &  Grosse. 

Kühl,  JB.:  Die  mykologische  Untersuchung  der  Kindermehle.  —  Pharm. 
Ctrlh.  54,  138.  —  Der  Vf.  weist  auf  die  Notwendigkeit  einer  sachgemäßen  Be- 
triebskontrolle in  der  Nahrungsmittelindustrie  hin. 

Le  Clerc,  J.  A.,  und  Jacobs,  B.  R. :  Graham -Mehl.  Eine  Studie  über 
die  physikalischen  und  chemischen  Unterschiede  zwischen  echtem  und  nach- 
gemachtem Graham -Mehl.     Washington,  Staatsdruckerei  (engl.). 

May  bäum,  A.:  Die  Frage  nach  den  Phosphaten.  —  Ztschr.  f.  d.  ges. 
Getreidew.  1913,  5,  229.  —  Der  Vf.  bespricht  die  Bedeutung  der  Phosphorsäure 
für  die  Ernährung  und  ihre  Verteilung  in  den  einzelnen  zur  Brotbereitung 
dienenden  Mehlen. 

Mohs,  K.:  Elektrische  Backöfen.  —  Ztschr.  f.  d.  ges.  Getreidew.  1913,  5,  152. 

Neumann,  M.  P.:  Brotgetreide  und  Brot.  Lehrbuch  für  die  Praxis  der 
Getreideverarbeitung.  Hand-  und  Hilfsbuch  für  Versuchsstationen,  Nahrungsmittel- 
untersuchungsämter  und  Laboratorien  der  Mühlen,  Bäckereien  und  Fachschulen. 
Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey. 

Schulz,  Aug.:  Die  Geschichte  der  kultivierten  Getreide.  Halle  a.  S., 
L.  Neubert's  Nachf. 

Schulz,  Aug.:  Abstammung  und  Heimat  des  Saalhafers.  —  Ztschr.  f.  d. 
ges.  Getreidew.  1913,  5,  139. 

Wilcke:  Backhäuser  und  Herdanlagen.  —  D.  Idwsch.  Pr.  1913.  Jan. 


2.  Stärke. 

Referent:    Th.  Dietrich. 

Die  Stärke  von  Dolichos  multtflorus.     Von  J.  Pieraerts.  ^)  —  Die 

chemische  Zusammensetzung  wurde  wie  folgt  gefunden: 

/■u    11O0I     t\    (a.  d.  Unterschied    o  u  f  -Fett     Rohfaser     Asche     Zucker 

(b.  118"  best.)    ^      V         ,     N  Substanz 

in  %      18,30  80,58 '  0,42        0,09         0,43  0,18         0,0 

Pentosane  leichte  Spuren. 

Einwirkung  von  Wasserstoffsuperoxyd  und  Eisenchlorid  auf  lös- 
liche Stärke.  Von  O.  Durieux. -)  —  Es  wurde  die  Einwirkung  von  H2O2 
für  sich  allein  und  in  Gemeinschaft  mit  kolloidalem  Fe,  oder  von  FeClg 
oder  von  Malzextrakt  auf  Stärkelösungen  quantitativ  untersucht.  Bei  der 
Verzuckerung  der  Stärke  durch  Diastase  wirkte  H2O2  hemmend  auf  den 
Reaktionsverlauf  ohne  selbst  verändert  zu  werden.  Durch  H2O2  allein 
oder  mit  koU.  Fe  wurden  Stärkelösungen  nicht  angegriffen.  Durch  HgOg 
-f- FeClg  wurde  lösliche  Stärke  mit  meßbarer  GeschAvindigkeit  verzuckert; 
das  H2O2  wurde  in  diesem  Falle  vollständig  zersetzt  und  die  Menge  der 
gebildeten  reducierenden  Substanzen  hing  ab  von  der  Menge  der  ver- 
wandten FeClg  u.  H2O2. 

Studien  über  Diastase.  Vergleich  der  stärkeverflüssigenden 
und  der  zuckerbildenden  Kraft  Von  H.  C.  Sherman  und  M.  D. 
Schlesinger.  3)  —  Man  hat  beobachtet,  daß  bei  der  Wirkung  der  Diastase 


1)  Bull,  do  l'Ässoc.  des  Chim.  do  Sucr.  et  Dist.  1913,  31,  230—234  (Lab.  de  recherches  chimiqaes 
du  Musee  du  Con^o:  ref.  n.  Chom.  Ctrlbl.  1914,  I.  369  (Rühle).  —  -')  Ball.  Soc.  Chim.  Belgique  1913, 
27,  90;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1870  (Henle).  —  3)  Joum.  Amer  Chem.  Soc.  1913,  35.  1784; 
ref.  nach  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  30,  Nr.  49,  619  (W.).  Dies.  Vf.  ferner  ebend.  1784—1790; 
Sherman  u.  A.  0.  Gettler  ebend.  1790-1794. 


A.   Getreidewesen.     2.   Stärke.  397 

auf  Stärke  die  Menge  der  scheinbar  abgebauten  Stärke  nicht  imaier  pro- 
portional ist  der  Menge  des  gebildeten  Zuckers.  Man  schloß  daraus,  daß 
die  Diastase  aus  der  Stärke  nicht  immer  Maltose  und  Dextrin  in  gleichen 
Mengenverhältnissen  bilde.  Die  Vff.  prüften  eine  größere  Anzahl  von 
Malzdiastasepräparaten.  Bei  den  einfachen  oder  dialysierten  Malzauszügen 
betrug  die  Menge  der  gebildeten  Maltose  ^j^  bis  Yio  ^^^^  mehr  der  Menge 
der  abgebauten  Stärke,  während  bei  gefällten  Diastf^sepräparaten  in  jedem 
Falle  die  Menge  der  scheinbar  abgebauten  Stärke  geringer  war,  als  die 
Menge  der  gebildeten  Maltose.  Bei  der  Malzdiastase  eignet  sich  hiernach 
das  Verschwinden  der  Jod  Stärkereaktion  nicht  als  Kriterium  für  die  stärke- 
abbauende Kraft  des  Enzyms,  bei  den  Malzauszügen  ist  die  quantitative 
Beziehung  zwischen  der  stärkeabbauenden  und  zuckerbildenden  Kraft  möglich, 
aber  nicht  wahrscheinlich ;  bei  der  gefällten  Malzdiastase  ist  sie  vollkommen 
unmöglich. 

Bestimmung  der  Stärke  in  Handelsproducten.    Von  J.  Pieraerts.  ^) 

—  Der  Vf.  prüfte  au  Kartoffelstärke  den  Grad  der  Einwirkung  von  einer 
Reihe  von  Säuren.  Von  letzteren  wurden  angewendet:  1.  2,5  procent. 
Lösungen  von  Citronen-,  Essig-,  Bernstein-.  Mono-  und  Trichloressigsäure ; 
2.  Kalkgesättigte  Lösung  von  Pikrinsäure;  3.  5  procent.  Lösung  von  Citronen- 
und  Trichloressigsäure;  4.  Salicylsäure  fest;  5.  Citroneusaures  Asaprol. 
Die  Proben  des  Stärkemehls  wurden  vor  Anstellung  eines  Versuchs  im 
Vacuum  bei  allmählich  bis  auf  120^  steigender  Temperatur  getrocknet. 
Es  wurde  derart  verfahren,  daß  5  g  der  Stärke  in  einem  Meßkolben  von 
200  oder  250  ccm  Inhalt  mit  100  ccm  des  Reagenses  gut  gemischt,  dann 
im  Autoklaven  erhitzt  (steigend  bis  zu  2  Std.  und  3  Atmosphären)  und 
nach  dem  Abkühlen  mit  Tonerde  geklärt  wurden.  Nach  dem  Auffüllen 
zur  Stärke  und  Filtrieren  wurde  polarisiert.  —  Die  Versuche  führten  zu 
folgenden  Ergebnissen:  Durch  die  Jodprobe  läßt  sich  erkennen,  daß  bei 
jeder  der  untersuchten  Säuren  die  Hydrolyse  in  einer  ihr  eigentümlichen 
Weise  vor  sich  geht.  Die  Wirkung  der  Trichloressigsäure  ist  im  be- 
sonderen sehr  verschieden  von  der  der  anderen  Säuren,  insofern  sich  dabei 
von  Anfang  an  beträchtliche  Mengen  1-Dextrosane  bilden,  während  die 
anderen  Säuren  Amylodextiin  und  weiterhin  z.  T.  Erythrodextrin  geben. 
Die  Wirkung  der  Essigsäure,  der  Salicylsäure  und  Pikrinsäure  ist  nicht 
befriedigend,  dagegen  kann  man  mit  2,5 procent.  Lösungen  von  Citronen- 
säure,  Monochloressigsäure  oder  Bernsteinsäure,  ferner  mit  citronensaurem 
Asaprol  und  5  procent.  Citronen  säure  sehr  genaue  Stärkebestimmungen 
ausführen.  Bei  an  Stärkemehl  armen  Stoffen  empfiehlt  es  sich,  2,5  procent. 
Citronen-,  Bernstein-  oder  Monochloressigsäure  zu  verwenden  und  1  Std. 
im  Autoklaven  bei  geöffnetem  Ventile  zu  erhitzen.  Das  specifische 
Drehungsvermögen  ist  zu  -{-192°  zu  setzen.  Die  mit  Trichloressigsäure 
erhalteneu  Ergebnisse  waren  stets  viel  zu  niedrig. 

Untersuchung  der  Handelsstärke.  Bericht  von  v.  Czadek,  0.  Fallada, 
E.  Hoppe  und  F.  Schubert.-)  —  Nach  verzeichnete,  vom  Ver- 
bände der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen  in  Osterreich,  im  October 
1912    angenommene    üntersuchungsmethoden    betreffen    folgende    Punkte, 

1)  Bull,  de  l'Assoc.  des  Chim.  de  Sucr.  et  Dist.  1913,  30,  628—659  (Cham.  L&b.  d.  Museums 
des  Belgischen  Kongo);  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  11.  176  (Rühle).  —  ^)  Ztschr.  f.  d.  Idwsch.  Versuchst, 
in  Österreich  1913,  15,  1217—1220. 


398  Landwirtschaftliclie  Nebengewerbe. 

die    im    Hinblick    auf   Börsenvorschriften    und    auf   die   Erfordernisse    der 
praktischen  Beurteilung  der  Stärke  zu  berücksichtigen  sind. 

Kartoffelstärke.  1.  Farbe.  Stärken  mit  gelbem  oder  grauem  Stich 
bezw.  fremder  Farbentönung,    werden   als:    „nicht  reinweiß"   bezeichnet. 

2.  Bestimmung  der  Stippenzahl.  Eine  Probe  der  Stärke  wird 
auf  ;Papier  ausgebreitet  und  glattgestrichen.  An  einer  beliebigen  Stelle 
wird  eine  kleine  Glasplatte  aufgelegt,  deren  Fläche  bekannt  ist  und  es  wer- 
den die  unter  ihr  oder  einem  bestimmten  Teile  derselben  liegenden  Stippen 
gezählt.  Die  Probe  wird  mehrmals  durchgemischt  und  wieder,  wie  an- 
gegeben, gezählt.  Die  Stippenzahl  wird  dann  für  1  dm-  Fläche  umgerechnet. 
(Es  ist  empfehlenswert,  direct  eine  Glasplatte  von  1  dm-,  die  in  Felder 
geteilt  ist,  zu  verwenden.)  Als  Grundlage  der  Beurteilung  werden  vorläufig 
folgende  Werte  aufgestellt,  welche  die  äußersten  zulässigen  Grenz  werte, dar- 
stellen: Anzahl  der  Stippen  pro  1  dm^:  bei  Hochprima  bis  300;  bei 
Prima  300—500. 

3.  Qualitativer  Nachweis  von  Chlor  und  anorganischen  Säuren. 
1  Tropfen  Jodkaliumlösung  auf  Stärke  geträufelt,  wird  bei  Anwesenheit 
von  Gl  braun  gefärbt.  CIH  und  H2SO4  werden  im  20procent.  kalten, 
wäßrigen  Auszuge  in  üblicher  Weise  nachgewiesen. 

4.  Bestimmung  des  Wassergehaltes.  10  g  Stärke  werden  in 
ein  Wägegläschen  mit  eingeriebenem  Glasstöpsel  (6  cm  Durchm.  und  3  cm 
Höhe)  eingewogen,  1  Stunde  bei  50°  C.  vorgetrocknet  (zur  Vermeidung  der 
Kleisterbildung),  sodann  durch  4  Stunden  weiter  getrocknet,  wobei  auf  die 
genaue  Einhaltung  der  Endtemperatur  von  120°  C.  zu  achten  ist. 

5.  Bestimmung  der  Asche.  10  g  Stärke  werden  in  einer  Platin- 
schale verascht.  Als  Grenzwerte  gelten  vorläufig:  für  Hochprimastärke 
0,2%  —  ^'ür  Primastärke  0,3%  Asche. 

6.  Bestimmung  des  Säuregehaltes.  25  g  Stärke  werden  in  einem 
0,5  1  fassenden  Erlenmayerkolben  mit  beiläufig  250  cm^  reinstem  destilliertem 
Wasser  kalt  durch  Schwenken  vermengt,  mit  Phenolphtalein  als  Indicator 
und  mit  2,5  cm^  ^lo  norm.  Natronlauge  versetzt.  Nach  einmaligem 
Schwenken  wartet  man  2  Minuten  ab;  bleibt  deutliche  Eötung,  so  ist  die 
Stärke  noch  als  normal  sau  er  anzusehen;  verschwindet  die  Rötung,  so 
ist  die  Stärke  als  abnormalsauer  zu  bezeichnen. 

7.  Bestimmung  der  Stärke.  5  g  Stärke  werden  in  einem  500  cm^- 
Meßkolben  mit  200  cm^  Wasser  versetzt,  15  cm^  HCl  von  1,125  spec. 
Gewicht  hinzugefügt  und  durch  2  Stunden  im  kochenden  Wasserbad  be- 
lassen. Nach  dem  Erkalten  wird  mit  Natronlauge  neutralisiert,  zur  Marke 
aufgefüllt  und  filtriert.  Tom  Filtrat  dienen  25  cm^  zur  Dextrosebestimmung. 
Die  ermittelte  Dextrose  ist  mit  0,9  auf  Stärke  umzurechnen. 

Der  Gang  der  Untersuchung  von  Weizen-,  Mais-  und  Reisstärke 
lehnt  sich  an  jene  der  Kartoffelstärke  an. 


Literatur. 

Aston,  S. :  Maschinenfabrik  usw.  Burg  bei  Magdeburg.  Patent  für  Trenn- 
schleuder, insbesondere  zum  Abscheiden  der  Stärke  aus  Stärkemilch.  —  Chem. 
Ctrlbl.  1913.  11.  1535. 

Grimme,  Clemens:  Apparat  zur  Stärkebestimmung  nach  Ewers.  — 
Ztschr.  f.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  726.  —  Der  Apparat  gestattet 
die  gleichzeitige  Ausführung  von  8  Bestimmungen. 


B.   Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  399 

Herles,  Franz:  Polarimetrische  Bestimmung  der  Stärke  in  Kartoffeln. 
Vortrag.  —  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  718. 

Hoff  mann,  W. :  Die  Verarbeitung  der  Kartoffelstärke  zu  technischer 
Gärungsmilchsäure.  —  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  7  u.  8.  S.  71  u.  flg.  — 
Der  Arbeitsgang  zerfällt  in  folgende  Abschnitte:  1.  Die  Einmaischung  der  Stärke 
mit  Malz  zu  Maltosemaische.  2.  Die  Gärung.  Reinzuchtgärung  und  Impfung. 
3.  Die  Zersetzung  des  milchsauren  Kalks  mit  Schwefelsäure.  4.  Die  Eindampfung 
der  freien  Milf^hsäure  im  Vacuum  zu  50-  und  SOprocent.  Säure.  5.  Die  Ent- 
eisenung (mittels  Ferrocyankalium). 

Jacobs en,  H.  C:  Die  Zusammensetzung  der  Stärke.  Zusammenfassendes 
Referat.  —  Chemisch  Weekblad  10,  552. 

Malfitanü,  G.,  und  Mosohkoff:  Pseudokrystalle  von  Stärke.  —  Compt. 
rend.  de  TAcad.  des  sciences  1913,  156,  1412. 

Parow,  E.:  Die  Stärkeindustrie  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 
Reisebericht.  —  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  1  u.  flg.  —  Die  amerikanische 
Stärkeindustrie  erzeugt  jährlich  etwa:  3  Mill.  dz  Maisstärke,  4  Mill.  dz  Stärke- 
sirup, 1,2  Mill.  dz  Stärkezucker,  und  als  Nebenproducte  0,38  Mill.  dz  Maisöl, 
0,45  Mill.  dz  Ölkuchen  und  3,13  Mill.  dz  Kleberfutter. 

Samec,  Max:  Die  Lösungsstabilität  der  Stärke  (Studien  der  Pflanzen- 
kolloide). —  Kolloid -chem.  Beihefte  1912,  4,  132. 

Traquair,  John:  Die  Stärkeindustrie  Großbritanniens.  Zusammenfassende 
Besprechung  der  Entstehung,  Entwicklung  und  des  gegenwärtigen  Standes  der 
Industrie,  des  Rohmaterials,  in  kurzen  Zügen  des  Ganges  der  Herstellung  der 
Stärke,  der  Eigenschaften  der  verschiedenen  Stärkearten  und  deren  Ver- 
wendungsart. —  Journ.  Soc.  Chem.  Ind.  1912,  31,  1016 — 1018. 

"Windisch,  W.,  und  Derz:  Über  den  Einfluß  der  Reaktion  auf  die  Stärke- 
verzuckerung mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Phosphate.  —  Wochenschr. 
f.  Brauerei  1913,  30,  Nr.  4L  533—537. 


B.  Rohrzucker. 

Referent:    A.  Stift. 


1.  Rübenkultur. 

Der  intensive  Weidebetrieb,  seine  Einrichtung  und  Rentabilität 
in  der  Rübenwirtschaft.  Von  W.  Wrede.^j  —  Wenn  die  Mitteilung 
sich  auch  auf  bestimmte  örtliche  Verhcältnisse  bezieht,  so  verdient  sie  doch 
allgemeineres  Interesse,  insofern,  als  ähnliche  Verhältnisse  auch  in  anderen 
Rübenanbaubezirken  eintreten  können.  Diese  Verhältnisse  gipfeln  in  dem 
Rückgang  des  Zuckerrübenbaues,  bezw.  in  der  Änderung  der  bisherigen 
Betriebsweise,  hervorgerufen  vornehmlich  durch  Leutenot  und  dadurch  dann 
durch  Verteuerung  der  unumgänglich  notwendigen  Handarbeit,  wodurch  die 
Productionskosten  der  Rübe  naturgemäß  erheblich  gesteigert  werden.  Dazu 
kommt  als  weiterer  Faktor,  daß  die  Nachfrage  nach  Fleisch  und  Nähr- 
stoffen tierischen  Ursprungs  wie  Milch,  Butter  usw.  zur  Volksernährung 
ständig  gestiegen  ist  und  an  dieser  Nachfrage  auch  viele  Rübenwirtschafteu 
Jartizipieren,  d.  h.  sich  der  Viehzucht  zuwenden.  Zur  Aufzucht  von  Jung- 
vieh gehört  aber,  damit  die  Tiere  nicht  in  der  dumpfen  Stalluft  tuberkulös 
werden,    neben    frischer   I;uft    und    Sonne    eine    gesunde    Weide    mit    der 

ij  Hannoversche  Lhnd-  u.  Forstwsch.  Zeit.  1913,  66,  481—486. 


4(jO  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

natürlichen  Abhärtung.  In  welcher  Weise  mm  die  Weide  in  Betrieb  ge- 
nommen werden  soll,  erörtert  der  Vf.  in  eingehender  Weise  unter  Zu- 
grundelegung von  ßentabilitätszahlen ,  die  naturgemäß  nur  bestimmten 
"Verhältnissen  entsprechen  und  daher  entsprechend  variiert  werden  müssen. 
Die  Ausführungen  gipfeln  darin,  daß  Rübenbau  und  intensiver  Weidebetrieb 
sich  sehr  wohl  ergänzen  können.  Es  wäre  allerdings  falsch,  den  besten, 
bequem  zur  Fabrik  gelegenen  Rübenboden  zur  Dauerweide  einzurichten, 
aber  jede  Wirtschaft  verfügt  über  Felder,  die  weniger  bequem  liegen  und 
keine  sicheren  Rüben  ernten  bringen.  Derartige  Felder  sind  sehr  wohl  zur 
Anlage  geeignet  und  vereinfachen  den  Gesamtwirtschaftsbetrieb  in  ganz  er- 
heblichem Maße.  Die  Deckung  des  Fleischbedarfs  durch  die  einheimische 
Production  ist  von  großer  nationalökonomischer  Bedeutung  und  es  kann 
die  Einrichtung  von  Dauerweiden  in  der  intensiven  Rübenwirtschaft  in 
erheblichem  Maße  zur  Gesundung  der  wirtschaftliehen  Verhältnisse  beitragen. 

Landwirtschaftsbetriebe  mit  Zuckerrübenbau  in  Österreich-Ungarn. 
Von  E.  C.  Sedlmayr.  ^)  —  Wenngleich  auf  dem  Gebiete  der  landwirtschaft- 
lichen Betriebslehre  schon  viel  und  fruchtbare  Arbeit  geleistet  wurde,  so 
fehlt  doch  noch  manches,  so  z.  B.  betriebswissenschaftliche  Untersuchungen 
größerer  Landwirtschaftsbetriebe  Österreichs  und  Ungarns.  Eine  Unter- 
suchung der  Betriebsverhältnisse  ist  nur  mit  Hilfe  der  Praxis  möglich,  und 
stellt  daher  die  vorliegende  Arbeit  ein  Zusammenarbeiten  von  Theorie  und 
Praxis  dar,  in  der  alle  diejenigen  Verhältnisse  klargelegt  sind,  unter 
welchen  die  zuckerrübenbauenden  Landwirte  Österreichs  und  Ungarns  der- 
zeit arbeiten.  Der  Bearbeitung  wurden  8  österreichische  und  2  ungarische 
typische  rübenbautreibende  Wirtschaften  unterzogen  und  geben  die  An- 
gaben und  Zahlen  wichtige  Einblicke  in  vielgestaltige  wechselnde  Productions- 
verhältnisse. 

Beobachtungen  über  Beta  maritima  L.  in  den  Jahren  1910—1912. 
Von  O.  Munerati,  G.  Mezzadroli  und  T.  V.  Zapparoli.-)  —  In  Fortsetzung 
früherer  Versuche  berichten  die  Vf.  über  die  Ergebnisse  ihrer  dreijährigen 
Kulturversuche,  die  ergaben,  daß  die  Pflanze  sowohl  ein-  und  zweijährig, 
als  auch  perennierend  auftreten  kann.  Sie  zeichnet  sich  durch  ein  sehr 
großes  Variationsvermögen  aus  und  gestattet  eine  leichte  Sortenrein zucht. 
Für  Düngung,  vor  allem  mit  Phosphoi  säure,  ist  sie  sehr  empfänglich,  und 
durch  systematische  Kultur  nähert  sie  sich  im  Habitus  und  in  ihrer 
Zusammensetzung  immer  mehr  der  kultivierten  Zuckerrübe. 

Zur  Keimungsgeschichte  der  Zucicerrübe.    Von  R.  Schander.  ^)  — 

Der  die  Frage  eingehend  behandelnde  Vortrag  wnirde  auf  der  3.  Wander- 
versammlung der  Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher  Pflanzenzucht  am 
3  8.  Juni  1912  gehalten.  Es  wird  zuerst  die  Anatomie  des  Keimlings  be- 
handelt und  dann  der  Einfluß  der  Ernährung  der  jungen  Zuckerrübe  auf 
ihre  Entwicklung  und  ihre  Empfänglichkeit  für  Krankheiten  erörtert  und 
zwar  auf  Grund  von  Versuchen,  die  der  Vortragende  seit  Jahren  durch- 
führt. Dieser  Einfluß  ist  ein  sehr  wichtiger,  da  er  in  einem  gewissen 
Zusammenhange  mit  der  Erstlingserkrankung  der  Zuckerrübe,  dem  Wurzel- 


1)  Mitt.  d.  Idwsch.  Lehrkanzeln  d.  k.  k.  Hochschule  f.  Bodenkultur  in  Wien  1913,  2,  245—305. 
—  2-)  Le  Stazioni  speriraentali  agraria  italiane  1913,  46,  415—445;  durch  Chem.  Ctrlbl.  1913,  84, 
Bd.  2,  713.  —  s\  Beiträg-e  zur  Pflanzenzucht.  Herausgegeben  von  der  Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher 
Pflanzenzucht.    Drittes  Hoft.    Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  1913,  133—148. 


B.   Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  401 

brand,  steht.  Zur  Vermeidung  des  Wurzel brandes  muß  man  in  der  Praxis 
dahin  streben,  die  Entwicklung  des  Eübenkeimlings  nach  Möglichkeit  zu 
fördern,  wofür  drei  Möglichkeiten  zur  Verfügung  stehen :  Düngung,  Boden- 
bearbeitung und  Behandlung  des  Samens.  Es  werden  diese  drei  Faktoren 
erörtert  und  der  gegenwärtige  Stand  der  hier  herrschenden  Ansichten  mit  den- 
jenigen des  Vortragenden  präcisiert.  Bezüglich  der  Bodenbearbeitung  wird  be- 
tont, daß  die  Rübe  zwar  für  Tiefkultur  dankbar  ist,  aber  doch  einen  genügend 
abgelagerten  Boden  wünscht;  aus  diesem  Grunde  Avird  die  Herbstbearbeitung 
der  Frühjahrsbearbeitung  in  den  meisten  Fällen  vorzuziehen  sein.  Ferner 
ist  zu  beachten,  daß  für  den  Aufgang  der  Samen  und  für  die  erste  Ent- 
wicklung der  jungen  Pflanze  in  den  obersten  Bodenschichten  stets  genügende 
Feuchtigkeit  vorhanden  sein  soll.  Dies  ist  dadurch  anzustreben,  daß  der 
Boden  im  Frühjahr  möglichst  wenig  gerührt  wird,  denn  jede  tiefere  Boden- 
lockerung trocknet  den  Boden  aus  und  verschüttet  die  durch  die  Atmo- 
sphärilien im  Winter  in  günstiger  Krümelstruktur  liegende  Oberfläche.  Zum 
Schluß  wird  dann  die  Entwicklung  der  Saatzuchtbehandlung  durch  Vor- 
quellen, Desinfektion  und  Schälung  des  Rübensamens  behandelt.  In  den 
letzten  Jahren  war  vorzugsweise  die  Schälung  des  Rüben samens  Gegenstand 
vielfacher  Erörterungen,  die  in  zw^ei  Lagern  standen.  Nach  den  Versuchen 
des  Vortragenden  liegt  der  Vorteil  geschälten  Saatgutes  (durch  Entfernung 
der  Perigonhülle  der  Rübenknäuel)  gegenüber  unbehandelten  in  der  mehr 
oder  minder  schnelleren  Keimung,  der  allerdings  in  den  verschiedenen 
Gegenden  und  örtlichen  Verhältnissen  verschieden  zu  bewerten  sein  wird. 
Eine  günstige  Beeinflussung  der  Disposition  für  Wurzelerkrankungen  wird 
durch  das  Schälen  nicht  erreicht,  wohl  gestattet  aber  der  schnellere  Auf- 
gang, dem  Wurzelbrand  durch  früher  einsetzende  Bodenbearbeitung  (Hacken) 
entgegenzuarbeiten.  Ebensowenig  läßt  sich  nach  den  vorliegenden  Ver- 
suchen eine  Erhöhung  des  Gesamtertrages  und  des  Ertrages  an  Zucker 
bei  Verwendung  präparierten  Samens  feststellen.  Als  wesentlicher  Nach- 
teil wäre  hervorzuheben,  daß  in  geschälte  Knäuel  leichter  altes  Saatgut  ge- 
mischt werden  kann  als  in  unbehandelte.  Viel  wichtiger  als  die  Präpara- 
tion erscheint  die  Verwendung  frischer,  gut  ausgereifter  und  gut  getrockneter 
Knäuel  zur  Aussaat. 

Zur  Biologie  der  Zuckerrübe.  Von  S.  Nikolskij.i)  —  Die  Aus- 
führungen betreffen  Studien  über  die  allerersten  Stadien  des  Rübenwachs- 
tums, nämlich  von  der  Keimung  bis  zur  Entwicklung  der  Rüben  pflanzen 
in  ihren  ersten  Wachstumsperioden.  Die  sich  hier  abspielenden  Vorgänge 
werden  genau  geschildert.  Mit  dem  Erscheinen  des  ersten  ßlätterpaares 
beginnt  das  Abstoßen  der  primären  Rinde  und  diese  Erscheinung  ist  beim 
Sichtbarwerden  des  vierten  Blattpaares  beendet.  Wenn  also  die  Pflanze 
sechs  Blätter  aufweist,  nämlich  zur  Zeit  des  starken  und  raschen  Dicken- 
wachstums, ist  die  primäre  Rinde  nicht  mehr  vorhanden.  Das  stärkste 
Dickenwachstum  der  Wurzel,  also  die  größte  Tätigkeit  des  Kambiums,  fällt 
demnach  in  die  Periode  zwischen  dem  Erscheinen  des  ersten  und  vierten 
Blätterpaares.  Dieser  Umstand  hat  auch  eine  praktische  Bedeutung,  denn 
bei  entsprechenden  Versuchen  zwecks  Feststellung  des  günstigsten  Zeit- 
punktes   für   das   Vereinzeln    wurde   ermittelt,    daß    die   größte  Ernte   auf 


1)  Österr.-Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckei-ind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  372—377. 
Jahresbericht  1913.  26 


402  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Parzellen  gemacht  wurde,  auf  denen  man  das  Vereinzeln  zu  einer  Zeit 
vornahm,  wo  die  Rübe  nur  zwei  bis  vier  Blätter  aufwies,  d.  h.  zur  Zeit 
der  Längenwachstumsperiode  und  der  größten  Tätigkeit  des  Kambiums. 
Diese  Zeit  war  für  die  Entwicklung  der  Wurzel  die  günstigste  und  dieser 
Umstand  kam  auch  in  dem  Ernteertrag  zum  Ausdruck. 

Über  die  Vererbungsweise  gewisser  Merkmale  der  Beta-Rüben. 
Von  Birger  Rajanus.  ^)  —  Für  die  Erklärung  der  vielen  Formen  und 
Farben  der  Beta- Rüben  können  zwei  Alternative  a  priori  gedacht  werden: 
entweder  eine  Anzahl  von  Genen,  die  in  der  verschiedensten  Weise  wirken, 
oder  auch  eine  geringe  Anzahl  von  Anlagen,  die  veränderlich  sind.  Die 
Beta-Rüben  scheinen  überhaupt  Modificationen  zu  sein,  die  durch  wieder- 
holte Auslese  zu  einem  gewissen  Grade  stabilisiert  worden  sind;  jeder 
Typus  von  Beta  soll  demgemäß  die  Möglichkeit  zur  Entwicklung  vieler, 
vielleicht  aller  Typen  enthalten.  Die  ziemlich  große  Übereinstimmung, 
welche  die  Verteilung  der  Typen  ganzer  Reihen  von  Beständen  bisweilen 
zeigte,  ist  einer  konstitutionellen  Ähnlichkeit  der  Mutterpflanzen  zuzu- 
schreiben, Isolierung  der  Pflanzen  befördert  die  Konstanz  der  Typen  nicht, 
sondern  wirkt  derselben  entgegen,  vor  allem  ist  vollständige,  besonders 
wiederholte  Isolierung  der  einzelnen  Individuen  ungünstig  für  die  Stabilität 
der  Anlagen.  Isolierung  bewirkt  auch  einen  verringerten  Samen,  Ansatz 
und  Kleinbleiben  der  Samen  in  Verbindung  mit  geringer  Keimki-aft  der- 
selben ;  wiederholte  Isolierung  gibt  dabei  ein  schlechteres  Resultat  als  eine 
einmalige.  Die  Abnahme  der  Samenmenge  bei  Isolierung  beruht  wohl  vor 
allem  auf  geringeren  Chancen  zur  Befruchtung  infolge  der  Absperrung, 
ist  aber  vielleicht  auch  mit  der  Selbstbefruchtung  an  sieh  in  Beziehung 
zu  bringen.  Die  meistens  schlechte  Beschaffenheit  der  Samen  einzeln 
isolierter  Pflanzen  kann  sicher  teilweise  durch  die  Isolierung  erklärt  werden, 
aber  auch  die  Spaltung  isolierter  Typen  ist  wahrscheinlich  in  den  meisten 
Fällen  von  der  Isolierung  mehr  oder  weniger  abhängig,  indem  dadurch 
eine  Störung  der  vorhandenen  Entwicklungstendenz  eintritt.  Eine  Konstanz 
der  Typen  scheint  am  besten  durch  wiederholte  Auslese  in  Verbindung 
mit  gegenseitiger  Befruchtung  gleicher  Pflanzen  erreicht  werden  zu  können, 
da  isolierte  Pflanzen  fast  immer  eine  mehr  oder  weniger  ungleichförmige 
Nachkommenschaft  ergeben.  Der  nach  der  Isolierung  gezüchteter  Typen 
eintretende  Rückfall  in  ursprünglichere  Formen  wird  wahrscheinlich  im 
allgemeinen  um  so  weitgehender,  je  weniger  stabilisiert  die  Aulagen  der 
isolierten  Pflanzen  sind  und  je  näher  der  Wildform  die  betreff"enden  Typen 
stehen.  Die  Menge  und  die  Größe  der  Blätter  ist  mit  dem  Bau  des 
Rübenkörpers  korrelativ  verbunden  und  der  Grad  der  Rot-  oder  Gelbfärbung 
der  Blätter  korrespondiert  mit  der  Stärke  der  betreffenden  Farben  in  der  Rübe. 

Einfluß  äußerer  Momente  auf  Gewicht  und  Zuckergehalt  der 
Rüben.  Von  H.  Plahn-Appiani.  ^)  —  Es  wurde  untersucht,  ob  bei  mangel- 
haftem Aufgange  ein  Verpflanzen  der  jungen  Rüben  ratsam  oder  überhaupt 
durchführbar  sei,  während  gleichzeitig  nebenher  auch  der  Einfluß  beob- 
achtet werden  sollte,  den  der  Zeitpunkt  des  Verziehens  auf  die  Ernte  aus- 
übt. Nach  den  angestellten  Versuchen  wuchsen  die  veizogenen  und  ver- 
pflanzten   Rüben    fast   ausnahmslos   an    und    entwickelten    sich   auch    voll- 


1)   Fühling's  Idwsch.  Zeit.  1913,  62,  444  u.  445.  -  «)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind.  1913,  21,  478  u.  479. 


B.  Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  403 

kommen  normal.  Das  Gewicht  der  Wurzel  blieb  dabei  allerdings  ganz  be- 
trächtlich hinter  dem  Mittel  zurück  und  erreichte  durchschnittlich  nur  etwa 
die  Hälfte  bis  zwei  Drittel  der  ursprünglichen  Rüben,  während  der  Zucker- 
gehalt als  relativ  gleichwertig  bezeichnet  werden  konnte,  in  einzelnen 
Fällen  sich  sogar  höher  als  jener  einstellte. 

Ungarische  Versuche  über  die  Reihenentfernung  der  Zuckerrübe. 
Von  Bela  Fancsö. ^)  —  Die  Versuche  bezwecken,  festzustellen,  ob  die 
Reiheuentfernung  von  37  cm,  die  gegenwärtig  die  Norm  darstellt,  ver- 
größert werden  kann  und  zwar  bis  zu  welcher  Grenze,  ohne  daß  darunter  die 
Güte  und  der  Mengeausfall  der  Ernte  leidet.  Als  geringster  Abstand  wurden 
die  Entfernungen  von  37  x21  cm,  die  gegenwärtig  in  Ungarn  am  häufigsten 
angewendet  werden,  gewählt.  Es  hat  sich  nun  gezeigt,  daß  bei  dem  Ab- 
stände von  42x21  cm  die  höchsten  Erträge  erhalten  wurden,  während 
die  größeren  Abstände  (bis  63  X  32  cm)  bedeutend  geringere  Erträge 
lieferten.  Ein  Abstand  von  63  cm  zwischen  den  Reihen  hatte  selbst  da 
eine  Verminderung  des  Ertrags  zur  Folge,  wo  keine  Trockenheit  bestand. 
"Was  die  Güte  der  Zuckerrüben  anbetraf,  so  rief  eine  geringe  Vermehrung 
der  Abstände  keine  nachteilige  Wirkung  hervor,  aber  weiterhin,  je  größer 
die  Abstände  wurden,  um  so  mehr  ging  die  Güte  der  Zuckerrüben  zurück. 
Der  Vf.  ist  der  Ansicht,  daß  die  zu  wahrende  Entfernung  in  jedem  einzelnen 
Fall  von  den  klimatischen  Bedingungen  und  auch  von  der  Güte  des  Bodens 
abhängt.  So  sind  z.  B.  in  einer  Gegend  mit  häufigeren  Niederschlägen 
und  einem  humusreicheren  Boden  die  Reihenabstände  von  42  cm  schon 
zu  weit,  da  sich  die  Zuckerrübe  dann  in  keinem  so  guten  Zustande  be- 
findet. Im  allgemeinen  muß  es  aber  Sache  des  Landwirtes  sein,  den  für 
ihn  geeignetsten  Abstand  herauszufinden. 

Zuckerrübenkulturversuche  i.  J.  1912.  Von  Jakob  Turk.^)  —  Die 
Versuche  wurden  zu  dem  Zwecke  angestellt,  um  zu  erfahren,  ob  und  wie 
weit  die  verschiedenen  Bodenarten  des  Laibacher  Moores  für  den  Zucker- 
rübenbau geeignet  sind.  Es  hat  sich  nun  gezeigt,  „daß  man  sowohl  auf 
dem  eigentlichen  Moorboden  als  auch  auf  dem  Mineralboden  des  Laibacher 
Moores  in  bezug  auf  den  Zuckergehalt  hochprocentige  Zuckerrüben  ziehen 
kann.  Die  Versuche  haben  weiter  gezeigt,  daß  sich  die  auf  dem  Moor- 
boden geernteten  Zuckerrüben  in  bezug  auf  den  Zuckergehalt  nicht  von 
den  auf  dem  Mineralboden  angebauten  wesentlich  unterscheiden.  Man 
sieht  auch  aus  den  Ergebnissen,  daß  die  Zuckerrübenerträge  in  hohem 
Maße  von  dem  Kulturzustaude  und  von  der  Art  und  Weise  der  Bearbeitung 
des  Bodens  abhängig  sind,  daß  aber  die  Bodenart  an  und  für  sich  den 
Zuckergehalt  der  Zuckerrüben  nicht  besonders  zu  beeinflussen  vermag". 
Schließlich  haben  die  Untersuchungen  ergeben,  daß  auch  die  auf  un- 
bedecktem Moore  gezogenen  Rüben  als  Fabriksrüben  vollkommen  zu  sein 
scheinen.  Bis  jetzt  war  man  bekanntlich  der  Meinung,  daß  sich  auf  Moor 
zur  Fabrikation  geeignete  Zuckerrüben  nur  auf  Deckkulturen  erzielen  lassen 
und  daß  die  Rüben  auf  ungedecktem  Moor  wohl  ein  beträchtliches  Gewicht 
(bis  2  kg),  jedoch  nur  einen  sehr  geringen  Zuckergehalt  (8 — 107o)  ^^"^^ 
dementsprechende    Reinheit    erreichen.      Bei    den    vorliegenden    Versuchen 


1)  Mezögardasägi  Szemle  1913,   31,    192—194;    durch  Intern.  Agrar-Teclm.  Rundsch.   1913,    4, 
767—769.  —  2)  Ztschr.  f.  Moorkultur  u.  Torfverwertung  1913,  11,  183—189. 

26* 


404  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

waren  die  Resultate  im  Durchschnitt:  Gewicht  470  g;  Zucker  in  der 
Rübe  15,9;  Saftzusammensetzung:  Grade  Balling  20,2;  Polarisation  17,1, 
Reinheitsquotient  84,7. 

Über  das  Hacken  der  Zuckerrübe.  Von  L.  Stocker.  ^)  —  Es  ist 
eine  alte  Erfahrungssache,  daß  der  Zucker  in  die  Rübe  hineiugehackt  werden 
muß.  Durch  das  Hacken  bezw.  Öffnen  und  Lockern  des  Bodens  bekommt 
die  Luft  in  reichem  Maße  Zutritt  in  die  Krume,  es  wird  ferner  die 
Wasserverdunstung  sehr  vermindert,  weil  in  dem  offenen  und  gelockerten 
Erdreich  die  Wasserentführungskanäle  zerstört  sind,  und  schließlich  wird 
auch  das  Unkraut  vertilgt.  Die  beste  Arbeit  leistet  die  Handhacke,  wenn 
sie  richtig  gehandhabt  wird.  Gewöhnlich  geht  der  Arbeiter  direkt  hinter 
der  bearbeiteten  Rübe,  tritt  dadurch  das  Erdreich  wieder  etwas  fest  und 
drückt  das  herausgerissene  Unkraut  wiederum  in  den  Boden,  so  daß 
bei  baldigem  Regen  wieder  eine  teilweise  Bewurzelung  stattfindet.  Eine 
derartige  Aufstellung  bei  der  Arbeit  ist  unrichtig,  die  Hackarbeiter  sollen 
vielmehr  im  Gänsemarsch  aufgestellt  werden,  da  hierbei  der  behackte  Boden 
unberührt  bleibt.  Dies  wird  dadurch  erreicht,  wenn  die  zu  behackende 
Reihe  von  der  Nebenreihe  aus  bearbeitet  wird.  Das  Vorschreiten  erfolgt 
also  in  schräger  Richtung.  Wegen  der  ungünstigen  Arbeiterverhältnisse  wird 
auch  die  Maschine  zur  Hackkultur  immer  mehr  herangezogen.  Wenn  sie 
auch  die  Haivlarbeit  nicht  zu  ersetzen  vermag,  so  ist  sie  doch  eine  gute 
Ergänzung  derselben.  Durch  sie  wird  es  möglich,  eine  öftere  Lockerung 
rasch  und  billig  vorzunehmen.  Vorteilhaft  wird  man  zwischen  Hand-  und 
Maschinenhacke  abwechseln. 

Das  Rübenblatt  in  seiner  praktischen  Bedeutung.  Von  H.  Plahn- 
Appiani.-J  —  Der  Vf.  bespricht  die  hier  obwaltenden  Verhältnisse,  die 
nicht  einfacher  Natur  sind  und  noch  mancherlei  Erklärungen  bedürfen. 
Von  allen  Kulturpflanzen  hat  die  Zuckerrübe  die  größte  Blattoberfläche 
(Briem  fand  im  Mittel  etwa  2000  cm^,  v.  Proskowetz  2435—3782  cm^ 
und  Göhren  gar  7000  cm-),  doch  bestellt  zwischen  der  ß  lattober  fläche 
und  der  Menge  des  Zuckers  in  der  Wurzel  zwar  eine  Korrelation,  aber 
keineswegs  eine  einfache  Proportionalität.  Die  Bildung  und  Anhäufung 
des  Zuckers  hängt  vielmehr  auch  in  hohem  Grade  von  der  anatomischen 
Beschaffenheit  und  Struktur  sowohl  des  Wurzel-  als  auch  des  Blatt -Zell- 
gewebes ab,  sowie  von  der  physiologischen  Eigenart  der  einzelnen  Varie- 
täten. Die  Züchtung  und  Selektion  wird  diesen  Verhältnissen  erhöhte 
Aufmerksamkeit  zuwenden,  und  speciell  die  mikroskopische  Prüfung  der 
Blätter  noch  mehr  als  bisher  zu   berücksichtigen  haben. 

Über  die  Gewichtszunahme  und  den  Zuckergehalt  der  Rüben- 
wurzeln in  Böhmen  in  den  letzten  drei  Jahren.  Von  K.  C.  Neumann.  ^) 
—  Der  Vf.  hat  seinerzeit  die  Ansicht  ausgesprochen,  daß  eine  Rübe,  die 
Ende  Juni  derart  zugewachsen  ist,  daß  ihr  Gewicht  180  g  erreicht,  und 
wenigstens  20  g  Zucker  enthält  und  in  den  nachfolgenden  Monaten  sich 
derart  weiter  entwickelt,  daß  in  den  Monaten  August  und  September  die 
Zuckermenge  wöchentlich  um  wenigstens  je  6  g  steigt,  eine  in  qualitativer 
und  quantitativer  Beziehung  befriedigende  Ernte  verspricht.     Die  während 


1)  Ctrlbl.  C.  Ldwsch.  1913,  93,  50  u.  51.   —  2)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckeriad.  1913,  21,  1679  u.  1680. 
3)  Ztschr.  f.  Zuckerind.  in  Böhmen  1913,  38,  72—74. 


B.   Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  405 

dreier  Jahre  fortgesetzten  Untersuchungen  haben  neuerdings  die  Richtigkeit 
dieser  Anschauung  bestätigt.  Aus  diesen  Untersuchungen  kann  entnommen 
werden,  daß  sich  in  normalen  Jahren  (1912  und  1913)  in  der  Rübe  bis 
Ende  Juli  das  erste,  bis  Ende  August  das  zweite  und  bis  Ende  September 
das  letzte  Drittel  sämtlich  geernteten  Zuckers  bildet,  dagegen  in  haupt- 
sächlich durch  Dürre  sich  auszeichnenden  Jahren  der  normale  Zuwachs 
von  6  g  Zucker  bei  weitem  nicht  erreicht  wird,  derselbe  kaum  die  Hälfte 
beträgt  und  dann  die  Zuckerernte  entsprechend  zurückbleibt.  Bezüglich 
der  gefallenen  Regenmengen  und  der  damit  zusammenhängenden  Gewichts- 
zunahme der  Wurzel  läßt  sich  irgend  eine  regelmäßige  Anhängigkeit  dieser 
beiden  Faktoren  nicht  feststellen.  Es  ist  sicher,  daß  nach  vielem  Regen 
sich  eine  bedeutende  Zunahme  der  Wurzel  einstellt,  es  sind  aber  auch 
Fälle  bekannt,  wo  nach  einem  geringen  Regen  das  Wurzelgewicht  stark 
gestiegen  ist. 

Zusammensetzung  von  Rüben  im  trockenen  Jahre  1911  und  die 
Wirkung  späterer  Regen  auf  dieselbe.  Von  J.  Urban.  ^j  —  Der  Plan 
war,  eine  größere  Probe  Rüben  za  untersuchen,  nach  eventuellen  aiis- 
giebigeren  Regenfällen  demselben  Felde  neuerdings  Rüben  zu  entnehmen, 
ebenfalls  zu  untersuchen,  um  auf  diese  Weise  die  durch  veränderte  Vegetations- 
verhältnisse hervorgerufene  Veränderung  in  der  Zusammensetzung  der  Rübe 
kennen  zu  lernen.  Es  wurden  deshalb  am  13.  September  200  Rüben- 
pflanzen dem  Felde  entnommen  und  für  die  Analyse  vorbereitet.  Zum 
Glück  für  den  Versuch  stellte  sich  am  15.  September  Regen  ein.  Am 
4.  October  wurden  demselben  Felde  150  Rübenpflanzen  entnommen  und 
analysiert.  Die  Regenmenge  bis  zu  diesem  Tage  betrug  81,7  mm.  Die 
Rübenwurzeln  zeigten  eine  große  Menge  neu  gebildeter  Haarwurzeln,  mittels 
welcher  eine  erneuerte  Aufnahme  von  Nährstoffen  eingeleitet  wurde.  In 
Zusammenfassung  der  Resultate  ergiebt  sich  folgendes:  Die  Zusammen- 
setzung der  vertrockneten,  im  Monate  September  dem  Boden  entnommenen 
Rüben  weist  darauf  hin,  daß,  trotz  der  vergilbten  Blätter  und  des  welken 
Krautes,  die  Rübe  nicht  ausgereift  war,  und  diese  Vermutung  wird  durch 
die  große  Menge  Gesamtstickstoff,  insbesondere  des  Eiweißstickstotfes ,  die 
große  Menge  der  Alkalien  in  der  Wurzel  und  den  verhältnismäßig  ge- 
ringen Kalkgehalt  bestätigt.  Derartige  Rüben  würden  sich  schwer  ver- 
arbeiten lassen.  Selbst  wenn  sich  nachträglich  reichliche  Regenmengen 
einstellen,  kann  eine  derart  vertrocknete  Rübenpflanze  wegen  Mangel  an 
Haarwurzeln  nicht  sogleich  Nährstoffe  aus  dem  Boden  entnehmen,  sondern 
bildet  vorerst  auf  Kosten  der  in  der  Rübenpflanze  enthaltenen  Nähr- 
stoffe, insbesondere  des  Kali,  neue  Haarwurzeln  und  baut  rasch  die  be- 
nötigten Assimilationsorgane  auf.  Die  Zuckerbildungsfähigkeit  des  neu- 
gebildeten Krautes  war  im  Monate  September  unter  den  obwaltenden 
Witterungsverhältnissen  nur  eine  geringe,  da  auf  100  g  Trockensubstanz 
des  Krautes  pro  Tag  nur  0,62  g  Zucker  gebildet  wurden,  während  in 
normalen  Sommern  für  den  Monat  September  die  Bildung  von  1,82  g 
Zucker  nachgewiesen  wurde.  In  der  bei  anhaltend  trockenem  Wetter  er- 
wachsenen Rübenpflanze  sind  bedeutende  Mengen  Nichteiweiß  -  N  auf- 
gespeichert,   von  dem  sich  in  der  nachfolgenden  Regenperiode  ein   großer 


1)  Ztschr.  f.  Zuckerind.  in  Böhmen  1913,  37,  303—308. 


406  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Teil  in  Eiweißstickstoff  umwandelt.  Infolge  dieser  Bildung  von  Eiweiß- 
stickstoff auf  Kosten  des  sonstigen  Stickstoffs,  der  Wanderung  von  Nähr- 
stoffen in  die  Haarwurzeln,  eventuell  in  das  neu  sich  bildende  Kraut,  er- 
langt der  "Wurzelsaft  eine  für  die  technische  Verarbeitung  günstigere  Zu- 
sammensetzung. 

Die    Verbesserung    der    Rübenform.      Von    C.    Severin.^)    —    Es 

wurden  einige  Versuche  veranstaltet,  um  die  Bedeutung  der  Rübenform 
für  die  Erntearbeit  festzustellen.  Zu  diesem  Zwecke  legte  man  zuerst  eine 
mit  einem  Kraftmesser  verbundene  Hebekralle  um  den  Hals  der  Rüben 
und  zog  sie  dann  heraus.  Auf  diese  Weise  stellte  man  das  ilaß  der  bei 
dieser  Verrichtung  geleisteten  Arbeit  fest.  Darauf  wnirde  jede  Rübe  ge- 
wogen. Natürlich  hatte  die  Bodenbeschaffenheit  auf  die  Ergebnisse  einen 
großen  Einfluß,  aber  bei  Rüben  mit  einer  langen,  konisch  zulaufenden 
Wurzel  oder  mit  einer  gespaltenen  oder  verästelten  Wurzel  war  auf  einem 
und  demselben  Felde  ein  weit  höherer  Kraftaufwand  nötig,  als  bei  Rüben 
von  unten  rundlicher  Form.  Wenn  man  den  Bedarf  an  Zugkraft  in  kg 
ausdrückt,  berechnet  auf  1  kg  Rübe,  so  erhält  man  bei  den  Durchschnitts- 
zahlen der  verschiedenen  Arten  einen  Unterschied  von  64,4  bis  89,9  kg. 
Eine  Wechselbeziehung  zwischen  Qualität  und  Form  der  Wurzel  besteht 
aber  nach  der  bei  beiden  extremen  Formen  vorgenommenen  Analyse  nicht. 
Man  kann  sich  daher  der  berechtigten  Hoffnung  hingeben,  durch  geeignete 
Züchtung  Sorten  zu  erhalten,  die  sowohl  einen  geringeren  Arbeits-  als  auch 
Kostenaufwand  für  die  Ernte  beanspruchen. 

Der  Feldbestand  und  die  Schätzung  der  Ernte.  Von  P.  Schubart.'') 
—  Bei  der  Bearbeitung  des  Themas  hat  sich  der  Vf.  die  Aufgabe  gestellt, 
dem  Rübenbauer  die  Frage  nach  dem  Ausfalle  der  Erute  zu  erleichtern, 
und  zwar  auf  Grund  10  jähriger  Beobachtungen  uud  daraus  gewonnener 
Erfahrungen.  Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  eine  ganz  unabhängige,  voll- 
ständig objektive  Probeerziehung  der  Rüben.  Als  Grundlage  dient  ein 
sog.  Normalbestand  von  90000  Rüben  pro  ha  (bei  einer  angenommenen 
Rübenernte  von  360  q  pro  ha  und  einem  Durchschnittsrübengewicht 
von  400  g).  Nach  der  Probeziehung,  die  von  Juni  bis  October  durch- 
geführt %vird,  werden  das  Rüben-  und  Blättergewicht,  ihr  Verhältnis, 
sowie  der  Zucker  in  der  Rübe  bestimmt.  Bezüglich  der  Ausführungen 
des  Vf.,  deren  Wiedergabe  im  Auszug  nicht  möglich  ist,  muß  auf  das 
Original  verwiesen  werden.  In  einer  Tabelle  sind  die  Ernteergebnisse 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  gefalleneu  Regenmenge  und  deren 
Einfluß  auf  die  Rüben  von   10  Jahren   1903 — 1912  zusammengestellt. 

Beziehungen  des  Lichtes  zur  Zuckerbildung  in  der  Rübe.  Von 
F.  Strohmer. -'*)  —  Wie  bei  allen  Pflanzen  ist  auch  bei  der  Zuckerrübe  die 
Bildung  des  Zuckers,  also  die  Production  organischer  Substanz,  an  die  Wirkung 
des  Lichtes  gebunden.  In  mißverständlicher  Auffassung  der  damit  ver- 
bundenen physiologischen  Erscheinung  ist  man  nun  vielfach  zu  der  An- 
schauung gekommen,  daß  die  Maximalzuckerproduction  mit  der  maximalen 
Besonnung  zusammenfallen  muß.  Da  nun  der  Sommer  1912  abnorm  sonnen- 
arm war,  die  zur  Verarbeitung  gelangenden  Rüben  aber  einen  relativ  hohen 

1)  Journ.  d'Agric.  Pratique  1913,  11  u.  12,  48—50;  durch  Intern.  Agrar-Techn.  Rundsch.  1913, 
4.  265.  —  ^)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind.  1913,  21,  1285  n.  1286.  -  »)  Wochenschi.  d.  Ctrlver.  f.d.  Rüben- 
zuckerind.  Ostorreiehs  u.  Ungarns  1913,  51,  116  u.  117. 


B.  Rohrzucker.     1.  Rübenkultur.  407 

procentischen  Zuckergehalt  aufwiesen,  so  hat  diese  Erscheinung  vielfach 
Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  Lehren  über  den  Einfluß  des  Lichtes  auf 
die  Zuckerbildung  in  der  Rübe  geweckt.  Der  Vf.  erörtert  nun  auf  Grund 
der  Ergebnisse  der  Forschung,  daß  die  landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen 
ihre  größte  Production  im  diffusen  Tageslicht  entwickeln,  daß  speciell  die 
Bildung  des  Zuckers  in  der  Rübe  hauptsächlich  an  das  diffuse  Licht  ge- 
bunden ist  und  daß  die  ursprüngliche  Zuckerrübe  durch  zielbewußte 
Züchtung,  wenn  auch  nicht  besonders  kenntlich  in  ihrem  äußeren  Habitus, 
so  doch  in  bezug  auf  Ausnutzung  ihrer  "Wachstumsfaktoren  eine  andere 
Pflanze  geworden  ist.  Jedenfalls  war  trotz  des  vielfach  bedeckten  Himmels 
die  im  Sommer  1912  den  Rüben  in  der  letzten  Vegetationsperiode  gebotene 
Lichtmenge  für  eine  entsprechende  Zuckerbildung  ausreichend.  Damit  ist 
natürlich  nicht  gesagt,  daß  jedwedes  direktes  Sonnenlicht  für  die  Zucker- 
rübe schädlich  sei  und  daß  diese  Pflanze  dasselbe  vorteilhaft  entbehren 
könne;  im  Gegenteil,  das  direkte  Sonnenlicht  ist  auch  bei  der  Zuckerrübe 
für  gewisse  Zwecke  förderlich  und  zwar  vor  allem  zum  Transport  und 
der  Umwandlung  der  in  den  Blättern  angehäuften  Assimilate,  in  dem  sonst 
gewisse  Stoffwechselstörungen  hervorgerufen  werden,  als  deren  Folge  die 
Raffinosebildung  zu  betrachten  ist.  Der  Mangel  an  direktem  Sonnenlicht 
verzögert  ferner  die  Reife  der  Rüben  und  steigert  den  Aschengehalt  der 
Wurzeln,  Erscheinungen,  die  sich  auch  im  Jahre  1912  bei  der  Verarbeitung 
der  Rüben  gezeigt  haben. 

Bildung  des  Zuckers  in  der  Rübe.  Von  Vivien.^)  —  Der  Vf. 
bespricht  den  Gegenstand  unter  Hinweis  auf  die  seinerzeit  erschienene 
Arbeit  von  Girard,  hält  die  Bildung  des  Zuckers  in  den  Blättern  durch 
diese  Arbeit  für  nicht  bewiesen  und  meint,  daß  sie  ebenso  in  der  Wurzel 
erfolgen  könne,  und  zwar  auf  Kosten  der  aus  dem  Erdboden  aufgenommenen 
COj;  dies  hält  er  sogar  für  viel  wahrscheinlicher,  als  daß  die  Blätter 
die  CO2  aus  der  Luft  absorbieren  sollen,  die  das  genügende  Quantum  wohl 
gar  nicht  liefern  kann.  —  v.  Lippmann 2)  bemerkt,  daß  man  sich  beim 
Lesen  dieser  Arbeit  um  ein  gutes  Jahrhundert  zurückversetzt  fühlt.  Andere 
Arbeiten  als  die  Girard'schen  scheint  Vivien  nicht  gelesen  zu  haben. 
Vivien  und  anderen  Franzosen  scheinen  die  jahrzehntelang  fortgesetzten, 
bahnbrechenden  Arbeiten  der  Bernburger  Versuchsstation  und  der  Ver- 
suchsstation für  Zuckerindustrie  in  Wien  vollständig  unbekannt  geblieben 
zu  sein.  —  Vivien^)  bemerkt  weiter,  daß  (wie  bei  allen  Pflanzen),  so 
auch  bei  der  Rübe,  der  eigentliche  Saft  samt  seinen  wichtigsten  Stoffen 
aus  Bestandteilen  des  Bodens  in  den  Würzelchen  entsteht,  die  bei  der 
Rübe  bis  2  m  tief  in  den  Boden  hinabreichen.  Die  Blätter  haben,  neben 
der  Funktion  der  Atmung,  auch  noch  die  Aufgabe,  den  Saft  in  die  Höhe 
zu  pumpen  und  zu  reinigen,  worauf  er  wieder  in  die  Wurzel  zurückströmt 
und  dort  die  Reservestoffe  ablagert.  (Es  ist  schwer,  auf  derartige  Aus- 
führungen Kritik  zu  üben.     D.  Ref.) 

Über  die  Schwankungen  im  Gehalte  der  Zuckerrübe  an  Zucker 
während  der  verschiedenen  Zeitabschnitte  im  Verlaufe  ihres  Wachstums. 
Von    J.    de   Grobert.*)    —    Nach    Erörterung    der    Funktionen    der    ver- 


1)  Bull,  de  l'Assoc.  des  Chimistes  de  Sacrerie  et  de  Distillerie  1913,  30,  686:  durch  Chem.-Techn. 
Repertorium  der  Chem.-Zeit.  1913,  37.  308.  —  2)  Ebend.  —  s)  Cham. -Zeit.  1913,  37,  678.  —  *)  Bull 
de    'Assoc.  des  Chimistes  de  Sucrerie  et  de  Distillerie  1913,  30,  796—817. 


408  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

schiedenen  Organe  der  Zuckerrübe  kommt  der  Vf.  zu  dem  Schlüsse,  daß 
der  Zucker  in  den  Blättern  entsteht  und  daher  nach  dem  Verlust  der 
Blätter  die  Wurzel  im  Zuckergehalt  abnimmt.  Die  zur  Samenzucht  ver- 
wendeten Rüben  (Mutterrüben)  vermehren  ihr  Gewicht  nur  wenig  bis  zur 
Blüte;  bei  der  Ernte  ist  die  Rübe  in  eine  holzige  Masse  verwandelt,  die 
kaum  noch  Zucker  enthält.  Die  Frage  nach  dem  Schicksal  des  in  der 
Rübe  enthaltenen  Zuckers  während  des  2.  Wachsturasjahres  ist  schwer  zu 
losen;  es  scheint,  als  ob  der  Zucker  der  Mutterrübe  an  der  Bildung  der 
Blätter  teilnähme,  und  daß,  wenn  die  Rübe  kräftig  ist,  es  von  neuem  zur 
Bildung  von  Zucker  kommt  und  sich  der  Gehalt  der  Wurzel  daran  wieder 
herstellt.  Was  die  Bildung  der  Samen  anbetrifft,  so  ist  diese  Frage  noch 
zu  wenig  geklärt,  um  eine  Ansicht  äußern  zu  können. 

Bildung  und  Verschwinden  des  Zuckers  in  der  Rübe.  Von 
L.  Cassel.^)  —  Den  Grund  der  Erörterungen  bilden  die  Ernten  der  Jahre 
1911  und  1912.  Die  schlechte  Ernte  1911  ist  einerseits  auf  den  Mangel 
an  den  wichtigsten  für  die  Chlorophyllwirkung  der  Blätter  wesentlichen 
Bestandteilen  zurückzuführen  und  anderseits  auf  eine  Hemmung  in  der 
Entwicklung  der  Blätter.  Die  ausgezeichnete  Ernte  1912  ist  wiederum 
verursacht  worden  durch  die  Gleichmäßigkeit  des  Wachstums  und  den 
Überschuß  an  für  die  Chlorophyllwirkung  der  Blätter  wichtigen  Stoffen 
gerade  zu  der  Zeit,  zu  welcher  die  klimatischen  Verhältnisse  der  Bildung 
des  Zuckers  am  günstigsten  waren. 

Die  Reife  der  Zuckerrübe.  Von  H.  Plahn-Appiani. -)  —  Der  Vf. 
erinnert  daran,  daß  es  einmal  eine  Zeit  gab,  in  der  die  Frage  nach  der 
Reifezeit  der  Rübe  im  Vordergrund  des  Interesses  stand  und  die  Vegetations- 
periode eine  Rolle  zu  spielen  begann,  als  wollte  sie  der  Hochzüchtung 
den  Rang  ablaufen.  Die  Folge  davon  war,  daß  es,  wenigstens  der  Reklame 
nach,  nicht  nur  frühreife  und  spätreife,  sondern  auch  mittelfrühe,  mittel- 
späte und  indifferente  Sorten  gab,  die  ihre  Reife  ganz  der  Zeit  ihrer  Aus- 
saat, den  Boden-  und  Witterungsverhältnissen  anzupassen  versprachen.  Es 
ist  nun  überhaupt  fraglich,  ob  die  Heranzüchtung  derartiger  Differenzierungen 
einen  praktischen  Erfolg  nach  sich  ziehen  würde.  Bei  der  Verarbeitungs- 
methode der  Zuckerfabriken  kommt  es  einzig  auf  eine  Rübe  an,  die  bei 
entsprechendem  Massenertrag  einen  hohen  Zuckergehalt  aufweist  und  die 
bei  entsprechender  Reifezeit  (wobei  gerade  alle  Extreme  auszuschalten 
sind),  eine  gewisse  Konservierungsfähigkeit  besitzt.  Ob  das,  was  darüber 
ist,  nicht  von  Übel  und  nicht  dazu  angetan  ist,  das  klare  züchterische 
Ziel  zu  verdunkeln,  müßte  durch  praktische  Erfolge  erst  noch  bewiesen 
werden.  Die  Versuche  des  Vf.,  durch  entsprechende  Züchtung  besondere 
frühreife  Individuen  zu  erhalten,  haben  nicht  zu  dem  Resultate  geführt, 
daß  diese  Merkmale  dauernd  in  der  Nachgeneration  aufgetreten  sind.  Der 
Landwirt,  der  zur  Zeit  der  Rübenernte  seine  Felder  auf  ihren  Reifegrad 
beurteilt  und  danach  die  Ernte  in  ihrer  Reihenfolge  bestimmt,  handelt 
auch  heute  noch  am  rationellsten.  Die  heute  als  „frühreif  bezeichneten 
Sorten  zeigen  allgemein  einen  höheren  Zuckergehalt  und  geringere  Erträge, 
die  „spätreifen"  Sorten  zeichnen  sich  durch  einen  Masseuertrag  aus  und 
können   demzufolge,   obgleich   sie   weniger  Zucker  enthalten,   den   gleichen 

1)  Bull,  de  l'Assoc.  des  CWmistes  de  Sucrerie  et  de  Distillerie  1913,  30,  869-880.  —  =)  Ctilbl. 
f.  d.  Znckerind.  1913,  21,  1880  u.  1881. 


B.   Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  409 

und  höheren  Zuckerertrag  von  der  Flächeneinheit  bringen  wie  jene. 
Einzelne  Züchter  pflegen  daher  beide  Zuchtrichtungen  und  geben  dabei 
treffend  an:  „Höchsten  Zuckergehalt  mit  geringeren  Erträgen"  und  „Höchste 
Erträge  mit  geringerem  Zuckergehalt,  aber  hohem  Zuckerertrag  von  der 
Flächeneinheit".  Die  Zuckerfabriken,  deren  Betrieb  mit  einer  Landwirtschaft 
in  direkter  Verbindung  steht,  mögen  wohl  noch  vielfach  die  massen- 
wüchsigen  Rüben  (spätreife  mit  hohem  Zuckerertrag  von  der  Flächeneinheit) 
bevorzugen,  während  alle  anderen,  schon  wegen  der  Ausbeutefähigkeit,  die 
Rüben  mit  höchstem  Zuckergehalt  und  geringeren  Erträgen  (was  aber 
keineswegs  Extreme  vorstellen  dürfen)  lieber  sehen.  Auch  werden  überall 
da,  wo  die  angelieferten  Rüben  nach  Zuckergehalt  bewertet  werden,  die 
hochprocentigen  Rüben  den  Vorteil  für  sich  beanspruchen. 

Korrelation  zwischen  specifischem  Gewicht,  Trockensubstanz  und 
Zuckergehalt  der  Rüben.  Von  H.  Plahn-Appiani.^)  —  Die  bei  der 
Selektion  der  Mutterrüben  vermittels  der  spec.  Gewichtsmethode  (ver- 
wendet wurde  eine  Melasselösung  von  10  Be.)  erzielten  Zahlen  bestätigten 
die  Beobachtungen  aus  früheren  Jahren  in  jeder  Hinsicht  und  lassen  bei 
Zucker-  und  Ij'utterrüben  eine  deutliehe  Korrelation  zwischen  spec.  Gewicht 
und  Zuckergehalt  erkennen.  Es  wird  auch  betont,  daß  die  spec.  Gewichts- 
methode bei  der  Zuckerrübe  niemals  die  Einzelauslese  durch  die  Polari- 
sation verdrängen  kann  und  soll.  Sie  ermöglicht  aber  ohne  jedes  Bedenken 
durch  die  Vorauslese  eine  Arbeitsteilung,  deren  Wert,  entsprechend  des 
Umfanges  der  Selektionsarbeiten,  nicht  gering  angeschlagen  werden  darf. 

Das  spec.  Gewicht  als  Selektionsfaktor  bei  der  Rübenzüchtung. 
Von  H.  Plahn-Appiani.'-)  —  Mittels  einer  10,0  procent.  Melasselösung 
wurden  Mutterrüben  in  3  Kategorien  (Sinker,  Kopfschwimmer  und  Flach- 
schwimmer) getrennt,  dann  in  Feldmieten  überwintern  gelassen  und  im 
nächsten  Frühjahr  wieder  auf  ihren  Zuckergehalt  untersucht.  Es  hat  sich 
nun  wieder  gezeigt,  daß  die  zuckerreichsten  Rüben  die  intensivste  Atmung 
zu  unterhalten  scheinen  und  daher  die  relativ  größten  Verluste  erleiden. 
Zur  endgültigen  Beantwortung  sind  allerdings  noch  weitere  Versuche  not- 
wendig. 

Das  Zuchtziel  in  der  Zuckerrübenzüchtung.  Von  G.  Frölich.^) 
—  In  den  letzten  Jahren  konnte  man  immer  wieder  dieselbe  Feststellung 
machen,  daß  die  Höhe  der  Rübenernten  als  unbefriedigend  angesehen  wird, 
d.  h.  also  eine  Abnahme  der  Ergiebigkeit  konstatiert  wurde,  womit  aller- 
dings in  keiner  Weise  die  großen  Verdienste  geschmälert  werden  sollen, 
die  sich  die  Rübenzüchter  durch  ihre  planmäßige  Arbeit  im  Laufe  der 
letzten  5  Jahrzehnte  errungen  haben.  In  früheren  Zeiten  war  man  durch 
die  Steuerverhältnisse  gezwungen,  die  Rübenmenge  zu  verhindern,  dafür 
aber  den  Zuckergehalt  soweit  als  möglich  zu  erhöhen.  Später  war  man 
nun  durch  die  Verhcältnisse  gezwungen,  auch  der  Massenwüchsigkeit  näher 
zu  treten  und  zwar  in  Verbindung  mit  dem  Zuckergehalt.  Während  nun 
die  Erreichung  eines  einseitigen  Zieles  verhältnismäßig  einfach  ist,  so  ist 
es  aber  sehr  schwer,  zwei  Zuchtrichtungen  miteinander  zu  vereinigen. 
Man  kann  nun  zwei  Hauptzuchtrichtungen  unterscheiden:   1.  Eine  Richtung, 


1)  Ctrlbl.  f.  d.  Ziickerind.  1913,  21,  624-626.   -  2)  Ebend.  1248  u.  1249.   —  3)  D.  Idwsch.  Pr. 
1913,  40,  1134  u.  1135  und  1150. 


410  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

die  bei  der  Zuchtwahl  den  Gehalt  zu  steigern  sucht,  ohne  die  Massen- 
wüchsigkeit  aufzugeben.  Das  Product  aus  Masse  und  Gehalt  soll  das 
möglichst  größte  sein,  um  den  höchsten  Ertrag  an  Centnern  Zucker  von 
einer  gegebenen  Fläche  erzielen  zu  können.  Der  Yf.  nennt  sie  Zucker- 
massenrichtung. 2.  Eine  Richtung,  die  einseitig  eine  Steigerung  der 
Polarisation  anstrebt,  dabei  die  Massen wüchsigkeit  als  züchterische  Eigen- 
schaften weniger  beachtet  oder  gar  eine  Herabsetzung  dieser  Eigenschaft 
zugunsten  einer  Steigerung  des  Gehaltes  zuläßt.  Das  sei  als  Zuckergehalls- 
richtung  bezeichnet.  Man  könnte  übrigens  auch  drei  Zuchtrichtungen  unter- 
scheiden, je  nachdem  das  Hauptgewicht  auf  die  Masse  oder  auf  den  Ge- 
halt oder  aber  eine  mittlere  Ausbildung  beider  Eigenschaften  bevorzugt 
wird.  Wenn  es  sich  um  die  Entscheidung  handelt,  welche  von  den  obigen 
beiden  Richtungen  die  richtige  ist,  so  ist  diejenige  Rübe  die  vorteilhafteste, 
die  sowohl  dem  Landwirt  eine  befriedigende  Masse  als  der  Fabrik  ein 
relativ  hoch  gehaltreiches  Rohproduct  zu  liefern  vermag.  Eine  derartige 
Rübe  gehört  zur  Zuckermassenrichtung.  Es  ist  als  allgemeines  Ziel,  das 
keineswegs  so  leicht  zu  erreichen  und  zu  erhalten  ist  und  der  fortgesetzten 
angestrengten  Arbeit  der  einzelnen  Zuchtstätten  bedarf,  eine  große  Rüben- 
masse in  befriedigend  guter  Qualität  (mit  entsprechend  hohem  Zucker- 
gehalte) zu  erstreben,  so  daß  die  größtmöglichste  Zuckermenge  pro  Flächen- 
einheit erzielt  wird.  Dabei  ist  natürlich  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch 
die  Zuckergehaltsrichtung  für  gewisse  Verhältnisse  ihre  Vorzüge  hat.  In 
recht  günstigem  Klima  und  Boden  mit  guter  Kultur,  bei  vorteilhafter  Ver- 
teilung der  Niederschläge,  Fernbleiben  von  Krankheiten,  Entwicklungsstörungen 
und  tierischen  Schädlingen  wird  sie  befriedigende  Erträge  liefern  und  dann 
durch  ihren  hohen  Zuckergehalt  eine  hervorragende  Qualität  gewährleisten. 
Unter  den  deutschen  Anbauverhältnissen  sind  leider  solche  Vorbedingungen 
nicht  gerade  häufig  gegeben. 

Neue  Methoden  des  Stecklingsanbaues.  ^)  —  Der  ungenannte  Vf. 
berichtet  über  den  Anbau  des  Samens  im  Herbst  gemäß  eines  seinerzeitigen 
Vorschlages  von  Rath,  Überwinternlassen  (nach  notwendiger  Kultur)  der 
Pflanzen,  Ausackerung  derselben  im  Frühjahr  und  weiteren  Anbau  zur 
Samenzucht.  Die  Versuche  wurden  auf  der  Rübensameu-Zuchtstation  von 
Wohanka  &  Co.  in  Uholicky  bei  Prag  durchgeführt.  Bei  dem  ersten  Ver- 
suche wurde  noch  vor  dem  Eintritt  des  Frostes  ein  Teil  der  Rüben  mit 
Erde  zugedeckt.  Dieser  erste  Anbau  mißglückte,  da  die  Pflanzen  zum 
größten  Teil  zugrunde  gingen  und  zwar  merkwürdigerweise  alle ,  die  mit 
Erde  zugedeckt  waren.  Die  geretteten  Pflanzen  entwickelten  sich  nur  sehr 
langsam,  blieben  niedrig,  hatten  ein  uniresundes  Aussehen  luid  lieferten 
nur  einen  geringen  Samenertrag.  Dieser  Samen  soll  angebaut  werdea,  um 
über  die  Qualität  und  Quantität  der  Rüben  Aufschluß  zu  erhalten.  Bei 
einem  zweiten  Versuche  war  die  Witterung  der  Entwicklung  der  Pflanzen 
günstig,  es  konnte  rechtzeitig  die  nötige  Hacke  gegeben  werden,  auch 
waren  die  Fröste  nicht  so  hart,  wie  beim  ersten  Versuche,  so  daß  die 
„Winterstecklinge"  im  nächsten  Februar  einen  günstigen  Stand  zeigten. 
Weitere  Versuche  werden  lehren,  ob  der  Samen  und  die  daraus  gezogenen 
Rüben   eine   befriedigende  Zusammensetzung    zeigen.     Gelingen  diese  Ver- 


1)  Union  1913,  Nr.  53,  15. 


B.  Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  411 

suche  und  ist  das  Resultat  ein  günstiges,  dann  würde  diese  Methode  der 
Stecklingsproduction  lür  jene  Großökonomien,  die  für  die  Zuchtstationen 
aus  den  ihnen  gegebenen  Elitesamen  den  Verkaufssamen  anbauen,  einen 
großen  Gewinn  resultieren,  der  darin  besteht,  daß  sie  ein  volles  Jahr 
ersparen. 

Fabrikrüben  aus  vorjährigen  Stecklingen.  Von  Heinrich  Uzel.^) 
—  Es  erscheint  möglich,  Rübenstecklinge  ohne  allzugroße  Kosten  auf  eine 
bestimmte  Art  und  Weise  so  zu  züchten,  daß  sie  im  nächsten  Jahre  nicht, 
wie  vielfach  geglaubt  wird,  Schosser  bilden,  sondern  zu  einer  Fabriksrübe 
heranwachsen.  Die  Vorteile  eines  Fabriksrübenbaues  aus  vorjährigen  Steck- 
lingen wären  ganz  außerordentlich  große:  1.  wären  die  Rübensaaten  im 
Frühjahre  den  Rübenfeinden  entwachsen,  also  keinen  „Kinderkrankheiten" 
ausgesetzt,  2.  würde  der  Rübenertrag  bedeutend  erhöht  werden  können, 
3.  würden  die  Rüben  frühzeitig  dermaßen  erstarken,  daß  sie  den  später 
auftretenden  Krankheiten  (Herz-  und  Trockenfäule,  Rotfäule)  leichter  Trotz 
bieten  könnten,  4.  würden  die  Stecklinge  eine  nicht  hoch  genug  zu 
schätzende  Auswahl  gestatten,  so  daß  alle  kranken  vom  Verpflanzen  aus- 
geschieden würden  und  5.  dürfte  die  mächtige,  erst  im  dritten  Jahre  zur 
Blüte  kommende  Rübe  einen  vorzüglichen  Samen  liefern,  der  wohl  die 
Eigenschaft  haben  würde,  eine  Nachkommenschaft  mit  unterdrückter  Schoß- 
rübenbildung zu  erzeugen.  Bekanntlich  sammelt  die  Rübe  im  Laufe  des 
einen  Jahres  in  ihrer  Wurzel  Reservestoffe,  die  sie  im  nächsten  Jahre  zur 
Bildung  der  Blüte  und  des  Samens  verwendet.  Wenn  man  nun  die  An- 
sammlung dieser  Reservestoffe  in  der  ersten  Vegetationsperiode  (im  ersten 
Jahre)  verhindern  könnte,  so  würde  man  Stecklinge  erhalten,  die  während 
der  nächsten  Vegetationsperiode  (im  zweiten  Jahre)  diese  Reservestoffe  (als 
Fabriksrübe)  ansammeln  und  eventuell  erst  im  dritten  Jahre  (als  Samen- 
rübe) blühen  würden.  Zur  Erreichung  des  erstrebten  Zieles  hat  der  Vf. 
verschiedene  Methoden  ausgedacht,  nämlich  1.  Verkürzung  der  Vegetations- 
dauer der  Stecklinge  auf  ein  geringstes  Maß  und  Anwendung  der  „künst- 
liehen Zuchtwahl",  2.  Anbau  der  Stecklinge  in  einem  kälteren  Klima  und 
3.  (angeregt  durch  die  am  Schluß  angeführte  Methode  von  Cerny)  Aus- 
saat in  dichten  Reihen  ohne  nachheriges  Vereinzeln.  Man  könnte  hier  ver- 
suchen, die  Sämlinge  im  Sommer  sehr  dicht  in  Reihen  zu  säen  und,  ohne 
sie  zu  verziehen,  bis  zum  Herbst  wachsen  zu  lassen.  Dann  würde  man  die 
Stecklinge  ausnehmen,  einmieten  und  im  nächsten  Frühjahr  verpflanzen. 
Die  Randrüben,  die  nicht  dem  Zwecke  entsprechend  wachsen  dürften, 
könnten  als  Viehfutter  dienen.  Cerny  sät  die  Zuckerrüben  gleichmäßig 
sehr  dicht,  im  Herbst  werden  die  Rüben,  deren  Wurzeln  höchstens  Finger- 
dicke erreicht  haben,  ausgenommen,  geeignet  über  Winter  aufbewahrt  und 
im  nächsten  Frühjahr  werden  dann  die  Stecklinge  ausgesetzt.  Gegen  diese 
Sämethode  könnten  nun  die  Bedenken  ausgesprochen  werden,  daß  im 
Laufe  der  Vegetation  das  dichte  Gewirre  der  Blätter  ein  Eldorado  für 
Blattläuse  und  Spinnmilben  werden  könnte,  die  in  einem  ihnen  zusagenden 
Jahre  imstande  sind,  die  ganze  Saat  zu  vernichten.  Weiter  könnten  auch 
die  Larven  der  Runkeifliege  besonders  schaden,  wie  ferner  auch  das  Auf- 


1)   D.  Idwsch.  Pr.  1913,   40,   1050  u.  1051     siehe  auch  Österr.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u. 
Ldwsch.  1913,  42,  947-953. 


^■^2  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

treten  verschiedener  Pilze  und  damit  Hand  in  Hand  gehend,  die  Disposi- 
tionen zu  Krankheiten  viel  größer  wären.  Darüber  müßte  der  Versuch  ent- 
scheiden. Gegen  das  Verpflanzen  der  Rüben  läßt  sieh  im  allgemeinen 
wohl  auch  verschiedenes  einwenden,  (die  im  ersten  Jahre  abgerissenen 
Eübenschwänze  geben  zur  Bildung  von  zackigen  "Wurzeln  infolge  doppelter 
oder  dreifacher  Erneuerung  Veranlassung,  ferner  gehen  viele  Seitenwurzelu 
zugrunde  und  durch  die  entstehenden  Verwundungen  bilden  sich  Eingangs- 
pforten für  verschiedene  schädliche  Mikroorganismen),  doch  alle  diese 
Einwendungen  sind  nur  Kleinigkeiten  gegenüber  den  eingangs  hervor- 
gehobenen großen  Vorteilen.  Zum  Einpflanzen  der  Stecklinge  könnten 
leicht  geeignete  Maschinen  construiert  werden,  die  auch  ein  Andrücken 
des  Erdreichs  um  den  Steckling  herum  besorgen  oder  mindestens  geeignete 
Löcher  in  den  Boden  machen  würden,  so  daß  die  Arbeit  rasch  vor 
sich  ginge. 

Über  unfruchtbare  und  mehrjährige  Rübensteckh'nge.  Von 
J.  Trzebinski.i)  —  i.  Der  Verlust  des  Wurzelkopfes  ruft  bei  der  Rübe 
die  Bildung  neuer  seitlicher  Stengel  hervor,  die  bei  den  zweijährigen  Steck- 
lingen größtenteils  unfruchtbar  bleiben.  Diese  Stengel  verlängern  sich  zu 
neuen  Wurzeln,  die  mehr  oder  minder  von  der  ursprünglichen  Wurzel  ge- 
trennt sind.  Ähnliche  Neubildungen  können  sich  auch  bei  der  Rübe  im 
ersten  Entwicklungsjahr  nach  Verlust  des  Kopfes  vorfinden,  falls  sie  in 
ihrem  Wachstum  so  weit  vorgeschritten  ist,  daß  die  Wurzel  hinreichend 
plastisches  Material  für  diesen  Zweck  besitzt.  Die  Wurzelgröße  spielt  bei 
der  Bildung  der  sog.  Trotzer  keine  Rolle.  2.  Auf  Samenrübenfeldern 
findet  man  die  Verluste  des  Wurzelkopfes  nicht  nur  bei  zweijährigen, 
sondern  auch  oft  bei  vieljährigen  Sämlingen  und  zwar  infolge  des  Auf- 
tretens verschiedener  Arten  parasitärer  Bakterien.  3.  Die  Trockenfäule  der 
Stecklinge  zur  Zeit  ihrer  Aufbewahrung  und  nach  ihrem  Aussetzen  in  den 
Boden  hat  wieder  Ähnlichkeit  mit  der  Herz-  und  Trockenfäule,  welche 
auf  den  Rübenfeldern  gegen  Ende  des  Sommers  auftritt.  Wahrscheinlich 
sind  beide  Krankheiten  identisch  und  entstehen  als  Folge  verschiedener 
klimatischer  Bedingungen  im  verschiedenen  Lebensalter  der  Rübe.  4.  Bei 
den  drei-  und  mehrjährigen  Saroenrüben  erfolgt  das  Absterben  der  Köpfe 
von  selbst  nach  Entwicklung  der  Samenstauden  im  vorhergehenden.  Jahre. 
In  diesem  Falle  bildet  die  Rübenpflanze  zwecks  Verlängerung  ihres  Be- 
stehens neue  Wurzeln  und  Stengel,  die  sich  nach  Absterben  und  Zerstörung 
der  älteren  Teile  in  selbständige  Individuen  umwandeln  können.  5.  Die 
Lebensdauer  der  Rüben  kann  man  etwa  zu  6  oder  7  Jahren  annehmen, 
obwohl  einige  Rüben  schon  im  zweiten  Lebensjahre  nach  ihrer  Samen- 
bildung absterben.  Die  Mehrzahl  der  Samenrüben  kann  jedoch  4  Jahre 
leben.  6.  Die  mehrjährigen  Stecklinge  bewahren  sich  viel  schwieriger 
auf  als  die  einjährigen  Stecklinge.  Außerdem  stirbt  in  jedem  Jahre  eine 
bestimmte  Anzahl  der  Wurzeln  nach  der  Samenbildung  ab.  7.  Das  von 
den  mehrjährigen  Samenrüben  geerntete  Saatgut  unterscheidet  sich  weder 
in  bezug  auf  Quantität,  noch  auf  Qualität  (Knäuelgröße,  Keimfähigkeit, 
Erkankung  an  Wurzelbrand)  von  dem  gewöhnlichen,  von  den  zweijährigen 
Stecklingen  erhaltenen  Saatgut. 


1)  Blätter  t,  Zuckerrübenbau  1913,  20,  145  u.  146. 


B.   Rohrzucker.     1.   Rübenkultur.  413 

Bericht  über  vergleichende  Anbauversuche  mit  verschiedenen 
Rübensamensorten.  Vom  Kuratorium  der  Versuchsstation  für  Zucker- 
industrie in  Prag.  1)  —  Diese  vom  Verein  der  Zuckerindustrie  in  Böhmen 
veranstalteten  Anbau  versuche  wurden  an  5  verschiedenen  Orten  durchgeführt. 
An  den  Versuchen  waren  drei  deutsche  und  zwei  einheimische  Firmen 
beteiligt.  Aus  den  Resultaten  (niedergelegt  in  umfangreichen  Tabellen)  ist 
zu  ersehen,  daß  jede  Sorte  im  ganzen  an  allen  Stellen  iiire  relative 
Leistungsfähigkeit  behalten  hat.  Alle  untersuchten  Sorten  wiesen  schöne 
Rübenformen  auf,  und  waren  irgend  welche  größere  Unterschiede  nicht  zu 
beobachten. 

Bericht  über  i.  J.  1913  von  der  Versuchsstation  des  Zentralvereines 
für  die  Rübenzuckerindustrie  Österreichs  und  Ungarns  ausgeführten 
Anbauversuche  mit  verschiedenen  Zuckerrübensamensorten.  Von 
F.  Strohmer.  ■'')  —  Dieser  Versuch  wurde  ebenfalls  mit  drei  deutsclien  und 
zwei  heimischen  Rübensamensorten  durchgeführt  und  zwar  in  Mähren  (an 
zwei  Orten),  Niederösterreich  und  Ungarn.  Besondere  Schlüsse  werden 
aus  den  erhaltenen  Resultaten  nicht  gezogen  und  mit  Recht  wird  hervor- 
gehoben, daß  berechnete  Durchschnittszahlen  nur  einen  lokalen  Wert  be- 
sitzen,   keineswegs   aber   eine   allgemeine  Gültigkeit   beanspruchen    können. 

Über  den  Zuckergehalt  der  Samenrüben.  Von  Vivien  und 
Nugues.^)  —  Zuckerrüben,  die  den  milden  Winter  1912/13  über  im 
Felde  stehen  blieben,  zeigten  zur  Blütezeit  im  Juni  Zuckergehalte  von 
14,4— 1 6,40/0  iii  den  geköpften  Wurzeln,  9,2— 9,4 0/0  io  flen  Köpfen 
und  sogar  5,3  —  5,7  0/o  i"  clen  Stengeln,  was  bisher  überhaupt  niemand 
geahnt  hat.  Die  Vff.  folgern  daraus,  daß  der  einmal  in  der  Wurzel 
vorhandene  Zucker  nicht  wieder  verschwindet  oder  aufgebraucht  wird, 
um  den  Samen  zu  bilden,  weiter,  daß  die  Rüben  den  übrigen  Zucker 
neu  gebildet  haben  und  schließlich,  daß  sie  das  Material  hierzu  nicht 
aus  der  Luft,  sondern  aus  dem  Erdboden  entnommen  haben.  —  v.  Lipp- 
mann^)  bemerkt  zu  dieser  Arbeit:  „Es  muß  wundernehmen,  seitens  eines 
der  ältesten  und  hervorragendsten  Fachmänner  derartige  z.  T.  unbegreifliche 
Folgerungen  gezogen  und  mit  solcher  Sicherheit  ausgesprochen  zu  sehen. 
Offenbar  waren  dem  Vf.  im  Augenblicke  die  Ergebnisse  der  allgemeinen 
und  speciellen  Physiologie  der  Pflanzen  und  der  Zuckerbildung  nicht 
gegenwärtig,  sonst  hätte  er  auch  nicht  behauptet,  daß  das  Vorkommen 
von  Zucker  in  den  Rübenstengeln  bisher  „ganz  ungeahnt"  gewesen  sei, 
während  dies  in  Wahrheit  Strohmer  schon  vor  Jahren  genau  feststellte." 

Die  Reservestoffe  der  Rübensorten.  Von  F.  Levallois.^)  —  Hoch- 
gezüchtete Rüben  enthalten  zu  keiner  Zeit  mehr  als  Spuren  reducierender 
Zucker,  während  dagegen  minderwertige  Sorten  im  1.  Vegetationsjahre  be- 
trächtliche, im  2.  Vegetationsjahre  (also  als  Samenrüben)  bis  2^0  über- 
steigende Mengen,  Futterrüben  dagegen  schon  frisch  geerntet  und  im 
1.  Vegetationsjahre  mehrere  Procente  und  im  2.  Vegetationsjahre  oft  nur 
reducierenden  Zucker  allein,  in  dem  die  Glucose  vorzuwalten  scheint,  enthalten. 
Die   Bildung   des   reducierenden   Zuckers   ist   einem   Enzym   zuzuschreiben. 


ij  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  38,  125—133.  —  2)  Österr. -Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind, 
u.  Ldwsch.  1913,  42,  894—914.  —  ^)  Bull,  de  l'Assoc.  des  Chimistes  de  Sucrerie  et  de  Distiilerie  1918, 
30,  889—891,  —  4)  Chem. -Techn.  Repertorium  d.  Chem.-Zeit.  1913,  37,  433.  —  5)  Bull,  de  rAssoc. 
des  Chimistes  de  Sucrerie  et  de  Distiilerie  1913,  30,  517—522. 


4J4  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Neuere  Arbeiten  zur  Methodik  der  Sortenprüfung.    Von  D.  Lehn.^) 

—  Sortenzüchtung  und  Sortenpiüfungswesen  sind  als  durchaus  voneinander 
abhängige  Funktionen  zu  betrachten.  Die  Errungenschaften  der  künstlichen 
Zuchtwahl  erlangen  dann  erst  ihre  volle  Bedeutung,  wenn  es  möglich  ist, 
sie  in  der  landwirtschaftlichen  Praxis  in  mögliehst  hohem  Grade  aus- 
zunutzen. Zwei  Wege  stehen  hierfür  zur  Verfügung:  erstens  die  seitens 
landwirtschaftlicher  Körperschaften  und  wissenschaftlicher  Institute  ver- 
öffentlichten Berichte  über  Anbauversuche  und  zweitens  die  noch  besser 
das  Eichtige  treffenden  Ergebnisse  eigener  Sortenprüfungen,  sofern  für  eine 
ordnungsgemäße  Führung  dieser  Versuche  gesorgt  wurde  und  sofern  der 
Versucbsansteiler  in  der  Lage  ist,  die  Ergebnisse  in  richtiger  Weise  zu 
bewerten.  Lehn  macht  nun  darauf  aufmerksam,  daß  diese  beiden  letzten 
Fragen  eine  ausführliche  Erörterung  in  der  Schrift  Zaleski's:  „Anleitung 
zur  Ausführung  vergleichender  Versuche  mit  verschiedenen  Zuckerrüben- 
sorten'' finden.  Er  berichtet  über  den  Inhalt  dieser  Schrift  und  verweist 
sodann  auf  das  Verfahren,  das  Hummel  vor  einigen  Jahren  veröffentlicht 
hat  und  bezweckt,  größere  Ungleichheiten  des  Versuchsfeldes  zahlenmäßig 
zu  erfassen  und  entsprechend  den  so  gefundenen  günstigen  oder  ungünstigen 
Abweichungen  der  Bonität  der  einzelnen  Parzellen  vom  Durchschnitt  des 
Versuchsfeldes  die  ermittelten  Parzellenerträge  einer  Korrektur  zu  unter- 
werfen. Da  auf  diese  Ausführungen  in  Kürze  nicht  eingegangen  werden 
kann,  so  sei  auf  die  Originalmitteilung  aufmerksam  gemacht. 

Läßt  sich   durch   einen  einjährigen   vergleichenden  Versuch    die 
Qualität  von  Zuckerrübensamen  richtig  erkennen?    Von  Josef  Urban.^) 

—  Briem  hat  sich  seinerzeit  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  dahin  aus- 
gesprochen, daß  alle  Sorten-  und  Düngungsversuche  zu  sehr  von  der 
herrschenden  Jahreswitterung  abhängig  sind  und  daß,  was  in  dem  einen 
Jahr  als  Zahlenergebnis  gut  erscheint,  im  anderen  Jahr  zu  ganz  anderen 
Schlußfolgerungen  führen  kann.  Ein  einjähriger  Versuch  bleibt  daher 
Zufallssache.  Der  Vf.  vertritt  demgegenüber  auf  Grund  eines  zweijährigen 
Versuches  folgende  Anschauung:  Jeder  Rübensamen  behält  in  verschiedenen 
Jahren  stets  seine  relative  Qualität,  die  von  den  erblichen  Fähigkeiten  des 
betreffenden  Samens  abhängig  ist,  bei.  Erhält  man  jetzt  aus  dem  Samen 
A  in  einem  Jahr  zuckerreichere  Rüben  als  aus  dem  Samen  B,  so  gelangt 
man  verhältnismäßig  zu  dem  gleichen  Resultate,  wenn  der  Versuch  mit 
demselben  Samen  im  nächsten  Jahre  wiederholt  wird.  Ein  Rübensamen, 
dem  die  Fähigkeit  innewohnt,  zuckerreichere  Rüben  hervorzubringen,  be- 
kundet diese  seine  Eigenschaft  auf  verschiedenen  Feldern  und  in  jedem  Jahre. 

Über  Rübensamen-Vorquellungsversuche  i.  J.  1912.    Von  G.  Köck.  ^) 

—  Der  Vf.  berichtet  über  weiter  fortgesetzte  Vorquellungsversuche,  bei 
denen  das  betreffende  Feld  zur  Hälfte  mit  unbehandelten,  zur  Hälfte  mit 
vorgequellten  Rübensamen  angebaut  wurde.  Der  Samen  wurde  vor  dem 
Anbau  solange  an  der  Luft  oberflächlich  getrocknet,  bis  kein  Zusammen- 
kleben mehr  eintrat  und  dann  mit  einer  Hauddrillmaschine  ausgesät.  In 
bezug  auf  die  Zeit  des  Auflaufens  zeigten  sich  zwischen  den  beiden  Samen 
nur  geringe  Unterschiede  zugunsten  der  vorgequellten  Saat,  dagegen  sprachen 


1)  Blätter  f.  Zuckerrübenbau  1913,  20.  33—39  u.  52—55.  —  2)  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen 
1913,  37,  444-448.  —  s)  Wiener  Idwsch.  Zeit.  1913,  63.  97. 


B.  Rohrzucker.     1.  Rübenkultur.  415 

aber  die  Ernteresultate  sehr  zugunsten  der  Vorquellung.  Während  von 
der  mit  unbehandeltem  Saatgut  beschickten  Parzelle  nur  292  kg  geköpfte 
Wurzeln  erhalten  wurden,  hatte  die  andere  Parzelle  336  kg  geköpfte  Wurzeln 
erbracht.  Auf  einer  anderen  Versuchsparzelle  waren  das  Auflaufen  und 
der  Stand  bei  dem  vorgequellten  Rübensamen  sichtlich  besser  als  bei  dem 
unbehandelten  Samen.  Auch  die  Ernteresultate  sprechen  zugunsten  der 
Vorquellung.  Diese  Resultate  sind  nun  für  die  Durchführung  der  Vor- 
quellung sehr  ermutigend,  die  daher  eine  Beachtung  seitens  der  Praxis 
verdient,  um  so  mehr,  als  mit  einem  derartigen  Versuch  kein  Risiko  ver- 
bunden ist. 

Versuche  über  den  Einfluß  des  Einbeizens  und  des  Vorquellens 
des  Rübensaatgutes.  Von  H.  C.  Müller  und  E.  Molz.  ^)  —  Das  Ein- 
beizen der  Rübenknäuel  in  eine  Sprocent.  Kochsalzlösung  24  Stunden  lang 
hat  die  Anfangsentwicklung  der  aufgelaufenen  Pflanzen  etwas  gegenüber 
den  unbehandelten  Samen  verzögert.  Der  Befall  durch  Wurzelbrand  be- 
trug in  der  Versuchsreihe  0,8  ^j^  gegenüber  0,6  %  bei  den  unbehandelten 
Samen.  Etwas  deutlicher  war  die  Verzögerung  in  der  anfänglichen  Ent- 
wicklung der  Pflanzen  bei  24  stündigem  Einbeizen  in  eine  YaProcent.  Karbol- 
säurelösung, doch  war  hier  der  Wurzelbrandbefall  auf  0,2  ^q  reduciert. 
Durch  ein  24  stündiges  Vorquellen  der  Rübenknäuel  in  Wasser  wurde  .ein 
um  einen  Tag  früherer  Aufgang  wie  bei  den  unbehandelten  Samen  erzielt. 
Die  anfängliche  Entwicklung  der  Pflanzen  war  besser  wie  bei  den  un- 
behandelten Samen,  doch  glich  sich  dieser  Vorsprung  später  wieder  aus. 
Der  Wurzelbrandbefall  war  bei  den  Pflanzen  des  vorgequollenen  Saatgutes 
0,4  Yo  gegenüber  0,6  ^j^  bei  den  unbehandelten  Samen, 

Über  die  Erwärmung  des  Rübensamens.  Von  Garbowski.  ^)  — 
Hegyi  hat  in  letzter  Zeit  darauf  hingewiesen,  daß  die  Erwärmung  nassen 
Rübensaatgutes  mit  über  15  •'/o  Feuchtigkeit  dem  Entstehen  des  Wurzel- 
brandes vorbeugen  soll,  was  aber  nach  den  Versuchen  von  Trzebinski 
nicht  immer  zutrifft.  Da  aber  der  Samenproducent  nicht  nur  in  der  Er- 
wärmung, sondern  auch  in  dem  Vorquellen  des  Samens  ein  gutes  Mittel 
besitzt,  um  die  Keimfähigkeit  desselben  zu  erhöhen,  so  hat  sich  der  Vf. 
mit  der  Frage  beschäftigt,  welchen  Einfluß  die  Kombination  beider  Methoden 
auf  die  Keimfähigkeit  ausübt.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  gut  ausgetrocknete 
Rübensamen  mit  6,8  %  Feuchtigkeit  teilweise  in  Brunnenwasser  bei  Zimmer- 
temperatur 24  Stunden  lang  vorgequellt,  alsdann  an  der  Luft  bis  15,9  **/o 
Feuchtigkeit  getrocknet  und  der  ursprüngliche  Samen  mit  dem  so  be- 
handelten Samen  höheren  Temperaturen  und  zwar  55*^  C.  während  6  Stunden, 
55  °  C.  während  24  Stunden  und  60  "  C.  während  3  Stunden  ausgesetzt. 
Zum  Vergleich  wurde  derselbe  Samen  in  ursprünglichem,  in  eingequelltem, 
aber  nicht  erwärmtem  Zustande  untersucht.  Die  Keimprüfung  erfolgte  in 
mit  Gartenerde  beschickten  Blumentöpfen,  wobei  auch  auf  den  Ge- 
sundheitszustand der  Rübenpflänzchen  genau  geachtet  wurde.  Aus  den 
Resultaten  ist  ersichtlich,  daß  das  Erwärmen  gut  getrockneten  Samens 
zwecks  Vorbeugung  des  Wurzelbrandes  nicht  empfehlenswert  ist,  mit  Aus- 
nahme   einer    6  stündigen    Erwärmung    auf    55^   C.  bei    einer   vorher   ein- 


1)  Ber.  über  die  Tätigt,  d.  Versuchsst.  f.  Pflanzenkrankh.  m  Halle  a.  S.  1913,  72.  —  ^)  Blatt« 
f.  Zuckerrübenbau  1913,  20,  81—83. 


416  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

gequellten  und  getrockneten  Saat.  Hingegen  hat  die  längere  Erwärmung 
bei  55  "^  C.  und  die  Erwärmung  auf  60  ^  C.  direkt  einen  schädlichen  Ein- 
fluß durch  Schädigung  der  Keimlinge  und  durch  Schwächung  ihrer  Wider- 
standskraft gegen  die  Parasiten  des  Wurzelbrandes  ausgeübt.  Weitere  Ver- 
suche wurden  mit  Saatgut  angestellt,  das  genau  so  behandelt  war  und 
dann  neben  gewöhnlicher  Gartenerde  auch  in  sterilisierte  Erde  (2  Stunden 
auf  130*'  C.  erhitzt)  ausgelegt  w^urde.  Bei  diesen  Versuchen  keimten  die 
bloß  eingequellten  Samen  am  schnellsten.  Die  Ergebnisse,  die  mit  Samen 
in  sterilisierter  Erde  erhalten  wurden,  stimmten  im  allgemeinen  mit  den 
früheren  Versuchen  überein,  mit  der  Ausnahme,  daß  auch  die  während 
6  Stunden  auf  55  "  C.  erwärmte  Saat  schlecht  abschnitt.  Der  Vf.  glaubt 
aus  seinen  Versuchen  schließen  zu  dürfen,  daß  die  Erwärmung  des  Rüben- 
samens in  manchen  Fällen  vorteilhaft  sein  kann.  Zur  Klarlegung  sind 
aber  noch  weitere,  unter  verschiedenen  Bedingungen  durchgeführte  Versuche 
notwendig. 

