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Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte der Pharmakognosie, Pharmacie und Toxikologie"

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I 


1 


1 

I 


ß 


ahr  esberic 


der 


laarmac 


heranegegeben 


6^ 


▼om 


Deutschen  Apothekerverei 

anter  Bedaotion 


von 


Dr.  Heinricli  Beckurts^ 

dar  phumaeeatiaohdii  Chemie  nnd  Phumakognoale  aa  d< 
Hoehsohule  in  BramiBohirelg. 


Neue  Folgre 

dts    mit  bie  1865  aijMcliIonsaen  Caiutatf sehen  pharoac.  Jak 

28.  Jahrgang,    1893. 

(Der  ganzen  Reihe  58.  Jahrgang.) 


Gtöttingen, 

Yandenhoeck  &  Rnprech 

1894. 


Dem  Andenken 


F.  A.  Flüekiger 


gewidmet. 


TCx^ö 


Vorwort 

des   vorliegenden   Jahresberi^ 

langjähriger  treuer  Mitarbeiter,  H( 

Weichelt  in  Goblenz  in  dankenswe 

Ausser  diesem    bin   ich   fiir  kleinere 

Oorpsstabsapo theker  Dr.  Lüdtke   un 

zu  Danke  yerpflichtet. 

chweig,  im  November  1894. 

H.  B 


Inhaltsübersicht. 


Seite 

I*  PharmaJkognofkie 1 

A.  AllgemeineB 1 

B.  Arzneischatz  des  Pflanzenreiches 27 

Abietaoeae  27.  Algae  28.  Alismaceae  30.  Amaryl lidaceae  81. 
Anacardiaceae  82.  Apocynaceae  35.  Aquifoliaceae  45.  Ara- 
ceae  46.  Araliaceae,  Aristoiochiaceae  49.  Aftocarpaceae-Öl. 
Asclepiadaceae,  Aurantiaceae  52.  Berberidaceae,  Bixaceae  58. 
Barseraceae  54.  Caesalpinaceae  56.  Cannabiuae,  Capparida- 
ceae  78.  Caprifoliaceae,  Celastraceae  75.  Chenopodiaceae,  Cla- 
siaceae  77.  Combretaceae,  Compositae  78.  Coniferae  82.  Can- 
naceae  85.  Connaraceae,  Convolvulaceae  86.  Cornaceae,  Ca- 
curbitaceae  88.  Cupreseaceae  91.  Cycadaceae,  Dioscoraoeae 
92.  Ericaceae  94.  Euphorbiaceae  96.  Kilices  104.  Fungi 
106.  Gentianaceaef  Gnetaceae,  Gramineae  109.  Haloragaceae, 
Hamamelidaoeae  109.  Juglandaceae,  Juncaceae,  Iridaceae  110. 
Labiatae  111.  Lauraceae  1 12.  Liliaceae  1 14.  Lobeliaceae  1 18. 
Logfaniaoeae  119.  Magnoliaceae  125.  Malpi^hiaceae  127.  Me- 
liaceae,  Menispermaceae  128.  Mimosaceae  129.  Myristicaceae, 
Myrsicaceae  180.  Myrtaceae  131.  Oleaceae  184.  Orchidaceae 
189.  Orobanchaceae  y  Palmae  141.  Pandanaceae,  Papavera- 
ceae  142.  Papilionaceae  146.  Phytolaocaceae  150.  ripera- 
oeae  151.  Plantanaceae,  Polygalaceae  158.  Polygonaceae  154. 
Primulaceae  157.  Ranunculaoeae  158.  Rhamnaceae,  Rbizo- 
phoraceae  159.  Rosaceae  160.  Rubiaceae  162.  Rutaceae  180. 
Salicaceae,  Sapotaceae  181.  Scrofulariaceae  183.  Silenaceae, 
8olanaceae  184.  Sterculiaceae  185.  Styraceae  186.  Tiliaceae, 
Tropaeolaceae  192.  Umbelliferae  194.  Urticaceae,  Valeriana- 
ceae  198.    Vitaceae  199.     Xanthoxylaceae,  Zingiberaceae  200. 

0.  Arzneischatz  des  Thierreiches   . 201 

U.  Pharmaceutlsche  Chemie 204 

A.  Allg^^meiner  Theil 204 

B.  Specieller  Theil 284 

1.  Matallolda  and  deran  anorganifohe  yarbindongen      ....    284 

Chlor  284.  Brom,  Jod  244.  Sauerstoff  246.  Schwefel  247. 
Stickstoff  249.  Phosphor  252.  Arsen  253.  Wismuth,  Bor. 
256.    Kohlenstoff  257. 


Inhaltsübersicht.  VII 

Seit« 

2.  Mttelle  und  deren  anorganiiehe  Verbindiingett 257 

KaUam  267.  Natrium  260.  Rabidium  262.  Calcium 
262.  Strontium  266.  Blei,  Aluminium  266  Chrom, 
Eisen  268.  Kupfer  276.  Silber  277.  Quecksilber  278. 
Zink  280. 

8.  Organieehe  YerUiLdviigeii 283 

I.    Methanderivate 283 

a.  Kohlenwasserstoffe  der  Formel  Cn  H8&  4.  2  und  Sub- 
stitute          283 

b.  Einsäurige  Alkohole,    Aether  und  Substitute    .     .     .  299 

c.  Dreisäurige  Alkohole  der  Formel  CnH3B4.2  08    .     .  305 

d.  Sulfone 307 

e.  Fettsäuren  der  Formel  CnH2&  02,  Aldehyden.  Ketone  307 

f.  Säuren  der   Formel  CnH2iL08,    CnH2a— 8O4  etc.      .  320 

g.  Aether  organischer  Säuren  (Fette) 328 

h.    Acrylverbindungen 338 

i.   Aminbasen 338 

k.  Gyanverbindungen 340 

1.  Amidderivate  der  Kohlensaure 342 

m.  Kohlehydrate 366 

n.  Orffanisohe  Verbindungen  mit  geschlossener 

Kohlenstoffkette 372 

1.  Benzolderivate 872 

a.  Kohlenwasserstoffe  und  Substitute  derselben     .    .     .  372 

b.  Phenole  und  Substitute  derselben 374 

c.  Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Ver- 
bindungen        406 

2.  Benzolderivate    mii     zwei     oder   mehreren 
Benzolkernen  427 

Verbindungen  der  Naphtalingruppe 427 

III.  Thiophenderivate 430 

ly.  Aetherische  Oele  und  Kampherarten  ....  430 

V.  Chinolinbasen 475 

VI.   Alkaloide 482 

VU.   Bitterstoffe  und  Glykoside 645 

Vm.  Farbstoffe 556 

IX.  EiweisBstoffe  und  Fermente 556 

III«  Salcniftche  Präparate 678 

Allgemeines  678.  Aquae  579.  Boli,  Pastilli  581.  Ba- 
cilli,  Tabuli  686.  Capsulae  686.  Conservae  587.  De- 
cocta,  Infusa  588.  Elizire  u.  Essen tiae  589.  Emplastra 
590.  Emulsiones  691.  Extraeta  592.  Liquores  614. 
Olea  617.  Pilulae  618.  Sales,  Sapones  626.  Sirupi  627. 
Spiritus  631.  Suppositoria,  Tincturae  637.  Unguenta  642. 
Vina,  Verbandstoffe  647. 


VIII  Inhaltsübersicht. 

Seite 

IV*  Chemie  der  Kaliruns«»  vnd  CSenusamlttel     ...    657 

A.  Allgemeiner  Theil 657 

B.  Speeieller  Theil 660 

Miloh  660.  Käse  677.  Batter  679.  Fette  und  Oele  688. 
Fleisch,  Fleiscbpräparate  701.  Mehl,  Brod,  Backwaaren 
705.  Honig  716.  Essig  718.  Cacao,  Ghocolade  719. 
Kaffee  721.  Thee  725.  Gewürse  727.  Bier  736. 
Wein  743.  Spirituosa  755.  Fruchtsafte  757.  Con- 
serven  759.  Wasser  761.  Mineralwasser  773.  Ge- 
brauchsgegenstande 775.  Geheimmittel  und  Specia- 
litäten  778. 

W.    Toxikologie 785 

Litteratnr  nnd  Kritik 797 

a)  Zeitschriften 797 

b)  Einzel-Werke 798 

0)  Kritik       800 

Antorenregister 801 

Sachregister 810 


L  Pharmakognosie. 

A.  Allgemeines. 

Dem  Hortus  plantarum  diapharicarum  und  Herbarium  ana- 
lyticum  Yon  Buysman  in  Middelburg  (Holland)  widmete  F.  A. 
Flückiger^)  einige  empfehlende  Worte. 

Der  botanische  Oarten  in  Montpellier ;  von  F.  A.  Flückiger'). 

Bezüglich  der  Definition  für  „Herba^'  weist  J.Di ehl*)  darauf 
hin,  dass  es  nicht  klar  sei,  was  das  Deutsche  Arzneibuch  in  dem 
Abschnitt  „Herb.  Viol.  tricol.*'  unter  dem  „blühenden  Kraut  der 
wild  wachsenden  Viol.  tricol.''  und  bei  „Herb.  Gochlear.'*  ebenfalls 
unter  dem  „zur  Blüthezeit  gesammelten  Kraut  der  Cochlear  officin.'' 
versteht,  ob  unter  einem  Kraut  ein  solches  mit  Wurzel  oder  ohne 
Wurzel  verstanden  werden  kann.  Die  Pharmakopoe  sagt  z.  B. 
bei  „Herb.  Centaur.'':  „Die  zur  Blüthezeit  gesammelten  ober- 
.  irdischen  Theile  der  Erythraea  Gentaurium",  bei  „Herb.  Hyosc": 
„Blätter  und  blühende  Stengel  des  Hyosc.  niger'S  ^Iso  die  ganze 
Pflanze  mit  Ausnahme  der  Wurzel.  In  dieser  Weise  giebt  sie  bei 
vielen  anderen  Kräutern  genau  die  Pflanzentheile  an,  welche  ge- 
sammelt werden  sollen.  —  In  einer  Nachschrift  der  Redaction  der 
Pharm.  Ztg.  wird  folgende  einheitliche  Definition  für  „Herba^^  für 
das  nächste  Arzneibuch  vorgeschlagen:  „Die  zur  Blüthezeit  ge- 
sammelten oberirdischen  Theile  der  Pflanze"  und,  wo  dies  er- 
forderlich, mit  dem  Zusatz  „mit  Ausnahme  der  mehr  als  feder- 
kieldicken'^  oder  je  nachdem  „der  im  frischen  Zustande  mehr  als 
fingerdicken  Stengeltheile". 

Ueber  den  Anbau  von  Arzneipflanzen  in  Oesterreich  berichtete 
F  r.  T  r n  k  a  ^)  in  der  Oesterreichischen  pharmazeutischen  Gesellschaft. 
Der  Verf.  vertritt  die  Ansicht,  dass  Oesterreich-Ungam  vermöge 
der  Beschaffenheit  seines  Bodens  und  seiner  Vegetiibilien ,  sowie 
wegen  der  dort  noch  in  manchen  Gegenden  vorhandenen  billigen 
Arbeitskräfte  der  Arzneipflanzenspeicher  der  Nachbarländer  sein 
könnte. 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  458.  2)  Apoth.  Ztg.  1893,  296. 

3)  Pharm.  Ztg.  1698,  416.  4)  Pharm.  Post  1892,  XXV,  1021. 

PbannaeeiitfodMr  Jahivabericht  f.  1893.  l 


2  Pharmakognosie. 

Fr.  Trnka*)  gab  weiterhin  eine  Anleitung  zum  Anbau  von 
Arzneipflanzen  und  ein  Verzeichniss  derjenigen  Arzneigewächse, 
welche  zum  Anbau  sich  empfehlen. 

C.  La  hier')  hebt  hervor,  dass  der  Anbau  von  Arzneikräutern 
nur  dann  Erfolg  versprechen  kann,  wenn  genügende  Trocken- 
vorrichtnngen  vorhanden  sind,  da  nnr  schön  grün  getrocknete  Kräuter 
and  in  Naturfarbe  erhaltene  Blüthen  als  marktfähige  Waare  an- 
gesehen werden.  Zu  einer  rationell  betriebenen  Arzneipflanzen- 
Gultur  gehört  unbedingt  ein  Trockenapparat,  der  uns  von  Licht 
und  Luft  vollständig  unabhängig  macht.  Derselbe  muss  mindestens 
für  40—70  Horden  eingerichtet  und  mit  besonderer  Feuerungs- 
anlage versehen  sein,  da  die  in  den  Laboratorien  vorhandenen 
Dampfapparate  zur  Heizung  nicht  ausreichen  dürften.  Zum  An- 
bau sind  nnr  solche  Pflanzen  zu  empfehlen,  welche  wildwachsend 
nur  selten  zu  finden  sind ;  denn  nur  solche  können  nennenswerthen 
Gewinn  abwerfen.  (Eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der 
Erfahrungen,  welche  beim  Anbau  von  Mentha  piperita,  Salvia 
officinalis,  Artemisia  Dracunculus,  Hyssopus  officinalis,  Satureja 
hortensis,  Origanum  Majorana,  Gnicus  benedictus  und  Artemisia 
Absinthium  gemacht  worden  sind,  nebst  guter  Anleitung  zur  Gultur 
der  angeführten  Gewächse  findet  sich  in  der  Pharm.  Ztg.  1893, 
299  und  in  der  Prager  Rundschau  1893,  521.) 

M.  Planchen')  berichtet  über  seinen  Besuch  der  ausge- 
dehnten Gärtnereien  von  Milly  im  Departement  Seine- et -Oise, 
Dort  werden  fast  nur  Medicinalkräuter  angebaut  und  zwar  haupt- 
sächlich folgende  Arten:  Wermuth  (des  grünen  Farbstoffes  wegen), 
Ysop,  Pfefferminze,  Melisse,  Stiefmütterchen.  In  geringeren  Mengen 
werden  cultivirt:  Salbei,  Majoran,  Origanum  und  andere  Labiaten, 
sowie  Borretsch  und  Eibischkraut.  Von  Solaneen  fand  der  Yeif. 
Belladonna  und  Stramonium.  —  Auch  Esdragon,  Raute,  Seifenkraut 
u.  a.  m.  werden  erfolgreich  cultivirt. 

In  Bezug  auf  die  Naturproducte  von  Metüone  bringen  die 
englischen  Consularberichte ^)  die  Nachricht,  dass  die  Oliven- 
cultur  sehr  zurückgeht  und  durch  den  lucrativeren  Anbau  von 
Gitronen  oder  wohlriechenden  Blumen  mebr  und  mehr  ersetzt 
wird.  Die  Gitronen  aus  der  Gegend  von  Mentone  sind  an  Qua- 
lität den  sicilianischen  überlegen,  aber  von  geringerer  Grösse. 

Der  Ertrag  der  vegetabilischen  Handelsproducte  Calabriens  ist 
nach  einem  Bericht  des  Vice-Gonsul  Kerrich'^)  ein  ziemlich  be- 
deutender. Im  Vordergrunde  stehen  natürlich  Orangen  und 
Lemonen,  deren  Menge  sich  auf  57,000  Tonnen  im  Werthe  von 
285,000  Lstrl  belief.  Es  folgen  dann  Wallnüsse  mit  3000  und 
Feigen  mit  1000  Tonnen,  welche  über  Malta  exportirt  werden, 
und  von  denen  die    letzteren  den  Smyrnaer  Feigen    nicht  nach- 


1)  Zeitschr.  d.   allg.  österr.  Apotb.-Ver.  1893  Nr.  2;    8.  auch  Pharm. 
Ztg.  1893,  183.  2)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apotk-Ver.  1893,  303. 

3)  R4p.  de  Pharm.  1892,  376.  4)  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  471. 

5)  Pharm.  Joum.  and  Trans.  1892,  446. 


Allgemeines.  3 

stehen  sollen.  Das  producirte  Olivenöl  ist  von  vorzüglicher 
Qualität  und  wird  im  Handel  als  Provenceröl  verkauft  Um  den 
Verfälschungen  des  Zwischenhandels  zu  entgehen,  empfiehlt  Kerrich 
den  directen  Bezug. 

Im   weiteren  Verfolge   seiner  Arbeit   über  die  geographische 
Verbreitung  der  Drogen  bespricht  G.  Planchon^)  Ai^MedicinaU 
pflanzen  des  asiatischen  Steppengebietes.    Das  in  Rede  stehende  Ge- 
biet umfasst  indessen  nicht  nur  Persien  und  Turkestan,  sondern 
auch  Armenien,  Syrien,  Afghanistan,  die  Wüste  Gobi,   die  Dson- 
garei  und  Tibet.    Diese  Hochländer   mit  ihrer  reinen   Luft,  mit 
ihrem    continentalen  Klima,   mit   ihrem  Salzboden,   der  das  Ge- 
deihen der  Chenopodiaceen  und  Plumbagineen  erklärt,  sind  für  die 
Entwicklung  von  Baumwuchs  im  Allgemeinen   ungünstig  und  nur 
einzelne  Gewächse  erreichen  die  Anpassung  an  das  Klima,  indem 
sie  ihre  Beblätterung  zum  grossen  Theile  mit  Domenbildung  ver- 
tauschen, wie  Astragalus,   Alhagi  und  Caragana,  oder  indem  sie 
nach  Art   des  alpinen    Eidelweiss   sich   zum  Schutze  gegen  den 
schroffen  Temperaturwechsel  mit  dichtem  Filze  bedecken,  wie  dies 
besonders  bei  Artemisia  zu  constatiren  ist  Die  kurze  Dauer  der  Vege- 
tation  führt  zu  starker  Anhäufung  von  Reservestoffen  in  unter- 
irdischen Theilen,    wie    es   sich   bei  den  Rheumarten  der  Grenz- 
regionen von  Tibet  und  der  Dsongarei,  bei  den  grossen  Umbelli- 
feren  von  Iran  und  Turan,  auch  bei  Euphorbien,  Echinopsarten 
und  manchen  monocotyledonischen  Gewächsen  zu  erkennen  giebt. 
Die  Bergabhänge,   welche   die  asiatischen  Hochebenen  begrenzen 
und  denen  die  Feuchtigkeit  nicht  fehlt,  besitzen  eine  sehr  reiche 
Flora;   dort   wächst   nicht   allein   die  Rebe  wild,    sondern   diese 
Gegenden  müssen  auch  als  die  Heimath  der  Pfirsiche,  Aprikosen, 
Kirschen  und  sonstiger  Obstbäume  angenommen  werden.    Wahr- 
scheinlich  haben  wir  auch  in  Triticum  monoooccum  L.   und  in 
Hordeum  Ithaburense  Boiss.  die  Stammpflanzen  unseres  Weizens 
und  unserer  Gerstenarten  zu  suchen.    Merkwürdig  ist,  dass  diese 
Pflanzen   auch  von  der   einzigen   in  Europa   bekiannten   giftigen 
Grasart,  von  dem  Taumellolche,  Lolium  temulentum  L.,  begleitet 
werden,  der  nach  Aitchison  bis  nach  Afghanistan  geht  und  auch 
nach  Aitchison's  eigenen  Beobachtungen  exquisit  giftige  Wirkungen 
besitzt,  so  dass,  zumal  in  Verbindung  mit  der  narkotischen  Wir- 
kung,   die  nach  russischen  Forschern   einzelne  Cladosporien  dem 
Korne  verleihen  können,  die  Annahme,  dass  es  sich  bei  der  durch 
Getreide  in  jenen  Gegenden  vorkommenden  Intoxikation  um  Mutter- 
korn handeln  müsse,  nicht  gerechtfertigt  erscheint  —  Der  Auf- 
satz von  Planchen   schliesst  mit  einer  Liste  aller  bisher  bekannt 
gewordenen  Arzneipflanzen  des  von  ihm  besprochenen  asiatischen 
Gebietes.     In   dieser  überwiegen   die  Familien  der  Umbelliferen, 
Synantheren,    Leguminosen,     Polygoneen    und    Rosaceen.      Die 
Rücksicht  auf  den  Raum  verbietet  sowohl  die   Wiedergabe   der 

1)  Joarn.  de  Pharm,   et  de  Chim.  1893  I,   226;    daroh   Pharir,  Ziff. 
1893,  268. 

1* 


4  Pharmakognosie. 

Liste  als  einen  einigermaassen  befriedigenden  Auszug  aus  ihr. 
Doch  mag  es  uns  gestattet  sein,  wenigstens  diejenigen  europäischen 
Pflanzen  neryorzuhebenf  die  in  jenem  Gebiete  als  Arzneipflanzen 
gebraucht  werden.  Von  Berberideen  gehört  dahin  Berberis  viü- 
garis,  Yon  Gruciferen  Sisymbrium  Sophia,  Lepidium  sativum  und 
das  als  Suppenkraut  benutzte  Lepidium  Draba,  von  Lineen  Linum 
usitatissimum  (im  südlichen  Taurus  und  Kaukasus  wild  oder  ver- 
wildert), von  Ampelideen  Vitus  vinifera  (cultivirt  und  neben 
Vitis  persica  spontan),  von  Terebinthaceen  Rhus  Coriaria  und 
Pistada  vera ,  von  Rhamneen  Ziziphus  vulgaris ,  von  Rosaceen 
Persica  vulgaris,  Amygdalus  communis,  Cerasus  (caproniana),  Pru- 
nus domestica,  Armeniaca  vulgaris,  Pyrns  communis,  Cydonia  vul- 
garis, Crataegus  Azarolus  und  diverse  Spedes  Rosa,  von  Myrta^ 
ceen  Myrtus  communis  und  Punica  Granatum,  von  Cucurbitaceen 
CitruUus  Colocynthis  und  Bryonia  alba,  von  Umbelliferen  Pty- 
chotis  oc^tica,  Coriandrum  sativum,  Foeniculum  officinale  und 
Cuminum  Cyminum,  von  Synantheren  Artemisia  campestris  und 
A.  maritima,  von  Solaneen  Hyoscyamus  niger  und  Solanum  nigrum, 
von  Chenopodeen  Spinacia  tetrandra  (möglicherweise  das  Urbild 
von  Spinacia  oleracea),  von  Urticaceen  Ficus  carica  und  Morus 
nigra,  von  Juglandeen  Juglans  regia,  von  Cupuliferen  Quercus 
sessiliflora,  Salix  fragilis  (die,  wie  verschiedene  Eichen,  Manna 
liefert),  von  Orchideen  Orchis  latifolia,  von  Liliaceen  Allium  Cepa, 
endlich  von  Aroideen  Acorus  Calamus. 

Ein  weiterer  Aufsatz  von  Planchen^)  behandelt  die  Flora 
der  Wüstenregian  unter  Ausschluss  der  Oasen  Vegetation.  Ausser 
der  Dattelpalme  und  der  vorwaltend  der  symbolischen  Medicin 
angehörigen  Rose  von  Jericho  (Anastatica  hierochuntica  L.),  sowie 
der  als  Manna  der  Juden  bekannten  essbaren  Flechten  (Lecanora 
esculenta  und  afiSnis  Eversm.)  und  Futtergräsem  für  Kameele 
(Andropogon  lanigerum  Desf.,  Aristida  pungens  Desf.)  gehören  zu 
den  Arzneipflanzen  der  Wüste  auch  die  Goloquinte  und  der  die 
Jujuben  liefernde  Zizyphus  Lotus ;  femer  Tribus  alatus  L.,  dessen 
Früchte  als  Dinretica  gebraucht  werden,  Zygophyllum  coccineum 
L.,  dessen  Samen  als  wurmtreibend  gelten,  die  früher  als  Stamm- 
pflanze der  Flores  Cinae  angesehene  Artemisia  ludaica,  die  ein 
Labferment  enthaltende  Solanee  Withania  coagulans  Stokos,  die 
aromatischen  Labiaten  Thymus  decussatus  und  Micromeria  sinaica 
Bentham,  eine  Lupinenart  (Lupinus  digitatus  Forsk.),  das  dem 
Buchweizen  verwandte  Calligonum  ramosum  L'Her.  (sogen.  Ezel) 
und  drei  Ghenopodiaceen  (Salsola  foetida  Del,  Atriplez  leucoda- 
dum  Boiss.  und  Atr.  farinosum  Forsk.) 

Endlich  bespricht  Planchen*)  die  den  arktischen  und  alpinen 
Regionen  angehörigen  Arzneipflanzen.     Von  einer  Bedeutung  der 


1)  Jonm.  de  Pharm,  et  de  Cbim.  1808,  I.  457;  durch  Pharm.  Ztg. 
1893,  407. 

•2)  Journ.  de  Phann.  et  de  Chim.  1898,  IL  146;  durch  Phann.  Ztg.. 
1898,  685. 


AUgeioeiiiefi.  5 

arktischen  Zone  für  die  Materia  medioa  kann  übrigens  kaum  die 
Bede  sein,  da  eigentlich  nur  das  isländische  Moos  ein  dieser  Zone 
angehöriges  Heilmittel  von  wirklicher  Bedeutung  ist  und  auch 
dieses  für  die  Versorgung  der  Apotheken  nicht  den  unzugäug- 
liehen  Gregenden  des  hohen  Nordens,  sondern  den  Hochgebirgen 
Yon  Mitteleuropa  entnommen  wird.  Daneben  kommt  nur  Goch* 
learia  fenestrata  B.  Er.  (Spitzbergen)  als  nordisches  Antiscorbuti- 
cum  in  Betracht.  Auch  die  alpinen  Arzneipflanzen  sind  wenig 
zahlreich;  nur  die  Familie  der  Compositen  ist  durch  eine  grössere 
Anzahl  Species  aus  den  Gattungen  Artemisia  und  Achillea  yer- 
treten,  die  man  als  Genippkräuter  zusammenfasst  und  zur  Dar- 
stellung aromatischer  Liköre  benutzt.  Mit  Ausnahme  von  Levisti- 
cum officinale,  das  sich  in  höheren  Gegenden  der  Seealpen  findet, 
sind  sie  wohl  nur  der  Volksmedicin  angehörig.  Die  dem  Aufsätze 
beigefügte  Tabelle  weist  3  Banunculaceen,  1  Papaveracee,  5  Gruci- 
feren,  2  Rosaceen,  1  Crassulacee,  2  Umbelliferen ,  2  Valerianeen, 
15  Synantheren,  1  Gampanulacee,  5  Ericaceen,  2  Gentianoen 
(Gentiana  purpnrea  und  pannonica),  3  Scrophularineen,  1  Primu- 
lacee,  2  Poljgoneen,  1  Empetree  und  1  Flechtenart  als  Nutz-  und 
Heilpflanzen  dieser  Zone  auf. 

Die  im  Auftrage  des  Unterriditsministeriums  von  Neu-Süd- 
Wales  von  Maiden  verfasste  Bibliographie  der  Nutzpflanzen 
Augtraliens  (1.  Theil)  besprach  F.  A.  Flückiger^)  mit  einigen 
anerkennenden  Worten. 

Ferdinand  V.  Müller*)  weist  auf  die  Bedeutung  der  Samm- 
lungen von  Pflanzen  in  Britisch  NeurGuinea  hin,  welche  die  Wissen- 
schaft neuerdings  der  Forschungsreise  von  William  Macgregor 
verdankt.  Das  Auffinden  verschiedener  Sapotaceen  fordert 
dazu  auf,  durch  geeignete  Techniker  feststellen  zu  lassen^  ob  nicht 
auch  die  Waldungen  der  Papua  Quellen  für  die  Guttapercha- 
gewinnung werden  können.  Auch  verschiedene  Ficusarten 
sind  aufgefunden,  darunter  eine  der  australischen  Ficus  macro- 
phylla  sehr  nahestehende,  und  es  wäre  damit  die  Möglichkeit  ge- 
geben, dass  auch  Kautschukpflanzen  von  Bedeutung  vorhanden 
seien.  Nicht  weniger  als  13  Species  von  Vitis  sind  in  Neu- 
Guinea  constatirt,  von  denen  es  nicht  unmöglich  wäre,  dass  sie 
bei  geeigneter  Gultur  Trauben  und  Wein  liefern  könnten.  Meh- 
rere Ebenaceen  weisen  auf  die  Möglichkeit,  Ebenholz  auf  Neu- 
Guinea  zu  gewinnen,  hin.  Von  sonstigen  für  die  Medicin  wichti- 
gen Gattungen  existiren  in  Neu-Guinea  u.  a.  Piper,  Myristica 
(mit  2  Zoll  langen,  aber  wahrscheinlich  nicht  aromatischen  Samen), 
Nauclea.  Von  geographisch-botanischem  Interesse  ist  die  Aehn- 
lichkeit  der  Flora  des  Hochlandes  von  Neu-Guinea  mit  derjenigen 
der  höchsten  Punkte  im  südlichen  Australien. 

Die  Nutzpflanzen  Deutsch-NeurGmnea^s,^) 


1)  Apoth.  Ztg.  1S9S. 

2)  Pharm.  Jonm.  Transact.   1898,    Jan.  7,   550;    darch   Pharm.   Ztg. 
1893,  209.  a)  Apoth.  Ztg.  1898,  109  u.  116. 


6  Pharmakognosie. 

Aus  dem  Bericht  des  botanischen  Gartens  auf  Ceylon  yod 
Trimen^)  ist  Folgendes  erwähnenswerth:  Die  Ausfuhr  der  China- 
rinde überschritt  diejenige  des  Jahres  1891  um  mehr  als  eine 
Million  Pfund.  Der  Qesammtexport  betrug  6,793,320  Pfund. 
Die  Anpflanzung  der  Kautschukbäume  nimmt  bedeutend  zu. 
So  wurden  im  Ganzen  46,000  Samen  vom  Forest  Departement  an 
Priyatkäufer  abgegeben.  Eine  15  Jahre  alte  Hevea  zu  Henanatgoda 
hat  bereits  einen  Umfang  von  6  Fuss  erreicht  und  im  Ganzen 
circa  8  Pfund  Kautschuk  geliefert,  welcher  nach  Ansicht  der 
Händler  eine  recht  gute  Waare  darstellen  soll.  Panama-Gummi 
(UasüUoa)  scheint  auf  Ceylon  eine  weniger  gute  Ausbeute  zu  ver- 
sprechen als  die  Hevea.  Von  Buitenzorg  bezogene  C  üb  eben 
sind  nur  spärlich  gewachsen.  Gambir-Pflanzen  hatten  viel 
Blüthen  entwickelt,  aber  nur  wenig  Samen  angesetzt,  wahrschein- 
lich weil  sie  zu  sehr  beschattet  gewesen  waren.  Die  Kola- 
Bäume  hatten  ebenfalls  nur  wenig  Samen  hervorgebracht,  die 
Gesammtausbeute  betrug  18  Pfund. 

lieber  einige  in  den  Zimtplantagen  wachsende  MedicinaU 
pflanzen  Ceylons  hat  E.  T.  Hoole  im  Tropical  Agriculturist  >) 
Mittheilungen  gemacht  Bei  uns  allgemeiner  bekannt  ist  davon 
nur  die  Asclepiadacee  Hemidesmus  indicus  (indische  Sarsa- 
parilla),  die  als  Diureticum  und  Diaphoreticum  in  Ceylon  unter 
den  Eingeborenen  einen  besonderen  Ruf  geniesst.  Wrightia 
Zeylanica  ersetzt  auf  Ceylon  bei  Ruhr  die  als  Ruhrmittel  längst 
bekannte  Wrightia  antidysenterica.  Erstere  ist  wie  diese  ein  kleiner, 
milchsaftführender  Strauch,  der  in  der  Entfernung  der  Theestaude 
ähnlich  sieht.  Sie  hat  längliche,  zugespitzte,  glatte,  beiderseits 
hellgrüne  Blätter  und  weisse,  mit  seidenartigem  Flaume  bekleidete 
Blumen.  Die  in  den  Schoten  enthaltene  seidenartige  Wolle  wird 
zum  Stopfen  der  Kissen  benutzt.  Als  bitteres  Tonieum,  auch  als 
Fiebermittel  wird  Exacum  Zeylanicum  benutzt,  eine  Gen- 
tianee»  von  welcher  Hoole  annimmt,  dass  ihre  rein  bittere  Wurzel 
die  Radix  Gentianae  wohl  zu  ersetzen  im  Stande  sei.  Die  Pflanze 
wird  1 — 2  Fuss  hoch  und  hat  schöne  blaue  Blumen,  die  paar- 
weise von  den  oberen  Blättern  umschlossen  werden;  der  Stengel 
ist  aufrecht  und  vierkantig.  Als  Agamula  netivela,  d.  h.  Schling- 
pflanze ohne  Ende,  wird  von  den  Singalesen  Cuscuta  reflexa 
bezeichnet,  die  an  den  Zimtbüschen  schmarotzt.  Sie  gilt  als 
wunderkräftiges  Wundmittel  und  enthält  viel  schleimigen  Saft,  der 
die  Pflanze  zur  Herstellung  von  Kataplasmen  geeignet  erscheinen 
lässt.  Als  ein  Catharticum  gelten  Blätter  und  Wurzel  von  Aca- 
lypha  indica,  einer  krautartigen,  einjährigen Euphorbiacee  mit 
grünen  Blumen.  Die  Pflanze  soll  die  dem  Baldrian  eigenthüm- 
liche  Wirkung  auf  die  Katzen  besitzen.  Als  ein  Nutzgewächs  von 
Ceylon,  das  aber  in  ganz  Ostindien  vorkommt,  wird  auch  Anthra- 
cephalusCadama,  bezeichnet,  dessen  Blätter  zur  Viehfütterung 


1)  Pharm.  Joarn.  and  Transact.  1698,  Nr.  1196,  962. 

2)  Pharm.  Joum.  Transaot.  1898,  802;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  782. 


Allgemeines.  7 

und  dessen  orangegrosse  Frächte  als  Speise  der  Armen  dienen. 
Die  bittere  nnd  adstringirende  Rinde  wird  als  Tonicam  und  Febri- 
fngom  sebr  gescbätzt.  Der  frische  Saft  der  Rinde  wird  auf  die 
Fontanellen  der  Kinder,  wenn  jene  einsinken,  applicirt  und  gleich- 
zeitig innerlich  mit  Gumin  und  Zucker  gegeben.  Mit  Gitronen- 
saft,  Opium  und  Alaun  applicirt  man  ihn  bei  Augenentzündungen 
in  der  Umgebung  des  Auges.  Eine  Abkochung  der  Blätter  dient 
als  Mundspiilung  bei  Aphthen  und  Stomatitis.  Die  grossen  Blätter 
des  Baumes  werden  bei  Ekzem  benutzt,  die  jüngeren  Blätter  zu 
Kataplasmen  bei  Drüsenschwellungen.  Das  weiche,  gelbe,  gleich- 
kömige  Holz  dient  als  Bauholz  in  Assam.  Man  darf  den  Ka- 
dambabaum  nicht  mit  zwei  anderen  ebenfalls  so  genannten  Bäumen, 
dem  Manjal  Kadamba  und  Nir  Kadanga,  verwechseln.  Letzterer, 
den  die  Singalesen  Helemba  nennen  und  welcher  besonders  zum 
Legen  von  Fussböden  in  Häusern  dient,  ist  Stephegyne  par-vi- 
folia;  ersterer,  dessen  Holz  kastanienbraun  ist  und  auch  zur 
Herstellung  von  Kisten  dient,  ist  Adina  cordifolia. 

Ueber  einige  Nutzpflanzen  von  Sierra  Leone  berichtete  6.  F. 
Scott  Elliot^)  Neben  Goffea  Liberica,  welche  recht  gute 
Erträge  liefert,  wird  der  schmalblätterige  „wild'',  „bush''  oder 
„natiye*'  Kaffee  mit  Vorliebe  cultivirt  und  liefert  selbst  in  Höhen 
von  500 — 2000  Fuss  reiche  Ernten.  Das  Aroma  soll  besser  sein 
als  das  des  liberiscben  Ki^es.  —  Die  Samen  yon  Gassia  occi- 
dentalis,  Kere,  werden  als  Kaffeesurrogat,  Blätter  und  Samen 
der  Pflanze  als  Fiebermittel  yerwendet.  —  TheobromaGacao 
wird  vielfach  wild  in  den  Thälern  an  schattigen  Stellen  ange- 
troffen, Kola  acuminata  sogar  bis  zu  3000  Fuss  in  Sumbaraya 
in  den  Talla  Hochlanden.  Im  Alter  von  sieben  Jahren  beginnen 
die  Bäume  zu  tragen  und  liefern  zwischen  dem  achten  und  zehnten 
Jahre  den  reichsten  Ertrag.  Derselbe  wird  für  einen  Baum  auf 
jährlich  3—4  LstrL  geschätzt.  Es  werden  femer  cultivirt  Gu- 
beben  und  Fi  per  nigrum,  von  welchen  letzteren  im  Jahre 
1888  777  cwt  exportirt  sein  sollen.  Die  Vanille  trägt  dort 
vom  dritten  bis  zum  zwanzigsten  Jahre  und  bringt  ca.  27  Kilo 
pro  Hectar.  Der  dort  gebaute  Zin giber  offioinale  soll  besser 
sein  als  der  Jamaica-Ingwer.  Gardamomen  geben  eine  Aus- 
beute von  1000  Ibs  pro  Hectar.  AmomumMalagueta  wächst  in 
Sierra  Leone  wild  und  wurde  früher  in  grossen  Mengen  exportirt; 
augenblicklich  ist  nach  Paradieskömem  keine  Nachfrage.  Z  u  cker- 
rohr  und  Tabak  werden  ebenfalls  in  einigen  Gegenden  gebaut. 
Cinnamomum  Zeylanicum  wurde  1792  eingeführt,  aber 
später  wieder  verlassen.  Ausser  Myristica  fragrans  wird  M» 
angolensis,  mit  einem  Oelgehalt  von  72  o/o  cultivirt.  Die  Ma^ 
ranta  arundinacea  gedeiht  in  Westafrika  ausgezeichnet  auf 
jedem  Boden.  Einer  Gultur  bedarf  dieselbe  nicht  Das  Arrow 
root  der  Sierra  Leone  ist  von  sehr  guter  Qualität  Die  Oel- 
palme    bildet    einen   hauptsächlichen   Exportartikel    der    Sierra 

1)  Pharm.  Jonrn.  and  TraoBact  1898,  No.  1199,  1026. 


8  Pharmakognosie. 

Leone  und  Westafrika's  überhaupt.  Sie  scheint  AUuvial-Boden 
vorzuziehen,  gedeiht  aber  auch  auf  sumpfigem  Terrain  in  der 
Nähe  der  Küste.  Die  Palme  wird  durch  Wurzelsprösslinge  fort- 
gepflanzt, welche  bereits  vom  2.  oder  5.  Jahre  zu  tragen  beginnen 
und  dann  bis  zum  60.  Jahre  Erträge  geben.  Arachis  hypogaea 
wird  gewöhnlich  auf  reichem  Alluvium  angepflanzt,  nachdem  Gras 
und  Sträucher  sorgfaltig  abgebrannt  sind.  Die  Erträge  sollen 
enorm  sein.  In  dem  Samu-  und  Limba-District  wird  Sesam  cul- 
tivirt.  Die  ca.  18  Zoll  hohen  Pflanzen  geben  bereits  nach  3—4 
Monaten  sehr  reiche  Ernten.  Polygala  butyracea  Heckel, 
wird  in  Samu  vielfach  cultivirt.  Die  Pflanzen  werden  ca.  6  Fuss 
hoch,  geben  aber  eine  geringere  Ernte  als  Sesamum.  Die  Samen 
enthalten  17,55  ^/o  Fett.  Anacardium  occidentale  wird  des 
fetten,  essbaren Oeles  wegen  cultivirt.  Gossypium  barbadense 
würde  ein  ergiebiger  Exportartikel  werden,  da  die  Pflanze  unter 
den  ungünstigsten  Bedingungen  gedeiht,  aber  die  Eingeborenen 
besitzen  zu  wenig  Interesse  für  dieselbe.  Das  Oel  der  Jatropha 
Gurcas,  Purgirnuss,  wird  zur  Seifenfabrikation  verwendet.  Ueber 
15,000  bis  18,000  Tonnen  sollen  jährlich  nach  Europa  versandt 
werden.  Ricinus  communis  gedeiht  in  Sierra  Leone  so  vor- 
züglich, dass  der  Ertrag  von  1800  Kilo  pro  acre  angegeben  wird. 
Die  Gocusnusspalme  wurde  im  Jahre  1883  angepflanzt  und 
giebt  jetzt  schon  gute  Erträge.  Leider  wird  den  Bäumen  von 
einem  Insect  nachgestellt,  welches  die  jungen  Gewebe  zerstört  und 
so  die  Bäume  zu  Grunde  richtet.  Bixa  Orellana,  Annatto, 
Gountry  Gamwood,  wird  nur  vereinzelt,  Indigofera  Anil  häu- 
figer cultivirt.  Acacia  Verek  hat  der  Verf.  nicht  angetroffen,  da- 
gegen Albizzia  Brownei,  welche  ein  werthvolles Gummi  liefern 
soll  und  Spondias  lutea,  deren  Stamm  ein  gutes  Gummi  aus- 
schwitzen soll.  Gopaifera  Guibourtiana  liefert  den  Kobo, 
Sierra  Leone  Kopal,  Gryptosepalum  tetraphyllum  ein 
Gummiharz,  welches  noch  nicht  untersucht  ist,  Daniella  thuri- 
fera  ein  wohlriechendes  Harz,  Sterculia  Tragacantha  ein 
Traganthgummi,  Eriodendron  anfractuosum,  Simphonia 
globulifera,  Ophiocaulon  cissampeloides  ebenfalls  Gummi 
oder  Harze. 

Ueber  einige  interessante  indische  Pflanzen  berichtete  M. 
Greshoff  ^).  Pangium  edule,  welches  stark  blausäurehaltig  ist 
und  deshalb  zur  Gonservirung  geschlachteter  Fische  dient  Hep- 
nocarpus  inebrians,  welches  in  einem  Exemplar  bis  zu  350,0 
Blausäure  enthalten  soll.  In  der  Familie  der  Pangiaceen  ist  die 
Blausäure  frei,  d.  h.  nicht  in  Verbindungen  wie  Amygdalin  u.  a. 
enthalten.  Auch  die  Wirkung  des  Ghaulmugraöles  von  Gynocardia 
odorata  soll  nach  Greshoff  auf  Blausäuregehalt  und  nicht  auf  die 
Gynocardsäure  zurückzufuhren  sein.  Isotoma  longiflora,  eine 
Lobeliacee,  wird  wie  Tabak  benutzt.  Sterculia  foetida, 
mit  heftigem  Excrementengeruch,   enthält  wahrscheinlich  Scatol. 


1)  Ber.  d.  Pharm.  Ges.  1898,  191. 


Allgememes.  9 

Nyctanthes  arbortristis,  dessen  Blütfaen  wie  Safran  benutzt 
werden  nnd  auch  denselben  Geruch  besitzen.  Pachyrrhizus 
angulatUB  enthält  Derrid.  Samadera  Indica,  wegen  seines 
starken  Gehaltes  an  Bitterstoffen  von  Rumphius  Rex  amarorum 
genannt.  Streblus  asper,  welches  in  der  Rinde  ein  sehr  heftig 
wirkendes  Gift  enthalt  Artocarpus  rigida,  dessen  Frucht 
gegessen  wird,  wie  diejenige  anderer  Artocarpusarten.  Hura 
orepitans,  eine  Euphorbiacee,  welche  als  Lepramittel  dient, 
endlich  Sesamum  Indicum  und  Rhinacanthus  communis, 
ein  Heilmittel  gegen  Herpes. 

Eine  Besehreibung  der  aiftigen  und  betäubenden  beim  Fisch- 
fang im  G Ar  auch  befindlichen  Pflanzen  lieferte  M.  Greshoff. 
Verfasser  giebt  in  einer  systematischen  Uebersicht  eine  Aufzählung 
Yon  allen  Pflanzen  ^im  Ganzen  233),  welche  in  der  ihm  zur  Ver- 
fugung stehenden  Litteratur  als  Fischgifte  genannt  werden.  Bei 
jeder  Pflanze  theilt  er  Einzelheiten  mit  über  die  Art  der  Anwen- 
dung, so  viel  wie  möglich  mit  denselben  Wörtern,  welche  in  den 
ursprünglichen  Mittheilungen  vorkommen.  Vielmals  wird  nach 
den  Handbüchern  über  heilkräftige  und  giftige  Pflanzen  hinge- 
wiesen. Verfasser  möchte  seine  Arbeit  betrachtet  sehen  als  einen 
Versuch,  die  Untersuchung  nach  dem  Wesen  der  Fischerei  mittels 
betäubender  Pflanzen  aus  dem  Gebiete  der  Ethnographie  und  der 
Botanik  über  zu  bringen  in  das  Gebiet  der  Chemie  und  Pharma- 
kologie. Auch  für  die  Toxikologie  ist  die  genaue  Kenntniss  der 
Fischgifte,  welche  oft  selbst  in  millionenfacher  Verdünnung  noch 
wirksam  sind,  von  grossem  Nutzen.  Als  Leitfaden  bei  der  Ein- 
theilung  benutzte  Verfasser  Bentham  und  Hooker's  Genera  Phan- 
tarum,  zumal  auch  Th.  Durand's  Index  auf  genanntes  Werk.  Bei 
jedem  Pflanzennamen  sind  alle  Synonyme  mit  grosser  Sorgfalt 
erwähnt.  . —  Ein  Referat  dieser  Arbeit  hat  H.  G.  de  Zaayer  i) 
veröffentlicht. 

Histologische  Untersuchungen  einiger  bis  jetzt  wenig  bekannter 
Binden  hat  Ed.  Heermeyer*)  angestellt.  Spondias  purpurea 
MilL  —  Cortex  Gajageiro  —  wächst  in  Westindien  und  Süd- 
amerika. Die  Korkschicht  ist  zum  grössten  Theil  abgerieben. 
Die  Zellen  des  Rindenparenchvms  sind  mit  dunkelbraunem  Gummi- 
harz erfüllt;  die  mehr  nach  Innen  liegenden  Partien  enthalten 
Gerbstoff.  Die  Markstrahlen  führen  z.  Th.  Krystalle  von  oxal- 
saurem  Kalk.  Die  Bastfasern  sind  zu  Gruppen  vereinigt.  — 
Prunus  sphaerocarpa Sweet,  Amygdalaceae,  einheimisch  auf 
den  Antillen.  Die  Rinde  stammt  aus  Brasilien,  wo  sie  als  cort. 
paceguero  de  matte  bekannt  ist.  Die  bräunlich  graue,  stellen- 
weise erdfarbene  Rinde  besitzt  eine  zimtfarbene  Innenfläche  und 
riedit  angenehm  aromatisch.  —  Plumeria  phagedaenica 
Mart.,  Wurmbaum,  Vaterland  Rio  negro,  Para,  Amazonen.    Der 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  571,  689,  696,  608. 

2)  Mag.-Diw.  Dorpat  1898  durch  Pharm.  Post  1898,  453. 


lU  Pharmakognosie. 

Kork  ist  zum  Theil  entfernt  und  mit  einem  scharfen  Gegenstände 
geebnet  In  der  Eorkschicht  alterniren  ganz  helle  Partien  mit 
braunen  —  daher  die  Marmorirung  des  Korkes  an  schräger 
Schnittfläche.  Die  Rinde  hat  einen  schwachen  aromatischen 
Geruch  und  ist  sehr  harzreich.  Kalkoxalatdrusen  und  Stärke- 
kömer  sind  überall  reichlich  vertreten,  letztere  lassen  sich  bis  in 
die  Korkschicht  verfolgen.  Das  Harz  ist  in  95<^/oig.  Alkohol  leicht 
löslich,  ebenso  in  verdünnter  NaOH.  —  Plumeria  drastica 
Mart.  Vaterland  Tiborna  in  Brasilien.  Der  Kork  ist  20 — 60 
Zellenreihen  mächtig.  In  der  äusseren  inhaltlosen  Schicht  ver- 
laufen in  radialen  Abständen  parallele  Reihen  von  Zellen  mit 
fast  schwarzem  Inhalte.  —  Bichetia  officinalis.  Die  Rinden- 
muster sind  flach,  durch  Harzaussch witzungen  innen  hell  bis 
schwarzbraun,  aussen  mit  dicht  nebeneinander  verlaufenden  Quer- 
wülsten versehen.  Die  Rinde  riecht  angenehm  aromatisch.  — 
Gortex  Pacarae  stammt  wahrscheinlich  von  der  Sterculiacee 
Pachira  aquatica  Aubl,  welche  in  Guyana  vorkommt.  Die  flachen 
oder  in  einander  gerollten  Rindenstücke  sind  von  einem  grau- 
gelben, mit  unregelmässigen  Rissen  und  kreisrunden  oder  läng- 
lichen Borkenschuppen  versehenen  Kork  bedeckt.  Beim  Kauen 
stellt  sich  ein  ekelhafter  Geschmack  und  Speichelfluss  ein.  — 
Couratari  legalis  Mart.  (Cariniana  brasiliensis  Cäsar) 
Myrtaceae,  Brasilien.  Die  Rinde  ist  vom  Kork  entblösst.  Es 
sind  nur  Mark-  und  Baststrahlen  übrig  geblieben.  Die  ersteren 
sind  dünn  und  mit  Stärkekömern  erfüllt.  In  den  Baststrahlen 
kommen  vereinzelt  oder  zu  zweien  Sekretbehälter  vor,  die  mit 
braunem  Harz  gefüllt  sind.  —  Elephantorrhiza  Burchelii, 
Mimosaceae,  wächst  in  Natal,  enthält  nach  Christy  2d— 30  % 
Tannin.  Wie  im  Parenchymgewebe,  so  kommen  auch  in  den 
Baststrahlen  zahlreiche  Gummizellen  vor.  —  Compisandra 
rosea  Benth.  Caesalpiniaceae,  kommt  vor  im  tropischen 
Amerika.  Charakteristisch  ist  das  vereinzelte  Vorkommen  von 
Bastfasergruppen  im  äusseren  Theile  der  Siebröhrenregiou.  Ausser 
Stärke  und  Gerbstoff  enthält  die  Rinde  auch  einen  gelben 
harzähnlichen  Körper.  —  Cassia  affinis  Benth.  (Gort, 
fedegoso)  Caesalpiniaceae.  —  Bauhinia  spec.  (Tabuli  mata 
mata)  stammt  aus  Brasilien,  stellt  den  Stamm  einer  lianen- 
artigen Pflanze  dar.  —  Urostigma  Doliarium  Miq,  Urti- 
caceae,  wächst  in  Brasilien.  Die  Markstrahlen  sind  2 — 4  Zellen- 
reihen breit,  verlaufen  wellig  und  enthalten  einen  braunen, 
kleinkörnigen  Inhalt.  Stärke  ist  in  der  Rinde  nicht  nachweisbar. 
Mit  Fehling'scher  Lösung  kann  die  Anwesenheit  von  Glykose  in 
vielen  Markstrahlenzellen  und  in  einigen  Siebröhren  nachge- 
wiesen werden.  —  Cecropia  adenops  Mart.  Urticaceae.  Der 
anatomische  Bau  dieser  Rinde  bietet  keine  Eigenthümlichkeiten. 
Die  Beschreibung  der  höchst  interessanten  Pflanze  findet  sich  in 
Kosmos  Bd.  8,  109  1880. 

Eine  Uebersicht  der  wichtigsten  von  den  Völkern  der  Erde 
als   Tonicum,   Sedativum,   Febrifugum   etc.   angewendeten   ßinden 


Allgemeines. 


11 


gab  P.  L.  Simmonds  ^).     Die   Arbeit    ist   hier  in    Form   einer 
Tabelle  wiedergegeben. 


Name 

Heim  ath 

Anwendung 

AescaloB  Hippocastanam 

namentlich  in  Italien  als 
Adstringens. 

Setbania  grandiflora  Pers.  ■■ 

Ostindien 

Tonicum  und  bei  Katarrh. 

Agati  grrandiflora  Desf. 

Ailanthos  malabaricus 

w 

Rinde  von  angenehmem,  bit- 
terem Geschmack.  Werth- 
volles  Tonicum  und  Febri- 
fugum. 

Alyzia  stellata 

f» 

Stimulans  und  Tonicum. 
Substitut  für  Gort.  Win- 
teranus. 

Aspidosperroa  Qaebraoho 

Südamerika 

Adstringens,  Febrifugum. 

Beosoin  odorifemm 

Ostindien 

Aromaticum,  Tonicum. 

Berberis  vulgaris 

Adstringens. 

Betala  lenta 

Südamerika 

bei  Diarrhoe  der  Kinder. 

Bignonia  Melenoides  L. 

Ostindien 

Tonicum. 

Bmcea  antidyBenterica 

ti 

Werthvoll  bei  Dysenterie. 

Bnena  bexandra 

Brasilien 

Substitut  für  Chinarinde. 

Carya  alba  Nntt 

«j 

Tonicum,  Antiintermittens. 

Ceanothas  coemlens 

Mexico 

Tonicum,  Antiintermittens. 

Cedrela  Toona 

Java 

Vorzügliches  Heilmittel  bei 
Dysenterie,  Diarrhoe,  Inter- 
mittens. 

Gephalanthns  occidentalis 

Nordamerika 

Tonicum. 

Cerasns  serotina 

11 

Werthvolles  Tonicum. 

Chmarinden 

etc. 

ZimtriDden 

11 

Colnbrina  reclinata  Brongn. 

Südamerika 

Als  Mabee- Rinde  bekannt 
sehr  bitter. 

Gordia  Myxa 

Indien 

mildes  Tonicum. 

Comas  florida 

Nordamerika 

Substitut  für  Chinarinde. 

Grataega  Tapia  L. 

Südamerika 

Sehr  bitteres  Tonicum. 

Oroton  Malambo 

Golumbien 

Malambo-Rinde,  Adstringens. 

Doryphora  Sassafras  Eodl. 

Nea-Süd- Wales 

Das  Infus  als  Tonicum. 

Petaloetigma  qoadrilocalare 

n 

Eigenschaften     der     China- 

Müll. 

Australien 

rinde. 

CroiOD  pbebalioides 

99 

Aromaticum. 

Alstonia  oonstricta 

>) 

Amarum  und  Tonicum. 

Taberoae-montana  orientalis 

W 

Dient  zur  Darstellung  der 
„bitters". 

Atherosperma    moschata 

99 

„natiye  Sassafras". 

Ubill. 

Dicypellium  caryopbyllatam 

Brasilien 

soffen.  Nelkenrinde,  dem 
%imt  ähnlich,  aber  dunkler 

und  sehr  hart. 

Diotpyroa  virgioiana 

Nordamerika 

kräftiges    Adstringens     und 

(persimmon) 
Yenesnela 

Febrifngum. 

Drimys  granatensis 

Tonicum. 

Eryihrina  indica  Laro. 

Tahiti 

„Atae".    Tonicum. 

1)  Bullet,  of  Phann.  1898,  YII,  110. 


12 


Pharmakognosie. 


Name 


Heimath 


Anwendang 


Evonymas    atroporpareas 

Jacqain 
Exottemma  caribaeum 
Ficus  bengalensis 

Fragroe  fragrans 


Giujparia    trifoliata    Engl, 
(ualipea  officinalis) 


GeisBospermam 
Allen. 


Velloaii 


Gomphosia  chlorantha  Wedd. 
Oonisma  Kamassi 

Gnatteria  longifolia  Wall. 
Hamamelis  virginiana  L. 
Hollarrhena  febrifnga  kl. 

H.  antidysenterica  Wall. 

Hymenodiotyon     excelsam 

Wall. 
Hlicium  floridanom 

Inga  ungniscati 
Linodendron  Tulipifera  L. 
Magnolia  glauca 


Monnina  polystachia  Rniz 
MosBaenda  frondosa 

Neotandra  Bodiaei 


Pogonops  febrifugus  Benth. 

u.  Hooker 
Pinokneya  pubens  Micfax 


Populus  tremuloides 
Pnnos  verticillatus  L. 


Psidium  guayava 
Rhizophora  longiesima 
Samadera  indica 


Kordamerika 

Weetindien 
Ostindien 

Malacoa 


Verein.  Staaten 


Brasilien 


Afrika 


Indien  (Ceylon) 

Amerilra. 

Afnka 

(Zambesi) 

Indien 

n 
n 

Nordamerika 


Peru 
Mauritios 

British  Guiana 


Südamerika 


»I 


Verein.  Staaten 


n 


>inen 
Ceylon 


t» 
Philippii 

Ceyloi 


n 


Wahoo'^    Tonicnm. 


Febrifngum. 

Von  den  Hindus  als  kräftiges 

Tonicam  geschätzt. 
Wird    bei  Malaria   gegeben 

(Soll  Sporen  von  Stryohnin 

enthalten). 
Sehr  werthvoUes  Adstringens 

and  Febrifagam.    Enthält 

Bitterstoffe  and  äeth.  Oel, 

dient  zor  Darstellang  des 

An^ostara-Bittem. 
Fasenge,  dünne  gelbe  Rinde, 

intensiv   bitter.     Kräftiges 

Febrifagam. 
Der  ChinariDde  sehr  ähnlich. 
Enthält    einen    angenehmen 

Bitterstoff. 
Tonicam  and  Diareticam. 
Tonicam  ond  Sedativam. 
Unter    dem    Namen    Laina 

Substitat  für  Chinarinde. 
„White  conassi  bark" 
Tonikam  and  Febrifagam. 


n 


n 


»» 


aromatisch,  gewürzhaft,  Car- 

minativam. 
Adstringens  and  Diareticam. 
Diaphoreticam  and  Stimalans. 
Die    frische,    in    Branntwein 

macerierte  Rinde    ist    ein 

gates  Tonicam. 
Antidysentericam. 
Febrifagam,  wilde  Cinchone 

genannt. 
Tonicam,    Adstrinsens    und 

Febrifagam.  Soll  Berberin 

enthalten.    Chininersatz. 
Qaina  morada  od.  Cascarilla. 

Georgiarinde.  Wird  bei 
Febris  intermittens  ver- 
wendet. 

Tonicam. 

Alterativam,  Tonicam,  Ad- 
stringens. Als  Fieber- 
straach  oder  black  alder 
bekannt. 

Adstringens. 

Geschätztes  Fiebermittel. 

Intensiv  bitter.  Qaassiasab- 
stitut,  beliebtes  Volksheii- 
mittel. 


AllgemeineB. 


13 


Name 

Heimath 

Anwendung 

Simamba  amara  Hayne 

Ceylon 

Bei  Dysenterie,  in  grösseren 
Dosen  Brechen  erregend. 

Soymida  febriinga 

»» 

„bark  of  Rohnn"  Chinarinden- 
ersatz. 

Terminalia  aijuna 

Westindien 

Fiebermittel     und    Tonicam 

bei  Herzerkranknnffen. 
Adstringens  n.  Febrifngam. 

Tioorea  febrifoga  St.  Hil. 

Brasilien 

Tsnga  canadeiuda 

?i 

Tonicam    and    Adstringens. 

,,hemlock  sprnce". 

Wrightia  antidyBenterica 

Amerika 

Conessi  bark.  Specificum  bei 
Dysenterie. 

Xylopia  glabra 

Jamaika 

In  allen  Theilen  des  Holzes 
aromatisch  und  von  ange- 
nehmem Geschmack.  Wird 
zur  Anregung  des  Magens 
gegeben. 

Cortex  Mm'ure.  In  der  Union  pharmaceutique  berichten 
Cbatelineaa  and  Rebourgeon^)  über  die  Rinde  eines,  in  den 
aeqaatorialen  Regionen  Nord-Brasiliens  wachsenden,  botanisch 
noch  nicht  klassificirten  Baumes,  der  von  den  Eingeborenen 
Mnmre  genannt  wird.  Man  gewinnt  ans  ihm  durch  Einschnitte 
einen  Saft,  den  man  yegetabilisches  Quecksilber  nennt. 
Nach  Ghemoyiz  braucht  man  letztere  in  Dosen  von  4  g  in  15  g 
Wasser,  eyent.  am  zweiten  Tage  wiederholt,  als  energisches 
Drasticnm,  femer  in  Fällen  von  Rheumatismus  und  syphilitischen 
Erkrankungen.  Die  Rinde  ist  ziegelroth  mit  dunkleren  Flecken, 
die  leicht  abzuschälen  sind.  Ferner  zeigt  sie  eine  faserige  graue 
Beschaffenheit,  und  die  Konsistenz  ist  ziemlich  hart.  Unter 
anderen  Bestandtheilen  ist  ein  Alkalo'id  isolirt  worden.  Der 
neutrale  Saft  im  Verhältniss  von  4  cc  auf  1  kg  Gewicht,  in  die 
Randvene  des  Ohrs  eines  Kaninchens  gespritzt,  wirkte  in  30 
Minuten  tödtlich,  und  bei  der  Sektion  zeigten  sich  Magen  und 
Eingeweide  geröthet,  die  Nieren  gleichmässig  angegriffen  und  im 
linken  Herzventrikel  fanden  sich  rötiiliche  Flecken.  Per  os  gegeben 
bewirkten  8  cc  in  24  Stunden  den  Tod,  und  der  Sektionsbefund 
war  derselbe.  Beim  Behandeln  mit  Wasser  blieb  ein  unlöslicher 
Ruckstand,  der  sich  in  1000  Theilen  alkalischem  Wasser  löst. 
Wird  ersterer  injicirt,  so  bewirkt  er  Affektionen  von  Herz  und 
Nieren;  der  letztere  dagegen  wirkt  nur  drastisch  und  nur  die 
Eingeweide  zeigen  sich  ^i  der  Sektion  geröthet. 

Ueber  Verwechslungen  der  Stammpflanzen  einiger  Drogen 
(Urginea  Scilla,  Atropa  Belladonna,  Oentiana  lutea  u.  G.  panno- 
nica,  Polygala  amara)  berichtet  Carl  Bauer  ^).  Siehe  auch 
spedellen  Theil  unter  den  betreffenden  Pflanzenfamilien. 


1)  durch  Apoth.  Ztg.  189S,  423. 

2)  Zeitschr.  d.  allg.  Ö8t«rr.  Apoth.-Yereins  1893,  133. 


14  Pharmakognosie. 

Ueber  neuerdings  beobachtete  Verunreinigungen,  Ver^ 
weehselungen ,  Verfälschungen  und  minderwerthige  Sot^n  von 
Drogen  berichtete  Th.  Waage  ^).  Der  Aufsatz  hat  im 
speciellen  Theil  der  Pharmakognosie  entsprechende  Berückaichti- 
gang  gefunden. 

H.  G.  Greenish')  berichtete  in  einer  grösseren  Arbeit  über 
yerschiedene  neuerdings  in  England  eingeführte  falsche  Drogen 
(&lsche  Senna,  Matico,  Jalape,  Sarsaparille,  Ipecacuanha).  s. 
speciellen  Theil  der  Pharmakognosie. 

L.  £.  Sayre^)  hat  eine  grosse  Anzahl  drogemerstörender 
Insekten  näher  untersucht  und  durch  gute  Abbildungen  unsere 
Kenntnisse  zu  erweitem  versucht.  Die  hauptsächlichsten  in  Be- 
tracht kommenden  Arten  sind  folgende:  Zunächst  die  gemeine 
Mehlmilbe,  welche  in  trockenen  Pulvern  lebt,  Ptinus  brunneus, 
auf  Gewürzen,  Gapsicum  und  Cinnamomum,  Annobium  paniceum 
auf  Agaricum  etc.,  Lascoderma  serricorne  als  Larve  auf  Gapsicum 
und  getrocknetem  Tabak,  Bostrichus  dactilliperda  auf  süssen 
Mandeln,  Geutorhynchus-Arten  auf  Mohn-  und  anderen  Samen, 
Dalandria  oryza  auf  Reis  und  geröstetem  Eichelpulver.  Ebenso 
gefahrlich  wie  diese  zu  den  Käfern  gehörigen  Insekten  sind  die 
Motten  und  Schmetterlinge.  Die  Zerstörungswuth  der  Raupe  der 
gemeinen  Motte  (zum  Genus  Tinea  gehörig)  ist  bekannt.  Eine 
andere  Motte  ist  die  Korn-Motte,  welche  zuerst  verheerend  in 
den  Komlagern  der  französischen  Provinz  Angoumois  auftrat.  Die 
Raupe  dieser  Motte  bohrt  sich  ein  Loch  in  stärkemehlhaltige 
Samen  und  verlässt  dieselbe  nicht  früher,  als  bis  nur  noch  die 
Schale  übrig  ist.  Die  Larve  von  Garpocapsa  amflana,  die  grösste 
Insektenplage  des  Apfels,  befällt  die  Samen  von  Gorylus  avellana, 
Juglans  regia,  Gastanea  vesca.  Die  Larve  von  Myelvis  ceratonia 
lebt  auf  den  Früchten  von  Geratonia  siliqua  und  Gastanea  vesca, 
diejenige  von  Oecophaga  oliviella  in  den  Samenkemen  der  Olive. 
Sie  bewirkt  ein  Tropfen  der  Früchte  und  vermindert  die  Oelaus- 
beute.  Zu  den  Zweiflüglern  gehört  Dacus  oleae,  welches  Insekt 
im  Stadium  der  Larve  die  Oliven  im  südlichen  Frankreich  und 
in  Italien  befallt.  Die  hessische  Fliege,  deren  Larven  nicht  selten 
in  frischen  Haselnüssen  gefunden  wird.  Trypeta  arnicivora  ist 
die  bekannte  Plage  der  Arnicablüthen.  Ein  sehr  schädliches  In- 
sekt, welches  fast  alle  Drogen  befällt,  ist  ein  Käfer:  Nicobium 
hirtum,  ferner  Anthrenus  varius,  der  „buffalo  bug^S  dessen  Larve 
nichts  verschont,  was  ihr  in  den  Weg  kommt  Sehr  schädlich 
ist  ferner  ein  kleiner  .brauner  Käfer:  Silvanus  surinamensis, 
welcher  namentlich  in  Mandelmehl  gefunden  wird. 

Ueber     FeuchtigkeitsgehaU     und     AschegehaU     verschiedener 


1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  163;  Pharm.  Gentralh.  1893,  356;  Pharm. 
Ztg.  1893,  355;  Apotb.-Ztg.  1893,  269. 

2)  Pharm.  Joum.  Tr.  1893,  383,  428. 

3)  Amer.  Joum.  of  Pharm.  1893,  321. 


Allgemeines. 


15 


sdbstdargesieüier  Pulver  veröffeDtlicht  E.  Dieterich  ^)  folgende 
Zahlen : 


Ealinm- 

Pulvis 

•/o  Wasser 

Vo  Asche 

carbonat  in 
100  Asche 

Cantharid.  officio 

12,45 

6,56 

n                  »>         •     • 

7,30 

10,55 

— 

jj                   »1         •     ' 

• 

8,85 

8,20 

— 

Cantharid.  chinens.     < 

11,40 

4,00 

— 

Fol.  Senn.  Alexandr.  . 

7,56 

9,20 

1— 

»»           n                JJ 

9,70 

14,70 

21,12 

fl              »                       M 

14,15 

15,75 

5,47 

n          «                 » 

8,05 

15,25 

11,66 

Fol.  Senn.  Tinevelly  . 

14.50 

9,70 

10,66 

M              1»                       J» 

7,76 

10,80 

22,36 

1»              H                       »1 

7,85 

11,30 

12,52 

Herb.  Conii    .... 

7,16 

18,60 

29,62 

Fol.  Digitolis      . 

11,05 

12,85 

16,78 

1»           « 

6,40 

11,25 

39,86 

Rbü.  Iridis    .     . 

12,05 

4,55 

34,07 

Bad.  Liqniritiae 

6,76 

5,60 

Sparen 

»t            11 

18,60 

4,80 

14,59 

-^  "       .    "              ' 

5,75 

5,30 

11,30 

Rad.  Rhei .... 

12,00 

8,30 

16,90 

1»       i>    •    •    • 

6,60 

8,40 

31,80 

»1        1»   •    •    • 

5,05 

8,20 

28,19 

Fluor  in  Pflanzenaschen.  Nach  den  Untersuchungen  von 
H.  Ost")  enthalten  die  Aschen  gesunder  Pflanzen  (also  solcher, 
welche  nach  ihrem  Standorte  weder  Fluor  noch  andere  schädigende 
Stoffe  aus  der  Atmosphäre  aufgenommen  haben  konnten)  —  ver- 
muthlich  alle  —  quantitativ  bestimmbare  Mengen  Fluor.  Der 
Gehalt  beträgt  etwa  04  ^^o  der  Asche.  Verf.  veröffentlichte  ein 
Yerfahren  zur  BeMimmung  des  Fluors  in  Pflanzenaschen. 

In  No.  2  des  2.  Bandes  der  vom  Illinois  College  of  Pharmacv 
herausgegebenen  Vierteljahresschrift  „The  Apothecary"  findet  sich 
eine  von  26  Holzschnitten  begleitete  Abhandlung  von  E.  S. 
Bast  in*)  über  Stärkemehl  in  Wurzeldrogen.  Der  Aufsatz  bietet 
in  seinen  Abbildungen  ein  sehr  wichtiges  Hilfsmittel  zur  Erkennt- 
niss  verschiedener  Verfälschungen  pulverisirter  Arzneimittel,  wie 
sie  ja  nach  vielfachen  amerikanischen  Berichten  jenseits  des 
Oceans  häufig  genug  vorkommen.  In  der  That  erscheint  ja  das 
Stärkemehl  für  die  Wurzeldrogen  von  erheblicher  Bedeutung,  da 
ausser  den  von  Gompositen  abstammenden  inulinhaltigen  Wurzeln 
(Tarazacum,  Inula,  Lappa,  Pyrethrum)  nur  die  Senegawurzel  kein 


1)  Helfenb.  Annal.  1892,  81. 

2)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1893,  151. 

8)  Pharm.  Jonrn.  Transact.  1893,   No.  1185,   747—769;    durch  Pharm. 
Ztgr.  1893,  209. 


16  PharmakognoBie. 

Amylum  enthält  Die  von  Bastin  gegebenen  Abbildnngen  betreffen 
das  Stärkemehl  von  mexikanischer  Sarsaparille,  Honduras  Sarsa- 
parille, Ratanhia  pemviana,  Savanillaratanha,  R.  von  Neu-Grranada 
und  von  Texas,  Bryonia,  Stillingia  sebifera,  Phytolacca,  Pareira, 
Althaea,  Glycyrrhiza  bispanica  und  rossica,  Ipecacuanha,  Gelse- 
mium,  Golombo,  Belladonna,  Sumbul,  Rhabarber,  Rheum  rhapon- 
ticum  und  Rheum  monachorum  (Rumex  crispus),  Piper  methysti- 
cum,  Asdepias,  Symphytum,  Imperatoria  und  Apocynum.  Wie 
sehr  verschieden  die  Stärkemehlkörner  in  einer  und  derselben 
Pfianzenfamilie  sein  können,  lehren  die  Verhältnisse  derselben  bei 
Rheum  und  Rumex.  Die  Stärkekömer  des  gewöhnlichen 
Rhabarbers,  von  denen  die  der  Rhapontikwurzel  nicht  mit  Sicherheit 
unterschieden  werden  können,  sind  klein,  rundlich,  mehr  oder 
weniger  unregelmässig,  mit  centralem  oder  fast  centralem,  manch- 
mal gespaltenem  Hilum;  dagegen  besteht  das  Amylum  des  Mönchs- 
rhabarbers aus  platten,  ausserordentlich  verlängerten,  ellipsoiden 
Körnchen  mit  centralem  Kern,  in  der  Längsrichtung  veriäuft  ein 
dunkler,  meist  einfacher,  mitunter  verzweigter  Strich.  Das  Polari- 
sationskreuz ist  ausserordentlich  schief.  Von  den  in  europäischen 
Werken  bisher  nicht  beschriebenen  oder  abgebildeten  Stärke- 
körnchen sind  u.  a.  ausserordentlich  typisch  diejenigen  von  Phy- 
to lac  ca.  Sie  sind  sehr  gross,  meist  länglich  oder  oval,  mit  sehr 
grossem  excentrischen  Hilum,  von  welchem  ausserordentlich  deut- 
liche, oft  sehr  zahlreiche,  mitunter  verzweigte,  grade  oder  krumme 
Spalten  ausgehen.  Auch  die  Stärkemehlkömchen  von  Stillingia 
sind  sehr  gross,  doch  wird  ihr  Hilum  von  1—3  concentrischen 
Kreisen  umgeben.  Sehr  kleine  Stärkekömehen  haben  Asclepias 
und  Imperatoria.  Die  Stärkekömehen  der  Pareirawurzel 
sind  verschiedengestaltig :  rundlich,  linsenförmig,  konisch  etc.,  oft 
mehrfach  zusammengesetzt,  ausserdem  verschieden  gross.  Kern 
ganz  oder  fast  in  der  Mitte;  bei  den  grösseren  Kömern  ist  deut- 
liche Schichtung  vorhanden. 

In  der  Ghicagoer  Zeitung  „The  Apothecary"  hat  Edw.  S. 
Bastin^)  seine  Studien  über  das  Stärkemehl  fortgesetzt,  wobei 
er  dieses  Mal  das  Amylum  verschiedener  Bhizome  behandelt.  Nach 
Bastin  fehlt  Amylum  in  Iris  versicolor,  Triticum  repens,  Polygo- 
natum  giganteum  und  Amica  montana,  auch  in  den  Zwiebeln  von 
AUium  sativum  und  Urginea  Scilla  und  ist  in  einzelnen  Rhizomen, 
z.  B.  von  Gypripedium  pubescens  und  Spigelia,  nur  in  unbedeu- 
tender Menge  vorhanden.  Manche,  wie  das  Rhizom  von  Geranium 
maculatum,  enthalten  es  reichlich  in  der  Periode  der  Ruh6> 
während  es  in  der  Wachsthumsperiode  fehlt.  Sehr  charakteristisch 
ist  das  Amylum  von  Zingiber,  Galanga,  Iris  florentina,  Geranium» 
Gaulophyllum  und  Jalapa,  und  hier  und  in  anderen  Fällen  kann 
die  Form  auch  zum  Nachweise  von  Verfälschungen  benutzt  werden. 
So  ist  es  z.  B.  möglich,  die  jetzt  in  den  Vereinigten  Staaten  mit- 
unter vorkommende  Verfälschung  des  Rhizoms  von  Veratrum  virider 

1)  darch  Pharm.  Ztg.  189S,  686  u.  782. 


Allgemeines.  17 

mit  der  Radix  Dracontii  von  Symplocarpos  foetidus  Nutt.  (Dra- 
oontium  foetidum  Lu)  an  dem  Stärkemehl  sofort  zu  unterscheiden, 
während  die  in  4  Ineile  der  Länge  nach  durchschnittenen  Sjm- 
plocarposrhizome  mit  den  daran  belassenen  Wurzelüetsem  nach 
dem  Trocknen  der  grünen  Nieswurz  ausserordentlich  ähnlich  sehen. 
Vollkommen  ausgebildete  frische  Exemplare  sind  allerdings  an 
den  gröberen  Wurzelüasem,  der  dickeren  Rinde,  den  grösseren 
Holzhündeln  in  der  Rinde  und  der  relativ  geringen  Zahl  von  Blatt- 
basen,  ebenso  durch  Geschmack  und  Geruch  zu  unterscheiden, 
aber  bei  kleinen  Stücken  wird  man  eben  auf  das  Mikroskop  zurück- 
gehen müssen.  Die  Stärkemehlkömchen  bei  Symplocarpos  sind 
80  klein,  dass  auch  bei  der  stärksten  Vergrösserung  sie  fast 
strukturlos  erscheinen  und  weder  Hilum  noch  Schichtung  erkenn- 
bar sind.  Veratrum  viride  hat  wie  Veratrum  album  zahlreiche 
kleine,  gewöhnlich  sphärische  oder  sphäroidale  Stärkekörnchen 
mit  centralem  Hilum.  Letzteres  ist  bei  Veratrum  viride  noch 
deutlicher  als  bei  der  weissen  Nieswurz,  und  eine  grössere  Anzahl 
Kömchen  sind  zusammengesetzt,  dreifach,  vierfach  und  selbst 
sechsÜBkch.  Die  Stärke  beider  Nieswurzarten  zeigt  auch  ein  recht- 
winkliges, gleicharmiges  Polarisationskreuz,  das  bei  Symplocarpos 
nicht  zu  erkennen  ist.  —  Bastin  giebt  eine  detaillirte  Beschreibung 
des  Amylums  verschiedener  amerikanischer  Drogen,  wie  Sangui- 
naria,  Geranium  maculatum,  Serpentaria,  Spigelia,  Hydrastis, 
Podophyllum,  Cimicifuga,  Caiüophyllum,  ausserdem  von  Valeriana 
und  Aconitum.  Baldrianwurzel  hat  Bastin  aus  sehr  verschiedenen 
Quellen  (Deutschland,  England,  Vermont)  bezogen  und  überall 
^eselben  meist  einfachen,  selten  doppelten  oder  dreifachen  sphäri- 
schen, ellipsoidischen,  etwas  eckigen  oder  mehr  oder  weniger  un- 
r^elmässigen  Kömchen  mit  centralem  oder  fast  centralem  Hilum 
constaürt.  Bastin  weist  darauf  hin,  dass  viele  der  einfachen 
Kömchen  mehr  oder  weniger  flache  Bmchflächen  zeigen,  während 
nur  bei  sehr  grossen  Körnchen  concentrische  Zeichnungen  sich 
constatiren  lassen.  Solche  grössere  und  deutlich  gezeichnete 
Stärkemehlkörnchen  finden  sich  namentlich  in  der  Nähe  des 
inneren  Theiles  der  Mittelrinde.  Von  Aconitum  hat  Bastin 
nicht  bloss  die  Knollen  von  Aconitum  Napellus,  sondern  auch 
chinesische  AconitknoUen  und  die  Knollen  von  Aconitum  ferox 
untersucht.  Das  Stärkemehl  der  chinesischen  Droge  besteht  zwar 
auch  aus  zu  2 — 8  und  mehr  vereinigten  Kömem  mit  centralem 
Hilum,  doch  ist  das  Polarisationskreuz  weniger  deutlich,  während 
die  Schichtung  um  das  Hilum  mehr  hervortritt.  Die  BikhknoUen 
haben  ein  dem  der  Napellusknollen  äusserst  ähnliches  Stärkemehl, 
so  dass  es  nicht  möglich  ist,  beide  durch  ihr  Amylum  zu  unter- 
scheiden. HinsichtUch  des  Amylums  der  amerikanischen  Drogen 
verweisen  wir  auf  das  im  Pharmaceutical  Journal  pag.  267  in 
extenso  abgedruckte  Original  Nur  bezüglich  der  Stärke  von 
Hydrastis,  die  in  dem  Rhizome  sehr  reichlich  vorhanden  ist, 
mag  Erwähnung  finden,  dass  sich  selten  einzelne  runde  Körnchen 
finden.    Die  Mehrzahl  ist  zu  2 — 8  vereinigt;  das  Hilum  ist  central, 

Jftbxwberieht  f.  1893.  2 


18  Pharmakognosie. 

meist  undetttlich  und  ohne  Spalten;    ein  deutliches  Polarisations- 
kreuz existirt  nicht. 

Die  Verbreitung  der  saponinartigen  Stoffe  im  Pflanzenreiche 
ist  eine  ausserordentlich  weite.  Th.  Waage  ^)  führt  in  einer 
Arheit  üher  Saponinpflanzen  allein  über  200  saponinführende 
Arten  an,  womit  die  Reihe  derselben  jedoch  keineswegs  erschöpft 
ist.  Wir  müssen  uns  des  Raummangels  wegen  hier  auf  einfache 
systematische  Wiedergabe  der  Vorkommnisse  beschränken.  Lilia- 
ceae:  Yucca  gloriosa,  filamentosa,  flaccida,  baccata,  angustifolia, 
aloefolia,  breYifolia,  gloriosa;  Muscari  moschatum,  comosum,  race- 
mosum;  Chlorogalum  pomeridianum;  Trillium  erectum,  grandi- 
florum,  pendulum;  Medeola  virginica;  Smilax  officinalis,  medica, 
syphilitica,  papyracea,  aspera,  Ipecanga;  Ghamaelirium  luteum. 
Dioscoreaceae:  Dioscorea  villosa.  Araceae:  Arum  italicum, 
maculatum,  Dioskoridis.  Ghenopodiaceae:  Ghenopodium  mexi- 
canum,  (vulvaria,  ambrosioides,  anthelminticum,  suffruticosum, 
Baryosmum,  caudatum?).  Phytolaccaceae:  Pircunia  abyssinica, 
saponacea.  Garyophyllaceae:  Saponaria  officinalis;  ocimoides ; 
(^sophila  Aristii,  fastigiata,  paniculata,  Struthium,  altissima, 
acutifolia,  effusa,  cretica,  elegans,  Vaccaria;  Melandrium  album, 
rubrum;  Lychnis  chaledonica,  flos  cuculi;  Silene  vulgaris,  nutans» 
viscosa,  virginica,  Armeria;  Dianthus  Armeria,  barbatus,  caesius, 
Garthusianorum,  Garyophyllus,  hispanicus,  prolifer,  plumarius, 
sinensis  u.  a.;  Agrostemma  Githago;  Hemiaria  glabra,  hirsuta. 
Berberidaceae:  Leontice  Leontopetalum;  Gaulophyllum  thalic- 
troides,  Berberis  aristata.  Magnoliaceae:  lUicium  anisatum. 
Ranunculaceae:  Nigella  sativa,  damascena;  Ficaria  ranuncu- 
lo'ides.  Bixaceae:  Gynocadia  odorata.  Ternstroemiaceae: 
Gamellia  Thea,  oleifera,  Sasangua.  Xanthozylaceao:  Xantho- 
^lon  pentanome.  Zygophyllaceae:  Guajacum  officinale. 
Meliaceae:  Walsurapiscida;  Trichilia-Arten.  Simarubaceae: 
Balanites  aegyptiaca.  Sapindaceae:  Sämmtliche  Sapindus- 
Arten;  Dodonaea- Arten;  Harpuli  eupano'ides;  Magonia  pubescens, 
glabrata;  Bighia  sapida.  Hippocastanäceae:  Aesculus  Hippo- 
castanum,  Pavia.  Melanthaceae:  Bersama.  Polygalaceae: 
Polygala  Senega,  sowie  £Etst  alle  übrigen  Polygala- Arten;  Monnina 
polystachia  und  salicifolia.  Pittosporaceae:  Pittosporum 
coriaceum«  Rhamnaceae:  Ziziphus  Joasairo.  Saxifragaceae: 
Hydrangea  arborescens.  Passifloraceae:  Garica  Papaya. 
Bogoniaoeae:  Bogonia  und  Barringtonia-Arten.  Myrtaceen 
unbekannter  Arten.  Rosaceae:  Quillaja  Saponaria,  Smegmader- 
mos,  brasiliensis,  Sellowiana.  Papilionaceae:  Milletia  atro- 
purpurea,  pachycarpa,  sericea.  (Derris  uliginosa,  elliptica?) 
Caesalpiniaceae:  Gymnocladus  canadensis,  Gleditschia  ferox 
und  Orientalis.  Mimoseae:  Acacia  concinna;  Albizzia  Saponaria, 
latifolia,  procera,  stipulata,  anthelmintica;  Pithecolobium  bigemi- 


1)  Pharm.  Gentralh.  1692,  667,  671,  686,  696,  712;  ausführliches  Referat 
in  Apoth.-Ztg.  1898,  77. 


Allgemeines.  19 

nnm,  Saman,  salatare,  cydooarpum;  Entorolobium  Timboava; 
Tetrapleara  Tonnigii ;  Entada scandens.  Primulaceae:  Primula 
officinalis,  elaiior,  inflata,  columnae,  aoaulis;  Gyclamen  europaenm, 
pergicam,  coum,  repandum,  graecum,  hederaefolinm,  neapolitanum; 
SoldanelLet  alpina,  montana,  pnsilla;  AnagaUis  arvensis,  caerulea; 
Trientalis  europaea.  Sapotaceae:  ChrysophyUain  glycyphlaeimi ; 
Bassia  longifolia,  latifoUa;  Omphalocarpum  prooera.  Oleaceae: 
OiionanthuB  virginica«  Solanaceae:  Solanum  saponaceum, 
Dnlcamara,  mammosnm,  sodomaenm,  Terbasoifolium,  Jacquini, 
violaoenm,  lasiooarpum^  undatum;  Lycopersicum  esculentum; 
Acnistus  arborescens.  Scrophulariaoeae:  Die  Digitalis- Arten; 
Lepandra  yirginica.  Rubiaceae:  Mitchella  repens;  Bandia 
dumetomm;  Gephalanthus  occidentalis.  Compositae:  Grindelia 
robnsta,  squarrosa;  Mntisia  yiciaefolia;  Spilantnes  Acmella. 

M.  Greshoff^)  bemerkt  zu  dieser  Arbeit:  Die  giftige  Wir- 
kung verschiedener  Arum-Arten  beruht  auf  der  Anwesenheit  von 
CalciumozalatkrystaUen,  das  Vorkommen  von  Saponinen  dürfte 
nocb  nachzuweisen  sein.  Von  Garyophyllaceen  scheint  die  Are- 
naria serpyllifolia  Saponin  zu  enthalten.  —  In  den  Chaulmoogra- 
Samen  von  Gynocardia  odorata  Roxb.  und  verschiedenen  Pan- 
giaceen  (Pangium,  Gynocardia,  Trychadenia,  Taraktogeuos,  Hydno- 
carpus,  Kiggelaria  und  Ryparosa)  hat  der  Verfasser  ausser  Blau- 
säure kein  Saponin  auffinden  können.  Auch  in  der  Garica  Papaya 
hat  der  Verfasser  entgegen  der  herrschenden  Ansicht  kein  Saponin 
finden  können.  Dagegen  lässt  sich  Barringtonia  insignis  Mig.  be- 
stimmt unter  die  Sftponinpflanzen  einreihen.  In  West-Java  wird 
die  Wurzelrinde  dieser  Pnanze  (Songom)  als  Fischgift  benutzt. 
Auch  in  den  Samen  kommen  Saponine  vor,  in  den  Blättern 
dagegen  nicht  Von  Papilionaceen  ist  noch  bei  Milletia  sericea 
W.  A.  A.;  M.  rostrata  Miq.  und  M.  pachycarpa  W.  et  A.  Derris 
ub'ginosa  Benth  und  D.  elliptica  Benth,  Saponin  nachzuweisen. 
Die  Mimosee  Pithecolobium  bigeminum  Mart.  und  P.  Saman  Benth. 
enthalten  ein  Alkalo'id,  welches  in  seinen  Eigenschaften  den  Sapo- 
ninen'  ähnlich  ist.  Ob  die  Entada  scandens  Benth.  wirklich 
saponinhaltig  ist,  bleibt  noch  zu  untersuchen,  dagegen  ist  in  der 
Rmde  von  Mussaenda  frondosa  B.  sicher  Saponin  nachgewiesen. 

In  einer  weiteren  Mittheilung  über  Saponinpfiamen  erwähnt 
TIl  Waage*)  noch,  dass  Fourcroya  cubensis  und  F.  gigantea 
neben  vegetabilischem  Pepsin  einen  Sapouinkörper  enthalten.  Von 
Mimosaceen»  denen  saponinartige  Eigenschaften  zukommen,  ist 
noch  Prosopis  dubia  auf  zufuhren;  auch  ist  der  Zusammenstellung 
der  Saponinpflanzen  noch  Panicum  iunceum  (Graminee)  hinzu- 
zufügen. 

Cutieula  und  Kork.  Um  die  Beziehungen  des  Outins  zum 
Suberin  festzustellen,  behandelte  G.  van  Wisselingh*)  die  zur 
Untersuchung  dienenden  Objekte  mit  Kaliumhydroxyd,   letzteres 


1)  Pbarm.  Geniralk  1892,  742.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  184. 

8)  Nederl.  Tijdschr.  voor  Pharm.  1898,  Sept. 

2* 


20  PharmakognoBie. 

in  Alkohol,  Wasser  oder  in  Glycerin  gelöst,  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  und  bei  50^  C.  in  zugeschmolzenen  Röhren.  Ebenso 
erhitzte  er  sie  in  zugeschmolzenen  Röhren  mit  Glycerin  auf  300^ 
und  gelangte  zu  folgenden  Resultaten.  Das  Cutin  besteht  aus 
yerscluedenen  schmelzbaren,  wie  nicht  schmelzbaren  Stoffen,  welche 
in  der  Regel  durch  wässerige,  alkoholische  oder  glycerinige  Kali- 
lauge bei  gewöhnlicher  Temperatur  oder  beim  Erwärmen  bis  150^ 
zerlegt  werden  und  hierbei  Verseifungsproducte  liefern,  aus  denen 
Säuren  gebildet  werden  können.  Die  schmelzbaren  Bestandtheile 
des  Cutins  sind  meist  unter  100^  flüchtig.  Die  yerschiedenen 
Verseifungsproducte  geben  auch  yerschiedenartige  Säuren,  woraus 
Verfasser  scmiesst,  dass  am  Aufbau  des  Cutins  verschiedene  Säuren 
theilnehmen,  welche  er  insgesammt  „cutinformende  Säuren^'  nennt. 
Durch  Erwärmen  in  Glycerin  bei  300  °  zersetzt  sich  die  cuticulari- 
sirto  Wand  unter  theil weiser  Ausschmelzung.  Die  Cuticula 
unterscheidet  sich  in  der  Regel  von  den  cuticularisirten  Schichten 
durch  grössere  Resistenz  gegenüber  Kaliumhydroxyd  wie  gegen- 
über Erwärmen  in  Glycerin  bei  300  ^  Die  Frage  nach  der 
Identität  von  Verkorkung  und  Cuticularisirung  glaubt 
Verfasser  verneinen  zu  müssen,  da  in  Entwickelung  wie 
chemischer  Zusammensetzung  verkorkte  und  cuticularisirte  Wand 
erheblich  von  einander  abweichen.  Die  Korklamelle  wird  durch 
das  PheUogen  an  der  Innenseite  der  Zellwand  gebildet,  die  Cuti- 
cula dagegen  bei  den  Oberhautzellen  an  der  Aussenwand.  Die 
cuticularisirten  Schichten  beginnen  sich  unmittelbar  unter  der 
Cuticula  zu  bilden,  so  dass  sie  vom  Zellinhalte  durch  Cellulose- 
lamellen  getrennt  sind.  Während  des  ansehnlichen  Flächenwachs- 
thums  der  Cuticula  und  der  Bildung  der  cuticukrisirten  Schichten 
muss  also  cutinbildender  Stoff  durch  die  Celluloselamellen  hin- 
durchgefübrt  werden,  während  die  Korklamelle  während  ihrer 
Entwickelung  in  unmittelbarer  Berührung  mit  dem  Zellinhalte  ist. 
Das  Wachsthum  der  letzteren  kann  daher  durch  Apposition,  das 
der  ersteren  durch  Intussusception  erklärt  werden.  Die  an  der 
Bildung  des  Cutins  theilnehmenden  Säuren  sind  denjenigen,  welche 
bei  der  Bildung  des  Suberins  eine  Rolle  spielen,  nicht  gleich,  da 
sie  sich  Reagentien  wie  Lösungsmitteln  gegenüber  verschieden 
verhalten  und  auch  verschiedene  Schmelzpuncte  haben.  Die  in 
der  Korklamelle  stets  vorhandene  Phellonsäure  fehlt  der  Cuticula 
und  den  cuticularisirten  Schichten;  es  ist  überhaupt  noch  für 
keine  einzige  Säure  festgestellt,  dass  sie  in  beiden  Stoffen  zugleich 
vorkäme.  Cutin  und  Suberin  besitzen  indessen  auch  viele  gemein- 
same Eigenschaften.  Beide  müssen  zunächst  als  Kombinationen 
verschiedener  chemischer  Stoffe  betrachtet  werden,  unter  denen 
schmelzbare  wie  unschmelzbare  vorkommen,  von  denen  beide 
Arten  aber  in  der  Regel  auf  eine  oder  die  andere  Weise  durch 
Kaliumhydroxyd  gelöst  werden  und  hierbei  Verseifungsproducte 
liefern,  aus  denen  Säuren  abgeschieden  werden  können.  Gegen- 
über conc.  Kalilauge,  conc.  Chromsäure  und  einem  Gemisch  von 
Salpetersäure  und   chlorsaurem    Kali   verbalten    sich    Cutin   und 


Allgemeines.  21 

Saberin  in  gleicher  Weise;  durch  Erwärmen  in  Glycerin  werden 
beide  bei  200  bis  300°  zersetzt  Beide  Stoffe  sind  endlich  im 
Stande,  ohne  Cellulose  Zellwand  zu  bauen;  mit  der  Bildung  von 
CuticuLa  wie  der  Korklamelle  geht  die  Bildung  von  Falten  und 
Runzeln  Hand  in  Hand. 

Ueber  Kautschuk  in  Sierra  Leone  macht  G.F.  ScottElliot^) 
folgende  Mittheilungen.  In  Westafrika  werden  zwei  Arten  von 
Kautschuk  sewonnen.  Die  eine  kommt  von  den  sog.  „rubber- 
vines",  welche  wahrscheinlich  Landolphia-  oder  Garpodinus-Arten 
sind,  die  andere  von  Ficus  Vogelii  und  anderen  Ficus-Arten.  Die 
Benennungen  der  ersteren  Art  sind:  Oro,  Dieng6,  Füre  und  Genge. 
Die  Schlingsträucher,  welche  dieselben  liefem,  finden  sich  in 
Wäldern,  die  allerdings  mit  der  Urbarmachung  allmählich  yer- 
schwinden.  In  anderen  Gegenden  ist  zwar  noch  Urwald  genug 
vorhanden,  aber  die  fortwährenden  Streitigkeiten  unter  den  Ein- 
geborenen verhindern  das  regelmässige  Einsammeln,  und  sobald 
die  Ruhe  und  Sicherheit  im  Lande  wiederhergestellt  sind,  dürfte 
sich  der  Kautschukertrag  mindestens  vervierfachen.  —  Die  anderen 
Kautschuk-Arten,  deren  Ursprung  genau  bekannt  ist,  kommen 
von  den  in  einer  Höhe  von  1000 — 3500  Fuss  auf  trockenem  Boden 
sehr  häufigen  Garpodinus-Arten  und  Landolphia  florida.  Das 
Kautschuk  dieser  Arten  ist  zwar  nicht  so  gut,  könnte  aber  durch 
bessere  Eztractionsmethoden  sicherlich  verbessert  werden.  —  Die 
vom  Verf.  aufgefundenen  Ficus-Arten  wachsen  in  niedriger  ge- 
legenen KQstenlandschaften.  Unter  den  eingesammelten  39  Arten 
werden  sich  wahrscheinlich  verschiedene  kautschukliefemde  vor- 
finden. 

Synthese  des  Kautschuks.  Das  Ausgangsmaterial  bildet  das 
Isopren,  ein  leicht  flüchtiger,  bei  36°  siedender  Kohlen wasser- 
flton  von  der  Molekularformel:  CsHs.  Derselbe  wurde  zuerst  aus 
dem  Kautschuk  durch  Destillation  erhalten  und  neuerdings  auch 
durch  massiges  Erhitzen  von  Terpentinöl  und  anderen  Terpenen. 
Beim  Zusammenbringen  mit  starken  Säuren  entstand  ein  dem 
Kautschuk  ähnlicher  zäher,  elastischer  Körper.  Bei  längerem 
Aufbewahren  des  Isoprens  verwandelte  sich  die  anfangs  klare, 
leichtbewegliche  Flüssigkeit  in  einen  dickflüssigen  Sirup,  in 
welchem  feste,  gelbgefärbte  Stücke  von  den  Eigenschaften  des 
Kautschuks  enthalten  waren.  Tilden')  vermuthet,  dass  eine 
freiwillige  Polymerisation,  wahrscheinlich  durch  das  Entstehen 
geringer  Spuren  von  F/ssigsäure  oder  Ameisensäure  diesen  eigen- 
thümlichen,  dem  Paragummi  vollständig  ähnlichen  Körper  hervor- 
gebracht habe. 

Ueber  zwei  südamerikanische  Kopcie  berichtet  Max  Bottier') 
folgendes:    Die  Sorte  A   bildet  unförmige  knollige,  hie  und  da 


1)  Phaim.  Joarn.  Transact.   1898,   No.  1205,  25.  2)  Chem.  News 

durch  £ra    1892,   Vol.  Till,  No.  4,  105;   ausführliches  Referat  in  Repertor. 
der  Pharm.  1892,  58.  8)  Zeitschr.  f.  Nahmugsm.,   Hyg.  u.  Waarenk. 

1898,  1. 


22  Pbaimakognosie. 

kantige,  aach  stalaktitähnliche,  erbsen-  bis  wallDUBSgrosse  Stücke 
—  uBtermischt  mit  einer  aus  Sand,  Rindenstiickchen  und  zer- 
riebenen Eopältheilchen  bestehenden  Masse  —  mit  gelblich-  oder 
graulichweisser,  dünner,  kreidiger,  theilweise  abfärbender  Ver- 
witterongskraste.  Die  kantigen  Stücke  waren  meist  ohne  Kruste, 
schwach  weisslich  bestäubt,  durchscheinend  bis  durchsichtig  von 
weingelber  —  manchmal  auch  bernsteingelber  —  Färbung.  Bei 
der  Waschung  mit  destillirtem  Wasser  war  die  wein-  und  bern- 
steingelbe Farbe  der  einzelnen  Stücke  deutlich  zu  erkennen.  Spec. 
Gew.  bei  15 ""  C.  1,068.  Schon  bei  55 ""  C.  fing  der  Eopal  zu 
schmelzen  an,  war  bei  90^  G.  yoUständig  geschmolzen  und  wurde 
bei  stärkerem  Erhitzen,  unter  Entwickelung  eines  flüchtigen  Eopal- 
öles,  blasig  dünnflüssig.  —  Durch  vollständige  Verseifung  mit 
Kalilauge  im  Autociayen  lässt  sich  eine  gelbliche  Harzseife  er- 
zeugen, die  in  Weingeist  löslich  ist  Aus  ihrer  wässerigen  Lösung 
werden  die  Harzsäuren  durch  verdünnte  Salzsäure  in  Form  eines 
gelblich  weissen  Niederschlages  gefallt,  welcher  nach  dem  Trocknen 
zu  einem  gelblich  weissen  Pulver  zerrieben  werden  kann.  —  Die 
Kopalsorte  B  bildet  unregelmässig  knollige,  manchmal  kantige, 
hie  und  da  rundliche,  meist  grössere  kieselstein-  bis  über  wful- 
nussgrosse,  hellweingelbe^  seltener  bernsteingelbe  Stücke  mit  gelb- 
lichweisser  erdiger,  etwas  abfärbender  Kniste.  Die  einzelnen 
Stücke  waren  durchscheinend  bis  durchsichtig,  auf  der  Bruchfläche 
glasglänzend.  Spec.  Oew.  bei  15''  C.  =  1,070.  Bei  58 ""  C.  fängt 
der  Kopal  zu  schmelzen  an  und  schmilzt  vollständig  bei  95°  C. 
Bei  längerem  stärkeren  Erhitzen  bläht  sich  derselbe  unter  starker 
Blasenbildung  auf,  es  entweicht  Kopalöl,  und  schliesslich  tritt 
unter  Entwickelung  eines  üblen,  gummiartigen  Geruches  Zersetzung 
ein.  Bei  den  Lösungsversuchen  im  Auioclaven  erzielte  der  VerL 
im  Ganzen  befriedigende  Resultate.  Bei  vollständiger  Verseifung 
mit  Kalilauge  resultirt  ein  gelbliches  Resinat,  das  sich  in  Wein- 
geist auflöst.  Aus  der  wässerigen  Lösung  des  Resinats  fällt  ver- 
dünnte Salzsäure  die  Harzsäuren  in  Gestalt  einer  weissen  flockigen 
Masse,  die  sich  nach  dem  Trocknen  zu  einem  weissen  Pulver 
zerreiben  lässt.  —  Der  Verf.  hat  ausserdem  noch  eine  grosse 
Anzahl  von  Lösungsversuchen  angestellt  und  sich  weitere  Berichte 
vorbehalten. 

Ueber  die  Art  der  Entstehung  und  über  den  Sitz  der  äiheri- 
sehen  Oele  in  den  BliUhen  hat  M.  E.  Mesnard^)  Untersuchungen 
angestellt.  Die  Präparationsmethode  des  Verf.  war  folgende.  Die 
Schnitte  wurden  in  einen  Tropfen  Glycerin  gebracht,  welcher  sich 
auf  einem  runden  Deckgläschen  befand.  Das  letztere  dient,  mit 
dem  Object  nach  unten  gewendet,  zum  Verschluss  einer  Kammer, 
welche  auf  dem  Objectträger  durch  Ankitten  eines  Glasringes 
hergestellt  wird.  In  dieser  Kammer  befindet  sich  ein  zweiter 
kleinerer  Ring,  wodurch  ein  gürtelförmiger  Raum  entsteht,  der 
zur   Aufnahme  von  Reagentien   dient.     Durch  diese  Anordnung 

1)  Gompt.  rend.  1893,  T.  CXY,  892. 


Allgemeines.  23 

wird  das  Licht  in  der  centralen  Partie  nicht  modificirt.  Der 
innere  Ring  ist  femer  dazn  bestimmt,  Objecte  zu  tragen,  welche 
einer  längeren  Einwirkung  yon  Beagentien  aasgesetzt  werden  sollen. 

Das  einzige  Reagens,  welches  der  Verf.  anwendet,  ist  reine 
Salzsäure.  Letztere  giebt  die  Chlorwasserstoffsäure  sehr  leicht  ab, 
welche  dann  yon  dem  Glycerin  begierig  aufgenommen  wird.  Nach 
wenigen  Augenblicken  erscheinen  dann  die  ätherischen  Oele  in 
Form  sphärischer,  goldgelber  Tröpfchen,  welche  nach  einiger  Zeit 
yerschwinden,  indem  sie  gleichmässig  vertheilt  werden.  Fette 
Oele  zeigen  dieses  Verhalten  niemals. 

Der  Verf.  untersuchte  Jasmin,  Rose,  Veilchen,  Tuberose  u.  Orange. 

Ln  Allgemeinen  haben  die  Untersuchungen  Folgendes  ergeben: 

1)  Als  Sitz  der  ätherischen  Oele  ist  die  Epidermis  der  Ober- 
seite der  Blumen  und  Kelchblätter  anzusehen.  Es  findet  sich  auf 
beiden  Seiten,  wenn  die  Blüthenblätter  vollständig  in  der  Knospe 
verborgen  sind. 

2)  Das  Ausgangsproduct  scheint  in  allen  Fällen  das  Chloro- 
phyll zu  sein.  Die  Blumenblätter  sind  modificirte  Blätter.  Das 
CShlorophyll  ist  seinem  ursprünglichen  Zweck  überhoben  und  ver- 
wandelt sich  entweder  in  Tannin- Verbindungen  oder  in  ätherische 
Oele. 

3)  Die  Ausströmung  des  Blumenduftes  findet  erst  dann  statt, 
wenn  das  ätherische  Oel  vollständig  frei  von  den  Zwischenpro- 
dncten  ist,  aus  welchen  es  entstanden  ist.  Die  Bildung  desselben 
steht  in  umgekehrtem  Verhältniss  zu  demjenigen  des  Tannins  und 
des  Pigmentes  in  den  Blüthen.  Blumen  mit  grünen  Blumenblättern 
sind  geruchlos,  während  solche  mit  weissen  oder  rothen  Blumen- 
blättern meistens  einen  sehr  starken  Geruch  besitzen.  Die  Com- 
poaiten,  welche  reich  an  Tannin  sind,  haben  einen  unangenehmen, 
cultivirter  Flieder  und  Rosen  einen  äusserst  angenehmen  Geruch. 

Deber  die  Bildung  von  Harzen  und  ätherischen  Oelen  im 
Pßanzenkörper ;  von  A.  Tschirch^).  Um  einen  Einblick  in  die 
Harzbildnng  im  Pflanzenkörper  zu  erhalten,  war  es  zuvörderst 
nöthig,  den  Begriff  „Harz*^  chemisch  zu  definiren.  Zu  diesem 
Zweck  schlug  der  Vei^ser  den  Weg  ein,  die  Verseifnngszahl  zu 
bestimmen.  Diese,  wenn  auch  unter  gewissen  Umständen  äusserst 
langwierige  Art  der  Untersuchung  hat  ergeben,  dass  in  allen 
bisher  untersuchten  Fällen  Ester  oder  Aether  vorliegen.  Als 
Producte  der  Verseifung  wurden  auf  der  einen  Seite  aromatische 
Säuren,  namentlich  Benzoesäure  und  Zimtsäure  bezw.  Alkohole 
(Umbelliferon),  auf  der  anderen  eine  eigenthümliche  Gruppe  von 
Alkoholen  erhalten,  denen  der  Verf.  den  Namen  Harz- 
alkohole oder  Resinole  gegeben  hat.  Von  denselben  sind 
Folgende  dargestellt  worden:  Benzoresinol  CieHseOis,  Resino- 
tannol  CisHioO«,  Siaresinotannol  CisHiiOs,  Peruresinotannol 
CisHsoOs,  Storesinol  CisHisO,  Galbaresinotannol  üeHioO.  So 
bildet  im  Harze  der  Sumatrabenzoe  der  Resinotannol  —  Zimt- 


1)  PringBheiin's  Jahrb.  f.  wies.  Bot  XXY,  8,  1898. 


24  PharmakognoBie. 

säureester,  im  Harzo  der  Siambenzoe  der  Siaresinotannol  -« 
Benzoesänreester  den  Hauptbestandtheil.  Daneben  findet  sich  in 
der  Samatrabenzoe  der  Zimtsäureester  des  Benzoresinols,  in  der 
Siambenzoe  der  Benzoesänreester  des  Benzoresinols. 

Das  Storaxharz  enthält  (neben  freiem  Storesinol)  den  Zimt- 
sänreester  dieses  Alkohols.     Im  Handelsstorax  ist  der  Ester  in 
Folge  Behandlung  der  Rinde  mit  kochendem  Wasser  grösstentheils 
verseift.    Das  Perubalsamharz  besteht  hauptsächlich  aus  dem 
Zimtsäureester   des    Peruresinotannols    und   das  Tolubalsamharz 
aus  dem  Zimtsäureester  des  Toluresinotannols.    Im  Galbanum- 
harz  liegt  der  Umbelliferaäther  des  Oalbaresinotannols  vor.    — 
Alle   durch  die  Endung  tannol  gekennzeichneten  Alkohole  geben 
Gerbstoffreaction.      Die    Harzalkohole    geben   mit   aromatischen 
Säuren  harzartige  Ester,   die  sich  ihrem  ganzen  Verhalten  nach 
als  identisch  mit  den  in   den  Harzen  natürlich  vorkommenden 
ervriesen.     Diese   Harzester    werden    als    Resine   bezeichnet. 
Weitere  Versuche  über  ätherische  Oele  lehrten,   dass  der  Haupt- 
bestandtheil sowohl  vieler  Harze  wie  vieler  ätherischer  Oele  Ester 
oder    Aether   von    Harzalkoholen    bz.    Oelalkoholen    sind.      Die 
lebende  Pflanzenzelle  ist  also  mit  der  Fähigkeit  ausgestattet,  Ester 
zu  bilden,  und  es  lag  nun  nahe,  ferner  festzustellen,  welche  Stoffe 
der  Pflanzenzelle  an   der  Hiirzbildung  betheiligt  sind.     In   den 
schizogenen  Gängen  ist   entgegen  der   früheren  Auffassung,    das 
Secernirungsepithel  gänzlich    sekretfrei  und   nur  dazu  da,    die 
resinogenen  Substanzen  nach  dem  Kanäle  hin  abzuscheiden.    Die 
eigentliche  Harzbildung  erfolgt  in  der  stark  gequollenen  äusseren, 
gegen  den  Kanal  gerichteten  Wand  der  Secernirungszellen.    Dieser 
Wand  ist  eine  mehr  oder  weniger  breite  Schleimmasse  aufgelagert, 
die  gegen  die  Kanalmitte  hin  durch  ein  zartes,   gegen  Schwefel- 
säure und  Schultze'sche   Flüssigkeit  resistentes,    in  Ghromsäure 
lösliches  Grenzhäutchen,   die   „innere  Haut^^   abgeschlossen  wird. 
Diese  Schleimmembran,  die  alle  Reactionen  echter  Schleime  giebt, 
ist  die  eigentliche  „resinogene  Schicht",    in  ihr  findet  die  Harz- 
bildung  statt.    Im  typischen  Falle  der  schizogenen  Kanäle  bleibt 
das  Secernirungsepithel  dauernd  erhalten,  dagegen  erleidet  dasselbe 
in  den  zur  Gruppe   der  Terebinthineen   gehörenden  Familien  der 
Rutaceae,    Burseraceae   und    Anacardiaceae    eine    eigenthümliche 
Veränderung,   welche  zur  Bildung  der  erst  neuerdings  vom  Verf. 
beschriebenen   schizolvsigenen   Kanäle  führt.    Der  schizogene 
Kanal    erweitert    sich    lysigen.      Bei   der    Oelbildung    in    diesen 
schizolysigenen  Gängen  treten  oft  als  intermediäres  Product,  bevor 
sich  Gel  nachweisen   lässt,    kleine,  in  Alkohol  unlösliche  Kömer 
auf.    In  ähnlicher  Weise  dürfte  sich  auch  bei  den  Oelzellen,  den 
Oeldrüsen  der  Labiaten,  Compositen,  und  Cannabineen,  den  Drüsen* 
flecken  der  Fruchtscheidewände  von  Capsicum  annuum  sowie  allen 
extrafloralen  Nektarien  eine  Membranparthie  bei  der  Oelbildung 
betheiligen.    Auch  bei  den,  in  die  Intercellularen  hineinragenden 
Sekretdrüsen   der   Blattbasen   von    Aspidium   Filix   mas    scheint 
Aehnliches   stattzufinden.     Bezüglich  der  Umbildung   derartiger 


Allgemeines.  25 

Schleimmembranen  müssen  Zwischenglieder  angenommen  werden. 
Als  solche  werden  yon  dem  Verf.  Phloroglncin  und  die  Resino- 
tannole  genannt,  so  dass  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  enge 
Beziehungen  zwischen  Harzen  und  Gerbstoffen  angenommen 
werden  müssen.    S.  auch  Nachtrag. 

Bemerkungen  über  einige  ätherische  und  MedicinalSle;  von 
P.  L.  Simmonds^)  (Fortsetzung;  siehe  Jahresber.  1892,  27). 
Polang-Oel  oder  Capala-Oel,  ein  fettes  Oel  aus  den  Samen- 
kemen  von  RotÜera  tinctoria.  Dasselbe  wirkt  abführend.  Es 
wird  zu  Brennzwecken  und  zur  Verfalschang  anderer  Oele  ver- 
wendet Galophyllum  Inophyllum  liefert  in  Indien  aus  den 
Samen  eine  grosse  Menge  fetten  Oeles,  welches  in  Indien  unter 
dem  Mamen  Tamann-Oel  oder  Poonseed-Oil  bekannt  ist  und  zur 
Herstellung  von  Seifen,  zum  Brennen  sowie  zur  Darstellung  von 
Linimenten  dient  Die  Samen  yon  Pongamia  glabra  Vent. 
liefern  ein  rothbraunes  fettes  Oel,  das  Poongay-Oil,  welches  haupt- 
sächlich in  der  Veterinärpraxis  bei  Hautleiden  Verwendung  findet 
Das  Poorana  Oil  von  Sarcostigma  Kleenii  W  &  A.  wird  bei 
rheumatischen  Leiden  verwendet  Portia-Nuss-Oel,  ein  rothes, 
dickliches  Oel,  wird  aus  den  Samen  von  Thespesia  populnea  er- 
halten und  bei  Hautleiden  verwendet  Aus  den  blättern  von 
Prostanthera  Lasianthos  Lab.  et  P.  rotundifolia  wird  ein 
ätherisches  Oel  von  pfefferminzähnlichem  Geruch  und  Geschmack 
gewonnen.  Rhodium- Oel  wird  aus  den  Stengeln  von  Gonvol- 
volus  scoparius  L.  u.  G.  äoridus  auf  den  Ganarischen  Inseln  ge- 
wonnen und  wird  zur  Verfälschung  von  Bosenöl  verwendet. 
Wrightia  antidysenterica  Br.  enthält  in  den  Samen  ein 
scharlachrothes  Oel,  welches  von  hoher  arzneilicher  Wirkung  sein 
solL  Das  Sagapen  harz  liefert  bei  der  Destillation  mit  Wasser 
ein  hellgelbes  ätherisches  Oel  von  unangenehmem  Geruch  und 
Geechmack.  Die  Samen  von  Hura  crepitans  Lin.  enthalten 
ein  Oely  welches  brechenerregend  wirkt  Atherosperma 
moschata  liefert  das  australische  Sassafras-Oel.  100  Pfund 
Binde  geben  18  Va  Unzen  Oel.  Das  Sesam  öl  bildet  einen  der 
wichtigsten  Handelsartikel  Indiens  und  wird  nur  noch  von  dem 
Gocosnussöl  übertroffen.  80000 — 90000  Gallonen  des  Oeles  werden 
jährlich  unter  dem  Namen  Til  oder  Jinjili-Oel  exportirt;  dazu 
kommen  noch  2—3000000  cwts  Sesamumsamen,  welche  haupt- 
mchlich  nach  Frankreich  gehen.  In  Indien  wird  es  nicht  überall 
als  Nahrungsmittel  verwendet,  so  ist  in  West  Burdwan  das  Mohwa- 
Oel  (Bassia  latifolia)  und  das  Sargoja-  und  Kusumöl  (Garthamus 
tinctorius)  in  Gebrauch.  Die  Samen  von  Sapindus  Sapo- 
naria  L  enthalten  ein  fettes,  halbfestes  Oel,  welches  medicinisch 
verwendet  wird.  Lindera  Benzoin  Blume  (Spiee wood)  ent- 
hält in  der  Rinde  0,43  ^/o  eines  dem  Wintergreen-Oel  ähnlichen 
nnd  in  den  Beeren  ö  <^/o  eines  kampherartig  riechenden  Oeles. 
Nardostachys  Jatamansi  liefert  ein  wohlriechendes  ätherisches 


1)  Bullet  of  Pharm.  1893,  204. 


26  Pharmakognosie. 

Oel.  Euphorbia  Lathyris  L  enthält  in  den  Samen  40 o/o  eine» 
stark  abfahrend  wirkenden  Oeles.  Das  Oel  Yon  Melia  Azada- 
rech'ata  L.  wird  in  Indien  gegen  Lepra  verwendet  Bei  Oleum 
Terebinthinae  giebt  der  Verf.  folgende  Zahlen  an:  In  England 
wurden  importirt 

Im  Jahre  1850—1860    130,000  cwt  -  218,988  Lstrl. 
„       „      1860—1870      89,178    „     -  134,027     „ 
„       „      1870—1880    271,699    „     -  378,838      „ 
„       „      1880—1890    424,453    „     -  644,886     „ 
Epernafalcata  liefert  das  Wallabaöl.    Zieria  lanceolata 
B.  B  r.  enthält  in  den  Blättern  ein  hellgelbes  ätherisches  Oel  von 
dem  Gemch  der  Raute.    Das  Oel  von  Zizyphus  orthocanthns  Dec» 
wird  in  Marokko  als  Parfüm  verwendet. 

Analyse  chlorophyUhaÜiger  Auszüge;  über  Chlorophtßan, 
Untersuchungen  frischer  Pflanzen  werden  meist  ausgeführt,  um 
auf  Substanzen  bestimmter  chemischer  Eörperklassen,  sei  es  Al- 
kalo'idy  Glykosid  etc.,  zu  prüfen,  ohne  Berücksichtigung  anderer 
Verbindungen.  A.  Etard^)  giebt  eine  Methode  an,  eine  mög* 
liehst  umfassende  Analyse  der  Pflanzenbcstandtheile  auszuführen, 
welche  von  Schwefelkohlenstoff  (A)  und  sodann  von  Aether  (B| 
extrahirt  werden. 

Es  werden  mindestens  4  kg  getrockneter  Pflanze  zuerst  mit 
Schwefelkohlenstoff  (A),  sodann  mit  Aether  (B)  erschöpft.    A,  eine 
wachsartige  grüne  Masse  nach    dem  Abdestilliren   des  Schwefel» 
kohlenstoffs,   wird  mit  kaltem  Alkohol  geknetet  und  gewaschen, 
bis  sich  erneute  Portionen  Alkohol  nicht  mehr  färben. 
A.  I.  Der  Rückstand  (I)  ist  von  grünlicher  Farbe  und  besteht 
aus    Kohlenwasserstoffen ,     hochmolekularen     Alkoholen, 
Glykolen   und  Glykosiden;    er   kann,   in  Essigäther   oder 
Benzin  gelöst,  mit  Thierkohle  entfärbt  werden.    Die  alko- 
holische Lösung  wird  eingedunstet,  mit  2  <^/oiger  Kalilauge 
versetzt   und    mit  Aether   ausgeschüttelt;    die   ätherische* 
Lösung  enthält 
IL  Alkaloide,  Alkohole,  Glykole  und  Chlorophyll;   die  Kali- 
lauge enthält,  und  werden  nach  Zusatz  von  überschüssiger 
Säure  mit  Aether  ausgeschüttelt: 
IIL   gesättigte  und  ungesättigte  Fettsäuren. 
B.  Nachdem  die  Pflanzen  mit  Schwefelkohlenstoff  erschöpft 
sind,  werden  sie  mit  Alkohol  ausgekocht;  der  Rückstand 
dieses  Auszuges  nach  dem  Abdestilliren  des  Alkohols  stellt 
eine  Masse  von  Honigkonsistenz  dar;   er  wird  mit  wenig 
kaltem  Alkohol  geknetet  und  gewaschen  unter  Zusatz  von 
Glaspulver.    Das  Ungelöste  wird  mit  Aether  behandelt. 
IV.  in  kaltem  Alkohol  und  in  Aether  unlöslich:    Chlorophyll» 

freie  braune  Masse. 
V.  in  kaltem  Alkohol  unlöslich,  durch  Aether  gelöst:  chloro- 
phyllartige  Substanzen;   der  in   kaltem   Alkohol   gelöst» 

1)  Compt.  rend.  lU,  1116-1118. 


Abietaceae.  27 

Antheil  wird  mit  Aether  extrahirt  nach  dem  Abdestilliren 
des  Alkohok;  hierbei  geht  in  Lösung: 
YL  Chlorophyll  —  ungelöst  bleiben: 

VIL  Extractivstoffe ,  zumal  stickstofifhaltigey  in  beinahe  farb- 
losem Zustande. 
Zur  Untersuchung  des  Chlorophylls  eignet  sich  besonders  der 
unter  VL  angegebene  Theil  des  Pflanzenextractes.  Verfasser  hat 
das  Chlorophyll  von  20  yerschiedenen  Pflanzen  untersucht  und 
weist  nach,  dass  das  Chlorophyllan  Hoppe-Seyler  s  (wahrscheinlich 
identisch  mit  Pringheim's  Hypochlorin  (nach  Tschirsch)  kein  ein- 
heiüicher,  chemisch  charakterisirter  Körper  ist.  Löst  man  näm- 
lich sog.  Chlorophyllan  in  Essigsäure,  so  gelingt  es  leicht,  Ter- 
mittelst  Thierkohle  die  Lösung  zu  entfärben.  Beim  Verdunsten 
des  Filtrats  erhält  man  farblose  Erystalle  von  der  Form  der 
Chlorophyllankrystalle.  Die  grüne  Färbung  ist  somit  nicht  den 
Erystallen,  sondern  einem  anhängenden  Farbstoffe  eigen« 


B.    ArzneiBchatz  des  Fflanzenreicha. 

Abietaceae. 

Sequoia.  An  den  westlichen  Abhängen  der  Hochgebirge  Cali- 
fomiens  findet  sich  noch  eine  Anzahl  jener  Biesen  der  Pflanzen- 
welt, welche  den  Namen  MammuÜibäume  tragen  und  infolge  des 
Raubsystems  im  Aussterben  begriffen  sind.  Fr.  Hoff  mann  ^)  macht 
über  diese  Bäume  folgende  Mittheilungen:  Sequoia  gigantea  er- 
reicht nahezu  eine  Höhe  von  3öO  Fuss  und  einen  Durchmesser 
von  ca.  40  Fuss.  S.  sempervirens  (redwood  Mammuth)  besitzt  ge- 
ringere Dimensionen,  findet  sich  dagegen  häufiger.  Eigene  Be- 
stände Yon  Sequoias  giebt-  es  nirgends,  die  Redwood  Sequoia  findet 
sich  in  Californien  in  Nadelholzbeständen  auf  Höhe  von  über 
4000  Fuss  häufig;  die  S.  gigantea  seltener.  Das  Alter  dieser 
Riesenbäume  wurde  früher  auf  5000  Jahre  geschätzt,  dürfte  aber 
nach  neueren  Forschungen  den  Anfang  der  christlichen  Zeitrech- 
nung nicht  übertreffen.  Kein  anderer  Waldbaum  ist  so  holz- 
eqpebig,  wie  die  Sequoias.  So  giebt  die  Redwood  Sequoia  im 
Durschnitt  75,000  Quadrat -Fuss  Bretter,  die  S.  gigantea  sogar 
3—400,000  Quadrat-Fnss.  Der  im  Jahre  1880  zum  letzten  Male, 
und  zwar  nach  dem  Kubikgehalt  an  Bretten  abgeschätzte  Bestand 
an  S.  semperyirens  betrug  im  Ganzen  25,825,000,000  Kubik-Fuss. 
Eine  Statistik  über  die  S.  gigantea  existirt  nicht.  Dieser  Baum 
findet  sich  nur  in  wenigen  Beständen  und  vereinzelt  und  scheint 
noch  am  meisten  in  den  Hochgebirgswäldem  von  Caveleras  nörd- 
lich Ton  dem  Yosemite-Thid  und  von  Mariposa  und  Tulare  süd- 
lich yon  demselben  in  den  Grafschaften  Fresno  und  Tulare  vor- 
zukommen.   Das  Fällen  dieser  Bäume  hat  der  Verf.  in  zwei  in- 


1)  Pharm.  Randsch.  New-York  1893,  18. 


28  Algae. 

stmctiTen  Photographien  veranschaulicht.  Eine  wochenlange  Arbeit 
mit  Axt,  Säge  und  Dynamit  ist  erforderlich,  um  diese  Waldriesen 
zu  stürzen  und  ebenso  beschwerlich  ist  der  Transport  derStamm- 
theile.  In  dem  sog.  Sequoia-Park  ist  eine  Anzahl  Bäume  in  den 
Schutz  der  Vereinigten  Staaten  genommen  worden,  welche  wohl 
in  absehbarer  Zeit  die  letzten  ihres  Stammes  sein  werden. 

Algae. 

Die  Pflanzen  des  Meeres;  von  E.  M.  Holmes^).  Der  Verf. 
beabsichtigt  in  diesem  Aufsatze  eine  Schilderung  der  Fort- 
schritte in  der  Kenntniss  der  arzneilich  und  als  Nahrungsmittel 
verwendeten  Kryptogamen,  welche  im  Salzwasser  vorkommen,  zu 
geben.  Von  den  medicinisch  verwendeten  sind  am  besten  bekannt 
die  Fucus-Arten.  Am  häufigsten  kommen  vor:  Fucus  canali- 
culatuB,  ceranoides,  platjcarpus,  vesiculosus,  nodosus  und  serratus, 
seltener  sind  Fucus  anceps  und  distichus  (Irland  und  Schottland). 
Der  Handelsname  der  Fucus-Arten  ist  wrack  in  England  und 
Schottland,  vraic  in  Jersey,  vareck  oder  varec  in  Frankreich.  Die 
Wachsthumsenergie  ist  eine  sehr  bedeutende.  So  berichtet  Stan- 
ford, dass  während  eines  Sommers  aus  einer  einzigen  Meeres- 
bucht 10,000  Tonnen  Warek  zur  Eelp -Bereitung  herausgeholt 
wurden.  Man  rechnet  auf  100  Tonnen  Kraut  ca.  5  Tonnen  Kelp 
SS  2,5  Tonnen  löslicher  Salze.  Die  Bucht  wärde  also  während 
eines  einzigen  Sommers  nicht  weniger  als  250  Tonnen  Salze  ge- 
liefert haben,  woraus  hervorgeht,  dass  die  Mineralstoffe  absorbi- 
rende  Kraft  der  Fucus-Arten  eine  ungeheure  ist.  Die  Menge  der 
aufgespeicherten  Stoffe  ist  bei  den  einzelnen  Arten  verschieden 
und  ist  ausserdem  von  äusseren,  noch  nicht  näher  erforschten 
Bedingungen  abhängig.    Nach  Stanford  enthielten 

Fucus  vesiculosus,  bladder  wrack    0,665  Jod  per  Tonne  in  Ibs 
„      nodosus,  knobbed  wrack   .     1,282    „      „        „      „    „ 
„      serratus,  black  wrack   .    .    1,887    „      „        „      „    „ 

Himanthalia  lorea 1,998    „      „        „      „    „ 

Chonda  Füum 2,688    „      „        „      „    „ 

Halidrys  siliquosa 4,773 

Ghordaria  flagelliformis  ....    6,298 
Von  den  La  min aria- Arten  (oarweeds)  sind  folgende  die  wich- 
tigsten :  L.  hyperborea,  Fosl.  (L.  digitata,  Lyngb)  L.  digitata  Edm. 
(L.  stenophyUa,   J.  Ag)    L.  saccharina  Lamx,    L.   hieroglyphica 

g.  Ag),  Saccorhiza  bulbosa,  De  la  Pyl  (L.  bulbosa,  Lamx).  Die 
andelsbezeichnung  ist  „tangle".  Namentlich  die  beiden  ersten 
dienen  wegen  ihres  Reichthums  an  Jod  zur  Bereitung  des  „Kelp^\ 
die  dritte  zur  Herstellung  von  Leberthranemulsionen  und  die 
vierte  und  fünfte  haben  nur  botanisches  Interesse.  Bemerkens- 
werth  ist  die  Entdeckung  Buffhams  der  plurilocularen  Sporangien. 
Der  Gehalt  an  Jod  schwankt  in  den  verschiedenen  Arten.  So 
enthält  Laminaria  digitata  Edm.  im 


11    1» 
»1    1» 


1)  Pharm.  Journ.  TrsnBset.  1998  Ko.  1184,  785. 


Algae.  29 

Laabe 10,702   Ibs  per  Tonne 

Stamme 9,021    „      „        „ 

L.  hyperborea,  Fsl. 

im  Laube 6,599  Ibs  per  Tonne 

„   Stamme 10,158    „      „        „ 

Saccharina 6,258    „      „        „ 

Saccorhiza  bulbosa  De  la  Pyl  .    4,403    „      „        „ 

Seewaaser  enthält  nnr  1  Theil  Jod  in  291,000,000  Theilen,  L. 
digitata  dagegen  l :  250  und  andere  Meerespllanzen  wie  Chondrus 
crispus  nur  ganz  geringe  Spuren  oder  gar  kein  Jod.  Der  Schleim 
der  Laminaria- Arten  besteht  aus  dem  Magnesium-  und  Natnumsalz 
der  Alginicinsäure.  Beim  Abdampfen  zur  Trockne  wird  der 
Schleim  in  Wasser  unlöslich,  dagegen  leicht  löslich  in  Alkalien. 
Aus  der  getrockneten  Laminaria  entzieht  kaltes  Wasser  33  ^U 
löslicher  Stoffe,  welche  zu  20  o/o  aus  Salzen  und  zu  80  %  aus 
Dextrin,  Eztractiystoffen  und  Mannit  bestehen.  Die  in  Wasser 
unlöslichen  Antheile  sind  zum  grössten  Theile  Alginicinsäure, 
welche  mit  Natriumcarbonat  behandelt,  das  Natriumalginat  liefern, 
dessen  2o/oige  Lösung  noch  vollständig  dicke  und  klebrige  Be- 
schaffenheit besitzt  und  dessen  5  <>/oige  Lösung  fast  fest  ist.  Die 
Alginicinsäure  ist  durch  Erhitzen  nicht  koagulirbar,  gelatinirt 
nidit  beim  Abkühlen,  kann  durch  Tannin  nicht  gefallt  werden 
und  wird  durch  Jod  nicht  blau  gefärbt.  Sie  giebt  Niederschläge 
mit  alkalischen  Erden,  ausgenommen  Magnesia,  und  wird  wie  Ge- 
latine beim  Behandeln  mit  Kaliumdichromat  und  unter  der  Einwir- 
kung des  Lichtes  unlöslich.  Durch  Einwirkung  von  Ammoniak  oder 
Borax  entsteht  eine  dem  Schellack  ähnliche  Substanz.  Schwefel- 
säure fallt  die  Alginicinsäure  aus  der  ursprünglichen  wässerigen 
Lösung  in  Form  von  Flocken,  aus  welchen  durch  Bleichen, 
Waschen  und  Behandeln  mit  hydraulischen  Pressen  ein  fester, 
weisser  und  gut  polirbarer  Körper  erhalten  werden  kann.  —  Die 
Verwendung  des  Laminariaschleimes  zur  Herstellung  von  Leber* 
thranemulsionen  in  eleganter  Form  ist  zuerst  von  Wheeler  vorge- 
schlagen worden. 

Als  Nahrungsmittel  werden  eine  grosse  Menge  von  Meeres- 
algen verwendet.  An  den  Küsten  Grossbritanniens  werden  ge- 
sammelt: Porphyra  ladniata  (laver),  Rhodymenia  palmata  (dulse), 
Alaria  esculenta  (murlins).  Ungeheure  Mengen  essbarer  Algen 
werden  in  China  und  Japan  als  Nahrungsmittel  verwendet.  Von 
diesen  Arten  sind  bestimmt:  Porphyra  laciniata,  Laminaria  Japo- 
nica,  Glocopeltis  tenax  und  Ulva  lactuca.  Eine  grosse  Anzahl  ist 
bisher  noch  nicht  identificirt  worden.  Die  Porphyra  laciniata 
wird  sogar  in  grossen  Mengen  cultivirt.  —  In  anderen  Ländern 
werden  noch  gesammelt:  Euchema  speciosum  und  spinosum,  Ghon- 
drus  crispus,  Gracilaria  lichenoides.  Die  Beschaffenheit  der  Gal- 
lerte schwankt  in  den  einzelnen  Arten,  wie  aus  nachstehender 
Tabelle  ersichtlich: 


30  Alismaceae. 

1000  Tbeile  Wasser  erfordern  zum  Gelatiniren : 

Schmclzpunct : 
von  Gelidium  corneum      8  Tbeile    —  32,2"^  C. 
Gelose  4      „        —  32,2°  C. 

Chondrus  crispus      30      „        —  26,6°  C. 
Carragheenin  30      „        —  21,  r  C. 

Euchema  spinosum   60      „        —  32,2^  G. 
Hausenblase  32      „        —  21,1°  C. 

Gelatine  32      „        —  21,1°  C. 

Der  Carragbeenscbleim  scbmilzt  am  leicbtesten  im  Mande, 
bat  aber  die  unangenehme  Eigensdiaft  sieb  scblecbt  zu  balten. 
Die  Gallerte  von  Gelidium  spinosum  gelatinisirt  die  grösste  Menge 
Wasser.  Sie  wird  in  Frankreicb  unter  dem  Namen  „tbao^'  zum 
Zuricbten  von  Seide  angewendet  Ebenso  wird  es  bei  der  Fabri- 
cation  von  Kaliko  und  äbnlichen  Stoffen  verwendet  Die  Gallerten 
japaniscber  Algen  werden  nicbt  selten  zur  Fabrikation  von  Fruobt- 
gallerten  verwendet  Man  erkennt  dieselben  sebr  leicbt  durcb  die 
mikroskopiscbe  Untersucbung,  da  sie  eine  Seewasserdiatomacee, 
Aracbnoidiscus  Ebrenbergii  enthalten,  welche  in  einer  echten  fran- 
zösischen Fruchtgallerte  natürlich  nicbt  vorhanden  ist  —  Grad- 
laria  lichenoides  ist  besser  bekannt  als  Fucus  amylaceus,  Ceylon«- 
oder  Jaffna  -  Moos.  Es  enthält  54,5  ^/o  Schleim ,  15  <^/o  Stärke, 
4Vt  %  Gummi  und  7,5  ^/o  Salze.  Nach  dem  Erschöpfen  mit 
kaltem  Wasser  erhält  man  mit  heissem  noch  einem  gelatineartigen 
Körper,  welcher  indessen  von  der  Gelose  verschiäen  ist  Von 
anderen  Algen  ist  noch  zu  untersuchen  das  Vorkommen  von 
Stärke  oder  Gelatine  in  Gracilaria  confervoides,  Almfeltia  pli- 
cata etc.,  der  Werth  als  Dänger  verschiedener  Species,  die  Natur 
des  stechenden  Geruches  von  Monospora  pedicellata,  Griffithsia 
corallina,  Spondylothamnion  multifidum  etc.,  die  Ursache  des 
schnellen  Verfalles  beim  Herausnehmen  aus  dem  Meereswasser  bei 
verschiedenen  Desmareticeen ,  und  die  Natur  der  Zersetzungs- 
producte,  welche  bei  dem  Zusammenbringen  mit  anderen  Algen 
entstehen.  Ferner  das  scharfe  Princip  von  Laurencia  pinnatifida. 
Von  physiologischem  Interesse  wäre  die  Untersuchung  der  Gallen 
von  Cystoclonium,  Chondrus  etc.  Auch  die  botanische  Abstam- 
mung einer  grossen  Anzahl  von  Algen  ist  noch  festzustellen. 

Alismaceae. 

Echinodorus  maerophtfüus  Mich.«  eine  in  den  brasilianischen 
Staaten  Espirito  Santo,  Minas  und  Rio  Janeiro  als  Lederhut  be- 
zeichnete Pflanze  gilt,  wie  Tb.Peckolt^)  mittheilt,  als  diuretisch 
(Dekokt  des  knolligen  Wurzelstockes),  während  von  mehreren  Arten 
Alisma  (A.  floribundum  Seub.,  A.  palaefolium  Kth.)  und  Sagit- 
taria  (S.  rhombifolia  Cham.)  die  Blätter  zu  adstringirenden  Bädern, 
Waschungen   und  Einspritzungen  und   frisch  als  Volksmittel  bei 

1)  Pharm.  Rundsch.  New-York  1893,  186. 


Amaiyllidaoeae.  31 

Bheumatisrnns    dienen.     Die  Blätter   dienen   auch  zom  Schwarz- 
firben  Ton  Zeugen. 

Amaryllidaceae. 

Einige  interessante  NiUzpfianaen  Brasiliens  aus  der  Famüie 
der  AmaryUidfieeen  bespricht  Th.  Peckolt^).  Von  diesen  ge- 
hören bestimmt  viele  za  den  nach  Art  der  Fingerhntglykoside 
wirkenden  Herzgiften  und  sind  deshalb  in  der  That  als  Diuretica 
brauchbar,  als  welche  man  sie  in  Brasilien  verwendet.  Hierher 
gehört  die  in  den  Wäldern  der  Provinzen  Rio  Janeiro,  Minas  und 
Espirito  Santo  wachsende  schöne  Zwiebelpflanze  Griffinia  hya- 
cinthina  Ker.,  die  ihrer  Schönheit  wegen  viel  in  Gärten  gezogen 
wird,  und  deren  häutige,  weisse,  eirunde  Zwiebel,  in  ihrer  Grösse 
der  gewöhnlichen  Zwiebel  ähnlich,  mit  Milch  aufgekocht  als  Diu- 
reticum  und  Drasticum  beim  Volke  in  Ansehen  steht.  Sie  hat 
flache,  eiförmige,  kurz  zugespitzte  Blätter  und  eine  Dolde  von 
6 — 8  grossen,  trichterförmigen,  geruchlosen,  blauen  Blumen.  Ganz  zu 
demselben  Zwecke  dient  die  in  den  Tropenzonen  bis  zumAequator 
einheimische  Amaryllis  reginaeL.  Die  grosse  saftreiche,  mit 
grünlich  brauner  Haut  bekleidete,  innen  weisse  Zwiebel  gilt  für  sehr 
starkwirkend,  so  dass  man  ihren  Saft  nur  zu  3—5  Tropfen  bei 
Wassersucht  gebraucht.  Auch  sollen  die  Indianer  in  Amazonas 
den  Saft  als  Pfeilgift  benutzen.  Diese  Amaryllisart  ist  durch  ihre 
bis  IVt  ni  langen  und  4  cm  breiten  rinnenförmigen  Blätter  und 
nickende,  glockenförmige,  karminrothe,  zu  2 — 4  zusammenstehende 
Blüthen  ausgezeichnet.  Für  starke  Gifte  gelten  auch  A.  fulgida 
Ker.  und  A.  principis  Salm  Dyk.  Die  erste  wächst  auf  dem 
Camposgebiet  von  S.  Paulo  und  hat  tiefgrüne  Blätter  und  glän- 
zend gelbe  Blumen;  ihre  wallnussgrosse  Zwiebel  soll  getrocknet 
schon  zu  0,5  g  tödtlich  sein  und  ihr  Saft  in  wiederholten  kleinen 
Gaben  Abortus  erzeugen.  Der  Saft  von  A.  principis  (mit  purpur- 
rothen  Blüthen)  gilt  in  der  Dosis  von  einem  Theelöffel  als  ener- 
gisch wirkendes  Brech-  und  Abführmittel  und  wird  vom  Volke 
zu  3—4  Tropfen  einige  Male  täglich  bei  Gelbsucht  benutzt.  Von 
A.  vittata  L'Herit.  der  Urwälder  der  nördlichen  und  östlichen 
Staaten,  mit  weissen,  hellscharlachroth  gestreiften  Blumen,  dient 
die  Zwiebel  als  Ersatz  der  Scilla  und  besonders  als  Specificum 
gegen  Asthma.  Als  energisches  Diureticum,  das  in  grösseren 
Gaben  drastisch  und  emetisch  wirkt,  gilt  auch  die  apfelgrosse, 
runde,  aussen  rothbraune  Zwiebel  von  Sancratium  guianense 
Ker.  (mit  milchweissen  Blüthen).  Ein  daraus  bereitetes  Ektract 
wird  zu  0,1  gesen  Bronchialkatarrh  benutzt.  Eine  eigene  Stel- 
lung in  pharmaKologischer  Hinsicht  scheint  die  in  allen  tropischen 
Staaten  Brasiliens  einheimische  Amaryllidee  Grinum  scabrum 
Sims,  einzunehmen,  indem  der  Saft  der  kindskopfgrossen,  aussen  mit 
Tothbrauner  Haut  bekleideten,  innen  weissgelblichen  Zwiebel  auf 


1)  Pharm.  Bandsch.  Kew-York  1893,  134. 


32  Anacardiaceae. 

von  der  Oberhaut  entblösten  Körperstellen  kaustisch  wirkt    Auch 
diese  Amaryllidee  wird  als  Diureticum  benutzt. 

Narcissus  arientalis,   die  sog.  chinesische  Lilie,   welche   von 
den  Chinesen  als  Luxuspflanze  in  die  Vereinigten  Staaten  einge- 
führt worden  ist,  ist  im  östlichen  Asien  heimisch.   L.  Robechek^) 
hat   in    den  Knollen   dieser  Pflanze    neben  52  <>/o  Wasser,    3  % 
Asche,  9,5  ^lo  Pflanzenschleim,  3  Vo  Zucker,  7  %  Lignin,    16  % 
Cellulose   und  geringen  Mengen  von  Harz   und  Pectin  auch  ein 
Alkaloid  und  ein  Glykosid  nachgewiesen.     Das  Glykosid  wurde 
durch  Behandlung  des  alkoholischen  Auszugs  der  Knollen  mit  an- 
gesäuerten Wasser  und  Schütteln  der  angesäuerten  filtrirten  Lö- 
sung mit  Chloroform-Aethermischung  erhalten.    Es  verbleibt  beim 
Abdampfen  der   Aether- Alkohollösung    in   krystallinischer  Form; 
beim  Kochen  des  Glykosides  mit  Fehling'scher  Lösung  wird  diese 
reducirt,   auf  Schwefelsäurezusatz  tritt  in  der  Lösung  des  Glyko- 
sides Braunfärbung,   auf  Zufügen   von  Salpetersäure  Gelbfärbung 
auf.    Das  Alkaloid  wird   aus  der  vom  Glykosid  befreiten ,  ange- 
säuerten Lösung  erhalten,   indem  man  diese  mit  Natronlauge  al- 
kalisch macht  und  dann  mit  Chloroform  ausschüttelt    Beim  Ver- 
dampfen des   letzteren   verbleibt   das  Alkaloid  in  nadelförmigen 
Krystallen,  welche  auf  Platinblech  erhitzt,   unter  schöner  Both- 
färbung  schmelzen  und  sich  dann  vollkommen  verflüchtigen.    Die 
angesäuerte  Lösung  dieses  Körpers  giebt  mit  den  meisten  Alka- 
loidreagentien  Fällungen.    Die  Menge  des  vorhandenen  Alkaloids 
ist  sehr  gering,  sie  beträgt  in  den  feuchten  Knollen  0,02  %,  wäh- 
rend das  Glykosid  darin  zu  0,2%  vorhanden  ist.     In  trockenen 
Zwiebeln  findet  sich  weniger  Alkaloid  als  in  frischen. 

Anacardiaceae. 

Anacardium  occidetUale  L.  Von  dieser  Pflanze  existiren  nach 
Mittheilungen  von  Th.  Peckolt*)  in  Brasilien  2  Varietäten.  Die- 
jenige mit  hellgelber  Fruchtschale  wird  caju  branco,  diejenige 
mit  röthlicher  Fruchtschale  caju  vermelho  genannt  Die  Bäume 
erreichen  eine  Höhe  von  12  Metern  und  sind  mit  grauer  Rinde 
bedeckt  Die  Blätter  sind  verkehrt  eiförmig,  an  der  Spitze  breit 
abgerundet,  an  der  Basis  sich  verengend.  Die  jungen  Blätter 
sind  roth  gefärbt  D.er  Blüthenstiel  verdickt  sich  bis  zur  Grösse 
eines  Hühner-  bis  Gänseeies,  oben  inmitten  der  concaven  Fläche 
sitzt  die  nierenförmige  graubräunliche,  dickschalige  Nuss.  Die 
Bäume  tragen  schon  nach  3  Jahren  Früchte  und  sollen  noch  bis 
zum  Alter  von  100  Jahren  ertragfähig  sein.  Aus  den  Früchten 
bereiten  die  Indianer  ein  berauschendes  Getränk  und  eine  wohl- 
schmeckende Limonade.  Der  Fruchtsaft  wird  als  bewährtes  Heil- 
mittel bei  einer  grossen  Anzahl  von  Krankheiten  angewendet. 
Die  Nuss  enthält  einen  wohlschmeckenden  Kern,  welcher  sorg- 
faltig von  der  Schalenhülle  entfernt  werden  muss,  weil  die  Schale 


1)  Am.  Jonrn.  of  Pharm.  1898,  869.  2}  Zeitsohr.  des  allg.  otterr. 

Apotli.-y.  1898.  No.  19,  20,  21  u.  22. 


Anacardiaoeae.  33 

in  ihren  Zwischenräumen  eine  braune,  dickflüssige,  auf  der  Haut 
stark  ätzende  Substanz  enthält.  Derselbe  bildet  eine  gesuchte 
Delicatesse  der  Brasilianer  und  wird  auf  die  mannigfaltigste 
Weise  zu  Speisen  und  Süssigkeiten  benutzt,  als  Leckerbissen  die 
Mandel  übertreffend.  Das  Decoct  der  Rinde  gilt  als  Specificum 
gegen  Diabetes.  Die  aromatischen  Blätter  des  Baumes  sind  ein 
vielfach  benutztes  Yolksmittel  und  dienen  namentlich  als  Ad- 
stringens bei  Blutungen,  Leucorrhoea  etc.  Das  Decoct  der  Nüsse 
und  der  Rinde  dient  auch  zum  Schwarzfärben.  Bei  Verwundung 
des  Stammes,  besonders  in  den  kalten  Monaten  Juli  bis  Septem- 
ber, entquillt  dem  Baume  in  geringer  Menge  eine  Flüssigkeit, 
welche  zu  einer  dem  arabischen  Gummi  ähnlichen  bräunlichen 
Masse  erstarrt  und  Gomma  de  caju  genannt  und  gleichfalls  arznei- 
lich verwendet  wird.  Die  chemische  Untersuchung  der  Früchte 
(ohne  Samen)  gab  folgende  Resultate:  Wasser  82  <^/o,  Eiweiss  0,15, 
Fett  0,26,  Harzsäure  0,84,  Pectinstoffe  0,72,  Zucker  4,4,  freie 
Saure  0,33,  Gallussäure  0,06,  Weinsteinsäure  0,08,  Gitronensäure 
0,013,  Aepfelsäure  0,06,  Extractivstoffe  0,19,  Schleim  etc.  4,6, 
Asche  0,11.  Das  Fett  ist  hellgelb  von  mildem  Geschmack  und 
besitzt  den  eigenthümlichen  Cajugeruch.  Die  Cajunüsse  sind  glatt, 
glänzend,  dunkelbleifarben,  nierenförmig  und  ca.  3  cm  lang.  Der 
Raum  zwischen  Epi-  und  Endocarp  ist  in  hartschalige  Alveolen^ 
abgetheilt,  welche  mit  einer  dickflüssigen,  harzig-öligen,  geruch- 
losen, styptischen,  stark  ätzend  schmeckenden  Substanz  gefällt 
sind.  Eine  Nuss  wiegt  im  Mittel  6,1  g,  hat  30,4  <>/o  Kern  und 
69,6  •/•  Schale.  Die  Schale  enthielt  8,0  %  Wasser,  3,8  Cardol, 
2,1  Anacardsäure,  12,8  a-Harzsäure,  4,2 /9-Harzsäure,  3,1 /-Harz- 
säure, 0,54  Grallussäure,  0,8  Anacardgerbsäure,  0,55  Extractivstoffe, 
12,6  Schleim  eta,  2,4  Asche. 

Der  Samenkern  wird  amendoa  de  caju  genannt,  ist  nieren- 
förmig mit  einer  weiss  und  bräunlich  roth  gefleckten,  feinen  leder- 
artigen Samenhaut  bekleidet,  von  angenehmem  Mandelgeschmack. 
In  1000  g reifen  Kernen  mit  Samenhaut  wurden  gefunden:  Wasser  75, 
fettes  dünnflüssiges  Gel  3,62 ;  braunes  fettes  Gel  8,93 ;  feste  Fettsäure 
5,066,  Harzsäure  15,20,  Glykose  31,  Extractivstoffe,  Gerbsäure  etc. 
19,43,  Albuminoide,  Schleim  etc.  57,67,  Asche  35  g. 

Die  frischen  Blätter  haben  einen  schwach  aromatischen  Ge- 
ruch. Mit  Wasserdampf  destillirt  erhält  man  aus  denselben  ein 
weissgelbliches  Stearopten  von  aromatischem,  etwas  terpenthin- 
ähnlichem  Geruch  und  scharf  brennendem  Geschmack.  In  1000  g 
frischer  Blätter  wurden  gefunden:  Wasser  527,5,  äth.  Gel  0,0189, 
Fett  5,956,  Wachs  0,716,  a-Harzsäure  3,176,  j^-Harzsäure  3,653, 
y-Harzsäure  18,861,  Gallussäure  1,0,  Gerbsäure  32,956,  Chloro- 
phyll, Schleim  etc.  13,9,  Asche  31,0  g. 

Die  Blüthen  haben  einen  schwachen,  doch  aromatischen  Geruch. 
In  100  g  frischer  Blüthen  wurden  gefunden :  Wasser  56,  wachsartige 
Substanz  0,055,  fettes  Gel  0,25,  Fett  1,4,  a-Harzsäure  0,75,  /^-Harz- 
sänre  3,28,  Gallussäure  3,705,  Anacardgerbsäure  7,62,  zucker- 
haltiger Extractivstoff  etc.  9,96,  Schleim  etc.  10,1,  Asche  4,6  g. 

PbaxmaeestiKlier  Jahrwberidit  f.  1898.  8  ^ 


34  Anacardiaceae. 

Id  1000  g  lufttrockener  Rinde  wurden  gefanden:  Wasser  60,0,  Fett 
3,484,  a-Harz  0,516,  /J-Harz  1,012,  y-Harz  2,66,  <f-Harz  36,564, 
amorphes  Harz  0,37,  Weichharz  39,4,  Gallussäure :  Spuren,  Gerb- 
säure 0,495,  ExtractiYstoff  98,96,  Extract  etc.  163,020,  Asche 
47,5  g. 

In. den  kalten  Monaten  Juni  bis  September  entquillt  den  älteren 
Bäumen  bei  Verwundung  ein  dem  arabischen  Gummi  ähnliches  Product, 
welches  im  Handel  als  Gomma  de  caju,  Gummi  Kadscbu,  bezeich- 
net wird.  Dasselbe  bildet  harte,  zerbrechliche,  aussen  kaum  be- 
merkbar gestreifte,  innen  spärlich  mit  Luftblasen  durchzogene, 
mehr  oder  weniger  transparente,  im  durchscheinenden  Lichte 
schwach  irisirende,  gelb-bräunliche,  traubige  und  mehr  oder  weniger 
lange  und  dicke,  stalaktitenförmige  Stücke,  die  getrocknet  leicht 
pulyersirbar  sind  und  ein  weissbräunliches  Pulver  geben,  welches 
in  Wasser  ebenso  löslich  ist  wie  arabisches  Gummi. 

In  100  g  Gummi  wurden  gefunden :  Feuchtigkeit  12,5,  a-Harz- 
säure  0,039,  /9-Harzsäure  0,296,  Zucker  0,236,  Extractivstoff  0,7, 
Arabin  82,2,  Asche  2,5,  Rinde  1,4  g. 

Das  Cajugnmmi  bildet  nach  Th.  Peckolt^)  harte,  zerbrech- 
liche, aussen  kaum  merklich  gestreifte,   innen  spärlich  mit  Luft- 
blasen durchsetzte,   mehr   oder  weniger  transparente,  im  durch- 
scheinenden Lichte  schwach  irisirende,   gelbbräunliche,   traubige 
stalaktitenförmige  Stücke,  welche  sich  leicht  zu  einem  weissbräun- 
lichen  Pulver  zerreiben  lassen,    das  im  Wasser  ebenso  löslich  ist 
wie  arabisches  Gummi.    Eine  Probe  enthielt  12,5  o/o  Feuchtigkeit 
und  2,5  ^lo  Asche,  wovon  25,5  o/o  Kalk  ist.   Es  löst  sich  zu  98,6  % 
und  hinterlässt  1,4  o/o  Bindensubstanz.  Die  10  %ige  wässerige  Lö- 
sung war  neutral,   wurde  durch  absoluten  Alkohol  weiss  gefärbt, 
durch   kieselsaures  Kali   verdickt  und   schwach   getrübt,   durch 
Boraxlösung  verdickt,  aber  nicht  coagulirt.    Mit  Kupfersulfatlösung 
entsteht    daraus   eine   dunkelblaue  Masse,    welche    beim   Sieden 
Spuren  von  rothem  Kupferoxydul  ausscheidet,  wobei  die  Flüssigkeit 
schwarzbraun  gefärbt  ist.    Mit  Eisenchlorid  wird  die  Lösung  dick- 
flüssig, ohne  zu  coaguliren;    mit  Ferrosulfat  entsteht  keine  Re- 
action,  ebenso  mit  Bleiessig;  mit  Quecksilberoxydulnitrat  entsteht 
Trübung,  nach  12  Stunden  bildet  sich  ein  dickflüssiges,   schwach 
milchartiges  Fluidum.     Weiter   wurden   darin    gefunden  82,2  o/o 
Arabin,  0,7  o/o  Extractivstofife,  0,236  Vo  Zucker,  0,039  o/o  a-Harz- 
säure  und  0,296  %  /^-Harzsäure;  die  beiden  letzteren  sind  denen 
in  der  Rinde  ziemlich  ähnlich.    Diese  und  der  braune  Extractiv- 
stoff  sind  die  Ursache  der  Färbung  des  Gummis.    Bassorin,  wel- 
ches von  Trommsdorff  darin  zu  4,8  o/o  gefunden  wurde,  ist  nach 
Peckolt  nicht  vorhanden. 

Rhus  Coriaria,  Ueber  Sumach  machte  W.  Eitner')  folgende 
Mittheilungen :  Die  Blätter  des  sicilianischen  Sumachs  haben  ihren 
höchsten  Gerbstoffgehalt,    wenn   dieselben  vollständig  entwickelt 


1)  Zeitschr.  d.  allfr.  österr.  Apoth.-Yer.  1893,  501.  2)  Zeitschr.  f. 

Nahrangsmittel-Untersach.,  Hyg.  a.  Waarenk.  1893,  23. 


Apocynaceae.  35 

Bind.  Dasselbe  wurde  vorerst  am  yirgmischen  und  bosnischen 
Samach  nachgewiesen.  In  entsprechender  Reife  geemteterSumach 
gerbt  hell.  Zu  spät  gesammelter  Sumach  enthält  Quercitrin; 
daher  die  Gelbfärbung.  Ueberreife  Blätter  sind  gelblichbraun  oder 
braun.  Diese  Farbe  entsteht,  wenn  junge  Blätter  feucht  dem 
grellen  Sonnenlichte  ausgesetzt  oder  in  feuchten  Lagern  aufbewahrt 
werden.  Ein  Verlust  an  Gerbstoff  kann  eintreten.  Von  allen 
Sumacharten  erfahrt  nur  der  sicilianische  die  richtige  Behandlung. 
Bims  vernicifera,  dessen  Saft  das  Material  zum  japanischen 
Lack  liefert,  ist  auch  in  Deutschland  zu  cultiviren  versucht  worden. 
Wie  Schmidt  iuBeerfelden^)  mittheilt,  gedeihen  zur  Zeit 
einige  30  Exemplare  von  Rhus  vemicifera  im  Frankfurter  Botani- 
schen Garten  ganz  prächtig  und  bereits  geht  man  daran,  den 
aus  den  Stämmen  gewonnenen  Saft  zu  Lack  zu  verarbeiten. 

Apoeynaceae. 

Acokanthera.  In  einer  Arbeit  über  OnabaiO'  oder  Wabajo- 
Pfeügift  stellt  E.  M.  Holmes')  unter  Bezugnahme  auf  frühere 
Arbeiten  von  Arnaud,  Cathelineau,  Franchet  und  Poisson  fest,  dass 
die  Blätter^  aus  denen  Arnaud  das  Ouabain  erhielt,  in  der  That 
mit  Acokanthera  Schimperi  (Garissa Schimperi  A.  DG.)  über- 
einstimmen. Dieselben  haben  gewöhnlich  6—9  Paar  Seitennerven, 
die  Nervatur  ist  nicht  hervortretend,  aber  die  Unterseite  ist  stark 
runzelig.  Bei  A.  venenata  Don.  und  A.  spectabilis  Lond.  sind  die 
Seitennerven  zahlreicher  und  die  Nervatur  ist  netzförmig  hervor- 
tretend. Die  Blätter  von  A.  Schimperi  sind  gewöhnlich  1,5  Zoll  lang 
und  1  Zoll  breit,  während  diejenigen  der  anderen  beiden  Arten 
2,5  Zoll  lang  und  1,5  Zoll  breit  sind,  aber  die  Blätter  sämmt- 
licher  drei  Arten  variiren  an  demselben  Zweige  in  Grösse,  Form 
und  Charakter,  so  dass  z.  B.  A.  venenata  als  Tozicophloea  Thun- 
bergii  und  A.  Schimperi  als  A.  Deäersii  bezw.  Garissa  Mepte  be- 
schrieben worden  ist.  Die  Wurzel  von  A.  Schimperi  kommt  in 
'/i — 1^/s  Zoll  dicken  Stücken  in  den  Handel.  Aussen  graubraun, 
mit  regelmässigen  Längs-  und  Querrissen  versehen.  Die  Aussen- 
schicht  ist  schwammig  und  lässt  sich  leicht  mit  dem  Nagel  ab- 
ziehen. Der  Querschnitt  zeigt  eine  Aussenschicht ,  welche  nach 
innen  von  einem  engmaschigen  Netzwerk  dunkler  Zellen  abge- 
grenzt wird  und  zahlreiche  als  weisse  Puncto  hervortretende 
Milchsaftschläuche  enthält.  Nach  Innen  zu  folgen  zahlreiche 
Sklerencbvmbündel  und  eine  Schicht  sehr  kleiner,  regelmässig  ge- 
formter Zellen,  welche  den  Holzkörper  umschliessen.  Das  Holz  ist 
gelblich  weiss,  zähe  und  fein  porös,  mit  scharf  markirten  Mark- 
strahlen. Mit  Wasser  giebt  die  Rinde  eine  dunkelbraun  gefärbte 
Flüssigkeit  von  schwach  bitterem  Geschmack,  während  das  Holz 
sehr  stark  bitter  schmeckt.  Das  Ouabain  des  Handels  wird  gegen- 
wärtig nicht  von  A.  Schimperi,  welche  Pflanze  3  o/oo  enthält,  son- 

1)  Apoth.  Ztg.  1898,  182.  2}  Pharm.  Journ.  Transact.  1893,  April 

27,  965. 

8» 


36  Apocynaceae. 

dern  von  Strophanthos  glaber,  Maxime  Cornu  M.  S.,  deren  Samen 
eine  Ausbeute  von  40 — 50  pro  mille  geben ,  gewonnen.  Es  sind 
dies  die  Ine-  oder  Onaye-Samen  Yon  Gaboon,  welche  von  den 
Pahoouins  ids  Pfeilgifb  verwendet  werden.  Die  Samen  sind  braun, 
unbehaart  und  nicht  gedreht,  oder  an  beiden  Ekiden  punctirt,  wie 
diejenigen  von  Kickxia  Africana.  Da  dieselben  viel  giftiger  sind 
als  die  officinellen  Strophanthussamen,  so  ist  auf  eine  zufallige 
Beimischung  derselben  besonders  Acht  zu  geben. 

Als  die  Stammpflanze  des  als  Wabai-Quabaio  oder  Wabajo 
bekannten  afnkanisdien  Pfeilgiftes  wird  von  gewisser  Seite  Aco- 
kanÜiera  Schimperi  angenommen.  Gerrard  glaubt,  dass  das  von 
den  Wa-nika-  und  Wa-kamba-Stämmen  benutzte  Gift  aus  den 
Wurzeln  von  Strophanthusarten  herstamme,  und  begründet  diese 
Ansicht  mit  der  strophanthinähnlichen  Wirkung  des  Giftes.  —  Es 
giebt  indess  nach  E.  M.  Holmes*)  das  Wanikin  nicht  die  cha- 
rakteristische Färbung  des  Strophanthins  und  damit  gewinnt  die 
Annahme,  dass  das  Pfeilgift  von  einer  Acokantheraspecies  her- 
stamme, an  Wahrscheinlichkeit 

Ueber  das  Pfeügift  der  Wa-Nycka  und  anderer  Stämme  vom 
östlichen  ^uatorialen  Afrika  berichten  Thomas  R.  Fräser  und 
Joseph  Tillie.*)  Obwohl  das  durch  die  Verfasser  untersuchte 
und  von  dem  Wa-Nicka-Stamm  herrührende  Gift  in  pharmako- 
logischer Hinsicht  mit  dem  aus  Strophanthussamen  bereiteten  viel 
Aehnlichkeit  bot,  so  widersprachen  doch  der  Zusammengehörigkeit 
wieder  die  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften.  Dies 
that  auch  eine  botanische  Untersuchung  des  Holzes  dar,  und  da 
später  die  Yerfassei  durch  einige  Missionare  in  den  Besitz  der 
Blätter  und  Früchte  des  genannten  Baumes  kamen ,  konnte  die 
Pflanze  als  eine  Acokanthera  bestimmt  werden^  wenn  auch 
aus  Mangel  an  Blüthen  eine  Feststellung  der  Species  bis  jetzt 
unterbleiben  musste.  Die  Verfasser  ermittelten,  dass  das  in  Rede 
stehende  Pfeilgift  ein  actives  glykosidisches  Princip  enthält,  das 
hinsichtlich  seiner  chemischen  und  pharmakologischen  Wirkung 
identisch  ist  mit  einem  krystallinischen,  activen  im  Holze  ent- 
haltenen Körper.  Demnach  ist  also  das  Holz  als  Quelle  des 
Giftes  anzusprechen.  Zur  Darstellung  des  Giftes  wird  das  alko- 
holische Extrakt  mit  Wasser  gemischt,  die  filtrirte,  wässerige  Lö- 
sung abgedampft,  die  sich  dabei  abscheidenden  Krystalle  in  heisser 
alkoholischer  Lösung  mit  Kohle  gereinigt  und  aus  rectificirtem 
Weingeist  nach  und  nach  abdampfen  lassen.  Man  erhält  dann 
farblose,  nadeiförmige,  zu  Rosetten  oder  Büschel  angeordnete 
Nadeln.  Krystallisirt  man  den  Körper  aus  W^asser,  so  nimmt 
er  die  Form  viereckiger  Platten  an.  Bei  einer  Temperatur  von 
55—60**  F.  lösen  sich  0,93  o/o  in  destill.  Wasser,  0,41  o/o  in  ab- 
solutem,  0,45  ^/o  in  verdünntem  Alkohol  von  0,838  spec.  Gewicht 
und  2,4  o/o  in   solchem   von  0,920  spec.  Gewicht     Das  Präparat 

1)  Pharm.  Joarn.  Transact  1893,  No.  1203,  41.  2)  Pharm.  Jouru. 

and  Transact  1893,  No.  1194,  987. 


Apocynaceae.  37 

ist  wenig  löslich  in  Aceton,  Amylalkohol  und  Petroleumäther,  un- 
löslich in  Aethyläther  und  Chloroform.  Grössere  Mengen  werden 
eher  durch  heisses  Wasser  und  Alkohol  gelöst,  als  durch  die  kalten 
Lösungsmittel  Aether,  Chloroform  und  Petroleumäther  präcipitiren 
das  active  Princip  aus  concentrirten  Lösungen  in  verdünntem  Alkohol 
in  krystallinischer  Form.  Die  gesättigte  wässerige  Lösung  ist  hin- 
sichtlich ihrer  Reaction  neutral  und  geschmacklos  und  reagirt  nur 
auf  wenige  der  gebräuchlicheren  Reagentien,  indes  geben  Silber- 
nitrat und  salpetersaures  Quecksilberoxydul  weisse  Niederschläge. 
Giebt  man  zu  den  Krystallen  etwas  concentrirte  Schwefelsäure, 
so  entwickelt  sich  alsbald  nelkenrothe,  hierauf  hellrothe  und  dann 
langsam  eine  braune  Färbung.  Erwärmt  man  die  Krystalle  mit 
yerdännter  Schwefelsäure,  so  entsteht  eine  hellrothe,  dann  choko- 
ladenfarbige  und  hierauf  grüne  Färbung.  Bei  184^  beginnen  die 
Krystalle  plötzlich  zu  schmelzen,  die  geschmolzene  Masse  zersetzt 
sich  über  200^  unter  Braun  werden  und  Gasentwickelung.  Die 
Krystalle  enthalten  weder  Stickstoff  noch  anorganische  Substanz, 
erhitzt  man  sie  in  zweiprocentiger  Schwefelsäure  auf  100^,  so 
setzt  sich  eine  braune  amorphe  Substanz  ab,  während  dasFiltrat 
mit  Fehling's  Lösung  reagirt.  Die  Analyse  spricht  für  die  Zu- 
sammensetzung CsoHsiOiA,  ist  also  weder  mit  dem  Ouabain  noch 
mit  dem  Strophanthin  GieHieOis  bezw.  CsiHisOis  identisch.  Die 
letale  Dosis  für  einen  mittelschweren  Frosch  beträgt  0,00004  bis 
0,00005  grains.  Das  Pfeilgift  hat  nur  den  Vi  Theil  der  letalen 
Wirkung  des  activen  Princips.  Eine  Reihe  an  Fröschen  und  Ka- 
ninchen angestellter  Versuche  ergab  folgende  gleichartige  Wirkungen. 
Die  subcutanen  Injectionen  bewirken  Störungen  der  Respiration, 
Brechneigung,  Athmungshemmung,  wie  denn  die  Wirkung  auf  das 
Herz  eine  ganz  und  gar  ausgesprochene  ist.  Die  Wirkung  auf 
die  Blutgefässe  ist  dagegen  eine  geringe.  Eine  Lösung  des  activen 
krystallinischer  Princips  in  10,000  Theilen  physiolog.  Kochsalz- 
lösung hat  denselben  physiol.  Effect  wie  1  "Theil  Digitalin  in 
50,000  phys.  Kochsalzlösung.  Das  Holz  der  Acokanthera  ist  dem- 
nach von  weit  geringerer  Wirksamkeit  als  Digitalis. 

Ein  anderes  PfeiTgift,  welches  ebenfalls  von  einer  Acokanthera- 
Art  abstammt,  ist  das  Taita-,  Teita-  oder  Swahili-Pfeilgift.  Eine 
Probe  des  Giftes  nebst  der  Wurzel,  aus  welcher  dasselbe  ge- 
wonnen wird,  wurde  dem  Museum  der  Pharmaceutical  Society 
Übersand t,  und  es  gelang  E.  Holmes  die  Stammpflanze  mit  Hülro 
des  Kew-Herbariums  festzustellen.  Hiemach  scheint  das  Taita- 
Gift  von  Acokanthera  venenata  und  A.  spectabilis  ge- 
wonnen zu  werden.  Diese  beiden  Pflanzen  stammen  von  der  Ost- 
küste Afrika's  von  den  N'dara  mountains.  Andere  von  Hilde- 
brandt,  James  etc.  gesammelte  Exemplare  bestätigen  diese  An- 
nahme und  zeigen  ausserdem,  dass  die  Pfeilgift  liefernden  Aco- 
kanthera-Arten  in  den  subäquatorialen  Gegenden  Afrika's  vor- 
kommen. Gleichzeitig  erwähnt  der  Verfasser,  dass  sich  in  dem 
Kew-Herbarium  noch  eine  andere  Acokanthera -Art  vorfindet, 
welche  1884  von  J.  Thompson  in  6 — 8000  Fuss  Seehöhe  im  Masai- 


38  Apoc^naceae. 

Lande  geBammelt  ist  und  das  Wa-kinga,  Wa-kamba  oder  Murja- 
Pfeilgift  liefern    soll.     Dieselbe   zeigte  grosse  Aehnlichkeit   mit 
Acokanthera  Schimperi.     Sämmtliche  Exemplare  waren  indessen 
ohne  Blüthen,  so  dass  eine  genaue  Bestimmung  nicht  angängig  war. 
Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  Acokanthera-  und  Carissa-Arten 
lieferte  L.  Lewin.  ^)    Durch  eine  Anzahl  Yon  Mittheilungen  über 
diese  Apocyneen   von   Amaud,   Cathelineau,   Holmes  u.  A.  sind 
folgende  Arten   aufgestellt  worden:    Acokanthera  Schimperi 
(Alph.  DG.)  B.  et  Hook.  Abyssin.  Hochland  von  1800  m  an  und 
sonst  in  einem  Theile   von  Ost -Afrika.     A.  Deflersii  Schwf* 
Erythraea-Yemen  600 — 1000  m.   A.  Ouaba'io  Cathelineau.  Somali- 
land (Hildebr.  1431).     A.  venenata  (Thbg)  6.  Don.  Südafrika, 
La  Mortola.    Garissa  edulis  Yahl.    Garissa  Arduina  Lam. 
—  Eine  von  Volke ns  ausgeführte  mikroskopische  Untersuchung 
der  5  ersten  Arten  hat  folgendes  ergeben: 
L  Anatomische  Unterschiede,  welche  es  gestatten,  die  einzelnen 
Arten  nach  dem  Bau  ihres  Holzes  auseinander  zu  halten,  er- 
gaben sich  nicht.   Es  besteht  in  allen  Fällen  in  seiner  Haupt- 
masse aus  libriform,   dem  unregelmässig  yertheilte  Gefässe 
mit  begleitendem  Holzparenchym  und  einreihige  Markstrahlen 
beigegeben  sind.    Elemente,  welche  etwa  als  specifische  Se- 
cretionsorgane  anzusehen  wären,  fehlen  durchaus. 
II.  Die  primäre  Binde 

a)  von  A.  venenata  (Thbg)  G.  Don  enthält  in  einer  bestimmten, 
mantelartig  den  Holzkörper  umgebenden  Zone  grosse, 
ziemlich  derbwandige  Schläuche,  die  mit  einem  weiss- 
lichen  Inhalt«  erfüllt  sind,  und  zahlreiche,  meist  isolirte, 
bis  zum  Verschwinden  des  Lumens  verdickte  Bastzellen, 
deren  Wandung  auffallig  geschichtet  ist  und  deren  Quer- 
schnitt den  der  umgebenden  Rindenparenchymzellen  um 
ein  Mehrfaches  übertrifft; 

b)  von  A.  S^imperi  besitzt  keine  Schläuche  und  nur  wenig 
Harz.  Die  Bastzellen  sind  nicht  grösser  als  die  Paren- 
cbymzellen; 

c)  von  A.  Ouaba'io  führt  keine  Harzzellen  und  nur  sehr  kleine 
Bastzellen,  an  denen  keine  Schichtung  hervortritt; 

d)  von  Garissa  edulis  Vahl.  enthält  etwas  dickwandige  Harz- 
schläuche. Die  Bastzellen  selten  isoUrt,  meist  zu  grösseren 
Gruppen  von  10  und  mehr  vereinigt. 

ni.  Die  secundäre  Rinde  zeichnet  sich  durch  ungemein  zahlreiche, 
im  Allgemeinen  rundliche  Bastbündel  aus,  die  sich  aus  einer 
grossen  Zahl  von  Gomponenten  zusammensetzen.  Zwischen 
ihnen  vertheilt,  von  gewöhnlichen,  dünnwandigen  Parenchym- 
zellen  umgeben,  finden  sich  wohl  differenicrte  im  Querschnitt 
meist  elliptische  Harzschläuche. 

Die   experimentellen  Untersuchungen    des  Verfassers  führten  zu 

dem  Ergebniss,  dass   sich  nur  diejenigen  Arten   als  giftig  er- 

- 

1)  EDgler'8  Bot.  Jahrb.  XVII.  8.  u.  4.  Heft,  Beibl.  41. 


Apocynaceae.  39 

weisen,  deren  Holz  bitter  schmeckt.  Dies  gilt  von  A.  Detlersii, 
A. Schimperi,  A.  Ouaba'io,  A.  venenata.  —  Garissa Arduina 
Lam.  n.  G.  edulis  Vahl  sind  ungiftig.  Als  nicht  bitter  erwiesen 
sich  femer  G.  ferox  E.  M.,  G.  carandas  L.  und  G.  tomentosa 
Rieh.  Die  Giftwirkungen  tragen  bei  sammtlichen  Arten  denselben 
Charakter:  Es  entstehen  Erbrechen,  Herzstörungen,  Athmungs- 
stornngen,  Krämpfe  und  Herzlähmung.  Aus  A.  Deflersii  erhielt 
der  Verfasser  ein  amorphes  in  Wasser  lösliches,  bitter  schmecken- 
des Glykosid.  Der  Polarisationswinkel  desselben  war  für  [a]  D  =  —  32°. 
Auf  iZusatz  Yon  conc.  Schwefelsäure  erscheint  eine  grüne 
Fluorescenz,  welche  die  Abkochungen  yon  A.  Deflersii  Schim- 
peri  und  Ouabaio  ebenfalls  zeigen.  Kocht  man  das  yon  der 
Rinde  befreite  Holz  yon  A.  Deflersii,  A.  Schimperi  und 
A.  yenenata  5 — 10  Min.  lang  mit  Wasser,  so  resultirt  eine  an- 
fiings  goldgelbe  Lösung,  die  nach  längstens  48  Stunden  schön 
grün  wird.  Abhalten  yon  Luft  und  Licht  yerzögert  die  Grün- 
farbung.  Diese  Erscheinung  ist  ebenfalls  ein  Kriterium  für  die 
giftigen  Arten.  Der  Geruch  der  Holzabkochungen  aller  unter- 
suchten Acokanthera-  bezw.  Garissa-Arten  ist  ein  eigenthümllcher, 
aber  durchaus  bei  allen  übereinstimmender. 

WeiterenMittheilungenL.  Lewin's^)  nher  Acokanthera- Artenund 
da«  Ot<a6ai'n  entnehmen  wir,  dass  Acokanthera  Deflersii,  Ac.  Schimperi, 
Ac.  Ouabaio  als  giftiges  PrincipOuabain  enthalten,  während  sich  in 
Ac.  yenenata  ein  dayon  yerschiedener ,  aber  in  der  Stärke  der 
Giftwirkung  ihm  gleichkommender  Stoff  findet,  zu  dessen  genauerer 
Erkennung  es  an  Material  fehlte.  Zur  Darstellung  des  Ouabains 
wurde  das  zerkleinerte  Holz  mit  85  %ig.  Weingeist  ausgezogen,  der 
Weingeist  abdestillirt  und  der  Rückstand  mit  Wasser  yersetzt. 
Von  dem  abgeschiedenen  harzartigen  Körper  wurde  abfiltrirt,  das 
Filtrat  eingedunstet,  in  wenig  Alkohol  gelöst  und  mit  Aether  yer- 
setzt, wobei  sich  das  Ouabain  ausscheidet  und  über  Schwefel- 
saure getrocknet  wird.  Das  Ouabain  ist  ein  gelbliches,  amorphes, 
sehr  hygroskopisches  Pulyer.  Es  ist  in  Wasser  und  Alkohol  reich- 
lich löslich,  durch  Aether  wird  es  ausgeschieden.  In  concentr. 
Schwefelsäure  löst  es  sich  schon  in  der  Kälte;  die  so  erhaltene 
Lösung  fluorescirt  grün.  Die  wässerige  Lösung  reducirt  alkalische 
Knpferlösung  nur  andeutungsweise.  Durch  Kochen  mit  Salzsäure 
wird  das  Ouabain  gespalten,  im  Filtrat  lässt  sich  Zucker  nach- 
weisen, während  sich  ein  festwerdender  röthlich-gelber  Körper 
ausscheidet.  In  kochendem  Wasser  löst  sich  dieser  nur  theil- 
weise,  der  braune  Antheil  bleibt  zurück,  während  beim  Erkalten 
und  Eindunsten  Garissol  als  gelblich-weisses  Pul 7er  erhalten  wird. 
Dieses  Spaltungsproduct  ist  ebenfalls  giftig,  besitzt  aber  im  Gegen- 
satz zum  Ouabain  keine  örtlich  auästhetischen  Wirkungen  und 
lässt  die  Herzthätigkeit  länger  unyerändert. 

Nerium  Oleander,     In  einer  ausführlichen  Abhandlung  über 
(Heander-P^äparate  bespricht  y.  Oefele*)  eingehend  die  Wirkung 

])  Virchow'B  Arch.  1898,  134,  281.  2)  Pharm.  Centralb.  1893,  842. 


40  Apocynaoeae. 

dieser  Pflanze  als  Ersatzmittel  der  Digitalis  und  stellt  seine  lang- 
jährigen Erfahrungen  übersichtlich  zusammen.  Des  Weiteren  bespricht 
Verf.  die  Bestandtheile  der  Pflanze  und  die  Darstellung  brauch- 
barer Oleander-Präparate.  Ein  geeignetes  Oleander-Präparat  darf 
nach  obigen  Ausführungen  zur  Vermeidung  nicht  gewünschter 
Wirkungen  keine  Harzkörper,  keine  Spaltproducte  der  Gar- 
diotonica  und  keine  spaltenden  Körper  enthalten.  Der  Verf. 
empfiehlt  besonders  zur  Verwendung  die  nach  seinen  Angaben 
von  K  Merck  dargestellte  Tinctur,  ferner  das  von  K  Bom- 
beion isolirte  glykosidische  Product  Oleandrid  und  giebt  zum 
Schluss  eine  Zusammenstellung  von  Receptformeln.  Auf  die  inter- 
essante und  lehrreiche  Arbeit  an  dieser  Stelle  näher  einzugehen, 
gestattet  der  zu  Gebote  stehende  Baum  nicht. 

StrophanOius.  lieber  die  Stammpflanze  der  Strophanthuasamen  ; 
Yon  F.  Fax.  ^)  Die  im  Jahre  1802  von  A.  P.  de  CandoUe  be- 
gründete Gattung  Strophanthus  ist  neuerdings  an  der  Hand  des 
im  Berliner  botanischen  Museum  reichlich  vorhandenen  Samm- 
lungsmaterials von  Pax  einer  monographischen  Bearbeitung  unter- 
zöget und  sind  die  Resultate  in  Engler's  Jahrbüchern  1892, 
p.  62  u.  ff.  niedergelegt  worden.  Was  in  diesen  Untersuchungen 
pharmaceutisch  von  Interesse  ist,  bildete  den  Gegenstand  eines 
von  Pax  in  der  Berl.  pharmac.  Gesellschaft  gehaltenen  Vortrages, 
unter  Berücksichtigung  der  inzwischen  erschienenen  Arbeit  von 
G.  Hartwich  (s.  Jahresber.  1892,  35),  in  welcher  die  im  Handel 
befindlichen  Sorten  einem  genauen  anatomischen  Studium  unter- 
worfen sind  und  namentlich  der  Gehalt  an  Strophanthin  bei  den 
einzelnen  Sorten  nachgewiesen  wurde.  Hartwich  constatirte  be- 
kanntlich, dass  eine  ganze  Anzahl  yon  Handelssorten,  welche  im 
Uebrigen  den  Forderungen  des  Deutschen  Arzneibuches  entsprechen, 
kein  Strophanthin  enthalten.  Der  Stand  der  Kenntnisse  über 
Strophanthus  wurde  neuerdings  dadurch  verwirrt,  dass  englische 
Botaniker  die  Arten  Strophanthus  hispidus  D.O.  und  Str.  Kombe 
Olio.  in  eine  CoUectivspecies  verschmolzen,  obwohl  dieselbe  nicht 
nur  in  Blattform,  Bekleidung  und  Blüthenbildung  ganz  wesentlich 
von  einander  verschieden  sind,  sondern  auch,  wie  Hartwich  sehr 
zutreffend  hervorhebt,  verschiedene  Samen  besitzen.  Pax  hält 
daher  die  Angabe  in  Flückiger's  Pharmakognosie,  dass  die  Stamm- 
pflanze der  Strophanthussamen  Str.  hispidus  D.  0.  sei  und  dass 
derselben  ein  Verbreitungsgebiet  zukomme,  welches  fast  das  ganze 
tropische  Afrika  umfasst,  deshalb  für  bedenklich,  weil  nach  un- 
seren ietzigen  Kenntnissen  alle  Strophanthusarten  mit  nur  einer 
Ausnahme  eine  localisirte  Verbreitung  besitzen.  Die  Verschieden- 
Jieit  der  Handelssorten  lasse  jedoch  auch  die  Annahme  nicht  zu, 
dass  nur  Str.  hispidus  D.  C.  und  Str.  Kombe  Oliv,  die  Stamm- 
pflanzen seien,  sondern  müsse  vielmehr  auf  eine  specifische  Ver- 
schiedenheit der  Handelssorten  zurückgeführt  werden.  Allein  auch 
die   Ermittelung    der  Stammpflanze    auf  pflanzengeographischem 


l)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  189S,  39. 


Apocynaceae.  41 

Wege  besitzt  ihre  grossen  Schwächen,  da  durch  die  Handels- 
beziehungen der  afrikanischen  Volksstämme  untereinander  manche 
anscheinend  sichere  Snur  verwischt  wird,  zumal  der  Gebrauch 
des  Strophanthus  als  Pfeilgift  solche  Verbreitung  über  die  eigent- 
liche Heimath  hinaus  stark  fördert  — 

Die  gegenwärtig  bekannten  26  Arten  der  Gattung  Strophan- 
thus gliedert  Pax  in  3  Sectionen,  nämlich  Section  Roupellina 
Baillon,  Strophanthellus  Pax  und  Eustrophanthus  Pax.  Letztere 
ist  die  grösste.  Ihr  gehören  mit  Ausschluss  des  Str.  speciosus 
Beb.  15  Arten  an,  welche  als  Stammpflanzen  der  Sem.  Strophanthi 
in  Betracht  kommen  könnten.  Von  der  Forderung,  dass  nur 
tropisch-afrikanische  Samen  zur  Verwendung  kommen  dürfen,  soll 
um  so  weniger  Abstand  genommen  werden  dürfen,  als  die  Samen 
der  einzigen  weiter  verbreiteten  Art  des  indisch-malayischen  Ge- 
bietes, nämlich  Str.  caudatus  Burm.  =  Str.  dicbotomus  D.  C. 
nach  den  Untersuchungen  Hartwich's  kein  Strophanthin  enthalten. 
Die  Blätter  der  tropisch-afrikanischen  Strophanthusarten  weisen 
80  deutliche  Verschiedenheiten  auf,  dass  es  nach  den  Aeusserungen 
von  Pax  möglich  sein  würde,  wenn  Blätter  oder  nur  Blattfragmente 
derselben  mit  den  Samen  und  Früchten  herüberkämen,  dieselben 
danach  zu  bestimmen.  Interessant  ist  die  Thatsache,  dass  von 
Str.  Stuhlmanni  Pax  und  Str.  Emini  Aschers,  und  Pax  die  Früchte 
nicht  zu  unterscheiden  sind,  dass  jedoch,  wie  Hartwich  zeigte, 
deren  Samen  sehr  von  einander  abweichen.  Die  Samen  beider 
Arten  zeigen  aber  die  Strophanthinreaction  nicht;  die  Samen  von 
Str.  Stuhlmanni  Pax  enthalten  nach  Hartwich  ausserdem  Kalk- 
oxalat.  Beide  sollten  daher  als  Semen  Strophanthi  bestimmt  aus- 
geschlossen sein.  Auch  die  Samen  von  Str.  Ledieni  Stein  ent- 
halten nach  Pax  kein  Strophanthin.  Eine  praktische  Bedeutung 
für  die  mikroskopische  Beurtheilung  der  Strophantbussamen,  auch 
solcher  unbekannter  Abstammung,  digrfte  die  Wahrnehmung  Hart- 
wich's  besitzen,  welcher  fand,  dass  mit  alleiniger  Ausnahme  einer 
einzigen  Handelssorte  die  Anwesenheit  von  Strophanthin  und  Ealk- 
oxalat  im  Embryo  des  Samens  sich  gegenseitig  ausschliessen,  und 
dürfte  sich  dieselbe  zur  Berücksichtigung  bei  der  Neuherausgabe 
des  Deutschen  Arzneibuches  empfehlen,  da,  wie  Hartwich  gezeigt 
hat»  nach  der  gegenwärtigen  Fassung  auch  Samen  ohne  Strophan- 
thingehalt  den  Anforderungen  des  Deutschen  Arzneibuches  ent- 
sprechen. Neben  dem  Nachweis  des  Strophanthins  vermittelst  con- 
oentrirter  Schwefelsäure  sollte  daher  auch  die  Abwesenheit  von 
Ealkoxalat  im  Embryo  in  zweiter  Linie  gefordert  werden.  Ausser- 
dem aber  ist  die  Forderung,  nur  behaarte  Samen  zu  verwenden, 
nicht  von  Her  Hand  zu  weisen.  —  Wenn  überhaupt  eine  Handels- 
sorte bis  jetzt  auf  eine  bestimmte  Stammpflanze  zurückgeführt 
werden  könne,  so  sei  dies  der  sogen,  kurzfrüchtige  Strophanthus, 
als  dessen  Stammpflanze  aus  verschiedenen  Gründen  Str.  sarmen- 
tosus  D.  C.  anzusehen  sei.  Doch  ist  diese  Sorte  werthlos.  Aus 
dem  Stande  der  bisherigen  Kenntnisse  über  die  Abstammung  der 
Strophantbussamen   könne    daher    mit   Sicherheit  nur  folgender 


42  Apocynaceae. 

Schluss  gezogen  werden:    Nur  die  Samen  von  Strophanthus  bis- 

£idu8  D.  G.  und  Str.  Kombe  Oliv,  sind  zu  verwenden;  in  zweiter 
inie  können  nocb  die  Samen  gebraucbt  werden,  welche  als 
Stropbantbus  von  der  Insel  Los  im  Handel  sind  und  diejenigen, 
welcbe  als  Stropbantbu»  lanuginosus  oder  „Str.  laineax  de  Gam- 
beze^'  bekannt  sind.  Für  letztere  ist  vielleicht  Str.  Petersianus 
Klotzsch  die  Stammpflanze.  Alle  anderen  Strophanthussamen  sind 
zunächst  noch  zurückzuweisen. 

,  Waage  bemerkte  zu  dem  von  Fax  in  der  Berliner  pharmac. 
Gesellschaft  gehaltenen  Vortrage,  dass  das  Abbrechen  der  Granne 
an  den  Strophanthussamen  des  Handels  kein  ganz  unbeabsichtigtes 
sei,  da  die  federigen  Haarschöpfe  [als  vegetabilische  Seide  selbst 
einen  Handelsartikel  bilden.  Sodann  erwähnte  derselbe,  dass  die 
Rothfarbung  der  Schnitte  mit  Schwefelsäure,  welche  bei  nicht- 
strophanthinhaltigen  Samen  beobachtet  werde,  ebensowohl  auch 
bei  den  strophanthinhaltigen  vorhanden  sei  und  vermuthlich  auf 
die  Anwesenheit  von  Zucker  zurückgeführt  werden  müsse.  Er 
fragt  endlich  an,  ob  darüber  etwas  bekannt  sei,  dass  im  Nyassa- 
gebiete  Strophanthus  Kombö  vorkommen  solle,  wie  er  in  einem 
britischen  Gonsulatsberichte  gelesen  habe.  Fax  bezweifelt  das 
Letztere,  meint  jedoch,  dass,  wenn  die  Engländer  eine  so  ver- 
schiedene Art  wie  Str.  hispidus  zu  der  Art  Kombe  zählen,  dies 
auch  mit  den  näher  stehenden  Arten  Str.  Emini  und  Str.  Stuhl- 
manni  geschehen  sein  könne ,  deren  Vorkommen  im  Seengebiete 
allerdings  thatsächlich  sei.- — 

Auch  Müller  hält  die  mit  conc.  Schwefelsäure  entstehende 
Rothfarbung  für  eine  Zuckerreaction ,  die  sehr  leicht  erklärlich 
sei.  Die  Schwefelsäure  wirke  in  der  concentrirten  Form  ver- 
zuckernd auf  Gellulose  ein,  und  bei  Gegenwart  der  Eiweissstoffe- 
entstehe  dann  die  Rothfärbung.  Die  für  Strophanthin  charakte- 
ristische Grünfärbung,  die  beim  Behandeln  mit  conc.  Schwefelsäure 
eintritt,  könne  durch  andere  Färbungen,  besonders  durch  die  er- 
wähnte Rothfärbung  leicht  verdeckt  werden.  Demgegenüber  weist- 
Fax  darauf  hin,  dass  bei  Strophanthin  haltenden  Samen  durch 
Schwefelsäure  eine  augenblickliche  Grünfärbung  entstehe,  dann 
erst  trete  die  Rothfärbung  auf,  und  schliesslich  macht  letztere 
einer  Graufärbung  Flatz.  Conc.  Schwefelsäure  sei  daher  als 
mikrochemisches  Reagens  auf  Strophanthin  sehr  wohl  anwendbar. 
Unter  Zugrundelegung  der  Untersuchungen  von  G.  Hartwich 
und  F.  Fax  hat  E.  M.  Holmes^  noch  eine  Anzahl  Strophanthus- 
samen aus  dem  Museum  der  Pharmaceutical  Society  of  Great 
Britain  untersucht,  um  einen  vollständigen  Ueberblick  über  die 
im  Handel  vorkommenden  Samen  zu  erhalten.  Nach  ihrer  Her- 
kunft würden  sich  die  Samen  folgend ermaassen  gruppiren: 

1)  Pharm.  Jonra.  Transact.  1893,  Apr.  22,  868  n.  Mai  18,  927. 


Apocynaceae. 


43 


Senegambien. 
S.  IftnrifoIiuB. 
S.  sarmentosus. 

Sierra  Leone. 
S.  sarmentosns. 
S.  hispidos. 

Gaboon. 
S.  BnlleniaDns. 
S.  gracilis. 

Gongo. 
S.  Ledieni. 


SL  Emini. 
S'  Kombe. 


Seengebiet. 
Zambesiland. 


Gap  der  guten  Hoffnung. 
S.  apecioene. 


Süd-Ghina. 


Westafrika. 

Niger  Gebiet. 
S.  scaber. 

Kamerun. 
S.  Preussii. 
S.  Bnllenianus. 

Angola. 
S.  PreuBsii. 
S.  Schuohardti. 
S.  intermedia. 

Amboland. 
S.  Amboniensis. 
Ostafrika. 

Sansibar  Delagoa  Bay. 
S.  sarmentoBUS. 

Mozambique. 
S.  Petersianus. 
Südafrika. 

Madagascar. 
S.  Boivini. 
S.  Grevei. 
Ostindien — Ghina. 

S.  breyicaudatus. 


8.  divergeuB. 


Java. 


S.  pubemluB. 

S.  JackianuB. 

S.  Wallichii.  Pilippinen. 

S.  WipThiianua.  S.  Gumingii. 

Hierzu  kommt  noch  S.  Fischeri  Asch.  n.  Schum.  und  eine 
im  Kew-Herharinm  vorhandene  noch  nicht  bestimmte  Species. 
Von  den  angeführten  Arten  sind  mit  Früchten  gesammelt:  S.  his- 
pidos, Emini,  Ledieni,  Bnllenianus,  caudatus  und  Fischeri.  Hart- 
wich hat  bezüglich  der  Bestimmung  und  Werthschätzung  der 
Handelssorten  folgendes  festgestellt: 

1.  Nur  wenige  Handelssorten  enthalten  Strophanthin. 

2.  In  der  Regel   enthalten  diejenigen  Samen,   deren   Gotyle- 
*  denen  Ealkoxalatdrüsen  führen ,  kein  Strophanthin.     Eine 

Ausnahme  macht  Strophanthus  Yon  der  Insel  Los.  An- 
dererseits giebt  es  Samen,  welche  weder  Kalkoxalat  noch  Stro- 
phanthin enthalten:  glatte  Samen  von  Lagos  und  S.  Fischeri. 

3.  Stärke  ist  nur  in  einigen  Samen  immer  enthalten. 

Die  Untersuchungen  des  Verfassers  sind  in  nachstehender 
Tabelle  niedergelegt. 


Schopf 


Reaction  mit  cono. 
Schwefelsaure. 


cm 


Endosperm     £mbryo 


S.hi6pidiis(Baikie) 

28 

London  F.  C. 

30 

Niger 

45 

London* 

(26) 

London  * 

(23) 

Goldküate 

25 

Germany 
Sierre  Leone  * 

25 

20 

I.  Braune  Samen 
18x3 
18x3 
13x8 
12x2,5 
18x3 
12x2,5 
18x3 
13x8 


8 

8 

grün 

4 

2 

grün 

4 

4 

grün 

1 

2 

grün 

3,5 

8,5 

grün 

4 

2 

roth 

4,5 

3 

roth 

2 

2 

roth 

pnrpur 
purpur 
purpur 
purpur 
purpur 

roth 
blauroth 

roth 


44 


Apocynaceae. 


Reaction  mit  conc. 
Schwefelsäure. 

ß'^doBperml    Embryo 


II.  Oraugrüne  Samen. 


Fräser 

— 

— 

— 

grün 

Manchester 
London 

26 
25-80 

16x5 
17x4 

8,5 
4—5,5 

7 
8 

roth 
roth 
grün 

," 

27 

16x4 

7 

5,5 

grün 

III.  Weisse  Samen 

Wolly  Zambesi 

18 

15x5            8        1    2,6 
lY.  Glatte  Samen. 

roth 

S.  glaber  Max 
Gornn  M.  S. 

— 

12—15x4 

2 

4 

roth 

Vt  grün 

Vi  purpnr 

roth 

roth 

pnrpar 

Vi  grün 

Vi  purpur 

roth 


roth 


Die  mit  *  bezeichneten  hatten  Kapseln,  deren  Spitze  abge- 
brochen war.  Die  von  Hartwich  untersuchten  Samen  geben  nach 
denselben  Merkmalen  angeordnet  folgende  Zusammenstellung: 


Länge 

der 

Kapsel 

cm 


Länge 

der 

Samen 

mm 


Breite 

der 

Samen 

mm 


Stiel  des 
Schopfes 


Schopf 


cm 


cm 


Reaction  mit  conc. 
Schwefelsäure 


Endo- 
sperm 


Embryo 


S.  hispidns 

Mozambique 

Deutsch  -  Ost- 
Afrika 

Tc^    Land 
West-Afrika 

Niger 

S  Baol  Senegal 

Insel  Los 

S.  Fischeri 


S.  Eomb6 
Sierre  Leone 
Senegal 
Lagos 

S.  Emini 


I.  Braune  Samen:  Hispidns  Typus 

85—40 

11-13 
9—17 

8-8,5 
2,6-6,6 

6—8 

6-8 

grün 
grün 

19 

14,6-16 

3i5— 4 

— 

< 

roth 

18,5 
18 
15 
15 

12 

11 
10-11 

11 
16-17 

8 
8 
8 
8 
4-6 

1—7 
1-6 
8 

5 

1-4 

5 

roth 
roth 
roth 
roth 
rothgelb 

roth 

roth 

roth 
roth 
roth 
roth 


II.  Oraugrüne  Samen:  Eombe  Typus 


30 

9—16—22 

8—6 

— 

grün 

21 

11—19 

8—6 

— 

— 

grün 

21 

14 

8-6 

.~ 

_ 

roth 

24,6 

18 

8 

mm~ 

^ 

gelblich 

^^^ 

15 

4,6 

6-6 

8-6 

dat 
schmutz* 

IIL 


Niger 


Lagos 
Zambesi 


gelb 


braun. 


Weisse  Samen,  lang  und  dicht  behaart 

I  I     9—17    1 4—4,6  I      —      I    —    I    roth     |    roth 

Glatte  Samen 


25 


18-18 
10-16 


4—6   I       — 
8-4   '       - 


roth 
gelblich 


roth 


Äquifoliaceae.  45 

Diese  UntersuchuDgen  zeigen,  dass  braune  Samen  durchaus 
nicht  immer  Strophanthin  enthalten,  und  weiter,  dass  die  Samen 
nur  in  Kapseln  in  den  Handel  gelangen  sollten.  Es  wäre  dann 
ein  Leichtes,  aus  jeder  Kapsel  einen  Samen  mit  Hülfe  der  Schwefel- 
säoreprobe  auf  Strophanthin  zu  untersuchen.  Man  darf  übrigens 
nicht  glauben ,  dass  die  Samen ,  welche  sich  mit  Schwefelsäure 
roth  förben,  alle  ungiftig  sind;  denn  nach  Ärnaud  enthalten  die 
Samen  von  Strophanthus  glaber  beträchtliche  Mengen  von  Wabain 
(Ouabaiu),  das  mindestens  doppelt  so  stark  toxisch  wie  Strophan- 
thin wirkt 

Zur  genauen  Feststellung  der  Arten  ist  es  für  Sammler  er- 
forderlich auf  folgende  Punkte  zu  achten : 

1.  ob  die  Pflanze  klimmt  oder  nicht, 

2.  auf  die  Behaarung  und  das  Hervortreten  der  Blattnerven, 

3.  auf  die  relative  Länge  der  Blüthen  zu  den  Kelchblättern  und 
zu  den  Drüsen  an  der  Basis  der  Blumenblätter, 

4.  auf  Farbe  und  Beschaffenheit  der  Blumenkrone, 

5.  auf  die  Gestalt  der  Kelchlappen, 

6.  auf  die  Farbe,  Behaarung  oder  Kahlheit  der  Samen  und 
die  relative  Länge  des  Schaftes  und  des  fedrigen  Theiles 
der  Schopfhaare. 

Äquifoliaceae. 

Hex  Ccissine,  lieber  diesen  Strauch,  welcher  bis  vor  noch 
nicht  allzu  langer  Zeit  bei  den  Küstenbewohnern  des  südöstlichen 
Nordamerika  eine  sehr  geschätzte  Nutzpflanze  war,  deren  Gebrauch 
aber  heutzutage  gänzlich  eingeschlafen  ist,  berichtet  £.  M.  Haie.  ^) 
Hex  Cassine,  oder,  wie  sie  aus  Prioritätsgründon  heissen  muss, 
I.  Caroliniana  ist  von  Virginia  bis  westlich  vom  Rio  Grande  längs 
der  Küste  bis  ungefähr  nur  20 — 30  Meilen  landeinwärts  verbreitet, 
und  diente,  da  sie  coffeinhaltig  ist,  Eingeborenen  wie  Weissen  als 
Thee.  Nach  einer  Analyse  von  Yenable  enthalten  die  im  Mai  ge- 
sammelten trockenen  Blätter  0,27  Th.  Coffein,  7,39  Th.  Tannin, 
0J3  Th.  Stickstoff,  5,75  Th.  Asche.  Die  physiologische  Wirkung 
der  Pflanze  ist  abführend.  Brechen  erregend,  harn-  und  schweiss- 
treibend.  Als  Getränk  dienten  Aufguss  aus  frischen,  jungen  Blättern 
und  Trieben,  Aufguss  aus  trockenen  Blättern,  und  Aufguss,  welcher 
gähren  musste  und  beim  Genüsse  berauschend  wirkte.  Nach  des 
Verf.  eigner  Untersuchung  erzeugte  ein  Aufguss  von  Gassine- 
blättem  nach  ungefähr  halbstündigem  Kochen  eine  dunkle  Flüssig- 
keit von  eigenartigem,  unangenehmem  Aroma.  Der  Geschmack 
ist  bitter,  aber  nicht  unangenehm,  ähnlich  dem  eines  minder- 
werthigen  Thees. 


1)  ü.  St  Depart.  of  Agricult.  Div.  of  Bot.  BulL  No.  XIV;  durch  Beih. 
zam  Bot  CentralbL  1893  Heft  2. 


46  Araceae. 

Araceae. 

Arum  maculatum.  Die  gegenwärtig  im  Handel  befindlichen 
grossen  Querscheiben  können  nicht  von  A.  maculatum  abstammen, 
vermathlich  kommen  sie  von  grösseren  Arten,  wie  A.  italicum. 
Im  anatomischen  Baue  stimmen  sie,  wie  Th.  Waage^)  mittheilt, 
mit  den  kleinen  AmmknoUen  völlig  überein. 

Ueber  die  cuÜivirten  nutzbaren  und  officineUen  Araeeen  Bra* 
siliens  berichtet  Th.  Peckolt*)  (s.  auch  Jahresbericht  1892,  44) 
in  einem  Schlussaufsatz,  welcher  besonders  die  Gattungen  Xan- 
thosoma,  Colocasia  und  Alocasia  behandelt,  deren  medicinischer 
Werth  mehr  zurücktritt,  während  sie  als  Nahrungspfianzen  für 
Brasilien  von  hervorragender  Bedeutung  sind.  Verschiedene  dieser 
Gewächse  sind  zweifelsohne  nicht  einheimisch  in  Brasilien,  ein- 
zelne stammen  bestimmt  aus  der  alten  Welt,  wie  die  verschiedenen 
Spielarten  der  in  E^pten  ursprünglich  einheimischen  Colocasia 
antiquorum.  Aus  Westindien  stammt  die  von  den  Holländern 
zuerst  nach  den  Nordstaaten  von  Südamerika  gebrachte  Xantho- 
«oma  sagittifolium  Schott,  aus  Ostindien  die  verschiedenen  Alocasien. 
Für  einheimisch  oder  doch  vor  der  Entdeckung  Amerika's  aus 
Westindien  nach  Südamerika  und  insbesondere  Brasilien  eingeführt 
liält  Peckolt  die  nach  ihrem  Gehalte  an  Stickstoff  und  Stärke- 
mehl an  der  Spitze  aller  als  Nahrungsmittel  cultivirten  Araeeen 
fitehenden  Tayoba,  d.  h.  essbare  Wurzel,  Xanthosoma  viola- 
ceum  Schott,  die  seit  langen  Zeiten  in  allen  Staaten  Brasiliens 
cultivirt  und  selbst  bei  einigen  nordischen  brasilianischen  Indianer- 
stämmen als  Gulturpflanze  angetroffen  wird.  Uebrigens  wird  die 
Tayoba  nicht  bloss  als  essbare  Wurzel  gebaut,  die  jungen  Blätter 
bilden  ein  wohlschmeckendes  und  ein  ausserordentlich  nahrhaftes 
Gemüse;  ja  sie  enthalten  mehr  Stickstoff  als  die  Knollen. 
Wie  sehr  gross  der  Nahrungswerth  dieser  Araeeen  ist,  sehen  wir 
aus  folgender  Tabelle,  weldie  für  die  einzelnen  hier  in  Betracht 
kommenden  Pflanzen  den  Gehalt  an  Protein,  Stärkemehl,  Zucker 
und  Fetten,  auf  100  g  Trockensubstanz,  nach  früheren  Analysen 
von  Busse  in  Jena  verzeichnet: 

Protein-  Stärke-  Zacker    Fett 

Stoff  mehl  n.  Harz 
Xanthosoma  violaceam 

Rhizomknolle 14,882  62,06  2,68  1,24 

Knolle 12,017  56,66  0,97  0,18 

Blätter 81,859  —  6,40  10,18 

Xanthosoma  sagittifoliam 

Weisse  Knolle 12,491  44,37  4,16  1,60 

Violette  Knolle 13,724  48,21  5,44  0,32 

Blätter 4,464  —  —  1,76 

-Colocasia  antiquoramvar.typica  Rhizomknolle      2,271  20,19  8,36  0,66 

Alocasia  indioa  Rhizomknolle 8,907  16,62  8,01  0,89 

Alocasia  macrorrhiza  Rhizomknolle     .     .    .      1,742  6,11  21,01  1,01 


1)  Ber.  d.  pharm.  Oes.  1893,  153.  2)  Pharm.  Rundsch.  New-York 

1893,  35;  auch  Pharm.  Ztg.  1893,  205. 


Araceao.  47 

Aus  den  Knollen  der  verschiedenen  Araceen  gewinnt  man 
übrigens  Stärkemehl,  das  zum  Gebrauche  im  Hause  grade  so  ge- 
schätzt wird  wie  die  Marantastärke.  Der  knollige  Wurzelstock 
Ton  Xanthosoma  yiolaceum  ist  oft  über  1  kg  schwer  und  im  Durch- 
schnitt weiss,  stark  schleimig,  an  Milchsaft  arm.  Die  Knollen 
wiegen  120 — 180  g,  sind  birnenförmig,  mit  glatter  brauner  Ober- 
haut, innen  schneeweiss,  mehlig.  Von  Interesse  ist  der  Jodgehalt 
der  Blätter,  der  0,003  pCt.  beträgt  Sie  gelten  für  blutreinigend 
und  werden,  wie  Spinat  zubereitet,  anämischen  Kranken  verord- 
net —  Von  X.  sagittifolium  sind  drei  Varietäten  bekannt: 
Mangarito  dedo  de  negro,  royo  und  branco.  Von  diesen  werden 
die  Knollen,  welche  ein  ca.  1 — 1,5  kg  schweres  Konglomerat  bilden, 
zur  Nahrung  benutzt.  Dieselben  sind  gekocht  oder  gebraten  sehr 
wohlschmeckend.  Die  knolligen  Rhizome  der  schwarzen  und  vio- 
letten Mangan ta,  sowie  die  im  frischem  Zustande  einen  scharfen 
Saft  enthaltenden  Stämme  und  Blattstiele  aller  drei  Sorten  wer- 
den gekocht  als  Viehfutter  benutzt.  100  Theile  der  weissen  Man- 
garita  enthielten:  Wasser  74,5  Th.,  Stärkemehl  11,3  Th.,  Fett 
0,4  Th.,  Glykose  1,0  Th.,  Eiweiss  1,0  Th.,  Proteinstoffe  2,2  Th., 
Schleim  etc.  4,0  Th.,  Asche  1,6  Th.  Die  Milch,  welche  aus  dem 
Mark  der  Knolle  hervorquillt,  kann  nicht  in  bedeutender  Menge 
erhalten  werden.  Die  Blätter  der  Mangariten  sind  ein  zartes  wohl- 
schmeckendes Gemüse.  —  Von  einigen  anderen  Xanthosomaarten, 
wie  X.  atrovirens  C.  Koch  (in  Para  und  Amazonas)  und  X. 
auriculatum  Riegel  (Pernambuco,  Alagoas),  werden  die  Knollen 
nicht  gegessen,  dagegen  gilt  von  letzterer  der  Saft  der  gestossenen 
und  ausgepressten  Blüthenkolben  als  das  vorzüglichste  Wundheil- 
mittel beim  Volke.  Von  X.  pentaphyllum  Engl,  sind  die 
Blattstiele  so  schleimhaltig,  dass  ein  concentrirtes  Deooct  nicht 
colirbar  ist.  — 

Colocasia  antiquorum  Schott,  var.  typica  Engler,  ist 
jetzt  in  allen  tropischen  Welttheilen  verbreitet.  Dieselbe  ist  eine 
Sumpfpflanze  und  vermehrt  sich  ohne  Pflege  auf  feuchtem  Terrain 
ungemein  schnell.  Die  Knolle  besitzt  einen  ätzenden  Saft,  welcher 
durch  Kochen  oder  Rösten  zerstört  wird.  Beim  Reiben  der  rohen 
Knolle  verursacht  dieselbe  an  den  Händen  Brennen  und  Ent- 
zündung. Als  Nahrungspflanze  kann  die  Colocasia  in  keiner  Weise 
mit  der  Xanthosoma  rivalisiren;  sie  wird  daher  meistens  nur  zur 
Viehfntterung  verwendet  Die  an  Morphea  leidenden  Kranken  er- 
nähren sich  fast  ausschliesslich  mit  der  gekochten  Knolle,  indem 
sie  behaupten,  dadurch  Erleichterung  der  Schmerzen  und  Ver- 
minderung der  sich  bildenden  tuberculösen  Geschwüre  zu  er- 
langen. Als  Waschung  der  letzteren  wird  der  Saft  der  rohen  ge- 
riebenen Knolle  benutzt,  oder  auch  ein  Kataplasma  mit  dem 
Knollenbrei.  — -  Ausser  dieser  Varietät  werden  noch  var.  Ton- 
tanesii,  esculenta,  nymphaeifolia  und  acris  cultivirt,  von 
welchen  namentlich  var.  esculenta  als  Nahrungsmittel  dient  Der 
Saft  der  geriebenen  Knolle  der  var.  acris  soll  ein  heftig  wirken- 
des Abortivmittel  sein.  —  Alocasia  indica  Schott,   in   Asien 


48  Araceae. 

einheimisch,  wird  in  vielen  Pflanzungen  cultivirt  und  ist  als  Ir- 
hame  vermelha  bekannt.  Die  Knolle  ist  reich  an  Milchsaftgefasseu, 
ans  welchen  eine  weisse,  stark  sauer  reagirende  Milch  hervorquillt, 
welche  sich  sogleich  färbt  und  die  Schnittfläche  mit  einer  zahl- 
losen Menge  bräunlich-grauer  Pünctchen  bekleidet  Stamm  und 
Wurzelstock  werden  als  Viehfutter  benutzt.  Die  Knolle  ist  der 
Mandioca  ähnlich.  Der  Verf.  fand  in  100  Th.:  Wasser  82,02, 
Stärkemehl  2,97,  Fett  0,16,  Glykose  1,44,  Eiweissstoflfe  0,70,  Ex- 
tract  6,40,  Asche  6,30.  Alocasia  macrorrhiza  Schott,  ist 
ebenfalls  eine  eingeführte  Aracee,  deren  Stamm  eine  Höhe  von 
5  m  und  einen  Durchmesser  von  20 — 30  cm  erreicht.  Das  Rhizom 
hat  eine  konische  Form  und  erreicht  nicht  selten  eine  Länge  von 
1,4  m,  bei  33  cm  Durchmesser.  In  dem  brennend  ätzenden  Milch- 
säfte fand  Peckolt  ein  aus  mikroskopischen  Krystallen  bestehen- 
des blendend  weisses  Harz.  Kautschuk  war  nicht  darin  vorhanden. 
Die  frischen  Knollen  erzeugen  auf  der  Haut  lästiges  Jucken  und 
Brennen  und  häufig  einen  mehrere  Tage  anhaltenden  ekzemartigen 
Ausschlag.  Die  scharf  wirkende  Substanz  wurde  bisher  nicht 
isolirt.  — 

Ausser  den  gedachten  cultivirten  Araceen  behandelt  Peckolt 
noch  eingehend  Pistia  stratiotes  L.  var.  obcordata  Engler, 
ein  Wasserpflanze  in  allen  stehenden  Gewässern  von  Rio  Janeiro 
bis  zum  Aequator.  Diese  hat  20  cm  lange,  haarformige,  im  Wasser 
frei  schwimmende  Wurzeln  und  spiralig  geordnete  Blätter,  von 
denen  die  Wurzelblätter,  die  sozusagen  den  Kahn  des  Gewächses 
bilden,  länger  und  breiter  gestielt  als  die  übrigen  sind.  Die 
Blätter  sind  spatelfÖrmig,  abgestumpft,  oberseits  mattgrün,  sammet- 
artig,  unterseits  von  feinen  filzartigen  Härchen  weissUch.  Die 
Blüthenscheiden  stehen  in  den  Blattachseln,  sind  nur  15  mm  hoch, 
ohrartig,  grünlich- weiss,  filzig;  die  Oefihung  ist  stets  der  Wasser- 
fläche zugekehrt,  und  der  kleine  Kolben  trägt  unten  die  weiblichen, 
oben  einen  Quirl  männlicher  Blüthen.  Das  Volk  benutzt  das 
Wasser,  in  welchem  Pistia  vegetirt,  als  Waschwasser  bei  Augen- 
entzündung. Die  frischen  Blätter  schmecken  Anfangs  schleimig, 
später  brennend  mit  nachfolgendem  Gefühl  von  Abstumpfung. 
Der  ausgepresste  Blattsaft  wird  innerlich  zu  1  Esslöffel  mit  Wasser 
gemischt  bei  Nieren-  und  Lungenblutungen,  bei  Diabetes  in- 
sipidus  und  bei  herpetischen  Ausschlägen  genommen.  Bei  Dy- 
senterie und  Blasenaffectionen  benutzt  man  einen  Aufguss  der 
Blätter  (30  g  zu  500  g  Golatur)  kelchglasweise.  Aus  den 
trockenen  Blättern  hat  Peckolt  mit  A^ther  ein  bräunliches  Weich- 
harz, das,  anfangs  geschmacklos,  später  stark  beissenden  Nach- 
geschmack besitzt,  ausgezogen.  Die  Isolirung  des  scharfen 
Princips  gelang  nicht  Es  wäre  wunderbar,  wenn  die  scharfe 
Substanz  der  Aroideen,  wie  Manche  dies  nach  den  Angaben 
von  Spica  über  Arum  italicum  annahmen,  eine  Saponinsubstanz 
wäre. 


Araliaceae.    Aristolochiaceae.  49 


Araliaceae« 

Fanax  quinquefolium  (Aralia  quinquefolia).  Schon  langst 
wird  amerikanischer  Ginseng  ^)  in  China  als  Ersatz  des  sehr  theuren 
chinesischen  gekauft  Die  Wurzel  ist  ebenfalls  knollig,  drei  bis 
vier  Zoll  lang,  gewöhnlich  zwei-  oder  dreitbeilig  und  geringelt. 
Aus  den  Furchen  entspringen  zahlreiche  Würzelchen  und  der 
obere  Theil  ist  schuppenartig  mit  Stengelresten  besetzt.  Aeltere 
Wurzeln  nehnaen  eigenthümliche  Form  an  und  werden  auch 
höher  bezahlt.  Eine  eigentliche  Gultur  besteht  noch  nirgends,  der 
Bedarf  wird  durch  wildwachsende  Pflanzen  gedeckt,  in  Antario 
sind  schon  Vorkehrungen  getroffen  worden,  damit  die  Pflanze 
nicht  ausgerottet  wird.  —  Für  1  Pfund  trockner  Wurzel  wird 
3—3^9  Dollar  bezahlt.  Die  allein  aus  Kanada  im  Jahre  1890  ex- 
portirte  Wurzel  entspricht  einem  Werthe  von  100,000  Dollar. 

Die  verschiedenen  Gummiarten^  welche  von  dem  Genus  Panctx 
erhalten  werden,  sind  nach  J.  H.  Maiden')  dem Acaciagummi  in 
ihrer  Zusammensetzung  sehr  ähnlich.  Der  in  W^asser  lösliche 
Theil  besteht  aus  reinem  Arabin,  der  Rückstand  aus  nur  quell- 
barem Metarabin.  Das  Gummi  u.  a.  von  Panax  Murraya  ent- 
halt 85,1  %  Arabin  und  soll  ein  werthvolles  Ersatzmittel  des 
arabischen  Gummi  abgeben.  Die  Rinde  und  auch  das  Gummi 
des  Panaxbaumes  enthalten  ein  anis-  oder  sellerieartig  riechendes 
Princip,  weshalb  der  Baum  auch  „Celerytree"  genannt  wird. 
Das  Gummi  besteht  aus  den  Calcium-,  Magnesium-  und  Kalium- 
salzen der  Arabinsäure. 

Aristolochiaceae. 

lieber  die  brasilianischen  HeiU  und  Nutzpflanzen  aus  der 
Familie  der  Aristolochiaceen  handelt  ein  Aufsatz  von  Th.  Peckolt  ^), 
welcher  10 — 12  verschiedene  Species  der  Gattung  Aristolochia 
behandelt.  Die  wichtigste  der  besprochenen  Arten  ist  Aristolochia 
cymbifera  Martins  undZuccarini,  über  deren  Wurzel  G.  Peckolt 
1884  eine  chemische  Analyse  veröffentlichte.  Es  ist  eine  Schling- 
pflanze mit  runden,  glatten,  krautartigen  Stengeln  und  nieren- 
lormigen,  am  Grunde  herzförmig  ausgeschnittenen  Blättern.  Sie 
hat  prachtvolle,  oft  bis  28  cm  grosse,  hell-  bis  purpurrothe,  zwei- 
säumige Blüthen ;  der  untere,  grössere  Saum  ist  auf  beiden  Seiten 
heUer  röthlich,  der  obere  innen  gelbgrünlich,  aussen  purpurfarben 
und  netzförmig  gelb  geädert.  Die  Frucht  ist  eine  sechsseitige, 
6  cm  lange,  längliche,  stumpfe  Kapsel,  in  welcher  platte,  13  mm 
lange,  häutige  und  breit  pergamentartig  geflügelte  Samen  sich 
befinden.  Man  unterscheidet  drei  Varietäten,  von  denen  die 
häufigste  als  Var.  genuina  Masters  bezeichnet  wird,  während  die 
beiden  anderen  als  Var.  labiosa  Masters  (mit  gelbweisslicher  und 
purpuCToth  geäderter  Blüthe  und  sehr  kurzem  oberen  Saume)  und 

1)  Pharm.  Joum.  Transact.  1898,  No.  2105,  81.  2)  Pharm.  Jonrn., 

Tranaact.  1892  Nr.  1171,  442.  8)  Pharm.  Rnndsch.  1698,  181. 

Jaliresbericht  f.  1893.  4- 


50  Aristolochiaceae. 

Var.  abbreviata  (mit  weit  kleineren,  weniger  kmgförmigen  und  mehr 
haubenartigen  Blüthen)  beschrieben  sind .   Die  typische  Pflanze  wächst 
in  den  Staaten  S.  Paulo,  Espirito  Santo,  Minas,  Bahia  und  Rio  Janeiro, 
die  Var.  abbreviata   in  den  nördlichen  Staaten.    Der  unter  dem 
Namen  Radix  Milhomens  bekannte  Wurzelstock  ist  knollenartig,  walz- 
lich, bis  etwa  armsdick,  mehr  oder  weniger  korkartig  aufgetrieben, 
höckrig,  mit  sehr  langen,  gänsekiel-  bis  zweidaumendicken  Wurzel- 
ausläufern.    Diese  haben  einen  längsrunzligen,  fleischig-schwam- 
migen, rothbraunen,  im  Durchschnitt  gelben  und  röthlich  geäderten 
Rindenkörper  von  scharf  aromatischem  Geruch  und  brennend  bitter 
aromatischem  Geschmack,  und  einen  deutlich  strahligen,  faserigen, 
geruch-   und   geschmacklosen  Holzkörper.     Peckolt  fand  in  der 
lufttrocknen  Wurzel  43,9  o/o  Wasser,  0,082  ätherisches  Oel,  0,453 
Bitterstoff  (Aristplochin),   eine   nach   der  Tupibenennung   der 
Pflanze  Cassaü,  alsCassuvin  bezeichnete  Substanz,  die  aus  äthe- 
rischer Lösung  in  mattweissen  Schuppen  krystallisirt,  in  Petrol- 
äther,    Benzin   und  Wasser   unlöslich,   in   angesäuertem  Wasser, 
Alkohol   und   Chloroform   leicht  löslich    ist    und    mit  Alkalo'id- 
reagentien  Niederschläge  giebt,  ferner  Terschiedene  Harze,  Stärke- 
mehl und  Gerbsäure.    Die  Wurzel,  die  in  den  Siidstaaten  Parana, 
Santa  Gatharina  und  Rio  Grande  do  Sul  durch  das  ebenso  aro- 
matische, aber  kleinere  und  höchstens  fingerdicke  Wurzeln  tragende 
Rhizom  von  A.  triangularis  Cham,  und  auf  dem  Camposgebiete 
der  Staaten  Minas  und  San  Paulo  durch  dasjenige  von  A.  galeata 
Mart.  und  Zucc.  ersetzt  wird,  wird  in  Brasilien  von  den  Aerzten 
wenig  benutzt,  obschon  eine  Patentarznei,  Elixir  de  Cassaii,  exi- 
stirt,  steht  aber  beim  Volke  bei  Krankheiten  der  verschiedensten 
Art  in  Ausehen.    Man  benutzt  entweder  das  Pulver  bis  zu  1,0  g 
oder  einen  Aufguss  (15 — 30  g  :  180 — ^500  g  Colatur)  esslöffel-  und 
kelchglasweise,   auch  eine  concentrirte  Tinctur  (1  : 4),  die  inner- 
lich zu  2 — 12  Tropfen  drei  Mal  täglich  genommen  und  bei  Läh- 
mungen und  Neuralgien  änsserlich  zu  Einreibungen  benutzt  wird. 
Ein  Aufguss  der  Wurzel  wird  auch  bei  gangränösen  Wunden  an- 
gewendet.   Peckolt  glaubt  sehr  günstigen  Erfolg  zur  Heilung  der 
Trunksucht  von  der  mit  Vio  Wo  Schwefelsäure   bereiteten  Tinctur 
bei  Verabreichung  von  drei  Mal  täglich  einen  Theelöffel  voll  in 
Schnaps   oder   Wein   gesehen   zu  haben.      Der  Holzkörper  wird 
vom  Volke  als  Cigarre  geraucht.    Natürlich  dient  die  Wurzel  von 
Aristolochia  cymbifera  auch  als  Mittel  gegen   den  Biss  giftiger 
Schlangen,  wogegen  noch  eine  Menge  anderer  brasilianischer  Ari- 
stolochien  in  Ansehen  stehen.    So  A.  gigantea  Mart.  et  Zucoa- 
rini,  A.  Glasiovii  Mart,  A.  theriaca  Mart.,  A.  trilobata  L. 
und  A.  macroura  Gomez.    Von  A.  trilobata,  die  in  den  Nord- 
staaten von  Bahia  bis  Para  allgemein  unter  dem  Namen  Angelica 
bekannt  ist,   haben   die  Feldarbeiter  und  Jäger  gewöhnlich  ein 
Stück  Wurzel  in  der  Tasche,  um  es  beim  Vorkommen  einer  Ver- 
letzung durch  Schlangenbiss  sofort  zu  verwenden.    Man  legt  dann 
oberhiäb  der  Bissstelle  sofort  eine  Ligatur  an  und  kaut  die  Wurzel, 
dann  wird  eine  Hand  voll  Wurzelrinde  mit  Zuckerbranntwein  ge- 


Artocarpaceae.  51 

Btossen  und  kelchglasweise  getrunken.  Alle  diese  Rhizome  haben 
einen  penetrant  aromatischen  Geruch.  Von  A.  macroura  werden 
auch  die  Blätter  und  Stiele  bei  Schlangenbiss  verwendet.  Von 
A.  theriaca,  die  im  Staate  Minas  vorkommt  und  dort  den  Namen 
Triaga  fuhi-t,  glauben  die  Arbeiter,  dass  dieselbe  die  Schlange 
abhalte,  zu  beissen,  wenn  man  die  unbedeckten  Körpertheile  mit 
dem  frischen  Safte  reibe.  Die  dem  Safte  zugeschriebene  betäu- 
bende Wirkung  auf  die  Jararacaschlange  scheint  nach  Peckolt's 
Versuchen  nicht  zu  existiren. 

Es  erscheint  überflüssig,  die  in  dieser  Weise  benutzten  Aristo- 
lochien  genauer  zu  beschreiben,  da  ihre  specifische  Wirkung  bei 
Schlangenbiss  bestimmt  nicht  existirt,  und  sie  schwerlich  jemals 
europäische  Heilmittel  werden  werden.  Pharmakologisch  interessant 
isty  dass  einzelnen  Aristolochien,  ähnlich  wie  den  europäischen 
Arten,  eine  Einwirkung  auf  die  weiblichen  Geschlechtsorgane  zu- 
geschrieben wird,  so  dass  sie  als  Emmenagoga  oder  auch  als 
Abortivmittel  Verwendung  finden.  Bei  Amenorrhoe  gerühmt  wird 
z«  B.  in  Dosen  von  0,5  drei  Mal  täglich  die  Wurzelrinde  von 
A.  floribunda  Lem.  Diese  in  Gärten  viel  kultivirte  stämmige 
Schlingpflanze  hat  grosse,  eiförmig  zugerundete,  am  Grunde  herz- 
förmige, oberseits  glänzende,  unterseits  graugrünliche  Blätter  und 
schone  grosse,  einzeln  oder  paarweise  stehende,  aussen  schmutzig 
weisse,  purpurroth  marmorirte  Blüthen.  Bei  dieser  Art  und  der 
ebenfalls  als  Emmenagogum  benutzten  A.  odora  Stend.  ist  der 
Geruch  der  Blätter  kampherähnlich.  Eine  im  Staate  Rio  de 
Janeiro  wachsende  Art,  A.  rumicifolia  Mart,  ist  allgemeines 
Volksmittel  bei  Eczema  impetiginosum.  Die  frische  Wurzelrinde 
wird  mit  dem  durch  Kochen  aus  Ricinussamen  erhaltenen  Oele 
digerirt  und  mit  dem  Oele  getränkte  Watte  nach  zuvorigem  Ab- 
waschen mit  Seife  aufgelegt.  Eine  in  Matto  grosso  und  Goyaz 
wachsende  Speeres,  A.  filipendulina  Duchtre,  dient,  abgesehen 
von  der  Verwendung  der  Wurzel  als  Emmenagogum  und  bei 
unterdrückten  Lochien,  besonders  in  Gestalt  einer  Tinktur,  von 
der  man  2 — 4  Tropfen  Abends  nehmen  lässt,  bei  Enuresis  der 
Kinder. 

Artocarpaeeae. 

Carica  Papaya^)  wird  auf  Zanzibar  in  grosser  Menge  kulti- 
virt  Die  Frucht  wird  dort  in  grünem,  sowohl  wie  in  reifem  Zu- 
stande sehr  geschätzt.  Der  Baum  entwickelt  sich  ungewöhnlich 
schnell;  schon  im  dritten  Jahre  erreicht  der  Stamm  einen  Durch- 
messer von  einem  Fuss,  beginnt  aber  schon  nach  Verlauf  des  4. 
oder  5.  Jahres  abzusterben.  Sein  gerader,  unverzweigter  Stamm 
ist  krautartig  weich,  obwohl  er  mit  einem  faserigen  Gewebe  be- 
deckt ist.  Wegen  der  Schnelligkeit  seines  Wachsthums  erwartet 
man  wohl,  dats  sein  Stamm  hohl  sein  müsse,  er  ist  jedoch  mehr 
oder  weniger  dicht,  unvollkommen  gefächert.    Die  jungen  Triebe 

1)  Phann.  Joom.  and  Trans.  1893,  No.  1187,  789. 

4* 


52  Asclepiadaceae.    Anrantiaceae. 

des  Stammes  sind  grün,  werden  aber  mit  der  Zeit  grau.  Nach 
der  Spitze  zu  bemerkt  man  Narben,  die  von  den  abgefallenen 
Blättern  herrühren.  Das  Laub  des  Papayabanmes  bildet  eine 
schirmartige  Krone. 

J.  H.  Hart  1)  berichtet,  dass  die  Nachfrage  nach  festem 
Papayasaft  im  Steigen  begriffen  ist  Die  Darstellungsmethode  ist 
sehr  einfach.  Es  ist  nur  nothwendig,  in  die  unreife  Frucht  Ein- 
schnitte von  der  Tiefe  eines  Viertelzolles  zu  machen,  den  heraus- 
fliessenden  Saft  aufzufangen  und  denselben  auf  Glasscheiben  ein- 
zutrocknen. 

Ueber  Carpatn  s.  Alkalo'ide;  über  Papatn  s.  Eiweissstoffe  u. 
Fermente. 

Ficus  rubiginosa  und  Ficus  macrophyUa,  Aus  den  Harzen 
der  beiden  Ficusarten  haben  E.  Rennie  und  6.  Goyder  jun. ') 
durch  Extraction  mit  Alkohol  dasselbe  krystallisirte  Product  ge- 
wonnen, seinen  Eigenschaften  nach  identisch  mit  dem  von  de  la 
Rue  und  Müller  (Phil.  Trans.  1860,  43)  beschriebenen;  die  Zu- 
sammensetzung indessen  entspricht  der  Formel  GsiHseOt  (oder 
CsjaHöaO«).  Der  Schmelzpunct  liegt  bei  120—121°.  Beim  Er- 
wärmen mit  alkoholischen  Alkalien  spaltet  es,  wie  schon  jene 
Autoren  angeben,  Essigsäure  ab.  Neben  dieser  entsteht  ein  aus 
Alkohol  in  Nadeln  krystallisirender,  bei  114°  schmelzender  Körper 
C8SH54O.  Der  Saft  enthält  ausserdem  Kautschuk  in  grösseren 
Mengen. 

Asclepiadaceae. 

Morrhenia  brachystephana.  Nach  Versuchen  von  Area  und 
Sicarda^)  besitzt  ciiese  in  Argentinien  wild  wachsende  Pflanze 
ausgezeichnete,  die  Milchsecretion  befördernde  Eigenschaften  in 
allen  denjenigen  Fällen,  in  welchen  die  Milchsecretion  stockt,  ja 
selbst  dort,  wo  sie  vollkommen  versiegt  ist  Die  Anwendung  ge- 
schieht in  der  Weise,  dass  man  aus  den  Blättern  resp.  aus  den 
fetrockneten  Wurzeln  der  Pflanze  einen  Thee,  oder  aus  den 
'rüchten  eine  Abkochung  bereitet  (30  g  Wurzeln  werden  mit 
200  g  Wasser  Übergossen,  eingekocht  und  auf  200  g  wieder  auf- 
gefüllt^. Hiervon  ist  innerhalb  24  Stunden  alle  2  Stunden  einen 
Esslöffel  zu  verabreichen.  Das  Medikament  hat  einen  faden, 
leicht  bitteren  Geschmack.  (Ueber  die  Pflanze  u.  ihre  Bestand- 
theile  wurde  auch  im  Jahresber.  1892,  49  berichtet) 

Anrantiaceae. 

Citrus  vulgaris.  Schon  seit  langer  Zeit  bilden,  wie  Tb. 
Waage  ^)  mittheilt,  die  Apfelsinenschalen  eine  gewöhnliche 
Verunreinigung  der  Malaya-Pomeranzenschalen,  die  sicilianische 
Sorte  scheint  bis  jetzt  frei  davon  zu  sein.     Oft  genügt  die  dünnere 


1)  Pharm.  Joum.  and  Transact.  1892,   No.  1171,  442.  2)  Joum. 

Chem.  80C.  1892,  I,  916-921.  3)  Jonrn.  de  med.  de  Paris  1893,  No.  7, 

4)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  153. 


Berberidaceae.    Bixaceae.  53 

Schale  und  hellere  (grellere)  Färbung  zur  Identificirung  der  Apfel- 
sinenschalen —  welche  übrigens  zu  25  Vo  und  selbst  darüber 
nachgewiesen  wurden  — .  Einen  weiteren  Anhalt  bietet  das  Er- 
wärmen feiner  Schalenquerschnitte  mit  Kaliumchromatlösung, 
wobei  Apfelsinenschalen  sich  nicht  oder  nur  ganz  wenig,  Pomeran- 
zenschalen dagegen  meist  ziemlich  stark  bräunen.  —  Garcke^) 
bemerkt  hierzu,  dass  die  Apfelsinenschalen  unter  Pomeranzen- 
schalen auch  dadurch  erkennbar  seien,  dass  bei  ersteren  die  Oel- 
behälter  weniger  dicht  stehen. 

Citrus  Lttnonum.  Ueber  die  Citronemafi-Industrie  auf  den 
LeewardS'Inseln  liegt  ein  Gonsular-Berioht  vor*). 

Berberidaceae. 

Uydrastis  canadensis.  In  der  Hydrastiswurzel  macht  der 
Nebenwurzelbruch  mit  allerhand  fremden  Wurzeln  darin  und  dem 
anhängenden  Sande  oft  über  die  Hälfte  der  Droge  aus,  wie  Th. 
Waage  ')  mittheilt 

Podovkyllum.  Das  ostindische  Podophyllum  Emodi  Wallach 
giebt  na<m  J.  G.  Umney^)  11,4  o/o,  das  amerikanische  P.  peltatum 
L.  5,9  Vo  Ausbeute  an  Harz;  das  letztere  ist  aber  reicher  an 
Podophyllin,  von  dem  es  33,8  <>/o,  während  jenes  nur  17,8  o/o 
davon  enthält. 

Ueber  verfälschtes  Podophyüumharz  berichten  Gravill  und 
Sage^).  Die  Verfälschung  geschieht  durch  Zusatz  von  gepulver- 
tem Rhizom  und  von  erdiger  Materie,  wodurch  die  Präparate 
oft  enorme  Mengen  von  Asche  (6  bis  8  o/o)  liefern,  während  echtes 
Podophyllumharz  nicht  über  0,5  o/q  Asche  giebt.  Denselben 
Aschengehalt  bat  auch  das  aus  dem  ostindischen  Podophyllum 
Emodi  dargestellte  Harz,  das  nur  etwas  heller  gefärbt  als  das 
Harz  von  Podophyllum  peltatum  ist.  Auch  der  Zusatz  von  Pulver 
ist  bedeutend,  so  dass  mitunter  mehr  als  die  Hälfte  des  ver- 
fälschten Harzes  in  Weingeist  nicht  löslich  ist. 

Bixaceae. 

Gynocardia  odarata.  Das  zur  Darstellung  der  Oyfiocardiasäure 
aus  dem  Chaulmngraöl  von  A.  Petit*)  angegebene  Verfahren 
beruht  auf  der  Löslichkeit  der  Gynocardiasäure  in  Alkohol  von 
70°  in  der  Kälte,  wobei  nur  ganz  geringe  Bruchtheile  anderer 
Säuren  des  Ghaulmugraöles  gelöst  werden.  Dem  flüssigen  Ghaul- 
mugraöl  giebt  man  die  Hälfte  des  Gewichtes  Natronlauge  von 
36°  zu  und  agitirt  bis  zur  Erzielung  einer  vollständigen  Emulsion. 
Derselben  fügt  man  alsdann  das  zweifache  Gewicht  Wassers  zu, 
erhitzt  unter  fortwährendem  Umrühren  zum  Sieden   und  erhält 


1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  153.  2)  Pharm.  Joam.  and  Transact 

1898,  No.  1178,  596.  8)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  153.  4)  Pharm. 

RoDdsch.  1892,  228;    8.  auch  JahreBber.  1692,  50.  5)  Pharm.  Journ. 

Transact.  1898,  421;  darch  Pharm.  Ztg.  1894,  44.  6)  Jooni.  de  Pharm, 

et  de  Chim.  1892,  T.  XXYI,  445—447. 


54  Borseraoeae. 

die  Masse  durch  weiteres  Eintragen  Yon  Wasser  in  passendem, 
flüssigem  Zustand.  Die  Verseifung  ist  vollendet,  wenn  eine  heraus- 
genommene kleine  Probe  sich  Yollständig  in  Wasser  löst.  Durch 
Hinzufügen  einer  genügenden  Menge  Kochsalz  bildet  die  Seife 
eine  auf  der  Flüssigkeit  schwimmende  feste  Schicht  Erstere  wird 
abgegossen,  letztere  rasch  mit  etwas  kaltem  Wasser  nachgewaschen, 
in  kleine  Stücke  zertheilt,  in  Wasser  eingetragen,  etwas  Schwefel- 
säure oder  Salzsäure  hinzugefügt  und  zum  Sieden  erhitzt.  Hier- 
durch wird  die  Seife  zersetet  und  die  frei  gewordene  Fettsäure 
schwimmt  als  ölige  Masse  obenauf.  Sie  wird  nach  dem  Erkalten 
fest  und  kann  dann  die  untenstehende  Flüssigkeit  leicht  abgegossen 
werden.  Die  gewogene  und  vorher  noch  einmal  ausgewaschene 
Fettsäure  wird  in  heissem  TOgrädigen  Alkohol  gelöst  und  die 
Lösung  bei  15®  erkalten  lassen.  &  bildet  sich  eine  reichliche 
Abscheidung  von  Krystalleo,  die  sich  durch  Umrühren  noch  ver- 
stärkt. Man  bringt  die  Krystsdle  auf  ein  Filter  und  wäscht  mit 
70grädigem  Alkohol  nach.  Destillirt  man  nun  denselben  ab,  so 
hinterbleibt  eine  wenig  alkoholische  Flüssigkeit  und  ein  obenauf 
schwimmender  Fettkörper,  die  man  beide  in  einer  Schale  mit 
etwas  Salzsäure  übergiesst,  um  die  eventuell  aus  der  kupfernen 
Destillirblase  herstammenden  kleinen  Mengen  Kupfer  entfernen  zu 
können,  und  erwärmt  dann  zur  Veijagung  des  Alkoholrückstandes 
zum  Sieden.  Nach  dem  Erkalten  erstarrt  die  Gyn ocar dia- 
säure, man  giesst  hierauf  die  wässerige  Flüssigkeit  ab  und 
wäscht  mit  kochendem  Wasser,  das  sidi  nach  dem  Erkalten 
wieder  abscheidet,  aus.  Alsdann  versichere  man  sich,  dass  die 
erhaltene  Säure  bei  29^  schmilzt  und  trocknet  sie  auf  dem 
Wasserbade.  Andemfsdls  ist  sie  nochmals  mit  70gräd.  Alkohol 
zu  behandeln.  Bei  den  Arbeiten  muss  man  sich  vor  den  die 
Luftwege  und  das  Gesicht  angreifenden  Dämpfen  schützen,  die 
sich  entwickeln. 

Hydnocarpus  inehrians  >).  Das  Oel  von  Hydnocarpus  inebrians 
wird  von  Bhan  Daji  im  grossen  Hospital  zu  Bombay  nicht  ohne 
Erfolg  gegen  Lepra  verwendet  Es  wird  in  Gaben  von  0,6 — 15  g 
in  gekochter  Milch  Moraens  gegeben,  ausserdem  Einreibungen 
damit  über  den  ganzen  Körper  ausgeführt,  nach  Verlauf  von  zwei 
Stunden  ist  ein  warmes  Bad  zu  nehmen.  Auch  auf  die  erkrankten 
Schleimhäute  wurde  das  Oel  applicirt,  namentlich  auf  die  Nasen- 
schleimhaut —  Der  Geschmack  des  Oeles  ist  nicht  unangenehm. 

Bnrseraeeae. 

Commiphara.  Ueber  Balsam  und  Myrrhe  hielt  G.  Schwein- 
furth*)  einen  Vortrag  in  der  Pharmaceutischen  Gesellschaft. 
Der  Mekkabalsam   stammt  darnach   ausschliesslich  von  Commi- 

thara  Opobalsam  Engl.,   die  in   den  Uferländern  des  rothen 
eeres,   südlich  vom  Wendekreise,   weit  verbreitet  ist    Die  Art 
der  Gewinnung  des  Balsams  genau  festzustellen,  ist  auch  ihm  nicht 

1)  Allg.Med.Gentralztg.  1698, 788.      2)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898, 218  a.  287. 


Barseraoeae.  55 

gelungen.  Wenn  man  von  den  jungen  Zweigen  die  Spitze  ab- 
bricht, so  tritt  ein  winziges  Tröpfchen  yon  der  Grösse  eines  Steck- 
nadelkopfes aas  der  Bruchstelle;  auf  diesem  Wege  den  Balsam 
zu  sammeln,  wäre  also  kaum  möglich.  Einschnitte  in  die  Binde 
aber  lassen  keinen  Balsam  ansfliessen;  diese  Art  der  Gewinniing) 
die  sich  vielfach  angegeben  findet,  dürfte  also  nicht  zutreffend 
sein.  Dagegen  hält  es  Verf.  für  wahrscheinlich,  dass  der  Balsam 
durch  Auskochen  der  Zweige  mit  Wasser  gewonnen  werde.  Die 
heutigen  Gewinnungsstätten  liegen  in  der  Umgegend  von  Mecca, 
Yon  wo  aus  der  Balsam  in  den  Handel  kommt.  —  Was  nun  das 
Herkommen  der  Myrrhe  anbelangt,  so  stammt  dieselbe  von  3 
bis  4  Arten  der  öattung  Gommiphara  (Balsamodendron).  Im 
Handel  finden  sich  zwei  unterschiedliche  Myrrhensorten:  die  eine 
kommt  aus  Arabien,  die  andere  aus  dem  Somalilande.  Die  aus 
Arabien  in  den  Handel  kommende  Sorte  wird  hauptsächlich  von 
der  C.  abyssinica  Engl  gewonnen,  wofür  das  Zeugniss  des 
botanischen  Reisenden  Deflers,  sowie  eine  von  ihm  erhaltene 
Originalprobe  bürgt.  Schweinfurth  selber  sab  in  Yemen  am 
Stamme  der  C.  Schimperi  Engl,  eine  Ausscheidung,  die  der 
käuflichen  Myrrhe  vollkommen  glich.  Die«  beiden  genannten 
Commiphara-Arten  sind  auch  im  nordabyssinischen  Gebirgslande 
sehr  verbreitet,  werden  dort  aber  nicht  ausgebeutet  In  Abyssinien 
und  Südarabien  sind  noch  einige  Commiphara-Arten  bekannt, 
welche  an  verletzten  Stellen  des  Stammes  gleichfalls  ein  der 
Myrrhe  sehr  ähnliches  Gummiharz  ausscheiden.  Dasselbe  wird 
jedoch  vorläufig  nicht,  oder  nur  in  unwesentlichen  Mengen  in  den 
Handel  gebracht  Die  aus  dem  Somalilande  kommende,  übrigens 
bereits  von  Plinius  erwähnte,  von  der  arabischen  abweichende 
Sorte  Myrrhe  stammt  wahrscheinlich  von  C.  Hildebrandtii. 
Sicher  erwiesen  ist  diese  Abstammung  jedoch  nicht  —  Die  von 
Nees  van  Esenbeck  beschriebene  Gommiphara  Myrrha,  welche 
Ehrenberg  in  Yemen  sammelte  und  die  nach  den  Angaben  der 
meisten  Lehr-  und  Handbücher  die  eigentliche  Mutterpflanze  der 
Myrrhe  sein  sollte,  liefert  weder  Myrrhe  noch  überhaupt  eine 
ähnliche  Ausscheidung,  noch  ist  an  ihr  ein  myrrhenähnlicher 
Geruch  wahrzunehmen.  Ehronberg  selber  bat  übrigens  bei  seinen 
Herbarien-Exemplaren  dieser  Art  nur  die  Bemerkung  gemacht: 
,4i6fert  vielleicht  auch  Myrrhe,  doch  ist  dies  nicht  genügend 
constatirt^^ 

Zur  Unterscheidung  von  Myrrha  und  BdeUium,  mit  welchem 
letzteren  Verfälschungen  der  Myrrha  häufiger  vorkommen  als  man 
l^uben  sollte,  hat  R.  Gottschling  ^)  düie  alte,  in  letzter  Zeit 
wenig  gebrauchte  Salpetersäureprobe  abgeändert  und  halt  dieselbe 
in  nachstehender  Form  für  zuverlässig  und  sicher:  „Man  nehme 
etwas  von  verschiedenen  verdächtigen,  besonders  dunkleren  Stücken, 
zerreibe  jede  Probe  für  sich,  wiege  davon  0,2  g  ab,  übergiesse 
sie  in  einem  Ueagensglase  mit  5  g  Spiritus  und  erhitze  das  Glas 


1)  Dnrch  Phum.  Ztg.  1892,  414. 


56  Gaesalpiniaceae. 

Yorsichtig.  Nachdem  die  Mischung  unter  öfterem  Schütteln  zum 
Kochen  gekommen  ist,  erhalte  man  sie  1  Minute  im  Sieden,  fuge 
20  Tropfen  reiner  Salpetersäure  hinzu  und  erhalte  das  Ganze  noch 
5 — 7  Minuten  lang  nahe  am  Siedepuncte,  indem  man  das  Glas 
zeitweilig  durch  die  Flamme  zieht.  Bei  echter  Myrrha  treten 
folgende  Erscheinungen  auf:  Die  spirituöse  Lösung  ist  zunächst 
trübe,  wird  durch  die  Salpetersäure  klar,  schwach  gelblich  gefärbt 
und  durch  das  Erhitzen  fortgesetzt  dunkler,  zuletzt  wieder  trübe, 
und  die  Farbe  erscheint  endlich  beim  gelinden  Bewegen  der 
Mischung,  gegen  das  Licht  oder  weisses  Papier  gehalten,  schmutzig- 
violett  und  trübe.  Der  Geruch  der  Mischung  ist  angenehm  nadi 
Myrrhe  und  Salpeteräther.  Lässt  man  die  Probe  stehen,  so  wird 
sie  innerhalb  einer  Viertelstunde  immer  trüber  und  dunkler, 
später  verschwindet  aber  die  eigentlich  violette  Farbe,  so  dass  sie 
trübe  und  schwarzbraun  erscheint.  Bdellium  dagegen,  welches, 
mit  Spiritus  in  gleicher  Weise  behandelt,  ebenfidls  eine  trübe 
Lösung  giebt,  die  durch  Salpetersäure  geklärt  wird,  zeigt  die 
Farbenveränderung  in  Violett  nicht,  die  Mischung  wird  auch  nicht 
trübe,  sondern  bleibt  klar  bis  zuletzt  Geruch  nur  nach  Sal- 
peteräther.^'  m 

B.  Seeliger ^)  empfiehlt,  die  Bückstände  bei  der  Herstellung 
von  Myrrhentinctur  zu  Klebzwecken  nutzbar  zu  machen.  Hierzu 
soll  man  die  bei  dem  Abfiltriren  der  Myrrhentinctur  verbleibenden 
Bückstände  noch  ein  oder  zwei  Mal  mit  Alkohol  ausziehen,  um 
diese  Auszüge  zum  nächstmaligen  Ansetzen  von  Tiuctur  zu  ver- 
wenden, und  dann,  wenn  an  Alkohol  nichts  mehr  abgegeben  wird, 
die  Bückstände  trocknen.  Mit  dem  doppelten  Gewicht  Wasser 
versetzt  und  fleissig  umgerührt,  sollen  sicn  diese  zu  einem  aller- 
dings dunkelbraunen  dickflüssigen  Schleim  lösen,  welcher  zu 
technischen  Zwecken  ganz  gut  verwendbar  sein  soll. 

K.  Hebbelcr*)  weist  darauf  hin,  dass  diese  Art  der  Ver- 
wendung der  Myrrhenrückstände  schon  längere  Zeit  bekannt  und 
jedenfalls  sehr  zu  empfehlen  sei. 

Gaesalpiniaceae« 

Acacia  Senegal  (Ä.  Verek).  In  einem  Au&atz  über  Senegal' 
gummi  kommt  S.  Gotton*)  nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen 
über  die  Hypothesen  der  Gummibildung,  welche  neue  Gesichts- 
puncte  nicht  enthalten,  auch  auf  die  Louvet'sche  Ansicht,  nach 
welcher  der  nach  dem  Blattfalle  im  Ueberschuss  producirte  Saft 
zuerst  die  Intercellularsubstanz  auflöst  und  alsdann  eine  grosse 
Anzahl  maulbeerfÖrmige  Zellen  mitreisst,  wodurch  sich  Lücken 
im  Zuge  der  Markstrahlen  bilden.  In  Folge  des  Austrocknens 
durch  die  heissen  Wüstenwinde  springt  nun  die  Binde,  worauf 
ein  Gummifluss  erfolgt  Diese  Theorie  wird  nach  Gotton  durch 
die  Thatsache  unterstützt,  dass  während  des  Fohlens  des  Sciroccos 


1)  Pharm.  Centralh.  1698,  556.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  614. 

8)  Joum.  de  Ph.  et  de  Gh.  1698,  XXVII,  598. 


Caesalpiniaceae.  57 

aach  die  Bildung  von  Gummi  unterbleibt,  und  dass  die  beste 
Senegalgummisorte  (bas  du  fleuve),  welche  von  Acacia  Verek 
kommt,  in  der  That  am  Saume  der  Sahara  gewonnen  wird.  Für 
diese  Sorte  sind  die  Handelsstationen  oder  „Escales*^  der  aus  dem 
Innern  kommenden  Karawanen:  Dagana,  167  km  von  der  Küste, 
Podor,  267  km,  Saide,  461  km  und  Matam,  601  km  von  der 
Küste.  Flussaufwärts,  zwischen  Matam  und  Bakel,  kommt  ein 
Gemisch  yon  Galamgummi  mit  einer  guten  Gummisorte  in  den 
Handel.  Bei  Bakel,  250  km  yon  Matam  und  850  km  von  St.  Louis 
entfernt,  beginnt  die  Region  desGalamgummis;  dieselbezieht  sich 
bis  Medine,  wo  der  Senegal  durch  einen  Wassersturz  von  60  m 
Höhe  nnpassirbar  wird.  Das  Galamgummi  kommt  nach  Ansicht 
Mancher  yon  Acacia  vera,  nach  Ansicht  Anderer  von  A.  albida. 
Auch  eine  Anzahl  anderer  Varietäten  liefern  geringwerthige 
Gummisorten.  Die  Ernte  des  Gummis  wird  ausschliesslich  yon 
Sklayen  besorgt,  und  zwar  zweimal  im  Jahre;  die  beste  Sorte 
sammelt  man  yom  April  bis  Ende  Juni,  eine  geringwerthigere 
Yom  December  bis  Februar.  Letztere  ist  mit  Staub  und  Sand 
verunreinigt,  welcher  nach  der  Regenzeit  an  das  feuchte  Gummi 
geweht  ist.  Der  Exporthafen  ist  St.  Louis,  hier  wird  das  Gammi 
einer  ersten  Auslese  unterzogen,  der  in  Bordeaux  eine  weitere 
Sortirnng  in  7 — 8  verschiedene  Qualitäten  folgt. 

lieber  die  Verwendbarkeit  des  Senegalgummis  in  der  Pkarmacie; 
von  Kahler^).  Obwohl  das  deutsche  Arzneibuch  (HI)  und  die 
neue  italienische  Pharmakopoe  das  Senegalgummi  neben  dem 
immer  schwieriger  zu  beschaffenden  Kordofangummi  zulässt,  findet 
das  erstere  doch  immer  noch  wenig  Berücksichtigung.  Kahler 
wünscht  deshalb,  die  Aufmerksamkeit  auf  das  leicht  in  schönerer 
Qualität  und  zu  billigerem  Preise  als  das  sogenannte  arabische 
Gummi  zu  beschaffende  Senegalgummi  zu  lenken.  Die  besten 
Sorten  Senegalgummi  sind  nur  schwach  gelblich  oder  glashell, 
Uefem  einen  klaren  Schleim,  der  nicht  filtrirt  zu  werden  braucht 
und  sich  besser  hält,  als  der  aus  arabischem  Gummi  bereitete. 
Beide  Sorten  Gummi  (arabisches  wie  Senegal-)  geben  die  gleichen 
Reactionen  mit  Eisenchlorid,  Alkohol,  Oxalsäure,  Bleiacetat  und 
Bleiessig;  auch  Trockenrtickstand  und  Asche  weisen  nahezu  die 
gleichen  Zahlen  auf.  Die  Angabe  der  meisten  Lehrbücher,  das 
Senegalgummi  gebe  einen  mehr  oder  minder  gallertartigen  Schleim, 
trifft  jetzt  nicht  mehr  zu.  Vielleicht  ist  das  Senegalgummi  früher 
weniger  sorgfaltig  als  jetzt  eingesammelt  worden,  oder  oft  mit 
australischen  und  anderen  Gummisorten  versetzt  gewesen. 

In  Bezug  auf  die  indischen  Oummiarten  erfahren  wir  durch 
Prebble*),  dass  Bombay  im  Gegensatze  zu  der  früheren  Zeit 
jetzt  weit  mehr  Gummi  indischen  Ursprungs  als  afrikanischen  Ur- 
sprungs exportirt.  Die  afrikanischen  Gummi  gehen  besonders 
unter    den   Bezeichnungen    „Bombay    pink*^    und    „Aden    pink^^ 


1)  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Pharm.  1893;  durch  Pharm.  Centralh.  1893, 
658.         2)  Pharm.  Joam.  Transact.  1893,  22;  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  668. 


58  Gaesalpiniaoeae. 

Auch  die  Gummi  von  Sind,  welche  nach  Bideal  nur  in  Indien 
consumirt  werden,  gelangen  theil weise  zum  Export;  das  Karachi- 
gummi,  so  genannt  von  dem  Haupthafen  (früher  Hyderabad)  ist 
Gummi  von  Sind.  Ein  Theil  des  Sindgummi  heisst  in  seiner 
Heimath  Oomarkotegummi.  Dieses  Gummi  stammt  von  Acacia 
Senegal,  einer  der  wenigen  Pflanzen,  die  in  dieser  Wüste 
wachsen.  Ueberhaupt  hat  die  Flora  von  Sind  eine  grosse  Aehn- 
lichkeit  mit  der  afrikanischen;  ^/lo  der  dort  wachsenden  Pflanzen 
sind  in  Afrika  einheimisch.  In  dem  unteren  und  mittleren  Theile 
von  Sind  finden  sich  grosse  Waldungen  von  Acacia  arabica, 
welche  zweifellos  einen  Theil  des  aus  Earachi  exportirten  Gummi 
liefern.  Die  Angabe  vonRideal,  dass  auch  Acacia  Farnesiana 
ein  dem  Gummi  Arabicum  entsprechendes  Product  liefere,  ist 
nach  Prebble  nicht  richtig.  Das  von  ihm  selbst  an  Bäumen  in 
der  Nachbarschaft  von  Bombay  gesammelte  Gummi  dieser  Agacia 
löst  sich  anfangs  in  Wasser,  gelatinisirt  aber  nach  kurzer  Zeit 
und  bildet  bei  weiterem  Wasserzusatze  ein  dickes  Gelee.  Auch 
in  Poona  (Deccan)  liefert  Acacia  Farnesiana  ein  Product  von 
der  nämlichen  Beschaffenheit.  Möglicherweise  würde  aber  diese 
Acaciaart  unter  den  klimatischen  Verhältnissen,  welche  die  Gummi- 
gegenden Afrikas  bieten,  doch  ein  brauchbares  Product  liefern 
(s.  hierüber  auch  die  Mittheilungen  von  Flückiger  imJahresber. 
1892,  68). 

Ein  aus  dem  Usambara-Gebiete  in  Deutsch-Ostafrika  impor- 
tirtes  Gummi  erwies  sich,  wie  Tb.  Waage  ^)  mittheilt,  in  Wasser 
unlöslich. 

lieber  das  polarimetrische  Verhalten  der  Outnmiarten  berichtet 
Guichard*).  im  Widerspruche  mit  einer  Behauptung  Bechamp's, 
dass  es  nur  linksdrehende  Gummisorten  gebe,  hat  derselbe  einige 
wenige  rechtsdrehende  (Gummi  von  Salabreda  und  aus  der 
Berberei)  gefunden.  Die  Verschiedenheit  des  Rotationsvermögens 
der  einzelnen  Sorten  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass  dieselben 
Gemenge  rechtsdrehender  und  linksdrehender  Verbindungen  sind. 
Linksdrehendes  Gummi  wird  unter  käuflicher,  kalter  Essigsäure 
weiss,  ohne  etwas  an  dieselbe  abzugeben,  während  rechtsdrehendes 
reichlich  gelöst  wird  und  nur  eine  geringe  Menge  weissen  Rück- 
standes hinterlässt. 

Der  wasserlösliche  Theil  des  Kirachgummis  unterscheidet  sich, 
wie  von  F.  Garros^)  gezeigt  wird,  durch  sein  Verhalten  gegen 
oonc.  Schwefelsäure  und  gegen  Bleiessig,  sowie  durch  die  Producte 
der  Hydrolyse  und  der  Oxydation  von  dem  arabischen  Gummi. 

Der  wasserunlösliche  Theil  (Cerasin)  geht,  wenn  man  ihn 
längere  Zeit  mit  Wasser  macerirt,  in  Lösung  durch  Einwirkung 
eines  geformten  Fermentes,  welches  sich  am  Grunde  der  Lösung 
absetzt;  durch   starkes  Erhitzen  oder  durch  Zusatz   von  wenig 


1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  168.  2)  Ball.  boo.  cbim.  (S)  9,  19. 

8)  Joum.  de  Pfa.  et  de  Chim.  1892,    tome  XXVI,    686—588;    aasführliohea 
Referat  in  Apoth.  Ztg.  1898,  69. 


Gaesalpiniaceae.  59 

Äure  wird  das  Ferment  getötet  und  die  Lösung  verhindert. 
Dieses  Ferment  löst  in  gleicher  Weise  das  Pflaumengummi. 

Auch  mit  dem  Pectin  ist  das  arabische  Gummi  durchaus  nicht 
identisch,  wie  vielfach  angenommen  wird.  Arabin  giebt  mit  Eisen- 
solfat  einen  in  Kalilauge  unlöslichen  Niederschlag,  Pectin  einen 
in  Kalilauge  löslichen  (rectin  aus  Pectose  durch  Kochen  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  erhalten);  Arabin  wird  unlöslich  durch  Zusatz 
von  cona  Schwefelsäure  zu  dessen  Lösung,  Pectin  wird  in  eine 
Zuckerart,  Pectinose,  übergeführt. 

Aloexylon  AgaUochum.  M.  Thouvenin  *)  suchte  durch  das 
Studium  der  anatomischen  Verhältnisse  festzustellen,  ob  die  Stamm- 
pflanze  des  Alo&idzes  oder  Galambac-Holzes,  als  welche  Aloexylon 
Agallochum  Loureiro  angesehen  wird,  thatsächlich  zu  den  CSaesal- 
piniacoen,  Aquilarieen,  oder  nach  der  Ansicht  von  Durand  zu  den 
uenera  dubiae  sedis  vel  non  satis  notae  gehört  Das  Holz  der 
Aquilarieen  zeigt  nach  van  Tieghem  einen  sekundären  Bast  mit 
nicht  verholzten  Zellen  in  tangential  geschichteten  Bändern  an- 
geordnet und  in  dem  sekundären  Holze  Gruppen  von  Bastzellen 
oder  verholzte  Siebbündel  und  an  der  Peripherie  des  Markes  Sieb- 
röhrengefasse. In  der  dem  Verfasser  vorliegenden  Droge  waren 
diese  Merkmale  mit  Leichtigkeit  aufzufinden,  so  dass  die  botanische 
Stellung  der  Aloexylon  Agallochum  nunmehr  keinem  Zweifel  unter- 
liegt. —  Neben  diesem  echten  Aloeholz  findet  sich  davon  noch 
eine  andere  minderwerthige  Sorte  (Ad  1er holz),  die  man  allge- 
mein von  Aquilaria  secundaria  DG.  (A.  Malaccensis  DG.) 
ableitet.  Ein  aus  der  Guibourt'schen  Drogensammlung  herrühren- 
des Stück  dieses  Holzes  zeigte  im  Querschnitte  ein  aus  dick- 
wandigen Fasern  bestehendes  Holzgewebe,  in  welchem  grosse, 
manchmal  isolirte,  häufiger  zu  2  auftretende  Gefässe  sich  finden. 
Die  Markstrahlen  bestehen  aus  einer  einzigen  Reihe  Zellen,  von 
denen  verschiedene  einen  einzigen  Oxalatkrystall  einschliessen. 
Gefasse  und  Zellen  sind  mit  Harz  gefüllt  In  den  Holzbündeln 
finden  sich  von  Strecke  zu  Strecke  Zellenreihen,  welche  die  Dicke 
der  Holzfasern  haben,  mit  dünnen  Wandungen  und  mit  Harz  ge- 
füllt; diese  können  eine  grosse  Länge  erreichen  und  schneiden  die 
Markstrahlen  fast  rechtwinklig.  Dieser  Befund  deutet  darauf  hin, 
dass  das  bisher  bestimmt  von  einer  Aquilaria  abgeleitete  Adler- 
holz einer  Pflanze  aus  einer  anderen  Familie  angehört  Bekannt- 
lich wird  das  Adlerholz  von  englischen  Autoren  vielfach  auf 
Ezcoccaria  Agallocha  (£uphorbiaceen)  zurückgeführt. 

BrachysUgia  spicaefarmis,  Geber  ein  dem  Kino  sehr  ähn- 
liches adsMnairendes  Oummi  aus  Afrika  (aus  dem  Mashonaland) 
berichtet  E.  M.  Holmes').  Derselbe  glaubte  zuerst  ein  Product 
von  Pterocarpus  erinaceus  vor  sich  zu  haben,  allein  spätere  Mit- 
theilungen und  das  Eintreffen  von  Blüthen,  Blättern  und  Früchten 
der  Stammpflanze  ermöglichten  eine  genaue  Bestimmung  derselben. 


1)  Jonm.  de  Phann.  et  de  Cbim.  1898,  54.  2}  Pharm.  Joam.  and 

Tranaact  1898,  lio.  1178,  685  n.  600. 


60  Gaesalpiniaceae. 

als  welche  nunmehr  Brachystegia  spicaeformis  angesehen  wird.  Der 
Baum  ist  in  Mashonaland  häufig,  wächst  auf  niedrigen,  felsigen 
Hügeln,  besonders  auf  eisenhaltigem  Boden  und  erreicht  einen 
Durchmesser  von  etwa  6  Zoll.  Die  jungen  Blätter  sind  meist 
zartgrün,  an  einzelnen  Stellen  aber  hellroth,  wodurch  der  Baum 
der  Landschaft  einen  bunten  Charakter  giebt.  Die  Blätter  sind 
gering  gefiedert,  die  Zahl  der  Fiederblätterpaare  beträgt  vier. 
Diese  sind  lanzettlich,  leicht  lederartig,  an  der  Spitze  ungleich. 
Die  wohlriechenden  Blüthen  bilden  eine  1 — 2  Zoll  lange  Aehre; 
der  Kelch  ist  zweitheilig,  aussen  haarig,  innen  glatt ;  die  Blumen- 
blätter sind  ausserordentlich  klein  und  lila.  Die  Hülse  ist  glatt, 
haarig,  etwa  3  Zoll  lang  und  1  Zoll  breit,  schräg  abgestumpft 
und  kurz  geschnäbelt.  Der  eigenthümliche  zweitheilige  Kelch 
unterscheidet  die  Gattung  von  nahe  verwandten  Genera.  Sie 
gehört  zur  Tribus  der  Amherstieen  und  steht  Tamarindus  und 
Gopaifera  am  nächsten.  In  Afrika  finden  sich  ausser  der  genannten 
Species  noch  zwei  andere,  Brachystegia  floribunda  und  eine  bisher 
unbeschriebene  Art.  Die  Rinde  von  B.  spicaeformis,  welche  zu 
vielfachen  Gebrauchsgegenständen  verarbeitet  wird,  sondert  beim 
Einschneiden  einen  blutrothen  Saft  aus.  Dieser  findet  seiner  ad- 
stringirenden  Eigenschaften  wegen  Verwendung  und  wurde  zum 
ersten  Mal  1860  in  einer  Höhe  von  4700  Fuss  über  dem  Meeres- 
spiegel von  Speke  und  Grant  an  den  Quellen  des  Nils  gesammelt. 
Dort  wird  der  Baum  nicht  nur  wegen  seiner  nützlichen  Rinde, 
sondern  auch  wegen  der  wohlriechenden  Blüthen  geschätzt.  Die 
Droge  ist  von  South  all  näher  untersucht  worden.  Derselbe 
fand,  dass  das  Pulver  eine  hellere  Farbe  als  Kino  zeigt,  der  Ge- 
schmack dagegen  adstringirender  ist.  Alkohol  löst  89,7  o/o,  Wasser 
86,1  o/o,  Glycerin  über  70  o/o,  welche  Lösungen  sämmtlich  den 
Gerbsäuregeschmack  besitzen.  Der  in  Wasser  unlösliche  Rück- 
stand ist  weder  in  starken  Säuren  noch  in  Alkali  löslich.  Ein 
Alkalo'id  war  in  den  Lösungen  nicht  nachweisbar.  Der  Tannin- 
gehalt belief  sich  auf  80,1  o/o,  während  Kino,  nach  derselben 
Methode  behandelt,  nur  76,5  o/o  ergab.  Der  Aschengehalt  betrug 
1,49  o/o  (Malabar  Kino  1,3  o/o). 

Caesalpinia  melanocarpa.  Unter  Algarobiüa  versteht  man  im 
Handel  verschiedene  gerbstoffhaltige  Früchte  aus  der  Familie  der 
Leguminosen.  In  Wahrheit  verdienen  diesen  Namen  nur  die 
Früchte  von  Gaesalpinia  melanocarpa,  ein  Baum,  welcher  in  Süd- 
amerika, besonders  in  Argentinien,  Ghaco,  Brasilien,  Bolivien, 
Uruguay,  Chili  etc.  einheimisch  ist  Derselbe  erreicht  eine  Höhe 
von  8 — 15  Metern,  0,4 — 1  Meter  Durchmesser  und  besitzt  ein  sehr 
hartes  und  schweres  Holz  von  dunkelbrauner  Farbe,  welches  in 
Wasser  untersinkt  und  vermöge  seiner  Widerstandsfähigkeit  zu 
verschiedenen  Instrumenten  und  Maschinentheilen  verarbeitet  wird. 

Die  Algarobillafrucht  bildet  nach  J.  Arnaudon^)  1—3  cm 
lange  und  8—10  mm  breite  Hülsen,  welche  denjenigen  der  Bohnen 

1)  Monit.  Boientifique  189S,  T.  YII,  107. 


Caesalpiniaceae.  61 

nicht  unähDlich  sind,  und  enthalten  1 — 3  Samen  von  der  Gestalt 
der  Lupinensamen.  Das  Gewicht  derselben  schwankt  zwischen 
1 — 3  g.  —  Das  Epicarp  besteht  aus  einem  zarten,  orangebraunen 
Häutchen,  welches  ein  stärkemehlhaltiges  Mcsocarp  umschliesst. 
Dasselbe  ist  gelb  bis  orangebraun,  von  harzigem  Aussehen,  höhliger 
Structur  und  zusammenziehend  bitterem,  nachher  süssem  Geschmack. 
Das  Endocarp  besteht  nur  aus  einer  Membran,  welche  die  harten, 
linsenförmigen  Samen  umgiebt.  In  der  trockenen  Hülse  besitzt 
das  Mesocarp  ein  mehliges  Aussehen  und  löst  sich  über  die 
Hälfte  in  Alkohol.  Diese  Lösung  enthält  Algarabo-Tannin,  ein 
Gummiharz,  einen  gelben  Farbstoff  und  eine  Zuckerart  In  Wasser 
gelegt  erweicht  die  Algarobilla,  schwillt  an  und  erreicht  allmählich 
eine  eiförmige,  cylindrische,  abgeplattete  Gestalt.  Die  Pulpa  löst 
sich  los  und  ist  in  heissem  Wasser  fast  vollständig  zu  einer  klaren 
gelben  Flüssigkeit  löslich,  welche  mit  sämmtlichen  Gerbstoff- 
reagentien  reichliche  Fällungen  giebt.  Das  Decoct  der  Algarobilla 
wird  zum  Färben  von  Wolle,  Seide  und  Baumwolle  benutzt.  Die 
Stoffe  werden  eine  Stunde  lang  in  die  Abkochung  gelegt,  dann 
24  Stunden  lang  der  Luft  ausgesetzt,  mit  Eisensalzen  behandelt 
und  schliesslich  allmählich  bis  auf  90°  erwärmt.  Die  Stoffe  nehmen 
hierbei  eine  prachtvoll  schwarze  Farbe  an,  welche  unbegrenzt 
haltbar  zu  sein  scheint  und  von  keinem  anderen  Farbstoff  erreicht 
wird.  Mit  Kaliumdichromat  an  Stelle  der  Eisensalze  werden  die 
Stoffe,  mit  Ausnahme  der  Baumwolle,  dunkel  braungrün  gefärbt. 
Ebenso  soll  sich  die  Algarobilla  zum  Gerben  von  Leder  vorzüglich 
eignen.  Die  hierbei  benutzte  Flüssigkeit  besitzt  nach  dem  Heraus- 
ndimen  der  Felle  einen  Weingeistgeruch,  welcher  von  einem 
Geruch  nach  Fruchtäthem  begleitet  ist.  Dieser  Aether  ist  durch 
Destillation  aus  der  filtrirten  Flüssigkeit  dargestellt  worden.  Die 
Algarobilla  enthält  eine  stärkemehlartige  Substanz  und  einen  ver- 
gährbaren,  dem  Mannit  ähnlichen  Zucker.  Die  Indianer  bereiten 
durch  Gährung  aus  der  Algarobilla  und  anderen  Leguminosen- 
früchten die  Alo'ia,  ein  berauschendes  Getränk,  welches  mit  Mais- 
mehl gemischt  eine  Art  Ghica  darstellt 

Cama  anguatifolia  u.  (7.  acutifoUa.  Eine  aus  Tunis  in  Eng- 
land eingeführte  falsche  Senna  wurde  von  H.  C.  Greenish^)  mit 
den  Blättern  von  Pistacia  Lentiscus,  der  Mastixpistacie, 
identificirt  Die  Mastixblätter  sind  von  Sennesblättem  nicht  eben 
schwierig  zu  unterscheiden»  besonders  leicht  durch  die  Anwesen- 
heit mehrerer  Harzgänge  in  dem  weichen  Baste  des  Hauptfibro- 
vasalstranges  der  Mittelnerven  nach  der  Unterfläche  des  Blattes 
zu.  Au<£  in  den  vorhandenen  Nebensträngen  findet  sich  ein 
Harzgang.  Die  Gänge  sind  schizogen,  mit  einer  Lage  secernirender 
Zellen  ausgekleidet  und  enthalten  Tropfen  Balsam.  Das  Meso- 
phyll enthält  zwei  Reihen  Palissadenzellen,  in  denen  nicht  selten 
Ideine  Oxalatkrystalle  sich  finden.  Die  Stomata  an  der  Unter- 
fläche des  Blattes  sind  von  7 — 10  Zellen  umgeben. 

1)  Pharm«  Journ.  Transact  1998,  383. 


62  Gaesalpiniaceae. 

Nach  den  von  Alex.  Je  nach  ^)  angestellten  Versuchen  geben 
die  Vorschriften  von  Knbly  und  Stokman  zur  Darstellung  der 
wirksamen  Substanz  der  Senna  ein  Produkt  von  unzuverlässiger 
Wirksamkeit.  Der  Verf.  schlägt  daher  folgende  Methode  zur 
Darstellung  der  Catharfinsäure  vor:  2  Kilo  Sennesblätter  (nicht 
gepulvert)  werden  mit  kochendem  Wasser  übergössen,  nach  24 
Stunden  ausgepresst  und  der  Auszug  im  Vacuum  eingedampft. 
Der  Rückstand  wurde  mit  dem  gleichen  Vol.  95^  Alkohols  gut 
durchgeschüttelt,  nach  einem  Tage  die  Flüssigkeit  abgehoben  und 
diese  Operation  ein  zweites  Mal  mit  frischem  Alkohol  wiederholt. 
Die  filtrirten  Auszüge  werden  nun  mit  neutralem  essigsauren  Blei 
bis  zum  Ausbleiben  eines  Niederschlages  versetzt.  Nach  sehr 
sorgfältigem  Auswaschen  wird  der  Niederschlag  mit  Alkohol  zu 
einem  dünnflüssigen  Brei  angerührt  und  mit  HiS  versetzt  Durch 
Einleiten  von  atmosphärischer  Luft  wird  der  Ueberschuss  von 
HsS  entfernt,  dann  unter  Anwendung  eines  Rückflusskühlers  auf 
dem  Dampfbade  eine  halbe  Stunde  erwärmt  und  das  PbS  noch- 
mals mit  Alkohol  extrahirt.  Die  filtrirte  Flüssigkeit  wird  nun 
mit  Aether  versetzt  —  wobei  ein  hellgelber  Niederschlag  entsteht 
—  und  zum  vollständigen  Absetzen  bei  Seite  gestellt  Nach  dem 
Abheben  des  Aethers  wird  die  an  den  Wandungen  des  Gefasses 
haftende  Substanz  in  30  <^/oig.  Alkohol  gelöst  und  die  Lösung  bei 
50^  ü.  eingetrocknet  Die  schliesslich  zurückbleibende  Substanz 
lässt  sich  in  rothbraunen,  durchscheinenden  Striemen  vom  Boden 
des  Oefasses  ablösen,  zu  einem  Pulver  verreiben  und  durch  wieder- 
holtes Auflösen  in  Alkohol  und  Fällen  mit  Aether  weiter  reinigen. 
Die  Ausbeute  betrug  12 — 15  g.  Die  Substanz  ist  amorph,  schwer 
in  kaltem,  leicht  in  heissem  Wasser  löslich.  Sie  löst  sich  am 
leichtesten  in  30 — 40  <^/oig.  Alkohol,  dagegen  garnicht  in  Aether, 
Benzin,  Chloroform,  Petroläther  etc.  Beim  Verbrennen  auf  Platin- 
blech hinterbleibt  keine  Asche.  Die  Elementaranalyse  ergab  die 
Formel:  CsoHseNOis.  Die  mit  diesem  Präparat  angestellten 
pharmakologischen  Versuche  haben  ein  zufriedenstellendes  Resultat 
ergeben.  Dosen  von  0,1 — 0,15  wirkten  bei  Erwachsenen  nach 
3—6  Stunden  schmerzlos  abführend. 

Cassia  eathartocarpos.  Tr6meau*)  hat  in  einer  Dissertation 
die  EntwicHungsgeschtchte  der  Frucht  von  Cassia  cathartocarpos 
und  von  Tamarindus  indica  behandelt  Bei  ersterer  theilt  sich 
das  Mesocarp  in  zwei  Zonen,  von  denen  die  eine  parenchymatös 
bleibt,  die  andere  theilweise  sclerosirt,  und  schon  frühzeitig  erfolgt 
Theilung  des  Endocarps  in  zwei  Schichten,  von  denen  die  äusserste 
fibröse  sehr  hart  wird  und  Querscheidewände  von  derselben  Be- 
schaffenheit entstehen  lässt,  welche  die  Frucht  in  sehr  zahlreiche, 
einen  Samen  einschliessende  Fächer  theilen,  während  die  innere 
Schicht  die  pulpöse  Masse,  welche  die  Fächer  ausfüllt  und  die 
Samen  umgiebt,  producirt    Bei  Tamarindus  indica  hält  sich  das 


1)  Dissert.  Dorpat  1898;  darch  Pharm.  Post  1893,  281.  2)  daroh 

Pharm.  Ztg.  1898,  209. 


Gaesalpiniaceae.  63 

Epicarp  nur  kurze  Zeit;  das  Mesocarp  umfasst  zwei  Zonen,  von 
denen  die  erste  das  Epicarp  ersetzt,  indem  es  eine  scleröse,  bei 
der  Reife  sehr  brüchige  Aussenschicht  bildet,  während  die  andere 
sich  bedeutend  entwickelt,  die  Pulpa  liefert  und  der  Frucht  ihre 
fast  cylindrische  Form  giebt  Die  Nerven  bestehen  aus  verästelten 
Bastbündeln,  welche  die  Pulpa  nach  allen  Richtungen  durchziehen. 
Das  Endöcarp  wird  sehr  dick,  der  innere  Theil  desselben  ent- 
wickelt grade  Scheidewände  zwischen  den  Fächern  und  um  diese 
herum  Haare,  deren  Verfilzungen  die  häutigen  Wände  bildet. 

Copaifera  offidnalis.  Im  Handelsbericht  von  E.  H.  Worlee 
&  Co.  in  Hamburg  wird  mitgetheilt,  dass  es  nicht  zutreffend  sei, 
wenn  behauptet  wird,  dass  echter  Gopaivabalsam  überhaupt  nur 
mit  Schwierigkeit  zu  beschaffen  sei.  Seit  Jahren  sei  derselbe  in 
Wirklichkeit  genug  und  zu  jeder  Zeit  zu  haben  gewesen,  wenn 
man  einen  reellen  Preis  dafür  zahlen  wollte.  Nach  Angabe  der 
Firma  sind  die  Prüfungsvorschriften  des  Arzneibuches  nicht  aus- 
reichend. Ein  einfaches  Kennzeichen  der  Echtheit  consistenter 
Balsame  von  Maracaibo  und  Angostura  besteht  danach  unter 
anderem  darin,  dass  sich  diese  Sorten  in  Alkohol  in  jedem  Ver- 
hältnisse ganz  klar  lösen,  während  mit  Harz  verdickte  Sorten 
eine  trübe  oder  doch  opalisirende  Lösung  geben  und  ebenfalls 
unter  anderem  mit  Ammoniak  eine  bald  so  fest  werdende  Seife 
bilden,  dass  dieselbe  nicht  aus  einem  enghalsigen  Glase  zu  ent- 
fernen ist;  femer  hat  verfälschter  Balsam,  wie  bekannt,  eine  weit 
grössere  Klebrigkeit  beim  Antrocknen  als  echter'). 

E.  Dieterich  *)  erhielt  bei  Untersuchung  des  Gopaiva- 
balsams  folgende  Zahlen: 

Säurezahl  Esterzahl 

a)  Maracaibo     79,8—89,13  0,47—7,00 

b)  Para  29,4—65,80  1,90 

Ilur  die  Zahlen  des  Maracaibobalsams  zeigen  hinreichende  Ueber- 
einstimmung,  diejenigen  der  Parasorte  zeigen  erhebliche  Ab- 
weichungen. 

Auf  Grrund  eingehender  Untersuchungen  verschiedener  Sorten 
Copaivabalsam  gelangt  Th.  Wimmel')  zu  dem  Resultate,  dass 
die  Piüfungsmethoden  des  Arzneibuches  nicht  völlig  genügen,  um 
die  Echtheit  und  Unverfalschtheit  eines  Balsams  zuverlässig  fest- 
stellen zu  können.  Auf  die  Bestimmung  des  speci fischen 
Gewichts  legt  Wimmel,  entgegen  der  Ansicht  von  Beckurts  und 
Brüche  (Jahresber.  1892,  21),  keinen  entschiedenen  Werth;  das 
specifische  Gewicht  ist  von  allen  Eigenschaften  des  Gopaivabalsams 
die  am  wenigsten  constante,  und  es  giebt  zweifellos  reine  Balsame, 
die  schwerer  als  Wasser  sind.  —  Die  Schütte  1  probe  mit 
warmem  Wasser  (Prüfung  auf  Gurjunbalsam)  spielt  sich  selten 
genau  der  Forderung   des  Arzneibuches    entsprechend  ab.    Die 


1)  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  47.  2)  Helfenb.  Annai.  1892. 

3)  Gesebäftsber.  von  Caesar  a.  Loretz  1893;    ausfuhrlich  ist  die  Arbeit 
veröffentUcht  in  Apoth.  Ztg.  1893,  434. 


64  Caesalpiniaceae. 

wässerige  Schicht  kann  nicht  völlig  klar  sein,  denn  das  Wasser 
nimmt  immer  etwas  ätherisches  Oel  aus  dem  Balsam  auf;  ebenso 
scheiden  sich  die  letzten  Antheile  Wasser  nicht  „bald  wieder"^ 
sondern  erst  nach  längerer  Zeit  vollständig  an  der  Balsamschicht 
ab;  die  Forderung  des  Arzneibuches  sollte  dahin  gehen,  dass  dio 
beiden  Schichten  scharf  begrenzt  und  fast  klar  sein  müssen.  — 
Die  Lösung  des  Copaivabalsams  in  10  Theilen  absoluten  Alko- 
hols muss  völlig  klar  sein,  was  im  Arzneibuche  nicht  besonders 
hervorgehoben  ist.  —  Der  Bestimmung  der  Säure-,  der  Ester- 
und der  Jodzahl  legt  Wimmel«  wieder  entgegen  der  Ansicht  von 
Beckurts  und  Briiche,  aber  in  Uebereinstimmung  mit  Gehe  &  Co» 
(Jahresber.  1892,  62)  keine  Bedeutung  bei;  die  Zahlen,  die  er- 
halten werden,  sind  zu  wechselnd  und  lassen  sich  für  die  Beur- 
theilung  des  Balsams  nicht  verwerthen.  —  Eine  werthvoUe  Probe 
ist  nach  Wimmel  die  schon  von  Gehe  &  Co.  (siehe  ebenda)  em- 
pfohlene, aber  in  das  Arzneibuch  nicht  aufgenommene  Ammoniak- 
probe. Mischt  man  nämlich  1  Th.  Balsam  mit  5  Th.  Ammoniak- 
liquor,  so  giebt  Maracaibo-Balsam,  der  allein  für  den  arznei- 
lichen Gebrauch  zulässig  ist,  eine  seifenschaumartige,  durchschei- 
nende, dickflüssige  Mischung,  die  nicht  gelatinirt;  Balsame  anderen 
Ursprungs  dagegen  oder  solche,  die  mit  Oel  oder  Harz  verfälscht 
sind,  geben  entweder  eine  dünnflüssige  milchartige  Emulsion, 
beziehentlich  ein  weisses  Liniment,  oder  eine  schaumige,  dickflüssige 
Mischung,  die  nach  kurzer  Zeit  gelatinirt. 

Caesar  und  Loretz  sagen  dazu:  „Fassen  wir  die  Ergebnisse 
dieser  Wimmel'schen  Prüfungsresultate  zusammen,  so  ergiebt  sich 
danach,  dass  in  jeder  Hinsicht  den  Forderungen  der  Ph.  G.  HI» 
und  dabei  auch  der  besonders  wichtigen,  in  der  Ph.  G.  UI. 
fehlenden  Ammoniakprobe  entsprechend,  nur  der  echte  Maracaibo- 
Balsam  sich  erweist;  wie  er  bei  normaler  Preisanlage  in  gleich- 
massiger  Qualität  im  Handel  auch  zu  beschaffen  ist.  Die  Ammo- 
niakprobe ist  deshalb  bei  der  gegenwärtigen  Lage  des  Handels 
mit  Uopaiva-Balsam  nicht  zu  entbehren  und  kommen  des  Weiteren 
bei  der  Prüfung  als  Hauptfaktoren  in  Betracht  die  Farbe  und 
Consistenz  des  Balsams,  sowie  des  bei  der  Verdampfung  erhaltenen 
Harzes,  bedingungsweise  auch  die  Beschaffenheit  der  alkoholischen 
Lösung.  Schliesslich  möchten  wir  nicht  unterlassen,  auf  den 
eigenthümlich  aromatischen,  keineswegs  unangenehmen  Geruch 
des  echten  Maracaibo-Balsams  noch  hinzuweisen,  welche  Eigen- 
schaft beim  physikalischen  Vergleich  mit  anderen  Handelssorten 
sich  ebenfalls  als  ein  werthvoUes  Kriterium  verwerthen  lässt» 
Begnügt  sich  der  Käufer  eines  Copaiva-Balsams  auch  fernerhin 
nur  mit  einer  oberflächlichen  Prüfung  nach  der  Ph.  G.  UL,  dann 
wird  er  sich  gegen  den  Empfang  eines  Balsam-Fabrikates  nicht 
schützen  können,  legt  er  unter  allen  Umständen  Werth  auf  einen 
reinen,  seinen  medicinischen  Zweck  als  Heilmittel  wirklich  er- 
füllenden Gopaiva-Balsam,  dann  muss  er  auf  eine  strikte  Erfüllung 
der  bei  echtem  Maracaibo-Balsam  in  der  vorstehenden  Wimmei- 
schen Arbeit  erhaltenen  Resultate  bestehen. 


Caesalpiniacea  e.  65 

lodemvoD  der  ständigen  Gommission  zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibuches  aufgestellten  Entwurf 
eines  Nachtrages  zum  Arzneibuche  sind  bei  „Balsamum 
Copaivae*^  die  Schüttelprobe  mit  Wasser  und  die  Prüfung  auf 
esterartige  Bestandtheile  weggefallen;  dafür  sind  aufgenommen 
eine  Schüttelprobe  mit  Ammoniak  und  eine  Probe  bestehend  in 
Behandlung  des  vom  ätherischen  Oele  befreiten  Harzes  mit  Ammo- 
niak, beide  zum  Nachweis  von  Colophon  dienend. 

Zur  Prüfuna  des  Copaivabahams  auf  Ourjutibaham  hat  das 
Deutsche  Arzneibuch  bekanntlich  die  Flückiger'sche  Probe  aufge- 
nommen, nach  welcher  man  1  Theil  des  Balsams  in  20  Theilen 
Schwefelkohlensto£P  löst,  und  diese  Lösung  mit  einigen  Tropfen 
eines  abgekühlten  Gemisches  von  gleichen  Theilen  Schwefelsäure 
und  Salpetersäure  schüttelt,  wobei  sich  keine  rothe  oder  violette 
Färbung  einstellen  darf,  welche  die  Anwesenheit  von  Gurjunbal- 
sam  anzeigen  würde.  Nach  Hager,  Biel  und  Hirschsohn  giebt 
diese  Reaction  jedoch  zweifelhafte  Resultate,  da  auch  manche 
reine  Balsarasorten  ähnliche  Farbenreactionen  geben,  es  ist  deshalb 
eine  Mittheilung  von  Ed.  Hirschsohn  ^)  von  Wichtigkeit,  nach 
welcher  ein  sicherer  Nachweis  des  Gununbalsams  in  Gopaiva- 
balsam  auf  anderem  Wege  möglich  ist  Verdünnte  Schwefelsäure 
allein  wird  durch  Gurjunbalsam  nur  gelb  gefärbt,  dagegen  erhält 
man  ganz  andere  Farbenerscheinungen,  wenn  die  Schwefelsäure 
in  Essigäther  gelöst  wurde.  Eine  Lösung  von  1,0  conc.  reiner 
Schwefelsäure  in  25,0  absolut  reinem  Essigäther  giebt,  mit 
einigen  Tropfen  Gurjunbalsam  versetzt,  eine  intensiv  rothe  Färbung, 
die  bald  schön  violett  wird.  Die  verschiedenen  Gopaivabalsame 
geben  hierbei  nur  eine  gelbliche  bis  hellgelbbraune  Färbung,  die 
allmählig  dunkler  wird,  so  dass  es  möglich  ist,  auf  diesem  Wege 
einen  Zusatz  von  Gurjunbalsam  zu  erkennen.  Versuche,  die  mit 
Gemengen  angestellt  wurden  —  zu  1 — 2  cc  der  Essigäther- 
Schwefelsäuremischung  wurden  2— 4  Tropfen  des  Balsams  gegeben 
—  ergaben,  dass  die  Reaction  schon  bei  Gegenwart  von  10  ^jo 
Gurjunbalsam  in  Gestalt  einer  rothen  Färbung,  die  allmählig 
rothviolett  wurde,  eintrat.  —  Eine  zweite  Art,  die  Gegenwart  des 
Guijunbalsams  darzuthun,  beruht  auf  der  Beobachtung,  dass  der 
die  Färbung  mit  Säuren  hervorrufende  Körper  sich  theilweise 
schon  in  Wasser  von  Zimmertemperatur  löst.  Schüttelt  man 
1  Vol.  Gurjunbalsam  mit  3—4  Vol.  Wasser  gut  durch,  filtrirt 
durch  ein  genässtes  Filter  und  versetzt  das  klare  Filtrat  mit  dem 
gleichen  Vol.  Salzsäure  von  1,12  spec.  Gew.,  so  entsteht  eine 
schon  rothe  Färbung  der  Mischung.  Die  oben  angeführten  C!o- 
paivabalsamsorten  geben  hierbei  keine  Färbung.  Mit  der  eben 
angeführten  Reaction  wurde  bei  einem  Balsam,  dem  10  <^/o  Gurjun- 
balsam zugesetzt  waren,  nach  einigen  Minuten  eine  rosa  Färbung 
des  Wassers  erhalten ;  bei  20  <^/o  des  Zusatzes  war  die  Färbung 
intensiver  und  trat  rascher  ein.   —    Aus  den  im  Vorhergehenden 


1)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl.  1693,  No.  48. 

JahTwb«rlebt  f.  1898.  5 


66  Gaesalpiniaceae. 

angeführten  Versnchen  ergaben  sich  folgende  Wege  zur  Er- 
kennung einer  Verfälschung  des  Gopaivabalsams  mit  Gnijanbal- 
sam:  1.  2 — 4  Tropfen  des  zu  prüfenden  Balsams  werden  zu 
1 — 2  oc  einer  Lösung  von  1,0  conc.  reiner  Schwefelsäure  in  25,0 
reinem  absol.  Essigäther  hinzugefüfft;  es  darf  keine  rothe  oder 
violette  Färbung  eintreten.  2.  1  Vol.  des  Balsams  wird  mit  3 
bis  4  Vol.  Wasser  von  Zimmertemperatur  einige  Male  gut  ge- 
schüttelt, dann  durch  ein  genässtes  Filter  filtrirt  und  das  Filtoat 
mit  einem  gleichen  Vol.  Salzsäure  von  1,12  spec.  Gew.  versetzt; 
es  darf  im  Laufe  von  15  Minuten  keine  rosa  Färbung  der 
Mischung  eintreten. 

Der  neuerdings  in  England  aufgetauchte  afrikanische  Copaiva- 
baisam  (s.  Jahresber.  1891,  48;  1892,  61}  hat  sich  nach  der  Unter- 
suchung von  Fenwick  als  ein  brauchbares  Trippermittel  er- 
wiesen; doch  soll  der  südamerikanische  Balsam  kräftiger  wirken. 
Man  gebraucht  das  ätherische  Oel  in  Kapseln,  welche  10  Tropfen 
enthalten.  Ueber  dieses  Oel  liegt  eine  neuere  Untersuchung  von 
J.  C.  Umneyi)  vor,  wonach  es  zwar  manche  Aehnlichkeiten,  aber 
auch  Verschiedenheiten  dem  ätherischen  Oele  der  südamerikanisdien 
Balsame  gegenüber  zeigt  Es  ist  zu  39  <>/o  im  Balsam  enthalten, 
während  Maracaibobalsam  42  und  Parabalsam  64—80  ^/o  ätheri- 
sches Oel  liefert.  Auch  die  Harze  bieten  Verschiedenheiten.  Das 
Vorhandensein  von  Ozycopaivasäure  in  der  neuen  Droge  ist 
wahrscheinlich. 

Copaifera  Salicounda  liefert  die  afrikanischen  Salieoundabohnen, 
welche  Heckel  und  Schlagdenhauffen')  bei  einer  chemisch- 
pharmakognostischen  Untersuchung  als  cumarinhalHge  Droge  er- 
kannten. C.  Salicounda  ist  ein  15  m  hoher  Baum,  welcher  in  den 
Küstenländern  ungefähr  von  7 — 11^  nördl.  Br.,  ganz  besonders 
auf  den  Inseln  des  Rio  Pongo,  auch  im  Innern  jener  Gegenden 
vorkommt.  Der  Baum  ist  den  südamerikanischen  Copaifera-Arten, 
besonders  der  G.  Langsdorfii  Desf.,  sehr  ähnlich.  Das  Blatt  be- 
steht, ohne  das  unpaare  Endstück,  aus  3—5  Fiederpaaren.  Auf  dem 
Querschnitt  der  Blatter  (auch  derjenigen  von  C.  Langsdorfii)  findet 
sich  eine  sklerotische  Zoue  zwischen  der  oberen  und  der  unteren 
Pallissadenschicht.  Der  Stamm  zeigt  zwar  Harzabsonderungen, 
aber  nur  in  geringer  Menge.  Oelräume  fehlen  sowohl  in  den 
Blättern  als  auch  im  Stamm.  Die  Samen  sind  von  einem  schar- 
lachrothen  Arillus  ganz  umhüllt.  In  der  holzigen,  bis  3  cm 
langen,  scharf  bespiteten  Hülse  ist  gewöhnlich  nur  ein  Same  vor- 
handen. Die  Schale  beträgt  ungefiUir  14  o/o  vom  Gewichte  des 
ganzen  Samens  und  lässt  sich  nicht  leicht  von  den  Kotyledonen 
ablösen.  Letztere  geben  4,1  o/o  fettes  Oel  und  0,8  Vo  Cumarin. 
Auch  die  häutige  Samenschale  enthält  0,027  o/o  Cumarin.  Die 
Asche  beträgt  3,25  o/o  und  ist  infolge  eines  MangangehiJtes  stark 
grün  gefiurbt  Infolge  des  Cumaringehaltes  verwenden  die  Ein- 
geborenen die  Samen  als  Zusatz  zur  Pomade  und  Schnupftabak. 

1)  Pharm.  Jonra.  Transaot  1899,  216.  2)  ebenda  429. 


C^iesalpihiaoeae.  67 

Auch  dienen  dieselben  in  Form  eines  Aufgusses  als  Arzneimittel. 
Im  Vergleich  zu  diesen  Samen  lieferten  die  Tonkobohnen  folgende 
analytische  Daten.  Die  Schale  derselben  beträgt  nur  1,8  o/q.  Die 
Kotyledonen  enthalten  gegen  38  ^U  Oel,  1,25  o/o  Cumarin  und 
geben  0,86  o/o  weisser  Asche,  während  die  Schalen  5,72  o/o  grün 
gefärbter  Asche  und  3,15  o/o  Cumarin  lieferten. 

Copaifera  Salicounda  überbrückt  in  bemerkenswerther  Weise 
die  Kluft  zwischen  der  brasilianischen  und  der  westafrikanischen 
Flora,  da  diese  Art  den  südamerikanischen  Copaivabäumen  so 
nahe  yerwandt  ist. 

CrudyaMiqua.  Fava  Impigem  ist,  ?rie  Th.  Peckolt^)  mit- 
theilt, der  Same  von  Crudya  ooliqua  Grieseb.  Die  Pflanze  kommt 
nur  in  den  Nordstaaten  Brasiliens  vor.  Da  die  gepulverten  Samen 
innerlich  und  äusserlich  gegen  Hautkrankheiten  benutzt  werden, 
so  hat  ein  Reisender  oder  Landmann  dieselbe  wahrscheinlich 
,,Fava  de  Impigem'^  (Flechtenbohne)  getauft»  ein  Name,  der  beim 
Volk  nicht  gebräuchlich  ist.  Der  Stamm  der  Crudya  obliqua 
Uefert  eine  ausgezeichnete  Faser. 

GUdüsehia  iriacanthos,  lieber  die  Bestandtheile  dieser  Pflanze 
haben  E.  Heckel  u.  F.  Schlagdenhauffen ')  Untersuchungen 
angestellt  Die  Frucht  besitzt  einen  süsslichen,  hinterher  etwas 
adstringirenden  Geschmack.  Die  eine  der  Schalen  enthält  ausser 
dem  Samen  eine  fleischige  Masse,  während  die  andere  holzig  ist. 
Erstere  enthält  daher  erheblich  mehr  Extractivstoffe  als  letztere; 
da  aber  zu  einer  etwaigen  Verwendung  jedenfalls  die  ganze  Frucht 
herangezogen  werden  würde,  so  muss  auch  die  chemische  Unter- 
suchung mit  dem  aus  der  ganzen  Hülse  bereiteten  Pulver  vorge- 
nommen werden: 

Die  Prüfung  ergab  folgende  Resultate: 

Auszog  mit  Petroläther:  Wachs 0,626 

„        „    Alkohol:  Glykose  und  Saccharoee    .    .    .  87,660 

w«««^,.     (Gummi,  Pektin,  Gerbstoff    .    .  28,993 
„       „     nasser,  jg^^^^ 3^^^ 

Teraschung:  Salse 0,596 

n:ir<.*^..     i  Eiweissstoffe 8,800 

umerenz.     j  Holz  und  Cellulose 20,427 

100,000 

In  der  Spirituosen  Lösung  war  mit  Hülfe  der  zu  Gebote 
«tehenden  Meüioden  weder  ein  Glykosid  noch  ein  Alkalo'id  zu  er- 
mitteln, was  insofern  interessant  ist,  als  Lautenbach  in  den  un- 
reifen Früchten  ein  in  Wasser  unlösliches,  in  Spiritus  und  Aether 
lösliches  Alkalo'id  gefunden  hatte,  welches  er  Gleditschin  nannte, 
während  er  dasselbe  in  den  trockenen  Hülsen  nicht  ermitteln 
konnte.  Dieses  Resultat  stimmt  also  mit  den  Befunden  von 
Heckel  und  Schlagdenhauffen  überein.  Das  im  Jahre  1887  yon 
Amerikanern  „erfundene"  Stenocarpin,  welches  als  ein  Alkaloi'd 


1)  ZeitMihr.  d.  allgem.  Österreich.  Apoth.-Yereins  1898,  205. 

2)  Rep.  de  Pharm.  1898,  No.  1. 

6* 


68  Gaesalpiniaceae. 

Ton  Gleditschia  hingestellt  wurde,  entpuppte  sich  bekanntlich 
bald  als  ein  Gemisch  von  Cocain,  Atropin,  Salicylsäure  und  anderen 
heterogenen  Substanzen;  seitdem  sind  in  der  Hülse  Alkaloi'de 
nicht  mehr  gefunden  worden.  Auch  die  physiologischen  Versuche 
mit  dem  alkoholischen  Auszuge  ergaben  ein  negatives  Resultat. 
Auf  Grund  dieser  Indi£ferenz,  sowie  der  oben  angegebenen  Zu- 
sammensetzung der  Frucht,  glauben  die  Verfasser,  dass  sich  das- 
selbe als  Futtermittel  für  Hausthiere  verwenden  lassen  werde, 
was  um  so  bemerkonswerther  ist,  als  die  Gleditschia  auch  bei 
uns  nicht  mehr  selten  ist  und  ihrem  Anbau  als  Allee-  oder 
Parkbaum  keine  Schwierigkeiten  im  Wege  stehen. 

Mezoneurum  acortechinii  F.  v.  M.  Das  Barrister-Gummi  be- 
sitzt nach  J.  H.  Maiden^)  ein  hornig-gelatinöses,  dem  Gummi 
von  Acada  decurrens  ähnliches  Aussehen.  In  kaltem  Wasser 
.  quillt  es  zu  dem  Vielfachen  seines  ursprünglichen  Volumens  auf 
und  ist  in  demselben  nur  wenig  löslich.  Durch  Erwärmen  oder 
Zusatz  von  Alkali  wird  die  Lösungsfahigkeit  nicht  erhöht.  Die 
alkalischen  Lösungen  besitzen  eine  tief  gelbe  Farbe.  Verdünnte 
Salzsäure  löst  das  Gummi.  Alkali  und  Barythydrat  bewirken  in 
diesen  Lösungen  einen  Niederschlag.  Die  Eigenschaften  des 
Gummis  sind  somit  dem  Traganth  sehr  ähnlich.  Es  besteht  nur 
aus  16,5  o/o  wasserlöslichen  und  68,57  0/0  säurelöslichen  Antheilen. 
Die  Feuchtigkeit  beträgt  10,95,  die  Asche  3,98  0/0 .  Es  scheint 
weder  Arabin  noch  Metarabin  zu  enthalten. 

Maringa  pterygosperma  u.  Moringa  aptera  sind  die  Stamm- 
pflanzen des  Behenöls,  erstere  in  den  Tropen,  letztere  in  Ober- 
aegypten  einheimisch.  Neuerdings  hat  man  versucht,  M.  aptera 
in  Jamaica,  Dominica,  Galcutta  und  Ceylon  zu  cultiviren.  Die 
ersten  Erfolge  dieser  Kulturen  sind  in  Eew  zur  Begutachtung 
vorgelegt  und  bestehen  aus  kleinen  Sträuchern  von  besenartigem 
Aussehen  mit  kleinen,  ganzrandigen,  hinfälligen  Blättern.  Die 
jungen  Sprösslinge  der  knolligen  Wurzel  besitzen  den  Geschmack 
des  gewöhnlichen  Radieschens  und  sollen  von  den  Beduinen  ge- 
gessen werden  >). 

Toluifera  Pereirae,  Zur  Prüfung  des  Perubalsams  lieferte 
Th.  WimmeP)  einen  werth vollen  Beitrag.  Derselbe  hält  auf 
Grund  vieler  und  eingehender  Untersuchungen  von  Perubalsam 
zur  Beurtheilung  desselben,  wenn  man  von  den  durch  die  Sinne 
wahrnehmbaren  Merkmalen,  also  Farbe,  Geruch,  Geschmack  und 
Gonsistenz  absieht,  von  wesentlicher  Bedeutung  das  specifische 
Gewicht,  das  Verhalten  des  Benzinauszuges  gegen  Salpetersäure 
und  das  Verhalten  des  Balsams  gegen  Ammoniak.  Das  speci- 
fische Gewicht  eines  reinen  Balsams  hat  Wimmel  niemals 
unter  1,138,  und  selten  höher  als  1,148  gefunden,  in  der  Regel 
liegt  es  zwischen  1,140  und  1,145.    Ein  Balsam  von  so  niedrigem 


1)  Pharm.  Jonrn.  and  Trans.  1892,   No.  1171,   441.  2)  Pharm. 

Joum.  Trans.  1892,    442.  8)  Gesch.-Ber.  von  Caesar  &  Loretz   1893; 

aasfuhrlich  ist  die  Arbeit  wiedergegeben  in  Apoth.  Ztg.  1893,  443. 


Caesalpmiaoeae.  69 

specifischen  Gewicht  (1,135),  wie  es  das  Arzneibuch  zulässt,  ist 
ganz  gewiss  verfälscht  (Golophon,  Terpentin,  Storax,  Gopaiva- 
baisam,  Gurjunbalsam,  Ricinusöl,  Alkohol)  oder  stark  wasserhaltig; 
andrerseits  ist  auch  ein  Balsam,  der  über  1,150  hinausgeht,  ids 
verdächtig  (Zusatz  von  Benzoe  und  Tolubalsam)  anzusehen.  — 
Die  viel  besprochene  und  auch  bemängelte  Salpetersäureprobe 
ist  nach  Wimmel  die  einzige,  welche  es  ermöglicht,  selbst  geringe 
Beimischungen  von  Storax,  Terpentin,  Copaivabalsam  und  Qurjun- 
baisam  sicher  und  leicht  nachzuweisen;  leider  versagt  sie  gegen- 
über der  Benzoe  und  dem  Tolubalsam.  Die  Behauptung,  dass 
auch  reine  Balsame  vorkommen,  deren  Benzinauszug  durch  Sal- 
petersäure blau  oder  blaugrün  gefärbt  wird,  ist  gleichbedeutend 
mit  der  AnniJime,  dass  alle  direct  importirten  Balsame  rein  sein 
müssten;  das  ist  aber  bekanntlich  nicht  der  Fall.  —  Die  Ammo- 
niakprobe ist  zum  Nachweis  von  Golophon,  Terpentin  und  Co- 
paivabalsam sehr  geeignet.  Die  übrigen  vom  Arzneibuche  vorge- 
schriebenen Prüfungen  sind  nach  WimmePs  Ansicht  entbehrlich 
oder  gar  werthlos.  Die  Schwefelsäureprobe  ist  ungenau,  denn 
weniger  als  10  <>/o  Ricinusöl  lassen  sich  mit  Sicherheit  dadurch 
nicht  erkennen.  —  Die  Kalkprobe  ist  nicht  zuverlässig,  ihr  Aus- 
fall ist  gar  zu  sehr  von  der  Beschaffenheit  des  Kalkhydrates  ab- 
hängig. —  Aus  dem  Verhalten  des  Perubalsams  zu  Alkohol  und 
Schwefelkohlenstoff  hat  Wimmel  niemals  einen  Anhalt  für  die 
Beurtheiiung  desselben  entnehmen  können.  —  Was  endlich  die 
in  neuerer  Zeit  so  beliebte,  von  Beckurt«  sehr  empfohlene  Be- 
stimmung der  Säure-,  Ester-  und  Jodzahl  betrifft,  so  dürfte,  wie 
Wimmel  meint,  der  Werth  derselben  doch  wohl  in  vielen  Fällen 
sehr  überschätzt  werden;  speciell  beim  Perubalsam  haben  ihm 
die  bisherigen  Untersuchungen  in  dieser  Richtung  so  wenig  über- 
einstimmende Zahlen  ergeben,  dass  sie  unmöglich  zur  Beurthei- 
lang  des  Balsams  verwerthet  werden  können. 

Dass  die  Ermittelung  des  specifischen  Gewichts  des  Perubalsams 
kein  Kriterium  für  die  Güte  des  letzteren  ist,  fand  Fr.  Müsse t  ^), 
welchem  drei  verfälschte  Balsame  vorlagen  mit  spec.  Gewichten 
von  1,159,  1,152  und  1,151.  Die  Balsame  waren  durch  Auflösen 
von  Tolubalsam  oder  Benzoe  oder  von  beiden  zugleich  in  Peru- 
'balsam  ohne  Zuhülfenahme  eines  anderen  Lösungsmittels  herge- 
stellt. Verfasser  hält  die  Kalkprobe  für  sicher  und  empfiehlt 
den  gelöschten  Kalk  unter  Wasser  aufzubewahren.  Mischt  man 
etwa  gleiche  Theile  steifen  Kalkbrei  und  mit  sauren  Harzen  ver- 
fälschten Balsam,  so  wird  die  Masse  augenblicklich  krümelig  und 
verwandelt  sich  beim  Erwärmen  in  trockene,  zu  Pulver  zerreib- 
liche  Brocken.  Das  Wasser  des  Kalkes  ist  nicht  im  Geringsten 
hinderlich. 

Eine  sehr  werth  volle  und  eingehende  Studie  über  den  Nachweis 
von  Verfälschungen  im  Perubalsam  hat  auch  Ed.  Hirschsohn*) 


1)  Pharm.  Gentralh.  1893,   720.  2)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Bassland 

1893,  No.  24—26. 


70  Gaesalpiniaceae. 

veröffentlicht  Aus  derselben  geht  hervor,  dass  der  Petrol- 
ätherauszng  des  Penibalsams  sich  znm  l^achweis  einer  ganzen 
Beihe  von  Vedalschnngen,  wie  Colophonium,  Terpentin,  Canada* 
baisam,  Harzöl,  Gopaivabalsamy  Gnijnnbalsam,  fette  Oele,  Styrax, 
Alkohol  und  Tolnbalsam  aasgezeichnet  verwerthen  lässt,  indem 
derselbe  durch  die  intensiv  blangrfine  Färbung,  welche  er  beim 
Schütteln  mit  einer  wässrigen  Lösung  von  Kupferacetat  annimmt, 
die  Anwesenheit  von  Colophonium,  Terpentin,  Canadabalsam, 
Harzöly  Gopaivabalsam  anzeigt,  während  eine  schwach  grünliche 
Färbung  bei  Gegenwart  von  Storax,  fetten  Oelen  und  Tolubalsam 
eintritt 

Diese  Merkmale  und  das  Verhalten  gegen  Kalkhydrat  sowie 
gegen  Essigsäure  lassen  Hirschsohn  folgende  Proben  für  die  Be* 
urüieilung  der  Reinheit  des  Perubalsams  in  Vorschlag  bringen: 

1.  Der  Balsam  darf  mit  einem  halben  Volnmen  Ealkhydrat  gemischt 
und  eine  halbe  Stunde  auf  dem  Waaserbade  erwärmt  keine  feste  Masse 
geben.  2.  1  YoL  Balsam  mit  4  Yol.  QOy^iger  Essigs&ore  muss  eine  opali- 
sirende  oder  nur  schwach  trübe  Lösong  geben,  ans  der  sich  auch  nach  ca. 
2  Standen  keine  Oeltropfen  abscheiden.  8.  Der  Petrol&theraossag  des 
Balsams  mit  einer  wässerigen  Knpferacetatlösnng  (1 :  1000)  geschüttelt  darf 
sich  nicht  blangrün  oder  ^n  färben.  4.  Der  Verdunstangsrückstand  des 
Petrol&iheranscnges  darf  mit  Ghlorwasserstoffsanre  von  1,19  spec.  Gew.  über- 
gössen sich  nicht  förben. 

Zu  einem  genauen  Nachweis  bezw.  zur  Identificirung  der 
dem  Perubalsam  zugesetzten  Verfälschungsmittel  giebt  Hirsch- 
sohn folgenden  Prüfungsgang  an,  welchem  eine  Ausschüttelung 
yon  1  Th.  Perubalsam  mit  5  Th.  Petroleumäther,  die  durch  Ab- 
setzenlassen oder  Filtriren  völlig  geklärt  ist,  unterworfen  werden 
soll: 

a)  Man  schüttelt  die  Petrol&therlösnng  mit  dem  halben  Volnmen  Wasser 
gnt  durch.  Wird  der  Petrol&ther  hierbei  anfangs  trübe  und  gibt  die 
getrennte  wässerige  Schicht,  nachdem  sie  erwärmt  und  mit  Aetzkalilange 
und  Jodjodkalinm  Tersetzt  worden,  Jodoformkrystalle,  so   enthält  der 

&lsam Alkohol. 

a)  Ein  Theil  der  abgetrennten  Petrolätherlösnng  wird  mit  einem  gleichen 
Volumen  wässriger  Eupferacetatlösnng  (1,0  Kupferacetat  in  1  Liter 
Wasser)  gnt  gesonüttelt. 

h)  Der  Petroläther  färbt  sich  intensiv  blangrün  (Anwesenheit  von  Colo- 
phonium, Terpentin,  Canadabalsam,  (Gopaivabalsam,  Harzöl). 
e)  Wird  1  Vol.  Petrolätherlösnng  mit  Vt  Volumen  Brom -Chloroform 
(1  :  20)  gemischt,  so  entsteht  eine  rothviolette  Färbunp;.   Der  Balsam 
gibt  mit  Ealkhydrat  eine  feste  Masse  und  mit  QO^Mer  Essigsäure 
eine  trübe  Misdinng,  aus  der  sich  nach  einigen  Stunden  Oeltropfen 

abscheiden Copaivabmlsam. 

e)  Brom-Chloroform  (1  :  20)  gibt  keine  Färbung. 

d}  Der  Balsam  gibt  mit  Kalkhydrat  eine  weiche  Masse,  mit  80%* 
iger  Essigsäuro  eine  trübe  Lösung,  aus  der  sich  bald  Oeltropfen 
ausscheiden.    Der  Verdunstungsrüokstand  des  Petrolätherauszuges 

löst  sich  in  90%igem  Alkohol Hmnöl. 

d)  Der  Balsam  gibt  mit  Kalkhydrat  eine  feste  Masse,  mit  80*/oiger 
Essigsäure  eine  trübe  Lösung,  aus  der  sich  im  Laufe  einiger 
Stunden  keine  Oeltropfen  abscheiden.  Die  mit  4fachem  Volumen 
absoluten  Aethers  erhaltene  und  filtrirte  Lösung  ffibt  mit  dem 
5  bis  lOfachen  Volumen  90  Voig^n  Alkohols  eine  trübe  Mischung. 


Caesalpiniaceae.  71 

Der  Yerdonttnnffsrookttand  des  Petrolätlieraiuzuges  loet  sich  in 

90  yM^^  Alkohol  nicht  klar CmnadahiUsam, 

d}  Mit  Mlkhydrat  entsteht  eine  feste  Masse  nnd  mit  80%iffer 
Essigsänre  eine  schwach  trabe  Mischung.  Die  Aetherlösung  des 
Balsams  bleibt  anf  Zusatz  von  Alkoh^  klar  und  löst  sich  der 
Yerdunstungsrückstand  des  Petrolätheranssuffes  klar  in  90%igem 

Alkohol Cokphamiumf  Teijp^m, 

h)  Der  Petrol&ther  färbt  sich  nur  schwach  grünlich  oder  gar  nicht  (Storaz, 
fette  Oele,  Tolubalsam,  Bensoe  oder  Guijnnbalsam). 
e)  Brom-Chloroform  (1  :  20)  ffibt  eine  blauyiolett  gef&rbte  Mischung. 
Der  Verdunstungu'aokstana  des  Petrolatherauszuges  wird  beim 
Ueberffiessen  mit  Salzsäure  von  1,19  oder  Bromwasserstoffsäure  von 
1,4  oder  auch  Phosphorsänre  von  1,7  rosa  gefärbt.  Kalkhydrat 
gibt  mit  dem  Balsam  eine  weiche  Masse  und  80  Vo^S^  Essigsäure 
eine  trübe  Lösung,   aus  der  sich  nach  einigen  Stunden  Oeltropfen 

absetzen OwifunbaUam, 

e)  Brom-Chloroform  (1  :  20)  gibt  keine  Färbung. 

d)  Der  Balsam  gibt  mit  nalkhydrat  eine  weiche  Masse.    SOVoige 
Essigsäure  löst  trübe,  und  scheiden  sich  bald  Oeltropfen  ab. 
«)  Der  Yerdunstungsrückstand  des  Petrolatherauszuges   löst  sich 

in  90%igem  A&ohol Itieinusöl. 

•)  Der  Yerdunstungsrückstand  löst  sich  nicht  in  90*/oigem  Al- 
kohol; es  wird  Oel  ausgeschieden fiSte  Oele, 

d)  Der  Balsam  wird  durch  Kalkhydrat  fest  QOy^ige  Essigsäure 
gibt  entweder  eine  opalisirende  oder  nur  schwach  trübe  Mi- 
schung. 

i)  Der  Petroläther  ist  deutlich  grünlich  gefärbt  und  wird  beim 
Zusammenbringen  mitSchwefelwasserstoffwasser  bräunlich.  Der 
Yerdunstungsrückstand  des  Petrolatherauszuges  wird  durch 
Salpetersäure  von  1,88  schön  blaugrfin  ffef&rbt  .  .  Starax 
e)  Der  Petroläther,  kaum  grünlich,  wird  durch  Schwefelwasser- 
stoffwasser schwach  bräunlich.  Salpetersäure  färbt  den  Yer- 
dunstungsrückstand nicht Tohihiütafn, 

e)  Der  Petroläther  ist  farblos  und  gibt  mit  Schwefelwasserstoff- 
wasser keine  wahrnehmbare  Yeränderung.  Der  Yerdunstungs- 
rückstand wird  von  Salpetersäure  nicht  gefärbt  .    .    B^nto^. 

Uncaria  Oambir,  Der  Versuch,  Qambir  in  British  Nord 
Bomeo  zu  bauen,  ist  sehr  günstig  ausgefallen,  so  dass  die  An- 
lagen erweitert  werden  sollen.  Bei  den  ersten  in  Singapore  ange- 
botenen Proben  war  nur  das  Trocknen  und  Verpacken  nicht  sorg- 
tätig  genug  gemacht,  im  Uebrigen  wurde  die  Qualität  von  den 
Käufern  gelobt  und  der  Gehalt  an  Tannin  wurde  auch  auf  27,85  o/o 
festgestellt  ^). 

Ueber  eine  Vetfälschung  von  Oambir  in  Bombay  berichtete 
Prebble').  Von  Singapore  eingeführte  Würfel,  die  ein  weit 
besseres  Aussehen  als  die  gewöhnliche  Waare  zeigten,  indem  sie 
in  ihrer  Form  weit  regelmässiger  als  dieses  und  an  den  Ecken  nicht 
zerbrochen,  ausserdem  aber  aussen  von  gleichmässiger  dunkel 
zimtbrauner  Farbe  und  innen  heller  erschienen,  erwiesen  sich 
als  stark  stärkemehlhaltig.  Mit  Aether  erschöpft  gab  es  nur  26  o/o 
losliche  Materie,  während  reines  Oambir  mindestens  zur  Hälfte 
sich  in  Aether  löst    Der  Aschengehalt  betrug  8  o/q. 

1)  Eew  Bulletin  76,  189,  durch  Pharm.  Joum.  and  Trans.  1898» 
No  1205,  81.  2)  Pharm.  Joum.  Transact.  1898,  Juli  6,  21. 


72  Caesalpiniaceae. 

Mikroskopische  Unterschiede  ztoischen  Catechu  und  Oambir; 
von  E.  Gilson  ^).  Bekanntlich  ist  wohl  behauptet,  aber  nicht 
bewiesen  worden,  dass  Catechu  (Cutsch)  und  Gambir  chemisch 
verschieden  seien.  Im  Handel  werden  diese  beiden  Extracte  aus- 
einandergehalten, doch  scheint  es,  dass  das  letztere  gegenwärtig 
nachlässiger  behandelt  wird  und  dadurch  oft  das  gleiche  Aus- 
sehen erhält,  wie  das  Catechu  aus  Pegu.  In  Hamburg  wird  bis- 
weilen dem  Gambir,  Terra  japonica,  die  Form  des  Catechu  ge- 
geben. Catechu,  das  Extract  der  Acacia  Catechu,  sowohl  als  das 
Gambir  von  Uruparia  Gambir  Baillon  (Uncaria  Gambir  Roxburgh) 
bestehen  ganz  vorwiegend  aus  dem  in  heissem  Wasser  ziemlich 
reichlich  löslichen,  in  reinem  Zustande  weisslichen  Catechin,  das 
sich  bei  langsamer  Abkühlung  krystallinisch  ausscheidet.  Auch 
in  Aether  ist  es  gut  löslich,  doch  erhält  man  niemals  wohl  aus- 
gebildete Erystalle  des  Catechins.  Werden  seine  wässerigen  Auf- 
lösungen rasch  eingedampft,  bis  sie  nach  dem  Erkalten  zu  er- 
starren vermögen,  so  kann  das  Product  Catechu  sowohl  als 
Gambir,  je  nach  Umständen  mikrokrvstallinisch  oder  gänzlich 
amorph  ausfallen.  Das  Catechu  aus  regu  ist  gewöhnlich  vor- 
wiegend amorph,  das  Gambir,  besonders  das  früher  in  hübschen 
Würfeln  dargestellte,  mehr  krystallinisch.  Das  Mikroskop  gibt 
darüber  Auskunft,  ob  die  Droge  amorph  oder  krystallinisch  sei, 
nicht  aber  kann  danach  entschieden  werden,  welches  der  beiden 
genannten  Extracte  vorliegt.  —  Gilson  hat  den  guten  Gedanken 
gehabt,  zu  prüfen,  ob  sich  nicht  vielleicht  Reste  der  oben  ange- 
führten Mutterpflanzen  in  der  Waare  erkennen  lassen,  was  zu 
jprwarten  war,  insofern  als  Catechu  und  Gambir  nicht  mit  grosser 
Sorgfalt  dargestellt  werden.  Es  kam  nur  darauf  an,  das  Catechin 
in  geeigneter  Weise  wegzunehmen,  was  mit  Wasser,  Ammoniak, 
Alkohol  oder  Aether  zu  erreichen  ist,  am  besten  aber  mit  ver- 
dünnter Essigsäure  von  1,041  spec.  Gew.  Bringt  man  kleine 
Stücke  Catechu  oder  Gambir  mit  der  Säure  zusammen,  so  kann 
man  nach  einigen  Stunden  eine  trübe  Auflösung  des  Catechins 
abgiessen  und  gelangt  nach  öfterer,  vorsichtiger  Wiederholung 
dieser  Behandlung  schliesslich  zu  einem  Rückstande,  welcher 
wesentlich  aus  Trümmern  der  Pflanzen  gebildet  wird,  die  das 
Extract  geliefert  hatten.  Diese  Trümmer  bestehen  bei  Gambir 
hauptsächlich  aus  einzelligen,  ziemlich  dickwandigen,  einfachen 
Haaren,  und  oft  sitzen  sie  zahlreich  und  dicht  gedrängt  an  kleinen 
Gewebefetzen,  welche  nach  Gilson  von  dem  Kelche  der  Gambir- 
pflanze  herrühren.  Acacia  Catechu,  die  Stammpflanze  des  Catechu, 
besitzt  solche  Haare  nicht,  wohl  aber  bieten  die  in  angegebener 
Weise  aus  Catechu  gewonnenen,  in  Essigsäure  unlöslichen  Rück- 
stände Gefässe  und  Holzfasern  aus  dem  Stamme  der  Acacia 
Catechu  dar,  welche  mit  den  Trümmern  der  Gambirpflanze  nicht 
verwechselt  werden  können. 

Allerdings  wird  man  gut  thun,  sich  auf  die  hübschen  von 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  552. 


Cannabinae.    Capparidaceae.  73 

Gilson  angegebenen  Merkmale  nicht  unbedingt  zu  verlassen.  Denn 
die  Art  und  Menge  der  von  ihm  beschriebenen  und  abgebildeten 
unlöslichen  Rückstände  ist  bedingt  von  der  Art  und  Weise,  wie 
die  beiden  Extracte  dargestellt  werden.  Bei  sorgfaltiger  Arbeit 
oder  wenn  die  Gambirpflanze  im  Augenblicke  nicht  Bliithen  trägt, 
gelangen  die  bezeichnenden  Haare  nur  in  geringer  Menge  in  das 
Eztract  Und  nicht  zu  vergessen  ist  femer,  dass  man  in  Pegu 
das  Catechu  auf  grosse  Blätter,  z.  B.  von  Dipterocarpus  tubercu- 
latus  ausgiesst,  um  es  erstarren  zu  lassen.  Dadurch  können  sich 
allerlei  fremdartige  Körper  in  das  Extract  verirren. 

Immerhin  wird  es  sich  empfehlen,  die  von  Gilson  besprochenen 
Einschlüsse  nöthigenfalls  in  den  Kreis  der  Untersuchung  zu 
ziehen. 

Cannabinae. 

Cannabis  indica.  Unter  Ganja  versteht  man  in  Indien  jenes 
Präparat  aus  dem  indischen  Hanf,  welches  dort  vielfach  gebraucht 
wird,  um  den  bekannten  rauschähnlichen  Zustand  zu  erzeugen. 
Diese  Unsitte  hat  unter  der  Bevölkerung  so  zugenommen,  dass 
man  ernstlich  daran  denkt,  durch  ein  Verbot  auf  eine  Abnahme 
des  ganja-  und  bhang-Genusses  hinzuwirken.  Der  Erfolg  eines 
solchen  Verbotes  dürfte  zweifelhaft  sein,  da  die  Pflanze  überall 
wächst  und  die  Begierde  nach  Stimulantien  namentlich  bei  den 
ärmeren  Klassen  kaum  durch  Verbote  abzuschwächen  sein  wird  ^). 

Capparidaceae. 

Ueber  die  Loaalisation  der  wirksamen  Principien  der  Cappa- 
rideen  hat  L.  Guignard*)  Untersuchungen  angestellt.  Wie 
Verf.  gelegentlich  früherer  Versuche  (s.  Jahresber.  1890,  68)  ge- 
funden hat,  enthalten  die  Gruciferen  bekanntlich  ein  allen  gemein- 
sames Ferment,  das  Myrosin,  und  ein  je  nach  der  Art  wechselndes 
Glykosid,  meist  myronsaures  Kalium.  Ferment  wie  Glykosid  sind 
in  verschiedenartigen  Zellen  localisirt.  Wenn  die  Pflanze  Kalium- 
myronat  enthält,  so  entsteht  durch  Einwirkung  von  Myrosin  auf 
diese  Verbindung  u.  A.  Senföl  oder  Sulfocyanallyl,  bei  Gegenwart 
anderer  Glykoside  ändert  sich  auch  die  Art  des  äth.  Oeles;  in 
manchen  Gruciferen  bilden  sich  Nitrite,  welche  aber  stets  von 
geringen  Mengen  geschwefelter  Gele  begleitet  zu  sein  scheinen; 
in  keinem  Falle  praeexistiren  diese  Gele  in  den  Pflanzen,  sie  sind 
vielmehr  stets  Producte  der  Einwirkung  von  Ferment  auf  Glyko- 
side. Ebenso  verhält  es  sich  bei  den  Gapparideen.  In  der  Wurzel 
von  Capparis  spinosa  finden  sich  die  Myrosinzellen  zahlreich  im 
Rindenparenchym,  im  sekundären  Baste  und  im  Marke,  nicht  im 
Holze.  Im  Stamme  sind  sie  in  der  primären  Rinde,  im  secundären 
Bastparenchym  und  im  Marke  anzutreffen;  sie  sind  meist  länger 


1)  Tbe  Pharm.  Journ.   and  Trans.    1893,   No.  1202,   26;    ausführliche 
Mittbeilnngen  über  Haschisch  und  Ganja  s.  auch  Apotb.  Ztg.  1893,  880  u.  473. 

2)  Compt.  rend.  CXYII,  No.  15. 


74  Gapparidaceae. 

als  die  des  umgebeDden  Gewebes  und  bilden  zu  je  2 — 4  faden- 
förmige Gruppen.  Im  Blatte  finden  sie  sich  vorzugsweise  im 
Parenchym  der  Spreite,  die  meisten  sind  jedoch  in  Blüthe  und 
Frucht  enthalten,  wo  kleine  Gruppen  yon  ihnen  durch  Theilung 
aus  einer  meristematisohen  Zelle  entstehen.  Im  reifen  Samen, 
welcher  ebenfalls  Myrosinzellen  enthält,  ist  das  Myrosin  durch 
andere  Inhaltsstoffe  verdeckt.  Auch  der  Embrvo  enthält  Myrosin- 
zellen, dagegen  finden  sich  solche  nicht  im  Eiweiss  des  Samens. 
Auch  bei  Gapparis  trifft  das  bei  den  Cruciferen  wie  bei  den 
bitteren  Mandeln  bekannte  Factum  ein,  dass  die  Menge  des  in 
irgend  einem  Pfianzentheile  vorhandenen  Myrosins  grösser  ist,  als 
zur  Zersetzung  des  vorhandenen  Glykosids  nöthig  ist.  Durch 
verschiedene  mikrochemische  Reactionen  stellte  Verfasser  ferner 
fest,  dass  das  äth.  Gel  von  Gapparis  spinosa  jedenfalls  aus  einem 
Nitrite  und  geringen  Mengen  einer  geschwefelten  Substanz  bestehe» 
In  den  übrigen  Capparisarten  sind  die  Fermentzellen  ähnlich 
localisirt;  die  Gattungen  Greome,  Polanisia  und  Gynandropis  sind 
dagegen  an  wirksamen  Principien  viel  ärmer. 

Uapparis  heteraclita.  Ueber  eine  osiindische  zuckerhaltige 
Wurzel  aus  der  Familie  der  Capparideen,  die  Erdzuckerwurzel 
der  Tamulen,  liegt  eine  Studie  von  David  Hooper  ^)  vor.  Schon 
vor  70  Jahren  gedachte  ihrer  Ainslie  in  seiner  Materia  indica  als 
einer  der  Süssholzwurzel  nicht  unähnlichen,  aber  nicht  ganz  so 
süssen  Wurzel,  deren  Abkochung  als  Alterativum  benutzt  werde. 
Die  von  ihm  ausgesprochene  Hoffnung,  die  Mutterpflanze  bestimmen 
zu  können,  ist  erst  jetzt  in  Erfüllung  gegangen,  indem  M.  A.  Lawson 
die  ihm  aus  Tanjore  mitgetheilt«  Pflanze  als  Moerua  arenaria- 
H.  F.  und  T.,  bekannter  unter  dem  Namen  Capparis  heterodita 
Roxb.y  bestimmte.  Diese  bei  Tanjore  in  den  schwer  zugänglichen 
Waldungen  des  Circargebirges  vorkommende  Pflanze,  die  sich  auch 
im  westlichen  Himalaya  und  Gentralindien  findet,  ist  ein  grosser,, 
unbewehrter  Klimmstrauch  mit  elliptischen  Blättern  und  end- 
stÄndigen  Doldentrauben;  die  Blüthe  hat  einen  4 spaltigen  Kelch 
und  eine  4blättrige  Blumenkrone,  die  Staubfäden  stehen  auf  dem 
Beceptaculum,  das  ebenso  lang  wie  die  Kelchröhre  ist.  Die  Frucht 
ist  eine  geschnäbelte,  rosenkranzförmige,  zwischen  den  einzelnen 
Samen  tief  eingeschnürte  Beere  von  4 — 5  Zoll  Länge,  die,  unreif 
gekocht,    zur  Speise  dient.    Die  Wurzel  ist  walzlich,   zusammen- 

Sedreht,  von  1—1  Vs  Zoll  Durchmesser,  frisch  hellbraun,  getrocknet 
unkler  und  längsrunzelig,  mit  helleren  Querlinien;  der  Quer-^ 
schnitt  zeigt  einen  centralen  gelben  Holzkem  und  ähnliche,  aber 
kleinere  Holzbündel  in  dem  wachsartig  aussehenden  Rinden- 
parenchym  zerstreut.  In  den  Bazars  wird  sie  zerschnitten  in 
Kreisförmigen  Scheiben  wie  Colombo  verkauft.  Bei  den  Muhame- 
danem  und  Hindus  gilt  sie  als  Aphrodisiacum,  Alterans  und 
Tonicum.  Bei  der  Bereitung  der  Abkochungen  wird  die  braun» 
äussere  Parthie  entfernt.    Hooper  fand  bei  mikroskopischer  Unter- 

1)  Pharm.  Jonrn.  Transact.,  Jan.  7,  648;  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  140. 


Caprifoliaoeae.    Gelastraceae.  75 

sachuDg  in  den  Zellen  des  Parenchvms  gelbe  Körnchen  und  Oel- 
tröpfcben.  Die  chemische  Untersuchung  constatirte  Palmitin-  und 
Ole'insäare,  sowie  grosse  Zuckermengen  und  eine  kleine  Quantität 
einer  organischen  Säure.  Glycyrrhizin  ist  nicht  vorhanden,  der 
Zucker  reducirt  nur  schwach.  Beim  Kochen  des  wässrigen,  von 
Albuminaten  befreiten  Auszuges  mit  1  <>/oig.  Schwefelsäure  wurden 
41^  Invertzucker  erhalten.  Alkaloide  und  Glykoside  sind  nicht 
vorhanden. 

Caprifoliaoeae. 

SanUmcus  ebtdus.  Ueber  das  Oel  der  Samen  s.  Aether 
organischer  Säuren  (Organ.  Verbdgn.). 

Vibumum  prunifolium.  Die  schon  vor  mehreren  Jahren  ein- 
geführte Droge,  über  welche  Blanc^)  berichtet,  besteht  aus  der 
Wurzelnnde,  welche  in  den  Vereinigten  Staaten,  der  Heimath  der 
Stammpflanze,  sogar  officinell  ist  V.  prunifolium  ist  ein  3 — ö  m 
hoher  Strauch,  welcher  sich  in  einer  Ausdehnung  von  Connecticut 
bis  Florida  und  im  Westen  bis  zum  Mississippi  vorfindet.  Die 
Rinde  besteht  aus  kleinen,  glänzend  purpurbraunen  Stacken, 
welche  mit  Warzen  und  schwarzen  Flecken  besetzt  sind.  Die  von 
älteren  Sträuchem  herrührende  Rinde  ist  braungrau.  Die  Kork- 
schicht ist  zart  und  läset  sich  leicht  abziehen,  die  Innenseite  ist 
glatt  und  weissglänzend.  Der  Bruch  ist  kurz.  Die  Rinde  ist 
geruchlos,  aber  von  zusammenziehendem  und  ein  wenig  bitterem 
öeschmack.  Allen  hat  aus  der  Droge  eine  braune,  harzige,  bittere 
Substanz,  ein  gelbgrünes,  neutrales,  bitteres,  in  Alkohol  und 
Wasser  leicht  lösliches  Harz  dargestellt,  welches  in  allen  Puncten 
dem  von  Kramer  aus  Vibumum  Opulus  erhaltenen  Vibumin  ent- 
sprach. Es  sind  femer  in  der  Droge  enthalten:  Baldriansäure, 
Oxalsäure,  Citronensäure,  Aepfelsäure,  Tannin  und  anorganische 
Stoffe.  Der  therapeutische  Werth  der  Droge  ist  nun  durch  eine 
Reihe  von  Versuchen  festgestellt,  dieselbe  wird  für  ein  wirksames 
Tonicnm  und  Sedativum  des  Uterus  gehalten,  und  soll  selbst  in 
verzweifelten  Fällen  nicht  im  Stiche  lassen.  Man  bedient  sich 
vor  AUena  des  Fluidextractes,  welches  in  Dosen  von  2 — 10  g  pro 
die,  bei  habituellem  Abortus  sogar  3  stündlich  bis  zu  einem  leiben 
Theelöffel  gegeben  werden  kann.  Von  der  Tinctur  giebt  man 
20 — 25  Tropfen  mehrmals  täglich  und  das  Viburnin  wird  in  Dosen 
von  5 — 10—15  Centigramm  verschrieben. 

Celastraceae. 

Catha  edidis.  Die  Blätter  dieser  in  Arabien,  Aegypten, 
Abyssinien  u.  s.  w.  einheimischen  Pflanze  (Kat)  besitzen  ähnliche 
Eigenschaften  wie  Kaffee  und  Theo,  ohne  dass  es  indessen  gelungen 
wäre,  in  ihnen  Coffein  nachzuweisen  (Flückiger  fand  nur  eine 
gelbe,  ölige,  dickflüssige  Substanz,  Kathin  genannt).  Da  sich  die 
BEtter  in  neuerer  Zeit  immer  mehr  im  europäischen  Handel  ein- 

1)  Revue  de  therapeut.  med.  chinirg.  1892,  682. 


76  Gelastraceae. 

bürgern,  so  ist  die  Wiedergabe  einer  pharmakognostischen  Studie 
der  Pflanze  von  E.  Gollin^)  hier  wohl  am  Platze.  Dieselbe  wird 
in  Arabien  mit  Sorgfalt  angebaut.  Die  Stecklinge  werden  im 
dritten  Jahre  ihrer  sämmtlichen  Blätter  beraubt,  worauf  sich  im 
nächsten  Jahre  neue  Triebe  entwickeln,  die  von  geringer  Qualität 
als  Gat.  moubarreh  verkauft  werden,  worauf  im  zweitfolgenden 
Jahre  wiederum  Triebe  entstehen,  die  unter  dem  Namen  Cat 
methani  als  beste  Qualität  gelten.  Nach  3  Ruhejahren  erntet  man 
von  neuem.  Der  Uaupthandelsplatz  für  die  getrockneten  und  in 
kleine  Bündel  geschnürten  Triebe  ist  Aden,  wo  jährlich  1400  bis 
1500  Eameelladungen  ankommen.  Die  mit  einem  ö — 10  mm  langen 
Stiele  versehenen  Blätter  mit  lederartiger,  glatter,  länglich  lanzett- 
licher Spreite  von  0,8  bis  0,11  m  Länge  und  0,5  m  Breite  sind 
kurz  gezähnt,  frisch  schön  dunkelgrün  an  der  Oberfläche,  blasser 
bis  röthlich  an  der  Unterfiäche.  Der  sehr  starke  Mittelnerv  ist 
unterseits  röthlich  und  entsendet  ein  weitmaschiges  Adernetz.  Die 
Blätter  sind  geruchlos,  gekaut  speichelerregend  und  bitter- 
schmeckend. Die  Epidermis  besteht  aus  Zellen  mit  gekrümmten 
Wänden  und  besitzt  nur  an  der  Unterseite  des  Blattes  Spalt- 
öffnungen wie  Erystalle;  letztere  sind  sternförmig  und  meist  zu 
mehreren  in  benachbarten  Zellen  gruppirt.  Im  Mesophyll  finden 
sich  unter  der  Blattoberfläche  2  Schichten  von  Palissaden,  auf 
welche  nach  innen  ein  grosslückiges,  unregelmässiges  Gewebe  folgt, 
welches  besonders  unter  den  Palissaden  Krystallzellen  enthält. 
Das  Grundgewebe  des  bikonösen  Mittelnerven  zeigt  besonders  an 
der  Unterseite  zahlreiche  Krystallzellen.  Der  centrale  Fibrovasal- 
strang  besteht  aus  einem  oben  offenen  Holzcylinder,  der  von 
weichem,  krystallführendem  Phloem  und  sich  an  dieses  anschliessen- 
den Gruppen  von  Bastfasersträngen  umgeben  ist.  Zu  beiden  Seiten 
des  Mittelstranges,  an  der  oberen  Seite,  liegt  je  ein  Gefässbündel 
von  gleichem  Baue  wie  jener.  Die  dünnen,  die  Blätter  der  Droge 
begleitenden  Zweige  besitzen  eine  Epidermis  mit  verdickten  und 
gefärbten  Aussen  wänden.  Das  Rindenparenchym  besitzt  3—4 
Beihen  polyedrischer,  lückenlos  verbundener,  etwas  lanzential 
gestreckter  Zellen,  auf  welche  nach  innen  rundliche,  durch  Inter- 
cellularräume  verbundene  Zellen  folgen,  von  denen  viele  Krystalle 
enthalten.  Unterhalb  der  Endodermis  liegen  Gruppen  mechanischen 
Gewebes,  worauf  ein  krystallßihrendes  Phloem,  alsdann  ein  mäch- 
tiger, von  Markstrahlen  durchzogener  Holzkörper  und  im  Centrum 
ein  ebenfalls  krystallfuhrendes  grosszelliges  Mark  folgen.  Die 
Araber  kauen  Gatha  zur  Erlangung  von  Kraft  oder  Munterkeit, 
die  Bewohner  von  Temen  benutzen  die  Droge  vor  dem  Antritt 
langer  Märsche,  die  Somali  schreiben  ihr  eine  opiumähnlich  er- 
regende Wirkung  zu.  Jedenfalls  stimmen  alle  Beobachtungen 
darin  überein,  dass  die  Pflanze  ein  ähnliches  Ekcitans  wie  Thee 
oder  Kaffee  ist,  was  M.  Leloup  auch  auf  experimentellphysiologi- 
schem Wege  festgestellt   hat.    CoUin   schliesst  seine  Studie  mit 

1)  Journal  de  Pharm,  et  de  Chem.  1893,  II,  337. 


Chenopodiaceae.    Glusiaceae.  77 

dem  Hinweise  darauf,  dass  die  Droge  ihrer  durstlöschenden 
Eigenschaft  wegen  bei  den  Eolonialtruppen  gute  Dienste  leisten 
könne;  ihre  Anwendung  geschieht  als  Infusum  (5  bis  15  g  auf 
1  Liter  Wasser)  als  Tintcur  oder  Fluidextract. 

Chenopodiaceae« 

Chenopodium  album.  Ueber  die  chemische  Zusammensetzung 
uiid  die  Ausnutzung  der  Samen  der  weissen  Melde  als  Nahrungs- 
mittel 8.  Nahrungs-  u.  Genussmittel. 

Ambrina,  Mit  dem  Namen  Pai'co  bezeichnet  man  in  Chile 
die  blühenden  Zweigspitzen  von  Ambrina  ambrosiotdes  und  Am- 
brina  chilensis,  welche  dort  als  Stomachicum  und  gegen  katarrha- 
lische Erkrankungen  der  Verdauungswege  angewendet  werden. 
Man  schreibt  diese  Wirkung  einem  Gehalt  an  ätherischem  Oele 
zu,  welches  von  gelber  Farbe  ist  und  einen  charakteristischen 
Geruch  besitzt  Aus  der  Droge  bereitet  man  ein  Elixir,  Pai Co- 
line genannt  Zu  diesem  Zwecke  erschöpft  man  400,0  g  der 
Droge  im  Percolationsapparat  mit  600,0  g  Alkohol  und  fügt  nach 
dem  Filtriren  400,0  g  Sirup,  simpl.  hinzu.  Von  diesem  Elixir 
wird  ein  Esslöffel  toU  vor  jeder  Mahlzeit  genommen.  Das  Fluid- 
extract der  Droge  kommt  in  Dosen  von  20  bis  30  Tropfen  zur 
Anwendung,  das  Pulver  zu  0,2  g  in  Oblaten  und  wenn  nöthig 
gemeinsam  mit  Cascara  sagrada^). 

Clnsiaceae. 

Oarcinia  cöUina.  Das  Gummiharz  dieser  Neucaledonischen 
Pflanze  ist  vergleichbar  mit  dem  Gummigutti  und  fliesst  als  gelber 
Saft  ans  Einschnitten,  welche  in  die  Binde  des  Baumes  gemacht 
werden.  Es  ist  orangefarben,  in  Chloroform,  Schwefelkohlenstoff, 
Alkohol,  Amylalkohol,  Aether  und  Petroläther  leicht  löslich. 
K  Heckel  und  F.  Schlagdenhauffen')  isolirten  eine  weisse 
krystallinische  Substanz  von  der  Zusammensetzung  0  71,993 o/o;  H 
7,911  %;  0  20,096  o/o.  Dasselbe  war  in  den  Lösungsmitteln  des 
Gummiharzes  löslich,  in  den  beiden  Aethem  indessen  etwas 
weniger.  Der  Schmelzpunct  lag  bei  235^,  darüber  hinaus  erhitzt, 
wurde  er  zersetzt.  Unter  den  Zersetzungsproducten  befanden 
sich  Eiystalle  von  Pyrocatechin.  Das  aus  dem  natürlichen  Pro- 
dncte  abgeschiedene  Harz  verhielt  sich  in  alkoholischer  Lösung 
wie  Tannin  in  gefärbter  Lösung.  Mit  dem  Gummi  Gutti  zeigt 
das  Gummiharz  viel  Uebereinstimmung  namentlich  in  Bezug  auf 
GaDusgerbsäure.  In  der  folgenden  Tabelle  finden  sich  einige 
analytische  Daten  von 

dl       Gummiharz  von  Garcinia  coUina, 

b,  „  „    Garcinia  morella, 

c,  d,  „  zweier  andrer  Arten: 


1)  dnrcb  Phurm.  Ztg.  1893,  458.       2)  Repertoire  de  Pharm.  1893,  193. 


78 


Gombretftceae.    Gompositae. 


Harz,  löst. 

in  Petrol- 

&ther 

Harz  und 

Zucker  lös- 

lieh  in 

Alkohol 

Qummi  lös- 
lich in 
Wasser 

Li^in 
(Differenz) 

Fenchtifl^ 
keit 

a 

78,1 

1,8    . 

16,0 

5,8 

4,8 

b 

72,9 

0 

19,4 

4,8 

unbest 

c 

72,4 

0 

21,8 

0 

4,8 

d 

71,6 

0 

24,0 

0 

4,8 

Aus  der  analogen  Zosammensetzang  schliessen  die  Verf.,  dass 
das  Gummiharz  von  G.  collina  ebenfalls  abfuhrende  Eigenschaften 
besitzt. 

Combretaceae. 

Terminedia  Chebtda.  lieber  Chebulinsäure,  die  Gerbsäure 
der  Myrobalanen,  siehe  unter  Organische  Verbindungen. 

Compositae. 

Artemisia  mari^ina.  Ueber  die  Bestandtheile  des  Wurm" 
Samens  hat  E.  Jahns  ^)  Untersuchungen  angestellt  und  neben 
dem  Bitterstoff  Santonin  zwei  organische  Basen,  Beta'in  und 
Chol  in,  nachgewiesen.  Ersteres  ist  zu  etwa  0,5  Vo,  letzteres  zu 
annähernd  0,1  %  vorhanden.  Zur  Darstellung  der  Basen  wurde 
gepulverter  Wurmsamen  mehrmals  mit  heissem  Wasser  ausgezogen, 
dann  der  Auszug  mit  Bleiessig  und  Soda  gefallt,  das  entbleite 
Filtrat  concentrirt,  mit  Schwefelsäure  angesäuert  und  mit  Chloro- 
form ausgeschüttelt,  welches  einen  harzartigen  Bitterstoff,  sowie 
in  Lösung  gegangene  Spuren  von  Santonin  wegnimmt.  Aus  der 
wässerigen  Flüssigkeit  wurden  dann  die  Basen  nach  Zusatz  von 
Schwefelsäure  durch  Ealiumwismutjodid  gefällt  uiid  aus  dem  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  ausgewaschenen  Niederschlage  durch 
Digestion  mit  frisch  gefälltem  Silbercarbonat  isolirt.  Die  Trennung 
der  Basen  geschah  durch  die  Behandlung  der  Hydrochloride  mit 
^kaltem  absoluten  Alkohol,  in  welchem  salzsaures  Cholin  leicht  lös- 
lich ist,  während  salzsaures  Betain  kaum  gelöst  wird.  —  Der 
oben  erwähnte,  neben  Santonin  vorhandene  harzartige  Bitter- 
stoff stellte  nach  Beseitigung  eines  beigemengten  indifferenten 
Harzes  eine  gelbe,  harzartige  Masse  von  bitterem  Geschmack  dar, 
-schwer  löslich  in  siedendem  Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Aether, 
Benzol  und  Chloroform.  In  Alkalien  löst  es  sich  mit  purpurrother 
Farbe  und  reducirt  alkalische  Kupferlösung,  ammoniakalische 
Silberlösung  und  wird,  obwohl  stickstofffrei,  doch  durch  einige 
Alkaloidreagentien  gefällt.  Letztere  Eigenschaft  theilt  er  mit  dem 
Santonin  (und  der  Santoninsäure),   dem  er  anscheinend  auch  in 

1)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1898,  1498. 


Gompofiitae.  79 

Bezug  auf  wunnwidrige  Eigenschaft  an  die  Seite  zu  stellen  ist. 
Obwohl  in  reinem  Zustande  sehr  schwer  löslich  in  Wasser,  geht 
er  doch  reichlich  in  den  heissen,  wässerigen  Auszug  des  Wurm«- 
Samens  über  und  dürfte  die  Wirksamkeit  eines  solchen  wenigstens 
zum  TheU  bedingen.  Dieser  Bitterstoff  könnte  vielleicht  mit  dem- 
jenigen der  Artemisia  gallica  identisch  sein. 

Als  eine  sehr  einfache  und  sichere  Methode,  die  Echtheit  hezw. 
Güte  von  Flaree  Oinae  festzustellen,  wird  von  A.  Astolf i  ^)  folgende 
bezeichnet :  Ungefähr  1  g  der  fraglichen  Droge  wird  gepulvert  und 
mit  circa  10  cc  absolutem  Alkohol  einige  Zeit  geschüttelt.  Hierauf 
wird  zum  Kochen  erhitzt,  filtrirt,  ein  Stückchen  Ealiumhydroxyd 
zugesetzt  und  nochmals  erwärmt.  Ist  die  Waare  gut,  so  zeigt 
sich  eine  sehr  deutliche  Rothfarbung,  ist  sie  erheblich  verfälscht, 
80  ist  die  Farbe  gelbroth,  und  waren  überhaupt  keine  echten 
Flores  Cinae  vorhanden,  so  färbt  sich  die  Probe  nicht  im  geringsten. 
*  Cynara  Scolymus.  In  einer  früheren  Arbeit  hat  L.  Levy 
gezeigt,  dass  das  Inulin  der  Artischocken  mit  Hilfe  von  Trehalose 
in  vergährungsfähigen  Zucker  umgewandelt  werden  kann.  Jetzt 
ist  es  Levy  >)  auch  gelungen,  aus  den  Artischocken-Knollen  durch 
Hefezusatz  Alkohol  zu  erzeugen.  Die  gewaschenen  und  zer- 
schnittenen Knollen  werden  mit  dem  Vierfachen  ihres  Gewichtes 
Wasser  von  60  ^  in  welchem  2  %  Kaliumbitartrat  gelöst  sind, 
behiuidelt  Dieser  Process  wird  nach  dem  Abgiessen  nach  4 — 5 
Stunden  wiederholt  Die  vereinigten  Flüssigkeiten,  welche  ein 
spec.  Gew.  1,03 — 1,04  besitzen,  werden  durch  Aufkochen  dreimal 
sterilisirt  und  dann  die  Gährung  durch  Hinzufügen  von  Hefe  ein- 
geleitet. Durch  Einleiten  eines  sterilisirten  Luftstromes  wird 
dieselbe  beschleunigt,  so  dass  dieselbe  bei  einer  Temperatur  von 
20—25^  C.  in  drei  Tagen  vollendet  ist  Der  Alkohol  kann  dann 
in  gewöhnlicher  Weise  durch  Destillation  gewonnen  werden. 

Blanc^)  berichtet  über  Grinddia  robusta.  Nach  der  Ansicht 
amerikanischer  Aerzte  ist  die  G.  robusta  nicht  selten  mit  anderen 
Arten  der  Grindelia  untermischt  Als  solche  werden  genannt:  G. 
sqnorrosa  (vorherrschend),  integrifolia,  inulo'ides,  glutinosa,  hirsu- 
tula  oder  rubricaulis.  Medicinisch  werden  alle  Theile  der  Pflanze 
verwendet,  besonders  aber  die  Blätter  und  Blüthenköpfchen,  da 
sie  die  Träger  des  Harzes  sind.  Man  stellt  drei  Präparate  dar: 
ein  Fluidextract,  eine  Tinctur  und  ein  alkokolisches  Extract. 
Zur  Darstellung  des  Fluidextractes  verwendet  man  eine  Mischung 
von  drei  Theilen  Alkohol  von  95^  und  zwei  Theilen  Wasser. 

Nach  Linwood  Libby  enthält  die  Grindelia  folgende  Bestand- 
theile: 

1)  ein  flüchtiges  Gel  von  brauner  Farbe,  unangenehmem  Ge- 
ruch, löslich  in  Alkohol,  Aether,  Chloroform,  Benzin  und  fetten 
Oden.  Salpetersäure  zerstört  den  Geruch,  Schwefelsäure  färbt 
es  blutroih. 

1)  Bollettino  Chimico-Farmacentico ;  daroh  Pharm.  Ztg.  1898,  333. 

2)  Gompt.  rend.  CXVI,  1881.  8)  Revae  de  th6rapeutiqae  medico- 
obinirg.  1893,  666. 


80  Gompositae. 

2)  ein  Oleoresin  von  grüner  Farbe,  löslich  in  Kalilauge. 
Schwefelsäure  fallt  aus  dieser  Lösung  ein  saures  Harz,  welches 
zum  Theil  in  Aether,  vollständig  in  Alkohol  löslich  ist.  Es  be- 
sitzt den  specifischen  Geruch  und  Geschmack  der  Pflanze. 

3)  ein  festes  Harz,  welches  sich  zwischen  den  Fingern  er- 
weicht und  ebenfalls  den  Geruch  und  Geschmack  der  Pflanze 
besitzt. 

Eine  grosse  Anzahl  amerikanischer  Aerzte  haben  mit  der 
Grindelia  bei  Asthma,  Keuchhusten,  Emphysem  etc.  Torzügliche 
Erfolge  erzielt.  Ausserdem  wird  die  Grindelia  äusserlich  bei 
Verbrennungen,  Yaginitis,  Katarrh  der  Harnröhre  angewendet. 
Es  wird  ausserdem  bei  schmerzhaften  Hautkrankheiten  und  bei 
den  Entzündungen  der  Haut  empfohlen,  welche  durch  Rhus 
toxicodendron  herrorgebracht  werden.  (Vergl.  auch  Schneegans: 
Grindelia  robusta  Repert.  d.  Pharmacie  1893,  7  und  21.) 

Helianthus  annuus.  Die  CuUur  der  Sonnenblume  in  Buss- 
land,  deren  Samen  theils  als  solche  genossen,  theils  zur  Bereitung 
von  Sonnenblumenöl  dienen,  hat  bedeutende  Ausdehnung  gefunden. 
Während  sie  1881  eine  Fläche  von  147,000  ha  umfasste,  waren 
1887  schon  282,000  ha  damit  bepflanzt  0. 

Helianthus  tuberosus.  Ueber  Kohlehydrate  aus  Topinamburs 
s.  Kohlehydrate  (Organ.  Verbdgn.). 

Inüla  Helenium.  Ueber  Inulin  s.  Kohlehydrate  (Organ. 
Verbdgn.). 

LtcUris  »picata.  Diese  Pflanze  ist  ein  einheimisches,  peren- 
nirendes  Kraut,  welches  auf  Wiesen  und  feuchten  Gründen  der 
mittleren  und  südlichen  Staaten  angetroffen  wird.  Das  Rhizom 
besitzt  Vs  Zol^  ™^  Durchmesser,  ist  gewunden  und  von  brauner 
Farbe.  Der  Geruch  ist  balsamisch,  der  Geschmack  etwas  bitter. 
—  Das  Rhizom  enthielt  nach  Will.  F.  Henry«)  8,13%  Feuchtig- 
keit und  5,35  %  Asche.  Der  Auszug  mit  Petroleumäther  hinter- 
liess  einen  Rückstand  von  2,80  o/o,  welcher  aus  Fett,  Wachs  und 
kautschukähnlicher  Substanz  bestand.  Diese  letztere  war  amorph, 
von  hellgelber  Farbe  und  wurde  beim  Hinzufügen  von  conc. 
Schwefelsäure  dunkelbraun.  Der  ätherische  Auszug  betrug  3,15  <^/o, 
derjenige  mit  absolutem  Alkohol  2,29  %  und  der  wässerige  26,53  <Vo. 
Ausserdem  wurden  4,86  %  Albuminoide  und  16  %  Inulin  aus 
dem  Rhizom  erhalten.  Alkalo'ide  sowie  Glykoside  konnten  nicht 
nachgewiesen  werden,  so  dass  der  Droge  irgend  welche  Wichtig- 
keit in  Bezug  auf  ihre  medicinische  Wirksamkeit  nicht  zuge- 
schrieben werden  kann. 

Pyrethrum  roseum.  Das  haukasisehe  Insektenpulver  hat  Jos. 
Malfatti*)  einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen.  Die 
mikroskopischen  Merkmale  der  einzelnen  Blüthentheile  von  Chry- 
santhemum cinerariaefolium,  der  Stammpflanze  der  dalmatinischen 
Insectenpulver,  sind  vonHanausek  (s.  tiahresber.  1892,  70)  näher 


1)  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  413.  2)  Araer.  Journ.  of  Pharm. 

1892,  603.  8)  Pharm.  Post  1893,  165. 


Gompositae.  81 

untersucht  worden.  Der  Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  diese 
Beobachtungen  auch  aaf  das  kaukasische  Insectenpulver  (Chr. 
roseum)  auszudehnen.  Bezüglich  der  tou  Hanausek  angegebenen 
mikrochemischen  Reactionen  bemerkt  Malfatti,  dass  dieselben  auch 
bei  Chr.  roseum  zutreffen.  Der  Fruchtknoten  zeigt  im  jugendlichen 
Stadium  keine  Verschiedenheiten,  sobald  das  Köpfchen  aber  auf- 
geblüht ist,  zeigt  der  Fruchtknoten  der  Röhrenblüthen  unmittel- 
bar unter  der  Epidermis  eine  einzellige  ringförmig  geschlossene 
Schicht  von  sklerotischen  Zellen,  welche  perlschnurförmig  verdickt 
sind  und  zahlreiche  Oxalatdrusen  enthalten.  Die  Epidermis  ist 
sehr  darchsichtig,  in  Wasser  stark  quellbar  und  enthält  in  jeder 
Zelle  ein  Häufchen  winziger  nadeiförmiger  Krystalle,  welche  in 
Schwefelsäure  sehr  schwer  löslich  sind.  —  Die  Epidermiszellen 
des  Pappus  sind  eckig  polygonal,  nicht  gestreckt  Die  Samenhant 
besteht  aus  derbwandigen ,  axial  gestreckten,  eigenthümlich  un- 
regelmässig untereinander  verschobenen,  lückenlos  gefugten,  poren- 
freien Zellen.  In  dem  Kranz  von  Gefässbündeln  befinden  sich 
einzelne  sehr  kleine  Oxalatdrusen.  —  Die  sämmtlichen  Zellen  des 
Griffels  sind  von  einem  braunen  Pigment  erfüllt.  —  Das  Mesophyll 
der  CoroUe  ist  äusserst  zartzellig  und  besonders  an  der  Basis  der 
Blüthe  erfüllt  von  einer  grossen  Anzahl  von  Oxalatdrusen.  Die 
Aussenseite  ist  mit  vielen  Drüsenhaaren  besetzt,  die  Cuticula  mit 
Streifung  versehen.  —  Die  Unterseite  der  Zungenblüthe  besitzt 
welligbuchtige  Epidermiszellen,  welche  gegen  die  Basis  hin  fast 
rechteckig  werden,  die  ganze  Fläche  ist  mit  verschieden  langen, 
sehr  dünnen  Krystallnadeln  übersät,  welche  weder  von  Kalilauge, 
noch  Schwefelsäure,  noch  Aether  angegriffen  werden.  —  Die  zart« 
wandigen  Zellen  des  Mesophylls  besitzen  allseitig  Ausstülpungen 
und  zwar  besonders  deutlich  an  den  beiden  Seiten,  wo  sie  die 
Berührungspunkte  zwischen  den  einzelnen  Zellen  bilden.  —  Die 
äussere  Epidermis  der  HüUkelchblüthen  ist  mit  Keulendrüsen  ver- 
sehen und  namentlich  gegen  die  Basis  mit  T-Trichomen.  Ausser- 
dem finden  sich  vereinzelt  Peitschenhaare.  Diese  besitzen  stets 
einen  vierzelligen  Stiel,  wovon  die  drei  unteren  Zellen  kurz  und 
mit  gelbem  Inhalt  erfüllt  sind,  während  die  vierte,  oberste  bei- 
nahe dreimal  so  lang  ist  und  keinen  gefärbten  Inhalt  besitzt.  Der 
Band  besteht  aus  einer  einzigen  Zellenlage,  ist  mit  braunem  In- 
halt erfallt  und  besitzt  ebenfalls  weder  Haare  noch  Spaltöffnungen. 
Auch  der  Blüthenstiel  ist  vom  Verfasser  anatomisch  zergliedert 
und  ebenso  wie  die  vorhergehenden  Untersuchungen  mit  einer 
grossen  Zahl  vorzüglicher  Abbildungen  versehen.  —  Als  besondere 
Merkmale  für  Chr.  roseum  lassen  sich  folgende  aufstellen:  Der 
Fruchtknoten  besitzt  9 — 10  Ripjien,  die  Cuticula  ist  verkorkt  mit 
zahlreichen  Oxalatdrusen.  Der  Pappus  ist  kronenformig ,  der 
Rand  glatt,  Zellen  aussen  und  innen  eckig  —  polvgonal,  Spiral- 
zellen fehlen.  Oxalatdrusen.  Die  Röhrenblüthe  besitzt  an  der 
Innenseite  der  CoroUzipfel  ein  Bündel  von  ö — 6  zu  kurzen  Papillen 
ausgewachsenen  Zellen.  Oxalatdrusen  sternförmig,  T-Trichome 
fehlen.    Die  Pollenkammer  besteht  aus  Spiralzellen,  die  Filamente 

FhanuMotiMlteir  Jahnsberieht  f.  1898.  6 


82  Goniferae. 

zeigen  vor  dem  Connecüv  eine  sackartige  Verbreiterung,  deren 
kubische  Zellen  sich  an  der  Längsseite  leicht  trennen.  Die  Zungen- 
blüthe  besitzt  4 — 6  Hauptrippen,  die  Epidermis  der  Innenseite 
fast  quadratische  Zellen,  T-Trichome  fehlen.  Die  Erystallnadeln 
sind  wetzsteinförmig.  Der  Hüllkelch  zeigt  eine  braune  Umrandung, 
die  Faserplatte  geht  langsam  in  das  Parenchym  über,  nach  aussen 
nicht  direct  an  die  Epidermis  schliessend.  Steinzellen  fehlen. 
Ausser  den  anderen  Trichomen  sind  Peitschenhaare  vorhanden. 
—  Hervorzuheben  ist,  dass  bei  Chr.  cinerariaefolium  nur  Einzel- 
krystalle  vorkommen,  bei  Chr.  roseum  dagegen  Oxalatdrusen.  Die 
Fragmente  der  Hüllkelchblätter  sind  bei  ersterer  Pflanze  weiss, 
bei  letzterer  dagegen  braun.  Alle  anderen  Merkmale  sind  in  der 
pulverförmigen  Droge  entweder  garnicht  oder  doch  nur  bei  sehr 
eingehender  Untersuchung  aufzufinden. 

Solidago  rugosa.  Die  während  der  Monate  August  und  Sep- 
tember blühende  Pflanze  erreicht  eine  Höhe  von  6  Fuss  und  ist 
rauh  behaart.  Die  von  Will.  Oberhauser  ^)  vorgenommene  Ana- 
lyse hat  namentlich  eine  beträchtliche  Menge  ätherischen  Oels, 
welches  durch  Destillation  mit  Wasserdämpfen  leicht  zu  erhalten 
ist,  ergeben.  Dasjenige  der  Blüthen  ist  farblos,  von  einem  speci- 
fiischen  Gewichte  gleich  0,8456  bei  lö°  C,  während  das  Oel  der 
Blätter  eine  strohgelbe  Farbe  und  ein  spec.  Gewicht  von  0,8502 
besitzt.  Der  Geruch  beider  erinnert  an  Origanum.  Der  Siede- 
punct  der  eine  grosse  Menge  Terpen  enthaltenen  Oele  liegt  bei 
130^  G.    Alkalo'ide  und  Glykoside  finden  sich  in  der  Pflanze  nicht. 

Coniferae. 

Picea  excelsa.  Ueber  den  fnedicini8ch4herapeuti8chen  Werth 
der  Fichtenrinde  berichtet  Adam.  *)  Bereits  seit  1888  verwendet 
derselbe  frische,  nicht  getrocknete  Fichtenrinde  zu  Bädern,  so 
zwar,  dass  in  einem  grossen,  geschlossenen  eisernen  Kessel  die 
schon  viele  Stunden  vorher  eingeweichte,  also  macerirte,  in  Stücken 
geschnittene  Rinde  durch  zuströmenden  Dampf  stundenlang  zu 
einer  dunkelbraunen,  schwachsauren  Brühe  ausgekocht  wird,  die 
kannenweise  zugesetzt,  dem  Bade  einen  harzig  terpentinartigen 
Geruch,  eine  schöne  burgunderweinähnliche  Farbe  und  einen 
seifenartigen  Schaum  verleiht  Indicirt  sind  die  Bäder  bei  Krank- 
heiten der  Nerven  (Neurasthenie,  partiellen  Lähmungen,  Migräne, 
Morbus  Basedowii,  Hysterie  etc.),  bei  mangelhafter  Ernährung 
und  Constitution  (Bleichsucht,  Diabetes,  Katarrhen,  Skrophulose, 
englischer  Krankheit  etc.),  bei  Girculations-  und  Athemnoth,  bei 
Magenkatarrhen  und  Hämorrhoidalbeschwerden,  bei  Erkrankungen 
der  Hamwege  (chronischen  Katarrhen,  Bright'scher  Nierenkrank- 
heit), bei  weiblichen  Sexuaileiden  aller  Arten,  endlich  bei  vielen 
Hauterkrankungen  (Schweisse,  Eczem,  Urticaria,  Prurigo  etc.) 
Eine   andere  Anwendungsform  des  Fichtenrindenauszuges  ist  die 


1)   Amer.  Joom.   of  Pharm.  1893,   122.  2)    Darch   Apoth.  Ztg. 

1898,  209. 


Coniferae.  83 

zu  Inhalationen ;  dieselben  sind  indicirt  bei  chronischen  Katarrhen 
der  Nase,  des  Rachens,  der  Athmungswege  etc.;  neben  der  ört- 
lichen besitzen  sie  noch  eine  allgemeine  Wirkung,  indem  sie  sich 
dem  Gesammtorganismus  gegenüber  stärkend,  kräftigend,  umge- 
staltend erweisen.  Seit  Jahresfrist  wird  auch  ein  Extractum  Gor- 
ticis  Piceae  excelsae  von  der  Concentration  dicken  Honigs  in  den 
Handel  gebracht;  dasselbe  wird  zu  gleichen  Zwecken  wie  die 
Bäder  gebraucht  Ferner  giebt  es  ein  pulverformiges  Extract, 
welches  innerlich  wie  Tannin  gegeben,  äusserlich  zu  Einstreuungen 
bei  Katarrhen,  zu  Gurgelwässem,  bei  Geschwüren,  Hauterkrankun- 
gen etc.  gebraucht  wird.  Auch  ein  krystallisirtes  (!  Ref.)  Extract, 
welches  in  Wasser  löslich  ist,  soll  dargestellt  worden  sein,  endlich 
war  Verf.  in  der  Lage  Rindenzahnseife  und  Rindenwaschseife  vor- 
zulegen, womit  die  Reihe  der  Fichtenrinden-Arkana  vorläufig  ge- 
schlossen zu  sein  scheint.  —  Eine  Art  Analyse  der  Fichtenrinde 
wurde  von  Councher  veröffentlicht.  Sie  lautet:  a.  in  Wasser 
lösliche  Substanzen:  1.  Gerbende  Stoffe  11,69  Vo.  2.  Nicht- 
gerbende  Stoffe  8,94  o/o.  3.  Extractasche  0,68  Vo-  b.  in  Wasser 
unlösliche  Substanzen  64,25  ®/o.  c  Wasser  14,50  Vo'  —  Ausser 
dem  Gerbstoffe  kommen  für  die  Wirkung  hauptsächlich  Harz  und 
äth.  Oele  in  Betracht,  deren  Gehalt  ca.  4  ^/o  und  mehr  beträgt. 

Abietinsäure.  Auf  Grund  zahlreicher  Analysen  und  Molecular- 
gewichtsbestimmungen  von  Abietinsäuren ,  die  auf  verschiedene 
Weise  aus  mehreren  Golophoniumsorten  dargestellt  waren,  giebt 
H.  Mach^)  der  Abietinsäure  die  Formel  GisHasOs.  Dass  frühere 
Autoren  eine  andere  Zusammensetzung  gefunden  haben,  rührt 
nach  Ansicht  des  Verfassers  daher,  dass  dieselben  mit  unreiner 
Substanz  gearbeitet  haben.  Die  reine  Abietinsäure  hat  einen  con- 
stanten  Schmelzpunct.  Es  gelang  die  Darstellung  eines  mit  obiger 
Formel  übereinstimmenden  sauren  Kaliumsalzes. 

Für  Colophonium  wurden  von  E.  Dieter  ich*)  folgende  Werthe 
erhalten:  Spec.  Gew.  =  1,076—1,079;  Säurezahl  162,40—175,47; 
Jodzahl  146,65 — 180,16.  Zur  Beurtheilung  wird  die  Bestimmung 
des  specifischen  Gewichtes  und  der  Säurezahl  für  ausreichend 
erachtet. 

üeber  den  Nachweis  von  Colophonium  im  Dammarharz;  von 
Ed.  Hirschsohn. >)  Nach  Hirschsohn  kann  man  aber  das  Ver- 
halten des  Dammars  und  Colophoniums  gegen  Salmiak- 
geist zur  Erkennung  einer  Verfälschung  benutzen.  Colophonium 
wird  von  der  wässerigen  Ammoniakflüssigkeit  ziemlich  leicht  zu 
einer  opalisirenden  Flüssigkeit  gelöst,  und  kann  aus  dieser  das 
Harz  mit  einer  Säure  gefällt  werden.  Schüttelt  man  Dammar 
im  gepulverten  Zustande  mit  Ammoniakflüssigkeit,  so  erhält  man 
einen  gelblich  oder  röthlich  gefärbten  Auszug,  der  beim  Ueber- 
sättigen  mit  Säure  entweder  keine  oder  eine  nur  schwache  Opales- 
cenz  zeigt.     Zur  Prüfung  werden  2  g  des  zu  untersuchenden  ge- 


1)  Monatsb.  f.  Chem.  1893,  14,  186;   Chem.  Ztg.  1893,  17,  d36. 

2)  Helfenb.  Annal.  1892.  3)  ?harm.  Zeitschr.  f.  Russl.  1892,  609. 

6* 


84 


Coniferae. 


pulverten  Dammarharzes  mit  20  cc  Ammoniak  von  0,96  spec.  Ge- 
wicht Übergossen,  gut  durchgeschüttelt  und  nach  viertel-  oder 
halbstündigem  Stehen  filtrirt;  hierauf  wird  das  klare  oder  nur 
schwach  opalisirende  Filtrat  mit  Essigsäure  übersättigt.  Ein  5  ^/o 
Colophonium  enthaltendes  Dammarharz  scheidet  hierbei  einige 
Flocken  aus;  ein  10  <>/o  Colophon  enthaltendes  giebt  starke  Ab- 
scheidung; eine  20  ®/o  ige  Mischung  lässt  sich  nicht  mehr  filtriren, 
da  die  ganze  Masse  zu  einer  GaUerte  erstarrt. 

Für  Dammarharz  wurden  von  E.  Dieterich*)  Jodzahlen 
von  113 — 192  erhalten;  diese  Daten  sind  mithin  zur  Beurtheilung 
des  Dammarharzes  werthlos.  Dagegen  ergab  die  Nachprüfung 
der  Methode  von  Hirschsohn  zum  Nachweis  des  Golophoniums, 
dass  dieselbe  brauchbar  ist  und  noch  5  o/o  Colophonium  nach- 
zuweisen gestattet. 

TerebinOiina  Chios^  communis  und  Veneta.  Bei  Untersuchung 
von  2  Proben  Th.  ühios,  5  Proben  Th.  communis  und  12  Proben 
Th.  Veneta  erhielt  £.  Dieterich  >)  folgende  Grenzwerthe. 


Säaresahl 


Esterzahl 


YerseifangB- 
zahl 


Jodzahl 


Terebinthina 
Ghios     .    . 

Terebinthina 
communis  . 

Terebinthina 
Yeneta  .    . 


47,13—  48,53 

110,02-140,93 

67,20-101,78 


19,13—21,47 
2,80—  8,40 
6,60—47,30 


66,26-  70,00 
113,87-149,33 
103,60—119,98 


186,16 
129,22—201,28 


Hierzu  ist  zu  bemerken,  dass  die  untersuchten  venetianischen 
Terpentine  mit  den  hohen  Säurezahlen  und  der  niedrigen  Ester- 
zaiil  für  verfälscht  gehalten  werden.  Auf  Grund  der  durch  Unter- 
suchung mehrerer  selbst  gesammelter  Terpentinsorten  erzielten 
Resultate  glaubt  Dieterich,  dass  man  von  einem  käuflichen 
venetianischen  Terpentin  die  Säurezahl  65  bis  75,  die  Ester- 
zahl 38  bis  50  und  demgemäss  die  Verseifungszahl  110  bis  125  ver- 
langen kann.  Vorzuziehen  sind  Sorten,  welche  70  Säurezahl  und 
50  Esterzahl  aufweisen;  die  Bestimmung  der  Jodzahl  hat  sich  als 
zwecklos  erwiesen. 

Zur  Unterscheidung  des  Birkentheers  vom  Tannentheer  sind 
nach  Ed.  Hirsohsohn  ')  folgende  Merkmale  geeignet:  Guter  und 
reiner  Birkentheer  zeigt  ein  spec.  Gewicht  von  0,926 — 0,945 
bei  20°  C.  und  diejenigen  Birkentheere  gelten  als  die  besseren, 
welche  das  niedrigere  spec.  Gewicht  besitzen;  die  Birkentheere 
zweiter  Sorte  haben  ein  spec.  Gewicht  von  0,953  bis  0,987  bei 
20°  G.  und  sind  als  mit  Tannentheer  oder  einem  anderen  Theer 
versetzt  anzusehen.  —  Reiner  Birkentheer  giebt  mit  Wasser  ge- 
schüttelt (1  Theer  und  10  Wasser)    einen  fast  farblosen  Auszug, 


1)  Helfenb.  Annal.  1892. 
Zeitßchr.  f.  Russl.  1893,  Nr.  42. 


2)  Helf.  Annal.  1892. 


3)  Pharm« 


Casnaceae.  85 

der  sauer  rea^irt  und  mit  yerdünnter  Eisencbloridlösung  (1  Eisen- 
chlorid, 1000  Wasser)  versetzt,  sich  grün  färbt  5  cc  des  Wassers 
mit  2 — 3  Tropfen  Anilin  und  4—6  Tropfen  Salzsäure  versetzt, 
geben  eine  gelbliche  Mischung,  bei  den  Birkentheeren  zweiter 
Sorte  wird  hierbei  gewöhnlich  eine  rothe  Färbung  erhalten.  — 
1  Vol.  Birkentheer  mit  20  Vol.  Petroläther  gemischt,  ergiebt  ein 
Filtrat  von  hellgelbbrauner  Färbung,  welche  beim  Schütteln  mit 
dem  gleichen  Vol.  einer  wässerigen  Kupferacetatlösung  (1  Kupfer- 
acetat,  1000  Wasser)  nicht  in  grünlich  verändert  wird;  die  Birken- 
theere  zweiter  Sorte  geben  hierbei  gewöhnlich  eine  grünliche 
Färbung  des  Petroläthers.  —  Reiner  Tannentheer  zeigt  ein 
spec.  Gewicht  von  1,02 — 1,115  bei  20°  C.  Der  Wasserauszug 
des  Tannentheers  ist  gelblich  gefärbt,  reagirt  sauer  und  wird 
von  einer  verdünnten  Eisenchloridlösung  (1  Eisen  chlorid, 
1000  Wasser)  roth  gefärbt.  5  cc  des  Wassers  mit  2 — 3  Tropfen 
Anilin  versetzt,  geben  eine  mehr  oder  weniger  intensiv  roth  ge- 
färbte Mischung,  welche  mit  Chloroform  geschüttelt,  letzteres  in- 
tensiv roth  färbt.  Der  Petrolätiierauszug  des  Tannentheers  (1  Vol. 
Theer,  20  Vol.  Petroläther)  mit  einem  gleichen  Vol.  Kupferacetat- 
lösung geschüttelt  (1  Kupferacetat,  1000  Wasser),  nimmt  eine 
grünliche  Färbung  an.  1  Vol.  Tannentheer  giebt  mit  9  Vol. 
90  %  ig.  Alkohol  eine  klare  Lösung ;  ist  die  Lösung  trübe,  so  würde 
dies  auf  Birkentheer,  Kerosin,  Kerosinrückständo  etc.  deuten. 

Cannaceae. 

Die  als  Nutz-  und  Heilpflanzen  gebrauchten  Cannaceen  Bra- 
säiens  wurden  von  Th.  Peckolt^)  besprochen.  Im  Ganzen  ist 
deren  medicinische  Bedeutung  nicnt  gross.  Der  in  den  Gärten 
allgemein  gezogenen  und  vielfach  verwilderten  Ganna  indica  L. 
werden  diuretische  Eigenschaften  nachgerühmt.  Man  benutz^  eine 
Tinctur  aus  dem  Wurzelstock  zu  8  bis  12  Tropfen  als  Tonicum. 
Eigentlich  brasilianische  Species  sind:  Ganna  coccinea  Ait, 
C.  edulis  Ker. ,  C.  latifolia  Rose,  G.  lanuginosa  Rose,  G. 
glauca  L.,  C.  Warszewiczii  Dietr.  und  G.  denudata  Roscoe. 
C.  coccinea  stellt  eine  selten  bis  1  m  hohe  Pflanze  mit  langgestreckt 
ovalen,  fein  zugespitzten  Blättern  und  carminrothen ,  gepaarten 
Blüthen  dar.  Die  glänzend  schwarzen  erbsengrossen  Samen  wer- 
den als  Schmuck,  der  Wurzelstock  gebraten  bei  den  Indianern 
als  Speise,  auch  zur  Bereitung  eines  leicht  verdaulichen  Stärke- 
mehls benutzt.  In  dem  frischen  Wurzelstock  sind  0,039  ^/o  eines 
scharfen  Weichharzes  enthalten.  Das  Stärkemehl,  welches  darin 
zu  2,2  ^/o  vorhanden  ist,  bildet  deutlich  geschichtete,  einfache 
Kömer  mit  excentrischem,  am  scheinbaren  Ende  liegendem  Hilum. 
Eine  Tinctur  der  Samen  dient  als  Tonicum.  Weiter  ist  zu  nennen 
G.  edulis  Ker.,  mit  kriechendem,  fleischigem  Rhizom,  blutrothem, 
2  m  hohem  Stengel  und  purpurrothen  Blüthen.  Am  meisten  me- 
dicinisch  benutzt  wird  G.  latifolia  Rose.    Der  3—5  m  hohe  Stengel 


l)  Pharm.  Bandsch.  New-Tork  1893,  257. 


86  Ck)iiDaraceae.     Gonvolvalaceae. 

ist  wollig  bekleidet,  die  Blätter  sind  breitoval,  kurz  zugespitzt, 
die  Blüthen  gepaart,  lebhaft  roth.  Ein  Decoct  der  Blätter  dient 
zum  Waschen  der  Wunden  und  als  Gurgelwasser  bei  Angina. 
Von  C.  lanuginosa  dient  ein  Decoct  als  Elystier  bei  Hamorrhoidal- 
beschwerden,  und  die  gepulverte  Wurzel  mit  Gecropiakohle  als 
beliebtes  Zahnpulver.  Von  G.  glauca  (mit  goldgelben  Blüthen) 
dient  das  Decoct  der  Blätter  zu  Waschungen  des  Gesichts  bei 
Sommersprossen.  Von  C.  denudata,  mit  goldgelben  Blüthen,  wird 
das  Decoct  des  Wurzelstockes  bei  Asthma  und  Störungen  der 
Menstruation  und  mit  Zucker  versetzt  als  Hustensirup  benutzt. 

Connaraceae. 
Cangoura.  Ueber  eine  pharmakognostische  Beschreibung 
dieser  Pflanze  hat  Gotera  berichtet  (s.  Jahresbericht  1892,  78). 
Reuson  hatte  nun  in  die  für  Säugethiere  so  giftigen,  für 
Vögel  aber  ungiftig  sein  sollenden  Samen  die  Hoffnung  gesetzt, 
dass  sie  als  Arzneimittel  bei  cerebralen  Affectionen  verwendbar 
sein  würden,  aus  welchem  Grunde  Robert^)  physiologische  Ver- 
suche mit  dem  Mittel  angestellt  hat,  bei  denen  sich  sämmtliche 
angewendete  Samen  und  auch  das  Fluidextrat  aus  denselben  als 
vollkommen  wirkungslos  erwiesen.  Robert  schreibt  diesen  Be- 
fund der  Zersetzung  zu,  welche  das  Gift  beim  Trocknen  der  Samen 
erleidet,  einer  Erscheinung,  welche  auch  bei  den  scharfen  Be- 
standtheilen  anderer  Pflanzen  bekannt  ist,  wie  beispielsweise  bei 
Arum  maculatumi  Ranunculus  acris,  Sedum  acre,  Galadium  u.  a. 

Conyolvulaceae. 
Ipomoea  Purga,  Ueber  die  Jalape  des  Handels  und  das 
Jalapin;  von  G.  E.  Robinson. ')  Es  soll  derzeit  schwer  sein, 
eine  den  Ansprüchen  gerechte  Jalape  zu  erhalten,  deren  Mindest- 
gehalt an  Harz  in  der  Brit  Pharmak.  auf  10  %  normirt  ist.  Die 
Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staaten  von  1882  forderte  12  % ; 
früher  redete  man  sogar  von  einem  Gehalt  von  13  bis  14  ^Jq. 
Nach  Squibb's  Untersuchungen  vom  Jahre  1888  liefert  die  Jalape 
kaum  mehr  als  7,5  %  Harz.  Gripps  zeigte  indess,  dass  der  mitt- 
lere Gehalt  der  zur  Zeit  auf  dem  Markt  befindlichen  Droge  doch 
höher  ist,  als  Squibb  angab,  von  34  Proben  enthielten  14  nicht 
weniger  als  10  %,  8  dagegen  weniger  als  7,5  o/o.  In  allerletzter 
Zeit  wurden  wieder  Muster  von  8,  13  ja  14  o/o  untersucht.  Doch 
scheint  es  nicht  ganz  zweifellos,  dass  sich  der  Harzgehalt  in  der 
gegenwärtigen  Jalape  gegen  früher  vermindert  hat.  Verfasser 
untersuchte  nun  10  Muster  auf  folgende  Art:  Die  Droge  wurde 
Termittelst  continuirlicher  Perkolation  in  einem  Extractionsapparat 
mit  Spiritus  ausgezogen;  dieser  verdampft,  das  erhaltene  Harz  in 
Wasser  gewaschen,  getrocknet  und  gewogen,  dann  bis  zur  völligen 
Erschöpiung  mit  Aether  behandelt ,  hierauf  der  Rückstand  aber- 
mals getrocknet  und  gewogen,  um  den  in  Aether  löslichen  Antheil 
zu  bestimmen.    Das  Ergebniss  war  folgendes: 


1)    Centralbl.   f.  d.  klin.  Med.  1893   Nr.  44.  2)    Pharm.  Joam. 

Transact.  1893  Nr.  1227,  581. 


Gonyolvulaceae.  87 

Muster  Procentgehalt       Menge  des  in  Äether 

an  Harz  löslichen  Harzes 

A  7,57  27,16 

B  12,16  9,42 

C     .  16,9  8,33 

D  12.07  11,35 

E  9,91  11,55 

F  11,82  16,46 

G  10,20  17,73 

H  17,7  9,0 

I  12,19  22,96 

K  9,87  20,06 

B.  C.  H.  machten  den  Eindruck  einer  sehr  guten,  D.  E.  den 
einer  ausgezeichneten  Waare,  während  die  übrigen  Muster  alle 
verdächtig,  einige  geradezu  sehr  schlecht  waren.  Mit  Ausnahme 
Yon  A«  lieferten  alle  einen  sehr  hohen  Procentsatz  von  Harz,  aber 
der  bei  einzelnen  hohe  Betrag  des  in  Aether  löslichen  Antheils  giebt 
der  Vermuthung  Raum,  dass  man  es  mit  nicht  officinellen  Jalape- 
sorten  oder  gar  mit  Verfälschung  zu  thun  hatte.  — 

Jolapin  wird   gewöhnlich   dargestellt,   indem   man    die    ge- 

«ulverte  Jalape  mit  Alkohol  auszieht,  bis  zur  leichten  Trübung 
ITasser  zufügt  und  dann  mit  Thierkohle  versetzt.  Nach  längerer 
Digestion  und  Aufkochen  wird  die  Flüssigkeit  abfiltrirt,  zur 
Trockne  verdampft  und  der  Bückstand  mit  heissem  Wasser  aus- 
gewaschen, um  Gummi  und  Zuckerstoffe  zu  entfernen,  und  hierauf 
wieder  getrocknet.  Hiemach  wäre  das  Jalapin  des  Handels  ein 
reines  und  entfärbtes  Harz  der  Ipomoea  Purga.  Die  Untersuchung 
von  5  Handelmustem  Jalapin  ergab,  dass  sie  alle  aus  der  echten 
Jalape  dargestellt  waren.  Sie  wurden  zuerst  eine  Stunde  lang 
bei  100  ^  C.  getrocknet  und  hierauf  solange  mit  Aether  behandelt, 
bis  der  in  Aether  lösliche  Antheil  erschöpft  war,  alsdann  bis  zu 
einem  constanten  Gewicht  getrocknet  und  gewogen.  Das  Resultat 
war  folgendes: 

In  Aether  In  Aether 

Muster    Feuchtigkeit  löslicher  Antheil      unlöslicher  Antheil 

^h  4,36  o/o  89,08  o/o 

4,22  „  89,14  „ 

3.79  „  89,88 
5,67  „  87,49 

5.80  „  88,12 
Der  Umstand,    dass  in  allen  Fällen   der  Feuchtigkeitsgehalt 

nahezu  der  ganz  gleiche  war,  lässt  die  Vermuthung  zu,  dass  der- 
selbe lediglich  nur  der  atmosphärischen  Luft  entstammt.  Der  ge- 
ringe Betrag  des  in  Aether  löslichen  Antheils  im  Jalapin,  verglichen 
mit  dem  imResinaJalapae  ist  auffallend.  Entweder  wird  durch  den 
Entfärbungsprocess  etwas  von  den  in  Aether  löslichen  Antheilen 
zurückgehalten,  oder  dieselben  werden  durch  den  kleinen  Wasser- 
znsatz bis  zur  Trübung  theilweise  ausgefällt,  oder  die  von  den 
Fabrikanten  zur  Darstellung  von  Resina  Jalapae  bekanntlich  ver- 


1 

6,29 

2 

6,64 

'6 

6,33 

4 

6,84 

5 

6,08 

5,67  „  87,49  „ 

5,80  „  88,12  „ 


88  Cornaceae.    Cucorbitaceae. 

wendete  geringwerthigere  Jalapewurzel  enthält  an  und  für  sich 
eine  kleine  Menge  des  in  Aetner  löslichen  Harzes.  Noch  einige 
Worte  in  Betreff  der  Namen  Jalapin  GsAHseOie  und  ConYolvulin 
GsiHsoOie,  die  yon  englischen  und  nicht  englischen  Fachschrift- 
stellern mit  verschiedener  Bedeutung  gebraucht  werden.  Nach 
Mayer  ist  Convolvulin  das  nicht  in  Aether  lösliche  Harz  der 
Jalape  und  bildet  bei  weitem  den  grössten  Theil  des  ofEcinellen 
Jalapeharzes,  Jalapin  ist  der  in  Aether  lösliche  Antheil  und 
identisch  mit  Scammonin  aus  der  Scammoniumwurzel. 

In  einer  in  England  eingeführten  Collection  von  Jalape  fand 
H.  C.  Greenish^)  nicht  weniger  als  drei  verschiedene  Sorten, 
nämlich  drei  an  Gonvolvulus  orizabensis  erinnernde  Gonvolvulaceen- 
wurzeln  und  eine  vierte,  wohl  nicht  zu  den  Windengewächsen  ge- 
hörige, dagegen  keine  echte  Jalape.  In  der  zuerst  genannten 
Wurzel  fanden  sich  Milchsaftzellen  und  Raphidenbündel  in  Ueber- 
fluss,  das  Xylem  der  Fibrovasalstränge  gut  entwickelt,  aber  die 
Stärkemehlkömchen  waren  weit  kleiner  als  bei  Gonvolvulus  oriza- 
bensis. In  der  zweiten  Wurzel  fand  sich  eine  Anzahl  mit  klarem, 
gelblichem  Harz  gefüllter  und  raphidenhaltiger  Zellen,  aber  keine 
Milchsaftbehälter.  In  der  dritten  Wurzel  fehlten  die  secerniren- 
den  Zellen  ganz,  dagegen  waren  Oxalatkrystalle  ganz  ausserordent- 
lich häufig.  —  In  bezug  auf  Jalape  mag  hier  übrigens  die  An- 
gabe von  J.  G.  Umney^)  Platz  finden,  wonach  die  schon  früher 
von  Flückiger  gemachte  Angabe,  dass  die  Jalape  des  Handels 
immer  schlechter  wird  und  einen  den  Anforderungen  der  British 
Pharmacopoeia  entsprechenden  Harzgehalt  nicht  mehr  darbietet, 
auf  Wahrheit  beruht.  Jalape  mit  15 — 18  ^jo  reinen  Harzes, 
wie  sie  vor  20  Jahren  nicht  selten  war,  ist  jetzt  nicht  mehr  zu 
haben  (s.  oben). 

Cornaceae. 

Älangium  Lamarckii,  Ueber  das  Alkaloid  Alangin  s.  Alka- 
lo'ide;  über  die  Pflanze  selbst  s.  die  Mittheilungen  im  Jahresber. 
1892,  81. 

Cneurbitaceae. 

Ueber  die  Localisation  der  wirksamen  Bestandtheüe  der  Cucur- 
bitaceen; von  M.  L.  Braemer.  *)  In  dem  ersten  Theile  dieser 
Arbeit  giebt  der  Verfasser  eine  historisch-kritische  Uebersicht  der 
bisher  bekannten  Thatsachen,  sowie  eine  ausfuhrliche  anatomische 
Beschreibung  aller  Organe  der  Gucurbitaceen.  Der  zweite  Theil 
behandelt  die  specielle  Untersuchung  der  Gucurbitaceen:  Bryonia 
dioica,  Ecballium  Elaterium,  Gitrullus  Golocynthis. 
Die  beiden  Glykoside :  Bryonin  und  Golocynthin  sind  amorph,  lös- 
lich in  Wasser,  Alkohol  und  Säuren,  unlöslich  in  Aether  und 
einem  Ueberschuss  von  Alkali.    Das  Elaterin  lässt  sich  mit  Säuren 


1)  Pharm.  Journ.  Tr.  1893,  823  n.  892;    darch  Pharm.  Ztg.  1894,  44. 

2)  Toulouse  1898. 


Cncurbitaceae.  89 

nicht  spalten  9  krystallisirt  in  hexagonalen  Tafeln  ist  in  Wasser, 
Glycerin  und  Aether  unlöslich,  schwer  löslich  in  kaltem  Alkohol. 
Als  Reactionen  benutzte  Verfasser  die  Färbung  mit  reiner  Schwefel- 
säure oder  in  Verbindung  mit  Phenol,  vanadinsaurem  oder  molyb- 
dänsaurem Ammonium. 

Das  Bryonin  färbt  sich  mit  reiner  Schwefelsäure  blutroth, 
mit  Fröhde'schem  lieagens  grünroth,  mit  Mandelin'schem  Reagens 
(HiSOi  4-  metavanadins.  Ammonium)  blutroth,  in  blauviolett 
übergehend.  Mit  einer  Lösung  von  Silbemitrat  O/ioo)  in  Wasser 
oder  Glycerin  erhält  man  einen  rothen  Niederschlag,  der  schliess- 
lich nach  mehreren  Tagen  schwarz  wird.  Das  Colocynthidin 
giebt  mit  den  drei  Schwefelsäurereagentien  eine  kirschrothe  Farbe. 
Das  El  at  er  in  wird  von  reiner  Schwefelsäure  blutroth  gefärbt. 
Schwefelsäure  und  Phenol  (1  4~  1)  geben  eine  carminrothe  Farbe. 
—  In  dem  Zellgewebe  der  Pflanze  sind  besondere  Elemente,  Idio- 
blasten,  enthalten,  welche  mit  diesen  wirksamen  Stoffen  erfüllt 
sind.  Diese  Idioblasten  sind  geradlinige  oder  gebogene,  gegliederte 
Schläuche,  deren  Länge  nach  der  Art  der  Organe  variirt.  Sie 
sind  vollständig  angefüllt  mit  einer  halbflüssigen  feinkörnigen,  gelb- 
lichen Masse,  welche  mit  Reagentien  dieselben  charakteristischen 
Färbungen  liefert,  wie  die  oben  erwähnten  Substanzen  ausserhalb 
des  Zellgewebes.  Die  Wände  geben  Gellulosereaction.  In  keinem 
Falle  verhalten  sich  die  Querwände  anders  als  die  Seitenwände. 
Sie  geben  weder  die  Reaction  der  Gallose,  noch  lässt  sich  die 
Spur  eines  siebartigen  Durchbruches  nachweisen.  Diese  Schläuche 
sind  in  allen  Organen  vorhanden,  sie  finden  sich  zerstreut  an  der 
Peripherie  der  Gefassbündel.  Nach  ihrem  morphologischen  und 
histochemischen  Verhalten  nähern  sie  sich  den  gegliederten  Milch- 
röhren den  Gampanulaceen  und  Convoivulaceen.  Der  Verfasser 
ist  bestrebt  gewesen,  durch  eine  grosse  Anzahl  von  Abbildungen 
seine  Ausfuhrungen  zu  unterstützen.  Eine  weitere  Arbeit  soll 
der  Entwickelungsgeschichte  dieser  Elemente  gewidmet  werden. 

Bryonia  alba  und  B.  dioica,  Ueber  die  tvirksamen  Bestand- 
iheile  der  Bryoniaumrzel  hat  H.  Massen^)  Untersuchungen  ange- 
stellt Dieselbe  enthält  mindestens  zwei  wirksame  Bestandtheile. 
Der  eine  löst  sich  im  Wasser  und  Alkohol  und  ist  in  Aether  un- 
löslich, der  andere  löst  sich  in  Alkohol  und  Aether  und  ist  dafür 
in  Wasser  unlöslich.  Letzterer  ist  im  Safte  der  Wurzel  als  eine 
alkalische  Verbindung  enthalten,  die  durch  verdünnte  Säuren,  ja 
selbst  durch  grosse  Mengen  Wassers  zerlegbar  ist.  Zur  Dar- 
stellung des  schon  länger  bekannten  Bryonins  hat  man  bekannt- 
lich zwei  Verfahren.  1.  Verwandlung  des  gereinigten  Saftes  in 
Extractform,  Behandeln  desselben  mit  Alkohol  und  Versetzen  des 
alkohoL  Extractes  mit  Wasser  (Dulong),  oder  2.  Fällung  des 
wässerigen  Extractes  durch  bas.  Bleiacetat,  Zersetzung  des  Nieder- 
schlages durch  Schwefelwasserstoff  und  Behandeln  mit  Alkohol 
(Brandes  und  Firnhaber).     Nach   dem   ersten  Verfahren   ist  die 

1)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1893,  T.  XXYIL  300-307. 


90  Cucurbitaceae. 

Trennung  des  Bryonins  von  dem  es  begleitenden  Harze  eine  un- 
Yollständige,  überdies  enthält  das  erstere  auch  noch  Salze,  Farb- 
stoffe u.  s.  w.  Nach  der  zweiten  Methode  macht  sich  die  Tren- 
nung nicht  viel  besser,  denn  beide  wirksamen  Bestandtheile  wer- 
den gleichmässig  mit  dem  Farbstoff  durch  die  Bleisalze  nieder- 
geschlagen, deren  hierauf  durch  Schwefelwasserstoff  in  Freiheit 
gesetzte  Säuren  das  glykosidische  Bryonin  verändern.  Nach  beiden 
Vorschriften  ist  das  Bryonin  zuletzt  durch  Waschen  mit  Äether 
vom  Harze  zu  befreien,  ohne  dass  man  befriedigende  Resultate 
erzielt  Das  Verfahren  des  Verfassers  lässt  die  beiden  wirksamen 
Principe  in  möglichst  reinem  Zustande  erhalten.  Die  frisch  ge- 
schälte, in  runde  Stücke  geschnittene,  dann  getrocknete,  hierauf 
grob  gepulverte  Rinde  wird  mit  3  ^/oiger  wässeriger  Salzsäure  in 
der  Kälte  vollständig  ausgezogen,  der  mit  destillirtem  Wasser 
nachgewaschene  Rückstand  wird  getrocknet.  Die  filtrirte  wässe- 
rige saure  Flüssigkeit  wird  ganz  und  gar  mit  Gerbsäure  ausgefallt, 
der  sich  bildende  compacte  Niederschlag  mit  */io  %iger  Salzsäure 
und  hernach  mit  destillirtem  Wasser  angerieben.  Hierauf  filtrirt 
man  die  Lösung  behufs  Abscheidung  des  Eiweisstannates  und  zer- 
setzt sie  durch  Zinkoxyd.  Die  so  erhaltene  Masse  wird  mit 
kaltem  destillirten  Wasser  aufgenommen  und  bei  niederer  Tempe- 
ratur abgedampft.  Man  erhält  so  das  unreine  Bryonin.  Aus 
dem  mit  dest.  Wasser  nachgewaschenen  und  getrockneten  Rück- 
stand erhält  man  mittelst  methodischer  Erschöpfung  durch  95  %ig. 
Alkohol  das  unreine  Harz  der  Bryonia.  Das  unreine  Bryonin  wird 
gereinigt,  indem  man  es  mit  der  gleichen  Menge  kalten  destil- 
lirten, mit  ^/i«  %  Salzsäure  versetzten  Wassers  aufnimmt,  und  die 
trübe  Flüssigkeit  so  lange  dialysirt,  als  sie  noch  die  geringste 
Spur  Säure  enthält  Die  Operation  ist  beendet,  wenn  ein  kleines, 
zur  Trockene  verdampftes  Durchschnittsmuster  in  wasserfreiem 
Alkohol  ganz  und  gar  löslich  ist  und  bei  der  Veraschung  keinen 
Rückstand  zeigt.  Andernfalls  muss  man  nach  nochmaligem  Zu- 
fügen von  Säure  aufs  Neue  dialysiren.  Die  dialysirte,  filtrirte  und 
zur  Trockne  verdampfte  Masse  wird  durch  möglichst  wenig  Alko- 
hol aufgenommen  und  hernach  durch  überschüssigen,  wasserfreien 
Aether  gefällt,  der  Niederschlag  mit  Aether  ausgewaschen  und 
bei  100  '^  getrocknet.  Das  unreine  Harz  wird  zur  weiteren  Reini- 
gung längere  Zeit  mit  angesäuertem  Wasser  geknetet,  dann  in 
kochendem  Wasser  vertheilt,  getrocknet  nhd  durch  wasserfreien 
Aether  aufgenommen,  nach  dessen  Verdampfung  das  reine  Br yo- 
resin  hinterbleibt.  Das  reine  Bryoresin  ist  weiss,  amorph,  sehr 
bitter,  löslich  in  Wasser  und  Alkohol,  vollständig  unlöslich  da- 
gegen in  wasserfreiem  Aether  und  in  Chloroform.  Es  ist  je  nach 
der  Concentration  seiner  Lösung  mehr  oder  weniger  rechtsdrehend, 
erweicht  sich  bei  190 — 195°  und  zersetzt  sich  erst  über  208®. 
Es  präcipitirt  Tannin,  ammoniakalisches  Bleiacetat,  und  seine  Lö- 
sung in  absolutem  Alkohol  trübt  sich  auf  Zusatz  der  geringsten 
Alkalimenge,  denn  die  Alkali  Verbindungen  sind  in  Alkohol  völlig 
unlöslich.     Concentrirte  Schwefelsäure   löst  Bryonin   mit  braun- 


Cupressaceae.  91 

rother,  uncharakteristischer  Färbung,  welche  auf  Zusatz  von 
Wasser  verschwindet  Gleichzeitig  bildet  sich  ein  in  Wasser  nicht 
mehr  löslicher  Niederschlag.  Verdünnte  kochende  Schwefelsäure 
spaltet  das  Bryonin  in  nicht  krystallisirbare  Glykose  und  in  ein 
in  Alkohol  lösliches,  in  Aether  unlösliches  Harz.  Letzteres  be- 
tragt 83  bis  84  o/o  des  angewendeten  Bryonins  und  wird  von  dem 
Verfasser  Bryogenin  genannt.  £s  ist  eine  gelbliche,  amorphe, 
harzartige  Masse,  die  bei  130^  erweicht,  bei  210''  schmilzt  und 
sich  bei  250  ^  zu  zersetzen  beginnt.  Rotat.  =-  a  d  =s  4-  105. 
Das  Bryogenin  löst  sich  leicht  in  verdüanten  alkalischen  Lösungs- 
mitteln. Von  concentrirter  Schwefelsäure  wird  es  in  der  Kälte 
mit  rother  Färbung  gelöst,  die  Lösung  färbt  sich  beim  Erwärmen 
schön  purpurroth  bis  violett  und  bildet  auf  Zusatz  von  Wasser 
einen  yiolettfarbenen  Niederschlag.  Goncentrirte  Salpetersäure  löst 
das  Bryogenin  ohne  merkliche  Färbung.  Die  Analyse  des  bei 
120°  getrockneten  Präparates  ergab  die  Zusammensetzung  GüHigOs, 
das  Bryonin  dagegen  stimmt  auf  die  Formel  GsaH^sO».  Seine 
Spaltung  erfolgt  nach  folgender  Formel 

CsiHisO»  +  H2O  =  GeHiaOe  +  2(Ci4Hi908) 
Bryonin  Glykose  Bryogenin 

Betrachtet  man  das  Bryonin  als  einen  Aether  der  Glykose,  so 
wird  die  Formel  folgendermaassen  zu  schreiben  sein:  GeHioOs, 
2(Ci4Hi90s).  —  Aus  einem  Kilogramm  Bryoniawurzel  erhält  man 
lÖ  bis  12  g  Bryonin.  DasBryoresin  ist  bei  15^  weich,  im  übrigen 
amorph,  von  rother  Farbe,  verbrennbar,  unlöslich  in  Wasser,  lös- 
lich in  Alkohol,  Aether,  Chloroform,  krystallisirbarer  Essigsäure 
und  alkal.  Lösungen.  Bei  00  °  wird  es  flüssig,  zersetzt  sich  jedoch 
erst  bei  einer  Temperatur  von  über  250^.  Mit  verdünnter 
Schwefelsäure  gekocht,  spaltet  das  Bryoresin  keine  Glykose  ab. 
Behandelt  man  eine  concentr.  Lösung  von  Bryoresin  in  absolutem 
Alkohol  mit  etwas  überschüssigem  Alkali  und  darauf  mit  über- 
schüssigem wasserfreien  Aether,  so  bildet  sich  ein  staubförmiger, 
gefärbter  Niederschlag  von  in  Wasser  löslichem  Bryoresinat,  dessen 
wässerige  Lösung  durch  ammoniakal.  Bleiacetat  gefällt  wird.  Be- 
handelt man  alkal.  Bryoresinat  mit  einem  löslichen  Kupfersalz, 
so  resnltirt  das  grüne  Kupferbryoresinat  Das  bei  120^  getrock- 
nete Bryoresin  entspricht  der  Zusammensetzung  CstH^sOis-  Die 
alkalischen  Bryoresinate  bilden  ziegelrothe,  in  Wasser  und  Alkohol 
lösliche  Pulver  iind  unter  ähnlicher  Form  scheint  das  Bryoresin 
auch  im  Saft  der  frischen  Bryonia  zu  existiren.  Das  Natrium- 
bryoresinat  hat  in  einer  Dosis  von  1  g  bei  Erwachsenen  8 — 10 
Stühle  hervorgerufen. 

Cupressaceae. 

Thuja  occidentalis.  Ist  Thuja  ein  Äbortivum?  von  A. 
Tschirch.  ^)  Die  chemischen  Bestandtheile  der  Thuja  occiden^ 
talis  sind  Thujin,  Thujigenin,  Thujetin,  ein  ätherisches  Gel,  zwei 

1}  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apotb.-Y.  1893  No.  6  n.  7. 


92  Cycadaceae.    Dioscoreaceae. 

Harze,  ein  Bitterstoff,  eine  Zuckerart,  Spuren  von  Gitronensäure, 
Schleim,  Wachs,  Ghinodige  Säure  und  Gerbstoff.  Nach  kritischer 
Sichtung  der  in  der  Litteratur  über  die  Wirkungsweise  der  ge- 
nannten Stoffe  gemachten  Angaben  kommt  Verfasser  zu  folgenden 
Schlüssen:  1)  Thuja  occidentalis  ist  kaum  unter  die  Abortivmittel 
im  engeren  Sinne  zu  rechnen,  da  nirgends  durch  darauf  gerichtete 
Experimente  nachgewiesen  ist,  dass  eines  seiner  Bestandtheile  eine 
specifische  Wirkung  auf  den  schwangeren  Uterus  ausübt ,  es 
ist  aber  nachgewiesen,  dass  es  secundär  Abortus  erzeugen 
kann.  Ganz  ebenso  verhält  sich  Sabina.  —  2)  Der  wirksame  Be- 
stand theil  der  Thujablätter,  der  diese  Wirkung  erzeugt,  ist  das 
ätherische  Gel  und  besonders  das  darin  enthaltene  Thujol.  — 
3)  Thujol  ist  ein  Gift  und  bewirkt  schon  in  relativ  geringen  Dosen 
schwere  Intoxicationen  oder  den  Tod.  —  4)  Thujablätter  sind 
gefährlicher  als  Sadebaumblätter.  Wenn  Abortus  erfolgen  soll,  so 
muss  die  Dose  so  hoch  gegriffen  werden,  dass  der  Tod  infolge 
Entzündung  der  Unterleibsorgane  eintritt.  Sowohl  bei  Thuia  wie 
bei  Sabina  sind  Fälle  bekannt,  wo  eine  zu  niedrige  Dose  keinen 
Abortus  hervorrief,  eine  zu  hohe  Abortus  und  Tod  zur  Folge  hatte; 
bei  Sabina  sind  zudem  Fälle  beschrieben,  wo  der  Tod  aber  kein 
Abortus  erfolgte.  Ein  sicheres,  wenn  auch  secundär  wirkendes 
Abortivum  ist  also  Thuja  ebenfalls  nicht,  ebensowenig  wie  Sabina. 
—  5)  Wegen  der  Gefährlichkeit  der  Thujablätter  sind  die  Be- 
strebungen, den  Sadebaum  in  unseren  Anlagen  auszurotten,  auch 
auf  die  Thuja,  den  Lebensbaum  auszudehnen. 

Cycadaceae. 

Cycas  revoltäa,  die  ursprünglich  aus  Ostasien  stammende 
japanische  Fampalme,  wird  jetzt,  wieTh.  Peckolt^)  mittheilt,  in 
Brasilien  allgemein  cultivirt,  ohne  dass  jedoch  dort  die  Verwendung 
der  an  den  Wurzelausläufem  sich  bildenden  Knollen  zu  Sago 
stattfindet. 

Dioscoreaceae. 

Dioscorea  Batatcts  ist  in  Centralasien  einheimisch  und  liefert 
essbare  Knollen  von  verschiedener  Grösse  und  von  graubrauner 
Farbe,  welche  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  an  kleine  Kartoffeln 
erinnern.  Fr.  Wm.  Meink*)  fand  in  den  Knollen  ein  Glykosid 
in  sehr  geringen  Mengen,  das  möglicherweise  identisch  mit  dem 
von  Heckel  und  Schlagdenhauffen  in  den  Bulbillen  von  Dioscorea 
bulbifera  nachgewiesenen  toxischen  glykosidischen  Bitterstoffe  ist. 
Im  Uebrigen  ergab  die  Analyse  folgende  Resultate: 

Alkoholisches  Extract  Glykosid-opuren ,  Fett 0,88 

Wachs 0,02 

Wässeriges  Extract:  Schleim 0,20 

Dextrin 0,20 

Saccharose 0,36 

Glykose 0,72 

Unbestiminte  organische  Stoffe  .    .    .  2,00 

1)  Pharm.  Rundsch.  New- York  1893  133.  2)  Amer.  Joarn.  Pharm. 

1893,  123. 


4 


Dioscoreaceae. 


93 


Alkalisch  wäBseriges  Eztract:     Pectin  und  Eiweiss 3,0a 

Unbestimmte  organische  Stoffe  .    .    .      3,40 

Saures  wässeriges  Extract:  Calciumoxalat  and  Pararabin     .    .    .      2,00 

Unbestimmte  organische  Stoffe  .    •    .      2,00 

Auszug  mit  heissem  Wasser:      Stärke 1,64 

Unbestimmte  organische  Stoffe .    •    .    10,80 

Auszug  mit  Chlorwasser:  Lignin 0,12 

Bückstand:  Cellulin 8,64 

Feuchtigkeit 61,62 

Asche 1,62 

Geber  die  Knollen  der  Dioscorea- Arten  berichtet  J.  M.  M  ai  s  c  h  *). 
Es  sind  im  Ganzen  ca.  löO  Dioscoreaarten  bekannt,  welche  in 
tropischen  und  subtropischen  Ländern  einheimisch  sind  und 
wegen  ihres  Stärkegehalts  als  Nahrungsmittel,  gewöhnlich  unter 
dem  Namen  „Yam'*  bekannt,  geschätzt  werden.  Eine  Anzahl 
dieser  Knollen  enthält  ein  bitteres  oder  scharfes  Princip,  welchea 
indessen  durch  Kochen  oder  Rösten  zerstört  wird.  So  fanden 
Heckel  und  Schlagdenhauffen  in  den  oberirdischen  Knollen  von 
Dioscorea  bulbifera,  welche  in  Gaboon-land  in  Centralafrika  ge- 
sammelt werden,  ein  Glykosid,  während  die  unterirdischen  Knollen 
derselben  Pflanze  frei  von  dem  toxischen  Principe  waren.  Ebenso 
werden  die  in  den  französischen  Colonien  gewachsenen  Knollen 
für  Tollkommen  unschädlich  gehalten.  Die  bisher  über  die  Dios- 
corea-KnoUen  yeröffentlichten  Analysen  sind  in  folgender  Ueber- 
sicht  zusammengestellt: 

I.  Suersen,  Dioscorea  sativa, 

II.  Payen,  Dioscorea  alata, 

ni.  Boussingault,  Dioscorea  spec.  ignot 
IV.  Fremy,  Dioscorea  Batatas, 

V.  Heckel  und  Schlagdenhauffen,  Dioscorea  bulbifera,   unter- 
irdische Knollen, 
VI.  Heckel  und  Schlagdenhauffen,   Dioscorea  bulbifera,  ober- 
irdische Knollen, 
VU.  Meink,  Dioscorea  Batatas,  oberirdische  Knollen. 


I. 

U. 

TU. 

IV. 

V. 

VI. 

Vll. 

Wasser    .    . 

67,68 

77,05 

82,6 

79,8 

69,234 

67,445 

61,62 

Salze  .    .    . 

— 

1,90 

1,3 

1,1 

0,8076 

1,018 

1,62 

Cellulose 

6,51 

1,45 

0,4 

1,0 

18,4113 

Starke     .    . 
Schleim  .    . 

22,66 
2,94 

16,76 

13,1 

16,0 

3,6950 

Zucker    .    . 

0,26 

— 

— 

16,9223 

>  31,542 

36,76 

FeU    .    .    . 

— 

0,80 

0,2 

0,1584 

1 

Harz  .    .    . 

0,05 

— 

— 

— 

— 

] 

Älhuminoide 

^^ 

2,54 

2,4 

1,6 

1,2750 

1 

1)  Amer.  Joum.  Pharm.  1893  Vol.  65,  125. 


94  Ericaceae. 

Erioaceae. 

Arbuius  Uva  ursL  Das  Urson  wurde  zuerst  von  Tromms- 
dorff  aus  den  Blättern  von  Ärbutus  uva  ursi  dargestellt.  Hlasi- 
wetz  gab  ihm  die  Formel  CtoHiTO«;  Rochleder  und  Tonner, 
welche  aus  den  Blättern  einer  neuholländischen  Epacris-Art  einen, 
von  ihnen  für  mit  dem  Urson  identisch  erklärten  Körper  isolirten, 
«teilten  die  Formel  CioHieO  auf.  —  W.  H.Gintli)  fand  dieselbe 
empirische  Zusammensetzung,  dagegen  stellte  die  Bestimmung  der 
Moleculargewichte  auf  kryoskopischem  Wege  die  Molecularformel 
C8oH480s  fest  Das  Urson  krjstallisirt  in  feinen,  nadeiförmigen 
Krvstallen  und  schmilzt  in  reinem  Zustande  bei  265°.  Es  ist  un- 
löslich in  Wasser,  schwer  löslich  in  Aceton,  Chloroform,  Alkohol, 
leicht  löslich  in  der  Wärme  in  Toluol,  Xylol  und  Gumol.  Von 
den  3  Sauerstoffatomen  gehört,  wie  die  weitere  Untersuchung 
zeigte,  eines  einer  Hydroxylgruppe  an.  Die  anderen  beiden  sind 
weder  Aldehyd-,  noch  Ketonsauerstoffe ,  denn  es  gelingt  nicht, 
•ein  Oxim  oder  Hydrazon  darzustellen.  Bei  der  Reduction  mit 
Jodwasserstoffsäure  und  mit  Zinkstaub  erhält  man  einen  Kohlen- 
wasserstoff von  der  Zusammensetzung  eines  Sesquiterpens,  GisHsi, 
was  es  wahrscheinlich  macht,  dass  im  Urson  zwei  Molecüle  dieses 
Sesquiterpens  durch  zwei  Sauerstoffatome  verküpft  sind,  was  unter 
Berücksichtigung  der  Hydroxylgruppe  folgende  Structurformel 
ergäbe: 


o/Ci5H«4\o 
\CiöHj8/ 

I 


OH. 

Vaccinium  Arctostaphylos.  Nachdem  die  Blätter  der  kauka- 
sischen Heidelbeere  als  l^heesurrogat  (kaukasischer  Thee)  in 
den  Handel  gekommen  sind,  interessiren  zunächst  die  Resultate 
der  von  A.  Prshibytek  schon  vor  mehreren  Jahren  vorgenom- 
menen Untersuchungen.  Nach  denselben  verloren  sie  bei  100  bis 
105°  C.  10,3  <^/o,  wobei  der  aromatische  Geruch  der  Blätter  ver- 
schwand. Es  betrug  die  Menge  des  in  Wasser  Löslichen  58  ^/o, 
Asche  4,8  <>/o,  ätherisches  Oel  0,4%.  Der  ätherische  Auszug 
hinterliess  nach  dem  Behandeln  mit  Wasser  3,3  %  Rückstand. 
In  dem  wässerigen  Auszuge  wurde  5,7  <^/o  Gerbstoff  ermittelt,  nach 
dessen  Entfernung  Arbutin  isolirt  werden  konnte.  —  T.  Ssa- 
n  o  tzk  i  *)  legte  die  deutlich  saure  Reaction  des  wässerigen A  uszuges 
und  Destillates  der  Blätter  seiner  Untersuchung  zu  Grunde  und 
fand  im  Destillate  0,00163  ^/o  Ameisensäure.  Aus  dem  wässerigen 
Auszuge  konnte  Chinasäure  als  tafelförmige  monoklyne  Krystalle 
isolirt  werden.  In  dem  in  Alkohol  unlöslichen  Theil  befand  sich 
neben  Arbutin  noch  Chinasäure,  deren  Gesammtgehalt  zu  0,169  % 
ermittelt  wurde.    Den  Gerbstoffgehalt  betreffend,  fand  S.  nach  den 

1)  Monatsh.  f.  Chem.  1898,   14,  255.  2)  Pharm.  Ztschr.  f.  Rassl. 

1898  No.  41. 


Ericaceae.  95 

einzelnen  Methoden  sehr  widersprechende  Resultate;   etwa  2,5  % 
dürften  dem  wirklichen  Gehalt  nahe  kommen. 

Vacciniutn  Myrtiüus.  Caesar  und  Loretz  berichten,  dass 
ihnen  kürzlich  geschnittene  Heidelbeerblätter  zum  Kauf  angeboten 
worden  sind,  welchen  etwa  50  o/o  dem  blossen  Auge  schwer  er- 
kenntlicher, mit  der  Lupe  aber  leicht  nachzuweisender,  gleich- 
massig  zerkleinerter  Folia  Juglandis  beigemischt  waren.  ^} 

Ueber  die  Heidelbeere  macht  Th.  Münzberger')  folgende  zu- 
sammenfassende Mittheilungen.  Die  neuerdings  vielfach  in  An- 
wendung gekommenen  Heidelbeeren  haben  nach  R.  Kays  er  in 
getrocknetem  Zustande  folgende  Zusammensetzung:  Wasser  9,14  <^/o, 
Mineralstoffe  2,48  o/q,  Mineralstoffe,  durch  Wasser  extrahirbar, 
1,94  o/o,  Extract  46,10  o/o,  Säure,  auf  Weinsäure  berechnet,  7,02  ^/o, 
Zucker  20,13  o/o,  Kalk  0,174  %  Magnesia  0,068  o/o,  Phosphorsäure 
0,105  %  Kali  0,630  %  Kieselsäure  0,009  o/^,  Thonerde  0,005  o/o, 
f&enozydul  0,037  o/o,  Manganoxydul  0,034  o/o.  Auffallend  ist  der 
hohe  lÜisen-  und  Mangangehalt  Das  von  Rochleder  und 
Schwarz  im  Heidelbeersafte  aufgefunde  Glykosid:  Ericolin 
GsiHseOii  ist  auch  in  Ledum  palustreL.,  Galluna  vulgaris  Salisb., 
Rhododendron  ferrugineum  L.  und  anderen  Ericaceengattungen 
enthalten.  Es  bildet  ein  braungelbes,  amorphes,  bitter  schmecken- 
des, bei  100^  zusammenklebendes  Pulver,  das  beim  Erhitzen  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  in  Zucker  und  Ericinol  CioHieO,  ein 
eigenthümlich  riechendes  Oel,  gespalten  wird.  Früher  bereitete 
man  aus  den  frischen  Beeren  den  Sirupus  Myrtillorum.  In  den 
letzten  Jahren  wird  der  aus  Beeren  bereitete  Heidelbeerwein  als 
Arzneimittel  mehrfach  empfohlen  und  mit  gutem  Erfolg  benutzt. 
Zur  Stillung  von  Diarrhoen  empfiehlt  Winternitz  ein  frisch 
bereitetes  Decoct,  indem  er  die  Beeren  mit  kaltem  Wasser  über- 
giessen  und  zwei  Stunden  lang  kochen  lässt.  Sobald  die  Flüssig- 
keit zur  dünnen  Sirupsconsistenz  eingekocht  ist,  werden  die 
Früchte  abgeseiht.  Von  der  abgekühlten  Abkochung  lässt  Winter- 
nitz 1 — 3  Kaffeelöffel  in  einem  Tage  geben  und  sah  derselbe 
selbst  in  schweren  Fällen  von  Diarrhoen  der  Phtisiker  wesentliche 
Besserungen.  Das  heilende  Agens  glaubt  W.  in  dem  Farbstoffe 
erkannt  zu  haben,  welcher  sich  nicht  allein  oberflächlich  ablagert, 
sondern  wahrscheinlich  in  die  Epithelion  eindringt.  —  In  jüngster 
Zeit  will  man  in  den  Blättern  der  Heidelbeere  ein  Specificum 
gegen  Diabetes  gefunden  haben.  In  den  Blättern  ist  China- 
säure nachgewiesen  worden.  Dieselben  sollen  vor  der  Reife  der 
Beeren  gepflückt  werden.  Für  die  Verschreibung  werden  folgende 
Formeln  empfohlen:  I.  Fol  Myrtillor.  15,0  (—20,0—30,0)  Coque 
cum  Aq.  dest.  200,0  ad  reman.  100,0.  Das  Decoct  kann  mit 
0,05 — 1,10  Saccharin  versüsst  werden.  S.  auf  3  Tage.  Ein 
Stittel  davon  auf  1  Liter  Wasser  verdünnt,  früh  und  Abends  zu 
nehmen.     H.   Extr.  fol.   Myrtillor.  5,0 — 7,5  Pulv.   fol.   Myrtillor. 


1)  Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  256.  2)  Zeitschr.  d.  allg.  österr. 

ilpoth.-yer.  1893,  370. 


96  Euphorbiaceae. 

q.  s.  u.  f.  pilul.  N.  50.     S.  dreimal  täglich  eine  Pille  oder  drei- 
mal täglich  zwei  Pillen. 

T.  Oefele^)  erklärt  die  scheinbare  zuckervermindern de  Wir- 
kung von  Präparaten  aus  Heidelbeerblättem  für  eine  Täuschung, 
welche  auf  nichts  anderes  zurückzufuhren  sei,  als  darauf,  dass 
der  in  den  Heidelbeerblättern  enthaltene  Arbutingehalt  den  Urin 
linksdrehend  mache  und  so  den  rechtsdrehenden  Effect  des  Ham- 
zuckers  bis  auf  0  zu  paralysiren  vermöge.  Aus  diesem  Grunde 
hatte  auch  Weil,  welcher  in  der  Allgem.  med.  Centralzeitung  die 
Myrtilluspi'äparate  empfahl,  die  Fehling'sohe  Methode  zurPritfung 
des  Harnes  verworfen  und  die  Polarisationsmethode  empfohlen, 
während  gerade  umgekehrt  aus  oben  angegebenem  Grunde  nur 
die  Fehling'sche  Zuckerprüfung  im  Stande  sei,  richtige  Resultate 
zu  geben.  Erweisen  sich  die  Bemerkungen  Oefele's  als  zutreffend, 
so  liegt  hier  allerdings  ein  eigenthümlicher  Fall  der  Selbsttäuschung 
vor.  Diese  Selbsttäuschung  kann  freilich,  wie  Oefele  selbst  zugiebt, 
trotzdem  eine  Besserung  des  Allgemeinbefindens  durch  Suggestion 
herbeiführen,  wenn  nämlich  der  Patient,  der  seinen  Urin  bei  ver- 
schiedenen Analytikern  untersuchen  lässt,  plötzlich  überall  einen 
günstigen  Bescheid  über  die  Abnahme  seines  Zuckergehaltes  be- 
kommt. 

Euphorbiaceae. 

Croton  Eluteria.  Gopalchirinde  ebenso  wie  andere  fremde 
Gro tonrinden  wurden  von  Th.  Waage')  in  den  neuereh  Gasca- 
rillenmusteren  nicht  gefunden,  der  bezügliche  Passus  im  Arznei- 
buche könnte  daher  wegbleiben,  zumal  andere,  ungleich  häufigere, 
wichtigere  und  gefährlichere  Verwechselungen  darin  bekanntlich 
nicht  aufgenommen  sind.  Das  zuweilen  in  der  Gascarilla  vor- 
kommende Holz  wäre  besser  auszulesen. 

Croton  Tiglium,  Die  von  Siegel')  unter  Robert's  Leitung 
untersuchte  CroUmdeXnsäure  war  von  ersterem  nur  zum  TheU 
direct  aus  Grotonöl  dargestellt  worden,  die  übrige  entstammte  der 
Merck'schen  Fabrik  in  Darmstadt.  Behufs  Darstellung  von  Grotonöl 
wurden  230  g  des  letzteren  auf  dem  Wasserbade  mit  einer  Lösung 
von  40  g  Baryumhydrat  in  Wasser  unter  stetem  Umrühren  ver- 
seift, worauf  die  Barytseife  sich  am  Grunde  der  braunen  Flüssig- 
keit ansammelte.  Letztere  wurde  abgegossen  und  die  Barytseife 
auf  dem  Wasserbade  mit  heissem  Wasser  so  lange  ausgewaschen, 
bis  ihre  braune  Farbe  einer  hellgelben  gewichen  war.  Die  aus 
Verbindungen  mehrerer  Fettsäuren  bestehende  gelbe  Seife  wurde 
nun  mit  Aether  behandelt,  welcher  nur  das  Oleat  und  Grotonoleat 
des  Baryums  löst;  nach  dem  Abdampfen  des  Aethers  wurde  der 
Bückstand  mit  90  o/oiff.  Alkohol  behandelt,  in  welchem  sich  nur 
Grotonoleat  löst  Nach  der  Verdampfung  des  Alkohols  wurde  die 
Grotonoleinsäure  durch  verdünnte  Schwefelsäure  abgetrennt  und 


1)  Pharm.  Gentralh.  1898  No.  22.  2)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893, 

153.  3)  Bull,  of  Pharm.  1898;  durch  Apoth.-Ztg.  1898,  596. 


Eaphorbiaceae.  97 

mit  Wasser  so  lange  gewaschen,  als  Schwefelsäure  und  Silbernitrat 
das  Wasser  noch  trübten.  Die  Ausbeute  betrug  9  Vo-  —  Die  von 
Merck  bezogene  Säure  wurde  durch  Verseifung  etc.  gereinigt  und 
aus  ihr  30  ^jo  einer  Lösung  reiner  Säure  gewonnen,  welche  mit 
der  selbst  bereiteten  yoUkommen  identisch  war.  —  Die  dickflüssige 
Säure  besitzt  ein  spea  Gewicht  von  0,9896,  sie  wird  bei  +6°  C. 
fest,  besitzt  einen  eigenthümlichen  Oeruch  und  sehr  scharfen  Ge- 
schmackf  der  sich  noch  in  Verdünnungen  von  1:300,000  bemerk- 
bar macht.  Sie  ist  in  jedem  Verhältnis  mit  Alkohol,  Aether, 
Benzol,  Petroläther  und  Eisessig  mischbar  und  zersetzt  sich  leicht 
unter  dem  Einfluss  von  alkoholischer  oder  wässeriger  Kali-  oder 
Natronlauge  unter  Bildung  einer  braunen  Masse.  Der  einzige 
Weg,  um  eine  Alkaliverbindung  der  Grotonoleinsäure  zu  erhalten, 
war  der,  dass  man  letztere  im  Ueberschuss  mit  Natrium-  oder 
Kaliumcarbonat  in  zugeschmolzenen  Röhren  zusammenbrachte. 
Die  gefärbte  Lösung,  welche  zum  grössten  Theile  aus  Kalium-  resp. 
Natriumcarbonat  bestand,  wurde  dann  mit  einem  Ueberschusse  von 
Kochsalz  versetzt,  worauf  sich  eine  geringe  Menge  von  Natrium-, 
resp.  Kaliumcrotonoleat  ausschied.  Auf  Lackmus  wirkt  die  Säure 
kaum  ein,  dagegen  stark  auf  Phenolphthalein.  Die  Elementar- 
analyse ergab  für  sie  die  Formel  GioHjsOs,  die  Grotonoleinsäure 
gehört  also  zur  Reihe  der  Ricinoleinsäure.  Die  Molekulargewichts- 
bestimmung zeigte,  dass  die  Formel  verdreifacht  werden  müsse. 
Bei  der  Oxydation  der  Säure  mit  Permanganat  entstanden  Sebacin- 
und  Oxalräure.  —  Bei  der  Destillation  der  rohen  Grotonoleinsäure 
des  Handels  geht  eine  sehr  charakteristische  Substanz  von  Groton- 
ölgeruch  in  das  Destillat  über,  welche  eine  enorme  Reizkraft  be- 
sitzt und  von  ausserordentlicher  Giftigkeit  ist. 

Daphniphtfllum  bancanum.  Die  baumartige,  auf  Banka  ein- 
heimische Pflanze  hat  zerstreute,  2,5  dm  lange  und  ungefähr  8  cm 
breite,  eiförmige,  oben  zugespitzte,  fiedemervige,  ganzrandige, 
gestielte  Blätter;  die  in  den  Blattachseln  büschelweise  sitzenden 
Blumen  sind  ohne  Gorolle;  der  verwachsen-blättrige,  tiefgespaltene 
Kelch  fallt  bei  den  männlichen  Blumen  bald  ab,  bleibt  aber  bei 
den  weiblichen  noch  lange  Zeit  an  der  Frucht  erhalten.  Das 
eiförmige  Ovarium  enthält  zwei  Fächer,  jedes  mit  zwei  Eichen; 
die  fleischige  Frucht  ist  aber  einfächerig  und  einsamig.  Das 
Androeceum  besteht  aus  ö — 10  Staubblättern,  deren  zweifächrige 
Antheren  durch  eine  Seitenspalte  aufspringen;  die  Staubfäden 
sind  dick  und  rund.  M.  Greshoff  stellte  aus  dem  Baste  das 
Alkalo'id  Daphniphyllin  dar,  dasselbe  findet  sich  auch  im  Samen 
und  in  den  Blättern.  Das  Daphniphyllin  erwies  sich  nach  Ver- 
suchen von  P.  G.  Plugge  ^)  vorzugsweise  als  Herzgift.  Es  ver- 
ursacht Abnahme  der  Frequenz  ohne  vorhergehende  Beschleunigung, 
Unregelmässigkeit  der  Herzbewegungen  und  schliesslich  Stillstand 
in  der  Diastole. 

Jcttropha  Curcas   ist   in  heissen  Klimaten,   Gentral-Amerika 

1)  Arcb.  f.  exper.  Pathol.  u.  Pharmak.  1893,  266. 

FkanuMatiselier  Ja]ireBl>erieht  f.  1898.  7 


98  Euphorbiaceae. 

und  auf  den  Antillen  etc.  einheimisch.  Ein  bis  zwei  Samen  ge- 
nügen, um  die  heftigsten  Vergiftungserscheinnngen  heryorzabringen. 
Die  Frucht  der  Jatropha  Gurcas  ist  eine  dreifacherige  Kapsel, 
welche  drei  von  drei  Seiten  zusammengedrückte,  eiförmige,  0,5  bis 
0,7  g  schwere  Samen  enthält.  Die  Samenschale  besteht  aus  einer 
schwarzen,  runzeligen,  weisslich  punctirten,  nicht  glänzenden, 
harzigen  Epidermis  und  einer  braunen  festen,  zerbrechlichen  und 
mit  einer  dünnen  papierartigen  Membran  ausgekleideten  Innen- 
schicht. 100  Theile  des  Samens  enthalten  41,50  Theile  Schale 
und  58,46  Theile  Kern.  Durch  Extraction  mit  Aether  erhielten 
Arnaudon  und  Ubaldini^)  aus  den  Samen  29  ^/o  eines  dick- 
flüssigen, fast  farblosen  Oeles  von  1,915  specifischem  Gewicht. 
Durch  die  Einwirkung  des  Lichtes  färbt  sich  das  Gel  gelb  und 
giebt  nach  längerem  Stehen  einen  aus  festem  Fett  bestehenden 
Bodensatz.  Der  Geruch  ist  unangenehm  und  ein  wenig  scharf. 
Frisch  dargestelltes  üel  reagirt  neutral,  Eisen  oder  Gerbsäure  sind 
in  demselben  nicht  nachzuweisen.  Es  ist  löslich  in  kaltem  Alko- 
hol; ein  Tropfen  löst  sich  in  2  Tropfen  absolutem  Alkohol.  Beim 
Schütteln  des  Oeles  mit  wenig  Alkohol  erhält  man  einen  Rück- 
stand, welcher  bei  gewöhnlicher  Temperatur  fest  ist  und  sich  erst 
in  grossen  Mengen  Alkohol  löst.  Auf  Grund  dieser  Eigenschaften 
glaubten  die  Verfasser  das  Gurcasöl  mit  dem  Ricinusöl  vergleichen 
zu  können.  Die  Samen  enthielten  7,2  %  Wasser,  37,5  %  Fett, 
der  Samenkern  4,8  <>/o  Asche,  ßei  der  Verseifung  des  Fettes  er- 
hielten die  Verfasser  eine  flüchtige  Fettsäure  und  aus  der  festen 
Fettsäure  Caprylalkohol.  Der  Samenkern  enthielt  Albumin  und 
Glykose,  die  Schale  einen  Farbstoff,  welcher  Seide  ohne  Beize 
sehr  gut  grau  färbte.  Das  giftig  wirkende  Princip  beabsichtigen 
die  Verfasser  noch  aufzusuchen. 

Ueber  die  toxischen  Bestandtheile  von  Jatropha  Curcas  bringt 
Kobert  einen  Bericht,  in  welchem  es  sich  um  eine  Reihe  von 
Untersuchungen  handelt,  welche  unter  seiner  Leitung  yon 
Siegel*)  ausgeführt  worden  waren.  1.  Curcin.  Bereits  früher 
hatte  Kobert  im  Verein  mit  Stillmark  und  Hirschheydt  in  den 
vom  Oele  befreiten  Ricinussamen  ein  sehr  giftiges  Toxalbumin 
gefunden;  denselben  reihte  sich  alsdann  das  Abrin  (aus  Abrus 
precatorius)  an,  und  neuerdings  das  Curcin,  ein  aus  den  geschälten 
und  vom  Fett  befreiten  Samen  von  Jatropha  Gurcas  L.  gewonnenes 
Toxalbumin,  welches  im  lebenden  Organismus  Brechen  und  blutige 
Diarrhoe  hervorruft.  Es  bewirkt  intravasculäre  Coagulationen, 
schliesslich  Obstructionen  und  Zerreissen  der  Gefässe.  Zu  seiner 
Unterscheidung  von  anderen  Toxalbuminen  im  vergifteten  Körper 
giebt  es  bis  jetzt  noch  keine  Methode.  —  Das  Curcin  zersetzt 
sich  sehr  leicht  durch  Wärme  über  50°  oder  durch  complicirte 
Fällungsmethoden,  indem  es  in  eine  unwirksame  Modification  über- 
geht.  —    2.  Curcas-Oel.    Es  wurde  früher  als  feststehend  be- 


1)  Moniteur  scieniiiique  1898,  447.  2)  Ball,  of  Pharm.  1693;  daroh 

Apoth.  Ztg.  1893,  596. 


Euphorbiaceae. 


99 


trachtet,  dass  dasselbe  das  Triglycerid  der  Ricinoleinsäure  ent- 
halte. Siegel  zeigte  nun,  dass  dies  nicht  der  Fall  sei,  wogegen 
es  leicht  sei,  aus  dem  Oele  Palmitin,  Myristin  und  ein  bis  dato 
unbekanntes  Fett  zu  isoliren.  Behufs  Darstellung  des  letzteren 
wurde  die  Kaliseifenlosung  des  Carcas-Oels  fractionirt,  mit  kalt 
gesättigter  Barytlösung  geßlUt.  Die  Fettsäuren  der  ersten  Fraction 
waren  hart  und  bestanden  aus  Palmitinsäure.  Nächstdem  wurde 
butterformige  Isocetinsäure  erhalten,  welche  ein  Gemisch  von  Pal- 
mitin- und  Myristinsänre  ist;  eine  weitere  Fraction  gab  nur  das 
Baryumsalz  der  Myristicinsäure,  die  letzte  gab  eine  flüssige  Fett- 
säure, welche  unter  13^  G.  fest  wird.  Die  Analysen  ergaben  für 
die  Säure  die  Formel  CisHasOs,  sie  gehört  also  zur  Ricinole'in- 
säurereihe  CnHsu — aOs  und  unterscheidet  sich  von  der  Ricin- 
oleinsäure durch  ein  Minus  von  C.  Das  Natriumsalz  hat  die  Zu- 
sammensetzung CisHsiNaOs.  Bei  der  Oxydation  mit  Permanganat 
giebt  die  „Curcinoleinsäure*^  (so  nennt  Kobert  die  Säure)  Sebacin- 
säure,  Bnttersäuro  und  etwas  Oxalsäure.  —  Die  physiologische 
Wirkung  des  Gurcas-Oels  ist,  je  frischer  das  letztere  ist,  desto 
intensiver;  sie  ist  erheblich  stärker  als  die  des  Ricinusöls,  aber 
schwächer  als  die  des  Crotonöls;  wenige  Tropfen  bewirken  Durch- 
fall und  Brechen. 

Jatropha  macrorrhiza.  Das  wirksame  Princip  der  Wurzel 
konnte  von  Siegel  ^)  durch  Alkohol  oder  kochendes  Wasser  ex- 
trahirt  werden,  es  ist  aber  kein  Toxalbumin.  Seine  Wirkung  ist 
kräftig  abführend;  im  Darmkanal  yerursacht  es  in  grösseren 
Dosen  Entzündungen.  Weitere  Mittheilungen  über  die  Substanz 
sind  in  Aussicht. 

Jatropha  Manihot.  E.  Ewell  und  W.  Wiley')  haben  die 
sog.  süsse  Cassaya  von  Florida  einer  genauen  Untersuchung  unter- 
worfen und  folgende  Bestandtheile  festgestellt: 


Geschalte  Wurzel 

Rück- 
stand 
von  der 
Starke- 
Gewin- 
nnng 

Warzelrinde 

frisch 

trocken 

frisch 

trocken 

Wassergehalt 

61,30 

— 

— 

61,30 

Aetherextract 

0,17 

0,44 

0,80 

0,66 

IJO 

Proteinstoffe 

0,64 

1,66 

1,02 

2,29 

5,91 

Stärke 

30,98 

80,06 

64,64 

— 

— 

Rohfaser 

0,88 

2,26 

10,68 

8,88 

9,89 

Asche 

0,51 

1,31 

1,42 

2,02 

5,23 

Unbestiinmh.  Stoffe 

5,62 

14,27 

21,94 

29,90 

77,27 

1)  Bull,  of  Pharm.  1893;  durch  Apoth.  Ztg.  1898,  596. 
Journal  and  Trans.  1893.  No.  1196,  968. 


2)  Pharm. 


100  Euphorbiaceae. 

Durch  ein  gewöhnliches  SchlämmYerfahren  wurden  aus  der  un- 
geschälten Wurzel  25,9  ^/o  Stärke  erhalten,  während  eine  ansehn- 
liche Menge  noch  in  dem  Rückstande  verblieb.  Ausserdem  enthielt 
die  Wurzel  0,015  <^/o  Cyanwasserstoffsäure,  welche  indessen  durch 
Kochen  der  Wurzel  leicht  zu  zerstören  ist.  Die  Asche  enthält 
nur  wenig  Mineraktoffe,  so  dass  die  Pflanze  auf  einem  leichten 
Boden  gedeihen  muss.  Aus  der  Stärke  können  gewonnen  werden: 
Tapioca,  Glykose,  Alkohol  und  Rohrzucker,  so  dass  der  Pflanze 
ein  hoher  ökonomischer  Werth  beigelegt  werden  muss. 

Mallotus  phüippinensis.  Gehe  &  Co.  ^)  haben  ein  besonderes 
Verfahren  gefunden,  durch  welches  es  möglich  sein  soll,  aus  jeder 
Rohwaare  mit  beliebig  hohem  Aschengehalt  eine  Kamala  mit 
nicht  mehr  aU  5  ^/o  Aschengehalt  herzustellen. 

Die  DarstelluDg  einer  Kamala  von  nicht  über  6  %  Asche  auf 
trockenem  Wege  ist  nach  Th.  Waage*)  gegenwärtig  wieder  un- 
erfüllbar, die  Londoner  Auctionswaare  enthält  bis  zu  70  %  Sand. 
Die  von  Gehe  in  den  Handel  gebrachte  Sorte  mit  etwas  über 
5  %  Asche  dürfte  auf  nassem  Wege  gereinigt  sein,  da  sie  eine 
ganz  abweichende  Farbe  besitzt. 

Ueber  eine  verfälschte  Kamala  berichtete  H.  Greenish  ^). 
Die  in  Rede  stehende  Droge  bildete  ein  dunkelbraunes  Pulver 
und  haftete  an  den  Fingern.  Bei  näherer  mikroskopischer  Unter- 
suchung wurde  eine  Verfälschung  mit  den  gepulverten  Blüthen 
von  Carthamus  tinctorins  sowie  den  Pollenkömern  dieser  Pflanze 
und  mit  nicht  näher  festzustellenden  Pflanzentheilen  leicht  er- 
wiesen. Die  Asche  betrug  16  o/o.  Das  Vorkommen  von  Sand  und 
Insekten  lässt  darauf  schliessen,  dass  die  Droge  nicht  nur  sehr 
sorglos  gesammelt,  sondern  auch  mangelhaft  aufbewahrt  worden 
ist.  Da  die  Menge  dieser  Bombay- Kamala  ca.  TVa  cwts  beträgt^ 
so  dürfte  immerhin  ein  Versuch  gemacht  werden,  dieselbe  in  den 
Handel  zu  bringen. 

Pietro  Bartolotti^)  untersuchte  drei  Sorten  iCamaZa;  eine 
natürliche,  eine  gereinigte  und  eine  nach  der  Ph.  G.  HI  gereinigte 
Waare.    Der  Wasser-  und  Aschengehalt  stellte  sich  wie  folgt: 

Wasser    Asche    Asche  in  Trockensubstanz 

Natürliche  Kamala  4,22       34,38      ^  ^"^'"^     85^^"** 

Gereinigte  4,19       80,09  31,40 

Nach  der  Ph.  G.  III  gereinigte        3,86        6,82  7,09 

Verfasser  findet,  dass  das  Rottlerin  CuHioOs,  beziehungs- 
weise Mallotosin  GisHieOs  von  Anderson,  A.  G.  Perkin,  W.  H. 
Perkin  und  Jawein  identisch  ist  mit  dem  Kamalin  von  E.  Merck. 
Verfasser  schlägt  für  diese  Körper  den  Namen  Rottlerin  vor.  Die 
Derivate  desselben  sind  meist  amorph  und  verharzen  leicht. 
Schüttelt  man  die  Lösung  des  Rottlerins  in  überschüssiger,  ver- 
dünnter Sodalösung  mit  Benzoylchlorid,    so  scheidet  sich  ein  Oel 


1)  Frühjahrsbericht  1893.  2)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  163. 

3)  Pharm.  Journ.  and  Trans.  1893,  No.  1185,  746.  4)  AttiR.  Accad. 

dei  Lincei  Rom.  (5)  2,  I,  571—76;  durch  Chem.  Centralbl.  1893,  II,  No.  11. 


•  % 


Euphorbiaceae.  101 

ab,  welches  bald  erstarrt;  nach  wiederholtem  Lösen  in  Benzol  und 
Fällen  mit  Petroläther  wird  Dibenzoylrottlerin  CiiH8  08(C7H5  0)» 
oder  besser  Ci8Hi4  06(C7HöO)8  als  ein  gelbes  Pulver  er- 
halten, welches  sich  in  den  meisten  der  gewöhnlichen  Lösungs- 
mittel sehr  leicht  auflöst.  Ausser  den  beiden  so  charakterisirten 
Hydroxylsauerstoffatomen  enthält  das  Bottlerin  noch  ein  Keton- 
sauerstoffatom,  denn  es  konnte  auch  ein  Hydrazon  des  Rottlerins 
OiiHioOsCNsH.CeHft)  dargestellt  werden,  indem  letzteres  auf  dem 
Wasserbade  mit  Phenylhydrazin  erwärmt  wurde.  Aus  der  ätheri- 
schen Lösung  des  Reactionsproductes  wurde  mit  Petroläther  das 
entstandene  Hydrazon  als  flockiger  Niederschlag  ausgefällt,  welcher 
nicht  krystallisirt  erhalten  wurde.  Die  Zusammensetzung  des 
Dibenzoylrottlerins,  wie  des  Hydrazons  weist  in  gleicher  Weise 
darauf  hin,  dass  für  das  Rottlerin  die  Formel  CuHioOs  die  wahr- 
scheinlichere ist. 

lieber  die  Bestandtheüe  der  Kamala  stellte  auch  A.  6.  Perkin  ^) 
neuerdings  eingehende  Untersuchungen  an,  welche  zunächst  aus  drei 
Handelsproben  52,5  bezrw.  56,4  und  46,4  o'o  Asche  ergaben.  Aus 
dem  ätherischen  Auszuge  wurde  braunes  Harz  gewonnen,  aus  dem 
6  verschiedene  Substanzen  isolirt  werden  konnten.  Hiervon  ist 
eine,  ein  gelber  krystallinischer  Farbstoff  nur  in  Spuren  vorhanden, 
die  5  anderen,  nämlich  Rottlerin,  das  neue  Isorottlerin,  ein  Wachs 
und  zwei  Harze,  eines  von  hohem,  das  andere  von  niedrigem 
Schmelzpunct,  bilden  die  Haupttheile.  Ausserdem  enthält  die 
Kamala  eine  geringe  Menge  ätherischen  Oeles,  welches  der 
schwach  erwärmten  Droge  den  eigenartigen  Geruch  verleiht  und 
durch  Behandlung  mit  Dampf  völlig  abzutreiben  ist.  Behufs  Iso- 
lirung  der  einzelnen  Bestandtheile  wurde  es  vortheilhaft  gefunden, 
die  Kamala  zunächst  mit  Schwefelkohlenstoff  zu  extrahiren,  da 
hierdurch  das  Isorottlerin  und  eines  der  Harze  nicht  in  Lösung 
gehen.  Beim  Eindunsten  des  Schwefelkohlenstoff-Auszuges  kry- 
stallisirt das  Rottlerin,  der  Hauptbestand theil  der  Kamala,  in 
dünnen,  lachsfarbenen  Plättchen  heraus,  die  bei  191  — 191,5® 
schmelzen.  Auch  bei  wiederholtem  Umkrystallisiren  wurde  es  nicht 
rein  gelb  erhalten,  wio  es  die  Beschreibung  Anderson's  darstellt 
und  es  ist  wahrscheinlich,  dass  das  Rottlerin  dieses  Autors  mit 
einer  Spur  des  gelben  krystallinischen  Farbstoffes  verunreinigt 
war,  welcher  sich  neben  Rottlerin  in  den  ersten  Auszügen  findet. 
Hit  Aetzkali  auf  150°  erhitzt,  liefert  das  Rottlerin  Benzoesäure, 
Essigsäure  und  einen  amorphen  Körper,  ebenso  durch  Oxydation 
mit  Wasserstoffsuperoxyd  in  alkalischer  Lösung.  In  letzterem 
Falle  lässt  sich  die  Bildung  von  Benzaldehyd  nachweisen  und  es 
ist  wahrscheinlich,  dass  dieser  Körper  eines  der  ersten  Oxydations- 
producte  ist.  Bei  Behandlung  mit  kalter  Salpetersäure  vom  spec. 
Gew.  1,5  liefert  das  Rottlerin  neben  Oxalsäure  zwei  neue  Säuren 
vom  Schmelzpuncte  282°  und  der  Zusammensetzung  C17H14O9 
bezw.   Ci7Hi«09;   dieselben  werden   vollkommen   getrennt  durch 


1)  Pharm.  Joum.  Transact.  1898,  No.  1208,  158. 


102  Eaphorbiaceae. 

Umkrystallisiren  aus  Alkohol.  Kochende  Salpetersäure  zersetzt 
das  Rottlerin  unter  Bildung  Yon  Oxalsäure  und  einer  zweibasischen 
Säure  C19H10O9,  welche  bei  232^  schmilzt  und  ein  krystallinisches 
Silbersalz  GisEUOsAgs  liefert.  Diese  Säure  wird  auch  durch  Ein- 
wirken von  siedender  Salpetersäure  auf  die  eben  erwähnten 
Säuren  CiTHiiOe  und  G17H16O9  erhalten.  Durch  Einwirkung 
schwächerer  Salpetersäure  oder  Eisessig  werden  letztere  Säuren 
nicht  erhalten,  dagegen  Oxalsäure,  eine  harzige  Substanz  und 
eine  ganz  geringe  Menge  eines  krystaUinischen  Körpers,  wahr- 
scheinlich Benzoesäure.  Mit  Essigsäureanhydrid-  erhitzt  liefert 
das  Rottlerin  ein  Diacetylderivat  von  der  Zusammensetzung 
GiiHgOsCGsHsO)].  Das  Moleculargewicht  des  RotÜerins  dürfte 
nach  den  vorläufigen  Versuchen  485  betragen.  —  Das  Harz 
Yom  niedrigen  Schmelz punct  gab  bei  der  Elementaranalyse 
Zahlen,  welche  mit  den  von  Anderson  erhaltenen  fast  fiberein- 
stimmten und  der  Formel  GisHisOs  entsprachen,  und  es  ist  wahr- 
scheinlich, dass  die  etwas  höheren  Zahlen  jenes  Autors  auf  Ver- 
unreinigungen zurückzuführen  sind.  Dieses  Harz  ähnelt  dem 
augenscheinlich  nahe  yerwandten  Rottlerin  in  den  meisten  Eigen- 
schaften, und  da  die  Zusammensetzung  desselben  gegenüber  der 
des  Rottlerins  ein  Mehr  von  CHs  aufweist,  so  wurde  zuerst  an 
einen  Methyläther  gedacht,  was  sich  aber  hinfällig  erwies,  da  mit 
Jodwasserstoff  keine  Spur  Methyljodid  erhalten  werden  konnte. 
Die  oben  erwähnte  Säure  dsHioO»  wurde  auch  aus  diesem  Harze 
mittelst  kochender  Salpetersäure  erhalten,  durch  kalte  Salpeter- 
säure konnten  dagegen  keine  krystaUinischen  Producte  isolirt 
werden.  Beim  Kochen  mit  verdünntem  Alkali  machte  sich  der 
charakteristische  Benzaldehydgeruch  bemerkbar,  und  das  ist  auch 
der  Fall,  wenn  die  kalte  alksdische  Lösung  mit  Wasserstoffsuper- 
oxyd behandelt  wird.  —  Der  gelbe  krystallinische  Farb- 
stoff, welcher  in  den  ersten  Kamalaauszügen  mit  Schwefelkohlen- 
stoff erhalten  wurde,  ist  gleichfalls  dem  Rottlerin  nahe  verwandt« 
aber  in  so  geringen  Mengen  vorhanden,  dass  er  nicht  analysirt 
werden  konnte.  Er  bildet  eine  schöne  glänzende  Masse  gelber 
Nadeln  und  schmilzt  bei  192 — 193 ^  —  Das  Kamalawachs 
ergab  bei  der  Analyse  Zahlen,  welche  von  den  durch  Anderson 
erhaltenen  ganz  verschieden  waren.  .  Es  ist  daher  nicht  unmöglich, 
dass  die  Natur  dieses  Wachses  in  den  aus  verschiedenen  Gegenden 
stammenden  Kamaläsorten  verschieden  ist.  Perkin  gelangte  zu 
der  Formel  GssHft^Os,  Anderson  hatte  G90H84O4  angegeben.  Das 
Wachs  ist  eine  &rblose  augenscheinlich  krystallinische  Masse  vom 
Schmelzpunkt  82^  welcher  dem  cerotinsauren  Getyl  zukommt,  mit 
dem  es  manche  Eigenschaft  gemein  hat  und  mit  dem  es  auch 
identisch  ist  trotz  der  gefundenen  geringen  Abweichungen  der 
analytischen  Zahlen.  —  Der  nach  Extraction  der  Kamala  mit 
Schwefelkohlenstoff  verbleibende  Rückstand  enthält,  wie  erwähnt^ 
noch  zwei  Substanzen :  Das  Isorottlerin  und  ein  Harz  von  höherem 
Schmelzpuncte,  welche  beide  durch  Behandlung  des  Rückstandes 
von  Aether  vollkommen  extrahirt  werden.     Das  Isorottlerin 


Enphorbiaceae.  103 

kmiallisirt  in  Gruppen  kleiner  Plättchen,  die  bei  198 — 199^ 
schmelzen.  Es  Uinelt  äosserlich  dem  RotÜerin  sehr,  unterscheidet 
sich  jedoch  vap  diesem  wesentlich  dadurch,  dass  es  so  gut  wie 
unlöslich  in  Schwefelkohlenstoff,  Chloroform  und  Benzin  ist, 
während  jenes  darin  yerbältnismässig  löslich  erscheint.  Anderer- 
seits scheiden  alkalische  Rottlerinlösungen  beim  Kochen  eine 
harzige  Substanz  unter  Entwickelung  von  Benzaldehydgeruch  ab, 
was  beides  bei  Isorottlerin  nicht  der  Fall  ist  Dagegen  wurde 
durch  Kochen  mit  stärkster  Salpetersäure  dieselbe  Säure  CisHioOs 
wie  aus  dem  Bettlerin  erhalten.  —  Das  Harz  mit  höherem 
Schmelzpuncte  ist  eine  blassgelbe  amorphe  Substanz  von  der 
Zusammensetzung  CisHuOa,  in  manchen  Eigenschaften  nahe  ver- 
wandt mit  dem  Rottlerin  und  gleichfalls  die  Säure  CisHioOs 
liefernd.  Endlich  wurde  aus  der  Kamala  noch  eine  geringe  Menge 
Zucker  durch  Ausziehen  mit  Wasser  erhalten,  doch  gelang  es 
bisher  nicht,  denselben  in  hinreichend  reinem  Zustande  abzu- 
scheiden. • 

Ftiyüanthus  Ntruri  ist  in  allen  tropischen  Ländern,  besonders 
Portorico,  Beunion,  Ostindien  und  Java,  einheimisch.  Die  Pflanze 
besitzt,  wie  l'h.  Peckolt^)  mittheilt,  lazative  und  diuretische 
Eigenschaften  und  wird  in  Indien  gegen  Verstopfung,  Wassersucht 
und  Bcterus  angewendet.  Man  gebraucht  die  gepulverte  Droge  in 
der  Dosis  von  4  g  oder  man  nimmt  das  aus  einer  gleichen  Menge 
des  Krautes  bereitete  Decoct  Die  geriebenen  mit  Salz  versetzten 
Blätter  werden  mit  Wasser  zum  Brei  angerührt,  als  Kataplasmen 
gegen  Hautkrankheiten  verwendet.  Ainslie  berichtet,  dass  die 
Innision  der  Droge  in  Combination  mit  Foenugraecum  als  ein 
treffliches  Mittel  gegen  chronische  Dysenterie  angesehen  wird. 
Die  sehr  bitteren,  getrockneten  Blätter  dienen  ferner  als  Stoma- 
ehicnm.  A.  J.  Amadeo  hat  eine  aus  Phyllanthus  angefertigte 
Tinctur,  in  der  Dosis  von  8  g  verabreicht,  bei  veralteten  Inter- 
mittens  höchst  wirksam  gefunden.  Neuerdings  isolirte  M.  Ottow 
aus  Phyllanthus  Niruri  einen  krystallinischen  Bitterstoff  von  der 
Formel  CsoHstOs,  den  er  „Pbyllanthin"  nannte.  Dieser  Körper 
wirkt  nach  Versuchen,  welche  Ottow  an  Fischen  anstellte,  giftig. 

Bicinus  communis.  Ein  pflanzenphysiologisches  Interesse  hat 
eine  Arbeit  von  L.  de  Sablon')  über  die  chemischm  Ver- 
änderungen bei  dem  Keimen  von  Ricinuseamen,  woraus  hervorgeht, 
dass  Eiweiss  und  Embryo  an  Oelgehalt  stark  verlieren,  so  dass 
der  ursprüngliche  Gehalt  von  69  %  auf  11  %  im  Eiweiss  und 
7  <Vo  im  Embryo  herabsinkt,  wenn  das  Würzelchen  die  Länge  von 
12  cm  erreicht  hat.  Gleichzeitig  nimmt  die  Glykosebildung  zu, 
die  von  0,4  Vo  im  Eiweiss  auf  14  und  im  Embryo  sogar  auf 
20  o/o  steigt. 

Ueber  die  Bereitung  des  Bicinusöles  in  Indien  entnehmen  wir 
einem  Consularberichte  der  Vereinigten  Staaten,   dass  dort  zwei 

1)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-Yer.  1893,  206.  2)  darch  Pharm. 
Ztg.  1893,  781. 


104  Füices. 

Typen  von  Ricinus  communis  vorkommen,  nämlich  eine  baum- 
artige, perennirende^  in  Hecken  wachsende,  und  eine  einjährige, 
krautartige  Pflanze,  die  man  auf  Feldern  entweder  für  sich  oder 
in  Reihen  zwischen  anderen  Culturgewächsen  pflanzt.  Von  diesen 
werden  die  kleinen  Samen,  welche  die  feineren  Oelsorten  liefern, 
von  jener  die  grossen  Samen  abgeleitet.  In  Bengalen  unterscheidet 
man  indessen  drei  Sorten,  Ghunaki  (kleine  Samen),  Gohuma 
(mittlere)  und  Jagia  (grosse).  Die  mittelgrossen  Samen  gelten 
für  die  besten.  Die  Chunakisamen  sind  schwarz  und  grau  gefleckt, 
die  Jagia  roth  und  leicht  abgeplattet  ^). 

Filices. 

I 

Aspidium  Füix  mas.  R.  Kobert^)  hat  durch  eingehende 
Versuche  die  Frage  erörtert,  welchem  Bes^ndiheil  des  Farnkraut* 
rhizoms  die  wurmtötende  Wirkung  zugeschrieben  werden  muss. 
Die  Versuche  wurden  mit  Filixsäure  und  ätherischem  Filixöl  an 
Menschen  und  an  verschiedenen  Species  von  Taenien,  namentlich 
auch  an  dem  so  widerstandsfähigen  Botriocephalus  latus,  welche 
sich  in  Nährlösungen  befanden,  angestellt.  Die  Resultate  berech- 
tigen zu  dem  Schlüsse,  dass  in  dem  Rhizoma  Filicis  keineswegs 
die  Filixsäure  das  einzig  wirksame  Princip  ist,  dass  vielmehr  die 
wurmwidrige  Wirkung  dieses  Rhizoms  und  des  daraus  dargestellten 
Extractes  mit  bedingt  wird  durch  das  ätherische  Oel,  welches 
vermittelst  des  fetten  Filixöles  ein  inniges  Gemisch  oder  gar  eine 
lockere  chemische  Verbindung  mit  der  Filixsäure  bildet.  Gerade 
in  dieser  Form  wird  das  Gemisch  im  Darm  rasch  emulgirt,  um- 
spült allseitig  die  Bandwürmer  und  lähmt  sie,  so  dass  ein  recht- 
zeitig nachgeschicktes  Abfuhrmittel  sie  per  anum  abführt.  In 
warmer  Nährlösung  aufgefangen,  erholen  sie  sich  meist  rasch 
wieder,  wodurch  bewiesen  ist,  dass  die  im  Darm  zur  Entfernung 
der  Würmer  nothwendige  Goncentration  keineswegs  eine  abtötend 
wirkende  zu  sein  braucht.  Durch  weitere  Versuche  würde  fest- 
zustellen sein,  ob  die  als  brauchbar  herausgefundenen  Extracto 
sich  von  unbrauchbaren  nur  durch  einen  Mehrgehalt  an  amorph 
gebliebener  Filixsäure,  wie  Poulsson  in  seiner  Arbeit  über  den 
giftigen  und  bandwurmtreibenden  Bestandtheil  des  ätherischen 
Filixextraotes  nachgewiesen  haben  will,  oder  auch  durch  einen 
Mehrgehalt  an  Oel  unterscheiden.  —  (Poulsson  hat  bekanntlich 
die  Meinung  ausgesprochen,  dass  die  amorphe  Filixsäure  das 
einzig  wirksame  Princip  des  Filixextraotes  sei,  während  die  beim 
Stehen  des  Extractes  auftretenden  krystallinischen  Ausscheidungen 
von  Filicin,  d.  h.  Filixsäureanhydrid,  unwirksam  sind,  dagegen 
ausgesprochene  Giftwirkung  besitzen,  weshalb  er  empfiehlt,  diese 
Säure  ja  nicht  mit  fettem  Oele  zusammen  einzugeben,  da  dieses 
dieselbe  löse  und  dadurch  ihrer  Resorbirbarkeit  und  der  Ent- 
faltung ihrer  Giftwirkung  wesentlichen  Vorschub  leiste.  Da 
Schmiedeberg  diese  Ansicht  theilt,  wird  man  wohl  in  Bälde  nicht 


1)  Pharm.  Joarn.  andTransact.  1893,  427.         2)  Pharm.  Post  1892,  1325. 


FiUces.  105 

nur  kein  Ricinufiöl  mehr  zur  Kur  verwenden,  sondern  sich  auch 
bemühen,  die  6 — 8  o/q  der  Droge  betragende  Menge  fetten  Oeles, 
welches  sich  auch  in  dem  Extracte  findet,  sorgfaltig  zu  entfernen. 
Mit  dem  fetten  Oele  würde  man  aber  auch  das  ätherische  Oel 
mit  beseitigen,  welches  sich  zu  0,4  <>/o  in  der  Droge  findet  und 
nach  Kobert's  Ansicht  an  der  wurmwidrigen  Wirkung  wesentlich 
mit  Antheil  hat) 

Ueber  das  ätherische  Oel  der  Farnkrautwurzel  s.  ätherische 
Oele. 

Farn-  und  CyeadeenwoUe;  von  Th.  Waage  ^).  k\&Penghawar 
Djambiy  Pulu-Pulu  und  Pakoe-Kidang  werden  die  Spreuhaare 
einer  ganzen  Anzahl  von  Famen  bezeichnet,  wobei  namentlich 
Cibotiumarten  in  Südasien,  Polynesien  und  dem  tropischen  Amerika 
in  Frage  kommen.  Dieser  verschiedenen  Herkunft  entsprechend 
bietet  auch  das  Aeussere  der  Droge  grosse  Verschiedenheiten. 
Früher  kamen  die  mit  den  Spreuhaaren  besetzten  Wedelstiele  in 
den  Handel,  gegenwärtig  aber  nur  noch  die  Haare  allein,  welche 
goldgelb,  broncefarben  oder  braun,  meist  mehr  oder  weniger 
seidig  glänzend,  0,5 — 5  aber  selbst  bis  8  cm  lang,  weich  und 
biegsam  oder  starrer  und  brüchig  und  glatt  oder  um  die  Axe 
gedreht  sind,  immer  aber  einen  ziemlich  dünnwandigen,  bandartig 
ilachen,  inhaltsleeren  oder  doch  sehr  inhaltsarmen  Zellfaden  bilden. 
Die  Untersuchung  einiger  Muster  ergab  denn  auch  recht  ab- 
weichende Resultate.  Ein  solches  aus  Mexiko,  welches  von  Gibo- 
tium  Schiedeanum  abzuleiten  sein  sollte,  bildete  3  bis  gegen  7  cm 
l&nge,  goldig-broncefarbene,  wenig  gedrehte,  feine,  weiche,  lang- 
zellige  Haare,  die  strähnig  an  einander  gelegt  waren.  Eine  Softe 
aus  Honduras  bestand  aus  ähnlich  gefärbten,  aber  noch  glänzen- 
deren, stark  um  die  Axe  gedrehten,  ebenso  feinen  und  weichen, 
jedoch  wesentlich  kürzeren,  filzig  durcheinander  gewobenen  Spreu- 
haaren. Ein  drittes  Muster  aus  Ostindien  zeigte  2 — 4  cm  lange, 
dunkelbroncebraune,  viel  stärkere,  brüchigere,  dicht  gedrehte 
Spreuhaare  aus  kürzeren  und  breiteren  Zellen.  Eine  Sorte  aus 
Südchina  war  hell  und  matt  graubräunlich  und  bildete  0,5 — 2  cm 
lange,  ziemlich  weiche  und  feine  Spreuhaare,  deren  Zellen  kurz, 
zum  Theil  intensiv  gelb,  zum  Theil  aber  farblos  sind,  und  was 
bei  dieser  Droge  selten  ist,  nicht  unbedeutende  Inhaltsreste  auf- 
weisen. Ein  als  Pakoe-Kidang  angeblich  aus  Chile  bezeichnetes 
Muster  bestand  aus  fast  farblosen,  sehr  starren,  am  Grunde  zu- 
sanunenhängenden,  stielrunden  dickwandigen,  einzelligen  Haaren, 
es  lagen  demnach  keine  Fam-Spreuhaare  vor.  Uebrigens  gelang 
es  nicht,  die  Abstammung  zu  ermitteln.  Eine  letzte  Probe  endlich 
von  gleichfalls  ganz  abweichender  Beschaffenheit  aus  Mexiko 
bildete  ähnliche,  farblose,  makroskopisch  mattbraun  erscheinende, 
zweizeilige  Haare,  deren  kurze  Basalzelle  dickwandig  und  zwar 
besonders  stark  auf  der  gegen  die  zweite,  lange  Zelle  gerichteten 
Querwand  war.     Diese  Verhältnisse    erinnerten,  zumal   man   es 


1}  Pharm.  Gentnilh.  1693,  419. 


106  Fungi. 

augenscheinlich  mit  einer  Pflanzenwolle  zu  thun  hatte,  an  die 
Haare  von  Macrozamia  spiralis,  jedoch  war  die  Verdickung  der 
Membranen  der  Haarbasalzellen  bei  dieser  Pflanze  nicht  so  stark, 
die  zweite  lange  Zelle  hier  noch  wesentlich  dünnwandiger,  die 
Verholzung  dagegen  stärker.  Durch  Vergleich  gelang  es,  die 
fragliche  rflanzenwoUe  als  Haare  der  Zapfenschuppen  von  Dioon 
edule  Lindl.  (Platyzamia  Zucc.)  zu  identificiren.  Dieselben  ent- 
halten nur  geringe  rlasmareste  und  keine  Stärkekörnchen,  während 
in  den  Macrozamia-Haaren^  welche  jedoch  keineswegs  immer  stiel- 
rund sind,  wie  von  Höhnel  angiebt,  gelegentlich  Stärkekörnchen 
nachweisbar  sind.  Die  diesen  Cycadeen-PflanzenwoUen  charakteri- 
stischen kleinen  Basalzellen  sonst  einfacher  Haare  finden  sich  auch 
bei  noch  anderen  Arten  und  Gattungen  dieser  Familie,  so  bei 
Macrozamia  Denisonii,  Stangeria  paradoxa,  Geratozamia  robusta, 
C.  longifolia  etc.  und  selbst  die  dicht  ästig  verzweigten  (aber  nicht 
gegliederten)  Haare  der  Zapfenschuppen  von  Zamia  Leiboldii  be- 
sitzen oft  eine  derartige  Basalzelle.  Die  Geratozamiaarten  — 
untersucht  wurden  G.  longifolia,  G.mexicana,  G.  robusta — zeichnen 
sich  ausserdem  dadurch  aus,  dass  ihre  Zapfenschuppen  reich  mit 
bauchigen,  später  stark  verlängerten,  von  einem  rothbraunen 
Secrete  erfüllte  Drüsen  besetzt  sind,  welche  gleichfalls  mittelst 
einer  (secretfreien)  Basalzelle  der  Epidermis  aufsitzen.  Von 
Encephalartos  Hildebrandti,  E.  Pogge'i  und  E.  villosus  waren  die 
untersuchten  Zapfenschuppen  völlig  kahl. 

Fungi. 

Ueber  die  Vertheilung  des  Phosphors  in  einzelnen  Pilzen  unter 
Berücksichtigung  der  Frage  nach  dem  LecithingehaÜ  derselben;  von 
Alex.  Lietz^).  Bei  der  Beurtheilung  der  Pilze  als  Nahrungs- 
mittel kommt  in  erster  Reihe  der  Lecithingehalt  derselben  in  Be- 
tracht. Da  jedoch  die  Reindarstellung  der  Lecithine  sehr  viel 
Schwierigkeiten  macht,  so  ist  versucht  worden,  aus  der  Vertheilung 
des  Phosphors  in  den  Pilzen  ein  annähernd  richtiges  Urtheil  über 
das  Vorhandensein  der  Lecithine  zu  erlangen.  Verfasser  benutzte 
folgendes  Verfahren,  um  den  Gehalt  an  Phosphor  in  den  Licithinen 
zu  ermitteln. 

Die  mit  Glaspulver  möglichst  fein  verriebenen  Pilze  wurden 
der  Reihe  nach  mit  Petroläther,  Aether  und  absolutem  Alkohol 
extrahirt,  wobei  die  im  Pflanzenorganismus  gewöhnlich  vorhandenen 
Phosphate  ungelöst  bleiben,  während  die  Phosphorverbindungen 
der  Lecithine  in  Lösung  gehen.  Die  bei  110^  getrockneten  und 
gewogenen  Extracte  wurden  mit  der  dreissigfachen  Menge  eines 
Gemisches  aus  Natriumcarbonat  und  Ealiumnitrat  geschmolzen, 
die  Schmelze  in  verdünnter  Essigsäure  gelöst  und  die  Phosphor- 
säure titrimetrisch  mit  essigsaurem  Uran  bestimmt.  Die  erhaltenen 
Resultate,  mit  11,36  multiplicirt,  ergaben  die  Menge  der  Lecithine. 
Die  Resultate  der  Untersuchung  sind  folgende: 

1)  Zeitschrift  für  KahrangBm. -Unters.,  Hygiene  n.  Waarenk.  1893,  228. 


Fungi.  107 

FboBphorsäare    Lecithin 

in  V«  in  7« 

Morcbella  escolenU  Lorchel 3,08  1,641 

Cantharellus  cibarins  Pfifferling 1,41  1,885 

Lactarius  TellereuB  Erdschieber  .    .    , 1,78  0,786 

,,         rafas  Ellerpilz 2,68  1,899 

Agarieas  deliciosus  Berbstling 1,67  1,888 

Rusala  rubra  rother  Täubling 1,90  0,679 

Agarious  campesiris  Champignon  (wild  wachsend)  4,25  0,986 

Psalliota  vaporaria  Feldchampignon 1,87  0,877 

Boletus  edniis  Steinpilz 1,54  0,589^ 

Armillaria  bnlbigera  Amingblätterpilz 0,28  0,168 

Ghoiromyoes  maeandriformis  deutsÄe,  weisse  Trüffel  0,60  0,881 

Boletus  scaber  Kapuzinerpilz 0,77  0,491 

Amanita  muscaria  Fliegenpilz 1,88  1,408 

Lycoperdon  caelatnm  Staubschwamm 1,08  0,410 

„          ceryinum  Hirschbrunst 1,18  0,164 

Polypoms  betulinus  Birken porling 0,86  0,162 

„         of&cinalis  L&rchenporling 0,072  Spuren 

Boletus  tomentarius  Zunderscnwamm 0,49  0,164 

„      igniarius  Unechter  Zunderschwamm     ...  0,11  0,080 

Glayiceps  purpurea  Mutterkorn 8,88  1,742 

Ezidia  auricula  Judae  Hollunderschwamm    ....  9,96  0,106 

Liehen  islandicus  Isländisches  Moos 0,22  Spuren 

Bei  früheren  Untersachangen  hat  Em.  Bourquelot^^  fest- 
gestellt, dass  Trehalose  in  den  Pilzen  zur  Zeit  der  Reite  ver- 
schwindet, und  dass  dieselbe  wahrscheinlich  nur  in  den  vegetativen 
Organen  enthalten  ist,  während  sie  in  sporentragenden  fehlt  oder 
dort  unmittelbar  nach  dem  Entstehen  wieder  verbraucht  wird» 
In  der  vorliegenden  Arbeit  hat  der  Verfasser  die  Frage  zu  lösen 
gesucht,  in  welcher  Vegetationsperiode  die  Trehalose  gebildet  wird 
und  zu  diesem  Zweck  verschiedene  Pilze:  Sclerotinia  tuberosa, 
Phallus  impudicus,  Boletus  Satanas  und  Storigmatocystis  nigra  in 
verschiedenen  Entwickelungsstadien  auf  Trehalose,  Mannit  und 
Olykose  untersucht.  Hierbei  hat  sich  gezeigt,  dass  diejenigen 
Pilze,  welche  ohne  Unterbrechung  zur  Sporenbildung  gelangen, 
die  Trehalose  auch  nur  zu  Beginn  der  Sporenentwickelung  erzeugen» 
Dagegen  entwickeln  Pilze  mit  Dauermycelien  die  Trehalose,  sobald 
das  Sclerotium  zu  keimen  beginnt,  andere  dagegen,  wieClaviceps 
purpurea,  auch  schon  während  der  Ruheperiode.  Jedenfalls  ist 
die  Entstehung  der  Trehalose  von  einem  im  Zellgewebe  enthaltenen 
Stoffe  abhängig,  dessen  Natur  noch  zu  erforschen  ist. 

Eine  interessante  Untersuchung  von  Bourquelot')  liegt 
über  das  Vorkommen  eines  emtdHnähtdichen  Ferments  in  verschie^ 
denen  Pilzen  vor.  Ob  es  identisch  mit  Emulsin  ist,  bleibt  freilich 
zweifelhaft,  da  es  auch  andere  Glykoside,  wie  Salicin  und  Goni- 
ferin  spaltet  Als  Pilze,  welche  dieses  Ferment  enthalten,  werden 
Polypoms  sulfureus,  P.  fomentarius,  P.  applanatus,  P.  squamosus, 
P.  betulinus  und  P.  lacteus,  Pholiota  mutabilis  und  aegerita, 
Hydnum  cirratum,  Trametes  gibbosa,   Fistulina  hepatica,  Boletus 


1)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chimie  189S,  I,  118.  2)  Compt.  rend. 

T.  CXYII,  No.  11;  durch  Pharm.  Ztg.  1894,  44. 


108  Gentianaceae.    Gnetaceae.    Gramineae. 

parasiticus,  Hypholoma  fasciculare,  Phallus  impudicus,  Lentinus 
urBinus,  Clandopua  variabilis,  Collybia  fusipes  und  G.  radicata, 
Xylaria  polymorpha  und  Fuligo  varians  genannt.  Dagegen  fand 
€8  sich  nicht  in  Lactarius  vellereus,  Russula  cyanoxantha  und 
delica,  Nyctalis  asterophora^  Amanita  vaginata,  Scleroderma  verru- 
€08um,  Aleuria  vesiculosa,  Peziza  aurantia  und  Tuber  aestivun). 
Es  scheint  somit,  als  ob  dieser  Stoff  sich  sehr  verbreitet  in  Pilzen, 
welche  auf  Bäumen  oder  Baumstümpfen  wachsen,  dagegen  nicht 
in  frei  wachsenden  Schwämmen  findet.  Nur  Phallus  impudicus 
macht  eine  Ausnahme,  vielleicht  auch  Collybia  fusipes,  die  aller- 
dings in  unmittelbarer  Nähe  von  Baumstümpfen  lebt.  Dass  ein- 
zelne Pilze,  wie  dies  von  Agaricus  oreades  schon  durch  Loeseke 
bekannt  ist,  aber  auch  von  Pholiota  radicosa  u.  a.  feststeht, 
deutlichen  Blausäuregeruch  entwickeln,  lässt  übrigens  annehmen, 
dass  neben  dem  emulsinähnlichen  Körper  auch  ein  amygdalin- 
ähnlicher  in  Pilzen  vorkommt. 

Gentianaceae. 

Gefitiana  Itäea  und  Q.  pannonica.  Wie  Carl  Bauer')  mit- 
theilt, sollen  trotz  der  Verschiedenheit  dieser  beiden  Pflanzen  mit 
Veratrum  album  beim  Graben  der  Wurzeln  Verwechse- 
lungen nicht  blühender  Exemplare  vorkommen.  Das  einfachste 
Unterscheidungsmerkmal  ist  die  Blattstellung.  Die  Enzianarten 
besitzen  gegenständige,  Veratrum  album  hingegen  wechselständige 
Laubblätter. 

Gnetaceae. 

Ephedra  Ariandra  ist  in  den  südlichen  Staaten  Brasiliens, 
namentlich  Rio  Grande  do  Sul,  als  Prärieerdbeere  bekannt.  Man 
benutzt  die  zu  einer  fleischartigen  Hülle  der  Frucht  verdickten 
obersten  Hochblätter  der  weiblichen  Blüthen  mit  Wasser  ange- 
stossen  wegen  ihres  säuerlichen  schleimigen  Geschmackes  als 
kühlendes  Getränk  bei  fieberhaften  Affectionen,  wie  Th.  Peckolt*) 
mittheilt. 

Gramineae. 

Coix  gigantea.  Die  Samen  des  unter  dem  Namen  Y-Dzi  in 
Annam,  Franz.  Cochinchina  und  Tonquin  bekannten  Grases  sind 
neuerdings  in  Kew  bestimmt  worden  als  die  Samen  einer  indischen 
Art  von  Coix  gigantea  Roxb.  Die  von  der  Hülse  befreiten  Samen 
dienen  als  Nahrungsmittel,  aus  den  gerösteten  wird  ein  erfrischendes 
Getränk  oder  eine  kräftige  Suppe  bereitet.  Verdächtiges  Trink- 
wasser soll  durch  Kochen  mit  den  Samen  geniessbar  gemacht 
werden  können.  Ausserdem  sollen  dieselben  bei  Erkrankungen 
der  Leber,  des  Blutes,  des  Magens  etc.  vorzügliche  Dienste  leisten. 
In  sumplSgen   Gegenden  wird   der  Pflanze   dieselbe   wohlthätige 


1)  Zeitschr.  d.  allj;.  österr.  Apoth.-yerein8  1898,    183.  2)  Pharm. 

Randsch.  Newyork  1898,  188. 


Haloragaceae.    Hamamelidaceae.  109 

Eigenschaft,  wie  den  Eacalyptus-Bäumen  zugeschrieben.  Durch 
die  chemische  Analyse  ist  ein  grösserer  Fett-  und  Oelgehalt  wie 
bei  den  Cerealien  nachgewiesen  worden  ^). 

Zea  Mais.  Nach  Stewart^)  ist  es  möglich,  den  Rohrzucker- 
aehaü  des  Mais  auf  eine  Höhe  zu  bringen,  welche  über  den  Ge- 
balt des  besten  Zuckerrohrs  in  Louisiana  oder  Westindien  hinaus- 
geht. Es  ist  nachgewiesen  worden,  dass  der  Zuckergehalt  in  der 
Pflanze  an  Quantität  stetig  zunimmt,  bis  die  Kömer  hart  zu 
werden  anfangen,  dann  aber  plötzlich  abnimmt  und  schliesslich 
verschwindet.  Entfernt  man  in  der  kritischen  Periode  die  Frucht^ 
so  tritt  eine  starke  Anhäufung  von  Zucker  im  Stiele  ein  und  der 
normale  Gehalt  von  7 — 8  o/q  Saccharose  steigt  auf  14 — 16  ^o.  Da 
die  unreifen  Körner  durch  das  Verfithren  der  Einsäuerung  als 
vorzügliches  Viehfutter  auf  die  Dauer  nutzbar  gemacht  werden 
können,  so  hat  der  Landwirth  geradezu  eine  Doppelerute. 

Ueber  blaties  Oetreide  s.  Nabrungs-  und  Genussmittel. 

Haloragaceae. 

Trapa  bispinosa  L.  Eine  europäische  Art,  die  T.  natans^ 
liefert  die  Jesuitcn-Nuss,  eine  chinesische,  T.  bicornis,  das  „liiig*^ 
der  Chinesen,  welches  als  Nahrungsmittel  geschätzt  wird,  und  die 
indische  Wassernuss,  T.  bispinosa,  wird  im  nördlichen  Indien,  in 
Guzerat,  Kashmir  und  den  Nordwestprovinzen  in  grossem  Maass- 
stabe cultivirt.  Die  harte  Schale,  welche  einen  rothbraunen  Farb- 
stoff enthält,  wird  entfernt  und  der  weisse  Kern  geröstet  Der- 
selbe dient  nicht  nur  in  ausgedehntem  Maasse  als  Nahrungsmittel, 
sondern  auch  als  wirksames  Mittel  bei  Diarrhöen  und  zur  Stärkung 
der  Reconvalescenten.  Die  Nuss  ist  dreieckig  und  reift  gegen 
Ende  der  Regenperiode  im  September.  Die  Stiele  und  die  Frucht- 
schale enthalten  einen  rothen  Farbstoff,  der  jedoch  eine  nur  wenig 
dauerhafte  Farbe  liefert.  Die  Kerne  haben  einen  säuerlichen 
Geruch  ohne  bestimmten'Geschmack.  Die  Stärkekörner  sind  oval 
oblong  oder  elliptisch.  Die  Analyse  ergab  D.  Hooper')  folgende 
Resultate:  Fett  0,97,  Zucker  und  Gummi  14,36,  eiweissartige 
Stoffe  8,41,  Stärke  63,84,  Gellulose  3,60,  Asche  4,66,  Wasser 
4,16  <>/o,  der  Stickstoffgehalt  beträgt  1,33  ^Jq.  Die  indische  Wasser- 
nuss nimmt  also  als  Nahrungsmittel  eine  hohe  Stellung  ein. 
Interessant  ist  die  Eigenschaft  der  Trapa-Arten,  Mangan  aufzu- 
speichern. So  enthält  Trapa  natans  z.  B.  1,68  o/o  und  auch  in 
T.  bispinosa  und  bicornis  sind  erhebliche  Mengen  aufgefunden 
worden. 

Hamamelidaceae. 

Liquidambar  orientalis.  Die  bei  der  Werthbestimmung  des 
Storax   von  £.  Dieterich*)  erhaltenen   Zahlen   schwankten   in 

1)  Kew  Ballet  76;  durch  Pharm.  Joom.  Transact.  1893,  No.  1205,  81. 
2)  Science  T.  XXII,   143;   durch  Pharm.  Ztg.  1893,  782.  3)   Pharm. 

Joom.  Transact.  1893,  Xo.  1202,  22.  4]  Helfenb.  Annal.  1892. 


110  Juglandaceae.    Juncaceae.    Iridaceae. 

ziemlich  weiten  Grenzen,  so  dass  es  fraglich  erscheint,  ob  sich 
dieselben  zur  Bestimmung  des  Werthes  eignen  werden.  Es  wurde 
gefunden  bei  11  Proben: 

Verlust  bei  100°  C 10,25-  88,37  7« 

Asche 0,86—    1,20  „ 

In  96  Voifirem  Alkohol  löslich 56,14—  84,00  „ 

Procent  Alkohollösliches,  in  Petroläther  unlöslich  38,86—  68,15  „ 

Säurezahl 64,60—  76,60  „ 

Esterzahl 180,20—168,00  „ 

Verseifungszahl 184,80—248,60  „ 

Jodzahl  des  Alkohollöslichen 66,86—  99,18  „ 

Jod  zahl  des  in  Petroläther  Unlöslichen    ....  69,97 —  90,80  „ 

Jnglandaceae. 

Juglans  cinerea.  Eine  neue  chemische  Analyse  der  Rinde  hat 
Truman^)  ausgeführt.  Der  Baum  ist  in  den  nordöstlichen 
Staaten  der  Union  und  in  Ganada  einheimisch  und  namentlich 
im  Staate  Newyork  sehr  verbreitet.  Die  Rinde  gilt  noch  immer 
als  werthvolles  Mittel  bei  Störungen  des  Magens  und  des  Darmes. 
Es  wurde  sowohl  die  im  November  und  December  gesammelte 
Wurzelrinde,  als  auch  die  Rinde  4 — 5  Zoll  dicker  Zweige  von 
einem  20  jährigen  Baume  der  Untersuchung  unterworfen,  ohne 
dass  sich  jedoch  besondere  Abweichungen  herausgestellt  hätten. 
Ein  neuer  Stoff  wurde  nicht  gefunden,  dagegen  der  reiche  Gehalt 
■an  fettem  Oel  (aus  der  Wurzelrinde  sind  4,94,  aus  der  Stamm- 
rinde sogar  5,89  o/o  mit  Petroleumäther  ausziehbar)  und  das  Vor- 
handensein eines  farblosen,  krystallinischen  Harzes  und  einer  sehr 
leicht  zersetzlichen,  verharzenden  Säure  (wohl  der  von  Thiebaud 
1872  gefundenen  Juglanssäure  entsprechend)  constatirt.  Thon- 
•erde,  welche  Thiebaud  als  Bestandtheil  angiebt,  wurde  nicht 
gefunden. 

Juneaceae« 

JunctM  bufonius,  Ueber  Pseudoviviparie  an  Juncus  bufonius; 
von  H.  Potonie  *), 

Xanihorrhoeanarze.  Aus  den  Untersuchungen  von  M.  Bam- 
berg er')  ergiebt  sich:  1.  Durch  das  Auskochen  des  gelben 
Xanthorrhoeaharzes  von  Xanthorrhoea  hastilis  mit  Wasser  wurden 
etwa  10  o/o  Zimtsäure,  ferner  Benzoesäure,  ein  dem  Vanillin  ähn- 
licher Körper  und  Paraoxybenzaldehyd  gewonnen.  2.  Das  rothe 
Harz  von  Xanth.  australis  lieferte  bei  derselben  Behandlung  etwa 
2  %  Paracumarsäure,  eine  dem  Vanillin  ähnliche  Substanz  und 
Paraoxybenzaldehyd. 

Iridaceae. 

Homeria  collina  var.  miniata.  Eine  am  Kap  der  guten  Hoff- 
nung  einheimische   und   unter   dem  Namen   „Tulp*^   oder   „Cape 


1)  Amer.  Journ.  of  Pharm.  1893,  687;  durch  Pharm.  Ztg    1898,  687. 

2)  Pharm.  Ztg.  189S,  712.  S)  Monatsh.  f.  Chemie  1898,  14,  8S6. 


Labiatae.  111 

Talip'*  bekannte  Pflanze,  welche  häufig  unter  dem  Namen  Moraea 
coUina  beschrieben  wird,  bestimmte  D.  Mr.  Alpine  ^)  als  Homeria 
ooUina  var.  miniata.  Die  Pflanze  vermehrt  sich  äusserst  schnell 
durch  ihre  Brutzwiebeln  und  ist  insofern  gefährlich,  als  sie  äusserst 
giftige  Eigenschaften  besitzt.  Das  letztere  konnte  der  Verfasser 
in  der  Umgebung  von  Melbourne  feststellen,  wo  die  Pflanze  seit 
einiger  Zeit  eingeschleppt  ist.  Der  Genuss  der  Blätter  erregt 
Uebelkeit,  Erbrechen,  heftige  Gastritis.  Ein  Alkaloid  konnte  bis- 
her nicht  aufgefunden  werden. 

Labiatae. 

LaUemantia.  Die  Stammpflanze  der  Tokmari-Samen  ist  eine 
Liallemantia,  welche  im  Pendjab  wild  wächst  und  in  Behar  cultivirt 
wird.  Die  Pflanze  wird  im  „Talif-Sharif^*  und  anderen  Hakin- 
büchem  angeführt  und  scheint  demnach  zu  Zeiten  der  mahome- 
danischen  Kaiser  in  Indien  eingeführt  worden  zu  sein.  Die 
Tokmari-Samen  in  Wasser  eingeweicht  schwellen  zu  einer  Gallerte 
auf;  der  Schleim  dient  zu  Scherbats  und  wurde  von  Ghose') 
als  ein  Sedativum  auf  alle  Schleimhäute  empfohlen.  Von  ein- 
heimischen Aerzten  wird  die  Droge  bei  Bronchitis,  Katarrh,  Diar- 
rhoe, Dysenterie  und  Harnbeschwerden  verschrieben.  Nach  Europa 
sind  bis  jetzt  nur  Muster  dieser  Samen  gekommen.  37  kg  kosten 
in  Kalkutta  10—12  Mark. 

Teticrium  Scordium.  Von  v.  Mo  setig')  wird  ein  Präparat 
Teucrin  zur  localen  Behandlung  von  Infectionsgeschwüren  (myko- 
tischen Erkrankungen)  empfohlen,  welches  viel  zutreffender  mit 
dem  Namen  Extr.  Teucrii  Scordii  depuratum  sterilisatum  bezeichnet 
worden  wäre,  denn  es  wäre  doch  viel  richtiger,  solche  Namen,  wie 
es  bisher  geschehen,  den  rein  dargestellten  Körpern,  Alkaloiden, 
Glykosiden  u.  s.  w.  vorzubehalten,  anstatt  galenische  Präparate 
damit  zu  belegen.  Das  zur  Honigconsistenz  eingedampfte  Extract 
der  getrockneten  Pflanze  wird  nach  wiederholter  Reinigung  mittelst 
Alkohol  und  Sterilisiren  der  auf  das  spec.  Gew.  1,15  eingedampften 
Flüssigkeit  gewonnen.  Das  Präparat  kommt  in  zugeschmolzenen 
Gläschen  von  3,0  g  Inhalt  in  den  Handel.  Das  genannte  Teucrium- 
extract  stellt  eine  schwarzbraune  Flüssigkeit  von  krautartigem 
Geruch  und  scharfem  Geschmack  dar;  es  röthet  blaues  Lakmus- 
papier; die  darin  enthaltene  freie  Säure  erfordert  auf  10,0  g  des 
Extractes  11,4  cc  Vio  N.-Natronlauge  zur  Sättigung.  Der  Trocken- 
rückstand beträgt  20,8  ^jo ,  der  Aschengehalt  4,6  %.  Das  Mittel 
soll  in  der  Weise  zur  Wirkung  kommen,  dass  es  fungösen  Gewebs- 
producten  ihren  Bestand  durch  gesteigerte  kräftige  Blutcirculation 
am  localen  Krankheitsherd  nimmt.  Andere  Teucriumarten,  wie 
T.  chamaedrys,  T.  marum,  T.  botrys  und  T.  scorodonia  sollen  die 
gleiche  oder  ähnliche  Wirkung  besitzen. 


1)    Pharm.  Joum.  and  Transact.   1893  Ko.  1218,    850.  2)   durch 

8ädd.  Apoth.-Ztg.   1893,   15.  8)   Pharm.  Centralh.  1893,  89;    s.  auch 

Jahresber.  1892,  572. 


112  Lauraceae. 

Salvia.  Nach  einer  Mittheilung  von  Dymock  in  Veget.  Mat. 
med.  of  Western -India  sollen  unter  dem  Namen  „Mart/^  die 
Samen  von  Phyllanthus  maderaspatensis  Müll;  Ärgov.  in  Persien 
Anwendung  finden,  da  sie  beim  Einlegen  in  Wasser  einen  starken 
Schleim  entwickeln.  0.  Stapft)  hat  indessen  gefunden,  dass  den 
Samen  dieser  Pflanze  diese  Eigenschaft  nicht  zukommt,  sondern 
dass  die  persische  Droge  „Marv'S  welche  im  Museum  zu  Kew 
aufbewahrt  wird,  von  einer  Sahiaart  abstammt.  Wahrscheinlich 
sind  es  Salvia  spinosa  L.,  S.  macrosiphon  Boiss  und  S.  palaestina,. 
welche  in  Syrien  und  Persien  vorkommen  und  deren  Nüsschen 
diese  Droge  liefern.  Nach  Aitchison  sollen  die  Phyllanthus- 
Samen  in  Indien  unter  dem  Namen  „Kanoucha*^  bekannt  sein 
und  ebenfalls  arzneiliche  Verwendung  finden. 

Lanraceae. 

Actinodaphne  Hookeri  ist  ein  an  den  West  Ghats  und  in 
anderen  Theilen  Indiens  sehr  gemeiner  Baum,  der  beim  Beginn 
der  heissen  Zeit  zuckerhaltigen  Saft  so  reichlich  producirt, 
dass  er  wie  ein  feiner  Regen  oft  durch  die  Rinde  emporquillt 
und  die  Blätter  und  Zweige  am  Grunde  mit  einer  sirupösen 
Schicht  überzieht.  Prebble*)  weist  darauf  hin,  dass  dieser 
Baum  möglicherweise  wie  der  Zuckerahom  in  Amerika  Ver- 
wendung finden  könnte. 

Cinnamomum  Cassia.  lieber  Zimt  s.  Nahrungs-  u.  Genuss- 
mittel (Gewürze). 

Laurus  Camphora.  Die  Kampherausfuhr  aiis  Japan  betrug 
nach  amerikanischen  Gonsularberichten  im  Vorjahre  1713  t,  so- 
mit weniger  als  der  gewöhnliche  Jahresdurchschnitt,  welcher 
5  Millionen  Pfund  beträgt,  wovon  der  vierte  Theil  nach  den  Ver- 
einigten Staaten  geht.  In  den  Eampherbezirken  Japans  (Shikoku, 
Kushin,  Iga,  Suruga,  Ise  und  Kishin)  ist  mit  den  Privatwaldungen 
ziemlich  aufgeräumt  und  die  Staatsforsten  stellen  nur  noch  Material 
für  etwa  25  Jahre.  Allerdings  sind  neuerdings  viele  junge  Bäume 
angepflanzt,  und  man  hofft,  durch  angemessene  forstwirthschaft- 
liche  Behandlung  den  Ertrag  so  zu  steigern,  dass  schon  viel 
jüngere  Bäume  als  die  bisher  benutzten  70 — 80jährigen  mit 
Nutzen  verwendet  werden  können.  Jedenfalls  sind  die  Aussichten 
für  den  Wettbewerb  Formosas  sehr  günstig,  zumal  da  man  in 
Japan  den  rohen  Eampher  in  der  letzten  Zeit  vielfach  fälscht. 
Man  betrachtet  10  Pfd.  Kampher  als  eine  hinreichende  Ausbeute 
aus  200  Pfd.  Holzspähnen.  Die  Wurzeln  enthalten  mehr  Eampher 
als  die  Stämme.  Das  Kampherholz  in  Suruga  liefert  weit  weniger 
Kampher  als  das  Holz  aus  den  übrigen  Districten.  Der  Gehalt 
des  rohen  Kamphers  an  Wasser  oder  Gel  und  Wasser  schwankt 
zwischen  5  und  20  ^/o  *). 


1)  Pharm.  Journ.  Transact.  1893,  No.  1186,  745.  2)  ebenda  p.  21. 

8)  ebenda  No.  1214,  266. 


Lanraceae.  113 

Ueber  die  Production  von  Kampher  auf  Formosa  bringt 
F.  Roques^)  nach  eigener  Anschauung  Mittheilungen. 

Laurus  giganteus.  Der  Caparrapi-Balsam  führt  seinen  Namen, 
wie  T.  Bayon  ^)  mittheilt,  nach  der  Stadt  Gaparrapi  in  der  Provinz 
Gudinamarca  der  Vereinigten  Staaten  von  Golumbien;  wo  die  Stamm- 
pflanze, ein  prächtiger  Waldbaum,  einheimisch  ist.  Diese  Laurus- 
art  gedeiht  bis  zu  einer  Höhe  von  1300  Metern  über  dem  Meeres- 
spiegel und  in  einem  Klima,  dessen  mittlere  Temperatur  21°  G. 
beträgt.  Laurns  giganteus  ist  ein  immergrüner  Baum  mit  aroma- 
tischen Blättern.  Die  Binde,  welche  in  kleine  Stücke  zerblättert, 
ist  gleichfalls  aromatisch,  Kelch  und  Früchte  besitzen  Zimtgeruch. 
Die  Blätter  stehen  abwechselnd,  sie  sind  gestielt,  oval-,  oblong- 
und  lanzettförmig,  lederartig  glänzend,  auf  der  Unterseite  grün- 
weiss  mit  nur  einem  Mittelnerv.  Die  kleinen  regelmässigen  Blüten 
sind  in  rispenartigen,  dichotomen  Dolden  angeordnet.  Die  Frucht 
ist  eine  längsgestreifte  Beere,  an  der  Basis  Yon  dem  bleibenden 
Kelche  unterstützt,  wodurch  sie  der  Frucht  von  Quercus  Ballota 
ähnlich  sieht.  Der  Same  ist  ölig  und  besitzt  einen  brennenden, 
dem  Gapsicum  ähnlichen  Geschmack.  Zur  Gewinnung  des  Balsams 
macht  man  an  der  Sonnenseite  der  Bäume  in  die  Rinde  Ein- 
schnitte und  fängt  den  ausfliessenden  Saft  auf.  Der  Balsam  ist 
mehr  oder  weniger  dickflüssig,  von  aromatischem  Geruch  und  der 
Farbe  des  Tolubalsams.  Derselbe  wird  von  den  Eingeborenen 
gegen  chronische,  katarrhalische  Leiden  und  als  sehr  wirksames 
Mittel  gegen  Schlangenbiss  und  den  Biss  giftiger  Thiere  verwendet. 
Er  wird  gewöhnlich  äusserlich  applicirt,  indessen  auch  innerlich 
in  verschiedenen  Formen  von  V*— 2— 30  g  gegeben. 

Tetranthera  laurifolia  Jacq.  Die  Rinde  dieser  Pflanze 
findet  bei  den  Eingeborenen  im  westlichen  Theil  Ostindiens  ausser- 
ordentlich ausgedehnte  Verwendung  als  Heilmittel  bei  Diarrhoe 
und  Dysenterie;  sie  schmeckt  ganz  schwach  bitter,  ist  aber  beim 
Kauen  auffallend  schleimreich,  und  es  ist  wohl  dieser  reichliche 
Schleimgehalt,  der  sie  zu  einem  ganz  geeigneten  Heilmittel  bei 
den  Eingangs  genannten  Krankheiten  macht.  Die  Droge  bildet 
bis  20  cm  lange  Röhren  oder  Halbröhren ,  die  bis  4  cm  Durch- 
messer haben.  Die  meisten  Stücke,  wohl  von  Aesten  stammend, 
sind  3 — 4  mm  dick,  einige  wenige,  vielleicht  von  Stämmen  her- 
rührend, bis  1  cm  dick.  Von  aussen  ist  die  Rinde  hellgraubraun, 
sie  zeigt  nicht  eben  reichliche  Korkbildung.  Innen  ist  sie 
schwärzlich  und  längsstreifig.  Auf  dem  Querschnitt  bemerkt  man 
mit  der  Lupe  in  der  inneren  Hälfte  ungefähr  in  einen  Kreis  an- 
geordnete Partien,  der  nach  innen  daran  grenzende  Bast  ist  deut- 
lich radial  streifig.  Die  mikroskopische  Betrachtung  zarter  Quer- 
schnitte ergiebt  Folgendes:  Der  Kork  besteht  vorwiegend  aus 
ziemlich  hohen,  dünnwandigen  Zellen,  einzelne  Schichten  zeigen 
eine    starke    Verdickung    der    Innenwand.      Im    Parencbym    der 

1)  Jonrn.  de  Phanu.  et  de  Ghim.  XXVII,  694;  s.  auch  Pharm.  Ztg. 
1893,  564.  2)  Pharm.  Joum.  and  Trans.  1893,  No.  1200,  1045. 

Fhanueentifeher  Jahresbericht  f.  1893.  8 


114  Liliaoeae. 

Mittelrinde  (auch  im  Bast)  ist  der  grösste  Theil  der  Zellen  in 
Schleimzellen  umeewandelt.  Jede  Zelle  enthält  einen  grossen 
Schleimklumpen,  aer  unter  geeigneter  Behandlung  schöne  concen- 
trische  Schichtung  erkennen  lässt  und  häufig  einen  Protoplasma- 
klumpen umschliesst.  Daneben  lassen  sich  reichliche  Oxalatnadeln 
erkennen,  welche  häufig  in  der  Schleimzelle  liegen.  Die  Schleim- 
zellen bilden  das  charakteristische  Merkmal  der  Rinde.  Zur 
Prüfung,  ob  äth.  Oel  vorhanden  sei,  wurden  80  g  der  Rinde  ge- 
pulvert, mit  Aether  extrahirt,  und  der  Auszugrückstand  mit 
Wasser  destillirt.  Das  Destillat  lieferte  wenige  Tropfen  eines 
farblosen,  auffallend  nach  Patchouli  duftenden  ätherischen  Oeles  ^). 

Liliaoeae. 

lieber  die  officindlen  Pflanzen  Brasiliens  qms  der  Familie  der 
Lüiaceen  berichtete  Th.  Peckolt').  Die  in  Brasilien  allgemein 
cultivirten  und  beliebten  Alliumarten  sind  Allium  Porrum, 
A.  ascalonicum  und  A.  cepa,  während  A.  sativum,  der 
Knoblauch  und  A.  scorodoprasum,  der  Mohrenknoblauch 
wenig  beliebt  sind.  Die  Zwiebelcultur  Brasiliens  deckt  indessen 
den  Bedarf  nicht  und  Millionen  Zwiebeln  werden  jährlich  aus 
Portugal  importirt.  In  den  deutschen  Golonien  wird  auch  der 
Schnittlauch,  A.  schoenoprasum,  cultivirt.  Zwiebelsirup  ist 
auch  in  Brasilien  als  Hustenmittel  beliebt,  doch  bereitet  man  ihn 
aus  Schalotten.  —  Als  Mittel  gegen  Oxyuris  ist  die  dem  Knob- 
lauch im  Gerüche  ähnliche,  aber  weit  schwächer  riechende 
Zwiebel  einer  brasilianischen  Liliacee,  Nothoscordum  euos- 
mum  Kth.,  die  auch  von  den  Indianern  genossen  wird,  gebräuch- 
lich. Die  Pflanze  hat  lineale,  flache,  geruchlose  Grundblätter 
und  zu  einer  Scheindolde  vereinigte,  wohlriechende  kleine  Blumen ; 
die  Frucht  ist  eine  dreiklappige  Gapsei  und  die  Zwiebel  von  der 
Grösse  einer  Vogelkirsche.  Eine  cultivirte  Liliacee  ist  übrigens 
auch  von  den  Inseln  des  indischen  Archipels  nach  Brasilien  ge- 
langt, nämlich  Cordyline  terminalis  Endl.  (Dracaena  termi- 
nalis  Endl.),  in  den  westlichen  Binnenstaaten  verwildert,  doch  wird 
die  Wurzel,  die  in  China  und  auf  den  Sandwichsinseln  geröstet 
ein  beliebtes  Nahrungsmittel  ist,  in  Brasilien  nicht  als  Speise  be- 
nutzt, und  die  Pflanze  hat  nur  als  Heckenpflanze  Bedeutung.  — 
Aloe  barbadensis  Miller  ist  wahrscheinlich  schon  Ende  des  16. 
Jahrhunderts  nach  Brasilien  gekommen.  Dass  man  daraus  in 
Brasilien  keine  Aloe  gewinnt,  ist  bekannt  genug;  dass  man  diese 
aus  dem  Safte  mit  Vortheil  gewinnen  könnte,  ist  unbestreitbar, 
doch  lieferten  aus  10  kg  frischer  Blätter  erhaltene  5556  g  Saft 
nur  55  g  Extract.  Die  Pflanze  bleibt  in  Brasilien  stets  klein. 
Die  gespaltenen  Blätter  werden  als  erweichendes  Mittel,  das 
Decoct  derselben  als  erweichendes  und  kühlendes  Getränk  vom 
Volke  benutzt.  Die  häufigste  Anwendung  findet  jedoch  ein  Macerat 
derselben  mit  Wasser  und  Zuckerbranntwein  als  Haarwasser  und 


1)  Cbem.  Ztg.  1893,  500.  2)  Pharm.  Rundsch.  Newyork  1893,  80. 


Liliaceae.  116 

ein  mit  Oliven-,  Sesam-  oder  Mandelöl  gemachtes  Oleum  coctum^ 
mit  ätherischen  Oelen  parfümirt,  alsHaaröl.  RuscusacnleatnsL., 
ein  bei  den  Portugiesen  sehr  beliebtes  Arzneimittel,  das  den  Namen 
Gilbarreira  oder  Gilbardeira  führt,  dessen  Wurzel  ein  Bestandtibeil 
der  gegen  Leberleiden  und  Hambeschwerden  benutzten  Badices 
quinque  aperientes  ist,  kommt  in  Brasilien  gut  fort  und  ist  auf 
dem  Orgelgebirge  verwildert.  —  Ein  energisches  Diureticum,  das 
von  den  Aer^ten  bei  Leberkrankheiten  viel  verordnet  wird,  bilden 
auch  die  Früchte  der  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  eingeführten, 
in  Brasilien  vielfach  für  einheimisch  gehaltenen  Gespinnstpflanze 
von  Guinea,  Sanseviera  thyrsiflora  Thnbg.  (S.  guineensis 
W.  Aletris  guineensis  Jacq.). 

Von  Smilax arten  bespricht  I^eckolt  Smilax  syphilitica  H. 
B.  Eth.,  Sm.  papyracea  Poir.,  S.  officinalis  Kth.,  S.  japecanga 
Griseb.,  S.  procera  Griseb.,  S.  nitida  Griseb.,  S.  syringoides  Griseb., 
S.  oblongifolia  Pohl«,  S.  brasiliensis  Spr.  und  S.  phylloloba  Mart. 
Nach  Art  der  Sarsaparille  finden  auch  ausserdem  der  Wurzelstock 
die  zähen,  holzigen  Ausläufer  und  die  jungen  Triebe  von  Herreria 
salsaparilha  Mart.  in  concentrirtem  Decocte  gegen  ekzematöse 
Hautansschläge  Anwendung.  Diese  Liliacee  wächst  auf  feuchtem 
Terrain  der  Staaten  Rio  Janeiro,  Bahia,  Espirito  Santo  und  Minas 
und  fuhrt  den  Namen  wilde  Sarsaparille.  Es  ist  ein  Schlingstrauch 
mit  länglich  knolligem,  holzigem  Wurzelstocke  und  gebogenen 
stacheligen  Stengeln  und  blattwinkelständigen  Trauben  weisser, 
kleiner  Blüthen.  Die  sog.  echte  Sarsaparille  der  Brasilianer,  auch 
Para-Sarsaparille  genannt,  weil  sie  am  meisten  von  Para  exportirt 
wird,  stammt  von  Smilax  syphilitica  aequatorialis  Griseb., 
die  sich  auf  trocknem  Terrain  in  den  Staaten  Para  und  Amazonas 
findet,  ist  aber  in  der  Regel  mit  den  Wurzeln  der  in  den  Wäldern 
der  genannten  Staaten  noch  häufigeren,  vorwaltend  aber  auf 
feuchtem  Terrain  vorkommenden  Smilax  papyracea,  die  von 
den  Portugiesen  zuerst  als  Lissabonsarsaparille  in  den  Handel 
gebracht  wurde,  vermischt.  Die  erstgenannte  Pflanze  ist  ein 
Schlingstrauch  mit  länglich  lanzettlichen,  lang  zugespitzten,  am 
Grunde  stumpfen  Blättern,  achselständigen  Dolden  und  runden, 
schwarzen  Beeren,  von  6 — 9  mm  Durchmesser.  Bei  S.  papyracea 
sind  die  Blätter  länglich  eirund  und  das  Rhizom  ist  viel  kleiner. 
—  Im  Staate  Minas  wird  die  Wurzel  von  Smilax  officinalis 
als  Sarsaparille  gesammelt.  Dieser  kriechende,  wenig  kletternde, 
sparsam  dornige  Schlingstrauch  hat  lederartige,  länglich  eiförmige 
oder  länglich  lanzettlicbe,  zugespitzte,  am  Grunde  tief  herzförmige 
Blätter  und  rothe  Beeren.  —  In  allen  tropischen  Staaten  ersetzt 
die  Japicanga  die  theure  Sarsaparille.  Smilax  Japecanga 
Griseb.  ist  ein  grosser,  domiger  Schlingstrauch  mit  länglichen, 
ziemlich  spitzen,  am  Grunde  eiförmig  runden  Blättern  mit  end- 
ständigen, gelben  Blüthen  und  pfefferkomgrossen,  rothen  Beeren. 
Das  holzige  knollige  Rhizom  hat  1 — 2  m  lange,  gänsekiel-  bis 
kinderfingerdicke,  frisch  bitter  schleimig,  getrocknet  schwach  bitter 
kratzend  schmeckende,   fleischige,  röthliche   Wurzeln,    die   zum 

8* 


116  Liliaceae. 

Trocknen  in  der  Mitte  oder  in  vier  Theile  gespalten  werden.  Die 
Droge  soll  energischer  ham-  und  schweisstreibend  wirken  und 
dient  bei  Syphilis  und  Hautkrankheiten  in  Form  einer  Abkochung 
der  vorher  12  Stunden  in  Wasser  macerirten  Droge,  von  dem 
tagsüber  mehrere  Tassen  lauwarm  getrunken  werden.  Of&cinell 
sind  auch  eine  daraus  bereitete  Tinctur  (zu  8,0  pro  dosi),  wässrige 
und  spirituöse  Extracte,  Sirup  u.  s.  w.  Sehr  beliebt  ist  der  durch 
Eindampfen  von  Zucker  mit  einem  concentrirten  Decoct  bereitete 
Japicangazucker.  Nach  Flückiger's  Methode  auf  Parillin  unter- 
sucht, ergab  die  Wurzel  0,206  Parillin,  mehr  als  die  Sarsaparille 
enthält.  —  Als  kleiner  Japicanga  wird  in  den  Staaten  San  Paulo 
und  Parana  die  inMinas  als  PräriesarsapariUe  bezeichnete  Smilax 
brasiliensis  Sprengel  (mit  rothbraunem  Wurzelstock  und  dunkel- 
braunen, fadenförmigen  Wurzelfasern)  nach  Art  der  Sarsaparille 
benutzt.  —  Röthlichbraune  Wurzeln  haben  auch  Smilax  procera 
Griseb.  (mit  violetten  Blüthen  und  röthlichen  Beeren)  und  Sm. 
nitida  Griseb.  (mit  gelben  Früchten).  —  Von  den  übrigen  Smilax- 
arten  scheint  S.  syringoides  Griseb.  sich  dadurch  zu  unterscheiden,  dass 
sie  nur  einen  amorphen  Bittersto£F  enthält,  dem  die  Pflanze  wahr- 
scheinlich ihre  angeblich  erfolgreiche  Anwendung  bei  Wechselfiebern 
verdankt  Sie  wächst  in  Bio  Janeiro  und  den  südlichen  Provinzen. 
Der  mit  paarigen  Stacheln  besetzte  grosse  Schlingstrauch  hat  herz- 
förmige, zugespitzte  Blätter,  achselständige  Blüthen  und  hellgelbe 
Beeren.  Der  grosse  knollige  Wurzelstock  hat  hellbraune,  ring- 
förmig geriefte  Wurzelausläufer  von  2 — 4  cm  Durchmesser;  die 
fleischige  Rindensubstanz  ist  gelblich  weiss,  stark  bitter,  der 
Holzkörper  äusserst  bitter.  —  Stark  bitter  ist  auch  das  Mark  des 
Rhizoms  von  S.  oblongifolia  Pohl,  einem  Schlingstrauche  auf 
dem  Gamposgebiete  des  Staates  Minas.  Das  Mark  dient  als  Ab- 
führmittel, während  die  dünnen  Wurzeln  nach  Art  der  Sarsaparille 
benutzt  werden. 

Älo'i.  G.  P.  Rodionow»)  berichtet  über  den  therapeutischen 
Gebrauch  von  Aloe  pictum.  Der  beim  Verletzen  der  Blätter  heraus- 
tretende schwach  grüne  wässerige  Saft  hat  einen  süsslich-bitteren 
Geschmack,  auf  der  Zunge  ruft  er  nur  ein  sehr  schwaches  Brennen 
hervor,  er  löst  sich  in  Wasser  nicht  auf.  Dieser  Saft  soll  sich 
bei  Tuberkulose  wirksam  erweisen.  Zur  Herstellung  des  Mittels 
wird  folgendermaassen  verfahren:  Ein  irdener  Topf  wird  bis  zur 
Hälfte  mit  den  klein  zerschnittenen  Blättern  beschickt,  darauf 
mit  Lindenhonig  gefüllt  und  auf  2 — 3  Stunden  in  den  Ofen  ge- 
geben. Der  resultirende  dicke  Sirup  wird  darauf  von  den  Blatt- 
resten in  ein  passendes  Gefäss  abgegossen.  Der  Sirup  wird 
3—6  mal  täglich  zu  einem  Theelöffel  voll  nüchtern  oder  vor  dem 
Essen  genommen.  In  Russland  nehmen  die  Kranken  5—8  Tropfen 
des  frisch  gepressten  Saftes  3—4  mal  täglich  mit  Wasser  nüchtern. 
—  Dem  Verf.  sind  mehrere  Fälle  von  günstiger  Beeinflussung  der 
Lungentuberkulose  durch  Aloe  pictum  bekannt. 

1)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rassl.  1893,  53S. 


Liliaceae.  117 

Sanseviera  gpec,  eine  neue  Faserpflanze,  wird  seit  einiger 
Zeit  aus  Afrika  von  der  Firma  Thomas  Christy  u.  Co.  in 
London  importirt.  Die  Droge  besteht  aus  2 — 3  m  langen,  nahezu 
cylindrischen  Körpern,  die  sich  bei  näherer  Untersuchung  als 
Blätter  herausstellen,  welche  höchstwahrscheinlich  von  Sanseviera 
cylindrica  oder  einer  sehr  nahe  verwandten  Art  abstammen.  Als 
besonders  charakteristisch  für  die  Gattung  Sanseviera  gelten  die 
netzförmigen  Verdickungen  der  Zellen  des  Grundgewebes.  Die 
Radial  wände  der  Epidermis  sind  sehr  zart;  auch  unterhalb  der 
Cuticula  sind  Galciumoxalatkrystalle  vorhanden.  Die  Spaltöffnungen 
sind  eingesenkt ;  in  jeder  Schliesszelle  fand  sich  ein  Tropfen  öliger 
Substanz.  Im  ganzen  Blatte  finden  sich  isolirte  Bastbündel,  die 
einzelnen  Bastzellen  besitzen  zarte  Querwände.  Die  Oberfläche 
der  Droge  ist  durch  Panachirung  abwechselnd  heller  und  dunkeler 
gefärbt  Die  einzelnen  Bastzellen  sind  langgestreckt,  zugespitzt, 
von  2 — 4,5  mm  Länge;  sie  sind  schwach  verholzt,  am  meisten  die 
Mittellamelle  M. 

Smilax.  lieber  eine  verfälschte  Sarsaparille^  von  welcher  über 
Newyork  eine  Partie  in  England  eingeführt  ist,  berichtet  H.  C. 
Greenish*).  Die  Droge,  das  Rhizom  eines  Farns,  besteht  aus 
durchschnittlich  3  Fuss  langen,  sehr  dunkelbraunen,  meist  glatten 
Stücken,  deren  Rindenpartie  leicht  ablösbar  ist,  während  der 
Centralkem  leicht  in  dünne  Platten  zerfällt.  Hier  und  da  sind 
Wurzelfasem  und  die  Reste  von  oberirdischen  Stämmen  zu  er- 
kennen. Bei  massiger  Vergrösserung  zeigt  der  Querschnitt  nach 
Aussen  eine  braune  Schicht,  die  aus  mehreren  Reihen  brauner 
oder  gelber,  leicht  verdickter  Parenchymzellen  besteht,  die  ein 
stärkemehlreiches  Grundgewebe  einschliessen.  Neben  zwei  grossen, 
von  einer  Endodermis  umschlossenen  Gefässbündeln  finden  sich 
in  einem  der  Peripherie  näherliegenden  Kreise  eine  wechselnde 
Zahl  kleiner.  Jedes  Bündel  besteht  hauptsächlich  aus  einer 
inneren  Masse  von  Gelassen  und  Holzparenchym.  Das  von  einem 
schmalen  Bastringe  umschlossene  Xylem  enthält  Siebröhren  und 
eambiforme  Zellen,  darauf  folgt  eine  Reihe  von  Parenchymzellen 
mit  Amylum,  hierauf  die  Endodermis.  Die  Gefässe  sind  leiter- 
förmig,  die  Siebröhren  scharf  zugespitzt.  Vielleicht  handelt  es 
sich  um  eine  Pterisart;  das  früher  im  europäischen  Handel  vor- 
kommende Rhizom  von  Polypodium  Calagnida  ist  es  nicht. 
Debrigens  wird  in  Südamerika  eine  Menge  von  Rhizomen  aus 
der  Abtheilung  der  Farne  nach  Art  der  Sarsaparille  benutzt. 

ürginea  Scilla  (SciUa  maritima)  wird,  wie  Carl  Bauer  >)  mit- 
theilt, häufig  mitEucomis  punctata  Aiton  verwechselt.  Die 
Verwechslung  der  Droge  mit  Zwiebeln  mehrerer  Ornithogalum- 
Arten  ist  bekannt  Erst  in  letzter  Zeit  sind  Verwechselungen 
mit  Zwiebeln  von  Eucomis  punctata,  einer  im  Kapland  einheimi- 


1)  Chera.  Ztg.  1893,  No.  93.  2)  Pharm.  Joarn.  Transao.  1893,  428  ; 

dnrch    Pharm.  Ztg.   1894,   44.  8)   Zeitaebr.  d.  altg.   österr.   Apoth. 

Vereins  1898,  183. 


118  Lobeliacae. 

sehen  Liliacee  yorgekommen.  Habituell  sehen  sich  Scilla  maritima 
and  Eucomis  punctata  nicht  unähnlich.  Zur  Blüthezeit  aber  bildet 
bei  der  letzteren  der  über  der  Bliithentraube  stehende,  aus  lanzett- 
lichen Stützblättem  gebildete  Schopf  ein  auffallendes  Unter- 
scheidungsmerkmal. 

Lobeliacae. 

Isotama  longifiora  stammt  ursprünglich  aus  Westindien  (Guba), 
ist  aber  jetzt  auf  Java  sehr  verbreitet  Die  Pflanze  enthält  aussei 
dem  von  M.  Greshoff  isolirten  Alkaloid  Jsotomin,  welches  eine 
fixe  Basis  darstellt,  noch  Spuren  einer  flüchtigen  Base.  Sie  gilt 
in  Guba  für  sehr  giftig,  wird  dort  auch  als  blasenziehendes  Mittel 
und  in  kleinen  Mengen  als  Drasticum  und  bei  veralteter  Syphilis 
benutzt  Sie  führt  bei  den  Spaniern  den  Namen  Rebenta  caballos, 
weil  Pferde,  die  sie  fressen,  daran  häufig  zu  Grunde  gehen.  Sie 
ist  ein  5—6  dm  hohes  Kraut,  der  Stengel  und  die  sitzenden  Blätter 
sind  behaart:  die  abwechselnd  gestellten  Blätter  sind  linienformig, 
etwa  1  dm  lang,  grob  gezähnt,  zwischen  den  Zähnen  finden  sidi 
schwache  Zähne  und  Pünctchen.  In  den  Blattachseln  stehen 
einzeln  die  kurzgestielten  Blumen  mit  weisser,  1  dm  langer,  röhren- 
förmiger Blumenkrone,  die  in  5  kurze,  gleiche  Lappen  endigt; 
die  Staubblätter  sind  bis  oben  mit  der  Kronenröhre  verwachsen 
und  tragen  5  ebenfalls  verwachsene,  sämmtlich  am  Gipfel  mit 
pinselförmigen  Haaren  besetzte  Staubbeutel,  von  denen  3  länger 
als  die  beiden  anderen  sind.  Die  mit  dem  Ovarium  verwachsene 
Kelchröhre  ist  glockenförmig,  fünfeckig,  mit  5  linienfÖrmigen,  an 
den  Rändern  mit  schwachen  Stacheln  besetzten  Lappen.  Das 
zweifächrige  Ovarium  enthält  in  jedem  Fache  zahlreiche,  an  der 
fleischigen,  centralen  Placenta  sitzende  Eichen;  der  lange  Griffel 
endigt  in  einen  abgestutzten,  zweifächrigen  Stempel,  der  kaum 
über  die  durch  die  Verwachsung  der  Staubbeutel  gebildete  Röhre 
hinausragt  Die  Frucht  ist  eine  durch  Krümmung  des  kurzen 
Stiels  nach  unten  gekehrte,  abgestutzt  eiförmige  Kapsel,  die 
grösstentheils  in  dem  bleibenden  Kelch  steckt  und  oben  mit  zwei 
Klappen  fachspaltig  aufspringt.  Das  Phloem  aller  Theile  der 
Pflsmze  enthält  weissen  Milchsaft  Das  Isotomin  sah  wie  ein 
zähes,  schwach  roth  gefärbtes  Harz  aus;  bei  Erwärmung  von  0,4g 
mit  ein  wenig  Wasser  auf  dem  Wasserbade  wurde  die  Masse 
weicher,  verbreitete  einen  durchdringenden,  einigermaassen  an 
Orangenblüthe  erinnernden  Duft,  wurde  jedoch  nicht  gelöst. 
Durch  Beifügung  einiger  Tropfen  verdünnter  Salzsäure  erhielt 
P.  C.  Plugge^)  eine  gelb  gefärbte,  schwach  sauer  reagirende 
Lösung,  die  durch  Verdünnung  mit  Wasser  auf  ein  bestimmtes 
Volum  gebracht  wurde.  Die  mit  dieser  Lösung  angestellten  Thier- 
versuche  oharakterisirten  das  Isotomin  als  ein  Gehirn  und  ver- 
längertes Mark  schnell,  das  Rückenmark  langsamer  lähmendes 
Gift.    Es  ist  ein  Herzgift,  welches  das  Herz  in  Diastole  stillstehen 

1)  Arch.  f.  ezp.  Pathol.  a.  Pharmak.  1898,  266. 