Über  die  Sortenechtheit  von  Rübensamenlieferungen.  Von 
K.  Körners.^)  —  Die  Sortenechtheit  —  das  Freisein  von  Futterrüben- 
samen —  kann  naturgemäß  nur  durch  eine  Prüfung  im  Freilande  mit 
Sicherheit  festgestellt  werden,  ein  im  übrigen  aber  recht  umständliches  Ver- 
fahren, bei  dem  die  Wahrheit  erst  zutage  tritt,  w^enn  das  Unheil  schon  ge- 
schehen ist  und  dem  Schaden  nicht  mehr  vorgebeugt  werden  kann.  Die 
Prüfung  der  Sortenechtheit  einer  beanstandeten  Rübensamenlieferung  wird 
aber  durch  das  spontane  Auftreten  farbiger  Rüben  in  rein  gezüchteten 
Stämmen  von  Zuckerrüben  sehr  erschwert.  Diese  farbigen  (atavistischen) 
Rüben  entstehen  durch  Selbstbefruchtung  der  Samenrüben,  wie  Andrlik, 
Urban  und  Bar  tos  festgestellt  haben.  Wie  der  Vf.  nun  wiederholt  beob- 
achtet hat,  so  kommen  unter  den  atavistischen  Rüben  neben  jenen  bunten  Rüben, 
die  der  typischen  Zuckerrübe  bis  auf  die  rötliche  Wurzelepiderrais  voll- 
kommen gleichen,  auch  solche  vor,  die  ihrer  Form  und  Farbe  nach  von 
den  verschiedenen  bekannten  Futterrübensorten  äußerlich  nicht  zu  unter- 
scheiden sind.  Wie  soll  nun  auseinander  gehalten  werden,  ob  es  sich  im 
Falle  des  Auftretens  von  farbigen  Rüben  um  eine  absichtliche  Beimengung 
von  Futterrüben  oder  um  das  Auftreten  von  degenerierten  Rüben  handelt? 
Eine  Handhabe  glaubt  der  Vf.  darin  zu  finden,  daß  sich  die  atavistischen 
Rüben,  wie  Urban  gefunden  hat,  gegenüber  den  eigentlichen  Futterrüben 
durch  einen  höheren  Zuckergebalt  auszeichnen.  Wenn  auch  die  Urban 'sehen 
Zahlen  nur  zufällige  waren,  so  ist  doch  anzunehmen,  daß  der  durchschnitt- 
liche Zuckergehalt  der  atavistischen  Rüben  und  der  der  eigentlichen  Futter- 
rüben hinlänglich  weit  voneinander  abliegen,  um  zwischen  beiden  eine 
Grenze  fixieren  zu  können,  die  von  keiner  der  beiden  über-  bezw.  unter- 
schritten wird.  Das  wurde  auch  durch  'Untersuchungen,  die  der  Vf.  mit 
Freu  dl  ausgeführt  hat,  bestätigt.  Es  hat  sich  tatsächlich  gezeigt,  daß  der 
Unterschied  im  Zuckergehalte  hinreichend  groß  ist,  um  durch  Aufstellung 
einer  bestimmten  Grenze,  die  etwa  zwischen  12 — 13%  liegen  dürfte, 
degenerierte  Zuckerrüben  und  Futterrüben  sicher  auseinander  halten  zu 
können.  Naturgemäß  müßte  als  Grundlage  immer  die  durchschnittliche 
Polarisation  einer   hinreichend    großen  Anzahl  von    farbigen  Rüben   dienen, 


1)  Blätter       Zuckerrübenbau  1913,  20,  65—69. 


B.  Rohrzucker.     1.  Rübenkultur.  417 

da   die   Untersuchung   nur   einzelner   Individuen,    die    sich    zufälligerweise 
durch  einen  hohen  Zuckergehalt  auszeichnen,  zu  einem  Fehlschluß   führen 
könnte.  —  Der  Ausschuß  des  Vereins  der  Deutschen  Zuckerindustrie  i)  hat 
angesichts  der  Schädigungen,  die  die  Rohzuckerfabriken  durch  die  Lieferung 
minderwertigen  und  unreinen  Rübensamens  erleiden,  iind   im  Hinblick  auf 
den  Umstand,  daß  einwandfreie  Metboden  für  Unterscheidung  von  Zucker- 
rübensamen und  Futterrübensamen  nicht  bestehen,    den  Erlaß  eines  Preis- 
ausschreibens   beschlossen,    durch    das    die    Auffindung   einer    brauchbaren 
Methode   zur  Erkennung  von  Futterrübensamen    im  Zuckerrübensamen   ge- 
fördert werden    möchte.     Die  Höhe   des  Preises   wurde   mit  5000  M    fest- 
gesetzt. 2)     An  die  Preisausschreibung  sind   besondere   und   allgemeine  Be- 
dingungen geknüpft.    Es  heißt  hier  u.  a.,  daß  die  Methode  es  ermöglichen 
muß,  den  Gehalt  an  Futterrübensamen  im  Zuckerrübensamen  in  einem  Zeit- 
raum von  längstens  4  Wochen  zu  ermitteln.    Die  für  die  Anwendung  der 
Preismethode  notwendigen  Aufwendungen  dürfen  ferner  nicht  so  hoch  sein, 
daß  ihre  Benutzung  für  Handelsanalysen  dadurch  praktisch  unmöglich  ge- 
macht wird.    Der  Termin  der  Preisausschreibung  endet  am  1,  October  1914. 
Feldversuche  zur  Feststellung  der  Sortenreinheit  von  Rübensamen- 
Lieferungen.     Von   H.  C.  Müller.^)  —  Bei  einem  Rübensamenmuster,  das 
mit   Samen   von    Futterrüben,    Zuckerfutterrüben -Bastarden    usw.    gemischt 
ist,  ergeben  die  Farbenunterschiede  der  Keime  nicht  in  allen  Fällen  einen 
sicheren    Schluß    darauf,    ob   tatsächlich   Futterrübenkeime    vorliegen.      Die 
Keime    der   rotköpfigen    Dippe 'sehen   Zuckerrübe   oder    gewisse  Vilmorin- 
Spielarten    sind    im  Keimbett   ähnlich    den  Keimen    mancher  roter  Futter- 
rübensorten; auch  die  Futter-Zuckerrüben  und  die  Halb-Zuckerrüben  zeigen 
in    den    Keimen    eine    Ähnlichkeit    mit    Futterrüben.      Man    kann    nur    in 
seltenen  Fällen    nach    der  Farbe   der  Keime   mit   Sicherheit   Nicht-Zucker- 
rüben   von    Zuckerrüben    unterscheiden.      Es    ist    dies   nur   dann    möglich, 
wenn    die   Farbe    der   Keime    eine    sehr    charakteristische    oder    eine    sehr 
intensive,   also   von   der  den   Zuckerrübenkeimen    eigentümlichen   erheblich 
abweichende  ist.     Diese   charakteristischen  Merkmale   zeigen  die  Salatrübe, 
die  rote  Mammut  und  die  Golden-Tankard  in  unzweideutigem  Maße,   aber 
auch   nur   dann,    wenn    reine    Sorten   vorliegen.      Bei    mehr    oder   weniger 
weit  vorgeschrittener  Bastardierung  wird   die    charakteristische  Farbe    oder 
deren  Intensität  abgeschwächt  und  dann  eine  Unterscheidung  von  Zucker- 
rübenkeimen sehr  erschwert.     Eine  vollkommene  Unterscheidung   der   hier 
in  Betracht    kommenden  Rübenarten  ist  nur  durch   den  Landanbauversuch 
(der  naturgemäß  eine  lange  Zeit  erfordert.     Der  Ref.)  erreichbar. 

Einige  Versuche  zur  Auffindung  einer  schnellen  Methode,  den 
Futterrübensamen  im  Zuckerrübensamen  zu  erkennen.  Von  Alfred 
Dahle.^)  —  Bei  den  Versuchen  ging  der  Vf.  von  der  Ansicht  aus,  daß 
in  jedem  Samen  von  vornherein  etwas  sein  muß,  das  durch  chemische 
oder  physiologische  Einflüsse  bei  dem  Wachstum  den  Unterschied  der  ver- 
schiedenen Arten  bedingt  und  auch  auf  diesem  Wege  kenntlich  gemacht 
werden  kann.  Zu  den  Versuchen  wurden  Samen  von  gelben,  roten  und 
weißen  Futterrüben  und  Samen  verschiedener  Zuckerrübensamen-Züchtungen 


1)  Blätter  f.  Zackerrübenbau  1913,  20,  69.  —  «)  Die  Dentsche  Zuckerind.  1913,  38,  337  u.  338. 
—  3)  Ber.  über  d.  Tätigkeit  d.  agrik.-chem.  KontroUstat.  HaUe  a.  S.  1913,  58  u.  59.  —  *)  Die  Deutsche 
Zuckerind.  1913,  38,  765  u.  766. 

Jahresbericht  1918.  27 


^1Q  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

verwendet.  Die  Färbung  der  Samenknäule  mit  verschiedenen  Farblösungen 
führte  nicht  zum  Ziele,  desgleichen  auch  nicht  die  Beobachtung  der  im 
Dunkeln  ausgekeimten  Knäule,  bezw.  der  Keimlinge  auf  ihre  äußeren  Unter- 
schiede. Unterschiede  waren  nur  in  der  Farbe  hei  den  roten  und  gelben 
Futterrübenpflanzen,  nicht  aber  zwischen  den  Zuckerrüben-  und  weißen 
Futterrübenpflanzen.  Einiger  Erfolg  zeigte  sich  aber  bei  der  Behandlung 
der  Stengel  mit  Ammoniak,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  die  Stengel  (am 
6.  Tag  der  Keimung)  in  einem  Reagenzglas  mit  einer  ungefähr  lOprocent. 
Ammoniakflüssigkeit  1 — 2  Minuten  langsam  umgeschüttelt  wurden.  Die 
blaßrosa  Farbe  an  den  Stengeln  der  Zuckerrüben,  der  gelben  und  der 
weißen  Futterrüben  verschwand  hierbei  gänzlich.  Während  jedoch  die 
Stengel  der  Zuckerrüben  und  der  weißen  Futterrüben  farblos  wurden,  trat 
bei  den  gelben  Futterrüben,  die  teils  durch  die  rote  Färbung  verdeckt  ge- 
wesene charakteristische  Gelbfärbung  zutage.  Nach  dieser  Methode  ist  es 
also  immerhin  möglich,  nach  ungefähr  6  Tagen  die  in  einem  Zuckerrüben- 
samen eveut.  vorhandenen  roten  und  gelben  Futterrüben  ziemlich  genau  be- 
stimmen zu  können.  Das  zum  Schluß  versuchte  Färben  der  Keimbetten 
mit  verschiedenen  Farbstoffen,  um  event.  eine  charakteristische  Färbung 
der  Keime  zu  erzielen,  gab  keine  Resultate,  um  so  mehr,  als  in  vielen 
Fällen  der  Aufgang  und  das  Wachstum  verzögert  wurden. 

Korrelative  Merkmale  zwischen  Knäuelgröße  und  Keimfähigkeit 
des  Rübensamens.  Von  H.  Plahn-Appiani.^)  —  Der  Vf.  hat  die  Keim- 
fähigkeit verschiedener  Knäueigrößen  an  einzelnen  Samenstauden  unter  sich 
verglichen  und  zu  diesem  Zwecke  jeden  Busch  der  Samenträger  durch  ein 
Reitergestell  in  2  Teile  geteilt,  von  denen  der  eine  Teil  unberührt  gelassen 
wurde,  während  der  andere  Teil  au  seinen  Stengelenden  mit  der  Schere 
abgespitzt  wurde.  Um  jedes  Extrem  zu  vermeiden,  wurde  dieses  Abspitzen 
(Entfernen  der  sowieso  wohl  kaum  zur  Entwicklung  gekommenen,  dann 
aber  jedenfalls  unter  ein  2  mm-Schlitzsieb  fallenden  Samen)  nur  einmal 
am  10.  Juni  vorgenommen,  so  daß  sich  bei  der  Ernte  wieder  ein  ganz 
Teil  unnützer  Seitentriebe  entwickelt  hatte.  Betrachtet  man  nun  die  Keim- 
resultate nach  den  einzelnen  Kuäuelgrößen  und  vergleicht  hiermit  die 
procentuale  Keimzahl,  so  ergiebt  sich,  daß  die  zufolge  der  mechanischen 
Eingriffe  erzielten  größeren  Knäule  nicht  nur  durch  das  dadurch  verschobene 
Größenverhältnis  innerhalb  der  Probe  die  allgemeine  Prävalenz  der  Groß- 
knäuligkeit  bedingten  (indem  die  zur  Auskeimung  gebrachten  Zählprocente 
der  oberen  Siebe  anstiegen),  sondern  daß  mit  der  Großknäuligkeit  auch  eine 
gewisse  vegetative  Kraftentfaltung  verbunden  war,  die  eich  vornehmlich 
und  ausdrücklich  in  der  Zunahme  des  spec.  Gewichtes  äußerte.  Ob  hier- 
mit dann  auch  die  Keimfähigkeit  (im  einzelnen  Knäuel  wie  auch  im 
procentualeu  Verhältnis)  gleichen  Schritt  hielt,  muß  erst  weiteren  Unter- 
suchungen übei  lassen  werden.  Aus  den  erhaltenen  Resultaten  geht  weiter 
hervor,  daß  jedenfalls  der  Wert  der  Großknäuligkeit  ein  höherer  ist  als 
die  Keimzahl  (in  der  Gewichtseinheit  von  1  kg)  es  auszudrücken  vermag, 
und  es  erscheint  daher  durchaus  geboten,  auch  diesem  Verhältnis  bei  Auf- 
stellung neuer  Normen  bis  zu  einem  gewissen  Grade  und  in  verschiedener 
Richtung  hin  Rechnung  zu  tragen.    Es  ist  der  Fall  ganz  gut  denkbar,  daß 


1)  Blätter  f.  Zackerriibenbau  1913,  20,  20-24. 


B.  Eohrzucker.     2.   Saftgewinnung.  419 

eine  Saatware  zufolge  ihrer  Großknäuligkeit,  worauf  zuerst  Briem  auf- 
merksam machte,  nach  den  jetzigen  Normen  nicht  lieferbar  ist,  da  ihr 
100-Gewicht  die  Zahleneinheit  nicht  einzuholen  vermag,  wodurch  es  dann 
wieder  erklärlich  würde,  daß  durch  Beimischung  einer  entsprechenden 
Menge  kleinerer  Knäule,  die  vielleicht  vorher  bei  der  Reinigung  des  Samens 
mit  in  Fortfall  kamen,  das  Gleichgewicht  wieder  hergestellt  werden  kann, 
da  ja  für  die  Keimfähigkeit  in  100  Knäulen  keine  besondere  Norm  besteht. 


2.  Saftgewinnung. 

über  die  unbestimmbaren  Verluste  bei  der  Diffusion.  Von 
E.  Saillard.^)  —  Es  wird  auseinandergesetzt,  daß  derartige  Verluste  tat- 
sächlich bestehen.  Wenn  sie  nicht  bemerkt  werden,  so  liegt  dies  in  Fehlern 
der  Rübenanalyse,  in  der  Messung  der  Saftmengen  usw. 

Über  einen  Fall  starker  Gasentwicklung  in  der  Diffusion.  Von 
J.  Mintz.  2)  —  Die  Erscheinung  äußerte  sich  in  einer  sehr  starken  Gas- 
entwicklung. Beim  Einbringen  einer  brennenden  Kerze  in  einen  frisch 
entleerten  Diffuseur  entzündeten  sich  die  Gase.  Die  Säfte  schäumten  stark 
in  den  Meßgefäßen,  oft  stellte  sich  ein  schlechtes  Drücken  und  eine  Ver- 
langsamung des  Saftstromes  ein,  so  daß  die  tägliche  Rübenverarbeitung 
abnahm.  Die  verarbeiteten  Rüben  waren  sehr  schmutzig,  unreif  und  auch 
zumeist  von  der  Trockenfäule  befallen.  Die  Ursache  der  abnormalen  Er- 
scheinung lag  in  der  intensiven  Tätigkeit  von  Mikroorganismen  aus  dem 
Wasser  und  der  den  Rüben  anhaftenden  Erde.  Das  Product  der  Gärung 
waren  hauptsächlich  Säuren  (Butter-,  Essig-  und  Milchsäure)  und  Äthyl- 
alkohol. Die  Gase  bestanden  hauptsächlich  aus  Kohlensäure  mit  einer  ge- 
ringen Beimengung  eines  brennbaren  Gases.  Übereinstimmend  mit 
Ciaassen  wurde  festgestellt,  daß  die  durch  die  Lebenstätigkeit  von  Bakterien 
hervorgerufenen  Zuckeiverluste  auf  der  Diffusion  nur  einige  hundertstel 
Procente  vom  Rübengewicht  betrugen,  die  abnormale  Erscheinung  daher 
keine  merklichen  Mengen  Zucker  zersetzte. 

Ein  neuer  Pülpefänger.  Von  W.  L.  Schwenzer.  ^)  —  Dieser  in 
einer  Textilfabrik  als  Fasernfänger  dienende  Apparat  hat  sich  als  Pülpe- 
fänger ausgezeichnet  bewährt,  indem  er  fast  vollständig  die  gesamten 
Sehnitzelpreßwässer  von  38000  Centner  täglicher  Rüben  Verarbeitung  ent- 
pülpte,  eine  Leistung,  die  noch  kein  anderer  Pülpefänger  erreichte.  Die 
Rüben  Verarbeitung,  die  bei  der  Rücknahme  der  Abwässer  in  die  Diffusion 
infolge  des  Versagens  der  früheren  Pülpefänger  stark  gesunken  war,  erreichte 
dann  wieder  die  volle  Höhe.  Die  Rücknahme  der  Diffusionsabwässer  und 
der  Sehnitzelpreßwässer  ist  durch  diesen  Apparat  in  ein  neues  Stadium 
getreten,  da  es  jetzt  ohne  große  Kosten  und  in  einfachster  Weise  gelingt, 
die  Rücknahme  dieser  Abwässer  zu  bewerkstelligen. 

Welche  Kosten  verursacht  die  Rücknahme  der  Abwässer  in  die 
Diffusionsbakterien?  Von  Möller.*)  —  Unter  „Abwässer''  sind  die  Preß- 
und  Ablaufwässer  gemeint.    Der  Vf.  spricht  sich  gegen  das  genannte  Ver- 

1)  Journ.  des  Fabricans  de  Sucre  1913,  54,  Nr.  3.  —  -)  Ztschr.  f.  Znckerind.  in  Böhmen  1913, 
37,  260—271.  —  3)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckennd.  1913,  21,  588  n.  589.  —  *)  Ztschr.  d.  Vor.  D.  Znckerind. 
1913,  63,  716-726. 

27* 


4.20  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

fahren  in  ungünstiger  Weise  aus,  da  bei  dem  bisher  üblichen  Saftabzug 
der  Zuekerverlust  ein  höherer  ist,  die  Leistung  der  Diffusionsbatterie  um 
15 — 20%  vermindert  wird,  die  Fabriken  gezwungen  sind,  um  einen  Ge- 
winn an  Trockensubstanz  zu  haben,  eine  Trockenanlage  herzustellen,  in 
den  Diffusionswässern  Gärungen  und  Zuckerverluste  auftreten,  die  Eisen- 
teile der  Maschinen  und  Apparate  durch  die  sauren  Wässer  zerfressen  und 
schließlich  die  Säfte  und  Zucker  in  ihrer  Güte  verschlechtert  werden.  — 
H.  Claasseni)  tritt  den  Ausführungen  Möller's,  die  er  im  einzelnen  be- 
spricht, entgegen  und  resümiert  dahin,  daß  die  Röckführung  der  Diffusions- 
wässer unter  normalen  Verhältnissen  Vorteile  bieten  muß,  ganz  abgesehen 
davon,  daß  damit  die  schädlichsten  Wässer  den  Abwässern  ferne  gehalten 
werden.  Allerdings  ist  mit  der  Rückführung  der  Diffusion swässer  die 
Abwässerfrage  noch  nicht  gelöst,  da  die  Übelstände  durch  das  Fernhalten 
der  schädlichsten  Wässer  nur  verringert  werden.  (Auf  die  weitere  Polemik 
zwischen  Möller  und  Ciaassen 2)  muß  verwiesen  werden.) 

Betrachtungen  über  die  Rücknahme  der  Diffusions-  und  Schnitzel- 
pressen-Ablaufwässer in  den  Diffusionsbetrieb.  Von  Hermann  Forst- 
reuter. ^)  —  Es  wird  rechnerisch  an  der  Hand  von  Kalkulationen  aus- 
geführt, daß  die  Rücknahme  der  Abwässer  in  den  Diffusionsbetrieb  keines- 
wegs durch  eine  mit  unerschwinglichen  Kosten  verknüpfte  Anlage  zu  be- 
wirken ist.  In  mindestens  90%  aller  Zuckerfabriken  wird  bei  dieser 
Rücknahme  ein  Gewinn  zu  verzeichnen  sein. 

Vor-  und  Nachteile  der  Rückführung  der  Diffusionswässer.  Von 
H.  Ciaassen. '^)  —  Nach  Erwägung  der  ganzen  Sachlage  ist  der  Schluß 
berechtigt,  daß  die  Rückführung  der  Diffusionswässer,  deren  praktische 
Möglichkeit  durch  die  Arbeit  mehrerer  Fabriken  bewiesen  ist,  erhebliche 
Vorteile  und  geringe  Nachteile  mit  sich  bringt. 


3.  Saftreinigung. 

über  die  Saturation  in  chemischer  Beziehung.  Von  K.  Andrlik 
und  VI.  Stanek.  *)  —  Die  eingehenden,  mit  aus  Zuckerfabriken  stammenden 
Säften  angestellten  Untersuchungen  haben  folgendes  ergeben:  1.  Durch 
Beobachtung  des  Polarisationsrückganges  bei  der  Scheidung  der  Diffusions- 
säfte und  während  der  Saturation  wurde  gefunden,  daß  verschiedene  Säfte 
ungleich  an  Polarisation  einbüßen  und  daß  die  Höhe  dieser  Einbuße  wahr- 
scheinlich von  der  Menge  des  bei  der  Saturation  verwendeten  Kalkes  ab- 
hängt. 2.  Von  1,5%  auf  3%  erhöhte  Kalkgaben  machen  sich  bloß  bei 
manchen  Säften  —  namentlich  bei  solchen  niederer  Reinheit  (unter  88)  — 
durch  eine  Steigerung  der  wirklichen  Reinheitsquotienten  geltend.  Der 
Einfluß  der  gesteigerten  Kalkgabe  trat  am  deutlichsten  in  einer  Er- 
niedrigung der  Farbe  des  saturierten  Saftes  zutage.  3.  Bei  Anwendung 
einer  höheren  Kalkgabe  enthielt  der  Saturationsschlamm  mehr  organische, 
aus  dem  Diffusionssafte   stammende   Substanzen.     4.   Im  Hinblick   auf  die 


')  Die  Deutsche  Zuckerind.  1913,  38,  816—818.  —  2)  Ebend.  853  u.  877.  —  S)  Ctrlbl.  f.  d. 
Zuckerind.  1913,  21,  660—662.  —  *)  Ebend.  1884  u.  1885.  —  s)  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913, 
37,  231—253. 


B.    Rohrzucker.     3.   Saftreinigung.  421 

ausgeführten  Elementaranalysen  des  Saturationsschlammes  liefert  die  übliche 
Bestimmung  der  organischen  Substanzen  in  diesem  Schlamme  —  aus  dem 
unterschied  bis  100  —  zu  hohe  Zahlen;  werden  diese  zur  Berechnung 
des  Saturationseffektes  benutzt,  so  gelangt  man  zu  nicht  der  Wirklichkeit 
entsprechenden  Resultaten. 

Über  den  Einfluß  der  Saturationsgeschwindigkeit  auf  die  Saft- 
reinheit. Von  VI.  Stanek.^)  —  Nach  der  Ansicht  der  Praktiker  hängt 
der  Saturationseffekt,  abgesehen  von  anderen  Faktoren,  auch  von  der 
Saturationsgeschwindigkeit  ab;  je  rascher  die  Saturation  erfolgt,  um  so 
bessere  Resultate,  d.  h.  um  so  hellere  und  reinere  Säfte  werden  erzielt. 
Da  diese  Ansicht  bis  jetzt  keine  analytische  Bestätigung  gefunden  hat,  so 
hat  der  Vf.  diesbezügliche  Untersuchungen  durchgeführt,  die  die  von 
Praktikern  schon  lange  als  richtig  erkannte  Ansicht  bestätigten,  daß  eine 
rasche  Saturation  vorteilhafter  als  eine  langsame  ist. 

Bestimmung  der  Zuckerverluste  vom  Dünnsaft  bis  zum  Dicksaft 
und  den  fertigen  Erzeugnissen  während  der  Kampagne  1912/13.  Von 
H.  Ciaassen.  ^)  —  Auf  Grund  der  genauestens  durchgeführten  Unter- 
suchungen, die  sich  während  der  ganzen  Kampagne  erstreckten,  wurde 
festgestellt,  daß  die  gefundenen  Gesamtverluste  vom  Dünnsaft  ab  0,03  oder 
0,11^/0  der  Rüben  waren,  je  nachdem  man  die  Polarisation  des  Dünnsaftes 
nach  der  üblichen  oder  einer  berichtigten  Umrechnungstafel  berechnete. 
Diese  Gesamtverluste  verteilen  sich  derart,  daß  bei  der  Verdampfung  etwa 
0,07  7o)  bei  der  Verkochung  des  Dicksaftes  0,02%  und  bei  der  Ver- 
arbeitung der  Sirupe  0,02  °/o  auf  Rüben  verloren  gehen.  Durch  die  direkte 
Verlustbestimmung  ist  nun  auch  der  Beweis  geliefert,  daß  die  Gesamt- 
verluste beim  Verdampfen,  Verkochen  und  Krystallisieren  infolge  von  Zucker- 
zerstörung 0,1%  auf  Rüben  nicht  überschreiten,  wahrscheinlich  aber  viel 
weniger  betragen.  Wenn  demnach  größere  unbestimmte  Verluste  bei  der 
Rübenzuckerfabrikation  auftreten,  d.  h.  also  Verluste,  die  man  nicht  un- 
mittelbar in  den  Abfällen  bestimmen  kann,  so  können  von  diesen  bei  der 
üblichen  Verlustberechnung  nur  0,1  %  ^.uf  die  Verarbeitung  von  Dünnsaft 
gerechnet  werden,  der  größere  Rest  entsteht  in  dem  vorhergehenden  Betriebe, 
und  zwar  jedenfalls  bei  der  Scheidung  und  Saturation. 

Über  den  Einfluß  der  Kalksalze  auf  die  Viscosität  der  Säfte  und 
deren  Concentration.  Von  P.  B.  Lukjanow.^)  —  Die  Viscosität  der 
Zuckerlösungen  ist  oft  von  dem  Gehalt  an  Kalksalzen  abhängig,  im  all- 
gemeinen aber  keineswegs  diesem  Gehalte  proportional.  Nach  den  Er- 
fahrungen Deutschlands  nimmt  man  an,  daß  ein  Kalkgehalt  von  0,25  g 
(auf  100  g  Trockensubstanz)  die  Herstellung  von  Zucker  unmöglich  mache, 
nach  den  Erfahrungen,  die  der  Vf.  nun  in  russischen  Zuckerfabriken  ge- 
macht hat,  konnte  selbst  bei  dem  Gehalte  an  Kalksalzen  von  0,630  bis 
0,899  g  im  Dicksaft  Zucker  erzeugt  werden  und  sogar  ein  Product  von 
keineswegs  letzter  Qualität. 


1)  Ztschx.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  38,  64—74.  —  2)  Ztschr.  d.  Ver.  D.  Zuckerind.  1913, 
63,  239—249.  —  ^)  Aus  dem  Russischen  durch  Wochenschr.  d.  Ctrlver.  f.  d.  Rübenzuckerind.  Österreichs 
u.  Ungarns  1913,  51,  480. 


422  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

4.  Gewinnung  des  Rohzuckers  und  Raffination. 

über  das  Kornkocken  und  über  die  Behandlung  der  Füllmasse. 
Von  A.  Grill. ^)  —  Der  Zweck  des  Kochens  auf  Korn  ist  soviel  wie 
möglich  von  dem  im  Safte  gelösten  Zucker  in  Form  von  Krystallen  mit, 
wenn  möglich,  derselben  Größe  abzuscheiden.  Es  wird  nun  eine  Be- 
schreibung der  hier  notwendigen  Arbeitsweisen  gegeben,  mit  Hervorhebung 
bestimmter  Beispiele  und  für  den  Betrieb  willkommener  Tabellen,  so  daß 
die  Ausführungen  das  besondere  Interesse  der  Praxis  beanspruchen. 

Über  die  Anwendung  des  Blankits  im  Rohzuckerfabriksbetrieb. 
Yon  J.  Babinski.  ^)  —  Da  der  aus  ungeschwefelten  Säften  mit  Hilfe  von 
Blankit  hergestellte  Rohzucker  dem  aus  geschwefelten  Dünnsäften  hergestellten 
Rohzucker  nicht  nachstand,  so  kann  demnach  die  Verwendung  des  Blankits 
im  Vacuum  die  Schwefelung  bei  der  Saturation  ersetzen.  Es  empfiehlt 
sich  aber  die  Verwendung  des  Blankits  bei  Dünnsäften  nicht,  da  die  Ent- 
färbung durch  Hydrosulfite  keine  allgemeine  ist,  sondern  sich  hauptsächlich 
auf  KaramelstofTe  bezieht;  die  grünlich -gelbe  Farbe  des  Dünnsaftes  wird 
durch  Blankit  kaum  verändert.  Dagegen  empfiehlt  es  sich,  den  Zusatz  von 
Blankit  dem  die  meisten  Stationen  bereits  passierten  Saft  zu  geben,  welcher 
hohen  Temperaturen  unterliegt  und  es  ist  ratsam,  den  Zusatz  im  Koch- 
apparat durchzuführen.  Gegen  die  Behandlung  des  Dünnsaftes  mit  Blankit 
spricht  ferner  der  Umstand,  daß  die  Zugabe  des  Präparates  bei  der  Saturation, 
wegen  der  geringen  Portionen,  eine  umständlichere  und  auch  mit  größeren 
Kosten  verbundene  ist. 

Saure  Zucker.  Von  P.  Ferman.^)  —  Proben  von  Rohzuckern,  die 
eine  bestimmte  saure  Reaktion  mit  Phenolphtalein  ergaben  und  einen  eigen- 
tümlichen Geruch  aufwiesen,  wurden  in  blecheisernen  Büchsen  4  Monate 
lang  aufbewahrt  und  dann  wieder  untersucht.  Während  der  Lagerung 
haben  die  Proben  Wasser  angezogen,  sich  sonst  aber  nicht  verändert,  also 
trotz  saurer  Reaktion  nicht  invertiert.  Als  Ursache  des  unangenehmen 
Geruches  wurde  Valeriansäure  festgestellt,  deren  Anwesenheit  auf  Zersetzungs- 
producte  von  Eiweiß  hinweist.  Vorhandene  Valeriansäure  ist  aus  den 
Säften  kaum  zu  entfernen,  da  sie  zum  großen  Teil  entweder  als  Ver- 
bindung (mit  Kalk)  oder  als  freie  Säure  in  den  Rohzucker  kommt.  Ver- 
suche, Valeriansäure  in  alkalischen  Zuckern  nachzuweisen,  ergaben  ein 
negatives  Resultat,  Allerdings  kann  es  aber  alkalische  Zucker  geben,  die 
Valeriansäureverbindungen  en1  halten,  namentlich  dann,  wenn  diese  Alkalität 
durch  den  Gebrauch  von  Soda  in  den  Anwärmern  entstanden  ist. 

Neue  Bemerkungen  über  die  Schaumgärung  und  die  Amino- 
säuren in  der  Zuckerfabrikation.  Von  Franz  Lafar.*)  —  Bei  der 
Schaumgärung  der  Füllmassen,  Sirupe  und  Melassen  besteht  der  gasige 
Gehalt  der  Schaumblasen  entweder  aus  Stickoxyd  {Salpetergärung)  oder  aus 
Kohlensäure.  Die  Ursache  letzterer  Gärung  hat  der  Vf.  schon  vor  5  Jahren 
nicht  in  der  Zersetzung  des  Zuckers,  wie  allgemein  angenommen  worden 
ist,  gesehen,  sondern  in  dem  Auftreten  der  Aminosäuren,  weshalb  er  auch 


1)  Ztechr.  d.  Ver.  D.  Zuckermd.  1913,  63,  385—408.  —  =)  Gazeta  cnkrownicza  1913,  221;  durch 
"Wochenschr.  d.  Ctrlver.  f.  d.  Rübenzuckerin d.  Österreichs  n.  Ungarns  1913,  51.  97.  —  S)  Die  Deutsche 
Zuckerind.  1913,  38.  545  u.  546.  —  *)  Österr.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42, 
737-746. 


ß.  Rohrzucker.  4.  Gewinnung  des  Rohzuckers  u.  Raffination.  S.Allgemeines.     423 

diese  zweite  Unterart  der  Schaumgärung  kurzweg  Amidgärung  genannt 
hat.  Ernstliche  Einwendungen  wurden  gegen  diese  Annahme  nicht  gemacht, 
es  sind  vielmehr  verschiedene  Arbeiten  erschienen,  die  geeignet  sind,  die 
Auffassung  des  Vf.  zu  bekräftigen  und  zu  erweitern.  Darauf  wird  in  Kürze 
eir gegangen,  mit  weiteren  Ausblicken,  die  neue  Perspektiven  für  die  Zu- 
kunft eröffnen.  —  v.  Lippmann  i)  kann  sich  der  Ansicht  Lafar's  nicht 
anschließen,  der  der  nötige  experimentelle  Beweis  fehlt.  In  der  Praxis 
kommt  übrigens  die  sog.  Schaumgärung  kaum  mehr  vor. 

Die  unbestimmbaren  Verluste  im  Raffineriebetrieb.  Von  J.  Duschski.^) 
—  Bei  Laboratoriumsversuehen  haben  sich  nur  geringe  Zersetzungen  ge- 
zeigt, außer  falls  größere  Mengen  Invertzucker  zugegen  waren.  Im  Betriebe 
aber  entstehen  Verluste,  die  durch  die  Lebenstätigkeit  der  Mikroorganismen 
und  die  von  ihnen  ausgeschiedenen  Producte  bedingt  sind.  Der  Hauptherd 
der  Mikroorganismenentwickluug  sind  hauptsächlich  die  Waschwässer  der 
Raffinade -Formen,  die  fast  immer  sauer  werden  und  dann  die  Quelle  von 
bedeutenden  Verlusten  des  ganzen  Betriebes  sind.  Die  Anwendung  von 
antiseptischeu  Mitteln  ist  zwecklos;  nur  die  hohe  Temperatur  kann  die  für 
die  Zuckertechniken  gefährlichen  biologischen  Funktionen  der  Mikro- 
organismen vernichten.  —  In  einer  weiteren  Abhandlung  beschäftigt  sich 
der  Vf.  3)  mit  dem  chemischen  Teil  der  Frage  und  zwar  unter  Zugrunde- 
legung praktischer  Versuche,  die  darin  gipfeln,  daß  beim  Verkochen  von 
alkalischen  Raffinadesirupen  keine  merkbare  Anhäufung  der  reducierenden 
Substanzen  in  der  Füllmasse  stattfindet.  Eine  solche  findet  allerdings  bei 
sauren  Producten  statt  und  steigt  mit  erhöhter  Acidität.  Die  Größe  der 
Zucker  Verluste  steigt  beim  Verkochen  von  Raffinadesirupen  aus  gesunden 
Sandzuckern  nicht  über  0,03 — 0,05  ^/o  Zucker  bei  jedem  Verkochen. 


5.  Allgemeines. 

über  die  Gegenwart  rechtsdrehender  Nichtzuckerstoffe  in  den 
Rüben  und  in  den  Zuckerfabriksproducten.  Von  J.  E.  Duschskij  und 
J.  B.  Mintz.^)  —  Die  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  die  Producte  der 
Kampagne  1912/13.  Auf  Grund  der  Bestimmung  des  Zuckers  nach 
Clerget  hätte  man  nun  auf  die  Gegenwart  von  optisch -aktiven  Nicht- 
zuckerstoffen schließen  können,  was  jedoch  nicht  immer  der  Fall  war. 
Leider  gibt  es  für  die  quantitative  Bestimmung  .der  rechtsdrehenden  Nicht- 
zuckerstoffe in  der  Rübe  und  in  den  Säften  gegenwärtig  noch  keine  voll- 
kommen verläßliche  Methode.  Werden  bei  der  Untersuchung  der  Rübe 
und  der  Säfte  nach  der  Methode  von  Clerget  negative  Ergebnisse  erhalten, 
so  ist  es  notwendig,  nach  derselben  Methode  concentriertere  Zuckerlösungen, 
Sirupe,  Füllmassen  und  insbesondere  Melassen  zu  untersuchen.  In  diesen 
Producten  kann  die  Methode  Clerget  genügenden  Anhaltspunkt  in  bezug 
auf  die  Gegenwart  von  rechtsdrehenden  Nichtzuckerstoffen  bieten.  Die 
hohe  Reinheit  der  Melassen  hatte  hauptsächlich  in  der  Gegenwart  rechts- 
drehender Nicht  zuckerstoffe  ihre  Ursache. 

1)  Chem.-Techn.  Repertorium  der  Chem.-Zeit.  1913,  37.  615.  —  ^  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckeriiid._1913, 
21  1680  u.  1681.  —  3)  Ztschr.  d.  A'er.  D.  Zuckerind.  1913.  63,  851—876.  —  *)  Aus  dem  BnssischeE 
nach  "Wochenschr.  d.  Ctrlver.  f.  d.  Eübenzuckerind.  Österreichs  u.  Ungarns  1913,  51,  314. 


424  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Über  die  Lokalisation  von  Betain  in  der  Zuckerrübe.  Von 
VI.  Stanek.  1)  —  Das  Betain  ist  in  den  Rüben  (und  anderen  untersuchten 
Pflanzen)  sehr  ungleichmäßig  verteilt.  In  größter  Menge  tritt  es  in  den 
Blättern  als  den  Organen  der  größten  physiologischen  Tätigkeit  auf  und 
zwar  in  größerem  Maße  in  jungen  Blättern  im  Frühjahr  als  im  Herbst 
in  den  alten  Blättern.  In  der  Trockensubstanz  der  Wurzel  der  Zucker- 
rübe wurden  0,95  — 1,20%  Betain  gegen  2,62*^/0  in  der  Blattspreite 
desselben  Exemplares  nachgewiesen.  In  dem  von  der  Hülle  befreiten 
Samen  wurden  nur  Spuren  gefunden.  Jedenfalls  kann  aus  dem  Vor- 
kommen des  Betains  geschlossen  werden,  daß  ihm  in  der  Stickstoffwirtschaft 
der  Pflanzen  eine  wichtige  Rolle  zukommt.  Dieser  Auffassung  entspricht 
auch  der  oben  verzeichnete  hohe  Betaingehalt  der  Wurzel. 

Die  Beziehungen  zwischen  dem  Rübengewichte  und  der  Zu- 
sammensetzung des  Rübensaftes.     Von  J.  A.  Harris  und  R.  A.  Gortner.  2) 

—  Die  Untersuchungen  an  einer  Reihe  von  Klein -Wanzlebener,  Washington- 
Rüben  und  einiger  in  Nevada  gewachsener  Rübensorten  zeigten,  daß  die 
Zusammensetzung  und  Reinheit  des  Saftes  dieser  Rüben  in  einem  gewissen 
Verhältnis  zu  deren  Gewichte  standen.  Mit  zunehmendem  Rübengewichte 
nahmen  nämlich  Zuckergehalt  und  Reinheitsquotient  räch  ab. 

Der  Nichtzucker  der  Zuckersäfte.  Von  D.  Sidersky.  ^)  —  Es  wird 
vorgeschlagen,  den  Nichtzucker  als  solchen  zu  studieren,  indem  man  ihn 
isoliert,  aber  nicht  durch  Vergärung  des  Zuckers,  die  auch  den  Nichtzucker 
verändert,  sondern  durch  Fällung  der  Saccharose  mit  Strontian  und  Ab- 
filtrieren des  Saccharates.  —  v.  Lippmann ^)  bemerkt  zu  diesem  Vorschlag, 
daß  der  Vf.  offenbar  übersehen  hat,  daß  beim  Kochen  mit  überschüssigem 
Strontian  der  Nichtzucker  ebenfalls  in  weitgehender  Weise  verändert  wird 
und  zwar  wohl  noch  in  bedeutend  tiefgreifenderer  Weise  als  durch  die 
Gärung. 

Apparat  zur  Darstellung  von  reinem  Zucker.  Von  Frederick 
J.  Bates  und  Richard  F.  Jackson.  ^)  —  Der  Apparat,  bestehend  aus  einem 
Verdampfapparat,  einem  Krystallisationsgefäß  und  einer  Zentrifuge,  ermöglicht 
die  rasche  Darstellung  von  reinem  Zucker  für  Zwecke  der  Wissenschaft 
und  des  Handels,  wodurch  die  gegenwärtig  einzig  brauchbare  Darstellungs- 
weise der  Fällung  mit  Äthylalkohol  aus  wässeriger  Zuckerlösung,  die  aber 
auch  Mängel  besitzt,  umgangen  wird. 

Die  Entwicklung  der  Zuckerindustrie  1888—1913.  Von  Edmund 
O.  V.  Lippmann. ^)  Der  Vf.  gibt  in  knappen,  aber  treffenden  Zügen  ein 
Bild  über  die  Entwicklung  (vornehmlich  in  der  Provinz  Sachsen)  der  Zucker- 
industrie in  landwirtschaftlicher,  wissenschaftlicher  und  technischer  Be- 
ziehung in  den  letzten  25  Jahren.  Am  Schluß  werden  in  Kürze  auch  die 
wirtschaftlichen  Verhältnisse  und  der  Aufschwung,  den  die  Zuckerindustrie 
genommen  hat,  erörtert. 

Die  Zuckerfabrikation   in  Deutschland  1887—1912.     Von  Rolle.  ^ 

—  Der  Vf.  schildert  in  knappen  Zügen  die  Entwicklung  der  deutschen 
Zuckerfabrikation   in   den  letzten   25   Jahren    beginnend   vom   Rohstoff  bis 

1)  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  37,  385-390.  —  2)  Joum.  Ind.  Eng.  Chem.  1913,  5, 
192;  durch  Chem.-Techn.  Repertorium  d.  Chem. -Zeit.  1913,  37,  250.  —  »)  Sucrerie  indigene  1913,  81, 
347—350.  —  4)  Chem.-Techn.  Repertorium  d.  Chem.-Zeit.  1913,  37,  250.  —  Sj  Ztschr.  d.  Ver.  D.  Zuckerind. 
1913,  63,  755-760.  -  «)  Prager  Zuckermarkt  1913,  22,  662  u.  663.  687-689,  717  u.  718.  —  ?)  Ztschr. 
f.  angewandte  Chem.  1913,  26,  389-392. 


B.  Rohrzucker.     Literatur.  425 

zu  den  Fortschritten  in  der  Technik.  Was  die  Schnitzeltrocknung  anbetrifft, 
so  standen  zuletzt  in  341  Rohzuckerfabriken  179  Feuer-  und  43  Dampf- 
trocknungsanlagen im  Betrieb.  Diese  222  Schnitzeltrocknungsanlagen,  die 
65%  aller  Fabriken  umfassen,  vermögen  reichlich  die  Hälfte  aller  aus- 
gelaugter Rübenschnitzel  in  Dauerware  umzuwandeln  und  würden  im 
Durchschnitte  der  fünf  Jahre  1907—1912  jährlich  3  654000  q  Trocken- 
schnitzel im  "Werte  von  33  000  000  M  zu  liefern  imstande  sein.  Die 
frischen  Rübenblätter  werden  bisher  nur  z.  T.  verwertet,  ein  geringer  Teil 
wird  getrocknet. 


Literatur. 


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eine  Abnahme  des  Drehungsvermögens  und  Säurebildung. 

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—  Österr.-Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  918-933. 

Krüger:  Wodurch  ist  die  Rübenernte  in  Deutschland  i.  J.  1912  vielfach 
geringer  ausgefallen  als  erwartet  wurde.  —  Ztschr.  d.  Ver.  D.  Zuckerind.  1913, 
63,  699-705. 

Kuhner,  Arnold:  Streiflichter  und  Gedanken  beim  Besuche  von  alten 
und  neuen  Zuckerfabriken.  —  Österr.-Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch. 
1913,  47,  632—639. 

Lindner,  Max:  Zur  Frage  der  Saftreinigung.  —  Die  Deutsche  Zuckerind. 
1913,  39,  1136-1138. 

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Marcus,  Paul:  Die  Zuckerfabrik  und  -raffinerie  Tirlemont  mit  Ver- 
dampfung unter  Druck.  —  Ztschr.  d.   Ver.  D.  Zuckerind.  1913,  63,  409—417. 

Martin:  Hat  das  Hyross-Rack- Verfahren  in  Hinsicht  auf  Ausbeute  und 
Betriebssicherheit  in  der  letzten  Kampagne  befriedigt?  —  Ztschr.  d.  Ver.  D. 
Zuckerind.  1913,  63,  731—736.  —  Die  Frage  wird  bejaht. 

Mrasek,  Chr.:  Affinierbarkeit  der  Zucker  1912/13.  —  Österr.-Ungar. 
Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913.  42,  546—548. 

Neumann,  Friedrich:  Notizen  zur  Nachproductenarbeit.  —  Österr.- 
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Landwirte  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  ist?  —  Prager  Zuckermarkt 
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Robart,  Jules:  Beitrag  zum  Studium  der  Färbung  der  Zuckerfabriks- 
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30,  457—463. 

Robart,  Jules:  Die  Carbosulfitation  bei  niedriger  Temperatur.  —  Bull, 
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C.   Gärungserscheinungen.  427 

Schribaux,  M. :  Zur  Bewertung  des  Rübensamens.  —  La  sucrerie  indigfene 
1913,  81,  318—324. 

Stutzer,  A.:  Einige  Beobachtungen  bei  der  Zuckerrübenernte  in  Nord- 
amerika. —  Blätter  für  Zuckerrübenbau  191.3,  20,  353  u.  354. 

Teyssier,  R. :  La  sucrerie.     Paris  1913. 

ürban,  Karl:  Über  die  Darstellung  von  Betain  aus  Melasseabfallaugen. 
—  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  37,  339—341. 

Voß,  Herrn.:  Verbesserter  Alles -Trockner  zum  Trocknen  von  Rüben- 
blättern, Rübensamen,  Kartoffelschnitzeln  und  Getreide.  —  D.  Idwsch.  Pr.  1913, 
40,  672  u.  673. 

Wojta.  W.  J. :  Wie  wir  Zuckerrüben  bauen.  —  Prager  Zuckermarkt  1913, 
32,  895.  —  Es  werden  bestimmte  amerikanische  Verhältnisse  geschildert. 

X:  Die  richtige  Saattiefe  im  Rübanbau.  —  Hessische  Idwsch.  Zeit.  1913, 
83,  204. 

X.:  Zur  Frage  der  Rübensamen -Normen.  —  Wochenschr.  d.  Ctrlver.  f.  d. 
Rübenzuckerind.  Österreichs  u.  Ungarns  1913,  51,  179  u.  180. 

Ziegler,  Siegmund:  Über  Rübenstand  und  Zuckerstatistik.  —  Österr.- 
Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  963-971. 


C.  Gärungserscheinungen. 

Referent:   H.  Will. 

Saccharomyces  anamensis,  die  Hefe  des  neuen  Amyl ©Verfahrens. 
Von  H.  Will  und  F.  Heinrich,  i)  —  Die  als  Levure  anamite  bezeichnete 
Hefe  findet  erst  seit  kurzem  beim  Amyloverfahren  Verwendung.  Sie  wurde 
aus  einem  Gemenge  wilder  Hefen,  wie  sie  auf  dem  Zuckerrohr  und  damit 
auch  in  den  Zuckerrohrmaischen  Cochinchinas  auftreten,  reingezüchtet.  Maß- 
gebend für  die  Auswahl  war  die  hohe  Gärtemperatur,  weil  beim  Amylo- 
verfahren die  Gärung  bei  35 — 38  ^  C.  verläuft.  Bei  diesen  Temperaturen 
entwickelt  sich  aber  auch  der  Amylopilz  (Rhizopus  Delemar  [Boid.]  Wehm. 
et  Hanz.).  Damit  war  das  Zusammenarbeiten  beider  Organismen  gesichert. 
Die  Hefe  ist  nach  den  eingehenden  Untersuchungen,  welche  vergleichend 
mit  Rasse  II  und  XII  ausgeführt  wurden,  ein  obergäriger  Saccharomycet. 
Zellen  der  Gärungsform  meist  oval,  doch  auch  kugelförmig  (kleinere  Zellen). 
Zellgröße  4,0:40  bis  11,2:9,6.  Riesenzellen  nicht  selten.  Dauerzellen. 
Lichtbrechungs vermögen  und  Beschaffenheit  des  Inhaltes  der  vegetativen 
Zellen  wie  bei  wilden  Hefen.  Sproßverbände  mit  wenigen  Gliedern. 
Kronenbildung  häufig  in  Zuckerlösungen  sowie  in  Kartoffel-  und  Weiß- 
rübenwasser. Weitverzweigte  Sproßverbände  langgestreckter,  wurstförmiger 
Zellen  in  den  Anhängen  der  Riesenkolonien.  Aussehen  der  Sporen  wie  bei 
wilder  Hefe.  Sporen  kugelförmig,  1—4;  Größe  2,4—4,0  /n.  Optimum 
der  Sporenbilduug  33  ^  C.  (9  Stunden),  Maximum  35  »  (12  Stunden),  Minimum 
12  °  C.  (50  Stunden).  Sporenbildungsvermögen  im  allgemeinen  nicht  stark 
ausgeprägt.  Auskeimen  der  Sporen  nach  Typus  I.  Hautbildung  nach 
Typus  IIa,  mit  einer  „ersten  Generation  echter  Hautzellen".  Optimum  der 
Hautbildung  auf  Würze  31°  C.  Eiuzellkolonien  in  Würzegelatine  nach 
Typus  I  und  IL  Riesenkolonien  nach  Typus  la,  Generationsdauer  bei 
26  °  C.   2  Stunden.    Vergärt  und  assimiliert  Dextrose,  Lävulose,   Galactose, 

!•>  Ctrlbl.  ßakteriol.  U.  Abt.  1913,  39,  26—53  (Mitt.  d.  "Wisseabchaftl.  Stat.  t.  Brauerei  in  Münclien). 


428  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Saccharose,  Maltose  und  Raffinose.  Milchzucker  wird  assimiliert,  aber  nur 
sehr  schwach  vergoren.  Gärverlauf  in  Würze  sehr  langsam,  in  Maismaische 
energischer,  in  dieser  Vergäningsgrad  hoch.  Obere  Wachstumsgrenze  in 
Hefezuckerwasser,  Hansen-Lösung,  Weißrüben-  und  Weißkrautwasser 
zwischen  39,5  °  C.  und  41,6  ^  C.,  in  Würze,  Gelbrüben-  und  Kartoffel- 
wasser zwischen  41,6  und  43°  C.  Abtötungstemperatur  in  verschiedenen 
Flüssigkeiten  meist  zwischen  54  °  C.  und  56  °  C.  Grenzwerte  für  die 
Entwicklungsfähigkeit  in  Nährlösungen  mit  Alkoholzusatz  zwischen  1,8  °/o 
bei  Amylalkohol  und  15  —  27  •'/o  bei  Methylalkohol.  Grenzwerte  für  die 
Abtötung  der  Zellen  durch  Alkohol  entsprechend  zwischen  2,5  und  3,3  %. 
Verflüssigungsvermögen  von  Gelatine  gering.  —  Nach  einem  Vergleich 
mit  den  bis  jetzt  genauer  beschriebenen  Hefen  ergiebt  sich,  daß  die  mit 
Levure  anamite  bezeichnete  Hefe  eine  neue  Art  darstellt.  Sie  soll 
Saccharomyces   anamensis   Will   et  Heinrich   genannt  werden. 

Untersuchungen  über  Gärungsorganismen.  I.  Untersuchungen 
über  einige  neue  Pichiaarten  und  Bemerkungen  über  die  be- 
sondere Beschreibung  der  Saccharomyceten  überhaupt.  Von 
Alb.  Klöcker.^)  —  Der  Vf.  macht  zunächst  einige  allgemeine  Angaben 
über  die  Gattung  Pichia  und  Willia.  Wenn  bestimmt  werden  soll,  ob  eine 
Hefe  zu  derjenigen  Gruppe  gehört,  welche  die  Gattungen  Pichia  und  Willia 
umfaßt,  muß  eine  Aussaat  auf  Würze  mit  einem  Zusatz  von  Alkohol 
(2 — 4  Tropfen  auf  10  ccm  Würze)  und  gegebenenfalls  auch  Doppelbier  ge- 
macht werden,  vorausgesetzt,  daß  man  nicht  große  Pasteurkolben,  sondern 
nur  kleine  Freudenreichkölbchen  verwendet.  Es  folgt  dann  eine  Be- 
schreibung der  vier  neuen  Pichia- Arten:  P.  suaveolens,  alcoholphila,  poly- 
morpha  und  calliphorae.  Leider  finden  sich  keine  Angaben  über  die  Foim- 
erscheinungen  der  Riesenkolonien,  die  nach  den  Untersuchungen  des  Ref. 
manches  Interessante  bieten.  —  Zum  Schluß  erörtert  der  Vf.  diejenigen 
Punkte,  welche  bei  der  Beschreibung  neuer  Arten  unbedingt  berücksichtigt 
werden  müssen.  Für  die  Saccharomyceten  sind  die  diagnostischen  Merk- 
male wenig  zahlreich.  Die  charakteristischsten  Merkmale  sind:  Sporen- 
bildung, Form  der  Sporen,  Sporenkeimung,  Grenztemperaturen  für  die 
Sporen bildung,  Form  der  Zellen  bei  verschiedenen  Temperaturen,  Grenz- 
temperaturen für  die  vegetative  Vermehrung,  Grenztemperaturen  für  die 
Oberflächen  Vegetationen  bei  Arten  mit  rascher  Hautbildung,  Grenztemperaturen 
für  die  Hautbildung  bei  den  Arten  ohne  sofortige  Hautbildung,  Riesen- 
kolonien und  Vergärbarkeit  verschiedener  Zucker.  Der  Vf.  erörtert  die 
einzelnen  Punkte  und  teilt  seine  Erfahrungen  mit. 

IL  Untersuchungen  über  17  ,,Saccharom3^ces  apiculatus-" 
Formen.  Eine  erweiterte  Beschreibung  der  17  Apiculatus-Formen ,  über 
welche  der  Vf.  im  Ctrbl.  Bakteriol.  H.  Abt.  1912,  35,  375—388  (vergL 
dies.  Jahresber.  1912,  15,  415)  berichtet  hat. 

Zur  Charakteristik  der  Willia  belgica  und  einiger  Hefen  aus 
belgischem  Lambicbier.  Von  P.  Lindner  und  E.  G.  Genoud.  -)  —  Der 
Vf.  macht  zunächst  Angaben  über  Willia  belgica,  welche  von  ihm  ira 
Jahre  1889   aus  Brüsseler  Bier   isoliert  worden    war.     Die   Riesenkolonien 


J)  Compt.  rend.  Carlsberg-Laborat.  1913,  10,  207—226  u.  285—346.  —  -)  Woehenschr.  f.  Brauerei 
1913,  30,  363—367. 


C.   Gärungserscheinungen.  429 

zeigen  wie  die  Impfstriche  eine  geringe  Neigung  zur  Gekrösebildung,  das 
Sporenbildungsvermögen  ging  während  der  zwanzigjährigen  Aufbewahrung 
im  Laboratorium  verloren.  Vergoren  wird  Glucose,  d-Mannose,  d-Galac- 
tose  und  Fructose.  Bemerkenswert  ist  die  Fähigkeit,  Alkohol  kräftig  zu 
assimilieren,  wird  aber  hierin  noch  von  Mycoderma  Vanlaeriana  über- 
treffen. —  Die  folgenden  drei  Lambichefen  wurden  von  E.  G.  Genoud 
isoliert.  Die  eine  Art,  Saccharomyces  bruxellensis,  ist  eine  unter- 
gärige, hochvergärende  Art  vom  Frohbergtypus.  Vergärt  Glucose,  d-Mannose, 
d-Galactose,  Fructose,  Trehalose,  Rohrzucker,  Maltose,  Melibiose,  Raffinose. 
Das  Sporen bildungs vermögen  war  anfangs  sehr  groß,  ging  aber  im  Laufe 
der  Zeit  sehr  zurück.  —  Mycoderma  lambica.  Zellen  nur  halb  so  groß 
wie  Kulturhefen  Zellen,  rund  bis  eiförmig.  Ruft  in  gehopfter  Würze  Trübung 
hervor.  Die  Hefe  setzt  sich  als  staubiger  Bodensatz  ab.  An  der  Flüssigkeits- 
oberfläche bildet  sich  ein  elastisches  graues  Häutchen.  Keine  Sporeu- 
bildung.  Riesenkolonien  ganz  flach,  glatt.  Vergoren  wird  Glucose,  Mannose, 
Friictose,  Trehalose,  Maltose  und  Methylglucosid  nur  schwach.  Mycoderma 
Vanlaeriana.  Bildet  frühzeitig  eine  rein  weiße,  mehlige  Kahmhaut. 
Keine  Sporenbildung.  Vergoren  wurden  Glucose  und  Trehalose.  Alkohol 
wird  kräftig  assimiliert. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bäckerhefen.  Von  E.  Kayser.  i)  — 
Der  Vf.  hat  18  verschiedene  Bäckerhefen  aus  Frankreich,  Deutschland, 
Dänemark,  England,  den  Vereinigten  Staaten,  Italien,  Spanien  und  Holland 
nach  der  morphologischen  und  physiologischen  Seite  hin  untersucht.  Die 
Ergebnisse  der  Untersuchung  zeigen,  daß  es  verschiedene  Arten  von  Bäcker- 
hefe gibt:  die  einen  zeigen  raschen,  die  anderen  viel  langsameren  Trieb, 
die  einen  gehören  zu  den  obergärigen  Hefen  und  besitzen  infolgedessen 
mit  den  übergärigen  Bierhefen  gewisse  gemeinschaftliche  Merkmale,  andere 
dagegen  gleichen  morphologisch  ganz  den  untergärigen  Bierhefen,  unter- 
scheiden sich  jedoch  von  diesen  und  verhalten  sich  beim  Gehen  des  Teiges 
anders.  Es  ist  wichtig,  für  jede  der  Arten  die  Optimaltemperatur  fest- 
zustellen, um  sie  mit  Vorteil  benutzen  zu  können ;  man  muß  außerdem  die 
Schnelligkeit  kennen  lei-nen,  mit  der  sie  arbeiten.  Eine  der  Hefen  verhielt 
sich,  selbst  wenn  sie  einige  Zeit  aufbewahrt  war,  immer  gleichmäßig  und 
gab  immer  gute  Gasentwicklung.  Sie  kann  in  Bäckereien  in  der  Provinz, 
welche  oft  nur  3  oder  4  mal  in  der  Woche  Hefe  erhalten,  gute  Dienste 
leisten.  Dagegen  erwies  sich  eine  spanische  Hefe  als  schlechte  Bäcker- 
hefe. Die  Bäcker  müssen  also  die  günstigsten  Bedingungen  für  die  Hefe, 
welche  sie  verwenden,  ausfindig  machen  und  die  Ursache  ihrer  Unbrauchbar- 
keit  feststellen.  Diese  kann  in  der  Vermischung  mit  Bierhefe  bestehen, 
viel  häufiger  jedoch  in  einer  starken  Infektion  mit  Mycoderma.  Eine  kleine 
-Gärprobe  in  Verbindung  mit  einer  mikroskopischen  Untersuchung  genügt, 
um  Aufschluß  zu  erhalten. 

Über  die  neuen  Hefepilze  mit  heterogamer  Kopulation  —  Nadsonia 
(Guilliermondia)  elongata  und  Debaryomyces  tyrocola.  Von  A.  G. 
Konokotina.  ^)  —  Nadsonia  elongata  wurde  aus  Birkenschleimfluß  im 
Gouvei-nement  Smolensk  isoliert.  Die  vegetativen  Zellen  sind  oval;  vor 
der  Kopulation  werden  sie  mehr  länglich.     Die  Kopulation  geht  zwischen 

1)  Ann  de  l'Iust.  nat.  agro.  1913,  2.  Ser.,  Bd.  12,  Heft  2.  Sonderabdruck.  33  S.  —  «)  Extr. 
■de  Bull,  du  Jardin  imp.  de  St.  Petersburg  1913,  IjJ,  Nr.  1—2 ;  nach  Wochenschr.  f.  Brauerei  1914,  31,  15. 


430  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

der  Mutterzelle  (Makrogamete)  und  der  von  ihr  abgetrennten  Knospe  (Mikro- 
gamete)  vor  sich.  Aus  der  Makrogamete  wächst  dann  eine  neue  Knospe, 
in  welche  der  ganze  Inhalt  beider  Gameten  übertritt  und  sich  zur  Spore 
umbildet.  Beim  Keimen  wirft  die  Spore  die  Ascushülle  ab  und  wird  selbst 
zur  vegetativen  Zelle.  Die  Riesenkolonien  bilden  faltige  Rosetten.  Nadsonia 
fulvescens,  der  zuerst  entdeckte  Vertreter  der  neuen  Gattung,  wächst  in 
glatten  Riesenkolonien.  N.  elongata  vergärt  Dextrose  und  Lävulose,  jedoch 
Dicht  Galactose,  Saccharose,  Maltose  und  Lactose.  Debaryomyces  tyrocola 
wurde  aus  in  Rußland  angefertigtem  holländischem  Käse  isoliert.  Auch 
bei  dieser  Art  findet  vor  der  Sporenbildung  Pädogamie  (Mutter-  und 
Tochterzelle  kopulieren)  statt,  vereinzelt  auch  Adelphogamie  (Kopulation 
\oü  Schwesterzellen).  Die  Spore  bildet  sich  stets  in  der  Mutterzelle  auf 
Kosten  des  gesamten  Plasmas  beider  Zellen.  Saccharose  wird  invertiert. 
Eine  Vergärung  der  gewöhnlichen  Zuckerarten  fand  nicht  statt.  Von  dem 
Pilz  wurden  vier  Rassen  («,  //,  y,  6)  isoliert. 

Beobachtungen  an  den  Krystallen  in  Bierhefen  und  Faßgelägern. 
Von  H.  Will.  ^)  —  Der  Vf.  hat  seine  früheren  Beobachtungen  und  An- 
gaben über  die  der  untergärigen  Bierhefe  und  dem  Faßgeläger  beigemengten 
Krystalle  revidiert  und  hierzu  hauptsächlich  auch  Faßgeläger  von  Stark- 
bierhefen verwendet.  Vier  Punkte  waren  es,  welche  die  Aufmerksamkeit 
bei  der  Untersuchung  von  Starkbierhefen  bis  dahin  auf  sich  gelenkt  hatten : 
1.  die  große  Zahl  der  Krystalle  überhaupt,  2.  die  abweichende  Krystall- 
form  und  die  große  Zahl  der  Krystalle  mit  abweichender  Form  (vorherrschend 
flache  Prismen),  3.  die  Löslichkeit  dieser  Krystalle  in  Kalilauge,  4.  Er- 
scheinungen, welche  auf  eine,  wenn  auch  nur  schwere  Löslichkeit  dieser 
Krystalle  in  concentrierter  Essigsäure  und  beim  Kochen  in  Wasser  hin- 
wiesen. —  Das  mikro-  und  makrochemische  Verhalten  der  Krystalle  stand 
bei  der  wiederholten  Bearbeitung  der  Frage  zunächst  im  Vordergnind. 
Es  mußte  entschieden  werden,  ob  die  in  Kalilauge  und  in  Essigsäure  lös- 
lichen Krystalle  oxalsaurer  Kalk  sind  oder  nicht.  Dann  kam  die  Frage  in 
Betracht,  ob  bestimmte  Krystallformen  die  Hefe  und  Faßgeläger  von  Stark- 
bieren  charackterisieren,  ferner,  ob  alle  Stark bierhefen  und  -geläger  sich 
gegenüber  den  gewöhnlichen  Bierhefen  und  Faßgelägern  durch  die  größere 
ihnen  beigemengte  Zahl  von  Krystallen  auszeichnen.  Die  Hauptergebnisse 
der  Untersuchungen  sind  folgende:  1.  Die  in  Bierhefen  und  Faßgelägern 
jeder  Art  vorkommenden  Krystalle  bestehen  in  der  Hauptsache  aus  oxal- 
saurem  Kalk.  2.  Für  Starkbierhefen  und  -faßgeläger  sind  besondere  Krystall- 
formen des  Oxalsäuren  Kalkes  nicht  charakteristisch.  3.  Im  allgemeinen 
scheint  mit  Zunahme  der  Concentration  der  Stammwürze  des  Bieres  auch 
die  Zahl  der  Krystalle  in  der  Hefe  und  im  Faßgeläger  zuzunehmen. 
4.  Alle  Krystallformen  des  Oxalsäuren  Kalkes  sind  in  lOprocent.,  noch 
leichter  in  20  procent.  Kalilauge  löslich.  Wesentliche  Unterschiede  in  der 
Löslichkeit  der  verschiedenen  Krystallformen  bestehen  nicht.  Die  kleinen 
Krystalle  sind  leichter  löslich  als  die  großen.  5.  Als  sichtbares  Product 
der  Reaktion  zwischen  Kalilauge  und  oxalsaurem  Kalk  erscheinen  sechs- 
seitige, iu  der  Regel  dünne  Täfelchen  von  zuweilen  recht  bedeutendem 
Umfang.      6.  Der   oxalsaure   Kalk   ist   in   concentrierter  Essigsäure   mikro- 


')  Ztschr.  ges.  Brauw.  1913,  36,  253—258.  269—273,  285—289. 


C.   Gärungserscheinungen.  431 

chemisch  löslich.  Die  Löslichkeit  der  verschiedenen  Formen,  in  welcher 
der  Oxalsäure  Kalk  krystallisiert,  ist  abgestuft.  Die  bei  kalter  Fällung 
erhaltenen  Krystalle  sind  leichter  löslich,  als  die  bei  heißer  Fällung  er- 
haltenen. 7.  Durch  destilliertes  Wasser  werden  die  Krystalle  des  Oxal- 
säuren Kalkes  in  Hefen  und  Faßgelägern  gelöst.  Die  Löslichkeit  ist  sehr 
wahrscheinlich  keine  direkte,  sondern  eine  indirekte,  bedingt  durch  die 
verschiedenen   Beimengungen. 

Zur  Morphologie  und  Physiologie  der  Kahmhefen.  Von  Richard 
Meißner.  1)  —  In  der  vorliegenden  Abhandlung  werden  besonders  die 
Wachstumsverhältnisse  einiger  Kahmhefeiassen  auf  säurehaltigen  künstlichen 
Nährlösungen  erörtert,  um  hierdurch  das  Wesen  der  Säuremiiiderung  des 
Mostes  und  Weines  durch  die  Kahmhefen  und  die  Bedeutung  der  organi- 
schen Säuren  für  deren  Leben  aufzufinden;  die  gewonnenen  Ergebnisse 
lassen  sich  kurz  dahin  zusammenfassen:  1.  Einige  Rassen  der  Kahmhefen 
und  der  kahmhautbildenden  Saccharomyceten  wachsen  auf  künstlichen  Nähr- 
lösungen, welche  als  alleinige  Quelle  kohlenstoffhaltiger  Substanz  organische 
Säuren  (Äpfel-,  Bernstein-,  Milch-,  Essig-,  Zitronen-  oder  Weinsäure)  je 
getrennt  enthalten,  recht  gut,  andere  Eassen  zeigen  dagegen  ein  geringeres 
Wachstum.  Eine  Rasse  kann  meist  auf  mehreren  organischen  Säuren 
gleich  gut  oder  gleich  schlecht  wachsen.  2.  Im  allgemeinen  wachsen  die 
Kahmhefen  auf  Weinsäure-Nährlösungen  verschiedenster  Concentration  nur 
schlecht.  Etwas  besser  ist  das  Wachstum  dieser  Organismen  auf  Zitronen- 
säure-Nährlösung; nur  Willia  anomala  zeigte  auf  letzterer  Lösung  ein  recht 
gutes  Wachstum.  Am  günstigsten  war  für  das  Wachstum  der  Kahmhefen 
die  Milchsäure- Nährlösung,  dann  die  Bernstein-  und  Äpfelsäurelösung,  für 
manche  Rassen  selbst  die  Essigsäure- Nährlösung  in  einer  bestimmten 
Concentration.  3.  Eine  Kahmheferasse  kann  infolge  ihres  verschiedenen 
Wachstums  auf  den  Nährlösungen  die  verschiedenen  organischen  Säuren 
in  verschiedenem  Grade  verbrauchen,  da  mit  dem  stärkeren  oder  geringeren 
Wachstum  dieser  Organismen  ein  stärkerer  oder  geringerer  Verbrauch  der 
Säuren  Hand  in  Hand  geht.  4.  Bei  der  Kombination  zweier  organischer 
Säuren  in  der  Nährflüssigkeit  übten  die  Wein-  und  Zitronensäure  einen 
hemmenden  Einfluß  auf  die  Vermehrungsgeschwindigkeit  mancher  Kahm- 
heferassen aus.  5.  Wird  eine  Säure,  auf  der  die  Kahmhefen  schlecht 
wachsen,  mit  einer  Säure  in  der  Nährlösung  kombiniert,  auf  der  sie  gutes 
Wachstum  zeigen,  so  verzehren  die  Kahmhefen  die  für  ihr  Wachstum 
günstige  Säure  und  lassen  die  für  sie  ungünstige  Säure  in  der  Nährlösung 
zurück.  6.  Bei  der  Kombination  zweier  Säuren,  auf  denen  die  Kahmhefen 
gut  wachsen,  tritt  in  den  meisten  Fällen  eine  Erhöhung  des  Kahmhefe- 
wachstums und  ein  vollständiger  Verbrauch  der  beiden  dargebotenen 
organischen  Säuren  ein.  Die  verschiedenen  organischen  Säuren  sind  ent- 
weder Substanzen,  die  in  concentrierter  Form  ein  besseres  Wachstum  der 
Kahmhefen  bedingen  als  in  weniger  concentrierter,  oder  es  kann  auch 
dieselbe  organische  Säure  in  concentrierterer  Form  auf  das  Wachstum  der 
verschiedenen  Kahmhefen  bald  hemmend,  bald  neutral  wirken.  7.  Die 
Bedeutung  der  sechs  untersuchten  organischen  Säuren  für  die  Kahrahefen 
selbst  liegt  darin,  daß  diese  Säuren  von  den  verschiedenen  Kahmheferassen 


1)  Ztschr.  f.  Gärungsphysiol.  1913,  3,  114—211    241—256. 


432  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

in  ihre  Lebensprozesse  (Ernährung,  Wachstum,  Atmung,  Vermehrung)  hinein- 
gezogen, dabei  zerstört  und  in  andere  chemische  Verbindungen  umgewandelt 
■werden.  8.  Dasselbe  gilt  für  andere  organische  Bestandteile  des  Mostes 
und  Weines,  wie  für  Trauben-  und  Rohrzucker,  Alkohol  und  Glycerin. 
9.  Als  Stickstoffquelle  erwies  sich  das  salpetersaure  Ammonium  bei  Gegen- 
wart gewissser  organischer  Säuren  für  bestimmte  Kahmheferassen  als  eine 
schlechtere  als  das  phosphorsaure  Ammonium.  Aber  sowohl  das  Ammonium- 
phosphat und  Ammoniumnitrat  als  auch  das  Ammoniumchlorid  sind  gute 
Stickstoffquellen  für  das  Leben  der  Kahmhefen.  Weinsaures  Ammonium 
und  Asparagin  sind  im  allgemeinen  schlechte  Stickstoffquellen  für  diese 
Organismen.  Das  Asparagin  wurde  mit  einer  Willia  anomala  gut  ver- 
arbeitet. 10.  Bei  mehrfacher  Überimpfung  derjenigen  Kahmhefen,  die  auf 
künstlichen  Nährlösungen  gewachsen  waren,  auf  frische,  künstliche  sterile 
Nährlösung  derselben  oder  ähnlicher  Zusammensetzung  können  die  Kahm- 
hefen gleich  gut  wachsen,  ob  nun  Ammoniumphosphat  oder  Ammonium- 
nitrat oder  Ammoniumchlorid  in  den  Nährlösungen  vorhanden  ist.  Die 
organischen  Säuren  werden  dabei  jedesmal  durch  die  Lebenstätigkeit  der 
Kahmhefen  in  geringerem  oder  größerem  Grade  zerstört  und  w^erden  u.  a. 
zum  Aufbau  neuer  Zellen  verwendet. 

Sporenbildung  einer  Hefe  unter  dem  Einfluß  einer  Bakterie. 
Von  Sartory.  ^)  —  Aus  dem  Saft  von  Pisangblättern  hat  der  Vf.  eine 
Varietät  von  Willia  Saturnus  Klöcker  isoliert.  In  Reinkulturen  kamen 
keine  Sporen  zum  Vorschein,  wohl  aber  dann,  wenn  eine  Bakterie  vor- 
handen war.     Die  Temperatur  in  letzterem  Fall  war  15 — 22^  C. 

Die  Konjugation  der  Sporen  bei  den  Hefen.  Von  M.  H.  Marchand.  2) 
—  Konjugation  der  Sporen  w'urde  bei  folgenden  11  Hefen  beobachtet: 
Saccharomycodes  Ludwigii,  Johannisberg  I  u.  II,  Sacch.  intermedius,  validus, 
ellipsoideus,  vini  Muntzii,  turbidans,  Willianus,  Bayanus  und  Willia^ saturnus. 
Die  Erscheinungen  der  Parthenogamie,  welche  eine  Zeitlang  als  Ausnahme 
bei  den  Hefen  galten,  sind  also  viel  weiter  verbreitet  und  sind  an  eine 
bestimmte  Gruppe  von  Hefen  gebunden,  ilan  trifft  sie  fast  überall,  und 
zwar  bei  den  Arten,  bei  w-elchen  bei  der  Entstehung  des  Askus  keine 
Konjugation  stattfindet.  Bemerkenswert  ist  jedenfalls,  daß  die  Gattung 
Saccharomyces  eine  ganz  beträchtliche  Zahl  von  parthenogamischen  Hefen 
enthält.  Bei  8  von  10  untersuchten  Saccharomyces-Arten  fand  Konjugation 
der  Ascosporen  statt.  —  Wenn  man  die  Hefen  nur  unter  Berücksichtigung  der 
Entwicklung  der  Sexualität  und  ihrer  sexuellen  Merkmale  ordnet,  so  muß 
man  unmittelbar  nach  Schizosaccharomyces,  Zygosaccharomyces  und  Debaryo- 
myces  die  Saccharomyces-Arten  einordnen.    Man  erhält  folgendes  Tableau: 

t  Schizosacharomyces 
Hefen  mit  Konjugation  oder   mit        Zygosaccharomyces 
I.  Gruppe        einer  Andeutung  von  Konjugation     •  Debaryomyces  globosus 

bei  Entstehung  des  Askus.  Schwanniorayces  occidentalis 

l  Torulaspora. 

irr  e  i.  TT     •       X-       j       c  f  Saccharomycodes  Ludwigii 

Hefen  mit  Konjugation  der  Sporen    I   ^.^j^  ^^^^^^^^ 
oder  parthenogamische  Helen        ^  Saccharomyces 

Hefen  ohne  Sexualität  oder  parthenogenetsche  Hefen  I   w;n  j„  anomala  usw 

1)  Compt.  rend.  Soc.  biol.  Paris  1912.  22.  558;  Ctrlbl.  Bakteriol.  U.  Abt.  1913.  37,  286.  — 
ä)  Eevne  generale  de  Botenique  1913,  25,  207.    Sonderabdruck. 


C.  Gärungserscheinungen.  433 

Eine  bestioimte  Antwort  auf  die  Frage  nach  der  Bedeutung  der 
Parthenogamie  oder  Parthenogenese  wird  erst  dann  gegeben  werden  können, 
wenn  bei  einer  noch  viel  größeren  Anzahl  von  Hefen  die  Keimung  der 
Sporen  untersucht  und  das  Verhältnis  zwischen  denjenigen,  deren  Sporen 
konjugieren,  und  denjenigen,  welche  direkt  auskeimen,  festgestellt  sein  wird. 
Es  ist  jedoch  zu  beachten,  daß  von  den  untersuchten  13  Hefen  8  sich  als 
parthenogametisch  zu  erkennen  gegeben  haben,  d.  h.  75  "/q.  Es  möchte 
also  scheinen,  als  ob  die  Parthenogenese  die  Ausnahme  bildet.  Außerdem 
drängt  sich  noch  eine  andere  Schlußfolgerung  auf,  nämlich  die,  daß  die 
Konjugation  der  Askosporen  überall  mit  den  gleichen  Merkmalen  auftritt. 
—  Die  Konjugation  der  Sporen  hat  nicht  nur  theoretisches  Interesse;  ihr 
Fehlen  oder  Vorhandensein  kann  in  manchen  Fällen  Arten  charakterisieren. 
Ein  Beispiel  dafür  sind  die  drei  ursprünglich  mit  Sacch.  Pastorianus  I,  11 
und  111,  später  als  Sacch.  Pastorianus,  intermedius  und  validus  bezeichneten 
Hefen.  Der  jetzige  Sacch.  Pastorianus  zeigt  niemals  Konjugation  der 
Sporen,  dagegen  Sacch.  intermedius  und  validus  sehr  deutlich.  Es  ist  also 
damit  ein  neues  Merkmal  zur  Unterscheidung  der  ersten  von  den  beiden 
andern  Arten  gegeben. 

Über  Geschwindigkeit  und  Größe  der  Hefevermehrung  in  Würze. 
Von  Tor  Carlson.^)  —  Luftzufuhr  erhöht  die  Wachsiumsgeschwindigkeit 
um  ca.  12  o/q,  Stickstoff  um  28  %)  während  Sauerstoff  sie  um  1.5  %  ^'©r- 
ringert.  Die  Beschleunigung  ist  durch  Entfernung  der  hemmenden  Kohlen- 
säure verursacht.  Alkohol  wirkt  stark  hemmend,  nahezu  proportional  seiner 
Menge.  Bezüglich  der  Größe  der  Hefevermehrung  wurde  gefunden,  daß 
Luftzufuhr  den  Ertrag  au  Hefe  vermehrt.  Von  der  Größe  des  Ansatzes 
ist  der  Ertrag  unabhängig,  von  großem  Einfluß  ist  dagegen  die  Konzentration 
der  Würze.  Je  verdünnter  die  Würze,  um  so  höher  der  Ertrag.  Die 
graphische  Darstellung  und  ihre  Interpretation  führen  zur  Aufstellung  einer 
„Verdünnungskonstante",  die  gleichzeitig  als  Ausdruck  der  Alkohol-Emp- 
findlichkeit der  betreffenden  Hefenkultur  gelten  kann.  Je  größer  die 
Alkoholmenge  in  der  Würze,  also  je  concentrierter  diese  ist,  um  so  geringer 
der  Hefenertrag.  Ein  Teil  des  Nährsubstrates  scheint  von  den  Zellen  zum 
Schutz  gegen  die  Einwirkung  des  Alkohols  gebunden  zu  werden. 

Über  den  Einfluß  von  Aluminium  auf  Hefe  und  Bier.  Von 
H.  Zikes.2)  —  Der  Vf.  schließt  zunächst  aus  seinen  Versuchsergebnissen, 
daß  kleine  Mengen  von  Aluminium,  wie  sie  während  der  Gärung  von 
Würze  in  Aluminiumgefäßen  in  jene  übergehen  und  von  der  Hefe  auf- 
genommen werden,  einen  gewissen  Anreiz  auf  deren  Funktionen  ausüben. 
Nach  3  Tagen  war  das  Verhältnis  der  Vermehrungsenergie  in  den  Aluminium- 
gefäßen zu  derjenigen  in  Glasgefäßen  wie  1 :  0,994.  Für  eine  Million  neu- 
gebildeter Zellen  war  die  Gärungsenergie  der  Hefe  in  den  Aluminiumgefäßen 
0,748  mg,  in  Glasgefäßen  0,70  mg.  Nach  7  Tagen  war  das  Vermehrungs- 
verhältnis 1 :  0,975,  die  Gärfähigkeit  0,942  mg  bezw.  0,926  mg.  Im  End- 
vergärungsgrad  machte  sich  eine  Eeizwirkung  des  Aluminiums  auf  die 
Hefe  nicht  bemerkbar.  Die  Generationsdauer  von  Hefe  in  Würze,  welche 
6  Stunden  in  Aluminiumbechern  erhitzt  war,  betrug  durchschnittlich  2  ^ 
29'  29"  gegenüber  1  ^  34'  30"   in  Würze,    welche  in  Glasgefäßen    erhitzt 

»■)  Biochem.  Ztschr.  1913,  57,  313-334  (A.  d.  Labor,  d.  Nobelinstit.  d.  k.  Acad.  d.  Wissensch. 
Stockholm).  —  ^)  AJlgem.  Ztschr.  f.  Bierbrauerei  u.  Makfabrik.  1913,  41,  71—74;  83—87. 

Jahresbericht  1913.  28 


434  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

war.  Die  Generationsdauer  beanspruchte  also  im  ersteren  Falle  eine  um 
30—35  Minuten  längere  Zeit.  Man  kann  dabei  nur  daran  denken,  daß 
durch  das  längere  Kochen  eine  größere  Menge  Aluminium  (vielleicht  auch 
das  im  Aluminium  enthaltene  Arsen)  gelöst  wurde.  Ähnliche  Versuche  in 
Eisen-,  Kupfer-  und  verzinnten  Kupfergefäßen  ergaben  eine  kürzere 
Generationsdauer  der  Hefe  als  in  Aluminiumgefäßen. 

Nachtrag  zu  meiner  Arbeit  „Über  den  Einfluß  von  Aluminium 
auf  Hefe  und  Bier".  Yen  Heinrich  Zikes. ^)  —  J.  Szeics  weist  in 
einer  Arbeit  „Über  einige  charakteristische  Wirkungen  des  Aluminiums  auf 
das  pflanzliche  Protoplasma"  daraufhin,  daß  die  Wirkung  des  Aluminiums 
zwei  Phasen  durchläuft.  Zuerst  ruft  das  von  der  Pflanzenzelle  auf- 
genommene Metall  eine  Erstarrung,  später  eine  Art  Auflockerung  des  Proto- 
plasmas hervor.  Man  kann  demnach  die  üntersuchungsergebnisse  von 
Zikes  ungezwungen  auch  so  erklären,  daß  während  der  kurzen  Beob- 
achtungszoit  (maximal  8  Stunden)  der  Generationsdauerbestimmung  eine  Er- 
starrung des  Protoplasmas  bei  allen  gebildeten  Zellen  die  dominierende 
Komponente  der  Wirkung  des  Aluminiums  war  und  sich  die  Zellen  lang- 
samer entwickelten  als  in  Gefäßen  anderer  Zusammensetzung,  daß  aber  im 
ersteren  Falle,  als  die  Gärwirkung  der  Zellen  nach  3  und  7  Tagen  unter- 
sucht wurde,  schon  eine  Wiederauflockerung  des  Protoplasmas  erfolgt  war 
und  sich  der  Einfluß  des  Aluminiums  auf  die  Gärfunktion  der  Hefe  als 
beschleunigender  Faktor  erwies. 

Einwirkung  von  Eisen-,  Mangan-,  Zink-  und  Kadmiumvitriol  auf 
die  Vermehrung  der  Hefe.  Von  Th.  Bokorny. -)  —  Kupfervitriol  tötet 
die  Bierhefe  schon  bei  einer  Verdünnung  von  0,001  %.  Das  Gärvermögen 
wird  selbst  binnen  5  Tagen  durch  0,1  ^/q  nicht  unterdrückt.  Ein  fördernder 
Einfluß  wurde  bei  keiner  Verdünnung  festgestellt.  —  0,5  °/o  Eisenvitriol 
sind  tödlich  für  Bierhefe;  wahrscheinlich  reichen  schon  geringere  Concentra- 
tionen  aus.  —  1  ^/q  Zinkvitriol  unterdrückt  das  Bierhefenwachstum  gänz- 
lich, nicht  ganz  das  Wachstum  mancher  Bakterien.  0,25  °/(,  wirken  noch 
etwas  schädlich  auf  Hefe,  0,1  %  nicht  mehr.  Reizwirkung  ist  bei  keiner 
Concentration  zu  erkennen.  —  Kadmiumvitriol  ist  weit  giftiger  als  Zink- 
vitriol; 0,025%  wirken  noch  schädlich  auf  Bierhefe  ein.  Auch  für 
Bakterien  ist  es  giftiger  als  Zinkvitriol.  —  Manganvitriol  ist  füi  Bierhefe 
fast  unschädlich.  Erst  3 — 5  ^/q  hindern  die  Vermehrung.  0,02  %  üben 
Reizwirkung  (Wachstumsbeschleunigung)  bei  Blütenpflanzen  aus.  —  Kobalt- 
nitrat ist  für  Hefe  sehr  giftig;  schon  0,01%  hindern  die  Vermehrung  der 
Bierhefe,  aber  nicht  die  Gärung.  —  0,5  ^/q  Nickelsulfat  sind  für  Hefe  töd- 
lich, 0,1  °/o  nicht  mehr. 

Das  Wachstum  einiger  Hefen  und  Pilze  in  gleichwertigen 
Alkohol-  und  Zuckerlösungen.  Von  P.  Lindner. 3)  —  Zu  je  10  ccm 
einer  Nährlösung,  bestehend  aus  0,025%  ^gSO^,  0,5%  KHgPO^,  0,5  7o 
(NH4)2S04  wurden  je  0,25  g  einer  Zuckerart  bezw.  Alkohol  zugegeben,  so 
daß  die  Lösung  2,5  procent.  wurde.  Um  eine  gleichmäßige  Hefenaussaat 
zu  erzielen,  wurde  jede  Hefe  in  etwas  sterilem  Wasser  verrührt  \md  von 
dieser    Mischung   auf  jedes  Fläschchen  2  Tropfen    verteilt.     Die   Kulturen 


1)   AUgem.   Ztschr.    f.    Bierbrauerei   u.   Malzfabrik.    1913,    41,    142.    —   s)   Allgem.   Braner-    u. 
Hopfenzeit.  1913,  13,  223—225.  —  s)  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  30,  457—460. 


C.  Gärungserscheinungen.  435 

■wurden  19  Tage  bei  Zimmertemperatur  im  dunkeln  aufbewahrt.  Die  bei- 
gegebenen Bilder  zeigen  ohne  weiteres,  daß  da,  wo  Alkohol  gut  assimiliert 
wird,  er  den  Zuckerarten  augenscheinlich  gleichwertige  Ergebnisse  gibt. 
Die  Versuchsergebnisse  sind  außerdem  in  Tabellen  zusammengefaßt.  Auf 
Einzelheiten  einzugehen,  ist  nicht  möglich.  Der  Assimilationsversuch  mit 
Alkohol  bildet  ein  neues  brauchbares  Hilfsmittel  zur  Charakterisierung  der 
Pilze,  er  bietet  den  besonderen  Yorteil,  daß  man  nicht  mit  solchen  Ver- 
unreinigungen zu  rechnen  hat  wie  bei  manchen  Zuckerarten. 

Einwirkung  von  Estern  auf  Hefen  und  andere  Sproßpilze.  Yon 
H.  Will  und  R.  Heuß.  ^)  —  Die  Ester  werden  von  verschiedener  Seite 
(Delbrück,  Lindner)  als  Schutz-  und  Kampfmittel  der  Mikroorganismen 
bei  dem  Wettbewerb  untereinander  betrachtet.  Systematische  Untersuchungen, 
die  wenigstens  einigermaßen  eine  Grundlage  für  die  Beurteilung,  wenn 
auch  nicht  die  restlose  Losung  der  Frage  bringen  würden,  lagen  bis  jetzt 
nicht  vor.  Die  Fragestellung  war  zunächst  folgende:  1.  Wirken  die  Ester 
auf  die  vegetative  Funktion  der  Hefen  und  anderer  Sproßpilze?  a)  Welche 
Mengen  der  Ester  hemmen  bei  Zusatz  zu  einer  für  die  Vermehrung  der 
Versuchsorganismen  günstig  zusammengesetzten  Nährlösung  deren  Ent- 
wicklung? b)  Durch  welche  Mengen  werden  die  Versuchsorganismen  unter 
sonst  gleichen  Bedingungen  abgetötet?  2.  Assimilieren  die  Versuchs- 
organismen die  Ester?  3.  Welche  Vorgänge  spielen  sich  dabei  ab.  Zu  den 
Untersuchungen  kamen  23  Organismen  und  Essigsäureäthylester  (Siedepunkt 
77  **)  und  Essigsäureamylester  (Isoamylester,  Siedepunkt  137  ^).  Die  vor- 
liegenden Untersuchungen  führten  im  wesentlichen  zu  folgenden  Schluß- 
folgerungen: I.  Würze  mit  Esterzusatz.  1.  Die  beiden  Ester  wirken 
in  geringerer  Menge  in  der  Regel  fördernd,  in  größerer  Menge  verzögernd 
und  hemmend  auf  die  Vermehrung  der  geprüften  Sproßpilze.  2.  Die  Ver- 
zögerung steht  in  direktem  Verhältnis  zur  zugesetzten  Estermenge.  3.  Einer 
anfangs  hervorgerufenen  Verzögerung  folgt  in  vielen  Fällen  eine  Be- 
schleunigung der  Vermehrung.  4.  Beide  Ester  können  bei  spontanen 
Gärungen  nicht  als  Kampfmittel  der  sich  gleichzeitig  entwickelnden  Sproß- 
pilze angesprochen  werden,  da  geringe  Mengen  der  Ester  fördernd  auf  die 
Vermehrung  wirken  und  die  für  alle  geprüften  Organismen  festgestellten 
Grenzconcentrationen  bedeutender  sind,  als  die,  soweit  bekannt,  bei  natür- 
lichen Gärungen  auftretenden  Estermengen.  5.  Der  Amylester  ist  giftiger 
als  der  Äthylester.  6.  Gegen  Äthylester  waren  die  Kulturhefen  widerstands- 
fähiger als  die  wilden  Hefen  und  die  hautbildenden  Sproßpilze.  IL  Mine- 
ralische Nährlösung  mit  Esterzusatz.  1.  Die  beiden  Ester  können 
den  verschiedensten  Sproßpilzen  mit  Ausnahme  der  Apiculatusformen  als 
Kohlen  Stoff  quelle  dienen.  Fast  alle  verwendeten  Organismen  kamen  aber 
auch  in  mineralischer  Nährlösung  ohne  jeden  Kohlenstoffzusatz  fort,  wahr- 
scheinlich infolge  von  Nahrungsaufnahme  aus  der  Luft.  Das  Wachstum 
war  jedoch  in  den  mit  Ester  versetzten  Kulturen  im  allgemeinen  ein 
besseres,  als  im  Kontrollversuch.  2.  Die  beiden  Ester  wirkten,  im  Gegen- 
satz zu  Würze  als  Nährlösung,  schon  in  geringen  Mengen  verzögernd.  Eine 
auf  die  Verzögerung  folgende  Beschleunigung  der  Vermehrung  wurde  nicht 
beobachtet.     3.    Die  Verzögerung  war  wieder   direkt   proportional   der   zu- 


1)  Ctrlb!.  Bakteriol.  R.  Abt.  1913,  38,  539—576. 

28* 


436  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

gefügten  Estermenge.  4.  Bezüglich  der  Auffassung  der  beiden  Ester  als 
Kampfmittel  bei  spontanen  Gärungen  gilt  in  Hinsicht  auf  die  festgestellten 
Grenzconcentrationen  dasselbe  wie  bei  I.  5.  Gegen  die  beiden  Ester  waren 
in  diesem  Fall  die  hautbildenden  Sproßpilze  und  die  wilden  Hefen  wider- 
standsfähiger als  die  Kulturhefen. 

Die  Bestimmung  der  Generationsdauer  —  ein  Kriterium  zur  Be- 
urteilung ihrer  Beeinflussung  durch  äußere  Faktoren.  Von  H.  Zikes.^) 
—  Es  wurde  die  Beobachtung  gemacht,  daß  man  aus  der  Generationsdauer 
einer  Hefe,  d.  h.  die  Zeit,  innerhalb  welcher  aus  einer  Zelle  eine  zweite 
entsteht,  in  sehr  präziser  Weise  auf  die  Güte  des  betreffenden  Substrates 
schließen  kann.  So  vermag  man  aus  der  Generationsdauer  leicht  zu  er- 
kennen, ob  die  Metallsubstanz  der  Kochgefäße  nicht  schädigende  Stoffe  an 
die  Bierwürze  abgibt.  Zur  Durchführung  der  Versuche  wurde  Bierwürze 
in  verschiedenen  Metallgefäßen  gekocht  und  mit  frisch  regenerierter  Hefe 
beimpft.  Hierauf  wurde  die  Tröpfchenkultur  angelegt  und  nach  7 — 8 
Stunden  die  aus  einer  Zelle  hervorgegangenen  Nachkommen  gezählt. 
Die  Generationsdauer  wurde  aus  Formel  x  =  "^^  °^jj  (Pedersen)  be- 
rechnet, worin  M.  die  Anzahl  der  aus  einer  Zelle  entstandenen  Tochter- 
zellen und  t  die  beobachtete  Wuchszeit  bedeuten.  Es  betrug  z.  B.  nach 
dieser  Berechnung  die  Generationsdauer  der  Hefe  in  Würze  (bei  18^), 
welche  in  verzinnten  Kupfergefäßen  gekocht  wurde,  durchschnittlich  2  Std. 
45  Min.,  in  Eisengefäßen  2  Std.  4  Min.,  in  Kupfergefäßen  2  Std,  24  Min., 
woraus  hervorgeht,  daß  die  Würze  in  verzinnten  Kupfergefäßen  am  wenigsten 
ungünstig  beeinflußt  wird. 

Die  natürlichen  Riesenkolonien  der  Hefe.  Von  Teizo  Takahashi.^) 
Als  natürliche  Riesenkolonien  bezeichnet  der  Vf.  die  auf  Plattenkulturen 
herangewachsenen  großen  Kolonien.  Die  natürlichen  Riesenkolonien  werden 
in  den  Plattenkulturen  beobachtet,  wenn  nur  wenige  Kolonien  entstehen. 
Die  Riesenkolonien,  welche  nur  aus  einer  einzigen  Zelle  entstehen,  sind  für 
die  verschiedenen  Varietä,ten  der  Hefe  sehr  charakteristisch.  Die  Art  ihrer 
Heranzüchtung  ist  für  die  Identifizierung  von  Varietäten  der  Hefe  sehr 
geeignet  und  natürlicher  als  Lindner's  Riesenkolonien. 

Die  Widerstandsfähigkeit  eines  bei  verschiedenen  Temperaturen 
herangezüchteten  Hefenmateriales  gegenüber  verschiedenen  Des- 
infektionsmitteln und  der  Einfluß  der  Temperatur  während  der  Ein- 
wirkung der  letzteren.  Von  P.  Lindner  und  O.  Schmidt.^)  —  Aufgabe 
der  Arbeit  sollte  sein,  festzustellen,  wie  groß  der  Einfluß  von  Würze  und 
Würzegelatine  als  Nährmedium  und  die  Wachstumstemperaturen  von  10,  15, 
und  25^  auf  den  physiologischen  Zustand  und  damit  auf  die  Widerstands- 
fähigkeit der  Organismen  ist.  Zu  den  Versuchen  wurde  verwendet:  Sacch. 
turbidans,  Sacch.  validus,  Sacch.  cratericus  und  Stamm  93.  Auf  diese  wirkten 
folgende  Desinfektionsmittel  ein:  Sublimat,  Formalin,  Fluorammonium,  An- 
tiformin.  Sublimat  wurde  in  der  Verdünnung  1:1000  und  1:10000  zur 
Anwendung  gebracht,  die  übrigen  Desinfektionsmittel  in  1-,  2-  und  öprocent. 
Lösung.  Die  Reinkulturen  wurden  zunächst  dreimal  bei  25°  in  Würze 
aufgefrischt  und  von   diesen  Kulturen    das  Versuchsmaterial  in    der  Weise 

1)  Allgem.  Ztschr.  f.  Bierbr.  u.  Malzfabr.  1912.  40,  254—256.  —  «)  Joum.  of  the  College  of  Agric. 
Imp.  Univ.  Tokyo  1913,  5,  163—165.  —  »)  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  30,  249-251,  265—268. 


C.   Gärungserscheinungen.  437 

gewonnen,  daß  eine  Einimpfung  in  100  ccm.  Würzefläschchen  und  auf 
14procent.  Würzegelatine  in  Vierkantfläschchen  gemacht  wurde.  Die  in 
Würze  gewachsene  Hefe  wurde  abcentrifugiert.  Das  Verhältnis  von  Hefe 
zu  Desinfektionsmittel  wurde  so  gewählt,  daß  1 — 2  g  diekbreiige  Hefe  in 
50  ccm  Flüssigkeit  gegeben  wurden.  Da  das  Heranzüchten  der  Hefen  auf 
Würzegelatine  ziemlich  lange  Zeit  in  Anspruch  nahm,  außerdem  die  Aus- 
beute recht  gering  ist,  wurde  mit  entsprechend  kleineren  Mengen  gearbeitet. 
Nachdem  die  Hefe  dem  Desinfektionsmittel  eine  bestimmte  Zeit  ausgesetzt 
war,  wurde  eine  Platinöse  voll  in  steigende  Würzemengen  übertragen,  um 
zu  sehen,  ob  das  mit  in  die  Würze  gelangte  Desinfektionsmittel  in  dieser 
noch  wirksam  war.  Schon  bei  2  Tropfen  Würze  war  eine  Wirkung  nicht 
mehr  festzustellen.  Es  erwies  sich  als  zweckmäßig,  die  Hefemischung  in 
drei  Tropfen  einzutragen.  Als  Verdünnungsgefäß  wurden  Schönfeld'sche 
Platten  benutzt.  Die  Vff.  kommen  zu  folgenden  Schlußfolgerungen.  1.  Die 
bei  verschiedenen  Temperaturen  gezüchteten  Hefen  besitzen  demselben  Des- 
infektionsmittel gegenüber  verschiedene  Widerstandsfähigkeit.  2.  Die 
optimale  Temperatur  für  die  Züchtung  des  wiederstandsfähigsten  Materials 
ist  bei  verschiedenen  Hefen  verschieden.  3.  Das  auf  Würzegelatine  ge- 
wachsene Material  kann  infolge  seiner  Neigung  zur  Klumpenbildung  nicht 
zur  einwandfreien  Feststellung  der  keimtötenden  Kraft  der  Desinfektions- 
mittel verwendet  werden.  4.  Die  Zerstörungskraft  der  untersuchten  Des- 
infektionsmittel wird  durch  Temperaturen,  die  zwischen  10  und  25  **  liegen, 
nicht  merklich  beeinflußt. 

Einige    orientierende    Versuche    über    die    Thermogenität    ver- 
schiedener   Hefen    in    Glucosewürze.     Von    Heinrich   Zikes.  ^)   —  Der 

Vf.  hat  bei  einer  größeren  Anzahl  von  Sproßpilzen  die  Temperaturerhöhung 
gemessen,  welche  bei  der  Vergärung  einer  5  procent.  Glucosewürze  erzeugt 
wird.  Die  Versuche  wurden  in  folgender,  methodisch  ziemlich  einfacher 
Weise  ausgeführt.  Die  zu  prüfenden  Hefen  wurden  zuerst  in  kurzer  Folge 
einige  Male  in  5  procent.  Glucosewürze  vermehrt.  Als  Gärgefäß  diente  ein 
gewöhnliches  Pulverglas  von  1  1  Inhalt,  welches  mit  300  ccm  Glucose- 
würze beschickt  und  sterilisiert  wurde.  Das  Glas  war  doppelt  isoliert. 
Der  ganze  Apparat  wurde  jedesmal,  bevor  die  Hefe  zugesetzt  wurde, 
48  Std.  lang  in  einem  Thermostaten  bei  einer  durchschnittlichen  Temperatur 
von  25,5°  C.  belassen.  Diese  wurde  mittels  in  Y^o"  geteilte  Thermometer 
abgelesen.  Die  stärker  gärenden  Hefen,  wie  Sacch.  Logos,  thermantitonum, 
Preßhefe  und  Schizosacch.  Pombe  führten  eine  Temperatursteigerung  von 
über  20 %o  herbei;  es  sind  dies  Hefen,  welche  neben  Mono-  und  Di- 
sacchariden  auch  Polysaccharide  vergären  können.  Die  gewöhnliche  Bier- 
hefe Frohberg  ergab  eine  Temperaturerhöhung  von  17  7io.'  sie  produciert 
also  mehr  Wärme  als  die  Bierhefe  Saaz.  Sacch.  pastorianus,  validus  und 
ellipsoideus  wiesen  so  ziemlich  die  gleiche  Höhe  in  der  Wärmebildung  auf 
(17 — 19  7io)-  Sacch.  intermedius  erreichte  nur  14"/io.  Die  Gruppe  der 
Hansenia-  (früher  Apiculatushefe)  und  Torulahefen,  welche  nur  Monosaccharide 
vergären  köunen,  erzeugten  nur  Temperaturerhöhungen  von  6 — S^/^q; 
Pichia  membranaefaciens,  Mycoderma  cerevisiae  und  rubra  rufen  trotz 
üppigster  Vermehrung  keine  Temperaturerhöhung  herbei.    Die  Temperaturen 


1)  Allgem.  Ztschr.  f.  Bierbr.  u.  Malzfabrii.  1913,  41,  122  u.  123. 


438  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

stiegen  anfangs  meist  rasch  an,  bis  sie  ein  Maximum  erreichten,  um  dann 
mehr  oder  weniger  langsam  zu  fallen.  Die  mitgeteilten  Zahlen  besitzen 
nur  einen  Vergleichs  wert  und  können  infolge  der  ganzen  Versuchsanordnung 
auf  eine  größere  Genauigkeit  keinen  Anspruch  erheben.  Nichtsdestoweniger 
läßt  sich  aus  jenen  eine  gewisse  Gesetzmäßigkeit  zwischen  der  Art  der 
Organismen  und  der  von  ihnen  erzeugten  Gärungswärme  erkennen. 

Haupthefe  der  Sojamaische.  Von  G.  Kita.^)  —  Bei  der  Soja- 
bereitung spielt  die  Alkoholgärung  neben  diastatischen,  proteolytischen  und 
Säure  producierenden  Processen  eine  wichtige  Rolle.  Der  Vf.  isolierte  aus 
Sojamaische  eine  Torula-Art,  die  in  den  meisten  Punkten  die  gleichen 
Eigenschaften  wie  Sacch.  Soja  Saito  besaß.  Diese  Hefe,  welche  den  Unter- 
suchungen von  Saito  zufolge  die  wichtigste  Hefe  der  Sojamaische  sein 
soll,  wurde  niemals  gefunden.  Die  Zellen  der  Torula  sind  meist  rund  und 
besitzen  eine  dicke  Membran.  Größe  4,5 — 8  /t«.  Riesenkolonien  auf 
Kojigelatine-Agar  in  der  Mitte  eingesenkt,  Oberfläche  körnig.  In  Koji- 
dekokt  mit  oder  ohne  Kochsalz  gedeiht  die  Torula  üppig,  setzt  sich  ab 
und  bildet  nur  einen  Hefering.  Vergärt  Glucose  und  Maltose,  aber  nicht 
Sucrose,  Galactose,  Lactose,  Raffinose  und  Arabinose.  Zerriebene  Zellen 
enthalten  Invertase;  wahrscheinlich  wird  dieses  Enzym  erst  bei  der  Zer- 
störung der  Hefenzellen  gebildet^  da  die  lebende  Zelle  Sucrose  nicht  zu 
vergären  vermag.  Die  Hefe  gärt  sehr  energisch  bei  28°  C,  aber  sehr 
schwach  bei  40°  C.  Die  Gärkraft  wird  durch  lOprocent.  Kochsalz  nicht  ge- 
hindert, sondern  anfangs  sogar  gefördert.  Durch  lOprocent.  Alkohol  wird  sie 
herabgedrückt.  Die  wiederholte  Kultur  der  Hefe  in  Koj idekokt  mit  Koch- 
salz vermehrt  die  Hefenzahl,  vermindert  aber  ihre  Größe.  Dia  wiederholte 
Kultur  der  Hefe  in  Würze  ohne  Salz  verringert  nicht  ihre  Gärkraft  in 
gesalzener  Würze,  aber  die  Gärkraft  in  Würze  ohne  Salz  wurde  durch  die 
wiederholte  Kultur  in  Salzlösung  erhöht. 

Medusomyces  Gisevü,  eine  neue  Gattung  und  Art  der  Hefepilze. 
Von  G.  Lindau.")  —  Gisevius  hat  auf  das  Vorkommen  einer  Hefenart 
aufmerksam  gemacht,  die  in  Curland  seit  altersher  im  Haushalt  von  den 
Köchinnen  auf  gezuckertem  Teeaufguß  weiter  gezüchtet  wird.  Dieser 
überzieht  sich  bald  mit  einer  eigentümlichen  gelatinösen  Decke  und  macht 
ihn  eigentümlich  aromatisch.  Der  Duft  erinnert  an  Fruchtessenz,  wird 
jedoch  bei  älteren  Kulturen  oder  bei  zu  selten  erfolgender  Erneuerung 
der  Nährflüssigkeit  stechend  essigartig.  Die  zähe  Decke  wird  von  den 
Köchinnen  und  Dienstmädchen  gegen  alle  möglichen  Krankheiten  benutzt. 
Wegen  der  quallenartigen  Struktur  hat  Lindau  den  Namen  Medusomyces 
gewählt.  Die  Hefe  selbst  ist  5,5 — 8,5  ft  lang  und  1,5 — 3,8  [x  breit. 
Der  Vf.  stellt  die  Hefe  zu  den  Mycoderma- Arten. 

Die  vermeintliche  neue  Hefe  Medusomyces  Gisevü.  Von  P. 
Lindner. ^)  —  Der  Vf.  hat  das  Curländische  Material  von  Lindau  über- 
prüft und  festgestellt,  daß  es  sich  bei  der  von  diesem  vorläufig  als  Meduso- 
myces Gisevü  benannten  Pilzmasse  zunächst  um  eine  Zooglöe  von 
Stäbchenbakterien  mit  schleimigen  Wänden  handelt  (Bact.  xylinum),  in 
der  ganze  Nester  von  Sproßpilzen  eingesprengt  waren.    Die  Art  der  Sproß- 

1)  Orig.-Mitt.  8.  intern.  Kongreß  f.  angew.  Chem.  14,  99—106.  —  ")  Ber.  deutsch,  botaii.  Ges 
1913,  31,  243-248.  —  ')  Ebend.  364—368. 


C.   Gärungserscheinungen.  439 

pilze  wechselt  vielfach,  doch  finden  sich  vorwiegend  Mycodermaformen, 
Torula,  elliptische  Hefen,  exiguusartige  Formen  und  Saccharomycodes 
Ludwigii.  Nach  dem  Einbringen  eines  Hautstückchens  in  einen  Teeaufguß 
breitete  sich  von  jenem  auf  dem  Boden  des  Gefäßes  ein  weißer,  staubiger 
Bodensatz  von  Torula  aus.  Auf  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  tiat  eine 
Kaamhefe  auf.  Unterhalb  dieser  entwickelte  sich  Bacterium  xylinum,  das 
infolge  der  Alkoholbildung  durch  die  ßodensatzhefen  Essigsäure  bildete. 
Der  erste  Ansatz  des  gezuckerten  Teeaufgusses  hatte  nach  2 — 3  Wochen 
eine  sehr  starke  Säuerung  ergeben,  der  zweite  zeichnete  sich  in  den 
nächsten  Tagen  durch  eine  noch  durchsichtigere  Hautbildung  an  der  Ober- 
fläche aus.  Infolge  der  zu  starken  Säuerung  des  ersten  Ansatzes  war  nur 
wenig  Hefe  zur  Aussaat  gelangt.  In  einem  gleichzeitig  untersuchten 
Berliner  Material  traten  neben  den  im  Curländer  vorhandenen  Organismen 
noch  Apiculatusformen  auf.  Nach  Mitteilungen  von  Boltenstern  wird 
in  Ost-  und  Westpreußen  nach  ähnlichem  Rezept,  wie  es  die  Curländer 
Köchinnen  anwenden,  Essig  für  den  Haushalt  bereitet.  Die  von  Henne- 
berg untersuchten  Proben  zeigten  neben  dem  Bact,  xylinum  noch 
Schizosaccharomyces  Pombe.  Nach  alten  Überlieferungen  soJl  diese  Essig- 
bereitung aus  England  eingeführt  sein. 

Milchsäurebildung  durch  Essigbakterien.  Von  A.  Osterwalder.  ^) 
—  Der  Vf.  zieht  folgende  Schlußfolgerungen:  1.  Verschiedene  Essig- 
bakterien (Bact.  0  und  r)  bilden  bei  der  Essigsäuregärung  oft  recht  erhebliche 
Mengen  Milchsäure  als  Nebenproduct.  2.  Die  von  diesen  Essigbakterien 
erzeugte  Menge  Milchsäure  tritt  nur  in  Gegenwart  von  Alkohol  auf  und 
rührt  von  diesem  her,  sei  es,  daß  sie  direkt  daraus  entsteht  oder  nach- 
träglich aus  der  Essigsäure.  3.  Äpfelsäure  wird  von  den  genannten  Essig- 
bakterien angegriffen,  vergoren,  aber  ohne  Bildung  von  Milchsäure. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  sog.  schwarzen  Hefen.  Von  H.  Will 
und  F.  Noldin.2)  —  Das  Hauptergebnis  der  Untersuchung  ist,  daß  die 
untersuchten  drei  Pilzformen  morphologisch  und  physiologisch  einander  sehr 
nahe  stehen  und  sehr  wahrscheinlich  nur  Varietäten  der  gleichen  Art  sind. 
Die  drei  Pilzformen  sind  Hypbomyceten.  Sie  besitzen  einerseits  ein 
typisches  Mycel,  anderseits  erzeugen  sie  ein  Sproßmycel.  Das  typische 
Mycel  erscheint  wenig  verzweigt.  Es  erzeugt  entweder  direkt  oder  auf 
ganz  kurzen  Seitenästen  gestreckt -ellipsoidische,  eiförmige  oder  kugel- 
förmige Konidien.  Diese  Konidien  vermehren  sich  entweder  in  zahlreichen 
Generationen  durch  Sprossung,  oder  sie  wachsen  direkt  wieder  zu  Hyphen 
aus.  Konidien  mit  verdickter  Wandung  (Gemmen).  Keine  Sporenbildung 
in  den  Sproßzellen.  Wandung  der  Hyphen  anfangs  farblos,  später  olivgrün, 
häufig  verdickt  (Gemmen).  In  Nährlösungen  Entwicklung  von  Pilzrasen, 
sowohl  an  der  Wand  des  Kulturgefäßes  festsitzend  als  auch  freischwimmend. 
Bodensatz  entweder  schlammartig  oder  flockig,  je  nachdem  er  aus  Sproß- 
konidien  oder  aus  Mycel  besteht.  Bei  starkem  Wachstum  Vereinigung 
der  längs  des  Flüssigkeitsrandes  festsitzenden  Rasen  zu  einem  Ring,  der 
freischwimmenden  zu  einer  Oberflächenvegetation.  Oberflächenvegetatiou 
entweder   weich,    mehr  oder   weniger   glatt,    schwarzgefärbt  und   lackartig 


1)  Ctrlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  37,  353-364.  —  ^)  Ebend.  39,  1—26  (Mitt.  d.  Wissenschaftl. 
Stat.  f.  Brauerei  in  München). 


440  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

glänzend  oder  knorpelartig  dick,  samtartig  oder  wollig,  grau  bis  dunkel- 
grün gefärbt.  Pilzrasen:  dichtes  Oewebe  von  Hyphen  mit  zahlreichen 
eingeschlossenen  Konidien.  Zottenbildung  an  der  Oberfläche  der  Pilzrasen 
in  sehr  günstig  zusammengesetzten  Nährlösungen.  Oberfläche  der  Riesen- 
kolonien im  ersten  Entwicklungsstadium  auf  günstig  wie  auf  ungünstig 
zusammengesetzten  Nährböden  mehr  oder  weniger  glatt,  dunkelgrün  bis 
schwarz  gefärbt  (Charakter  wie  bei  den  Saccharomyceten.)  Auf  günstigen 
Nährböden  Oberfläche  später  grob  gefaltet,  samtartig  oder  von  einem  „Pelz" 
(Luftmycel)  bedeckt,  graugrün  bis  dunkelgrün  gefärbt.  Von  der  unteren 
Seite  des  Belages  aus  lockere  Fortsätze  im  Nährboden,  spiralig  gewunden, 
steril  oder  mit  Konidien;  zuweilen  reichlich  verzweigte  Verbände  lang- 
gestreckter Sproßzellen.  Obere  Grenztemperatur  für  die  Wachstumsfähigkeit 
35^  C.  Grenztemperatur  bei  30  Min.  langem  Erhitzen  48*^0.  Entwicklungs- 
hemmung in  Würze  durch  4  Vol.-Proc.  Äthylalkohol,  Abtötung  durch 
11  Vol.-Proc.  Widerstandsfähigkeit  gegen  Säuren  gering.  Keine  Säure- 
assimilation, ausgenommen  Bernsteinsäure  durch  Form  III.  Kein  Gär- 
vermögen. —  Für  die  Bestimmung  der  systematischen  Stellung  der  drei 
Pilzformen  reichen  die  bis  jetzt  erlangten  üntersuchungsergebnisse  nicht 
aus.  Soviel  steht  aber  jedenfalls  fest,  daß  die  Bezeichnungen  Saccharo- 
myces  niger,  Torula  nigra  und  „schwarze  Hefe"  für  die  beschriebene  Pilz- 
art und  ihre  Varietäten,  da  sie  in  keiner  Weise  gerechtfertigt  sind,  fallen 
müssen. 

Die  Bedeutung  der  technischen  Anwendung  des  Oidium  lupuli. 
Von  G.  Kita,  ^)  —  Das  Oidium  lupuli  wird  nach  der  Untersuchung  des 
Yf.  mit  Vorteil  bei  der  Alkoholbereitung  angewendet,  weil  es  nur  geringe 
Mengen  Nährstoffe  verbraucht  und  kräftig  verzuckert,  wenn  ihm  Stärke- 
verflüssigungsenzym zugesetzt  wird,  da  es  ihm  an  diesem  Enzym  mangelt. 
Die  Optimaltemperatur  für  das  Wachstum  ist  35"  C.  Das  Optimum  für 
die  Verzuckerung  liegt  bei  55°  C,  der  durch  den  Pilz  gebildete  Zucker  ist 
hauptsächlich  Glucose.  Das  Enzym präparat  enthält  fast  kein  maltose- 
spaltendes Enzym.  Das  Vorhandensein  der  dextrin-  und  saccharose- 
spaltenden Enzyme  wurde  bestätigt.     Der  Pilz  bildet  Alkohol. 

Der  physiologische  Unterschied  der  Varietäten  des  Aspergillus 
Oryzae,  welcher  in  den  drei  Hauptindustrien  Japans,  nämlich  Sak€-, 
Schöyu-  und  Tamari- Fabrikation  angewendet  werden.  Von  T.  Taka- 
hashi  und  T.  Yamamoto. -)  —  Die  physiologischen  Unterschiede  zwischen 
den  Pilzen  des  Sake-,  Schöyu-  und  Tamari-Koji  sind  auffällig,  besonders 
hinsichtlich  der  Bildung  von  Aminosäuren,  Zuckern,  Estern,  Ammoniak  und 
hinsichtlich  der  Gelatineverflüssigung.  Es  bestehen  Unterschiede  zwischen 
den  Varietäten  des  Aspergillus  Oryzae,  welcher  in  der  Sakeiudustrie  ver- 
wendet wird,  aber  die  Unterschiede  zwischen  den  aus  den  drei  Industrien 
isolierten  Pilzen  sind  größer  als  die  Unterschiede  zwischen  den  Varietäten, 
welche  in  denselben  Industriezweigen  benutzt  werden.  Die  Bildung  von 
Zucker  ist  bei  den  Varietäten  des  in  der  Sakebrauerei  gewöhnlich  verwendeten 
Pilzes  größer  als  bei  den  Varietäten  des  Schöyu  und  Tamari;  umgekehrt 
ist  es  in  Beziehung  auf  die  Peptonisierung,  auf   die  Bildung   von  Amino- 


1)  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  464  u.  465.  —  2)  Journ.  of  the  Coli,  oi  Agric.  Imp.  Univ.  of 
Tokyo  1913,  5,  153-161. 


C.   Gärungsersclieinungen.  441 

säuren  oder  die  Bildung  von  Ammoniak.  Die  Bildung  größerer  Mengen 
von  Aminosäuren  im  Stadium  der  Sporenbildung  des  Pilzes  als  im  Stadium 
der  Mycelbildung  macht  es  erklärlich,  warum  bei  der  Herstellung  von 
Schöyu  oder  Tamari  Koji  im  Sporenstadium,  bei  der  Sakebrauerei  dagegen 
im  Mycelstadium  angewendet  wird. 

Einwirkung  von  Ozon  auf  Hefe  und  Bakterien.  Von  Carl 
A.  Nowak.  1)  —  Bierhefe  wurde  zwischen  Filtrierpapier  abgepreßt  und  in 
5  Portionen  von  je  5  g  mit  125  ccm  Wasser  angeschlämmt.  Die  Lösungen 
wurden  0,5,  10,  20  und  45  Minuten  mit  ozonisierter  Luft  behandelt.  Über 
Nacht  absitzen  lassen,  die  Flüssigkeit  abgießen,  die  Hefe  mit  500  ccm  Würze 
(D.  1,05)  anschlämmen  und  bei  ca.  9  ^  gären  lassen.  Von  Tag  zu  Tag 
wurden  Messungen  mit  dem  Saccharometer  ausgeführt,  nach  8  Tagen  außer- 
dem mikroskopische  Untersuchung.  Es  ergab  sich  folgendes:  die  nicht  be- 
handelte Probe  enthielt  die  größte  Anzahl  Bakterien  (13  auf  1000  Zellen), 
bei  den  behandelten  Proben  war  der  Bakteriengehalt  gesunken  (im  Mittel 
8  auf  1000  Hefezellen),  doch  war  kein  Unterschied  betreffs  der  Länge  der 
Ozonbehandlung  zu  sehen.  Die  Saccharometerbestimraungen  ergaben,  daß 
ozonisierte  Hefe  je  nach  der  Länge  der  Ozonwirkung  langsamer  gor;  im 
Laufe  der  Zeit  fand  eine  Überwindung  der  wachstumshindernden  Eigen- 
schaften des  Ozons  statt.  Jedoch  eignet  sich  für  die  Praxis  am  besten 
die  Ozonisierung  von  5  Minuten,  da  das  Wachstum  der  Hefen  am  besten 
verlief. 

Versuche  über  die  Lebensdauer  reingezüchteter  Weinhefen  in 
lOprocent.  Rohrzuckerlösung.  Von  Rieh.  Meißner.  2)  —  Der  Vf.  berichtet 
über  die  Fortsetzung  seiner  Beobachtungen  an  reingezüchteten  Weinhefen 
in  lOprocent.  Rohrzuckerlösung,  welche  er  im  Jahre  1901  begonnen  und  im 
Jahre  1912  zusammengefaßt  hat  (Zeitschr.  f.  Gärungsphysiol.  1912,  1,  106). 
Von  35  Weinhefenrassen  waren  bis  zum  Jahre  1911  (innerhalb  lOy^  Jahren) 
15  in  einer  lOprocent.  Rohrzuckerlösung,  obwohl  diese  nicht  erneuert 
worden  war,  am  Leben  geblieben.  Jene  15  Hefenrassen  waren  auch  noch 
im  Dezember  1912  am  Leben.  Zunächst  machte  sich  in  den  geimpften 
Traubensäften  eine  Vermehrung  der  Rasse  Schwaigern  Nr.  5,  Helfenberg 
Nr.  7  und  Stuttgart  Nr.  24  bemerkbar.  Am  3.  Tag  goren  die  Hefen: 
Weikersheim  Nr.  3,  Schwaigern  Nr.  5,  Helfenberg  Nr.  7,  Mundelsteiu  Nr.  14, 
Weinsberg  Nr.  16,  Verrenberg  Nr.  21  und  Stuttgart  Nr.  25.  Am  4.  Tag 
waren  9  Hefen  in  Gärung,  3  Kulturen  waren  trüb,  3  noch  nicht  gewachsen. 
Nach  25  Tagen  gor  auch  der  mit  der  Hefe  Weikersheim  Nr.  2  geimpfte 
Traubensaft,  nachdem  inzwischen  aiich  die  noch  übrigen  Hefen  zur  Gärung 
gekommen  waren.  Somit  waren  alle  15  Hefenrassen  nach  IIY4  Jahren 
noch  am  Leben.  —  Es  war  noch  die  Frage  zu  prüfen,  ob  nicht  etwa  die 
so  lange  Zeit  hindurch  aufbewahrten  Reinhefen  in  ihrem  Aikoholbildungs- 
vermögen  schwächer  werden.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  4000  ccm  1911er 
Traubensaft  mit  je  einer  Öse  derjenigen  Hefen  geimpft,  welche  von  der 
ersten  in  den  Freudenreich-Kölbchen  aufbewahrten  Stammkultur  gewonnen 
und  in  sterilem  Traubensaft  aufgefrischt  waren.  Eine  gleiche  Anzahl 
Flaschen  wurde  mit  je  einer  Öse  der  gleichen  Hefenrassen  geimpft,  die 
aber  der  zweiten  Stammkultur  angehörig,  im  Laufe  der  11  Jahre  des  öfteren 

1)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chera.  5,  668;  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1420.  —  2)  8.  Bericht  d. 
Kgl.  Württemberg.  Weinbau-Versuchsanst.  Weinsberg  1913,  22—31. 


442  Landwärtschaftliohe  Xebengewerbe. 

in  Traubensaft  aufgefrischt  und  bei  der  Impfung  3  Tage  alt  waren.  Die 
Flaschen  wurden  täglich  gewogen.  Aus  den  in  Tabellen  zusammengestellten 
Zahlen  für  die  Kohlensäureproduction  geht  hervor,  daß  die  alten  aufbewahrten 
Hefen  der  ersten  Stammkultur  in  der  Gärkraft  gegenüber  den  gleichen 
Hefen  der  zweiten  Stammkultur  nichts  eingebüßt  haben. 

Über  Züchtung  und  Versendung  von  Kulturen  auf  Würzeagar. 
Von  Mansfeld.^)  —  Der  Vf.  empfiehlt  nach  seinen  Erfahrungen  die  Auf- 
bewahrung der  reingezüchteten  Hefen  auf  Würzeagar  bei  Eisschranktemperatur 
(8 — 10°  C).  Sind  solche  Stammhefen  lediglich  für  die  Sammlung  zu  er- 
halten, so  genügt  jährlich  ein  einmaliges  Überimpfen  auf  frischen  Würze- 
agar. Bei  periodischem  Anstellen  von  Reinzuchtsätzen  zur  Heranzuchtung 
dieser  von  der  Stammkultur  aus,  ist  das  überimpfen  auf  frische  Nähr- 
böden in  3 — 4  monatlichen  Intervallen  angezeigt.  Der  Heranzuchtung 
von  Reinzuchthefe  aus  einer  Agarstammkultur  soll  ein  zwei-  bis  dreimaliges 
Auffrischen  in  Würze  vorangehen.  Agarkulturen  eignen  sich  auch  gut 
zur  Versendung  von  Reinzucht-Stammkulturen  an  die  Brauereien. 

Eine  vereinfachte  Hefereinzucht  in  Verbindung  mit  der  Groß- 
gärung. Von  L,  Rose.  ^)  —  Der  Vf.  beschreibt  das  in  der  Herkules- 
Brauerei  in  Cassel  ausgebildete  System  der  Hefenrein  zucht.  An  Gär gef äßen 
stehen  zur  Verfügung:  zwei  Gärgefäße  zu  je  1400  hl  und  zwei  Anstell- 
bottiche zu  je  700  hl.  Die  Anstellbottiche  sind  durch  Rohrleitungen  mit 
einer  Pumpe  verbunden,  die  das  Umpumpen  zwischen  diesen  Bottichen 
und  von  diesen  in  die  Gärbottiche,  ebenso  das  Pumpen  der  Hefe  zum 
Waschraum  ermöglicht.  Der  Vf.  beschreibt  das  Anstellen.  Die  normale 
Satzgabe  ist  reichlich  1  1  pro  Zentner  Schüttung  berechnet  für  5  Sude 
Die  Hefe  wird  während  des  Würzelaufens  in  die  Mulde  des  Kühlapparates 
gegeben.  Angestellt  wird  mit  4,5  °  C.  Das  Wesentliche  bei  dem  Verfahren 
ist  für  die  Hefe,  daß  sie  ein  relativ  kleines  Würzequantum  sofort  kräftig 
angärt,  daß  sie  gewissermaßen  zu  jeder  Gärung  hergeführt  wird,  und  zwar 
nicht  bei  höherer  Temperatur,  aber  bei  anfangs  sehr  großer  Hefegabe.  Die 
Reinzuchtanlage  besteht  aus  einem  Sterilisator  alten  Systems.  In  einem 
zweiten  Räume  stehen  6  je  etwa  60  1  fassende  Glasgefäße  von  einer  aus- 
rangierten Akkumulatorbatterie  stammend,  die  mit  Glasplatten  bedeckt  sind. 
Sie  dienen  zur  Vermehrung  der  in  Pasteur-Kolben  gezogenen  Hefe.  In 
einem  besonderen  Raum  liegen  zwei  30  1-Fäßchen  zum  Lagern  von  Jung- 
bier aus  den  Gärbottichen,  um  nach  etwa  vierwöchentlicher  Lagerung  bei 
1 — 2  "  C.  Geschmacks-  und  Haltbarkeitsproben,  Klärung  und  Veigärung 
beobachten  zu  können.  In  einem  3.  Räume  stehen  drei  Zementbottiche 
mit  10.  20  und  60  hl  Inhalt.  Sie  nehmen  nacheinander  die  Gärungen 
der  für  den  Betrieb  heranzuzüchtenden  Hefe  auf  und  können  zum  Schluß 
genügend  Hefe  für  eine  Gärung  im  Betrieb  liefern.  Die  Vermehrung  in 
den  Glasgefäßen  geschieht  in  der  Weise,  daß  sie  zuerst  halbvoll  mit  15  ^  C. 
angestellt  und  nach  kräftigem  Ankommen  voll  gemacht  werden.  Das  zweite 
Mal  wird  das  Gefäß  mit  Würze  von  etwa  10  ^  C.  voll  gemacht.  Die  zweite 
Gärung  gibt  regelmäßig  schon  einen  sehr  zuverlässigen  Anhaltspunkt  für 
die  Beurteilung  einer  Hefenrasse.  Nach  der  zweiten  Gärung  wird  der  Satz 
auf  zwei  Gefäße  verteilt  usw. 


»)  "Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  30,  283  u.  284.  —  ')  Ebend.  221-  225. 


C.  Grärungserscheinungen.  443 

Beiträge  zur  Chemie  der  Hefe.  I.  Über  die  Natur  der  Zell- 
membran. IL  Untersuchungen  über  das  Hefeneiweiß.  Von  Gustav 
Dreyer.  ^)  —  I.  Die  Hefenmembran  ist  zu  den  Hemicellulosen  zu  rechnen, 
und  zwar  kann  sie  als  Mannodextran  bezeichnet  werden.  Das  aus  der 
Hefe  durch  Kochen  mit  Wasser  oder  Behandlung  mit  Alkalien  erhältliche 
Gummi  ist  wahrscheinlich  in  der  Zellwand  der  lebenden  Hefe  nicht  prä- 
formiert; es  wird  wohl  vielmehr  durch  das  Kochen  mit  Wasser  bezw.  die 
Behandlung  mit  Laugen  erst  aus  dem  größeren  Komplex  der  eigentlichen 
Hemicellulose  abgespalten.  Der  Körper,  welcher  aus  einer  von  Gummi  und 
Eiweiß  befreiten  Hefe  durch  Kochen  unter  Druck  nach  den  Angaben  von 
Salkowski  erhalten  werden  kann,  ist  kein  am  Aufbau  der  Membran  be- 
teiligtes Kohlenhydrat,  sondern  entweder  Glykogen  selbst  oder  doch  eine 
dem  Glykogen  sehr  nahestehende  Substanz.  Zu  Diastase  verhält  sich  der 
Körper  ganz  wie  Glykogen.  Auf  jeden  Fall  wird  er  gleich  diesem  bei 
der  Selbstgärung  und  Selbstverdauung  der  Hefe  hydrolysiert  und  ist  des- 
halb in  solchen  Membranen,  welche  durch  Autodigestion  von  Hefe  ge- 
wonnen wurden,  nur  noch  in  Spuren  vorhanden,  während  er  in  frisch  ab- 
getöteter, gut  ernährter  untergäriger  Hefe  in  beträchtlichen  Mengen  vor- 
kommt. Die  durch  Selbstverdauung  von  Hefe  gewonnenen  Membranen 
machen  ca.   19^/q  der  Hefentrockensubstanz  aus. 

IL  Aus  frischer  Preßhefe  kann  durch  Behandlung  mit  Ammoniak, 
Ammoncarbonat  oder  Soda  coagulierbares  Eiweiß  gewonnen  werden,  und 
zwar  im  günstigsten  Falle  12%  der  Trockensubstanz.  Da  der  Stickstoff- 
gehalt des  Coagulums  in  diesem  Fall  23,4  %  vom  Gesamtstickstoff  der 
Hefe  beträgt,  so  muß  man  wohl  annehmen,  daß  dieses  Eiweiß,  wenigstens 
zum  größeren  Teil,  aus  dem  plasmatischen  Inhalt  stammt  und  vielleicht 
durch  Stellen  der  Membran,  die  für  Eiweißlösungen  durchlässig  sind,  aus- 
getreten ist.  Das  auf  diese  Weise  gewonnene  Eiweiß  ist  kein  einheitlicher 
Körper,  sondern  er  besteht  aus  zwei  Substanzen,  die  nach  ihren  Eigen- 
schaften als  Globulin  und  Albumin  anzusprechen  sind.  Von  dem  extrahier- 
baren Eiweiß  entfallen  40  %  auf  das  Globulin  und  60  %  auf  das  Albumin. 

Über  die  Proteinsubstanzen  der  Hefe.  Von  Pierre  Thomas.-)  — 
Der  Vf.  hat  aus  teilweise  autolysierter  Hefe  zwei  verschiedene  Protein- 
substanzeu  isoliert.  Die  erste  gehört  zu  den  Paranucieiden.  Sie  enthält 
16,10— 16,18  %N,  1,75—1,83%  P  und  0,38%  S;  sie  gibt  alle  Farben- 
reaktionen der  Eiweißkörper.  Sie  ist  zwischen  das  Casein  und  Ovovitellin 
einzureihen,  ist  aber  dem  ersteren  ähnlicher  als  dem  letzteren.  —  Die 
zweite  Proteinsubstanz  besitzt  die  Eigenschaften  eines  Albumins  und  wird 
von  dem  Vf.  Cerevisin  genannt.  Dieses  enthält  16,3—16,4%  N,  0,89  bis 
0,94%  S,  sowie  Spuren  von  P.  Das  Albumin  gibt  mit  den  Alkaloid- 
reagenzien  und  Mineralsäuren,  einschließlich  der  Metaphosphorsäure,  die  ge- 
wöhnlichen Fällungsreaktionen,  ebenso  die  bekannten  Farbenreaktionen, 
insbesondere  die  Glyoxylsäurereaktionen. 

Über  die  flüchtigen  Basen  der  Hefeautolyse.  Von  Nicolaus 
Iwanow.^)  —  Bei  der  antiseptischen  Autolyse  der  Hefe  entstehen  neben 
Ammoniak  auch  Amine.  Die  Gegenwart  von  Amylamin  und  Trimethylamin 
wird  wahrscheinlich  gemacht. 


1)  Ztschr.  Res.  Brauwesen  1913,  .S6,   201-206.   —   2)  Compt.  read,  de  l'Acad.  Paris  1913,    156, 
2024-2027.  —  s)  ßiochem.  Ztschr.  1913,  58,  217-224. 


444  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Das  Hefenfett,  Von  Allen  Neville.  i)  —  Der  Vf.  studierte  den 
Fettauszug  aus  Hefe.  Er  fand  zwei  gesättigte  Säuren,  eine  0^5-  und  eine 
Cgo"  Säure,  ferner  Arachidinsäure,  dann  zwei  ungesättigte  Säuren,  eine  C.^q- 
und  eine  C^g- Säure.  Er  isolierte  außerdem  Hefencholesterin  vom  Schmelz- 
punkt 145—1470. 

Assimilierbarkeit  der  Maltose  durch  Hefen.  Von  A.  J.  Kluyver. -) 
—  Sowohl  Rose  als  auch  P.  Lindaer  und  K.  Saito  kamen  bei  ihren 
Versuchen  zu  dem  Schluß,  daß  die  Maltose  die  zur  Assimilation  best- 
geeignetste Zuckerart  sei,  während  Glucose  im  allgemeinen  nur  mäßig,  nicht 
selten  aber  überhaupt  nicht  assimiliert,  dagegen  vergoren  wird.  Neuerdings 
hat  auch  Kita  festgestellt,  daß  in  asparagin-  oder  ammoniumsulfathaltender 
Nährlösung  Glucose  nicht,  wohl  aber  Maltose  assimiliert  wird.  Die  Ver- 
suche des  Vf.  ließen  diese  Angaben  anfangs  als  richtig  erscheinen. 
Schließlich  erwies  sich  aber  die  Annahme  als  richtig,  daß  die  Entwicklung 
der  Organismen  in  der  Maltoselösung  auf  einer  Verunreinigung  der  ver- 
wendeten Maltose  zurückzuführen  ist.  Als  verunreinigende  Substanz  wird 
man  vielleicht  die  die  Diastase  begleitenden  Eiw'eißstoffe  annehmen  dürfen, 
da  wahrscheinlich  bei  Bereitung  der  Maltose  Diastase  verwendet  worden 
ist.  Diastase  kann  aber  auch  als  Nährstoff  direkt  von  Preßhefe  aufgezehrt 
werden. 

Zur  Assimilation  des  Harnstoffs  durch  Hefen  und  Pilze.  Von 
P.  Lindner  und  G.  Wüst.^)  —  Über  die  Fähigkeit  des  Harnstoffes  als 
Nährstoffquelle  zu  dienen,  finden  sich  nur  wenige  Angaben.  Aus  diesen 
ist  ersichtlich,  daß  jener  ohne  andere  Kohlenstoffquelle  nicht  gut  als 
Stickstoffquelle  benutzt  werden  kann.  Während  er  als  Kohlenstoffquelle 
für  einige  Schimmelpilze  in  ganz  geringen  Mengen  assimilationsfähig 
erscheint,  liegen  für  Hefen  noch  wenig  positive  Ergebnisse  vor.  Die  Ver- 
suche der  Vff.  sollen  einen  Einblick  in  diese  Verhältnisse  bieten.  Als 
Kohlenstoffquelle  wurde  Maltose  (Kahlbaum,  nicht  frei  von  N- Substanz) 
benutzt.  Zur  Kontrolle  w'urden  Versuche  in  einer  Kombination  von  Maltose 
und  Ammonsulfat  durchgeführt.  Der  Harnstoff  wurde  in  den  Konzen- 
trationen 0,38  — 1,6  und  3,3%  angewendet  und  der  5proc.  Maltose-Mineral- 
lösung zugesetzt.  Nachdem  bei  sämtlichen  10  Versuchshefen  der  Harn- 
stoff sich  in  Verbindung  mit  Maltose  als  mehr  oder  weniger  gute  Stickstoff- 
quelle erwiesen  hatte,  wurden  noch  einige  Versuche  durchgeführt,  in  denen 
Maltose  durch  Alkohol  und  Essigsäure  ersetzt  wurde  und  zwei  Versuche, 
in  welchen  der  Harnstoff  als  C- Quelle  in  Anspruch  genommen  wurde. 
Alkohol  in  Verbindung  mit  0,88%  Harnstoff  ergab  nur  bei  S.  farinosus 
und  der  Fruchtätherhefe  gutes  Wachstum.  Bei  später  durchgeführten  Ver- 
suchen wurde  parallel  mit  Maltose  auch  Dextrose  als  Kohlenstoffquelle  in 
Verbindung  mit  Harnstoff  geprüft.  Beim  Vergleich  der  Versuchsergebnisse 
fällt  auf,  daß  fast  in  der  Hälfte  der  Fälle  das  Wachstum  in  Dextrose- 
lösung um  1 — 2  Grade  vermindert  erscheint,  so  daß  geschlossen  werden 
konnte,  daß  auch  hier  die  Maltose  der  Dextrose  gegenüber  von  den  Hefen 
bevorzugt  wird.  Bei  Versuchen  mit  reiner  Maltose  und  Dextrose,  welche 
mit  einigen  Hefen  zur  Kontrolle  durchgeführt  wurden,  ergab  die  gereinigte 
Maltose  etwas  weniger  kräftiges  Wachstum  als  die  unreine  mit  Ausnahme 

1)  Biochemical  Journal  1913,  7,  331.  —  -)  Biochem.  Ztschr.  1918,  52,  486— 493.  —  ^)  "Wochenschr. 
f.  Brauerei  1913,  30,  477—479. 


C.   Gärungserscheinungen.  445 

bei  Hefe  Saaz.  Die  reine  Maltose  war  der  reinen  Dextrose  bei  Saaz  und 
Frohberg  etwas  überlegen,  bei  Hefe  85  (Preßhefe  Sinner)  dagegen  etwas 
unterlegen.  Die  alte  und  neue  Dextrose  zeigte  sich  vollständig  gleich- 
wertig. Aus  den  Versuchsergebnissen  darf  geschlossen  werden,  daß  die 
Hefen   den  Harnstoff   ziemlich   gut   als  Stickstoifquelle   verarbeiten   können. 

Zur  Frage  der  Assimilation  des  Luftstickstoffs  durch  Hefen.  Von 
P.  Lindner  und  C.  W.  Naumann.^)  —  Schon  vor  dem  Erscheinen  der 
Angaben  von  Kossowicz,  nach  welchen  einige  Hefen -Arten  stickstoff- 
bindend sein  sollten,  hatte  Ippen  auf  Veranlassung  von  Lindner  das  Ver- 
halten von  16  verschiedenen  Gärungsorganismen  in  stickstofffreier  Nähr- 
lösung geprüft.  Die  verwendete  Maltose  war  jedoch,  wie  sich  später  ergab, 
nicht  ganz  stickstofffrei.  Dann  konnten  auch  die  Befunde  einer  Reihe 
orientierender  Versuche,  welche  mit  einer  großen  Anzahl  von  Hefen  von 
Lind n er  und  Toni  ünger  durchgeführt  worden  waren,  nicht  mehr  als 
Ausdruck  des  Luftstickstoffassirailationsvermö'gens  aufgefaßt  werden.  Sie 
behalten  gleichwohl  einige  Bedeutung,  weil  sie  das  Verhalten  einer  großen 
Anzahl  von  Hefen  gegen  die  N- haltige  Substanz,  welche  der  Kahlbau m- 
schen  Maltose  beigemengt  war,  dartun.  Neue  Versuche,  welche  Naumann 
mit  Endoplastoderma  salmonicolor,  Sacch.  farinosus  und  Oidium  lactis  unter 
Einhaltung  aller  Vorsichtsmaßregeln  durchführte,  ergaben,  daß  die  ver- 
wendeten Organismen,  welche  bisher  als  gute  Stickstofibinder  galten,  unter 
den  eingehaltenen  Bedingungen  Luftstickstoff  nicht  assimilieren.  Die  An- 
gaben von  Zikes,  Liepmann,  Stahel  und  Kossowicz  sollen  damit 
noch  nicht  endgültig  als  irrig  hingestellt  werden. 

Über  die  Reaktionsphasen  der  alkoholischen  Gärung.  Von  Hans 
Euler  und  David  Johansson.-)  —  Als  Hauptergebnis  der  Versuche  wird 
angegeben,  daß  sich  die  Harden-Young'sche  Gärungsgleichung  in  weitem 
Umfang  bestätigt  hat;  d.  h.  die  Menge  der  entwickelten  Äquivalente 
Kohlensäure  und  des  gebundenen  Phosphates  stehen  unter  Einhaltung  ge- 
wisser Vorbedingungen  im  konstanten  Verhältnis  1.  Dagegen  ist  der 
Mechanismus  der  Gärungsvorgänge  noch  nicht  aufgeklärt,  ebensowenig  wie 
der  Wirkungsbereich  der  einzelnen  Gärungsenzyme.  Für  die  Weiter- 
entwicklung der  Gärungstheorie  sind  abgesehen  von  der  Äquivalenz  der 
entwickelten  Kohlensäure  und  des  gefundenen  Phosphats,  folgende  Tatsachen 
in  erster  Linie  in  Betracht  zu  ziehen:  Die  Gärung  beginnt  mit  einer 
enzymatischen  Umwandlung  der  Hexosen  in  ein  Kohlenhydrat,  welches 
mit  Phosphaten  verestert  werden  kann.  Die  mit  der  Veresterung  verknüpfte 
Kohlensäureentwicklung  wird  durch  überschüssiges  Phosphat  gehemmt 
(Harden  und  Toung).  Diese  durch  Phosphate  beeinflußte  Gärung  wird 
durch  Zusatz  von  Fructose  beschleunigt  (Harden  und  Toung).  Neben 
dem  Hexosephosphat  wird  noch  em  Triosemonophosphat  gebildet.  Die  von 
Harden  und  Young  nachgewiesene  enzymatische  Hydrolyse  des  KohJen- 
hydratphosphorsäureesters  wird  durch  Toluol  stark  gehemmt. 

Über  die  primäre  Umwandlung  der  Hexosen  bei  der  alkoholischen 
Gärung.  Von  Hans  Euler  und  Emar  Hille.-)  —  In  zwei  vorhergehenden 
Mitteilungen  wurden  die  Werte  ermittelt,  welche  sich  ergeben,  wenn  man 
Glucose  durch  lebende  Hefe  vergären  läßt  und  die  Menge  des  verschwundenen 


1)  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,   30,   589—592.  —   2)  Ztschr.  physiol.  Chem.  (Hoppe -  Seyler) 
1913,  85,  109—208.  —  s)  Ztschr.  f.  Gärungsphysiol.  1913,  3,  235—240. 


446  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Zuckers  einerseits  aus  der  procentischen  Abnahme  der  optischen  Drehung, 
andererseits  aus  der  gleichzeitig  entwickelten  Kohlensäure  berechnet.  Die 
Vff.  nehmen  an,  daß  diese  Differenz  durch  die  primäre  Umwandlung  des 
Zuckers  in  ein  anderes  Kohlehydrat  veranlaßt  wird.  Teilt  man  also  die 
Gärung  in  zwei  Reaktionen  ein,  so  kann  die  Bezeichnung  eingeführt  werden: 
Reaktion  I:  Glukose- Um wandlungsproduct.  Reaktion  II:  Umwandlungsproduct- 
=  C02  +  C2H5  0H.  Die  Differenz  J-G  beruht  demnach  darauf,  daß  das 
Umwandlungsproduct  schneller  gebildet  als  verbraucht  wird.  Die  Vff.  haben 
durch  ihre  Versuche  ermitteln  wollen,  in  welcher  Weise  das  Verhältnis 
der  Reaktionen  I  und  II  durch  Einfluß  von  Protoplasmagiften  und  durch 
Erwärmen  verändert  wird.  Durch  Zusatz  von  Phenol  und  Sublimat  gelang 
es  bis  jetzt  nicht,  die  Reaktion  II  aufzuheben  und  dadurch  die  Reaktion  I 
einzeln  zur  Wirkung  zu  bringen.  Der  Versuch,  die  Reaktion  II  allein 
zum  Stillstand  zu  bringen,  durch  zweistündiges  Erwärmen  der  vergärenden 
Hefe  zu  erreichen,  gelang  ebenfalls  nicht,  desgleichen  eine  Aktivierung 
der  alkoholischen  Gärung  durch  Zusatz  von  Ammoniumformiat,  welche  sich 
vorzugsweise  auf  die  Reaktion  I  erstreckt. 

Über  Alkoholgärung.  III.  Mitt.  Die  Bedingungen  der  Bildung 
von  Acetaldehyd  bei  der  Gärung  von  Dauerhefe.  Von  S.  Kosty- 
tschew.  ^)  —  Der  Vf.  hat  auf  Grund  früherer  Versuche  die  Voraussetzung 
ausgesprochen,  daß  Acetaldehyd  ein  intermediäres  Product  vorstellt.  Durch 
die  Wirkung  von  ZnClg  könnte  der  Acetaldehyd  vor  der  weiteren  Ver- 
arbeitung geschützt  werden  und  also  in  großen  Mengen  auftreten.  Neu- 
berg und  Kerb  haben  die  specifische  Wirkung  von  Zinkchlorid  bestätigt, 
sind  jedoch  mit  der  Voraussetzung  nicht  einverstanden.  Sie  ziehen  unter 
anderem  den  Schluß,  daß  die  Aldehydbildung  mit  dem  eigentlichen  Vor- 
gang der  alkoholischen  Gärung  nichts  zu  tun  habe.  Der  Widerspruch, 
mit  den  Resultaten  von  Neuberg  und  Kerb  ist  aber  nur  ein  scheinbarer, 
da  die  Selbstgärung  nichts  anderes  als  die  echte  alkoholische  Gärung  ist, 
welche  durch  die  Verzuckerung  des  vorrätigen  Glykogens  der  Hefenzelle 
in  Gang  gesetzt  wird.  Selbstverständlich  liefert  aber  die  Zuckervergärung 
immer  eine  weit  größere  Aldehydausbeute.  Bei  vollkommener  Abwesenheit 
von  Zucker  findet  keine  merkliche  Aldehydbildung  statt.  Die  Möglichkeit 
einer  Bildung  von  Acetaldehyd  aus  Aminosäuren  soll  nicht  in  Abrede 
gestellt  werden.  Nur  bei  Zymasegärung  bewiikt  Zinkchlorid  eine  An- 
häufung von  Acetaldehyd.  Äthylalkohol  an  und  für  sich  ruft  keine  An-- 
häufung  von  Acetaldehyd  hervor. 

Zur    Frage    der    Reduction    von    Acetaldehyd    durch    Hefesaft.. 
Von  S.  Kostytschew  und  E.  Hübbenet.  ^)    —    Die  Vff.  haben  ihre  schon 
früher     durchgeführten     Versuche     mit     Macerations  -  Hefesaft     wiederholt.. 
Dabei   ergab    sich,    daß   der   frisch   bereitete  Macerationssaft  nicht   nur  in 
Gegenwart,   sondern   auch  bei  Abwesenheit  von  Zucker  Acetaldehyd  redu-- 
cieren  kann. 

Über  Alkoholgärung.  IV.  Mitt.  Über  Zuckerspaltung  durch 
Dauerhefe  in  Gegenwart  von  Zinkchlorid.  Von  S.  Kostytschew 
und  A.  Scheloumoff.  ^)  —  In  den  früher  veröffentlichten  Mitteilungen 
wurde  dargetan,  daß   bei  Zuckervergärung  durch  verschiedene  Hefepräparate 

»)  Ztschr.  physich  Chem.  1913,  83,  93—104.  —  »)  Ebend.  85,  408—411.  —  »)  Ebend.  493—606.  . 


C.  Gärungserscheinunger,.  447 

bei  Gegenwart  von  Zinkchlorid  ziemlich  beträchtliche  Mengen  von  Acet- 
aldehyd  entstehen.  Dies  zeigt,  daß  Zinkchlorid  die  Tätigkeit  der  Gesamt- 
heit der  Hefefermente  qualitativ  verändert.  Es  war  daher  von  Interesse, 
zu  untersuchen,  ob  der  Zuckerabbau  durch  ZnClg  in  gleichem  Maße  ge- 
hemmt wird,  wie  die  Bildung  der  Endproducte  der  alkoholischen  Gärung 
und  ob  das  Verhältnis  COg :  Alkohol  in  Gegenwart  von  Zinkchlorid  un- 
verändert bleibt.  Den  Versuchen  der  Vff.  zufolge  kann  die  Einwirkung 
von  Zink  auf  die  Zymasegärung  folgendermaßen  präcisiert  werden:  1.  Die 
Energie  der  Gärung  wird  stark  herabgesetzt.  2.  Ein  großer  Teil  von 
zerlegtem  Zucker  wird  uicht  zu  CO2  und  Alkohol  vergoren,  während  bei 
Abwesenheit  von  Zinkchlorid  die  Bildung  von  Endproducten  der  Gärung 
aus  Zucker  glatt  quantitativ  stattfindet.  3.  Nach  einigen  Tagen  wird  auch 
das  Verhältnis  COg :  Alkohol  verändert.  Dies  deutet  darauf  hin,  daß  die 
beiden  Endproducte  der  Gärung  nicht  ganz  gleichzeitig  entstehen. 
Alkohol  wird  wahrscheinlich  z.  T.  durch  Acetaldehyd  ersetzt,  der  ja  bei 
Gegenwart  von  Zinkchlorid  in  beträchtlicher  Menge  entsteht. 

Über  den  Mechanismus  der  alkoholischen  Gärung.  Von  S. 
Kostytschew.  ^)  —  In  zwei  Mitteilungen  hat  der  Vf.  dargetan,  1,  daß  bei  der 
Zuckergärung  in  Gegenwart  von  ZnClg  Acetaldehyd  gebildet  wird,  und 
2.  daß  Acetaldehyd  sowohl  durch  lebende  Hefe  als  auch  durch  verschiedene 
Präparate  von  Dauerhefe  zu  Äthylalkohol  reduciert  wird.  Auf  Grund  dieser 
Ergebnisse  und  verschiedener  Überlegungen  hat  er  folgendes  Schema  der 
Gärung  vorgeschlagen: 

1.  CgHig  Og  =  2  CH3 .  CO .  COOH  +  4  H  (aktiver  Wasserstoff) 

2.  2CH3.CO.COOH  =  2CH3.COH  +  2C02 

3.  2CH3.COH  +  4H  =  2CH3.CH2  0H. 

Der  Vf.  beschwert  sich  gegenüber  v.  Lebedew,  daß  dieser  das 
Schema  auf  die  Vergärung  von  Glycerose  und  auf  Hexosevergärung  an- 
wendet,  ohne  die  Auseinandersetzungen  des  Vf.  zu  erwähnen. 

Über  den  Mechanismus  der  alkoholischen  Gärung.  Von  A.  v. 
Lebedew.2)  —  Der  Vf.  bemerkt  gegenüber  Kostytschew,  daß  Neuberg 
und  seine  Schüler  den  Nachweis  der  Vergärung  der  Brenztraubensäure 
durch  Hefe  und  Hefesaft  unter  Bildung  von  Kohlensäure  und  Alkohol  ge- 
liefert haben.  Neuberg  und  Kerb  haben  auch  die  Möglichkeit  erwogen, 
ob  bei  der  Gärung  Acetaldehyd  zu  Äthylalkohol  reduziert  wird.  Die 
Arbeiten  aller  vom  Vf.  genannten  Forscher  hat  er  bei  der  Aufstellung- 
seines  früher  gegebenen  Schemas  zugrunde  gelegt,  worauf  er  in  seiner 
letzten  Arbeit  deutlich  hingewiesen  hat.  Das  Schema  von  Kostytschew 
ist  durch  seine  eigenen  Untersuchungen  nicht  gestützt  und  gibt  nur  die 
Ansichten  von  Neuberg  in  der  nicht  besonders  glücklich  abgeänderten 
Form  wieder.  —  Nach  den  Versuchen  des  Vf.  wird  Acetaldehyd,  entgegen 
der  Annahme  von  Kostytschew,  bei  der  Gärung  nicht  reduciert. 

Notiz  zur  alkoholischen  Gärung  des  Zuckers.  Von  E.  Buchner 
und  K.  Langheld. 3)  —  "Wird  frischer,  gezuckerter  Mazerationssaft  aus 
Hefe  oder  auch  Hefepreßsaft  unter  Zusatz  von  primärem  und  sekundärem 
Natriumphosphat   (nach   Euler   und   Fodor)    in    einem   Extraktionsapparat 

»)  Ber.  deutsch,  ehem.  Ges.  1913,  46,  339.  —  ')  Ebend.  850  u.  851.  —  s)  Ebend.  1972. 


448  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

bei  25*^0.  der  Gärung  überlassen,  wobei  durch  die  gärende  Flüssigkeit 
fortwährend  Äther  strömt,  so  nimmt  das  Lösungsmittel  eine  kleine  Menge 
von  Acetaldehyd  auf.  Diese  Ergebnisse  erinnern  an  die  Untersuchungen 
von  S.  Kostytschew,  welcher  bei  Zusatz  von  Zinkchlorid  zu  Zucker- 
gärungen durch  das  Hefepräparat  „Hefanol"  Acetaldehyd  nachweisen 
konnte,  und  scheinen  in  Beziehung  zu  den  Ansichten  von  0.  Neubauer 
und  C.  Neuberg  über  die  chemischen  Vorgänge  bei  der  alkoholischen 
Gärung  zu  stehen. 

Über  zuckerfreie  Hefegärungen.  XII.  Über  die  Vorgänge  bei 
der  Hefegärung.  Von  C.  Neuberg  und  Job.  Kerb.^)  —  Die  Vergärung 
der  Brenztrauben säure  hat  sich  als  ein  echter  enzymatischer  Vorgang  er- 
wiesen. Den  Vorgang  selbst  kann  man  als  zuckerfreie  Hefegärung  be- 
zeichnen. Schon  vor  mehr  als  Jahresfrist  haben  die  Vff.  bei  Laboratoriums- 
versuchen gefunden,  daß  bei  der  gemeinschaftlichen  Vergärung  von  Brenz- 
traubensäure  und  Glycerin  beträchtliche  Mengen  Äthylalkohol  gebildet 
■werden.  Auch  die  im  großen  durchgeführten  Versuche  zeigten,  daß  dabei 
eine  beträchtliche  Menge  Äthylalkohol  gebildet  wird,  die  weit  das  durch 
Selbstgärung  entstandene  Quantum  übertrifft.  Bei  der  Vergärung  von 
Brenztraubensäure  allein  entsteht  ebenfalls  unzweifelhaft  Alkohol.  Der 
Vorgang  der  zuckerfreien  Hefegärung  ist  keineswegs  auf  die  Gärfähigkeit 
der  Brenztraubensäure  beschränkt,  vielmehr  läßt  sich  die  Analogie  mit  der 
Gärung  der  wahren  Kohlehydrate  noch  weiter  treiben.  Auch  homologe 
a-Ketosäuren  werden  von  Hefe  umgesetzt.  Genauer  untersucht  haben 
die  Vff.  die  Verhältnisse  bei  der  Oxalsäure  und  bei  der  « -  Ketobuttersäure. 
Die  Oxalessigsäure  zerfällt  durch  Hefe  ganz  analog  der  Brenztraubensäure 
in  Acetaldehyd  und  2  Moleküle  Kohlensäure.  Die  «-Ketobuttersäure  zer- 
fällt mit  Hefe  und  Hefefermenten  fast  noch  vehementer  als  die  Brenz- 
traubensäure. Allein  die  Ausbeute  an  Propionaldehyd  war  im  Verhältnis 
zur  Kohlensäureentwicklung  gering.  Es  mußte  noch  ein  anderes  Product 
entstehen,  das  als  Propylalkohol  gefaßt  wurde.  Auch  in  diesem  Falle 
offenbart  sich  die  Fähigkeit  der  Hefe,  Aldehyde  zu  reducieren,  wie  auch 
die  Versuche  mit  Isobutylaldehyd  sowie  Valeraldehyd  zeigten.  Darin  darf 
man  weitere  Beweise  erblicken,  daß  sich  die  Alkoholbildung  ganz  allgemein 
über  die  Stufe  der  Aldehyde  vollziehen  kann.  Was  sich  bei  vielen  bio- 
logischen Processen  offenbart  hat,  scheint  sich  nun  auch  für  die  Zucker- 
spaltung zu  ergeben:  der  Zuckerabbau  erfolgt  in  Stufenreaktionen.  Alle 
Phasen  des  Abbaues,  die  vor  der  Brenztraubensäuregärung  liegen,  sind  im 
weitesten  Sinne  des  Wortes  Hydrolysen  und  ümlagerungen,  bewirkt  durch 
Abspaltung  und  Aufnahme  von  HgO.  Der  wesentliche  Vorgang  ist  die 
Zerreißung  der  Kohlenstoffkette,  die  zu  C^-  und  C2- Körpern,  in  letzter  Linie 
zu  CO2  und  Äthylalkohol  führt.  Alles  spricht  dafür,  daß  die  Carboxylase 
ein  Glied  in  dem  Fermentsystem  bildet,  das  bisher  unter  dem  Begriff  Zymase 
zusammengefaßt  wurde. 

Zur  Frage  der  Aldehydbildung  bei  der  Gärung  von  Hexosen,  so- 
wie bei  der  sog.  Selbstgärung.  XIII.  Von  C.  Neuberg  und  Job.  Kerb.  2) 
—  Die  Versuche  führten  zu  folgenden  Ergebnissen.  Die  Mengen  Aldehyd, 
die  bei  der  normalen  alkoholischen  Gärung  entstehen,  und  ihre  Verstärkung 

1)  Biochem.  Ztschx.  1913,  53,  406—419.  —  2)  Ebend.  58,  158—170. 


C.  Gärungserscheinungen.  449 

durch  Chlorzink  sind  so  minimal  (0,5 — 2%o  ^les  zur  Gärung  angesetzten 
Zuckers),  daß  sie  an  sich  nicht  zur  der  Annahme  berechtigen,  aller  Alkohol 
entstehe  durch  Hydrierung  fertig  gebildeten  Aldehyds.  Es  ist  kein  Beweis 
dafür  erbracht,  daß  dieser  Aldehyd  lediglich  umgesetztem  Zucker  entstammt. 
Es  widerspricht  dem  der  Befund  der  VfT.,  daß  auch  bei  der  Autolyse  des 
nicht  selbstgärenden  Macerationssaftes  nach  v.  Lebedew  Acetaldehyd  auf- 
tritt, dessen  Menge  durch  Chlorzinkzusatz  ebenfalls  zunimmt.  Auch  die 
Aldehydbildung  bei  der  Autolyse  der  Hefe  hat  schwerlich  etwas  mit  der 
Zuckervergärung  zu  tun,  denn,  wie  die  Vff.  beweisen,  kann  man  nach 
5 — Stägiger  Digestion  von  frischer  Hefe  und  von  frischen  Hefepräparaten 
regelmäßig  nicht  vergorene  Dextrose  finden.  Die  bisherigen  Angaben  von 
Kostytschew  über  die  Reduction  von  Acetaldehyd  zu  Alkohol  sind  wegen 
methodischer  Mängel  ungenau.  Eigene  Versuche  über  die  Einwirkung  von 
Hefe  auf  Acetaldehyd,  unter  Benutzung  der  Bestimmungsmethoden  von 
Ripper  und  Nicloux,  ergaben  eine  geringe  Zunahme  des  Alkohols,  die 
nicht  50 ^/o  des  verschwundenen  Aldehyds  entsprach;  es  entstehen  also 
neben  Alkohol  noch  andere  Substanzen  aus  dem  Aldehyd, 

Über  die  Reduction  des  Chloralhydrats  durch  Hefe  bei  der  alko- 
holischen Gärung.  Von  C.  J.  Lintner  und  H.  Lüers.  i)  —  Naclidem 
sieh  herausgestellt  hatte,  daß  gärende  Hefe  das  Furfurol  zu  Furfuralkohol 
zu  reducieren  vermag,  erschien  es  von  Interesse,  auch  andere  Aldehyde  in 
dieser  Richtung  zu  prüfen.  Der  Versuch  mit  Salicylaldehyd  verlief  negativ, 
auch  der  Versuch  mit  Vanillin  und  m-Nitrobenzaldehyd  ffihrten  zu  keinem 
greifbaren  Ergebnis.  Dagegen  ließen  sich  aus  der  Gärung  mit  Chloral- 
hydrat  0,40  °/o  der  angewandten  Substanz  an  Trichloräthylalkohol  gewinnen. 

Über  die  Einwirkung  gärender  Hefe  auf  Furfurol,  Bildung  von 
Furyltrimethylenglykol.  IL  Mitteilung.  Von  C.  J.  Lintner  und  H.  J. 
V.  Liebig. 2j  —  In  der  ersten  Mitteilung  wurden  als  Umwandlungsproduct 
des  Furfurols  bei  der  alkoholischen  Gärung  zwei  Verbindungen  beschrieben, 
der  Furfuralkohol  K.P.  167 — 170"  und  ein  noch  unbekannter,  krystalli- 
sierender  Körper  mit  dem  F.  P.  50,5"  und  dem  Siedepunkt  235",  der 
neben  jenem  in  geringer  Menge  auftritt.  Die  Untersuchung  dieses  Körpers 
hat  zu  folgenden  Ergebnissen  geführt:  Nach  der  Elementaranalyse  enthält 
der  Körper  59,15  "/o  C  und  7,04  "/o  Wasser.  Die  einfachste  Formel,  die 
man  auf  Grund  dieser  Zusammensetzung  erteilen  kann,  ist  CyH^oös  "^'^ 
einem  Molekulargewicht  142.  Die  Erkennung  der  wahren  Struktur  der 
Verbindung  wurde  anfangs  erschwert  durch  die  Ergebnisse  der  Molekular- 
gewichtsbestimmung aus  der  Gefrierpunktserniedrigung  der  benzolischen 
Lösung,  welche  regelmäßig  den  Wert  238  lieferte.  Dagegen  führte  die 
Bestimmung  der  Dampfdichte  zu  den  Werten  138  und  140,  welche  mit 
dem  berechneten  sehr  gut  übereinstimmten.  Es  kommen  zwei  Isomeren, 
der  l-«-Furylpropandiol  1,3  oder  Furyltrimethylenglykol  in  Betracht. 
Die  VIT.  geben  dem  letzteren  den  Vorzug.  Die  Verbindung  ist  eine  der 
wenigen,  welche  einem  synthetischen  Vorgang  während  der  Gärung  ihr 
Dasein  verdankt.  Es  liegt  ein  neues  Beispiel  katalytischer  Tätigkeit  der 
Hefenzeilen  vor,  welche  wie  verdünnte  Säuren  oder  Alkalien  als  Konden- 
sationsmittel auf  Aldehyd  einwirken. 


1)  Ztschr.  physiol.  Chem.  (Hoppe- Seyler)  1913,  88,  122  u.  123.   -  2)  Ebend.  109—121. 
Jahresbericht  1913.  29 


4.50  Landwirtschaftliche  Nebeugewerbe. 

Hefegärung    und    Wasserstoff.      Von     Sergius    Lvoff.^)     —     Die 

Fixation  des  beweglichen  Wasserstoffes,  die  dank  der  Reduction  des 
Methylenblaus  zu  einer  Leukoverbindung  vor  sich  geht,  wird  von  einer 
scharf  ausgeprägten  Herabsetzung  des  Gärungsvorganges  begleitet.  Die 
Reduction  des  Methylenblaus  in  dem  gärenden  Medium  wird  aber  gewöhn- 
lich der  Einwirkung  des  Fermentes  Reductase  zugeschrieben,  der  Gärungs- 
proceß  wird  von  der  Einwirkung  der  Zymase  hervorgerufen.  Es  entsteht 
sofort  der  Gedanke  an  den  engen  Zusammenhang  beider  Vorgänge.  Diesen 
Zusammenhang  aufzuklären,  hat  sich  der  Vf.  zum  Ziel  gesetzt.  Er  kommt 
auf  Grund  seiner  Versuche  mit  Zuckergärung  zu  folgenden  Schlußfolgerungen. 
Das  erste  oder  eines  der  ersten  Stadien  der  Alkoholgärung  ist  die  Akti- 
vierung zweier  Atome  Wasserstoff  unter  Mitwirkung  der  Reductase.  Über 
den  Ursprung  dieses  aktiven  Wasserstoffes  läßt  sich  nichts  sagen.  Das 
Stadium  läßt  sich  schematisch  folgendermaßen  ausdrücken: 

C6H,2  06  +  Red.  =  (C6Hi2  06-2H)  +  Red.  <^ 

Der  Wasserstoff,  der  zeitweise  von  der  Reductase  gebunden  wird,  ist 
zum  normalen  Verlauf  der  Gärung  notwendig;  dabei  bedürfen  beide 
Komponenten,  sowohl  die  COg  als  auch  der  Alkohol,  in  gleichem  Maße  der 
Mitwirkung  dieses  Wasserstoffes  in  dem  weiteren  Verlauf  des  Gärungs- 
processes.  Die  Abwesenheit  einer  klar  ausgeprägten  qualitativen  Reaktion 
auf  Aldehyde  (mit  Fuchsinschwefelsäure)  zeigt,  daß  die  Bildung  von 
Aldehyden  bei  der  Gärung  des  Zuckers,  wenn  sie  auch  wirklich  stattfindet, 
ein  complicierterer  Vorgang  ist,  als  man  nach  dem  Schema  von 
Kostytschew  voraussetzen  könnte.  Zwischen  der  Reductions-  und 
Gärungsenergie  der  Hefe  besteht,  wie  es  scheint,  ein  strenger  Parallelismus  : 
indem  die  Reductase  gezwungen  wird,  den  von  ihr  fixierten  Wasserstoff 
anderweitig  abzugeben,  wird  in  streng  äquimolekularem  Verhältnis  die 
Ausscheidung  der  Gärungsprodukte  verhindert.  —  Die  Versuche  über  die 
Selbstgärung  der  Hefe  führt  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  Ein  Gramm- 
molekül Methylenblau  ruft,  indem  es  im  Reductionsproceß  (unter  den  Be- 
dingungen der  Selbstgärung)  zwei  Grammatome  Wasserstoff  entzieht,  die 
Bildung  eines  Überschusses  von  COg  in  einer  Menge  von  einem  Grammolekül 
hervor  —  mit  anderen  Worten:  in  dem  gärenden  Medium  befindet  sich 
eine  Substanz,  die  in  Abwesenheit  von  Zucker  imstande  ist,  ein  Molekül 
COg  unter  der  Bedingung  abzuspalten,  daß  aus  dieser  Substanz  gleichzeitig 
zwei  Atome  Wasserstoff  entfernt  werden;  dieses  ist  ein  enzymatischer 
Vorgang:  wenn  die  Fermente  des  Gärmediums  durch  Erwärmung  zerstört 
werden,  bleibt  er  stillstehen.  Die  Ausscheidung  eines  Überschusses  an 
COg  ist  wahrscheinlich  ein  einseitiger  Vorgang  in  dem  Sinne,  daß  dabei 
ein  entsprechender  Überschuß  in  der  Ausscheidung  von  Alkohol  beobachtet 
wird.  Der  Vf.  setzt  voraus,  daß  diese  COg  ein  Ergebnis  der  Vergärung 
von  Amidosäuien  unter  paralleler  Bildung  von  Aldehyden  ist.  —  Wie  ver- 
schieden nach  ihren  Ergebnissen  die  unter  den  Bedingungen  der  Gärung 
und  Selbstgärung  vor  sich  gehenden  Fermentations «Vorgänge  auch  sind: 
sowohl  hier  als  dort  wird  ein  enger  Zusammenhang  zwischen  diesen 
Processen  und  der  Wirksamkeit  der  Reductase  beobachtet.     Man  kann  mit 


1)  Ztschr.  f.  Gärungsphysiol.  1913,  3,  289-320. 


C.  Gärungserscheinungen.  451 

Bestimmtheit  sagen,  daß  die  Reductase  in  den  Gäruugsvorgängen  die 
wichtigste  Rolle  spielt:-  die  Aktivierung  des  Wasserstoffes,  die  unter  der 
Einwirkung  der  Reductase  vor  sich  geht,  bildet  die  wichtigste  Eigentüm- 
lichkeit dieser  Vorgänge.  Man  kann  noch  weiter  gehen  und  sagen,  daß 
die  Reductase  den  Mittelpunkt  des  Gärungsapparates  bildet,  sein  haupt- 
sächlichstes enzymatisches  Agens  ist.    Es  gibt  keine  Gärung  ohne  Reductase. 

Über  die  Vorgänge  bei  der  Hefegärung.  Yon  C.  Neuberg  und 
Joh.  Kerb. ^)  —  Schon  früher  wurde  gefunden,  daß  bei  der  gemein- 
schaftlichen Vergärung  von  Brenztraubensäure  und  Glycerin  beträchtliche 
Mengen  von  Äthylalkohol  gebildet  werden.  Die  Vff.  haben  Versuche  im 
großen  angestellt,  welche  die  früher  erhaltenen  Ergebnisse  bei  den  Ver- 
suchen im  kleinen  bestätigen.  Die  gewonnene  Alkoholmenge  übertraf  die 
durch  Selbstgärung  entstandene  beträchtlich.  Bei  der  Vergärung  von 
Brenztraubensäure  allein  entsteht  ebenfalls  unzweifelhaft  Alkohol.  Es  ist 
nicht  unmöglich,  daß  die  Wirkung  des  Glycerins  nur  eine  indirekte  ist, 
indem  es  als  bekanntes  Enzymkonservierungsmittel  in  irgend  einer  Weise 
die  der  Hefe  eigene  Reductionskraft  erhöht.  Nach  Versuchen  in  Ge- 
meinschaft mit  Steenbock  und  Ohta  werden  Isobutyraldehyd  sowie 
Valeraldehyd  mit  besonderer  Leichtigkeit  in  die  entsprechenden  Alkohole 
übergeführt.  Der  Valeraldehyd  lieferte  bis  85°/o  der  möglichen  Menge 
Amylalkohol.  Darin  darf  man  weitere  Beweise  für  die  Anschauung  erblicken, 
daß  sich  die  biologische  Alkohoibildung  ganz  allgemein  über  die  Stufe  des 
Aldehyds  vollziehen  kann. 

Die  Brenztraubensäure  als  Product  der  Tätigkeit  der  Hefe.  Von 
A.  Fernbach  und  M.  Schoen.^)  —  Läßt  man  die  alkoholische  Gärung 
der  Hefe  bei  Gegenwart  von  CaCOg  vor  sich  gehen,  so  tritt  eine  beträcht- 
liche Zunahme  der  Bildung  von  Säuren  ein.  Diese  Säuren,  unter  denen 
die  Vff.  Brenztraubensäure  nachweisen  konnten,  werden  durch  das  CaCOj 
gebunden.  So  lieferte  eine  Champagnehefe  in  einer  zuckerhaltigen  Nähr- 
lösung, die  außerdem  CaCO,  und  pro  1  1,5  g  Pepton  enthielt,  eine  5,5^0 
des  verbrauchten  Zuckers  entsprechende  Menge  an  gelösten,  durch  Alkohol 
fällbaren  Ca-Salzen.  Mit  der  Mycohefe  von  Duclaux  wurde  sogar  eine 
Ausbeute  an  Ca-Salzen  erzielt,  welche  25%  des  verbrauchten  Zuckers 
entsprach. 

Die  Brenztraubensäure  ein  Product  des  Hefelebens.  Von  A. 
Fernbach  und  M.  Schoen.^)  —  Die  Vff.  erhielten  bei  ihren  Versuchen,  bei 
welchen,  um  die  gebildeten  Säuren  anzuhäufen,  Kreide  zugesetzt  worden  war, 
schließlich  einen  Sirup,  dessen  Reaktionen  auf  die  Gegenwart  einer  Ketosäure 
mit  allen  Eigenschaften  der  Brenztraubensäure  schließen  ließen.  Die  gleichen 
Reaktionen  erhielt  man  mit  dem  öligen  Destillat  des  Sirupes.  Außerdem 
lieferte  es  in  der  Kälte  mit  Phenylhydrazin  ein  wohlkrystallisiertes  Hydrazon, 
das  bei  186 — 188°  schmolz,  dessen  gelbliche  schwefelsaure  Lösung  durch 
Kaliumbichromat  purpurrot  gefärbt  wurde.  Das  Hydrazon  löste  sich  in 
Natronlauge  mit  rötlicher  Farbe,  die  beim  Kochen  bestehen  blieb.  In 
reinem  Zustande  konnte  die  Brenztraubensäure  nicht  dargestellt  werden, 
doch   reichen   die   Reaktionen   zum    Beweis   ihrer  Gegenwart  aus.     Ob   die 


1)  Ber.  deutsch.  Chem.  Ges.  1913,  46,   2225  —  2228.   —  2)  Compt.   rend.   de  l'Acad.  Paris  1913, 
157,  1478-1480.  —  3)  Annal.  de  la  Brasserie  1913,  554. 

29* 


452  Landwirtschaftliche  Xebengewerbe. 

Säure  aus  dem  Zucker  stammt  oder  aus  den  Abbauproducten  der  Eiweiß- 
stoffe,   namentlich  des  Mncins,  konnte  noch  nicht  entschieden  werden. 

Zuckerfreie  Gärung  bei  Stereoisomeren.  Von  Paul  Mayr.  ^)  — 
Zur  Prüfung  der  Yergärbarkeit  der  Oxyfumarsäure  wurde  stets  eine  1  procent. 
Lösung  benutzt.  Für  jeden  Gärversuch  wurden  15  ccm  dieser  Lösung 
mit  1  g  der  betreffenden  Hefe  im  Reagenzglas  bis  zur  Bildung  einer  gleich- 
mäßigen Emulsion  durchgeschüttelt.  Mit  sämtlichen  Hefen,  zwei  unter- 
gärigen und  vier  obergärigen  Reinzuchthefen  des  Instituts  für  Gärungsgewerbe 
in  Berlin  und  einer  aus  München  bezogenen  Bierunterhefe,  gerät  die 
Oxyfumarsäure  in  lebhafteste  Gärung.  Diese  setzt  außerordentlich  rasch 
ein.  Der  Zerfall  führt  wie  bei  der  Oxymaleinsäure  zu  Kohlensäure  und 
Acetaldehyd.  Genau  unter  den  gleichen  Bedingungen  wie  mit  lebender 
Hefe  kann  man  die  1  procent.  Oxyfumarsäure  mit  Trocken hefe  nach 
V.  Lebedew,  die  keine  lebenden  Zellen  mehr  enthält,  in  lebhafte  Gärung 
versetzen.  Ferner  gelingt  es  die  Oxyfumarsäure  mit  dem  zellfreien  Hefe- 
macerationssaft  nach  v.  Lebedew  ebenfalls  zu  vergären.  Damit  ist  der 
Beweis  geliefert,  daß  der  Vergärungsvorgang  rein  enzymatischer  Natur  ist. 

Einwirkung  der  Borsäure  auf  die  Zymase.  Vergleich  mit  der 
Wirkung  der  Phosphate.  Von  Henri  Agulhon.^)  —  Gärversuche  mit 
frischer  Bierhefe  und  Lebedew 'scher  Zymase  bei  Gegenwart  von  Bor- 
säure ergaben,  daß  diese  Säure  in  Mengen  von  10  mg  pro  100  ccm  Flüssig- 
keit an  die  Zymasegärung  verlangsamt,  und  daß  bei  Gegenwart  von  1  g 
Borsäure  pro  100  ccm  Flüssigkeit  eine  Gärung  überhaupt  nicht  mehr  ein- 
tritt. Lebende  Hefe  von  gleicher  Herkunft  vermag  dagegen  bei  Gegenwart 
von  2^1^  Borsäure  noch  einen  Teil  des  dargebotenen  Zuckers  zu  vergären. 
Es  scheint  daher  die  Zellmembran  die  direkte  Berührung  der  Zymase  mit 
der  Borsäure  zu  verhindern.  Die  Wirkung  der  Borsäure  steht  im  Zu- 
sammenhang mit  der  Natur  des  elektronegativeu  Radikals.  Borax  wirkt 
weniger  ungünstig  auf  die  Gärung  als  freie  Borsäure,  vermutlich  deshalb, 
weil  die  Alkalinität  des  Salzes  die  schädliche  Wirkung  des  elektronegativeu 
Radikals  etwas  aufhebt.  Anderseits  wächst  die  günstige  Wirkung  der 
Phosphate  mit  deren  Alkalinität,  da  die  begünstigende  Wirkung  des  Alkalis 
sich  hier  mit  derjenigen  des  als  Koenzym  wirkenden  PgOj- Radikals 
vereinigt. 

Das  Gärungsverhältnis  der  wachsenden  Hefe.  Von  Arthur  Slator. ') 

—  In  einer  Zuckerlösung,    die  mit  einer  kleineu  Menge  Hefe   versetzt  ist 

und  die  für  das  Wachstum   der  Hefe  nötige  Nahrung  im  Überschuß  enthält, 

folgt  unter  der  Voraussetzung,    daß  das  Wachstum  in  dem  Stadium  seiner 

Unbeschränktheit  betrachtet  wird,  dieses  dem  logarithmischen  Gesetz,  d.  h. 

der  Wachstumszusatz  ist  der  vorhandenen  Menge  proportional.     Ist  N  die 

Anzahl  der  Hefenzellen,  so  ist  das  Wachstumsverhältnis  der  Zellen  während 

dN 
einer  Zeit  t    der  Zellenzahl  N -j- n    proportional,    d.  h.:    —- =  k  (N -|- n), 

worin  n  der  Zuwachs  während  der  Zeit  t  und  k  die  Wachstumskonstante 
ist.  Der  Vf.  bestätigte  die  Gesetzmäßigkeit  durch  Untersuchungen  mit 
einer  Burtonhefe  in  einer  leicht  gehopften  Würze  vom  spec.  Gewicht  1,040, 
und  einer  Würzegelatine,  und  fand  k  =  0,050  bezw.  0,060. 


»)  Biochem.  Ztschr.  1913,   50,  283  —  287.  —  »)  Compt.   rend.  de  lAcad.  Paris  1913,    156,    1855 
bis  1858.  -  3>  Biochem.  Joura.  7,  197;  Chem.  Ctrlbl.  1913,  11,  1888  (Ref.  Franck). 


C.  Gärungserscheinungen.  453 

Die  im  Zymin  und  in  der  Trockenhefe  nach  Lebedew  nach  dem 
Waschen    mit  Wasser   verbleibenden   Enzyme.     Von  A.   Harden.^)   — 

Der  Vf.  teilt  seine  Beobachtungen  über  die  Carboxylase,  das  in  der  Hefe 
enthaltene  und  von  Neuberg  und  Hildesheimer  entdeckte  Enzym. 
Dieses  wandelt  die  Brenztraubensäure  und  andere  a-Ketosänren  in  Kohlen- 
säure und  Aldehyde  um.  Aus  den  Versuchen  des  Vf.,  die  sich  nicht  nur 
auf  die  freie  Brenztraubensäure,  sondern  auch  auf  deren  Alkalisalze  er- 
streckten, ergab  sich,  daß  das  Zymin  und  die  Trockenhefe,  nachdem  sie 
durch  anhaltendes  Waschen  von  ihrem  Koenzj^m  befreit  und  demgemäß 
inaktiv  gegen  Dextrose  geworden  waren,  noch  Carboxylase  enthielten.  Die 
Anwesenheit  des  Koenzyms  ist  also  für  die  specifische  Wirkung  der  Carbo- 
xylase auf  die  Brenztraubensäure  nicht  erforderlich.  Dieses  Ergebnis  er- 
laubt demnach  keine  definitive  Schlußfolgerung  bezüglich  der  Wirkungs- 
weise der  Carboxylase  bei  der  alkoholischen  Gärung.  Man  kann  nur  an- 
nehmen, daß,  wenn  die  Zersetzung  der  Brenztraubensäure  wirklich  eine 
Zwischenstufe  bei  der  alkoholischen  Gärung  der  Dextrose  ist,  die  Gegen- 
wart des  löslichen  Koenzyms  unumgänglich  notwendig  ist  in  der  der  Zer- 
setzung der  Brenztraubensäure  voraufgehenden  Phase,  derart,  daß  bei  Ab- 
wesenheit des  Koenzyms  die  Bildung  der  Brenztraubensäure  unmöglich 
wäre.  Die  Gärung  der  freien  Brenztraubensäure  ist  viel  schwächer  als 
diejenige  der  brenztrau bensauren  Salze.  Die  Phosphate  üben  hier  noch 
eine  beschleunigende  Wirkung  aus.  Die  Carboxylase  ist  also  gegen  Azidität 
empfindlich,  eine  Tatsache,  die  sich  anderseits  auch  noch  aus  den  Ver- 
suchen ergab,  bei  denen  der  Vf.  Zymin  einerseits  auf  freie  Brenztrauben- 
säure, anderseits  auf  brenztrau  bensaures  Kalium  bei  Gegenwart  von  Zitronen- 
uud  Borsäure  einwirken  ließ.  Die  hemmende  Wirkung  der  ersteren  der 
beiden   Säuren  ist  größer  als  die  der  zweiten. 

Zur  Kenntnis  der  Aktivierung  der  Hefe.  Von  Hans  Euler  und 
Jakob  Sahlen.  -)  —  Während  Giftwirkungen  an  Mikroorganismen  in  zahl- 
reichen experimentellen  und  theoretischen  Arbeiten  behandelt  wurden,  liegen 
über  Aktivierungen  noch  relativ  wenige  quantitative  Angaben  vor.  Die 
Gärungsgeschwindigkeit  wurde  in  allen  Fällen  durch  volumetrische  Messung 
der  zu  gewissen  Zeiten  entwickelten  Kohlensäuremenge  festgestellt.  Zur 
Vergärung  kamen  bei  jedem  Versuch  2  g  Rohrzucker,  gelöst  in  20  com 
Wasser.  Temperatur  30^.  Untersucht  wurde  Guajakol,  Resorzin,  Hydro- 
chinon,  Na-Salicylat,  Na-Azetyl-Salicylat,  Hexamethylentetramin,  Azetaldehyd, 
Azetanilid,  Chininsulfat.  Für  drei  Substanzen  wurden  zum  erstenmal  voll- 
ständigere Reizkurven  festgestellt,  welche  mit  einer  Aktivierung  beginnen 
und  dann  in  eine  Hemmung  übergehen.  Für  Na-Salicylat  wird  das  Optimum 
mit  einer  Concentration  von  0,05 °/o  erreicht,  für  Guajakol  mit  einer 
Concentration  von  0,035  "/q.  Ebenso  gering  ist  die  optimale  Concentration 
von  Azetaldehyd,  nämlich  0,05%.  Hexamethylentetramin  beschleunigt 
noch  in  einer  Concentration  von  0,25^0  ^i^  Hefegärung.  Resorzin  und 
Hydrochinin  üben  eine  sehr  geringe  Wirkung  auf  lebende  Zellen  aus. 
Sehr  ausgesprochene  Giftwirkung  zeigten  Azetanilid  und  Chininsulfat. 

Diastatische  Zerstörung  und  Aktivierung  der  Zymase  und  der 
Katalase.     Von  H.  Van  Laer.  ^)  —  Der  Vf.  kommt  zu  folgenden  Schluß- 


1)  Biochem.  Journal  1913.  7,  214:   nach  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,  36,  498.  —  2)  Ztschr.  f. 
GäruDgsph7siol.  1913,  3,  225-284.  —  3)  Ctrlbl.  Bakteriol.  11.  Abt.  1913,  37,  529—534. 


454  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

folgerungen:  1.  Papain  zerstört  in  gleicher  Weise  die  Katalase  und  die 
Zymase  des  Hefensaftes.  2.  Im  Hefensaft  befandet  sich  eine  gewisse  Menge 
der  Katalase  und  Zymase  in  Verbindung  mit  einem  Kohlenhydrat,  das 
durch  die  Diastase  verzuckerbar  ist.  3.  Die  Araylase  beschleunigt  zuerst 
die  Schnelligkeit  der  Spaltung  des  Zuckers  und  des  Wasserstoffsuperoxydes 
durch  den  Hefensaft,  dann   vermindert  sie  jene. 

Über  Katalysatoren  der  alkoholischen  Gärung.  I.  Vorläufige  Mit- 
teilung. Von  Hans  Euler  und  Henry  Cassel/)  —  Die  Tätigkeit  der  Hefe 
wird  durch  die  katalytische  Wirkung  von  Salzen  organischer  Säuren,  be- 
sonders solchen  der  Araeisensäurerelhe  und  von  Oxysäureu,  außerordentlich 
beschleunigt.  Die  Erscheinung  steht  mit  der  Tatsache,  daß  einige  der  be- 
treffenden Säuren  selbst  COg  abspalten,  in  keinem  Zusammenhang.  Die 
zur  Erzielung  einer  Beschleunigung  von  75%  erforderliche  Salzraenge  ist 
gering,  0,04  g  auf  110  ccm.  Trockenhefe  und  Preßsaft  aus  ilünchener 
Hefe  werden  durch  die  Salzzusätze  in  ihrer  Gärwirkung  nicht  oder  nur 
unwesentlich  gefördert;  ebenso  wird  die  Menge  der  Kohlenhydratphosphor- 
säureester  bei  Zusatz  von  Salzen  aliphatischer  Säuren  zur  Zuckerlösung 
nicht  gesteigert.  Schon  geringe  Mengen  von  Ammoniumforraiat  erhöhen 
die  Gärungsgeschwindigkeit  in  einer  Rohrzuckerlösung.  Der  beschleunigende 
Einfluß  einer  gewissen  Salzmenge  ist  um  so  größer,  je  weniger  Hefe  in 
der  Lösung  ist.  Die  beschleunigende  Wirkung  tritt  auch  in  Gegenwart 
von  neutralem  Phosphat  ein.  Die  Beschleunigung  der  Mannosegärung  durch 
Ammoniumformiat  ist  erheblich  geringer  als  diejenige  der  Glucosegärung. 
Mit  Natriuralactat,  Aramoniumacetat  und  Natriumracemat  wurden  ganz  ähn- 
liche Einflüsse  erzielt. 

Über  Katalysatoren  der  alkoholischen  Gärung.  II.  Vorläufige 
Mitteilung.  Von  Hans  Euler.-)  —  Der  Vf.  hat  die  Wirkungsart  der 
Alkalisalze  organischer,  besonders  aliphatischer  Säuren  auf  die  Gärung 
lebender  Hefe  weiter  verfolgt.  Es  lag  nahe,  daß  es  sich  dabei  um  Ver- 
änderung der  Protoplasmaschicht  oder  allgemeiner  der  äußeren  Schicht  des 
Zellinhaltes  handelt  und  hierbei  war  wiederum  eine  Adsorption  und  damit 
zusammenhängend  Beeinflussung  der  Oberflächenspannung  in  Betracht  zu 
ziehen.  Die  ersten  Versuche  waren  insofern  negativ,  als  sie  ergaben,  daß 
die  Natrium-  und  Ammoniumsalze  der  früher  untersuchten  Säuren  von  der 
lebenden  Hefe  nicht  oder  nur  sehr  unbedeutend  adsorbiert  werden.  Es 
wurde  nun  untersucht,  ob  nicht  eine  analoge  Beschleunigung  der  Gärung 
durch  Farbstoffe  eintritt,  deren  Adsorption  sich  erheblich  leichter  nachweisen 
läßt  als  diejenige  an  Salzen  aliphatischer  Säuren  (Seifen).  Es  existiert 
eine  Reihe  von  Farbstoffen,  welche  in  die  allem  Anschein  nach  noch  lebenden 
Hefezellen  eindringen,  aber  dabei  in  hohem  Grade  von  der  Gärtätigkeit  der 
Hefe  abhängen.  Die  Abhängigkeit  des  Eindringens  der  Farbstoffe  in  die 
lebende  Hefe  von  deren  physiologischem  Zustande  einerseits  und  anderseits 
die  Übergänge,  welche  sich  zwischen  Adsorption  und  Lösung  zeigen, 
machen  die  Erscheinungen  sehr  compliciert  und  erfordern  zahlreiche  Be- 
obachtungen an  verschiedenen  Farbstoffen  und  Hefen.  Immerhin  konnte 
schon  jetzt  sicher  konstatiert  werden,  daß  mit  einer  Reihe  von  Farbstoffen 
eine    deutliche    Adsorption    eintritt.      Der    Vf.    macht    auf    die    Analogie 


>)  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  (Hoppe-Seyler)  1913,  86.  122—129.  —  2)  Ebend.  87,  142-144. 


C.  Gärungserscheinungen.  455 

zwischen  der  Beschleunigung  der  Gärung  durch  die  von  Hamburger  und 
de  Haen  beobachtete  Tatsache,  daß  die  Phagozytose  durch  die  gleichen 
Salze  gefördert  wird. 

Einfluß  der  Salze  auf  die  alkoholische  Gärung.  Zinn-  und  Wis- 
mutsalze.  Von  M.  Emm.  Pozzi-Escot. ^)  —  Im  Gegensatz  zu  Gimmel 
zejgt  der  Vf.,  daß  eine  Gärung  bei  Gegenwart  von  Wisrautsalzen  unmöglich 
ist.  SnClg  und  SnCl^  sind  ebenfalls  schädlich,  proportional  ihrer  Menge. 
Eine  Gewöhnung  der  Hefe  an  SnClg  ist  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
möglich,  allerdings  stets  auf  Kosten  ihrer  Leistungsfähigkeit. 

Über  den  Einfluß  des  Quecksilbers  auf  die  alkoholische  Gärung. 
Von  P.  Nottin.''^)  —  Vermeidet  man  bestimmte  Versnchsfehler,  so  bestätigen 
sich  die  Beobachtungen  von  Lindet  und  Ämmann,  nach  welchen  die 
alkoholische  Gänmg  bei  Berührung  der  Zuckerlösung  mit  Quecksilber  lang- 
samer ausläuft,  aber  eine  reichlichere  Hefenernte  liefert.  Der  Vf.  stellte 
fest:  1.  daß  die  Verzögerung  bewirkt  wird  durch  die  Bildung  von  Queck- 
silbersalzen bei  der  mehr  oder  weniger  langen  Berührung  dieses  Metalles 
mit  der  sauren  Malzkeim  würze,  die  als  Gärflüssigkeit  dient;  2.  daß  das 
Quecksilber  als  Metall  die  Hefenbildung  fördert,  weil  es  kontinuierlich 
die  Gärflüssigkeit  auf  Grund  eines  rein  physikalischen  Vorganges  von  freier 
Kohlensäure  befreit;  3.  daß  die  Anwesenheit  des  Quecksilbers  und  seiner 
Salze  keine  ausgesprochene  Wirkung  auf  die  Zymase  und  auf  die  Ferment- 
tätigkeit der  Hefe  hat. 

Einfluß  von  Kolloiden  auf  mikrobiologische  Prozesse.  Von  N. 
L.  Söhngen.  ^)  —  Aus  den  Schlußfolgerungen  des  Vf.  seien  folgende 
hervorgehoben.  1.  Die  Adsorptionserscheinungen  sind  von  großer  Bedeutung 
für  die  mikrobiologischen  Prozesse.  2.  In  Essigbakterienkulturen  fördern 
Blutkohle,  Torf,  Filtrierpapier  und  Eisenoxyd  die  Schnelligkeit  der  Alkohol- 
oxydation. Werden  die  Kulturen  mit  Filtrierpapier  aber  so  angelegt,  daß 
es  teilweise  zur  Kulturflüssigkeit  hinausragt,  so  sind  die  Bakterien  auf 
dem  Papier  von  dem  so  nötigen  Sauerstoff  umgeben  und  demzufolge  wird 
die  Oxydation  des  Alkohols  sehr  stark  beschleunigt.  3.  Alkalisalze  der 
Humussäure  Avirken  schädigend  auf  den  Prozeß  der  Alkoholgärung.  Kolloi- 
dales Eisen-,  Aluminium-,  Siliciumoxyd  und  Huraussäure  fördern  weder 
noch  verzögern  sie  die  Alkoholgärung  beträchtlich.  Biokolloide,  wie  Torf, 
Filtrierpapier,  Blutkohle  und  Gartenerde  wirken  sehr  beschleunigend  auf 
den  Prozeß  der  Alkoholgärung,  a)  Die  Gärungsfunktion,  die  Aktivität  der 
Hefezelle,  wird  in  dem  Kulturmedium  (5  g  Glucose,  5  g  Preßhefe,  50  ccm 
Wasser)  bei  Anwesenheit  dieser  Kolloide  um-f-50^/o  gesteigert,  b)  Das 
Wachstum  der  Hefe  in  einem  mit  wenig  Hefe  geimpften  Kulturmedium 
(3  — 10%  Glucose  in  Hefewasser)  wird  ebenfalls  um  50  o/^  erhöht.  Der 
günstige  Einfluß  dieser  Kolloide  auf  den  Prozeß  der  Alkoholgärung  ist  der 
niedrigen  Kohlensäureconcentration  in  der  Kulturflüssigkeit  zuzuschreiben, 
infolge  eines  schnellen  Entweichens  daraus  durch  Bläschenbiidung,  wodurch 
das  Kulturmedium  nicht  mit  Kohlensäure  übersättigt  wird. 

Einwirkung  verschiedener  Stoffe  auf  die  Gärkraft.  Von  Th. 
Bokorny.^)  —  Der  Verf.  untersuchte  die  Einwirkung  zahlreicher  chemischer 

1)  Bull.  Soo.  Chim.  de  Sucroiie  et  Distill.  1913,  3,  49-53.  —  2)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  Paris 
1913,  157,  1005-1008.  —  3)  Ctrlbl.  Bakt.  IL  Abt.  1913,  38,  621—646.  —  *)  Allg.  Brauer-  u.  Hopfenztg. 
1913,  53,  941—943;  957—959;  973-975. 


456  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Stoffe  auf  den  Gäriingsvorgang,  im  besonderen  suchte  er  die  Grenze  fest- 
zustellen, bei  welcher  die  Zymase  durch  chemische  Stoffe  dauernd  ver- 
iiichtet  wird.  Untersucht  wurde  die  Einwirkung  von  Säuren,  Basen,  Salzen, 
Oxydationsgiften,  Aldehyden,  Ketonen.  2^0  Kaliumcarbonat  hindern  die 
Gärung,  5  %  Dinatriumphosphat  machen  die  Zymase  unwirksam,  desgl.  1 7o 
Ätzkali  und  Ammoniak.  Das  Ammoniak  gehört  zu  den  Basen,  welche 
eine  stärkere  Giftwirkung  äußern  als  ihnen  nach  ihrer  Basizität  zukommen 
würde.  Die  Zymase  hält  1  bis  5%  Schwefelsäure  15  Stunden  lang  aus, 
von  Salzsäure  vrird  sie  bei  1%  geschädigt.  Bei  Zusatz  von  0,l*^/o  Fluß- 
säure trat  binnen  24  Stunden  Gärung  nicht  ein,  die  Hefe  wurde  aber 
nach  Entfernung  des  Giftes  wieder  gärfähig,  bei  0,2%  war  die  Zymase 
abgetötet.  5  "/o  Milchsäure  und  Buttersäure  hat  die  Gärkraft  nach  24  Stunden 
noch  nicht  völlig  vernichtet;  erst  2procent.  Oxalsäure  macht  sie  unwirksam. 
Iprocent.  Ameisensäure  zerstört  die  Oärkraft  innerhalb  24  Stunden  fast 
vollständig,  öprocent.  Essigsäure  vollständig.  Der  Vf.  hat  außerdem  Ver- 
suche mit  Neutralsalzen  in  lOprocent.  Lösung  angestellt.  In  keinem  Falle 
war  die  Vermehrung  ganz  ausgebliehen,  die  Gärkratt  war  überall  vor- 
handen. Beim  Zerreiben  von  trockener  Hefe  mit  Salzen  war  meistens  die 
Gärfähigkeit  vernichtet.  Durch  57o  Kupfersulfat  wird  die  Zymase  sogleich 
zerstört.  Schon  0,5%  reichen  aus,  um  die  Zymase  auf  immer  unwirksam 
zu  machen.  Weder  2%  noch  5%  Zink-  und  Kadmiumsulfat  sind  imstande, 
die  Gärkraft  binnen  24  Stunden  zu  vernichten.  5  %  Eisenvitriol  vermögen 
die  Gärkraft  binnen  24  Stunden  nicht  zu  zerstören.  Nach  Behandlung 
der  Hefe  mit  1%  Kaliumchlorat  trat  noch  Gärung  ein.  1%  Natrium- 
bisulfit  vermag  die  Gärkraft  nicht  zu  vernichten.  öOprocent.  Äthylalkohol 
tötet  die  Zymase  nicht  in  24  Stunden,  jedoch  öOprocent.  Methylalkohol, 
bei  20procent.  Methylalkohol  trat  nach  24  Stunden  noch  Gärung  auf. 
20procent.  Propylalkohol  unterdrückte  die  Gärkraft,  bei  Amylalkohol  reichen 
5%  aus,  bei  Methylalkohol  dagegen  20%  noch  nicht  vollständig.  0,1% 
Formaldehyd  sind  für  die  Zymase  nicht  schädlich,  durch  5%  wird  die 
Zymase  rasch  vernichtet. 

Chemische  Mittel  zur  Trennung  von  Leben  und  Gärkraft.  Von 
Th.  Bokorny.  1)  —  Die  Versuche  sind  auf  die  Erforschung  der  Concen- 
trationen  verschiedener  Substanzen  (Neutralsalze,  Basen,  Säuren,  Schwer- 
metallsalze, primäre  Sulfite,  Alkohole,  Oxydationsgifte,  Aldehyde,  katalytisch 
wirkende  Gifte)  gerichtet,  bei  denen  Plasma  und  Zymase  der  Hefenzellen 
angegriffen  werden.  Nach  den  bisherigen  Untersuchungsergebnissen  ist  es 
wahrscheinlich,  daß  die  Zymase  widerstandsfähiger  gegen  Gift  ist,  als  das 
Hefenplasma.  Die  Versuchsergebnisse  sind  tabellarisch  zusammengestellt. 
Die  hier  gemachten  Angaben  sind  zunächst  nur  unter  Berücksichtigung 
der  angegebenen  Veisuchszeiten  gültig.  Beim  Vergleich  der  Ergebnisse 
ist  ferner  auch  von  Bedeutung,  ob  das  Gift  bei  Abwesenheit  von  Nähr- 
stoffen, namentlich  organischen,  gewirkt  hat  und  anderes  mehr.  Unter 
den  mitgeteilten  Versuchsergebnissen  sind  genug  Beispiele  für  die  Trennung 
von  Leben  und  Gärkraft  der  HefenzeUe  gegeben. 

Einwirkung  der  Säuren  auf  die  alkoholische  Gärung.  H.  Mit- 
teilung.     Von   M.  Rosenblatt    und   Frau    Rosen blatt.-)    —    Die   Befunde 

1)  Allgem.  Brauer-  u.  Hopfenztg.  1913,  53,  1965-1967;  2013-2015.  —  ■)  Bull.  Soc.  Chim.  de 
France  [4]  13,  924-929;  Chem.  arlbl.  1913,  U.Abt.,  1765  (Ref.  Düsterbehn). 


C.  Gärungserscheinungen.  457 

von  Johannessohn  (Biochera.  Ztschr.  47,  97)  weichen,  soweit  es  sich  um 
die  Stärke  der  paralysierenden  Wirkung  der  Säuren  handelt,  nur  wenig 
von  denjenigen  der  Vff.  ab,  zeigen  aber  bezüglich  der  molekularen  Con- 
centration  der  paralysierenden  Mengen  wesentliche  Abweichungen  von  diesen. 
Die  Erklärung  für  diese  Unterschiede  in  den  quantitativen  Befunden  ist 
nach  Ansicht  der  VfP.  in  erster  Linie  in  der  geringen  Widerstandsfähigkeit 
der  von  Johannessohn  benutzten  Hefe  zu  suchen.  —  Die  Angabe  von 
Johannessohn,  daß  gewisse  Mengen  von  Fettsäuren  die  alkoholische 
Gärung  begünstigen,  hat  die  Vff.  veranlaßt,  die  Wirkung  von  kleinen 
Mengen  freier  Säuren  und  saurer  Salze  auf  die  alkoholische  Gärung  zu 
studieren.  Es  ergab  sich,  daß  die  freien  Säuren  (HCl,  Ameisen-,  Essig-, 
Propion-,  n-Butter-,  Wein-  und  Zitronensäure,  HgSO^  und  H3PO4),  sowie 
KHSO4  in  geringen  Mengen  keine  begünstigende  Wirkung  auf  die  alko- 
holische Gärung  ausüben.  In  größeren  Mengen  sind  diese  Säuren  bis  zu 
einer  gewissen  Menge  wirkungslos  auf  die  Gärung,  um  jenseits  dieser 
Grenze  hemmend  auf  die  Gärung  zu  wirken.  Dagegen  zeigte  es  sich,  daß 
das  Monokaliumphosphat,  -Oxalat  und  -citrat,  das  Dikaliumcitrat  und  das 
Mononatriumtartrat  in  geringen  Mengen  eine  günstige  Wirkung  auf  die 
alkoholische  Gärung  besitzen.  —  Die  Verschiedenheiten  in  den  Angaben 
der  Forscher  über  die  günstige  bezw.  ungünstige  Wirkung  der  Säuren  auf 
die  alkoholische  Gärung  dürften  also  entweder  auf  die  Arbeitsweise  oder 
die  Rasse  der  benutzten  Hefe  zurückzuführen  sein.  Das  ungleiche  Verhalten 
der  verschiedeneu  Hefen  kann  seinen  Grund  in  einer  verschiedenartigen 
Durchlässigkeit  der  Zellmembran  für  die  sauren  Reagentien  oder  in  einer 
ungleichen  Empfindlichkeit  der  Enzyme  gegenüber  der  Reaktion  des 
Milieus  haben. 

Einwirkung   des  Cyklamins   auf   die   alkoholische  Gärung.     Von 
Johan   Lundberg. ^)  —  Das   Ergebnis   der   Untersuchungen    ist   folgendes: 

1.  Durch  Vorbehandlung  lebender  Hefe  mit  reiner  Cyklaminlösung  wird 
ihre  Gärtätigkeit  nicht  beeinflußt.  In  Gegenwart  von  Zucker  wird  dagegen 
die  Gärtätigkeit  der  Hefe  durch  Cyklamin  stark  herabgesetzt.  Es  zeigt 
sich  also,  daß  in  diesem  Falle  die  Wirkung  eines  Giftes  vom  physiologischen 
Zustand    bezw.    der    physiologischen    Tätigkeit    der    Zellen    abhängig    ist. 

2.  Die  Vergiftung  der  Hefe  durch  Cyklamin  kann  daher  nicht  durch  Er- 
niedrigung der  Oberflächenspannung  der  Lösung  oder  einfach  auf  Grund 
der  Lipoidtheorie  von  0 verton  erklärt  werden.  3.  Die  zur  Vergiftung 
einer  gewissen  Hefemenge  notwendige  Giftmenge  ist  der  Hefemenge 
proportional.  4.  Oberhalb  einer  gewissen  Grenze  der  Cyklaminconcentration 
zeigt  ein  weiterer  Zusatz  von  Gift  keine  Steigerung  der  Vergiftungs- 
geschwindigkeit. 5.  Das  Vergiftungsbild  dürfte  nicht  einer  einfachen 
chemischen  Reaktion  entsprechen,  sondern  ist  nur  durch  die  individuelle 
Resistenz  der  Zellen  zu  erklären.  6.  Die  Einwirkung  des  Cyklamins  auf 
Trockenhefe  bezieht  sich  nur  auf  die  aktive  Hefe,  nicht  auf  die  Menge  der 
Trockensubstanz.  7.  Das  Cyklamin  zeigt  noch  bei  sehr  kleinen  Concen- 
trationen  keine  stimulierende  Wirkung  auf  die  Gärtätigkeit  der  Hefe. 

Über  die  Selbstgärung  der  Alkoholhefe.    Von  M.  W.  Beijerinck.^) 
—  Bei    der  Selbstgärung   der  Hefe    wird    das    in   ihr   enth.iltene  Glykogen 

1)  ztschr.  f.  Gärungsphysiologie  1913,  2,  223—245.  —  ^)  Livre  Jubilaire  Van  Laer  1913,  128. 


^58  Landwirtschaftliclie  Nebengewerbe. 

angegriffen,  wobei  wahrscheinlich  durch  ein  Enzym,  das  als  Glykogenase 
bezeichnet  wird,  zuerst  Glukose  gebildet  wird.  Die  biologische  Bedeutung 
der  Selbstgärung  liegt  dem  Vf.  zufolge  darin,  daß  diese  durch  alle  für  die 
Hefe  als  schädlich  erkannten  Einflüsse  ausgelöst  wird,  welche  jedoch  nicht 
genügend  stark  einwirken,  um  den  Tod  der  Zelle  herbeizuführen.  Die 
Selbstgärung  wird  durch  folgende  Einflüsse  ausgelöst:  1.  erhöhte  Temperatur, 
2.  lösliche  Körper  verschiedenster  Art,  welche  den  osmotischen  Druck  er- 
höhen, 3.  Eintrocknen,  4.  Gifte  und  Desinfektionsmittel.  Die  Bedeutung 
der  Alkoholgärung  für  die  Erreger  muß  wohl  darin  gesucht  werden,  daß 
ihr  Produkt,  der  Alkohol,  Insekten  anlockt,  welche  die  Hefe  mitschleppen 
und  dorthin  bringen,  wo  sie  sich  vermehren  kann.  Bei  günstigen  Lebens- 
bedingungen findet  sowohl  Alkoholgärung  wie  Glykogenbildung  statt;  dabei 
ist  die  Aussicht  auf  Verbreitung  der  Hefe  durch  Insekten  sehr  groß.  Bei 
ungünstigen  Bedingungen,  wozu  in  erster  Linie  Eintrocknen  nach  der 
Zuckervergärung  und  Wiederfeuchtwerden  gehören,  wird  die  ausgelöste 
Selbstgärung  die  für  die  Verbreitung  notwendige  Alkoholbildung  verursachen. 
Die  Ungunst  der  Lebensbedingungen  wird  hierdurch  eine  Verbreitungs- 
ursache. 

Das  Verhalten  einiger  Saccharomyceten  (Hefen)  zu  Inulin.  Von 
V.  Gräfe  u.  V.  Vouk.  ^)  —  Die  verschiedenen  Hefenarten  verhalten  sich 
dem  Inulin  gegenüber  sehr  verschieden;  die  einen  enthalten  Inulase,  die 
anderen  nicht.  Im  Durchschnitt  weisen  diejenigen,  welche  Inulin  vergären, 
schlechte  Entwicklung  auf,  während  die  das  Inulin  nicht  vergärenden  das 
Polysaccharid  zu  assimilieren  vermögen.  Manche  Hefenarten  verarbeiten 
das  Inulin  in  ganz  erheblichem  Maße,  so  namentlich  Schwanniomyces 
occidentalis,  Torulaspora  Delbrückii,  Saccharomyces  Marxianus  und  Wiliia 
saturnia.  Die  Vergärung  und  der  Verbrauch  des  Inulins  ist  ein  complicierter 
Proceß,  bei  dem  nicht  nur  die  Gegenwart  des  Inulins,  sondern  auch  das 
übrige  Milieu  der  Gärflüssigkeit,  insbesondere  das  Vorhandensein  des 
hydrolisierten  Produktes  eine  Rolle  zu  spielen  scheint.  Wenigstens  ver- 
schwindet in  reiner  luulinnährlösung  nur  in  einzelnen  Fällen  das  Inulin, 
während  in  Zichorienextrakten,  überhaupt  in  natürlichen  Pflanzenextrakten, 
in  welchen  u.  a.  auch  Lävulose  zugegen  ist,  die  Verarbeitung  des  Inulins 
durch  die  meisten  Hefen  in  erheblicher  Weise  vor  sich  geht.  Bei  der 
Gärung  werden  manchmal  andere  Gärungsprodukte  als  Alkohol  und  Kohlen- 
dioxyd gebildet. 