Loganiaceae.  119 

macht.     Es   stimmt  in   vielen  Puncten   mit   dem   Lobelin,    dem 
Alkaloid  Ton  Lobelia  inflata  L.  überein  und  kann  letzteres  ersetzen. 


Strychnoa.  Beiträge  znr  Kenntniss  einiger  Strychnoedrogen 
lieferte  C.  Hartwich  ^). 

A.  Rinden.  Im  Jahre  1892  (s.  Jahresber.  1892,  543) 
theilte  Beckurts  die  Untersuchung  einer  von  Strychnos  nux  Tomica 
abgeleiteten  Rinde  mit,  in  der  sich  neben  Brucin  nur  geringe 
Spuren  von  Strychnin  finden.  Dieser  auflhllende  Befund  wie  das 
Aassehen  der  fraglichen  Rinde  veranlassten  Hartwich  auf  den 
Bau  der  Strychnosrinden  näher  einzugehen ;  der  Vieles  aufklärenden 
Arbeit  sei  das  Folgende  im  Auszuge  entnommen.  Eine  unzweifel- 
haft echte  Rinde  von  Strychnos  nux  vomica  liess  folgende 
Entwicklung  erkennen:  Das  jüngste  Intemodium  eines  blühenden 
Zweiges  zeigte  eine  Epidermis  mit  sehr  stark  verdickter  Aussen- 
wand  und  darüber  gelagerter  dünner  Guticula.  Die  mittleren 
Partien  der  aus  etwas  tangential  gestrecktem  Parenchym  be- 
stehenden Mittelrinde  zeigen  deutlich  collenchjmatische  Ver- 
dickung. Der  Bast,  der  aus  5  Zelllagen  besteht,  ist  von  diesen 
Partien  durch  eine  gewöhnlich  einfache  Lage  stark  verdickter, 
unverholzter  Bastfasern  getrennt.  Zwischen  Bastfasern  und  Holz 
bildet  sich  sehr  bald  ein  1 — 2  Reihen  starker  Ring  aus  Stein- 
zellen, welche  stark  verdickt,  mit  verzweigten  Tüpfeln  versehen 
und  sehr  schön  geschichtet  sind.  Dieses  frühzeitige  Auftreten  des 
Steinzellenringes  ist  für  Strychnos  sehr  charakteristisch.  Auf  der 
Aussenseite  des  Ringes  liegen  dann  die  primären  Fasern,  welche 
mit  der  Zeit  immer  mehr  zusammengepresst  werden  und  schliess- 
lich überhaupt  nicht  mehr  aufzufinden  sind.  Oxalatkrystalle  treten 
frühzeitig  auf.  An  2 — 3  jährigen  Achsen  beginnt  die  Bildung  von 
Borke  mit  verdickten  Wänden  in  einer  tiefer  gelegenen  Zellschicht 
der  primären  Rinde;  die  für  die  Strychnosrinden  so  sehr  charak- 
teristischen Bastinseln  treten  im  dritten  Jahre  auf  und  kommen 
so  zu  Stande,  dass  das  Gambium  an  einer  bestimmten  Stelle  auf- 
hört Holz  zu  bilden,  wogegen  an  diesen  Stellen  die  Bildung  des 
Bastee  mit  besonderer  Energie  vor  sich  geht.  Auf  diese  Weise 
versinken  die  Bastinseln  immer  tiefer  ins  Holz,  da  letzteres  an 
den  übrigen  Stellen  des  Cambiums  in  normaler  Weise  gebildet 
wird.  An  beiden  Seiten  der  Insel  findet  eine  Unterbrechung  des 
Cambiums  statt,  so  entsteht  aber  auf  ihrer  Aussenseite  ein  neues 
Gambium  in  der  secundären  Rinde,  das  die  Lücke  schliesst.  Sieb- 
rohren zeigt  die  secundäre  Rinde  deutlich  in  dem  frühesten 
Stadium,  wo  die  Bildung  der  Bastinseln  noch  nicht  begonnen  hat; 
sobald  Bastinseln  gebildet  werden,  die  Thätigkeit  des  Cambiums 
im  übrigen  aber  ziemlich  träge  ist,  entstehen  Siebröhren  in  den 
Inseln,  während  die  vorher  gebildeten  obliteriren.  Bei  älteren» 
einen   ansehnlichen  Bast  bildenden  Rinden  kann  man   im   Bast 


1)  Festschrift  der  60j&hrigen  StiftuDgsfeier  des  Schweiz.  Apoth.-Yereins. 


120  Loganiaceae. 

obliterirte  Partien  findes,  die  den  Charakter  zusammengepresster 
Siebröhren  (Hombastparenchjm)  zeigen.  Sehr  charakteristisch 
für  die  Strychnosrinden  sind  femer  die  Oxalatkrystalle,  welche 
mit  einer  Membran  umgeben  und  mittelst  derselben  an  der  Zell- 
wand befestigt  sind ;  in  vielen  Fällen  ist  der  ganze  Raum  zwischen 
Zellwand  und  Krystall  mit  dieser  umschliessenden  Masse  aus* 
gefüllt  Häufig  sind  mehrere  Krystalle  in  einer  Zelle  vorhanden, 
oder  letztere  ist  mit  zahlreichen  kleinen  Erystallen  erfüllt.  Die 
Krystallmembranen  sind  stark  verholzt,  besonders  in  den  über- 
einanderstehenden  mit  Krvstallen  versehenen  Zellen,  bei  denen 
auch  die  trennenden  Membranen  verholzen.  Diese  Krystalle  mit 
ihren  Fasern  sowie  der  Steinzellenring  und  die  Bastinseln  bilden 
die  wichtigsten  Gharakteristica  aller  Strychnosrinden.  —  Die  von 
Beckurts  untersuchte  Rinde  zeigt  dagegen  einen  vom  obigen  so 
abweichenden  Bau,  dass  Hartwich  sie  überhaupt  nicht  für  eine 
Strychnosrinde,  vielleicht  nicht  einmal  für  eine  Loganiaceenrinde 
halten  kann.  Sie  besteht  aus  Röhren,  die  bis  lö  cm  lang  und 
2  cm  breit  sind.  Die  Dicke  der  Rinde  beträgt  2  mm.  Auf  der 
Aussenseite  ist  die  Rinde  mit  einem  ziemlich  dicken  Kork  von 
graubrauner  Farbe  bedeckt,  der  stellenweise  durch  deutliche 
Quer-  und  Längsrisse  ungefähr  in  Quadrate  abgetheilt  ist.  Wo 
der  Kork  abgefallen  ist,  kommt  die  schwarzbraune  Farbe  der 
Rinde  zum  Vorschein,  welche  Farbe  auch  die  deutlich  streifige 
Innenseite  zeigt-  Auf  dem  Querschnitt  erscheint  die  Rinde  mehr 
rothbraun.  Unter  der  Lupe  erkennt  man  in  der  gleichförmigen 
Grundmasse  weisse  Puncte.  Der  Bruch  ist  glatt ;  er  lässt  keinerlei 
Formen  erkennen.  Der  Geschmack  ist  intensiv  bitter.  Wie  man 
sieht,  ist  die  fragliche  Rinde  von  der  Strychnosrinde  besonders 
durch  die  viel  dunklere  Farbe  und  die  hellen  Puncte  auf  dem 
Querschnitte  deutlich  verschieden.  Die  Unterschiede  treten  bei 
der  mikroskopischen  Prüfung  noch  viel  deutlicher  hervor.  So 
bilden  u.  A.  die  Steinzellen  keinen  Ring;  Siebröhren  sind  im 
Baste  mit  Leichtigkeit  aufzufinden;  die  Oxalatkrystalle  der  Rinde 
sind  nicht  so  häufig,  wie  in  der  Strychnosrinde  und  nicht  in  eine 
Membran  eingeschlossen.  Ausserdem  zeigt  die  Rinde  Secret- 
schlauche,  die  bei  Strychnosrinden  nicht  vorkommen.  Als  Familien, 
zu  denen  die  Rinde  vielleicht  gehören  könnte,  wären  nach  An- 
sicht Hartwich's  die  Apocyneen  und  Asclepiadeen  zu  nennen. 
Das  Resultat  der  Beckurts'schen  Untersuchung  dieser  Rinde  ist 
sehr  interessant,  da  Strychnin  und  Brucin  bisher  ausschliesslich 
bei  der  Gattung  Strychnos  aufgefunden  worden  sind. 

Neuerdings  ist  nun  noch  eine  zweite  Rinde  hinzugekommen, 
in  der  von  Beckurts  ebenfalls  ein  Alkaloid  gefunden  wurde,  das 
die  Reactionen  des  Strychnins  gab.  Die  Rinde  war  1892  von 
Caesar  und  Loretz  als  Gortex  Strychnos  bezogen  worden  und 
stellte  sich  als  identisch  mit  einer  als  „Angusturarinde  von 
Guragao*^  bezeichneten  Rinde  heraus,  die  Hartwich  schon  1888 
(in  „Ghem.  Ztg.*^  p.  1277)  beschrieben  hatte.  Diese  dritte  Rinde 
ist  auf  der  Aussenseite  gelblich  oder  grünlich-grau  bis  grau-braun. 


Loganiaceae.  121 

ziemlich  glatt,  oft  mit  einem  deutlichen  Flechtenanflug,  an  zahl- 
reichen Stellen  mit  flach  muschelförmigen  Borkeschuppennarben 
Tersehen.  Die  Innenseite  ist  gelblich  bis  hellrothbraun.  Der 
Bruch  ist  glatt,  ohne  Fasern,  der  Oeschmack  intensiv  bitter.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  die  Berechtigung,  auch  diese 
Rinde,  welche  auf  den  ersten  Blick  der  Angosturarinde  sehr  ähn- 
lich sieht,  den  Apocyneen  zuzuzählen.  Wegen  des  Vorkommens 
von  Strychnin  in  dieser  Rinde  mahnt  Hartwich  zur  äussersten 
Vorsicht  beim  Ankaufe  der  Angosturarinde.  Die  Fabrikanten  von 
Angosturabittem  sollten  sich  lieber  einem  anderen  Bitterstoffe 
zuwenden. 

B.  Samen.  Die  Samen  von  Strychnos  spinosa  Lam., 
aus  Westafrika  und  Madagaskar  stammend,  sind  nach  Unter- 
suchungen von  Meyer  vollständig  ungiftig.  Sie  zeigen  äusser- 
lich  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Samen  von  Str.  nux  vomica;  sie 
sind  scheibenförmig,  aber  in  der  Regel  nicht  kreisrund,  doch 
kommen  auch  fast  kreisrunde  Samen  vor.  Am  Rande  sind  sie 
deutlich  zngeschärft,  auf  der  einen  Seite  etwas  gewölbt.  Die 
wulstartige  Auftreibung,  die  bei  Str.  nux  vom.  Hilum  und  Micro- 
pyle  verbindet,  fehlt.  Die  Samen  sind  von  matt  gelblich  grau- 
brauner Farbe  und  nicht  behaart.  Bei  Str.  nux  vom.  besteht  die 
Samenschale  aus  einer  dünnen  Lage  zusammengepresster  Zellen 
(sog.  Nährschicht)  und  der  Epidermis,  deren  Zellen  nach  oben 
zu  Haaren  auslaufen.  Zuweilen  findet  man  den  Samen  stellen- 
weise noch  mit  einem  Häutchen,  den  innersten  Schichten  des 
Pericarps  angehörig,  bedeckt.  Die  Samenschale  von  Strychn.  spin. 
Lam.  zeigte  dagegen  über  der  Nährschicht  zwei  Schichten,  von 
denen  die  untere  die  haarlose  Epidermis  bildet,  die  obere  aus 
Zellen  von  unregelmässiger  Gestalt  besteht,  welche  dem  Pericarp 
angehören  und  dem  Häutchen  mancher  Samen  von  Str.  n.  vom. 
entsprechen.  Es  nimmt  also  hier  das  Pericarp  am  Aufbau  der 
Samenschale  Theil,  deren  äussere,  haarlose  Schicht  verstärkend. 
—  Die  Samen  von  Strychnos  spinosa  Harvey  (Bremia),  aus  Natal 
stammend,  zeigen  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Ignatiusbohnen, 
da  sie  wie  diese  unregelmässig  kantig  sind,  auch  mit  der  Schale, 
wie  diese 'fest  am  Fruchtfleische  haften,  während  das  Endosperm 
mit  dem  Embryo  lose  in  der  Mitte  liegt.  Sie  schmecken  nur 
ganz  schwach  bitter,  scheinen  also  nur  wenig  Alkaloid  zu  ent- 
halten. Der  Bau  der  Samenschale  ist  dem  von  anderen  Strychnos- 
arten  sehr  ähnlich;  die  Epidermiszellen  sind  aber  im  Querschnitt 
von  regelmässig  polyedrischer  Gestalt.  Das  obere  Viertel  der 
Zellen  ist  etwas  verschmälert  und  zeigt  Leisten,  die  in  der  Regel 
nicht  anastomosiren.  Jedenfalls  entspricht  dieser  obere  Theil  den 
Haaren  der  anderen  Arten,  oder  richtiger  gesagt,  die  Zellen  sind 
nach  oben  zu  ganz  kurzen  Haaren  ausgewachsen,  die  mit  den 
innersten  Schichten  des  Pericarps  eng  verbunden  sind.  —  Schliess- 
lich erwähnt  Hartwich  noch  der  Verbindungen  des  Plasmas  be- 
nachbarter Zellen,  für  welche  das  Endosperm  von  Str.  n.  vom. 
bekanntlich  ein  besonders  günstiges  Object  ist.    Die  Tangential- 


122  Loganiaceae. 

scbDÜte  ans  tieferen  Partien  der  trockenen  Samen  kamen  behnfs 
Sichtbarmachung  der  Yerbindungsfäden  wenige  Minuten  in  Schwefel- 
säure (2  +  l)f  wurden  dann  sorgfaltig  ausgewaschen  und  in  eine 
Lösung  Yon  Hofmann's  Blau  in  50  <>/oig.  Alkohol  mit  wenigen  Tropfen 
Essigsäure  gebracht,  nach  etwa  10  Minuten  entfernt  und  in  Wasser 
untersucht  Es  liessen  sich  dann  bei  allen  untersuchten  Arten  die 
zarten  Plasmafaden^  tief  blau  gefiLrbt,  erkennen;  in  vielen  Fällen 
durchsetzten  sie  gleichmässig  die  ganze  Wand,  in  anderen  fanden 
sie  sich  nur  zwischen  den  Tüpfeln  benachbarter  Zellen. 

Ueber  die  Werthbestitnmung  einiger  Droaen  und  galenischer 
Präparate  macht  G.  C.  Keller  in  der  Festscnrift  der  öO jährigen 
Stiftungsfeier  des  Schweiz.  Apotheker-Vereins^)  bemerkenswerthe 
Mittheilungen,  denen  in  aller  Kürze  das  Folgende  entnommen  ist. 
a.  Bestimmung  des  Alkaloidgehalts  der  Strychnos- 
samen.  15  g  des  gut  getrockneten  Pulvers  werden  in  einem 
12  cm  langen,  2d  mm  weiten  Glasrohre,  welches  in  ein  7  mm 
weites,  an  der  Spitze  schräg  abgeschnittenes  Ausflussrohr  von 
5 — 6  cm  Länge  endet  und  oben  abgeschliffen  ist  (zum  Zwecke 
der  Bedeckung  mit  einer  Glasplatte],  in  der  Weise  mit  Aether 
erschöpft,  dass  auf  einen  kleinen,  in  der  Ansatzstelle  des  engeren 
Rohres  befindlichen  Wattepfropf  das  Drogenpulver  gegeben,  durch 
Anstossen  gleichmässig  eingedrückt  und  darauf  der  Aether  ge- 
gossen wird.  Man  lässt  nach  einmaligem  Ansaugen  des  Aethers 
von  letzterem  soviel  durchfliessen  (ca.  100  cc),  dass  eine  Probe 
der  ablaufenden  Flüssigkeit  auf  einem  Uhrglase  verdunstet,  keinen 
Rückstand  mehr  giebt.  Durch  diese  Aetherextraction  wird  das 
Fett  beseitigt;  mit  diesem  geht  aber  eine  gewisse  Menge  der 
Alkaloide  in  Lösung,  aus  der  sie  in  der  Weise  gewonnen  werden, 
dass  man  zu  der  Aetherlösung  5  cc  Vio -Normalsalzsäure  und 
10  cc  Wasser  giebt,  nach  Trennung  der  Flüssigkeiten  den  Aether 
möglichst  abgiesst  und  die  völlise  Abscheidung  durch  einen  kleinen 
Scheidetrichter  bewirkt.  Flasche  und  Trichter  spült  man  mit  so- 
viel Wasser  nach,  dass  man  schliesslich  25  cc  wässeriger  Lösung 
hat.  Diese  Lösung  bnngt  man  nun  in  ein  Glas  von  250  g  Inhalt, 
in  welches  man  schon  vorher  die  ganze  im  Extractionsrohre  be- 
findliche Masse  mit  einer  auf  100  g  ergänzten  Menge  Aether, 
50  g  Chloroform  und  10  cc  lOo/oiger  Ammoniakflüssigkeit  ge- 
geben und  eine  halbe  Stunde  geschüttelt  hatte,  und  schüttelt  das 
uanze  nochmals  kräftig  um.  Nach  erfolgter  Trennung  giesst  man 
100  g  der  Lösung  ab,  filtrirt  durch  ein  kleines  mit  Cnloroform- 
äther  befeuchtetes  Filter  in  ein  tarirtes  Erlenmeyerkölbchen  und 
destillirt  Chloroform  und  Aether  ab.  Die  Alkaloide  hinterbleiben 
als  farbloser  Firniss,  welcher  von  dem  hartnäckig  anhängenden 
Chloroform  befreit  wird,  indem  man  ihn  zwei-  bis  dreimal  mit 
absolutem  Alkohol  übergiesst,  den  man  im  Wasserbade  wegkochen 
lässt,  wonach  die  Alkaloide  krystallinisch  werden  und  bei  95—100^ 


1)  Durch  Apoth.  Ztg.  1898,  642,  s.  auch  Cinchonarinde  und  Ipecacaanha 
(Rubiaoeae). 


Loganiaceae.  12& 

bis  zum  constanten  Gewichte  getrocknet  werden  können.  Der 
Alkaloidgehalt  von  yier  yerschiedenen  Strychnossamenpulyern  dea 
Handels  wurde  wie  folgt  ermittelt: 

1.  Sem.  Strychni  pnlv.  cum  Epid.  von  Gehe  &  Co.  ss  2,64  o/o^ 

2.  de.  von  Cäsar  &  Loretz  «>  2,685  % 

3.  Sem.  Strychni  pnlv.  sine  Epid.  von  Gehe  &  Co.  =  2,855  <Vo^ 

4.  do.  von  Cäsar  &  Loretz  =  2,78  «/o. 

Znr  Titration  verwendet  Keller  Jodeosin  als  Indicator^ 
welches  sich  speciell  zur  Titration  des  Strychnins  und  Brucins 
eignet,  während  bei  Chinaalkaloiden,  Emetin,  Atropin  und  anderen 
Haemotoxylin  ebenso  günstige  Resultate  liefert.  Das  eingeschlagene 
Verfahren  ist  folgendes: 

Die  gewogenen  Alkaloide  werden  in  einem  Erlenm^er'schen 
Kolbchen  in  wenig  (ca.  5  cc)  Chloroform  unter  gelindem  Erwärmen 
gelöst,  dann  etwa  40  cc  Aether,  10  cc  Wasser  und  ein  Tropfen 
einer  alkoholischen  Jodeosinlösung  (1 :  100)  zugesetzt  und  nun 
etwa  10  cc  Vio~^o™^l^^^^i^®  zufliessen  gelassen.  Das  Kolbchen 
wird  mit  einem  gut  schliessenden  Korke  versehen  und  kräftig 
nmgeschfittelty  dann  wird  mit  ^lo-Normalammoniak  zurücktitrirt^ 
bis  eine  bleibende  Bothfärbung  der  wässrigen  Flüssigkeit  ein» 
tritt,  wobei  nach  jedem  Zusatz  von  Ammoniak  das  Kolbchen 
wieder  verschlossen  und  gut  umgeschüttelt  wird.  Da  nach 
Beckurts  in  den  Strychnossamen  ungefähr  gleiche  Theile  Strychnin 
und  Bmcin  enthalten  sind,  entspricht  1  cc  Vio-Normalsalzsäure 
0,0364  g  Alkaloid.  Die  bezüglichen  Versuche  ergaben,  dass  die 
Wägnng  fiir  pharmaceutische  Zwecke  vollkommen  ausreicht.  Er- 
hebliche Differenzen  zwischen  Wägung  und  Titration  zeigen  sich 
nur,  wenn  das  Verhältniss  vom  Aether  zum  Chloroform  nicht  in 
der  vom  Verfasser  angegebenen  Weise  gewählt  wird.  Nimmt  man 
mehr  Chloroform,  so  wird  die  Ausbeute  zu  gross,  da  jedenfalls 
ein  Glykosid  (Loganin)  mit  in  Lösung  geht;  nimmt  man  zu  wenig 
Chloroform,  so  riskirt  man  Verluste  durch  Auskrystallisiren  der 
Alkaloide,  welche  in  reinem  Aether  fast  unlöslich  sind. 

b.  Bestimmung  des  Alkaloidgehalts  der  Strychnos- 
rinde.  Dieselbe  wurde  wie  die  vorige  Bestimmung  vorgenommen, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  gepulverte  Droge  zuerst  mit 
einer  Mischung  von  Chloroform  und  Aether,  dann  mit  reinem 
Aether  erschöpft  wurde.  In  der  Rinde,  welche  Hartwich  in  der- 
selben Festschrift  pharmakognostisch  beschrieben  (s.  das  vorher» 
gehende  Referat),  fand  Keller  4,55^-4,56  o/^  Alkaloide,  deren 
Trennung  33,6  <>/o  Strychnin  und  66,4%  Brudn  ergab. 

c.  Bestimmung  des  Alkaloidgehalts  in  Ex  tr.  Strychni 
spir.  sicc.  Ph.  helvet  Ed.  III.  1,5  g  trockenes,  feingeriebenes 
ibctract  bringt  man  in  ein  Medicinglas  von  ca.  150  g  Inhalt,  in 
welchem  sich  10  g  Wasser  befinden,  schüttelt  kräftig  um  bis  zur 

geidiniässigen  Mischung,  setzt  30  g  Chloroform  und  60  g  Aether 
nzu,  und  nach  abermaligem  Schütteln  5  cc  Ammoniakflüssigkeii 
(10*/f).  Nach  krfUtigem  Durchschütteln  und  viertel-  bis  halb- 
stündigem Absitzen  giesst  man  60  g  der  Chloroform-Aetherlösung 


124  Loganiaceae. 

ab  und  filtrirt  durch  ein  mit  Chloroform  -  Aether  befeuchtetes 
Filter  etc.  wie  unter  a.  Ein  selbstbereitetes  Extract  zeigte  einen 
Alkaloidgebalt  von  21,2  o/o. 

d.  Quantitative  Trennung  vonStrychnin  undBrucin. 
0,2 — 0,4  g  des  bei  95 — 100^  getrockneten  Alkaloidgemenges  werden 
in  einem  £rlenmeyerkölbchen  mit  10  cc  verdünnter  Schwefelsäure 
(10  o/o  HaSO«)  im  Wasserbade  bis  zur  völligen  Lösung  erwärmt. 
Nach  vollständigem  Erkalten  der  Lösung  setzt  man  1  cc  conc. 
Salpetersäure  (sp.  G.  1,41—1,42  =  680/0  H  NOs)  hinzu  und 
schüttelt  die  Mischung  um.  Beim  Erkalten  der  schwefelsauren 
Lösung  scheidet  sich  öfter  etwas  Strychninsulfat  ab,  welches  aber 
auf  Zusatz  von  Salpetersäure  meist  wieder  in  Lösung  geht  Zu- 
gleich tritt  die  rothe  Brucin-Salpetersäurefarbung  auf.  Man  lässt 
die  Mischung  eine  bis  anderthalb  Stunden  stehen,  fugt  dann  40  g 
Chloroform  und  40  g  Aether  hinzu  und  schüttelt  gut  um;  nun- 
mehr werden  10  cc  Ammoniakflüssigkeit  (10  0/0)  hinzugesetzt  und 
während  einiger  Minuten  kräftig  durchgeschüttelt-.  Hierauf  giesst 
man  40  g  Chloroform- Aetherlösnng  ab,  fitrirt  durch  ein  kleines 
mit  Chloroform  benetztes  Filter  in  ein  tarirtes  Kölbchen  und 
destillirt  im  Wasserbade  ab.    Der  Rückstand  wird  bei  95 — 100^ 

fetrocknet  und  gewogen.  —  Das  Verfahren  beruht  darauf,  dass 
Irucinsulfat  durch  verdünnte  Salpetersäure  schon  in  der  Kälte 
zerstört,  Strychninsulfat  dagegen  dadurch  nicht  verändert  wird. 
—  Man  thut  gut,  das  rohe  Alkaloidgemenge  vor  der  Bestimmung 
einer  Reinigung  zu  unterwerfen,  indem  man  es  in  verdünnter 
Schwefelsäure  oder  Salzsäure  durch  Erwärmen  löst,  die  Lösung 
filtrirt  und  im  Scheidetrichter  mit  Chloroform-Aether  unter  Zu- 
satz von  Ammoniak  neuerdings  ausschüttelt.  Die  Alkaloide  hinter- 
bleiben dann  fast  farblos  und  in  verdünnten  Säuren  völlig  löslich. 
Ein  eintretender  Verlust  kommt  nicht  in  Betracht,  da  es  sich  ja 
nur  darum  handelt,  dass  das  Mengenverhältniss  der  beiden 
Alkaloide  das  nämliche  bleibt.  Im  Uebrigen  verfährt  man  wie 
oben  angegeben.  Im  Mittel  der  Bestimmungen  betrug  der  Gehalt 
an  Strychnin  47,16  0/0,  der  an  Brucin  52,84  0/0. 

Verschiedene  Indianerstämmo  Südamerikas,  wie  die  Macusis, 
Orecumas  und  Wapisianas  bereiten  das  Pfeilgift  Woorali  nach 
Thomas  J.  Keenan^)  in  folgender  Weise:  Die  Wurzeln  von 
Strychnostoxifera,  Schomburgk,  Strychnos  Sohomburgkii 
und  Strychnos  Cogens  Benth.  werden  ausgepresst  und  der 
gelatinöse  Saft  mit  demjenigen  von  Cocculus  toxiferus  und  einer 
Arumspecies  und  Wurzelstücken  von  drei  verschiedenen  Piperaceen- 
arten  vermischt.  Hierzu  giebt  der  Medicinmann  des  Stammes 
zwei  Arten  giftiger  Ameisen  und  Giftzähne  todter  Schlangen. 
Das  Ganze  wird  dann  über  dem  Feuer  bis  zur  Sirupsdicke  ge- 
linde eingekocht.  Nach  dem  Erkalten  erstarrt  der  Saft  zu  einer 
halbfesten  Masse,  welche  in  besonderen  kleinen  irdenen  Gefassen 
aufbewahrt  wird. 


1)  Pharm.  Record  1893,  173. 


Magnoliaceae.  125 

Mit  den  Malaischen  Pfeilgiften  hat  R.  Stockman^)  physio- 
logische Versuche  an  Kaninchen  und  Fröschen  angestellt  Hier- 
nach ist  das  „Ipohaker",  obgleich  die  Stammpäanze  eine  Strych- 
nosart  ist,  als  ein  Herzgift  zu  betrachten.  Die  Wirkungen  sind 
denjenigen  der  Digitalis  ausserordentlich  ähnlich.  Längeres  Er- 
hitzen des  Präparates  mit  Wasser  oder  Alkohol  scheint  die  active 
Substanz  zu  ersetzen.  Ebenso  scheint  das  „Aker  lampong^*  die 
Wirkung  eines  Körpers  und  einer  Digitalisgruppe  hervorzubringen. 
Bei  Kaninchen  entstanden  keine  charakteristischen  Symptome,  es 
liess  sich  nur  allgemeine  Depression  feststellen.  —  Ausserdem  hat 
der  Verfasser  noch  Antiarin,  Strophanthin  und  Urechitin  bezüglich 
ihrer  Wirkung  auf  Frösche  untersucht  und  gefunden,  dass  die 
tödtliche  Dosis  des  Strophanthins  V4600,  des  Urechitins  Vseoo,  des 
Antiarins  Veioo  gran  beträgt. 

Magnoliaceae. 

Drimys  Winteri  Forst.  F.  A.  Flüokiger*)  nimmt  Ver- 
anlassung, auf  die  im  Jahresber.  1892,  1 15  gebrachte  Mittheilung, 
wonach  es  Th.  Schuchardt  gelungen  sein  soll,  Blüthen,  Früchte, 
Samen,  Blätter,  Zweige  und  Aeste  des  Baumes  zu  beschaffen, 
welcher  die  echte  Cotorindc  liefert,  und  K.  Schumann  bei  Unter- 
suchung dieser  Drogen  gefunden  hat,  dass  darnach  Drimys  Winteri 
Forst.  Tar.  granatensis  Eichl.  die  Stammpflanze  der  Gotorinde 
wäre,  zurückzukommen.  Dass  Schumann  in  dem  ihm  von  Schuchardt 
Yorgelegten  Material  Drimys  Winteri  erkannt  hat,  ist  eine  That- 
sache  für  sich;  aber  ein  Irrthum  ist  es,  dass  Schuchardt  daraus 
den  Schluss  zog,  die  Rinde  des  genannten  Baumes  sei  einerlei 
mit  der  Gotorinde.  Weder  äusserlich,  noch  in  ihrem  Bau  bieten 
die  unter  dem  Namen  Goto  vorkommenden  Rinden  eine  genügende 
Aehnlichkeit  mit  der  Wintersrinde  dar,  um  sie  damit  verwechseln 
zu  können.  Es  muss  daher  entschieden  betont  werden,  dass  die 
Cotorinden  nicht  der  Drimys  Winteri  zugeschrieben  werden  dürfen, 
wie  es  bereits  von  Holmes  (Jahresbericht  der  Pharm.  1891,  115), 
sowie  von  Vogl  (Gommentar  z.  österr.  Pharm.  1892,  233)  eben- 
falls gerügt  oder  doch  zweifelnd  angedeutet  worden  ist.  Flückiger 
stellt  die  Ableitung  der  Gotorinden  von  Drimys  in  Abrede,  be- 
dauert aber  gleichzeitig,  dass  seine  Bemühungen  für  die  Aus- 
mittelung der  wahren  Stammpflanze  erfolglos  geblieben  sind.  In 
letzterer  Hinsicht  ist  die  Wintersrinde  genau  bekannt,  nicht  aber 
ihre  chemischen  Bestandtheile;  das  umgekehrte  Verhältniss  gilt 
von  den  Gotorinden. 

Untersuchungen  von  W.  Elborne')  über  die  Goto-Rinde  ver- 
folgen den  Zweck,  die  Abstammung  der  Cotorinde  festzustellen. 
Echte  Gotorinde  ist  im  Handel  nicht  sehr  häufig,  man  findet 
meistens  eine  in  ihren  physikalischen  Eigenschaften  der  echten  sehr 
ähnliche  Paracotorinde,  die  natürlich  kein  Gotoin  enthält.    Goto- 


1)  Pharm.  Journ.  Transact.  1893,  No.  1196,  945.  2)  Apoth.  Ztg. 

1892,  28.  3)  Pharm.  Journ.  Transact.  1893,  No.  1209,  168. 


126  MagnoUaceae. 

rinde  soll  am  AmazoDenstrom,  Paraootorinde  an  den  Ufern  des 
Mapiri  gesammelt  werden;  der  botanische  Ursprung  beider  ist  un- 
bekannt. Eine  Probe  echter  Cotorinde  wurde  zur  Identificirung 
nach  Bogota  geschickt  und  dort  als  „CA^elo"  mit  der  wahrschein- 
lichen Abstammung  yon  einer  Drimys,  welche  an  der  Küste  von 
€oIumbien  und  Venezuela  einheimisch  ist,  erkannt.  In  Mexico 
und  Chili  wird  unter  „canelo^'  die  Rinde  yon  Drimys  Winteri  yer- 
«tanden,  welche  aber  in  ihrem  anatomischen  Baue  von  der  echten 
Cotorinde  durchaus  verschieden  ist  Eine  weitere  Nachforschung 
fährte  zu  demselben  Ergebniss.  Auf  der  Heidelberger  Versamm- 
lung Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  war  eine  Cotorinde  ans 
Venezuela  ausgestellt,  deren  Abstammung  unschwer  als  Drimys 
Winteri  var.  granatensis  erkannt  wurde.  Das  aus  derselben  er- 
haltene „Cotoin"  hatte  die  Formel  CsiHisOe,  während  das  Cotoin 
aus  der  echten  Bolivianischen  Cotorinde  die  Formel  CaiHuOe  be- 
flitzt. Der  Verf.  hoiBft  durch  weitere  Untersuchungen  diese  Ver- 
schiedenheiten aufzuklären.  Zum  Schluss  erwähnt  der  Verf.,  dass 
nach  der  Ansicht  Vieler  die  Cotorinde  von  einer  Lauracee  ab- 
stammen solle.  In  der  That  hat  Bavon  neuerdings  eine  Lauras 
gigantea  beschrieben,  welche  in  dem  Ooto-Gebiet  vorkommt,  deren 
Rinde  aber  noch  nicht  näher  untersucht  ist. 

lUicium  verum.  Es  ist  bekannt,  dass  vor  etwa  einem  De- 
oennium  in  Europa  die  Einfuhrung  der  Früchte  von  Illicium 
religiosum  Sieb,  und  Zucc.  an  Stelle  von  Illicium  verum  mehr- 
fach Vergiftungen  hervorgerufen  hat.  Gegenwärtig  wird  Indien 
mit  diesen  gefährlichen  Früchten  überschüttet,  die  nach  Mitthei- 
lung von  J.  G.  Prebble  ^)  in  den  Drogenhandlungen  in  Bombay 
vollständig  die  echten  Sternanisfrüchte  ersetzt  haben.  Echter 
Sternanis  wird  in  Bombay  seit  3  oder  4  Jahren  überhaupt  nicht 
mehr  eingeführt  und  ist  auch  in  Calcutta  nicht  zu  erhalten,  da 
Alles  von  Singapore  direct  nach  Europa  versendet  wird.  Uebrigens 
werden  die  Sikkimifrüchte  zu  einem  5  fach  geringerem  Preise 
verkauft  als  der  Sternanis.  Es  erscheint  auf  den  ersten  Blick  auf- 
fallend, dass  ausser  einer  von  Prebble  berichteten  Vergiftung  eines 
4  jährigen  Hindumädchen  die  Litteratur  keine  Intoxicationen  durch 
die  gefahrliche  Frucht  meldet.  Aber  man  muss  bedenken,  dass 
Sternanis  nur  als  Zusatz  zu  anderen  Gewürzen  dient  und  daher 
die  substituirte  Droge  immer  nur  in  kleinen  Mengen  zur  An- 
wendung kommt.  In  dem  von  Prebble  berichteten  Falle  entsprach 
das  Bild  der  Intoxikation  ganz  dem  vom  Verf.  früher  bei  Thieren 
gesehenen,  und  zeigte  die  tonischen  und  klonischen  Krämpfe,  wie 
sie  Santonin,  Pikrotoxin  und  andere  sog.  Hirnkrampfgifte  hervor- 
bringen. Der  Fall  verlief  in  14  Stunden  tödtlich.  Die  Angabe, 
dass  ausser  den  Sikkimifrüchten  noch  andere  lUiciumfrüchte  an 
Stelle  von  Sternanis  verkauft  würden,  hat  Prebble  nicht  bestätigen 
können.        «• 


1)  Pharm.  Journ.   Transact.   1893,     Juli  6,   21;     durch  Pharm.   Ztg. 
1898,  547. 


Marantaceae.    Malpighiaoeae.  127 

Harantaeeae« 

Maranta  arundinacea.  Eine  besondere  Art  Ärrowroot  wird 
in  den  meisten  Gärten  Zanzibars  coltivirt.  Schon  der  Habitus 
ist  Yon  dem  der  Maranta  arundinacea  bedeutend  verschieden, 
insbesondere  die  Blattform.  Die  Zubereitung  der  Wurzeln  zur 
Gewinnung  des  Stärkemehls  scheint  indessen  dieselbe  zu  sein,  wie 
bei  der  echten  Stammpflanze  des  Pfeilwurzelmehls.  Die  Uwanga 
hat  eine  fleischige,  knotige  Wurzel,  die  wiederholt  gewaschen  und 
dann  an  der  Sonne  getrocknet  wird.  Die  so  zubereiteten  Wurzeln, 
mit  Zucker  gemischt,  sind  eine  Lieblingsspeise  der  Araber.  Die 
Pflanze  könnte  in  ausgedehntestem  Maasse  auf  der  ganzen  Insel  ge* 
baut  werden  und  so  einen  lohnenden  Exportartikel  liefern,  zumal 
der  Anbau  ein  leichter  ist  und  man  unmittelbare  Erfolge  erzielt 
Die  Pflanzen  werden  durch  Wurzeln  vermehrt  Leichter,  lehmiger 
Boden  ist  für  das  Gedeihen  derselben  am  günstigsten.  Schon  die 
einjährigen  Wurzeln  können  zur  Bereitung  des  Stärkemehls  Ver- 
wendung finden.  1) 

Die  Substitution  von  Taccastärke  (von  Tacca  pinnatifida)  sog. 
Tahiti- Ärrowroot  ist  nach  Th.  Waage')  kenntlich  besonders  da- 
durch, dass  in  den  Stärkekörnchen  2  bis  3  Schichtungszonen  sehr 
deutlich  hervortreten. 

Malpighiaceae« 

Cariaria  myriifolia,  der  Gerberstrauch  oder  Lederbaum  bietet 
in  Beziehung  auf  die  Pharmakognosie  und  Pharmakologie,  tech- 
nische Kohstoffkunde  und  Landwirthschaft  vielfaches  Interesse. 
Die  Blätter,  Bedoul,  sind  seit  langer  Zeit  als  giftig  bekannt  Zu 
Beginn  des  Jahrhunderts  hat  man  in  Paris  Folia  Sennae  mit  den 
Blättern  des  Gerberstrauches  verfälscht  gefunden,  lieber  eine  be- 
sondere Verwendung  der  Blätter  in  medicinischer  Beziehung  ist 
nichts  bekannt,  auch  die  Wirkung  des  in  denselben  enthaltenden 
Glykosides,  des  Goriamyrtins ,  ist  noch  nicht  untersucht  worden. 
Hingegen  ist  die  Bedeutung  der  Droge  in  technischer  Beziehung 
zum  Gerben  und  Schwarzfarben  verwendeter  Rohstoffe  nicht  zu 
unterschätzen,  wie  T.  F.  Hanausek^)  des  Näheren  ausführt. 
Bedoul,  auch  als  proven^alischer  Sumach  bezeichnet,  liefert  mit 
Eisenvitriol  auf  Tuch  und  Seide  violette  Farben.  Wichtiger  ist 
aber  die  Verwendung  zum  Schwarzförben  und  zum  Gerben,  zu 
welchen  Zwecken  in  der  Provence  nicht  allein  die  Blätter,  son- 
dern auch  die  jungen  Zweige  verwendet  werden.  Das  Leder  wird 
dadurch  wohl  früher  gar,  aber  zum  Gebrauch  schlechter.  In 
neuester  Zeit  hat  man  gefunden,  dass  die  Raupe  des  Ailanthus- 
spinners,  Bombvx  Cvnthia,  sich  mit  Goriariablättem  gut  aufziehen 
lässt,  wodurch  die  Möglichkeit  geboten  ist,  im  südwestlichen  Frank- 


1)  Consalar  Report.  1893,   266;   durch  Pharm.  Jonm.  and  Trans.  1898 
1^0.  1187,  789.  2)    Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,    153.  3)    Pharm. 

Post  1892,  1338. 


128  Meliaceae.    Menispermaceae. 

reich,  in  Spanien  und  Nordafrika  die  Seidenspinner  auf  einem 
daselbst  einheimischen  Gewächse  fortzubringen.  Das  Blatt  von 
Goriaria  myrtifolia  ist  einfach,  kreuzständig  und  zeigt  breite  und 
schmale  Formen.  Die  breite  Blattform  ist  breiteiförmig-Ianzett- 
lich,  die  Längenmaasse  verhalten  sich  zu  den  dazu  gehörigen  Breiten- 
maassen  im  Mittel  wie  40  :  23  mm.  Die  schmale  Blattform,  die 
häufigere,  ist  eiförmig-lanzettlich,  abgerundet  rhombisch-lanzettlich 
und  verhält  sich  34 :  15  mm.  Die  Blätter  sind  stets  ganzrandig, 
glatt  und  kahl,  obersei ts  dunkel-,  unterseits  lichtgrün;  sie  sind 
sitzend,  häufiger  ist  aber  ein  sehr  kurzes  Stielchen  vorhanden. 
Die  Nervatur  ist  strahlenförmig  und  bogenläufig.  Die  Elemente 
der  beiden  Oberhautplatten  der  bifacial  gebauten  Blätter  dienen 
zur  Unterscheidung  des  Redouls  von  echten  Sumach-Arten,  wäh- 
rend die  Oberhautzellen  der  Blattunterseite  die  typischen  Leit- 
elemente zur  Erkennung  des  Redoulpulvers  darbieten.  Die  Blätter 
enthalten  einen  grossen  Reichthum  an  Gerbsäure  und  ein  giftig 
wirkendes  Princip,  das  Coriamyrtin,  welches  mikrochemisch  in 
folgender  Weise  nachgewiesen  werden  kann.  Man  legt  den  Schnitt 
zunächst  in  alte  Jodjodkaliumlösung,  dann  in  starken  Alkohol  und 
setzt  nun  einen  Tropfen  conc.  Natronlauge  hinzu.  Es  tritt  dann 
augenblicklich  eine  purpurviolette  Färbung  auf  und  aus  dem  Ob- 
jecte  scheiden  sich  tiefrothe  Kömchen  ab.  Nach  10 — 15  Minuten 
verschwindet  die  Färbung  gänzlich  und  es  bleibt  ein  gelber  Nieder- 
schlag zurück.  Von  anderen  Goriaria-Sorten,  G.  thymifolia  Humb., 
die  Tintenpflanze,  welche  in  Neu-Granada  einheimisch  ist,  ist  be- 
kannt, dass  deren  anfanglich  rother,  an  der  Luft  bald  schwarz 
werdender  Saft,  Ghami  genannt,  ohne  weitere  Zubereitung  eine 
unauslöschliche  Tinte  liefert.  Ebenso  wird  von  Goriaria  ruscifolia 
L.  (Neuseeland,  Kermatec-  und  Ghataminseln,  Ghile)  eine  schwarze 
Farbe  gewonnen. 

Meliaceae. 

Ouarea.  Ueber  die  aus  Bolivia  von  Rusby  vor  mehreren  Jahren 
als  Ersatzmittel  der  Ipecacuanha  eingeführte  Cocüla)}a  liegt  eine 
gemeinsame  Studie  von  Rusby,  Goblentz  und  Wilcox  >)  von 
Die  Droge  stellt  ausschliesslich  die  Rinde  des  Stammes  und  der 
grösseren  Zweige  des  zu  den  Meliaceen  gehörigen  Baumes,  aller 
Wahrscheinlichkeit  einer  Art  Guarea,  dar.  Sie  liefert  0,13  % 
eines  weissen  krystallinischen  Körpers,  der  bei  80^  schmilzt  und 
für  einen  festen  Kohlenwasserstoff  gehalten  wird.  Er  hat  stark 
aromatischen  Geruch,  löst  sich  in  Ghloroform,  Eisessig  und  Essig- 
äther, nicht  in  Alkalien.  Ausserdem  enthält  die  Rinde  Spuren 
eines  Alkaloids  und  eines  Glykosids,  Harz  und  fettes  Oel. 

Menispermaceae. 

Cocculus  laurifolius  ist  ein  Baum  mit  abwechselnden,  nicht 
oder  kaum  gestielten,  dunkelgrünen,  unbehaarten,  elliptischen ,  an 


1)  Durch  Pharm.  Ztg.  1893,  782. 


Mimosaceae.  129 

beiden  Enden  zugespitzten,  etwa  1  dm  langen  nnd  4  cm  breiten 
Blättern  mit  drei  Hanptnerven,  die  aus  dem  Fusse  des  Blattes 
entspringen  und  von  denen  die  beiden  oberen  dicht  längs  des 
ganzen  Bandes  verlaufen.  Die  Pflanze  ist  diöcisch;  die  in  zu- 
sammengesetzten Büscheln  in  den  Achseln  der  Blätter  sitzenden 
Blumen  haben  einen  sechsblättrigen  Kelch,  dessen  Blättchen  zu 
je  drei  in  zv^ei  Reihen  stehen,  und  sechs  kleine,  am  Gipfel  schwach 
eingescbnitteney  schmutzig  weisse  Blumenblätter.  Die  männlichen 
Blumen  enthalten  sechs  Staubblätter,  die  weiblichen  drei  Frucht- 
knoten^  deren  jeder  aus  einem  Fruchtblatte  besteht,  das  von  einem 
kurzen  Griffel  gekrönt  wird  und  ein  Eichen  enthält.  In  Indien 
wird  die  Pflanze  medicinisch  nicht  gebraucht.  M.  Greshoff  hat 
aus  derselben  ein  Alkaloid  Coclaurin  isolirt,  welches  nach  P.  C. 
Plugge  ^)  exquisite  Curarewirkung  besitzt  und  daher  bei  krampf- 
haften Leiden  Beachtung  verdient.  Das  farblose  krystallisirende 
Alkaloid  kommt  zu  0,5  ^jo  in  der  dünnen  Binde,  in  geringerer 
Menge  in  den  Blättern  vor.  Der  Nachweis  des  curarinartig  wirken- 
den Alkalo'ides  hat  ein  besonderes  theoretisches  Interesse,  weil 
dadurch  die  Möglichkeit  nahe  gelegt  wird,  dass  auch  die  in  einzelnen 
Gegenden  von  Südamerika  zur  Bereitung  von  Curare  dienende 
Coccnlusart  (Gocculus  Amazonum)  ein  analog  wirkendes  Gift 
enthält. 

H  imosaceae. 

Pentaclethra  macrophylla.  Unter  dem  Namen  „Fit  Papda^' 
sind  Samen  unbekannten  Ursprunges  aus  Bombay  an  den  Lon- 
doner Drogenmarkt  gebracht  worden.  Die  Samen  sind  durch- 
schnittlich etwa  5,0 — 4  cm  lang  und  2,5  cm  breit  und  flach  zu- 
sammengedrückt; ein  Endosperro  fehlt,  die  Samenschale  ist  also 
vollständig  von  dem  Keimling  ausgefüllt,  der  zwei  mächtige  Coty- 
ledonen,  ein  kleines  Würzelchen  und  eine  kleine  Plumula  besitzt. 
Die  Samenschale  ist  rothbraun  gefärbt  und  lässt  eine  unregel- 
mässig verlaufende  Zeichnung,  die  von  den  Gefässbündeln  her- 
rührt, erkennen.  An  einzelnen  Samen  fanden  sich  noch  Stücke 
einer  zweiten  äusseren  dünneren  und  etwas  heller  gefärbten  Haut. 
A.  Wie  1er*)  giebt  eine  eingehende,  durch  Abbildungen  erläuterte 
Beschreibung  der  anatomischen  Verhältnisse  der  Samen,  auf  welche 
an  dieser  Stelle  nicht  näher  eingegangen  werden  kann.  Es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  der  Same  von  Pentaclethra  macro- 
phylla Benth.  stammt.  Die  Bemühungen  des  Verfassers,  von  dieser 
Pflanze  einen  sicher  bestimmten  Samen  zu  erhalten,  um  ihn  ana- 
tomisch mit  dem  vorliegenden  zu  vergleichen,  waren  leider  erfolglos. 
Der  Bau  der  Samenschale  und  die  beschriebenen  Oxalatkrystalle 
dürften  eine  Ermittelung  der  Idisntität  erlauben.  Gegen  die  Iden- 
tität mit  Pentaclethra  spricht  der  Umstand,  dass  unsere  Samen  aus 
Indien  stammen  sollen,  während  jene  Pflanze  in  Afrika  heimisch 

1)    Archiv   f.  exper.  Pathol.   u.  Pharmak.  1898,   266.  2)  Apotb. 

Ztg.  1893,  226. 

WuTiBVOTtiteher  Jahreftberieht  f.  1893.  9 


130  Myiisticaceae.    Mjrsinaceae. 

ist.  Man  müsste  hier  eyentuell  mit  der  Möglichkeit  einer  absicht- 
lichen Fälschung  des  Ursprungsortes  rechnen.  P.  macrophylla 
Benth.  ist  ein  Baum  von  8 — 10  m  Höhe  mit  gefiederten  Blättern. 
Die  Klappen  der  Hülsen  rollen  sich  bei  der  Reife  stark  zurück 
und  schleudern  hierbei  die  Samen  fort.  Diese  werden  von  den 
Eingeborenen  ihres  Fett-  und  Eiweissgehaltes  wegen  genossen. 

Pühecolobium  Saman.  Das  von  M.  Greshoff  ^)  aus  dieser 
auf  Java  in  den  Kaffeeplantagen  als  Schattenbaum  dienenden  Mi- 
mosacee  dargestellte  Alkalo'id  Pitheeolobin  ist  jedenfalls  mit  dem 
Alkalo'ide  identisch,  welches  aus  der  Rinde  von  Pithecolobium  bi- 
geminum  Mart.  und  anderen  Pithecolobiumarten  gewonnen  wurde. 
Früher  hatte  Verf.  den  Stoff  ein  alkalo'idisches  Sapotoxin 
genannt,  eine  Bezeichnung,  deren  Berechtigung  die  PI ugge' sehen 
Untersuchungen  von  Neuem  bestätigen.  Es  ist  eine  brennend 
schmeckende,  höchst  giftige  Substanz,  mit  allen  alkalo'idischen 
Eigenschaften,  deren  wässerige  Auflösung  beim  Erwärmen  milchig 
wird  und  beim  Schütteln  schäumt.  Auch  die  physiologische  Wir- 
kung des  Stoffes  gleicht  laut  Plugge's  Untersuchungen  der  eines 
Sapotoxins.  Das  Pitheeolobin  ist  ein  starkes,  die  Blutkörperchen 
auilösendes  Protoplasmagift,  welches  die  Reduction  des  Oxyhämo- 
globins  verhindert,  protoplasmatische  Bewegungen  aufhebt,  Eiweiss 
und  Pepton  fallt,  die  Muskeln  histologisch  verändert,  das  centrale 
wie  peripherische  Nervensystem  lähmt  und  Puls  wie  Athem  ver- 
langsamt. 

Myristicaceae. 

Myristica.  Behufs  Cultivirung  der  Muscatnüsse  auf  Jatnaica 
hat  man  neuerdings  aus  Granada  eine  grosse  Menge  besonders 
guter  Muskatnüsse  dorthin  gebracht.  Dieselben  sollen  dort  in 
Hope  Gardens  zur  Keimung  gebracht  und  die  Pflänzchen,  sobald 
sie  das  richtige  Alter  erreicht  haben,  gegen  einen  sehr  massigen 
Preis  zur  Vertheilung  gelangen.  Die  Bodenverhältnisse  Jamaikas 
sollen  für  Muskatnussbäume  ausserordentlich  günstig  sein,  und 
wenn  die  Pflanzer  die  nöthige  Sorgfalt  auf  die  Gulturen  verwenden, 
dann  dürften  die  Versuche  nicht  ohne  Erfolg  bleiben.  >) 

Ueber  Muskatnüsse  und  Muskatblüthe  s.  Nahruugs-  und  Ge- 
nussmittel. 

Myrsinaceae. 

Ueber  die  Früchte  von  Einbdia  ribes  Burm.  und  Myrsine 
afrieana  L.  berichtete  M.  Wi  t  tko  wsk  i.  ')  Bis  1890  war  die  Frucht 
von  Embelia  ribes  Burm.  nur  von  Hager  als  wenig  glaubhafte 
Ver&lschung  des  Pfeffers  erwähnt.  Erst  der  X.  medicinische  Con- 
gress  in  Berlin  brachte  sie  als  „Taenifugum  von  erprobter  Wirk- 
samkeit" an  das  Tageslicht.  E.  Merck  stellte  dann  das  wirksame 
Princip,  die  in  orangerothen,  goldglänzenden  Schuppen  krystalli- 


1)  Pharm.  Weekblad  1893,  No.  31.  2)  Pharm.  Era  1698,  226. 

3)  Inaag.-Dissert.  darch  Beih.  zum  botan.  Centralbl.  1898,  68. 


Mjrtaceae.  131 

sirende  Embelia-Säure  rein  dar.  Myrsine  Africana  dient  als 
Verfälschungsmittel ,  doch  sind  die  arzneilichen  Erfolge  äusserst 
gering.  Als  wichtigste  Unterschiede  sind  nach  Wittkowski  folgende 
bemerkenswerth : 

Die  Gewebselemente  des  Ezocarps  besitzen  bei  der  Frucht 
Ton  Myrsine  eine  lichtgelbe  bis  dunkelgolbe,  doch  nie  eine  braune 
Färbung  und  sind  wie  die  des  Mesocarps  durch  reichlich  zu 
beobachtende  Intercellularräume  ausgezeichnet;  ferner  erscheinen 
auch  die  Steinzellen  des  Endocarps  in  der  Regel  lichtgelb  bis 
hellbraun,  niemals  aber  so  dunkel  gefärbt  als  bei  Embelia.  Der 
Unterschied  des  Pericarps  liegt  darnach  weniger  in  der  Anordnung, 
als  in  der  Farbe  der  Zellen.  Das  Endosperm  ist  insofern  be- 
merkenswerth,  als  seine  Elemente  einen  nicht  eben  selten  gelb 
gefärbten  Inhalt  führen;  die  Testa,  weil  dieselbe  bei  sonst  ähn- 
lichem Bau  wie  in  der  Embelia  durch  die  zerstreut  vorkommen- 
den Steinzellengruppen  Unterscheidungsmerkmale  liefert.  Die 
falsche  Embelia-Frucht  besitzt  eine  von  der  echten  durch  ihre 
röthlich-braune  Färbung,  ebenso  wie  durch  die  spröd-zerbrech- 
liche  Beschaffenheit  scharf  unterscheidbare  Fruchtschale.  Berippung 
ist  an  derselben  nur  selten  und  dann  auch  nur  undeutlich  wahr- 
zunehmen; der  Stiel  ist  stets  abgefallen  und  die  Bespitzelung  er- 
fährt eine  ungleich  deutlichere  Ausbildung ;  der  yierzählige  Eelch- 
rest  fehlt  oft  ganz.  He];yorzuheben  ist  ferner,  dass  die  Testa  meist 
nicht  häutig  ausgebildet  ist,  sondern  eine  mehr  schwammige  Bil- 
dung und  dunkelbraune  bis  hellbraune  gleichmässige  Färbung 
aufweist;  sie  liegt  dem  Endosperm  eng  an,  ohne  darum  mit  dem- 
selben verwachsen  zu  sein.  Letzteres  ist  zwar  auch  durch  be- 
sondere Partien  ausgezeichnet,  welche  der  Punctirung  bei  Embelia 
entsprechen;  aber  diese  treten  hier  stets  in  unregelmässig  läng- 
licher Form,  oft  auch  als  ungleich  breite  Streifungen  auf,  welche 
sich  ausser  durch  ihren  lebhaft  orangegelben  Farbenton  noch 
dadurch  besonders  charakterisiren ,  dass  an  ihnen  schon  mit  un- 
bewaffnetem Auge  prächtig  irisirende  Erystallflitter  in  grosser 
Zahl  wahrnehmbar  sind.  Dadurch,  dass  das  Gewebe  desEndosperms 
häufig  zusammengeschrumpft  erscheint,  treten  diese  Krystallpartien 
leistenartig  hervor.  Die  erwähnten  Erystallflitter  finden  sich  auch 
zuweilen  an  der  äusseren  Oberfläche  der  das  Endosperm  um- 
gebenden Testa  vor.  Die  Frucht  der  Myrsine  Africana  besitzt  dem- 
nach so  hervorstechende  Eigenschaften,  dass  sie  in  Zukunft  wohl 
kaum  als  Verwechselung  von  Embelia  ribes  Burm.  genannt  wer- 
den dürfte. 

Myrtaceae. 

Angophora.  An  der  Ostküste  Australiens  giebt  es  5  Ango- 
phoraarten  (apple  trees):  Angophora  cordifolia,  subvelutina,  Wood- 
siana,  lanceolata  und  intermedia,  von  denen  namentlich  die  letztere 
Eino  liefert.    J.  H.  Maiden  ^)  beschreibt  vier  Arten  Angophora- 

1)  Am.  Joiim.  of  Pharm.  1893,  29. 

9* 


132  Myrtaceae. 

Kino:  1.  Kino  von  Golombo  (Lyttelton)  New  Süd  Wales  (Höhe 
der  Bäume  30 — 50  Fuss,  Durchmesser  2 — 4  Fuss)  ist  von  röth- 
lich  brauner  Farbe,  bröckelig  und  giebt  ein  rothbraunes  Pulver. 
Der  wässerige  Auszug  ist  orangebraun  gefärbt  und  lässt  sich  leicht 
dekantiren.  Die  letzten  löslichen  Antheile  des  rothgefärbten 
Rückstandes  lassen  sich  schwer  extrahiren.  SämmtUche  Ango- 
phora-Einos  geben  bei  der  Behandlung  mit  Alkohol  trübe  Flüssig- 
keiten und  ein  Filtrat  von  orangebrauner  Farbe.  2.  Kino  von 
Bangley-Cruk  von  Bäumen  mit  1 — 2  Fuss  Durchmesser,  von 
dem  vorigen  kaum  unterschieden.  Der  wässerige  Auszug  ist  hell 
orangefarben.  3.  Eine  zweite  Probe  derselben  Herkunft,  aber 
von  60 — 80  Fuss  hohen  Bäumen  mit  1—3  Fuss  Durchmesser  be- 
steht aus  kleinen  Stücken  von  granatrother  Farbe  und  ist  sehr 
leicht  schon  zwischen  den  Fingern  zu  einem  orangefarbenen  Pulver 
zu  zerreiben.  4.  Kino  vouEastwood  in  der  Nähe  von  Sydney 
ist  der  Probe  Nr.  2  sehr  ähnlich.  Es  ist  nur  etwas  dunkler  ge- 
färbt, lederfarben,  opak  und  lässt  sich  ebenfalls  leicht  zerreiben. 
Von  der  Angophora  lanceolata  Gar.  „red  gum^S  „orange  gum'^ 
„rusty  gum^S  einem  platten  Strauche,  welcher  fälschlich  för  Euca- 
lyptus maculata  gehalten  worden  ist,  beschreibt  der  Verfasser 
zwei  Kinoarten:  1.  Kino  von  Botang  von  einem  50  Fuss 
hohen  Baume,  welcher  einen  Durchmesser  von  1 — 2  Fuss  erreicht. 
Die  frisch  gesammelte  Droge  besitzt  einen  Geruch  nach  saurem 
Wein,  ähnlich  dem  Kino,  welches  von  Eucalyptus  maculata  ge- 
sammelt wird.  Beim  Digeriren  mit  Wasser  wird  eine  trübe  Flüssig- 
keit erhalten,  welcher  beim  Behandeln  mit  Aether  das  Gatechin 
von  dem  charakteristischen  Geruch  des  Kinos  entzogen  werden  kann. 
Der  in  Aether  unlösliche  Theil  ist  geruchlos.  Das  wohlriechende 
Princip,  eine  dem  Ginnamen  oder  Styrol  verwandte  Substanz,  ist 
in  so  geringer  Menge  vorhanden,  dass  sie  schon  bei  einstündigem 
Stehen  des  ätherischen  Auszuges  an  der  Luft  vollständig  ver- 
schwindet. Die  vorliegende  Probe  war  ausserordentlich  bröckelig, 
von  glänzendem  Bruch  und  von  rother  Farbe  mit  einem  Stich  ins 
Braune.  Kaltes  Wasser  löste  es  leicht  zu  einer  braunen  Flüssigkeit, 
mit  Alkohol  wurde  eine  blass-orangebraune  Lösung  unter  Hinter- 
lassung eines  schlammigen  Rückstandes  erhalten.  2.  Kino  von 
der  Blue  Mountains  von  80—150  Fuss  hohen  Bäumen  mit 
1 — 2  Fuss  Durchmesser.  Diese  Probe  verhält  sich  fast  genau  so 
wie  die  vorige;  nur  ist  das  Pulver  von  dunkellederbrauner  Farbe 
und  der  wässerige  Auszug  ist  weniger  trübe  und  etwas  heller 
gefärbt. 

Eugenia  caryophyUata.    Ueber  die  Nelkenindustrie  auf  Zanzi- 
bar  liegt  ein  Bericht  von  G.  Porter^)  vor. 

Punica  Granatum.    Der  Gehalt  an  Alkaloi'den  in  der  Granat- 
rinde  des  Handels  ist  erheblichen  Schwankungen  unterworfen  und 


1)  Eew  Bullet,  durch  Ballet,  of  Pharm.  1893,    115;    s.  auch  Repertor. 
4er  Pharm.  1898,  79. 


Myrtaoeae.  133 

beträgt  nach  Mittheilungen  der  Firma  Gehe  &Go.  ^)  im  Durch- 
schnitt vieler  vorgenommener  Untersuchungen  nicht  mehr  als 
0,3  %•  Deshalb  ist  die  Forderung  der  niederländischen  Pharma- 
kopoe, die  1  %  salzsaures  Gesammtalkalo'id  verlangt,  als  eine  zu 
hohe  zu  bezeichnen,  wennschon  sie  zum  Theil  ihre  Erklärung  in 
der  Priifungsmethode  findet,  da  man  nach  ihr  das  Alkalo'idgemenge 
nicht  rein,  sondern  natronhaltig  auf  die  Waage  bringt.  Die  vor 
längerer  Zeit  von'  Aweng  empfohlene  Methode  (Extraction  mit 
Kalkhydrat,  Ausschütteln  mit  Petroläther  und  titrimetrische  Be- 
stimmung der  Alkaloide)  erwies  sich  auch  nicht  als  brauchbar, 
weil  Petroläther  nur  das  Pseudopelletierin  aufnimmt,  das  Pelle- 
tierin  und  Isopelletierin  dagegen  nur  in  Spuren  löst.  Man  kann 
sich  hiervon  leicht  überzeugen,  wenn  man  eine  kleine  Menge 
Pelletierin,  wie  es  im  Handel  erhältlich  ist,  also  ein  Gemisch  von 
Pelletierin  und  Isopelletierin,  in  Petroläther  zu  lösen  versucht. 
Dagegen  giebt  eine,  nach  dem  von  Schweissinger  und  Sarnow  für 
Alkaloidbestimmungen  empfohlenen  Verfahren  wiederholt  ange- 
wendete Methode  gute  Resultate.  Gehe  &  Co.')  fuhren  (Ue- 
selben  in  folgender  Weise  aus:  20  g  grobes  Granatrindenpulver 
schüttele  man  wiederholt  kräftig  mit  40  g  Chloroform,  60  g  Aether 
und  20  g  Ammoniakflüssigkeit,  filtrire  nach  Verlauf  eines  halben 
Tages  von  der  obenstehenden  klaren  Flüssigkeit  50  g  ab,  dampfe 
sie  auf  1/5  ihres  Volumens  ein,  füge  10  cc  Vio  Normal-Schwefel- 
säure hinzu  und  schüttele  oft  um.  Hierauf  verdunste  man  den 
Kest  des  Chloroform- Aetherauszuges  und  filtrire  die  zurückbleibende 
wässerige  Flüssigkeit  durch  ein  Filter  von  10  cm  Durchmesser, 
das  man  zweimal  mit  je  3  cc  Wasser,  die  man  vorher  zum  Aus- 
spülen des  Kölbchens  benutzt  hat,  nach  wäscht.  Nach  Zusatz 
einiger  Tropfen  Cochenilletinctur  titrire  man  den  Ueberschuss  der 
Säure  mit  Vio-Normal-Natronlösung  zurück.  Die  verbrauchten 
Gubikcentimeter  der  Säure  mit  0,1475  multiplicirt,  ergeben  den 
Procentgehalt  der  Rinde. 

Ueber  die  Älkalotde  der  Oranatwurzelrinde  s.  Alkaloide. 

Spermolepis  gummifera  bildet  beträchtliche  Wälder  in  Neu- 
Ealedonien  und  wird  hauptsächlich  seines  vorzüglichen  Brenn- 
holzes wegen  geschätzt.  Au  der  Oberfläche  des  Stammes  und 
der  Zweige  findet  man  bei  älteren  Bäumen  Ausschwitzungen  eines 
harzartigen  Körpers,  der  ausserdem  in  Folge  von  Verwundungen 
leicht  heraustritt,  sich  in  dünnen  Schichten  ausbreitet  nnd  schnell 
zu  einer  braunen,  fast  durchsichtigen  Masse  erhärtet  Im  frischen 
Zustande  ist  der  Saft  geruchlos,  nimmt  aber  mit  der  Zeit  einen  un- 
angenehmen Geruch  an.  Beim  Kauen  zerfällt  die  ziemlich  harte 
Masse  in  ein  den  Zähnen  anhaftendes  graues  Pulver.  —  Die  Bil- 
dungsstätten dieser  Substanz  sind  die  Partien  des  Holzes  zwischen 
dem  jungen  Holz  und  dem  Kernholz.  Hier  finden  sich  Höhlungen 
in  concentrischen  Ringen  angeordnet,  in  denen  sich  das  harzartige 
Product  abgelagert  hat.    Die  Einschnitte  zur  Gewinnung  des  Ejc- 

1)  Bericht  von  Gehe  &  Co.  April  1898.  2)  Bericht  Sept.  1893. 


134  Oleaceae. 

sudates  müssen  daher  bis  za  dieser  Zone  gemacht  werden,  um 
eine  reichliche  Aasbeute  zu  erhalten.  —  Bezüglich  seiner  Lös- 
lichkeit verhält  sich  das  Exsudat  folgendermaassen: 

Aether  löst  13,63,  Alkohol-Aether  (1  »  1)  19,48,  Alkohol  66,42, 
Wasser  0,47  Vo- 

Nach  der  von  E.  Heckel  und  F.  Schlagdenhauffen  ^) 
angestellten  chemischen  Untersuchung  besteht  das  Exsudat  aus: 

Gallusgerbsänre  79,73,  Resinotannol  19,50,  Oammi,  Farbstoff,  eiweiss- 
artige  Stoffe  u.  Salze  0,47,  krystallinische  Sabstanzen  6,30  Vo* 

Hiernach  kann  die  Bezeichnung  Spermolepis  gummifera  nicht 
länger  aufrecht  erhalten  werden  und  muss  in  S.  tannifera  um- 
geändert werden.  Das  Exsudat  bildet  in  Folge  seines  hohen  Ge- 
haltes an  Gallusgerbsäure  ein  vorzügliches  Gerbmaterial.  —  Die 
Analyse  des  Holzes  ergab  folgende  Resultate: 

Petrolätherextract:  Wachs  and  Fett  0,35 

Aethereztract :  krystalliniBch  0,28 

„  :  Tannin  und  Phlobaphene  1,96 

Alkobolextract:  krystallinisch,  Tannin  u.  Phlobaphene  18,50 
Wässeriges  Extract:  Farbstoff,  Gnmmi  und  Gerbsanre  1,44 
Aschengehalt :  1 ,4  2 

Die  Analyse  der  Rinde  ergab  folgende  Resultate: 

Petrolätherextract:  Wachs  und  Fett  0,82 

Aetherextract:  Tannin  uud  ffelb  gefärbte  Masse  0,56 

Alkoholextrat :  Tannin  und  Phlobaphen  1,39 

Wässeriges  Extract:  Farbstoff  und  Tannin  0,204 

Asche:  4,32 

Der  Farbstoff  des  Holzes  und  der  Rinde  ist  roth,  derjenige 
des  Exsudates  graubraun.  Alle  drei  enthalten  Tannin,  das  Ex- 
sudat ausser  Gallusgerbsäure  noch  Resinotannol,  welches  weder 
im  Holz  noch  in  der  Rinde  enthalten  ist.  Das  Holz  und  Exsudat 
enthalten  einen  krystallinischen  Körper,  welcher  dem  Catechin 
sehr  ähnlich  ist  und  noch  weiter  untersucht  werden  soll. 

Oleaceae. 

Chionanthus  virginicu.  Ueber  die  BestancUheile  dieser  Pflanze 
hat  W.  T.  Schulz')  Untersuchungen  angestellt.  Die  Stamm- 
und  Wurzelrinde  der  in  den  Vereinigten  Staaten  einheimischen 
Pflanze  ist  häufig  als  Arzneimittel  gebraucht  worden,  und  zwar 
bei  Leberleiden.  Henning  fand,  dass  sie  das  beste  Mittel  gegen 
Gelbsucht  sei,  er  verwendete  das  Fluidextract.  Als  wirksames 
Princip  wurde  ein  Saponin  betrachtet.  Baumert  hat  nun  aus  der 
Ton  Gehe  &  Co.  bezogenen  Rinde  ein  Glykosid  dargestellt, 
welches  durch  Vermittelung  Kobert's  von  W.  y.  Schulz  untersucht 
wurde.  Nach  Baumert  wurde  die  Ghionanthus-Rinde  mit  Petrol- 
äther  am  Rückflusskühler  wiederholt  ausgekocht  und  die  vereinigten 
Auszüge  abdestillirt.  Der  Rückstand  schied  beim  Erkalten  eine  weisse, 
theils  amorphe,  theils  krystallinische,  Krusten  bildende  Substanz  ab. 
Die  davon  abdestillirte  gelbe  Flüssigkeit  lieferte  beim  Verdunsten 


a  Repertoire  de  Pharm.  1893,  241.         «    2)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl. 
0.  37  n.  38. 


Oleaceae.  135 

noch  mehr  von  dieser  Substacz  und  erstarrte  schliesslich  zu  einer 
blätterigen,  mit  Fett  Termischten  Krystallmasse.  Diese  löste  sich 
in  Benzol,  bei  Behandlung  mit  Weingeist  blieb  eine  weisse,  theils 
flockige,  theils  pulverige  Substanz  ungelöst,  die  in  heissem  abso- 
lutem Alkohol  löslich  war  und  sich  beim  langsamen  Erkalten  in 
feinen  Nadeln  ausschied.  W.  v.  Schulz  hat  nun  die  Substanz 
mehrere  Male  aus  siedendem  Wasser  umkrystallisirt  und  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  getrocknet.  Das  Ghionanthin  bildete 
so  Yoluminöse  atlasglänzende,  schneeweisse  Filter,  welche  in  kaltem 
Wasser  schwer,  in  heissem  Wasser  leicht  löslich  waren,  und  aus 
letzterer  Lösung  beim  Erkalten^  in  dünnen  Blättchen  ausgeschieden 
wurden.  In  kaltem  Alkohol  ist  es  schwer,  in  kochendem  leicht 
löslich.  Die  wässerigen  Lösungen  reagiren  neutral.  Bei  110° 
wird  das  Ghionanthin  wasserfrei,  bei  höherer  Temperatur  wird 
es  roth^olett  und  schmilzt  zu  einer  durchsichtigen  glasartigen 
Masse  zusammen.  Die  Elementaranalyse  ergab  annähernd  die 
Formel  CaaHssOio.  Durch  yerdünnte  Säuren  wird  das  Ghionanthin 
in  Dextrose  und  einen  rothbraunen,  unter  110^  schmelzenden,  in 
Wasser  unlöslichen,  in  Aether  und  Alkohol  leicht  löslichen  harzigen 
Körper  gespalten.  Dabei  tritt  ein  starker  an  Perubalsam  er- 
innernder Geruch  zu  Tage.  Auf  die  Blutkörperchen  wirkt  Ghionan- 
thin nicht  lösend  ein.  Der  Reihe  GnHsn — sOio  gehört  das  Ghionan- 
thin also  nicht  an.  Auch  in  seinen  Eigenschaften  weicht  es  von 
den  Saponinsubstanzen  ab.  Ueber  seine  Wirkung  lässt  sich  gar 
nichts  aussagen.  Um  jedoch  auf  die  Wirksamkeit  der  in  der 
Ghionanthusrinde  enthaltenen  Substanzen,  sowie  auf  die  etwaige 
Anwesenheit  eines  Saponinkörpers  zu  prüfen,  kochte  v.  Schulz 
75  g  der  Wurzelrinde  dreimal  mit  Wasser  aus  und  versetzte  die 
vereinigten  eingedampften  Auszüge  mit  Bleiacetat  Der  sich  spär- 
lich bildende  Niederschlag  wurde  abfiltrirt  und  mit  bleiacethaltigem 
Wasser  zuerst,  dann  aber  mit  Weingeist  ausgewaschen.  Der  in 
Wasser  suspendirte  Niederschlag  wurde  jetzt  mit  HsS  versetzt, 
und  das  Filtrat  zur  Trockne  eingedampft  Der  verriebene  Rück- 
stand bildete  ein  gelbliches  Pulver,  welches  sich  in  Wasser  in  der 
Wärme  löste,  beim  Erkalten  der  Lösung  jedoch  wieder  zur  Aus- 
scheidung kam.  Es  ist  fast  unlöslich  in  Aether  und  Petroläther, 
schwer  löslich  in  kaltem  Alkohol,  leicht  löslich  in  Alkalien  und 
Alkalicarbonaten.  Die  Lösungen  schmeckten  bitter  und  brennend. 
Eine  wässerige  Lösung  des  Rückstandes  gab,  mit  gesättigtem 
Barytwasser  versetzt,  reichliche  Fällung,  wobei  die  Lösung  eine 
tief  dunkelrothe  Färbung  annahm;  nach  Zusatz  von  Wasser  löste 
sich  die  Fällung  zumTheil.  Bleiacetat  lässt  die  Lösung  klar,  erst 
auf  Zusatz  von  Bleiessig  entsteht  reichliche  Fällung.  M^er's 
Alkalo'idreagens,  sowie  Jodjodkalium  geben  Fällungen.  Gonc. 
HsSOi  giebt  mit  dem  Verdampfungsrückstand  braune  Färbung. 
kxd  die  Blutkörperchen  wirkt  die  Substanz  nicht  lösend  ein,  die 
wässerigen  Lösungen  geben  beim  Schütteln  keinen  Schaum.  Aus 
diesen  beiden  Reactionen  schliesst  v.  Schulz,  dass  in  der  Ghionan- 
thusrinde  überhaupt  kein   Saponin    vorhanden    ist.     Die  Thier- 


136  Oleaceae. 

Tersuche  ergaben  im  Uebrigen,  dass  die  in  der  Ghionantbasrinde 
enthaltenen  Substanzen  indifferenter  Natur  sind. 

Fraxinns  Ornus.  J.  S.  Ward*)  hat  eine  in  der  Nähe  von 
Palermo  belegene  Pflanzung  der  Mannaesche  bei  dem  Dorfe  Villa 
Grazia  besucht  und  die  Verhältnisse  der  MannaproducHon  auf 
Sicäien  zu  erforschen  gesucht.  Diese  sind  übrigens  den  aus 
Galabrien  durch  Hanbury  genauer  bekannt  gewordenen  ausser- 
ordentlich ähnlich.  Die  Manna  fliesst  aus  Schnitten,  die  an  den 
zehnjährigen  Bäumen  quer  durch  die  Rinde  in  der  Ausdehnung 
von  etwa  Vs  ^^^  Peripherie  täglicb  (während  der  Saison,  die  im 
September  endigt,  etwa  45)  gemacht  werden.  Die  am  Baume  er- 
härtende Masse  bildet  die  „Manna  Cannolo^S  die  bei  feuchtem 
Wetter  herabfliessende  die  „Manna  rottame*^  Im  folgenden  Jahre 
werden  frische  Incisionen  neben  denen  des  Vorjahres,  ebenfalls 
Vs  des  Umfanges  gemacht,  und  im  3.  Jahre  wird  der  Process  an 
dem  noch  uneingeschnitten  gebliebenen  Reste  der  Rinde  wieder- 
holt, dann  der  Stamm  nahe  der  Wurzel  gefallt.  Jede  Wurzel  treibt 
mehrere,  meist  4  Stämme,  von  denen  jeder  etwa  Vs  kgManna  liefert. 

Liriosma  ovata,  Muira  Puama  ist  eine  aus  Brasilien  stam- 
mende Droge,  welche  dortselbst  als  Aphrodisiacum  in  hohem  An- 
sehen steht  und  als  solches  nach  Versuchen  von  Goll  sich  in  der 
That  bewähren  soll.  Zur  Verwendung  kommt  ein  alkoholischer  oder 
wässriger  Auszug  der  Droge.  Nach  Goll  ist  Muira  Puama  ein 
mildes  Tonicum,  das  auf  Gehirn  und  Rückenmark  anregend  wirkt, 
ohne  zu  schaden.  Im  Laufe  von  3  Jahren  hat  derselbe  9  Fälle 
von  Impotenz  rein  nervöser  Natur  mit  dem  Fluideztract  der 
Droge  behandelt  und  war  mit  dem  Erfolge  recht  zufrieden, 
während  er  von  Damiana  (Turnera  aphrodisiaca)  keinen  ein- 
zigen Erfolg  hat  constatiren  können.  H.  Kleesattel  ^)  be- 
richtet eingehend  über  Muira  Puama.  Die  Droge  besteht  aus 
dikotylen  Stämmchen  und  Wurzeln.  Die  wenigen  sympedialen 
Verzweigungen  des  Stammes  und  sämmtliche  Wurzelverzweigungen 
sind  durchweg  abgebrochen,  die  Bruchstellen  sind  faserig.  Die 
Stämmchen  sind  20  bis  50  cc  lang  und  ö  bis  15  mm  stark.  Die 
Länge  der  Wurzeln  schwankt  zwischen  5  und  15  cc.  Eine  auf- 
fallende Eigenthümlichkeit  sind  die  an  Wurzel-  und  Stammstücken 
häufig  auftretenden  knotigen  Anschwellungen  und  die  häufige 
Verkümmerung  von  Seitenorganen  in  Gestalt  knotiger  oder  un- 
bestimmt geformter  Auswüchse.  Durchschneidet  man  solche 
Stellen,  so  findet  man  im  Innern  des  Holzkörpers  als  muthmaass- 
lichen  Ausgangspunct  der  anormalen  Bildungen  röthlichbraune 
bis  dunkelbraune  Gewebepartien  von  unbestimmt  begrenzter  Aus- 
dehnung, die  durch  geeignetes  Spalten  des  Holzes  leicht  blos- 
gelegt  werden  können,  da  der  Zellverband  an  diesen  Stellen  ein 
sehr  lockerer  ist.  Die  Farbe  des  Holzkörpers  ist  bei  einigen  hell- 
gelb, bei  anderen  schwach  röthlichbraun,  bis  ausgesprochen  roth- 

1)  Pharm.  Joarn.  Transact.  1893,  381;  durch  Pharm.  Ztg.  1894,  45. 

2)  Ber.  .  Pharm.  Ges.  1898,  67. 


Oleaceae.  137 

braun,  auch  granbraun;  oft  wechselt  auch  an  demselben  Stücke 
die  Holzfarbe  in  obigen  Nuancen.  Die  Farbe  des  Wurzelholzes 
ist  durchweg  dunkler.  Die  Farbe  der  Rinde  ist  bei  Stamm  und 
Wurzel  dieselbe,  nämlich  schmutzig  lehmfarben  bis  graubraun. 
Wo  die  Epidermis  noch  vorhanden  ist,  besitzt  die  Rinde  matten 
Glanz.  Namentlich  die  Wurzelrinde,  theilweise  aber  auch  die 
Stammrinde  zeigt  schwarze,  von  Pilzmycelien  herrührende  Flecke 
in  der  Grösse  eines  Schriftpunctes  auf.  Anatomisch  zeigt  die 
Stammrinde  keine  besonders  charakteristischen  Merkmale.  Die 
Korkschicht  besteht  meist  aus  fünf  Zelllagen,  das  primäre  Rinden- 

{tarenchym  aus  ca.  sieben  Zelllagen  mit  grünlichen  bis  braunen 
nhaltsstoffen  und  vereinzelten  Steinzellen.  Die  mechanischen 
Elemente  sind  zu  einem  gemischten  Ringe  fast  lückenlos  ange- 
ordnet. Bastfasern  sind  im  Sklerenchymring  nur  spärlich  vertreten, 
und  sind  meist  von  Oxalatkrystallschläuchen  bekleidet.  Riuden- 
strahlen  sind  besonders  auf  dem  Q^ierschnitt  deutlich  zu  erkennen. 
Im  Verhältniss  zur  Ausbildung  der  anderen  Gewebeschichten  der 
Rinde  besitzt  der  Weichbast  etwa  dieselbe  Mächtigkeit,  wie 
Sklerenchymring,  Mittelrinde  und  Aussenrinde  zusammen.  Besser 
trägt  zur  Charakterisirung  die  Anatomie  des  Holzes  bei.  Die  Ge- 
fasse  lassen  radiale  Anordnung  unschwer  erkennen.  Die  primären 
sind  ca.  0,03  mm,  die  secundären  0,06  bis  0,08  mm  weit.  Die  Gefäss- 
wand  zeigt  bei  angrenzendem  Markstrahlenparencbym  sowohl  ein- 
fache grosse,  spangenformige  oder  leiterförmige  Tüpfelung  mit 
oder  ohne  schwache  Behöfung  als  auch  deutlich  ausgeprägte  Hof- 
tüpfelung.  Die  Strichtüpfel  der  letzteren  sind  sämmtlich  horizontal 
angeordnet.  Holzparenchymzellen  bilden  die  Hauptmasse  des 
Holzkörpers.  Tracheiden  sind  gleichfalls,  aber  in  nur  geringer 
Menge  vorhanden.  Das  Holzparenchym  bildet  Querbänder  und 
stellt  dadurch  Ueberbrückungen  zwischen  den  Markstrahlen  dar. 
Auffallend  oft  treten  einzelne,  den  Markstrahlen  anliegende  und 
auf  dem  Querschnitt  meist  mit  spitzem  Winkel  in  das  Holzprosen- 
chym  vorspringende  Parenchymzellen  auf.  Diese  und  die  Quer- 
bänder charakterisiren  das  Bild  des  Holzquerschnittes.  Die  Mark- 
strahlen treten  deutlich  hervor.  Auf  ca.  5  mm  der  Peripherie  des 
Holzquerschnittes  eines  ca.  4  mm  dicken  Achsenstückes  kommen 
50  bis  60  Markstrahlzüge.  Meist  sind  dieselben  aus  20  bis  30 
Zellreihen  zusammengesetzt.  Im  Marke  sind  braune,  homogene 
gerbstoffhaltigen  Inhalt  führende  Zellzüge  zu  unterscheiden.  An 
der  Anatomie  der  Wurzel  ist  ausser  den  natürlichen  Unterschieden 
nur  wenig  Abweichendes  zu  beobachten.  Auf  eine  4—5  Zelllagen 
starke  Eorkschicht  folgt  eine  an  allen  Theilen  gleich  stark  ent- 
wickelte Schicht  kollenchymatisch  verdickten  Gewebes.  Die  me- 
chanischen Elemente  der  Rinde  liegen  in  der  Mittelrinde  einzeln 
oder  in  kleinere  Gruppen  zerstreut.  Die  Siebröhren  sind  allge- 
mein etwas  stärker  verschleimt  als  in  den  oberirdischen  Theilen. 
Die  Holzstructur  ist  im  Wesentlichen  überemstimmend  mit  der 
des  Stammholzes.  Die  Markstrahlzüge  treten  in  geringerer  Zahl 
auf.     Die  bereits   oben   erwähnten   knolligen  Anschwellungen   in 


138  Oleaceae. 

Stamm  und  Wurzel  erweisen  sieh  bei  mikroskopischer  Betrachtung 
als  von  Pilzmycelien  herrührend,  welche  durch  Reizung  ein  anor- 
males Wachsthum  veranlassen.  Die  Pilzwucherung  scheint  auf 
Inhaltsstoffe  der  befallenen  Zellen  eine  öxydirende  Wirkung,  welche 
sich  in  Braunfärbung  äussert,  auszuüben.  Die  Pilzhyphen  sind 
nur  0,ä^  stark  und  erst  bei  350facher  Vergrösserung  deutlich  zu 
erkennen.  Die  Zellen,  welche  unmittelbar  an  die  von  intensiver 
Pilzwucherung  durchsetzte  Gewebezone  angrenzen,  sind  rein  parem- 
chymatischer  Natur;  allmählich  geht  in  weiterem  Umkreise  das  Ge- 
webe wieder  in  die  normale  Orientirung  seiner  Elemente  über. 
Die  bei  der  makroskopischen  Beschreibung  erwähnten  schwarzen 
Puncte  auf  der  Aussenseite  der  Droge  sind  Pilzmycelcomplexe 
von  mehr  oder  weniger  kugeliger  Form.  Die  Hyphen  sind  be- 
deutend grösser  als  diejenigen  des  im  Innern  wuchernden  Pilzes 
und  sind  gegliedert.  Die  Inhaltsstoffe  der  Droge  sind  Gerbstoffe, 
Stärke,  oxalsaurer  Kalk;  Alkaloide  haben  nicht  gefunden  werden 
können,  doch  dürften  Bitterstoffe  anwesend  sein.  Eine  genaue 
Analyse  hat  noch  nicht  vorgenommen  werden  können.  — 

Um  den  Ursprung  der  Droge  zu  bestimmen,  fehlt  authentisches 
Herbarmaterial  leider  bis  heute.  Es  galt  deshalb  zu  entscheiden; 
ob  die  Pflanze  Liriosma  ovata,  welche  Miers  unter  dem  Namen 
Mara  puama  beschreibt,  die  Stammpflanze  der  Droge  sei,  und 
deshalb  unterzog  E.  zwei  aus  dem  Herbar.  reg.  monacens  stam- 
mende Liriosmaarten ,  nämlich  die  erstgenannte  L.  ovata  Miers 
und  L.  Pohliana  Engler,  einer  anatomischen  Vergleichung  mit  der 
Droge.  Wesentliche  Verschiedenheiten  wurden  dabei  nur  in  Be- 
zug auf  die  Rinde  gefunden,  da  dieL.-Arten  ein  auffallend  stark 
sklerotisirtes  Periderm  zeigten.  Die  einzelnen  Zelllagen  erscheinen 
durch  starke  Zellmembranverdickung  zu  einem  derben  Schutz- 
mantel verschmolzen,  der  nach  innen  eckig  ausgebuchtet  ist.  Die 
Orientirung  der  Hartbastelemente  in  der  Rinde  differirt  ebenfalls, 
weist  jedoch  auch  übereinstimmende  Momente  auf.  Die  Holz- 
structur  der  Liriosmaarten  zeigt  mit  M.  P.  vielfache  Ueber- 
einstimmung.  Die  Structur  der  Gefässwandungen ,  ihre  Tüpfel- 
beziehungen zu  Markstrahl-  und  Holzparenchym,  Anordnung  und 
Querdurchmesser  der  Gefasse  stimmen  bei  allen  drei  Objecten  über- 
ein, ebenso  die  Anordnung  des  Holzparenchyms ,  die  Breite  und 
der  Bau  der  Markstrahlcomplexe  und  endlich  die  braunen,  homo- 
genen Inhalt  führenden  Zellzüge  im  Marke. 

In  Anbetracht  dieser  Uebereinstimmung  in  der  Holzstructur 
kommt  E.  zu  dem  Schlüsse,  dass  vom  anatomisch-systematischen 
Standpuncte  die  Identität  von  Liriosma  ovata  Miers  und  Muira 
puama  nicht  auszuschliessen  sei.  Die  Annahme  erhält  eine  weitere 
Stütze,  wenn  man  die  beschriebenen  Holzelemente  unter  die  von 
Eohl  in  „Vergleichende  Untersuchungen  über  den  Bau  des  Holzes 
der  Oleaceen"  aufgestellten  Oleaceengruppen  einzuordnen  sucht: 
sie  fallen  dabei  sämmtlich  in  Gruppe  it.  Die  wenigen  in  der 
Structur  der  Aussenrinde  gefundenen  Abweichungen  dürften  viel- 


Orchidaceae.  139 

leicht  anf  Verschiedenheit  der  Standorte  oder  sonstige  physio- 
logische Verbältnisse  zurückzufuhren  sein. 

Aus  dem  Fluidextract  von  Muira  Puama  wurde  im  Laboratorium 
von  Parke  Davis  &  Co.  nacb  dem  für  die  Ausmittelung  der 
Alkalo'ide  bekannten  Verfahren  0,018  <>/o  eines  gelben  amorphen 
Harzes  erhalten,  welches  deutliche  alkalische  Reaction  gab,  einen 
sehr  bitteren  Geschmack  besass  und  sich  in  angesäuertem  Wasser 
leicht  löste.  Diese  Lösung  gab  mit  Alkaloidreagentien  Fällungen 
und  mit  Goldchlorid  ein  in  Nadeln  krystallisirendes  Doppelsalz, 
welches  demjenigen  des  Pilocarpins  ähnlich  war.  Mit  Natronkalk 
wurde  Pyridin  entwickelt.  Weitere  Versuche  mit  diesem  Körper 
werden  in  Aussicht  gestellt^). 

Rebonrgeon')  hat  selbst  mitgebrachte  Exemplare  der 
Droge,  die  er  übrigens  „Moyrapuama*'  nennt,  nach  DragendorfiCs 
Methode  analysirt  und  dabei  gefunden :  ein  ätherisches  Oel,  einen 
krystallisirbaren  Körper,  welcher  Fehling'sche  Lösung  reducirt, 
femer  Gerbstoffe  und  andere  organische  Substanzen,  wie  Phloba- 
phene  und  Pektinstoffe.  Die  physiologischen  Versuche  haben  eine 
nur  geringe  Giftigkeit  ergeben.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  das 
Mittel  zur  Bekämpfung  von  Nervenschwäche  angezeigt  sein  würde, 
namentlich  bei  digestiver  Asthenie,  bei  schwierigen  Menstruationen 
und  bei  Impotenz. 

Olea  europaea,  lieber  die  Production  von  Olivenöl  in  Sicilien 
lieferte  das  Journal  of  the  Society  of  Arts  einen  ausführlichen 
Artikel »). 

Orchidaceae. 

Eingehende  anatomische  Untersuchungen,  welche  Eugene 
Mesnard^)  über  den  Sitz  der  ätherischen  Oele  in  den  Blumen 
angestellt  hat^  haben  zu  dem  Resultat  geführt,  dass  die  Blumen 
der  Orchideen  unter  allen  wohlriechenden  Blumen  eine  Ausnahme 
machen.  Das  ätherische  Oel  ist  in  bestimmten  Epidermiszellen 
auf  der  Innenseite  der  Blumen-  oder  Kelchblätter  localisirt  Bei 
denjenigen  Blumen  aber,  deren  Zellen  eine  grosse  Monge  fetten 
Oeles  oder  Zellsaft  enthalten,  findet  man  das  ätherische  Oel  an 
der  Aussenseite  der  Blumenblätter. 

Vanilla  planifolia,  Ueber  die  VaniüecuUur  in  Mexiko  brachte 
die  Revista  Financiera  Mexicana  ^)  Mittheilungen,  durch  welche 
manche  bisher  weniger  bekannte  Verhältnisse  aufgeklärt  werden. 
Die  Heimath  der  Vanillepflanze  ist  der  Staat  Veracruz,  wo  sie 
vorzugsweise  in  den  Kantons  Misentla  und  Papantla  cultivirt 
wird;  die  geringe  Menge,  welche  in  Oachaca  producirt  wird,  wird 
von  wilden  Pflanzen  in  den  Wäldern  gesammelt.  Man  unter- 
scheidet in    Mexiko   6   Varietäten    von   Vanillepflanzen:    Mansa, 


1)  Bulletin  of  Pharm.  1892,   Vol.  VI,   No.  11.  2)  durch  Pharm. 

Ztg.  1893,  699.  3)  Pharm.  Jonm.  Transact.  1893,  No.  1213,   246. 

4)  Gompt.  reod.  1898,    526.  5)    durch  Pharm.  Joum.  TraDsact. 

1893,  No.  1214,  266. 


140  Orchidaceae. 

Gimarrona,  Mestiza,  Pompona,  Puerco  und  Mono.  Von  diesen 
wird  die  Mansa  allein  cultivirt.  Die  Gimarrona  oder  wilde  Vanille 
hat  spitzere  Blätter  und  kürzere,  dünnere,  mehr  runde  Schoten, 
auch  einen  dünneren  Stiel.  Mestiza  steht  zwischen  Mansa  und 
Gimarrona  in  der  Mitte;  sie  giebt  bei  guter  Zubereitung  ein  der 
Mansa  gleichwerthiges  Product  Pompona  oder  Liguexante 
(Bananenvanille),  wie  sie  die  davon  mitunter  Gebrauch  machenden 
Totonaco-Indianer  nennen,  hat  grössere  und  rundere  Blätter  und 
einen  lV2mal  so  dicken  Stamm  wie  Mansa  und  liefert  die  be- 
kannten Vanillons.  Puerco  und  Mono  sind  wildwachsende,  der 
Gimarrona  ähnliche  Arten,  deren  Früchte  nicht  in  den  Handel 
kommen.  —  Im  Handel  werden  vier  Klassen  unterschieden;  1.  Die 
Schoten  von  GVs  Zoll  und  darüber  von  gutem  Aussehen,  höchstens 
bis  zu  Vs  gespalten.  Diese  Klasse  zerfällt  in  die  Unterabtheilungen: 
Terciada  (die  kürzesten  Schoten),  primera  chica,  primera  grande, 
marca  menor  und  marca  mayor  (die  grössten  Schoten).  2.  In  die 
zweite  Klasse  gehören  Schoten  von  der  Qualität  der  Terciada, 
welche  nur  eine  geringere  Länge  besitzen.  Zwei  Schoten  gleich 
einer  Schote  der  ersten  Klasse.  3.  Zacate  oder  Schoten  aller 
Grössen,  welche  in  zu  reifem  Stadium  gesammelt  oder  zu  stark 
getrocknet  worden  sind :  Pescozuda,  Vana,  Gueruda,  Aposcoyonada, 
sowie  die  Schoten  der  Gimarrona.  Drei  Schoten  gleich  einer 
Schote  der  ersten  Klasse.  4.  Re zacate  besteht  aus  sehr  kurzen, 
oder  vollständig  aufgesprungenen,  stark  beschädigten,  sehr  un- 
reifen, zu  stark  getrockneten  Schoten.  6  Schoten  gleich  einer 
Schote  der  ersten  Klasse.  Gegenwärtig  wird  hauptsächlich  unter- 
schieden: die  beste  Klasse,  die  Gimarrona  und  Rezacate. 

Neuerdings  soll  von  der  Insel  Reunion  VaniUe  in  mit  Alkohol 
gefüllten  Dosen  in  den  Handel  gebracht  werden.  Wenn  man  die 
grünen  Vanilleschoten  gleich  mit  Alkohol  übergiesst,  soll  die  Bil- 
dung von  Vanillin  und  die  Entwickelung  des  Geruchs  hintan  ge- 
halten werden,  weil  die  Muttersubstanz  des  Vanillins  in  Alkohol 
unlöslich  sei.  Deshalb  soll  auch  während  des  Transports  und  auf 
dem  Lager  kein  Vanillin  verloren  gehen,  so  dass  die  nachträglich 
zur  Entwicklung  kommende  Menge  Vanillin  grösser  ist,  als  bei 
den  im  Mutterlande  getrockneten  Vanilleschoten  i). 

Seh.')  macht  auf  die  von  Karl  Fr.  Töllner  in  Bremen  in 
den  Handel  gebrachte  kalt  getrocknete  Vanille  aufmerksam,  welche 
durch  Lagern  nicht  leidet  und  ihren  vollen  Würzwerth  beliebig 
lange  Zeit  conservirt.  Diese  Vanille  ist  in  dem  bekannten  Töllner- 
schen  Kalttrockenapparat  soweit  ausgetrocknet,  dass  eine  Schimmel- 
vegetation sich  nicht  mehr  darauf  entwickeln  kann.  Das  volle 
Aroma  bleibt  bei  diesem  Trockenverfahren  erhalten,  da  das 
Vanillin  sich  nur  bei  höherer  Temperatur  in  grösserer  Menge 
verflüchtigt.  Nach  dem  Trocknen  wird  die  Vanille  sofort  in 
passende  längliche  Verkaufsgläser  gefüllt.  Gut  verschlossen  hält 
sich  das  Gewürz  jetzt  Jahre  lang  unverändert. 

1)  Pharm.  Gentralb.  1893,  188.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  746. 


Orobanchaceae.    Palmae.  141 


Orobanchaceae. 

Von  Epiphegus  Virginiana  Nutt,  einer  in  Amerika  verbreiteten 
Orobanchee,  die  anf  den  Wurzeln  von  Fagus  ferniginea  schmarotzt 
und  den  Namen  Beech  drop  führt,  liegt  eine  Analyse  von  A.  G. 
K  0  epp  e n  vor,  wonach  diese  Pflanze  eine  eigen thümliche  organische 
Säure,  ein  Glykosid  und  ein  Alkaloid  zu  enthalten  scheint.  Die 
frische  Droge  enthält: 

Fett  0,48,  Harz  0,81,  Alkohol-Exiract  (organ.  Säure,  Alkaloid  u.  Gly- 
kosid) 9,32,  Schleim  n.  Zocker  1,90,  Alkali-Extract  0,25,  Salzsäure-Extract 
0,14,   liffnin  0,28,    Asche  16,91,    Feuchtigkeit  7,08,    Cellulose  etc.  68,38  Vo- 

In  der  längere  Zeit  aufbewahrten  getrockneten  Pflanze  scheint 
eine  Zersetzung  des  Glykosides  und  Alkaloides  stattzufinden. 
Nach  Eoeppen  betrachtet  man  Ephegus  Virginiana  als  Adstringens, 
obschon  weder  Gerbsäure  noch  Gallussäure  darin  enthalten  sind, 
auch  als  Depurativum.  Dass  die  dicke,  knollige  Wurzel  früher 
als  Erebsmittel  in  Ansehen  stand  und  gradezu  Radix  Cancri 
genannt  wurde,  auch  den  Hauptbestandtheil  des  Martins'schen 
Cancer  powder  bildete,  wird  von  Koeppen  nicht  erwähnt. 

Palmae. 

Araucaria  brasUiana.  Ausführlich  bespricht  Th.  Peckolt*) 
die  in  den  südlichen  Provinzen  Brasiliens,  besonders  Paranä  und 
Rio  Grande  do  Sul  einheimische,  bei  Rio  Janeiro  kultivirte  Arau- 
caria brasiliana  Lamb.,  den  Pinbeiro  der  Brasilianer.  Nach 
Peckolt  ist  das  sog.  Araucarienharz,  das  angeblich  wie  Terpentin 
benutzt  werde,  mit  diesem  in  keiner  Weise  zu  parallelisiren.  Es 
fliesst  als  wasserhelle,  balsamische  Flüssigkeit,  die  in  kurzer  Zeit 
erhärtet,  bei  Verwundung  der  älteren  Stämme  aus  und  bildet  un- 
regelmässige, tropfenformige  Stücke  von  Erbsen-  bis  Wallnuss- 
grösse  oder  10 — 16  cm  lange,  gänsekiel-  bis  fingerdicke,  aussen 
mattweisse,  auf  dem  Bruche  glatte,  wachsartige,  runde  Stücke,  die 
schwach  terpentinartig  riechen.  Sie  bestehen  vorwaltend  aus 
Gummi  und  enthalten  nur  16  %  Harz,  das  aus  Weichharz  und 
zwei  Harzsäuren  (Curyharzsäure,  Pinonharzsäure)  besteht.  Nicht 
zu  verwechseln  ist  diese  „Resina  de  pinbeiro^'  mit  dem  „Gomma 
de  pinhao'%  d.  i.  der  bräunlichen,  klebrigen,  extractartigen,  geruch- 
losen Masse,  welche  die  von  den  Samen  befreite  Spindel  des  Frucbt- 
zapfens  einhüllt  und  mit  gleichen  Theilen  Zucker  ein  beliebtes 
Hustenmittel  darstellt. 

Sagtis  amicarum.  Als  Stammpflanzen  der  Tahitinuss,  welche 
ein  Ersatzmittel  des  vegetabilischen  Elfenbeins  bildet,  werden  jetzt 
Sagas  amicarum  und  Ooelococcus  Carolinensis  (wahrscheinlich  ein 
und  dieselbe  Palme)  angenommen.  Zur  Feststellung  der  Unter- 
schiede zwischen  der  Tahitinuss  und  derjenigen  von  Phytelephas- 
^^n   wurden    die    anatomischen  Verhältnisse    der    Samen    von 


1)  Amer.  Jonm.  of  Pharm.  1898,  276.  2)  Pharm.  Rundscb.  New- 

York  1893,  133. 


142  Pandanaceae.    Papaveraceae. 

T.  F.  Hanausek^)  einer  erneuten  Untersachung  unterworfen. 
Hierbei  hat  sich  ergeben,  dass  der  allgemeine  Bau  des  Keimnähr- 
gewebes bei  beiden  Samen  der  gleiche  ist.  Prismatische  Zellen 
mit  enorm  verdickten  Cellulosewänden  und  deutlichen,  am  freien 
Ende  kolbig  erweiterten  Porenkanälen  sind  die  Elemente  des 
ganzen  Gewebes.  Als  Unterschiede  lassen  sich  folgende  aufstellen: 
Während  die  Phytelephaszellen  breiter  und  kürzer  sind,  erscheinen 
die  Tahitizellen  länger  und  schmäler;  dementsprechend  sind  die 
Poren  der  ersteren  länger,  die  der  Tahitizellen  kürzer  und  etwas 
breiter,  das  Lumen  der  Phytelephaszellen  ist  grösser  als  das  der 
letzteren.  So  beträgt  der  Querschnittsdurchmesser  der  Zellen, 
von  den  äussersten  Poren-Enden  gemessen,  bei  der  Steinnuss 
83 — 102  ^,  bei  der  Tahitinuss  28 — 48  ^,  der  Querschnittsdurch- 
messer dagegen  bei  der  Steinnuss  38 — 60,8  /£,  bei  der  Tahitinuss 
19 — 32  jii.  Es  ist  ferner  in  der  Steinnuss  eine  so  innige  Ver- 
schmelzung der  Zellmembranen  vor  sich  gegangen,  dass  weder  im 
Längs-  noch  im  Querschnitt  ein  Zellcontour  zu  sehen  ist  Da- 
gegen sind  die  Zellcontouren  bei  der  Tahitinuss  im  Längsschnitt 
ohne  weitere  Präparation  an  vielen  Stellen  deutlich  wahrnehmbar; 
im  Querschnitt  treten  sie  nach  Behandlung  mit  Kalilauge  klar 
hervor.  Hierbei  wurde  bei  der  Tahitinuss  beobachtet,  dass  die 
ganze  aus  Gellulose  bestehende  Membran  von  sehr  schmalen 
parallelen,  ein  wenig  gewundenen  und  anscheinend  leeren  Spalten 
durchsetzt  ist,  die  schief  zur  Längsachse  der  Zelle  gerichtet  sind. 
Die  wichtigste  Differenz  ist  aber  das  Vorhandensein  von  Erystallen 
in  der  Tahitinuss,  während  solche  in  der  Steinnuss  völlig  fehlen. 
Kocht  man  die  Schnitte  zuerst  in  Alkohol  und  dann  in  Wasser, 
so  lösen  sich  die  Krystalle  in  verdünnter  Schwefelsäure  und  zu- 
gleich schiessen  Gypsnadeln  an. 

Pandanaceae. 

Carludavica  pcdmata  S.  und  T.  gehört  wohl  mehr  Neugranada, 
Bolivien,  Chile  und  Peru  an,  obschon  der  Baum  auch  in  Brasilien, 
wo  man  ihn  als  Iraca  bezeichnet,  viel  gebaut  wird.  Zu  der  Be- 
reitung der  Panamahüte  dienen  nicht  bloss  dessen  Blätter,  sondern 
wie  Th.  Peckolt')  besonders  betont,  die  meterlangen  Blattstiele, 
die  man  eine  Zeit  lang  in  Wasser  legt,  spaltet  und  mit  einem 
flachen  Hammer  aus  Holz  vorsichtig  klopft,  bis  sich  die  Faser  in 
Streifen  theilen  lässt.  Die  Faserbündel  werden  wiederholt  in  eine 
heissgemachte  Mischung  von  1  Liter  Saft  der  bitteren  Orange, 
^1%  Liter  Gitronensaft  und  20  Liter  Wasser  eingetaucht,  dann  der 
Sonne  ausgesetzt  und  schliesslich  mit  Schwefeldämpfen  gebleicht. 

Papaveraceae. 

Papaver  somniferum.    Aus  einem  englischen  Konsularbericht») 


1)  Zeitflchr.  f.  NahruD^sm.-Unters.,  Hyg.  a.  Waarenk.  1893,  197. 

2)  Amer.  Pharm.  Randsch.  1893,  135.  3)  Gonsular-Report  1212 
darch  Pharm.  Joam.  Transact.  1893,  No.  1199,  1028,  No.  1202,  24,  No.  1215, 


Papaveraceae.  143 

über  den.  Opiumhandel  in  China  möge  an  dieser  Stelle  mitgetheilt 
werden,  dass  der  Anbau  des  chinesischen  Opiums  schon  bedeutend 
zurückgegangen  ist  und  die  Einfuhr  von  indischem,  namentlich 
Patna-Opium,  wieder  bedeutende  Fortschritte  gemacht  hat  (siehe 
auch  Jahresber.  1892,  140). 

Die  Opiumproduction  in  der  Türkei  betrug  1891  181,250  Pfd., 
woTon  172,550  Pfd.  exportirt  wurden,  und  zwar  vorwaltend  nach 
England.  Im  Jahre  1892  sank  die  Production  infolge  ungünstiger 
Witterungsverhältnisse  auf  152,250  Pfd.,  wovon  nur  130,000  Pfd. 
ausgeführt  wurden.  Im  März  und  April  1893  ging  ein  grosser 
Theil  der  Mohnpflanzen  durch  Frost  zu  Grunde,  weshalb  der 
Ertrag  sich  1893  nur  auf  80,000  Pfd.  beläuft  i). 

P.  L.  Simmonds')  veröffentlicht  eine  statistische  Studie  des 
Opiumhandels  innerkalb  der  einzelnen  Staaten. 

B.  H.  Paul  und  A.  J.  Cownley^)  wenden  sich  gegen  die 
unlängst  von  E.  M.  Holmes  zum  Ausdrucke  gebrachte  Ansicht, 
dass  Indien  in  absehbarer  Zeit  die  Türkei  in  Bezug  auf  Opium- 
lieferung wohl  ersetzen  würde.  Die  Verfasser  können  diesen 
Hoffnungen  nicht  ganz  beistimmen.  Vor  allen  Dingen  ist  noch 
die  Frage,  ob  das  indische  Opium  überhaupt  das  türkische  an 
Qualität  erreichen  kann,  und  die  Angabe  Warden's,  dass  indisches 
Opium  im  Heimathlande  zu  Medicinalzwecken  diene,  ist  keines- 
wegs ein  Beweis  hierfür.  Ein  von  dem  Genannten  gesandtes 
Sulverförmiges  Muster  enthielt  3,2  o/o  Feuchtigkeit  und  zeigte  einen 
[orphingehalt  von  8,55  %.  Eine  hieraus  nach  der  brit.  Pharmak. 
dargesteUte  Opiumtinctur  hinterliess  beim  Verdampfen  einen  Rück- 
stand von  21,3  grains  per  Fluidunze  und  ergab  für  diese  Quantität 
einen  Morphingehalt  von  2,74  grains,  während  eine  aus  türkischem 
Opium  erhaltene  Tinctur  19,8  grains  Verdampfungsrückstand  und 
3,4  grains  Morphin  pro  Fluidunze  enthielt.  Dass  die  Ausbeuten 
in  beiden  Fällen  nahezu  vollständige  waren,  ergiebt  sich  aus 
einem  Vergleiche  der  theoretischen  Zahlen  mit  den  thatsächlich 
gefundenen. 

Gefunden    Berechnet 
Op.  Tinct.  aus  indischem    Opium    2,74  2,80    j       pro 

„        „       „    türkischem       „         3,40  3,55    \     Unze. 

Aeusserlich  waren  beide  Tincturen  kaum  zu  unterscheiden. 

H.  Moissan^)  hat  den  Opiumrauch  einer  chemischen  Unter- 
suchung  unterzogen.  Bekanntlich  wird  das  Opium  der  Raucher 
(chandöo)  aus  dem  gewöhnlichen  Opium  durch  einen  Gährungs- 
process,  den  dieses  durchzumachen  hat,  gewonnen  und  ist  viel 
ärmer  an  Morphium  als  das  Ausgangsproduct.  Moissan  fand  nun, 
dass,  wenn  gutes  Rauch-Opium  relativ  niedrig  erhitzt  wird  (350^), 


287  n.  Ko.  1216,  302;   aasfubrliche  Auszüge   in  Repertor.  der  Pharm.  1893, 
92  and  Apoth.  Ztg.  1894,  Rep. 

1)  dorch  Pharm.  Ztg.  1894,  45.  2)  Bullet,  of  Pharm.   1893,  64. 

3)  Pharmac.  Journal  and  Transactions  1892,  No.  1174,  505.  4)  Compt. 

rend.  1893,  115. 


144  Papaveraceae. 

nur  wohlriechende  Stoffe  und  (wahrscheinlich  durch  den  Wasser- 
dampf)  auch  etwas  Morphium  sich  yerflüchtigen.  Hören  die 
Raucher,  wie  dies  oft  geschieht,  bereits  in  dem  Zeitpunct  zu 
rauchen  auf,  in  welchem  also  die  Erregung  nur  durch  die  kleine 
Menge  des  in  die  Lunge  gelangten  Morphiums  verursacht  ist,  so 
können  sie  eben  so  gut  ein  hohes  Alter  erreichen,  wie  massige 
Tabakraucher.  Die  Rückstände  aber,  welche  in  der  Opiumpfeife 
bleiben  und  als  geringere  Sorte  (dross)  an  Raucher  verkauft 
werden,  geben  erst  bei  weit  höherer  Temperatur  Destillations- 
producte,  die  giftiger  Natur  sind  und  (u.  a.  Pyrrol)  Aceton  und 
Hydropyridinbasen  enthalten. 

Opium  niittgatHtn ^).  H.  Hager*)  hält  die  Herstellung  eines 
Opium  mitigatum  zum  Gebrauch  für  schwächliche  Personen  und 
Kinder  fiir  wünschenswerth.  Ein  solches  in  seiner  Wirkung  ab- 
gemildertes Opium  lässt  sich  durch  Behandeln  desselben  mit 
Wasser,  welches  bis  zum  Kochen  erhitzt  wird,  gewinnen.  Diese 
Thatsache  findet  eine  Erklärung  darin,  dass  das  Morphin  bei 
höherer  Temperatur  in  wässeriger  Lösung  eine  Umwandlung  er- 
leidet und  zum  Theil  in  das  milder  oder  sehr  schwach  narkotisch 
wirkende  Oxymorphin  übergeht.  Für  die  Gewinnung  eines  Opium 
mitigatum  oder  aponarcotisatum  empfiehlt  Hager  in  der  Weise  zu 
verfahren,  dass  man  20  Th.  Opiumpulver  mit  30  Th.  Wasser  an- 
reibt und  im  Dampfbade  bei  95  bis  100^  eintrocknet.  Den  Rück- 
stand zerreibt  man  und  verwendet  ihn  zur  Herstellung  einer 
Tinctura  Opii  mitigati.  —  In  einer  Fussnoto  weist  die  Redaction 
der  Pharm.  Ztg.  darauf  hin,  dass  auf  dem  chinesischen  Markte 
ein  sogenanntes  „Prepared  Opium''  bekannt  ist,  über  dessen  Ge- 
winnung der  Firma  Gehe  &  Co.  aus  Hongkong  die  Mittheilung 
zuging,  dass  dasselbe  aus  rohem,  von  Bombay  und  Calcutta 
importirtem  Opium  hergestellt  werde,  indem  man  dasselbe  einem 
Kochprocess  unterwirft.  —  Die  Pharmakopoen  müssten  zur  Dar- 
stellung des  Opiumextractes  beim  Abdampfen  und  Eintrocknen 
eine  Temperatur  von  höchstens  50^  C.  oder  ein  Abdampfen  im 
Vacuum  bei  30  bis  35°  C.  vorschreiben,  um  die  oben  gekenn- 
zeichnete Abschwächung  des  Morphins  möglichst  einzuschränken. 

Bei  der  Opiumprüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  kommt 
es,  wie  W.  KinzeP)  mittheilt,  bisweilen  vor,  dass  man  bei  ge- 
wissen Opiumsorten  nicht  genügende  Mengen  Filtrat  zur  Aus- 
fällung des  Morphiums  erhält,  ein  Uebelstand,  der  noch  dadurch 
vergrössert  wird,  dass  nach  dem  ersten  Ammoniakzusatz  die 
Flüssigkeit  rasch  filtrirt  werden  muss.  Es  sei  deshalb  bei  dieser 
Filtration  gut,  nicht  allzulange  bis  auf  die  letzten  ablaufenden 
Tropfen  warten  zu  müssen.    Eine  geringe  Abänderung  der  Mengen- 


1)  Das  Opium  mitigatom  oder  aponarcotisatam  darf  nicht  mit  dem 
Opium  denarcotinatum  verwechselt  werden,  welchem  durch  Bebandeln  mit 
Aether  oder  Chloroform  und  Aether  das  Narcotin  entzogen  worden  ist 
(Pharm.  Centralh.   1893,  899). 

2)  Pharm.  Ztg.  1898,  260.  8)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  84. 


Papaveraceae.  145 

Terhältnisse  beseitigt  natürlich  diesen  kleinen  Uebelstand  der 
sonst  so  Torzüglichen  Prüfongsmethode. 

Ilach  Gannepin  nnd  van  Eijk^)  sind  die  Ursachen  der 
Verschiedenheit  der  Resultate,  welche  die  üblichen  Morphinbe- 
Stimmungsmethoden  im  Opium  in  der  Hand  verschiedener  Analytiker 
ergeben,  in  dem  Umstände  zu  erblicken,  dass  man  der  in  rräci- 
pitierflüssigkeit,  wie  Waschwasser,  gelösten  Morphinmmenge  nicht 
genügende  Rechnung  trägt,  auch  werde  das  Opium  häufig  nicht 
genügend  extrahirt  Verfasser  geben  in  diesen  Hinsichten  der 
Methode  von  Portes  und  Langlois  den  Vorzug,  da  diese  die 
höchsten  Ziffern  und  übereinstimmende  Resultate  giebt;  doch  auch 
diese  Methode  besitzt  einige  Mängel:  die  Menge  des  angewendeten 
Chlorammoniums  ist  zu  gross,  wodurch  das  spec.  Gewicht  der 
Flüssigkeit  erhöht  wird  und  das  Morphium  schwieriger  fällt,  auch 
ein  längeres  Auswaschen  nöthig  wird,  um  alle  Spuren  Salmiaks 
zu  entfernen.  Gannepin  und  van  Eijk  modificirten  die  Methode 
nun  wie  folgt:  10  g  Opium  und  4  g  gelöschter  Kalk  werden  mit 
100  cc  destillirten  Wassers,  in  welchem  0,805  g  Morph,  muriat. 
aufgelöst  sind,  gemischt  und  unter  bisweiligem  Schütteln  eine 
halbe  Stunde  lang  macerirt.  50  g  des  Filtrats  werden  nun  mit 
10  cc  Aether  versetzt,  worauf  man  die  Flüssigkeit  bis  zur  Sättigung 
mit  Aether  schüttelt.  Es  werden  darauf  0,5  g  Ghlorammonium 
hinzugegeben,  worauf  man  zwei  Stunden  bei  Seite  setzt,  den 
Aether  abgiesst,  den  Niederschlag  auf  einem  Filter  sammelt  und 
ilm  mit  morphiumgesättigtem  Wasser  (0,420  per  Liter)  so  lange 
auswäscht,  bis  Filter  und  Erystalle  farblos  sind.  Man  trocknet 
endlich  bei  100°  und  wägt.  —  De  Wijs*)  veröffentlicht  nun 
Parallelversuche,  welche  er  mit  der  letzteren  Methode,  sowie  mit 
der  von  Dieterich  und  der  der  Ph.  nederlandica  angestellt  hat, 
und  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  die  von  Gannepin  und  van  Eijk 
modificirte  Methode  von  Portes  und  Langlois  die  höchsten  Ziffern, 
die  von  Dieterich  dagegen  die  grössten  Erystalle  giebt.  —  Zur 
Ergänzung  des  Obigen  sei  hier  noch  die  Methode  der  Pharmacopoea 
nederlandica  wiedergegeben:  1  g  Kalkhydrat  wird  mit  10g  Wasser 
und  3  g  Opiumpulver  gemischt  und  mit  so  viel  Wasser  versetzt, 
bis  das  Gewicht  des  Ganzen  32,5  g  beträgt,  worauf  man  unter 
bisweiligem  Umschütteln  12  Stunden  macerirt.  Man  filtrirt  darauf, 
schüttelt  20  g  des  Filtrats  mit  10  cc  Aether  und  5  Tropfen  Benzol, 
löst  darin  250  Milligramme  Ghlorammonium  auf  und  schüttelt 
öfters  sanft  um.  Nach  vierundzwanzigstündigem  Absitzen  des 
Aethers  wird  dieser  abgegossen,  der  Rest  wieder  mit  5  cc  Aether 
ausgeschüttelt,  worauf  man  die  abgeschiedenen  Erystalle  auf 
einem  befeuchteten  Filter  sammelt  und  zuerst  mit  Wasser  bis  zur 
Farblosigkeit,  dann  mit  5  cc  40  %ig.  Alkohols  wäscht,  bei  100  ° 
trocknet  und  wägt.  Die  Ausbeute  muss  mindestens  200  Milli- 
gramme betragen. 

Die   Dieterich'sche  Methode  ist  vom  Deutschen   Arzneibuch 


1)  Nederl.  Tijdschr.  voor  Pharm.;  durch  Apoth.  Ztg.  189S,  518. 

FharaaetiitiaelMr  Jftbiesberieht  f.  1898.  10 


146  Papilionaceae. 

gewählt  worden;  ein  Yon  Dieterich  angegebenes  abgekürztes  Ver- 
fahren findet  sich  im  Jahresber.  1890,  455  mitgetheilt 

Papilionaceae. 

In  der  Zeitschrift  Malpighia  veröffentlicht  P.  Baccarini^) 
Studien  über  die  Structur  und  Vertheilung  der  TanninbehäUer  in 
einer  grossen  Anzahl  von  Leguminosen.  Diese  in  Papilionaceen,  Gae- 
salpiniaceen  und  Mimosaceen  vorhandenen  Behälter  sind  besonders 
entwickelt  bei  den  Loteen,  Galegeen,  Phaseoleen  und  in  einigen 
Hedysareen;  sie  fehlen  in  den  Genisteen,  Podalirieen  und  Trifolieen. 
Das  Tannin  ist  keineswegs  auf  jene  Behältnisse  beschränkt, 
sondern  kann  sich  auch  in  anderen  Theilen  des  Gewebes  finden. 
Die  Receptacula  sind  theils  mit  den  Gefässbündeln  verbunden 
(parafasciculär),  theils  nicht  (extrafasciculär).  Beide  Sorten  können 
in  derselben  Pflanze  vereinigt  angetroffen  werden,  kommen  aber 
auch  isolirt  vor.  In  Geratonia  siliqua  und  Gercis  siliquastrum 
findet  sich  das  eztrafasciculäre  System  in  der  Oberhaut,  bei 
anderen  Pflanzen  im  Hypoderma  oder  in  der  Rinde.  Das  Tannin 
wird  von  einer  Menge  albuminoider  Substanz  begleitet.  Proto- 
plasmafäden verbinden  die  tanninfuhrenden  Zellen  unter  einander 
oder  mit  anderen  Systemen  von  abweichendem  histologischen 
Gharakter. 

Eine  pharmakognosHsche  Untersuchung  der  Adstringens-Binden 
der  Samnüung  des  Dorpater  pharmaeeutischen  Instituts  hat  Ed. 
Hahn  *)  ausgeführt.  Die  Adstringensrinden,  von  verschiedenen 
Papilionaceen  abstammend,  sind  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts 
aus  Brasilien  nach  Europa  eingeführt  worden.  Im  Laufe  der  Zeit 
wurden  die  echten  Rinden  durch  Surrogate  verdrängt,  und  die 
Droge  verschwand  aus  dem  Arzneischatze.  Die  noch  im  Dorpater 
pharmaeeutischen  Institute  vorhandenen  lassen  sich  in  9  Gruppen 
eintheilen.  In  die  erste  Gruppe  bringt  der  Verf.  die  Rinden  von 
nahe  verwandten  Pflanzengattungen,  als  Gortex  adstringens  brasiL 
verus  (von  Styphrodendron  Barbatimao),  Gortex  Barbatimao,  Gort. 
Juremae  (von  Acacia  Jurema^  bezeichnet.  Sie  ist  durch  das  fast 
gänzliche  Fehlen  der  Mittelnnde  ausgezeichnet,  so  dass  die  dicke 
Borke  von  der  Innenrinde  nur  durch  einen  nicht  geschlossenen 
Sklerenchymring  getrennt  ist.  Die  als  Gort  Barbatimao  be- 
zeichnete Rinde  stellt  den  Bast  der  Gort,  adstringens  brasilian. 
verus  dar.  —  Die  Merkmale  der  übrigen  acht  Gruppen  bieten 
weniger  Interesse. 

Arachis  hypogaea.  Bei  dem  Interesse,  welches  neuerdings  die 
Erdnüsse  als  Nahrungsmaterial  bei  uns  erweckt  haben,  ist  eine 
Arbeit  von  Andouard*)  über  die  Entwicklung  von  Arachis 
hypogaea  hervorzuheben.  Die  Pflanze  wächst  im  ersten  Monat 
sehr  langsam,  am  kräftigsten  im  vierten,   dann  bis  zum  sechsten 


1)  Pharm.  Jonm.   Transact.  189S,   April  8,   830;   durch  Pharm«  Ztff. 
1893,  836.  2)  darch  Pharm.  Post   1893,   2.  8)  Compt.  rend. 

T.  CXm,  298;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  781. 


Papilionaceae.  147 

Monate  wieder  weniger.  Sie  enthält  in  allen  ihren  Theilen  Zucker, 
namentlich  in  der  Wurzel,  die  man  als  Ersatz  für  Süssholz  yor- 
geschlagen  hat;  doch  ist  Glycyrrhizin  nicht  in  ihr  vorhanden,  wohl 
aber  eine  Saccharose,  wovon  12  <>/o  vorhanden  sind.  Von  diesem 
enthält  das  Pericarp  4,  der  Samen  6  und  der  Stamm  8  o/^  im 
vierten  Monat;  später  nimmt  die  Zuckermenge  beträchtlich,  selbst 
um  '/s  ab.  Stärkemehl  findet  sich  am  reichlichsten  in  den  Samen, 
es  ist  kreisrund,  mit  centralem,  punctformigem,  oft  bis  zur  Peri- 
pherie gehendem  Hilum.  Im  Stamm  und  in  der  Wurzel  nimmt 
es  bis  zum  Schlüsse  der  Vegetation  zu,  während  die  Proteinstoffe 
sich  umgekehrt  verhalten  und  bis  zur  Entwicklung  der  Blüthe 
abnehmen,  dann  aber  wieder  zunehmen.  Die  nicht  zu  den 
Proteinen  gehörenden  stickstoffhaltigen  Substanzen  nehmen  anfangs 
ab,  später  zu  und  erreichen  ihr  Maximum  gegen  das  Ende  der 
Bluthezeit,  dann  vermindern  sie  sich,  doch  ist  inmier  noch  eine 
grosse  Menge  (vermuthlich  Asparaginj)  in  den  reifen  Samen  vor- 
handen. Die  Fette  nehmen  bis  zur  Fructification  zu,  dann  findet 
plötzlich  starke  Abnahme  in  den  Vegetationsorganen  statt,  während 
in  den  Samen,  die  bei  guter  Entwicklung  52  %  enthalten,  rapide 
Stdgerung  eintritt.  Die  Pectinstoffe  sind  zwischen  der  6.  und 
9.  Woche  in  den  Vegetationsorganen  am  reichlichsten  vorhanden, 
nehmen  dann  ab  und  zur  Zeit  der  Ernte  wieder  zu.  In  der 
Frucht  nehmen  sie  bis  zur  Reife  ab;  im  Pericarp  sind  solche 
immer  noch  vorhanden,  wenn  die  Samen  keine  mehr  enthalten. 
Die  mineralischen  Bestandtheile  sind  in  iungem  Zustande  in 
Wurzel  und  Stamm  verhältnissmässig  reichlich,  im  Stamm  nehmen 
sie  bald  um  V»  ^ib,  dann  während  der  Blüthenperiode  wieder  zu« 
Bis  zur  Reife  sind  sie  in  der  Wurzel  um  35  und  im  Stamme  um 
14  ^/o  gesunken.  In  den  Blättern  halten  sie  sich  ziemlich  auf  der 
gleichen  Höhe,  in  der  Frucht  nehmen  sie  ab. 

Buiea  frondosa.  Das  Oummiharz  dieser  in  Asien  heimischen 
Papilionacee  hat  sich  als  Mittel  gegen  Dysenterie  vorzüglich 
bewährt.  Das  Buteagummi  oder  bengalisches  Kino  wird  zu  1  bis 
1,5  g  gegeben,  nachdem  der  Darm  durch  ein  Klystier  mit  Ricinusöl 
oder  Sittersalz  gereinigt  worden  ist  ^). 

Ueber     die     therapeutische    Anwendung     der     verschiedenen 
Coromäa-Ärten   und  deren  wirksame  Bestandtheile  berichten  F. 
Schlagdenhauffen  und  E.  Heckel*).    Zahlreiche   Versuche, 
die  mit  verschiedenen  Goronilla-Arten   (U.  scorpioides,   G.  juncea, 
ü.  montana,  C.  pentaphylla,  C.  varia)  an  Kaninchen,  Hunden  und 
Meerschweinchen  vorgenommen  wurden,  haben  die  Giftigkeit  ihrer 
Sajnen  bewiesen,   mit  Ausnahme  derjenigen  von  C.  emerus.  Spill- 
mann und  Haushalter  haben  neuerdings  folgendes  festgestellt. 
1.   Coronillin  kann  als  ein  Herzmittel  angesehen  werden,  welches 
auf  gewisse,  durch  Mangel  an  Energie  des  Herzmuskels  ver- 
ursachte Symptome  günstigen  Einfluss  hat 


1)  Eundschaa  1898,   888.  2)  Jonm.  der  Pharmaoie  von  Elsaw- 

Lothr.  1898,  144. 

10* 


148  Papilionaceae. 

2.  Die  wohlthätige  Wirkung  ofiEenbart  sich  rasch  nach  dem 
Einnehmen  des  Medicaments»  verschwindet  aber  grössten- 
theils  sobald  man  die  Verabreichang  desselben  unterbricht 

3.  Die  Wirkung  besteht  in  einer  Verstärkung  des  Pulsschlages, 
einer  Zunahme  der  Diurese  und  Abnahme  der  Oedeme  und 
der  Dyspnoe. 

4.  Goronulin  ist  unwirksam  in  denselben  Fällen,  wie  Digitalin, 
d.  h.  wenn  der  Herzmuskel  tief  entartet  ist 

Foulet  hat  ausserdem  bei  Anwendung  der  Tinctur  Yon  G. 
varia  festgestellt,  dass  die  Coronilla  eine  ganz  besondere  Bedeutung 
bei  der  Bekämpfung  der  schmerzhaften  reflectorischen  Symptome 
der  Herzkrankheiten,  bei  den  Herzneurosen  mit  oder  ohne  organische 
Leiden,  als  schmerzstillendes  Mittel  besitzt,  und  die  asthmatischen 
Zufälle  vermindert  Die  Dosis  beträgt  20  Tropfen  der  Tinctur 
3,  4,  6,  lOmal  täglich. 

Erythrina  ßroterai.  Aus  der  Rinde  dieses  aus  Australien 
stammenden  Baumes  hat  M.  Greshoff^)  ein  Alkaloid  ^y^n'mn 
(nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Farbstoffe  Erjthrin)  dargestellt; 
dasselbe  ist  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  „E^ythrin^^  ge- 
nannten Alkalo'ide,  von  Erythrina  CJorallodendron  L.,  einer  in 
Brasilien  heimischen  Papilionacee.  Das  erstere  Alkalo'id  ist  durch 
Plugge  einer  physiologischen  Untersuchung  unterzogen  worden, 
und  hat  sich,  als  ein  Gegenmittel  bei  Strychninvergiftungen  schon 
längst  in  Gebrauch,  als  respirationsvermindernd  und  bewegungs- 
hemmend  herausgestellt.  Seine  Wirksamkeit  gleicht  ungefähr  der 
des  Cytisins,  des  Alkaloids  von  Cytisus  Laburnum,  es  ist  aber 
mit  diesem  nicht  identisch. 

Glycyrrhiza  glabra  im  Katdcastis.  In  der  Umgebung  der 
Städte  Elizabethpol  und  Baku  wächst  die  Glycyrrhiza  glabra  in 
grossen  Mengen  wild,  sie  bedarf  keiner  Gultur  und  vermehrt  sich 
reichlich.  1878  entdeckten  zwei  Griechen  den  Reichthum  des 
Kaukasus  an  Süssholzpflanzen  und  schon  1886  hatten  sie  grosse 
Factoreien  angelegt,  um  das  Süssholz  zu  trocknen  und  zu  pressen. 
Das  Exportland  war  Amerika.  Gegenwärtig  bestehen  bereits  4 
grosse  Handelshäuser,  welche  den  Export  der  Wurzel  und  des 
Saftes  in  grossem  Maassstabe  betreiben.  So  werden  jährlich  über 
108,339,000  Pfund  frischer  Wurzel,  entsprechend  36,113,000  Pfund 
getrockneter  marktfähiger  Waare  gesammelt*). 

Hypaphorus  subuni^ans.  Von  diesem  auf  Java  einheimischen 
Baum,  welcher  in  Eaffeegärten  sehr  häufig  als  Schattenbaum  be- 
nutzt wird,  giebt  es  zwei  Varietäten,  die  eine  mit  Dornen  am 
Stamme,  die  man  aus  Samen  erhält,  die  andere  glatt,  aus  Steck- 
lingen erhalten.  Nur  die  erstere  enthält  ein  von  M.  Greshoff 
isolirtes  Alkalo'id  Hypaphorin,  welches  von  P.  C.  Plugge^)  näher 
untersucht  wurde.  Dasselbe  ist  in  reinem  Zustande  ein  farbloser, 
kristallinischer  Körper.     Er  ist  leicht  löslich   in  Wasser.    Das 


1)  Pharm.  Weekblad  1698,  Nr.  28.  2)  Pharm.  Journ.  and  Trans. 

1898,  No.  1217,  826.         8)  Arch.  f.  exper.  Pathol.  u.  Pharmakol.  1898,  318. 


Fapilionaceae.  149 

Nitrat  krystallisirt  in  seideglänzenden  Nädelchen  und  ist  in  Wasser 
und  starkem  Weingeist  sehr  schwer  löslich.  —  Die  Lösung  der 
Hypaphorinsalze  wird  nicht  gefallt  durch  Alkalien,  kohlensaure 
Alkalien,  Ealiumchromat  und  Ealiumrhodanid.  —  Die  mit  etwas 
Salzsäure  angesäuerte  Lösung  wird  gefällt  durch  Jod-Jodkalium, 
Kalium -Wismuthjodid,  Blutlaugensalz,  Pikrinsäure,  Gerbsäure, 
Platinchlorid  etc.  —  Aus  der  gemischten  Lösung  von  Ferrichlorid 
und  Ferricyankalium  wird  Berlinerblau  abgeschieden.  —  Goncen- 
trirte  Schwefelsäure  mit  Ammoniumvanadinat  oder  mit  Kaliiun- 
chlorat,  Ealiumdichromat,  Kaliumpermanganat  verursacht  eine 
prächtige  violette  Farbe,  welche  der  des  Strychnins  gleicht,  sich 
jedoch  noch  schneller  ändert  und  bald  ganz  verschwindet.  Die 
Zusammensetzung  und  das  weitere  chemische  Verhalten  des  Hypa- 
phorins  wird  Greshoff  näher  untersuchen.  Die  physiologische 
Untersuchung  des  Hypaphorins  ergab,  dass  von  einer  giftigen 
Wirkung  nur  bei  Fröschen  die  Rede  sein  kann.  Die  Wirkung 
besteht  da  in  anfanglicher  Unregelmässigkeit  und  Beschleunigung 
der  Respiration  und  in  einer  sehr  bedeutenden  Steigerung  der 
Erregbarkeit  der  Reflexganglien  im  Rückenmark,  wodurch,  wie 
bei  Strychnin,  auf  jeden  von  aussen  ausgeübten  Reiz  ein  heftiger 
Tetanus  verursacht  wird.  Die  Krämpfe  treten  jedoch  viel  später, 
erst  nach  Stunden,  ein,  gegenüber  der  Strychninvergiftung;  ausser- 
dem ist  die  dosis  toxica  bedeutend  grösser. 

Sophara.  Das  in  verschiedenen  Sophora-Arten  enthaltene  und 
von  M.  Greshoff^)  ausSophora  tomentosa  dargestellte  Alkaloid 
Sopharin  ist  nach  P.  C.  Plugge  nicht  identisch  mit  Cytisin. 

Vicia  sativa.  Ueber  einige  stickstoffhaUige  ßestandtheüe  von 
Vieia  sativa  berichtet  K  Schulze*).  In  den  etiolirten  Keimen 
von  Vicia  sativa  hat  Verfasser  ausser  den  bereits  von  Gorup- 
Besanez  isolirten  Körpern:  Asparagin,  Leucin,  Glutamin,  Tyrosin, 
noch  einige  andere  nachgewiesen,  nämlich:  Cholin,  ßetain, 
Guanidin,  Phenylalanin  und  Amidovaleriansäure.  Besonders 
wichtig  ist  das  Guanidin,  welches  bisher  noch  in  keiner  Pflanze 
nachgewiesen  werden  konnte.  Wahrscheinlich  verdanken  Asparagin, 
Glutamin,  Leucin,  Amidovaleriansäure,  Phenylalanin  ihre  Ent- 
stehung dem  Zerfall  von  Eiweissstoffen.  Das  Cholin  darf  als 
ein  Zersetzungsproduct  des  während  der  Keimung  zerfallenen 
Lecithins  angesprochen  werden,  insoweit  es  nicht  schon  in  den 
ungekeimten  Samen  vorhanden  war,  und  das  Beta'in  kommt  schon 
in  den  ungekeimten  Samen  vor.  —  Von  den  genannten  Substanzen 
praevalirt  der  Quantität  nach  das  Asparagin;  in  4 — 5wöchent- 
uchen  Keimlingen  fällt  mehr  als  die  Hälfte  des  Gesammtstickstoffes 
auf  dieses  Amid.  Die  Amidosäuren  finden  sich  daneben  in  weit 
geringerer  Menge.  Aus  dem  Niederschlage,  welchen  Phosphor- 
wolframsäure in  einem  wässerigen  Extract  aus  Wickenkeimen 
hervorbrachte,  konnte  Verfasser  Vi  ein  nur  in  sehr  geringer  Menge 


1)  Pharm.  Weekbkd  1898,  No.  28.  2)  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem. 

xyn,  198. 


160  Phytolaccaceae. 

isoliren.  Da  dieser  Körper  sich  in  den  ungekeimten  Wickensamen 
in  ziemlich  beträchtlicher  Quantität  vorfindet,  so  ist  anzunehmen, 
dass  er  sich  während  des  EeimangSTOi^anges  zum  grössten  Theile 
zersetzt  hatte. 

Phytolaccaceae. 

Phutolacca  decandra.  Aus  der  Wurzel  der  Ph.  decandra 
stellte  H.  Trimble^)  zunächst  ein  concentrirtes  alkoholisches 
Percolat  dar.  Dasselbe  wurde  mit  Wasser  präcipitirt,  der  Nieder- 
schlag durch  Auflösen  in  Alkohol  und  Fällen  mit  Chloroform 
gereinigt.  Alsdann  wurde  der  Körper  in  Kalilauge  gelöst  und 
mit  Schwefelsäure  wieder  gefällt  und  schliesslich  in  Alkohol  gelöst 
und  durch  Aether  gefällt.  Die  getrocknete  Substanz  war  amorph, 
granglänzend  und  etwas  schuppig.  Beim  Schütteln  mit  Wasser 
wurde  ein  starker  Schaum  hervorgebracht.  Der  Geschmack  war 
schwach  bitter  und  etwas  scharf,  das  Pulver  wirkte  stark  Niesen 
erregend.  Der  Körper  war  leicht  löslich  in  kaltem  und  kochendem 
Wasser,  löslich  in  Alkohol,  unlöslich  in  Aether  und  Chloroform. 
Essigsäure  gab  bei  gelindem  Erwärmen  eine  Lösung,  welche  beim 
Erkalten  zu  einer  Gallerte  erstarrte.  Mit  concentrirter  Schwefel- 
säure behandelt,  entstand  eine  kirschrothe  Farbe,  welche  alsbald 
in  Violett  und  Purpur  überging.  Beim  Erhitzen  auf  208^  zersetzte 
sich  die  Substanz,   ohne  zu  schmelzen.    Als  Formel  wurde  fest- 

Sestellt:  C64H82OSS.     Sämmtliche  Eigenschaften    dieses   Körpers 
euten  darauf  hin,  dass  wir  es  mit  einem  Saponin  zu  thun  haben. 
Eine  von  H.  Harms')  ausgeführte  Äncdyae  der  Kermesbeere 
(Phytolacca  decandra)  ergab  folgende  Resultate: 

Petroleumätherextract 1,012  0/0 

Aetherextract 0,027  „ 

Wässeriger  Auszug: 

Schleim 2,74  0/0 

Dextrin 3,52  „ 

Glykose 8,09  „ 

Saccharose 1>46  „ 

Kohlehydrate 1,13  „ 

16,94  0/0 
Alkalischer  Auszug: 

Pectin  und  Albuminoide     ....      1,47     „ 
Auszug  mit  verd.  Salzsäure: 

Pararabin 1)28    „ 

Rückstand 76^32    „ 

Asche 0,95    „ 

Verlust 2,977  „ 

Dem  angesäuerten  alkoholischen  Extracte  entzieht  Aether  ein 
krystallisirendes,  in  Wasser  wenig,  in  Chloroform  gut  lösliches 
Princip,  das  mit  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  sich  hellgelb, 
später   dunkelgelb  färbt  und  vermuthlich    das   Phytolaccin   von 

1)  Amer.  Joara.  Pharm.  1898,  278.  2)  ebenda  1. 


Piperaceae.  151 

daassen  darstellt  Die  reife  Frucht  enthielt  71,26  ^o  Feuchtigkeit 
und  gab  beim  Einäschern  eine  grüne  Asche,  in  welcher  K,  Na^ 
Ca,  Mg  und  Mn  sowie  Phosphate  nachweisbar  waren.  Die  Samen 
enthielten  keinen  Farbstoff.  Zur  Reindarstellung  des  Farbstoffes 
wendete  der  Verf.  folgende  MeÜiode  an.  Der  Saft  der  reifen 
Beeren  wurde  mit  einem  gleichen  Volumen  Alkohol  behandelt  und 
nach  24  Stunden  filtrirt  Das  Filtrat  wurde  im  Vacuum  abge- 
dampft und  hinterliess  ein  purpurrothes  Pulver,  welches  in  abso- 
lutem Alkohol,  Aether  und  Chloroform  unlöslich,  in  Wasser  aber 
leicht  mit  einer  rothen  bis  purpurrothen  Farbe  löslich  war.  Diese 
Lösung  wurde  durch  Alkalien  gelb  gefärbt,  durch  Säuren  wieder 
geröthet.  Beim  Behandeln  der  wässerigen  Lösung  mit  einem 
UeberschusB  von  Eisenchlorid  oder  Chlorwasser  sowie  von  oxy- 
direnden  oder  redudrenden  Mitteln  entfärbte  sich  die  Lösung.  Ver- 
suche, den  Farbstoff  zu  fallen,  misslangen.  Die  Anwendung  des 
Farbstoffes,  von  dem  sich  leicht  eine  haltbare  Lösung  herstellen 
lasst,  als  Indicator,  ist  nicht  sehr  empfehlenswerth. 

Piperaceae. 

Piper  angustifoliidm.  Als  SabstittUion  von  Matico  ist,  wie 
H.  C.  Greenish^)  mittheilt,  in  neuester  Zeit  eine  breitblättrige 
Sorte  im  englischen  Handel  erschienen,  die  wohl  nicht  eigentlich 
als  Verfälschung  angesehen  werden  kann*,  da  es  sich  um  ein 
Piperaceenblatt  handelt  und  der  Name  Matico  in  Mittel-  und 
Südamerika  mehreren  Arten  von  Piper  beigelegt  wird.  Die  Blätter 
der  echten  Matico  haben  eine  aus  einer  I^ge  tafelförmiger  Zellen 
bestehende  Epidermis,  unter  welcher  sich  eine  einzige  Lage 
farbloser  Hypodermis  befindet;  im  Mesophyll  sind  zwei  Reihen 
Palissadenzefien  vorhanden,  von  denen  eine  grössere  Zahl  gelbes 
Oel  enthält.  Der  Mittelnerv  enthält  eine  Anzahl  Gefassbündel, 
die  durch  farbloses  Parenchym  getrennt  sind.  Bei  der  breit- 
blättrigen Sorte  besteht  die  Epidermis  der  Oberfläche  aus  einer 
Sdiicht  grosser  quadratischer  Zellen,  die  Hypodermis  fehlt,  und 
die  Oelzellen  im  Mesophyll  sind  ausserordentlich  zahlreich.  Die 
Epidermiszellen  sind  ausserdem  viel  grösser.  Von  Interesse  ist 
das  Vorhandensein  zahlreicher  dickwandiger,  poröser  Parenchym- 
zellen,  die  den  Bast  der  Mittelrippe  umgeben,  und  sehr  zahlreicher 
dünnwandiger,  Krystallnadeln  von  Calciumoxalat  einschliessender 
Zellen  in  ihrer  unmittelbaren  Nähe.  Im  Mesophyll  enthält  fast 
jede  Zelle  Ozalatkrystalle,  in  echter  Matico  2 — 3,  in  der  breit- 
blättrigen Sorte  5 — 10. 

Piper  Cubeba.  Die  Mehrzahl  der  Autoren  neigt  sich  zu  der 
Ansicht,  dass  die  falschen  Cubeben  von  Daphnidium  Cubeba, 
einer  in  Cocbinchina  cultivirten  Pflanze,  abstammen.  Nach  einer 
von  van  Eden  ausgeführten  Bestimmung  scheint  indessen,  wie 
E.  M.  Holmes')  mittheilt,    Tetranthera  citrata  Nees    die 

1)  Pharm.  Joum.  TrsDsact.  1898,  883;  durch  Pharm.  Ztg.  1894,  44. 

2)  Pharm.  Jonro.  Transact.  1893,  No.  1190,  846. 


152  Piperaceae. 

Früchte  zu  liefern,  welche  als  falsche  Gubeba  in  den  Handel  ge* 
langen.  Eine  mikroskopische  Studie  soll  demnächst  von  De  Wevre 
veröffentlicht  werden.  Es  ist  hervorzuheben,  dass  das  Sderenchym 
der  Samenschale  von  Tetranthera  citrata  Zellen  aufweist,  deren 
Lumen  fast  verschwunden  ist,  während  die  Sklerenchymsohicht 
der  echten  Gubebe  aus  weiten  oblongen  Zellen  besteht,  deren 
Lumen  sehr  deutUch  ist.  Es  muss  femer  als  erwiesen  hinzugefügt 
werden,  dass  die  sogenannte  Daphnidium-Cubebe  des  Handels  von 
Litsea  citrata  Bl.  abstammt  und  dass  die  Identität  dieser 
Pflanze  mit  Laurus  Gubeba  von  Loureiro  unbestimmt  ist.  Es  ist 
femer  von  Interesse,  dass  die  Früchte  von  Litsea  citrata  identisch 
sind  mit  den  von  Schimmel  und  Go.  auf  Gitral  verarbeiteten 
Gitronella-Früchten.  Das  Gitral  besitzt  einen  Gerach  zwischen 
Gitrone  und  Verbena,  welcher  auch  bei  einem  aus  Daphnidium 
Gubeba  destillirten  Oele  von  Braithwaite  festgestellt  worden  ist. 
Greshoff  fand  in  den  Früchten  von  Tetranthera  citrata  Nees 
ein  Alkaloid,  das  Laurotetanin  und  ebenso  hat  Braithwaite  in 
denjenigen  von  Daphnidium  Gubeba  ein  Alkalo'id  nachgewiesen, 
welches  indessen  nicht  die  Reactionen  des  Laurotetanins  giebt. 
Eine  genaue  Feststellung  der  therapeutischen  Eigenschaften  dieser 
beiden  Alkalo'ide  sowie  der  äth.  Oele  der  beiden  Pflanzen  steht 
noch  aus. 

Anlässlich  einer  vorgekommenen  Verfälschung  von  Gubeben 
hat  Edw.  Brooke^)  eine  genaue  Untersuchung  der  als  Ver- 
fälschung benutzten  Früchte  von  Piper  ribesioides  im  Ver- 
gleich zu  den  von  Piper  Gubeba  angestellt  und  ist  zu  folgenden 
Ergebnissen  gekommen. 

P.  Cubeba.  P.  ribenaides. 

Die  Droge. 
Die  wässerige  oder  schwefelsaure  Die  wässerige  oder  sohwefelsanre 

Lösung  giebt  keine  Eisenreaotion.  Lösung    giebt    nach    Verlauf   einer 

Stunde  eine  starke  Eisenreaction. 
Das  Decoct  giebt  nur  eine  schwache  Das   Deooct  gelebt  mit  Jod  eine 

Jodreaction.  beträchtliche  Stl^kereaction. 

Asche. 
8,01  %  mit  0,081  %  Fe,0,.  4,87  Vo  mit  8,68  •/.  Fe,Oj. 

Aeth.  Oel. 
Brom  in  Chloroform  gelöst  (1 :  20)  färbt: 
Gelb  Gelb  bis  violett. 

Schwefelsäure  in  Chloroform  färbt: 
Braunroth  bis  violett  Gelb  bis  violett. 

Dasselbe  Rei^^ens  mit  einem  Ueberschuss  von  Wasser  färbt: 
nach  einiger  Zeit  violett«  gelb  bis  violett. 

Salzsäure  färbt: 
schwach  violett.  gelb  bis  violett. 

Salpetersäure  färbt: 
braun  mit  violetten  Rändern.  gelb  bis  violett. 

Der  Auszug  mit  Petroleum  von  P.  ribesioides  betrug  19^0  %, 
darunter  6,28  o/o  nicht  flüchtiger  Fette  und  13,57  o/o  fetten  Oeles. 


1)  Pharm.  Joum.  and  Trans.  1893,  No.  1184,  732. 


Platanaoeae.    Polygalaceae.  153 

—  Der  ätherische  Auszug  betrug  3,08  %  und  bestand  aus  zwei 
Harzen:  ein  neutrales,  in  Alkohol  lösUches  2,06  <>/e  und  ein  saures, 
in  Alkohol  unlösliches  1,48  %.  Das  alkoholische  Extract  betrug 
1,48  <>/o,  das  wässerige  7,64  o/o.  Dasselbe  war  frei  von  Zucker 
und  Glykosiden. 

Th.  Waage  ^)  hatte  Gelegenheit,  vier  falsche  Cubebensorten 
Torzuzeigen  und  zu  beschreiben  und  zwar  die  gewöhnlichen 
falschen  Java-Gubeben  von  Piper  crassipes,  Keboe-Cubeben  von 
Gubeba  mollissima,  eine  dritte  falsche  Sorte  Ton  Java  sowie  Gu- 
beben  Tom  Gongo. 

Platanaoeae. 

Platanus  orietUalis.  Ueber  Platanenhonig  berichtet  E.  Jan- 
drier^:  In  trockenen  Sommern  schwitzt  Platanus  orientalis 
einen  süssen  Saft  aas,  welcher  bald  glänzend  trocken  wird,  bald 
eine  gelbe  Paste  bildet.  Ausser  einer  kleinen  Menge  reducirenden 
Zudcers  enthält  das  Exsudat  80 — 90  o/^  Mannit,  welcher,  mit 
heissem  Alkohol  ausgezogen,  sehr  leicht  krystallinisch  erhalten 
werden  kann. 

Polygalaceae. 
Mtfoporum  pUUycarpum.  Ueber  Manna  van  Myoporum;  von 
F.  A.  Flückiger').  Von  den  zahlreichen  Ausscheidungen  der 
Pflanzenwelt,  welche  den  Namen  Manna  tragen,  enthalten  nach 
bisheriger  Ansicht  nur  die  von  der  Manna-Esche,  Fraxinus  Omus, 
abstanmienden  Producte  Mannit.  J.  H.  Maiden  (Pharm.  Joum. 
Transact  1893,  No.  1179,  608)  weist  aber  neuerdings  auf  eine 
Droge  hin,  die  der  australische  Gontinent  liefert,  weldie  ebenfalls 
reich  an  Mannit  ist  und  an  dem  sogenannten  Sandelholzbaume, 
Myoporum  platycarpum  Bobert  Brown,  getroffen  worden  war.  Ein 
llieU  dieser  Manna  konnte  femer  unter  dem  nur  20  Fuss  hohen, 
in  sandigem  Thon  wachsenden  Baume  aufgelesen  werden.  Die 
Ausscheidung  ist  sehr  reichlich  und  scheint  durch  Insecten  ver- 
anlasst zu  werden.  Frisch  soll  diese  Manna  weiss  sein;  die  von 
der  Elder-EInedition  gelieferte  und  aus  der  Victoria- Wüste  im 
Innern  von  Westaustridien  mitgebrachte  war  bräunlich  oder  fast 
röthlich.  Die  Stucke  sind  handgross  und  bilden  mehr  zugespitzte, 
bis  1  Fuss  lange,  kerzengerade  Gylinder.  Das  Mikroskop  zeigt 
in  der  Manna  zahlreiche  Krystallprismen  von  Mannit,  welcher  rein 
dargestellt  und  analysirt  wurde.  Die  Manna  von  Myoporum  ent- 
hält ausserdem  gegen  3  Vo  eines  reducirenden  Zuckers.  Ihre  Zu- 
sammensetzung wird  durch  folgende  Zahlen  ausgedrückt: 

Mannit 89,65 

Rednoirender  Zocker 2,87 

Durch  Inversion  ermittelter  anderer  Zucker  ....  0,51 

Feuchtigkeit 3,50 

Asche  (Sand?) 1,10 

Durch  Bleiessig  abgeschiedene  Stoffe  (Schleim) .    .  2,87 

100,00 

1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,   153.  2)  The  Pharm.  Joum.  and 

Transact  1893,  845.  8}  Apoth.  Ztg.  1893»  39. 


154  Polygonaceae. 

Man  darf  vielleicht  erwarten,  dass  über  kurz  oder  lang  diese 
australische  Manna  als  Concurrent  der  sicilianischen  auf  dem 
Markte  erscheinen  wird. 

Polygala  alba  NuUäll,  Das  bisher  immer  noch  angezweifelte 
Vorkommen  von  Polygala  alba  Nutt.  in  den  Verein.  Staaten  (s. 
auch  Jahresber.  1892,  155  u.  f.)  ist  durch  die  Mittheilung  von 
K  Sayre^),  welcher  eine  Anzahl  namhafter  Botaniker  Nord- 
amerikas beistimmen,  endgültig  festgestellt.  Die  Pflanze  findet 
sich  in  Kansas,  Manhattan,  EUis,  Mc  Pherson,  Phillips  etc.  In 
der  Flora  von  Kansas,  neuerdings  bearbeitet  von  B.  B.  Smyth« 
werden  folgende  Polygala-Arten  angegeben;  P.  alba  Nutt.;  P.  in- 
camata  L.;  P.  polygama  Walt;  P.  sanguinea  L.;  P.  Senega  L. 
und  P.  verticillata  L. 

Polygala  amara.  Die  Verwechslung  von  P.  amara  mit  P. 
amareUa  Crantz,  und  P.  vulgaris  L.  mit  P.  comosa  Sckkukr 
scheint  nach  Mittheilungen  von  Carl  Bauer')  ganz  allgemein, 
besonders  auch  in  Deutschland  vorzukommen.  Von  zahlreichen, 
aus  verschiedenen  Drogerien  entnommenen  Proben  fand  der  Verf. 
nur  eine  echte  P.  amara  L.  P.  amara  L.,  welche  auf  den  Bergen 
von  Niederösterreich  südlich  von  Wien  und  in  den  oberungarischen 
Karpathen  verbreitet  ist,  besitzt  eine  vielblüthige,  lockere,  bis 
17  cm  lange  Blütbentraube,  und  die  einzelnen  BlüÜientheile  sind 
im  Allgemeinen  grösser,  als  bei  P.  amarella  Crantz,  welche  im 
ganzen  mittleren  Europa  vorkommt  und  deren  lockere  Blüthen- 
tiranbe  bis  25  cm  lang  wird.  —  Die  Unterscheidungsmerkmale  der 
P.  vulgaris  und  P.  comosa  liegen  vorzüglich  in  den  Stützschuppen 
der  Blüthen  und  zwar  sind  dieselben  bei  der  erstgenannten  Art 
ebensolang  oder  nur  wenig  länger  {ds  die  Blüthenstiele  und  die 
Blütbentraube  ist  an  der  Spitze  abgerundet  und  nicht  schopfig. 
Bei  Polygala  comosa  hingegen  sind  die  Stützschuppen  doppdt 
länger  als  die  Blüthenstiele,  die  Traubenspitze  kegelförmig  ver- 
längert und  schopfig  vorragend. 

Polygonaceae« 

Rheum  officinale,  Ueber  die  Bhdbarbersorten  des  Handels 
macht  M.  E.  Co  11  in')  Mittheilungen.  Gegenwärtig  soll  in  Frank- 
reich englischer  Rhabarber  Eingang  gefunden  haben.  Der- 
selbe kommt  in  denselben  planconvexen  Stücken  vor,  wie  der 
chinesische,  und  um  die  Täuschung  zu  vervollständigen,  sind  die 
Stücke  mit  chinesischem  Rhabarberpulver  bestreut  Li  diesem 
Zustande  ist  die  Erkennung  immerhin  nicht  schwer,  aber  die 
Feststellung  seiner  Herkunft  wird  schwieriger,  wenn  derselbe,  wie 
es  am  häufigsten  geschieht,  in  Form  von  Würfeln,  zum  Kauen 
oder  zur  Herstellung  des  Infusums  bestimmt,  oder  in  Form  des 
Pulvers  in  den  Handel  gebracht  wird.    Sowohl  der  chinesische 


1)  Amer.  Joura.  of  Pharm.  1892,  558.  2)  Zeitschr.  d.  allgem. 

ÖBterreioh.  Apoth.-Vereins  1898,  No.  6,  188.  8)  Journ.  de  Pharm,  et 

de  Chim.  1898,  T.  XXVI,  492. 


Polygonaceae.  155 

als  der  englische  Rhabarber  zeigen  auf  der  Oberfläche  in 
gleicher  Weise  eine  Menge  von  Sternen,  ein  wichtiges  Unter- 
scheidungsmerkmal aber  bieten  die  Markstrahlen  dar,  welche  bei 
dem  englischen  Rhabarber  nicht  in  der  Form  von  Rauten  her- 
vortreten, sondern  auf  der  convexen  Fläche  gelbe,  sehr  lange 
und  annähernd  parallele  Linien  darstellen  und  ausserdem  grösser 
sind,  als  diejenigen  des  chinesischen  Rhabarbers.  Die  Aussenfläche 
des  englischen  Rhabarbers  besitzt  eine  charakteristische  nelken- 
roüie  Farbe  und  der  Gentraltheil  ist  etwas  blasser  als  beim 
chinesischen  Rhabarber.  Als  vor  Jahren  der  englische  Rhabarber 
an  den,  Markt  kam,  bestand  derselbe  aus  jungen,  noch  nicht  voll- 
ständig entwickelten  Wurzeln,  die  jetzige  Handelssorte  dagegen 
besteht  aus  grossen,  schweren  Stücken  mit  zahlreichen  Sternen. 
Die  in  ganzen  Stücken  oder  in  Würfeln  vorkommenden  Handels- 
sorten lassen  sich  auf  dem  mikroskopischen  Längsschnitt  sehr 
leicht  durch  die  Form,  Richtung  und  Anordnung  der  Markstrablen 
unterscheiden.  Bei  dem  französischen  Rhabarber  (Rhapontik) 
erscheinen  die  Markstrahlen,  welche  auf  dem  Querschnitt  als 
feine  Puncto  hervortreten,  als  eine  Reihe  von  7 — 8  Zellen, 
diejenigen  des  chinesischen  Rhabarbers  bilden  2  Reihen  von 
9 — 10  über  einander  gelegenen  Zellen,  während  die  Markstrahlen 
des  englischen  Rhabarbers  auf  dem  tangentialen  Längsschnitt 
5 — 6  Reihen  in  der  Breite  und  50 — 60  Reihen  in  der  Höhe  bilden. 
—  Liegen  die  drei  Sorten  aber  in  Form  des  Pulvers  vor,  so 
giebt  es  nach  den  Untersuchungen  GoUin's  kein  sicheres  Merkmal, 
um  den  chinesischen  Rhabarber  von  dem  cultivirten  englischen 
zu  unterscheiden.  Das  Hir  chinesischen  Rhabarber  als  charakte- 
ristisch angesehene  Gewebe,  welches  wahrscheinlich  von  Tracheiden 
herrührt,  sich  nur  in  der  von  Sternen  begrenzten  inneren  Zone 
befindet  und  aus  sehr  langen  Zellen,  mit  verengtem,  linearem 
Lumen  und  sehr  dünnen,  kaum  sichtbaren  Wandungen  bestehen, 
findet  sich  auch  im  englischen,  nicht  aber  im  französischen 
Rhabarber.  Ebensowenig  lässt  sich  das  Vorkommen  der  Oxalat- 
kzystalle  und  der  Stärkemehlkörnchen  zur  Unterscheidung  benutzen. 
Eine  anatomische  Eigenthümlichkeit  einiger  Bheum-Arten  be- 
schreibt J.  C.  Eoningsberger  ^).  Bei  einem,  im  botanischen 
Garten  zu  Utrecht  gewachsenen  Rheum  macrorrhizum  Mart. 
£and  der  Verf.  auf  dem  Durchschnitt  der  unterirdischen  Theile 
eine  grössere  oder  geringere  Zahl  kleiner  brauner  Puncto  von 
0,5—1  mm  Grösse.  Dieselben  erweisen  sich  bei  stärkerer  Ver- 
grösserung  aus  einigen  Elementen  des  Holzes  gebildet,  welche  von 
einem  ausserordentlich  korkähnlichen  Gewebe  umgeben  sind.  Das 
letztere  scheint  seinen  Ursprung  aus  einer  Reihe  von  Zellen  ge- 
nommen zu  haben,  welche  unmittelbar  an  die  vorhin  genannten 
Holzelemente  grenzen.  Das  Lumen  der  rings  umschlossenen  Holz- 
gefasse  ist  von  harzartiger  Substanz  ausgefüllt;  dieselbe  Substanz 
imprägnirt  auch  die  Wand  und  hat  sie  braun  gefärbt.    Haupt- 

1)  Bot  Ztg.  1893,  85. 


156  Polygonaceae. 

sächlich  in  der  Nähe  dieser  kreisförmigen  oder  elliptischen  Organe 
lässt  sich  durch  die  Purpurfärbung  mit  Kaliumhydroxyd  eine 
starke  Anhäufung  von  Chrysophansäure  nachweisen.  Der  Längs- 
schnitt zeigt  die  gelbbraunen  Wände  der  Holzgefasse  und  zu 
beiden  Seiten  derselben  die  Korkzellen.  Die  beschriebenen 
Bildungen  haben  indessen  nur  eine  sehr  beschränkte  Länge  und 
der  Yon  ihnen  umschlossene  Xylemtheil  verläuft  sowohl  nach  oben 
als  nach  unten  in  ganz  normaler  Weise.  Der  Bildungsvorgang 
scheint  durch  abnormale  Wandverdickung  der  Holzgefasse  einge- 
leitet zu  werden.  In  derselben  bildet  sich  wahrscheinlich  ein 
Lumen,  worin  die  erste  Ausscheidung  harzartiger  Substanz  beginnt, 
welche  die  Wand  destruirt  und  allmählig  durchbricht,  worauf  als- 
dann durch  Wucherung  und  Theilung  der  in  nächster  Nähe  ge- 
legenen Grundgewebezellen  die  ersten  Korkzellen  gebildet  werden. 
—  Aehnliche  Organe  finden  sich  in  dem  oberen  Theile  des  Rhi- 
zomes,  doch  lässt  sich  hier  die  Entstehung  unzweifelhaft  aus  der 
Abschnürung  des  Blattspurbündels  herleiten.  Der  Verfl  beab- 
sichtigt die  Untersuchungen  fortzusetzen. 

Eine  Bhabarberwurzd  aus  Bessarabien  bestand  nach  Mit- 
theilungen von  Joh.  Mörbitz')  aus  cylindrischen  Stücken  von 
8 — 10  cm  Länge,  2,5—3  cm  Durchmesser.  Die  Epidermis  der 
Wurzel  war  von  brauner  Farbe,  unregelmässig,  längsrunzelig  ge- 
furcht. Auf  dem  Querschnitt  liess  sich  zunächst  eine  mehr  oder 
weniger  lockere  Korkschicht,  der  Rindentheil  und  der  von  einer 
markanten  gelben  Linie  umgrenzte  Holztheil  erkennen.  Die  Grund- 
masse erschien  auf  dem  Querschnitt  von  weisser  Farbe,  verhält- 
nissmässig  regelmässig  von  radialen  braunrothen  Streifen  durch- 
setzt, die  sich  zum  grossen  Theil  im  Centrum  vereinigen  und 
zumeist  über  das  Gambium  hinweg  bis  an  die  Korkschicht  hin- 
reichten. In  dickeren  Stücken  war  ein  Mark  von  braunrother 
Farbe  und  unregelmässig  ovaler  Gestalt  wahrzunehmen,  in  den 
dünnen  dagegen  war  ein  solches  nicht  vorhanden.  Mikroskopisch 
liessen  sich  im  Allgemeinen  die  in  der  chinesischen  Wurzel  sich 
findenden  Gewebeelemente  erkennen.  Kalkoxalat-Drusen  waren 
jedoch  in  geringer  Menge  vorhanden.  Das  Pulver  der  Wurzel 
zeigte  ein  helleres  Braungelb,  als  das  der  chinesischen  Droge. 
Die  Wurzel  enthielt  0,85  <^/o  Chrysophansäure  und  0,25  <^/o  Emodio. 
Cathartinsäure  konnte  nicht  aufgefunden  werden.  Selbst  Graben 
von  5  g  des  Wurzelpulvers  wirkten  nicht  abführend. 

Bumex  hymenoaepdlus  (Canaigre),  ein  in  Sandboden  in  Texas, 
Neu-Mexiko  und  Arizona  sehr  verbreitetes  und  gerbstoffireiches 
Gewächs,  hat  jetzt  auch  in  seiner  Heimath  die  Aufmerksamkeit 
auf  sich  gelenkt,  und  man  hofft  durch  Cultur  den  Tanningehalt 
noch  vermehren  zu  können.  In  einem  von  Collingwood  in 
Arizona  gemachten  Culturversuche,  wobei  jedoch  ein  nicht  ganz 
passender  Boden  benutzt  wurde,  stellte  sich  der  Ertrag  an  frischer 
Wurzel  auf  7  Tons  per  Acre.    Es  ist  jedoch  kaum  zu  bezweifeln, 


1)  Pharm.  Zeitschr.  f.  RassUiid  1893,  241. 


Primulaceae.  157 

dass  in  reinem  Sandboden  das  Doppelte  oder  selbst  Dreifache 
erzielt  werden  würde.  Nach  der  letzten  Analyse  von  Gollingwood 
gab  frische  Wurzel  660/0  Wasser,  16,18  0/0  Extract  und  11,46 
(rohe)  Gerbsäure  (davon  etwa  70  0/0  reines  Tannin).  Trockene 
Wurzeln  mit  8  0/0  Feuchtigkeit  gaben  45  >  Extract  und  31,62  % 
(unreine)  Gerbsaure.  Hiemach  sind  die  cultivirten  Wurzeln  denen 
von  wildwachsenden  Pflanzen  völlig  gleichwerthig  oder  selbst  noch 
etwas  gerbstofi&eicher.  —  Zur  Gewinnung  des  Üanaigre-Tannins 
theilten  H.  Trimble  und  J.  Peacock^)  das  wässerige  Percolat 
der  Wurzel  in  zwei  gleiche  Theile.  Der  eine  derselben  wurde 
mit  Bleiessig  bis  zur  vollkommenen  Fällung  behandelt,  darauf  der 
zweite  dem  ersteren  unter  Umrähren  hinzugemischt  und  das  Ganze 
von  dem  gelben  Farbstoffiiiederschlage  abfiltrirt.  Im  Filtrate 
wurde  der  Gerbstoff  durch  Essigäther  gefällt  und  nach  Äbde- 
stilliren  des  letzteren  als  poröser  gelber  Rückstand  erhalten^ 
welcher  nach  dem  Trocknen  und  Pulverisiren,  durch  absoluten 
Aether  von  Farbstoffen  und  Protocatechusäure  möglichst  befreit 
wurde.  Der  so  vereinigte  Gerbstoff  wurde  in  Aether  gelöst, 
welcher  soviel  Alkohol  enthielt,  als  zur  Lösung  eben  nothwendig 
war,  filtrirt  und  im  Vacuum  als  gelber  Rückstand  erhalten,  dessen 
Entfärbung  noch  immer  nicht  vollkommen  gelang.  Eine  1  Voige- 
Lösung  desselben  gab  mit  Ferrichlorid  gelben  Niederschlag,  mit 
Ferrosulfat  keine  Veränderung,  mit  Bleiacetat  gelben  Niederschlag» 
mit  Gelatine  und  Alannlösung  gelben  Niederschlag,  mit  Brech- 
weinstein keine  Veränderung,  mit  Ealiumdichromat  grünlichen 
Niederschlag,  mit  Fehling'scher  Lösung  Reduction,  mit  ammoniakal. 
Silberlösung  Reduction,  mit  Ammoniummolybdat  keine  Veränderung, 
mit  Ferriacetat  grünen  Niederschlag,  mit  Kupfersulfat  keine  Ver- 
änderung, mit  Ammoniak  braunen  Niederschlag. 

Durch  Auflösen  in  Tannin  und  Erhitzen  auf  190°  wurde  eine 

Sslbe  krystallinische  Substanz  erhalten,  welche  alle  Reactionen  des 
atechols  gab.  Durch  Erhitzen  mit  Chlorwasserstoff  entstand  ein 
amorpher,  roth  gefärbter  Körper,  welcher  FehUng'sche  Lösung 
reducirte  und  zum  Theil  aus  krystallinischer  Protocatechusäure 
bestand.  Die  letztere  konnte  durch  Ausschütteln  mit  Aether  er- 
halten werden.  Durch  Behandeln  des  Tannins  mit  geschmolzenem 
Alkali  wurde  kein  Phloroglucin,  sondern  ebenfalls  Protocatechu- 
säure erhalten.  Mit  Essigsäureanhydrid  stellten  die  Verf.  zwei 
verschiedene  Acetylderivate  dar.  Durch  die  Elementaranalyse 
wurde  fes^estellt,  dass  das  Canaigre-Tannin  zur  Gruppe  der 
Mangrove-  und  Ratanhia-Tannine  gehört. 

Primulaceae. 

AnagaUis  arvensis  L.  Eine  Abkochung  dieser  Pflanze  wird» 
wie  C.  L.  Lochmann*)  mittheilt,  in  Nordamerika  seit  langer 
Zeit  als  Mittel  gegen  Wasserscheu  verwendet  und  ist  in  einer 


1)  Amer.  Joum.  of  Pharm.  1893,  161.  2)  Amer.  Draggist  1893,. 

XXn,  128. 


158  Ranunculaceae. 

bestimmten  Zusammensetzung  als  Dr.  Stoj's  remedy  bekannt  Die 
Pflanze  scheint  einen  scharf  wirkenden  Körper  zu  enthalten,  denn 
Orfila  stellte  aus  dem  Kraut  ein  Ebctract  dar,  welches  in  einer 
Dosis  von  3  Drachmen  einen  Hund  tödtete.  Heintzelmann  isolirte 
aus  der  Pflanze  ein  flüchtiges  Oel  von  starkem  eigenthümlichen 
Geruch,  von  welchem  wenige  Tropfen  hinreichten,  heftigen  Kopf- 
schmerz und  starke  Uebelkeit  zu  erzeugen.  Daccomo  und  Tom- 
masi  (Jahresber.  1892,  160)  stellten  neuerdings  einen  fleischver- 
dauenden  Körper  aus  der  Anagallis  dar.  Eine  genaue  chemische 
Analyse  der  Pflanze  steht  indessen  noch  aus. 

Ranunculaceae. 

Ädonis  vemalis.  .Bei  Verarbeitung  dieser  Pflanze  (deutschen 
Ursprungs)  erhielt  E.  Merck  ^),  abgesehen  von  den  übrigen  Be- 
standtheilen,  in  grosser  Menge  (zu  4  o/o)  einen  schön  knrstalli- 
sirenden  Körper,  den  Ädonit,  Der  reine  Adonit  ist  in  Wasser 
ungemein  leicht  löslich,  die  Lösung  schmeckt  anfanglich  süss, 
doch  verschwindet  der  Eindruck  des  Süssen  rasch  und  hinterlässt 
auf  der  Zunge  ein  gewisses,  stumpfes  Gefühl.  Aus  concentrirten 
wässerigen  Lösungen  erhält  man  derbe,  centimetergrosse,  wasser- 
klare Prismen;  aus  Alkohol,  worin  Adonit  nur  in  der  Wärme 
leicht  löslich  ist,  kurze,  weisse  Nadeln,  die  sich  nicht  in  Aether 
und  Petroläther  lösen.  Sowohl  die  aus  Wasser  wie  aus  Alkohol 
erhaltene  Substanz  schmilzt  bei  102^  C,  beginnt  jedoch  schon 
bei  99  ^  C.  zusammenzubacken.  Das  Adonit  enthält  kein  Krystall- 
wasser,  es  besitzt  neutrale  Reaktion,  reducirt  nicht  Fehling'sche 
Lösung,  bräunt  nicht  wässerige  Alkalien  und  löst  sich  in  conc. 
Schwefelsäure  unter  Erwärmen  zu  einer  wasserhellen  Flüssigkeit 
auf.  Beim  Erhitzen  auf  dem  Platinblech  schmilzt  Adonit  und 
entwickelt  bei  stärkerer  Hitze  schwach  an  Garamel  erinnernde 
Dämpfe,  welche  mit  blauer  Flamme,  ohne  Hinterlassung  irgendwie 
erheblicher  Mengen  von  Kohle,  verbrennen.  Im  Kölbchen  erhitzt, 
beginnt  die  geschmolzene  Masse  bei  ca.  140^  C.  in's  Sieden  zu 
kommen,  das  Thermometer  steigt  dann  rasch  bis  gegen  280  bis 
290^  C.  Während  der  Destillation  spaltet  sich  Wasser  ab,  dabei 
geht  ein  gelbliches  Oel  über,  welches  in  Wasser  und  Weingeist 
löslich  ist  und  stark  sauer  reagirt,  der  Körper  lässt  sich  daher 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  unzersetzt  destilliren.  Das 
Adonit  ist  optisch  inaktiv  und  enthält  keinen  Stickstoff.  Die 
Analyse  lieferte  Zahlen,  die  gut  auf  einen  Körper  von  der  Formel 
GöHisOö  stimmen;  demnach  dürfte  ein  bis  jetzt  unbekannter, 
fünfatomiger  Alkohol  vorliegen.  —  Nach  Mittiieilungen  von  R. 
Kobert  ist  Adonit  ohne  specifische  Wirkung  auf  den  Üiierischen 
Lebensprocess.  —  Ob  und  inwieweit  der  Adonit  mit  der  von  dem 
inzwischen  verstorbenen  Professor  Podwyssotzki  aus  Adonis  vemalis 
dargestellten  Zuckerart  „Adonidodulcit"  übereinstimmt,  kann  Merck 
in  Anbetracht  der  in  der  Literatur  (s.  u.  a.  Pharm.  Zeitschr.  f« 


1)  Ber.  von  £.  Merck,  Jan.  1893,  S.  26. 


Bhamnaceae.    Rhizoplioraceae.  159 

Rossl.  1888,  141 ;  Pharm.  Jonrn.  and  Transact.  lU,  No.  958,  S.  346) 
über  diesen  Körper  nur  spärlich  vorhandenen  Angaben  nicht 
entscheiden. 

£.  Fischer^)  hat  den  Adonit  näher  untersacht.  Die  schon 
Ton  Merck  aufgestellte  Formel  GsHisOs  wurde  für  zutreffend 
gefunden,  ebenso  erwies  sich  Ädonit  als  ein  funfwerthiger 
Alkohol.  Durch  Oxydation  wurde  ein  Zucker  erhalten,  dessen 
Phenylosazon  die  Zusammensetzung  G5H8  08(N8.HCsH5)9  hat; 
daraus  folgt,  dass  Adonit  ein  Pentit  ist.  Es  zeigte  sich  aber 
weiter,  dass  Adonit  auch  künstlich  und  zwar  durch  Reduction 
der  fiüher  von  £.  Fischer  aus  Arabonsäure  dargestellten  „Ribose'* 
mittelst  Natriumamalgam  erhalten  werden  kann.  Somit  ist  das 
Adonit  als  der  Alkohol  der  Ribose  anzusehen.    Seine  Formel  ist: 

H    H     H 

CHa .  OH  .  C  .  C  .  C .  CH»  OH 

ÖH  OH  Oft 
Von    fiinfwerthigen    Alkoholen    (Pentiten)    sind    bisher   bekannt 
Arabit  und  Xylit«  aber  Adonit  ist  der  ^rste  in  der  Natur  fertig 
gebildet  angetroffene  Pentit. 

Nigdla  sativa.  Die  Damascener-Samen,  welche  beim  Zer- 
reiben nach  Erdbeeräther  duften,  sind  nicht  als  ofßcinell  zu 
betrachten,  vielmehr  nur  die  nach  Cuminum  riechenden  Samen 
Ton  Nigella  sativa.  Die  gelbe  var.  citrina  besitzt  die  gleichen 
Eigenschaften.  In  einem  syrischen  Schwarzkümmel  fand  Th. 
Waage')  die  Samen  von  Asphodelus  fistulosus  Ton  etwas  grösserer, 
schärfer  gekanteter  Form.  Die  als  Verfälschung  angegebenen 
Eomradesamen  wurden  nicht  gefunden. 

Bhamnaeeae. 

Rhamnus  Frangtda.  Nach  dem  tou  der  ständigen  Com- 
mission  für  Bearbeitung  des  Deutschen  Arzneibuches 
aufgestellten  Entwurf  eines  Nachtrages  zum  Arzneibuch  darf 
Cortex  Frangulae  erst  ein  Jahr  nach  dem  Einkauf  verwendet 
werden. 

Bhamnus  Purshiana.  Th.  Waage*)  beschreibt  eine  falsche 
Caneara  Sagrada,  welche  sehr  ähnlichen  anatomischen  Bau  aber 
etwas  grauere  Oberfläche  zeigt  und  die  charakteristische  Braun- 
rotbfärbung  mit  Kalkwasser. 

Rbisophoraceae. 

Bhizophora  Mangle.  Ein  Abschnitt  des  von  6.  F.  Scott 
Elliot^)    bearbeiteten   Golonial  Report   schildert   die   Aufgabe, 


1)  B«r.  d.  d.  ehem.  Qw.  1893,  684. 

2)  6er.  d.  pharm.  Ges.  1898,  167;  die  eingehende  Abhandlung,  ans 
welcher  an  dieser  Stelle  nur  die  obigen  Daten  in  Kürze  wiedergegeben  werden 
können,  ist  auch  yeröffentlicht  in  Apoth.-Ztg.  1898,  207,  214,  221 

8)  Ber.  d.  pharm.  Qes.  1898,  168.  4)  Pharm.  Jonm.  and  Transact 

1698,  Ko.  1202,  26. 


160  Rosaceae. 

welche  jenen  merkwürdigen  Bäumen  der  Tropen  zufällt  Der 
ganze  Küstenstrich  der  Sierra  Leone  ist  von  Afangroven  einge- 
säumt. In  dem  Schlamme,  welche  die  Eüstenflüsse  dem  Meere 
zuführen,  fasst  die  Mangrove  alsbald  Wurzel  und  sendet  nach 
nicht  langer  Zeit  ihre  zahlreichen  Luftwurzeln  zur  Erde,  um  dort 
ein  natürliches  Gitter  zu  bilden,  an  welchem  weitere  Schlamm- 
schichten aufgestaut  werden.  So  wird  allmählich  für  eine  weitere 
Vegetation  ein  vortrefflicher  Untergrund  geschaffen  und  ganze 
Länderstrecken  werden  durch  die  Mangroyebäume  für  die  Gultur 
gewonnen. 

Die  Kinde  des  Mangrovebaumes  enthielt  nach  den  Unter- 
suchungen von  H.  Trimble^)  12,04  o/o  Feuchtigkeit  und  60/0 
Asche,  welche  letztere  zum  grössten  Theil  aus  Natriumchlorid 
bestand.  Gallussäure  war  nicht  vorhanden.  Absoluter  Alkohol 
extrahirte  22,32  <yo  einer  sehr  adstringirenden  Substanz  von  nar- 
kotischem Geruch,  welche  zum  grössten  Theil  aus  Tannin,  einem 
rothen  Farbstoff  und  einer  geringen  Menge  von  Glykose  bestand. 
Von  anderen  Substanzen  waren  vorhanden:  Schleim  1,72  <^/o,  Gly- 
kose 0,81  0/0,  Albuminoide  7,02  0/0,  Stärke  4,27  «/o  und  Cellulose 
27,49  Vo.  Tannin  wurde  besonders  durch  Gelatine  und  Alaun  er- 
mittelt und  ergab,  auf  lufttrockene  Rinde  berechnet,  23,92  ^/o. 
Das  gereinigte  Tannin  bildete  eine  röthlich  gelbe,  poröse  Masse, 
welche  leicht  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether  löslich  war.  Aus 
der  wässerigen  Lösung  wurde  es  leicht  durch  Kochsalz  ausgefällt 
Die  wässerige  Lösung  zeigte  gegen  Reagentien  ein  dem  Gallo- 
Tannin  ähnliches  Verhalten,  welches  an  dasjenige  der  Mimosa- 
rinde  erinnert  Beim  Erhitzen  des  Mangrovetannins  in  Glycerin 
auf  215^  wurde  Gatecholtannin  erhalten.  Durch  Behandlung  mit 
Salzsäure  wurden  Gallussäure,  Ellagsäure  und  Phlobaphene  er- 
halten. Bei  der  Elementaranalyse  erhielt  der  Verf.  die  Formel: 
CssHssOii,  und  es  dürfte  somit  das  Mangrovetannin  für  identisch 
angesehen  werden  mit  demjenigen  der  wilden  Kastanie,  der  Ba- 
tanhia,  der  Tormentilla  und  der  Mimosa  (sog.  wattle  hark). 

Rosaceae. 

Prunus  Amygdalus,  Die  CuUur  des  Mandelbaumes  wird 
neuerdings  auf  Teneriffa  versucht.  Dieselbe  dürfte  von  Erfolg 
sein,  da  die  Bäume  keiner  besonderen  Pflege  bedürfen  und  ausser- 
dem zur  Einhegung  der  Felder  nützlich  sind^). 

Ueber  den  mikroskopischen  Bau  der  Steinkeme  von  Amygdalus 
persica,  Prunus  armeniaca,  domestica  et  avium,  soune  deren  Vor- 
kommen in  Qenussmüteln  s.  Nahrungs-  u.  Genussmittel. 

Bankesia  abyssinica.  Arthur  Meyer  und  Hendrik  Sand- 
ln nd*)  berichten  über  die  Verfälschung  der  Flor  es  Koso  mit 
männlichen  Blüthen  und  deren  Nachweis.  Eine  Untersuchung  der 
im  Handel  vorkommenden  gestreiften  Waare  hat  gezeigt,   dass 

1)  Pharm.  Journ.  and  Transact.  1893,  No.  1180,  627.  2)  Pharm. 

Jonrn.  and  Transact.  1893,  No.  1186,  770.  8)  Pharm.  Ztg.  1893,  766. 


Rosaceae.  161 

dieselbe  fast  durchweg  mit  männlichen  Blüthen  vermischt  ist.  In 
der  anzerkleinerten  Droge  ist  die  Erkennung  derselben  nicht 
schwierig,  wohl  aber  dürfte  es  nicht  ganz  leicht  sein,  dieselbe  in 
dem  Pulyer  nachzuweisen.  Zur  Ausfuhrung  einer  derartigen  Unter- 
suchung geben  die  Verfasser  folgende  beachtenswerthen  Finger- 
zeige: Die  männlichen  Kosoblüthen  kommen  in  der  Droge  ge- 
schlossen vor.  Dieselben  sind  von  gelbbrauner  Farbe,  3 — 4  mm 
lang  und  2,5 — 3,5  mm  breit.  Liegen  die  Blüthen  frei,  so  sind 
Deckblatt  und  Vorblätter  öfters  schon  abgerissen.  Die  Deck- 
blätter der  Einzelblüthen  sind  ganzrandig,  eirund  oval,  5 — 6  mm 
lang  und  3 — 5  mm  breit  und  umhüllen  die  ganze  Knospe.  Das 
Blatt  tragt  an  der  Unterseite  und  an  den  Rändern  Haare  und 
Drusen.  Die  Vorblätter  sind  2 — 3  mm  lang,  ebenso  breit  und 
tragen  nur  vereinzelte  Haare,  dagegen  an  der  Unterseite  überaus 
zahlreiche  Drüsen  mit  fast  ausschliesslich  kugeligem  Kopf.  Diese 
Drüsen  sind  hier  bedeutend  reichlicher  vorhanden,  als  an  den 
Verblättern  der  weiblichen  Blüthen.  Die  Blüthe  besitzt  einen 
krugformig  vertieften,  oben  stark  verengten,  nach  aussen  zu  mit 
langen,  dickwandigen,  fast  geraden  Haiaren  besetzten  Perianth- 
becher.  An  diesem  sitzt  ein  Kreis  von  fünf  sehr  kleinen  ovalen 
Kelchblättern,  die  wesentlich  in  Form  und  Bau  von  den  analogen 
Blättern  der  weiblichen  Blüthen  verschieden  sind.  Sie  zeichnen 
sich  durch  überaus  starke  Behaarung  aus.  Auf  der  Unterseite 
sitzen,  besonders  auf  den  Nerven,  die  Haare  und  mehr  nach  der 
Basis  zu  Drüsen.  Am  Blattrande  ist  fast  jede  zweite  Zelle  in  ein 
einzelliges  Haar  ausgewachsen.  Die  Basis  dieser  Randhaare  bildet 
einen  ausgeprägten  Fuss,  der  obere  Theil  ist  nach  der  Blattspitze 
zu  gebogen.  Auf  beiden  Blattseiten  kommen  Spaltöffiiungen  vor. 
Die  Blätter  des  zweiten  Wirbels  von  Perianthblättern  sind  etwas 
grösser  und  mit  weniger  Haaren  und  Drüsen  versehen  als  die 
Kelchblätter.  Die  innersten  Perianthblätter  sind  sehr  zart  und 
homogen  gebaut  und  von  einem  einzigen  unverzweigten  Leitbündel 
durchzogen,  welches  den  Mittelnerv  bildet.  Das  Blatt  trägt  weder 
Haare  noch  Drüsen  und  enthält  kein  Kalkozalat.  Die  etwa  20 
gut  entwickelten,  auf  dem  gemeinsamen  Perianthbecher  sitzenden 
Staubblätter  sind  normal  gebaut.  Die  meist  etwas  in  der  Richtung 
der  Antherenoberfläche  gestreckten  Zellen  der  einfachen  Faser- 
zellenschicht sind  mit  spiralig  ringsum  laufenden  Verdickungen 
versehen.  Die  Staubgefasse  der  weiblichen  Blüthe  sind  meist  ganz 
rudimentär  geblieben.  Pollen  ist  niemals  entwickelt.  —  Bei  der 
Untersuchung  des  Kosopulvers  würde  also  Folgendes  zu  beachten 
sein:  1.  Das  Vorhandensein  der  charakteristischen  Pollenkörner. 
2.  Die  Faserzellenschicht  der  Antheren.  3.  Reste  der  Kelch- 
blätter der  männlichen  Blüthen,  ihre  kleineren  Zellen  und  ihre 
überaus  starke  Behaarung.  Auch  Reste  der  Vorblätter  der  männ- 
lichen Blüthen  mit  ihrem  dichten  Drüsenbesatz  dürften  zur  Unter- 
scheidung des  gröberen  Pulvers  männlicher  und  weiblicher  Blüthen 
von  Werth  sein.  (Der  Arbeit  sind  eine  Anzahl  vorzüglicher  Ab- 
bildungen beigegeben  worden.)    Die  Versuche  zur  Beantwortung 

Jahresbericht  f.  1808.  11 


162  Rubiaceae. 

der  Frage,  ob  die  Kososamen  oder  die  anderen  Bliithentheile  giftiger 
auf  Frösche  wirken ,  gaben  wegen  der  zn  geringen  Menge  des 
Materials  kein  entscheidendes  Resultat. 

Rubiaceae. 

Cinchoncu  Der  Bericht  über  die  Cinchonapflanzungen  auf  Java 
über  das  2.  Quartal  1892  meldet,  dass  man  durch  Ausgraben 
kranker  Bäume  und  Beseitigung  nach  dem  Abschaben  krank  ge- 
wordener Aesto  von  den  gesund  gebliebenen  Partien  nicht  we* 
niger  als  75,000  kg  guter  Rinde  gesammelt  habe.  Das  Abschaben 
der  Zweige,  welches  ein  Jahr  zuvor  stattgefunden  hatte,  hatte 
anscheinend  die  Bäume  nicht  krank  gemacht,  da  die  vorhandene 
Blattmasse  ihre  grüne  Farbe  behielt,  aber  bei  genauerer  Unter- 
suchung fand  sich,  dass  oberhalb  des  Ueberganges  yon  dem  Stamme 
zum  Aste  die  Rinde  abgestorben  und  schwarz  geworden  war. 
Auch  konnte  constatirt  werden,  dass  das  Blühen  der  Bäume,  an 
deren  Aesten  der  Schabungsprocess  vollzogen  war,  sehr  schwer 
von  statten  ging.  Das  Pfropfen  von  Ginchona  Pitayensis  auf  C. 
succirubra  wurde  eingestellt,  da  die  chemische  Untersuchung  drei- 
jähriger Zweigrinden  kein  günstiges  Resultat  lieferte.  Während 
die  Rinde  von  Ginchona  Pitayensis  in  Tjinjiroean  einen  relativ 
reichen  Ertrag  von  Alkaloiden  und  insbesondere  von  Gfainin  lieferte, 
der  für  Alkaloide  sich  durchschnittlich  auf  7  o/g  (allerdings  mit 
Schwankungen  zwischen  5,10  und  9,55)  und  für  Gbinin  auf  4,32  % 
(mit  Schwankungen  zwischen  2,71  und  6,75)  stellte,  betrug  der 
Alkaloidgehalt  der  Pfropfrinden  nur  4,85  und  der  Ghiningehalt 
nur  2,31  o/q  der  absolut  trockenen  Rinde.  Auch  der  Ginchonidin- 
gehalt  der  Pfropfrinden  (0,90)  steht  unter  dem  Durchschnitt 
der  Pitayana  (1,38),  dagegen  ist  die  Ziffer  für  amorphes  Alkalo'id 
plus  Cinchonin  (1,64)  etwas  höher  als  die  Durchschnittszahl  (1,48).^) 

Der  officielle  Vierteljahresbericht  über  die  Oinchonaplantaffen 
auf  Java  klagt  über  abnorme  Witterungsverhältnisse  im  IV.  Quartal 
1892.  Die  Ausbeute  betrug  1892  annähernd  307,500  kg  Rinde 
gegen  286,101  kg  im  Vorjahre.  Das  Material  wurde  grössten* 
theils  durch  Ausgraben  kranker  Bäume  und  durch  Entfernung 
secundärer  und  tertiärer  Stämme,  die  durch  die  an  ihnen  voll- 
zogene Abschabung  abzusterben  drohten,  gewonnen.  Man  hat 
das  Abschaben  aufgegeben,  um  die  Plantagen  nicht  zu  sehr  der 
Oe&hr  auszusetzen,  in  einem  gegebenen  Moment  plötzlich  zu  liobt 
zu  werden.  Ein  anderer  Theil  der  Ernte  wurde  durch  Entfernung 
der  ganz  unterdrückten  Zweige  junger,  4— 5 jähriger  Pflanzungen 
gewonnen,  was  sich  für  die  Entwickelung  dieser  sehr  vortheilhaft 
erwiesen  hat.  Nach  früheren  Erfahrungen  in  den  älteren  Plan- 
twen  zu  Tirtasari  ist  das  Kappen  der  Bäume  in  3— 4jährigen 
Pflanzungen  nothwendig,  um  genügende  Blattbildung  zu  erhalten. 
In  einigen  benachbarten  Privatplantagen  ist  seit  einiger  Zeit  die 
Düngung  mit  Kunstdünger  versucht  worden.     Vorgleichende  Ex- 

1)  Nederl.  Tijdschr.  voor  Pharm.  lY.  848;  daroh  Pharm.  Ztg.  1698,  148« 


Rubiaceae.  163 

perimente,  die  bis  jetzt  freilich  nur  an  zwei  zehnjährigen  Led- 
geriana-Bäumen  yorgenommen  wurden,  ergaben  im  Laufe  von  8 
Monaten  bei  dem  gedüngten  und  ungedüngten  Baum  die  gleiche  Zu- 
nahme von  Chinin,  nämlich  ^1%  <^/o.  0 

Ueber  javanische  Chinarinden  berichtet  F.  A.  F  lückig  er*) 
auf  Grund  der  Mittheilungen  von  P.  van  Leersum  in  den  „Ki- 
nologischen Studien".  Darnach  gedeiht  die  gehaltreichste  aller 
Cinchonen,  G.  Ledgeriana  in  Höhen  von  6000  Fuss  weniger  gut; 
sie  geht  nicht  ein,  wächst  aber  nur  kümmerlich  fort.  Besser  ent- 
wickelt sich  C.  succirubra,  doch  wächst  der  Stamm  nur  kegel- 
förmig, nicht  schlank  wie  in  Höhenlagen  von  4000 — 5000  Fuss. 
Bei  6000  Fuss  entwickelt  sich  ganz  vorzüglich  C.  officinalis.  Die 
Bildung  von  Kreuzungen  muss  sorgfältig  vermieden  werden,  da 
die  Bastarde  in  ihrem  Alkalo'idgehalt  schwankend  sind.  Der  Ge- 
halt der  C.  Ledgeriana  an  Chinin  ist  schon  bis  zu  14  ^jo  beob- 
achtet worden.  C.  officinalis  hat  bis  zu  10,6  o/o  geliefert.  Um 
stärkere  Bäume  zu  erhalten,  ist  neuerdings  C.  ofiucinalis  auf  G. 
succirubra  gepfropft  worden.  —  Die  Mittheilungen  von  P.  van 
Leersum  bestätigen  weiterhin  nach  Mittheilungen  von  F.  A. 
Flückiger*)  die  Yermuthung,  dass  der  Alkalo'idgehalt  „ge- 
schabter"' Chinarinden  geringer  ist,  als  derjenige  nicht  geschabter. 
Die  nach  dem  „Schrapen'^  sich  wieder  einstellende  Rinde  besteht 
fast  nur  aus  Bork,  dessen  Gewicht  oft  halb  soviel  beträgt,  wie 
das  der  gesammten  Rinde.  Der  Alkaloidgehalt  einer  solchen 
Rinde  nach  Beseitigung  des  Korkes  betrug  9  o/o ,  derjenige  der 
unveränderten  Rinde  6,13  %.  Der  Kork  einer  anderen  Rinde 
allein,  befreit  von  dem  eigentlichen  Rindengewebe,  ergab  nur  1,88  o/o 
Sulfat.  In  den  Cinchonen  muss  also  das  Rindenparenchym  als 
der  eigentliche  Sitz  der  Alkalo'idbildung  angesehen  werden. 

Der  officielle  Bericht  über  die  Cinchonaanpflanzungen  in  Nieder- 
ländvsch-Ostindien  hebt  die  ungünstigen  Witterungsverhältnisse  im 
3.  Quartal  1892  hervor,  in  welchem  die  jungen  Pflanzungen  durch 
die  Nässe  viel  zu  leiden  hatten.  Im  Ganzen  wurden  in  diesem 
Viertellahr  200,000  kg  Rinde  geerntet.  Man  hatte  im  Jahre  1891 
begonnen,  die  secundären,  tertiären  und  quaternären  Stämme  der 
Chinabäume  dem  Schabungsprocess  zu  unterwerfen,  um  diese 
Nebenstämme  in  ihrem  Wachsthum  zu  stören  und  auf  diese  Weise 
dem  Hauptstamme  bessere  Gelegenheit  zur  Eutwickelung  zu  geben, 
zugleich  auch  in  der  Absicht,  die  Plantage  geschlossen  zu  er- 
halten und  doch  eine  Ernte  daraus  zu  erzielen.  Das  so  geerntete 
Product  betrug  97  779  kg  und  gab  durchschnittlich  10  o/o  Chinin- 
Sulfat  Auffallend  niedriger  stellt  sich  dagegen  der  Chiningehalt 
der  erneuerten  Rinde,  die  nur  6,13  ^/o  Chininsulfat  lieferte.  Der 
Grund  dieser  niedrigen  Procentzahl  ist  darin  zu  suchen,  dass  bei 
der  ersten  Abschabung  derjenige  Theil  der  Rindenschicht  entfernt 


1)  Nederl.  Tijdtchr.  voor  Pharm.  Y.  5. 138;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  471. 
2)  Chemiker-Zeitung  1892,  1470.  3)  Zeitschr.   des  allg.  österr.  Apoth.« 

Vereins  1898,  I. 

11* 


9t 


164  Babiaceae. 

ivurde,  der  am  meisten  Chinin  enthielt,  und  dass  andererseits  eine 

Sanz  enorme  Menge  von  Kork  sich  entwickelt  hatte,  die  25—60  ^/o 
er  gesammten  Rinde  betrug.    Entfernt  man  den  Kork,  so  giebt 
die  Rinde  9  o/o  Chininsulfat,  i) 

In  den  niederländisch -indischen  Cinchonaplantagen  hat  man 
wiederum  Versuche  über  den  Einfluss  des  Alters  der  Bäume  auf 
den  ChiningehaÜ  gemacht.  Es  wurden  in  der  ursprünglichen 
Ledgerianaplantage  zu  Tjingiroeang,  die  ungefähr  30  Jahre  alt  ist, 
149  kränkliche  Bäume  ausgegraben,  welche  ein  Product  lieferten 
im  Betrage  Ton 

1299     kg  Stammrinde    m.  einem  Chiningeh.  v.  5,60  % 
733  Vs  n    erneuerte  R.    „      „            „  „  5,90  „ 

213V«  „    Zweigrinde      „      „            „  „  3,36  „ 

230      „    Wurzelrinde  j^ ,^ „  „  5,16  „ 

2476     kg  Rinde,  durchschnittl.  enthaltend      5,47  % 

Chinin,  entsprechend  7,36  o/q  Chiniüsulfat    Es  wurden  erhalten: 

1890  2313Vs  kg  Rinde  m.  durchschn.  5,36  o/o  Chinin 

1891  2418      „        „      „  „  5,21 

1892  2476      „        „      „  „  5,47  „ 

Eine  weitere  Abnahme  des  Chiningehaltes  ist  somit  in  diesen 
Jahren  nicht  zu  constatiren  gewesen.  Die  merkwürdig  geringe 
Menge  von  Wurzelrinde  erklärt  sich  daraus,  dass  die  W^urzeln 
zum  grössten  Theile  abgestorben  waren  und  Wurzelrinde  nicht 
geerntet  wurde.  >) 

Zur  Untersuchung  von  Chinarinden  auf  ihren  OehaU  an  Ge- 
samtntalkalotden  mittels  der  Perforirmethode  (s.  auch  Galenische 
Präparate,  Extracte)  giebt  van  Ledden-Hulsebosch ')  folgen- 
den Weg  an:  3,0  g  feines  Pulver  der  zu  untersuchenden  China- 
rinde werden  mit  einem  Gemisch  von  1,5  cc  Ammoniakflüssigkeit, 
3  cc  starken  Alkohol  und  25,5  cc  Acther  in  einem  gut 
schliessenden  Stöpselglase  unter  öfterem  Umschütteln  24  Stunden 
macerirt  Darauf  pipettirt  man  von  der  überstehenden  Flüssigkeit 
10  cc  (bei  sehr  geringwerthigen  Rinden  20  cc)  in  ein  kleines  Becherglas 
ab,  fügt  1  cc  (bez  w.  2  cc)  verdünnte  Salzsäure  und  9  cc  Wasser  hinzu,  ver- 
dampft den  Alkohol  und  Aether  durch  leichtes  Erwärmen  auf  dem 
Wassorbade  und  überzeugt  sich,  dass  die  zurückbleibende  Auflösung 
von  Hydrochloriden  auch  eine  saure  Reaction  besitzt  Ist  dies  nicht 
der  Fall,  so  muss  sie  mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  angesäuert 
werden.  Nachdem  die  Flüssigkeit  abgekühlt  ist,  wird  sie  durch 
ein  Wattebäuschchen  in  den  Perforator  filtrirt  und  Becherglas ' 
nebst  Trichter  zweimal  mit  sehr  wenig  Wasser  nachgewaschen. 
Die  saure  Lösung  wird  dann  eine  Stunde  lang  mit  Aether  per- 
forirt,  um  dadurch  alle  in  Aether  löslichen  Unreinigkeiten  zu  be- 
seitigen.   Darauf  wird  ein   neues  Kölbchen  angelegt,   die   saure 

1}  Nederl.  Tijdschr.  voor  Pharm  V,  63;  darch  Pharm.  Ztg.  1893,  265. 
2)  Neederl.  Tijdschr.  voor  Pharm.  1893,  204;  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  619. 
8)  Pharm.  Weekblad  1893  No.  2. 


Rubiaceae.  165 

Flüssigkeit  im  Perforator  mit  einer  binreichenden  Menge  yer- 
dünnter  Natronlauge  alkalisch  gemacht  und  zwei  Stunden  lang 
mit  Aetber  perforirt.  Der  Aetber  in  dem  Kölbcben  wird  darauf 
Terdampft,  der  Rückstand  getrocknet  und  gewogen;  das  Gewicht 
der  zurückbleibenden  Alkaloide  mit  100  multiplicirt  giebt  den 
Procentgehalt  an.  Verwendete  man  20  cc  des  Rindenauszuges, 
so  ist  der  Procentgehalt  gleich  dem  Fünfzigfachen  der  gefundenen 
Alkalo'idmenge. 

Zur  Bestimmung  des  ÄlkcUoTdgehaUes  der  Chinarinde  wendet 
G.  C.  Keller^)  das  von  Haubensack  aufgestellte  und  von  Kür- 
steiner etwas  modificirte  Verfahren  an,  welches  er  ganz  wesent- 
lich vereinfacht  hat.  Die  Methode  lautet :  12,0  g  trocknes,  feines 
Pulver  der  zu  prüfenden  Rinde  bringt  man  in  ein  trocknes  Me- 
dicinglas  von  250,0  g  Inhalt,  setzt  120,0  g  Aetber  zu  und  schüttelt 
gut  durch,  hierauf  werden  10  cc  Ammoniak  (10  <^/o)  zugefügt 
und  die  Mischung  recht  kräftig  durchgeschüttelt.  Man  wiederholt 
das  Umschütteln  während  einer  halben  Stunde  mehrmals,  setzt 
dann  für  Succirubra  10  cc,  für  Calisayarinde  15  cc  Wasser 
hinzu  und  schüttelt  die  Mischung  recht  kräftig  eine  Minute  lang. 
Hierauf  giesst  man  100,0  g  Alkalo'idlösung  ab.  Bei  Succirubra- 
rinde  wird  die  Aetherlösung  völlig  klar,  bei  Calisaya  dagegen 
etwas  trübe  sein,  was  aber  nir  die  weiteren  Operationen  und  das 
Endresultat  ohne  Nachtheil  ist.  Man  verfährt  nun  weiter  nach 
Haubensack-Kürsteiner,  d.  h.  man  schüttelt  die  ätherische  Lösung 
mit  einer  Mischung  von  3  cc  verdünnter  Schwefelsäure  (10  ^/o) 
und  .50  cc  Wasser  im  Scheidetrichter  aus,  lässt  die  sauer  rea- 
girende  Losung  in  ein  Kölbcben  abfliessen  und  erwärmt  zur  Ent- 
fernung des  Aetbers.  Diese  Operation,  auf  welche  Kürsteiner  eine 
volle  Stunde  verwendet,  lässt  sich  bequem  in  15  Minuten  aus- 
führen. Man  schüttelt  die  Aetherlösung  direct  in  dem  Kölbchen, 
in  welches  sie  abgewogen  wurde,  mit  3  cc  verdünnter  Schwefel- 
säure und  37  cc  Wasser  recht  kräftig  durch  und  lässt  dann  die 
Mischung  ruhig  stehen.  Nach  10  Minuten  ist  die  Trennung  der 
Flüssigkeiten  vollkommen,  so  dass  der  grösste  Theil  des  grün- 
lichgelb gefärbten  Aetbers  abgegossen  werden  kann;  den  Rest 
bringt  man  sammt  der  verdünnten  Säure  in  einen  kloinen  Scheide- 
tricbter  und  lässt  die  Alkaloidlösung  abfliessen.  Kölbchen  und 
Scheidetrichter  werden  mit  10  cc  Wasser  nachgespült.  Die  von 
Aetber  befreite  Alkaloidlösung  bringt  man  von  Neuem  in  den 
Scheidetrichter  und  schüttelt  sie  mit  einer  Mischung  von  30,0  g 
Chloroform  und  10,0  g  Aetber  unter  Zusatz  von  5  cc  Ammoniak 
aus,  lässt  nach  Trennung  der  beiden  Schichten  die  untere  chloro- 
formhaltige  abfliessen  und  wiederholt  die  Ausschüttelung  mit  15,0  g 
Chloroform  und  5,0  g  Aetber.  Die  vereinigten  Alkaloidlösungen 
giesst  man  durch  ein  kleines,  mit  Chloroform  benetztes  Filter,  um 
Wassertröpfchen   zurückzuhalten,   und  destillirt  Chloroform   und 


1)  Festschrift  der  60j&hrigen  Stiftangsfeier  des  Schweiz.  Apoth.-Vereini 
darch  Pharm.  Ztg.  1898,  786. 


166  Rubiaceae. 

Aether  aus  einem  tarirten  Kölbchen  ab.  Aus  Galisayarinde  hinter- 
bleiben die  Alkaloide  meist  sofort  krystallinisch,  aus  Succirubra 
dagegen  in  Form  eines  Firnisses,  der  Chloroform  mit  bekannter 
Hartnäckigkeit  zurückhält.  In  diesem  Falle  giebt  man  3 — 5  cc 
absoluten  Alkohol  hinzu,  den  man  im  Wasserbade  wegkochen  lässt, 
Worauf  die  Alkaldide  krystallinisch  werden  und  sich  mit  grosser 
Leichtigkeit  trocknen  lassen.  Diese  ganze  Analyse  lässt  sich  auf 
die  angegebene  Weise  in  längstens  3  Stunden  bequem  durch- 
führen. Die  Alkaloide  hinterbleiben  in  vorzüglicher  Reinheit;  doch 
darf  die  Temperatur  beim  Trocknen  nicht  über  100^  steigen.  Will 
man  den  gewichtsanalytischen  Befund  durch  Titration  controliren» 
so  löst  man  die  gewogenen  Alkaloide  in  10 — 1 5,0 g  reinem  Alkohol,  fugt 
Wasser  bis  zur  beginnenden  Trübung  hinzu  und  titrirtmit  ^lo-Normal- 
salzsäure  unter  Benutzung  yon  Hämatoxylin  alslndicator.  Das  Häma- 
toxylinreagens  besteht  aus  reinem  krystallisirten  Hämatoxylin  1  g, 
Alkohol  50  g,  Wasser  50  g  und  Ammoniak  2—3  Tropfen.  Da 
ein  Gemenge  mehrerer  Alkalo'ide  vorliegt,  welche  yerschiedenes 
Aequivalen^ewicht  besitzen  (Chinin  und  Chinidin  324,  Cinchonin 
und  Cinchonidin  294),  so  fragt  es  sich,  welche  Werthe  bei  der 
Titration  in  Rechnung  zu  setzen  sind.  Auf  Grund  zahlreicher 
Analysen  meint  Keller,  dass  man  für  das  Alkaloidgemisch,  welches 
aus  Galisayarinde  erhalten  wird,  315,  für  dasjenige  aus  Succirubra 
304  als  Mittel werth  annehmen  darf,  ohne  die  zulässige  Fehler- 
grenze zu  überschreiten.  1  cc  Vi  o- Normalsalzsäure  entspricht 
demnach  0,0315  g  Alkaloid  aus  Calisaya  und  0,0304  g  Alkalo'id 
aus  Succirubrarinde. 

Man  kann  auch  die  Chinarinden  in  gleicher  Weise  wie  bei 
der  Prüfung  der  Strychnossamen  (s.  S.  122)  zuerst  im  Extractions- 
rohre  mit  Aether  erschöpfen,  wobei  ungefähr  1  %  Chlorophyll, 
Harz,  Wachs  u.  s.  w.  in  Liösung  gehen.  Die  vollständige  Er- 
schöpfung ist  aber  ziemlich  schwierig  und  geht  namentlich  bei 
Verwendung  von  sehr  feinem  Pulver  langsam  vor  sich.  Die  Rinde 
wird  dann  mit  Aether  und  Ammoniak  behandelt.  Die  aus  der 
ätherischen  Lösung  direct  erhaltenen  Alkaloide  sind  weniger  rein^ 
als  die  durch  Ausschütteln  u.  s.  w.  erhaltenen;  es  ist  daher  die 
Bestimmung  durch  Titration  unbedingt  noth wendig,  wobei  die 
Differenz  zwischen  Titration  und  Wägung  bedeutend  höher  aus- 
fällt. Da  überdies  ein  Zeitgewinn  auf  diesem  Wege  nicht  zu  er- 
reichen ist,  verdient  das  oben  beschriebene  Verfahren  den  Vor- 
zug. — 

Die  Bestimmung  des  Alkaloidgehaltes  in  Extr.  Chinae 
fluidum  und  siccum  fuhrt  Keller  in  nachstehender  Weise  aus: 
60  g  Chinaßuidextract  werden  mit  15,0  g  Wasser  verdünnt  und 
nach  Zusatz  von  90,0  g  Aether  und  5  cc  Ammoniak  (oder  5,0  g 
Normalnatron)  kräftig  durchgeschüttelt.  Man  schüttelt  die  Mi- 
schung während  einer  halben  Stunde  öfters  um,  lässt  bis  zur  Tren- 
nung der  Flüssigkeit  stehen  und  giesst  hierauf  75,0  g  der  Aether- 
lösung  klar  ab;  der  Aether  wird  abdestillirt,  der  Rückstand  bei 
95—100°  getrocknet  und  gewogen.      Nachfolgende  Titration   ist 


Rubiaceae.  167 

bier  stets  zu  empfehlen.  Zu  diesem  Behufe  löst  man  die  Al- 
kalo'ide  in  10,0  g  reinem  Alkohol ,  verdünnt  mit  40,0  g  Wasser, 
setzt  2  Tropfen  Hämatozylinlösang  za  und  titrirt  mit  ^/lo-Normal- 
salzsaure  bis  zur  bleibenden  Gelbfärbung.  Die  Alkaloide,  welche 
in  5,0  g  eines  aus  Sucdrubrarinde  bereiteten  Flnidextractes  ent- 
halten sind,  erfordern  mindestens  6  cc  der  Normallösung  (genau 
5,75  cc),  wenn  das  Extract  wenigstens  3,5  o/o  Alkaloide  enthält. 
Zur  Bestimmung  des  Alkaloidgehaltes  von  trockenem  Chinaextraet 
reibt  man  1,5  g  fein  gepulvertes  Extract  mit  15  cc  Wasser  an 
und  spült  die  trübe  Mischung  in  ein  Medicinglas  von  150  g  In- 
halt, setzt  90  g  Aether  und  hierauf  5  cc  Ammoniak  hinzu  und 
schüttelt  kräftig  um.  Nach  einer  halben  Stunde,  während  welcher 
man  die  Mischung  öfters  geschüttelt  hat,  giesst  man  60  g  der 
Aetherlösung  klar  ab  und  verfährt  weiter,  wie  oben  für  Extr. 
Chinae  fluid,  angegeben.  Titration  ist  hier  noch  nothwendiger, 
da  die  Alkaloide  in  der  Regel  nicht  sehr  rein  ausfallen.  Die 
Tballeiochininreaction  lässt  sich  mit  der  titrirten  Lösung  erhalten» 
wenn  man  1  cc  mit  9  cc  Wasser  verdünnt  und  hierauf  2 — 3 
Tropfen  Bromwasser  und  1  cc  Ammoniak  zusetzt. 

Psychdria  Ipecacuanha.  Eine  sehr  instructive  und  praktisch 
wichtige  Studie  über  die  Ipecacuanha  des  englischen  Handels  hat 
Holmes  1)  veröffentlicht.  Holmes  theilt  sie  in  Ipecacuanha  von 
Cephaelisarten  und  solche,  welche  von  anderen  Pflanzengattungen 
abstammen.  Die  Ipecacuanhasorten  von  Cephaelisarten  sind  die 
officinelle  Ipecacuanha  von  Gephaelis  Ipecacuanha  Rieh. 
und  die  Garthagena  oder  Savanilla  Ipecacuanha  von  Gephaelis 
acuminata  Karsten.  Von  der  officinellen  Ipecacuanha  kom- 
men im  englischen  Handel  mehrere  Varietäten  vor.  Von  diesen 
ist  die  hauptsächlichste  die  Rio  Ipecacuanha,  die  sich  bei 
guter  Beschaffenheit  als  1 — 2  Linien  dicke  Wurzeln  von  röthlicher 
oder  dunkelbrauner  Farbe  charakterisirt.  Ipecacuanha  mit  pulve- 
riger Oberfläche  soll  nach  Holmes  vermieden  werden,  da  es  sich 
dabei  häufig  um  Reste  von  Schimmel  handelt.  Gute  Waare  soll 
etwa  80  «/o  Rinde  liefern.  Neben  der  Rio  kommt  in  neuerer  Zeit 
auch  indische  Ipecacuanha  von  Gulturpflanzen  aus  Johor 
in  Straits  Settlements  über  Singapore  nach  England.  Sie  zeichnet 
sich  durch  eine  weit  grössere  Menge  zarter  Wurzelfascm  vor  der 
Ipecacuanha  aus  und  enthält  nach  Ransom  1,7  <^/o  Alkaloid.  Von 
der  südamerikanischen  Droge  sind  unter  4  Seronen  gewöhnlich  3 
durch  Seewasser  beschädigt  und  schimmlig  (mouldy  Ipecacuanha). 
Als  holzige  Ipecacuanha  werden  solche  Wurzeln  bezeichnet,  die 
ungewöhnlich  stark  mit  Partien  des  Stengels  gemengt  sind,  die 
mitunter  sogar  30—50  o/o  der  ganzen  Waare  ausmachen.  Stiel- 
stücke sind  leicht  durch  die  glatte,  nicht  geringelte  Oberfläche, 
die  sehr  dünne  Rinde  und  das  mit  einer  guten  Loupe  leicht  er- 
kennbare Mark  im  Gentrum  des  Holzkörpers  erkennbar.  Als 
„doctored  Ipecacuanha'^  bezeichnet  man  schimmlige  Waare,  welche 

1)  Pharm.  Jornii.  Transact.   1893,  209;    durch  Pharm.  Ztg.  1898,  685. 


168  Rubiaceae. 

gewaschen  und  getrocknet  wurde.  Diese  kennzeichnet  sich  durch 
dunkle  Farbe,  das  Vorwalten  kleiner  Stücke  und  das  Zerbrechen 
der  Rinde  an  vielen  Stellen  infolge  des  Waschens.  —  Die  Cartha- 
gena  Ipecacuanha  ist  in  der  letzten  Zeit  in  grösserer  Menge 
importirt,  stellt  aber  keineswegs  eine  neue  Droge  dar,  sondern 
entspricht  der  grauen  geringelten  Ipecacuanha  von  Pereira.  Als 
Kriterium  dienen  die  weniger  vorspringenden  und  in  grösseren 
Zwischenräumen  auftretenden  Ringel.  Das  Rindenparenclmn  bildet 
2  getrennte  Schichten  und  die  strahlige  Structur  des  Öolzkerns 
ist  deutlicher  erkennbar.  Sie  scheint  der  Rio  Ipecacuanha  gleich- 
werthig  zu  sein.  — 

Die  nicht  von  Cephaelisarten  stammenden  Ipecacuanha  kom- 
men unter  dem  Namen  Poaya  aus  Südamerika  von  Zeit  zu  Zeit 
in  den  englischen  Handel.  Der  Name  Poaya  wird  in  Südamerika 
auch  für  die  Cephaelis  Ipecacuanha  gebraucht,  jedoch  mit  dem 
Zusätze  „verdadeira"  oder  „di  botica"  oder  „preta",  wie  man 
auch  die  einzelnen  Ipecacuanha  noch  durch  derartige  Beinamen 
unterscheidet.  Im  Ganzen  sind  in  England  fünf  falsche  süd- 
amerikanische Ipecacuanha  beobachtet  worden,  nämlich: 
1.  Schwarze  oder  grosse  gestreifte  Ipecacuanha,  von 
Psychotria  emetica.  Diese  nach  Ransom  Spuren  von  Emetin  füh- 
rende Ipecacuanha  ist  etwas  grösser  als  Rio  Ipecacuanha  und 
stellt  cylindrische,  längsgestreifte,  in  Zwischenräumen  von  1  Zoll 
eingeschnürte  Stücke  dar;  die  Rindenportion  ist  sehr  dick,  hornig, 
bisweilen  purpurfarben.  Die  Droge  enthält  einen  reducirenden 
Zucker,  aber  keine  Stärke.  2.  Weniger  gestreifte  Ipeca- 
cuanha von  einer  Richardsonia-Art.  Der  vorigen  ähnlich  und 
aussen  dunkel,  unterscheidet  sie  sich  durch  den  grossen  Stärke- 
gehalt der  oft  dunkelviolett  gefärbten  Rinde;  der  Holzkern  ist 
deutlich  porös.  3.  Wellige  Ipecacuanha  von  Richardsonia 
scabra  (undulated  Ipecacuanha).  Die  graubraune  Rinde  hat  tiefe 
Einschnürungen,  die  auf  den  Seiten  altemiren,  der  Querschnitt  ist 
weiss,  bisweilen  schwach  violett,  Holzkern  gelb  und  porös.  Die 
deutlichen  Stärkekörner  rechtfertigen  die  alte  Benennung  Ipeca- 
cuanha farinosa  s.  amylacea.  4.  Weisse  Ipecacuanha,  von 
Jonidium  Ipecacuanha.  Gelbbraun,  sehr  verästelt;  der  Holzkem 
gelb,  Rindenschicht  ausserordentlich  dünn;  Stärke  nicht  vor- 
handen, ö.  Von  Kirkby  1884  untersuchte  Ipecacuanha  mit 
grossen  keilförmigen  Gruppen  von  Sklerenchymzellen  in  der 
Rindenportion  und  breiten  Markstrahlen  im  Holzkörper,  —  Hierzu 
kommt  noch  eine  falsche  indische  Ipecacuanha,  die  vor 
mehreren  Jahren  aus  Südindien  kam  und  von  röthlich  brauner 
Farbe  und  geringelt  ist.  Auf  dem  Querschnitte  fehlt  der  für  Ipe- 
cacuanha charakteristische  harte  Holzkörper.  Die  Droge  hat  die 
Structur  monokotyledonischer  Pflanzen,  ist  scharf  und  stammt 
^wahrscheinlich  von  einer  Aracee,  entweder  Gryptocoryne  spiralis 
•oder  Lagenandra  lancifolia  her.  — 

Unter  Hinweis  auf  die  bekannte  Arbeit  von  Tschirch  und 
Lüdtke  ( 1 888)  über  Ipecacuanha  betont  Holmes,  dass  verschiedene 


Rubiaceae.  169 

von  diesen  Autoren  beschriebene  Sorten  im  englischen  Handel 
nicht  vorkommen,  und  stellt  folgendes  auf  die  Tschirch-Lüdtke'- 
schen  Untersuchungen  gegründetes  Schema  zur  Differencirung  auf: 

L  Holzkörper,   hauptsächlich  Tracheiden,    keine  Gefasse   ent- 
haltend. 

A.  Wurzelrinde  mit  Stärke  und  Raphiden. 

1.  Rindenparenchym  gleichförmig:  Rio  Ipecacuanha« 

2.  Rindenparenchym  zweiSchichten  bildend:  üarthagena 
Ipecacuanha. 

B.  Wurzelrinde  kein  Stärkemehl,  aber  Zucker  enthaltend. 
Holzkörper  nicht  deutlich  porös:  Ipecacuanha  striata 

magna. 

U.  Holzkörper  mit  Gefassen,  Holzzellen  und  Markstrahlen. 

A.  Wurzelrinde  stärkemehlhaltig. 

1.  Markstrahlen  aus  einer  einzigen  Reihe  Zellen  bestehend : 
Ipecacuanha  striata  minor. 

2.  Markstrahlen  aus  2 — 3  Zellenreihen  gebildet:  Ipeca- 
cuanha undulata. 

B.  Wurzelrinde  inulinhaltig. 

1.  Markstrahlen  aus  einer  Zellreihe  bestehend,  mit  Sphäro- 
raphiden  in  der  Rinde:  Ipecacuanha  alba  (4). 

2«  Markstrahlen  breit:  die  Kirkby'sche  Ipecacuanha 
alba. 

in.  Rhizom  von  monokotyledonischer  Structur,  mit  braunen  Pig- 
mentzellen im  Parenchym,  mit  nadelförmigen  Raphiden  und 
Stärke:  falsche  indische  Ipecacuanha. 

üeber  die  schwarze  oder  gestreifte  Ipecacuanha  hat  J.  C, 
Greenish^)  einige  Mittheilungen  gemacht.  Der  Umstand,  dass 
Holmes  das  Holz  deutlich  porös  fand,  veranlasste  ihn  zu  einer 
genaueren  mikroskopischen  Untersuchung,  die  zu  dem  Resultate 
führte,  dass  die  Structur  viel  eher  einer  Richardsonia  als  einer 
Psychotria,  deren  Rhizom  in  ihrem  Bau  dem  von  Cephaelis  Ipe- 
cacuanha sehr  nahe  steht,  entspricht.  Nach  R.  A.  Gripps*^  ist 
auch  die  früher  von  Holmes  beschriebene ^  einer  monokotylecfoni- 
scben  Pflanze  angehörige  falsche  ostindische  Ipecacuanha 
von  Neuem  auf  dem  Londoner  Drogenmarkte  erschienen.  Gripps 
hat  sie  chemisch  untersucht  und  dabei  ein  aus  alkalischer  Lösung 
in  Aether  und  Chloroform  übergehendes  Alkalo'id  erhalten;  ausser- 
dem enthält  die  Droge  reichlich  Schleim,  Stärke  und  einen  redu- 
cirenden  Zucker.  Das  Alkalo'id  färbt  sich  mit  Schwefelsäure  hell- 
braun, mit  Salzsäure  gelb,  mit  Fröhde's  Reagens  braun,  und  giebt 
mit  Goldchlorid  blassgelben,  beim  Erwärmen  sich  nicht  lösenden, 
mit  Platinchlorid  gelben,  in  Weingeist  löslichen  Niederschlag, 
Mayer's  Reagens  fällt  weiss,  Jodjodkalium  hellbraun,  Kaliumdichromat 
gelb  und  Chlorkalk  weiss. 

Die  neuerdings  aufgetauchte  falsche  „cultivifie  Ipecacuanha'^, 


1)  Pharm.  Joarn.  Transact  1898,  428.  2)  ebenda  899. 


170  Rubiaceae. 

Rhizome  von  Ghamaelirium  luteum,  ist  nach  Th.  Waage  ^)  abge- 
sehen von  der  ganz  abweichenden  anatomischen  Structur,  vor 
Allem  dem  Fehlen  des  Holzkerns,  auch  daran  erkennbar,  dass 
der  Querschnitt,    mit  Vanillin -Salzsäure   befeuchtet,   zahlreiche, 

f;leichmä8sig  über  die  Fläche   vertheilte  Zellen   mit  hochrothem 
nhalte  (Phloroglucin)   erkennen  lässt,    was  bei   der  offioinellen 
Wurzel  nicht  der  Fall  ist. 

Ipecacuanha  deemetinisata.  Die  Ipecacuanha  ist  bekanntlich 
nicht  nur  ein  vorzügliches  Brechmittel  und  Expectorans,  sondern 
sie  gilt  auch  für  ein  werthvoUes  Mittel  gegen  Dysenterie.  Der 
Werth  des  Mittels  wird  nun  allerdings  dadurch  sehr  eingeschränkt, 
dass  es  in  den  Dosen,  welche  bei  der  Dysenterie  zur  Anwendung 
gelangen,  brechenerregend  und  deprimirend  wirkt.  Harris  kam 
deshalb  1890  auf  die  Idee,  eine  Ipecacuanha  von  dem  Emetin  zu 
befreien,  um  ihr  die  brechenerregende  Wirkung  zu  nehmen,  da 
man  von  dem  Emetin  wusste,  dass  es  an  der  antidysenterischen 
Wirkung  unbetheiligt  sei,  welche  letztere  man  vielmehr  auf  die 
Ipecacuanhasäure  und  die  Stärke  zurückführt.  Die  bisher  mit 
solchen  emotinfreien  Ipecacuanhasorten  erhaltenen  Resultate  waren 
sehr  ungleich  ausgefallen,  vielleicht  weil  die  Präparate  ungleich 
waren.  Kant  hack  und  Caddy^)  haben  deshalb  neuerdings 
mit  einer  von  E.  Merck  in  Darmstadt  hergestellten  emetinfreien 
Ipecacuanha  wieder  Versuche  angestellt,  welche  günstig  ausgefallen 
sind.  Gombie  in  Galcutta  schreibt  für  die  Behandlung  der  Dy- 
senterie weder  der  emetinhaltigen  noch  der  emetinfreien  Ipeca- 
cuanha einem  besonderen  Vorzug  vor  Wismut  und  Dower'schem 
Pulver  zu,  hebt  jedoch  hervor,  dass  die  emetinfreie  Ipecacuanha 
nur  in  seltenen  Fällen  Uebelkeit  und  Erbrechen  erzeugt  und  dass, 
wo  letzteres  eintritt,  es  nicht  so  quälend  ist  wie  nach  der  emetin- 
haltigen Wurzel.  Kanthack  und  Caddy  sahen  in  keinem  Falle 
Uebelkeit,  Erbrechen  oder  Depression.  Die  Verfasser  kommen 
zu  dem  Schluss,  dass  in  Fällen  von  Dysenterie,  wo  Ipecacuanha 
überhaupt  angezeigt  ist,  die  emetinfreie  zur  Anwendung  gelangen 
soll.  Sie  gaben  das  Mittel  zu  1,25  g,  und  wenn  hieraach  keine 
Besserung  eintrat,  wurde  die  Gabe  nach  12  Stunden  wiederholt; 
in  schweren  Fällen  wurde  eine  gleiche  Gabe  6  bis  8  stündlich  ver- 
abreicht, bis  Blut  und  Schleim  aus  den  Entleerungen  verschwunden 
waren.  Nach  Ansicht  der  Verfasser  ist  das  antidysenterisch  wir- 
kende Princip  in  den  durch  Alkohol  ausziehbaren  Substanzen  ent- 
halten, es  wäre  also  dasjenige  Präparat,  welches  möglichst  emetin- 
frei  ist  und  dabei  die  grösste  Menge  an  alkohollöslichen  Extractiv- 
stoffen  besitzt,  als  das  beste  zu  bezeichnen.  Vergleichende  Unter- 
suchungen der  emetinfreien  Ipecacuanhasorten  des  Handels  haben 
sehr  grosse  Unterschiede  in  dem  Gehalt  an  Emetin  und  an  alko- 
hollöslichen Stoffen  ergeben.  Während  eine  gute  Ipecacuanha  1,5  bis 
2  <>/o  Emetin  enthält,  schwankte  der  Emetingehalt  der  sogenannten 
emetinfreien  Ipecacuanha  von  Spuren  bis   zu  1,2  %  und  der  Ge- 

1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  153.  2)  Tberap.  Monatsb.  1898,  558. 


Rttbiaceae.  171 

halt  an  alkohollöslichen  Extractivstoffen  von  2,5  bis  11,3  o/o.  Die 
Merck'sche  Ipecacuanha  deemetinisata  lieferte  neben  Spuren  von 
Emetin  10,3  %  alkoholisches  Extract. 

Zur  Darstellung  von  emetinfreier  Ipecacuanha  als  Mittel 
gegen  Dysenterie  empfiehlt  Bird^)  folgendermaassen  zu  verfahren: 
Fein  gepulverte  Ipecacuanha  wird  mit  einem  Gemenge  von  Am- 
monisä  und  Chloroform  ausgezogen,  bis  sie  vollständig  vom  Al- 
kaloid  (Emetin)  befreit  ist,  dann  wird  der  Chloroformauszug  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  geschüttelt,  um  ihm  das  Emetin  zu  ent- 
ziehen. Nach  Trennung  von  der  sauren  Flüssigkeit  soll  das 
Chloroform  der  extrahirten  Ipecacuanha  wieder  zugefügt,  damit 
gleichmässig  gemischt  und  das  Gemenge  bei  gelinder  Wärme  ge- 
trocknet werden. 

üeber  den  Werth  der  nicht  officineüen  Theüe  der  Ipecacuanha  be- 
richtete DavidHooper.  >)  Die  Stengel  und  Blätter  der  echten  Ipeca- 
cuanha besitzen  einen  recht  bedeutenden  Emetingehalt  (Stengel 
1,13  o/o,  Blätter  1,45  o/o),  doch  weniger  als  die  Wurzel  (1,79  o/o), 
so  dass  die  letztere  durch  jene  wohl  nicht  verdrängt  werden  wird. 
Die  Samen  sind  nach  Flückiger  frei  von  Alkalo'id. 

Die  Zahl  der  für  die  Werthschätzung  der  Brechunirzel  vor- 
handenen Methoden  der  Emetinbestimmung  ist  eine  sehr  grosse, 
und  dass  das  Suchen  nach  einer  solchen  Methode  noch  immer  nicht 
aufgehört  hat  und  in  gewissen  Zeiträumen  neue  Vorschläge  hier- 
für die  Fachblätter  füllen,  ist  ein  Beweis  dafür,  dass  eine  voll- 
ständig zufriedenstellende  Methode  noch  nicht  gefunden  ist.  So 
liegen  augenblicklich  wiederum  mehrere  diesen  Gegenstand  be- 
trefifende  grössere  Arbeiten  vor,  zunächst  von  G.  Kottmayer, 
über  welche  bereits  im  Jahresber.  1892,  182  berichtet  wurde.  — 
Weiterhin  hat  C.  C.  Keller  >)  eine  Methode  zur  Bestimmung  des 
Emetins  in  der  Ipecacuanha  angegeben.  Für  das  Ipecacuanha- 
Fluidextract  gestaltet  sich  diese  Methode  wie  folgt:  8  g  Fluid- 
extract  werden  in  einem  gewöhnlichen  Mixturglase  mit  8  g  Wasser 
verdünnt,  32  g  Chloroform  und  48  g  Aether  zugesetzt  und  tüchtig 
geschüttelt.  Hierauf  setzt  man  4  g  Ammoniak  zu  und  schüttelt 
während  einer  halben  Stunde  wiederholt  kräftig  um.  Nachdem 
die  Mischung  sich  getrennt  hat,  werden  50  g  der  Cfaloroform- 
ätherlösung  abgegossen,  oder  besser,  rasch  durch  ein  trockenes 
Filter  in  ein  tarirtes  Kölbchen  filtrirt  und  abdestillirt  Der  firniss- 
artige Bückstand  wird  zweimal  mit  je  5  bis  10  cc  Aether  be- 
handelt; nach  dem  Ablassen  der  letzten  Spuren  des  Aethers  und 
Trocknen  im  Wasserbade  kann  das  Emetin  gewogen  werden.  Zur 
Titration  löst  man  das  Emetin  durch  Erwärmen  in  ca.  10  cc 
absoluten  Alkohol^  giebt  Wasser  bis  zur  bleibenden  Trübung  zu, 
dann  1 — 2  Tropfen  Hämatoxylin   und    titrirt,   nachdem   die  Mi- 


1)  Chemiet  and  Bmgg.  1893,  300.  2)  Drxigi(.  Circul.  1892;    durch 

Pharm«  Ceniralh.  1898,    185.  3}   Schweiz.  Wochenschr.    f.  Chem.  u. 

Pharmac.  1892,  609. 


172  Rubiaceae. 

schuDg  eine  violettrothe  Färbung  angenommen  hat,  mit  Vto-Nor- 
malsalzsäure,  bis  die  Färbung  rein  hellgelb  geworden  ist.  —  In 
mehreren  Ipecacuanha-Fluidextracten,  die  nach  etwas  abweichen- 
den Darstellungsweisen  aus  der  nämlichen  Droge  (1  :  1)  bereitet 
waren,  wurde  ein  Emetingchalt  festgestellt,  der  zwischen  2,54 
und  2,59  %  schwankte.  Bei  der  Berechnung  wurde  für  Emetin 
die Aequivalentzahl  254,  d.h.  Icc  ^lo-Normalsalzsäure  —0,0254g 
Emetin  zu  Grunde  gelegt. 

Zur  Bestimmung  des  Emetins  in  der  Ipecacuanha- 
Wurzel  giebt  der  Verfasser  folgende  Methode  an:  Die  zu  ver- 
wendende Ipecacuanha  muss  höchst  fein  gepulvert  und  bei  90  bis 
100°  vollständig  ausgetrocknet  sein,  da  sogenanntes  lufttrockenes 
Pulver  10  <>/o  Feuchtigkeit  enthalten  kann.  Man  giebt  10  g  des 
trockenen  Pulvers  in  ein  trockenes  Medicinglas  von  150  cc  Inhalt, 
fügt  40  g  Chloroform  und  60  g  Aether  hinzu  und  schüttelt 
während  einiger  Minuten  gut  durch.  Setzt  man  nunmehr 
10  g  officineller  Ammoniakflüssigkeit  zu  der  Mischung,  so 
fallt  beim  Umschütteln  das  vorher  in  der  Flüssigkeit  sus- 
pendirte  Ipecacuanhapulver  gleichsam  in  Form  eines  Nieder- 
schlages aus  und  das  Emetin  geht  fast  momentan  in  Lö- 
sung. Man  schüttelt  nun  die  Mischung  während  einer  Stunde 
öfters  kräftig  um,  giebt  dann  nochmals  5  g  Ammoniak  hin- 
zu, wodurch  sich  die  Ipecacuanha  beim  Schütteln  zu  einem 
Klumpen  zusammenballt,  während  die  Ghloroformäthermischung 
vollständig  klar  wird.  Fast  das  gesammte  Quantum  der 
Flüssigkeit  90 — 95  g,  kann  klar  abgegossen  werden.  Man 
giebt  50  g  der  Lösung  entsprechend  5  g  Ipecacuanha  in  ein 
tarirtes  Erlenmeyerkölbchen  und  destillirt  Aether  und  Chloroform 
ab.  Den  Rückstand  löst  man  zweimal  in  je  10  cc  Aether ,  lässt 
den  Aether  wegkochen  und  entfernt  die  letzten  Spuren  durch  Ab- 
blasen. Nach  kurzem  Trocknen  im  Wasserbade  kann  zur  Wägung 
geschritten  werden.  Dann  wird  das  Alkalo'id  in  der  oben  ange- 
gebenen Weise  filtrirt.  Es  empfiehlt  sich,  die  zur  Verwendung  ge- 
langende Ipecacuanha  vor'  dem  Titnren  durch  Aether  zu  ent- 
fetten, indem  man  das  getrocknete  Ipecacuanha-Pulver  auf  einen 
Trichter  schüttet,  welcher  mit  Watte  verstopft  ist,  und  alsdann 
ca.  20  cc  Aether  aufgiesst  Der  Verfasser  gelangte  zu  dem 
Resultat,  dass  die  Eraetinbestimmung  durch  Wägung,  im  Vergleich 
zu  derjenigen  durch  Titration  ein  Plus  von  durchschnittlich  0,0123  g 
für  je  5  g  Ipecacuanha  ergiebt,  welcher  Umstand  durch  geringe 
Verunreinigungen  des  Emetins  seine  Erklärung  findet.  Der  durch 
Titration  gefundene  Alkaloidgehalt  bewegte  sich  zwischen  2,438 
(Carthagena)  und  2,844  ^/o ,  sodass  die  Forderung  von  2,5  ^/o 
Emetin  in  einer  officinellen  Ipecacuanha  berechtigt  sein  dürfte. 
Das  in  der  Ipecacuanha  vorhandene  Cholin  beeinträchtigt  das 
Verfahren  nicht.  Der  Verfasser  beabsichtigt  demnächst  eine  ver- 
einfachte Methode  mitzutheilen. 

Ueber  die  Werthhestmmung  der  Ipecacuanha  berichtet  auch 


Rubiaoeae.  173 

Arthur  Meyer  ^)  in  einer  aasführlichen  Abhandlung.  Nach  der 
Yon  ihm  angegebenen  Methode  wird  zunächst  in  einer  gesonderten 
Probe  des  möglichst  feinen  Pnlyers  der  Wassergehalt  bestimmt. 
Derselbe  betrug  in  einem  gegebenen  Falle  10,9  %.  Es  wurden  daher 
11,09  g  der  lufttrockenen  Droge  in  einen  200  cc-Kolben  ge- 
geben, mit  50  cc  Wasser  und  5  cc  Essigsäure  von  1,060  Über- 
gossen und  bei  ca.  2ö  bis  30^  zwei  volle  Tage  unter  öfterem 
Umschütteln  stehen  gelassen.  Es  wurde  die  200  cc-Flasche 
hierauf  mit  Wasser  zur  Marke  aufgefüllt,  die  Masse  gut  durch- 
geschüttelt und  dann  filtrirt.  Da  man  zum  Au£Fullen  auf  die  10  g 
trockenen  Brechwurzelpul?ers  193  cc  Wasser  braucht,  so  ent- 
sprechen 20  cc  =»  1,036  g  Brechwurzelpulver.  Zur  Vorprüfung 
wurden  zuerst  20  cc  des  Filtrates  in  einem  Becherglase  mit 
5  cc  Alkohol  vom  spec.  Gew.  0,832  versetzt  und  so  lange  von 
dem  Titerreagens  *)  zufliessen  gelassen ,  als  noch  eine  Zunahme 
der  Trübung  beobachtet  werden  konnte.  Bei  Zusatz  von  9  cc 
des  Reagens  war  dieser  Punct  erreicht.  Es  wurde  hierauf 
die  Tüpfelprobe  angewendet  und  hierbei  festgestellt,  dass 
für  20  cc  des  Auszuges  mindestens  16,6  cc  des  Reagens 
zur  Ausfallung  nöthig  sind.  Zur  definitiven  Bestimmung  des 
Endpunctes  der  Reaction  wurden  in  5  Bechergläser  je  20  cc 
des  Auszuges  und  5  cc  Alkohol  gegeben,  zu  dem  Inhalte  des 
ersten  16,8  cc  des  Reagens,  zu  dem  des  zweiten  17  cc,  des 
dritten  17,2  cc,  des  vierten  17,4  cc,  des  fünften  17,6  cc  hin- 
zugesetzt. Nach  vierstündigem  Stehen  wurden  von  dem  Inhalt 
eines  jeden  je  4  cc  abfiltrirt  und  durch  Zusatz  von  1  bis  2 
Tropfen  des  Reagens  geprüft,  ob  die  Ausfällung  eine  vollkommene 
sei.  17,2  cc  ergaben  noch  äusserst  schwache  Trübung;  17,4  cc 
keine  Trübung,  mehr.  Zur  Ausfällung  des  Emetins  aus  20  cc 
des  Auszugs  waren  also  17,3  cc  des  Reagens  nöthig.  Da  20  cc 
des  Auszuges  »B  1,036  Brechwurzel,  1  ccdes  Reagens  =  0,0011661 
Emetin,  17,3  cc  des  Reagens  —  0,020173  Emetin,  1,036  Brech- 
wnrzel  =  0,020173  Emetin,  so  enthält  die  Wurzel  1,94  o/o  Emetin. 
Verfasser  hat  auch  vergleichende  Versuche  seiner  Methode  und 
der  vorerwähnten  Keller'schon  unternommen,  findet  aber,  dass  die 
letztere  höhere  Werthe  giebt.  Meyer  ist  der  Ansicht,  dass  nach 
allen  vorliegenden  Versuchen  eine  Ipecacuanhawurzel,  die  1,6  0/0 
Emetin  (nach  der  Meyer'schen  Methode  bestimmt)  enthält,  leicht 
beschafft  werden  kann.  Anderen&Us  liesse  sich  ein  Pulver  von 
1,6  %  Emetingehalt  durch  Mischen  verschiedener  Sorten  leicht 
herstellen.  Meyer  hält  es  für  zweckmässig,  wenn  in  allen  Apo- 
theken nur  Brechwurzeldroge  von  ungefähr  1,6  0/0  Emetingehalt 
vorrätbig  wäre.  Es  liesse  sich  dies  leicht  folgendermaassen  unter- 
suchen :  Man  stellt  in  der  oben  angegebenen  W^eise  mit  verdünnter 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  167  ti.  178. 

2)  Als  solcheB  wendet  Meyer  Vsoo  normale  Ealiumquecksilberjodid- 
lösnng  von  folgender  Zasammensetziing  au:  1,3546 HgOt,  4,98 KJ  zu  1000 cc 
mit  Wasser  gelöst. 


174  Bubiaceae. 

Essigsäure  einen  Auszug  der  Droge  her  und  füllt  in  zwei  Becher- 
gläser  je  20  cc  dieses  Auszuges  und  je  5  cc  Alkohol.  In  das 
eine  Becherglas  giebt  man  dann  noch  14  cc  V>oo  Kaliumqueck- 
silbeijodidlösungy  in  das  andere  14,5  ccm  desselben  Reagens. 
Nach  4  Stunden  filtrirt  man  von  den  Niederschlägen  durch  ein 
dreifaches  Filter  ab  und  prüft  je  4  cc  des  Filtrats  mit  1  bis  2 
Tropfen  des  Reagens.  Tritt  noch  Trübung  der  ersten  Probe,  aber 
keine  Trübung  der  zweiten  Probe  ein,  so  ist  das  Pulver  ungoßlhr 
1,6  o/oig. 

Veranlasst  durch  eine  Zusendung  von  Caesar  und  Loretz  in 
Halle  a.  S.  hat  Arth.  Meyer  ^)  nach  der  von  ihm  veröffentlichten 
Methode  das  Holz  der  Radix  Ipecacuanhae  „Rio"  und  die  ober* 
irdische  und  unterirdische  Achse  (die  Holzstengel  der  Drogisten) 
der  Ipecacuanhapflanze  durch  Linz  auf  Alkalo'ide  untersuchen 
lassen.  Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  sind  interessant  und 
widersprochen  der  Anschauung,  welche  man  bezüglich  des  Emetin- 
gehaltes  dieser  Drogentheile  bisher  hatte.  Es  zeigte  sich  nämlich, 
dass  das  selbstgepulverte  Holz  der  besten  Rio-Droge,  also  des 
Holzes  der  getrockneten  Wurzel  von  Psychotria  Ipecacuanha,  in 
100  Theilen  bei  100 ""  getrockneter  Substanz  0,98  Theile  Alkaloid 
(als  Emetin  berechnet)  enthielt.  Hierbei  ist  zu  berücksichtigen, 
dass  aus  der  Rinde  in  das  Holz  der  Wurzel  bei  langsamem 
Trocknen  Emetin  in  verschiedener  Menge  eindringen  kann,  welches 
in  der  lebenden  Rinde  nicht  vorhanden  gewesen  ist.  —  Attfield*^ 
hat  zu  gleicher  Zeit  eine  Untersuchung  von  Ipecacuanha-Wurzel 
und  -Achsen  vorgenommen.  Er  untersuchte  zwei  naturelle  Drogen, 
die  eine  enthielt  65,7  ^/o  Wurzeln  und  34,3  <^/o  Achsen,  die  andere 
62,6  o/o  Wurzeln  und  37,4  %  Achsen,  In  den  Wurzeln  fand  er 
1,327  und  1,252  %  Emetin,  in  den  Achsen  0,648  und  0,546  «/o 
Emetin.  —  Der  reichliche  Gehalt  der  jetzt  in  den  Handel  kom- 
menden Droge  an  Achsen  wird  es  mit  sich  bringen,  dass  dem 
Pulver  der  Droge,  welches  der  Apotheker  bezieht,  wohl  hier  und 
da  Achsenpulver  beigemischt  sein  wird.  Meyer  macht,  wenn  es 
sich  um  den  Nachweis  dieser  Elemente  in  Pulvern  handeln  sollte, 
auf  seine  Beschreibung  der  Anatomie  der  Achse  von  Psychotria 
Ipecacuanha  aufmerksam.  (Archiv  d.  Pharm.  1883,  21.  Bd. 
10.  Heft). 

Der  von  Attfield  gefundene  Gehalt  an  Alkaloid  scheint  in- 
dessen nicht  mit  dem  Gehalte  von  Emetin  identificirt  werden  zu 
können,  denn  aus  einer  Arbeit  von  B.  H.  Paul  und  A.  J.  Gownley  >) 
geht  hervor,  dass  Emetin  nicht  das  einzige  Alkaloid  der  Breoh- 
würz  ist,  vielmehr  das  bei  der  Bestimmung  erhaltene  Alkaloid 
ein  Gemenge  von  zwei  oder  mehr  verschiedenen  Basen  darstellt. 
Der  grösste  Theil  des  Alkaloidgemenges  wird  von  einer  stark  al- 
kalisch reagirenden  amorphen  Base  gebildet,  deren  Salze  auf  keine 


1)   Apoth.  Ztg.    t898,    484.  2)    Pharm.   Journ.   and    Transaot. 

1893,  49.  8)    Pharm.  Journ.   and  Tranaact.  1898,    61;    durch  Pharm. 

Zig.  1898,  547. 


Rubiaceae.  175 

Weise  zur  Krystallisation  zu  briDgen  sind;  daneben  kommt  ein 
anderes  Alkalo'id  vor,  das  aus  Aetherlösnng  in  seidenartigen  Ery- 

stallen  anschiesst,  einen  weit  niedrigeren  Schmelzpunct  (90 98°) 

als  Emetin  besitzt  und  sich  weit  weniger  leicht  in  Aether,  Chloro- 
form oder  Benzin  löst.  Der  Stamm  der  brasilianischen  Ipecacuanba 
enthält  das  gleiche  amorphe  Alkalo'id  wie  die  Wurzel  und  daneben 
findet  sich  ein  deutlich  krystallinisches  Alkalo'id,  das  sich  sehr 
wenig  in  Aether  löst  und  aus  dieser  Lösung  in  citronengelben 
durchsichtigen  Krystallen  sich  ausscheidet,  deren  Schmelzpunct 
über  100°  C.  liegt.  Dieses  Alkalo'id  giebt  ein  amorphes  neutrales 
Hydrochlorid  und  ein  leicht  zersetzliches  Platinsalz.  Dieses  Al- 
kalo'id ist  im  Verhältnisse  zum  amorphen  Alkalo'ide  in  weit  grösseren 
Mengen  in  den  Stielen  vorhanden  als  in  der  Wurzel.  Man  kann 
aber  die  Stiele  der  Ipecacuanha  nicht  eher  für  gleichwerthig  mit 
der  Wurzel  erklären,  bis  diese  krystallinischen  Alkalo'ide  von  dem 
amorphen  Alkalo'ide  getrennt  und  in  reinem  Zustande  einer  phar- 
makologischen Untersuchung  unterzogen  sind.  Ein  Unterschied 
des  Alkalo'idgehaltes  der  echten  Ipecacuanha  aus  Brasilien  oder 
aus  Neu-Granada  (Carthagena-Ipecacuanha)  findet  nach  Paul  und 
Cownley  nicht  statt;  aber  es  ist  wahrscheinlich,  dass  das  in  letzterer 
neben  dem  amorphen  Emetin  vorhandene  krfstallisirende  Alkalo'id 
von  dem  der  brasilianischen  Droge  verschieden  ist.  Für  die  un- 
gemischte Wurzel  haben  Paul  und  Cownley  bei  der  Analyse  von 
8  verschiedenen  Ipecacuanhas  für  den  Alkalo'idgehalt  Zahlen  ge- 
funden, die  mit  einer  Ausnahme  (l,9ö)  über  2  o/o  hinausgehen  (im 
Durchschnitt  2,11),  dagegen  für  Stammtheile  0,97,  1,02,  1,25  und 
1,76  <^/o.  Die  letzte  Angabe  bezieht  sich  übrigens  auf  eine  mit 
viel  Wurzelrinde  gemischte  Waare,  was  vermuthlich  die  Höhe  der 
Ziffer  erklärt. 

Ende  des  Jahres  1893  machte  C.  C.  Keller  >)  neue  Mit- 
theilangen  über  die  Bestimmung  des  Emetingehalts  der  Radix 
Ipecaeuanhae.  Gelegentlich  der  Untersuchung  verschiedener  Handels- 
sorten gemachte  Beobachtungen  haben  zu  einer  Aenderung  des 
vom  Verfasser  veröffentlichten  Verfahrens  geführt.  Verfasser  giebt 
zwei  Modificationen  des  Verfahrens  an,  deren  jede  bestimmte 
Vorzüge  besitzt ,  und  welche  beide  in  verhältnissmässig  kurzer 
Zeit  zum  Ziele  fuhren  und  gut  übereinstimmende  Resultate  geben. 
Das  Trocknen  der  Droge  erfolgt  am  besten  im  Exsiccator  über 
Schwefelsäure  oder  Aetzkalk;  dass  die  Droge  höchstfein  gepulvert 
sei,  ist  nicht  unbedingt  erforderlich. 

Methode  A.  12  g  Ipecacuanha  werden  mittels  Aether  ent- 
fettet, und  zwar  in  einem  Trichter  oder  noch  besser  im  Extractions- 
rohre  in  folgender  Weise :  Ein  12  cm  langes,  25  mm  weites  Glas- 
rohr endigt  in  ein  7  mm  weites,  an  der  Spitze  schräg  abge- 
schnittenes Ausflussrohr  von  5—6  cm  Länge.  Am  oberen  Ende 
ist  das  Rohr  abgeschliffen,  so  dass  es  während  der  Extraction 
mit  einer  kleinen  Glasplatte  bedeckt  werden  kann,  um  das  Ver- 

1)  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Pharm.  1893,  470  u.  485. 


176  Rabiaceae. 

dunsten  des  Aethers  zu  verhäten.  Im  engeren  Theile  wird  ein 
kleiner  Pfropf  von  entfetteter  Baumwolle  eingesetzt,  hierauf  das 
Drogenpulver  eingefüllt  und  durch  Aufstossen  des  Rohres  und 
Pressen  mit  einem  geeigneten  Instrumente  (Reagenzcylinder  mit 
flachem  Boden)  gleichmässig  eingedrückt,  so  dass  keine  grösseren 
Lufträume  vorhanden  sind.  Nunmehr  wird  Aether  aufgegossen. 
Da  die  Luft  durch  eine  so  leichte  Flüssigkeit  nur  schwer  nach 
unten  verdrängt  wird,  ist  es  zweckmässig,  das  Abflussrohr  mit 
einer  geeigneten  Saugvorrichtung  in  Verbindung  zu  setzen,  bis 
die  Flüssigkeit  eben  den  Wattepfropfen  erreicht;  hierauf  setzt 
man  das  Extractionsrohr  auf  ein  Medidnglas  von  ca.  150  g  In- 
halt und  lässt  so  lauge  Aether  durchfliessen,  bis  10  Tropfen,  auf 
einem  Uhi^las  verdunstet,  keinen  Rückstand  mehr  hinterlassen. 
Es  wird  dies  erreicht  sein,  wenn  ca.  100  cc  Aether  abgeflossen 
sind.  Das  Extractionsrohr  wird  nunmehr  auf  ein  tarirtes  trocke- 
nes Medicinglas  von  200  g  Inhalt  gesetzt,  das  Wattebäuschchen 
in  die  Flasche  hinuntergestossen  und  das  Drogenpulver  mit  Aether 
in  das  Glas  gespült;  der  Aether  auf  90  g  ergänzt  und  30  g  Chloro- 
form zugesetzt.  Nach  5  Minuten  giebt  man  10  cc  Ammoniak 
(10  o/o)  hinzu  und  schüttelt  die  Mischung  während  einer  halben 
Stunde  wiederholt  kräftig  um,  dann  fügt  man  10  cc  Wasser 
hinzu  und  agitirt  kräftig  während  2  bis  3  Minuten.  Von  der 
klaren  Lösung  werden  100  g  abgegossen,  Aether  und  Chloroform 
abdestillirt ,  der  Rückstand  nach  zweimaliger  Behandlung  mit 
kleinen  Mengen  Aether  (zur  Entfernung  der  letzten  AntheUe  des 
Chloroforms^  durch  viertelstündiges  Erhitzen  im  kochenden  Wasser- 
bade getrocknet,  gewogen  und  titrirt. 

Methode  B.  12g Ipecacuanha  werden  —  ohne  vorherige  Ent- 
fettung —  in  einem  trockenen  Glase  von  200  cc  Inhalt  mit  90  g 
Aether  und  30  g  Chloroform  wiederholt  geschüttelt,  nach  5  Mi- 
nuten 10  cc  Ammoniak,  nach  einer  halben  Stunde  10  cc 
Wasser  zugesetzt  und  sodann  100  g  der  klaren  Lösung  abgegossen» 
welche  man  in  einem  Scheidetrichter  dreimal  mit  1  o/o  ig.  Salz- 
säure (25,  15  und  10  cc)  ausschüttelt.  Die  saure,  wässerige 
Alkalo'idlösung  wird  im  Scheidetrichter  mit  überschüssigem  Am- 
moniak alkalisch  gemacht  und  zweimal  mit  je  50  g  einer  Mischung 
von  Chloroform  (3  Tb«)  und  Aether  (2  Th.)  ausgeschüttelt,  diese 
Alkalo'idlösung  durch  ein  kleines  mit  Aether  benetztes  Filter  ge- 
gossen, aus  einem  tarirten  Kölbchen  abdestillirt,  der  Rückstand 
getrocknet,  gewogen  und  titrirt.  —  Bei  Methode  A  nimmt  die 
Entfettung  der  Ipecacuanha  ziemlich  lange  Zeit  in  Anspruch ;  die 
vollkommene  Entfettung  ist  nothwendig,  da  sonst  bei  der  Titration 
eine  störende  Trübung  der  Lösung  eintritt  Die  Methode  A  giebt 
stets  um  einige  Milligramme  höhere  Resultate  als  Methode  B, 
weil  bei  letzterer  kleine  Verluste  nicht  ganz  zu  vermeiden  sind. 
Das  Emetin  wird  bei  dem  letzteren  Verfahren  ausserordentlich 
rein  erhalten.  —  Die  Entfernung  der  letzten  Antheile  des  Chloro- 
forms aus  dem  Destillationsrückstande  gelingt  sicher,  wenn  man 
das   chloroformhaltige  Alkalo'id  zuerst  in  5  cc  absolutem  Alkohol 


Rübiaceae.  177 

löst,  diesen  im  Wasserbade  abdunsten  lässt  und  nun  den  Rück- 
stand zweimal  mit  je  5  cc  Aether  behandelt  und  diesen  gleich- 
falls wegkochen  lässt.  Zur  Entfernung  der  schweren  Aetherdämpfe 
wird  am  besten  ein  Luftstrom  mittels  eines  kleinen  Gummi- 
gebläses in  das  Eölbchen  eingeführt;  viertelstündiges  Erhitzen  im 
Wasserbade  genügt  dann  stets,  um  das  Alkaloid  völlig  auszu- 
trocknen. — 

Die  Einwände^  welche  u.  A.  von  Th.  Wimmel   gegen  die  von 
Keller   vorgeschlagene  Art   der   Titration   des  Alkaloids    erhoben 
wurden,  dahin  gehend,  dass  man  den  Endpunct  der  Reaction  nicht 
genau  zu  erkennen  vermöge,  gaben  Keller  Veranlassung,  die  von 
Wimmel  benutzte  Arthur  Meyer'sche  Methode  der  Titration  mittels 
Kaliumquecksilberjodidlösung   auf  ihren   Werth   zu    prüfen.     Die 
lange  Zeitdauer,  welche  die  Herstellung  des  Ipecacuanhaauszuges 
erfordert  bei  diesem  Verfahren,  lässt  dasselbe  für  die  Praxis  wenig 
geeignet  erscheinen.     Auch  ergab  die  Feststellung  des  Titers  des 
5feyer|schen  Reagens  (Vio  Normal-Kaliumqnecksilberjodid)   einige 
Schwierigkeiten  und  Verschiedenheiten   im  Vergleich   zu  den  An- 
gaben  anderer  Autoren,    wie   aus    folgenden  Zahlen  hervorgeht: 
1  cc   des  Reagens   entspricht   nach  A.  Meyer  0,001535,  nach  Th. 
Wimmel  0,001613,  nach  Zinoflfsky  0,001890,  nach  Keller  0,001984  g 
Emetin.     Abgesehen  davon,  dass  die  Endreaction  bei  Verwendung 
von  Meyer'schem  Reagens  als  Fällungsmittel  schwieriger  und  weit 
umständlicher  festzustellen    ist  als    bei    der  Titration  mit  Säure, 
spricht  gegen  die  Brauchbarkeit   der  DragendoriF-Zinofifsky'schen 
bezw.  A.  Meyer'schen  Methode   noch  der   Umstand,    dass    durch 
Kaliumquecksilberjodid   nicht  nur  Alkalo'ide,    sondern   auch  eine 
Reihe  anderer  Stoffe  gefällt  werden.     Die  von  Beckurts  eingeführte 
Titration  mittels  Normalsäure  verdient  daher  ganz  entschieden  den 
Vorzug.     Keller  benutzt  zu    diesem  Zwecke   Vio  Normalsalzsäure 
und  1  %ig.    alkoholische  Hämatoxylinlösung   als  Indicator.      Zur 
Erkennung  der  Endreaction  gehört  immerhin  einige  üebung,    in- 
dem   die   anfangs  violettrothe  Färbung  durch  orange   in  hellgelb 
übergeht;  ist  man  im  Zweifel,  so  setzt  man  1 — 2  cc  Vio  Normal- 
Ammoniak  hinzu  und  titrirt  neuerdings  mit  Vio  Normal-Salzsäure 
bis  zur  Grenze.     Obwohl  die  Titration  vorzuziehen  ist,   kann  das 
Emetinhydrochlorid    auch   leicht   direct  rein    dargestellt  und  ge- 
wogen werden;    Verf.  beschreibt  eingehend,   wie   hierbei   zu   ver- 
fahren ist.  — 

Bei  Untersuchung   von    11    verschiedenen    Ipecacuanhasorton 
erhielt  nun  Keller  folgende  Ergebnisse: 

Emetin 
gewogen     titrirt 

No.  1  a  I  Prima  Rio  Ipecacuanha  3,000  »/q  2,921    % 

No.  1  b  )   von  Caesar  und  Loretz  3,010  „  2,946 

No.  2.  Pulv.  rad.  Ipec.  sine  ligno  (Gehe  &  Co.)  2,790  „  2,692 

No.  3.  Rio  Ipecacuanha  naturell  \  2,063  „  2,057 

No.  4.  Rio  Ipecacuanha  la  nat.  (  2,122  „  2,1082 

No.  5.  Rio  Ipecacuanha  IIa  nat.,  mit     Caesar  u.Loretz 

vielen    holzigen    Theilen    und  \ 

Stielen  ^  1,980  „  1,816 

PhamacentliKher  Jahresboricht  f.  1893.  12 


»5 

n 


178  Rabiaoeae. 

Emetin 

gewogen  titrirt 
No.  6.    Pulv.  rad.  Ipec,  gewöhnl.  gute  v 

HandelBwaare  /  von  2,780  V«  2,641  V« 

No.  7.   Rio  Ipecacaanha  {  Gebr.  Blembel      2,910  „  2,896  „ 

No.  8.   Garthag.  Ipecacaanha  i  2,950  „  2,921  „ 

No.  9.   Rio  Ipecacaanha         j  ^  ,       .  2,840  „  2,717  „ 

No.  10.   Carthag.  Ipecacaanha!  ^^"^  ^^^"^  '*'  ^"^^  2,050  „  2,032  „ 

(No.  7—10  von  Keller  selbst  gepalvert  mit 
möglichster  Entfemang  des  Holzkems). 

No.  11.   Garthag.  Ipecacaanha  von  Gebr.  Blembel;  1,610  „  1,575  „ 

schönes  Aassehen,  Farbe  auffallend  hell  rothbraan. 

Die  schon  früher  gestellte  Forderung,  dass  die  Ipecacuanha- 
wurzel  einen  Mindestgehalt  von  2,5  o/o  Emetin  enthalten  soll, 
hält  Keller  auch  heute  ftir  durchaus  gerechtfertigt,  möchte  sogar 
die  Grenze  auf  2,6  o/o  ansetzen ;  auch  spricht  Ver&sser  die  Hoff- 
nung aus,  dass,  nachdem  nunmehr  eine  leicht  ausfuhrbare  Me- 
thode der  Emetinbestimmung  bekannt  geworden  sei,  die  Pharma- 
kopoen demnächst  einen  bestimmten  Alkaloidgehalt  der  Ipeca- 
cuanhawurzel  fordern  möchten.  —  Schliesslich  hat  Verfasser  noch 
festzustellen  yersucht,  ob  der  Holzkern  der  Brechwurzel 
werthlos  ist,  oder  ob  er,  wie  der  Rindenkörper,  einen  erheblichen 
Eknetingehalt  aufzuweisen  hat  Beste  Rio  und  Garthagena  Ipeca- 
cuanha  wurde,  ohne  die  sonst  übliche  vorherige  Einweichung  ge- 
pulvert und  hierbei  eine  höchst  sorgfältige  Trennung  von  Rinde 
und  Kern  mit  Zuhülfenahme  der  Lupe  vorgenommen.  Die  Rinde 
der  Rio  Ipecacuanha  ergab  2,908,  das  Holz  0,ö33,  die  Rinde  der 
Garthagena  Ipecacuanha  2,921 ,  das  Holz  0,650  o/q  Emetingehalt. 
Nach  diesem  Befunde  ist  der  Emetingehalt  des  Holzkems  zwar 
höher  als  gewöhnlich  angenommen  wird,  beträgt  aber  immerhin 
nur  Vs — V<  desjenigen  der  Rinde.  Die  Vorschrift,  dass  beim 
Pulver  der  Ipecacuanha  der  Holzkern  möglichst  entfernt  werden 
solle,  erscheint  darnach  durchaus  gerechtfertigt.  Wird  in  einem 
Holzkem  von  Rad.  Ipecacuanhae  ein  wesentlich  höherer  Emetin- 
gehalt gefunden  als  0,5—0,6  o/o,  so  kann  mit  Sicherheit  angenom- 
men werden,  dass  die  Waare  nass  geworden,  havarirt  ist.  — 

Die  Methode  B  ist  einer  ausgedehnten  Anwendung  zur  Werth- 
bestimmung  alkaloidhaltiger  Drogen  fähig;  Verfasser  wird  hier- 
über demnächst  des  Weiteren  berichten. 

Oldenlandia  umbellata  Die  färbenden  und  anderen  Bestand-^ 
theüe  der  Chaywurzel  wurden  von  A.  G.  Perkin  und  J.  J.  Hum- 
mel^) untersucht.  Die  Wurzel  der  in  Indien  wachsenden  Ilubiacee 
wurde  mit  einer  wässerigen  Lösung  von  schwefliger  Säure  extra- 
hirt,  und  die  nach  Kochen  des  Extractes  unter  Zusatz  von 
Schwefelsäure  abgeschiedene,  gefärbte  Masse  wurde  mit  Toluol 
ausgekocht.  Dabei  blieb  Ghlororubin  ungelöst,  und  wenn  nun 
die  Toluollösung  mit  heisser,  verdünnter  Natronlauge  geschüttelt 
wurde,   so  liess  sich  aus  der  violettrothen,   alkalischen   Lösung 

1)  Joum.  ehem.  Soc.  1693,  1. 


Rubiaceae.  179 

durch  Baryumhydrat  Alizarin  fallen,  während  aus  dem  Fil- 
trate  vom  Alizarinbaryum  durch  Salzsäure  Tier  Substanzen  gefällt 
werden  konnten,  die  sich  vermöge  ihrer  verschiedenen  Löslichkeit 
in  Alkohol  trennen  Hessen.  Die  am  wenigsten  lösliche  dieser  vier 
Substanzen  erwies  sich  als  ein  Anthragalloldimethyläther 
GieHisOs.  Werden  die  alkoholischen  Mutterlaugen  des  letzteren 
mit  Ammoniak  und  heissem  Barytwasser  versetzt,  so  wird  nur 
eine  geringe  Menge  einer  harzigen  Substanz  gefällt,  aus  der  fil- 
trirten  Lösung  aber  werden  durch  Salzsäure  zwei  Körper  aus- 
geschieden, erstens  ein  isomerer  Anthragalloldimethyläther,  zweitens 
ein  in  den  alkoholischen  und  verdünnt-alkoholischen  Mutterlaugen 
des  Anthragallobnetbyläthers  bleibender  Alizarinmonomethyl- 
äther.  Dieselben  Producte  erhält  man,  wenn  man  die  Chay- 
worzel  statt  mit  schwefliger  Säure  mit  heisser  Alaunlösung  extra- 
hirt  und  im  Uebrigen  wie  oben  verfahrt.  Bei  der  Extraction  mit 
heissem  Ealkwasser  wurde  neben  wenig  Alizarin  der  eine  Anthra- 
galloldimethyläther und  m-Hydroxyanthrachinon  erhalten ;  bei  der 
Extraction  mit  heissem  absol.  Alkohol  ein  bis  87—88^  schmel- 
zendes Wachs  (CioHi80)n,  Rohrzucker,  Rubervthrinsäure,  Alizarin, 
die  beiden  oben  genannten  Anthragalloldimethylätber,  Rubichlor- 
säure  und  m-Hydroxyanthrachinon. 

Randia  Dumetorum,  Unter  dem  Namen  Fructus  Gelaphal 
sind  die  Fruchte  dieser  ostindischen  Rubiacee  in  den  Handel  ge- 
kommen und  wurden  als  Krampfstillungsmittel  von  Sawyer  (The 
Lancet  1891,  p.  818),  sowie  als  Emeticum  und  gegen  Dysenterie 
in  Europa  einzuführen  versucht.  Sie  enthalten  Saponin  und  Bal- 
driansäure. Wie  Gehe  &  Co. ^)  mittheilen,  sind  diese  Früchte 
hin  und  wieder  gefragt  gewesen,  haben  sich  jedoch  als  Arznei- 
mittel keinen  Eingang  verschaffen  können.  In  Indien  werden  2 
bis  3  Früchte  zerstossen  und  eine  Viertelstunde  mit  ca.  100  g 
Wasser  macerirt.  Das  Filtrat  soll  in  etwa  10  Minuten  Brechen 
erregen. 

Bubia  Sikkimensis.  Nach  Perkin  und  Hummel*)  enthält 
die  Wurzel  von  Rubia  sikkimensis  einen  rothen  Farbstoff,  welcher 
von  den  Eingeborenen  vielfach  verwendet  wird.  Derselbe  wird 
isolirt,  indem  man  die  Wurzel  mit  heisser  Alaunlösung  erschöpft, 
wodurch  ein  rother  krystallinischer  Körper  erhalten  wird.  Der- 
selbe ist  kein  einheitliches  Product,  denn  er  giebt  sowohl  die 
Reactionen  des  Purpurins,  als  auch  diejenigen  des  Munjistins 
(aus  Rubia  munjista  von  Stenhouse  dargestellt).  Ausserdem  wurde 
eine  gelbe  Krystallmasse  isolirt,  welche  identisch  mit  dem  Pur- 
pnroxanthin  zu  sein  schien.  Die  in  Rede  stehende  Wurzel 
unterscheidet  sich  hiernach  kaum  von  der  von  Stenhouse  unter- 
suchten indischen  Krappwurzel  oder  Munjitwurzel. 


1)  Fruhjahrsber.  1893.  2)  Joarn.  of  Chem.  Soc.  1893,  1167;  durch 

Pharm.  Ztg.  1893,  782. 

12* 


180  Rutaceae. 


Rntaceae. 


Barosma.  In  einer  Besprechung  der  Buccoblätter  (feuilles  de 
bucbu)  hebt  Blanc^)  hervor,  dass  bis  jetzt  als  Bestandtheile  aus 
denselben  dargestellt  sind:  ein  ätherisches  Oel  mit  einem  Siede- 
puuct  von  200 — 210°,  linksdrehend,  von  dem  Geruch  des  Pfeffer- 
minz- oder  Bergamottöles.  Dasselbe  ist  zu  1,6  <>/o  vorhanden  und 
lässt  bei  niedriger  Temperatur  einen  Kampher  auskrystallisiren, 
welcher  bei  85  ^  schmilzt  und  bei  1 10  °  sublimirt.  Aus  den  Blät- 
tern ist  ferner  erhalten  worden  ein  dem  Tragantschleim  ähnlicher 
Körper,  eine  Substanz,  welche  an  Quercitrin  erinnert,  Spuren  von 
Salicylsäure  und  Diosmin.  Das  von  Spica  und  Landerer  dar- 
gestellte Diosmin  ist  krystallinisch  und  unlöslich  in  Wasser,  wäh- 
rend das  Diosmin  Brandes  schleimig,  amorph  und  in  Wasser 
löslich  ist.  Flückiger  hat  die  Salicylsäure  und  das  Diosmin  nicht 
auffinden  können,  so  dass  der  Nachweis  über  das  Vorhandensein 
dieser  beiden  Substanzen  noch  zu  führen  sein  dürfte.  —  Der  Verf. 
ist  der  Ansicht,  dass  die  Buccoblätter  in  ihrer  medicinischen  Wir- 
kung die  Folia  Uvae  Ursi  bei  Weitem  übertreffen.  Die  besten 
Präparate  der  Fol.  Bucco  sind  diejenigen,  welche  den  Verlust  des 
ätherischen  Oeles  verhindern.  Man  giebt  das  Infusum  der  Blätter 
(60  :  750)  in  Dosen  von  30 — 120  g  2  bis  3 mal  täglich,  das  ame- 
rikanische Fluidcxtract  in  Dosen  von  4g  3  bis  4 mal  täglich,  die 
Tinctur  zu  10  und  40  Tropfen. 

Piloearpus  pennatifolius.  Als  Substitution  der  Jaborandiblätter, 
wie  es  scheint,  in  Liverpool  auch  als  solche  von  Cocablättern 
(nicht  von  Sennesblättern,  wie  anfangs  angegeben  wurde),  kamen 
Blätter  vor,  die  sich  als  unpaarig  gefiederte  Blätter  mit  deutlich 
gefiedertem  Blattstiele  und  von  Oeldrüsen  punctirter  und  an  der 
Spitze  ausgerandeter  Spreite  darstellen.  Die  Blattstructur  ist  der 
von  Piloearpus  sehr  ähnlich,  so  dass  die  Mittheilung  von  Thi- 
selton  Dyer*),  dass  es  sich  nach  den  von  Stapf  in  Kew  ange- 
stellten Untersuchungen  um  eine  wirkliche  Art  von  Piloearpus 
handelt,  nicht  überraschen  kann.  Die  Stammpflanze  ist  von  Gla- 
zion  in  Brasilien  gesammelt  und  wurde  bisher  der  Gattung  Xan- 
thoxylon  zugerechnet.  Die  Droge  war  übrigens  schon  1887  unter 
der  Bezeichnung  Arruda  brava  dem  Kewmuseum  zugegangen  mit 
der  Bemerkung,  dass  sie  ähnliche  Wirkung  wie  Jaborandi  habe, 
und  damals  mit  Xanthoxylon  Peckoltianum  identificirt,  wozu  sie 
jedoch  nach  Stapf  nicht  gehört.  Es  wäre  übrigens  wohl  der  Mühe 
werth,  sie  auf  ihre  diaphoretische  Wirkung  zu  untersuchen. 

Aus  dem  botanischen  Garten  zu  Cambridge  erhielt  £.  M. 
Holmes  ')  eine  Pernambuco  Jaborandi,  welche  in  mehreren  Puncten 
von  Piloearpus  pennatifolius  Lern,  abweicht,  so  dass  der  Verfasser 
eine  neue  Species:  Piloearpus  „Jaborandi*^  n.  sp.  aufgestellt  hat. 
Dieselbe  zeichnet  sich  aus  durch  die  leicht  abfallenden  rothgelben 


1)  Revue  therapeutique  med.-chirurg.  189'2  Xo.  16,  440.  2)  Pharra. 

Jonrn.  Transact.  1893,  421;  durch  Pharm.  Zt?.  1894,  43.      3)  Pharm.  Joiirn. 
Trans.  1893,  Nr.  1198,  1008. 


Salicaceae.    Sapatoceae.  181 

Blüthen  mit  scblanken  rothen  Blüthenstielen.  Die  Carpellen  sind 
weniger  quadratisch,  breiter  und  mehr  convex  als  bei  P-pennati- 
folius.  Die  Beschaffenheit  der  vicrpaarigeu ,  elliptischen,  ganz- 
raudigen,  an  der  Basis  ungleichen  Blättchen,  welche  eine  Länge 
von  10 — 15  cm  und  eine  Breite  von  2,5—5  cm  erreichen,  ist  mehr 
lederartig  und  die  Nervatur  tritt  auf  der  Oberseite  mehr  hervor. 
Da  die  Blätter  der  Pernambuco  Jaborandi  alkalo'idreicher  sind 
als  diejenigen  der  Paraguay- Jaborandi,  so  sollten  nur  die  ersteren 
mediciniscb  verwendet  werden. 

Toddalea  aculeata.  Die  Wurzelrinde  dieser  Pflanze  ist  als 
Jean-Lopez-Wurzel  in  Lidien  bekannt  und  soll  als  Antipyreticum, 
Diaphoreticum,  Tonicum  etc.  mit  Erfolg  Verwendung  finden.  Sie 
wird  in  Form  von  Abkochungen,  Tinctur,  wässrigem  Extract  oder 
in  Pulverform  verabreicht.  Die  Abkochung  wird  aus  100  g  Wurzel- 
rinde auf  0,5  Liter  Wasser  unter  Einkochen  bis  auf  300  g  bereitet. 
Die  Tinctur  wird  1  :  3  mit  Spir.  dilut.  dargestellt. 

Die  Droge  besteht  nach  Mittheilungen  von  J.  Jankowski^) 
aus  5^-12  cm  langen  und  2 — 3  mm  dicken,  mehr  oder  weniger 
gebogenen  Stücken,  die  sehr  oft  mit  Falten  versehen  sind  und 
eine  korkartige,  gelbliche  Epidermis  besitzen.  Die  Rinde  hat  im 
frischen  Zustande  einen  citronenähnlichen  Geruch  und  einen 
bitteren  Geschmack.  Als  Substitut  wird  Berberis  asiatica  genannt. 
Die  antipyretische  Wirkung  der  Droge  soll  derjenigen  des  Chinins 
gleichkommen. 

Salicaceae. 

Salix  tetrasperma  ist  ein  indischer  Baum,  dessen  Blätter  sich 
im  Beginne  der  heissen  Jahreszeit  häufig  mit  einer  Sirupschicht 
bedecken,  die  zu  dünnen  weissen  Platten  von  Zucker  oder  Manna 
eintrocknet.  Da  indess  nur  ein  Theii  der  Bäume  diese  Erschei- 
nung zeigt,  steht  sie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  der  Ein- 
wirkung vor  Insectenstichen  im  Zusammenhange.  Aehnliche  Ex- 
sudationen liefern  übrigens  auch  einige  andere  Salixarten,  z.  B. 
Salix  fragilis  in  Persien,  S.  chilensis  in  Chile  und  eine  Art  im 
Pendschab.  Die  Ausschwitzung  von  Salix  tetrasperma  löst  sich 
in  2  Th.  Wasser,  giebt  einen  schwachen  Niederschlag  mit  Blei- 
acetat,  schmilzt  bei  etwa  150  ®  und  enthält  10  ®/o  einer  reduciren- 
den  Zuckerart  Aehnliche  Resultate  hat  übrigens  auch  die  Ana- 
lyse der  persischen  Salixmanna  gegeben  ^). 

Sapotaceae. 

P.  Oesterle')  hat  die  GtUtapercha  einer phannakognostischeti 
und  chemischen  Untersuchung  unterzogen.  Die  Resultate  der  letz- 
teren sind  kurz  folgende :  1.  Guttapercha  besteht  aus  den  Körpern 
Gutta,  Alban  und  Fluavil,  daneben  enthält  sie  einen  sehr 
unbeständigen,  in   seinen  physikalischen  Eigenschaften  der  Gutta 


1)  Rundschau  1892,  687.      2)  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  548.      3)  Arch. 
Pharm.  1892,  S.  641. 


182  Sapotaceae. 

ähnlichen  Körper,  das  Guttan.  Das  Vorkommen  von  Gerbstoffen, 
Salzen  und  zuckerähnlichen  Substanzen  in  der  Guttapercha  ist 
leicht  erklärlich;  flüchtiges  Oel  und  Pflanzensäuren  konnten  nicht 
nachgewiesen  werden.  2.  Die  Gutta  ist  ein  hochmolekularer 
Kohlenwasserstoff  der  Zusammensetzung  (GioHi6)n  und  schmilzt 
bei  53  ^.  Brom  wird  unter  Bromwasserstoffentwicklung  aufgenom- 
men, doch  konnte  ein  wohlcharakterisirtes  bromsubstituirtes  Derivat 
nicht  gefasst  werden.  Luft  und  Licht  verändern  die  reine  Gutta 
nach  einiger  Zeit.  3.  Dem  Alban  kommt  die  Formel  GioHeiOt  zu. 
Der  Schmelzpunkt  liegt  bei  195  ^  Durch  Destillation  mit  Phosphor- 
pentasulfid  kann  ein  schwefelhaltiges  Oel  gewonnen  werden; 
Salpetersäure  liefert  einen  stickstoffhaltigen  Körper.  Auch  das 
bei  Einwirkung  von  Brom  entstehende  Bromsubstitutionsproduct 
konnte  nicht  näher  charakterisirt  werden.  Die  Destillation  mit 
Zinkstaub  liefert  flüssige  Kohlenwasserstoffe,  auf  welche  rauchende 
Salpetersäure  unter  Bildung  angenehm  nach  Blumen  bez.  Moschus 
riechender  Körper  einwirkt.  Mit  alkoholischem  Kali  24  Stunden 
im  geschlossenen  Rohr  auf  150^  erhitzt,  geht  der  Körper  in  einen 
Kohlenwasserstoff,  das  Alban,  über.  4.  Das  Fluavil  ist  gelb, 
amorph,  besitzt  die  Formel  (Cio  Hie  0)n  und  schmilzt  zwischen  82 
bis  85 ^  5.  Das  Guttan  wurde  in  Gestalt  eines  fadigen  Kör- 
pers erhalten.  Löst  man  die  mit  Wasser  und  nachfolgend  mit 
Alkohol  ausgezogene  Guttapercha  in  Chloroform  und  versetzt  das 
Filtrat  mit  starkem  Alkonol,  so  entsteht  neben  einem  fadigen 
Niederschlag  von  graubrauner  Farbe  eine  milchige  Trübung.  Der 
fadige  Körper,  welcher  nach  den  Angaben  der  Autoren  als  Gutta 
anzusprechen  ist,  wurde,  um  alles  Fluavil  und  Alban  zu  entfernen, 
am  Rückflusskühler  mit  Alkohol  ausgekocht,  getrocknet,  in  Chloro- 
form gelöst  und  wieder  mit  Alkohol  gefällt.  Bei  20  maliger  Wie- 
derholung dieses  Verfahrens  war  der  Körper  aschefrei  und  weiss. 
Der  fadige  Körper,  welcher  zwar  in  vielen  Eigenschafton  mit  der 
von  den  Autoren  beschriebenen  „Gutta**  übereinstimmt,  aber  sich 
doch  nicht  als  Gutta  (wenn  man  hierunter  den  Kohlenwasserstoff 
versteht)  erwies,  wurde  vom  Verfasser  als  „Guttan**  bezeichnet. 
Dieser  Körper  ist  sehr  unbeständig.  Die  abweichenden  Angaben 
der  Autoren  über  die  Gutta  finden  vielleicht  eine  Erklä- 
rung dadurch,  dass  ihre  Gutta  in  Folge  eines  Gehaltes  an 
Guttan  andere  Eigenschaften  aufwies,  und  die  ausserordentlich 
grosse  Unbeständigkeit  der  Gutta  auf  diesen  Gehalt  an  Guttan 
zurückzufuhren  ist.  6.  Was  nun  den  Werth  einer  Guttapercha 
betrifft,  so  wird  derselbe  durch  den  grösseren  Gehalt  an  Gutta 
bedingt,  da  letztere  im  Allgemeinen  die  charakteristischen  Eigen- 
schaften der  Guttapercha,  d.  h.  Dehnbarkeit,  Elasticität  und  das 
Vermögen  besitzt,  bei  Temperaturerhöhung  plastisch  zu  werden. 
Alban  scheint  die  guten  Eigenschaften  der  Guttapercha  nicht  zu 
beeinträchtigen,  ist  vielleicht  sogar  für  eine  gute  Handelswaare 
nothwendig.  Dass  aber  das  Fluavil,  sobald  es  in  beträchtlicher 
Menge  auftritt,  den  Werth  der  Guttapercha  herabzusetzen  geeignet 
ist,  kann  als  sicher  gelten.    7.  Gegen  chemische  Agentien  sind 


Sorofolariaceae«  183 

Bämmtliehe  Bestandtheile  der  Guttapereha  sehr  widerstandsfähig. 
Diese  werthyoUe  Eigenthümlichkeit  wird  aber  dadurch  beeinträch- 
tigt« dass  Luft  und  Licht  die  Guttapercha  Terändem,  und  zwar 
sind  es  die  Gutta  und  das  Guttan,  welche  Veränderungen  unter- 
liegen. Auch  electrische  Einflüsse  scheinen  ähnliche  Umsetzungen 
henrorzurufen. 

Vermischung  von  Guttapercha  mü  Kautschuk.  Durch  die 
Preiserhöhung,  welche  die  Guttapercha  in  letzter  Zeit  stetig  er- 
leidety  ist  deren  Anwendung  für  viele  Zwecke  fast  unmöglich  ge- 
worden. Es  sind  nun  schon  viele  Versuche  gemacht  worden,  die 
in  ihren  Eigenschaften  so  ähnlichen  Stoffe  Guttapercha  und  Kaut- 
schuk miteinander  zu  vermengen,  doch  schlugen  alle  Bemühungen 
fehl,  weil  es  kein  Mittel  gab,  in  welchem  beide  Stoffe  gleichzeitig 
löslich  oder  doch  weich  zu  machen  sind,  um  so  eine  Vermengnng 
derselben  zu  einer  homogenen  gleichartigen  Masse  zu  ermöglichen. 
Neuerdings  will  nun  Hutchinson^)  in  Glasgow  das  fehlende 
Bindemittel  gefunden  haben,  so  dass  auf  diese  Weise  eine  viel 
billigere,  aber  in  ihren  Eigenschaften  noch  werthvoUere  Gompo- 
sition  wie  die  reine  Gutta  erhalten  wird,  die  vor  Allem  durch 
den  Gummi-Zusatz,  nur  in  geringem  Grade,  eigene  Elasticität  in 
bedeutend  erhöhtem  Grade  besitzt. 

Während  die  Beschwerung  der  Guttapercha  mit  Rindenstück- 
chen und  selbst  Steinen  wenigstens  nur  einen  Gewichtsverlust 
darstellt,   wird  durch  den  oft  beliebten  Zusatz  angeblich  „gutta- 

Eerchaartiger"   Stoffe,    welche   wesentlich   aus  Wachs   und  Harz 
esteben,   direct  die  Qualität  verschlechtert,   wie  Th.  Waage  >) 
gelegentlich  eines  Vortrages  richtig  bemerkte. 

Serofalariaceae. 

Zur  Pharmakologie  der  Digitalis  lieferte  v.  Anbei  »)  einen 
Beitrag. 

Biologische  Studien  an  der  Oattung  Lathraea  hat  £.  Hein- 
richer ^)  angestellt.  Eine  genaue  Untersuchung  der  Wurzeln 
zweier  Lathraea-Arten  (L.  Glandestina  und  L.  Sqammaria) 
führte  zu  folgenden  Ergebnissen:  1.  Die  Haustorialfortsätze  beider 
Art^^n  vermögen  activ  in  den  Holzkörper  der  Wirthswurzeln  ein- 
zudringen und  dort  arge  Unregelmässigkeiten  im  Holzzuwachs, 
in  der  Bildung  und  Abgrenzung  der  Jahresringe  hervorzurufen. 
2.  Der  Haustorialfortsatz  bleibt  bei  Lathraea  Clandestina  eine 
mehr  abgeschlossene  Gewebemasse,  welche  wie  eingekeilt  in  der 
Wirthswurzel  liegt  und  sich  nur  in  mehrzellige  lappige  Theile  zu 
gliedern  vermag.  Bei  Lathraea  Squamaria  hingegen  findet  sich 
häufig  eine  Auflösung  des  Haustorialfortsatzes  in  einzelne  milli- 
meterweite Strecken  durchwachsende  Schläuche,  wodurch  ähnliche 
Erscheinungen  hervorgerufen  werden,  wie  sie  die  pinselartig  sich 


1)  dorch  Apoth.-Ztg.  1893,  487.  2)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  168. 

8)  Joam.  de  Pharm,  et  de  Chem.  1893.  T.  XXYIII,  23.     4)  Ber.  d.  deutsch. 
Bot  Ges.  1893,  XI,  1. 


184  Silenaceae.    Solanaceae. 

ausbreitenden  Enden  der  Haastori alfortsätze  bei  den  Guscuta- 
Arten  bieten,  ä.  Die  gelblichen,  geflossenen  Massen,  welche  den 
Haustorialfortsatz  stellenweise  umgeben  und  welche  schon  Solms- 
Laubach  beschrieb,  geben  die  Reactionen  verholzter  Zell  wände 
und  stammen  wohl  von  verflüssigten  Zellmembranen  der  Wirths- 
wurzeln  her.  —  Lathraea  Squamaria  bildet  in  grosser  Menge 
kleistogame  Blüthen,  welche  unterirdisch  bleiben  und  Samen  zur 
Reife  bringen.  Von  den  ausgesprochen  kleistogamen  Blüthen 
führen  alle  Uebergänge,  welche  aber  stets  an  unterirdisch  ver- 
harrenden Sprossen  sich  finden,  hinüber  zu  den  bekannten  ober- 
irdischen Blüthen  der  Pflanze. 

Silenaceae. 

üeber  das  Wachsfhum  der  Pollenschläuche  in  den  Narben- 
papMen  der  Süenaceen;  von  Karl  Müller  i). 

Solanaceae. 

Atropa  Belladonna  ist,  wie  Carl  Bauer*)  mittheilt,  häufig 
mit  Scopolia  carniolica,  einer  im  südlichen  Mitteleuropa  einheimi- 
schen Solanacee,  verwechselt  worden.  Die  Unterscheidungs- 
merkmale sind  folgende:  Bei  Atropa  Belladonna  ist  der  Kelch  der 
Blüthe  5 spaltig  mit  breiten  Zipfeln,  bei  der  Fruchtreife  kaum 
vergrössert,  die  Frucht  eine  saftige  Beere,  in  welcher  sich  kleine 
grübige  Samen  finden.  Bei  Scopolia  carniolica  ist  der  Kelch  der 
Blüthe  glockig,  5  zähnig,  bei  der  Fruchtreife  bedeutend  vergrössert, 
die  Frucht  eine  mit  Deckel  aufspringende,  vom  vergrösserten  Kelch 
vollständig  eingehüllte  Kapsel.     Die  Samen  sind  höckerig. 

Von  Capsicumarten  wird  auf  Zanzibar  Capsicum  frutescens 
besonders  im  östlichen  Theile,  ausserdem  auch  eine  Art  mit 
grösseren  rothen  und  gelben  Früchten  cultivirt'). 

Datura  Stramonium.  üeber  den  relativen  AlkaloidaeliaU  der 
verschiedenen  Theile  von  Datura  Stramonium  liegt  eine  Studie  von 
Alfred  Dohme*)  vor.  Es  wurden  Blätter,  Samen,  Stengel  und 
Wurzeln  von  Pflanzen  aus  der  Gegend  von  Baltimore  und  aus 
den  Monaten  Juli  und  August  theils  frisch,  theils  sorgsam  ge- 
trocknet und  gepulvert  untersucht.  Es  ergab  sich  dabei,  dass  die 
Stengel  relativ  viel  Alkalo'id  lieferten ;  die  Blätter  enthielten  mehr 
als  die  Wurzeln.  In  den  getrockneten  Blättern  war  eine  etwas 
geringere  Menge  Alkalo'id  nachzuweisen.  Bei  Untersuchung  ge- 
trockneter Blätter  von  Hyoscyamus  niger  aus  Ungarn,  die  im  Juni 
gesammelt  waren,  enthielten  die  Stengel  kein  Alkalo'id  und  die 
Wurzeln  nur  0,017  o/o.  Die  Blätter  gaben  0,173  %  Alkalo'id. 
Diese  Angaben  stimmen  zu  dem  Resultate  früherer  Untersuchungen 
von  Schoonbrodt,  dass  die  Blätter  des  Bilsenkrautes  im  Juni  weniger 
Alkalo'id  enthalten  als  in  anderen  Monaten.     Die  für  den  Alkalo'id- 


1)  Bet.  d.  pharm.  Ges.  1893,  266.  2)  Zeitschr.  d.  allgf.  österr.  Apoth - 
Tereins  1893,  133.  3)  durch  Pharm.  Ztflr.  1893,  337.  4)  Amer.  Journ.  of 
Pharm.  1898,  479;  durch  Pharm.  Zig.  1893,  782. 


Sterculiaceae.  185 

gehalt  von  Datnra  Stramonium  erhaltenen  Zahlen  sind  anderen 
Angaben  gegenüber  recht  hoch.  Für  die  Stiele  ergab  sich  durch- 
schnittlich 0,91,  für  die  Blätter  0,87,  für  die  Wurzeln  0,68  und 
für  die  Samen  0,58. 

Aus  den  Samen  von  Datnra  Stramonium  erhielt  E.  Gerard*) 
durch  Extraction  mit  Petroläther  25  <>/o  eines  fetten  Oeles  von  gelb- 
lichgrüner Farbe.  Verseift  man  dasselbe  mit  alkoholischer  Natron- 
lauge und  fällt  die  höheren  Fettsäuren  mit  Bleiessig,  so  kann 
man  durch  Extraction  des  getrockneten  Niederschlages  mit  viel 
Aether  die  Bleisalze  der  Oelsäure  und  Leinölsäure  von  denen  der 
anderen  Säuren  trennen.  In  dem  Rückstande  werden  die  Blei- 
salze zersetzt,  und  die  freien  Säuren  aus  Alkohol  umkrystallisirt. 
Durch  wiederholte  fractionirte  Fällung  der  Säuren  aus  alkoholi- 
scher Lösung  vermittelst  Baryumacetat  (nach  Heintz)  lässt  sich 
aus  dem  Gemische  die  Daturinsäure  isoliren;  weisse  Nadeln  bei 
55,5^  schmelzend,  von  der  Zusammensetzung  CitHsaOs.  Die 
Säure  ist  demnach  isomer  der  Margarinsäure,  welche  früher 
fälschlich  als  regelmässiger  Bestand theil  der  Fette  angesehen 
wurde;  die  Daturinsäure  unterscheidet  sich  von  der  synthetisch 
dargestellten  Margarinsäure  durch  den  um  4,4°  niedrigeren  Schmelz- 
punct.  Verfasser  beschreibt  die  Kalium-,  Natrium-,  Baryum-, 
Zink-,  Magnesium-,  Kupfer-,  Blei-  und  Silbersalze  der  Daturin- 
säure, ferner  den  Aethyl-  und  Methylester,  sowie  das  Keton, 
„Daturon  CssHegO^*  genannt.  Die  Daturinsäure  und  das  Daturon 
nehmen  leicht  ein  Atom  Brom  an  Stelle  eines  Wasserstoffatoms  auf. 

Solanum  Carolinense,  Eingehende  Untersuchungen  dieser  in 
Nordamerika  einheimischen  Giftpflanze  sind  von  Krauss  (s.  Jah- 
resber.  1890,  773,  1891,  176)  veröffentlicht  worden  und  haben 
ergeben,  dass  Solanin  und  Solanidin  die  wirksamen  Bestandtheile 
darstellen.  Zufällig  machte  J.  L.  Napier^)  die  Beobachtung, 
dass  alle  Theile  der  Pflanze  bei  einer  grossen  Anzahl  epileptischer 
Kranken  mit  Erfolg  angewendet  werden  können.  Zwanzig  Tropfen 
einer  starken  alkoholischen  Tinctur  erweisen  sich  bereits  als  sehr 
wirksam;  die  Dosis  konnte  indessen  noch  bedeutend  verstärkt 
werden.  Eine  grosse  Anzahl  epileptischer  Erkrankungen  glaubt 
der  Verf.  durch  Solanum  carolinense  vollständig  heilen  zu  können. 
Schädliche  Wirkungen  sind  bei  längerem  Gebrauch  nicht  hervor- 
getreten. 

Auch  bei  Veitstanz  scheint  das  Mittel  von  Erfolg  zu  sein. 

Sterculiaceae. 

Sterculia  acuminata.  In  den  Handel  kommen  so  abweichend 
gestaltete  Kolanüsise,  dass  man  schon  jetzt  mit  Sicherheit  an- 
nehmen kann,  dass  Sterculia  acuminata  nicht  die  einzige  Stamm- 
pflanze ist,  zumal  bereits  mehrere  Kolaarten  aufgefunden  wurden. 
Verschimmelte  Waare  sollte   wiederum   nicht  verwendet  werden. 


1)  Annales  de  Chimie   et  de  physique  1802,   torae  XXVII,   549—566. 
2)  Pacific  Record  1893,  Vol.  7,  No.  12,  373. 


186  Styraceae. 

Die  sog.   bitteren   oder   männlichen   Kolanüsse   wurden  von  Tb. 
Waage  ^)  bisher  in  den  Importen  nicht  entdeckt. 

Eine  Suhsiitution  der  Kolanüsse  ist  aus  der  Sierra  Leone,  als 
„frische  Kolanüsse''  bezeichnet,  in  den  Handel  gelangt  Die  frag- 
lichen Samen,  welche  von  den  echten  Kolanüssen  durchaas  ver- 
schieden sind,  werden  von  zwei  geraden  und  einer  gewölbten 
Fläche  begrenzt,  sind  etwa  4  cm  lang,  3  cm  dick,  von  mattbrauner 
Farbe  und  mit  einem  locker  aufsitzenden,  etwas  zertheilten  Ueber- 
zug  versehen.  Auf  Quer-  und  Längsschnitten  durch  die  Samen 
sieht  man  von  einer  Differencirung  des  Embryos  keine  Spur,  viel- 
mehr besteht  der  ganze  Körper  aus  einer  gleichmässigen  nach 
aussen  ziemlich  lebhaft  roth  gefiLrbten  Masse,  in  der  eine  ganz 
feine  bräunliche  Zone  verläuft.  Eine  Vergleichung  mit  den  bisher 
als  Substitutionen  der  Kolanüsse  aufgetauchten  Samen  zeigt  bald^ 
dass  wir  es  mit  den  Samen  von  Pen  tadesma  butyraceaDon.^ 
den  Kanyanüssen,  zu  thun  haben.  Man  nimmt  an,  dass  der  ganze 
undifferencirte  Embryo  von  der  colossalen  Radicula  gebildet  wird» 
Er  enthält  kein  Co£fein,  ist  daher  nicht  im  Stande,  die  Kola 
irgendwie  zu  vertreten.  Wahrscheinlich  ist  die  Substitution  nur 
dadurch  zu  Stande  gekommen,  weil  der  Same  im  Innern  im 
frischen  Zustande  eine  lebhafte  rothe  Farbe  zeigt,  die  an  den 
meisten  Formen  der  Kola,  wenn  sie  frisch  ist,  so  sehr  geschätzt 
wird.  —  Der  Same  liefert  eine  bedeutende  Menge  Fett,  die  Ka- 
nyabutter  oder  Sierra  Leonebutter.  Sie  ist  weisslich  gelb,  unter 
dem  Mikroskop  krystallinisch,  erweicht  bei  30^  und  ist  bei  40^ 
geschmolzen.  Das  Fett  besteht  aus  18,3ö  %  Oelsäure  und  81,65  % 
Stearinsäure.  Ueber  den  anatomischen  Bau  ist  zu  bemerken,  dass 
die  dem  Samen  aufsitzende,  lockere  Hülle,  welche  von  starken 
Gefässbündeln  durchzogen  wird,  wahrscheinlich  als  ein  Arillus 
anzusehen  ist.  Das  Gewebe  des  Samens  besteht  aus  gleichmässi- 
gen Zellen,  eine  besonders  differencirte  Samenschale  ist  nicht  zu 
unterscheiden.  Die  eingangs  erwähnte  bräunliche  Zone  besteht 
aus  Gruppen  sehr  viel  kleinerer,  in  der  Richtung  der  Längsachse 
des  Samens  gestreckter  Zellen,  von  denen  eine  oder  zwei  der 
innersten  mit  Phloroglucin  und  Salzsäure  roth  werden.  Man 
übel'zeugt  sich  auf  Längsschnitten,  dass  sie  von  Tüpfeigefassen 
gebildet  werden.  Die  Zellen  des  Parenchyms  enthalten  neben 
krystallinischem  Fett  zahlreiche  Aleuronkörner  mit  winzigen  Glo- 
bo'iden  •). 

Styraeeae. 

Siyrax  Benzoin  Dryander.  Studien  über  die  Sumatrabenzoe 
und  ihre  Entstehung  hs^t  Fr.  Lud y  3)  angestellt  Tschirch  machte 
auf  Java,  wo  eine  grosse  Plantage  von  Benzoebäumen  angelegt 
ist,  die  höchst  interessante  Beobachtung,  dass  dieselben  weder 
Secretbehälter,  noch  irgend  ein  Secret  enthalten,  und  dass  sowohl 


1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  158.    2)  Chem.  Ztg.  1693,  1209.    8)  Arcb. 
d.  Pharm.  1693,  48. 


Styracoae.  18T 

Blätter»  Bläthen,  Rinde,  als  Holz  des  gesammten  Baumes  yoll" 
ständig  geruchlos  sind;  erst  bei  Verwundung  desselben  fliesst 
nach  einiger  Zeit  das  wohlriechende  Benzoeharz  aus,  das  als  ein 
pathologisches  Product  der  Verletzung  anzusehen  ist.  Bis  jetzt 
war  wohl  eine  pathologische  Vermehrung  der  Harzsecrction  bei 
Verwundungen  secretreicher  Bäume  bekannt,  aber  man  war  von 
keinem  Falle  unterrichtet,  wo  die  Verwundung  das  Harzsecret 
erzeugt  Nach  der  Verwundung  bilden  sich  bei  den  Benzoebäumen« 
in  der  Rinde  lysigene  Höhlen  unregelmässiger  Gestalt 

Da  die  Rinde  des  noch  nicht  verwundeten  Baumes  ToUständig. 
geruch-  und  geschmacklos  ist  und  ihr  jegliche  Secretbehälter 
fehlen,  so  muss  folgerichtig  in  derselben  ein  Körper  enthalten 
sein,  aus  welchem  bei  der  Verwundung  des  Baumes  das  austretende- 
Benzoeharz  entsteht.  Diese  Frage  zu  studiren,  bildete  den  einen 
Theil  der  Aufgabe  des  Verfassers;  derselbe  erhielt  von  Tschircb 
auf  JaTH  gesammeltes  Rindenmaterial,  welche  Rinde  von  jungen- 
Stämmen  von  sicher  bestimmten  Styrax  Benzoin  Dryander  stammte^ 
and  zwar  von  Bäumen,  die  noch  nie  angeritzt  waren  und  in  Folge 
dessen  noch  nicht  geharzt  hatten. 

Eine  Untersuchung  dieser  Rinde  setzte  aber  eine  genaue- 
Kenntniss  der  in  der  Sumatrabenzoe  enthaltenen  Körper  voraus. 
Die  Angaben  über  die  Zusammensetzung  der  Sumatrabenzoe,  die 
TOD  den  Liehrbüchem  sowohl,  als  von  der  Literatur  angegeben 
werden,  sind  so  verschieden  und  unzuverlässig,  da  Siam-  und 
Somatrabenzoe  verwechselt  und  häufig  nicht  namentlich  unter^ 
schieden  wurden,  dass  eine  genaue  Untersuchung  von  Sumatra- 
benzoe unbedingt  nothwendig  war.  In  der  Sumatrabenzoe  ist  bis- 
jetzt  als  sicher  nachgewiesen  zu  betrachten :  14  bis  18  ^jo  Benzoe- 
säure, neben  varriienden  Mengen  von  Zimtsäure,  wenig  Styrol  und 
'i^jo  Harze,  a-,  /9-  und  ^^-Benzoresine  genannt  Lüdy  fand  nun 
Folgendes:  Die  Sumatrabenzoe  ist  in  Aether  löslich  (in  vielen 
Lehrbüchern  fälschlich  als  darin  nicht  löslich  angeführt)  und  giebt 
damit  gereinigt  einen  Aschengehalt  von  0,1  Vo ;  sie  enthält  freie 
Benzoesäure  und  Styrol,  ferner:  1.  Spuren  von  Benzaldehyd 
CsHs.COH,  2.  Spuren  von  Benzol  CeHe,  3.  circa  1  o/oo  Vanillin 
CsHgOs»  4.  circa  1  ^^/oZimtsäurephenylpropylesterCisHisÜt,  ö.  circa 
2  bis  3  Vo  Styracin  (Zimtsäurezimtester),  6.  ein  Gemisch  von  wenig 
Zimtsäurebenzoresinolester  mit  viel  Zimtsäureresinotannolester ; 
dieses  Gemisch  bildet  den  Hauptbestandtheil  der  Benzoe.  Die 
untersuchte  Handelsbenzoe  enthielt  14  bis  17  o/o  holzige  Verun^ 
reinigungen.  Neben  freier  Benzoesäure  kommt  in  der  Sumatra** 
benzoe  auch  freie  Zimtsäure  vor,  jedoch  in  geringer  Menge;  weit- 
aus der  grösste  Theil  ist  als  Elster  gebunden.  Durch  Verseifen 
des  Gemisches  von  Zimtsäurebenzoresinolester  und  Zimtsäureresino- 
tannolester resultiren  neben  Zimtsäure  die  beiden  von  Lüdy 
benannten  Alkohole:  das  weisse  krystallisirende  „Benzoresiuol,, 
CisHagOt  (womit  eine  Raoult'sche  Molekulargewichtsbestimmung 
ausgefährt  wurde)  und  das  amorphe  braune  „Resinotannol,, 
CisHsoOi.    Von  diesen  wurden  nachstehende  Derivate  dargestellt 


188  Styraceae. 

und  untersucht:  I.  Benzoresinolderivate.  a)  Die  in  weissen 
Nadeln  krystallisirende  Benzoresinolkaliumverbindung,  b)  der  in 
weissen  Nadeln  krystallisirende  Monomethyläther  CiGHasOa.CHs, 
c)  der  in  weissen  Nadeln  krystallisirende  Monoäthyläther  CieHssOs . 
CaHs,  d)  der  in  weissen  Nadeln  krystallisirende  Isobutyläther 
Ci6Ha60i.C4H9.  Durch  Behandeln  von  Benzoresinol  mit  concen- 
trirter  Salpetersäure  resultirto  ein  stickstofffreies  amorphes  Oxy- 
dationsproduct.  Acetylirungs-  und  Benzoylirungsversuche  verliefen 
negativ,  ebenso  die  Einwirkung  von  Hydroxylamin;  Brom  lieferte 
amorphe  bromirte Derivate.  II.  Resinotaunolderivate.  a)  Die 
amorphe  braune  Resinotannolkaliumverbindung  CisHjgO*!^  +  H2O, 
b)  der  atnorphe  braune  Monoäthyläther  C18H19O4.C2H5.  Durch 
Behandlung  des  Resinotannol  mit  concentrirtor  Salpetersäure  re- 
sultirte  glatt  Pikrinsäure.  Mit  verdünnter  Salpetersäure  tritt  so- 
wohl Oxydation  als  Nitrirung  ein;  das  erhaltene  Oxydationspro- 
duct  ist  phlobaphenähnlich.  Brom  liefert  amorphe,  stark  brom- 
haltige Derivate.  Reductionsversuche  führten  das  Resinotannol 
in  einen  weissen  Körper  über,  der  aber  wegen  seiner  leichten 
Oxydirbarkeit  nicht  näher  untersucht  werden  konnte.  Schmel- 
zendes Kali  zerlegte  das  Resinotannol  in  Buttersäure,  Phenol  und 
Protocatechusäure.  Die  von  den  früheren  Autoron  angeführten 
Harze  der  Benzoe,  welche  in  or-,  ß-  und  y-Benzoresine  getrennt 
wurden,  erwiesen  sich  als  ein  Gemisch  von  wenig  verseiftem  mit 
stärker  verseiftem  Zimtsäurebenzoresinol-  und  Zimtsäureresino- 
tannolester.  Die  Rinde  von  noch  nicht  angeschnittenen  Bäumen 
von  Styrax  Benzoin  Dryander  enthält  neben  Spuren  von  Wachs, 
wenig  Phloroglucin  und  Zucker  in  grosser  Menge  eine  Gerbsäure, 
die  sehr  leicht  durch  Oxydation  in  ihr  Phlobaphen,  das  „Ben  zo- 
phlobaphen"  übergeht,  welches  auf  die  Formel  CsiHsoOti 
stimmt.  Da  in  der  unverletzten  Rinde  sich  keine  Secretbehälter 
und  keine  Secrete  vorfinden,  dagegen  Gerbstoff  in  grosser  Menge, 
besonders  in  den  Rindenstrahlen  vorkommt,  da  ferner  in  der 
Benzoe  in  grosser  Menge  ein  Alkohol,  das  Resinotannol,  welches 
sich  wie  ein  Gerbstoff  verhält,  enthalten  ist,  da  endlich  die  Harz- 
bildung ihren  Anfang  in  den  Rindenstrahlen  nimmt,  so  ist  es 
höchst  wahrscheinlich,  dass  die  Benzoe  aus  dem  Gerbstoffe  der 
Rinde  entsteht,  sich  unter  rückschreitonder  Metamorphose  der 
Zellmembranen  vermehrt  und  sich  dann  in  lysigenen  Räumen  be- 
findet; wachsen  diese  Räume  stark  an,  so  bilden  sie  Hai*z- 
gallen. 

Auch  die  Siambenzo'e  hat  Fr.  Lüdyi)  einer  eingehenden 
Untersuchung  unterworfen.  Die  Stammpflanze  der  Siambenzoe  ist 
nicht  bekannt;  da  man  bis  heute  noch  nicht  in  den  Besitz  von 
Blüthen  und  Früchten  des  Siambenzoebaumes  gelangt  ist.  Die  in 
Aether  sich  lösenden  Siambenzoesorten  hinterliessen  1,6  bis  3,3% 
holzige  Rückstände.  Während  bei  der  Sumatrabenzoe  4 — 4V«  % 
einer  öligen  Flüssigkeit  erhalten  wurden,  die  sich  als  ein  Geraisch 

1)  Pharm.  Centralh.  1893,  443. 


Styraceae.  189 

Yon  ZimtsäurepheDylpropylester  und  Styracin  mit  wenig  Benz- 
aldehyd, Styrol  und  JBenzoI  erwies,  resultirte  bei  der  Siambenzoe 
nur  0,3  bis  0,8  eines  äbulicben  dickflüssigen  aromatisch  riecheu- 
den  Oeles,  das  kein  Styracin  enthielt.  Beim  Fractioniren  zersetzte 
sich  das  Oel.  Ein  Theil  dieses  Oeles  mit  Kali  und  Kalium- 
permanganat erwärmt,  entwickelte  einen  deutlichen  Benzaldehyd- 
geruch. Nach  dem  Verseifen  mit  Kali  und  Sättigen  mit  Salz- 
säule krystallisirten  nach  dem  Erkalten  weisse  Nadeln  aus,  die 
sich  als  Benzoesäure  erwiesen.  Da  das  wohlriechende  Oel  deut- 
liche Benzaldehydreaction  gab,  weder  Zimtsäure  noch  irgend  ein 
Zimtester  darin  vorhanden  sein  konnte,  so  wäre  es  möglich,  dass 
Spuren  von  Benzylalkohol  oder  Zimtalkohol  in  dem  flüssigen  Ester 
vorhanden  sind,  welche  mit  Kaliumpermanganat  erwärmt,  ebenfalls 
Benzaldehyd  entwickeln.  Die  ölige  Flüssigkeit  besteht  also  aus 
einem  Benzoesäureester,  dessen  Alkohol  aber  nicht  zu  ermitteln 
war.  Das  schon  von  Jannasch  und  Rump  nachgewiesene  Vanillin 
wurde  auch  von  Lüdy  durch  saure  Natriumsulfitlauge  isolirt  und 
durch  Sublimation  zwischen  Uhrgläsern  gereinigt,  und  zwar  ent- 
hielt die  untersuchte  Siambenzoe  l,5^/oo  Vanillin.  Da  ausser  in 
der  Sumatra-  und  Siambenzoe  auch  im  Tolu-  und  Perubalsam 
Vanillin  nachgewiesen  würde,  so  war  zu  vermuthen,  dass  bei 
diesen  Secreten  das  Vanillin  aus  dem  im  Cambialsaft  enthaltenen 
CJoniferin  entsteht,  und  schien  es  von  Interesse  zu  sein,  den  im 
Handel  vorkommenden  Terpentin  ebenfalls  auf  einen  Gehalt  an 
Coniferin  oder  bereits  daraus  entstandenem  Vanillin  zu  prüfen; 
da  Tiemann  und  Haarmann  aus  dem  durch  Abschaben  von  frisch 
gefällten  und  entrindeten  Nadelhölzern  gewonnenen  Cambialsaft 
das  Coniferin  darstellten  und  dieses  Glykosid  durch  Spaltung  und 
Oxydation  leicht  in  Vanillin  überführen  konnten,  so  war  anzu- 
nehmen, dass  auch  in  dem  durch  Verwunden  der  Bäume  aus- 
fliessenden Terpentin  Vanillin  oder  doch  wenigstens  sein  vermuth- 
liches  Äusgangsproduct,  das  Coniferin,  enthalten  sei.  Da  jedoch 
alle  Versuche  negativ  verliefen,  d.  h.  weder  in  Terebinthina 
veneta  noch  in  Terebinthina  communis  Vanillin  oder  Coni- 
ferin nachzuweisen  war,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  das  in  den 
verschiedenen  oben  angeführten  Drogen  sich  vorfindende  Vanillin  nicht 
aus  dem  Cambialsaft  der  Bäume  sich  bildet,  sondern  anderswoher 
stammen  muss.  —  Das  Harz,  welches  weitaus  den  grössten  Theil 
der  Siambenzoe  ausmacht,  ist  analog  dem  „Harz^^  der  Sumatrabenzoe 
ein  Elster,  nur  ist  es  hier  nicht  wie  dort  ein  Zimtsäureester,  sondern 
ein  Benzoesäureester,  und  zwar  ein  Gemisch  von  viel  Benzoe- 
säureresinotannolester  mit  wenig  Benzoesäurebenzoresinolester.  Der 
eine  Alkohol,  das  weisse  Benzoresinol,  stimmt  auf  die  Formel 
C^eHseOs  und  stimmen  sämmtliche  Eigenschaften,  sowohl  Löslich- 
keitsvcrhältnisse,  Farbenreactionen  mit  concentrirter  H2SO4,  als 
auch  das  Absorptionsspectrum  vollständig  mit  dem  Benzoresinol 
der  Sumatrabenzoe  überein.  Es  gelang  Lüdy,  dasselbe  aus  Aceton 
in  langen  zu  Büscheln  vereinigten  Prismen  krystallisirt  zu  erhalten, 
was   nachträglich   auch  mit  dem  aus  der  Sumatrabenzoe  isolirten 


190  Styraceae. 

Benzoresinol,  grosser  Winterkälte  ausgesetzt,  gelang.  Der  andere 
Alkohol,  das  Siaresinotannol,  ist  ein  amorphes  braunes  Pulver, 
dessen  Löslichkeitsverhältnisse  mit  denjenigen  deä  Resinotannols 
Analog  sind;  es  giebt  Gerbstofifreaction,  ebenso  verhält  es  sich 
Ahnlich  gegen  concentrirte  Schwefelsaure.  Einzig  das  Absorptions- 
«pectrum  zeigt  eine  ganz  kleine  Abweichung  von  demjenigen  des 
Aesinotannols  der  Sumatrabenzoe  und  dififerirt  auch  bei  der  Ver- 
ibrennung  der  Kohlenstoffgehalt  um  2  Vo.  Aus  9  Analysen  mit 
Material,  welches  nach  zwei  verschiedenen  Methoden  gereinigt 
worden  war,  berechnete  Verf.  die  Formel  auf  CisHiiOi.  Behufs 
Bestimmung  der  aus  dem  Harzester  (Gemisch  von  Benzoesäure- 
benzoresinolester  und  Benzoesäuresiaresinotannolester)  resultiren- 
den  Benzoesäure  machte  Lüdv  eine  quantitative  Verseifung  und 
iand,  dass  das  „Harz^S  welches  den  weitaus  grössten  Theil  der 
Siambenzoe  bildet,  besteht  aus  38,2  <^/o  Benzoesäure,  5,1  Vo  Benzo- 
jresinol,  56,7  %  Siaresinotannol.  Ausser  der  als  Ester  gebundenen 
Benzoesäure  enthält  die  Siambenzoe  auch  noch  freie  Benzoesäure. 
Die  Siaresinotannolkalium-Verbindung  stimmt  auf  die  Formel 
OitHisOsK  +  Hfü,  die  Acetyl-Siaresinotannolverbindung,  welche 
durch  Erhitzen  des  Siaresinotannols  mit  Essigsäureanhydrid  im 
geschlossenen  Rohr  dargestellt  wurde,  auf  CisHisOs  .GHs .  CO, 
Also  eine  Monoacetylverbindung;  sie  ist  hellgelb  gefärbt  und  löste 
«ich  abweichend  von  Siaresinotannol  nur  noch  spurenweise  in 
Aethylalkohol,  leicht  dagegen  in  Chloroform,  Benzol  und  Toluol. 
«Concentrirte  Salpetersäure  fuhrt  das  Siaresinotannol  in  Pikrin- 
säure, verdünnte  Salpetersäure  in  einen  phlobaphenähnlichen 
Körper  über,  analog  wie  bei  dem  Resinotannol. 

Einen  Beitraq  zur  Kenntnis  der  Benzoeharze  lieferte  auch 
Joseph  Salkind  1).  Derselbe  hat  unter  Anwendung  möglichst 
indifferenter  Lösungsmittel  eine  Isolirung  der  einzelnen  in  der 
Benzoe  vorkommenden  Stoffe  versucht  und  ist  zu  folgenden  Re- 
sultaten gelangt:  1.  die  in  der  Sumatra-Benzoe  vorkommende 
Benzoesäure  kommt  frei  vor,  dagegen  die  Zimtsäure  als  Ester  des 
Benzoresinols  (ds  Ht<  Os)  und  Resinotannols  (Cis  Hso  Oi)-  Das 
Styrol  kommt  frei,  jedoch  in  sehr  kleinen  Mengen  vor.  Die  Haupt- 
masse der  Sumatra-Benzoe  bilden  die  Ester  des  Benzoresinols  und 
Resinotannols,  letztere  vorwiegend.  In  Aether  und  Alkohol  ist 
die  Sumatra-Benzoe  vollkommen  löslich;  an  Petroläther  und 
Petrolbenzin  giebt  sie  wenig  ab;  in  Benzol  ist  sio  nur  unvoll- 
kommen löslich.  Das  VanilUn  kommt  frei  in  der  Sumatra-Benzoe 
vor,  jedoch  ist  die  Menge  desselben  geringer  als  1  o/o.  2.  die 
Siam-Benzoe  wird  spärlich  von  Petroläther  und  Petrolbenzin 
Aufgenommen;  Benzol  löst  reichliche  Mengen  derselben,  Alkohol 
und  Aether  lösen  vollkommen.  Die  Benzoesäure  kommt  zum 
grössten  Theil  als  Ester  an  Benzoresinol  und  Resinotannol  ge- 
bunden, zum  kleinsten  Theil  auch  frei  vor.  Die  genannten  Ester 
bilden    die  Hauptmasse    der   Siambenzoe,    wobei   wiederum    der 

1)  Mflgiiter-Dissertation  Dorpat  1893. 


Styraceae.  191 

Benzoesänre-Resinotaniiolester  vorwiegt  Das  Vanillin  kommt  in 
dem  Harze  frei  vor;  der  Gehalt  an  demselben  kann  ungeföhr  auf 
1,5  ^/o  berechnet  werden.  Benzoesäure-Benzyläther  ist  nicht  vor- 
gefunden  worden. 

Im  Anschluss  an  obige  Arbeiten  veröffentlicht  Fr.  L ü d y  ^) 
Mittheilungen    über   verschiedene  Handelesorten   der  Benzoe  und 
deren  Verwerihung.    Ausser  freier  Benzoesäure  und  Spuren  freier 
Zimtsäure  enthält  die  Samatrabenzoe  etwa  1  o/o  Zimtsäurephenyl- 
propylester  und   2 — 3  o/^   Zimtsäurezimtester,    femer  das  reine 
Sumatrabenzoeharz  (Benzoresin)  aus  7,4  ^/o  Zimtsäurebenzoresinol- 
ester  und  92,6  Vo  Zimtsäureresinotannolester  bestehend.    Bei  dem 
hohen  Preise  der  Zimtsäure   ist  es  nach  Lüdy's  Ansicht  lohnend, 
die  Sumatrabenzoe  auf  Zimtsäure  zu  verarbeiten,  um  so  mehr  als 
dabei  noch  werthvoUe  Nebenproducte  (Benzoesäure,   Vanillin  und 
Pikrinsäure)    gewonnen  werden   können.    Als  im  Grossen  einzu- 
schlagenden Gang  giebt  Liidy  folgenden  an:   Die  Sumatrabenzoe 
wird  in  verdünnter  Natronlauge  gelöst,   von  den  holzigen  Verun- 
reinigungen abfiltrirt  und  dann   die  dunkelgefärbte  Lauge  direct 
verseift,  sei  es  durch  Kochen  mit  Aetznatron  oder  durch  Einleiten 
von  gespannten  Dämpfen.    Nach  der  Verseifung  würde  mit  einer 
Mineralsäure  nentralisirt  werden,   wobei  das  braune  „Harz'%   zur 
Hauptsache  aus  Resinotannol  bestehend,  neben  einem  Gemisch  von 
Zimt-  und  Benzoesäure  ausfallen  würde.    Durch  Kochen  könnten 
die  beiden  Säuren  leicht  in  Lösung  gebracht  und,   hciss  filtrirt, 
von  dem  „Harz^^  geschieden  werden.    Das  verseifte  Harz  darf  die 
Bittermandelölreaction  nicht  mehr  geben,  da  sonst  noch  unzersetzte 
Zimtsäure  vorhanden  ist.    Aus  dem  erkalteten  Filtrat  krystallisiren 
die  Zimt-  und  Benzoesäure  leicht  aus;   die    davon  abtiltrirte 
Lauge  würde  mit  Aether  geschüttelt  werden,  um  die  letzten  An- 
theile    von   Zimt-    und  Benzoesäure    nebst    dem    darin    gelösten 
Vanillin   aufzunehmen.     Das   letztere  könnte  mit  saurer  Sulfit- 
laage  leicht  rein  dargestellt  werden.    Um  die  Zimt-  und  Benzoe- 
säure zu  trennen,  müsste  man  es  durch  fractionirte  Krystallisation 
▼ersuchen,   oder  noch  besser  das  Säuregemisch   in  Alkohol  lösen, 
Salzeäur^as  einleiten  und  sie  in  ihre  Aothylester  überführen,  die 
leicht  durch  fractionirte  Destillation  von  einander  getrennt  werden 
Jcönnten.    Durch  Behandeln  des  zurückbleibenden   „Harzes*',    das 
>za  93  0/^  aus  Resinotannol  besteht,  mit  concentrirter  warmer  Sal- 
petersäure   kann    dasselbe    glatt    in    Pikrinsäure    übergeführt 
werden.    Die  Ausbeute  beträgt  ungefähr  20  %  Zimtsäure,    einige 
Procente  Benzoesäure  und  0,1  Vo  Vanillin.  —  Um  Benzoesäure 
auf   nassem    Wege    aus  Siambenzoe   darzustellen,    wird 
allgemein  vorgeschrieben,  die  gepulverte  Benzoe  in  Kalkmilch  zu 
kochen   etc.      Nach   Lüdy's   Beobachtung   erhält   man   auf  diese 
Weise  nur  eine  geringe  Ausbeute,  weil  sich  das  Harz  durch  das 
Kochen  theilweise  zu  Klumpen  zusammenballt,  deren  Inneres  durch 
den  Kalk   nicht   verseift   werden  kann.    Bedeutend  bessere  Aus- 


1)  Arch.  d.  Pharm.  1898,  600. 


.^    I 


192  Tiliaceae.    Tropaeolaceae. 

beate  erhält  man  durch  Verseifen  der  Beazoe  mit  Natronlauge. 
In  nicht  zu  concentrirter  Natronlauge  löst  sich  die  Benzoe  auf, 
hierauf  wird  einige  Stunden  damit  gekocht  und  schliesslich  mit 
Salzsäure  übersättigt.  Das  sich  ausscheidende  Harz  kann  leicht 
durch  Filtriren  der  siedend  heissen  Flüssigkeit  getrennt  werden. 
Aus  dem  erkalteten  Filtrat  krystallisirt  die  Benzoesäure  aus.  Das 
ausgeschiedene  Harz  wird  nochmals  mit  Natronlauge  behandelt  etc. 
Ist  das  Harz  vollständig  verseift,  so  ballt  es  sich  in  der  heissen 
Flüssigkeit  nicht  mehr  zusammen,  sondern  wird  pulverig  spröde. 
Behandelt  man  dieses  Harz  mit  concentrirter  Salpetersäure,  so 
löst  es  sich  und  man  kann  Pikrinsäure  als  Nebenproduct  ge- 
winnen. Als  Vorzug  der  Laugebehandlung  vor  dem  Kalkverfahren 
ist  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Benzoe  nicht  gepulvert  zu  werden 
braucht.  Die  Benzoesäureester  der  Siambenzoe  lassen  sich  viel 
leichter  verseifen  als  die  Zimtsäureester  der  Snmatrabenzoe.  Auf 
diesen  Unterschied  führt  Lüdy  die  bis  jetzt  wenig  übereinstimmen- 
den Säure-  und  Verseifungszahlen  der  Benzoesorten  zurück.  Auch 
für  das  Ammoniakgummi,  dessen  Verseifungszahlen  sehr  bedeutend 
abweichen,  macht  er  die  schwierige  Verseifbarkeit  des  darin  vor- 
kommenden Harzes  verantwortlich.  —  Aus  einem  Muster  Ponang- 
benzoe  gewann  Lüdy  Benzoesäure  mit  einer  sehr  geringen  Menge 
Zimtsäure,  ein  anderes  Muster  gab  viel  Zimtsänre  und  wenig 
Benzoesäure,  und  ein  drittes  Muster  gab  nur  Zimtsäure.  Penang- 
benzoe  ist  nicht  mehr  im  Handel.  Zwei  untersuchte  Muster 
Palembangbenzoe  gaben  nur  Benzoesäure  ohne  eine  Spur  Zimt- 
säure. Lüdy  empfiehlt  daher  die  Palembangbenzoe  angelegentlich 
zur  Darstellung  der  officinellen  Benzoesäure,  um  so  mehr  als 
diese  Droge  einen  sehr  niedrigen  Preis  hat. 

Tiliaceae. 

Nicht  ohne  Interesse  ist  die  von  Maquenne  ^)  ausgeführte 
Untersuchung  des  Honigthaues  der  Ltndenblätter,  weil  dadurch  der 
Nachweis  geliefert  wird,  dass  die  süsse  Substanz  nicht,  wie  die 
ältere  Untersuchung  Boussigault's  angab,  Saccharose,  sondern 
Melezitose  ist  und  das  fragliche  Product  somit  in  eine  Linie  mit 
der  turkestanischen  Manna  gestellt  wird.  Die  Menge  der  Melezitose 
beträgt  40  % ;  daneben  findet  sich  Glykose  uud  eine  durch  Al- 
kohol in  braunen  Flocken  fallbare  gummiartige  Substanz. 

Tropaeolaceae. 

Ueber  die  Localisation  der  wirksamen  Principien  bei  den 
Tropaedaceen  hat  Guignard  ^)  Untersuchungen  angestellt.  Es 
ist  bekannt,  dass  die  Kapuzinerkresse  ein  schwefelhaltiges  ätheri- 
sches Gel  abgiebt,  dessen  Natur  von  Gloetz  und  Hofimann  fest- 
gestellt worden  ist.  Es  fragt  sich  nun,  ob  dieses  ätherische  Gel 
unter    dem  Einflüsse    eines  Ferments   auf  ein  Glykosid   entsteht^ 

1)  Compt.  rend.  T.  GXVII,  127;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  687. 

2)  Compt.  rend.  1898,  CXVII,  No.  18. 


Tropaeolaceae.  193 

wie  bei  den  Coniferen  und  Capparideen,  und  wenn  dem  so  ist, 
ob  diese  beiden  Principien  auf  verschiedene  Zellen  verÜieilt  sind. 
Neuerdings  (s.  Apoth.-Ztg.  1893,  Nr.  50)  will  nun  Spatzier  ge- 
funden haben,  dass  bei  den  Tropaeolaceen  das  Myrosin  nur  im 
Samen  auftrete.  Da  nun  aber  auch  die  übrigen  Theile  von  Tro- 
paeolum  majus  L.  beim  Zerschneiden  ätherisches  Oel  geben,  so 
musste  dieses  also  unter  Abwesenheit  des  Myrosins  entstanden 
sein  und  daher  schon  fertig  gebildet  in  der  Pflanze  vorkommen. 
Den  Untersuchungen  Guignard's  zu  Folge  ist  dem  jedoch  nicht  so 
und  die  Befunde  Spatzier's  beruhen  auf  mangelhafter  Beobachtung. 
Das  Myrosin  findet  sich  nicht  nur  im  Samen,  sondern  in  der 
ganzen  Pflanze  und  kann  aus  jedem  Theile  derselben  gewonnen 
werden.  Zunächst  besitzt  die  Wurzel  im  Rindenparenchym  und 
sekundären  Baste  zahlreiche  Myrosinzellen,  welche  sich  von  den 
benachbarten  Elementen  auch  durdb  die  Beschaifenheit  ihres  In- 
halts unterscheiden.  Im  Stamme  finden  sich  ebenfalls  Myrosin- 
zellen in  grosser  Zahl  in  der  subepidermalen  Schicht,  sie  enthalten 
hier  jedoch  weniger  Myrosin;  femer  giebt  auch  oft  der  Inhalt  von 
gewissen  Parenchymzellen  des  Rindengewebes  sowie  der  Gefäss- 
bündel  Myrosinreaction.  In  den  Zellen  des  Blaitparenehyms  wird 
letztere  häufig  durch  die  in  grosser  Menge  vorhandenen  Eiweiss- 
korper  verdeckt,  so  dass  die  Anordnung  der  auch  hier  reichlidi 
vorhandenen  mvrosinfiihrenden  Zellen  noch  nicht  mit  Sicherheit 
festgestellt  werden  konnte.  In  der  Blüthe  dagegen,  ganz  besonders 
aber  im  Sporn  derselben,  findet  sich  Myrosin  in  den  meisten 
Zellen  der  äusseren  hypodermalen  Schicht.  Oft  sind  auch  Myro- 
sinzellgiuppen  im  Parenchym  des  Sporns  vorhanden,  endlich  sind 
sie  in  der  Ovariumwand  und  selbst  in  den  Integnmenten  des 
Ovulums  zu  finden.  Die  von  Spatzier  beobachteten  sind  zahl- 
reich im  ganzen  Embryo  anzutreffen.  Die  chemische  Bestätigung- 
dieser  Befunde  ist  leicht  auszufuhren.  Zerreibt  man  einige  Gramme 
irgend  eines  Theils  der  Pflanze  mit  Wasser  und  erwärmt  auf  50% 
um  das  gebildete  Oel  zu  verjagen,  ohhe  dass  sich  das  Myrosin 
zerlegt,  und  giebt  man  zu  dem  geruchloseü  Rückstände  Ealium- 
myronat»  so  bildet  sich  als  Beweis  für  die  Anwesenheit  von  Myrosin 
sofort  ätherisches  Oel.  Man  kann  den  Versuch  auch  so  ausführen, 
dass-  man  den  wässerigen  Auszug  der  Pflanzentheile  mit  Alkohol 
behajvdelt,  worauf  sich  ein  Niederschlag  bildet,  welcher  Kalium- 
myronat  in  derselben  Weise  zersetzt  wie  oben.  Auch  hierbei 
kann  ee  sich  ausschliesslich  um  die  Wirkung  des  Myrosins  handeln. 
Den  Beweis  dafür,  dass  das  ätherische  Oel  in  den  übrigen  Pflanzen- 
theilen  ebenso  wenig  wie  im  Samen  ausgebildet  ist,  kann  man 
leidit  erbringen,  indem  man  den  Schwefel  des  Oeles  in  Sulfid- 
uberzuffihren  versucht  und  auf  dieses  mit  Nitroprussidnatrium 
prufL  Zur  Ausführung  des  Versuchs  wurden  die  Pflanzentheile 
unter  absolutem  kochenden  AUcohol  abgeschnitten;  das  Ferment 
wird  dadurch  unwirksam  und  freies  Oel  würde  nach  einiger  Zeit 
der  Einwirkung  des  Alkohols  in  Lösung  gehen.  Es  fand  sich 
jedoch  keine  Spur  von  Oel  in  der  Lösung  vor,  wahrend,  wenn  der 

PlMnBaeeiitinher  Jabnsbariebt  f.  1888.  IS 


194 


Umbelliferae. 


Versuch  anstatt  mit  Alkohol  mit  Wasser  yorgenommen  wurde, 
nach  obiger  Behandlung  mit  Ealiumcarbonat  etc.  sofort  die 
Farbenreaction  eintrat.  Die  Untersuchungen  anderer  Tropaeolum- 
arten  gaben  fast  ganz  dieselben  Resultate,  welche  also  dahin  zu- 
sammengefasst  werden  können,  dass  sämmtliche  Organe  von  Tro- 
paeolum  majus  Myrosin  enthalten  und  zwar  in  Zellen,  welche  von 
den  Ealiummyronat  enthaltenden  verschieden  sind.  Das  ätherische 
Oel  präexistirt  nicht  in  den  Geweben  und  kann  sich  ohne  An- 
wesenheit des  Ferments  nicht  bilden. 

Umbelliferae. 

Cicuia  maculata  L.  Diese  nordamerikanische  Pflanze  besitzt 
die  grösste  Aehnlichkeit  mit  der  bei  uns  vorkommenden  Gicuta 
virosa,  welcher  sie  an  Giftigkeit  nicht  nachsteht  und  in  Folge  der 
Verwechselung  mit  Pastinak  oder  Sellerie  nicht  selten  Vergiftun- 
gen verursacht.  Die  Analyse  einer  im  Juli  gesammelten  Wurzel 
ergab  nach  S.  Blacksmann ^)  folgende  Resultate: 


Lösungsmittel 

Erhaltene  Substanz 

Procente 

Petroleumäther 

äth.  Oel 

o,oe8 

Fett 

0.540 

Wachs 

0,376 

0,984 

Aether 

braunes  Harz 

1,880 

Absoluter  Alkohol 

Harz 

1,996 

Best.  Wasser 

Schleim 

1,00 

Dextrin 

1,50 

Glykose 

8,55 

Extractivstoffe 

2,44 

8,500 

Yerd.  Natronlauge 

Pectin 

1,50 

Extractivstotife 

1,00 

2,50 

Verdünnte  Salzsäure 

Pararabin 

/ 

2,90 

Sied.  Wasser 

Stärke 

6,50 

/ 

Extractivstoffe 

2,50 

8,00 

Chlorwasser 

Lignin 

2,396 

Salpetersäure  und  chlor- 

saures Kalium 

10,264 

Cellulose 

81,436 

Asche 

11,608 

Feuchtigkeit 

9,127 

Verlust 

8,909 

Die  Untersuchung  auf  Alkaloide  und  Glykoside  in  der  ätheri- 
schen und  alkoholischen  Lösung  hatte  keinen  Erfolg.  Ebenso 
konnte  durch  Destillation  der  Droge  mit  Kalkmilch  kein  Alkaloid 
nachgewiesen  werden.  Nur  in  der  im  November  frisch  gesammelten 
Wurzel  fand  der  Verf.  Spuren  eines  Alkaloids,  so  dass  er  zu  der 
Annahme  neigt,  dass  durch  das  Trocknen  der  Wurzel  eine  Zer- 
setzung des  Alkaloids  vor  sich  geht.  Die  Pharm.  Ztg.*)  bemerkt 
noch  zu  Vorstehendem:   Es  ist   uns   nicht  zweifelhaft   dass   die 


1)  Amer.  Jöurn.  of  Pharm.  1893,  4. 


2)  Pharm.  Ztg.  1893,  148. 


Umbelliferae. 


195 


Wurzel  von  Cicnta  maculata,  die  auch  äuBserlich,  namentlich  in 
Bezog  anf  die  Höhlenbildung  im  Innern^  grosse  Analogien  mit 
derjenigen  von  Cicnta  virosa  zeigte  auch  ein  dem  Gicntoxin  ver- 
wandtes oder  damit  identisches  giftiges  Princip  enthält  Wir 
möchten  daher  unseren  amerikanischen  CoUegen  die  Anwendung 
der  Darstellungsmethodon  von  Böhm  für  Gicutoxin  auf  die 
amerikanische  Pflanze  empfehlen. 

Conium  maculatum.  Ueber  den  JJkalotdgehalt  der  Samen 
haben  £.  H.  Farr  und  R.  Wright^)  Untersuchungen  angestellt. 
Nach  der  Britt  Pharmakopoe  von  1867  ist  die  reife  Frucht  von 
Conium  maculatum  officinell,  nach  der  jetzigen  soll  sie  wohl  völlig 
entwickelt,  aber  noch  grün  sein.  Die  Handelswaare  zeigt  sehr 
grosse  Verschiedenheit;  aus  11  verschiedenen  Proben  dargestellte 
Tincturen  zeigten  folgenden  verschiedenen  Gehalt  an  salzsaurem 
Alkalo'id : 

No.  1  1,304  Vo 

No.  2  0,600  % 

No.  3  0,612  Vo 

No.  4  0,568  Vo 

No.  5  0,882  Vo 

No.  6  0,816  7o 

Muster  No.  8  bestand  aus  fein  gepulverter,  jedenfalls  auch 
beim  Trocknen  überhitzter  Waare.  Die  Verfasser  suchten  die 
Frage  zu  lösen,  ob  ein  Reifen  der  Samen  vor  der  Ernte  einen 
Minderwerth  an  Alkalö'id  bedinge.  Sie  sammelten  deshalb  wild- 
gewachsene Früchte  im  August  und  September  1892  und  im  Juli 
1893  und  fanden  vor  allen  Dingen,  dass  die  an  der  äusseren 
Dolde  befindlichen  Früchte  viel  grösser,  als  die  an  der  inneren 
waren.  Die  gesammelten  Muster  repräsentiren  die  Wachsthum- 
Stadien  vom  Abfall  derPetala  bis  zur  völligen  Reife  und  schwanken 
natürlich  sehr  in  Bezug  auf  Grösse  und  Dicke.  Die  Unter- 
suchungen ergaben  für  salzsaures  Alkalo'id  folgende  interessante 
Ziffern. 


No. 

7 

0,800  7p 

No. 

8 

0,096  % 

No. 

9 

0,768  Vo 

No. 

10 

0,800  Vo 

No. 

11 

0,800  Vo 

1892 
frisch    trocken 


1893 
frisch    trocken 


1,088 
1,049 


ÜDreif,  */4  bis  */,  Grösse     ...... 

„        V,  bis  Vi       11  

V«  i>i;  */*    11       

Nahezu  reif,  V4  Grösse 

Reif,  V4  Grösse 

Reif,  aussen  etwas  gelbl.  sich  färbend 

Reif,  grünlich  gelb  bis  gelb 

Reif,  gelb 

Reif,  grau 

Bemerkenswerth  ist  sicherlich  der  jähe  Abfall  des  Alkaloid- 
gehaltes,  sobald  die  Frucht  zu  reifen  beginnt.  Hiermit  erklärt 
sich    auch   der  geringe   Alkaloidgehalt    der    officinellen    Waare. 


0,976 

0,936 


0,475 
0,434 


0,896 
1,049 


3,00 
3,32 
3,36 


1,44 
1,82 


1)  Chemist  and  Draggist  1893,  Vol.  XLIII,  No.  696,  291. 

13* 


196  Umbelliferae. 

Trocknunggyersuche  der  Verfasser  haben  ergeben,  dass  der  Feuch- 
tigkeitsgehalt in  den  frischen  Früchten  60—68  Vo  beträgt  und 
dass  unter  Berücksichtigung  dieses  Verlustes  beim  Trocknen  der 
F^ctus  Gonii  keine  Alkalo'idzersetzung  stattfindet.  Aus  gleicher, 
aber  einestheils  frischer,  anderseits  getrockneter  Droge  bereitete 
Tincturen  zeigten  folgenden  Alkaloidgehalt: 

aas^  frischer         berechnet  für  gefanden  ans 

trockner  Frucht 
3,00 
8,82 


Frucht 

trockne  Frucht 

Unreife  Frucht 

0,896 

2,8 

Nahezu  reife  Frucht 

l,0d9 

8,28 

Frucht  nach  der   britt. 

Pharmakopoe 

1,088 

8,40 

8,86 

Die  aus  solcher  Frucht  bereiteten  Tincturen  unterscheiden 
sich  sehr  von  denen  aus  trockener  Waaro,  erstere  bleiben  klar, 
bilden  kein  Sediment,  letztere  trüben  sich  und  scheiden  Boden- 
sätze aus.  —  Nach  den  Ergebnissen  der  Verfasser  muss  eine  im 
richtigen  Stadium  gesammelte  und  geeignet  getrocknete  Waare 
mindestens  oiiie  Menge  von  zwei  Procent  salzsauren  Alkaloids 
enthalten. 

Euryangium  Sumbul.  Das  Sumbulharz  hat  P.  H.  Utech^) 
eingehender  untersucht  Das  Wurzelpulver  wurde  zuerst  in  Wasser, 
dann  in  Natriumcarbonatlösung  macerirt,  darauf  mit  kaltem 
Wasser  nachgewaachen  und  bei  15^  G.  getrocknet,  durch  welche 
Operationen  die  Droge  42  o/o  ihres  Gewichts  verloren  hatte.  Sie 
wurde  darauf  mit  Alkohol  percolirt,  die  resultirende  Tinctur  mit 
Kalk  geschüttelt  und  filtrirt.  Es  wurde  darauf  zur  Zersetzung 
des  Kalks  etwas  verdünnte  Schwefelsäure  zum  Filtrate  gegeben^ 
letzteres  alsdann  mit  Thierkohle  geschüttelt  und  filtrirt  Der 
Alkohol  wurde  abdestilUrt,  und  der  Rückstand  in  Wasser  gegossen« 
wodurch  ein  weiches,  weissliches,  durchscheinendes  Harz  gefällt 
wurde,  welches  beim  Trocknen  unter  110°  C.  zu  einem  klaren, 
durchscheinenden,  bernsteinfarbenen,  bitteren,  den  aromatischen 
Geruch  der  Wurzel  besitzenden  Producte  wurde.  Die  Ausbeute 
betrug  6,1  <>/o.  Das  Harz  war  löslich  in  Chloroform,  Aether, 
Schwefelkohlenstoff,  Aceton,  Benzol  und  Essigäther,  aber  nur  zum 
Theil  in  Petroläthor  wie  in  36  ^/oiger  iBssigsäure.  Es  war  unlös- 
lidi'in  An^noniumsulfatlosung.  4  g  des  Harzes  verbrennen  auf 
Platin  mit  russender  Flamme  und  hinterlassen  50  Milligramm  Asche. 
Salzsäure  löst  das  Harz  theilweise  mit  violettblauer,  bald  in  braun 
übergehender  Farbe.  Durch  Schwefelsäure  wurde  das  Harz  zu 
einer  dicken,  schwärzlichen  Flüssigkeit  gelöst,  aus  welcher  es  sieb 
in  Wasser  gegossen  wieder  ausschied.  SalpetersILure  wurde  durch 
das  Harz  gelblich  gefärbt»  während  es  dabei  selbst  dunkelrötiilich 
wurde.  Durch  nauchende  Salpetersäure  wurde  das  Harz  unter 
stiiwm9o]ier  Oxy^tion  in  ome  bia^mie,  w^chspuiiij^  in  AUfohol 
lös|ip)iß  3ubstanz  veriv:afide|A;  die  alkoholische  Lösttfl|[  gab  zu 
W^e^  gefiägt  ui^4  filtrirt  eiqe  gelbe  Lösung»  welche  ihrem  allge- 
meinen Verhalten  Reagentien  gegenüber  der  rikrinsäure  entsprach.. 

1)  Amer.  Journ.  of  Pharm.  1693,  465. 


Umbelliferae.  197 

Das  Harz  war  leicht  löslich  in  Kali-  wie  Natroslauge.  Eine  alko- 
holische Lösung  wurde  durch  Eisenchlorid  nicht  angegriffen.  Beim 
Schmelzen  mit  Kaliumhydrat  bildete  sich  eine  bräunliche  Masse, 
welche  zum  Theil  in  Wasser,  zum  anderen  Theile  beim  Erwärmen 
in  Glycerin  löslich  war.  Die  wässerige  Lösung  gab  nach  Ansäuern 
mit  Schwefelsäure,  Schütteln  mit  Aether,  Decanthiren  der  Aether- 
schicht  und  Verdunsten  des  Aethers  einen  Rückstand,  dessen 
wässerige  Lösung  farblos  ist  und  Permanganatlösung  entfärbt 

Peucedanum  Ammoniacum.  Für  die  nächste  Auflage  des 
D.  A.  B.  wird  von  E.  Dieterich  ^)  die  Festsetzung  eines  Mindest- 
gehaltes des  Ammoniakffummis  an  in  Weingeist  löslichen  Be- 
standtheilen  und  eines  nöchstgehaltes  an  Asche  empfohlen.  Der 
Gehalt  an  in  96  o/o  ig.  Alkohol  löslichen  Antheilen  schwankte  von 
40  bis  68  o/o.  Die  Jodzahl  des  Alkohollöslichen  wurde  zu  141,53 
bis  175,64  gefunden,  wenn  ein  solcher  Ueberschuss  Jodlösung  an- 
gewendet worden  war,  dass  zum  Zurücktitriren  30 — 40  cc  Vio- 
Normal  -  Thiosulfatlösung  nöthig  waren.  Die  Jodzahl  des  in 
Chloroform  Löslichen  stimmt  mit  der  des  in  Alkohol  löslichen 
Antheils  fast  vollständig  überein.  An  Aschenrückstand  wurden 
2,21—10,08  o/o  gefunden. 

Peucedanum  galbanifluutn.  Das  augenblicklich  im  Handel  vor- 
kommende Gäfbanum  zeichnet  sich,  wie  Ed.  Hirschsohn >)  mit- 
theilt, durch  seine  weiche,  fast  terpentinartige  Gonsistenz  aus. 
Es  entspricht  damit  einer  Sorte,  welche  früher  als  persische  be- 
schrieben wurde.  Nur  der  Geruch  ist  nicht  terpentinartig,  wie 
der  des  persischen,  sondern  erinnert  an  die  levantische  Waare. 
Concentrirte  Schwefelsäure  löst  das  Gummiharz  mit  gelbbrauner 
Farbe.  Durch  einen  Zusatz  mit  dem  zweifachen  Volumen  Alkohol 
wird  diese  Lösung  nicht  verändert,  durch  Wasser  wird  braunes 
Harz  ausgeschieden.  Die  Schwefelsänrelösnng  des  levantischen 
Galbanums  giebt  mit  Alkohol  eine  intensiv  blauviolett  oder  roth- 
violett gefärbte  Mischung,  Wasser  scheidet  einen  schmutzig  violett 
gefiurbten  Körper  ab.  Mit  der  Salzsäureprobe  erhält  man  gelblich 
gefärbte,  trübe  Mischungen,  während  die  Pharmakopoe  eine  violette 
verlangt.  Handelssorten,  welche  diese  Probe  geben,  sind  über- 
haupt selten  zu  finden.  Petroläther  entzog  dem  üalbanum  30,47  <>/o, 
Aether  43,70  %  Alkohol  0,98  o/o,  Wasser  8,34  Vo;  der  Rückstand 
plus  Feuchtigkeit  betrug  16,51  %.  Aus  dem  Verhalten  des  jetzt 
im  Handel  vorkommenden  Galbanums  gegen  Reagentien  und 
Petroläther  kann  geschlossen  werden,  dass  diese  Waare  von  einer 
anderen  Pflanze  stammt,  als  die  früher  gewöhnlich  in  den  Handel 
gelangten  Sorten.  Nach  dem  Verhalten  gegen  Reagentien  können 
sogar  vier  verschiedene  Sorten  unterschieden  werden  und  es  ist 
wohl  anzunehmen,  dass  dieselben  auch  von  vier  verschiedenen 
Pflanzen  abstammen. 

Wie   bei  Ammoniacum   wird   auch  bei  Oalbanum   für   eine 


1)  Helfenb.  Annal.  1892.        2)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rossland  1898,  858. 


198  Urticaceae.    Valeriaiiaceae. 

nächste  Auflage  des  D.  A.  B.  von  E.  Dieterich^)  die  Forderung 
eines  Mindestgehaltes  an  Alkohollöslichem  und  die  Festsetzung 
eines  Höchstgehaltes  an  Aschenbestand theilen  gewünscht. 
Die  erhaltenen  Zahlen  für  die  in  96%  ig.  Alkohol  löslichen  An- 
theile  schwankten  zwischen  42,68  und  59,73  <^/o,  der  Aschengehalt 
von  3  bis  31,31  % 

Peucedanum  Scorodostna.  Die  Schreibweise  Asa  oder  Aasa 
foetida  hat  Planchen*)  zum  Gegenstande  eines  längeren  Artikels 
gemacht;  derselbe  ist  zu  dem  Resultat  gelangt,  dass  man  Asa 
und  nicht  Assa  zu  schreiben  habe. 

In  Asa  foetida  wurden  von  Th.  Waage  >)  neben  oft  zahl- 
reichen Pflanzentrümmern  einmal  fremde  Harzstückchen  beobachtet, 
welche,  ursprünglich  wohl  zugesetzt  um  den  dünnen  Gummiharz- 
saft consistenter  zu  machen  und  das  Gewicht  zu  erhöhen,  über- 
dies auch  den  im  Arzneibuche  auf  6  Vo  herabgesetzten  Aschen- 
gehalt in  erwünschtester  Weise  erniedrigten  und  die  Löslichkeit 
in  siedendem  Alkohol  erhöhten. 

Urticaceae. 

Humulue  Lupulus,  Die  Bestandtheile  des  Hopfens  haben 
Briant  und  Meacham^)  untersucht.  Die  Wirksamkeit  des 
Hopfens  als  Conservirungsmittel  wird  durch  3  Harze  bedingt:  Das 
a-HarZy  fällbar  durch  Bleiacetat,  /?-Harz,  nicht  fällbar  durch  Blei- 
acetat,  d-Harz,  löslich  in  Petroleumäther.  Einen  bestimmten 
antiseptischen  Einfluss  besonders  auf  die  Milchsäuregährung  be- 
sitzt das  a-Harz,  es  ist  wirkungslos  auf  das  Essigsäureferment 
und  Sarcina  (Pediococcus  cerevisiae).  Sämmtliche  Harze  sind 
bitter,  das  d-Uarz  etwas  weniger  als  die  anderen.  —  Das  Tannin 
des  Hopfens  besteht  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  einem  Gemenge 
verschiedener  Tannine,  die  aber  mit  der  conservirenden  Kraft 
nicht  proportional  sind.  —  In  dem  Hopfenöl  ist  gefunden  worden : 
ein  terpenartiger  Körper,  ein  Kohlenwasserstoff,  Cholin,  Valerian- 
säureanhydrid,  welches  sich  leicht  zu  Valeriansäure  ozydirt  und 
altem  Hopfen  einen  käseartigen  Geruch  verleiht.  Von  stickstoff- 
haltigen Substanzen  ist  Asparagin  nachgewiesen  worden.  Zucker 
und  Diastase  sind  ebenfalls  vorhanden. 

Valerianaceae. 

Mexikanischer  Baldrian  ist  von  M' Laug hlin^)  einer  Analyse 
unterzogen  worden.  Hiemach  scheint  die  eigenthümliche,  3—6 
Fuss  hohe  mexikanische  Varietät  mit  weissen  oder  etwas  röth- 
liohen  Blüthen,  welche  in  Wäldern  und  feuchten  Plätzen  des  öst- 
lichen Mexiko  sehr  häufig  ist,  mindestens  4  Mal  mehr  ätherisches 
Oel  zu  liefern  als  die  ölreichste  europäische  Pflanze.    Der  Ertrag 


1)  Helfenb.  Annal.  1892.  2)  Joum.  de  Pharm,   et  de  Chimie 

169S,  Ko.  8,  401.  8)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  158.  4)  Pharm. 

Joum.  and  Transact.  1698,  No.  1197,  988.  5)  Amer.  Joum.  of  Pharm. 

1898,  829;  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  668. 


VitÄCeae.  199 

war  3,33  o/o,  während  Radix  Yalerianae  in  Europa  nur  0,4—0,8  o/o 
giebt.  M'Langhlin  erhielt  ausserdem  deutliche  Mengen  eines 
kiystallisirenden  Glykosids,  das  übrigens  auch  im  europäischen 
Bfudrian,  jedoch  in  weit  geringerer  Menge,  vorhanden  war.  Im 
mexikanischen  Handel  findet  sich  die  Baldrianwurzel  in  runden 
Scheiben  von  ^jt—l  Zoll  Durchmesser  oder  in  voluminösen,  aussen 
grauen,  innen  gelben  Knollen  von  unangenehmem  Gerüche  und 
bitterem  Geschmacke.  Neben  den  3,33  %  Oel  constatirte 
M'Laughlin  noch  4,30  Vo  Weichharz  und  0,91  Baldriansäure. 

Vitaceae. 
Vüü  sesailifiora  Baker.  In  ihrer  Heimath,  S.  Paolo,  bildet 
die  Pflanze  ein  Klettergewächs;  wo  dieselbe  keinen  Strauch  zum 
Klettern  findet,  schlängelt  sie  sich  am  Boden  fort.  Sie  blüht  im 
Februar  und  März.  Die  Blüthen  sind  purpurroth.  Die  Frucht 
besteht  aus  einer  länglich  ovalen,  schwarzblauen,  herb  säuerlich 
süss  schmeckenden  Beere  von  der  Grösse  einer  kleinen  Bohne. 
Die  Pflanze  besitzt  einen  knolligen  Wurzelstock.  Die  Knollen 
sind  unregelmässig  länglich  rund,  mit  zwei  bis  drei  kurzen,  dünnen, 
fingerförmigen  Auswüchsen  und  zahlreichen  bandförmigen  Wurzel- 
Casern.  Die  Oberhaut  der  6 — 9  cm  langen,  3—3^2  cm  breiten 
Knollen  ist  sehr  dünn,  leicht  ablösbar  und  rothbraun.  Das 
Wurzelmark  ist  fleischig,  aussen  halbviolettroth,  glänzend,  im 
Durchschnitt  gelblich  weiss,  schleimig,  geruchlos,  von  mildem, 
schleimigem  Geschmack.  Durch  Kochen  wird  das  Mark  fester 
und  fade  süsslich  schmeckend,  100  g  frische  Knollenscheiben  ver- 
lieren beim  Trocknen  66,25  g  Feuchtigkeit  und  geben  1,87  g  Asche. 
Frische  gestossene  Knollen,  mit  der  20  fachen  Menge  Wasser  an- 
gestossen,  geben  ein  dickflüssiges,  schleimiges  Gemisch,  welches 
gekocht  und  erkaltet  sich  in  eine  gallertartige  fast  transparente 
Masse  verwandelt,  in  welcher  nur  Spuren  von  Gellulose  bemerkbar 
waren.  Die  von  Th.  Peckolt^)  ausfuhrlich  beschriebene  Analyse 
ergab  folgende  Resultate :  In  1000  g  frischer  Knollen  waren  vor- 
handen: Wasser  662,500,  Cumarin  0,333,  Stärkemehl  68,850, 
Glykose  5,333,  Proteinstoffe  8,338,  wachsartige  Substanz  0,415, 
Fettsäure  1,146,  Weichharz  0,418,  Harz  2,080,  Harzsäure  5,320, 
rother  Farbstoff  2,536,  Gerbsäure  0,600,  Salicylsäure  (?)  0,016, 
Arabin  157,500,  Extract  etc.  32,680,  Gellulose  20,166,  Asche 
18,750.  Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dass  die  Knollen  nicht 
allein  zu  therapeutischen,  sondern  auch  zu  industriellen  Zwecken 
verwerthet  werden  könnten.  Vom  Volke  werden  nur  die  Blätter 
dieser  Vitisart  unter  dem  Namen  „InfalliveP^  als  Antidot  bei 
Schlangenbiss  verwendet  Da  dieselben  jedoch  mit  Zuckerbrannt- 
wein angestossen  werden,  so  wird  wahrscheinlich  der  Alkohol  die 
günstige  Wirkung  ausüben.  Innerlich  wird  dasDecoct  der  Blätter 
bei  Blasenaffection,  ferner  auch  zu  Bädern  bei  rheumatischen 
Leiden  und  als  Waschung  bei  Augenentzündung,  als  Cataplasm  a 
bei  Furunkeln  etc.  verwendet. 

1)  Zeitsobr.  d.  allg^.  österr.  Apoth.-yer.  1893,  829. 


200  Xanthoxylaceae.    Ziogiberaceae. 

Xanthoxylaceae. 

Babelaisia  phäippinensis  ist  nach  Beobachtungen,  welche  A. 
Loher^)  an  Ort  und  Stelle  anstellen  konnte,  die  l^mmpfianze 
des  philippinischen  Pfeüaiftes  (der  Negritos).  Diese  bereiten  das 
Gift,  indem  sie  die  Rinae,  namentlich  den  Bast,  zerkleinern^  mit 
Wasser  auskochen^  dann  auspressen  und  die  erhaltene  Flüssigkeit 
zur  Extractdicke  eindampfen.  Der  Betreffende  darf  ja  keine 
Wunde  an  den  Händen  haben.  Mit  dem  so  erhaltenen  Extracte 
bestreichen  sie  bei  den  bolzenförmigen  Pfeilen  die  Spitze  selbst, 
bei  denen  mit  pfeilformiger  Spitze  die  Stelle  unterhalb  derselben, 
woran  ausserdem  noch  mit  Widerhaken  versehene  Ranken  von 
Galamusarten  festgemacht  sind. 

Zingiberaceae. 

Ueber  die  Tanninzellen  der  Zvigiberaceen  hat  J.  Barthelat*) 
eine  mikroskopische  Studie  yeröffentlicht.  In  dem  Zellgewebe  der 
Zingiberaceen  finden  sich  zwei  bestimmte  Typen  von  Zellen, 
welche  Tannin  absondern.  In  einer  Anzahl  von  Arten  (Alpinia 
galanga,  Hodychium  gardnerianum)  sind  dieselben  nicht  besonders 
localisirt,  sondern  einfache  parenchymatische  Zellen.  In  dem 
Rhizom  von  Zingiber  officinale  dagegen  findet  man  3 — 4  Tannin- 
Zellen  in  der  Nähe  eines  jeden  grossen  Gefässes.  Im  Stamme 
sind  dieselben  breiter,  aber  näher  an  die  Gefassbiindel  heran- 
gerückt. In  den  Blättern  sind  diese  Tanninzellen  selten  vor- 
banden, dagegen  in  den  Wurzeln  sehr  zahlreich  ausschliesslich  im 
Rindenparenchym  in  der  Nähe  der  Endodermis  und  von  den  um- 
gebenden Elementen  kaum  verschieden.  In  einigen  Arten  kommen 
beide  Typen  vor  (Alpinia  calcarata),  während  andere  (Gurcnma) 
überhaupt  keine  Tanninzellen  aufweisen. 

Elettaria  Cardamomum.  Als  officinelle  Gardamomen 
sind  unbedingt  ungebleichte,  kleine,  runde,  d.  h.  Malabar-C.  zu 
betrachten.  Die  auf  Geylon  gebauten  Varietäten  dieser  Art  haben 
etwas  gestrecktere  Form  und  sind  nicht  so  geschätzt.  Die  ge- 
bleichten Sorten,  namentlich  gebleichte  Geylon-  und  Mangalore-G. 
besitzen  in  frisch  geöffneten  Kisten  einen  höchst  unangenehmen 
Geruch,  der  erst  allmählich  wieder  dem  Gardamomen-Arom  weicht. 
Th.  Waage  >)  hält  dieselben  für  unzulässig  in  den  Apotheken. 
Im  Gegensatze  zu  den  erwähnten  Geylon-u.,  welche  auch  als 
Geylon-Malabar-G.  bezeichnet  werden,  hat  man  die  früher  als 
lange  Geylon-G.  bezeichneten  Früchte  von  Elettaria  major  „wilde^^ 
genannt. 

Zingiber  officinale.  Ueber  die  CuUur  des  Ingwers  auf  den 
Fidjiinseln  ertheilt  das  Aprilheft  von  Gardener's  Ghronicle  *)  einige 
Notizen.  Danach  scheint  dieselbe  auf  gutem,  nicht  zu  trockenem 
Boden  vorzüglich  fortzukommen.    Schwierigkeiten  bereitet  nur  die 


1)  Apoth.-Ztg.  1898,  846.  2)  L'Union  pharm.  84,  352. 

3)  6er.  d.  pharm.  Ges.  1898,  153.         4)  durch  Pharn^.  Ztg.  1892,  410. 


Arzneiscbatz  des  Thierreichs.  201 

Darstellung  einer  im  Handel  gut  zu  verwerthenden  Waare.  Man 
wird  dabei  wohl,  da  es  sich  besonders  um  den  Absatz  in  England 
handelt,  das  Verfahren,  das  in  Jamaica  üblich  ist,  ins  Auge  fiassen 
müssen  (s.  hieräber  Jahresber.  1892,  210).  Der  Ingwer  darf  nicht 
Ton  zu  dunkler  Farbe  sein,  eine  gestreifte  und  faserige  Oberfläche 
haben,  leicht  brechen,  einen  kurzen,  mehlartigen  Bruch,  bei  dem 
zahlreiche  borstenartige  Fasern  hervortreten,  besitzen.  Das 
Bleichen  mit  Schwefeldämpfen  oder  Chlorkalk  und  das  Bedecken 
mit  Gips  oder  Galcinmcarbonat  sind  Processe,  die  erst  in  zweiter 
Hand  mit  dem  natürlichen  Ingwer  Torgenommen  werden. 


C.    Arsneischatz  des  Thierreichs. 

Blatta  Orientalis.  Die  getrockneten  und  gepulverten  Insecten 
werden  in  Russland  auch  heute  noch  als  Diureticum  bei  Hydrops, 
Morbus  Brightii  entweder  als  Pulver  oder  Decoct,  wohl  auch  als 
Tinctur  gegeben,  lieber  den  wirksamen  Bestandtheil  steht  bis 
jetzt  noch  nichts  fest.  Man  hat  wiederholt  ihre  diuretischen 
Eigenschaften  auf  einen  Gehalt  an  Gantharidin  oder  einer  ähnlich 
wirkenden,  die  Nieren  direct  reizenden  Verbindung  zurückführen 
wollen,  allein  es  ist  auch  Aug.  Schneegans ^)  nicht  gelungen, 
einen  etwaigen  Cantharidingehalt  festzustellen.  Auch  weitere, 
zum  Zwecke  der  Isolirung  eines  wirksamen  Principes  ausgeführte 
Versuche  führten  zu  einem  negativen  Resultat.  Der  Aschengehalt 
betrug  6,5  Vo>  der  Gehalt  an  halbfliissigem  Fett  17  %,  Dasselbe 
scheidet  beim  Stehenlassen  krystallinische  Massen  ab  und  löst 
sich  auffallend  reichlich  in  Weingeist. 

Castoreum.  Die  Verfälschung  des  Bibergeils  ist,  weil  lohnend, 
noch  immer  an  der  Tagesordnung.  Es  wurden  von  Th.  Waage') 
mit  Blut,  Sand,  Sägespänen,  Harz  und  selbst  mit  einer  Bibertatze 
gefüllte  Beutel  vorgezeigt,  ein  weiterer  war  nur  ein  Harzklumpen, 
in  der  Form  roh  den  Bibergeilbeuteln  nachgebildet.  Beim  Auf* 
schneiden  sind  alle  derartigen  Fälschungen  leicht  erkennbar. 

CocheniUe-lndustrie  in  Onatetnala.  Die  W^artung  der  Blatt- 
schildläuso  erfordert  die  grösste  Sorgfalt  und  kann  in  dieser  Be- 
ziehung mit  der  Züchtung  der  Seidenraupe  wohl  verglichen  werden. 
Zu  Beginn  der  Regenperiode  werden  die  Gactuszweige,  welche  mit 
den  Thieren  besetzt  sind,  abgeschnitten  und  in  besondere  Häuser 
gebracht.  Erst  zum  Schluss  der  heissen  Jahreszeit  werden  die 
Insecten  wieder  in  die  Pflanzungen  gebracht,  nachdem  ihnen  dort 
von  Holzfasern  an  den  Spitzen  der  Dornen  Kester  hergerichtet 
hat.  In  jedes  Nest  kommen  etwa  12  weibliche  Thiere,  welche 
sofort  das  Eierlegen  beginnen  —  ein  Insect  etwa  1000  Stück  — 


1)  Joam.  der  Pharmacie  von  Elsass-Lothringen  Jan.  1893,  1. 

2)  Ber.  d.  pharm.  Qes.  1898,  158. 


202  Arzneischatz  des  Thierreichs. 

und  alsdann  unförmlich  anschwellen.  In  diesem  Zustande  werden 
sie  abgenommen  und  getödtet.  Nur  die  weiblichen  Insecten, 
welche  sich  von  den  männlichen  durch  das  Fehlen  der  Flügel 
unterscheiden,  sind  für  die  Cochenille  brauchbar.  Die  erste  Ernt0 
findet  Mitte  December  statt;  allmählich  kommen  weitere  Genera- 
tionen zur  Reife,  welche  nach  einander  geerntet  werden.  Das 
letzte  Einsammeln  findet  im  Mai  statt.  Geschieht  das  Abtödten 
der  Thiere  in  heissem  Wasser,  so  nehmen  dieselben  eine  roth- 
braune Farbe  an,  da  das  grauweisse  Pulver,  mit  welchem  der 
Körper  bestäubt  i§t,  verloren  geht.  Es  ist  dies  die  „foxy-coehineal** 
des  Handels.  Bei  dem  Tödten  in  Backöfen  bleibt  die  ursprüng- 
liche Farbe  erhalten  —  silver  grains  —  und  bei  dem  Tödten  auf 
heissen  Eisenplatten  werden  die  Thiere  schwarz  —  black  grains  — . 
Nicht  selten  werden  die  ganzen  Gulturen  durch  Krankheiten, 
welche  unter  den  Thieren  ausbrechen,  zerstört,  so  dass  Alles  von 
Grund  auf  erneuert  werden  muss.  —  Ein  auf  wildwachsenden 
Cactus-Arten  vorkommendes  Insect,  sylvestre  genannt,  soll  der 
Droge  häufig  hinzugemischt  werden  ^). 

Nach  Teyxeira*)  soll  im  Handel  gefälschte  Cochenille  exi- 
stiren,  welche  hergestellt  wird,  indem  man  bereits  ausgezogenes 
Cochenillepulver  mit  Rosanilin  versetzt,  zu  Körnern  formt  und 
mit  Kalk  bestreut.  Die  Körner  sollen  leicht  zu  unterscheiden 
sein,  da  sie  eine  unregelmässige  Form  haben,  in  Wasser  unter- 
sinken und  sich  darin  zu  einem  Brei  lösen. 

CoccuB  Lacca.  Die  chemischen  Verhältnisse  des  Oummüacks 
behandelt  eine  neue  Studie  von  Albert  Gascard').  Man  kann 
das  Gummi  Laccae  durch  95  %ig.  Alkohol  in  drei  Theile  zerlegen. 
Die  in  dem  Lösungsmittel  unlösliche  Parthie  besteht  aus  Trümmern 
von  Insecten,  mehreren  noch  nicht  genau  bestimmten  sticksto£F- 
haltigen  Substanzen  und  einer  in  sehr  geringer  Menge  vorhandenen 
wachsartigen  Substanz,  die  bei  12°  schmilzt,  und  in  heissem 
Benzin  gelöst,  beim  Erkalten  aus  der  Lösung  krystallisirt.  Der 
in  der  Kälte  zur  Lösung  gelangende  Antheil,  der  dem  Gummilack 
seine  harzige  Beschaffenheit  giebt,  erscheint  hauptsächlich  als  ein 
Gemenge  verschiedener  Fettsäuron,  enthält  aber  auch  Stickstoff, 
da  er  beim  Erhitzen  mit  Kalk  Ammoniak  entwickelt.  Endlich  löst 
sich  in  kochendem  Weingeist  noch  ein  beim  Erkalten  in  Nadeln 
krystallisirendes  Wachs.  Dieses  ist  verschieden  von  dem  vorher- 
genannten, bei  32°  schmelzenden  Körper,  der  nach  Gascard's 
neuesten  Forschungen  Melissylsäure-Myricyläther  ist,  während  das 
in  heissem  Alkohol  lösliche  Wachs  ein  Gemenge  verschiedener 
Mvricyläther  ist,  welche  mehr  als  50  %  freie  Myricylsäure  ein- 
schliessen  und  denen  ausserdem  eine  kleine  Quantität  von  freiem 
oder  gebundenem  Cerylalkohol  beigemengt  ist.  Fast  die  Hälfte 
der  Säuren,  welche  mit  dem  Myricylalkohol  Ester  bilden,  sind 
Melissinsäure,  Ole'in-  und  Palmitinsäure. 

1)  The  Pharm.  Era  1893,   Vol.  9,   No.  5,   227.  2)  darch  Pharm. 

Ztg.  1898,  606.  S)  Joom.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1893,  I.  866;   durch 

Pharm.  Ztg.  1893,  413. 


Arzneiscbatz  des  Thierreichs.  203 

Aas  Algier  weist  Rafael  Dubois^)  auf  die  Möglichkeit,  das 
Oel  der  Eier  der  Wanderheuschrecke  (Acridium  peregrinum) 
medidnisch  oder  ökonomisch  zu  verwenden,  hin,  um  damit  die 
Gelegenheit  der  Zerstörung  des  so  überaus  schädlichen  Insectes 
za  bieten.  Die  Heuschreckeneier  haben  eine  dünne,  brüchige 
Schale  und  einen  in  jeder  Beziehung  an  das  Hühnereigelb  er- 
innernden Dotter,  der  beim  Pressen  in  Gestalt  einer  dicken, 
honiggelben,  viskosen  Flüssigkeit  austritt.  Mit  Aetherweingeist 
erhält  man  eine  schöne,  goldgelbe  Flüssigkeit,  die  dem  Eieröl 
ausserordentlich  nahe  steht.  Das  frische  Oleum  ovorum  Acridii 
bat  einen  leichten  Krautgeruch  und  einen  etwas  scharfen  Ge- 
schmack; dieser  nimmt  zu,  wenn  das  Oel  älter  und  ranzig  wird. 
Es  wird  bei  +2*^  butterartig  und  verbrennt  mit  heller,  bläulicher 
Flamme.  Mit  Natronlauge  wird  es  rasch  verseift.  Concentrirte 
Schwefelsäure  färbt  es  rothbraun,  später  schwarz;  Kalium- 
permaoganat  olivenfarbig,  ebenso  Chromsäure;  Jodjodkaliumlösung 
donkeliothbraun.  Es  enthält  viel  Phosphor  (1,92  %  Phosphor- 
säureanhydrid), dagegen  keinen  Schwefel.  1  kg  frischer  Heu- 
schreckeneier giebt  40^00  g  Oel.  Das  Product  könnte  in  grosser 
Menge  erhalten  werden,  da  die  einsammelnden  Eingeborenen  in 
einem  Tage  ganze  Fässer  voll  davon  erhalten. 

Das  Pfeügift  der, Apaehen  wird,  wie  L.  B.  Hawks*)  be- 
richtet, aus  den  Köpfen  der  Klapperschlange  und  aus  giftigen 
Ameisen  bereitet.  Die  giftigen  Substanzen  werden  mit  heissem 
Wasser  extrahirt  und  zu  einer  dicklichen  Flüssigkeit  eingedampft 
Das  Gift  soll  bei  Erwachsenen  in  20  Minuten  tödtlich  wirken. 


1)  Compt  rend.  T.  GXYI,  1898. 

2)  The  British  and  Colonial  Droggist  1898,  616. 


IL  Pharmacentische  Chemie. 


A.   Allgemeiner  Theil« 

Ueber  das  Stadium  der  Pharmacie  auf  deutschen  Hoch8chul4n; 
Vortrag,  gehalten  gel^entlich  der  22.  HauptYersammlang  des 
Dentschen  ApothekervereiDS  in  Frankfurt  a.  M.  von  A.  Hilger^). 

Die  Chemie  des  Markgrafen  Friedrieh  I.  von  Brandenburg  •). 

Die  neuere  EntwicJdung  der  pharmaceutischen  Chemie  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  synthetisch  gewonnenen  Heilmittd; 
von  Hugo  Erdmann'). 

Pharmakopoe-Nomenklatur ;  von  E,  Biltz*). 

Der  von  der  ständigen  Commission  für  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibaches  anfgestcllto  Entumrf  eines 
Nachtraaes  zum  Arzneibuche  ist  am  Schluss  des  Jahres  1893 
öffentlich  bekannt  geworden.  Der  Entwurf  umfasst  14  neu  auf- 
zunehmende Mittel  und  mehr  oder  minder  umf&ngliche  Aende- 
rungen  der  Beschaffenheit,  Darstellung  und  Prüfung  von  27  Prä- 
paraten des  Arzneibuches.  Dazu  treten  noch  einige  Aenderungen 
der  Höchstgaben-Tabelle.  Der  Entwurf  ist  im  vorliegenden  Jahres- 
bericht an  den  zuständigen  Stellen  berücksichtigt  worden. 

Auch  die  Arbeiten  der  Commission  des  Deutschen  Apotheker- 
Vereins  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches^)  haben  in  diesem 
Jahresbericht  entsprechende  Berücksichtigung  gefunden. 

Pharmacopoea  danica  1893;  Besprechungen  von  H.Schelenz^; 
von  H.  J.  Möller  7). 

Darstellungsvorschriften  der  italienischen  Pharmakopoe  für 
diemische  Präparate^). 

Die  neue  schweizerische  Pharmakopoe;  Besprechung  *). 

Die    Pharmakopoe    der    Vereinigten   Staaten    von    Amerika. 


1)  Apoth.  Ziff.  1898,  449.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  No.  97  n.  98. 

3)  Phaim.  Ztg.  1893,  853  n.  859.  4)  Amer.  Pharm.  Rundsch.  1893,  212. 
5)  Apoth.  Ztg.  1893,  212,  807,  824,  887,  849,  860,  418,  424.  6)  ebenda 

254,  278  u.  Pharm.  Gentralh.  1893,  885,  851,  872,  401,  420,  427.  7)  ebenda 
470;  auch  in  der  Pharm.  Ztg.  1893,  279,  287,  848  ist  die  dänische  Phar- 
makopoe besprochen  worden.        8)  Pharm.  Ztg.  1893,  78.        9)  ebenda  789. 


Allgemeiner  Theil. 


206 


Siebente  Jahrzehnt- Bension.  Philadelphia  1893;  besprochen  von 
Bruno  Hirsch  ^). 

Die  United  Status  Phannacopoeia,  Siebente  Revision;  Be- 
sprechung >).  (Die  ehemisohen  und  galenischen.  Präparate  wurden 
Ton  0.  Schobert  besprochen.) 

Die  neue  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staaten;  besprochen 
von  F.  A.  Flückiger»). 

üebersetzung  des  persischen  Liber  fundamentomm  PharmacO' 
hgiae  aus  dem  X.  Jahrhundert;  medicinische  und  pharmaeeutische 
Leistungen  der  Universität  Dorpat  seit  1802;  beleuchtet  von 
F.  A.  Flückiger*). 

Ein  Blick  auf  das  Dispensatorium  des  Valerius  Cordus;  von 
F.  A.  Flfickiger«). 

Im  Ansdüuss  an  diese  Besprechung  berichtet  Ed.  Schaer*) 
über  ein  ]^armaceutisch4eehnisches  Handbuch  des  XIIL  Jahr- 
hunderts  „Minhag  ed-dukkän  wa  destür  el  a^j&n  etc.'' 
des  Abul-Muna''. 

Schu^edische  pharmaceutische  Bibliographie.  Von  J.  Nordin ') 
ab  Fortsetzung  von  Dr.  Hamberg's  Verzeichniss  in  derselben 
Zeitschrift  1861  Pagg.  161—190,  1862  Pagg.  129-144.  Nordin's 
Verzeichniss  reicht  von  1892  bis  zum  Jahre  1681. 

Handehnamen  der  in  der  Pharmacie  und  den  technischen 
Gewerben  angewendeten  chemischen  Korper  etc.  ^).  Nachstehende 
Zusammenstellung  ist  eine  Fortsetzung  der  im  Jahresber.  1892, 
219  u.  f.  enthaltenen  Zusammenstellung  der  Handelsnamen  neuer 
Arzneimittel  und  der  in  der  Neuzeit  mit  Vorliebe  unter  solcher 
Flagge  in  die  Welt  gesetzten  Geheimmittel  und  enthält  nur  die 
im  Laufe  des  Jahres  1893  neu  bekannt  gewordenen  Handelsnamen, 
beziehentlich  auch  einige  schon  früher  erwähnte,  für  welche  die 
nähere  oder  eine  andere  Zusammensetzung  bekannt  geworden  ist. 


Ahratiol  >«  sulfonirtes  /^-Kaphthol- 

dBrtvmt. 
Agnin  »  unreineB  Wollfett. 
Agopyrin  —  Gemenge  von   Salicin, 

Salmiak    und   Oinohoninsnl&t    (in 

TabletteDform). 
Alphol  ■->  Salicylfl&are  •  a  -  Naphikjl- 

estar. 
Ahannol    =    Alaminiamsftlz    der   ß^ 

NaphilieldiMlfiM&ore  R. 
Amidol=z  Diaaidophenolbydroohlorid 

(f^r  photographiscbe  Zwecke). 
JiatpaUn  es  Gemenge  von   lAiiolin 

und  VaseliB. 


Antaeidm  =  Ealk8acobarat(?). 

AntibacUrin  =  Gemenge  von  robem 
Alaminiumsulfat  und  Rnss. 

Antib^nzinpyrin  s=  Zneammensetasung 
unbekannt  (Zusatz  zum  Benzin  be« 
bufo  Verbütung  der  elektr.  Erreg- 
barkeit denelben). 

AnHdipktherin  s=  Stoffwecbselproduot 
der  Dipbtberiebacillen;  von  Klebe 
dargestellt. 

Asitidysenterieum  =  Gemenge  von 
Pelletierin,  Extractum  Granati, 
Myrobalanen,  Eztraetam  Roearum 
und  Gummi  (in  Pillenform). 


1)  Pharm.  Centralb.  1898,  485,  489,  616,  627,  641,  559|  698,  607,  621, 
681,  658  Q.  Amar.  Pbarm.  Bundscb.  1898,  No.  9  n.  folg.  Nummern. 

2)  Pbam.  Zi«.  1898,  No.  68,  69,  70,  72,  77,  78,  86,  90,  92,  98,  96, 
102,  104.  8)  Apoth.  Ztg.  1898,  426.  4)  ebenda  162,  167,  168. 
5^  ebenda.  651,  566,  668,  668;  Pbarm.  Ztg.  1888,  609i  Pborm.  Centralb. 
1898,  549.  6)  ebenda  628.  7)  Farmaceutisk  Tidskrift»  Stookbolm 
1898,  Seite  276.              8)  Pbarm.  Centralb.  1898,  718  u.  780. 


206 


Pharmaceatische  Chemie. 


Antifunain  =  borsaure  Ma^j^esia. 

ArUtphthisin  =  Stofifwechselproduct 
der  Tuberkelbacillen(?). 

ArUirheumaUeum  =ss  Gemenffe  von 
Natriamsalicylat  and  Methylenblau. 

Antisepsin  =  Serum  von  mit  Jodtri- 
cblorid  bebandelten  Thieren.  (A.nm. 
Aucb  MonobromacetaniLid  fubrt  den 
Namen  Antisepsin.) 

Antüpasmin  >■  Narceinnatrium  — 
Natriumsalicylat. 

Antitoxin  as  Stoffwecbselproducte  der 
Typbusspirillen.  (Anm.  Derselbe 
Name  Antitoxin  wird  aucb  allgemein 
für  die  Stoffwecbselproducte  anderer 
Bacterien  angewendet.) 

Apyanin  =  Ersatz  des  gelben  Pyok- 
tanins  (in  Frankreicb). 

Aquozon  =  2,5  VoipT.  wasserige  Ozon- 
lösung mit  Zusatz  von  Hypopbos- 
pbiten. 

Btmoparakresol  s=s  Benzoylparakresol. 

^«r^amib/ -=  LinaloylaceUt  (für  Parfü- 
meriez  wecke). 

Bromamid  &=  bromwasserstoffsaures 
Bromanilin  (?). 

Camphar  =  Lösung  von  Eampher 
in  60  Voig.  Weingeist  mit  Ueber- 
schuss  von  Kampber. 

Camphoid  »  Lösung  von  Kampber 
und  Gollodiumwolle  in  absolutem 
Weingeist. 

Cancroin  =  mit  Citronensaure  abge- 
stumpfte Lösung  von  Neurin  in 
Garbolwasser.  (Anm.  Früher  wurde 
ein  Auszug  aus  Krebsgeschwülsten 
mit  dem  Namen  Cancroin  bezeichnet.) 

Cardin  (auch  Kardin)  «*  Auszug  aus 
dem  Herzfleisch  der  Rinder. 

Cer ehrin  »  Auszug  aus  Himsubstanz. 

Chelen  (auch  Kelen)  =  Aethylchlorid. 

Chloralamid  «—  Chloralformaroid. 

Chhralose  *■  Gondensationsproduct 
von  Glykose  und  Ohloral. 

Chlorol  «  kupfersulfathaltige  Subli- 
matlösung. 

Chlaryl  «■  Gemisch  von  Methylchlorid 
und  Aethylchlorid. 

Cinnamol  is  rectificirtes  Zimtöl. 

CoeaHnum  ph&nylieum  ob  nach  Viau 
Gemenge  von  Cocaanhydrochlorid 
und  Garbolsäure;  nach  Oefele 
Gemisch  von  Cocain  und  Carbol- 
säure;  nach  Poinsot  Gemenge  von 
CocaiUf  Garbolsäure,  Paraffinöl  und 
Erdnussöl. 

Crelium  =  Gresolseife. 

Crystallin  »■  Lösung  von  Gollodium- 
wolle in  Methylalkohol. 


Desin/edin  »s  Destillationsrückstand 
von  Rohnapbtha  mit  Schwefelsaure 
behandelt,  mit  Natronlauge  versetzt 
und  mit  Wasser  verdünnt. 

Dextroeoendin  »  Isooooaia. 

Dextrosaeckarin  =  Gemenge  von 
Glykose  mit  Saccharin. 

Diabetin  =  Lävulose. 

Difodoform  >-  Tetrajodaethylen. 

Diuretin  -  Benzoat  =  Theobromin- 
natrium-Natriumbenzoat. 

JBmol  »  Speckstein. 

Ergotinum  gaUicum  &■  Gemenge  von 
Extractum  Seealis  comnti  und 
Gallussäure. 

JSulyptol  ■■  Gemenge  vonSalioyls&ore, 
Garbolsäure  und  Eucalyptusöl 

Ferratin  =  Eisenpräparat  ans 
Schweineleber  hergestellt. 

Formalin  =  40%ig.  wässerige  For- 
maldehydlösung. 

Farmalüh  «>  mit  Formalin  getränkte 
Kieseiguhrstücken. 

GaUal  «a  gallussaures  Aluminium. 

Oallanol  «»  Gallussäureanilid. 

Oaüchromol  ss  Dibromgallussäure. 

Glycin  •-"  photographisoher  Ent- 
wickler; Zusammensetzung  unbe- 
kannt. 

Haemoatatieum  «=  sodabaltiger  Aas- 
zug aus  Kalbsthymusdrüse,  mit 
Ghlorcalcium  und  Natronlauge  ver- 
setzt. 

Headine  »>  Gemenge  von  Aoetanilid 
und  Natriumbicarbonat 

Jatrol  =  Oxyjodoäthylanilid(?). 

Jodocoffl^n  =s  Gemenge  von  Goffdn 
mit  Natriumjodid. 

Jodolin  «a  Ghinolinchlormethylat- 
Ghlorjod(?). 

JodotheXn  =  Gemenge  von  Coffein 
und  Natriumjodid. 

Jodotheobromin  =s  Gemenge  von  Theo- 
bromin  mit  Natriumjodid. 

Jonon  B  Riechstoff  aus  Iriswnrzel. 

Jzal  ess  Cresolpräparat. 

Kardin  (auch  Gardin)  »■  Auszog  aus 
Herzfleisch  der  Rinder. 

Katharin  —  Tetrachlorkohlenstoff. 

Kden  (auch  Chelen)  »  Aethylchlorid. 

Kreototal  ss  Creosotcarbonat. 

Kresol,  50  %ig.  wasserlöslich  v-  Cre^ 
solseife. 

Kresohaponat  «>  Gresolseife. 

Lactophenin  =  Phenacetin,  in  dem 
die  Acetylgruppe  durch  denMiloh- 
säurerest  ersetzt  ist. 

LanäHn  »a  gereinigtes  Wollfett  (Adeps 
Lanae). 


Allgemeiner  Theil. 


207 


Lähiumdiuretin  a  Theobrominli  tbium- 
Lithiamsalicylat. 

ZäkiumdiureHn  -  Bemoat  «-  Theo- 
brominlithium-Lithiambenzoat. 

Zoretin  3>  JodoxycbinolinsalfoBäare. 

Malakin  »  Salicylaldehyd-Parapbene- 

^  tidin. 

MdhylinB  a«  Gemisch  Yon  Chloroform 

fvf(4Yol.)  und  Methylalkohol  (1  Vol.). 

Migränin  =  Gemenge  von  Antipyrin, 
Coffein  und  Citronensaure. 

Nasrol  »»  coffeinsulfosanres  Natrium. 
(Anm.  Dieser  aufjretauchte  Name 
ist  gar  nicht  in  Verwendung  ge- 
kommen.) 

Natrium  ehloro-haro^um  ^i  mit  Chlor 
behandelter  verwitterter  Borax. 

Oleoguajaeol^  Oelsäure-Guajacolester. 

OUokreosot  =  Oelsäure-Creosotester. 

Ihedureiin  »  Phenolderivat;  Zn- 
sammensetzung unbekannt. 

Pkenotalyl  ss  Gemenge  von  Carbol- 
sänre,  Salicylsaure,  Benzoesäure  und 
Milchsäure.  (Anm.  Früher  enthielt 
das  Phenosalyl  an  Stelle  von  Benzoe- 
säure: Menthol.) 

Pixol  =  Gemenge  von  Kalilauge, 
üolztheer  und  Seife. 

£eduein  =  photographischer  Ent- 
wickler; Zusammensetzung  unbe- 
kannt. 

Mesol  »>  Holztheer  unter  Zusatz  von 
Holz|reist  mit  Aetzkali  verseift. 

£esor1nn  =  aus  Mandelöl,  Wachs, 
Leim,  Seife  und  Wasser  bestehende 
Salbengrandlage. 

J2Morcy/afym  «"  Condensationsproduct 
von  Resorcin  mit  Antipyrin. 

JtUinol  =  Harzöl. 

Shodaüin  »  Thiosinamin. 

Mixolin  »  Gemisch  von  Petroleum 
nnd  leichtem  Eampheröl. 

Mosinol  aa  Harzöl. 

Stdaeetol  «  Condensationsproduct  aus 
Aceton  und  Salicylsäure. 

SaloeaM  =  salicylsaures  PhenocoU. 

Salumin  =s  salicylsaures  Aluminium. 

SanaM  «■  rohe  Cresolschwefelsäure. 

6^11^1110/ =  Blutpräparat;  Darstellung 
unbekannt. 

SedtsUn = Para-Yalerylamidophenetol. 

Eine  neue  Methode  zur  quantitativen  Bestimmung  einiger 
Metaile  und  der  Älkaloide  miUelet  Titrirung  hat  D.  Vitalin) 
YeröfFentlicht  Die  von  ihm  erdachte  volumetrische  Methode  dient 
zur    Bestimmung  jener    Metalle,    deren    neutrale  Salzlösungen 


(Anm.  Sedatin  war  früher  auch  als 
Synonym  für  Antipyrin  aufgetaucht.) 

Siquardin  »  steril  isirter  Hodenauszug. 

Sotfinol;  Zusammensetzung  noch  nicht 
bekannt. 

Somatose  »  Albumosepräparat. 

Steresol  =  Lösung  von  Gummilack, 
Benzoe,  TolubaTsam,  Carbolsäure, 
Zimtöl  und  Saccharin  in  Alkohol. 

Sterili9(Uar  =s  aromatischer  Essig  mit 
freier  Salzsäure,  Weinsäure,  Citro- 
nensaure und  Saccharin. 

Suerol  (auch  Dulcin)  =  Para-Phenetol- 
carbamid. 

Sulfonsalbe  a  Gemenge  von  Schweine- 
fett und  concentrirter  Schwefelsäure. 

Symphorol  :=  Salze  der  Coffeinsulfo- 
säure;  L  =  Lithium-,  N  »  Natrium-, 
S  a  Strontinmsalz. 

Tannal  «=  gerbsaures  Aluminium. 

Thioform  =  dithiosalicylsaures  Wis- 
mut. 

Tkiosapol  ns  Seife  mit  chemisch  ge- 
bundenem Schwefel. 

Thiurei  ««  Oxydationsproduct  des 
Phenyldithiobinrets. 

TolylanUpyrin  (Tolypyrin)  ^  Para- 
'u)lyldimethylpyrazolon. 

Tolylhypnal  =:  Chloralhydrat-Tolyl- 
antipyrin. 

Trikresol  -»  gereinigtes  natürliches 
Gemisch  der  drei  Cresole  des  Stein- 
kohlentheers. 

Ulyptol  a>  verwälschte  Schreibweise 
für  Eulyptol  (s.  d.). 

ürethylan  =  Methyl-Ürethan. 

Uricedin  »=  Gemenge  von  Natrium- 
Bulfat,  -Chlorid,  -citrat  und  Lithium- 
eitrat (in  Form  eines  granulirten 
Salzes). 

Uropherin    ss    Theobrominlithium- 
Lithiumsalicylat. 

Vahin  «-  verwälschte  Bezeichnung 
für  Dulcin  (s.  Suerol). 

Vasogen  (Vaselinum  oxugenatum)  *■ 
mit  Wasser  emulgirendes  Mineralöl, 
welchem  Sulfoleate   zugesetzt  sind. 

Va$oaimin  =  Salbe  mit  Vasogen. 

Vitalin  >»  Lösung  von  Borax  in 
Glycerin. 


1)  L'Orosi  1898,  Ko.  6;  ausführliches  Referat  in  Pharm.  Ztg.  1693,  821. 


208  Pharmaceutiscbe  Chemie. 

durch  Schwefelwasserstoff  vollständig  ausgefällt  werden,  und  deren 
Sulfide  in  verdünnten  Säuren  unlöslich  sind.  Dieselbe  beruht 
auf  dem  Principe,  dass,  während  Schwefelwasserstoff  aus  diesen 
Lösungen  das  Metall  in  der  Form  eines  Schwefelmetalles  nieder- 
schlägt, die  Säure,  an  welche  das  Metall  gebunden  war,  frei  wird; 
aus  der  Menge  der  ersteren  kann  man  nun  mittelst  einer  titrirtea 
Alkalilösung  das  Metall  selbst  bestimmen.  Dieselbe  Methode  kann 
auch  dazu  dienen,  zu  beetimmBn,  ob  man  es  mit  einem  neutralen 
oder  sauren  Salze  zu  thun  hat,  indem  man  in  letzterem  Falle  zur 
Sättigung  der  mittelst  des  Schwefelwasserstoffs  von  dem  Metall- 
salze abgeschiedenen  Säure  einer  grösseren  Menge  Alkalilösung 
bedarf.  —  Schliesslich  kann  die  Methode  bei  der  quantitativen 
Bestimmung  der  Alkaloide  nützliche  Anwendung  finden,  wobei 
es  jedoch  nothwendig  ist,  dass  dieselben  als  salzsaure  oder 
schwefelsaure  Verbindungen  vorliegen.  In  ersterem  Falle  wird 
eine  gewogene  Menge  des  Salzes  mit  salpetersaurem  Silber,  in 
letzterem  mit  salpetersaurem  Blei  behandelt  Die  erhaltenen 
Niederschläge  werden  —  ersterer  vor  Licht  geschützt  —  sorg- 
f^tig  gewaschen  und  schliesslich  in  Wasser  suspendirt,  der  Wir- 
kung des  Schwefelwasserstoffes  ausgesetzt,  welcher  nun  die  ur- 
sprünglich an  das  AlkaloM  gebundene  Salzsäure  bezw.  Schwefel- 
säure in  Freiheit  setzt  Aus  der  Anzahl  der  hierauf  zur  Sättigung 
derselben  verbrauchten  oc  Titerlösung  kann  man  die  Menge  der 
Säure,  und  auf  Grund  dieser  jene  der  Base  bestimmen,  wenn  die 
Verbindung  des  Alkaloidsalzes  bekannt  war.  Verf.  unterstützt 
seine  Ausführungen  durch  eine  Anzahl  lehrreicher,  praktischer 
Beispiele,  von  denen  das  der  Chinin-Bestimmung  hier  wieder- 
gegeoen  wird.  Zur  Verwendung  gelangte  1  g  Chininum  bisul- 
furicum.  Die  nach  der  Zerlegung  mittelst  SchwefelwasserstofiiB 
freigemachte  Menge  Schwefelsäure  erforderte  zur  Sättigung  36,3  cc 
einer  Zehntel-Normal-Natronlauge,  während  die  bezügliche  theore- 
tische Menge  36,4  cc  wäre.  Den  36,3  cc  entsprächen  0,17883  g 
Schwefelsäure  und  dieser  0,59  g  Chinin.  Thatsächlich  entspricht 
diese  Zahl  der  aus  nachstehender  Gleichung  auf  theoretischem 
VTefle  erhaltenen  Ziffer  • 

98  (Mol.  Gew.  der  HaSO«) :  324  (Mol.  Gew.  des  Chinins) 

-  0,17883 :  x 
324  X  0,17883 

X gg- 0,O9. 

K  Leze^  hat  die  FiUriryeeiJiunndigkeit  verschiedener  Flüuig^ 
heilen  in  der  Weise  gemessen,  dass  er  poröse  Gefässe,  welche  mit 
der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit  gefüllt  waren,  in  Centrifugen 
einar  bestimiatanL  Rotation  auisetste  und  die  hierbei  durch  die 
porösen  Wände  hindaroh  gegangn»  Flttssigkeitsmenge  mit  derw 
jenigen  reinen  Wassers  bei  gleiofaer  Gesebwindigkeit,  gleicher  Um* 
dcrtmyasil  und  gleicher  Beschaffesheit  des  porösen  Materials  in. 
Vergleich   setzte.      Er  fand  dabei   folgende  Zahlen,    wobei    die 

1)  Jonni.  de  Pharm,  et  de  Ghim.  1893,  No.  8. 


Allgemeiner  Theil.  209 

Filtrirgeschwindigkeit    des    Wassers    als    Einheit    (1,000)    ange- 
nommen ist: 

5  ^/oige  Ghlomatrinmlösung  .  .  1,023 
5  „  Ghlorkaliamlösang  .  .  1,043 
5  „  Natrinmnitratlösung  .  .  1,051 
5    „       Ammoniamsulfatlösung   .    0,993 

20  o/oiger  Alkohol 0,59 

40      „  „ 0,50 

90      „  „         0,67 

Milch 0,03 

Diese  Zahlen  sind  natürlich  nur  relativ  und  beziehen  sich  auf 
einen  10  Minuten  lang  angewendeten  Druck  von  10  Atmosphären, 
während  welcher  Zeit  die  Centrifuge  einen  Weg  von  40 — 50  km 
durchlaufen  hat.  Bei  Vermehrung  der  Schnelligkeit  und  des 
Druckes  verschieben  sich  die  Zahlen,  indem  die  Goefficienten  bei 
KCl  und  NaNOs  wachsen,  bei  NaGl  und  (NH4)2S04  sich  ver- 
mindern. 

Die  Grenze  der  Verdünnung,  bis  zu  welcher  man  Riechstoffe 
wahrnehmen  kann,  ist  verschieden  je  nach  dem  prüfenden  Indivi- 
duum; sie  ist  aber  auch  abhängig  von  der  Natur  des  Riechstoffes. 
Versuche,  welche  Jacques  Passy^)  in  dieser  Richtung  anstellte, 
ergaben  folgende  Vergleichswerthe  als  Minima  der  Wahrnehmbar- 
keit für  2  Personen  (A  und  B),  in  Tausendstel  Milligramm  pro 
1  Liter  Luft  ausgedrückt. 

Aether.     Orange.    Rosmarin.    Wintergrün.    Minze.    Vanillin. 
A:    0,5  0,05  0,05         0,005—0,01    0,0005     0,0006 

B:    1,0      0,05—0,5      0,55  0,005  0,01       0,0005 

Für  3  weitere  Personen  waren  die  Minima  ebenfalls  sehr  ver- 
schieden; aber  für  sämmtliche  Personen  lagen  die  Minima  am 
niedrigsten  bei  Vanillin  und  Minze.  Die  kleinsten  wahrnehmbaren 
Mengen  von  Riechstoffen  (ein  Tausendstel  Milligramm  auf  1  Liter 
Luft  ausgedrückt)  sind  für:  Eampher  5;  Gumarin  0,05 — 0,01; 
natürlichenMoschus  0,0001-0,00001 ;  künstlichen  Moschus 0,000001. 
Bezüglich  des  Geruches  der  Alkohole  aus  der  Fettreihe  findet 
Verf.,  dass  mit  zunehmendem  Molekulargewicht  die  Stärke  des 
Geruches  zunimmt.  Isomere  Alkohole  riechen  oft  sehr  verschieden 
(normaler  Butvlalkohol  riecht  nach  Buttersäure,  tertiärer  Butyl- 
alkohol  nach  Kampher) ;  homologe  Alkohole  riechen  im  Allgemeinen 
gleichartig. 

Eine  sehr  bequeme  und  werthvoUe  Methode  zur  Bestimmung 
des  specifischen  Gemchtes  Meiner  Körper  (Mineralien,  Salze  und 
dergl.)  bieten  die  schweren  Flüssigkeiten,  deren  specifisches 
Gewicht  genau  bekannt  ist;  man  bringt  die  Körper  in  die  ver- 
schiedenen Flüssigkeiten  und  ermittelt,  in  welcher  sie  schweben 
bleiben.  Bisher  wurden  zur  Bestimmung  des  specifischen  Gewichtes 
von  in  Wasser  löslichen  Salzen  als  schwerste  Flüssigkeit  benutzt: 
Methylenjodid   (spec.   Gew.  3,3),   Bromal   (spec.  Gew.  3,34)   und 

1)  Compt.  rend.  114,  306—308,  786-788,  1140-1143. 

Fbumaeeatiaehw  Jahresbericht  f.  1S93.  14 


210  Pharmaceutische  Chemie. 

Silicmmjodoform  (spcc.  Gew.  3,4),  ferner  Barjumquecksilberjodid. 
J.  W.  Retgers^)  ist  seit  längerer  Zeit  bemüht,  die  Reihe  dieser 
Flüssigkeiten  durch  Auffinden  noch  schwererer  zu  erweitem,  und 
ist  dazu  gelangt,  nachstehende  neue  sehr  schwere  (bei  gewöhn- 
licher Temperatur  flüssige)  Flüssigkeiten  vorzuschlagen:  1.  Eine 
gesättigte  Lösung  von  Jodarsen  und  Jodantimon  in  einem  Gemisch 
von  Bromarsen  und  Jodmethylen  (spec.  Gew.  3,70  bei  20^  0.). 
2.  Eine  gesättigte  Lösung  von  Ziunjodid  in  Bromarsen  (spec.  Gew. 
3,73  bei  15^).  3.  Eine  gesättigte  Lösung  von  Selen  in  Selenbromür 
(spec.  Gew.  wahrscheinlich  etwa  3,70).  4.  Das  Jodal  (spec.  Gew. 
vermuthlich  3,7 — 3,8).  Alle  diese  Flüssigkeiten  erreichen  also 
bereits  eine  Maximaldichte  von  3,7 — 3,8;  Ketgers  ist  jedoch  der 
Meinung,  dass  Hoffnung,  noch  schwerere  Flüssigkeiten  vom  speci- 
fischen  Gewicht  4  und  darüber  zu  erhalten,  so  gut  wie  nicht  vor- 
handen sei.  „Es  scheint,  als  ob  hier  eine  gewisse  physikalische 
Grenze  bestände,  die  nicht  überschritten  werden  kann,  weil  die 
Flüssigkeiten,  indem  sie  reicher  werden  an  einem  schwereren, 
entweder  chemisch  gebundenen  oder  physikalisch  gelösten  Körper, 
wie  Jod,  Quecksilber,  Zinn  etc.,  auch  immer  mehr  Neigung  be- 
kommen, in  den  festen  Aggregatzustand  überzugehen.^^  Praktisch 
hat  Retgers  zunächst  erst  die  zweite  der  von  ihm  gefundenen, 
neuen,  schweren  Flüssigkeiten  erprobt 

P.  Soltsien*)  empfiehlt  eine  von  ihm  benutzte  Methode  zur 
Bestimmung  des  specifischen  Oetvichtes  feder  und  flüssiger  Körper 
aüer  Art  wegen  ihrer  grossen  Einfachheit.  Erfordernisse  sind  für 
solche  nur  eine  gute  Bürette  von  50  cc,  in  Vio  cc  getheilt,  deren 
Inhalt  ganz  genau  demjenigen  eines  50  Kubikcentimeter-Kölbchens 
entspricht.  Die  Substanz,  deren  specifisches  Gewicht  ermittelt 
werden  soll,  wird  in  das  Kölbchen  gewogen,  worauf  dieses  aus 
der  Bürette  genau  bis  zur  Marke  gefüllt  wird.  Das  in  der  Bürette 
noch  befindliche  Flüssigkeitsquantum  entspricht  dem  Volumen  des 
gewogenen  Körpers.  Als  Flüssigkeit  wird,  wenn  anders  die  Be- 
schaffenheit des  zu  wiegenden  Körpers  das  zulässt,  und  nicht  An- 
wendung einer  anderen  Flüssigkeit  erforderlich  ist,  statt  Wassers 
zweckmässig  ein  Alkohol  von  etwa  30  o/o  benutzt,  da  solcher  nicht 
so  leicht  an  den  Glaswandungen  haftet  wie  Wasser;  auch  hat 
man  bei  Einstellung  und  Bestimmung  auf  gleichmässige  Auslaufs- 
geschwindigkeit zu  achten. 

E.  Biltz*^  stellte  fest,  dass  die  für  die  Aufbewahrung  und 
Versendung  licntempfindlicher  Substanzen  üblichen  braunen  Olas- 
gefässe  keinen  absoluten  Schutz  vor  dem  Fänfluss  der  chemischen 
Strahlen  des  Tageslichts  gewähren.  Zur  Erreichung  eines  völlig 
dunkeln  Raumes  muss  die  Absorption  noch  durch  die  Reflection 
eines  festen  schwarzen  Körpers  unterstützt  werden,  welcher  im 
fein  vertheilten  Zustande  dem  Glasfluss  oder  dem  Firnisüberzugo 
einverleibt  ist.  —  Biltz  betont  hierbei  bezüglich  des  Chloroforms, 


1)  Pharm.  Centralh.  189S,  481.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  864. 

3)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  106. 


Allgemeiner  Theil.  211 

dass  keine  der  beiden  Schutzmaassregeln  gegen  die  Zersetzung  des 
Chloroforms  am  Licht  entbehrt  werden  kann,  weder  der  gehörige 
Alkoholzusatz,  noch  die  Abhaltung  des  Tageslichts^ 

Auch  M.  Hauer  ^)  kommt  gelegentlich  eines  Vortrages  zu 
dem  Schluss,  dass  fast  alle  zur  Zeit  im  Handel  befindlichen 
braunen  Oläser  für  pharmaceutische  Zwecke  mehr  oder  minder 
unbrauchbar  sind.  Abhilfe  kann  geschaffen  werden,  sofern  man 
die  gelbbraunen  Gläser  beibehalten  will,  theils  durch  dunklere 
Färbung  nnd  theils  durch  stärkere  Wandungen,  wobei  jedoch  zu 
berücksichtigen  ist,  dass  diese  überall  gleiche  Dicke  besitzen 
sollen,  da  sich  sonst  an  verschiedenen  Stellen  ungleiche  Absorp- 
tionserscheinungen erkennen  lassen. 

Unter  der  Bezeichnung  Stas'sches  Olas  bringt  die  Firma 
£.  Leybold's  Nachfolger  in  Köln,  der  Chemikerzeitung  zufolge, 
ein  sehr  widerstandsfähiges  Glas  für  den  chemischen  Gebrauch  in 
den  Handel,  welches  nach  der  Analyse  der  Physikalisch-technischen 
Reichsanstalt  folgende  Zusammensetzung  hat:  Ks  0  :  6,6.  %, 
NatO:6,6«/o,  CaO:9,5o/o,  AU  Ob  +  Fe«0»  +  MnO:0,6  «/o  und 
SiOt :  76,6  %.  Im  Vergleich  mit  dem  als  bestes  böhmisches  Glas 
geltenden  Kavalier'schen  Glase  wird  von  der  Reichsanstalt  ge^ 
funden,  dass  nach  Stägiger  Vorbehandlung  mit  Wasser  von  20° 
im  Laufe  von  8  Tagen  an  Wasser  von  20°  abgegeben  wurde:  von 
Stas'schem  Glase  */iooo  mg,  von  Kavalier'schem  Glase  ^V^ooo  mg. 
Bei  darauf  folgendem  3  stündigen  Erhitzen  mit  Wasser  von  80° 
wurde  abgegeben:  von  Stas'schem  Glase  *^/iooo  mg,  von  Kavalier- 
Bchem  Glase  ^^/looo  mg  *). 

Ueber  Löthrohruntersuchungen;  von  G.  Vulpius ').  Eine 
von  V.  Goldschmidt  ersonnene  einfache  Vorrichtung  verspricht 
dieser  Art  von  chemischen  Untersuchungen  eine  weit  mannigfachere 
Anwendung  zu  gestatten  als  bisher;  die  Vorrichtung  bezweckt,  die 
auf  der  Kohle  unter  der  Wirkung  der  Löthrohrfiamme  entstehen- 
den Stoffe  nicht  mehr  auf  der  Kohle  selbst,  sondern  auf  einer 
Glasplatte  festzuhalten.  Zur  Erzeugung  der  Beschläge  dient  ein 
kurzes  Stück  Holzkohle,  welches  durch  eine  Schraubenvorrichtung 
unter  einem  stumpfen  Winkel  gegen  ein  längeres,  vierkantig  ge- 
schnittenes Kohlenstück  gepresst  wird,  worauf  das  zur  Aufnahme 
des  Beschlages  bestimmte  Glasplättchen  (von  der  Gestalt  eines 
Objektträgers)  liegt.  Den  auf  der  Glasplatte  festgehaltenen  Be- 
schlag kann  man  unter  dem  Mikroskop  auf  seine  Form  genau 
untersuchen  und  eine  Reihe  mikroskopischer  Reactionen  hervor- 
rufen, welche,  gleichfalls  unter  Vergröss^rung  beobachtet,  ungleich 
festere  Schlüsse  auf  die  Natur  des  Körpers  zu  ziehen  gestatten, 
als  bisher  thunlich  war.  Vulpius  erläutert  die  Vortheile  dieser 
Vorrichtung  an  einigen  Beispielen. 

Salpeterhaltige  Thierkohle.    P.  Ku lisch ^)  macht  darauf  auf- 


1)  Pharm.  Ztg.  189S,  417.  2)  durch  Pharm.  Zig.  1893,  88. 

8)  Pharm.  Centralh.  1898,  805;   die  Yorriohtung  ist  ebeoda,   723  abge- 
bildet. 4)  Zeitschr.  f.  aogew.  Chem.  1893,  573. 

14* 


212  Maassanalyse. 

merksam,  dass  die  Thierkohle,  falls  sie  zar  Entfäxbung  von  Stoffen 
yerwendet  wird,  die  nachher  auf  Salpetersäure  geprüft  werden 
sollen,  Yorher  selbst  darauf  untersucht  werden  muss.  Es  ist 
Kulisch  trotz  aller  Bemühungen  nicht  möglich  gewesen,  eine  von 
Oxyden  des  Stickstoffs  völlig  freie  Thierkohle  zu  erlangen.  Selbst 
wiederholtes  Auskochen  mit  destillirtem  Wasser  unter  Druck 
führte  nicht  zu  dem  gewünschten  Ziele.  Wenn  man  grössere 
Mengen  der  so  behandelten  Thierkohle  mit  destillirtem  Wasser, 
das  keine  Reaction  zeigte,  auskochte  und  die  so  erhaltene  Flüssig- 
keit mittelst  Diphenylamin  prüfte,  erhielt  man,  allerdings  immer 
erst  nach  längerem  Stehen,  eine  schwache  Blaufärbung. 

Maassanalyse. 

Zur  Gehaltsbestimmung  titrirter  Säuren  empfiehlt  E.  Rim- 
bach^)  krystallisirten  Borax.  Die  Leichtigkeit  der  Reindar- 
stellung und  Handhabung,  sowie  das  hohe  Molekulargewicht  des- 
selben, wodurch  etwaige  Wägefehler  gegenüber  dem  meist  üb- 
lichen wasserfreien  Natriumcarbonat  auf  fast  ein  Viertel  reduciert 
werden,  spricht  sehr  für  den  Borax.  1  g  krystallisirter  Borax, 
gewogen  in  Luft  mit  Messinggewichten,  en&pricht  5,2391  cc 
Kormalsäure.  Ein  Liter  Normalsäure  entspricht  190,872  g  kryst. 
Borax.  —  Hierzu  bemerkt  Th.  Salzer  >),  dass  er  bereits  im 
Winter  1856 — 57  in  einem  Schreiben  an  Frdr.  Mohr  Boraxlösung 
als  Grundlage  der  Alkalimetrie  empfohlen,  und  dass  Mohr  davon 
auch  in  der  zweiten  Auflage  seiner  Titrirmethode  Mittheilung 
gemacht  habe.    Salzor  empfiehlt  Methylorange  als  Indicator. 

Th.  Salz  er')  schlägt  weiterhin  vor,  eine  Zehntel-Normal- 
Boraxlösung  als  Grundlage  der  Äcidimetrie  mit  Lackmus  als  Indi- 
cator zu  verwenden:  man  löst  19,1  g  chemisch  reinen  Borax  zu 
1  Liter  auf,  so  dass  1  cc  dieser  Lösung  Vioooo  g  Mol.  einer  ein- 
basischen Säure  entspricht.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  dass  dem 
gewöhnlichen  prismatischen  Borax  mit  10  Mol.  Wasser  auch  oktae- 
drischer  Borax  mit  nur  5  Mol.  Krystallwasser  beigemischt  wäre; 
um  ganz  sicher  zu  gehen,  kann  man  den  Glühverlust  des  Borax 
bestimmen  oder  das  Salz  aus  der  3  fachen  Menge  heissen  Wassers 
umkrystallisiren.  Um  dann  z.  B.  den  Gehalt  verdünnter  Essig- 
säure zu  prüfen,  wird  man  10  cc  derselben  mit  Wasser  auf  100  cc 
verdünnen,  davon  10  cc  nochmals  auf  100  cc  verdünnen,  hiervon 
25  cc  mit  einigen  Tropfen  empfindlicher  Lackmustinctur  versetzen 
und  so  lange  Zehntel -Normal -Boraxlösungen  zufügen^  bis  die 
zwiebelrothe  Flüssigkeit  bläulich  roth  wird.  Da  diese  25  cc 
verdünnter  Säure  0,25  cc  =»  0,26  g  Acidum  aceticum  dilutum 
entsprechen,  also  0,078  g  CiHiOt  enthalten  sollen,   so  müssen 

00780 
hierzu  KrvK^  =  13,0  cc  Boraxlösung  gebraucht  werden.     (Ein 

Tropfen  Zehntel-Kormalsäure  muss  die  zwiebelrothe  Farbe  wieder 

1)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1893,  171.  2)  ebenda  486.  8)  Pharm. 

Cenlralh.  1893,  205. 


Maassanalysc.  213 

herstellen).  In  ähnlicher  Weise  ist  der  Gehalt  anderer  Säuren 
zu  bestimmen. 

Fi.  Breutel*)  empfiehlt  Kaliumdichromat  als  Urmaass  für 
die  Acidimetrie.  Das  grob  gepulverte  Salz  wird  bis  zum  Braun- 
werden und  beginnenden  Schmelzen  erhitzt.  Man  löst  sodann 
etwa  2  g  7on  dem  im  Exsiccator  erkalteten  Salz  in  wenig  Wasser, 
setzt  etwas  Pbenolphtaleinlösung  hinzu  und  lässt  aus  einer  Bürette 
Barytwasser  in  etwa  V«  bis  Vs  normaler  Stärke  hinzufliessen  bis 
zum  Farbenumschlag.  Die  Erscheinungen  gleichen  denen  bei  der 
Titrirung  der  Chloride  mit  Silberlösung  und  Kaliummonochromat. 
Zuletzt  wird  es  braunroth,  während  die  gelbe  Farbe  der  Chrom- 
säure in  den  Niederschlag  eingegangen  ist  Man  berechnet  den 
alkalimetrischen  Werth  des  Barytwassers  nach  dem  Versuchs- 
ergebniss  und  stellt  darauf  die  Säuren  als.  Normalsäuren  ein. 

Zur  Titerstellung  dei' Normalsäuren  empfiehlt  Neitzel*)  das 
Natriummetall,  welches  allerdings,  da  es  nicht  luftbeständig 
ist,  unter  Petroleum  gewogen  werden  muss.  Man  verfährt  dabei 
derart,  dass  ein  kleines  Becherglas  zu  einem  Drittel  mit  Petroleum, 
welches  über  den  Siedepunct  des  Wassers  erhitzt  und  durch  Papier 
filtrirt  war,  anfüllt  und  tarirt.  Alsdann  schneidet  man  aus  einer 
Stange  Natrium  ein  Stück  von  0,6 — 1,0  g  heraus,  so  dass  dieses 
ringsum  frische  Schnittflächen  aufweist,  ergreift  dasselbe  mit  einer 
Pincette  und  lässt  es  in  das  tarirte  Becherglas  hineingleiten;  die 
Gewichtsdifferenz  ergiebt  die  Metallmenge.  Nunmehr  giebt  man 
das  gewogene  Natrium  mittelst  Pincette  ohne  Beachtung  der  an- 
hängenden Petroleumtheile  in  einen  Kolben  von  etwa  300  cc, 
der  75  cc  Weingeist  (88 — 94 o/o)  enthält,  und  verschliesst  den 
Hals  mit  einem  durchbohrten  Stopfen,  in  dessen  Durchgang  ein 
mit  Alkohol  ausgespültes  Glasrohr  gesteckt  ist.  Die  Wasserstoff- 
entwickelung verläuft  ruhig  ohne  Dampf  bildung.  Nach  Beendigung 
der  Reaction  giesst  man  einige  Kubikcentimeter  Weingeist  durch 
das  Kühlrohr  in  den  Kolben,  spritzt  auch  noch  den  Stöpsel  ab 
und  verdünnt  den  Inhalt  der  Flasche  mit  etwa  100  cc  destillirten 
Wassers.    Das  Gewicht  des  Natriums,   vermehrt  um   den  Factor 

-7^s-i  giebt  den  Verbrauch  an  Säure  in  Kubikcentimeter  an,  wenn 

dieselbe  normal  ist.  Man  wird  daher  von  der  empirischen,  auf 
ihren  Gehalt  zu  prüfenden  Säure  sogleich  >/4  der  berechneten 
Kubikcentimeter  zu  der  Natriumhydroxydlösung  fliessen  lassen, 
den  Rest  aber  tropfenweise  hinzufügen,  bis  der  Farbenumschlag 
des  Indicators  erfolgt.  Das  Natrium  besitzt  nun  aber  die  be- 
kannte Eigenschaft,  sich  an  der  Luft  zu  oxydiren.  Der  Ver- 
such lehrte,  dass  ein  Stück  mit  frischen  Schnittflächen  von  0,710  g 
auf  der  Waage  anfänglich  eine  Gewichtszunahme  von  1  mg  für 
jede  dreiviertel  Minute  erfuhr.  Die  Manipulation  des  Zerschneidens, 
sovrie    des   Einfuhrens    in   das   Becherglas   dauert   höchstens    15 


1)  durch  Cbein.  Ztg.  1892,  Rep.,  No.  29.         2)  Zeitscbr.  f.  anal.  Chem. 
1898,  422. 


214  Maassacalyse. 

Secunden;  das  Mittel  hiervon,  während  welcher  Zeit  also  etwa 
die  Flächen  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  sind,  beträgt 
7,5  Secunden;  die  Gewichtszunahme  für  ein  Stück  von  0,7  g 
würde  sich  also  auf  V45,  7,5  =»  0,17  mg  stellen,  eine  Gor- 
rectur,  welche  sich  wohl  anbringen  lässt,  gegenüber  sonstigen 
Analysenfehlem  aber  kaum  eine  Rolle  spielt.  Nach  dieser  Me- 
thode sind  manche  sonst  mögliche  Fehlerquellen,  wie  Ueber- 
spritzen  beim  Kochen,  Verwendung  von  schwefelwasserstoffhaltigem 
Gas  beim  Glühen  des  Natriumcarbonats,  mangelhaftes  Umkrystalli- 
siren  der  Oxalsäure  etc.  ausgeschlossen. 

Zur  Titercontrcle  der  Fehling'schen  Lösung,  wenn  man  die 
Kupfersulfatlösung  mit  der  alkalischen  Seignettesalzlösung  ge- 
mischt aufbewahrt ,  veröffentlicht  A.  Bornträger  1)  folgende 
Methode:  Um  zu  dem  genannten  Zwecke  eine  genau  0,5  Vo  Invert- 
zucker enthaltende  Lösung  zu  erhalten,  kann  man  19  g  reine 
Saccharose  *)  mit  Wasser  und  10  cc  Salzsäure  von  1,188  spec. 
Gew.  oder  20  cc  Salzsäure  von  1,10  spec.  Gew.  zu  100  cc  lösen. 
Nach  24  stündigem  Stehen  bei  gewöhnlicher  Temperatur  werden 
25  cc  des  Productes  mit  etwas  Lackmustinctur  versetzt,  mit 
Alkalilauge  neutralisirt  und  auf  1  Liter  verdünnt.  Diese  Flüssig- 
keit enthält  0,5  g  Invertzucker  in  100  cc. 

Gerrard's  verbesserte  Fehling^sche  Lösung  besteht  aus  3  Flüssig- 
keiten, die  für  den  Gebrauch  zu  gleichen  Raumtheilen  gemischt 
werden.  Nr.  1  ist  eine  Lösung  von  138,6  g  krystallisirtem  Kupfer- 
sulfat in  l  Liter.  Nr.  2  ist  eine  Lösung  von  350  g  krystallisirtem 
Natrium-Kaliumtartrat  und  150  g  Aetznatron  in  1  Liter.  Nr.  3 
ist  eine  Lösung  von  66  g  Kaliumcyanid  (von  ca.  98  ^/o  Gehalt) 
in  1  Liter.  Zum  Gebrauch  werden  5  cc  jeder  der  3  Lösungen 
gemischt,  mit  50  cc  Wasser  versetzt  und  zum  Kochen  erhitzt. 
Während  des  Siedens  lässt  man  die  Zuckerlösung  einfliessen,  bis 
die  blaue  Farbe  verschwunden  ist.  Sollte  während  der  Reaction 
ein  Niederschlag  entstehen,  so  wäre  von  der  Lösung  Nr.  3  mehr 
zuzusetzen.  Die  Reaction  soll  empfindlicher  sein  als  die  Fehling-' 
sehe  Probe'). 

Als  Ersatz  für  Lackmus  empfiehlt  Lud  ewig  ^)  eine  mit  ver- 
dünnntem  Alkohol  im  Verhältniss  1 :  10  hergestellte  Tinctur  der 
Wurzel  von  Perezia  microcephalia.  Die  Tinctur  besitzt  eine 
tiefrothe  Farbe;  in  saurer  Flüssigkeit  schlägt  dieselbe  in  Gelb 
um,  Alkali  stellt  die  ursprüngliche  Farbe  wieder  her.  (Sehr  gross 
scheint  die  Empfindlichkeit  dieses  Indicators  nicht  zu  sein;  Ref. 
der  Pharm.  Centralh.  1893,  203). 

Zur  Darstellung  von  AzolHhminpapier  nach  Halenke  &  Mös- 
linger  empfiehlt  A.  Hilger^)  folgende  Vorschrift:  0,2  g  feinge- 
pulvertes Azolithmin  (von  Gehe  &  Co.  in  Dresden)  werden  in  einer 


1)  Zeitachr.  f.  angew.  Chem.  1893,  600.  2)  Nach  Herzfeld's  Vor- 

schrift dnrch  Fällen  einer  iiltrirten  LösuDg  von  Hutzucker  mit  Alkohol  in 
der  Kälte,  Waschen  mit  starkem  Alkohol  und  Trocknen  erhalten.  8)  durch 
Pharm.  Centralh.  1893,  70.  4)  Pharm.  Review  1893,  15.  5)  Pharm. 

Zig.  1893,  686. 


Pharmaceutische  Apparate.  215 

öOO  cc  haltenden^  flachen  Porzellanschale  mittelst  250  cc  siedend 
heissem,  destillirtem  Wasser  and  1,15  cc  Normalalkali  in  Lösung 
gebracht.  Durch  diese  tiefblaue  Tinctur  werden  Streifen  von 
Schleicher  &  SchüU'schem  Papier  Nr.  595  (ausgesuchte,  gleich- 
massig  starke  Bogen  dieses  Papieres  in  je  6  Streifen  geschnitten) 
gezogen  und  auf  Schnüren  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  einem 
möglichst  dunkel  gehaltenen  Zimmer  getrocknet.  Die  Trocknung 
bis  zur  constant  bleibenden  blauvioletten  Nuance  nimmt  zwei 
volle  Tage  in  Anspruch.  Von  den  so  erhaltenen  Streifen,  welche 
zur  Erhöhung  der  Gleichmässigkeit  des  Papieres  vortheilhafb  noch 
satinirt  werden,  sind  die  durch  die  Schnüre  missfarbigen  Ränder 
abzutrennen  und  die  nach  Bedürfniss  noch  weiter  zerkleinerten 
Streifen,  vor  Luft  und  Licht  geschützt,  in  Metall-  oder  Papp- 
kästen aufzubewahren.  —  Eine  empfindliche  Azolithminlösung 
wird  erhalten  durch  Auflösen  von  0,1  g  Azolithmin  in  120  cc 
Wasser  unter  Zusatz  von  7,5  cc  Vio  Normal- Alkalilösung. 

Pharmacentiscbe  Apparate. 

Aluminium-Schiffchen  mit  genau  justirtem  Gegengewicht  — 
8,5  g  schwer  — .  zum  bequemen  Abwägen  von  Pulvern  auf  der 
Receptirwaage  bringt  die  Firma  Marpmann  &  Schurig  in 
Leipzig  in  den  Handel^). 

narmaceuUschea  Universal- Aräometer.  Auf  Anregung  von 
P.  H.  Bon*)  in  Amsterdam  wird  durch  Th.  Marius  in  Utrecht 
ein  Aräometer  gefertigt  und  in  den  Handel  gebracht,  welches 
Bon  als  „Type-Yochtweger^^  bezeichnet  und  dem  wir  im  Deutschen 
den  Namen  Universal-Axäometer  geben  möchten.  Dasselbe  ist  so 
eingerichtet,  dass  es  sowohl  für  Flüssigkeiteta,  die  leichter  als 
Wasser,  wie  auch  für  solche,  welche  schwerer  als  Wasser  sind, 
verwendet  wird.  Die  Länge  des  ganzen  Instrumentes  beträgt 
36  cm  (die  des  Skalentheils  allein  20  cm),  so  dass  ein  Glas- 
cylinder  von  40  cm  Höhe  und  4  qcm  Querschnitt  für  die  An- 
wendung des  Instrumentes  genügt;  von  Aether  —  als  der  leichte- 
sten der  in  der  Pharmacie  in  Frage  kommenden  Flüssigkeit  — 
sind  unter  diesen  Bedingungen  b25  cc,  von  Schwefelsäure  —  als 
der  schwersten  Flüssigkeit  —  150  cc  erforderlich.  Die  Skala  des 
auf  eine  Temperatur  von  15^  G.  abgestimmten  und  mit  einem 
Thermometer  versehenen  Instrumentes  ist  für  die  leichteren  Flüssig- 
keiten in  Vioooi  für  die  schwereren  in  ^^/looo  getheilt.  Ausser  dieser 
EinÜieilung  ist  an  den  Stellen,  bis  wohin  das  Aräometer  in  eine 
der  (in  der  Niederländischen  Pharmakopoe  officinellen)  Flüssig- 
keiten einsinken  muss,  noch  eine  kleine  Marke  angebracht  und 
der  Name  der  betreffenden  Flüssigkeit  hinzugesetzt,  so  dass  man 
also  beim  Gebrauch  des  Instrumentes  gar  nicht  in  der  Pharma- 
kopoe nachzuschlagen  braucht,  welches  specifische  Gewicht  die- 
selbe besitzen  soll,   weil   das  Aräometer  alle   nöthigen  Angaben 

1)  Pharm.  Centralh.  1898,  253.  2)  Niederl.  Tijdschr.  voor  Pharm^ 

Chem.  en  Toxic  1893  darch  Phana.  Centralh.  1898,  180. 


216  Pharmacentische  Apparate. 

selbst  trägt.  —  In  dieser  Ausstattung  ist  das  Instrument  zunächst 
natürlich  nur  dort  anzuwenden,  wo  die  Niederländische  Pharma- 
kopoe Gültigkeit  hat;  das  dem  Aräometer  von  Bon  zu  Grunde 
liegende  Princip  ist  aber  mit  Leichtigkeit  auch  auf  Instrumente 
anzuwenden,  welche  sich  den  Anforderungen  anderer  Pharma- 
kopoen anpassen,  so  dass  dessen  Kenntniss  von  allgemeinerem 
Interesse  ist. 

Einen  neuen  Dampfapparat  mit  Gasfeuerung  hat  Gustav 
Christ  in  Berlin  construirt ^). 

Eine  Neuerung  an  Mnsatzgefässen  für  Dampfapparate  hat 
Gustav  Christ >)  angegeben.  Derselbe  hat  die  Dichtungsringe 
Yon  Zinn  an  den  Porzellangefässen  derartig  konstruirt,  dass  das 
Porzellan  und  das  Zinn  sich  unabhängig  von  einander  ausdehnen 
resp.  zusammenziehen  können,  wodurch  das  Springen  der  Porzellan- 
gefässe  beim  Erwärmen  vermieden  wird  und  andererseits  können 
die  Porzellangefässe  mittelst  Bajonnettverschluss  jetzt  fest  ange- 
zogen, also  vom  Dampf  nicht  mehr  gehoben  werden. 

Ein  Schnell-lnfundirapparat  ist  der  Firma  E.  A.  Lentz  in 
Berlin  patentirt  worden^). 

Dick*)  in  Köln  ist  ein  „DestilUrapparat  mit  Helmkühlung^' 
patentirt  worden,  welcher,  für  alle  Destillate  geeignet,  jedenfalls 
auch  dem  Apotheker  gute  Dienste  leisten  wird.  Der  betr.  Apparat 
besteht  im  Wesentlichen  aus  zwei  Theilen,  dem  Kühlhelm  und 
dem  Kochkessel;  in  letzterem  ein  besonderes  Einsatzgefass  bei 
alkohol.  bezw.  äther.  Destillaten.  Der  Destillir- Apparat,  in 
jeder  Grösse  herstellbar,  liefert  z.  B.  pro  Stunde  3  Liter  de- 
stillirtes  Wasser,  er  besitzt  dabei  eine  Gesammthöhe  von  550  mm 
und  320  mm  Helmweite.  Ein  ganz  besonderer  Vorzug  dieses 
Destillirapparates  ist  ferner  der  Ersatz  der  Kühlschlange  durch 
einen  Küblhelm;  letzterer  ist  sehr  bequem  zu  reinigen  und  infolge 
dessen  das  Destillat  stets  tadellos. 

Der  Hager^sche  Dunstmmmler  ist  von  M.  Bück  er  ^)  modi- 
ficirt  worden. 

Dörrapparat,  Zum  Trocknen  von  Kräutern  u.  s.  w.  hat  die 
Maschinenfabrik  von  August  Zem seh  in  Wiesbaden  einen  Dörr- 
apparat construirt,  der  aus  einem  Dörrschacht  mit  7  bis  9  über- 
einander gelagerten  Horden  besteht  Der  Apparat  wird  auf  den 
Kochherd  gestellt,  von  dem  er  die  Wärme  empfangt,  so  dass  ein 
rasches  Trocknen  der  Kräuter,  Gemüse,  Obst,  Pilze  u.  s.  w.  mög- 
lich ist.  Nachdem  die  auf  der  untersten  Horde  liegenden  Kräuter, 
welche  die  grösste  Hitze  empfangen,  trocken  sind,  entfernt  man 
diese  Horde,  worauf  die  darüber  befindlichen  selbstthätig  um  eine 
Stufe  tiefer  rücken;  die  mit  frischem  Material  neu  beschickte 
Horde  wird  nun  zu  oberst  eingelegt,  so  dass  der  Trockenprocess 


1)  D.  R.  G.  M.  18104;  Pharm.  Ztjf.  1893,  723;  Apoth.  Ztg.  1893,  579 
(Abbildgr.).  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  41  (Abbildg.).  3)  Apoth.  Ztg.  1893,  678 
(Abbildg.).  4)  Pharm.  Centralh.  1893,  495  (Abbildg.).   '  6)  Zeitschr. 

d.  allg.  österr.  Apoth.-Ver.  1893,  55. 


Pharmaceuti8che  Apparate.  217 

aof  diese  Weise  zu  einem  fortlaufenden  wird.  Der  Apparat  kostet 
40  Mark  i). 

Einen  Etiquettenschrank  mit  verstellbaren  Fächern  beschreibt 
^r.  Feldtmann  in  Leck  (Schleswig)^). 

Etikettefianfeuchter,  Eine  von  G.  Westphal  in  Celle  her- 
gestellte, patentirte  Vorrichtung  zum  Anfeuchten  von  Briefmarken 
(Nasse  Zunge)  dürfte  auch  zum  Anfeuchten  der  Etiketten  in  den 
Apotheken  verwendbar  sein  ^). 

Ein  Oefäss  zur  selbstthätigen  Herstellung  von  Jodiinctur  hat 
die  Firma  Warmbrunn,  Quilitz  &  Co.  in  Berlin  in  den  Handel 
gebracht  ^). 

Eine  sehr  praktische  Oipsbinden-Wickelmaschine  ist  von  dem 
Arbeiter  Carl  Lange  in  der  Born'schen  Apotheke  in  Königs- 
berg construirt  worden.  Dieselbe  ist  von  Kaehler  &  Martini  in 
Berlin  in  den  Handel  gebracht '^). 

Kapselfalter.  Zur  Anfertigung  von  Pulverkapseln  bringt  Fr. 
Güntherodt  jun.^)  in  Detroit  einen  kleinen  metallenen,  nickel- 
plattirtcn  Apparat  in  den  Handel. 

J.  Durst  ^)  beschreibt  einen  in  England  schon  lange  ein- 
geführten Kapselfalter,  welcher  dem  vorstehend  erwähnten  im 
Princip  gleich,  jedoch  vorzuziehen  ist,  da  durch  Bewegbarkeit  die 
Kapsel  der  Schachtellänge  angepasst  werden  kann.  —  Ein  noch 
einfacherer  Kapselfalter,  ebenfalls  in  England  viel  gebraucht,  ist 
ein  kleines  Tischchen  mit  zwei  Platten  von  verschiedener  Länge, 
wovon  immer  die  eine  als  Fuss  dient. 

Das  Oeffnen  der  Pulverkapseln  zu  erleichtern  und  das  Auf- 
blasen derselben  zu  vermeiden  hat  ein  ungenannter  Leser  der 
Südd.  Apoth.-Ztg.  dieser  unter  Beilegung  von  Proben  einige  be- 
achtenswerthe  Vorschläge  gemacht.  Von  den  Mustern  enthalten 
die  einen  Fasern  von  Bambusrohr,  andere  ca.  5  mm  breite,  50  mm 
lange  Abschnitzel  von  dünner  weisser  Pappe,  die  beide  aus  der 
gefalteten  Kapsel  herausstehen  und  so  durch  einen  Zug  zur  Seite 
das  Oeffnen  der  Kapsel  behufs  Einbringens  der  Füllung  ermög- 
lichen« Diese  kleinen  Kapselöffner  könnten  bereits  in  der  Fabrik 
in  die  Kapseln  gesteckt  werden  oder  der  Receptar  bereitet  sich 
gelegentlich  eine  Anzahl  Kapseln  in  der  Weise  vor.  Statt  dieser 
Kapselöffher  kann  natürlich  eben  so  gut,  einem  alten  Vorschlage 
flager's  folgend,  das  Oeffnen  der  Kapseln  durch  einen  kleinen 
Homspatel  geschehen,  den  man  zwischen  den  beiden  letzten 
Fingern  der  rechten  Hand  hält^). 

Eine  Laboratoriumspresse ,  deren  Pressbacken  aus  glasirter 
Porzellanmasse  gefertigt  sind,  ist,  nach  Angaben  von  0.  N.  Witt  ^) 
hergestellt,  von  Kahler  &  Martini  in  Berlin  zu  beziehen. 

1)  Südd.  Apoth.  Ztg.  1893  durch  Pharm.  Centralh.  1893, 467.  2)  Pharm. 
Ztg.  1893, 779  (Äbbildg.)*  3)  Zeitschr.  f.  angew.Ghem.  1893, 89.  4)  Pharm. 
Ztg.  1893,  794  (Abbildg.)-  5)  Pharm.  Centralh.  1893,  39;  Pharm.  Ztg. 

1898, 25  (Abbildg.).  6)  Pharm.  Centralh.  1893,  314  (Abbildg.).  7)  Pharm. 
Centralh.  1893,  400.  8)  ebenda  711.  9)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1893, 

1694;  Pharm.  Centralh.  1893,  566. 


218  Pharmaceutische  Apparate. 

FuUer's  Pasiillenformer  besteht  aus  einer  Platte  von  Glas, 
Metall  oder  Hartgummi,  in  welcher  eine  Anzahl  (50)  Oeffnungen 
von  gleichem  Durchmesser  gemacht  sind.  Zu  dieser  Platte  gehört 
eine  mit  eben  so  viel  Pflöcken  versehene  Platte;  die  Pflöck^ 
passen  genau  in  die  Oeffnungen  der  anderen  Platte.  Zum  Ge- 
brauch wird  die  durchlochte  Platte  auf  eine  glatte  Fläche  gelegt 
und  die  Pastillenmasse  mit  dem  Spatel  in  die  Oeffnungen  ge- 
strichen. Setzt  man  nun  diese  Platte  auf  die  mit  den  Pflöcken 
versehene,  so  werden  die  Pastillen  aus  ihren  Höhlungen  gehoben 
und  bleiben  auf  den  Pflöcken  so  lange  liegen,  bis  sie  so  weit 
trocken  geworden  sind,  dass  man  sie  ohne  Schaden  wegnehmen 
kann.  Namentlich  für  kleine  Mengen  von  Pastillen  soll  der  von 
A.  G.  Neumann  in  New- York,  Broadway  1180,  gefertigte  Apparat 
gute  Dienste  leisten  ^). 

Von  neueren  Constructionen  für  PastiUen-Comprimirmaschitien 
scheint  die  von  Fritz  Kilian  in  Berlin  gefertigte  Maschine 
„Simplex**  (patentirt)  sehr  brauchbar  zu  sein.  Dieselbe  kostet 
30  Mk.  mit  den  Bestandtheilen  für  eine  Pastillengrösse ;  die  Be- 
standtheile  für  jede  andere  Grösse  kosten  7  Mk.,  ein  Fülltrichter 
75  Pf.«). 

An  der  DieteriM sehen  Piüenmaschine  ist  von  R.  Lieb  au  in 
Chemnitz  als  Neuerung  eine  dicke,  mattgeschliffene  Glasplatte 
angebracht,  auf  welcher  der  Pillenstrang  ausgerollt  wird.  Die 
sehr  brauchbare  Dieterich'scho  Pillenmaschine,  welche  sich  be- 
kanntlich dadurch  auszeichnet,  dass  das  untere  Schneidezeug 
muldenförmig,  das  obere  gewölbt  ist,  so  dass  der  Pillenstrang 
während  des  Zerschneidens  nicht  ausgleiten  kann  und  die  fertigen 
Pillen  nicht  wegrollen  können,  hat  durch  diese  Glasplatte  noch 
gewonnen,  da  hierdurch  die  Reinhaltung  des  Apparates  erleichtert, 
und  ein  stets  sauberes  Aussehen  erzielt  wird  ^). 

Von  der  Firma  Fritz  Kilian  in  Berlin  wird  unter  dem 
Namen  „Unicum**  eine  Pillenmaschine  in  den  Handel  gebracht, 
welche  zugleich  für  Receptur  und  für  weniger  forcirten  Fabrik- 
betrieb dienen  kann.  Dieselbe  ist  eine  wesentlich  vereinfachte 
Construction  der  Kilian'schen  Patentpillenmaschine  und  ist  infolge 
dieser  Vereinfachung  wesentlich  billiger  ^). 

August  Zemsch  in  Wiesbaden  bringt  seit  einiger  Zeit  ein 
neues  Modell  einer  Schrot-  und  Ptdverisirmühle  mit  Vorbrecher  in 
den  Handel,  die  insbesondere  für  pharmaceutische  Zwecke  ein- 
gerichtet ist*). 

Tarirte  Standgefässe.  E.  Dünnenberger*)  bespricht  den 
auch  anderweit  anerkannten  Nutzen,  die  Vorrathsgefasse  (Flaschen, 
Büchsen,  Kästen  etc.)  in  den  Apotheken  mit  der  Tara  zu  ver- 
sehen, und  macht  dabei  gleichzeitig  den  praktischen  Vorschlag, 


l)  dnrch  Pharm.  Centralh.  1898,  539.  2)  Pharm.  Post  1893,  69; 

Pharm.  Centralh.  1893,  243.  3)  Pharm.  Centralh.  1893,  562.  4)  Pharm. 

Ztg.  1893,  292  (Abbildg.).        5)  Apoth.  Zig,  1893,  24  (Abbild^.).        6)  Schweiz. 
Wochenschr.  f.  Pharm.  1893  No.  29. 


Fharmacen tische  Apparate.  219 

die  genannten  Behältnisse  auch  mit  einer  Notiz  über  den  Fassungs- 
raum, bezogen  auf  das  betreffende  Arzneimittel,  zu  versehen. 
Dünnenberger  hat  auf  die  Behältnisse  zu  klebende  Papierzettel 
im  Auge;  die  Pharm.  Gentralh.  empfiehlt  für  Standgefässo  aus 
Glas  und  Porzellan  die  sog.  Glasätztinte  (Ph.  C.  27,  646)  zu  ver- 
wenden. 

Netie  Salbenbüchsen.  Die  Firma  Bach  &  Riedel  in  Berlin 
bringt  in  jüngster  Zeit  Salbenbüchsen  in  den  Handel,  die  durch 
ihr  elegantes  Aeussere  und  Beachtung  aller  an  eine  Salbenbüchse 
zu  stellenden  Anforderungen  eine  Besprechung  an  dieser  Stelle 
rechtfertigen.  Die  Salbenbüchsen  sind  aus  Milchglas  gepresst, 
und  der  obere  Rand  ist  nicht  abgeschliffen,  sondern  glatt  und 
abgerundet  ausgepresst;  der  innere  Theil  der  Salbenbüchse  ist 
ganz  cylindrisch  und  unten  abgerundet  gearbeitet,  so  dass  die 
Salbe  mittelst  des  Fingers  leicht  und  bequem  bis  auf  den  letzten 
Rest  aus  einer  solchen  Büchse  herauszunehmen  ist.  Todto  Ecken, 
in  die  man  mit  dem  Finger  nicht  hineinkommt  und  in  denen 
stets  Salbenreste  zurückbleiben,  sind  bei  diesen  Salbenbüchsen 
sowohl  am  Boden,  wie  am  oberen  Rande  völlig  vermieden.  Die 
Reinigung  solcher  Büchsen  ist  daher  auch  eine  äusserst  leichte 
und  einfache.  Diese  Salbenbüchsen  haben  weisse  oder  rothe, 
sehr  elegant  aussehende  Deckel  aus  starkem  Gelluloid,  die  sich 
leicht  abnehmen  und  aufsetzen  lassen,  dabei  völlig  indifferent 
gegen  alle  möglichen  Arzneimittel  sind,  was  von  den  früheren 
Deckeln  aus  Zinkblech  ja  nicht  zu  sagen  war,  und  durch  Feuchtig- 
keit nicht  leiden,  während  Holzdeckel  sich  dadurch  ziehen  und 
Sprünge  bekommen  ^). 

Eine  neue  Suppositorietipresse  hat  A.  J.  Tschishewsky') 
construirt 

Der  Stopfen-Exstccator  von  L.  Schubbert*)  ist  bestimmt, 
hygroskopiscne  Substanzen  während  der  Aufbewahrung  trocken 
zu  halten;  dieselbe  dürfte  deshalb  nicht  nur  für  Apotheken, 
sondern  auch  für  chemische  Laboratorien  und  für  Sammlungen 
geeignet  sein.  Der  Stopfen-Exsiccator,  welcher  auf  jedes  Gefass 
passend  eingeschliffen  werden  kann  und  nur  einen  massigen  Preis 
haben  soll,  wird  von  der  Glasfabrik  Limberg  &  Co.  (Inh.  August 
Kattentidt)  in  Gifhom  hergestellt. 

Taxir^Rctte.  Diese  kleine  Vorrichtung  macht  das  zeitraubende 
und  oftmals  störende  Herumblättern  in  der  Arzneitaxe  ganz  ent- 
behrlich. Sämmtliche  Preise  der  Arzneitaxe  sind  auf  ein  starkes, 
aufgewickeltes  Band  aus  Stoff  und  Papier  gedruckt.  Um  einen 
Preis  zu  suchen,  zieht  man  das  Band  so  weit  von  der  Rolle  ab, 
bis  derselbe  zum  Vorschein  kommt;  eine  in  dem  Apparat  befind- 
liche Feder  zieht  das  Band  von  selbst  wieder  in  den  Apparat 
zurück.     Die  Taxir-RoUe   mit    der   (österreichischen)   Arzneitaxe 


1)    Pharm.  Centralh.    1693,   129.  2)    Pharm.   Zeitschr.    f.  RobbI. 

1893,  272.  3)  Beschreibung  und  Abbildung  in  Pharm.  Centralh.  1893,  710. 


220  Pharmaceutische  Apparate. 

ißt  zum  Preise  von  3  fl.  50  kr.  von  Carl  Franke  in  Wien  zu  be- 
ziehen ^). 

Von  der  Thein'schen  Schleuder  mit  den  neuesten  Verbesserungen 
(Universalschleuder)  und  ihrer  Anwendung  giebt  CT  he  in  2)  eine 
eingehende  Beschreibung. 

Eine  Maschine  zum  Absieben  von  Pulvern  hat  die  Maschinen- 
fabrik von  Aug.  Zemsch  in  Wiesbaden  construirt.  Der  Apparat, 
auf  welchen  die  vorhandenen  Siebe  aufgesetzt  werden,  ist  auf 
einem  Holzgestell  befestigt  und  wird  durch  Drehen  einer  Kurbel 
in  Bewegung  gesetzt.  Die  dadurch  ausgelöste  Bewegung  ist 
oscillirend,  entspricht  also  vollständig  der  Bewegung  der  Siebe, 
welche  man  diesen  mit  den  Händen  mitzutheilen  pflegt'). 

Trichter  zum  Abfüllen  dickflüssiger  oder  breiiger  Stoffe; 
D.  B.-P.  71860  für  Gustav  Kobinsohn  in  Löbtau-Dresden  ^). 

Eine  Neuerung  an  Trichtern  ist  Albert  Diehl  in  München 
patentirt  worden.    Der  kegelförmige  Theil  des  innen  und  aussen 

feriefelten  Trichters  ist  mit  Löchern  versehen,  so  dass  die  durch 
apier  flltrirte  Flüssigkeit  auch  auf  der  äusseren  Seite  des  Trichters 
abfliessen  kann  ^). 

Einen  gläsernen  Filirirtriehter  mit  geradlinig  und  krummlinig 
ve^'lauf enden,  nach  innen  vorstehenden  Bippen  hat  die  Firma 
von  Poncet,  Glashüttenwerke  in  Berlin,  hergestellt  Weil  bei 
diesem  Trichter  die  Rippen  kräftig  nach  innen  vorstehen,  wird 
die  Beschleunigung  des  Filtrirens  sich  mit  demselben  besser  er- 
reichen lassen,  als  mit  denjenigen,  bei  welchen  die  Rinnen  ein- 
geätzt oder  nur  wenig  vertieft  sind.  Heisse  Flüssigkeiten  werden 
diese  Trichter  nicht  vertragen,  da  sie  gepresst  und  sehr  stark  im 
Glase  gehalten  sind^). 

Einen  Glastrichter  mit  Luftabführungs-Canal,  der  aussen  an 
seinem  Hals  eine  Rinne  besitzt,  wie  man  dieses  oft  bei  Blech- 
trichtern findet,  fertigen  die  Glashüttenwerke  Adlerhütten  in 
Penzig  i.  Schi.  7). 

Seihtrichte^',  an  Stelle  der  bisher  gebräuchlichen  Seihtücher 
zu  verwenden,  wurden  von  der  Firma  Robinsohn  &  Albrecht, 
Dresden-A.,  Rosenstrasse  6,  auf  Anregung  von  A.  Schneider^) 
hergestellt. 

Töllner^s  Kalt-Trocken- Apparat^)  ermöglicht  die  Austrocknung 
aller  Art  Drogen  und  Präparate,  sowie  die  Trockenbaltung  solcher 
ohne  Erwärmung.  Als  Wasser  anziehende  Substanz  wird  ge- 
brannter Kalk  verwendet,  und  zwar  befindet  sich  derselbe  nach 
dem  Princip  von  Hempel  oberhalb  der  zu  trocknenden  Waaren, 
damit  die  trockene  specifisch  schwerere  Luft  zu  Boden  sinken 
und  die  feuchte,  leichtere  Luft  nach  oben  verdrängen  kann. 
Durch  eine  einfache  Vorrichtung  wird  verhindert,  dass  der  zer- 


1)  Pharm.  Centralh.  1898,  93.  2)  Apoth.  Ztgr.  1893,  536  (Abbildg.). 

3)  Pharm.  Centralh.  1893,   567.  4)  Pharm.  Ztg.  1893,  780  (Abbildg.). 

5)    D.    R.-P.    69583.  6)    Pharm.    Centralh.    1893,    514    (Abbildg.). 

7)  ebenda  64  (Abbildg.).  8)   Beschreibung   und  Abbildung  in   Pharm. 

Centralh.  1893,  525.  9)  Pharm.  Centralh.  1893,  645. 


Pharmaceutische  Apparate.  221 

fallene  Kalk  in  den  Trockenraum  stäuben  kann,  und  die  Er- 
neuerung des  Kalkes  erfolgt  von  aussen.  Da  bei  dieser  Art  des 
Trocknens  keine  Erwärmung  stattfindet,  so  tritt  auch  beim 
Trocknen  von  Stoffen,  welche  flüchtige  Bestandtheile  enthalten^ 
kein  Verlust  an  diesen  ein,  und  die  Oxydation  ist  auf  das  ge- 
ringste MaasB  herabgedrückt,  weil  die  Luft  im  Apparat  sich  nicht 
fortwährend  erneuert  Der  Apparat  eignet  sich  deshalb  ganz  be- 
sonders zum  Trocknen  von  narkotischen  Kräutern,  Gewürzen^ 
aber  natürlich  auch  jeder  anderen  Substanz,  ferner  zur  Auf- 
bewahrung hygroskopischer  Stoffe,  wie  Acidum  phosphoricum 
glaciale,  Acidum  trichloraceticum,  Extraeta  narcotica  sicca,  dann 
der  leicht  schimmelnden  Pflaster,  wie  Empl.  Belladonnae,  Gantha- 
ridum,  Gonii,  Hyoscyami  u.  s.  w.  Agar-Agar  wird  schnell  brüchig,, 
so  dass  es  gepulvert  werden  kann,  Safran  wird  in  kurzer  Zeit  so- 
trocken,  dass  er  im  Porzellanmörser  zu  Pulver  gerieben  werden 
kann.  Waldmeister,  frisch  in  den  Apparat  gebracht  und  aus- 
getrocknet, erscheint  so  gut  conservirt,  dass  er  sich  wie  frischer 
Waldmeister  zur  Bereitung  von  Bowle  eignet  Manna  lässt  sich 
in  kurzer  Zeit  so  austrocknen,  dass  sie  bequem  in  Speciesform 
gebracht,  sowie  gepulvert  werden  kann.  Mutterkorn  dürfte  nach 
vollständigem  Austrocknen  durch  nachheriges  Aufbewahren  in  luft- 
dicht schliessenden  Gefässen  am  besten  zu  erhalten  sein.  Der 
Kalt-Trockenschrank  eignet  sich  ferner  auch  zum  Trocknen  von 
Pastillen,  namentlich  solcher  mit  Laki'itzen,  Gachou,  zur  Her- 
stellung von  Natrium  carbonicum  siccum  und  Natrium  sulfuricum 
siccum,  femer  zum  Austrocknen  von  Seife,  zur  Herstellung  von 
Pulver;  die  grob  geraspelte  Seife  wird  im  Apparat  kalt  ausge- 
trocknet, dann  zu  feinem  Pulver  gerieben.  Das  Austrocknen  von 
Moschus  ist  nach  dem  Verfasser  auch  im  Kalt-Trockenschrank  in 
einfacher  Weise  auszuführen ;  (dieses  dürfte  sich  aber  im  Apotheken- 
betrieb natürlich  nicht  empfehlen,  da  der  Trockenschrank  den 
Moschusgernch  nie  wieder  verlieren  würde;  hierzu  ist  jedenfalls 
ein  improvisirter  Schwefelsäure-Exsiccator,  der  nach  dem  Gebrauch 
nöthigen  Falls  zerschlagen  werden  kann,  praktischer.  Ref.  der 
Pharm.  Centralh^. 

Ein  neues  Tropf alas  von  Lamprecht  besitzt  die  an  vielen 
anderen  derartigen  Vorrichtungen  vorhandene  Einrichtung,  dass 
die  Flasche  durch  Drehung  des  Stöpsels  geöfifnet  oder  geschlossen 
werden  kann.  Der  Stöpsel  dieses  neuen  Tropfglases  ist  jedoch 
hohl  und  an  dem  Griff  des  Stöpsels,  welcher  kugelig  gestaltet  ist, 
befindet  sich  die  Luftzuführungsöffnung.  Durch  Zuhalten  mit 
dem  Finger  kann  man  das  Abtropfen  der  Flüssigkeit  sofort  unter- 
brechen. Weil  der  äussere  Theil  des  Stöpsels  Eugelform  hat, 
lasst  sich  das  neue  Tropfglas  bequem  zubinden  ^). 

Ein  Tropfkork  für  Arzneifiaschen  ist  F.  L.  von  Hirsch*) 
in  Düsseldorf  patentirt  worden;  derselbe  wird  in  verschiedenen 


1)  D.  R.-P.  65683.  2}  Pharm.  Ztg.  1898,  521;  Pharm.  Centralh. 

1898,  666;  Apoth.  Ztg.  1898,  615  (Abbildg). 


222  Pharmaoeutische  Apparate. 

Grössen  für  Gläser  von  5  bis  15,  20  bis  50  und  60  bis  100  g 
passend  hergestellt. 

Tropfenzähler,  Um  kleinere  Tropfen  zu  erzielen,  haben  die 
Erfinder  der  Traube-Eattentidt'schen  Tropfgläser  das  von 
ihnen  genommene  Patent  dahin  erweitert,  dass  der  kegelförmige, 
wagerechte  Stöpselansatz  anstatt  in  eine  Kugel,  wie  beim  Haupt- 
patent, in  ein  EUipsoid  oder  ein  Parabolo'id  ausläuft  ^). 

Tupfapparat    zur    tropfenweiseti  Abgabe    von    Fiüseigkeüeti; 

D.  R.-P.  71518  für  Fritz  Römhildt  in  Karlsruhe.  Ein  kegel- 
förmiger Ventilstift  tritt  aus  dem  geschlossenen  Boden  eines  Be- 
hälters heraus  und  wird  Yon  einer  im  Innern  des  Behälters  an- 
gebrachten Schraubenfeder  in  Verschlussstellung  gedrückt.  Wird 
nun  auf  den  Stift  ein  Druck  ausgeübt,  so  quillt  ein  Flüssigkeits- 
tropfen aus  der  frei  werdenden  üeffnung  hervor.  Der  Apparat 
soll  angewendet  werden,  um  für  den  Fall  eines  Insektenstiches 
oder  einer  ähnlichen  Verletzung  ein  Arzneimittel,  z.  B.  Ammoniak- 
flüssigkeit, auf  die  Wunde  zu  träufeln. 

Die  Medicinmessflasche  von  S.  Sachs  in  Berlin  hat  einen 
Hohlstöpsel,  der  zur  Abgabe  bestimmt  abgemessener,  die  Grösse 
eines  Tropfens  übersteigender  Flüssigkeitsmengen  dient.  Der 
durch  Einlauföffnungen  mit  den  Hohlrinnen  der  Flasche  durch 
Drehung  zu  verbindende  und  wiederum  abzuschliessende  Hohl- 
stöpsel kann  seine,  einem  bestimmten  Maasse  entsprechende 
Füllung  dadurch  abgeben,  dass  er  entweder  durch  Stellung  der 
Oefifnungen  gegenüber  der  Auslaufrinnen  des  Flaschenhalses  oder 
durch  den  oben  offenen  und  mit  Ausgussrinuen  versehenen  Unter- 
theil  bei  Drehung  des  eingeschliffenen  und  mit  Oeffnungen  ver- 
sehenen Obertheiles  entleert  wird  *). 

Zur  Dosirung  stark  wirkender  Tropfen  empfiehlt  A.  Schneider') 
graduirte  Äugenpipetteti  als  Hohlmaasse.  —  J.  Mulfinger^)  em- 
pfiehlt, stark  wirkende  Tropfen  in  oylindrischQn  graduirten  Tropf en- 
maassgläsem  nach  Art  der  englischen  „minim  measures''  zu  ver- 
abreichen.   In  der  Preisliste  von  F.  Newbery  and  sons,  London 

E.  C.  1—3  King  Edward  street,  sind  solche  Tropfenmaass-Steh- 
cylinder  zum  Preise  von  30  Pf.  das  Stück  aufgeführt.  Ganz  ver- 
schwinden dagegen  sollten  die  diversen  Sorten  Patenttropfgläser, 
welche  auch  ausnahmslos  sehr  unpraktisch  sind  und  deren  Haupt- 
mangel die  UnZuverlässigkeit  des  Gewichts  der  Tropfen  ist. 

Flaschenverschluss  mit  Tropfenzähler;  D.  R.-P.  70403  für 
Friedrich  Grösche  in  Ilmenau  i.  Thür.  Der  Flaschenhals  einer 
Tropfflasche  der  durch  Patent  No.  36  587  geschützten  Art  enthält 
zwei  einander  gegenüberliegende  untere  Kanäle,  ferner  zwei  um 
90^  hierzu  versetzte  obere  Schnäbel.  An  dem  Stöpsel  befinden 
sich  unten  zwei  einander  gegenüberliegende  längere  Kanäle  und 
oben  zwei  einander  gegenüberliegende  kürzere  Kanäle,  welche  um 
weniger  als  90°  von  einander  entfernt  liegen.    Diese  Einrichtung 

1)  D.  R.-P.  65  296,  Zas.  za  66919.  2)  D.  R.-P.  70960. 

3)  Pharm.  Centralh.  1893,  No.  45.  4}  ebenda  1393  S.  669. 


Pharmaceu tische  Apparate.  223 

bewirkt,  dass  bei  Gegenüberstellung  bestimmter  Ganäle  die  Flüssig- 
keit in  Tropfenform,  bei  Gegenüberstellung  der  anderen  Canäle 
in  Strahlenform  ausfliesst,  während  in  Zwischenstellungen  der 
Flaschenhals  abgeschlossen  ist. 

Einen  StöpselhaUer,  der  einen  sicheren  Verschluss  für  zu  be- 
wegende Glasstöpselflaschen  abgeben  soll,  haben  Lübbert  und 
Schneider  erfunden  und  unter  Patentschutz  gestellt.  Derselbe 
wird  ans  federndem,  verzinntem  oder  Ternickeltem  Draht  in  ver- 
schiedenen Grössen  hergestellt  und  ist  für  jegliche  Art  von  Glas- 
stopselgefässen,  soweit  sie  flache,  sogenannte  Deckelstöpsel  haben, 
verwendbar,  also  sowohl  für  trockene  Substanzen,  wie  auch  für 
Flüssigkeiten,  da  der  Stöpselhalter  den  Glasstöpsel  so  fest  in  den 
Flaschenhals  drückt,  dass  keine  Flüssigkeit  auslaufen  kann,  wenn 
das  Gefäss  umgedreht  wird.  Dieser  Verschluss  wird  für  ßeise- 
und  ärztliche  Handapotheken,  für  Reagentien-Kästchen  etc.  recht 
praktisch  sein.  Der  Stöpselhalter  wird  von  der  Firma  Bach  & 
Riedel  in  Berlin  S.  hergestellt  und  in  den  Verkehr  gebracht  ^). 

Luftdichter  Contrdverschluss  für  Verbandstoffbüchsen.  Die 
von  Pannwitz')  ersonnone  Vorrichtung  besteht  in  einem  mittelst 
Gummiring  gedichteten  Deekel,  welcher  eine  Gummikappe  trägt, 
die  nach  der  Sterilisirung  bei  der  Abkühlung  nach  innen  gedrückt 
wird,  woran  man  sieht,  dass  die  Büchse  wirklich  im  Dampf  ge- 
wesen ist,  luftdicht  schliesst  und  inzwischen  nicht  geöffnet  worden 
ist  Richtig  stehlisirte  und  schliessende  Büchsen  Tassen  sich  nur 
durch  Abnehmen  der  Gummikappen  öffnen.  Die  durch  Gebrauchs- 
muster geschützte  Vorrichtung  wird  durch  die  Firma  Bach  & 
Riedel  in  Berlin  vertrieben. 

Einen  Steriltsirungsapparat  für  Verbandmittel  (Ssamotcar- 
Sterilisator)  beschrieb  L.  Lewschin'). 

Chemische  Apparate. 

Einen  Apparat  zum  wirksamen  Auswaschen  von  Niederschlägen 
auf  dem  Filter  hat  Forbes*)  beschrieben. 

Einen  einfachen  Apparat  zur  Verhütung  des  Atisströmens  von 
Leuchtgas  in  Laboratorien,  nachdem  die  Gasflammen  in  Folge 
irgend  eines  Zufalles  verlöschten,  hat  A.  v.  Schulten  ^)  angegeben. 

Einen  Apparat  zur  makroskopischen  Besichtigung  von  Unter- 
suehungsstoffen  hat  Krönig«)  construirt.  Der  Apparat  ist  erhält- 
lich bei  Roh.  Muencke,  Berlin. 

Der  dochüose  Benzinbrenner  von  G.  Barth el  ist  zum  Preise 
von  16  Mk.  (einschliesslich  der  Nebenapparate  dazu)  durch  die 
Firma  Gustav  Barthel,  Dresden- A.,  Blase witzerstrasse  37c,  zu 
beziehen  7). 

Bunsenbrenner  mit  Benzingas.    Zur  Erzeugung  von  Benzingas 

1)  Pharm.  Centralh.  1893,  888;  Ph.  Ztg.  1898,  869;  Apoth.  Zig.  1898, 
800  (Abbildg.)  2)  Pharm.  Centralh.  1893,  589.  8)  Pharm.  Zeitschr. 

f.  Basal.  1893,  6.  4)  Chem.  News  1892,  55;  Pharm.  Centralh.  1893,  252 

(AbhildR.).  5}   Pharm.    Centralh.    1893,    252.  6)   ebenda   481. 

7)  Pharm.  Centralh.  1893,  286;  Pharm.  Ztg.  1898,  848  (Abbildg.). 


224  Chemische  Apparate. 

empfiehlt  Adolph  Schmidt^)  folgende  Methode:  Eine  Wulff-' 
sehe  Flasche  wird  bis  reichlich  zur  Hälfte  mit  Benzin  beschickt 
und  das  kurze,  nicht  in  die  Flüssigkeit  tauchende  Rohr  mit  dem 
Bunsenbrenner,  das  andere  bis  auf  den  Boden  des  Gefösses 
reichende  mit  einem  Blasebalg  verbunden.  Der  Blasebalg  soll  zur 
Erzeugung  eines  gleichmässigen  Gasstromes  sich  am  besten  eignen, 
wenn  er  einer  Belastung  von  20  Pfund  entspricht  Setzt  man 
nun  den  Blasebalg  durch  Treten  mit  dem  Fusse  in  Bewegung,  so 
sättigt  sich  die  demselben  entströmende  Luft  in  der  Wulff'schen 
Flasche  mit  Benzindampf  und  soll  ein  zur  Erzielung  einer  sehr 
heissen  Bunsenflamme  vortrefflich  geeignetes  Gasgemisch  abgeben. 
In  der  kälteren  Jahreszeit  soll  es  vortheilhaft  sein,  dem  Benzin 
Vs  seines  Gewichtes  Aether  zuzusetzen,  um  ein  leichteres  Gemisch 
zu  erhalten.  Der  Benzinverbrauch  soll  sich  bei  Verwendung  eines 
Doppelbrenners  auf  60,0  g  pro  Stunde  Brenndauer  belaufen. 

H.  Kräl  *)  warnt  vor  dieser  Vorrichtung  wegen  ihrer  Gefähr- 
lichkeit. 

Universalsparbrenner  mit  1  bis  6  Flammen,  welche  durch 
einen  seitlichen  Hebel  so  weit  zurückgedreht  werden  können,  dass 
nur  noch  eine  kleine  nicht  zurückschlagende  Zündflamme  brennen 
bleibt,  wurden  von  Roher  in  Jena  in  den  Handel  gebracht'). 

Eine  Bürette  mit  automatischer  NullpuncteinsteUung  und  mit 
Vorrichtung  zur  automatischen  Füllung  hat  die  Glasinstrumenten- 
fabrik  von  Alt,  Eberhardt  &  Jäger  in  Ilmenau  (Thür.)  construirt  ^). 

Die  Firma  Warmbrunn,  Quilitz  &  Co.  in  Berlin  hat 
an  den  vor  einer  Reihe  von  Jahren  aufgekommenen  Flaschen- 
büretten  Verbesserungen  angebracht,  welche  es  verhindern,  dass 
z.  B.  Flüssigkeit  in  den  Gummiball  geschleudert  wird;  zu  dem 
Zwecke  ist  das  obere  Ende  der  Bürette,  an  dem  der  Gummiball 
angebracht  ist,  zu  einer  feinen  Gapillare  ausgezogen  worden. 
Wird  bei  einer  derartig  eingerichteten  Flaschenbürette  der  Druck 
auf  den  Gummiball  aufgehoben,  so  tritt  die  Luft  ganz  allmählich 
in  kleinen  Blasen  durch  die  Ausflussspitze  in  die  Bürette  ein,  und 
ein  Ueberspritzen  der  Flüssigkeit  in  den  Gummiball  oder  ein  Ab- 
fallen von  Tropfen  aus  der  Abflussspitze  ist  vollständig  ausge- 
schlossen ^). 

Ein  leicht  bewegliches  Dampfbad^  welches  überall  da  herge- 
stellt werden  kann,  wo  strömender  Dampf  zur  Verfügung  ist,  hat 
Gooch®)  construirt. 

Einen  Dampfüberhitzer  nach  F.  Meyer  für  Laboratoriums- 
zwecke brachte  die  Firma  C.Desaga  in  Heidelberg  in  den  Handel  ^). 

Einen  DestiUationsapparat  für  Ammoniak  nach  Kjeldahl's  Ver- 
fahren zur  Stickstoff  bestimmung,  bei  welchem  die  wie  Erlenmever-' 
sehe  geformten  Kochflaschen,  in  denen  die  Natronlauge  haltige 


1)  Pharm.  Zeitschr.  f.Russl.  1893  No.  17;  darch  Pharm.  Ztg.  1693,  339. 
2)  Pharm.  Ztg.  1893,  411.  3)  Pharm.  Centralh.  1893,  665.  4)  Chem. 

Ztg.  1893,  1566;  Pharm.  Centralh.  1893,  693;  Pharm.  Ztg.  1693,  705  (Abbildg.). 
5)   Chem.  Ztg.    1893,  454.  6)  Chem.  Centralbl.  1892,  II,  695;   Pharm. 

Centralh.  1893,  252.  7)  Pharm.  Centralh.  1893,  564. 


Chemische  Apparate.  225 

Flüssigkeit  gekocht  wird,  aus  Kupfer  gefertigt  waren,  hat  die 
Firma  Ehrhardt  und  Metzger  in  Darmstadt  in  den  Handel  ge- 
bracht. *) 

Einen  Apparat  zur  Bestimmung  von  Ammoniak  durch  Destil- 
lation hat  Fr.  Stolba')  angegeben. 

Einen  zuverlässigen  Destilliraufsatz  für  die  Stickstoffbestimmung 
nach  KjddaJd^  um  jedes  Ueberspritzen  von  Lauge  selbst  bei 
stürmischer  oder  stossweise  erfolgender  Destillation  sicher  zu  ver- 
hindern, hat  Max  Müller')  angegeben. 

Einen  Laboratoriumsapparai  zur  Ausführung  von  Destillationen 
mit  überhitztem  Wasserdampf  hat  ß.  Jaf  f  e  *)  construirt.  Der  Appa- 
rat beruht  darauf,  dass  die  Verbrennungsproducte  einer  Gas- 
flamme in  die  zu  destillirende  Flüssigkeit  eingesogen  werden. 
Der  Verfasser  bezeichnet  den  Apparat  unter  Anderem  als  sehr  ge- 
eignet für  die  Bestimmung  des  ulyceringehaltes  in  Rohglycerinen, 
da  man,  weil  nach  derselben  Methode  wie  im  Grossen  arbeitend, 
ein  der  im  Grossbetrieb  zu  erwartenden  Ausbeute  ziemlich  genau 
entsprechendes  Resultat  erhält. 

Kommt  es  nicht  auf  eine  Trennung  der  Fractionen  an,  son- 
dern will  man  nur  wissen,  wieviel  Substanz  zwischen  den  ver- 
schiedenen Temperaturgraden  übergeht,  so  kann  man  nach  A. 
Tiger'stedt^)  die  fractionirte  Destillation  dadurch  sehr  verein- 
fachen, dass  mau  die  Flüssigkeit  in  ein  auf  eine  feine  Briefwaage 
gestelltes  Kölbchen  destillirt.  Der  Zeiger  giebt  die  jeweilige  Ge- 
wichtszunahme an.  Man  kann  auf  dem  getheilten  Kreise  den 
Stand  des  Zeigers  für  jeden  Temperaturgrad  notiren. 

Zur  Verhütung  des  Springens  von  Einschmelzröhren  bringt 
Ullmann^)  die  zugeschmolzenen  Glasröhren  in  eine  fest  und 
dicht  verschraubbare  Mannesmann'sche  Röhre,  in  die  er  gleich- 
zeitig eine  gewisse  Menge  Aether,  Benzin  oder  sonst  eine  passend 
gew^te  Flüssigkeit  bringt;  der  Gegendruck  der  Gase  dieser 
Flüssigkeiten  schützt  die  Einschmelzrohre  vor  dem  Zerspringen. 
Verfasser  verwendete  in  den  mitgetheilten  Versuchen  70  cc  Aether 
oder  Alkohol;  Wasser  ist  nicht  dazu  verwendbar,  da  es  bei  hoher 
Temperatur  Glas  stark  angreift. 

Einen  einfachen  Extractionsapparat  für  analytische  Arbeiten 
beschreibt  W.  Büttner  7)  Der  Apparat  zeichnet  sich  dadurch 
aus,  dass  er  nur  einen  Korkverschluss  hat,  und  dass  man  ihn 
selbst  herstellen  kann;  seit  ungefähr  5  Jahren  wird  derselbe  bei 
der  Kgl.  chemischen  Gentralstelle  für  öffentliche  Gesundheitspflege 
in  Dresden  angewendet 

Der  Extractionsapparat  von  Holde  gestattet  die  Extraction 
Ton   Substanzen   beliebiger  Gonsistenz   (flüssig   oder  breiig)  und 


1)  Pharm.  Centralb.  1893,   564.  2)    Cbem.  Ztg.  1898,   Rep.  111. 

(AbbildR.)  8)  Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  1898,  229;  Pharm.  Centralh.  1898, 

327.     (Abbildg.)  4)   Ber.  d.  d.  ehem.  Oes.  1898,  128.  5)  ebenda 

172.  6)    Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  1893,  274.  7)    Zeitschr.  f.  angew. 

Ch.  1893,  634;  Pharm.  Centralh.  1893,  723.     (Abbildg.) 

JahrMberiebt  f.  1898.  15 


226  Chemische  Apparate. 

dürfte  sich  daher  besonders  für  FettbestimmuBgen  in  flüssigen 
Fett-Emulsionen  yoraussi  chtlich  auch  bei  Milch  eignen.  Dieser 
Apparat  wird  von  Kahler  &  Martini  in  Berlin  angefertigt.^) 

Für  Extractionsapparate  zum  Ausziehen  von  Flüssigkeiten 
giebt  Bremer*)  zwei  neue  Gonstrnctionen  an,  von  denen  die  eine 
für  Extractionsmittel  bestimmt  ist,  welche  specifisch  leichter  sind 
als  das  Lösungsmittel  der  zu  extrahirenden  Substanz,  während 
die  andere  für  specifisch  schwerere  Extractionsmittel  angewendet 
wird.  Die  Apparate  sind  verwendbar  in  der  Analyse,  auch  für 
Milchanalyse,  sowie  ferner  auch  für  Darstellung  von  Präparaten, 
wozu  dieselben  in  etwas  grösseren  Maassen,  aus  Metall  gefertigt, 
Anwendung  finden.  Die  Apparate  werden  von  Joh.  Greiner  in 
München  fabricirt. 

Der  von  A.  Smetham  angegebene  Apparat  zur  Extraction 
flüssiger  Stoffe  mittelst  Aether  u.  s.  w. ,  den  van  Ledden-Hulse- 
bosch  (s.  Galenische  Präparate,  Extraeta)  für  seine  sogenannte 
Perforationsmethode  ebenfalls  anwendete,  ist  von  Blass')  ver- 
einfacht und  dahin  abgeändert  worden^  dass  auch  höher  siedende 
Extractionsflüssigkeiten  zur  Anwendung  kommen  können,  sowie 
solche,  die  schwerer  sind  als  Wasser,  z.  B.  Chloroform. 

Eine  weitere  Vereinfachung  an  diesem  Apparat  hat  Bosman^) 
angegeben. 

Eine  mit  gutem  Erfolg  erprobte  Modification  des  Soxhlet^sehen 
Extradionsapparates  hatL.  Carcamo^)  veröffentlicht  Der  mehr 
handliche  und  weniger  leicht  zerbrechliche  Apparat  wurde  von  L. 
FichutmüUer,  Glasbläser  der  kgl.  landwirthschaftlichen  Station  in 
Mailand,  hergestellt. 

Schleicher  &  Schüll  in  Düren  beabsichtigen,  Hülsen  ans 
einem  Stück,  zur  Aufnahme  der  im  Soxhlet'schen  Aetherextractions- 
apparat  auf  Fett  oder  Harz  zu  analysirenden  Substanzen,  in  den 
Handel  zu  bringen. 

Soxhlefsche  Extractionsapparate  von  Metall  (Messing,  ver- 
nickelt) brachte  die  Firma  Dr.  Bender  u.  Hobein  in  München 
in  den  Handel.  ^) 

Gehärtete  Filter.  Die  bisherigen,  aus  dickerem  Filtrirpapier 
gefertigten,  gehärteten  Filter  Hessen  bei  Verwendung  mit  Saug- 
vorrichtung (Luftpumpe)  an  den  Knickungen  Luft  durch.  Diesem 
Uebelstande  begegneten  Schleicher  u.  Schüll  in  Düren  (Rhein- 
land) durch  Verwendung  eines  dünneren  Filtrirpapieres.  Bei 
Tnchtem  von  60°  Winkel  sind  die  neuen  gehärteten  Filter  selbst 
bei  scharfer  Faltung  derselben  sehr  brauchbar,  da  die  kleineren 
derselben  direct  als  Ersatz  des  Platinconus  beim  Filtriren  mit  der 


1}  Chem.  Zt^.  1892,  Rep.  275;   Pharm.  Gentralh.  1893,  64.    (Abbildg.) 
2)  Pharm.  Gentralh.  1893,   724.    (Abbildg.)  H)   Besohreibang  und  Ab- 

büdung  in  Pharm.  Ztg.  1893,  426;    Pharm.  Gentralh.  1893,  566.    (Abbildg.) 
4)  Pharm.  Ztg.  1898,  426.  5)    Bollet.  Ghim.  Farm.  1893,  517;     Pharm. 

Ztg.  1893,  669.    (Abbildg.)  6)  Pharm.  Gentralh.  1893,  565. 


Chemische  Apparate.  227 

Luftpumpe,  ferner  als  Unterfilter  für  grosse  Faltenfilter  ver- 
wendbar sind.  Weitere  Vorzüge  der  gehärteten  Filter  sind  fol- 
gende: Die  grössten  mit  Niederschlägen  gefüllten  Filter  können 
ohne  zu  reissen  vom  Trichter  abgehoben  werden ;  ein  Niederschlag 
kann,  ohne  dass  Papierfasern  in  denselben  gelangen,  vom  Filter 
abgeschabt  werden;  die  Filter  können  wiederholt  (natürlich  für 
denselben  Zweck)  gebraucht  werden,  da  sie  sich  (durch  Abspritzen 
mit  Wasser  aus  der  Spritzflasche)  abwaschen  lassen;  alkalische 
Laugen,  concentrirte  Salpetersäure,  25  %  ig.  Salzsäure,  concentrirte 
Lösungen  von  Zinnchlorür,  Zinnchlorid,  Antimonchlorür,  Zink- 
chlorid und  ähnliche  ätzende  Flüssigkeiten  können  durch  ge- 
härtete Filter  filtrirt  werden.  —  ^ärkefreies  FtUrirpapier.  Da 
fast  alle  Filtrirpapiere  St&rkemehl  enthalten  und  dieser  Umstand 
bei  manchen  Analysen  (insbesondere  solchen  mit  Kohlenhydraten) 
etörend  sein  kann,  bringen  Schleicher  u.  SchülP)  einFiltrir- 
papier  in  den  Handel,  welches  aus  gänzlich  stärkefreiem  Material 
hergestellt  worden  ist. 

Raikow^)  beschreibt  eine  sdbsHhäHge  Vorrichtung  zum  Fil- 
iriren  und  zum  Auswaschen  von  Niederschlägen  mit  kaltem  oder 
heissem  Wasser. 

Oasentwiekdungsapparate,  Zur  Erzeugung  eines  fortdauern- 
den Kohlensäure -Stromes  empfehlen  Greiner  &  Friedrichs*) 
einen  Cylinder  aus  durchlässiger  Thonmasse,  gefüllt  mit  einer 
Säure  in  der  durch  Abbildung  wiedergegebenen  Art  in  einem  mit 
«iner  Lösung  von  Natriumbicarbonat  gefüllten  Gefasse  aufzu- 
hängen. In  dem  Maasse,  wie  die  Säure  den  Thoncylinder  durch- 
dringt, wird  fortdauernd  eine  schwache  Eohlensäure-Entwickelung 
etattfinden. 

Ein  neuer  Schwefelwasserstoff-Apparat  für  analytische  Labo- 
ratorien wird  von  L.  L.  de  Koninck^)  besdirieben.  Ersetzt 
man  das  Schwefeleisen  durch  weissen  Marmor,  so  kann  der  Appa- 
rat natürlich  audi  zur  Darstellung  von  Kohlensäure  dienen;  mit 
Zink  und  verdünnter  Schwefelsäure  wird  man  Wasserstoff  erhalten. 

Unter  Zugrundelegung  des  Principes  des  von  L.  de  Koninck  an- 
gegebenen Schwefelwasserstoff-Apparates  hat  FranzMeyer^)  einen 
Apparat  zusammengestellt. 

Einen  neuen  Gasentwidcelunasapparat ,  der  sich  je  nach  Be- 
schickung für  Schwefelwasserstofl^  Wasserstoff,  Kohlensäure  eignet, 
hat  0.  Hergt^)  beschrieben. 

Nach  einem  bereits  früher  für  eine  Pipette  für  starkriechende 
Stoffe  wie  Bromwasser  benutzten  Princip  ist  ein  patentirter  Heber 
construirt  worden.  ') 


l)  Pharm.  Centralh.  1893,  644.  2)  Chem.  Ztg.  1898,  1565;  Pharm. 

Centralh.  1893,  695.    ( Abbildg.)  8)  Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  1893,  Heft  4 ; 

Pharm.  Centralh.    1893 ,    252.    (Abbildg.)  4)    Chem.  Ztg.   1898 ,    1099 ; 

Pharm.  Centralh.   1893,   506.    (Abbildg.)  5)   Chem.  Ztg.  1893,    1242» 

6)  Chem.  Ztg.  1898,  1599;  Pharm.  Centralh.  1893,  693.    (Abbildg.)        7)  Be- 
Jchreibang  und  Abbildg  in  Pharm.  Ztg.  1893,  128  n.  206. 

15* 


228  Chemische  Apparate. 

Einen  reguUrbaren  Heber,  der  leicht  zusammenzasetzen ,  be- 
quem zu  handhaben  und  leicht  zu  reinigen  ist,  beschreibt  E  b  e  r  t.  ^) 

Als  einfachsten  und  bequem  zu  handhabenden  Heber  für 
Flüssigkeiten  aller  Art  (ätzende,  giftige),  wie  aucii  für  scharfe 
Trennung  von  Niederschlägen  empfiehlt  B.  Hirsch  >)  den  kürzeren 
Schenkel  des  Hebers  umzubiegen.  Gefüllt  wird  der  Heber  in 
umgekehrter  Richtung  durch  den  längeren  Schenkel  mit  der  ab- 
zuhebernden  oder  einer  anderen  geeigneten  Flüssigkeit  Ist  der 
Heber  gefüllt,  so  wird  der  kürzere  Schenkel  mit  dem  Finger,  der 
längere  mittelst  eines  Korkes  oder  bei  Gummischlauch  durch  Zu- 
sammendrücken verschlossen.  Nun  kann  man  den  kürzeren 
Schenkel  wieder  frei  machen  und  den  Heber  umkehren,  ohne 
dass  etwas  ausläuft.  Ist  der  Heber  in  die  Flüssigkeit  gesenkt 
und  der  längere  Schenkel  auch  wieder  geöffnet,  so  läuft  die  Flüs- 
sigkeit klar  ab,  weil  der  Bodensatz  nicht  aufgerührt  wird. 

Neue  Heber  hat  M.  Rücker')  erfunden  und  sich  patentiren 
lassen. 

Eine  bemerkenswerthe  Verbesserung  bilden  die  Heber  (für 
Säuren  und  andere  ätzende  oder  giftige  Flüssigkeiten)  nach  der 
Gonstruction  Duffesboch  in  Köln,  welcher  denselben  unten  am 
Ausfluss  einen  Hahn  giebt,  der  zu  Anfang  geschlossen  wird,  wäh- 
rend oben  auf  dem  Knie  eine  kleine  Saugpumpe  aufgesetzt  ist, 
durch  deren  Bethätigung  die  Ansaugung  der  Flüssigkeit  erfolgt.  ^) 

Eine  neue  Heberwrrichtung  wird  in  No.  14  der  Deutschen 
Drogisten -Zeitung  beschrieben.  Das  Füllen  des  Heberrohres 
mit  der  zu  hebernden  Flüssigkeit  wird  hier  mit  Hülfe  zweier 
Hähne  bewirkt.  Zum  Entleeren  von  Ballons  u.  s.  w.  dürfte  der 
Apparat,  welcher  nicht  patentirt  ist  und  von  jedem  Klempner 
nach  eigener  Angabe  angefertigt  werden  kann,  jedenfalls  be- 
achtenswerth  sein.  ^) 

Klemmen  zum  FisthaUen  von  Rohren,  Büretten  etc.  von  ver- 
schiedenstem Durchmesser  hat  die  Firma  Hugershoff  in  Leipzig 
in  den  Handel  gebracht.  Dass  Röhren  von  verschiedener  Dicke 
damit  festgehalten  werden  können,  beruht  darauf,  dass  die  beiden 
Enden  der  Klemme  nach  derselben  Richtung  ausgebogen  sind, 
so  dass  sich  die  eine  etwas  kleinere,  rund  gebogene,  völlig  in  die 
andere  etwas  grössere  eckige  hineinlegen  kann.  Als  weiterer 
Vorzug  dieser  neuen  Klemme  ist  zu  erwähnen,  dass  dieselbe  eine 
Führung  bat,  dass  also  ihre  beiden  Backen  nicht  schief  auf  ein- 
ander zu  stehen  kommen.  Die  feststehende  Backe  trägt  zwei 
Stifte,  welche  durch  entsprechende  Löcher  in  der  beweglichen 
Backe  hindurchgehen.  ^) 

Eine  verschiebbare  Saugklemme,  construirt  von  Vorstaedter, 
welche    unter    dem    Namen   Neptunklemme    von    der    Firma 


1)  Chem.  Ztg.  1892,  1955;  Pharm.  Centralb.  1893,  64.  (Abbild.) 
2)  Südd.  Apoth.  Ztg.  darch  Pharm.  Centralb.  1893,  64.  (Abbildg.)  3)  Zeit- 
80hr.   d.   alig.  österr.  Apoth- V.  1893,    54.  4}  Apoth.  Ztg.  1893,    489. 

6)  Pharm.  Ztg.  1893,   292.    (Abbildg.)         6)  Pharm.  Centralb.  1893,  564. 


Chemische  Apparate.  21^9 

Heldt  &  Wien  iu  Königsberg  i.  Pr.  gefertigt  wird,  ist  bestimmt, 
da  Anwendung  zu  finden,  wo  sich  der  Arzt  aus  einer  an  die 
Wand  gehängten  Flasche  und  einem  Gummischlauch  einen  Irrigator 
improvisiren  muss.  Die  Neptunklemme  dient  wie  jeder  gewöhn- 
liche Quetschhahn  zum  Schliessen  elastischer  Schläuche,  erfüllt 
jedoch  noch  den  Zweck,  die  Flüssigkeit  aus  dem  Behälter  in  den 
Schlauch  zu  saugen,  also  den  Schlauchheber  in  Betrieb  zu  setzen.  ^) 

Eine  nach  Angaben  von  Gärtner  construirte  Kreisdcentri" 
fuge  bringt  seit  einiger  Zeit  die  Firma  Warmbrunn,  Quilitz  &  Co. 
in  den  Handel.*) 

üeber  die  Verwendung  des  Hey nemann^ sehen  Sedimentirungs-, 
Apparates  (Centrifuge  mit  Wasserbetrieb)  im  Laboratorium  be- 
richtete M.  M  ans  fei  d.  Der  Apparat  ist  von  Lenoir  und  Forster. 
in  Wien  in  den  Handel  gebracht.  >) 

Bekanntmachung  der  Kaiserlichen  Normal -Aichungs-Commis-. 
sUm  vom  26,  Juli  1893  betr.  die  Aichung  von  chemischen  Mes^-. 
geräthetu    Bes.  Beilage  zu  No.  30  des  Reichs-Gesetzblattes.  ^) 

Die  deutsche  Maass-  und  Gewichtsordnung.  Laut  Abänderung 
der  Artikel  1,  2,  3  und  5  der  Maass-  und  Gewichtsordung  durch 
Gesetz  vom  26.  April  1893  (Reichsgesetzblatt  No.  15)  sind  daa 
Meter  und  das  Kilogramm  die  Grundlagen  des  Maasses  und  Ge- 
wichtes. Der  tausendste  Theil  des  Meter  heisst  das  Millimeter, 
der  hundertste  Theil  des  Meter  heisst  das  Centimeter;  tausend 
Meter  heissen  das  Kilometer.  Hundert  Quadratmeter  heissen 
das  Ar;  zehntausend  Quadratmeter  oder  hundert  Ar  heissen  das 
Hektar.  Der  tausendste  Theil  des  Cubikmeter  heisst  das  Liter; 
der  zehnte  Theil  des  Cubikmeter  oder  hundert  Liter  heissen  das 
Hectoliter.  Zulässig  ist  die  Bezeichnung  yon  Flächen  oder  Räumen 
durch  die  Quadrate  oder  Würfel  des  Centimeter  oder  des  Milli- 
meter. (Die  Yon  früher  her  noch  geduldeten  Benennungen  wie 
Pfund,  Centner,  Meile,  oder  s.  Z.  neu  eingeführten,  im  öffentlichen 
Gebrauch  aber  nie  üblich  gewordenen  Bezeichnungen  wie  Stab 
für  Meter,  Kette  für  10  Meter,  Strich  für  Millimeter  sind  dem- 
nach in  Wegfall  gebracht  worden.)  b) 

Ein  üinimalgasgeldäse ,  welches  in  das  Luftrohr  des  Blase- 
tisches mit  einiger  Reibung  eingesteckt  und  nur  ganz  wenig  Platz 
wegnimmt,  beschreibt  H.  Schifft)  Dasselbe  kann  von  Zambelli 
&  Co.  in  Turin  bezogen  werden. 

Ein  neues  Polarisationsrohr  hat  Hanns  ^)  construirt;  das- 
selbe ist  an  beiden  Enden  stark  erweitert,  so  dass  zurückbleibende 
Luftblasen  unsichtbar  werden  und  die  Ablesung  nicht  stören. 

Bei  dem  durch  Franz  Bingler  in  Ludwigshafen  a.  Rh. 
zum  Patent  angemeldeten  „aseptischen  Quetschhahn*'  ist  ein  elasti- 
sches Rohr  verwendet,  welches  an  der  Stelle,  welche  der  Druck- 

1)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1892,  1206.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  324. 

{Abbildg.)  S)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-V.  1898,  892.  4)  Ab- 

druck in  Pharm.  Centralh.  1898,  482.  5)    Pharm.  Gentralh.  1898,    288. 

e)  Chem.  Ztg.  1898,  1486;  Pharm.  Gentralh.  1898,  695.  (Abbildg.)  7)  Chem. 
Ztg.  1898,  Kep.  276. 


230  Ghemiflclie  Apparate. 

Wirkung  der  Qaetsohvorrichtang  ausgesetzt  wird,  mit  einer  Yer» 
Stärkung  versehen  ist,  um  ein  selbstthätiges  Oeffnen  des  elastischen 
Rohres  nach  Aufhebung  der  Druckwirkung  zu  sichern.^) 

Eine  Quetschvorrichtung  für  Capälarpipetten  zum  Aufsaugen 
giftiger  oder  unangenehm  riechender  Flüssigkeiten  hat  die  Firma 
Hugershoff  in  Leipzig  in  den  Handel  gebracht. ') 

Hoare  >)  hat   eine  besondere  Form  für  Beagirgläser  ange- 

feben;  die  eingeblasene  Kugel  dient  zur  Verhütung  des  Ueber- 
ochens. 

Zur  Unterbringung  der  Reagensgläser  hat  die  Firma  Dr. 
Bender  und  H  o  b  e  i  n  in  München  sehr  geföUig  aussehende  Reagens- 
glas-Etagiren  eingeführt.  Dieselben  bestehen  aus  vier  pyramiden- 
artig  angeordneten  quadratischen  Rahmen,  welche  eine  Anzahl, 
den  Lichttüllen  ähnliche  Vorrichtungen  tragen,  in  welche  man  die 
Reagensgläser  einsetzt.  Durch  entsprechendes  Zusammen-  oder 
Auseinanderbiegen  kann  man  diese  Tüllen  för  Reagensgläser  ver- 
schiedener Weite  tauglich  machen.  Dieselben  Tüllen  finden  auch 
Anwendung  zur  Aufnahme  verschiedener  Apparate,  wie  Ghlor- 
caldumröhren,  Waschflaschen,  Trockenapparate  für  Elementar- 
analysen u.  s.  w.  ^) 

Mohrheizapparat.  Mit  diesem  neuen  Apparate  kann  man, 
ohne  dass  ein  Dampfkessel  nöthig  wäre,  jede  beliebige  Menge 
einer  Flüssigkeit  zum  Kochen  bringen,  abdampfen  oder  destilliren. 
Der  Apparat  besteht  aus  einer  mit  destillirtem  Wasser  gefällten, 
endlosen  Rohrleitung,  welche  an  einer  Stelle,  wo  die  Rohrleitung 
spiralig  gewickelt  ist,  erhitzt  wird  tind  ihre  Wärme  an  einer  an- 
deren »teile  derselben  der  zu  verdampfenden  oder  zu  destilliren- 
den  Flüssigkeit  mittheilt  Die  Firma  F.  A.  Wolff&Söhnein 
Heilbronn,  welche  diese  Apparate  baut,  fertigt  zwei  Arten  der- 
selben, erstens  solche,  bei  denen  die  Rohrleitung  von  oben  in 
das  Abdampf-  oder  Destillirgefass  hineinreicht  (Rohrheizapparat 
mit  Heizschlange),  wie  es  die  Abbildung  zeigt,  und  zweitens  solche, 
bei  denen  die  Heizfläche  unten  am  Abdampfgeföss  angebracht  ist 
(Rohrheizapparat  mit  Doppelboden).^ 

Ein  schon  früher  in  ähnlicher  Form  benutztes  Princip  eines 
Sückflueskühlers  hat  Noyes*)  abermals  verwendet,  indem  er  es 
mit  einem  Liebig'schen  Kühler  verband. 

Einen  neuen  mechanischen  BUhrer,  der  durch  eine  mit  der 
Wasserleitung  in  Verbindung  stehende  Turbine  getrieben  wird, 
hat  0.  N.  Wi  tt  ^  angegeben.  Der  Apparat  ist  bei  Kahler  &  Martini 
in  Berlin  erhältlich. 

Ein  von  Pannwitz  oonstruirter  und  von  der  Firma  Bach 
&  Riedel  in  Berlin  in  den  Verkehr  gebrachter  SierUisations-  und 
Desinfectionsapparat  wird  im  Haushalt  zur  Zubereitung  von  Speisen 


1)  Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  481.  2)  Pharm.  Centralh.  1893, 

564.  3)    Chem.  Ztg.  1893»  286.  4)    Pharm.  Centralh.  1893,  564. 

5)   Südd.  Apoth.  Ztg.  1898,  619.  6)    Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  64. 

(Abbildg.)  7)  Ber.  d.  d.  chem.  Ges.  1893,  1694. 


Chemische  Apparate.  231 

aller  Art,  zur  Sterilisinmg  von  Kindermilch,  zur  Herstellung  von 
Conserven  yortheilhaft  verwendet.  Ebenso  kann  derselbe  zur  Steri- 
lisimng  von  Verbandstoffen,  auch  von  Arzneien  dienen,  aber  auch 
zur  Desinfection  inficirter  Kleidungsstücke  u.  s.  w.  ^) 

Statt  der  schwerfälligen  SUUive  empfiehlt  60 och')  an  ver- 
schiedenen passenden  Stellen  des  Laboratoriumstisches  kleine  Me- 
tallplatten versenkt  zu  befestigen,  in  welche  die  Stäbe,  welche 
die  Ringe,  Klemmen  etc.  tragen,  jederzeit  eingeschraubt  werden 
können. 

Thermometer  für  hohe  Tetnperaturen.  Bei  Thermometern, 
welche  Temperaturen  über  360^  (bis  450°)  anzeigen  sollen,  füllte 
man  bisher  den  Raum  über  der  Quecksilbersäule  mit  Sticksoff; 
der  beim  Steigen  der  Quecksilbersäule  zusammengedrückte  Stick- 
stoff verhinderte  durch  den  ausgeübten  Druck  ein  Sieden  des 
Quecksilbers.  Neuerdings  hat  nun  die  physikalische  Reichsanstalt 
in  Charlottenburg  aus  einer  besonders  widerstandsfähigen  Sorte 
Jenaer  Glas  (59  III.)  Thermometer  hergestellt,  welche  über  der 
Quecksilbersäule  mit  flüssiger  Kohlensäure  gefüllt  sind.  Hierdurch 
wird  das  Sieden  des  Quecksilbers  bei  hohen  Temperaturen  natür- 
lich gleichfalls  verhindert  und  diese  Thermometer  gestatten  Tempe- 
ratnrmessungen  bis  550  ^^) 

Robert  Muencke  in  Berlin  fertigt  die  hochgradigen  Qaeck- 
silberthermometer  für  Temperaturen  bis  550^  G.  in  zwei  Sorten: 
a)  Mit  Nullpunct  und  Eintbeilung  von  100  bis  550°  C.  in  ganzen 
Graden,  b)  Mit  Nullpunct  und  Eintbeilung  von  100  bis  550°  G. 
von  5  zu  5  Graden,  sogenannte  Fabriksinstrumente.  ^) 

Neuerdings  wurden  von  W.  Niehls  in  Berlin  (Vertreter  Otto 
Scheibe,  Berlin,  Freien walderstr.  13)  bis  550°  brauchbare,  über 
dem  Quecksilber  mit  Kohlensäure  gefüllte  Stabthermometer  aus 
dem  Jenaer  Borosilicatglas  59  III  angekündigt,  welche  künstlich 
alt  gemacht  sind,  so  dass  eine  grössere  Aenderung  ihrer  Angaben 
nicht  zu  erwarten  ist.  ^) 

Einen  Thermostaien  für  niedrige  Temperaturen,  für  Heizung 
mittelst  GktSy  Petroleum  oder  Spiritus  eingerichtet  und  mit  einem 
neuen  äusserst  empfindlichen  Membranregulator  und  einer  Vor- 
richtung für  feuchte  Kammer  versehen,  hat  die  Firma  G.  Desaga 
in  Heidelberg  in  den  Handel  gebracht  *) 

ThonfiUer  nach  W,  Fukoll  hat  die  Firma  G.  Desaga  in 
Heidelberg  in  den  Handel  gebracht.  Dieselben  werden  mittelst 
der  Wasserluftpumpe  luftleer  gemacht,  in  die  zu  filtrirende  Flüssig- 
keit eingetaucht,  worauf  dieselbe  keimfrei  in  den  Innenraum  der 
Flasche  filtrirt  7) 

Einen  neuen  Trockensc/irank  hat  Max  Kae hier ^)  construirt. 
Doppelwandige  Trockenschränke   sind    deshalb    nur   im  Kleinen 

1)  Pharm.  Centralb.  189S,  589.  2)  Ghem.  Centralbl.  1892,  II.  695; 

Phann.  Centralh.  1893,  252.  (Abbild.)  S)    Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1893, 

1815.  4)  Pharm.  Centralh.  1893,  829.  5)   Pharm.  Centralh.  1893, 

724.  6)  Pharm.  Centralh.  1893,  564.  7)  Pharm.  Centralh.  1893,  664. 

8)  Pharm.  Centralh.  1893,  38;  Pharm.  Ztg.  1898,  25.  (Abbildg.). 


232  Chemische  Apparate. 

zweckmässig,  weil  bei  grösseren  sich  Feuchtigkeit  im  oberen  Theile 
der  Wandungen  ansammelt  und  das  Verrosten  der  eisernen  Wände 
mit  sich  bringt;  auch  bei  kleinen  wird  dies  nur  dann  vermieden, 
wenn  die  Grundfläche  ein  Quadrat  ist.  Um  nun  die  durch  eine 
Flamme  erzeugte  Wärme  für  den  inneren  Raum  eines  Trocken- 
schrankes  möglichst  vollkommen  auszunutzen,  wird  im  Boden  des- 
selben eine  oben  abgeflachte  Pyramide  aus  Kupferblech  mit  einem 
etwa  2,5  cm  abstehenden,  oben  und  unten  offenen  Mantel  umgeben, 
und  durch  die  Seitenwände  desselben  in  schiäger  Richtung  4 Röhren  in 
das  Innere  der  Pyramide  geführt.  Wird  unter  die  Pyramide  in  ange- 
messener Entfernung  eine  Flamme  (Petroleumlampe  oder  Bunsenbren- 
ner) gestellt,  so  werden  Decke  und  Sei  ten wände  stark  erhitzt,  die  Rauch- 
gase entweichen  durch  die  Röhren,  diese  ebenfalls  stark  erhitzend,  und 
die  zwischen  Pyramide  und  Mantel  befindliche  Luft  wird  gleich- 
falls erwärmt  und  in  aufsteigende  Bewegung  versetzt  Um  die 
durch  die  vier  seitlichen  Abzugsröhren  entweichende  Wärme  zur 
Erwärmung  der  Luft  im  Schrank  auszunutzen,  sind  dieselben  im 
Innern  des  Schrankes  in  die  Höhe  geführt  worden  und  münden 
ca.  8  cm  oberhalb  desselben  ins  Freie.  Auf  diese  Weise  kann 
in  einem  Trockenschrank  mit  51  cm  im  Quadrat  Bodenfläche  und 
60  cm  Höhe  mittelst  eines  Leuchtbrenners,  der  gleichzeitig  als 
Lichtquelle  dient,  eine  Temperatur  von  75°  C.  erzielt  und  gleich- 
massig  erhalten  werden.  Mit  einem  guten  Petroleumbrenner  lässt 
sich  eine  Temperatur  von  55 — 60°  C.  erzielen.  Solche  Heiz- 
vorrichtungen, von  der  Firma  Kaehler  &  Martini  angefertigt, 
lassen  sich  auch  in  die  üblichen  einfachen  Trockenschränke  ein- 
setzen, doch  lässt  sich  auch  aus  einer  einfachen  Holzkiste  auf 
diese  Weise  ein  Trockenschrank  herstellen. 

Nach  ähnlichen  Principien  hat  Max  Kaehler  ^)  einen  doppelt 
wandigen  für  FiUlung  mit  HeizflUssigkeiten  eingerichteten  Trodcen- 
schrank  construirt. 

Als  HetzflOssigkeit  für  Trockenschränke  empfiehlt  MaxMüUer*) 
verdünntes  Glycerin.  Wird  käufliches  Glycerin  vom  spec.  Gew. 
1,23  mit  Wasser  in  dem  Verhältniss  von  3  Vol.  Glycerin  und 
1,1  Vol.  Wasser  gemischt,  so  erhält  man  eine  Flüssigkeit,  die 
ein  spec.  Gew.  von  1,175  besitzt  und  bei  110  bis  111^  siedet 
Man  erzielt  hiermit  im  doppelwandigen  Trockenschrank  eine  con- 
stante  Temperatur  von  106°. 

Auch  G.  Christ^)  beschreibt  einen  neuen  Trockenschrank. 
Die  Wärmequelle  ist  mit  einem  Luftschacht  umgeben,  in  welchem 
die  Luft  durch  Seiteuausstrahlung  des  Ofens  erwärmt  und  nach 
denjenigen  Schichten  des  Trockenapparates  regulirbar  hingeleitet 
wird,  welche  je  nach  ihrer  Lage  im  Trockenapparat  sonst  beim 
Trocknen  zurückbleiben.  Auf  diese  Weise  ist  mittelst  einfachen 
Rohrsystems  eine  möglichst  vollkommene  gleichmässige  Wärme- 
vertheilung   erreicht    worden.     Für  die  Entfernung  der  Wasser- 

1)  Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  1893,  269;  Pharm.  Centralb.  1893,  328.  (Ab- 
bildg.)      2)  Zeitoohr.  f.  angew.  Ch.  1893,  270.      3)  Pharm.  Centralh.  1893,  39. 


Chemische  Apparate.  233 

dämpfe  ist  durch  möglichste  Circulation  der  Luft  im  Trocken- 
apparate  und  durch  Absaugen  der  Wasserdämpfe  gesorgt.  Die 
Circulation  geschieht  durch  den  erwähnten  Heissluftschacht,  und 
das  Absaugen  der  Wasserdämpfe  besorgt  der  Ofen,  indem  er  nach 
aussen  hermetisch  verschlossen  und  mit  dem  Trockenschrank 
entsprechend  verbunden,  beim  Brennen  die  Wasserdämpfe  ab- 
saugen muss. 

Waagen.  Die  bekannte  Mohr^sche  Waage  zur  Bestimmung 
des  specipschen  Oemehts  ist  von  Sartorius  in  Göttingen  in  fol- 

f ender  Weise  abgeändert  worden:  An  Stelle  der  früher  üblichen 
anschnitte  in  der  oberen  Kante  des  Messingbalkens,  in  welche 
die  Reiter  eingesetzt  wurden,  sind  nunmehr  vergoldete  Stahl- 
cylinder  mit  fein  ausgeschliffenen,  gehärteten  Sohneiden  seitlich 
in  den  Balken  eingesetzt  worden,  auf  welche  die  Reiter  gehängt 
werden  *). 

£ine  Beüersicherung  an  analytischen  Waagen  ist  A.  Verbeek 
durch  Gebrauchsmuster  geschützt  worden  und  wird  von  der 
Firma  A.  Verbeek  &  Peckholdt  in  Dresden  angefertigt.  Durch 
diese  kleine  Vorrichtung,  die  auch  nachträglich  an  jeder  analy- 
tischen Waage  angebracht  werden  kann,  wird  das  so  häufig  vor- 
kommende störende  Abspringen  des  Reiters  von  der  Reiterschiebe- 
stange bei  unvorsichtiger  Berührung  derselben  völlig  vermieden, 
so  dass  der  Nutzen  dieser  Vorrichtung  sofort  einleuchtet  *). 

£in  neues  Wägeschiffchen  ist  von  W.  Prausnitz  angegeben 
worden;  dasselbe  soll  das  Abwägen  von  Substanzen  in  fester  oder 
flässiger  Form  und  das  Einfüllen  derselben  in  Kolben  etc.  er- 
leichtem. Diese  Wägeschiffchen  werden  von  der  Firma  Greiner 
&  Friedrichs  in  Stützerbach  (Thür.)  hergestellt'). 

Wägeschalen  und  Schiffchen  von  Jjuminium  mit  Gegenge- 
wichten (Tara)  zum  schnellen  Abwägen  von  irgend  welchen  Stoffen 
im  Laboratorium^  hat  Roher  in  Jena  eingeführt^). 

Zur  Erleichterung  heziehenüich  Beschleunigung  des  Wagens  auf 
chemischen  Waagen  hat  C.  Schierholz  ^)  eine  von  ihm  Vor- 
waage genannte  Vorrichtung  angegeben,  mittelst  welcher  man 
das  Gewicht  der  zu  wägenden  Gegenstände  ungefähr  feststellt,  so 
dass  man  nur  noch  nöthig  hat,  auf  der  chemischen  W^aage  die 
Conti-  und  Milligramme  zu  ermitteln.  Der  Apparat  besteht  in 
einer  Federwaage,  auf  deren  Bügel  man  den  Gegenstand  setzt, 
der  nun  die  Feder  nach  unten  drückt,  worauf  man  an  einer  Scala 
das  Gewicht  abliest.  Die  Vorwaage  fertigt  das  Institut  für  Prä- 
cisionsmechanik  von  Jos.  Nemetz  in  Wien. 

Auch  schlägt  Schierholz^  für  analytische  Zwecke  eine 
Modificatian  der  Gewichte  vor.  Sein  Gewichtssystem  beruht  auf 
der  Zahl  8,  und  jedes  Gewicht  ist  stets  die  Hälfte  von  dem  nächst 
grösseren,    weshalb   er  diese  Art  Gewichte  auch  Halbgewichte 


1)  Pharm.  Centralh.  1893,  566.  2)  ebenda  272  (Abbildg.) 

8)  ebenda  724  (Abbild^:.).  4)  ebenda  565.  5)  Cbera.  Zig. 

1898,  1268;  Pharm.  Centralh.  1898,  567. 


234 


Chlor, 


nennt.  Eine  Bezeichnung  brauchen  diese  nicht  zu  tragen,  da  die 
verschiedenen  Serien  ans  verschiedenen  Metallen  (dünnes  Alumi- 
niumblech für  die  Milligramme,  dann  dünnes  Goldblech  für  die 
nächstfolgenden,  femer  dickeres  Piatinblech,  dann  vergoldete, 
darauf  platinirte  Messinggewichte)  hergestellt  sind.  Die  grösseren 
Gewichtssorten  sind  zweckmässig  unten  mit  einer  Höhlung  ver- 
sehen, so  dass  jedes  auf  den  Kopf  des  schwereren  Gewichtes  ge- 
setzt werden  kann,  wodurch  genaues  Centriren  möglich  wird. 
Nach  Angabe  von  Schierholz  arbeitet  es  sich  sehr  bequem  mit 
diesen  Halbgewichten. 

Eine    neue     Wasserstrahl 'Luftpumpe     haben     Greiner    & 
Friedrich  in  Stützerbach  angefertigt  ^). 


B.   Specieller  Theil. 
1.   Metalloide  und  deren  anorganisclie  Yerbindangem 

Chlor. 

Fehlerquelle  bei  der  volumetrischen  Bestimmung  von  CMoriden 
mit  SiWemttrat.    W.  G.  Young>)  hat  gefunden,    dass  die  Tem- 

Eeratur  und  das  Volumen  der  zu  titrirenden  Lösung  von  wesent- 
chem  Einfluss  auf  die  Resultate  sind.  Bei  grossem  Volumen 
oder  bei  höherer  Temperatur  wird  mehr  Silberlösung  verbraucht,, 
als  im  entgegengesetzten  Falle. 

(Jhlor  Wasser  Stoff  säure.  Spencer  U.  Pickering')  hat  eine 
nochmalige  genaue  Bestimmung  der  specifischen  Gewichte  «m» 
wässeriger  Chlorwasserstoffsäure,  verglichen  mit  dem  Gehalt  der- 
selben an  HCl,  vorgenommen  und  legt  die  Resultate  seiner  Unter- 
suchung in  folgender  Tabelle  nieder: 

Specifische  Gewichte  der  Chlorwasserstoffsäure  bei  lä^;^ 
Wasser  von  15°  =»  1. 


o/o.  HCl 

Spec.  Gew. 

44,345  ....  1,21479 

43,136  .  . 

.  1,21076 

41,901  .  . 

,  1,20430 

41,212  .  . 

,  1,20204 

39,831  .  , 

.  1,19703 

37,596  .  , 

.  1,18687 

34,464  .  . 

,  1,17138 

25,260  .  , 

.  1,12479 

19,688  .  . 

.  1,09675 

14,788  .  , 

.  1,07255 

6,382  .  , 

.  1,03150 

1)  Pharm.  Centralb.  1898,  827  (Abbildg.). 
3)  Ber.  d.  D.  chem.  Ges.  26,  877. 


2)  Chem.  Ztg.  1898,  887. 


Chlor.  235 

Von  grossem  Interesse  ist  femer  eine  vom  Verfasser  aufge- 
stellte Tabelle  über  die  Gefrierpuncte  wässeriger  Lösungen  von 
C^orwasserstoffisaure.  Mittelst  dieser  Tabelle  nat  Verfasser  die 
Existenz  einer  Reihe  von  Hydraten  der  Chlorwasserstoffsäure  sehr 
wahrscheinlich  gemacht,  so  mit  6 — 8 — 10  HaO,  welche  vordem  an- 
gezweifelt wurden.  Ein  Di*  und  Trihydrat  wird  von  vielen  Autoren 
als  existirend  angenommen.  Es  war  allerdings  bekannt,  dass  die 
Stärke  der  Säure,  welche  bei  760  mm  Druck  unverändert  destillirt, 
fast  genau  mit  der  Zusammensetzung  HCl +  8 HsO  übereinstimmt 
Es  war  gleich&Us  bekannt^  dass  Roscoe  und  Dittmar  durch  ihre 
Versuche  gezeigt  haben,  dass  die  Zusammensetzung  der  nach  der 
Destillation  in  der  Retorte  zurückbleibenden  Säure  mit  dem  Druck 
wechselt,  sowie  dass  die  Stärke  der  Säure,  welche  beim  Hindurch- 
leiten eines  Luftstromes  durch  dieselbe  nicht  verändert  wird,  mit 
der  Temperatur  wechselt  Diese  Resultate  sind  nach  Verfasser 
jedoch  weit  entfernt,  die  Nichtexistenz  von  Hydraten  in  der 
Lösung  zu  beweisen,  vielmehr  hat  Berthelot  aus  dem  geringen 
Betrag  der  Veränderung  in  der  Zusammensetzung  bei  beträcht- 
lichen Aenderungen  von  Druck  und  Temperatur  den  stärksten 
Beweis  für  das  Vorhandensein  von  Hydraten  in  diesem  Falle  her- 
geleitet Wenngleich  Verfasser  von  der  Existenz  der  Hydrate  mit 
6— 8— 10  HsO  überzeugt  ist,  so  hält  er  dennoch  weiteres  Beweis- 
material, wie  es  sich  z.  B.  aus  einer  vollkommenen  und  genauen 
Reihe  von  Dichtigkeitsbestimmungen  ergeben  könnte,  nothwendig, 
bevor  diese  Annahme  als  genügend  sicher  gestellt  betrachtet 
werden  kann. 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins  zur  Bearbei- 
tung des  Arzneibuches  schlägt  für  den  Artikel  Acidum  hydro- 
fJiloricum  folgende  Fassung  vor: 

Kliüre,  farblose,  in  der  Wärme  flüchtige  Flüssigkeit;  dieselbe 
giebt  mit  Silbemitratlösung  einen  weissen,  käsigen,  in  Ammoniak- 
nüssigkeit  löslichen  Niederschlag  und  entwickelt  „beim  Erwärmen*^ 
mit  Braunstein  Chlor. 

Wird  1  cc  Salzsäure  mit  3  cc  Zinnchlorürlösung  versetzt,  so 
darf  im  Laufe  einer  Stunde  eine  Färbung  nicht  eintreten. 

Mit  fünf  Raumtheilen  Wasser  verdünnt,  darf  Salzsäure  durch 
Jodzinkstärkelösung  nicht  gebläut  „und^^  innerhalb  fünf  Minuten 
durch  BaryumnitraUösung,  selbst  nicht  nach  Zusatz  von  Jodlösung 
bis  zur  schwachgelben  Färbung  verändert  werden. 

„Wird  Salzsäure  mit  Ammoniakflüssigkeit  bis  zu  schwach 
saurer  Reaction  abgestumpft,  so  darf  durch  Schwefelwasserstoff- 
wasser keine  Veränderung  erfolgen^  ^ 

10  cc  einer  mit  Wasser  verdünnten  Salzsäure  (1-»10)  dürfen 
durch  Zusatz  von  0,ö  cc  Kaliumferrocyanidlösuug  nicht  sofort 
verändert  werden. 

„Das  spec.  Gewicht  der  Säure  sei  1,124.  Sie  enthalte  in 
100  Theilen  25  Theile  Chlorwasserstoff.  5  cc  müssen  demnach 
38,5  cc  Normal-Kalilauge  sättigen". 

Vorsichtig  aufzubewahren. 


236  Chlor. 

Begründung  der  veränderten  Fassung:  Der  erste  Abschnitt 
des  Textes  soll  stets  nur  die  Eigenschaften  des  betreffenden  Kör* 
pers  angeben,  um  seine  Identität  festzustellen.  Nun  erkennt  man 
die  Salzsäure  an  ihrer  Farblosigkeit,  Klarheit,  Flüchtigkeit  und 
dem  Verhalten  zu  Silbemitrat  und  Braunstein.  Das  specifische 
Gewicht  kommt  aber,  und  ebenso  der  Gehalt  an  Salzsäure  nur 
einer  bestimmten  und  zwar  der  von  dem  Arzneibuche  verlangten 
Säure  zu.  Diese  Angaben  gehören  also  zu  den  Prüfungsvorschriften 
und  sind  deshalb  in  Verbindung  mit  dem  letzten  Absätze  gebracht 
worden. 

Von  mehreren  Seiten  ist  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
die  Prüfung  der  Salzsäure  mit  Schwefelwasserstoff  schärfer  wird, 
wenn  die  Säure  vorher  annähernd  mit  Ammoniak  gesättigt  wird; 
dementsprechend  ist  die  Prüfungsart  mittelst  Schwefelwasserstoff- 
wasser verändert  und  aus  Zweckmässigkeitsgründen  aus  dem 
dritten  Absätze  fortgelassen  und  in  einem  besonderen  Abschnitte 
beschrieben  ^). 

Dieselbe  Gommission  schlägt  für  den  Artikel  Acidum  kydro- 
chhricum  dilutum  folgende  Fassung  vor: 

Eine  Mischung  aus  gleichen  Theilen  Salzsäure  und  Wasser. 

Eine  klare,  farblose  Flüssigkeit  von  1,061  spec.  Gew.  „Sie 
enthaltein  100 Theilen  12,5 Theile Chlorwasserstoff.  10 cc  müssen 
demnach  38,5  cc  Normal-Kalilauge  sättigen.^^ 

Die  vorgeschlagenen  Veränderungen  sind  nur  redactioneller 
Art.  Eine  Bestimmung  des  Gehaltes  an  Chlorwasserstoff  dürfte 
ebenso  zu  fordern  sein,  wie  bei  anderen  Säuren  und  ist  deshalb 
dem  letzten  Absätze  eingefügt  worden. 

Nach  Mittheilung  von  J.  E.  Gerock')  ist  sowohl  die  rohe 
wie  auch  die  reine  Salzsäure  nicht  selten  selenhaltig.  Das 
Selen  stammt  aus  den  zur  Herstellung  der  Schwefelsäure  ver- 
wendeten selenhaltigen  Kiesen  und  geht  als  selenige  Säure  in  die 
Schwefelsäure  über;  aus  dieser  geht  es  dann  als  Selenchlorür  in 
die  Salzsäure  über.  Man  wird  gegenwärtig  wohl  in  den  meisten 
Fällen  in  roher  Salzsäure,  welche  einige  Zeit  gestanden  hat,  den 
rothen  Niederschlag  von  Selen  wahrnehmen  können.  —  Bringt 
man  in  selenhaltigo  Salzsäure  ein  Stück  Kupferblech,  so  wird 
dieses  sehr  rasch  aufgelöst,  indem  das  Selen  dem  Kupfer  gegen- 
über die  Rolle  des  Chlorüberträgers  spielt,  während  ein  pulveriger 
Rückstand,  aus  spröden  glänzenden  Schuppen  bestehend,  zurück- 
bleibt. Wird  dieser  Rückstand  (Selenkupfer,  eventuell  mit  Arsen- 
kupfer)  nach  dem  Trocknen  im  Glasrohre  im  langsamen  Luftstrom 
erhitzt,  so  entweichen  unter  Erglühen  des  Rückstandes  Dämpfe, 
die  sich  im  kalten  Theile  der  Röhre  als  braunrother  Beschlag 
ansetzen,  während  sich  andererseits  Kupferoxyd  bildet.  Der  den 
Beschlag  enthaltende  Theil  der  Röhre  wird  abgetrennt,  der  Be- 


1)  Apoth.  Ztg.  1893f  212  (die  Aenderangen  sind  darch  „  "  angedeutet). 

2)  Apoth.  Ztg.  1893,    888.  3)  Joum.  der  Pbafm.  von   EIbssa- 
Lothr.  1893,  177. 


Chlor.  237 

schlag  durch  Königswasser  in  Lösung  gebracht  und  die  Lösung 
zur  Trockne  verdampft.  Der  Rückstand  wird  zum  Nachweis  des 
Selens  in  Wasser  gelöst  und  mit  einer  concentrirten  Lösung  von 
Natriumbisulfit  zusammengebracht;  es  entsteht  ein  rother  Nieder- 
schlag von  Selen,  während  die  Lösung  bei  Gehalt  der  Salzsäure 
an  Arsen  das  letztere  enthält. 