Über  das  Verhalten  von  Hefen  und  Schimmelpilzen  zu  Natrium- 
thiosulfat.  Von  Alex.  Kossowicz  und  W.  Loew.-j  —  Die  Versuche 
haben  folgendes  ergeben.  Hefen  assimilieren  Thiosulfat  unter  Bildung  von 
Schwefelwasserstoff.  Eine  Reduktion  von  Sulfat  durch  Hefen  unter  Schwefel- 
wasserstoffbildung findet  nicht  statt.  Botrytis  Bassiana,  Cladosporium 
herbarum,  Penicillium  brevicaule,  Aspergillus  glaucus,  Isaria  farinosa  und 
Fusisporium  können  Thiosulfat  direkt  assimilieren.  Es  konnte  bei  diesen 
Pilzen  unter  den  gewählten  Versuchsbedingungen  weder  die  Bildung  von 
Schwefelwasserstoff  noch  von  Schwefelsäure,  noch  von  Schwefelablagerung 
nachgewiesen  werden;  eine  merkliche  Oxydation  des  Thiosulfates  zu  Poly- 
thionaten  (Tetrathionat)  war  nicht  erfolgt.  Mucor  Boidin  entwickelt,  ebenso 
wie  dies  bei  Hefen  der  Fall  ist,  in  Thiosulfatlösungen  Schwefelwasserstoff, 

1)  Ztschr.  f.  Gärungsphysiologie  1913,  3,  327-333.  —  ')  Ebend.  2,  87—103. 


C.   Gärungserscheinungen.  459 

dessen  Bildung  aber  meist  erst  bei  längerem  Einhängen  von  Bleipapier- 
streifen in  den  Kulturkölbchen  nachgewiesen  werden  kann.  Penieillium 
glaucum  und  Aspergillus  niger  bilden  je  nach  den  Versnchsbedingungen 
(Reaktion  der  Nährlösung)  entweder  Polythionat  (Tetrathionat?)  oder 
Schwefelsäure,  wobei  im  letzten  Falle  auch  eine  Schwefelabscheidung  er- 
folgt. Auch  in  Nährlösungen  mit  40^0  Thiosulfat  kommen  einzelne 
Schimmelpilze  zu  einer  guten  Entwicklung  und  Fruktifikation.  Sehwefel- 
einlagerung  in  den  Hyphen  findet  in  den  Nährlösungen  mit  niedrigen 
Thiosulfatconcentrationen  gewöhnlich  nicht  statt;  man  trifft  sie  auch  bei 
höheren  Concentrationen  nur  gelegentlich  bei  einzelnen,  nicht  bei  allen 
Pilzen  an. 

Untersuchungen  über  den  Mechanismus  der  Gewöhnung  der 
Hefen  an  Formaldehyd.  Yon  M.  Emm.  Pozzi -  Escot.  ^)  —  Ef  front 
gegenüber  stellt  der  Vf.  fest,  daß  bei  der  Gewöhnung  der  Hefe  an  Form- 
aldehyd eine  Oxydation  des  Formaldehydes  nicht  stattfindet.  Der  Form- 
aldehyd  verliert  seine  antiseptischen  Eigenschaften  in  den  Nährlösungen 
infolge  der  außerordentlichen  Leichtigkeit,  mit  welcher  der  Aldehyd  sich 
mit  den  Aminogruppen  verbindet.  Das  Yerschw^inden  des  Formaldehyds 
aus  der  Nährlösung  beruht  einfach  darauf,  daß  der  gebildete  Amino- 
kohlenstoffkomplex  von  der  Hefe  als  Nahrungsmittel  verbraucht  wird. 

über  den  Einfluß  der  Hefen  und  der  ursprünglichen  Zusammen- 
setzung der  Gärflüssigkeiten  auf  die  Acidität  der  vergorenen  Flüssig- 
keiten. Von  J.  Ventre. -)  —  Der  Vf.  k(jmmt  zu  folgenden  Schluß- 
folgerungen. 1.  Jede  Hefe  hat  eine  eigene  Art,  in  bestimmter  Menge  fixe 
und  flüchtige  Säuren  zu  bilden.  Die  höchste  Azidität  bewirkt  die  Medochefe. 
2.  Man  beobachtet  bei  den  Gärungen  in  neutraler  Lösung  eine  Zunahme 
der  fixen  Azidität,  die  zwischen  1  und  1,17  "/^  des  vergorenen  Zuckers 
schwankt.  3.  In  den  natürlichen  oder  künstlich  sauren  Gärflüssigkeiten 
findet  dagegen  eine  Verringerung  der  Azidität  statt,  trotz  Bildung  einer 
nicht  unbeträchtlichen  Menge  Bernsteinsäure  auf  biochemischem  Wege. 
4.  Die  künstlich  gesäuerte  Gärflüssigkeit  enthielt  noch  fast  die  ganze 
ursprünglich  vorhandene  Weinsäure  nach  der  Gärung.  5.  Man  kann  also 
schließen,  daß  eine  Erhöhung  der  Azidität  der  Gärflüssigkeit  während  der 
Gärung  in  neutralen  Lösungen  stattfindet,  oder  wenn  die  ursprüngliche 
Azidität  nur  durch  Mineralsäuren  oder  organische  Säuren,  die  nur  schwer 
angegriffen  werden,  wie  z.  B.  Weinsäure,  bedingt  ist.  —  Die  Beobachtungen 
bestätigten  die  jedes  Jahr  bei  der  Weingärung  erhaltenen  Ergebnisse.  Die 
Verringerung  der  Azidität  scheint  in  der  Hauptsache  in  der  Zerstörung 
der  Apfelsäure  begründet  zu  sein.  Der  Vf.  sucht  festzustellen,  wie  die 
Hefen  auf  die  verschiedenen  Säuren  einwirken.  Er  stellte  zu  diesem  Zweck 
künstliche  Lösungen  her  mit  einer  Gesamtazidität  entsprechend  5,3  g  Schwefel- 
säure im  Liter  und  helle  und  rote  Traubenmoste  mit  einer  Azidität  von 
5,58  bezw.  8,95  im  Liter  und  verfolgte  sie  mit  verschiedenen  Hefen. 
Dabei  ergab  sich  folgendes.  1.  Die  verschiedenen  Hefen  vergären  wenig 
Weinsäure  (0,18 — 0,4  g  im  Liter).  2.  Die  Apfelsäure  scheint  von  der 
Hefe  am  meisten  angegriffen  zu  werden.  Die  zerstörten  Mengen  schwankten 
zwischen    2,78    und    3,45   g    in    der    künstlichen    Gärflüssigkeit.      3.   Jede 


!■)  Compt.  rend.  de  l'Acad.  Paris  1913,  156,  1851  u.  1852.  —  2)  Ebend.  157,  154—156. 


460  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Hefe  hat  ein  ihr  eigentümliches  Bernsteinsäurebildungsvermögeu;  am  meisten 
bildete  die  Medochefe,  am  wenigsten  die   Champagnerhefe. 

Die  Rolle  der  Hefe  auf  die  Zusammensetzung  der  Branntweine 
und  die  Rolle  der  Mangansalze  in  dieser  Hinsicht.  Von  E.  Kayser  und 
A.  Demoion.  ^)  —  Die  Wirkung  der  Hefen  auf  den  Wein  bei  mäßiger 
Lüftung  kann  i  ach  der  Intensität  und  nach  der  Heferasse,  der  vorher- 
gegangenen Behandlung  der  Hefe  und  nach  der  Beschaffenheit  des  Weines, 
mit  welchen  die  Hefe  in  Berührung  bleibt,  verschieden  sein,  —  Die  Mangan- 
salze haben  in  vorliegenden  Versuchen  auf  die  untersuchten  Hefen  keine 
konstanten  Eigenschaften  übertragen,  welche  für  den  Branntwein  von 
Wichtigkeit  wären.  Die  Angewöhnung  an  Mangannitrat  oder  der  Zusatz 
dieses  Salzes  zum  Most  ist  von  einer  Verminderung  der  höheren  Alkohole 
begleitet.  Diese  Tatsache  scheint  jedoch  nicht  mit  einer  spezifischen 
Wirkung  des  Mangans  in  Beziehung  zu  stehen,  vielmehr  scheint  sie  an 
den  Nitratstickstofi"  gebunden  zu  sein,  der  von  der  Hefe  assimiliert 
werden  kann. 

Über  die  Bildung  flüchtiger  Säure  in  zuckerfreien  Weinen  und 
Nährlösungen  bei  Luftzutritt  durch  reingezüchtete  Weinhefen.  Von 
Richard  Meißner.-)  —  Der  Vf.  verwendete  zu  seinen  Versuchen  im 
Gegensatz  zu  Osterwalder,  welcher  Theilersbirn-  bezw.  sizilianischen 
Trauben -Saft  benutzte,  in  einem  Fall  künstliche  Nährlösungen  bestimmter 
Zusammensetzung,  in  dem  anderen  sterilen,  vollständig  vergorenen  Wein 
bekannter  Zusammensetzung.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlußfolgerungen: 
1.  Sowohl  in  zucker-  wie  alkoholfreien  künstlichen  Nährlösungen,  welche 
als  Quelle  organischer  Substanz  Pepton  und  Milchsäure,  Apfelsäure, 
Bernsteinsäure  oder  Zitronensäure  enthalten,  als  auch  in  zuckerfreien  Rot- 
und  Weißweinen  können  sich  bei  Luftzutritt  reingezflchtete  Weinhefen  durch 
Sprossung  und  Sporenbildung  vermehren.  2.  Infolge  des  Wachstums  der 
Hefenzellen  wird  die  Milchsäure  unter  gleichzeitiger  Bildung  flüchtiger  Säuren 
in  größerem  oder  geringerem  Maße  abgebaut.  An  der  Bildung  der  flüch- 
tigen Säure  sind  demnach  die  nichtflüchtigen  Säuren  beteiligt.  3.  Dies 
geht  des  weiteren  auch  daraus  hervor,  daß  aus  Apfelsäure,  Bernsteinsäure, 
Weinsäure  und  Zitronensäure  nicht  nur  Milchsäure,  sondern  auch  flüchtige 
Säuren  gebildet  werden,  wodurch  eine  Abnahme  der  vier  genannten 
organischen  Säuren  in  den  Kulturflüssigkeiten  eintritt.  4.  Außer  der  Bildung 
der  flüchtigen  Säuren  und  der  Milchsäure  müssen  durch  die  Tätigkeit  der 
Hefen  in  den  Nährflüssigkeiten  auch  noch  andere,  nichtflüchtige  Säuren 
gebildet  werden,  da  sonst  trotz  des  großen  Milchsäureabbaues  und  der 
Bildung  von  flüchtigen  Säuren  die  geringe  Abnahme  des  Gesamtsäuregehaltes 
der  Kulturflüssigkeiten  nicht  zu  erklären  ist.  5.  In  Weinen  beteiligt  sich 
an  der  Säurebildung  nach  P.  Lind n er "s  Untersuchungen  off"enbar  auch  der 
Alkohol.  6.  Nicht  nur  die  gebildeten  nichtflüchtigen,  sondern  auch  die 
flüchtigen  werden  durch  die  Reinhefen  abgebaut.  7.  Der  nach  dem  Wachsen 
und  der  Tätigkeit  der  Weinhefen  in  den  Nährflüssigkeiteu  verbleibende 
Gesamtsäuregehalt  stellt  also  die  Resultierende  aus  der  Bildung  und  Zer- 
störung nichtflüchtiger  und  flüchtiger  Säuren  dar.  Je  nachdem  diese  Säuren 
gebildet   oder   zerstört   werden,    ist   die  Gesamtabnahme   der  Gesamtsäuren 


1)  Ann.   de  la  Brass.  et  de  ia  Dist.  1913,   10.  Aug.,   Sonderabdruck.   —  2|  Ztschr.  f.  Gärungs- 
physiol.  1913,  2,  129-146. 


C.   Gärungserscb einungen.  461 

eine  geriogere  oder  größere  oder  gleich  Null.  8.  Da  die  Säurebildung 
und  Säurezerstörung  Hand  in  Hand  mit  dem  Wachstum  der  in  den  Kultur- 
flüssigkeiten befindlichen  Weinhefen  geht,  so  ist  anzunehmen,  daß  die  ent- 
stehenden flüchtigen  und  nichtflüchtigen  Säuren  Stofi'wechselproducte  der 
Weinhefen  sind.  Letztere  benutzen  außerdem  die  Säuren  wahrscheinlich 
einmal  zur  Unterhaltung  ihrer  Atmungsprozesse,  verwenden  sie  aber  auch 
zum  Aufbau  neuer  Zellen   bei  ihrem   Wachstum. 

Die  Säurebildung  in  der  Würze  durch  die  Hefe  während  der 
alkoholischen  Gärung.  Von  A.  Fernbach.  ^)  —  Bekanntlich  erfährt  jede 
der  alkoholischen  Gärung  unterworfene  zuckerhaltige  Flüssigkeit  eine  Säure- 
zunahme. Die  Säurebildung  rührt  zum  geringen  Teil  von  der  Bildung  von 
Bernsteinsäure  her,  zum  großen  Teil  von  der  Bildung  flüchtiger  Säuren, 
unter  welchen  Essigsäure  vorherrscht,  oft  ist  sie  sogar  die  einzige  flüchtige 
Säure,  die  sich  bildet.  Die  Versuche  des  Vf.  sollten  dartun,  ob  bei 
derselben  Hefe  unter  verschiedenen  Verhältnissen  die  Säurebildung  in  der 
gärenden  Flüssigkeit  wechselt,  insbesondere  ob  sie  von  der  Reaktion  der 
Gärflüssigkeit  abhängt.  Die  Versuche  wurden  mit  künstlichen  und  natür- 
lichen zuckerhaltigen  Flüssigkeiten  (Traubenmost),  die  einen  Zusatz  von 
0 — 8  g  Weinsäure  auf  1  1  erhielten  und  mit  starker  sowie  mit  schwacher 
Aussaat  durchgeführt.  Benutzt  wurde  Bierhefe  und  Weinhefe.  Die  Gär- 
flüssigkeit war  im  Anfang  schwach  gelüftet  worden.  Die  Azidität  der 
Flüssigkeiten  wurde  zu  gleicher  Zeit,  gleichgültig  ob  die  Gärung  beendigt 
war  oder  nicht,  bestimmt,  außerdem  der  Restzucker,  der  gebildete  Alkohol 
und  das  Gewicht  der  erzeugten  Hefe.  Die  Säurezunahme  war  in  allen 
Fällen  um  so  stärker,  je  weniger  Säure  die  Flüssigkeit  ursprünglich  ent- 
hielt. Die  verschiedenen  Hefen  unterstehen  also  bei  der  Säurebildung,  die 
sie  hervorrufen,  unabhängig  von  ihrem  individuellen  Charakter,  dem  Einfluß 
der  Azidität  der  Gärflüssigkeit,  in  der  sie  wirksam  sind.  Dieses  Ergebnis 
hat  große  Bedeutung  in  praktischer  Beziehung.  Die  Säurebildung  wird 
seit  kurzem  mit  Recht  als  ein  Mittel  zur  Erhöhung  der  Haltbarkeit  ge- 
gorener Getränke  bezeichnet,  und  von  verschiedener  Seite  wurde  die  An- 
wendung von  Hefen  empfohlen,  welche  die  stärkste  Säurebildung  veranlassen. 
Dabei  muß  man  also  den  Einfluß  berücksichtigen,  welche  die  ursprüngliche 
Azidität  der  Würze  auf  die  Säurebildung  ausübt. 

Über  Alkoholgärung.  Von  S.  Kostytschew.  V.  Mitteilung.  Über 
Eiweißspaltung  durch  Dauerhefe  in  Gegenwart  von  Zinkchlorid. 
Von  S.  Kostytschew  und  W.  Brilliant.^)  —  Die  Versuche  zeigen,  daß 
die  fermentative  Eiweißspaltung  durch  Zinkchlorid  nicht  wesentlich  beein- 
flußt wird.  Bei  Abwesenheit  von  Zucker  findet  eine  geringe  Steigerung 
der  Proteolyse  statt,  die  wahrscheinlich  nur  auf  die  saure  Reaktion  von 
ZnCig  zurückzuführen  ist;  in  Zuckerlösungen  ist  im  Gegenteil  eine  unbe- 
deutende Hemmung  der  Eiweißspaltung  zu  verzeichnen.  Auch  diese  Be- 
einflussung ist  offenbar  eine  indirekte:  in  20procent.  Zuckerlösungen  tritt 
sie  in  der  Tat  nur  nach  Ablauf  von  4  Tagen  deutlich  hervor.  Da  nun 
ZnClj  die  Zuckerspaltung  stark  hemmt,  so  ist  nach  4  Tagen  der  Zucker- 
gehalt der  mit  Zinkchlorid  versetzten  Portion  immer  größer  als  in  der 
Kontrollportion ;  größere  Zuckermengen  verlangsamen  aber  die  fermentative 


1)   Compt.   rend.   de   l'Acad.   Paris   1913,    156,    77—79.   —   «)  Ztschr.    physiol.   Chem.  (Hoppe- 
Seyler)  1913,  85,  507—516. 


^(52  Landwiitschaftliche  Nebengewerbe. 

Eiweißspaltung.  Diese  Erklärung  ist  um  so  wahrscheinlicher,  als  die  Hem- 
mung der  Eiweißspaltung  durch  Zinkchlorid  noch  viel  schärfer  in  40procent. 
Zuckerlösungen  ausgeprägt  ist,  während  eine  Steigerung  der  ZnCla -Menge 
bei  unverändertem  Zuckergehalt  ohne  Einfluß  bleibt.  Diese  Ergebnisse 
beweisen,  daß  die  starke  Hemmung  der  Zymasegärung  durch  Zinkchlorid 
nicht  davon  herrührt,  daß  die  Energie  der  antagonistischen  Proteolyse 
größer  wird  und  infolgedessen  eine  schnellere  Zerstörung  der  Zymase 
eintritt.     Zinkchlorid  übt  eine   direkte  Wirkung   auf  Gärungsfermente   aus. 

Zur  Totalhydrolyse  des  Hefeeiweiß.  Von  H.  Pringsheim. ')  — 
Während  der  Gärung  findet  ein  dauernder  Zerfall  des  Hefeeiweißes  statt. 
Dieser  führt  schließlich  zu  denselben  Producten  wie  die  Totalhydrolyse  des 
Eiweißes.  Auch  bei  der  Selbstverdauung  der  Hefe  werden  Aminosäuren 
gebildet.  Bisher  ist  jedoch  die  Fischer'sche  Methode  zur  Trennung  der 
Aminosäuren  durch  die  Destillation  ihrer  Ester  noch  nicht  auf  das  Hefen- 
eiweiß angewendet  worden.  Der  Vf.  hat  diese  Lücke  ausgefüllt.  Im 
Hefeeiweiß  ist  weder  GlykokoU  noch  Alanin.  In  relativ  geringer  Menge 
wurde  Prolin  und  Phenylalanin  gefunden;  auch  die  Glutaminsäure  war 
nur  in  geringen  Mengen  zu  identifizieren.  Die  Hauptmenge  der  als  Ester 
destillierbaren  Aminosäuren  bestand  aus   Valin  und  Leuzin. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Eiweißumwandlung  in  der  Hefe. 
I.  Über  den  Einfluß  der  Zuckergärung  auf  den  Eiweißabbau  der  Hefe. 
Von  W.  Zeleski  und  W.  Schataloff.^)  —  Die  Vff.  suchten  der  Frage  näher 
zu  treten,  ob  und  in  welchem  Umfang  die  Producte  der  Zuckergärung  auf 
die  Arbeit  der  proteolytischen  Enzyme  wirken.  Sie  untersuchten  zunächst 
die  Wirkung  des  Acetaldehyds  und  anderer  Aldehyde  auf  den  Eiweißabbau 
des  Hefanols  und  der  abgetöteten  Preßhefe,  sowie  den  Einfluß  der  Gärung 
auf  die  nachfolgende  Proteolyse.  Weiter  untersuchten  sie  auch  die  Wirkung 
der  flüchtigen  Producte  der  Gärungsflüssigkeit  auf  die  Proteolyse  des  Hefa- 
nols. Acetaldehyd  beeinflußt  die  Proteolyse  der  Hefe  nicht  stark.  Eine 
0,05procent.  Lösung  hat  keinen  Einfluß,  eine  0,18procent.  hemmt  in  ge- 
ringem Grade  die  Eiweißzersetzuug  des  Hefanols  und  bleibt  ohne  Einfluß 
auf  die  Preßhefe.  Eine  0,5  prozent.  Acetaldehydlösung  hemmt  deutlich  die 
Proteolyse.  Von  allen  Aldehyden  wirkte  Formaldehyd  am  schädlichsten 
auf  die  Proteolyse,  die  er  schon  in  0,03procent.  Lösung  nachteilig  be- 
einflußt. Furfurol  wirkte  in  0,5  procent.  Lösung  antiproteolytisch.  Benz- 
aldehyd und  Phenylacetaldehyd  sind  schädlicher.  Die  Destillate  der  Gärungs- 
producte  enthalten  antiproteolytisch  wirkende  Stoö'e.  Diese  Producte  sind 
aber  keine  Producte  der  Alkoholgärung,  sondern  voraussichtlich  aroma- 
tische Stoffe. 

Beitrag  zur  Enzymbildung  und  deren  Ursachen.  Von  H.  Zikes.  ■^) 
—  Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  die  Erzeugung  der  Enzyme  nicht 
immer  eine  typische  Eigentümlichkeit  der  Mikroorganismen  ist,  sondern 
daß  sie  oft  eng  mit  der  Ernährung  zusammenhängt.  So  ist  beispielsweise 
bekannt,  daß  manche  Bakterien  und  Schimmelpilze  nur  dann  Diastase  er- 
zeugen, wenn  ihnen  Stärke  als  einziges  Kohlehydrat  dargeboten  wird,  daß 
sie  aber,  wenn  sich  außer  Stärke  noch  ein  leicht  assimilierbarer  Zucker 
wie  Glucose  vorfindet,  keine  Diastase  bilden,  sondern  nur  den  Zucker  aus- 


»)  Wochenschr.  f.  Brauerei  1913,   30,  399  n.  400.  —  «)  Biochem.  Ztschr.  1913,   55,   63— Tl.  — 
S)  Allgem.  Ztschr.  f.  Bierbr.  u.  Malzfabr.  1913,  41,  39  u.  40. 


C.   Gärungserscheinungen.  463 

nutzen.  Die  Hefen  verhalten  sich  dagegen,  wenigstens  was  die  Bildung 
von  kohlehydratspaltenden  Enzymen,  wie  Invertase,  Maltase  anbetrifft, 
anders.  Sie  konnten  bisher  nicht  gezwungen  werden,  die  Bildung  eines 
hierher  gehörenden  Enzyms  aufzugeben,  welches  sie  früher  besessen  hatten. 
Als  sehr  schlagender  Beitrag  hierzu  wurden  folgende  Versuche  durchgeführt. 
Es  wurde  eine  Saazhefe,  welche  Prior  schon  früher  durch  sechs  Jahre  in 
reinen  Glucoselösungen  gezüchtet  hatte,  durch  weitere  acht  Jahre  in  diesen 
Lösungen  hergeführt.  Diese  Hefe  konnte  als  typische  Bierhefe  vorher 
Saccharose  glatt  vergären.  Durch  die  14  jährige  Züchtung  in  Glucose- 
lösungen hatte  sie  die  Fähigkeit  der  Invertasebildung  behalten.  Die  durch 
so  viele  Jahre  in  Glucoselösungen  gezüchtete  Hefe  mußte  das  Enzym  in 
der  Form   eines  hypothetischen  Enzyms  weitergebildet  haben. 

Untersuchungen  über  die  chemische  Zusammensetzung  und 
Bildung  der  Enzyme.  Vni.  Mitt.  Über  die  gleichzeitige  Ver- 
änderung des  Gehaltes  an  Invertase  und  an  Gärungsenzym  bei 
der   lebenden    Hefe.      Von    H.   Euler    und    D.  Johansson.^)  —  Durch 

die  von  den  Vff.  angewandte  Vorbehandlung  tritt  eine  Vermehrung  des 
enzymatischen  Inversionsvermögens  der  Hefe  ein,  welche  weder  als  eine 
Anpassung  aufgefaßt  werden  kann,  da  das  Verweilen  der  Hefe  in  der 
Lösung  des  Spaltproductes  keine  geringere  Wirkung  hervorruft  als  die 
Vorbehandlung  mit  dem  Substrat  Rohrzucker ,  noch  auf  eine  allgemeine 
Erhöhung  der  vitalen  Tätigkeit  zurückgeführt  werden  kann,  da  gleichzeitig 
die  Gärkraft  sehr  stark  abnimmt.  Es  liegt  hier  eine  Erscheinung  eigener, 
noch  unbekannter  Art  vor. 

Untersuchungen  über  die  Hydrolyse  der  Saccharose  durch  ver- 
schiedene Säuren  bei  Gegenwart  der  Koji- Invertase.  Von  G.  Bertrand 
und  Mme.  Rosenblatt.-)  —  Die  Invertase  der  Hefe  und  des  Aspergillus 
niger  arbeiten  am  besten  in  einer  Flüssigkeit^  die  gegen  Helianthin  deutlich 
sauer  ist.  Die  Invertase  des  Koji  dagegen  ist  in  reinen  Lösungen,  deren 
Wasserstoficonceutration  in  der  Nähe  oder  etwas  unter  der  Neutralität  gegen 
diesen  Indikator  liegt. 

Über  den  Einfluß  von  Säuren  und  Alkalien  auf  das  im  Stadium 
der  Regeneration  befindliche  diastatische  Ferment.  Von  M.  J.  Grame- 
nizky.^j  —  Im  Alkali  ist  ein  Mittel  gegeben,  welches  das  im  Stadium 
der  Regeneration  befindliche  diastatische  Ferment  aktivieren  kann,  während 
die  Säure  nur  diese  Regeneration  verzögert,  die  auch  ohne  Beteiligung 
von  Elektrolyten  vor  sich  geht.  Diese  Beziehungen  stehen  in  direktem 
Gegensatz  zu  dem,  was  über  den  diastatischen  Proceß  an  und  für  sich 
bekannt  ist,  wo  die  Säure  in  bestimmten  Concentrationen  als  Aktivator 
dient,  während  das  Alkali  stets  eine  verzögernde  Wirkung  ausübt.  Folglich 
verhält  sich  das  Ferment  an  sich,  ohne  spezifisches  Substrat  ein  und  den- 
selben Einflüssen  gegenüber  entgegengesetzt  wie  das  Ferment,  welches  sich 
in  Begleitung  eines  Substrates   und    im   Stadium    seiner  Wirkung   befindet. 

Reinigung  von  Invertasepräparaten  durch  Behandlung  mit  Säuren. 

I.  Mitt.   über  Invertase.     Von  J.  Meisenheimer,   St.  Gambarjan    und 

L.    Semper.*)     —      Als     Ausgangsmaterial     der     Versuche     diente     der 


1)  Ztschr.  physiol.  Chem.  (Hoppe- Seyler)  1913,  84,  97—108.  —  =)  Ann.  de  l'Inst.  Pasteur  1913, 
27,  566.  —  3;  Biochem.  Ztschr.  1913,  56,  78-81.  —  0  Ebend.  54,  108-121. 


464  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Buchner'sche  Hefepreßsaft.  Dieser  enthielt  die  Zellinhaltsstoffe  der 
Hauptsache  nach  unverändert;  damit  bot  sich  die  Möglichkeit,  die  un- 
abgebauten  hochmolekularen  Eiweißkörper  auf  sehr  einfachem  Weg,  nämlich 
durch  Säurezusatz,  auszufällen.  Die  Vff.  haben  festgestellt,  daß  sich  auf 
diesem  Wege  der  Vorfällung  mit  Säuren  eine  sehr  erhebliche  Verbesserung 
der  Invertasepräparate  (bis  zum  doppelten  dos  ursprünglichen  Wertes) 
erreichen  läßt,  und  zwar  gelang  dies  nicht  nur  mit  Essigsäure,  die  nicht 
besonders  günstig  wirkt,  sondern  noch  viel  besser  mit  Salzsäure  und  am 
besten  mit  Schwefelsäure  und  Oxalsäure.  Da  die  Invertase  durch  stärkere 
Säureconcentrationen  zerstört  wird,  so  besteht  für  jede  Säure  eine  be- 
stimmte Grenzconcentration ,  oberhalb  welcher  Schädigung  des  Enzyms 
eintritt.  Genauere  Angaben,  wieviel  Säure  in  jedem  einzelnen  Falle  zu- 
gesetzt werden  muß,  lassen  sich  nicht  machen,  da  dies  von  der  Beschaffen- 
lieit  der  Hefe  abhängt.  Die  Menge  der  Eiweißniederschläge  beträgt  etwa 
Ys — V2  ^^^  Trockensubstanz;  dementsprechend  steigt  die  Wirkung  des 
aus  dem  Filtrat  durch  Ausfällen  mit  Aceton  gewonnenen  Invertasepräparates 
um  50  — 100%.  Daraus  ergiebt  sich  der  große  Vorteil  des  Verfahrens: 
Fortschaffung  großer  Mengen  indifferenter  Verunreinigungen  ohne  jeglichen 
Enzymverlusl.  Völlige  Entfernung  der  Eiweißstoffe  läßt  sich  auf  diesem 
Weg  natürlich  nicht  erzielen.  Aber  man  kann  nunmehr  mit  Erfolg  die 
andern  bisher  zur  Reinigung  der  Invertase  benutzten  Verfahren  heran- 
ziehen. Bei  allen  derartigen  Versuchen  zur  Darstellung  aktiver  Invertase- 
präparate ist  die  Möglichkeit  in  Betracht  zu  ziehen,  daß  neben  der  Ver- 
mehrung des  eigentlichen  Enzyms  auch  Verstärkung  eines  etwaigen 
Koenzyms  oder  Schwächinig  eines  Hemmtmgskörpers  erfolgen  kann. 

Anreicherung  des  Invertasegehaltes  lebender  Hefe.  IL  Mitt. 
über  Invertase.  Von  J.  Meisenheimer,  St.  Gambarjan  und  L.  Semper.^) 
—  Die  Anreicherung  von  Hefe  mit  Invertase  ist  wesentlich  auf  den  Rohr- 
zucker zurückzuführen.  Sie  war  —  immer  gemessen  an  der  Aktivität  der 
Acetonhefe  —  bei  den  ersten  Führungen  in  10 — 20procent.  Zuckerlösung 
am  stärksten,  setzte  dann  wohl  auch  manchmal  aus,  um  beim  nächsten 
Mal  wieder  anzusteigen.  Der  günstigste  Versuch  zeigte  eine  Vermehrung 
der  Invertasemenge  auf  mehr  als  das  8  fache.  So  gute  Resultate  wurden 
allerdings  nur  bei  einem  verhältnismäßig  geringen  Anfangsgehalt  der  Hefen 
au  Invertase  erhalten.  Invertzucker  übt  eine  kräftigere  Wirkung  auf  die 
Invertasebildung  in  der  Hefe  aus  als  Glucose.  Die  Fructose  ist  der 
Glucose  stets  erheblich  an  Wirkung  überlegen  und  übertrifft  auch  mei.stens 
den  Rohrzucker  und  Invertzucker.  Die  Gegenwart  der  Reaktionsproducte 
Glucose  und  Fructose  hemmt  die  Wirkung  der  Invertase  auf  Rohrzucker- 
lösungen; die  Verzögerung  ist  bei  der  Fructose  größer  als  bei  der  Glucose. 
Dies  wird  allgemein  auf  die  Bildung  von  Additionsverbindungen  Euzym- 
Glucose  und  Enzym -Fructose  zurückgeführt,  von  welcher  die  Fructose- 
verbindung  die  stabilere  ist.  Auf  dem  gleichen  Grund  dürfte  es  auch  be- 
ruhen, daß  die  Fructose  eine  stärker  schützende  Wirkung  auf  die  Invertase 
ausübt  als  die  Glucose.  Bei  der  Anreicherung  dürfte  auch  die  Additions- 
verbindung eine  Rolle  spielen.  Außer  dem  Zuckergehalt  sind  für  die 
Invertasebildung  noch  andere  Faktoren,  ganz  besonders  die  Stickstoffnalirung, 
von  großer  Bedeutung. 

i)  Biochem.  Ztschr.  1913,  54,  122—154. 


C.   Gärungserscheinungen.  465 

Untersuchungen  über  die  chemische  Zusammensetzung  und 
Bildung  der  Enzyme.  IX.  Mitt.  Zur  Kenntnis  der  Invertase- 
wirkung.  Von  Hans  Euler  und  Harald  Gramer. i)  —  Das  Ergebnis 
der  Vorbehandlung  der  Hefe  ist  unter  Bedingungen,  welche  denen  von 
Lichtwitz  sehr  nahe  kommen,  das  gleiche  wie  das  früher  von  Euler 
und  dann  auch  von  Meisenheimer  erhaltene.  Es  wird  sowohl  durch 
Rohrzucker  als  auch  durch  dessen  Spaltproducte  eine  Invertasebildung 
erzielt.  Für  eine  Fermenthemmung  wurden  keine  Anhaltspunkte  gefunden. 
Ein  wesentlicher  Teil  der  Versuche  galt  der  Frage,  in  welcher  Weise  die 
Enzymbildung  fortschreitet.  Bei  der  Galactase  hatte  sich  ergeben,  daß  bei 
der  Kultur  der  Hefe  in  einer  bestimmten  Nährlösung  ein  Maximum  der 
betreffenden  Enzymwirkung  erreicht  wird.  Auch  für  die  In vertase Wirkung 
ergab  sich  ein  ähnliches  Resultat.  Das  so  erhaltene  Maximum  gilt  jedoch 
nur,  solange  die  Hefe  sich  in  ein  und  derselben  Nährlösung  befindet. 
Durch  Überimpfung  der  Hefen  in  frische  Nährlösung  kann  die  Enzym- 
wirkung vermehrt  werden.  Daß  in  den  Hefenzellen  die  Neubildung  des 
Protoplasmas  an  die  Zuckergärung  geknüpft  ist,  haben  die  grundlegenden 
Versuche  Ehrlich 's  gezeigt.  Ähnliche  Verbältnisse  scheinen  auch  in  bezug 
auf  die  Bildung  der  Invertase  stattzuhaben.  Euler  und  Mayer  haben 
allerdings  gefunden,  daß  eine  Vorbehandlung  der  Hefe  mit  einer  zucker- 
freien, asparaginhaltigen  Nährlösung  nach  Hayduck  eine  Verstärkung  der 
Invertasewirkung  um  etwa  100  ^j^  hervorrufen  kann.  Indessen  ist  hier 
die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß  durch  den  Glykogenreichtum 
der  Hefe  genügendes  vergärbares  Material  vorhanden  war.  Die  neuen 
Versuche,  welche  die  Vff.  mit  Mannit,  Natriumlactat  und  Natrium  form  iat 
als  Kohlenstoffmaterial  der  Nährlösung  angestellt  haben,  zeigen  jedenfalls, 
daß  diese  StofTe  den  Zucker  nicht  zu  ersetzen  vermögen.  Als  Ergebnis 
der  Versuche,  insbesondere  der  mitgeteilten  Vorbehandlungen  wachsender 
Hefenzellen  bezw.  verhältnismäßig  zellenarmer  Emulsionen  und  der  mit 
Mannit,  Lactat  und  Formiat  gewonnenen  Resultate  ist  hervorzuheben,  daß 
die  Invertasebildung  an  diejenigen  Bedingungen  geknüpft  zu  sein  scheint, 
unter  welchen  die  Neubildung  des  Protoplasmas  eintritt. 

Einwirkung  von  Ammoniakgas  auf  die  Invertase.  IV.  Mitt.  Von 
Th.  Panzer.-)  —  Die  Ergebnisse  der  vorliegenden  Untersuchung  werden 
in  folgenden  Sätzen  zusammengefaßt:  1.  Bei  der  Einwirkung  von 
Ammoniakgas  gehen  die  Bestandteile  des  Invertasepräparates  mit  Ammoniak 
außer  der  Bildung  von  Ammoniumsalz  noch  andere  chemische  Verbindungen 
ein.  Durch  diese  anderen  chemischen  Verbindungen  werden  im  allgemeinen 
keine  Atomgruppen  betroffen,  welche  für  die  invertierende  Wirkung  not- 
wendig sind.  Auch  Aldehydgruppen  sind  für  die  invertierende  Wirkung 
nicht  notwendig.  Unter  bestimmten  Bedingungen  (Auspumpversuch)  können 
aber  aus  den  Verbindungen,  welche  das  Ammoniak  eingegangen  ist,  sich 
andere  chemische  Verbindungen  bilden,  durch  welche  Atomgruppen  fest- 
gehalten werden,  die  für  die  invertierende  Wirkung  notwendig  sind 
(Carboxylgruppen?).  2.  Die  chemischen  Processe,  welche  das  Invertase- 
präparat  mit  Ammoniak  eingegangen  ist,  sind  z.  T,  andere,  als  diejenigen, 
welche  die  untersuchten  Diastasepräparate  eingehen  können. 


1)  Ztschr.  physiol.  Chem.  ^Hoppe-Seüer)  1913,  88,  430—444.  —  2)  Ebend.  84,  408—416. 
Jaliresbericht  1913.  30 


466  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Einwirkung  von  Chlorwasserstoff-  und  Ammoniakgas  auf  Diastase. 

V.  Mitt.  Von  Th.  Panzer.^)  —  In  einer  früheren  Abhandlung  (Ztschr. 
physiol.  Chem.  83,  276)  wurde  aus  andern  Tatsachen  erschlossen,  daß  das 
Unwirksamwerden  der  Diastase  durch  Behandlung  mit  Chlorwasserstoff  auf 
einer  chemischen  Verbindung  beruht,  welche  eine  für  die  Fermentwirkung 
notwendige  Atomgruppe  der  Diastase  mit  Chlorwasserstoff  eingeht.  Diese 
chemische  Verbindung  ist  aber  kein  Salz  und  die  sie  eingehende  Atom- 
gruppe keine  basische  Atömgruppe.  Durch  die  vorliegenden  Versuche 
über  die  Wiederherstellung  der  J"'ermentwirkung  wird  zwar  die  Kenntnis 
dieser  Atomgruppe  nicht  wesentlich  erweitert,  aber  die  bisher  gezogenen 
Schlüsse  finden  in  diesen  Versuchen  eine  weitere  Stütze.  Die  chemische 
Verbindung  zwischen  Diastase  und  Chlorwasserstoff  kann,  wie  die  Ver- 
suche beweisen,  zweifellos  durch  Einwirkung  von  Ammoniakgas  wieder 
hergestellt  werden,  indem  das  Ammoniak  den  an  die  fragliche  Atömgruppe 
gebundenen  Chlorwasserstoff  zu  Chlorammonium  bindet  und  damit  diese 
Atomgruppe  wieder  herstellt.  Hätte  diese  Atomgruppe  basische  Eigen- 
schaften und  wäre  ihre  Verbindung  mit  Chlorwasserstoff  ein  Salz,  dann 
würde  die  Freimachung  der  Atomgruppe  prompt  erfolgen,  es  würde  die 
Diastase  leicht  wieder  auf  ihre  ursprüngliche  Wirksamkeit  gebracht  Averdeu 
können.  Dieselbe  Reaktion  müßte  auch  durch  wäßriges  Ammoniak  in 
gleichem  Umfange  durchgeführt  werden  können.  So  aber  wird  durch 
Ammoniakgas  nur  ein  Teil  der  Wirksamkeit  wieder  hergestellt  und  durch 
wäßriges  Ammoniak,  wenn  überhaupt,  so  nur  ein  geringer  Bruchteil. 
Das  heißt:  die  Verbindung  der  Atomgruppe  mit  Chlorwasserstoff  kann  nur 
schwer  durch  Ammoniak  zerlegt  werden;  es  ist  offenbar  für  die  Zerlegung 
der  große  Überschuß  von  Ammoniak,  vielleicht  auch  die  Abwesenheit  von 
Wasser  maßgebend.  Im  praktischen  Versuche  aber  bleibt  ein  Teil  der 
gewissen  Atomgruppen  mit  Chlorwasserstoff"  verbunden,  so  daß  der  ursprüng- 
liche Grad  der  Wirksamkeit  nicht  wiederkehrt. 

Einwirkung  von  Ammoniakgas  auf  Diastase.  III.  Mitt.  Von 
Th.  Panzer.-)  —  Alle  Versuche  zeigen  übereinstimmend,  daß  die 
diastatische  Wirkung  der  Fermentpräparate  durch  die  Einwirkung  von 
Ammoniakgas  nicht  im  mindesten  geschädigt,  im  Gegenteil,  sogar  eher  ein 
wenig  gefördert  wird.  Es  sind  daher  alle  jene  Processe,  welche  das 
Ammoniak  in  den  Bestandteilen  der  Diastasepräparate  verursacht  hat  und 
welche  durch  die  Neutralisation  der  wäßrigen  Lösung  nicht  wieder  rück- 
gängig gemacht  worden  sind,  ohne  Belang  für  die  diastatische  Wirkung. 
Zu  diesen  Processen  gehören  insbesondere  die  beiden  aus  den  früheren 
Überlegungen  erschlossenen,  welche  sich  der  Vf.  voi'gestellt  hat:  a)  als 
einen  Ersatz  einer  alkoholischen  Hydroxylgruppe  durch  eine  Aminogruppe, 
b)  als  die  Bindung  von  Ammoniak  an  Aldehyd.  Es  können  also  folgende 
Schlüsse  gezogen  werden  und  zwar  1.  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  die 
früheren  Überlegungen  des  Vf.  richtig  sind:  Zur  diastatischen  Wirkung 
ist  die  Anwesenheit  einer  unveränderten  Aldehydgruppe  nicht  notwendig; 
2.  unter  der  Voraussetzung,  daß  diese  Überlegungen  richtig  sind:  Zur 
diastatischen  Wirkung  ist  auch  die  an  eine  alkoholische  Hydroxylgruppe 
durch  Enolbildung  gebundene  Aldehydgruppe  nicht  notwendig. 


1)  ztschr.  physiol.  Chem.  (Hoppe-SeUer)  1913,  85,  97—111.  —  ')  Ebend.  84,  161—188. 


C.   Gärungserscheinungen.  467 

Einwirkung  von  Chlorwasserstoff-  und  Ammoniakgas  auf  Invertase. 

VI.  Mitt.  Von  Th.  Panzer.^)  —  Bei  der  Invertase  liehrt  die  Ferment- 
wirkuDg,  welche  durch  die  Behandlung  mit  Chlorwasserstoff  aufgehoben 
war,  bei  der  Ammoniakbehandlung  nicht  wieder.  Früher  wurde  der  Ver- 
mutung Ausdruck  gegeben,  daß  bei  der  Invertase  die  Vernichtung  der 
Fermentwu'kung  durch  Chlorwasserstoff  nicht  darauf  beruhe,  daß  eine  für 
die  Fermentwirkung  notwendige  Atomgruppe  der  Invertase  sich  mit  Chlor- 
wasserstoff chemisch  verbunden  hat,  sondern  ihren  Grund  in  der  auf 
anderem  Weg  nachgewiesenen  Anhydridbildung  habe.  Diese  Vermutung 
gewinnt  durch  die  zuletzt  angeführten  Versuche  eine  weitere  Stütze. 
Beruht  nämlich  die  Vernichtung  der  B'eimentwirkung  auf  einer  chemischen 
Verbindung  einer  für  die  Fermentwirkung  notwendigen  Atomgruppe  mit 
Chlorwasserstoff,  dann  kann  sie  unter  Umständen  durch  Ammoniakeinwirkung 
wieder  hergestellt  werden.  Dies  war  bei  der  Diastase  der  Fall,  bei  der 
Invertase  aber  nicht.  Beruht  sie  aber  auf  einer  Anhydridbildung,  dann 
kann  diese,  wie  es  in  den  angestellten  Versuchen  der  Fall  war,  durch 
die  Einwirkung  von  Ammoniak  höchstens  gesteigert,  nicht  aber  rückgängig 
gemacht  werden,  die  Fermentwirkung  kann  daher  nicht  wiederkehren. 

Einwirkung  von  Stickoxyd  auf  Diastase.  VII.  Mitt.  Von  Tli. 
Panzer.  2)  —  In  früheren  Abhandlungen  (Ztschr,  physiol.  Chem.  83,  276 
u.  84,  161)  ist  nachgewiesen  worden,  daß  die  Diastase  eine  Atomgruppe 
enthält,  welche  für  die  diastatische  Wirkung  notwendig  ist  und  welche 
sich  mit  Chlorwasserstoff  verbinden  kann.  Diese  Atomgruppe  hat  keine 
basischen  Eigenschaften,  ihre  Verbindung  mit  Chlorwasserstoff  ist  kein 
Salz.  Die  fragliche  Atomgruppe  ist  auch  nicht  die  Aldehydgruppe.  In 
dem  Bestreben,  die  chemische  Natur  dieser  Atomgruppe  zu  erkennen, 
sollten  zunächst  verschiedene  Atomgruppen,  welche  Chlorwasserstoff  binden 
können,  systematisch  darauf  hin  untersucht  werden,  ob  sie  für  die 
diastatische  Wirkung  von  Belang  sind.  Als  erste  der  Gruppen  wurde  die 
Gruppe  zweier  doppelt  gebundener  Kohlenstoffatome  gewählt.  Der  Vf. 
glaubt  in  dem  Stickoxyd  ein  dem  Ideal  recht  nahe  kommendes  Reagens 
gefunden  zu  haben.  Das  Präparat  „Diastase  III"  hatte  ungefähr  2,8  ^o 
und  das  Präparat  „Diastase  gereinigt  IV"  ungefähr  8,8^0  Stickoxyd 
chemisch  gebunden.  Man  wird  wohl  annehmen  können,  daß  in  allen 
jenen  Versuchen ,  in  welchen  die  Präparate  weniger  als  2,8  bezw.  8,8  ^Jq 
Stickoxyd  enthalten,  die  stickoxydbindenden  Gruppen  nicht  ganz  mit 
Stickoxyd  gesättigt  sind  und  daß  in  jenen  Versuchen,  in  welchen  die 
Präparate  mehr  als  2,8  bezw.  8,8  ^o  Stickoxyd  enthalten,  nicht  nur  diese 
Sättigung  eingetreten  ist,  sondern  daß  die  Präparate  auch  locker  gebundenes 
Stickoxyd  enthalten.  Auch  locker  gebundenes  Stickoxyd  ist  jedenfalls 
chemisch  gebunden.  Durch  die  Behandlung  mit  Stickoxyd  wächst  die 
Azidität  aller  Präparate.  Das  milchzuckerhaltige  Präparat  (Diastase  III) 
erfährt  durch  die  Behandlung  mit  Stickoxyd  keinerlei  Beeinträchtigung. 
Das  milchzuckerfreie  Präparat  (Diastase  gereinigt  IV)  wird  durch  die  Be- 
handlung in  seiner  Wirksamkeit  arg  geschädigt. 

Einwirkung   von   Stickoxyd    auf   Invertase.     VIH.   Mitt.     Von  Th. 

Panzer.^)  —  Die  Azidität  des  Invertasepräparates   hat   in  drei  Versuchen 


1)  Ztschr.  physiol.  Chem.  1913,  85,  225—230.  —  2)  Ebend.  292—307.  —  3)  Ebend.  392—398. 

30* 


468  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

durch  die  Behandlung  mit  Stickoxyd  eine  Erhöhung  erfahren,  in  einem 
Versuch  aber  eine  auffallende  Erniedrigung.  Die  Menge  des  formoltitrier- 
baren  Stickstoffs  und  des  Amidstickstoffs  ist  durchwegs  geringer  gefunden 
worden  als  bei  dem  ursprünglichen  Präparate.  Diese  Tatsache  ist  im  vor- 
liegenden Falle  nicht  eindeutig.  Sie  muß  nicht  auf  eine  Anhydridbildung 
hinweisen.  Es  könnte  vielmehr  durch  Oxydation  von  chemisch  gebundenem 
Stickoxyd  sich  eine  chemische  Verbindung  gebildet  haben,  welche  wie 
salpetrige  Säure  wirkt  und  demnach  Aminogruppen  unter  Entbindung  von 
elementarem  Stickstoff  zerstört  hat.  Auch  ein  solcher  chemischer  Proceß 
würde  sich  in  einer  Abnahme  des  formoltitrierbaren  Stickstoffs  und  des 
Amidstickstoffs  ausdrücken.  Das  Hauptergebnis  der  vorliegenden  Unter- 
suchung ist,  daß  die  Invertase  auch  bei  der  Behandlung  mit  Stickoxyd 
sich  wesentlich  von  der  untersuchten  Diastase  unterscheidet,  w^as  wohl 
zweifellos  auf  einschneidenden  Unterschieden  in  der  chemischen  Konstitution 
beider  Fermente  beruht. 

Die  Invertasereaktionen  bei  gemischten  Hefenkulturen.  Von  A. 
J.  J.  Vandevelde  und  A.  Vanderstricht.  ^)  —  Die  Vff.  haben  vergleichende 
Untersuchungen  über  die  Inversion  des  Rohrzuckers  unter  dem  Einfluß 
von  verschiedenen,  in  Eein-  und  Mischkultur  gewachsenen  Hefen  ausgeführt 
und  zwar  mit  Hefe  Frohberg  (obergärig),  Logos  (obergärig),  zwei  Carlsberg- 
Arten  I  u.  II  (untergärig)  und  Saaz  (untergärig).  Die  Frohberg-  Und  Saaz- 
hefen  wirken  stark,  die  Logos-  und  die  zwei  Carlsberghefen  wenig  inver- 
tierend. Bei  den  Mischkulturen  liegen  die  Ergebnisse  gewöhnlich  zwischen 
denjenigen,  die  für  die  einzelnen  Hefen  gefunden  wurden.  Allein  mit  den 
Mischungen  Saaz  -\-  Carlsberg  I  und  Saaz  +  Carlsberg  H  sind  die  Ergeb- 
nisse ziemlich  wechselnd;  mit  Carlsberg  I  ist  die  Mischung  stärker  inver- 
tierend, mit  Carlsberg  H  wurde  einmal  eine  Verminderung  der  Inversion 
und  einmal  dazwischen  befindliche  Werte  gefunden.  Auch  mit  den 
Mischungen  Frohberg  -\-  Carlsberg  I  und  Saaz  -|-  Frohberg  waren  die  ge- 
fundenen Verhältnisse  ziemlich  übereinstimmend.  Ein  Unterschied  zwischen 
ober-  und  untergärigen  Rassen  konnte  nicht  festgestellt  werden. 

Über  die  Wirksamkeit  der  Koji- Invertase  bei  Gegenwart  ver- 
schiedener Säuren.  Von  Gabriel  Bertrand  und  Rosenblatt.-)  —  Die 
Versuche  mit  einer  Reihe  von  Säuren  ergaben,  daß  die  Koji -Invertase 
ihre  Höchstwirkung  in  Lösungen  entfaltet,  in  denen  die  Wasserstoffionen- 
concentration  der  Neutralität  gegen  Helianthin  entweder  ganz  nahe  liegt 
oder  etwas  daneben.  Hierdurch  unterscheidet  sich  die  Koji -Invertase  von 
der  Invertase  der  Hefe  und  des  Aspergillus  niger,  die  beide  am  besten 
bei  einer  gegenüber  jenem  Indikator  erheblich  beträchtlicheren  Azidität 
arbeiten. 

Einige  Eigenschaften  der  Koji-Diastase.  Von  G.  Kita.^)  —  Koji- 
Diastase,  gewonnen  aus  einer  Kultur  von  Aspergillus  oryzae  auf  gedämpftem 
Reis,  enthält  zwei  stärkeverzuckernde  Enzyme,  Amylase  und  Glucase. 
Zusätze  von  NaCl  üben  beim  Erwärmen  bis  auf  50 "^  eine  Schutzwirkung 
auf  Koji-Diastase  aus,  während  Asparagin,  Na2HP04  und  verdünnte  HgSO^ 
die   schädigende   Wirkung    der   Erwärmung    nicht  aufheben.      Die   Schutz- 


')  Biochem.  Ztschr.  1913,  51,  388—397.   —   «)  Compt.   rend.  de  l'Acad.  Paris  1913,    156,  261. 
-  3)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  1913,  5,  220—222;   Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1711  (Ref.  Grimme). 


C.  Gärungserscheinungen.  469 

Wirkung  des  NaCl  steht  in  einem  gewissen  "Verhältnisse  zu  der  Concen- 
tration  der  Diastase;  mit  steigender  Concentration  nimmt  sie  beständig  ab. 
Die  Aktivität  der  Koji- Diastase  läßt  sich  durch  Konservierung  mit  Salz- 
wasser lange  Zeit  erhalten. 

Über  die  Natur  der  Amylase.  Von  Henri  Van  Laer.  i)  —  Der 
Yf.  kommt  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  1.  Die  kritische  Prüfung  der 
hauptsächlichsten  Arbeiten  über  die  Natur  der  Amylase  berechtigt  dazu, 
das  wirksame  Prinzip,  welches  schließlich  die  lösliche  Stärke  in  Maltose 
überführt,  so  zu  betrachten,  als  ob  es  durch  die  Vereinigung  einer  kolloidalen, 
stickstoffhaltigen  organischen  Substanz  mit  Elektrolyten  gebildet  wäre,  welche 
den  ersteren  erlauben,  unter  sehr  beschränkten  Versuchsbedingungen  im 
katalytischen  Sinne  zu  wirken.  2.  Die  Amylase  ist  in  der  Form,  wie  sie 
in  den  Getreidearten  vorkommt,  verschieden  von  der,  die  man  in  den 
Lösungen  findet.  Im  ersteren  Falle  findet  sie  sich  teilweise  als  unlösliches 
Zymogen,  an  Eiweißkörper  gebunden,  die  durch  Pepsin  angreifbar  sind; 
im  zweiten  Fall  tritt  sie  frei  auf  und  wird  weder  von  Papain  noch  von 
Pepsin  angegriffen.  3.  Der  organische  Bestandteil  läßt  sich  durch  Phosphor- 
wolframsäure in  gleicher  Weise  wie  die  Eiweißkörper  verändern.  5.  Die 
in  den  diastatischen  Lösungen  gelöste  Substanz  ist  um  so  mehr  aktiv,  je 
stickstoffreicher  sie  ist;  die  Pentosane  spielen  bei  der  Aktivität  keine  Rolle. 
6.  Der  vorhergehende  Schluß  wird  durch  die  Prüfung  von  Lösungen  be- 
stätigt, die  erhalten  werden,  wenn  man  ein  gleiches  Gewicht  Diastasepulver 
nach  und  nach  mit  kleinen  Wassermeugen  behandelt.  Bei  trockener  Diastase 
geht  das  Ferment  langsam  in  eine  aktive  Form  über,  so  daß  die  Aktivität 
der  ältesten  Präparate  im  Vergleich  zu  ihrem  Stickstoffgehalt  zu  schwach 
ist.  7.  Der  stickstoffhaltige  Bestandteil  der  Amylase  weist  amphoteren 
Charakter  auf.  Er  reagiert  wie  Albumin,  Peptone  und  wirkliche  Amino- 
säuren gegen  Wasserstoff ionen  als  Base,  gegen  Hydroxylionen  als  Säure. 
8.  Der  mineralische  Anteil  der  Amylase  ist  unumgänglich  notwendig  für 
das  Zutagetreten  der  specifischen  Eigenschaften  des  aktiven  Bestandteils, 
diese  Unentbehrlichkeit  zeigt  sich  indessen  im  amphoteren  Medium  nur 
in  ziemlich  engen  Concentrationsgrenzen  des  Elektrolyten.  Außerhalb  eines 
bestimmten  Gehaltes  an  Neutralsalzen  bleibt  eine  bemerkenswerte  Ver- 
mehrung der  elektrolytischen  Concentration  ohne  Wirkung  auf  die  Aktivität 
des  Fermentes.  9.  Beim  gegenwärtigen  Stand  der  Frage  lassen  sich  alle 
Tatsachen,  die  sich  auf  die  Dynamik  der  durch  das  stärkespaltende  Fer- 
ment hervorgerufenen  Reaktion  beziehen,  am  besten  mit  den  Eigentümlich- 
keiten von  Emulsoiden  erklären. 

Über  die  Dialysierbarkeit  und  Eigenschaften  der  Maltase.  Von 
W.  Kopaczewski. -)  —  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  werden  wie  folgt 
zusammengefaßt.  1.  Die  gewöhnliche  Dialyse  vergrößert  die  Wirkungskraft 
der  Maltase  der  Takadiastase;  diese  Wirkungskraft  erreicht  ein  Maximum, 
vermindert  sich  dann  leicht,  um  zuletzt  (nach  72  Stunden  der  Dialyse) 
keine  Änderung  mehr  zu  erleiden.  Gleichzeitig  sind  die  reducierenden 
Substanzen  und  74,4%  Asche,  im  ganzen  94,73%  feste  Bestandteile, 
eliminiert,  2.  Die  in  diesem  Momente  angewandte  elektrische  Dialyse  ent- 
fernt noch  ein  Quantum  der  Mineralbestandteile  und  organischen  Substanzen 


')  Extrait  des  Bulletins  de  l'Academie  royale  de  Belgiqne  (classe  des  sciences)  No.  4  (avril)  1&13. 
—  2)  Biochem.  Ztschr.  1913,  56,  95—104. 


470  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

und  vermindert  gleichzeitig  die  Wirkungskraft  der  Maltase.  Jedenfalls  zeigt 
die  relativ  hohe  Leitfähigkeit  des  positiven  Schenkels  der  Flüssigkeit 
K  =  18,5  .  10-^  daß  nicht  alle  Elektrolyte  entfernt  sind.  3.  Die  Maltase 
wandert  zum  negativen  Pol.  4.  Die  durch  elektrische  Dialyse  gereinigte 
Maltase  besitzt  eine  gegen  Helianthin  schwach  sauere  Reaktion. 

Die  Wirkungsbedfngungen  der  Maltase  aus  Bierhefe  auf  «-Methyl- 
glycosid  und  die  Affinitätsgrößen  des  Enzyms.  Von  P.  Rona  und  L. 
Michaelis.  1)  —  Das  «- Methyl glucosid  spaltende  Enzym  der  Hefe  hat  sein 
Wirkungsoptimum  zwischen  pH  5,8  und  6,6;  der  Höhepunkt  liegt  wohl 
bei  6,2.  Die  Bedingungen  der  Spaltung  sind  bezüglich  der  H-Ionen- 
Concentration  sehr  ähnlich,  wenn  auch  nicht  mit  Sicherheit  völlig  gleich 
denen  der  Maltosespaltung.  Die  Affinitätskonstante  der  Maltose  zum 
«-Methylglucosid  ist  11,1,  also  merklich  niedriger  als  die  betreffende  Konstante 
der  In  vertase  -  Saccharose  -  Bindung. 

Studien  über  die  Einwirkung  von  Maltase  auf  Stärke.  Von  Zenon 
Wierzchowski. -)  —  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  werden  folgender- 
maßen zusammengefaßt:  1.  Die  Verzuckerung  der  Stärke  durch  Maismaltase 
verläuft  derart,  daß  in  jedem  Stadium  derselben  ausschließlich  Glucose  als 
Verzuckerungsproduct  neben  noch  unveränderter  löslicher  Stärke  in  der 
Lösung  vorhanden  ist.  2.  Die  geringe  Menge  von  mit  Jod  sich  violett 
oder  rot  färbenden  Dextrinen,  die  bei  diesem  Proceß  erscheint,  entsteht 
durch  Vermittlung  von  Diastase.  3.  Die  Maismaltase  spaltet  alle  drei  Arten 
von  Carboxylverbindungen  in  der  Stärkemolekel  mit  gleicher  Intensität,  da 
keine  Dextrine  als  Zwischenprodukte  gebildet  werden.  4.  Maismaltase  ist 
also  par  excellence  ein  amylolytisches  Enzym,  das  die  Stärke  vollständig 
bis  zur  Glucose  abbaut.     Der  Name  Amylase  gebührt  also  ihm  ausschließlich. 

Neue  Beiträge  zur  Umkehrbarkeit  der  Gärwirkung  des  Emulsins. 
Von  Em.  Bourquelot  und  J.  Coirre.^)  —  Die  Vff.  haben  0,2  bezw.  0,4  g 
f]mulsin  bei  30*^  auf  Lösungen  von  1  g  Glucose  in  100  com  Alkohol 
in  verschiedener  Stärke  einwirken  lassen  und  festgestellt,  daß  die  Emulsin- 
raenge  auf  den  Gleichgewichtszustand  zwischen  der  sj'nthetisierenden  und 
hydrolysierenden  Wirkung  des  Emulsins  ohne  Einfluß  ist.  Die  größere 
Emulsinmenge  bewirkt  lediglich  im  Anfang  eine  Beschleunigung  der  Reaktion, 
die  in  deren  weiterem  Verlauf  sich  verlangsamt  und  sodann  mit  der 
durch  die  geringere  Emulsinmenge  bewirkten  Reaktionsgeschwindigkeit  zu- 
sammenfällt. 


Literatur. 


Bertrand,  G.,  und  Mme.  Rosenblatt:  Untersuchungen  über  die 
Hydrolyse  der  Saccharose  durch  verschiedene  Säuren  bei  Gegenwart  der  Koji- 
Invertase.  —  Ann.  de  l'Inst.  Pasteur  1913,  27,  566. 

Bokorny,  Th. :  Nochmals  über  Trennung  von  Lebens-  und  Gärkraft.  — 
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Bourquelot,  Em.,  Herissey,  H.,  und  Bridel,  M.:  Biochemische 
Synthese  des  Allylglucosides  (a-Glucoside)  mit  Hilfe  eines  Enzyms  («-  Glucosidase), 
welches  in  der  an  der  Luft  getrockneten  untergärigen  Bierhefe  enthalten  ist.  — 
Compt.  rend.  de  l'Acad.  Paris  1913,  156.  168—170. 


1)  Biochem.  Ztschr.  1913 ,  58 ,   148.  —  =1  Ebend.  56 .   209—219.  -  3;  Compt.  rend.   de  l'Acad. 
Paris  156,  643—646. 


C.   Gärungserscheinungen.  471 

Franzen,  H.:  Beiträge  zur  Biochemie  der  Mikroorganismen.  VII.  Mitt. 
Über  die  Vergärung  der  Ameisensäure  durch  Bacillus  Kiliense  in  konstant 
zusammengesetzten  Nährböden.  —  Ztschr.  physiol.  Chem.  (Hoppe-Seyler)  1913, 
83,  226—248. 

Grimel,  G.:  Einfluß  einiger  Mineralsalze,  insbesondere  des  Zinnchlorürs 
und  des  basischen  Wismutnitrates  auf  die  alkoholische  Gärung.  —  Bull,  de 
l'Assoc.  des  Chim.  de  Sucr.  et  Dist.  31,  128  u.  129. 

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Lichtwitz,  L. :  Bemerkungen  zu  der  Mitteilung  von  J.  Meisenheimer, 
St.  Gambarjau  und  L.  Sem  per:  „Anreicherung  des  Invertasegehaltes  lebender 
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Lindner,  P.:  Bemerkungen  zu  A.  J.  Kluyver's  Mitteilung  über  die 
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Maze:  Alkoholische  Gärung  der  Milchsäure.  —  Compt.  rend.  de  l'Acad. 
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Söhn  gen,  N.  L.,  Einfluß  einiger  Kolloide  auf  die  alkoholische  Gärung. 
Folia  Mikrobiologica,  Holländische  Beiträge  zur  gesamten  Mykologie  2.  —  Chem. 
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Takahashi,  T.,  und  Abe,  G.:  On  the  chemical  Composition  of  Sake.  — 
Journ.  of  the  College  of  Agriculture,  Imp.  Univ.  of  Tokyo  1913,  5,  Nr.  2,  95 — 103. 

Takahashi,  T.:  The  Change  of  Amino-acids  of  Sake  during  its  Storage 
in  Summer  and  the  Discovery  of  Means  to  foresee  the  Disease  of  Sake.  —  Journ. 
of  the  College  of  Agriculture,  Imp.  Univ.  of  Tokyo  1913,  5,  Nr.  2,  111  —  123. 

Takahashi,  T.,  und  Yukow,  M.:  Über  die  Sproßpilze  des  ,,Shoja-Moromi''. 
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Ventre,  J. :  Einfluß  der  Hefen  auf  die  Schwankungen  des  Trockenextraktes 
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Watermann:  Die  unter  dem  Einfluß  von  Essigsäure  zustande  kommenden 
chemischen  Reaktionen.  —  Chem.  Wekblad  10,  718;  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II,  1605. 


472  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

D.  Wein. 

Referent:    0.  Krug. 


1.  Weinbau. 

über  den  Wert  der  Geisenheimer  Sämlinge  von  amerikanischen 
Reben  und  Kreuzungen.  Von  Fischer.^)  —  Um  das  Jahr  1890  wurden 
von  dem  früheren  Anstaltsdirektor  Goethe  Kreuzungen  von  verschiedenen 
Sorten  Reben  amerikanischen  Ursprungs  sowie  von  europäischen  mit 
amerikanischen  Rebsorten  ausgeführt.  Von  diesen  Kreuzungen  sind 
in  den  Jahren  1902  und  1903  auf  der  Leideck  103  Sorten  zur  weiteren 
Beobachtung  in  einer  Anzahl  von  je  3  Stöcken  ausgepflanzt  worden. 
Zu  gleicher  Zeit  hat  man  auch  Sämlinge  von  reinen  Amerikanern  daneben 
gebracht.  Später  wurde  diese  Pflanzung  mit  21  Sorten  ergänzt.  Bei 
diesen  unveredelten  Sämlingen  wurde  beobachtet  und  aufgezeichnet: 
Zeit  des  Austriebs,  Blütezeit,  Befall  von  Krankheiten  (Peronospora,  Oidium, 
Melanose,  Chlorose),  Trieblänge  vor  und  nach  dem  Gipfeln,  Ausreife  des 
Holzes,  Zeit  und  Art  des  Blattabfalls,  Ertrag  an  Blindholz.  Diese  Kontrollen 
sind  inzwischen  mit  vieler  Mühe  10  Jahre  durchgeführt  worden,  so  daß 
schon  heute  über  den  Wert  einzelner  Sämlinge  ein  abschließendes  Urteil 
gegeben  werden  kann.  Von  den  102  Sorten  zeichneten  sich  40  durch 
Eigenschaften  aus,  die  eine  weitere  Prüfung  und  Beobachtung  auch  im 
veredelten  Zustand,  wünschenswert  erscheinen  lassen,  62  Sorten  erwiesen 
sich  als  wertlos,  während  über  die  erst  später  gepflanzten  21  Sorten  die 
Beobachtungen  noch  nicht  abgeschlossen  sind.  Diese  werden  nach  dem  an- 
gegebenen Plan  weiter  geprüft,  während  die  40  im  unveredelten  Zustand 
brauchbar  erscheinenden  Sorten  auf  dem  neu  einzurichtenden  preußischen 
Versuchsfeld  in  Scy  auf  ihre  Reblauswiderstandsfähigkeit  geprüft  und  dann 
weiter  auf  Vermehrungs-  und  Veredlungsfähigkeit  beobachtet  werden  sollen. 
Nach  den  gemachten  Beobachtungen  können  als  im  unveredelten  Zu- 
stand brauchbar  erscheinende  Sorten  angesehen  werden:  Aestivalis  134 
G,  Cordifolia  X  Rupestris  16,  17,  19,  90,  Gutedel  X  Riparia  43,  45,  Ries- 
ling xRiparia  194,  210,  Riesling  X  Solonis  154,  156,  158,  Riparia 
1,  64,  65,  68,  72,  78,  183,  Riparia  x  Rupestris  12,  15,  66,  81, 
107,  Riparia  X  TroUinger  37,  55,  Rupestris  193,  Solonis  X  Gutedel  197, 
Solonis  X  Riparia  177,  Solonis  X  York  Madeira  159,  162,  Taylor  Geisen- 
heim,  TroUinger  x  Riparia  51  G,  98,  110,  112,  145,  203,  204.  In  einer 
weiteren  Tabelle,  bezüglich  deren  auf  die  Originalarbeit  verwiesen  wird, 
sind  diejenigen  Sämlinge,  deren  weitere  Beobachtung  wertlos  erschien, 
besonders  aufgeführt  und  zwar  mit  kurzer  Angabe  des  Grundes,  warum 
von  einer  weiteren  Prüfung  Umgang  genommen  wurde. 

Untersuchungen  über  Rebveredelung.  I.  Von  P.  Viala  und  P. 
Pacottet. -)  —  Die  Theorien,  die  in  den  letzten  Jahren  über  die  gegen- 
seitige Beeinflussung  von  Unterlage  und  Pfropfreis  aufgestellt  worden  sind, 
haben    die    Verwendung    amerikanischer,    reblausfester   Unterlagsreben    bei 

»)  Geisenheimer  Jahresber.  1912,  Ldwsch.  Jalirb.  1913,  45.  Ergänzungsbd.  I,  220—224.  — 
^)  Reyae  de  Viticalture  Bd.  36,  37  n.  38;  durch  Intern,  agrartechn.  Rundsch.  1913,  94  u.  95. 


D.   Wein.     1.   Weinbau.  473 

der  Wiederherstellung  der  Weinberge  nicht  beeinträchtigt.  Auch  die  Tff. 
haben  seit  Jahren  über  die  vorliegende  Frage  Beobachtungen  angestellt  und 
diese  durch  Vergleiche  mit  verschiedenen,  eigens  dazu  geschaffenen  Ver- 
suchsanlagen genau  geprüft.  Sie  kamen  durch  diese  Arbeiten  zu  folgenden 
Schlüssen:  Etwa  15  Jahre  lang  fortgesetzte  Beobachtungen  und  Versuche 
in  Weinbergen  und  eigens  errichteten  Versuchsanlagen  beweisen,  daß  die 
Änderungen,  die  man  als  Wirkung  der  Veredlung  angesprochen  hat,  nicht 
bestehen  und  niemals  bestanden  haben.  Zahlreiche  Ergebnisse  vergleichender 
Beobachtungen,  die  im  Lauf  der  Untersuchungen  erhalten  wurden,  beweisen 
außerdem,  daß  der  Character  und  die  Eigenschaften,  sowohl  erstklassiger 
Weine  als  gewöhnlicher  Tischweine,  erhalten  bleiben  oder  noch  verbessert 
werden,  wenn  die  sie  liefernden  französischen  oder  europäischen  Reben 
auf  amerikanischer  Unterlage  gewachsen  sind. 

IL  Von  Verdie.  1)  —  Im  Jahre  1909  ernannte  die  französische  Land- 
wirtschaftsgesellschaft eine  Kommission,  welche  über  die  Rebveredlung 
und  ihre  Wirkungen  Untersuchungen  anstellte,  in  der  Absicht,  die  größt- 
mögliche Zahl  von  Mitteilungen  darüber  zu  vereinigen  und  die  angegebenen 
Wirkungen  an  Ort  und  Stelle  zu  studieren.  Zu  diesem  Zwecke  wurden 
an  die  Weinbauvereine,  Gesellschaften  und  an  die  bedeutendsten  Wein- 
gutsbesitzer in  ganz  Frankreich  Fragebogen  versandt,  um  alle  Meinungen 
und  Beobachtungstatsachen  über  die  Rebveredlung  kennen  zu  lernen.  Die 
eingelaufenen  Antworten  lauteten:  Zugunsten  der  Veredlung  sprechen 
sich  229  Antworten  aus.  Nach  169  Antworten  sind  sich  veredelte  und 
unveredelte  gleich.  Nur  20  Antworten  schreiben  den  veredelten  Reben 
eine  größere  Empfindlichkeit  in  bezug  auf  die  Blüte  zu.  In  10  Antworten 
wird  den  veredelten  Reben  eine  geringere  Widerstandsfähigkeit  gegen  krypto- 
gamische  Krankheiten  vorgeworfen,  denen  man  allerdings  durch  entsprechende 
Erziehung  vorzubeugen  sucht.  Nach  9  Antworten  endlich  ist  eine  Qualitäts- 
verminderung bei  dem  aus  veredelten  Reben  erzeugten  Wein  wahrzunehmen. 
—  Von  437  Antworten  sind  also  in  bezug  auf  die  Qualität  des  Weins  nur  9 
für  die  Veredlung  ungünstig  ausgefallen.  Bei  der  Verschiedenheit  der  Ant- 
worten wurde  die  Frage  auch  noch  durch  eine  besondere  Kommission  an  Ort 
und  Stelle  studiert.  Diese  kam  zu  folgendem  Urteil:  Das  Vorurteil  gegen  die 
Veredlung  oder  die  Behauptung  zu  ihren  Ungunsten  sind  nicht  genügend 
begründet,  um  eine  Entartung  oder  specifische  Veränderungen  der  Reben 
unter  dem  Einflüsse  der  Veredlung  als  erwiesen  zu  erachten,  vorausgesetzt, 
daß  die  Veredlung  richtig  ausgeführt  wird,  daß  die  Anpassungsbedingungen 
erfüllt  wurden  und  daß  man  die  übrigen  Lebenserfordernisse  der  Reben 
genügend  berücksichtigte. 

Rebenerziehung  und  Pflanzweite.  Von  J.  L.  Vidal.^)  —  Die 
Versuche  beziehen  sich  auf  die  Rebanlagen  Marsville  der  Weinbaustation 
Cognac,  welche  1901  u.  1902  angepflanzt  worden  sind.  Der  betr.  Boden 
ist  arm,  flachgründig  und  kalkreich  (50%  CaCOg).  Er  hat  seit  der  An- 
pflanzung keine  Düngung  erhalten.  Es  sind  auf  ihm  24  verschiedene,  für 
Kalkboden  geeignete  Unterlagsreben  in  Beeten  zu  je  100  Stöcken  angepflanzt 
worden.     Rupestris  du   Lot  dient  als   Kontrollsorte  und   ist   an   acht   ver- 

1)  BnU.  de  la  Societe  des  Agricvdteurs  de  France  1912,  362—373  a.  423—428.  —  ^)  Revue  de 
Viticultuie  1913,  689—693,  713—720,  752—756  u.  814-819;  durch  Internat,  agrar-techn.  Rundschau  1913, 
1083-1086. 


474  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

scbiedenen  Stellen  in  Beeten  von  je  100  Stöcken  vorhanden.  —  Die  eine 
Hälfte  der  ünterlagsreben  jeden  Beets  ist  mit  „Folie  blanche",  die  andere 
mit  „Colombard"  veredelt.  Erstere  Sorte  ist  schwachwüchsig  und  eignet  sich 
bekanntlich  nicht  gut  zum  Veredeln;  letztere  dagegen  zeigt  zu  den  meisten 
Unterlagen  eine  gute  Affinität.  Jede  der  beiden  Rebsorten  wird  nach 
3  verschiedenen  Systemen  erzogen:  1.  als  Becherform  an  Pfählen;  2.  nach 
Gruyot  an  Draht;  3.  als  einfacher  Cordon  nach  Royat  ebenfalls  an  Draht. 
Der  alljährliche  Traubenertrag  wird  nach  Unterlage,  Erziehungsart  und 
aufgepfropfter  Rebsorte  unterschieden  und  gewogen;  dann  erfolgt  für  jede 
Sorte  die  Feststellung  des  Mostgewichtes  des  unter  den  verschiedenen  Ver- 
hältnissen erhaltenen  Ertrags.  Nach  den  gleichen  Grundsätzen  ermittelt 
mau  beim  Schnitt  im  Frühjahr  das  Gewicht  des  abgeschnittenen  Holzes. 
—  Erziehungsarten.  Nach  dem  Vf.  bringt  unter  dem  Klima  der  Charente 
die  Erziehung  langer  Schenkel  und  ein  kurzer  Schnitt  des  Tragholzes  die 
größten  Traubenerträge.  So  erzielte  man  denn  auch  bei  den  in  Rede 
stehenden  Versuchen  mit  der  Cordon -Erziehung  nach  Royat  einen  viel 
höheren  Ertrag  als  mit  der  Erziehung  in  Becherformj  ebenso  ist  der  Zucker- 
gehalt der  Trauben  der  Cordons  merklich  höher  als  beim  Schnitt  nach 
Guyot  und  der  Erziehung  in  Becherform.  Die  Erziehung  nach  Guyot  und 
ähnliche  Methoden  seheinen  weniger  unter  dem  Mangel  an  Feuchtigkeit 
zu  leiden,  doch  haben  Chauzit  und  Barba  mit  der  Cordon -Erziehung 
auf  trockenem,  armem  Boden  in  Südfrankreich,  wo  auch  die  Luft  trocken 
ist,  bessere  Resultate  erzielt  als  mit  der  Methode  Guyot 's.  Unbestreitbar 
setzt  aber  die  Becherform -Erziehung  die  Rebstöcke  der  Wirkung  der 
Trockenheit  am  wenigsten  aus.  Beim  Qualitätsweinbau  ist  kurzer  Schnitt 
des  Tragholzes  bei  Erziehung  langer  Schenkel  weitaus  am  empfehlens- 
wertesten. Es  läßt  sich  damit  bei  gleichbleibender  Qualität  des  Weins 
eine  größere  Menge  oder  bei  Verminderung  der  Menge  eine  bessere  Qualität 
erzielen  als  mit  dem  Schnitt  auf  langes  Tragholz.  —  Über  die  Pflanz- 
weite. Nach  dem  Vf.  empfiehlt  sich  die  Auspflanzung  von  etwa 
4500  Stöcken  pro  ha  am  meisten.  —  ünterlagsreben  für  Kalkboden. 
Die  folgenden  Zahlen  geben  Aufschluß  über  die  mit  den  24  ünterlagsreben 
in  den  sieben  Versuchsjahren  erhaltenen  Ergebnisse. 

(Siehe  Tab.  S.  475.) 
Über  den  Direktträger  „Madon".  Von  A.  Auriol.^)  —  Der  neue 
Direktträger  „Madon"  stammt  aus  dem  Departement  Aude  und  hat  sich 
bis  jetzt  ohne  Anwendung  irgendwelcher  Mittel  gegen  Peronospora,  Oidium 
sowie  gegen  die  verschiedenen  Fäulniserscheinungen  sehr  widerstandsfähig 
gezeigt.  Der  Mutterstock  ist  16  Jahre  alt  und  wird  seit  sechs  Jahren  zur 
Vermehrung  verwandt.  Er  gehört  ebenso  wie  „Durif"  und  „Chasselas"  zu 
den  zuerst  reifenden  Sorten,  dadurch  ist  es  möglich  geworden,  ihn  in  die 
Weinberge  Ost-,  Nord-  und  Central- Frankreichs  einzuführen.  Er  treibt 
spät  aus  und  gelangt  schnell  zur  Blüte.  Kalkhaltiger  Boden  sagt  ihm  be- 
sonders zu.  Jede  Rebe  trägt  gewöhnlich  4  Trauben,  von  kräftigem  Wuchs 
gibt  er  bei  Belassung  von  genügend  Tragholz  hohe  Erträge.  Bei  ein- 
tretendem Frost  treiben  die  Beiaugen  wieder  aus,  so  daß  die  Ernte  nicht 
in  Frage  gestellt  ist.     Der  Wein  ist  rot,    hat  sehr  ausgeprägten  Character 

1)  Journ.  d'Agric.  prat.  77,  497  u.  498. 


D.  Wein.     1.  "Weinbau. 


475 


Name  der  Sorte 


Traubengewicht 
per  Stock, 
Mittel  aus 
3  Herbsten 


Rang  in 
bezug  auf 
Trauben- 
menge 


Gewicht  der 

abgeschnittenen 

Reben  pro 

Stock,  Mittel 
aus  3  Schnitten 


bezug  auf 

Holz- 
wachstum 


Rupestris  du  Lot 

34  EM 

420  B 

41  B 

1202 

Aramon  X  Rupestris  Ganzin  Nr.  2 

.,        Nr.  1 

330« 

3309 

Berlandieri-Resseguier  Nr.  1    .     . 
Nr.  2    .     . 

81—2 

161—49 

Gamay-Couderc 

420a 

301—64 

301-37 

101—14 

17-37 

Berlandieri  d'Angeac 

Berlandieri  Lafont  Nr.  9      .     .     . 

33  a 

554—5 

157—11 


1,052 
1,137 
1,275 
1,571 
1,176 
1,260 
2,102 
1,465 
1,505 
1,379 
1,179 
1,099 
1,384 
1,291 
1,519 
1,533 
1,364 
1,064 
1,162 
1,506 
1,308 
1,636 
1,646 
0,665 


23 

20 

15 

4 

18 

16 

1 

9 

8 

11 

17 

21 

10 

14 

6 

5 

12 

22 

19 

7 

13 

3 

2 

24 


0,511 
0,561 
0,443 
0,479 
0,541 
0,593 
0,618 
0,465 
0,433 
0,544 
0,462 
0.323 
0,492 
0,538 
0,388 
0,519 
0,488 
0,445 
0,463 
0,490 
0,444 
0,532 
0,452 
0,334 


9 

3 

20 

10 

5 

2 

1 

14 

21 

4 

16 

24 

11 

6 

22 

8 

13 

18 

15 

12 

19 

7 

17 

23 


und  einen  Alkoholgehalt  von  11  —  12^/o.  Er  ist  gut  im  Geschmack  und 
ähnelt  hierin  den  Weinen  der  ,,Hermitage".  Diese  Sorte  vereinigt  also  in 
sich  zahlreiche  Eigenschaften,  die  ihr  einen  ersten  Platz  unter  den  Direkt- 
trägern sichern  und  die  ihren  Anbau  ohne  zu  große  Kosten  gestatten. 

Die  Wiederherstellung  des  schweizerischen  Weinlandes.  Von 
H.  Faes.  ^)  —  Wenn  man  in  der  Gesamtheit  des  schweizerischen  Wein- 
landes die  auf  amerikanischer  Unterlage  angepflanzten  Anlagen  berücksichtigt, 
so  kann  man  heute  schon  feststellen,  daß  die  Erneuerung  mit  einer  ge- 
wissen Sicherheit  vorwärts  schreitet.  Während  zu  Beginn  der  Wieder- 
herstellung zu  einer  bestimmten  Anzahl  von  Neuanlagen  reine  amerikanische 
Unterlagen  (Riparia  Gloire  de  Montpellier  und  Eupestris  du  Lot)  verwandt 
worden  sind,  werden  diese  neuerdings  durch  ameriko- amerikanische  und 
franko- amerikanische  Unterlagen  völlig  verdrängt.  —  Im  Kanton  Genf 
liefert  zwar  Riparia  Gloire  de  Montpellier  in  geeigneten  Lagen  und  auf 
tiefgründigen,  fruchtbaren  und  wenig  kalkreichen  Böden  hohe  und  regel- 
mäßige Erträge,  allein  in  wenig  fruchtbaren,  wenn  auch  tiefgründigen 
Böden  tritt  zuweilen  schon  nach  vier  oder  fünf  Ernten  eine  Verminderung 
der  Triebkraft  und  der  Fruchtbarkeit  ein.  Ähnliche  Erfahrungen  hat  man 
auch  in  anderen  Kantonen  (Neuenburg,  Tessin,  Waadt)  mit  der  Riparia 
gemacht.  Mehr  und  mehr  treten  daher  die  ameriko-amerikanischen  Unter- 
lagen, namentlich  Riparia  X  Rupestris  dank  ihrer  größeren  Anpassungs- 
fähigkeit  an    die  Stelle   der   reinen  Amerikaner.     Es  sind   dies   namentlich 


1)  Revue  de  Viticulture  20,  Bd.  XI,  210—213. 


476  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Riparia X  Rupestris  3309,  101^*,  3306  und  11^  die  gegenwärtig  die 
Grundlage  für  die  Erneuerung  auf  der  Mehrzahl  der  gewohnlichen  oder 
Durchschnittsböden  der  schweizerischen  Weinberge  bilden;  sie  haben  bisher 
in  den  meisten  Fällen  befriedigt.  Im  Waadtland  hat  die  Riparia  X  Rupestris 
101^*  bereits  eine  ausgedehnte  Verwendung  gefunden,  nur  darf  sie  nicht 
auf  Kalkmergelböden  angebaut  werden,  da  sie  nicht  genügend  kalkfest  ist. 
Im  Kanton  Neuenburg  befriedigt  besonders  Riparia  X  Rupestris  3309,  im 
Kanton  Tessin  hat  sich  Riparia  X  Rupestris  lOl^'^  die  Gunst  des  Winzers 
erworben.  Was  die  franko -amerikanischen  Unterlagen  anbelangt,  so  hat 
man  in  der  Hauptsache  Aramon  x  Rupestris  I  und  Mourvedre  X  Rupestris 
1202,  weniger  Chasselas-Berlandieri  41  B  angepflanzt.  Sie  werden  haupt- 
sächlich auf  den  schweren  kalkhaltigen  und  auch  feuchten  Böden  verwandt, 
wo  die  anderen  Unterlagen  nicht  gedeihen,  wie  beispielsweise  in  Arnex 
sur-Aube,  im  waadtländischen  Weinbaugebiet  auf  schweren  Mergelböden 
mit  40  — 60%  CaCOg.  Sie  haben  auch  eine  genügende  Probe  auf  Reblaus- 
festigkeit abgelegt.  Es  besteht  jedoch  im  allgemeinen  die  Neigung  in  der 
Schweiz,  die  Pflanzung  von  franko -amerikanischen  Reben  einzuschränken; 
man  macht  gegenwärtig  zahlreiche  Versuche,  um  wenigstens  in  den  Qualitäts- 
lagen die  franko -amerikanischen  Unterlagen  durch  Berlandieri- Hybriden 
zu  ersetzen.  Hierzu  wird  unter  anderen  auch  die  Reihe  der  Riparia 
X  Berlandieri -Telecki- Reben  aus  Ungarn  verwendet,  von  denen  einige 
sehr  vorzüglich  zu  sein  scheinen.  Nach  den  bisherigen  Ergebnissen  in 
Versuchsweinbergen  geben  die  Berlandieri-Hybriden  einen  verhältnismäßig 
guten  Ertrag  sowohl  in  bezug  auf  Menge  als  auch  Güte,  selbst  in  den 
sehr  nördlich  gelegenen  Weinbergen,  wie  z.  B.  im  Berner  Weinbaugebiet. 
Untersuchungen  über  die  Bildung  kernloser  Weintrauben.  Von 
Manaresi  Angelo.  ^)  —  Die  Bildung  kernloser  Weintrauben  (Sultaninen 
und  Korinthen  ausgenommen)  geht  nur  unter  bestimmten  Voraussetzungen 
vor  sich.  Wenn  unmittelbar  nach  der  Blüte  an  ein  und  derselben  Traube 
befruchtete  und  unbefruchtete  Stengel  vorhanden  sind,  so  hängt  die 
Möglichkeit  ihrer  Bildung  fast  ausschließlich  ab:  a)  von  der  Rebsorte; 
b)  von  der  Ernährung:  in  einer  Traube,  die  viele  befruchtete  Blüten  auf- 
weist, ist  der  Kampf  um  die  zur  Verfügung  stehenden  Nährstoffe  für  die 
nicht  befruchteten  Blüten  so  ungleich,  daß  sie,  bevor  sie  zur  Entwicklung 
kommen,  abfallen,  während  bei  dem  Voriiandensein  nur  einer  geringen 
Zahl  von  befruchteten  Blüten  die  unbefruchteten  haften  bleiben  und  kern- 
lose Beeren  bilden  können.  Weiter  ist  Müller-Thurgau  der  Ansicht, 
daß  der  Reiz,  der  durch  das  Wachstum  der  Staubgefäße  hervorgerufen 
wird,  die  Entwicklung  des  Fruchtknotens  zu  einer  kernlosen  Beere  ver- 
anlassen kann.  Die  Anzahl  der  kernlosen  Beeren,  die  an  einem  Weinstock 
vorkommen,  ist  in  jedem  Jahr  verschieden.  Sie  hängt  davon  ab,  ob  Be- 
stäubung und  Befruchtung  unter  so  ungünstigen  Bedingungen  von  statten 
gingen,  daß  durch  sie  die  Bildung  von  vielen  Beeren  mit  Kernen  ver- 
hindert und  die  zur  Verfügung  stehenden  Nährstoffe  den  unbefruchteten 
Blüten  zur  Verfügung  gestellt  wurden.  Wie  Müller-Thurgau  nach- 
gewiesen hat,  begünstigt  ein  höherer  Gehalt  an  Kohlehydraten  und 
organischen  Substanzen  bei  Reben,  die  geringelt  wurden,  die  Bildung  kern- 

1)  L'Agricoltura  Bolognese  6  n.  7,   Heft  II  u.  I;    durch  Internat,  agrar-techn.  Rundschau  1913, 

448-451. 


D.  Wein.     2.  Most  und  Wein.  477 

loser  Trauben  hauptsächlich  deshalb,  weil  die  Blüten,  die  sonst  ab- 
gefallen wären,  durch  diese  Maßnahme  eine  Kräftigung  erfahren.  Der  Vf. 
hat  diese  Untersuchungen  mit  italienischen  Sorten  einer  Nachprüfung 
unterzogen  und  es  konnten  die  Beobachtungen  von  Müller-Thurgau, 
Sannino,  Tossati  durchaus  bestätigt  werden;  insbesondere  ist  die  Anzahl 
der  ternlosen  Beeren  viel  größer  auf  den  geringelten  Reben.  Weiter 
konnte  festgestellt  werden,  daß  das  Durchschnittsgewicht  der  kernlosen 
gegenüber  den  normalen  Beeren  beträchtlich  niedriger  ist,  was  unter  Um- 
ständen eine  wesentliche  Verminderung  der  Production  zur  Folge  haben 
kann.  Um  diesen  Nachteil  zu  verhüten,  ist  der  Bestäubung,  vornehmlich 
der  Fremdbestäubung,  mit  allen  möglichen  Mitteln  Vorschub  zu  leisten. 
In  dieser  Hinsicht  empfiehlt  der  Vf.  a)  die  Pflanzung  von  Sorten,  bei 
denen  diese  Erscheinung  auftritt,  mit  andern  in  einer  Reihe,  die  als  Be- 
stäuber in  Betracht  kommen,  b)  die  Anwendung  der  künstlichen  Be- 
fruchtung, c)  das  wiederholte  Schwefeln  der  Weinstöcke  in  der  Blütezeit, 
um  ein  Yerrieseln  der  Weintrauben  nach  Möglichkeit  zu  verhüten. 


Literatur. 


Molz,  E.:  Weinbau  und  Weinbereitung.  Halle,  Thomas'  Volksbücher 
Nr.  102—104. 

Wanner,  A.:  Die  Technik  der  Rebenveredlung.  Verlag  der  Straßburger 
Druckerei  und  Verlagsanstalt. 

Der  Weinbau  im  Großherzogtum  Luxemburg  1912  u.  13  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Reblausfrage.  Veröffentlicht  vom  Weinbauaufsichts- 
kommissariat in   Grevenmacher.     Grevenmacher,    Verlag  Eßlen'sche  Druckerei. 


2.  Most  und  "Wein. 

Ergebnisse   der   amtlichen    Weinstatistik.     Von   Adolf   Günther.^) 

—  Berichtsjahr  1911/12.  Teil  I,  Weinstatistische  Untersuchungen.  Die 
Zahl  der  untersuchten  Weine  des  Jahrgangs  1911  betrug  1912.  Diese 
außerordentlich  starke  Vermehrung  der  Untersuchungen  entsprang  dem 
Bedürfnis,  für  „in  guten  Jahrgängen"  gewonnene  Erzeugnisse  ein  um- 
fassendes Yergleichsmaterial  zu  schaffen.  Die  Zahl  der  untersuchten 
1912  er  Traubenmoste  betrug  6087,  mithin  etwa  700  Proben  weniger  als 
im  Vorjahre.  Die  Kommission  für  die  amtliche  Weinstatistik,  die  am 
26.  und  27.  Septbr.  1912  in  Kreuznach  tagte,  hatte  über  nachstehende 
Punkte  zu  beraten.  Omeis  berichtet  zunächst  über  den  Säurerückgang 
von  1911er  Naturweinen  des  fränkischen  Weinbaugebiets.  Der  Säure- 
rückgang war  durchweg  nur  sehr  gering.  Während  die  ursprünglichen 
Moste  Säuren  von  7,9  bezw.  6,8  7oo  zeigten,  ging  die  Säure  in  den 
Weinen  auf  5,7  bezw.  6.6  °/oo  herab.  Daß  aber  ein  Rückgang  statt- 
gefunden hatte  und  die  Säureverminderung  nicht  nur  der  Weinstein- 
ausscheidung zuzuschreiben  war,  ließ  der  Gehalt  an  Milchsäure  erkennen. 
Da    die    Moste    infolge    des    hohen    Reifegrades    der    Trauben    nur    wenig 


1)  Arbeiten  des  Kaiserl.  Ges.-Amtes  1913   Bd.  46,  1—555. 


478  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Apfelsäure  enthielten,  so  konnte  der  biologische  Säureabbau  naturgemäß 
nur  sehr  gering  sein.  Bei  dem  einen  Wein  zeigte  sich  ungefähr  der 
gleiche  Säuregehalt  wie  bei  dem  unvergorenen  Most.  Dies  wird  dadurch 
erklärt,  daß  die  Menge  der  bei  der  Gärung  entstandenen  Bernsteinsäure 
einschließlich  der  flüchtigen  Säure  der  Menge  des  ausgeschiedenen  Wein- 
steins zuzüglich  des  Säureverlustes  durch  den  biologischen  Säurezerfall 
das  Gleichgewicht  hielt.  Bei  allen  Weinen  war  der  Säureabbau  schon 
bis  zum  1.  Abstich  (Anfang  Januar)  beendet  und  es  konnte  weiter  fest- 
gestellt werden,  daß  der  Säureabbau  durch  ein  frühes  Ablassen  des  Weines 
von  der  Hefe  (9.  Novbr.)  in  merklicher  Weise  gehemmt  wurde.  Auch 
schmeckte  der  Wein,  der  zur  normalen  Zeit  abgelassen  war,  wesentlich 
milder  als  der  bereits  im  Novbr.  abgestochene.  Im  Anschluß  daran  be- 
richtete Weilenstein  über  den  Säurerückgang  in  Moselweinen.  Diese 
Versuche  wurden  mit  zwei  Fudern  Mittelmoseler  und  zwei  halben  Fuder 
Obermoseler  des  Jahrgangs  1911  sowie  6  Fudern  1910  er  Wein  durch- 
geführt. Der  Obermoseler  und  der  Mittelmoseler  wurden  je  zur  Hälfte 
verbessert  und  zur  anderen  Hälfte  naturrein  belassen.  Am  Ende  der  Ver- 
suche (Anfang  Septbr.  1912)  betrug  der  Säureabbau  bei  dem  Obermoseler 
Natur  wein  14  *^/o,  bei  dem  verbesserten  Wein  (ausschließlich  der  durch  die 
Verdünnung  bewirkten  Säurehei'absetzung)  30  "/o»  bei  dem  Mittelmoseler 
Wein  33,6%  ^^^^  bei  dem  verbesserten  Wein  37,6  7o-  ^^"^  Gegensatz 
zu  den  Beobachtungen  des  Vorjahrs  war  der  Säurerückgang  bei  dem  mit 
wäßriger  Zuckerlösung  verbesserten  Jungweine  erheblich  größer,  als  bei 
dem  zugehörigen  Naturwein.  Von  den  1910  er  Weinen  wurde  1  Fuder 
Obermoseler,  der  als  Jungwein  noch  16,0  ^oq  Säure  hatte,  durch  Behandeln 
mit  CaCOg  in  seiner  Säure  um  1  ^/q^  herabgesetzt  und  sodann  einer  üm- 
gärung  mit  20  %  wäßriger  Zuckerlösung  unterworfen.  Nach  Beendigung 
der  Versuche  hatte  der  fertige  Wein  noch  6,9  °/oo  Säure.  Ein  anderer 
Obermoseler  mit  einem  ursprünglichen  Säuregehalt  von  rund  14  %o  zeigte 
nach  der  Umgärung  mit  20  %  Zuckerlösung  nur  noch  eine  Säure  von 
7,5  7oo-  ^^^  Umgärung  von  4  Fudern  der  Untermosel  geschah  in  folgender 
Weise:  1  Fuder  wurde  nach  Zusatz  von  20  %  Zuckerlösung  und  Reinhefe 
sich  selbst  überlassen.  Bei  dem  2.  Fuder  sind  vor  dem  Zusatz  wäßriger 
Zuckerlösung  2,0  7oo  Säure  mit  CaCOg  ausgefällt  worden.  Bei  dem 
3.  Fuder  wurde  nach  der  stürmischen  Gärung  mehrere  Wochen  lang  die 
Hefe  2 mal  täglich  aufgerührt.  Das  4.  Fuder  erhielt,  ebenfalls  nach  der 
stürmischen  Gärung,  einen  Zusatz  von  20  1  flüssiger  Hefe.  Nach  Be- 
endigung der  Versuche  wiesen  die  Fuder  1,  3,  4  einen  Säuregehalt  von 
8,2  %o,  das  2.  mit  CaCOg  entsäuert,  einen  solchen  von  6,9  "/oo  ^.uf,  bei 
einem  Alkoholgehalte  von  8,5  g  in  100  ccm.  Geschmacklich  waren  die 
Weine  frisch  und  mild  und  es  konnte  insbesondere  kein  nachteiliger 
Einfluß  der  Lagerung  der  Weine  während  der  ersten  Monate  bei  erhöhter 
Temperatur  (15*^)  auf  ihren  Moseltyp  beobachtet  werden.  —  Über  die 
Festsetzung  einer  Grenzzahl  für  den  Gehalt  der  Weine  an  SOg  berichtet 
Kerp.  Seine  Vorschläge  lauten:  1.  Die  Höchstmenge  für  den  zulässigen 
Gehalt  der  deutschen  Konsumweine  an  SOg  ist  festzusetzen  auf  200  mg 
gesamte  und  50  mg  freie  SOg  im  Liter.  2.  Nur  Konsumweine,  die  in 
den  Verkehr  gelangen,  sollen  von  dieser  Regelung  betroffen  werden. 
3.    Als    Konsumweine   sind    diejenigen   Weine   anzusehen,    deren    Alkohol- 


D.  Wein.     2.  Most  und  Wein.  479 

gehalt  vermehrt  um  die  dem  noch  vorhandenen  unvergorenen  Zucker  ent- 
sprechende Alkoholmenge,  nicht  mehr  beträgt  als  10  g  in   100  ccm  Wein, 

4.  Für  Weine  mit  höherem  Alkoholgehalt  (Hochgewächse),  für  Ausschank- 
weine (d.  h.  im  offenen  Anbruch  liegende  Weine)  sowie  für  ausländische 
Weine   ist   vorerst   von   einer   Begrenzung  des  Gehalts   an  SOg   abzusehen. 

5.  Von  einer  Begrenzung  des  Gehalts  der  SOg  in  Traubenmosten  und 
Traubenmaischen  ist  ebenfalls  abzusehen.  Über  den  Gehalt  an  SOg  der 
Qualitätsweine  der  Nahe  und  der  Pfalz  werden  noch  von  Stern,  Krug 
und  Schätzlein  Mitteilungen  gemacht;  weiter  berichtet  noch  Kulisch 
über  den  Gehalt  der  elsässischen  Weine  an  S0„,  Mayrhofer  über  die 
Ausschankweine  Rheinhessens  und  Meißner  über  die  von  Württemberg. 
Kerp  äußert  sich  sodann  über  die  Haltbarkeit  wäßriger  Lösungen  von  SO2. 
Nach  Versuchen  des  Kais.  Ges. -Amtes  empfiehlt  es  sich  Schwefligsäure- 
lösungen nur  in  gefüllten,  gut  verschlossenen  Stöpselflaschen  im  Keller 
und  nur  in  solchen  Mengen  aufzubewahren,  die  zum  jedesmaligen 
Gebrauch  benötigt  werden,  um  zu  verhüten,  daß  nur  teilweise  gefüllte 
Flaschen  für  einen  späteren  Gebrauch  aufbewahrt  werden,  da  ihr 
Gehalt  an  SO2  erfahrungsgemäß  sehr  schnell  abnimmt.  Nach  Paul 
geht  der  Gehalt  an  SO2  um  so  mehr  zurück,  je  größer  die  Ver- 
dünnung und  je  geringer  die  Flüssigkeitsmenge  in  der  Flasche  ist.  — 
Über  die  Verwendung  wäßriger  Lösungen  von  SOg  in  der  Kellerwirtschaft 
machte  Kulisch  einige  Mitteilungen.  Omeis  berichtete  sodann  über 
Schweflungsversuche  an  Jungweinen.  Aus  den  Versuchen  ergab  sich,  daß 
der  Gehalt  an  SOj  im  Wein  bei  der  Lagerung  nach  und  nach  zurückgeht. 
Bemerkenswert  war,  daß  auch  der  Wein,  bei  welchem  die  Fässer  keinen 
Einbrand  erhalten  hatten,  einen  nicht  unbeträchtlichen  Gehalt  an  gebundener 
SO2  (38  mg)  aufwies.  Offenbar  ist  hier  die  SOg  durch  Reduction  der  im 
Wein  vorhandenen  Schwefelsäure  bezw.  der  schwefelsauren  Verbindungen 
durch  Hefe  oder  andere  Organismen  entstanden.  Im  Anschluß  an  einleitende 
Vorträge  von  Kulisch  und  Wellenstein  fand  eine  Aussprache  der 
Kommission  über  die  Auslegung  von  §  3  des  Weingesetzes  statt.  —  Krug 
berichtete  sodann  über  den  zulässigen  Gehalt  der  Weine,  insbesondere  der 
ausländischen  Weine,  an  flüchtiger  Säure.  Nach  den  Ergebnissen  der  Zoll- 
weinuntersuehung  haben  von  1642  Proben  Auslaudswein  1296  Proben, 
mithin  78%,  weniger  als  0,12  bezw.  0,09  g  Essigsäure  in  100  ccm  ent- 
halten. Stern  wies  darauf  hin,  daß  nach  seiner  Erfahrung  ausländische 
herbe  Weine  mitunter  einen  verhältnismäßig  hohen  Gehalt  an  flüchtiger 
Säure  von  etwa  0,14  bis  0,16  g  in  100  ccm  besitzen.  Süß  hat  bei 
ausländischen  Dessertweinen  wiederholt  0,2 — 0,3,  bei  italienischem  Rotwein 
0,2  g  und  etwas  mehr  flüchtige  Säure  in  100  ccm  festgestellt.  Die 
Kommission  beschloß  über  diese  Frage  eingehende  Erhebungen  anzustellen. 
Von  der  Heide  berichtete  über  den  Einfluß  der  Zuckerconcentrationen  auf 
die  Bildung  der  flüchtigen  Säuren  bei  der  alkoholischen  Gärung.  In  Ge- 
meinschaft mit  Kroemer  wurden  Versuche  angestellt,  um  festzustellen, 
wie  sich  die  Menge  der  bei  der  Mostgärung  gebildeten  flüchtigen  Säuren 
mit  steigendem  Zuckergehalt  ändert.  Die  Ergebnisse  sind  in  besonderen 
Tabellen  niedergelegt,  bezüglich  deren  auf  das  Original  verwiesen  sei.  — 
Günther  berichtete  sodann  über  die  Herstellung  und  Beurteilung  von 
Samoswein.    Es  wird  im  Anschluß  an  dieses  Referat  von  der  Kommission 


480  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

der  gleiche  Standpunkt  eingenommen  wie  im  Vorjahre,  i)  Weiter  referiert 
Günther  über  die  von  Köpke  im  Ges.-Amte  angestellten  Versuche  zur 
Nachprüfung  des  Verfahrens  von  Deniges  zum  Nachweis  von  Citronen- 
säure  im  Wein.  Es  wird  hierbei  hervorgehoben,  daß  abgesehen  von  den 
Bromiden,  Chloriden  und  Jodiden  vor  allem  die  organischen  Säuren  (Wein- 
säure) und  ein  hoher  Gerbst offgehalt  den  Eintritt  der  Deniges 'sehen 
Reaktion  zu  verhindern  vermögen.  Das  Verfahren  wird  daher  zweckmäßig 
in  folgender  Weise  ausgeführt:  10  ccm  Wein  werden  mit  etwa  1  g  Tier- 
kohle durchgeschüttelt,  etwa  2  Minuten  in  siedendem  Wasserbade  erwärmt 
und  filtriert.  Etwa  6  ccm  des  klaren  Filtrats  werden  mit  1  ccm  einer 
Lösung  von  5  g  Quecksilberoxyd  in  100  ccm  Wasser  und  20  ccm  conc, 
Schwefelsäure  zum  Sieden  erhitzt  und  von  neuem  filtriert.  Die  klare  heiße 
Lösung  wird  vorsichtig  tropfenweise  solange  mit  einer  2procent.  Lösung  von 
Kaliumpermanganat  versetzt,  als  Entfärbung  ohne  Abscheidimg  von  Mangan- 
oxyden eintritt.  Ein  etwaiger  Überschuß  von  KMnO^  wird  durch  Zusatz 
von  HgOg  und  Erwärmen  beseitigt.  Eine  bei  der  Oxydation  auftretende 
starke  weiße  Trübung,  die  sich  bald  als  farbloser,  flockiger  Niederschlag 
absetzt,  zeigt  die  Anwesenheit  von  Citronensäure  an.  Im  Anschluß  hieran 
berichtet  Mayrhofer  über  Erfahrungen,  die  er  nach  dem  Verfahren  von 
Schindler  zum  Nachweis  der  Citronensäure  im  Wein  gemacht  hat.  über 
Versuche  zur  Bekämpfung  des  Heuwurms  in  Württemberg  mit  Nicotin- 
brühen  in  den  Jahren  1911  und  1912  berichtete  Meißner.  Das  Gesamt- 
ergebnis der  Versuche  im  Jahre  1911  war,  daß  durch  eine  sorgfältige 
und  wiederholt  vorgenommene  Bespritzung  sämtlicher  Gescheine  mit  einer 
Spritzflüssigkeit,  die  auf  100  1  Wasser  1  Yg  1  Nikotinbrühe  mit  einem  Nikotin- 
gehalt von  8  Yo  enthielt,  die  Heuwürmer  in  den  Versuchsweinbergen  fast 
vollständig  vernichtet  wurden.  Im  Jahre  1912  waren  die  erzielten  Erfolge 
noch  günstiger  als  i.  J.  1911,  obwohl  die  klimatischen  Verhältnisse  weit 
ungünstiger  waren.  —  Es  folgen  im  Anschluß  an  diese  Berichte  diejenigen 
der  Untersuchungsanstalten,  die  mit  der  Ausführung  der  weinstatistischen 
Untersuchungen  betraut  sind  und  zwar:  I.  für  Preußen  von  1.  von  der 
Heide,  Geisenheim;  2.  Stein,  Kreuznach;  3.  Petri,  Coblenz;  4.  Wellen- 
stein, Trier.  IL  Für  Bayern  von  1.  Omeis,  Würzburg;  2.  Krug, 
Speyer.  III.  Für  Sachsen  von  Süß,  Dresden.  IV.  Für  Württemberg  von 
Meißner,  Weinsberg.  V.  Für  Baden  von  Mach  und  Stang,  Augusten- 
berg. VI.  Für  Hessen  von  1.  Mayrhofer,  Mainz;  2.  Weller,  Darmstadt. 
VII.  Für  Elsaß  -  Lothringen  von  1.  Kulisch,  Colmar;  2.  Amthor  und 
Kraus,  Straßburg.  Es  wird  eine  eingehende  Characteristik  der  1911er 
Weine  für  die  sämtlichen  Weinbaugebiete  gegeben  und  die  analytischen 
Daten  sind  in  ausführlichen  Tabellen  niedergelegt.  Bezüglich  der  letzteren 
muß  auf  das  Original  verwiesen  werden.  —  Teil  II  enthält  moststatistische 
Untersuchungen  von  den  gleichen  Anstallen,  die  auch  für  Wein  berichtet 
haben.  Den  Tabellen  werden  jeweils  von  den  Berichterstattern  allgemeine 
Bemerkvmgen  über  den  Jahrgang  1912  vorausgeschickt.  Aus  diesen  Berichten 
ergiebt  sich,  daß  fast  in  allen  deutschen  Weinbaugebieten  das  Jahr  1912 
für  die  Winzer  ein  Jahr  der  Enttäuschungen  war,  indem  ungünstige 
Witterungsverhältnisse  (Frühjahrs-  und  Herbstfröste,  Mangel  an  Sonne)  und 


J)  Vergl.  dies.  Jahresber.  1912,  468. 