F.  Martins^)  hat  im  Verein  mit  Lüttke  folgende  Methode 
zur  quantiiativm  Bestimmung  der  Salzsäure  im  Magensaft  ausge- 
arbeitet. Es  wurde  bestimmt  in  10  cc  1.  die  Gesammtacidität 
durch  Titrirung  des  unfiltrirten  Mageninhalts  mit  Phenolphtalein 
(A),  2.  die  event.  vorhandenen  freien  Säuren  durch  Titrirung  mit 
Tropäolin  (B),  3.  der  Gesammtchlorgehalt  des  Inhalts  (a^  und 
4.  die  fixen  Chloride  desselben  (b).  Die  Titrirung  geschient  mit 
Rhodanammonium  nach  Fällung  des  Chlors  durch  eisenammoniak- 
alaunhaltiges  saures  Silbernitrat,  und  zwar  bei  a  am  Magensaft 
direct  und  bei  b  am  Extract  des  getrockneten  und  verkohlten 
(und  daher  der  Salzsäure  beraubten)  Inhalts,  a — b  giebt  daher 
den  Werth  der  gesammten  vorhandenen  Salzsäure  an.  (Die 
Methode  ist  ausführlich  in  Deutsch,  med.  Wochenschr.  1891,  No.  49 
mitgetheilt)  —  Folgende  Ergebnisse  wurden  mit  der  genannten 
Methode  erhalten:  1.  Bei  der  normalen  Verdauung  existirt  ein 
erstes  Stadium,  in  welchem  Milchsäure,  keine  Salzsäure  gebildet 
wird,  nicht  Milchsäure  wird  während  der  ersten  Stunde  der  Ver- 
dauung nur  dann  gefunden,  wenn  sie  fertig  mit  der  Nahrung  ein- 
geführt wird  (Fleischmilchsäure).  2.  Schon  wenige  (5)  Minuten 
nach  der  Nahrungsaufnahme  ist  die  secernirte  Salzsäure  quantitativ 
nachweisbar;  sie  allein  bestimmt,  falls  nicht  Säuren  mit  der 
Nahrung  in  den  Magen  gebracht  sind,  die  Acidität.  Dies  gilt  für 
jede  Art  der  Nahrung,  sicher  auch  für  das  amylumreiche  Probe- 
frühstück.  Die  als  frei  secernirte  Salzsäure  wird  jedoch  unmittel- 
bar im  statu  nascendi  an  das  Eiweiss  der  Nahrung  gebunden. 
Trotz  der  stetig  wachsenden  Acidität  ist  sie  also  zunächst  für  die 
bekannten  Farbstoffreactionen  nicht  nachweisbar.  Der  Zeitpunct, 
in  welcher  die  Salzsäure  frei  bleibt  (nicht  wird!),  hängt  ceteris 
paribus  von  der  Menge  des  eingeführten  Nahrungseiweiss  ab. 
3.  Organische  Säuren,  insbesondere  Milchsäure,  treten  in  solchen 
Mengen,  dass  sie  Acidität  nachweisbar  bedingen,  nur  unter 
pathologischen  Verhältnissen  und  auch  dann  nur  bei  Stagnation 
in  den  späteren  Stunden  nach  der  Nahrungsaufnahme  auf.  Sie 
können  unter  diesen  Bedingungen  sehr  hohe  Werthe  erreichen. 
4«  Die  Salzsäure  wird  als  solche  und  zwar  frei  secernirt.  Alle 
anderen  Vorstellungen  sind  unhaltbar. 

Die  vielen  bekannten  Methoden  zur  Bestimmung  der  Salzsäure 
im  Magensafte  geben  die  gesammte  Salzsäure  an,  gestatten  aber 
nicht  die  gesonderte  Bestimmung  der  freien  und  der  (an  Eiweiss) 
gebundenen  Salzsäure.  Die  einzige  Methode,  welche  diese  Aufgabe 
erfüllt,   ist   nach  Tschlenoff  >)   die  von  Winter-Hayem,   die   in 

1)  durch  Centralbl.  f.  d.  med.  Wiss.  1893,   218.  2)  Corresp.-BL 

f.  Schweiz.  Aerzte  1892,  735. 


238  Chlor. 

Folgendem  besteht :  a)  5  cc  Magensaft  werden  mit  einem  Ueber- 
schuss  Natriumcarbonat  versetzt  auf  dem  Dampfbad  eingedampft, 
der  Rückstand  gelinde  geglüht,  mit  salpetersaurem  Wasser  auf- 
genommen, zur  Vertreibung  der  Kohlensäure  aufgekocht  und^  die 
Lösung  (welche  das  gesammte  Chlor  enthält)  mit*  Silbemitrat 
titrirt.  b)  5  cc  Magensaft  werden  verdampft  und  der  Rückstand 
schwach  geglüht;  die  Chlormenge  entspricht  den  Chloriden,  welche 
der  Nahrung  und  dem  Schleime  des  Magens  entstammen,  c)  5  cc 
Magensaft  werden  verdampft  und  zur  Venagung  der  freien  Salz* 
säure  noch  eine  Stunde  auf  dem  Dampfbade  stehen  gelassen,  dann 
erst  wird  überschüssiges  Natriumcarbonat  zugesetzt  und  wie  bei 
a  verfahren. 

a — c  =  freie  Salzsäure. 

c — b  BS  an  organische  Stoffe  gebundene  Salzsäure. 

Die  Congo-Reaction  zeigt  nach  Tschlenoff  zu  hohe  Werthe 
für  die  freie  Salzsäure;  der  positive  Ausfall  der  Phloroglucin- 
Vanillin-Reaction  zeigt  immer  physiologisch  freie  Salzsäure  (d.  h. 
solche,  die  auf  Zusatz  von  Pepsin  Fibrin  verdauen  hilft)  an. 

Die  Frage,  ob  Ammoniak  im  Mageninhalte  vorkommt,  wurde 
bisher  nur  für  gewisse  Krankheitszustände  (chronische  Nephritis) 
bejaht,  dagegen  für  die  gewöhnlichen  Fälle  verneint.  Thatsäcblich 
finden  sich  aber  unter  normalen  und  pathologischen  Verhältnissen 
nicht  zu  unterschätzende  Quantitäten  der  Base,  bei  Vorhanden- 
sein von  Salzsäure,  in  Form  von  Ammoniumchlorid.  Die  von 
Th.  Rosenheim  1)  angestellten  Versuche  ergaben,  dass  in  den 
Magensäften  Gesunder  in  allen  Phasen  der  Verdauung  und  nach 
Einnahme  der  verschiedensten  Nahrungsmittel  gewisse  Mengen 
Ammoniak,  meist  0,1 — 0,lö  p.  m.  vorhanden  waren.  In  diesen 
Grenzen  schwankten  auch  die  VITerthe  bei  vielen  Magenkranken; 
sie  wurden  aber  auch  gelegentlich  höher  als  0,15  <^/oo  gefunden. 
In  salzsäurehaltigen  Magensäften  war  dementsprechend  mehr  als 
doppelt  so  viel  Salzsäure  (im  Verhältniss  17  :  36,5)  durch  die 
Base  zu  Ammoniumchlorid  gebunden.  Die  so  neutralisirten  Salz- 
säuremengen betrugen  für  gewöhnlich  mindestens  10  %  der  im 
Filtrat  nachweisbaren  Gesammtmenge.  —  Da  Ammoniumchlorid 
als  ein  nicht  zu  unterschätzender  Bestandtheil  des  Magensaftes 
hiermit  erwiesen  ist,  so  können  die  bisher  bekannten  Salzsäure- 
bestimmungen,  welche  darauf  beruhen,  dass  man  das  Gesammt- 
chlor  und  das  an  organische  Basen  gebundene  Chlor  feststellte) 
dann  letzteres  von  ersterem  subtrahirte,  keine  vollkommen  genaue 
Resultate  geben.  Das  Ammoniumchlorid  wird  hier  als  Salzsäure 
gerechnet,  mithin  wird  der  Werth  für  die  Säure  stets  zu  gross 
gefunden.  —  Rosenheim  schlug  zum  Nachweis  des  Ammoniaks 
folgendes  Verfahren  ein :  10  cc  des  filtrirten  Magensaftes  wurden 
enteiweisst,  indem  nach  vorsichtiger  Neutralisation  und  späterem 
Zusatz  von  einem  Tropfen  Essigsäure  concentrirto  Tanninlösung 
so  lange  tropfenweise  zugesetzt  wurde,  bis  keine  Trübung  mehr 

• 

1)  durch  Deutsch.  Med.  Ztg.  1893,  435. 


Chlor.  239 

entstand.  Bei  erneuter  Filtration  war  das  Filtrat  gewöhnlich  klar. 
Wo  dies  nicht  der  Fall  war,  wurde  noch  einmal  neutralisirt  und 
vorsichtig  von  Neuem  Essigsäure  zugesetzt,  bis  eine  Ausfallung 
erzielt  war.  Das  so  gewonnene  Filtrat  wird  durch  den  Zusatz 
▼on  Salpetersäure  nicht  getrübt,  giebt  keine  Biuretreaction  und 
zeigt,  mit  MiUon's  Reagens  gekocht,  keine  Rothfärbung.  Die 
weitere  Bestimmung  erfolgte  nach  Schlösing. 

Ueber  das  Vorkommen  von  Ammoniak  im  Mageninhalt  und 
die  Beeinflussung  der  neueren  Salzsäurebestimmungsmethoden  durch 
dasselbe;  von  H.  Strauss^).  Bei  der  Nachprüfung  der  Angaben 
Ton  Rosenheim  fand  Verfasser  zunächst  unter  Innehaltung  des 
Ton  demselben  angegebenen  Verfahrens  (mit  geringer  Modification) 
unter  10  Fällen  8  Mal  Ammoniak,  2  Mal  fehlte  es.  Im  Maximum 
wurde  einmal  0,25  g  Ammoniak  in  1000  Theilen  gefunden,  einmal 
0,1  g,  die  übrigen  Werthe  schwankten  von  0,12—0,21  g  p.  m. 
Keines  der  untersuchten  Individuen  litt  an  Nephritis.  Dieser  Ge- 
halt bedingt  bei  allen  Methoden  der  Salzsäurebestimmung,  wie 
Bosenheim  zuerst  hervorgehoben  hat,  einen  Fehler,  nur  die  Leo- 
sche  Methode  wird  davon  nicht  berührt.  Ein  Nachtheil  dieser 
Methode  ist  allerdings,  dass  sie  bei  Gegenwart  organischer  Säuren 
sehr  umständlich  ist  —  An  einer  Reihe  von  Magensäften  mit 
sehr  niedrigen  Aciditätswerthen  und  meist  vorhandener  Uffelmann- 
scher  Reaction  (auf  Milchsäure)  führte  Verfasser  andererseits  das 
Sjoquist'sche  Verfahren  in  der  von  Salkowski  angegebenen  Modi- 
fication aus.  Man  setzt  zu  10  cc  filtrirten  Magensaftes  eine 
Messerspitze  Baryumoarbonat  hinzu,  mischt  gut  durch,  lässt  auf 
dem  Kupferblech  oder  einer  Asbestplatte  in  einem  Platinschälchen 
(oder  Porzellantiegel)  langsam  zur  Trockne  verdampfen.  Der 
TrodLenrückstand  wird  über  freiem  Feuer  verkohlt  und  so  lange 
geglüht,  bis  er  nicht  mehr  mit  leuchtender  Flamme  brennt,  der 
Glührückstand  mit  etwas  Wasser  zerrieben  und  dann  successive 
mit  im  Ganzen  etwa  100  cc  siedenden  Wassers  ausgelaugt  Die 
so  gewonnene  Flüssigkeit  wird  filtrirt,  das  Filtrat  in  einem  Spitz- 
glas aufgefangen  und  mit  einigen  Tropfen  einer  vollständig  ge- 
sättigten Natnumcarbonatlösung  versetzt.  Das  etwa  vorhandene 
lösliche  Baryumchlorid  setzt  sich  sofort  in  unlösliches  Baryum- 
carbonat  um,  welches  in  Form  einer  weissen  Wolke  sich  in  der 
ganzen  Flüssigkeit  verbreitet  und  event  alsbald  unten  im  Spitz- 
glas absetzt.  Aus  der  Intensität  der  sofort  eintretenden  weissen 
wolkigen  Trübung  einerseits,  aus  der  Stärke  des  nach  24  Stunden 
auf  dem  Boden  des  Spitzglases  abgesetzten  Niederschlages  anderer- 
seits lassen  sich  Schlüsse  über  die  Menge  der  vorhanden  gewesenen, 
„locker  gebundenen"  Salzsäure  ziehen.  Selbstverständlich  ist  der 
durch  Fällung  mit  Natriumcarbonat  erzeugte  Niederschlag  auch 
durch  dasjenige  Chlor  (bezw.  Baryumchlorid)  bedingt,  welches  in 
in  Form  von  Chlorammonium  im  Magensaft  vorhanden  war;   es 


1)  Berl.  klin.  WocheDSchr.  1898,  898  und  Centralbl.  f.  d.  med.  Wiss. 
1898,  453. 


240  Chlor, 

ergab  sich  aber  bei  der  Untersuchnng  der  Magensäfte  von  der 
oben  beregten  Beschaffenheit  überhaupt  keine  Salzsäure,  sie  ent- 
hielten also  auch  kein  Chlorammonium.  Darnach  müsste  also  die 
Frage  nach  dem  Vorkommen  des  Ammoniaks  im  Mageninhalt 
dahin  entschieden  werden,  dass  dasselbe  jedenfalls  ein  wechselndes, 
und  wie  es  scheint,  gerade  bei  subaciden  Magensäften  weniger 
häufiges  ist.  —  Bezüglich  der  bemerkenswerthen,  zum  Theil  nach 
Ewald  reproducirten  Aeussemngen  über  den  klinischen  Werth  der 
Bestimmung  der  freien  und  gebundenen  Salzsäure,  sowie  des 
Nachweises  des  Pepsins  im  Magensaft  muss  auf  die  Originalab- 
handlung yerwiesen  werden,  welche  auch  die  Frage  erörtert,  in- 
wieweit und  wann  ausführliche  chemische  Untersuchungen  des 
Mageninhaltes  geboten  sind,  und  darauf  hinweist,  dass  man  sich 
in  den  meisten  für  die  Praxis  in  Betracht  kommenden  Fällen  mit 
gewissen  einfachen  Titrationen  (und  Reactionen)  begnügen  kann. 
Epikritische  Bemerkungen  zur  Deutung  des  Salzsäurebefundes 
im  Mageninhalt;  von  C.  Honigmann  ^).  Verfasser  erörtert  aus- 
führlich, welcher  theoretische  und  praktische  Werth  den  quan- 
titativen Salzsäurebestimmungen  im  filtrirten  und  nicht  filtrirten 
Mageninhalt  zukomme,  und  gelangt  auf  Grund  der  in  der  Abhand- 
lung einzusehenden  Ausführungen  zu  dem  Ergebniss,  dass  den  sog. 
Farbstoffreactionen  auf  Salzsäure  als  Hilfsmittel  zur  Begutachtung 
normaler  und  pathologischer  Verhältnisse  ein  höherer  Werth  bei- 
zumessen sei,  als  den  quantitativen  Ermittelungen  des  Proeent- 
gehaltes  an  Gesammtsalzsäure,  gebundener  Salzsäure,  freier  Salz- 
säure, organischen  Säuren  u.  s.  w.  —  Der  Verfasser  bespricht 
u.  A.  ausführlich  die  Martius-Lüttke'sche  Methode  zur  Ermittelung 
der  Gesammtmenge  der  im  Mageninhalt  befindlichen  freien  und 
gebundenen  Salzsäure.  Nach  dieser  Methode  werden  bestimmt  in 
10  cc  Mageninhalt:  1.  Die  Gesammtacidität  durch  Titrirung  des 
unfiltrirten  Mageninhalts  mit  Phenolph talein  (A.);  2.  die  event. 
vorhandenen  freien  Säuren  durch  Titrirung  mit  Tropäolin  (B.); 
3.  der  Gesammtchlorgehalt  des  Inhalts  (a)  und  4,  die  fixen  Chloride 
desselben  (b).  Die  Titrirung  geschieht  mit  Rhodanammonium 
nach  Fällung  des  Chlors  durch  eisenammoniakalaunhaltiges  saures 
Silbernitrat  und  zwar  bei  a  am  Magensaft  direct  und  bei  b  am 
Ektract  des  getrockneten  und  verkohlten  (und  daher  der  Salzsäure 
beraubten)  Inhalts,  a — b  giebt  daher  den  Werth  der  gesammten 
vorhandenen  Salzsäure  an.  Die  Titerlösungen  werden  alle  auf- 
einander eingestellt  und  die  Werthe  in  Kubikcentimetem  der 
Zehntelnormidlösung  für  100  cc  Magensaft  angegeben.  Honigmanu 
bemerkt  zu  dieser  Methode,  dass  es  gewiss  richtiger  ist,  den  un- 
filtrirten nativen  Magensaft  zu  benutzen,  mit  Rücksidit  darauf, 
dass  die  Concentration  des  Rückstandes  gewöhnlich  eine  stärkere 
ist  als  diejenige  des  Filtrats  und  dass  die  festen  Theile  die  Säure 
mit  grosser  Begierde  zurückhalten;  doch  hat  die  Verwendung 
unfiltrirten  Saftes    auch    ihre  Schwierigkeiten   und  Fohlerquellen. 

1)  BerL  Klin.  Wochenschr.  1893,  861  u.  881. 


Chlor.  241 

Fresst  man  den  Magensaft,  anstatt  ihn  zu  filtriren,  mit  starkem 
Druck  durch  ein  Coliertuch,  so  kann  man  eine  schon  grössere 
Richtigkeit  als  beim  einfachen  Filtriren  erhalten  und  ist  der  durch 
die  Ungleichmässigkeit  der  Entnahme  gesetzten  Fehlerquelle  über- 
hoben. Die  Bestimmung  der  freien  Säuren  durch  Tropäolin  hat 
Honigmann  aus  näher  erörterten  Gründen  nicht  sehr  praktisch 
gefunden;  dieses  Verfahren  wurde  daher  aufgegeben  und  die  freie 
Säure  mit  Congo  oder  Phloroglucinyanillin  titrirt  Gegen  die 
Deutung  des  Befundes  der  Chlorbestimmung  sind  folgende  Be- 
denken erhoben  worden.  Einmal  soll  sich  beim  Eindampfen  des 
Mageninhaltes  aus  etwa  vorhandenem  Calciumchlorid  und  Dinatrium- 
phoq>hat  Salzsäure  bilden,  welche  dann  bei  der  Verkohlung  mit 
Yerdampft  und  daher  fälschlich  zur  Salzsäure  des  Mageninhalts 
gerechnet  wird.  Femer  hat  Rosenheim  neuerdings  auf  den  Gehalt 
des  Magensaftes  an  Ammoniak  hingewiesen,  das  mit  dem  Chlor 
der  Salzsäure  zu  Ammoniumchlorid  sich  verbindet,  welch  letzteres 
natürlich  auch  bei  der  Verkohluug  verfliegt  Den  Ausführungen 
Rosenheim's  pflichtet  Honigmann  vollkommen  bei;  auch  er  hat 
gar  nicht  unerhebliche  Ammoniakmengen  bei  einschlägigen  Unter- 
suchungen gefunden.  Trotz  dieser  Ausstellungen  ist  nach  Honig- 
mann's  Erfahrungen  die  Martius-Lüttke'sche  Methode  allen  anderen 
Salzsäurebestimmungen  wegen  ihrer  schnellen  und  leichten  Aus- 
führbarkeit, sowie  wegen  ihrer  relativ  grossen  Genauigkeit  bei 
Weitem  vorzuziehen  und  Jedem,  welcher  sich  über  die  Salzsäure- 
verhältnisso  orientiren  will,  dringend  zu  empfehlen. 

G.  Langermann  1)  hat  die  Hayem-Winter'scho  Methode  zur 
quantitativen  Bestimmung  der  Salzsäure  im  Mageninhalt  mit  den 
Methoden  von  Cahn  und  von  Mering,  Leo,  Mintz  und  Lüttke  ver- 
glichen; die  Methoden  von  Cahn  und  von  Mering,  sowie  von  Leo 
wurden  hierbei  derart  combinirt,  dass  in  dem  nach  Entfernung 
der  organischen  Säuren  durch  Destillation  und  nachfolgendes  Aus- 
schütteln mit  Aether  hinterbliebenen  sauren  Rest  die  Phosphate 
nach  Leo  bestimmt  und  in  Abzug  gebracht  wurden.  Die  Resultate 
fielen  nicht  gleichmässig  aus;  am  besten  stimmte  noch  die  Ge- 
sammtsalzsäure,  nach  Hayem-Winter  und  Lüttke  bestimmt.  Da- 
gegen waren  die  Worthe  für  die  freie  Salzsäure,  nach  Mintz  be- 
stimmt» fast  regelmässig  höher  als  die  nach  Hayem-Winter  durch 
Abdampfen  und  Eintrocknen  gewonnenen,  woraus  auch  hervorgeht, 
dass  die  von  den  Autoren  statuirte  Identiflcirung  der  abdampf- 
baren Salzsäure  mit  freier  Salzsäure  nicht  richtig  sein  kann. 
Ungeachtet  dessen  erscheint  Langermann  die  Hayem-Winter'sche 
Meüiode  da,  wo  keine  freie  Salzsäure  nachweisbar  ist,  am  meisten 
empfehlenswerth,  dagegen  die  Mintz'sche  am  praktischsten  zum 
Nachweis  der  freien  Salzsäure.  Endlich  theilt  L.  ein  von  Biedert 
benutztes  Verfahren  mit,  um  beim  Fehlen  freier  Salzsäure  zu  er- 
mitteln, wieviel  Salzsäure  zur  Sättigung  aller  organischen  Basen 
noch   fehlt';   es   wird    solange  Vio  N.  Salzsäure  zum  Mageninhalt 

1)  durch  Gentralbl.  f.  d.  med.  Wiss.  1898,  34. 

Fbaxmaeevtiaelier  Jahresbericht  f.  1893.  16 


242  Chlor. 

hinzugegeben,  bis  freie  Salzsäure  mittels  der  Phloroglucinprobe 
nachweisbar  ist.  Durch  Vergleich  des  so  gewonnenen  Resultates 
mit  den  Ton  Hayem-Winter  angegebenen  sog.  „Normalwerthen  für 
combinirte  HCl'^  sollen  sich  Schlüsse  auf  die  Verdauungstüchtigkeit 
des  Mageninhaltes  machen  lassen.  —  J.  Munk  bemerkt  hierzu, 
dass  bei  den  offenbaren  Fehlem  der  Hayem-Winter'schen  Methode 
der  Vergleich  mit  den  durch  sie  gewonnenen  Zahlenwerthen  noth- 
wendiger  Weise  schweren  Bedenken  unterliegt. 

Gegen  das  Verfahren  von  Sjöqvist  zur  Sdlzsäurebestimmung 
im  Magensaft  wenden  A.  Mizerski  und  L.  Nencki^)  ein,  dass 
beim  Glühen  sowohl  aus  dem  Ghlorbarynm  als  auch  ans  dem 
Barjumcarbonat  etwas  A.etzbaryt  frei  wird,  während  die  Methode 
voraussetzt,  dass  beide  unverändert  bleiben.  Dieser  Umstand 
muss  zu  einem  fehlerhaften  Plus  an  Salzsäure  führen.  Das  von 
Seemann  empfohlene  alkalimetrische  Verfahren  lieferte  an 
künstlichem  Magensaft  befriedigende  Resultate,  vorausgesetzt,  dass 
man  Phenolphtalem  als  Indicator  anwendet  und  vor  der  Aus- 
fuhrung der  Titrirung  die  salzsaure  Lösung  durch  Kochen  von 
der  darin  enthaltenen  Kohlensäure  befreit.  Die  Genauigkeit  der 
Methode  wurde  auch  durch  Vergleichsanalysen  an  natürlichen 
Magensäften  nach  der  Winter'schen  Methode  bestätigt,  nur  können 
die  Zahlen  bei  Gegenwart  von  Albumosen  und  Pepton  etwas  zu 
hoch  ausfallen,  indem  die  aus  dem  Schwefel  dei^elben  entstehende 
Schwefelsäure  etwas  Alkali  bindet.  Diese  Methode  liefert  aber 
nur  die  gesammte  Salzsäure  und  lässt  nicht  zwischen  freier  Salz- 
säure und  der  an  Albumosen  und  Pepton  gebundenen  unter- 
scheiden. —  Das  chlorometrische  Verfahren  ergiebt  sowohl 
die  freie  als  auch  die  an  organische  Substanzen  (namentlich  Albu- 
mosen und  Pepton)  gebundene  Salzsäure.  Das  Pepton  bildet,  wie 
die  Verfasser  gefunden  haben,  mit  Salzsäure  eine  ziemlich  feste 
Verbindung,  welche  nach  einstündigem  Trocknen  auf  dem  Wasser- 
bade auf  100  T.  Pepton  16  T.  Salzsäure  enthält.  Ebenso  wird 
Bromwasserstoffsäure  vom  Pepton  fest  gebunden,  jedoch  in  grösserer 
Menge.  Die  Aequivalente  der  gebundenen  Salzsäure  und  Brom- 
wasserstoffsäure stehen  in  dem  Verhältniss  von  1 : 1,5.  Man  muss 
also  annehmen,  dass  1  Mol.  Pepton  sich  wenigstens  mit  2  Mol. 
Salzsäure  und  wenigstens  mit  3  Mol.  Bromwasserstoffsäure  ver- 
bindet. Die  Kontroiversuche  mit  künstlichen  Mischungen  gaben 
sehr  befriedigende  Resultate.  —  Das  Verfahren  von  Mintz 
zur  Bestimmung  der  freien  Salzsäure  fanden  die  Verfasser 
nicht  genügend.  Zum  Schluss  theilen  die  Verfasser  10  nach  der 
Winter'schen  Methode  ausgeführte  Analysen  natürlicher  Magen- 
säfte mit. 

Bemerkungen  über  den  Werth  der  Salzsäurebestimmungen  im 
Mageninhalt;  von  C.  vonNoorden').  Verfasser  formulirt  seinen 
Standpunct  wie  folgt:  1.  Den  einzig  sicheren  Bürgen  für  eine  das 


1)  durch  Centralbl.  f.  d.  med.  Wies.  1898,  244.  2)  Berl.  klin. 

Wochenschr.  1893,  448. 


Chlor.  243 

gesundhafte  Maass  erreichende  Salzsäureabscheidung  geben  die  viel 
geschmähten  Salzsäurereactionen  ab  (insbesondere  Phloroglacin- 
Tanillin,  Tropäolin,  Methylviolett).  Voraussetzung  ist,  dass  man 
sich  zur  Gewinnung  des  Mageninhalts  genau  an  Riegel's  bezw. 
Ewald's  Vorschriften  hält  und  nach  einer  reichlichen  Fleischmahl- 
zeit etwa  3Vi — 5  Stunden,  nach  einem  kleinen  Probefrühstück 
von  Brod  und  Thee  etwa  '/* — ^A  Stunden  später  den  unverdünn- 
ten Ghymus  zum  Zweck  der  Untersuchung  aushebert  2.  Fallen 
hierbei  die  genannten  Proben  schwach  aber  deutlich  aus,  so  ist 
die  Salzsäureproduction  normal,  d.  h.  es  ist  den  Speisen  soviel 
Salzsäure  zur  Verfügung  gestellt,  dass  sämmtliche  salzsäuregierigen 
Affinitäten  derselben  (Alkalien,  organische  Basen,  Albuminate)  ge- 
sättigt sind  und  noch  ein  kleiner  Ueberschuss  von  Salzsäure  zu- 
gegen ist.  Diesen  normalen  Ueberschuss  weisen  jene  Farbstoffe 
nach.  3.  Fallen  die  Reactionen  ungewöhnlich  stark  aus,  so  ist 
die  Salzsäureproduction  über  die  Norm  gesteigert  (hierzu  eignen 
sich  besonders  Gongoroth  und  Tropäolin);  d.  h.  es  wurde  nach 
Deckung  der  abzusättigendeu  Affinitäten  nicht  nur  der  gewöhn- 
liche kleine,  sondern  ein  viel  grösserer  Ueberschuss  von  Salzsäure 
abgesondert.  4.  Fallen  die  Reactionen  negativ  aus,  so  ist  zu 
wenig  Salzsäure  abgesondert.  Mögen  quantitative  Untersuchungen 
jetzt  auch  reichliche  an  Albuminate  gebundene  (durch  Farbstoffe 
nicht  nachweisbare)  Salzsäure  aufdecken  —  es  ist  doch  zu  wenig 
abgeschieden,  d.  b.  es  sind  die  salzsäurebegierigen  Affinitäten  der 
Nahrung  nicht  vollständig  oder  nur  gerade  vollständig  gesättigt. 
Der  normale  Ueberschuss  fehlt  aber.  Als  Kriterium  dient  in 
diesem    Falle    am    besten    die    Probe    mit    Phloroglucinvanillin. 

5.  Der  negative  Ausfall  der  Proben  lehrt  nichts  über  den  Orad 
der  Salzsäureinsufficienz.  Um  diesen  zu  erfahren,  ist  es  gänzlich 
werthlos,  die  quantitativen  Bestimmungen  der  Gesammtsalzsäure 
auszufuhren;  man  setzt  vielmehr  nach  dem  Vorschlage  des  Ver- 
fassers sowie  Honigmann's  zu  einer  gemessenen  Menge  des  Magen- 
inhalts solange  ^/lo  Normalsalzsäure  hinzu,  bis  eine  deutliche, 
sofort  in  die  Augen  springende  Reaction  mit  Methylviolett  oder 
Phloroglucinvanillin  eintritt.  Soviel  Salzsäure  man  hierzu  ver- 
braucht, hätte  der  Magen  im  besonderen  Falle  noch  liefern  sollen. 

6.  Quantitative  Salzsäurebestimmungen  nach  Sjöqvist,  Leo,  Hoff- 
mann, Martins,  Winter- Hayem  u.  A.  haben  praktisch  nur  einen 
Werth  zum  Ausmaass  des  Grades  einer  etwa  bestehenden 
Hyperacidität.  Wendet  man  sie  bei  normalem  oder  negativem 
Ausfall  der  Salzsäurereactionen  an,  so  hat  das  nicht  den 
geringsten  praktischen  und  nur  einen  sehr  unbedeutenden  theo- 
retischen Werth. 

G.  A.  Ewald  ^)  glaubt  hervorheben  zu  müssen,  dass  von 
Noorden  die  Methoden  zur  genauen  quantitativen  Bestimmung  der 
«ecemirten  Salzsäure  zu  niedrig  stellt  bezw.  an  falscher  Stelle 
sucht.     „Zum  Ausweise  des  Grades  einer  etwa  bestehenden  Hyper- 


1)  Berl.  kliD.  Wochenechr.  1898,  449. 

16* 


244  Brom.    Jod. 

acidität*^  kommt  diesen  Verfahren  doch  nur  ein  untergeordneter 
Werth  bei;  das  kann  man  mit  Hülfe  der  Titration  schneller  er- 
mitteln. Vielmehr  liegt  ihre  Bedeutung  darin,  dass  nur  durch 
diese  Methoden  gegebenen  Falles  die  Frage,  ob  die  Schleimhaut 
—  bei  mangelnden  Farbstoffreactionon  —  überhaupt  noch  secemirt 
oder  nicht,  entschieden  werden  kann. 

Brom. 

Die  ständige  Commission  <)  für  Bearbeitung  des  Deutschen 
Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  der  Bromtcasserstcffsäure  in 
folgender  Fassung: 

Aeidum  hydrchromieum. 

Bromwasser  Stoff  säur  6. 

Klare,  farblose,  in  der  Wärme  flüchtige  Flüssigkeit  von  1,208  spec. 
Gewicht,  in  100  Th  eilen  26  Theile  Brom  Wasserstoff  enthaltend.  Sie  röthet 
blanes  Lackmaspapier.  Mit  Chlorwasser  versetst  und  hierauf  mit  Chloroform 
geschüttelt,  färbt  sie  letzteres  braungelb.  Mit  Silbemitratlösung  giebt  sie 
einen  gelblichweissen,   in  Ammoniakflüssigkeit  wenig  löslichen  Niederschlag. 

Mit  6  Raumtheilen  Wasser  verdünnt,  werde  Brom  wasserstoffsäure  weder 
durch  Schwefelwasserstoffwasser,  noch  durch  Baryumnitratlösung  Terändert. 
Mit  ihrer  gleichen  Raummenge  Chloroform  geschüttelt,  färbe  sie  dieses 
weder  gelb,  noch  nach  vorherigem  Zusatz  eines  Tropfens  Eisenchlorid- 
lösung  violett. 

10  cc  einer  Mischung  der  Bromwasserstoffsäure  mit  Wasser  (8  g  "■ 
100  cc)  dürfen,  nach  genauer  Sättigung  mit  Ammoniakflüssigkeit  und  nach 
Zusatz  einiger  Tropfen  Kaliumchromatlösung,  nicht  mehr  als  9,8  cc  Zehntel- 
Normal-Silbernitratlösung  bis  zur  bleibenden  Röthung  verbrauchen. 

Wird  1  cc  Bromwasserstoffsänre  mit  1  cc  Salpetersäure  zum  Kochen 
erhitzt,  und  die  Flüssigkeit  nach  dem  Erkalten  mit  Ammoniakflüssigkeit 
übersättigt,  so  darf  die  Mischung  durch  Magnesiumsulfatlösung  nicht  ver- 
ändert werden. 

10  cc  der  mit  Wasser  verdünnten  Bromwasserstoffsäure  (1  ■»  10)  dürfen 
durch  Zusatz  von  0,6  cc  Kaliumferrocyanidlösnng  nicht  sofort  bläulich  ge- 
förbt  werden. 

5  cc  Bromwasserstoffsäure  sollen  18,7  cc  Normal-Kalilauge  sättigen. 

Vorsichtig  und  vor  Licht  gaschOtzt  auftubewahren. 

Zur  Darstellung  der  Brotntoasserstoff säure  empfiehlt  A.  Gass- 
mann') das  im  Handbuch  der  praktischen  Pharm  acie  vonBeckurts 
und  Hirsch  S.  257  angegebene  Verfahren. 

Jod. 

Nach  dem  Entwurf  der  ständigen  Commission  zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibuches  soll  die  grösste  Einzelgabe  des  Jods 
in  Zukunft  0,02  g,  die  grösste  Tagesgabe  0,1  g  beti*agen. 

Zum.  Nachweis  von  Jod  in  organischen  Verbindungen  empfiehlt 
H.  Thoms')  als  ein  sehr  einfaches  Verfahren  die  Verwendung 
concentrirter  Schwefelsäure.  Dieselbe  wirkt  in  der  Hitze  zer- 
legend auf  jodhaltige  organische  Körper  ein,  indem  Jod  abge- 
spalten wird,  welches  an  seinen  violetten  Dämpfen  kenntlich  ist. 

1)  Apoth.  Ztg.  1698,  616.  2)  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Pharm. 

1693,  107.  8)  Pharm.  Centralh.  1693,  10. 


Jod.  245 

Auch  anorganische  jodhaltige  Köq)er  werden  in  gleicher  Weise 
unter  Jodabspaltnng  dnrch  concentrirte  Schwefelsäure  zerlegt. 
Ist  das  Jod  in  Foim  von  Jodsäure  in  dem  Molekül  der  Verbin- 
dung enthalten,  so  muss  man  zwecks  Reduction  eine  kleine  Menge 
Zinkstaub  dem  zu  prüfenden  Körper  hinzufugen  und  dann  erst 
mit  Schwefelsäure  erhitzen,  um  das  Auftreten  der  violetten  Jod- 
dämpfe beobachten  zu  können.  Diese  Reaction  erscheint  auch 
besonders  geeignet,  die  Identität  jodhaltiger  Arzneikörper  mit 
Bezug  auf  ihren  Jodgehalt  festzustellen.  Uebergiesst  man  in 
einem  Reagensglase  eine  kleine  Menge  von  Jodoform,  Jodol,  Jodo- 
pyrin,  Aristol,  Jodophenin,  Kalium  sozojodolicum,  Europhen  oder 
anderen  (zu  Arzneizwecken  benutzten)  jodhaltigen  Körpern  mit 
einigen  Tropfen  conccntrirter  Schwefelsäure  und  erwärmt,  so 
findet  sofort  ein  reichliches  Auftreten  violetter  Joddämpfe  statt. 

Zur  QualitaHven  Prüfung  des  Jods  auf  Cyan  giebt  G.  Mei- 
neke^)  folgendes  Verfahren  an.  Setzt  man  zu  der  neutralen, 
Jodcyan  enthaltenden  Jodlösung  einige  mg  Jodkalium  (wodurch 
die  Jodstärke-Reaction  empfindlicher  gemacht  wird)  und  sehr  ver- 
dünnte, etwa  Hnndertstel-Normal-Thiosulfatlösung,  bis  die  Gelb- 
färbung fast  verschwunden  ist,  und  alsdann  klare  Stärkelösung, 
so  erhält  man  eine  viel  stärkere  Jodstärke-Reaction  als  der 
geringen  Menge  freien  Jods  entspricht.  Einige  Uebung  lässt 
diesen  Unterschied  im  Verhalten  einer  jodcyanhaltigen  und  einer 
davon  freien  Lösung  deutlich  erkennen.  Weiter  macht  sich  Jod- 
ejan an  der  nach  kurzer  Zeit  wieder  erscheinenden  Jodstärke- 
Iteaction,  nachdem  vorher  vollständige  Entfärbung  eingetreten 
war,  erkennbar.  Die  Jodstärke  aber  hat  jetzt  einen  röthlichen 
Ton,  während  eine  Jodlösung  bei  der  geringen  Menge  des  vor- 
handenen Jodkaliums  rein  blaue  Farben-Reaction  giebt  —  Ein 
anderes  Mittel  zum  Nachweis  des  Jodcyans  beruht  darauf,  dass 
in  der  durch  Thiosulfat  reducirten  Lösung  durch  einen  Tropfen 
verdünnter  Barrnmchloridlösung  ein  Niederschlag  bez.  eine  Trübung 
von  Baryumsttliat  entsteht,  wenn  Jodcyan  vorhanden  gewesen  war. 
Die  Trübung  tritt  um  so  deutlicher  hervor,  wenn  man  eine  in 
gleicher  Weise  behandelte  Lösung  von  reinem  Jod  mit  ihr  ver- 
gleicht. Hatte  sich  eine  solche  gleichfalls  getrübt,  so  ist  das 
Natriumthiosulfat  unrein.  Diese  neue  Prüfungsmethode  soll  etwa 
die  doppelte  Empfindlichkeit  der  auf  der  Bildung  von  Berlinerblau 
beruhenden  haben. 

Jodum  tribromatum.  Der  Beschreibung  nach  besteht  diese 
Verbindung  aus  Jod  und  Brom  im  gleichen  Atomgewichte.  Dem- 
nach wäre  die  Bezeichnung  „Jodtribromid"  unrichtig  gewählt,  da 
sich  selbst  bei  Gegenwart  von  überschüssigem  Brom  kein  höheres 
Bromanlagerungsproduct  bildet  als  Jodmonobromid  JBr.  Das 
Bromjod  ist  eine  dunkelbraune,  unangenehm  penetrant  riechende 
Flüssigkeit,  die  sich  in  Wasser  leicht  löst'). 


1)  Ztschr.  f.  anorg.  Ghem.  2,  166,  durch  PhRrm.  Centralh.  1898,  28. 

2)  6er.  von  E.  Merck,  Jan.  1898. 


246  Sauerstoff. 


Sauerstoff. 

Ein  einfaches  Verfahren  zur  DarsteUuna  von  Sauerstoff  für 
Inhalationszwecke  empfiehlt  Tonneau^).  Man  beschickt  eine  2 
bis  3  Liter  fassende  Woulffsche  Flasche  mit  100  bis  200  g  Man- 
gansuperoxyd und  eben  so  viel  Baryumsuperoxyd,  fugt  so  viel 
Wasser  hinzu,  dass  die  Substanzen  gerade  bedeckt  sind,  und 
schliesslich  überschichtet  man  sie  mit  einer  dünnen  Schicht  Oel, 
um  einer  stürmischen  Entwicklung  des  Gases  vorzubeugen.  Die 
Wonlff^sche  Flasche  muss  drei  Oeffnungen  besitzen.  In  die  mittlere 
wird  ein  mit  einem  Glashahn  versehener  Trichter  eingefügt,  der 
mit  concentrirter  Essigsäure  gefüllt  ist.  Die  zweite  Oeffnung  wird 
mittelst  eines  Gasleitungsrohres  mit  einer  Waschflasche  in  Ver- 
bindung gebracht,  durch  welche  das  Gas  streicht  und  vermittelst 
eines  mit  Mundstück  versehenen  Gummischlauchs  zum  Munde  des 
Kranken  geführt  wird.  An  die  dritte  Oeffnung  wird  ein  Kaut- 
schuckschlauch  mit  Gummibirne  angesetzt,  um  eventuell  Luft  zu- 
führen, sowie  einer  zu  heftigen  Saucrstoffontwickelung  begegnen 
zu  können.  Lässt  man  einige  Kubikcentimeter  concentrirte 
Essigsäure  in  den  Apparat  einfliessen,  so  beginnt  die  Sauerstoff- 
entwickelung sofort. 

Zur  Sauerst^ffdarstellung  ist  G.  W e b  j u n.  und  G. H.Rayner*) 
die  Herstellung  einer  nicht  zusammensinternden  Masse  patentirt 
worden.  Etwa  450  g  Aetznatron  werden  in  etwa  1  Liter  Wasser 
unter  Wärmeanwendung  aufgelöst;  alsdann  fügt  man  zu  der 
Lösung  etwa  450  g  Braunstein  und  eben  so  viel  mangansaures 
Natrium  hinzu  und  erhitzt  unter  beständigem  Umiühren,  bis  eine 
trockne  Masse  zurückbleibt.  Diese  wird  hierauf  bis  zu  einer 
starken  Bothgluth  oder  selbst  bis  zur  Weissgluth  erhitzt,  also  bis 
zu  einer  Temperatur,  welche  bei  Weitem  diejenige  überschreitet, 
der  das  Material  bei  dem  eigenüicheu  Verfahren  zur  Gewinnung 
von  Sauerstoff  später  unterworfen  wird.  Dann  entfernt  man  die 
Masse  aus  dem  Gefäss,  in  welchem  sie  erhitzt  wurde,  und  zer- 
stösst  sie  in  Stücke  von  etwa  Walnussgrösse.  Diese  Stücke, 
welche  etwas  klebrig  sind,  werden  hierauf  in  gepulvertem  Braun- 
stein gerollt,  so  dass  sich  eine  Schicht  von  dorn  letzteren  an  ihrer 
Oberfläche  ansetzt. 

Zur  Herstellung  absolut  reinen  Wasserstoffsuperoxyds  schlägt 
Leon  Crismer  ^)  vor,  eine  beliebige  Menge  Baryumsuperoxyd 
von  85 — 90  %  in  einem  geringen  Ueberschusse  verdünnter  Salz- 
säure zu  lösen  und  die  Lösung  mit  Aether  auszuschütteln.  Es 
löst  sich  eine  gewisse  Quantität  von  Wasserstoffsuperoxyd  in  dem 
Aether,  der,  mit  Wasser  geschüttelt,  wieder  den  grössten  Theil 
desselben  an  das  Wasser  abgiebt.  Wiederholt  man  mehrmals  mit 
diesem  Aether  das  Ausschütteln  der  Entwickelungsflüssigkeit  und 


1)  Rupert,  de  Pharm.  1893,   304.  2)  Zeitschr.   f.   angew.  Ghem. 

1893,  35'J.  8)  Ballet,  de  la  soc.  chimiq.  de  Paris  (S.Ser.)  6,  24;  darch 

Pharm.  Centralh.  1893,  262. 


Schwefel.  247 

schüttelt  man  jedesmal  den  mit  Wasserstoffsuperoxyd  gesättigten 
Aether  mit  Wasser,  so  erhält  man  eine  wässerige  Lösung  von 
Wasserstoffsuperoxyd,  die  yon  fremden  Salzen  vollständig  frei  und 
ohne  festen  Rückstand  verdampft.  Die  geringen  Mengen  Aether 
werden  bei  den  meisten  Reactionen  kaum  einen  störenden  Einfluss 
ausüben,  da  er  im  Uebrigen  die  Haltbarkeit  der  wässerigen  Lösung 
erhöht.  Bei  Verwendung  von  60  g  Baryumsuperoxyd,  125  cc  Salz- 
säure von  1,12  spec.  Gew.  und  125  cc  Wasser  und  viermaligem 
Ausschütteln  mit  300  cc  Aether  kann  man  500  cc  reine  wässerige 
Wasserstoffsuperoxydlösung  von  0,544  ^/o  erhalten. 

Außewakrung  von  Wasserstoffsuperoxyd.  Ch.  O.Curtman^) 
tritt  der  Anschauung  entgegen,  dass  hohe  Temperatur  (in  den 
Sommermonaten)  eine  Ursache  für  die  geringere  Haltbarkeit  des 
genannten  Präparates  sei.  Eine  von  Anfang  an  gut  bereitete 
Wasserstoffisuperoxydlösung  halte  viel  höhere  Temperaturen  ohne 
Schaden  aus  und  selbst  längeres  Sieden  sei  nicht  im  Stande,  alles 
Wasserstoffsuperoxyd  aus  gut  zubereiteten  Lösungen  auszutreiben. 
Entschieden  nachtheilig  für  die  Haltbarkeit  sei  jedoch  der  Ein- 
fluss des  Lichtes,  und  man  solle  daher  nur  dunkelbraune  Gefässe 
zu  diesem  Zwecke  verwenden.  Endlich  sei  Reinlichkeit  besonders 
nöthig.  Flaschen,  welche  nicht  vollständig  von  organischer  Sub- 
stanz, Staubpartikelchen  und  dergleichen  gereinigt  sind,  oder 
welche  beim  Oeffhen  durch  Staub  verunreinigt  werden,  zeigen 
eine  rasche  Zersetzung  des  Inhaltes. 

Zur  Darstellung  reiner  wässeriger  Lösungen  von  Wasserstoff- 
superoxyd versetzt  P.  F.  Schi  low*)  die  3  %ige  käufliche  Waare 
mit  Natriumcarbonat  bis  zur  stark  alkalischen  Reaction;  die 
Lösung  wird  filtrirt  und  mit  dem  10 — 12  fachen  Volumen  Aether 
ausgeschüttelt.  Nach  dem  Abheben  der  ätherischen  Lösung  wird 
diese  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  Entfernung  fast  sämmtlichen 
Aethers  —  bis  auf  0,01 — 0,0025  des  ursprünglichen  Volums  — 
destillirt  und  darauf  der  Rückstand  zur  Entfernung  des  Aether- 
restes  unter  einer  Glocke  über  Paraffin  gestellt.  Es  gelingt  auf 
diesem  Wege  etwa  50  ^/o  Hj  Oa  der  wässerigen  Lösung  durch 
Aether  zu  entziehen,  beim  Eindampfen  der  ätherischen  Lösung 
betragen  die  Verluste  etwa  7 — 10  o/o.  Zwei  vom  Verf.  dargestellte 
Proben  wiesen  das  spec.  Gew.  1,1756  bezw.  1,2475  auf;  erstere 
enthielt  50,  letztere  79,57  %  HjOj.  Ersteres  Präparat  war  eine 
farblose,  ölartige  Flüssigkeit,  welche  auf  die  Haut  gebracht,  weisse 
Flocken  und  Brennen  hervorrief;  die  zweite  Probe  war  etwas 
gelblich  gefärbt. 

Schwefel. 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins  zur  Bear- 
beitung des  Arzneibuches  ^)  schlägt  für  den  Artikel  Äcidum  sul- 
furicum  folgende  Fassung  vor: 

1)  Newyork.  Pharm.  Rundsch.  1893,  156.  2)  durch  Pharm.  Zeitschr. 

f.  RuBsl.  1893,  373.  3)  Apoth.  Ztg.  1893,  307  (Aendernngen  durch  „  " 

angedeutet). 


248  Schwefel. 

„Eine  farblose  und  gferacfalose,  ölartige,  in  der  Wärme  flüchti(?e  Flutsig^- 
keit.  Baryamnitratlösang  ereeufft  in  der  mit  Wasser  verdünnten  Sänre  einen 
weissen,  in  Säuren  unlöslioben  Niederschlag/^ 

Wird  1  cc  eines  erkalteten  Gemisches  ans  1  Ranmtheile  Schwefelsäure 
nnd  2  Raumtheilen  Wasser  in  8  cc  ZinnchlorürlÖsung  gegossen,  „so  darf  sich 
die  Mischung  im  Laufe  einer  Stunde  nicht  f&rben/^ 

„Mit  6  Raumtheilen  Weingeist  vorsichtig  verdnniite  Schwefelsäure  darf 
sich  auch  nach  längerer  Zeit  nicht  trüben^S  und  10  cc  der  mit  6  Baum* 
theilen  Wasser  vermischten  Säure  dürfen,  mit  8 — 4  Tropfen  Kaliumperman- 
ganatlösung  versetzt,  letztere  in  der  Kälte  nicht  sogleich  entfärben. 

„Kach  dem  Verdünnen  mit  20  Raumtheilen  Wasser  dürfen  weder 
Schwefelwasserstoffwasser  und  Silbemitratlösung,  noch  Kalinmferrocyanid- 
lösnng  eine  Veränderung  hervorrufen/* 

„Werden  2  cc  der  Säure  mit  1  cc  Ferrosulfatlosung  überschiohtet,  so 
darf  sich  zwischen  den  Flüssigkeiten  keine  gefärbte  Zone  zeigen/* 

„Werden  2  cc  eines  erkalteten  Gemisches  gleicher  Raumuieile  Schwefel- 
säure und  Wasser*'  mit  2  cc  Salzsäure,  worin  ein  Körnchen  Natriumsulfit 
gelöst  worden,  überschichtet,  so  darf  weder  eine  rothliche  Zwischenzone, 
noch  beim  Erwärmen  eine  roth  gefärbte  Ausscheidung  entstehen. 

,,Da8  spec.  Gewicht  der  Säure  sei  1,836 — 1,640,  was  einem  Gehalt  von 
94^98  Theilen  wasserfreier  Schwefelsäure  in  100  Theilen  entspricht.*' 

Vorsichtig  aufzubewahren. 

Begründung  der  geänderten  Fassung:  Nach  den  bei  Acidum 
bydrochloricum  und  bei  Acidum  nitricum  entwickelten  Grundsätzen 
sind  die  Anforderungen  an  das  spec.  Gewicht  und  an  den  Gehalt 
an  Schwefelsäure  aus  dem  ersten  Absatz  in  einen  neuen  Absatz 
am  Schluss  des  Artikels  zusammengestellt  worden.  Die  bislang 
fehlende  Prüfung  auf  Eisen  ist  am  Schluss  des  4.  Absatzes  ein- 
gefügt worden.  Die  von  dem  Arzneibuche  vorgeschriebene  Prüfung 
auf  Selen  ist  insofern  zu  beanstanden,  als  das  Ueberschichten  der 
concentrirten  Säure  mit  starker  Salzsäure  eine  ganz  gefahrliche 
Operation  ist,  bei  deren  Ausfuhrung  man  leicht  seine  Augen 
riskirt.  Deshalb  ist  zur  Ausführung  dieser  vielleicht  überflüssigen 
Prüfung  die  zuvorige  Verdünnung  der  Schwefelsäure  angeordnet 
worden.  Einer  Anregung,  zur  Prüfung  der  Schwefelsäure  wieder 
die  vortreffliche  Gutzeit'sche  Methode  einzufuhren,  weil  wenigstens 
alle  Präparate,  welche  zur  Ausmittelung  des  Arsens  für  die  gericht- 
liche Expertise  mitunter  Verwendung  finden,  mit  dem  schärfsten 
Reagens  geprüft  werden  sollten,   ist  keine  Folge  gegeben  worden. 

Dieselbe  Commission^)  empfiehlt  für  den  Artikel  Acidum  w/- 
furicum  crudum  folgende  Fassung: 

„Eine  klare,  farblose  bis  bräunliche,  ölartige  Flüssigkeit  Das  spec. 
Gewicht  sei  nicht  unter  1,83.  Sie  enthalte  in  100  Theilen  mindestens  91 
Theile  wasserfreie  Schwefelsäure." 

Vorsichtig  aufzubewahren. 

Die  vorgeschlagenen  Aenderungen  sind  nur  redactioneller  Art. 

Zur  Anwendung  des  Schwefelkohlenstoffs  in  der  Analyse  lieferte 
Fr.  Musset*)  einen  Beitrag.  Hat  man  eine  von  den  unlöslichen 
Schwefelmetallen  abfiltrirte  Schwefelammoniumlösung  mit  Salzsäure 
versetzt,  so  scheidet  sich  so  massenhaft  Schwefel  aus,  dass  es  oft 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  807  (Aenderungen  durch  „  '*  angedeutet). 

2)  Pharm.  Centralh.  1898,  787. 


Stickstoff.  249 

schwierig  ist,  zu  entscheiden,  ob  sich  geringe  Mengen  Arsen  und 
Zinn  mit  ausgeschieden  haben,  nnd  man  ist  genöthigt,  die  Unter- 
snchnng  zu  Ende  zu  fuhren,  wenn  auch  ohne  Resultat.  In  solchen 
zweifelhaften  Fällen  füllt  man  einen  Reagircylinder  zur  Hälfte 
mit  der  milchigen  Flüssigkeit,  setzt  etwa  5  cc  Schwefelkohlenstoff 
zu  und  schüttelt  kräftig.  Nach  dem  Absetzen  ist  die  wässerige 
Schicht  immer  klar,  der  Schwefelkohlenstoff  dagegen  ist  klar  und 
durchsichtig,  wenn  auch  von  einigen  Scheidewänden  durchsetzt, 
wenn  kein  Schwefelmetall  Torhanden  ist,  da  der  Schwefel  sich  in 
ihm  auflöst.  War  aber  die  geringste  Menge  eines  Schwefelmetalls 
Torhanden,  so  ist  es  nur  im  Schwefelkohlenstoff  suspendirt,  und 
dieser  ist  undurchsichtig.  Bei  knappem  Material  oraucht  man 
diesen  Antheil  natürlich  nicht  verloren  zu  geben.  Es  gelingt  auch 
sehr  gut,  geringe  Niederschläge  anderer  Art,  wenn  sie  gegen 
Schwefelwasserstoff  unempfindlich  sind ,  mit  Schwefelkohlenstoff 
aus  der  wässerigen  Flüssigkeit  auszuschütteln,  um  sie  rasch  aus- 
zuwaschen, was  durch  drei-  bis  viermaliges  Schütteln  mit  neuem 
Wasser  in  kurzer  Zeit  möglich  ist.  Man  lässt  dann  den  Schwefel- 
kohlenstoff in  einem  Schälchen  verdunsten  und  hat  noch  den 
Vortheil,  den  Niederschlag  nicht  auf  einem  Filter  zu  haben. 

Stickstoff. 

Zur  Stickstoffbestimmtmg  in  Nitraten  benutzt  K.  Wedemeyer*) 
das  Schmitt'sche  Verfahren  mit  kleinen  Abänderungen.  Er  bringt 
10  cc  Eisessig  und  10  g  eines  Gemisches  aus  gleichen  Theilen 
Zink-  und  Eisenpulvers  mit  25  cc  Wasser  in  einen  1500  g  fassen- 
den Kolben,  verschliesst  den  Kolben  durch  Aufsetzen  eines  Trichters 
und  fuhrt  die  abgewogene  Substanz  durch  Einspülen  mit  Wasser 
durch  den  Trichter  in  den  Kolben.  Nach  beendigter  Reaction, 
welche  entgegen  der  Angabo  von  Schmitt  durch  schwaches  An- 
wärmen ohne  Verlust  sich  fordern  lässt,  jedoch  nicht  bei  einer 
-über  80^  liegenden  Temperatur  stattfinden  darf,  wird  das  ge- 
bildete Ammoniak  unter  Vermeidung  eines  zu  grossen  Ueber- 
fichusses  von  Natronlauge  und  einer  zu  grossen  Flamme  abdestillirt, 
was  nach  20  Minuten  beendigt  ist  Die  verschiedenen  Versuche, 
ausgeführt  mit  salpotersaurem  Ammonium-Natrium-Kalium,  Barjum, 
Silber,  Blei,  Quecksilber,  Strychnin  und  Pyridin  liessen  die  Me- 
thode in  jeder  Weise  als  brauchbar  erscheinen.  Als  Titerflüssig- 
keit wurde  V«  Normal-Schwefelsäure,  als  Indicator  Fluoresce'in 
verwendet.  Für  Nitrite  erwies  sich  das  Verfahren  als  nicht 
brauchbar. 

Das  von  Gunning  bei  Stickstoffbestimmungen  benutzte  Gemisch 
Ton  1  Th.  Kaliumsulfat  und  2  Th.  Schwefelsäure  zur  Zerstörung 
der  organischen  Substanz  liefert  nicht  nur  bessere  Ergebnisse  als 
die  Methode  nach  Kjeldahl,  sondern  es  gelang  auch  damit,  in 
-Chinin,  Indigo  etc.  den  Stickstoff  zu  bestimmen.  Das  anfangs 
beim   Erhitzen   auftretende   Schäumen    wird    durch   Verwendung 

1)  Archiv  d.  Pharm.  281,  p.  372. 


250  Stickstoff. 

eines  Kolbens  von  500  cc  Inhalt  und  vorsichtiges  Erhitzen  an- 
schädlich gemacht.  Da  Gunning's  Mischuns  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  halb  erstarrt  ist^  so  bereitet  Wilton^)  dasselbe  für 
den  jedesmaligen  Gehrauch,  indem  er  18  g  grobgepulvertes  Kalium- 
sulfat und  20  cc  concentrirte  Schwefelsäure  in  den  Kolben  bringt 
Auch  ist  es  empfehleuswerth ,  nach  beendigter  Reaction  zu  ver- 
dünnen, ehe  die  Masse  erstarrt  ist,  denn  die  Lösung  der  festen 
Masse  erfolgt  nur  langsam.  Für  ni  trat  haltige  Körper  empfiehlt 
Wilton  0,5  bis  1,0  g  der  Probe  mit  80  cc  der  Scovell'schen 
Flüssigkeit  (auf  30  cc  Schwefelsäure  2  g  Salicylsäure)  *)  in  einem 
Kolben  von  600  cc  Inhalt  2  Stunden  lang  zu  digeriren;  darauf 
werden  unter  fortwährendem  Schütteln  2  g  Zinkstaub  vorsichtig 
zugefügt.  Nunmehr  wird  langsam  angewärmt,  bis  nach  einigen 
Minuten  Kochens  keine  schweren  Dämpfe  mehr  entweichen,  dann 
10  bis  12  g  Kaliumsulfat  zugefügt  und  so  lange  weiter  ge- 
kocht, bis  die  Flüssigkeit  farblos  oder  nur  von  Eisen  gefärbt  er- 
scheint. Hierauf  lässt  man  abkühlen  und  verdünnt  vorsichtig, 
ehe  die  Flüssigkeit  erstarrt. 

Unter  den  von  Wilfahrt  zur  Abkürzung  der  Zersetzungs- 
dauer vorgeschlageneu  Zusätzen  bei  der  KjddahVschen  Stickstoff" 
bestimmung  bewirkt  Quecksilber  unter  Umständen,  z.  B.  bei  sück- 
stoffreichen,  schwer  zersetzlichen  Substanzen  eine  vollständigere 
Umwandlung  des  Stickstoffs  in  Ammoniak  als  Kupfersulfat  es  thut. 
Bei  der  nachherigen  Destillation  mit  Natronlauge  ist  der  bisher 
übliche  Zusatz  Yon  Schwefelkalium  und  Zink  zu  entbehren;  es 
genügt  nach  0.  Böttcher*)  1,5  g  Zinkstaub  zur  Flüssigkeit 
hinzuzufügen,  um  das  entstandene  Ammoniak  schnell  und  voll- 
ständig abdestilliren  zu  können. 

Salpetersäure,  Die  Gommission  des  Deutschen  Apotheker- 
Vereins  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  ^)  schlägt  für  den  Artikel 
Acidum  nitricum  folgende  Fassung  vor: 

„Eine  klare,  farblose,  in  der  Wärme  flüchtige  Flüssigkeit,  welche  beim 
Erwärmen  Kupfer  unter  Entwickelung  gelbrother  Dämpfe  zu  einer  blauen 
Flüssifirkeit  löst''. 

Mit  fünf  Raumtheilen  Wasser  verdünnt,  darf  Salpetersaure  weder  durch 
Silbernitratlösung  verändert,  noch  durch  Baryumnitratlösung  innerhalb  5 
Minuten  mehr  als  opalisirend  getrübt  werden. 

„Wird  die  mit  fünf  Raumtheilen  Wasser  verdünnte  Salpetersäure  mit 
Ammoniakflüssigkeit  bis  zu  schwach  saurer  Reaction  abgestumpft,  so  darf 
durch  Schwefelwasserstoffwasser  keine  Veränderung  erfolgen". 

Wird  die  mit  zwei  Raumtheilen  Wasser  verdünnte  Säure  mit  wenig 
Chloroform  geschüttelt,  so  darf  letzteres,  auch  nach  Zusatz  eines  in  die 
Säureschicht  hineinragenden  Stückchens  Zink  nicht  violett  gefärbt  werden. 

10  cc  der  mit  Wasser  verdünnten  Salpetersäure  (IbIO)  dürfen  durch 
Zusatz  von  0,6  cc  Kaliumferrocyanidlösung  nicht  sofort  verändert  werden. 

„Das  spec.  Gewicht  der  Säure  sei  1,168.  Sie  enthalte  in  100  Tbeilen 
26  Theile  Salpetersäure.  6  cc  müssen  demnach  22,9  cc  Normal -Kalilauge 
sättigen". 

Vorsichtig  aufzubewahren. 

1)  Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1893,  200.  2)  Asboth  setzte  Benzoe- 

säure zu.  8)  Ber.  d.  chem.  Qes.  1898.    Ref.  611.  4)  Apoth.  Ztg. 

1898,  807.    (Aenderungen  durch  „  "  angedeutet). 


Stickstoflf.  251 

Begründung  dieser  abgeänderten  Fassung:  Da  der  erste  Ab- 
schnitt des  Textes  stets  nur  die  Eigenschaiten  des  betreffenden 
Körpers  angeben  soll,  um  seine  Identität  festzustellen,  das  spec. 
Gewicht  und  ebenso  der  Gebalt  an  Salpetersäure  nur  einer  be- 
stinamten,  und  zwar  der  vom  Arzneibuch  verlangten  Säure  zu- 
kommen, so  gehören  diese  Angaben  zu  den  Prüfungsvorschriften 
und  sind  deshalb  in  Verbindung  mit  dem  letzten  Absatz  gebracht 
worden.  Ebenso  wie  bei  Acidum  hydrochloricum  ist  auch  bei 
Salpetersäure  als  erwünscht  bezeichnet,  die  Prüfung  mit  Schwefel- 
wasserstoffwasser durch  vorhergehendes  annäherndes  Absättigen 
mit  Ammoniakflüssigkeit  zu  verschärfen.  Demgemäss  ist  der 
zweite  Absatz  verändert  und  die  Prüfung  mit  Schwefelwasserstoff- 
wasser in  einem  besonderen  Absatz  hinzugefugt  worden.  Die 
übrigen  Aenderungen  sind  nur  redactioneller  Art. 

Die  bis  jetzt  existirenden  Methoden  der  Prüfung  der  Salpeter- 
säure auf  Jadsäure  sind  folgende:  I.  Man  verdünnt  die  2ö  <^/oige 
Säure  mit  dem  doppelten  Volumen  Wasser,  fügt  Chloroform  hinzu 
und  stellt  ein  Zinkstäbchen  ein  (D.  A.  B.).  II.  Man  verdünnt  die 
20  <^/oige  Säure  mit  dem  gleichen  Volumen  Wasser  und  fügt  Chloro- 
form und  Schwefelwasserstoffwasser  hinzu  (Ph.  G.  I.).  III.  Man 
verdünnt  die  30  o/^ige  Säure  mit  dem  doppelten  Volumen  Wasser, 
fugt  Chloroform  hinzu,  sowie  Zinnfeile  und  erwärmt  (Ph.  G.  IL). 
IV.  Man  versetzt  die  30^/oige  Säure  mit  sehr  wenig  wässeriger 
schwefliger  Säure  und  schüttelt  mit  Chloroform  aus.  Je  nach 
dem  Grade  der  Verunreinigung  wird  das  Chloroform  bei  diesen 
Proben  röthlich  bis  violett  gefärbt.  —  Pieszczek^)  hat  eine 
Salpetersäure  untersucht,  welche  von  der  Fabrik  als  rein  geliefert, 
zwar  die  Prüfungen  des  Arzneibuches  ausgehalten  hat,  aber  nach 
einiger  Zeit  bei  zerstreutem  Tageslicht  sowohl  im  concentrirten 
als  auch  im  verdünnten  Zustand  roth  beziehungsweise  röthlich 
vnirde.  Diese  Salpetersäure,  nach  Methode  I  geprüft,  Hess  das 
Chloroform  vollständig  farblos,  dagegen  konnte  bei  den  anderen 
drei  Methoden  eine  entschiedene  Färbung  des  Chloroforms  con- 
statirt  werden.  Die  Prüfung  des  Arzneibuches  dürfte  somit  als 
wenig  genügend  hingestellt  werden  und  in  Folge  dessen  wäre  eine 
der  anderen  Methoden  recht  wohl  am  Platze.  Der  Grund  liegt 
darin,  dass  kleine  Mengen  reducirten  Jods  sich  mit  dem  Zink  zu 
Jodzink  vereinigen  und  der  Wahrnehmung  entziehen.  Methode  II 
und  IV  liefern  vorzügliche  Resultate,  wenn  der  Zusatz  von  schwef- 
liger Säure  resp.  Schwefelwasserstoff  mit  der  nöthigen  Vorsicht 
geschieht.  Durch  beide  Reagentien  wird  die  Jodsäure  sofort  zu 
Jod  reducirt;  die  beiden  Methoden  haben  aber  den  Nachtheil, 
dass  ein  Tropfen  des  Reagens,  im  Ueberschuss  zugesetzt,  sofort 
schon  wieder  Entfärbung  herbeiruft,  indem  sich  wieder  Jodwasser- 
stoff bildet.  Am  empfehlenswerthesten  ist  die  Methode  UI  nach 
der  Ph.  G.  II  mit  einer  kleinen  Abänderung.  Verfährt  man  ge- 
nau  nach  Ph.  G.  II,  so  gelingt  der  Jodnachweis  schwer,  da  das 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  822. 


252  Phosphor. 

Chloroform  die  Zinnfeile  überlagert  und  dieselbe  somit  der  Ein- 
wirkung der  Salpetersäure  entzieht;  ferner  vermeide  man  am 
besten  die  Verdünnung  der  Säure.  Zu  Statten  kommt  der 
Methode  der  Umstand,  dass  das  einmal  reducirte  Jod  nicht  ge- 
bunden wird.  Eine  empfehlenswerthe  Vorschrift  für  das  Arznei- 
buch dürfte  folgende  sein:  „10  cc  30%ige  Salpetersäure  versehe 
man  mit  einigen  Zinnschnitzeln,  erwärme  schwach  und  lasse  etwa 
1  Minute  lang  stehen.  Fügt  man  nun  unter  Schütteln  wenig 
Chloroform  hinzu,  so  muss  sich  dieses  wieder  farblos  abscheiden, 
wenn  die  Salpetersäure  frei  von  Jodsäure  ist^'. 

Looff  ^)  giebt  noch  eine  fünfte  Methode,  die  wohl  erprobt 
ist  und  sich  leicht  ausfuhren  lässt:  Man  lässt  unterphosphorig- 
saures  Natrium  oder  Calcium  auf  Salpetersäure  einwirken,  und 
zwar  etwa  0,1  g  auf  5  cc  Salpetersäure;  nach  einigen  Minuten 
tritt  bei  Anwesenheit  von  Jodsäure  Färbung  ein,  die  durch  Chloro- 
form nachgewiesen  werden  kann.  Durch  schwaches  Erwärmen 
kann  die  Ausscheidung  beschleunigt  werden. 

Ammoniak.  L.  L.  de  Koninck')  hat  beobachtet,  dass  das 
für  Ammoniak  so  sehr  empfindliche  Nessler'sche  Reagens  in  alko- 
holischen Lösungen  keinen  gelbbraunen  Niederschlag,  ja  nicht 
einmal  eine  Färbung  giebt.  Dagegen  verhindert  der  Alkohol  die 
Beaction  des  Ammoniaks  mit  Quecksilberchlorid  (Bohlig'sche  Re- 
action)  nicht. 

B.  Neu  mann')  fand,  dass  die  Empfindlichkeit  der  Beaction 
durch  die  Anwesenheit  von  Alkohol  (bis  zum  absolut.  Alkohol 
mit  Spuren  von  Ammoniak  geprüft)  fast  gar  nicht  vermindert 
wird.  —  Das  Reagens  de  Koninck's  wird  demnach  unbrauchbar 
gewesen  sein. 

Ueber  den  Nctchweis  des  Ammoniaks  mittels  des  Nessler'schen 
Beagens  s.  auch  Nahrungs-  und  Genussmittel  (Wasser). 

Phosphor. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  gelben  Phosphors  in  Ge- 
mengen, welche  ausserdem  noch  Phosphorsäure  enthalten  können, 
z.  B.  in  phosphorhaltigen  Chocolade-bonbons,  welche  als  Arznei- 
mittel Verwendung  finden  sollen,  hat  Jul.  T6th^)  folgende 
Methode  ausgearbeitet.  Die  Substanz  wird,  in  geeigneter  Weise 
zerkleinert,  mit  Schwefelkohlenstoff  so  lange  ausgezogen,  bis  ein 
Theil  des  Filtrates,  mit  Silbemitrat  geschüttelt,  höchstens  eine 
schwache  Bräunung  zeigt*);  dann  wird  der  gesammto  Schwefel- 
kohlenstoffauszug mit  Silbemitratlösung  heftig  geschüttelt,  verdünnte 
Salpetersäure  zugefügt  und  damit  erwärmt,  um  das  Phosphorsilber 
zu  phosphorsaurem  Silber  zu  oxydiren.  Nachdem  der  Schwefel- 
kohlenstoff von  der  wässerigen  Flüssigkeit  getrennt  worden  ist, 
wird  letztere  mit  Molybdänlösung  versetzt  und  die  Abscheidung 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  885.  2)  Zeitschr.  f.  anal.  Cbem.  1898,  188. 

8)  Chem.  Ztg.  1898,  880.  4)   ebenda  1244.  6)   Man   muss  sich 

vorher  überzeugen,  dass  der  Schwefelkohlenstoff,  mit  Siibernitratlösnng  ge- 
schüttelt, farblos  bleibt,  also  keinen  Schwefelwasserstoff  enthält. 


ArseD.  253 

und  Bestimmang  der  gebildeten  Phosphorsäure  in  bekannter  Weise 
weiter  Yorgenommen. 

Arsen. 

Die  Sublimaiionaproducte  des  Arsens  hat  F.  W.  Retgers^) 
einer  Untersuchung  unterzogen.  Darnach  giebt  es  kein  amorphes 
Arsen;  die  bisher  als  „amorphes  Arsen^'  bezeichnete  Modification 
ist  krystallinisch.  Mit  Sicherheit  sind  zwei  Modificationen  zu 
unterscheiden:  1.  das  stabilere,  hoxagonale,  specifisch  schwerere, 
schwerer  flüchtige,  silberweisse,  metallisch  glänzende  Arsen,  welches 
im  Sublimationsrohre  am  dichtesten  bei  der  erhitzten  Probe  subli- 
mirt  und  2.  das  stabilere,  wahrscheinlich  reguläre,  specifisch 
leichtere,  leichter  flUchtige  schwarze  Arsen,  der  eigentliche  Arsen- 
Spiegel.  Letztere  Modification  des  Arsens  entspricht  dem  gelben, 
regulären  Phosphor,  die  erstero  wahrscheinlich  dem  rothen,  hexa- 
gonalen  Phosphor.  Arsen  ist  in  jeder  Modification  —  auch  in 
feinster  Vertheilung  —  stets  undurchsichtig;  gegentheilige  An- 
gaben (tou  gelbem,  braunem  und  durchsichtigem  Arsen)  beruhen 
wahrscheinlich  auf  Beobachtungen  von  Verbindungen  des  Arsens 
(AssO,  AsH.).  Die  braunen  Flecke  auf  Porzellan  oder  im  Marsh-^ 
sehen  Apparat  bestehen  nicht  aus  dünnen  Schichten  des  schwarzen 
Arsens,  sondern  aus  dem  braunen,  festen  Arsen wasserstofi  (AsH),. 
welcher  durch  Zersetzung  des  gasförmigen  Arsenwasserstoffs  (AsHs),. 
durch  Hitze  entstanden  ist.  —  Bei  der  Sublimation  des  Arsens 
in  indifferenten  Gasen  (z.  B.  Kohlensäureanhydrid)  entstehen  nur 
die  beiden  obengenannten  Modificationen,  bei  Gegenwart  von 
Sauerstoff  oder  Wasserstoff  entstehen  jedoch  braune,  durchsichtige^ 
Producte  (AsaO,  AsH.).  Das  reine  Arsen  ist  in  allen  Flüssig- 
keiten unlöslich,  dagegen  lösen  sich  die  Arsenwasserstoff-Fleck» 
auf  Porzellan  in  verschiedenen  Flüssigkeiten  mit  Leichtigkeit  auf, 
so  in  Kohlenwasserstoffen  der  Benzolreihe,  in  heisser  Kalilauge  u.  a.  m. 

Zu  dem  von  Reinsch  empfohlenen  Nachweis  von  Arsen  giebt 
J.  Clark')  einige  Verbesserungen  an.  Das  zu  prüfende  Material 
wird  mit  Salzsäure  und  einem  Streifen  Kupfer  erwärmt,  der 
Kupferstreifen  in  der  Kälte  mit  Kalilauge  und  Wasserstoffsuper- 
oxyd behandelt,  der  ganze  Process  mit  dem  abgewaschenen 
Kupferstreifen  sammt  Waschflüssigkeit  wiederholt,  die  filtrirte  und 
eingedampfte  alkalische  Lösung  mit  starker  Salzsäure  und  Eisen- 
chlorür  destillirt  und  in  dem  Destillat  das  Arsen  durch  Schwefel- 
wasserstoff nachgewiesen  und  eventuell  colorimetrisch  bestimmt. 
Auch  kann  das  abfiltrirte  Schwefelarsen  mit  Lauge  und  Aluminium 
in  Arsenwasserstoff  übergeführt  werden.  Aus  dem  Rückstande- 
vom  Arsendestillat  wird  vorhandenes  Antimon  durch  HsS  gefällt,. 
der  Niederschlag  mit  heisser  Lauge  vom  Schwefelkupfer  befreit. 
und  aus  der  filtrirten  und  angesäuerten  Lösung  das  Antimon 
wieder  als  Sulfid  gefällt  Die  salzsaure  Lösung  des  Sulfids  kann 
im  Marsh'schen  Apparat  weiter  geprüft  werden.  Die  angegebenen 
Methoden  fuhren  in  jedem  Falle  zum  Ziel,   und  es  dürfte  über- 

1)  Zeitechr.  f.  anorg.  Chem.  1893,  408.  2)  Joarn.  ehem.  Soo.  169S. 

I.  886—889. 


254  Arsen. 

flüssig  sein,  für  den  Nachweis  von  Arsen  und  Antimon  in  thieri- 
schem  Gewebe  das  letztere  zuvor  zu  zerstören. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Arsens  empfiehlt  H.  Bäck- 
ström ^)  die  Wägung  als  Arsenpentoxyd  als  gute  Resultate 
liefernd  und  schneller  und  einfacher,  wie  als  Magnesiumpyroarseniat 
oder  Arsentrisulfid.  In  die  Arsenlösung  wird  HaS  zuerst  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur,  dann  auf  dem  Wasserbade  eingeleitet. 
Ist  die  Ausfällung  vollständig,  so  wird  die  klare  Lösung  durch 
ein  Filter  abgegossen,  der  Niederschlag  ein  paar  Mal  durch 
Decantirung  und  dann  auf  dem  Filter  gewaschen.  Darauf  wird 
derselbe  in  ein  Becherglas  gespült,  auf  dem  Wasserbade  einge- 
trocknet und  endlich  durch  wiederholtes  vorsichtiges  Zusetzen 
kleiner  Portionen  rectificirter  rauchender  Salpetersäure  oxydirt. 
Dasjenige  Schwefelarsen,  welches  am  Filter  haftet,  wird  in  Ammo- 
niak gelöst,  zur  Trockne  abgedampft,  mit  rauchender  Salpeter- 
säure in  Lösung  gebracht  und  mit  der  Hauptmenge  vereinigt. 
Die  vereinigte  Lösung  wird  in  einem  Platintiegel  zuerst  auf  dem 
Wasserbade,  dann  über  einer  kleinen  Flamme  abgedampft.  Zu- 
letzt wird  die  Temperatur  —  aber  ohne  dass  der  Boden  zu  glühen 
anfängt  —  gesteigert,  bis  alle  Schwefelsäure  verdampft  ist.  Das 
zurückgebliebene  Arsenpentoxyd  wird  schnell  gewogen,  da  es 
•etwas  hygroskopisch  ist. 

Durch  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Versuchen  hat  F.  Neher  ') 
festgestellt,  dass  bei  genauer  Einhaltung  folgender  Bedingungen 
das  Arsen  in  einer  Arsensäurelösung  mit  grosser  Leichtigkeit  und 
Genauigkeit  das  Arsen  als  Pentasulfid  bestimmt  werden  kann, 
1.  Die  zu  fällende  Lösung  muss  auf  einen  Theil  Wasser  wenig- 
stens zwei  Theile  concentrirter  Salzsäure  vom  spec.  Gew.  1,20 
enthalten.  2.  Ean  ununterbrochener  rascher  Strom  reinen  Schwefel- 
wasserstoffgases muss  anderthalb  Stunden  lang  in  die  Lösung 
eingeleitet  werden.  3.  Vor  oder  während  der  Fällung  soU  die 
Lösung  nicht  erwärmt  werden;  deshalb  muss  auch  die  Salzsäure 
nach  und  nach  zugemischt  werden.  Das  ausgefällte  Arsenpenta- 
sulfid  wird  auf  gewogenem  Filter  (oder  besser  im  Gooch'schen 
Tiegel)  gesammelt,  zur  Beseitigung  von  freiem  Schwefel  mit  heissem 
Alkohol  gewaschen  und  schliesslich  bei  100^  C.  getrocknet.  Die 
Beleganalysen  weisen  gute  Uebereinstimmung  auf.  —  Stark  Salz- 
säure Lösungen  von  Blei,  Wismuth,  Kadmium  und  Antimon 
bleiben  beim  Behandeln  mit  Schwefelwasserstoff  klar,  so  dass  sich 
die  Methode  zur  Bestimmung  des  Arsens  in  Lösungen,  welche 
eines  der  letztgenannten  Metalle  enthalten,  eignet. 

Arsenige  Säure.  Die  Gommission  des  Deutschen  Apo- 
theker-Vereins  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches^) 
-schlägt  für  den  Artikel  Acidum  arsenicosum  folgende  Fassung  vor: 

Weisse  porzellanartige  oder  darchsichtige  Stacke  oder  ein  weisses 
Pulver,  ,,welche8^S  in  einem  Probirrohr  vorsichtig  erhitzt,  ein  weisses  oder 
in    glaeglänzenden   Octaedern    oder    Tetraedern    krystallisirendes    Sublimat 

1)    Zeitschr.   f.   anal.  Chem.   1892,    668.  2)  ebenda   1893,     46. 

B)  Apoth.  Ztg.  1898,  212. 


Arsen.  255 

„giebt"  und,  auf  Kohle  erhitzt,  sich  unter  Verbreitung  eines  knoblauch- 
artigen Geruches  „verflüchtigt". 

Das  Präparat  sei  vollständig  flüchtig  und  löse  sich  ohne  Rückstand  in 
10  Theilen  warmer  Ammoniakflüssigkeit  anf.  Wird  diese  Lösung  mit  „10 
Theilen  Wasser*^  und  überschüssiger  Salzsäure  versetzt,  so  darf  sich  dieselbe 
nicht  gelb  färben. 

Werden  0,5  g  arsenige  Säure  mit  3  g  Kaliumbicarbonat  in  20  cc  sieden- 
dem Wasser  gelöst  und  nach  dem  Erkalten  auf  100  cc  verdünnt,  so  müssen 
10  cc  dieser  Lösung  10  cc  Zehntel-Normal- Jodlösung  enterben. 

Sehr  vorsichtig  aufzubewahren. 

Grösste  Einzelgabe  0,005  g. 

Grösste  Tagesgabe  0,02  g. 

Die  Commission  giebt  folgende  Begründung  der  vorgeschlagenen 
(durch  Gänsefiisschen  angedeuteten)  Aenderungen:  Die  Auflösung 
von  1  Theil  arseniger  Säure  in  15  Th.  Wasser  ist  eine  sehr  zeit- 
raubende Arbeit  und  erscheint  überflüssig  durch  die  Forderung, 
dass  sich  die  arsenige  Säure  in  warmer  Ammoniakflüssigkeit  voll- 
kommen ohne  Rückstand  löst,  und  dass  diese  Lösung  auf  Zusatz 
überschüssiger  Salzsäure  sich  nicht  gelb  färbt.  Deshalb  ist  der 
letzte  Satz  des  ersten  Absatzes  im  Text  des  Deutschen  Arznei- 
buches in  Wegfall  gekommen.  Versetzt  man  die  Auflösung  der 
arsenigen  Säure  in  Ammoniakflüssigkeit  ohne  vorherige  Ver- 
dünnung durch  Wasser  mit  überschüssiger  Salzsäure,  so  entsteht 
selbst  in  der  noch  warmen  Flüssigkeit  sofort  eine  Trübung  und 
alsbald  ein  Absatz  von  arseniger  Säure,  wodurch  geringe  Mengen 
von  Schwefelarsen  der  Wahrnehmung  entgehen  können.  Durch 
die  vorherige  Verdünnung  mit  der  angegebenen  Menge  Wasser 
bleibt  die  Flüssigkeit  genügend  lange  klar,  um  eine  Farben-Ver- 
änderung resp.  eine  Ausscheidung  von  Schwefelarsen  erkennen 
zu  können.  Der  Vorschlag,  den  letzten  Absatz  im  Texte  des 
Deutschen  Arzneibuches  ganz  zu  streichen,  da  die  quantitative 
Gehaltsbestimmung  der  arsenigen  Säure  überflüssig  sei  (vergl. 
auch  Thümmel,  Pharm.  Centralb.  1891,  53),  hat  eine  Majorität  in 
der  Commission  nicht  gefunden. 

Der  Referent  der  Pharm.  Centralb.  ^)  empfiehlt,  den  ersten 
Absatz  in  folgendem  Wortlaut  wiederzugeben:  „Weisse  porzellan- 
artige oder  durchsichtige  Stücke  oder  ein  weisses  Pulver.  In 
einem  Probirrohr  vorsichtig  erhitzt,  giebt  die  arsenige  Säure  ein 
weisses  etc."  —  Im  zweiten  Absatz  ist  das  Wort  „Präparat"  durch 
„die  arsenige  Säure*'  zu  ersetzen.  —  Der  dritte  Absatz  müsse  wie 
folgt  lauten:  „Werden  0,5  g  arsenige  Säure  mit  3  g  Kaliumbi- 
carbonat in  20  cc  siedendem  Wasser  gelöst  und  wird  diese  Lösung 
nach  dem  Erkalten  auf  100  cc  verdünnt,  so  müssen  10  cc  der 
letzteren  etc." 

Arsenwasserstoff.  F.  W.  Schmidt*)  hat  die  Frage  zu  ent- 
scheiden versucht,  ob  sich  Arsen  als  Arsenwasserstaff  quantitativ 
verflüchtigen  lässt,  und  hierbei  festgestellt,  dass  aus  stärkeren 
Arsenlösungen   das   Arsen  als  Arsenwasserstoff  nicht   völlig  sich 


1)   PbariD.  Centralb.    1893,   277.  2)   Zeitschr.   f.   anorg.  Chem. 

1893,  I.  363. 


256  Wismutfa.    Bor. 

verflüchtigt  Dies  geÜDgt  aber,  wenn  man  der  Mischung,  welche 
die  Arsenlösung,  Zinkstaub  und  Salzsäure  enthält,  Zinnchlorür 
hinzufügt. 

Nach  Vitalin)  erfolgt  die  Einwirkung  von  ArsenwoBserstoff 
auf  verdünnte  SilbernitraÜösung  thatsächlich  nach  der  schon  yon 
Lassaigne    angegebenen,     aber    yon    Marchlewski    bezweifelten 
Gleichung  (vergl.  Jahresber.  1891,  250) 
2AsH5  +  12AgN08  +  6H,0  —  2AsC0H)s  +  12HN0s  +  12  Ag. 

Antimonwasserstoff  reagirt  in  gleicher  Weise,  doch  wird  die 
entstehende  antimonige  Säure  zugleich  mit  dem  Silber  nieder- 
geschlagen, so  dass  also  der  hier  entstehende  dunkle  Nieder- 
schlag aus  Silber  +  antimoniger  Säure  besteht. 

Wismath. 

lieber  die  Sulfate  des  WismtUhs  scheinen,  wie  W.  Kinzel*) 
mittheilt,  wenig  Untersuchungen  vorzuliegen.  Als  neutrales  Wis- 
muthsulfat  wird  ein  nadeiförmiges  Salz  angegeben,  welches  man 
beim  Eindampfen  einer  Lösung  von  Wismuthoxyd  in  30-  bis 
40<>/oiger  Schwefelsäure  erhält.  Ein  eben  solches ,  aus  feinen, 
anscheinend  monoklinen  Nadeln  bestehendes  Sulfat  wird  bekannt- 
lich auch  erhalten  durch  anhaltendes  Kochen  von  fein  vertheiltem 
Wismuthoxyd  mit  einer  Schwefelsäure  von  obiger  Stärke.  Das 
Wismuthoxyd  verwandelt  sich  dann  in  der  Flüssigkeit  in  lockere 
Nadeln  des  Sulfats.  Aus  der  Mutterlauge  werden  beim  Stehen 
weitere  Mengen  des  Körpers  ausgeschieden.  Später  erscheinen 
dann  neben  den  Nadeln  derbe,  anscheinend  hexagonale  Tafeln, 
welche  vielleicht  ein  neutrales  Sulfat  vorstellen.  Zuverlässige 
Analysen  konnten  nicht  ausgeführt  werden,  da  dieser  letztere 
Körper  schwer  frei  von  dem  nadeiförmigen  zu  erhalten  ist.  Das 
in  feineu  Nadeln  krystallisirende  Sulfat  aber  ist  kein  neutrales, 
sondern  ein  Vs  basisches  Salz  der  Formel:  Bis(0H)s(S04)^. 

Bor» 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Bors  empfiehlt  H.  Mo  i  s  san  *) 
folgende  Modification  der  Gooch'schen  Methode:  Man  erhitzt  im 
Kolben  das  trockne  Gemisch  mit  Methylalkohol,  wodurch  alle 
Borsäure  überdestillirt;  an  die  Vorlage  schliesst  man  noch  ein 
Kugelrohr  mit  Ammoniak  an,  um  Verluste  zu  vermeiden.  Das 
Destillat  giesst  man  auf  frisch  geglühtes  Galciumoxyd,  verdunstet 
den  Methylalkohol  und  bestimmt  die  Borsäure  nach  dem  Glühen 
aus  der  Gewichtszunahme.  —  (Nach  Mittheilung  von  Reischle 
(Zeitschr.  f.  anorg.  Chemie  4,  111)  findet  man  nach  der  Methode 
von  Gooch  stets  zu  wenig  Borsäure;  am  besten  bewährt  sich  die 
Beseitigung  der  Borsäure  als  Borfluorid  durch  Zusatz  von  Fluor- 
ammonium, Abranchen  des  Rückstandes  mit  Schwefelsäure,  Glühen 
und  Wägen  desselben). 


2)  Pharm.  Ztg.  1898,  416.  3)  Compt.  rend.  T.  CXVI,  1087—1091; 

ausführliches  Referat  in  Apoth.  Ztg.  1898,  887. 


Kohlenstoff.    Kalium.  257 

Barsäure.  Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches^)  hat  dem  ersten  Absatz  des 
Artikels  Aeidum  boricumy  um  das,  was  zu  sagen  ist,  „in  gutem 
Deutsch'*  zu  sagen,  folgende  veränderte  Fassung  gegeben:  Farb- 
lose, glänzende,  schuppenförmige,  fettig  anzuföhlende  Krystalle, 
,,die''  in  25  Th.  „kalten  Wassers*',  in  3  Th.  „siedenden  Wassers'', 
in  15  Th.  Weingeist,  auch  in  Glycerin  löslich  sind.  Sie  „schmelzen** 
beim  Erhitzen  und  „erstarren"  zu  einer  glasartigen  Masse.  — 
Hierzu  bemerkt  der  Referent  der  Pharm.  Gentralhalle:  Hinter 
„erstarren*'  würde  wohl  „beim  Erkalten"  einzufügen  sein;  „kalten 
Wassers"  und  „siedenden  Wassers"  wäre,  gemäss  der  Schreib- 
weise des  Arzneibuches  in  „kaltem  Wasser"  und  „siedendem 
Wasser"  abzuändern. 

Zur  aeidimetrischen  Betiimmung  der  Borsäure  im  Borax  u.  s.  w. 
hat  R.  T.  Thomson*)  ein  Verfahren  angegeben.  Man  fügt  zu 
der  Lösung  des  Präparats  Methylorange  und  soviel  verdünnte 
Schwefelsäure,  bis  eben  Röthung  eintritt,  verjagt  dann  die  Kohlen- 
säure durch  Kochen,  kühlt  ab  und  setzt  bis  genau  zum  Ver- 
schwinden der  Rothfarbung  Natronlauge  zu.  Es  ist  nunmehr  die 
Borsäure,  welche  gegen  Methylorange  vollständig  neutral  reagirt, 
im  freien  Zustande  vorhanden,  und  sie  wird  nach  Zusatz  von  so- 
viel Glycerin,  dass  die  Lösung  nach  beendeter  Titrirung  mindestens 
30<^/o  enthält,  mit  Phenolphtalein  und  Natronlauge  titrirt. 

Kohlenstoff. 

Zur  Bestimmung  der  Kohlensäure  in  der  Luft  hatte  Rieh. 
Hennig  in  Erlangen  einen  sehr  handlichen  Apparat  construirt. 
Das  dem  Apparate  zu  Grunde  liegende  Princip  ist  das  schon 
mehrfach  für  denselben  Zweck  benutzte,  dass  Phenolphtalein 
durch  Natriumcarbonat  roth  gefärbt  wird,  durch  Bicarbonat  jedoch 
nicht.  Mittels  einer  Aspiratorflasche,  in  welche  aus  einem  gra- 
duirten  Gefässe  Wasser  fliegst,  wird  die  zu  untersuchende  Luft 
durch  eine  verdünnte  Natriumcarbonatlösung  von  bekanntem  Ge- 
halt gesogen;  wenn  das  Natriumcarbonat  durch  die  Kohlensäure 
der  Luft  in  Bicarbonat  umgewandelt  worden  ist,  erscheint  die 
Flüssigkeit  farblos.  Man  unterbricht  das  Durchsaugen  der  Luft 
und  liest  an  dem  Messgefasse  die  Menge  der  durchgesaugten 
Lnft  ab »). 

2.    Metalle  nnd  deren  anorganische  Verbindungen. 

Kalium. 

Kaliumjodid.  Pharm.  Austriaca  VH  schreibt  zur  Prüfung 
des  Jodkaliums  auf  Jodat  vor,  die  zerriebenen  Krystalle  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  zu  iibergiessen,   wobei  sich  kein  Jod  ab- 


1)  Apoth.Zto.  1898,  212;  die  Veränderungen  sind  durch  „  "  angedeutet. 
2)  durch  Chem.  Gentralbl.  1898,  287.  8)  Pharm.  Centralh.  1893,  666. 

FhamMwtlRlier  Jalirwb«rieht  f.  1893.  17 


258  Kalium. 

scheiden  darf.  Die  Methode  ist  nach  Gehe  &  Co.  ^)  nicht  ein- 
wandfrei, weil  bei  derselben  durch  den  Sauerstoff  der  Luft  stets 
Jod  abgespalten  wird,  und  es  giebt  thatsächlich  kein  reines  Jod- 
kalium, das  jenen  Anforderungen  entspräche. 

üeber  die  Einwirkung  von  Wasserstoffsuperoxyd  auf  Kalium- 
jodid, Ozon  und  Wasserstoffsuperoxyd  bewirken  in  wässeriger 
Ealiumjodidlösung  Ausscheidung  von  freiem  Jod  unter  Entwick- 
lung von  Sauerstoff.  Verwendet  man  neutrale  oder  schwach  alko- 
holische HsOs -Lösungen,  so  ist  eine  Färbung  der  Kaliumjodid- 
lösung  nicht  zu  bemerken,  bei  angesäuerten  Lösungen  —  es  ge- 
nügt schon  Essigsäure  —  tritt  dagegen  sofort  eine  intensive  Jod- 
färbung auf.  Da  das  käufliche  Wasserstoffsuperoxyd  meistens 
neben  Baryt  freie  Säure  enthält,  wird  hier  die  Jodfarbung  je  nach 
dem  Säuregehalt  schwächer  oder  stärker  auftreten.  Dass  das 
entweichende  Gas  aus  reinem  Sauerstoff  besteht,  ist  leicht  durch 
den  Versuch  nachweisbar,  dagegen  haben  sich  die  Angaben  ver- 
schiedener Lehrbücher,  in  denen  von  dem  Auftreten  freien  Alkalis 
im  Reactionsgemisch  die  Rede  ist,  nicht  bestätigt.  Nach  G.  F. 
Henning's')  Beobachtungen  lässt  sich  der  Vorgang  am  besten 
durch  folgende  Gleichungen  ausdrücken: 

H2O,  -h  KJ  =-  KOH  +  HJ  +  0. 
KOH  +  HJ  =  KJ  +  HsiO. 

Hiemach  erklärt  sich  auch,  weshalb  eine  verhältnissmässig 
kleine  Menge  Kaliumjodid  in  neutraler  Lösung  ein  grosses  Volum 
H2O9  zu  zersetzen  vermag,  und  umgekehrt  der  Verlauf  der  Reaction 
bei  Gegenwart  von  Säure. 

Liquor  Kalii  arsenicosi.  R.  Dietel^)  suchte  den  Einfluss 
verschiedener  Klärungsmittel  auf  das  Präparat  festzustellen  und 
ev.  eine  modificirte  Herstellungsweise  unter  Innehaltung  der  Ver- 
hältnisse der  Vorschrift  des  Arzneibuches  zu  finden.  Derselbe 
stellt  Folgendes  fest: 


100,0  Liquor  Kalü 

Klar 

Verlust  bei 

Verlust  an 

Verun- 

arsenicosi 

innerhalb 

Filtriren 

AsgOa  im 

reinigt 

geklärt  durch 

Stunden 

in  100,0. 

Liter 

durch  : 

3,0  Calc.  carbon. 

18 

5,2 

0 

0 

3,0  Tale.  sbt.  plv. 

22 

5,5 

0 

0 

2,0  Bolus  alba  pp. 

22 

6,0 

0,198 

0 

1,5  Magnes.  carb. 

23 

11,0 

0,594 

Mg 

1,0  Magnes.  usta 

24 

10,9 

0,693 

Mg 

Diese  Versuche  führten  zu  folgendem  Verfahren:  3g  Calcium 
carbon.  wurden  mit  15,0  Spir.  Meliss.  comp,  und  25,0  Aq.  dest. 
gemischt  und  unter  öfterem  Schütteln  bei  Seite  gestellt  Die 
Klärung  war  binnen  wenigen  Stunden  beendet.  Es  wurde  filtrirt, 
und  das  Filter  mit  ungefähr  15,0  destillirtem  Wasser  nachgespült 
—  Andererseits  wurde  die  Herstellung  des  Liq.  Kai.  arsen.  nach 
dem  Arzneibuch  vorgenommen  bis  zur  vollzogenen  Hinzufügung 

1)  Handelsber.  von  Gehe  &  Co.  189S,  Sept.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  896. 
8)  ebenda  711. 


Kalium.  259 

der  4O9O  Aq.  dest.  Nach  dem  Erkalten  wurde  obiges  geklärte 
Gemisch  hinzugethan  und  weiter  mit  Aq.  dest.  ergänzt  bis  zum 
Gesammtgewicht  Yon  100,0.  Man  erhält  auf  diese  Weise  einen 
vollständig  klaren,  farblosen,  dem  Arzneibach  entsprechenden  Liq. 
Kai.  arsen.  Kalk  konnte  in  demselben  nicht  nachgewiesen  werden. 
Nach  dem  Entwurf  der  ständigen  Gommission  zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibuches  ^)  erhält  der  Artikel  Liqtwr  Kalii 
arsenicosi  folgende  Fassung: 

Ein  Theil  arsenige  Säure       l 

und 

Ein  Theil  Kaliumcarbonat 1 

werden  mit 

Einem  Theile  Wasser 1 

bis    zur   völligen   Lösung    gekocht    und 
hierauf 

Vierzig  Theile  Wasser 40 

hinzugefügt    Nach  dem  Erkalten  sind 

Zehn  Theile  Weingeist 10 

Fünf  Theile  Lavendelspiritus 5 

und  so  viel  W^asser  zuzugeben,  dass  das 
Gesammtgewicht 

Hundert  Theile 100 

beträgt. 
Klare,   farblose,    stark  alkalische ,    in    100  Theilen   1    Theil 
arsenige  Säure   enthaltende   Flüssigkeit,    welche   nach    dem  An- 
säuern mit  Salzsäure  nicht  gelb  gefärbt  oder  gefällt  wird,   wohl 
aber  durch  nachherigen  Zusatz  von  Schwefelwasserstoffwasser. 

5  cc,  mit  einer  Lösung  von  1  g  Natriumbicarbonat  in  20  cc 
Wasser  und  mit  einigen  Tropfen  Stärkelösung  vermischt,  müssen 
10  cc  Zehntel-Normal- Jodlösung  entfärben;  durch  einen  weiteren 
Znsatz  von  0,1  cc  Zchntel-Normal-Jodlösung  entstehe  eine  blaue 
Färbung,  welche  nicht  sofort  wieder  verschwinde. 
Sehr  vorsichtig  aufzubewahren. 
Grösste  Einzelgabe  0,5  g. 
Grösste  Tagcsgabo   2,0  g. 

Eine  neue,  von  St.  Györy*)  angegebene  volumetrische  Me- 
thode zur  Gehaltshestimmung  der  Fowler'schen  Lösung  und  des 
Brechweinsteins  beruht  auf  der  Oxydation  des  AsxOs  bezw.  SbsOs 
zu  AS2O0  bezw.  SbaOö  in  salzsaurer  Lösung  durch  bromsaures 
Kalium,  entsprechend  der  Gleichung: 

2KBrOs  +  2HC1  +  SAsaO»  -  2KC1  +  2HBr  +  SAsaOa. 
Fowler'sche  Lösung  wird  mit  etwa  der  gleichen  Menge  10  %ig. 
Salzsäure  und  der  doppelten  Menge  Wasser  versetzt,  mit  1  Tropfen 
Methylorangelösung  (1  »  1000)  tingirt  und  mit  Zehntel-Normal- 
Kaliumbromatlösung  unter  stetigem  Umrühren  titrirt,  bis  die  Kosa- 
farbe  verschwindet  und  die  Lösung  vollständig  farblos  wird.  Die 
Endreaction  ist   sehr  scharf,   schon   ein  überschüssiger  Tropfen 

1)  Apoth.  Ztg.  1393,  619.  2)   Zeitscbr.  f.  anal.  Chem.  1893,  415* 

17  ♦ 


260  Natrium. 

Kaliambromatlösung  färbt  die  Flüssigkeit  durch  freies  Brom  gelb. 
—  Bei  Brechweinstein  nimmt  man  auf  ppt.  0,3  g  etwa  25  cc 
10  o/oig.  Salzsäure  und  yerfährt  wie  vorhin.  —  Wie  die  Yom  Ver- 
fasser mitgetheilten  Bestimmungsergebnisse  zeigen,  ist  die  Methode 
sehr  genau  und  zuverlässig. 

Natrium. 

üeber  die  Salpeter-Industrie  in  Schweden  seit  einigen  Jahr- 
hunderten giebt  Ekstrand  ^)  einen  ausführlichen  und  sehr  inter* 
essanten  Bericht. 

Natriumphosphat.  Die  Prüfung  des  Natriumphosphats  nach 
dem  Arzneibuch  lässt  nur  grössere  Mengen  von  Carbonat  er- 
kennen. Einer  der  Mitarbeiter  der  Pharm.  Centralhalle  glaubte 
eine  schärfere  Prüfungsmethode  darauf  basiren  zu  können,  dass 
carbonaüialtiges  Natriumphosphat  mit  Chlorammonium  und  Mag- 
nesiumsulfat einen  Niederschlag  von  Ammonium-Magnesiumphosphat 
geben  werde.  E.  Geissler*)  prüfte  nach  diesen  Angaben,  fand 
aber,  dass  auch  reines  von  Carbonat  freies  Natriumphosphat  mit 
absolut  neutralem  Chlorammonium  und  Magnesiumsulfat  einen 
Niederschlag  von  Ammonium-Magnesiumphosphat  giebt.  Der  Pro- 
cess  ist  wahrscheinlich  folgender: 

NasHPOi  +  NH4CI  +  MgSOi  — 
MgNHiPOi  -h  NaHSOi  +  NaCl. 

Es  giebt  aber  eine  andere,  sehr  nahe  liegende  Reaction,  um 
nachzuweisen,  ob  Natriumphosphat  Spuren  von  Carbonat  enthält. 
Reines  Natriumphosphat,  wie  oben  dargestellt,  lässt  nämlich 
Phenolphtaleinlösung  ungefärbt,  während  solches,  welches  auch, 
nur  Vio  <>/o  Carbonat  enthält,  Phenolphtalein  roth  färbt  Die  im 
Handel  befindlichen  Sorten  von  Natriumphosphat  färbten  Phenol- 
phtalein sämmtlich. 

Th.  Salzer  ^)  berichtete  über  das  Verhalten  von  Schwefel  und 
den  Halogen  ge^en  neutrales  Natriumpyrophosphat. 

NatriumcafhonaU  Zur  Herstellung  von  Soda  in  kleinen  Kry- 
stallen  fagt  man  nach  A.  Kind^)  D.  K.-P  zu  100  Th.  Ammoniak- 
soda in  Form  eines  feinen  lockeren  Pulvers  allmählich  und  unter 
fortwährendem  Rühren  70  Th.  Wasser  von  80  bis  90^  und  be- 
arbeitet die  entstandene  teigartige  Masse  so  lange,  bis  alles 
Wasser  gebunden  ist.  Die  Masse  schwillt  hierbei  zu  einem  Hauf- 
werk feiner  Krystallnadeln  an  und  ist,  sobald  sie  hinreichend  ab- 
gekühlt ist,  ohne  Weiteres  zur  Verpackung  fertig.  Ein  schäumen- 
des Waschpräparat  erhält  man,  indem  man  in  dem  mit  Ammoniak- 
soda zu  mischenden  Wasser  zuvor  eine  beliebige  Menge  Seife  löst. 

Natrium  chloroborosum  (Barmenit)  hat  G.  Kottmayer*) 
untersucht  und  folgende  Zusammensetzung  gefunden:  Wasser 
40,10,  Natriumchlorid  3,09,  Natrium  an  Borsäure  gebunden  17,23, 
Borsäure   als  Di£Ferenz   nach  Behandlung    mit    HFL    39,58  %, 

1)  Svensk  kemisk  tidskrift  1892,  24.  2)  Pharm.  Centralh.  1898, 

730.  S)  Arch.  Pharm.  1898,  663.  4)   Zeitschr.  f.  angew.  Ghem.. 

5)  Pharm.  Post  1892,  1192. 


Natrium.  261 

Eine  geringe  Ghlormenge,  sowie  eine  minimale  Spur  Eisen  wurden 
bei  der  Analyse  nicht  weiter  berücksichtigt.  Das  Yerhältniss  des 
Natriums  zur  Borsäure  ist  mit  genügender  Annäherung  =»1:2  Mol., 
▼oraussichtlichy  dass  in  dem  Präparat  keine  freie  Borsäure,  sondern 
nurNatriumbiborat  Torhanden  war  (der  Borax  ist  ausserdem  noch  ein 
wenig  yerwittert).  Hieraus  erklärt  sich  auch  die  stark  alkalische  Re- 
action  einer  wässerigen  Lösung  des  Präparates.  Was  die  Yon  Rüger 
für  dieses  Präparat  aufgestellte  merkwürdige  Formel :  Bo  (Na  0)«  Gl 
betrifft,  so  vermisst  man  vor  Allem  die  gefundenen  40  o/o  Krystall- 
wasser  und  findet  nicht  den  geringsten  Anhaltspunct  zur  Beurtheüung, 
warum  yon  den  laut  Formel  vorhandenen  28,4  <^/o  Chlor  nur  0,02  o/o 
als  wirksames  Chlor  nachweisbar  sein  sollen.  Da  das  „Natrium  chloro- 
borosum"  thatsächlich  in  wässeriger  Lösung  eine  geringe  Menge  wirk- 
sames Chlor  enthält  und  auch  im  trockenen  Zustand  einen  schwachen 
chlorähnlichen  Geruch  besitzt,  so  ist  gewiss  die  Annahme  näher- 
liegend, dass  dasselbe  nichts  weiter  vorstellt,  als  einen  bereits 
etwas  verwitterten  mit  Chlorgas  imprägnirten  Borax.  Ein  als 
vollständig  gelungen  zu  bezeichnender  Laboratoriumsversuch,  Natr. 
chloroborosum  durch  Bebandeln  von  verwittertem  Borax  mit 
feuchtem  Chlor  zu  bereiten,  bestätigt  diese  Vermuthung. 

Rudolf  Ebert^)  begründet  seinen  ablehnenden  Standpunct 
dem  Rüger'schen  Natrium  chloroborosum  gegenüber,  der  ihm  von 
Seiten  Rüger's  den  Vorwurf  der  Unkenntniss  zugezogen  hatte,  in 
folgender  Weise:  1.  Die  Verbindung  Bo(NaO)s(^l  ist  der  Chemie 
bisher  unbekannt  2.  Die  mögliche  Existenz  derselben  vorausge- 
setzt lädst  sich  von  ihr  keine  Abspaltung  von  nascirendem  Chlor 
erwarten.  3.  Eine  solche  Abspaltung  involvirt  nicht  die  Ent- 
stehung von  Ozon  in  statu  nascendi  im  Rüger'schen  Sinne  und 
4.  das  Ozon  in  statu  nascendi  erfüllt  nicht  alle  respectiven  An- 
forderungen im  Laab'schen  Sinne.  Was  die  therapeutische  Wirk- 
samkeit der  Rügerschen  Präparate  betrifft,  so  will  Verfasser  von 
einer  Kritik  derselben  ganz  absehen  aus  dem  Grunde,  weil  sie 
vom  Standpunct  einer  reellen  Wissenschaft  aus  seiner  Meinung 
nach  nicht  existiren. 

Der  von  Rüger  dargestellte  und  von  Wasmuth  &  Co.  in  den 
Handel  gebrachte  Liquor  Nairii  chloroborosi  ist  ebenfalls  von  O. 
Kottmayer ')  untersucht  worden.  Das  Präparat  stellt  eine  klare 
farblose  Flüssigkeit  dar,  die  ein  spec.  Gewicht  von  1,075  besitzt 
und  nach  unterchloriger  Säure  riecht.  Der  Geschmack  ist  unan- 
genehm laugenhaft,  die  Reaction  stark  alkalisch.  In  10  cc  oder 
10,75  g  waren  enthalten: 

Sogenanntes  wirksames  Chlor  0,0599,  Oesammt-Chlor  0,1084;  demnach 
als  Hypodilorid  vorh.  Chlor  0,0299,  als  Chlorid  vorh.  Chlor  0,0785 ;  Kohlen- 
säure 0,0120,  Borsaareanhydrid  (B,Os)  0,3949,  Kalium  0,0070,  Natrium  0,3491, 
Thonerde  Sparen. 

Hieraus  berechnet  sich  mit  Fortlassung  von  KagO  und  GOs 
als  nebensächlicher  Bestandtheile  folgende  Zusammensetzung: 

1)  Wien.  klin.  Wochenschr.  1892  Ko.  50;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  459. 
2)  Pharm.  Post  1893,  89. 


262  Rubidiam.    Calcium. 

NaCl  0,1211,  NaCIO  0,0629,  Na,0  »  0,2596  oder  NaOH  «  0,8350, 
BgOa  -  0,2949  oder  BO,H,  «  0,5224|  insgesammt  1,0114  =  9,7  Vo- 

Rechnet  man  hierzu  KaaO  und  GOt,  so  beträgt  der  Salz- 
gehalt 9,9  <^/o,  und  wenn  man  die  vorhandene  Borsäure  auf  Borax 
+  lOHsO  berechnet,  so  ergeben  sich  11  o/^  gelöster  Substanz 
und  nicht  15  <>/o,  wie  die  Fabrikanten  angeben.  Das  Verhältniss 
7on  NasO  zu  BsOs  ist  nahezu  wie  1:1,  die  gefundene  Borsäure- 
verbindung ist  deshalb  als  primäres  Natriumorthoborat  aufzufassen, 
so  dass  der  Liquor  natr.  chloro-borosi  als  eine  Lösung  dieses 
Salzes  anzusehen  ist,  der   Natriumhypochlorid   zugesetzt  wurde. 

Rubidium. 

Als  Ausgangsmaterial  für  die  Darstellung  des  Rubidiumjodids 
dient  der  Rubidiumalaun,  den  man  in  wässriger  Lösung  mitAetz- 
kalk  und  Jodcalcium  behandelt.  An  Stelle  von  Aetzkalk  und 
Jodcalcium  lassen  sich  Aetz-Baryt  oder  -Strontfan  bezw.  Jod- 
Baryum,  -Strontium,  -Eisen,  oder  -Ammonium  verwenden.  Das 
nach  bekannten  Methoden  rein  dargestellte  Jodrubidium  soll  zu 
medicinischen  Zwecken  Verwendung  finden.^) 

Das  Jodrubidium,  welches  als  Ersatz  für  Jodkalium  und  Jod- 
natrium empfohlen  wird,  bildet  weisse,  an  der  Luft  haltbare,  ge- 
ruchlose Krystalle,  welche  einen  milderen  Geschmack  besitzen  als 
das  Jodkalium.  Es  löst  sich  auch  noch  etwas  leichter  in  Wasser 
als  Jodkalium.  Für  die  Anwendung  des  Jodrubidiums  wird  an- 
gegeben, dass  es  bei  gleicher  therapeutischer  Wirkung  wie  Jod- 
kalinm  nicht  die  oftmals  störenden  Nebenwirkungen  des  letzteren, 
welche  auf  dessen  Kaliumgehalt  zurückzuführen  sind,  besitzt. 
Das  Jodrubidium  wird  vom  Magen  auch  bei  längerem  Gebrauch 
gut  vertragen  und  ist  besonders  für  mit  Anlage  zu  Herzschwäche 
behaftete  Personen  zu  empfehlen.  Die  Thatsache,  dass  die  Prak- 
tiker dem  Jodkalium  vor  dem  Jodnatrium  trotz  des  höheren  Jod- 
gehaltes des  letzteren  den  Vorzug  geben,  hat  ihren  Grund  darin, 
dass  das  Kaliumsalz  prompter  wirkt,  wohl  in  Folge  seines  Mo- 
lekulargewichtes und  der  grösseren  electrischen  Leitungsfähigkeit. 
Nach  diesen  beiden  Richtungen  hin  nimmt  jedoch  das  Rubidium 
eine  noch  höhere  Stelle  ein. 

Calcium. 

Chlorkalk,  G.  Lunge  und  F.  Backofen  ^  veröffentlichen 
eine  Tabelle  über  die  specifischen  Gewichte  von  Öhlorkalklösungenj 
zu  denen  ihnen  eine  gute  käufliche  Waare  gedient  hat.  Dass 
die  Tabelle  auf  einen  alten,  viel  überschüssiges  Galciumchlorid 
und  -Chlorat  enthaltenden  Chlorkalk  nicht  passt,  ist  selbstver- 
ständlich. 


1)   D.  R.-P.  66286  für  £.  u.  H.  ErdTnann  in  Halle.  2)  Zeitsohr. 

f.  angew.  Ch.  1893,  326. 


Caldain.  263 

Eine  Ghlorkalklösang  von  15^  G.  nnd       enthält  im  Liter  bleichendes  Chlor 


einem  spec.  Gewicht  von 

in  Grammen 

1,1155 

71,79 

1,1150 

71,50 

1,1105 

68,40 

1,1100 

68,00 

1,1060 

65,33 

1,1050 

64,50 

1,1000 

61,50 

1,0950 

58,40 

1,0900 

55,18 

1,0850 

52,27 

1,0800 

49,96 

1,0750 

45,70 

1,0700 

42,81 

1,0650 

39,10 

1,0600 

35,81 

1,0560 

32,68 

1,0500 

29,60 

1,0450 

26,62 

1,0400 

23,75 

1,0350 

20,44 

1,0800 

17,36 

1,0250 

14,47 

1,0200 

11,41 

1,0150 

8,48 

1,0100 

5,58 

1,0050 

2,71 

1,0026 

1,40 

1,0000 

Spur 

Calcium  bisulfurosum  liquid,  ist  eine  farblose  oder  schwach 
gelbe,  stark  nach  schwefliger  Säure  riechende  Flüssigkeit  von 
8^  Be.  Das  Calciumbisulfit  erfüllt  nach  Henry  Berg  (Eira, 
Stockholm  1892,  XVI,  S.  35  und  69)  alle  Forderungen,  die  wir 
an  ein  ideales  Antisepticum  stellen  können,  denn  es  ist  leicht 
darstellbar,  billig,  handlich  und  haltbar,  ungiftig  für  den  Menschen 
und  doch  sehr  giftig  für  die  pathogenen  Mikroben ;  in  Folge  seines 
Geruches  kann  es  ferner  leicht  erkannt  werden,  wodurch  Ver- 
wechselungen ausgeschlossen  sind.  Mit  dem  4-  bis  8  fachen  seines 
Volums  V7as8er  verdünnt,  dient  es  als  Gurgelwasser  bei  katarrha- 
lischen Affectionen  der  Schleimhäute;  Lösungen  derselben  Stärke 
erweisen  sich  vortheilhaft  bei  der  Behandlung  der  Vaginitis,  Endo- 
metritis, von  Ekzemen,  Verbrennungen  und  Geschwüren,  des- 
gleichen wirkt  die  verdünnte  Galciumbisulfitlösung,  auf  die  Bachen- 
schleimhaut verstäubt,  bei  Diphtherie  ausserordentlich  günstig. 
Es  ist  zu  bemerken,  dass  das  Präparat  weder  concentrirt,  noch 
in  Verdünnimg  mit  Metallen  (Zinnlöffel  etc.)  in  Berührung  ge- 
bracht werden  darf.  *) 

Calciumcarbonat ,  Die  Firma  G.  Hell  &  Co.*)  in  Troppau 
berichtet,  dass  sie  in  Calcium  carbonicum  praecipitatum ,  welches 
sich  durch  grosse  Leichtigkeit  auszeichnete,  einen  Zusatz  von 
nahezu  20  o/o  Magnesia  gefunden  hat. 

1)  Ben  Yon  £.  Merck  1893,  JaD.  2)  Pharm.  Post  1693. 


264  Galciom. 

Nach  dem  deutschen  Arzneibuch  würde  man  die  Magnesia  in 
der  Ammoniakprobo  finden,  vorausgesetzt,  dass  man  zum  Lösen 
keinen  Ueberschuss  von  Salzsäure  verwendet  hatte,  die  mit  dem 
nun  zuzusetzenden  Ammoniak  Chlorammonium  bilden  wurde, 
welches  bekanntlich,  falls  es  in  genügender  Menge  vorhanden  ist, 
die  Fällung  von  Magnesiumoxydnydrat  verhindert.  Empfehlens- 
werth  zum  Nackwm  der  Magnesia  ist  daher  folgende  Probe, 
welche  das  Arzneibuch  nicht  angiebt:  „Die  mit  Hülfe  von  Salz- 
säure hergestellte  wässerige  Lösung  des  Calciumcarbonats  (1  = 
50)  darf  durch  zugesetztes  überschüssiges  Kalkwasser  nicht  ge- 
trübt werden/^  Durch  das  Kalkwasser  würden  Galciumphosphat 
und  Magnesia  gefällt  werden.  Um  im  vorliegenden  Falle  und 
anderen  ähnlichen  leicht  erkennen  zu  können,  wenn  das  zuzu- 
setzende Reagens  (hier  Kalkwasser)  im  Ueberschuss  vorhanden 
ist,  empfiehlt  es  sich,  ein  kleines  Stückchen  Lackmuspapier  in 
die  Flüssigkeit  zu  geben,  dessen  Farbenänderung  leicht  zu  beob- 
achten ist.  ^) 

Ueber  den  Nachtoeie  von  Magnesia  im  Calciumcarbonat  siehe 
auch  Jahresber.  1892,  288. 

üalciumchlorat.  Die  im  ersten  Theile  der  Kaliumchlorat- 
fabrikation  beim  Einleiten  von  Chlor  in  Kalkmilch  mitunter  auf- 
tretende Rothfärbung  der  Calciumchloratläsung  ist  nach  Bailev 
und  Jones*)  durch  die  Bildung  einer  höheren  Oxydationsstu^ 
des  Mangans  bedingt  Edm.  Wagner')  bestätigt  diese  An- 
gaben vollständig ;  er  beobachtete  bei  der  spectroskopischen  Unter- 
suchung einer  solchen  Lösung  die  charakteristischen  Absorptions- 
streifen des  Permanganats. 

Calciumeulfat.  Outer  Verbandgyps  muss  nach  Torey^)  fol- 
genden Anforderungen  genügen :  1.  Der  Gyps  sei  ein  völlig  weisses, 
trockenes  und  feines  Pulver,  welches  beim  Sieben  durch  ein  Haar- 
sieb mit  etwa  360  Maschen  im  Quadratcentimeter  keinen  Rück- 
stand gebe.  2.  Werden  5  g  Gyps  mit  25  cc  Wasser  geschüttelt, 
so  entstehe  eine  Milch,  aus  der  sich  nach  einigen  Minuten  der 
Gyps  in  Pulverform  abscheide;  nach  ^t  Stunde  bemerkt  man  auf 
dem  Kolbenboden  zuweilen  geringe  Mengen  gelber  oder  bräun- 
licher Pünctchen.  Die  überstehende  Flüssigkeit  sei  klar,  farblos 
und  von  neutraler  Reaction.  3.  Beim  Uebergiessen  von  2  bis  3  g 
Gyps  mit  8  cc  verdünnter  Salzsäure  kann  die  Entwickelung  einiger 
Konlensäurebläschen,  nicht  aber  ein  Aufbrausen  zugestanden 
werden.  Beim  Trocknen  im  EIxsiccator  verliere  er  nicht  mehr 
als  1,5  ^/o ,  bei  weiterem  vorsichtigen  Erhitzen  im  Luftbade  bis 
170**  nicht  mehr  als  5,5  %  an  Gewicht.  5.  100  g  Gyps  mit  50cc 
Wasser  von  Zimmertemperatur  im  Porcellanmörser  eine  Minute 
lang  durchgemischt,  liefere  einen  Brei,  welcher,  der  Ruhe  über- 
lassen, in  10  bis  15  Minuten  eine  völlig  weisse  harte  Masse  gebe; 
von  dieser  abgeschlagene  Stücke  seien  schwer  zu  brechen,  kleinere 

1)   Pharm.  Centralh.  189S,   480.  2)   Chem.  Ztg.  1898,  Rep.  117. 

3)    Chem.  Ztg.  1893,    668.  4)    Pharm.  Zeitschr.   f.  RomI.  1893. 


Strontium.  265 

Stacke  sollen  bei  starkem  Dmck  zwischen  den  Fingern  nicht 
bröckeln;  grossere  Stücke  mit  Wasser  von  Zimmertemperatnr 
fibergoesen,  sollen  in  24  Standen  nicht  zu  Pulyer  zerfallen.  Die 
Anstellung  der  unter  5.  beschriebenen  Proben  hält  Verfasser  für 
gewöhnlidh  als  ausreichend. 

Strontinm. 

Unter  den  neu  eingeführten  Heilmitteln  sind  auch  einige 
Salze  des  Strontiums  —  Brom-  und  Jodstrontium  und  milchsaures 
Strontium  —  zur  Behandlung  von  Dyspepsie,  einigen  Formen  der 
Epilepsie,  der  Albuminurie  u.  s.  w.  mit  vortheil  verwendet  wor- 
den. 0.  Curtman^)  hat  über  die  Eigenschaften  der  genannten 
Salze»  wie  sie  im  Handel  vorkommen,  Untersuchungen  angestellt, 
aus  denen  wir  zur  Vervollständigung  früherer  Mittheilungen 
(Jahresber.  1892,  288)  Folgendes  anführen:  Bromstrontium 
kommt  im  Handel  in  zwei  Varietäten  vor.  Die  eine,  ein  weisses, 
granulirtes,  wasserfreies  Präparat  SrBra,  die  andere  in  farblosen, 
durchsichtigen  Krystallen  von  der  Formel  SrBrt  +  6H9  0.  Beide 
Varietäten  ziehen  rasch  Wasser  aus  der  Luft  an  und  zerfliessen. 
Sie  sind  geruchlos  und  von  salzig-bitterem  Geschmack.  Bei  15  °  G. 
erfordert  das  Salz  etwa  gleiche  Theile  Wasser  zur  Lösung  und 
nur  etwa  die  Hälfte  dieser  Quantität  bei  Siedehitze.  Auch  in 
Alkohol  sind  beide  Varietäten  leicht  löslich  und  werden  aus  dieser 
Lösung  durch  Zusatz  von  Aether  gefällt.  Die  wässerige  Lösung 
reagirt  neutral,  oder  sehr  schwach  sauer.  Wie  alle  Strontium-Salze 
färbt  es  die  Flamme  intensiv  roth.  Eine  U  ntersuchung  mehrerer  Proben 
verschiedener  Provenienz  ergab,  dass  die  Salze  etwa  2  %  Chlor- 
strontium enthalten,  von  anderen  Verunreinigungen  aber  ziemlich 
rein  sind.  —  Jodstrontium.  Auch  dieses  Salz  kommt  in  wasser- 
freier Form  als  weisses  granulirtes  Pulver,  oder  mit  6  Molekülen 
Erystallwasser  in  durchsichtigen,  farblosen,  hexagonalen  Täfelchen 
im  Handel  vor.  Wie  das  Bromsalz,  ist  es  zerfliesslich.  Dem 
Lichte  ausgesetzt,  wird  es  gelb  von  ausgeschiedenem  Jod.  Ein 
Theil  des  Salzes  erfordert  0,6  Theile  kaltes  und  etwa  ein  Viertel 
«eines  Gewichtes  von  siedendem  W^asser  zur  Lösung.  Auch  in 
Alkohol  ist  es  löslich,  nur  wenig  in  Aether.  Beim  Erhitzen  ver- 
liert es  Jod  und  lässt  schliesslich  Strontiumoxyd  zurück.  Die 
Prufune  der  Handelswaare  ergab  etwa  98  0/0  reines  Salz  und 
2  0/0  Chlorstrontium.  —  Strontium-Lactat  kommt  als  weisses, 
granulirtes  Präparat,  oder  auch  in  grösseren  Klumpen  oder  Kugeln 
mit  strahligem,  krystallinischem  Bruche  im  Handel  vor.  Meist  ist 
es  gänzlich  oder  wenigstens  nahezu  wasserfrei.  Zur  Lösung  er- 
fordert es  etwa  4  Theile  kaltes  und  die  Hälfte  seines  Gewichtes 
von  siedendem  Wasser.  Die  Lösung  wird  leicht  übersättigt.  Kühlt 
man  nämlich  eine  bei  Siedehitze  übersättigte  Lösung,  so  bleibt, 
sogar  bis  zu  recht  niederer  Temperatur  die  Lösung  völlig  klar 
und  erst  nach  vielen  Stunden  erstarrt  sie  und   bildet  kugelige. 


1)  New-Yorker  Pharm.  Randsohaa  1893,  82. 


266  Blei.    Aluminium. 

strahlige  Krystallmassen,  welche  dem  klioorhombischen  System  an- 
zugehören scheinen.  Ausser  den  bekannten  Strontiumreactionen 
giebt  dieses  Präparat  die  Beactionen  der  Milchsäure;  also  Alde- 
hyd-Geruch, wenn  man  der  Lösung  etwas  Kaliumpermanganat 
und  Schwefelsäure  zusetzt;  dagegen  entwickelt  sich  kein  Geruch 
beim  Zusatz  von  concentrirter  Schwefelsäure  zum  trockenen  Salze. 
Glühen  verwandelt  das  Salz  in  Garbonat,  und  es  lässt  sich  als 
solches  leicht  auf  alkalimetrischem  Wege  bestimmen.  Curtman 
fand  den  Durchschnitt  der  Handelswaare  zu  98,6  o/q.  — 

Da  Baryum  manchmal  im  Rohstrontian  vorkommt  und  wegen 
seiner  giftigen  Eigenschaften  eine  gefährliche  Verunreinigung  sein 
würde,  so  ist  bei  der  Prüfung  hauptsächlich  dessen  Abwesenheit 
zu  constatiren.  Dies  lässt  sich  leicht  mittelst  Ealiumdichromat 
ausführen,  welches  aus  neutraler  (oder  Essigsäure  enthaltender) 
wässeriger  Lösung  nur  das  Baryum  ausfällt,  das  Strontium  aber  in 
Lösung  lässt.  In  keinem  der  von  verschiedenen  Quellen  bezogenen 
Präparate  gelang  es  Curtman ,  auch  nur  eine  Spur  von  Baryum  zu 
finden.  Die  Durchschnittsdosis  aller  drei  Salze  ist  etwa  2  g  zwei- 
bis  dreimal  täglich. 

Blei. 

Lithargyrum.  In  20  Proben  Bleiglätte  fand  E.  Dieterich*) 
0,1—1,15  o/o  Glühverlust  und  0,26—1,08  o/o  in  Essigsäure  Un- 
lösliches. 

Aluminium. 

Altimen  ustum.  Die  Lösung  des  lege  artis  gebrannten  Alauns 
geht  bekanntlich  sehr  langsam  vor  sich  und  erfordert  über  24 
Stunden  Zeit.  Bei  der  präcisen  Ausdrucksweise,  deren  sich  das 
Arzneibuch  in  den  meisten  Fällen  bedient,  dürfte,  wie  Gehe  u. 
Co.*)  ausführen,  eine  genauere  Zeitangabe  statt  des  ,,lang8am*^ 
angebracht  sein.  Die  Fälle  sind  nicht  selten,  in  denen  der  ge- 
brannte Alaun  wegen  unvollkommener  Löslichkeit  beanstandet 
wird,  während  man  in  der  Kegel  nur  nicht  lange  genug  wartet. 
Zum  Theil  hat  dies  zur  Folge,  dass  unvollständig  gebrannte  Fa- 
brikate, mit  denen  dem  Arzte  sicher  nicht  gedient  sein  kann,  der 
schnelleren  Löslichkeit  wegen  bevorzugt  werden.  *) 

Die  Commission  des  Deutschen  Apothekervereins 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt  für  den  Artikel 
Alumen  ustum  folgende  Fassung  vor: 

„Hundert  Theile  fein  gepulverter  Kali-Alaun ICD 

werden  in  dünner  Schicht  bei  massiger  Wärme  (60®)  so  lange  ge- 
trocknet, bis  der  Rückstand 

siebzig  Theile 70 

wiegt,  dann  in  einer  Porcellanschale  zuerst  im  Wasserbade,  später 


1)  Helfenb.  Annal.  1892.  2)  Handelsbericht  1893,  Sept. 


Alnminmm.  267 

im  Sandbade  bei  150—160°  getrocknet,   bis   der  Rückstand  nicht 
mehr  als 

funfandfunfzig  Theile 55 

betragt. 

Weisses  Palrer,  welches  bei  60°  nichts  an  Gewicht  verlieren  darf  und 
eich  sehr  langsam  in  80  Theilen  Wasser  fast  vollständig  auflöst. 

Die  Lösung  zeige  die  Reactionen  des  Kali-Alauns. 

Yor  Luft  geschützt  aufzubewahren." 

Begründui^g  dieser  Fassung  seitens  der  Gommission: 

YeranlasstiDg  zur  Aufnahme  der  Bereitungsvorschrift  bildet 
die  in  letzter  Zeit  häufiger  wahrgenommene  Unlöslichkeit  des 
käuflichen  Präparates.  Die  vorgeschlagene  Bereitungsvorschrift 
ist  bis  auf  wenige  kleine  Abänderungen,  die  von  der  Pharmacopoea 
Germanica  Ed.  altera  gegebene,  welche  recht  gut  war.  Da  nach 
ihr  ein  vollkommen  wasserfreies  Präparat  erhalten  wird,  so  ist 
ein  solches  auch  in  der  Präfungsvorschrift  verlangt  worden.  Käuf- 
liche Präparate  ergeben  einen  höchstens  1  ^/o  betragenden,  in 
Wasser  unlöslichen  Rückstand,  der  vielleicht  eben  zu  gestatten 
wäre.  Nach  obiger  Vorschrift  wurde  vom  Referenten  ein,  wenn 
auch  sehr  langsam,  so  doch  vollständig  lösliches  Pulver  erhalten. 
—  Giebt  das  Arzneibuch  auch  im  Allgemeinen  keine  besondere 
Vorschriften  über  die  Aufbewahrung  der  Arzneimittel,  so  empfiehlt 
sich  nach  Ansicht  der  Gommission  eine  solche  bei  Alumen  ustum, 
weil  dieses  Präparat  an  der  Luft  wieder  Feuchtigkeit  anzieht,  ohne 
dass  sich  dies  im  äusseren  Ansehen  bemerkbar  macht.  ^) 

Der  Referent  der  Pharm.  Gentralh.  vermisst  an  dieser  Fas- 
sung die  präcisere  Angabe  der  Zeit,  binnen  welcher  sich  das 
Pulver  fast  vollständig  auflösen  soll. 

Äluminiumsulfat.  Dieselbe  Gommission  schlägt  für  den  Ar- 
tikel Aluminium  sulfuricum  folgende  Fassung  vor: 

Weine,  krystallinische  Stücke,  welche  sich  in  1,2  Theilen 
kaltem,  weit  leichter  in  heissem  Wasser,  „nicht  in  Weingeist 
lösen^S  Die  wässerige  Lösung  ist  von  saurer  Reaction  und  saurem, 
zusammenziehendem  Geschmacke;  sie  giebt  mit  Baryamnitrat- 
lösung  einen  weissen,  in  Salzsäure  unlöslichen,  und  mit  Natron- 
lauge einen  farblosen  gallertartigen,  im  Ueberschusse  „des  Fäl- 
lungsmittels*' löslichen  Niederschlag,  der  sich  auf  genügenden  Zu- 
satz von  Ammoniumchloridlösung  wieder  abscheidet. 

Die  filtrirte  wässerige  Lösung  (1  =  10)  sei  farblos  und  werde 
weder  durch  Schwefelwasserstoffwasser  verändert,  noch  auf  Zusatz 
einer  gleichen  Menge  Zehntel-Normal-Natriumthiosulfatlösung  nach 
ö  Minuten  mehr  als  opalisirend  getrübt. 

20  cc  der  wässerigen  Lösung  (\  =  20)  dürfen  „durch  0,5  cc 
Kaliumferrocjanidlösung"  nicht  sotort  gebläut  werden. 

(Die  Yorgeschlagenen  Aenderungen  am  Texte  des  Arzneibuches 
(in  Gänsefusschen  angedeutet)  sind   nur  redactioneller  Art.    Der 

1)  Apotb.  Ztg.  1898,  419.  2)  ebenda. 


268  Chrom.    Eiseo. 

Vorschlag,  das  in  Schuppen  krjstallisirte  reinere  Salz  zu  Terlangen, 
da  zur  Herstellung  eines  guten  Liquor  Aluminii  acetici  die  grösst- 
möglichste  Reinheit  dieses  rräparates  Vorbedingung  sei,  hat  inner- 
halb der  Gommission  angesichts  der  grossen  Vertheuerung  und 
der  ausschliesslichen  äusserlichen  Verwendung  des  Salzes  keine 
Majorität  gefunden.) 

Chrom. 

Chromsäure.  Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  ^)  schlägt  für  den  Artikel  Aci- 
dum  chromicum  folgende  Fassung  vor: 

Dankelbratmrothe,  stahlglänzende,  in  Wasser  leicht  „lösliche"  Erysialle, 
„welche  beim  Erwärmen'*  mit  Salzs&are  Chlor  „entwickelnd^  Die  wässerige 
Lösung  der  Chromsänre  (1  =  100)  darf  „nach  Zosata  von  Salzsäure^*  durch 
Baryumniiratlösang  nicht  verändert  werden.  „0,1  g  Chromsänre  sollen  nach 
dem  Glühen  10  cc  Wasser  nach  dem  Filtriren  kaum  merklich  gelb  färben." 

Vorsichtig  aufzubewahren. 

Begründung  dieser  Fassung:  Der  nach  dem  Glühen  ver- 
bleibende Rückstand  wird  immer  an  Wasser  eine  geringe  Menge 
abgeben,  da  eine  von  Kali  absolut  freie  Chromsäure  kaum  oder 
doch  nur  mit  grossen  Kosten  herzustellen  sein  wird. 

Der  Referent  der  Pharm.  Centralhalle  will  den  ersten  Satz 
anders  construirt  wissen,  denn  nicht  die  in  Wasser  löslichen 
Krystalle  entwickeln  beim  Erwärmen  mit  Salzsäure  Chlor,  sondern 
aus  der  Salzsäure  wird  Chlor  entwickelt,  wenn  sie  mit  Chromsäure 
erwärmt  wird.  Der  letzte  Satz  würde  besser  wie  folgt  lauten: 
Wird  0,1  g  Chromsäure  geglüht  und  der  Rückstand  in  10  cc 
Wasser  gelöst,  so  darf  die  Flüssigkeit  nach  dem  Filtriren  nicht 
merklich  gelb  gefärbt  sein. 

Eisen. 

Die  Eisenrhodanidreaction,  unter  günstigen  Bedingungen  be- 
kanntlich eine  der  schärfsten,  tritt  in  bestimmten  Fällen  nicht 
ohne  Weiteres  ein.  In  Eäsenoxydlösungen ,  welche  mit  Natrium- 
acetat  versetzt  sind,  also  Ferriacetat  enthalten,  tritt  auf  Zusatz 
von  Rhodankalium  die  dunkelrothe  Färbung  erst  dann  ein,  wenn 
man  viel  Salzsäure  zusetzt.  Nach  H.  Schulze*)  verhalten  sich 
Lösungen  des  basischen  Eisenchlorides  (Liquor  Fern  oxychlorati) 
ebenso.  Säurefreie  und  stark  verdünnte  Lösungen  der  Eisenoxyd- 
salze  werden  nach  längerer  Zeit  schon  bei  gewöhnlicher  Luft- 
temperatur unempfindlich  gegen  Rhodanidlösung,  concentrirtere 
aber  dann,  wenn  man  sie  erhitzt.  Die  Unwirksamkeit  des  Rho- 
dankidiums  als  Reagens  auf  Eisenoxydsalze  erklärt  sich  in  den 
angeführten,  wie  in  anderen  analogen  Fällen,  durch  die  Dis- 
sociation,  welche  säurefreie,  wässerige  Lösungen  dieser  Salze  unter 
dem  Einflüsse  der  Zeit,  der  Verdünnung  und  erhöhter  Temperatur 
erleiden.    Sie  enthalten  dann  das  Eisen  nicht  mehr  in  der  Form 


1)  Apoth.  Ztg.  189S,    212   (die  Aendemngen  sind  in  „"   angedeutet). 
2)  Ghem.  Ztg.  1893,  2. 


Eisen.  26» 

Yon  Salzen,  sondern  in  der  Graham'schen  Modification  des  lös- 
lichen Eisenhydroxydes.  Erst  beim  Zusatz  einer  genügenden 
Menge  freier  Säure  wird  das  Ferrisalz  zurückgebildet  und  da- 
durch die  Vorbedingung  zur  Bildung  yon  Eisenrhodanid  durch 
mf  echselzersetzung  gegeben. 

Ueber  die  Eisenreiiction  mit  Ferrocyankalium ;  -von  Carl 
Müller^).  Verf.  knüpft  an  die  vor  einiger  Zeit  von  Molisch 
(Ber.  d.  d.  bot.  Ges.  1893,  XI,  73)  veröffentlichte  Arbeit  über 
den  Nachweis  „maskirten  Eisens^^  in  den  Pflanzen  durch  Ferro- 
^ankalium  an.  Molisch  hatte  den  Nachweis  dieses  maskirten 
Eisens  dadurch  geführt,  dass  er  die  betreffenden  Pflanzentheile 
mit  Kalilauge  behandelte,  dadurch  ein  Aufschliessen  bewirkte  und 
nun  mit  Ferrocyankalium  reagirte.  Von  Arthur  Meyer  darauf 
aufmerksam  gemacht,  ob  nicht  vielleicht  der  nach  der  Behandlung 
der  Pflanzentheile  mit  Kalilauge  nachweisbare  Eisengehalt  aus 
der  Kalilauge  herrühren  könne,  hatte  Molisch  diesem  Einwurf 
Rechnung  getragen  und  war  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass 
Meyer's  Muthmaassung  wohl  begründet  war,  und  dass  Molisch^ 
Beobachtungen  daher  einer  Gorrectur  bedurften.  Demgegenüber 
glaubt  nun  Carl  Müller  durch  seine  Versuche  festgestellt  zu  haben, 
dass  Molisch  seiner  ersten  unrichtigen  Angabo  eine  zweite  un- 
richtige hinzugefügt  hat.  Carl  Müller  behauptet  Folgendes:  Das 
im  Handel  in  Stangenform  käufliche  Kaliumhydroxyd  ist  in  den 
von  ihm  untersuchten  Fällen  eisenfrei  befunden  worden.  Alle  in 
Glasgefassen  aufbewahrten,  aus  eisenfreiem  Kaliumhydroxyd  her- 
gestellten Eialilaugen  zeigen  nach  einiger  Zeit  Eisenreaction,  deren 
Intensität  in  erster  Linie  von  der  Dauer  der  Einwirkung  des  Kalis^ 
auf  das  betreffende  Glas,  ausserdem  aber  von  der  Zusammen- 
setzung des  Glases  selbst  abhängt.  Das  in  den  Kalilaugen  nach- 
weisbare Eisen  entstammt  also  den  zur  Auf bewahrung  benutzten 
Glasgefassen.  Verf.  erinnert  auch  daran,  dass  die  Blutlaugensalz- 
probe  zum  Nachweise  von  Eisen  in  denjenigen  Fällen  mit  grösster 
Vorsicht  zu  handhaben  ist,  wo  es  sich  um  den  Nachweis  von 
Eisenspuren  handelt.  Es  darf  dabei  nur  der  Reactionsbefund 
unmittelbar  nach  Anstellung  der  Reaction  berücksichtigt  werden.. 
In  angesäuertem  Zustande  scheiden  alle  BluÜaugensalzproben 
nach  einiger  Zeit  blaue  Niederschläge  ah.  Was  also  die  von 
Molisch  angegebene  Methode  des  Nachweises  angeblich  in  mas- 
kirter  Form  in  pflanzlichen  Objecten  vorhandenen  Eisens  betrifft,. 
so  ist  dieselbe  zu  verwerfen.  Auch  die  neuerdings  von  Molisch 
ausgesprochene  Ansicht,  dass  die  in  Kalilauge  liegenden  Pflanzen- 
objecte  aus  der  Lauge  das  angeblich  im  käuflichen  Kaliumhydroxyd 
in  „nicht  nachweisbaren"  Spuren  enthaltene  Eisen  accumuliren 
und  damit  den  Eisengehalt  des  Kalis  beweisen,  sei  von  Grund 
aus  verfehlt.  Müller  sieht  sich  zu  der  Mahnung  veranlasst,  e». 
sollten   in  allen  Fällen   makrochemische  Reactionsmethoden   vor 


1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  88;  Apotb.Ztg.  1898,  174;  Pharm.  Centi'alh. 
1893,  219;  Pharm.  Ztg.  1898,  229. 


270  Eisen. 

ihrer  Anwendung  bei  Präcisionsuntersuchungen,  besonders  vor 
ihrer  Anwendung  in  -  der  botanischen  Mikrochemie  einer  sorg- 
fältigen Prüfung  unterzogen  werden.  —  Pinner  und  Kinzel  treten 
dafür  ein,  dass  dem  Eisengehalt  des  Glases  wohl  kaum  die  Tor- 
wiegende  Beeinflussung  der  Ferrocjankaliumlösung  hinsichtlich 
der  Berlinerblaubildung  zugeschrieben  werden  dürfe,  sondern  dass 
letztere  besonders  in  saurer  Lösung,  oder  falls  die  Luft  Zutritt 
habe,  sehr  leicht  eine  Zersetzung  in  dem  angegebenen  Sinne  erleide. 
Sa  Utermeister  wies  in  einem  yor  «jetzt  zwei  Jahren  ge- 
haltenen Vortrag  über  die  Prüfung  des  Ferrum  pulveratum  und 
reductum  darauf  hin,  dass  die  Gegenwart  von  Arsen  mit  der  vom 
Deutschen  Arzneibuch  vorgeschriebenen  Marsh'schen  Probe  nie- 
mals ermittelt  werden  könne,  ja  dass  sogar  ganz  bedeutende  ab- 
sichtliche Zusätze  von  arseniger  Säure  sich  der  Marsh'schen  Probe 
entziehen  (Jahresber.  d.  Pharm.  1891,  261).  Glossier^)  findet 
die  Angabe  Sautermeister's  vollauf  bestätigt.  Auch  er  konnte 
weder  auf  geringen,  noch  stärkeren  Zusatz  von  arseniger  Säure 
jemals  einen  Arsenspiegel  erhalten,  eben  so  wenig  im  Filtrat 
Arsen  nachweisen.  Auch  bei  genauester  Einhaltung  des  von  War- 
necke (Jahresber.  1891, 261)  empfohlenen  Modus,  nach  welchem  eine 
stark  verdünnte  Säure  anzuwenden  ist  und  dieWasserstofifentwickelung 
erst  einige  Zeit  im  Gange  gewesen  sein  muss,  erhielt  Olessler  nur  ein- 
mal einen  kaum  wahrnehmbaren  Fleck  von  gelbbräunlicher  Färbung. 
Der  sammetschwarze ,  sehr  fein  zertheilte  unlösliche  Rückstand 
löste  sich  auf  Zusatz  von  Kaliumchlorat  mit  Leichtigkeit  in  Salz- 
säure zu  einer  gelbrothen  Flüssigkeit,  von  welcher  ein  ganz  ge- 
ringer Theil,  mit  dem  Bettendorf  sehen  Reagens  versetzt,  nach 
vorgängigem  Verjagen  des  freien  Chlors  durch  Erhitzen  dunkel- 
schwarze Abscheidung  ergab.  Es  lag  somit  eine  in  Salzsäure 
völlig  unlösliche  Verbindung  von  Arsen  mit  Eisen  vor.  Eine 
solche  Verbindung  findet  sich  in  der  Natur  als  Arsenikalkies  «» 
FeAss  und  Clessler  hat  experimentell  nachgewiesen,  dass  die  sich  bei 
obiger  Untersnchungsmethode  bildende  unlösliche  Eisenarsenverbin- 
dung ebenfalls  der  Zusammensetzung  FeAss  entspricht.  Ein  Versuch, 
ob  sich  das  in  der  rohen  Salzsäure  reichlich  vorkommende  Arsen  nicht 
ebenfalls  durch  stürmische  Wasserstoff-Entwickelung  mittelst  Eisens 
abscheiden  lasse,  fiel  negativ  aus.  Dieser  Umstand  ist  wohl  durch  das 
Vorhandensein  anderer  Metalle,  wie  Zink  u.  s.  w.,  in  der  rohen  Salz- 
säure zu  erklären,  da,  wie  Sautermeister  nachgewiesen,  bei  Zusatz 
von  reinem  Zink  sofort  die  erwartete  Arsenwasserstoffbildung  auch 
bei  Verwendung  reiner  Säure  eintritt.  Vorstehende  Versuche  er- 
weisen also  von  Neuem  die  Unbrauchbarkeit  der  Arsenprobe  des 
Ferrum  pulveratum  und  reductum  nach  dem  Arzneibucn,  geben 
aber  auch  zugleich  einen  Fingerzeig,  wie  man  die  Probe  zu  modi- 
ficiren  hat,  um  verlässliche  Resultate  zu  erhalten.  So  findet  sich 
denn  auch  bereits  in  der  neuen  Auflage  von  E.  Schmidt's  Lehr- 
buch der  pharmaceutischen  Chemie  ein  diese  Verhältnisse  berück- 

1)  Südd.  Apoth.  Ztg.  1893,  129  durcb  Pharm.  Centralh.  1893,  S08. 


Eisen.   .  271 

sicbtigeDder  Hinweis.  Schmidt  lässt  nämlich  zur  Prüfung  auf 
Arsen  5  g  Ferrum  pulv.  und  eine  Salzsäure,  im  Verhältniss  von 
1:4  verdünnt 9  verwenden  und  ein  Körnchen  arsenfreien  Zinks 
zusetzen. 

Die  Commission  des  Deutschen  Apotheker-Vereins  zur  Be- 
arbeitung des  Arzneibuches  ^)  schlägt  für  den  Artikel  Ferrum 
pulveratum  folgende  Fassung  vor: 

FeiDes,  Bchweres,  etwas  metallisch  glänzendes,  graues  Pulver;  ^^dasselbe 
wird"  vom  Magnete  angezogen  und  durch  verdünnte  Schwefelsäure  oder  Salz- 
säure ,,bi8  auf  einen  geringen  Rückstand*^  unter  Entwickelung  von  Wasser- 
stoff gelöst.  Diese  Losung  giebt  auch  bei  grosser  Verdünnung  „durch  Zu- 
satz von**  Kaliumferricyanidlösnng  einen  „dunkelblauen"  Niederschlag. 

„Wird  1  g  gepulvertes  Eisen  mit  SO  cc  Wasser  und  16  üc  Salzsäure 
in  einem  Fläschchen  von  höchstens  50  cc  Hohlraum  übergössen,  und  sodann 
der  Mischung  2,5  g  Zink**  hinzugefügt,  so  darf  das  hierbei  entweichende 
Gas  beim  Ausströmen  aus  einem  engen  Glasrohre  einen  mit  Bleiacetatlösung 
benetzten,  dicht  an  die  Mündung  gehaltenen  Papierstreifen  innerhalb  5  Se- 
cnnden  nicht  mehr  als  bräunlich  färben.  Zündet  man  das  Gas  an,  so  dürfen 
sich  auf  einer  Porzellanschale,  mit  welcher  man  das  Flämmchen  nieder- 
drückt, keine  Flecke  zeigen. 

Wenn  man  einen  Theil  der  sauren  Lösung  mit  Schwefelwasserstoff- 
wasser überschichtet,  so  darf  an  der  Berührungsfläche  eine  dunkle  Zone 
nicht  entstehen;  oxydirt  man  in  einem  anderen  Theile  das  Eisen  durch 
Salpeters&ure  und  fallt  es  durch  überschüssige  Ammoniakflüssigkeit  aus,  so 
darf  die  \^on  dem  Niederschlage  abfiltrirte  Flüssigkeit  auf  Zusatz  von  Schwefel- 
wassers tofif  nicht  verändert  werden.  Die  Lösung  der  in  verdünnter  Salzsäure 
unlöslichen  Verunreinigungen  in  Salpetersäure  darf  nach  Verdünnung  durch 
Wasser  weder  durch  Schwefelwasserstoffwasser  dunkel,  noch  durch  über« 
BchÜBsige  Ammoniakflüssigkeit  blau  gefärbt  werden." 

„Das  gepulverte  Eisen  enthalte  in  100  Theilen  mindestens  98  Theile 
reines  Eisen." 

„1  g  gepulvertes  Eisen  werde  in  25  cc  verdünnter  Schwefelsäure  ge- 
löst, und  diese  Lösung  auf  100  cc  verdünnt.  Werden  10  cc  dieser  ver- 
dünnten Lösung  mit  Ealiumpermanganatlösung  bis  zur  beim  Umrühren  nicht 
sofort  wieder  verschwindenden  Röthung,  nach  eingetretener  Entfärbung,  welphe 
nöthigenfalls  durch  einige  Tropfen  Weingeist  veranlasst  werden  kann,  mit 
S  g  Kaliumjodid  versetzt  und  bei  gewöhnlicher  Temperatur  eine  Stunde  im 
geschlossenen  Gefasse  stehen  gelassen,  so  sollen  zur  Bindung;  des  ausge- 
schiedenen Jods  mindestens  17,5  cc  der  Zehntel-Normal-Natnumthiosulfai- 
lösung  verbraucht  werden." 

Begründung  dieser  abgeänderten  Fassung:  Der  erste  Ab- 
schnitt des  Textes  soll  stets  nur  die  Eigenschaften  des  betreffen- 
den Körpers  angeben,  um  seine  Identität  festzustellen.  Deshalb 
gehört  die  Angabe  „in  100  Theilen  mindestens  98  Theile  Eisen 
enthaltend*^  nicht  in  diesen,  sondern  zu  den  Prüfungsvorschriften 
und  ist  deshalb  in  Verbindung  mit  dem  letzten  Abschnitte  ge- 
bracht worden.  Hinter  das  Wort  „Salzsäure*'  im  ersten  Ab- 
schnitte sind  die  Worte  „bis  auf  einen  geringen  Rückstand**  ein- 
geschaltet worden,  da  später  im  Abschnitt  3  von  diesem  als  be- 
sonderem Prüfnngsobject  die  Rede  ist.  Der  Ausdruck  „tiefblau** 
ist  durch  „dunkelblau**  ersetzt  worden,  weil  man  das  Adverb  tief 
wohl  beim  schwarz,  nicht  aber  bei  Farben  anwenden  kann.  Bei 
der  Prüfung   auf  Schwefel   und  Arsen  lässt  das  Arzneibuch  eine 

1)  Apoth.  Ztg.  1898,  887  (Aenderungen  durch  „  **  angedeutet). 


272  Eisen. 

zu  grosse  Menge  Salzsäure  in  zu  starker  Form  anwenden,  in  Folge 
dessen  der  Process  viel  zu  rasch  verläuft.  Doshalb  ist  jetzt  eine 
geringe  Menge  Salzsäure  in  grösserer  Verdünnung  vorgeschrieben 
und,  um  einen  Ueberschuss  von  Luft  auszuschliessen  und  die 
Verdrängung  der  vorhandenen  rasch  zu  ermöglichen,  ein  Fläsch- 
chen  von  50  cc  Hohlraum  für  den  Versuch  empfohlen.  Ausserdem 
ist  ein  Zusatz  von  Zink  vorgeschrieben  worden,  weil  ohne  den- 
selben vorhandene  Arsenverbindungen  durch  Einwirkung  von  Eisen- 
chlorür  und  metallischem  Eisen  zu  Arsen  reducirt  werden  und 
dieses  unangegriffen  zurückbleibt  Es  gelingt  nach  Vorschrift  des 
Arzneibuches  der  Nachweis  des  Arsens  in  arsenhaltigem  Ferrum 
pulveratum  nicht,  auch  wenn  man  diesem  vorher  noch  etwas 
arsenige  Säure  zugesetzt  hat.  Dagegen  findet  sich  das  Arsen 
stets  in  dem  bei  Behandlung  mit  verdünnter  Salzsäure  unlöslich 
bleibenden  Rückstande  vor  (s.  oben).  Da  auch  bei  Benutzung  von  Zink, 
selbst  bei  Gegenwart  verhältnismässig  grosser  Mengen  von  Arsen 
(005  auf  1  g),  nur  Spuren  von  Arsenwasserstoff  entstehen,  die 
noch  dazu  bei  der  geringen  Empfindlichkeit  der  Fleckenmethode 
auch  noch  der  Wahrnehmung  entgehen  können,  und  da  auch 
andere  Formen  des  Arsennachweises,  soweit  sie  auf  der  Bildung 
von  Arsenwasserstoff  beruhen,  sich  zur  Prüfung  des  Ferrum  piüve- 
ratum  nicht  eignen,  so  ist  empfohlen  worden,  von  einer  Prüfung 
des  gepulverten  Eisens  auf  Arsen  ganz  abzusehen.  Dieser  Vor- 
schlag hat  aber  die  Majorität  in  der  Commission  nicht  gefunden. 
Der  letzte  Absatz,  welcher  die  Prüfung  des  gepulverten  Eisens 
auf  Gehalt  an  metallischem  Eisen  behandelt,  hat  die  durch  die 
Arbeiten  Seubert's  (Arch.  d.  Pharm.  1892,  158)  erforderlichen  Ver- 
änderungen erfahren.  Der  Ausdruck  „vorübergehend  bleibende 
Röthung^*  ist  in  „nicht  sofort  wieder  verschwindende  Röthung" 
verändert  worden,  da  das  wohl  eine  correctere  Ausdrucksweise  ist 
Andere  Aenderungen  sind  nur  redactioneller  Art. 

Nach  dem  Entwurf  der  ständigen  Commission  zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibuches  ^)  soll  in  dem  Artikel  Ferrum  pulve- 
ratum Absatz  2  folgende  Fassung  erhalten :  „1  g  gepulvertes  Eisen 
muss  sich  in  einer  Mischung  von  15  cc  Wasser  und  10  cc  Salz- 
säure bis  auf  einen  geringen  Rückstand  leicht  auflösen;  das  hier- 
bei entweichende  Gas  darf  einen  mit  Bleiacetatlösung  benetzten 
Papierstreifen  innerhalb  5  Secunden  nicht  mehr  als  bräunlich 
färben.'^  —  Als  Absatz  4  soll  folgende  Bestimmung  eingeschoben 
werden:  „Ein  Gemisch  aus  0,2  gepulvertem  Eisen  und  0,2  g 
Ealiumchlorat  werde  in  einem  geräumigen  Probirrohre  mit  2  cc 
Salzsäure  Übergossen,  und  die  Mischung,  nachdem  die  Einwirkung 
beendet  ist,  bis  zur  Entfernung  des  freien  Chlors  erwärmt  Wird 
alsdann  1  cc  des  Filtrats  mit  3  cc  Zinnchlorürlösung  versetzt,  so 
darf  innerhalb  einer  Stunde  eine  braune  Färbung  nicht  eintreten.^' 
—  Der  letzte  Absatz  soll  folgende  Fassung  erhalten:  „1  g  ge- 
pulvertes Eisen   werde   in  etwa  50  cc  verdünnter  Schwefelsäure 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  618. 


Eisen.  273 

gelöst  nnd  diese  Lösung  auf  100  g  yerdünnt.  10  cc  der  yer- 
dünnten  Lösung  werden  mit  Kaliumpermanganatlösung  (5  =  1000) 
bis  zur  schwachen  bleibenden  Böthung  versetzt;  nach  eingetretener 
Entfärbung,  welche  nöthigenfalls  durch  einige  Tropfen  Weingeist 
veranlasst  werden  kann,  werde  1  g  Kaliumjodid  zugegeben,  und 
die  Mischung  eine  Stunde  lang  bei  gewöhnlicher  Wärme  im  ge- 
schlossenen Gefässe  stehen  gelassen;  es  müssen  alsdann  zur  Bin- 
dung des  ausgeschiedenen  Jods  mindestens  17,5  cc  der  Zehntel- 
Normal-Natriumthiosulfatlösung  verbraucht  werden." 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apotheker- Vereins  zur  Be- 
arbeitung des  Arzneibuches  ^)  schlägt  für  den  Artikel  Ferrum 
reducium  folgende  Fassung  vor: 

„Granes,  glanzloses  Pulver,  welches  vom  Ma^fnete  angezogen  wird  und 
beim  Erhitzen"  anter  Verglimmen  in  schwarzes  Eisenozyduloxyd  übergeht. 

Wird  1  g  reducirtes  Eisen  mit  30  cc  Wasser  und  15  cc  Salzsäure  in 
einem  Fläschchen  von  höchstens  60  cc  Hohlraum  übergössen,  und  der 
Mischung  dann  2,5  g  Zink  hinzugefügt,  so  darf"  das  hierbei  entweichende 
Gas  beim  Ausströmen  aus  einem  engen  Glasrohre  einen  mit  Bleiacetatlösung 
benetzten,  dicht  an  die  Mündung  gehaltenen  Papierstreifen  innerhalb  5  Se- 
canden  nicht  verändern.  Zündet  man  das  Gas  an,  so  dürfen  sich  auf  einer 
Porzellanschale,  mit  welcher  man  das  Flämmcben  niederdrückt,  keine  Flecke 
zeigen. 

Der  in  Salzsäure  unlösliche  Rückstand  von  1  g  reducirtem  Eisen  darf 
nicht  mehr  als  0,01  g  betragen. 

„Schüttelt  man  2  g  des  redudrten  Eisens  mit  10  cc  Wasser,  so  darf 
das  Filtrat  rothes  Lackmuspapier  nicht  verändern.*' 

„Das  reducirte  Eisen  enthalte  in  100  Theilen  mindestens  90  Theile 
metallisches  Eisen/* 

„1  g  werde  mit  5  g  fein  geriebenen  Quecksilberchlorids  und  50  cc 
Wasser  in  einem  Fläschchen  von  100  cc  Hohlraum  eine  Stunde  im  Wasser- 
bade unter  häufigem  Umschwenken  erwärmt,  und  diese  Flüssigkeit  nach  dem 
Erkalten  mit  Wasser  auf  100  cc  aufgefüllt  und  filtrirt.  Werden  10  cc  des 
Filtrats  zunächst  mit  10  cc  verdünnter  Schwefelsäure  und  hierauf  mit  Kalium- 
permanganatlösung bis  zur  beim  Umrühren  nicht  sofort  wieder  verschwinden- 
den Röthung,  sodann  nach  eingetretener  Entfärbung,  welche  nöthigenfalls 
durch  einige  Tropfen  Weingeist  veranlasst  werden  kann,  mit  8  g  Jodkalium' 
versetzt  und  bei  gewöhnlicher  Temperatur  eine  Stunde  im  geschlossenen 
Gefasse  stehen  gelassen,  so  sollen  zur  Bindung  des  ausgeschiedenen  Jods 
mindestens  16  cc  der  Zehntel -Normal- Na  triumthiosulfatlösung  verbraucht 
werden". 

Begründung  dieser  abgeänderten  Fassung:  Die  Angabe  des 
ersten  Absatzes  „in  100  Theilen  mindestens  90  Theile  metallisches 
Eisen  enthaltend"  gehört  zu  den  Prüfungsvorschriften  und  ist  des- 
halb in  Verbindung  mit  dem  letzten  Abschnitt  gebracht  worden. 
Die  Prüfung  auf  Arsen  ist  entsprechend  den  bei  Ferrum  pulye- 
ratum  gemachten  Bemerkungen  verändert  worden  und  wird  dar- 
nach unter  Zusatz  von  metallischem  Zink  ausgeführt  Die  Forde- 
rungy  dass  Wasser^  welches  mit  ^5  reducirtem  Eisen  geschüttelt 
worden  ist,  Lackmuspapier  nicht  yerändern  dürfe,  ist  etwas  prä- 
ciser  gefasst  worden  dadurch,  dass  an  Stelle  „Lackmuspapier" 
„rothes  Lackmuspapier"  gesetzt  ist,  weil  bei  dieser  Prüfung  doch 
wohl  nur  an  fremde  Substanzen  von  alkalischer  Reaction  zu  denken 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  849  (Aenderungen  durch  „  "  angedeutet). 

PhanueevtiadieT  Jabiesbeiiclit  f.  1898.  18 


274  Eisen. 

ist,  welche  aus  der  Fällang  des  Eisenoxydhydrats  mittels  eines 
feuerbeständigen  Alkalis  herrühren  könnten.  Die  quantitative 
Bestimmung  des  Gehaltes  an  metallischem  Eisen  ist  entsprechend 
den  Vorschlägen  von  E.  Schmidt  und  A.  Partheil,  von  Warnecke 
und  von  Seubert  (s.  Jahresberichte  1890,  1891,  1892)  in  etwas 
veränderter  Form  empfohlen  worden.  Das  Arzneibuch  lässt  1  g 
Ferrum  reductum  mit  50  cc  Quecksilberchloridlösung  (1  —  20) 
digeriren.  50  cc  dieser  Lösung  enthalten  ihrem  spec.  Gewicht 
von  etwa  1,04  entsprechend,  nahezu  2,6  g  Quecksilberchlorid, 
welche  höchstens  0,5372  g  metallisches  Eisen  als  Ghlorür  zu  lösen 
vermögen,  während  in  1  g  Ferrum  reductum  0,9  g  metallisches  Eisen 
enthalten  sein  sollen.  Deshalb  ist  für  1  g  des  reducirten  Eisens  die 
Digestion  mit  5  g  Quecksilberchlorid  und  50  cc  Wasser  vorgeschrieben 
worden.  Alle  übrigen  Aenderungen  sind  nur  redactioneller  Art. 
Nach  dem  Entwurf  der  ständigen  Commission  zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibuches  ^)  soll  der  Artikel  Ferrum  reductum 

künftig  lauten: 

„Graues,  glanzloses,  in  100  Theilen  mindestens  90  Theile  metalliscbes 
Eisen  enthaltendes  Pulver,  welches  vom  Magnet  angezogen  wird  und  beim 
Erhitzen  unter  Verglimmen  in  schwarzes  Eisenoxyduloxyd  übergeht. 

1  g  reducirtes  Eisen  muss  sich  in  einer  Mischung  von  15  cc  Wasser 
und  10  cc  Salzsäure  bis  auf  0,01  g  leicht  auflösen.  Das  hierbei  entweichende 
Gas  sei  fast  geruchlos  und  verändere  einen  mit  Bleiacetatlösnng  benetzten 
Papierstreifen  innerhalb  5  Seounden  nicht. 

10  cc  Wasser,  mit  2  g  des  Präparates  geschüttelt,  dürfen  Lackmns- 
papier  nicht  verändern,  und  es  darf  das  Filtrat  beim  Verdunsten  einen  wäg- 
baren Kückstand  nicht  hinterlassen. 

Ein  Gemisch  aus  0,2  g  redncirtem  Eisen  und  0,2  g  Kaliumchlorat  werde 
in  einem  geräumigen  Probirrohre  mit  2  cc  Salzsäure  übergössen  und  die 
Mischung,  nachdem  die  Einwirkung  beendet  ist,  bis  zur  Entfernung  des 
freien  Chlors  erwärmt.  Wird  alsdann  1  cc  des  Filtrats  mit  8  cc  Zinn- 
chlorürlösung  versetzt,  so  darf  innerhalb  einer  Stunde  eine  braune  Färbung 
nicht  eintreten. 

1  g  reducirtes  Eisen  werde  mit  50  cc  Wasser  und  5  g  gepulvertem 
Quecksilberchlorid  im  Wasserbade  unter  häufigem  Umschwenken  so  lange 
erwärmt,  bis  dasselbe  gelöst  ist,  die  Flüssigkeit  nach  dem  Erkalten  mit 
Wasser  bis  zu  100  cc  aufgefüllt  und  filtrirt.  10  cc  des  Filtrats  werden  zu- 
nächst mit  10  CO  verdünnter  Schwefelsäure  und  hierauf  mit  Kaliumperman- 
ganatlösung  (5  s  1000)  bis  zur  bleibenden  Röthung  versetzt;  nach  einge- 
tretener Enterbung,  welche  nöthigenfalls  durch  Zusatz  von  einigen  Tropen 
Weingeist  veranlasst  werden  kann,  werde  1  g  Kaliumjodid  zugegeben  und  die 
Mischung  bei  gewöhnlicher  Wärme  im  geschlossenen  Gefass  eine  Stunde  lang 
«tehen  gelassen ;  es  müssen  alsdann  zur  Bindung  des  ausgeschiedenen  Jods  min- 
destens 16cc  derZehntel-Normal-Natriumthiosulfatlösung  verbraucht  werden." 

Im  Handel  kommt  zur  Zeit  als  Ferrum  reductum  ein  tief- 
schwarzes, sehr  feines  Pulver  vor,  das  auf  nassem  Wege  dar- 
gestelltes Eisenoxyduloxyd  ist*). 

Ferr<h Magnesium  stUfuricum  FeSOi  .MgSOi  +  6HaO  ist  ein 
grünweisses,  krystallinisches  Pulver,  leicht  löslich  in  Wasser  und 
sehr  haltbar.  Dieses  neue  Eisenpräparat  wird  von  H.  Woods 
als  ein  vortreffliches  Mittel  bei  Anaemie  und  Chlorose  gerühmt '). 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  618.  2)  Handelsber.  von  Gehe  &  Co.  1893,  Sept. 
3)  Ber.  v.  £.  Merck,  Jan.  1893. 


Eisen.    Kupfer. 


275 


Ferrosulfat  Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins 
zur  Bearbeitung  des  Deutschen  Arzneibuches^)  empfiehlt  für  den 
vierten  Absatz  des  Artikels  Ferrum  stdfuricum  folgende  Fassung: 

„Die  mit  aasgekocbtem  und  abgekühltem  Wasser  frisch  bereitete  Lösung 
(1  SS  20)  sei  klar  und  röthe  blaues  Lackmnspapier  nur  sohwach.^^ 

Begründung:  Da  eine  Lösung  von  Ferrosulfat  in  19  Theilen 
Wasser  deutlich,  wenn  auch  schwach  sauer  reagirt,  aber  nicht 
stark  sauer  reagiren  soll,  so  schien  eine  veränderte  Fassung  des 
vierten  Absatzes  angemessen.  In  diesem  ist  auch  „von  grünlich 
blauer  Farbe*^  in  Wegfall  gekommen,  da  eine  5  ^/oige  Ferrosulfat- 
lösung  diese  Färbung  nicht  besitzt  Eine  in  so  verdünnter  Lösung 
noch  bemerkbare  gelbe  Färbung  würde  Eisenoxjdsalz  verrathen. 

Dieselbe  Gommission  empfiehlt  für  den  ersten  Absatz  des 
Artikels  Ferrum  sulfuricum  crudum  folgende  Fassung: 

„Krystalle  oder  krysiallinische  Bruchstücke  von  grüner  Farbe.  Die- 
selben sind  meist  etwas  feucht,  seltener  an  der  Oberflache  weisslich  bestäubt 
und  geben  mit  2  Theilen  Wasser  eine  etwas  trübe,  sauer  reagierende  Flüssig- 
keit von  zusammenziehendem,  tintenartigem  Geschmaoke.** 

Die  vorgeschlagenen  Veränderungen  sind  nur  rcdactioneller  Art. 

Nach  dem  Entwurf  der  ständigen  Gommission  zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arzneibuches ')  soll  Ferrum  sulfuricum  siccum 
künftig  „Getrocknetes  Ferrosulfat**  heissen.  Der  Artikel 
«oll  folgende  Fassung  erhalten:  „100  Theile  Ferrosulfat  werden 
in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade  allmälig  erwärmt, 
bis  sie  35 — 36  Theile  an  Gewicht  verloren  haben.  Weisses,  in 
Wasser  langsam,  aber  ohne  Rückstand  lösliches  Pulver,  in  den 
Anforderungen  an  *die  Reinheit  dem  Ferrosulfat  entsprechend. 
Die  Lösung  von  0,2  g  getrocknetem  Ferrosulfat  in  10  cc  ver- 
dünnter Schwefelsäure  werde  mit  Kaliumpermanganat -Lösung 
(5  =»1000)  bis  zur  bleibenden  Röthung  versetzt;  nach  einge- 
tretener Entfärbung,  welche  nöthigenfalls  durch  Zusatz  von  einigen 
Tropfen  Weingeist  veranlasst  werden  kann,  werde  1  g  Kalium- 
jodid zugegeben,  und  die  Mischung  bei  gewöhnlicher  Wärme  im 
geschlossenen  Gefass  eine  Stunde  lang  stehen  gelassen;  es  müssen 
alsdann  zur  Bindung  des  ausgeschiedenen  Jods  mindestens  10,8  cc 
der  Zehntel-Normal-Natriumthiosulfatlösung  verbraucht  werden.^* 

Der  Referent  der  Pharm.  Centralb.  (1893,  747)  hält  die  Be- 
zeichnung „getrocknet'^  nicht  für  ganz  richtig,  denn  das  7  Mole- 
küle Krystallwasser  enthaltende  krystallisirte  Ferrosulfat  ist  doch 
auch  (an  der  Luft)  getrocknet;  richtiger  wäre  die  früher  übliche 
Bezeichnung  „verwittert''  gewesen. 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins  zur  Be- 
arbeitung des  Arzneibuches ')  empfiehlt  bei  dem  Artikel  Ferrum 
ßesquiehloratum  den  Zusatz:  „Vor  Licht  geschützt  aufzubewahren/* 

Kupfer. 

Bei  der  Bestimmung  vofi  Kupfer  mittelst  der  Volhard'schen 
Rhodan-Türirmethode  kann,  wie  Rob.  Henriques^)  beweist,  ein 


l)  Äpoth.  Ztg.  1893,  887. 
4)  Chero.  Ztg.  1892,  1597. 


2)  ebenda  618. 


8)  ebenda  887« 


18 


276  Kupfer. 

Dicht  unwesentlicher  Fehler  entstehen,  je  nach  der  Art  der  Aus- 
führung. Will  man  eine  Silberlösnng  mit  gestellter  Rhodanlösung 
titriren,  so  lässt  man  zu  der  silberhaltigen,  mit  Salpetersäure  an- 
gesäuerten und  mit  Ferrisulfat  versetzten  Lösung  die  Titrations- 
iiüssigkeit  bis  zur  bleibenden  Rothfärbung  tropfen,  und  ebenso 
stellt  man  nach  Volhard  Silber-  und  Rhodanlösung  so  auf  ein- 
ander, dass  man  die  letztere  in  die  erstere  eintropfen  lässt.  Ob 
sich  das  Verfahren  auch  umkehren  lässt,  ob  man  das  Silber  zur 
Rhodanlösung  tropfen  lassen  kann,  darüber  ist  nichts  gesagt.  In 
Gemeinschaft  mit  L.  Strasser  hat  Verfasser  nachgewiesen,  dass 
eine  solche  Umkehrung  nicht  statthaft  ist.  10  cc  Vi  o -Silberlösung 
verbrauchen  ^lo -Rhodanlösung  1.  10  cc  2.  10,05  cc;  10  cc 
Vi 0 -Rhodanlösung  verbrauchen  i/io-Silberlösung:  1. 9,5  cc,  2.  9,05cc, 
3.  5,3  cc.  Die  letzte  Zahl  wurde  erhalten,  als  die  angesäuerte 
und  mit  dem  Indicator  versetzte  Rhodanlösung  erst  nach  3  stündi- 
gem Stehen  mit  Silber  titrirt  wurde.  Zur  Titrirung  von  Kupfer 
mit  Rhodan  verfährt  man  nach  Volhard  bekanntlich  wie  folgt: 
Mit  einer  bestimmten  Vio-Rhodanlösung,  die  im  Ueberschuss  vor- 
handen sein  muss,  fällt  man  aus  der  mit  schwefliger  Säure  ver- 
setzten Kupferlösung  das  Cuprorhodanid  aus,  verdünnt  auf  ein 
bestimmtes  Volum  und  filtrirt  durch  ein  trockenes  Filter  in  einen 
trockenen  Kolben.  Ein  aliquoter  Theil  des  Filtrats  wird  mit 
Salpetersäure  angesäuert,  mit  Eisenlösung  versetzt  und  der  Ueber- 
schuss an  Rhodan  mit  Silber  zurücktitrirt.  Bei  diesem  Verlaufe 
der  Analyse  wird  also  thatsächlich  der  oben  angedeutete  Fehler 
gemacht.  Es  wird  eine  saure  Rhodanlösung  mit  Silber  titrirt 
Die  Resultate  müssen  dementsprechend  falsche  sein.  Der  Fehler 
lässt  sich  indess  vermeiden,  wenn  man  zu  dem  zu  titrirenden 
Theile  der  vom  Rhodankupfer  abfiltrirten  Lauge  eine  bestimmte 
überschüssige  Menge  der  Vio-Silberlösung  setzt,  dann  erst  ansäuert 
und  endlich  mit  Rhodan  zurücktitrirt.  —  Der  Grund  für  die 
Fehlerquelle  liegt  sehr  nahe.  Rhodanwasserstoffsäure  wird  vott 
Salpetersäure  selbst  in  so  verdünnter  kalter  Lösung  angegriffen^ 
wie  sie  zum  Titriren  in  Anwendung  kommt.  Je  nachdem  man 
mit  mehr  oder  weniger  Salpetersäure  ansäuert,  je  nachdem  man 
rasch  oder  langsamer  titrirt  und  je  nach  der  Goncentration  der 
Lösungen  wird  die  Zersetzung  verschieden  weit  verlaufen.  Lässt 
man,  wie  in  einem  der  oben  erwähnten  Versuche,  die  saure 
Rhodanlösung  stundenlang  stehen,  so  kann  die  Hälfte  und  mehr 
vom  Rhodan  zerstört  werden.  Die  Flüssigkeit  riecht  in  diesem 
Falle  stark  nach  Blausäure. 

Kupferoxyd.  Ed.  H  i r s c h s  o h n  ^)  fand ,  dass  die  Kupfer- 
oxyde des  Handels  sich  sehr  verschieden  zu  5  o/oigen  Lösungen  von 
Colophonium  in  Pentroleumbenzin   verhalten,   indem   einige   das 

f|enannte  Reagens  schon  nach  wenigen  Minuten  intensiv  blaugrün 
ärben,    während   andere  entweder   keine  oder  eine  erst  nach  12 
Stunden    schwach    grünliche   Färbung    hervorrufen.     Hirschsohn 

1}  Pharm.  Zeitscbr.  f.  Russl.  1893,  No   45. 


Kupfer.    Silber.  277 

prüfte  deshalb  5  verschiedeu  dargestellte  Präparate  auf  ihr  Ver- 
halten zu  jenem  Reagens,  nämlich:  1.  durch  Glühen  von  Cupri« 
nitrat,  2.  nach  der  Pharm.  Russ.  III  durch  15  Minuten  langes 
Kochen  des  Niederschlages  aus  Kupfersulfat  und  Kalilauge, 
b.  nach  der  russischen  Militärpharmakopöe  durch  Glühen  des 
letztgenannten  Präparates,  4.  nach  der  Pharm.  Germ.  II  durch 
Glühen  von  Gupricarbonat,  5.  nach  der  Pharm.  Nederl.  (wie  nach 
der  Germ.,  nur  ohne  zu  kochen)  gewonnenes  Kupferoxyd  —  und  es 
stellte  sich  dabei  heraus ,  dass  alle  auf  nassem  Wege  vermittelst 
Kalilauge  erhaltenen  Präparate  die  Golophonium-Petrolätherlösung 
sogleich  färben,  während  alle  aus  dem  Carbonat  gewonnenen 
dieses  Reagens  entweder  gar  nicht  oder  nur  sehr  schwach  färben, 
wobei  es  von  Einiluss  ist,  ob  das  Kupferoxyd  mehr  oder  weniger 
stark  geglüht  war.  Auch  die  Hydrate  des  Kupferoxyds  zeigen 
je  nach  der  Darstellung  ein  verschiedenes  Verhalten  gegen  Colo- 
phonium-Petroleumbenzinlösung. 

Eine  Beaction  der  Kupfer:talze  gab  E.  Le noble  ^)  au.  Giesst 
man  in  eine  Lösung  eines  Kupferoxydsalzes  eine  solche  von 
Kaliumquecksilberjodid ,  so  entsteht  ein  lebhaft  roth  gefärbter 
Niederschlag,  während  Jod  frei  wird  und  die  Flüssigkeit  sich 
braun  färbt.  Der  auf  einem  Filter  ausgewaschene  Niederschlag 
bildet  nach  dem  Trocknen  ein  schön  glänzendes  rothes  Pulver. 
Die  Reaction  tritt  noch  bei  Lösungen,  die  Viooo  Kupfer  enthalten, 
ein.  Der  Niederschlag  zeigte  die  Zusammensetzung  CuJ.HgJa 
entsprechend  der  Umsetzung:  CuS04  +  Hg  Ja .  2KJ  »»  CuJ .  HgJt 
+  K9SO4  +  J.  —  Jedoch  scheint  die  Zusammensetzung  keine 
constante  zu  sein,  sondern  mit  der  Concentration  der  Lösungen 
zu  wechseln. 

Zur  schnellen  Erketmung  des  Eisens  im  Kupfersulfate  über- 
schichtet man  nach  G.  Griggi')  in  einem  Reagensglase  5  cc 
der  wässerigen  Lösung  (1  ==  5)  des  zu  untersuchenden  Kupfer- 
sulfates mit  5  cc  einer  ätherischen  Lösung  von  Salicylsäure  (1  — 10). 
Ist  das  Kupfersalz  eisenhaltig,  so  erscheint  an  der  Berührungs- 
fläche die  bekannte  schöne  violette  Färbung  mehr  oder  weniger 
intensiv,  je  nach  der  Menge  der  Verunreinigung. 

Silber. 

Argentum-Natrium  chloratum  crysL  AgCl .  NaCl  bildet  weisse, 
harte  Krystalle,  welche  durch  Wasser  in  Chlorsilber  und  Natrium- 
chlorid zerlegt  werden  ^). 

W.  Kirch  mann*)  ist  es  gelungen,  Silberalaun  in  regulären 
Octaedern  darzustellen.  Verf.  erblickt  in  dem  Präparat  eine 
wichtige  therapeutische  Neuheit,  brauchbar  vorzüglich  für  alle 
nach  aussen  geöffneten  Organe  als  Mund-,  Nasenhöhle  etc. 

Die  Löslichkeit  des  Silberchromats  hat  W.  G.  Young»)  be- 


1)  Chem.  Ztg.,  Rep.  1898,  17,  78.  2)  ebenda  275.  8)  Ber. 

von  E.  Merck  1893,  Jan.  4)  Apoth.  Ztg.  1893,  149,  162.  5)  Chem. 

Ztg.  1893,  837. 


278  Quecksilber. 

stimmt  und  gefunden,   dass  100000  Tbeile  Wasser  bei  15,5^  G. 
6  Tb.  und  bei  100°  C.  18  Tb.  Silbercbromat  lösen. 

Quecksilber. 

Zur  Bestimmung  des  Quecksilbers  in  verdünnten  Sublimat« 
lösungen,  wie  man  sie  beim  Auszieben  von  Sublimatverbandstoffen 
erhält 9  empfiehlt  Leon  Vignon  ^)  ein  colorimetrisches  Ver- 
fahren mit  Schwefelwasserstoff.  Von  einer  Sublimatlösung  1 :  10000 
wurden  in  drei  ganz  gleiche,  enge  graduirte  100  cc-Eprouvetten 
mit  eingeschliffenem  Stopfen  gegeben: 

1)  5  cc  HgCU-Lösg.  +  10  cc  HsS-Lösg.  +  15  cc  HjO  -  30  cc 

2)  10  cc  „  +  10  cc         „         +  10  cc     „    —  30  cc 

3)  20  cc  „  +  10  cc         „         +    0  cc     „    —  30  cc 

Nach  dem  Schütteln  beobachtete  man  sofort  verschieden 
tiefe  braune  Färbungen.  Als  von  1  ausgehend  die  Lösungen 
durch  Zusatz  von  Wasser  auf  gleiche  Farbennuance  gebracht 
wurden,  erhielt  man 

1)  .  ,  .  .  30  cc;  2)  .  .  .  .  60  cc;  3)  .  .  .  .  120  cc. 

Die  Volumen  stehen  also  im  Verhältniss  zum  Quecksilber- 
gehalt. Durch  weitere  Versuche  ermittelte  Verf.  die  Empfindlich- 
keitsffrenze  der  Reaction  und  fand,  dass  in  dieser  Weise  das 
Quecksilber  noch  in  Sublimatlösungon  1:240000  quantitativ  er- 
mittelt werden  kann. 

Qtiecksilberoxgd.  Die  Gommission  des  Deutschen  Apotheker- 
Vereins  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  ^)  bringt  für  den  Artikel 
Hydrargyrum  oxydatum  folgende  Fassung  in  Vorschlag: 

Gelblichrothe8>  krystalliniscbes ,  feinst  geschlämmtes  Pulver.  „Das- 
selbe ist  in  Wasser*'  fast  ganz  unlöslich,  in  verdünnter  Salzsäure  oder 
Salpetersäure  leicht  löslich  „und  beim"  Erhitzen  im  Probirrobr  unter  Ab- 
soheidunff  von  Quecksilber  flüchtig. 

„Scoüttelt  man  Quecksilberoxyd  längere"  Zeit  mit  Oxalsäurelösung 
(1  SS  10),  ,,so"  gebe  es  kein  weisses  Oxalat.  ,,Wird  1  g  Quecksilberoxyd 
mit  2  cc  Wasser  geschüttelt,  dann  mit  2  cc  Schwefelsäure  versetzt  und  hier^ 
auf  mit  1  cc  Ferrosulfatlösang  überscbichtet ,  so  zeige  sich  auch  nach 
längerem  Stehen  keine  braune  2one  in  der  Mischung." 

,,Die  mit  Hülfe  von  verdünnter  Essigsäure  dargestellte  wässerige  Lösung 
(1  SS  100)  sei  klar  und  werde  durch  Silbernitratlösung  nicht  verändert.*' 
Sehr  vorsichtig  und  vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 

Grösste  Einzelgabe  0,02  g. 

Grösste  Tagesgabe  0,1  g. 

Begründung  der  abgeänderten  Fassung:  Die  Beobachtung 
Fischer's,  dass  in  salpetersaurer  Lösung  erhebliche  Mengen,  bis 
2  ^/o  —  nach  Untersuchungen  des  Referenten  selbst  bis  zu  4  %  — 
—  Chlorid  sich  dem  Nachweis  entziehen  können,  macht  die 
Prüfung  in  essigsaurer  Lösung  nothwendig.  Da  ferner  ver- 
schiedene untersuchte  Muster  völlig  chlorfrei  befunden  wurden, 
konnte  die  Silberprobe  verschärft  werden.  —  Die  übrigen  Aende- 
rungen  sind  nur  redactioneller  Art. 


1)  Compt  rend.  1893,  584.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,  424  (Aenderungen 

durch  ,,  '^  angedeutet). 


Quecksilber.  279 

Nach  Ansicht  des  Referenten  der  Pharm.  Centralh.  würde  die 
Prüfung  auf  Salpetersäure  ungefähr  so  lauten  müssen:  Wenn 
man  1  g  Quecksilberoxyd  mit  2  cc  Wasser  schüttelt,  dann  2  cc 
Schwefelsäure  hinzufügt  und  die  Mischung  mit  1  cc  Ferrosulfat- 
lösung  überschichtet,  so  darf  sich  auch  nach  längerem  Stehen 
zwischen  den  beiden  Flüssigkeiten  keine  braune  Zone  zeigen. 

Dieselbe  Gommission  empfiehlt  bei  dem  Artikel  Hydrarayrum 
ozydatum  via  humida  paratum  für  die  beiden  letzten  Ansätze 
folgende  Fassung: 

Gelbes  Pulver,  „in  welchem  bei  200facher  Vergrössernog  nichts  Ery- 
Btallioiscbes  wahrnehmbar  sein  darf.  Es  ist"  in  Wasser  fast  ganz  nnlöslioh, 
in  verdünnter  Salzsäure  oder  Salpetersäure  leicht  löslich  und  beim  Erhitzen 
im  Probirrohre  unter  Abscheidung  von  Quecksilber  flüchtig. 

,,8chüttelt  man  es  mit  Oxalsäurelösunff  (1  — 10),  so*^  liefere  es  allmälig 
ein  weisses  Oxalat.  „Die  mit  Hilfe  von  li^sigsäure  dargestellte  wässerige 
Lösung  sei  klar  nnd  werde  durch  Silbemitratlösung  nicht  verändert." 

Für  die  Umarbeitung  dieses  Artikels  sind  die  unter  „Hydrar- 
gyrum  oxydatum'^  angegebenen  Oründe  maassgebend  gewesen.  Die 
Qzalatprobe  ist  ausserdem  durch  die  zuverlässige  und  schneller 
ausführbare  mikroskopische  Prüfung  ergänzt. 

QueckaUberbijodid  ist  bekanntlich  so  gut  wie  unlöslich  in 
Wasser;  es  löst  sich  dagegen  ein  wenig  in  Alkohol,  in  Aether,  in 
Glycerin,  in  Schwefelkohlenstofif,  fetten  Gelen,  Benzol,  Phenol. 
Eine  Flüssigkeit,  welche  das  Quecksilberbijodid  besonders  in  der 
Wärme  sehr  reichlich  löst,  ist  nach  Retgers  das  Methylen- 
bijodid  CHsJ».  Lässt  man  die  warm  gesättigte  Lösung  langsam 
abKühlen,  so  scheidet  sich,  während  die  Flüssigkeit  noch  warm 
ist,  zunächst  die  gelbe  Modification  in  grossen  schwefelgelben 
Tafeln  ab,  welche  beim  Abkühlen  o^cr  bei  Berührung  mit  der 
rothen  Modification  in  letztere  übergehen.  Bei  niedriger  Tempe- 
ratur scheidet  sich  die  rothe  Modification  in  quadratischen  Kry- 
stallen  ab. 

100  Th.  siedendes  Jodmethylen  (182'')  lösten  58  Th.  HgJs, 
100     „    Jodmethylen  lösten  bei  100°  =  16,6  Th.  HgJ«, 
100     „    Jodmethylen  lösten  bei  15°  -  2,5  Th.  HgJ». 
Die  Darstellung  öliger,  zu  intramusculären  Injectionen  dienen- 
den Lösungen  von  Quecksüberbijodid  gliedert  sich  in  zwei  Opera« 
tionen :  in  die  Reinigung  des  Oeles  und  die  Bereitung  der  Queck- 
silberbijodidlösung.    1000  cc  bestes  Olivenöl  werden  nach  J.  Dela- 
cöur  *)  zunächst  mit  300  cc  95  grädigen  Alkohols  gemischt;  das 
Gemisch   lässt  man   dann   unter   öfterem  Umschütteln   mehrere 
Stunden  lang  stehen  und  zieht  hierauf  den  oben  aufschwimmenden 
Alkohol    sorgfaltig    ab.     Die   etwa   noch    im  Oel    verbleibenden 
Spuren    Alkohol  verflüchtigen   sich   später   beim  Sterilisiren    des 
Oeles,  und  erscheint  es  überflüssig,  zur  Entfernung  desselben  das 
Oel  mit  Wasser   zu  schütteln.     Das  so  behandelte  Oel  wird  10 
Minuten  lang  bei  einer  Temperatur  von  110 — 115®  in  einer  Schale 


1)  Zeitschr.  f.  anorg.  Chem.  1893,  252.  2)  Joum.  de  Pharm,  et 

de  Chinaie  1898.    Tome  XXVII,  603. 


280  Zink. 

erwärmt.  Höhere  Temperatur  ist  zum  mindesten  unvortheilhaft, 
das  Oel  würde  dabei  seine  charakteristische,  schöne,  grüngelbe 
Färbung  rasch  verlieren  und  nahezu  farblos  werden,  eventuell 
bei  noch  weiterem  Anstieg  der  Temperatur  sich  unter  Entwick- 
lung reichlicher  Dämpfe  verflüchtigen.  —  Ist  dann  die  Temperatur 
auf  65°  zurückgegangen,  so  giebt  man  nach  und  nach  das  Queck- 
silberbijodid  in  kleinen  Mengen  zu  und  zwar  0,4  g  auf  100  cc, 
rührt  lebhaft  mit  dem  zur  Beobachtung  der  Temperatur  einge- 
stellten Glasthermometer  um  und  leitet  die  ganze  Operation  am 
besten  über  einem  Bunsenbrenner.  Das  Quecksilberoijodid  löst 
sich  bald,  die  Lösung  wird  durch  sterilisirte  Baumwolle  filtrirt 
und  in  vorher  gut  sterilisirte  Gefässe  eingefüllt.  Vor  allen  Dingen 
muss  man  vermeiden,  dass  Quecksilbersalz  hinzuzufügen,  bevor  die 
Temperatur  auf  65°  zurückgegangen  ist.  Bei  höherer  Temperatur 
färbt  sich  das  Salz  sofort  gelb  und  löst  sich  nicht  auf.  Die  so 
dargestellten  Lösungen  enthalten  pro  100  cc  Oel  0,4  g  Queck- 
silberbijodid,  mithin  pro  cc  0,004  g.  Die  Lösungen  sind  sehr  be- 
ständig, insbesondere  wenn  man  sie  in  gelben  Gläsern  aufbewahrt. 

Zink. 

H.  Leschveur*)  gewinnt  ein  für  toxikologische  Untersuchungen 
brauchbares  metallisches  Zink  aus  käuflichem  Zink,  indem  er 
letzteres  mit  Salpeter  oxydirt  und  darauf  mit  Zinkchlorid  schmilzt. 
Dieses  ersetzt  das  nach  dem  bekannten  L'Hote'schen  Verfahren 
benutzte  Magnesiumchlorid.  Zinkchlorid  wirkt  auf  Arsen  im  Sinne 
folgender  Gleichung  ein: 

äZnCU  +  2As  -  2AsCl8  +  3Zn. 

Auf  diese  Weise  werden  Arsen,  Antimon,  Schwefel  und  Phos- 
phor herausgeschafft.  Eisen,  Blei  und  Kupfer  bleiben  beigemengt  ( 
Die  Anwesenheit  dieser  Metalle  ist  aber  fiir  gewöhnliche  Zwecke 
nicht  nachtheilig,  sondern  beeinflusst  im  Gegentheil  sehr  günstig 
den  Angriff  des  Metalls  durch  die  Säure  und  erleichtert  die  Ent- 
wickelung  des  Wasserstoffs. 

Ueber  die  Gegenwart  von  Ammoniak  in  Sünkpulver;  von 
F.  Bobineau  und  G.  Rollin  >).  Das  Zinkpulver  enthält  stets 
Ammoniak  und  giebt  diese  Verunreinigung  mitunter  wohl  Grund 
zu  schweren  Irrthümern  bei  der  Analyse.  Behandelt  man  das 
gewöhnliche  Zinkpulver  des  Handels  mit  warmem  Wasser,  so  kann 
man  in  letzterem  vermittelst  des  Nessler'schen  Reagens  stets 
starke  Spuren  Ammoniak  nachweisen.  Aber  selbst  dieses  ge- 
waschene Pulver,  dessen  Waschwässer  keine  Reaction  mehr  geben, 
liefert  unter  Umständen  beim  Erhitzen  mit  Natriumhydrat  noch 
ammoniakalische  Dämpfe,  da  sich  das  Ammoniak  im  Zinkpulver 
theils  im  Zustand  einer  löslichen,  theils  im  solchen  einer  in  Wasser 
unlöslichen  Verbindung  findet   Auch  in  dem  an  der  Luft  oxydirten 


1)  Compt.   rend.  1893,  116,  58—60;   durch  Chem.  Ztg.  Report.   1893, 
No.  2,  S.  15.  2)  Joam.  de  Pharm,  et  de  Chem.  1893,  XXYII.  678. 


Zink.  281 

Zincum  granulatum  vermochten  die  Verfasser  Ammoniak  nachzu- 
weisen. Ein  Zinkpulver,  das  mit  1  %ig.  verdünnter  Schwefelsäure 
wiederholte  Male  so  lange  ausgekocht  ist,  bis  die  ablaufende  Flüssig- 
keit mit  Nessler's  Reagens  keine  Ammoniakreaction  mehr  giebt, 
ist  HNs-frei.  Ein  so  behandeltes  Pulver  wird  ausgewaschen  und 
in  ammoniakfreier  Luft  getrocknet.  Leider  nimmt  auch  ein  solches 
Präparat  binnen  2  Tagen  an  der  Luft  wieder  NHs  auf.  Die  Verf. 
hegen  die  Meinung,  dass  die  Oxydation  des  Zinkes  in  feuchter 
Luft  in  ähnlicher  Weise  vor  sich  geht,  wie  das  Rosten  des  Eisens. 
Es  ist  nöthig,  das  Zinkpulver  vor  der  Anwendung  jedesmal,  wie 
oben  beschrieben,  zu  reinigen. 

Die  Artikel  Zinkpräparate  des  Deutschen  Arzneibuches  lassen, 
wie  F.  Gerhard  1)  ausführt,  bei  den  Prüfungsmethoden  die 
wünschenswerthe  Gleichmässigkeit  vermissen;  auch  wäre  es  bei 
einigen  Prüfungen  zweckdienlich  gewesen,  die  Menge  anzugeben, 
die  verwendet  werden  soll,  da  die  Schärfe  der  Reaction  oft  wesent- 
lich von  der  in  Gebrauch  genommenen  Quantität  abhängt.  So 
lässt  das  Arzneibuch  zur  Prüfung  auf  fremde  Salze  etc.  bei 
Zincum  chlorat.  1  g  in  Arbeit  nehmen,  während  bei  Zinc. 
acet  keine  bestimmte  Menge  vorgeschrieben  ist.  Die  Unter- 
suchung auf  Blei  geschieht  bei  Zinc.  chlorat.  unter  Anwendung 
von  1  g,  bei  Zinc.  sulfur.  von  0,5  g,  während  das  Molekular- 
gewicht des  letzteren  das  Doppelte  des  ersteren  ist,  man  also  das 
Umgekehrte  hätte  erwarten  sollen.  —  Die  Prüfung  auf  Kupfer- 
und  Bleigehalt  in  ihrer  jetzigen  Form  ist  unsicher;  auch  ist 
die  Vorschrift,  dass  behufs  Prüfung  der  Zinksalze  auf  fremde 
Salze  etc.  das  Zink  durch  Schwefel wa8sersto£F- Wasser  ausgefällt 
werden  soll,  nicht  zweckdienlich.  Bei  Zincum  aceticum  wird 
dieselbe  in  der  Weise  ausgeführt,  dass  zur  10  o/oig.  wässerigen 
Lösung  Schwefel wasserstoffwasser  zugefügt  wird,  und  zwar  im 
Ueberschuss.  Nun  ist  aber  zu  bemerken,  dass  in  einer  essig- 
sauren Zinklösung,  die  zugleich  Blei  enthält,  beim  allmäligen  Zu- 
fügen von  Schwelelwasserstoff  erst  das  Zink  als  Schwefelzink  ge- 
fallt wird  und  erst  bei  weiterem  Zusatz  von  Schwefelwasserstoff 
das  Blei.  Der  erst  entstehende  Niederschlag  ist  deshalb  auch 
ganz  weiss  und  wird  erst  später  bei  reichlicherem  Zusatz  grau. 
(In  ammoniakalischer  Lösung  ist  es  umgekehrt,  s.  u.).  Deshalb 
schreibt  auch  die  Pharmakopoe  einen  Ueberschuss  von  Schwefel- 
wasserstoffwasser vor.  Hierzu  ist,  wenn  das  Schwefelwasserstoff- 
wasser nicht  ganz  frisch  und  völlig  gesättigt  ist,  eine  grosse 
Menge  nöthig.  Frisches  Schwefelwasserstoffwasser  enthält  im  Liter 
nur  etwa  4,0  Schwefelwasserstoff;  zur  Ausßlllung  von  1  g  Zink- 
acetat  sind  also  etwa  3ö  cc  Schwefelwasserstoffwasser  nöthig,  und 
wenn  das  Wasser  nicht  ganz  frisch  ist,  noch  weit  mehr,  vielleicht 
das  Doppelte  oder  Dreifache.  Die  Verwendung  einer  so  grossen 
Menge  Flüssigkeit  dürfte  kaum  thunlich  erscheinen  und  macht 
die  Reaction  jedenfalls  sehr  ungenau.    Beim  Zinkchlorid  soll 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  410. 


282  Zink. 

die  NachweisuDg  vou  Blei  und  Kupfer  in  ammoniakalischer  Lösung 
geschehen,  auch  hier  soll  Schwefel wasserstoffwasser  im  lieber- 
schuss  augewendet  werden.  Wie  eben  bereits  angedeutet,  verhält 
sich  der  Schwefelwasserstoff  gegen  ammoniakalische  bleihaltige 
Zinklösung  gerade  umgekehrt,  wie  bei  essigsaurer.  Hier  wird 
das  Blei  zuerst  gefallt  und  das  Zink  kommt  in  zweiter  Linie  an 
die  Reihe.  Fügt  man  daher  nur  eine  Spur  Schwefelwasserstoff 
zu,  so  wird  vom  Zink  fast  nichts,  vom  Blei  aber  selbst  die  ge- 
ringste Quantität  sofort  dunkelbraun  gefallt;  die  Reaction  gelingt 
selbst  bei  Anwesenheit  von  viel  Zink  (1,0  Zinkacetat  z.  B.)  und 
bei  einem  Gehalte  von  nur  ^lo  Milligramm  Blei  in  10  cc  Flüssig- 
keit in  vortrefflicher  sicherer  Weise.  Setzt  man  mehr  Schwefel- 
wasserstoff zu,  so  wird  die  Reaction  immer  undeutlicher  und  ver- 
wischt sich  schliesslich  ganz,  da  das  viele  weisse  Schwefelzink 
die  braune  Farbe  des  Schwefelbleies  verdeckt.  Zinc.  oxydat 
und  Zinc.  sulfur.  sollen  ebenfalls  in  ammoniakalischer  Losung 
auf  Blei  geprüft  werden ,  von  ersterem  ist  eine  10  <^/oig.  Lösung- 
vorgeschrieben,  von  letzterem  sollen  0,5  g  in  Anwendung  ge- 
nommen werden.  Bei  Zinc.  oxyd.  soll  die  Lösung  mit  dem 
Schwefelwasserstoffwasser  überschichtet  werden;  die  Reaction  ge- 
lingt bei  einiger  Uebung,  doch  ist  sie  nicht  so  einfach  und  sicher, 
wie  die  oben  angegebene  Methode.  Für  die  Prüfung  von  Zinc. 
sulfur.  gilt  das  bei  Zinc.  chlorat.  Angeführte.  —  Es  empfiehlt 
sich  gewiss  vorzuschreiben,  das  Zink  durch  Einleiten  von  Gas 
oder  durch  Zufugung  von  Schwefelammonium  zu  fällen. 

W.  KoU  ^^  empfiehlt,  veranlasst  durch  die  häufig  vorkommende 
gleichzeitige  Verordnung  von  Zinkoxyd  und  Borsäure,  die  ver- 
suchsweise Anwendung  von  ZinkborcU.  Dasselbe  wird  dargestellt 
durch  Mischen  warmer  Lösungen  von  5  Th.  Zinksulfat  in  50  Th. 
Wasser  und  andererseits  von  4  Th.  Borax  in  100  Th.  Wasser. 

Um  die  Zusammensetzung  des  Zinkborats  zu  ermitteln,  stellte 
S.  Kraus*)  das  Salz  durch  Fällen  von  Ziuksulfat  durch  aequi- 
valente  Mengen  von  Borax  dar.  Die  Analyse  ergab  12,6037  o/o 
Bor  und  18,7491  o/o  Zn  entsprechend  der  Formel  ZuBiOt  +  7HsO. 
Die  Borsäure  wurde  bestimmt  durch  Lösen  des  Salzes  in  ver- 
dünnter Schwefelsäure,  Zersetzen  mit  Weingeist  (90%),  Ver- 
dampfen des  von  ZnSO«  freien  Weingeistauszuges  und  Glühen*. 
Die  Bestimmung  des  Zinks  wurde  durch  Fällen  des  gelösten  Zink- 
borats mit  Soda  und  Glühen  des  ausgewaschenen  und  getrockneten 
Niederschlages  ausgeführt. 

Der  in  vielen  älteren  Pharmakopoen  officinelle  Oalmei  (Lapia 
calaminaris)  scheint  in  England  noch  eine  grosse  Rolle  zu  spielen. 
Während  die  russische  Pharmakopoe  den  Galmei  (Zinkcarbonat 
und  -Silicat)  direct  verwenden  lässt,  schreibt  die  britische  Phar- 
makopoe vor,  denselben  zu  glühen,  wobei  das  Zinkcarbonat  na- 
türlich in   Zinkoxyd  übergeht.    W.  Lyon^)  hat,   da  es  fast  un- 


1)  Pharm.  Post  1898  No.  28.  2)  ebenda  465.  8)  durch 

Pharm.  Centralb.  1898,  115. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CnHsn+a  und  Substitute.    283^ 

möglich  sei,  ein  der  Pharmakopoe  entsprechendes  natürliches 
Product  zu  erhalten,  vorgeschlagen,  dasselbe  künstlich  darzu- 
stellen.  Er  lässt  zu  diesem  Zwecke  eine  Lösung  von  Zinksulfat 
mit  einem  kleinen  bestimmten  (ungefähr  0,33  ^/o  betragenden) 
Zusatz  von  Eisenchlorid  mittelst  einer  Lösung  von  Natriumcarbonat 
fallen,  den  Niederschlag  auswaschen,  trocknen  und  glühen. 

Zincum  permanganicum  ist  bei  Urethritis  empfohlen,  kann 
auch  in  1 — 2^/ooiger  wässriger  Lösung  verwendet  werden,  ohne 
Reizerscheinungen  hervorzurufen  ^). 

Die  Eintcirkung  der  Wärme  auf  das  Zinkpermanganat  ZnMngOs 
macht  sich  nach  Klobb')  in  der  Weise  geltend,  dass  dieses  Salz 
im  Wesentlichen  nach  folgender  Gleichung  zerlegt  wird:  ZnMnaOg 
a>  2Mn09  +  ZnO  +  Os.  Nebenbei  bildet  sich  jedoch  auch  eine 
geringe  Menge  Mangantrioxyd. 


3,    Organische  Yerbindiingeii. 

I.    Methanderivate. 

a.    Kohlenwasserstoffe   der   Formel   GnH2n+2    und    Sub- 
stitute. 

Zur  Bildung  des  Erdöles.  Die  Annahme,  dass  das  Erdöl 
durch  Zersetzung  thierischer  Beste  entstanden  sei,  ist  durch  Eng- 
ler's  Versuche  (s.  Jahresber.  1891,  272  und  1892,  3üö)  bewiesen 
worden,  welcher  bei  der  Destillation  von  Fischthran  unter  starkem 
Druck  neben  Gas  eine  Flüssigkeit  erhielt,  die  zum  grössten  Theil 
aus  gesättigten  Kohlenwasserstoffen,  wie  sie  im  Erdöl  enthalten 
sind,  bestand.  Weitere  Beweise  lieferte  Singer,  der  in  den  Druck- 
destillaten des  Thrans  festes  Paraffin  und  Schmieröle  nachwies, 
Stoffe,  welche  für  Erdöl  bezeichnend  sind.  Einen  ferneren  Beitrag 
zum  Nachweis  der  Identität  der  Druckdcstillate  des  Thrans  mit 
dem  Erdöl   hat  Diockhoff^)   dadurch  erbracht,    dass  es  ihm 

felang,  aus  den  ersteren  nach  vorhergehender  Behandlung  mit 
fatronlaugo  und  dann  mit  70  <^/oiger  Schwefelsäure  durch  schwaches 
Erwärmen  mit  rauchender  Schwefelsäure  dieselben  Stoffe  zu  er- 
halten,  welche  man  bei  derselben  Behandlung  aus  dem  Erdöl 
erhält,  nämlich  das  Tumenolsulfon  und  die  Tumenolsulfosäure 
(s.  Jahresber.  1892,  306). 

Zur  quantitativen  Bestimmung  von  Fett  in  Vaselin  empfehlen 
Vizern  und  Nicolas^)  10  g  äer  fraglichen  Substanz  in  einer 
Porzellanschale  mit  10  cc  einer  alkoholischen  Kalilösung,  von 
welcher  1  cc  0,047  K»0  entspricht,  zu  versetzen  und  zehn  Minuten 
lang  im   Dampfbade  unter  Umrühren  zu  erhitzen.    Darauf  fügt 

1)  Ber.  V.  E.  Merck  1893,  Jan.  2)  Chem.  Ztg.  1893,  285.  3)  Naturw. 
Rnndsch.  1893,  871.        4)  durch  Pharm.  Ztg.  1892. 


284  Metbanderivate. 

man  50  cc  Alkohol  von  90**,  welcher  in  500  cc  0,01  Phenol- 
phtalein  und  Alkali  bis  zur  Rothfärbung  enthält,  hinzu  und  titrirt 
nach  einmaligem  Aufkochen  mit  Normalschwefelsäure.  Die  Diffe- 
renz in  der  verbrauchten  Anzahl  Kubikcentimeter,  mit  0,0047 
multiplicirt,  zeigt  die  von  dem  Fettzusatze  absorbirte  Menge 
Alkali  an  und  ergibt,  mit  10  multiplicirt  und  mit  1,63  dividirt, 
den  Procentsatz  der  Fettbeimischung.  Die  Zahl  1,635  stammt 
daher,  dass  10  g  jener  Fettkörper  durchschnittlich  1,632  K2O 
binden  sollen,  wie  die  Verfasser  durch  Yersucho  festgestellt 
haben. 

Die  verschiedene  Löslichkeit  der  Harzöle  und  Mineralöle  in 
Aceton  giebt  nach  Wiederhold  ^)  ein  gutes  Mittel  an  die  Hand, 
beide  Oelsorten  zu  unterscheiden  und  einen  Zusatz  von  HarzSl 
zu  Mineralöl  zu  erkennen.  Harzöle  lösen  sich  fast  in  jedem  Ver- 
hältniss  in  Aceton:  Mineralöle  sind  theils  fast  völlig  unlöslich, 
z.  B.  die  amerikanischen  Gylinderöle,  theils  sehr  schwer  löslich. 
Das  Aceton  darf  aldehydhaltig  sein,  muss  aber  säure-  und  wasser- 
frei sein.  Die  Untersuchung  wird  zweckmässig  in  einem  in  Vio  cc 
getheilten  Mischcylinder  bei  15°  vorgenommen. 

Neue  medicinische  Mineralöle  y  Vaselinum  oxt/gefiatum  oder 
Vasogen,  hat  F.  W.  Klever  in  Cöln  in  den  Handel  gebracht 
M.  Dahmen')  spricht  diesem  Vasogen,  welches  ungiftig  ist,  eine 
grosse  Bedeutung  zu.  Das  Vasogen  ist  dadurch  ausgezeichnet, 
dass  es  direct  mit  Wasser  eine  haltbare  Emulsion  giebt.  Ueber 
die  Darstellung  ist  Näheres  noch  nicht  bekannt;  doch  wird  an- 
genommen werden  können,  dass  bei  den  Klever'schen  Oelen  ausser 
den  nicht  oxydirten  Kohlenwasserstoffen,  Ammoniakseifen,  femer 
den  an  Ammoniak  gebundenen,  von  Mercaptanen  und  Alkylsulfiden 
herrührenden  Oxydationsproducten  des  Schwefels  noch  ein  weiteres 
Agens  in  Betracht  kommt,  und  dies  scheint  freier  Sauerstoff  zu 
sein.  Da  seit  einiger  Zeit  flüssiger  Sauerstoff  im  Handel  zu  haben 
ist,  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  derselbe  auch  bei  der  Be- 
handlung der  Mineralöle  in  Anwendung  gekommen  ist.  Wahr- 
scheinlich spielen  bei  der  Herstellung  auch  hoher  Druck  und  be- 
stimmte Temperaturen  eine  Rolle.  Ohne  diese  Annahme  kann 
die  relativ  lange  Emulgirfähigkeit  anscheinend  nicht  erklärt  wer- 
den. Von  Präparaten  des  Vasogens  werden  genannt:  Creosot- 
vasogen,  soll  zu  Einreibungen  gebraucht  Phthisikern  Linderung 
gebracht  haben;  Ichthyol  vasogen,  war  in  einem  Falle  von  Favus 
von  guter  Wirkung;  Creolinvasogen,  ist  mit  gutem  Erfolge  bei 
Diphtheritis  zum  Betupfen  der  Pseudomembranen  benutzt  worden ; 
Jodoform-  und  Creolinvasogen,  sind  bei  Gonorrhöe  von  über- 
raschender Wirkung  gewesen;  Mentholvasogen,  wirkt  gegen  Kopf- 
schmerzen besser  als  Mentholstifte  allein. 

lieber  den  therapeutischen  Werth  der  oxygenirten  Vaseline 
(Vasogene)  berichtete  Bayer  ^):  Die  oxygenirten  Klever'schen  Oele 


1)  durch  Pharm.  Centralh.  1898,  607.  2)  Pharm  Ztg.  1993,  610. 

8)  Deutsch,  med.  Wochenschr.  1898,  No.  34. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CnH2n+2  und  Substitute.    285 

sind  Kohlenwasserstoffe,  welche  mit  Sauerstoff  imprägnirt  sind; 
die  zu  den  therapeutischen  Versuchen  dienende  oxygenirte  Vase- 
lin  hat  eine  dickflüssige  Gonsistenz,  gelbbraune  Farbe  und  ein 
spec.  Gewicht  7on  0,891,  reagirt  schwach  alkalisch  (bläut  Lackmus) 
und  bildet  mit  Wasser  eine  beständige,  weisse  Emulsion.  Geruch 
und  Geschmack  sind  specifisch,  aber  nicht  unangenehm.  Das 
Präparat  besitzt  eine  grosse  Emulsionsfahigkeit  mit  Flüssigkeiten, 
Haut-  Wund-  und  anderen  Secreten,  sie  ist  sehr  leicht  resorbirbar, 
auch  durch  die  Epidermis  und  ist  zur  Aufnahme  von  Arzneistoffen 
sehr  geeignet.  Bayer's  Versuche  erstreckten  sich  auf  Application 
auf  die  Haut  und  die  Schleimhäute,  auf  innerlichen  Gebrauch 
und  Verwendung  für  chirurgische  Zwecke.  Im  ersten  Falle  kamen 
zur  Verwendung  oxygenirte  Vaselin,  combiniit  mit  Jodoform, 
Chloroform,  Kampher,  Ichthyol ,  Terpentinöl  und  besonders 
Kreosot.  Auf  die  Schleimhäute  wurde  oxygenirte  Vaselin  mit 
Zusatz  von  Jodoform,  Menthol,  Kreolin  und  Ichthyol  mit  Hülfe 
von  wattearmirten  Sonden  oder  als  wässerige  Emulsion  gebracht; 
zum  innerlichen  Gebrauche  wurde  20  o/o  oxygenirte  Kreosotvase- 
line  per  os  oder  per  rectum  augewendet,  für  chirurgische  Zwecke 
endlich  hat  sich  oxygenirte  Jodoformvaselin,  wie  es  scheint,  gut 
bewährt. 

Einer  Geschäftsmittheilung  der  Firma  W.  Pearson  &  Co. 
in  Hamburg,  welche  das  Vasogen  und  die  damit  hergestellten 
Präparate  yertreibt,  entnehmen  wir  Folgendes: 

Das  Jodoform-Vasogen  beeteht  aus  1,5%  Jodoform  und  98,5% 
Vasogen.  Das  Jodoform  ist  ohne  Mithülfe  von  Alkohol  oder  Aether  im  Va- 
sogen gelöst  und  dadurch  in  eine  mit  Wasser  emulgirbare  Form  gebracht. 
Kreosot-Vasogen  (Verhältniss  20  7«  iind  807o  oder  5%  und  95%}. 
Dasselbe  wird  sowohl  ansserlich  zu  Einreibungen,  wie  innerlich  als  Emulsion 
eingegeben  und  als  Klystier  beigebracht.  Da  das  Kreosot  sich  in  Emulsion 
bemidet,  wirkt  es  nicht  atzend  auf  die  Magenschleimhaut.  Dass  die  mittelst 
Vasogen  eingeriebenen  Arzneistoffe  resorbirt  werden,  beweist  der  Umstand, 
dass  im  Harn  der  mit  Kreosot-Vasogen  eingeriebenen  Personen  die  Phenole 
nachweisbar  sind.  Ichthyol-Vasogen  (Verh.  10 7o  ^od  90%).  Creo- 
lin-Vasogen  (Verh.  15%  und  85%  oder  b%  und  95  7o)-  ^ö  erst- 
genannte Concentration  dient  bei  Diphtherie  zum  Betupfen  der  Pseudomem- 
branen yermittelst  eines  damit  reichlich  getränkten  Wattebausches.  Für 
Kinder,  welche  die  Einfuhrung  des  Wattebausches  durch  Zusammenbeissen 
der  Zähne  yerhindern,  empfiehlt  sich  die  Anwendung  einer  hölzernen  Spritze 
(Insectenpul  verspritze).  Menthol -Vasogen  (Verh.  2%  und  98%)  und 
Creolin-Menthol-Vasogen  (Verh.  2Vo.  ^Vo  und  97%).  Diese  beiden 
Lösungen  werden  namentlich  für  Behandlung  von  Nasen-  und  Ohren-Er- 
krankungen empfohlen .  Pyoktanin-Vasogen  (Verh.  2 %  und  98 %)  und 
Terpentin-Vasogen  (Verh.  20%  und  80%)  sind  von  Specialisten  ee- 
wfinscht  worden,  ersteres  gegen  Carcinom  (als  Einspritzung  und  innerlich), 
letzteres  gegen  Tuberkulose  und  katarrhalische  Afi'ectionen.  —  Weiterhin 
fuhrt  die  erwähnte  Geschäftsmittheilung  noch  folgende  Präparate  auf: 
Kampher-Vasogenin,  eine  Lösung  von  Kampher  in  Chloroform  und 
Vasogen;  dasselbe  soll,  eingerieben,  fast  sofortige  schmerzstillende  Wirkung 
bei  Ischias,  Rheumatismus,  Gicht  etc.  äussern.  Menthol-Vasogenin  ent- 
hält 25 Vo  Menthol,  es  soll  ungleich  schneller  als  andere  Menthol präparate 
(Menthol-Pulver,  -Stifte)  wirken.  Creolin-Vasogenin  enthält 50% Creolin ; 
es  soll  ein  absolut  ungiftiges,  nicht  ätzendes,  in  destillirtem  Wasser  klar 
lösliches  Antisepticum  sein.    Nach  Versuchen  von  Dahmen  ist  es  derCarbol- 


286  Methanderivato. 

säare  bei  Weitem  überlegfen.  Es  ^rird  empfohlen  zur  Sterilisirang  von  In- 
fltrumenten,  da  es  deren  Schneiden  nicht  angreift,  dieselben  dagegen  vor  Rost 
«chützt  und  die  Grifife  nicht  schlüpfrig  macht.  Auch  die  Haut  soll  es,  selbst 
bei  noch  so  häufigem  Gebrauch,  nicht  angreifen.  Flüssige  Creolin-Va- 
eelin -Seife  enthält  60%  Creolin;  sie  soll  als  vollständiger  Ersatz  der 
Sublimatlösung  zur  Sterilisirung  der  Hände,  durch  leichtes  Verreiben  auf 
denselben  ohne  Wasserzusatz  und  nachheriges  Abspülen  mit  Wasser,  dienen. 

Zur  Oeschichte  des  Chloroforms  lieferte  F.  A.  Flückiger^) 
•sehr  interessante  Mittheilungen. 

Nach  der  Revue  de  chimie  ind.  kann  man  aus  Chlornatrium 
und  Aceton  mUtels  Elektrolyse  mit  Leichtigkeit  Chloroform  dar^ 
stellen.  In  einer  mit  Dampf  geheizten  emaiÜirten  eisernen  Retorte 
wird  eine  20%ige  Chlomatriumlösung  bei  Siedehitze  durch  den 
elektrischen  Strom  zerlegt,  wozu  Bleielektroden  dienen ,  während 
gleichzeitig  Aceton  in  einem  ununterbrochenen  Strahle  einfliesst. 
Das  gebildete  Chloroform  entweicht  mit  den  Wasserdämpfen  und 
unzersetztem  Aceton  und  wird  in  einem  Kühlapparat  verdichtet. 
Das  so  (zu  90  ^o  von  der  theoretischen  Ausbeute)  erhaltene  Chloro- 
form soll  keine  der  dem  Chloroform  sonst  beigemengten  Chlor- 
verbindungen als  Verunreinigung  enthalten*). 

Beines  Chloroform  aas  Salicylid  —  und  HomosaUcylidchloro- 
form.  Ueber  dieses  Präparat,  dessen  schon  im  Jahresber.  1892, 
318  kurz  Erwähnung  gethan  wurde,  mögen  folgende  ausführlichere 
Mittheilungen  hier  Platz  finden:  Löst  man  nach  R.  Anschütz  '). 
Salicylsäure  in  einem  indifferenten  Lösungsmittel  wie  Toluol  oder 
Xylol  auf,  und  fügt  unter  Erwärmen  zu  dieser  Lösung  die  gleiche 
Menge  Phosphoroxychlorid ,  so  scheidet  sich  allmählich  dunkel 
gefärbte  Metaphosphorsäure  an  den  Gefässwänden  ab  und  die 
Flüssigkeit  erfüllt  sich  mit  einer  immer  dichter  werdenden  Aus- 
scheidung. Nach  Beendigung  der  Salzsäureentwickelung  nimmt 
man  die  Phosphorverbindungen  mit  Eis  auf,  behandelt  das  Reac- 
tionsproduct  mit  verdünnter  Natronlauge,  dann  mit  Wasser, 
trocknet  die  blendend  weisse  Masse  und  kocht  sie  mit  Chloroform 
aus.  Aus  dieser  Chloroformlösung  scheidet  sich  das  Salicylid- 
Chloroform 

in  prachtvollen,  farblosen,  durchsichtigen,  dem  tetragonalen  System 
angehörenden  Krystallen  aus. 

In  analoger  Weise  bildet  sich  unter  Einwirkung  des  Phosphor- 
ozychlorids  auf  o-Homosalicylsäure  das  o-Homosalicylid- 
ohloroform 


[' 


[CH5[3]C«H3  }^2]0^4~^^^^^^ 


In  diesen  beiden  Substanzen  ist  das  Chloroform  nur  lose  mit 
den  Salicyliden  verbunden,  es  entweicht  bei  gelindem  Erwärmen, 
es  spielt  dieselbe  Rolle,  wie  das  Krystallwasser  in  so  vielen  Salzen, 

1)  Apoth.-Ztg.  1893,  611.  2)  durch  Pharm.  Centralh.  1893,  266. 

3)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  XXY,  No.  18. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CaH2n+t  und  Substitute.    287 

und  mttss  als  Krjstall-Ghloroform  aufgefasst  werden.  Es  liegt 
auf  der  Hand ,  dass  man  eine  solche  krystall-chloroformhaltige 
Verbindung  dazu  verwenden  könnte,  um  mit  ihrer  Hülfe  reines 
Chloroform  darzustellen.  Eine  derartige  Verbindung  wird  sich 
um  so  mehr  zur  Herstellung  von  reinem  Chloroform  eignen,  je 
reicher  an  Chloroform  sie  ist,  je  leichter  sie  sich  bildet  und  je 
unlöslicher  sie  ist.  Alle  diese  Erfordernisse  kommen  dem  Sali- 
cylid-  und  o-Homosalicylid-Chloroform  in  hohem  Maasse  zu.  Die 
beiden  Krystallchloroformverbindungen  bestehen  zu  fast  einem 
Drittel  33,24  o/^  bezw.  30,8  %  aus  Chloroform.  Im  geschlossenen 
Gefässe  halten  sich  beide  Verbindungen  beliebig  lange  unverändert. 
An  der  Luft  verliert  das  Salicylid-Ghloroform  im  Verlaufe  von 
24  Stunden  sein  Chloroform  grösstentheils,  während  das  o-Homo- 
salicylid-Chloroform  in  drei  Monaten  nur  2  o/o  seines  Chloroforms 
abgegeben  hatte.  Die  beiden  Chloroformverbindungen  sind  in 
Chloroform  schwer  löslich,  das  o-Homosalicylid-Chloroform  etwa 
dreimal  so  schwer  als  das  Salicylid-Chloroform.  Dazu  kommt, 
dass  die  gleiche  Menge  von  Salicylid  oder  o-Homosalicylid  immer 
wieder  dienen  kann,  neue  Mengen  von  reinem  Chloroform  zu 
bereiten.  Man  hat  durchaus  nicht  nöthig,  die  chloroformfreien 
Verbindungen  in  Chloroform  zu  lösen,  um  sie  zur  Aufnahme  des 
Chloroforms  zu  veranlassen.  Es  genügt,  dieselben  einige  Zeit  mit 
überschüssigem  Chloroform  zu  kochen,  oder  sie  24  Stunden  mit 
Chloroform  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  Berührung  zu  lassen 
und  die  Chloroformaufnahme  hat  sich  vollzogen.  Keine  der  das 
Chloroform  verunreinigenden  Substanzen  veimag  mit  Salicylid  oder 
Homosalicylid  zusammen  zu  krystallisiren. 

Dabei  kann  man  das  Chloroform  in  Gestalt  von  Salicylid- 
Chloroform  oder  O-Homosalicylid-Chloroform  beliebig  lange  un- 
verändert aufbewahren,  während  freies  Chloroform  allmählich 
immer  phosgenhaltig  wird.  Aus  dem  Salicylid-Chloroform  könnte 
man  also  durch  einfaches  Erhitzen  das  Uhloroform  unmittelbar 
vor  der  Verwendung  unter  Gewährleistung  völliger  Reinheit  dar- 
stellen. 

Die  Darstellung  von  Salicylid-Chloroform  ist  der  Aktiengesell- 
schaft für  Anilinfabrikation  in  Berlin  patentirt  worden^). 

D.  B.  Dott*)  sprach  sich  über  die  Anwendbarkeit  des  An- 
schMs^schen  Verfahrens  in  der  Praxis  in  folgender  Weise  aus: 
„Ghancel  hat  gezeigt  (Comptes  rendus  27—30;  Pharm.  Ztg.  1893, 
Ko.  8),  dass  Chloroform  mit  Wasser  bei  0^  ein  krystallinisches 
Hydrat  bildet,  welches  leicht  von  der  zurückbleibenden  Flüssigkeit 

Sitrennt  werden  kann;  und  Hesse  hat  gezeigt  (Neues  Jahrbuch 
r  Pharmacie  1873),  dass  Chloroform  mit  salzsaurem  Cinchonin 
einen  krystallinischen  Körper  bildet.  Beide,  Wasser  und  salz- 
saures  Cinchonin,  sind  billiger  als  Salicvlid,  so  dass  es,  wenn  wir 
wünschten,  das  Chloroform  durch  Krystallisation  zu  reinigen,  kaum 


1)  D.  R.  P.  6970S.       2)  Chemist  and  Druggist  1893  darch  Pharm.  Ztg. 
1893,  77. 


288  Methandemate. 

uöthig  sein  dürfte,  die  weithergeholte  Salicylidmethode  anzuwenden« 
Aber  die  Frage  ist  discutirbar,  ob  die  Salicylidverbindung  be- 
ständiger ist  als  die  oben  genannten  Körper,  und  ob  das  Chloro- 
form auf  diese  Weise  auch  unter  ungünstigen  Bedingungen  länger 
unzersetzt  haltbar  sein  wird.  Das  könnte  der  Fall  sein.  Die 
gleiche  zuversichtliche  Versicherung  wurde  bei  der  Ankündigung 
des  Pictet-Ghloroforms  ausgesprengt  und  erwies  sich,  wie  voraus- 
zusehen, sehr  bald  als  eine  durchaus  irrthümliche.  Nehmen  wir 
daher  diese  Feststellung  mit  aller  Reserve  auf.  Vorausgesetzt 
aber,  die  Annahme  der  erhöhten  Haltbarkeit  sei  zutreffend,  würde 
es  dann  nicht  viel  ökonomischer  sein,  die  Haltbarmachung  des 
Chloroforms  durch  Zusatz  von  Alkohol  beizubehalten,  zumal  dabei 
auch  die  beschwerliche  Destillation  zum  Zwecke  des  unmittelbaren 
Verbrauchs  wegfällt?  Ausserdem  aber  haftet  an  der  yorgeschla- 
genen  Neuerung  noch  ein  fundamentaler  Trugsohluss,  indem  näm- 
Uch  selbst  richtig  dargestelltes  Chloroform  immer  noch  der  Mög- 
lichkeit ausgesetzt  ist,  aus  dem  Rohchloroform  herrührende  Ver- 
unreinigungen schwerwiegender  Natur  zu  enthalten.  Sorgfaltige 
Untersuchungen  sind  zur  Ermittlung  dieser  Verunreinigungen 
angestellt  worden,  ohne  den  geringsten  Erfolg  gehabt  zu  ha^n. 
Die  einzige  Verunreinigung  von  einiger  Bedeutung,  welche  ge- 
legentlich in  einem  Chloroform  gefunden  wurde,  ist  Phosgen  und 
von  diesem  Körper  ist  es  bekannt,  dass  er  sich  am  leichtesten  in 
demjenigen  Chloroform  bildet,  welches  am  reinsten  ist.'^ 

Diese  Dott'sche  Auslassung  trifft,  wie  die  Pharm.  Ztg.  aus- 
führt, nach  ihrem  Dafürhalten  den  Kern  der  Sache  nicht 
Denn  durch  die  Ueberführung  des  Chloroforms  in  einen  krystalli- 
sirbaren  Körper  hofft  man  ja  eben  jene  aus  dem  Rohchloroform 
herrührenden  Verunreinigungen  ,schwerwiegender  Natur*  zu  ent- 
fernen, da  sie  voraussichtlich,  gleichviel  ob  man  sie  kennt  oder 
nicht;  in  der  Mutterlauge  zurückbleiben  werden.  Ob  das  erfolg- 
reich in  der  Praxis  durchzuführen  ist,  das  muss  erst  der  Versuch 
ergeben.  Einstweilen  müssen  wir  auf  die  Aussage  Anschütz'  ver- 
weisen, dass  keine  einzige  der  das  Chloroform  verunreinigenden 
Substanzen  in  gleicher  Weise  mit  Salicylid  und  o-Homosalicylid 
Verbindungen  einzugehen  im  Stande  sei.  Eine  zweite  Frage,  und 
zwar  die  allerwichtigste,  ist  aber  die,  ob  absolut  reines  Salicylid- 
Chloroform  auch  absolut  haltbar  ist  und  nicht  etwa  denselben 
Zersetzungen  unterliegt  wie  das  reine  Chloroform,  wenn  es  alkohol- 
frei ist. 

Ueber  Chloroform  und  das  Verhältnias  seines  Preises  zur 
Reinheit;  von  Ludwig  Reuter^).  Die  im  deutschen  Handel 
befindlichen  Chloroformmarken,  so  z.  B.  die  Marke  „V.  F."  des 
Vereins  chemischer  Fabriken  in  Mannheim,  ferner  die  Marke  „K  H.** 
von  Ernst  Heuer  in  Cotta,  und  endlich  das  Chloroformium  medi- 
cinale  Pictet  u.  a.  stehen  bezüglich  ihrer  chemischen  Reinheit 
tadellos  und  vollkommen  einwurfsfrei  da;  sie  besitzen,  nach  Eut- 


1)  Apoth.-Ztg.  1693,  189. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CnH'in+s  und  Substitute.    28d 

fernuDg  des  Weingeistes,  constante  Siedepuncte,  hinterlassen  beim 
Abdunsten  von  100  cc  keinen  Rückstand,  sind  absolut  indifferent 
gegen  concentrirte  Schwefelsäure  und  geben  beim  Behandeln  mit 
metallischem  Natrium  keinen  Carbylamingeruch ,  wie  ihn  Traub 
bei  einigen  Ghloroformproben,  deren  Reinheit  den  Anforderungen 
des  Arzneibuches  für  aas  deutsche  Reich  entsprach,  beobachtet 
hat.  Alle  diese  reinen  Chloroformmarken  aber,  welche  nach  dem 
Vorschlage  von  Squibb  zur  Conservirung  mit  0,54  Vo  (italien. 
Pharmak.)  bis  1  %  (Deutsches  Arzneibuch)  reinsten  absoluten 
Alkohols  versetzt  sind,  zersetzen  sich  —  nach  Entfernung  des 
Alkohols  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes  und  der  Luft,  wie  dies 
£.  Biltz  und  G.  Schacht  (s.  Jahresber.  1892)  zur  Genüge  bewiesen 
haben.  Die  genannten  pharmaceutischen  Forscher  sprechen  sich 
dahin  aus,  dass  die  Indifferenz  gegen  concentrirte  Schwefelsäure 
um  so  grösser  ist,  je  reiner  das  ühloroform,  und  die  Zersetzung 
des  Chloroformes  um  so  rascher  vor  sich  geht,  je  reiner  das 
Chloroform  ist.  Also  auch  „chemisch  reines''  Chloroform  wird 
sich  und  muss  sich  zersetzen  und  zwar  schnell  bei  Abwesenheit 
von  Alkohol  und  Einwirkung  von  Licht  Durch  die  Conservirung 
mit  Alkohol  und  Aufbewahrung  in  dunklen  Flaschen  bleibt  das 
Chloroform  lange  Zeit  haltbar,  tadellos.  Eine  neue  werth volle 
Bereicherung  hat  die  Chloroformlitteratur  erfahren  durch  die 
interessanten  Studien  von  Richard  Anschütz  über  die  Bildung  von 
Salicylid-  und  Homosalicylid-Chloroform  und  die  Herstellung  von 
„chemisch  reinem''  Chloroform  aus  letzteren  (8.oben).  Versuche,  welche 
Reuter  anstellte,  lehrten,  dass  auch  dieses  chemisch  reine  Chloro- 
form in  alkoholfreiem  Zustande  ebenso  rasch  wie  die  übrigen 
Chloroformsorten  zersetzt  wird,  somit  das  chemisch  reine  Product 
vor  den  anderen  Handelsmarken  keine  Vorzüge  hat,  dagegen  den 
Nachtheil  eines  viel  höheren  Preises.  Den  von  Anschütz  gemachten 
Vorschlag,  nach  seinem  Verfahren  völlig  reines  Chloroform  durch 
einen  leicht  ausführbaren  Process  unmittelbar  und  am  Orte  der 
Verwendung  zu  bereiten,  hält  Reuter  in  der  Praxis  für  unaus- 
führbar. 

Das  zu  hohem  Preise  an  den  Markt  gebrachte  Pictefsche 
Cft/oro/brm  gab  6e he  &  Co.  1)  Veranlassung,  der  Untersuchung  der 
verschiedenen  Handelssorten  erneute  Aufmerksamkeit  zu  widmen; 
doch  waren  die  Ergebnisse  lediglich  eine  Bestätigung  der  seiner 
Zeit  von  Schacht  und  Biltz  geschehenen  Veröffentlichungen.  Man 
wird  sich  auch  in  Zukunft  mit  einem  den  Anforderungen  des 
Arzneibuches  entsprechenden  Chloroform  begnügen  können,  und 
im  Einklang  hiermit  bricht  sich  auch  unter  den  Chirurgen  die 
Ueberzeugung  immer  mehr  Bahn,  dass  nur  in  den  allerseltensten 
Fällen  die  Schuld  an  dem  ungünstigen  Verlaufe  der  Narkose  dem 
Chloroform  beizumessen  ist. 

Die  von  Eichengrün  in  einem  Vortrage  gemachten  Angaben 
über    Chloroform  Pictet,    welche    in    Pharm.  Ztg.  1893,  No.  44 


1)  Handehber.  1893,  April. 
FhaimaMatiacher  Jahretbericbt  f.  1688.  19 


290  Methanderivate. 

wiedergegeben  sind,  berichtigt  die  genannte  Firma  dahin,  dass 
nicht  von  116  Narkosen  mit  Pictet'schem  Chloroform  3  tödtlich 
verlaufen  seien,  sondern  dass  zur  Zeit  mehr  als  25000  Narkosen 
mit  Pictet'schem  Chloroform  gemacht  worden  seien,  bei  denen  3 
Todesfalle  eintraten,  davon  der  eine  bei  schwacher  Hirnverletzung, 
ein  anderer  bei  Herzfehler.  Demnach  ständen  die  Berichte  derer, 
welche  Narkosen  mit  diesem  Chloroform  angestellt  haben,  in  un- 
vereinbarem Widerspruch  mit  Eichengrün's  Schlussbetrachtung, 
dass  bei  der  Herstellung  des  Chloroform  Pictet  eine  Anhäufung 
statt  der  Ausscheidung  der  gefährlichen  Bestandtheile  stattfinde  ^). 

Die  neue  Marke  „Chloroform,  puriss.  anglicum  Salamoti*^  soll 
angeblich  bei  vollkommenster  Reinheit  das  billigste  Chloroform 
sein.  Es  hatte,  wie  C.  Schacht*)  mittheilt,  bei  22^  das  spec. 
Gew.  1,4750 ,  enthielt  also  1  ^/o  Alkohol  und  hielt  die  Proben 
der  Pharmakopoe  aus.  Alkohol-  und  wasserfrei  gemacht  hatte 
es  bei  20°  1,4899  spec.  Gew.,  siedete  bei  62°  und  zersetzte  sich 
in  einem  Schranke,  im  weissen  Glase  autbewahrt,  vollständig, 
schneller  am  Lichte.  Das  Chloroform  Salamon  ist  demnach  nicht 
besser  als  jede  andere  gute  Handelswaare,  aber  da  0,5  kg  5  Mk. 
kostet,  doppelt  so  theuer.  —  Ein  Chloroform  E.  H,  vom  spec.  Gew. 
1,4990  bei  16  °  und  etwa  0,1  %  Alkoholgehalt  hielt  sich  in  einer 
weissen  Flasche  dank  diesem  geringen  Alkoholgehalte  im  Tages- 
lichte zwei  volle  Jahre  lang,  während  ein  alkoholfreies  Präparat 
derselben  Fabrik  vom  spec.  Gew.  1,5009  bei  16°  sich  selbst  in 
einer  braunen  Flasche  zersetzte.  —  Bezüglich  des  aus  SaUcylid- 
Chloroform  hergestellten  Chloroforms  bemerkt  Schacht  in  Ueber- 
einstimmung  mit  Reuter,  dass  dasselbe  in  alkoholfreiem  Zustande 
sich  eben  so  leicht  zersetzt  wie  andere  alkoholfreie  Marken,  dass 
überhaupt  das  chemisch  reine  Product  keine  Vorzüge  vor  guten 
Handelsmarken  hat,  dagegen  den  Nachtheil  des  höheren  Preises. 
Auch  sei  natürlich  die  jedesmalige  Darstellung  am  Receptirtische 
unausführbar. 

lieber  die  Veränderungen  des  Chloroforms  und  anderer  Ha- 
logenkohlenwasserstoffe  am  Licht  und  deren  Aufbewahrung  in 
farbigen  Flaschen  berichtet  Binz  ').  Nach  dem  deutschen  Arznei- 
buch soll  das  Chloroform  vor  Licht  geschützt  aufbewahrt  werden. 
Hiemach  wären  also  farblose  Flaschen  nicht  zulässig  und  von  den 
farbigen  erscheinen  nur  die  brauchbar,  welche  den  nicht  chemisch 
wirkenden  Strahlen  des  Spektrums  entsprechen,  also  die  rothen, 
gelben  und  demgemäss  auch  die  braunen.  Verfasser  füllte  3  Liter- 
naschen, eine  farblose,  eine  hellbraune,  eine  blaue  je  zur  Haifte 
mit  gutem  officinellen  Chloroform,  setzte  dieselben  in  die  Nähe 
eines  Fensters,  durch  welches  täglich  2  Stunden  lang  Sonnenlicht 
einströmte.  Die  zu  erwartende  Zersetzung  musste  zunächst  nach 
der  Formel:  CHCls  +  O  —  COCb  +HC1  und  dann  weiter  durch 
Hinzutritt  von  Feuchtigkeit  beim  Oefinen  der  Flasche  nach  der 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  411.  2)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  212. 

3)  Deutsch.  Med.  Wochensohr.  1893,  1001. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CnH2a+2  und  Substitute.    291 

Formel:  COCb+HsO  »  C0i+2HG1  verlaufen.  Salzsäure  musste 
also  unter  vorübergehender  Bildung  von  Ghlorkohlenozyd  das 
Endergebniss  der  Zersetzung  sein.  Indess,  das  nach  2  Monaten 
mit  etwas  Wasser  ausgeschüttelte  Chloroform  enthielt  keine  Spur 
Salzsäure.  Nachdem  man  es  aber  mit  etwas  Wasser  versetzt  und 
abermals  am  gleichen  Orte  dem  Sonnen-  und  zerstreuten  Tages- 
licht ausgesetzt  hatte,  enthielt  die  farblose  Flasche  eine  Spur 
Salzsäure.  Wenn  also  nicht  das  häufige  Schütteln  beim  Gebrauch 
-einen  Unterschied  bewirkt,  ist  es  gleichgültig,  worin  das 
officinelle  Ghloroform  aufbewahrt  wird.  Die  Ursache 
der  langen  Haltbarkeit  kann  nur  auf  der  Anwesenheit  von  etwas 
Alkohol  beruhen,  denn  chemisch  reines  Ghloroform  mit  einem  spec. 
•Gew.  von  1,523  zersetzt  sich  alsbald.  —  Ghemisch  reines  farb- 
loses Jodmethyl  GHsJ  wird  nach  den  Untersuchungen  des  Ver- 
fassers in  einer  weissen  Flasche  bereits  am  zweiten  Tage  violett, 
ebenso  auch  in  einer  veilchenfarbenen  Flasche ,  in  einer  blauen 
wurde  es  dagegen  erst  am  9.,  in  einer  gelben  und  rothen  Flasche 
war  es  dagegen  noch  am  30.  Tage  ungefärbt.  Die  Wärmestrahlen 
des  Lichtes  hatten  demnach  keine  Wirkung,  dafür  aber  wirkten  die 
chemischen  Strahlen  fast  ebenso  rasch,  wie  das  zerstreute  Tages- 
licht allein.  —  Gaiiz  ähnlich  verhält  sich  das  Bromaethyl,  der 
jetzt  80  viel  gebrauchte  Aether  bromatus,  nur  geschah  die  Zer- 
setzung in  dem  helle»,  violetten  und  blauen  Glase  nicht  so  rasch, 
wie  beim  Jodmethyl.  Demnach  soll  man  sich  beim  Aufbewahren 
der  halogenirten  Kohlenwasserstoffe  nur  der  gelben,  oder  am 
besten  der  braunen  Flaschen  bedienen,  was  der  grösseren  Sicher- 
heit halber  auch  für  das  mit  Alkohol  versetzte  Ghloroform  passen 
dürfte.  Ganz  anders  verhält  sich  das  Eisenjodür  des  Arznei- 
buchs, der  Sirupus  ferri  jodati.  Durch  den  Hinzutritt  des  0  der 
■atmosph.  Luft  wird  der  anfänglich  farblose  Sirup  bald  grünlich, 
schwärzlich,  da  sich  unter  Eisenoxydhydratbildung  freies  Jod  ab- 
spaltet: 2  Fe  Ja +3  0+ 3  Ha  0  =  Fes  (OH)« +4  J.  Diesen  Oxyda- 
tionsvorgang vermag  das  Licht  zu  verhindern«  Nimmt  man  zwei 
Flaschen  mit  farblosem  Sirupus  Ferri  jodati  und  bringt  die  eine 
ins  Dunkle,  die  andere  bei  gleicher  Wärme  in's  helle  Tageslicht, 
beziehungsweise  in's  Sonnenlicht,  so  färbt  sich  die  ersterO;  wäh- 
rend letztere  farblos  bleibt 

David  Brown  1)  sagt  in  einer  Mittheilung,  in  welcher  er 
-der  Arbeit  von  Schacht  und  Biltz  „The  decomposition  of  Ghloro- 
form'* grosse  Anerkennung  zollt,  dass  er  mit  der  Anschauung 
dieser  beiden  Autoren  sich  nicht  in  Uebereinstimmung  befinde, 
soweit  dabei  die  Zereetzungsproducie  alkoholhaltigen  Chloroforms 
in  Betracht  kommen.  „Nach  den  Anschauungen  jener  Autoren*^ 
—  so  führt  Brown  aus  —  „werden  auch  in  alkoholhaltigem  Ghloro- 
form zwar  Gblor  und  Phosgengas  durch  den  Zersetzungsprocess 
erzeugt,  doch  werden  sie  vom  Alkohol  aufgenommen  und  können 
deshalb  nicht  früher  nachgewiesen  werden,   als  bis  aller  Alkohol 

1)  Pharm.  Jovm.  Trans.  1898,  21.  Oct.;  durch  Pharm.  Ztg.  1803,   669 

19* 


292  Methanderivate. 

aufgebraucht  ist.      Dies    stimmt   nicht   mit    seinen   Erfahrungen 
überein,    und    die    folgenden   Experimente    zeigen,     dass    Chlor 
und  Phosgen  in  alkoholhaltigem  Chloroform   nicht   allein  erzeugt 
werden,  sondern  dass  ihre  Anwesenheit  auch  leicht  nachgewiesen 
werden  kann,  bevor  aller  Alkohol  verbraucht  ist,  und  ferner,  dass 
nur    eine   sehr   schwache  Reaction   mit  Silbemitrat  zu  derselben 
Zeit  eintritt,  wenn  sich  eine  sehr  deutliche  Reaction  mit  Jodzink- 
stärkelösung erzielen   lässt.     Zum    Versuch   sind  Muster  reinen 
Chloroforms    mit  0,077  <^/o   absolutem  Alkohol  in   drittelgefiillten 
weissen  Glasflaschen  dem  Lichte  ausgesetzt  worden.     Nach  neun 
Tagen  zeigte  sich  noch  keine  Zersetzung,  während  alkoholfreies 
Chloroform   unter  gleichen  Bedingungen  in  der  Zersetzung  schon 
weit  vorgeschritten  war.     Nach  vierzehn  Tagen  reagirten  die  al- 
koholhaltigen Muster    deutlich  auf  Jodzinkstärkelösung  und    ein 
wenig  auch  auf  Silbernitrat.  Nach  weiteren  fünf  Tagen  zeigte  Jodzink- 
stärkelösung ebenso  wie  Barytwasser  eine  auffallende  Reaction.  Nun 
wurden  10  cc  mit  der  gleichen  Menge  Wasser  gewaschen  und  deutliche 
Alkoholreaction  mit  der  Jodoformprobe  und  biltz'  Kaliumdichromat- 
probe  erhalten.   Aehnliche  Resultate  zeigten  sich,  wenn  ein  Muster 
vom  spec.  Gew.  1,490  in  Gegenwart  von  Sauerstoff  dreizehn  Tage  lang 
dem  Sonnenlicht  ausgesetzt  wurde.    Es  mag   eine  theilweise  Um- 
setzung   des  Alkohols    vor   sich  gehen,   aber   dieselbe  verhindert 
augenscheinlich  nicht  die  Zersetzung,  welche  sich  in  ihren  ersten 
Stadien    durch  Jodzinkstärkelösung   und    durch  Barytwasser   er- 
kennen lässt.    Es  muss  zugegeben  werden,  dass  freies  Chlor  und 
Phosgen  in  alkoholhaltigem  Chloroform  erzeugt  werden,  aber  Verf. 
sieht  den  Grund  nicht  ein,  warum  dieselben  sich  mit  dem  Alhohol 
verbinden   und    ihre    Anwesenheit   mit   Jodzinkstärkelösung   und 
Barytwasser    nicht   anzeigen   sollten.     Welches   auch  immer  die 
Wirkung   der  Zersetzungsproducte   des  Chloroforms   auf  Alkohol 
unter   den   gegebenen  Verhältnissen  sein  möge,   so  ist  es  doch 
augenscheinlich,   dass  für  alle  praktischen  Zwecke  Jodzinkstärke- 
lösung von  dem^lben  Werthe  bei  dem  Nachweis  der  Zersetzung 
in  alkoholhaltigem  wie  in  alkoholfreiem  Chloroform  ist.    Die  con- 
servirende  Wirkung   des  Alkohols  auf  Chloroform  wird  nicht  er- 
klärt,   indem  man  sagt,   dass    die  Zersetzungsproducte  sich  mit 
ihm   zu    unschädlichen   Körpern  verbinden,    sondern   es   ist  eine 
besser  befriedigende  Aufklärung  nothwendig.    Dass  die  Zersetzung 
durch   die  Anwesenheit   von  Alkohol  verzögert  wird,   erhellt  aus 
der  Vergleichung  der  Resultate  zwischen  Chloroform  mit  0,077  o/^  ig. 
Zusatz  und  solchem  ohne  Alkohol.    Beide  wurden  unter  gleichen 
Bedingungen    dem   Sonnenlichte  ausgesetzt    und   in    bestimmten 
Zwischenräumen   untersucht.     Nach  mehreren  Tagen   zeigten  die 
alkoholhaltigen  Muster  keine  Zersetzung  und  enthielten  Alkohol, 
während  die  anderen  sich  schnell  zersetzten  und  bei  der  Analyse 
0,348  ^lo  Phosgen  anzeigten ,  welches  zur  Umsetzung  von  Alkohol  in 
Chlorkohlensäureäther  und  Aeth  vlchlorid  eine  Quantität  von  0,323  % 
Alkohol  erfordern  würde.    Zugleich  sind  1,329  %  freie  Salzsäure 
zugegen,  welche,  um  Alkohol  in  Aethylchlorid  zu  verwandeln,  eine 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CnH2Q-{.2  und  Substitato.    293 

Menge  von  1,674  o/o  i  d.  i.  insgesammt  1,997  %  Alkohol  nöthig 
haben  würde.  Die  Zersetzungsproducte  des  reinen  Chloroforms 
sind  daher  im  Stande,  26  mal  so  viel  Alkohol  zu  verbrauchen, 
als  zur  Verhinderung  der  Zersetzung  nothwendig  ist/' 

C.  Schacht^)  hat  durch  die  Firma  W.  Käthe  in  Halle  eine 
neue  französische  Chloroformmarke  ,;Chloroforine  anisthHique  cht- 
miquement  pur  von  DemotUhiers'^  erhalten,  das  in  Tuben  von  50  g 
Inhalt  in  den  Handel  kommt  und  sich  vor  anderen  Chloroform- 
marken durch  seinen  hohen  Preis  auszeichnet.  (Vielleicht  handelt 
es  sich  hier  um  das  aus  Aceton  hergestellte  Präparat.  S.  286.)  Die 
Angaben,  welche  die  Signatur  des  Glases  über  die  Eigenschaften 
des  Chloroforms  macht,  stimmen  aber  nicht  überall.  Dasselbe  hat 
bei  15**  ein  spec.  Gewicht  von  1,4956,  enthält  somit  */$  %  Al- 
kohol und  siedet  bei  61,8 — 61,9.  Die  Proben  des  deutschen 
Arzneibuches  hält  dasselbe  aus.  Mit  conc.  Ha  S  O4  behandelt  geht 
es  natürlich  in  Zersetzung  über. 

Eine  neue  Prüfungsmethode  für  Chloroform  hat  Ramsay^) 
angegeben.  Dieselbe  bezweckt  den  Nachweis  von  Carbonylchhrid 
und  besteht  darin,  dass  das  Untersuchungsobject  mit  vollständig 
klarem  Barytwasser  überschichtet  wird,  wobei  sich,  falls  Carbonyl- 
chlorid  zugegen  war,  an  der  Berührungsfläche  ein  weisses  Häut- 
chen (von  BaCOs)  bilden  würde.  Ramsay  hatte  zuerst  in  einer 
grösseren  Anzahl  von  Mustern  die  Gegenwart  von  Carbonylchlorid 
entdeckt.  Um  seine  ersten  Untersuchungen  zu  bestätigen,  setzte 
er  eine  grössere  Menge  vollständig  reinen  Chloroforms  in  geeig- 
neter Weise  monatelang  dem  Licht  und  der  Luft  aus,  und  wies 
später  das  gebildete  Carbonylchlorid  neben  geringen  Spuren  von 
oalzsäure  nach.  Er  ist  der  Meinung,  dass  ersteres  zum  grossen 
Theile  die  Ursache  vieler  schädlicher  Chloroformnarkosen  ist. 

Scholvion')  berichtet,  dass  ihm  ein  Chloroform  vorgekommen 
sei,  in  welchem  Salzsäure  durchaus  nicht  nachzuweisen  gewesen, 
das  aber  doch  Phosgen,  schon  am  Gerüche  kenntlich,  enthalten 
habe.  Der  directe  Nachweis  desselben  gelingt,  wenn  man  dem 
Chloroform  etwas  Anilin  in  Benzol  gelöst  oder  Amidophenetol  zu- 
setzt, indem  dann  eine  Trübung  von  Phenyl-  bezw.  Pbenetolharn- 
stoff  entsteht. 

Die  Verbindungsfähigkeit  des  Chloroforms  erinnert,  wie  F.  A. 
Flückiger^)  ausfährt,  an  die  Alkoholate,  doch  scheint  die  Ver- 
bindungsfähigkeit des  Chloroforms  mannigfaltiger  ausgeprägt  zu 
sein.  Es  sei  deshalb  eine  eingehende  Untersuchung  des  Chloroforms 
in  dieser  Beziehung  von  grossem  Interesse.  Ein  analoges  Ver- 
halten des  Bromoforms  ist  nicht  wahrscheinlich.  Die  angezogenen 
Beobachtungen  sind  folgende: 

1.  Emetin  hält  mit  grosser  Festigkeit  Chloroform  zurück  (C.  C.  Keller, 
Schw.  Wochenschr.  f.Chem.  und  Pharm.  1892,  p.  501).  2.  Aconitin,  Atropin, 
Brucin,  Chinin,  Cinchonidin,  Cinchonin,  Coffein  und  Strychnin  thnn  dasselbe 
(Norton  und  Nichols,  Pharm.  Randschau,  New- York,  1892,  p.  105).    8.  Fein 

1)  Apoth.  Ztg.  1898,  615.  2)  Chem.  Ztg.  1892,  1230.  8)  Pharm. 
C^ntralh.  1898,  610.  4)  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Ph.  1898,  No.  3. 


294  Methanderivate. 

gepulvertes  Holz  von  Strychnos  Ignatii  hält  mit  aufifalliger  Hartnäckigkeit 
hloroform  selbst  bei  lOO""  fest  (Flüokiger,  Arch.  d.  Pharm.  1889,  p.  155). 
4.  Golchicin  geht  mit  Chloroform  eine  Verbindung  ein,  welche  nicht  als  ein- 
fache mechanische  Einlagerung  des  Chloroforms  gedeutet  werden  darf;  die 
Aufnahme  des  Chloroforms  geht  unter  Erwärmung  vor  sich  (Zeisel,  Ber.  d. 
D.  Chem.  Ges.  1887,  Ref.  p.  710).  6.  Das  für  sich  amorphe  Colchicin  giebt 
mit  Chloroform  gelbliche  Krystallnadeln  von  der  Formel  CnHasNOe  +  2CHC1,,. 
welche  an  der  Luft  unter  Verlust  von  Chloroform  trübe  werden,  jedoch  selbst 
in  der  Wärme  noch  lange  ein  wenig  davon  zurückhalten  (Gnareschi  Intro> 
duzione  alle  studio  degli  Alcaloidi  p.  368,  Torino  1892).  6.  Salicylid  und 
o-Homosalicylid  gehen  mit  Chloroform  wohlcharakterisirte  Verbindungen  ein 
(Anschütz,  Ann.  d.  Chem.  Bd.  278,  Heft  1).  7.  Schwefelwasserstoff  vep> 
einigt  sich  mit  Chloroform  bei  niedriger  Temperatur  (A.Loir,  Comptes  rendus 
Bd.  84  p.  547).  8.  Mit  Wasser  kann  Chloroform  unter  Umständen  ansehn- 
liche Krystalle  bilden  von  der  Zusammensetzung  CHCls  -f~  ^^  ^s^  i  welche 
jedoch  bei  1,6°  schon  wieder  zerfallen  (Chanccl  und  Parmentier,  Compte» 
rendus  Bd.  34  p.  27). 

A.  Searl  ^)  theilt  mit,  dass  auch  er  bereits  vor  mehrereB 
Jahren  beobachtet  habe,  dass  Ghininsalze  mit  Chloroform  wohl- 
ausgebildete  Krystalle  bilden,  in  denen  das  Chloroform  die  Stelle 
des  Erystallwassers  einzunehmen  scheine.  Während  der  grössere 
Theil  Chloroform  nach  und  nach  entweicht  und  zwar  in  gradem 
Verhältniss  mit  der  Erhöhung  der  Temperatur,  werden  die  letzten 
Spuren  hartnäckig  selbst  bei  100^  C.  zurückgehalten. 

Bromoform.  Zur  Darstellung  von  Bromoform  empfiehlt  G. 
Beringer*)  folgendes  Verfahren:  Zu  einem  Gemisch  von  120  g 
Kalk  mit  Wasser  fügt  man  allmählich  120  g  Aceton,  erwärmt  auf 
45^50  °,  setzt  unter  Umschüttelung  Brom  zu  bis  zur  Gelbfärbung 
und  destillirt  das  gebildete  Bromoform  ab. 

Jodoform,  Die  Angaben  der  Arzneibücher  der  verschiedensten 
Staaten  bezüglich  der  Lödichkeit  des  Jodoforms  weichen  zum 
Theil  sehr  von  einander  ab;  auch  die  Forderung  des  deutschen 
Arzneibuches,  dass  ein  Th.  Jodoform  in  50  Th.  kaltem  und  10  Th. 
kochendem  Weingeist  von  90 — 91  Volumprocenten  sowie  in5,2Th. 
Aether  löslich  sei,  entspricht  nicht  den  thatsächlichen  Verhält- 
nissen. G.  Vulpius*)  stellte  fest,  dass  bei  17  bis  18°  1  Th. 
Jodoform  zur  Lösung  67  Th.  Weingeist  von  90,5  Volumprocenten 
bei  Siedetemperatur  des  nämlichen  Weingeistes  9  Th.  und  von 
kaltem  Aether  5,6  Th.  bedurfte,  und  schlägt  vor  zu  fordern,  dass 
„Jodoform  sich  in  etwa  70  Th.  kaltem  und  ungefähr  10  Th. 
kochendem  Weingeist,  sowie  in  6  Th.  Aether  leicht  auflöse.'' 
Unterschiede  in  der  Löslichkeit  der  einzelnen  Jodoformsorten  be- 
stehen nur  insofern,  als  das  präcipitirte  Jodoform  sich  am  schnell- 
steUy  das  gröbliche  Pulver  aber  am  langsamsten  auflöste,  während 
das  in  dünnen  Blättchen  krystallisirte  hierin  in  der  Mitte  stand, 
und  femer  noch  darin,  dass  die  Lösungen  des  gröblichen  Pulvers 
unter  Lichteinflnss  ganz  au£fallend  langsamer  dunkler  wurden,  als 
diejenigen  der  beiden  anderen  Sorten.  Dagegen  waren,  wie  ja 
zu  erwarten  stand,   die  schliesslich    aufgenommenen  Mengen  bei 


1)  Chemist  and  Drugff.  1898;  dnreh  Pharm.  Ztg  1898,  77.        2)  Darob 
Pharm.  Ztg.  1893,  193.  8)  Pharm.  Centralb.  1893,  117. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  C]iH2n+2  und  Substitute.    295 

allen  Sorten  genau  dieselben,  genau  gleiche  Temperaturen  voraus- 
gesetzt. Schon  ganz  geringe  Schwankungen  der  letzteren  äusserten 
jedoch  einen  überraschend  grossen  Einfluss  auf  die  Löslichkeit 
und  hierin  mag  der  Grund  der  so  beträchtlichen  Unterschiede  in 
den  Angaben  der  Bücher  liegen. 

Zersetzlichkeit  der  Jodofarmlösunaen.  Barnouvin*)  theilt 
mit,  dass  nicht  allein  Lösungen  des  Jocioforms  in  flüssigen  Lösungs- 
mitteln der  Zersetzung  überaus  rasch  anheimfallen,  sondern  dass 
dies  auch  mit  Jodoformsalben,  gleichviel  ob  mit  Vaselin  oder  mit 
Schweinefett  bereitet,  der  Fall  ist,  wenn  der  Einfluss  des  Lichtes 
hinzukommt.  Die  Zersetzung  besteht  in  dem  Freiwerden  von 
Jod.  Namentlich  aber  soll  Cacaoöl  die  Zersetzung  des  darin  ge- 
lösten Jodoforms  am  Lichte  überaus  begünstigen,  welche  sich  als- 
bald in  Kothfärbung  äussert.  Den  Grund  dafür,  dass  in  allen 
diesen  Fällen  das  freie  Jod  trotzdem  nicht  sogleich,  sondern  erst 
nach  Verlauf  einiger  Zeit  durch  Reagentien  nachzuweisen  ist, 
findet  B.  darin,  dass  dasselbe  namentlich  im  Vaselin  zuerst  durch 
Kohlenwasserstoffe  gebunden  werde.  Es  ergiebt  sich  daher  aus 
früheren  Versuchen  von  Etievant  und  aus  denen  Barnpuvin's,  dass 
flüssige  Jodoformlösungen  sich  auch  ohne  Licht  zersetzen,  salben- 
förmige  und  feste  aber  im  Dunkeln  haltbarer  sind,  während  sie 
unter  dem  Einfluss  des  Lichtes  gleichfalls  der  Zersetzung  anheim- 
fallen. 

Einige  Mittheilungen  über  das  chemische  Verhalten  des  Jodo- 
forms veröffentlichte  Generalarzt  Müller.*)  Er  giebt  an,  dass, 
wenn  man  Jodoform  mit  Glycerin,  Gummischleim,  verdünnter 
flüssiger  Gelatine  und  1  o/oiger  Stärkelösung  bis  zum  Sieden  er- 
hitze, eine  Abspaltung  von  Jod  eintrete,  denn  wenn  man  diese 
Flüssigkeiten  erkalten  lasse  und  filtrire,  so  lasse  sich  im  Filtrate 
durch  Zusatz  von  rauchender  Salpetersäure  und  Chloroform  in 
der  bekannten  Weise  Jod  nachweisen.  Der  Verfasser  stellt  sich 
vor,  dass  das  ausgeschiedene  Jod  in  den  genannten  Flüssigkeiten 
in  Form  irgend  einer  organischen  Verbindung  enthalten  sei. 
Weiterhin  giebt  er  folgende  zwei  Versuche  an:  1.  Er  kochte 
0,02  g  Jodoform  in  2  %  iger  Kochsalzlösung.  Im  Filtrat  des  (er- 
kalteten?) Decoctes  liess  sich  durch  rauchende  Salpetersäure  und 
Chloroform  keine  Spur  von  Jod  nachweisen.  2.  Er  nahm  Hühner- 
eiweiss  25  g,  vermischte  es  mit  25  g  physiologischer  Kochsalz- 
lösung (welcher  Stärke?)  und  setzte  dazu  0,03  g  Jodoform.  Nach 
dreitägiger  Digestion  liess  sich  im  Filtrat  Jod  nachweisen.  Aus 
diesen  Versuchen  also  zieht  der  Verfasser  den  Schluss,  dass  das 
Jodoform  in  der  Siedehitze  von  den  aufgeführten  Substanzen 
(Glycerin,  Gummi,  Gelatine,  Stärke)  unter  Bildung  einer  organi- 
schen Jodverbindung  zerlegt  werde.  — 

Da  von  vornherein  kein  Grund  für  diese  vormuthete  Zer- 
setzung, welche  für  die  Theorie  der  Jodoformwirkung  von  Wichtig- 


1)  Rep.  de  Pharm.  1893,  No.  2;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  U4. 

2)  Centralbl.  f.  Cbimrg.  1898.  No.  14. 


296  Methanderivate. 

keit  wäre,  einzusehen  ist,  so  wurden  von  dem  Referenten  der 
Pharm.  Ztg.  ^)  einige  Versuche  angestellt,  welche  folgendes  Er- 
ffebniss  lieferten:  1.  Wäscht  man  Jodoform  mit  kaltem  Wasser 
80  lange  aus,  bis  jede  Verunreinigung  durch  Jodide  ausgeschlossen 
erscheint,  kocht  dann  das  Jodoform  einige  Minuten  mit  Wasser 
und  filtrirt  nach  völligem  Erkalten,  so  erhält  man  eine  über- 
sättigte Lösung,  aus  welcher  sich  sehr  bald  wieder  Jodoform- 
krystalle  abscheiden.  Filtrirt  man  von  diesen  ab,  so  giebt  die 
nunmehr  klar  bleibende  Flüssigkeit  mit  rauchender  Salpetersäure 
und  Chloroform  eine  deutliche  Jodreaction.  2.  Kocht  man  das 
nämliche  Jodoform  mit  0,2  ^/o  iger  (physiologischer)  Kochsalz- 
lösung, so  treten  die  nämlichen  Erscheinungen  ein,  nur  ist  die 
Lösung  nicht  ganz  so  stark  übersättigt,  wie  diejenige  sub  1.  Im 
zweiten  klaren  Filtrat  ist  Jod  nachweisbar.  3.  Kocht  man  das 
nämliche  Jodoform  mit  2  %iger  Kochsalzlösung,  so  lässt  sich  im 
Reagensglasversuch  unter  gleichen  Bedingungen  Jod  auf  die  be- 
schriebene Weise  nicht  nachweisen.  Müller  hat  demnach  richtig 
beobachtet.  —  Daraus  ergiebt  sich,  dass  Jodoform  in  Wasser  und 
in  0,2  ^/oiger  Kochsalzlösung  soweit  löslich  ist,  dass  man  es  mit 
Hülfe  der  angegebenen  Reaction  nachweisen  kann,  dass  es  dagegen 
in  2  ^/oiger  Kochsalzlösung  schon  so  unlöslich  ist,  dass  dieser 
Nachweis  nicht  mehr  gelingt.  Wir  sind  jedoch  überzeugt,  dass 
das  Jodoform  in  den  Lösungen  sub  1  und  2  als  solches  vor- 
handen ist,  und  Müller  wird,  nachdem  sein  Versuch  mit  2  o/o  iger 
Kochsalzlösung  nunmehr  richtig  interpretirt  wurde,  wohl  auch 
zu  der  Anschauung  gelangen,  dass  in  jenen  vier  Medien  das  Jodo- 
form als  solches  und  nicht  Spaltungsproducto  desselben  anwesend 
sind.  Die  Erscheinungen,  wie  sie  Müller  schildert,  lassen  sich 
ganz  einfach  auf  verschiedene  Bedingungen  bei  der  Auflösung  des 
Jodoforms  zurückführen. 

Des  Weiteren  berichtet  Generalarzt  Müller*)  über  den  che- 
mischen Emßuss  des  Lichtes  auf  Jodoform,  Die  Abspaltung  des 
Jods  aus  dem  in  Lösung  befindlichen  Jodoform  durch  das  Licht 
ist  längst  bekannt,  allein  dieselbe  gilt  nicht  für  alle  Lösungs- 
mittel des  Jodoforms,  jedenfalls  nicht  für  Lösungen  des  Stoffes 
in  Glycerin,  in  Wasser  und  wässrigen  Flüssigkeiten.  Stärkere  Lö- 
sungen in  den  genannten  Flüssigkeiten  unter  Einwirkung  der 
Siedehitze  sind  erst  durch  die  vorstehenden  Mittheilungen  des 
Referenten  der  Pharm.  Ztg.  bekannt  geworden.  Alle  diese  Lösun- 
gen, die  nahezu  oder  gänzlich  farblos  sind,  werden  weder  durch 
zerstreutes  Tageslicht,  noch  durch  direct  darauf  fallende  Sonnen- 
strahlen irgendwie  beeinilusst.  Aber  auch  die  längst  bekannten 
Lösungen  in  Oel,  Alkohol,  Aether  und  Chloroform,  die  sämmtlich 
eine  hellgelbliche,  dem  Jodoform  eigenthümliche  Färbung  haben, 
verhalten  sich  gegen  den  Einfluss  des  Lichtes  ganz  verschieden. 
Die  Lösungen  in  Spiritus  und  die  in  Aether  ändern  sich  im  zer- 
streuten Tageslicht  gar  nicht,   erst  durch  directe  Sonnenstrahlen 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  291.  2)  Pharm.  Zig.  1893.  368. 


Kohlenwasserstoffe  der  Formel  CnH^n^-a  und  Substitute.    297 

erlangen  sie  die  dem  gelösten  freien  Jod  eigenthümliche 
dunklere  Färbung  und  dann  ist  die  Beaction  mit  Stärkekleister 
zu  erzielen  bei  Eingiessen  einiger  Tropfen  derselben  in  eine 
Lösung  des  Kleisters.  Was  die  Lösung  in  Oel  oder  in 
flüssigen  Fetten,  anlangt,  so  ist  zwar  schon  nach  Einwirkung 
des  zerstreuten  Tageslichtes  eine  dunklere  Färbung  zu  con- 
statiren,  deren  Deutung  durch  eine  schwache  Beaction  mit 
Stärke  gesichert  ist,  allein  einen  hohen  Grad  scheint  die  Ab- 
spaltung des  Jods  nicht  zu  erreichen,  da  die  dunklere  Färbung, 
selbst  durch  Sonnenstrahlen,  keine  erhebliche  wird,  viel  weniger 
erheblich,  als  bei  den  Lösungen  in  Spiritus  oder  Aether  nach 
Einwirkung  directer  Sonnenstrahlen.  Eä  scheint,  dass  das  Licht 
nur  auf  die  Oberfläche  des  Oeles  wirkt.  —  Wichtig  und  auf- 
fallend erscheint  aber  das  ganz  yerschiedene  und  abweichende 
Verhalten  des  in  Chloroform  gelösten  Jodoforms.  Diese  Lösung 
färbt  sich  violett  schon  im  zerstreuten  Tageslicht  und  zwar  so 
merkwürdig  schnell,  dass  grosse  Vorsicht  nöthig  ist,  um  nicht  zu 
dem  falschen  Schluss  zu  kommen,  das  Chloroform  zersetze  allein 
das  Jodoform.  Eine  weitere  auffallende  und  wichtige  Eigenthüm- 
lichkeit  des  Chloroforms  besteht  darin,  dass  es  den  schon  er- 
wähnten Lösungen  des  Jodoforms  in  Glycerin,  in  Wasser  und 
wässerigen  Flüssigkeiten  (Lösungen  von  Gummi  arabicum,  Gela- 
tine und  Stärkekleister)  beim  Schütteln  damit  das  Jodoform  ent- 
zieht und  mit  demselben  zu  Boden  sinkt«  Dieser  Bodensatz  nun 
reagirt  gegen  Einwirkung  des  zerstreuten  Tageslichtes  ganz  ebenso, 
wie  die  directe  Lösung  des  Stoffes  in  Chloroform. '  Diese  Thatsache 
ist  für  den  Nachweis  des  in  Glycerin  oder  wässerigen  Flüssig- 
keiten gelösten  Jodoforms  von  entscheidender  Bedeutung. 

Die  mitgetheilten  Beobachtungen  liefern  auch  einen  voll- 
gültigen Beweis  für  die  Richtigkeit  des  Urtheils  des  Referenten 
der  Pharm.  Ztg.  Einen  weiteren  Beweis  fand  Müller  im  Folgen- 
den: Das  Glycerin  in  der  Menge  von  10,0  löste  beim  Kochen  von 
Jodoform  0,04  vollständig  auf.  In  das  klare  Filtrat  der  erkalteten 
Mischung  wnrden  3  cc  Aqua  destillata  gegossen,  sofort  trübte  sich 
die  Flüssigkeit  erheblich.  Nach  eintägigem  ruhigen  Stehenlassen 
hatten  sich  am  nächsten  Tage  am  Boden  und  an  den  Wänden 
des  Glases  gelbliche  Krystalle  angesetzt,  welche  das  Innere  des 
Glases  ganz  bedeckten  und  fest  hafteten.  Dieselben  zeigten  nach 
Abgiessen  der  Flüssigkeit  den  penetranten  Geruch  des  Jodoforms 
and  wurden  als  solches  nach  allen  Richtungen  festgestellt.  Die 
abgegossene  und  filtrirte  Flüssigkeit  enthielt  noch  Jodoform,  das 
mittelst  Chloroform  und  Licht  wie  oben  nachgewiesen  wurde. 
Die  Reaction  auf  Licht  macht  in  den  bezüglichen  Fällen  das 
Acidum  nitricum  fumans  und  die  Aqua  chlorata  entbehr- 
lich und  hat  zudem  den  grossen  Vorzug,  dass  sie  geradezu 
ein  sicheres  Erkennungsmittel  des  gelösten  Jodoforms  ist.  Die 
bisher  allein  gebräuchliche  Reactionsmethode  beweist  nur  das  Ge- 
bundengewesensein  des  erst  frei  gemachten  Jods,  lässt  aber  die 
Art  und  Form  der  Bindung  zweifelhaft.     Verf.  glaubt  feststellen 


298  Methandemate. 

zu  können,  dass  keine  anderen  Jodverbindungen  die  geschilderte 
Reaction  gegen  Licht  geben.  Nur  das  Jodol  verhält  sich  ähn- 
lich, indem  es  in  Chloroform  gelöst,  sich  etwa  nach  einer  Stunde, 
nicht  früher,  im  zerstreuten  Tageslicht  zersetzt.  Indessen  handelt 
es  sich  in  praxi  bei  der  Untersuchung  menschlicher  bezw.  thieri- 
scher  Secrete  nach  Application  des  Jodoforms  lediglich  um  Unter- 
scheidung von  Jodsalzen,  die  man  bis  jetzt  allein  in  jenen  Se- 
creten  auf  Grund  der  mit  der  bisherigen  Methode  erzielten  Re- 
action zu  finden  gemeint  hat.  Dass  überhaupt  das  Jodoform  vom 
menschlichen  Körper  als  solches  resorbirt  wird,  ist  ausser  anderen 
Anhaltspuncten  durch  die  prägnante  Eigenthümlichkeit  des  Bildea 
der  Jodoformvergiftung  erwiesen.  Für  die  Art  des  Vorganges  soll 
der  Versuch  der  Digestion  des  Jodoforms  in  Eiweisslösung  bei 
Bluttemperatur  als  Illustration  dienen. 

Die  übrigens  schon  früher  anderweitig  gemachte  Beobachtung 
MüUer's  über  die  Jodabspaltung  aus  Jodoform  in  Chloroform- 
lösung unter  demEinfiuss  des  Sonnenlichtes  ist,  wie  W.  Kinzel^} 
bemerkt,  nicht  nur  für  die  Zersetzlichkeit  des  Jodoforms,  sondern 
auch  für  die  des  Chloroforms  von  Interesse.  Wenn  Jodoform  sich 
in  Chloroformlösung  leichter  zersetzt,  als  in  anderen  Lösungs- 
mitteln, so  muss  der  Grund  dieser  Erscheinung  in  der  chemischen 
Natur  des  ersteren  Lösungsmittels  gesucht  werden.  Eine  Erklä- 
rung des  Vorganges  dürfte  aber  auch  ohne  nähere  Versuche  leicht 
zu  geben  sein.  Wenn  man  bedenkt,  dass  reines  Chloroform  unter 
dem  Einäuss  des  Sonnenlichtes  durch  den  Luftsauerstoff  zersetzt 
wird  unter  Bildung  von  Chlorkohlenoxyd,  eine  solche  Zersetzung 
aber  bei  Anwesenheit  geringer  Mengen  Alkohol  verlangsamt  wird, 
so  ist  es  leicht,  dem  Jodoform  unter  Berücksichtigung  seiner 
chemischen  Eigenschaften  die  umgekehrte  Rolle,  wie  dem  Aethyl- 
alkohol  in  diesem  Falle,  zuzuschreiben.  Jodoform  wird  durch  deu 
Lufteauerstoff  leichter  zersetzt  als  Chloroform  oder  gar  der  Aethyl- 
alkohol,  durch  das  aus  dem  Chloroform  leicht  entstehende  Chlor- 
kohlenoxyd aber  jedenfalls  auch  leichter  als  der  Aethylalkohol,. 
welcher  vermöge  seiner  chemischen  Eigenschaften  sogar  dem  Ent- 
stehen von  Chlorkohlenoxyd  im  Chloroform  einen  Widerstand  ent- 
gegenzusetzen vermag.  Bei  Anwesenheit  von  Jodoform  im  Chloro- 
form liegt  die  Sache  umgekehrt:  ein  leicht  Sauerstoff  aufnehmen- 
der Körper  begünstigt  die  Einwirkung  des  Luftsauerstoffos  auf 
das  Chloroform,  weil  dem  entstehenden  Chlorkohlenoxyd  Gelegen- 
heit geboten  wird,  in  energischer  Weise  weiter  in  Reaction  zu 
treten  * 

CHCls  +  0  -  COCI2  +  HCl 
2CHJ8  +  3COCI2  =  2CHCI3  +  6J  +  3C0. 

Durch  den  Nachweis  von  Kohlenoxyd  würde  diese  Auffassung 
freilich  erst  zu  beweisen  sein,  bei  welcher  dem  Chloroform  die 
Rolle  eines  Sauerstoffüberträgers  zukäme. 


1)  Pharm.  Ztg.  1698,  887  nnd  894. 


Einsäurige  Alkohole^  Aether  und  Substitute.  299 

Uebrigens  ist  nicht  die  chemische  Natur  des  Lösungsmittels 
für  die  Zersetzungserscheinung  yerantwortlich  zu  machen,  viel- 
mehr liegt,  wie  Verfasser  sich  durch  Versuche  überzeugt  hat,  der 
Grund  zur  Jodabscheidung  in  der  physikalischen  Natur  des  Chloro- 
forms. Ghlorkohlenoxyd  wirkt  weder  auf  trocknes,  noch  auf  ge- 
löstes Jodoform  unter  den  in  Betracht  kommenden  Versuchs- 
bedingungen in  energischer  Weise  ein. 

Als Dijodoform  bezeichnen Maquenne  und T ai n e  i)  das  Tetra- 
jodaethylenGtJ4,  also  ein  Präparat,  dessen  Entstehung  man  sich  durch 
Anstritt  von  2  Mol.  Jodwasserstoff  aus  2  Mol.  Jodoform  denken  kann 
(2CHJs  —  2HJ  =  C2J4).  Die  Bildung  dieser  Substanz,  die  als 
Jodoformersatz  empfohlen  wird,  erfolgt  durch  Einwirkung  von  ele- 
mentarem Jod  auf  Perjodacetylen  (Ca  Ja)  oder  durch  Einwirkung 
von  Kalilauge  und  Jod  auf  das  von  Maquenne  dargestellte  Baryum- 
carbid,  welches  am  besten  in  Benzin  oder  Chloroform  suspendirt. 
Die  praktischste  Darstellung  des  Präparats  ist  nach  Bocquillon 
folgende :  Man  löst  Dijodacetylen  in  Schwefelkohlenstoff,  vermischt 
diese  Lösung  mit  einer  Lösung  einer  äquimolekularen  Menge  Jod  in 
Schwefelkohlenstoff  und  verdampft  das  Gemisch  unter  möglichstem 
Abschlu'ss  der  Luft.  Es  hinterbleibt  das  Dijodoform  als  ein  in 
Wasser  unlöslicher  Rückstand,  der  aus  Schwefelkohlenstoff,  Chloro- 
form, Benzin,  besser  aus  heissem  Toluol  umkrystallisirt  werden 
kann,  wobei  man  es  in  Form  wohl  ausgebildeter  prismatischer 
Nadeln  von  gelber  Farbe  erhält,  die  bei  192^  schmelzen,  frisch 
wenig  Geruch  zeigen  und  beim  Aufbewahren  im  Dunkeln  geruch- 
los bleiben.  Dem  Lichte  ausgesetzt  bräunen  sie  sich  und  nehmen 
nach  und  nach  einen  charakteristischen  Geruch  an;  es  ist  daher 
angezeigt,  das  Dijodoform  vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 
Gegen  chemische  Agentien  zeigt  das  Präparat  ziemliche  Wider- 
standsfähigkeit; selbst  von  concentrirter  kochender  Salpetersäure 
wird  es  nicht  angegriffen.  Durch  alkoholische  Kalilauge  wird  es 
in  der  Wärme  leicht  unter  Bildung  von  Jodkalium  zersetzt,  eine 
Reaction,  die  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Jodgehaltes  in  diesem 
Präparate  benutzt  werden  kann.  Dasneue  Präparat  besitzt  nächst  dem 
Jodoform  unter  allen  bekannten  Antisepticis  den  grössten  Jodgehalt 
und  zeichnet  sich  vor  diesen  durch  seine  Geruchlosigkcit  aus* 

b.    Einsäurige  Alkohole,  Aether  und  Substitute. 

Aethylalkohoh  MiUheilungen  über  Spiritus  und  einige  Spirüns- 
Präparate;  von  G.  Arends. ') 

Vi  Hon')  empfiehlt  als  vorzügliches  Reinigungsmittel  des 
Alkohols  der  ersten  Destillation  das  Natriumsuperoxyd.  Je 
nach  der  Natur  des  zu  reinigenden  Alkohols  versetzt  man  1  hl 
desselben  24  Stunden   vor   der  Rectification   mit    100  bis  500  g 


1)  Durch  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth. -Vereins  1893,  810.      2)  Pharm. 
Ztg.  1893,  143,  166,  182,  192.  3)  Chem.  Ztg.  1893,  Rep.  231. 


300  Methanderivate. 

Superoxyd.  Man  erhält  sodann  bei  regelmässigem  Verlauf  der 
Rectification  unter  vollständigerer  Abscbeidung  der  Verunreini- 
gungen eine  höhere  Ausbeute  an  rein  schmeckendem  Alkohol. 

Zur  Denaturirung  von  Spiritus  soll  in  Frankreich  seit  Kurzem 
ein  Zusatz  von  Methylalkohol,  Benzin  und  Malachitgrün  benutzt 
werden,  i) 

Alcohol  absolutuSf  von  Pictet  u.  Co.  mittels  des  Kälte- 
yerfahrens  hergestellt,  soll  genau  100  %  enthalten,  allerdings  mit 
Aräometer  und  Pyknometer  gemessen,  absolut  frei  von  Aldehyden, 
Fuselölen  u.  s.  w.  sein  und  sich  mit  Ammoniak  nicht  gelb  färben. 
In  dem  Prospecte  heisst  es:  „Mit  Ammoniak  färbt  er  sich  nicht 
gelb,  wie  es  sonst  auch  bei  gutem  Alkohol  vorzukommen  pflegt''. 
Letztere  Annahme  dürfte  wohl,  wie  6.  Arends')  bemerkt,  auf 
einem  Irrthum  beruhen,  denn  „guter  Alkohol''  färbt  sich  mit 
Ammoniak  nicht  gelb,  und  dass  auch  weniger  hochprocentiger  Al- 
kohol beim  Sättigen  mit  Ammoniakgas  farblos  bleibt,  zeigt  der 
bekannte  Spiritus  Dzondii.  Jeder  der  Pharmakopoe  entsprechende 
und  sonst  nur  halbwegs  reine  Spiritus  rouss  mit  Ammoniak  farb- 
los bleiben,  dieser  Umstand  ist  aber  wohl  noch  kein  Kriterium 
für  einen  ganz  besonders  reinen  absoluten  Alkohol. 

Ueber  den  Nachweis  und  die  Bestimmung  des  Alkohols  s. 
Nahrungs-  u.  Genussmittel 

M.  Altschul  und  Viktor  Meyer*)  untersuchten  die  bei 
der  Chlorirung  des  Äethylälkohols  entstehenden  Chlonrungsproducte 
näher.  Es  entsteht  dabei  zuerst  ein  Gemenge  von  Chloralalkoho- 
lat,  Chloral  und  Ghloralhydrat  mit  höher  siedenden  Antheilen 
(Trichloracetal).  Das  mit  Hülfe  von  Schwefelsäure  aus  dem  Ge- 
misch gewonnene  Chloral  wird  durch  Destillation  von  dem  Tri- 
chloracetat  befreit  und  sodann  durch  Rectification  über  Kreide 
gereinigt.  In  dem  dabei  entstehenden  Ghlorcalciumschlamm  bleibt 
ein  Gel  zurück,  welches  etwa  0,2 — 0,3  %  des  rohen  Ghlorals  aus- 
macht. In  diesem  wurde  mit  Sicherheit  die  Anwesenheit  von 
Chloroform,  Dichloressigsäure,  Aethyläther  und  Trichloräthylalkohol 
nachgewiesen;  nicht  mit  Sicherheit,  aber  wahrscheinlich  ist  darin 
noch  Dichloräthylalkohol  enthalten. 

Aethyläther.  Die  britische  Pharmakopoe  enthält  zwei 
Sorten  Aether,  der  eine  von  einem  spec.  Gewicht  von  0,735,  der 
andere  von  einem  solchen  nicht  über  0,720.  Beide  sollen  aus 
Aethylalkohol  dargestellt  werden.  Der  erste  enthält  beträchtliche 
Mengen  Alkohol  und  etwas  Wasser,  der  zweite  ist  fast  ganz  rein 
und  dient  als  Anästheticum.  Hinsichtlich  des  wahren  spec  Gewichts 
des  Aethers  schwanken  die  Angaben  der  Autoren  von  0,717  bis 
0,720.  Squibb  giebt  0,717  an,  sicherlich  die  niedrigste  Dichtig- 
keit, die  man  durch  den  gewöhnlichen  Process  der  Reinigung 
und  Entwässerung  erzielen  kann.  Das  spec.  Gewicht  des  Aethers 
ist  in  Folge  seiner  hohen  Flüchtigkeit  und  Ausdehnungsfähigkeit 


l)  Pharm.  Centralh.  1893,  604.      2)  Pharm.  Ztg.  1898,  182.        8)  Ber. 
d.  d.  ehem.  Ges.  XXVI,  2756. 


Einsäurige  Alkohole,  Aether  und  Substitute.  301 

schwer  bestimmbar  und  muss  ein  ganz  zuverlässiges  Thermometer 
zu  Hülfe  genommen  werden.  Wahrscheinlich  sind  sogar  nur  solche 
Resultate  vergleichbar,  die  man  bei  0°  erhalten  hat  und  zwar  durch 
Einstellung  in  schmelzendes  Eis.  Für  den  Zweck  seiner  Arbeit  schien 
D.  B.  Dott^)  die  Ermittelung  des  Siedepunctes  wichtiger,  als  die 
des  spec.  Gewichtes.  Es  scheint  vorläufig  genügend,  wenn  man 
weiss,  dass  dasselbe  bei  15,5^  C.  nicht  geringer  als  0,717  ist. 
Allgemein  wird  angenommen,  dass  der  Siedepunct  des  Aethers 
bei  34,5^  C.  liegt,  was  auch  mit  den  Resultaten  des  Verfassers 
stimmt.  Derselbe  prüfte  einige  Muster  „Aether  purus^^  aus  ver- 
schiedenen Quellen  und  stellte  durch  Bestimmung  des  specifischen 
Gewichtes,  der  Mischbarkeit  mit  Schwefelkohlenstoff  und  durch 
fractionirte  Destillation  fest,  dass  der  meiste  im  englischen  Handel 
befindliche  Aether  nicht  rein,  sondern  eine  Mischung  von  Aethyl- 
äther  mit  Methyläther  sei.  Allerdings  ist  es  sehr  schwer,  den 
Methyläther  selber  zu  isoliren  oder  unzweifelhafte  Methyläther- 
präparate aus  demselben  darzustellen.  Eher  vermöchte  man  wohl 
die  jedenfalls  auch  im  Aether  vorhandenen  Spuren  von  Methyl- 
alkohol festzustellen,  was  der  Verfasser  allerdings  nicht  unter- 
nommen hat,  da  er  zu  wenig  Vertrauen  zu  den  für  dieses  Ver- 
fahren vorgeschlagenen  Methoden  besitzt.  Er  glaubt  übrigens, 
dass  ein  anderer  Grund,  als  der  der  Sparsamkeit  dafür  maass- 
gebend  sei,  statt  reinen  Aethers  eine  Mischung  von  Aethyl-  mit 
Methyläther  zu  substituiren.  Es  ist  ausserordentlich  schwer,  eine 
grössere  Quantität  Aether  von  dem  niederen  spec.  Gewicht  von 
0,720  zu  erhalten  und  erhebt  sich  dasselbe  über  0,723,  so  ist  der 
Aether  für  anästhetische  Zwecke  eben  unverwendbar.  Hierzu 
aber  eignet  sich  besonders  der  methylhaltigo  Aether  von  0,717 
spec.  Gew.  Allgemein  wird  jedoch  als  locales  Anästheticum  ein 
Aether  von  0,720  spec.  Gew.  benutzt,  in  Amerika  sogar  ein  solcher 
von  0,723 — 0,724  spec.  Schwere.  Aus  dem  Angefahrten  schliesst 
Dott,  dass  in  der  nächsten  Ausgabe  der  brit.  Pharmakopoe  an- 
gegeben werden  möge,  reiner  Aether  solle  ein  spec.  Gewicht  von 
nicht  über  0,724  haben,  während  gleichzeitig  ein  methylhaltiger 
Aether  eingeführt  werden  könne,  dessen  spec  Gewicht  0,718  nicht 
übersteige. 

Raonl  Pictet  u.  Co.  reinigen  den  Aether  durch  Kälte. 
Sie  bieten  in  ihrem  Prospecte  einen  Aether  vom  spec.  Gew.  0,719 
an  und  schlagen  znr  Prüf una  auf  Aldehyd  folgende  Methode  vor: 
Eine  verdünnte,  mitNatriumbisulfitlösung  entfärbte  Fuehsinlösung 
soll  mit  dem  zu  prüfenden  Aether  geschüttelt  werden.  Bei  An- 
wesenheit von  geringen  Spuren  Aldehyd  tritt  sogleich  Rothfarbung 
auf,  während  der  Pictet'sche  Aether  farblos  bleiben  soll.  G. 
Arends^)  möchte  jedoch  darauf  aufmerksam  machen,  dass  es 
zur  Erzielung  eines  richtigen  Resultates  selbstverständlich  unbe- 
dingt nothwendig  ist,   dass  der  Fuchsinlösung  genau    nur   soviel 


1)  The  phann.  Journ.  and  Transact.  189S,  No.  1179,  617.       2)  Fbann. 
Ztg.  1893,  182 


302  Methaademate. 

Bisulfitlösung  zugesetzt  wird,  als  zur  Entfärbung  gebraucht  wird. 
Jeder  geringe  Ueberschuss  würde  eine  ihm  entsprechende  Menge 
Aldehyd  übersehen  lassen. 

Ueber  die  Bildung  einer  explosiven  Substanz  beim  Verdampfen 
von  Aether  hatCleve^)  berichtet.  Nach  dem  Verdunsten  von 
gewöhnlichem  Aether  fand  derselbe  eine  zähe  Substanz,  welche 
nach  längerem  Austrocknen  eine  durchsichtige  amorphe  Masse 
bildete.  Als  dieselbe  nach  Zusatz  von  wenig  Wasser  im  Mörser 
gerieben  wurde,  erfolgte  eine  heftige  Explosion,  welche  ver- 
muthlich  auf  einen  Gehalt  au  Aetbylperoxyd  zurückzuführen 
sein  wird. 

Die  allmähliche  Bildung  von  Wasserstoffsuperoxyd  in  sonst 
reinem  Aether  haben  sowohl  D  uns  tan  und  Dymond,  als  auch 
Richardson  *)  studirt.  Erstere  beiden  Autoren  fanden,  dass 
'dieselbe  nicht  als  eine  besondere  Eigenthümlichkeit  des  Aethers 
zu  betrachten,  sondern  dass  sie  lediglich  auf  die  Rohmaterialiea 
zurückzuführen  sei,  aus  welchen  der  betreffende  Aether  herge- 
stellt wurde.  Ein  aus  Natriumaeihylat  und  Jodaethyl  dargestellter 
Aether  zeigte  selbst  nach  monatelangem  Stehen  am  Tageslicht 
und  in  Berührung  mit  Luft  nicht  eine  Spur  von  Wasserstoffsuper- 
oxyd. Ein  Product  aus  reinem  Alkohol  und  reiner  Schwefelsäure 
liess  unter  denselben  Verhältnissen  ganz  geringe  Mengen  HtOs 
«rkenneu,  während  ein  Aether  aus  mit  Holzgeist  denaturirtem 
Alkohol  sehr  deutliche  Reactionen  mit  Jodkalium  bezw.  Ghrom- 
säure  zeigte.  —  Soll  aus  guter  Handelswaare  jede  Spur  von 
Wasserstoffsuperoxyd  entfernt  werden,  so  muss  dieselbe  nach 
oben  genannten  Autoren  vor  der  letzten  Rectification  mitührom- 
säure  und  Schwefelsäure  geschüttelt  werden.  Auch  Jodwasser- 
«toffsäure  soll  dieselben  Dienste  thun,  doch  müsste  der  Aether 
<lann  noch  mit  Thiosulfatlösung  geschüttelt  werden,  um  das  etwa 
durch  HsOa  ausgeschiedene  Jod  zu  entfernen. 

Cry stallin.  Mit  diesem  Namen  bezeichnet  man  ein  CoUo- 
dium,  bei  welchem  statt  Alkohol  und  Aether  Methylalkohol  zur 
Lösung  der  CollodiumwoUe  verwendet  wird.  Dieses  Lösungs- 
mittel verdunstet  langsamer  und  das  zurückbleibende  Gollodium- 
häutchen  ist  dauerhafter  als  das  vom  gewöhnlichen  CoUodium 
zurückbleibende.  Durch  Zusatz  von  Ricinüsöl  kann  dasselbe  eben- 
falls noch  elastischer  gemacht  werden.  Philipps  *)  verwendet 
Auflösungen  von  Pyrogallol,  Salicylsäure,  Ghrysarobin,  Sublimat 
-etc.  in  Crystallin  bei  der  Behandlung  verschiedener  Hautkrank- 
heiten und  stellt  ein  dem  CoUodium  elasticum  analoges  Präparat 
dar  durch  Mischen  von  Crystallin  40,  Ol.  Ricini  4,  Bals.  Cana- 
dense  2  Th.  Ein  sogenannter  Crystallinfirniss ,  welcher  zur  Her- 
stellung völligen  Luftabschlusses  geeignet  sein  dürfte,  soll  dar- 
festellt  werden  aus  Crystallin  30,  Ol.  Ricini  4,  Zinc.  oxydat. 
Th. 


1)  Darch  Pharm.  Ztg.  1898,  182.  2)  Darch  Pharm.  Ztg.  1893,  182. 

S)  Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  703. 


Einsäurige  Alkohole,  Aether  und  Substitute.  303 

Aethylbromid.  In  dem  Nachtrage  der  ständigen  Com- 
mission^)  zur  Bearbeitung  des  Deutschen  Arzneibuches  sind  bei 
y,Aeiher  bromatus''  folgende  Aenderuugen  in  Vorschlag  gebracht: 
JDas  spec.  Gewicht  soll  in  „von  1,453—1,457"  geändert  werden. 
Femer  soll  bei  der  Schwefelsäureprobe  vor  „geschüttelt*'  eingefügt 
werden:  „in  einem  3  cm  weiten,  vorher  mit  Schwefelsäure  ge- 
spülten Glase  mit  Glasstöpsel."  JDie  folgende  Prüfung  soll  dahin 
geändert  werden:  „Werden  5  cc  Aethylbromid  mit  5  cc  Wasser 
einige  Secunden  geschüttelt,  yon  dem  Wasser  sofort  2,5  cc  abge- 
hoben und  mit  1  Tropfen  Silbemitratlösung  versetzt,  so  muss  die 
Mischung  mindestens  5  Minuten  lang  klar  bleiben." 

Aeihylchlorid.  Die  Einwirkung  niedriger  Temperatur  bei  der 
Darstellung  des  Aethylchlorids  nach  dem  Pictet'schen  Kälteverfahren 
schliesst  Verunreinigungen  durch  Aether,  freie  Salzsäure  und 
Spuren  von  Alkohol  auf  einfache  Weise  aus.  Ausserdem  gewährt 
sie  den  Vortheil,  trotz  der  grossen  Flüchtigkeit  des  Ghloräthyls, 
das  schon  bei  11^  siedet,  das  Product  ohne  Verlust  auffangen  zu 
können.  —  Auch  bei  der  Darstellung  des  Aethylbromids  zeigt  sich 
die  vortheilhafte  Wirkung  des  Verfahrens,  indem  ein  reineres  und 
haltbareres  Product  erzielt  wird.  Mit  Silbernitrat  geprüft  zeigt 
dasselbe  auch  nach  mehreren  Minuten  keine  Reaction.  Der  Zer- 
setzung unterliegt  es,  wenn  gut  aufbewahrt,  überhaupt  nicht, 
ebenso  wenig  tritt  beim  Aufbewahren  Gelbfärbung  durch  aus- 
geschiedenes Brom  auf). 

Die  Vet^wendung  des  Aethylchlorids  als  locales  Anästheticum 
nimmt  zu.  Gehe  &  Co.  ^)  haben  neuerdings  die  französische 
Packung  mit  sehr  praktischem  Schrauben  verschluss  eingeführt, 
die  dem  Arzte  die  Verstaubung  jeder  beliebigen  Menge  gestattet, 
kein  erneutes  Zuschmelzen  der  Spitze  uöthig  macht,  bequem  trans- 
portabel ist  und  sich  auch  nicht  wesentlich  theurer  als  die  Röhr- 
chenpackung stellt. 

Das  Aethylchlorid  kommt  auch  unter  der  Bezeichnung  Kelen 
in  den  Handel  und  zwar  in  Glasröhrchen  mit  10  oder  30  g  In- 
halt; die  Röhrchen  sind  entweder  mit  einem  Metallverschluss  ver- 
sehen oder  vor  der  Lampe  zugeschmolzen.  Letztere  Röhrchen 
werden  zum  Gebrauch  durch  Abkneifen  des  fein  ausgezogenen 
Endes  geöffnet  und  durch  Ueberziehen  eines  beigegebenen  Gummi- 
ringes, dessen  verdickte  Stelle  auf  die  Oeffnuug  zu  liegen  kommen 
muss,  verschlossen.  Zu  beziehen  sind  die  Röhrchen  mit  Kelen 
von  Emil  Bardorff  in  Leipzig  ^). 

Unter  dem  Namen  Cotyl  wird  ein  Gemisch  von  Methylchlorid 
und  Aethylchlorid  als  neues  locales  Anaestheticum  verstanden« 
Dasselbe  ist  bei  0^  noch  flüssig,  während  Methylchlorid  bereits 
bei  —  27''  siedet;  daher  ist  die  durch  das  Coryl  auf  der  Haut 
erzeugte  Kälte  nicht   so   beträchtlich   wie  bei  Anwendung    von 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  618.         2)  Pharm.  Ztg.  1898,  682.         8)  Handels- 
bericht 1898,  April.  4)  Pharm.  Centralh.  1893,  721. 


304  Methanderivate. 

Methylchlorid.    Das  G017I  soll  in  der  zahnärztlichen  Praxis  und 
für  kleine  Operationen  YerwenduDg  finden  können  ^). 

Natrium  aethyUcum  siccutn,  C^HsONa  ist  ein  gelbliches  bis 
granbraunes  Pulver,  von  weingeistigem  Gerüche  und  ätzendem 
Geschmack,  löslich  in  Alkohol  und  in  Wasser.  Das  Natrium- 
äthylat  wird  schon  seit  Jahren  zur  Herstellung  des  Liquor  Natrii 
aethylati  Richardsoni  verwendet,  der  als  Aetzmittel  dient  Neuer- 
dings fanden  Gamberini  u.  Monari  das  Natriumäthylat  bei  ge- 
wissen Hautkrankheiten  sehr  wirksam  *). 

Ueber  den  iherapeutiachen  Werth  des  Methylchlorids  berichtet 
Hertmanni^),  dass  er  bis  über  70  Aufstäubungen  verwendete, 
ohne  andere  üble  Zufälle  davon  zu  sehen,  als  eine  schnell  heilende 
Blasenbildung  und  danach  entstehende  etwas  intensivere  Pigmen- 
tirung,  die  aber  ebenfalls  nach  einigen  Wochen  bis  Monaten  zu 
verschwinden  pflegt.  In  Folge  zu  starker  Erfrierung  können  die 
Hautstellen  gangränös  werden;  bei  einiger  Uebung  in  der  An- 
wendung des  Chlormethyls  und  bei  einiger  Vorsicht  ist  aber  eine 
zu  intensive  Aufstäubung  leicht  zu  vermeiden.  Ein  Uebelstand 
bei  der  Ghlormethylbehandlung  ist  die  umständliche  Beschaffung 
des  Mittels  und  der  ausserordentlich  hohe  Preis. 

Mixtura  sulfurica  acida.  Der  Wortlaut  des  Arzneibuches 
kann  dazu  verleiten,  den  Weingeist  der  Schwefelsäure,  statt  um- 
gekehrt, beizumischen  und  dadurch  zu  gewaltsamem  Umher- 
schleudern der  Säure  fuhren;  der  Angabe  von  Hirsch  ent- 
sprechend, schlägt  die  Commission  des  Deutschen  Apotheker- 
Vereins  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuchs  ^)  vor,  der  zweiten  Zeile 
des  Textes  das  Wörtchen  „mit*^  durch  „zu*^  zu  ersetzen.  —  Von 
mehreren  Seiten  sind  weitere  Grenzen  für  das  spec.  Gewicht  vor- 
geschlagen worden.  Bei  Anwendung  von  Ingredienzien  von  zu- 
lässig niedrigstem  spec.  Gewichte  (Spiritus  «  0,830,  Acid.  sul- 
furicum  1,836)  hat  die  bei  18°  hergestellte  Mischung  das  spec. 
Gewicht  0,993  bei  15^.  Anderseits  ist  bei  den  Versuchen  nie- 
mals eine  Mischung  erzielt  worden,  welche  —  selbst  nach  mehr- 
monatlicher Aufbewahrung  —  ein  höheres  specifisches  Gewicht 
als  0,997  besitzt 

AethylnUrü.  Zur  Darstellung  von  i^iritus  Äetherü  nitrosi 
empfiehlt  E.L.  Patch  ^)  eine  Methode,  welche  auf  der  Einwirkung 
nascirender  Untersalpetersäure  auf  Alkohol  basirt.  Zur  Ver- 
wendung kommen  Natriumnitrit,  Schwefelsäure  und  Alkohol  nach 
der  Formel 
2C.H60H  +  2NaN02  +  Hj,SOi  -  2C»H5NOji  +  Na^SO*  +  2H,0. 

Die  Haltbanncuihung  des  Spiritus  aetheris  nitrosi  gelingt  nach 
Meldrum  8)  durch  einen  Zusatz  von  Glycerin  (10  Volumprocent). 
Eine  Lösung  reinen  Aethylnitrits  in  absolutem  Alkohol  sei  aller- 
dings gleichfalls  der  Zersotzlichkeit  nicht  unterworfen,  doch  habe 


1)  Jouro.  de  Pharm.  d'Anvers  1893,  16.  2)  Beriebt  von  E.  Merck, 

Jan.  1893.  3)  Therap.  Monatsh.  1893,  162.  4)  Apoth.  Ztur.  1893,  419. 

5)  Amer.  Drugg.  1893,  No.  3.  6)  dnrch  Pharm.  Ztg.  1693,  128. 


Amidderiyate  der  Kohlensäure.  353 

ihrem  VerhältnisszamNatriumphosphat  des  Harns  abhängig  ist,  indem 
beim  Herabgehen  der  Temperatur  die  Phosphorsäure  sich  eines  Theiles 
des  die  Harnsäure  lösenden  Natrons  bemächtigt,  doch  zeigt  die  Erfah- 
rung, dass  Harne,  welche  weder  reicher  an  Harnsäure  sind,  noch  eine 
stärkere  saure  Reaction  als  andere  besitzen,  dennoch  die  Harn- 
säure rascher  ausfallen  lassen,  ohne  dass  sich  hierfür  ein  Grund 
auffinden  liess.  —  Einschlägige  Versuche  ergaben,  dass  ein  Liter 
2  o/oiger  Harnstoff lösung  im  Mittel  0,529  g  Harnsäure  lösen.  Da 
der  menschliche  Harn  durchschnittlich  etwa  2  %  Harnstoff  und 
bei  gemischter  Kost  etwa  täglich  0,8 — 1  g  Harnsäure  enthält,  so 
ist  bei  einer  Harnmenge  von  1500 — 2000  cc  der  Harnstoff  des- 
selben allein  im  Stande,  die  Lösung  fast  der  gesammten  Harn- 
säure zu  bewirken.  Einen  Theil  der  in  2  ^/oiger  Hamstofflösung 
gelösten  Harnsäure  kann  man  durch  Säurezusatz  (Salzsäure)  zur 
Abscheidung  bringen.  Ein  beträchtlicher  Theil  bleibt  in  Lösung 
und  dieser  Antheil  nimmt  an  Grösse  zu,  sobald  der  Säurezusatz 
das  Optimum  überschreitet,  indem  offenbar  die  überschüssige 
Säure  einen  Theil  der  Harnsäure  wieder  löst  Bei  steigendem 
Säurezusatz  verringert  sich  das  Vermögen  des  Harnstoffs,  die 
Harnsäure  in  Lösung  zu  halten,  und  verschwindet  schliesslich  ganz. 
Dies  geschieht  aber  erst  bei  einem  Säuregehalte,  bei  welchem  die 
Säure  ihrerseits  allein  einen  beträchtlichen  Theil  der  Harnsäure 
löst.  —  Aus  Lösungen  von  Harnsäure  in  Harnstoff,  in  denen  der 
Harustoffgehalt  6  <>/o  erreicht  oder  überschreitet,  fällt  beim  An- 
säuern statt  der  Harnsäure  ein  flockiger  Niederschlag  aus.  Der- 
selbe besteht  aus  einer  Verbindung  gleicher  Moleküle  Harnsäure, 
Harnstoff  und  Wasser.  Noch  eine  zweite  Verbindung  (1  Mol. 
Harnsäure,  2  Mol.  Harnstoff  und  4  Mol.  Wasser^  lässt  sich  dar- 
stellen. Wahrscheinlich  kommt  die  Bildung  des  narnsauren  Harn- 
stoffes auch  im  Harn  von  Menschen  vor. 

Bei  den  Methoden  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Harn- 
säure,  in  der  dieselbe  durch  Salzsäure  gefällt  wird ,  hat  sich  von  * 
jeher  der  Uebelstand  bemerkbar  gemacht,  dass  etwa  vorhandenes 
Aauthin  gleichzeitig  mit  der  Harnsäure  ausfällt.  Um  in  einem 
Gemisch  von  Harnsäure  und  Xanthin  das  letztere  nachzuweisen, 
erwärmt  man  das  Gemisch  mit  concentrirter  Salpetersäure,  bis  die 
Gasentwickelung  aufgehört  hat  Dadurch  wird  die  Harnsäure 
oxydirt,  während  Xanthin  unverändert  bleibt  Die  saure  Lösung 
wird  mit  Ammoniak  im  geringen  Ueberschuss  versetzt,  nach  kurzer 
Zeit  auf  dem  Wasserbad  erwärmt,  mit  Essigsäure  angesäuert  und 
mit  dem  gleichen  Volumen  Alkohol  versetzt  Auf  diese  Weise 
war  es  noch  möglich,  5  mg  Xanthin  neben  1  g  Harnsäure  nach- 
zuweisen. Bei  den  quantitativen  Bestimmungen  wurde  das  Xanthin 
bis  auf  6  bis  7  mg  wiedergefunden.  ^) 

Die   grosse  Anwendbarkeit   der  Harnstofßestimmungsmethode 
von  K.  A.  H.  Mörner  und  J.  Sjöqvist  hat  E.  Bödtker«)  durch 


1))  Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  648.  2)  Zeitachr.  f.  physiol.  Chem. 

XVII,  140. 

FbanuceoUaeher  Jahi«8b«rieht  f.  1893.  23 


354  Methanderiyate. 

seine  Versuche  endgültig  bewiesen;  für  die  Aasführung  der  Me- 
thode empfiehlt  er  folgendes  Verfahren,  das  im  wesentlichen  mit 
der  Vorschrift  von  Mörner  und  Sjöqvist  übereinstimmt:  2,5  cc 
Harn  werden  in  einem  Kölbchen  mit  2,5  cc  einer  Barytlösung 
versetzt,  welche  in  einem  Liter  50,0  Barythydrat  und  350,0  Ba- 
ryumchlorid  enthält.  Der  Mischung  werden  75  cc  eines  Gemisches 
von  1  Theil  Aether  und  2  Theilen  90  o/o  ig.  Alkohol  zugesetzt.  Das 
Gefäss  wird  verschlossen,  geschüttelt  und  bis  zum  folgenden  Tage 
hingestellt.  Alsdann  wird  in  eine  Porcellanschale  filtrirt  und  der 
Niederschlag  mit  etwa  50  cc  der  Aether -Alkoholmischung  ge- 
waschen. Der  Aether-Alkohol  wird  jetzt  auf  dem  Wasserbade 
bei  einer  Temperatur  von  50 — 60°  verjagt,  bis  das  Volum  etwa 
20  cc  beträgt.  Besass  der  ursprüngliche  Harn  ein  hohes  speci- 
fisches  Gewicht,  so  ist  während  des  Einengens  ein  Zusatz  von 
etwa  einem  halben  Gramm  Magnesiumoxyd  rathsam.  Die  einge- 
dampfte Flüssigkeit  wird  jetzt  mit  10  cc  conc.  Schwefelsäure  vor- 
sichtig versetzt  und  das  Wasserbad  bis  zum  Sieden  erhitzt.  Wenn 
das  Volum  nicht  mehr  abnimmt,  wird  die  Flüssigkeit  in  den  Auf- 
schliesskolben  gegossen,  und  die  Schale  mit  destillirtem  Wasser 
nachgespült.  Das  Aufschliessen  gelingt  durch  Erhitzen  auf  einem 
Drahtnetz  ohne  Zusatz  von  Quecksilber  und  ohne  gewaltsames 
Stossen  in  ein  paar  Stunden.  Schliesslich  wird  in  bekannter  Weise 
mit  überschüssiger  Natronlauge  destillirt  und  das  gefundene  Am- 
moniak auf  Stickstoff  umgerechnet.  Die  gefundenen  Procente 
Stickstoff  mit  2,14  multiplicirt,  geben  dann  den  Harnstoff  in  Pro- 
centen  an. 

Zum  Zweck  der  Zersetzung  des  Harnstoffes  im  Harn  mittelst 
NcUriumhypobromit  oder  -hypochlorit  und  zum  Aufsammeln  und 
Messen  des  entwickelten  Stickstoffs  hat  W.  Colquhoun^)  den 
Apparat  von  Rüssel  und  West  in  folgender  Weise  verbessert.  Eine 
an  ihrem  oberen  Ende  durch  einen  Glashahn  verschliessbare ,  in 
Vio  cc  getheilte  Glasbürette  besitzt  neben  ihrem  unteren  Ausfiuss 
zwei  seitliche  Ansätze,  von  denen  der  eine  mit  einem  Reservoir 
für  das  Natriumhypochlorit  in  fester  Verbindung  steht.  An  den 
anderen  Stutzen  ist  mit  einem  Kautschukschlauch  ein  Wasser- 
gefäss  angeschlossen,  das  zugleich  als  Niveaukugel  dient.  Die 
gerade  Fortsetzung  nach  unten  bildet  das  Zersetzungsgefäss ;  dieses 
ist  eine  durch  zwei  Glashähne  abgeschlossene  Kugel  von  6  cc  In- 
halt, die  zur  Aufnahme  des  zu  untersuchenden  Harns  dient.  Die 
Einführung  des  Harns  geschieht  mit  einer  an  ihrem  Ausflussende 
kurz  umgebogenen  in  Vioo  cc  getheilten  Pipette,  nachdem  man 
den  die  Zersetzungskugel  nach  oben  hin  abschliessenden  Hahn 
entfernt  hat. 

Die  Bestimmung  des  Harnstoffs  im  Harn  wird  in  der  Regel 
in  der  Weise  ausgeführt,  dass  man  mittels  Hypobromitlösung  den 
Gesammtstickstoff  des  Harns  bestimmt  und  durch  Multiplication 
des  gefundenen  Werthes  mit  einem  constanten  Factor  den  Harn- 


1)  Ghem.  News  1893,  128;  durch  Pharm.  Ztg.  189S,  459. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  355 

fitoff  berechnet.  G.  Sander^)  macht  darauf  aufmerksam,  dass 
diese  Methode  keine  genauen  Resultate  liefern  kann,  da  der  Harn 
ausser  Harnstoff  und  Harnsäure  auch  noch  Leukomaine  enthält, 
die  das  Resultat  beeinflussen.  Das  Verbältniss  der  Leukomaine 
zum  Harnstoff  ist  nicht  constant,  sondern  wechselt  je  nach  der 
Function  des  Organismus,  so  dass  eine  gleiche  Menge  an  6e- 
sammtstickstoff  an  mehreren  Tagen  einen  Schluss  auf  den  Gesund- 
heitszustand nicht  gestattet.  Sander  räth  deshalb,  das  Resultat 
der  Harnstoffbestimmung  nicht  in  absoluten  Zahlen,  sondern  als 
Verbältniss  von  Gesammtstickstoffmenge  zum  Stickstoff  des  Harn- 
stoffs auszudrücken.  —  Zur  Ausführung  der  Analyse  wird  die 
von  Poehl*)  angegebene  Methode  empfohlen:  In  100  cc  eiweiss- 
freiem  Harn  wird  mittels  NaOBr  der  Gesammtstickstoff  bestimmt. 
Aus  weiteren  100  cc  fällt  man  durch  Zusatz  von  25  cc  Salzsäure 
(1,134),  15  cc  Wasser  und  10  cc  Phosphorwolframsäure  (10  <>/o) 
die  Leukomaine,  in  einem  Theile  des  Filtrates  bestimmt  man 
gleichfalls  den  Stickstoff  und  berechnet  ihn  auf  100  cc,  wobei  zu 
berücksichtigen  ist,  dass  sich  das  Filtrat  zum  Harn  wie  1,5:  1 
Terhält.  Das  Verbältniss  des  Gesammtstickstoffs  zum  Harnstoff 
ist  im  Allgemeinen  wie  100  :  85  bis  100  :  95 :  durch  pathologische 
Verhältnisse  wird  es  bedeutend  geändert.  Da  der  Harn  zu  ver- 
schiedenen Tageszeiten  nicht  immer  dieselbe  procentische  Zu- 
sammensetzung besitzt,  so  ist  es  nothwendig,  den  ganzen  Harn 
von  24  Stunden  zu  mischen  und  zur  Analyse  zu  benutzen. 

Ein  Körper,  der  dem  Arzte  wichtige  Aufschlüsse  über  den 
Oesundheitszustand  des  Organismus  liefern  kann,  ist  das  Indican, 
dessen  Menge  im  Harn  durch  eitrige  Processe  im  Körper  wesent- 
lich erhöht  wird.  Zur  ungefähren  Bestimmung  des  Indicans  im 
Harn  versetzt  man  nach  G.  Sander*)  4  cc  mit  2  cc  Salzsäure 
{1,171)  und  V^  cc  Chloroform,  alsdann  fügt  man  tropfenweise  eine 
filtrirte  Ghlorkalklösung  (5  %)  unter  fortwährendem  Umschwenken 
hinzu,  bis  die  Blaufärbung  verschwindet;  normaler  Harn  gebraucht 
6 — 8  Tropfen,  12—20  Tropfen  haben  pathalogische  Bedeutung, 
40 — 80  Tropfen  lassen  auf  grössere  eitrige  Geschwüre  schliessen. 

Um  eine  für  klinische  Zwecke  genügend  genaue  Mengen- 
bestimmung  des  Indicans  im  Harn  vorzunehmen,  modificirte  Keil- 
mann <)  die  qualitative  Reaction  von  Salkowski  und  Stockvis 
und  verfährt  in  folgender  Weise:  Mischt  man  eine  bestimmte 
Menge  Harn  mit  der  gleichen  Menge  concentrirter  Salzsäure,  setzt 
einige  Tropfen  einer  5  o/o  igen  Ghlorkalklösung  hinzu ,  so  wird 
durch  Oxydation  Indigoblau  gebildet.  Dieser  Farbstoff  wird  beim 
Schütteln  mit  zugesetztem  Chloroform  von  diesem  aufgenommen. 
Die  Blaufärbung  nimmt  bei  fortschreitender  Oxydation,  das  heisst 
mit  jedem  Tropfen  der  Ghlorkalklösung  zu,  bis  die  Oxydation  des 
vorhandenen  Chromogens  eine  vollkommene  ist,  dann  zerstört  ein 
Ueberschuss   der    oxydirenden    Lösung    die    blaue    Farbe.      Die 


1)  Jonm  der  Pharm,  von  Elfiass-Lothringen   1893,    326.  2)  Berl. 

klin.  Wochenschr.  1893  No.  86.  3)  Therap.  Blätter  1898,  205. 

23* 


356  Methanderivate. 

Intensität  der  Blaufärbung  als  Maassstab  zu  benützen,  ist  nicht 
möglich ,  da  sich  dieselbe  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grade  beur- 
theilen  lässt,  und  eine  Reihe  störender  Momente  Yorhauden  sind. 
Dagegen  lässt  die  Entfärbung  sich  genau  bestimmen,  um  darin 
eine  genügend  scharfe  Grenze  zu  finden.  Beginnt  die  Entfärbung 
sich  zu  zeigen,  so  genügen  auch  wenige  Tropfen,  um  das  Chloro- 
form völlig  farblos  werden  zu  lassen.  Die  Zahl  der  Tropfen  also> 
die  von  der  Chlorkalklösung  aus  einer  gewöhnlichen  Tropfflasche 
zugesetzt  werden  müssen,  um  die  Blaufärbung  und  die  unmittel- 
bar sich  daran  schliessende  Entfärbung  zu  erzielen,  können  als 
Maass  der  vorhandenen  Indicanmenge  dienen,  da  diese  Zahl  um 
so  grösser  sein  muss,  je  mehr  Indican  vorhanden  ist  Bei  wieder- 
holten Untersuchungen  desselben  Harns,  auch  durch  verschiedene 
Personen  ergab  sich  stets  das  gleiche  Resultat,  denn  höchstens 
1  bis  3  Tropfen  bezeichneten  die  Differenzen,  die  der  verschiede- 
nen individuellen  Beobachtung  entsprechen  konnten.  Für  ver- 
gleichende Messungen  muss  natürlich  die  Hammenge  stets  die 
gleiche  sein.  Verfasser  mischt  stets  3  cc  Harn  mit  3  cc  Salzsäure, 
setzt  dann  5  o/oige  Chlorkalklösung  tropfenweise  zu  und  schüttelt 
nach  jedem  Tropfen  sanft.  Die  letztere  Lösung  muss  möglichst 
frisch  bereitet  sein.  Etwa  4  bis  7  Tropfen  entfärben  den  ge- 
bildeten Indigo  unter  diesen  Bedingungen  im  normalen  Harn. 
Ein  ^erth  von  10  und  mehr  hat  pathologische  Bedeutung,  und 
ein  subcutaner  Abscess  von  Hühnereigrösse  steigert  den  Werth  bis 
20  und  30.  In  noch  anderen  Fällen  sind  bis  60  und  80  Tropfen 
nöthig,  um  die  Flüssigkeit  blau  zu  färben  und  wieder  zu  entfärben. 

Ueber  den  Nachweis  twn  Nitriten  im  Harn  berichtet  A. 
Jolles.  ^)  Die  Nitrite  entstehen  zuweilen  in  durch  saure  Gäh- 
rung  getrübten  Harnen;  warum  nicht  in  jedem  in  saure  Gah- 
rung  übergegangenen  salpetersäurehaltigen  Harn  Nitrite  auftreten, 
ist  nicht  bekannt.  Der  Nachweis  von  Nitriten  mittels  Jodkalium- 
stärkelösung und  Schwefelsäure  besitzt  für  Harn  nicht  genügende 
Empfindlichkeit,  weil  sowohl  normale  wie  auch  pathologische 
Hambestandtheile  Jod  absorbiren.  Zum  qualitativen  Nachweis 
von  Nitriten  im  Harn  sind  geeignet:  1.  die  Probe  mit  Sulfanil- 
säure  und  schwefelsaurem  a-Naphthylamin  (unterste  Grenze  bei 
0,000032  g  Ng  Oj  in  100  cc  Harn),  2.  die  sog.  Schäffer'sche  Probe, 
bestehend  in  Zusatz  von  Kaliumferrocvanid  und  Essigsäure  (unterste 
Grenze  bei  0,000045g  in  100  cc).  !Zur  annähernden  quantita- 
tiven Bestimmung  ist  nur  die  colorimetrische  Bestimmung  nach 
Trommsdorff  (mittels  Zinkjodidstärkelösung)  verwendbar;  nur  muss 
der  Harn  entfärbt  sein  und  die  Bestimmung  rasch  durchgeführt 
werden.  Die  Methode  von  Deventer  (Ber.  d.  Deutsch,  ehem.  Ges., 
Bd.  26,  S.  589)  ist  nach  A.  JoUes  nicht  zu  empfehlen. 

Kisch*)  weist  darauf  hin,  dass  die  Bildung  der  Oxalsäure 
im  Harn  eine  Erscheinung  bei  Diabetes  sei.    Fürbringer  ^)  er- 

1)   Wiener  med.   Blätter   1898,    561.  2)   Med.-chir.  Randschau 

1893,  741. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  357 

wähnt  dazu,  dass  aus  dem  Sediment  allein  eine  Schlussfolgerung 
auf  die  Gesammtmenge  der  Oxalsäure  nicht  geschlossen  werden 
kann,  weil  Oxalsäure  in  Lösungen  von  phosphorsaurem  Natrium 
löslich  ist,  und  die  Anwesenheit  des  letzteren  Salzes  im  Harn  ein 
Ausfallen  der  Oxalsäure  verzögem  würde. 

üeber  die  maassanalytische  Bestimmung  der  Phenole  im  Harn 
hat  A.  Kessler  ^)  Versuche  angestellt.  p-Gresol  kann  nach 
der  Koppeschaar'schen  Methode  bestimmt  werden,  wenn  man  einen 
grossen  Ueberschuss  yon  Bromlösung  bei  60°  auf  die  Cresol- 
lösung  einwirken  lässt  und  den  Ueberschuss  des  Broms  in 
der  Kälte  zurücktitrirt.  Die  Versuche  Phenol  in  derselben 
Weise  zu  bestimmen,  führten  zu  einem  negativen  Resultate.  Nach 
der  Messinger-Vortmann'schen  Methode  werden  gute  Resultate  er- 
zielt, wenn  man  beim  Phenol  (auf  1  Mol.)  etwas  über  3  Mol. 
unterjodigsaures  Natrium  und  etwas  über  3  Atome  freies  Jod,  bei 
p-Gresol  auf  1  Mol.  mehr  als  7  Mol.  Hypojodid  und  etwa  10 
Atome  freies  Jod  anwendet  Da  bei  beiden  Phenolen  auf  je  1 
Mol.  6  Atome  Jod  in  Reaction  treten,  so  lässt  sich  mit  Hülfe 
dieser  Methode  auch  die  Bestimmung  eines  Gemenges  Ton  Phenol 
und  Cresol  ausführen,  natürlich  ohne  dass  man  Aufschluss  über 
die  wechselseitigen  Mengen  derselben  erhalten  kann. 

A.  Kessler  und  E.  Penny^)  haben  weiterhin  untersucht, 
in  wie  weit  sich  zur  maassanalytischen  Bestimmung  der  Phonole 
angegebene  Methoden  auf  die  Bestimmung  der  Hamphenole  an- 
wenden lassen  —  und  gelangten  durch  ihre  Versuche  dazu,  für 
die  quantitative  Bestimmung  der  Phenole  im  Harn  folgendes  Ver- 
ehren vorzuschlagen:  Etwa  500  cc  Harn  werden  bei  schwach 
alkal.  Reaction  auf  etwa  100  cc  eingedampft,  und  der  so  con- 
centrirte  Harn  mit  Schwefelsäure  destillirt.  Das  Destillat  wird  mit 
Calciumcarbonat  bis  zum  Verschwinden  der  sauren  Reaction  ver- 
setzt und  abermals  destillirt.  Letzteres  Destillat  wird  dann  mit 
Vio  N.  Natronlauge  bis  zur  alkalischen  Reaction  und  heiss  mit 
Vio  Jodlösung  (15—25  cc  mehr  als  vorher  ^lo  N.  Natronlauge) 
versetzt  und  umgeschüttelt.  Nach  dem  Erkalten  wird  angesäuert 
und  das  freigewordene  Jod  mit  Vio  N.  Natriumthiosulfatlösung 
zurücktitrirt.  Das  im  Destillate  gebundene  Jod  repräsentirt  das 
von  den  Phenolen  zur  Bildung  der  Trijodsubstitutionsderivate  ver- 
brauchte Jod. 

Guerin  u.  Thorion  ^)  machen  darauf  aufmerksam,  dass  bei 
Phosphorsäurebestimmung  im  Harn  als  phosphors.  Ammonium- 
Magnesium  (an  Stelle  der  üblichen  Titration  mit  Uranacctat)  die 
Harnsäure  störend  ist.  Letztere  bildet  ein  schwer  lösliches 
Ammonium-Magnesiumsalz.  Um  diesen  Fehler  zu  eliminiren,  ist 
es  noth wendig,  das  durch  Glühen  des  Niederschlages  erhaltene 
Magnesiumpyrophosphat  zu  lösen  und  von  neuem  zu  fällen.   Durch 


1)  dnrch  Pharm.  Centralh.  189S,  238.  2)  Zeitsohr.  f.  phys.  Chem. 

XYII,  117.  3)  Joam.  de  pharm,  et  de  chim. 


358  Methanderivate. 

Harnsäure    gefälltes   Magnesiumoxyd    bleibt    hierbei   in   Lösung» 
(Ausserdem  muss  das  Calcium  des  Harns  zuvor  beseitigt  sein.  B.) 

Entgegen  der  landläufigen  Ansicht,  dass  die  beim  Kochen 
des  Harns  ausfallenden,  in  einer  Spur  Essigsäure  sich  lösenden 
Stoffe  stets  Phosphate  sind,  fuhrt  Beugnies  *)  den  Nachweis,  dass- 
es  sich  häufig  um  Beimengung  von  Globulin-Albumin  handelt. 
Dasselbe  kann  mittels  des  Esbach'schen  Reagens,  welches  Phos- 
phate nicht  fällt,  leicht  von  den  letzteren  getrennt  werden. 

Nach  Mittheilung  von  M.  J  oll  es')  hat  derselbe  versucht,, 
ähnlich  der  Eiweissbestimmung  nach  Esbach,  die  Phosphorsäure 
im  Harn  auf  folgende  Weise  zu  bestimmen.  10  cc  Harn  wurden 
mit  5  cc  Magnesiamixtur  versetzt  und  die  Menge  des  nach  einer 
gewissen  Zeit  abgesetzten  kristallinischen  Niederschlages  an  einem 
mit  empirischer  Skala  versehenen  Probirglas,  dem  Phosphato- 
meter,  abgelesen.  Durch  Gontrolversuche  (Titration  mit  Uran- 
lösung) fand  JoUes  jedoch,  dass  diese  Methode  der  Phosphor- 
säurebestimmung im  Harn  ganz  unzuverlässig  ist.  Auch  die  Ver- 
suche, durch  Verwendung  der  Gentrifuge  die  Niederschläge  gleich- 
massiger  zum  Absitzen  zu  bringen,  haben  keinen  besseren  Erfolg 
gehabt.  —  Unter  demselben  Namen  Phosphatometer  hat  kürzlich 
G.  Gentil  in  der  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Pharm,  einen  auf  dem- 
selben Princip  beruhenden  Apparat  für  die  Praxis  empfohlen  *) . 

Nach  der  Methode  von  E.  Ludwig  wird  Quecksilber  aus  dem 
Harne  durch  Zinkpulver  ausgefällt.  Es  ist  jedoch  nach  St.  Bond- 
zynski')  hierbei  zu  beachten,  dass  das  käufliche  Zinkpulver 
Gadmium  enthält.  Man  muss  daher  den  erhaltenen  Metallspiegel 
zur  GontroUe  mit  Jod  prüfen.  —  Am  besten  ist  es,  statt  des  Zinks 
Eupferpulver  oder  Kupferblech  bezw.  Kupferspäne  zu  verwenden. 

Einfache  Methoden  der  quantitativen  nestimmung  des  Urobilins 
im  Harn  giebt  T.  Bogomolow^)  an:  1.  Mittels  des  Spek- 
troskops. Man  setzt  tropfenweise  zu  einer  abgewogenen  Harn- 
portion so  lange  Vioo  N.  -  Alkalilösung  zu,  bis  Lackmuspapier  neu- 
trale Reaction  giebt,  und  fügt  alsdann  mit  grösster  Vorsicht  Alkali 
bis  zur  Grünfärbung  hinzu;  das  Spektroskop  zeigt  nunmehr  den 
Absorptionsstreifen  des  alkalischen  Urobilins.  —  2.  Ohne  Spek- 
troskop. Man  setzt  zum  Harn  solange  Alkali  hinzu,  bis  die 
Acidität  stark  abnimmt,  und  fügt  alsdann  Ghloroform  hinzu.  Ist 
der  neutrale  Punct  erreicht,  so  setzt  man  einige  Tropfen  Kupfer- 
sulfat- oder  Zinkchloridlösung  hinzu,  worauf  Rothfärbung  erfolgt. 
Man  wiederholt  jetzt  den  Versuch  bis  zur  neutralen  Reaction,  nl- 
trirt  ab,  versetzt  mit  Alkali  bis  zur  Grünfärbung  und  berechnet,, 
wieviel  Alkali  verbraucht  worden  ist,  um  die  neutrale  Reaction 
in  die  alkalische  überzuführen.  Die  erhaltene  Zahl  mit  0,00063 
multiplicirt,  giebt  den  Urobilingebalt  im  gegebenen  Harnquantum. 

Werden  10  cc  Harn  angesäuert  und  mit  Aether  oder  Ghloro- 


1)  Durch  Deutsch.  Med.-Zig.  1893,  76.  2)  durch  Pharm.  Centralh. 

1898,  159.  8)  Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  1898,  802.  4)  durch  Deutsch, 

med.  Ztg.  1898,  78. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  359 

form  extrahirt,  wird  daraaf  der  Verdampfungsrückstand  mit 
Ammoniak  aufgenommen  und  mit  einigen  Tropfen  verdünnter 
Zinkchloridlösung  versetzt,  so  entsteht  nach  Grimm  ^)  bei  An- 
wesenheit von  ürobüin  eine  lebhafte  grasgrüne  Fluorescenz.  Bleibt 
dieselbe  bis  zu  einer  Verdünnung  durch  Wasser  auf  80  cc  sicht- 
bar, so  ergiebt  sich  als  Vergleichswerth  für  den  Urobilingehalt 
dieses  Harns  80  (Verdünnungswasser)  zu  10  (Urinmenge)  ==  8. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  ürobilins  im  Harn  em- 
pfiehlt A.  Studensky')  eine  Methode,  welche  auf  Ausschüttelung 
des  Ürobilins  durch  Chloroform  bei  Gegenwart  von  Kupfersulfat 
und  Ammoniumsulfat  und  colorimetrische  Vergleichung  der  ge- 
färbten Ghloroformurobilinlösung  mit  Urobilinlösungen  bekannten 
Gehaltes  beruht.  Zu  einem  bestimmten  Volum  Harn  (z.  B.  20  cc) 
wird  Vio  Vol.  kalt  gesättigter  Kupfersulfatlösung,  dann  kryst. 
Ammoniumsulfat  bis  zur  Sättigung,  und  endlich  eine  gemessene 
Menge  Chloroform  (z.  B.  10  cc)  gefügt  Das  Gemisch  wird  einige 
Minuten  lang  geschüttelt  und,  sobald  sich  eine  Schicht  kupferroth 
gefärbten,  wenn  auch  nicht  des  gesammten  Chloroforms  abgesetzt 
bat,  wird  ein  Theil  desselben  mit  Hülfe  eines  Scheidetrichters  in 
ein  Reagensglas  abgegossen  und  mit  chloroformiger  Urobilinlösung 
von  bekanntem  Procentgehalt  verglichen.  Die  Skala  der  Chloro- 
form-Urobilinlösungen  kann  man  auf  verschiedene  Weise  herstellen. 
Damit  aber  die  Lösungen  dieselbe  Farbennüance  haben,  wie  die 
in  der  beschriebenen  Weise  gewonnenen  Chloroformextracte  aus 
urobilinhaltigem  Harn,  schüttelte  Verf.  eine  grosse  Menge  stark 
urobiUnhaltigen  Harns  mit  Kupfersul&t,  Ammoniumsulfat  und 
Chloroform  aus  und  bestimmte  dann  in  der  erhaltenen  Chloro- 
formlösung den  Procentgehalt  des  Ürobilins,  indem  er  ein  ge- 
messenes Volum  derselben  abdampfte,  den  Rückstand  mit  Aether 
auswusch,  bei  90 — 100®  C.  trocknete  und  wog.  Aus  dem  Rest 
der  Lösung  wurde  dann  durch  successive  Verdünnung  eine  ganze 
Reihe  Lösungen  von  verschiedenem  Procentgehalt  hergestellt. 
Die  Reagensgläschen  mit  diesen  Lösungen,  welche  mit  einer  ge- 
sättigten Ammoniumsulfatlösung  überschüttet  waren,  wurden  sorg- 
faltig verkorkt  an  einem  dunklen  Orte  aufbewahrt,  ohne  dass  sie 
sich  im  Verlauf  von  wenigstens  2  Monaten  veränderten.  ~  Control- 
versuche  gaben  recht  befriedigende  Resultate. 

üeber  das  Vorkommen  des  Ürobilins  im  Harn  von  Gesunden 
und  Kranken  von  S.  Mathias').  Das  im  Harn  ausgeschiedene 
Urobilin  ist  als  das  Endproduct  zerfallener,  rother  Blutkörperchen 
anzusehen.  Jaffe  hat  ferner  nachgewiesen,  dass  das  Urobilin  kein 
zufälliger  oder  durch  pathologische  Vorgänge  im  Körper  erzeugter, 
sondern  ein  constanter  Harnbestandtheil  sei.  Das  spektroskopische 
Verhalten  des  Ürobilins  (Absorptionsstreifen  zwischen  den  Linien 
b   und  F)    erleidet    durch    die  Anwesenheit   von   absorbirenden 

1)  Virch.  Arch.  132,  2.  2)  St.  PeterBb.  med.  Wochenschr.  1893, 

288;    darch  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl.  1898,  501.  3)  Durch.  Monatsh. 

f.  prakt.  Dermatül.  1893,  Bd.  XVII,  252). 


360  Methanderivate. 

Stoffen  im  Harn,  und  wenn  das  Urobilin  in  nicht  genügend  con- 
centrirter  Lösung  sich  befindet,  vielfache  Schwankungen.  — 
Mathias  hat  weitere  Untersuchungen  mit  dem  Urobilin  angestellt, 
deren  Ergebniss  sich  dahin  zusammenfassen  lässt :  Das  Urobilin  ist 
an  die  Urate  gebunden  und  nach  Fällung  und  Isolirung  der 
letzteren  in  deren  Lösung  aus  dem  Harn  von  Gesunden  und 
Kranken  auch  in  solch  geringen  Mengen  nachzuweisen,  wie  sie 
sich  durch  die  bisherigen  Methoden  nicht  nachweisen  liessen. 

Ueber  Rosafarhstoffe  im  Harn  berichtet  Beugnios^):  Der 
eine  derselben  steht  dem  Heller'schen  und  dem  Hoppe-Seyler'schen 
offenbar  sehr  nahe,  unterscheidet  sich  aber  durcn  seine  Unlös- 
lichkeit in  kochendem  Alkohol  und  durch  negatives  Verhalten 
gegen  Baryumchlorid  von  dem  ersteren,  durch  Unlöslichkeit  in 
Uhloroform  von  dem  letzteren.  Der  andere  Farbstoff  scheint 
identisch  mit  dem  Nencki-Sieber'schen  Urorosein  zu  sein. 

Einen  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Harnfarbstoffen  (Urorosein, 
Harnrosa)  lieferte  H.  Rosin*). 

Den  relativ  klinischen  Werth  verschiedener  Beactionen  auf 
Zucker  im  Harn  hat  F.  D.  Beane^)  festzustellen  gesucht.  Das 
Ergebniss  seiner  ausführlich  mitgetheilten  Beobachtungen  kann 
dahin  zusammengefasst  werden,  dass  die  Ultzmann'sche  Methode 
mit  der  Bond'schen  Modification ,  welche  0,025  o/q  Glykose  im 
Harn  erkennen  lässt,  im  Allgemeinen  die  zweckmässigste  sei:  Man 
setzt  zu  15 — 25  cc  Harn  1  g  salzsauren  Phenylhydrazins  und  2  g 
Natriumacetats ,  erhitzt  bis  zum  Sieden  eine  halbe  Minute  lang 
und  lässt  nöthigenfalls  24  Stunden  sedimentiren;  bei  200—300- 
facher  Vergrösserung  findet  man  dann  die  Glykoseverbindung  in 
Krystallform  in  Garben,  Nadeln,  Sternen. 

In  pathologischen  wie  normalen  Hamen  erhielt  C.  Eister- 
mann^)  in  zahlreichen  Fällen  mit  Nylander'schem  Beagens  eine 
unzweifelhaft  positive  Reaction,  obwohl  Traubenzucker  ausge- 
schlossen werden  konnte.  Bei  den  pathologischen  Harnen  lag, 
von  zwei  Fällen  abgesehen,  das  spec.  Gewicht  des  Harns  zwischen 
1020  und  1030.  Verf.  hält  eine  positive  Reaction  mit  Nylander- 
schem  Reagens  nicht  für  Zucker  beweisend;  der  Werth  dieser 
Probe  liegt  vielmehr  darin,  dass  der  negative  Ausfall  Zucker  aus- 
schliessen  lässt.  Was  den  Eintritt  der  Reaction  bei  Abwesenheit 
von  Zucker  betrifft,  so  hängt  er  möglicherweise  von  der  Anwesen- 
heit von  Glykuronsäure  ab,  wenigstens  wurde  in  einem  nach 
Kamphergebrauch  entleerten  Harn  eine  sehr  starke  Reaction  er- 
halten. —  Die  Phenylhydrazinprobe  findet  Verf.  für  eine  kleine 
Menge  Zucker  nicht  entscheidend,  dagegen  zeigte  der  beim  Er- 
hitzen des  Harns  mit  salzsaurem  Phenylhydrazin  und  Natrium- 
acetat  entstehende  Niederschlag  sowohl  makroskopisch  als  mikros- 
kopisch ein  ganz  verschiedenes  Verhalten,  wenn  5 fach  verdünnter 


1)  Durch  DeutBch.  Med.-Zt^.  1898,  78.  2)  ebenda  51.  3)  New- 

York  med.  Joum.  1893,  Jan.;   durch  Monatoh.  f.  prakt.  Dermatol.  1893,  263. 
4}  durch  Centralbl.  f.  d.  med.  Wiss.  1893. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  361 

Harn  einerseits  und  ein  ebensolcher  mit  0,01  ^/o  Zuckerzusatz  an- 
gewendet wurde.  Verf.  empfiehlt  demnach,  zweifelhafte  Harne 
5  fach  zu  verdünnen  und  damit  die  Probe  anzustellen. 

Frank  1)  hält  die  Phenylhydrazinprobe  zum  Nachweis  des 
Zuckers  auf  Grund  seiner  Versuche  für  seur  brauchbar;  nothwendig 
ist  es  jedoch^  das  salzsaure  Phenylhydrazin  von  Zeit  zu  Zeit  frisch 
herzustellen.  Ein  brauchbares  Präparat  erhält  man  nach  Fischer's 
Angabe,  wenn  man  die  ammoniakfreie  Basis  in  10  Th.  Alkohol 
löst,  mit  concentrirter  Salzsäure  neutralisirt  und  die  abfiltrirte 
Erystallmasse  nach  dem  Waschen  mit  Alkohol  und  Aether  im 
Wasserbade  trocknet.  Die  Probe  würde  dann  am  besten  so  an- 
zustellen sein,  dass  man  5  cc  des  zu  untersuchenden  Harnes  mit 
5  cc  Wasser  verdünnt,  nach  Zusatz  von  0,5  g  salzsauren  Phenyl- 
hydrazins und  1  g  Natriumacetat  das  Reagensglas  in  ein  kochendes 
VVasserbad  stellt,  nach  20  Minuten  langem  Kochen  herausnimmt 
und  3 — 4  Stunden  bei  Zimmertemperatur  stehen  lässt.  Sodann  bringt 
man  mit  der  Pipette  eine  Spur  des  entstandenen  Niederschlages 
auf  den  Objektträger  und  legt  das  Deckglas  vorsichtig  auf,  weil 
sonst  die  Nadeln  leicht  zerdrückt  werden.  Enthält  der  Harn 
nicht  weniger  als  0,1  o/o  Zucker,  so  wird  man  sich  stets  von  dem 
Vorhandensein  der  typischen  Glykosazonkrystalle,  deren  Aussehen 
Verfasser  durch  beigegebene  Skizzen  verdeutlicht,  überzeugen. 
Frank  glaubt  nur  diejenigen  Krystallisationsproducte  als  im  Sinne 
der  Prohe  beweisend  ansehen  zu  dürfen,  die  sich  genau  so  ver- 
halten, wie  die  aus  reiner  Zuckerlösuug  auskrystallisirten  Glykosa- 
zonnadeln;  was  sich  sonst  noch  in  den  Proben  befindet,  seien  es 
Oeltröpfchen,  amorphe  Plättchen  und  Körner,  Stechapfelformen, 
kleine  aus  ziemlich  dicken  Nadeln  bestehende  Rosetten  und  Büschel, 
ist  nicht  als  beweisend  zu  verwerthen.  In  reiner  Zuckerlösung  ist 
noch  bei  0,025  %  Gehalt  der  Zucker  als  Glykosazon  nachzuweisen; 
im  Harn  allenfalls  bis  zu  0,05  o/o,  sicher  nur  bis  zu  0,1  o/o. 

Ueber  quantüaiive  und  qualitative  Zuckerbestimmungen  mittels 
Phenylhydrazin  theilt  E.  Laves')  Nachfolgendes  mit.  Nachdem 
eine  Reihe  von  Versuchen  ergeben  hatte,  dass  die  von  v.  Jacksch 
vorgeschlagene  Methode  zum  qualitativen  Nachweis  von  Glykose 
im  Harn  mit  Hülfe  von  Phenylhydrazin  durchaus  nicht  quantitativ 
verläuft,  sondern  dass  sich  die  Reaction  immer  nur  auf  einen 
Theil  des  vorhandenen  Zuckers  erstreckt,  andererseits  aber  auch 
die  Löslichkeit  des  Osazon's,  das  bei  der  Einwirkung  von  Phenyl- 
hydrazin auf  Zucker  sich  bildet,  ermittelt  war,  gelangte  Verfasser 
auf  Grund  der  hierbei  gesammelten  Erfahrungen  zu  nachfolgen- 
der Methode.  Bei  kleinen  Mengen  Glykose  ist,  wie  die  Unter- 
suchungen ergaben,  das  20  fache  an  Phenylhydrazin  und  das  30- 
fache  an  Eisessig,  bei  grösseren  Mengen  Glykose  wenigstens  ein 
bedeutender  Ueberschuss  an  Phenylhydrazin  und  Eisessig  nöthig, 
um  zufriedenstellende  Resultate  zu  erhalten.  Das  Reactionsgemisch 
wird  nach  1  Vi  stündigem  Erhitzen  auf  dem  W^asserbade  auf  100  cc 


1)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  255.         2)  Archiv  d.  Pharm.  231,  p.  366. 


362  Methanderivate. 

mit  Wasser  aufgefüllt  und  nach  dem  Abkühlen  auf  20°  des  Osazon 
auf  einem  kleinen,  trocken  gewogenen  Filter  gesammelt  und  mit 
50  CO  Wasser  nachgewaschen.  Bei  der  Berechnung  des  gefundenen 
Osazon's  ist  die  Löslichkeit  desselben  zu  berücksichtigen.  Nach 
den  Versuchen  von  Laves  lösen 

100  g  2  0/oige  Essigsäure  von  20°  0,007  Osazon 
100  g  3    „  „  „      „    0,0145      „ 

100  g  4    „  „  „      „    0,022        „ 

100  g  5    „  „  „      „    0,031        „ 

Um  in  verdünnten  Zuckerlösungen  quantitative  Umsetzung 
in  Osazon  zu  erzielen,  sind,  wie  weitere  versuche  des  Verfassers 
erjgaben,  verhältnissmässig  grössere  Mengen  Phenylhydrazin  und 
Eisessig  zu  verwenden.  Es  ist  daher  bei  Harn  mit  weniger  als 
0,2  %  Zucker  zu  empfehlen,  denselben  mit  Blciacetat  auszufällen 
und  dann  erst  das  eingedampfte  Filtrat  zu  untersuchen.  Bei 
Harn  mit  sehr  geringem  Zuckergehalt  ist  noch  ein  weiterer  Um- 
stand bei  der  directen  Behandlung  mit  Phenylhydrazin  zu  be- 
rücksichtigen, nämlich  dass  ausser  dem  Osazon  auch  noch  andere 
normale  Bestandtheile  des  Harns  mit  niedergerissen  werden  und 
80  das  Osazon  verunreinigen.  Jedoch  lässt  sich  dieser  Fehler 
umgehen,  wenn  man  das  Osazon  aus  dem  eingedampften  Reactions- 
gemisch  mit  Alkohol  extrahirt  und  nochmals  ausfällt.  Für  sehr 
hohen  Zuckergehalt  ist  dagegen  die  Methode  wenig  geeignet,  da 
erstens  Phenylhydrazin  zu  kostspielig,  andererseits  jedesmal  eine 
annähernde  Bestimmung  mit  Kupferlösung  vorausgehen  müsste. 
Vorzuziehen  ist  sie  jedoch  den  Methoden  der  Reduction  und 
Polarisation,  wenn  es  sich  um  die  quantitative  Ermittelung  der 
Saccharose,  Glykose,  Fructose  und  Mannose  in  pflanzlichen  und 
thierischen  Extracten  handelt. 

Zum  Nachweis  von  Zucker  im  Harne  mit  Hülfe  von  Methylen- 
blau werden  nach  N  eumann-W ender  i)  5  oder  10  cc  des  zu 
untersuchenden  Harnes  zunächst  im  Mischcylinder  auf  das  Zehn- 
fache verdünnt  und  gut  gemischt.  Mittels  kleiner  Pipetten  bringt 
man  nun  je  1  cc  des  verdünnten  Harnes,  wässeriger  lo/oo  Lösung 
von  reinstem  Methylenblau  und  Normal-Kalilauge  zusammen,  ver- 
dünnt die  tiefblau  gefärbte  Mischung  mit  etwa  2  cc  Wasser  und 
erhitzt  zum  wiederholten  Aufkochen  etwa  eine  Minute  laug.  £^ 
tritt  völlige  Entfärbung  ein,  wenn  der  ursprüngliche  Harn  minde- 
stens Oyb^lo  Zucker  enthielt.  Bleibt  die  Färbung  erhalten,  so 
kann  der  Harn  nicht  als  diabetisch  angesehen  werden.  —  Auch 
zur  quantitativen  Bestimmung  kann  diese  Methode  verwendet 

X.  V 

werden.    Es  ist  nämlich  der  Procontgehalt  an  Zucker  p  =  — — 

c 

wenn  x  die  100  fache  Menge  des  zur  Entfärbung  einer  bestimmten 

Menge  Methylenblau  (bei  Verwendung  von  1  cc  obiger  Lösung  » 

0,05)    erforderlichen  Traubenzuckers,   v   die  x fache  Verdünnung 

des   betreffenden  Harns,   c  die  Anzahl   der  zur  Entfärbung  ver- 


1)  Pharm.  Post  1893,  898. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  363 

brauchten  cc  des  verdünnten  Harns  darstellt.  Doch  ist  dabei  je 
nach  dem  ungefähren  Zuckergehalte  der  Harn  viel  stärker  zu 
verdünnen,  und  zwar  bei  einem  spec.  Gewichte  von 

1,017  —  1,025    ....      50  fach 

—  1,030    ....    100    „ 

—  1,038    ....    200    „ 

Man  sucht  nun  durch  mehrere  Versuche  dasjenige  Volum  des  ver- 
dünnten, aus  einer  Bürette  abgemessenen  Hai:ne8  zu  ermitteln, 
welches  gerade  noch  hinreicht,  die  Mischung  wie  oben  total  zu 
entfärben.     Verbrauchte  man   dazu    1,0  cc  200  fach  verdünnten 

Harns,  so  ist  -^4? —  =  6j25  %   Zucker.    Durch   Titration  mit 

l,o  ' 

Fehling'scher  Lösung  wurden  in  diesem  Falle  6,45  ^/o,  durch  Pola- 
risation 6,30^/0  gefunden. 

Zum  Nachweis  von  Zucker  werden'  3  bis  4  cc  Zuckerlösung 
mit  0,12  g  Jodsäure  und  0,2  bis  0,4  g  Natronlauge  versetzt  und 
die  Flüssigkeit  1  Min.  lang  gekocht.  Die  wieder  erkaltete  Flüssig- 
keit wird  mit  verdünnter  Salzsäure  angesäuert  und  vorsichtig 
mit  Ammoniak  überschichtet.  Es  bildet  sich  nach  A.  Jaworsky  ^) 
ein  dunkeler  Niederschlag  von  Jodstickstoff.  Diese  Reaction  ist 
nach  Ansicht  des  Verfassers  für  Traubenzucker  charakteristisch, 
Harn  reagirt  dabei  nicht;  es  könnte  daher  bei  der  Zucker- 
bestimmung  im  Harne  Verwendung  finden. 

Ueber  die  Fehlerquellen  bei  der  polarimetrischen  Zucker- 
bestimmung  des  Harnes  nach  Einfuhrung  von  Benzosol;  von  Ad. 
J olles  ^).  Verf.  berichtet  über  die  Untersuchung  eines  Harnes, 
welcher  bei  Anstellung  der  Phenylhydrazinprobe  sich  als  zucker- 
haltig erwies  und  zwar  zu  0,9  o/o  (mittels  Fehling'scher  Lösung 
bestimmt),  während  die  polarimetrische  Bestimmung  eine  schwache 
linksdrenung  von  0,6  ergab,  auf  Grund  welchen  Befundes  der 
fragliche  Harn  von  anderer  Seite  als  zuckerfrei  bezeichnet  worden 
war.  Nachforschungen  ergaben,  dass  der  betreffende  Patient 
nahezu  drei  Wochen  hindurch  Benzosol  in  Mengen  von  2  bis  3  g 
pro  die  eingenommen  hatte.  Aus  den  vom  Verf.  mitgetheilten 
Beobachtungen  scheint  hervorzugehen,  dass  das  Benzosol  mit 
irgend  einem  Bestandtheil  des  Organismus  eine  Verbindung  von 
complicirter  Zusammensetzung  eingeht,  deren  Lösung  linksdrehende 
Polarisation  zeigt.  Man  darf  demnach  nach  Einnahme  von  Benzo- 
sol keineswegs  aus  der  Linksdrehung  des  Harns  auf  Abwesenheit 
von  Zucker  schliessen,  vielmehr  muss  man  unter  allen  Umständen 
sich  zuvor  durch  eine  zuverlässige  quantitative  Zuckerprobe  von 
der  thatsächlichen  An-  bezw.  Abwesenheit  von  Zucker  überzeugen. 
Eine  zuverlässige  Probe  zum  Nachweis  von  sehr  geringen  Zucker- 
mengen ist  die  von  v.  Jaksch  angegebene  Phenylhydrazinprobe, 
welche  nach  den  von  Hellmann  angestellten  Versuchen  am  besten 
wie  folgt  vorgenommen  wird:  Man  fügt  eine  Messerspitze  voll 
salzsaures  Phenylhydrazin  und  zwei  Messerspitzen  voll  Natrium- 

1)  Pharm.  Poet  1893,  Nr.  47.  2)  ebenda  101  u.  114. 


364  Methanderivate. 

acetat  zu  10 — 15  cc  des  zu  untersuchenden  Harns,  schüttelt  sorg- 
faltig um  und  lässt  die  Probe  etwa  eine  Stunde  in  kochendem 
Wasser  stehen,  während  welcher  Zeit  die  Probe  wiederholt  durch- 
zuschütteln ist.  Die  Probe  wird  sodann  in  dem  warmen  Wasser 
mindestens  12  Stunden  stehen  gelassen.  Auf  diese  Weise  kann 
man  äusserst  geringe  Spuren  Zucker  durch  den  mikroskopischen 
Nachweis  der  Gljkosazonkrystalle  mit  Sicherheit  feststellen. 

Alkaptonharn.  Garnier  und  Voirin  ^)  berichten  über  einen 
Fall  von  Alkaptonurie.  Der  Alkaptonharn  zeigt  viel  Ueberein- 
stimmung  mit  Zuckerham,  aber  auch  einige  augenfällige  Unter- 
schiede davon;  Ammoniak,  Natriumcarbonat,  Kalilauge  veranlassen 
im  Alkaptonharn  bereits  in  der  Kälte  schnell  eine  Braunfärbung; 
ammoniakalische  Silberlösung  und  alkalische  Kupferlösung  werden 
ebenfalls  schon  in  der  Kälte  reducirt,  Millon's  Reagens  giebt  erst 
Gelbfärbung,  dann  einen  gelben,  beim  Erhitzen  zicgelrothen  Nieder- 
schlag (ein  besonderes  Charakteristikum  des  Hydrochinons),  Eisen- 
chlorid bewirkt  Blaufärbung.  Alkoholische  Gährung  zeigt  der 
Alkaptonharn  aber  nicht,  und  er  behält  sein  Reductionsvermögen 
für  alkalische  Kupferlösung  auch  nach  der  Einwirkung  von  Bier- 
hefe. Auch  ergiebt  die  Prüfung  mit  dem  Polarisationsapparat  ein 
völlig  inactives  Verhalten  des  Alkaptons.  Eine  Verwechselung 
der  Alkaptonurie,  deren  Aetiologie  noch  völlig  dunkel  ist,  mit  der 
Zuckerhamruhr  ist  also  völlig  ausgeschlossen. 

In  einem  Fall,  in  welchem  das  spec.  Oewicht  des  Harns 
zwischen  1012,  1010  und  1014  schwankte,  wurde  von  E.  Sieve- 
king')  Zucker  gefunden;  Verf.  warnt  davor,  die  Anwesenheit 
von  Zucker  ohne  Prüfung  für  ausgeschlossen  zu  halten  bei  niedri- 
gem spec.  Qewicht.  —  E.  Salkowski  bemerkt  hierzu,  dass  der- 
artige Fälle,  wenn  man  einzelne  Harnentleerungen  untersucht,  gar 
nicht  so  selten  sind;  derselbe  hat  sogar  bei  einem  spec.  Gewicht 
von  1006  Zucker  beobachtet 

W.  Braeutigam^)  giebt  in  einer  umfangreichen  und  über- 
sichtlich aufgestellten  Tabelle  eine  Zusammenstellung  zum  Nach- 
weis der  gebräuchlichsten  Arzneimittel  im  Harn.  Diejenigen  Arznei- 
mittel, welche  durch  ihre  Reactionen  leicht  zu  einer  Verwechselung 
führen  können,  sind  der  besseren  Unterscheidung  untereinander 
gestellt;  der  leichteren  Orientirung  halber  ist  ein  kleines  Inhalts- 
verzeichniss  beigegeben.  Die  angeführten  Untersuchungsmethoden, 
soweit  sie  nicht  bereits  als  zuverlässig  bekannt  sind,  wurden  einer 
Nachprüfung  unterzogen  und  nur  diejenigen  aufgenommen,  welche 
sich  beweiskräftig  erwiesen.  Die  Tabelle  giebt  eingehend  über 
den  Nachweis  folgender  Arzneimittel  Aufschluss:  Anaigen,  Antife- 
brin,  Antipyrin,  Atropin,  Bärentraubenblätter,  Benzoesäure,  Bingel- 
kraut (Mercurialis  perennis),  Bromsalze,  Campecheholz,  Carbol- 
säure,  Cascara  Sagrada,  Chinin,  Chloral,  Chloroform,  Copaivabalsam, 
Faulbaujnrinde,  Gerbsäure,  Guajacol,  Heidelbeerblätter,   Hypnon, 


1)   Deatsoh.  Med.  Ztg.  189S,  88.  2)   durch  Gentralbl.  f.  d.  med. 

Wi88.  1892,  978.  8}  Pharm.  Centralh.  1893,  888. 


Amidderiyate  der  Kohlensäure.  36ö 

Jod  (Jodsalze),  Jodoform,  Kreosot,  Metalle,  Morphiu,  Naphtalin, 
Nicotin,  Perubalsam,  Phenacetin,  Phenokollsalze,  Piperazin,  Queck- 
silber, Resorcin,  Rhabarber,  Salicylsäure,  Salipyriu,  Balol,  Santonin, 
Senna,  Strychnin,  Sulfonal,  Terpentinöl,  Terpin,  Thallin,  Theer, 
Tolylantipyrin,  Tolypvrin,  Urethan.  Bezüglich  der  Einzelheiten 
muss  auf  die  Originalabhandlung  verwiesen  werden. 

Der  Genich  des  Spargelharns  rührt  nach  CrowneH)  nicht 
vom  Asparagin,  sondern  von  einem  in  den  Spargeltrieben  ent- 
haltenen ätherischen  Oel  her.  Geniesst  man  etwas  dieses  ätheri- 
schen Oeles  mit  Wasser,  so  tritt  schon  nach  einer  Viertelstunde 
der  charakteristische  Geruch  im  Harn  auf.  Giebt  man  ein  wenig 
des  Oeles  zu  normalem  Harn,  so  theilt  sich  diesem  ein  sehr  ähn- 
licher Geruch  mit.  Geniesst  man  andererseits  von  dem  ätherischen 
Oele  befreiten  Spargel,  so  tritt  der  Geruch  im  Harn  nicht  auf. 
Das  fragliche  ätherische  Oel  besitzt  eine  gelbliche  Farbe  und 
einen  specifischen  Geruch,  welcher  keinem  der  bekannten  ätheri- 
schen Oele  ähnelt.  Sein  Geschmack  ist  fade,  mit  Salpetersäure 
tritt  eine  energische  Reaction  ein,  welche  von  einem  fruchtäther- 
ähnlichen  Gerüche  begleitet  ist. 

Harn  nach  Gebrauch  von  Senna  oder  Rhabarber  giebt  nach 
Jung*)  die  Zuckerreaction  mit  Wismuth.  Bei  der  Häufigkeit  der 
Anwendung  von  Rhabarber  sollte  man  sich  stets  vergewissern, 
dass  der  Kranke  nicht  vorher  dieses  Arzneimittel  eingenommen 
hat,  bevor  man  eine  eintretende  Braunfarbung  des  Wismuths  auf 
Zucker  bezieht.  Jung  spricht  von  diesem  Gegenstand  als  einer 
bekannten  Thatsache,  Pentzold  erwähnt  dieselbe  in  seinem  Buche: 
„ Aeltere  und  neuere  Hamproben''  nicht.  Der  Referent  der  Pharm. 
Centralh.  (1893,  513)  bestätigt,  dass  der  nach  Gebrauch  von 
Rhabarber  gelassene  Harn  Nylander's  Reagens,  sowie  Knapp'sche 
Lösung  rcducirt,  Fehling'sche  Lösung  dagegen  nur  entfärbt  ohne 
Kupferoxydul  abzuscheiden. 

ThymöUxarn.  Nach  dem  Einnehmen  von  3  g  Thymol  täglich, 
einer  Dosis,  die  nach  F.  B 1  u  m  ')  immer  gut  vertragen  wird,  ent- 
leert man  einen  Harn,  der  an  der  Luft  stark  nachdunkelt  und 
der  Thymolschwefelsäure,  Thymolhydrochinonschwefelsäure,Thymol- 
glykuronsäure  und  das  Chromogen  eines  grünen  Farbstoffs  enthält. 
Die  Thymolglykuronsäure  rein  darzustellen,  gelang  Blum  nicht, 
aber  es  gelang  ihm  die  Abscheidung  eines  Derivates  derselben 
bereits  nach  Einnehmen  von  1  g  Thymol  auf  folgende  Weise: 
Der  Tbymolharn  wird  mit  einem  Drittel  seines  Volums  concen- 
trirter  Schwefelsäure  und  mit  unterchlorigsaurem  Natrium  versetzt; 
nach  längerem  Stehen  scheidet  sich  quantitativ  ein  krystallinischer 
Körper,  Dichlorthymolglykuronsäure,  ab.  Die  Constitution  der 
Verbindung  wurde  durch  die  Möglichkeit  der  Spaltung  in  Di- 
chlorthymol  und  Glykuronsäure  bewiesen. 


1)  Kep.  de  Pharm.  1693,  XY.  No.  7.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  482« 

8)  Therap.  Blätter  1898,  288. 


366  Methanderivate. 


m.  Kohlehydrate. 

Glykoside  der  Alkohole.  Leitet  man  nach  E.  Fischer  ^)  in 
eine  Auflösung  von  Traubenzucker  in  Methylalkohol  unter  Ab- 
kühlung gasförmige  Salzsäure  bis  zur  Sättigung  ein,  so  verliert 
das  Gemisch  in  kurzer  Zeit  die  Fähigkeit,  Fehling'sche  Lösung  zu 
reduciren,  und  enthält  dann  ein  schön  krystallisirendes  Product 
GeHiiOe.CHs,  welches  mithin  aus  gleichen  Molekülen  Zucker  und 
Alkohol  nach  der  Gleichung  CeHiaOe  +  CHsOH  -  CßHuOß.CHs 
+  HaO  entsteht.  Diese  Reaction  scheint  für  alle  Alkohole,  welche 
Zucker  lösen,  allgemein  gültig  zu  sein.  Auf  Alkohole,  in  welchen 
der  Zucker  vollständig  unlöslich  ist,  ist  die  Methode  nicht  an- 
wendbar, weil  andere  Lösungsmittel,  welche  den  Zucker  aufnehmen 
—  wie  Wasser,  Essigsäure  oder  Alkohole  — ,  störend  wirken. 
In  solchen  Fällen  lässt  sich  der  Traubenzucker  durch  die  in 
Aether,  Benzol  und  Chloroform  leicht  lösliche  Acetochlorhydrose 
ersetzen.  Durch  die  Salzsäure  wird  hierbei  die  Acetylgruppe  ab- 
gespalten und  es  bilden  sich  dieselben  Producte  wie  beim  Trauben- 
zucker. Wie  für  die  Alkohole  ist  die  Reaction  auch  allgemein 
gültig  für  die  Glykosen.  Verfasser  stellte  Verbindungen  aus 
Methyl-  bezw.  Aethylalkohol  und  Mannose,  Galactose,  Glykoheptose, 
Arabinose,  Xylose,  Pikramnose  und  Fructose  dar.  Milchzucker 
und  Maltose  folgen  dieser  allgemeinen  Reaction  nicht  wegen  der 
Gegenwart  der  Aldehydgruppe,  welche  durch  die  starke  Salzsäure 
verändert  wird:  auch  tritt  die  Reaction  nicht  ein,  wenn  an  Stelle 
der  Alkohole  Phenole  zur  Anwendung  kommen.  Die  neuen  Ver- 
bindungen von  Zucker  und  Alkohol  sind  den  natürlichen  Glyko- 
siden sehr  ähnlich.  Durch  kochendes  Alkali,  durch  freies  Phenyl- 
hydrazin und  durch  Fehling'sche  Lösung  werden  sie  nicht  ver- 
ändert; beim  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  werden  sie  dagegen 
unter  Wasseraufnahme  in  ihre  Componenten  zerlegt.  Ihr  Ge- 
schmack ist  sehr  verschieden ;  die  eine  Verbindung  schmeckt  süss, 
die  andere  bitter,  es  ist  daher  möglich,  dass  manche  Bitterstoffe 
zu  diesen  Verbindungen  in  Beziehung  stehen.  Verfasser  bildet 
die  Namen  für  die  neuen  Verbindungen  so,  dass  er  in  dem  Namen 
des  betreffenden,  in  der  Verbindung  enthaltenen  Zuckers  die 
Endung  „ose**  einfach  durch  „osid"  ersetzt. 

Ueber  Adonit  s.  S.  158. 

Inulin,  Pseudoinulin  und  Inulenin.  Nach  Ansicht  von  Ch. 
Tanret^)  sind  die  verschiedenartigen  Angaben  über  Löslichkeit 
und  Drehungsvermögen  des  Inulins  auf  Verunreinigungen  des 
letzteren  zurückzuführen;  er  fand  nämlich,  dass  in  den  von  ihm 
untersuchten  Pflanzen  (Topinambur  und  Inula  Helenium)  das  Inu- 
lin von  zwei  Körpern  begleitet  ist,  welche  er  Pseudo-Inulin  und 
Inulenin  nennt,  deren  Trennung  von  einander  wie  vom  Inulin  auf 


1)  Sitzungsber.  d.  pr.  wies.  Akad.  189S,  435.  2)  Joorn.  de  Pharm, 

et  de  Chim.  1893,  T.  XXVII.  354—362,  452-456;  Compt.  rend.  C.  XVI,  No.lO. 


Kohlehydrate.  367 

der  verschiedenen  Löslichkeit  ihrer  Barytsalze  in  Gegenwart  eines 
Ueberschusses  von  Barytwasser  beruht.  Der  durch  Bleiessig  ge- 
reinigte Saft  der  herbstlichen  Topinamburknollen  wird  durch 
verdünnte  Schwefelsäure  vom  Blei  befreit,  alsdann  mit  conc. 
Barytlösung  so  lange  als  ein  Niederschlag  entsteht,  endlich  mit 
etwas  Alkohol  von  80°  versetzt.  Der  Niederschlag  wird  mit 
kaltem  Wasser  ausgewaschen  und  durch  Kohlensäure  zerlogt, 
worauf  man  zu  der  Flüssigkeit  einen  grossen  Ueberschuss  von 
kaltem  Barytwasser  giebt.  Der  entstandene  Barytniederschlag  (A) 
ist  reich  an  Inulin,  enthält  aber  auch  mehr  oder  weniger  von  den 
beiden  anderen  Körpern,  während  die  Mutterlauge  die  letzteren 
neben  einer  Spur  Inulin  enthält.  Durch  Behandlung  mit 
schwachem  Alkohol  treunt  man  die  Niederschläge,  welche  man 
dann  durch  GO2  zerlegt.  Die  Flüssigkeiten  (B),  welche  mit 
kaltem  Barytwasser  keinen  Niederschlag  mehr  geben,  stellt  man 
beiseite.  Der  Niederschlag  A  wird  dieser  Behandlung  so  lange 
unterzogen,  bis  er  keine  Flüssigkeit  B  mehr  liefert,  er  besteht 
alsdann  nur  noch  aus  Inulinsalz  des  Baryums;  man  löst  ihn  in 
heissem  Wasser,  zerlegt  ihn  durch  CO3,  reinigt  die  kochende 
Flüssigkeit  durch  Kohle,  filtrirt  und  fällt  das  Inulin  in  reinem 
Zustande  durch  ein  der  Flüssigkeit  gleiches  Vol.  Alkohol.  Die 
Flüssigkeiten  B  werden  andererseits  im  Wasserbade  zur  Trockene 
eingedampft,  darauf  wird  der  Rückstand  in  kaltem  Barytwasser 
gelöst  und  eiue  neue  Quantität  Barytwasser  hinzugefügt,  bis  sich 
der  anstehende  Niederschlag  nicht  mehr  vergrössert.  Derselbe 
giebt  mit  GO9  (wie  beim  Inulin)  behandelt,  das  Pseudo'inulin. 
Das  von  letzterem  Niederschlage  abfiltrirte  Barytwasser  wird  für 
sich  allein  mit  COs  behandelt  und  nach  dem  Filtriren  zur  Trockene 
eingedampft.  Der  Rückstand  besteht  aus  unreinem  Inulenin;  er 
wird  durch  Behandlung  mit  dem  zehnfachen  seines  Gewichts  an 
kaltem  Wasser,  Filtriren  nach  24  Stunden,  Eindampfen  der  Lösung, 
Aufnehmen  des  Rückstandes  in  siedendem  Alkohol  von  30°  und 
Abdunstenlassen  dieser  Lösung  gereinigt.  —  Das  Inulin  bildet 
bekanntlich  compakte,  transparente  Massen,  wenn  es  aus  wässrigen 
oder  schwach  alkoholischen  Lösungen  abgeschieden  und  getrocknet 
wird,  oder  ein  weisses,  stärkeähnliches  Pulver,  wenn  es  vorher 
mit  starkem  Alkohole  gewaschen  wird.  Das  bei  100^  getrocknete 
Inulin  besitzt  das  Drehungsvermögen  aD  =  — 38,8^;  die  bisheri- 
gen Angaben  berichteten  35 — 37^.  Es  löst  sich  leicht  in  heissem 
Wasser  oder  heissem,  schwachem  Alkohol,  in  kaltem  Wasser 
1:10000.  Die  wässerigen  Lösungen  sind  klar,  nicht  opalisirend. 
Es  entspricht  der  Kiliani'schen  Formel  6  (Gi8HioOio)H808  oder 
CTsHesOfis;  die  kryoskopischen  Untersuchungen  des  Verfassers 
lassen  indessen  das  Resultat  vermuthen,  dass  die  Formel  verfünf- 
facht werden  muss.  In  Barytwasser  ist  Inulin  zunächst  löslich, 
durch  weiteren  Zusatz  von  barytwasser  wird  alsdann  die  Ver- 
bindung CrsHesOes-ßBaO  ausgeschieden.  —  DasPseudo-Inulin 
scheidet  sich  aus  wässrigen  Lösungen  in  unregelmässigen  Körn- 
chen   von  0,0005  bis  0,002  mm,   aus  alkoholischen  Lösungen  in 


368  Methanderivate. 

Kügelchen  bis  zu  0,008  mm  Grösse  aus.  Es  ist  löslich  in  heissem 
Wasser  oder  heissem  verdünnten  Alkohol,  auch  in  350  bis  400  Th. 
kalten  Wassers.  Sein  Drehungsvermögen  ist  oD  —  — 32,2  °,  unter 
dem  Einflüsse  von  Säuren  bis  — 85,6^.  Die  Zusammensetzung 
des  Körpers  entspricht  der  Formel  16(Ci2HioOio)H80a  oder  besser 
CissUieaOies.  Die  Barytverbindung  ist  löslicher,  als  die  des 
Inulins.  Eine  schwächere  als  3  %ige  Lösung  wird  durch  kaltes 
Barytwasser  nicht  mehr  gefällt.  Der  Niederschlag  entspricht  der 
Formel  16(CiiHioOio)H»Oj.l2BaO.  Durch  Alkohol  wird  die 
Verbindung  l6(C!ijHioOio)H808 .  16BaO  gefällt.  Die  durch  Alkohol 
gefällte  Kalkverbindung  besitzt  die  Zusammensetzung  16(Ci8HioOio) 
HaOs.lßCaO.  Basisches  Bleiacetat  giebt  keinen  Niederschlag,  auf 
Zusatz  von  Ammoniak  entsteht  dagegen  die  Verbindung  16(Ci8HioOio) 
HgOs  .38PbO.  Das  Inulenin  krystallisirt  in  ca.  0,009  mm  grossen 
Nadeln ;  dieselben  sind  in  strahligen  oder  kugeligen  Gruppen  ver- 
einigt, von  welchen  jedenfalls  die  angeblichen  Inulin-Sphaero- 
krystaJle  herrühren  mögen,  welche  man  in  Schnitten  von  Dahlia- 
knollen  unter  dem  Einflüsse  von  Alkohol  unter  dem  Mikroskope 
entstehen  sieht.  Das  bei  100^  getrocknete  Inulenin  löst  sich  in 
35  Th.  kaltem  Alkohol  von  30^  oder  245  Th.  Alkohol  von  50 ^ 
Sein  Drehungsvermögen  ist  äD  «  — 29,6**,  nach  der  Inversion 
— 83,6°.  Die  Zusammensetzung  scheint  der  Formel  10(Gi8HioOio) 
2H90a  oder  C1S0H104O104  zu  entsprechen.  In  Barytwasser  ist  es 
löslich,  ohne  dass  sich  durch  einen  Ueberschuss  des  Lösungs- 
mittels  ein  Niederschlag  bildete,  ein  solcher  entsteht  dagegen  mit 
warmer  conc.  Barytlösung.  Die  Blei-,  Kalk-  und  Barytverbin- 
dungen entsprechen  den  dieser  Basen  mit  Inulin  und  Pseudo- 
Inulin. 

Gh.  Tanret^)  hat  weiterhin  zwei  neue  Kohlehi/drcUe  aus 
Topinambur  erhalten:  Das  Helianthemin  12CeHio05  +  3H80 
oder  C72H186O68  und  das  Synanthrin  8G6H10O6.H8O  oder 
CisHsaOii.  Beide  Körper  sind  vergärbar.  Wie  Inulin,  Pseudo- 
inulin  und  Inulenin  geben  sie  unter  dem  Einflüsse  verdünnter 
Säuren  oder  schon  des  Wassers  allein  ein  Gemisch  von  Lävulose 
und  Glykose. 

Inulase.  Gelegentlich  seiner  Untersuchungen  über  die  Phy- 
siologie der  Maltose  fand  E.  Bourquelot^),  dass  sich  Asper- 
gillus niger  in  einem  Nährmittel,  welches  nur  aus  Inulin  bestand, 
vorzüglich  entwickelte.  Er  schloss  daraus,  dass  der  Pilz  ein  Fer- 
ment hervorbringt,  welches  im  Stande  ist,  das  Inulin  in  Zucker 
umzusetzen.  In  der  That  ist  es  gelungen,  dieses  Ferment,  welches 
den  Namen  Inulase  erhalten  hat,  zu  isoliren.  Durch  Einwirkung 
der  Inulase  auf  das  Inulin  von  Atractylis  gummifera  erhielt  der 
Verf.  einen  linksdrehenden  Zucker.  Ausserdem  gelang  es,  durch 
Zusatz  von  Trehalose  zu  einer  Mischung  von  Hefe  und  Inulin  die 
alkoholische  Gährung  hervorzubringen. 


1)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1893.    T.  XXVIII,  107—113. 

2)  Bulletin  Commeroial  1893,  21,  238.' 


Dreisäurige  Alkohole  der  Formel  GnH2n^30s.  305 

dieselbe  keine  Aussicht,  in  Aufnahme  zu  kommen,  entweder  wegen 
ihres  Preises  oder  wegen  des  hohen  Alkoholgehaltes,  der  die  Ver* 
Wendung  dieses  Mittels  in  einigen  Fällen  erschweren  würde. 

Ämylen.  Darstdlung  von  reinem  Amylen.  D.  R.-P.  66866 
für  C.  A.  F.  Eahlbaum  in  Berlin.  Tertiärer  Amylalkohol  wird 
auf  dem  Wasserbade  mit  einer  organischen  Säure,  wie  Weinsäure, 
Citronensäure,  Oxalsäure,  oder  mit  Phosphorsäurehydrat  erwärmt. 
Hierdurch  zerfällt  der  Alkohol  unter  schwacher  Reaction  glatt 
in  reines  Amylen  und  Wasser.  Das  Amylen  wird  abdestillirt,  der 
fractionirten  Destillation  unterworfen  und  zeigt  dann  einen  con- 
stanten  Siedepunct  von  38  ^  C.  Es  ist  völlig  frei  von  Amylalkohol, 
fremden  Kohlenwasserstoffen  und  polymeren  Gondensations-Pro- 
ducten,  also  besonders  zu  therapeutischem  Gebrauch  geeignet^). 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins  zur  Be- 
arbeitung des  Arzneibuches')  schlägt  für  den  Artikel  Ämylenum 
hydratum  folgende  Fassung  vor: 

„Eine"  klare,  farblose,  flüchtige,  neutrale  Flüssigkeit  von  eitrenthüm- 
lichem,  ätherischgewürzhaftem  Oemche  und  brennendem  Geschmacke, 
„welche"  in  8  Theilen  Wasser  löslich  ist,  mit  Weingeist,  Aether,  Chloro- 
form, Petroleumbenzin,  Glycerin  und  fetten  Oelen,  „klare  Mischungen  giebt 
und  bei  99—108^  siedet.    Das  spec.  Gewicht  ist  0,815  bis  0,820." 

„2  Tropfen  Ealiumpermanganatlösung  dürfen  durch  20  cc  der  wässerigen 
Lösung  (1  =  20)  innerhalb  10  Minuten  nicht  entfärbt  werden.  Wird  eine 
in  gleicher  Stärke  bereitete  Lösung  mit  ammoniakalischer  Silberlösung  ver- 
setzt und  10  Minuten  im  Wasserbade  erwärmt,  so  darf  diese  Mischung  nicht 
geschwärzt  werden." 

Vorsichtig  und  vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 

Grösste  Einzelgabe  4,0  g. 

Grösste  Tagesgabe  8,0  g. 

c.  Dreisäurige  Alkohole  der  Formel  CaiH2n+203. 

Glycerin,  Die  ständige  Gommission  zur  Bearbeitung  des 
Deutschen  Arzneibuches  >)  hat  folgende  Fassung  für  die  Ämmonidkr 
probe  vorgeschlagen:  „Eine  Mischung  von  1  cc  Glycerin  mit  1  cc 
Ammoniakflüssigkeit  werde  bis  zum  beginnenden  Auf  wellen,  jedoch 
nicht  über  60^,  erhitzt,  sodann  aus  der  Flamme  entfernt  und 
sofort  mit  3  Tropfen  Silbemitratlösung  versetzt.  Innerhalb  5 
Minuten  darf  in  dieser  Mischung  weder  eine  Färbung,  noch  eine 
braunschwarze  Ausscheidung  erfolgen.^^ 

Im  Jahre  1891  wurden  mehrere  Muster  Glycerin,  die  für 
pharmaceutische  Zwecke  bestimmt  waren,  arsenhaltig  befunden. 
Das  Arsenik  verdankt  seine  Existenz  den  bei  der  Fabrikation  be- 
nutzten Materialien.  Ein  derartiges  Glycerin  kann  nach  J.  Lew- 
kowitsch^),  entgegen  der  Ansicht  anderer,  keineswegs  durch 
Destillation  gereinigt  werden,  denn  löst  man  arsenige  Säure  in 
Glycerin,    so   bildet  sich    der  Arsenigsäureäther    des    Glycerins 


1)  Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1898,  202.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,  419 

(Aenderungen   durch   „  ''   angedeutet).  8)   Apoth.   Ztg.    1898,    619. 
4)  Chem.  News  1892,  Vol.  67,  No.  1781,  46. 

Phannaeentiseber  Jahresbericht  f.  1693.  20 


306  Methanderivate. 

AsOsCCsHs).  Erhitzt  man  diesen  über  250^,  so  zersetzt  er  sich 
in  Arsenwasserstoff  und  andere  flüchtige  überdestillirende  Arsen- 
Verbindungen.  Reines  arsenfreies  Glycerin  kann  also  nur  er- 
halten werden,  wenn  die  Darstellung  mit  völlig  arsenfreien  Mate- 
rialien arbeitet.  Die  Rohstoffe  für  das  Glycerin  sind  ausschliess- 
lich Fette  und  Oele,  welche  bei  ihrer  Verseifung  oder  Hydrolyse 
das  Glycerin  als  Nebenproduct  ergeben.  Die  hauptsächlich  in 
kleineren  Seifenwerken  geübte  Kalkverseifung  liefert  in  der  Regel 
ein  arsenfreies  Glycerin,  dasjenige  Glycerin  indess,  das  aus  jenen 
Werken  stammt,  in  welchen  das  Schwefelsäureverfahren  geübt 
wird,  enthält  meistens  Arsen,  da  dies  durch  das  Glycerin  selbst 
aus  der  Schwefelsäure  ausgezogen  wird.  Von  10  untersuchten 
Proben  aus  verschiedenen  Werken  erwiesen  sich  durch  die  Silber- 
probe drei  absolut  arsenfrei,  vier  enthielten  geringe  Spuren  Arsen, 
während  der  Rest  stark  arsenhaltig  war.  Es  ist  aber  Arsenik  noch 
lange  nicht  die  einzige  Verunreinigung.  Das  Glycerin  enthält  noch 
organische  Verunreinigungen,  Fettsäuren  oder  sogenannte  Poly- 
glycerole,  unter  welchen  Sammelnamen  man  alle  die  Körper  fasst, 
die  einen  höheren  Siedepunct  besitzen  als  das  Glycerin.  Um  die 
Menge  der  letzteren  zu  ermitteln,  wird  ein  bekanntes  Gewicht 
Glycerin  in  einer  Platinschale  langsam  auf  160°  G.  erwärmt. 
Das  Gewicht  des  bleibenden  Rückstandes  minus  dessen  eignem 
durch  die  Verbrennung  ermittelten  Aschengewicht.  Der  Rück- 
stand schwankte  bei  8  als  rein  befundenen  Mustern  von  0,0243  bis 
0,0751  ^lo.  Fettsäuren,  Buttersäuren,  andere  organische  Verunreini- 
gungen können  leicht  durch  die  Prüfung  mit  ammoniakalischem 
Silbemitrat  nachgewiesen  werden.  Die  deutsche  Pharmakopoe 
fordert,  dass  ein  gutes  Glycerin  Silbemitrat  innerhalb  15  Minuten 
nicht  reducire.  Diese  Prüfung  ist  entschiedener  als  die  mit 
Silbemitrat  allein,  welche  von  den  Parfümeriefabriken  angewendet 
wird,  die  ein  Glycerin,  das  innerhalb  24  Stunden  eine  ^duction 
des  Höllensteins  bewirkt,  verwerfen.  Verf.  hält  die  Prüfung  der 
deutsch.  Pharmak.  für  zu  streng,  zumal  ammoniakalisches  Silber- 
nitrat zu  leicht  bei  etwas  höherer  Temperatur  zersetzt  wird ;  eine 
Prüfung  mit  Silbemitrat  allein  dürfte  auch  genügen.  Die  Schätzung 
der  Glycerole  ist  noch  nicht  in  zufriedenstellender  Weise  gelöst. 
Für  einzelne  Fälle  genügen  zwei  Methoden,  die  erste,  die  Oxydation 
der  Glycerole  zu  Oxalsäure,  kann,  aber  nur  dann  angewendet 
werden,  wenn  keine  andere  organische  Substanzen  zugegen  sind, 
die  Oxalsäure  liefern.  Die  zweite  Methode,  Erhitzen  der  Glyce- 
role mit  Essigsäureanhydrid  und  Natriumacetat,  erfordert  sehr  con- 
centrirte  Lösungen. 

Die  Glycerinphosphorsäure  ist  nach  G.  dePasqualis  i)  sehr 
geeignet  zur  Hebung  des  Phosphorgehaltes  im  Organismus.  Die 
freie  Säure  sowohl  wie  ihre  Metallsalze  sind  in  sauren,  neutralen 
und  alkalischen  Flüssigkeiten  löslich.  Die  freie  Säure  findet  sich 
in  vielen  Nahmngsmitteln  (Blut,  Fleisch,  Gehirn,  Nerven,  Eidotter), 

1)  Annal.  di  Ghim.  e  di  Farm.  189S,  137. 


Salfone.  Fettsäuren  der  Formel  CnH^aOt,  Aldehfde  a.  Eetone.   307 

ausserdem  kommt  ihre  Zusammensetzung  derjenigen  der  complexen 
phosphorhaltigen  Moleküle  des  Nucleins  und  Lecithins  nahe, 
welche  sich  als  wesentliche  Bestandtheile  in  den  wichtigsten 
Organen  finden.  Da  Lecithin,  das  bedeutsamste  der  phosphor- 
haltigen Bestandtheile  der  Nahrungsmittel,  von  Säuren,  wie  von 
Alkalien  und  selbst  von  Wasser  in  Gholin  und  Glycerinphosphor- 
säure  gespalten  wird  und  auch  beim  Verdauungsprocess  diese 
Zersetzung  erleidet,  so  stellt  Glycerinphosphorsäure  die  Form  dar, 
unter  welcher  das  Phosphor  in  den  Organismus  eintritt.  Durch 
die  diesbezüglichen  Versuche  wurde  festgestellt,  dass  das  Natrium- 
salz brechenerregend  ¥nrkt,  dagegen  wurde  das  Calciumsalz  und 
die  freie  Säure  ohne  jede  Beschwerde  ertragen. 

d.  Sulfone. 

Sulfonal.  Ueber  das  physiologische  Verhalten  des  Stdfonals 
berichtete  W.  J.  Smith  *).  öei  aer  Untersuchung  der  Frage, 
welche  schwefelhaltigen  Producte  bei  der  Spaltung  des  Sulfonals 
im  Organismus  gebildet  werden  können,  ergeben  sich  von  vorn- 
herein eigentlich  nur  zwei  Möglichkeiten,  nämlich  die  Bildung 
von  Aethvlsulfosäure  oder  von  Sulfoessigsäure.  Diese  beiden 
Säuren  selbst  werden,  wie  Verf.  durch  besondere  Versuche  fest- 
gestellt hat,  durch  den  Stoffwechsel  nicht  verändert,  müssen  also 
im  Harn  nachzuweisen  bezw.  unverändert  abscheidbar  sein.  Die 
Verarbeitung  grösserer  Mengen  von  Sulfonalharn  gab  aber  keine 
Spur  von  Krystallen  des  schwer  löslichen  sulfoessigsauren  Baryums. 
Die  Sulfoessigsäure  kann  also  nicht  das  Hauptumwandlungsproduct 
im  Organismus  sein.  Die  Versuche  des  Verf.  sprechen  vielmehr 
—  wenn  auch  nur  indirect  —  dafür,  dass  bei  der  Spaltung  des 
Sulfonals  im  Organismus  Aethylsulfosäure  entsteht,  welche  im 
Harn  ausgeschieden  wird. 

e.  Fettsäuren  der  Formel  GnH2ii03,   Aldehyde  u.  Eetone. 

Acetum  pyrolignosum  rectificatiim.  Die  Ph.  G.  HI  verlangt 
vom  rectificirten  Holzessig,  dass  10  cc  desselben  100  cc  Kalium- 
permanganatlösung  (=^  0,1  g  Kaliumpermanganat)  sofort  ent- 
färben. G.  Buchner')  hält  diese  Prüfung  flir  sehr  zweckent- 
sprechend zur  Unterscheidung  wirklich  rectificirten  Holzessigs 
von  Gemischen  aus  Elssis  und  etwas  rohem  Holzessig,  wie  solche 
ja  auch  im  Handel  sind.  Buchner  fand  jedoch  in  keinem  Com- 
mentare  angegeben,  welcher  Bestandtheil  des  rectif.  Holzessigs 
diese  bedeutende  und  sofortige  Reduction  verursacht;  es  ist  über- 
all nur  von  brenzlichen  Stoffen  die  Rede.  Um  hierüber  Klarheit 
zu  gewinnen,  hat  Buchner  einige  Versuche  angestellt,  welche  er- 
gaben,  dass  der,  die  grosse  Reduction  des  Kaliumpermanganats 

1)  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  XVII,  1.  2)  Chem.  Ztg.  1893  durch 

Apoth.  Ztg.  1893,  512. 

20* 


308  Methanderivate. 

verursachende  Körper  das  im  rectificirten  Holzessig  enthaltene 
Creosot  ist.  Die  im  rectifizirten  Holzessig  noch  enthaltenen  Sub- 
stanzen, wie  Essigsäure,  Methylalkohol,  Aceton,  entfärben  Kalium- 
permanganat augenblicklich  nur  wenig.  Die  von  der  Ph.  ange- 
gebene Probe  ist  daher  eine  annähernde  Bestimmung  des  Creosot- 
(bezw.  Guajacol-  und  Creosol-)  Gehaltes  des  rectificirten  Holz- 
essigs. 1  cc  einer  1  %igen  Kreosotlösung  in  Essigsäure  entfärbte 
sofort  20  cc  Kaliumpermanganatlösung  (nach  einigem  Stehen  und 
abermaliger  Zugabe  etc.  werden  noch  grössere  Mengen  reduzirt). 
Die  Ph.  verlangt  also  einen  Mindestgehalt  von  ca.  0,5  <>/o  Creosot 
im  rectif.  Holzessig.  Ein  den  Anforderungen  der  Ph.  entsprechen- 
des Product  erhält  man  durch  Lösen  von  ca.  0,5  g  Creosot  Ph. 
6.  ni  in  10  g  50  <^/oiger  Essigsäure  und  Verdünnen  mit  90  g 
Wasser.  Es  ist  also  wohl  neben  der  Essigsäure  das  Creosot  der 
wichtigste  Bestandtheil  des  rectif.  Holzessigs,  was  nach  Ansicht 
Buchner's  bislang  noch  nicht  betont  worden  ist.  Dem  Creosot 
gegenüber  sind  die  übrigen  Bestandtheile ,  wie  MethylalkohoU 
Aceton  und  dergleichen  wohl  von  untergeordneter  Bedeutung» 
Da  der  rectif.  Holzessig  eine  sehr  wechselnde  Zusammensetzung 
hat,  wäre  es  vielleicht  zweckmässig,  wenn  an  Stelle  desselben  ein 
Essig  mit  bestimmtem  Creosotgehalt  substituirt  würde.  —  Dasa 
die  Pharmakopoecommission  auf  diesen  Vorschlag  G.  Buchner's 
eingehen  werde,  möchten  wir  (Ref.  der  Apoth.  Ztg.)  so  lange  be- 
zweifeln, bis  der  Nachweis  erbracht  wird,  dass  das  Creosot  that- 
sächlich  der  einzige  wirksame  Bestandtheil  des  rectif.  Holzessigs 
ist.  Soviel  uns  bekannt  ist,  gehen  bei  der  Destillation  des  rohen 
Holzessigs  ausser  Methylalkohol,  Aceton  und  Creosot  noch  eine 
ganze  Reihe  anderer  „brenzlicher  Stoffe"  in  das  Destillat  über,, 
deren  Summe  zur  chemischen  wie  physiologischen  Charakteristik 
des  Präparates  unentbehrlich  ist.  Nach  jeder  Richtung  zufrieden- 
stellend erscheint  dagegen  der  von  Bellingrodt  TApoth.  Ztg.  1890 
Nr.  7;  s.  auch  Jahresber.  1890,  255)  gemachte  Vorschlag  für  eine 
neue  Fassung  der  Pharmakopoevorschrift. 

Auch  W.  Brandes  ^)  ist  der  Ansicht,  dass  den  Anforderungen 
des  Arzneibuches  wohl  kein  Handelspräparat  Stand  halten  dürfte, 
wenn  eine  vollständige  Entfärbung  gemeint  ist.  Man  kann  nur 
vollständige  Verfärbung  verlangen,  indem  die  blaurothe  Farbe 
der  Permanganatlösung  sofort  verschwindet  und  unter  gleich- 
zeitiger Abscheidung  von  Hydraten  des  Mangans  in  eine  hellgelbe 
übergeführt  wird,  welche  erst  nach  längerem  Stehen,  nach 
vollständiger  Abscheidung  des  Mangans,  verschwindet.  Setzt  man 
jedoch  zu  der  Permanganatlösung  10  cc  verdünnte  Schwefelsäure,, 
so  entsteht  nach  dem  Zufügen  von  Holzessig  eine  klare,  gelblich 
gefärbte  Flüssigkeit.  Es  kann  daher  unter  der  vom  Deutschen 
Arzneibuche  verlangten  sofortigen  Entfärbung  nur  eine  sofortige 
Veränderung  der  blaurothen  Farbe  der  Kaliumpermanganatlösung 
in  eine   sich   über   einem   bräunlichen   Niederschlage   befindliche- 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  534. 


Fettsäuren  der  Formel  GnH2nOs,  Aldehyde  u.  Ketone.      309 

gelbliche  verstanden  werden  und  ist  es  daher  wünschenswerth, 
dass  eine  dahingehende  präcisere  Fassung  dieser  Probe  in  einer 
neuen  Auflage  des  Deutschen  Arzneibuches  Aufnahme  findet. 

Die  ständige  Commission  i)  für  Bearbeitung  des  Arzneibuches 
schlägt  folgende  Aenderungen  an  dem  Artikel  „Acetum  pyrolignos. 
rectif.  vor:  Der  rectificirte  Holzessig  soll  künftig  statt  in  100 
Theilen  4,5  Theile  Essigsäure  deren  5  enthalten.  Die  Permaganat- 
probe  soll  wie  folgt  geändert  werden:  „Wird  1  co  gereinigter 
Holzessig  mit  9  cc  Wasser  und  darauf  mit  30  cc  verdünnter 
Schwefelsäure  gemischt,  so  muss  dieses  Gemisch  20  cc  Kalium- 
permanganatlösung  in  5  Minuten  vollständig  entfärben^^ 

lieber  die  Prüfung  des  Essigs  s.  Nahrungs-  u.  Qenussmittel, 

Acidum  trichloraeeticum  liquefactum.  Für  die  Praxis  ist  eine 
flüssige  Trichloressigsäure  zum  Aetzen  sehr  erwünscht.  Vul- 
pius^)  empfiehlt  deshalb  dieselbe  nach  dem  Verhältniss  des 
Acidum  carbolicum  liquefactum  herzustellen,  indem  man  10  Th. 
fester  Säure  mit  1  Th.  Wasser  übergiesst  und  stehen  lässt,  wo- 
durch man  eine  Flüssigkeit  von  dem  Beweglichkeitsgrade  der 
concentrirten  Schwefelsäure  erhält. 

Liquor  Aluminii  acetici.  J.  Kn. ')  empfiehlt,  die  Vor- 
schrift des  Deutschen  Arzneibuches,  um  Verluste  und  hierdurch 
bedingtes  fehlerhaftes  specifischos  Gewicht  zu  vermeiden,  in  folgen- 
der Weise  abzuändern:  30  Th.  Aluminiumsulfat  werden  in  60 Th. 
Wasser  gelöst,  36  Th.  verdünnter  Essigsäure  zugefügt,  in  diese 
Flüssigkeit  allmählich  und  unter  Umrühren  13  Th.  Calciumcarbonat 
eingetragen,  die  man  zuvor  mit  20  Th.  Wasser  angerieben  hat, 
und  der  Mörser  mit  20  Th.  Wasser  nachgespült,  darauf  stellt 
man  24  Stunden  bei  Seite  und  bringt  nach  dieser  Zeit  die  Flüssig- 
keit, wenn  nöthig,  auf  ein  Gesammtgewicht  von  171,5  Th.,  —  hier- 
bei ist  das  Gewicht  der  entwichenen  Kohlensäure  in  Abzug  ge- 
kommen. —  Die  gewichtsanalytische  Bestimmung  des  Aluminium- 
oxydgehalts lässt  sich  sehr  vereinfachen,  wenn  man  wie  folgt 
verfährt:  10  g  werden  im  tarirten  Platintiegel  eingedampft,  ge- 
glüht und  gewogen,  das  Gewicht  des  Glührückstandes  muss  0,26 
bis  0,31  g  betragen  (0,01  g  für  das  aufgelöste  Vio  %  Calcium- 
sulfat).  Eine  Flüssigkeit,  dde  mehr  oder  weniger  Glührückstand 
ergiebt,  ist  mit  einem  zu  stark  verunreinigten  Aluminiumsulfat 
hergestellt  und  zu  verwerfen.  Hat  man  einen  Platintiegel  von 
10  g  Inhalt  nicht  zur  Verfügung,  so  kann  man  die  Flüssigkeit 
aus  einer  kleinen  Flasche  herauswiegen  und  allmälich  in  den- 
selben hineinbringen. 

Liquor  Ferri  acetici.  Das  D.  A.  B.  III.  schreibt  vor:  2  cc 
werden  mit  1  cc  Salzsäure  versetzt,  mit  20  cc  Wasser  verdünnt 
und  hierauf,  nach  Zusatz  von  1  g  Kaliumjodid,  bei  einer  40^ 
nicht  übersteigenden  Wärme  im  verschlossenen  Gefässe  eine  halbe 
Stunde  stehen  gelassen  u.  s.  w.''    Führt  man  die  Prüfung  so  aus, 

1)   Apoth.  Ztg.    1898,   617.  2)    Südd.   Apoth.   Ztg.    1893,    802. 

8)  Pharm.  Ztg.  1898,  662. 


310  Methanderivate. 

dass  man  nach  dem  Wortlaute  Salzsäure,  Wasser  und  Jodkalium 
gleich  hintereinander  zusetzt,  so  findet  man  etwas  zu  wenig  Eisen. 
Ea  scheint,  als  ob  ein  kleiner  Theil  des  Eisenacetates  unverändert 
bliebe.  Diesen  Fehler  vermeidet  man  nach  E.  Dieterich  ^)  da- 
durch, dass  man  den  Liquor  mit  der  Salzsäure  so  lange  bei 
40—50  °  stehen  lässt,  bis  die  Mischung  auch  nicht  den  geringsten 
rothen  Schimmer  mehr  zeigt,  oder  dadurch,  dass  man  einmal  bis 
zum  Kochen  erhitzt. 

Die  Bedingungen,  unter  welchen  eine  vorschriftsmässige  Eisen- 
aceidtlösung  hergesteilt  und  für  längere  Zeit  unverändert  aufbewahrt 
werden  kann,  sind  aus  der  Praxis  wie  aus  den  in  der  bezüglichen 
Litteratur  allenthalben  angeführten  Notizen  allgemein  bekannt, 
trotzdem  begegnet  man  häufig  Präparaten,  welche  den  billigen 
Anforderungen  der  Pharm.  Germ.  Ill  mehr  oder  weniger  nicht 
entsprechen.  Hiervon  machen  auch  die  aus  ronommirten  Fabriken 
stammenden,  bezw.  durch  angesehene  Drogenhäuser  bezogenen 
Präparate  keine  Ausnahme,  wie  0.  Schobert')  bei  einschlägigen 
Untersuchungen  gefunden  hat.  Es  mögen  wohl  viele  Präparate, 
wenn  man  von  dem  unerlaubten  Kupfer-  und  dem  höheren  Chlor- 
gehalt absieht,  anfanglich  der  Pharmakopoe  entsprechen,  aber 
durch  nachlässige  Aufbewahrung,  indem  ihnen  nicht  der  unbedingt 
nöthige  Schutz  vor  Luft,  Licht  und  Wärme  gewährt  wird,  fallen 
dieselben  einer  allmählichen  Zersetzung  anheim.  Sie  werden  durch 
Bildung  basischeren  Eisenacetats  trübe,  erzeugen  Bodensätze  und 
weisen  infolgedessen  ein  niederes  specifisches  Gewicht  auf.  Ein 
stark  mit  Chlor  verunreinigter  Liq.  Ferri  acetici  verdirbt  sehr 
bald.  Ein  etwas  höherer  Essigsäuregehalt  dagegen  verhindert 
das  Trübwerden  des  Liquors  eine  Zeit  lang,  selbst  beim  Auf- 
kochen desselben.  Ein  solches  Präparat  giebt  zugleich,  wenn  es 
sonst  probehaltig  ist,  eine  haltbare  Tinctur.  Jedes  in  Zersetzung 
begriäene,  also  trübe,  desgleichen  jedes  mehr  als  erlaubt  mit 
Chlor  verunreinigte  Präparat  ist  unbedingt  zu  verwerfen,  eher 
übe  man  Nachsicht  mit  einem  schwach  kupferhaltigen,  sobald  der 
Kupfergehalt,  welcher  wahrscheinlich  von  kupfernen  Apparaten 
herrührt,  so  gering  ist,  dass  er  nicht  schon  durch  eine  Bläuung 
des  ammoniakalischen  Filtrates,  sondern  erst  durch  Zufügen  von 
von  HaS  zu  demselben,  oder  durch  Ansäuern  desselben  mit  Essig- 
säure und  Zusatz  von  Ferrocyankalium  erkannt  wird.  Auch  sei 
man  wegen  eines  etwas  grösseren  Essigsäuregehaltes  nicht  zu 
skrupulös.  Des  Weiteren  beherzige  man,  dass  die  Eisenacetat- 
lösung  an  einem  gleichmässig  kühlen  Ort,  in  wohlverschlossenen, 
dunklen  Flaschen  aufzubewahren  ist. 

Die  ständige  Commission  zur  Bearbeitung  des  Deutschen 
Arzneibuches  >)  hat  folgende  Fassung  für  dieses  Präparat  be- 
schlossen: 


1)  Helfenb.  Annal.  1892,  58.         2)  Pharm.  Ztg.  1893,  438.         8)  Apoth. 
Ztg.  1893,  619. 


Fettsäuren  der  Formel  CnH2nO},  Aldehyde  u.  Ketone.     311 

Liquor  Ferri  subacetici.  —  Basisch-FerriacetatlÖBung. 

Fünf  Theile  EisenchloridlÖBUDg       5 

werden  mit 

Fünfundzwanzig  Theilen  Wasser 26 

verdünnt  und  alsdann  unter  Umrühren  einer  Mischung  von 

Fünf  Theilen  Ammoniakflüssigkeit 6 

und 

Hundert  Theilen  Wasser 100 

zugefügt  mit  der  Vorsicht,  dass  die  Flüssigkeit  alkalisch  bleibe. 
Der  Niederschlag  wird  mit  Wasser  „so  lange*'  ausgewaschen,  bis 
einige  Tropfen  des  mit  Salpetersäure  angesäuerten  Filtrats  durch 
Silbemitratlösung  nicht  mehr  getrübt  werden^S  dann  möglichst 
stark  ausgepresst  und  in  einer  Flasche  mit 

Tier  Theilen  verdünnter  Essigsäure 4 

an  einem  kühlen  Orte  unter  öfterem  ümschütteln  so  lange  stehen 
gelassen,  bis  er  sich  vollkommen  oder  mit  Hinterlassung  eines 
sehr  geringen  Rückstandes  aufgelöst  hat.  Hierauf  setzt  man  der 
filtrirten  Lösung  so  viel  Wasser  zu,  dass  ihr  spec.  Gewicht  1,087 
bis  1,091  beträgt. 

Flüssigkeit  von  rothbrauner  Farbe,  schwach  nach  Essigsäure  riechend, 
in  100  Theilen  4,8  bis  5  Theile  Elisen  enthaltend.  Dieselbe  giebt  in  der 
Siedehitze  „allmählich**  einen  rothbraunen  Niederschlag  und,  mit  Wasser  bis 
zur  gelblichen  Farbe  verdünnt,  nach  Zumischun^^  einer  kleinen  Menge  Salz- 
säure, auf  Zusatz  von  Kaliumferrocyanidlösung  emen  blauen  Niederschlag. 

1  Theii  „Basisch-Ferriacetatlösang**  mit  5  Theilen  Wasser  verdünnt, 
darf,  nach  Zusatz  von  etwas  Salzsäure,  durch  Kaliumferricyanidlösung  nicht 
ffebläut  werden.  Das  nach  dem  Ausföllen  durch  Ammoniakflüssigkeit  er- 
haltene farblose,  alkalische  Filtrat  werde  „weder  durch  Schwefelwasseratoff- 
wasser,  noch  noch  dem  Ansäuern  mit  Salpetersäure  durch  Baryumnitratlösunff 
verändert,  durch  Silbemitratlösung  nach  2  Minuten  höchstens  opalisirend 
getrübt**,  und  hinterlasse  nach  dem  Verdampfen  und  Glühen  keinen  Rückstand. 

5  cc  geben  nach  dem  Vermischen  „mit  Normal-Ealilauge**  ein  Filtrat, 
welches  durch  Schwefelwasserstofiwasser  nicht  verändert  wird. 

2  cc  werden,  mit  1  cc  Salzsäure  versetzt,  „nach  dem  Verschwinden  der 
rothbraunen  Färbung**  mit  20  cc  Wasser  verdünnt  und  hierauf,  nach  Zusatz 
von  1  g  Ealiumjodid,  bei  „gewöhnlicher**  Wärme  im  geschlossenen  Gefasse 
„eine  Stunde**  lang  stehen  gelassen.  Diese  Mischung  soll  „alsdann**  zur 
Bindung  des  ausgeschiedenen  Jods  18,5  bis  19,5  cc  der  Zehntel-Normal- 
Natriumthiosulfatlösung  verbrauchen. 

Vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 

lieber  das  Verhalten  von  FerriacetcUlösung  gegen  Schwefel^ 
säure  berichtet  Th.  Salzer ^)  Folgendes:  Wenn  man  mit  der 
etwa  zehnfachen  Menge  Wasser  verdünnte  basische  Ferriacetat- 
lösong  tropfenweise  mit  Salz-  oder  Salpetersäure  vermischt,  so 
bildet  sich  Eisenchlorid  bezw.  Ferrinitrat  neben  neutralem  Ferri- 
acetat  und  schliesslich  freie  Essigsäure;  die  rothbraune  Farbe  der 
Flüssigkeit  geht  dementsprechend  durch  Rothgelb  und  Oelbroth 
in  Gelb  über  und  die  Flüssigkeit  selbst  bleibt  klar.  Lässt  man 
dagegen  der  Ferriacetatlösung  verdünnte  Schwefelsäure  zutropfen, 
so  wird  die  Flüssigkeit  nicht  trübe;  es  entsteht  ein  Niederschlag 
Yon  basisch  schwefelsaurem  Eisenoxyd,  welcher  frei  von  Acetat 
ist.    —  Verf.   bemerkt   noch,    dass   es   nicht    durchführbar  er- 


1)  Pharm.  Centralh.  1898,  191. 


312  Methanderivate. 

III 
scheint,    das  basische  Ferriacetat  Fe— (OH)  glatt  in  schwerlös- 

—AT 
III 

liches  Fe — OH  umzuwandeln,  weil  dem  die  Menge  der  freiwerden- 

-  {SO4) 
den   Essigsäure   entgegenwirkt;    immerhin   zeigt  diese   Reacüon, 
dass  es  selbst  unter  solch  erschwerenden  Umständen  möglich  ist, 
in  einem  basischen  Salze  die  Säure  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
durch  eine  andere  zu  ersetzen. 

LAquor  plumbi  subacetici.  Gourtonne^)  konnte  nach  dem 
üblichen  Verifahren  niemals  einen  Bleiessig  von  constanter  Zu- 
sammensetzung erhalten  und  hat  deshalb  eine  neue  Darstellungs- 
methode gewählt,  die  in  Folgendem  besteht:  Man  löst  350  g 
reines,  neutrales,  krystallisirtes  Bleiacetat  in  825  g  Wasser  und 
setzt  55  g  Ammoniak  von  22°  Be.  (ca.  21,5  <>/o  NHs)  hinzu.  Die 
Lösung  ist  sofort  brauchbar  und  stets  gleichmässig  an  Gehalt. 
Das  Arzneibuch  würde  aber  wohl  einen  solchen  Bleiessig  zum 
medicinischen  Gebrauch  für  nicht  zulässig  erklären. 

Statt  der  40<^/oigen  wässerigen  Lösung  des  Formaldehyds 
sind  nach  Ansicht  von  Gehe  u.  Co.*)  möglicherweise  die  Ver- 
bindungen des  Formaldehyds,  die  oxymethylsulfonsauren 
Salze,  denen  eine  energisch  reducirende  Eigenschaft  zukommt, 
noch  besser  geeignet. 

lieber  die  Bestimmung  des  Formaldehyds  in  Nahrungsmitteln 
und  über  dessen  Anwendung  als  Gonservirungsmittel  s.  Nahrungs- 
und Genussmittel. 

Formaldehyd  (Formalin).  Die  chemische  Fabrik  auf  Actien 
vorm.  E.  Schering  hat  in  dem  Formaldehvd  ein  Mittel  der  Des- 
infectionstechnik  zugänglich  gemacht,  welches  eine  dem  Sublimat 
ähnliche  antibacterielle  Kraft  ohne  dessen  Giftigkeit  besitzt,  und 
welches  sich  zudem  nicht  allein  zur  feuchten,  sondern  auch  zur 
trocknen  bezw.  gasformigen  Desinfection  eignet.  Ausgangspunct 
war  für  genannte  Fabrik  zunächst  eine  Notiz  von  Low  aus  dem 
Jahre  1886,  worin  derselbe  der  antibacteriellen  Wirkung  des 
Formaldehyds  Erwähnung  thut;  ferner  eine  Arbeit  von  Aronson 
(Jahresber.  1892,  339)  und  die  Arbeiten  von  Berlioz  und  Trillat 
(ebenda).  —  Die  Schering'sche  Fabrik  bringt  den  Formaldehyd 
in  concentrirter  40Voiger  wässeriger  Lösung  unter  dem  Namen 
Formalin  in  den  Handel.  J.  StahP)  hat  dieses  Präparat  einer 
genaueren  Prüfung  auf  antibacterielle  Wirksamkeit  und  auf  seine 
etwaige  Verwendbarkeit  zur  Desinfection  unterworfen  und  ge- 
funden, dass  das  Formalin  —  wie  kein  anderes  Mittel. —  zur 
Desinfection  sich  eignen  wird.  Die  ausserordentlich  grosse  Mi- 
kroben vernichtende,  dem  Sublimat  ähnliche  Wirkung,  dabei  die 
relative  Ungiftigkeit,   ferner  die  Eigenschaft,   sich  nur  aggressiv 


1)  Ball.  Afls.  Chim.  durch  Ghero.-Ztg.,  Rep.  1898,  Nr.  1,  S.  7. 
2}  Handelsber.  1898.  8)  Pharm.  Ztg.  1893,  178. 


Fettsäuren  der  Formel  CaH2nOs,  Aldehyde  u.  Ketone.     313 

gegen  die  Substanz  der  Infectionsstoffe  zu  verhalten,  die  damit  in 
Berührung  kommenden  Gegenstände  organischer  oder  anorgani- 
scher Natur  aber  intact  zu  lassen,  endlich  die  leichte,  überall 
mögliche  Handhabung  und  seine  Billigkeit  werden  dem  Formalin 
bald  den  ihm  gebührenden  Eingang  in  die  Desinfectionspraxis 
Tcrschaffen.  Man  möchte  das  Formalin  in  seinen  Wirkungen  als 
ein  ungiftiges  Sublimat  bezeichnen.  Doch  nicht  allein  die  Un- 
giftigkeit  giebt  dem  Formalin  vor  Sublimat  den  Vorzug,  die  Ver- 
wendungsmöglichkeiten des  Formalins  sind  weit  ausgedehntere 
infolge  der  Eigenschaften:  leicht  vergasbar  und  von  fast  gleichem 
spedfischen  Gewicht  wie  die  atmosphärische  Luft  zu  sein.  Die 
Eigenschaft  des  gasförmigen  Formalins,  von  festen  Körpern  ge- 
radezu aufgesaugt  und  als  Paraformaldehyd  condensirt  zu  werden, 
ermöglicht  ein  selbstthätiges,  tiefes  Eindringen  in  die  verborgensten 
Ritzen,  und  unter  Umständen  auch  eine  Desinficirung  nicht  ge- 
troffener Stellen.  Die  aus  den  vorerwähnten  Eigenschaften  dieses 
interessanten  Körpers  sich  ableitenden  Anwendungsmöglichkeiten 
sind  sehr  vielseitig.  Für  die  Desinfection  glatter  Wände  hält 
Stahl  die  Bestäubung  mit  V»  %iger  Formalinlösung  mittelst  Spray- 
apparats für  ausreichend.  Für  eine  Wand  von  50  qm  sind  0,4 
Litier  einer  Vs  ^lo^g^^  Lösung,  oder  5  g  40  ^'/oiger  Lösung  nöthig. 
Für  die  oberflächliche  Desinfection  von  Möbeln,  Kleidungsstücken 
u.  s.  w.  schlägt  Stahl  eine  Bestäubung  mit  1—2  ^'/oiger  Lösung 
vor.  Die  Bestäubungen  haben  mit  möglichster  Energie  zu  er- 
folgen. —  Formalin  in  verschiedenen  Räumen  zum  Verdampfen 
gebracht,  eignet  sich  jedenfalls  weit  besser  als  Carbolsäure, 
schweflige  Säure,  Chlor,  Brom,  ob  mit  wirklich  durchschlagendem 
Erfolg,  bleibt  noch  zu  constatiren.  Für  die  trockene  Desinfection 
feinerer  Gegenstände  in  geschlossenen  Kästen,  z.  B.  Pelzwerk  u.  s.  w. 
wird  sich  Formalin  voraussichtlich  ganz  vorzüglich  eignen,  ebenso 
zur  Herstellung  steriler,  aseptischer  Verbandwatte.  —  Interessant 
und  in  der  chirurgischen  Praxis  verwendbar  ist  die  Eigenschaft 
des  Formalins,  auf  thierische  Haut  gebracht,  auf  letztere  Leder 
bildend  einzuwirken,  sie  undurchdringlich  zu  machen  und  zu 
härten. 

Die  chemische  Fabrik  aufActien  (vorm.  E.Schering) 
brachte  u.  A.  noch  folgende  Mittheilungen  über  Formalin:  Schon 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  entweicht  aus  dem  mit  Wasser  in 
allen  Verhältnissen  mischbaren  Formalin  Formaldehyd,  wenn  das- 
selbe nicht  gut  verschlossen  aufbewahrt  wird.  Lässt  man  das 
Formalin  mit  oder  ohne  Anwendung  von  Wärme  verdampfen  und 
die  Dämpfe  auf  WattO;  Gaze,  Binden  und  andere  Verbandstoffe 
einwirken,  so  schlägt  sich  das  Formalin  auf  diesen  als  Paraform- 
aldehyd (Paraformalin)  in  fester  Form  nieder  und  sterilisirt  sie. 
Beim  Verdunsten  spaltet  sich  das  niedergeschlagene  Paraformalin 
wieder  in  Formalin  und  wirkt  nun  auf  seine  Umgebung  antisep- 
tisch. Die  Formalin- Verbandstoffe  müssen  in  gut  verschlossenen 
Gelassen  aufbewahrt  werden.  —  Das  Formalin  empfiehlt  sich  als 
ausgezeichnetes  Desinfectionsmittel  zur  Anwendung  in  der  Chi- 


314  Methanderivate. 

rurgie:  zum  Reinigen  der  Schwämme  und  anderer  derartiger 
Materialien  mit  Lösungen  von  ca.  1  %  Formaldehyd  i)  und  nach- 
heriges  Ausdrücken;  zur  Herstellung  von  sterilen  Verbandmateria- 
lien in  Form  des  Formaliths  (s.  weiter  unten) ;  zur  Aufbewahrung 
von  Schwämmen,  sowie  Verbandmaterialien  aller  Art  in  Gefässen» 
die  etwas  Formalin  enthalten;  zum  Reinigen  der  Hände  mit 
Formalinlösungen  bis  zu  1  ®/o  Gehalt  an  Formaldehyd.  Mit 
Formalin  gereinigte  Instrumente  müssen  sogleich  sorgfältig  abge- 
wischt und  gut  getrocknet  werden.  Verdünnte  Lösungen  des 
Formalins  eignen  sich  vortrefflich  als  Zusatz  zum  Einweichen  in- 
ficirter  Wäsche  und  anderer  waschbarer  Gegenstände,  sowie  zum 
Ausspülen  von  Nachtgeschirren  und  anderer  Utensilien.  —  Die 
Eigenschaften  des  Formalins  berechtigen  ferner  zu  der  Annahme, 
dass  sich  dasselbe  sehr  gut  zur  Gonservirung  von  anatomischen 
Präparaten,  sowie  von  Leichen  eignen  dürfte,  da  das  Formalin 
auf  lebendes  und  todtes  thierisches  Gewebe  gebracht  Leder  bildend 
einwirkt.  Man  könnte  für  diesen  Zweck  dem  Formalin  noch  solche 
Chemikalien,  vielleicht  Glycerin,  zusetzen,  welche  auf  ersteres  nicht 
chemisch  einwirken.  —  Auch  eine  Verwendung  des  Formalins  als 
äusserliches  Mittel  gegen  Lupus  oder  irgend  welche  Neubildun- 
gen wird  dadurch  nahe  gerückt,  obwohl  hierüber  Versuche  noch 
nicht  angestellt  worden  sind.  —  Da  Formalin  mit  Ammoniak  eine 
geruchlose  Verbindung  eingeht,  so  hebt  letzteres  die  Formalin- 
wirkung  momentan  auf. 

Für  manche  Zwecke  ist  es  praktisch,  das  Formalin  in 
trockener  oder  fester  Form  anzuwenden;  hierzu  dient  das  For- 
malin-Streupulver,  ein20<^/o  Formalin  beigemischt  enthalten- 
der Kieseiguhr,  und  das  Formalith.  Das  letztere  besteht  aus 
Eieselguhr  in  Pastillen  gepresst,  die  man  ungefähr  das  gleiche 
Gewicht  Formalin  aufsaugen  Hess,  so  dass  sie  50  ^jo  davon  ent- 
halten. Für  die  meisten  Zwecke  genügt  eine  Lösung  von  1  Ess- 
löffel Formalin  in  1  Liter  Wasser  —  oder  je  nach  Umständen 
eine  noch,  manchmal  sogar  wesentlich  verdünntere  Lösung.  Die 
Firma  empfiehlt  aber,  das  Formalin  nicht  unverdünnt  an  das 
Publikum  abzugeben,  sondern  immer  nur  als  10  ^/oige  Lösung 
(10  Th.  Formalin  mit  90  Th.  Wasser  gemischt).  Von  dieser 
lO^oigen  Formalinlösung  hat  man  zur  Herstellung  der  oben  er- 
wähnten Lösung,  welche  im  Nachstehenden  immer  gemeint  ist, 
wenn  von  „Formalinlösung"  die  Rede  ist,  10  Esslöffel  voll  auf 
1  Liter  zu  mischen.  —  Innerlich  darf  Formalin  weder 
als  solches,  noch  verdünnt  genommen  werden!  —  Leh- 
mann empfiehlt  Formalin  besonders  zur  Desinfection  von  Bürsten 
und  Kämmen  und  verspricht  sich  grossen  Nutzen  von  dem  neuen 
Mittel  für  die  Verhinderung  der  Uebertragung  von  Haarkrank- 
heiten. Die  Desinfection  der  Bürsten  und  Kämme  bewirkt  man, 
indem  man  diese  in  eine  Kiste  legt,  in  der  sich  einige  Formalith- 


1)  Zur  Herfltellnng  einer  1  VoiSf^n  Formalin-(Formaldehyd-)lö8ang  mischt 
man  10  Theile  der  407oigen  Handelswaare  mit  890  Theilen  Wasser. 


Fettsäuren  der  Formel  GnHjnOs,  Aldehyde  u.  Eetone.    315 

platten  oder  Formalin-Streupulver  befinden.  Nach  Lehmann  kann 
man  alle  einer  Beschmutzung  mit  den  Erregern  von  Diphtherie, 
Tuberkulose,  Cholera,  Erysipel  verdächtigen  Oberkleider,  Pelze, 
Lederwaaren  auf  das  leichteste  und  billigste  desinficiren,  ohne 
dass  Yon  den  bisher  untersuchten  Gegenständen  einer  leidet,  in- 
dem man  sie  in  eine  Formalinkiste  bringt,  in  der  Formalith- 
platten  (eingewickelt  oder  nicht  eingewickelt)  liegen  und  zwischen 
die  Kleider,  Wäsche  u.  s.  w.  gelegt  werden.  —  Liebreich  betont 
die  praktische  Verwendbarkeit  des  Formalins  in  Dampfform  oder 
als  verstäubte  Flüssigkeit  zur  Desiufection  der  Zimmer  und  der 
in  denselben  befindlichen  Gegenstände,  ohne  diese  für  den  Ge- 
brauch zu  vernichten.  Nach  erfolgter  Desinfection  ist  der  For- 
malingeruch durch  Lüften,  nöthigenfalls  durch  Ammoniakgas  zu 
beseitigen.  Die  Dämpfe  des  Formalins  sind  für  den  Menschen 
nur  giftig,  wenn  man  sie  während  mehrerer  Stunden  und  in 
grossen  Mengen  einathmet.  Zum  Waschen  der  Hände  benutzt 
man  eine  stark  verdünnte  Formalinlösung. 

Einen  weiteren  Nutzen  zieht  Valude  ^)  aus  dem  Formaldehyd, 
indem  er  ihn  zur  Sterilisirung  von  Augenwässern  benutzt 
Lösungen  von  Eserin,  Atropin  etc.  blieben  mit  Formaldehyd  im 
Yerhältniss  von  1  :  2000  versetzt,  länger  als  einen  Monat  keimfrei. 
Das  Mittel  reizt  in  dieser  Verdünnung  die  Augen  nicht. 

üeber  die  Eigenschaften  und  Prüfung  des  Formaldehyds  be- 
richtete Hans  Lüttke  *).  Formalin  ist  eine  farblose,  40  volum- 
procentige  wässerige  Lösung  von  Formaldehyd,  welcher  durch 
Oxydation  von  Methylalkohol  erhalten  wird  und  einen  durch- 
dringend stechenden,  äusserst  charakteristischen  Geruch  besitzt. 
Zur  Identificirung  des  Formalins  können  folgende  Reactionen 
dienen:  1.  Formalin  sowie  verdünnte  Lösungen  geben  mit  am- 
moniakalischer  Silberlösung  Reduction.  2.  Fehling's  Lösung  wird 
beim  Stehen  bei  gewöhnlicher  Temperatur  reducirt.  3.  Dampft 
man  Formalin  oder  eine  Lösung  desselben  bei  gelinder  Tempe- 
ratur ein,  so  bleibt  ein  weisser  in  Wasser  nicht  löslicher  Rück- 
stand —  Paraformaldehyd  — ,  de^  den  charakteristischen  Geruch 
des  Formaldehyds  zeigt.  4.  Dampft  man  bei  gelinder  Tempe- 
ratur Formalin  oder  dessen  Lösungen  mit  überschüssigem  Am- 
moniak ein,  so  hinterbleibt  eine  weisse  krystallinische,  in  Wasser 
leicht  lösliche  Masse,  die  beim  Erhitzen  im  Reagensrohre  präch- 
tig sublimirt  (Hexamethylenamin).  Die  Bildung  dieses  Körpers  lässt 
sich  durch  folgende  Gleichung  ausdrücken: 

6CH80+4NH8  =  (CH,)6N4+6H»0. 

5.  Mit  Anilinwasser  geben  Formalin  oder  selbst  sehr  verdünnte 
Lösungen   desselben    einen   weissen  Niederschlag  oder   Trübung. 

6.  Mit  Nitrophenylhydrazin  entsteht  nach  kurzer  Zeit  ein  gelber 
Niederschlag  vom  Schmelzpunct  258^.  —  Zur  Erkennung  der 
Reinheit  des  Formalins  könnten  folgende  Versuche  vorgenommen 

1)  Med.-chirarg.  Rundschau;  durch  Pharm.  Cestralh.  1893,  706. 

2)  Pharm.  Ztg.  1898,  281. 


316  Methanderivate. 

werden:  1.  Die  Ermittelung  des  specifiscben  Gewichts;  dasselbe 
liege  zwischen  1,080—1,088  bei  18°  C.  2.  Die  quantitative  Be- 
stimmung soll  einen  Gehalt  von  etwa  4  Volumprocenten  Form- 
aldehyd ergeben;  die  Bestimmung  des  Formaldehyds  in  wässe- 
rigen Lösungen  beruht  auf  der  Entstehung  des  Hexamethylen- 
amins.  Nach  Legier  geht  die  Bildung  dieser  Verbindung  schon 
nach  ca.  1  stündigem  Stehen  von  Formaldehydlösung  mit  Am- 
moniak sicher  vor  sich.  Nimmt  man  überschüssiges  Ammoniak 
und  titrirt  den  Rest  mit  Schwefelsäure  zurück,  so  erhält  man  die 
Menge  des  zur  Bindung  vorhanden  gewesenen  Ammoniaks,  woraus 
sich  nach  Abzug  von  V>  ^ol.  Schwefelsäure,  welches  zur  Bindung 
der  einsäurigen  base  verbraucht  w^r,  der  Formaldehyd  berechnen 
lässt.  Zweckmässig  verfährt  man  nach  Lüttke  derart,  dass  man 
1 — 2  CO  Formalin  mit  10 — 20  cc  Normalammoniak  in  einer  ca. 
100  cc  fassenden  Stöpselflasche  mehrere  Stunden  stehen  lässt, 
dann  etwas  verdünnt  und  mit  Normalschwefelsäure  unter  Anwen- 
dung von  Methylorange  oder  Cochenille  als  Indicator  zurücktitrirt. 
Unter  Zugrundelegung  der  oben  angegebenen  Reactionen  lässt  sich 
sodann  aus  der  verbrauchten  Ammoniakmenge  der  ursprünglich 
vorhandene  Form -Aldehyd  berechnen.  4CHsO  entaprechen 
IHaSOi.  0  (fi^^  Bestimmung  des  Formaldehyds  in  Formalin 
durch  directe  Wägung  des  Hexamethylenamins  ist  nach  Ansicht 
des  Verfassers  nicht  zu  genauen  una  schnellen  Untersuchungen 
geeignet,  da  einerseits  Hezamethylenamin  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur sich  bereits  zum  Theil  verflüchtigt,  andererseits  das  Trock- 
nen der  Base  zum  constanten  Gewicht  sehr  langwierig  ist.)  3.  Die 
Bestimmung  der  Gefrierpunctsdepression  dient  zur  Entscheidung 
der  Frage,  ob  lediglich  Formaldehyd  oder  auch  löslicher  Para- 
formaldehyd  zugegen  sind,  und  wird  am  zweckmässigsten  in  der 
von  Beckmann  handlich  gemachten  Form  der  Raoult'schen  Ge- 
frierpunctsmethode  erfolgen.  Lüttke  giebt  eine  genaue  Anleitung 
zur  Ausführung  dieses  Verfahrens.  —  4.  Die  Reaction  sei  neutral, 
höchstens  darf  eine  sehr  schwach  saure  Reaction  eintreten.  Die 
quantitative  Ermittelung  grosser  Säuremengen  (Ameisensäure,  her- 
rührend von  zu  weit  vorgeschrittener  Oxydation)  geschieht  durch 
Mischen  der  Lösung  mit  kohlensaurem  Kalk  und  Bestimmung  des 
Kalks  im  Filtrate  durch  Wägung  desselben  als  CaO.  5.  Die  Er- 
mittelung von  Methylalkohol  erfolgt  durch  gebrochene  Destillation ; 
da  Methylalkohol  schon  bei  66  ^  siedet,  so  würde  derselbe  in  den 
ersten  Antheilen  des  Destillates  aufzufinden  sein.  Beim  Ver- 
brennen desFormalins  darf  ein  mineralischer  Glührückstand  nicht 
hinterbleiben. 

Chloralose.  Riebet  und  Hanriot  ^)  haben  durch  Vereini- 
gung von  Ghloral  und  Glykose  einen  neuen  Körper  —  Anhydro- 
glyko-Chloral  (Chloralose)  —  erhalten.     Derselbe  besitzt  hypno- 


1)  Diese  Prüfungsmetbode  ist   von  A.  Trillat  beanstandet;    s.   hierüber 
anter  Nahrungs-  u.  Öenussmittel.  2)  Darob  Tberap.  Monatsb.  1898,  181 

und  Pharm.  Centralh.  1898;  120. 


Fettsäuren  der  Formel  CnH2n02,  Aldehyde  u.  Eetone.     317 

tifiche  Eigenschaften  und  wird  wie  folgt  dargestellt;  Erhitzt  man 
ein  Gemisch  gleicher  Mengen  wasserfreien  Chlorals  und  trockener 
Glykose  eine  Stunde  lang  auf  100  ^,  behandelt  nach  dem  Erkalten 
mit  wenig  Wasser,  dann  mit  siedendem  Aether,  dunstet  den 
Aether  ab  und  destillirt  den  Rückstand  5  bis  6  mal  mit  Wasser^ 
bis  alles  Ghloral  vertrieben  ist,  so  kann  man  den  hinterbleiben- 
den Körper  durch  successive  Krystallisationen  in  einen  in  kaltem 
Wasser  wenig  (0,6 :  100),  in  warmem  Wasser  und  Alkohol  ziem- 
lich löslichen  a-Eörper,  den  Hanriot  und  Riebet  Ghloralose 
nennen,  und  einen  selbst  in  heissem  Wasser  schwer  löslichen 
/^-Körper  trennen.  Letzteren  nennen  die  Verfasser  Parachlora- 
lose.  Die  Ausbeute  an  Ghloralose  beträgt  nur  3  % ;  der  Körper  hat 
die  Zusammensetzung  GsHuGUOe,  krystallisirt  in  feinen,  bei  184 
bis  186^  schmelzenden  Nadeln  und  verflüchtigt  sich  unzersetzt. 
Die  Parachloralose  krystallisirt  in  schönen  perlmutterartigen 
Blättern,  welche  bei  229^  schmelzen.  Die  Ghloralose  hat  eine 
stärkere  hypnotische  Wirkung  als  das  Ghloral.  Diese  Wirkung 
kann  nicht  lediglich  auf  Ghloralabspaltung  beruhen,  denn  0,02  g 
Ghloralose,  wie  sie  bei  Thieren  auf  das  Kilogramm  Körpergewicht 
wirksam  sind,  könnten  nur  0,01  g  Ghloral  liefern,  welche  geringe 
Menge  wirkungslos  ist«  —  Bei  einem  Hunde  riefen  0,5  g  pr  Kg 
Thier  in  den  Magen  eingeführt,  mehrere  Stunden  dauernden  Schlaf 
mit  Steigerung  der  Reflexaction,  aber  keine  Aenderung  des  Blut- 
druckes hervor.  Hanriot  und  Riebet  selbst  verfielen  nach  0,9  g 
der  Substanz  schnell  in  einen  tiefen  Schlaf.  Nach  dem  Erwachen 
bestanden  weder  Kopfschmerzen,  noch  Uebelkeit,  noch  Verdauungs- 
störungen. Die  gleichen  Ergebnisse  erhielten  Landouzy  und 
Moutard-Martin  bei  Kranken.  Bei  einem  Alkoholiker  versagte 
das  Mittel.  Die  angewendeten  Dosen  waren  0,2 — 0,6  g.  Ambesten 
wird  es  in  Kapseln  gegeben.  —  Parachloralose  ist  unwirksam. 

CondenscUionsproducte  von  Ghloral  mit  Aldehyden  und  Ke- 
tonen  sind  fast  zu  gleicher  Zeit  von  Königs  und  Wagstaffe^) 
einerseits  und  von  Wislicenus')  dargestellt  worden.  Man 
kann  diese  Substanzen  erhalten  durch  einfaches  Erhitzen  von 
wasserfreiem  Ghloral  mit  den  in  Frage  kommenden  Aldehyden 
und  Ketonen;  bei  Anwendung  von  Eisessig  als  wasserentziehendes 
Medium  verläuft  die  Reaction  bei  niedrigerer  Temperatur  und 
mit  besserer  Ausbeute.  Ghloraceton  GGIs . GH . OH . GHa GOGHs 
bildet  bei  75 — 76^  schmelzende  oktaedrische  Krystalle.  Ausser 
diesem  wurde  noch  die  anhydrische  Form  GGUGH: GH. GOGHs  er- 
halten. Ghloralacetophenon  GGlsGH.OH.GHs.GO.GeHs  ist 
ein  bei  76^  schmelzendes  krystallinisches Pulver;  durch  Phosphor- 
säureanhydrid geht  es  in  die  anhydrische  Modification  GGUGH 
iGH.GOGeHö  über,  welche  bei  100^  schmelzende  Krystalle  dar- 
stellt. ButylchloralacetophenonGHsGHGl.GGls.GH.OH.GHs 
.COGeHs  bildet  bei  108  bis  llO''  schmelzende  Krystalle;  die  an- 
hydrische Modification  GHsGHGl.GGla.GHiGH.GOGeHs    schmilzt 

1)  Ber.  d.  d.  cbem.  Ges.  1898,  554.    2)  ebenda  908. 


318  Methanderivate. 

bei  45— 47^  —  Wie  Tappeiner  festgestellt  hat,  kommen  dem 
Chloralacetophenon ,  obgleich  es  interessante  toxische  Wirkungen 
gezeigt  hat,  schlaf  bringende  Eigenschaften  nicht  zu,  so  dass  das 
Ghloral  in  dieser  Verbindung  also  ein  umgekehrtes  Verhalten  zeigt, 
als  in  der  „Chloralose"  genannten  Verbindung  mitGlykose.  TUeber 
die  Wirkung  der  anderen  beiden  Präparate  als  Schlatmittel 
scheinen  Erfahrungen  bisher  nicht  vorzuliegen.) 

Darstellung  von  Verbindungen  aus  Chloral  und  Äldooeimen, 
Ketoximen  und  Chinonoximefi.  D.  R.-P.  66877  für  Dr.  F.  von 
Hey  den  Nachf.  in  Radebeul  bei  Dresden.  Durch  Einwirkung 
von  1  Mol.  Chloral  auf  1  Mol.  Acetoxim,  Camphoroxim,  Nitroso- 
^-Naphtol,  Acetaldoxim  und  Benzaldoxim,  am  zweckmässigsten 
unter  Verwendung  eines  Verdünnungsmittels,  wie  Petroläther, 
werden  folgende  Additionsproducte  erhalten:  Ghloralacetoxim 
(Schmelzpunct  72  °),  Chloral-Camphoroxim  (98**),  Chloral-Nitroso- 
^-Naphtol  (100**),  Chloralacetaldoxim  (74^),  Chloral-Benzaldoxim 
(62^).  Dieselben  sind  in  Alkohol  und  Aether  leicht  löslich  und 
lassen  sich  aus  Kohlenwasserstoffen,  besonders  gut  aus  Petroläther, 
umkrystallisiren.  Wasser  löst  sie  weniger  leicht  und  bewirkt  be- 
sonders in  der  Wärme  Zersetzung,  wobei  das  Chloral  in  sein 
Hydrat  übergeht.  Die  Chloraloxime  sollen  als  Arzneimittel  (wahr- 
scneinlich  Schlafmittel)  Verwendung  finden,  i) 

Sapo  medicatus.  Die  Prüfungsmethode  der  Ph,  G.  IIL  hat 
nach  E.  Dieterich')  zwei  Unannehmlichkeiten:  1.  Das  Lösen 
von  1  g  Seife  in  5  cc  Weingeist  bei  gelinder  Wärme  ist  kaum 
möglich,  oder  doch  eine  sehr  starke  Geduldsprobe.  2.  Die  Lö- 
sung reagirt  um  so  alkalischer,  je  heisser  sie  ist.  Ob  die  Seife 
als  dem  D.  A.  B.  HL  entsprechend  zu  bezeichnen  ist,  hängt  also 
unter  Umständen  ganz  von  der  Temperatur  der  Lösung  ab,  mit 
welcher  die  Probe  vorgenommen  wird.  —  Es  empfiehlt  sich  fol- 
gende Abänderung:  „Löst  man  1  g  Sapo  medicatus  in  10  cc 
Weingeist,  so  darf  die  auf  50^  abgekühlte  Lösung  nach  Zusatz 
von  0,5  cc  Vio  Normalsalzsäure  durch  1  Tropfen  Phenolphtalein- 
lösung  nicht  geröthet  werden." 

Schmierseifen.  H.  Salz  mann  3)  hat  eine  Anzahl  Schmier- 
seifen auf  ihren  Werth  geprüft  und  den  Unwerth  der  meisten 
dieser  Producte  erwiesen,  ferner  aber  gezeigt,  dass  die  Vorschriften 
des  deutschen  Arzneibuches  zur  Prüfung  der  gewöhnlichen  Schmier- 
seife nicht  ausreichend  sind  und  wichtige  Fälschungsmittel  nicht 
nachzuweisen  gestatten.  Als  gebräuchlichste  Füllungsmittel 
für  Schmierseifen  führt  Salzmann  an:  Kartoffelmehl,  Stärke, 
Leim,  Pflanzenschleim,  Potasche,  Soda,  Kali-  und  Natronlauge, 
Wasserglas,  Alaun,  Kaliumsulfat,  Chlorkalium,  Kreide,  Sand, 
Kieseiguhr,  Thon.  Daneben  werden  noch  „mehr  oder  weniger 
sinnreich"  zusammengesetzte  Mischungen  fabrikmässig  dargestellt 
und    den   Seifenfabrikanten    zur  Verwendung   warm    empfohlen, 


1)  Zeitschr.  d.  österr.  Apoth.- Vereins  1892,  764.  2)   Helfenberger 

Annalen  1892,  82.  8)  Apoth.  Ztg.  1893,  148,  154,  161. 


Fettsäuren  der  Formel  CnH2D02,  Aldehyde  u.  Eetone.     319 

z.  B.  „Füllungslauge",  die  man  sich  nach  Eichbaum  aus  einer 
Lösung  von  Cocos-  und  Eschweger  Seife  in  Wasser  bereitet,  der 
man  entweder  Chlorkalium  und  calcinirte  Soda  oder  auch  15- 
grädige  Ghlorkaliumlösung  und  38grädiges  Natronwasserglas  zu- 
gesetzt hat,  sowie  das  „Saponitin"  (Chlorkalium  und  Alaun  hal- 
tende Lösung)  und  das  „Savonit"  (Chlorkalium,  Aetznatron,  kohlen- 
saures AlkaU  und  Kartoffelmehl  oder  Stärke  haltende  dicke  Flüs- 
sigkeit). —  Was  die  Anforderungen  des  Arzneibuches  an 
die  Beschaffenheit  einer  Schmierseife  betrifft,  so  können  in  einer 
Seife,  die  diesen  Anforderungen  entspricht,  von  den  genannten 
Füllungsmitteln  nicht  enthalten  sein :  Stärke  oder  Mehl,  unlösliche 
minersdische  Mittel,  Leim,  Pflanzenschleim,  Wasserglas,  Alaun  und 
Ealiumsulfat  Die  Schmierseife  kann  dagegen  enthalten  und  zwar 
in  Mengen,  wie  sie  zur  hochgradigen  Füllung  ausreichend  sind, 
Kali-  und  Natronlauge,  Potasche,  Soda  und  insbesondere  Chlor- 
kalium. Wenn  man  die  Seifenlösung  mit  einem  gleichen  Baum- 
theil  Weingeist  mischt,  so  entsteht  ein  Alkohol  von  etwa  50  bis 
53  %.  Ein  solcher  Alkohol  löst  aber  nicht  allein  grosse  Mengen 
Kali-  und  Natronlauge ,  sondern  er  löst  auch  bei  15  °  etwa  6  % 
Kaliumchlorid,  etwa  2  Va  Kaliumcarbonat  und  etwa  0,5  %  Na- 
triumcarbonat.  Da  die  spirituöse  Seifenlösung,  wie  sie  bei  der 
Prüfung  nach  dem  Arzneibuch  erhalten  wird,  etwa  ein  Sechstel 
ihres  Gewichts  an  Seife  enthält,  so  folgt  daraus,  dass  der  Seife 
Kaliumchlorid  gegen  36  %,  Kaliumcarbonat  12  Vo  oder  Natrium- 
carbonat  gegen  3  o/o  zugesetzt  werden  könnten,  ohne  dass  diese 
Füllungsmittel  nach  dem  Prüfungsrerfahren  des  Arzneibuches  er- 
kannt würden.  Eine  Verschärfung  der  Prüfung  ist  daher  drin- 
gend zu  fordern.  — 

Zu  der  Werthschätzung  einer  Schmierseife  gehört  nach  Salz- 
mann in  erster  Linie  die  quantitative  Bestimmung  der 
Fettsäure;  er  hat  deshalb  die  Worthe  mit  einander  verglichen, 
welche  er  nach  Abscheidung  der  Fettsäure  aus  der  Lösung  durch 
Mineralsäure  a)  durch  Wägung  des  Fettsäure- Wachskuchens  ohne 
vorausgegangene  Umschmelzung  (Methode  der  russischen  Pharma- 
kopoe); b^  durch  Messen  des  Fettsäurevolums  bei  etwa  35°  C. 
nnd  Multiplication  mit  0,890  und  c)  durch  Wägung  der  in  Benzol 
gelösten  und  durch  Trocknen  von  Benzol  befreiten  Fettsäuren  er- 
halten hat.  Salzmann  entscheidet  sich  für  die  Ausführung  der 
Bestimmung  b,  welche  hinreichend  genaue  Resultate  giebt.  Eine 
gute  Handelssorte  Schmierseife  liefert  mindestens  40  <^/o  Fettsäuren. 
Auch  dieNormirung  und  Bestimmung  des  freien  und  kohlen- 
sauren Alkalis  hält  Salzmann  für  wünschenswerth.  Bei  un- 
verfälschter Handelswaare  scheint  sich  der  Gehalt  zwischen  3  und 
5  <^/o  zu  bewegen.  Zur  Bestimmung  des  freien  und  kohlensauren 
Alkalis  empfiehlt  Salzmann  das  Aussalzverfahren,  nach  welchem 
etwa  10  g  Seife  in  heissem  Wasser  gelöst  werden  und  die  heisse 
Lösung  mit  alkalifreiem  Kochsalz  übersättigt  wird.  Die  das  freie 
und  kohlensaure  Alkali  enthaltende  Lösung  wird  durch  Filtration 
von  der  ausgeschiedenen  Seife  getrennt  und  die  letztere  mit  ge- 


320  Methanderivate. 

sättigter  Kochsalzlösung  gewaschen.  Filtrat  und  Waschwasser 
werden  vereinigt  und  auf  ein  bestimmtes  Volumen,  etwa  250  co 
aufgefüllt.  In  Antheilen  der  Lösung  wird  mit  Vi  o -Normal-Schwefel- 
säure und  unter  Verwendung  von  Methylorange  als  Indicator  das 
Alkali  bestimmt.  Um  endlich  noch  festzustellen,  ob  der  Schmier- 
seife Ghlorkalium  hinzugefügt  ist,  kann  man  hierzu  die  nach 
Ausscheidung  der  Fettsäure  mit  verdünnter  Schwefelsäure  hinter- 
bliebene  Flüssigkeit  verwenden.  In  einem  Theil  der  auf  ein  be- 
stimmtes Volumen  gebrachten  und  filtrirten  Flüssigkeit  wird  die 
überschüssige  Säure  mit  Aetznatron  neutralisirt  und  darauf  das 
Chlor  unter  Verwendung  von  chromsaurem  Kalium  als  Indicator 
mit  Vio-Normal-Silberlösung  bestimmt.  Salzmann  räth,  bei  allen 
eingehenden  Untersuchungen  von  Schmierseifen  zur  Erlangung 
einer  guten  Durchschnittsprobe  etwa  100  g  Seife  zu  einem  Liter 
in  Wasser  zu  lösen  und  Antheile  dieser  Lösung  zu  den  verschie- 
denen Bestimmungen  zu  verwenden. 

f.  Säuren  der  Formel  CiiH2ii03,CnH2n-204,  etc. 

Müchsäure,  DieCommission  desDeutschen  Apotheker- 
vereins') zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt  fiir  den  Ar- 
tikel „Acidum  lacticum'^  folgende  Fassung  vor: 

„Eine  klare  farblose  oder  schwach  gelbliche,  geruchlose,  sirupdicke, 
rein  sauer  schmeckende  Flüssigkeit,  die  in  jedem  Verhältnisse  mit  Wasser, 
Weingeist  und  Aether  sich  mischen  lässt.  Sie  entwickelt  beim  Erwärmen 
mit  Kaliumpermanganat  Aldehydgeruch,  verkohlt  in  starker  Hitze  und  ver- 
brennt mit  leuchtender  Flamme,  ohne  einen  Rückstand  zu  hinterlassen'*. 

Milchsäure  entwickele  bei  gelindem  Erwärmen  keinen  Geruch  nach 
Fettsäuren  und  färbe,  wenn  sie  in  einem  zuvor  mit  Schwefelsäure  ausge- 
spülten Glase  über  1  Baumtheil  Schwefelsäure  geschichtet  wird,  die  letztere 
„innerhalb  15  Minuten"  nicht.  Eine  „Lösung"  in  „10"  Theilen  Wasser  darf 
weder  durch  SchwefelwasserstofiPwasser,  noch  durch  Baryumnitrat-,  Silber- 
nitrat- oder  Ammonozalatlösung  verändert  werden. 

2  cc  Aether  dürfen,  wenn  ihnen  1  cc  Milchsäure  tropfenweise  zuge- 
mischt wird,  weder  vorübergehend,  noch  dauernd  eine  Trübung  erleiden. 

„Das  spea  Gewicht  der  Säure  sei  1,20  bis  1,22.  4,6  g  derselben 
müssen  37,5  bis  88  cc  Normal-Kalilauge  sättigen". 

Begründung  der  in  Vorschlag  gebrachten  Aenderungen:  Die 
Fassung  des  ersten  Absatzes  hat  mit  Bezug  auf  das  bei  Acidum 
boricum  und  Acidum  hydrochloricum  Gesagte  eine  etwas  veränderte 
Fassung  erhalten.  Da  beobachtet  ist,  dass  vollkommen  farblose 
und  vorschriftsmässige  Milchsäure  in  der  vorgeschriebenen  Weise 
über  Schwefelsäure  geschichtet,  nach  15  Minuten  beginnt,  die* 
selbe  an  der  Berührungsfläche  zu  färben,  so  ist  am  Schlüsse  des 
ersten  Satzes  des  2.  Abschnittes  zwischen  „letztere"  und  „nicht" 
„innerhalb  15  Minuten"  eingeschaltet.  Die  Prüfung  auf  Wein- 
säure und  Gitronensäure  mittels  überschüssigen  Ealkwassers  ist 
gestrichen,  da  bei  dieser  Prüfung,  wie  zuerst  Thümmel  darthaty 
ein  Gehalt  von  13  bis  14  o/o  Weinsäure  und  25  o/q  Gitronensäure 


1)  Apoth«Ztg.  1898,  212  (die  Aenderangen  sind  durch  „"  angedeutet). 


Säuren  der  Formel  GnHtn03,CnH2ii.s04,  etc.  321 

überseheu  wird.  Endlich  dürfte  eine  Gehaltsbestimmung  bei  der 
Milchsäure  ebenso  zu  fordern  sein,  wie  bei  anderen  Säuren.  Dem 
geforderten  spec.  Gewichte  von  1,210 — 1,22  entspricht  ein  Gehalt 
Ton  ca.  75  o/o  Milchsäure.  4,5  g  einer  Säure  von  1,213  spec.  Ge- 
wichte verbrauchten  37,7  cc;  das  entspricht  75,4  o/q  Milchsäure. 
Eine  Schwankung  innerhalb  enger  Grenzen  dürfte  zugestanden 
werden  müssen.  37,5 — 38  cc  Normal-Kalilauge  entsprechen  einem 
Gehalte  von  75—  76  o/o  Milchsäure. 

Dieselbe  Gommission  empfiehlt  bei  dem  Artikel  „Ferrum 
lacticum*'  für  Absatz  1  und  3  folgende  Fassung: 

Grünlich  weisse  aus  kleinen  nadelformigen  Krystallen  bestehende 
Krusten  oder  ein  krystallinisches  Pulver  von  ei(|[enthümlichem ,  aber, nicht 
scharf  ausgeprägtem  Gerüche.  ,,Ferrolactat  löst  sich  bei  fortwährendem 
Schütteln  in  einem  fast  ganz  gefüllten  Glase  langsam  in  40  Theilen  möglichst 
luftfreien  kalten  Wassers''  in  12  Theilen  siedendem  Wasser,  kaum  in  Wein- 
geist. 

Die  wässerige  Lösung  (1  =  60)  werde  durch  Bleiacetat,  sowie  nach 
dem  Ansäuern  mit  Salzsäure  durch  Schwefelwasserstoff  nur  weisslich  opali- 
sirend  getrübt.  Ebenso  verhalte  sich  die  mit  Salpetersäure  angesäuerte  Lö- 
sung (1  »  50]  auf  Zusatz  von  6aryumnitrat=  und  Silbernitratlösung.  „W^ er- 
den 30  cc  der  wässerigen  Lösung  (1  =  50)  nach  Zusatz  von  8  oc  verdünnter 
Schwefelsäure  einige  Minuten  gekocht,  darauf  mit  überschüssiger  Natronlauge 
versetzt  und  filtrirt,  so  darf  das  Filtrat  nach  Zusatz  von  alkalischer  Eupfer- 
tartratlösung  erhitzt,  einen  rothen  Niederschlai^  nicht  abscheiden." 

Unter  Hinweis  auf  Gebe's  Handelsbericht,  April  1891  war 
empfohlen  worden ,  Alinea  1  in  Zeile  4  anstatt  ,,l&Bgsam^*  zu 
setzen  „fast  ganz''.  Dieser  Vorschlag  hat  aber  in  der  Gommission 
eine  Majorität  nicht  gefunden,  da  sich  wohl  nicht  behaupten  lässt, 
dass  ein  sorgfaltig  bereitetes  reines  Ferrolactat  sich  nur  fast  ganz 
in  40  Theilen  Wasser  löse.  Wenn  das  Salz  fein  zerrieben  ist,  so 
löst  es  sich  unter  fortwährendem  Schütteln  in  einem  fast  ganz 
gefüllten  Glase  und  möglichst  luftfreiem  Wasser  vollständig  auf. 
Uebrigens  hat  auch  das  Arzneibuch  die  Angabe  der  Löslichkeit 
nicht  unter  die  Prüfungsvorschriften  gesetzt.  Die  übrigen  Aende- 
rnngen  sind  nur  redactioneller  Art. 

Ferrum  lacticum  effervescens  empfiehlt  P.  Cesaris*)  wie  folgt 
zu  bereiten:  20  Th.  Eisenlactat,  ^  Th.  Citronensäure,  80  Th. 
Natriumbicarbonat  und  30  Th.  Zucker  werden  in  Pulverform  ge- 
mischt, und  das  Gemenge  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasser- 
bade erwärmt.  Die  Masse  schwillt  hierbei  an  und  wird  schwamm- 
artig aufgebläht,  worauf  man  sie  von  der  Wärmequelle  entfernt, 
zerstösst  und  mittelst  zweier  Siebe  das  Pulver  und  andererseits 
die  grösseren  Stücken  entfernt,  so  dass  das  Product  ein  gleich- 
förmiges Aussehen  besitzt. 

Oxalsäure,  HermannWerner^)  macht  uns  darauf  aufmerk- 
sam, dass  die  Zersetzung  schwächerer  Oxalsäure-Lösungen  (s.  Jahres- 
ber.  1892,  344)  auch  von  ihm  schon  im  Jahre  1873  (s.  Arch.  d. 
Pharmacie,  Bd.  202,  522)  beobachtet  worden  ist.  Werner  hat 
damals  festgestellt,  dass  durch  Pilz  Vegetationen  (nach  Ferd.  Gohn 


1)  Bollet.  chim.  farm.  1893»  253.  2)  Apoth.  Ztg.  1893,  106. 

PhamiMeiitiaeher  Jahrwbericht  f.  1893.  21 


322  MethanderiTate. 

Schimmelspecies)  eine  gleiche  Zersetzung  eintritt  in  Lösungen  der 
Bernsteinsäure  und  der  Gitronensäure.  lu  Gerbsäure-  und  Wein- 
säure-Lösungen trat  eine  langsamere  Pilzbildung,  resp.  Zersetzung 
ein.  Lösungen  der  Benzoesäure,  sowie  der  Pjrogallussäure  blieben 
unverändert. 

Ueber  Gitronensäure  und  ihre  AtkcUisalze  berichtet  T  h.  &a  1  z  e  r.  ^) 
Verfasser  prüfte  zunächst  das  Verhalten  der  Gitronensäure  in  der 
Wärme  von  Neuem  und  fand,  dass  chemisch  reine  Säure  beim 
langsamen  Erwärmen  auf  55^  das  Erystallwasser  völlig  verliert, 
dass  sie  dann  bis  160^  sich  nicht  verändert,  bei  höherer  Tempe- 
ratur aber  nicht,  ohne  dass  damit  ein  Gewichtsverlust  verbunden 
wäre,  sich  erhitzen  lässt.  Die  wasserfreie  Modification  der  Gitronen- 
säure durch  Erhitzen  der  concentrirten  wässerigen  Lösung  ge- 
wöhnlicher Säure  bis  auf  130  °  und  baldiges  Abg^essen  der  Mutter- 
lauge zu  erhalten,  gelang  dem  Verfasser  nicht.  Er  erhielt  zwar 
auf  diese  Weise  eine  Säure  von  gleichem  Schmelzpuncte  (1Ö3^) 
wie  die  von  Witter  (s.  Jahresber.  1892,  348)  erhaltene,  jedoch 
gab  dieselbe  beim  Erhitzen  auf  100°  noch  2,2  o/o  Wasser  ab,  die 
beim  Liegen  der  getrockneten  Säure  an  der  Luft  wieder  aufge- 
nommen wurden.  Die  wasserfreie  Säure  gab  nur  bekannte 
Salze,  hingegen  ermittelte  Verfasser  bei  seinen  Untersuchungen, 
dass  die  gewöhnliche  Gitronensäure  je  zwei  verschiedene  Modifica- 
tionen  Mono-  und  Di-Natriumcitrate  liefert.  Wird  nämlich 
die  wasserfreie  Gitronensäure  mit  der  nöthigen  Menge  Soda  zum 
dritten  Theile  neutralisirt ,  so  entstehen  beim  freiwilligen  Ver- 
dunsten hauptsächlich  Erystallrinden  und  nur  wenig  blumenkohl- 
artige Efflorescenzen ,  wie  sie  zuerst  aus  der  gewöhnlichen  Säure 
gewonnen  sind.  Die  Rinden  entsprachen  der  Formel  NaGeHrOT 
+  HiO.  Das  andere  Salz  ist  wasserfrei,  bildet  sich  nur  in  ge- 
ringer Menge  und  geht  durch  Sättigen  mit  Soda  in  das  gewöhn- 
liche Trinatriumcitrat  mit  5Vs  Mol.  Erystallwasser  über.  —  Aus 
der  Existenz  zweier  Monocitrate  folgerte  Verfasser  auch  das 
Bestehen  zweier  Di-Natriumcitrate.  Er  erhielt  dann  ein  solches 
von  der  Zusammensetzung  NasGeHeOr+HsO,  indem  er  zu  einer 
Lösung  von  2  Molekülen  Tri-Natriumcitrat  1  Molekül  Gitronen- 
säure zufügte.  Ein  weiteres  Dinatriumcitrat  von  der  Formel 
Nas  Ge  He  O7  +2H9  0  (resp.  2Vt  H»0)  ergab  sich,  wenn  z.  B.  1  Mol. 
Trinatriumcitrat  mit  einer  Lösung  von  1  Mol.  Mono-Natriumcitrat 
vermischt  wird.  Die  Verschiedenartigkeit  der  beiden  Salze  glaubt 
Verfasser  durch  die  verschiedene  Stellung  der  beiden  Metallatome 
annehmen  zu  müssen.  Zum  Schluss  seiner  Arbeit  giebt  Salzer 
noch  eine  kurze  Zusammenstellung  der  krystallographischen  Eigen- 
schaften der  angeführten  Salze  nach  den  Untersuchungen  von 
Groth. 

Ein  neues  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Citronemäure  hat 
Gh.Wehmer')  aufgefunden.  Darnach  kann  Gitronensäure  künst- 
lich aus  Traubenzucker  durch  Einwirkung  gewisser  Gährung^pilze 

1)  Archiv  d.  Pharm.  1892,  614.  2)  Gompt.  rend.  1893,  882. 


Säuren  der  Formel  CnHanOsjCaHsn-sOi,  etc.  323 

orbalten  werden,  wobei  der  Zucker  in  Kohlensäure  und  Gitronen- 
säure  zerlegt  wird.  Lictztere  ist  in  ihrer  Zusammensetzung  und 
in  ihren  Eigenschaften  völlig  mit  der  in  den  Citronen  enthaltenen 
gleich.  Die  erforderlichen  Gäbrungspilze  sind  bereits  in  Rein- 
Cttlturen  gezüchtet  worden  und  es  sollen  damit  aus  11  kg  Trauben- 
zucker 6  kg  reine  Citronensäure  hergestellt  werden  können. 

lieber  den  Nachweis  des  Bleigehalts  in  Citronensäure  und 
Weinsäure  sprach  sich  R.  Warington')  gelegentlich  eines  Vor- 
trages wie  folgt  aus:  Die  zum  Nachweise  des  Bleies  in  Citronen- 
and  Weinsteinsäure  von  den  einzelnen  Pharmakopoen  vorge- 
schriebenen Verfahren  weichen  beträchtlich  von  einander  ab,  ob- 
wohl sie  sämmtlich  die  Fällung  des  Bleies  als  Sulfid  zur  Grund- 
lage haben.  So  schreibt  das  deutsche  Arzneibuch  vor,  dass  die 
Säure  mit  Ammoniak  bis  zur  schwach  sauer  verbleibenden  Re- 
action  abgestumpft  werden  soll  und  dann  Schwefelwasserstoff- 
wasser zugefügt  werde.  Dies  ist  bei  Citronensäure  wohl  ange- 
bracht, aber  bei  Weinsteinsäure  resultirt  daraus  die  Fällung  von 
Ammoniumbitartrat,  wodurch  die  Bleireaction  beeinträchtigt  wird. 
(Die  United  States  Pharmacopoeia  schreibt  deshalb  die  Bestim- 
mung des  Bleigehaltes  nach  Veraschung  der  Säuren  vor.)  Eine 
Verschiedenheit  der  Resultate  wird  nach  Warington  namentlich 
bedingt  durch  die  Verwendung  von  HsS-Gas  oder  HsS- Wasser. 
Der  Säuregrad  der  Lösung  beeinflusst  gleichfalls  sehr  wesentlich 
das  Resultat,  und  je  stärker  der  Säuregrad  ist,  desto  mehr  Blei 
entzieht  sich  der  Auffindung.  Bei  der  Verwendung  von  Schwefel- 
wasserstoffwasser wird  die  Genauigkeit  der  Reaction  eine  grössere 
und  es  können  auf  diese  Weise  öMilliontel  Blei  in  der  Weinsteinsäure 
ond  2  Milliontel  in  der  Citronensäure  nachgewiesen  werden.  In  der 
Citronensäurefabrik  von  Lawes  &  Co.,  wo  sogenannte  „bleifreie" 
Säuren  mit  Hülfe  von  Schwefelwasserstoffgas  dargestellt  werden, 
fand  Warington  in  den  Mutterlaugen  eine  eigenthümliche  Schwefel- 
verbindung von  gelber  Farbe,  welche  die  weitere  Ausfällung  von 
Blei  verhindert.  Die  Zusammensetzung  dieses  Körpers  zu  er- 
mitteln, ist  noch  nicht  gelungen.  —  Zur  Prüfungsweise  des  deut- 
schen Arzneibuches  bemerkt  Warington,  dass  in  dieser  die  Ele- 
mente einer  besseren  Methode  vorhanden  seien,  als  die  Prüfung 
mit  Schwefelwasserstoff  allein  es  sei ;  durch  Zusatz  von  Alkali  bis 
zur  Sättigung  habe  er  geglaubt,  dieselbe  brauchbar  zu  machen. 
Da  aber  sei  er  auf  die  Schwierigkeit  gestossen,  dass  er  fast  kein 
Ammoniak  und  kein  Aetznatron  erhalten  konnte,  welches  mit 
Schwefelwasserstoffwasser  nicht  eine  braune  Reaction  gegeben 
hätte.  Wahrscheinlich  hätten  die  abweichenden  Resultate  ver- 
schiedener Analytiker  in  diesem  Umstand  ihren  Grund.  Seine 
Versuche  bei  Anwendung  alkalischer  Lösungen  hätten  ihm,  wenn 
mit  völlig  reinen  Reagentien  angestellt,  die  Auffindung  von  V« 
Milliontel  Blei  ermöglicht.  Allerdings  mussten  dabei  Eisen  und 
andere  Metalle,  welche  mit  Ammoniumsulfid  ähnlich  reagiren,  in 


1)  Chemiet  and  Dragg.;  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  186. 

21* 


324  Metbanderivate. 

Betracht  gezogen  werden,  und  um  dieselben  vorber  völlig  zu  ent- 
fernen, warde  die  Lösung  mit  Gyankalium  gekocht,  wobei  Eisen 
in  Ferrocyanid  umgewandelt  und  seine  Ausfallung  durch  Am* 
moniumsulfid  verhindert  wird.  Auch  Kupfer  wird  auf  diese  Weise 
beseitigt.  Die  Vorschrift  zur  Ausführung  der  Prüfung  würde 
folgende  sein:  40,0  g  Gitronensäure  oder  Weinsteinsäure  werden 
in  wenig  Wasser  gelöst,  mit  völlig  reinem  Ammoniak  im  Ueber- 
schuss  versetzt  und  auf  120  cc  aufgefüllt.  50  cc  dieser  Lösung 
oder  eine  kleinere  Quantität  davon,  auf  50  cc  verdünnt,  werden 
mit  einem  Tropfen  Schwefelammonium  versetzt,  und  die  hellbraune 
Farbe  der  Flüssigkeit  durch  NebeneinandersteUen  zweier  Reagens- 
gläser mit  einer  in  gleicher  Weise  behandelten  Mischung  aus  der 
betreffenden  Säure  mit  bekanntem  Bleigehalt  verglichen.  Ent- 
halten die  Lösungen  Kupfer  oder  deutliche  Spuren  Eisen,  so 
müssen  dieselben  durch  vorherige  Behandlung  mit  CVankalium 
entfernt  werden.  Auf  diese  Weise  soll  1  Milliontel  Gehalt  an 
Blei  nachweisbar  sein,  jedoch  sollten  bis  zu  5  Milliontel  als  zu- 
lässig erachtet  werden.  Es  ist  erwiesen,  dass  grosse  Krystalle 
stets  weniger  Blei  enthalten  als  kleine.  Der  Grund  dafür  ist 
noch  nicht  gefunden  worden.  Eine  vergleichende  Nebeneinander- 
stellung von  Analysen  englischer,  deutscher,  französischer  und 
amerikanischer  Handelssorten  beider  Säuren  bestätigt,  dass 
die  deutschen  Handelssorten  in  Bezug  auf  Bleifreiheit  den  eng- 
lischen durchschnittlich  überlegen  sind. 

Während  Schobert  (s.  Jahresber.  1892,  349)  eine  Ver- 
schärfung der  von  dem  Deutschen  Arzneibuch  vorgeschriebenen 
Prüfung  der  Gitronensäure  auf  Blei  nicht  für  nothwendig  hielte 
ist  Th.  Pusch  (ebenda  350)  für  eine  Verschärfung  der  Probe 
(derselbe  verwendet  50  cc  der  10  %  igen  Lösung,  also  5  g)  einge- 
treten, um  so  mehr,  als  eine  absolut  bleifreie  Gitronensäure  seit 
einer  Reihe  von  Jahren  hergestellt  würde.  Da  hieraus  ersichtlich 
ist,  dass  P.  lediglich  die  Menge  der  zu  prüfenden  Gitronensäure- 
lösung  vermehrt  wissen,  jedoch  in  der  Goncentration  der  zu  prüfen- 
den Lösung  keine  Aenderung  eintreten  lassen  will,  so  möchte  0. 
Schobert*)  das  Folgende  feststellen:  Die  von  Pusch  in  Vor- 
schlag gebrachte  Prüfungsweise  ist  weder  eine  Verbesserung,  noch 
eine  Verschärfung  der  Bleiprobe;  alle  Gitronensäuren,  welche  den 
von  der  Pharmakopoe  gestellten  Anforderungen  genau  entsprechen» 
in  Sonderheit  auch  in  10  %  ig.  wässrigen,  mit  NHs  bis  zur  schwach 
sauren  Reaction  abgestumpften  Lösungen,  auf  Zusatz  von  HsS 
keine  Veränderung  zeigen,  sind  als  hinreichend  rein  zu  be- 
trachten. Da  die  Pharmakopoe  in  obiger  mit  NHs  abgestumpften 
10  ^/o  ig'  Lösung  überhaupt  keine  Veränderung  gestattet,  kann 
man  dies  ebenso  gut  in  10  cc,  wie  die  Pharmakopoe  verlangt,  als 
auch  in  50  cc  nach  Pusch  beobachten.  Etwas  anderes  wäre  es, 
wenn  bei  dieser  Prüfung  die  Pharmakopoe  vielleicht  eine  unbe- 
deutende Farbenreaction  zuliesse.     Selbstverständlich  erhält  man. 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  165. 


Säuren  der  Formel  CoH^nOsyCnHsn-aO«,  etc.  325 

mit  concentrirtereD  Citronensäure-LösuDgen,  etwa  20  bis  30  ^/q  igen, 
andere  Resultate.  In  der  That  hat  Schobert  gefunden,  dass 
Säuren,  welche  die  Bleiprobe  nach  der  Pharmakopoe  (infolge 
dessen  auch  nach  Pusch)  sehr  gut  aushielten,  schon  in  20  ^/oig. 
Lösung  eine  minimale  Färbung,  in  30  %ig.  Lösung  stärker  her- 
vortretende Färbung  zeigten.  Wollte  also  die  Pharmakopoe  in 
Zukunft  für  eine  Verschärfung  der  Bleiprobe  einstehen,  so  dürfte 
sie  in  etwa  20  o/o  ig.  Lösung  noch  keine  Veränderung  mit  HsS 
gestatten.  Allerdings  wäre  auch  dann,  wie  der  Gehe'sche  Bericht 
vom  September  1892  ganz  richtig  bemerkt,  eine  strengere  Prü- 
fung des  Salmiakgeistes  durchaus  nöthig.  Schobert  hat  ebenfalls 
gefunden,  dass  Salmiakgeist,  der  mit  2  Th.  Wasser  verdünnt  — 
wie  die  Pharmakopoe  vorschreibt  —  auf  Zusatz  von  H»S  keine  Fär- 
bung, unverdünnt  aber  schon  bemerkbare  Braunfärbung  gab,  welche 
von  einem  Gehalt  an  Blei  herrührte.  Verf.  benutzte  deshalb  in 
Ermangelung  von  bleifreier  Ammoniakflüssigkeit  kohlensaures 
Natrium  zum  Abstumpfen  der  Gitronensäure,  weil  man  dasselbe 
ohne  Schwierigkeiten  von  der  erforderlichen  Reinheit  haben  kann. 
(1  g  Gitronensäure  erfordert  zur  Sättigung  2,043  g  krystallisirtes 
Natriumcarbonat).  Gitronensäuren,  die  allen  Ansprüchen  der  Phar- 
makopoe und  noch  höheren  Rechnung  tragen,  besonders  auch 
völlig  intact  sich  gegen  die  Bleiprobe  derselben  verhalten,  sollen 
in  neuerer  Zeit  häufiger  an  den  Markt  kommen.  Diese  Mitthei- 
lung kann  Verf.  bestätigen ;  ob  aber  in  der  That  höchst  entfernte 
Spuren  Blei,  welche  nach  der  Prüfung  der  jetzigen  Pharmakopoe 
übergangen  werden,  irgend  einen  Nachtheil  auf  die  Gesundheit 
auszuüben  vermögen,  bezweifelt  derselbe  auch  heute  noch.  Ln 
anderen  Falle  müsste  consequenterweise  eine  verschärfte  Prüfung 
auf  Blei  sich  auch  auf  andere  Präparate,  beispielsweise  zunächst 
auf  Weinsäure  erstrecken. 

Th.  Pusch  ^)  betonte  nochmals  die  Schädlichkeit  des  Bleies 
selbst  in  kleinsten  Dosen  und  die  Nothwendigkeit  der  Verwendung 
absolut  bleifreier  pharmaceutischer  Präparate.  Pusch  vermag  in 
der  von  Schobert  vorgeschlagenen  Verwendung  des  Natriumcarbo- 
nats  zur  Neutralisation  der  Citronen-  bezw.  Weinsäure  keinen 
Vortheil  zu  erblicken,  und  das  um  so  weniger,  als  ein  völlig  eisen- 
freies Natriumcarbonat  schwerer  zu  beschaffen  ist,  als  ein  eisen- 
und  bleifreies  Ammoniak.  Pusch  bereitet  sich  ein  solches  selbst, 
indem  er  käuflichen  starken  Salmiakgeist  vom  spec.  Gew.  0,910 
einer  vorsichtig  geleiteten  Rectification  unterwirft  und  das  völlig 
blei-  und  eisenfreie  Destillat  zum  Neutralisiren  verwendet. 

In  dem  Nachtrag  zum  Deutschen  Arzneibuche  lässt  die  stän- 
dige Commission')  zur  Bearbeitung  desselben  zur  Prüfung  auf 
Blei  5  g  Gitronensäure  verwenden. 

FerricHraL  Die  Gommission  des  Deutschen  Apo- 
thekervereins zur  Bearbeitung   des  Arzneibuches')  schlägt  in 

1)  Verhandl.  der  Ges.  deutsch.  Naturf.  u.  Aerzte  1898.  2)  Apoth. 

Ztg.  1898,  618.  8)  Apoth.  Ztg.  1893,  824. 


326  Metbanderiyate. 

dem  Artikel  „Ferrum  citricum  oxydaium^*  bei  Absatz  3,  5  und  8 
folgende  Aenderungen  Tor: 

(3)  Dünne,  darchsobeinende  Blättchen  von  rubinrother  Farbe  and 
schwachem  Eisengeschmacke;  „diese  verkohlen  beim  Erhitzen  unter  Ent- 
wickelang eines  eigenartigen  Geruches  and  enthalten  in  100  Theilen  19  bis 
20  Theile  Eisen*«. 

(5)  Die  wässerige  Lösung  (1  =s  10)  giebt  mit  Ealiumferrocyanidlösang 
,,eine  dunkelblaue  Färbung,  nach  Zusatz  von  Salzsäure  einen  dunkelblauen 
Niederschlag;  dieser  färbt  sich  auf  Zusatz  überschüssiger  Kalilauge  gelbroth 
und  das  Filtrat'*  von  demselben  liefert  nach  schwachem  Ansäuern  mit  Essig- 
säure auf  Zusatz  von  Galciumchloridlösung  in  der  Siedehitze  allmählich  eine 
weisse  krystallinische  Ausscheidung. 

(8)  0,5  g  Eisencitrat  werden  in  2  cc  Salzsäure  und  15  cc  Wasser  in 
der  Wärme  gelöst  und  1  g  Kaliumjodid  zugesetzt.  Diese  Mischung  werde 
„bei  gewöhnlicher  Temperatur**  im  geschlossenen  Gefasse  eine  Stunde  stehen 
gelassen  und  müssen  alsdann  zur  Bindung  des  ausgeschiedenen  Jods  17  bis 
18  cc  der  Zehntel-Normal-Natriumthiosulfatlösung  verbraucht  werden. 

An  Stelle  der  deutschen  Bezeichnung  „Eisencitrat"  ist  die 
Bezeichnung  „Ferricitrat"  getreten,  welche  dem  „FerrocarbonaV' 
und  dem  ,)Ferro8ulfat*^  entspricht  In  dem  Text  des  Arznei- 
buches heisst  es:  „Die  Blättchen  verkohlen  mit  Hinterlassung  von 
Eisenoxyd".  Richtiger  wäre  wohl  zu  sagen:  ,,sie  verbrennen  mit 
Hinterlassung  von  Ssenoxyd";  denn  beim  Verkohlen  hinterlassen 
sie  doch  ausser  dem  Eisenoxyd  noch  Kohle.  Von  der  Ansicht 
ausgehend,  dass  die  Verkohlung  als  besonders  charakteristische 
Identitätsreaction  beizubehalten  sei,  erschien  es  zweckmässig,  wie 
es  beim  Ferrum  lacticum  geschehen  ist,  den  Eisengehalt  zu  über- 
gehen. Ohnehin  yerstösst  die  Bezeichnung  der  Natur  des  Rück- 
standes gegen  ein  bei  Pharmakopoen  meist  streng  durchgeführtes 
Princip.  Man  müsste  doch  um  zu  erfahren,  ob  der  Rückstand 
wirklich  Eisenoxyd  ist,  ihn  erst  daraufhin  untersuchen.  Das  Ver- 
halten der  Ferricitratlösung  gegen  Kaliumferrocyanidlösung  ist 
richtig  gestellt.  Der  Ausdruck  „tiefblau"  ist  durch  „dunkelblau" 
ersetzt,  denn  man  kann  wohl  beim  schwarz  dies  Adverb  ver- 
wenden, aber  nicht  bei  Farben.  Da  giebt  es  nur  ein  dunkel- 
(blau,  -grün,  -gelb)  und  ein  hell-  (blau,  -grün,  -gelb)  etc.  Der 
vorletzte  Absatz,  die  Ermittelung  des  richtigen  Eisengehaltes  be- 
tre£fend,  ist  entsprechend  den  Vorschlägen  Seubert's  (s.  Jahresber. 
1892,  293)  abgeändert. 

In  dem  Nachtrag  zum  deutschen  Arzneibuch  wird 
beim  Artikel  „Ferrum  citricum  oxydatum"  in  der  Ueberschrift 
„Eisencitrat"  in  „Ferricitrat"  geändert.  In  der  Bereitungsvorschrift 
soll  vor  Niederschlag  „und  gut  abgetropfter"  eingefügt  werden. 
Der  Absatz  4  soll  folgende  Fassung  erhalten:  „Die  wässerige  Lö- 
sung (1  —  10)  wird  durch  Ammoniakflüssigkeit  nicht  gefällt;  mit 
Ealiumferro^anidlösung  giebt  sie  zunächst  eine  tiefblaue  Färbung, 
welche  auf  Zusatz  von  Salzsäure  sich  in  einen  tiefblauen  Nieder- 
schlag verwandelt;  mit  überschüssiger  Kalilauge  entsteht  ein  gelb- 
rother  Niederschlag,  sowie  ein  Filtrat,  welches  nach  schwachem 
Ansäuern  mit  Essigsäure  auf  Zusatz  von  Galciumchloridlösung  all- 
mählich eine  weisse,  krystallinische  Ausscheidung  liefert."    In  Ab- 


Säuren  der  Formel  CnH2ü08,CnH2n-204,  etc.  327 

satz  5  soll  „höchstens*'  in  „nur*^  geändert  werden  und  Absatz  7 
soll  folgende  Fassung  erhalten:  ,^0,5  e  Ferricitrat  werden  in  2  cc 
Salzsäure  und  15  cc  Wasser  in  der  Wärme  gelöst  und  nach  dem 
Erkalten  in  1  g  Kaliumjodid  versetzt.  Diese  Mischung  werde  bei 
gewöhnlicher  Wärme  in  geschlossenen  Gefassen  eine  Stunde  lang 
stehen  gelassen;  es  müssen  alsdann  zur  Bildung  des  ausgeschie- 
denen «Jods  17 — 18  cc  der  Zehntel-Normal-Natriumthiosulfat-LÖ- 
sung  verbraucht  werden. 

üeber  die  Oxydation  von  Weinsäure  in  Gegenwart  von  Eisen; 
von  H.  Heneon.  ^)  Wird  wenig  WasserstofiGsuperoxyd  zu  einer 
Lösung  von  Weinsäure,  welche  eine  Spur  von  Ferrosalz  enthält, 
gegeben,  so  entsteht  eine  gelbe  Färbung,  welche  bei  Zusatz  von 
Alkali  in  Violett  übei^eht.  Ein  Ueberschuss  an  HaO«  ist  zu  ver- 
meiden. Die  violette  Farbe  verschwindet  durch  Zusatz  von  Säuren 
(Schwefelsäure  erzeugt  vorübergehend  eine  grüne  Färbung)  und 
wird  durch  Alkali  wiederhergestellt  Die  Verbindung,  welche  die 
Färbung  mit  Ferrisalzen  giebt,  ist  krystallinisch  und  scheint  der 
Formel  GaHsOs  zu  entsprechen.  —  Da  andere  organische  Säuren 
diese  Reaction  nicht  zeigen,  so  kann  sie  zur  Erkennung  der 
Weinsäure  dienen. 

Ueber  die  Löslichkeit  von  Weinstein  in  verdünntem  Alkohol 
von  verschiedener  Stärke  macht  Vf.  H.  W  eng  er*)  folgende  An- 
gaben: 1000  cc  Alkohol  lösen  bei  einer  Stärke  des  Alkohols  von 

90  o/o 0,15  g  Weinstein 

80 


70  „ 
60  „ 
50  „ 
40  „ 


0,30  „ 

0,41  „ 

0,79  „ 

1,32  „ 

1,96  „ 

3.01  „ 

4,51  „ 

5,75  „ 

30  „    . 

20  „    . 

10  „    . 

Wasser 
Eine  unpraktisch  gebildete  Bezeichnung  des  Arzneibuches  ist 
Tartartis  depuratus;  denn  ein  gereinigter  Weinstein  ist  noch 
lange  kein  reiner  Weinstein  und  die  Pharmakopoe  verlangt  be- 
kanntlich einen  solchen.  Ausserdem  existirt  im  Handel  ein  kalk- 
haltiger Weinstein,  dem  der  Name  Tartarus  depuratus  mit  Fug 
und  Recht  zukommt,  der  officinelle  Weinstein  muss  also  wie  J. 
Kn.*)  ausführt,  entweder  Tartarus  purus  oder,  da  die  Pharma- 
kopoe das  letztere  Wort  fast  immer  auslässt,  einfach  Tartarus 
heissen. 

Tartari^  stibiatus.  Eine  Gehcdtsbestimmung  dieses  Präparates 
durch  Titration  mit  Jod  erklärt  W.  KinzeH)  deshalb  für  wün- 
sdienswerth,  weil  viele  minderwerthige  Sorten  käuflicher  Waare 
mit  50  o/o,  66  Vo  u.  s.  w.  im  Handel  seien ,   die   nicht  immer  so 


1)  Chem.  Ztg.  1898,  17,   678.  2)    Chem.  Ztg.  1898,  Rep.  No.  2. 

8)  Pharm.  Ztg.  1898,  662.  4)  ebenda  25. 


328  Methanderivate. 

arsenhaltig  sein  dürften,  dass  schon  bei  der  Arsenprobe  eine 
etwaige  Verwechslung  mit  solcher  käuflichen  Waare  in  jedem 
Falle  würde  festgestellt  werden  können. 


g.  Aether  organischer  Säuren  (Fette). 

lieber  die  Bestimmung  der  Fette  und  Oele  mittels  der  Jod- 
addüionsmethode  s.  Nahrungs-  und  Genussmittel. 

Zum  Brauchbarmachen  ranzig  gewordener  fetter  Oele  empfiehlt 
H.  Villon*)  folgendes  Verfahren:  Das  Oel  wird  mit  sauerstoff- 
haltigem Wasser  kräftig  durchgeschüttelt,  dann  5 — 6  Stunden 
lang  zum  Absetzen  bei  Seite  gestellt  und  sodann  eine  Stunde 
lang  auf  50 — 60**  erwärmt.  Nach  dem  Absetzen  wird  das  Oel 
abgehebert  und  filtrirt.  Der  ranzige  Geruch  und  Geschmack  ist 
dann  durch  das  Wasser  hinweggenommen  worden. 

CacaoöL  Maltby  Clague  hatte  angegeben,  der  Schmdzpund 
des  Cacaoöles  sei  je  nach  der  vorangegangenen  Erhitzung  ein 
verschiedener.  Die  daraufhin  von  E.  Dieterich')  angestellten 
Versuche  ergaben  so  geringe  Abweichungen  im  Schmelzpuncte, 
dass  sie  auch  durch  andere  Zufälligkeiten,  wie  nicht  ganz  gleich 
weite  Gapillarröhrchen,  bedingt  sein  können. 

Haselnussöl  s.  Nahrungs-  u.  Genussmittel. 

Leinöl,  Die  Commission  des  Deutschen  Apotheker- 
vereins >)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  empfiehlt  bei  dem 
Artikel  „Oleum  Lini"  folgenden  Zusatz: 

„Werden  20  g  Leinöl  so  verseift,  wie  unter  Sapo  Kalinns  ang^egeben 
istf  so  rouss  die  daraus  gewonnene  Seife  in  Wasser  und  in  Weingeist  ohne 
Rückstand  löslich  sein." 

(Der  Zusatz  bezweckt  die  Erkennung  von  Mineralölen,  welche 
zugemischt  sein  könnten.) 

Giftig  wirkendes  Leinöl,  nach  dessen  Genuss  sich  allgemeines 
Unwohlsein,  Schwindel  und  Erbrechen  eingestellt  hatten,  unter- 
suchte Pi  es  zczek  ^),  ohne  dass  sich  ein  Grund  für  die  auffällige 
Wirkung  finden  liess.  Bei  der  Durchmusterung  einer  Probe  des 
Leinsamens,  aus  dem  das  Oel  geschlagen  worden  war,  ergab  es 
sich,  dass  derselbe  35  %  Verunreinigungen ,  darunter  als  Haupt- 
verunreinigung 15  o/o  der  Samen  des  Taumellolches  (Lolium  temu- 
lentum,  genauer  L.  remotum)  enthielt 

Macassaröl.  Robert  Glenk^)  hat  echtem  Macassaröl  von 
Schleichera  trijuga  untersucht  und  bezeichnet  es  als  ein  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  halbfestes,  gelblich  weiches,  schwach  nach 
bitteren  Mandeln  riechendes  Fett,  das  bei  28^  völlig  flüssig  wird 
und  bei  10^  wieder  gerinnt.  Natriumhydrat  giebt  damit  bei 
niedriger  Temperatur  rasch  eine  weisse,   harte  Seife;   salpetrige 


1)   Durch   Pharm.  Ztg.    1893,    665.  2)    Helfenb.    Annal.    1892. 

8)   Apoth.  Ztg.  1893,  361.  4)    ebenda  335.  6)    Amer.  Joum.  of 

Pharm.  1893,  528. 


Aether  organischer  Säuren  (Fette).  329 

Säure  macht  es  klebrig  und  orangeroth,  concentrirte  Schwefel- 
säure färbt  es  rothbraun.  Es  löst  sich  leicht  in  Chloroform, 
Aether,  Schwefelkohlenstoff,  Benzol,  Petrolbenzin  und  fixen  und 
flüchtigen  Oelen,  unbedeutend  in  Alkohol.  Sein  spedfisches  Ge- 
wicht ist  0,942.  Früher  kam  echtes  Macassaröl  häufig  nach 
Amerika,  jetzt  ist  das  so  bezeichnete  Oel  nur  ein  Product  von 
Gocosnussöl,  in  welchem  die  Blumen  von  Cananga  odorata  (Jlang 
Jlang)  oder  von  Michelia  Campaca  (falschen  Jlang  Jlang)  digerirt 
worden  sind. 

MttscatbuUer.  Bei  Untersuchung  einer  Anzahl  Muster  von 
Muscatbutter  wurden  von  E.  Dieterich  i)  folgende  Zahlen  ge- 
wonnen: Schmelzpunct  38,5  bis  43"^,  Säurezahl  17,25  bis  22,80, 
Esterzahl  153,53  bis  161,  Verseifungszahl  172,20  bis  178,67,  Jod- 
zahl 40,14  bis  52,04.  Die  Schwankungen  dieser  Zahlen  sind  ge- 
ringe zu  nennen,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Muscatbutter  ein 
Gemenge  von  Fett,  ätherischem  Oel  und  Farbstoff  ist. 

Olivenöl,  Zum  Einfetten  der  Bougies  und  Sonden  bedient 
sich  Lannelongue')  eines  in  eigenartiger  Weise  sterilisirten 
Olivenöls.  Er  bewahrt  nämlich  das  dazu  verwendete  Oel  in  einer 
7  cm  nicht  übersteigenden  Schicht  in  einem  Gefässe  auf,  auf 
dessen  Boden  sich  ein  wenig  metallisches  Quecksilber  befindet. 
Die  Qnecksilberdämpfe  sollen  sich  in  dem  Oel  vertheilen  und  das- 
selbe in  einen  völlig  aseptischen  Zustand  versetzen. 

lieber  die  Prüfung  des  Olivenöls  s.  Nahrungs-  u.  Genuss- 
mittel. 

BicinusöL  Die  allerdings  ziemlich  umständliche  und  deshalb 
für  die  Pra3ds  wohl  wenig  geeignete  Bestimmung  der  Säure-, 
Ester-  und  Verseifungszahl  der  acetylirten  Fettsäuren  des  Ricinus- 
öles  ergab  E.  Dieterich  ^)  in  einem  Falle  folgende  Zahlen: 
Acetylsäurezahl  143,92  bis  144,74,  Acetylesterzahl  (Acetylzahl) 
160,37  bis  161,33,  Acetylverseifungszahl  304,29  bis  305,91. 

RUbÖl.  G.  Ponzio^)  stellte  fest,  dass  das  Rüböl  Erucasäure 
und  Rapinsäure  als  Glykoside  in  ungefähr  gleicher  Menge  ent- 
hält, wie  schon  von  Reimer  und  Will  nachgewiesen  worden  war. 
Die  Annahme  dieser  Forscher,  es  sei  ausserdem  Behensäure  im 
Rüböl  vorhanden,  ist  eine  irrthümliche,  wohl  aber  konnte  vom 
Verfasser  die  Gegenwart  von  Arachinsäure  in  einer  Menge  von 
4  <^/o  constatirt  werden. 

Das  Oel  der  Samen  van  Sambuctts  ebulus  hat  Radulescu^) 
untersucht.  Die  aus  der  Frucht  gelösten,  mit  Wasser  gewaschenen 
und  an  der  Luft  getrockneten  Samen  sind  von  der  Grösse  der 
Sesamsamen  und  geben,  zwischen  den  Fingern  gedrückt,  ein  gelb- 
liches Oel.  Das  Oel  wird  aus  den  zerquetschten  Samen  durch 
Eztraction  im  Soxhlet  durch  Aether  gewonnen  (Ausbeute  24,85  o/o). 
Es  ist  anfangs  etwas  schleimig,  trübe  und  von  gelbgrüner  Farbe, 


1)    Helfenb.    Annal.    1892.  2)    Darch    Pharm.  Ztg.    1898,    595. 

3)  Helfenb.  Annal.  1892.  4)  Joom.  f.  prakt.  Ch.  1898,  487.  5)  Bale- 

tinul  80C.  di  Boiente  finicc.  Bukarest  1893,  No.  5 — 6. 


330  Methanderivate« 

binterlässt  auf  dem  Filter  einen  grünlichen  Rückstand  und  giebt 
ein  klares,  olivenölgelbes,  etwas  schleimiges,  zunächst  nach  Hanföl, 
später  nach  Ricinusöl  schmeckendes  Filtrat  von  eigenthümlichem 
Gerüche,  welches  das  spec.  Gew.  0,9318,  einen  zwischen  —  30  und 

—  40°  G.  liegenden  Gefrierpunct,  sowie  die  Hübl'sche  Jodzahl  83 
besitzt  und  mit  rauchender  Salpetersäure  eine  Gelbfärbung  giebt. 
Die   durch  Yerseifung  freigemachte  Säure  gefriert  bei  —  8°  bia 

—  9^  C.  Das  spec.  Gewicht  und  den  Gefrierpunct  betreffend, 
steht  das  Gel  Ton  Sambucus  ebulus  den  Gelen  von  Pinus  silvestris, 
Dracocepbalum  moldavicum,  Lallemantia  iberica  und  dem  von 
Reseda  nahe,  die  Jodzahl  gleicht  ungefähr  der  des  Glivenöls  wie 
des  Mandelöls.  Der  Gefrierpunct  der  freien  Säure  ähnelt  dem 
der  Ricinoleinsäure. 

Aus  dem  Sesamöle  isolirte  Tocher^)  ein  neutrales  Harz 
Semmin^  welches  mit  Salpeter^Schwefelsäure  grüne,  dann  rothe 
Farbe  annimmt,  zu  0,04  bis  0,06  <>/o  im  Gele  vorhanden  ist  und 
sich  zu  etwa  8  Wo  in  siedendem,  viel  schwerer  (0,27  o/q)  in  kaltem 
Alkohol  löst. 

Ueber  den  Nachweis  von  Sesamöl  s.  Nahrungs-  und  Genuss- 
mittel. 

Das  Bleichen  des  gelben  Wachses  wird  gewöhnlich  in  der 
Art  vorgenommen,  dass  man  dasselbe  in  dünne  Fäden  giesst  und 
diese  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  aussetzt.  Die  Raschheit 
des  Bleichprocesses  hängt  von  der  Dünne  der  Wachsfäden  ab.  In 
Amerika  benutzt  man  statt  der  Fäden  „Wachspulver*^  welchea 
man  in  der  Art  herstellt,  dass  man  gelbes  Wachs  schmilzt,  dieses 
in  einen  Gylinder  bringt,  aus  welchem  es  mittelst  Druck  von  10 
Atmosphären  durch  ein  Rohr  mit  zwei,  je  1  cc  hintereinander 
stehenden  Mundstücken  (die  sich  verjüngen)  in  ein  hölzernes  Ge- 
fäss  zerstäubt,  in  welchem  ein  heftiger  Strahl  abgekühlter  Luft 
sich  bewegt.  Dadurch  wird  das  in  feinster  Staubform  eingedrückte 
Wachs  zum  Erstarren  gebracht  und  TUM  in  Form  von  feinem  mehl- 
artigen Pulver  zu  Boden.  Dieses  lässt  sich  nun  ungemein  rasch 
in  üblicher  Weise  an  der  Sonne  oder  mittelst  Wasserstoffsuper- 
oxyd bleichen»). 

Ueber  die  Prüfung  von  Wachs  s.  Nahrungs-  u.  Genussmittel 
sowie  Gebrauchsgegenstände. 

Ueber  Oleo  de  Tamacoari,  ein  brasilianisches  Gel  vegetabili- 
schen Ursprungs  berichtet  F.  Pfaff ').  Das  von  den  Eingeborenen 
hauptsächlich  als  Mittel  gegen  Hautkrankheiten  angewendete  Gel 
ist  dickflüssig,  fast  vollständig  geruchlos  und  von  gelblich-brauner 
Farbe.  Es  ist  schwerer  als  Wasser,  leicht  löslich  in  den  üblichen 
Lösungsmitteln,  unlöslich  in  Wasser  und  kohlensauren  Alkalien, 
während  es  dagegen  von  verdünnter  kalter  Kalilauge  gelöst  wird. 
Eine  Isolirung  in  einzelne  Bestandtheile  war  nicht  möglich,  sondern 
es  erwies  sich  vielmehr  als  ein  einheitliches  Product  von  70,45  ^^/o  C 


1)  Amer.  Journ.  of  Pharm.  1893,  194.  2)  durch  Pharm.  Centralh. 

1898,  666.  8)  Ärch.  d.  Pharm.  1898,  622. 


Aether  organischer  Säuren  (Fette).  331 

und  8,39  <>/o  H.  Um  zu  einem  Derivate  des  Oeles  zu  gelangen, 
schlug  Pfaff  verschiedene  Wege  ein,  die  jedoch  meist  ohne  Erfolg 
waren.  Hingegen  konnte  durch  Einwirkung  einer  alkoholischen 
Lösung  des  Oeles  und  einer  alkoholischen  Quecksilberchloridlösung 
eine  gallertartige  Masse  erhalten  werden,  die  nach  dem  Trocknen 
ein  weisses,  in  Chloroform  leicht  lösliches  Pulver  darstellt.  Wird 
die  Chlorofonnlösung  unter  beständigem  Umrühren  mit  Alkohol  unter 
Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  bleibenden  Trübung  ver- 
setzt, so  scheidet  sich  beim  langsamen  Erkalten  eine  Verbindung 
von  der  Formel  GssHssOsHgCI  in  Form  von  Nadeln  ab.  Um  die 
Frage  zu  entscheiden,  ob  in  dem  Tamacoare-Oel  ein  einheitlicher 
Körper  vorliegt,  versuchte  VerÜEtssery  die  Quecksilberverbindung 
wieder  in  das  ursprüngliche  Oel  zurückzufuhren.  Zu  diesem 
Zwecke  löste  Verfasser  die  oben  erwähnte  Verbindung  in  Aether, 
säuerte  mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  an  und  leitete  Schwefel- 
wasserstoff in  die  Lösung.  Das  Filtrat  von  Schwefelquecksilber 
wurde  durch  tagelanges  Einleiten  von  Luft  vom  Schwefelwasser- 
stoff befreit,  indem  dafür  Sorge  getragen  wurde,  dass  das  sich 
verflüchtigende  Lösungsmittel  wieder  erneuert  wurde.  Die  vom 
ausgeschiedenen  Schwefel  getrennte  Lösung  gab  nach  dem  Waschen 
mit  kohlensaurem  Natrium  und  mit  Wasser  beim  Verdunsten  des 
Aethers  ein  Oel,  welches  in  seiner  Zusammensetzung  und  in  seinen 
Eigenschaften  dem  ursprünglichen  Tamacoare-Oel  entsprach.  Nach 
der  Elementaranalyse  dieses  Oeles  scheint  demselben  in  Rücksicht 
auf  die  oben  erwähnte  Quecksilberverbindung  die  Formel  Ca8H3405 
zuzukommen.  Eie  weiterer  Beweis,  dass  das  Tamacoare-Oel  ein 
einheitliches  Product  ist,  dürfte  wohl  auch  darin  zu  erblicken 
sein,  dass  eine  nach  2  Jahren  in  dem  Oele  abgeschiedene  krystalli- 
nische  Masse  dieselbe  Zusammensetzung  zeigte  wie  das  flüssige 
Oel.  Welche  Bedingungen  die  Ueberführung  des  flüssigen  Pro- 
ductes  in  das  feste  bewirkt  haben,  liess  sich  nicht  entscheiden, 
da  viel  ältere  Proben  des  Oeles  ein  derartiges  Festwerden  nicht 
zeigten.  —  Die  Zersetzung  des  Oeles  mittels  Aetzalkalien  war 
war  eine  sehr  eingreifende  und  führte  zur  Bildung  einer  Reihe 
von  Zersetzungsproducten.  Der  Versuch  wurde  in  der  Weise  aus- 
geführt, dass  das  Oel  mit  starker  Kalilauge  während  24  Stunden 
am  Rückflusskühler  zum  Kochen  erhitzt  und  der  Kolbeninhalt  mit 
Wasserdampf  destillirt  wurde.  Hierbei  ging  ein  esterartig  riechen- 
des Oel  vom  Sdp.  180 — 191^  über.  Dasselbe  zeigte  jedoch  keine 
einheitliche  Zusammensetzung  und  scheint  für  ein  Gemenge  zu 
sprechen.  Gleichfalls  nicht  näher  untersucht  wurde  das  nach 
dem  Erkalten  der  alkalischen  Flüssigkeit  durch  Ausäthem  ge- 
wonnene Product,  welches  in  Nadeln  krystallisirte.  Die  nun- 
mehr mit  Schwefelsäure  angesäuerte  Flüssigkeit  wurde  jetzt  mit 
Wasserdampf  destillirt,  wobei  eine  ölige  Säure  vom  Sdp.  233,5 — 236^ 
überging,  die  durch  ihre  Elementaranalyse  sowie  die  Analyse  ihres 
Baryum-  und  Zinksalzes  als  Normal-Gaprylsäure  erkannt  wurde. 
Nachdem  dem  Destillat  die  erwähnte  Säure  durch  Aether  ent- 
zogen war,  resultirte  beim  Neutralisiren  der  verbleibenden  Flüssig- 


332  Metbandemate. 

keit  mit  kohlensaarem  Natrium  und  nachheriges  Einduusten  eine 
bygroscopische  Substanz,  aus  der  eine  bei  161 — 164^  siedende 
Säure  isolirt  werden  konnte.  Diese  Säure  erwies  sieb  als  Normal- 
Buttersäure.  Die  scbliesslicb  nacb  dem  Destilliren  der  sauren 
Flüssigkeit  mit  Wasserdampf  in  der  Retorte  verbleibende  Flüssig- 
keit entbielt  eine  dunkelgefärbte  Harzmasse,  aus  der  Verfasser 
noch  mit  Hülfe  einer  Bleiyerbindung  ein  krystalliniscbes  Product 
isolirtOy  dessen  näbero  Untersucbung  jedocb  unterblieb.  —  Zum 
Scbluss  giebt  Pfaff  noch  an,  dass  man  das  echte  Tamacoare-Oel 
von  den  im  Handel  auftauchenden  Fälschungen  leicht  dadurch 
unterscheiden  kann,  dass  das  echte  Oel  in  KaU-  oder  Natronlauge 
in  der  Kälte  leicht  löslich  ist,  die  verfälschte  Waare  selbst  in  der 
Wärme  nicht  gelöst  wird.  Bezüglich  der  therapeutischen  Ver- 
wendung des  Tamacoare  theilt  Verfasser  nach  den  Untersuchungen 
von  Wolfif  mit,  dass  demselben  keine  specifische  Wirkung  zukomme, 
sondern  dass  es  ähnlich  wie  Perubalsam  und  Kampher  die  Granu- 
lation fördernd  und  als  Deckmittel  wirkt. 

Wollfett,  üeber  das  von  der  Norddeutschen  Wollkämmerei 
und  Kammgarnspinnerei  in  Bremen  dargestellte  und  mit  dem 
Namen  Lanatn  belegte  reine  Wollfett  (Adeps  Lanae)  berichtet 
H.  HirzeP)  in  einer  ausführlichen  Arbeit.  Verfasser  weist  zu- 
nächst darauf  hin,  dass  der  mehrfach  getheilten,  aber  vollständig 
irrthümlichen  Ansicht,  nur  die  unter  Patentschutz  stehende 
Mischung  von  Wollfett  mit  25  ^/o  Wasser  —  Lanolin  sei  das 
wirklich  brauchbare  und  medicinisch  verwerthbare  Product,  ent- 
gegen getreten  werden  müsse.  Das  Lanain  ist  mattgelb,  etwas 
durchscheinend,  homogen,  bei  gewöhnlicher  Zimmertemperatur 
weich,  beim  Verreiben  auf  der  Haut  halbflüssig  werdend  und  ver- 
hältnissmässig  rasch  in  die  Haut  eindringend.  Es  schmilzt  gegen 
36^  und  besitzt  nur  noch  einen  schwachen,  an  seinen  Ursprung 
erinnernden  Geruch,  der  bei  längerem  Aufbewahren  des  Wollfettes 
schwächer  wird,  auch  an  der  Haut  nicht  haften  bleibt.  Es  ist 
vollkommen  neutral  und  luftbeständig.  Es  ist  in  Benzin,  Chloro- 
form, Aether,  Aceton  leicht,  in  kaltem  Alkohol  schwer  löslich  und 
lässt  sich,  da  es  aus  den  Fettsäureestem  des  Cholesterins  und 
IsoCholesterins  besteht,  nur  mit  alkoholischer  Aetzkali-  oder  Aetz- 
natronlösung ,  nicht  mit  wässeriger  verseifen.  Was  die  Anforde- 
rungen an  die  Reinheit  eines  Wollfettes  betrifft,  so  soll  es  von 
Fetten  (Glyceriden),  freien  Fettsäuren  (z.  B.  Capronsäure),  harzigen 
und  wachsartigen  Stoffen,  schwefelhaltigen  übelriechenden  Sub- 
stanzen, Seifen,  Ammoniakverbindungen,  mineralischen  Salzen  und 
Wasser  möglichst  frei  sein.  Die  Verwendbarkeit  des  reinen  Woll- 
fettes ist  eine  vielseitige  und  kommt,  wie  Hirzel  anführt,  besonders 
für  die  Herstellung  von  Lanainpomaden,  -Salben,  -Creams,  -Seifen, 
-Balsam  etc.  in  Betracht. 

Hei  hing  und  Passmore  fanden,  dass  100  Tb.  wasserfreies 
Lanolin  8,5  KOH  zur  völligen  Verseifung  benöthigen,  ausserdem 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  67. 


Aether  organischer  Säuren  (Fette).  333 

glauben  dieselben  festgestellt  zu  haben,  dass  auf  Grund  der  Ver- 
seifungsmethode  der  qualitative  und  quantitative  Nachweis  von 
fremden  Fetten  im  Lanolin  möglich  sei.  Diese  Arbeit,  über 
welche  bereits  im  Jahresber.  1892  (S.  3Ö3)  berichtet  wurde,  hat  \ 

zu  lebhaften  Debatten  Anlass  gegeben,  aus  welchen  unter  Hinweis  • 

auf  die   Originalabhandlungen   nur    das  Wesentlichste   in  Kürze  ! 

wiedergegeben  werden  kann.  W.  Graff  ^)  weist  darauf  hin,  dass 
bei  dem  von  Helbing  und  Passmore  eingeschlagenen  Verfahren 
mittels  alkoholischer  Kalilauge  noch  keine  vollständige  Ver- 
seifung des  Lanolins  erzielt  werde,  sodass  unter  Umständen  auch 
bei  reinem  Wollfett  noch  etwas  höhere  Verseifungszahlen  gefunden 
werden  könnten,  keinesfalls  aber  aus  kleinen  Abweichungen  von 
der  Normalzahl  auf  eine  Verunreinigung  geschlossen  werden 
dürfte;  andererseits  kann  bei  dem  entgegengesetzten  Einfluss, 
welchen  Glyceride  und  Paraffine  ausüben,  bei  Gegenwart  beider 
eine  mit  der  normalen  übereinstimmende  Verseifungszahl  gefunden 
und  eine  etwa  gefundene  Abweichung  in  verschiedener  Art  ge- 
deutet werden.  Graff  versuchte  ferner,  ob  sich  durch  Einwirkung 
wässeriger  Kalilauge,  welche  nach  älteren  Beobachtungen  auf 
Lanolin  nicht  wirken  sollte,  ein  etwaiger  Gehalt  an  Glyceriden 
feststellen  lasse,  fand  aber  hierbei,  in  Uebereinstimmung  mit 
anderen  neueren  Beobachtungen,  dass  Lanolin  thatsächlich  auch 
durch  wässerige  Lauge  zum  Theil  verseift  wird  und  dass  bei  Zu- 
satz von  Glyceriden  die  Verseifungszahl  in  unregelmässiger  Weise 
erhöht  wird.  Ist  Glycerinfett  in  grösserer  Menge  vorhanden,  so 
entsteht  eine  concentrirte  Seifenlösung,  die  alles  unverseifte  Woll- 
fett emulgirt.  Die  entstandene  Milch  macht  das  Titriren  mit 
Schwefelsäure  unausführbar,  das  fein  vertheilte  Fett  hindert  die 
prompte  Einwirkung  auf  Kalihydrat.  Um  den  störenden  Einfluss 
des  Wollfettes  zu  vermeiden,  wurde  nach  dem  Verseifen  mit 
wässerigem  KOH  nach  dem  Erkalten  nicht  mit  Wasser,  sondern 
mit  Alkohol  verdünnt,  das  ausgeschiedene  Wollfett  abfiltrirt  und 
mit  Alkohol  nachgewaschen.  Das  Filtrat  gab  zu  hohe  Verseifungs- 
zahlen, weil  offenbar  der  Alkohol  die  weitere  Verseifiing  des  Woll- 
fettes eingeleitet  hatte.  Aus  Vorstehendem  geht  wohl  hervor,  dass 
die  Verseifung  des  Wollfettes  in  alkoholischer  Kalilauge  und  die 
Bestimmung  des  Verseifungscoefficienten  sichere  Schlüsse  auf  Bei- 
mengung von  fremden  Fetten  weder  qualitativ  noch  quantitativ 
bietet.  Ist  neben  Glycerinfett  noch  ein  Kohlenwasserstoff  zugegen, 
so  ist  die  Methode  ganz  werthlos.  Ist  dem  Wollfett  nur  ein 
Glycerinfett  beigemischt  und  zwar  in  grösserer  Menge  (einige 
Procent  lassen  sich  auch  nicht  einmal  mit  Sicherheit  nachweisen), 
so  macht  sich  dieses  zwar  durch  eine  höhere  Verseifungszahl  be- 
merkbar; da  jedoch  die  Art  des  Glycerinfettes  nicht  erkannt 
werden  kann,  so  ist  auch  die  genaue  quantitative  Bestimmung 
ausgeschlossen,    und    hat    die   Feststellung    der    Verseifungszahl 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  62. 


334  Metbanderivate. 

schliesslich  nicht  mehr  Werth,  als  der  qualitative  Nachweis  des 
GlyceriDS  durch  Verwandeln  in  Acrole'in. 

Auch  Mente^)  hat  die  Einwirkung  von  wässeriger  Lauge 
auf  Wollfette  festgestellt;  er  unterzog  Lanolinum  auhydricum  und 
Adeps  Lanae  einem  Vergleich  und  gelangte  zu  dem  Schluss,  dass 
ersteres  unter  bestimmten  Bedingungen  weit  stärker  durch  wässe* 
rige  Kalilauge  angegriffen  werde  als  letzteres.  Den  Grund  dieser 
Erscheinung  suchte  er  zunächst  in  einem  höheren  Gehalt  des 
Lanolins  an  Estern  der  Stearinsäurereihe,  des  Adeps  Lanae  an 
solchen  der  Oelsäurereihe,  doch  konnte  er  ein  solches  Verbältniss 
experimentell  nicht  erweisen.  Später  glaubte  er  einen  Gehalt  des 
Lanolins  an  Aethylalkohol  nachgewiesen  zu  haben  und  hierin  den 
Grund  für  die  angeblich  höhere  Verseifiingszahl  desselben  suchen 
zu  müssen,  was  ein  Versuch  mit  Adeps  Lanae  unter  Zusatz  von 
Alkohol  bestätigen  sollte.  —  Wie  Graff  spricht  sich  auch  Monte 
ungünstig  über  die  von  Helbing  und  Passmore  angegebene  Unter- 
suchungsmethode aus. 

In  einer  Erwiderung  treten  H.  Helbing  und  F.  W.  Pass- 
more ')  für  die  Zuverlässigkeit  ihrer  Methode  ein. 

MenteJ^  hat  inzwischen  seine  Untersuchungen  über  die  Ver- 
seifung des  Wollfettes  fortgesetzt  und  hierbei  auch  eine  grössere 
Reihe  von  Verseifungszahlen  sowohl  des  Lanolins  als  des  Adeps 
Lanae  bestimmt.  Durch  diese  Untersuchungen  ist  Monte  jedoch  in 
der  Meinung  noch  bestärkt  worden,  dass  selbst  für  die  Unter- 
suchung reiner  Wollfette  die  alleinige  Bestimmung  der  Verseifungs- 
zahl  nicht  genügt  und  dass  bei  Untersuchung  von  Mischungen 
aus  Wollfett  mit  anderen  Fetten  resp.  Kohlenwasserstofifen  die 
Helbing'sche  Methode  zu  leicht  zu  Trugschlüssen  führt,  desshalb 
hier  ganz  unverwendbar  ist. 

Auch  W.  Graff*)  hält  sein  Urtheil  über  die  Methode  von 
Helbing  und  Passmore  aufrecht. 

0.  Liebreich^)  hat  Lanolin  und  Adeps  Lanae  einer  vergleichen- 
den  Untersuchung  unterzogen  und  ist  zu  folgenden  Ergebnissen 
gelangt:  1.  Der  von  Monte  behauptete  Alkoholgehalt  des  Lanolins, 
welcher  gewisse  Unterschiede  zwischen  diesem  und  Adeps  Lanae 
bedingen  könnte,  existirt  nicht;  2.  Adeps  Lanae,  in  heissem 
Alkohol  gelöst,  nach  dem  Erkalten  filtrirt  und  mit  alkoholischer 
Silbernitratlösung  versetzt,  liefert  einen,  auch  beim  Erhitzen  unge- 
löst bleibenden  Niederschlag  von  Ghlorsilber,  was  bei  Lanolin 
(?  B.)  nicht  der  Fall  ist;  3.  Adeps  Lanae  hat  einen  höheren  Ge- 
halt an  freier  Säure  als  Lanolin,  was  durch  Titration  mit  Vio 
Normalkalilauge  zu  erkennen  ist,  die  früheren  Begutachter  müssen 
mit  zu  starker  Lauge  gearbeitet  haben;  4  Adeps  Lanae,  im  Oel- 
bad  auf  110°  erhitzt,  färbt  sich  dunkler,  nach  Kastanienbraun 
zu,  während  die  Farbe  des  Lanolins  unverändert  bleibt;  schon 
Erhitzen  im  siedenden  Wasserbade  genügt,   um  den  Unterschied 


1)  Pharm.  Ztg.  1898,  94  u.  127.         2)  ebenda  150.         8)  ebenda  191. 
4)  ebenda  191.  6)  ebenda  235. 


Aether  organischer  Säoreii  (Fette).  335 

erkennen  za  lassen.  Es  ist  demnach  Adeps  Lanae,  im  Gegensatz 
za  Lanolin,  als  ein  unvollkommen  gereinigtes  Wollfett  zu  be- 
zeichnen. 

L.  Spiegel^)  folgert  aas  den  von  ihm  angestellten  Ver- 
suchen, dass  bei  dem  Mente'schen  Verfahren  zur  Prüfung  von 
Wollfetten,  beruhend  auf  der  mehr  oder  minder  weitgehenden 
Verseifung  durch  wässerige  Natronlauge,  die  verschiedenen  Woll- 
fette in  ganz  unregelmässiger  Weise  angegriffen  werden,  dass  die 
von  Monte  aufgestellte  Unterscheidung  unhaltbar  ist  und  dass 
auch  speciell  dem  für  die  angeblich  leichtere  Verseifbarkeit  des 
Lanolinums  gegenüber  Adeps  Lanae  angeführten  Alkoholgehalt 
des  ersteren  ein  solcher  Einnuss  nicht  zugeschrieben  werden  kann, 
um  so  weniger  als  derselbe,  wie  von  Liebreich  dargethan  ist,  gar 
nicht  existirt. 

Auch  L.  B.  Berend>)  hat  Lanolinum  anhydr.  wie  Adeps 
Lanae  der  Destillation  mit  Wasserdampf  unterworfen  und  die 
Destillate  vermittelst  der  Lieben'schen  Reaction  auf  Aethylalkohol 
resp.  Körper,  die  die  Gruppen  CHs— CO-C  oder  CHs— CH(OH)— C 
enthalten,  untersucht.  Verf.  hat  mit  einer  einzigen  Ausnahme, 
trotz  der  Schärfe  der  Reaction,  die  Aethylalkohol  noch  in  2000- 
facher  Verdünnung  in  Wasser  nachzuweisen  gestattet,  die  von 
Mente  erwähnte  Jodoformreaction  nicht  erhalten.  Der  charakteri- 
stische Jodoformgeruch  war  niemals  wahrnehmbar  und  ein  geringer 
Niederschlag,  welcher  in  einem  Falle  erhalten  wurde,  war  kein 
Jodoform. 

C.  Arnold*)  sah  sich  veranlasst,  die  analytischen  Befände 
Liebreich's,  SpiegePs  und  seine  eigenen  des  Näheren  zu  beleuchten. 
Vor  Allem  ist  zu  bestätigen,  dass  sowohl  Lanolin  als  Adeps  Lanae 
allen  vom  Deutschen  Apotheker-Verein,  sowie  von  B.  Fischer  in 
seinen  „Neueren  Arzneimitteln"  gestellten  Anforderungen  genügen. 
Der  Säuregehalt  ist  in  beiden  Präparaten  minimal  und  beträgt 
der  Verbrauch  an  Normalkalilauge  auf  2  g  nie  mehr  wie  1  Tropfen, 
von  Vio-NormiJkalilauge  nie  mehr  als  0,5  cc.  Ferner  hat  Arnold 
in  Uebereinstimmung  mit  Mente  gefunden,  dass  das  beim  De- 
stilliren des  Lanolins  erhaltene  Destillat  mit  Jod  und  Kalilauge 
einen  Niederschlag,  aus  Jodoform  bestehend,  giebt  —  Bei 
Untersuchung  mehrerer  Proben  Adeps  Lanae  wurde  nur  bei  einer 
einzigen  dieser  Proben  ein  unbedeutender  Chlorgehalt  (0,005  %) 
gefunden.  Bei  Anstellung  der  Ghlorprüfung  nach  Liebreich  mit 
alkoholischer  Silbemitratlösung  sorge  man  stets  dafür,  dass  die 
alkoholische  Lösung  des  Wollfettes  gut  erkaltet  sei,  sonst  kann, 
infolge  der  durch  die  Silbemitratlösung  erfolgenden  Abkühlung, 
eine  Ausscheidung  von  Wollfett  erfolgen  und  für  Chlorsilber  ge- 
halten werden.  Zusatz  von  Salpetersäure  oder  Anmioniak  bewirkt 
ebenfalls  Abscheidungen  von  Wollfett.  Alle  diese  Niederschläge 
verschwinden  wieder  bei  genügendem  Alkoholzusatz  und  Er- 
wärmen. —  Die  von  Liebreich  an  ein  gereinigtes  Wollfett  gestellte 


1)  Pharm.  Ztg.  189S,  236.  2)  ebenda  284.  8)  ebenda  861. 


336 


Methanderivate. 


Anforderung,  dass  es  aus  Cholesterin-Aetheru  bestehe,  er- 
füllt bis  heute  weder  das  Lauolin  noch  das  Adeps  Lanae  und  die 
Technik  wird  solchen  Anforderuugen  entsprechende  Präparate  nie- 
mals liefern  können.  In  den  Handelspräparaten  sind  stets  auch 
erhebliche  Mengen  von  Estern  höherer  Fettalkohole  neben  solchen 
des  Cholesterins  und  Isocholesterins  vorhanden.  —  Alle  von  Arnold 
seit  August  1892  untersuchten  Adeps  Lanae-Sorten  waren  nach 
halbstündigem  Erhitzen  auf  120^  im  Paraffinbade  nur  ganz  unbe- 
deutend dunkler  gelb,  eine  einzige  Probe  war  ausgesprochen 
dunkelgelb,  keine  aber  kastanienbraun  geworden.  —  Folgender 
qualitative  Versuch,  bei  welchem  die  Mengenverhältnisse  genau 
inne  zu  halten  sind,  genügt,  um  die  Verschiedenheit  von 
Adeps  Lanae  und  Lanolinum  anhydricum  zu  erkennen: 
Man  löst  je  5  g  der  Fette  in  150  cc  Benzin  und  setzt  20  cc  ge- 
sättigte Natronlauge  hinzu,  worauf  man  ohne  zu  schütteln  die 
beiden  Lösungen  in  bis  zum  eben  beginnenden  Sieden  des  Ben- 
zins erhitztem  Wasser  eine  halbe  Stunde  stehen  lässt.  Nach  dem 
Erkalten  ist  die  Lösung  des  Lanolins  resp.  des  Lanolinum  an- 
hydricum mehr  oder  minder  vollkommen  zu  einer  Gallerte  er- 
starrt, während  die  Lösung  des  Adeps  Lanae  noch  klar  auf  der 
wässrigen  Aetznatronlösung  schwimmt.  —  Aus  seinen  Beobachtun- 
gen zieht  Arnold  den  Schluss,  dass  Adeps  Lanae  an  Güte  der  Be- 
schaffenheit dem  Lanolinum  anhydricum  vollkommen  ebenbürtig 
ist.  Thatsache  ist,  dass  Adeps  Lanae  eine  ausgezeichnete  Salben- 
grundlage ohne  Wasserzusatz  ist  und  dass  bei  Zusatz  von  20  o/o 
Vaselin,  Fett  oder  Oel,  welchen  Zusatz  die  Lanolinfabrikanten  ja 
auch  für  ihr  Präparat  ausdrücklich  fordern,  ein  der  gleichen, 
wasserhaltigen  Lanolinmischung   ebenbürtiges  Präparat   entsteht. 

Li  einer  weiteren  Veröffentlichung  wendet  sich  L.  SpiegeP) 
gegen  die  Angaben  Arnold's  und  tritt  für  die  Richtigkeit  seiner 
sowie  Liebreiches  Mittheilungen  ein. 

In  einer  Arbeit  von  S.  Dzierzgowski  undNencki*)  wird 
der  von  Helbing  und  Passmore  für  die  Prüfung  des  Lanolins  vor- 
geschlagenen Methode  der  Verseifung  mit  alkoholischer  Kalilauge 
vorgeworfen,  dass  1.  der  Procentgehalt  der  Beimischung  sich  nie 
feststellen  lasse,  wenn  die  Natur  der  zugesetzten  Substanzen  nicht 
bekannt  ist  und  dass  2.  die  Differenzen  der  Titration  bei  der 
Verseifung  so  geringe  seien ,  dass  die  Methode  die  minutiöseste 
Genauigkeit  erheische,  was  grade  in  diesem  Falle  kaum  zu  er- 
reichen sei,  weil  die  Lösung  des  verseiften  Lanolins  milchig  ge- 
trübt und  gelblich  gefärbt  ist,  so  dass  es  kaum  möglich  sei,  den 
Augenblick  des  Verschwindens  der  Farbe  des  Indicators  sicher 
abzupassen.  Diese  und  andere  Umstände  veranlassen,  dass  Fehler, 
die  mehrere  Zehntel-Cubikcentimeter  betragen  können,  nicht  zu 
vermeiden  seien.  Die  Verfasser  haben  nun»  um  sich  von  dem 
Vorhandensein  fremder  Fette   in   einem  augenscheinlich  unreinen 


1)   Pharm.  Ztg.  1893,  409. 
No.  19  u.  20. 


2)   Pharm.  Zeitocbr.   f.  Basal.   1898, 


Aether  organischer  Säuren  (Fette). 


337 


Lanolin  zu  überzeugen,  dasselbe  auch  der  Einwirkung  abgemessener 
Mengen  wässeriger  Kalilauge  unterworfen,  von  der  Ansiebt  aus- 
gehendy  dass  dadurch  das  Lanolin  nicht  zerlegt  werde,  während 
andere  Fette  verseift  werden.  Aus  der  Grösse  der  gefundenen 
Verseifungszahlen  glaubten  die  Verfasser  die  Vermuthung  der 
Anwesenheit  von  Glycerinfetten  ableiten  zu  können,  und  versuchten, 
um  die  Anwesenheit  von  Glycerin  nachzuweisen,  solches  aus 
grösseren  Quantitäten  des  verseiften  Lanolins  durch  Ansäuern  mit 
Salzsäure  und  Ausziehen  mit  Aether  zu  isoliren.  In  dem  ver- 
bleibenden Rückstand  aber,  welcher  Chlorkalium  und  Glycerin 
enthalten  müsste,  ist  der  Nachweis  von  Glycerin  nicht  gelungen. 
Dzierzgowski  und  Nencki  kommen  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  bei 
der  Verseifung  von  Lanolin  mit  alkoholischer  Kalilauge  erhaltene 
Verseifungszahl  nicht  immer  als  Griterium  der  Reinheit  des  Lano- 
lins angesehen  werden  könne,  sondern  dass  das  eigentliche  Grite- 
rium in  der  Combination  der  Verseifung  mit  alkoholischer  und 
mit  wässriger  Kalilauge  liege  ^). 

G.  Vulpius  *)  veröffentlicht  eine  eingehende  Abhandlung  über 
Adeps  Lanae  und  kommt  auf  Grund  seiner  und  der  von  anderen 
Autoren  angestellten  Untersuchungen  zu  dem  Schluss,  dass  dieses 
Präparat  den  besten  bisher  bekannten  Handelssorten  mindestens 
gleichsteht  bezüglich  seiner  Reinheit,  sich  von  denselben  aber 
wesentlich  durch  eine  weit  grössere  Geschmeidigkeit  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  unterscheidet.  —  Zudem  haftet  dem  Lanolin 
ein  Uebelstand  an,  nämlich  die  Veränderung  seiner  Farbe  an  der 
Oberfläche  in  Folge  von  Wasserverlust. 