D.   Wein.     2.   Most  und  Wein.  481 

z.  T.  auch  Krankheiten  (Peronospora  und  Oidium)  den  Ertrag  nach  Menge 
und  Güte  stark  beeinfluiäten.  Die  Unreife  des  Jahrgangs  kommt  in  den 
überaus  großen  Säuregehalten  der  Moste  aller  Weinbaugebiete  zum  Ausdruck. 

—  Im  Anhang  werden  Angaben  über  die  Weinmost- Ernte  im  Jahre  1912 
gemacht  und  zwar  für  die  hauptsächlich  weinbautreibenden  Staaten  Preußen, 
Bayern,  Württemberg,  Baden,  Hessen  und  Elsaß -Lothringen.  Ein  Vergleich 
des  Berichtsjahrs  mit  den  Vorjahren  zeigt,  daß  Ernte- Menge  und  -Wert 
gegen  den  Durchschnitt  der  letzten   10  Jahre  etwas  zurückbleiben. 

Es  folgt  weiter  eine  Mitteilung  von  A.  Günther  und  J.  Flehe  über: 
Beiträge  zur  Kenntnis  der  nordspanischen  Weine  aus  den  kata- 
lonischen  Provinzen.  —  Die  Beurteilung  der  in  den  letzten  Jahren 
hauptsächlich  aus  Spanien  insbesondere  aus  dem  Panades-Gebiet  der  Provinz 
Barzelona  (Katalonien)  eingeführten  Weine  bereitete  den  mit  der  Kontrolle 
des  Weinverkehrs  und  der  Weineinfuhr  betrauten  Stellen  infolge  ihrer 
anormalen  Zusammensetzung  unvorhergesehene  Schwierigkeiten.  Da  nun 
allseits  das  Fehlen  von  Analysen  notorischer  Naturweine  aus  dieser  Gegend 
als  eine  Lücke  beklagt  wurde,  so  erhielt  das  Kaiserliche  Deutsche  General- 
konsulat in  Barzelona  den  Auftrag,  eine  kleinere  Zahl  verbürgt  reiner 
1910  er  Weine  aus  den  in  Betracht  kommenden  spanischen  Bezirken  zu 
beschaffen.  Im  ganzen  wurden  12  Sorten  Wein  angekauft  und  im  Kais. 
Ges. -Amte  untersucht.  Die  Analysenergebnisse  sind  in  einer  besonderen 
Tabelle  niedergelegt  und  hinsichtlich  ihrer  ehem.  Zusammensetzung  ist 
folgendes  von  Interesse.  Der  Alkoholgehalt  schwankt  bei  den  Weißweinen 
zwischen  7,66  und  9,42  g,  bei  den  Rotweinen  zwischen  8,14  und  10,29  g 
in  100  ccm.  Der  Extraktgehalt  ist  durchweg  gering  und  liegt  bei  den 
Weißweinen  zwischen  1,65  und  1,97  g  und  bei  den  Rotweinen  zwischen 
2,00  und  3,00  g  in  100  ccm.  Die  Gesamtsäure  ist  bei  einigen  Weinen 
sehr  niedrig  und  schwankt  von  4,8 — 6,7°/oo  bei  den  Weißweinen  und 
6,6 — 7,3^00  bei  den  Rotweinen.  Der  Aschengehalt  ist  bei  der  Mehrzahl 
der  Weißweine  abnorm  hoch.  Der  niedrige  Säuregehalt  sowie  der  niedrige 
Extraktgehalt  im  Verhältnis  zu  dem  hohen  Aschengehalt,  welch  letzterer 
bei  mehreren  Weißweinen  bis  zu  Yt  des  Extraktes  beträgt,  verleihen  den 
Weinen  ihr  besonderes  Gepräge.  In  neuerer  Zeit  hat  auch  Filandeau^) 
eine  Reihe  von  Analysen  der  Panadesweine  veröffentlicht,  die  mit  den  im 
Ges. -Amte  ermittelten  Analysenwerten  große  Ähnlichkeit  besitzen. 

Th.  Omeis,  Versuche  und  Untersuchungen  zur  Erforschung 
des  freiwilligen  Säurerückgangs  im  Weine.    Versuchsjahr  1911/12. 

—  Der  biologische  Säureabbau  war  bei  den  1911er  Weinen  kein  erheblicher; 
daß  aber  ein  solcher  stattgefunden  hat,  beweist  die  gebildete  Milchsäure. 
Naturgemäß  konnte  der  biologische  Säureabbau  nur  ein  geringer  sein,  da 
der  Most  infolge  des  hohen  Reifegrades  der  Trauben  nur  wenig  Äpfelsäure 
enthielt.  Bei  allen  Weinen  war  der  biologische  Säureabbau  schon  bis  zum 
ersten  Abstiche  beendet.  Durch  das  frühe  Ablassen  des  vergorenen  Jung- 
weins von  der  Hefe  wurde,  wenn  diese  sauber,  d.  h.  unter  vollständiger 
Zurücklassung  des  Hefetrubs  ausgeführt  wurde,  der  Säureabbau  in  mäßiger 
Weise  gehemmt.    Diese  Hemmung  hat  nach  dem  Vf.  offenbar  ihren  Grund  darin, 


1)  Annales  des  falsific.  1911,  Bd.  4,  362. 
Jahresbericht  1913.  31 


482 


Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 


daß  mit  der  Hefe  auch  die  im  Hefegeläger  befindlichen  säureverzehrenden 
Bakterien  entfernt  wurden.  Bei  den  Versuchen  mit  1910  er  Wein  ergab 
sich,  daß  die  Milchsäure  im  Weine  im  Laufe  der  ersten  2  Jahre  der 
Lagerung  keine  Veränderung  oder  Umbildung  erfahren  hat.  Was  die 
Prüfung  der  Frage  anlangt,  ob  bei  einem  Weine,  bei  welchem  infolge 
starken  Schwefeins  der  biologische  Säureabbau  gehemmt  wurde,  nach  längerer 
Lagerung  noch  ein  Säurerückgang  stattfindet,  so  konnte  in  Übereinstimmung 
mit  früheren  Versuchen  noch  ein  weiterer  ausgiebiger  Säureabbau  festgestellt 
werden.  Weiter  hat  der  Vf.  Versuche  und  Untersuchungen  über  die  Auf- 
nahme von  schwefliger  Säure  durch  den  Wein  infolge  des  Schwefelus  der 
Fässer  bei  den  einzelnen  Abstichen  angestellt.  Bei  den  verschiedenen 
Schweflungsgraden  zeigten  die  Versuchsweine  nach  dreimaligem  Abstiche 
einen  Gehalt  an  gesamtschwefliger  Säure  von  56  bezw,  80  mg^  pro  Liter 
und  einen  Gehalt  an  freier  SOg  von  10,9  bezw.  25  mg  pro  Liter;  der 
Gehalt  an  SOg  war  hier  somit  in  beiden  Fällen  noch  ein  mäßiger.  Bei 
einer  starken  Sahweflung  war  der  Gehalt  an  SOg  zur  genannten  Zeit 
schon  ziemlich  hoch,  denn  er  betrug  128  mg  gesamt  SOg  und  59,5  mg 
freie  SOg.  Bei  der  Lagerung  des  Weines  verringert  sich  der  Gehalt  an 
SOg  nach  und  nach,  in  keinem  Falle  wurde  aber  hierbei  der  Gehalt  der 
Weine  an  Schwefelsäure  in  irgendwie  bedenklicher  Weise  erhöht.  Schließlich 
berichtet  Schätzlein-Neustadt  noch  über  den  Gehalt  der  Pfälzer-Weine 
an  SOg.  In  Weinen,  deren  Alkoholgehalt,  vermehrt  um  die  aus  dem  un- 
vergorenen  Zucker  berechnete  Alkoholmenge,  mehr  als  10  g  in  100  ccm 
beträgt,  ist  der  Gehalt  an  gesamter  SOg  ein  sehr  schwankender.  Er  liegt 
bei  den  11  untersuchten  Weinen  zwischen  44,6  und  545,5  mg.  Die  freie 
SOg  ist  dagegen  eine  durchaus  normale  (4,6 — 36,1  mg).  Auch  bei  den 
übrigen  49  Weinen  schwankte  der  Gehalt  an  SOg  bedeutend,  nämlich 
zwischen  17,4  und  301,1  mg.  Die  freie  SOg  bewegt  sich  auch  bei  dieser 
Gruppe  von    Wein  in  normalen  Grenzen. 

Die  schweizerische  Weinstatistik.  XIII.  Jahrgang.  Moste  und 
Weine  des  Jahres  1912.  Bearbeitet  vom  schweizerischen  Verein 
analytischer  Chemiker.^)  —  Die  Schwankungen  in  der  Zusammensetzimg 
der  Moste  und  Weine  der  verschiedenen  Kantone  sind  aus  nachstehenden 
Tabellen  ersichtlich. 

a)  Mostuntersuchangen. 


Kantono 


Zucker, 
<"o  bezw.  Öchslegewicht 


Gesamtsäure 
%  (g  in  1) 


weiß 


Aargau  .  . 
Basel -Land. 
Neuchätel  . 
Schaffhausen 
Thurgau 
Valais  .  . 
Zürich    .     . 


3,2—12,6 
42,0-70,5' 
50.0—75,6 
31-45 
30-53 
69-94 
37—70 


5,6—14,6 
55.5—72,0 
69,8—82,8 

50—64 

52—74 
103—104 

46-76 


11,9—19,8 
11,3—18,8 
12,9—19,3 
16,2—22,9 
17,5—20,9 
6,5-13.5 
12,9—22,8 


11,8—16,6 
12,6—18,8 
12,5—16,5 
16,3-22,3 
15,0-22,5 
9,3—9,5 
14,2—22,0 


1)  Mitt.  aus  dem  Gebiete  der  Lebensmitteluntersuchung  u.  Hygiene  1913,  Bd.  4,  Heft  5. 


D.   Wein.     3.   Obstwein. 


483 


b)  Weinuntersuchungen. 


Kanton 


12 


Alkohol 
Vol.-% 


Extrakt 
g  in  1 


Zucker, 
g  pro  1 


Gesamt- 
säure 
»/na 


Asche 
g  pro  1 


Basel  -  Landschaft 
Basel -Stadt  (weiß) 
Bern 


Genf 


St.  Gallen  (rot) 
Solothurn  (weiß) 
Ticino     -    .    . 


Valais     .... 

Vaud  Aigle  Ivorne 
de  la  Cote 
Lavaux  .    . 


■weiß 
rot 


(  weiß 
\   rot 

Freibnrg / '^eiJS 

\    rot 


weiß 
rot 


Schwyz I^^eül 


{ 


weiß 
rot 

weiß 
rot 


Petita  Cote 

Lausanne 

Vevey  -  Montreux 

Arnex  -  Orbe 

Champagne  -  Concise  BonvUlars 
Iverdon  -  Champvent  .... 
Kotweine 

Zürich /"«^eiß 

\    rot 


,6—  8,6 
,9—  7,0 
,6—  8,3 
,4—10,4 
,0—12,9 
,2—  9,4 

9,7 
,6-  9,7 
,9—10,8 

6,1 
,5-  7,3 
,2—  9,1 

7,0 
,6-11,0 

9,3 
,6—12,6 
,7—13,3 
,6-11,9 
,2-10,6 
,4—11,5 
,2—  9,1 
,7—  9,5 
,6—  8,9 
9-11,3 
,7-  8,7 
,2-10,2 
,7—  8,0 
,8—  9,6 
,3—  9,0 

9,6 


23.5—26,4 
30,7-31,4 
19,9—23,8 
19,2—29,4 
27,5-32,2 
21,4-25,7 

26,9 
17,6—25,5 
23,1—28,1 

25,4 
28,3—29,8 
19,0-31,9 

27,6 
19,9-35,6 

20,2 
15,6-27,8 
19,7-29,3 
18,0—28,2 
17,6—25,8 
17,6—24,4 
17,2—26,1 
19,0—21,0 
21,4—27,2 
18,4—25,0 
18,8-20,0 
18,1-26,4 
20,5-25,2 
22,6-25,1 
22,3-28,8 

32,6 


0,2-0,8 
0,2-0,5 
0,2-0,8 
0,9—2,1 
1,9—3,8 
Spuren— 1,1 

0,4—1,8 
1,3-2,0 
Spuren 

0,2—1,8 

0.2 
0,3-2,9 

1,5 
1,0—5,0 
0,9-2,5 
0,5—1,60 
0,5—1,4 
0,5—1,3 
0,5—1,3 

0,5 

0,5 
0,5—2,6 
0,5-1,0 
0,5—1,3 

0,5 
0,5—2,2 
0,5—1,2 

1,8 


10,4—12,4 
11,7—12,7 
7,5-12,5 
7,3-16,5 
8,1-10,4 
10,0-13,3 

10,7 
7,1-13,3 
7,3—11,6 

14,2 
11,9—13,8 
4,2-14,2 

13,1 
8,2—15,7 

12,5 
4,3—10,6 
4,6—  9,4 
5,3-11,6 
6,6—12,3 
4,4-11,0 
6,6—14,7 
7,6—10,4 
6,7-12,6 
5,6—13,2 
6,4—  7,4 
7,3—12,8 
8,0-12,5 
5,3—  7,2 
8,1-14,1 

11,5 


2,08-2,35 
2,78—2,98 
1,91—2,36 
1,83—2,67 
2,55-2,98 
1,83-2,15 

2,85 
1,75—2,50 
1,95—2,20 

1,68 
1,76-2,35 
2,26-3,16 

2,01 
1,66—3,20 

1,61 
1,36-3,61 
1,74—3,46 
1,70-2,42 
1,64—2,30 
1,88—2,60 
1,94—2,42 
1,68-1,94 
2,44—2,66 
1 ,91—2,68 
1,98-2,30 
1,86-2,38 
2,16—2,30 
2,48—2,92 
1,70—2,49 

3,06 


Literatur. 


Weinbau  und  Weinhandel 


von  der  Heide:    Winke  für  den   Winzer. 
1912,  448. 

Günther,  A.:    Die  Entsäuerung  des  Weines  mit  kohlensaurem  Kalke. 
Mitt.  d.  Deutschen  Weinbau -Vereins  1912,  351—356. 

Ku lisch,   P.:    Die  Entsäuerung  der  Weine  mit  kohlensaurem   Kalke. 
Mitt.  d.  Deutschen  Weinbau- Vereins  1913,  3  —  15. 


3.  Obstwein. 

Beiträge  zur  Kenntnis  und  Beurteilung  der  Obst-  und  Beerenweine 
besonders   des   Äpfelweines.     Vod   Willecke   und   Schellens.  i)   —   Die 

Vff.  weisen  zunächst  darauf  hin,  wie  außeroidentlich  verschieden  zur  Zeit 
noch  die  Ansichten  bei  der  Beurteilung  von  Obstwein  sind.  Insbesondere 
ist  die  Frage,  ob  und  gegebenen  Falles  in  welcher  Höhe  ein  Zucker- 
wasserzusatz bei  der  Herstellung  von  Obstwein  notwendig  ist,  in  den 
beteiligten  Kreisen  noch  eine  sehr  umstrittene.  Die  Nahrungsmittel- 
kontrolle ist  bei  der  Beurteilung  der  Obstweine,  da  eine  Buchführungspflicht 
für  diejenigen  Produzenten,  die  nur  Obstwein  herstellen,  nicht  besteht,  auf 
die  chemische  Analyse  angewesen.  Es  ist  daher  von  Wichtigkeit,  da  die 
bisherigen  Unterlagen  für  die  Beurteilung  des  Äpfelweins  keineswegs  aus- 
reichend  erscheinen   und   insbesondere  auch   der   Vorgang   des   natürlichen 


1)  Ztschr.  f.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  Bd.  26,  188—194. 


81* 


484 


Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 


Säurerückgangs  noch  viel  zu  wenig  in  den  Analysen  gewürdigt  ist,  noch 
weitere  geeignete  statistische  Unterlagen  zu  schaffen.  Die  Vff.  teilen  die 
Ergebnisse  der  Untersuchung  von  teils  selbsthergestellten  Obstsäften,  teils 
aus  renommierten  Obstweinkeltereien  entnommenen  Proben  in  folgender 
Tabelle  mit. 

Tabelle  I. 

1911er  Apfelmost  (a)  und  daraus  hergestellte  Apfelweine  (b)  einer  bedeutenden 
Äpfelweinkelterei;  zur  Veranschaulichung  der  Veränderung  der  Säuren. 


Bezeichnung 

S 
II 

1 

o 

1 

t4 

'S  g 

o 

03 

1 

•c 

cd 
"o 
Ph 

1     CO 

O 

3 

i 

i 

1 
< 

o 

■3 

g  in  100  ccm 

a  ä  ^ 

^8« 

e  in  100  ccm 

£§ 

a  ö  o 

^.5 

1.  Au*  dem  Taunus;    i 
mit  Speierling ;   ohne  <  * 

Wasserzusatz          {" 

2.  Aus  dem  Taunus ;    ( 
mit  Speierling  und    «Jf- 
Eeinhefe;  gezuckert    \" 

3.  Aus  dem  Taunus ;    ( 
Speierling  und  Rein-  <  ^ 

hefe;  ohne  Zucker     |." 
4.   Speierling  mit      ( 
Zusatz  von  Reinhefe  <f 
und  Zucker           [y 

1.0463 
1,0009 

1,0445 
1,0007 

1,0477 
1,0024 

1,0324 
1,0013 

3,46 

0,37 
4,59 

4,41 

1,39 
4,35 

11,99 

1,97 

11,70 
2,23 

12,35 
2,39 

9,05 
2,31 

7,72 
0,03 

8,17 
0,03 

7,85 
0,04 

5,48 
0,04 

4,27 
1,94 

3,53 
2,20 

4,50 
2,35 

3,57 
2,27 

- 

-3,20 
0 

-3.32 
0 

-3,52 
0 

—3,08 
0 

0,556 
0,422 

0,482 
0,292 

0,593 
0,335 

0,610 
0,308 

0,024 
0,036 

0,024 
0,040 

0,017 
0,05 

0,026 
0,06 

- 

0,0640,32 
0,2900,272 

0,100|0,268 
0,198  0,254 

0,073  0,28 
0.24    0,278 

0,062  0,272 
0.20    0,258 

2,7 
2,5 

2,7 
2,7 

2,5 
2,46 

2,9 
2,5 

Tabelle  II. 

1912  er  Apfelmoste  (a)  und  daraus  hergestellte  Apfelweine  etwa  5  Wochen 
dem  Keltern  (b)  und  nochmals  etwa  2  Monate  später  untersucht  (c). 


M 

1,0476 
1,0013 
1,0005 

0,16 
4,11 
4,15 

12,40 
2,29 
2,02 

9,67 
0,26 
0,21 

2,73 
2,03 
1,81 

1,93 

0,499 
0,375 
0,408 

0.018 
0,067 
0,077 

0,593 
0,127 
0,110 

0,072 
0;225 
0,240 

0,288 
0;272 
0,256 

M 

1,0509 
1,0013 
1,0010 

0 

5,08 
5,08 

13,29  10,20 
2,34'  0,31 
2,22    0,25 

3,09 
2,03 
1,97 

1,97 

E 

0,556 
0,402 
0,388 

0,012 

0,126 
0,120 

0,612 
0,174 
0,121 

0,067 
0,163 
0,25 

0,288 
0,280 
0,268 

'M 

1,0568 
1,0066 
1,0025 

0,16 
5,01 
5,14 

14,80 
3,67 

2,77 

11,00 
1,06 
0,17 

3,80 
2,61 
2,60 

2,15 

E 

0,844 
0,442 
0,482 

0,012 
0,105 
0,092 

0,897 
0,201 
0,087 

0,060 
0,203 
0,265 

0,400 
0,372 
0,344 

'■{! 

1,0431 
1,0040 
1,0028 

0,47 
4,41 
4,59 

11,31 
2,73 
2,22 

8,90 
0,15 
0,10 

2,41 
2,58 
2,12 

1,49 

- 

1,010 
0,750 
0,609 

0,026 
0,056 
0,060 

1,140 
0,683 
0,147 

0.060 
0,171 
0,306 

0,372 
0,316 
0,312 

'■(? 

1,0453 
1,0044 
1,0028 

0,26 
4,41 

4,47 

11,86 
2,84 
2,21 

8,62 
0,33 
0,14 

3,24 
2,51 
2,07 

0,79 

E 

0,978 
0,857 
0,677 

0,012 
0,043 
0,045 

1.030 
0,649 
0,402 

0.050 
0,110 
0,260 

0,356 
0,301 
0.284 

nach 


2,4 
2,7 
2,7 
2,5 
2,8 
2,9 
4,0 
4,6 
4,3 
3,8 
3,8 
3,8 
3,6 
3,6 
3,5 


Die  Zusammensetzung  der  Äpfel  und  reinen  Äpfelweine  der 
unteren  Seine  im  Jahre  1912.  Von  Ch.  Brioux.M  —  Auf  Grund  eines 
reichhaltigen  Analysenmaterials,  bezüglich  dessen  auf  das  Original  verwiesen 
wird,  kommt  der  Vf.  zu  dem  Ergebnis,  daß  eine  Verminderung  der  im 
Gesetz  vom  20.  Juli  1908  festgelegten  Grenzwerte  in  den  meisten  Fällen 
eine  Streckung  der  Apfelweine  gestatten  würde.     Jedoch  ist  es  nötig,  daß 


1)  Annal.  des  falsific.  6,  664—671. 


D.   Wein.     4.   Hefe  und  Gärung.  485 

bei  "Weinen,  die  geringe  Werte  ergeben,  Erhebungen  über  die  klimatischen. 
Verhältnisse  während  der  Ernte,  das  Alter  des  Weines  und  die  Äpfel  sorte 
angestellt  werden,  um  eine  zutreffende  Begutachtung  zu  gewährleisten. 


i.  Hefe  und  Gärung. 

Der  Einfluß  der  Hefe  auf  den  Extrakt-  und  Glyceringehalt  der 
Weine.  Von  J.  Ventre.  ^)  —  Im  Laufe  seiner  Untersuchungen  über  den 
Einfluß  einiger  ellipsoidischen  Hefen  auf  die  Zusammensetzung  der  Weine 
konnte  der  Vf.  feststellen,  daß  Hefesorten  verschiedener  Herkunft  den  Extrakt- 
gehalt der  Weine  sehr  verschieden  beeinflussen  können.  Dies  wird  an  zwei 
Mosten,  nämlich  der  Traubensorte  Clairette  und  Aramon  gezeigt,  die  mit 
Hefen  verschiedener  Herkunft  (Herault,  Beaujolais,  Medoc,  Burgund  und 
Champagne)  geimpft  wurden.  Sowohl  in  diesen  Mosten  wie  auch  in  dem 
geschwefelten  Moste  der  gleichen  Traubensorte  bestimmte  der  Vf.  nach  be- 
endeter Gärung  die  Extraktgehalte  und  kam  hierbei  zu  nachstehendem  Er- 
gebnis. 1.  Hefe  der  Champagne  scheint  den  Extraktgehalt  zu  vermindern, 
Hefe  von  Medoc  dagegen  vermehrt  ihn.  2.  Für  den  Nachweis  eines  etwaigen 
Spritzusatzes  zu  Wein  ist  es  von  Bedeutung,  die  Art  der  Hefe  zu  kennen, 
die  den  Most  vergoren  hat.  3.  Ein  Zusatz  von  schwefliger  Säure  zum 
Most  vermindert  die  Fähigkeit  der  Hefen  den  Extraktgehalt  zu  verringern.  — 
Untersuchungen  über  die  Ursachen  der  Verminderung  des  Extraktgehaltes 
führten  den  Vf.  noch  zur  ßestimmug  des  mit  den  verschiedenen  Hefesorten 
in  geschwefelten  und  ungeschwefelten  Mosten  gebildeten  Glycerins.  Hierbei 
ergaben  sich  ähnliche  Schwankungen  wie  für  den  Extraktgehalt.  Auf  Grund 
dieser  Untersuchungen  kommt  der  Vf.  zu  nachstehendem  Ergebnis^.  1..  Das 
Glycerin  biologischen  Ursprungs  steht  in  engster  Beziehung  zur  Hefesorte. 
Seine  Menge  schwankt  für  Weißweine  zwischen  3,2  und  4,1  %  des  an- 
fänglichen Zuckergehalts,  für  Rotweine  zwischen  3,6  und  4,2  "/q.  2.  Bei 
einem  geschwefelten  Moste  ist  die  erzeugte  Glycerinraenge  für  alle  Flefe- 
sorten  nahezu  die  gleiche  (3,53 — 3,7  %  für  Weißweine,  3,5 — 3,68  %  für 
Rotweine).  3.  Die  Schwankungen  im  Glyceringehalt  waren  bedeutend  ge- 
ringer als  die  von  M.  La  bor  de  angegebenen. 

Die  Säurebildung  durch  Hefen  im  gärenden  Most.  Von  A. 
Fernbach.^)  —  Jede  süße  Flüssigkeit,  die  der  Alkoholgärung  ausgesetzt 
wird,  erfährt  eine  Säurezunahme,  die  zum  kleinen  Teil  der  Bildung  von 
Bernstein  säure,  zum  größten  Teil  aber  der  Bildung  flüchtiger  Säuren  zu 
verdanken  ist.  Je  nach  der  Natur  und  der  Menge  der  flüchtigen  Säuren 
können  wir  auch  verschiedene  Hefearten  unterscheiden.  Die  Versuche  der 
Vf.  sollten  dartun,  ob  die  Säurebildung  in  einer  gärenden  Flüssigkeit  bei 
Anwendung  der  gleichen  Hefe  unter  verschiedenen  äußeren  Einflüssen  ver- 
schieden ist  und  vornehmlich,  ob  überhaupt  äußere  Einflüsse  eine  Wirkung 
darauf  ausüben.  Zu  diesem  Zwecke  hat  der  Vf.  für  seine  Versuche  eine 
Anzahl  Flaschen  mit  Traubenmost  gefüllt  und  in  jede  eine  gleiche  Anzahl 
von    Hefezellen   der    gleichen   Art   gebracht.      Ebenso    erhielt  jede   Flasche 


1)  Compt.  rend.  1913,  304—307.  —  «)  Revue  de  Vitioniture  20,  Bd.  XXXIX,  113  u.  114. 


486  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

noch  einen  Zusatz  von  0,8  g  Weinsäure  pro  Liter.  Später  wurde  der 
Inhalt  der  Flaschen  jeder  Serie  ohne  Rücksicht  auf  den  Grad  der  Ver- 
gärung auf  den  Säuregrad,  den  Zuckergehalt,  die  Alkoholmenge  und  das 
Gewicht  der  Hefe  untersucht.  Nachstehend  die  Ergebnisse  einiger  Ver- 
suche, aus  denen  die  Zunahme  der  Säurebildung  überhaupt,  ebenso  der 
ursprüngliche  Säuregrad  hervorgeht  und  zwar  ausgedrückt  in  mg  auf  Wein- 
säure umgerechnet. 

A.  Bierhefe. 


UrBprünglicher  Säuregehalt 
Zunahme  des  Säuregehalts 

...                0 

/  a       59,5 
•     •     •  \b       59,8 

B.  Weinhefe. 

25 
45, 

5 

50 
41 

50 

100 
33 
50 

200 

6,5 

29,3 

Ursprünglicher  Säuregehalt 
Zunahme  des  Säuregehalts 

0 
/  Hefe  C       66,5 
•  \  Hefe  L     123.5 

25 

52 

107 

50 

48 

100 

100 

22.5 

91 

200 
61,5 

400 
44 

Über  die  Bildung  flüchtiger  Säure  in  zuckerfreien  Weinen  und 
Nährlösungen  bei  Luftzutritt  durch  reingezüchtete  Weinhefen.  Von 
R.  Meißner.^)  —  Um  in  das  Wesen  der  Säurebildung  und  Säurezerstörung 
durch  Organismen  einzudringen,  hat  der  Vf.  Versuche  angestellt,  bei  denen 
er  teils  künstliche  Nährlösungen  bestimmter  Zusammensetzung,  teils  sterilen, 
vollständig  vergorenen  Wein  bekannter  Zusammensetzung  verwendete.  Die 
Versuche  führten  zu  nachstehenden  Ergebnissen.  1.  Sowohl  in  zueker- 
und  alkoholfreien  künstlichen  Nährlösungen,  die  als  Quelle  organischer 
Substanz  Pepton  und  Milchsäure,  Äpfelsäure,  Bernsteinsäure,  Weinsäure 
und  Zitronensäure  enthalten,  als  auch  in  zuckerfreien  Rot-  und  Weißweinen 
können  sich  bei  Luftzutritt  reingezüchtete  Weinhefen  durch  Sprossung  und 
Sporenbildung  vermehren.  2.  Infolge  des  Wachstums  der  Hefezellen  wird 
die  Milchsäure  unter  gleichzeitiger  Bildung  flüchtiger  Säuren  in  größerem 
oder  geringerem  Grade  abgebaut.  An  der  Bildung  der  flüchtigen  Säuren 
sind  demnach  die  nichtflüchtigen  Säuren  beteiligt.  3.  Dies  geht  auch 
daraus  hervor,  daß  aus  Äpfelsäure,  Bernsteinsäure,  Weinsäure  und  Zitronen- 
säure nicht  nur  Milchsäure  sendet n  auch  flüchtige  Säuren  gebildet  werden, 
wodurch  eme  Abnahme  der  vier  genannten  organischen  Säuren  in  den 
Kulturflüssigkeiten  eintritt.  4.  Außer  der  Bildung  der  flüchtigen  Säuren 
und  der  Milchsäure  müssen  durch  die  Tätigkeit  der  Hefen  in  den  Nähr- 
flüssigkeiten auch  noch  andere,  nichtflüchtige  Säuren  gebildet  werden,  da 
sonst  trotz  des  großen  Milchsäureabbaues  und  der  Bildung  von  flüchtigen 
Säuren  die  geringe  Abnahme  des  Gesamtsäuregehaltes  der  Kulturflüssigkeiten 
nicht  zu  erklären  ist.  5.  In  Weinen  beteiligt  sich  an  der  Säurebildung 
noch  P.  Lindner''s  Untersuchungen  offenbar  auch  der  Alkohol.  6.  Nicht 
nur  die  gebildeten  nichtflüchtigen,  sondern  auch  die  flüchtigen  Säuren 
werden  durch  die  Reinhefen  abgebaut.  7.  Der  nach  dem  Wachsen  und 
der  Tätigkeit  der  Weinhefen  in  den  Nährflüssigkeiten  verbleibende  Gesamt- 
säuregehalt stellt  mithin  die  Resultierende  aus  der  Bildung  und  Zerstörung 
nichtflüchtiger  und  flüchtiger  Säuren  dar.  Je  nachdem  diese  Säuren  ge- 
bildet oder  zerstört  werden,  ist  die  Gesamtabnahme  der  Gesamtsäuren  eine 
(geringere   oder   größere    oder   gleich  Null.     8.   Da   die  Bildung   von  Säure 


»)  Ztschr.  f.  Gärungsphysiolog:ie  Bd.  U,  129—146. 


D.    Wein.     5.   Weinkrankheiten.  487 

und  die  Säurezerstörung  Hand  in  Hand  mit  dem  Wachstum  der  in  den 
Kulturflüssigkeiten  befindlichen  Weinhefen  geht,  so  ist  anzunehmen,  daß 
die  entstehenden  flüchtigen  und  nichtflüchtigen  Säuren  Stoffwechselproducte 
der  Weinhefen  sind.  Letztere  benutzen  außerdem  die  Säuren  wahrscheinlich 
einmal  zur  Unterhaltung  ihrer  Atmungsprozesse,  verwenden  sie  aber  auch 
zum  Aufbau  neuer  Zellen  bei  ihrem  Wachstum. 


5.  Weinkrankheiten. 

Die    Bakterien    im    Wein    und    Obstwein    und    die    dadurch    ver- 
ursachten   Veränderungen.     Von   MüUer-Thurgau   und   Osterwalder.  ^) 

—  In  einer  mehr  als  200  Seiten  umfassenden  Monographie  geben  die  Vff. 
zunächst  im  Kapitel  I  eine  Beschreibung  der  im  Wein  vorkommenden 
Bakterien  sowie  der  Veränderungen,  welche  diese  im  Weine  hervorrufen. 
Im  Kapitel  II  ist  die  von  den  Vff.  bei  der  Bakterienreinzucht  angewandte 
Methode  beschrieben.  Kapitel  III  enthält  eine  genaue  Beschreibung 
(Morphologie,  Physiologie,  Systematik)  der  von  den  VS".  reingezüchteten 
Bakterien,  die  in  4  Arten  eingeteilt  werden  und  zwar  a)  Bacterium 
mannitopeum  (mehrere  Rassen),  b)  Bacterium  gracile  (mehrere  Rassen), 
c)  Micrococcus  acidovorax,  d)  Micrococous  variococcus.  —  Die  erste  Gruppe 
von  Bakterien  findet  sich  in  großer  Menge  in  milchsäurestichigen  Obst- 
und  Traubenweinen.  Das  Bacterium  mannitopeum  bildet  Kurzstäbchen, 
die  an  den  Enden  abgerundet  sind  und  kürzere  oder  längere  septierte 
und  nicht  septierte  Fäden.  Verflüssigt  die.  Gelatine  nicht,  vergärt  Lävulose, 
Dextrose  und  Galactose  energisch  unter  Bildung  von  viel  Milchsäure, 
Essigsäure,  Kohlensäure,  sodann  bei  Lävulose  von  Mannit,  bei  den  andern 
von  Äthylalkohol.  Vergärt  ferner  Saccharose,  Maltose,  Raffinose,  1-Arabinose, 
Xylose,  a-Methylglucosid  und  Amygdalin,  dagegen  nicht  Lactose,  Rhamnose, 
Phloridzin,  Mannit,  Dextrin  und  Pepton.  Baut  die  Äpfelsäure  ab,  aber 
nur  langsam,  Citronensäure  in  geringen  Mengen;  ziemlich  energisch  saures 
äpfelsaures  Ammonium,  Weinsäure  und  deren  Salze,  Bernsteinsäure  und 
Milchsäure.  Temperatur- Optimum  zwischen  26  u.  34''.  —  Das  Bacterium 
gracile  findet  sich  in  milchsäurestichigen  Weinen  und  Obstweinen,  sowie 
in  solchen,  die  einen  Säureabbau  erlitten  haben.  Bildet  Kurzstäbchen  und 
vielfach  scharf  geknickte,  septierte  Fäden.  Verflüssigt  die  Gelatine  nicht, 
vergärt  Lävulose,  Dextrose  und  Galactose  unter  Bildung  von  viel  Milch- 
säure, Essigsäure,  Kohlensäure,  bildet  sodann  bei  Lävulose  Mannit,  bei  den 
beiden  andern  Zuckerarten  Äthylalkohol.  Vergärt  nicht  Saccharose,  Lactose, 
Maltose,  Raffinose,  1-Arabinose,  Xylose,  Rhamnose,  Phloridzin,  Mannit, 
Dextrin  und  Pepton  Witte,  wohl  aber  a-Methylglucosid  und  etwas 
Amygdalin.  Zersetzt  energisch  Äpfelsäure,  Citronensäure  und  apfelsaures 
Calcium.  Weinsäure  und  ihre  Salze  werden  nicht  angegriffen,  ebenso  nicht 
Bernsteinsäure  und  Milchsäure.    Temperatur -Optimum  zwischen  22  und  26*^. 

—  Micrococcus  acidovorax  findet  sich  in  Weinen  mit  Säureabbau  und  als 
Mischinfection  bei  kranken  Weinen.     Bildet  Einzelcoccen,  Diplococcen  und 


1)  Ctrlbl.  f.  Bakteriologie,  Parasitenkunde  und  Infektioaskraniheiten  36.  Bd.,  129—338. 


488  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Tetraden.  Reiner  Milchsäuregärer,  zersetzt  Dextrose,  Lävulose,  Galactose, 
Lactose  und  Maltose  unter  Bildung  von  viel  Milchsäure  ohne  Nebenproducte 
wie  Essigsäure  und  Kohlensäure  usw.  Vergärt  nicht  Saccharose,  Raffinose, 
1-Ärabinose,  Xylose,  Rhamnose,  a-Methylglucosid,  Amygdalin,  Phloridzin, 
Mannit,  Dextrose  und  Pepton  Witte.  Zersetzt  lebhaft  Äpfelsäure  unter 
Bildung  von  Milchsäure  und  COj.  Vergärt  nicht  Weinsäure  und  deren 
Salze,  Citronensäure,  Bernsteinsäure  und  Milchsäure.  Temperatur-Optimum 
26,5^.  —  Micrococcus  variococcus  findet  sich  in  Rot-  und  Weißweinen, 
die  im  Säureabbau  begriffen  sind.  Bildet  Einzelcoccen,  Diplococcen  und 
Tetraden.  Reiner  Milchsäuregärer,  aber  schwächer  als  Micrococcus  acido- 
vorax.  zersetzt  Lävulose,  Dextrose,  Galactose  unter  Bildung  von  Milchsäure 
ohne  Nebenproducte  wie  Essigsäure  und  Kohlensäure.  Vergärt  nicht 
Saccharose,  Lactose,  Maltose,  Raffinose,  1-Arabinose,  Xylose,  Rhamnose, 
Phloridzin,  Mannit,  Dextrin  und  Pepton  Witte,  wohl  aber  a-Methylglucosid 
und  ausgiebig  Amygdalin,  dieses  unter  Bildung  von  Bittermandelöl. 
Vergärt  lebhaft  Äpfelsäure,  dagegen  nicht  Weinsäure  und  ihre  Ver- 
bindungen, Citronensäure,  Bernsteinsäure  und  Milchsäure.  Temperatur- 
Optimum  bei  26,5°.  —  In  Kapitel  IV  und  V  werden  die  Veränderungen 
beschrieben,  welche  die  am  Säureabbau,  am  Milchsäurestich,  am  Mäusel- 
geschmack,  am  Umschlagen  der  Weine  beteiligten  Bakterien  in  letzterem 
hervorrufen  und  es  werden  von  den  Vff.  Ratschläge  für  die  Weinanalyse 
und  Beurteilung  gegeben.  Ein  reichhaltiges  Literaturverzeichnis  und  die 
Erklärung  der  3  Tafeln  beschließt  diese  sehr  interessante  Arbeit. 


6.  Gesetzliche  l^assnahmen. 

1.  Rundschreiben  des  Reichskanzlers  (Reichsschatzamt)  vom  23.  Juli  1913 
betr.  die  Untersuchung  der  als  Verschnittweine  erklärten  Weine  auf  den 
Weingeist-  und  Extractgehalt  (§  23  der  Weinzollordnung). 

2.  Erlaß  des  Ministers  des  Innern  und  des  Ministers  für  Handel 
und  Gewerbe  betr.  Verpflichtung  der  Filialen  von  Weingeschäften  zu  der 
in  §  19  des  Weingesetzes  vom  7.  April  1909  vorgeschriebenen  Buch- 
führung, 

3.  Schweiz.  Bundesratsbeschluß,  betr.  Abänderung  der  Abschnitte  XIII 
u.  XIV  (Wein  und  Obstwein)  der  Verordnung  vom  29.  Januar  J909  über 
den  Verkehr  mit  Lebensmitteln  und  Gebrauchsgegenständen.    9.  Dezbr.  1912. 


Literatur. 


Sammlung  von  Entscheidungen  der  Gerichte  auf  Grund  des  Weingeaetzes 
vom  7.  April  1909.  Herausgegeben  vom  Kais.  Ges. -Amte.  Heft  I  u.  IL 
Bearbeiter:   Reg.-Rat  Günther.     Berlin,  Verlag  von  J.  Springer,  1912  u.  13. 

Weingesetz  vom  7.  April  1909.  Von  Dr.  W.  Hofacker,  Reg.-Rat  im  Kgl. 
Württemb.  Ministerium   des  Innern.     Stuttgart.   Verlag  von  W.  Kohlhammer. 


D.  Wein.     7.   Allgemeines.  489 

7.  Allgemeines. 

über  den  Weinbau  Ungarns.  Von  F.  v.  Lonyay,  Ministerialrat 
im  ungarischen  Landwirtschaftsministerium.  ^)  —  Der  Vf.  weist  zunächst 
darauf  hin,  daß  die  Ungarn,  als  sie  von  Asien  kommend,  im  IX.  Jahr- 
hundert in  ihr  heutiges  Land  eindrangen,  bereits  einen  blühenden  Weinbau 
vorfanden,  der  im  IIL  Jahrhundert  von  Marc  Aurel  in  die  römische  Provinz 
Pannonien  eingeführt  worden  war.  Bela  IV.,  König  von  Ungarn,  siedelte 
im  XIII.  Jahrhundert  in  der  Umgebung  von  Tokay  italienische  Winzer  an, 
die  aus  der  Gegend  von  Formia  Blindreben  der  Sorte  „Formint"  einführten, 
welche  die  Muttersorte  des  berühmten  Tokajers  wurde.  —  Die  klimatischen 
und  Bodenverhältnisse  Ungarns  sind  dem  Weinbau  äußerst  günstig  und 
er  entwickelte  sich  daher  immer  mehr  in  den  gebirgigen  Teilen  des  Landes 
sowohl  als  iu  dem  sandigen  Ebenen-  und  Hügelland.  —  Leider  hat  die 
Reblaus  bei  ihrem  Erscheinen  in  Europa  auch  Ungarn  nicht  verschont. 
Sie  trat  zum  erstenmal  im  Jahr  1875  in  den  südlichen  Laudesteilen 
(Pancsova)  auf  und  seit  dem  Jahre  1885  breitete  sich  die  Laus  auch  auf 
die  übrigen  Landesteile  aus.  Während  bei  Beginn  des  Auftretens  der 
Reblaus  die  Rebanlagen  noch  eine  Fläche  von  425  497  ha  einnahmen,  war 
diese  bereits  im  Jahre  1895  auf  245  405  ha  reduciert.  Von  da  ab  begann 
man  aber  mit  der  Wiederherstellung  des  Weinbaus  auf  amerikanischer 
Unterlage  und  mit  dem  Weinbau  auf  Sandboden  und  zwar  mit  solchem 
Erfolg,  daß  die  ungarische  Weinbaufläche  im  Jahre  1911  357  864  ha  er- 
reichte. —  In  einer  besonderen  Tabelle,  bezüglich  deren  auf  das  Original 
verwiesen  sei,  werden  Angaben  über  die  Ausdehnung  der  ungarischen 
Weinbaufläche  riebst  der  jeweiligen  Weinerzeugung  für  eine  Anzahl  von 
Jahren  gemacht.  Infolge  der  Verwüstungen  durch  die  Reblaus  und  die 
Peronospora,  schwankten  die  Erträge  in  den  einzelnen  Jahren  außerordentlich. 
Im  Durchschnitt  wurden  1907—1911  jährlich  5  306  000  hl  Most  ge- 
wonnen. Die  jetzt  üblichen  Methoden  zur  Unschädlichmachung  der  Laus 
bestehen  1.  in  Bestockung  der  Weinberge  mit  veredelten  Amerikanerreben, 
2.  in  der  Anwendung  des  Kulturverfahrens  (alljährliche  Behandlung  mit 
Schwefelkohlenstoff),  3.  in  Ausübung  des  Weinbaus  auf  reblausfestem  Sand- 
boden. Anfangs  versuchte  man  auch  die  Anpflanzung  von  Direktträgern, 
die  hiervon  erzielten  Weine  sind  aber  nicht  beliebt,  ganz  abgesehen  davon, 
daß  diese  Reben  auch  nicht  absolut  reblausfest  sind.  —  Für  die  An- 
wendung des  Kulturalverfahrens  hat  die  Regierung  den  Winzern  Schwefel- 
kohlenstofi"  zur  Verfügung  gestellt,  der  in  der  nationalen  Fabrik  Zalatna 
hergestellt  wird;  ebenso  wird  die  Heranzucht  veredelter  Reben  in  staat- 
lichen, kommunalen  und  privaten  Veredlungsanstalten  eifrig  betrieben. 
Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  daß  sich  Riparia  Portalis  (Gloire  de  Montpellier), 
Vitis  Solonis  und  Rupestris  am  besten  als  Unterlagsreben  eignen.  —  Der 
Vf.  weist  weiter  darauf  hin,  daß  das  Gesetz  vom  Jahre  1896,  das  die 
Wiederherstellung  der  von  der  Reblaus  verwüsteten  Weinberge  zum  Gegen- 
stand hat,  durch  Gewährung  besonderer  Kredite  einen  sehr  wohltätigen 
Einfluß  hatte  und  einen  mächtigen  Aufschwung  des  ungarischen  Weinbaus 
veranlaßte.  Gegenwärtig  bestehen  in  Ungarn  8  staatliche  Weinbauscliulen, 
1   Fachschule    für   Kellermeister,    1    ampelographisches   Centralinstitut    und 

1)  Internat,  agrar-techn.  Rundsch.  4,  1010—1017. 


490  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

1  höhere  Schule  in  Budapest,  welche  für  die  Verbreitung  besserer  Me- 
thoden und  Verfahren  in  Weinbau  und  Kellerwirtschaft  Sorge  tragen.  — 
Vor  dem  Auftreten  der  Reblaus  in  Ungarn  kannte  man  den  Wert  des 
Sandbodens  für  den  Weinbau  nicht.  Nachdem  aber  durch  Versuche,  die 
im  Auftrag  der  Regierung  angestellt  waren,  bekannt  wurde,  daß  bei  rich- 
tiger Wahl  der  Rebsorten  und  Kulturmethoden  ausgezeichnete  Weine  auf 
Sandböden  erzeugt  werden  können,  nahm  der  Weinbau  auf  diesen  Böden 
einen  großen  Aufschwung,  so  daß  nach  der  amtlichen  Statistik  von  1911 
im  ganzen  128  430  ha  Sandboden  mit  Reben  bepflanzt  sind.  —  Zu  den 
besten  und  berühmtesten  Weinen  Ungarns  gehört  der  süße  Tokayerwein, 
welcher  weltbekannt  ist  und  mit  Recht  „König  der  Weine"  genannt  wird. 
Seine  natürliche  Süßigkeit  wird  dadurch  bedingt,  daß  man  die  dafür  be- 
stimmten Trauben  am  Stock  trocknen  läßt.  Der  „Szomorodni"  von  Tokay 
ist  ebenfalls  ein  ausgezeichneter  Dessertwein,  nicht  sehr  süß,  aber  stark 
gehaltvoll  und  aromatisch.  Durch  ein  besonderes  Weingesetz  vom  Jahre 
1908  wurde  das  Gebiet  von  Tokay  genau  abgegrenzt,  es  umfaßt  die  Wein- 
berge von  31  Gemeinden.  Auch  andere  Gegenden  Ungarns  bringen  gute 
Dessertweine  und  in  guten  Jahren  sogar  natürliche  Süßweine  hervor,  die 
jedoch  die  Qualität  des  Tokaj^ers  nicht  erreichen.  Noch  besonders  zu  er- 
wähnen sind  die  Weine  Transsylvaniens,  die  vom  Rheinriesling,  vom  Sau- 
vignon  und  Semillon  stammen;  sie  rivalisieren  in  bezug  auf  ihre  Qualität 
mit  den  berühmten  Rheinweinen.  Über  die  Menge  und  den  Wert  der 
Ausfuhr  und  Einfuhr  an  Wein  in  Ungarn  gibt  eine  besondere  Tabelle 
Aufschluß.  Die  Erzeugung  von  Tafeltrauben  hat  in  der  letzten  Zeit  er- 
heblich zugenommen;  die  Schaumwein-  und  Kognak-Erzeugung  ist  ebenfalls 
sehr  bedeutend.  —  Die  gesetzlichen  Bestimmungen  gegen  Wein  Verfälschung 
sind  in  Ungarn  sehr  scharf.  Das  seit  dem  1.  Januar  1909  gültige  Gesetz 
verbietet  sowohl  die  Zuckerung  wie  auch  die  Kunstweinherstellung.  Die 
wohltätige  Wirkung  dieses  Gesetzes  macht  sich  in  einem  größeren  Ver- 
trauen des  Auslands  in  die  Reinheit  des  ungarischen  Weins  bemerkbar, 
das  in  einer  Zunahme  der  Ausfuhr  zum  Ausdruck  kommt. 

Melnikerweine.  Von  F.  Cerny.  ^)  —  Von  dem  Weinbau  Böhmens, 
der  etwa  640  ha  umfaßt,  fällt  dem  Gebiete  von  Melnik  etwa  die  Hälfte 
zu.  Die  Lage  dieser  Stadt  an  dem  Zusammenfluß  von  Elbe  und  Moldau 
erinnert  an  einige  Rheingegenden  und  es  ist  Melnik  durch  seine  Weine 
berühmt  geworden.  Hauptsächlich  wird  daselbst  der  blaue  Burgunder  an- 
gebaut, der  von  Kaiser  Karl  IV.  aus  Frankreich  eingeführt  wurde  und 
sich  sehr  gut  akklimatisierte,  da  er  hier  ähnliche  Vegetationsbedinguugen 
vorfand  wie  in  Frankreich.  Außer  den  Burgundertrauben  werden  von  den 
roten  Rebsorten  noch  Portugieser  und  St.  Laurent,  von  den  weißen  Riesliner, 
Traminer  und  Sylvaner  kultiviert.  Der  Burgunder  ist  ein  feiner,  gewürz- 
und  bukettreicher,  wegen  seines  GerbstoS'gehaltes  sehr  geschätzter  Wein. 
Der  Vf.  hat  im  ganzen  30  Naturweine  der  Melniker  Umgegend,  die  meist 
aus  den  Kellereien  der  Fürsten  J.  von  Lobkowicz  stammen,  untersucht 
und  es  sind  die  Ergebnisse  in  einer  besonderen  Tabelle  zusammengestellt. 
Da  die  Weine  verschiedenen  Jahrgängen  angehören  und  von  verschiedenen 
Lagen  stammen,  ist  auch  ihre  Zusammensetzung  sehr  verschieden.  —  Der 


1)  Ztschr.  f.  Unters   Nähr.-  u.  Genußm.  Bd.  25,  486—489. 


D.  "Wein.     7.   Allgemeines.  491 

Alkoholgehalt  schwankt  bei  den  Rotweinen  zwischen  6,73  (Portugieser 
1909)  und  9,70  (Burgunder  1911),  bei  den  Weißweinen  zwischen  7,26 
(SyWaner  1905)  und  9,92  g  (Riesling  1908).  üer  Extraktgehalt  ist  bei 
den  meisten  Weinen  hoch  und  bewegt  sich  bei  den  Rotweinen  zwischen 
2,07  und  3,82  g,  bei  den  Weißweinen  zwischen  1,71  und  2,68  g.  Der 
Glyceringehalt  beträgt  bei  den  Rotweinen  0,65 — 1,12  g,  bei  den  Weiß- 
weinen 0,80 — 1,24  g.  Der  Gehalt  an  flüchtiger  Säure  ist  ein  normaler. 
Die  Mineralstoffe  bewegen  sich  bei  den  Rotweinen  zwischen  0,182  und 
0,392  g,  bei  den  Weißweinen  zwischen  0,142 — 0,220  g.  Die  Melniker- 
weine  erzielen  gute  Preise,  je  nach  Sorte  und  Qualität  wird  die  Flasche 
mit  1,60—3  Kronen  bezahlt.  Der  Schaumwein  „Chäteau  Melnik"  ist  jeder 
besseren  französischen  Marke  gleich  und  wird  zu  5  Kronen  die  Flasche  verkauft. 

Zur  Weinbereitung  im  Süden.  Von  C.  Mensio.  ^)  —  Der  Vf.  weist 
darauf  hin,  daß  die  Temperatur,  bei  der  die  Gärung  eines  Mostes  vor  sich 
geht,  auf  die  Beschaffenheit  des  Weines  von  großem  Einfluß  ist.  Während 
zu  niedrige  Temperaturen  bei  der  Gärung  leicht  zu  vermeiden  sind,  lassen 
sich  im  Süden  zu  hohe  Temperaturen  nur  sehr  schwer  verhindern,  da  die 
Trauben  selbst,  zumal  sie  meist  in  den  heißesten  Stunden  des  Tags  ge- 
lesen werden,  sehr  warm  sind  und  andererseits  durch  die  Tätigkeit  der 
Hefe  bei  der  Gärung  soviel  Wärme  erzeugt  wird,  daß  Temperaturen  von 
30*^,  40^  und  selbst  45°  entstehen.  Dies  hat  leicht  die  Bildung  von 
größeren  Mengen  Essigsäure  und  anderen  Weinkrankheiten  zur  Folge, 
ebenso  wird  die  Lebenstätigkeit  der  Hefezellen  so  geschwächt,  daß  diese 
absterben,  obwohl  noch  größere  Mengen  von  Zucker  vorhanden  sind.  Der 
Vf.  bespricht  nun  die  einzelnen  Faktoren,  die  als  Ursache  dieser  Tem- 
peratursteigerung bei  der  Gärung  anzusehen  sind  und  hebt  insbesondere 
hervor,  daß  es  hauptsächlich  der  hohe  Stickstoffgehalt  der  Süd  weine  ist, 
der  den  Verlauf  der  Gärung,  insbesondere  die  Temperatur,  in  hohem 
Grade  zu  beeinflussen  vermag.  Dies  wird  näher  dargetan  an  einer  Reihe 
von  Versuchen,  die  der  Vf.  sowohl  an  unveränderten  Mosten  wie  auch  an 
solchen  Mosten  durchgeführt  hat,  die  teils  mit  Ammoniumcarbonat,  teils 
mit  Asparagin  (1  g  pro  1)  versetzt  waren.  Zur  Herabsetzung  des  Stick- 
stoffgehalts glaubt  der  Vf.  der  Praxis  folgende  Punkte  für  die  Weinbereitung 
besonders  empfehlen  zu  müssen.  1.  Kräftiges  Auspressen  der  Trauben 
und  mehr  oder  weniger  völlige  Trennung  des  Mostes  von  den  Trestern. 
2.  Aufbewahrung  des  Mostes  in  einem  Gefäße  mit  großer  Oberfläche, 
kräftige  Durchlüftung,  Abschöpfen  der  Hefenschichten,  die  sich  an  der 
Oberfläche  sammeln,  Zusatz  von  etwas  Tannin,  Gelatine  oder  von  Terra 
di  Lebria,  um  die  Abscheidung  der  suspendierten  und  Hefensubstanzen  zu 
erleichtern.  3.  Steheulassen  des  auf  die  angegebene  Weise  von  den  N- 
haltigen  Stoffen  befreiten  Mostes  mit  den  frischen  Trestern,  um  die  ent- 
sprechenden Mengen  an  Farbstoff  wieder  auszuziehen.  Da  Vf.  die  Ver- 
suche nur  mit  verhältnismäßig  geringen  Mengen  Trauben  (ca.  300  kg)  an- 
gestellt hat,  so  empfiehlt  er  die  von  ihm  gemachten  Vorschläge  zur  Wein- 
verbesserung auch   noch   im   großen   auf   ihre  Durchführbarkeit    zu  prüfen. 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Malzweine  und  zu  deren  Beurteilung. 
Von  P.  Kulisch.^)  —  Seit  einigen  Jahren  hat  sich,  vorwiegend  im  Elsaß, 

1)  Annali  della  R.  Accademia  d'Agricoltora  di  Torino  Bd.  46.  —  -)  Ztschr.  f.  Unters.  Nahr.- 
u.  Gennßm.  Bd.  26,  705—727. 


492  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

eine  neue  Industrie  entwickelt,  die  aus  ilalz  und  Zuckerwasser  weinähnliche 
Getränke  herstellt,  die  nach  ihrem  Geschmack  sowohl  wie  auch  nach  ihrem 
Alkohol-  und  Extraktgehalt  leichten,  deutschen  Weißweinen  ähnlich  sind. 
Diese  Getränke  zeigen  daher  eine  ganz  andere  Art  wüe  die  Maltonweine, 
die  bekanntlich  gewisse  Dessertweine  ersetzen  sollen  (Malton-,  Tokayer-, 
Scherry-,  Portwein).  Die  Darstellung  der  Malzweine  geschieht  etwa  derart, 
daß  das  geschrotete  Malz  mit  heißem  Wasser  ausgezogen  wird,  und  die 
vermischten  Auszüge  w^erden  nach  Zusatz  von  Zucker  der  Vergärung  unter- 
worfen. Hierbei  ist  eine  richtige  Gärführung  in  bezug  auf  den  Säuregehalt 
und  den  Weincharakter  von  großer  Bedeutung.  Der  Gestehungspreis  dieser 
Ersatzgetränke  dürfte  sich  für  100  1  etwa  auf  11  — 13  M  stellen.  Die 
große  Mannigfaltigkeit  in  der  chemischen  Zusammensetzung  der  im  Handel 
befindlichen  Malzweine  scheint  keineswegs  das  Ergebnis  gewollter  Be- 
einflussung des  Erzeugnisses  zu  sein,  sondern  auf  ungenügender  Beherrschung 
der  Darstellung  zu  beruhen.  Der  Vf.  hat  17  Proben  Malzweine  untersucht, 
vou  denen  16  aus  dem  Verkehr  entnommen  wurden,  während  1  Probe 
in  der  landwirtschaftliehen  Versuchsstation  in  Colmar  selbst  hergestellt 
wurde.  Die  Zusammensetzung  dieser  Getränke  schwankte  zwischen  nach- 
stehenden Zahlen  (g  in   100  com): 


Alkohol 4,71—7,66 

Extrakt  (zuckerfrei)    .     .     .     1,13 — 3,15 

Asche 0,056—0,19 

Gesamtsäure  (als  Weinsäure)     0,27—0,61 


Flüchtige   Säure   als  Essig- 
säure ber 0,01 — 0,15 

Milchsäure  (in  5  Proben)     .  0,23—0,37 

Zucker 0.10-1,67 

Glycerin 0,3—0,5 

Alle  Malzweine  sind,  auch  wenn  man  die  vorhandenen  Zuckerreste 
nach  Möglichkeit  mit  Reinhefe  vergärt,  dadurch  gekennzeichnet,  daß  sie 
deutlich  rechts  polarisieren.  Hierdurcli  sind  die  Malzweine  auch  in  Ge- 
mischen mit  Wein  sehr  leicht  aufzufinden.  Der  Vf.  erörtert  dann  ein- 
gehend die  Frage,  ob  die  Darstellung  der  Malzweine  und  die  Art,  wie 
dieselben  vertrieben  werden ,  nach  den  Bestimmungen  des  Weingesetzes 
(§  10)  zulässig  erscheint.  (Anmerkung:  Vom  Bundesrat  ist  bereits  der 
Entwurf  einer  Änderung  der  Ausführungsbestimmungen  zum  Weingesetz 
vorgesehen,  der  künftighin  die  Herstellung  dieser  Zucker- Malzweine  un- 
möglich  macht.     Der  Ref.) 

Beitrag  zur  Beurteilung  des  Wermutweins.    Von  P.  Trübsbach.')  — 

An  der  Hand  von  Analysen  von  im  Handel  befindlichen  Wermutweinen 
sowie  an  der  Hand  von  erprobten  Recepten  zur  Herstellung  von  Wermut- 
wein wendet  sich  der  Vf.  gegen  die  Behauptung,  daß  die  analytischen 
Zahlenwerte  eines  Wermutweins  zur  Beurteilung  desselben  praktisch  nicht 
zu  verwerten  seien.  Weiter  ist  der  Vf.  der  Ansicht,  daß  man  bei  Wermut- 
wein einen  Weingehalt  von   70*^/0  nicht  fordern  könne. 

Über  Wermutwein.  Von  A.  Behre  und  K.  Frerichs.-)  —  Die 
Hauptschwierigkeit  für  die  Beurteilung  des  Wermutw-eins  liegt  nach  den 
Vff.  darin,  daß  er  nach  dem  deutsehen  Weingesetz  nur  als  weinhaltiges 
Getränk  im  Sinne  des  §  16  aufzufassen  ist,  während  er  nach  den  Be- 
stimmungen der  sonst  für  seine  Herstellung  in  Betracht  kommenden  Länder 
(Italien,  Schweiz,  Österreich-Ungarn)  als  Wein  gilt.    Diese  Lücke  des  Wein- 


1)  Ztschr.  f.   öffentl.   Chem.   1912.   Bd.  18,   373.    —    2)  Ztschr.   f.  Unters.   Xahr.-  u.   Genußm. 
Bd.  25,  429—444. 


E.  Spiritusindustrie.  493 

gesetzes  sollte  auf  Grund  der  Bestimmungen  des  §  4  ausgefüllt  werden. 
Der  Nachweis,  wieviel  "Wein  in  einem  gegebenen  Falle  zur  Herstellung 
eines  "Wermutweines  verwendet  wurde,  ist  äußerst  schwierig  und  durch 
die  Untersuchung  kaum  zu  führen,  falls  nicht  stark  gestreckte  Erzeugnisse 
vorliegen. 


E.  Spiritusindustrie. 

Referent:   Tb.  Dietrich. 

Über  das  Amyloverfahren  und  die  dabei  verwendeten  Organismen. 
"Von  Franz  Heinrich.^)  —  Die  Hauptunterschiede  des  Amyloverfahrens 
gegenüber  den  bisher  üblichen  Arbeitsmethoden  sind  der  Ersatz  des  Malzes 
durch  Schimmelpilze  sowie  steriles  Arbeiten  während  des  ganzen  Processes. 
Bezüglich  der  technischen  Durchführung  unterscheidet  sich  das  neue  Ver- 
fahren von  den  älteren  durch  den  "Wegfall  der  Mälzerei  und  der  Ver- 
zuckerung in  einem  besonderen  Vormaischbottich  sowie  das  Fehlen  einer 
Kunsthefebereitung.  Verzuckerung  und  Vergärung  spielen  sich  zum  großen 
Teile  nebeneinander  in  demselben  Bottiche  ab.  Malz  wird  nur  noch 
für  bestimmte  Rohstoffe  benutzt.  —  Das  Verfahren  läßt  sich  in  folgende 
Processe  gliedern:  1.  Die  Heranzüchtung  der  Kulturen  von  Amylopilz  und 
Hefe.  In  der  Praxis  des  Amyloverfahrens  arbeitet  man  zurzeit  mit  den 
Rhizopus- Arten:  japonicus,  tonkinensis  und  Delemar,  welch'  letzterer  erst 
in  neuester  Zeit  allgemeineren  Eingang  in  die  Amylobrennereien  gefunden 
hat.  2.  Die  Vorbereitung  des  Rohmaterials  (Schroten,  Waschen,  Reiben). 
3.  Das  Einteigen  des  Rohmaterials,  das  Dämpfen  und  Ausblasen  in  den 
Gärbottich.  4.  Die  Verzuckerung  und  Vergärung  im  Bottich  und  5.  nach 
beendeter  Gärung  die  Destillation  der  Maische.  Der  Vf.  beschreibt  ferner 
die  Arbeitsweise  bei  verschiedenen  Rohmaterialien,  Mais,  Kartoffeln,  Roggen. 

Spiritus  aus  Durrakorn  (Andropogon  Sorghum).  Von  C.  Nagel.  ^) 
—  Die  aus  Fruchtbüscheln  ausgedroschenen  und  gereinigten  Körner  ent- 
hielten in  der  roten  Durra  11,38,  in  der  weißen  Durra  ll,15*^/o  "Wasser. 
Für  die  Keimfähigkeit  der  untersuchten  Durra  reichte  die  Diastase  des 
erhaltenen  Durramalzes  nicht  aus,  eine  vollständige  Verzuckerung  der  Maische 
zu  bewirken.  Es  wurde  deshalb  das  ziemlich  fein  gemahlene  Durrakorn 
mit  "Wasser  gekocht  und  dann  mittels  eines  wäßrigen  Auszuges  aus  gutem, 
diastasereichen  Gerstenmalz  eine  vollständige  Verzuckerung  der  Durrastärke 
herbeigeführt.  Bei  diesem  Versuch  konnte  durch  Vergären  der  erhaltenen 
Maische  mittels  Hefe  (Rasse  Xll)  nach  Abzug  des  aus  dem  Malzauszug 
stammenden  Alkohol  erhalten  werden  aus  100  kg  rotem  Durrakorn  36,46  1 
reinen  Alkohols,  aus  100  kg  weißem  Korn  35,66  1.  Auf  Trockensubstanz 
berechnet  entspricht  das  41,14  bezw.  41,46  1  reinen  Alkohols. 

Der  Alkohol  der  Früchte  von  Arbutus  Unedo  (Meerkirsche).  Von 
Giovanni  Sani.'"')  —  Die  verarbeiteten,  18,83 ^/^  Zucker  enthaltenden 
Früchte    wurden    eingemaischt    und    der    freiwilligen    Gärung    überlassen. 


1)  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  25,  317.  Nach  des  Vf.  Dissertation  1912:  ,,Saccharomyces 
anamensis",  Die  Hefe  des  neueren  Amyloverfahrens.  —  ')  Ebend.  Nr.  40,  486  (Mitt.  a.  d.  techn.- 
■wissenschaftl.  Labor,  d.  Instit.  f.  Gäningsgew.).  —  *)  Atti  R.  Accad.  dei  Lincei,  Eoma  (5]  22,  I.  884  u. 
885.    Perugia,  Ld-wsch.-chem.  Lab.  d.  Hochschule;  hier  ref.  nach  Chem.  CtrM.  1913,  H.  1176  (Grimme). 


494  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

Nach  etwa  8  Wochen  war  die  Gärung  beendet.  Die  erhaltene  Flüssigkeit 
enthielt  68,29%  Trockensubstanz  und  10,5°  Alkohol.  Eine  andere  Probe 
hatte  folgende  Zusammensetzung: 

Gesamt-  "Wein-  "Wein-  flüchtige  _,       .  Trocken- 

Dichte  Alkohol  säure  »tein  säure  Säure  Tanmn  extrakt 

1,030  9,15%  14,10/00  3,960/o  0,06o/oo  0,550/00  0,781o/oo  l02,20/„^ 
Die  nähere  Untersuchung  des  daraus  destillierten  Alkohols  ergab  im  1: 
Säure  (als  Essigsäure)  0,132  g,  Ester  (als  Essigester)  1,757  g,  Furfurrol 
und  Methylalkohol  nachweisbar,  freie  und  gebundene  Blausäure  fehlen, 
Fuselöl  2,321  g.  In  der  Maische  konnten  als  Gärungserreger  Saccharomyces 
ellipsoideus  und  S.  apiculatus  nachgewiesen  werden. 

Über  die  Möglichkeit  der  Verwendung  der  Frucht  von  Arbutus 
Unedo  zur  technischen  Herstellung  von  Alkohol.  Von  Arturo  Born- 
traeger.  ^)  —  "Von  der  Verarbeitung  der  Meerkirsche  auf  Alkohol  (siehe 
Yor.  Art.)  verspricht  der  Vf.  sich  keine  großen  Vorteile,  da  der  Zuckergehalt 
im  Vergleich  mit  anderen  pflanzlichen  Produkten  Italiens  zu  gering  ist, 
um  in  eine  erfolgreiche  Konkurrenz  treten  zu  können.  Außerdem  vertragen 
diese  Früchte  durchaus  keinen  Transport.  Die  Angabe  Sani 's  über  den 
Gehalt  an  Weinstein  und  Weinsäure  im  vergorenen  Saft  ist  dem  Vf.  un- 
verständlich, da  er  in  den  Früchten  keine  Weinsäure  nachweisen  konnte. 
Spiritus  aus  Mohwablüten.  Von  Rüdiger.  2)  —  Eine  dem  Vf.  zu- 
gegangene Probe  von  Mohwablüten,  Blüten  von  Bassia  latifolia,  bestand 
aus  Blütenböden  von  braunroter  Farbe  und  angenehm  dürrobstähnlichem 
Geschmack.    Die  chemische  Untersuchung  ergab  folgende  Zusammensetzung: 

Wasser  Rohprotein         Rohfaser      Mineralstoffe  ,    Dextrose 

in  7o       11.3  7,25  1,72  2,57  70,8 

In  Indien  sollen  diese  Blüten  das  Rohmaterial  des  von  den  Ein- 
geborenen konsumierten  Trinkbranntweins  bilden.  Die  Blüten  werden  einer 
natürlichen  Gärung  überlassen  und  geben  ein  Product  von  unangenehmem 
eigentümlichen  Aroma  und  hohem  Säuregehalt.  Bei  den  Versuchen  des 
Vf.  wurden  die  Blüten  mit  Wasser  gekocht,  oder,  was  die  beste  Ausbeute 
ergab,  eine  halbe  Stunde  bei  1  Atm.  Druck  gedämpft  und  die  Maischen 
mit  Bierhefe  vergoren.  Die  Ausbeute  betrug  aus  100  g  Blüten  bei  Kochen 
des  Rohmaterials  39,6  ccm,  bei  halbstündigem  Dämpfen  sogar  40  ccm 
absoluten  Alkohol  (=  56,5  Liter- °/o  vom  chemisch  bestimmten  kg  Zucker). 
Geruch  und  Geschmack  des  gewonnenen  Spiritus  sind  sehr  unangenehm. 
Durch  Permangan -Zusatz  erhielt  man  bei  fraktionierter  Destillation  einen 
Mittellauf  von  eigentümlichem,  nicht  unangenehmem  Aroma.  Dem  Vf.  ist 
es  nicht  zweifelhaft,  daß  sich  technisch  mit  Hilfe  von  geeigneten  Destillier- 
apparaten, wahrscheinlich  auch  ohne  chemische  Behandlung,  ein  charakte- 
ristischer guter  Trinkbranntwein,  sowie  Feinsprit  aus  Mohwablättern  her- 
stellen lassen  wird. 

Die  Bereitung  von  Alkohol  aus  den  Früchten  der  auf  den 
Philippinen  heimischen  Nipapalme  (Palma  fructificans).  A"on  L.  Cavel.^) 
—   Die  Früchte  werden  zur  Zeit  der  Reife  mit  ihren  Stielen  vom  Baume 


1)  Staz.  sperim.  tgrar.  ital.  1913,  46,  615—617;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1900  (Grimme). 

—  2)  Ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Xr.  4,  37  (Brennereitechn.  Inst.  d.   K.  Akaden-ie  Weihenstephan). 

—  S)   Revue  generale  de  Chimie  pure  et  apnl.   1913,    16,   17—20;    ref.  nach  Chem.   Ctrlbl.   1913,   I. 
1149  (Kühle). 


E.   Spiritusindustrie.  495 

gepflückt.  Am  Ende  des  Stieles  wird  ein  Holzgefäß  von  ca.  Y^  Inhalt  be- 
festigt, das  sich  1 — 2  mal  des  Tages  mit  dem  Safte,  der  aus  dem  Stiele 
quillt,  füllt.  Der  mittlere  Ertrag  einer  Palme  an  Saft  beträgt  35—40  1. 
Der  Saft  enthält  bis  14^0  Saccharose,  reducierenden  Zucker  in  Spuren, 
Eiweißarten  und  Mineralstoff  1,5%;  Dichte  1,0633.  Der  gesammelte  Saft 
gerät  spontan  in  alkoholische  Gärung  und  wird  auf  Alkohol  von  94 — 96% 
verarbeitet. 

Zwetschenbranntwein.  Von  G.  Ellrodt.  ^)  —  Als  Rohmaterial  dienen 
die  Früchte  des  Zwetschenbaumes  Prunus  domestica  und  Pr.  oeconomica 
nebst  ihren  verschiedenen  Spiel-  und  Abarten,  sowie  ver.'chiedene  Sorten 
Pflaumen.  Für  den  Geschmack  des  Branntweins  sind  nebst  den  besonderen 
Aromastoffen  der  Früchte  vor  allem  der  Amygdalingehalt  derselben  und 
die  Arbeitsweise  maßgebend.  Der  Gehalt  der  Früchte  an  Zucker  ist  außer- 
ordentlich verschieden  und  ist  abhängig  von  der  Sorte,  vom  Reifezustand 
und  von  der  Witterung  während  der  Reifeperiode.  Nach  J.  König  be- 
trägt er  im  Mittel  14,7%  und  schwankt  von  6,44—25,62.  Die  Arbeits- 
weise in  den  Brennereien  ist  eine  einfache.  Die  zerquetschten  Früchte 
werden  in  Fässern,  Gruben  der  Selbstgärung  überlassen.  Diese  wird  ein- 
geleitet durch  die  den  Früchten  anhaftenden  Hefezellen.  Da  aber  nicht 
nur  letztere  den  Früchten  anhaften,  sondern  auch  Bakterienkeime,  so 
findet  gleichzeitig  eine  Entwicklung  dieser  statt,  insbesondere  von  Milch- 
säure- und  Essigsäurebakterien,  die  so  überhand  nehmen  können,  daß  sie 
die  Hefe  überwuchern  und  durch  starke  Säurebildung  abtöten.  Die  Folge 
hiervon  ist  eine  unvollkommene  Vergärung  des  Zuckers  und  bei  längerer 
Aufbewahrung  der  Maische  Verwandlung  eines  Teils  des  gebildeten  Alkohols 
in  Essigsäure.  Aus  den  Daten  einer  stark  sauren  Maische  (5,46*^),  des 
aus  dieser  gewonnenen  Rohbranntweins,  des  fertigen  Branntweines  (Feinbrand) 
und  Nachlaufes  geht  hervor,  daß  von  der  enormen  Menge  Säure,  die  in- 
folge der  Infektion  bei  der  Selbstgärung  entstanden  sind,  nur  ein  minimaler 
Teil  in  dem  fertigen  Branntwein  zu  finden  ist.  Auch  die  Esterbildung 
steht  in  keinem  Verhältnis  zur  gebildeten  Säure.  Es  ist  daher  (n.  d.  Vf.) 
anzunehmen,  daß  eine  Vermeidung  hoher  Säurebildung  durch  Vergärung 
mit  Reinzuchthefe  die  Qualität  des  Branntweins  nicht  beeinträchtigen  kann. 
Edelweinhefe  wird  vielmehr  diese  verbessern  und  die  Ausbeute  an  Brannt- 
wein wesentlich   steigern. 

Gewinnung  von  Spiritus  aus  den  Sulfat-Ablaugen  der  Zellstoff- 
fabrikation. Von  E.  L.  Rinman  (-üpsala).  2)  —  Untersuchungen  des  Vf. 
haben  ergeben,  daß  nicht  nur  aus  den  Ablaugen  der  Zellstoff  fahr  iken,  welche 
nach  dem  Sulfitverfahren  arbeiten,  sondern  auch  aus  den  Ablaugen  von 
dem  Sulfatverfahren  Spiritus  in  nicht  unerheblichen  Mengen  gewonnen 
werden  kann.  Während  der  Spiritus  bei  der  Verarbeitung  von  Sulfitlangeu 
durch  Vergärung  des  in  diesen  enthaltenen  Zucker  entsteht,  wird  er  aus 
den  Sulfatablaugen  durch  trockne  Destillation  der  beim  Eindampfen  der 
Laugen  verbleibenden  Trockenrückständen  gewonnen.  Äthylalkohol  ist  dabei 
nicht  das  Haupterzeugnis;  es  bilden  sich  außerdem  Methyläthylketon  und  der 
Hauptsache  nach  Aceton.  —  Die  Ursubstauz  für  die  Bildung  dieser  Stoffe  sind 
nach  dem  Vf.  die  sog.  Lactonsäuren.    Diese,  in  gärungsfähige  Stoffe  über- 


1)  Zlschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  30,  873.  —  2)  Ebend.  Nr.  37,  454  (Mitt.  von  Fotli). 


496  Landwirtschaftliche  Nebengewerbe. 

zuführen,  gelang  nicht,  doch  ließ  sich  aus  diesen  Gärungsmilchsäure  ge- 
winnen, deren  Kalksalz  mit  Kalk  gemischt,  bei  Gegenwart  von  Wasser  bei 
trockner  Destillation  außer  Aceton  und  Methyläthylketon  Äthylalkohol  lieferte. 
In  einer  Versuchsanlage  wurde  in  der  Weise  gearbeitet,  daß  die  von  Humus- 
stofFen  befreite  Sulfatlauge  eingedampft,  mit  Kalk  und  Natronlauge  versetzt 
und  der  Rückstand  mit  Wasserdampf  von  etwa  400°  C.  trocken  destilliert 
wurde.  Auf  1  t  Zellstoff  wurden  ungefähr  50  kg  Aceton,  25  kg  Methyl- 
äthylketon und   25  kg  Äthylalkohol  erhalten. 

Spiritus  aus  Holz.  Von  G.  Foth.  ^)  —  Im  Anschluß  an  seinen 
Vortrag:  „Die  Gewinnung  von  Spiritus  aus  Holz"  teilt  der  Vf.  die  Er- 
gebnisse der  genaueren  Untersuchung  zweier  Holzspiritusproben  mit,  welche 
ihm  von  der  Fabrik  in  Georgetown  -  S.  C.  zugesandt  worden  waren.  Die 
Untersuchungen  sind  von  der  Abteilung  für  Trinkbranntwein  des  Instituts 
für  Gärungsgewerbe  in  Berlin  ausgeführt  worden. 

Rohspiritus  Rectificierter  Sprit 

aus  Holz  aus  Holz 

Farbe |  opalisiere^nd^  schwach  wasserklar 

Cp  ol  mack >ähnlich  rohem  Holzgeist  nicht  neutral 

Spec.  Gewicht  (150  C.)"     '.     '.     '.  0,96495  0,81120 

Alkoholgehalt  I       ''^^•^^  Gew.-Proc.  94,31  Gew.-Proc. 

Alkobolgehalt <^       3Q  52  Vol.-Proc.  96,32  VoL-Proc. 

Trockenrückstand 0,0134  g  in  100  ccm         0,007  g  in  100  ccm 

Glührückstand 0,0024  g  in  100  ccm         0,001  g  in  100  ccm 

Gesamtsäure 1    11,2  ccm  V.  NaOH         0,2  com  -  „  NaOH 

\  in  100  ccm  m  lUO  ccm 

Leichtflüchtige  Säure   .     .     .     .{     ^"^Tm^^cf^^^  ^^  Tl^'^''^ 

Gesamtester I     2,4  ccm  V.TaOH  1,0  ccm  V.o^aOH 

\  m  100  ccm  in  100  ccm 

Aldehvd  /  etwa  0,15  g  im  Liter  )  0 

^ \     absoluten  Alkohols     /  " 

Furfurol  l  ^^"^^  ^'^^  ^  ™  ^^^^^  ^'^^  ^  ^^  ^'*^^ 

\    absoluten  Alkohols  absoluten  Alkohols 

Höhere  Alkohole  (Fuselöl)    .     .  |  ^^^"  ^^-T-  i"  100  /  ,       .      »puren 

^  ^  \     Gew.-T.  abs.  Alk.  \  (nach  Komarowsky) 

Aceton 0  0 

Methylalkohol Spuren  Spuren 

Prüfung  mit  Übermangans.  Kali  <      Entfärbung  sofort  ,    °,  ^^  95^1- 

Über  Gewinnung  von  Spiritus  aus  Holz.   Von  Rudolf  v.  Demuth.^) 

—  Der  Vf.  berichtet  zunächst  über  die  bisherige  Behandlung  des  Problems 
und  dann  über  seine  Erfahrungen  aus  dem  Großbetrieb  in  Georgetown 
(Süd-Carolina).  Ausgangsmaterial  sind  Sägespäne,  die  durch  Erhitzen  mit 
verdünnter  H2SO4  unter  Druck  verzuckert  werden,  wobei  Gleichgewicht 
eintritt,  wenn  knapp  die  Hälfte  der  enthaltenen  Cellulose  hydrolisiert  ist; 
dann  wird  ausgelaugt,  mit  Kalk  abgestumpft,  geklärt,  vergoren  und  destilliert. 
Die  Jahresdurchschnittsausbeute  beträgt  6,4  1  100  procent.  Spiritus  per 
100  kg  Holztrockensubstanz,    ließe   sich   aber   durch    eine,    vorläufig   noch 


1)  Ztschr.  f.  ßpiritnsind.  1913,  36,  Nr.  48,  595.  —  «)  Ztschr.  f.  angew.  Chem.  1913,  26,  786-792: 
ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1914,  I.  924  (Höhn). 


E.   Spiritusindustrie.  497 

durch  Gesetz  verhinderte,  bessere  Hefeernährung  auf  9,5  1  steigern.  In 
Amerika  ist  das  Verfahren  konkurrenzfähig,  in  Deutschland  wegen  der  be- 
stehenden Branntweinsteuergesetze  nicht. 

Ausbeute  in  geschlossenen  Gärbottichen.     Von  E.  Lühder.^)   — 

Die  Anlage  besteht  aus  4  eisernen,  geschlossenen  Bottichen  mit  einem 
Durchschnittsinhalt  von  je  3478  1.  Es  sind  stehende  Cylinder  von  ungefähr 
173  cm  Höhe.  Kühlvorrichtung  ist  vorhanden,  kommt  aber  nur  selten  in 
Anwendung.  Die  COg  geht,  nachdem  sie  den  Waschapparat  passiert  hat, 
durch  ein  Rohr  ins  Freie.  Nach  den  mit  Kartoffeln  von  15,3  %  Stärke- 
gehalt ausgeführten  Versuchen  war  die  Stärkeverwertung  bei  dieser  Ein- 
richtung auf  95,1  bezw.  96,5  %  ^^^  theoretischen  Ausbeute  gestiegen, 
während  dagegen  bei  Dickmaischung  nur  83,9  "/q,  bei  Dünnmaische  in 
offenen  Bottichen  nur  88,1  °/o  der  theoretischen  Ausbeute  erzielt  wurden. 
Die  flüchtigen  aliphatischen  Säuren,  die  sich  beim  Lagern  des 
Getreides  bilden.  Von  Arthur  W.  Dox  und  Ray  E.  Neidig.  ^j  —  Die 
Vff.  haben  die  bei  der  Lagerung  von  Getreide  entstehenden  Producte  und 
zwar  Alkohole  und  Säuren  einer  näheren  Untersuchung  unterzogen.  An 
Alkoholen  wurden  90^0  Äthyl-  und  10  *^/o  Propylalkohol ,  nicht  aber 
Methylalkohol  aufgefunden. 


Literatur. 


Fellenberg,  Th.  v. :  Analysen  einiger  Branntweine  aus  Obst.  —  Mitt.  u. 
Lebensmittel-Uaters.  u.  Hyg.  Lab.  d.  Schweiz.  Gesundheitsamtes  1913,  4,  146.  — 
Die  Analysen  beziehen  sich  auch  auf  Obsttrester- Branntweine.  Einer  derselben 
(vorwiegend  Äpfel)  enthält  eine  bedeutende  Menge  Benzaldehyd cyanhy drin. 

Gschwender,  G.:  Die  Bezeichnung  der  Branntweine  und  Liköre.  — 
Ztschr.  f.  öffentl.  Chem.  1913,  19,  351.  —  Der  Vf.  bespricht  die  hierüber  im 
Branntweinsteuergesetz  vom  15. /7.  1909,  §  107,  abgeändert  durch  Gesetz  vom 
14./6.  1912  enthaltenen  Vorschriften. 

Neuberg,  C,  und  Steenbock,  H.:  Über  die  Bildung  höherer  Alkohole 
aus  Aldehyden  durch  Hefe.  —  Biochem.  Ztschr.  1913,  52,  494. 

Sanarens,  J.:  Die  Zusammensetzung  einiger  echter  ßumsorten.  —  Annah 
des  Falsifications  1913,  6,  488.     L'Havre. 


1)  ztschr.  f.  Spiritusind.  1913,  36,  Nr.  17,  213.  —  2)  Joum.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  90—93; 
ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1914,  I.  833. 


Jahresbericht  1913.     .  32 


IV. 

Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 


Referenten: 

Th.  Dietrich.    0.  Krug.    F.  Mach.    A.  Stift. 


32^ 


A.  Boden. 

ßeferent:   Th.  Dietrich. 

Die  mikroskopische  Bestimmung  von  bodenbildenden  Mineralien. 
Von  W.  J.  McCaughey  und  William  H.  Fry.  ^)  —  Böden  sind  zumeist 
das  Resultat  von  gewissen  natürlichen  Processen,  physikalischen,  chemischen 
und  biologischen.  Folglich  ist  der  Boden  entstanden  aus  mineralischen 
Bruchstücken  von  ursprünglichen  Gesteins -Componenten,  aus  deren  Pro- 
ducten  der  Zersetzung  und  Veränderung.  Vorliegende  Arbeit  hatte  zum 
Zweck  die  im  Boden  noch  unzersetzt  vorhandenen,  dem  ursprünglichen 
Gestein  vorher  angehörenden  Mineralien  und  Mineralfragmente  im  Boden 
aufzusuchen  und  zu  identificieren.  Mit  Anwendung  aller  Hilfsmittel  der 
Mineralogen  ist  es  den  Vff.  gelungen,  mehr  als  80  Mineralarten  im  Boden 
aufzufinden  und  festzustellen.  Diese  hier  aufzuführen  ist  nicht  angänglich. 
Die  Vff.  bemerken,  daß  es  möglich  sei,  daß  in  manchen  Böden  Mineralien 
vorkommen,  welche  in  ihrer  Liste  noch  fehlen  und  daß  Mineralspecies, 
die  in  der  Mineralogie  bekannt  sind,  gelegentlich  als  Bodenconstituenten 
vorkommen  können. 

Quantitative  Bestimmung  der  im  Boden  vorhandenen  absorptiv 
gebundenen  Basen.  Von  D.  Prianischnikow  (-Moskau).  2)  —  Im  Jahre 
1887  veröffentlichte  0.  Kellner^)  eine  Methode  zur  quantitativen  Be- 
stimmung der  absorbierten  Basen,  welche  in  dem  Verdrängen  letzterer 
durch  eine  Lösung  von  NH^Ci  besteht.  Der  Vf.  setzte  diese  Arbeit  fort. 
Da  aber  diese  Methode  beschwerliche  Manipulationen  bedingt,  versuchte 
der  Vf.  dieses  Ammonsalz  durch  ein  anderes  leichter  entfernbares  Ammonium- 
salz zu  ersetzen  und  verfiel  zunächst  auf  NH4NO2,  das  beim  Erwärmen 
der  Lösung  leicht  in  N  und  Wasser  zerfällt.  In  einem  Versuche  mit 
Schwarzerde  wurde*)  die  Wirkung  einer  lOprocent.  NH^Cl- Lösung  mit  der 
Wirkung  einer  äquimolekularen  (12  ^/q)  NH4NO2 -Lösung  verglichen.  Die 
in  Lösung  übergegangenen  Kg  0- Mengen  waren  in  °/o  des  trocknen  Bodens 
1.  durch  NH4CI  0,03590/0,  2.  durch  NH^NOg  0,0589%  ^2^.  Hiernach 
hat  Ammonnitrit  energischer  gewirkt  als  Chlorammonium,  was  auch  bei 
weiteren  Versuchen  bestätigt  wurde.  Bei  dem  Ammonnitrit  besteht  jedoch 
der  Übelstand,  daß  es  sich  beim  Aufbewahren  seiner  Lösung  leicht  zersetzt. 
Als  weiteres  Ersatzmittel  für  Chlorammon  wurden  noch  Ammonacetat 
(NH4)2C03,  NH4OH  sowie  anderweitige  Basen  auf  ihre  Wirksamkeit  ge- 
prüft. Auch  das  essigsaure  Ammonium  erwies  sich  wirksamer  als  Chlor- 
ammonium und  verdient,  da  es  sehr  leicht  aus  der  Lösung  zu  entfernen 
ist,  weiterer  Aufmerksamkeit  und  Prüfung.    Auch  NH^  OH  (3,2  ^j^)  erwies 

1)  U.  S.  Depart.  of  Agric.  Bur.  of  soils,  Bull.  Nr.  91,  1—98  m.  mehreren  Tabellen.  —  '^)  D.  Idwsch. 
Versuchsst.  1913.  79  u.  80,  667—680.  —  s)  Dies.  Ztschr.  1887.  33,  359.  —  *   Durch  Kreischmann. 


502  Agrikulturchemisclie  Untersuch ungsmethoden. 

sieb  als  reaktionskräftig.  Zur  Bestimmung,  Verdrängung  von  absorbiertem 
Ammonium  erwies  sich  eine  Sprocent.  KCl -Lösung  als  genügend  energisch. 
Ferner  1)  wurde  eine  Reihe  kalihaltiger  Mineralien  mit  einer  lOprocent. 
NH^Cl-Lösung  und  mit  einer  lOprocent.  BaClg  behandelt  und  die  gelösten 
KgO-Mengen  bestimmt.  Hier  ist  die  Reihenfolge  wichtig,  in  "welcher  die 
genannten  Kaliquellen  in  beiden  Versuchen  sich  lagern.  In  ^/q  der  Substanz 
haben  diese  Mineralien  folgende  K2O- Mengen  abgegeben  (im  Mittel  von 
je  2  Bestimmungen): 

Nephelingestein       Biotit        Mnskovit      Orthoklas        Sanidin         Mikroklin         Leucit 

NH,  Ol -Lösung     2,95  2,85         2,58         0,054         0.051         0,670         0,036 

ßaClg-       „  1,75  1,47         1,20         0,030         0,035         0,470         0,023 

Gerade  die  3  erstgenannten  Kaliquellen  erwiesen  sich  auch  am  zu- 
gänglichsten bei  Vegetationsversuchen  des  Vf.  Günstig  erwies  sich  auch 
ein  künstlicher  Kali-Zeolith  als  Nährstoff  für  Buchweizen.  Man  bekommt 
aber  nicht  immer  für  Zeolith  so  günstige  Ergebnisse;  sobald  man  nämlich 
Zeolith  vor  dem  Einwirken  anderer  Salze  der  Nährmischung  isoliert,  so 
beobachtet  man  eine  schwierige  Zugänglichkeit  des  in  dieser  Form  den 
Pflanzen  dargereichten  Kaliums.  Um  eine  derartige  Isolierung  zu  be- 
werkstelligen, benutzten  die  Vff.  folgende  Vorrichtung:  In  einem  gewöhn- 
lichen Glascyliader  wird  ein  anderer  excentrisch  hineingestellt.  Dieser 
innere  Cylinder  hat  nur  den  halben  Durchmesser  des  äußeren  und  ist 
etwas  niedriger  als  dieser.  Am  Rande  des  inneren  Cylinders  werden 
vermittels  entsprechend  ausgeschnittener  und  durchbohrter  Korke  junge 
Gerstenpflanzen  befestigt,  derart,  daß  ein  Teil  der  Wurzeln  in  das  innere, 
ein  anderer  in  das  äußere  Gefäß  eindringt.  Sodann  wird  Sand  hinzugesetzt 
bis  der  Rand  des  inneren  Cjdinders  völlig  bedeckt  ist.  Bei  solcher 
Isolationsmethode  ist  tunlich  ein  beliebiges  Nährsalz  allein  ins  innere 
Gefäß  einzuführen,  um  jegliche  chemische  Einwirkung  anderer  Salze  zu 
vermeiden;  alle  anderen  Nährstoff'e  werden  hierbei  ins  äußere  Gefäß  ein- 
geführt.    Die  Pflanzen  entwickeln  sich  in  der  Regel  ganz  normal. 

Über  die  Bestimmungen  des  Wertes  von  Pflanzennährstoffen  in 
Böden  und  Düngemitteln,  insofern  derselbe  von  der  Löslichkeit  dieser 
Stoffe  abhängig  ist.  Von  J.  G.  Maschhaupt  und  L.  R.  Sinnige.-)  — 
In  seinen  Betrachtungen  über  die  bisher  gemachten  Versuche,  durch 
chemische  Untersuchung  die  Menge  der  für  die  Pflanzen  aufnehmbaren 
Nährstoffe  in  Böden  und  Düngemitteln  kennen  zu  lernen,  bringt  Masch- 
haupt einen  Überblick  über  die  einschlägige  Literatur,  um  sich  sodann 
den  Untersuchungen  Mitscherlich's  in  genannter  Richtung  besonders 
zuzuwenden.  Auf  Grund  ihrer  Untersuchungen  und  theoretischen  Er- 
wägungen meinen  die  Vff.  folgende  Schlüsse  ziehen  zu  können:  1.  Das 
Streben  Mitscherlich's,  eine  allgemein  gültige,  auf  pflanzen  physiologischen 
Grundlagen  ruhende  Analysenmethode  zu  finden,  ist  a  priori  als  vergeblich 
zu  betrachten.  2.  Durch  einmalige  Extraktion  der  verschiedenen  Phos- 
phate mit  einem  bestimmten  Volumen  COg- haltigen  Wassers  nach  dieser 
Methode  kann  man  niemals  das  Verhältnis  kennen  lernen,  welches  zwischen 
den  Düngewerten  dieser  Phosphate  besteht.  3.  a)  Eine  bessere  Einsicht 
in  die  Schnelligkeit,    mit  der  die  Phosphate  im  Boden  gelöst  werden  und 

1)  Durch  Stolgan e.  —  ^)  Verslagen  van  Landbouwkundige  onderzoekinsen  der  Rijkslandbou-w- 
proefstations  1912,  Nr.  XI;  hier  ref.  nach  Biedermanns  Gtilbl.  f.  Agrik.-Chem.  1913,  42,  16—20  (Blanck). 


A.   Boden.  503 

die  P2O5  also  zur  Wirkung  gelangt,  bekommt  man  dadurch,  daß  man 
dieselbe  Phosphatmenge  stets  aufs  neue  mit  CO2 -haltigem  Wasser  auszieht, 
b)  Weitere  Untersuchungen  sollen  das  erwünschte  Verhältnis  zwischen 
Phosphatmenge  und  Wassermenge  noch  kennen  lernen.  4.  Vermutlich 
wird  die  Bestimmung  der  Lösungsschnelligkeit  des  Phosphates  bei  un- 
unterbrochener Extraktion  mit  COg- haltigem  Wasser,  wobei  der  gelöste 
Stoff  sogleich  entfernt  wird,  noch  eine  bessere  Einsicht  in  den  Düngewert 
geben,  als  die  Methode  des  wiederholten  Ausziehens.  5.  Das  einmalige 
Ausziehen  eines  Phosphates  mit  einer  Citronensäurelösung  zur  Bestimmung 
der  „für  die  Pflanzen  aufnehmbaren  P2O5"  ist  auf  Grund  derselben  Über- 
legungen zu  verwerfen,  als  das  nur  einmalige  Ausziehen  mit  COg- haltigem 
Wasser.  6.  Das  fortgesetzte  Ausziehen  mit  immer  neuen  Mengen  der 
Citronensäuielösung  gibt,  jedenfalls  bei  gleichartigen  Phosphaten  (z.  B.  natür- 
liche Phosphate,  P2O5- haltige  Eisenschlacke)  wohl  einigermaßen  eine 
Einsicht  in  die  Löslichkeit  der  in  diesen  Phosphaten  sich  befindenden  P2O5, 
und,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach,  auch  in  den  relativen  Düngewert  dieser 
Phosphate.  7.  Das  Ausziehen  mit  COg -haltigem  Wasser  ist  dem  Ausziehen 
mit  Citronensäure  vorzuziehen,  weil  das  erstgenannte  Lösungsmittel  zwar 
nicht  das  einzige,  doch  ohne  Zweifel  das  wichtigste  Lösungsmittel  ist, 
worüber  der  Boden  und  die  Pflanzenwurzeln  verfügen. 

Die  Bodenlösung  und  die  mineralischen  Bestandteile  des  Bodens. 
Von  Alfred  Daniel  Hall,  Winifred  Elsie  Brenchley  und  Lilian  Marion 
Underwood.  ^)  —  Einleitend  geben  Vff.  einen  Rückblick  über  einige  Arbeiten 
über  das  Wachstum  der  Pflanzen  in  Bodenlösungen,  besonders  über  die 
Arbeit  von  M.  Whitney  und  F.  K.  Cameron^)  und  gehen  dann  zu  ihren 
eigenen  Untersuchungen  über,  die  zum  Zweck,  Aufklärung  über  die  Natur 
und  Funktion  der  Bodenlösung  bei  der  Ernährung  der  Pflanzen  zu  schaffen, 
ausgeführt  wurden.  —  L  Wachstum  von  Pflanzen  in  Bodenlösung. ^j 
Es  war  notwendig  für  diesen  Zweck,  das  Wachstum  von  Pflanzen  in 
Bodenlösung  allein  zu  vergleichen,  so  daß  weder  eine  direkte  Wirkung 
der  Pflanzen  auf  den  Boden,  noch  eine  Erneuerung  der  Lösung  aus  dem 
Boden,  die  Ergebnisse  beeinflussen  konnten.  Jede  Pflanze  wuchs  in  eigner 
Flasche  mit  etwa  600  ccm  Lösung.  Die  Samen  waren  sorgfältig  aus- 
gesucht mit  Begrenzung  eines  bestimmten  Gewichts.  Jede  Versuchsreihe 
umfaßte  10  Pflanzen.  Die  Versuche  wurden  in  einem  Gewächshaus  aus- 
geführt, beginnend  im  zeitigen  Frühjahr.  Bei  Sommerversuchen  war  das 
Wachstum  unbefriedigend  und  erkrankten  die  Pflanzen  leicht.  Die  Boden- 
lösungen wurden  aus  20  kg  trocknen  Boden  und  35  kg  Wasser  hergestellt. 
Nach  gehörigem  Absetzen  wurden  die  Lösungen  durch  ein  Berkefeld-Filter 
filtriert.  In  späteren  Versuchen  wurde  durch  Asbest  filtriert,  der  Inhalt 
der  Flaschen  in  14  tägigen  Zwischenräumen  mit  frischer  Lösung  aus  neuem 
Boden  erneuert.  Die  Böden  wurden  von  gewissen  Stellen  der  permanenten 
Weizen-  und  Gerstenfelder  zu  Rothamsted,  welche  beständig  gedüngt  worden 
waren,  entnommen.  Die  ausgewählten  Plätze  hatten  nicht  gleichen  Dünger, 
aber  ähnlichen  erhalten.  Zur  Ergänzung  des  fehlenden  verwertbaren  N  in 
den  Bodenlösungen  erhielt  jede  0,25  g  NaNOg  pro  1.  Im  Nachstehenden 
sind   einerseits   (a)   die  Durchschnitts-Erträge   der  Boden-Parzellen,    welche 

1)   Philosophical  Transactions  of  the  Royal  Society  of  London,   Ser.  B,   Vol.  2Ü4,   179—200.   — 
2)  Journ.  Phys.  Chem.  1910,  14,  320.  —  »)  Ausgeführt  von  A.  D.  Hall  und  \V.  E.  Brenchley. 


504 


Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 


während  der  Jahre  1902 — 1911  alljährlich  Weizen  und  Gerste  getragen 
hatten  und  anderseits  (b)  die  Erträge  der  entsprechenden  Bodenlösungen 
an  Weizen-  und  Gerstenpflanzen,  mittleres  Trockengewicht  in  g  mitgeteilt. 


a) 

t) 

Düngung 

Eömer 
(bush.) 

Stroh 
Ctr. 

Summe 
Pf. 

Schößlinge 

Wurzel  1  Summe  t  Schößlinge 
S       j       0       j  Wurzeln 

Ungedüngt      .     .     . 

N 

N  +  P,0,  .    .    .    . 
Volldünger     .     .     . 
Dünger  jedes   Jahr 

Ungedüngt      .     .     . 
N  +  P,0.  .    .     .    . 
N  +  K^O    .    .    .    . 
Volldünger      .     .     . 
Dünger   jedes    Jahr 

13 

So 

O  [X( 

>    1 

M    O 

10,9 
18,4 
19,2 
31,0 
35,1 

9,3 

29,7 
20,3 
38,4 
44,2 

9,6 
15,0 
21,8 
35,5 
40,8 

6,2 
19,3 
15,6 
25,3 
31,6 

1801 
3256 
3778 
6015 
6925 

1276 
3972 
2985 
5087 
6184 

0,212 
0.171 
0,660 
1,302 
1,249 

0,264 
0,611 
0,275 
1,600 
1,364 

0,105 
0,101 
0,175 
0,442 
0,337 

0,138 
0,137 
0,119 

0,477 
0,486 

0,317 
0,272 
0,835 
1,744 
1,626 

0,402 
0,747 
0,394 
2,077 
1,850 

2,02 
1,69 
3,77 
2,95 
3,31 

1,91 
4,46 
2,31 
3,35 
2,81 

Die  Zahlen  für  das  Wachstum  der  Pflanzen  zeigen,  daß  die  Lösungen 
aus  den  verschiedenen  Böden  nicht  identisch  sind,  aber  die  Differenzen 
zeigen  sich  parallel  zu  den  Differenzen  der  Bodenerträge.  (Ein  Diagramm 
veranschaulicht  deutlich  diese  Beziehungen.) 

Zu  weiterem  Studium  untersuchten  die  VfF.  die  Lösungen  sowohl,  wie 
die  betr.  Böden  noch  auf  ihren  Gehalt  an  Pg  O5  und  Kg  0.  Größere  Mengen 
der  Lösungen  von  jedem  Boden  wurden  zu  diesem  Zwecke  verdampft  und 
untersucht;  die  Böden  wurden  mit  concentrierter  HCl  und  mit  1  ^/q  Citronen- 
säurelösung  behandelt.    Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  sind  folgende: 


P2O5 

K2O 

Düngung 

Boden - 
lösung. 
Teile  p. 
Million 

Gesamt- 

% 

Böden 
lösl.  in 

Citro- 
nensäure 

Jährlich. 

Dünger 
PjOsPfd. 

p.  acre 

Boden- 
lösnng. 
Teile  p. 
Million 

Gesamt- 

% 

Böden 

lösl.  in 

Citro- 

nensäure 

% 

Jährlich. 

Dünger 
Pfd.  K2O 

p.  acre 

Ungedüngt.jährl. 

n+pX  :  : 

Volldünger   .     . 
Dünger  j  ed.  Jahr 

Ungedüngt    .     . 
N  +  P,0,      .     . 
N  +  K,0.     .     . 
Volldünger    .     . 
Dünger  j  ed.  Jahr 

So 
0  a 

P5     . 
0^  . 

0,650 

0,881 
3,839 
3,938 
4,838 

0,525 
3,900 
0,808 
4,025 
4,463 

0,114 
0,123 
0,197 
0,195 
0,215 

0,099 
0,173 
0,102 
0,182 
0,176 

0,0078 
0,0074 
0,0405 
0,0547 
0,0560 

0,0055 
0,0425 
0,0081 
0,0500 
0,0447 

0 

0 

60 

60 

46 

0 
60 

0 
60 
46 

3,64 
3,55 

3,88 
26,22 
29,85 

3,40 

3,88 

30,33 

24,03 

20,45 

0,220 
0,240 
0,197 
0,262 
0,285 

0,183 
0,248 
0,257 
0,326 
0,167 

0,0032 
0,0032 
0,0032 
0,0232 
0,0384 

0,0036 
0,0023 
0,0407 
0,0298 
0,0321 

0 

0 

0 

100 

60 

0 

0 

100 

100 

60 

In  gleicher  Weise  wurden  noch  weitere  Versuche  mit  den  gleichen 
Bodenlösungen  bei  Gerste,  Erbsen  und  Lupinen  u.  a.  m.  ausgeführt,  betreffs 
derer  wir  auf  die  Originalabhandlung  verweisen  müssen.  —  Aus  allen  Er- 
gebnissen ziehen  die  Vff.  folgende  Schlüsse:  1.  Die  Zusammensetzung  der 
natürlichen  Bodenlösung  hinsichtlich  PgOg  und  KgO  ist  nicht  gleichmäßig, 
aber  sie  variiert  im  Einklang  mit  der  Zusammensetzung  der  Böden  und 
der  Geschichte  ihrer  Düngungsweise.     2.   In   weiten  Grenzen   variiert  der 


A.  Boden.  505 

Grad  des  Wachstums  einer  Pflanze  mit  der  Concentration  der  Nährlösung 
ohne  Rücksicht  auf  den  Gesamtgehalt  an  verwertbaren  Nährstoffen.  3.  Wenn 
andere  Bedingungen,  wie  die  Versorgung  mit  N,  Wasser  und  Luft,  gleich 
sind,  wird  der  Ertrag  bestimmt  durch  die  Concentration  der  Bodenlösung 
an  Pg  O5  und  Kg  0.  4.  Auf  richtig  kultiviertem  Boden  wird  das  Wachsen 
von  Feldfrüchten,  wie  Weizen  und  Gerste,  auch  wenn  diese  60  Jahre  un- 
ausgesetzt wiederholt  werden,  durch  specifische  toxische  Substanzen,  welche 
eine  schädliche  Wirkung  auf  das  Wachsen  dieser  oder  jener  Pflanze  haben, 
nicht  zurückgesetzt.  —  Das  Ergebnis  dieser  Untersuchungen  stellt  die 
frühere  Theorie  von  der  direkten  Ernährung  der  Pflanzen  durch  Dünger 
wieder  her.  Die  Zusammensetzung  der  Bodeulösung,  welche  das  Wachsen 
der  Pflanze  bestimmt,  ist  abhängig  von  dem  Gehalt  und  der  Art  der  Ver- 
bindung des  P2O5  und  des  KgO  im  Boden. 

Über  die  Anwendung  der  Dialyse  und  die  Bestimmung  der  Oxy> 
dationskraft  für  die  Beurteilung  des  Bodens.  Von  J.  König,  J.  Hasen- 
bäumer  und  K.  Glenk.^)  —  I.  Die  Anwendung  der  Dialyse.  Für 
die  Dialyse -Versuche  diente  ein  Dialysator,  welcher  dem  Petermann- 
schen  ^)  nachgebildet  ist,  dessen  Beschreibung  aus  dem  Originalbericht  zu 
ersehen  ist.  Der  Dialyse  unterworfen  wurden  die  durch  frühere  Versuche 
des  Vf.  bekannten  6  Böden.  3)  —  Je  200  g  der  Böden  wurden  der  über 
12 — 20  Tage  währenden  Dialyse  unterworfen,  bezw.  so  lange,  bis  mehr 
oder  weniger  alles  gelöst  war.  Obwohl  alle  6  Böden  auch  im  lufttrocknen 
Zustande  zur  Dialyse  kommen,  wurde  doch  keine  Schimmelbildung  be- 
obachtet. Die  Dialysate  wurden  jeden  zweiten  oder  dritten  Tag,  in  einigen 
Fällen  jeden  Tag  abgelassen  und  die  Dialysatoren  mit  neuem  destilliertem 
Wasser  beschickt.  Die  von  einem  Boden  gesammelten  Dialysate  wurden 
eingedampft,  der  Rückstand  eine  gute  Stunde  bei  100 — 105 '^  getrocknet 
und  gewogen,  hierauf  verascht,  die  Asche  mit  etwas  Ammoncarbonat  be- 
feuchtet getrocknet,  schwach  geglüht,  gewogen  und  in  üblicher  Weise 
chemisch  analysiert.  Die  der  Dialyse  zu  unterwerfenden  Böden  wurden 
teils  im  natürlichen  Zustande  verwendet,  teils  nachdem  sie  vorher  8  Std. 
im  Vacuum  bei  40  — 100  mm  Druck  und  95  —  98  ^  teils  im  Lufttrocken- 
schranke bei  150  und  180*^  erhitzt  und  teils  mitHjOg  behandelt  worden 
waren,  indem  der  Boden  sowohl  vorher  als  auch  während  des  Versuches 
mit  je  50  ccm  lOprocent.  HgOj  vermischt  wurde.  Noch  in  anderer  Weise 
wurde  das  Verfahren  abgeändert.  Wir  beschränken  uns  hier  auf  die  Wieder- 
gabe nachstehender  Ergebnisse.  Es  wurden,  auf  100  g  wasserfreien  Boden 
berechnet,  folgende  Mengen  in  mg  gelöst: 

(Siehe  Tab.  S.  506  oben.) 

„Da  die  Dialyse  einerseits  zu  viel  Zeit  in  Anspruch  nimmt,  anderseits 
die  Ungleichraäßigkeit  der  Membran  ebenso  wie  die  Verarbeitung  großer 
Mengen  von  Dialysaten  Ungenauigkeiten  aller  Art  mit  sich  bringt,  so  wird, 
sagt  der  Vf.,  die  Dialyse  bei  der  Untersuchung  des  Bodens  keine  prak- 
tische Anwendung  finden."  Die  Veränderung,  welche  durch  das  Aus- 
trocknen und  wiederholtes  Anfeuchten  usw.  des  Bodens  hervorgerufen  wird, 
läßt  sich  deutlicher  durch  die  Ermittlung  der  elektrolytischen  Leitfähigkeit 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,    79  u.  80,   491—534.   —  2)  Ebend.  1872,  14,  465.   —  »)  Dies. 
Jahresber.  1909,  480;  Ldwsch.  Versuchsst.  1910,  74,  1-56  u.  dies.  Jahresber.  1911,  593. 


506 


Agrikulturchemisclie  Untersuchungsmethoden . 


Behandlung 

Dialyse-Dauer 

•g 
^1 

Anor- 
ganisch 

o 

6 

o 

io 

o 

o 

125 

o 

o 
w 

o 

Sandboden.  Natürl.  Boden 
im  Vacuum  getrockn. 
mit  HgOj  behandelt  . 

6.-27.  April 

55,0 

59,6 

194,2 

64,5 

66,4 

113,6 

18,0 
20,2 
39,2 

1,60 
1,50 
3,0 

3,3 

4,2 

2,3 
3,3 

2,6 
2,6 
3,2 

23,6 
17,0 
21,2 

1,9 
2,3 
4,9 

Lehmig.  Sand.  Natürlicher 
bei  180"  getrocknet    . 
mit  HgOg  behandelt  . 

29.4.— 12.5. 
/im  Mitten 
\  2.  Best.  1 

43,4 

189,1 

69,3 

77,1 

157,7 

81,1 

13,7 
36,6 

14,8 

2,5 

7,7 
1,8 

6.5 
6,6 

8,7 

5,4 
7,1 
5,5 

0,7 
1,5 
0,7 

28,6  2,2 
31,6  4,9 
27,0  2,0 

Lehmboden.  Natürlich.  ■! 
im  Vacuum   getrockn. 

14.9.-4.10.  u.l 

4.10.-27.10.J 

Mittel      J 

120,8 
166,6 

232,5 
270,3 

95,2 
101,4 

4,6 
4,4 

3,2 

4,4 

1,0 
1,8 

53,0 
51,8 

— 

Kalkboden.      Natürlicher 
im  Vacuum  getrockn. 

4. 10.-27. 10. 

251,4 
626,8 

974,9 '443.9 
1396,7  666,4 

8,0 
15,0 

8,9 

8,6 

— 

1,0 

1,7 

63,8 
84,6 

— 

Tonboden.     Natürlicher  . 
im  Vacuum  getrockn. 

27.10.-20.11. 

74,3 

77,8 

239,0   52,8 
198,8|  42,4 

13,8 
10,6 

11,0 
10,4 

— 

1,2 
1,0 

119,1 
85,6 

z 

Schieferboden.  Natürlich. 
im  Vacuum  getrockn. 

27.10.-20.11. 

79.6 
126,8 

155,6 
163,1 

34,2 
38,0 

7,0 
7,0 

5,5 
4,8 

— 

0,6 
1,0 

74,0 
82.6 



nachweisen,  wie  die  folgenden  Untersuchungen  der  6  Böden  erweisen.    Die 
elektrolytische  Leitfähigkeit  stellte  sich  wie  folgt: 


Mittel  vt)n  je  6  Bestim. 


Boden : 


Sand- 


'tär^  Lehm-  1   Kalk-    [     Ton-     Schiefer- 


1.  Sofort  oder  bald  nach  Ent- 
nahme      X  10 — 5 

2.  8  Jahre  lang  aufbewahrt        ., 

3.  12   Std.    bei   95-98°   im 
Vacuum  erhitzt  ....         ,, 

4.  Nach  feuchter  Witterung 

5.  Nach  trockner  „  „ 


10,5 
12,2 

16,2 


15,2 

28,2 

35,8 
11,7 
15.0 


33,4       32,7 
33,71)    78,7 


34,1») 

25,8 

34,3 


85,0 


54,7 
65,5 

74,7 


20,7 
23,9 

27,2 


„Hiernach  ist  anzunehmen,  daß  schon  das  gewöhnliche  Austrocknen 
eine  teilweise  Aufhebung  des  kolloidalen  Zustandes  und  damit  eine  Er- 
höhung der  Löslichkeit  der  kolloidal  gebundenen  Nährstoffe  zur  Folge  hat." 

IL  Die  Bestimmung  der  Oxydationskraft  des  Bodens.  Die 
im  Boden  vorhandenen  und  die  demselben  zugeführten  organischen  (N-,  P- 
und  S-haltigen)  Stoffe  werden  durch  Vermittlung  verschiedenartiger  Bakterien 
nach  und  nach  abgebaut  und  bei  genügendem  Luftzutritt  schließlich  zu 
COg,  HgO,  NgOj,  P2O5  und  SO3  oxydiert.  Diese  dabei  gebildeten  Säuren 
wirken  lösend  und  aufschließend  auf  die  mineralischen  Bodenbestandteiie. 
Somit  kann  die  Bestimmung  der  Oxydationskraft  eines  Bodens,  d.  h.  die 
Größe  der  CO2-  und  N^Og-Bildung,  ein  Mittel  zur  Beurteilung  der  Frucht- 
barkeit eines  Bodens  abgeben.  Mittels  besonderen  Apparats  fanden  diese 
Bestimmungen  bei  obigen  und  einigen  anderen  Böden  statt  und  zwar  wurden 
sie  einerseits  im  natürlichen  Zustande  derselben,  anderseits  unter  Zusatz 
von  Glykose  und  Harnstofl"  der  Oxydation  bezw.  der  Durchlüftung  unter- 
worfen. Zu  den  Versuchen  bei  genannten  6  Böden  wurden  je  1  kg  ver- 
wendet,  dem  Wasser  bis  zu  50  ^/q  der  wasserhaltenden  Kraft   zugemischt 


•)  Diese  Bodenproben  entsprechen  nicht  ganz  der  unter  1.  unters.  Probe. 


A.   Boden. 


507 


wurde.  Die  Durchlüftung  geschah  jeden  Tag,  vereinzelt  auch  nach  2  oder 
3  Tagen,  und  zwar  durchweg  14 — 21  Tage,  bezw.  solange,  bis  die  COg- 
Zunahme  nur  mehr  eine  geringe  war.  Nach  jedem  Versuche  wurden  be- 
stimmt: Die  Anzahl  der  Bakterienkeime,  die  katalytische  Kraft  (bezw.  Ent- 
bindung aus  H^Og  für  5  g  Boden  in  2  Stunden),  die  elektrolytische  Leit- 
fähigkeit nach  8  stund.  Stehen  in  Leitfähigkeitswasser,  ferner  der  Gehalt 
an  NH3  und  NgOg  (bei  den  Reihen,  in  welchen  neben  Glykose  auch  Harn- 
stoff verwendet  war).  In  folgender  auszngsweiser  Wiedergabe  bedeuten 
die  verschiedenen  Kürzungen:  1.  CO2  die  gebildete  COg  für  1  kg  Boden 
und  1  Tag  in  mg.  2.  0  die  von  5  g  Boden  entwickelte  Menge  Sauer- 
stoff in  com.  3.  Lf  X  10  —  5  die  elektrolytische  Leitfähigkeit.  4.  Bact. 
die  Anzahl  Bakterien  keime  für  0,2  mg  Boden.  5.  NH3  und  6.  NgOg  den  N 
in  Form  von  Ammoniak  und  Salpetersäure  für  100  g  Boden  in  mg.  Sämt- 
liche Zahlen  sind  auf  wasserfreien  Boden  berechnet. 


Sandboden 

Lehmiger  Sandboden 

Lehmboden 

Kalkhoden 

ohne     Gly-  |  Harn- 

ohne     Gly-    Harn- 

ohne 

Gly- 

Harn- 

ohne 

Gly- 

Harn- 

Zus.     kose 

Stoff 

Zus.      kose  1  Stoff 

Zus. 

kose 

stoff 

Zus. 

kose 

stoff 

1.  CO,      .... 

18,6 

71,8 

55,0 

28,7      57,8 

73,9 

38,5 

66,4      73,4 

135,6 

170,1 

142,6 

2.  0  " 

19,1 

22,5 

22,6 

58,8      76,0 

55,2 

134,3 

139      91,5 

290,8 

295,8 

286,9 

3.  Lf  X  10-5  .     . 

26.68 

18,86 

39,78 

45,32    43,17 

122,89 

50,65 

45,90|  196,23 

140,36 

101,30 

166,58 

4.  Bact 

1503 

11700 

365 

1644     5260 

876 

716 

1852 

796 

2252 

3205 

3192 

5.  NH,    .     .     .     . 

6.  N2Ö5  .... 

Spur 

Spur 

8,3 

Spur     Spur      13,2 

Spur 

Spur 

2,0 

2,1 

2,9        9,3 

3,2 

1,8 

15,4 

8,4        5,5  !    24,8 

5,0 

3,4 

49,8 

28,3 

15,9      42,9 

Tonboden 

Schieforboden 

Guter  Sandboden 

SchlechterSandboden 

1.  CO.^     .... 

61,5 

111,3 

82,9 

58,0 

108,9 

95,8 

30,04'   64,92    79,30 

26,41 

60,26 

66,64 

2.  0 

184,2 

169.9 

143.4 

205,7 

174,3 

189,1 

32,7  1   32,7  1    19,2 

25,4 

26,7 

21,4 

3.  Lf  X  10-5  ■     • 

108,32 

104,11 

119,51 

282,33 

48,17 

125,35 

53,39;   47,75|   93,51 

46,91 

39,79  144,71 

4.  Bact 

5605 

13916 

4780 

1881 

2563 

2384 

nicht  bestimmt 

5.  NH3    .... 

Spur 

Spur 

6,0 

Spur 

Spur 

1-^1 

Spur     Spur      16,2 

Spur     Spur        8,0 

6.  N2O5   .... 

9,7 

7,6 

12,6 

11,5 

11,2 

32,9 

10,4        7,4      16,5 

5,8        4,3      25,1 

Lehm.  Sandboden. 

Lehm.  Sandboden. 

Lehmboden-Ober. 

Lehmboden-Unter. 

Obergrund 

Unterf?Tund 

grund 

grund 

1.  CO^      .... 

46,6 

73,2 

82,4 

18,2 

49,1 

63,3 

51,4 

83.5  i   86,1 

16,6 

59,8 

54,0 

2.  0 

138,6 

1.38,7 

92,2 

48,3 

52,8 

50,8 

235,6 

245,8  1 198.4 

254,8 

274,9 

209,0 

3.  Lf  X  10-5  .    . 

63,63 

57,14 

205,93 

40,30 

34,32 

11392 

68,15 

58,84  197,26 

61,44 

53,54 

193,31 

4.  Bact 

1769 

4874 

1717 

1044 

1632 

576 

1421 

3894  1  1359 

1182 

8517 

1364 

5.  NH3     .     .     .     . 

Spur  ■ 

Spur 

5,7 

2.1 

1,5 

17,2 

Spur 

Spur  '     3,3 

Spur 

Spur 

3,1 

6.  N2O5  .... 

7.6 

2,7 

39,2 

2,7 

4,2 

6,2 

7,2 

3,9 

36,9 

5,0 

2,8 

30,8 

Der  Sandboden  hat  die  Glyko?e  procentual  am  stärksten  oxydiert,  die 
absoluten  Mengen  erzeugter  COg  sind  aber  bei  den  anderen  Böden  aus- 
nahmslos wesentlich  höher,  was  wohl  z.  T.  auf  ungenügende  Luftdurchleitung 
zurückgeführt  werden  kann;  besonders  zeigt  sich  dies  beim  Kalkboden. 
Wenn  man  die  Menge  der  erzeugten  COg  von  Sandboden  =  100  setzt, 
so  ergeben  sich  folgende  Yerhältniszahlen 

Sand- 
boden 

100 
100 


im  natürlichen  Boden  .     .     . 
im  mit  Glykose  vers.  Boden 


ähmisrer 

Lehm- 

Kalk- 

Ton- 

Schiefer- 

Sand 

boden 

boden 

boden 

boden 

131 

161 

499 

278 

273 

154 

207 

723 

331 

312 

Die  im  natürlichen  Boden  ermittelte  Anzahl  von  Bakterienkeimen  wurde 
durch  Zusatz  von  Glykose  ganz  erheblich  vervielfacht.  Dementsprechend 
verhält  sich  auch  die  katalytische  Kraft;  nur  bei  Ton-  und  Schieferboden 
ist  sie  geringer  als  im  natürlichen  Boden.  Die  mit  Harnstoff  versetzten 
Böden  weisen  für  Bakterienkeime  und  katalytische  Kraft  keine  eindeutigen 
Beziehungen.      Ein    übereinstimmendes   Verhalten    zeigt   die   elektrolytische 


508  Agrikulturchemisclie  Untersuchungsmethoden. 

Leitfähigkeit,  sie  ist  in  allen  mit  Glykose  versetzten  Böden  niedriger,  da- 
gegen in  allen  mit  Harnstoff  versetzten  wesentlich  höher  als  bei  den  un- 
vermischten  Böden,  namentlich  da,  wo  der  Harnstoff- N  nitrifieiert  wurde. 
„Man  sieht  aus  diesen  Versuchen,  daß  die  elektrolytische  Leitfähigkeit  wie 
kein  anderes  Verfahren  über  Umsetzungen  im  Boden  Aufschluß  zu  geben 
imstande  ist;  ferner  daß  die  Bestimmung  der  Oxydationskraft  sehr  ge- 
eignet ist,  den  Einblick  in  die  Eigenschaften  der  einzelnen  Bodenarten  zu 
erweitern;  als  Zusatz  von  zu  oxydierenden  Stoffen  haben  sich  Glykose  und 
Harnstoff,  je  1  g  auf  1  kg  Boden,  recht  gut  bewährt." 

ni.  Vegetationsversuche.  Aus  vorstehenden  Untersuchungen  ist 
zu  ersehen,  daß  im  allgemeinen  durch  Erhitzen  des  Bodens  die  Menge  der 
dialysierbaren  Stoffe  erhöht  wird,  daß  ferner  durch  Zumischung  von  Glykose 
zum  Boden  die  CO.2- Erzeugung  wesentlich  erhöht,  die  elektrolytische  Leit- 
fähigkeit aber  vermindert  wird.  Diese  Ergebnisse  gaben  Veranlassung  zu 
ermitteln,  wie  sich  das  Pflanzenwachstum  in  einem  vorher  im  Vacuum  bei 
95 — 98"  erhitzten  und  in  einem  mit  Glykose  vermischten  Boden  gegen- 
über natürlichem  Boden  gestaltet.  Nach  den  mit  Hafer  ausgeführten  Ver- 
suchen hat  das  Erhitzen  des  (obig.)  lehmigen  Sandbodens  und  Lehmbodens 
sowohl  eine  Erhöhung  der  geernteten  Trockensubstanz,  als  auch  der  auf- 
genommenen Mineralstoffe  zur  Folge  gehabt,  wie  es  nach  dem  Verhalten 
der  Böden  bei  der  Dialyse  und  elektrolytischen  Leitfähigkeit  erwartet  werden 
konnte.     Es  wurden  in  je  2  Töpfen  geerntet 

lehmiger  Sandboden  Lehmboden 

trocken  u-4.  j.  trocken  u-i  * 

-,         ,    ,  erhitzt  f.,        1    ,  erhitzt 

aufbewahrt  aui  bewahrt 

Hafer -Trockensubstanz  in  g         54.88  68,37  46,60  71,14 

darin  Mineralstoffe  ....  4,05  5,08  2,98  5,13 

Versuche  in  mit  Zucker,  resp.  mit  Gummi  vermischtem  Boden  ergaben 
folgendes  (Gefäße  mit  6  kg  Boden,  6  g  in  Wasser  gelöste  Glykose  resp. 
Gummi  dem  Boden  zugemischt).     Von  je  2  Töpfen  geerntet: 


ohne 

mit 

ohne 

mit 

mit  arab. 

Zusatz 

Glykose 

Zusatz 

Glykose 

Gummi 

Hafer-Trockensubstanz 

in  g    54,88 

49,38 

46,60 

32,03 

35,31 

darin  Mineralstoffe 

.     .       4,05 

3,66 

2,98 

2,42 

2,50 

In  beiden  Böden  brachten  Glykose,  bezw.  auch  das  Gummi  eine  Ver- 
minderung des  Pflanzenwuchses,  besonders  im  Lehmboden.  „Diese  hier 
und  in  Versuchen  Anderer  (Pfeiffer  und  E.  Blanck)^)  beobachteten  Ab- 
weichungen erklären  sich  nach  vorstehenden  Untersuchungen  durch  die 
verschiedene  Zersetzung  des  Zuckers  im  Boden.  Ist  der  Boden  ein  sehr 
tätiger  oder  sind  die  zugeführten  Zuckermengen  nur  verhältnismäßig  gering, 
so  daß  der  Zucker  ganz  zersetzt  wird,  so  wird  die  erhöhte  CO2 -Bildung 
bezw.  erhöhte  Lösung  von  Nährstoffen  bezw.  die  Förderung  des  organischen 
Lebens  im  Boden  eine  Ertragssteigerung  der  Kulturpflanzen  zur  Folge 
haben.  Bleibt  aber  ein  Teil  des  Zuckers  unzersetzt  im  Boden,  so  wird 
er  als  Nichtelektrolyt  die  Wanderung  der  Ionen ;^im  Boden  bezw.  als  Schutz- 
kolloid  die  Ausflockung   der  Kolloide   hemmen   und   damit   das   Wachstum 


1)  ilitt.  d.  Idwsch.  Inst.  d.  Univ.  Breslau  1912,  6,  601,  sowie  dies.  Jahresber.  1912.  112. 


A.  Boden.  509 

der  Pflanzen  schädigen.  Es  erscheint  nach  diesen  Beobachtungen  und  Er- 
mittlungen die  Annahme  wahrscheinlich,  daß  die  Aufnahme  der  Nährstoffe 
aus  dem  Boden  durch  die  Pflanzen  auf  Ionen -Austausch  beruht." 

Über  neuere  Methoden  der  Bodenanalyse  und  der  Bestimmung 
der  Kolloidstoffe  im  Boden.  Von  R.  van  der  Leeden  und  F.  Schneider 
(-Berlin).  1)  —  Zu  ihren  Untersuchungen  verwendeten  die  Vff.  einerseits 
2  ostafrikanische  Gneisverwitterungproducte,  auf  welchen  Plantagen  betrieben 
werden,  anderseits  ein  secundäres  Phyllitverwitterungsproduct  von  bauxit- 
artigem Charakter,  colloidreich  aber  humusarm ;  im  schroffen  Gegensatz  hierzu 
steht  der  verwendete  untere  Diluvialsand  der  Mark.  Bestimmt  wurden 
1.  die  in  heißer  HCl  von  1,12  spec.  Gewicht  löslichen  Bestandteile  und 
die  in  heißer  lOprocent.  Nag  CO3- Lösung  lösliche  SiOg;  2.  die  Hygro- 
skopicität  (nach  Rodewald-Mitscherlich)  und  3.  die  Färbeabsorption  mit 
einer  Methylblau -Lösung  1:1000,  und  zwar  wurde  bei  jedem  Versuch 
5  g  der  lufttrocknen  Substanz  & — 10  Tage  lang  mit  200  ccm  der  Farb- 
lösung in  Berührung  gelassen.  —  Für  die  Hygroskopicität  wurden  die 
Werte  (a)  ermittelt  und  (b)  berechnet  unter  Zugrundelegung  der  Benetzungs- 
zahl  32,76^0  für   das   nur  Kolloide   führende  Phyllitverwitterungsproduct. 

Gneisverwitternngsprod.      desgl.  ..Moshi"  20—40  cm  andere  Probe  t\-,     •  ^      a 

„TVestpare"  in  0-20  cm  Tiefe  0-20  cm  Düuvialsand 

a)  3,9  14,25  10,16  15,10  0,64 

b)  7,28  14,22  12,45  18,25  0,93 

Die  berechneten  Werte  sind  hiernach  mit  Ausnahme  des  zweiten 
sämtlich  höher  als  die  experimentell  gefundenen.  Da  nun  aber  bei  der  Be- 
rechnung die  Hygroskopicität  für  Ton-  und  Humussubstanzen  unberücksichtigt 
geblieben  ist,  so  wäre  eigentlich  das  Gegenteil  zu  erwarten  gewesen.  Es 
liegt  daher  die  Vermutung  nahe,  daß  in  den  Bodenanszügen,  deren  Gehalt 
an  Hydrogelen  der  Berechnung  zugrunde  liegt,  die  letzteren  zum  Teil 
der  un verwitterten  Mineralsubstanz  entstammen.  Eine  weitere  Ursache 
der  gedachten  Abweichung  erblicken  die  Vif.  darin,  daß  vielleicht  „ge- 
alterte" Kolloide,  welche  nur  wenig  Benutzungswasser  festhalten,  dennoch 
in  obigen  Lösungsmitteln  aufgelöst  werden.  Die  Vff.  sind  daher  der  Ansicht, 
daß  für  den  von  Hissink  vorgeschlagenen  Vergleich  der  Hygroskopicität 
eines  Bodens  mit  der  des  in  HCl  löslichen  Complexes  in  demselben  der 
Auszug  mit  wäßriger  HCl  ungeeignet  erscheint.  Denn  die  Auflösung 
kolloidaler  SiOg,  ihr  Wiederausfällen  und  Mitreißen  von  FegOg,  AlgOg  und 
anderen  schon  gelösten  Bestandteilen  bedingen  Fehlerquellen.  Bezüglich 
ihrer  Versuche  der  Farbstofi'absorption  gelangen  die  Vff,  zu  dem  Ergebnis, 
daß  man  der  Annahme,  dieselbe  steige  und  falle  mit  dem  Kolloidgehalt 
der  Böden,  nicht  zustimmen  könne.    Sie  machen  folgende  Gründe  geltend: 

1.  Die   farbstoffabsorbierende  Wirkung  mancher  Silicate  sei   nachgewiesen. 

2.  Ein,  dem  bauxitartigen  Verwitterungsproduct  entsprechendes  Gelgemenge, 
das  im  Vergleich  zur  SiOg  einen  Überschuß  von  FcaOg  und  Alg  O3  ent- 
hielt, wurde  von  Methylenblau  nicht  angefärbt.  3.  Das  Vorhandensein  von 
Capillaritätswasser  in  wechselnden  Mengen  sei  eine  erhebliche  Fehlerquelle. 
4.  Es  sei  noch  nicht  entschieden,  ob  Tone  auch  unabhängig  von  den  in 
ihnen  stets  enthaltenen  Hydrogelen  (im  Sinne  der  Theorie   von  Ro bland) 


1]  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1912,   2,  81;    hier  ref.  nach  Biederm.  Ctrlbl.  f.  Agrik. -Chem. 
1913,  42,  145  (Blanck). 


510  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

basische  Farbstoffe  absorbieren.  5.  Es  sei  nach  eignen  und  anderer  Unter- 
suchungen erwiesen  worden,  daß  eine  quantitative  Abhängigkeit  der  Färbungen 
beim  SiOg-Gel  von  dem  Vorhandensein  von  Elektrolysen  besteht.  —  Erst 
unter  Berücksichtigung  dieser  Momente  glauben  die  Vff.  quantitativen 
Färbeversuchen  für  bodenkundliche  Zwecke  zutreffende  Deutung  zusprechen 
zu  können.  Exakle  "Versuche  zwischen  Farbstoffabsorption  und  Hygro- 
skopicität  können  nur  in  der  Weise  angestellt  werden,  daß  man  in  beiden 
Fällen  die  äußeren  Oberflächen  der  Böden  bestimmt,  einerseits  unter  An- 
wendung einer  Farblösung,  anderseits  unter  Verwendung  von  Dämpfen 
organischer  Stoffe  von  höherem  Molekulargewicht.  Die  Frage  anlangend, 
ob  der  in  heißer  HCl -lösliche  Anteil  auch  unverwitterte  Gesteinstrümmer 
enthält,  so  lassen  sowohl  die  Analysenergebnisse,  wie  die  Hygroskopicitäts- 
bestimmungen  der  untersuchten  Proben  vermuten,  daß  unter  Einfluß  der 
heißen  Nag CO3 -Lösung  wie  auch  wohl  der  heißen  HCl  unverwitterte  Silicate 
zersetzt  werden. 

Humusbestimmung,  besonders  in  schweren  Tonböden.  Von  W. 
Beam.^)  —  In  schweren  Tonböden,  besonders  solchen  mit  geringem  Ge- 
halt an  organischer  Substanz  gelingt  die  Entfernung  des  zum  Auslaugen 
des  Kalks  angewandten  HCl  wie  auch  die  schnelle  und  vollkommene 
Extraktion  der  Humussubstanzen  am  besten  im  Buchnertrichter  mit  Asbest- 
schicht und  einer  Papierscheibe  als  Unterlage  aus  dem  mit  Sand  vermischten 
und  mit  einer  Sandschicht  und  einer  seliützenden  Filtrierpapierscheibe  be- 
deckten Boden.  —  Das  zweckmäßigste,  bei  sehr  humusarmen  Böden  das 
einzig  wirksame  Verfahren  zur  Entfernung  der  HCl  ist  das  Auswaschen 
durch  eine  kalte  Lösung  von  COg.  —  Nur  wiederholte  Behandlung  mit 
NHg-Flüssigkeit  löst  den  Humus  völlig.  —  Bei  Anwendung  des  von  Rather 
empfohlenen  Ammoncarbonats  schließt  der  gefällte  Ton  Humusteile  ein;  in 
humusarmen  Böden  kann  dieser  Fehler  bis  zu  oO^/q  betragen.  —  Der  Vr. 
empfiehlt  die  folgende  kolorimetrische  Bestimmung  des  Humus:  Die  5  g 
trocknem  Boden  äquivalente  Menge  wird  in  mit  Asbest  beschicktem  Gooch- 
Tiegel  mit  4procent.  Salzsäure  ausgewaschen,  bis  das  Filtrat  kalkfrei  ist. 
Der  Boden  wird  dann,  ohne  ihn  mit  Wasser  zu  waschen,  in  einen  eisernen 
emaillierten  Becher  übertragen  und  10  Minuten  lang  mit  einer  öprocent. 
Sodalösung  gekocht,  wobei  es  sich  empfiehlt,  den  Becher  mit  einem  mit 
kaltem  Wasser  gefüllten  Gefäß  zu  bedecken.  Nach  ö  Minuten  wird  dieses 
abgenommen,  der  Becherinhalt  gut  gemischt  und  nach  Bedecken  des  Tiegels 
noch  5  Minuten  lang  weiter  gekocht.  —  Nach  dem  Abkühlen  wird  die 
Flüssigkeit  zu  250  ccm  aufgefüllt  und  centrifugiert  oder  über  Nacht  stehen 
gelassen.  —  Die  über  dem  Niederschlag  stehende  klare  Flüssigkeit  wird 
mit  einem  in  gleicher  Weise  erhaltenen  Auszug  eines  Bodens  mit  bekanntem 
Humusgehalt  verglichen.  (Kalb.) 

Die  Bestimmung  des  Humus  in  Hawaii'schen  Böden.  Von  W.  P. 
Kelley  und  W.  Mc  George.  ^)  —  Die  bisher  bekannten  Verfahren  für  die 
Humusbestimmung  sind  sämtlich  unbrauchbar  bei  Böden  mit  hohem  Gehalt 
an  Ton  und  feinem  Meeressand,  wie  solcher  auf  Hawaii  vorkommt.  Der 
Vf.  benutzt  ein  8-zölliges  Pasteur-Chamberland-Filter,  dessen  Porzellantubus 


1)  Cairo  Sei.  Jour.  6  (1912),  Nr.  68,  93-103;  ref.  nach  Expcr.  Stat.  Rec.  28,  19  n.  20.  — 
2)  Jonm.  Ind.  Eng.  Chem.  1912,  4,  644;  ref.  nach  Chem.-Zeit.  1913,  37  u.  Chem.-techn.  Kep.  1913, 
Nr.  9/11,  45. 


A.  Boden.  511 

abgebrochen  wurde.  Das  Filter  ist  montiert  auf  einer  Glasglocke  mit  Tubus 
mittels  Gummipfropfen  und  ist  in  der  oberen  hinausragenden  Hälfte 
paraffiniert.  50  ccm  Bodenlösung,  entsprechend  1  g  Boden  werden  in 
einen  Cylinder  bei  evacuierter  Glocke  filtriert  und  mit  etwa  200  ccm 
4  procent.  Ammoniak  nachgewaschen  (Dauer  3  —  4  Std.).  Das  gesamte 
Filtrat  wird  zur  Trockne  verdampft  und  wie  üblich  Humus  und  Humus- 
asche bestimmt. 

Methode  zur  Bestimmung  des  Stickstoffs  im  Humus.  Von  Charles 
B.  Lipman  und  H.  F.  Pressey.  ^)  —  50  ccm  des  wie  üblich  hergestellten 
Humusextraktes  werden  mit  1  g  MgO  in  einem  500  ccm-Kjeldahlkolben 
bis  zum  Aufhören  der  NHg-Entwieklung  gekocht;  sodann  erhitzt  man  nach 
Zugabe  von  30  ccm  concentr.  HgSO^  bis  zum  Entweichen  von  SOg-Dämpfen, 
setzt  12  g  einer  Mischung  von  10  Teilen  HgSO^,  1  Teil  FeSO^  und  1 2  Teil 
CaSO^  hinzu  und  erhitzt  bis  zur  Beendigung  des  Aufschlusses  und 
destilliert  nach  Verdünnen  mit  Wasser  in  bekannter  Weise  das  gebildete 
NH3    über.     Der  Aufschluß   erfolgt    in  kürzester   Zeit  (höchstens   15  Min.). 

Bestimmung  des  organischen  Kohlenstoffs  in  Böden.  Von  Ach. 
Gregoire.  Unter  Mitarbeit  von  J.  Hendrick,  E.  Carpiaux  und  E. 
Germain. ■'^)  —  Das  Princip  dieser  Methode  ist  folgendes:  Glühen  der 
Substanz  in  einem  Sauerstoffstrom,  Absorbieren  der  erzeugten  COg,  ohne 
vorherige  Reinigung  durch  Barytlösung,  Sammeln  des  BaCOg  auf  einem 
Asbestfilter  und  Bestimmung  der  COg  im  BaCOg  auf  gasometrischem  Wege. 
Näheres  im  Original  zu  ersehen. 

Beitrag  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Salpetersäure  in  Böden 
nach  Schlösing-Grandeau  und  mit  der  Nitron -Methode  von  Busch. 
Von  A.  V.  Pomaski.  •'^j  —  Der  Vf.  gelangte  zu  folgenden  Schlüssen:  1.  Bei 
der  Reduction  von  Salpetersäure  durch  Eisen chlorür  und  Salzsäure  bei 
Vorhandensein  von  stickstoffhaltigen  organischen  Stoffen  sammelt  sich  in 
dem  Eudiometer  eine  Mischung  von  NO  und  N;  dieselbe  Erscheinung  zeigt 
sich  auch  in  dem  Falle,  wenn  man  die  Luft  nicht  ganz  entfernt  hat,  oder 
wenn  man  mit  ungekochten  Lösungen  von  Salzsäure  und  Eisenchlorür 
arbeitet.  2.  Das  Reagens  E.  Divers  absorbiert  das  NO  quantitativ.  3.  Bei 
der  Reaktion  der  Nitrate  mit  Eisenchlorür  und  Salzsäure  in  reinen  Lösungen 
und  bei  vollkommener  Entfernung  der  Luft  durch  den  Strom  der  CO^ 
betragen  die  Ausgänge  des  NO  +99,1%;  <ler  Rest  =  +  0,9%  l^omrat 
auf  den  N.  4.  Die  Quantität  des  durch  das  Reagens  E.  Divers  unabsor- 
bierten  Gases  ist  für  verschiedene  Stoffe  verschieden.  Für  die  humusarmen 
Böden  übersteigt  sie  nicht  2  ccm  auf  100  g;  für  Buchweizen,  Senf,  Sonnen- 
blume, Gänsefuß  von  6  —  11  ccm  auf  100  g;  für  Kuhmist  (zersetzten)  von 
23 — 41  auf  100  g.  5.  Der  Procentgehalt  an  NO  und  N  in  den  Amide 
enthaltenden  Auszügen  schwankt  in  den  Grenzen:  für  NO  86 — 98%,  für 
N  2 — 14%.  6.  Die  Quantität  der  Salpetersäure  soll  laut  der  veränderten 
Methode  Grandeau  aus  der  durch  das  Reagens  E.  Divers  absorbierten 
Quantität  des  reinen  NO  berechnet  werden.  7.  Die  Löslichkeit  des  Nitron- 
Nitrat  im  Wasser  und  in  Bodenauszügen  ist  gleich.     8.  Bei  der  Conceutration 


1)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  1913,  5,  143  u.  144.  Barkley,  Bodentmters.-Lab.  d.  California- 
Univ. ;  ref.  nach  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1361  (Grimme).  —  2)  Annuaire  de  la  Station  agronomique 
ä  Gembloux  Royamne  de  Belgique  1913,  Vol.  II.  118.  —  ^  ßuss.  Journ.  f.  experlm.  Landwirtseh.  1913, 
14,  302.    Deutsch.  Ausg. 


512  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

von  + 1,5  mg  Salpetersäure  in  100  ccm  des  Bodenauszuges,  d.  h.  bei 
1 :  66700  gibt  der  Nitren  keinen  Niederschlag.  9.  Die  Bodenauszüge 
sollen  nicht  stark  concentriert  werden,  da  bei  einer  längeren  Erkaltung 
der  durch  den  Nitren  gefällten  Bodenauszüge  Krystalle  der  Mineralsalze, 
hauptsächlich  Gyps,  in  den  Niederschlag  gelangen  können;  es  wird  voll- 
kommen genügen,  wenn  250  ccm  des  Auszuges  1000  g  Boden  entsprechen. 

10.  Bei  einem  längeren  Aufbewahren  einer  lOprocent.  Nitronlösung  in  öprocent. 
Essigsäure   macht   sich  eine  teilweise  Zersetzung   des  Reagens   bemerkbar. 

11.  Die  Methoden  von  Schlösing-Grandeau  und  von  Busch  geben  in 
reinen  Lösungen  des  KNOg  ungefähr  dieselben  Ergebnisse.  12.  In  den 
Bodenauszügen  gibt  die  Methode  von  Busch  bessere  Resultate,  als  die 
Methode  von  Schlösing-Grandeau;  der  Unterschied  = -j- 1,12 °/o  und 
schwankt  zwischen  dz  0,29  Vo-  13.  Die  Bestimmung  der  Salpetersäure  im 
Boden  durch  Nitren  gibt  gute  Resultate  und  wegen  ihrer  Einfachheit  und 
Genauigkeit  verdient  die  Methode  Busch  unsere  Aufmerksamkeit. 

Eine  Methode  der  Phosphorsäure-Bestimmung.  Von  L.  Moeser 
und  G.  Frank.  ^)  —  Zur  Bestimmung  der  P2O5  in  Mineralien  wie  Phos- 
phorit, Apatit  haben  die  A^ff.  folgendes  Verfahren  ausgearbeitet,  welches 
in  den  meisten  Fällen  einen  Ersatz  für  die  Molybdänmethode  bietet.  In 
einem  ca.  100  ccm  fassenden  Rundkolben  werden  0,3 — 0,5  g  des  Materials 
mit  4 — 6  ccm  concentr.  HgSO^  auf  dem  Sandbad  bis  zum  Sieden  erhitzt 
und  die  Mischung  nach  der  Natur  der  Substanz  10 — 15  Min.  in  langsamem 
Sieden  erhalten.  Bei  eisenarmen  Kalkphosphoriten  mit  geringem  Gehalt 
an  SiOg,  organischen  Substanzen,  Gl  und  F  sind  10  Minuten,  im  anderen 
Fall  längeres  Erhitzen  erforderlich.  Es  darf  jedoch  nicht  zur  Trockne 
eingedampft  werden,  da  sich  sonst  ein  Teil  der  Pg  O5  als  Pyro-  oder  Meta- 
Phosphorsäure  oder  auch  als  Silicyl- Phosphat  der  Bestimmung  entziehen 
würde.  Nach  dem  Erkalten  setzt  man  30 — 40  ccm  95  procent.  Alkohol 
und  2  ccm  einer  lOprocent.  alkohol.  KOH  hinzu,  schüttelt  gut  um  und 
filtriert  nach  vollständigem  Erkalten  durch  ein  mit  Alkohol  angefeuchtetes 
Filter  und  wäscht  4 — 6  mal  mit  gleichem  Alkohol  nach.  Die  P2O5  ist 
quantitativ  im  Filtrat,  während  die  Basen  als  Sulfate  vollständig  im  Rück- 
stand bleiben.  Das  Filtrat  wird  mit  dem  gleichen  Volumen  Wasser  ver- 
dünnt und  mit  Ammoniak  schwach  alkalisch  gemacht.  Die  P2O5  wird  in 
der  nahe  zum  Sieden  erhitzten  Flüssigkeit  mit  25  ccm  Magnesiamixtur 
ausgeschieden  und  wie  üblich  als  Mg2P2  07  bestimmt.  Bei  Gegenwart  von 
größeren  Mengen  von  Mangan  ist  die  Abtrennung  der  P2O5  eine  unvoll- 
ständige, so  auch  bei  raanganreicher  Thomasschlacke.  In  solchen  Fällen 
kann  die  Pg  O5  als  Mangano  ammoniumphosphat  abgeschieden  und  als  Man- 
ganopyrophosphat  bestimmt  werden. 

Zur  Bestimmung  der  Phosphorsäure  im  Boden.  Von  R.  Horn- 
berger. 2)  —  Bei  der  Untersuchung  der  H  Ol  -  Auszüge  zahlreicher  Wald- 
böden, welche  der  mittleren  Abteilung  des  Buntsandsteins  entstammen, 
machte  der  Vf.  die  Wahrnehmung,  daß  der  gelbe  Niederschlag  von  Am- 
moniumphosphor molybdat  sich  nicht  völlig  in  NHg-Flüssigkeit  löste.  Es 
konnte  sich  nicht  um  Si  O2   handeln,  vielmehr  rührt  die  Ausscheidung  von 

1)  Ztschr.  f.  analyt.  Chem.  1913,  52,  346—349.  Univ. -Labor.  Gießen;  ref.  nach  österr.  -  Ungar. 
Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  870  (A.  Müller).  —  ^)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82, 
299-302  (Münden). 


A.   Boden.  513 

Titansäure  her.  Der  feine,  die  Flüssigkeit  trübende  Niederschlag  ballt  sich 
bei  längerem  Stehen  zu  Flöckchen  zusammen  und  kann  dann  ohne  Trübung 
des  Filtrats  abfiltriert  werden,  geht  aber  beim  Auswaschen  mit  salzfreier 
Waschflüssigkeit  wieder  durchs  Filter,  weshalb  der  Vf.  letzterer  etwas 
NH4CI  zusetzt.  Der  Niederschlag  enthält  jedoch  immer  etwas  P2O5,  am 
wenigsten  wenn  gar  keine  HCl  zugegen  und  die  Molybdänsäure  im  großen 
Überschuß  gegeben  ist;  dann  ist  auch  die  im  Titansäureniederschlag  ent- 
haltene Pg  O5- Menge  am  kleinsten.  Man  begeht  einen  kleinen  ( — )  Fehler, 
wenn  man  die  von  der  Titansäure  herrührende  Ausscheidung  beseitigt, 
ohne  die  darin  vorhandene  P2  O5  zu  berücksichtigen;  einen  größeren  (-)-) 
beginge  man,  wenn  man  diese  Ausscheidung  nicht  beseitigte,  bevor  man 
die  Fällung  mit  Mg  0- Mischung  vornimmt.  Beide  Fehler  vermeidet  man, 
wenn  man  den  Niederschlag  sammelt,  auswäscht  und  mit  Soda  schmilzt 
und  in  der  Lösung  der  Schmelze  die  P.2  O5 "  bestimmt. 

Die  Bestimmung  der  Gesamtphosphorsäure  im  Boden.  Von  Herm. 
Fischer.^)  —  Der  Vf.  empfiehlt  folgende  Methode:  5 — 10  g  Boden  werden 
in  eine  Quarzglasschale  mit  50  com  oder  mehr  Königswasser  übergössen 
und  auf  dem  "Wasserbade  eingedampft.  Der  Rückstand  wird  geglüht  und 
nochmals  mit  der  gleichen  Menge  Königswasser  eingedampft  und  getrocknet. 
Nun  wird,  um  die  HCl  zum  Verschwinden  zu  bringen,  mit  coucentrierter 
Salpetersäure  eingedampft  und  der  trockne  Rückstand  in  5  ccm  Salpeter- 
säure und  heißem  Wasser  gelöst  und  filtriert.  Der  Filterrest  wird  mit 
heißem  Wasser  bis  zum  Verschwinden  der  sauren  Reaktion  ausgewaschen. 
Das  Filtrat  wird  bis  zu  25  ccm  eingeengt  und  die  Pg  O5  nach  der 
Mitscherlich'schen  Methode  gefällt.  Die  Prüfung  der  Methode  zeigte, 
daß  die  gesamte  PjO-  in  Lösung  geht  bis  auf  einen  kleinen  Rest  (0,1  bis 
0,2  mg  PqOg),  der  offenbar  beim  Auswaschen  durch  den  Bodenkörper  ab- 
sorptiv  festgehalten  wird. 

Zur  Frage  über  die  Bestimmung  von  Kg  O  durch  Überchlorsäure 
und  Natriumkobaltnitrit.  Von  A.  Wityn.^)  —  Die  vorliegende  Arbeit 
hatte  den  Zweck,  vergleichende  Daten  in  bezug  auf  die  Bestimmung  von 
KgO  in  reiner  Sabslanz,  im  Boden  und  in  Pflanzenasche  nach  den  Me- 
thoden mit  Überchlorsäure 3)  und  Natriumkobaltnitrit  nach  DrusheH)  zu 
erhalten.  Zur  Kontrolle  ist  die  gewöhnliche  Platinchlorid-Methode  benutzt 
worden.  Bei  der  Kobaltnitrit -Methode  hat  es  sich  als  bequemer  heraus- 
gestellt, nicht  durch  einen  Gooch-Tigel,  sondern  mittels  eines  gewöhnlichen 
Trichters  und  eines  dichten  Filters  zu  filtrieren.  Der  Niederschlag  w^urde 
dann  vom  Filter  in  ein  Titrierglas  gespült;  die  fest  anhaftenden  Teilchen 
wurden  mit  heißem,  schwach  durch  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser 
gelöst.  Gewaschen  wurde  der  Niederschlag  mit  halbgesättigter  CaCl- 
Lösung  und  zum  Schluß  3  mal  mit  Wasser.  Im  übrigen  wurde  fast  genau 
nach  Drushel  verfahren. 

Zur  Kalibestimmung  im   Kalisilicat.     Von  Ernst  Wilke-Dörfurt.  ^) 

—  Der  Vf.  empfiehlt  die  Arbeitsweise  von  Lawrence  Smith:  Das  Kali- 
silicat  wird    mit    der   gleichen  Menge   sublimierten   Chlorammoniums    ver- 


1)  Internat.  Mitt.  f.  Bodenkunde  1912,  2,  541;  ref.  nach  Östeir.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u. 
Ldwsch.  1913,  42,  389  (A.  Müller).  —  ^)  Russ.  Joum.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  199.  Deutsch.  Ausz. 
—  s)  Ldwsch.  Versuchsst.  1906,  Bd.  63,  307.  —  •*)  Ztschr.  f.  anorg.  Chem.  Bd.  56  u.  59.  —  &)  Ztschr. 
f.  analyt.  Chem.  1912,  51,  755—760;    ref.  nach  Chem. -Zeit.  1913,  37,  78. 

Jahresbericht  1913.  33 


514  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

rieben,  mit  kalifreiem  Ca  CO3  versetzt  und  das  Gemisch  im  Platintiegel 
geglüht,  bis  kein  NH3  mehr  entweicht.  Aus  der  wäßrigen  Lösung  wird 
CaO  mit  NHg  und  Ammoncarbonat,  ein  zweites  Mal  mit  Ammoniumoxalat 
genau  gefällt  und  aus  dem  salzsäurehaltigen  Filtrat  K  als  Kaliumplatin- 
chlorid bestimmt.     Die  Fällung  des  Ca  zu  sparen,  ist  zu  verwerfen. 

Vergleich  der  qualitativen  und  quantitativen  Methoden  zur  Be- 
stimmung von  Carbonaten  im  Boden.  Yon  E.  W.  Gaither.  ^)  —  Durch 
Kochen  von  Boden  mit  starken  Mineralsäuren  bei  100^  findet  Zersetzung 
organischer  Substanz  statt  unter  Entwicklung  von  CO,,  die  ursprünglich 
nicht  als  Carbonat  vorhanden  war.  Erhitzen  von  Boden  mit  stark  ver- 
dünnten Mineralsäuren  unter  stark  vermindertem  Druck  bei  58°  setzt  nur 
die  Carbonat-COg  in  Freiheit.  Der  Ausfall  der  Prüfung  der  Reaktion  mit 
Lackmuspapier  ist  der  beste  Hinweis  auf  das  Vorhandensein  von  Carbo- 
naten in  Böden  der  humiden  Regionen.  Eine  alkalische  Reaktion  des 
wäßrigen  Auszuges  braucht  nicht  durch  Carbonate  bedingt  zu  sein,  sondern 
entsteht  oft  durch  Hydrolyse  gewisser  Bodenkonstituenten. 

Die  gewichtsanalytische  Bestimmung  des  Calciums  als  Calcium- 
oxalat. Von  S.  Goy.  -)  —  Bei  Ausführung  der  Analyse  ist  der  Nieder- 
schlag in  üblicher  Weise  durch  Fällen  mit  Ammouoxalat  in  der  Siedehitze 
herzustellen,  dann  bis  zum  völligen  Absetzen  auf  dem  Wasserbade  zu  be- 
lassen, in  den  gewogenen  Goochtiegel  zu  filtrieren  und  mit  heißem  Wasser 
.3 — 4  mal  auszuwaschen,  bis  keine  Oxalatreaktion  mehr  im  Filtrat  eintritt. 
Dann  trocknet  man  bei  105°  C,  wozu  4  —  5  Std.  genügen,  und  rechnet 
die  gefundene  Menge  Ca  (C00)2 -f  H,  0  (Molekulargewicht  146,07)  auf 
Ca  oder  CaO  um.  Der  Factor  für  Ca'ist  =0,2743  (lg  43823),  für  CaO 
=  0,3838  (lg  58410). 

Mittel  für  die  quantitative  Bestimmung  von  Bodenbakterien.  Von 
Percy  Edgar  Brown.  ^^)  —  Der  Vf.  luit  21  verschiedene  Nährmedien  auf 
ihre  Wirksamkeit  geprüft  und  kommt  zu  folgenden  Ergebnissen:  1.  Albu- 
min-Agar  von  derselben  Zusammensetzung  wie  die  „modificierte  synthetische 
Agar-Lösung-',  in  welcher  das  Pepton  durch  0,10  g  Albumin  ersetzt  ist, 
gestattet  die  Entwicklung  einer  größeren  Anzahl  von  Bakterien,  als  es  bei 
der  eben  erwähnten  Agarlösung  der  Fall  ist  und  kommt  dem  künstlichen 
Humus-Agar  gleich.  2.  Casein-Agar,  ähnlich  dem  Alburain-Agar,  enthaltend 
0,10  g  Casein  pro  1  als  N-Quelle  zeigt  ebenfalls  eine  viel  größere  Anzahl 
von  Organismen  als  der  modif.  s^'nthetische  Agar,  aber  etwas  weniger  als  der 
Albumin-Agar.  3.  Künstlicher  Humus-Agar,  enthaltend  25  ccm  pro  1  eines 
neutralisierten  Natronextractes,  hergestellt  aus  Haferstroh,  im  übrigen  von 
gleicher  Zusammensetzung  wie  der  modif.  synthetische  Agar,  nur  daß  sie 
keine  Dextrose  enthielt,  lieferte  die  gleiche  Bakterienzahl  wie  der  Albumin- 
Agar.  Die  Schwierigkeiten  bei  der  Herstellung  dieses  Materials  und  die 
Tatsache,  daß  es  nicht  über  dem  Albuminagar  steht,  machen  seine  An- 
wendung nicht  empfehlenswert. 

Methoden  für  die  bakteriologische  Prüfung  von  Böden.  Von  Percy 
Edgar  Brown.*)  —  In  6  verschiedenen  Versuchsreihen  prüfte  der  Vf, 
die  Ammonification   von  Eiereiweiß,   Casein,    Blutmehl,    in   frischem  sowie 


»)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  1913,  5,  138—143;  ref.  nach  Chem.  Ctribl.  1913,  I.  1361 
(Grimme).  —  2)  Chem. -Zeit.  1913,  37,  Nr.  131,  1337.  —  ^)  Ctribl.  f.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  38, 
497-506.  —   *)  Ebend.  39,  61-73  (Soil  Bacteriological  Laboratory,  Iowa  State  College,  Arnes,  Iowa). 


A.  Boden.  515 

iu  lufttrocknem  oder  auch  sterilisiertem  Boden  unter  einigen  Abänderungen 
der  Verhältnisse  und  kam  zu  folgenden  Ergebnissen  und  Schlüssen: 
1.  Frischer  Boden  ist  das  zweckmäßigste  Medium  für  das  Studium  der 
physiologischen  Wirksamkeit  der  Bodenbakterien.  2.  Frischer  Boden  ge- 
stattet die  größere  Unterscheidung  in  Feldböden,  verschieden  behandelter, 
gemäß  der  Wirksamkeit  ammoniakbildender  Bakterien  in  lufttrocknem 
Boden,  der  mit  Infusionen  geimpft.  3.  Lufttrockner  Boden  geimpft  mit 
Infusionen  frischen  Bodens  von  besonderen  Stellen  zeigt  größere  Differenzen 
als  ein  lufttrockenes  Bodenmuster  (Standard  soil)  mit  Infusion  verschiedener 
Böden  geimpft.  Augenscheinlich  ist  der  chemische  Charakter  des  Bodens 
von  bedeutender  Wichtigkeit,  wenn  man  seine  Ammoniakbildungsfähigkeit 
betrachtet.  4.  Eine  Eiweißlösung  kann  als  ein  Maßstab  der  Ammonification 
dienen  und  ist  getrocknetem  Blut  vorzuziehen,  hat  aber  den  Nachteil,  daß 
sie  sehr  schwer  zuzubereiten  ist.  5.  Eine  Caseinlösung  erwies  sich  als 
völlig  befriedigender  Maßstab  der  Ammonification  und  besitzt  keine  der 
Nachteile  der  anderen  N -haltigen  Materialien.  6.  Leichte  Abweichungen 
im  Feuchtigkeitsgehalt  der  Feldböden  scheinen  die  Ammonification  von 
Casein  nicht  wesentlich  zu  verändern,  7.  10  ccm  einer  lOprocent.  Casein- 
lösung hat  sich  als  der  beste  Betrag  erwiesen  für  100  g  frischen  Boden  und 
das  Optimum  der  Incubationsperiode  bei  Zimmertemperatur  ist  3  Tage. 
Das  Trocknen  im  elektrisch  geheizten  Vacuum-Exsiccator  zur  Be- 
stimmung der  Hygroscopicität.  Von  R,  Hornberger,  i)  —  Der  Vf.  teilt 
Erfahrungen  mit,  die  er  mit  der  Methode  Königs  2)  und  dem  dabei  be- 
nutzten Exsiccator  gemacht  hat.  Talg  und  Vaselin  als  Dichtungsmittel 
für  den  Exsiccatordeckel  versagen  bei  der  Heizung,  da  sie  sich  beim 
Evacuieren  iu  den  Apparat  hineinziehen,  so  daß  dem  Eindringen  von  Luft 
kein  genügender  Widerstand  entgegensteht.  Eine  genügende  Dichtung 
wurde  mit  einer  passenden  ringförmigen  Gummiplatte,  beiderseits  mit  Vaselin 
bestrichen,  erreicht.  Eine  andere  Schwierigkeit  bot  die  Erzielung  einer 
genügenden  Temperatur.  Die  geforderte  Temperatur  von  100  ^'j  die  sich 
4  Stunden  erhalten  sollte,  konnte  mit  der  Heizplatte  des  Apparates  5)  nicht 
erreicht  werden,  der  Vf.  benutzte  deshalb  2  übereinander  gelegte  Heiz- 
platten, mit  denen  sich  verhältnismäßig  rasch  eine  genügende  Erwärmung 
erreichen  ließ.  —  Das  frei  im  Exsiccator  angebrachte  Thermometer  gibt 
keine  Auskunft  über  die  Temperatur  der  Böden.  Solche  ist  nur  zu  erhalten, 
wenn  das  Thermometergefäß  sich  im  Boden  selbst  befindet.  Der  Vf.  nimmt 
deshalb  ein  überzähliges,  mit  Boden  beschicktes  Glasschälchen,  das  Thermo- 
meter wird  so  eingefügt,  daß  sein  Gefäß  vollständig  von  Boden  umgeben 
ist.  Das  Nähere  der  Einrichtung  und  Handhabung  des  Apparates  ist  in 
der  Originalabhandlung  zu  ersehen. 

Die  Entnahme  von  Bodenproben  für  die  Bestimmung  der  Feuchtig- 
keit unmittelbar  aus  dem  Cylinder  des  Bohrers  von  Rotmistrow  und 
mittels  seines  Probenziehers.  Von  S.  K.  Tschajanow.^)  —  Rotmistrow's 
Vorrichtung  besteht  aus  einem  cylindrischen  Bohrer  und  einem  besonderen 
Probezieher.  Zuerst  wird  mit  dem  Bohrer  das  Bohrloch  hergestellt,  und 
eist  dann  entnimmt  man  die  Proben  mit  dem  Proben  zieher.  —  Die  Probe- 


1)  D.  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82,  303—307  (Münden).  —  -)  König,  Untersuchung  Idwsch.  u. 
gewerbl.  wichtiger  Stoffe.  4.  Aufl.  78.  —  *)  Der  Vf.  benutzte  denselben,  von  Fr.  Hngershoff  ia 
Leipzig  bezogenen  Apparat  wie  König.  —  *)  Russ.  Journ.  f.  esperim.  Ldwsch.  1913, 14, 223.  Deutsch.  Ausz. 

33* 


516  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

entnähme  für  Bestimmungen  der  Bodenfeuchtigkeit  mittels  dieses  Proben- 
ziehers  beansprucht  viel  Zeit  und  gelingt  unter  besonderen  Verhältnissen 
eines  Versuchsfeldes  nicht  immer;  störend  wirken  das  Festhaften  des  Bodens 
am  Messer,  im  Boden  vorkommende  Steine  (Grand)  oder  die  Härte  des 
Bodens  selbst,  die  das  Umdrehen  des  Probenziehers  unmöglich  machen; 
wenn  das  aber  mit  Mühe  gelingt,  so  bleibt  der  untere  Deckel  des  Proben- 
ziehers bei  der  Zurückdrehung  zuweilen  im  Boden.  —  Alle  diese  Un- 
bequemlichkeiten zwangen  das  „Temirsche  Versuchsfeld",  der  Frage  näher 
zu  treten,  wie  stark  Feuchtigkeitsbestimmungen,  die  mittels  des  Bohrers 
allein  und  mit  dem  Probenzieher  ausgeführt  sind,  voneinander  abweichen, 
und  ob  es  nicht  möglich  ist,  die  Proben  unmittelbar  aus  dem  Cy linder 
des  Bohrers  zu  entnehmen.  Zu  diesem  Zweck  ist  1909  und  1910  eine 
Reihe  von  Bohrlöchern  angelegt  worden.  —  In  einer  Versuchsgruppe 
wurden  aus  ein  und  demselben  Bohrloch  Proben  unmittelbar  aus  dem 
Cyiinder  des  Bohrers  und  mit  dem  Probenzieher  genommen;  in  der  anderen 
Gruppe  wurden  auf  ein  und  derselben  Parzelle  2  parallele  Bohrlöcher  an- 
gelegt, und  die  Feuchtigkeit  des  Bodens  auf  ein  und  dieselbe  Weise,  und 
zwar  durch  Probeentnahme  direkt  aus  dem  Cyiinder  des  Bohrers  bestimmt. 
—  Es  hat  sich  nun  herausgestellt,  daß  von  254  Feuchtigkeitsbestimmungen 
der  ersten  Gruppe  die  Differenz  zwischen  der  mit  dem  Probenzieher  und 
der  direkt  mittels  des  Bohrers  erhaltenen  Feuchtigkeit  nur  in  61  Fällen 
(24  °/o)  i  1  **/o  übersteigt,  wobei  ein  bedeutender  Teil  dieser  Abweichungen 
zur  Kategorie  der  zweifelhaften  Bestimmungen  gehört.  Somit  stehen  in 
der  weitaus  größten  Anzahl  der  Fälle  die  Angaben,  die  durch  unmittelbare 
Probeentnahme  aus  dem  Cyiinder  des  Bohrers  und  mittels  des  Proben- 
ziehers erhalten  worden  sind,  einander  nahe.  Zugleich  hat  der  Vergleich 
der  Zahlen,  die  aus  entsprechenden  Tiefen  für  zwei  parallele  Bohrlöcher 
durch  direkte  Probeentnahme  aus  dem  Cyiinder  des  Bohrers  gewonnen 
wurden,  gezeigt,  daß  die  Differenz  nur  unbedeutend  diejenige  überstieg, 
die  man  in  ein  und  demselben  Bohrloch  erhält,  wenn  man  die  Probe  mit 
dem  Bohrer  und  mit  dem  Probenzieher  nimmt.  —  Folglich,  ist  die  Differenz 
aus  den  Feuchtigkeitsbestimmungen  aus  zwei  Bohrlöchern  in  vielen  Fällen 
eher  der  Ungenauigkeit  der  Arbeitsmethode,  als  einem  verschiedenen 
Feuchtigkeitsgehalt  in  den  Bohrlöchern  selbst  zuzuschreiben,  so  daß  bei 
Benutzung  des  mittleren  Ergebnisses  aus  zwei  Bohrlöchern  bessere  Resultate 
erhalten  werden.  Daher  hat  das  „Versuchsfeld"  seit  1910  begonnen  die 
Proben  für  die  Bestimmungen  der  Bodenfeuchtigkeit  unmittelbar  aus  dem 
Cyiinder  des  Bohrers  zu  nehmen,  zugleich  aber  zur  größeren  Genauigkeit 
2  parallele  Bohrlöcher  anzulegen,  was  fast  den  gleichen  Zeitaufwand 
erfordert.  —  Die  vorliegende,  mit  reichlichem  Zahlenmaterial  versehene 
Arbeit  führt  den  Vf.  zu  der  Schlußfolgerung,  daß  die  Bestimmung  der 
Bodenfeuchtigkeit  im  Falle  der  Probeentnahme  mit  dem  Probenzieher  von 
Rotmistrow  im  Vergleich  zur  Probeentnahme  unmittelbar  aus  dem  Cyiinder 
des  Bohrers  die  Genauigkeit  der  Methode  nicht  merklich  erhöht. 

Vorrichtung  zur  Messung  der  Geschwindigkeit  des  Eindringens 
von  Wasser  in  den  Boden.  Von  Max  Berkmann  (-München),  i)  —  Zu 
gedachtem  Zweck  diente  eine  einfache  Vorrichtung,  die  keinerlei  Anspruch 


1)  Intematioa.  Mitteil.  f.  Bodenkunde  1913,  III.  39. 


A.  Boden.  517 

auf  Gewinnung  exakter  Werte  macht,  die  aber  durch  ihre  leichte  Hand- 
habung zahlreiche  Beobachtungen  ermöglichte  und  ihre  Zweckmäßigkeit 
erwies.  —  Ein  Hohlcylinder  aus  Glas  wurde  ursprünglich  mittels  ge- 
schärfter Ränder  auf  verschiedenen  Stellen  eines  Feldes  in  den  Boden  ein- 
gebohrt und  mit  Wasser  aufgefüllt,  wobei  die  Zeit  bis  zum  Eindringen  des 
Wassers  ganz  auffallende  Verschiedenheiten  erkennen  ließ.  Es  zeigte  sich, 
daß  das  Wasser,  wenn  der  Cylinder  nur  2 — 3  cm  tief  im  Boden  steckte, 
ohne  große  seitliche  Verbreitung  in  der  Zone  eines  steilen  Kegels  nach 
abwärts  drang.  Auf  Grund  dieser  Beobachtung  wurde  ein  unten  zu- 
geschärfter Hohlcylinder  von  Messing  mit  einem  aufschraubbaren  cylindri- 
schen  Glasaufsatz  stets  in  3  cm  Tiefe  unter  Drehen  eingedrückt,  was  nur 
ganz  wenig  Veränderung  im  Boden  ausmachte;  an  den  Rändern  des  Glas- 
cylinders  waren  in  4  cm  Abstand  zwei  wagrechte  Eichstriche  angebracht, 
und  es  wurde  die  Zeit  des  Sinkens  des  Wasserspiegels  von  der  oberen 
zur  unteren  Marke  mit  einer  Stoppuhr  gemessen.  Die  Anbringung  zweier 
nahe  aneinander  liegender  Niveauflächen  marken  sollte  die  Ausschaltung 
komplicierter  Vorrichtungen  zur  Messung  bei  konstanter  Wassersäule  er- 
möglichen. 

Zur  Kritik  der  chemischen  Bodenanalyse.  Von  O.  Lemmermann.^) 
—  Der  Vf.  wendet  sich  gegen  die  Ansicht  Mitscherlich's,  daß  das  Problem, 
das  Düngungsbedürfnis,  der  Ackerböden  mit  Hilfe  der  chemischen  Boden - 
Untersuchung  und  der  Lösungsgesetze  festzustellen,  im  Prinzip  gelöst  wäre, 
daß  wir  jetzt  imstande  wären,  unter  Benutzung  von  COg-haltigem  Wasser 
als  Extraktionsmittel  den  Gehalt  eines  Bodens  an  aufnehmbaren  Boden- 
nährstoifen  zu  bestimmen,  ist  unrichtig.  —  Zur  Begründung  führt  der  Vf. 
ohne  erschöpfend  sein  zu  wollen,  folgendes  an:  1.  Es  ist  durchaus 
zweifelhaft  und  unbewiesen,  daß  die  in  mit  COg  gesättigtem  Wasser 
löslichen  Salze  eines  Bodens  das  Maximum  der  den  Kulturpflanzen  zur 
Verfügung  stehenden  Nährstoffe  bilden.  2.  Es  ist  vielmehr  sicher,  daß 
auch  die  im  Boden  stets  entstehenden  organischen  Säuren,  sowie  gewisse 
Salze  an  der  Lösung  der  Bodennährstoffe  mitwirken.  8.  Es  ist  sehr 
wahrscheinlich,  daß  die  Pflanzen  außer  der  COg  noch  organische  Säuren 
ausscheiden,  die  für  die  Löslichmachung  der  Bodennährstoffe  von  Bedeutung 
sind.  4.  Die  biologischen  Processe,  die  sich  im  Boden  abspielen,  sind  von 
großer  Bedeutung  für  die  Löslichkeit  der  Nährstoffe.  Es  werden  dadurch 
nicht  nur  die  mineralischen  Nährstoffe  löslich  gemacht,  sondern  auch  die 
organisch  gebundenen  Nährstoffe.  —  Alle  diese  Wirkungsfaktoren  kommen 
bei  einem  einfachen  Ausrühren  oder  Ausschütteln  des  Bodens  mit  einer 
vielfachen  Menge  Wasser  während  kurzer  Zeit  nicht  genügend  zum  Aus- 
druck. 5.  Der  Gehalt  des  Bodens  an  in  CO -haltigem  Wasser  löslichen 
Nährstoffen  bleibt  während  längerer  Zeit  nicht  konstant.  Die  Nährstoffe 
können  im  Laufe  der  Zeit  im  Boden  nicht  nur  löslicher  werden,  sondern 
auch  unlöslicher,  je  nach  den  vorliegenden  Verhältnissen.  Namentlich  sind 
die  Mikroorganismen  an  dieser  fortwährenden  Umwandlung  beteiligt.  —  Wenn 
mann  daher  den  Gehalt  des  Bodens  an  in  CO2- haltigem  Wasser  löslichen 
Nährstoffen  vor  der  Ackerbestellung  ermittelt,  so  kann  die  den  Pflanzen 
während    der    Vegetationszeit    zur    Verfügung    stehende    Menge    löslicher 


1)  Sonderabdr.  a.  Intemation.  MitteU.  f.  Bodenkunde  1913,  HI.  Heft  6,  572—576. 


518  Agrikulturchemische  üntersuchungsmethoden. 

Nährstoffe  schon  aus  diesem  Grunde  eine  ganz  verschiedene  sein.  6.  Die 
Schwierigkeiten,  welche  die  Faktoren  Klima  und  Witterung  den  Be- 
strebungen entgegensetzen,  aus  der  Bestimmung  der  leichtlöslichen  Nährstofie 
brauchbare  Schlüsse  zu  ziehen  hinsichtlich  der  Beurteilung  des  Frucht- 
barkeitszustandes und  Düngungsbedürfnisses  der  Böden,  sind  noch  nicht 
überwunden.  7.  Auch  die  Frage,  wie  das  verschiedene  Aneignungs- 
vermögen der  verschiedenen  Pflanzen  für  die  Boden nährstoffe  zu  bewerten 
ist,  ist  noch  nicht  gelöst.  —  Aus  diesen  Gründen,  denen  sich  noch  weitere 
anfügen  ließen,  muß  daher  die  Behauptung,  daß  wir  schon  jetzt  imstande 
wären,  mit  Hilfe  irgend  einer  chemischen  Bodenanalyse  die  Boden  nährstoffe, 
welche  die  Pflanze  aufzunehmen  vermag,  quantitativ  zu  bestimmen,  als 
nicht  zutreffend  bezeichnet  werden. 


B.  Düngemittel. 

Referent:    Th.  Dietrich. 

Methode  zur  raschen  Bestimmung  des  ammoniakalischen  Stick- 
stoffs durch  Formol.  Von  Gaillot.  ^)  —  Die  folgende  Methode  erlaubt 
die  rasche  Bestimmung  solchen  Stickstoffs  in  freiem  oder  gebundenem  Zu- 
stand, sie  ist  besonders  anwendbar  bei  der  Untersuchung  von  Dünge- 
mitteln. Die  Methode  beruht  auf  der  Umsetzung  des  Ammoniaksalzes 
mit  Forraaldehyd  zu  Hexamethylentetrarain  nach  der  Formel  6  (H  .  COH) 
-f  4(NH3)  =  (CH2,  6N4)  4- 6(HjO).  Nachdem  man  das  Ammonsalz  in 
destilliertem  Wasser  gelöst  und  die  Lösung  sorgfältig  neutral  gemacht  hat, 
fügt  man  einige  Tropfen  von  Phenolphtalein-Lösung  hinzu  und  darauf  eine 
kleine  Quantität  streng  neutrales  Formol  hinzu.  Die  frei  gewordene  Säure 
titriert  man.  Umgekehrt  läßt  sich  die  Methode  zur  Bestimmung  des 
Formaldehyds  verwenden. 

Die  Bestimmung  der  citronensäurelöslichen  Phosphorsäure  in 
Thomasschlackenmehl  nach  der  Citratmethode  und  der  Lorenz'schen 
Methode.  Von  H.  Neubauer.  -)  —  Der  Vf.  unterwarf  diese  Methoden 
und  gleichzeitig  auch  die  Eisencitratmethode  bei  12  verschiedenen  Proben 
Thomasmehl  einer  eingehenden  Prüfung,  die  zu  folgendem  Ergebnis  führte: 
Die  Ergebnisse  der  Lorenz 'sehen  Methode  stimmen  mit  dem  wahren  P2O5- 
Gehalt  überein.  —  Der  Citronensäuregehalt  der  Thomasmehllösungen  wirkt 
nicht  störend  auf  die  Lorenz'sche  Methode.  —  Die  Citratmethode  liefert 
immer  zu  hohe  Ergebnisse,  auch  dann,  wenn  durch  Anwendung  von  Eisen- 
citratlösung  nach  der  Popp 'sehen  Vorschrift  eine  beachtenswerte  Aus- 
fällung von  Kieselsäureverbindungen  nicht  stattfindet.  —  Die  Haupt- 
ursache dieses  Fehlers  ist  die  Mitfällung  mehrerer  Milligramm 
CaO  als  Tricalciumphosphat.  —  Ein  Ausgleich  dieses  Fehlers  durch 
eine  unvollständige  Fällung  der  Pg  O5  findet  nicht  statt,  es  bleiben  vielmehr 
keine  wägbaren  Mengen  Pg  O5  in  Lösung.  —  Der  bei  der  Citratmethode 
durch  den  Kalk  hervorgerufene  Fehler  ist  bei  der  Bestimmung  der  citronen- 
säurelöslichen Pg  O5  in  Thomasmehlen  größer  als  bei  der  Bestimmung  der 


1)  Annal.  d.  Chim.  analytique  1913,  18,  15  u.  16.   —  ")  Die  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82,  465 
bis  475  (Mitteil.  d.  Versuchsst.  Bonn). 


B.  Düngemittel.  519 

wasserlöslichen    Pg  O5    in    Superphosphaten ,    da    die    ThomasmehllösuDgen 
wesentlich  kalkreicher  sind  als  die  Superphosphatlösungen. 

Die  Bestimmung  der  citronensäurelöslichen  Phosphorsäure  in 
Thomasmehlen.  Von  F.  Haussding.  ^)  —  Eine  größere  Anzahl  von 
Thomasmehlproben  wurde  vergleichend  nach  der  Verbandsmethode  2)  und 
nach  der  Methode  Popp,  ein  Teil  der  Probec  auch  nach  der  Methode  von 
V.  Lorenz  untersucht.  So  scharf  die  Übereinstimmung  der  Ergebnisse  der 
beiden  erstgenannten  Methoden  war,  so  erhebliche  Unterschiede  zeigte  der 
Vergleich  mit  der  Methode  von  v.  Lorenz.  In  allen  Fällen  ergab  die 
Methode  Popp  höhere  Zahlen.  Im  Mittel  aller  Ergebnisse  ergab  die  Me- 
thode Popp  0,30/0  P2  O5  mehr.  Sicher  scheint  es  zu  sein,  daß  durch 
Anwendung  dieses  v.  Lorenz 'sehe  Arbeitsverfahren  der  wahre  Gehalt 
der  Thoraasmehle  an  P2O5   richtiger  zum  Ausdruck  gebracht  wird. 

Die  lösliche  Kieselsäure  in  Thomasmehlen  und  ihr  Einfluß  auf 
die  Bestimmung  der  citronensäurelöslichen  Phosphorsäure.  Von  M. 
Popp  (Ref.),  J.  Contzen,  H,  Hofer  und  H.  Mentz.  ^)  —  Nach  einer  Dar- 
legung der  bestehenden  Unsicherheit  der  PjOj- Bestimmung  in  kieselsäure- 
haltigen Thomasmehlen  behandelt  Ref.  die  Frage  in  verschiedenen  Ab- 
schnitten. B.  Die  Form  der  löslichen  SiOg.  I.  Wann  ist  die  lösliche 
SiO  schädlich?  Die  ausgeführten  Untersuchungen  führten  zu  dem  Ergebnis, 
daß  SiOg  nur  dann  schädlich  ist,  wenn  die  Thoraasmehle  arm  an  löslichem 
Fe  sind;  man  hat  daher  in  Zukunft  nicht  mehr  von  SiOg -reichen  Mehlen 
zu  sprechen,  sondern  von  eisenarmen  Thomasmehlen.  IL  In  welcher  Form 
ist  die  schädliche  SiOg  vorhanden?  Die  SiOg  in  den  frischen  citronen- 
sauren  Thomasmehlauszügen  ist  nach  optischen  Untersuchungen  nicht  im 
kolloidalen  Zustande  vorhanden,  sie  muß  krystalloid  gelöst  sein.  In  alkalisch 
gemachten  Auszügen  der  Thomasmehle  ist  dagegen  nach  diesen  Unter- 
suchungen die  SiOg  vollkommen  in  kolloidem  Zustande  vorhanden.  III.  Wo- 
durch wird  die  schädliche  Si Og  unschädlich?  Obgleich,  sagt  der  Vf.,  man 
zunächst  an  die  Bildung  eines  leichtlöslichen  Ammoniumsilicates  denken 
sollte,  analog  dem  Wasserglas,  zeigt  die  Si02  gerade  hier  große  Neigung, 
auszuflocken.  Durch  Zusatz  von  Fe-Citrat  zu  solcher  Lösung  wird  die 
SiOg  tagelang  in  Lösung  erhalten,  so  daß  man  die  Pg  O5  frei  von  SiOg 
ausfällen  kann.  Denn  in  der  Tat  sind  die  PgOg -Niederschläge  so  gut  wie 
frei  von  SiOg,  was  der  Vf.  durch  einen  Versuch  feststellte;  indem  er 
19  auf  Papierfilter  gesammelte,  veraschte  und  gewogene  Niederschläge  ver- 
einigt zur  Bestimmung  des  Si  Og  -  Gebaltes  benutzte.  Es  kamen  auf  1  Nieder- 
schlag, im  Mittel  0,1496  g  MggPgO;  wiegend,  nur  0,6  mg  SiOg.  Auf 
Grund  dieser  Beobachtungen  arbeitete  der  Vf.  die  Eisencitratmethode  zur 
Bestimmung  der  citronensäurelöslichen  F^  O5  in  Thomasmehlen  aus.  ^)  Auch 
bei  den  Woltersphosphaten  hat  sich  diese  Methode  bewährt. 

Verbandsmethoden. 5)  —  Die  Bestimmung  der  citronensäure- 
löslichen Phosphorsäure  in  Thomasmehlen.  Die  direkte  Citrat- 
fällung  nach  Böttcher-Wagner  ist  auch  in  Verbindung  mit  der  Kellner- 
schen  Vorprüfung  als  Verbandsmethode  aufzuheben.  Die  Popp'sche  Eisen- 
citratmethode wird  zunächst  für  1  Jahr  als  Verbandsmethode  angenommen. 


1)  Ldwsch.  Jahrb.  1913,  45,  Heft  1,  119—126.  Mitteil.  d.  Idwsch.  Versuchsst.  Berlin.  —  2)  Der 
Deutschen  ldwsch.  Versuchsstationen.  —  3)  Die  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80,  229—278.  Mitteil. 
d.  Versuchsst.  Oldenburg.  —  ^)  Cham. -Ztg.  1912,  99,  937  u.  dies.  Jahresber.  1912,  508.  —  »)  Vorlauf. 
Mitt.  des  Verb.  d.  D.  L.  V.-St. 


520  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

Zur  Bestimmung  der  wasserlöslichen  Phosphorsäure  in 
Superphosphaten  und  Superphosphatmischungen,  a)  Neben  dem 
bisher  üblichen  Verfahren  der  Herstellung  des  wäßrigen  Auszuges  ist  es 
auch  zulässig,  sofort  mit  Wasser  bis  zur  Marke  aufzufüllen  und  wie  bei 
Thomasmehlen  rotieren  zu  lassen,  b)  Neben  der  bisher  üblichen  Methode: 
„Fällung  der  Phosphorsäure  nach  Zusatz  von  Maercker 'scher  Citratlösung 
als  Mg  NH4  PO4  und  Überführen  des  Niederschlags  durch  Glühen  in 
Mgg  Pj  O7"  —  ist  die  Anwendung  der  v.  Lorenz 'sehen  Methode  zur 
Phosphorsäurebestimmung  in  Superphosphaten  zulässig. 

Die  Bestimmung  der  freien  Säure  im  schwefelsauren  Am- 
moniak des  Handels.  Es  werden  12,5  g  der  Probe  schwefelsaures 
Ammoniak  mit  Wasser  zu  250  cm^  gelöst,  filtriert  und  vom  Filtrat  100  cm^ 
=  5  g  mit  einer  geeigneten  Titrierlauge  (am  besten  mit  der  für  die  Stick- 
stofi'bestimmungen  verwendeten  Lauge)  unter  Benutzung  von  Methylorange 
als  Indikator  titriert.  Der  Säuregehalt  wird  als  Ho  SO^  berechnet  und 
angegeben.  —  Vorstehende  Bestimmungsmethoden  wurden  in  der  34  stündig. 
ordentlichen  Hauptversammlung  des  Verbandes  landwirtschaftlicher  Versuchs- 
stationen i.  d.  E.  zu  Dresden  in  zweiter  Lesung  angenommen. 


Literatur. 


Simmermacher,  W.:    Zur  Bestimmung  der  citronensäurelöslichen   Phos- 
phorsäure in  Thomasmehlen.  —  Chem.-Zeit.  1913,  37,  Nr.  15,  145. 


C.  Pflanzenbestandteile. 

ßeferent:   Th.  Dietrich. 

Über  die  Bestimmung  von  Kali  und  Phosphorsäure  in  Pflanzen. 
Von  M.  Karnowski.  ^)  —  Der  Vf.  suchte  nach  einer  schnell  zum  Ziele 
führenden  Methode  für  quantitative  Bestimmungen  von  Kali  und  Phosphor- 
säure und  fand  nach  vielen  Vorversuchen  die  folgende  Methode:  Ver- 
aschung in  Beisein  von  Schwefelsäure  als  die  zweckmäßigste.  Es 
handelte  sich  für  den  Vf.  um  die  alljährige  Untersuchung  einer  sehr  großen 
Zahl  von  Pfianzenproben.  Die  Vorschrift  für  die  genannte  Methode  ist  die 
folgende:  5  g  des  fein  zermahlenen  Pflanzenmaterials  werden  in  einer 
Platinschale  mit  3,5 — 4  ccm  HSO4  innigst  gemischt.  Zu  diesem  Zwecke 
verdünnt  man  die  HSO4  mit  15 — 20  ccm  dest.  Wassei,  gibt  die  verdünnte 
Säure  langsam  zum  Material  unter  fortwährendem  Mischen  mit  einem  Glas- 
stab. Dann  verdampft  man  die  Mischung  auf  dem  Wasserbade  zur  völligen 
Trockne,  stellt  dann  die  Schale  mit  Inhalt  auf  ein  Porzellandreieck  und 
erhitzt  schwach  bis  keine  Säuredämpfe  sich  merklich  entwickeln  und  die 
verkohlte  Substanz  zu  glimmen  anfängt.  Man  bedeckt  dann  mit  einem 
Platindeckel  und  stellt  die  Flamme  des  Brenners  so  ein,  daß  nur  der  Boden 
der  Schale  schwachrot  glüht.  Nach  einer  Y2 — V4  ^t^-  ^^^  ^^®  Veraschung 
zu  Ende.     Man  läßt  erkalten,  fügt  zu  der  weißen  oder  grauweißen  Masse 

1)  Russ.  Jourii.  f.  experim.  Ldwsch.  1913,  14,  317—320,  deutsch.  Ausg.  (A.  d.  Laborat.  d.  Ver- 
snchsfeldernetzes  des  Altruss.  Ver.  f.  Zuckeifabrikanten). 


C.  Pflanzenbestandteile.  521 

einige  Tropfen  HCl,  nimmt  mit  heißem  Wasser  auf  und  filtriert  in  einen 
Meßkolben.  Einen  Teil  der  Lösung  verwendet  man  zur  P2O5 -Bestimmung, 
nachdem  man  diesen  mit  20  com  auf  je  5  g  der  Substanz  concentr.  HNO3 
eine  halbe  Std.  gekocht  hat,  um  die  bei  der  Veraschung  gebildeten  Meta- 
und  Pyro-  in  Orthophosphorsäure  umzuwandeln.  In  einem  anderen  Teil 
der  Lösung  bestimmt  man  das  KgO  nach  bekannten  Methoden.  Die  be- 
schriebene Methode  der  Bestimmung  hat  bei  großer  Grenauigkeit  den  Vor- 
zug, wenig  zeitraubend  zu  sein.  Der  Vf.  berechnet  für  Trocknen  und  Ver- 
aschung IY2 — 2  Std.  Zeitdaiaer. 

Der  Nachweis  von  Formaldehyd  in  den  Säften  der  grünen  Pflanzen. 
Von  F.  Angelico  und  G.  Catalano.  ^)  —  Ein  sehr  empfindliches  Reagens 
zur  Ermittlung  kleinster  Mengen  Formaldehyd  ist  nach  den  Verfassern  das 
Atractylin,  d.  h.  der  wirksame  glncosidische  Bestandteil  von  Ätractylis 
gummifera.  Wird  eine  sehr  geringe  Menge  Atractylin  mit  2  oder  3  Tropfen 
concentr.  HgSO^  übergössen,  so  nimmt  das  weiße  Glucosid  eine  gelbe  Farbe 
an.  Läßt  man  nun  auf  die  saure  Mischung  einen  Tropfen  einer  äußerst 
verdünnten  wäßrigen  Lösung  von  Formaldehyd  fallen,  so  tritt  nach  einigen 
Secunden  an  der  Berührungsstelle  Violettfärbung  mit  bläulichem  Reflex 
auf,  die  Reaktion  ist  eine  nur  dem  Formaldehyd  zukommende  und  so 
empfindlich,  daß  sich  noch  3  Tropfen  Formaldehyd  auf  1  1  Wasser  nach- 
weisen lassen.  —  Zur  Prüfung  der  Anwesenheit  von  Formaldehyd  in  nach- 
stehend genannten  Pflanzen  dienten  teils  die  Säfte  der  ausgepreßten  grünen 
Blätter,  teils  die  Destillate  davon.  Formaldehyd  nachgewiesen  wurde 
in  Lupinus  albus,  Securigera  coronilla,  Lathyrus  gorgonia,  Helianthus 
annuus,  Mirabilis  Jalapa,  Achebia  quinata,  Zea  mais,  Dolichos  albiflorus, 
Mesembrianthemum  cordifolium,  Tropaeolum  majus  und  Lavatera  Olbia. 
Dagegen  ließ  sich  in  den  Blättern  der  Pflanzen,  die  24  Stunden  im  Dunkeln 
gestanden  hatten,  sowie  in  chlorophyllfreien  Teilen  Formaldehyd  nicht  nach- 
weisen. Dasselbe  negative  Resultat  ergab  die  Untersuchung  der  Säfte, 
bezw.  Destillate  folgender  Parasiten:  Psalliota  campestris,  Clytocibe  sp. 
und  Coprinus  sp. 

Über  den  Nachweis  von  Formaldehyd  in  Pflanzen.  Von  Heinrich 
Fincke.  ^)  —  Der  Vf.  benutzte  zu  seinen  Versuchen  Fuchsinschweflig- 
salzsäure mittels  welchen  Reagenzes  Formaldehyd  in  farblosen  wäßrigen 
Flüssigkeiten  in  einer  Verdünnung  von  1:500000  noch  eben  nachweisbar 
ist.  Die  gelbliche  oder  bräunliche  Färbung  aus  Blättern  gepreßter  Säfte 
verdeckt  die  violette  Färbung  natürlich  teilweise,  doch  wurde  auch  in  ihnen 
die  Reaktion  stets  in  einer  Verdünnung  1  :  100  000  sichtbar.  Die  Versuche 
des  Vf.  mit  dem  filtrierten  ausgepreßten  Safte  frisch  gepflückter,  belichtet 
gewesener  Blätter  von  Roßkastanien,  Huflattich,  Löwenzahn  usw.  zeigen, 
daß  in  belichtet  gewesenen  grünen  Blättern  eine  Formaldehydconcentration 
1:100000  nicht  vorhanden  ist;  ein  Zusatz  von  Formaldehyd  (1:100000) 
zu  den  Säften  gab  deutliche  Reaktion.  In  den  Destillaten  von  Blättern 
verschiedener  Pflanzen  wurde  Formaldehyd  nicht  gefunden,  doch  ging  auch 
Formaldehyd,  das  rlen  Blättern  in  Mengen  zugesetzt  war,  die  unter  anderen 
Bedingungen  deutlich  nachweisbar  waren,  nicht  in  die  Destillate  über.  Den 
Destillaten  selbst  zugesetzter  Formaldehyd  war  dagegen  ebenso  gut  wie  in 


ij  Gazz.  chim.  ital.  1913,   43,   I.  38—43;   ref.   nach  Chem.   Ctrlbl.  1913.    1,   1352  (Czensnyl.  — 
»)  Biochem.  Ztschr.  1913,  52,  214—225. 


522  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

reinem  Wasser  nachweisbar.  Frischer  sowohl,  wie  vorher  erhitzter  Brei 
grüner  und  nicht  grüner  Pflanzenteile  bindet  oder  zerstört  Formaldehj^d 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  besonders  beim  Erhitzen.  Daraus  er- 
klärt sich  die  Tatsache,  daß  bei  den  Destillationsversuchen  zugefügter 
Formaldehyd  nicht  wieder  gefunden  wurde.  Lebenden  Rhabarberblättern 
einverleibter  Formaldehyd  wurde  von  den  Pflanzen  zerstört;  eine  Ansammlung 
von  Formaldehyd  wurde  also  verhindeit.  „Die  Aussicht,  Formaldehyd  mit  den 
benutzten  ilitteln  in  Pflanzen  nachweisen  zu  können,  wird  damit  sehr  gering." 

über  die  Bestimmung  der  Cellulose  mittels  Salpetersäure.  Von 
Venkata  Rao  und  B.  Tollens.  ^)  —  Wie  aus  früheren  Versuchen  des  Vf. 
und  den  von  Dmochowski  und  Teilens^)  hervorgeht,  lösen  sieh  beim 
Erwärmen  mit  Salpetersäure  die  Beimengungen  der  Cellulose,  besonders 
die  Ligninstofi"e  sehr  gut  auf;  jedoch  wird  dabei  die  Cellulose  selbst  mehr 
oder  weniger  angegriö'en  und  vermindert.  Diesem  Verlust  haben  letztere 
Autoren  zu  begegenen  gesucht,  indem  sie  die  erhaltenen  Procente  an 
Cellulose  mit  dem  Faktor  1,1  multiplicierten ;  sie  halten  jedoch  weitere 
Versuche  erfordprlich,  um  den  Faktor  sicher  zu  stellen  oder  abzuändern. 
Rao  hat  diese  Versuche  ausgeführt,  indem  er  eine  Reihe  pflanzlicher 
Materialien  nach  verschiedenen  und  auch  nach  der  Salpetersäure -Methode 
vergleichend  untersuchte.  Letztere,  die  Methode  von  Dmochowski  und 
ToUens,  wurde  vereinfacht,  indem  sie  das  Erhitzen  mit  den  verschiedenen 
erfordeilichen  Flüssigkeiten  stets  in  einer  und  derselben  Watten berg 'sehen 
Schale  mit  blauen,  das  Volum  von  200  ccra  bezeichnenden  Rande  aus- 
führten. Die  Flüssigkeiten  wurden  mittels  eines  umgekehrt  eingetauchten, 
mit  Leinen  oder  gehärtetem  Filtrierpapier  bedeckten  Trichters,  dessen  große 
Öffnung  mit  einer  angeschmolzenen,  fein  durchlöcherten  Platte  bedeckt  war, 
abgesogen,  ebenfalls  die  Waschwässer;  und  zuletzt  wurden  die  mit  Salpeter- 
säure usw.  behandelten  Cellulosen  in  einem  gewogenen  Porzellan  -  Gooch- 
Tiegel  gesammelt,  getrocknet,  gewogen,  in  einer  Muffel  verascht,  wieder 
gewogen.  Die  Differenz  gab  dann  die  Cellulose.  Vergleichend  wurden 
Bestimmungen  nach  dem  Verfahren  von  Cross  und  Bevan^)  (Einwirkung 
von  Chlorgas)  und  dem  von  J.  König^)  (Glycerin  und  H2SO4)  ausgeführt. 
Die  Methode  von  Cross  und  Bevan  lieferte  bei  fast  allen  untersuchten 
Substanzen  die  größten  Zahlen.  Die  Faktoren,  welche  anzuwenden  wären,  um 
die  nach  des  Vf.  Methode  erhaltenen  Cellulose-Procente  zu  den  nach  Cross 
und  Bevan  erhaltenen  zu  bringen,  sind  je  nach  den  untersuchten  Substanzen 
ziemlich  verschieden,  sie  schwankten  zwischen  0,98  bis  1,38.  Es  sind 
daher  weitere  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  erforderlich,  um  wirklich  richtige 
Faktoren,  die  den  durch  die  Salpetersäure  verursachten  Verlust  ausgleichen, 
für  bestimmte  Gruppen  pflanzlicher  Stofi"e  festzustellen. 

Polari metrische  Stärkebestimmungen  in  Roggen-  und  Weizenmahl- 
abfällen. Von  F.  Mach.  ^)  —  Der  Vf.  berichtet  über  das  Ergebnis  gemein- 
samer Untersuchungen,  an  denen  sich  die  Versuchsstationen  Augusten  berg, 
Berlin,  Bonn,  Breslau,  Harleshausen,  Hohenheim,  Münster  und 
Pommritz  beteiligten.  Diese  Untersuchungen  bezweckten  in  erster  Linie, 
zu  ermitteln,  ob  die  polarimetrischen  Verfahren  zur  Bestimmung  der  Stärke 


1)  Jonm.  f.  Ldwsch.51913,e61,  237—244.  —  2)  Ebend.  1910,  58,  1  u.  dies.  Jahresber.  1910,  571. 
—  3)  .Journ.  ehem.  Soc.  1889.  55,  199.  —  *)  Ztschr.  Nähr-  u.  Genußm.  1906,  12,  385.  —  5)  Die  Idwsch. 
Yersuchsst.  1918,  81,  142—151. 


E.   Futtermittel.  523 

iü  Futtermitteln  genügend  über,einstiinmende  Werte  liefern  und  ob  in  typischen 
Proben  der  Roggen-  und  Weizen mahlabf alle  so  große  Unterschiede  gefunden 
werden,  daß  sie  für  die  Beurteilung  der  Abfälle  des  Handels  verwertet 
werden  können.  Die  untersuchten  Proben  von  4  Weizen-  und  3  Roggen- 
abfällen zeigten  bei  der  Bestimmung  von  Protein,  Fett  und  Mineralstoffen 
eine  recht  weitgehende  Übereinstimmung  der  ermittelten  Werte,  so  daß  an 
der  gleichen  Beschaffenheit  der  verteilten  Proben  nicht  gezweifelt  werden 
konnte.  Zur  polarimetrischen  Bestimmung  der  Stärke  wurden  die  Yerfahren 
von  Lintner,  Lintner-Wenglein  und  Ewers  geprüft.  Zusammen- 
fassend läßt  sich  nach  dem  Vf.  sagen,  „daß  die  polarimetrischen  Stärke- 
bestimmungsverfahren zwar  noch  nicht  so  durchgebildet  sind,  daß  sie  als 
genügend  exakt  und  zuverlässig  bezeichnet  werden  können,  daß  sie  aber, 
und  zwar  vor  allem  die  Methode  von  Ewers,  mindestens  bei  der  Be- 
urteilung der  Roggen-  und  Weizenabfälle  sehr  wertvolle  üienste  leisten 
können,  wenn  es  sich  um  die  Feststellung  handelt,  ob  an  Stelle  von  Futter- 
mehlen oder  Grießkleie  kleiereiche  Abfälle  geliefert  wurden." 


Literatur. 

Bertrand,  Gabriel,  und  Agulhon,  H.:  Methoden,  welche  die  Bestimmung 
sehr  kleiner  Mengen  von  Bor  in  organischen  Substanzen  gestatteten.  —  Compt. 
rend.  de  l'Acad.  des  sciences  1913,  157,  1433. 


D.  Saatwaren. 

Siehe  oben  Prüfung  der  Saatwaren. 


E.  Futtermittel. 

Referent:    Th.  Dietrich. 

Über  eine  neue  Methode  der  Rohfaserbestimmung.  Von  Hanns 
Stiegler.  1)  —  Das  Verfahren  wird  etwa  wie  folgt  beschrieben:  Von  den 
mehlfeinen  Materialien  werden  je  nach  Gehalt  derselben  an  Rohfaser 
1,5 — 3  g  abgewogen  und  in  ein  300  ccm  fassendes  Soxhletfläschchen  ge- 
geben, wie  solche  für  die  Milchsterilisation  im  Gebrauch  sind.  Vorher 
werden  20  ccm  destilliertes  Wasser  in  das  Fläschchen  gebracht.  Ist  die 
Substanz  darin  fein  verteilt,  werden  60  ccm  HCl  von  1,19  spec.  Gewicht 
zugegeben,  gut  durchgeschüttelt  und  10  Minuten  stehen  gelassen.  Hierauf 
wird  mit  siedend  heißem  Wasser  auf  200  ccm  aufgefüllt,  das  Fläschchen 
in  das  kochende  Wasser  eines  Inversionstopfes  gebracht  und  darin  eine 
Stunde  lang  erhitzt  unter  beständigem  Durchleiten  eines  langsamen  Luft- 
stromes. Nach  genau  1  stündigem  Erhitzen  mit  der  HCl  wird  das 
Fläschchen  aus  dem  kochenden  Wasser  herausgenommen,  der  Gummi- 
stopfen nebst  Rohr  unter  Abspülen  entfernt.  Nach  Absetzenlassen  des 
ungelösten  Rückstandes  wird  die  darüberstehende  saure  Flüssigkeit  (mittels 


1)  Journ.  L  Ldwscli.  1913,  61,  399—426  (Gärungschem.  Inst.  d.  k.  techn.  Hochsch.  z.  München). 


524  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

einer  besonderen  Vorrichtung)  abgesogen.  Man  neutralisiert  jetzt  den  Rest 
der  im  Fläschchen  verbliebenen  Flüssigkeit  mit  Lauge  unter  Anwendung 
von  Lackmuspapier.  Dann  setzt  man  50  ccm  5procent.  Kalilauge  hinzu, 
füllt  wieder  mit  siedend  heißem  Wasser  auf  200  ccm  und  bringt  die 
Flasche  wieder  in  kochendes  Wasser  und  erhitzt  unter  langsamem  Durch- 
leiten von  Luft  genau  ^2  Stunde.  Die  heiße,  alkalische  Lösung  wird 
dann  sofort  durch  einen  Porcellan  -  Goochtiegel  von  ca.  45  cm  Höhe  und 
ca.  4  cm  oberem  Durchmesser  filtriert,  auf  dessen  Boden  sich  ein  aus- 
geglühtes Asbestpapier-Scheibchen  und  darüber  eine  nicht  zu  dünne,  lockere 
Schicht  von  gewaschenem  ausgeglühtem  Asbest  befindet.  Auf  diese  Filtrier- 
schicht von  ca.  ^/g  cm  Höhe  wird  dann  die  Rohfaser  gegeben,  mit  ca.  500  ccm 
heißem  Wasser  ausgewaschen,  mit  Alkohol  nachgewaschen  und  schließlich 
mit  Äther  ca.  Ys  Stunde  stehen  gelassen.  Hierauf  wird  der  Äther  ab- 
gesaugt, der  Tiegel  in  ein  Trockengläschen  gesetzt  und  2  Stunden  lang 
bei  100 — 105°  getrocknet.  Das  Trockengläschen  mit  Goochtiegel  wird 
nach  dem  Erkalten  gewogen.  Alsdann  wird  die  Rohfaser  verascht,  indem 
der  Tiegel  in  einen  hessischen  Chamottetiegel  von  ca.  7  cm  Höhe  eingesetzt 
und  dieser  mittels  Tecla-Brenner  erhitzt  wird.  Das  Nähere  der  Einrichtungen, 
welche  der  Vf.  benutzt  hat,  ist  aus  der  Abhandlung  zu  ersehen.  Als  Vorteile 
dieser  Methode  werden  angegeben:  1.  Sie  ist  bequem  und  in  verhältnis- 
mäßig kurzer  Zeit  ausführbar.  2.  Sie  liefert  Werte,  die  mit  den  korri- 
gierten Weender  Rohfaser  werten,  sowie  mit  den  Tollen  s 'sehen  Cellulose- 
werten  ziemlich  gut  übereinstimmen.  3.  Sie  ergiebt  fast  pentosanfreie, 
ziemlich  ligninfreie,  fast  N-  und  fettfreie  Rohfaser. 