E.  Dieterich  <)  fand  bei  Untersuchung  von  Lanolin  und 
Adeps  Lanae  folgende  Daten : 


Procent 

Wasser- 

anfnahme 


Verlust 
bei  100*»  in 
Procenten 


Procent 
Asche 


Säarezahl 


Jodzahl 


Lanolin  anhydr.  . 
Adeps  Lanae  .  . 
Lanolin  Liebreich 


310 
890 


0,2  —  0,8 
0,65—  0,80 
22,5  —28,7 


0,00 
0,00-0,05 
0,00—0,05 


0,28—0,56 
0,47—0,93 
0,28-0,87 


14,11—15,83 

10,24-18,30 

11,18 


Bestimmungen  des  Schmelzpunctes  ergaben  nur  unter  Ein- 
haltung völlig  gleicher  Versuchsbedingungen  vergleichbare  Re^l- 
tate.  Als  Verseifungszahl  für  beide  Wollfette  wurde  nach  4 stündi- 
gem Erhitzen  mit  alkoholischer  Kalilauge  94—95  gefunden.  Verf. 
erklärt  es  für  nicht  ausgeschlossen,  dass  sich  die  Verseifungszahl 
wird   verwerthen   lassen   zur  Prüfung  der  Wollfette  auf  fremde 


1)  Hierbei  sind  die  Arbeiten  von  Graff  und  Mente  wohl  nicht  berück- 
sichtigrt,  worin  nachgewiesen  wird,  dass  die  V erseif ung,  welche  Wollfett 
durch  wässerige  Kalilauge  erleidet,  nicht  von  Glycerinfetten  herrührt  und 
dass  vielmehr  neutrales  Wollfett  selbst  durch  wässerige  Kalilauge  theilweise 
vcrseifbar  ist.    (Ref.  d.  Pharm.  Ztg.).  2)  Pharm.  Centralh.  1893,  S67. 

S)  Helfenb.  Annal.  1892. 


FluuiDaMvtiaebeT  Jahmberidit  f.  1898. 


22 


383  Methanderivate. 

Bestandtheile  bezw.  fremde  Fette.  Die  Bestimmung  des  Wassers 
durch  den  Gewichtsverlust,  der  bei  100^  eintritt,  ist  nach  Diete- 
rich ungenau.  Durch  Destilliren  von  100  g  der  genannten  Prä- 
parate mit  Wasser  und  Erwärmen  des  Destillates  mit  Aetzkali 
und  Jodjodkaliumlösung  wurde  ein  deutlicher  Jodoformgeruch  er- 
halten, sodass  der  bei  100°  eintretende  Gewichtsverlust,  wenigstens 
zum  Theil,  auf  Alkohol  zu  beziehen  ist.  Dieterich  berichtigt  ferner 
die  allgemeine  Annahme,  dass  Lanolin  nicht  ranzig  werde.  Ein 
selbst  entfärbtes  und  gereinigtes  Wollfett  zeigte  anfangs  die  Säure- 
zahl 0,84,  nach  7  monatiger  Aufbewahrung  in  einem  halbgefüllten, 
mit  Kork  verschlossenen  Weithalsglase  jedoch  die  Säurezahl 
17,36  (!).  Es  roch  jetzt  sehr  stark  ranzig  und  der  Kork  war 
mürbe  geworden  und  gebleicht 

A.  Hilger^)  empfiehlt  nachstehende  Idefititätsreaction  für 
Lanolin:  1,5  bis  2  g  Kaliumhydroxyd  wird  in  einer  kleinen 
Porzellanschale  oder  einem  Tiegel  mit  ca.  0,1  g  Lanolin  bei  Ver- 
meidung von  Verkohlung  kurze  Zeit  geschmolzen,  die  Masse  nach 
dem  Erkalten  mit  ö  cc  Wasser  aufgenommen  und  mit  5  cc  Chloro- 
formlösung ausgeschüttelt  Die  so  erhaltene  Chloroformlösung 
wird  über  das  gleiche  Volumen  concentrirter  Schwefelsäure  in 
einem  Proberöhrchen  geschichtet,  wobei  an  den  Berührungsstellen 
die  für  Cholesterin  charakteristische  tiefrothe  Färbung  auftritt 

Thilanin.  Saalfeld*)  theilt  mit,  dass  der  Schwerverwend- 
barkeit des  Thilanins,  welche  durch  seine  überaus  grosse  Zähig- 
keit bedingt  wird,  durch  die  Herstellung  eines  sogenannten  ge- 
schmeidigen Thilanins  seitens  der  Firma  Benno  Jaffe  &  Darm- 
staedter  abgeholfen  worden  ist.    Die  Anwendungsweise  ist  dieselbe. 

h.  Acrylverbindungen. 

Nach  den  bisher  gesammelten  Erfahrungen  verlangt  E.  D  i  e  t  e  - 
rieh')  von  einer  technischen  Oelsäure  eine  zwischen  75  und  85 
liegende  Jodzahl  und  mindestens  die  Säurezahl  178,73,  was  90  ^/o 
Oelsäure  entspricht.  Zur  Controle  der  Anwendbarkeit  der  Be- 
stimmung der  Jodzahl  wurde  eine  selbst  hergestellte  reine  Oel- 
säure untersucht,  welche  89,8  und  90,05  als  Jodzahl  ergab,  wäh- 
rend theoretisch  90,07  sich  berechnet 

Darstellung  von  Estern  der  Oelsäure  oder  &earinsäure  mit 
Onnjacol^).    (S.  Benzolderivate). 

i.  Aminbasen. 

Piperazin.  Die  Elberfelder  Farbenfabriken  Friedr. 
Bayer  u.  Co.  hatten  um  Patentschutz  folgenden  Verfahrens  der 
PiperazindarsteUung  nachgesucht.    Die   bereits  von  Morley   dar- 

1)   Pharm.  Ztg.  1898,   586.  2)   Tberap.  MonaUh.  1893,   No.  1. 

8)  Helfenb.  Annal.  1892.  4)  D.  R.-P.  70483  für  Dr.  F.  von  Hey  den 

Nach  f.  in  Radebeul. 


Aminbasen.  339 

gestellte  und  beschriebeDe  Dinitrosoverbindung  des  Diphenyl- 
piperazins  oder  das  Dinitrosoditolylpiperazin  reagirt,  wie  die 
ratentanmelder  gefunden  haben,  mit  schwefliger  Säure  oder  sauren 
schwefligsauren  Alkalien  im  Sinne  folgender  Gleichung: 

<CHs — CHjv 
>N-C,H4— NO  +  4NaHS0j  == 
CHt— CH,/ 

<CH» — CHj\  /  CiW 

CH      n^y^'^^''^^^^^^^ 
LH^-tH»/  \SO3Na 

Die  praktische  Ausführung  geschieht  in  der  Weise,  dass  man 
in  ein  Gemisch  von  Dinitrosodiphenylpiperazin  und  Wasser  einen 
lebhaften  Strom  von  schwefliger  Säure  bis  zur  Lösung  des  Dini- 
trosokörpers  eintreten  lässt  und  sodann  die  Flüssigkeit  mit  Salz- 
säure einkocht.  In  der  Lösung  befinden  sich  salzsaures  Piperazin 
und  Amidophenoldisulfosäure.  Die  letztere  scheidet  sich  beim 
Erkalten  aus  der  concentrirten  Lösung  zum  Theil  aus.  Um  das 
Piperazin  aus  der  Lösung  zu  gewinnen,  macht  man  dieselbe  mit 
Natronlauge  alkalisch  und  destillirt  im  überhitzten  Dampfstrom, 
bis  das  Destillat  mit  Pikrinsäure  keine  Fällung  mehr  giebt.  Das 
Destillat  wird  mit  Salzsäure  eingedampft.  Das  hierbei  gewonnene 
salzsaure  Piperazin  kann  durch  Destillation  mit  Natron  in  freies 
Piperazin  übergeführt  werden.  Diese  Patentanmeldung  erinnert 
an  die  in  einem  der  Schering'schen  Piperazinpatente  erwähnte 
Reduction  einer  Dinitrosoverbindung,  nämlich  des  von  Schering 
zuerst  dargestellten  Dinitrosopiperazins 

/CH2— CH^v 

NO-N(  )N— NO 

XCHa— CHa/ 

mit  Natriumamalgam  oder  Zink  bezw.  Zinn  und  Salzsäure,  wobei 
eine  Zersetzung  in  Ammoniak  und  salzsaures  Piperazin  stattfindet. 
Wirken  redudrende  Mittel  (z.  B.  schweflige  Säure)  auf  Dinitroso- 
phenylpiperazin  ein,  so  wird  ebenfalls  Piperazin  und  nebenher 
ein  substituirtes  Ammoniak  gebildet  ^). 

Laut  Beschluss  des  Patentamtes  ist  das  von  den  Farben- 
fabriken vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld  zum  Patent  an- 
gemeldete Verfahren  zur  Darstellung  von  Piperazin  kein  selbst- 
ständiges und  somit  diese  Firma  nicht  berechtigt,  ohne  Erlaubniss 
der  Schering'schen  Fabrik  Piperazin  zu  fabriciren  und  in  den 
Handel  zu  bringen'). 

Den  vielen  für  die  Gewinnung  dieses  Körpers  bekannt  ge- 
wordenen Methoden  gesellt  sich  eine  neue  zu.  Die  Chem.  Fabrik 
auf  Actien  vorm.  E.  Schering  hat  das  betreffende  Verfahren 
patentirt  erhalten  '):  Man  lässt  auf  Aethylenoxamid  GsH4(NH)sGsOs 

1)  Pharm.  Centralb.  1893,  47.         2)  ebenda  39d.         3)  D.R.-P.  66461 

22* 


340  Methanderiyate. 

Reductionsmittel,  wie  Zinkstaub  und  Natronlauge  oder  metallisches 
Natrium  einwirken.  Die  Einwirkung  vollzieht  sich  im  Sinne  fol- 
gender Gleichung: 

CH«-NH— OC  CH,— NH—  HsC 

I  l+Hs=,  |+2H,0 

6h,— NH— 06  CH,— NH— H,C 

Glycol  GsH4(0H)s  und  Aethylendiamin  CsH4(NHs)s  können 
unter  Wasseraustritt  Piperazin  bilden.  Aber  selbst  bei  hoher 
Temperatur  und  unter  Anwendung  wasserentziehender  Mittel  ge- 
lingt es  nicht,  erhebliche  Mengen  Piperazin  zu  erhalten.  Die 
Umsetzung  vollzieht  sich  dagegen  nach  einem.  Patent  (D.  B.-P. 
67811)  der  chemischen  Fabrik  auf  Actien  (vorm.  K  Schering)  in 
Berlin,  wenn  man  Glycolnatrium  auf  die  Säurederivate  des  Aethylen- 
diamins  unter  Erhitzen  einwirken  lässt: 

C«H4(0Na),  +  CtH4(NH.C0R)2  —  (CH^NH),  +  2RC00Na. 

Das  Piperazin  wird  aus  dem  Reactionsproduct  mittels  Wasser- 
dampf abdestillirt,  das  Destillat  mit  Salzsäure  eingedampft  und 
der  Rückstand  gereinigt  ^). 

Tetraäthylammoniumhydroxyd,  (C2H6)iN0H,  wird  als  Harn- 
säure lösendes  Mittel  empfohlen.  Es  werden  nach  Petersen  gegen 
Gicht  Gaben  von  0,6  bis  1  cc  einer  10  <^/oigen  Lösung,  3  bis  4  mal 
täglich  innerlich  zu  nehmen,  angewendet;  Einspritzungen  unter  die 
Haut  scheinen  weniger  erfolgreich  zu  sein.  Die  Lösung  schmeckt 
bitter  und  caustisch  und  reagirt  stark  alkalisch.  Das  Mittel  ist 
ungiftig,  während  die  entsprechende  Methylverbindung  giftig  ist  *). 

k.  Gyan Verbindungen. 

Georg  Gregor  (s.  Jahresber.  1892,  370)  gelangte  auf  Grund 
eines  Vergleiches  der  einzelnen  Methoden  der  Blausäurebestimmung 
im  Bittermandeltcasser  zu  der  Schlussfolgerung,  dass  für  die 
pharmaceutische  Praxis  nur  die  Methode  des  Deutschen  Arznei- 
buches (HI),  sowie  eine  von  ihm  angegebene  Modification  der 
Oesterreichischen  Pharmakopoeprobe  scharfe  Resultate  gebe. 
Brauchbar  seien  ausserdem  die  Vielhabersche  und  die  Liebig- 
sehe  Methode  ohne  Chlornatriumzusatz;  die  beste  und  allein  zu 
empfehlende  Methode  sei  jedoch  durch  die  empfindliche  End- 
reaction  die  Methode  des  Deutschen  Arzneibuches. 

Diese  abfällige  Kritik  gab  C.  W  e  i  s  ')  Veranlassung,  ebenfall» 
Untersuchungen  anzustellen.  Weis  prüfte  das  Verfahren  der 
österreichischen  Pharmakopoe  (Methode  von  C.  Mohr),  dasjenige 
von  Fr.  Mohr- Vielhaber  (Titration  mit  Ealiumchromat  als  Indi- 
cator),  dasjenige  von  Liebig  (Titration  mit  Silbernitrat  in  alkali- 
scher Lösung)   und    die  gewichtsanalytische  Methode   und    fand. 


1)  Zeitschr.  f.  angew.  Ghem.  1898,  205.  2)  Rundscbaa  1898,  1029. 

8)  Zeitscbr.  d.  allg.  österr.  Apoth.  Ver.  1898,  45. 


CjanverbinduDgen.  341 

dass  jede  der  geprüften  Methoden  unter  einander  ganz  Yorzüglich 
stimmende  Resultate  giebt.  Insbesondere  bequem  und  auch  in 
der  Hand  des  wenig  Geübten  ist  die  Titration  mit  Silberlösung 
in  neutraler  Flüssigkeit  unter  Verwendung  von  Kaliumchromat 
als  Indicator;  diese  Methode  würde  vor  allen  anderen  den  Vorzug 
verdienen,  wenn  nicht  Gefahr  vorhanden  wäre,  dass  einzelne 
Handelspräparate  durch  unreelle  Fabrikanten  eine  Verfälschung 
durch  Zusatz  von  Salzsäure  oder  von  Chloriden  erfahren  würden ; 
jedenfalls  müsste  die  zwar  nicht  schwierige,  aber  doch  etwas  um- 
ständliche Prüfung  auf  Chlor  vorgeschrieben  werden.  Die  Liebig- 
sche  Methode  erfordert  zwar  bedeutend  mehr  Aufmerksamkeit,  giebt 
aber  dem  Geübten  tadellose  Resultate.  Die  Modification  des 
Deutschen  Arzneibuches  kann  nicht  als  besonders  glücklich  be- 
zeichnet werden,  da  ein  zu  grosses  Missverhältnis  zwischen  der 
Menge  der  vorhanden*en  Blausäure  und  dem  Titer  der  Silber- 
lösung, ausgedrückt  in  Cyanwasserstoff,  besteht.  Die  von  der 
österreichischen  Pharmakopoe  aufgenommene  Methode  von  Carl 
Mohr  giebt  ebenfalls  bei  einiger  Uebung  sehr  gute  Ergebnisse; 
Bedingung  ist,  dass  die  mit  Ammoniak  versetzte  blausäurehaltige 
Flüssigkeit  sofort  titrirt  und  die  Titration  bei  vollem  Tageslicht 
ausgeführt  werde.  Die  Methode  von  Volhard  wurde  nicht  in  Be- 
tracht gezogen,  da  dieselbe  specieU  für  Cvan  nicht  bequem  ist, 
ausserdem  bei  den  officinellen,  Benzaldehydcyanhydrin  enthalten- 
den Wässern  ein  brauchbares  Resultat  überhaupt  nicht  geben 
kann.  —  Aber  auch  die  verschiedenen  Methoden  geben  nahe 
zusammenfallende  Ergebnisse;  die  grösste  Differenz,  welche  be- 
obachtet wurde,  beträgt  0,13  pro  Mille.  In  allen  Fällen  wurde 
nach  der  Methode  Mohr-Vielhaber  die  kleinste  Zahl  erhalten. 
Bei  Aqua  Laurocerasi  ergab  die  Titration  mit  Kupfersulfat  die 
grösste  Zahl,  während  bei  Aqua  Amygdalarum  nach  Liebig  aller- 
dings unbedeutend  höhere  Zahlen  erhalten  wurden.  Worin  diese 
Abweichung  begründet  ist  und  ob  sie  stets  auftritt  oder  nur  zu- 
fällig bei  den  benutzten  Bittermandelwässem  sich  zeigte,  kann 
vorläufig  nicht  entschieden  werden. 

Entgegen  den  Ausführungen  von  Carl  Weis  behauptet 
Gregor^)  auf  Grund  der  früher  von  ihm  angestellten  Versuche 
und  seither  wiederholt  gemachten  Erfahrungen  nach  wie  vor,  dass 
die  Vorschrift  des  Deutschen  Arzneibuches  (IH)  als  die  beste  der 
bekannten  Methoden  anzusehen  ist,  und  dass  die  Methode  mittels 
Eupfersulfat  in  der  von  ihm  angegebenen  Modification  vorzu- 
ziehen ist. 

Die  vorstehende  Arbeit  von  Gregor  veranlasste  C.  Weis^)  zu 
erneuten  umfassenden  Versuchen,  deren  Gesammtergebnis  dahin 
zusammengefasst  wird:  Die  Titration  mit  Kupfersulfat  nach  der 
österreichischen  Pharmakopoe  giebt  gute  Resultate,  ebenso  die 
Titration    nach  Liebig    und   nach   Mohr -Vielhaber,   die   Zahlen 


1)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.  Vor.  1898,  No.  10^12. 
2}  ebenda  No.  16  u.  17. 


342  Methanderivate. 

stimmen  gat  äberein ;  die  Titration  nach  Yolhard  kann  für  pharma- 
ceutiscbe  Zwecke  nicht  in  Betracht  kommen.  Die  Modification 
Ton  Gregor  giebt  brauchbare  Resultate,  bietet  aber  irgend  einen 
erwähnenswerthen  Vortheil  nicht  Abgesehen  davon,  dass  man 
nicht  schnell  nacheinander  verschiedene  blausäurehaltige  Wasser 
titriren  kann,  wird  noch  die  Absicht  der  Pharmakopoe,  Bechnungs- 
operationen  möglichst  zu  vermeiden,  illusorisch.  —  Was  noch  den 
Werth  der  einzelnen  Methoden  betrifft ,  so  kann  keine  derselben 
absolut  genaue  Resultate  liefern.  Die  gewichtsanalytische  Metiiode 
wird  etwas  zu  kleine  Resultate  geben  müssen,  da  das  Gyansilber 
nicht  völlig  unlöslich  ist  Bei  der  Gregor'schen  Modification  der 
Kupfersulultmethode  wird  ebenfalls  leicht  ein  etwas  zu  kleines 
Resultat  erhalten  werden,  da  hier  die  Gefahr  eines  Ueberschussea 
der  zu  titrirenden  Flüssigkeit  vorhanden  ist  Die  übrigen  Me- 
thoden hingegen  müssen  etwas  zu  grosse 'Zahlen  geben,  da  zum 
Eintritt  der  Endreaction  ein  wenn  auch  kleiner  Ueberschuss  der 
Titerflüssigkeit  erforderlich  ist.  Die  Wahrheit  muss  also  in  der 
Mitte  liegen. 

Quedcsäheroxycyanid.  In  der  Literatur  sind  drei  Quecksilber- 
oxycyanide  beschrieben: 

1.  3Hg(CN),.HgO  mit  82,3  o/o  Quecksilber, 

2.  Hg(CN)2.HeO    „    86,3  „ 

3.  Hg(CN)s.3HgO  „    88,8  „ 
Das  im  Handel  befindliche  Präparat  ist  von  sehr  verschiedener 

Zusammensetzung.    Das  meist  gelieferte,  mit  86,3  <^/o  Quecksilber- 

fehalt  entspricht  nach  G.  Büchner^)  der  Formel  HgrGN)s.HgO. 
Is  sind  aber  auch  Producte  im  Handel,  welche  nur  79,3o  %  Queck- 
silber enthalten  und  reines  Quecksilbercvanid  sind.  —  Verfasser 
fand  ferner  ein  Präparat  mit  80  <>/o  Hg,  also  etwa  der  Zusammen- 
setzung 20Hg(GNs).HgO  entsprediend.  Es  empfiehlt  sich  daher, 
bei  diesem  Präparate  den  Quecksilbergehalt  stets  zu  controliren. 

1.  Amidderivate  der  Kohlensäure  (Harn). 

Eine  neue  Darstellungsmethode  der  mit  tertiären  Alkohol- 
radicalen  substituirten  Harnstoffe  theilt  A.  Schneegans >)  mit 

Ein  EsbacWsches  Albuminimeter  von  verbesserter  Form,  dessen 
unterster  Theil,  wo  sich  das  Eiweisspikrat  absetzt,  schmäler  als 
der  übrige  Qylinder  ist,  hat  die  Firma  Christ.  Kob  &  Co.  in 
Stützerbach  i.  Th.  in  den  Handel  gebracht;  wahrscheinlich  soll 
durch  diese  Anordnung  das  Erkennen  und  Ablesen  kleiner  Mengen 
von  Eiweiss  erleichtert  werden  '). 

lieber  die  Centrifuge  im  Dienst  der  Harnuntersuchung,  sowie 
aber  einige  neue  Hamuntersuchungsmethoden  berichtete  M.  Jolle  s  ^). 
Die  Esbach'sche  Methode  der  quantitativen  Eiweiss-Be- 
stimmung  fuhrt  nach  Verf.  nicht  immer  zum  Ziel,   da  die  Ab- 


9) 


1)  Chem.  Ztg.  1898,  1861.        2)  Arch.  d.  Pharm«  281,  676.        8)  Pharm. 
Centralh.  1898,  565.  4)  Prag.  med.  Wochenschr.  1898,  No.  4  n.  5. 


Amidderiyate  der  Kohlensäure.  343 

Setzung  des  Eiweiss  zuweilen  sehr  langsam  erfolgt.  Es  liegt  dieses 
an  einer  grösseren  Zähflüssigkeit  G,Viscosität'')  des  Harns,  welche 
auch  ohne  Eiweiss-  und  Mucingehalt  oft  in  weiten  Grenzen  bei 
normalem  Harne  schwankt,  unabhängig  vom  specifischen  Gewicht, 
Zuckergehalt  u.  s.  w.  Diesen  Fehler  schaltet  auch  die  Centrifuge 
nicht  aus  9  welche  also  die  Esbach'sche  Methode  nicht  verbessert 
oder  erleichtert  —  Die  versuchte  Phosphatbestimmung  mittels 
Centrifuge  ergab  kein  so  gutes  Resultat,  wie  die  Titrirung.  — 
Verf.  hebt  weiterhin  die  Fehler  der  Trommer'schen  und  Nylander- 
schen  Probe  der  Zucke rbestimmung  hervor  und  macht  ver- 
schiedene Ausstellungen  auch  an  der  polarimetrischen  und  Gäh- 
rungsprobe.  Zur  quantitativen  Bestimmung  ist  die  von  Wendriner 
angegebene  Titrirmethode  die  beste.  Sehr  gut  ist  die  Phenylhydra- 
zinprobe  von  Jaksch,  welche  in  der  Modification  von  Hirschl  besonders 
sicher  ist.  EineBeschleunigungderstattfindendenKrystallausscheidung 
kann  auch  durch  die  Centrifuge  nicht  erzielt  werden.  —  Gute  Er- 
gebnisse giebt  die  Centrifuge  bei  Untersuchung  von  Sedimenten, 
Blut,  Cylindern»  Calciumoxalat,  sowie  bei  der  Entscheidung 
zwischen  Hämaturie  und  Hämoglobinurie.  Besonders  auf- 
fallend ist  der  Befund  hyaliner  Cylinder  bei  sonst  normalem  Harn 
und  scheinbar  gesunden  Menschen,  den  Verfasser  auch  schon 
sonst  oft  erheben  konnte.  —  Für  die  Feststellung  derTuberkel- 
bacillen  im  Harn  war  die  Centrifuge  nicht  von  besonderem 
Werthe,  ja  die  Ketersche  Methode  gab  noch  bessere  Resultate 
(100  cc  Harn  werden  mit  6  g  einer  concentrirten  Carbolsäure- 
lösung  versetzt,  das  Ganze  in  einem  Erlenmeyer'schen  Kölbchen 
gut  durchgeschüttelt  und  in  ein  Spitzglas  gegossen,  nach  24  Stun- 
den wird  der  Bodensatz  in  gewohnter  Weise  untersucht).  Im 
Ganzen  ist  die  Centrifuge  also  nur  für  die  Sedimentuntersuchung 
von  Werth;  aber  auch  da  ist  sie,  wo  es  nicht  auf  schnelle  Aus- 
führung der  Untersuchung  ankommt,  entbehrlich. 

Zur  farbenanalytischen  Untersuchung  der  Hamsedimente  dient 
nach  H.  Senator^)  entweder  die  ältere  oder  von  Ehrlich  ange- 
gegebene Mischung  —  125  cc  einer  gesättigten  Säurefuchsin - 
lösung  (mit  20  ^/oigem  Alkohol  bereitet),  75  cc  absoluter  Alkohol 
und  dazu  allmählich  unter  Umschiltteln  125  cc  einer  gesättigten 
wässerigen  Methylgrünlösung  —  oder  eine  neuerdings  von  Ehrlich 
angegebene  Mischung,  bestehend  aus  gesättigten  Lösungen  von 
G  120—135  cc,  Säurefuchsin  80 — 165  cc,  Methylengrün  125  cc, 
dazu  Wasser  300  cc,  absoluter  Alkohol  200  cc,  Glycerin  100  cc. 
Mit  beiden  Mischungen  erhält  man  gute  Bilder;  die  letztere  hat 
den  Vortheil,  dass  man  die  Präparate  nicht  so  lange  zu  erhitzen 
braucht  Ein  Tropfen  des  Hamsediments  wird  auf  einem  Obiect- 
glas  oder  Deckgläschen  ausgebreitet  und  durch  mehrmaliges 
Durchziehen  durch  eine  Spiritusflamme  vorsichtig  zur  Trockne 
erhitzt.  Hierauf  wird  ein  Tropfen  der  Färbeflüssigkeit  auf  dem 
Objectglas  leicht  verrieben,  oder  das  Deckglas  auf  der  Flüssigkeit 

1)  Virch.  Arch.  Bd.  CXXXI.  Heft  S. 


344  Methanderivate. 

10— 15  Minuten  schwimmen  gelassen  und  dann  getrocknet  Nach 
dem  Trocknen  wird  das  gefärbte  Präparat  erst  mit  Alkohol,  dann 
mit  Wasser  gewaschen,  getrocknet  und  mit  Canadabalsam  eingö- 
schlössen.  Die  so  gefertigten  Präparate  halten  sich  einige  Wochen. 
Geronnenes  Eiweiss  erscheint  bei  dieser  Färbung  violett,  ebenso 
die  hyalinen  Cy linder  und  die  Grundsubstanz  anderer  Gylinder; 
Hämoglobin  und  rothe  Blutzellen  sind  orange,  die  neutrophile 
Körnung  violett,  die  eosinophile  kupferroth,  die  Kerne  der  Leuco- 
cyten  blau  oder  blaugrün. 

K.  B.  Hofman^)  bespricht  die  Anwendungsweise  des  von 
Zoth  zur  quantitativen  Bestimmung  von  Harnstoff,  Zucker  und 
Eiweiss  angegebenen  Urometers  und  die  behufs  Erzielung  brauch- 
barer Resultate  inne  zu  haltenden  Vorsichtsmaassregeln.  Was  die 
Genauigkeit  des  Resultats  anbetrifft,  so  ist  die  Mengenangabe  fiir 
Harnstoff  und  Eiweiss  ungefähr  auf  Vs  ®/o  i  die  für  Zucker  auf 
0,5  g  im  liiter  verlässlich.  —  Der  Ausdruck  „auf  Vs  %"  ist,  wie 
E.  Salkowski  bemerkt,  nicht  eindeutig,  vermuthlich  ist  damit 
gemeint  Vs  %  <^er  vorhandenen  Menge  —  was  freilich  eine  sehr 
weitgehende  Genauigkeit  wäre  — ;  im  anderen  Falle,  wenn  sich 
der  Ausdruck  Vs  ®/o  auf  den  Harn  bezieht,  ist  der  Apparat  für 
Harnstoff  und  Eiweiss  offenbar  unbrauchbar;  Vs  ^/o  Eiweiss  ist 
schon  an  sich  äusserst  selten  im  Harn  vorhanden. 

Ämmoniakg ehält  des  Harns,  In  Hamen,  welche  direct  in 
Chloroform  aufgefangen  wurden,  fand  E.  Schwarz^)  den  Am- 
moniakgehalt stets  erheblich  niedriger,  als  er  der  gewöhnlichen  An- 
gabe nach  ist,  nämlich  schwankend  zwischen  0  und  0,4326  g  pro 
Tag,  im  Mittel  0,155  g,  während  in  der  Regel  als  mittlere  Aus- 
scheidung 0,6 — 0,8  g  angegeben  wird.  Die  Bestimmung  erfolgte 
nach  der  von  Wurster  angegebenen  Methode;  in  einigen  Fällen 
wurde  mit  dem  gleichen  Resultat  auch  die  Schlösing'sche  Me- 
thode angewendet.  In  Harn,  welcher  in  der  gewöhnlichen  Weise 
gesammelt  war,  fand  Schwarz  zwischen  0,227  und  0,948  g.  Ein 
Theil  des  Ammoniaks  des  Harns  is  also  nicht  präformirt,  sondern 
entsteht  erst  durch  Zersetzungen,  welche  durch  den  Chloroform- 
zusatz verhindert  werden. 

Deber  den  Nachweis  van  Blut  im  Harn;  von  Ferraro  An- 
nibale. ')  Die  Reaction  auf  Blutfarbstoff  mittelst  Terpentinöl 
und  Guajaktinctur  lässt  bei  alkalischen  Hamen  bisweilen  im  Stich. 
Den  Grund  dieser  von  ihm  beoachteten  Erscheinungen  findet  der 
Verfasser  im  Vorhandensein  von  freiem  Ammoniak,  welches  den 
Oxvdationsvorgang  verhindert  und  statt  der  bekannten  Blau- 
färoung  eine  grüne  bis  gelbe  Färbung  entstehen  lässt. 

Mit  einer  von  H.  Weber  ^)  angegebenen  Reaction  zum  Nach- 
weis von  Blut  gelingt  es,  in  weit  einfacherer  Weise  als  mit  der 
von  Brücke  angegebenen  Methode   die  Fehlerquelle   der   Guajak- 


1)  Centralbl.  f.  d.  med.  Wissensch.  1893.  46.  2)  Durch  Centralbl. 

f.d.   med.  Wise.    1893,    167.  3)    Bollet.  Chim.   Farm  1893,   Heft  1. 

4)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  441. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  345 

reaction,  welche  in  dem  häufigen  Gehalt  an  Eiter  liegt,  zu  ver- 
meiden. Die  Untersuchung  im  Harn  wird  so  vorgenommen,  dass 
ein  Reagensglas  Harn  mit  etwas  Eisessig  versetzt  und  mit  einigen 
Cubikcentimetern  Aether  sanft  durchgeschüttelt  wird.  Setzt  sich 
der  Aether  nicht  schnell  ab,  so  genügen  einige  Tropfen  Alko- 
hol zur  Erzielung  einer  durchsichtigen  Schicht  Bleibt  der  Aether 
farblos,  so  ist  kein  Blut  vorhanden,  färbt  er  sich  rothbraun,  so 
beweist  dies  die  Anwesenheit  von  Blutfarbsto£f.  Gelbe  und  gelb- 
braune Farbentöne  des  Aethers  können  auch  durch  Gallenfarb- 
stoffe, besonders  Hydrobilirubin  erzeugt  sein  und  erfordern  ge- 
naue spectralanalytische  Untersuchung  oder,  weit  einfacher,  die 
Guajakterpentinölreaction  des  Essigsäure- Aetherauszuges. 

Eine  verbesserte  Chlorbestimmung  im  Harn  gab  Beugnies  ^) 
an.  Zur  Entfernung  der  störenden  organischen  Stoffe  werden  einer 
abgemessenen  Hammenge  ( 100  cc)  5  cc  basisch  essigsauren  Bleies 
zugesetzt,  nach  völliger  Klärung  etwas  Kaliumdichromat  hinzu- 
gefügt, mit  Essigsäure  versetzt  und  alsdann  mit  Silberlösung 
titrirt. 

Ueber  den  Nachweis  von  Chloroform  im  Harn;  von  D.  V  i  tali.*) 
Um  die  verschiedenen  im  Harn  vorkommenden  Eiweissarten 
jede  für  sich  nachweisen  zu  können,  giebt  B.  GuillaumeGentil*) 
folgendes  Verfahren  an:  Man  mischt  ein  Volum  Harn  mit  einem 
Volum  destillirten  Wassers,  fügt  darauf  Essigsäure  im  Ueberschuss 
zu ;  Niederschlag:  Nukleo-Albumin.  Bei  Gegenwart  von  Nuklei'n 
ist  dasselbe  durch  Zusatz  von  Bleiacetat  zum  Harn  auszufällen, 
bevor  man  weiter  geht.  2.  Der  neutralisirte  Harn  wird  mit  ge- 
pulvertem Magnesiumsulfat  gesättigt  (120  g  auf  100  cc),  reichlich 
mit  Essigsäure  versetzt  und  gekocht;  flockiger  Niederschlag:  Al- 
bumin. 3.  Der  Harn  wird  mit  Ammoniak  alkalisch  gemacht, 
nach  einer  Stunde  filtrirt,  alsdann  mit  einem  gleichem  Volum 
kalt  gesättigter  Ammoniumsulfatlösung  versetzt;  flockiger  Nieder- 
schlag: Globulin.  4.  Der  Harn  wird  mit  Kochsalz  gesättigt, 
mit  Essigsäure  im  Ueberschuss  versetzt,  gekocht  und  heiss  filtrirt; 
ein  beim  Erkalten  auftretender  Niederschlag  deutet  auf  Albu- 
mosen.  5.  Der  Harn  muss  vollkommen  von  allen  anderen  Eiweiss- 
körpem  befreit  sein  und  darf  sich  mit  Essigsäure  und  Ferrocyan- 
kalinm  nicht  trüben.  Zu  100  cc  Harn  setzt  man  5 — 10  Tropfen 
Bleiacetatlösung ,  filtrirt  und  fügt  20  cc  Essigsäure  und  einige 
Tropfen  Phosphormolybdänsäure  hinzu;  weisser  Niederschlag: 
Pepton.  Die  Anwesenheit  desselben  bedarf  der  Bestätigung 
durch  das  Tanret'sche  (Jodkalium,  Sublimat,  Essigsäure)  Reagens 
oder  die  Biuret-Reaction.  —  Von  den  Methoden  zur  quantita- 
tiven Bestimmung  des  Gesammteiweissgehalts  hält  Verf.  die 
Wägemethode  für  die  beste.  Die  Methode  von  Esbach  und  Zahor 
(Dichtebestimmung  vor  und  nach  der  Eiweissfällung,  Multipli- 
cation   der  Differenz   mit  400  giebt  den  Procentgehalt)   genügen 


1)  Darch  Deutsche  Med.  Ztg.  1893,  78.        2)  Ans  Bollet.  Chim.  Pharm, 
in  Pharm.  Ztg.  1898,  480.  S)  Durch  Deutsche  Med.  Ztg.  1893,  77. 


346  Methanderivate. 

für  die  Praxis  im  Allgemeinen.  —  Von  den  verschiedenen  Ver- 
fahren zur  gesonderten  Bestimmung  der  einzelnen  Eiweisskörper,. 
die  recht  schwierig  und  umständlich  sind,  hat  sich  dem  Verf. 
dasjenige  von  Pohl  am  besten  bewährt. 

Als  ausserordentlich  empfindliches  Eitceissreagens  ist  das  Ka- 
liumferrocyanid  bekannt;  geringe  Niederschläge ,  die  dasselbe 
im  Harn  erzeugt  hat,  empfiehlt  Winternitz^)  noch  besonder» 
auf  ihre  Natur  zu  prüfen,  indem  man  den  Niederschlag  mit 
Millon's  Reagens  kocht,  wobei  sofort  eine  dunkelbraunrothe  Fär- 
bung auftritt,  wenn  Eiweiss  zugegen  ist  Da  wo  die  Eiweissmeng» 
überhaupt  so  gross  ist,  dass  sie  mit  Kaliumferrocyanid  eine  Fäl- 
lung giebt,  wird  man  durch  Prüfung  dieses  Niederschlages  mit 
Millon's  Reagens  stets  die  Gegenwart  von  Eiweiss  unzweideutig 
feststellen  können. 

Ueber  den  Eiweissnackweis  mit  Ferrocyankcdium  und  Essig- 
^ure  8.    auch   die  Arbeit  von  W.  Autenrieth  unter  Toxikologie. 

Ueber  den  Eiweissnachweis  mittels  üentrifuge  s.  S.  342. 

Die  von  Zouchlos  ^)  als  besonders  geeignet  empfohlenen 
Eiweissreagentien:  I.  eine  Mischung  von  1  Th.  Essigsäure  mit 
6  Th.  einer  1  %igen  Sublimatlösung;  IL  eine  Mischung  von  100  cc 
einer  10  ^/oigen  Rhodankaliumlösung  mit  20  cc  Essigsäure;. 
IQ.  eine  Mischung  von  Bernsteinsäure  und  Rhodankalium  in  Sub- 
stanz zu  gleichen  Theilen  —  hat  A.  Ollendorff ')  mit  folgen- 
dem Ergebniss  nachgeprüft :  Reagens  I  ist  wenig  empfehlenswerth». 
da  es  nicht  den  erforderlichen  Grad  der  Sicherheit  besitzt  und 
ausserdem  auch  hinsichtlich  seiner  Empfindlichkeit  und  bequemen 
Anwendbarkeit  hinter  anderen  Reagentien  zurücksteht.  Reagens  II 
ist  ein  ganz  vorzügliches  Mittel  für  Eiweissuntersnchungen :  es  ist 
sicher,  abgesehen  von  der  Möglichkeit  einer  Verwechselung  des 
gebildeten  Niederschlages  mit  Propepton ;  es  ist  scharf;  zeigt  noch 
0,005  ^/o  Eiweiss  durch  eine  schwache  Trübung  des  Harns  deut- 
lich an  und  lässt  sich  auch  bequem  anwenden.  Reagens  III  be- 
sitzt genügende  Sicherheit,  ist  jedoch  weniger  empfindlich  als 
II,  da  es  nur  0,007  7o  nachweist;  dagegen  ist  es,  weil  es  nur 
aus  festen,  leicht  transportablen  Substanzen  besteht,  sehr  bequem 
anwendbar. 

F.  Spiegier  ^)  hat  beobachtet,  dass  das  von  ihm  empfohlene 
Eiweissreagens  (s.  tiahresber.  1892,  381)  mit  der  Zeit  etwas  an 
Empfindlichkeit  verliert  und  zwar  in  Folge  des  Umstandes,  dass 
der  Rohrzucker  allmählich  in  Invertzucker  übergeht  und  dieser 
das  Quecksilberchlorid  unter  Ausscheidung  von  Quecksilberchlorür 
reducirt.  Spiegier  bereitet  deshalb  das  Reagens  unter  Zusatz  von 
Glvcerin  an  Stelle  des  Rohrzuckers  in  folgender  Weise:  Hydrarg. 
bicnlor.  8,  Acid.  tartar.  4,   Aqu.  destill.  200,  Glycerin  20.     & 


1)  Deutsche  Med.  Ztg.;  durch  Pharm.  Centralh.  1893,  164.  2)  Le 

Progres  med.  1893,  No  38.      8)  Deutsch.  Med.  Ztg.  1898,  77.      4)  Centralbl. 
f.  klin.  Med.  1893,  No.  8. 


Amidderivate  der  Kohlensäure.  347 

zeigt  Eiweiss  noch  in  einer  Verdünnung  von  1  :  350,000  an  und 
reagirt  auch  auf  Propepton,  dagegen  nicht  auf  Pepton.  Die 
Gegenwart  von  Jodkalium  im  Harn  stört  die  Reaction,  die  von 
Bromkalium  nicht.  Da  Mucin  gleichfalls  gefällt  wird,  so  muss 
der  Harn  stets  mit  einigen  Tropfen  Essigsäure  angesäuert  und 
wenn  nöthig,  filtrirt  werden.  Man  schichtet  dann  den  Harn  vor- 
sichtig auf  die  im  Reagensglase  befindliche  Lösung  und  achtet 
auf  den  an  der  Berührungsstelle  etwa  auftretenden  Ring.  Die 
Gegenwart  von  Mucin  soll  nicht  störend  wirken.  —  E.  Sal- 
kowski  bemerkt  hierzu,  dass  das  „Mucin"  des  Harnes  wahr- 
scheinlich nicht  Mucin,  sondern  ein  Nucleoalbumin  ist. 

Nach  M.  Jolle s  1)  ist  diese  von  Spiegier  angegebene  Me- 
thode die  beste  zum  qualitativen  Nachweis  von  Eiweiss.  Dass  der 
normale  Harn,  wie  vielfach  behauptet  wird,  geringe  Spuren  Ei- 
weiss enthält,  erkennt  Jolles  nicht  an. 

Die  Unhrauchbarkeit  der  Salpetersäure-Alkoholprobe  zur  Dif- 
ferential'Diagnose  zwischen  Eiweiss-  und  Harzsubstanzen  im  Harn 
hat  0.  Alexander')  dargethan. 

Diagnostische  Bedeutung  der  Essigsäuretrübung  im  Harn.  Ausser 
Nucle'in  werden  auch  noch  Nucle'insubstanzen  im  Harn  durch 
Essigsäure  gefällt  M.  E  a  h  a  n  e  ')  fand,  dass  solche,  durch  Essig- 
säure fällbare  Nucle'insubstanzen  sich  im  Harn  nach  Vergiftungen 
durch  Kalilauge,  Salzsäure,  Canthariden  finden ,  femer  auch  bei 
Erysipel,  Angina,  Pneumonie,  Neuritis,  Pericarditis,  Meliartuber- 
kulose,  Meningitis,  Morbilli,  nicht  bei  Scharlach. 

S.  Radomyski  ^)  kam  zu  dem  Ergebniss,  dass  Harncgiinder 
im  Harn  gesunder  Menschen  nicht  vorkommen,  dass  sich  dagegen 
bei  Kranken  auch  im  ei we issfreien  Harn  häufig  Gylinder  finden, 
vorwiegend  in  Fällen  mit  Girculationsstörungen  (besonders  bei 
Herzfehlem,  Arteriosklerose,  Darmkatarrhen,  organischen  Nerven- 
krankheiten etc.)  Die  Gylindrurie  sei  demnach  als  eine  Vor- 
gängerin der  Albuminurie  zu  betrachten;  Gylinder  bilden  sich 
in  der  kranken  Niere  bereits  zu  einer  Zeit,  in  der  Eiweiss  noch 
nicht  nachweisbar  ist. 

Zur  Bestimmung  der  Extradivstoffe  des  Harns  bringt  man 
nach  Beugnies  ^)  in  ein  Gasmessrohr  von  1  cm  Querschnitt  und 
35  cm  Länge  21  cc  Harn  und  7  cc  einer  Flüssigkeit,  bestehend 
aus  Brom.  1  g,  Kai.  bromat.  10  g,  Aqu.  dest.  ad  100  g.  Nach 
24  Stunden  hat  sich  ein  Niederschlag  abgesetzt,  dessen  Höhe  einen 
Rückschluss  auf  die  im  Harn  enthaltene  Extractivstoffmenge  ge- 
stattet, und  zwar  ist  E  (Menge  der  E.-Stoffe)  »>  0,0016  V.  n 
(Gesammtvolum  und  Volumen  des  Niederschlages).  Die  gefällten 
Stoffe  sind  Kreatinin,  Hamsäure,  Hippursäure,  Farbstoffe;  die- 
selben werden  durch  das  Brom  mehr  oder  minder  verändert.    Die 


1)  Prager  med.  Woohenschr.  1893,  No.  4  u.  6.  2)  Deutsch.  Med. 

Woohenschr.  1893,  323.  3)  Monatsb.  f.  pract.  Dermatologie;  durch  Pharm. 
Centralh.  1893,  479.  4)  Durch  Apoth.  Ztg.  1893,  602.  5)  Gaz.  med.  de 
Paris  88/91 ,  durch  Deutsch.  Med.  Ztg.  1893,  76. 


348  Methanderivate. 

Methode  eignet  sich  auch  zur  Harnstoff bestimmung,  wenn  man 
sie  etwas  modificirt,  und  wird  durch  eine  etwas  vereinfachte 
Hüfnor'scho  Methode  (Zersetzung  des  U  durch  unterbromigsaure 
Natronlauge,  Messung  des  gebildeten  N-Gases). 

Eine  empfindliche  Probe  für  den  Nachweis  von  Oaüenfarh- 
Stoff  im  Harn  hat  H.  Rosin  ^)  angegeben.  Man  überschichtet  in 
einem  Reagensglase  den  zu  untersuchenden  Harn  vorsichtig  mit 
einigen  (2—3)  Cubikcentimetem  einer  Jodlösung  (10  cc  der  offi- 
cinellen  Jodtinctur  zu  100  cc  mit  Spiritus  verdünnt).  Sofort  oder 
nach  einer  Minute  tritt  an  der  Grenzschicht  zwischen  Harn  und 
Jodtinctur  ein  grasgrüner  Ring  auf,  welcher  sich  längere  Zeit, 
oft  stundenlang  hält.  Enthält  der  Harn  keinen  Gallenfarbstoff, 
so  tritt  an  der  Grenze  nur  eine  einfache  Entfärbung  des  gelben 
Hamfarbstoffes  ein,  so  dass  sich  dort  ein  hellgelber  oder  fast  farb- 
loser Ring  bildet. 

üeber  das  Vorkommen  und  den  Nachweis  von  Hämatopor- 
phyrin  im  Harn  berichtete  A.  E.  Garrod.  *)  Verfasser ,  hatte 
nicht  Gelegenheit,  ausgeprägt  dunkle  Harne  zu  beobachten,  wie 
sie  vielfach  beschrieben  sind,  sondern  nur  schwach  röthlich  ge- 
färbte, welche  bei  der  directen  spectroskopischen  Untersuchung 
nur  eine  Andeutung  der  Hämatoporphyrinstreifen  ergaben.  Zum 
Nachweis  des  Hämatoporphyrins  benutzte  Garrod  entweder  das 
von  Salkowski  beschriebene  Verfahren  der  Fällung  mit  alksJischer 
Chlorbaryumlösung,  oder  der  Harn  (150—350  cc)  wurde  mit  Na- 
tronlauge stark  alkalisch  gemacht,  der  entstandene  Phosphat- 
niederschlag mit  Wasser  gut  gewaschen,  dann  mit  Alkohol,  welcher 
mit  Schwefelsäure  angesäuert  war,  Übergossen  und  der  Auszug 
mit  Wasser  und  Chloroform  geschüttelt,  welches  verunreinigende 
Farbstoffe  aufnimmt  Uebrigens  versagt  dies  Verfahren  mitunter 
aus  unbekannten  Gründen.  Die  Lösungen  des  aus  dem  Harn 
erhaltenen  Hämatoporphyrins  hatten  die  charakteristische  rothe 
Farbe  der  Hämatoporphyrinlösungen ,  das  Verhalten  zu  Chloro- 
form war,  entsprechend  den  Angaben  von  Salkowski,  wechselnd; 
in  krystallisirter  Form  konnte  es  aus  dem  Harn  nicht  erhalten 
werden.  Bei  der  spectroskopischen  Untersuchung  stimmten  die  Ab- 
sorptionsstreifen mit  denen  des  Hämatoporphyrins  aus  Blut  über- 
ein; besonders  bemerkenswerth  ist  das  Absorptionsspectrum  einer 
mit  Ammoniak  und  Chlorzink  versetzten  Lösung,  dessen  Beschrei- 
bung mit  der  von  Hammarsten  gegebenen  genau  übereinstimmt. 
—  Gewöhnlich,  aber  nicht  immer,  wurden  Spuren  von  Hämato- 
porphyrin  in  normalem  Harn  gefunden  und  zwar  nur  auf  dem  von 
oalkowski  angegebenen  Wege,  während  das  Verfahren  der  Baryt- 
fällung und  Bleifällung  regelmässig  versagte.  Der  Farbstoff  ging 
beim  Schütteln  des  alkoholischen,  alkalisch  gemachten  Auszuges 
mit  Chloroform  in  dieses  über  und  dasselbe  zeigte  das  Absorptions- 
spectrum des  alkalischen  Hämatoporphyrins,  sodass  nach  Garrod 

1)   Berl.  klin.  Wochenschr.  1898,  106.  2)   Durch  Gentralbl.  f.  d. 

med.  Wiss.  1898,  196. 


Amidderiyate  der  Kohlensäure. 


349 


an  der  Existenz  des  Hämatoporphyrins  in  diesen  normalen  Hamen 
kein  Zweifel  ist.  —  Ebenso  wie  im  Harn  Gesunder  fand  sich 
Hämatoporphyrin  auch  im  Harn  der  meisten  untersuchten  Kranken, 
die  an  den  verschiedensten  Affectionen  litten.  Der  Gehalt  daran 
stand  in  keiner  directen  Beziehung  zu  der  Schwere  des  Falles, 
der  Höhe  des  Fiebers  oder  der  localen  Afifection.  In  Fällen  von 
hochgradiger  Anämie  war  kein  besonders  hoher  Gehalt  von  Hä- 
matoporphyrin zu  constatiren,  dagegen  war  er  hoch  in  einigen 
Fällen  von  Leberaffection,  am  höchsten  bei  einem  Manne,  der  an 
allgemeiner  Anasarka  aus  unbekannter  Ursache  litt.  Die  Ver- 
abreichung von  Sulfonal  hatte  (wie  bekannt,  Salkowski)  nicht 
immer  eine  Hämatoporphyrinausscheidung  zur  Folge. 

Zur  Bestimmung  der  Harnsäure  im  Harn  hat  Hopkins^) 
folgende  Methode  angegeben :  Hamsaures  Ammon  ist  in  gesättigter 
Ammoniumchloridlösung  völlig  unlöslich.  Werden  daher  Lösungen, 
welche  wie  der  Harn,  Urate  verschiedener  Basen  enthalten,  mit 
Ammoniumchlorid  gesättigt,  so  verwandeln  sich  diese  Urate  rasch 
in  Ammoniumbiurat  und  scheiden  sich  als  solches  aus.  Beim 
Harn  ist  diese  Ausscheidung  in  weniger  als  zwei  Stunden  be- 
endet. Hopkins  löst  in  100  cc  Harn  30  g  fein  geriebenes  reines 
Ammoniumchlorid,  lässt  die  Lösung  unter  öfterem  Umrühren  2 
Stunden  stehen,  filtrirt  und  wäscht  mit  gesättigter  Ammonium- 
chloridlösung 2  bis  3  mal  aus.  Das  Salz  wird  hierauf  mit  de- 
stillirtem  Wasser  vom  Filter  in  ein  Becherglas  gespült,  durch 
Kochen  mit  einem  kleinen  Ueberschuss  von  Salzsäure  zersetzt  und 
die  Harnsäure  nach  dem  Abscheiden  nach  einer  der  gebräuch- 
lichen Methoden  bestimmt.  Zwecks  volu metrischer  Bestim- 
mung mit  Kaliumpermanganat  wird  die  Säure  mit  wenig  Natrium- 
bicarbonat  in  Lösung  gebracht,  auf  100  cc  verdünnt,  mit  20  cc 
reiner  concentrirter  Schwefelsäure  versetzt  und  die  warme  Flüs- 
sigkeit sofort  mit  V>o-Normal-Permanganatlösung  titrirt.  Das 
erste  Auftreten  einer  stehenbleibenden  Rosa -Färbung  deutet  den 
Endpunct  der  Titration  an.  Bei  längerem  Stehen  tritt  wieder 
Enterbung  ein.  Der  Zusatz  concentrirter  Schwefelsäure  bewirkt 
die  Erwärmung  auf  die  passendste  Reactionstemperatur  (etwa  60  ^). 

E.  Deroide  *)  hat  eine  kritische  Untersuchung  über  die 
verschiedenen  Methoden  zur  Bestimmung  der  Barnsäure  ausgeführt 
Gegen  die  von  Salkowski  angegebene  Methode  wendet  D.  ein, 
dass  der  Silbemiederschlag  sehr  schwer  filtrirbar  und  die  An- 
wendung des  Schwefelwasserstoffes  lästig  sei ;  er  zieht  deshalb  die 
Modification  dieser  Methode  von  Ludwig  vor,  mit  welcher  er  bei 
Doppel-  bezw.  drei-  und  vierfachen  Bestimmungen  von  Harnen 
vorzüglich  übereinstimmende  Resultate  erhielt;  die  Differenz  war 
entweder  Null  oder  betrug  höchstens  1  mg.  Abgewogene  und 
dann  gelöste  Mengen  Harnsäure  wurden  vollständig  wiedergefunden; 
mit  Anwendung  der  üblichen  Gorrection  für  die  gelöste  Harnsäure 


1)    Chem.  News  66,  106. 
1893,  165. 

9 


2)    Darch  Centralb].  f.  d.  med.  Wies. 


350  Methanderivate. 

wird  das  Resultat  aber  zu  hoch.  Verf.  zieht  nach  besonders 
hierüber  angestellten  Versuchen  eine  andere  Gorrection  Yor,  in- 
dem er  einfach  bei  jeder  Bestimmung  1,90  mg  Harnsäure  hinzu- 
addirt.  —  Das  Haykraft-Hermann'sche  Titi'irverfahren  nach 
Torgängiger  Fällung  der  Harnsäure  nach  dem  Silberverfahren 
lieferte  sowohl  beim  Harn  als  auch  bei  Lösungen  von  Harnsäure 
Werthe,  welche  untereinander  vorzüglich  übereinstimmten.  Bei 
gleichzeitiger  Bestimmung  der  Harnsäure  in  Harnen  nach  der 
titrimetrischen  und  gewichtsanalytischen  Methode  lieferte  die 
erstere  constant  zu  hohe  Resultate,  und  zwar  betrug  die  Differenz 
zwischen  20  und  59  mg  Harnsäure  für  100  cc  Harn ;  zu  ähnlichen 
Zahlen  war  früher  Salkowski  in  Gemeinschaft  mit  Jolin  gelangt. 
Auch  die  Angabe  Salkowski's,  die  der  Methode  zu  Grunde  liegende 
Annahme,  dass  der  Silberniederschlag  auf  3  Mol.  Harnsäure 
4  Atome  Silber  enthalte,  sei  unzutreffend,  bestätigt  Deroide,  in- 
dem er  das  Vorhältniss  3  :  3,60  fand.  Während  jedoch  Salkowski 
angenommen  hat,  dass  der  Silberniederschlag  ausser  Harnsäure 
keinen  organischen  Körper  enthält,  die  Zusammensetzung  des- 
selben aber  eine  wechselnde  sei,  ist  D.  der  Ansicht,  dass  diese 
Differenz  auf  der  gleichzeitigen  Fällung  von  Xanthinbasen  bezw. 
Ähnlichen,  noch  nicht  näher  bekannten  Körpern  beruhen  könne 
{gegen  welche  Annahme  sich  Salkowski  wiederholt  ausgesprochen 
hat  hauptsächlich  deshalb,  weil  man  thatsächlich  ausser  der  Harn- 
säure nichts  in  dem  Silberniederschlag  findet,  abgesehen  von 
Spuren  der  Xanthinbasen).  Deroide  vindicirt  darnach  der  Hay- 
kraft-Hermann'schen  Methode  eine  gewisse  klinische  Bedeutung:  die- 
selbe stehe  in  einem  ähnlichen  Verhältniss  zur  Hamsäurebestimmung, 
wie  die  Gesammtstickstoffbestimmung  zur  Bestimmung  des  eigent- 
lichen Harnstoffes. 

Zur  Bestimmung  der  Harnsäure  verwendet  Kr  ei  dl*)  fol- 
gende Modification  des  alten  Huppert'schen  Verfahrens:  Es  wird 
eine  Vso  Normal-Jodlösung  in  Jodkalium  und  eine  dieser  Lösung 
entsprechende  ^/so  Normal-Thiosulfatlösung  hergestellt.  Nun  lässt 
man,  nachdem  man  zu  der  titrirenden  Hamsäurelösung  einen 
massigen  Ueberschuss  von  KOH  hinzugefügt  hat,  einen  ziemlich 
hedeutenden  Ueberschuss  von  Jodlösung  aus  der  Gay-Lussac'schen 
Bürette  zufliessen.  Dass  genug  Jod  vorhanden  ist,  erkennt  man 
an  der  schwachen  Gelbfärbung  der  Lösung.  Nun  lässt  man  '/« 
Stunden  stehen  und  setzt  Salzsäure  im  Ueberschusse  hinzu, 
worauf  sich  das  nicht  an  die  Harnsäure  gebundene  Jod  aus- 
scheidet, welches  auf  die  gewöhnliche  Art  unter  Zusatz  von  lös- 
licher Stärke  mit  Thiosulfat  zurücktitrirt  wird.  Es  ist  wichtig« 
dass  man  nach  Zusatz  von  Kalilauge  und  Jodlösung  ^/4  Stunden 
stehen  lässt,  denn  wenn  man  sofort  Salzsäure  zusetzt  und  titrirt, 
so  findet  man  die  zur  Veränderung  der  Harnsäure  nothwendige 
Jodmenge  bedeutend  grösser.  Bei  sofortiger  Titration  consumirt 
1  Mol.  GöHiNiOs  3,5  Atom  Jod;    nach  '/i stündiger  Einwirkung 

1)  Monatsh.  f.  Chem.  1892,  Heft  8. 


Amidderiyate  der  Kohlensäure.  351 

dagegen  nur  2,3  Atome  Jod.  An  einigen  Beispielen  ist  die  Ge- 
nauigkeit der  Methode  genügend  erwiesen.  —  Bei  dieser  Gelegen- 
heit sei  bemerkt,  dass  bereits  im  Jahre  1890  A.  JoUes  (s.  Jahres- 
ber.  1890,  303)  über  die  Anwendung  des  Jods  bei  der  Harn- 
analyse berichtete.  An  der  Jodabsorption  nehmen  im  normalen 
Harn  Theil:  Harnsäure,  HarnfarbstofiF,  namentlich  Urobilin,  und 
die  Körper  der  aromatischen  Fäulnissproducte,  namentlich  Phenole : 
sollte  die  Kreidl'sche  Bestimmungsmethode  direct  für  Harn  in 
Aussicht  genommen  sein,  so  würde  die  Anwesenheit  der  übrigen 
genannten  Harnbestandtheile  ausser  Harnstoff,  zur  Fehlerquelle 
werden. 

Zur  Bestimmung  der  Harnsäure  nach  Haycraft  empfiehlt 
Smidowitsch^)  nachstehendes  Verfahren:  2ö  cc  Harn  werden 
mit  16  cc  einer  gesättigten  Lösung  von  Natriumbicarbonat,  3  cc 
Salmiakgeist  (0,92)  und  2  bis  3  cc  ammoniakalischer  Silberlösung 
versetzt  Der  Niederschlag  muss  gallertartig  sein ;  zeigt  sich  der- 
selbe mehlartig  weiss  (Gblorsilber  bezw.  Silberphosphat),  so  müssen 
letztere  durch  vorsichtigen  Zusatz  von  Ammoniak  in  Lösung  ge- 
bracht werden.  Darauf  wird  mit  Wasser  verdünnt  und  4  Minuten 
centrifugirt,  die  klare  Flüssigkeit  wird  mittelst  Pipette  abgehoben, 
der  Bodensatz  aber  mit  Wasser  aufgerührt  und  abermals  centri- 
fugirt. Dieses  Auswaschen  wird  noch  ein  drittes  Mal  vorgenommen. 
Der  Niederschlag  wird  hierauf  in  etwa  20  cc  30  o/oiger  Salpeter- 
säure aufgelöst  und  im  Filtrat  das  Silber  mit  N/ioo-Rhodan- 
ammonium  Tl  cc  —  0,0018  g  Harnsäure)  nachtitrirt. 

Arthaud  und  Butte  haben  zur  Bestimmung  der  Harnsäure 
ein  Vorfahren  vorgeschlagen,  welches  auf  der  Unlöslichkeit  des 
hamsauren  Kupferoxyduls  beruht.  Das  Reagens  wird  bereitet 
durch  Zusammenmischen  einer  Lösung  von  Kupfersulfat  einerseits 
und  Natriumhyposulfit  und  Seignettesalz  andererseits.  Das  Thio- 
sulfat  reducirt  das  Kupferoxydsalz  zu  Oxydulsalz,  das  Seignette- 
salz dient  zur  grösseren  Haltbarkeit  der  Lösung.  Beine  Ham- 
säurelösungen  lassen  sich  nach  Ducuny  recht  gut  mit  dieser 
Lösung  titriren,  Harn  giebt  aber  um  ^s  grössere  Werthe,  weshalb 
D.  vorgeschlagen  hat,  diesem  Umstände  durch  Gehaltsänderung 
der  Kupfersulfatlösung  Rechnung  zu  tragen.  —  E.  J.  v.  d.  Belle  n>) 
hat  diese  Angaben  nachgeprüft,  aber  gefunden,  dass  eine  einwurfs- 
freie Endreaction  sich  niemals  erzielen  lässt.  (Geprüft  wird  das 
Filtrat  vom  harnsauren  Kupferoxydul  gesondert  mit  Kupferlösung 
und  mit  einer  alkalischen  Harnsäurelösung.)  Verf.  hat  nun  die 
KupferoxydssAze  auf  ihre  Fähigkeit,  Harnsäure  zu  fällen,  geprüft 
und  gefunden,  dass  dieselbe  bei  Gegenwart  überschüssigen  Kupfer- 
salzes quantitativ  herausfällt  Der  Ueberschuss  des  Kupfers  wird 
darauf  mittels  Jodkalium  und  titrirter  Thiosulfatlösung  bestimmt 
Verf.  benutzt  Vso  N.- Kupfersulfatlösung  und  V^o  N.-Thiosulfat. 
Zur  Ausführung  werden  20  cc  Harnsäurelösung  (1 :  1000)  mit 
10  cc  der  Kupfersulfatlösung  versetzt  erhitzt,  nach  dem  Erkalten 

1)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Russl.  1893,  674.  2)  ebenda  469. 


352  Methanderiyate. 

zu  der  unfiltrirten  Flüssigkeit  5  cc  10  ^/oiger  Jodkaliumlösung  ge- 
geben, darauf  das  ausgeschiedene  Jod  bei  Gegenwart  von  Jod- 
zinkstärkelösung titrirt.  Theoretisch  würde  1  cc  der  Kupferlösung 
0,00336  g  Harnsäure  entsprechen,  weshalb  Verf.  annimmt,  dass  es 
zur  Bildung  von  harnsaurem  Eupferoxydul  kommt,  dann  entspricht 
1  cc  der  Kupferlösung  0,00672  g  Harnsäure.  Beim  Vorsuche, 
dieses  Verfahren  auf  Harn  anzuwenden,  gelang  es  nicht,  die  Phos- 
phate in  befriedigender  Weise  zu  entfernen;  Verf.  will  diese  Me- 
thode denn  auch  nur  auf  reine  Hamsäurelösungen  angewendet 
wissen,  wo  sie  die  Wägungen  der  Harnsäure  nach  den  Methoden 
von  Salkowski  und  Ludwig  ersetzen  kann. 

Zur  Bestimmung  der  Harnsäure  giebt  Arthaud*)  eine  Mo- 
dification  der  Methode  von  Arthaud  und  Butte,  nach  welcher  die 
Bestimmung  mit  Hülfe  von  Kupferhyposulfit  ausgeführt  wird.  100  g 
Harn  werden  behufs  Präcipitirung  der  Phosphate  und  Lösung  der 
gefällten  Harnsäure  mit  Natriumcarbonat  in  der  Wärme  versetzt. 
Man  filtrirt  und  nimmt  die  Bestimmung  mit  50  cc  der  filtrirten  Flüssig- 
keit vor.  Anderseits  bereitet  man  sich  zur  Herstellung  von  Kupfer- 
hyposulfidlösung folgende  beiden  haltbaren  Flüssigkeiten:  1.  Lösung 
A:  Kupfersulfat  14,84  g,  Wasser  1,000  g.  Weinsteinsäure  Spuren. 
2.  Lösung  B:  Natriumhyposulfit  80  g,  Seignettesalz  160  g,  Wasser 
1  g,  Garbolsäure  9,5.  Die  W^einsäure  der  Lösung  A  ist  dazu  be- 
stimmt, das  Kupfersulfat  vollkommen  zu  lösen;  die  Garbolsäure 
der  Lösung  B  dient  zur  Cionservirung  der  letzteren.  —  Zur  Be- 
stimmung der  Harnsäure  mischt  man  2  Theile  der  Lösung  A  mit 
8  Theilen  der  Lösung  B  und  erhält  so  ex  tempore  eine  titrirte 
Lösung  von  Kupfersalz,  von  der  10  cc  2  Gentigr.  Harnsäure  als 
unlösliches  Kupferurat  fallen,  da  1,484  g  Kupfersulfat  wenigstens 
1  g  Harnsäure  fällt.  Behufs  Ausfallung  der  Harnsäure  giebt  man 
zu  50  cc  des  wie  oben  angegeben  mit  Natriumcarbonat  behandelten 
Harns  mit  Hülfe  einer  graduirten  Bürette  tropfenweise  die  Kupfer- 
lösung bis  zur  vollständigen  Ausfällung  der  Harnsäure.  Einen 
Ueberschuss  von  Kupfer  erkennt  man  an  der  Bildung  von  gelbem 
xanthogensaurem  Kupfer,  wenn  man  einige  Tropfen  der  vom  Kupfer- 
urate  abfiltrirten  Flüssigkeit  in  eine  10  ^/oige  Lösung  von  xantho- 
gensaurem Natrium  fallen  lässt.  Sollte  zu  viel  Kupierlösung  ver- 
wendet worden  sein,  so  ist  der  Versuch  zu  wiederholen. 

Zur  Kenntniss  der  Lösungsbedingungen  der  Harnsäure  im 
Harn  lieferte  Rudel  >)  einen  Beitrag.  Derselbe  beobachtete, 
dass  der  HarnstofiF  nicht  nur  in  wässeriger  Lösung,  sondern 
auch  im  Harn  im  Stande  ist,  Harnsäure  wie  harnsaare 
Salze  zu  lösen,  welche  Beobachtung  insofern  von  Be- 
deutung ist,  als  die  Lösungsweise  der  Harnsäure  im  Harn,  sowie 
die  Ursache  ihres  Ausfallens  keineswegs  klar  gelegt  sind.  Zwar 
kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  das  Ausfallen  der  Harnsäure 
als  solche   oder  als  saures  Salz  beim  Erkalten  des  Harns  von 


1)  Proffres  med.  1893,  Sept.;  darch  Apoth.  Ztg.  1893,  531  u.  614. 

2)  Arch.  f.  exp.  Path.  u.  Anat.;   darch   Deutsch.  Med.  Ztg.  1895,  137. 


Kohlehydrate.  369 

Laetndose  (Fruchtzucker)  j  ein  Nahrungsmittel  für  Diabetiker. 
Nach  Külz  werden  in  Fällen  der  leichten  wie  schweren  Form  von 
Diabetes  mellitus  Inulin  und  Laevulose  vollständig  assimilirt,  wäh- 
rend der  Traubenzucker  je  nach  Individualität  des  Falles  zu  einem 
frösseren  oder  geringeren  Theil  im  Harn  auftritt.  Worm-MüUer 
onnte  selbst  nach  Darreichung  einer  grossen  Menge  Laevulose 
keine  Spur  im  Harn  der  Zuckerkranken  nachweisen.  Dass  die 
reine,  dextrosefreie  Laevulose  seither  nicht  in  die  Therapie  des 
Diabetes  eingeführt  wurde,  hatte  seinen  Grund  wohl  in  der  schwie- 
rigen Darstellungsweise.  Die  chemische  Fabrik  auf  Actien 
vorm.  £.  Schering  in  Berlin  stellt  nunmehr  nach  einem  patentirten 
Verfahren  Laevulose  in  reinster  Form  absolut  frei  von  Dextrose 
dar  und  zu  einem  Preise,  der  die  allgemeine  Anwendung  der- 
selben in  der  Diabetes-Therapie  ermöglicht.  Die  Laevulose  Schering 
stellt  eine  weisse,  krümelige  Masse  dar,  die  sich  fast  in  jedem 
Verhältniss  in  Wasser  löst;  sie  besitzt  reinen  süssen,  an  süsse 
Früchte  erinnernden  Geschmack.  Das  Süssvermögen  ist  ein  be- 
trächtlich höheres  als  das  von  Rohrzucker,  so  dass  sich  die  reine 
Laevulose  als  Versüssungsmittel  für  alle  für  den  Diabetiker  in 
Betracht  kommenden  Speisen  und  Getränke  eignet,  so  beispiels- 
weise ganz  besonders  zur  Bereitung  von  Fruchtsäften,  Frucht- 
limonaden und  erfrischenden  Getränken.  Es  ist  somit  in  der 
Laevulose  eine  Substanz  gegeben,  welche  die  Süssigkeit  und  den 
Nährwerth  wie  Rohr-  und  Rübenzucker  besitzt  und,  zum  grossen 
Unterschiede  von  diesen,  auch  vom  Körper  des  Zuckerkranken 
ausgenutzt  und  verwerthet  werden  kann.  VoUen  Nutzen  von 
diesem  Präparat  wird  der  Diabetiker  besonders  dann  haben, 
wenn  es  unter  sachverständiger  Gontrole  genommen  wird,  da  zwar 
die  meisten,  aber  nicht  alle  Zuckerkranken  grössere  Menge  von 
Laevulose  assimiliren. 

Die  von  der  chemischen  Fabrik  auf  Actien  vorm.  E.  Schering 
als  „Zucker  für  Diabetiker^'  in  den  Handel  gebrachte  Laevulose 
wird  in  der  Deutsch.-Amer.  Apoth.-Ztg.  unter  dem  Namen  Diabetin 
beschrieben. 

Darstellung  von  Laevulose  aus  Melasse.  D.  R.-P.  67087  für 
Chemische  Fabrik  a.  Act.  vorm.  E.  Schering  in  Berlin. 

Den  Nachweis  von  Mannit  und  Sorbit  in  den  Früchten  von 
Kirschlorbeeren  führten  C.  Vincent  und  Delachanal.  i)  Die 
reifen  Früchte  wurden  im  September  gesammelt  und  vergohren; 
sodann  wurden  sie  mit  Wasser  extrahirt,  das  Filtrat  mit  Blei- 
acetat  und  Bleiessig  gefällt,  die  abfiltrirte  Flüssigkeit  aber  von 
Blei  befreit.  Durch  Eindampfen  derselben  erhielt  man  ErjrstaHe 
von  linksdrehendem  Sorbit  und  Mannit,  welche  in  ungefähr  gleicher 
Menge  vorhanden  waren. 

Ueber  Trehalum^  ein  neues  Kohlehydrat^  berichten  C.  Scheibler 
und  V.  Mittelmeier.  >)  Wird  Trehala-Manna  direct,  oder  nach- 
dem sie  vorher  mittels  starken  heissen  Alkohols  von  der  Treha- 


1)  Compt  rend.  lU,  486—487.        2)  Ber.  d.  d.  ohem.  Ges.  1898,  1331. 

FhunMentlBclier  Jabnsberieht  f.  1888.  24 


370  Methanderiyate. 

lose  befreit  ist,  mit  Wasser  gekocht,  und  die  breiartig  gewordene 
Masse  durch  Heisswassertrichter  abgesaugt ,  so  bildet  sich  im 
Filtrat  nach  kurzer  Zeit  eine  Trübung,  die  sich  später  als  Nieder- 
schlag absetzt;  mit  kaltem  Wasser  gewaschen  und  dann  aus 
heissem  mehrmals  umkrjstallisirt  wird  das  Trehalum  völlig  rein 
erhalten.  Es  ist  geschmack-  und  geruchlos  und  erscheint,  unter  dem 
Mikroskop  betrachtet,  aus  sehr  kleinen  prismenförmigen  Krystallen 
bestehend.  Es  ist  sehr  hygroskopisch.  Die  Analyse  dieses  Kohle- 
hydrats ergab  die  Zusammensetzung  C94  Hü  Osi ;  bei  der  Hydro- 
lyse geht  es  in  Traubenzucker  über.  Diastase  yerändert  das 
Trehalum  nicht,  ebenso  unwirksam  sind  Hefe  und  Inyertin.  Speichel- 
lösung dagegen  wirkte  schwach  invertirend  ein,  die  Flüssigkeit 
reducirte  dann  alkalische  EupferlÖsung. 

üeberdie  BindungvonJoddurchStärkeherichietQ  E.  Bouvier.  *) 
Setzt  man  einer  filtrirten  Stärkelösung  Salmiaklösung  und  sodann 
Jodlösung,  bis  im  Filtrat  Stärke  nicht  mehr  gelöst  ist,  so  muss 
man  ungefähr  noch  die  gleiche  Menge  Jodlösung  hinzufügen, 
bevor  Jod  im  Filtrat  nachweisbar  ist.  Hieraus  geht  hervor,  dass 
Stärke  und  Jod  sich  in  verschiedenen  Verhältnissen  verbinden. 
Das  Minimum  des  Jodzusatzes  (bis  zur  Ausfällung  der  Stärke)  ist 
stets  der  Menge  der  Stärke  proportional.  Das  Maximum  des 
Jodzusatzes  liegt  unverhältnissmässig  hoch  bei  Zusatz  von  viel 
Salmiak,  niedrig  bei  Anwendung  von  viel  Stärkelösung.  Verf. 
hat  die  Quantität  des  bei  der  Bildung  von  Jodstärke  durch  die 
Stärke  fixirten  Jodes  in  der  Weise  ermittelt,  dass  er  zu  Stärke- 
lösung von  bekanntem  Gehalte  titrirte  Jodlösung  zusetzte  und 
nach  dem  Dekantiren  den  unverbrauchten  Jodgehalt  der  über- 
stehenden Flüssigkeit  durch  Titriren  mit  Natriumhyposulfit  er- 
mittelte. Er  fand  dabei,  dass  sich  bei  Anwendung  von  Jod  in  be- 
deutendem Ueberschuss  eine  Jodstärke  von  constant  19,6  %  Jod- 
gehalt bilde.  Ein  höherer  Jodgehalt  konnte  auch  bei  Anwen- 
dung eines  beträchtlichen  Jodüberschusses  nicht  erhalten  werden. 
Es  ist  deshalb  anzunehmen,  dass  die  Formel  der  Jodstärke  eine 
diesem  Gehalte  entsprechende,  nämlich  (G6HioCS6)i6J6  ist 

Untersuchungen  von  Schachtrupp  und  M.  Spunt')  über 
die  Wirkung  des  Eisenoxydes  und  Eisenoxydhydratea  auf 
Rohrzucker  führten  zu  folgendem  Ergebniss:  1.  Auf  Rohr- 
zucker wirkt  nur  Eisenoxyd,  nicht  sein  Hydrat  invertirend. 
Das  Eisenoxyd  löst  sich  nicht  direct  im  Kohrzucker,  son- 
dern erst  dann,  wenn  ersteres  den  letzteren  invertirt  hat. 
Es  bildet  sich  dann  Eisensaccharat  2.  Die  Wirkung  des 
Eisenoxydes  auf  Bohrzucker  findet  nicht  in  alkalischer  Lösung 
statt.  3.  Es  ist  möglich,  mit  Eisenoxyd  in  neutraler  Lösung  eine 
vollständige  Invertirung  des  Rohrzuckers  durchzuführen.  4.  Je 
mehr  Invertzucker  sich  bildet,  desto  mehr  Eisen  wird  unter  Bil- 
dung von  Eisensaccharat  gelöst  5.  Die  Intensität  der  Invertirung 
ist  abhängig  von   der  Concentration   der  Zuckerlösung   und  der 

1)  Compt  rend.  117,  No.  li.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  148. 


Kohlehydrate.  371 

Menge  des  Eisenoxydes.  —  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  dem 
Eisenoxyde  correspondirenden  Sesquioxyde  (z.  B.  Chrornoxyd, 
Thonerde,  Nickeloxyd,  Eobaltoxyd  etc.)  und  die  dem  Bohrzucker 
yerwandten  Zuckerarten  (z.  B.  Milchzucker,  Maltose  etc.)  gleiches 
oder  ähnliches  Verhalten  zeigen;  die  Verfasser  wollen  hierüber 
weitere  Versuche  anstellen. 

Ferrum  carbonicum  aaccharatum.  Die  Gommission  des 
Deutschen  Apothekeryereins^)  zur  Bearbeitung  des  Arznei- 
buches empfiehlt  folgende  Aenderungen  bei  dem  Artikel  Ferrum 
carbonicum  saccharatum.  Bei  der  Darstellung  soll  das  Ferro- 
sulfat  in  „siedendem  Wasser'^  gelöst  und  diese  Lösung  in  eine 
klare  Lösung  yon  3,5  Th.  Natriumcarbonat  in  50  Th.  „lau- 
warmen^* Wassers  gegeben  werden.  Zum  Auswaschen  des  frisch 
f gefällten  kohlensauren  Eisenoxyduls  ist  nicht  heisses,  sondern 
auwarmes  (40°)  Wasser  (Ph.  G.  32,  72)  zu  yerwenden,  weil  nur 
auf  diese  Weise  ein  wirklich  „grüngraues"  Präparat  erhalten  wird. 
Die  beiden  letzten  Absätze  haben  folgende  Fassung  erhalten: 

„Das  grünlicbffraae ,  mittelfeine  Palver  schmeokt  süss  nnd  schwach 
nach  Eisen  und  enthält  in  100  Theilen  9,5  bis  10  Theile  Eisen''.  In  Salz- 
sänre  ist  es  unter  reichlicher  Eohlensäureentwickelonff  zu  einer  grünlich 
gelben  Flüssigkeit  löslich.  Die  mit  Wasser  verdünnte  Losnng  giebt  sowohl 
mit  Ealinmferrocyanidlösung  als  mit  Ealiumferricyanidlösang  einen  blauen 
Niederschlag. 

Die  mit  Hülfe  einer  möglichst  geringen  Menge  Salzsäure  dargestellte 
wässerige  Lösung  (1  =  60)  darf  durch  Baryumnitratlösung  kaum  getrübt 
werden.  „Löst  man  1  g  in  10  cc  verdünnter  Schwefelsäure  in  der  Wärme, 
versetzt  nach  dem  Erkalten  mit  Ealinmpermanganatlösung  bis  zur  beim  Um- 
rühren nicht  sofort  wieder  verschwindenden  Röthung  und  darauf  mit  8  g 
Ealiumjodid  und  lässt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  eine  Stunde  im  ge- 
schlossenen Gefasse  stehen,  so  sollen  alsdann  zur  Bindung  des  ausgeschiedenen 
Jods  17  bis  17,8  cc  der  Zehntel-Normal-Natriumthiosulfatlösung  verbraucht 
werden". 

Die  ständige  Gommission')  zur  Bearbeitung  des  Arznei- 
buches schlägt  in  dem  Nachtrage  zu  demselben  bei  Ferrum  car- 
bonie.  sacchar,  für  Absatz  5  folgende  Fassung  vor:  „1  g  zucker- 
haltiges Ferrocarbonat  werde  in  10  cc  verdünnter  Schwefelsäure 
in  der  Wärme  gelöst,  nach  dem  Erkalten  mit  Ealiumpermanganat- 
lösung  (5  =»  1000)  bis  zur  schwachen  bleibenden  Röthung  und 
darauf  mit  1  g  Ealiumjodid  versetzt.  Diese  Mischung  werde 
eine  Stunde  lang  bei  gewöhnlicher  Wärme  im  geschlossenen  Ge- 
fasse stehen  gelassen;  es  müssen  alsdann  zur  Bindung  des  aus- 
geschiedenen Jods  17 — 17,8  cc  der  Zehntel-Normal-Natriumthio- 
sulfatlösung  verbraucht  werden'\ 

Ferrum  oxydatum  saccharatum.  Die  Gommission  des  Deutschen 
Apothekervereins*)  bringt  bei  dem  Artikel  des  Arzneibuches  für 
die  letzten  drei  Absätze  folgende  Fassung  in  Vorschlag: 

„Rotiibrannes,  süsses,  schwach  nach  Eisen  schmeckendes  Pulver.  1  Theil 
desselben''  f^ebe  mit  20  Theüen  heissen  Wassere  eine  völlig  klare,  rothbraune, 
kaum  alkahsoh  reagirende  Lösung,  welche  durch  Ealiumferrocyanidlösung 

1)  Apoth.  Ztg  1893,  808.  2)  Apoth.  Ztg.  1893,  618.  3)  Apotk 

Ztg.  1898,  387. 

24* 


372  Organische  YerbinduDgen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

alldn  nicht  verändert,  anf  Zusatz  von  Salzsäure  aber  zuerst  sohmutzig  grnn, 
dann  rein  blau  gefärbt  wird. 

Die  mit  überschüssiger  verdünnter  Salpetersäure  erhitzte,  dann  wieder 
erkaltete,  wässerige  Lösung  (1  »  20)  darf  durch  Silbemitratlösung  nur 
opalisirend  getrübt  werden. 

„Der  Eisenzucker  enthält  in  100  Theilen  mindestens  2,8  Theile  Eisen. 
Löst  man  1  g  in  6  cc  Salzsäure,  verdünnt  die  Lösung  mit  20  cc  Wasser 
und  lässt  nach  Zusatz  von  0,5  g  Kaliumjodid  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
im  ffeschlossenen  Geisse  eine  Stunde  stehen,  so  sollen  zur  Bindung  des  aus- 
geschiedenen Jods  6  bis  5,3  cc  der  Zehntel-Normal-Natriumthiosulfatlösung 
verbraucht  werden". 

Im  Nachtrag  zum  Deutschen  Arzneibuch  hat  Absatz 
4  des  Artikels  „Ferrum  oxydat  sacchar/*  folgende  Fassung  er- 
halten: „lg  Eisenzucker  werde  mit  5  cc  Salzsäure  Übergossen, 
die  Lösung  nach  dem  Verschwinden  der  rothbraunen  Farbe  mit 
20  cc  Wasser  verdünnt  und,  nach  Zusatz  von  1  g  Kaliumjodid, 
bei  gewöhnlicher  Wärme  im  geschlossenen  Gefässe  eine  Stunde 
lang  stehen  gelassen;  es  müssen  alsdann  zur  Bindung  des  aus- 
geschiedenen Jods  5 — 5,3  cc  der  Zehntel-Normal-Natriumthio- 
Bulfat-Lösung  verbraucht  werden".  ^) 

Zur  Darstellung  von  Ferrum  oooydatum  saccharätum  giebt 
Keutmann')  folgende  neue  Vorschrift:  Eisenoxydulsulfat  wird 
in  einer  Flasche  in  Wasser  gelöst  und  mittels  verdünnten  Sal- 
mii^geistes  gefallt,  wobei  die  Flasche  bis  zum  Stopfen  gefüllt  sein 
muss.  Das  gut  verschlossene  Gefäss  wird  nun  behufs  Absitzens 
bei  Seite  gestellt,  worauf  die  Flüssigkeit  vermittelst  Hebers  vom 
Bodensatze  getrennt  und  die  Flasche  sofort  wieder  mit  heissem 
Wasser  gefüllt  wird.  Diese  Operation  wird  so  oft  wiederholt,  bis 
das  Waschwasser  keine  Sulfatreaction  mehr  liefert.  Alsdann  bringt 
man  den  ^Niederschlag  in  eine  Porzellanschale ,  welche  Zucker- 
pulver enthält,  erwärmt,  setzt  eine  geringe  Menge  Alkali  zu  und 
oxydirt  das  Eisenoxydul  mittels  Wasserstoffsuperoxyd. 


II.  Organische  Verbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

i.   BemMerivate, 

a.  Kohlenwasserstoffe  und  Substitute  derselben. 

Aceio .  Ortho-  Toluid ,  Cr  H7 . N  H .  Ci  Hs  0 ,  bildet  farblose ,  in 
heissem  Wasser  leicht,  in  kaltem  Wasser  schwierig  lösliche  Nadeln, 
löslich  in  Alkohol  und  in  Aether.  Schmelzpunct  107  °  G.,  Siedepunct 
296°  G.  Gleich  dem  Acetanilid  und  MeÜiylacetanilid  ist  das 
Acetotoluid  ein  kräftiges  Antipyreticum,  zeichnet  sich  jedoch  vor 
diesen  nach  Thierversuchen  von  E.  Barbarini  ^)  dadurch  aus, 
dass  es  die  Temperatur  in  erheblich  stärkerem  Grade  herabsetzt 

1)  Apoth.  Ztg.  1898,  618.  2)  Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  602. 

3)  Ber.  von  £.  Merck  1898,  Jan. 


Kohlenwasserstoffe  und  Sabstitute  derselben.         373 

und  weit  weniger  giftig  anf  den  Organismus  einwirkt,  doch  liegen 
bis  jetzt  keine  genauen  Angaben  über  die  Dosirung  vor. 

Bromamid  ist  ein  Anilid  von  der  Formel :  G^  Ha  Brs .  NH .  HBr ; 
es  bildet  farblose  Nädelchen,  ist  gemch-  und  geschmacklos,  un- 
löslich in  Wasser,  wenig  löslich  in  kaltem  Alkohol,  löslich  in 
16  TL  heissem  Alkohol,  femer  in  Aether,  Chloroform,  Oel.  Der 
Schmelzpunct  liegt  bei  1 17 ''.  Das  Bromamid  hat  sich  nach  G  a  i  1 1  e  i), 
in  Dosen  von  0,6  g  mehrmals  täglich  gegeben,  in  manchen  Fällen 
Yon  Neuralgie  bewährt. 

Formanilid  wurde  von  Kossa,  Meiseis,  F.  Tauszk,  A. 
Bokai,  M.  Neumann,  J.  Preisach  >)  übereinstimmend  als 
Analgeticum,  Anästheticum ,  Antipyreticum ,  Antineuralgicum  und 
als  Haemostaticum  gerühmt.  Demnach  würde  es  die  Eigenschaften 
des  Antifebrins,  Antipyrins  und  Goca'ins  in  sich  vereinigen.  Form- 
anilid, GgHöNH.GOH,  krystallisirt  in  langen  abgeplatteten  vier- 
seitigen Prismen  vom  Schmelzpunct  46^  und  ist  ziemlich  löslich 
in  Wasser,  leicht  löslich  in  Alkohol. 

Mit  dem  Namen  Jatrol  hat  man  das  zu  antiseptischen  Zwecken 
in  den  Handel  gebrachte  Oxyjodomethylanilid  belegt.  Das- 
selbe soll  ein  geruchloses  Pulver  bilden  und  keinerlei  dem  Orga- 
nismus nachtheilige  Eigenschaften  besitzen.  Es  wird  deshalb 
zum  Ersatz  des  übelriechenden  Jodoforms  als  Trockenantisepti- 
cum  empfohlen.  •) 

TrinitrohutyUoluoh  Schimmel  u.  Go^)  sprechen  sich  dahin 
aus,  dass  der  künstliche  Moschus  Baur  als  eine  Errungenschaft 
für  den  Parfümeur  nicht  bezeichnet  werden  kann ,  dass  derselbe 
in  der  jetzigen  Beschaffenheit  vielmehr  geeignet  ist,  die  damit 
parfümirten  Producto  im  Werthe  herabzusetzen. 

Während  das  Trinitrobutyltoluol  nach  Baur  den  Schmelz- 
punct 96—97°  hat  und  sich  nicht  in  Wasser,  wohl  aber  leicht 
in  Petroläther  löst,  löste  sich  der  künstliche  Moschus,  dessen 
Schmelzpunct  bei  108°  lag,  ziemlich  leicht  in  heissem  Wasser, 
aber  nur  sehr  wenig  in  Petroläther.  Durch  Untersuchung  wurde 
von  Schimmel  u.  Go.  festgestellt,  dass  der  Moschus  Baur  aus 
einer  geringen  Menge  eines  riechenden  Körpers,  wahrscheinlich 
Trinitrobutyltoluol,  und  aus  ungefähr  90  <^/o  Antifebrin  besteht 
Dadurch  erklärt  sich  die  oft  bemängelte  geringe  Ausgiebigkeit. 
Ebenso  hat  das  Tonquinol  der  Hauptsache  nach  aus  Antifebrin 
bestanden;  ferner  entnalten  das 

Gumarol  ca.  30  o/o  Gumarin  und  70  o/o  Antifebrin, 
Heliotropol  ca.  25  o/q  Heliotropin  und  75  o/q  Antifebrin, 
Bigarol  ca.  15  Vo  Nerolin  und  85  ^/o  Antifebrin, 
Irisol  ca.  2,5  Vo  Irisöl  und  97,5  o/o  Antifebrin, 
Ambrain  ca.  15  o/o  Gumarin  und  85  o/o  Antifebrin 

1)  Pharm.  Centralh.  1898,  100.  2)  Wien.  Med.  Presse  1693  No.  10. 
B)    Pharm.  Ztg  1893,  655.  4)    Ber.  von  Schimmel  u.  Go.   1898,  April 

S.  75.  4)  ebenda  Oct.  S.  61. 


374   OrganiBche  Verbindungen  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette. 

and  Sparen  eines  anders  riechenden  Körpers,  vielleicht  Benzoe- 
säureäthylester  oder  Zimtsäureäthylester. 

b.    Phenole  und  Substitute  derselben. 

Äeidum  carbolicum  liguefactum.  F.  Hellwig^)  wünscht  mit 
Bücksicht  darauf,  dass  dieses  Präparat  in  der  grösseren  Hälfte  des 
Jahres  nicht  flüssig  ist,  sondern  eine  feste  krystallinische  Masse 
bildet,  die  Aufnahme  einer  Vorschrift  zu  wirklich  flüssig  bleiben- 
der Garbolsäure  in  das  Arzneibuch. 

In  Ergänzung  der  Ausführungen  Hellwig's  wird  daran  er- 
innert'), dass  G.  Vulpius  schon  im  Jahre  1884  eine  Tabelle 
yeröffentlicht  hat,  welche  die  zum  Flüssigmachen  der  Carbclsäure 
in  Betracht  kommenden  Mittel ,  Wasser,  Weingeist  und  Glycerin 
ihrer  Wirkung  nach  in  verschiedenen  Verhaltnissen  vergleicht 
Weingeist  und  Glycerin  ergaben  dabei  sowohl  allein  wie  in  Mi- 
schung mit  Wasser  keine  verwerthbaren  Resultate.  Hingegen  ist 
eine  Vermehrung  des  Wasserzusatzes  um  das  Doppelte  der  jetzt 
vom  Arzneibuch  vorgeschriebenen  Menge  im  Stande,  eine  bis  in 
die  Nähe  des  Gefrierpunctes  vom  Wasser  flüssig  bleibende  ge- 
wässerte Garbolsäure  zu  erzeugen.  Der  Erstarrungspunct  beträgt 
bei  dem  z.  Z.  offlcinellen  Verhältniss  von 

100  Th.  Phenol  und  10  Th.  Wasser  11,6^  C, 

bei  100    „        ;,  „    11    „  „      10,2^  C, 

„    100    „        „  „    12    „  „        9    **  C, 

13  „  „        7,5     C, 

14  „         "       6    °  C» 

15  „  „         4,5     0., 

20    „  „        2,2  ^^  C. 

Nach  demEntwurf  der  ständigen  Commission  *)  zur  Be- 
arbeitung des  deutschen  Arzneibuches  soll  bei  dem  Artikel  Aeidum 
carbolicum  liguefactum  die  Angabe  des  spec.  Gewichtos  —  1,068 
bis  1,069  eingeführt  werden  und  femer  folgende  Prüfung:  „10  cc 
dürfen,  nach  Zusatz  von  2,3  cc  Wasser,  nicht  bleibend  getrübt 
werden,  sollen  aber  nach  weiterem  Zusatz  von  8 — 10  Tropfen 
Wasser  eine  trübe  Mischung  geben,  welche  mit  nicht  weniger 
als  135  cc  und  mit  nicht  mehr  als  140  cc  Wasser  eine  klare 
Ilässigkeit  geben  muss.^' 

Versuche,  welche  Gh.  A.  Bohn  und  A.  F.  Freyer^)  über  das 
Baihwerden  der  Garbolsäure  anstellten,  führten  zu  folgenden  Re- 
sultaten :  1.  Beines  Phenol  färbt  sich,  wenn  es  gewöhnlicher  feuchter 
Luft  ausgesetzt  ist,  wobei  die  Farbe  allmählich  von  hellrosa  in 
dunkelroth  übergeht.  Diese  Färbung  ist  stets  begleitet  von  einer 
Absorption  von  Feuchtigkeit.  2.  Feuchtigkeit  steht  somit  sehr 
wahrscheinlich  mit  der  Bildung  des  Farbstoffs  in  engster  Be- 
ziehung.   3.  WasserstoffiBuperoxyd  erzeugt,  in  Gegenwart  oder  Ab- 

1)  Pharm.  Ztg.  1898,  261.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  276.  8)  Apoth. 
Ztg.  1898,  619.  4)  Joum.  See  Chem.  Ind.  1898,  107. 


19 


100 

100 

100 

100 

100 

100 

Phenole  und  Substitate  derselben.  375 

Wesenheit  von  Alkalien  eine  ähnliche  Färbung  mit  Phenol,  wonach 
der  Farbstoff  als  ein  Oxydationsprodact  des  Phenols  zu  betrachten 
ist.  4.  Die  Gegenwart  geringer  Mengen  gewisser  Metalle,  nament- 
lich Kupfer,  in  Form  von  Metall  oder  Salzen,  beschleunigt  die 
Bildung  des  Farbstoffes.  5.  Ammoniak  bewirkt  mit  Phenol  eine 
blaue  Färbung  das  „Phenolblau^^  Pfripsons,  welches  von  dem  roth- 
gefärbten Oxydationsproduct  ganz  verschieden  ist.  6.  Die  Bil- 
dung beider  Farbstoffe  wird  durch  Erwärmen  begünstigt.  — 
Weitere  Versuche  zeigten,  dass  das  Licht  in  Abwesenheit  von 
Luft  xmd  Feuchtigkeit  wirkungslos  ist  und  das  Phenol  ungefärbt 
bleibt  In  Gegenwart  vollkommen  trockener  Luft  färbt  sich  das 
Phenol  nicht,  auch  wenn  es  dem  Lichte  ausgesetzt  ist,  tritt  aber 
Feuchtigkeit  hinzu,  so  beginnen  die  Rothfärbungen  sehr  bald. 
Hieraus  folgt,  dass  für  die  Oxydation  des  Phenols  Luft  und  Feuch- 
tigkeit, beide  nothwendig  sind.  In  Gegenwart  beider  Agentien 
erfolgt  die  Färbung  schon  im  Dunkeln,  aber  langsamer  als  bei 
Lichtzutritt,  wonach  das  Licht  also  die  Oxydation  beschleunigt. 
—  Durch  diese  Resultate  erfährt  die  Meinung  von  Hanke  eine 
Bestätigung,  nach  welcher  die  Rothfarbung  der  Carbolsäure  auf 
Oxydationsprocessen  beruht,  welche  durch  die  Anwesenheit  von 
Metallen  vermittelt  und  beschleunigt  werden  (s.  Jahresber.  1891). 
Auch  Fabini  schreibt  bei  der  Bildung  des  Phenerythens  bekannt- 
lich dem  Kupfer  eine  vermittelnde  Rolle  zu  (s.  ebenda). 

Antidotum  acidi  earbolicu  Wichtiger  als  das  Vorräthighalten 
der  Substanzen  zur  Bereitung  des  Antidotum  Arsenici  erscheint 
es  0.  Schobert^)  ein  bei Garbolsäure-Vergiftungen  anzuwenden- 
des Gegenmittel  in  den  Apotheken  jederzeit  bereit  zu  haben,  da 
Arsenvergiftungen  selten  vorkommen,  Garbolsäure-Vergiftungen 
sich  dagegen  seit  einer  Reihe  von  Jahren  sehr  häufig  ereignen. 
So  lange  die  Carbolsäure  noch  im  Magen  vermuthet  wird,  soll 
man  Zuckerkalk,  £ei11s  sie  schon  in  den  Darm  übergegangen  ist, 
Natriumsulfat  reichen,  welches  letztere  den  Uebergang  der  Carbol- 
säure in  die  unschädliche  Phenylschwefelsäure  befördert.  Zucker- 
kalk ist  weder  in  das  Deutsche  Arzneibuch,  noch  in  das  Er- 
gänzungsbuch aufgenommen;  Schobert,  der  auch  keine  Vorschrift 
dazu  giebt,  fordert,  dass  in  den  Apotheken  eine  bestimmte  Menge 
Zuckerkalk  (Calcium  saccharatum)  vorräthig  gehalten  werde. 

Die  Wirkung  des  Zuckerkalks,  deren  Schobert  nicht  Erwäh- 
nung thut,  dürfte  darin  zu  suchen  sein,  dass  der  Zuckerkalk  sich 
mit  Carbolsäure  umsetzt  zu  dem  weniger  oder  gar  nicht  ätzend 
wirkenden  Calciumphenylat  und  Zucker.  Eine  Vorschrift  zu  einer 
Zuckerkalklösung  giebt  die  ungarische  Pharmakopoe  unter  der 
Bezeichnung  Aqua  Calcis  saccharata  oder  Liquor  Calcis  saccha-^ 
ratus,   wonach    15  Th.  gebrannter  Kalk  und  25  Th.  Zucker    mit 

fenügend  Wasser   zusammengebracht  werden,   so  dass   1000  Th. 
lösung   erhalten  werden.     Die  Lösung  enthält   ungefähr   0,5  ^/o 
Calciumhydroxyd  (37  g  sollen  mindestens  3,5  cc  Normal-Salzsäure 

1)  Pharm.  Ztg.  189S,  607. 


376    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

sättigen).  Die  Zuckerkalklösung  kann  ausser  bei  Garbolsäure- 
auch  bei  Oxalsäure  -  Vergiftung  als  Gegenmittel  Anwendung 
finden.  *) 

Carbolschwefelsäure.  J.  Bill*)  bestreitet  die  Ansicht  von  C. 
Fränkel,  dass  Phenol  und  Gresol  in  Gemengen  mit  Schwefelsäure 
sich  verschieden  verhalten.  Seine  Versuche  zeigten  in  dieser  Be- 
ziehung eine  vollständige  Analogie  der  beiden  Körper.  Fränkel 
behauptet,  dass  Cresol,  das  sonst  in  Wasser  schwer  löslich  ist, 
diese  Eigenschaft  durch  Vermischen  mit  Schwefelsäure  bekommt, 
ohne  dabei  neue  Verbindungen  als  Cresol-Schwefelsäure  zu  bilden. 
Bill  arbeitete  mit  einem  aus  100  %  iger  roher  Carbolsäure  durch 
fractionirte  Destillation  bei  195 — 205®  C.  gewonnenen  Gresol.  Die 
freibleibende  Schwefelsäure  wurde  aus  den  Gemengen  durch  Baryt 
gefällt,  und  daraus  die  gelöst  gebliebene  Cresolschwefelsäure  be- 
rechnet Verfasser  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  wir  es  in  allen 
Gemengen  der  sog.  rohen  Carbolsäure  mit  Schwefelsäure  immer 
mit  einer  wirklichen  Cresolschwefelsäure  zu  thun  haben,  neben 
welcher  auch  &eie  Schwefelsäure  vorkommt,  letztere  trägt  zur 
schärferen  desinficirenden  Eigenschaft  der  ersteren  bei.  Das  in 
Russland  empfohlene  Gemenge  aus  3  Theilen  der  50<>/oigen 
Carbolsäure  mit  1  Theil  concentrirter  Schwefelsäure  bildet 
ein  Gemenge,  von  dem  nur  8  ^jo  löslich  sind  und  92  %  einen 
theerartigen  nutzlosen  Niederschlag  bilden.  Die  Löslichkeit 
wächst  bei  grösserem  Schwefelsäurezusatz  und  ist  am  grössten 
bei  dem  nach  Fränkel  bereiteten  Gemenge,  wonach  gleiche  Theile 
50  o/o  iger  Carbolsäure  und  conc.  Schwefelsäure  in  der  Kälte  zu- 
sammengebracht werden  und  drei  Tage  lang  der  gegenseitigen 
Aufeinanderwirkung  überlassen  bleiben. 

Phenolum  Natrio-sülforicinicuin,  Phenolum  sulforicinicum  bildet 
eine  gelbliche,  mit  Wasser  mischbare  Flüssigkeit,  welche  20% 
synthetische  Carbolsäure  und  80  o/o  reines  Natriumsulforicinat  ent- 
hält. Von  Berlioz  und  Josias  zur  Behandlung  der  Diphtherie 
empfohlen. ') 

JodO'Pheno-Chloral  ist  eine  Mischung  aus  gleichen  Theilen 
Jodtinctur,  Carbolsäure  und  Chloralhydrat,  welche  C.  Cut  1er  bei 
Hautkrankheiten,  namentlich  solchen  parasitären  Ursprungs,  em- 
pfiehlt. *) 

Phenylborsäure  ^  Acidum  phenyloboricum  CeH5B(0H)i,  ist 
ein  weisses,  in  kaltem  Wasser  schwer  lösliches  Pulver.  Die  Phe- 
nylborsäure  unterdrückt  nach  G.  Molinari  die  Fäulniss  schon 
in  0,75  o/o  iger  Lösung  und  die  ammoniakalische  Harngährung  in 
1  o/o  iger  Lösung.  Infolge  seiner  antiseptischen  Eigenschaften 
wirkt  das  Präparat  als  Verbandmittel  auf  Wunden  und  venerische 
Geschwüre  günstig  ein,  und  diese  heilen  unter  seinem  Einflüsse 
rasch.    Die  rhenylborsäure  ist  weniger  giftig  als  die  Carbolsäure: 


1)  Pharm.  Centralh.  1898,  554.         2)  Wratsch.  1898,  798.  8)  Bor. 

von  E.  Merok  1898,  Jan.  4)  Pharm.  Ztg.  1898,  70. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  377 

die  tödliche  Dosis  beträgt  bei  subcutaner  Darreichung  für  Ka- 
ninchen ],5  g.  1) 

p-Phenolsulfosaures  Aluminium  (Sozal).  In  einem  Artikel: 
^JSozal  und  AlumnoV^  (s.  auch  unter  Naphtolverbindungen)  stellt 
S  c  h  a  e  r  ge  s  >)  die  Eigenschaften  dieser  beiden  Mittel  wie  folgt  neben- 
einander: Die  nahe  chemische  Beziehung  beider  Körper  äussert  sich 
selbstredend  sowohl  bezüglich  ihres  chemischen  wie  physikalischen 
Verhaltens.  Sozal  wie  Alumnol  lösen  sich  sehr  leicht  in  Wasser,  leicht 
in  Alkohol  undGlycerin.  Beide  sind  unlöslich  in  Aether.  —  Die  Lösun- 
:gen  des  Sozals  sind  glanzhell,  die  wässerigen,  insbesondors  aber  die 
weingeistigen  Lösungen  des  Alumnols  fluoresciren.  —  Sehr  schön  er- 
hält man  die  Fluorescenz  des  letzteren,  wenn  die  Lösung  mit 
KOH  oder  NaOH  im  Ueberschuss  (bis  zur  Lösung  des  ausgefällten 
Als(0H)6)  versetzt  wird.  Auch  eine  weinsaure  Alumnollösung 
mit  NHs  alkalisch  gemacht,  zeigt  prachtvolle  Fluorescenz.  (Hier- 
bei fällt  bekanntlich  keine  Thonerde  aus.)  Auf  Zusatz  von  Säuren 
verschwindet  das  Fluoresciren  der  Alumnollösung  oder  es  schlägt 
bezw.  in  Gelb  über.  Sozal  wie  Alumnol  fällen  Eiweiss,  doch 
lösen  sich  die  Niederschläge  wieder  in  überschüssigem  Eiweiss 
auf;  beide  fällen  des  Ferneren  auch  Peptonlösungen ,  doch  sind 
•die  Niederschläge  nicht  in  überschüssigem  Pepton,  jedoch  aber 
in  überschüssigem  Sozal  bezw.  Alumnol  löslich.  Sozal  wie  Alumnol 
reduciren  Silberlösung,  allerdings  ersteres  in  unvergleichbar  stär- 
•kerem  Grade.  Sozal  auf  dem  Platinbleche  erhitzt,  verkohlt  sich 
erst  aulblähend  und  Carboldämpfe  ausstossend,  langsam,  zuletzt 
Aluminiumoxyd  zurücklassend ;  Alumnol  scheidet  reichlicher 
Kohle  aus  und  entwickelt  hierbei  schweflige  Säure.  Als  weiteres 
■Unterscheidungsmerkmal  ist  für  Sozal  die  rothviolette  und  für 
Alumnol  die  blaue  Färbung  mit  Eisenchlorid  zu  nennen.  Was 
•Constitution  und  chemische  Eigenschaften  anlangt,  hält  Verf.  als 
Antisepticum  und  Adstringens  das  Sozal  dem  Alumnol  für  über- 
legen. In  Löslichkeitsverhältnissen  und  gegenüber  Eiweiss  zeigen 
beide  gleiches  Verhalten,  in  Beductionsfahigkeit  übertrifft  Sozal 
^las  Alumnol.  Weiterhin  ist  es  Schaerges  gelungen,  durch  Oxy- 
dation des  Sozals  in  schwefelsaurer  Lösung  mittels  Natrium- 
dichromat  und  Ausschütteln  mit  Aether  „Ghinon"  darzustellen. 
£s  dürfte  aus  dieser  Thatsache  zu  folgern  sein,  dass  das  para- 
phenolsaure  Aluminium  auch  im  Organismus  eine  Oxydation  zu 
ühinon  erfahren  könnte  und  wäre  diese  Reaction  eventuell  mit  den 
günstig  erzielten  Resultaten  bei  Behandlung  von  Blasenleiden  mit 
Sozal  in  Einklang  zu  bringen. 

Sozojodolquecksilber  und  Kaliumjodid.  F.  Biederer')  theilt 
mit,  dass  mit  Jodkalium  keine  Lösung  von  Hydrargyrum  sozo- 
jodolicum  erzielt  werden  könne,  ohne  dass  letzteres  sich  zersetzt 
und   seine  Eigenschaft    als    solches    verliert.      In    allen    Fällen 


1)  Ber.  von  E.  Merck,  Jan.  1898.  2)  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Ch. 

41.  Pharm.  1893,  39;   Pharm.  Ztg.  1893,  137.  3)    Pharm.  Zeitschr.  f. 

BosbI.  1893,  No.  7. 


378    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette. 

bleibt  nämlich  nach  dem  Zusammenbringen  beider  Salze  in  wäss- 
riger  Lösung  ein  dunkelgrauer  pulvriger  Rückstand,  der  0,5  bis. 
0,56  ®/o  ausmacht  und  aus  Quecksilber  besteht.  Auch  enthalte 
die  Lösung  Hydrargyrum  bijodatum,  welches  durch  Wechsel- 
zersetzung yon  Hydrargyrum  sozojodolicum  und  Jodkalium  ent- 
steht. 

Aluminium  -  Kalium  sulfophenolicum ,  Als  K»  (G«  H4  OH .  SO3  )8  >  ■ 
ist  ein  Präparat  Ton  antiseptischen,  astringirenden  und  styptischen 
Eigenschaften.  ^) 

Phenosalyl.  Die  unter  diesem  Namen  von  Ghristmas*) 
eingeführte  antiseptische  Mischung  besteht  aus  Carbolsäure,  welche 
mit  Salicyl-  und  Benzoesäure  zusammengeschmolzen  und  dann  in 
Milchsäure  gelöst  wird.  ^)  Die  klare  dickflüssige  Lösung  krystal- 
lisirt  theilweise  in  der  Kälte;  mischt  man  jedoch  eine  kleine 
Menge  Glycerin  hinzu,  so  erhält  man  eine  nicht  mehr  knrstalli- 
sirende  Lösung,  welche  in  warmem  Wasser  leicht,  in  kaltem 
Wasser  bis  zu  7  ^^/o,  in  Alkohol  und  Aether  sehr  leicht  löslich  ist 
Das  Phenosalyl,  welches  die  Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  & 
Brüning  in  Höchst  fabriciren,  besitzt  eine  die  der  Carbolsäure  be- 
deutend übertreffende  antiseptische  Kraft,  wie  mit  yerschiedenen 
Bacterien  nachgewiesen  worden  ist.  Gholerabacillen  werden  schon 
von  einer  Lösung  yon  l  Phenosalyl  auf  1000  Wasser  in  einer 
Minute  getödtet;   am  widerstandsfähigsten  ist  der  Staphylococcus 

Srogenes  aureus,  der  erst  von  einer  1  0/0  ig.  Lösung  innerhalb  einer 
inute  getödtet  wird.  Die  Giftigkeit  des  Phenosalyls  ist  bedeu- 
tend geringer  als  die  der  Garbolsäure;  um  den  Tod  herbeizu- 
fuhren, muss  man  Thieren  38,5  Gentigramm  auf  jedes  Kilogranun 
Körpergewicht  einspritzen.  Zu  chirurgischen  Zwecken  wird  das 
Phenosalyl  in  1  <>/oiger  Lösung  angewendet  und  zwar  zur  Des- 
infection  der  Hände  und  Instrumente,  zu  Abspülungen.  Die  leicht 
herstellbare,  nicht  unangenehm  riechende  Lösung  zeigt  keine 
ätzende  Wirkung  auf  die  Instrumente  und  wirkt  nicht  reizend 
auf  die  Haut;  die  Schleimhäute  bleiben  glatt  und  schlüpfrig  und 
werden  nicht  ausgetrocknet  wie  nach  Spülungen  mit  Garbolsäure 
oder  Sublimat.  Das  Phenosalyl  ist  bei  Entbindungen,  zu  Blasen- 
spülungen und  auch  in  der  Augenheilkunde  (als  wässrige  5  %  ige 
Lösung  oder  als  0,5  0/0  ige  Salbe  mit  Yaselin)  mit  Erfolg  ange- 
wendet worden. 

Tribromphendquecksüberacetat  (Hydrargyrum  iribromphenolo^ 
aceticum)  ist  ein  aus  feinen  nadeiförmigen,  gelben  Krystallen  be*^ 
stehendes,  sehr  yoluminöses  Pulyer.  Spec.  Gew.  1,59.  Queck- 
silbergehalt 29,31  0/0.  Nach  den  Erfahrungen  yon  G.  UUmann 
ist  das  Tribromphenolquecksilberacetat  gleich  dem  Resorcinqueck- 
silber  ein  sehr  wirksames  und  mildes  Injectionspräparat.    Es  wird 


1)  6er.  yon  E.  Merck  1898,  Jan.  2)    Wiener  Med.  Bl.  1893,  829. 

8)  Nach  früheren  Mittheilnogen  (s.  Jahresber.  1892,  404)  bestand  dasPheno- 
lalyl  aas  9  Th.  Carbolsäare,  1  Th.  Salicylsänre,  2  Th.  Milchsäure  and  0,1  Th.. 
Menthol. 


Phenole  und  Sabstitute  derselben.  379 

nach  Ullmann  in  folgender  Formel  verordnet :  Hydrargyri  tribrom- 
phenolo-acet.  6,5,  Paraffin!  liquidi  18,0  (0,5  cc  —  0,039  gMetalL) 
Die  Emulsion  muss  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  gut  umge- 
Bchfittelt  werden.  Es  gelange  stets  nicht  mehr  als  0,5  cc  der 
Suspension  an  einer  Stelle  zur  Injection.  Die  Injectionen  werden 
wöcnentlich  einmal  vorgenommen;  die  in  einer  Sitzung  injicirte 
Menge  soll  nicht  mehr  als  1  cc  der  Suspension  =  0,078  Metall 
betragen.  ^) 

Von  den  Wismuth- Phenolen,  welche  die  Firma  Dr.  F.  ▼.  Heyden 
in  Badebeul  darstellt,  scheinen  nach  der  Deutsch.  Med.  Ztg.  be- 
sonders Cresol-Wismuth,  Betanaphthol-Wismuth,  Phenol- Wismuth 
und  Tribromphenol-Wismuth  für  die  Darm-Antisepsis  erprobens- 
werth.  Die  genannten  neuen  Präparate,  die  auch  für  den  äusser- 
lichen  Gebrauch  vor  Jodoiorm  und  Dermatol  Vorzüge  haben  sollen« 
sind  geruch-  und  geschmacklose,  neutrale,  unlösliche  Pulver.  *) 

Das  Tribromphenol- Wismuth  y  welches  die  Firma  Dr.  F.  von 
Heyden  in  Radebeul  nach  patentirtem  Verfahren  herstellt,  bildet 
ein  gelbes,  neutrales,  unlösliches  Pulver,  frei  von  Geruch  und  Ge- 
schmack, fast  ungiftig,  indifferent  gegen  die  empfindlichen  Schleim- 
häute der  Verdauungsorgane.  Es  enthält  49,5  o/o  Wismuthoxyd 
und  50  o/o  Tribromphenol  mit  einander  verbunden.    Das  Tribrom- 

Ehenol- Wismuth  wirkt  auf  den  Organismus  wenig,  auf  Komma- 
adllen  dagegen   so  stark  giftig,    dass  Hueppe*)   die   Wirkung 
als  nahezu  specifisch  gegen  die  Gholerabacterien  erklärt. 

Die  Phenclaie  des  Wiwnuths  werden  erhalten,  wenn  zu  der  Lö- 
sung des  Alkaliphenylats  eine  Lösung  von  Wismuthsubnitrat  ge- 
geben wird;  der  gleich  sich  abscheidende  Niederschlag  ist  basi- 
sches Phenolat.  Neutrales  Wismuthphenolat  von  der  Formel 
(QsH60)8Bi  würde  42,7  o/o  Bi  enthalten,  das  durch  Fällung  er- 
hsitene  Präparat  weist  aber  einen  Wismuthgehalt  von  72,5  o/o 
auf,  mit  22  o/o  Phenol,  entsprechend  der  Formel  (GeH5  0)2BiOH 
-f-  BiiOs.  Trimbromphenol- Wismuth  ist  nach  (GeHsBs  0)2BiOH 
+  BiaOs  mit  44,8  o/o  Bi  und  51  o/o  Tribromphenol,  Metacresol- 
Wismuth  nach  [QBH4(GH8)0]8Bi -h  SBitOs  mit  76  o/o  Bi  und 
15,7  o/o  Metacresol,  /9-I)aphtol-Wismuth  nach  (GioH70)sBi+3Bis08 
mit  71,6  o/o  Bi  und  23  o/o  Naphtol  zusammengesetzt.  Zu  den 
pharmakologischen  Versuchen  wurden  von  F.  A.  Jassenski^) 
die  genannten  Piäparate  mit  Ausnahme  des  Tribromphenol-Wis- 
muths  herangezogen.  Es  ergab  sich,  dass  sie  alle  drei  sich  im 
Magen  unter  Einfluss  der  Salzsäure  des  Magensaftes  in  ihre  Gom- 
ponenten  spalten;  den  Magen  unzersetzt  passirte  Theile  erleiden 
im  Dünndarm  eine  weitere  Zerlegung.  Das  abgespaltene  Phenol, 
ebenso  das  Cresol  gelangt  im  Magen-Darmcanal  vollständig  zur 
Resorption  und  wird,  mit  Schwefelsäure  bezw.  Glykuronsäure  ge- 
paart, durch  den  Harn  ausgeschieden;  vom  Naphtol  gelangt  nur 


1)  Bericht  von  E.  Merck   1898.  Jan.  2)   Pharm.  Centralh.  1898, 

116.  8)    Berl.  klin.  Wochenschr.  1898,  162.  4)    Darch  Pharm. 

Zdtachr.  f.  Rossl.  1898,  487. 


380    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoffkette. 

ein  Theil  in  den  Harn ,  der  Rest  wird  mit  dem  Koth  ausgeschieden. 
Bei  den  an  Menschen  ausgeführten  Versuchen  konnte  Wismuth 
im  Harn  niemals  nachgewiesen  werden,  im  entsprechenden  Hunde- 
harn liessen  sich  geringe  Mengen  davon  auffinden.  Alle  drei  Prä- 
parate zeichnen  sich  durch  relative  Ungiftigkeit  aus:  Dosen  pro  die 
von  2  g  beim  Menschen,  10  g  beim  Hunde,  die  3  Wochen  hin- 
durch gegeben  wurden,  liessen  keinerlei  schädliche  Nebenwirkun- 
gen erkennen.  —  Die  mit  dem  Phenol-  und  /J-Naphtol-Wismuth 
angestellten  klinischen  Versuche  lieferten  recht  befriedigende  Er- 
gebnisse. In  6  Fällen  von  acutem  Magen-Darmkatarrh  erfolgte 
nach  Tagesdosen  1 — 3  g  Heilung  in  2 — ^5  Tagen,  bei  chronischen 
Katarrhen  erwies  sich  die  /9-Naphtolverbindung  als  von  besonders 
günstiger  Wirkung.  Mit  Erfolg  wurden  die  Präparate  noch  bei 
Lebercirrhosis  angewendet,  beeinflussten  auch  in  günstiger  Weise 
die  Symptome  beim  Magenkrebs. 

Phenacetin.  Untersuchungen  von  H.  Helbing  und  F.  W. 
Passmore^)  welche  dieselben  mit  Handelsproben  des Phenacetin 
Biedel  vorgenommen  haben,  ergaben,  dass  dasselbe  in  ungefähr 
80  Th.  siedenden  Wassers  und  2  Th.  siedenden  Alkohols  löslich 
ist.  Die  durch  fractionirte  Krystallisation  gewonnenen  Krystalle 
ergaben  übereinstimmend  den  Schmelzpunct  des  Deutschen  Arznei- 
buches 135^.  Die  Krystalle  lösten  sich  in  Schwefelsäure  völlig 
farblos  und  verbrannten  ohne  Rückstand.  Auch  ergab  das  Prä- 
parat alle  Identitätsreactionen ,  welche  im  Arzneibuch  vorge- 
schrieben sind.  Von  Acetanilid  ist  das  Riedeische  Phenacetin 
völlig  frei.  Die  Abwesenheit  von  Oxydationsproducten  des  p- 
Amidophenetols,  welche  der  Acetylirung  hätten  entgangen  sein 
können,  wiesen  H.  und  P.  durch  Zusammenschmelzen  mit  dem 
fünffachen  Gewicht  Chloralhydrat  nach,  wobei  eine  violette  Fär- 
bung nicht  eintrat. 

Lactophenin  soll  nach  Merck's  Market-Report  ein  Phenacetin 
sein,  in  dem  die  Acetylgruppe  durch  Milchsäure  ersetzt  ist.  Es 
soll  als  Ersatz  für  Phenacetin  Verwendung  finden,  vor  dem  es  durch 
grosse  Löslichkeit  in  Wasser  (45  o/^)  ausgezeichnet  ist. 

Neue  Farhreactionen  der  Mischungen  von  Phenacetin^  MetJiacetin 
und  Hydracetin  mit  einem  Chininsalze  theilte  T.  Gigli*)  mit. 
Flückiger  giebt  in  seinem  Buche  „Reactionen^'  an,  dass  gesättigte 
wässrige  Phenacetin-  oder  Methacetinlösungen,  mit  gleichviel  Chlor- 
wasser verdünnt,  auf  Zusatz  einiger  Tropfen  Ammoniak  eine  röth- 
liche  bis  braune  Färbung  annehmen.  Die  Färbung  erscheint  mit 
Phenacetin  langsam,  mit  Methacetin  aber  schneller  und  stärker. 
Nach  Gigli  nimmt,  wenn  man  in  derselben  Weise  die  wässrige 
Lösung  einer  Mischung  von  Phenacetin  oder  Methacetin  mit  einer 
kleinen  Menge  eines  Chininsalzes  behandelt,  die  Mischung  sogleich 
eine  schöne  blaue  Färbung  an.  Die  Reaction  lässt  sich  am  besten 
erhalten,   wenn   die  Mischung   auf  1  Th.  Phenacetin  Vio  bis  Vso 

1)    Apoth.  Ztg.  1893,    118.  2)    Selmi  8,  6;    durch  Ghem.  Ztg. 

Repert.  1898,  868. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  381 

Th.  Chininsulfat  enthält.  Man  kann  etwa  0,1  g  der  Mischung  in 
einem  Probirglase  mit  5  cc  Wasser  schütteln,  8  bis  10  Tropfen 
starkes  Chlorwasser  hinzufügen  und  sodann  2  bis  3  Tropfen  Am- 
moniak. Auch  kann  man  vor  dem  Zusätze  der  genannten  Rea- 
gentien  die  Mischung  der  zwei  in  Wasser  vertheilten  Körper  zum 
Sieden  erhitzen,  um  das  Phenacetin  zu  lösen,  sodann  erkalten 
lassen,  iiltriren  und  mit  dem  Filtrat  in  angegebener  Weise  den 
Versuch  anstellen.  Hydracetinlösung  giebt  mit  Chlorwasser  eine 
gelbe  Färbung,  die  der  Zusatz  einer  kleinen  Menge  Ammoniak 
noch  verstärkt.  Wird  aber  derselbe  Versuch  mit  der  Lösung 
einer  Mischung  von  Hydracetin  und  einer  kleinen  Menge  schwefel- 
sauren Chinins  angestellt,  so  erhält  man  eine  schön  rothe  Fär- 
bung. Andere  in  ihrer  chemischen  Constitution  dem  Phenacetin 
und  Methacetin  näherstehende  Körper,  wie  Acetanilid,  Exalgin 
u.  s.  w.,  geben,  in  derselben  Weise  behandelt,  für  sich  allein 
keine  Färbung,  und  mit  Chininsul&t  gemischt,  nur  die  für  Chinin 
charakteristische  Grünfärbung. 

p-Phenetidin.  Eine  neue  DarsteUungsweise  des  p-Phenetidins 
haben  die  Höchster  Farbwerke,  vorm.  Meister,  Lucius  &Brü- 
ning  sich  patentiren  lassen:  dieselbe  beruht  auf  der  Vereinigung 
von  Amidophenolen  mit  Benzaldehyd  und  Aetherificirung  der  ent- 
stehenden Benzylidenverbindung.  Man  versetzt  14,ö  Th.  salz- 
sauren p-Amidophenols,  welche  in  100  Th.  Wasser  gelöst  sind,  mit 
13,6  Th.  krystallisirten  Natriumacetats  und  10,6  Th.  Benzaldehyd 
unter  starkem  Rühren.  Es  beginnt  sofort  die  Ausscheidung  der 
Benzylidenverbindung  des  p-Amidophenols.  Da  die  hierbei  mit- 
entstehende freie  Essigsäure  diese  Verbindung,  wenn  auch  nur 
in  geringerem  Maasse  löst,  neutralisirt  man  die  freie  Säure  zweck* 
massig  nach  einiger  Zeit  mit  Natron  und  filtrirt  nach  etwa  ein- 
stündigem Rühren  die  Benzylidenverbindung  ab.  Zur  Aethylirung 
derselben  werden  12  Th.  mit  10  Th.  95  %  ig.  Alkohols ,  6,8  Th. 
Natronlange  (von  35,6%  Na  OH)  in  einem  Autoklaven  3  Stunden 
lang  auf  100^  erhitzt.  Die  Aetnylirung  erfolgt  leicht  und  voll- 
ständig. Die  äthylirte  Verbindung  krystallisirt  nach  Erkalten  de& 
Bombeninhalts  in  schönen,  derben ^  gelblichen  Prismen  aus.  Sie 
ist  in  Wasser  unlöslich,  leicht  in  warmem  Alkohol,  Eisessig,  sehr 
leicht  löslich  in  Aether  und  Benzol.  Durch  Mineralsäuren  wird 
die  Verbindung  sofort  zersetzt  in  Benzaldehyd  und  Phenetidin. 
Man  unterwirft  die  mit  Säuren  zersetzte  Verbindung  der  Destil- 
lation mit  Waserdampf.  Benzaldehyd  geht  mit  dem  Dampf  über. 
Aus  der  rückständigen  salzsauren  oder  schwefelsauren  Lösung 
wird  nach  der  Filtration  das  Paraphenetidin  durch  Krystalli- 
siren  des  salzsauren  bezw.  schwefelsauren  Salzes  oder  nach  Zu- 
satz von  Natron  durch  Ausschütteln  mit  Aether  oder  Benzol  ge- 
wonnen. 

Salicyläldehyd  -p  -  Phenetidin  (Mcdakin),  Das  Malakin, 
CeH4(0C2H6)N  =  CH(C6H4)OH,  ist  dem  Phenacetin  (Acet-Para- 

1)  Pharm.  Centralh.  1898,  67. 


382    Organische  Yerbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

Phenetidin)  nahe  verwandt,  es  ist  Salicylaldehyd-Paraphenetidin, 
aus  welchen  beiden  Stoffen  es  durch  Gondensation  entsteht.  Das 
Malakin,  welches  also  nicht,  wie  von  anderer  Seite  angegeben, 
identisch  ist  mit  Saliphen,  d.  i.  Salicyl-Phenetidin ,  bildet  kleine, 
hellgelbe  feine Nädelchen,  die  bei 92^  schmelzen;  es  ist  in  Wasser 
unlöslich 9  schwer  löslich  in  kaltem,  ziemlich  leicht  in  heissem 
Alkohol.  In  kohlensauren  Alkalien  ist  es  unlöslich,  es  löst  sich 
aber  mit  gelber  Farbe  in  Natronlauge;  schwache  Äfineralsäuren 
(z.  B.  0,3  ^/oige  Salzsäure)  zersetzen  es  unter  Bildung  vonSalicyl- 
aldehyd  und  Para-Pbenetidin.  Bei  dem  Einnehmen  von  Malakin 
ist  bereits  nach  20  Minuten  die  Salicylreaction  im  Harn  zu 
fähren.    Das  Malakin  enthält  ungefähr  50  o/q  Salicylaldehyd.  ^) 

Jaquet*)  empfiehlt  das  Malakin  als  Antirheumaticum,  Anti- 
neuralgicum  und  langsam  und  milde  wirkendes  Antipyreticum. 

Dulcin  (p'Phenetolcarbamid.)  wurde  zuerst  von  Berlinerblau 
durch  Erhitzen  von  salzsaurem  p-Phenetidin  und  Kaliumcyanat  ge- 
wonnen. Nach  einem  neueren  von  Berlinerblau  entnommenen  Pa- 
tente lässt  man  zwecks  Darstellung  des  Körpers  1  Mol.  Kohlen- 
oxychlorid  auf  2  Mol.  p-Phenetidin  einwirken  und  bringt  das 
entstandene  chlorhaltige  Zwischenproductmit  Ammoniak  zusammen, 
worauf  eine  Auswechselung  des  Chloratoms  gegen  Amid  erfolgt. 
H.  Thoms^)  ist  nun  auf  einem  anderen  und  vortheilhafteren 
Wege  zu  p-Phenetolcarbamid  gelangt.  Fleischer  hat  zuerst  nach- 
gewiesen, dass  gewöhnlicher  Harnstoff  mit  Anilin  in  der  Hitze  in 
der  Weise  reagirt,  dass  unter  Ammoniakabspaltung  Monophenyl- 
hamstoff  gebildet  wird.    Es  war  zu  erwarten,  dass  sich  auch  das 

E -Phenetidin  gegenüber  dem  Harnstoff  in  analoger  Weise  ver- 
alten  würde.  Thoms  fand  diese  Voraussetzung  bestätigt.  Wur- 
den äquimolekulare  Mengen  von  p-Phenetidin  und  Harnstoff  bei 
160^  einige  Stunden  lang  erhitzt,  so  erfolgte  unter  Ammoniak- 
abspaltung  die  Bildung  von  p-Phenetolcarbamid.  An  Stelle  des 
freien  Phenetidins  kann  man  auch  das  salzsaure  Salz  verwenden 
und  dieses  mit  der  äquimolecularen  Menge  Harnstoff  zusammen- 
schmelzen, um  p-Phenetolcarbamid  zu  erhalten.  Als  Nebenproduct 
entsteht  hierbei  Ammoniumchlorid.  Auch  beim  Kochen  der  wäss- 
rigen  Lösungen  von  salzsaurem  Phenetidin  und  Harnstoff  wird 
p-Phenetolcarbamid  gebildet.  Aber  selbst  bei  Verwendung  eines 
Ueberschusses  an  Harnstoff  lässt  sich  bei  diesen  Reactionen  die 
nebenhergehende  Bildung  des  Disubstitutionsproductes ,  des  Di- 
paraphenetolharnstoffs,  nicht  vermeiden.  Dieser  Körper  wurde 
früher  von  Thoms  auf  anderem  Wege  erhalten  (s.  Jahresber.  1892, 
407).  Das  Diparaphenetolcarbamid  ist  ein  in  Wasser  unlöslicher, 
in  Alkohol  schwer  löslicher,  bei  224°  schmelzender  Körper^  welcher 
im  Gegensatz  zum  Monosubstitutionsproduct  nicht  süss  schmeckt. 
Dieses  Diparaphenetolcarbamid  lässt  sich  aber,   wie  Thoms  fand, 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  607  n.  513;  Pharm.  Ztg,  1893.  704.  2)  Gor- 

.resp.-Bl.  f.  Schweiz.  Aerzte  1893,  609.         3)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  183. 


Phenole  und  Substitate  derselben.  383 

nahezu  quantitativ  in  das  p-Phenetolcarbamid  überfuhren,  wenn 
man  äquimoleculare  Mengen  jenes  und  gewöhnlichen  Harnstoffs 
im  Autoklaven  einigen  Stunden  lang  bei  160^  erhitzt.  Es  findet 
zufolge  dieser  Reaction  gleichsam  ein  Ausgleich  des  einen  Phene- 
tidinrestes  gegen  eine  Amidgruppe  statt  Thoms  versuchte  nun 
femer,  auch  andere  Derivate  der  Kohlensäure  in  Reaction  treten 
zu  lassen,  und  stellte  fest,  dass  sowohl  carbaminsaures  Ammonium, 
wie  kohlensaures  Ammonium  mitDiparaphenetolcarbamid  im  Auto- 
cia ven  bei  160°  erhitzt  p-Phenetolcarbamid  lieferten.  Verwendet 
man  gleiche  Moleküle  der  betreffenden  Körper,  so  spalten  sich 
in  ersterem  Falle  1  Mol.  Wasser,  in  letzterem  2  Mol.  Wasser  ab. 
Die  Ausbeuten  an  p-Phenetolcarbamid  bei  diesen  Verfahren  sind 
aber  nur  sehr  massige,  was  darin  seinen  Grund  hat,  dass,  wie 
Thoms  experimentell  nachweisen  konnte,  das  sich  abspaltende 
Wasser  unter  Druck  auch  zerlegend  auf  das  Diparaphenetolcarb- 
amid  einwirkt,  indem  dasselbe  unter  Entwickelung  von  Kohlen- 
säure in  p-Phenetidin  zurückverwandelt  wird.  In  gleicher  Weise 
erleidet  auch  das  Monosubstitutionsproduct,  das  Dulcin,  durch 
Wasser  unter  Druck  eine  Zerlegung,  indem  hierbei  neben  p-Phe- 
netidin  saures  Ammoniumcarbonat  gebildet  wird.  —  Thoms  be- 
schreibt das  p-Phenetolcarbamid,  welches  seiner  hervorragenden 
Süssigkeit  wegen  den  Namen  Dulcin  erhalten  hat  —  die  Süss- 
kraft  beträgt  mit  der  des  Rohrzuckers  verglichen  nach  Zuntz 
1 :  200  —  als  farblose  Nadeln,  die  bei  173—174''  schmelzen.  Der 
von  Berlinerblau  für  das  p-Phenetolcarbamid  angegebene  Schmelz- 
punct  160°  ist  unrichtig.  Das  Dulcin  löst  sich  bei  15^  wie 
1  :  800  in  Wasser  und  wird  von  50  Th.  kochendem  Wasser  auf- 
genommen. In  Alkohol  von  90  %  ist  es  1 :  25  löslich.  Erhitzt 
man  Dulcin  über  seinen  Schmelzpunct ,  so  wird  es  unter  Aus- 
stossung  ammoniakalischer  Dämpfe  in  Diparaphenetolcarbamid 
übergemhrt.  Als  Kriterien  der  Reinheit  kommen  für  das  Dulcin 
die  Farblosigkeit  der  Krystalle,  der  Schmelzpunct  und  die  Eigen- 
schaft, sich  in  kalter  conc.  Schwefelsäure  farblos  zu  lösen,  in  Be- 
tracht. Dulcin  in  Krystallen  und  Pulver,  und  Dulcintabletten 
(0,025  Gramm  Dulcin  enthaltend),  die  für  Diabetiker  mit  Mannit 
als  Verdünnungsmittel  versetzt  werden,  bringt  die  Firma  J.  D. 
Riedel  in  den  Handel,  welche  das  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Dulcin  in  Deutschland  zum  Patent  angemeldet  und  in  einigen 
lÄndem  bereits  patentirt  erhalten  hat. 

Thoms  hat  bereits  früher  nachgewiesen,  dass  beim  Er- 
hitzen von  Diparaphenetolcarbamid  mit  Harnstoff  oder  carbamin- 
saurem  Ammonium  oder  kohlensaurem  Ammonium  im  Autoklaven 
bei  160''  Dulcin  im  Sinne  folgender  Gleichung  gebildet  wird: 

CoxNHCeH^OCtHö.po^NH, 
^^NHCeH40CH6  "*"^"^NH, 
—  o  nn^'NHCjHiOCjHs 


384    Organische  Yerbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

Diese  Reaction  wurde  Ton  ihm  in  der  Weise  erklärt,  dass 
bei  der  Einwirkung  beider  ähnlich  constituirter  Körper  eine  Aus- 
wechslung analoger  Atomcomplexe  zwecks  Herstellung  eines  Gleich- 
gewichtsznstandes stattfände.  Demnach  erschien  es  nicht  un- 
möglich, noch  eine  andere  Deutung  des  erwähnten  chemischen  Vor- 
ganges zu  formuliren.  Während  bei  gleichzeitiger  Einwirkung 
von  Ammoniak  und  Kohlensäure  auf  Dlparapbenetolcarbamid 
Dulcin  entsteht,  war  es  wahrscheinlich,  dass  auch  Ammoniak  allein 
unter  geeigneten  Bedingungen  das  Disubstitutionsproduct  zersetzen 
würde : 

no<-NHC8HiOC8H6    ,   jjg 

=  CO<SS^«^0^^  +  CeH4(0C,H6)NH, 

Und  in  derThat  haben  erneute  von  H.  Thoms^)  angestellte  Ver- 
suche diese  Annahme  bestätigt.  Bringt  man  ein  Gemisch  von 
Diparaphenetolcarbamid ,  Ammoniumchlorid  und  trockenem  Cal- 
ciumoxyd  (in  starkem  Ueberschuss)  in  ein  Rohr,  schmilzt  dieses 
zu  und  erhitzt  es  während  4  Stunden  auf  170  ^  kocht  nach  dem 
Erkälten  den  Rückstand  mit  Wasser  aus,  so  krystallisirt  aus  dem 
Filtrat  unter  Abscheidung  von  Phenetidin  Dulcin  heraus.  Es  war 
somit  gezeigt  worden,  dass  Ammoniak  eine  Phenetidingruppe  ab- 
zuspalten yermag,  uud  man  kann  daher  die  zwischen  Dipara- 
phenetolcarbamid und  Harnstoff  sich  vollziehende  Umsetzung  auch 
in  folgender  Weise  erklären:  Harnstoff  erleidet  beim  Erhitzen  auf 
160^  eine  Zersetzung  in  Gyanursäure  und  Ammoniak,  und  letz- 
teres vermag  das  Diparaphenetolcarbamid  in  Dulcin  und  Phene- 
tidin zu  zerlegen.  Wenn  nun  nachgewiesen  werden  könnte,  dass 
Gyanursäure  mit  Diparaphenetolcarbamid  oder  Phenetidin  bei 
höherer  Temperatur  und  höherem  Druck  gleichfalls  reagirte,  dann 
wäre  noch  eine  andere  Deutung  für  die  Duicinbildung  aus  dem 
Disubstitutionsproduct  und  Harnstoff  gefunden.  Wie  Versuche  aber 
lehrten,  wirkt  Gyanursäure  weder  auf  Diparaphenetolcarbamid 
noch  auf  Phenetidin  unter  den  gegebenen  Bedingungen  ein.  Die 
beim  Erhitzen  von  Diparaphenetolcarbamid  und  Harnstoff  er- 
haltenen guten  Ausbeuten  an  Dulcin  machen  es  daher  wenig 
wahrscheinlich,  dass  nur  das  abgespaltene  Ammoniak  sich  hieran 
betheiligt,  sondern  sprechen  vielmehr  zu  Gunsten  der  von  Thoms 
geäusserten  Ansicht,  dass  eine  Auswechslung  analoger  Atom- 
complexe bei  dieser  Reaction  stattfindet.  Doch  hält  Thoms  diese 
Ansicht  auch  jetzt  noch  nicht  für  eine  endgültig  erwiesene,  son- 
dern wird  versuchen,  diese  Verhältnisse  durch  neue  Versuche 
klar  zu  stellen.  Des  Weiteren  berichtete  Thoms  über  das  Ver- 
halten des  Dulcins  beim  Erhitzen  für  sich  und  mit  Lösungsmitteln. 
Die  Feststellung  dieses  Verhaltens  war  besonders  aus  dem  Grunde 
wichtig,  weil  dadurch  die  Frage  entschieden  wurde,  ob  sich  mit 
Dulcin  versetzte  wässrige  oder  alkoholische,  zum  Genuss  bestimmte 

1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1893,  205. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  385 

Flässigkeiten  kochen  lassen,  ohne  dass  die  Sässkraft  eine  Ein- 
schränkung erleidet.  Es  hat  sich  nun  herausgestellt,  dass  beim 
Kochen  des  Dulcins  mit  Wasser  thatsächlich  eine  theilweise  Spal- 
tung desselben  erfolgt.  Kocht  man  2  g  Dulcin  mit  120  g  destilUr- 
tem  Wasser  am  Rückflusskühler,  so  beginnt  schon  nach  10 — 15  Min. 
die  Flüssigkeit  sich  zu  trüben.  Die  Trübung  nimmt  schnell  zu,  und 
es  scheidet  sich  ein  weisser,  unlöslicher  Körper  ab,  der  als  Di- 
paraphenetolcarbamid  charakterisirt  werden  konnte.  Nach  12  stün- 
digem Kochen  wurden  0,55  g  =  27,5  o/o  dieses  Körpers  erhalten, 
während  im  Filtrat  Ammoniumcarbonat  nachgewiesen  werden 
konnte.  Es  wurde  bei  Ausfuhrung  dieses  Versuches  die  Beob- 
achtung gemacht,  dass  die  Hauptmenge  des  Diparaphenetolcarb- 
amids  schon  innerhalb  der  ersten  Stunde  des  Kochens  gebildet 
war.  Die  weitere  Zersetzung  wurde  in  dem  Grade  verlangsamt, 
als  sich  Ammoniumcarbonat  bildete.  Giebt  man  gleich  vom  An- 
fange an  Ammoniumcarbonat  zur  Flüssigkeit,  so  tritt  die  Zer- 
setzung des  Dulcins  beim  Kochen  mit  Wasser  erst  nach  längerer 
Zeit  ein.  Andere  Ammoniumsalze,  wie  z.  B.  Ammoniumchlorid, 
sind  ohne  Einwirkung  auf  die  Zersetzung  des  Dulcins.  Dieses 
eigenthümliche  Verhalten  des  Ammoniumcarbonats  kann  praktisch 
nutzbar  gemacht  werden,  wenn  es  darauf  ankommt,  mit  Dulcin 
yersüsste  Flüssigkeiten  längere  Zeit  zu  erhitzen.  Um  einer  Zer- 
setzung des  Dulcins  Yorzubeugen,  kann  man  dann  eine  kleine* 
Menge  Ammoniumcarbonat  zugeben,  welche  von  irgend  einem 
nachtheiligen  Einfluss  kaum  sein  dürfte.  Erwähnenswerth  ist  es 
auch,  dass  die  Löslichkeit  des  Dulcins  in  Flüssigkeiten ,  die  Am- 
moniumcarbonat enthalten,  eine  grössere  ist,  als  bei  Abwesenheit 
desselben.  Die  zersetzungshemmende  Eigenschaft  des  Ammonium- 
carbonats gegenüber  dem  Dulcin  ist  natürlich  keine  absolute. 
Werden  2  g  Dulcin,  2  g  Ammoniumcarbonat  und  6  g  Wasser  in 
einem  zugeschmolzenen  Kohre  4  Stunden  lang  auf  160^  erhitzt,  so 
spaltet  sich  das  Dulcin  vollständig.  Auch  Alkohol  übt  einen  re- 
tardirenden  Einfluss  auf  Dulcin  aus.  Wird  Dulcin  mit  25  ^/oig. 
Alkohol  gekocht,  so  beginnt  erst  nach  2 stündigem  Kochen  eine 
Zersetzung  sich  bemerkbar  zu  machen.  10  ^/oiger  Alkohol  ver- 
mag beim  Kochen  mit  Dulcin  die  theilweise  Zersetzung  desselben 
während  40  Minuten  aufzuhalten.  Thoms  nennt  das  Diparaphene- 
tolcarbamid  die  stabile,  das  Monoparaphenetolcarbamid  die  labile 
Form  des  substituirten  Harnstoffes  und  behält  sich  vor,  auch 
andere  substituirte  Harnstoffe  in  ähnlicher  Richtung  zu  unter- 
suchen. 

lieber  die  physiologische  Wirkung  des  Dulcins  auf  den  Thier^ 
körper  hat  J.  Stahl  ^)  Versuche  angestellt.  Auf  Grund  seiner 
Untersuchungen  gelangt  Stahl  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  Dulcin, 
auch  bei  fortgesetzten,  recht  beträchtlichen  Gaben,  irgend  welche 
Schädigungen  in  dem  thierischen  Organismus  nicht  hervorruft. 
Erst  bei  sehr  grossen,  in  praxi  nicht  zur  Anwendung  kommenden 

1)  Ber.  der  pharm.  Ges.  1893,  141. 

Phtnaaeentuelior  JahiMberieht  f.  1893.  25 


386    Organische  Verbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoffkette. 

Gaben  treten  störende,  jedoch  bei  Aussetzung  weiterer  Gaben 
bald  wieder  verschwindende  Nebenerscheinungen  auf.  —  Zu  ähn- 
lichen Resultaten  ist  übrigens  auch  Kossei  gelangt,  der  über  seine 
an  Hunden  und  Kaninchen  vorgenommenen  Fütterungsversuche  mit 
Dulcin  in  der  Physiologischen  Gesellschaft  zu  Berlin  am  7.  April 
1893  berichtete.  Dosen  bis  zu  2  g  wurden  von  Kaninchen  von 
1800  bis  2000  g  Körpergewicht  gut  vertragen,  ebenso  von  Hunden 
Dosen  bis  zu  einer  Menge  von  0,1  g  pro  Kilo  Körpergewicht  auch 
bei  wiederholter  Einführung.  Grössere  einmalige  Gaben  von  4  g 
und  10  g  Dulcin  riefen  nach  Kossei  bei  Hunden  Symptome  des 
Uebelbefindens  hervor,  die  jedoch  bald  wieder  schwanden.  Fort- 
gesetzte Gaben  von  2  g,  später  4  g  täglich,  bewirkten  Verfall 
bei  den  Thieren,  der  bei  weiterer  Einführung  des  Dulcins  zum 
Tode  geführt  haben  würde.  Nach  Einstellung  weiterer  Gaben  er- 
holten sich  die  Thiere  ziemlich  schnell.  Hierbei  ist,  wie  Kossei 
ausfuhrt,  zu  bedenken,  dass  2  g  Dulcin  400  g  Zucker  entsprechen, 
und  dass  bei  abnorm  hohen  Gaben  wohl  kein  Genussmittel  ohne 
Schädigung  ertragen  wird.  —  Auch  Pas chkis  (Therap.  Bl.  1893, 
No.  8)  fand,  dass  Kaninchen  und  Hunde  1  g  pro  die  ohne  Schaden 
ertrugen.  —  Ewald  hat  Einführungen  des  Dulcins  in  den  mensch- 
lichen Organismus  vorgenommen.  Störende  Nebenwirkungen  wur- 
den nicht  beobachtet.  Es  wurden  Mengen  bis  zu  1,5  g  Dulcin 
pro  die  genommen.  Im  Gegensatz  zum  Saccharin,  das  bei  fort- 
gesetzter Eingabe  wegen  seines  „künstlich  süssen"  Geschmackes 
von  den  Patienten  nur  ungern  auf  die  Dauer  genommen  wird, 
ist  das  Dulcin  bisher  gut  vertragen  und  seines  rein  süssen  Ge- 
schmackes wegen  stets  gern  genommen  worden. 

Valzine  ist  nichts  Anderes  als  Dulcin.  ^) 

Ueber  den  Nachweis  des  Dulcins  s.  Nahrungs-  und  Genuss- 
mittel. 

Verfahren  zur  Darstellung  von  Lactylderivaten  des  MethyU 
anüinSj  AethylaniUns,  p-Änisidins  und  p  -  Fkenetidins.  D.  R.-P. 
No.  70250,  chemische  Fabrik  von  Goidenberg,  Geromont 
&  Co.  in  Winkel.  Die  Basen  werden  mit  Milchsäureestem,  Milch- 
säureanhydrid oder  mit  Lactid,  oder  die  milchsauren  Salze  der 
Basen  werden  auf  eine  Temperatur  zwischen  130 — 180®  erhitzt; 
die  erhaltenen  Schmelzen  werden  nach  eventueller  Entfernung  von 
unveränderten  Basen  mittels  Wasserdampfs  mit  Thierkohle  gereinigt. 
Die Lactylderivate sind  krystallisirende  Verbindungen,  in  den  üblichen 
Lösungsmitteln  leicht  löslich  und  zeichnen  sich  durch  hervorragende 
antipyretische  Eigenschaften  aus. 

Darstellung  von  Acetylr  und  Propionylverbindungen  der  p- 
Oxyphenylureikane  oder  deren  Aether.  D.  R.-P.  69328  für  E, 
Merck  in  Darmstadt.  Genannte  Verbindungen  sollen  sich  durch 
stark  antipyretische  und  analgetische  Wirkungen  auszeichnen. 
Die  Darstellung  der  Acetylverbindungen  geschieht  durch  Acetyli- 
rung  der  entsprechenden  p-Oxyphenylurethane  bez.  deren  Aether, 

1)  Pharm.  Ztg.  1898,  474. 


Phenole  nnd  Sabstitute  derselben.  387 

welche  erhältlich  sind  durch  Einwirkung  yon  Ghlorkohlensäure- 
alkylester  auf  p-Amidophenol,  bezw  dessen  Aether.  Benutzt  man 
an  Stelle  der  Essigsäure,  des  Essigsäureanhydrids  oder  Acetvl- 
chlorids  die  Propionsäure,  das  Propionsäureanhydrid  oder  aas 
Propionylchlorid,  so  erhalt  man  die  entsprechenden  Propionyl- 
verbindungen. 

Die  letzteren  sowohl  wie  die  Acetylverbindungen  sind  wohl 
charakterisirte ,  gut  krystallisirende  Körper,  welche  in  kaltem 
Wasser  schwer  löslich  sind.  Schon  0,5  g  dieser  Verbindungen 
genügen,  um  die  Fiebertemperatur  um  3  bis  4°  herabzusetzen. 

Sedatin  ist  ein  neues  patentirtes  Sedativum,  und  zwar  p-  Va- 
lerylamidophenetol.  Zur  Darstellung  lässt  man  Paraamidophenetol 
und  Valeriansäure,  Yalerylchlorid  oder  Valeriansäureanhydrid  oder 
auch  Paraamidophenetolchlorhydrat  und  Natriumvalerianat  auf  ein- 
ander einwirken;  das  Sedatin  ist  ein  in  feinen  Nadeln  krystalli- 
sirender  Körper  vom  Siedepunct  350 — 360°,  der  in  Benzin  wenig 
löslich,  in  Aether,  Chloroform,  Aceton  sehr  wenig  löslich,  in  heissem 
Aethyl-  und  Methylalkohol  löslich,  in  kaltem  weniger  löslich  ist. 
(Der  Name  „Sedatin**  ist  früher  schon  einmal  als  Synonym  für 
Antipyrin  benutzt  worden.)  ^) 

Darstellung  von  p-Aethoxmhenylhydrazin  und  p-Aethoxyhydra'- 
ceHn.  D.  R.-P.  68719  für  J.  D.  Riedel  in  BerUn.  Das  Ver- 
fahren besteht  darin,  dass  man  p-äthoxyphenylhydrazinsulfonsaure 
Salze  aus  ihren  Lösungen  durch  Kochsalz  fällt  und  darauf  mit 
alkoholischer  Salzsäure  fällt.  Aus  dem  so  gewonnenen  Ghlor- 
hydrat  des  p-Aethoxyphenylhydrazins  gelangt  man  zum  p-Aethoxy- 
hydracetin,  indem  man  entweder  durch  Fällen  mittels  Alkali, 
Natriumacetat  u.  s.  w.  das  freie  Hydrazin  darstellt  und  dieses 
mit  Eisessig  digerirt,  oder  indem  man  direct  das  salzsaure  Salz  unter 
Zufugung  der  erforderlichen  Menge  Natriumacetat  mit  Eisessig 
behandelt.  Das  p-Aethoxyhydracetin  bildet,  aus  Alkohol  krystal- 
lisirt,  farblose,  bei  etwa  140°  schmelzende  Prismen  und  soll  als 
Antipyreticum  Verwendung  finden. 

Darstellung  von  Para-Methoxyphenylhydrazin  und  Para-Me- 
thoxyhydracetin.  D.  R.-P.  No.  70459  für  J.  D.  Riedel  in  Berlin. 
(Zusatz  zum  Patente  No.  68719).  An  Stelle  der  p-äthoxyphenyl- 
hydrazinsulfonsauren  Salze  in  dem  Verfahren  des  Hauptpatentes 
werden  die  entsprechenden  Methoxyverbindungen  (aus  p-Amido- 
anisol  in  üblicher  Weise  gewonnen)  aus  ihren  Lösungen  durch 
Mineralsalze  gefällt  und  darauf  mit  alkoholischer  Salzsäure  be- 
handelt   Das  p-Methozyphenylhydrazin 

krystallisirt  in  farblosen  bis  gelblichen  Prismen  vom  Schmelzpunot 
65^  G.  Die  daraus  in  bekannter  Weise  gewonnene  Acetylverbin- 
dung,  das  p-Methoxyhydracetin : 


1)  Randsch.  1898,  497. 

25 


388    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

P  TT  ^NH.NHCOCHs   (4) 

krystallisirt    in    farblosen  Nadeln   oder   Blättchen    oder   dicken 
Prismen  yom  Schmelzpunct  133,5^  G. 

Aromatische  Guanidine,    beziehentlich  Abkömmlinge  solcher, 
und  zwar  das  Diparaphenetylguanidin 

/NHCßH^OCsHö 
C(=NH 

NNHCßHiOCiHe 
und  das  Diparaanisolguanidin 

/NHCeH^OCHs 
Cf=NH 
\NHC6H4OCH3 
hat  W.  KinzeP)  dargestellt.     Das  Diparaphenetylguanidin  kry- 
stallisirt  in  glasglänzenden   farblosen  >iadeln    vom  Schmelzpunct 
122,5°,  das  Diparaanisolguanidin   in  zarten  prismatischen  Nadeln 
vom  Schmelzpunct  153,5  ^.    Die  Körper  sind  sehr  schwer  in  Wasser 
löslich  und  besitzen,   besonders  auch   die  löslichen  Salze,   einen 
sehr  bitteren  Geschmack.     Von  Alkohol  werden  die  freien  Basen 
sehr  leicht  aufgenommen,    von  Aether  schwer.     Man   erhält  die 
Körper  durch  Entschwefeln  des  fein  zerriebenen  Diparaphenetyl- 
thioharnstoffs,  beziehentlich  des  Diparaanisolthioharnstoffs  in  einer 
alkoholisch-ammoniakalischen  Vertheilung  mittels   frisch  gefällten 
Quecksilberoxyds. 

Die  Darstellung  von  Diparaphenetylguanidin  ^  sowie  seines 
Benzolderivates  ist  J.  D.  Riedel  in  Berlin  patentirt  worden 
(D.  R.-P.  66550).  Diphenetylthioharnstoff,  aus  para-Amidophenol 
und  Schwefelkohlenstoff  dargestellt,  wird  in  alkoholischer  Lösung 
in  Gegenwart  von  Ammoniak  mittels  frisch  gefällten  Bleihydroxydes 
oder  Quecksilberoxydes  entschwefelt.  Das  Diparaphenetylguanidin 
schmilzt  bei  122,5°  und  löst  sich  in  ca.  100  Th.  heissen  Wassers 
und  in  2  Th.  Alkohol.  Das  Sulfat  schmilzt  bei  203^,  das  Gold- 
doppelsalz bei  144 — 144,5°  und  das  Platindoppelsalz  bei  209 — 210^ 
Durch  Acetylisirung  erhält  man  das  Monoacetvldiparaphenetyl- 
guanidin  (Schmelzp.  165^)  und  durch  Benzoyiirung  das  ent- 
sprechende Benzoylproduct  (Schmelzp.  184°).  Das  Diparaphene- 
tylguanidin sowie  sein  Benzoylderivat  sind  für  medicinische  An- 
wendung bestimmt. 

Äcetylrp-oxyphenylurethan  (Neurodin)^   C6Hi<2Sri^nfn  rr 

empfiehlt  v.  Mering  ')  als  Antineuralgicum.  Dasselbe  bildet  farb- 
und  geruchlose  Krystalle,  welche  in  1400  Th.  kalten  Wassers,  in 
140  TL  heissen  Wassers  löslich  sind  und  bei  87°  schmelzen. 
Dasselbe  setzt  in  Gaben  zu  0,5  die  Temperatur  durchschnittlich 
um  2,5 — 3°  G.  herab.    Zur  antineuralgischen  Wirkung  sind  Gaben 

1)  Ber.  d.  pharm.  Gee.  1893,  14;  Pharm.  Ztg.  1898,  24.  2)  Therap. 
Monatsh.  1893,  No.  12. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  389 

Yon  durchschnittlich  1  g  erforderlich.  Störende  Nebenwirkungen 
traten  nicht  ein.  —  Nachdem  sich  Neurodin  als  Antineuralgicum 
bewährt,  dem  nebenbei  prompte,  zuweilen  aber  etwas  schroffe 
antipyretische  Wirkung  zukommt,  wurde  p-Oxypheiwlurethan  in 
der  Weise  chemisch  yerändert,  dass  der  Wasserston  in  der  Hy- 
droxylgruppe durch  Aethyl  ersetzt  wurde.  Das  hierbei  ent- 
stehende rroduct,  p-Aethoxyphenylurethan,  wurde,  da  es 
in  einigen  fieberhaften  Krankheitsfallen  die  Temperatur  sicher 
herabsetzte,  sich  aber  nicht  ganz  frei  von  störenden  Nebenwir- 
kungen zeigte,  acetylirt     Der  auf  diese  Weise  erhaltene  Körper 

besitzt  die  Zusammensetzung  CeH4<iJptrp„     000  C«H  •   ^  ^®* 

somit  AcHyUAethoxyphmyUarhamimäureäthyUster  und  wird  yon 
V.  Mering  seiner  müden  fieberwidrigen  Wirkung  wegen  Thermo- 
din genannt.  Es  besteht  aus  weissen  Nadeln,  welche  geruch-  und 
geschmacklos  sind,  bei  86 — 88°  schmelzen  und  sich  in  450  Th.  Wasser 
yon  20"^  G.  lösen.  Verf.  bezeichnet  es  als  das  beste  Fiebermittel 
der  bisher  dargestellten  Amidophenolderiyate ;  in  allen  den  zahl- 
reichen Fällen  seiner  Anwendung  traten  Temperaturherabsetzun- 
gen yon  2,0 — ^2,5°  ein,  bei  Dosen  yon  0,5  g.  üebele  Neben- 
wirkungen wurden  auch  hier  nicht  bemerkt.  Bei  Phthisikem  und 
Kindern  setzt  man  die  Dosis  zweckmässig  auf  0,3  g  herab. 

Cresölum  purum  liquefactum  bringt  die  chemische  Fabrik 
yon  H.  Nördlinger^)  in  Bockenheim  in  den  Handel.  Nörd- 
linger  bezeichnet  sein  Präparat  auch  als  Gresolhydrat  und  giebt 
ihm  die  Formel  ü^  H«  .  GHs  .OH  +  Hs  0 ;  daraus  ist  wohl  zu  ent- 
nehmen, dass  das  Präparat  ein  seiner  Lösungsfähigkeit  entsprechen- 
des Maximum  yon  Wasser  gelöst  enthält.  Wie  Versuche  zeigten, 
ist  eine  2,5  ^oige  wässrige  Lösung  durch  einfaches  Schütteln  leicht 
herzustellen.  Der  Preis  des  Gresolum  purum  liquef.  ist  ungefähr 
der  dreifache  der  Garbolsäure.  Angesichts  des  Umstandes,  dass 
Gresol  nach  Gruber  dreimal  so  kräftig  antiseptisch  wie  Garbol- 
säure wirkt,  so  dass  man  nur  1  o/o  ige  Lösungen  dayon  braucht, 
würde  sich  das  Gresol  im  Verbrauch  eben  so  theuer  wie  Garbol- 
säure stellen. 

TricresoL  Mit  diesem  Namen  belegt  die  chemische  Fa- 
brik auf  Actien«)  (yorm.  K  Schering)  in  Berlin  das  yon 
Verunreinigungen  befreite  natürliche  Gresolgemisch  aus  Stein- 
kohlentheeröl.  Die  genannte  Firma  hat  gefunden,  dass  die  schein- 
bare Schwerlöslichkeit  des  Rohcresols  in  Wasser  nur  durch  Gegen- 
wart yon  Verunreinigungen  bedingt  ist,  denn  das  yon  denselben 
befreite  Tricresol  ist  in  grösserem  Verhältniss  in  Wasser  löslich, 
als  es  für  chirurgische  Zwecke  nöthig  ist,  da  in  der  chirurgischen 
Praxis  0,5  bis  1,0  ^/o  ige  Lösungen  angewendet  werden.  Aus  diesem 
Grunde  bedarf  das  Tricresol  auch  nicht  des  Zusatzes  eines  Lö- 
sungsmittels, wie  es  in  allen  Gresolpräparaten  des  Handels  yor- 

1)  Pharm.  Centralh.  1898,  756.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  722. 


390    Organische  Yerbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

handen  ist.  Nach  Schulze  ist  das  durchschnittliche  Verhältniss 
der  drei  Isomeren  im  Cresol  folgendes:  m-Cresol  «=  40,  o-Cresol 
s=  35>  p-Cresol  *»  25  Vo.  —  Das  Tricresol,  das  Gemisch  dieser 
drei  isomeren  Cresole,  ist  eine  wasserhelle,  klare  Flüssigkeit  von 
angenehmem  creosotähnlichem  Gerüche;  das  specifische  Gewicht 
beträgt  1,042  bis  1,049  bei  20^  und  das  Sieden  erfolgt  zwischen 
den  Graden  185  bis  205.  In  Wasser  löst  sich  Tricresol  zu  2,2 
bis  2,55  <^/o  zu  einer  neutral reagirenden Flüssigkeit;  wird  1  cc  Tri- 
cresol mit  2,5  cc  Natronlauge  versetzt  und  50  cc  Wasser  hinzu- 
gefügt, so  erhält  man  eine  klare  wasserhelle  Flüssigkeit.  Fränkel 
und  Gruber  stellten  fest,  dass  eine  1  ^/oige  wässrige  Lösung 
des  Tricresols  einer  3  o/^ig.  wässerigen  Phenollösung  an  Desinfec- 
tionswerth  gleichkommt.  Die  wässrigen  TricresoUösungen  bleiben 
klar ,  sie  greifen  die  Instrumente  nicht  an  und  machen  die  Hände 
des  Operateurs  nicht  schlüpfrig  wie  das  Lysol  und  nicht  taub 
wie  Pheuollösungen. 

Die  ständige  Commission^)  zur  Bearbeitung  des  Deutschen 
Arzneibuches  hat  in  den  Nachtrage  zu  demselben  die  Artikel 
Cresdum  crudum  (Rohes  Cresol)  und  Liquor  Cresöli  saponatus  in 
folgender  Fassung  aufgenommen: 

CrMohtm  erudum. 
Bohes  Cresol. 
„Gelbliche  bis  gelbbraune,   klare,    brenzlich   riechende  neutrale,    in 
Wasser  nicht  völlig,    leicht  in  Weingeist  und  Aether  lösliche  Flüssigkeit, 
schwerer  als  Wasser. 

Werden  10  cc  rohes  Cresol  mit  &0  cc  Natronlauge  und  60  cc  Wasser 
in  einem  200  cc  fassenden  Messcylinder  mit  Stöpsel  geschüttelt,  so  sollen 
nach  längerem  Stehen  nur  wenige  Flocken  sich  abscheiden.  Nach  nun- 
mehrigem Zusats  von  80  cc  Salzsäure  und  10  g  Natriumchlorid  soll  die  öl- 
artige  Cresolschicht ,  welche  nach  vorherigem  Schütteln  beim  Stehen  sich 
oben  sammelt,  8,5  bis  9  cc  betragen. 

Werden  0,5  cc  der  abgeschiedenen  Cresole  mit  800  cc  Wasser  ge- 
schüttelt und  mit  5  cc  Eüsenchloridlösung  versetzt,  so  tritt  eine  blauviolette 
Färbung  ein.'' 

Liquor  OretoH  saponaUu, 
Cresolseifenlösung. 

Ein  Theil  rohes  Cresol 1 

und 

Ein  Theil  Ealiseife 1 

werden  bis  zur  klaren  Lösung  erwärmt 
Klare,  gelbbraune  Flüssigkeit 

Als  Cresd  50  <^/o  ig,  wasserlöslich^  bringt  die  chemische  Fabrik 
von  Dr.  F.  Raschig  in  Ludwigshafen  a.  Rh.  ein  Gemisch  von  Roh- 
cresol  (100  <^/oiger  roher  Garbolsäure)  mit  Schmierseife  in  den 
Handel,  welches  durch  Verdünnung  mit  Wasser  auf  das  zehnfache 
Gewicht  die  vom  Reichsgesundheitsamt  empfohlene  „Garbolseifen- 
lösung"  giebt.  Es  liegt  also  ein  ganz  ähnliches  Präparat  vor, 
wie  es  das  bekannte  Sapocarbol  der  Eisenbütteler  chemischen  Fa- 
brik vorstellt,  dem  im  Laufe  der  Zeit  eine  grosse  Anzahl  ver- 
schiedener solcher  Präparate,  wie  Lysol,  Cresolseife,  Phenolin, 
Cresolsaponat,  Sapocresol  gefolgt  sind.  >) 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  617.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  286. 


Phenole  nnd  Substitute  derselben.  391 

lieber  den  Desinfectiofmoerth  des  Saschig'schen  Cresöls  und 
des  Heyden'schen  Solveols  gegenUber  der  reinen  Carbolsäure  hat 
Vahle^)  Versuche  angestellt  Damach  stehen  Lösungen  yon 
Baschig's  Cresol  in  ihrer  Wirksamkeit  auf  Eitererreger  und  Milz- 
brandsporen mit  gleichprocentigen  Lösungen  reiner  Carbolsäure 
ungefähr  auf  gleicher  Höhe  bezw.  übertreffen  dieselben  stellenweise. 
Lösungen  von  Heyden's  Solveol  werden  hingegen  in  ihrer  Wir- 
kung auf  Eitererreger,  ganz  besonders  aber  auf  Milzbrandsporen 
Yon  den  gleichprocentigen  Lösungen  der  Carbolsäure  nicht  un- 
erhebUch  überflügelt. 

Zur  Werthbestimmung  der  Cresolpräparate  des  Handels  hat 
A.  Schneider*)  nachstehende  Methode  ausgearbeitet,  welche  mit 
Eohcresol,  sowie  mit  sämmtlichen  Cresolpräparaten  des  Handels 
leicht  gelingt:  1  g  des  Cresolpräparates  wird  auf  einem  Uhrglase 
genau  abgewogen,  mit  Wasser  in  ein  Kölbchen  gespült  und  dieses 
bis  zur  Marke  100  cc  mit  Wasser  aufgefüllt.  Nachdem  der  Inhalt 
des  Kölbchens  kräftig  durchgeschüttelt  worden  ist,  werden  1  bis 
2  Messerspitzen  pulverigen  Ealkhydrats  zugefügt  und  mehrere 
Male  kräftig  geschüttelt,  bis  die  Flüssigkeit  nach  kurzem  Stehen 
und  Absetzen  des  Niederschlages  klar  erscheint.  Hierauf  wird 
filtrirt  und  1  cc  des  klaren  farblosen  Filtrates  (entsprechend 
BS  0,01  g  des  Cresolpräparates)  in  ein  kleines  Kölbchen  gegeben, 
1  cc  verdünnte  Salpetersäure  zugesetzt  und  das  Kölbchen  auf 
das  Wassorbad  gestellt.  Nach  3 — 5  Min.  wird  das  Kölbchen  vom 
Wasserbade  genommen,  sein  schwach  gelblich  gefärbter  Inhalt  in 
einen  QlascyUnder  gegossen,  das  Kölbchen  mit  Wasser  nachge- 
spült, zu  der  Flüssigkeit  im  Glascylinder  ungefähr  5  cc  Salmiak- 
geist (oder  Natronlauge)  und  soviel  Wasser  gegeben,  dass  die 
nunmehr  nach  dem  Ammoniakzusatze  tiefgelbe  Färbung  der  Flüs- 
sigkeit derjenigen  gleich  ist,  welche  man  erhielt,  indem  man 
0,01  g  eines  als  Norm  dienenden  Rohcresols  ebenso  wie  vorstehend 
behandelt  und  schliesslich  auf  500  cc  Flüssigkeit  gebracht  hatte. 
Aus  den  Flüssigkeitsmengen  (gleiche  Färbung  in  gleichgestalteten 
Glascylindern  vorausgesetzt)  ergiebt  sich  der  äresolgehalt  des 
untersuchten  Cresolpräparates  mit  Leichtigkeit,  indem  man  das 
als  Norm  dienende  Cresol  »>  100  o/o  setzt.  Bei  denjenigen  Cresol- 

Sräparaten,  welche  als  Lösungsmittel  Cresolabkömmlinge,  wie 
'resolschwefelsäure,  cresotinsaures  Natron,  Cresoxylessigsäure, 
sowie  Cresolnatrium  enthalten,  werden  dieselben  nach  der  beschrie- 
benen Methode  natürlich  mitbestimmt,  da  sie  bei  der  Behandlung 
mit  Salpetersäure  dieselben  Nitroproducte  geben.  Fß  ist  deshalb 
nöthig,  in  diesen  Fällen  den  auf  das  Lösungsmittel  entfallenden 
Tbeil  in  einem  besonderen  Versuche  zu  ermitteln  und  von  der 
gefundenen  Gesammtmenge  abzuziehen,  um  die  als  freies  Cresol 
einzig  in  Frage  kommende  Menge  zu  finden.  Die  hierzu  auszu- 
führenden Arbeiten  sind  ebenfalls  sehr  einfache  und  werden  in 
einem  zweiten  Theile  dieser  Arbeit  mitgetheilt  werden,  ebenso  die  in 

1)  Hyg.  RandBch.  189S,  III,  901.  2)  Phann.  Centralh.  1898,  716. 


392    Organische  Verbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  ketto. 

den  Gresolpräparaten  des  Handels  gefundenen  Mengen  CresoL 
Das  als  Norm  dienende  Gresolgemisch  hatte  Verfasser  in  folgender 
Weise  dargestellt :  Ein  mit  verdünnter  Natronlauge  fast  klar  misch- 
bares Bohcresol  (sogen.  100  o/q  ige  rohe  Garbolsäure)  wurde  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  ausgeschüttelt,  um  Pyridine  zu  entfernen, 
dann  nach  dem  Waschen  mit  Wasser  in  Natronlauge  gelöst,  stark 
mit  Wasser  verdünnt  und  filtrirt,  um  Kohlenwasserstoffe  wegzu- 
schaffen, das  klare  Filtrat  mit  Schwefelsäure  übersäuert,  die  Flüs- 
sigkeit ausgesalzeu,  das  abgeschiedene  Gresolgemisch  mit  Wasser 
gewaschen  und  mit  Gblorcalcium  entwässert.  Bei  weiteren,  dem- 
nächst mitzutheilenden  Versuchen  wird  Verf.  das  von  der  Che- 
mischen Fabrik  auf  Actien,  vormals  E.  Schering  in  Berlin  darge- 
stellte Tricresol,  ein  gereinigtes,  natürliches  Gresolgemisch  des 
Steinkohlentheers ,  als  Norm  benutzen,  um  ein  besseres  Durch- 
schnittspräparat zu  besitzen. 

Stockmeyer  und  Thurnauer^)  erörterten  die  Frage  der 
OehaÜS'  und  nerthbestimmung,  sowie  des  Desinfectionswerthes  der 
rohen  Garbolsäure  und  ziehen  folgende  Schlussfolgerung :  „Berück- 
sichtigt man  die  gesammten,  aus  den  angestellten  Versuchen  hervor- 
gehenden Ergebnisse,  so  steht  unzweifelhaft  fest,  dass  sich  wegen 
des  nicht  zutreffenden  Gehaltes  an  Garbolölen,  die  sog.  100  %ige 
rohe  Garbolsäure  nur  bedingungsweise  für  Desinfectionszwecke  eignet, 
während  die  geringgradigeren  rohen  Garbolsäuren  dafür  nicht  in 
Betracht  kommen  können.  Denn  hält  man  daran  fest,  dass  zwecks 
Erzielung  einer  genügenden  Desinfectionswirkung  eine  Lösung  von 
bestimmtem  Gehalt  verwendet  werden  muss,  so  können  hierzu 
keineswegs  Substanzen  von  so  verschiedener  Abstammung,  Zu- 
sammensetzung, verschiedenen  Löslichkeitseigenschaften  u.  dergl. 
Benutzung  finden,  wie  man  denselben  in  den  rohen  Garbolsäuren 
des  Handels  begegnet  Die  ganze  Desinfection  wird  dadurch  illu- 
sorisch und  läuft  geradezu  darauf  hinaus,  dass  lediglich  durch 
den  Geruch  nach  Desinfectionsmitteln  eine  gewisse  Beruhigung 
geschaffen  wird.  Da  aber  die  rohen  Garbolsäuren  andererseits 
höchst  wichtige  und  wirksame  Desinfectionsstoffe  enthalten,  so 
wäre  es  gewiss  angezeigt,  wenn  sich  ausnahmslos  die  Fabriken 
mit  der  Weiterverarbeitung  der  Rohcarbolsäuren  befassen  und 
daraus  eine  Reihe  von  Gresolpräparaten  u.  s.  w.  herstellen  würden, 
von  denen  man  sowohl  hinsichtlich  des  Gehaltes  an  wirksamen 
Bestandtheilen  als  auch  ihrer  Anwendung  von  vornherein  über- 
zeugt sein  kann,  dass  die  beabsichtigte  Desinfection  auch  wirklich 
erreicht  wird." 

Gehe  u.  Go>)  fuhren  aus,  dass  die  übliche  Prüfung  der 
rohen  Garbolsäure  mit  concentrirter  Natronlauge  keinen  Aufschluss 
über  den  Wassergehalt  der  Säure  giebt,  der  nicht  selten  10  <>/o 
beträgt;  auch  sind  bei  der  in  der  Regel  gewählten  hohen  Con- 
centration  der  Natronlauge  die  Kohlenwasserstoffe  nicht  erkenn- 
bar, da  sie  gelöst  bleiben  und  sich  erst  bei  weiterem  Verdünnen 


1)  Ghem.  Ztg.  1898,  No.  8  u.  9.  2)  Handeleber.  1898,  Apr. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  393 

mit  Wasser  als  mehr  oder  minder  starke  Trübung  zu  erkennen 
geben.  Auf  der  anderen  Seite  schiesst  man  mit  der  Forderung, 
dass  die  Säure  den  angegebenen  Procentgehalt  als  wirkliches 
Phenol  (GeHöOH)  enthalten  müsse,  über  das  Ziel  hinaus.  Nach 
dem  Dafürhalten  von  Gehe  u.  Co.  müsste  es  genügen,  nach  dem 
Vorschlage  von  Lohmann  (s.  Jahresbericht  1892,  410)  die 
rohe  Garbolsäure  einer  fractionirten  Destillation  zu  unterwerfen, 
die  bei  180  bis  200^  übergehenden  Phenole  mit  dem  drei-  bis 
vierfachen  Gewichte  Natronlauge  (15  o/o  ig)  zu  mischen  und  die 
unlöslichen  Antheile  der  Lauge  durch  Petroläther  zu  entziehen. 
Nach  dem  auf  diese  Weise  erhaltenen,  in  der  Natronlauge  lös- 
lichen Antheil  sollte  man  den  Procentgehalt  der  Garbolsäure  be- 
rechnen und  sie  dementsprechend  classificiren,  nicht  aber  nach 
den  sogenannten  Handelsprocenten.  Einer  Säure,  die  vornehmlich 
die  niedriger  siedenden  Phenole  enthält,  wäre  der  Vorzug  zu 
geben. 

Versuche  zur  Löslichmachung  des  Holztheers  und  der  rohen 
Garbolsäure  mit  Hülfe  von  Golophonium  und  Aetznatron  hat 
Ed.Hirschsohu^)  angestellt  und  gefunden,  dass  hierbei  Birken- 
theer  sich  wesentlich  anders  verhalte  als  Tannentheer.  Für 
Birkentheer  ist  es  nöthig  auf  100  Th.  50  Th.  Golophon  und  6—8  Th. 
Aetznatron  in  12 — 16  Th.  Wasser  gelöst  zu  verwenden.  Man  er- 
hält dann  eine  dickflüssige  Lösung,  welche  mit  der  10 fachen 
Menge  Wasser  eine  im  durchfallenden  Lichte  klare,  im  auffallen- 
den Lichte  opalisirende  Lösung  giebt.  Tannentheer,  im  gleichen 
Verhältniss  behandelt,  giebt  hingegen  eine  dickflüssige,  kaum 
giessbare  Masse,  die  sich  in  Wasser  nur  trübe  löst.  Als  beste 
Mischung  ergiebt  sich  vielmehr  für  Tannentheer  das  Verhältniss 
von  10  Th.  Golophonium,  6—7,5  Th.  Aetznatron  und  12—15  Th. 
Wasser  auf  100  Th.  Theer.  Zur  Löslichmachung  der  sogenannten 
100  o/oigen  rohen  Garbolsäure  sind  auf  100  Th.  50  Th.  Golo- 
phonium, 6 — 8  Th.  Aetznatron  und  12 — 16  Th.  Wasser  am  geeig- 
netsten. Hirschsohn  giebt  diesen  Präparaten  vor  Lysol  und  an- 
deren ähnlichen  Präparaten  den  Vorzug,  weil  dieselben  vortheil- 
haft  ohne  weitere  Einrichtungen  auf  leichte  und  billige  Weise 
herzustellen  und  bequem  zu  verwenden  sind.  Die  dazu  nöthigen 
Substanzen  sind  überall,  in  Zeiten  der  Epidemie  auch  auf  dem 
flachen  Lande  leicht  zu  beschaffen  und  die  Präparate  jedenfalls 
wirksamer  ak  reiner  Theer  und  unvermischte  rohe  Garbolsäure. 
Bacteriologische  Versuche  mit  diesen  Präparaten  sind  augenblick- 
lich im  Gange.  Zur  Lösung  des  Golophoniums  in  Birkentheer 
und  in  roher  Garbolsäure  ist  eine  Erwärmung  nicht  unbedingt  er- 
forderlich; sie  vollzieht  sich  auch  bei  Zimmertemperatur,  wenn 
öfter  umgeschüttelt  wird.  Um  aber  rascher  zum  Ziele  zu  kommen, 
kann  man  auch  erwärmen  und  dann  die  Aetznatronlösung  hin- 
zufugen. 


1)   Pharm.  Zeitsobr.  f.  Basal.  1898,   No.  8  u.  9. 


394    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette» 

Ed.  Hirschsohn  ^)  hat  seine  Versuche  zur  Löslichmachung 
des  Holztheers  und  der  rohen  Garbolsäure  auch  auf  die  Verwen- 
dung Yon  Oelsäure  zu  diesem  Zwecke  ausgedehnt  und  gefunden^ 
dass  man  Tannentheer  sowohl  wie  rohe  100  <>/o  ige  Garbolsäure, 
nicht  aber  Birkentheer  durch  Oelsäure  löslich  machen  kann.  Die- 
selben Oewichtsverhältnisse  wie  bei  der  Verwendung  yon  Golo- 
phonium  führen  auch  hierbei  zum  Ziele.  Zur  Darstellung  yon 
Gresolum  crudum  solubile  sind  100  Th.  rohe  sog.  100  o/oige 
Garbolsäure  mit  50  Th.  roher  käuflicher  Oelsäure  zu  mischen  und 
dann  eine  heisse  Lösung  yon  8  Th.  technischem  Aetznatron  in 
16  Th.  Wasser  zuzusetzen  und  gut  zu  mischen,  wobei  sich  die 
ganze  Mischung  erwärmt.  UmPixPini  solubilis  darzustellen, 
werden  100  Th.  Tannentheer  mit  10  Th.  roher  Oelsäure  gemischt 
und  eine  heisse  Lösung  yon  8  Th.  rohen  Aetznatron  in  16  Th. 
Wasser  hinzugegeben.  Welche  yon  beiden  Lösungen,  solche  mit 
Golophon  oder  solche  mit  Oelsäure  bereitete,  bacteriologisch 
wirksamer  sei,  hat  Hirschsohn  noch  nicht  untersucht.  Er  glaubt, 
dass  die  Golophoniumlösung  eine  stärkere  Wirkung  äussern  werde. 

Zur  Verwendung  des  Holztheers  theilt  Edm.  Stern  >)  Folgen- 
des mit:  Lässt  man  Pix  liquida  oder  eine  andere  Theersorte  an 
einem  warmen  Orte  wenige  Wochen  ruhig  stehen,  so  sondert  sich 
die  Masse  in  zwei  Schichten,  eine  obere,  dünnere,  sirupöse  und 
eine  untere  nur  2  oder  3  cm  hohe  dickbreiige,  oft  mit  knolligen 
Brocken  untermischte.  Das  Verhalten  dieser  beiden  Schichten  zu 
Spiritus  ist  ein  yerschiedenes.  Meist  ist  die  Mischung  trübe,  es 
liegt  also  keine  Solution,  sondern  nur  Suspension  yor.  Selten  er- 
hält man  eine  klare,  „glanzhelle**  Lösung  und  seltsamerweise  grade 
mit  der  unteren,  dicken  Schicht.  Sehr  constant  ist  jedoch  das 
therapeutische  Verhalten  des  aus  beiden  Schichten  hergestellten 
Theerspiritus.  Der  „untere"  Theerspiritus  erregt  fast  ausnahms- 
los mehr  oder  weniger  heftige  Entzündung,  der  „obere*'  wird  alle- 
mal gut  yertragen  und  führt  zu  dem  gewünschten  Effect.  Diese 
Versuche  erklären  zur  Genüge,  warum  man  durch  Mischen  yon 
Theer  und  Spiritus  und  nachfolgendes  Filtriren  kein  reizloses 
Präparat  erhält.  Stem's  Vorschrift  zur  Herstellung  eines  guten 
Theerpräparates  lautet  daher :  Man  lasse  eine  beliebige  Theersorte 
an  einem  warmen  Orte  in  gut  yerschlossener  Flasche  einige 
Wochen  ruhig  stehen,  dekanthire  sodann  die  oberen  zwei  Drittel 
yorsichtig  und  mische  sie  mit  Spiritus  zu  gleichen  Theilen. 

Eine  yergleichende  Untersuchung  von  üreolinen  (Greolin  Pearson 
und  Greolin  der  chemischen  Fabrik  Eisenbüttel-Braunschweig)  hat 
W.  Reuss')  ausgeführt. 

A.  Gawalowski^)  unterzog  das  Cresolin  und  Lysol  einer 
kritischen  Betrachtung  und  kommt  dabei  zu  dem  Schlüsse,   dasa 


1)   Pharm.  Zeitschr.  f.  Rassl.  189S  No.  10.  2)  Therap.  Monatsh. 

1898,    No.  8.  3)  Pharm.  Ztg.  1893,    424.  4)   Allg.  österr.  Che- 

miker- u.  Teohniker-Ztg.  1893,  No.  1. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  395 

Creolin  dem  Lysol  in  seinem  Gebalte  an  wirksamen  Bestandtheilen 
um  das  Vierzigfache  überlegen  sei. 

C.  Arnold*)  unterwirft  die  Arbeit  Gawalowski's  einer  kriti- 
schen Betrachtung  und  sieht  sich  auf  Grund  eigener  Unter- 
suchungen zu  dem  Urtheil  veranlasst,  dass  der  Gehalt  an  wirk- 
samen Bestandtheilen,  also  an  zwischen  187  und  210^  siedenden 
Phenolen  bei  dem  Lysol  mindestens  das  Doppelte  beträgt,  als 
beim  Creolin,  was  sich  auch  beinahe  schon  aus  den  angeföhrten, 
vergleichenden  Analysen  Gawalowski's  selbst  ergiebt,  und  dass 
demnach  auch  die  desinficirende  Kraft  des  Lysols  die  des  Greolins 
um  das  Doppelte  übertreffen  muss. 

Die  Arbeit  von  Arnold  veranlasste  eine  Polemik  darüber, 
welchem  der  beiden  Präparate  der  Vorzug  zu  geben  sei ;  auch  die 
Frage  der  Giftigkeit  oder  Ungiftigkeit  wurde  eingehend  erörtert 
und  Mitthoilungen  über  die  chemischen  und  phvsikalischen  Eigen- 
schaften des  Greolins  und  Lysols  daran  geknüpft.  Die  diesbezüg- 
lichen Veröffentlichungen  von  Max  Dahmen*),  von  Schiller- 
Tietz'),  sowie  von  A  Cantzler^)  können  an  dieser  Stelle  nur 
erwähnt  werden. 

Reich  ^)  verlangt,  dass  jede  Orginalflasche  des  Lysols  die 
Aufschrift  »,lHicht  unverdünnt  anzuwenden^'  tragen  solle. 

SaproL  Die  chemische  Fabrik  von  H.  Noerdlinger  in 
Bockenheim  garantirt  für  ihr  Saprol  einen  Mindestgehalt  von  40  % 
Cresol.  Die  Feststellung  des  Gresolgehalts  erfolgt  nach  folgender 
Methode  Spindler's:  50  cc  Saprol  werden  mit  50  cc  Benzin 
vermischt  und  das  Gemisch  so  lange  wiederholt  mit  warmer 
10  %  iger  Natronlauge  ausgeschüttelt,  bis  die  Lauge  keine  phenol- 
artigen Körper  mehr  aus  dem  Saprol-Benzingemisch  auszieht,  d.  h. 
so  Lange,  bis  die  Lauge  nach  dem  Uebersättigen  mit  Salzsäure 
keine  Abscheidung  von  Oeltröpfchen  mehr  giebt.  Die  alkalischen 
Auszüge  werden  vereinigt  und  zweimal  mit  Benzin  ausgeschüttelt, 
um  mitgerissene  Kohlenwasserstoffe  zu  entfernen.  Nun  wird  die 
Gresollösung  mit  concentrirter  Salzsäure  in  geringem  Ueberschnss 
versetzt  und  Kochsalz  zugefügt,  bis  ein  Theil  des  Kochsalzes  un- 

gelöst  bleibt.  Die  sich  abscheidenden  Gresole  werden  von  der 
Kochsalzlösung  getrennt  und  in  wasserfreiem  Zustande  gewogen« 
Der  Gresolgehalt  wird  bezogen  auf  Gewichtstheile  Saprol  in  Ge- 
wichtsprocenten  ausgedrückt.  ^) 

Zur  quantitativen  Bestimmung  der  Cresole  in  mit  Saprol  he- 
handdUn  Flüssigkeiten  hat  F.  Keppler^)  ein  maassanalytisches 
Verfahren  angegeben. 

Ueber  Saprol  und  die  Saprolirung  der  Desinfectionsmittel; 
vonScheurlen.^)  —  V eher  Saprol^  ein  neues  Deainf ectumsmittd ; 
von  A.  Keiler.  •) 


1)  Pharm.  Ztg.  1898,  242.        2)  ebenda  899  u.  478.        8)  ebenda  429. 
4)  ebenda  703.  6)  Therap.  Monatsb.  1892,  678.  6)  Pharm.  Centralh. 

1898,  409.  7)   Arch.    f.   Hyg.   XVU,    51—66.  8)    ebenda    85—50. 

9)  ebenda  57—79. 


396    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

Während  Scheurlen  der  Ansicht  ist,  dass  wir  mit  dem  neuen 
Princip  der  Erniedrigung  des  specifischen  Gewichtes  unserer  Des- 
infectionsmittel ,  welches  er  die  „Saprolirung"  nennt,  einen  be- 
deutenden Schritt  in  der  Praxis  der  Grubendesinfection  weiter- 
gekommen sind,  ist  Keiler  zu  einem  entgegengesetzten  ürtheil 
gelangt. 

Ueber  die  antiseptische  Wirkung  des  Sapröls  hat  auch  A. 
Pfuhl  1)  Versuche  angestellt. 

Crelium  (oder  Sapol  al  Gresolo)  scheint  ein  den  bekannten 
Gresolseifen-Gemischen  ähnliches  Präparat  zu  sein,  welches  von 
A.  Bertelli  &  Co.  in  Mailand  in  den  Handel  gebracht  wird.  *) 

Cresapcl  ist  ein  neuer  Name  für  Gresolseife. 

Damköhler  ^)  in  Bremen  liefert  unter  dem  Namen  CresoU 
saponat  als  Ersatz  des  Lysols  ein  Gemisch  aus  gleichen  Theilen 
S^mierseife  und  rohem  Gresol. 

Ein  Verfahren f  Cresole  in  Wasser  löslich  zu  machen,  ist  nach 
Pharm.  Post  von  der  Firma  Schiilke  und  Mayr  in  Hambui^ 
(den  Inhabern  des  Lysolpatentes)  zum  Patent  angemeldet  worden; 
dasselbe  besteht  in  Zusatz  yon  Glycerin^). 

Unter  dem  Namen  CresylkalMösung  kommt  jetzt  ein  Cresol- 
präparat  in  den  Handel,  welches  nach  Angaben  von  Fodor  her- 
gestellt wird  *). 

Calcium  cresotinicum.  Unter  diesem  Namen  wird  der  aus 
gleichen  Theilen  Kalkmilch  und  Gresol  bestehende,  von  Fodor 
empfohlene  Gresolkalk  beschrieben ').  (Diesem  Präparat  wäre 
richtiger  die  Bezeichnung  Calcium  cresylicum  zu  geben,  denn 
kresotinsaurer  Kalk  [Calcium  cresotinicum]  ist  doch  etwas  anderes  I) 

Phenoline  ist  ein  neuer,  im  Western  Druggist  aufgetauchter 
Name  für  eins  der  zahlreichen  Präparate,  welche  mit  Hülfe  von 
Kaliseife  löslich  gemachte  rohe  Garbolsäure  darstellen  ^). 

Phenolkalkwasser,  Danilewsky«)  berichtet  über  eine  neue 
Desinfectionsflüssigkeit.  3  Theile  georannter  Kalk  werden  mit  5 
bis  6  Theilen  Wasser  übergössen  und  der  so  entstehende  Kalkbrei 
mit  2  Th.  Theer  durch  Rühren  gemengt.  Die  hellgraue  Masse 
wird  mit  Wasser  angerührt  und  nach  dem  Absitzen  die  darüber 
stehende  klare  braunrothe  Lösung  (das  Phenolkalkwasser)  für 
Zwecke  der  groben  Desinfection  verwendet;  Jawein  hat  die  des- 
inficirende  Kraft  dieser  Flüssigkeit  erprobt.  (Was  in  jener  Ver- 
öffentlichung als  neue  Entdeckung  geschildert  ist,  findet  seit  yielen 
Jahren  bei  der  Desinfection  der  Fäkalien  nach  dem  System  von 
Süvern  Anwendung.  Die  Süvern'sche  Masse  besteht  aus  100  Aetz- 
kalk,  33  Chlormagnesium,  8  Theer,  1000  Wasser;  zum  Gebrauche 
wird  diese  Masse  mit  Wasser  verdünnt  Anmerkg.  der  Red.  d. 
Pharm.  Centralh.  1893,  599.) 

1)  Zeitschr.  f.  Hyg.  u.  Infectionskrankh.  1893,  Heft  2;  Apoth.  Ztg. 
1898,  666.  2)  Pharm.  Centralh.  1893,  409.  3)  Pharm.  Centralh. 

1898,  129.  4)  ebenda  496.  5)  ebenda  509.  6)  Ber.  v.  E.  Merck, 

1898,  Jan.  7)   Pharm.  Ztg.  1898,  151.  8)  Zeitschr.  d.  allg.  österr. 

Apoth.-Yer.  1898,  618. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  397 

Resal  ist  ein  neues  Desinfectionsmittel,  welches  erhalten  wird 
durch  Verseifung  von  1000  Th.  Holztheer  mit  9  Th.  Aetzkali 
unter  Hinzufügung  yon  200  Th.  eines  indifferenten  Körpers  z.  B. 
Holzgeist  1). 

Pixol.  Ebermann  und  Raptochewski  *)  haben  ein  wasser- 
lösliches Holztheerpräparat  hergestellt,  dem  sie  den  Namen  Pixol 
gegeben  haben.  3  Theile  Holztheer  werden  mit  1  Theil  Kali- 
schmierseife massig  erwärmt  und  mit  3  Theilen  lO^'/oiger  Kali- 
lauge in  kleinen  Antheilen  und  unter  häufigem  Umrühren  ver- 
mischt. Das  Präparat  ist  vollkommen  klar,  dunkelbraun  und 
von  der  Gonsistenz  eines  dicken  Sirups  und  mit  Wasser  in  allen 
Verhältnissen  mischbar.  Die  desinficirende  Kraft  5  ^/oiger  Pixol- 
lösungen  soll  derjenigen  gleichstarker  Lösungen  von  Gresolseifen- 
präparaten  wie  Lysol,  völlig  gleichkommen  und  vor  diesen  neben 
grösserer  Wohlfeilheit  auch  einen  angenehmen  Geruch  besitzen. 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins ') 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  von 
Solveol  und  Solutol  in  folgender  Fassung: 

Solv0olum. 
Solveol. 

Braune,  klare,  ölartige,  etwa  25%  Cresole  enthaltende  Flüssigkeit  von 
1,153  und  1,158  spec.  Gew.,  neutraler  Reaction  und  mildem  theerartigem 
Gerüche,  welcher  beim  Verdünnen  mit  Wasser  fast  verschwindet.  Sie  ist 
klar  löslich  in  Alkohol,  sowie  in  8  Theilen  Wasser;  auf  Zusatz  von  mehr 
Wasser  trübt  sich  die  Lösung.  Salzsäure  bewirkt  reichliche  Abscheidung 
yon  Cresol. 

Vor  Licht  geschützt  und  vorsichtig  aufzubewahren. 

SoltUolum. 
Solutol. 

Braune,  klare,  ölartige,  stark  ätzende  Flüssigkeit  von  1,166— 1,170  spec. 
Gew.,  stark  alkalischer  Keaction  und  theerartigem  Gerüche.  Sie  ist  mit 
gleichen  Gewichtstheilen  Wasser  klar  mischbar  und  giebt  beim  Eingiessen 
in  10  Theile  Wasser  eine  trübe,  kurze  Zeit  emulsionsähnlich  bleibende  Flüssig- 
keit.   5  cc  erfordern  18,5 — 19,5  cc  Salzsäure  zur  Neutralisation. 

Vor  Licht  geschützt  upd  vorsichtig  aufzubewahren. 

Benzoparacresol  ist  analog  dem  Benzonaphtol  und  dem  Benzosol 
zusammengesetzt  und  soll  von  sehr  intensiv  antiseptischer  Wirk- 
samkeit sein.  Es  wird  nach  Petit  ^^  dargestellt,  indem  man 
benzoesaures  Natrium   auf  Paracresol   oei  Gegenwart  von   Phos- 

fhoroxychlorid  einwirken  lässt.  Aus  Alkohol  krystallisirt  das 
räparat  in  schönen  Krystallen  von  schwach  ätherischem  Geruch. 
Sein  Schmelzpunct  liegt  bei  70^71''.  Es  ist  leicht  löslich  in 
Aether  und  Chloroform,  unlöslich  in  Wasser.  Alkohol  von  95  % 
Gehalt  löst  ca.  4o/o  bei  20°  und  Alkohol  von  60  %  0,15  o/o. 

Europhen  (hobviylorthokresoljodid).  Die  Gommission  des 
Deutschen  Apothekervereins  ^)  zur  Bearbeitung  des  Arznei- 
buches empfiehlt  die  Aufnahme  von  Europhen  in  folgender  Fassung; 


1]  Pharm.  Centralh.  1898,  722.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  167. 

3)   Apoth.  Ztg.  1898,  418  u.  419.  4)  Nonv.  Remed.  1893  No.  4  durch 

Pharm.  Ztg.  1898,  144.  5)  Apoth.  Ztg.  1898,  419. 


398    Organische  Yerbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

JSurophenum, 
Europhen. 

Leichtes,  hellgelbes  amorphes  Pulver  von  schwach  aromatischem  Ge- 
ruch, welches  schon  bei  Wasserbadwärme  zu  einer  braunen,  durchsichtigen 
Flüssigkeit  schmilzt  und  beim  stärkeren  Erhitzen  violette  Dämpfe  entwickelt. 
In  Weingeist,  Aether,  Chloroform,  sowie  auch  in  fetten  Oelen,  löst  sich  das 
Europhen  mit  gelber  Farbe ;  in  Wasser,  wässerigen  Alkalien  und  verdünnten 
Säuren  ist  es  unlöslich.  Kocht  man  es  mit  Wasser,  so  backt  es  zusammen, 
giebt  langsam  Jod  aus  und  liefert  ein  farbloses  neutral    reagirendes  Filtrat. 

Erhitzt  man  0,1  g  Europhen  unter  Luftzutritt,  so  dan  kein  wägbarer 
Rückstand  bleiben.  Schüttelt  man  es  mit  Wasser  und  filtrirt,  so  muss  ein 
Filtrat  erhalten  werden,  welches  neutral  reagirt  und  durch  Silbemitratlösung 
nicht  verändert  wird. 

Vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 

Da  das  Europhen,  wie  auch  das  Aristol  (und  analoge  Jod- 
Verbindungen)  wenig  charakteristische  Merkmale  darbietet,  könnte 
die  Aufnahme  einer  Jodbestimmung,  die  allerdings  scharf  hervor- 
tretende Unterschiede  zwischen  diesen  Verbindungen  darbieten 
würde,  in  Frage  kommen,  und  sie  ist  in  der  That  von  einer  Seite 
angeregt.  Da  indessen  eine  solche  Bestimmung  zu  ihrer  Aus- 
führung immerhin  einige  Gewandtheit  in  der  organischen  Analyse 
voraussetzt,  wurde  die  Aufnahme  einer  solchen  für  zu  weitgehend 
gehalten  und  nicht  befürwortet,  zumal  auch  Europhen  durch  seine 
leichte  Löslichkeit  in  Weingeist  sich  genügend  von  Jodol  und  von 
Aristol  unterscheidet. 

Creosotcarbonat  (Creosotal)  wird  nach  Brissonet*)  darge- 
stellt: In  eine  Lösung  von  natrirtem  Greosot  leitet  man  einen 
Strom  von  Ghlorkohlenoxydgas,  wobei  sich  das  Greosotal  absetzt, 
welches  man  mit  kalter  Natronlauge  wäscht,  um  das  freigebliebene 
Greosot  zu  entfernen.  Das  Trocknen  geschieht  bei  massiger  Wärme. 
Man  kann  auch  mit  alkoholischer  Lösung  operiren  und  das  ge- 
bildete Greosotal  mit  Wasser  ausfällen.  Der  chemische  Vorgang 
ist  ein  einfacher.  Alle  Gomponenten  des  Greosots,  das  Guajacol, 
€reosol,  Gresol,  Phlorol,  Phenol,  Dimethyläther  des  Propylpyrogallols, 
enthalten  ein  durch  Natrium  substituirbares  Hydroxyl ;  das  Natrium 
ist  dann  seinerseits  wieder  durch  GO  ersetzbar.  Das  Greosotal 
ist  ein  bei  gewöhnlicher  Temperatur  dick-,  erwärmt  dünnflüssiger, 
bernsteinfarbener,  geruchloser,  schwach  nach  Greosot  schmecken- 
der Körper,  welcher  in  Wasser  unlöslich,  in  Glycerin  schwer,  in 
Alkohol,  Aether,  Ghloroform  und  Benzol  leicht  löslich  ist,  das 
spec.  Gew.  1,165  besitzt,  und  zu  ca.  neun  Zehnteln  seines  Ge- 
wichts aus  Greosot  besteht.  Das  Greosotal  dient  als  Ersatz  des 
Greosots,  soll  die  specifische  Wirkung  des  letzteren  besitzen, 
ausserdem  aber  geschmacklos  und  leicht  resorbirbar  sein,  auch 
die  Verdauungsthätigkeit  nicht  störend  beeinflussen.  Im  Darm- 
kanale  wird  es  in  Kohlensäure  und  Greosot  zerlegt,  welches  letztere 
sich  im  Harn  schon  eine  halbe  Stunde  nach  dem  Einnehmen  findet. 
Während    das   Greosot  nur   in   relativ  geringen  Dosen   gegeben 

1)  Rep.  de  Pharm.  1898  No.  2. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  399 

werden   kann,   werden    vom   Creosotal    10 — 20  g    pro    die  ohne 
Schwierigkeit  vertragen. 

Die  Firma  Dr.  F.  von  Heyden  Nachfl.  in  Radebeul  bei 
Dresden  macht  darauf  aufmerksam  ^),  dass  es  sich  in  dem  Körper 
um  das  von  ihr  dargestellte  Creosotcarbonat  handelt,  das  der  ge- 
nannte Autor  von  ihr  bezogen  hat,  was  zu  erklären  er  inzwischen 
nachgeholt  hat. 

.  Oleocreosot  und  Oleoguajacol,  Ersterer  Körper,  der  auch  als 
Oelsäure-Creosotester  bezeichnet  wird,  bildet  sich  nach  Diehl, 
wenn  Oelsäure  und  Creosot  in  molekularen  Mengen  zusammen- 
gebracht und  mit  Phosphortrichlorid  behandelt  werden.  Die  Re- 
action  beginnt  bereits  bei  25'',  man  erhitzt  aber  das  Gemenge 
im  Oelbade  auf  13ö^,  bis  die  anfangs  stürmische  Reaction  beendet 
ist.  Der  gebildete,  obenaufschwimmende  Ester  wird  von  der 
darunter  stehenden  Schicht  getrennt,  mehrmals  mit  Wasser  und 
mit  Sodalösung  gewaschen  und  mit  entwässertem  Natriumsulfat 
getrocknet.  Das  Oleocreosot  bildet  eine  gelbliche  Flüssigkeit  von 
creosotartigem  Geschmack,  jedoch  ohne  ätzende  Wirkung  auf  die 
Zunge;  das  specifische  Gewicht  beträgt  0,9501  bei  15°.  Das  Oleo- 
creosot ist  völlig  unlöslich  in  Wasser,  wenig  löslich  in  90o/oigem 
Alkohol,  leicht  löslich  in  absolutem  Alkohol,  in  allen  Verhältnissen 
mischbar  mit  fetten  Oelen,  Aether,  Benzol,  Chloroform,  Terpen- 
tinöl, Schwefelkohlenstoff.  Mit  Hülfe  von  Gummi  oder  Eigelb 
lässt  sich  das  Oleocreosot  sehr  leicht  mit  Wasser  emulgiren,  und 
die  Form  der  Emulsion  ist  auch  als  Arzneiform  am  empfehlens- 
werthesten.  Durch  Einwirkung  von  Alkalien  wird  das  Oleocreosot 
gespalten,  dasselbe  geschieht  im  Darm.  Aus  Versuchen  von 
Prevost  (Revue  medicale  de  la  suisse  romandie  1893,  Nr.  2) 
geht  hervor,  dass  das  Oleocreosot,  in  den  Magen  gebracht  oder 
unter  die  Haut  gespritzt,  selbst  in  solchen  Gaben  ungefährlich  ist, 
in  denen  Creosot  oder  Guajacol  in  öliger  Lösung  giftig  wirken. 
In  ähnlicher  Weise  hat  Diehl  auch  ein  Oleoguajacol  darge- 
stellt, welches  sich  nach  Prevost's  Versuchen  in  therapeutischer 
Hinsicht  wie  das  Oleocreosot  verhält.  Die  Fabi*ikation  dieser 
neuen  Arzneikörper  hat  die  Firma  F.  von  Heyden's  Nachfolger 
in  Radebeul  übernommen  und  das  „Verfahren  zur  Darstellung 
von  Estern  der  Oelsäure  oder  Stearinsäure  mit  Guajacol  und  dergl/^ 
sich  patentiren  lassen  (D.  R.-P.  70483). 

Darstellung  hochmolekularer  Säureester  des  Creosots,  Ouaja<:ols 
und  Creosols.  D.  R.-P.  71446  für  Dr.  F.  von  Heyden  Nachfl. 
in  Radebeul  bei  Dresden.  In  dem  durch  das  Patent  70483  ge- 
schützten Verfahren  zur  Herstellung  der  Oelsäure-  und  Stearin- 
säureester des  Creosots,  Guajacols  und  Creosols  werden  die  ge- 
nannten Säuren  durch  die  Capryl-,  Caprin-,  Laurin-,  Myristin-, 
Palmitin-,  Arachin-,  Cerotin-,  Ricinol-,  Leinöl-,  Eruca-,  Capron- 
und  Sebacinsäuro   ersetzt.    Die   neuen  Ester  sind  ölförmige  Sub- 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  184. 


400    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette. 

stanzen  und  sind  frei  von  dem  intensiven  Geruch  und  Geschmack 
des  Creosots,  Guajacols  und  Greosols. 

Zur  Darstellung  von  Oleocreosot  giebt  C.  Levy^)  folgende 
Vorschrift:  74,4  g  reines  Greosot  des  Arzneibuches  und  169,2  g 
reine  farblose  Oelsäure  werden  in  einem  Kolben  gemischt  und 
dieser  in  ein  Oelbad  getaucht.  Hierauf  werden  27,5  g  Phosphor- 
trichlorid  in  Portionen  nach  und  nach  zugesetzt.  Nachdem  die 
sich  bald  Yon  selbst  einstellende  Reaction  vorbei  ist,  erwärmt 
man  das  Oelbad  langsam  auf  135°  G.  und  erhält  es  einige  Zeit 
auf  dieser  Temperatur.  Nach  dem  Erkalten  wird  das  gebildete 
Oleocreosot  vorsichtig  von  der  phosphorigen  Säure  abgegossen. 
Das  Oleocreosot  wird  nun  in  einem  geräumigen  Schütteltrichter 
mit  destillirtem  Wasser  gewaschen;  anfangs  entsteht  dabei  ein 
emulsionartiges  Gemisch ,  welches  sich  bei  längerem  Stehen  klar 
trennt.  Das  Rohproduct  wird  mit  Wasser  ausgewaschen,  bis  das 
Waschwasser  weder  sauer  reagirt  noch  Silbernitrat  verändert. 
Um  den  Ueberschuss  von  Oelsäure  zu  entfernen,  wird  das  Oleo- 
creosot öfters  mit  einer  verdünnten  Sodalösung  (1 :  30)  behandelt. 
Die  sich  so  bildende  Seife  wird  durch  öfteres  Auswaschen  mit 
Wasser  entfernt.  Die  nun  klare,  gelbliche,  ölige  Flüssigkeit  wird 
im  Scheidetrichter  getrennt  und  mit  trockenem  schwefelsauren 
Natrium  geschüttelt,  um  alles  Wasser  zu  entfernen.  Nach  längerem 
Einwirken  filtrirt  man  das  Oleocreosot  von  der  Salzmasse  ab; 
letzterer  wird  das  zurückgehaltene  Oleocreosot  mittels  Aether 
entzogen  und  dieser  dann  durch  Destillation  davon  getrennt.  Das 
auf  diese  Weise  dargestellte  Oleocreosot  stellt  eine  strohgelbe, 
ölige  Flüssigkeit  dar,  welche  schwach  nach  Greosot  riecht  und 
auf  der  Zunge  nicht  ätzend  wirkt. 

Ueber  die  Bestimmung  des  Creosots  in  GreosotpiUen  und 
anderen  Greosotpräparaten  s.  Galenische  Präparate. 

Zur  Prüfung  von  Greosot  und  Guajacol  waren  bisher  fast 
ausschliesslich  physikalische  Reactionen  gebräuchlich,  deren  Unzu- 
länglichkeit Behal  und  Ghoay*)  zur  Aufsuchung  einer  analyti- 
schen Methode  veranlassten.  Das  Creosot  stellt  bekanntlich  ein 
Gemisch  verschiedener  Phenolderivate  dar,  von  denen  die  Mono- 
methyläther  des  Brenzcatechins  und  Homobrenzcatechins  (Guajacol 
und  Greosol)  an  Menge  und  Wirksamkeit  den  Vorrang  haben; 
aber  auch  einwerthige  Phenole,  speciell  Gresole,  sind  im  Greosot 
reichlich  enthalten.  Die  Verfasser  gingen  bei  der  Ausarbeitung 
einer  Prüfungsmethode  von  folgenden  Gesichtspuncten  aus:  1.  Brom- 
wasserstoffsäure entmethylirt  bei  gewöhnlichem  Drucke  unter  ge- 
wissen  Bedingungen    die  Methyläther   der   Phenole   vollständig; 

2.  die  Monophenole  sind  durch  Wasserdampf  entziehbar,  während 

3.  die  Polyphenole    durch  Wasserdampf   nicht    entfernbar    sind; 

4.  Aether  nimmt  aus  wässrigen  Lösungen  das  Pyrocatechin  und 
Homopyrocatechin  auf;  auch  die  Monophenole  können  mit  Aether 

1)  Journal  der  Pharm,  f.  filsass-Lothr.  1898  No.  8.  2)  Gompt  rend. 
CXVI,  197-200. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  401 

extrahirt  werden;  5.  Pyrocatechin  und  Homopyrocatechin  sind 
durch  Benzol  trennbar.  Auf  diese  Thatsachen  gründet  sich  da? 
folgende  Verfahren: 

In  100,0  des  zu  untersuchenden  Creosots,  welche  in  einem 
Kolben  von  2öO  cc  Inhalt  mit  15  cc  Wasser  gemischt  sind,  wird 
gasförmiger  Bromwasserstoff  eingeleitet.  Die  Mischung  färbt  sich 
schnell  weinroth,  erwärmt  sich  und  entwickelt  Brommethyl.  Durch 
schwaches  Erhitzen  wird  die  Entmethylirung  unterstützt  und  in 
ca.  1  Stunde  zu  Ende  gefuhrt  (Sieden  der  Flüssigkeit  ist  zu  ver- 
meiden). Kenntlich  ist  das  Ende  der  Keaction  au  der  Erwärmung 
des  vorgelegten  Wassers,  hervorgerufen  durch  Absorption  von  über- 
schüssigem Bromwasserstoff.  Die  Phenole  bringt  man  sodann  in 
einen  Rundkolben  von  2  Liter  Inhalt  und  destillirt  im  strömenden 
Wasserdampf  1 — 1,5  Liter  über.  1)  Den  Rückstand  im  Kolben 
schüttelt  man  3  mal  mit  Aether  aus,  wozu  man  im  Ganzen  200  oc 
verwendet,  destillirt  den  Aether  ab  und  wägt  die  Menge  der 
Phenole.  Sodann  löst  man  dieselben  in  gleich  viel  heissem  Benzol 
und  lässt  erkalten.  Nach  2  Stunden  saugt  man  von  dem  aus- 
geschiedenen Brenzcatechin  ab  und  wäscht  mit  wenig  Benzol  nach. 
Beträgt  das  Gewicht  der  Krystalle  weniger  als  die  Hälfte  der 
Dioxybenzole,  so  muss  nochmals  umkrystallisirt  werden.  1,0  Brenz- 
catechin entspricht  1,27  Guajacol;  ferner  ist  zu  der  gewonnenen 
Menge  Brenzcatechin  für  je  1  Liter  Destillat  1,5  g  zu  addiren, 
da  es  in  dieser  Menge  mit  Wasserdämpfen  flüchtig  ist,  wie  Ver- 
suche ergeben  haben.  Creosol  wird  quantitativ  bestimmt  aus  der 
Differenz  obiger  zwei  Wägungen  +  1,7  g  für  je  1  Liter  Destillat, 
multiplicirt  mit  1,12.  2)  Im  Destillat  befinden  sich  die  ein- 
werthigen  Phenole,  sowie  für  je  1  Liter  Destillat  1,5  Brenzcatechin 
und  1,7  Homobrenzcatechin.  Man  schüttelt  wie  oben  mit  Aether 
aus,  trocknet  die  Lösung  und  destillirt  den  Aether  vorsichtig  aus 
gewogenem  Kölbchen  ab.  Die  Gewichtszunahme  nach  Abzug  der 
berechneten  Mengen  Dioxybenzole  ergiebt  die  Menge  der  Monoxy- 
benzole. 

Auch  auf  Guajacol  lässt  sich  das  Verfahren  anwenden; 
dieser  Körper  ist  chemisch  noch  immer  nicht  vollkommen  sicher 
charakterisirt;  zur  Stunde  wird  es  als  eine  bei  200 — 207°  siedende 
Flüssigkeit  von  1,046  bis  1,1171  specifischem  Gewicht  beschrieben, 
die  Siedepuncte  der  Handelssorten  variiren  indessen  innerhalb 
noch  viel  weiterer  Grenzen.  Die  meisten  der  von  Behal  und  Ghoay 
untersuchten  Muster  bestanden  nur  zur  Hälfte  aus  Guajacol,  zur 
anderen  Hälfte  aus  fremden  Phenolen.  Um  nun  die  Eigenschaften 
reinen  Guajacols  endgültig  festzulegen,  bereiteten  die  Verfasser 
sich  solches  auf  synthetischem  Wege  durch  Methylirung  von 
Brenzcatechin   bei   120 — 130^   und  Uebertreiben    des  Reactions- 

Sroductes  mit  Wasserdampf.  Nebenher  entstandenes  Veratrol, 
»renzcatechindimethyläther,  wird  nach  Zusatz  von  Natronlauge 
mit  Aether  ausgeschüttelt,  das  Guajacol  aber  nach  Uebersättigen 
mit  Säure  von  Neuem  überdestillirt.  Nachdem  es  vom  Wasser 
getrennt  ist,  bringt  man  es  durch  starke  Abkühlung  zur  Krystalli- 

Fhumaeentiiclier  Jahieeberieht  f.  1896.  26 


402    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette. 

sation.  Die  Verfasser  charakterisiren  dieses  reine  Prodoct  als 
einen  weissen,  sehr  gut  krystallisirenden,  bei  28,5°  schmelzenden 
und  bei  205,1°  siedenden  Körper.  Die  Krystalle  sind  sehr  hart 
und  bilden  Prismen  des  rhomboedrischen  Systems.  Einmal  ge- 
schmolzen bleibt  das  Guajacol  sehr  lange  in  überschmolzenem 
Zustande.  Bei  0°  ist  das  spec.  Gew.  1,1534,  bei  15^  ist  es  1,143. 
In  den  meisten  organischen  Lösungsmitteln  ist  es  löslich,  so  auch 
in  wasserfreiem  Glycerin;  in  officinellem  Glycerin  ist  es  dagegen 
nur  in  der  Wärme  löslich,  und  scheidet  sich  daraus  beim  Erkalten 
in  öligem  Zustande  ab.  Aus  Petroleumäther  krystallisirt  es  sehr 
gut  beim  Verdampfen  desselben.  Das  Guajacol  besitzt  einen 
süssen  Geschmack  und  ruft  auf  der  Zunge  ein  adstringirendes 
Gefühl  hervor,  ohne  die  Schleimhaut  zu  verletzen. 

Gehe  u.  Co.  ^)  halten  es  für  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die 
Wirkung  des  Creosots  zum  Theil  auf  der  Gegenwart  von  chinon- 
artigen  Körpern  beruht,  und  dass  bei  zunehmender  Reinigung  auch 
die  Wirkung  zurückgeht.  Das  erklärt  auch  den  Umstand,  dass 
der  Verbrauch  an  Gruajacol  nicht  entfernt  an  denjenigen  des 
Kreosots  heranreicht;  daran  würde  alsdann  auch  das  krystalli- 
sirte  Guajacol  von  Behal  und  Ghoay  nichts  ändern. 

II.  Thoms')  hat  die  Prüfung  des  krystallisirten  Ouajaccls 
auch  auf  seine  Löslichkeit  in  Wasser,  auf  seine  Farbenreactionen, 
auf  das  Verhalten  und  die  Eigenschaften  der  mit  diesem  reinen 
Guajacol  erhaltenen  und  medicinisch  verwertheten  Abkömmlinge, 
wie  z.  B.  das  Benzoylguajacol  (Benzosol)  ausgedehnt.   Den  Schmelz- 

?unct  des  auf  synthetischem  Wege  gewonnenen  Guajacols  fand 
homs  übereinstimmend  mit  Behal  und  Ghoay  bei  28,5^,  den 
Siedepunct  bei  205^  C.,  das  spec.  Gewicht  zu  1,1365  bei  19°  C. 
Die  in  allen  Literaturquellen  enthaltene  Angabe  des  spea  Gew. 
1,117  bei  15^  ist  also  für  reines  Guajacol  nicht  zutreffend,  eben 
80  wenig  die  Löslichkeit  in  Wasser,  welche  1 :  200  betragen  solL 
Thoms  fand  1 :  50.  10  cc  einer  1  %igen  alkoholischen  Lösung 
des  synthetischen  Guajacols  erfahren  durch  1  Tropfen  Ferri- 
chloridlösung  sofort  eine  smaragdgrüne  Färbung.  Verwendet  man 
1  Tropfen  einer  auf  das  10  fache  mit  Wasser  verdünnten  Ferri- 
chloridlösung,  so  tritt  zunächst  Blaufärbung  auf,  die  schnell  in 
ein  Smaragdgprün  übergeht  Lässt  man  1  Tropfen  dieser  ver- 
dünnten Ferrichloridlösung  zu  10  cc  einer  0,5  ^/oigen  wässerigen 
Gucgacollösung  hinzufiiessen,  so  tritt  eine  schnell  verschwindende 
Blaufärbung  ein,  die  in  ein  Bräunlichroth  übergeht  Auf  weiteren 
Zusatz  von  Ferrichloridlösung  färbt  sich  die  Lösung  dunkelbraun. 
Versetzt  man  10  cc  der  0,5  %igen  wässerigen  Guajacollösung  mit 
einigen  Tropfen  Kaliumchromatlösung  und  säuert  mit  Salzsäure 
an,  so  entsteht  dieselbe  bräunlichrothe  Färbung,  wie  beim  Ferri- 
chlorid.  Beim  Vermischen  der  wässerigen  Guajacollösung  mit 
einigen  Tropfen  Salzsäure  und  darauffolgend  mit  wenig  Kalium- 
permanganatlösung  wird  eine   kirschrothe  Färbung  erzeugt,    die 

1)  Handelsber.  1898,  Apr.  2)  Ber.  d.  phann.  Ges.  1898,  106. 


Phenole  und  SubBtitute  derselben.  403 

langsam  in  ein  Bräunlichroth  äbergeht.  Bromwasser  bewirkt  in 
der  wässerigen  Guajacollösung  eine  rothbranne  Fällung.  Von  be- 
sonderem Interesse  erschien  es,  das  Verhalten  des  reinen  Guajaools 
gegenüber  concentrirter  Schwefelsäure  festgestellt  zu  sehen.  Marfori 
Fs.  Jahresber.  1891,  401)  wollte  als  charakteristische  Reaction  tüi 
Guajacol  die  mit  concentrirter  Schwefelsäure  erzielte  Purpurroth- 
färbung angesehen  wissen^  wohingegen  Bongartz  (ebenda)  fest- 
stellte, dass  diese  Reaction  dem  reinen  Guajacol  nicht  eigen  sei. 
Letzteres  gebe  mit  Schwefelsäure  eine  Gelbfärbung.  Thoms  fand 
jedoch,  dass  ein  kleiner  Erystall  Guajacol,  mit  kalter  concentrirter 
Schwefelsäure  zusammengebracht,  sich  darin  farblos  löst.  Erst 
beim  Erwärmen  treten  Färbungen  auf,  die  von  Gelb  in  Grün  und 
Rothbraun  übergehen.  —  Das  Benzoylguajacol  oder  Benzosol, 
für  welches  Bongartz  in  der  erwähnten  Abhandlung  den  Schmelz- 
punct  44 — 45°  angab,  ist  nach  und  nach  reiner  von  den  chemi- 
schen Fabriken  geliefert  worden,  so  dass  zur  Zeit  Präparate  auf 
dem  Markte  sind,  die  bei  Ö6°  schmelzen.  Diesen  Schmelzpunct 
führt  auch  B.  Fischer  in  der  neuen  Ausgabe  seiner  Neueren  Arz- 
neimittel an.  Thoms  hat  aus  dem  krystallisirten  Guajacol  ein 
Benzoylguajacol  dargestellt,  das  aber  einen  noch  höheren  Schmelz- 
punct zeigte,  nämlich  59^.  —  W.  Einzel  hebt  hervor,  dass 
neuerdings  die  besseren  Sorten  Guajacol  des  Handels  ebenfalls 
einen  höheren  Löslichkeitscoefficienten  für  Wasser  zeigten  als  die 
früheren  Präparate,  nämlich  1 :  60  bis  1 :  70. 

Ueber  GtMJacol  und  dessen  synthetische  Herstellungsmethoden, 
Vortrag  auf  der  22.  Generalyersammlung  des  Deutschen  Apotheker- 
Vereins  gehalten  von  Homeyer^). 

Guajacol'Jodoform.  Die  Anwendung  des  Jodoforms  zur  Ein- 
spritzung bei  tuberkulösen  Gelenkprocessen  machte  ein  anderes 
Lösungsmittel  wünschenswerth  als  bisher  in  Anwendung  gekommen 
war  (Aether,  Chloroform,  Oel,  Glycerin,  mit  Kampher  gesättigter 
Alkohol).  Wink  1er  benutzt  das  Guajacol  als  Lösungsmittel  für 
Jodoform  und  erzielte  mit  solchen  Lösungen  gute  Erfolge;  Ver- 
suche zeigten,  dass  das  Guajacol-Jodoform  die  Virulenz  sowie  die 
Entwickelungsfähigkeit  der  Tuberkelbacillen  aufhebt  Mosetig 
wendete  das  Mittel  in  folgender  Zusammensetzung  an:  GuajacoU 
5Th.,  Jodoformii  1  Th.  Die  Einspritzungen  sind  schmerzlos  und 
rufen  kein  Fieber  hervor.  Es  wurden  bis  zu  20  g  vorstehender 
Mischung  eingespritzt;  grössere  Mengen  sind  zu  vermeiden.  Eine 
Verdünnung  mit  Oel  ist  nicht  zu  empfehlen  *). 

Die  Commission  des  Deutschen  Apothekervereins^) 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  des 
Guajacdcarbonats  in  folgender  Fassung: 

Ouqfaeolum  carbonicum. 
Gaajacolcarbonat. 

Weisses,  krystallinisches,  fast  geschmackloses,  nach  Guajacol  riechendes, 
in  Wasser  unlösliches,  in  Alkohol  und  Aether  lösliches  Pulver. 

1)  Apoth.  Ztg.  1898,  544.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  688. 

8)  Apoth.  Ztg.  1898,  419. 

26* 


404    Organische  Yerbindungen  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette. 

Es  schmilzt  bei  78 — 84^.  Durch  alkoholische  Kalilauge  wird  es  in 
Kohlensäure  und  Guajacol  zerlegt,  welches  durch  Zusatz  einer  Säure  in  Frei- 
heit gesetzt  werden  kann. 

Vor  Lacht  geschützt  aufzubewahren. 

Darstellung  der  p-Amidobenzo'esäureester  des  Ouajacols  und 
Eugenols  sowie  der  Äcetylderivate  dieser  Ester.  D.  R.-P.  67  923 
für  J.  D.  Biedel  in  Berlin.  Guajacol  bezw.  Eugenol  oderAlkali- 
bezw.  Erdalkalisalze  derselben  werden  mit  p-Nitrobenzoylchlorid 
oder  p-Nitrobenzöesäureanhydrid  behandelt  oder  man  lässt  auf 
ein  Gemisch  der  Phenole  bezw.  deren  Alkalisalze  mit  p-Nitro- 
benzoesäure  oder  deren  Salzen  Kohlenoxychlorid  oder  Phosphor- 
pentachlorid  bezw.  Phosphoroxychlorid  oder  Snlfurylchlorid  oder 
saure  schwefelsaure  Alkalien  einwirken.  Die  solcher  Art  ge- 
wonnenen p-I^itrobenzoesäureester  sind  schwach  gelb  gefärbte  und 
in  den  gewöhnlichen  Lösungsmitteln  leicht  lösliche  Körper.  Das 
p-Nitrobenzoylguajacol  schmilzt  bei  101  bis  102  ^  das  p-Nitro- 
benzoyleugenol  bei  80,5^.  Durch  Beduction  liefern  sie  das  bei 
145^  schmelzende  p-Amidobenzoylguajacol  bezw.  das  bei  156^ 
schmelzende  p-Amidobenzoyleugenol.  Die  entsprechenden  Acet^l- 
yerbindungen  schmelzen  bei  179^  bezw.  160  bis  161  ^  Diese 
sind  gleich  den  nicht  acetylirten  Amidoverbindungen  im  Organis- 
mus leicht  spaltbar  und  besitzen  werthvolle  therapeutische  Eigen- 
schaften. 

Darstellung  von  Jldehydoauajacolcarbonsäure,  D.  B.-P.  71 162 
für  Dr.  F.  von  Heyden  r^achf.  in  Badebeul  bei  Dresden. 
Guajacolcarbonsäure  wird  in  alkalischer  Lösung  mit  Chloroform 
am  Bückflusskühler  oder  im  geschlossenen  Kessel  erhitzt.  Die 
Aldehydoguajacolcarbonsäure  ist  zum  Unterschied  yon  der  ange- 
wendeten Guajacolcarbonsäure  schwer  oder  unlöslich  in  Wasser 
und  Aether;  sie  dient  zur  Herstellung  yon  Farbstoffen  und  durch 
Kohlensäureabspaltung  zur  Gewinnung  yon  Vanillin. 

Besorcin-Ouscksüberacetat  (Hydrargyrum  resorcino-aceticum) 
ist  ein  dunkelgelbes,  massig  feinkörniges  krystallinisches  Pulyer» 
unlöslich  in  Wasser,  Fetten  und  Mineralölen.  Spec.  Gew.  3,59. 
Quecksilbergehcdt:  68,9  o/o.  Die  Formel,  deren  sich  Uli  mann  zu 
Ii\jectionszwecken  bediente,  lautet: 

Hydrargyri  resorcino-acetici  5,6 
Paraffini  liquidi  5,5 

Lanolini  anhydrici  2,0. 

1  cc  enthält  0,387  Quecksilber  0- 

Resorcind.  Amorphes,  braunes,  nach  Jod  riechendes  Pulyer» 
aus  Besorcin  und  Jodoform  dargestellt. 

Resorcin-Wisrntäh,  Bismutum  resorcinicum  ist  ein  Pulyer 
yon  gelblich  brauner  Farbe,  welche  durch  die  an  der  Luft  er- 
folgende Abscheidung  yon  metallischem  Wismuth  yerursacht  ist. 
Das  Besorcinwismuth  enthält  im  Durchschnitt  ca.  40  %  BisOs  '). 

Eucalyptolresorctn  ist  ein  krystallinisches,  weisses,  in  Alkohol 


l)  Ber.  y.  £.  Merok  1893,  Jan.  2}  ebenda. 


Phenole  und  Substitute  derselben.  405 

lösliches  Pulver.  Das  Präparat  besitzt  eine  bedeutende  antisepti- 
Bche  Kraft;  Inhalationen  der  alkoholischen  Lösung  gegen  Phthisis 
mit  fötidem  Auswurf  *). 

Darstellung  von  Thymacetin,  D.  R.  P.  67568  für  Louis 
und  Emil  Hoff  mann  in  Leipzig  -  Lindenau.  Zunächst  wird 
p-Nitrothymolätbyläther  dargestellt,  indem  die  Salze  des  p-Mono- 
uitrothymols  mit  HalogenTerbindungen  des  Aethyls  behandelt  oder 
mit  äthylschwefelsauren  Salzen  erhitzt  werden.  Oder  der  durch 
Erhitzen  von  Salzen  des  Thymols  mit  äthylschwefelsauren  Salzen 
oder  sonst  auf  bekanntem  Wege  gewonnene  Thymoläthyläther 
wird  durch  directes  Nitriren  oder  durch  Behandeln  der  p-Sulfo- 
säure  desselben  bezw.  deren  Salze  mit  Salpetersäure  in  p-Nitro- 
thymoläthyläther  übergeführt.  Der  Aether  ist  leicht  löslich  in 
Alkohol  und  Aether  und  schmilzt  bei  60 — 61°.  Durch  Reduction 
und  Acetylirung  erhält  man  Thymacetin  (Acet-p-amidothymoläthyl- 
äther^  C6H».CH8(l).OC2H6(3).C8H7(4).NHCOCH8(6),  welches  leicht 
löslicn  ist  in  Alkohol,  schwerer  in  Aether,  kaum  in  Wasser  und 
aus  Alkohol  in  Nadeln  vom  Schmelzpunct  136^  krystallisirt.  An 
Stelle  der  Aethylgruppe  kann  in  den  vorerwähnten  Verbindungen 
auch  die  Methyl-  oder  Propylgruppe  treten.  Die  Körper  sollen 
als  Nervenheilmittel  Verwendung  finden. 

Thymol-Quecksilberacetat.  Die  bei  einem  Gehalt  von  56,94  % 
Quecksilber  nach  früherer  Analyse  gefundene  Zusammensetzung 
des  Hydrargyrum  thymolo-aceticum  liess  keine  Aufstellung  der 
Constitutionsformel  zu.  Nach  neueren  von  E.  Merck^)  ange- 
stellten Analysen  ergeben  sich  Zahlen,  auf  Grund  welcher  diesem 
Präparat  die  nachstehende  Formel  zukommt: 

CHsCOO  ;  „„   .    CHsCOO  i  o„ 

CH5COO  i  *^8  +  CioHisO  1  ^8 

Darstellung  van  Äethoxyamidoa,cetylcymidin  und  dessen  Salzen. 
D.  R.-P.  71159  für  Chem.*Fabrik  von  Marquart  &  Schulz  in 
Bettenhausen.  Nitrothymol  wird  in  der  üblichen  Weise  alkylirt, 
das  gebildete  Aethoxynitrocymol  mit  Zinn  und  Salzsäure  oder 
ähnlichen  Reductionsmitteln  zu  der  entsprechenden  Amidover- 
bindung,  dem  Aethoxyamidocymol,  ein  röthlich  gefärbtes  Oel, 
reducirt  und  dieses  in  ToluoUösung  mit  Ghloracetylchlorid  oder 
Bromacetylbromid  unter  Rückfluss  digerirt.  Das  so  gewonnene 
Aethoxychlor-  (oder  brom-)  acetylcymidin  schmilzt  bei  154^  und 
liefert  durch  Erhitzen  mit  alkoholischem  Ammoniak  unter  Druck 
das  bei  104 — 105°  schmelzende  und  in  kaltem  Wasser  unlösliche 
Aethoxyamidoacetylcymidin.  Diese  Base,  sowie  deren  in  Wasser 
leicht  lösliche  Salze  sollen  in  der  Medicin  Anwendung  finden. 

Die  Darstellung  von  nitrirten  Eugenyl-  und  hoeugenylphenyU 
äthem  haben  sich  die  HöchsterFarbwerke  patentiren  lassen. 
Lässt  man  Eugenol  oder  Isoeugenol  bei  Gegenwart  von  Alkali  auf 
Bitrirte  Halogenbenzole,  welche  ein  bewegliches  Halogenatom  ent- 


1)  Ber.  V.  E.  Merck  1893,  Jan.  2)  Arch.  d.  Pharm.  189S,  123. 


406    Organische  Yerbindangen  mit  geschlossener  KohlenstofiTkette. 

halten,  einwirken,  so  entstehen  Körper  vom  Typus  des  Phenyl- 
äthers  GeHs — 0— G^Hs.  So  erhält  man  aus  Ghlordinitrobenzol 
vom  Schmelzpunct  50°  und  Eugenol  den  Eugenyldinitrophenyläther 
(schwefelgelbe  Nadeln  vom  Schmelzpunct  115^),  mit  Isoeugenol 
den  Isoeugenyldinitrophenyläther  in  schwefelgelben  Nadeln  vom 
Schmelzpunct  129 — 130°.  Das  Chlortrinitrobenzol  vom  Schmelz- 
punct 83^  liefert  mit  Eugenol  den  Eugenyltrinitrophenyläther 
(gelbe  Nadeln  vom  Schmelzpunct  80°),  mit  Isoeugenol  den  Ibo- 
eugenyltrinitrophenyläther  (bernsteingelbe  Nadeln  vom  Schmelz- 
punct 144  bis  146°).  Die  erwähnten  Isoeugenol -Verbindungen 
sind  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  Oxydationsproducte  liefern, 
aus  welchen  sich  Vanillin  abspalten  lässt  ^). 


c.   Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige 

Verbindungen. 

Benzoesäure.  In  dem  Entwurf  zum  Nachtrage  des  Deutschen 
Arzneibuches  empfiehlt  die  ständige  Gommission^  zur  Be- 
arbeitung desselben  für  die  Identitätsreaction  folgende  Fassung : 

„Wird  1  g  Benzoesäure  mit  50  co  Wasser  nnd  1  cc  Normal-Ealilaoge 
Übergossen  and  anter  öfterem  ümschütteln  15  Minaten  stehen  gelassen,  so 
bildet  sich  in  der  klar  abgegossenen  Flüssigkeit,  aaf  Zusatz  von  1  Tropfen 
Eisenchloridlösang,  ein  sohmutzigrother  Niederschlag." 

SUierbemoaU  GeHsGOO.Ag  ist  weisses,  in  heissem  Wasser 
lösliches  Pulver  •). 

p-Bromrm-^yxybenztieBäure.  D.  R.-P.  71260  fiir  K  Merck  in 
Darmstadt.  Zur  Darstellung  der  p-Brom-m-oxybenzoesäure  werden 
gleiche  Moleküle  von  m-Oxybenzoesäure  und  Brom  in  einem  ge- 
eigneten Lösungsmittel,  wie  Schwefelkohlenstoff,  Eisessig,  Ghloro- 
form  oder  Tetrachlorkohlenstoff,  auf  30 — 40^  erhitzt  Die  Säure 
ist  in  heissem  Wasser  sehr  leicht  und  in  kaltem  ziemlich  leicht 
löslich  und  krystallisirt  aus  diesem  in  röthlich  gefärbten  Spiessen. 
Sie  geht  beim  Schmelzen  mit  Aetznatron  schon  bei  180 — ^220^ 
vollständig  in  Protocatechusäure  über. 

Jodosobemci^äure,  D.  R.-P.  68Ö74  für  die  Farbwerke  vorm. 
Meister  Lucius  u.  Brüning  in  Höchst.  Bei  der  Einwirkung  von 
rauchender  Salpetersäure  auf  Orthojodbenzoösäure  entsteht  eine 

Verbindung  von  der  Zusammensetzung  C^YU  \  cqoh    ^^^^^^  ^ 

Jodosobenzoesäure  bezeichnet  wird.  Man  erhält  diese  Säure,  in- 
dem man  Orthojodbenzoesäure  in  rauchender  Salpetersäure  löst, 
die  Lösung  dann  aufkocht  und  nach  dem  Abkühlen  mit  Wasser 
versetzt.  Die  ausgeschiedene  Säure  ist  nach  einmaligem  Um- 
krystallisiren  aus  Wasser  rein.  Sie  löst  sich  ziemlich  schwer  in 
Wasser  und  krystallisirt  daraus  in  kleinen,  schwach  gelblich  ge- 
färbten Blättchen,  die  unter  Zersetzung  bei  209^  schmelzen.    Beim 


1)  Pharm.  Centralh.  1893,  898.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,  618. 

8)  Ber.  von  E.  Merok  1898.  Jan. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    407 

Erwärmen  mit  angesäuerter  Jodkaliumlösung  reagirt  die  Jodoso- 
benzoesäure  wie  folgt: 

C6H*<C00H  +  2HJ  —  H2O  +  2J  +  CeH4<QQQjj 

Es  wird   also  Orthojodbenzoesäure   zurückgebildet.     Die  Jodoso- 
benzoesäure  soll  als  Medicament  verwendet  werden. 

Saccharin.  Das  bisher  im  Handel  befindliche  Saccharin  (aus 
60  <>/o  der  allein  Süsskraft  besitzenden  Ortho-  und  40  %  Para- 
und  Meta-Sulfaminbenzoesäureanhydrid  bestehend)  war  300  mal 
so  süss  wie  Zucker;  die  Firma  Fahlberg,  List  u.  Co.  in  Salbke- 
Westerhüsen  a.  Elbe  bringt  jetzt  ein  „raffinirtes^^  Saccharin  in 
den  Handel,  welches  aus  der  reinen  Ortho- Verbindung  besteht 
und  500 mal  so  süss  wie  Zucker  ist.  Dasselbe  wird  auch  in  lös- 
licher Form  als  Natriumsalz  fabricirt,  das  letztere,  90^/0  raffi- 
nirten  Saccharins  entsprechend,  ist  demnach  450  mal  so  süss  wie 
Zucker.  Um  das  Verstäuben  zu  vermeiden,  wird  neben  dem  fein 
gepulverten  Präparat  auch  eine  Sorte  fabricirt,  welche  fein- 
kömig  ist  1). 

Ueber  den  Nachweis  von  Saccharin  s.  Nahrungs-  u.  Genuss- 
mittel. 

Salicylsäure.  L.  Garcano  und  P.  Gesaris'^  haben  die 
schon  bekannte  Löslichkeit  der  Salicylsäure  in  Boraxlösung  nach- 
geprüft, kommen  jedoch  auf  Grund  ihrer  Untersuchungen,  nament- 
lich mit  Bücksicht  auf  den  antiseptischen  Werth  derartiger 
Lösungen,  zu  dem  Schlüsse,  dass  eine  für  antiseptische  Zwecke 
geeignetere  Lösung  erhalten  wird  nach  der  Vorschrift:  Acidi 
borici  12,0,  Acidi  salicylici  6,0,  Aquae  1000,0.  Mit  einer  solchen 
Lösung  waren  sie  im  Stande,  frisches  Fleisch  unter  gleichen  Ver- 
suchsbedingungen besser  zu  erhalten,  als  mit  2o/oiger  Sublimat- 
lösung. 

Die  geringe  Löslichkeit  der  Salicylsäure  in  Wasser  ist  häufig 
ein  Hinderungsgrund  für  ihre  Anwendbarkeit.  Zur  innerlichen 
Verwendung  erhöht  man  die  Löslichkeit  bekanntlich  durch  Zu- 
satz von  Ammoniumacetat.  Zu  äusserlicher  Verwendung  wird 
namentlich  ein  Zusatz  von  Natriumborat  empfohlen.  J o u d on  3) 
theilt  mit,  dass  er  8  %ige  wässrige  Salicylsäurelösuug  vorräthig 
halte,  welche  nach  folgender  Vorschrift  bereitet  ist:  8  g  Salicyl- 
säure werden  in  20  g  90o/oigem  Alkohol  gelöst.  Andererseits 
löst  man  4  g  Natriumborat  in  8  g  Glycerin.  Hierauf  mischt  man 
beide  Lösungen  und  fügt  unmittelbar  darauf  soviel  destillirtes 
Wasser  hinzu,  dass  das  Gesammtgewicht  100  g  beträgt. 

Ueber  die  Resorption  von  Salicylsäure  durch  die  Haut  sind 
durch  Bourget^)  sehr  interessante  Ermittelungen  angestellt 
worden.  Verfasser  bereitete  Salben ,  welche  10  %  Salicylsäure 
enthielten,  vermischt  mit  1.  Ungt.  Glycerini,  2.  Vaseline,  3.  Axung. 


1)  Pharm.  Centralh.  1893,  889.  2)  Bollet.  Chim.-Farm.  1893,  3. 

8)  Rep.  de  Pharm.  1898,  No.  8.  4)  Therap.  Monatsh.  1893  Nov. 


408    Ürganische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

porci,  4.  Lanolin  und  Ol.  terebinth.  —  Diese  Salben  wurden  in 
reichlicher  Menge  um  die  Hauptgelenke  (ohne  Verreibung)  ver- 
theilty  die  letzteren  mit  einer  Flanellbinde  verbunden.  Der  Harn, 
dessen  Absonderung  durch  heissen  Thee  befördert  wird,  wird 
alle  halbe  Stunde  aufgefangen,  bis  die  Salicylsäure  darin  erscheint. 
Der  quantitative  Nachweis  der  Salicylsäure  im  Harn 
geschah  mittels  des  Elion'schen  Verfahrens.  200 — 250  cc  mit 
Schwefelsäure  angesäuerter  Harn  werden  mit  1  Liter  Aetber  aus- 
geschüttelt; die  ätherische  Salicylsäurelösung  wird  darauf  mit 
100  cc  5  %ig.  Natronlauge  geschüttelt,  wobei  das  gebildete  Natrium- 
salicylat  in  wässerige  Lösung  geht.  Mit  dem  nun  salicylfreien 
Aether  wird  der  Harn  ein  zweites  Mal  behandelt  und  wie  vorher 
verfahren.  Die  vereinigten  wässerigen  Natriumsalicylatlösungen 
werden  bis  auf  einen  geringen  Rückstand  eingedampft,  welcher 
durch  Schwefelsäure  angesäuert  und  mit  etwas  gelöster  Stärke, 
Jodkalium  und  Bromwasser  im  Ueberschuss  versetzt  wird.  Nach 
vollzogener  Reaction  fügt  man  schwefligsaures  Natron  bis  zur 
Entfärbung  der  Flüssigkeit  hinzu  und  bestimmt  das  aus  der  Salicyl- 
säure gebildete  unlösliche  Tribromphenol,  nachdem  man  es  durch 
Dampf  destillirt  hat,  durch  Wägung.  Das  beste  Resultat  gab  eine 
Salbe  aus  Acid.  salicyl.,  Lanolin,  Ol,  terebinth.  aa  10,0  und  Axung. 
100,0.  Schon  in  der  ersten  halben  Stunde  nach  der  Einreibung 
war  die  Reaction  sichtbar  und  ziemlich  stark.  Die  Gesammtmenge 
der  in  24  Stunden  absorbirten  und  eliminirten  Salicylsäure 
schwankte  zwischen  0,2  und  1,4  g.  Es  ergab  sich  dabei,  dass 
die  Haut  in  der  Jugend  am  absorptionsfähigsten  ist,  femer,  dass 
die  Haut  der  Frauen,  welche  feiner  ist  als  die  des  Mannes,  auch 
erheblichere  Mengen  von  Salicylsäure  resorbirt,  endlich,  dass  blonde 
oder  röthliche  Personen  eine  absorptionsfähigere  Haut  besitzen, 
als  dunkele. 

Aluminiumsalicylat  ist  von  J.  D.  Riedel  dargestellt  und 
unter  dem  Namen  „Scdumin^^  in  den  Handel  gebracht  worden. 
Dasselbe  ist  eine  Verbindung  von  Alaun  mit  Salicylsäure,  in 
Wasser  und  Alkohol  unlöslich,  in  Alkalien  leicht  löslich.  Diese 
Löslichkeit  in  Alkalien  —  die  Körperflüssigkeiten  sind  meist  leicht 
alkalisch  —  erklärt  auch  einen  Theil  der  Wirkung  der  sonst 
unlöslichen  Verbindung.  Mit  Ammoniak  bildet  das  Salumin  ausser- 
dem ein  neutrales  Doppelsalz,  das  sowohl  in  Wasser  als  in  Glycerin 
löslich  ist  und  sich  in  concentrirteren  Lösungen  auch  ganz  gut 
hält,  während  die  trockene  Verbindung  sehr  bald  durch  bis  jetzt 
noch  unbekannte  Einflüsse  Veränderungen  erleidet  und  theilweise 
in  eine  ganz  (auch  in  Ammoniak)  unlösliche  Verbindung  übergeht. 
Das  frisch  in  Wasser  oder  in  Glycerin  gelöste  Doppelsalz  (Aluminium 
salicyl.  ammoniacale)  —  Saluminium  solubile  —  hat  nach  Hey- 
mann ^)  ausgezeichnete  adstringirende  Wirkungen.  Daneben  reizt 
es  die  Schleimhäute  nicht  energisch,  wie  es  die  meisten  Verbindungen 
der  Salicylsäure  thun.    Es  eignet  sich  daher  ganz  besonders  zur 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  68S. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    409 

Anwendung  bei  den  trockenen  Entzündungen  des  Rachens  und 
der  Nase. 

Lithiumsalicylat.  Die  ständige  Gommission^)  zur  Be- 
arbeitung des  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  dieses  Präpa- 
rats in  folgender  Fassung: 

Lühium  S€Uieylieum. 
Lithiamsalicylst. 

Weisses,  geruchloses,  krystallinisches  Pulver  von  süsslichem  Geschmacke, 
in  Wasser  sowie  in  Weingeist  leicht  löslich. 

Erhitzt,  giebt  das  Salz  einen  kohligen,  mit  Säuren  aufbrausenden,  die 
Flamme  karminroth  färbenden  Kückstand.  Die  wässerige  Losung  (1  s  20) 
flcheidet  auf  Zusatz  von  Salzsäure  einen  weissen,  in  Aether  sowie  in  heissem 
Wasser  löslichen  krystallinischen  Niederschlag  ab  und  wird  durch  wenig 
Eisenchloridlösung  selbst  bei  starker  Verdünnung  blauviolett  gefärbt. 

Die  concentrirte  wässerige  Lösung  des  Salzes  (1  «»  5)  sei  farblos,  nach 
einigem  Stehen  höchstens  schwach  röthlich  sich  förbend,  und  röthe  blaues 
Lackmuspapier  nur  schwach.  Yon  Schwefelsäure  muss  das  Salz  ohne  Auf- 
brausen und  ohne  Färbung  aufgenommen  werden.  Die  wässerige  Losung 
(1  »  20)  darf  durch  Schwefel  Wasserstoff  wasser  und  durch  Baryumnitratlösung 
nicht  verändert  werden.  2  Raumtheile  der  bezeichneten  Lösung,  mit  3  Raum- 
theilen  Weingeist  versetzt  und  mit  Salpetersäure  angesäuert,  dürfen  auf  Zu- 
satz von  Silbemitratlösung  nicht  verändert  werden.  Wird  der  Verbrennungs- 
rückstand von  0,8  g  Lithmmsalicylat  in  1  cc  Salzsäure  aufgenommen,  und 
^ie  filtrirte  Lösung  zur  Trockne  verdampft,  so  muss  der  verbleibende  Rück- 
stand in  8  cc  Weingeist  klar  löslich  sein. 

Natriumsälicylat.  Unter  dem  Namen  Äntirheumaticum  bringt 
Kamm')  eine  Verbindung  von  Natriumsälicylat  und  Me- 
thylenblau in  den  Handel.  Das  Präparat  bildet  dunkelblaue 
prismatische,  in  Wasser  und  Weingeist  lösliche  Krystalle  von 
etwas  bitterem,  zuletzt  kratzendem,  an  Salicylsäure  erinnerndem 
Geschmack.  Fischer  empfiehlt  das  Präparat  als  Äntirheumaticum 
in  Dosen  von  0,06  bis  1,0  g  in  Pillenform  2-  bis  3  stündlich  zu 
Terabreichen.  Der  Harn  färbt  sich  beim  Gebrauche  des  Mittels 
blau,  später  grün,  zuweilen  tritt  die  grüne  Färbung  in  Folge  der 
OxydationsYorgänge  im  Körper  sofort  auf. 

Quecksilbermiicylate  haben  H.  L a j o u x  und  Alex.  GrandvaP) 
dargestellt.  Bekanntlich  bildet  die  Salicylsäure  zwei  Kategorien 
Ton  Salzen:  normale  und  basische.  Demnach  existiren  4  Queck- 
silbersalicylate :     Das     normale    salicylsäure     Quecksilberoxyd 

(C^ÜaK^tj  jaHg  wird  dargestellt,  indem  man  ein  gelöstes  Queck- 

silberoxydsalz  durch  uormales  salicylsaures  Natrium  in  der  Kälte 
fällt.  Es  ist  ein  weisser,  in  Wasser  unlöslicher  Niederschlag,  der 
«ich  unter  dem  Einflüsse  kochenden  Wassers  in  Salicylsäure  und 
basisches  Quecksilbersalicylat  zersetzt,  während  das  Wasser  nach 
kurzer  Zeit  schon  sauer  reagirt 

(cBHKgg^),Hg  =  CeH4<gOOH   ^   C«H.<^^*>Hg 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  617.  2)  Apoth.  Ztg.  189S,  597.  8)  Jonrn. 

de  Ph.  et  de  Ch.  1893,  Tome  XXVIII,  196-199. 


410    Organische  YerbindoDgen  mit  geschloBsener  Kohlenstoff  kette. 

Das  normale  Salicylat  ist  in  Natriumchlorid-,  Cyankali-  und  Jod- 
kalilösung leicht  löslich  und  besitzt  im  Uebrigen  die  den  Queck- 
silberozydsalzen  charakteristischen  Eigenschaften.  —  Basisches 

Quecksilbersalicylat  Cj  H4  <  ^*  >Hg  bereitet  man  durch  Einwirkung 

Yon  Salicylsäure  auf  frisch  gefälltes  Quecksilberoxyd.  Die  frühere 
Darstellungsmethode  (Aufkochen  einer  in  Wasser  suspendirten 
Mischung  von  Salicylsäure  und  Quecksilberoxyd)  erfordert  stets 
einen  beträchtlichen  Ueberschuss  von  Säure,  den  man  selbst  durch 
längere  Waschungen  nicht  herauszubringen  vermag  und  der  sich 
bei  der  verlängerten  Operation  in  Phenol  spaltet,  wie  denn  auch 
etwas  Quecksilberoxyd  zu  metallischem  Quecksilber  reducirt  wird. 
Man  verfahrt  deshalb  wie  folgt:  Ohne  dass  hierdurch  das  Sieden 
des  Wassers  selbst  unterbrochen  wird,  trägt  man  Salicylsäure  in 
dasselbe  ein,  agitirt  unablässig  und  fügt  nach  und  nach  frisch 
gefälltes  und  gut  ausgewaschenes,  der  Säuremenge  genau  ent- 
sprechendes Quecksilberoxyd  zu.  Das  erhaltene  Product  ist  frei 
von  überschüssiger  Salicylsäure  und  bedarf  deshalb  keines  ver- 
längerten Auswaschens,  welches  aber  nöthig  ist,  wenn  man,  wie 
angedeutet,  das  basische  Salicylat  durch  Aufkochen  des  normalen 
Salicylats  in  Wasser .  erhalten  will.  Das  basische  Salicylqueck- 
silberoxyd  ist  ein  weisses,  in  Wasser,  Alkohol,  Aether  und  Chloro- 
form unlösliches  Pulver,  das  sich  unter  dem  Einflüsse  der  Hitze 
in  Wasser,  Kohlensäure,  Phenol  und  Quecksilber  zersetzt  und 
beim  Glühen  einen  kohligen  Rückstand  hinterlässt.  Es  besitzt 
nicht  die  allgemeinen  Eigenschaften  der  Quecksilberoxydsalze, 
vielleicht  kommt  die  speciflsche  Quecksilberwirkung  deshalb  nicht 
zum  Ausdruck,  weil  das  Hg- Atom  als  Kettenglied  zwischen  dem 
0-Atom  und  der  Gruppe  COi  dient.  Das  in  kaltem  Wasser  suspen- 
dirte  und  der  Wirkung  des  Schwefelwasserstoffstromes  unter- 
worfene Salz  ändert  erst  im  Verlauf  mehrerer  Stunden  die  Farbe, 
wird  zunächst  für  längere  Zeit  citronengelb,  bräunt  und  schwärzt 
sich  dann.  In  der  Wärme  vollzieht  sich  dieser  Farbenwechsel 
rascher.  Das  Präparat  löst  sich  in  Lösungen  von  Schwefel- 
ammonium und  Alkalisulfiden,  femer  ist  es  in  Salmiakgeist,  sowie 
in  Lösungen  von  Natriumhydrat  sehr  löslich.  Li  Lösungen  von 
Natriumchlorid  oder  Jodkalium  löst  es  sich  viel  eher  in  der  Wärme, 
als  in  der  Kälte.  Alle  diese  Lösungen,  selbst  die  in  der  Wärmo 
bereiteten,  enthalten  das  unveränderte  Salz.  Versetzt  man  die 
kalten  Lösungen  mit  einem  Strom  Schwefelwasserstoff,  so  resultirt 
der  oben  bereits  erwähnte  Niederschlag,  der  um  so  rascher  er- 
scheint, je  concentrirter  die  Lösung  ist,  zu  gleicher  Zeit  wird,  zu- 
mal in  der  Jodkaliumlösung,  etwas  Salicylsäure  frei.  Der  ent- 
stehende gelbe  Niederschlag  besteht  aus  einer  Mischung  von 
Schwefelquecksilber  und  Quecksilbersalicylat.  In  der  Wärme  zer* 
setzt  concentrirte,  warme  Salzsäure  das  basische  Salicylat  sofort, 
in  der  Kalte  vollzieht  sich  dieser  Process  langsamer.  Sehr  ver- 
dünnte Säuren  lösen  das  Salz  als  solches  in  der  Kälte  unveränderty 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    411 

Cyankali  zersetzt  das  Salz  unter  Bildung  von  Cyanquecksilber, 
das  mit  H9S  einen  schwarzen  Niederschlag  bildet. 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins  1) 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  des 
Quecksübersalicylats  in  folgender  Fassung: 

Hydrargyrum  salicylicum  basicum. 
Basisch  Salicylsanres  Qaecksilberozyd. 

Amorphes  weisses  in  der  Glühhitze  völlig  flüchtiges,  in  Wasser  und 
Alkohol  unlösliches  Pulver,  welches  59  7«  Quecksilber  enthält.  Dasselbe 
wird  durch  kochende  concentrirte  Salzsäure  in  Salicylsäure  und  Quecksilber* 
ohlorid  zerlegt. 

Es  löst  sich  leicht  und  ohne  Rückstand  oder  Ausscheidung  von  Queck- 
silberozyd  in  Natronlauge.  Eine  solche  sehr  concentrirte  Lösung  erstarrt 
bei  längerem  Stehenlassen  zu  einer  gallertartigen  Masse. 

In  Sodalösung  muss  es  sich  unter  schwacher  Entwickelung  von  Kohlen- 
säure lösen. 

Werden  2,2  g  allmählich  in  15  g  einer  erwärmten  Lösung  von  Jod- 
kalium (1  =  8)  eingetragen,  so  wird  es  davon  zu  einem  leicht  löslichen 
Doppelsalze  aufgei^ommen.  —  Aehnliches,  aber  viel  schwächeres  Lösungs- 
vermögen zeigen  gleiche  Lösungen  von  Bromkalium  und  von  Ghlomatrium. 

Sehr  vorsichtig  und  vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 

WismtUhsalicylat.  Die  Fabrik  Dr.  v.  Heyden  Nach  f.  em- 
pfiehlt im  Anschluss  an  die  (im  Jahresber.  1892,  429  wieder- 
gegebenen) Untersuchungen  Goldmann's  das  Wismuthsalicylat  in 
das  Deutsche  Arzneibuch  aufzunehmen  und  eine  Prüfung  auf  freie 
Salicylsäure  mit  Eisenchlorid  sowie  eine  solche  auf  Nitrat  mit  Di- 
phenylamin  vorzuschreiben.  Die  Fassung  soll  lauten :  „Basisches  Wis- 
muthsalicylat enthält  entsprechend  der  FormelC6H4<^^^>BiOH 

constant  64  ^jo  BisOs,  ist  ein  weisses,  amorphes,  neutral  reagiren- 
des  Pulver,  geruchlos,  geschmacklos,  unlöslich  in  Wasser  und  Al- 
kohol. Muss  frei  sein  von  ungebundener  Salicylsäure:  Eine  Probe 
wird  mit  Wasser  zerrieben  und  filtrirt.  Das  Filtrat  darf  weder 
sauer  reagiren,  noch  durch  FesGle  violett  gefärbt  werden.  Darf 
kein  Wismuthsubnitrat  enthalten:  Eine  Probe  wird  mit  kalter 
concentrirter  Schwefelsäure  zerrührt  und  hierauf  mit  einem  Tropfen 
einer  Lösung  von  wenig  Diphenylamin  in  viel  concentrirter  Schwefel- 
säure versetzt    Es  darf  keine  Blaufärbung  auftreten.^^ ') 

G.  Vulpius')  erklärt  die  von  der  Firma  Dr.  F.  v.  Heyden 
aufgestellten  Prüfungsvorschriften  für  Bism.  salicgl,  basic,  für  zu 
weitgehend.  Der  zu  fordernde  Wismuthoxydgehalt  würde  heute 
unter  gebührender  Berücksichtigung  geringer  Gehaltsschwankungen 
und  unvermeidlicher  kleiner  Arbeitsfehler  bei  der  Bestimmung 
auf  nur  63  %  (nicht  64  %)  festgesetzt  werden  müssen.  Als  das 
Ergänzungsbuch  zum  Deutschen  Arzneibuche  herausgegeben  wurde, 
seien  Präparate  auch  von  solchem  Gehalte  jedoch  nicht  im  Handel 
gewesen.  Mit  der  Prüfung  auf  freie  Salicylsäure  mittels  Ferri- 
chlorid  werde  gleichfalls  über  das  Ziel  hinausgeschossen,  da  voU- 


1)    Apoth.  Ztg.  1893,  419.  2)    Südd.  Apoth.  Ztg.  1898,  No.  19. 

8)  Pharm.  Centralh.  1898  No.  14. 


412   Organische  Verbindangeii  mit  geschlossener  Eohlenstoffkette. 

ständige  Abwesenheit  jeder  durch  Ferrichlorid  nachweisbaren 
Spur  von  freier  Salicylsäure  nur  bei  ganz  frisch  hergestellten 
Präparaten  möglich  sei.  Schon  nach  zwei  Tagen  können  Spuren 
freier  Salicylsäure,  besonders  im  Filtrate  der  wässrigen  Anreibung 
durch  Ferrichlorid  deutlich  nachgewiesen  werden.  In  diesem 
Puncte  habe  das  Ergänzungsbuch  den  Thatsachen  besser  Rech- 
nung getragen y  wenn  es  vorschreibt,  Wismuthsalicylat  dürfe  an 
Weingeist,  Aether  und  Chloroform  keine  Salicylsäure  abgeben. 
Denn  es  zeigt  sich,  dass,  obschon  diese  Flüssigkeiten  weit  bessere 
Lösungsmittel  für  Salicylsäure  sind  als  Wasser,  sie  dennoch  nach 
dem  Schütteln  mit  dem  gleichen,  sonst  probehaltigen  Wismuth- 
salicylat auf  Zusatz  von  Ferrichlorid  eine  weit  geringere,  übrigens 
weniger  violette  als  vielmehr  blassbräunlichrothe  Färbung  geben. 
Durch  Wasser  wird  daher  vermuthlich  eine  in  bescheidenen 
Grenzen  sich  haltende  Zersetzung  des  Wismuthsalicylats  hervor- 
gerufen, was  ja  dem  Verhalten  der  übrigen  Wismuthsalze  ent- 
sprechend nicht  befremdlich  ist.  Allerdings  reagire  das  Filtrat 
der  wässrigen  Anreibung  von  Wismuthsalicylat  1 :  10  in  den 
ersten  Minuten  nicht  auf  Lackmuspapier.  Der  Gehalt  an  freier 
Salicylsäure  würde  dann  ein  so  geringer  sein,  dass  er  bei  dem 
beschriebenen  Verfahren  zwar  noch  durch  Ferrichlorid,  nicht  aber 
durch  Lackmus  nachgewiesen  werden  kann.  Der  bei  vorgeschrie- 
ner  Lackmusprüfung  zugelassene  Gehalt  an  freier  Salicylsäure 
würde  —  wie  Versuche  ergeben  haben  —  0,05  o/o  betragen.  End- 
lich zieht  Vulpius  auch  die  vom  Ergänzungsbucne  aufgenommene 
Prüfung  auf  Nitrat  durch  Schichtung  der  wässrigen  Anreibung  von 
0,3  Wismuthsalicylat  und  0,5  Natriumsalicylat  mit  5  cc  Wasser 
über  5  cc  Schwefelsäure,  wobei  keine  rothbraune  Zone  entstehen 
soll,  der  Probe  mit  Diphenylaminschwefelsäure  vor,  ganz  abge- 
sehen davon,  dass  mit  dem  Diphenylamin  ein  neues  Reagens  in 
das  Deutsche  Arzneibuch  eingeführt  würde. 