Eine   beschleunigte  Rohfaserbestimmung.     Von   H.  Kalning.^)  — 

Der  Gang  ist  folgender:  Die  zu  untersuchende  Substanz  wird  bis  auf  1  mm 
zerkleinert.  Bei  fettreichen  Substanzen  ist  eine  Abschlämmung  mit  Äther 
vorauszuschicken.  In  einer  Porzellan  schale,  welche  mit  einer  eingebrannten 
Marke  versehen  ist,  die  das  Flüssigkeitsniveau  von  200  ccm  angibt,  werden 
3  g  des  zerkleinerten  Materials  mit  50  ccm  einer  5  procent.  Schwefelsäure 
bis  zur  vollständigen  Durchfeuchtung  verrührt.  Es  werden  nun  150  ccm 
destilliertes  Wasser  hinzugegeben  und  unter  Ersatz  des  verdunsteten  Wassers 
durch  nahezu  bis  zum  Sieden  erhitztes  Wasser  eine  halbe  Stunde  gekocht. 
Die  Wärmezufuhr  wird  so  geregelt,  daß  die  Flüssigkeit  in  eine  mäßig 
wallende  Bewegung  versetzt  wird.  Nach  dem  Kochen  füllt  man  bis  zum 
Rande  der  Schale  mit  Wasser  von  Zimmertemperatur  auf  und  läßt  10  Min. 
absitzen.  Darauf  wird  man  mit  Hilfe  eines  mit  Seidengaze  (Nr.  21)  über- 
spannten Trichters  bis  zur  Marke  abgesaugt.  Man  filtriert  nun  durch  ein 
größeres  Faltenfilter  bis  zu  dem  in  der  Schale  zurückbleibenden  Rückstand. 
Die  in  das  Filter  gelangte  Substanz  wird  mit  heißem  Wasser  aus  einer 
Spritzflasche  in  die  Schale  zurückgespült  und  nach  Zusatz  von  einigen 
Tropfen  einer  0,04  procent.  Methylorangelösung  mit  concentrierter  Natron- 
lauge neutralisiert.  Diesem  werden  150  ccm  Wasser  und  50  ccm  einer 
concentrierten  Natronlauge  (20  g  Natriumhydroxyd  in  100  ccm  Wasser 
gelöst)  hinzugefügt.  Das  Ganze  wird  wieder  mit  Wasser  bis  zur  Marke 
versetzt  und  10  Minuten  unter  Ersatz  das  verdunsteten  Wassers  gekocht. 
Wie  nach  der  Säurekochung  wird    nun  wieder  bis  zum  Rande  der  Schale 


1)  Ztschr.  f.  d.  gesamte  Getreidewesen  1913,  5,  Nr.  1,  6-8;  femer  304. 


E.  Futtermittel.  525 

mit  Wasser  aufgefüllt  und  10  Minuten  der  Ruhe  überlassen.  Nach  dem 
Absaugen  der  Flüssigkeit  bis  zu  der  Marke  wird  unter  Verwendung  von 
Methylorange  als  Indikator  mit  50%  HSO4  neutralisiert.  Hierbei  ist 
jeder  Säuieüberschuß  zu  vermeiden,  da  sonst  eine  Trübung  entsteht.  Man 
filtriert  nun  wieder  durch  ein  größeres  Faltenfilter  und  spült  den  Rück- 
stand mit  heißem  Wasser  in  die  Schale  zurück.  Nunmehr  wird  der  Rück- 
stand auf  einem  getrockneten  und  gewogenen  Faltenfilter  (Durchm.  11,5  cm) 
gesammelt.  Nachdem  noch  mit  heißem  Wasser  (bis  mit  BaCIg  keine 
Trübung  mehr  entsteht),  dann  mit  Alkohol  und  Äther  ausgewaschen  worden 
ist,  wird  das  Filter  mit  dem  Ungelösten  auf  einem  Usoglase  ausgebreitet, 
getrocknet  und  gewogen.  Es  darf  nur  destilliertes  Wasser  verwendet 
werden.  —  Die  von  dem  Vf.  bei  14  Bestimmungen  erhaltenen  Werte 
zeigen  mit  den  nach  der  We ender  Methode  der  Rohfaserbestimmung  er- 
haltenen durchweg  eine  genügende  bis  gute  Übereinstimmung.  Das  Ver- 
fahren gestattet,  die  Rohfaserbestimmung  bis  zur  Gewinnung  der  feuchten 
Rohfaser  in  2Y2   Stunden  durchzuführen. 

Nachweis  und  quantitative  Bestimmung  von  Kochsalzbeimengungen 
in  Futtermitteln.  Von  A.  Strigel.^)  —  Die  hierüber  von  dem  Vf.  aus- 
geführten Versuche  führten  zu  nachstehenden  Folgerungen:  1.  Eine  genaue 
Bestimmung  von  Na  Cl- Beimengungen  in  Futtermitteln  und  Speisemehlen 
kann  nur  auf  dem  Wege  erfolgen,  daß  das  NaCl  durch  Schütteln  mit 
Wasser  vorerst  aus  dem  Gemisch  entfernt  wird.  Die  erhaltenen  wäßrigen 
Auszüge  sind  unter  Zusatz  von  Soda  (bezw.  Soda- Salpetergemisch)  einzu- 
dampfen, vollkommen  zu  veraschen  und  dann  erst  weiter  zu  verarbeiten. 
Die  nach  diesem  Verfahren  erhaltenen  Ergebnisse  sind  gut  übereinstimmend 
und  richtig.  2.  Direktes  Veraschen  der  NaCl- haltigen  Futtermittel  u.  a. 
ist  stets  mit  Verlusten  an  Cl,  welche  sehr  bedeutend  sein  können,  ver- 
bunden, daher  zur  quantitativen  Bestimmung  von  NaCl -Beimengungen  nicht 
anwendbar.  3.  Direkte  Titration  der  wäßrigen  Auszüge  mit  Silbernitrat 
(Indikator  K2Cr04)  ist  nicht  durchführbar,  da  keine  scharfe  Endreaktion 
erkennbar  ist.  Das  Titrationsverfahren  nach  Volhard  (in  salpetersaurer 
Lösung)  kann  eher  brauchbare  Werte  liefern.  4.  Die  Abscheidung  des 
NaCl  mittels  Chloroform  kann  als  Vorprüfung  angesehen  werden.  (Man 
schüttelt  etwa  5  g  Substanz  mit  Chloroform  im  Reagensglas.  Hier  sinkt 
neben  Sand  usw.  auch  Kochsalz  zu  Boden,  das  an  seiner  Krystallform, 
Wasserlöslichkeit  und  Reaktion  mit  Silberlösung  erkannt  werden  kann.)  — 
In  einer  H.  Mitteilung-)  ergänzen  die  Vff.  obige  Bestimmungsweise  in  der 
Weise,  daß  das  durch  Silbernitrat  gefällte  Chlorsilber  entfernt  und  im 
Filtrat  mit  Rhodankalium  zurücktitriert  wird.  Die  Bestimmungen  der 
Kochsalzbeimengungen  in  Futtermitteln  wurden  folgendermaßen  ausgeführt: 
Vom  wäßrigen  Auszuge  des  Futtermittels  (20  g  in  200  com  Wasser) 
wurden  20  ccm  Filtrat  in  einem  100  ccm -Kolben  mit  dem  nötigen  Über- 
schuß von  ^- Silbernitratlösung  versetzt,  2  —  3  ccm  Salpetersäure  (1:1) 
zugegeben  und  mit  Wasser  zur  Marke  angefüllt.  Dann  filtriert  und  50  ccm 
des  Filtrats  (=  1  g  Substanz),  enthaltend  die  Hälfte  der  zugegebenen  Silber- 
nitratlösung, im   Erlenmeyer -Kolben  auf  ca.   100  ccm    verdünnt  und  unter 


1)  Die  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  82,  149—158.    Mitteil.  a.  d.  agrik.-chem.  Versuchsst.  Pommritz. 
2)  Ebend.  83,  309—317.    (Strigel  u.  0.  Handschuh.) 


526  Agrikulturcherüische  Untersuchungsmethoden. 

Zusatz  von  ca.  1  ccm  des  Indikators  mit  ^- Rhodankaliumlösung    bis    zur 
bleibenden  Rosafärbung  titriert, 

Salzsäure-Chloralhydrat  als  praktisches  Hilfsreagens  bei  der  Futter- 
mitteluntersuchung.  Von  G.  Bredemann.i)  —  Die  zur  Aufhellung  der 
Objekte  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  von  Futtermitteln  benutzte 
Mischung  besteht  aus  10  Teilen  Chloralhydrat,  5  Teilen  Wasser,  5  Teilen 
Glycerin  und  3  Teilen  25procent.  CIH.  Man  löst  das  Chloralhydrat  durch 
gelindes  Erwärmen  im  Wasser  und  fügt  dann  das  Wasser  und  die  Salz- 
säure hinzu.  Mit  einigen  Tropfen  dieser  Lösung  rührt  man  auf  einem 
30  X  60  mm  großen  Objektträger  die  geeignete  Menge  der  zu  unter- 
suchenden Substanz  (Sieb  von  0,3  mm  quadrat.  Maschenweite)  an  und  er- 
wärmt bis  die  Stärke  zu  verkleistern  beginnt,  bedeckt  mit  großem  Deckglas 
und  erwärmt  nochmals  bis  zum  Sieden.  Übermäßig  starkes  und  langes 
Erhitzen  ist  zu  vermeiden.  Das  Verfahren  eignet  sich  nur  für  gewisse 
Futtermittel:  Müllereiabfälle,  Lein-  und  Cruciferenkuchen.  Diese  Methode 
soll  andere  Aufhellungsmethoden  nicht  ersetzen  oder  verdrängen,  sondern 
nur  ergänzen. 

Fettbestimmung  in  Futtermitteln,  unter  besonderer  Berücksichtigung 
des  Ausschütteins  in  der  Kälte  mittels  Trichloräthylen.  Von  R.  Neu- 
mann. 2)  —  Nach  einer  ausführlichen  Besprechung  der  Arbeiten  über  die 
Fettbestimmung  in  Futtermitteln  berichtet  der  Vf.  über  seine  umfangreichen 
Untersuchungen  über  die  von  ihm  schon  früher  3)  besprochene  Methode  der 
Anwendung  von  CgHCl,.  Es  wurden  große  Reihen  von  Bestimmungen 
des  Futtermittelfeites  im  Vergleich  mit  der  üblichen  Atherextraction  aus- 
geführt, auf  Grund  deren  der  Vf.  zu  folgender  Zusammenfassung  der  Ergebnisse 
gelangte:  „1.  Trichloräthylen  ist  für  die  Fettbestimmung  der  Futtermittel 
verwendbar.  2.  Es  kann  zum  Ausschütteln  in  der  Kälte  für  alle  bisher 
untersuchten  Futtermittel  benutzt  werden.  3.  Bei  sehr  eiweißreichen  Futter- 
mitteln (Fleisch-  und  Fischmehl)  oder  sehr  fettreichen  Stoffen  (Ajowan- 
rückständen,  Hirsepoliermehl)  ist  es  nötig,  die  Substanz  vor  dem  Ausschütteln 
aufzuschließen.  (Hierzu  hat  sich  das  Verfahren  von  Hissink  sehr  gut 
bewährt).  Hissink*)  fand,  daß  ein  vorhergehendes  2 stündiges  Kochen 
von  5  g  Substanz  mit  100  ccm  lOprocent.  HCl  und  50  ccm  Wasser  und  nach 
dem  Erkalten,  Abfiltrieren,  Auswaschen  und  Trocknen  völlig  dem  Zwecke 
genüge.  4.  Aus  Sesamkuchen  werden  durch  die  lange  Extraktion  mit 
Äther  mehr  oder  weniger  Stoffe  extrahiert,  die  sich  im  Fettkolben  wieder 
ausscheiden  und  als  Nichtfett  anzusprechen  sind.  Diese  werden  durch 
kurzes  Ausschütteln  in  der  Kälte  mittels  CjHCl3  nicht  gelöst.  5.  Das 
Ausschütteln  mit  Cj  HCI3  bietet  dem  Ausziehen  mit  Äther  gegenüber  folgende 
Vorteile:  Die  Substanz  braucht  nicht  vorgetrocknet  zu  werden,  da  C2HCI3 
nicht  mit  Wasser  mischbar  ist.  Infolgedessen  fallen  die  beim  Vertrocknen 
entstehenden  Fehler  fort.  CgHClg  ist  nicht  brennbar.  Das  Ausschüttelungs- 
verfahren  gestattet  auch  in  einer  größeren  Zahl  von  Futtermitteln  die  Fett- 
bestimmung in  wenigen  Stunden  auszuführen.  G.  Dem  stehen  folgende 
Nachteile  gegenüber:  CjHClg  zersetzt  sich  leicht  im  Licht,  man  daif  also 
nur  im  zerstreuten  Licht  arbeiten  und  die  Gefäße  müssen  stets  im  Dunkeln 

1)  Die  Idwsch.  Versuchsst.  1913,  79  u.  80 ,  329—337,  mit  Tafeln.  (A.  d.  Idwsch.  Versuchsst. 
Harleshansen.).  —  2)  Ebend.  701—736.  —  3)  Chem.  Ztg.  1911,  35,  1025  a.  dies.  Jahresber.  1911,  625.  — 
4)  Die  Idwsch.  Versuchsst.  1904,  40,  125. 


E.  Futtermittel.  527 

aufbewahrt  bleiben.  Das  Abpipettieren  von  CgHCl3  ist  wegen  des  eigen- 
artigen Geschmacks  nicht  angenehm.  Der  Preis  des  Trichloräthylens  stellt 
sieh  nicht  höher,  sondern  niedriger  als  der  des  Äthers,  da  die  Reinigungs- 
kosten fortfallen  und  die  Yerluste  beim  Arbeiten  sehr  gering  sind." 

Die  Bestimmung  der  zitratlöslichen  Phosphorsäure  in  Futter- 
kalken. —  Die  von  Kellner  vorgeschlagene  Modifikation  der  Peter- 
mann'sehen  Methode  wird  angenommen  in  der  Form,  daß  5  g  Futterkalk, 
mit  Petermann'scher  Zitratlösung  zu  500  cm'  aufgefüllt,  3  Stunden 
lang  im  Rotationsapparat  durchgeschüttelt  werden.  Die  Weiterbehandlung 
des  filtrierten  Auszugs  bleibt  dieselbe  wie  bisher.  —  Die  Anwendung  der 
alten  Peter  mann 'sehen  Methode  ist  vorläufig  gestattet,  doch  ist  auf  dem 
betr.  Analysenattest  zu  vermerken:  „Zitr.  P2O5  nach  Petermann,  auf 
Wunsch  des  Einsenders  bezw.  Antragstellers."  —  Vorstehende  Methode 
wurde  in  der  34.  ordentlichen  Hauptversammlung  des  Verbandes  land- 
wirtschaftlicher Versuchsstationen  i.  D.  R.  zu  Dresden  in  zweiter  Lesung  an- 
genommen. —  Verlauf.  Mitteil.  d.  Idwsch.  Versuchsst. 

Säuregehalt  im  lagernden  Mais  (silage).  Bestimmungsmethode. 
Von  C.  O.  Swanson,  J.  W.  Calvin  und  E.  Hungerford,  i)  —  Der  Haupt- 
teil der  flüchtigen  Säuren  im  lagernden  Mais  (silage)  besteht  aus  Essig- 
säure, Propionsäure,  Buttersäure  und  Valeriansäure ,  wobei  erstere  75^© 
der  Gesamtmenge  ausmacht.  An  nichtflüchtigen  Säuren  ist  hauptsächlich 
Milchsäure  vorhanden.  Die  Extraction  des  fein  zerkleinerten  Materiales 
erfolgt  am  vorteilhaftesten  mittels  öOprocent.  Alkohols,  da  95  procent. 
Alkohol  um  0,06 — 0,09%  höhere  Werte  ergiebt.  Der  Säuregehalt  wird 
durch  Titration  des  Extractes  mit  ^-Natronlauge  unter  Benutzung  von 
Phenolphtalein  als  Indicator  ermittelt  und  beträgt  etwa  2  0/o,  wobei  als 
Endpunkt  der  Titration  die  erste  auftretende  schwache  Rotfärbung  maß- 
gebend ist.  Die  Extractionen  der  Proben  mit  Wasser  erniedrigen  die 
Werte  um  — 0,2%,  im  Verhältnis  zu  den  bei  der  Extraction  mit  öOprocent. 
Alkohol  erhaltenen;  dieses  ist  auf  das  Vorhandensein  von  in  Alkohol  lös- 
lichen, aber  in  Wasser  unlöslichen  Säuren  zurückzuführen.  Die  vollständige 
Extraction  ist  nach  15  Min.  beendet,  sowohl  bei  Verwendung  von  Wasser 
als  auch  Alkohol;  sollen  nur  Vergleichswerte  festgestellt  werden,  so  genügt 
eine  Extraction,  für  genaue  Bestimmungen  sind  2 — 3  Extractionen  er- 
forderlich. 

Über  die  Bestimmung  des  Brandsporengehaltes  in  Kleien.  Von 
Julius  Gr6h.2)  —  0.  Varga  taucht  einen  Glasstab  von  5  mm  Dicke  in 
Wasser,  bringt  den  anhaftenden  Tropfen  auf  einen  Objektträger  und  berührt 
mit  der  Spitze  des  noch  nassen  Stabes  die  zu  untersuchende  Kleie  und 
verrührt  nun  die  Teilchen  mit  dem  Tropfen.  Die  im  Durchschnitt  in 
einem  Gesichtsfeld  gezählten  Brandsporen  geben  einen  Anhaltspunkt  für 
die  Beurteilung  ihrer  Menge.  Wegen  der  groben  Fehlerquellen  gehen  die 
Beobachtungen  verschiedener  Untersucher  auseinander.  Der  Vf.  schlägt 
zAvei  Methoden  vor:  I.  10  g  Kleie  werden  in  ein  100  cm^  fassendes 
Kölbchen  eingewogen,  mit  etwa  70  cm^  kaltem  Wasser  übergössen  und 
gut  durchgeschüttelt.    Dann  füllt  man  auf,  schüttelt  nochmals  kräftig  durch 

1^1  Joum.  Amer.  Chem.  Soc.  1913,  35,  476—483.  —  2)  Archiv  f.  Chemie  u.  Mikroskopie,  5.  Jahrg., 
1912,  177. 


528  Agrikulturchemisehe  Untersuchungsmethoden. 

und  schüttelt  den  ganzen  Inhalt  rasch  in  ein  Becherglas  von  150  bis 
200  cm^.  Den  dünnen  Brei  mischt  man  nun  im  Becherglase  mit  einem 
Hornlöfi'el  gut  durch,  darauf  achtend,  daJ3  die  Oberfläche  nicht  mit  Schaum 
bedeckt  werde.  Nach  1  bis  2  Minuten  anhaltendem  Mischen  taucht  man 
einen  5  mm  dicken  Glasstab  Yg  ^^  tief  in  die  Flüssigkeit  und  bringt  den 
Tropfen  auf  eine  Zählkammer,  deckt  rasch  zu  und  zählt  bei  entspi-echender 
Vergrößerung  die  Sporen.  Die  Zählkammer  ist  0,1  mm  tief  und  ist  in 
16  Quadrate  von  0,25  mm  Seitenlänge  geteilt.  Der  Raum  über  den  16 
Quadraten  ist  0,0001  cm 3,  so  daß  bei  Benutzung  der  vorgeschriebenen 
Mengen  die  in  einem  Präparat  durchschnittlich  gefundene  Sporenzahl  die 
Millionen  Sporen  in  10  g  Kleie  ergiebt.  Um  die  Anzahl  der  Brandsporen 
in  einer  Gewichtseinheit  des  reinen  Brandes  zu  bestimmen,  mischte  der 
"Vf.  eine  genau  abgewogene  Menge  Brand  in  einem  Mörser  mit  einigen 
Tropfen  Glycerin,  spülte  die  Mischung  mit  verdünntem  Glycerin  in  ein 
Kölbchen  von  50  cm^  und  füllte  auf.  In  dieser  Mischung  wurden  im 
Durchschnitt  1002  Millionen  Spor^  in  1  g  getrockneter  Brandsubstanz 
gefunden.  Bei  Annahme  eines  12procent.  Wassergehaltes  ergeben  sich 
daher  882  Millionen  für  1  g  Brand.  Die  gefundene  Sporenzahl  mit  0,01133 
multipliziert,  drückt  den  Sporengehalt  in  Gewichtsprocenten  aus.  —  Zur 
Prüfung  der  Verläßlichkeit  wurde  der  Brandsporengehalt  in  künstlichen 
Mischungen  von  Koppstaub  und  Kleie  bestimmt,  wobei  gute  Übereinstim- 
mung erzielt  wurde.  —  11.  5  g  Kleie  wurden  in  ein  100  cm^  fassendes 
Becherglas  gebracht,  mit  etwa  40  cm  Wasser  versetzt,  gut  durchgemischt 
und  der  Brei  auf  ein  Messingsieb  gebracht.  Man  läßt  den  größten  Teil 
des  Wassers  ablaufen,  preßt  den  Rückstand  mit  dem  Harnlöffel  aus  und 
bringt  ihn  in  das  Becherglas  zurück,  gießt  die  abgeschiedene  Flüssigkeit 
in  einen  200  cm^  fassenden  Kolben,  befeuchtet  die  Kleie  wieder  mit  un- 
gefähr 35  cm^  Wasser,  mischt  gut  durch,  bringt  sie  wieder  auf  das  Sieb 
und  wiederholt  diese  ganze  Prozedur  solange,  bis  die  Menge  der  Flüssig- 
keit im  Kölbchen  170  — 175  cm^  beträgt.  —  Durch  4— 5  malige  Behand- 
lung mit  Wasser  werden  die  Brandsporen  mit  dem  größten  Teil  der  Stärke- 
körner von  den  Gewebstücken  getrennt;  zu  der  Flüssigkeit  im  Kölbchen 
setzt  man  nun  20  cm^  einer  lOprocent.  ZnClj-Lösung,  bei  deren  Bereitung 
statt  Wasser  Y^  n- Salzsäure  genommen  wird.  Nach  kräftigem  Durch- 
schütteln stellt  man  das  Kölbchen  in  ein  600 — 700  cni^  fassendes  Becher- 
glas mit  heißem  Wasser,  erhitzt  letzteres  bis  zum  kräftigen  Sieden,  kühlt 
ab  und  füllt  auf.  Nach  kräftigem  Durchschütteln  gießt  man  je  50  cm^ 
der  Flüssigkeit  in  2  eigens  angefertigte  Zentrifugenröhrchen.  Nach  5  bis 
7  Minuten  Zentrifugieren  haben  sich  sämtliche  Brandsporen  abgesetzt.  Die 
genaue  Einhaltung  der  Vorschriften  ist  unbedingt  erforderlich.  Nun  saugt 
man  ab  und  gibt  soviel  auf  70 — 80  **  C.  erwärmte  50  vol.-procent,  Schwefel- 
säure, daß  der  Niederschlag  und  die  Flüssigkeit  zusammen  genau  5  cm^ 
ausmachen.  Gezählt  werden  die  Sporen  in  einer  gleichen  Zählkammer, 
wie  bei  der  ersten  Methode,  doch  muß  die  Einteilung  auf  dem  Deckglase 
angebracht  sein,  da  die  Sporen  oben  schwimmen.  Da  manche  Sporen 
untersinken,  ist  nach  dem  Durchzählen  das  Mikroskop  jedesmal  tiefer  ein- 
zustellen. —  Die  zweite  Methode  ist  nur  in  solchen  Fällen  von  Vorteil, 
wenn  die  Brandsporen  in  Klumpen  vorhanden  sind  oder  an  den 
Samenschalen    ankleben.    —    Zur   Erleichterung   des   Zählens    schlägt    der 


E.  Futtermittel.  529 

Vf.  1)  die  Anwendung  eines  von  der  Firma  Leitz  hergestellten  Okulars 
vor,  in  welchem  ein  Quadrat  sichtbar  ist,  das  mit  einem  Quadrat  der 
Kammer  zur  Deckung  gebracht  wird,  so  daß  die  oft  schwer  sichtbare 
Teilung  nicht  verwendet  zu  werden  braucht.  (Dafert.) 

Die   quantitative    mikroskopische   Bestimmung   der   Brandsporen 
(Tilletia-Sporen)  in  Mehl,  Kleie  und  Getreide.    Von  G.  Bredemann.^) 

—  Der  Vf.  bespricht  zunächst  die  Methoden  von  Malzew,  Appel,  Arthur 
Meyer  und  Issatschenko,  die  aber  nur  auf  Getreide  anwendbar  sind. 
Bei  Mahlproducten  war  man  bisher  auf  Schätzungen  des  Sporengehaltes 
angewiesen,  die  bei  dem  Fehlen  bestimmter  Namen  sehr  unsicher  sind. 
Der  Vf.  hat  das  von  Arth.  Meyer  beschriebene  Verfahren  zur  quantitativen 
mikroskopischen  Untersuchung  von  Fflanzenpulvern  ^)  für  die  Brandsporen- 
bestimmung verwendet.  Das  Prinzip  der  Methode  ist  sehr  einfach:  Für 
ein  Pulver,  dessen  Menge  man  in  einem  Gemisch  mit  einem  anderen 
Pulver  feststellen  will,  wird  zunächst  ein  brauchbares  Wertelement  aus- 
gewählt, welches  leicht  charakterisierbar,  annähernd  gleich  groß  und 
mikroskopisch  zählbar  sein  muß,  wie  Pollen  und  Stärkekörner,  Sklerenchym- 
zellen  usw.  Es  wird  nun  ermittelt,  wieviele  Stück  W  ertelemente  in  1  mg 
enthalten  sind.  Aus  dieser  „Normalzahl"  und  der  Anzahl  der  "Wertelemente 
in  einer  gewogenen  Menge  des  zu  untersuchenden  Materials  läßt  sich  der 
Zusatz  procentuell  berechnen.  Zum  Zählen  dienen  Suchtische,  die  die 
Fortbewegung  des  Objektes  um  Sehfeldbreite  ermöglichen,  doch  läßt  sich 
auch  ein  gewöhnlicher  Kreuztisch  verwenden.  —  Zunächst  wurde  die 
„Normalzahh'  für  die  Tilletia-Sporen  ermittelt.  Das  reine  Brandsporen- 
material lieferten  sorgfältig  ausgesuchte  Brandkörner.  Ein  Unterschied  in 
der  Normalzahl  zwischen  Tilletia  tritici  und  laevis  konnte  nicht  nachgewiesen 
werden.  Die  Sporen  wurden  mit  Rohrzucker  im  Verhältnis  1 :  500  oder 
1  :  1000  und  höher  verrieben,  eine  abgewogene  Menge  (5 — 10  mg)  mit 
Chloralhydratlösung  erwärmt  und  mit  einem  Deckglase  (20  mm)  bedeckt 
und  durchgezählt.  Der  Vf.  fand  als  Mittel  von  32  Zählungen  eine  Normal- 
zahl von  450  000.  Er  untersuchte  nun  Mischungen  aus  Mehlen  und  Kleien 
mit  Brandsporen,  welche  die  Brauchbarkeit  der  Methode  bestätigten.  — 
Um  Störungen  durch  die  Schalenbestandteile  und  die  Stärke  auszuschalten, 
verwendet  er  eine  Chloralhydrat-Salzsäure-Glycerinmischung,  die  mit  einer 
Nadel  mit  der  Probe  auf  den  Objektträger  verrieben,  erst  schwach,  nach 
Auflegen  des  Deckglases  bis  zum  Sieden  erhitzt  wird.  —  Die  Genauigkeit 
der  Methode  bei  Berechnung  des  Procentgehaltes  an  Tilletia-Sporen  geht 
bis  zur  zweiten  Dezimale.  (Dafert.) 

Zur  Bestimmung  des  Brandsporengehaltes  in  Kleien.  VonO.  Varga.*) 

—  Der  Vf.  hat  Material  nach  den  Methoden  von  Bredemann  und  Groh 
untersucht  und  fand  nach  Bredemann  im  Durchschnitt  450,8,  nach  Groh 
721  Millionen  Sporen  in  1  g  Brandpulver.  Die  Methode  von  Gröh  er- 
fordert genaue  Einhaltung  der  Bedingungen,  da  Änderungen  der  Concen- 
tration  der  Teilchen  in  den  einzelnen  Schichten  schon  kurz  nach  Auflösen 
des  Rührens  eintreten.     Gröh  hat  ein  Gemisch  von  Glycerin  und  Wasser 


1)  Archiv  f.  Chemie  n.  Mikroskopie  1913,  6.  Jahrg.,  Heft  3,  136.  —  2)  Die  Idwsch.  Versnchsst. 
1911,  75,  135  (Mitt.  a.  d.  Ldwsch.  Versuchsst.  Harleshausen).  —  ä)  Arth.  Meyer,  Über  eine 
Methode  der  quantitativen  mikroskopischen  Untersuchung  von  Pflanzenpulvern  (Ztschr.  Unters,  f.  Nahr.- 
u.  Genußm.  1909,  17,  497).  —  *)  Archiv  f.  Chemie  n.  Mikroskopie  1913,  6.  Jahrg.,  Heft  6,  342. 

Jahresbericht  1913.  34 


530  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

benützt,  ohne  die  Meiigenverhältoisse  anzugeben.  Das  spec.  Grewieht  der 
Flüssigkeit  beeinflußt  aber  das  Resultat.  Der  Vf.  fand  bei  Verwendung 
von  reinem  Glycerin  unter  genauer  Einhaltung  aller  anderen  Bedingungen 
in  1  g  Brandpulver  534  Millionen  Brandsporen.  Ferner  wurden  2  Proben, 
mit  welchen  Gröh  experimentierte,  die  Sporen  nach  Zahl  und  Gewicht 
bestimmt.  Er  fand  Sporenzahlen  und  Gewichtsprocente  gut  überein- 
stimmend mit  denen  von  Gröh.  In  Gewichtsprocenten  gaben  beide 
Methoden  das  gleiche  Resultat.  Dagegen  ist  bei  Groh  die  Sporeuzahl 
1,96  mal  größer  als  bei  Bredemann.  Endlich  wurde  in  einer  Kleien- 
mischung von  0,05  "^/o  Sporengehalt  als  Mittel  mehrerer  Bestimmungen 
nach  Bredemann  0,04,  nach  Gröh  0,08  Gewichtsprocente  gefunden.  — 
Beide  Methoden  sind  also  zur  Bestimmung  des  Sporen gehaltes  geeignet 
und  man  kann  die  Ergebnisse  beider  miteinander  vergleichen,  wenn  man 
den  Sporengehalt  in  Gewichtsprocenten  ausdrückt.  Die  Zahl  der  Sporen 
nähert  sich  bei  Bredemann  der  Wirklichkeit.  Das  Gewicht  der  Brand- 
sporen kann  als  konstant  angenommen  werden.  Die  Sporenzahlen,  welche 
man  mit  Gröh 's  Methode  erhält,  sind  Verhältniszahlen.  Vermutlich 
sammeln  sich  bei  dieser  Methode  die  Sporen  mehr  an  der  oberen  Schiebte. 
Bei  geringem  Sporengehalt  ist  Bredemann's  Methode  genauer,  bei  vielen 
Sporen  die  von  Gröh  zweckmäßiger,  da  aus  einer  größeren  Menge  Durch- 
schnitte  gewonnen    werden    und   die  Ausführung    weniger    zeitraubend  ist. 

(Dafert.) 


F.  Milch,  Butter,  Käse. 

Referent:    F.  Mach. 

Die  Salmethode.  Von  A.  Devarda  und  v.  Eccher.  ^)  —  Das  Ver- 
fahren ist  bei  Vollmilch  dem  Acidverfahren  in  der  Verläßlichkeit  der 
Resultate  gleichzustellen.  Bei  Zentrifugenmagermilch  und  mit  Formalin  ver- 
setzten Milchproben  ist  die  Salmethode  jedoch  kaum  brauchbar.  Für  Massen- 
untersuchungen kommt  sie  ebenso  teuer  zu  stehen  wie  das  Gerber'sche 
Verfahren;  auch  bietet  sie  in  der  Handhabung  keine  wesentlichen  Vorteile. 

Die  rasche  Bestimmung  des  Fettes  der  Milch  nach  der  Neusal- 
Methode.  Von  G.  Huyge. -)  —  Der  Vf.  hält  das  Verfahren,  das  er  mit 
denen  von  Gerber  und  Röse-Gottlieb  verglichen  hat,  für  empfehlenswert 
bei  ganz  frischer  Milch  oder  Milch,  die  mit  einem  andern  Konservierungs- 
mittel als  Formalin  behandelt  ist.  Bei  saurer  Milch,  Buttermilch  und 
Magermilch  gibt  es  zu  niedrige  Resultate. 

Bestimmung  der  Milchtrockensubstanz.  Von  R.  Burri.^)  —  Es 
wurde  geprüft,  welches  der  gebräuchlichsten  Verfahren  zur  direkten  Be- 
stimmung Werte  gibt,  die  am  besten  mit  den  nach  Fleischmann  be- 
rechneten Zahlen  für  die  Trockensubstanz  übereinstimmen.  Das  Ergebnis 
fiel  zugunsten  des  einfachen  Verfahrens  aus,  bei  dem  5  com  Milch  in 
flacher  Nickelschale  im  Trockenschrank  bei  etwa  100°  zur  Gewichts- 
beständigkeit erhitzt  wurden. 


^)  Tätigkeitsber.  d.  Idwsch.-chem.  Versuchsst.  "Wien  1912;  Zfschr.  Idwsch.  Versnchswcs.  Österr.  1913, 
16,  212-2U.  —  a)  Ann.  de  la  Slat.  agron.  de  l'fitat  :\  Gembloux  1913,  11.  236-243.  —  »)  MoLk.-Ztg. 
Berlin  1913,  23,  26  (Bern-Liebefeld,  Milchw.  u.  bakt.  Anst.). 


F.  Milch,  Butter,  Käse.  531 

Trockensubstanzbestimmung  in  Milch.  Von  Adriana  J.  Lichten- 
belt.^)  —  Die  besten  Resultate  werden  erbalten,  wenn  mau  5  g  Milch  mit 
Sand  vermengt,  2  Stunden  auf  dem  Wasserbade  erwärmt  und  noch  ^j^  Stunde 
ohne  umzurühren  im  Trockeuschrank  auf  102 — 105^  erhitzt. 

Neue  Methode  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Eiweißstoffe  der 
Milch.  Yon  W.  C,  de  Graaf  und  A.  Schaap. -)  —  Bei  der  Bestimmung 
der  Eiweißstoffe  der  Milch  aus  der  Aldehydzahl  nach  Steinegger^) 
kommen  die  Vif.  zu  einer  guten  Übereinstimmung.  Um  den  N-Gehalt  aus 
der  Aldehydzahl  zu  berechnen,  bedienen  sich  die  Vff.  des  Faktors  0,0777 
(Steinegger  0,0762,  Eichmond  0,0672),  für  den  Eiweißgehalt  wird  der 
Faktor  0,495  (Steinegger  0,485,  Richmond  0,443)  beniitzt.  Für 
Frauenmilch  sind  die  Faktoren  0,0693  und  0,443.  Die  Aldehydzahl 
wird  durch  Verdünnen  mit  Wasser  und  auch  durch  eine  künstliche  Er- 
höhung des  Säuregehalts  (Zusatz  von  Milchsäure)  nicht  verändert.  Natür- 
liche Säuerung  bewirkt  ein  Ansteigen  der  Aldehydzahl  wahrscheinlich 
infolge  Spaltung  der  Eiweißverbindungen. 

Vereinfachte  Technik  zur  genauen  Bestimmung  des  Caseins  und 
der  Lactose  in  der  Kuhmilch.  Von  R.  Malenfant.  ^)  —  Man  erhält  ein 
pulverförmiges,  leicht  zu  entfettendes  Product,  wenn  man  das  Casein  mit 
65procent.  Alkohol,  dem  man  im  Augenblick  der  Verwendung  etwa 
1  ^/oo  Eisessig  zusetzt,  ausfällt  und  mit  50procent.  Alkohol  auswäscht.  Zum 
Entfetten  benutzt  der  Vf.  nacheinander  siedenden  95procent.  Alkohol, 
siedendes  Aceton  und  siedenden  Äther.  Sodann  trocknet  man  7  Stunden 
bei  100^.  Zur  Lactosebestimmung  verwendet  der  Vf.  das  bei  der  Be- 
stimmung des  Caseins  erhaltene  Milchserum. 

Die  Morres'sche  „Alizarolprobe"  zur  Prüfung  der  Haltbarkeit  der 
Milch.  Von  Devarda  und  Weich.  •')  —  Wenn  die  Säuerung  der  Milch 
stark  vorgeschritten  ist  oder  neben  der  Milchsäuregärung  anderweitige 
mehr  oder  weniger  stark  alkalisch  reagierende  Zersetzungsproducte  ent- 
stehen, kann  man  aus  dem  Farbentou  der  Alizarinprobe  den  Säuregrad  der 
Milch  nicht  immer  mit  genügender  Sicherheit  feststellen.  In  strittigen 
Fällen  ist  das  Titrieren  vorzuziehen.  Eine  durch  die  Alizarolprobe  hervor- 
gerufene Gerinnung,  die  dem  Säuregrad  oder  dem  Farbenton  nicht  entspricht, 
deutet  auf  eine  anormale  Zusammensetzung  der  Milch,  die  durch  die  Ein- 
wirkung hauptsächlich  labbildender  und  peptonisierender  Bakterien  bedingt 
wurde.  Der  Hauptvorteil  der  Alizarolprobe  besteht  darin,  daß  die  Farben- 
reaktion rasch  und  gleichzeitig  mit  der  Alkoholprobe  auch  von  den  Markt- 
organen genügend  sicher  ausgeführt  werden  kann. 

Untersuchung  von  verdorbener  Milch.  Von  L.  Yuaflarf)  —  Nach 
dem  Vf.  macht  die  Extraktion  des  Fettes  aus  dem  Koagulum  besondere 
Schwierigkeiten.  Er  filtriert  das  Koagulum  durch  eine  Extraktionshülse 
von  Schleicher  &  SchüU  ab,  trocknet  es  mit  der  Hülse  vollständig  bei 
100 — 105  <',  extratriert  2  Stunden  mit  Äther,  zerreibt  das  Koagulum  ohne 
zu  trocknen  im  Mörser,  bringt  es  in  die  Patrone  zurück  und  extrahiert 
nochmals  1 — 2  Stunden.    Dm  die  Eiweißstoffe  zu  bestimmen,  dampft  man  das 

1)  Chem.  Weekbl.  10,  199—204,  Amhem;  ref.  Chem.  Gtrlbl.  1913,  I.  1365  (Henle).  —  «)  Ann. 
desFalsific.  6,  149—157,  Leyden;  ref.  Chem.  Ctrlbi.  1913,  I.  1790  (Grimme).  —  2)  Dies.  Jahresber.  1905, 
359  —  *)  Journ.  Pharm,  et  Chim.  [7]  6,  390—397;  ref.  Chem.  Ctrlbi.  1913,  I.  65  (Düsterbehn).  —  ^)  Molk.- 
Ztg.  Berlin  1913,  23,  338;  ref.  Ctrlbi.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  183  (Wolff).  —  6)  Ann.  des 
Falsific.  6,  148  u.  149,  Arras;  ref.  Chem.  Ctrlbi.  1913,  I.  1789  (Grimmej. 

34* 


532  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

Serum  in  einem  800  com -Kolben  unter  beständigem  Umschwenken  über 
freier  Flamme  bis  zur  Sirupkonsistenz  ab,  gibt  150  ccm  HgSO^  und  ge- 
nügend Hg  zu,  erhitzt  bis  zur  beginnenden  Klärung,  läßt  abkühlen,  gibt 
das  fettfreie  Koagulum  nebst  Hülse  dazu  und  schließt  vollständig  auf. 

Zum   Nachweise  von  Salpetersäure  in  Milch.    Von  R.  Barth,  i)  — 

Der  Vf.  gibt  der  Ringreaktion  nach  Siegfeid  den  Vorzug;  er  vermischt 
10  ccm  Milch  mit  5  Tropfen  einer  Lösung  von  10  Tropfen  Formalin  in 
250  ccm  Wasser  und  unterschichtet  die  Mischung  vorsichtig  mit  etwa  5  ccm 
Schwefelsäure  vom  spec.  Gewicht  1,71. 

Nachweis  von  Kaliumbichromat  in  Milch.  Von  R.  Grewing. -)  — 
Der  Vf.  unterschichtet  ein  Gemisch  von  10  ccm  Milch  und  4  ccm  einer 
Sprocent.  wäßrigen  Amidobenzollösung  mit  etwa  3  ccm  chemisch  reiner 
Schwefr^lsäure.  An  der  Berührangsstelle  entsteht  je  nach  der  Menge  des 
vorhandenen  K^Gr^O-j  nach  ^/^ — 2  Minuten  eine  deutliche  blaue  Zone  mit 
violetter  ünterzone.    Nitrate,  Formalin  und  H2O2   stören  die  Reaktion  nicht. 

Veränderung  von  mit  Bichromat  konservierter  Milch.  Von  Gustave 
Hinard.  •^)  —  Eine  mit  Bichromat  (1:1000)  konservierte  Milch  erlitt  im 
Laufe  der  Aufbewahrung  (bis  182  Tage)  erhebliche  Veränderungen.  Der 
Gehalt  an  Extrakt  und  fettfreiem  Extrakt  geht  konstant  zurück.  Das  Fett 
zeigte  schwankende  Werte  (Anfangswert  32,9,  Höchstwert  33,6,  Mindest- 
wert 30,8*^/oy).  Der  Gehalt  an  Milchzucker  bleibt  zunächst  ziemlich  auf 
gleicher  Höhe,  fällt  dann  aber  rasch.  Das  coagulierbare  Casein  geht  am 
schnellsten  zurück,  während  die  Säure  langsam  ansteigt. 

Beitrag  zur  Milchstatistik  1912.  Von  Karl  Alpers  und  Herm. 
Neff.*)  —  Im  Anschluß  an  eine  frühere  Veröffentlichung^)  geben  die  Vff. 
eine  statistische  Darstellung  ihrer  Untersuchungen,  durch  die  in  erster 
Linie  geprüft  werden  sollte,  wie  sich  die  Beurteilung  der  Milch  auf  Grund 
des  Chlorcalciumserums  bewährt.  Hiernach  leistet  diese  Untersuchungs- 
methode in  bezug  auf  die  Auffindung  der  Wässerungen  vorzügliches.  Da- 
gegen begegnet  der  Nachweis  der  kleineren  Entrahmungen  noch  Schwierig- 
keiten. 

Eine  einfache  Probe  zur  Bestimmung  von  Butterfett  in  Butter. 
Von  James  M.  Doran.*')  —  Man  centrifugiert  etwa  10  ccm  der  gründlich 
durchgearbeiteten  Butter  einige  Sekunden  lang  in  einem  15  ccm  fassenden, 
graduierten  Sedimentiergefäß,  wobei  wenn  erforderlich,  die  Probe  durch  Ein- 
tauchen in  Wasser  von  40 — 45^  flüssiger  zu  machen  ist,  und  liest  das 
Volumen  genau  ab.  Hierauf  fügt  man  5  ccm  Gasolin  hinzu,  wendet  das 
mit  dem  Daumen  verschlossene  Gefäß  2  oder  3  mal  vorsichtig  um  und 
zentrifugiert  15 — 20  Sekunden  lang.  Der  Unterschied  zwischen  dem  Gesamt- 
volumen und  dem  Volumen  des  nicht  vom  Gasolin  Gelösten  gibt  den  Fett- 
gehalt der  Butter.  Führt  man  die  Bestimmungen  stets  bei  möglichst 
gleichmäßiger  Temperatur  aus,  so  beträgt  der  Höchstunterschied  0,2%  bei 
Parallelbestimmungen,  und  0,5*^/o  gegenüber  den  Ergebnissen  des  offiziellen 
Verfahrens. 


11  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Gennßm.  1913,  26,  339—341;  Magdeburg,  städt.  Nahrangsm. -Unters. - 
Amt.  —  2)  Ebend.  287;  Dorpat.  Milchw.-bakt.  Labor.  -  s)  Ann.  des  Falsific.  6,  233-237;  ref.  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  II.  69  (Grimme).  —  «)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  25,  727—729;  Hyg.  Inst, 
d.  Univ.  Tübingen.  —  ^}  Dies.  Jahresber.  1912,  332.  —  6)  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  4,  841  u. 
842;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I,  747  (Helle). 


F.  Milch,  Butter,  Käse.  533 

Beiträge  zur  Käseuntersuchung.    Von  E.  Reuchlin  und  F.  Rachel,  i) 

—  Nach  den  vorliegenden  Untersuchungen  liefert  die  von  Siegfeld 
empfohlene  Wasserbestimmung  in  kürzerer  Zeit  als  die  bisher  üblichen 
Methoden  gut  mit  den  letzteren  übereinstimmende  Werte.  Bei  der  von 
Buttenberg  und  König  vorgeschlagenen  Trocknung  ohne  Yerteilungsmittel 
werden  häufig  zu  niedrige  Werte  erhalten.  Nach  Abstellung  bestimmter 
Mängel  und  bei  Einhaltung  besonderer  Vorsichtsmaßregeln  liefert  die  direkte 
Wasserbestimraung  nach  Mai  unter  sich  gut  übereinstimmende  Ergebnisse. 
Es  werden  jedoch  —  gegenüber  der  indirekten  Methode  —  häufig  niedrigere 
oder  höhere  Werte  gefunden,  ohne  daß  eine  Regelmäßigkeit  beobachtet 
werden  konnte.  Das  bei  der  Mai 'sehen  Methode  erhaltene  Destillat  scheint 
durch  titrimetrische  Ammoniakbestimmung  ein  Mittel  zu  bieten,  den  Reife- 
grad der  Käse  festzustellen.  Die  Fettbestimmung  nach  Farnsteiner  liefert 
mit  der  Methode  von  Bondzynski-Ratzlaff  gut  übereinstimmende  Er- 
gebnisse. 

Die  verschiedenen  Untersuchungsmethoden  zur  Fettbestimmung 
im  Käse,  nebst  Beobachtungen  bei  vergleichenden  Fettbestim mungen 
nach  dem  volumetrischen  Verfahren  und  nach  der  Gewichtsanalyse. 
Von  W.  D.  Kooper. '■*)  —  Die  Untersuchungen  haben  folgende  Ergebnisse 
geliefert:  1.  Das  gewichtsanalytische  Verfahren  von  Bondzynski-Ratzlaff 
liefert  höher  liegende  Resultate  als  die  volumetrischen  Verfahren  von 
Burstert,  Hammerschmidt,  Wendler  und  Kooper.  —  2.  Reines 
Butterfett  wird  durch  die  bei  dem  Verfahren  von  Wendler  und  Kooper 
verwendeten  Lösungsmittel  nicht  merklich  angegriffen.  —  3.  Das  spec. 
Gewicht  des  Käsefettes  kann  nicht  die  Ursache  der  Abweichungen  sein, 
da  dafür  die  Unterschiede  zwischen  dem  spec.  Gewicht  der  einzelnen  Käse- 
arten zu  klein  sind.  —  4.  Gemische  von  reinem  Käsefett  und  von  nach 
der  Gewichtsanalyse  erhaltenen  Milchfettresten  liefern  nach  dem  Bond  zynski- 
Ratzlaff'schen  Verfahren  zu  hohe  Werte,  —  5.  Dasselbe  gilt  für  Ge- 
mische von  reinem  Käsefett  und  Käse.  —  6.  Mittels  Gewichtsanalyse  ge- 
wonnene Fettmengen  ergeben  nach  dem  volumetrischen  Verfahren  unter- 
sucht zu  niedrige  Werte.  —  7.  Volumetrisch  gefundene  Fettmengen  nach 
der  Gewichtsanalyse  untersucht  ergeben  Werte,  die  mit  denen  nach  der 
Zentrifugalmethode  übereinstimmen.  Nach  dem  Vf.  haben  die  zwischen 
gewichtsanalytischen  und  volumetrischen  Verfahren  auftretenden  Differenzen 
ihre  Ursache  in  einem  Übergang  von  ümsetzungsprodukten  z.  B.  freien 
Fettsäuren  in  die  bei  der  Gewichtsanalyse  verwendeten  Lösungsmittel, 
während  sie  bei  den  volumetrischen  Verfahren  von  der  Säure-  oder  der 
Neusallösung  aufgenommen  werden. 

Über  die  Bestimmung  des  Fettes  im  Käse.  Von  Vtz.^)  —  Der 
Vf.  bringt  eine  Besprechung  der  bisher  vorgeschlagenen  Verfahren  und 
berichtet  über  vergleichende  Untersuchungen'  an  zahlreichen  Käsen  der  ver- 
schiedensten Art.  Hiernach  eignet  sich  das  Verfahren  von  Polenske^) 
sehr  gut  zur  Bestimmung  des  Fettes.  Es  ist  einfach  und  rasch  ausführbar 
und  gibt  im  Vergleiche  mit  dem  Bondzynski-Ratzlaff 'sehen  Verfahren 
gute  Zahlen.    Die  Verfahren  von  Gerber  mit  und  ohne  Amylalkohol  eignen 

1)  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  ti.  Genußm.  1913,  26,  20—38;  Nahrungsm.-Ünters.-Amt  d.  Landw.-Kamm. 
f.  d.  Prov.  Brandenborg.  -  =)  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  353— 3ö8  (Labor,  von  Dr.  N.  Gerbers  Co., 
Leipzig).  —  3)  Ebend.  457—467.  München,  Hyg.-chem.  Labor,  d.  Militärarzt!.  Akad.  —  *)  Arb.  d.  Kais. 
Gesundh.-Amts  191Ö,  33,  563. 


534  Agrikulturohemische  Untersiichungsmethoden. 

sich  im  allgemeinen  gut  für  Masseüuntersuchxingen,  nur  bei  Magerkäsen 
und  hier  und  da  auch  bei  fetten  Käsen  geben  sie  ungenügende  Werte. 
Worauf  das  beruht,  konnte  bis  jetzt  nicht  ermittelt  Averden. 

Die  Fettbestimmung  in  Käsen  nach  der  acidbutyrometrischen 
Methode  von  Dr.  Hammerschmidt.  Von  Donselt.  ^)  —  Das  Verfahren 
vo!i  Hammer  Schmidt-),  nach  dem  der  Käse  in  einer  Löseflüssigkeit  auf- 
gelöst wird,  worauf  man  wie  bei  der  Acidbutyrometrie  der  Milch  verfährt, 
hat  sich  bei  einem  Vergleich  mit  der  Bo  n  d  zy  n  s  ki  -  Rat  zlaff  sehen  Methode 
als  gut  verwendbar  erwiesen. 

Zur  Bestimmung  des   Fettgehaltes  im  Käse.    Von  O.  Allemann.  3) 

—  Der  Vf.  greift  auf  das  alte  Soxhlet'sche  Extraktions  verfahren  zurück 
und  benutzt,  um  das  Umfüllen  der  aufgeschlossenen  Käsemasse  (1 — 5  g 
werden  mit  20  ccm  20 — 25proeent.  HCl  durch  Erhitzen  in  Lösung  ge- 
bracht) zu  vermeiden,  eine  gläserne  Einsatzhülse  von  der  Größe  der  Papier- 
hülsen, in  der  die  Masse  aufgeschlossen  und  extrahiert  wird.  Die  Hülse 
besitzt  einen  kurzen,  weiten,  mit  mehreren  Bohrungen  zum  Ausfließen  des 
fettgesättigten  Äthers  verseheneu  Hals.  Auf  diesem  sitzt  ein  trichterförmiger 
Einsatz  lose  auf,  dessen  Röhie  bis  auf  den  Boden  reicht,  so  daß  der  Um- 
lauf des  aus  dem  Kühler  tropfenden  Äthers  erreicht  wird. 

Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Brauchbarkeit  des  Ver- 
fahrens von  Rusche  zur  Bestimmung  des  Wassers  im  Käse.    Von  Utz.^) 

—  Der  von  der  Firma  Dr.  N.  Gerber's  Co.  m,  b.  H.,  Zürich- Leipzig  nach 
Angaben  von  Rusche  in  den  Handel  gebrachte  Apparat  (das  Wasser  des 
Käses  wird  aus  einem  in  ein  Glyceriubad  gebrachten  Kölbchen  in  ein 
Auffanggefäß  abdestilliert)  eignet  sich  nach  den  Untersuchungen  des  Vf. 
verhältnismäßig  gut  zur  direkten  Bestimmung  des  Wassers,  Der  Vf.  macht 
einige  Verbesserungsvorschläge. 


Literatur. 


Ackermann,  E.:  Der  Wert  der  neueren  Methoden  zur  Herstellung  des 
Milchserums.  —  Mitt.  Lebensmittelunters,  u.  Hyg.  4,  211—213;  ref.  Chem.  Ctrlbl. 
1913,  IL  1337. 

Ackermann,  Edwin:  Kritische  Studie  über  die  von  Paul  Forschner 
veröffentUchte  Arbeit:  Refraktion  und  Polarisation  des  Chlorcalciumserums  der 
Milch.  —  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Chem.  u.  Pharm.  51,  553—557;  ref.  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  IL  1423.  —  Der  Vf.  weist  in  der  Arbeit  von  Forschner  —  siehe 
unten  —  zahlreiche  und  große  Unstimmigkeiten  nach. 

Bauer,  J.:  Die  Methodik  der  biologischen  Milchuntersuchung.  Nebst 
einem  Geleitwort  von  A.  Schloßmann.     Stuttgart,  Ferd.  Enke,  1913. 

Bickele,  Friedrich:  Die  Unterscheidung  roher  und  gekochter  Milch.  — 
Inaug.-Dissert.  Stuttgart;  Auszug  in  Molk.-Zeit.  Berhn  1913,  23,  98—101. 

Carlinfanti,  E.,  und  La  Face,  F.:  Neuer  Beitrag  zur  Butteruntersuchung. 
—  Boll.  Chim.  Farm.  52,  431—435;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  542.  —  Die  Vff. 
benutzen  den  Krystallisationspunkt  der  Fettsäuren  zum  Nachweis  von  Ver- 
fälschungen. 


1)  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  33  u.  34  (Greifswald,  Müchwsch.  Anstalt  f.  Pommern).  — 
•-')  Ebend.  1912,  41,  757.  —  3)  Mitt.  Lebensmittelunters,  u.  Hvs.  4,  253—257  (Bern);  ref.  Chem.  Ctrlbl. 
1913.  N.  1337  (Rühle)  u.  Chem. -Zeit.  1913,  37,  876.  —  ■")  Arch.  f.  Chem.  u.  Müo-.  1913,  6,  287—294 
(München,  Hyg. -chem.  Labor,  d.  niilitärärztl.  Akad.). 


F.   Milch,  Butter,  Käse.  535 

Commanducci,  Ezio:  Nochmals  über  meine  Methode  zur  Bestimmung 
einer  Wässerung  der  Milch.  —  Sep.-Abdr. ;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  566.  — 
Zurückweisung  der  Einwände  Conradi's  —  dies.  Jahresber.  1912,  522. 

Cooper,  W.  F.,  Nuttall,  W.  H.,  und  Freak,  Gr.  A. :  The  enumeration 
and  measurement  of  fat  globules  in  milk.  —  Journ.  of  Agric.  Science  1913,  5, 
357 — 376.  —  Auf  diese  Arbeit,  die  sich  mit  der  Ausführung  und  der  Prüfung 
der  benutzten  Methoden  befaßt,  kann  liier  nur  hingewiesen  werden. 

Denigfes,  G. :  Die  Konservierung  der  zur  Analyse  bestimmten  Milchproben. 

—  Ann.  des  Falsific.  1912,  5,  5.59-561;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  658.  —  1  ccm 
einer  Lösung  von  50  g  krystall.  Phenol  in  10  ccm  Alkohol  von  95  %  genügt, 
um  100  ccm  Milch  unbegrenzt  haltbar  zu  machen. 

Drost,  J. :  Zum  Nachweis  genügend  erhitzter  Milch.  —  Ztschr.  Fleisch- 
u.  Milchhyg.  1913,  23.  250;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  335. 

Dubosc,  Louis:  Analyse  verdorbener  Milch.  —  Ann.  des  Falsific.  6, 
452—454;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1429. 

V.  Eccher,  Dino:  Beiträge  zur  Bestimmung  des  Fettes  in  der  Trocken- 
milch mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Gerb  er- Eccher 'sehen  Acid- 
butyrometerverfahrens.  —  Arch.  f.  Chem.  u.  Mikr.  1913,  6,  302—318.  —  Der  Vf. 
überschichtet  im  Butyrometer  10  ccm  H^SO^  —  spec.  Gew.  1,285  —  mit  2,5  ccm 
Wasser,  gibt  2,2  g  Trockenmilch,  7,0  ccm  Wasser  und  1  ccm  Amylalkohol  zu, 
schüttelt,  erhitzt  10  Min.  aul  65—70",  zentrifugiert  5  Min.  bei  1000  Touren,  erwärmt 
wieder  bei  65 — 70".  liest  ab  und  multipliziert  die  gefundene  Zahl  mit  5. 

Eichloff,  R. ,  und  Singer,  J.:  Gibt  die  in  Genossenschaftsmolkereien 
angewendete  Art  der  Berechnung  der  Butteranteile  einwandfreie  Werte?  — 
Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  69-74. 

Falk,  Hans:  Das  Dialysierverfahren  nach  A  bderhalden,  eine  Methode  zur 
Diagnose  des  Frischmilchendseins  der  Kühe.  —  Berl.  Tierärztl.  Wchschr.  1913, 
Nr.  8;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  269. 

V.  Fellenberg,  Th. :  Die  Rohrzucker-  und  Milchzuckerbestimmung  in 
kondensierter  Milch.  —  Mitt.  Lebensmittelunters,  u.  Hyg.  3,  317 — 327;  ref.  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  I.  565. 

Forschner,  Paul:  Refraktion  und  Polarisation  des  Chlorcalciumserums  der 
Milch,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Straßburger  Milchverhältnisse.  — 
Schweiz.  Wchschr.  f.  Chem.  u.  Pharm.  51,  381—386;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL 
531.  —  Nach  den  Versuchen  des  Vf.  laufen  Refraktion  und  Polarisation  ungefähr 
parallel.  Der  Refraktion  kommt  jedoch  eine  höhere  Bedeutung  zu,  da  sie  von 
allen  in  Lösung  befindlichen  Substanzen  beeinflußt  wird. 

Gascard,  A. :  Die  Analyse  verdorbener  Milch.  —  Ann.  des  Falsific.  6,  525 
bis  530;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  2061. 

Gero,  Wilhelm:  Die  Beurteilung  der  durch  Wasser  verdünnten  Milch 
auf  Grund  des  Säuregrades.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  499. 

Goske,  A. :  Über  die  Bestimmung  der  Reich  er  t-Meißl'schen  und 
Polenske'schen  Zahl.  —  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  26,  651  u. 
652.  —  Der  Vf.  benutzt  zur  Verseifung  ein  doppelschaliges,  halbkugeliges  Luft- 
bad mit  Ringbrenner. 

Greifenhagen,  W.:  Ein  neuer  Apparat  zur  Herstellung  des  Spontanserums 
der  Milch.  —  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1913,  26,  287—289. 

Grimmer:   Über  den  Wert  der  biologischen  Milchuntersuchungsmethoden. 

—  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  580—590. 

Halverson,  J.  O.:  Die  modificierte  Babcockmethode  zur  Bestimmung  von 
Fett  in  gesüßten  Molkereiprodukten.  Schlagsahne.  —  Journ.  of  Ind.  and  Engiu. 
Chem.  5,  403—410;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  88. 

Halverson,  J.  0.:  Kritische  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der 
niedrigen  Werte  nach  der  modificierten  Babcockmethode  gegenüber  der  Methode 
Roese-Gottlieb  bei  Schlagsahne.  —  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  480 
bis  484;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  718. 

Harding,  E.  P.,  und  Parkin,  Guy:  Eine  schnelle  und  genaue  gewichts- 
analytische Methode  zur  Fettbestimmung  in  kondensierter  Milch  und  in  Trocken- 
milch. —  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  131-134;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913, 
I.  1365. 


536  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

Heim,  Ernst:  Ober  das  spec.  Gewicht  des  Milchserums  und  seine  Be- 
deutung für  die  Beurteilung  der  Milchverfälschungen.  —  Dissert.  Stuttgart  1912; 
ref.  Mil'hwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  393. 

Herlant,  L. :  Mikroskopische  Butteriintersuchung.  —  Publications  du 
12.  Congr.  de  rAlimentrie,  Lüttich  1912,  394—403;  ref.  Ztschr.  Unters.  Nähr.  u. 
Genußm.  1913,  26.  214. 

Hesse,  A.:  Tabellen  für  die  Berechnung  der  Butteranteile  aus  Milch  und 
Rahm.  —  Hildesheim,   Verlag  der  Molk.-Ztg.,  1913. 

Hittcher:  Die  Überwachung  der  Butterausbeute.  —  Molk.-Ztg.  Hildes- 
heim 1913,  43.  Sonderabdruck.  —  Der  Vf.  erörtert  die  Brauchbarkeit  und  die 
Anwendung  der  von  ihm  früher  angegebenen  Formeln  zur  Berechnung  der  Butter- 
ausbeute und  zur  Bezahlung  der  Milch  und  des  Rahms  nach  Butteranteilen. 

Höyberg,  H.  M.:  Ein  schnelles  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Zusatzes 
von  Wasser  in  der  Buttermilch.  —  Ztschr.  Fleisch-  u.  Milchhyg.  1912,  23,  104 
•  bis  107;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rdsch.  1913,  4.  181.  —  Aus  der  Arbeit  ist 
hervorzuheben,  daß  die  Molken  unverfälschter  Buttermilch  ein  zwischen  1,0250 
und  1,0275  schwankendes  spec.  Gewicht  bei  15"  aufweisen. 

Höyberg,  H.  M. :  Praktische  Formel  für  die  Berechnung  der  fettfreien  Milch- 
trockenmasse. —  Ztschr.  Fleisch-  u.  Milchhyg.  1913,  23,  539 — 541;  ref.  Intern. 
Agrar-techn.  Rdsch.  1913.  4,  1462.  —  Nach  dem  Vf.  ist  die  fettfreie  Trocken- 
masse gleich  dem  4.  Teil  der  Summe  von  Laktodensimetergraden  und  Fettgehalt. 

Kapeller,  G.:  Ober  die  Lichtbrechung  der  Tetraseren.  —  Ztschr.  Unters. 
Nähr-  u.  Genußm.  1913,  25,  285—290.  —  Nach  dem  Vf.  kommt  den  Tetraseren 
nach  Pfyl  und  Turnau  der  Wert  größerer  Genauigkeit  und  Wissenschaftlicbkeit 
zu;  das  Ca Clg- Serum  ist  dagegen  leichter  herstellbar. 

Kober,  Philip  Adolph:  Nephelometrische  Bestimmungen  der  Proteine, 
die  Bestimmung  von  Casein,  Globulin  und  Albumin  in  Milch.  —  Journ.  Americ. 
Chem.  Soc.  35,  1585—1593;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II,  1897. 

König,  F.:  Ober  die  verschiedenen  Methoden  der  Bestimmung  des  Wasser- 
gehalts im  Butterfett.  —  Apoth.-Ztg.  28.  63;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  850.  — 
Der  Vf.  gibt  der  Differenzmethode  den  Vorzug. 

Konradi,  Emil:  Die  Gärreductaseprobe  in  Verbindung  mit  der  gewöhn- 
lichen Milchprüfung  als  Grundlage  für  die  Gütebezahlung  der  Milch  in  Genossen- 
schaftsmolkereien. —  Molk.-Ztg.  Berlin  1912,  601,  602,  613  u.  14;  ref.  Intern. 
Agrar-techn.  Rdsch.  1913,  4,  178. 

Kretschmer,  Erich:  Ober  die  Bestimmuntr  des  Milchzuckers  in  der 
Milch  durch  Fällung  mit  Ammonsulfat.  —  Ztschr.  physiol.  Chem.  85,  286 — 291; 
ref.  Chem.  Ctrlbl.  l9l3,  II.  542.  —  Das  Verfahren  von  Salkowski,  s.  dies. 
Jahresber.  1912,  348,  erwies  sich  als  sehr  brauchbar. 

Kühn,  B. :  Ober  den  Einfluß  von  Konservierungsmitteln  auf  die  Guajak- 
reaktion  roher  und  gekochter  Milch.  —  Ztschr.  Fleisch-  u.  Milchhyg.  1912,  22, 
215;  ref.  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42.  269. 

Lichtenberg,  H.  F.:  Schnellmethode  zur  Bestimmung  von  Fett  in  Schlag- 
sahne. —  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  786;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913.  IL  1521. 

Long,  Edward  W..  und  May,  Clarence  E.:  Die  Eigenschaften  gewäs- 
serter Milch.  —  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  573 — 575;  ref.  Chem.  Ctrlbl. 
1913,  II.  1071.  —  Die  Untersuchung  des  Milchserums  liefert  nach  den  V£f.  von 
allen  Methoden  die  besten  Resultate. 

Mezger,  0.:  Ist  die  Festsetzung  einer  untersten  Fettgrenze  für  Vollmilch 
zweckmäßig?  —  Milchwsch  Ctrlbl.  1913,  42,  492—499,  522-528,  545—555  u. 
609—616. 

Michel,  Franz,  Zur  direkten  Wasserbestimmung  in  Nahrungsmitteln  und 
Gebrauchsgegenständen  durch  Destillation.  —  Chem. -Ztg.  1913,  37,  353 — 355.  — 
Das  beschriebene  Verfahren  läßt  sich  nach  dem  Vf.  auch  bei  Milch  und  Butter 
sehr  gut  anwenden. 

Müller,  W. :  Ober  Erfahrungen  bei  der  Anwendung  des  Mai -Rhein- 
berger 'sehen  Wasserbestimmungsverfahrens  auf  Käse.  —  Mitt.  Lebensmittel- 
unters, u.  Hyg.  4,  268-272;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1337;  vgl.  dies.  Jahres- 
ber. 1912,  523.  —  Das  Verfahren  liefert  zu  niedrige  und  ungenügend  überein- 
stimmende Werte. 


F.  Milch,  Butter,  Käse.  537 

Morres,  "Wilhelm:  Praktische  Milch  Untersuchung.  2.  Aufl.  Berlin,  Ver- 
lagsbuchhandlung von  Paul  Parey,  1913. 

Nockmann,  Else:  Zur  Bestimmung  des  Wassergehalts  im  Käse.  — 
Molk.-Ztg.  Hildesheim  1913,  27.  1  u.  2;  ref.  Intern.  Agrar-techn.  Rdsch.  1913, 
4,  327.  —  Das  Verfahren  von  Mai  und  Rheinberger  ist  rasch  und  einfach 
auszuführen;  da  jedoch  nicht  unerhebliche  Differenzen  auftreten  können,  ist  eine 
gleichmäßige  Arbeitsweise  zu  vereinbaren. 

Obladen,  Über  die  Untersuchung  von  normaler  gewässerter  und  patho- 
logischer Milch  mit  dem  Eintauchrefraktometer.  —  Ztschr.  Fleisch-  u.  Milchhyg. 

1912,  22,  213;  ref.  Milchw.  Ctrlbl.  1913,  42,  269. 

Pfister,  R.,  und  Leuze,  W.:  Tabelle  der  berechneten  Trockensubstanz 
der  Milch  nach  der  Fleischmann'schen  Formel.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913, 
42,  97—103,  134—138,  169-173  u.  196-200:  vgl.  auch  ebend.  1912,  41,  609. 

Pullmann,  Karl:  Die  Labhemmprobe.  —  Dissertation  Stuttgart  1912; 
ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt.  1913,  39,  181.  —  Die  Labhemmprobe  nach  Sehern 
ist  zum  Nachweise  des  Frischmilchendseins  nicht  zu  verwenden;  sie  kann  jedoch 
besonders  in  Verbindung  mit  der  Leukocytenprobe  zur  Ermittlung  pathologischer 
Eutersekrete  dienen. 

Richter,  Otto:  Über  Wechselbeziehungen  zwischen  Verseifungszahl,  Jod- 
zahl und  Refraktometerzahl  der  Fette  und  Öle.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  7 — 12. 

Rosam,  A. :  Eine  einfache  Methode  zur  Beurteilung  des  Gärungsvermögens 
verschiedener  Futterstoffe,  der  Milch  und  des  Galactaseenzyms  der  Milch.  — 
Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  193—195.  —  Der  Vf.  beurteilt  das  Gärvermögen  oder 
den  Katalasegehalt  nach  der  Höhe  des  aus  einem  geschlossenen,  völlig  gefüllten 
und  mit  Steigrohr  versehenen  Gefäß  in  das  Steigrohr  getriebenen  Flüssigkeits- 
säulchens. 

Rosam,  A.:  Eine  einfache  mikroskopische  Beurteilung  des  Gehalts  der 
Milch  an  Mikroorganismen.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42,  333  u.  334. 

Kusche:  Beiträge  zur  Fettbestimmung  in  Trockenmilch.  —  Molk.-Ztg. 
Hildesheim  1913,  50.  Sonderabdruck.  —  Das  acidbutyrometrische  Verfahren  läßt 
sich  mit  einigen  Abänderungen  gut  verwenden;  wichtig  ist  ein  zur  Lösung  der 
Trockenmilch  hinreichend  langes  Erhitzen  vor  dem  Zentrifugieren. 

Sanfelici,  Ricciardo:  Eine  neue  Methode  zur  Herstellung  von  Milch- 
serum und  ihre  Anwendung  zum  Nachweis  einer  Wässerung.  —  Staz.  sperira. 
agrar.  ital.  46,  550-562;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1617.  —  Der  Vf.  rührt 
300  ccm  Milch  mit  6  com  einer  50procent.  Weinsäurelösung  in  der  Kälte  gut 
durch  und  erhält  dann  ein  gut  filtrierbares,  blankes  Serum,  dessen  spec.  Gewicht 
bei  15^  in  100  Milchproben   des  Bezirkes  Lodi  nur  von  1,028 — 1,030  schwankte. 

Sanfelici,  Ricciardo:  Über  die  Bestimmung  der  Laetose  in  Milch  aui 
chemischem  Wege.  —  Staz.  sperim.  agrar.  ital.  1912,  45,  908—916;  ref.  Chem. 
Ctrlbl.  1913,  L  r,66. 

Scheel,  Hartwig:  Eignet  sich  die  Schardinger-Reaktion  zur  Fest- 
stellung des  Frischmilchendseins  der  Kühe.  —  Dissertation  Hannover  1912;  ref. 
Ctrlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  I9l3,  39,  180.  —  Für  die  Diagnose  des  Frischmilchend- 
seins der  Kühe  ist  nach  dem  Vf.  das  Schardinger-Reagens  nicht  entscheidend. 

Schütz,  G.,  und  Wein,  L.:  Beiträge  zur  Beurteilung  der  Milchverfälschung 
auf  Grund  der  Lichtbrechung  des  Serums.  —  Ztschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm. 

1913,  26,    177 — 184.   —   Die  Tetraseren  von  Pfyl   und  Turnauer  bieten  nach 
den  Vff.  für  die  allgemeine  Milchkontrolle  keine  Vorteile. 

Sommer feldt,  Sigurd:  Beitrag  zur  Bestimmung  des  Keimgehaltes  in  der 
Milch.  —  Dissertation  Leipzig  1912;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  II.  Abt.  1913,  39,  182. 

Ulmann,  Hermann:  Untersuchungen  von  Milch  euterkranker  Kühe  auf 
ihren  Enzymgehalt.  —  Dissertation  Stuttgart  1912;  ref.  Ctrlbl.  Bakteriol.  IL  Abt. 
1913,  39,  182.  —  Nach  dem  Vf.  liefert  von  sämtlichen  Enzymreaktionen  nur  die 
Katalaseprobe  Aufschluß  über  das  Vorhandensein  einer  Mastitis. 

Utt,  C.  A.  A.:  Analyse  von  unversüßter,  kondensierter  Milch.  —  Journ. 
of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  168  u.  169;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  1364. 

Utz:  Beitrag  zur  Untersuchung  gefrorener  Milch.  — •  Ztschr.  f.  angew.  Chem. 
1913,  26,  63-66;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  I.  963.  —  Nach  dem  Vf.  scheiden 
sich  die  einzelnen  Anteile  beim  Gefrieren  der  Milch  nicht  nach  bestimmten 
Regeln  ab,  doch  findet  stets  eine  mehr  oder  minder  große  Entmischung  statt. 


538  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

Utz:  Über  die  Bestimmung  des  Wassers  im  Käse.  —  Ztschr.  angew.  Chem. 
26,  271—273;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  U.  88.  —  Der  Vf.  empfiehlt  das  sehr 
rasch  ausführbare  Verfahren  von  Mai  und  Rheinberger  • —  s.  dies.  Jahresber. 
1912,  .523. 

Vollbase,  E.:  Zum  Nachweise  von  Konservierungsmitteln  in  Fetten 
(Butter,  Margarine,  Schmalz).  —  Chem.-Ztg.  1913,  37,  312, 

Welker,  William  H.,  und  Marsh,  Howard  L.:  Aluminiumhydroxyd 
als  proteinausfällendes  Reagens  bei  der  Lactosebestimmung  in  Milch.  —  Journ. 
Araeric.  Chem.  Soc.  35,  823  u.  824;  ref  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  789. 

White,  George  F.,  und  Twining,  Ralph  H.:  Die  Flüssigkeit  von 
Butterfett  und  seinen  Ersatzmitteln.  —  Journ.  of  Ind.  and  Engin.  Chem.  5,  568 
bis  573;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  1071.  —  Die  Bestimmung  der  Viscosität 
eignet  sich  nach  den  Vff.  sehr  gut  zum  Nachweis  von  Verfälschungen. 

Wright,  C.  Harold:  Eine  Ausdehnung  der  Vieth'schen  Tabelle  zur 
Korrektur  der  Dichten  von  Milch.  —  Journ.  Soc.  Chem.  Ind.  32,  777 — 778;  ref. 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  IL  1071.  —  Erweiterung  der  Tabelle  zum  Gebrauch  in 
tropischen  Gegenden  auf  die  Temperaturen  24 — 31*^  C. 

Elektrischer  Nachweis  der  Wässerung  von  Schafmilch.  —  Ann.  des  Falsific. 
6,  294  u.  295;  ref.  Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  386. 

Neuer  Apparat  zur  Bestimmung  des  Wassergehalts  im  Käse.  —  Milchvvsch. 
Ctrlbl.  1913,  42,  107  u.  108.  —  Dr.  N.  Gerber's  Co.  m.  b.  H.,  Leipzig. 

Neuer  Butyrometer  zur  Untersuchung  des  Käses  auf  Fettgehalt.  —  Milchwsch. 
Ctrlbl.  1913,  42,  85  u.  86.  —  Laboratorium  von  Dr.  N.  Gerber's  Co.  m.  b.  H., 
Leipzig. 

Zur  Bestimmung  des  Säuregrades  von  Käse.  —  Milchwsch.  Ctrlbl.  1913,  42, 
806  u.  307.  —  Dr.  N.  Gerber's  Co.  m.  b.  H.,  Leipzig. 


G.  Zucker. 

Referent:    A.  Stift. 

Zur  Frage  der  Zuckerbestimmung  in  der  Rübe.    Von  H.  Pellet.^) 

—  Es  können  zwischen  der  heißen  und  kalten  Digestionsmethode  Differenzen 
von  0,1 — 0,15  und  darüber  eintreten,  die  einzig  und  allein  durch  die 
Anwesenheil  von  Invertzucker  und  keineswegs  durch  einen  zu  groben 
Rübenbrei  bedingt  sind.  Man  kann  behaupten,  daß  in  einem  solchen  Falle 
die  kalte  Methode  ein  der  Wirklichkeit  näher  liegendes  Ergebnis  liefert. 
Zur  Kontrolle  führt  man  die  heiße  Digestion  mit  bloßem  Wasser,  ohne 
Bleiessig,  durch  und  fügt  erst  der  erkalteten  Flüssigkeit  Bleiessig  zu.  Man 
wird  dann  in  den  meisten  Fällen  ein  übereinstimmendes  Resultat  erhalten; 
wenn  nicht,  dann  kann  erst  die  nicht  genügende  Feinlieit  des  Rübenbreies 
als  Ursache  der  Differenz  herangezogen  werden.  Der  Einfluß  des  Bleiessigs 
ist  der,  daß  er  die  Linksdrehung  der  Lävulose  zerstört,  dagegen  das 
Drehungsvermögen  der  Dextrose  unverändert  erhält.  Behufs  Bestimmung 
des  wirklichen  Rohrzuckei'gehaltes  ist  die  Inversion  nach  Clerget  vor- 
zunehmen und  zwar  in  der  neuen  Modifikation  der  Durchführung  der  direkten 
Polarisation  in  Anwesenheit  von  scbwefeliger  Säure,  weil  hierdurch  ver- 
schiedene Fehlerquellen  vermieden  werden,  die  durch  die  Anwesenheit  von 
Glutamin,  Asparagin  usw.,  deren  Drehungsvermögen  je  nach  dem  neutralen 
mit    Bleiessig    geklärten    oder    mit    Salzsäure    angesäuertem    Medium    sehr 


ij  österr.  -  Ungar.  Zoitschr.  f.  Zuckeriiid.  u.  Ldwsch.   1913,   42,   622—525;   siehe  auch  Buh.  de 
l'Assoc.  dos  Chimistes  de  sucrerie  et  de  distillerie  1913,  38,  1052—1067. 


G.   Zucker.  539 

schwankt,  bedingt  sind.  Dieses  einfache,  sichere  und  genaue  Verfahren 
läßt  sich  allgemein  für  sämtliche  Producte  der  Rüben-  und  Rohrzucker- 
fabrikation anwenden  und  gestattet  allein,  den  wirklichen  Rohrzuckergehalt 
in  allen  Phasen  der  Fabrikation  zu  verfolgen. 

Bestimmung  des  Zuckers  in  der  Rübe.  Von  F.  Strohmer.  ^)  — 
Es  wird  vorgeschlagen,  die  vom  Institut  der  Deutschen  Zuckerindustrie 
in  Berlin  ausgearbeitete  Methode  als  international  bindend  zu  erklären  und 
zwar  in  folgender  Ausführung:  Das  Normalgewicbt  Rübenbrei  wird  auf 
einem  BlechschifTchen  abgewogen,  samt  dem  Schiffchen  in  einen  trockenen, 
verschließbaren  Metallbecher  gebracht  und  mit  177  cra^  Bleiessigwasser 
(25  cm^  Bleiessig  und  1  1  Wasser)  versetzt.  Der  Metallbecher  wird  ver- 
schlossen, der  Inhalt  durchgeschüttelt  und  in  einem  Wasserbad  30  Minuten 
auf  75 — 80 '^  C.  erwärmt,  hierauf  wieder  auf  20''  C.  abgekühlt,  durch- 
geschüttelt, durch  ein  trockenes  Filter  filtriert  und  das  Filtrat  polarisiert. 
Bei  Verwendung  eines  400  mm-Rohres  erhält  man  direkt  Procente  Zucker, 
bei  Verwendung  eines  200  mm-  Rohres  sind  die  abgelesenen  Grade  zu 
verdoppeln.  Als  Apparatur  zur  Durchführung  dieser  Methode  empfehlen  sich 
die  Constructionen  von  Le  Docte,  Herzfeld,  Stanek  und  Urban  oder 
Stroh m er.  Die  weiteren  Ausführungen  des  Vf.  beziehen  sich  auf  die 
Vornahmen  behufs  Erzielung  einer  richtigen  Durclischnittsprobe  von  Brei 
für  die  Untersuchung  der  Rüben.  —  F.  Sachs^)  stimmt  im  Prinzip  mit 
den  von  Strohmer  vorgeschlagenen  Ausführungsvorschriften  überein.  Da 
diese  Ausführungen  sich  aber  nur  auf  den  Herzfeld 'sehen  Apparat  und 
seine  Modifikationen  beziehen,  für  den  Le  Docte'schen  Apparat  aber  nicht 
ohne  weiteres  anwendbar  sind,  so  wird  folgende  allgemeine  Fassung  vor- 
geschlagen: 26  g  Rübenbrei  werden  in  einen  Metallbecher  gebracht  und 
mit  5  cm^  Bleiessig  und  172  cm^  Wasser  versetzt.  Der  verschlossene 
Metallbecher  wird  dann  30  Minuten  in  ein  Wasserbad  von  80 — 85^  ge- 
geben, hierauf  der  Inhalt  abgekühlt,  durchgeschüttelt,  filtriert  und  polarisiert. 

Analyse  der  Rübe.  Von  Emile  Saillard.^)  —  Nach  einer  histo- 
rischen Entwicklung  der  wäßrigen  Digestionsmethode  wird  die  heiße 
wäßrige  Digestionsmethode  als  am  empfehlenswertesten  bezeichnet;  wegen 
bestimmter  aktiver  Stoffe,  die  nicht  durch  basisches  Bleiacetat  ausfällbar 
sind  (Raffinose,  optisch  aktive  Stickstoffverbindungen,  Invertzucker  usw.) 
gibt  sie  aber  nicht  den  genauen  Zuckergehalt  der  Rüben  an,  sondern  eine 
zu  große  Zuckermenge.  Der  Fehler  kann  auf  0,05 — 0,8%  und  vielleicht 
darüber  hinaus  auf  100  kg  Rüben  steigen  (besonders  in  trockenen  Jahren 
und  bei  der  Aufbewahrung  der  Rüben  in  Mieten).  Die  aktiven  Stickstoff- 
verbindungen, die  nicht  durch  Kalk  fällbar  sind,  und  der  Invertzucker 
sind  eine  Quelle  für  unbestimmbare  Polarisationsverluste  bei  der  Er- 
wärmung in  alkalischer  Lösung,  d.  h.  während  der  Scheidung,  Verdampfung 
und  Verkochung. 

Zur  Frage  über  die  Zuckerbestimmung  in  der  Rübe.  Von  J. 
Duschski.*)  —  Die  Methode  der  heißen  w^äßrigen  Digestion  ergiebt  bei 
richtiger  Ausführung  Resultate,  die  mit  den  nach  der  Methode  der  alkoholischen 
Extraktion  erhaltenen  Zahlen  übereinstimmen.     Die  Differenz  zwischen  den 


1)  Ztschr.  d.  Ver.  D.  Zuckerind.  1913,  63,   1-6.   —   2)  Ebend.  11—14.   —  S)  Ebend.  6-11.  — 
*)  Ctrlbl.  f.  d    Zuckermd.  1913,  21,  1397. 


540  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

Resultaten  der  heißen  wäßrigen  Digestion  und  der  alkoholischen  Extraktion 
beträgt  durchschnittlich  0,1  zugunsten  der  Digestion  und  kann  durch  das 
nicht  richtig  angenommene  Volumen  des  Markes  eines  Normalgewichtes 
des  Rübenbreies  erklärt  werden.  Unter  gewissen  Bedingungen  des  Wachs- 
tums (starke  Dürre)  kann  der  Markgehalt  in  der  Rübe  bedeutend  größer 
als  5%  sein  und  sogar  bis  S^/o  und  mehr  erreichen.  Unter  den  Be- 
dingungen der  heißen  wäßrigen  Digestion  wurde  kein  Übergang  von  mehr 
oder  minder  bedeutenden  Mengen  von  rechtsdrehenden  Nichtzuckerstoffen  aus 
dem  Rübenmark  in  die  Digestionsflüssigkeit  bemerkt.  Im  Rübensaft  kann 
ein  Anhäufen  von  optisch  aktiven  Nichtzuckerstoffen  stattfinden.  Dies  ge- 
schieht gewöhnlich  bei  anormalen  Wachstumsbedingungen  der  Rübe,  welche 
bis  jetzt  noch  ungenügend  aufgeklärt  sind. 

Zur   Zuckerbestimmung    in    der    Rübe.      Von    T.    Kowalski.^)    — 

Der  Vf.  stellte  vergleichende  Zuckerbestimmungen  in  der  Rübe  nach  den 
Verfahren  von  Le  Docte-Urban,  Pellet,  Rapp-Degener  und  der 
Alkoholextraktion  nach  Scheibler  an  und  fand,  daß  die  Methode  Le  Docte- 
Urban  die  ganz  gleichen  Resultate  wie  die  Alkoholextraktion  gab,  daher 
vollständig  brauchbar  ist. 

Unbestimmbare  Verluste,  Untersuchungsmethoden  und  Praxis. 
Von  Max  Lindner.-)  —  Unbestimmbare  Verluste  in  der  Fabrikation  gibt 
es  nicht  und  ihre  „Gegenwart"  stellt  nur  eine  Brücke  dar,  um  sich  und 
andere  über  zu  hohe  Verluste  und  schlechte  Betriebsführung  hinwegzu- 
täuschen. Was  nun  die  Bestimmung  des  Zuckers  in  der  Rübe  anbetrifft, 
so  steht  an  erster  Stelle  und  sollte  auch  als  Schiedsanalj'se  gelten  die 
heiße  alkoholische  Extraktion.  Wie  des  näheren  ausgeführt  wird,  so  möchte 
der  Yf.  die  Anwendung  der  heißen  wäßrigen  Methode  des  Instituts  für 
Zuckerindustrie  in  Berlin  nicht  für  allgemein  wünschenswert  halten.  Be- 
achtung verdient  vielmehr  die  „kalte"  Methode,  die  auch  die  kleinsten 
Unterschiede  mit  der  Bestimmung  nach  Clerget  (auf  die  man  angewiesen 
ist,  um  die  Polarisationen  auf  ihre  Richtigkeit  zu  prüfen)  ergiebt,  während 
dies  bei  der  „heißen"  Methode  oder  überhaupt  bei  der  Erwärmung  des 
Rübenbreies  nicht  der  Fall  ist. 

Über  die  Bestimmung  der  Raffinose  in  der  Zuckerrübe.  Von  L. 
Nowakowski  und  J.  Muszynski.^)  —  Die  Vff.  empfehlen  auf  Grund  ihrer 
Untersuchungen  zur  Bestimmung  der  Raffinose  die  heiße  wäßrige  Digestion 
heranzuziehen,  da  die  alkoholische  Extraktion  für  diesen  Zweck  ungeeignet 
erscheint. 

Über  die  Ausführung  der  Digestion  bei  der  Rübenselektion.  Von 
Josef  Urban.^)  —  Zum  Zwecke  der  Durchführung  der  kalten  und  heißen 
wäßrigen  Digestion  nach  dem  Verfahren  von  Le  Docte  hat  der  Vf.  Glas- 
gefäße geeigneter  Construction  samt  Apparatur  anfertigen  lassen,  die  ihren 
Zwecken  in  jeder  Beziehung  entsprechen  und  mit  denen  ein  einfaches 
Arbeiten  möglich  ist. 

Vom  Rübenbrei.  Von  Max  Lindner.  ^)  —  Nach  dem  Bohrverfahren 
(unter  Verwendung  einer  Rübenbohrmaschine)  wird  niemals  der  Zucker 
gleichmäßig   aus   allen  Zellen   der  Rüben   gewonnen,    sondern   die    zucker- 

J)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind.  1913.  21,  1361.  —  ^)  Die  Deutsche  Zuckerind.  1913,  38,  495—497. 
8)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind.  1913,  21,  1748.  —  *)  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  37,  333—337. 
—  S)  Die  Deutsche  Zuckerind.  1913,  38,  82—84. 


G.   Zucker.  541 

reichen,  lockeren  und  elastischen  Parenchyrazellen  werden  zum  größten 
Teil  herausgeschält,  während  die  festen  Zellen  des  Kambiumgewebes  zer- 
reißen, auslaufen  und  nur  zum  geringsten  Teil  mitgefOhrt  werden.  Die 
einzig  sichere  Gewinnung  eines  Wertdurchschnittes  der  zu  untersuchenden 
Rüben  bildet  die  Herstellung  von  Schnitzeln  aus  den  halbierten  Rüben 
und  die  Erzeugung  von  Brei  durch  eine  Pressenconstruction,  wie  der  der 
Presse  .,Saus  Pareille''. 

Einiges  über  die  Apparatur  zur  Bestimmung  des  Zuckergehaltes 
in  den  Rübenschnitzeln  nach  der  „heißen  wäßrigen  Institutsmethode*^ 
Von  Dahle.  ^)  —  Nach  der  im  Gebrauch  stehenden  Apparatur  wird  der 
den  Rübenbrei  und  das  Wasser  enthaltende  Becher  mit  einem  Gummistopfen 
verschlossen  und  im  Wasserbad  eine  halbe  Stunde  auf  80°  C.  erwärmt. 
Bei  unreifen  Rüben  treiben  nun  die  entstehenden  Dämpfe  den  Gummistopfen 
aus  dem  Becherhals  hinaus,  es  verdampft  oder  es  verspritzt  die  Flüssigkeit 
aus  dem  Becher  und  üngenauigkeiten  in  der  Bestimmung  sind  gegeben. 
Zur  Vermeidung  dieses  Übelstandes  hat  der  Vf.  einen  Aufsatz  konstruiert, 
der  jedes  Verdampfen  und  Verspritzen  von  Wasser  unmöglich  macht  und 
nach  Beendigung  des  Erwärmens  ein  bequemes  Mischen  der  den  feinen 
Rübenbrei  enthaltenden  Flüssigkeit  gestattet. 

Vergleichende  Digestionsversuche  mit  Rübenbrei  von  der  Presse 
„Pratique".  Von  J.  Muszynski. -)  —  Diese  von  Wolski  construierte  Presse 
für  Rübenbrei  soll  alle  bisherigen  Systeme  übertreffen.  Der  mittels  dieser 
Presse  erhaltene  Rübenbrei  ist  für  die  kalte  Digestionsmethode  geeignet.  Be- 
sonders zu  empfehlen  sind  dabei  die  auf  das  Krüger'sche  Prinzip  basierenden 
Methoden.  Die  heiße  Digestion  gibt  höhere  Resultate  als  die  kalte  Methode. 
Die  nach  der  heißen  Pellet 'scheu  Digestion  erhaltenen  Resultate  sind  gleich. 
Die  nach  der  Methode  von  Herles  erhaltenen  Resultate  stimmen  mit  den- 
jenigen der  Methode  von  Pellet  überein. 

Über  Konservieren  von  Rübensäften  zu  analytischen  Zwecken. 
Von  VI.  Stanek.  2)  —  Zur  Anwendung  kamen  Sublimat^  Formaldehyd, 
Phenol,  Chloroform,  Schwefelkohlenstoff  und  Thymol,  die  aber  alle  mehr 
oder  weniger  versagten,  bezw.  Nachteile  brachten.  Bei  starken  Wucherungen 
von  Mikroorganismen  versagte  sogar  Thymol,  und  man  wäre  gezwungen, 
solche  Lösungen  vorerst  durch  Aufkochen  zu  sterilisieren  und  dann  erst 
mit  einigen  Thymolkry ställchen  zu  versetzen,  obwohl  selbst  bei  dieser 
Vorsichtsmaßregel  einer  späteren  Inversion  des  Rohrzuckers  nicht  vor- 
gebeugt wird.  Nach  diesem  Resultat  muß  ein  vollständig  einwandfreies 
Konservierungsmittel  für  Zuckersäfte  erst  gefunden  werden. 

Bestimmung  des  Reinheitsquotienten  des  Rübensaftes  in  der 
Digestionslösung.  Von  Franz  Herles.-*)  —  Der  Vf.  verwendet  zur  Be- 
stimmung des  Reinheitsquotienten  des  Rübensaftes  die  ungeklärte,  durch 
die  kalte  Wasserdigestion  des  mittels  seines  Breigewinnungsapparates 
erzielten  Breies  gewonnene  Digestiouslösung.  Der  mittels  dieser  Presse 
gewonnene  Brei  wird  stets  unter  gleichen  Umständen  und  stets  in  gleicher 
Feinheit  erhalten.  Seine  vollständige  Digestion  vollzieht  sich  infolge  seiner 
ungewöhnlichen    Feinheit    bereits    in    der    Kälte    fast   augenblicklich.      Die 


1)  Die  Deutsche  Zackerind.  1913,  38.  225  h.  226.  —  -)  Gazeta  cukrownicza  1913,  303;  durch 
Wochenschr.  d.  Ctrlver.  f.  d.  Rübenzuckerind.  Österreichs  n.  Ungarns  1913,  51,  97.  —  s)  Ztschr.  f. 
Zuckerind,  in  Böhmen  1918,  37,  501—509.  —  ^)  Ebend.  253-255. 


542  Agrikulturcbemische  Untersucliungsmethoden. 

Zusammensetzung  des  auf  diese  Weise  ans  dem  Brei  einer  und  derselben 
Rübe  gewonnenen  Digestiousflüssigkeit  bleibt  ziemlich  gleich  und  somit 
auch  deren  Reinheitsquotient,  so  daß  hierdurch  für  den  Vergleich  und  die 
Beurteilung  des  Reinheitsquotienten  verschiedener  Rüben-  und  Schnitte- 
proben maßgebende  Zalüen  erhalten  werden.  Für  die  Durchführung  der 
Bestimmung  gibt  der  Vf.  dann  den  Arbeitsgang  an. 

Über  eine  vereinfachte  Methode  zur  Beurteilung  der  Rüben- 
qualität  mittels  des  Eintauchrefraktometers.  Von  VI.  Stanek-^)  —  Aus 
den  Mitteilungen,  deren  Wiedergabe  in  Kürze  nicht  möglich  erscheint,  ist 
zu  entnehmen,  daß  die  vom  Vf.  ausgearbeitete  Methode  einfach  ist,  nur 
eine  Digestion  (statt  ihrer  zwei  gegen  früher)  erfordert  und  genaue 
Resultate  gibt. 

Praktische  Erfahrungen  mit  dem  Eintauchrefraktometer  im 
Zuckerfabrikslaboratorium.  Von  Josef  Roubinek.  -)  —  Die  Methode 
hat  sich  bewäliit,  ist  bequem  durchzufüliren  und  verdient  allgemeine  Ein- 
führung in  die  Praxis. 

Über  die  Bestimmung  des  Reinheitsquotienten  normaler  Digestions- 
säfte mittels  des  Eintauchrefraktometers.  Von  J.  Urban.^)  —  Da 
normale  Digestionssätte  ihrer  trüben  Beschaflenheit  wegen  für  verläßliche 
refraktometrische  Bestimmungen  nicht  geeignet  sind,  so  versuchte  der  Vf. 
diese  unangenehme  Eigenschaft  durch  Zusatz  von  Infusorienerde,  die 
unlöslich  ist  und  daher  die  refraktometrische  Anzeige  nicht  beeinflußt,  zu 
beseitigen.  Der  Arbeitsgang  ist  der,  daß  das  4 fache  Normalgewicht 
-]- 308  cm^  Wasser  mit- 5  g  reiner  Infusorienerde  beschickt  werden.  Es 
wird  liierauf  Y2  Stunde  bei  80^  C.  digeriert,  abgekühlt  und  filtriert.  Ein 
Teil  des  gefärbten ,  aber  klaren  Filtrats  wird  dann  refraktometrisch  be- 
handelt. Auf  diese  Weise  können  refraktometrisch  die  Reinheitsquotieuten 
normaler  Üigestionssäfte  bis  auf  0,2 — 0,4  ^Jq  genau  ermittelt  werden. 

Optische  Reinheit  der  Zuckererzeugnisse.  Von  D.  Sidersky.^)  — 
Der  Vf.  versteht  darunter  den  Quotienten,  der  sich  durch  die  polarimetrische 
Zuckerbestimmung  und  die  refraktometrische  Bestimmung  der  Trocken- 
substanz ergiebt.  Diese  optische  Reinheit  nähert  sich,  selbst  bei  End- 
melassen, sehr  der  wirklichen  Reinlieit.  Der  Vf.  hat  aus  den  Tabellen  von 
Schönrock  und  von  Toi  mann  und  Smith  eine  neue  Tabelle  berechnet, 
die  den  bei  den  Temperaturen  von  15 — 30°  abgelesenen  Refraktionen 
entsprechenden  Zuckergehalt  ohne  jede  Umrechnung  entnehmen  läßt. 

Die  Anwendung  des  Refraktometers  in  der  Zuckerfabrik.  Von 
J.  Duschski.  ^)  —  Dieses  Instrument  eignet  sich  vollkommen  zur  Be- 
triebskontroile  in  Rübenzuckerfabriken,  da  dessen  Angaben  mit  den  aräo- 
metrischen  Angaben  fast  vollständig  übereinstimmen.  Das  Refraktometer 
kann  besonders  bei  der  Untersuchung  von  Dicksäften,  Abläufen,  Füllmassen 
und  Melassen  Anwendung  finden.  Seine  Einführung  in  die  Kontrolle  des 
Ralfineriebetriebes  erscheint  auch  sehr  wünschenswert. 

Der  Zuckerrefraktometer.  Von  F.  Löwe.'')  —  Der  Vf.  beschreibt 
das  von  ihm  und  Schönrock  construierte  Instrument  das  den  besonderen 


1)  Ztschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  37,  175—182.  —  2)  Ebend.  206—210.  —  s)  Ebend. 
510-514.  —  ^)  Bnll.  de  l'Assoc.  des  Chimistes  de  sucrerie  et  de  distillerie  1913,  30,  390-395.  — 
6)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind.  1913,  22,  119.  —  6)  Ztschr.  f.  angewandte  Chemie  1913,  26,  671—673. 


G.   Zucker.  543, 

Bedürfnissen  der  Zuckerindustrie  angepaßt  ist  und  namentlich,  was  bisher 
nicht  gelungen  ist,  auch  die  Untersuchung  sehr  dunkler  und  hoch 
concentrierter  Sirupe  gestattet. 

Über  ein  neues  Refraktometer  zur  Bestimmung  der  scheinbaren 
Trockensubstanz  in  Zuckersäften.  Von  W.  Paar  und  A.  Kraisy.  ^)  —  Das 
neue  Instrument,  welches  alle  diejenigen  Verbesserungen  aufweist,  die  in 
den  letzten  Jahren  erfunden  worden  sind,  ermöglicht  auch,  ohne  weiteres 
die  dunkelsten  Säfte  untersuchen  zu  können,  also  von  der  Färbung  des 
Saftes  vollkommen  unabhängig  geworden  zu  sein.  Das  Instrument  ist 
sehr  brauchbar  zur  raschen  Bestimmung  der  scheinbaren  Trockensubstanz 
in  Zuckersäften. 

Neue  Beleganalysen  für  die  Beurteilung  der  Verdünnungsmethode. 
Von  Oskar  Wohryzek. 2)  —  Auf  Grund  weiterer  Untersuchungen  bringt 
der  Vf.  neue  Belege  über  die  Brauchbarkeit  der  von  ihm  vertretenen 
Verdünnungsmethode,  die  allen  Zwecken  der  Praxis  entspricht. 

Neuer  Kontroll -Vacuumkochapparat  für  Laboratorien.  Von  S. 
V.  Wilkowski.3)  —  Da  Laboratoriumsversuche  noch  manche  dunkle  Seite 
im  Kochproceß  der  Sirupe  und  Mutterlaugen  auf  1.  und  2.  Producte  er- 
hellen können,  so  schlägt  der  Vf.  für  derartige  KontroUversuche  die  Ver- 
wendung seines  Vergleichsprobe- Koch  vacuumapparates,  der  beschrieben 
"wird  und  billiger  als  mechanische  Laboratoriumsvacuen  ist,  vor. 

Gebrauch  der  Strahlenfilter  beim  Polarisieren  hochgradiger 
Zucker.  Von  A.  Hugh  Bryan."*)  —  Der  Zweck  der  Lichtfilterzellen  ist, 
den  Unterschied  der  Rotations -Dispersion  zwischen  Rohrzucker  und  Quarz 
zu  korrigieren.  Das  blaue  und  violette  Ende  des  Spektrums  verursacht 
die  größte  Rotations-Dispersion.  Da  nun  viele  Zuckerchemiker  nicht  wissen, 
daß  sich  ohne  den  Gebrauch  der  Lichtfilterzelle  leicht  ein  Irrtum  ein- 
schleichen kann  und  ferner  bestimmte  Vorschläge  über  die  Art  dieses  Licht- 
filters nicht  vorliegen,  so  empfiehlt  der  Vf.,  daß  dort,  wo  weißes  Licht  bei 
der  Polarisation  verw^endet  wird,  es  durch  eine  Lösung  von  neutralem, 
chromsaurem  Kali  zuzuführen  ist,  die  so  stark  sein  muß,  daß  der  Procent- 
gehalt mit  der  Länge  der  Säule  in  Centimetern  multipliziert  9  ergiebt. 
(Dieser  Vorschlag  wurde  auf  der  7.  Versammlung  der  internationalen 
Kommission  für  einheitliche  Methoden  der  Zuckeranalyse  zu  New- York  am 
10.  September  1912  einstimmig  angenommen.) 

Die  maßanalytische  Verwendung  des  Titantrichlorids  für  die  Be- 
stimmung des  Invertzuckers.  Von  Leopold  Radlberger  und  Wilhelm 
Siegmund. ^)  —  Knecht  hat  vor  einigen  Jahren  das  Titantrichlorid  in 
die  Maßanalyse  eingeführt,  auch  zur  Bestimmung  von  reiner  Saccharose 
verwendet  und  einen  Arbeitsgang  angegeben.  Die  Vf.  haben  nun  diese 
Methode  für  ihre  Brauchbarkeit  zur  Bestimmung  des  Invertzuckers  studiert 
und  den  Arbeitsgang,  bezüglich  welchen  auf  das  Original  verwiesen  werden 
muß,  entsprechend  derr  geforderten  Zwecken  modificiert.  Die  Methode  weist, 
abzüglich  der  einfacheren  Durchführung  gegenüber  der  gewichtsanalytischen 
Methode,   eine  sehr  gute  Übereinstimmung   mit   der  letzteren   auf   und  er- 


M  Ztschr.  d  Ver.  D.  Znckerind.  1918,  63,  760—767.  —  -)  Österr.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  ZuckerinJ. 
n.  Ldwsch.  1913,  42,  60—63.  —  3)  Die  Deutsche  Zuckerind.  1918,  38,  839  u.  840.  —  ■•)  Ztschr.  d. 
Ver.  D.  Zackerind.  1913,  63,  31—34.  —  »)  Österr.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  Zackerind.  n.  Ldwsch.  1913,. 
52.  34-44. 


544  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

scheint  in  allen  jenen  Fällen  empfehlenswert,  wo  eine  große  Ausscheidung 
von  Kupferoxydul  (also  bei  Kolonial  zuckern ,  Fruchtsäften,  Jams  usw.)  zu 
gewärtigen  ist. 

Über  das  Verhalten  der  Raffinade  gegenüber  Fehling'scher  Lösung 
unter  den  Bedingungen  der  Herzfeld'schen  Invertzuckerbestimmungs- 
methode.  Yon  F.  Strohmer.  ^}  —  Es  ist  bekannt,  daß  auch  vollkommen 
invertzuckerfreie  Raffinade  bei  der  Prüfung  auf  Invertzucker  nach  der 
Methode  Herzfeld  stets  eine  geringe  Kupferausscheidung  gibt.  Um  ein 
Bild  über  die  Schwankungen  dieses  Reductionsvermögens  von  Rafflnade- 
zucker  zu  gewinnen,  hat  der  Vf.  175  Proben  von  Kry stallzuckern,  die  voll- 
kommen frei  von  Invertzucker  und  auch  frei  von  jedem  Farbzusatz  waren, 
untersucht.  Die  Zuckergehalte  schwankten  von  99,60 — 99,95  und  die 
Kupferausscheidungen  von  19 — 49  mg.  Aus  den  Zahlen  ergiebt  sich  ferner, 
daß  sich  bestimmte  gesetzmäßige  Beziehungen  zwischen  den  Gehalten  an 
organischem  und  anorganischem  Nichtzucker  einerseits  und  dem  Reductions- 
vermögen  anderseits  nicht  nachweisen  lassen.  15  der  untersuchten  Krystall- 
zucker  gaben  eine  Kupferausscheidung  von  11 — 20  mg.  Der  Ref.  hat  nun 
seinerzeit  gefunden,  daß  eine  reine  Saccharose  selbst  eine  Kupferausscheidung 
von  30,6  mg  gegeben  hat.  Für  die  beobachteten  geringen  Kupfer- 
ausscheidungen von  11 — 20  mg  fehlt  noch  eine  befriedigende  Erklärung. 
Jedenfalls  ist  diese  Beobachtung  aber  ein  Beweis  dafür,  daß  ein  unter  dem 
Normalen  liegendes  Reductionsvermögen  nicht  immer  auch  als  ein  Zeichen 
für  die  größere  Reinheit  einer  Raffinade  betrachtet  werden  kann.  Die 
Zahlen  der  vorliegenden  Untersuchung  bringen  ferner  auch  den  Beweis 
dafür,  daß  der  Ref.  recht  hatte,  als  er  im  Jahre  1886  vorschlug,  bei  den 
Invertzuckerbestimmungen  in  Rohzuckei-n  Kupferausscheidungen  unter  50  mg 
nicht  zu  beachten,  ein  Vorschlag,  der  allgemein  angenommen  und  auch  in 
die  Handelsusanzen  übergegangen  ist. 

Untersuchung  von  Abläufen.  Von  H.  Meysahn.  2)  —  Es  wird 
auf  die  Bestimmung  der  refraktrometrischen  Trockensubstanz  nach 
Tischtschenko  (Verdünnung  dunkler  Abläufe  nicht  mit  Wasser  sondern 
mit  concentrierter  Zuckerlösung)  und  auf  die  Invertzuckerbestimmung  nach 
Müller  hingewiesen,  die  gestattet,  täglich  20  Bestimmungen  durchzuführen. 
Dieser  Methode  liegt  die  Reaktion  nach  Mohr  zugrunde,  bei  der  sich 
Kuprooxyd  und  Eisenoxyd  in  saurer  Lösung  unter  Bildung  von  Eisen- 
oxydulsalz aus  Kuprooxyd  umsetzen.  Durch  Titration  mit  Kaliumpermanganat- 
lösung  läßt  sich  dann  der  Eisengehalt  des  Oxydulsalzes  bestimmen.  Da 
die  Permanganatlösung  so  eingestellt  ist,  daß  Yjo  ccm  KMnO^ -Lösung 
1  mg  Cu  entpricht,  ergeben  sich  aus  der  verbrauchten  Menge  Permanganat- 
lösung die  vorhandenen  mg  Cu.  Aus  der  von  Bau  mann  aufgestellten 
Tabelle  ergiebt  sich  dann  die  der  gefundenen  mg  Cu  entsprechende  Menge 
Invertzucker. 

Modification  der  Clerget- Methode  für  Zuckerbestimmungen  in 
der  Melasse.  Von  W.  E.  Croß  und  W.  G.  Taggart.  ^)  —  Das  Normal- 
gewicht Melasse  wird  gelöst,  zu  200  ccm  gefüllt  und  ein  Teil  der  Lösung  wird 
mit  einem  Überschuß  von  trockenem  Bleiacetat  behandelt  und  filtriert.    Zu 


»)  Österr. -Ungar.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  639—545.  —  2)  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind. 
1913,  21,  1059  u.  1060.  —  S)  Die  Deutsche  Zuckerind.  1913,  38,  497. 


G.  Zucker.  545 

dem  Filtrat  setzt  man  eine  genügende  Menge  trockener,  fein  pulverisierter 
Oxalsäure  zu,  filtriert  und  nimmt  mit  dieser  Lösung  die  direkte  Polarisation 
und  die  Bestimmung  nach  Clerget  vor;  letztere  in  der  Weise,  daß  50  ccm 
des  Filtrates  mit  5  cm  starker  Salzsäure  versetzt  werden;  hierauf  wird 
der  Kolben  im  Wasserbad  von  70*^  C.  erwärmt.  Der  Kolbeninhalt  soll  die 
Temperatur  von  67 — 69*^  C.  innerhalb  2Y2 — ^  Minuten  erreichen  und 
darauf  7  — 7Y2  Minuten  bleiben;  dann  wird  der  Kolbeninhalt  rasch  ab- 
gekühlt und  bei  20*^0.  polarisiert.  Die  Berechnung  geschieht  nach  der 
bekannten  Formel. 

Eine  Modification  des  Clerget'schen  Inversionsverfahrens.  Von 
E.  Saillard.^)  —  52  g  Melasse  werden  in  einem  200  ccm -Kolben  gelöst, 
man  klärt  mit  10 — 20  ccm  Bleiessig,  füllt  zur  Marke,  filtriert,  entnimmt  dem 
Filtrat  100  ccm,  fällt  hier  mit  schwefeliger  Säure  oder  Oxalsäure  das  über- 
schüssige Blei,  neutralisiert  mit  gepulvertem  kohlensaurem  Kalk  oder 
-Baryt  und  filtriert  wieder.  50  com  des  Filtrates  werden  mit  50  ccm  einer 
Kochsalzlösung  versetzt,  die  an  NaCl  6,85  g  in  100  ccm  enthält,  nämlich  das 
Äquivalent  jener  Menge  HCl,  die  später  auch  bei  der  Inversion  angewendet 
wird  und  bestimmt  dann  die  direkte  Polarisation.  Andere  50  ccm  desselberi 
Filtrates  versetzt  man  mit  25  ccm  Wasser  und  5  ccm  Salzsäure  von  22 "  ße. 
invertiert  wie  üblich,  neutralisiert  mit  20  ccm  einer  Lösung,  die  das 
Äquivalent  der  5  ccm  Salzsäure  an  reiner  Soda  enthält,  filtriert  und  er- 
mittelt die  Inversionspolarisation.  Diese  Methode  gibt,  wenn  die  Inversion 
vollständig  ist,  genaue  Resultate. 

Über  die  Konstante  der  Inversionsmethode  nach  Clerget- Herzfeld. 
Von  L.  G.  Langguth -Steuerwald.-)  —  Der  Vf.  hat  die  bei  der  Be- 
rechnung des  Clergetzuckers  zur  Verwendung  gelangende  Konstante  142,66 
einer  Nachprüfung  unterzogen,  bei  der  er  zu  höheren  Zahlen  gelangt  ist. 
In  Tabellen  werden  die  korrigierten  Konstanten  für  verschiedene  Con- 
centrationen  und  Temperaturen  angeführt.  —  0.  Fallada ^)  macht  mm 
darauf  aufmerksam,  daß  Langguth-Steuerwald  das  Halbuormalgewichl 
Zucker  in  70  ccm  Wasser  löste  und  5  ccm  Salzsäure  hinzufügte,  während 
nach  der  Herzfeld 'sehen  Vorschrift  das  Halbnormalgewicht  Zucker  in 
75  ccm  Wasser  gelöst  ist.  Bei  der  Nachprüfung  hat  das  Volumen  der 
Flüssigkeit  daher  75  ccm  statt  80  ccm  nach  Herzfeld's  Vorschrift.  Da 
nun  bei  der  Nachprüfung  mit  einer  höheren  Concentration  gearbeitet  wurde, 
als  sie  Herzfeld  vorschreibt,  so  ist  dadurch  die  höhere  Inversions- 
konstante erklärt. 

Zur  Raffinosebestimmung  nach  Herzfeld.  Von  H.  Pellet.*)  — 
Die  seinerzeit  von  Herzfeld  aufgestellten  Formeln  für  die  Inversions- 
methode sind  nicht  mehr  zutreffend,  wenn  statt  13  g  Zucker  in  100  ccm 
kleinere  Mengen  Zucker  gelöst  sind,  wie  dies  oft  bei  den  Analysen  von 
Abläufen,  Melassen  usw.  der  Fall  ist.  Der  Vf.  hat  nun  eine  Tabelle  für 
den  Gehalt  von  1 — 20  g  Zucker  ausgearbeitet,  in  der  der  Divisor  0,839 
der  Herzfeld 'sehen  Formel  gemäß  der  jeweiligen  Concentration  ge- 
ändert ist. 


1)  Journ.  des  fabricans  de  sucre  1913,  54,  Nr.  4.  —  '^)  Archief  voor  de  BuikeriDdustrie  in  Ned. 
Indie  1913,  21,  1883;  durch  Österr.  -  Ung-f.r.  Ztschr.  f.  Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  1037—1042.  — 
8)  Österr.  -  Ungar.  Ztschr.  f.  Znckerind.  u.  Ld-wsch.  1913,  42,  1042.  —  *)  La  sucrerie  indigene  et 
«oloniale  1913,  81,  174-176. 

Jahresbericht  1913.  35 


546  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

über  die  schnelle  und  genaue  Bestimmung  von  Spuren  von 
Eisen  in  Erzeugnissen  der  Rohr-  und  Rübenzuckerfabrikation  und 
der  Raffinerien.    Von  J.  J.  Eastick,  J.  P.  Ogilvie  imd  J.  H.  Lindfield.^)  — 

Von  verschiedenen  Seiten  wurde  bereits  auf  die  Wichtigkeit  der  Be- 
stimmung des  Eisengehaltes  in  Zuckerfabriksproducten  hingewiesen,  da 
feststehend  ist,  daß  die  nicht  einwandfreie  graue  oder  schmutziggelbe 
Färbung  des  rohen  Rohr-  und  Rübenzuckers,  sowie  der  Raffinade,  fast 
immer  durch  die  Gegenwart  eines  abnoim  hohen  Eisengehaltes  bedingt 
ist.  Die  bestehenden  Methoden  zur  Bestimmung  von  Spuren  von  Eisen 
setzen  nun  die  Entfernung  der  organischen  Substanz  durch  Veraschung 
voraus.  Die  Vff.  haben  deshalb  eine  andere  Methode  ausgearbeitet,  die 
als  kolorimetrische  Ammoniumsulfidreaktion  bekannt  ist,  und  den  Vorteil 
hat,  schnell  und  genaue  Resultate  gebend  zu  sein.  Bezüglich  der  Durch- 
führung der  Methode  und  ihrer  Anwendung  auf  die  Producte  der  Rüben- 
uud  Rohrzuckeifabrikation  muß  auf  das  Original  verwiesen  werden. 


Literatur. 


Cufin,  Josef:  Über  die  Curin'sche  Verdünnungsraethode.  —  Ztschr.  f. 
Zuckerind,  in  Böhmen  1913,  37,  197 — 206.  —  In  längeren  Ausführungen  hebt 
der  Vf.  die  Vorteile  seiner  Methode  hervor,  die  ebenfalls  verdient,  in  den  Ver- 
einbarungen über  die  einheitliche  Durchführung  der  Methoden  der  ßetriebs- 
kontroUe  aufgenommen  zu  werden.  —  Karl  Urban  —  ebenda  1913,  37,  256 — 260  — 
bemerkt  zu  diesen  Ausführungen,  daß  der  Methode  verschiedene  Mängel  an- 
hafteui  die  sie  für  die  allgemeine  Einführung  als  nicht  empfehlenswert  erscheinen 
lassen.  —  Th.  Xoydl  —  ebenda  1913,  37,  309 — 320  —  nimmt  ebenfalls  gegen 
Cufin  Stellung,  der  auf  seine  Methode  keine  Priorität  in  Anspruch  nebmen  kann. 

Darbishire,  Francis  V.;  Sollen  die  Polarisationen  der  Säfte  unter  An- 
wendung der  Maß-  oder  der  Gewichtsmethode  vorgenommen  werden?  —  Die 
Deutsche  Zuckerind.  1913,  38,  874  u.  875.  —  Die  Untersuchungen  gelangten  zu 
der  Schlußfolgerung,  daß  die  mittels  der  Maßmethode  gewonnenen  Zahlen  nicht 
genau  sind.     Die  Untersuchungen  werden  fortgesetzt. 

Juten,  A.  J.  L.:  Refraktometrie  und  Polarimetrie.  —  Bergen -op- Zoom 
1913  (in  holländischer  Sprache). 

Neumann.  Sigmund:  Neuerung  an  optischen  Beobachtungsrohren.  — 
Chem.-Zeit.  1913,  37,  520  u.  521.  —  Die  verschiedenen  Cbelstände,  die  den  jetzt 
in  Gebrauch  stehenden  Polarisationsrohren  anhaften,  werden  durch  entsprechende 
Umänderungen  an  den  Rohrenden  und  Verschlußteilen  beseitigt. 

Pawlenko,  W. :  Bestimmung  des  Rohrzuckergehaltes  in  gelagerten  weißen 
Krystallzuckern.  —  Ctrlbl.  f.  d.  Zuckerind.  1913,  21.  1811  u.  1812. 

Saillard:  Analyse  der  Kübenmelasse.  —  Circ.  hebdom.  du  Syndicat  1913, 
Nr.  1260—1262. 

Saillard,  "Wehrung  und  Ruby:  Die  Untersuchung  der  Melassen  der 
Kampagne  1912/13.  —  Supplement  a  la  circulaire  hebdomadaire  1913,  No.  1258. 

Swoboda.  F.:  Die  Laboratoriumskontrolle.  —  Österr.- Ungar.  Ztschr.  f. 
Zuckerind.  u.  Ldwsch.  1913,  42,  959—962. 

Vermehren,  A.:  Zur  Bestimmung  des  spec.  Gewichtes  in  Abläufen.  — 
Die  Deutsche  Zuckerind.  1913,  38.  790  u.  791. 

Wiechmann,  Ferdinand  G.:  Sugar  analysis  for  cane-sugar  and  beet- 
sugar.  New -York  1913,  Verlag  John  Wiley  and  sons;  London,  Chapman 
and  Hall. 


1)  Ztschr.  d.  Ver.  D.  Znckerind.  1913,  68,  158-166. 


H.   Wein,  547 

H.  Wein. 

Referent:    0.  Krug. 

Bestimmung  des  Arsens  im  Wein,  der  von  Trauben  stammt, 
die  mit  Arsen  und  kupferhaltigen  Lösungen  behandelt  wurden.  Von 
E.  Garino.  1)  —  Von  20  kg  Trauben  wurden  5  kg  sorgfältig  getrocknet, 
während  5  kg  zunächst  mit  5  ^o  Essigsäure  und  dann  mit  einer  alkalischen 
Lösung  von  NagCOg  (5  °/o)  behandelt  wurden,  um  sie  von  den  an  den 
Häuten  und  Kämmen  hängenden  Cu-  und  ÄS2O3- Mengen  zu  befreien. 
Beide  Auszüge  werden  vereinigt  eingedampft  und  der  Rückstand  für  die 
Untersuchung  auf  Cu  und  As  aufbewahrt.  Die  so  vorbehandelten  Trauben 
wurden  einmal  ausgewaschen  und  in  Versuchsgefäßen  zur  Gärung  ge- 
bracht. Die  weiter  verbleibenden  10  kg  Trauben  wurden  unter  den 
gleichen  Bedingungen  zur  Vergärung  gebracht,  ohne  sie  jedoch  vorher 
einer  besonderen  Behandlung  zu  unterwerfen.  Nach  12  Tagen  wurde  der 
"Wein  abgelassen  und  letzterer  sowie  der  Bodensatz  (Hefe)  und  die  Kämme 
gesondert  aufbewahrt.  Die  aus  den  10  kg  gewonnenen  Einzelerzeugnisse 
bezeichnet  der  Vf.  mit  Wein  A,  Bodensatz  A  und  Kämme  A,  während 
die  aus  den  5  kg  gewaschenen  Trauben  erzielten  Mengen  mit  Wein  B, 
Bodensatz  B  und  Kämme  B  bezeichnet  werden.  Die  Analyse  der  beiden 
Weine  A  und  B  führte  zu  dem  gleichen  Ergebnis:  Alkohol  7,01  ^/q,  Ges.- 
Säure  9,75  ^/qo^  flüchtige  Säure  1,20  7oo'  Extract  35,00  ^/^q,  Asche  2,40  «/qo- 
Für  die  Zerstörung  der  organischen  Substanz  und  die  Bestimmung  der 
AsgOg  ist  am  besten  KMnO^  und  H2SO4  geeignet.  Für  die  qualitative 
Prüfung  auf  Asg  O3  eignet  sich  am  besten  die  biochemische  Reaktion  nach 
Gorio,  da  dieselbe  nicht  durch  die  Anwesenheit  von  Fe  und  Cu  gestört 
wird  und  sehr  empfindlich  ist.  Die  Asche  von  100  ccm  Wein  wird  mit 
einer  organischen  Säure  neutralisiert  und  dann  in  einer  Roux' sehen 
Röhre  in  den  Spalt  einer  Kartoffel  eingeführt.  Nach  der  Sterilisation  im 
Autoclaven  läßt  man  abkühlen,  sät  Penicillium  brevicaule  aus  und  bringt 
das  Ganze  in  dem  Thermostaten  auf  35^.  Etwa  sechs  Stunden  später 
macht  sich  ein  scharfer  Knoblauchgeruch  bemerkbar,  wenn  AS2O3  zugegen 
ist.  Die  quantitative  Bestimmung  des  As  geschah  nach  der  Marsh 'sehen 
Methode,  während  das  Cu  elektrolytisch  bestimmt  wurde.  Es  wurden 
gefunden : 

mg  AsgOg  mg  Cu 

Im  Wein  A  o/o« 0,1—0,125  1—3 

In  der  Hefe  A  %  (der  Trockensubstanz)    ...        1-2  240 

In  den  Kämmen  "/(,  (der  Trockensubstanz)       .     .        3 — 3.5  100 

In  100  g  trocknen  Trauben 1,5—2,5  — 

Im  Wein  B  %o Spuren  — 

In  der  Hefe  ß  %  (der  Trockensubstanz)     .     .     .        0,002  — 

In  der  Auswasch-Flüssigkeit  von  5  kg  Trauben  .  4,5  420 

In  den  festgestellten  Mengen  übt  das  As  keinerlei  nachteiligen  Einfluß 
auf  den  Verlauf  der  Gärung  aus,  erst  eine  Menge  von  1 '/^  As^Og  läßt 
eine  nachteilige  Wirkung  erkennen.  Cu  verhält  sich  wesentlich  anders 
und  schon  Mengen  von  2,0  °/oo  sind  für  die  Hefe  tödlich.  Durch  be- 
sondere Versuche  stellt  der  Vf.  fest,  daß  sich  zugesetztes  Cu   wieder  voll- 

1)  Annali  della  R.  Accademia  di  Agricultura  di  Torino  Bd.  56. 

35* 


548  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

ständig  in  Form  von  Albuminaten  ausscheidet.  Auch  ist  kein  Grund  vor- 
handen, sich  über  die  im  Wein  festgestellten  As -Mengen  zu  beunruhigen, 
da  dessen  Menge  von  der  therapeutischen  Minimaldose  von  5  mg  noch 
weit  entfernt  ist. 

Bestimmung  der  fixen  organischen  Säuren  und  ein  neues  Ver- 
fahren zur  Bestimmung  der  Citronensäure  in  Mosten  und  Weinen. 
Yon  L.  Mathieu  und  L.  Ferre.  ^)  —  Die  Vff.  schlagen  zur  Trennung 
der  verschiedenen  organischen  Säuren  folgende  Arbeitsweise  vor.  1.  Die 
Säuren  des  Weines  werden  zunächst  nach  dem  Verfahren  von  Mestrezat 
getrennt  (Abscheidung  in  Form  der  Barytsalze  und  Behandeln  mit  Alkohol 
von  80  ^/o).  2.  Bestimmung  der  Weinsäure  in  einem  Teil  des  in  H2SO4 
gelösten  Niederschlags  (Barytsalze).  3.  Oxydation  eines  andern  Teils  des 
Niederschlags  in  saurer  und  alkalischer  Lösung  nach  Mestrezat,  wobei 
zu  berücksichtigen  ist,  daß  zur  Oxydation  von  1  g  der  nachbenannten 
Säuren  folgende  Mengen  KMnO^  verbraucht  werden. 

In  saurer  Lösung  In  alkalischer  Lösung 

1.  Weinsäure 1,447  g  0,62     g 

2.  Äpfelsäure 2,078  „  0,615  ., 

3.  Citronensäure ....     1,82     „  0,38     ,, 

Bezeichnet  man  nun  die  Menge  der  vorhandenen  Weinsäure,  Äpfel- 
säure und  Citronensäure  mit  x  bezw.  y,  bezw.  z  und  ist  x  bereits  be- 
stimmt, so  hat  man  für  die  Oxydation  in  saurer  Lösung  durch  das  Vol.  V 
und  in  alkalischer  Lösung  durch  das  Vol.  V^  der  K  Mn  0^  -  Lösung,  wenn  a 
der  Titer  der  Lösung  ist,  folgende  Gleichungen: 

y  X  2,078  +  z  x  1,82  =  Va  —  x  X  1,447 
y  X  0,615  4-  z  X  0,38  =  V^a  —  x  x  0,62. 

Da  X  bereits  bekannt  ist,  so  läßt  sich  der  Wert  für  y  und  z  leicht 
berechnen.  Diese  Methode  ist  bei  Weinen  ebenfalls  anwendbar,  da  nach 
den  A^ff.  die  etwa  vorhandene  Bernsteinsäure  von  KMnO^  nicht  an- 
gegriflen   wird. 

Beitrag  zur  Bestimmung  der  Chlorionen  im  Weine.  Von 
C.  von  der  Heide  und  M.  Kretschmar. -)  —  Bei  der  Bestimmung  des 
Chlorgehaltes  im  Wein  nach  dem  amtlichen  Verfahren  hat  man,  da  sich 
der  Trockenrückstand  während  des  A^'erkohlens  sehr  stark  aufbläht,  mit 
mancher  Unannehmlichkeit  zu  kämpfen.  Die  Vff.  empfehlen  daher  folgendes 
Verfahren:  100  ccm  Wein  werden  in  einem  400  ccm  fassenden  Kolben 
mit  einer  gemessenen  Menge  Vöc'^'^^^^^'^^^t^^t^ösung  und  2 — 8  g  chlor- 
freier Tierkohle  versetzt  nnd  10 — 20  Minuten  gekocht.  Nach  Zusatz  von 
15  —  25  ccm  verd.  Salpetersäure  wird  noclimals  10  Minuten  erhitzt,  filtriert, 
Kohle  und  Filter  mit  200 — 300  ccm  heißer,  stark  verdünnter  Salpeter- 
säure ausgewaschen  und  das  abgekühlte  und  erforderlichenfalls  mit  etwas 
Harnstoff  versetzte  Filtrat  mit  Y^o-n-Rhodanammonlösung  und  Eisenalaun 
titriert.  Hat  man  a  ccm  Yic'^'ÄgNOs  verwendet  und  b  ccm  Rhodan- 
amraonlösung  zum  Zurücktitrieren  verbraucht,  so  ist  bei  Anwendung  von 
100  ccm   Wein  x— (a  —  b)x  0,000  709. 


1)  Annales  de  Chimie  analyt.  18,  352—355.  —  ')  Ztschr.  f.  analyt.  Chemie  52,  645—651. 


H.   Wein.  549 

Zur  Bestimmung  der  Schwefelsäure  im  Wein.  Von  C  von  der  Heide.^) 

—  Im  Wein  ist  der  Gehalt  an  Sulfat  ionen  geringer  als  in  der  Weinasche. 
Diese  Zunahme  in  der  Asche  ist  zurückzuführen  a)  auf  eine  Oxydation 
der  SO2  während  der  Herstellung  der  Asche  und  b)  auf  die  Anwesenheit 
schwefelhaltiger  organischer  Stoffe  (Eiweiß?)  im  Wein,  deren  Schwefel  erst 
beim  Veraschen  in  Schwefelsäure  übergeht.  Aus  den  Verbrennungsgasen 
des  Leuchtgases  wird  während  der  Gewinnung  der  Asche  Schwefelsäure 
nicht  aufgenommen.  Zur  direkten  Bestimmung  der  Sulfat  ionen  im  Wein 
ist  es  unerläßlich,  die  SOg  vorher  durch  Kochen  im  COg- Strom  unter 
Salzsäurezusatz  auszutreiben. 

Über  freie  und  gebundene  Milchsäure  im  Trauben-  und  Obst- 
wein. Von  Th.  Roettgen.^')  —  Aus  50  ccm  Wein  werden  mittels  des 
Kunz' sehen  Glasperlenaufsatzes  die  flüchtigen  Säuren  abdestilliert.  Der 
Rückstand  in  einem  Partheil'schen  Perforationsapparat  24  Stunden  mit 
Äther  extrahiert.  Nach  dem  vorsichtigen  Verdampfen  des  Äthers  wird 
die  Flüssigkeit  mit  Barytlauge  bis  zur  Rotfärbung  (Phenolphtalein)  versetzt 
und  ^j^  Stunde  auf  dem  Wasserbade  erwärmt,  wobei  die  alkalische  Reaktion 
bestehen  bleiben  muß.  Sodann  wird  CO2  eingeleitet,  auf  10  ccm  ein- 
gedampft mit  40  ccm  Wasser  in  ein  Kölbchen  von  150  ccm  gebracht, 
unter  ümschütteln  mit  95procent.  Alkohol  bei  IS**  C.  bis  zur  Marke  auf- 
gefüllt und  filtriert.  100  ccm  Filtrat  werden  eingedampft,  verascht  und 
mit  ^1^-ji-B.Cl  titriert.  Durch  Vergleichsversuche  mit  dem  Verfahren 
nach  Möslinger  und  Kunz  ergab  sich,  daß  sich  die  Milchsäure  dem 
Weine  durch  Äther  ohne  jede  Vorbereitung  unmittelbar  entziehen  läßt. 
Als  Beleg  hierfür  werden  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  von 
25  Traubenweinen  angeführt.  Es  folgen  weiter  die  üntersuchungsergebnisse 
von  14  Obstweinen,  die  im  Gegensatz  zu  den  Traubenweinen  neben  freier 
Milchsäure  auch  gebundene  enthielten. 

Die  Bestimmung  der  Gesamtweinsäure  im  Wein.  Von  Th. 
Malvezin.  ^)  —  Der  Vf.  hat  ein  rasches  Verfahren  zur  Bestimmung  der 
Gesamt  Weinsäure  ausgearbeitet,  das  sich  auf  die  Tatsache  gründet,  daß  der 
Löslichkeitskoefficient  eines  bestimmten  Körpers  um  so  geringer  ist,  je 
niedriger  die  Temperatur  des  Lösungsmittels  ist.  —  22  ccm  Wein  werden 
in  einem  Kölbchen,  das  mit  absteigendem  Kühler  verbunden  ist,  soweit 
vorsichtig  erhitzt,  daß  noch  2  ccm  zurückbleiben.  Nach  dem  Erkalten 
wird  1  ccm  einer  lOprocent.  KBr- Lösung  hinzugefügt  und  etwa 
40  ccm  eines  Gemisches  aus  gleichen  Volumteilen  Äther  und  Alkohol. 
Hierauf  stellt  man  den  Kolben  15  —  20  Minuten  lang  in  ein  Kältegemisch 
aus  gleichen  Teilen  Wasser  und  Ammoniumnitrat.  Unter  diesen  Be- 
dingungen scheidet  sich  die  gesamte  \^ einsäure  teils  als  solche,  teils  als 
saures  Kaliumtartrat  ab.  Der  Inhalt  des  Kolbens  wird  auf  einem  glatten 
Filter  gesammelt,  2 — 3  mal  mit  Alkohol -Äther -Gemisch  gewaschen  und  in 
den  Kolben  zurückgebracht.  Nach  dem  Hinzufügen  von  40  ccm  warmem 
Wasser  und  5 — 10  Tropfen  Phenolphtalein  wird  mit  Yio  ^-  Natronlauge 
titriert.  Die  Gesamtweinsäure  in  g  im  1  ergiebt  sieh  aus  der  Formel 
nx  0,29x1,53  oder  n  X  0,443.     Die   Bestimmung   ist   in   einer  Stunde 


1)  Ztschr.  f.  analyt.  Chemie  52,  440—451.  —  ^)  Ztschr.  f.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  26,  648—650. 
9)  Annales  de  Chimie  analytique  1913,  18,  19—21. 


550  Agrikulturchemische  Untersuchungsmethoden. 

beendigt  und  in  dem  Destillat  können  noch  die  flüchtigen  Säuren  (Essig- 
säure) sowie  der  Alkohol  bestimmt  werden. 

Über  eine  neue  Reaktion  zum  Nachweis  der  Anilinfarbstoffe 
in    Nahrungsmitteln    und    besonders   im   Wein.     Von   Th.  Malvezin.^) 

—  Dieses  Verfahren  gründet  sich  auf  eine  besondere  Eigenschaft  der 
formaldehydschwefligen  Säure,  die  man  durch  Einleiten  von  SO2  in 
40procent.  Formaldehydlösung  des  Handels  erhält.  Diese  hat  nämlich  die 
Eigentümlichkeit,  eine  selbst  sehr  verdünnte  Lösung  von  Fuchsin  violett 
zu  färben,  sogar  nach  vorheriger  Entfärbung  der  Lösung  durch  SO2  oder 
Tierkohle.  Die  Reaktion  ist  besonders  in  der  Wärme  empfindlich.  Man 
entfärbt  den  Wein  mit  Tier  kohle  und  schüttelt  2 — 3  ccm  des  Filtrats  mit 
dem  gleichen  Volum  formaldehydschwefliger  Säure.  Bei  Anwesenheit  von 
Fuchsin,  selbst  bei  sehr  geringen  Mengen,  erhält  man  nach  raschem  Kochen 
eine  violette  Färbung,  bei  Abwesenheit  von  Anilinfarbstoffen  dagegen  tritt 
nur  eine  kaum  bemerkbare  Fleischrotfärbung  ein.  Bei  Sirupen,  Likören  usw. 
verfährt  man  in  analoger   Weise. 

Die  Bestimmung  der  Bromabsorption  des  Weines.  Von  Th. 
V.  Fellenberg. -)  —  Durch  das  Bromierungsverfahren  lassen  sich  die 
Gerbstoffe  und  gewisse  Chlorophyllabkömmlinge  mit  Leichtigkeit  titrieren 
und  zwar  gelingt  es  durch  geeignete  Ausfällung  mittels  neutralem  Blei- 
acetat  bezw.  mit  basischem  Bleiacetat  einzelner  dieser  Stoffe  eine  Trennung 
in  mehrere  Gruppen  zu  erzielen.  Der  Vf.  bezeichnet  die  aus  neutraler 
Lösung  mit  neutralem  Bleiacetat  fällbaren,  Br  verbrauchenden  Körper  als 
„Gerbstoffe  I",  die  mit  basischem  Bleiacetat  fällbaren  Körper  als  „Gerb- 
stoffe U".  Die  Restsubstanzen  werden  durch  die  Bromzahl  C  ausgedrückt. 
Zu  den  letzteren  zählt  der  mit  Vanillin  und  HCl  Rotfärbung  erzeugende 
Weinbestandteil.  Die  Bromzahlen  schwankten  bei  schweizerischen  Weinen 
zwischen  folgenden  Werten  und  zwar: 

Bromzahl  ABC 

Weißwein  (37  Proben)    .     .     .     4,53—11,47        2,62—4.85        2,04—3,55 
Rotwein  (10  Proben) ....     5,52—22,75        3,26—7,22        2,00—3,33 

Außer  den  Bleifällungen  sind  auch  noch  andere  Verfahren  zur 
Trennung  der  bromierbaren  Weinbestandteile  anwendbar,  z.  B.  Extraction 
mit  Äther.  Der  Vf.  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Bromierung  der 
Weine  vielfach  mit  Erfolg  zur  Erkennung  von  Fälschungen  benutzt 
werden  kann. 

Über    das   Vorkommen   von    Lecithin   iui  Wein.     Von   R.  Cohn.^) 

—  Weirich  und  Ortlieb*)  haben  in  einem  Süßwein  der  griechischen 
Insel  Thyra  Lecithin  in  erheblichen  Mengen  (0,035  ^/q)  gefunden  und 
folgern  aus  diesem  Befunde,  daß  die  kräftigende  Wirkung  der  Süßweine 
auf  den  menschlichen  Organismus  durch  den  Gehalt  an  Lecithin  bedingt 
sei.  Die  Ergebnisse  dieser  Arbeit  sind  bereits  von  Rosenstiehl^)  an- 
gezweifelt worden.  Auch  der  Vf.  hat  durch  Versuche  nachgewiesen,  daß 
die  Schlußfolgerungen  von  Weirich  und  Ortlieb  auf  irrigen  Voraus- 
setzungen beruhen  und  daß  Lecithin  im  Wein  gar  nicht  oder  nur  in 
Spuren   vorhanden  ist.     Da  im  Wein  die  Phosphate  in  saurer  Lösung  vor- 


1)  Annales  de  Chimie  analytique  1913,  18.  193.  —  2)  Mitt.  Lebensm.-Hyg.  (Schweiz)  4,  14—41. 
3)  Chem.-Zeit.  37,  985  u.  986.  —  *)  Arch.  Pharm.  1904.  Bd.  242,  138.  —  S)  Chera.-Zeit.  1904,  663. 


H.  Wein.  551 

handen  sind  und  deshalb  in  Alkohol  übergehen,  ist  es  nicht  angängig,  die 
alkohollösliche  Pg  O5  ohne  weiteres  als  Lecithinphosphorsäure  anzusprechen. 
Zum  Nachweis  des  Lecithins  muß  man  vielmehr  den  Rückstand  des 
alkoholischen  Auszugs  mit  Chloroform  behandeln,  das  etwa  vorhandenes 
Lecithin  aufnimmt,  während  saure  Phosphate  oder  freie  P2O5  ungelöst 
bleiben. 

Zum  Nachweis  der  Citronensäure  im  Wein.  Von  W.  Fresenius 
und  L.  Grünhut.  ^)  —  Nach  einer  Besprechung  der  bis  jetzt  zur  Prüfung 
des  "Weines  auf  Citronensäure  hauptsächlich  dienenden  Verfahren,  haben 
die  Vff.  zur  Beurteilung  der  Zuverlässigkeit  dieser  Methoden  eine  Anzahl 
deutscher  Naturweine  —  und  zwar  im  Originalzustande  sowie  auch  nach 
Zusatz  einer  geringen  Menge  Citronensäure  —  einer  vergleichenden  Nach- 
prüfung auf  das  Vorhandensein  von  Citronensäure  unterzogen.  Aus  den 
Ergebnissen  dieser  Untersuchungen  lassen  sich  folgende  Schlüsse  ziehen: 
1.  Die  Reaktion  von  Den  ig  es  kann  als  beweiskräftig  für  den  Nachweis 
eines  Citronensäurezusatzes  zum  Wein  nicht  angesehen  werden.  2.  Die 
Reaktion  von  Möslinger,  unter  Berücksichtigung  der  Abänderung  durch 
Krug,  besitzt  eine  solche  Beweiskraft.  Auch  läßt  sie  bereits  die  Gegen- 
wart kleiner  Mengen  von  Citronensäure  deutlich  erkennen.  3.  Die  Reaktion 
von  Schindler  besitzt  gleichfalls  Beweiskraft;  doch  lassen  sich  kleine 
Mengen  Citronensäure  mit  ihrer  Hilfe  nur  unsicher,  bezw.  zuweilen  gar 
nicht,  auffinden. 

Über  den  Nachweis  der  Citronensäure  im  Wein  (zu  einer  kürz- 
lich erschienenen  Abhandlung  von  Fresenius  und  Grünhut).  (Siehe  vor- 
stehendes Referat,  Ztschr.  f.  analyt.  Chemie  53,  31.)  Von  M.  G.  Deniges.^) 
—  Der  Vf.  weist  zunächst  darauf  hin,  daß  seine  Manganquecksilbermethode, 
wie  sie  in  Frankreich  durch  Ministerialerlaß  vom  18.  Jan.  1907  eingeführt 
ist,  völlig  geeignet  sei,  um  die  Frage  nach  der  Anwesenheit  von  Citronen- 
säure im  Wein  mit  Sicherheit  zu  entscheiden.  Aus  den  von  Fresenius 
und  Grünhut  mitgeteilten  Befunden  zieht  der  Vf.  den  Schluß,  daß  das 
Schind  1er 'sehe  Verfahren  zum  Nachweis  von  Citronensäure  durchaus  un- 
geeignet, während  die  Methode  Möslinger-Krug  wenig  empfindlich  ist. 
Auf  Grund  weilerer  Untersuchungen,  die  der  Vf.  angestellt  hat,  kann  die 
Manganquecksilbermethode  dadurch  noch  empfindlicher  gemacht  werden, 
daß  man  die  angegebene  Menge  des  Quecksilberreagenses  auf  die  Hälfte 
verringert  oder  ein  Reagens  verwendet,  das  zweimal  weniger  HgSO^  auf 
die  gleiche  Menge  Quecksilber  enthält.  Die  Verwendung  von  PbOg  ist 
nicht  unbedingt  notwendig.  Die  Bestimmung  der  Citronensäure  durch 
Diaphanonietrie  nach  der  Manganquecksilberbehandlung  darf  nicht  in 
wäßrigen  Lösungen  sondern  in  einer  Flüssigkeit  stattfinden,  die  möglichst 
den  gleichen  Gehalt  an  Alkohol,  Zucker,  Glycerin,  fixen  Säuren  aufweist, 
wie  der  zu  prüfende  Wein.  Die  Hinzufügung  von  1  Tropfen  B^O^  ist 
hierbei  unerläßlich,  damit  etwa  gebildetes  MnOa  völlig  entfernt  wird. 

Die  Bestimmung  des  Extracts  im  Wein  und  Wermutwein. 
Von  C.  Mensio.^)  —  Der  Vf.  weist  zunächst  darauf  hin,  daß  die  jetzt  ge- 
bräuchliche Methode   der  Extractbestimmung   zwar   leicht  auszuführen   sei, 


1)  ztschr.   f.   analyt.  Chemie   52,  31—35.   —   =)  Annales  de  Chimie  analj't.    18,  393—402.   — 
*)  Separatabdnick  der  Stazione  Enologica  Asti  1913,  1—23. 


552  Agrikulturchemisclie  Dntersuchungsmethoden. 

jedoch  auf  Exaktheit  und  Zuverlässigkeit  der  Ergebnisse  keinen  Anspruch 
machen  könne.  Hauptsächlich  wegen  der  mit  Wasserdampf  flüchtigen  Ester 
der  Äpfelsäure  und  der  Bernsteinsäure  und  selbst  des  Glycerins  verändert 
sich  das  Gewicht  des  Extractes.  Bereits  am  1.  Januar  1889  wurde  von 
dem  Minister  für  Landwirtschaft  eine  Vorschrift  zur  Bestimmung  des 
Extractes  für  trockene  bezw.  für  junge  und  süße  Weine  gegeben.  Diese 
Yorschriften  wurden  im  Jahre  1897  dahin  ergänzt,  daß  für  die  zu  ver- 
wendenden Platinschalen  besondere  Ausmaße  vorgeschrieben  wurden.  Im 
Jahre  1905  wurden  neue  Vorschriften  gegeben,  die  sich  eng  an  die 
deutschen  Methoden  anlehnen  und  noch  jetzt  in  Kraft  sind.  Auch  diese 
Methoden  können  keineswegs  als  vollkommen  angesehen  werden.  Es  stehen 
sich  jetzt  zwei  Systeme  unter  den  amtlichen  Methoden  der  Extractbestim- 
mung  gegenüber,  nämlich  ein  direktes,  durch  Wägen  des  eingedampften 
Rückstandes  aus  einer  gewissen  Menge  Wein  und  ein  indirektes,  durch 
Bestimmung  der  Dichte  des  vom  Alkohol  befreiten  Weines  und  Ablesen 
des  Extractgehaltes  aus  der  Tabelle  Windisch.  Abgesehen  von  letzterer 
Tabelle,  die  zurzeit  als  die  genaueste  gilt,  dienen  dem  gleichen  Zwecke 
noch  die  Tabellen  von  Hager,  Hoddart,  Schnitze,  Halenke-Mös- 
linger  und  Ackermann.  Zum  Zwecke  des  Vergleichs  hat  der  Vf.  in 
84  Proben  Wein  den  Extractgehalt  nach  den  verschiedenen  amtlichen  Ver- 
fahren ermittelt.  Aus  den  Untersuchungen  ergab  sich,  daß  1.  der  nach 
der  Tabarie'schen  Formel  bezw.  mit  Hilfe  der  Tabelle  Windisch  er- 
mittelte Extract  um  1,5 — 3,0^00  ^^^  durch  direkte  Wägung  in  der  Platin- 
schale erhaltenen  Extract  übertrifft,  2.  der  nach  der  Schweizer  Methode 
(Dichte  nach  Tabarie  und  Tabelle  Ackermann)  ermittelte  Extract  selten 
gleich  bezw.  höher,  öfters  aber  um  0,5 — 1,0  %o  geringer  ist  als  der  Extract, 
den  man  durch  direkte  Wägung  in  der  Platinschale  erhält.  3.  Derselbe 
Extract  nach  Ackermann  für  Weine  mit  über  40  g  Extract  3,5 ^/q^ 
weniger  beträgt  als  der  nach  Tabarie- Windisch  ermittelte.  Auf  Grund 
weiterer  Untersuchungen  von  Wermutweinen  sowie  von  Zuckerlösungen, 
die  gleichzeitig  Weinsäure  enthielten,  gelangt  der  Vf.  zu  dem  Ergebnis, 
daß  1.  bei  der  Analyse  stark  alkoholhaltiger  Getränke  die  Dichte  nach 
Tabarie  geringer  ist  als  die  Dichte  der  vom  Alkohol  befreiten  Flüssigkeit, 
2.  für  die  noch  Rohrzucker  enthaltenden  Weine  z.  B.  die  Weimutweine 
die  Dichte  nach  Tabarie  genauer  ist,  als  die  Bestimmung  der  Dichte  in 
der  vom  Alkohol  befreiten  Flüssigkeit,  da  beim  Abdestillieren  des  Alkohols 
der  Rohrzucker  durch  die  Säuren  invertiert  wird  unter  Vermehrung  des 
Gewichts  um  5^/0.  Da  es  ferner  nach  der  jetzigen  amtlichen  Methode 
nach  dem  Vf.  unmöglich  ist,  Extractwerte  zwischen  37,5  und  40,0  g  pro 
Liter  zu  erhalten,  so  ergiebt  sich  die  Notwendigkeit  ein  einziges  System 
der  Extractbestimmung  für  alle  Weine  anzunehmen.  Dieses  System  kann 
nur  das  indirekte  aus  der  Bestimmung  der  Dichte  sein,  da  die  direkte 
Methode  durch  Wägung  inkonstant  in  den  Resultaten  und  irrtümlich  in 
seinen  Voraussetzungen  ist. 

Anmerkung.  Es  sind  daher  im  wesentlichen  die  gleichen  Gesichts- 
punkte, die  auch  bei  uns  dazu  geführt  haben,  in  dem  neuen  Entwurf  einer 
amtlichen  Anweisung  zur  Untersuchung  des  Weines  die  direkte  Extract- 
bestimmung zu  verlassen.     D.  Ref.     Siehe  auch  nachstehendes  Referat. 


H.  Wein.  55a 

Kritische  Bemerkungen  zur  direkten  Extractbestimmung  im  Weine. 
Von  C.  von  der  Heide  und  E.  Schwenk.^)  —  Die  Vff.  gelangen  auf 
Grund  ihrer  Abhandlung  zu  nachstehenden  Schlußfolgerungen.  Das  Ver- 
fahren der  sog.  direkten  Extractbestimmung  ist  zu  verlassen.  An  seine 
Stelle  hat  das  Verfahren  der  indirekten  Extractbestimmung  zu  treten.  Da- 
bei ist  das  spec.  Gewicht  des  entgeisteten  Weines  nicht  durch  Rechnung, 
sondern  durch  Wägung  zu  ermitteln.  Mit  Hilfe  der  Rohrzuckertafel  wird 
aus  dem  spec.  Gewicht  des  entgeisteten  Weines  der  Extractgehalt  bestimmt. 
Die  Tabarie'sche  Formel  dient  zur  Eontrolle  der  drei  spec,  Gewichts- 
bestimmungen, wobei  ein  Fehler  von  +  0,003  als  zulässig  erachtet 
werden  kann. 

Untersuchung  der  Schaumweine  der  Champagne.    Von  L.  Bonnet.  2) 

—  Die  Untersuchung  beginnt  mit  der  Bestimmung  des  Druckes  in  der 
auf  10^  temperierten  Flasche  mit  dem  Aphrometer,  das  den  Druck  in 
Y^o  Atmosphären  und  außerdem  das  entsprechende  Gasvolumen  anzeigt. 
Die  Graduierung  beginnt  bei  1  Atmosphäre  und  die  Flasche  wird  solange 
geschüttelt  bis  der  Manometer  einsteht.  Der  von  Kohlensäure  befreite 
Wein  wird  sodann  nach  den  offiziellen  Vorschriften  untersucht.  Aus  der 
Menge  der  vorhandenen  Kohlensäure  kann  der  zugesetzte  Zucker  berechnet 
werden.  Bei  der  Gärung  auf  der  Flasche  entstehen  aus  1  g  Zucker 
0,247  1  CO2  und  0,646  ccm  Alkohol  d.  h.  es  sind  15,5  g  Zucker  zur  Bil- 
dung von  1,0  g  Alkohol  nötig.  Ist  somit  die  Menge  des  zugesetzten 
Zuckers  bekannt,  läßt  sich  leicht  der  Überschuß  an  Alkohol  berechnen. 
Die  so  erhaltenen  Werte  sind  von  den  in  Berechnung  zu  setzenden  in 
Abzug  zu  bringen,  um  die  Zusammensetzung  des  zur  Herstellung  des 
Schaumweins  benutzten  Weins  zu  ermitteln.  Die  Methode  wird  an  einem 
Beispiel  erläutert. 

Erkennung  der  Natur  der  Weißweine.     Von  L.  Semichon.^)    — 

Die  Weißweine  aus  weißen  Trauben  haben  bekanntlich  einen  höheren 
Handelswert,  als  solche  aus  roten  Trauben  (sog.  Schillerweine).  Letztere 
werden  daher,  um  sie  als  Weißweine  in  den  Verkehr  bringen  zu  können, 
meist  entfärbt  und  zwar  geschieht  dies  durch  Behandein  der  Weine  mit 
SO2,  Luft  und  besonders  mit  Tierkohle.  Zum  Nachweis  solcher  entfärbter 
Weine  oder  Verschnitten  von  Weißwein  damit  empfiehlt  der  Vf.  folgendes 
Verfahren.  5  ccm  Wein  werden  in  einem  auf  weißer  Unterlage  stehenden 
Cylinder  ohne  Schütteln  tropfenweise  mit  Yio  Q-Natronlauge  versetzt  und 
das  beim  Einfallen  der  einzelnen  Tropfen  auftretende  Farbenspiel  beobachtet. 
Bei  Wein  aus  weißen  Trauben  entstehen  grünlichgelbe  Streifen.  Bei  mit 
SO2  behandeltem  Weißwein  aus  roten  Trauben  erscheint  die  ursprüngliche 
Rosafärbung  wieder.  Mit  Luft  behandelte  Schillerweine  verhalten  sich 
ähnlich  wie  Wein  aus  weißen  Trauben.  Bei  mit  Tierkohle  behandeltem 
Wein  entstehen  rotfarbige  Streifen.  Bei  Verschnitten  erscheinen  letztere 
immer  zuerst. 

Über  den  unvergärbaren  Zucker  (Pentose)  und  die  Furfurol- 
bildung  im  Wein.  Von  R.  Haid."^)  —  Zur  Prüfung  der  Frage,  ob 
Furfurol   im    Wein   aus   Arabinose   entstehen   kann,   hat   der   Vf.   Versuche 


1)  Ztschr.  f.  analyt.  Chemie  51,  435—466.  —  2)  Annal.  des  falsifications  6,  285—287;  durch 
Chem.  Ctrlbl.  1913,  II.  315.  —  3)  Ann.  falsitic.  6,  157—161.  —  *)  Mitt.  a.  d.  ehem.  Versuchs-  u. 
Hefereinzuchtlaboratorium  d.  k.  k.  Lehranstalt  f.  "Wein-  u.  Obstbau  in  Klosterneubnrg. 


554  Agrikulturchemisclie  Untersuchungsmethoden. 

angestellt,  die  bezweckten,  die  Wirkung  der  Säuren  des  Weines,  jede  für 
sich,  auf  Arabinose  zu  untersuchen.  Diese  Versuche  führten  zunächst  zu 
dem  Ergebnis,  daß  die  Bildung  von  Furfurol  beim  gewöhnlichen  Destillieren 
von  vollständig  vergorenem  Wein  nicht  auf  das  Vorhandensein  von  1- Ara- 
binose zurückgeführt  werden  kann,  sondern  daß  im  Wein  eine  andere 
Pentose  enthalten  ist,  welche  schon  durch  die  Einwirkung  der  schwachen 
Säuren  des  Weines  Furfurol  abspaltet.  Aus  den  weiteren  Versuchs- 
ergebnissen zieht  der  Vf.  den  Schluß,  daß  Naturweine  ursprünglich  kein 
Furfurol  enthalten,  sondern  daß  dieses  erst  aus  einer  im  Wein  noch  nicht 
nachgewiesenen  Pentose,  weiche  aber  nicht  1- Arabinose  sein  kann,  mit 
zunehmender  Concentrierung  des  Weines  nach  und  nach  gebildet  wird. 

Die  Untersuchung  des  Weines  mittels  physikalisch -chemischer 
Maßanalyse  ist  von  P.  Dutoit  und  M.  Duboux  zum  Gegenstand  besonderer 
Untersuchungen  gemacht  worden,  deren  Ergebnisse  in  einem  besonderen 
kleinen  Handbuche i)  veröffentlicht  werden. 


1)  L'analyse  des  vins  par  Volumetrie  physico  chimique.    Mit  43  Figrurea,  87  Seiten.    Lausanne, 
F.  Rouge  &  Co.,  editeurs. 


Autoren -Verzeichnis. 


Die  mit  Sternchea  (*)  versehenen   Seitenzahlen  beziehen   sich   auf  Mitteilungen 
der  betr.  Autoren  unter  Literatur. 


Aarnio,  B.  100*. 
Abbot,  C.  G.  8. 
Abderhalden,  Em.  279,280, 

281. 
Abe,  G.  471*. 
Ackermann,  E.  534*. 
Acqua,  C.  166.  190. 
Ageton,  C.  N.  141. 
Agulhon,  H.  276,  365*,  452, 

523*. 
Albert  101*. 
Albrecht  104*,  240*. 
Alderich,  L.  B.  8. 
Alexandrowitsch,  J.  237. 
Allemann,  0.  376,  534. 
Alpers,  K.  532. 
Altrock,  V.  365*. 
Alway,  F.  J.  41. 
Amberger,  C.  370. 
Ambrog,  A.  103*. 
Ampt,  G.  A.  57. 
Ancelin,  R.  161. 
Anderson,  L.  13. 
Anderson,  R.  J.  211*,  254. 
Andre,  G.  124,  171,  172. 
Andrlik,  K.  420. 
Angelico,  F.  521. 
Angelo,  Man.  476. 
Arkwright,  J.  A.  365*. 
Armsby,  H.  Pr.  302,  303. 
Armstrong,  E.  F.  189. 
Arndt,  G.  307. 
Aston,  S.  398*. 
Astruc,  A.  211*. 
Atterberg,  A.  35,  52. 
Attinger  343*. 
Audebeau,  Bey  102*. 
Aufsberg,  Th.  374*. 
Auriol,  A.  474. 
Aviragnet  365*. 
Ayers,  S.  H.  365*. 

Babinski,  J.  422. 
Babiy,  Johanne  163. 
Bach  31*. 


Bach,  A.  187. 
ßachmann.  E.  195. 
Bachmann,  H.   197*. 
Backhaus  365*. 
Baenitz,  C.  104*. 
Baguley,  A.  128. 
Bahr,  Fr.  52,  123. 
Bailey,  C.  H.  387. 
Baintner,  F.  349. 
Barnstein,  F.  253,  394. 
Barre,  de  la  330,  334*. 
Barrenscheen,  H.  K.  277. 
Barth,  R.  532. 
Barthel,    Chr.    106,    350, 

365*,  380. 
Bassalik    K.  36. 
Bates,  J.  424. 
Battige.  Arth.  87. 
Baudisch,  Osk.  182. 
Baudrexel,A.  293,331,333. 
Bauer,  J.  534*. 
Baule,  E.  158*. 
Baur,  E.  180. 
Beam,  W.  510. 
Beattie,  J.  H.  112. 
Becker,  G.  217. 
Beerbohra,  C.  W.  370. 
Beger,  C.  263,  338. 
Behre,  A.  492. 
Beijerinck,  M.  W.  457. 
Benedict,  Fr.  G.  293. 
Benson,  M.  377. 
Berberich,  F.  M.  344. 
Berg,  A.  344. 
Berg.  H.  365*. 
Berg,  W.  N.  372. 
Bergeini,  Olaf  301. 
Bergmann,  M.  350,  380. 
Berkmann.  M.  57.  516, 
Bersch,  W.  101*. 
Bertin -Sans,  H.  361,  365*. 
ßertrand,    G.    211*,    276, 

365*,463,468,470*,523*. 
Beumer,  H.  273. 
Beythien  383*. 


Bickele,  Frd.  534*. 
Biro.  G.  349. 
Bizzeil,  J.  A.  22,  74,  76. 
Björlykke,  K.  0.  100*. 
Blair,  A.  W.  96,  116,  119. 
Blanck,  E.  64,   101*,  132, 

144,  152. 
Bloch -Michel  365*. 
Block,  Walt.  395*. 
Boekhout,  F.  W.  J.  382. 
Bömer,  A.  40. 
Boernstein,  R..  17*. 
Bokorny,  Th.  434,  455, 456, 

470*. 
Bolin,  Pehr  135. 
Bonnet,  L.  553. 
Borgström,  L.  H.  3. 
Bornträger,  Art.  494. 
ßosshard  425*. 
Bostock,  Gertrude  D.  290. 
Bosworth,     A.    W.     365*, 

369*,  379,  383*. 
Botschkowa,  A.  D.  226. 
Bottazzi.  F.  280. 
Bourquelot,  Em.  470,  470*. 
Bradley,  H.  C.  365*. 
Brancourt,  L.  425*. 
Brandt,  J.  N.  17*. 
Brauer,  Aug.  31*. 
Braun,  M.  207. 
Bredemann,   G.    97,   211*. 

266,  526*,  529*. 
Brehm  136. 
Brenchley,  W.  E.  503. 
Bresaola,  M.  225*. 
Bretsch,  E.  307. 
Brick,  E.  197*. 
Bridel,  M.  470*. 
Briggs,  L.  J.  395. 
Brilliant,  W.  186,  461. 
Brioux,  Ch.  99,  374*,  484. 
Broili,  J.  197. 
Brown,  P.  E.  86, 89,  93,  514. 
Bruckholz,K.G.334*,343*. 
Brück,  240*. 


556 


Autoren-  Verzeichnis. 


Brüne.  Fr.   114. 
Bruhn,  A.  K.  377. 
Bruhns,  F.  425*. 
Bruno,  M.  A.  374*. 
Brust,  E.  384*. 
Bryan.  A.  Hugh  543. 
Buanett,  E.  A.  335*. 
Büchern  334. 
Buchholz,  Yngve  371. 
Büchner,  E.  447. 
Buchwald,  J.  388,  389,  394, 

395*. 
Budai (Bauer).  K.266*,  391. 

395. 
Budiao£f,  L.  104*,  380. 
Bürger,  M.  273. 
Buglia,  Ü-.  268. 
Burgerstein,  A.  219. 
Burmester,  H.  149. 
Burr,  A.  344. 
Burri,  R.  376,  383*,  530. 
ßusolt,  E.  207. 
Bussmann,  E.  65. 
Buttenberg,  R.  383*. 
Bytschikhine,  A.  77,  83. 

Cabella,  Mario  267. 
Cailloux.  H.  366*. 
Calvin,  J.  W.  527. 
Carlinfanti,  E.  534*. 
Carlson,  Tor  433. 
Carpiaux,  E.  260. 
Cassel,  H.  454. 
Cassel,  L.  408. 
Catalano,  G.  521. 
Cavel,  L.  494. 
Cerny,  F.  490. 
Chittv,  Ch.  W.  392. 
Chodat,  R.  190. 
Cholnoky,  E.  v.  17*. 
Chouchak,  D.  183. 
Christ,  H.  13. 
Christensen,  H.  ß.  83,  130. 
Church,  J.  E.  10. 
Ciocalteu  103*. 
Ciaassen,  H.  420,  421. 
Clark,  E.  D.  84. 
Clark,  W.  M.  379. 
Claus,  Eug.  228. 
Clausmann,  P.  275. 
Coffey,  G.  N.  101*. 
Coffey,  W.  C.  333. 
Colin,  R.  550. 
Cohnheim,  O.  310. 
Coirre,  J.  470. 
Coloman,  Kerpely,  M.  145. 
Combes,  R.  190. 
Commanducci,  E.  535*. 
Compton,  A.  211*. 
Contzen,  J.  519. 
Cooper,  W.  F.  352,  535*. 


Costantino.  A.  268,  271. 
Cox,  A.  J.  101*. 
Cramer,  H.  465. 
Cramer,  W.  275. 
Crop,  W.  E.  544. 
Groß,  E.  W.  206,  425*. 
Cunninghara.  A.  103*,  359. 
Curin,  Jos.  546*. 
Currrie,  J.  N.  382. 
Curtius,  Th.  203. 
Czadek,  v.  397. 

Dafert,  F.  W.  107. 
Dahle,  Alfr.  417.  541. 
Dakin,  H.  D.  366*. 
Dam.  W.  van  353. 
Daniel,  L.     240*. 
Darbishire,  Franc  V.  546*. 
Daude,  W.  425*. 
Davies,  J.  R.  29. 
Davis,  Br.  J.  368*.  372. 
Davis,  R.  O.  E.  37. 
Deicke  343*. 
Delassus,  M.  161. 
Demoion,  A.  147,  460. 
Demoussy,  E.  185. 
Demuth,  R.  v.  496. 
Denigös,  M.  G.  435*,  551. 
Densch,  A.  68,  139. 
Deutsch.  M.  425*. 
Dercum,  A.  17*. 
Derlitzki,  G.  240*. 
Derz  399*. 
Desgeorge,  R.  367*. 
Dettinger  343*. 
Deutschland,  A.  267*,  322, 

331. 
Devarda.  A.  530,  531. 
Dezani,  S.  188. 
Diakow.  M.  317. 
Dienert,  F.  36. 
Dienes,  Ldw.  300. 
Diesner,  Br    23. 
Diesner,  P.  17. 
Diessner  334*. 
Dietrich,  Walt.  322,  331. 
Dix,  W.  242*. 
Dobrovsrolskaja,  N.  A.  297. 
Dojarenko,  A.  G.  131. 
Domratschewa,  E.  A.  238. 
Donselt  534. 
Doran,  Jam.  M.  532. 
Dorlencourt  365*. 
Dox,  A.  W.  262,  497. 
Dreyer,  G.  443. 
Droop-Richmond,  H,  348, 

372. 
Drost,  J.  535*. 
Dschandieri,  Fürst  v.  305. 
Dubosc,  L.  535*. 
Dudley,  H.  W.  366*. 


Dumont  425*. 
Dunbar  31*. 
Durieux,  0.  396. 
Durlach.  E.  294. 
Duschskij,  J.  E.  423,  425*, 
539.  542. 

Eastick.  J.  J.  546. 
Eberhart,  C.  101*. 
Eberts  32*. 

Eccher.  D.  v.  530,  535*. 
Eckenbrecher,  C.  v.  242*. 
Eckles,  C.  H.  346. 
Edler.  W.  213. 
Edwards,  F.  382. 
Egerström,  Fr.  225*. 
Ehrenberg,  P.  52,  92,  103*, 

123,  204. 
Eichinger,  A.  104*,  159*. 
Eichloff,  R.  535*. 
Eisler,  0.  366*. 
Elias,  Herb.  271, 
EUrodt,  G.  495. 
Embden,  G.  276,  278. 
Emmerich.  R.  394. 
Engel,  St.  354. 
Engels,  O.  256. 
Engler  11. 
Erasmus,  L.  366*. 
Ernst,  W.  366*. 
Esten,  W.  M.  261. 
Eulefeld  14. 
Euler,  H.  445,453,454,463, 

465. 
Evans,  A.  C.  380. 
Evans,  R.  H.  377. 
Evans,  W.  H.  166. 

Faack,  K.  191. 
Faber,  F.  C.  v.  192. 
Faes,  H.  475. 
Falk,  H.  535*. 
Falk,  K.  G.  184, 
Fallada,  0.  141,  397. 
Fancsö,  Bela  403. 
Fanto,  R.  390. 
Feilitzen,   Hj.  v.   62,    107, 

146,  232. 
Feitier,  S.  425*. 
Fejär,  A.  v.  300. 
Fellenberg,    Th.    v.    497*, 

535*,  550. 
Ferman,  P.  422. 
Fernbach,  A.  451,  461,  485. 
Ferre,  L.  548. 
Ferry,  Edna  L.  303. 
Feruglio,  D.  261. 
Fessler,  K.  266*. 
Fettick,  0.  374*. 
Fincke,  fl.  521. 
Eine,  Morris  S.  268. 


Autoren  -  Verzeichnis. 


557 


Fingerling,  G.  307,  311. 
Fischer  472. 
Fischer,  H.  513. 
Fischer,  K.  24. 
Fischer,  0.  S.  43. 
Fitch,  F.  ß.  339. 
Flander,  A.   15. 
Fleischer,  M.  240*. 
Fleischmann,  W.  352. 
Fletcher,  C  C.  37. 
Fodor,  K.  V.  353,  358,  382. 
Foitik,  Th.  334. 
Foremann,  F.  W.  366*. 
Forschner,  Faul  535*. 
Forstreuter,  H.  420,  425*. 
Fosse,  R.  176,  211*. 
Foster,  M.  L.  364. 
Foth,  G.  496. 
Fousek,  A.  96. 
Fowle,  F.  E.  8. 
Frank,  G.  512. 
Frankau,  A.  366*. 
Frankfurt,  S.  425*. 
Franzen,  H.  203,  471*. 
Fraps,  G.  S.  103*. 
Freak,  G.  A.  352.  535*. 
Freckmann,  W.  233. 
Fred,  Ed.  Er.  72. 
Frerichs,  K    492. 
Fresenius,  L.  120. 
Fresenius,  W.  551. 
Freund.  E.  425*. 
Freund,  W.  358,  366*. 
Frick,  Jos.  359. 
Friedemann,   A.  24. 
Fries,  J.  A.  302. 
Friske,  K.  152. 
Frölich,  G.  409. 
Frosterus.  Benj.  37,  100*. 
Frouin,  Alb.  383*. 
Fruwirth,  C  240*. 
Fry,  W.  H.  131,  501. 
Funk,  C.  366*. 

Gahler-Saliter,   Joh.  Mich. 

366*. 
Gaillot  518. 
Gainey,  P.  L.  103. 
Gaither,  E.  W.  514. 
Gammeltoft,  S.  A.  286. 
Gambarjan,  St.  463,  464. 
Gans,  R.  38,  100*. 
Garino,  M.  313. 
Garino,  E.  547. 
Gascard,  A.  535*. 
Gasquet-James  de  393. 
Gassner,  G.  193. 
Gaudechon,  H.  101*. 
Gaujoux,  E.  361,  365*. 
Gautier,  Arm.  102*,  275. 
Gavin,  Will.  343*. 


Gedroiz.  K.  K.  55. 
Geiger,  A.  379,  384*. 
Genoud,  E.  G.  428. 
Gerber,  C.  184,  384*. 
Gerlach  68,  124,  230,  240*. 
Gero,  W.  535*. 
Gile,  F.  L.  141. 
Gimel,  G.  471*. 
Ginneken,  P.  J.  H.  425*. 
Girard,  P.  425*. 
Glage  366*. 
Glaser,  E.  32*. 
Glenk,  K.  505. 
Gockel,  A.  17*. 
Golding,  J.  383. 
Golding,  R.  366*. 
Gorini,  C  358,  366*,  374*, 

378,  384*. 
Gorsky,  M.  260. 
Gortner,  R.  A.  424. 
Goske,  A.  535*. 
Goupil,  R.  471=^. 
Goy,  S.  191,  304,  315,  323, 

367*,  514. 
Graaf,  W.  C.  de  531. 
Graeve,  O.  v.  34*. 
Gräter,  F.  343*. 
Gräfe,  V.  181,  458. 
Gräfe,  E.   281,    282,    283, 

284. 
Gramenitzky,  M.  J.  463. 
Grande.  J.  340,  343*. 
Granderye,  L.  M.  17*. 
Gray,  D.  F.  332. 
Greaves,  J.  E.  103*. 
Green,  H.  57. 
Gregoire.  Ach.  240*,  260, 

511. 
Greifenhapen,  W.  535*. 
Greig- Smith,  R.  96. 
Grewing,  R.  532. 
Griebel,  C.  211*. 
Griesbach,  W.  272. 
Grill,  A.  422. 
Grimme,  C  193,  398*. 
Grimmer,    W.    343*,    355, 

356,  367*,  535*. 
Grob  425*, 
Grobert,  J.  de  407. 
Gröh,  Jul.  312,  527. 
Grosser  17*. 
Grosser,  P.  354. 
Grühnhut,  L.  551. 
Grundmann,  K.  229. 
Grüner,  H.  100*. 
Gschwender,  G.  497*. 
Gümbel,  H.  225*. 
Günther,  Ad.  477,  483*. 
Guerbet,  M.  99. 
Gully,  E.  45,  48. 
Gyäffds,  J.  155. 


Haas  334*. 
Haberlandt,  G.  162. 
Hafner  343*. 
Haid,  R.  553. 
Halbfass,  W.  19,  20. 
Hall,  A.  D.  503. 
Halnan,  E.  F.  330. 
Hals,  Sigm.  371. 
Halverson,  J.  0.  535*. 
Hamlin,  M.  L.  158*. 
Hann,  J.  v.  17*. 
Hanschmidt,  E.  325*. 
Hansen  334*. 
Hansson,  N.  328,  336,  338, 

339. 
Harnisch,  F.  367. 
Happich  374*. 
Harden,  A.  453. 
Harding,  E.  P.  535*. 
Hare,  C.  L.  333. 
Häri,  P.  300. 
Harloff  425*. 
Harris,  J.  A.  424. 
Hart,  E.  B.  309,  312,  380. 
fl  artleb  158*. 
Hartwell,  B.  L.  138. 
Haselhofi;  E.  138, 140,  142, 

158*,  234,  246. 
Hasenbäumer,  J.  207,  505. 
Hasting,  E.  G.  380. 
Haussding,  F.  519. 
Havelka  425*. 
Hawk,  P.  B.  301. 
Heck  14. 
Hegyfoky,  J.  11. 
Heide,  C.  v.  d.  483*,  548, 

549,  553. 
Heide'   R.  v.  d.  285,  305, 

319,  332. 
Heim,  E.  536*. 
Heiner,  Br.  394. 
Heinrich,  F.  427. 
Heinrich,  M.  216. 
Heinze,  A.  426*. 
Heinze,  B.  240*. 
Helbronner,  A.  v.  367*. 
Hellmann,  G.  9. 
Henneberg,  W.  266*. 
Hepp,  K.  361. 
Hergt  15. 
Herke,  A.  97. 
Hering,  F.  367*. 
Herissey,  H.  470*. 
Herlant,  L.  536*. 
Herles,  Frz.  399*,  541. 
Herring  34. 
Herz,  F.  J.  384*. 
Herzfeld,  A.  263,  426*. 
Hesse,  A.  536*. 
Heublin,  0.  33*. 
Heuss,  R.  435. 


558 


Autoren  -  Verzeichnis. 


Hildebrand,  Fr.  198*. 
Hille,  E.  445. 
Hilliard,  0.  M.  369*. 
Hinard,  &.  532. 
Hinseimann,  Em.  17*. 
Hinze,  G^.  198. 
Hirsch,  Paul  280. 
Hirschfeld,  J.  342. 
Hirz,  0.  325*. 
Hittcher  334*.  343*,  536*. 
Hoagland,  D.  R.  304. 
Höckner  343*. 
Hoem,  F.  V.  198*,  212*. 
Hoesch,  Fei.  335*. 
flöyberg,  H.  M.  536*. 
Hofer,  H.  519. 
Hoffmann,  Conr.  103*. 
Hoffmann,  J.  F.  242*. 
Hoffmann,  W.  399*. 
Hohenadel,  M.  367*. 
Holdefleiß,  P.  235. 
Honcamp,    F.   267*,    314, 

367*. 
Hooker,  D.  R.  270. 
Hopkins,  C.  G.  42,  43. 
Hoppe,  E.  397. 
Hornberger,   R.   39,    512, 

515. 
Hoton,  L.  374*. 
Hudig,  J.  3,  93. 
Hübbenet,  E.  446. 
Huizinga,  A.  30. 
Hungerford,  E.  527. 
Hußmann,  J.  F.  367*. 
Hutchinson,  C.  M.  103*. 
Huyge,  C.  353,  367*,  350. 

Ibele,  J.  101*,  195. 
Iljin,  W.  166. 
Immendorff,    H.  139,  158. 
Jppolito,  G-.  D.  193.  198*. 
Isaachsen,  H.  340,  343*. 
Isernhagen  367*. 
Issatschenko,  B.  L.  103*. 
Ivanow,  Serg.  L.  179. 
Iwanow,  L.  L.  165. 
Iwanow,  N.  443. 
Izar,  G.  325*. 

Jackson,  A.  M.  132. 
Jackson,  R.  F.  424. 
Jacobs,  B.  R.  396*. 
Jacobsen,  H.  C.  399*. 
Jadin.  F.  211*. 
Jago  W.  392. 
Jakow,  305. 
Janesö,  B.  135. 
Jariloff,  A.  43,  101*. 
Jegorow,  M.  A,  204,  212*. 
Jensen,  C.  N.  103*. 
Jensen,  Orla  367*. 


Jesser.  H.  361. 
Jodidii  S.  L.  101*. 
Johansson  D.  445,  463. 
Johnson,  W.  T.  365*. 
Jolles,  Ad.  384*. 
Jona,  Them.  354,  356. 
Jones,  W.  N.  189. 
Junghanns  335*. 
Juten,  A.  J.  L.  546*. 

Kahler,  K.  13. 
Käppeli,  J.  343*. 
Kailan,  A.  426*. 
Kajanus,  B.  240*,  241*,  402. 
Kallbrunner,  H.  335*. 
Kalning,  H.  390,  391,  524. 
Kammerling,  J.  163,    196. 

198*. 
Kapeller,  G.  536*. 
Kappen,  H.  103*. 
Karnowski,  M.  520. 
Karaleff,  S.  A.  362. 
Karsten  63. 
Kaserer,  H.  98. 
Kassner,  C.  32*. 
Kayser,  E.  429,  460. 
Keeble,  F.  189. 
Keilhack,  K.  19. 
Kellermann,  K.  F.  103*. 
Kelley,  W.  P.  510. 
Kerb,  Joh.  448,  451. 
Kidder,  R.  L.  335*. 
Kiessling.  L.  240*. 
Killer,  J.  103*. 
Kindraczuk,  AVI.  357. 
Kinzel,  W.  225*. 
Kirchner  367*. 
Kisskalt,  K.  391. 
Kita,  G.  438,  440,  468. 
Kittlausz,  K.  136. 
Kleemann,  Andr.  210. 
Klein,   J.   327,    328,    347, 

374*. 
Klein,  W.  285,   305,  319, 

332. 
Kleinau,  R.  34*. 
Kleinböhl,  H.  384*. 
Kleine,  ß.  242*. 
Kleinert,  Fr.  335*. 
Klinckowström,    C.  v.  34*. 
Kling,  Andre  350. 
Kling,  M.  249.  258. 
Klöcker,  Alb.  428. 
Kloess,  A.  32*. 
Klose  347,  378. 
Kloss,  R.  198*. 
Klütschereff,  A.  41,  202. 
Kluyver,  A.  J.  444. 
Knörzer,  A.  17. 
Kober,  Ph.  Ad.  536*. 
Kobert,  R.  200,  205,  396*. 


Köck,  G.  414. 
Köhler,  A.  306. 
König,  F.  536*. 
König,    J.    30,    207,    266, 

267,  505. 
Körösy,  K.  v.  180. 
KohD,  F.  G.  346. 
Kolodziejska,  S.  471*. 
Kolkunow  198*. 
Kolkwitz  23. 
Komers,  K.  416. 
Kondo,  M.  223,  241. 
Konecny,  Alfr.  351. 
Konokotina,  A.  G.  429. 
Kouradi,  Em.  536*. 
Kooper,  W.  D.  533. 
Kopaczewski,  W.  469, 471*. 
Koriba,  K.   198*. 
Kornauth.  K.  241*. 
Korolew,  R.  212*. 
Kossowicz,    A.    32*,    176, 

190,  458.  471*. 
Kosso witsch,  P.  3. 
Kostytschew,  S.  186,   188, 

446,  447,  461. 
Kowalski,  T.  540. 
Krafft,  G.  241. 
Krage  369*. 
Krainsky,  A.  94. 
Kraisy,  A.  .543. 
Kraus,  C.  241*. 
Kraus,  J.  388. 
Krause,  R.  A.  275. 
Kreis,  H.  373. 
Kreplin,  G.  241*. 
Kretschmar,  Erich  536*. 
Kretschmar,  F.  158*. 
Kretschmar,  M.  548. 
Kristensen,  M.  K.  130. 
Krüger,  W.  225*,  426*. 
Krug  14. 
Kühl,  H.  367*,   373,  383. 

384*.  396*. 
Kühl,  O.  367*. 
Kühn,  B.  536*. 
Kuppel  335*. 
Kürsteiner,  J.  383*,  384*. 
Küster,  E.  181. 
Kuhner,  A.  426. 
Kuhnert  335*. 
Kulisch,  P.  110,  241*,  387, 

483*. 

Labbe,  L.  L.  Tb.  367*. 
Laer,  H.  van  183,  453,  469. 
La  Face,  F.  534*. 
Lafar,  t.  422. 
Lafon,  G.  309. 
Lagane,  L.  357. 
Laine,  E.  158*. 
Lalim.  A.  340. 


Autoren  -  Verzeichnis. 


559 


Lampe,  Ar.  E.  280,  281. 
Lange,  Reinh.  198*. 
Langguth-Steuerwald,  L.  G. 

545. 
Langheld,  K.  447. 
Lanzoni,  Oliv.  360. 
Laqueur,  E.  302. 
Lauder,  A.  359. 
Laxa,  O.  351,  384*. 
Leavitt,  S.  45. 
Lebedew,  A.  v.  447. 
Lebreil,  Fr.  367*. 
Le  Giere,  J.  A.  396*. 
Leeden,  R.  v.  d.  509, 
Leeuwen,  W.  Docters  van 

197*. 
Lehmann,  E.  161. 
Lehmann,  Frz.  328. 
Lehn,  D.  414. 
Leiningen,    W.     Graf    zu 

101*. 
Leisen,  M.  34*. 
Lenkei,  W.  D.  10. 
Lemmermann,  0. 120, 158*, 

241*,  517. 
Lepel,  V.  335*. 
Leuze,  W.  5.37*. 
Levallois,  F.  413. 
Levis,  Hob.  C.  287. 
Levy.  Luc  367*. 
Lewitzki,  G.  198*. 
Lichtenbelt,  Ad.  J.  531. 
Lichtenberg  H.  F.  536*. 
Lichtwitz,  L.  471*. 
Liebig,  H.  J.  v.  449. 
Liechti,  B.  105. 
Lienau,  D.  100*. 
Liepmann,  W.  336. 
Liesegaug,  R.  E.  190. 
Lifschütz,  J.  274. 
Lindau,  G.  198*,  438. 
Lindfield,  J.  H.  546. 
Lindet,  L.  350,  351,  367*. 
Lindner,  Max  426*,   471*. 

540. 
Lindner,  P.  198*,  428,  434, 

436,  438,  444,  445. 
Lintner,  C.  J.  449. 
Lintner,  K.  198*. 
Lipman,   Chas.  B.  69,   87, 

103*,  511. 
Lipman,  Jac.  G.  96,    116, 

118,  119. 
Lippmann,  0.  v.  424,  426. 
Listonne,  M.  471*. 
Litterscheid,  F.  384*. 
Lobeck,  O.  367. 
Locher,  H.  32*. 
Loeb,  Adam  278. 
Löffler,  B.  190. 
Lösche,  A.  307. 


Loew,  0.  141,  179,  394. 
Loew,  W.  458. 
Loewe,  F.  542. 
Loewy,  A.  277. 
London,  E.  S.  280. 
Long,  Edw.  W.  536*. 
Lonyay,  F.  v.  489. 
Looff,  Serg  471*. 
Lorenzen,  Th.  367*. 
Lorie,  J.  24. 
Lotz,  H.  100*. 
Lubimenko,  W.  165. 
Lucas,  J.  E.  339. 
Ludwigs,  K.  198*. 
Lühder,  E.  497. 
Lüers,  H.  449. 
Lugner,  Iv.  107. 
Lukjanow,  P.  B.  421. 
Lundbeig.  Joh.  457. 
Lvoff,  S.  186.  450. 
Lyon,  T.  L.  22,  74,  76,  93, 

104*. 
Lyttkens,  A.  225*. 

Macallum,  A.  B.  193. 
Mach,  F.  106,   150,  158*, 

265,  522. 
Magnus,  P.  198*. 
Magnus.  W.  198*. 
Maier,  F.  343*. 
Maillard,  L.  C.  196. 
Makenzie,  John  E.  426*. 
Makrinoff,  J.  A.  368*. 
Makrinojj,  I.  98. 
Malenfant,  R.  531. 
Malfitano,  G.  399*. 
Maltschewski,  W.  160. 
Malvezin,  Th.  549,  550. 
Manicardi,  C.  335*. 
Mansfeld  442. 
Maquenne,  L.  185. 
Marcelet,  H.  211*. 
Marchand,  M.  H.  432. 
Marcas,  L.  353. 
Marcus,  P.  426*. 
Markoff,  v.  305. 
Markoff,  J.  315. 
Marre,  Fr.  158*. 
Marsch,  How.  537*. 
Martin  426*. 
Martiny,  B.  368*,  374*. 
Masehhaupt,  J.  G.  502. 
Masö,  M.  S.  101*. 
Mason,  C.  J.  261. 
Mason,  G.  H.  381. 
Masslow,  M.  294. 
Mathieu,  L.  548. 
Maurer,  J.  7. 
May,  Gl.  E.  536*. 
Maybaum,  A.  396*. 
Mayer,  A.  102*,  164. 


Mayer,  L.  261. 
Mayer,  Paul  278. 
Mayr,  P.  452. 
Maze,  P.  182,  471*. 
Mc  Beth,  J.  G.  103*. 
Mc  Caughei,  W.  J.  501. 
Mc  Collum,  E.  V.  304. 
Mc  Gool,  M.  M.  174. 
Mc  Dermott,   F.  Alex  197. 
Mc  George,  W.  510. 
McHargue  J.  S.  211*. 
Mc  Laughlin,  Wh.  B.  368*. 
McLean,H.C.  96, 116, 119. 
Meinert,  G.  368*. 
Meisenheimer,  J.  463,  464. 
Meissner,  Rieh.  431,  441, 

460,  486. 
Meister,  Chr.  H.  368*. 
Mellanby,  J.  375. 
Mendel,  Laf.  B.  287,  303.. 
Mensio,  G.  491,  551. 
Menton,  M.  L.  471*. 
Mentz,  H.  519. 
Mercief,  Vict.  383*. 
Messerli,  H.  291. 
Metzger,  K.  358. 
Metzger,  0.  361. 
Meyer,  Ed.  835*. 
Meyers,  Vict.  C.  268. 
Meysahn,  H.  544. 
Mezger,  0.  536*. 
Mezzadroli,  G.  145,  198. 
Michaelis,    L.    368*,   470,. 

471*. 
Michalowsky,    N.  P.   357, 

368*. 
Micheels,  H.  163. 
Michel,  Frz.  536*. 
Michel-Durand.  E.  181. 
Mielck.  0.  158*. 
Miklauz,  R.  107. 
Mikulowski-Pomorski,     J.. 

129. 
Miller,  M.  389. 
Minssen,  H.  102*. 
Mintz,  J.  B.  418,  423. 
Mirande,  Marc.  211*. 
Mitchel,  R.  V.  335*. 
Mitsfherlich,    E.   A.    126., 

228. 
Möbius,  Fr.  241*. 
Möller  419. 
Moeser,  L.  512. 
Mohr,  E.  104*. 
Mohr,  0.  198*. 
Mobs,  K.  392,  396*. 
Molliard  195. 
Molz,  E.  236,  415,  477*. 
Monert  343*. 
Monteverde,  N.  165. 
Moore,  R.  B.  102*,  180. 


560 


Autoren  -  Verzeichnis. 


Morgan,  L.  E.  334. 
Morgen,  A.  263,  338. 
Morgenthaler.  0.236.241*. 
Morgulis,  Serg.  287. 
Morres.  W.  537*. 
Mosca,  F.  Tr.  166,  211*. 
Moskovic,  A.  60. 
Moufang  199. 
Mrasek,  Chr.  426*. 
Muck,  R.  241*. 
Müller,  A.  29. 
Müller,  C.  Kögler 342, 843*. 
Müller,  Gertrude  160. 
Müller,    H.  C.    234,    236, 

241,  415.  417. 
Müller,  Karl  221. 
Müller -Thurgau  487. 
Müller,  W.  378,  536*. 
Müllner,  H.  314. 
Munter,  F.  69,  94. 
Müntz,  A.  101*.  102*,  158*. 

180. 
Mütterlein,  C.  104*. 
Munerati,  A.  198*. 
Munerati,  C.  145. 
Murinow,  A.  228. 
Murschhauser,  H.  289. 
Muszynski,  J.  540,  541. 
Myers,  C.  E.  241*. 
Myrbach-Reinfeld,  0.  v.  7. 

Naegell,  H.  158*. 
Nagel,  C.  493. 
Näray,  ^.  368*. 
Natho,  E.  158*. 
Naumann,  C.  W.  445. 
Nedokutschajew,  N.  128. 
Neergaards,  Br.  384*. 
Neflf,  H.  532. 
Neidig,  Ray  E.  262,  497. 
Neresheimer,  E.  335*. 
Netzer,  Frz.  343*. 
Neubauer,  H.  264,  518. 
Neumann,  Fr.  426*. 
Neumann,  K.  C.  404. 
Neumann,  M.  F.  388,  389. 

390,  392,  393,  396*. 
Neumann,  0.  159*. 
Neumann,  P.  314. 
Neumann,  R.  526. 
Neumann,  S.  546*. 
Neville,  A.  426*. 
Ney,  E.  32*. 
Nicklisch,  E.  241*. 
Niklas.  fl.  101*,  102*. 
Nikolskij,  S.  401. 
Nilson-Ehle,  H.  240*  241* 
Nitsche.  P.  107. 
Njegovai,  VI.  353. 
Nockmann,  Else  537*. 
Noll.  Charl.  F.  241*. 


Northrup,  Zae  362. 

Nottin,  P.  455. 

Nowak,  C.  A.  441,  471*. 

Nowakowski,  L.  540. 

Nugues  413. 

Nuttall,  W.  H.  352,  535*. 

Obladen  537*. 
Odake,  S.  313. 
O'Donell,  J.  D.  426*. 
Ogilvie,  J.  P.  546. 
Ohly,  Chr.  102*. 
Oker-Plom,  M.  28. 
Costhuizen,  J.  du  P.  211*. 
Opitz  241. 

Oppenheimer,  M.  276. 
Oppenheimer,  S.  272. 
Ortmann  105. 
Osborn,  Th.  B.  303. 
Ossat,  G.  159. 
Ostermann,  H.  375*. 
Osterwalder,  A.  439,  487. 
Otto,  R.  1.57,  159*. 
Ottolonghi,  D.  335*. 
Owen,  Irv.  L.  96,  116,  119. 

Paal,  Arpad  198*. 
Paar,  W.  543. 
Pacottet,  P.  472. 
Paechtner,  Joh.  331,  360. 
Paliatseas,  Ph.  G.  348. 
Palladin,  W.  185,  471*. 
Palmer,  G.  Trum.  426*. 
Pantanelli,  E.  166. 
Panzer,  Th.  465,  466,  467. 
Pappel,  A.  348. 
Paraschtschiik,  Sim.  359. 
Parkin,  Guy  535*. 
Parow,  E.  399*. 
Patane,  C  325*. 
Paul  17*. 
Pauli,  W.  343. 
Pawlenko,   W.  .546*. 
Pawlowsky,  S.  125. 
Peacock,  S.  159*. 
Peche,  K.  195. 
Pechstein,  H.  368*. 
Peichwasser  41. 
Peklo,  J.  196. 
Pellet,  H.  426*,  538,  545. 
Perceval,  J.  381. 
Pescheck,  E.  299. 
Peter,  A.  384*. 
Peters,  J.  341,  344*. 
Peters,  R.  A.  270. 
Petersen,  E.  G.  104*. 
Petit,  G.  161. 
Petow,  Hellm.  273. 
Pfeiffer,  Th.  144, 152, 159*. 

263,  264,  265. 
Pfister,  R.  537*. 


Pieraerts,  J.  253,  396,  897. 

Pieper,  R.  214,  215. 

Pincussohn,  Ldw.  273. 

Pirocchi,  A.  327. 

Pitsoh,  O.  20. 

Pittius,  F.  344. 

Plahn- Appiani,  H.  402, 404, 

408,  409,  418. 
Plate,  F.  160,  161. 
Ploetz,  A.  395*. 
Pölya,  J.  157. 
Pomaski,  A.  v.  511. 
Popp,  M.  241*,  329,  519. 
Porodko,  Th.  M.  191,  192. 
Potteiger,  C.  R.  372. 
Power,  Fred  B.  205,  211*, 

254. 
Pozzi-Escot,  Emm.  M.  207, 

455,  459. 
Pratt,  D.  S.  212*. 
Pratt,  J.  H.  287,  293. 
Preckel,  Fr.  242*. 
Pressey,  H.  F.  511. 
Prianischnikow,  N.  D.  109, 

131,  175,  501. 
Pringsheim.  H.  104*,  177, 

462,  471*. 
Puchner,  H.  60. 
Pullmann,  K.  537*. 

ftuagliariello,  H.  270. 
Quante,  H.  159*.  241*. 

Rachel,  F.  533. 
Radlberger,  Leop.  543. 
Rahn,  0.  88,  104*. 
Rakoczy,  A.  384*. 
Rammstedt,  0.  309. 
Ramspeck  26. 
Rao,  Venkata  522. 
Rather,  J.  B.  204. 
Readhimer,  J.  E.  43. 
Reed,  0.  E.  339. 
Reeker,  H.  16. 
Reger,  ,T.  15. 
Reich,  R.  384*. 
Reiling,  A.  218*. 
Reitmair,  0.  114,  134,  150. 
Relander,  L.  Kr.  225*. 
Remy,  Th.  164,  241*. 
Reuchlin,  E.  539. 
Reuter,  C.  212*. 
Reutter,  L.  212*. 
Rewald,  B.  272. 
Rhodin,  S.  106,  113. 
Richardsen  344*. 
Richert  335*. 
Richter,  O.  527*. 
Rijn,  J.  J.  L.  212*. 
Rindeil,  Arth.  231. 
Rinmann,  E.  L.  495. 


Autoren  -  Verzeichnis. 


561 


Rippel,  Äug.  198*. 
ßivera,  V.  198*. 
Robart,  Jul.  426*. 
Robbins,  W.  W.  9.5. 
Robert,  M^e  C.  175. 
Robertson,  T.  Br.  368*. 
Robinson,  C.  W.  330. 
Robiüson,  W.  0.  42,  131. 
Robson,  W.  P.  69. 
Röhrig,  Arm.  368*. 
Römer,  K.  335*. 
Rösing,  G.  41,  241*. 
Röttgen,  Th.  549. 
Rogers,  L.  A.  368*,  372. 
Rogerson,  Har.  211*. 
Rohland,   R   31,  33*,  54, 

101*,  102*,  374*. 
Rohsnyi,  H.  368*. 
Rolle  424. 
Rolley,  P.  40. 
Romberg,  G.  Frh.  v.  92,  204. 
Romstöok,  (t.  383*. 
Rona,  P.  470. 
Rosam,  A.  537*. 
Rosario,  J.  J.  del  212*. 
Rose,  L.  442. 
Rosenberg,  S.  277. 
Rosenblatt,    M.   456,    und 

Frau  451,  463,468,470*. 
Rosenblatt -Lichtenstein, 

Stephanie  104*. 
Rosengreen,  C.  Fr.  372. 
Rosenthal,  P.  188. 
Rosenthaler,  L.  184. 
Rossmann,  H.  256. 
Roubinek,  J.  30. 
Roubinek,  G.  426*,  542. 
Rubner,  M.  471*. 
Ruby  546*. 
Rudeaux,  Luc.  18*. 
Rudel  18*. 
Rüdiger  494. 
Rümker,  K.  v.  237,  240*. 
Rüters  374*. 
Ruhland,  W.  162,  192. 
Ruiger,  A.  J.  297. 
Ruot  363. 
Rupp,  Ph.  354. 
Rusche  537*. 
Russell,  E.  J.  102*. 

Sachse  390. 
Saderra,  M.  M.  101. 
Sahlen,  Jac.  453. 
Saidel,  Th.  102*. 
Saillard,  E.  156,  419,  426*, 

539,  545,  546*. 
Salkowski 

Salway,  A.  H.  v.  205,  254. 
Sallawitz,  Frz.  344*. 
Salomone,  G.  374*. 

Jahresbericht  1913. 


Salus,  G.  359. 
Samec,  M.  198*.  212*  399*. 
Sammis,  J.  L.  377. 
Samter,  M.  33*. 
Sanarens,  J.  497*. 
Sanfelici,  Rice.  537*. 
Sany,  Giov.  493. 
Sapahin,  A.  A.  199*. 
Sartory  432. 
Saslowsky,  B.  26. 
Saslowsky,  E.  325*. 
Sassenfeld,  M.  6. 
Satö,  Hisae  205. 
Satterly,  John  63. 
Sawyen,  W.  C.  426*. 
Scaffidi,  Vitt.  269. 
Scales,  F.  M.  103*. 
Schaap,  A.  531. 
Schaffnit,  E    213. 
Schander  241*,  400. 
Scharfenorth,  Frz.  368*. 
Schataloff,  W.  462. 
Schedler,  A.  9. 
Scheel,  Hartw.  537*. 
Scheermesser,  W.  368* 
Schellens  483. 
ScheloumoS;  A.  186,   188, 

446. 
Scherrer,  A.  163. 
Scheuer,  Berth.  426*. 
Schikorra,    W.    16,     197*, 

242*. 
i  Schiraamura,  F.  313. 
Schirokich,  P.  298. 
Schleimet-,  A.  391. 
Schlesinger,  M.  D.  396. 
Schlesinger,  M.  J.  369*. 
Schlosmann,  A.  289. 
Schlumberger,  0.   162. 
Schmid,  L.  334*. 
Schmidt,  O.  225*,  436. 
Schmidt,  Th.  196. 
Schmittburg,  Schenk  v.  14. 
Schmitz,  E.  278. 
Schraöger,  M.  222. 
Schneider,  F.  509. 
Schneider,  L.  5. 
Schneidewind,  W.  307,  332. 
Schoen,  M.  451. 
Schönfeld,  F.  210. 
Scholze,  E.  369*. 
Schrader,  E.  344*. 
Schreiner,  Osw.   102*. 
Schribaux,  M.  427*. 
Schröder,  J.  36,  242*. 
Schröder,  W.  194. 
Schryver,  S.  ß.  375. 
Schubart,  P.  406. 
Schubert.  F.  397. 
Schucht,  F.  102*. 
Schuemacher  335*. 


Schürig  159*. 
Schütz  334. 
Schütz,  Frz.  317. 
Schütz,  G.  537. 
Schütze,  H.  18*. 
Schulow,  Iw.  74,  177,  178. 
Schulz,  Aug.    199*,    242*, 

396*. 
Schulz,  B.  121,  136. 
Schulz,  W.  20. 
Schuppli,  P.  326. 
Schuster,  F.  18*. 
Schuster,  J.  V.  199*. 
Schwarz  368*. 
Schweizer,  K.  190. 
Schwenk,  E.  553. 
Schwenzer,  W.  L.  419. 
Seaver,  F.  J.  84. 
Seelhorst,  C.  v.  61. 
Seidler,  L.  173. 
Seki,  T.  35. 
Semichon,  L.  553. 
Senft,  Eman.  212*. 
Severin,  S.  A.  104*. 
Severini,  G.   166. 
Shaw,  Eoscoe  H.  346. 
Shaw,  T.  P.  287. 
Shedd,  0.  M.  211*. 
Sherman,  H.  C.  396. 
Sholtkewitsch,  W.  227. 
Shoulow,  J.  127. 
Sidersky,  D.  424,  542. 
Siegfeld,  M.  374*. 
Siegfried,  Kurt  242*. 
Siegmund,  Wilb.  543. 
Sierig,  F.  102*,  242*. 
Simmermacher,     W.     126, 

520*. 
Simon,  J.  104*.  242*. 
Singer,  J.  535*. 
Sinnige,  L.  R.  502. 
Sisley  368*. 

Skinner,  J.  J.  112,  132. 
Slator,  A.  452. 
Slyke,  L.  L.  van  365,  369*, 

379. 
Smith',  N.  R.  103*. 
Smith,  R.  E.  93. 
Smith,  W.  D.  101*. 
Snyder,  W.  P.  335*. 
Sobbe,  0.  V.  368*. 
Söderbaum,  H.  G.  101. 
Söhngen,  N.  L.  445. 
Sokolowski,  S.  210. 
Soldin,  F.  439. 
Sommerfeld,  Sigm.  537*. 
Spencer,  S.  335*. 
Sperling,  E.  242*. 
Spiegel  33*. 
Spinzig,  0.  159*. 
Splittgerber,  A.  368*. 
36 


562 


Autoren  -  Verzeichnis. 


Sprinkmeyer,  Fr.  369*. 

Stade] mann  328. 

Stahl,  E.  17. 

Stanek,  VI.  175,  420,  421, 

424,  541,  542. 
Slang,  A.  106. 
Steenbock,    H.    309,    312, 

497*. 
Stegers  18*. 
Steglich,  B.  220,  242*. 
Steinbrinck,  C.  199*. 
Steinegger,  R.  384. 
Steng,  H.  858. 
Stenström,  O.  365*. 
Stetter,  Ad.  349. 
Steuerwald-Langguth,  N.  L. 

G.  545. 
Stewart,  R.  75. 
ötieger,  Ant.  200,  203. 
Stiegler,  Hans  523. 
Stocker,  L.  404. 
Störmer.  K.  242*. 
Stoklasa,    J.    102*,    103*, 

199*. 
Stoweli,  E.  C.  369*. 
Stoye,  K.  5. 

Striegel,  A.  167,  209,  525. 
Ströbele  344*. 
fStrohmer,    F.    141,    259, 

406,  413,  539,  544. 
Stutzer,  A.  145,  149,  159*, 

191,  315,  335*,  427*. 
Supino,  F.  335*. 
Sutton,  J.  R.  8. 
Suzuki,  W.  313. 
Svoboda,  H.  123,  233. 
Swoboda,  F.  546*. 
Szartorisz,  ß.  219,  222. 
Szekely,  S.  369*. 

Tacke,  Br.  101*,  114,  242, 

245. 
Taggart,  W.  G.  206,  544. 
Takahashi,  Teizö  205,  436, 

440,  471*. 
Tangl,  Fr.  254,  255. 
Tassinori,  Giu.  333. 
Tawell,  T.  E.  369*. 
Taylor,  AI.  Engleb  297. 
Teichert,  K.  374*,  382, 384*. 
Teyssier,  R.  427. 
Thalau,  W.  147. 
Thaysen,  A.  C.  364. 
Thöni,  J.  364. 
Thienemann,  A.  33*. 
Thom  Oh.  382. 
Thomas,  P.  443,  471. 
Thomlinson,  J.  C  369*. 
Thomsen,  Ew.  287. 
Thraen,  Aug.  6,  7. 
Tiemann,  H.  369. 


Tollens,  ß.  522. 
Tomhave,  W.  H.  335*. 
Torquati,  Forqu.  112*. 
Traquair,  John  399*. 
Trier,  G.  212*. 
Trillat,  A.  369*. 
Trimbe,  R.  E.  18*. 
Trimen,  S.  H.  372. 
Tröndle,  A.  199*. 
Trübsbach,  P.  492. 
Truninger.  E.  105. 
Trzebinski,  J.  412. 
Tschajanow,  S.  K.  515. 
Tschermak,  E  v.  240*. 
Tschirch.  A.  199*. 
Tücan.  Fr.  35. 
Tulaikow,  N.  173,  239. 
Tumin,  Gr.  102*. 
Tunmann,  0.  212*. 
Turban,  K.  281. 
Turk,  Jac.  463. 
Turrentine,J.W.lll,159*, 

267*. 
Twining,  Ralph  H.  538*. 

TJlehla,  VI.  199*. 
Ulmann.  H.  537. 
Ulpiani,  C.  101*. 
Underhill,  F.  P.  293. 
Underwood,  L.  M.  503. 
Urban,   J.    146,   405,   414, 

540,  542. 
Urban,  K.  427*. 
Ursprung,  A.  199*. 
Utt,  C.  A.  A.  537*. 
Utz  533,  534,  537*,  538*. 
Uzel,  H.  411. 

Vageier,  H.  159*. 
Vageier,  P.  102*. 
Valmari  88. 
Van  der  Feen -Müller,  E. 

344*. 
Vanderstricht,  A.  468. 
Vandevelde,  A.  J.  J.  468. 
Varga,  O.  529. 
Vaubel.  W.  179. 
Ventre,  J.  459.  471*,  485. 
Verdie  473. 
Vermehren,  A.  546*. 
Verzär,  F.  300- 
Viala,  P.  472. 
Vidal,  J.  L.  473. 
Viehöver,  Arno  199*. 
Vietb,?.  342.344*,  369*.  374*. 
Vipond,  H.  J.  52. 
Visme,  M.  de  40. 
Vivien  407,  413. 
Voelcker,  J.  A.  326 
Völlz,  W.  267*,  293,  322, 

331,  333,  344*,  360. 


Vogel  18*. 

Vogel  (Bromberg)  71. 

Vogel,  J.  H.  33*. 

Vogel  von  Falckenstein,  K. 

73. 
Volkart,  A.  242*. 
Vollhase,  E.  538*. 
Vollrath,  Carl  369*. 
Vorwerk  33*. 
Voss  15. 
Voss,  H.  427*. 
Vouk,  V.  181,  458. 
Vries,  Marie  S.  de  192. 
Vries,  J.  J.  Ott  de  382. 
VuaÜart,  L.  531. 
Vulquin.  M.  471*. 

Wagner,  H.  375. 
Wakemann,  Alfr.  J.  303. 
Walker,  R.  375*. 
Walther  34*.  _ 
Wanner,  A.  4<7*. 
Ward,  W.  F.  332. 
Watermann.  471*. 
Weber,  C.  A.  45,  242*. 
Weber,  G.  G.  A.  85,  104*. 
Weber,  T.  A.  180. 
Ween,  S.  G.  N  van  de  24. 
Wegrzynowsky,  L.  274. 
Wehner,  C.  199*. 
Wehner,  H.  112,  252. 
Wehrung  546*. 
Weich  531. 
Weigmann  25. 
Weil,  L.  392. 
Wein,  L.  537*. 
Weinzierl.  Th.  v.  222. 
Weiser,  St.  112,  250,  251, 

254.  255,  261,  267*. 
Welker,  Will.  H.  538*. 
Wellmann,  0.  325. 
Wendel,  0.  23. 
Wendt,  G.  v.  272. 
Werner,  St.  246. 
Wessels,  E.  H.  138. 
Westhausser.  F.  263,  338. 
Weston,  P.  H.  138. 
White,  G.  F.  538*. 
Whitney,  M.  102*. 
Whitson.  A.  R.  18*. 
Wiechmann,  F.  G.  546*. 
Wiegner,  G.  66,  103*,  352. 
Wieler,  A.  159*. 
Wierzchowski,  Zenon  212*, 

470. 
Wilcke  396*. 
Wilke-Dörfurt,  E.  513. 
Wilkowski,  S.  v.  543. 
Will,  H.  42V,  435,  439. 
Willecke  483. 
Willheim,  R.  350. 


Autoren  -  Verzeiclinis. 


563 


Wilsdorf,  C,  336*. 
Wimmer,  G.  135,  159*. 
Windisch,  F.  156. 
Windisch,  W.  899*. 
WiDg,  H.  H.  369*. 
Winkler,  Cl.  18*. 
Winterstein,  E.  212*. 
Wintz,  H.  282. 
Wittenberg,  Maria  278. 
Wityn,  A.  513. 
Wlodek,  J.  115. 
Wohsyzek,  Osk.  543. 
Wojta,  W.  J.  427*. 
Wojtkiewicz,  A,  369*. 
Wolff,  A.  362,  364. 
Wolff,  J.  179. 


Wom;  O.  102*. 
Wolff,  S.  3. 
Wrede,  W.  399. 
Wright,  C.  Her.  538*. 
Wüst.  G.  444. 
Wüstendörfer,  K.  344*. 

Yamamoto,  T.  440. 
Yamashita,  W.  344*. 
Ylppö,  Aroo  353. 
Yoshimura,  K.  212*. 
Yukow.  M.  471*. 

Zade  225*,  242*. 
Zaitschek,  A.  251,  262. 
Zaleski,  W.  186,  188. 


Zapparoli,  T.  V.  145,  198*, 

400. 
Zaribnicky,  Frz.  361. 
Zdobnicky,  V.  103*. 
Zeleski,  W.  462. 
Zeller,  H.  869*. 
Zemplen,  G.  212*. 
Ziegler,  Sgm.  427*. 
Zikes,  H.  433,  434,  436, 

437,  462. 
Zilva,  S.  329. 
Zimmermann,  A.  159*. 
Zucckri,  Gino  101*. 
Zuntz,  N.  305,  310,  319. 
Zwick  369*. 


36* 


Berichtigungen. 

Jahrgang  1912  Seite  107  Zeile    2  von  oben,   statt  0,04  (Glührerlust)  lies  6,04. 

.,    "  1913     ,,       44     ,,     19    ,,    unten,     ,,    Maybucher  Moor      ..    Maybnscher. 
94      ,,     23    .,       ..  .,    Münster  ..    Munter. 

145      .,     22    ,.    oben.       .,    Mezzaduli  ..     Mezzadroli. 

345  unterer  Teil  ist  für  den  Stickstotfgeha'.t  der  Milchproteinstoffe  statt  des 

Zeichens  n  das  Zeichen  N  einzusetzen. 
ii'^l  Zeile  18  von  unten,  statt  Parceval  lies  Parcival. 

{)'.n  12    ..        ,.  ,,    E,  (Barnstein)  ,.    F. 

■iix2     ..       7    ,.     oben,       ,,    Kajanus  ,.    Kajanus. 


Druck  von  Hermann  Beyer  &  Söhne  (Beyer  &  Mann)  in  Langensalza. 


New  York  Botanical   Garden   Librar 


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