Auch  Gehe  u.  Co.  ^)  wollen  Spuren  freier  Salicylsäure  in 
Bismuth.  salicyl.  als  zulässig  erachtet  wissen. 

Schubardt')  hat  einige  Handelsmarken  von  Bümut.  sa- 
licyl.  basicum  vergleichend  untersucht  und  gefunden,  dass  bei 
allen  Proben  der  wässrige  Auszug  mit  Eisenchlorid  deutlich  die 
Reaction  auf  Salicylsäure  gab  und  nicht  neutral,  sondern  schwach 
sauer  reagirte.  Mit  Diphenylamin  auf  Salpetersäure  zu  prüfen, 
hält  Schubardt  ebenfalls  für  eine  nicht  glücklich  gewählte  Me- 
thode, die  Prüfung  auf  Nitrat  nach  Vulpius  sei  vollständig  sicher 
und  hinreichend,  nur  schlägt  er  vor,  Natrium  salicylicum  fortzu- 
lassen, da  die  Salicylsäure  schon  im  Bismutum  salicylicum  ge- 
geben sei.  Schubardt  schüttelt  0,5  g  Bismutum  salicylicum  mit 
10  cc  verdünnter  Schwefelsäure  an  und  lässt  an  der  Wand  des 
Reagensglases  10  bis  12  cc  concentrirter  Schwefelsäure  zufliessen. 
An  der  Berührungsfläche  tritt  bei  Anwesenheit  von  nur  0,01  ^o 
Wismuthsubnitrat  noch  eine  Färbung  ein.  —  Schubardt  fasst  seine 

1)  Handelsber.  1893,  April.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  251. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    413 

Mittheilungen  in  folgenden  Vorschlägen  zur  Prüfung  des  Präpa- 
rates zusammen:  Bismutum  salicylicum  sei  ein  weisses,  geruch- 
und  geschmackloses  Pulver,  das  in  Wasser  und  Alkohol  unlöslich 
ist.  1  g  des  Präparates  mit  20  cc  Wasser  bis  zum  Sieden  er- 
hitzt und  sogleich  filtrirt,  gebe  ein  farbloses,  schwach  sauer  re- 
agiren des  Fil trat,  das  weder  durch  Baryumnitrat  und  Silbernitrat 
mehr  als  schwach  opaUsirend  getrübt  werde  (Schwefelsäure,  Ghlor)^ 
noch  nach  dem  Erkalten,  auch  nicht  auf  Zusatz  einiger  Tropfen 
Salzsäure,  Salicylsäure  ausscheide.  0,5  g  Bismutum  salicylicum 
gebe  mit  25  cc  verdünnter  Schwefelsäure  und  10  cc  Aether  ge- 
schüttelt ohne  Gasentwickelung  (Bismutum  carbonicum)  eine 
klare  Lösung  (Blei,  Wismuthoxychlorid).  0,5  g  Bismutum  sali- 
cylicum mit  10  cc  verdünnter  Schwefelsäure  geschüttelt  und  mit 
12  cc  concentrirter  Schwefelsäure  geschichtet,  lasse  keine  rothe 
Zone  an  der  Berührungsfläche  entstehen.  1  g  Bismuthum  sali- 
cylicum bis  zur  vollständigen  Verkohlung  der  Salicylsäure  erhitzt 
und  hierauf  mit  genügender  Menge  Salpetersäure  vollständig 
ozydirt,  hinterlasse  nach  dem  Glühen  62  bis  65  %  BiaOs. 

Die  Oommission  des  Deutschen  Apothekervereins^) 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  des 
WismuthscUicylats  in  folgender  Fassung: 

Bismutum  salicylicum  bcisicum. 
Basisch  Salicylsaures  Wismuth. 

Weisses  amorphes  und  neutral  reagirendes  geruch-  und  geschmackloses 
Pulver,  welches  unlöslich  in  Wasser  und  Alkohol  ist  und  beim  Glühen  nicht 
weniger  als  60  %  Wismuthoxyd  hinterlässt. 

Wird  1  g  mit  10  cc  Wasser  angerieben  und  filtrirt,  so  muis  ein  Filtrat 
erhalten  werden,  welches  nicht  sauer  reagiren  darf.  Vermischt  man  2  co 
des  Filtrates  mit  2  cc  concentrirter  Schwefelsäure  und  überschichtet  mit 
1  cc  concentrirter  Ferrosulfatlösnng ,  so  darf  zwischen  beiden  Flüssigkeiten 
keine  braune  Zone  entstehen.  Der  Best  des  Filtrats  darf  durch  Zusatz  von 
Eisenchlorid  nicht  violett  gefärbt  werden. 

Der  von  der  ständigen  Gommission^)  zur  Bearbeitung  des 
Arzneibuches  veröffentlichte  Entwurf  zum  Nachtrage  des  Deutschen 
Arzneibuches  enthält  folgende  Fassung: 

BismtUitm  subsalieylieum. 
Basisches  Wismuthsalicylat. 

Weisses,  amorphes,  geruch-  und  geschmackloses  Pulver,  in  Wasser  und 
Weingeist  fast  unlöslich,  beim  Erhitzen,  ohne  zu  schmelzen,  unter  Hinter- 
lassung eines  gelben  Rückstandes  verkohlend. 

Beim  Uebergiessen  von  0,5  basischem  Wismuthsalicylat  mit  einer  ver- 
dünnten £isenchloridlösung  (1  =»  20)  entsteht  eine  violette,  beim  Ueber- 
giessen mit  Schwefelwasserstoffwasser  eine  brannschwarze  Färbung. 

0,5  g  basisches  Wismuthsalicylat  mit  5  cc  Wasser  geschüttelt,  müssen  ein 
Filtrat  geben,  welches  blaues  Lackmuspapier  nicht  sofort  röthet. 

Wird  1  g  basisches  Wismuthsalicylat  bis  zur  vollständigen  Yerkohlung 
schwach  geglüht,  der  verbleibende  Rückstand  in  Salpetersäure  gelöst,  die 
Lösung  vorsichtig  zur  Trockne  verdampft,  und  der  Rückstand  abermals  ge- 
glüht, so  müssen  mindestens  0,63  g  Wismuthoxyd  zurückbleiben.  Das  so 
erhaltene  Wismuthoxyd  wird  in  Salpetersäure  gelöst  und  die  Lösung  bis  auf 
20  cc  verdünnt.     Je  ein  Theil  dieser  Lösung  gebe  weder  mit  Baryumnitrat-, 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  419.  2}  ebenda  616. 


414    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette* 

noch  mit  SilberDitratlösunff,  noch  mit  2  Ranmtheilen  verdünnter  Schwefel- 
säure eine  Veranderang.  Ein  weiterer  Theil  jener  Lösung  gebe,  nach  Zu- 
satz von  überschüssiger  Ammoniakflüssigkeit,  ein  farbloses  Filtrat.  Ein 
fernerer  Theil  derselben  liefere  nach  Ausfällung  mit  Schwefelwasserstoff- 
wasser ein  Filtrat,  welches  nach  dem  Eindampfen  einen  wägbaren  Rückstand 
nicht  hinterlässt. 

Wird  1  g  basisches  Wismathsalicylat  mit  8  cc  Zinnchloridlösung  ge- 
schüttelt, so  darf  im  Laufe  einer  Stunde  eine  Färbung  nicht  eintreten. 

Werden  0,2  g  basisches  Wismuthsalicylat  mit  1  cc  Schwefelsäure  über- 
gössen, und  wird  die  Mischung  alsdann  mit  2  cc  Ferrosulfatlösung  über- 
schichtet, so  darf  eine  braune  Zone  nicht  entstehen. 

Vor  Licht  geschützt  aufzubewahren. 

Zur  Darstellung  von  basischem  Wismuthsalicylat  geben  B. 
Fischer  und  ß.  Grützner  i)  folgende  Vorschrift:  486  g  krystalli- 
sirtes  Wismuthnitrat  wurden  in  der  etwa  vierfachen  Gewichts- 
menge verdünnter  Essigsäure  gelöst  und  nach  dem  Verdünnen 
mit  der  40  fachen  Menge  Wasser  das  Wismuthhydroxyd  mittels 
Ammoniak  abgeschieden.  Der  gut  ausgewaschene  Niederschlag 
wurde  alsdann  mit  Wasser  angeschlemmt  und  mit  138  g  Salicyl- 
säure  versetzt.  Nachdem  die  Reaction  durch  kurzes  Erhitzen 
auf  dem  Wasserbade  beendigt,  wird  das  hierbei  entstandene 
Erystallmagma  von  basischem  Wismuthsalicylat  gesammelt,  zu- 
nächst auf  Thonplatten  und  dann  im  Luftbade  bei  70 — 75^  ge- 
trocknet. Unter  dem  Mikroskop  stellt  das  basische  Wismuth- 
salicylat prismatische,  einheitliche  Krystalle  dar,  die  Analyse  be- 
stätigte die  Formel  BiOCrHsOs.  Nach  dem  gleichen  Verfahren 
Wismuthsalicylate  mit  mehr  als  einem  Säurerest  darzustellen  (durch 
Einwirkung  von  2  resp.  3  Molekeln  Salicylsäure  auf  Wismuth- 
hydroxyd) gelang  den  Verfassern  nicht,  sondern  konnte  hierbei 
immer  nur  ein  Subsalicylat  von  der  Zusammensetzung  BiOGrHsOs 
erhalten  werden. 

üeber  die  Darstellung  von  ScUicylid  und  Polysalicylid  (D.  R.-P. 
68  960  für  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation  in  Berlin)  s.  unter 
Chloroform  (S.  286). 

o-Amidosalicylsäure  ist  ein  weissgraues,  amorphes,  nahezu 
geruchloses  Pulver,  von  nicht  unangenehmem,  schwach  süsslichen 
Geschmack,  unlöslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether.  Die  Ortho- 
amidosalicylsäure  wurde  von  R.  Neisser  (Inaug.-Dissert.  Bern 
1892)  bisher  nur  in  einem  Falle  von  subacutem  Gelenkrheumatis- 
mus praktisch  zur  Anwendung  gebracht.  Nach  dem  hierdurch 
erzielten  günstigen  Erfolge  erscheint  das  Präparat  als  Ersatzmittel 
des  Natriumsalicylats  wohl  einer  weiteren  klinischen  Prüfung  werth  >). 

Darstellung  von  Ämidoalkylsalicylsäuren  und  Äcetamidoolkyl- 
salicylsäuren.  D.  R,-P.  71258  für  Küchler  u.  Buff  in  Crefeld. 
Zur  Darstellung  der  Amidoalkylsalicylsäure  wird  Nitroalkylsali^l- 
säure  mit  einem  der  üblichen  Reductionsmittel  behandelt.  Die 
Ghlorhydrate  der  Amidomethyl-  und  -äthylsalicylsäure  sind  in  Wasser 
sehr  leicht  löslich.  Die  entsprechenden  Acetylverbindungen  erhält  man 
entweder  durch  Kochen  der  Amidoverbindungen  mit  Eisessig,  Essig- 


1)  Arch.  d.  Pharm.  1893,  680.  2)  Ber.  von  £.  Merck  1898,  Jan. 


Arojnatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    415 

Säureanhydrid  oder  Acetylchlorid  oder  direct  aus  denNitroalkylsalicyl- 
säuren,  indem  man  deren  Reduction  in  Essiglösung  YoUzieht.  Die 
Acetylamidosalicylsäure  krystallisirt  in  seidenglänzenden  Nädelchen 
Yom  Schmelzpunct  206 — 207°,  die  entsprechende  Aethylverbindung  in 
glänzenden,  seidenweichen  Nadeln  vom  Schmelzpunct  189 — 190°. 
Die  Producte  sollen  medicinischen  Zwecken  dienen. 

Darstellung  chlor-  bezw.  bromhaUiger  i-DühiosaUcylsäureti. 
D.  R.-P.  71425  für  H.  Baum  in  Frankfurt  a.  M.  Man  lässt 
3  Mol.  Schwefelchlorid,  SCU,  auf  Salicylsäure  einwirken.  Der 
Process  verläuft  in  der  Weise,  dass  das  Schwefelchlorid  zunächst 
chlorirend  wirkt  unter  Bildung  von  p-Chlor-o-Oxybenzoesäure  und 
Schwefelchlorür  (SjCU)  und  dieses  dann  die  p-Chlor-o-Oxybenzoe- 
säure  in  die  Dichlorisodithiosalicylsäure  überführt.  Durch  Ersatz 
des  Schwefelchlorids  durch  Schwefelbromid  erhält  man  die  Di- 
bromisodithiosalicylsäure.  Dass  die  Reaction  im  angegebenen 
Sinne  verläuft,  ist  namentlich  dadurch  erwiesen,  dass  die  genannte 
Säure  auch  durch  Einwirkung  von  Schwefelchlorür  auf  die  p-Chlor- 
o-Oxybenzoesäure  entsteht.  Die  wasserhaltige  Ghlorisodithiosalicvl- 
säure  schmilzt  bei  117 — 120^,  die  scharf  getrocknete  bei  140°. 
Das  Natriumsalz  ist  leicht  löslich  in  Wasser  und  Spiritus.  Die 
Bromisodithiosali<yjrlsäure  schmilzt  bei  153^;  das  Natriumsalz 
krystallisirt  in  flachen  strohgelben  Prismen  und  besitzt  einen 
nicht  unangenehmen  bitteren  Geschmack.  Die  neuen  Säuren 
sollen  zu  medicinischen  Zwecken  dienen. 

Wismuthdühioscdicylat  (basisch),  eine  dem  Dithion  ähnliche 
Verbindung  bringt  die  Firma  Speyer  u.  Grund  in  Frankfurt  a.  M. 
unter  dem  Namen  Thioform  als  Ersatz  für  Jodoform  in  den  Handel. 
Das  Thioform  ist  ein  geruchloses,  gelbbraunes,  in  Wasser  unlös- 
liches Pulver  und  verdient  nach  L.  Ho  ff  mann  ^)  in  der  Chirurgie, 
sowohl  bei  frischen  Wunden,  wie  bei  der  Behandlung  von  Ge- 
schwüren, ferner  auch  bei  Haut-  und  Augenkrankheiten  die  höchste 
Bedeutung.  Das  Thioform  ist  in  vielen  Fällen  thatsächlich  ge- 
eignet, das  Jodoform  zu  ersetzen,  und  zwar  verdient  es  vielfach 
den  Vorzug,  dazu  ist  es  geruchlos  und  ungiftig,  wie  Hoffinann 
nachwies,  indem  er  Hunden  bis  zu  10  g,  Pferden  100  g  Thioform 
ohne  Störung  des  Wohlbefindens  innerlich  gab.  Das  Thioform 
kann  seiner  üngiftigkeit  wegen  in  ziemlicher  Menge  in  Höhlen 
gebracht  werden,  es  ist  fast  reizlos,  so  dass  es  in  den  Conjuncti- 
valsack  eingestäubt  werden  kann,  es  wirkt  austrocknend,  desodo- 
risirend  und  schmerzstillend. 

Salicylessigsäure.  Verreibt  man  169  Th.  trockenen  Natrium- 
salicylats  mit  100  Th.  40  %iger  Natronlauge  unter  Erwärmen 
möglichst  fein  und  trägt  nach  dem  Erkalten  130 — 140  Th.  mono- 
chloressigsauren  Natriums  ein,  so  seht  unter  beträchtlicher  Er- 
wärmung eine  Reaction  vor  sich.  Man  beendet  dieselbe  durch 
Erhitzen  auf  ca.  120°,  bis  die  Masse  festgeworden  ist.  Die  durch 
verdünnte    Salzsäure    abgeschiedene   Salicylessigsäure    wird    mit 

1}  Repert.  d.  Thierheilk.  1893,  Heft  6. 


416    Organische  Yerbindangen  mit  geschlossener  Kohlenstoffkette. 

kaltem  Wasser  ausgewaschen  und  getrocknet.  Durch  Behandeln 
mit  wenig  kaltem  Aether,  in  welchem  die  Salicylsäure  fast  unlös- 
lich ist,  wird  die  noch  vorhandene  Salicylsäure  entfernt.  Durch 
Umkrystallisiren  aus  kochendem  Wasser  erhält  man  die  Säure 
nahezu  rein.  Sie  besitzt  den  Schmelzpunct  188^  und  krystallisirt 
aus  Wasser  in  glänzenden  Blättchen.  Sie  ist  in  kaltem  Wasser, 
Aether,  Chloroform  und  Benzol  schwer  löslich,  leicht  in  sieden- 
dem Wasser  und  Alkohol.  Die  Säure,  deren  Darstellung  die 
Höchster  Farbwerke  ^)  (vorm.  Meister,  Lucius  u.  Brüning) 
sich  haben  patentiren  lassen,  ist  identisch  mit  der  Salicyloxyessig- 
säure,  welche  bereits  früher  durch  Oxydation  der  o-Aldehydo- 
phenoxyessigsäure  gewonnen  wurde,  und  besitzt  die  Zusammen- 
setzung  CeH4<QQQ|j  Das  Antipyrinsalz  der  Salicyl- 

essigsäure,  das  durch  Zusammenbringen  gleicher  Moleküle 
Antipyrin  und  Salicylessigsäure  entsteht  und  bei  145^  schmilzt, 
soll  als  saures  Salz  vor  dem  Salipyrin  seiner  stärker  antiseptischen 
Wirkung  halber  gewisse  Vorzüge  besitzen. 

Darstellung  von  Thiosalicylsäure  und  Orthosulfobenzoesäure. 
D.  R.-P.  69073  für  Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  u.  Brüning 
in  Höchst  a.  M.  Die  Gewinnung  der  Thiosalicylsäure  beruht  auf 
dem  Verhalten  der  o-Diazobenzoesäure  gegen  Schwefelwasserstoff, 
welcher   aus  den  Lösungen  derselben  eine  rothe  Verbindung  von 

V  ^_3  JJ  glJ 

der  Zusammensetzung  C6H4<qoOH  ^^^^'  die  durch  Kochen 

mit  Wasser,  leichter  mit  Alkalien,  kohlensauren  Alkalien  oder 
Ammoniak  unter  Stickstoff-Abspaltung  in  die  Thiosalicylsäure 
Sa(C6H4COOH)2  übergeht.  An  Stelle  von  Schwefelwasserstoff 
können  auch  die  Sulfide,  Sulf  hydrate  der  Alkalien,  von  Ammoniak 
oder  der  alkalischen  Erden,  femer  die  Salze  der  Thiokohlensäure, 
und  zwar  am  besten  die  Xanthogenate,  verwendet  werden.  Bei 
Benutzung  der  letzteren  liefert  die  schwefelhaltige  Diazoverbindung 
beim  Erwärmen  mit  Wasser  nicht  direct  Thiosalicylsäure,  sondern 
ein  Derivat  derselben 


PTT/S(CS.0UH5) 


welches  erst  durch  Verseifen  mit  Alkalien  in  Thiosalicylsäure 
übergeht.  Aus  der  Thiosalicylsäure  wird  durch  Oxydation  die 
o-Sulfobenzoesäure  erhalten. 

Salicylacetol.  P.  Fritsch*^  hat  ein  Verfahren  zur  Darstel- 
lung eines  Körpers  patentirt  ernalten  (D.  R.-P.  70054),  welcher 
als  Salicylacetol  bezeichnet  wird  und  in  welchem  —  im  Gegen- 
satz zum  Salol  —  die  Salicylsäure  mit  einem  ungiftigen  Körper 
gepaart  ist.  Das  Salicylacetol  wird  durch  Umsetzung  von  Mono- 
chloraceton  und  Natriumsalicylat  im  Sinne  folgender  Gleichung 
erhalten :  CH» .  CO  .CHjCl  +  CeH* .  OH. COONa  -  CHs .  CO .  CH« . 
OtC.CeHiOH  +  NaCl.  Das  Salicylacetol  krystallisirt  aus  Alkohol  in 

1)  dnrch  Pharm.  Gentralh.  189S,  41.  2)  ebenda  194. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    417 

langen  ^völligen  Nadeln  und  schmilzt  bei  71  ^  Es  ist  unlöslich  in 
kaltem,  sehr  schwer  löslich  in  heissem  Wasser,  leicht  in  warmem 
Alkohol,  in  Aether,  Schwefelkohlenstoff,  Chloroform,  Benzol,  schwer 
in  kaltem  Alkohol  und  Ligroin.  Durch  kurzes  Stehenlassen  mit 
Ammoniak  oder  verdünnter  Natronlauge  wird  es  ausserordentlich 
leicht  verseift. 

Nach  Versuchen  von  Bourget')  passirt  das  Salacetol  (zu- 
sammengezogen aus  Salicylacetol)  unverändert  den  Magen  und  wird 
vom  alkalischen  Darminhalt  in  seine  Gomponenten  zersetzt,  das 
Acetol  wird  weiter  zerlegt  und  in  Form  von  Aceton  ausgeschieden. 
Das  Salacetol  enthält  75  %  Salicylsäure,  während  das  Salol  nur 
60  o/o  davon  enthält.  Die  Ausscheidung  der  ersteren  durch  den 
Harn  beginnt  schon  eine  halbe  Stunde  nach  dem  Genuss  des 
Präparates  und  ist  binnen-  24  Stunden  gänzlich  vollendet.  Man 
giebt  das  Salacetol  am  besten  in  etwas  Ricinusöl,  wodurch  gleich-* 
zeitig  eine  reichlichere  Absonderung  von  Darmsecreten  herbei- 
geführt wird.  Dosis  2  bis  3  g  in  30  g  Ol.  ricini  bei  infectiösen 
Krankheiten.  Kleine  Kinder  vertragen  das  Mittel  sehr  gut,  welches 
wegen  des  Mangels  an  Phenol  weniger  gefährlich  ist,  als  das 
Salol;  ein  einjähriges  Kind  kann  ganz  gut  0,5  g  nehmen.  Bei 
Ghlolera  nostras  und  bei  Sommerdiarrhöen  hat  sich  das  Mittel  vor- 
züglich erwiesen.  In  Dosen  von  2  bis  3  g  täglich^  soll  das  Sal- 
acetol ein  ausgezeichnetes  Mittel  gegen  subacuten  und  chronischen 
Rheumatismus  bilden. 

Die  quantitative  Bestimmung  des  Acetons  und  der  Salicylsäure 
im  Salacetol  haben  H.  Eckenroth  und  K.  Kock>)  ausgeführt. 
Auf  Zusatz  von  Natronlauge  zum  Salacetol  tritt  unter  Bildung 
von  Natriumsalicylat  Verseifung  ein  und  Aceton  wird  abge- 
spalten. Das  Letztere  wird  nun  durch  Jodlösung  bei  gleichzeitiger 
Nebenbildung  von  ameisensaurem  Kali  in  Jodoform  umgewandelt, 
und  zwar  geschieht  dieses  so,  dass  je  ein  Molekül  des  gebildeten  * 
Jodoforms  genau  einem  Molekül  des  abgespaltenen  Acetons  ent- 
spricht. Es  ist  ersichtlich,  dass  unter  diesen  Umständen  das 
Aceton  aus  dem  Salacetol  quantitativ  bestimmbar  ist.  Ebenso  ist 
die  Salicylsäure  quantitativ  zu  bestimmen,  da  man  dieselbe  aus 
ihrer  gelösten  Verbindung  des  salicylsauren  Natriums  durch  eine 
stärkere  Säure,  z.  B.  Salzsäure,  abscheiden  kann.  Zur  Bestimmung 
des  Acetons  wird  0,1  g  Salacetol  in  einem  mit  Glasstöpsel  ver- 
sehenen graduirten  Glascylinder  in  15  cc  Doppel-Normal-Natron- 
lauge durch  Schütteln  gelöst,  darauf  werden  o  cc  Doppel-Normal- 
Jodlösung  zugesetzt,  worauf  sofort  ein  Niederschlag  von  Jodoform 
entsteht,  der  sich  auf  der  klaren  Flüssigkeit  absetzt.  Durch  Zu- 
satz von  20  cc  Aether  wird  das  Jodoform  in  Lösung  gebracht, 
10  cc  der  ätherischen  Jodoformlösung  werden  in  eine  tarirte  Glas- 
schale gebracht  und  bei  Lichtabschluss  der  freiwilligen  Verdunstung 
überlassen;  nach  weiterem  zweistündigen  Trocknen  über  Schwefel- 

1)  Corr.-Bl.   f.   Schweiz.   Aerzte    Ko.   14;    Wiener   med.   Presse   1893 
1353—1364.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  593. 

Phumaeeiitisehei  Jahnebericht  f.  1806.  27 


418    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoffkette. 

säure  wird  gewogen.  Der  Gehalt  des  Salacetols  an  Aceton  be- 
trägt 29,89  % ;  gefunden  wurden  29,78  ®/o.  —  Zur  Bestimmung 
der  Sali  cylsäure  wird  0,1  g  Salacetol  in  yerschliessbarem  Glas- 
cylinder  in  10  cc  Doppel  -  Normal  -  Natronlauge  gelöst,  darauf 
werden  10  cc  Salzsäure  und  nach  tüchtigem  Schütteln  10  cc 
Aether  hinzugegeben.  Von  der  ätherischen  Salicylsäurelösung 
werden  5  cc  in  eine  tarirte  Glasschale  gebracht,  der  Aether  yer- 
dunstet,  der  Rückstand  zwei  Stunden  bei  100^  getrocknet  und 
gewogeur  Der  Gehalt  des  Salacetols  an  Salicylsäure  beträgt 
70,11  Vo;  gefunden  wurden  70,05%.  —  Als  eine  schnelle  und 
sichere  Art,  das  Salacetol  auf  seine  Zusammensetzung  aus  Salicyl- 
säure und  Aceton  zu  gleicher  Zeit  zu  prüfen,  empfiehlt  sich  die 
Titration  mittels  Vio  Normal-Natronlauge  und  Phenolpht alein 
als  Indicator.  0,5  g  Salacetol  werden  in  einer  geringen  Menge 
Wasser  aufgenommen  und  mit  einigen  Tropfen  Phenolphtalein  ver- 
setzt. Darauf  giebt  man  unter  Schütteln  Vio  Normal-Kalilauge 
zu,  und  sobald  Rothfärbung  eintritt,  erwärmt  man  die  Substanz, 
bis  sie  sich  wieder  entfärbt.  Es  wird  mit  dem  Zusatz  von  Vio 
Normal-Natronlauge  fortgefahren,  bis  durch  Erwärmen  der  Sub- 
stanz keine  Entfärbung  mehr  veranlasst  wird.  Dieses  geschieht, 
wenn  alles  Salacetol  von  der  Kalilauge  aufgelöst  ist  unter  Bildung 
von  salicylsaurem  Kalium  und  Aceton.  Bei  dem  ganzen  Vorgange 
zeigte  sich,  da^ss  das  Salacetol  nur  allmählich  von  der  Vio  Normsd- 
Kalilauge  aufgelöst,  und  dass  die  Substanz  vor  ihrer  völligen  Auf- 
lösung in  blasiger  Tropfenmasse  auf  dem  Boden  des  Titrirglases 
hin  und  her  bewegt  wurde.  Zur  Neutralisation  von  0,5  Substanz 
wurden  26  cc  ^/lo  Normal-Kalilauge  —  2,6  Normalalkali  gebraucht 
Nun  entspricht  1  cc  Normalalkali  1  cc  Salacetol  «=»  0,194  g.  Auf 
2,6  cc  kommen  also  0,194 . 2,6  »-  0,50  Salacetol.  Diese  Methode 
eignet  sich  ganz  besonders  gut  zur  Prüfung  des  Salacetols,  und 
dürfte  dessen  Reinheitsgrad  an  folgende  Forderung  geknüpft 
werden:  0,5  g  Salacetol  müssen  bis  zur  Neutralisation  26  cc 
^/lo  NormaUcali  verbrauchen. 

H.  Helbing  und  F.  W.  Passmore^)  weisen  nach,  dass  bei 
der  Verseifung  des  Salacetols  mit  verdünnten  Alkalien  nicht  Aceton, 
sondern  Acetonalkohol  gebildet  wird;  bewiesen  wird  dieses  da- 
durch, dass  die  Lösung  von  Salacetol  in  verdünntem  Alkali,  welche 
farblos  ist,  sich  beim  Erwärmen  bräunt,  Garamelgeruch  ausgiebt 
und  Fehling'sche  Lösung  reducirt,  was  weder  Salicylsäure  noch 
Aceton  zeigen.  Da  die  geringste  Menge  einer  Substanz,  welche 
die  Gruppe  GHsC  enthält,  ebenso  wie  Acetonalkohol  mit  Jod 
Jodoform  bildet,  so  kann  die  Bestimmung  des  Acetonalkohols  (des 
Acetons  nach  Eckenroth  und  Kock)  nicht  durch  die  Jodoform- 
bildung erfolgen.  Helbing  und  Passmore  schlagen  dafür  vor,  den 
Acetonalkohol  durch  Fehling'sche  Lösung  quantitativ  zu  bestimmen. 
—  Eckenroth  und  Kock  >)  bemerken  hierzu,  dass  es  auch  nicht 
richtig  ist,   von  Acetonalkohol  zu   sprechen,   sondern  dass  man 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  621.  2)  ebenda  689. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  uDd  zugehörige  Verbindungen.    419 

eigentlich  vom  Acetonrest  oder  Acetonradikal  sprechen  müsste. 
—  Helbing  und  Passmore  weisen  ferner  nach,  dass  der  von  E, 
und  K.  angegebene  Gehalt  von  70,11  %  Salicylsäure  im  Salacetol 
nicht  stimmt  und  dass  es  dafür  71,16  <>/o  heissen  muss.  Weiter 
sprechen  sich  H.  und  P.  gegen  das  von  E.  und  K.  vorgeschriebene 
Trocknen  der  Salicylsäure  bei  100^  aus,  weil  dieselbe  schon  bei 
60^  flüchtig  ist;  hauptsächlich  finden  es  H.  und  P.  für  nöthig, 
dass  die  aus  dem  Salacetol  isolirte  Salicylsäure  frei  von  Chlor- 
verbindungen ist  und  den  richtigen  Schmelzpunct  (156,75 — 157) 
hat.  Sie  fanden,  dass  Salacetol  sehr  leicht  in  der  Kälte  durch 
verdünnte  Alkalien  in  Salicylsäure  und  Acetonalkohol  gespalten 
wird,  und  zwar  erhielten  sie  71,6  ^/o  Salicylsäure,  gegen  71,lüo/o 
theoretisch;  die  isolirte  Salicylsäure  hatte  den  Schmelzpunct 
156,8°  C. 

Salicylsulfonsäure.  Natrium  sulfosalicylicum  netärcde  GeHs. 
OH.SOsH.COONa  ist  ein  weisses,  krystallinisches  Pulver  oder 
krystallinische  Blättchen,  leicht  löslich  in  Wasser.  —  Natrium 
stäfosalicyUcum  acidutn  CeHs.OH.SOsNa.GOOH.  Weisses,  fein 
krystallinisches  Pulver  von  saurem,  etwas  zusammenziehendem 
Geschmack,  leicht  löslich  in  Wasser,  fast  unlöslich  in  Alkohol 
und  in  Aether,  steht  nach  den  Angaben  von  R.  Neisse  bei  akutem 
Gelenkrheumatismus  dem  Natriumsalicylat  an  Wirksamkeit  nach, 
besitzt  aber  den  unangenehmen  Geschmack  uüd  die  Neben- 
wirkungen des  letzteren  (Ohrensausen)  in  geringerem  Grade  ^). 

Salolreaction.  Setzt  man  zu  einer  kleinen  Menge  Salol  (in 
einer  Porcellanschale)  einige  Tropfen  Salpeterschwefelsäure,  so 
färbt  sich  das  Gemenge  gelb,  hierauf  bald  braun,  schliesslich 
grün.  Setzt  man  hierauf  Wasser  hinzu,  so  wird  das  Gemisch 
beim  Umrühren  röthlich  und  auf  Zusatz  von  Ammoniak  wieder 
grünlich.  Wird  Resorcin  ebenso  behandelt,  so  tritt  zuerst  eine 
schön  dunkelblaue  Färbung  auf,  welche  auf  Zusatz  von  Wasser, 
einer  rothen  Färbung  Platz  macht,  die  nach  Ammoniakzusatz 
wieder  in  Blau  übergeht  >). 

Flüssiges  Salol  und  Jodoform-Scdol,  Reynier  und  Isch- 
WalP)  benutzen  das  Verhalten  des  Salols,  bei  40°  zu  schmelzen 
und  bei  37 — 38°  noch  flüssig  zu  bleiben,  dazu,  um  es  in  diesem 
Zustande  unter  die  Haut  odef  in  Körperhöhlen  mittelst  Prävaz- 
spritze  zu  injiciren.  —  Auch  besitzt  das  Salol  die  Eigenschaft, 
bei  41°  sich  mit  Jodoform  auf  das  Innigste  zu  mischen.  Die 
Mischung  soll  ein  flüssiges,  völlig  homogenes  Product  bilden, 
welches  beim  Erkalten  erstarrt  Auch  dieses  eignet  sich  im 
flüssigen  Zustande  zum  Einspritzen  in  Fistelgänge,  sowie  in  puru- 
lente  Höhlen.  Auch  soll  das  flüssige  Salol  auf  Wundnähte  appli- 
cirt  werden  können  und  in  diesem  Falle  die  Rolle  eines  imper- 
meablen Firniss  spielen,  wobei  es  dem  Traumaticin  noch  vorzu- 
ziehen sein  soll. 


1)  Ber.  von  E.  Merek  1898,  Jan.        2)  durch  Pharm.  Centralh.  189S,  612 
3)  Rep.  de  Pharm.  1893,  No.  8. 

27* 


420    Organische  Yerbindmigeii  mit  geschlossener  Eohlenstofifkette. 

Grossi^)  empfiehlt  die  Behandlung  der  Tuberkulose  mit 
subcutanen  Scucl-Iniectionen.  Er  yerwendet  'dazu  Lösungen  yon 
1  Th.  Salol  in  3  Ih.  Mandelöl,  von  welchen  er  5  g,  später  auch 
mehrere  solcher  Dosen  einspritzte,  so  dass  schliesslich  täglich  5  g 
Salol  eingespritzt  wurden.  Das  Salol  erfährt  bei  subcutaner  An- 
wendung die  bekannte  Zersetzung  in  Phenol  und  Salicylsäure, 
und  zwar  lässt  der  Harn  schon  20  bis  30  Minuten  nach  der  In- 
jection  den  Gehalt  an  Salicylsäure  erkennen. 

lieber  einige  Derivate  des  Salols  und  der  Naphtosalole;  von 
Hugo  EckenrothM. 

Xylendsalole.  M.  v.  Nencki  und  F.  y.  Heyden's  Nach- 
folger  haben   ein  Verfahren   zur  Darstellung  yon  Xylenolsidolen 

patentirt  erhalten;  diese  Körper  sollen  durch  besondere  Wirksam- 
keit ausgezeichnet  sein.  Die  Herstellung  derselben  geschieht 
durch  Einwirkenlassen  yon  wassereotziehenden  Mitteln,  nämlich 
Phosphorpentachlorid  und  sauren  Alkalisulfaten  auf  das  Gemisch 
yon  1  Molekül  Salicylsäure  und  1  Molekül  Xylenol.  Es  wurden 
folgende  Salole  dargestellt:  1.  Salicylsaures  o-Xylenol,  Schm.-P. 
36°  C.  2.  Salicylsaures  m-Xylenol,  Schm.-P.  41°  C.  3.  Salicyl- 
saures p-Xylenol,  Schm.-P.  37°  C.  4.  Salicylsaures  Xylenol  aus 
einem  Gemisch  isomerer  Xylenole  des  Theers,  aus  roher  Xylol- 
sulfosäure  oder  aus  rohem  Xy^idin,  flüssig  bis  halbfest.  Diese 
neuen  Stoffe  gleichen  in  ihren  physikalischen  und  chemischen 
Eigenschaften  ganz  den  bekannten  Salden.  Sie  sind  unlöslich  in 
Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  Aether  und  Natronlauge,  welche 
in  der  Wärme  yerseifend  wirkt.  Sie  sind  farblos,  neutral  und 
ohne  starken  Geschmack  und  Geruch  und  sind,  wie  diese  Arznei- 
stoffe, besonders  für  innerliche  Desinfection  bestimmt*). 

Darstellung  von  Salophen.  An  Stelle  des  den  Elberfelder 
Farbenfabriken  yorm.  Bayer  u.  Co.  geschützten  Verfahrens  zur 
Darstellung  yon  Salicylsäureacetylamidophenyläther  kann  man 
auch,  wie  genannte  Fabrik  gefunden  hat,  das  yon  Morse  bereits 
früher  dargestellte  Acetyl-p-Amidophenol  benutzen.  Man  lässt 
auf  letzteres  Phosphoroxychlorid ,  Phosphorpentachlorid  oder 
Phosphortrichlorid  bei  Gegenwart  yon  Salicylsäure  einwirken.  Zur 
Ausführung  nach  dieser  Methode  werden  z.  B.  1,51  Th.  Acetyl- 
p-Amidophenol,  1,38  Th.  Salicylsäure  und  0,77  Th.  Phosphor- 
oxychlorid in  einem  mit  Rührwerk  yersehenen  Kessel  1  ois  2 
Stunden  beziehentlich  so  lange  auf  120  bis  130^  erhitzt,  bis  die 
SalzsäureentwickeluDg  beendet  ist.  Die  Schmelze  wird  mit  warmem 
Wasser  behandelt  und  das  schwer  lösliche  Acetylamidosalol  ab- 
filtrirt.  Durch  Umkrystallisiren  aus  Alkohol  erhält  man  dasselbe 
in  farblosen  Krystallen.  Zweckmässig  schlämmt  man  die  yer- 
wendeten  Ingredienzien  mit  einem  indifferenten  Lösungsmittel  an,* 


1)  darch  Pharm.  Centralh.  1893,  127.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  638. 

8)  Pharm.  Centralh.  1893,  195.  • 


Aromatisohe  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    421 

z.  B.  mit  Benzol,  welches  beim  Erhitzen  wiedergewonnen  werden 
kann  i). 

Gallussäurf.  Galldl  oder  Aluminium  gallicum  ist  von  der 
Firma  J.  D.  Biedel*)  in  die  Therapie  eingeföhrt.  Es  gelingt 
auf  dieselbe  Weise  wie  beim  Salumiü  (s.  S.  408),  es  als  Ammoniak- 
doppelsalz löslich  zu  machen,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
die  Ammoniakverbindung  des  Gallals  ein  schön  lamellirtes,  glänzen- 
des Präparat  giebt,  welches  vollständig  haltbar  ist  Das  Gallal 
wirkt  leicht  adstringirend. 

Gaüanol,  das  Anilid  der  Gallussäure,  wird  nach  P.  Gaze- 
neuve  und  Et.  Bellet  ^^  dargestellt  durch  Kochen  von  Tannin 
oder  Gallussäure  mit  Anilin;  das  erhaltene  Product  wird  behufs 
Entfernung  überschüssigen  Anilins  mit  durch  Salzsäure  ange- 
säuertem Wasser  behandelt,  und  die  abgeschiedenen  Erystalle 
werden  durch  wiederholtes  Umkrystallisiren  aus  wässerigem 
Alkohol  gereinigt.    Das  Gallanol 

^^S>C.H.  +  2H.0 

bildet  farblose  Krystalle  von  leicht  bitterem  Geschmack,  welche 
bei  100^  ihr  Krystallwasser  abgeben  und  bei  205^  schmelzen. 
Gallanol  ist  nur  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  leicht  löslich 
dagegen  in  kochendem  Wasser  und  in  Alkohol,  unlöslich  in  Benzin 
und  Chloroform;  Alkalien  lösen  es  ohne  merkliche  Zersetzung 
unter  Braunfarbung  auf.  Gallanol' hat  reducirende  und  antifermen- 
tative  Eigenschaften.  In  grossen  Dosen  tödtet  es  Mikroorganismen, 
in  kleinen  Dosen  hebt  es  nicht  das  Wachsthum  derselben,  wohl 
aber  deren  Virulenz  auf.  Für  höhere  Thiere  scheint  es  relativ 
ungiftig  zu  sein;  so  konnten  einem  Hund(B'4  g  beigebracht  und 
von  einem  Menschen  4  g  genommen  werden  ohne  bemerkbare 
Wirkung.  Auf  die  unverletzte  Haut  gebracht,  wirkt  es  nicht 
reizend,  ebenso  nicht  auf  die  Konjunctiva,  wohl  aber  auf  Wunden. 
Die  Verfasser  haben  das  Gallanol  bei  mehreren  Fällen  von  Pso- 
riasis und  Ekzem  mit  gutem  Erfolge  angewendet  und  empfehlen 
es  an  Stelle  der  Chrysophansäure  und  des  Pyrogallols  als  un- 
giftiges Ersatzmittel  derselben.  Da  es  nicht  reizend  wirkt  und 
die  Haut  nicht  färbt,  so  kann  es  auch  auf  der  behaarten  Kopf- 
haut, im  Gesicht  und  am  Halse  zur  Anwendung  gelangen  und 
zwar  am  besten  als  Pulver,  als  Salben  zu  0,5 — 1—2 — 3  g:30  g 
oder  in  Traumaticin,  auch  in  Chloroform  suspendirt  mit  nachträg- 
lichem Ueberstreichen  von  Traumaticin.  Bei  Psoriasis  empfiemt 
sich  auch  folgende  alkoholisch-ammoniakalische  Lösung:  Gallanol 
10,  Spiritus  50,  Liq.  Ammon.  caust  1,  welche  mittelst  Pinsel  auf- 
getragen wird.  Für  die  chirurgische  Praxis  würde  sich  Gallanol 
nicht  eignen,  da  es  die  Wunden  reizt,  wohl  aber  in  alkoholischer 
Lösung  zur  Desinfection  der  Hände  des  Operateurs.  (Was  Caze- 
neuve  darüber  sagt,   dass   das  Gallanol   (ein  Anilid   der  Gallus- 

1)  Pharm.  Centralh.  1898,  119.  2)  Apoih.  Ztg.  1893,  688. 

8)  Therap.  Monatahefte  1898,  460. 


422    Organische  YerbinduDgen  mit  geschlossener  Kohlenstoffkeite. 

säure)  der  mit  dem  wissenschaftlichen  chemischen  Namen  Gallol 
belegte  Körper  sei,  ist  unverständlich.  Unter  Gallol  ist  in  der 
chemischen  Literatur  ein  Körper  beschrieben,  der  durch  Erhitzen 
von  Gallein  (Pyrogallinphthaleinsäureanhydrid')  mit  Zinkstaub  und 
Schwefelsäure  entsteht  und  dem  die  empiriscne  Formel  CtoHieO« 
zukommt,  der  also  zunächst  gar  nicht  stickstoffhaltig  ist,  wie  es 
ein  Anilid  der  Gallussäure  doch  sein  müsste.  (Ref.  der  Pharm. 
Gentralh.) 

OalloparcUoluid ,  ein  Homologes  des  Gallanols,  wurde  von 
P.  Cazeneuve^)  dargestellt  Es  bildet  krystallinische  Schüpp- 
chen vom  Schmelzpunct  211  %  welche  wenig  löslich  in  kaltem 
Wasser,  sehr  leicht  löslich  aber  in  heissem  Wasser,  Alkohol  und 

Aether  sind.     Seine  Formel  ist  CeH2</Qg\     '  ^     '  Salz- 

säure zerlegt  es  in  Gallussäure  und  Paratoluidin.  Kaustische 
Alkalien  greifen  es  unter  Luftabschluss  kaum  merklich  an, 
selbst  nicht  bei  Siedetemperatur;  bei  Luftzutritt  bewirken  sie 
allmähliche  Oxydation.  Mit  Orthotoluidin,  Methylanilin,  Dimethjl- 
anilin  und  Xvlidin  gelang  es  Gazeneuve  nicht ,  analoge  Körper 
rein  darzusteuen. 

OdUobromol  ist  die  schon  länger  bekannte,  durch  Zusammen- 
reiben von  Gallussäure  mit  überschüssigem  Brom  sich  bildende 
Dibromgallussäure  C6Brs(OH)8GOOH;  sie  krystallisirt  mit  1  MoL 
Krvstallwasser  in  feinen,  weissen  Nadeln,  ist  nur  wenig  löslich  in 
kaltem  Wasser,  dagegen  leicht  löslich  in  heissem  Wasser,  in 
Alkohol  und  Aether.  Nach  Lepine'^  besitzt  Bromogallol  seda- 
tive Eigenschaften,  ^^nlich  wie  Bromkalium,  und  wird  von  ihm 
als  Ersatzmittel  für  letzteres  Salz  empfohlen,  dessen  deprimirende 
Wirkung  es  nicht  besitzen  soll.  In  einem  Falle  von  Chorea  wurde 
Bromogallol  mit  gutem  Erfolge  angewendet  Weniger  sicher  war 
die  Wirkung  in  einigen  Fällen  von  Epilepsie,  doch  waren  wahr- 
scheinlich die  angewendeten  Dosen  zu  klein.  Das  Bromogallol 
passirt  den  Organismus  unzersetzt,  zum  Theil  wird  es  unter  Bil- 
dung von  Bromalkali  zerlegt  Die  tödtliche  Dosis  für  einen 
15 — 18  kg  schweren  Hnnd  ist  bei  innerlicher  Darreichung  10  g; 
bei  intravenöser  Injection.  der  gleichen  Dosis  erfolgt  der  Tod  schon 
nach  10  Minuten,  das  Blut  enthält  nach  tödtlichen  Gaben  grosse 
Mengen  von  Methämoglobin.  Lepine  gab  Dosen  von  0,5 — 10  g 
täglich  und  zwar  in  wässeriger  Lösung  mit  einem  Sirup  als  Cor- 
rigens.  Gazeneuve  und  Rollet*^  sahen  von  Injectionen  einer 
1 — 2  %\g%VL  Lösung  von  Gallobromol  bei  Gonorrhoe  gute  Erfolge. 

QuecksilbermbgdUat  und-Tannat,  Durch  Fällen  einer  Lösung 
von  Mercuriacetat  mit  Gallussäure  haben  Brousse  und  Gay') 
Mercurigallat,  durch  Fällen  von  Mercuronitrat  mit  Gallussäure  Mer- 
curogallat  dargestellt  Die  erstgenannte  Verbindung  ist  roth,  beim 
Trocknen  braun  werdend,  die  letztere  grünlichgelb  und  wird  beim 

1)  Gompt.  rend.  durch  Pharm.  Ztg^.  1898,  787.  2)  Therap.  Monatsh. 
1893,  461.  3)  Compt  rend.  1893,  284  durch  Pharm.  Gentralh.  1893,  644. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    423 

Trocknen  schmutzig  dunkelgrün.  Warmes,  selbst  kaltes  Wasser  ent- 
zieht diesen  Verbindungen  nach  und  nach  alle  Gallussäure.  Als 
empfehlenswerthe Darstellung  des  gallussauren  Quecksilbers, 
welches  sie  als  werthyoUes  AntisyphUiticum  erkannten,  geben  die  Ver- 
fasser folgende  an:  37,6  g  Gallussäure  werden  unter  Hülfe  von  25  cc 
Wasser  mit  21,6  g  gelbem  Quecksilberoxyd  im  Porcellanmörser 
fein  verrieben;  die  entstandene  Paste  wird  an  der  Luft  getrocknet, 
zerrieben  und  nochmals  über  Schwefelsäure  ausgetrocknet  Das 
mattgrünschwarze  Präparat  besteht  hauptsächlich  aus  der  Mercuro- 
verbindung;  der  Quecksilbergehalt  beträgt  37,17  o/o.  — Das  gerb- 
saure Quecksilber  giebt  ebenfalls  die  Gerbsäure  leicht  an 
Wasser  ab;  Gay  giebt  deshalb  folgende  Darstellungsmethode  an, 
welche  einen  bestimmten  Quecksilbergehalt  erzielen  lässt:  76,2  g 
unter  Aetherzusatz  zerriebenes  Tannin  werden  mit  Hülfe  von 
50  cc  Wasser  mit  2ö,7  g  gelbem  Quecksilberoxyd  im  Porcellan- 
mörser fein  verrieben;  die  Masse  wird  an  der  Luft  getrocknet, 
gepulvert  und  zuletzt  über  Schwefelsäure  völlig  ausgetrocknet. 
Das  Präparat,  welches  ebenfalls  gegen  Syphilis  angewendet  wird, 
enthält  23,8  ^/o  Quecksilber  und  besitzt  eine  olivengrüne  Farbe. 

Behufs  Darstellung  des  Wismtdhsubgallais  (Dermatol)  werden 
nach  H.  Causse^)  200  g  Wismuthsubnitrat  in  Salpetersäure  ge- 
löst, 500  cc  gesättigte  Kaliumnitratlösung  hinzugefügt,  mit  Wis- 
muthsubnitrat die  überschüssige  Säure  abgestumpft,  und  die  neu- 
trale Lösung  mit  100  cc  Essigsäure  versetzt.  Diese  Flüssigkeit 
wird  mit  einer  aus  125,0  g  Gallussäure  in  möglichst  wenig  heissem 
Wasser  hergestellten  Lösung  gemischt  und  diese  Mischung  schnell 
in  das  15-  bis  20  fache  Volumen  Wasser  eingetragen.  Hierbei 
scheidet  sich  das  Wismuthsubgallat  in  ErystaUen  ab.  Die  Kry- 
stalle  werden  zuerst  mit  kaltem,  dann  mit  heissem  Wasser  ge- 
waschen und  an  der  Luft  getrocknet.  Diese  Krystalle  verloren 
bei  100°  9  o/o  Wasser,  entsprechend  2  Mol.  Krystallwasser.  Nach 
Causse  kommt  dem  Wismuthsubgallate  folgende  Formel  zu: 

|— OH 

CeHj  \_   0    _(  Bi  +  2H,0. 

f_  CO2  S 

Wismufhpyrogdüat  wird  dargestellt,  indem  man  bei  obigem 
Darstellungsverfahren  die  Gallussäure  durch  Pyrogallol  ersetzt^ 
oder  durch  Einwirkung  einer  essigsauren  Lösung  von  Wismuth- 
oxyd  auf  eine  essigsaure  PyrogalloUösung.  Das  Wismuthpyrogallat 
bildet  ebenfeJls  kleine  gelbe  Krystalle  und  ist  dem  Dermatol  sehr 
ähnlich.    Die  Zusamensetzung  ist: 

i-O-i 
CeHs     —  0  —     Bi. 

Wiatn/idkmagnesiumgtMcd   endlich  wird   als  gelber,   bei  Za- 


1)  Compt.  rend.  189S,  282  darch  Pharm.  Ztg.  1898,  S68. 


424    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

» 

tritt  von  Licht  und  Luft  sich  grün  färbender,  krjstallinischer 
Niederschlag  der  Zusammensetzung  GrHsMgBiOs  erhalten,  wenn 
durch  Magnesiumcarbonat  gesättigte  Gallussäurelösung  durch  eine 
Lösung  von  essigsaurem  Wismuthoxyd  gefällt  wird. 

Eine  von  Arnold  VoswinkeP)  zur  Herstellung  basischer 
organischer  Wismuthsalze  angewendete  Methode  gründet  sich  anf 
die  Thatsache,  dass  Wismuthchlorid  in  25  <Voiger  Kochsalzlösung 
ohne  Zersetzung  löslich  ist.  Wismuthsubgallat  (Dermatol). 
100  g  Wismuthchlorid  werden  in  1800  g  25  ^oigQT  Kochsalzlösung 
gelöst,  dem  Filtrat  400  g  Gallussäure  hinzugefügt  und  das  Ganze 
zum  Sieden  erhitzt  Man  lässt  unter  Ersatz«  des  verdampfenden 
Wassers  ca.  20  Minuten  sieden  und  giesst  dann»  das  Reactions- 
product  in  soviel  Wasser,  dass  die  überschüssige  Gallussäure  in 
Lösung  bleibt.  Der  entstandene  Niederschlag  wird  ausgewaschen 
und  getrocknet  Das  so  erhaltene  basisch  gallussaure  Wismuth 
hat  einen  Gehalt  von  49,2—50  %  Wismuth  und  entspricht  der 
Formel: 

C6HKco,-Bi<g| 

Wismuthsubpyrogallat  150  g  Pyrogallol  werden  in 
650  g  25  %igQT  Kochsalzlösung  gelöst,  andererseits  werden  316  g 
Wismuthchlorid  in  1000  g  25  ^/oiger  Kochsalzlösung  gelöst.  Die 
filtrirten  Lösungen  werden  gemischt  und  eine  halbe  Stunde  im 
Wasserbade  erhitzt  Das  Reactionsproduct  wird  dann  in  soviel 
Wasser  gegossen  (ca.  20 fache  Menge),  bis  die  Abscheidung  des 
basisöhen  Salzes  beginnt  Nach  einiger  Zeit  sammelt  man  den 
Niederschlag  und  wäscht  mit  soviel  Wasser  nach,  bis  die  salpeter- 
saure Lösung  des  Filtrates  durch  Höllensteinlösung  nicht  mehr 
getrübt  wird.  Dem  Wismuthsubpyrogallat  kommt  keinesfalls  die 
von  Causse  (s.  oben)  angegebene  Formel  zu,  sondern  entspricht 
wahrscheinlich  der  Formel: 

(  OH 

^«^^  )  {j>Bi-OH 

Bei  der  Darstellung  dieses  Salzes  in  Gegenwart  von  Salpeter- 
säure (nach  Gausse)  tritt  sehr  leicht  Oxydation  auf  und  man  er- 
hält ein  missfarbiges  Präparat.  —  An  Stelle  der  Kochsalzlösung 
lassen  sich  mit  gleichem  Erfolg  die  Chloride  der  Alkalien  und 
alkalischen  Erden,  sowie  des  Ammoniaks  verwerthen.  Ebenso 
können  an  Stelle  der  freien  Gallussäure  die  wasserlöslichen  Salze 
der  Gallussäure  Verwendung  finden,  da  die  entstehende  Salzsäure 
die  Säure  regenerirt 

Quecksübersubgallat  (Dermatol)  lässt  sich  nach  B.  Fischer 
und  B.  Grützner  ^)  leicht  darstellen,  wenn  man  1  Molekül  eines 
neutralen  oder  basischen  Wismuthsalzes  oder  1  Molekül  Wismuth- 
hydroxyd  mit  1  Molekül  Gallussäure  oder  1  Molekül  eines  gallus- 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  694.  2)  Archiv  d.  Pharm.  231,  p.  680. 


Aromatische  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige  Verbindungen.    425 

sauren  Salzes  und  soviel  Aetznatrium  in  wässriger  oder  alkoho- 
lischer Flüssigkeit  zusammenbringt,  bis  Auflösung  eintritt  und 
dann  aus  dieser  Lösung  durch  Ansäuern  das  Wismuthsubgallat 
fallt.  Als  beste  Vorschrift  für  die  Darstellung  des  Wismuthsub- 
gallats  empfehlen  die  Verfasser  10  g  krystallisirtes  Wismuthnitrat 
in  40  cc  Terdünnter  Essigsäure  zu  lösen  und  nach  Zugabe  von 
400  g  Wasser  das  Wismuthhvdrozyd  auszufällen.  Das  gut  ausge- 
waschene Hydroxyd  wird  dann  mit  Wasser  angeschwemmt  und 
nach  Hinzufügen  von  3,5  g  Gallussäure  das  Ganze  auf  dem  Wasser- 
bade erwärmt.  Das  hierbei  gebildete  Subgallat  wird  analog  dem 
salicylsauren  Wismuth  (s.  dieses  S.  414)  weiter  behandelt  und 
entspricht  in  trockenem  Zustande  der  Formel  G?  H6  06Bi(0H)8. 
Wismuthgallate  mit  2  oder  3  Säureresten  darzustellen,  gelang  den 
Verfassern  nicht. 

Nach  den  Untersuchungen  des  Inst  f.  exp.  Med.  in  Peters- 
burg soll  das  von  der  Firma  F.  von  Heyden  dargestellte  Wis- 
mtMipyrogallat  ganz  oder  nahezu  ungiftig  sein,  so  dass  es  auch 
innerlich  gegeben  werden  könne.  Nach  neyden's  Verfahren  kann 
ein  Salz  mit  50  ^/o  Wismuthoxyd  gewonnen  werden,  welchem  die 
Formel 

>    g  >BiOH 
CfiHjX^oH), 

zugeschrieben  wird.  Dasselbe  bildet  ein  gelbes  Pulver,  welches 
unlösUch  in  Wasser  und  Alkohol,  löslich  in  Natronlauge  und 
Salzsäure  ist.  Beim  Lösen  in  Natronlauge  zersetzt  es  sich  nicht, 
sondern  kann  aus  dieser  Lösung  durch  Säuren  wieder  als  Pyro- 
(^olwismuth  ausgeschieden  werden.  Diese  Eigenschaft  ist  wichtig 
bezüglich  der  Einwirkung  alkalischer  Körpersäte  auf  das  Mittel.  ^) 

Gerbsäure.  Gehe  u.  Co.  machten  früher  schon  auf  denlrr- 
thum  bei  der  im  Arzneibuche  aufgenommenen  Prüfungsmethode 
aufmerksam,  da  man  auf  Zusatz  von  Alkohol  und  Aether  zur 
wässrigen  Lösung  der  Säure  in  den  angegebenen  Verhältnissen 
keine  klare  Mischung  erhält.  Man  wird  entweder  zu  der  in  der 
zweiten  Auflage  der  Pharmakopoe  befindlichen  Fassung  zurück- 
gehen müssen,  oder,  die  Prüfung  verschärfend,  die  alkoholische 
Lösung  (1  =  5)  mit  dem  doppelten  Volumen  Aether  mischen 
lassen  müssen;  die  vorhandenen  Extractivstoffe  scheiden  sich  dabei 
bockig  aus.  *) 

Die  ständige  Commission')  zur  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  hat  folgende  Aenderung  an  dem  Artikel  Aci- 
dum  tannicum  vorgenommen:  Acid.  tann.  soll  künftig  „leicht  lös- 
lich in  Glycerin'^  sein.  Ausserdem  soll  der  Absatz  2  folgende 
Fassung  erhidten:  2  cc  einer  wässrigen  Lösung  der  Säure  (1  «»6) 


1)    Zeitschr.  d.  allR.  österr.  Ap.-V.  1898,  No.  85.  2)  HandeUber. 

von  Gehe  u.  Co.  1898,  Sept.  3)  Apotb.  Ztg.  1898,  619. 


426    Organische  Verbindungen  mit  geschlossener  Kohlenstoff  kette. 

müssen  mit  2  cc  Weingeist  gemischt,  klar  bleiben,  und  diese 
Mischung  darf  auf  Zusatz  von  1  cc  Aether  nicht  getrübt  werden/' 
Schliesslich  soll  noch  folgende  Prüfung  als  vorletzter  Absatz  ein- 
geführt werden:  „Gerbsäure  darf  beim  Austrocknen  bei  100^ 
nicht  mehr  als  12  Theile  von  100  Theilen  an  Gewicht  verlieren/' 

Aluminiumtannat  (Tannal).  Durch  Verbindung  eines  lös- 
lichen Aluminiumsalzes  mit  Tannin  in  wässriger  Lösung  im  Ver- 
hältniss  von  1  Mol.  Thonerde   zu  2  Mol.  Tannin   wird  zunächst 

Aluminiumtannat  von  der  Formel  AI»  j;?*,.    +  10  aq.  (Ta  =  Ra- 

dical  der  Gerbsäure)  dargestellt.  Dieses,  ein  in  Wasser  unlös- 
liches Pul  7er,  wird  durch  Behandlung  mit  einer  wässrigen  Wein- 
säurelösung im  Verhältniss  von  1  Mol.  des  Salzes  zu  2  Mol.  Wein- 
säure in  das  lösliche  Aluminium  tannico-tartaricum  übergeführt. 
Das  nach  Filtriren  der  Lösung  und  Eindampfen  zur  Trockne 
erhaltene  Präparat  bildet  ein  gelblich- weisses  Pulver,  in  Wasser 
leicht  löslich  und  von  adstringirendem  Geschmack.  Da  nicht 
sehr  concentrirte  Lösungen  des  Tannaldoppelsalzes  sich  nur  schlecht 
halten,  auch  ein  Glycerinzusatz  die  Haltbarkeit  nicht  vergrössert, 
so  fertigt  die  Firma  J.  D.  Riedel^)  in  Berlin,  welche  die  Dar- 
stellung des  Tannais  sich  patentiren  liess,  comprimirte  Tabletten 
zu  1,0  g,  die  sich  in  warmem  Wasser  ganz  gut,  wenn  auch  lang- 
sam lösen.  Das  Tannal  soll  sich  bei  Katarrhen  und  Entzündungen 
der  Nase  und  des  Rachens  bewährt  haben. 

Chebulinsäure ,  eine  Gerbsäure  von  der  Zusammensetzung 
CssHsiOis  +  HaO,  wurde  von  Fridolin  aus  den  Steinfrüchten  von 
Terminalia  che'bula,  einer  Myrobalanee,  zuerst  dargestellt,  bezüg- 
lich ihrer  Reactionen  steht  sie  zwischen  Gallussäure  und  Tannin. 
W.  Adolph i  *)  giebt  vereinfachte  Darstellungsmethoden,  von  denen 
sich  folgende  am  besten  bewährte:  Die  zerkleinerten  Steinfrüchte 
werden  mit  Alkohol  extrahirt,  der  Alkohol  verdunstet;  der  Rück-, 
stand  wird  mit  1  o/oig.  Kochsalzlösung  extrahirt  und  das  Filtrat  mit 
Essigäther  ausgeschüttelt;  sodann  wird  nach  dem  Abdestilliren 
des  letzteren  aus  dem  Rückstande  der  Aetherlösung  Gallussäure 
mit  Aether  entfernt.  Die  Ausbeute  an  roher  Chebulinsäure  be- 
trägt ca.  3,5  o/o ;  sie  wird  durch  mehrmaliges  Umkrystallisiren  ge- 
reinigt. Sie  stellt  weisse  Krystalle  dar,  die,  auf  200^  erhitzt,  zu- 
sammen sintern,  in  Wasser  und  Aether  schwer,  leicht  in  Alkohol 
und  Essigäther  löslich  sind.  Die  Säure  ist  optisch  activ: 
[«]£)  = -P  60,5  % ,    wenn    frisch    gelöst;    nach    einigem    Stehen 

Hd  =  +  67  o/o.   Die  Molekulargrösse  entsprechend  obiger  Formel 

wurde  nach  Beckmann's  Siedemethode  festgestellt.  Die  Chebulin- 
säure bildet  mit  Erdalkalien  neutrsJe,  mit  Schwermetallen  basische 
Salze,  mit  Alkalo'iden  in  Alkohol  lösliche  Verbindungen.  Bei  der 
Benzoylirung  treten  4  Benzoylgruppen  in  ein  Molekül  der  Säure 

1)  Apoth.  ZtfT.  1893,  683.  2)  Dies.  Dorpat;  die  Arbeit  ist  auch  im 

Arch.  d.  Ph.  280,  684  abgedruckt. 


VerbinduDgen  der  Naphtaliogruppe.  427 

ein,  bei  der  Einwirkung  von  Acetanbydrid  Acetylgruppen.  Mit 
Phenylhydrazin  bildet  Chebulinsäure  ein  amorphes  Hydrazon. 
Zucker  konnte  indessen  als  Spaltungsproduct  nicht  nachgewiesen 
werden;  durch  Einwirkung  conc.  Salzsäure  wurde  Lävulinsäure 
nicht  erhalten.  Leitet  man  in  eine  alkoholische  Lösung  der  Che- 
bulinsäure  trocknes  Salzsäuregas,  so  bildet  sich  Gallussäureäthyl- 
ester vom  Schmelzpuncte  151^  neben  einer  gerbsäureähnlichen 
Substanz.  Durch  Kochen  mit  20  %iger  Schwefelsäure  wird  die 
ühebulinsäure  gespalten,  wobei  ca.  70  ^/o  Gallussäure  gebildet 
werden.  • 

Acidum  phenylO'Salicylicum  (o-Oxydiphenylcarbonsäure),  ist  ein 
weisses,  in  Wasser  schwer  lösliches  Pulver,  leichter  löslich  in  Al- 
kohol, Aetfaer  und  Glycerin.  Nach  F.  Bock  ein  gutes  Anti- 
septicum. ') 

Zimtsäure  bildet  weisse  oder  schwach  gelbliche,  matt  glän- 
zende, in  Alkohol  lösliche  Blättchen  vom  Schmelzpunct  133°  G. 
Dieselbe  wird  sowohl  bei  innerer  als  auch  bei  chirurgisch  zu  be- 
handelnder Tuberkulose  nach  Landerer  hauptsächlich  in  Form 
folgender  Emulsion  angewendet:  Acid.  cinnamylici  5,0,  Ol.  amyg- 
dalar.  dulc.  10,0,  Vitelli  Ovi  No.  I,  Solution.  Natrii  chlorat  (7,5  %) 
q.  B,y  Misce  ut  fiat  emulsio.  Ueber  die  Herstellung  dieser  Zimt- 
säure-Emulsion bemerkt  Land  er  er  >)  noch,  dass  man  sie  minde- 
stens 10;  am  besten  15  Minuten  lang  verreiben  muss,  damit  die 
Zimtsäure-Krystalle  möglichst  zerrieben  werden.  Es  ist  ferner 
geboten,  die  Emulsion  vor  dem  Gebrauch  völlig  alkalisch  zu 
machen;  dieReaction  ist  daher  mehrmals  zu  prüfen  undnöthigen- 
falls  wieder  ein  oder  mehrere  Tropfen  der  7,5  ^/o  igen  Natronlauge 
zuzusetzen,  bis  die  Reaction  alkalisch  bleibt. 

Argentum  cinnamylicum  CeHsCH  »  GH  GOO  Ag.  Schwerer, 
weisser  Niederschlag,  der  sich  in  kochendem  Wasser  nur  schwer 
und  unter  theilweiser  Zersetzung  löst.  *^ 

Calcium  cinnamylicum  (G9  H?  Os)s  Ua  +  3  Hs  0.  Farblose ,  in 
heissem  Wasser  leicht  lösliche  Nadeln. ') 

Styrdkol  (Zimtsäureguajacoläther).  G«  Hö  .  GH :  GH .  GO .  OG« H4 . 
OGHs.  Lange  Nadeln,  welche  in  Alkohol  löslich  sind,  bei  130°  G. 
schmelzen ;  wie  Guajakolcarbonat  für  die  Behandlung  der  Lungen- 
tuberkulose empfohlen.  ^) 


2,    Benzolverbindungen  mit  zwei  oder  mehreren  Benzolkernen. 

Verbindungen  der  Naphtalingruppe. 

ä-Naphtdcarbonat.  Die  Darstellung  von  Phenolcarbonaten 
durcü  Einwirkung  von  Eohlenoxychlorid  auf  Phenolnatrium  oder 
auf  Phenole  in  ToluoUösung  bei  Hitze  ist  bekannt,  zur  Darstel- 
lung des  ß'Naphiolcarbonats  aber  noch  nicht  benutzt  worden.    Die 

1)  6er.  von  E.  Merck  1898,  Jan.  2)  Deatsch.  Med.  Wochenschr. 

1898,  No.  9  u.  10.  8)  Ber.  von  E.  Merck  1893,  Jan. 


428    Benzolyerbindnngen  mit  zwei  oder  mehreren  Benzolkernen. 

Chem.  Fabrik  a«  Actien  vorm.  £.  Schering  hat  das  Ver- 
fahren zum  Patent  angemeldet.  In  der  Patentbeschreibung 
wird  das  /^-Naphtolcarbonat  als  ein  in  atlasglänzenden  Blättchen 
krjstallisirender,  bei  176^  schmelzender  Körper  beschrieben.  Das 
/9-Naphtolcarbonat  soll  vor  Verwendung  des  /9-Naphtols  den  Vor- 
zug besitzen,  dass  es  nicht  wie  dieses  kratzend  und  reizend  wirkt 
Die  Spaltung  des  /^-Naphtolcarbonats  findet,  wie  die  des  Guaja- 
colcarbonats,  im  Darm  statt. 

ß-Nophtol' Wismuth  [(doHsü^sBils+BiflOs,  ein  hellbraunes 
Pulver  mit  50<>/o  Wismuthgehalt, "unlöslich  und  ohne  ätzende  Wirkung, 
wird  nach  Nencki,  Schubenko  und  Blachstein  ^)  in  Dosen 
bis  zu  2  g  pro  die  bei  cholerartigen  Durchfallen,  sowie  im  ersten 
Stadium  der  wirklichen  Cholera  mit  Erfolg  gegeben. 

Asaprol  (Calciumsalz  des  /^-Naphtolschwefelsäureäthers).  Im 
Anschluss  an  die  schon  im  Jahresber.  1892,  441  gebrachten  Mit- 
theilungen mögen  hier  noch  folgende  Angaben  Platz  finden:  Das 
Asaprol  bildet  ein  weisses  bis  leicht  röthlich  gefärbtes,  geruchloses 
Pulver  von  anfänglich  bitterem,  später  süsslichem  Geschmack. 
Es  ist  unlöslich  in  Aether,  löst  sich  aber  in  Wasser  und  in  Al- 
kohol sehr  leicht,  und  zwar  lösen  100  Th.  Wasser  bei  15^  G. 
167  Th.  Asaprol,  während  100  Th.  kalten  Alkohols  etwa  50  Th. 
des  Mittels  aufzunehmen  vermögen.  Der  Nachweis  des  Asaprols 
wird  am  besten  durch  Eisenchlorid  erbracht,  das  in  wässrigen 
AsaproUösungen  ein  blaue  Färbung  erzeugt,  die  selbst  bei  sehr 
verdünnten  Lösungen  noch  deutlich  wahrnehmbar  ist.  Das  Asaprol 
wird,  wie  das  salicylsaure  Natrium,  rapid  durch  die  Nieren  aus  dem 
Körper  ausgeschieden  und  ist  auch  im  Harn  durch  die  Eisen- 
chloridreaction  nachzuweisen.  Nach  Untersuchungen  von  B o  m  p ar  t, 
Dujardin-Beaumetz  und  Stackler  entfaltet  das  Asaprol  bei 
vielen  Krankheiten  treffliche  antipyretische  und  analgetische  Wir- 
kungen. Bei  der  Verordnung  des  Asaprols  sind  lösliche  Sulfate, 
Natrium  bicarbonicum  und  Kalium  jodatum  auszuschliessen ,  da 
diese  Zersetzung  des  Präparats  herbeiführen.  Das  Asaprol  wird 
von  den  Fabriken  chemischer  Producte  zu  Thann  und  Mühlhausen 
i.  £.  dargestellt  und  durch  die  Firma  EL  Merck  in  den  Handel 
gebracht.  —  Als  Ordinationsformen  des  Asaprols  giebt  Bo m- 
part  folgende  an: 

Asaproli  2  bis  4  g,  Aqnae  AnisiSOfTf  Sinipi  simplioiB  80,0.  Kaffeelöffel- 
weise  in  Thee,  Kaffee,  Znckerwasser  oder  Bier  binneii  24  Standen  zu  nehmen.  In 
Fällen,  wo  die  Verabreichung  durch  den  Mund  nicht  angebracht  erscheint: 
Asaproli  2  bis  7  g,  Tincturae  Opii  crocatae  gtt.  IV.  Vitelli  oyi  No.  1.  De- 
cocti  Bistortae  iSd  g  (statt  dessen  wohl  auch  Decocti  Ratanhiae).  Zum 
Klystier.  Bei  infectiöser  Angina:  Solutionis  Asaproli  aquosae  10  g  :  200  g. 
Ourgelwasser.  *) 

Alumnöl^  ein  neues  von  R.  Heinz  und  Liebrecht')  darge- 
stelltes Adstringo-Antisepticum,  ist  das  Aluminiumsalz  einer 
Sulfo säure  des  Naphtols  und  bildet  ein  weisses,  geruchloses, 

1)    Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  236.  2)    Geechäftsmittheilung 

von  £.  Merck  1893.  3)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1892,  No.  46. 


VerbindnDgen  der  NaphtaliDgrnppe.  429 

niclit  hygroskopisches  Pulver;  dasselbe  ist  in  kaltem  Wasser  leicht 
löslich,  löst  sich  in  Alkohol  mit  schöner  blauer  Farbe  und  ist 
auch  in  Glycerin  löslich,  dagegen  unlöslich  in  Aether.  Alumnol 
besitzt  reducirende  Eigenschaften,  ein  Umstand,  welcher  Alumnol- 
salben  nach  einiger  Zeit  an  ihrer  Oberfläche  ein  unansehnlichea 
Aeussere  giebt.  Alumnollösungen  erzeugen  in  Eiweiss-  und  Leim- 
lösungen Niederschläge,  welche  durch  eiiien  Ueberschuss  von  Ei- 
weiss bezw.  Leim  wieder  gelöst  werden.  In  eitrigen  Secreten  löst 
sich  Alumnol  auf  und  wird  demselben  dadurch  ermöglicht,  mit 
dem  eiweissreichen  Gewebssafte  in  die  Tiefe  der  Gewebe  zu 
dringen  >  andererseits  ist  bei  eiterprodudrenden  Höhlen  und 
Gängen  eine  Verstopfung  durch  AlnmnolpuWer  ausgeschlossen. 
Alumnol  besitzt  antiseptische  und  adstringirende  Eigenschaften. 

Aus  einem  französischen  Patent  für  die  Darstellung  von 
„Alumnolen"  geht  hervor,  dass  das  gegenwärtig  im  Handel  aU 
J/timno2  bezeichnete  Product  das  Aluminiumsalz  der/?-Naph- 
tholdisulfo säure  R.  ist.  Diese  Säure  entsteht  durch  Erhitzen 
von /9-Naphthol  mit  3  Theilen  concentrirter  Schwefelsäure  auf  110^ 
(die  gleichzeitig  entstehende  /^-Naphtholdisulfosäure  G  kann  auf 
Grund  der  verschiedenen  Löslichkeit  der  Salze  in  Alkohol  ge- 
trennt werden).  Die  Bezeichnung  „R''  rührt  daher,  dass  diese 
Säure  bei  der  Ueberführung  in  Azoverbindungen  röthere  Nuancen 
liefert  als  die  mit  „G^^  (gelb)  bezeichnete  Säure.  —  Zur  Dar- 
stellung des  Alumnols  wird  /9-naphtholdisulfosaures  Natrium  bei 
Siedehitze  in  Wasser  gelöst,  die  theoretische  Menge  Barjumchlorid 
hinzugefugt  und  anhaltend  gerührt,  wodurch  das  Anfangs  gallert- 
artige Baryumsalz  in  eine  leicht  auswaschbare  Form  übergeht. 
Das  ausgewaschene  Baryumsalz  wird  in  Wasser  vertheilt  und  bei 
Siedehitze  mit  der  berechneten  Menge  Aluminiumsulfat  umgesetzt; 
aus  dem  Filtrat  lässt  man  nach  dem  Abdampfen  das  Alumnol 
auskrystallisiren.  In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  noch  eine  grosse 
Anzahl  Verbindungen  anderer  Naphtholsulfosäuren  mit  Aluminium 
herstellen.  Eine  Formel  für  das  Alumnol  ist  noch  nicht  aufzu- 
stellen, da  analytische  Angaben  über  dessen  Zusammensetzung 
(Gehalt  an  Aluminiumoxyd,  Wasser  u.  s.  w.)  noch  nicht  vor- 
liegen. 1) 

Benzonaphthd  (  Benzoesäure  -  ß  -  Naphtyläther).  Verfälschtes 
Bentonaphthol ^  eine  Mischung  von  Naphthol  mit  Benzoesäure 
ist  nach  Adrian*)  leicht  kenntlich  an  dem  Geruch  nach  Benzoe- 
säure (wohl  nur  wenn  sublimirte  Benzoesäure  verwendet  wurde. 
Ref.  der  Ph.  Gentralh.),  ferner  kann  man  das  freie  Naphthol 
nachweisen,  wenn  man  eine  kleine  Menge  der  Substanz  in  alkohol- 
freiem Chloroform  löst,  festes  Aetzkali  zufügt  und  zum  Kochen 
erhitzt.  Im  Falle  der  Anwesenheit  von  freiem  Naphthol  entsteht 
sofort-  deutliche  Bläuung  des  Aetzkalis,  während  bei  einem  reinen 
Product  dasselbe  wenigstens  in  den  ersten  Augenblicken  absolut 
weiss  bleibt;  erst  wenn  durch  fortgesetztes  Kochen  eine  Zersetzung 

1)  Pharm.  Ztg.  1893,  167.  2)  Durch  Pharm.  Centralh.  1893,  467. 


430    Tbiophenderivate.    Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

« 

des  Benzonapbthols  eingeleitet  wird,  beginnt  Violettfärbung.  Die 
äusseren  Eigenschaften  eines  reinen  Präparates  sind  folgende:  Es 
bildet  kleine,  zu  Conglomeraten  yereinigte  Erystalle,  ohne  Farbe 
und  Geschmack  und  fast  ohne  Geruch,  die  bei  110^  schmelzen, 
in  Wasser  unlöslich,  in  der  Kälte  in  Alkohol  und  Aether  wenig, 
mehr  in  Chloroform  löslich  sind. 

lU.  Tbiophenderivate. 

Thiophendijodid  als  Verbandmütel  bei  Wunden.  An  Stelle 
<les  Jodoforms  ist  von  0.  Zuckerkandl^)  das  Thiophendijodid 
mit  gutem  Erfolge  angewendet  worden.  Das  Thiophendijodid  kam 
als  Streupulver,  als  imprägnirte  Gaze  (10  und  20  o/o)  und  in 
Stäbchenform  zur  Anwendung.  Das  Präparat  hat  gegenüber  dem 
Jodoform  den  Vorzug,  weder  giftig  zu  sein,  noch  auf  die  Haut 
reizend  zu  wirken. 

IV.  Aetherische  Gele  und  Kampherarten. 

Die  Berichte  von  Schimmel  u.  Co.  haben  in  diesem  Ab- 
schnitt eingehende  Würdigung  gefunden.  Eine  dem  October- 
bericht  1893  beigefügte  Uebersicht  der  ätherischen  Oele,  welche 
über  die  Namen  derselben  und  die  Pflanzentheile,  aus  welchen 
sie  gewonnen  werden,  ferner  über  die  botanische  Abstammung, 
Oelausbeute,  über  die  specifischen  Gewichte  bei  15^  C,  die  mit 
Sicherheit  nachgewiesenen  Bestandtheile  und  physikalischen  Eigen- 
schaften (Siedepunct,  optisches  Drehungsvermögen,  Erstarrungs- 
punct  u.  8.  w.)  Auskunft  giebt,  sei  an  dieser  Stelle  besonders  erwähnt. 

Die  Commission  des  Deutschen  Apothekervereins  >) 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  hat  bei  einigen  ätherischen 
Oelen  (siehe  weiter  unten  Anisöl,  Kalmusöl,  Kümmelöl,  Nelkenöl, 
Zimtöl)  Aenderungen  in  Vorschlag  gebracht  und  begleitet  diese 
Vorschläge  mit  folgenden  Ausführungen :  In  nicht  allzu  ferner  Zeit 
werden  wir  wohl  meistens  nicht  mehr  die  ätherischen  Oele  ohne 
Weiteres  verwenden,  sondern  nur  gewisse  Bestandtheile  derselben. 
Es  wurde  schon  jetzt  für  zweckmässig  erachtet,  Anethol,  Eugenol 
und  Carvol  an  Stolle  des  Anisöls,  Nelkenöls  und  Kümmelöls  in 
den  Arzneischatz  einzuführen.  Für  diese  Körper  wurden  aber 
nicht  ihre  wissenschaftlichen  Namen,  sondern  die  Bezeichnungen 
„Oleum  Anisi  depuratum ,  Oleum  Garyophyllorum  depuratum, 
Oleum  Carvi  depuratum'*  in  Vorschlag  gebracht.  Diese  Bezeichnung 
„depuratum**  wurde  von  anderer  Seite  aber  als  durchaus  unpraktisch 
verworfen,  da  in  dem  „depuratum"  doch  nicht  die  Trennung  des  sauer- 
stoffhaltigen Theiles  von  den  Terpenen  ausgedrückt  ist.  Daneben 
wurde  auch  der  Standpunct  vertreten,  dass  man  nur  die  terpen- 
freien  Oele  berücksichtigen,  ihre  Eigenschaften  beschreiben,  und 
die  Kennzeichen  ihrer  Reinheit  angeben   solle  —  auf  Grund  der 


1)  Wiener  med.  Presse  darch  Therap.  Monatshefte  1893,  91. 

2)  Apoth.  Ztg.  1893,  360. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  431 

auszusprechenden  Erwartung,  dass  diese  bei  einer  späteren  offi- 
ciellen  Bearbeitung  des  Arzneibuches  an  Stelle  der  natürlichen 
Oele  treten  werden,  —  jedoch  vorläufig  noch  mit  den  natürlichen 
Oelen  rechnen  müsse  und  deshalb  auch  ihre  im  Arzneibuch  ge- 
gebene Charakteristik  auf  Richtigkeit  prüfen  solle.  Nach  dem 
Vorgänge  des  Arzneibuches,  welches  als  Oleum  Garvi  Carvol  be- 
schreibt, sind  unter  dem  Namen  Oleum  Anisi  Anethol  und  als 
Oleum  Caryophyllorum  Eugenol  beschrieben  worden.  —  Der  be- 
achtenswerthe  Vorschlag,  die  Arbeiten  von  Zeisel,  sowie  von  Be- 
nedict und  Grüttner  einer  gründlichen  Prüfung  zu  unterziehen 
und  event.  die  Bestimmung  der  Methylzahl  vorzuschlagen,  aus 
welchen  der  Gehalt  an  Anethol,  Carvol  etc.  sich  berechnen  lasse, 
und  diese  Untersuchungen  auch  auf  die  übrigen  ätherischen  Oele 
auszudehnen,  hat  leider  bislang  noch  nicht  ausgeführt  werden 
können,  ist  aber  auf  dem  Programm  der  Arbeiten  der  Coromis- 
sion  stehen  geblieben.  —  Da  sich  ein  oder  mehrere  cc  schwieriger 
abmessen  lassen,  als  1  g  gewogen  werden  kann,  die  Pipetten  auch 
bei  so  stark  wirkenden  Substanzen,  wie  die  ätherischen  Oele  sind, 
nur  schwer  völlig  gereinigt  werden  können,  so  ist  die  Menge  des 
zu  prüfenden  Oeles  in  der  Regel  dem  Gewichte  nach  angegeben 
worden. 

Botanik  und  Chemie  der  ätherischen  Oele;  von  H.  A.  D. 
Howett  i) 

Ueber  die  Art  der  Entstehung  und  über  den  Sitz  der  äthe- 
rischen Oele  in  den  Blüthen  (Mesnard)  s.  S.  22;  über  die  Bü" 
düng  von  Harzen  und  ätherischen  Oelen  im  Pflanzenkörper  (T  s  c  h  i  r  ch) 
8.  S.  23. 

Einen  neuen  Apparat  zur  Extraction  der  ätherischen  Oele  aus 
Blumen  hat  G.  Morpurgo  ^)  angegeben. 

Mit  der  Bestimmung  des  Atdehyd-  bezw.  Ketongehaltes  der 
ätherischen  Oele  beschäftigt  sich  eine  Arbeit  von  Benedict  und 
Strache. ')  Die  genannten  Forscher  bestimmen  den  Carbonvl- 
sauerstoff,  und  damit  den  Keton-,  bezw.  Aldehyd  -  Gehalt  der 
ätherischen  Oele  in  folgender  Weise:  Die  Substanz  wird  mit  einer 
gewogenen  Menge  Phenylhydrazin  erwärmt,  vom  gebildeten  Hy- 
drazon  abfiltrirt  und  im  Filtrat  das  unverändert  gebliebene  Phe- 
nylhydrazin mit  siedender  Fehling'scher  Lösung  oxydirt.  Dabei 
scheidet  sich  aller  Stickstoff  des  Phenylhydrazins  gasförmig  ab. 
Aus  dem  Volumen  des  entstandenen  Stickstoffs  wird  die  Menge 
des  noch  vorhandenen  Phenylhydrazins  berechnet,  die  Differenz 
giebt  den  mit  dem  Keton  oder  Aldehyd  in  Verbindung  getretenen 
Antheil  desselben  und  damit  die  Menge  des  vo]::bandenen  Ketons  etc. 
an.  Aus  den  Angaben  in  der  Arbeit  geht  hervor,  dass  die  Me- 
thode bei  einigen  ätherischen  Oelen  gute  Resultate  giebt,  so  bei 
Bittermandel-Oel  (97,7,  97,8  und  96,2  »/o  Benzaldehyd),  bei  Cumin- 


1)  Pharm.  Jonrn.  and  Transact.  1898,  1.  Jali;    Referat  in  Apoth.  Ztg. 
1898,  398.     2)  Pharm.  Post  1893,  405.      8)  Monatshefte  f.  Ghem.  1898,  270. 


432  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

Oel  (47,9  und  41,8  ^/o  Guminaldehvd)  und  bei  spanischem  Rauten- 
Oel  (94  <^/o  Methylnonylketon).  Weniger  befriedigend  sind  die 
Bestimmungen  im  Gassia-Oel,  Eümmel-Oel,  Fenchel-Oel  und  Gi- 
tronen-Oel  ausgefallen.  Das  von  Schimmel  u.  Go. ')  gelieferte 
Gassia-Oel  hatte  nach  deren  Bestimmungen  einen  Aldehydgehalt 
Yon  ca.  84  o/o,  während  Benedict  und  Strache  nur  77,8  <>/o  fanden. 
Der  Gary  olgehalt  der  untersuchten  Kümmel-Oele  (31,5  %,  35,9  ^'/o, 
39,3  %)  ist  sicher  zu  niedrig  gefunden,  ein  gutes  Kümmel-Oel 
(spec.  Gew.  0,910)  enthält  stets  mindestens  45 — 50  ®/o  Garvol. 
Der  Fenchongehalt  des  Fenchel- Oels  ist  zwar  nicht  genau  zu  be- 
stimmen; doch  beträgt  derselbe  nach  Seh.  u.  Go.'s  Erfahrungen 
mindestens  5  o/o,  steigt  aber  oft  auf  10 — 15  <Vo,  während  Benedict 
und  Strache  nur  2,4—2,7  %  angeben.  Gutes  Gitronen-Oel  end- 
lich enthält  6—8  o/q  Gitral,  wogegen  die  Bestimmungen  nur  3,7 
bis  4,7  ^/o  ergaben.  Von  letzterem  Oel  hatten  Seh.  u.  Go.  zwei 
Proben  eingesandt,  von  denen  nach  ihrer  Untersuchung  Probe  I 
ein  zweitellos  reines  vortreffliches  Oel,  Probe  II  dagegen  sicher 
mit  Terpentin-Oel  verfälscht  war.  Die  Bestimmung  mittels  der 
Phenylhydrazinmethode  hat  dagegen  für  das  gute  Oel  einen  ge- 
ringeren Gitralgehalt  als  für  das  verfälschte  ergeben.  Das  Pro- 
blem der  Bestimmung  des  Aldehyd-  oder  Eetongehalts  der  äthe- 
rischen Oele  kann  also  noch  nicht  als  endgültig  gelöst  betrachtet 
werden.  Immerhin  ist  jedoch  die  von  Benedict  und  Strache  aus- 
gearbeitete Methode  als  ein  wesentlicher  Fortschritt  zu  be- 
grüssen. 

Ein  Verfahren  zur  Bestimmung  der  sogen.  Meihylzahl  für 
ätherische  Oele  haben  Benedict  und  Grüttner*)  angegeben.  Da 
eine  Reihe  von  ätherischen  Oelen  Gemengtheile  von  Methyl- 
Aethyläthem  von  Phenolen  oder  Säuren  enthält,  so  glaubten  die 
Verfasser  durch  die  quantitative  Bestimmung  der  Alkylgruppen 
in  diesen  Körpern  neue  Anhaltspuncte  zur  Identificirung  und 
Beurtheilung  von  ätherischen  Oelen  zu  erhalten.  Es  wurde  zu 
diesem  Zwecke  die  Methode  von  Zeisel  zur  Bestimmung  von  Meth- 
oxyl  (OGHs)  in  Anwendung  gebracht,  welche  darin  besteht,  dass 
Körper,  welche  solche  Gruppen  enthalten,  mit  Jodwasserstoffsäure 
gekocht  quantitativ  Jodalkvl  abspalten.  Wird  dieses  in  alkoho- 
Usche  Silbernitratlösung  geleitet,  so  setzt  es  sich  unter  Abschei- 
dung von  Jodsilber  um,  welches  gewogen  werden  kann.  Zur 
Untersuchung  dient  ein  von  B.  und  G.  eigens  construirter  Appa- 
rat. Die  Verfasser  verstehen  unter  Methylzahl  die  Anzahl  Milli- 
gramm GHs ,  die  1  g  der  Substanz  beim  Kochen  mit  Jodwasser- 
stoffisäure  abspaltet,  wobei  Aethyl,  Propyl  und  Isopropyl  durch 
die  äquivalente  Menge  Methyl  ersetzt  gedacht  wird,  da  die  ge- 
fundene Jodsilbermenge  immer  auf  GHs  umgerechnet  wird.  Es 
seien  hier  einige  dieser  Zahlen  angegeben. 


1)   6er.   von  Schimmel  u.  Co.  1898,    Oct  S.  48.  2)    Cbem.  Ztg. 

XIII.  872  u.  1087;  Pharm.  Zt?.  1893,  301. 


1» 
»1 


1> 
1) 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  433 

Ol.  anisi  82,8 

aurant.  cort.       6,9 
bergamottae       0,0 
„    calami  24,2 

caryophyllor.  88,8 
cinnamomi  25,7 
„  petroselini  92,2 
„     terebinthinae      0,0  u.  s.  w. 

Diese  Zahlen  können  zur  Identificirung  und  auch  in  manchen 
Fällen  zur  Werthbestimmung  der  Oele  dienen;  denn  man  kann 
z.B.  daraus  den  Eugenolgehalt  in  Nelkenöl,  Zimtblätteröl,  Ceylon-  | 

Zimtöl,    ferner    den   Anetholgehalt   im  Anisöl,    Stemanisöl    und  ! 

Fenchelöl,  den  Apiolgehalt  im  Petersilienöl  u.  s.  w.  berechnen. 
Auch  lässt  sich  in  Oelen,  von  welchen  die  Methylzahl  bekannt  ist, 
ein  Gehalt  an  Alkohol  berechnen,  da  der  Aethylalkohol  eine  sehr 
hohe  Methylzahl  (326)  besitzt. 

Ester  verschiedener  Alkohole,  Durch  eine  Reihe  neuer  Unter- 
suchungen ist  festgestellt  worden,  dass  Ester  gewisser  Alkohole 
von  der  Zusammensetzung  CioHisO  und  doHjfoO  Hauptbestand- 
theile  zahlreicher  ätherischer  Oele  sind,  deren  Wohlgeruch  im 
Wesentlichen  durch  ihre  Anwesenheit  bedingt  wird.  So  wurde 
z.  B.  das  Linalylacetat  und  andere  Ester  des  Linalools  im  La- 
Tendelöl,  Bergamottöl  und  Petitgrainöl  nachgewiesen.  Geranium- 
öl,  Lavendelöl,  Lemongrassöl  enthalten  Ester  des  Geraniols,  vor- 
nehmlich Geranylacetat.  In  den  Fichtennadelölen  endlich  sind 
Ester  des  Borneols  aufgefunden  worden.  Die  Firma  Schimmel 
u.  Co.  ^)  hat  ein  neues  Verfahren  zur  Gewinnung  dieser  Ester  er- 
mittelt und  dasselbe  zum  Patent  angemeldet.  Alle  diese  Ester  sind  sehr 
empfindliche  Körper,  welche  bei  gewöhnlichem  Luftdruck  nicht 
unzersetzt  destillirbar  sind;  manche  derselben  zersetzen  sich  be- 
reits bei  der  Destillation  mit  Wasserdampf  (z.  B.  Linalylacetat, 
ygl.  den  Art.  Bergamottöl).  Bei  der  Reindarstellung  dieser  Ver- 
bindungen ist  man  deshalb  auf  die  Destillation  im  Vacuum  ange- 
wiesen. Bisher  sind  mehr  als  zwanzig  derartige  Ester  darge- 
stellt worden,  mehrere  derselben  scheinen  praktischen  Werth  zu 
besitzen  (s.  auch  Borneol,  Menthol). 

O.  Wallach  >)  lieferte  weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Terpene  und  ätherischen  Oele.  Derselbe  hat  das  Verhalten  des 
krystallisirten  Terpineols  zu  wasserentziehenden  Agentien  unter- 
sucht. Bei  Anwendung  von  Kaliumbisulfat  wird  in  der  Haupt- 
sache Dipenten  gebildet,  mit  verdünnter  Schwefelsäure  erhält  man 
Cineol,  Dipenten,  Terpinolen  und  Terpinen,  beim  Kochen  mit  Oxal- 
säurelösung entsteht,  namentlich  bei  kurzdauernder  Einwirkung, 
hauptsächlich  Terpinolen,  charakterisirt  durch  das  bei  116^ 
schmelzende  Tetrabromid.  Nach  Wallach  bildet  das  krystallisirte 
Terpineol  das  vorzüglichste  Ausgangsmaterial  für  Gewinnung  von 

1)  Ber.  von  Schimmel  n.  Ck>.  1898,  Apr.  S.  62.  2)   Lieb.  Annal. 

d«  Gheno.  275,  108. 

VbumuMvtiadier  Ja]urMberi«ht  f.  1898.  28  ^_ 


434  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

Dipenten  und  Terpinolen.  Um  ersteres  darzustellen,  bringt  man 
Ealiumbisulfat,  um  letzteres  zu  bereiten,  Oxalsäure  als  wasser- 
abspaltendes  Mittel  zur  Anwendung. 

Durch  Oxydation  des  Terpineols  GioHigO  mittels  Kalium- 
permanganats gelangte  0.  Wallach^)  zu  einer  Verbindung 
CioHxoOs.  Dieselbe  ist  ein  indifferenter  Körper,  schmilzt  bei  121 
bis  122^,  ist  in  Aether  fast  unlöslich,  in  Wasser  leicht  löslich. 
Aus  concentrirten  wässrigen  Lösungen  wird  sie  durch  Alkali 
wieder  abgeschieden.  Durch  Oxydation  mit  Chromsäure  wird  sie 
in  die  wasserstoffarmere  Verbindung  doHieOs  verwandelt.  Siekry- 
stallisirt  in  grossen  spiessfdrmigen  Krystallen  oder  bei  langsamem 
Verdunsten  in  wohlausgebildeten  monoklinen  Pyramiden,  die  bei 
62 — 63  ^^  schmelzen.  Die  weitere  Untersuchung  muss  noch  ent- 
scheiden, welche  Constitution  den  beiden  Körpern  zukommt.  — 
Das  dem  Terpineol  isomere  Dihydrocarveol  verhalt  sich  bei 
der  Oxydation  ganz  ähnlich.  Es  entstehen  dabei  farblose,  in 
Wasser  lösliche  indifferente  Körper,  deren  nähere  Untersuchung 
noch  aussteht.  —  Das  Carvol  lieferte  einen  neutralen,  in  Wasser 
leicht  löslichen  Körper  der  Formel  CioHisOs  und  zwei  Säuren, 
die  gleichfalls  noch  näher  untersucht  werden  müssen.  —  Hinsicht- 
lich der  Beziehungen  des  Fenchons  zum  Kampher,  die  eine 
grosse  Aehnlichkeit  miteinander  zeigen,  beweist  Wallach,  dass 
sich  dieselben  bei  einer  wichtigen  Beaction  wie  Meta-  und  Para- 
Verbindung zu  einander  verhalten.  Kampher  lässt  sich  bekannt- 
lich, wenn  man  ihn  gelinde  mitP2  06  erwärmt,  leicht  in  gewöhn- 
liches Cymol  (p-Methyl-Isopropylbenzol)  überfuhren.  Diese  Re- 
action,  auf  Fenchon  übertragen,  führte  zur  entsprechenden  Meta- 
verbindung. 

Baeyer^)  hat  den  Methyläther  des  Terpineols  dargestellt, 
indem  er  Terpineol  in  ToluoUösung  mit  Kalium-Natriumlegirung 
erhitzte  und  auf  die  entstandene  Kaliumverbindung  Methvljodid 
einwirken  liess.  Der  Aether  ist  eine  bewegliche,  schwach  riecuende, 
bei  207—209°  siedende  Flüssigkeit. 

Beines  Terpineol  ist  der  Inbegriff  des  echten  reinen  Flieder- 
geruches. Nichts  kommt  ihm  an  Lieblichkeit  und  Ausgiebigkeit 
gleich.  Das  specifische  Gewicht  des  reinen  Terpineols  ist  nach 
Schimmel  u.  Co.  ^)  0,940,  sein  Siedepunct  liegt  zwischen  216  bis 
218°.    Es  ist  absolut  farblos  und  dickflüssig. 

DarsteIXung  von  Terpenalkoholen  aus  Terpenen.  D.  R.-P. 
67255  für  Julius  Bertram  in  Leipzig.  Das  Verfahren  besteht 
darin,  dass  man  organische  Säuren  der  Fettreihe  (Essigsäure,  auch 
Oxalsäure)  bei  Gegenwart  geringer  Mengen  von  Mineralsäure  (vrie 
Schwefelsäure^  Salpetersäure,  Salzsäure  u.  s.  w.)  auf  die  Terpene 
CioHie  unter  Innehaltung  einer  massigen  Temperatur  (30—60^) 
einwirken  lässt  und  die  so  entstandenen  Ester  der  Terpenalkohole 
GioHisO  mit  alkoholischer  Kali-  oder  Natronlauge  bez.  Kalium- 


1)    Liebig'B  Annal.   d.  Ghem.  275,    145.  2)    Ber.   d.  d.  eh.  Ges. 

XXVI,  826.  S)  Ber.  von  Schünmel  u.  Co.  1898,  Apr.  S.  71. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  435 

oder  Natriumalkoholat  verseift  Aus  Terpentinöl  und  Kampher 
erhält  man  auf  diese  Weise  dasTerpinol  (Siedep.  216 — 218^)  bez. 
Bomeol  (Siedep.  212  ^  Schmelzp.  206'').  Diese  Alkohole  und 
ihre  Ester  sollen  in  der  Parfumerie  verwendet  werden;  das  Bomeol 
soll  auch  zur  Darstellung  von  Eampher  dienen. 

Ueber  Aldehyde  aus  Terpenen  berichtet  A.  Et  ar  d.  ^)  Kamphen 
Gio  Hi6  addirt,  in  Schwefelkohlenstoff  gelöst,  Chromylchlorid  unter 
Bildung  von  CioHie,  2  Gr02CU,  welches  als  braunes  Pulver  zu 
Boden  fällt.  Zersetzt  man  den  Niederschlag  mit  Wasser,  so  ent- 
steht Eamphenaldehyd  CioHiiO;  derselbe  wird  durch  Extrahiren 
mit  Aether  und  Behandeln  mit  Natriumbisulfit  rein  erhalten  als 
weisse  Krystallmasse  vom  Schmelzp.  -+-67^  Siedepunct  +  220  ^ 
Er  wirkt  stark  reducirend,  wobei  er  sich  zn  Kamphensäure 
C10H14OS  oxydirt,  welche  mit  Wasserdämpfen  flüchtig  ist,  bei 
+  65''  schmilzt  und  bei  +  263''  siedet  Aldehyd  und  Säure 
sind  optisch  inactiv. 

Die  Kamphensäure  liefert  beim  Erhitzen  mit  Calciumoxyd 
neben  anderen  ZersetzungsproductlBn  Gase  der  Olefinreihe  und 
hochsiedende  Kohlenwasserstoffe.  Verf.  folgert  hieraus,  dass  die 
Kamphensäure  der  p-Methylhydratropasäure  nahe  steht  und  dass 
ihr  die  Formel  zukommt: 

CHs  l 

CH{CH3)  — COOH  4 

In  gleicher  Weise  wurde  vermittelst  Chromylchlorid  aus  r-Tere- 
benten  optisch  rechtsdrehender  r-Terebentenaldehyd  dargestellt, 
eine  angenehm  riechende  Flüssigkeit  mit  den  charakteristischen 
Aldehydreactionen. 

In  einer  Schrift  „Mittheilungen  über  Heinrich  Haensers 
terpenfreie  ätherische  Oelef^  beleuchtet  HaenseP)  die  Vorzüge 
dieser  Oele.  Aus  einer  angehängten  Tabelle  ist  die  Intensität  der 
terpenfreien  gegenüber  den  gewöhnlichen  ätherischen  Oelen  er- 
sichtlich; wir  fuhren  nur  einige  Beispiele  daraus  an: 

Terpenfreies    Angelicaöl  .    .    .    30  fach 

Anisöl      .    . 

Bergamottöl 

Calmusöl 

Gitronenöl   . 

Geraniumöl . 

Lavendelöl  . 

Macisöl   .    . 

Pomeranzenöl 

Rosmarinöl 

Salbeiöl  .    . 

Thymianöl 


Ce  H4  \  .^, 


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Wacholderbeeröl  .    20 


Wermuthöl 


2    „ 

2V«     .. 
8 

30 

3 

2Vi 
5 

30 
4 
3 
5 


10 


11 
11 

^^ 

91 
11 
11 

11 

n 
99 


1)  Gomptes  rendas  CXYI,  484—486.        3)  Auszug  in  Pharm.  Centralh. 
1898,  482. 

28* 


436 


Aetherische  Oele  and  Eampherarten. 


Die  durch  H.  Haensel  in  Pirna  angebahnte  und  principiell 
ausgebaute  Verstärkung  der  ätherischen  Oele  durch  Beseitigung 
der  geruchlosen  oder  geruchschwachen  Terpene  ist,  nachdem 
man  deren  Werth  erkannt  hatte,  allgemein  aufgegriffen  worden, 
und  heut  zu  Tage  arbeiten  yiele  Fabriken,  wenn  auch  auf  ver- 
schiedenen Wegen,  so  doch  nach  diesem  Ziele.  Heute  finden  wir 
unter  den  Mitteln  unseres  Arzneibuches  bereits  drei,  nämlich 
Carvol,  Menthol  und  Thymol  verzeichnet,  welche  zu  Haensel's 
terpenfireien  Oelen  zu  zählen  sind,  während  noch  verschiedene 
andere,  z.  B.  Eucalyptol,  Eugenol,  Myrtol,  ebenfalls  medidnisch, 
wieder  andere  in  der  Parfiimerie  und  Liqueurfabrikation  wegen 
ihres  reinen  Geruchs  und  Geschmacks,  sowie  ihrer  Klarlöslichkeit 
in  verdünntem  Spiritus  ausgedehnte  Verwendung  finden. 

In  einer  Abhandlung  „Ueber  ätherische  Oele  und  ihre  Ver- 
wendung in  der  Malerei  von  G.  Bornemann*^  findet  sich  folgende 
Tabelle  über  die  Lödichkeit  von  Harzen  in  ätherischen  Oelen: 


Gewiohtstheile  von 

100  Gewiohtstheile 

Oel  lösen: 

Bem- 

Kolo- 

Gelb. 

Erd- 

8t«l]l 

phon 

Kopal 

Dtomiar 

MMtix 

Sohttüaek 

Bi«n«n~ 

tnohB 

wsdis 

Cigepat-Oel    .    .    . 

6,58 

43,70    5,62 

42,49 

41,16 

0,66 

_ 

^ 

Copaiva-Oel     .    .    . 

— 

24,95 

0,00 

34,57 

— 

— 

4,49 

— 

Eampher-Oel,  leioht 

9,73 

46,16 

9,16 

34,95 

35,04 

1,38 

— 

— 

Eampher-Oel,  schwer 

6,50 

31,85 

2,81 

50,08 

37,93 

0,83 

— 

— 

Lavendel-Oel  .     .    . 

— 

52,86 

— 

83,07 

— 

— 

9,84 

— 

Nelken-Oel  .... 

— 

79,79 

0,00 

18,27 

— 

— 

— 

— 

Rosmarin-Oel  .    .    . 

10,16 

48,94 

4,81 

99,44 

21,89 

0,79 

— 

— 

Spiklavendel-Oel .    . 

8,90 

40,98 

9,61 

41,66 

33,47 

3,67 

— 

— 

Terpentin-Oel .    .    . 

7,47 

51,84 

— 

64,28 

52,79 

12,94 

— 

— 

Terpentin-Oel,  rect. 

10,80 

— 

6,47 

— 

— 

— 

8,10 

6,94 

Paraffin-Oel     .    .    . 

— 

— . 

— 

9,27 

— 

— . 

4,46 

— 

Wachs-Oel  .... 

2,87 

— 

— 

67,31 

— 

— 

5,64 

— 

Aus  vorstehenden  Ziffern  geht  hervor,  dass  das  leichte  Eampher- 
Oel  eines  der  mächtigsten  Lösungsmittel  für  Harze  ist  und  sogar 
das  Terpentin-Oel  in  einzelnen  Fällen  an  Lösungsfähigkeit  über- 
trifi't.  flinsichtlich  des  zweiten  wichtigsten  Punctes:  der  Ver- 
dunstungsfahigkeit,  steht  jedoch  das  Kampher-Oel  dem  Terpentin- 
Oel  etwas  nach.  ^) 

ÄchiUea  coronopifolia-Oel ,  ein  tiefblaues,  dünnflüssiges  Oel 
mit  einem  angenehm  kräftigen,  an  Rainfarrn-Oel  erinnernden  Ge- 
ruch, erhielten  Schimmel  u.  Co.*)  aus  Spanien.  Das  spec.  Gew. 
des  Oeles  ist  0,924  bei  15°  C. 

ÄnisöL  Die  Commission  des  Deutschen  Apotheker- 
vereins') zur  Bearbeitung  des  Arzneibuchs  bringt  für  den  Ar- 
tikel Anisöl  folgende  Fassung  in  Vorschlag: 


1)  Ber.  von  Schimmel  ü.  Co.  1893,  Apr.  S.  9. 
3}  Äpoth.  Ztg.  1898,  360. 


2)  ebenda,  Oct. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  437 

Oleum  Anist, 
Anethol. 

„Der  saaerstoffhaltige  Antheil  des  ätherischen  Oeles  der  Anisfracht. 
Bei  ungefähr  20^  eine  farbloBe,  stark  lichtbrechende  Flüssigkeit,  in  niedrigerer 
Temperainr  eine  weisse  Erystallmasse  von  sehr  aromatischem  Gerüche  und 
Geschmacke. 

Das  Anethol  siedet  bei  234^  und  besitzt  bei  25^  das  spec.  Gew.  0,985. 
In  Weingeist  ist  es  klar  löslich,  diese  Lösung  verändert  die  Farbe  des  Lack* 
muspapiers  nicht  und  zeigt  anf  Zusatz  eines  Tropfens  Eisenchloridlösung 
keine  besondere  Färbung. 

Verreibt  man  1  Tropfen  Anethol  mit  Zucker  und  schüttelt  mit  500  co 
Wasser,  so  muss  dieses  den  reinen  Anisgeschmack  besitzen." 

Anis-Aldehyd  (Aabepine).  Schimmel  u.  Co.  ^)  haben  sich 
von  der  Brauchbarkeit  desselben  sowohl  für  Seifen  als  auch  für 
Eztraits  überzeugt;  besonders  günstig  macht  sich  der  Anis- Alde- 
hyd in  Verbindung  mit  Pomeranzen-Oel,  Petitgrains-Oel  und 
ähnlichen  duftigen  Oelen.  Das  jetzige  Fabrikat  von  Seh.  u.  Co. 
besitzt  in  Folge  verbesserter  Darstellungsweise  einen  weit  feineren 
Geruch,  als  die  früher  gelieferte  Waare;  es  zeigt  alle  Eigen- 
schaften des  reinen  Anis- Aldehyds.  Es  siedet  von  245 — 246^  und 
hat  das  spec.  Gew.  1,126  bei  15°.  Bei  gewöhnlicher  Temperatur 
ist  der  Anis- Aldehyd  flüssig,  erstarrt  aber  im  Kältegemisch  zu 
einer  festen  Erystallmasse,  welche  -^4^  schmilzt  Kühlt  man 
das  Präparat  vorsichtig  auf  -f-  10^  ab,  so  bleibt  es  flüssig,  er- 
staiTt  aber  sofort  beim  Hereinbringen  einer  Spur  des  krystalli- 
sirten  Körpers,  wobei  die  Temperatur  auf  -f-  4®  steigt  An  der 
Luft  oxydirt  sich  der  Anis-Aldehyd  leicht  zu  Anissäure,  und  muss 
deshalb  in  gut  verschlossenen,  möglichst  gefüllten  Flaschen  auf- 
bewahrt werden.  Im  Geruch  ähnelt  er  dem  blühenden  Weiss- 
dom (Crataegus).    In  Alkohol  ist  derselbe  leicht  löslich. 

Baldrian-Oel,  in  Japan  von  P.  Schramm  destillirt,  ist  wahr- 
scheinlich identisch  mit  dem  von  Schimmel  u.  Co.  ')  destiUirten 
Kesso-Oel  von  Valeriana  officinalis  var.  angustifolia.  Spec.  Gew. 
0,963.    Opt  Dreh.  —28**  30'. 

Bay-Oel.  In  der  neuen  U.  S.  Pharmacopoea  sind  die  An- 
forderungen an  reines  Bay-Oel  den  neuesten  Forschungen  ent- 
sprechend modificirt  worden.  Als  specifisches  Gewicht,  das  früher 
mit  1,040  angegeben  war,  wird  jetzt  0,975—0,990  verlangt,  da 
ersteres  Verfälschung  mit  Nelkenöl  und  Pimentöl  begünstigte.  Die 
Abwesenheit  beider  wird  femer  durch  folgende  Probe  nachgewiesen: 
Drei  Tropfen  des  Oeles  werden  mit  drei  Tropfen  starker  Schwefel- 
säure gemischt  Nach  Verlauf  einer  halben  Stunde  soll  die  Mi- 
schung eine  harzige  Beschaffenheit  annehmen  und  nach  Hinzu- 
fugung  von  4  cc  verdünntem  Alkohol  und  Kochen  keine  rothe 
Lösung  geben.  *) 

BergamoU-Od,  Zur  Verfälschung  wird  hauptsächlich  Terpentin- 
Oel,  Pomeranzen-Gel  und  Citronen-Oel  verwendet.  Aue  drei 
beeinträchtigen  die  Löslichkeit  des  Bergamott-Oeles  in  verdünntem 


1)  Bericht  von  Seh.  a.  Co.  189S,  April  65.  2)  ebenda,  Oct  S.  46< 

8)  ebenda,  Oct.  S.  6. 


438  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

Alkohol  und  drücken  das  specifische  Gewicht  und  den  Ester- 
gehalt herab.  Das  Pomeranzen- Oel  verräth  sich  ausserdem  durch 
sein  hohes  optisches  Drehungsvermögen.  Das  specifische  Gewicht 
soll  nicht  unter  0,881  bei  15^  sein,  die  optiscne  Drehung  nicht 
über  20^  (100  mm).  Bergamott-Oel  muss,  wie  Schimmel  u. 
Co.»^  gefunden  haben,  bei  20^  C.  in  IVi  bis  2  Vol.  80o/oigem 
Alkonol  löslich  sein.  Geringe  Trübung,  welche  sich  auf  Zusatz 
Yon  mehr  Alkohol  verstärkt,  rührt  von  der  Abscheidung  von 
Bergapten  her.  Es  dürfen  indess  keine  Oeltröpfchen  ungelöst 
zurückbleiben.  Eine  Destillation  des  Oels  bei  gewöhnlichem  Luft- 
druck, welche  von  anderer  Seite  Yorgeschlagen  wurde,  ist  für  die 
Werthbestimmung  ganz  zwecklos,  da  hierbei  eine  tiefgehende 
Zersetzung  des  Oels  eintritt.  Die  Bestimmung  des  Gebotes  an 
Essigester  des  Linalools,  des  eigentlichen  Trägers  des  Bergamott- 
geruches  lässt  sich  in  der  beim  Lavendel-Oel  (s.  dieses)  ange- 
gebenen Weise  erreichen;  das  Bergamott-Oel  muss  mindestens 
38  ^lo  die  Esters  enthalten.  —  Das  Oel  muss  durch  Pressung  und 
nicht  durch  Destillation  gewonnen  werden.  Vollständig  unratio- 
nell ist  das  Bectificiren  von  Bergamottöl,  da  das  Linaloolacetat 
ein  so  empfindlicher  Körper  ist,  dass  derselbe  schon  durch  De- 
stilliren mit  Wasserdampf  eine  theilweise  Zersetzung  erfährt. 

Robbe')  hat  ein  garantirt  reines  Bergamottöl  untersucht, 
welches  sich  gegenüber  den  Angaben  von  Schimmel  u.  Co.  etwas 
abnorm  verhielt  Das  Oel  zeigte  ein  spec.  Gew.  von  0,882  bei 
15®  C.  4,38  g  Oel  erforderten  zur  Verseifung  9,6  cc  Norm.- 
Ealilauge,  entsprechend  einem  Procentgehalt  von  38,5  Linalool- 
acetat. In  IVt — 2  Th.  Alkohol  von  80  Vol.  Proc.  war  dasselbe 
nicht  löslich,  sondern  schied  Oeltropfen  ab.  Da  an  der  Reinheit 
des  Oeles  kaum  zu  zweifeln  ist,  so  vermuthet  Verf.,  dass  je  nach 
Ernte  und  Gewinnung  gewisse  Anomalien  vorkommen  können  und 
die  einzelnen  Componenten  des  Bergamottöles,  Limonen,  Dipenten, 
Linalool,  Linaloolacetat  und  Bergapten  in  nicht  stets  constantem 
Verhältniss  zu  einander  stehen.  Im  vorliegenden  Falle  dürfte 
das  Oel  besonders  reich  an  Limonen  sein,  wodurch  das  spec.  Gew. 
und  die  Löslichkeit  herabgedrückt  sind.  —  Ueber  die  Ausführung 
der  Esterbestimmung  sei  noch  angefügt,  dass  folgende  Methode 
als  bequem  ausführbar  und  sichere  Resultate  gebend  erprobt 
wurde:  5  cc  Bergamottöl  werden  abgemessen  und  in  ein  ca.  100  cc 
fassendes  Kölbchen  gegeben  und,  fsdls  es  auf  grössere  Genauigkeit 
ankommt,  gewogen.  Dann  fügt  man  25  cc  V>  Normal-Kali- 
lauge zu  und  digerirt  ca.  2  Stunden  im  Dampfbade,  hierauf  ver- 
dünnt man  mit  ca.  50  cc  W^asser,  giebt  Phenolphtalein  zu  und 
titrirt  mit  Normal-Salzsäure  zurück.  Da  das  Atomgewicht  des 
Linaloolacetates  196  ist,  so  ergiebt  sich  der  Procentgehalt  „Z^^ 
des  Oeles  an  letzterem  aus  der  Formel: 

Z  =  19,6  .  a 

g 


1)  Ber.  von  Seh.  u.  Co.  1893,  Apr.  S.  18.        1)  Apoth.  Ztg.  1893,  238. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  439 

wo  a  die  gefundenen  cc  Normal-Kalilauge,  g  das  Gewicht  der  an- 
gewendeten Substanz  bezeichnet.  Hat  man  das  Oel  nur  abge- 
messen (5  cc)  und  nimmt  man  das  spec.  Gew.  im  Mittel  zu  0,881 
an,  so  vereiDfacht  sich  die  Formel  folgendermaassen: 

Zy  =  19,6  .  a  ="  4,45  .  a 

43Ö5" 
Man  braucht  aber  die  gefundenen  cc  Normal-Kalilauge  nur 
mit  4,45  zu  multipliciren ,  um  die  Procentzahl  zu  bekommen. 
Schimmel  u.  Co.  normiren  mit  Recht  den  Mindestgehalt  des  Ber- 
gamottöles  an  Ester  auf  38  ^/o.  Bezeichnet  man  ein  derartiges 
Oel  als  100  ^joig  (normal),  so  findet  man  den  Reinheitsgrad  p 
minderwerthiger  Oele  nach  der  Gleichung: 

-£-  =  -?-     n-a     117 
100         8,54  •  P        *  •  ^^'* 

wo  a  wieder  die  auf  5  cc  Oel  verbrauchte  Menge  Normal-Kali- 
lauge bezeichnet;  8,54  die  Menge  Normal -Kalilauge,  welche 
für  5  cc  Oel  mit  38  ^jo  Estergehalt  erforderlich  ist.  Es  lässt  sich 
hiemach  der  Werthgehalt  annäherungsweise   schnell  ausrechnen. 

Um  die  Verseifung  des  Esters  auszufuhren,  ist  es  nicht  nöthig, 
ein  Kochen  am  Rückfiusskühler  vorzunehmen.  Digerirt  man  im 
offenen  Kolben,  so  ist  nach  dem  Verdunsten  des  Alkohols  (1 — 2 
Stunden)  gewöhnlich  auch  die  Verseif ung  vollendet.  —  Eine 
längere  Digestion  mit  Aetzkali  ist  bei  reinem  Oel  ohne  wesent- 
lichen Nachtbeil,  während  bei  mit  Terpentinöl  versetzten  Oelen 
je  nach  der  Dauer  der  Einwirkung  eine  grössere  Menge  Alkali 
gebunden  wurde. 

Ein  von  H.  Helbing  und  F.  W.  Passmore^)  untersuchtes 
BergamoUöl  war  neutral  und  hatte  einige  Kryställchen  abgesetzt. 
Es  zeigte  das  spec.  Gewicht  von  0,8893  bei  15,5  °  G.  (Bei  natür- 
lichem, gepresstem  Oel  wurden  die  Grenzen  zu  0,881  und  0,885 
angenommen.)  Die  Drehung  war  bei  100  mm  +  13,4.  Das  Oel 
ergab  beim  Destilliren  Essigsäure  und  zwar  in  den  unter  145° 
übergegangenen  7  o/q  des  Oeles  über  10  o/^.  Auch  die  zwischen 
145 — 180°  übergehenden  15,0  %  Limonen  enthielten  noch  etwas 
Essigsäure.  Zwischen  180 — 190^  wurden  27,2  o/o  Limonen  und  Di- 
penten,  zwischen  190—220°  43,65  o/^  Linalool  und  etwas  Terpene 
aufgefangen.  Die  über  220  ^  siedenden  24,6  o/o  bestanden  zum 
Theil  aus  Stearopten.  Nach  diesen  Untersuchungen  halten  Ver- 
fasser das  Oel  für  gepresstes  unverfälschtes  Oel.  Das  hohe  spec. 
Gewicht  des  Bergamo ttöls  sei  ein  Beweis  seiner  Frische,  da  ge- 
presstes Bergamottöl  beim  Lagern  Stearopten  abscheidet. 

Pommeranz')  hat  die  Untersuchung  des  Bergaptens  fort- 
gesetzt und  ein  Nitrobergapten  Ci8H7(NÖ9)04  dargestellt;  das- 
selbe schmilzt  unter  Zersetzung  bei  256°.  Durch  Oxydation  des 
Nitrobergaptens  mit  Salpetersäure  wurde  eineNitromethoxycumaron- 


1)  Pharmaool.  Record  durch  Apoth.  Ztg.  1S98,  64.  2)    Monatsh. 

f.  Chemie  1893,  28. 


440  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

carbonsäure  Gl oH7(N08)06  und  deren  Aldehyd  erhalten.  Die 
Säure  schmilzt  unter  Gasentwickelung  (Kohlensäure  und  Stick- 
ßtoffoxyde)  bei  200  ^ 

CitronenöL  Ein  vonH.Helbing  und  W.  Passmore  ^)  unter- 
suchtes Citronenöl  von  gelber  Farbe  und  angenehmem  Gerüche 
hatte  ein  spec.  Gewicht  von  0,8586  bei  15,5°  C.  (die  Grenzen 
für  reines  Oel  werden  zu  0,857  und  0,863  angenommen).  E^ 
drehte  bei  100  mm  Köhrenhöhe  +  55,6°.  Es  mischte  sich  mit 
Alkohol ,  nicht  mit  Spir.  rectss.  (bei  20  °),  In  3  Th.  Petroläther 
gelöst,  zeigte  es  wegen  seines  Stearoptengehaltes  leichte  Trübung. 
Bei  fractionirter  DestiUation  ergab  es  unter  173°  6,4  %  Limonen 
mit  etwas  Pinen,  zwischen  173 — 175,  bezw.  175 — 178°  30,1  bezw. 
34,5  o/o  Limonen,  zwischen  178 — 185°  10,4  %  Limonen  und  Di- 
penten,  zwischen  185 — 220^  11,8  <>/o  Dipenten  mit  etwas  Citral 
und  über  220°  C  6,8  %  Citral  mit  etwas  Stearopten.  Citral 
waren  im  Ganzen  über  7  <^/o  vorhanden.  Die  Verfasser  halten 
das  betreffende  Citronenöl  für  gepresstes,  unverfälschtes  Oel. 

Da  Citronenöl  bekanntlich  fast  ausschliesslich  mit  Terpentin- 
öl verfälscht  wird,  welches  die  optische  Drehung  bedeutend 
herabdrückt,  das  specifische  Gewicht  hingegen  erhöht,  so  ist  die 
Bestimmung  dieser  beiden  Daten  von  grösster  Wichtigkeit.  Aus 
den  von  Schimmel  u.  Co.*)  gewonnenen  Zahlen  ergiebt  sich, 
dass  alle  guten  Oele  des  Handels  in  ihrem  Verhalten  mit  selbst 
aus  frischen  Citronen  gepresstem  Citronenöl  übereinstimmen,  wäh- 
rend die  verdächtigen  und  verfälschten  Handelsöle  durchweg  ein 
geringeres  Drehungsvermögen  zeigen.  Dieselben  enthalten  somit 
einen  entsprechend  grösseren  oder  geringeren  Zusatz  von  Ter- 
pentinöl. Unter  diesen  Umständen  sind  an  ein  gutes,  reines  Ci- 
tronenöl folgende  Anforderungen  zu  stellen:  Opt.  Drehung  bei 
100  mm  Säulenlänge  nicht  unter  +  60°  und  spec.  Gewicht  bei 
15®  C.  =  0,858—0,859.  Bei  kunstgerechter  Anwendung  dieser 
Controle  können  Fälschungen  mit  Terpentinöl  nicht  übersehen 
werden.  Mit  dieser  Methode  ist  jedoch  die  Frage  der  Citronenöl- 
prüfung  keineswegs  als  gelöst  und  abgeschlossen  zu  betrachten. 
Dies  wird  erst  dann  in  vollständig  befriedigender  wissenschaftlicher 
Weise  der  Fall  sein,  wenn  es  gelungen  ist,  den  Gehalt  des  Ci- 
tronenöls  an  Citral  quantitativ  zu  bestimmen.  —  Als  Neuigkeit 
sei  erwähnt,  dass  jetzt  in  Messiua  die  Herstellung  eines  concen- 
trirten,  also  ganz  oder  theilweise  von  den  Terpenen  befreiten, 
Citronen-Oeles  betrieben  wird.  Ist  auch  gegen  eine  solche  an 
sich  nichts  einzuwenden,  so  muss  man  doch,  falls  dieselbe  grössere 
Dimensionen  annehmen  sollte,  die  Frage  aufwerfen,  was  mit  den 
als  Nebenproduct  gewonnenen,  citronenartig  riechenden,  aber  so 
gut  wie  kein  Citral  enthaltenden  Terpenen  geschehen  wird?  Die- 
selben —  ein  Gemenge  von  Pinen  und  Limonen  —  dürften  dann 
zweifellos  in  Messina  ein  sehr  beliebtes  und  gesuchtes  Fälschungs- 
mittel abgeben. 

1)  Pharm.  Reoord  durch  Apoth.  Ztg.  1893,  64.  2)  Ber.  von  Schimmel 
u.  Co.  1893,  Apr.  S.  21. 


Aetherische  Oele  und  Kampherarten.  441 

Das  Cüral  ist  mit  dem  Körper,  welcher  dem  Citronen-Oel 
das  Aroma  verleiht,  wissenschaftlich  und  praktisch  vollkommen 
identisch;  der  Werth  des  Citronen-Oeles  beruht  lediglich  auf  dem 
Gehalt  an  Citral.  Durch  das  infolge  der  colossalen  Concentration 
etwas  anders  erscheinende  Aroma  des  von  Schimmel  u.  Co.  ^) 
in  den  Handel  gebrachten  Gitrals  darf  man  sich  in  der  Beur- 
theilung  nicht  beirren  lassen,  denn  in  der  entsprechenden  Ver- 
dünnung besteht  zwischen  Citral  und  Gitronen-Ool  weder  in  Ge- 
ruch noch  in  Geschmack  ein  Unterschied.  —  Das  sicilianische, 
terpenfreie,  concentrirte  Citronen-Oel  ist  kein  reines  Citral,  sondern 
enthält  davon  nur  etwa  65  ^/o.  Das  betreffende  Oel  besitzt  ein 
«pec.  Gewicht  von  0,900  bei  15^  und  zeigt  eine  optische  Drehung 
von  — 6®  bei  100  mm  Säulenlänge. 

In  einer  Arbeit  über  die  Untersuchung  echter  ätherischer 
Oele  (sicilianischer  Essenzen):  Citronenöl,  Bere^amottöl,  Pomeran- 
zenöl,  hat  Marpmann  *)  eine  Reaction  zum  Nachweis  von  Terpen- 
tinöl im  Cüronenöl  angegeben,  welche  darin  bestehen  soll,  dass 
reines  Citronenöl  einen  hineingelegten  Krystall  von  Jodkaliam 
nicht  färbt,  während  Terpentinöl  denselben  schwarz  färbt. 

In  einer  Kritik  über  die  Arbeit  Marpmann's  bezeichnen 
Schimmel  u.  Co.  ')  diese  Angabe  als  eine  irrige:  „Weder  Terpen- 
tinöl noch  Citronenöl  färben,  wenn  sie  frisch  sind,  Jodkaliam- 
krystalle ;  bei  alten  Oelen,  und  zwar  sowohl  bei  Citronenöl  ebenso 
wie  bei  Terpentinöl,  wird  jedoch  durch  das  in  ihnen  enthaltene 
Wasserstoffsuperoxyd  aus  dem  Jodkaliam  Jod  frei  gemacht, 
welches  nun  den  Krystallen  die  dunkle  Färbung  verleiht.^' 

Auf  die  weiteren  aus  Anlass  der  an  der  Arbeit  Marpmann's 
geübten  Kritik  erfolgten  Auseinandersetzungen  zwischen  Marp- 
mann^)  und  Schimmel  u.  Co.  ^)  kann  an  dieser  Stelle  nur 
hingewiesen  werden. 

Bouchardat  u.  Lafont^)  erhielten  bei  der  Einwirkung 
einer  ziemlich  concentrirten  Schwefelsäure  auf  Citren  als  Haupt- 
product  bei  310— 320**  siedendes„Diterpilen*' oder„Colophen" 
CtoHas  und  ausserdem  ein  Gemenge  von  Cjmol  und  Pseudocymol, 
-etwa  ein  Fünftel  des  angewendeten  Citrens  ausmachend.  Diese 
beiden  Kohlenwasserstoffe  sind  nach  Ansicht  der  Verfasser  nicht 
durch  die  Behandlung  mit  Schwefelsäure  gebildet,  sondern  ur- 
sprünglich im  Citren  und  also  auch  im  Citronen-Oel  vorhanden. 

Pameranzenöl  (süss).  H.  Helbing  und  W.  Passmore^) 
untersuchten  ein  Pomeranzenöl  mit  folgendem  Ergebniss :  Dasselbe 
hatte  ein  spec«  Gew.  von  0,8506  bei  15,5°  C.  (Angenommene 
Grenzen  0,849  und  0,855).  Es  drehte  bei  100  mm  +  96,3.  Bei 
Mischungsproben  trübte  es  sich  etwas  mehr  als  Citronen-Oel.  Die 
fractionirte  Destillation   ergab   neben   Spuren   von  Pinen   87,2  ^/o 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,   Apr.  S.  68.  2)   Pharm.  Ztg. 

1898,  466.         3)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  Okt.  S.  49.         4)  Pharm. 
2tg.  1893,  646.  5)  ebenda  676.  6)  Jonrn.  de  Ph.  et  de  Ch.  1898, 

XXYII,  49.  7)  Pbarmacol.  Record  durch  Apoth.  Ztg.  1893,  64. 


442  Aetherischo  Oele  und  Eampherarten. 

Limonen,  das  unter  176®  überging,  desgl.  5,8  «/o  zwischen  176 — 178*^ 
und  7  ^/o  über  178^  C.  In  diesem  letzteren  Antheil  waren  mehr 
als  3  ^/o  Stearopten.  —  Mandarinenöl  von  goldgelber  Farbe  zeigte 
ein  spec.  Gew.  von  0,8o6ö  bei  15,5^  C.  und  drehte  bei  100  mm 
+  50,4.  Es  gab  mit  Alkohol  eine  klare,  mit  Spiritus  und  Petrol- 
äther  eine  matte  Lösung.  Bei  der  fractionirten  Destillation  gaben 
die  ersten  unter  173®  siedenden  4%  ein  wenig  freie  Essigsäure. 
Zwischen  173 — 177®C.  gingen  66,5  <>/o  Limonen,  zwischen  177  bis 
220®  22,6  %  Limonen-  und  Dipentenhaltige  Antheile  über,  lieber 
220  ®  ergaben  sich  6,9  ®/o  Citral  und  Stearopten  (ca.  3  <>/o).  Die 
Menge  der  freien  Essigsäure  wurde  im  Gel  durch  Verseifung  mit 
alkoholischer  Kalilösung  und  Titration  mitAcid.  sulfur.  zu  1,18  <^/o 
ermittelt;  dieselbe  ist  im  nicht  erhitzten  Oel  an  einen  Alkohol 
CioHisO  gebunden.  —  Die  Verfasser  erklären  beide  Oele  für  ge- 
presste,  unverfälschte  Oele. 

Schimmel  u.  Co.  i)  setzen  auf  Grund  ihrer  Beobachtungen 
bis  auf  Weiteres  für  echtes  Pomeramenöl  eine  optische  Drehung  von 
mindestens  +  95°  (100  mm)  fest.  Oele,  welche  eine  geringere 
optische  Drehung  aufweisen,  sind  als  mit  Terpentinöl  verfälscht 
anzusehen ;  auch  erhöht  sich  das  specifische  Gewicht,  welches  bei 
normalem  Oel  0,850  beträgt. 

Bittermandelöl.  Von  iO  Proben,  welche  Schimmel  u.  Co.  •) 
zur  Begutachtung  eingesandt  wurden,  befanden  sie  nur  3  als  gut. 
Von  den  übrigen  bestanden  5  aus  reinem  künstlichen  Benzaldehyd, 
1  mit  auffallend  niedrigem  specifischen  Gewicht  von  nur  1,033 
bei  15®  enthielt  7—8%  Alkohol  und  die  letzte  endlich  enthielt 
bei  einem  spec  Gew.  von  nur  1,000  bei  15®  ca.  24  «/o  Terpentin- 
Oel!  —  Von  verschiedenen  Autoren  ist  das  Vorkommen  von 
Mandelsäurenitril  als  Condensationsproduct  aus  Blausäure 
und  Benzaldehyd  im  Bitter-Mandel-Oel  nachgewiesen  worden. 
Bei  der  Leichtigkeit,  mit  welcher  diese  Verbindung  aus  den  Com- 
ponenten  entsteht,  ist  dieselbe  ohne  Zweifel  in  allen  blausäure- 
haltigen Oelen  vorhanden.  Da  das  Mandelsäurenitril  das  hohe 
specifische  Gewicht  von  1,124  hat,  so  erklärt  sich  das  hohe  speci- 
fische Gewicht  der  stark  blausäurehaltigen  Oele.  Bei  ihrer  eigenen 
Fabrikation  von  Bitter-Mandel-Oel  haben  Seh.  u.  Co.  in  letzter 
Zeit  ebenfalls  das  Auftreten  von  schwerem,  sehr  blausäurereichem 
Oel  beobachtet;  sie  erhielten  gelegentlich  ein  Oel  mit  einem 
specifischen  Gewicht  von  1,082  und  8,168  ^jo  Blausäuregehalt. 
Die  Versuche,  die  Bedingungen  zu  ermitteln,  welche  die  Bildung 
eines  so  hohen  Blausäuregebaltes  begünstigen,  zeigten,  dass  das 
Mandelsäurenitril  eine  sehr  lockere  chemische  Verbindung  ist, 
welche  schon  beim  Destilliren  im  Vacuum  und  mit  Wasserdampf 
in  Blausäure  und  Benzaldehyd  zerfallt.  Das  Oel  vom  spea  Gew. 
1,086  besass  nach  dem  Fractioniren  im  Vacuum  das  spec.  Gew. 
1,049.  Durch  Destillation  mit  Wasserdampf  erniedrigte  sich  das 
specifische  Gewicht  eines  anderen  Oels  von  1,096  auf  1,059.    Da 

1)  Ber.  von  Seh.  u.  Co.  1898,  April  S.  24,  Okt.  S.  16.    2)  ebenda,  April  S.  40. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  443 

somit  durch  Destillation  mit  Wasserdampf  ein  blausäurereiches 
schweres  Oel  in  ein  blausäurearmes  leichtes  übergeht,  so  kann 
die  Erhöhung  des  specifischen  Gewichts  erst  nach  der  Destillation 
stattfinden.  Die  Ursache  dieses  auffallenden  Vorganges  wurde 
durch  folgenden  Versuch  festgestellt.  Ein  Oel  von  hohem  speci- 
fischen Gewicht  wurde  entblausäuert  und  das  so  gewonnene 
Product  vom  spec.  Gew.  1,052  mit  20  o/oiger  wässeriger  Blausäure 
etwas  durchgeschüttelt  bei  Seite  gestellt.  Nach  2  Tagen  besass  dag 
Oel  das  spec.  Gew.  1,071  bei  15°.  Zu  gleichem  Ilesultate  führte 
ein  Versuch  mit  blausäurefreiem  Oel  eigener  Destillation.  Es  findet 
also  bei  längerer  Berührung  von  blausäurefreiem  Bitter-Mandel-Oel 
(Benzaldehyd)  mit  blausäurehaltigen  Wässern  eine  Gondensation  zu. 
Mandelsäurenitril  statt  und  wiederum  im  Zusammenhang  mit 
dieser  steht  das  zeitweise  Auftreten  von  schwerem  Oel  mit  ab- 
norm hohem  Blausäuregehalt.  Da  ein  solcher  aber  die  Gefähr- 
lichkeit des  Bitter-Mandel-Oels  bei  der  Verwendung  bedeutend 
erhöht,  so  müssen  Oele,  die  ein  so  auffallend  hohes  specifisches 
Gewicht  zeigen,  entschieden  zurückgewiesen  werden.  Normales 
Bittermandelöl  zeigt  ein  spec  Gew.  von  1,052 — 1,058. 

Bitter-Mandel-Oel,  künstliches.  Die  Annahme  von  Schimmel 
u.  Co.^),  dass  Beuzaldehyd  vollständig  unschädlich  sei  und 
deshalb  für  Genusszwecke  unbedenklich  verwendet  werden  könne, 
ist  von  B.  Kobert  widerlegt  worden;  nach  dessen  Erfahrungen 
wirkt  Benzaldehyd  bei  grösseren  Dosen  sehr  eingreifend  auf  das 
Nervensystem  und  auf  den  Stoffwechsel,  dagegen  nicht  auf  das  Blut 
und  unterscheidet  sich  durch  letztere  Eigenschaft  vom  Nitrobenzol. 

Casca  predosa-Oel,  Das  Rohmaterial,  eine  meterlange  rinnen- 
artig gebogene,  6 — 8  cm  breite  bis  zu  1  cm  dicke  Rinde  erhielten 
Schimmel  u.  Co.')  von  Brasilien;  dieselbe  stammt  vonMespi- 
lodapbne  pretiosa  N  u.  M  (Mispellorbeer),  am  Rio  negro 
wachsend.  Geruch  und  Geschmack  der  Rinde  ist  angenehm  aro- 
matisch, zimtartig;  dieselbe  soll  in  ihrer  Wirkung  mit  der  Sassa- 
frasrinde übereinstimmen.  Die  Rinde  lieferte  bei  der  Destillation 
1,16  ^jo  ätherisches  Oel  von  kräftig  zimtartigem  Geruch.  Das 
spec.  Gew.  desselben  ist  1,118  bei  15^0.  Ziintaldehyd  scheint 
nicht  darin  enthalten  zu  sein,  wenigstens  wurde  keine  krystallini- 
sehe  Ausscheidung  beim  Schütteln  mit  Natriumbisulfitlösung  er- 
halten. Auch  im  Geschmack  lässt  das  Oel  die  nach  dem  Zimt- 
geruch zu  erwartende  Süsse  vermissen;  derselbe  ist  mehr  brennend 
aromatisch. 

CedernholZ'Oel.  Die  Versuche,  welche  mit  den  von  Schimmel 
u.  Co.')  aus  einer  ganzen  Reihe  von  anderen  Cedernholz-Sorten 
gewonnenen  ätherischen  Oelen  (s.  Jahresber.  1892,  446)  gemacht 
worden  sind,  haben  praktisch  verwerthbare  Resultate  nicht  ge- 
liefert. Auf  das  angenehm  riechende  Oel  der  Libanon-Ceder  muss 
vorläufig   verzichtet   werden,    da  es   nicht  gelungen  ist,   für  das 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  Apr.  S.  40.  2)  ebenda  Apr.  68. 

S)  ebenda  Apr.,  S.  13. 


444  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

Holz  eine  ergiebige  Bezugsquelle  zu  finden.    Der  Brechungsindex 
von  Cedemholz-Oel  ist  folgender: 

gewöhnliches  Cedernholz-Oel  nD  1,50567  bei  17% 
verdicktes  „  „    nD  1,51682    „    17  ^ 

Nach  der  „Odorographia"  von  J.  G.  Sawer  wird  auf  Jaraaica 
das  sehr  wohlriechende  ätherische  Oel  der  Jamaica-  oder  Hon- 
duras-Ceder  von  Cedrella  odorata  L.  destillirt.  Auch  die  Oele 
von  Juniperus  Bermudiana  L.  und  Juniperus  Barbadensis  L.  sollen 
sehr  aromatisch  sein. 

Das  Rohmaterial  zum  Gedernholz-Oel,  die  Abfalle  in  den 
Bleistiftfabriken,  ist  in  Folge  des  Umstandes,  dass  in  den  letzteren 
jetzt  nicht  mehr  die  Bleistiftstäbe  aus  den  Gedernholz-Blöcken, 
sondern  aus  fertig  in  passenden  Massen  geschnittenen  Brettchen 
hergestellt  werden,  plötzlich  sehr  rar  und  dadurch  theuerer  ge- 
worden ^). 

Ueber  Gedemholzöl  s.  auch  unter  Santelöl. 

Champacol.  Durch  Destillation  mit  Wasserdampf  und  nach 
entsprechender  Reinigung  des  Destillationsproductes  erhielt  £. 
Merck >)  einen  Kampher  der  Zusammensetzung  GitHsoO,  das 
Ghampacol.  Dasselbe  bildet  lange,  weisse,  verfilzte  Nadeln,  die 
in  reinem  Zustande  keinen  Geruch  besitzen  und  in  Alkohol  bezw. 
in  Aether  leicht,  in  Wasser  schwer  löslich  sind;  sie  schmelzen  bei 
86—88°  G.  und  lassen  sich  sublimiren.  Das  Ghampacol  hält  sich 
nur  in  reinem  Zustande  unverändert,  im  entgegengesetzten  Falle 
tritt  Verflüssigung  ein  und  der  angenehme  Geruch  des  Gbampaca- 
holzes  tritt  wieder  auf.  —  Weitere  Untersuchungen  über  diesen 
Körper  hat  Merck  sich  vorbehalten. 

Citronell'Oel,  Nach  Beobachtungen  von  Schimmel  u.  Go.  ^) 
muss  1  Th.  Gitronell-Oel  mit  10  Th.  Spiritus  von  80  Volum- 
procenten  eine  klare  oder  höchstens  schwach  opalisirende  Lösung 
geben,  aus  welcher  sich  auch  bei  längerem  Stehen  nichts  aus- 
scheidet. Ist  das  Product  mit  fettem  Oel  verfälscht^  so  wird  die 
Mischung  ganz  trübe  und  es  scheiden  sich  nach  etwa  12  stündigem 
Stehen  Oeltropfen  an  der  Oberfläche  der  Lösung  aus,  während 
Petroleum  (Kerosene-Oel)  auf  dem  Boden  des  Gefässes  sichtbar 
wird.  Diese  Prüfungsmethode  hat  sich  bewährt  und  genügt  für 
die  Praxis  vollkommen.  —  Des  Weiteren  wurden  die  bisher  un- 
bekannten Terpene  des  Cürondl-Odes  untersucht.  Ein  grosser 
Theil  der  Fraction,  in  welcher  die  Terpene  enthalten  sind,  siedet 
zwischen  157  und  164°.  In  demselben  konnte  kein  Pinen  nach- 
gewiesen werden,  wohl  aber  bildete  sich  mit  Ghlorwasserstoff  ein 
festes  Ghlorhydrat,  welches  sich  als  Hydrochlorid  desKamphens 
erwies  und  beim  Erhitzen  mit  Wasser  auf  100*^  in  Salzsäure  und 
Kamphen  vom  Siedepunct  159 — 160^  Schmelzpunct  +  50°  zer- 
fiel. Dieses  Kamphen  liefert  nach  einem  durch  das  deutsche 
Reichspatent  No.  67  255  geschützten  Verfahren  glatt  ein  Bomeol, 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  Okt  S.  10.  2)  6er.  v.  E.  Merck, 

Jan.  1898,  S.  18.  8)  Ber.  voq  Schimmel  a.  Co,  1898,  Okt.,  S.  10. 


Aetberische  Oele  und  Kampherarten.  445 

dessen  Schmelzpunct  212^  C.  ist.  Dieses  Bomeol  ist  jedoch  mit 
dem  gewöhnlichen  nicht  identisch,  .  sondern  auf  Grund  wesent- 
licher chemischer  und  physikalischer  Verschiedenheiten  als  ein 
isomeres  Borneol  aufzufassen  und  ist  deshalb  als  Isoborneol  be- 
zeichnet worden  (s.  auch  Bomeol).  Isoborneol  wird  ebenfalls  er- 
halten, wenn  man  das  erwähnte  Verfahren  auf  das  aus  Bornyl- 
chlorid  oder  aus  Pinenhydrochlorid  entstehende  Kamphen  anwendet. 
Das  von  Natur  aus  im  Citronell-Oel  enthaltene  Kamphen  muss 
demnach  identisch  mit  dem  schon  längst  bekannten  und  künstlich 
aus  Borneol  dargestellten  Kamphen  sein.  In  der  von  173 — 17 i^ 
siedenden  Fraction  des  Citronell-Oeles  wurde  Dipenton  gefunden. 
Der  Schmelzpunct  des  Tetrabromides  lag  bei  124  ^  Aus  den 
hochsiedenden  Antheilen  des  Citronell-Oeles  konnten  Seh.  u.  Co. 
einen  alkoholischen  Körper  isoliren,  welcher  im  reinen  Zustande 
bei  231 — 232°  unzersetzt  destillirt.  Durch  den  Geruch,  sowie 
auch  durch  die  Fähigkeit  mit  Chlorcalcium  eine  krystallisirende 
Verbindung  zu  geben,  wurde  dieser  Körper  als  identisch  mit 
Geraniol  erkannt. 

Oeranium-Oel.  Der  Hauptbestandtheil  aller  Geranium-Oele 
ist  das  Geraniol,  ein  mit  dem  Linalool  isomerer  und  nahe 
verwandter  olefinischer  Alkohol.  Ausserdem  enthalten  die  ver- 
schiedenen Geranium-Oele  noch  andere  Bestandtheile,  welche  aber 
unbekannt  sind.  Wahrscheinlich  hat  man  es  auch  hier  zum  Theil 
mit  Estern  zu  thun,  deren  Gegenwart  für  den  Geruch  des  Oeles 
nicht  unwesentlich  ist.  Im  Anschluss  an  die  Linaloolbestimmung 
im  Lavendel-Oel  haben  Schimmel  u.  Co.  ^),  nach  demselben 
Princip  verfahrend,  den  Versuch  gemacht,  den  Geraniolgehalt  im 
Geranium-Oele  zu  ermitteln.  Bei  der  grösseren  Beständigkeit  des 
Geraniols  ist  es  möglich,  zu  einer  wirklich  quantitativen  Be- 
stimmung zu  gelangen;  die  Arbeiten  sind  indes  noch  nicht  abge- 
schlossen. Chemisch  reines  Geraniol  hat  folgende  Eigen- 
schaften. Siedepunct  231—232°,  —  bei  10  mm  112°.  Spec.  Gew. 
0,884  bei  15^.  Opt.  Dreh  +  0.  Refraction  nl)  1,47734  bei  19°. 
Die  Esterbildung  verlief  quantitativ.  Die  Verseifung  des  ge- 
wonnenen Esters  ergab: 

1,69  g  brauchten  0,4870  g  KOH   -  100,5  o/o  Ester 
1,52  g  „         0,4368  g       „       -  100,30/0       „ 

1,89  g  „        0,5320  g       „      =    98,5  0/0      „ 

Die  Esterbestimmung  von  Geranium-Oel  nach  gleicher  Behandlung 
ergab : 

I.  Span.  Geranium-Oel  2,01  g  brauchten  0,4704  g  KOH  = 
81,8  0/0  Ester. 

IL  Reunion  1,89  g  brauchten  0,4256  g  KOH^^ISJ  0/0  Ester. 

Der  Qualität  nach  nimmt  das  spanische  Geranium-Oel  den 
ersten  Rang  ein.    Die  indischen  Geraniumöldostillateure  in  Kandesh* 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  189S,  .4pr.,  S.  31. 


44G  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

nennen  das  Gras  (Andropogon  Schoenanthus)  „Motiya'S  so  lange 
dasselbe  jung  und  von  blauweisser  Farbe  ist;  wenn  es  später  roth 
geworden,  wird  es  „Sonfiya"  genannt.  Das  von  ersterem  gewonnene 
Oel  soll  einen  wesentlich  feineren  Geruch  besitzen  und  wird  ge- 
wöhnlich mit  der  letzteren  Sorte  gemischt,  da  diese  allein  zu  ge- 
ringwerthig  sein  würde.  Vielleicht  findet  hierdurch  der  bedeutende 
QuaUtütsabstand  der  beiden  Gras-Oele  des  Handels,  des  soge- 
nannten Geranium-Oeles  und  des  Gingergras-Oeles ,  seine  Er- 
klärung ^). 

An  Estern  des  Geraniols  stellten  Schimmel  u.  Co.*)  u.  a. 
dar:  Geranylformiat  (flüssig).  Siedepunct  bei  10  mm  104 
bis  105®.  Von  eigenartigem,  kräftigem  Wohlgeruch.  Geranyl- 
acetat  (flüssig).  Siedepunct  bei  10  mm  111 — 115°.  Geruch 
ähnlich  dem  des  Lavendel-Oels,  aber  lieblicher. 

üeber  terpenfreies  Lemongrassöl  berichtet  die  Fabrik  ätheri- 
scher Oele  von  H.  Haensel  in  Pirna  nach  einer  Untersuchung 
von  Hefelmann^)  Folgendes:  Terpenfreies  Lemongrassöl  wurde 
in  die  Disulfltverbindung  übergeführt,  diese  behufs  Isolirung  des 
Aldehyds  mit  überschüssigem  kohlensaurem  Natron  zersetzt  und 
der  Aldehyd  mit  Wasserdämpfen  übergetrieben.  Der  reine  Alde- 
hyd zeigte  einen  reinen  citronellartigen  Geruch  und  war  in  allen 
Verhältnissen  löslich  in  Aether,  Alkohol,  Chloroform  etc.  Bei  ge- 
wöhnlichem Luftdruck  lässt  sich  ein  scharfer  Siedepunct  für  den 
Aldehyd  nicht  feststellen,  da  stets  eine  geringe  Zersetzung  Platz 
greift.  Nach  wiederholter  Fractionirung  wurde  der  Siedepunct 
224  bis  230**  ermittelt.  F.  W.  Semmler  (Ber.  d.  D.  ehem.  Ges. 
XXIV,  201)  fand  für  das  Geranial  (Geraniumaldehyd)  CioHieO 
den  Siedepunct  bei  760  mm  Quecksilberdruck  zu  224  bis  228^, 
für  Citral  227  bis  228^.  Das  speciflsche  Gewicht  des  reinen  im 
Vacuum  destillirten  Aldehyds  wurde  bei  15**  C.  zu  0,89868  er- 
mittelt. Semmler  fand  (loc.  cit.)  für  das  Geranial  das  spec.  Gew. 
bei  15°  C.  0,8972  und  für  das  Citral  0,899.  Der  ermittelte  Werth 
stimmt  demnach  aufs  beste  überein  mit  dem  von  Semmler  für 
Citral  und  Geranial  ermittelten  specifischen  Gewicht.  Semmler 
erklärt  Geranial  und  Citral  für  identische  Körper  und  betont 
u.  A.,  dass  beide  optisch  yöUig  inactiv  seien  im  Gegensatze  za 
dem  von  ihm  und  auch  von  Dodge  (Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXIII, 
Ref.  175)  studirten  Citronellon  CioHisO,  das  im  Melissenöl,  Citro- 
nellaöl  und  Lemongrassöl  vorkommen  und  eine  geringe  Rechts- 
drehung aufweisen  soll;  welche  —  ist  nicht  angegeben.  Der 
Aldehyd  aus  dem  terpenfreien  Lemongrassöl  war  nur,  obwohl  er 
sonst  alle  physikalischen  Eigenschaften  des  Citrals  und  Geraniids 
besass,  nicht  optisch  inactiv,  sondern  zeigte  eine  Rechtsdrehung 
von  0,17  absoluten  Kreisgraden. 


1)   Ber.   von  Schimmel   u.   Co.    1898,   Okt,  8.    19.  2}   ebenda 

Apr.,  S.  62.  S)  durch  Pharm  Centralh.  1898,  664. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  447 

Geranial  Gitral        Aldehyd  aus   Citronellon 

Lemon{n*&ssöl 

Spec.  Gew.  bei  15°  C.      0,8972  0,899  0,89868       0,8681 

Siedepunct  unter 

gewöhnl.  Druck  224—228**  228—229^  224-230°  204—209** 
Drehung  +0  +0  +0,17    minimal  + 

Das  specifische  Gewicht  und  der  Siedepunct  yon  Citronellon 
und  unserem  Aldehyd  weichen  so  erheblich  yon  einander  ab,  dass 
an  eine  Identität  beider  Aldehyde  nicht  gedacht  werden  kann. 
Ein  weiteres  Argument  für  die  Verschiedenheit  beider  Körper 
liefert  aber  auch  die  Oxydation  unseres  Aldehyds  mittelst  Silber- 
oxydammoniaks nach  Semmler  (Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXIV,  208). 
Unser  Aldehyd  liefert  ein  äusserst  voluminöses  Silbersalz,  während 
das  Silbersalz  der  Citronellasäure  sehr  wenig  voluminös  ist.  Aus- 
schlaggebend bezüglich  der  Unterscheidung  der  Oxydations-Pro- 
ducte:  Geraniumsäure  CioHieO»  und  Citronellasäure  CioHisOs  ist 
weder  die  Elementaranalyse  noch  die  Silberbestimmung  in  den 
Silbersalzen,  da  die  analytischen  Werthe  sich  so  weit  nähern,  dass 
ihre  Differenz  in  die  Fehlergrenzen  fallen  kann.  Immerhin  wurde 
die  Silberbestimmung  in  Silbersalz  ausgeführt. 

Geraniumsaures  Silber  Gitronellasanres  Silber  Unser  Silbersalz 

CioHiöAgOa  CioHnAgOa 

Silber :  39,27  o/o  38,99  o/o  39,36  %. 

Auf  Grund  der  vorstehenden  Untersuchung  gelangt  Hefel- 
mann  zu  dem  Schluss,  dass  der  Aldehyd  des  terpenfreien  Lemon- 
grassöls  Geranial  beziehentlich  Citral  ist. 

Cunila  Mariana-Oel.  (Dittany).  Ausbeute:  0,7  oL  des  trocknen 
Krautes.  Farbe:  röthlich-gelb.  Es  hat  ein  specinsches  Gewicht 
von  0,915  bei  15°  und  einen  starken  Thymian  ähnlichen  Geruch. 
Vorläufige  Versuche  haben  ergeben,  dass  es  40 o/^  eines  Phenols, 
wahrscheinlich  Thymol,  enthält^). 

Düem-Oel,  von  einer  mit  Pogostemon  Patchouli  nahe  ver- 
wandten Dilemart,  wurde  von  van  Romburgh  in  Buitenzorg  an 
Schimmel  u.  Co. >)  gesandt.  Aus  demOel  soll  sich  gelegentlich 
ein  Stearopten  abgeschieden  haben. 

Erigeron  canadense-Oel  besteht  nach  F.  W.  Meissner  •)  zum 
grössten  Theile  aus  rechtsdrehendem  Limonen.  Selbst  diejenigen 
Fractionen,  welche  einen  etwas  höheren  oder  niedrigeren  Siede- 
punct besitzen,  bestehen  fast  ganz  aus  Limonen;  Pinen  ist  nicht 
vorhanden.  Neben  dem  Limonen  kommt  im  Erigeronöl  noch  ein 
aldehydähnlicher  Körper  mit  hohem  Siedepunct  vor,  der  bisher 
nicht  rein  erhalten  werden  konnte. 

Mittheilungen  über  die  Eucalyptusöl -Industrie  von  Bendigo 
(Sandhurst),  Victoria  brachte  J.  H.  Maiden*).  Das  beste  Oel 
liefern    die  Blätter   von   E.  sideroxylon  (ironbark),    während   das 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  Okt.,  S.  44.  2)  ebenda  S.  47. 

3)  Amer.  Joum.  of  Pharm.  1893,  420.  4)   Bulletin  of  Pharm.  1892. 

Vol.  VI,  No.  11. 


448  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

sog.  „bulk-oil**  des  Handels  von  E.  lencoxylon  (blae  gum)  und 
verschiedenen  Arten:  £.  melliodora,  polyanthema  u.  A.  in  Gestalt 
eines  sog.  „Extractors^'  nach  Amerika  verschickt  werden,  um  dort 
durch  weitere  Destillation  das  Oel  zu  liefern.  Eine  grosse  Menge 
wird  allerdings  schon  in  Melbourne  dargestellt.  —  In  der  Nähe 
der  Städte  Raywood,  Epsom  und  Kamerooka  wird  das  Oel  aus 
der  10 — 12  Fuss  hohen,  strauchartigen  E.  gracilis  (whipstick  scrub} 
gewonnen.  —  Die  Einsammler  legen  kein  grosses  Gewicht  auf  die 
Abstammung  der  Blätter  und  mischen  häufig  diejenigen  mehrerer 
Arten  durcheinander,  wodurch  die  ungleichmässige  Beschaffenheit 
des  Oeles  ihre  Erkläiiing  findet. 

Die  Queensland  Eucalyptus  Oil  Company  in  Rockhampton 
(Queensland)  sandte  folgende  Collection  Eucalyptus  -  Oele  an 
Schimmel  u.  Co.  ^): 

1.  Ein  nur  mit  Eucalyptus-Oel  bezeichnetes,  angenehm  verbenaartig  riechen- 
des Oe).  2.  KucalyptaS'Oel  von  Eucalyptus  maculata  var.  citriodora  Hooker 
(Spotted  Gum),  das  bekannte,  angenehm  meliesenartig  riechende  Oel.  3.  Enca- 
lyptus-Oel  von  Eucalyptus  terticornis  Smith  (Red  Gum).  Ein  rothes  Oel  mit 
scnwer  definirbarem  Geruch,  an  Zittwerwnrzel-Oel  erinnernd.  Enthält  kein 
Cineol.  Praktisch  werthlos.  4.  Eucalyptus-Oel  von  Eucalyptus  Stuartiana 
F.  V.  Mueller  (Stringy  Bark).  Goldgelbes  Oel,  stark  nach  Cymol  riechend. 
Scheint  kein  Cineol  zu  enthalten.  Gesammteindruck  des  Geruches :  angenehm 
gewürzig.  6.  Eucalyptus-Oel  von  Eucalyptus  tessellaris  F.  v.  Mueller  (Morton 
Bay  Ash.)  Dunkelbraunes  Oel  mit  ganz  neuartigem,  balsamisch  benzoeartigem 
Geruch.  Nicht  cineolhaltig.  6.  Eucalyptus-Oel  von  Eucalyptus  crebra  F. 
V.  Mueller  (Iron  Bark).  Hellgelbes,  dem  Oel  von  Eucalyptus  Globulus  sehr 
nahekommendes  Oel.  Sehr  reich  an  Cineol.  7.  Eucalyptus-Oel  von  Eucalyptus 
hemphloia  F.  v.  Mueller.  Rothbraunes  Oel,  enthält  grosse  Mengen  von 
Cumin- Aldehyd  und  auch  viel  Cineol.  8.  Eucalyptus-Oel  von  Eucalyptus 
corymbosa  Smith  (Bloodwood).  Farbloses  Oel.  Stark  cineolhaltig.  9.  Euca- 
lyptus-Oel von  Eucalyptus  populifolia  Hook  er  (Poplar  leaved  (ram).  Hell- 
rothes  Oel.  Enthält  Cumin-Aldehyd  und  ziemlich  viel  Cineol.  10.  Eucalyptns- 
Oel  von  Eucalyptus  resinifera  Smith  (Swamp  Gum).  Hellgelbes,  im  Geruch 
den  australischen  Handels-Oelen  sehr  nahestehendes  Product.  Enthält  reich- 
liche Mengen  von  Cineol.  11.  Leucadendron-Oel,  destillirt  ans  den  Blättern 
des  „Broad  leaved  Var  Tea  Tree^*.  Farbloses  Oel  von  cajeputartigem  Geruch. 
Stark  cineolhaltig.  12.  Melaleuca  Leucadendron-Oel  (Narrow  leaved  Tea  Tree). 
Wasserhelles  Oel,  wie  Cajeput-Oel  im  Geruch,  stark  cineolhaltig. 

Die  australischen  Eucalt/ptus-Oele  sind  sehr  Terschieden  euca- 
lyptol-  (cineol-)  haltig.  6  yon  Schimmel  u.  Co.*)  untersuchte 
lauster  ersahen  * 

1.  Spec,  Gew.  0,865  bei  15°;  optDreh.  —  bV  25'  bei  100  mm. 
Eucalyptol  war  nicht  nachzuweisen,  das  Oel  bestand  haupt- 
sächlich aus  Phellandren. 

2.  Spec.  Gew.  0,884.  Opt.  Dreh.  -  38  *"  4'.  Enthielt  Eucalyptol 
und  Phellandren. 

3.  Spec.  Gew.  0,854.  Opt.  Dreh.  —  60°  28'.  Enthielt  nur  sehr 
wenig  Eucalyptol,  viel  Phellandren. 

4.  Spec.  Gew.  0,881.    Opt.  Dreh.  —  42°  24'.    Wie  2. 

5.  Spec.  Gew.  0,886.    Opt.  Dreh.  —  26**  41'.    Wie  2. 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  Apr.,  S.  26. 

2)  ebenda  Okt.,  S.  16. 


Aetherische  Oele  und  Kampherarten.  449 

6.  Spec.  Gew.  0,855.  Opt.  Dreh.  —  57°  26'.  Eucalyptol  war 
nicht  nachzuweisen,  Phellandren  in  grosser  Menge  vor- 
handen. 

Da  nun  das  Eucalyptol  der  arzneilich  wirksamste  und  daher 
wichtigste  Bestandtheil  des  Eucalyptus-Oeles  ist,  so  wendet  man 
sich  meist  wieder  dem  reinen  zuverlässigen  Destillat  aus  Eucalyptus 
globulus  zu,  welches  rectificirt  und  von  den  zuerst  übergehenden, 
schlecht  riechenden  und  Hustenreiz  verursachenden  Bestandtheilen 
befreit  den  Vorzug  verdient.  Es  enthält  mindestens  60  %  Euca- 
lyptol und  kein  Phellandren.  Das  mit  dem  Gitronell-Oele  nahe 
verwandte  Oel  von  E.  maculata  var.  citriodora,  welches  sich  in 
4 — 5  Theilen  Alkohol  von  70  Volumprocenten  klar  auflöst,  enthält 
95  %  Citronellon  und  5  o/o  Geraniol. 

H.  Holbing  und  F.  W.  Passmore^)  haben  zwei  Eucalyp- 
tusöle auf  ihren  Werth  durch  Bestimmung  des  Eucalyptolgehaltes 
geprüft.  Das  eine  Muster  zeigte  ein  specifisches  Gewicht  von 
0,9132  bei  15°  und  war  fast  inactiv.  In  einem  200  mm -Bohr 
lenkte  es  den  polarisirten  Lichtstrahl  nur  0,3°  nach  rechts  ab. 
Von  dem  Oel  wurden  200  g  der  fractionirten  Destillation  unter- 
worfen und  in  den  4  zwischen  173  und  190°  aufgefangenen  An- 
theilen  der  Eucalyptolgehalt  bestimmt.  Letzteres  geschah  durch 
Einsetzen  in  eine  Kältemischung  von  Eis  und  Salz,  bis  die  Tempe- 
ratur von  —  16°  erreicht  war.  Das  Auskrystallisiren  des  Euca- 
lyptols  wird  zweckmässig  durch  Einlegen  eines  kleinen  Eucalyptol- 
krystalles  befördert.  Es  wurden  insgesammt  gefunden  41,2  %.  — 
Ein  zweites  Muster  Eucalyptusöl  hatte  das  specifische  Gewicht 
0,9134  bei  15°  und  drehte  im  200  mm -Bohr  den  polarisirten 
Lichtstrahl  um  1,1°  nach  links.  Nach  obiger  Methode  konnten 
aus  diesem  zweiten  Eucalyptusöl  insgesammt  40,6  o/o  Eucalypto, 
gewonnen  werden.  Es  zeigten  sich  daher  beide  Muster  gleich- 
werthig  und  frei  von  schädlichen  Bestandtheilen. 

Ueber  eine  Reaction  auf  Eucalyptol  (dneol)  und  Nachweis 
desselben  in  ätherischen  Oelen  berichtete  Ed.  Hirschsohn  >).  Verf. 
hat  gelegentlich  einer  Arbeit  über  die  Löslichkeit  des  Jodols  in 
ätherischen  Oelen  die  Beobachtung  gemacht,  dass  einige  Oelel 
wie  Cajeput-,  Kampher-,  Myrthen-,  Wurmsamen-,  Spicklavendel-, 
Lorbeeren-  und  Eucalyptusöl,  die  Eigenthümlichkeit  zeigen,  Jodol 
in  grösserer  Menge  zu  lösen,  um  dann  in  kurzer  Zeit  einen 
krystallinischen  Körper  auszuscheiden.  Da  alle  obengenannten 
Oele  nach  Wallach  und  anderen  als  hauptsächlichsten  Bestand- 
theil Cineol  enthalten,  so  war  anzunehmen,  dass  dieser 
Körper  die  obengenannte  Erscheinung  hervorruft,  was  auch  durch 
einen  mit  chemisch  reinem  Eucalyptol  angestellten  Versuch  be- 
stätigt wurde.  Zur  Gewinnung  des  Körpers  wurde  Jodol  in  reinem 
Eucalyptol  gelöst  —  wobei  man  rasch  verfahren  muss,  da  die 
Verbindung  sich  schon  nach  einer  Minute  abzuscheiden  beginnt  — , 


1)  Helbing's  Pharmacol.Record  1892,  X;  durch  Pbann.  Gentralh.  1893, 178. 

2)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Russl.  1898,  49. 

PhamiMeutSfleh«!  JahrMberieht  f.  1893.  29 


450  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

von  den  ausgeschiedenen  Krystallen  das  überschüssige  Eucalyptol 
abgegossen   und    die  Krystalle  mit  Petroläther  abgewaschen.    Eis 
wurde  auf  diese  Weise  ein  graugiünlich  gefärbter  krystalli nischer, 
ToUkommen  geruchloser  Körper  erhalten,  welcher  sich  in  95  %]gem 
Alkohol  und  Aether    ziemlich   leicht  löst,    dagegen  schwierig  in 
Chloroform    und    Benzol.     Uebergiesst    man    die   Krystalle    mit 
wässeriger  Kali-   oder   Natronlauge   und   erwärmt  bis   zum  Auf- 
kochen,  so    entwickelt   sich    ein   intensiver  Geruch   nach  Cineol. 
Wegen  Mangel  an  Zeit  hat  Verf.  bisher  nicht  feststellen  können, 
was  für  ein  Körper  hier  vorliegt.    Da  die  obengenannte  Reaction 
bei  der  raschen  Entscheidung  der  Frage,  ob  ein  zur  Untersuchung 
vorgelegtes  Eucalyptusöl  Cineol  enthielt  oder  nicht,   gute  Dienste 
geleistet  hatte  und  die  Reaction  leicht  und  bequem  mit  geringen 
Mengen  Material   ausgeführt  werden  kann,   so  war  es  von  Inter- 
esse,  mit  allen    zugänglichen    Gelen   Versuche   anzustellen.      Zu. 
diesem  Zweck   wurde  je    nach    dem  Werthe   des  Oeles  in  3~>15 
Tropfen    desselben   in   einem  Reagiergläschen  0,01 — 0,05  g  Jodol 
durch  Schütteln   zu   lösen  versucht  und,   falls  hierbei  noch  keine 
Lösung   eintrat,  noch  tropfenweise  von  dem  Gel  hinzugefügt,  bis 
eine  klare  Lösung  erhalten  wurde,  hierauf  das  Gläschen  der  Ruhe 
überlassen  und    ab   und   zu  beobachtet,   ob  sich  am  Boden  oder 
an    den  Wänden   Krystalle   abscheiden;    die  Beobachtung   wurde 
auf  24  Stunden   ausgedehnt.    Falls  sich  Krystalle  ausgeschieden 
hatten,   wurde   das  überschüssige  Gel   abgegossen  und   die  Kry- 
stalle   viele    Mal    mit   Petroläther    gewaschen,    der    anhaftende 
Petroläther   völlig   verdunsten    gelassen,    einige   Cubikcentimeter 
Kalilauge  hinzugegeben  und   sodann  bis  zum  Aufkochen  erhitzt, 
wobei  sich,    falls   die  Krystalle   Cineol   enthielten,    ein  intensiver 
Geruch  nach  demselben  entwickelte.  —  Hirschsohn  fand  in  folgen- 
den Gelen  Cineolgehalt:  Gleum  Absynthii  Germ.,  Cinae,  Eucalypti 
glob.,  Galangae,  Hyssopi,  Kuromoji,  Lauri,  Lauri  benz.,  Lavandulae, 
Spicae,    Millefolii,    Grigani  vulg.,    Rosmarin.,    Salviae,    Saturejae 
(1  Probe)  und  Serpylli.    Kein  Cineol  ist  nachgewiesen   worden 
in  Gleum  Absynthii,  Hyssopi,  Kuromoji,   Lavandulae,  Lauri  benz., 
Millefolii,  Grigani  vulg.,   Saturejae   und   Serpylli.    Es   wird  sich 
noch   in   manchen  anderen  Gelen  Cineol  (Eucalyptol)  nachweisen 
lassen,   wenn   man   zur   Prüfung   die   ersten   Fractionen,    welche 
mittels  Wasserdampf  erhalten  werden,  verwendet.    Auf  diese  Weise 
wurde  im  Basilicum-Gel,  in  dem  deutschen,  russischen  und  ameri- 
kanischen Krauseminzöl  und  in  dem  deutschen,  russischen,  eng- 
lischen und  amerikanischen  Pfefferminzöl  Cineol  nachgewiesen. 

Farnumrzel-Oel  (Aspidium  filix  mos).  Der  umstand,  dass 
die  Wirkung  des  aus  der  Wurzel  des  Wurmfarns  dargestellten 
Extractes  nicht  immer  eine  gleichmässige  ist,  sowie  die  weitere 
Thatsache,  dass  die  in  dem  Extracte  enthaltene  nach  Liebig  als 
wirksames  Princip  des  Wurmfarnextractes  angenommene  Filix- 
säure  nach  den  Untersuchungen  von  Kobert  nicht  der  alleinige 
Träger  der  specifischen  Wirkung  des  Wurmfarns  zu  sein  scheint, 


Aetherische  Oele  and  Kampherarten.  451 

▼eranlasste  A.  Ehrenberg  ^)  zu  einer  eingehenden  PtUfung  des 
ätherischen  Oeles.  Es  hatte  sich  nämlich  bei  einer  Vorunter- 
suchung ergeben,  dass  sowohl  ein  durch  Wasserdampf  von  dem 
ätherischen  Oele  befreites  Extract  als  auch  ein  Präparat,  das  aus 
der  vom  ätherischen  Oele  befreiten  Wurzel  hergestellt  war,  eine 
bedeutend  schwächere  Wirkung  zeigten  als  ein  normales  Extract. 
Das  von  dem  Verfasser  aus  frisch  gesammelter  lufttrockener  Wurzel 
durch  Destillation  mit  Wasserdampf  gewonnene  Oel  ist  zu  0,04 
bis  0,045  o/q  in  der  Herbstwurzel  enthalten,  stellt  eine  hellgelbe 
Flüssigkeit  vom  spec.  Gew.  0,85 — 0,86  dar  und  siedet  in  der 
Hauptmenge  zwischen  140 — 250°,  während  oberhalb  der  letzt- 
genannten Temperatur  zum  grössten  Theile  Zersetzungsproducte 
übergehen  (auch  Destillation  im  Vacuum  liefert  keine  besseren 
Resultate).  Mit  diesem  rohen  Oele  stellte  nun  Kobert  Prüfungen 
an  bezüglich  seiner  wurmwidrigen  Wirkung  und  ergaben  die- 
selben, dass  das  Oel  einen  wesentlichen  Antheil  an  der  wurm- 
treibenden Wirkung  des  Extractes  hat.  Behufs  einer  chemischen 
Untersuchung  des  ätherischen  Filixöles  wurde  dasselbe  in  mehrere 
Fractionen  zerlegt.  Bei  140—180^  gingen  32%,  von  180—200° 
ca.  20  %,  von  200—250^  ca.  10  o/o,  von  250-300**  ca.  20  o/o  über, 
während  im  Fractionirkolben  eine  schwarze,  harzige  Masse  hinter- 
blieb. Da  das  Oel  saure  Reaction  zeigte,  so  wurde  es  zunächst 
durch  Schütteln  mit  sehr  verdünnter  Natriumcarbonatlösung  von 
den  sauren  Antheilen  befreit.  Die  von  dem  ungelösten  Oele  ge- 
trennte Natriumcarbonatlösung  wurde  alsdann  eingedunstet  und 
durch  Zusatz  von  verdünnter  Schwefelsäure  zur  Salzmasse  ein  Ge- 
misch von  Fettsäuren  abgeschieden.  Das  Fettsäuregemisch  wurde 
nunmehr  der  fractionirten  Destillation  unterworfen  und  die  ein- 
zelnen Fractionen  analysirt.  Der  bei  155 — 160**  siedende  Haupt- 
antheil  sprach  für  ein  Gemisch  von  Propionsäure  und  Buttersäure, 
die  Fraction  vom  Siedepuncte  160 — 161^  erwies  sich  als  eine 
Buttersäure,  während  der  über  165°  siedende  Antheil  auf  höhere 
Säuren  hindeutet,  jedoch  wegen  zu  geringer  Menge  eine  Isolirung 
derselben  in  reinem  Zustande  nicht  zuliess.  Dass  diese  Fettsäuren 
in  der  Wurzel  bereits  frei  enthalten  sind  und  nicht  lediglich  als 
ein  durch  die  Einwirkung  von  Wasserdampf  gebildetes  Spaltungs- 
product  anzusehen  sind,  zeigt  die  stark  saure  Reaction  der  Wurzel 
selbst.  Was  nun  den  von  Natriumcarbonatlösung  nicht  ver- 
änderten Antheil  des  Oeles  betrifft,  so  ist  derselbe  frei  von  aldehyd- 
artigen Verbindungen  und  besteht  in  der  Hauptsache  aus  Estern 
der  Fettsäurereihe.  Die  zur  Feststellung  der  vorhandenen  Säuren 
und  Alkohole  vorgenommene  Verseifung  mit  alkoholischem  Aetz- 
kali  ergab  mit  Wasserdämpfen  flüchtige,  höhere  Alkohole.  Das 
dem  Destillat  mit  Aether  entzogene  Alkoholgemisch  wurde  frac- 
tionirt  und  ergab  die  Fraction  155—160^  bei  der  Elementar- 
analyse auf  Hexylalkohol  stimmende  Werthe,  die  Fraction  190 
bis  195°  sprach  für  Octylalkohol,  während  die  höheren  Fractionen 

1)  Arcb.  d.  Pharm.  1898,  845. 

29* 


452  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

yermnthlich  Vertreter  der  aromatischen  Reihe  enthalten.  In  dem 
alkalischen,  von  den  Alkoholen  getrennten  Bückstande  wurde 
nach  dem  Ansäuern  mit  Schwefelsäure  mit  Aether  das  Fettsäure- 
gemisch aufgenommen.  Durch  Destillation  mittels  Wasserdampf 
wurden  nunmehr  die  flüchtigen  von  den  nicht  flüchtigen  Fett- 
säuren getrennt.  Das  Destillat  enthielt  eine  grössere  Menge  Säure 
gelöst,  während  ein  Theil  in  Form  von  Oeltropfen  aufschwamm« 
die  durch  Ueberfuhrung  in  ein  Silbersalz  sich  als  ein  Gemisch 
von  Pelargonsäure  mit  Spuren  von  Gaprylsäure  ergab.  Der  De- 
stillationsrückstand ergab  beim  Ausschütteln  mit  Aether  nur  wenig 
einer  Fettsäure,  die  für  eine  weitere  Untersuchung  nicht  hinreichte, 
vielleicht  aber  ein  kleiner  nicht  mit  Wasserdämpfen  übergegangener 
Antheil  der  Pelargonsäure  ist.  Dem  wässrigen,  von  den  Oeltropfen 
befreiten  Destillate  wurden  die  Säuren  gleichfalls  mit  Aether  ent- 
zogen. Vorherrschend  konnte  Buttersäure  hier  nachgewiesen 
werden,  doch  scheinen  auch  höhere  Säuren,  allerdings  nur  in  ge- 
ringer Menge  vorbanden  zu  sein. 

Fencheiöl,  in  Japan  von  P.  Schramm  destillirt,  zeigte  das 
spec.  Gew.  0,976,  opt.  Dreh.  +  10°  3'  und  schied  in  der  Kälte 
Anethol  ab;  es  enthält  ausserdem  Fenchon.  Nach  Schimmel 
u.  Co.  ^)  gebührt  dem  deutschen  Product  der  Vorzug. 

Fichtennadel'Oele.  Da  die  Kenntniss  der  chemischen  Bestand- 
theile  dieser  Oele  noch  eine  recht  mangelhafte  ist,  infolgedessen 
auch  vielfach  Fichtennadelöle  in  den  Handel  kommen,  die  nichts 
Anderes  sind  als  Terpentinöl,  dem  durch  Destillation  über  Coniferen- 
nadeln  oder  durch  Zusatz  geringer  Mengen  echten  Oeles  ein  Fichten- 
nadelduft  verliehen  ist,  so  haben  J.  Bertram  und  H.  Wall- 
baum') einige  Oele  von  zweifelloser  Abstammung  und  Reinheit 
in  ihre  Bestand theile  zu  trennen  versucht.  1)  Edoltannenöl 
von  Abies  pectinata  D.  C,  gewonnen  aus  den  Nadeln  und  iungen 
Zweigenden  der  Edeltanne,  findet  wegen  seines  erfrischenden 
Tannenduftes  in  der  feineren  Parfümerie  Verwendung.  Dieses 
Oel  besitzt  das  spec.  Gew.  0,875  bei  15^,  ist  linksdrehend  -^ 
20°  40'  und  lässt  sich  unter  gewöhnlichem  Luftdruck  nur  theil- 
weise  unzersetzt  destilliren.  Es  gehen  hierbei  nämlich  ca.  8% 
des  Oeles  innerhalb  der  Grade  150 — 170  und  weitere  55  Vo  zwischen 
170  und  185^  über,  oberhalb  dieser  Temperatur  tritt  Zersetzung 
ein.  Um  die  Bestandtheile  des  Oeles  zu  ermitteln,  wurde  das- 
selbe mit  alkoholischer  Kalilauge  einige  Stunden  erwärmt,  mit 
Wasserdampf  destillirt  und  der  fractionirten  Destillation  unter- 
worfen. Die  niedrigst  siedenden  Antheile  ergaben  nach  wieder- 
holtem Destilliren  über  Natrium  das  Pinen  vom  Sdp.  157 — 160°. 
Dasselbe  wurde  zur  besseren  Charakterisirung  in  das  bei  102  bis 
103°  schmelzende  Pinennitrosochlorid,  sowie  in  das  Pinennitrol- 
benzylamin  vom  Schmelzpuncte  122 — 123°  übergeführt.  In  der 
bei  170 — 180°  siedenden  Fraction  des  verseiften  Oeles  ergab  eine 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  Okt.,  S.  46. 

2)  Arch.  d.  Pharm«  1898,  290. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  453 

Bromirung  grosse  Mengen  des  bei  104°  schmelzenden  Limonen- 
tetrabromides,  wodurch  die  Anwesenheit  von  Links-Limonen  er- 
kannt wurde.  In  der  Fraction  190 — 240°  konnten  durch  Abkühlen 
Krystalle  erhalten  werden,  die  nach  dem  Beinigen  aus  Petroläther 
sich  als  Links-Bomeol  (Schmp.  206 — 207®)  erwiesen.  Die  über 
240°  siedenden  Antheile  waren  im  Wesentlichen  Sesquiterpen. 
Die  bei  der  Verseifung  des  Oeles  an  Alkali  gebundene  Säure  war 
Essigsäure.  Dieselbe  ist  in  dem  Oele  als  Bornylacetat  (4,5  o/o)  ent- 
halten. —  2)  Tannenzapfenöl  von  Abies  pectinata  D.  G.,  aus 
den  jungen  Zapfen  der  Edeltanne  gewonnen,  aus  der  Schweiz 
stammend,  besass  das  spec.  Gew.  0,854,  opt  Dreh.  —  72°,  bei 
150—170°  gingen  16  o/o,  bei  170—185°  76  o/o  des  Oeles  über. 
Die  erste  Fraction  (157—160°)  ergab  Links-Pinen,  Fraction  170 
bis  185^  Links-Limonen  und  zwar  letzteres  in  grosser  Menge, 
während  der  EStergehalt  des  Oeles  (0,5  ^/o)  so  gering  war,  dass 
auf  eine  Abscheidung  des  Borneols  verzichtet  werden  musste. 
Für  die  Beurtheilung  der  Güte  des  Oeles  ist  maassgebend,  dass 
bessere  Oele  durch  ein  niedriges  spec.  Gewicht,  sowie  eine  stärkere 
Linksdrehung  sich  zu  erkennen  geben.  —  3)  Canadisches 
fTannenöl  (Spruceoil)  von  Abies  canadensis  L.,  gewonnen  aus  den 
Nadeln  und  jungen  Zweigen  der  in  Nordamerika  einheimischen 
Hemlocktanne.  Sein  spec.  Gew.  ist  0,907,  sein  Drehungsverraögen 
^  20°  54'.  Bei  150—170°  gehen  11  o/o,  bei  170—185°  37  o/o  des 
Oeles  über.  Das  Oel,  welches  einen  ausserordentlich  hohen  Ge- 
halt an  Bornylacetat  besitzt,  wurde  wie  das  Edeltannenöl  verseift, 
alsdann  fractionirt  destillirt  Im  niedrig  siedenden  Antheile  ergab 
sich  Pinen,  während  die  höher  siedenden  Antheile  hauptsächlich 
aus  Links-Bomeol  bestanden.  Eine  quantitative  Elsterbestimmung 
führte  zu  36%  Bornylacetat.  Um  den  Ester  selbst  zu  isoliren, 
wurde  ein  grösseres  Quantum  Oel  im  Vacuum  fractionirt  und  die 
unter  11  mm  Druck  bei  104—- 105°  siedende  Fraction  im  Kälte- 

?emisch  zum  Erstarren  gebracht  Nach  dem  Umkrjstallisiren  aus 
etroläther  resultirte  schliesslich  das  Bornylacetat  in  Krystallen 
vom  Schmelzpunct  28 — 29^,  gemäss  der  Formel  dsHioOt  zu- 
sammengesetzt. Die  höchsten  Fractionen  des  Oeles  enthielten 
noch  Sesquiterpene.  —  4)  Fichtennadelöl  (Picea  vulgaris  Lk.), 
gewonnen  aus  den  frischen  Nadeln  und  Zweigen  der  gewöhnlichen 
Fichte  (Rothtanne).  Sein  spec.  Gew.  beträgt  0,888  bei  15°,  die 
optische  Drehung  -f-  21°  40'.  Das  Oel  wurde  verseift  und  als- 
dann fractionirt.  Der  bei  160^170°  siedende  Antheil  bestand 
aus  Pinen,  in  dem  bei  170—185^  übergegangenen  Theile  konnte 
nach  wiederholtem  Fractioniren  über  Natrium  Phellandren  und 
Dipenten  nachgewiesen  werden.  Das  Phellandren  wurde  durch 
sein  bei  101  °  schmelzendes  Nitrit,  das  Dipenten  durch  sein  Ghlor- 
hydrat  vom  Schmelzpuncte  50°  erkannt.  Durch  Abkühlen  der 
Fraction  200 — 230°  wurde  linksdrehendes  Borneol  isolirt,  während 
in  dem  Antheile  über  260^  Sesqtiiterpen  (Gadinen)  enthalten  war. 
In  der  Ve  seifungsflüssigkeit  fand  sich  Essigsäure,  die  als  Bornyl- 
acetat (8,30/0)  an  Borneol  gebunden,   im  Oele  sich  befindet.  — 


454  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

5)  Latschenkieferöl  (Pinus  Pumilio  Haenke).  Das  Oel  stammte 
aus  Tyrol;  besass  das  spec.  Gew.  0,865  bei  15°  und  lenkte  den 
polarisirten  Lichtstrahl  um  -r-  9°  ab.  Das  Oel  wurde  verseift 
und  dann  fractionirt.  In  den  einzelnen  Fractionen  fanden  sich 
Pinen,  ferner  in  der  bei  172 — 175°  siedenden  Menge  Phellandren, 
sowie  Silvestren  (charakterisirt  durch  sein  bei  72^  schmelzendes 
Chlorhydrat),  die  Fraction  215 — 230^  ergab  Borneol  und  der  über 
250°  siedende  Theil  des  Oeles  Scsquiterpen.  Das  Borneol  war 
auch  hier  an  Essigsäure  gebunden  und  zwar  betrug  die  Menge 
desBomylacetates  5  <>/o.  —  Ein  von  den  Verfassern  von  der  Firma 
Carlsson's  Wwe.  in  Jönköping  bezogenes  Schwedisches  Rief  er  n- 
nadelöl,  das  für  medicinische  Zwecke  in  den  Handel  gebracht 
wird,  zeigte  das  spec.  Gew.  0,872  bei  15°  und  die  optische  Drehung 
+  10®  40'.  Das  verseifte  Oel  wurde  fractionirt,  ergab  Pinen, 
Silvestren  und  3,5  o/o  Bornylacetat.  Da  das  schwedische  Kiefern- 
nadelöl  in  bezug  auf  sein  optisches  Verhalten  von  allen  anderen 
Goniferenölen  abwich,  so  prüften  die  Verfasser  auch  das  aus  in 
Deutschland  wachsenden  Kiefernnadeln  gewonnene  Oel.  Sein 
spec.  Gew.  war  0,886  bei  15°,  sein  Drehungsvermögen  +  10°. 
Die  chemische  Untersuchung  ergab  Rechts-Pinen,  Rechts-Silvestreo, 
Sesquiterpen  und  einen  j^sigsäureester,  wahrscheinlich  Bornyl- 
acetat. —  Zum  Schluss  ihrer  Arbeit  geben  die  Verfasser  noch 
eine  tabellarische  Uebersicht  über  die  Bestandtheile  der  Fichten- 
nadelöle.  Nach  dieser  Zusammenstellung  ergiebt  sich,  dass  Pinen 
in  allen  enthalten  ist,  in  den  Oelen  der  Tannen  und  der  Fichte 
die  linksdrehende  Modification,  in  der  gewöhnlichen  Kiefer  das 
Kechts-Pinen ,  in  der  Latschenkiefer  vermuthlich  beide  Modi- 
ficationen.  Rechts-Silvestren  ist  in  den  Nadeln  der  Latschen- 
kiefer und  der  gewöhnlichen  Kiefer  vorhanden,^  Links-Limonen 
nur  in  den  Oelen  der  Edeltanne.  Auch  bezüglich  der  Menge 
des  Bomylacetates  zeigen  die  einzelnen  Oele,  wie  aus  obigen  An- 
gaben zu  ersehen,  grosse  Verschiedenheiten.  Im  Auschluss  an 
diese  Untersuchungen  bringen  die  Verfasser  noch  einige  Notizen 
über  Bornylacetat  und  einige  andere  Ester  des  Borneols.  Zu- 
nächst weisen  sie  nach,  dass  der  natürliche  Bomylester  der  Essig- 
säure in  allen  seinen  Eigenschaften  mit  dem  aus  Links-Borneol 
dargestellten  Ester  übereinstimmt  und  der  synthetisch  dargestellte 
Ester  des  Rechts-Borneols  sich  nur  durch  seine  Rechtsdrehung 
unterscheidet.  Von  diesen  beiden  Estern  führen  die  Verfasser 
noch  eine  von  Franke  ausgeführte  krystallographische  Unter- 
suchung an  und  schliessen  die  Arbeit  mit  einer  Uebersicht  der 
Eigenschaften  der  Bornyl-Ester  der  Ameisensäure,  Propionsäure, 
Buttersänre  und  Valeriansäure. 

Zur  WerÜibestimmung  der  Fichtennadelole  ist  ausser  d.er  Be- 
stimmung des  specifischen  Gewichts,  des  optischen  Drehungs- 
vermögens und  des  Siedeverhaltens,  auch  die  Ermittlung  des  Ge- 
halts an  Estern  (Bornylacetat,  dem  Träger  des  eigentlichen 
„Tannenduftes")  nothwendig.  Die  quantitative  Esterbestimmung 
geschieht  in   der  üblichen  Weise   durch  Verseifen   des  Oels  mit 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  455 

alkoholischer  Kalilösung  von  bekanntem  Gehalt  und  Zurücktitriren 
mit  Säure.  Aus  der  Menge  des  gebundenen  Kalis  berechnet  man 
den  Gehalt  an  Bornylacetat  ^). 

Schimmel  u.  Co.')  erhielten  aus  frischen  Trieben  der 
Latschenkiefer,  welche  aus  Siebenbürgen  geliefert  worden  waren, 
ein  kräftig  aromatisch  riechendes  Gel.  Der  procentuale  Gehalt 
der  Triebe  war  0,260.  Das  Gel  zeigt  folgende  Eigenschaften: 
spec.  Gew.  0,892  bei  15°  C.,  optDreh.  —8°  (bei  100 mm  Säulen- 
länge), Gehalt  an  Ester  (Bornylacetat)  8,7  o/o.  Das  Gel  unter- 
scheidet sich  somit  von  früher  untersuchten  Handels-Oelen  durch 
höheres  specifisches  Gewicht  und  grösseren  Estergehalt. 

Borneol  wird  von  Schimmel  u.  Co. *)  erneut  für  Parfümerie- 
zwecke  empfohlen,  da  es  einen  kräftigen  und  angenehmen,  an 
PatchouU  und  Ambra  erinnernden  Geruch  besitzt.  Seh.  u.  Co. 
geben  eine  Tabelle  derjenigen  Pflanzen,  in  denen  das  Borneol  im 
freien  Zustande  oder  in  Form  von  Estern  bisher  gefunden  wurde» 
Im  freien  Zustande  ist  Borneol  enthalten  im  Borneokampher,  im 
Ngaikampher  (von  Blumera  balsamifera  D.  0.),  Rosmarin,  Schlangen- 
Wurzel ;  als  Essigsäure-Ester  in  Latschenkiefern-Gel,  Fichtennadel- 
Oel  (von  Picea  vulgaris  Lk.),  im  Gel  von  Abies  canadensis  L., 
A.  sibirica,  A.  excelsa  Lk.,  Thymus  capitatus,  Satureja  thymbra; 
als  Essig-  und  Valeriansäure-Ester  im  Kesso-Gel  (von  Valeriana 
off.  var.  angustifolia) ;  als  Ameisen-,  Essig-  und  Valeriansäure- 
Ester  im  Baldrian-Gel.  Wegen  des  allgemeinen  Interesses,  welches 
der  Essigsäure-Ester  des  Borneols  als  riechender  Bestandtheil  der 
Fichtennadel-Gele  verdient,  haben  Seh.  u.  Co.  das  Bornylacetat 
(von  intensivem  Geruch  nach  Tannennadeln)  dargestellt;  es  kry- 
stallisirt  in  rhombischen  Säulen,  besitzt  das  spec.  Gew.  0,991  bei 
15^,  schmilzt  bei  29^  und  siedet  bei  10  mm  Druck  bei  98^.  Das 
Bornylformiat  von  1,013  spec.  Gew.  bei  15°  siedet  bei  10  mm 
bei  90°  und  besitzt  einen  dem  Acetat  ähnlichen  Geruch.  Auch 
das  Bornylvalerianat  (Siedepunct  128  bis  130°  bei  10  mm;: 
spec.  Gew.  0,956)  dürfte  als  wesentlicher  Bestandtheil  des  Baldrian^ 
Oeles  dessen  Wirkungen  in  verstärktem  Maasse  besitzen. 

GuajakholZ'Oel,  Dieses  von  Schimmel  u.  Co.  ^)  zuerst  in 
den  Handel  gebrachte  Gel  hat  sich  als  sehr  brauchbar  und  werth- 
Yoll  erwiesen.  Der  ihm  anhaftende  feine  Theegeruch  ist  in 
gleichem  Maasse  keinem  anderen  ätherischen  Gel  eigen  und  ea 
lassen  sich  mit  dem  Guajakholz-Gel  in  der  Hand  eines  geschickten 
Parfumeurs  wundervolle  Effecte  erzielen.  Das  Gel  ist  schon  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  krystallinisch  und  löst  sich  leicht  in 
Sprit  auf.  —  Unter  dem  Phantasienamen  Ghampaca-Gel  oder 
Champacaholz-Gel  wird  neuerdings  von  verschiedenen  Seiten  ein 
Fabrikat  in  den  Handel  gebracht,  welches  mit  dem  echten  Gham- 
paca-Gel aus  den  Blüthen  von  Michelia  Ghampaca  nicht  die  ge- 
ringste Aehnlichkeit  hat,   dasselbe  ist  vielmehr  vollkommen  iden- 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  April,  S.  30.  2)  ebenda  Oct., 

S.  19.  8)  ebenda  April,  S.  62  u.  65.  4)  ebenda  S.  88. 


456.  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

tisch  mit  unserem  Guajakholz-Oel.  Der  von  Merck  (S.  444)  in  diesem 
Pseudochampacaöl  gefundene,  „Ghampacol**  genannte  Körper  ist^ 
trotz  der  etwas  abweichenden  Angaben  über  seine  Eigenschaften, 
nichts  anderes,  als  der  im  Jahresber.  1892, 457  erwähnte  krystalli- 
nische  Alkohol.  Das  echte  Ghampacaöl  ist  seit  Jahren  aus  dem 
Handel  verschwunden;  Bemühungen,  dieses  prächtige  Product 
wieder  zu  beschaffen,  sind  bisher  erfolglos  geblieben.  Der  Cham- 
pacabaum  (Michelia  Ghampaca  L.,  Magnoliaceae)  kommt  in  Vorder- 
indien, auf  den  Sundainseln  und  den  Philippinen  sowohl  wild,  als 
auch  im  cultivirten  Zustande  häufig  vor.  Die  Blüthen  gleichen 
einer  doppelten  Narcisse,  sie  besitzen  einen  wundervollen  kräftigen 
Wohlgeruch,  werden  deshalb  hochgeschätzt  und  müssen  sehr 
theuer  bezahlt  werden.  Eine  weitere  Schwierigkeit  liegt  darin, 
dass  die  Blüthen  in  Folge  ihrer  fleischigen  Beschaffenheit  sehr 
leicht  in  Fäulniss  übergehen,  also  ganz  frisch  verarbeitet  werden 
müssen. 

Heliotropin.  Seit  einigen  Jahren  wird  von  Paris  aus  ein 
„Heliotropine  amorphe^*  in  den  Handel  gebracht,  welches  be- 
sonders für  den  Export  empfohlen  ist,  da  es  haltbarer  und  wider- 
standsfähiger sein  soll  als  das  gewöhnliche  Heliotropin.  Dasselbe 
ist  nach  Schimmel  u.  Co.  ^)  ein  Gemisch  von  Vanillin  mit  Helio- 
tropin und  einem  indifferenten  Körper,  ist  also  keineswegs  ein 
neues  chemisches  Präparat. 

Ingber-OeL  Die  chemische  Zusammensetzuna  dieses  Oeles  ist 
bis  jetzt  noch  völlig  unbekannt.  Eine  von  Schimmel  u.  Go.  *) 
unlängst  vorgenommene  Untersuchung  ergab  die  Anwesenheit  von 
Kamphen,  charakterisirt  durch  das  daraus  gebildete  Isobomeol 
vom  Schmelzpunct  212°.  Ferner  wurde  in  dem  Gel  Phellandren 
nachgewiesen.  Das  dargestellte  Phellandrennitrit  schmolz  bei 
102^  G. 

Ein  in  Japan  von  P.  Schramm*)  destillirtes  Ingber-Od 
besitzt  das  spec.  Gew.  0,883  bei  15°;  opt.  Dreh.  — 26*  52*  und 
erwies  sich  von  tadelloser  Qualität. 

Kaetj^pferia  rotunda-Od.  Aus  dem  Wurzelstock  zu  0,2  % 
gewonnen.  Specifisches  Gewicht  des  frischen  Oeles  0,886—0,894 
bei  26°.  Die  erste  Hälfte  siedet  unter  200  ^^  die  zweite  zum 
grössten  Theile  bei  240°  *). 

Kalmusöl.  Die  Gommission  des  Deutschen  Apotheker- 
vereins ^)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt  für  den 
Artikel  Oleum  Galami  folgende  Fassung  vor:^ 

Aus  der  Ealmaswurzel  destilUrteB  Oel.  „Dasselbe  ist  von'*  gelbbraon- 
ioher  Farbe,  sehr  aromatisch,  mit  bitterem  Beigeschmäcke.-  „Die  Mischapf 
von  1  g  Kalmusöl  mit  1  g  Weingeist  wird  durch  ein  Tropfen  Eisenohlorid- 
lÖBong  dnnkelbraanröthlich  geförbt'S 

Kamphersäure.    Die  ständige  Gommission*)  zur  Bear- 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1698,  Oci,  S.  57.  2)  ebenda  S.  22. 

d)  ebenda  S.  46.      •    4)  ebenda  S.  47.         6)  Apoth.  Ztg.  1893,  861;  s.  auch 
6.  480.  6)  Apoth.  Ztg.  1898,  617. 


Aetherische  Oele  und  Kampherarten.  .  457 

beituDg  des  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  von  Eampher- 
säure  in  folgender  Fassung: 

Aeidum  eamphoricum, 
Eamphersäure. 

Farblose  Erystallblättchen  oder  ein  weisses  Pulver  von  säuerlichem  und 
hinterher  etwas  bitterem  Geschmaoke,  bei  178 — 180°  schmelzend,  im  Probier- 
rohre stärker  erhitzt,  stechend  riechende,  dicke,  weisse  Dämpfe  ausgebend 
und  unter  Bildung  eines  weissen  Sublimates  vollständig  sich  verflüchtigend. 
Eamphersäure  löst  sich  in  ungefähr  140  Theilen  kaltem,  in  8  Theilen  sieden- 
dem Wasser,  in  1,3  Theilen  Weingeist»  in  1,8  Theilen  Aether  und  in  etwa 
1000  Theilen  Chloroform. 

Die  wässerige  Lösung  röthet  blaues  Lackmuspapier.  Von  Ammoniak- 
fiüssigkeit,  sowie  von  Natronlauge  wird  Eamphersäure  in  reichlicher  Menge 
aufgenommen  und  aus  diesen  Lösungen  durch  Salzsäure  wieder  ausgefallt. 

Eamphersäure  sei  geruchlos.  Ihre  kalt  gesättigte  Lösung  darf  weder 
durch  Baryumnitrat-,  noch  durch  Silbernitratlösung  verändert  werden.  Mit 
2  cc  derselben,  mit  2  cc  Schwefelsäure  gemischt,  sollen  beim  Ueberschichten 
mit  1  cc  Ferrosulfatlösung  eine  geförbto  Zone  nicht  zeigen. 

1  g  Eanjphersäure  soll  10  cc  Normal-Ealilauge  sättigen. 

Koriander-Od.  Es  treten  vielfach  verfälschte  Oele  auf. 
Echtes  Oel  muss  folgender  Prüfung  entsprechen :  Es  muss  mit  drei 
Theilen  Weingeist  von  70  Volumprocenten  bei  20°  eine  klare 
Lösung  geben,  während  Zusätze  von 'Terpentinöl,  Gedernholzöl  etc. 
sich  durch  ihre  Unlöslichkeit  verrathen.  Das  spec.  Gewicht  des 
Eorianderöls  schwankt  zwischen  0,870 — 0,882,  während  das  opti- 
sche Drehungsvermögen  Unterschiede  von  +  4°  bis  +13°  zeigt. 
—  Als  wichtigsten  Bestandtheil  isolirte  Semmler  bereits  früher 
aus  dem  Koriander-Oele  einen  zwischen  194°  und  190°  siedenden 
alkoholischen  Körper  der  Formel  G10H17OH,  den  er  Eoriandrol 
nannte.  ^  Später  wiesen  Schimmel  u.  Co.  (s.  Jahresber.  1892, 
449)  dann  das  Vorkommen  von  Bechts-Pinen  in  geringen  Mengen 
nach.  Nach  einer  neuerdings  erschienenen  Abhandlung  von 
Barbier^)  muss  nun  das  Eoriandrol  als  rechtsdrehende  Modifi- 
cation  des  Linalools  angesehen  werden.  Beide  Körper  besitzen, 
bis  auf  das  Botationsvermögen,  das  bei  beiden  entgegengesetzt 
ist,  dieselben  physikalischen  Eigenschaften,  und  zeigen  sich  auch 
in  ihren,  chemischen  Eigenschaften  vollkommen  identkch.  Sie 
geben  bei  der  Oxydation  denselben  Aldehyd  (Gitral),  spalten  in 
gleicher  Weise  Wasser  ab  und  lassen  sich  endlich  beide  durch 
geeignete  Behandlung  in  Geraniol  überführen. 

Kümmelöl,  Die  Gommission  des  Deutschen  Apo- 
thekervereins ^)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  bringt 
folgende  Fassung  in  Vorschlag: 

Oleum  Carvi, 
Carvol. 
„Der  sauerstoffhaltige  Antheil  des  ätherischen  Oel  es  der  Eümmelfmcht''. 
Blassgelbliche  oder  farblose  bei  224®  siedende  Flüssigkeit  von  0,96  spez.  Gew., 
von  feinem  Knmmelgeruche  und  „aromatischem  Geschmacke.  1  Theil  Carvol 
löst  sich  in  1  Theile  verdünntem,  sowie  bei  20  °  in  20  Theilen  60  Voigem 
Weingeist  und  in   1  Theile  einer  Natrinmsalicylatlösung  (1  =  2)   klar  auf. 


1)  durch  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  Oct.,  S.  18.  2)  Apoth. 

Ztg.  1893;  861. 


458  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

„Die  Auflösung  von  1  g  des  Oeles  in  1  g  Weingeist  darf  durch  einen 
Tropfen  Eisenchloridlösung  nicht  verändert  oder  nur  schwach  röthlich  bis 
violett  gefärbt  werden." 

Die  fortgesetzten  Untersuchungen  des  Carvols  und  seiner  Älh 
kömmlinge  haben  Wallach  i)  wiederum  zu  sehr  wichtigen  Ent- 
deckungen geführt:  Durch  Oxydation  des  Dihydrocarveols,  CioHisO, 
mit  Chromsäure  wurde  ein  Keton,  Dihydrocarvon  CioHieO 
gewonnen,  welches  bei  221 — 222®  siedet  und  mit  Natriumbisulfit 
eine  krystallinische  Verbindung  giebt.  Der  Geruch  des  Ketons 
erinnert  zugleich  an  Menthon  und  an  Carvol.  Das  Dihydrocarvon 
ist  optisch  activ;  beim  Uebergang  vom  Alkohol  in  das  Keton 
findet  Drehungswechsel  statt,  es  entsteht  also  aus  rechtsdrehendem 
Dihydrocarveol  linksdrehendes  Dihydrocarvon.  Rechts-  und  Links- 
Dihydrocarvon  geben  mit  Hydroxylamin  Oxime,  welche  den  polari- 
sirten  Lichtstrahl  im  gleichen  Sinne  ablenken  wie  die  zugehörigen 
Ketone,  und  welche  bei  88 — 89  °  schmelzen.  Mischt  man  Lösungen 
gleicher  Mengen  der  beiden  activen  Oxime^  so  krystallisirt  ein 
neues,  inactives  Dihydrocarvoxim  vom  Schmelzp.  115 — 118° 
aus.  Beim  Kochen  des  Dihydrocarveols  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure erhielt  Wallach  Terpin§n.  Wird  Carvoxim  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  erhitzt,  so  entsteht  neben  Carvol  und  Carvacrol 
auch  Carvacrylamin.  Durch  Reduction  des  Carvoxims  mit 
Natrium,  oder  durch  Erhitzen  des  Carvols  mit  Ammoniumformiat 
wird  Dihydrocarvylamin  CioHnNHa  gebildet,  welches  bei 
220°  siedet;  spec.  Gew.  0,885  »^/D  1,48168.  Das  Chlorhydrat 
dieser  Base  wird  durch  trockene  Destillation  in  Salmiak  und 
Terpinen  gespalten.  Wird  dagegen  das  Chlorhydrat  mit  Natrium- 
nitritlösung  erwärmt,  so  sondert  sich  unter  StickstoffabsQheidung 
ein  Oel  ab,  in  welchem  Wallach  neben  Dihydrocarveol  beträcht- 
liche Mengen  von  Dipenten  nachweisen  konnte. 

Baeyer*)  hat  in  letzter  Zeit  ebenfalls  Untersuchungen  der 
Derivate  des  Carvols  ausgeführt.  Auch  dieser  Forscher  hat  durch 
Oxydation  des  Dihydrocarveols  das  oben  beschriebene  Keton 
CioHieO  gewonnen,  dessen  bei  88°  schmelzendes  Oxim  dargestellt 
wurde.  Durch  Einwirkung  von  Zinkstaub  auf  das  Jodhydrat  des 
Dihydrocarveolacetats  erhielt  Baeyer  das  Tetrahydrocarveolacetat, 
aus   welchem   durch  Verseifen  mit  Aetzkali  der  Alkohol  CioHsoO 

fewonnen  wurde.  Derselbe  ist  eine  dickliche,  schwach  riechende 
lüssigkeit,  welche  nicht  unzersetzt  destillirt  werden  konnte.  Wird 
dieser  Alkohol  mit  Chromsäure  oxydirt,  so  entsteht  Tetrahydro- 
carveol,  Siedepunct  222 — 223°,  welches  mit  Natriumbisulfit  eine 
krystallinische  Verbindung,  mit  Hydroxylamin  ein  Oxim  vom 
Schmelzpunct  99—101®  giebt.  Durch  Einwirkung  von  Natrium 
wird  dasselbe  in  Tetrahydrocarveol  zurückverwandelt.  Wird 
Tetrahydrocarveol  mit  wässriger  Bromwasserstoffsäure  erhitzt,  so 
erhält  man  eia  Bromid,  welches  beim  Kochen  mit  Chinolin  einen 
Kohlenwasserstoff  CioHis  Carvomenthen,  liefert.    Derselbe  siedet 


1)  Lieb.  Annal.  275,  110.  2)  Ber.  d.  d.  ohem.  Ges.  XXYI,  820^ 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  459 

bei  175—176^,  addirt  2  At.  Brom  und  giebt  damit  ein  flüssiges 
Dibromid.  Wird  Limouendijodhydrat  mit  Zinkstaub  reducirt,  so 
entsteht  ein  Kohlenwasserstoff,  welcher  dem  Carvomenthen  so 
ähnlich  ist,  dass  Baeyer  beide  Körper  für  identisch  hält. 

Landanum-Oel  (Cistus  creiicus).  Das  ziemlich  kostbare  Harz, 
dessen  Geruch  beinahe  dem  einer  feinen  Ambra  gleichkommt, 
lieferte  0,91  %  eines  goldgelben  ätherischen  Oeles  von  schönem, 
kräftigem  Ambrageruch  und  einem  spec.  Gew.  von  1,011  bis  15  ^ 
Nach  halbjährigem  Stehen  hatten  sich  prachtvolle  Krystalle  ab- 
gesetzt, welche  vielleicht  den  vierten  Theil  des  Oeles  ausmachen 
dürften  i). 

Lavendel'Oel.  Ausser  den  Estern  (Linalylacetat,  Linalylbutyrat 
und  Geranylacetat),  deren  genaue  Bestimmung  keine  Schwierig- 
keiten bietet,  enthält  das  Lavendel-Oel  eine  grosse  Menge  freien 
Linalools.  Ein  hoher  Estergehalt  wird  immer  zu  Gunsten  eines 
Oeles  sprechen,  aber  man  wird  auch  ein  Oel  mit  niedrigerem 
Gehalt  an  Estern  noch  als  gut  bezeichnen  müssen,  sobald  dieser 
Mangel  durch  eine  grössere  Menge  Linalool  gedeckt  ist.  Die 
Versuche,  welche  von  Schimmel  u.  Co.*)  zur  quantitativen 
Idnaloolbestimmung  durch  Ueberführung  in  Linalvlacetat  angestellt 
worden  sind,  haben  bis  jetzt  wegen  der  Unbeständigkeit  des 
Linalools  nicht  den  gewünschten  Erfolg  gehabt.  Zur  Ester- 
bestimmung  im  Lavendel-Oel  wird  eine  abgewogene 
Menge  Oel  mit  20  bis  30  cc  alkoholischer  Kalilösung  von  be- 
kanntem Gehalt  verseift  und  der  Ueberschuss  des  angewendeten 
Kalis  durch  Titrirung  mit  Normalschwefelsäure  bestimmt.  Aus 
den  Ergebnissen  folgt,  dass  man  den  Estergehalt  eines  guten 
Lavendel-Oeles  durchschnittlich  wohl  zu  30  bis  33  %  annehmen 
darf.  Auch  bei  Gegenwart  grösserer  Mengen  von  Terpentin-Oel 
giebt  die  Methode  richtige  Resultate.  —  Im  Gegensatz  zu  einer 
früheren  Erklärung  bezeichnen  Seh.  u.  Co.  die  Löslichkeitsprobe 
in  70  <>/oigem  Alkohol  als  brauchbar;  sie  haben  sich  überzeugt, 
dass  alle  zweifellos  guten  Oele  in  3  Volumen  70  o/oigem  Alkohol 
löslich  sind«  Spik-Oel,  welches  ebenfalls  zur  Verfälschung  von 
Lavendel-Oel  häufig  benutzt  wird,  enthält  zwar  etwa  30  %  eines 
alkoholischen  Bestandtheils,  aber  nur  geringe  Mengen  eines  Esters. 
Zusatz  von  Spik-Oel  zu  Lavendel-Oel  drückt  daher  derv  Ester- 
gehalt des  letzteren  beträchtlich  herab.  Das  sicherste  Mittel, 
die  Verfälschung  des  Laveudel-Oeles  mit  Spik-Oel  zu  entdecken, 
bietet  der  Nachweis  des  Cioeols,  welches  in  reinem  Lavendel-Oel 
fehlt,    aber   dem  Spik-Oel  als  natürlicher  Bestandtheil  angehört. 

Da  Lavendel-Oel  häufig  mit  Terpentin-Oel  verfälscht  wird,  so 
war  es  von  Werth,  festzustellen,  ob  echtes  Lavendel-Oel  schon 
von  Natur  Pinen  enthält.  Dies  ist,  wie  Schimmel  u.  Co.  >) 
gefunden  haben,  beim  französischen,  wenn  auch  in  sehr  kleiner 
^enge,  der  Fall,  das  eigene  Destillat  enthielt  kein  Pinen.    Auch 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  Apr.,  S,  63,  Oct.,  S.  24.         2)  ebenda 
>r.,  8.  '" 


Apr.,  8.  86.         8)  ebenda  Oct.,  S.  26. 


460  Aetherische  üele  und  Kampherarten. 

Cineol  ist  im  Lavendel-Oele  nur  sehr  wenig  vorhanden,  ein 
grösserer  Gehalt  daran  lässt  auf  Verfälschung  mit  Spik-Qel 
schliessen,  wie  ein  grösserer  Pinengehalt  den  Verdacht  einer  Fäl- 
schung mit  Terpentin-Oel  rechtfertigt,  zumal  wenn  derselbe  durch 
die  Bestimmung  des  Estergehaltes,  des  specifischen  Gewichtes, 
der  optischen  Drehung  und  der  Löslichkeit  in  70<>/oigem  Alkohol 
gestützt  wird. 

lAcari'Kanali'OeL  üeber  dieses  Gel  ist  bereits  im  Jahresber. 
1892,  463  eingehend  berichtet  worden.  Ph.  Barbier  *)  hat  seine 
Untersuchungen  fortgesetzt  und  folgende  zusammenfassende  Er- 
gebnisse erhalten.  Er  hat  in  dem  Gel  einen  primären  Alkohol 
der  Fettreihe  vom  Siedepunct  199— 200  ^  opt.  Dreh.  —  18*^  21'  und 
der  Zusammensetzung  GioHigG  aufgefunden  und  nennt  denselben 
Licareol.  Beim  Erhitzen  mit  Acetanhydrid  auf  150**  lieferte 
der  Alkohol  einen  bei  176 — 178°  siedenden  Kohlenwasserstoff 
CioHie  (Licaren),  opt.  Dreh.  +  7°  51';  mit  Chlorwasserstoff 
bildete  Licaren  ein  flüssiges  Ghlorhydrat  GioHigCla,  mit  Brom  ein 
bei  103 — 104®  schmelzendes  Tetrabromid.  Das  Nitrosochlorid 
des  Kohlenwasserstoffs  lieferte  beim  Kochen  mit  alkoholischem 
Kali  Nitrosolimonen  vom  Schmelzpunct  72 ^  Licaren  sollte 
demnach  identisch  sein  mit  Rechts-Limonen.  Nach  der  schwachen 
optischen  Drehung  des  Licarens  ist  aber  anzunehmen,  dass  das- 
selbe ein  Gemenge  von  wenig  Limonen  mit  Dipenten  und  Terpinen 
ist.  Ausserdem  entstand  beim  Erhitzen  mit  Acetanhydrid  das 
Acetat  eines  isomeren  Alkohols  CioHisG,  welcher  Licarhodol 
genannt  wird.  Dieser  siedete  von  225 — 227°,  gab  bei  der  Oxy- 
dation denselben  Aldehyd  wie  das  Licareol  und  ist  nach  der 
Ansicht  des  Verfassers  die  stabile  stereoisomere  Form  des  Li- 
careols.  Nach  Bouchardat^  ist  Licarhodol  identisch  mit  Ge- 
raniol,  welches  er  auf  ähnliche  Weise  aus  dem  Linalool  des 
Oeles  von  Lavandula  spica  dargestellt  hat.  Die  Eigenschaften  des 
Licareols  und  seiner  Derivate  lassen  keinen  Zweifel,  dass  Licareol 
gleich  ist  mit  Linalool,  welches  nicht  nur  dem  Linaloe-Oel, 
sondern  auch  dem  Lavendel-Gel  und  Bergamott-Gel  als  wichtiger 
Bestandtheil  angehört.  Ferner  untersuchte  Barbier  das  Koriander- 
Gel  (s.  dieses)  und  fand,  dass  das  Koriandrol  nichts  anderes 
ist  als  die  rechtsdrehende  Modification  des  Licareols,  also  Rechts- 
Linalool.  Siedepunct  196—198°,  opt.  Dreh.  +  15°  1'.  Durch 
Gxydation  erhielt  er  den  Aldehyd  CioHigG,  (Licareal)  und  die 
Säure  CioHi«Gs  (Licarensäure) ;  mit  Chlorwasserstoff  das  flüssige 
Chlorid  CioHisCls.  Unter  dem  Einfluss  von  Acetanhydrid  bildete 
sich  Rechts-Limonen  und  der  Essigester  des  Licarhodols.  Koriandrol 
unterscheidet  sich  demnach  vom  Licareol  (Linalool)  nur  durch 
den  Sinn  der  optischen  Drehung. 

Mirbanöl  {mtrobenzd.)  Die  meisten  im  Handel  befindlichen 
Producte  erwiesen  sich  als  Nitrotoluol,  bezw.  als  Gemische  von 
Nitrobenzol    und    Nitrotoluol.      Ein   gutes   Mirbanöl    muss   nach 

1)  Gompt.  rend.  GXYI,  888,  998,  1062,  1200.  2)  ebenda  1258. 


Aetherische  Oele  und  Kampherarten.  461 

Schimmel  u.  Co. ^)  ein  spec.  Gewicht  von  mindestens  1,200  bei 
lö^  haben.  Es  darf  beim  Kochen  mit  Natroj[ilauge  nicht  gefärbt 
werden,  mass  bei  —  2^  krystallisiren  und  einen  angenehmen  Ge- 
ruch nach  bitteren  Mandeln  zeigen. 

Nelken-Od.  Das  specifische  Geuncht  des  Nelken-Oeles  haben 
Schimmeln.  Co.')  an  einer  unzähligen  Beihe  von  Beobachtungen 
mit  1,060 — 1,070  bei  15°  C.  festgestellt.  Bei  den  Anforderungen 
unter  1,060  zu  gehen,  wie  es  die  niederländische  (1,041 — 1,060) 
und  die  japanische  Pharmakopoe  that  (1,04 — 1,06),  halten  sie 
nicht  für  empfehlenswerth ,  würden  vielmehr  ein  Nelken-Oel  mit 
einem  specifischen  Gewicht  von  1,04 — 1,041  als  unbedingt  ver- 
dächtig bezeichnen  müssen.  Auch  das  Destillat  aus  Nelkenstielen 
besitzt  ein  specifisches  Gewicht  von  1,055—1,65,  weicht  also  vom 
Nelken-Oel  aus  Nelken  nicht  wesentlich  ab. 

Von  der  Aehnlichkeit  in  der  Zusammensetzung  des  Eugenols 
und  Vanillins  ausgehend,  haben  Joris sen  und  Hairs')  die  An- 
Wesenheit  von  Vanillin  in  den  Nelken  und  im  Nelkenöle  vermuthet 
und  aus  einer  ätherischen  Tinctur  durch  Behandeln  mit  Natrium- 
sulfitlösung, Entfernung  der  schwefligen  Säure  und  Ausschütteln 
mit  Aether  einen  stark  nach  Vanille  riechenden  Bückstand  er- 
halten. Bei  analoger  Behandlung  ergab  auch  das  Nelkenöl  in 
Wasser,  namentlich  beim  Erhitzen,  auch  in  Alkohol  und  Aether 
lösliche,  bei  79°  schmelzende,  leicht  sublimirende  Krystalle,  die 
von  Eisenchlorid  gefärbt  wurden.  Der  Ertrag  war  indess  so 
gering,  dass  weitere  Untersuchungen  nicht  angestellt  werden 
konnten. 

Gelegentlich  einer  forensischen  Untersuchung  war  J.Stern  ^) 
veranlasst,  Nelkenöl  und  PimentM  mit  einander  zu  vergleichen;  es 
ergab  sich,  dass  dieselben  im  allgemeinen  Verhalten,  ihren  physi- 
kalischen Eigenschaften  und  Reactionen  (ebenso  auch  in  der 
chemischen  Zusammensetzung:  Engend  und  ein  Sesquiterpen)  iden- 
tisch sind.     Nachstehende  Reagentien   gaben   die   verzeichneten 

Reactionen : 

Alkoholische  Salzsäure  färbt  bräunlich.  Aetherische  Bromlösung:  An- 
fangs farblos,  dann  hellgrün.  Schwefelsäure :  roth  (mit  violettem  Schimmer). 
Fröhde's  Reagens:  dunkelblut-,  dann  kirschrotb.  Mischung  von  6  Vol.  con- 
centr.  Schwefelsäure  mit  1  Vol.  einer  wässerigen  Lösung  von  Eisenchlorid 
(1 :  20] :  rothbraun  bis  blutroth  und  dann  kirschrotb.  Rauchende  Salpeter- 
säure: rothbraun  (unter  Zischen).  Pikrinsäure:  wird  gelöst.  5  Tropfen  des 
Oeles  mit  10  cc  Ealkwasser  kräftig  geschüttelt:  geben  eine  flockige,  zum 
Theil  an  der  Gefässwandung  haftende  Ausscheiduntr.  2  Tropfen  des  Oeles  in 
4  cc  Alkohol  gelöst  und  ein  Tropfen  Eisenchlorid  zugesetzt:  geben  eine 
grüne,  dann  blaue,  in  roth  und  gelb  übergehende  Färbung. 

Die  Gommission  des  Deutschen  Apothekervereins  *) 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt  folgende  Fassung  für  den 
Artikel  „Nelkenöl"  vor: 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,   April  S.  44.  2)   ebenda,  Oct. 

8.  28.        3)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chem.  1893  T.  27,  231.        4)  Zeitschr. 
f.  angew.  Chem.  1893,  137.  5)  Apoth.  Ztg.  1808,  361. 


462  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

Oleum  Caryophyllorum. 
Eugenol. 
,,Der  sauerstoffhaltif^e  Antheil  des  ätherischen  Oeles  der  Gewürznelken. 
Eine  farblose  oder  gelbliche,  an  der  Luft  sich  bräanende,  stark  licht  brechende 
Flüssigkeit  von  scharf  aromatischem  Gerüche  nnd  Geschmacke,  welche  bei 
263 — 254^  siedet  und  bei  16°  das  spec.  Gewicht  1,072  besitzt.  Eugenol  ist 
unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Weingeist,  Aether,  Essigsäure  und  in 
2  bis  3  Voigf-  Kalilauge.  Schüttelt  man  6  Tropfen  Nelkenöl  mit  10  ccEalk- 
wasser  kräftig  durch,  so  entsteht  eine  flockige  zum  Theil  an  den  Wänden 
des  Gelasses  haftende  Abscheidung.  Die  Auflösung  von  2  Tropfen  Nelkenöl 
in  4  cc  Weingeist   wird   durch  1  Tropfen  Eisenchloridlösung  grün    gefUrbt; 

1  Tropfen  verdünnte  Eisenchloridlösung  (Lösung  von  JL  Theil  der  Auflösung 
von    1,280  spec.  Gew.    in    20  Theilen  Wasser)    ruft    in    der  Auflösung    von 

2  Tropfen  Nelkenöl   in  4  cc  Weingeist  eine    blaue  Färbung  hervor,    welche 
allmählig  durch  roth  in  gelblich  übergeht.^' 

Wird  „lg  Eugenol'*  mit  20  cc  heissem  Wasser  geschüttelt,  so  darf 
dieses  blaues  Lackmuepapier  nur  undeutlich  röthen.  Das  nach  dem  Erkalten 
klar  filtrirte  Wasser  daif  sich  mit  1  Tropfen  Eisenchloridlösung  nur  vorüber- 
gehend graugrünlich,  aber  nicht  blau  färben. 

1  Theil  Engend  muss  sich  in  2  Theilen  verdünnten  Weingeistes,  sowie 
in  1  Theil  einer  Natriumsalicylatlösung  (1  =  2)  klar  auflösen. 

Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolger  in  Radebeul  erhielten  ein 
Patent  (No.  70058)  auf  ein  Verfahren  zur  Herstellung  von  Jod- 
derivaten  des  Eugenols.  Dieses  wird  in  alkoholischer  Lösung  mit 
Jod  behandelt.  Werden  hierbei  äquivalente  Mengen  von  Eugenol, 
Natriumhydroxyd  und  Jod  verwendet,  so  erhält  man  ein  hell- 
gelbes, geruchloses  und  bei  150°  schmelzendes  Product.  Wendet 
man  dagegen  mehr  Jod  und  Alkali  an,  so  entstehen  dunkelgeßlrbte 
Producte,  welche  die  Gruppe  OJ  enthalten,  z.  B.  einen  bei  85® 
schmelzenden  Körper.  Die  jodhaltigen  Stoffe  sollen  in  der  Phar- 
macie  Verwendung  finden.  — 

Mit  Obigem  zusammenhängend  ist  das  derselben  Firma  er- 
theilte  Patent  No.  70274  auf  die  Herstellung  von  Polyisoeugencl. 
Es  wird  Isoeugenol  mit  geringen  Mengen  von  Gondensationsmitteln, 
wie  Mineralsäuren,  Säurechloriden,  erhitzt.  Dadurch  erhält  man 
einen  Erystallkuchen  von  Polyisoeugenol,  welcher  durch  Um- 
krystallisiren  aus  Alkohol  gereinigt  wird.  Es  bildet  farblose,  ge- 
ruch-  und  geschmacklose  Nadeln  vom  Schmelzpunct  98  °  und  soll 
u.  A.  als  Arzneimittel  dienen. 

Darstellung  von  Eugenolessigsäureamid,  D.  R.-P.  65893  für 
Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  &  Brüning  in  Höchst  a.  M. 
Eugenolessigsäure ,  erhalten  aus  Eugenolnatrium  und  Monochlor- 
essigsäure  wird  zunächst  durch  Behandlung  mit  Alkohol  und 
Schwefelsäure  oder  Salzsäuregas  in  den  Aether,  eine  in  Wasser 
unlösliche,  ölartige  Flüssigkeit  übergeführt  und  aus  diesem  durch 
Mischen  mit  alkoholischer  Ammoniaklösung  oder  durch  Schütteln  mit 
starkem  wässrigen  Ammoniak  das  entsprechende  Amid  hergestellt. 
Dieses  krystallisirt  aus  Wasser  in  glänzenden  Blättchen,  aus  Alko- 
hol in  feinen  Nadeln  vom  Schmelzpunct  110^  C.  und  besitzt  an- 
ästhetische und  antiseptische  Eigenschaften. 

Niaotdi'Oel   von  Melaleuca   viridiflora  hat  G.  Bertrand  *) 


1)  Compt.  rend.  1893,  CXVT.  1070. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  463 

näher  untersucht.  Darnach  hat  das  blassgelbe  Oel,  von  welchem 
die  Blätter  der  genannten  Mjrtacee  etwa  2Vs  ^h  ihres  Gewichtes 
bei  Destillation  mit  Wasser  liefern,  ein  specifisches  Gewicht  von 
0,922  und  lenkt  die  Ebene  des  polarisirten  Lichtes  um  0°  42' 
nach  rechts  ab.  Bei  Behandlung  mit  Kali  und  Natriumbisulfit 
treten  Baldriansäure,  Benzaldehyd  und  Baldriansäureäther  in 
kleinen  Mengen  auf.  Von  dem  Oele  gehen  ^/s  unter  180°  über. 
Hiervon  ist  ein  Theil  ein  bei  155—156°  siedendes  Terebenthen, 
das  mit  Salzsäure  ein  ki7stallinisches  Monochlorhydrat  erzeugt; 
ein  anderer  Theil  siedet  bei  175—176°  und  scheidet  bei  —  6^ 
eine  kampherartig  riechende,  optisch  inactive  Krystallmasse  aus, 
die  aus  Eucalyptol  zu  bestehen  scheint.  Die  Flüssigkeit,  aus  der 
sich  die  Erystalle  abscheiden  (Citren?),  hat  einen  Citronengeruch 
und  scheint  eine  Mischung  von  Eucalyptol  mit  einem  Kohlen* 
.Wasserstoffe  von  der  Formel  GioHic  zu  sein.  Die  über  180*^  sie- 
dende Fraction  bildet  eine  sirupöse  Flüssigkeit,  die  bei  etwa  202^ 
siedet  und  bei  —  50°  eine  kleine  Menge  Krystalle  abscheidet, 
unter  deren  Einflüsse  auch  die  übrige  Masse  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  fest  wird.  Gereinigt  entspricht  sie  der  Formel  CioHis  0 
und  gleicht  im  Uebrigen  ganz  dem  Terpineol  von  Bouchardat 
und  Laffont;  nur  ist  sie  nicht  optisch  inactiv,  sondern  schwach  links- 
drehend. Als  fünfter  Bestandtheil  ist  eine  harzartige  Substanz 
von  grünlicher  Farbe  vorhanden,  die  den  Rückstand  der  Destil- 
lation bildet.  Eine  Mischung  von  Eucalyptol,  Citren  und  Terpineol 
stellt  nach  Bertrand  auch  das  von  List  durch  Erhitzen  von  Terpin 
mit  angesäuertem  Wasser  dargestellte  Terpinol  dar,  so  dassNiaouliöl, 
wenn  man  von  dem  rechtsdrehenden  Terebenthen  absieht,  künst- 
lich in  ausserordentlich  einfacher  Weise  darzustellen  ist.  Der 
Umstand,  dass  Bouchardat  ein  Citren  durch  Erhitzen  von  Valerylen 
aus  Amylalkohol  erhielt,  gab  Bertrand  Veranlassung,  sowohl  im 
^  Niaouliöle  als  im  Cajeput-  und  Eucalyptusöle  nach  Amylalkohol 
*  zu  forschen,  und  es  ist  ihm  in  der  That  gelungen,  in  allen  diesen 
ätherischen  Gelen  Spuren  davon  nachzuweisen. 

Nach  Blanc^)  besitzt  das  Niaouliöl  ein  ausserordentlich  an- 
genehmes Aroma,  das  an  den  Geruch  von  Eucalyptus,  Terpentin, 
Kampher  und  Geraniumöl  erinnert.  Der  Geraniumgeruch  tritt  nament- 
lich beim  Verdunsten  auf  der  flachen  Hand  ein.  Im  Uebrigen 
glaubt  er,  dass  das  Gel  nichts  anderes  wie  Cajeputöl  sei,  und  iden- 
tificirt  sogar  die  Stammpflanze  des  Niaouliöls,  Melaleuca  viridi- 
flora,  mit  Melaleuca  minor  Sm.,  wofür  allerdings  der  Beweis  noch 
zu  erbringen  ist.  Das  Niaouliöl  ist  übrigens  citronengelb  und 
nicht  grün,  wie  das  Product  aus  Niederländisch-Ostindien.  Man 
scheint  das  Gel  übrigens  in  Frankreich  bereits  medicinisch  zu 
verwenden.  Als  Dosis  wird  0,2 — 0,5  pro  die  angegeben;  man 
reicht  es  in  Kapseln.  « 

Nerdin    la*  cryst.,    als    Ersatz    für    Orangenblüthenöl    von 


1)  Bev.  de  Therap.  LX.  289. 


464  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

Schimmel  u.  Co.  ^)  dargestellt,  soll  an  Ausgiebigkeit  einem 
guten  Neroli-Oel  ungefähr  quantitativ  gleich  sein.  Es  löst  sich 
in  fast  jedem  Yerhältniss  in  Spiritus,  fetten  und  ätherischen  Oelen 
und  wird  namentlich  zur  Herstellung  Ton  Eau  de  Cologne  und 
zum  Parfümiron  von  Toilettenseifen  empfohlen,  weil  es  widerstands- 
fähiger als  Neroli-Oel  ist.  Das  Nerolin  la  cryst.  bildet  schöne, 
blendend  weisse  Krystallschüppchen  und  ist  an  einem  kühlen  Orte 
aufzubewahren. 

Paracotorinden-Oel.  Aus  ÖO  Kilo  Paracotorinde  erhielten 
Schimmel  u.  Co.*)  0,760  g  ätherisches  Oel ,  was  einem  Ge- 
halt Yon  reichlich  IVt  %  entspricht,  lieber  die  Abstammung 
der  Cotorinden  befindet  man  sich  noch  immer  im  Unklaren  (s. 
auch  S.  125).  Das  von  Seh.  u.  Co.  destillirte  Oel  zeigt  ein  spec. 
Gew.  von  1,018  und  dreht  (bei  100  mm)  +  5°  40'.  Löslich  ist 
dasselbe  in  3  Volumtheilen  70  %\g.  Alkohols.  Ueber  die  chemische  . 
Untersuchung  des  Oeles  s.  Jahresber.  1892,  465. 

Pfefferminzöl.  Schimmel  u.  Co.*)  bringen  zum  ersten 
Male  ein  aus  selbst  erbauter  Pfefferminze  gewonnenes  Destillat 
auf  den  Markt,  das  den  feinsten  englischen  Oelen  vollkommen 
ebenbürtig  ist  und  sich  noch  durch  grosse  Löslichkeit  auszeichnet. 
Das  Oel  ist  ungemein  ausgiebig,  ohne  bitteren  Beigeschmack  und 
von  stark  kühlendem  Effect  auf  der  Zunge. 

In  einem  Fachblatt  war  unlängst  von  einer  Verfälschung  des 
Mentholes  mit  Magnesiumsulfat  (Bittersalz),  dessen  Krystallform 
allerdings  der  des  ersteren  ähnelt,  die  Rede.  Zur  Erkennung 
wurde  Behandlung  mit  Chloroform  vorgeschlagen,  welches  das 
Menthol  löst,  während  Bittersalz  ungelöst  zurückbleibt^) 

Die  Ester  des  Menthols  dürften  med icinisches Interesse  bean- 
spruchen; so  verbindetz.B.  dessen  Ameisensäure-Ester(Siede- 
punct  95°  bei  10  mm,  Schmelzpunct  9°)  die  Wirkungen  der 
Ameisensäure  und  des  Menthols;  auch  das  Mentholvalerianat 
(Siedepunct  125  bis  127°  bei  10  mm)  empfehlen  Schimmel  u. 
Co.  ^)  in  dieser  Beziehung  der  Beachtung. 

Zwei  isomere  Menthole.  Durch  Erhitzen  von  Menthon  mit 
Ammoniumformiat  und  Verseifung  der  dabei  entstehenden  Formyl- 
Verbindung  wird  Menthylamin  gewonnen.  0.  Wallach  und  M. 
Kuthe^)  haben  neuerdings  dargethan,  dass  bei  dieser  Reaction 
aus  Linksmenthon  und  Ammoniumformiat  nicht  ausschliesslich 
Rechtsmethylamin  entsteht,  sondern  auch  immer  etwas  Links- 
menthylamin,  und  zwar  ist  letzteres  identisch  mit  dem  aus  Links- 
menthon und  Hydroxylamin  erhaltenen  Linksmenthonoxim  be- 
ziehentlich durch  Keduction  desselben  gewonnenen  Körper.  Nach- 
dem somit  die  Existenz  zweier  vollständig  verschiedener  Menthyl- 
amine  erwiesen  ist,  liegt  es  auch  auf  der  Hand,  dass  diesen 
Körpern  auch  zwei  Menthole  von  ganz  verschiedenen  Eigenschaften 


1)   Ber.  von   Schimmel  u.  Co.   1893,   April.   .  2)    ebenda. 

8)  ebenda,  S.  49,  Oct.  S.  82.         4)  ebenda,  Oct.  57.  5)  ebenda, 

April  S.  62.  6)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  XXY.  3818. 


Aetherische  Oele  und  Kampherartei].  465 

entsprechen  müssen.  Mit  der  Prüfung  dieser  Frage  ist  bereits 
Markownikoff  beschäftigt,  und  zwar  strebt  derselbe  die  lieber- 
führung  des  Menthylamins  m  ein  flüssiges  Menthol  an.  Uebrigens 
darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  auch  schon  Berckenheim  auf 
synthetischem  Wege  zu  einem  flüssigen  Isomeren  des  Menthols 
gelangt  ist. 

Mentha  canadensis-Od,  Ausbeute  aus  dem  trockenen  Kraut 
1,23  ^Iq,  Farbe  röthlichgelb;  Geruch  stark  an  Poley  erinnernd. 
Spec.  Gew.  0,943  bei  15^.  Es  löst  sich  im  doppeltem  Volumen 
70  o/o  igen  Alkohols  klar  auf.  ^) 

Poley-OeL  F.  W,  S  emmier*)  erhielt  bei  gelinder  Oxydation 
des  Pulegons  (des  Ketons  des  Poley-Oels)  mit  Kaliumpermanganat 
Aceton  und  j^-Methyladipinsäure  (CtHisOa),  Schmelzpunct  84,5^; 
bei  kräftigerer  Oxydation  entsteht  y-Valerolacton-y -Essigsäure 
C7H10O4  (Schmelzpunct  60—65°).  Erhitzt  man  die  jÄ-Methyladi- 
pinsäuro  mit  Natronkalk,  so  destillirt  eine  durchdringend  nach 
Camphorphoron  riechende  Flüssigkeit  von  der  Zusammensetzung 
Ce  Hio  0 ;  dieselbe  ist  ein  Keton  (j^-Methylketopentamethylen),  giebt 
mit  Hydroxylamin  ein  Oxim  GeHioNOH,  welches  in  bekannter 
Weise  in  das  entsprechende  Amin  und  den  zugehörigen  secun- 
dären  Alkohol  übergeführt  werden  konnte. 

In  der  Fabrik  von  Schimmel  u.  Co.*)  in  Garfield  ist  Poley- 
Oel  aus  den  getrockneten  Blättern  von  Hedeoma  Pulegioides 
(Pennyroyal)  destillirt  worden.  Die  Oelausbeute  aus  getrockneten 
Blättern  betrug  3  ^/o;  eine  Destillation  getrockneter  Stengel  und 
Blätter  ergab  nur  1,3  ^/o-  An  diesem  eigenen  Destillat  wurden 
folgende  Eigenschaften  festgestellt: 

Spec.  Gewicht  bei  15°  C.  0,932, 

opt  Dreh.  +  18  °  43'  bei  100  mm  Säulenlänge, 

klar  löslich  in  zwei  und   mehr  Theilen   70  %  igen  Alkohols. 

Pycnanthum  incanum-OeL  Die  Ausbeute  aus  trocknem  Kraute 
betrug  0,98  <>/o.  Das  Oel  ist  röthlichgelb  gefärbt,  hat  ein  spec. 
Gewicht  yon  0,935  bei  15°  und  löst  sich  im  doppelten  Volum 
70  0/0  ig.  Alkohols.  *) 

BainfarrnöL  Im  ätherischen  Oel  des  Tanacetum  vulgare  ist 
nach  Bruylants  ein  Aldehyd  GioHieO  enthalten,  welcher  mit 
Natriumbisulfit  eine  krystallinische  Verbindung  giebt  und  von 
Bruylants  Tanacetylhydrin  genannt  worden  ist  F.  W.  Semmler  ^) 
hat  diesen  Körper,  den  er  Tanaceton  nennt,  genauer  untersucht 
und  ist  dabei  zu  sehr  interessanten  Resultaten  gekommen.  Nach 
Semmler's  Untersuchungen  kommt  das  Tanaceton  auch  in  anderen 
ätherischen  Gelen  vor,  so  in  Salbeiöl,  Wermuthöl  und  Thujaöl. 
Das  Tanaceton  ist  identisch  mit  dem  von  Wallach  zuerst  be- 
schriebenen T  hu  Jon  (s.  Jahresber.  1892,  472),  demgemäss  sind 
natürlich  auch  viele  der  dargestellten  Derivate  identisch,   so  ist 


1)  Ber.  von  Schimmel  a.  Co.  1898  April  S.  62.  2)  Ber.  d.  D.  eh. 

Ges.   XXV,   8615.  8)   Ber.  von   Schimmel  u.  Co.    1693,    Oct.  S.  88. 

4)  ebenda  S.  46.  5)  Ber.  d.  D.  eh.  Ges.  XXY,  8848,  8852  n.  8518. 

Fhaimaeeotisclier  Jahresbericht  f.  1893.  80 


466  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

z.  B.  Tanacetylamin  =  Thujonamin,  Tanaceten  =»  Thujen,  Tana- 
cetketocarbonsäure  =  Thujaketonsäure  u.  s.  w. 

ResedablüthenöL  Dasselbe  wurde  von  Schimmel  u.  Co.  ^) 
in  der  Miltitzer  Zweigfabrik  aus  frisch  gepflückten  Resedabltithen 
durch  Destillation  bei  möglichst  niedriger  Temperatur  gewonnen, 
ist  fest  und  giebt  den  schönen  Resedaduft  in  voller  Natürlichkeit 
wieder,  während  es  bekanntlich  nur  höchst  mangelhaft  gelingt, 
denselben  durch  Maceration  an  Fett  zu  binden.  Es  ist  in  reich- 
lichen Mengen  Spiritus  klar  löslich  und  ausserordentlich  aus- 
giebig. —  Besedaivurzelöl  ist  schwefelhaltig  und  besitzt  ausge- 
prägten Rettiggeruch.  Es  ist  im  Gegensatze  zu  dem  Senfole  der 
Senfsamen  in  den  Resedawurzeln,  deren  Gehalt  daran  0,035  <^/o 
beträgt,  fertig  gebildet  vorhanden,  wurde  vor  etwa  20  Jahren 
von  Vollrath  zuerst  beobachtet,  der  damit  die  Reactionen  des 
Sulfocyanallyls  erhielt,  besteht  aber  wahrscheinlich  nicht  haupt- 
sächlich daraus,  besitzt  ein  speciflsches  Gewicht  von  1,085  bei  15^ 
und  eine  optische  Drehung  von  +   1^  30'  bei  100  mm. 

Rosenöl,  Eckart  hatte  bei  seiner  Untersuchung  Altdeutschen 
und  türkischen  Rosenöls  die  Gegenwart  von  Aethylalkohol  fest- 
gestellt. Bei  der  sofortigen  Verarbeitung  der  Rosen  inmitten  der 
Schimmel'schen  Rosenfelder  bei  Leipzig  wurde  jedoch  das  Rosenöl 
frei  von  Aethylalkohol  erhalten,  während  in  den  vorher- 
gehenden Jahren  der  Transport  der  Rosen  nach  Leipzig  genügt 
hatte,  um  in  ihren  Blättern  nicht  unbeträchtliche  Mengen  von 
Aethylalkohol  zu  erzeugen.  —  Es  ist  eine  dankbare  Aufgabe,  den 
Gährungsvorgang  in  den  Rosenblättern  näher  zu  studiren.  Der 
in  Frage  kommende  Körper  dürfte  sich  nach  Annahme  von  Th. 
Poleck  ^)  in  den  Destillationsrückständen  des  inmitten  der  Rosen- 
gärten dargestellten  Oels  finden.  Der  in  anderen  ätherischen 
Oelen  gefundene  oder  bei  ihrer  Darstellung  (z.  B.  aus  den  Früchten 
von  Heracleum  giganteum,  Pastinaca  sativa,  Anthriscus  Cerefolium) 
auftretende  Aethylalkohol  verdankt  wahrscheinlich  ähnlichen  Ver- 
hältnissen seine  Entstehung. 

Nach  Th.  Barbier')  ist  das  Rhodinol  eine  ölige,  ohne  Zer- 
setzung bei  126,5''  unter  16  mm  Druck  siedende  Flüssigkeit  vom 
spec.  öew.  0,8956  und  dem  Rotationsvermögen  [a]D  =  — 2**  37' 
bei  25^;  mittels  Salzsäure  ist  daraus  Dipentendichlorhydrat  zu 
erhalten,  es  erfolgt  dabei  Schliessung  des  Kohlenstoffringes.  Wie 
beim  Linalool  lässt  die  Gonstitutionsformel  das  Vorhandensein 
zweier  Stereoisomeren  voraussehen,  einer  beständigen  und  einer 
unbeständigen  Verbindung,  von  denen  die  letztere  durch  Erhitzen 
mit  Essigsäureanhydrid  in  erstere  überführbar  ist.  Das  Rhodinol 
giebt,  mit  Essigsäureanhydrid  im  verschlossenen  Gefässe  auf  180^ 
erhitzt,  nur  Rhodinolessigäther,  CioHitOCsHsO,  eine  farblose, 
leicht    bewegliche    Flüssigkeit    von    angenehmem    Gerüche,    vom 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  Oci  S.  48.  2)  Ber.  d.  D.  ehem. 

Ges.  1898,  38.  8)  Compt.  rend.  1893,  177. 


Aetherische  Oele  und  Kampherarten.  467 

spec.  Gew.  0,9214   und  dem  S.  P.  131  ^    Mit  alkoholischem  Kali 
verseift,  wird  daraus  unveränderliches  Rhodinol  regenerirt. 

Bulgarisches  Rosenöl  wurde  von  W.  Markownikoff  und 
Ä.  Reformatskyi)  untersucht.  Die  Oele  drehten  den  polarisirten 
Lichtstrahl  nach  links  und  zwar  3°  34,5',  3°  53'  und  3°  20'.  Die 
Trennung  des  Oeles  vom  Stearopten  geschah  durch  Filtriren  bei 
0°  und  bei — 55  ^  Aus  dem  flüssigen  Antheil  wurde  dann  durch 
fractionirte  Destillation  eine  Haupt-Fraction  vom  Siedepunkt  222 
bis  225,5^  isolirt.  Die  Analyse  einer  bei  224,7°  siedenden  Fraction 
führte  die  Verfasser  zur  Formel  GioHaoO.  Sie  nennen  den  Haupt- 
bestandtheil  Roseol  und  stellten  aus  ihm  einen  E^sigsäureester 
dar,  dessen  Siedepunct  bei  235 — 236°  lag.  Durch  Verseifen  wurde 
aus  ihm  unverändertes  Roseol  zurückerhalten.  Wasserentziehende 
Agentien  verwandelten  den  Alkohol  in  einen  Kohlenwasserstoff, 
dessen  Analyse  besser  auf  CioHis  als  auf  CioHie  stimmte.  Beim 
Behandeln  mit  Chromsäurelösung  wurde  das  Roseol  zu  einem 
Aldehyd  von  Gitronen-  oder  Melissen-ähnlichem  Geruch  oxydirt. 
Seine  Natrium  bisulfitverbindung  war  krystallinisch.  Das  Roseol 
gehört  der  Reihe  des  Allylalkohols  an  und  ist- mit  dem  AUyl- 
dipropylcarbinol  (Siedep.  192°)  und  Allyldipseudopropylcarbinol 
(Siedepunct  169 — 171°)  isomer.  Der  Elssigsäureester  G10H19O. 
CHs  CO ,  wurde  in  Gestalt  einer  farblosen,  ziemlich  beweglichen 
Flüssigkeit  mit  einem  sehr  zarten,  dem  Gerüche  des  Rosenöls 
ganz  unähnlichen,  weit  angenehmeren  Dufte  gewonnen.  Ferner 
zeigt  die  Molekularrefraktion  in  der  Formel  des  Roseols  nur 
eine  doppelte  Bindung  an,  welcher  entsprechend  2  Atome  Brom 
addirt  werden.  Durch  Oxydation  mittels  Kaliumpermanganats 
bildet  sich  Glycerin  GioHi9(OH)8,  dessen  Essigäther  [C10H19 
(O.C2HsO)s],  eine  gelbe  Flüssigkeit,  in  Wasser  unlöslich,  in  Al- 
kohol und  Aether  leicht  löslich  ist,  während  das  Glycerin  selbst 
eine  sehr  dicke,  auch  unter  stärkerer  Abkühlung  nicht  erstarrende, 
hellgelbe  Flüssigkeit  darstellt,  die  sich  leicht  in  Wasser,  schwerer 
in  Alkohol  und  noch  schwerer  in  Aether  löst.  —  Das  Stearopten 
wurde  durch  wiederholtes  Umkry stall isiren  aus  98  <^/oig.  Alkohol 
gereinigt  und  zeigte  dann  einen  Schmelzpunct  von  36,5 — 36,8  °, 
der  Erstarrungspunct  lag  bei  34°,  der  Siedepunct  zwischen  350 
bis  380°.  Aus  der  Elementaranalyse  und  der  Bestimmung  des 
Molekulargewichts  nach  Raoult  geht  hervor,  dass  das  Stearopten 
als  ein  Kohlenwasserstoff  der  Fettreihe  mit  der  Formel  C16  Hs4 
anzusprechen  ist,  dessen  glänzende,  weisse,  krystallinische  Tafeln 
geruchlos  sind  und  beim  Drücken  zu  einer  dem  erwärmten 
Paraffin  ähnlichen  Masse  zusammenkleben. 

Schimmel  u.  Co.')  widersprechen  der  Annahme  von  Mar- 
kownikoff und  Reformatsky,  dass  das  Stearopten  des  Rosen-Odes 
aus  einem  einzigen  Kohlenwasserstoff  der  Fettreihe  bestehe.  Wie 
sie  bereits  im  Jahre  1890,  sowohl  an  selbst  destillirtem  deutschen, 


1)  Joüi-D.  f.  prakt  Cbem.  1893,  48.  2)  Ben  von  Schimmel  u.  Co, 

1893,  Oct.  S.  35. 

80* 


468  Aetherische  Oele  und  Eampherarten. 

wie  an  türkischem  Rosea-Oel  nachgewiesen  haben,  lassen  sich 
aus  dem  Stearopten,  wenn  man  mit  grösseren  Mengen  arbeitet, 
mit  Leichtigkeit  Kohlenwasserstoffe  von  ganz  verschiedenen 
Schmelzpuncten,  +  22  **  und  +  40  °,  isoliren,  woraus  hervorgeht, 
dass  das  Stearopten  kein  einheitlicher  Körper  sein  kann.  Die 
übrigen  Ergebnisse  der  Arbeit  von  Reformatsky  und  Markownikoff 
stehen  im  Widerspruch  mit  den  seiner  Zeit  von  Eckart  erhaltenen. 
Nach  diesem  besitzt  der  den  Rosengeruch  bedingende  Alkohol 
die  Zusammensetzung  CioHisO,  aus  dem  durch  Wasserabspaltung 
Dipenten  do  Hie  entsteht.  Vollkommen  bestätigt  wird  dieses 
neuerdings  durch  Barbier,  welcher  durch  Behandlung  des  Rho- 
dinols  mit  trockener  Salzsäure  Dipentendichlorhydrat  erhielt. 

Schimmel  u.  Co.  i)  erhielten  aus  K£tsanlik  einige  hundert 
Gramm  eines  grünen  Bosen-Oeles  von  ganz  absonderlich  feinem 
Parfüm,  ganz  ähnlich  dem  deutschen  Rosen-Oel,  und  brachten  in 
Erfahrung,  dass  es  nichts  anderes  sei,  als  die  zuerst  übergehenden 
Antheile  des  Rosen-Oeles,  die  sich  bei  Destillation  der  Rosen  von 
selbst  abscheiden,  bevor  das  ölreiche  Wasser  von  neuem  destillirt 
wird.  Es  ist  dadurch  der  Beweis  geliefert,  dass  die  Qualität  des 
Oeles  durch  dft  wiederholte  Destillation  der  ölroichen  Wässer 
über  freiem  Feuer,  nach  türkischer  Praxis,  bedeutend  leidet.  Das 
gewöhnliche  Rosen- Oel  von  gelber  Farbe,  hält  im  Parfüm  mit 
diesem  grünen  ersten  Destillat  keinen  Vergleich  aus.  Diese  Er- 
scheinung giebt  jedenfalls  zu  denken.  Es  geht  daraus  hervor, 
dass  aus  der  türkischen  Rose  mit  rationelleren  Einrichtungen  ein 
Oel  von  weit  besserer  Qualität  hergestellt  werden  könnte.  Das 
erwähnte  grüne  Rosen-Oel  zeigte  bei  näherer  Betrachtung  einen 
Schmelzpunct  von  25°  G.  und  den  aussergewöhnlich  hohen  Stea- 
roptengehalt  von  63,7  ^/o.  Letzterer  ist  dadurch  zu  erklären,  dass 
das  Stearopten,  weil  unlöslich  im  Wasser,  sich  stets  mit  den  zu- 
erst übergehenden  Oeltheilen  durchsetzt,  auf  der  Oberfläche  des 
Wassers  abscheidet. 

Die  Oelrosen  und  ihre  CuÜur  in  Deutschland;  von  Th,  Waage*). 

Die  von  Schimmel  u.  Go.  5)  errichtete  Fabrik  zur  Her- 
stellung ihrer  Rosen-Specialitäten  —  Rosen-Oel,  Rosen-  Wasser  und 
Rosen-Pomade  —  inmitten  der  Rosenfelder,  ist  fertig  gestellt  Das 
Hauptaugenmerk  ist  darauf  gerichtet  gewesen,  die  Einrichtungen 
so  zu  treffen,  dass  jede  Aufstapelung  von  gepflückten  Rosen  voll- 
ständig vermieden  wird.  Die  Rosen  wandern  sofort  nachdem  sie 
gepflückt  sind  in  die  Destillirapparate,  bezw.  in  die  Macerations- 
Gefässe  und  geben  in  Folge  dessen  ihr  Parfüm  in  vollster  Frische 
und  Feinheit  ab. 

Schimmel  u.  Go.  ^)  stellen  zwei  Sorten  Rosentvasser  her: 
zweifaches:    2  Kilo  Rosen  auf  1  Kilo  Wasser, 
sechsfaches:  6    „         „       „     1     „  „ 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  April  S.  63.  2)    Pharm.  Ztg. 

1893,    621  u.  682.  8)   Ber.   von  Schimmel  u.  Co.  1893,    April  S.  61, 

Oct.  S.  83.  4)  ebenda  Oct.  S.  84. 


Äetherische  Oele  und  Eampherarteu.  469 

beide  direct  aus  den  Rosen  und  nicht  als  Nebenproduct  bei  der 
Rosen-Oel-Fabrikation  gewonnen.  Letzteres,  d.  h.  das  sechsfache 
Rosenwasser,  besitzt  die  höchste  Goncentration,  welche  überhaupt 
zu  erreichen  ist.  Wird  dasselbe  über  Nacht  in  Eis  gestellt,  so 
scheiden  sich  an  der  Oberfläche  deutlich  sichtbar  feine  Oel- 
tröpfchen  ab.  Normales  Blumenmaterial  vorausgesetzt,  würde 
also  ein  Rosen wasser,  welches  mit  mehr  als  der  sechsfachen 
Rosenmenge  dargestellt  wird,  nur  in  der  Sommerwärme  den  Oel- 
gehalt  in  Lösung  behalten  und  praktisch  nicht  verwendbar  sein. 

Rosmarin-Oel.  1  Th.  Oel  muss  sich,  wie  Schimmel  u.  Co.^). 
festgestellt  haben,  in  V«  bis  lV«Th.  90  %ig.  Sprit  bei  einer  Tem- 
peratur von  20  **  C.  klar  auflösen. 

Santelöl.  R.  A.  Gripps*)  hat  eine  Anzahl  Santd-  und 
CedemhdzöUProben  und  Gemische  beider  chemisch  und  physi- 
kalisch untersucht  und  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  die  An-- 
forderungen  an  ein  Ol.  ligni  Santal.  folgendermaassen  zu  formuliren 
sind.  Das  Oel  sei  von  dicklicher  Gonsistenz,  von  blassgelber 
Farbe  oder  nahezu  farblos.  Der  Geruch  sei  stark  aromatisch, 
der  Geschmack  stechend  und  gewürzhaft,  die  Reaction  neutral 
oder  schwach  sauer.  Das  spec.  Gewicht  darf  0,970  nicht  über- 
steigen. Bei  L^,5^  G.  bilde  es  eine  klare  oder  nur  schwach 
opalisirende  Lösung  mit  dem  5  fachen  seines  Volumens  einer 
Mischung  aus  5  vol.  Theilen  rectificirten  Alkohols  mit  1  vol.  Theil 
destillirten  Wassers.  Es  drehe  die  Ebene  des  polarisirten  Lichtes 
stark  nach  links.  Zwei  Tropfen  des  Oeles  mit  5  Tropfen  Salpeter- 
säure auf  einem  Porcellandeckel  vermischt,  müssen  eine  gelbe  bis 
hellrothbraune  Färbung  geben,  ohne  Auftreten  eines  grünen  oder 
violetten  Randes  während  der  Dauer  von  fünf  Minuten.  Für  die 
vollständige  Verseifung  dürfen  in  alkoholischer  Lösung  nicht  mehr 
als  1  %  Kaliumhydrat  erforderlich  sein.  Verhältnissmässig  kleine 
Mengen  von  Gedemöl,  Gopaivabalsam,  Ricinus-  oder  Terpentinöl 
sind  durch  diese  Proben  leicht  in  ostindischem  Santelholzöl  nach- 
weisbar, während  sie  bei  Zumischungen  von  westaustralischem 
oder  westindischem  Santelholzöl  im  Stiche  lassen. 

Diese  Angaben  von  Gripps  werden  von  Schimmel  u.  Go. ') 
bestätigt.  Dieselben  geben  noch  Folgendes  an.  Als  niedrigst 
zulässige  Grenze  für  ein  normales  Santelholzöl  ist  das  spec.  Gew. 
0y975  anzusehen.  Ostindisches  Santelholz-Gel  löst  sich  in  10  bis 
12  Gewichtstheilen  Alkohol  von  70  Volum-o/o  bei  20  °  klar  auf, 
westindisches  Santelholz-Oel  giebt  unter  gleichen  Verhältnissen 
erst  mit  50— 70  Theilen  Alkohol  eine  opalisirende  Lösung,  Gedem- 
holz-Oel  von  Juniperus  virginiana  endlich  löst  sich  selbst  in  100 
Theilen  70  <>/oig.  Alkohol  noch  nicht  vollständig  auf. 

Diese  Angaben   sind    nun   neuerdings    in  der  Pohrschen^) 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  April  S.  64.  2)    Am.  Joam. 

of  Pharm.  1898,  20.  8)   Ber.  von  Sohimmel  u.  Co.  1893 ,   April  S.  54 

n.  Oct.  S.  36.  4)   Aus  dem  Bericht  der  Qelatine-Eapselfabnk  von  G. 

Pohl  in  Schönbaum  bei  Danzig;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  668. 


470  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

Gelatinekapselfabrik  nachgeprüft  worden  und  es  wird  von  dieser 
Seite  bestätigt,  dass  ostindisches  Oel  sich  in  12  Th.  Weingeist  von 
70  Vol.-<^/o  bei  gelindem  Erwärmen  klar  auflöst,  während  west- 
indisches Santelöl  und  Cedemöl  auch  mit  grösseren  Mengen 
"Weingeist  von  70  <^/o  keine  klare  Lösung  geben.  Auch  wurden 
Gemische  von  reinem  Santelöl  mit  je  5  ^/o  Cedemöl,  westindischem 
Santelöl,  Makassarsantelöl,  Terpentinöl,  Gopaivabalsam  und  Rici- 
nusöl  auf  diese  Löslichkeit  geprüft  und  gefunden,  dass  jene  Zu- 
sätze die  Elarlöslichkeit  unter  erwähnten  Umständen  aufheben. 
Als  jedoch  der  Inhalt  einiger  Santelölkapseln,  welche  ein  halbes 
Jahr  lang  aufgehoben  waren,  in  dieser  Weise  geprüft  wurde, 
zeigte  sich,  dass  dieses  Oel  die  Prüfung  nicht  ausbielt.  Zum 
Versuche  wurde  dann  von  einem  Oele,  welches  sich  bei  der 
Prüfung  völlig  klarlöslich  erwies,  ein  Theil  in  einer  bis  nahe  zum 
Bande  gefüllten,  lose  verschlossenen  Flasche  an  einen  Ort  ge- 
bracht, wo  dasselbe  tagsüber  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  war, 
ein  anderer  Theil  im  offenen  Becherglase  und  in  3  mm  hoher 
Schicht  vor  Licht  geschützt  bei  Seite  gestellt.  Nach  45tägigem 
Stehen  wurde  die  Prüfung  des  Oeles  auf  seine  Löslichkeit  wieder- 
holt und  gefunden,  dass  beide  Proben  sich  verändert  hatten. 
Nach  5  tägigem  Stehen  ergaben  die  Oele  bereits  eine  opalisirende, 
nach  14  Tagen  eine  trübe  Lösung,  deren  Trübung  bei  der  Probe, 
welche  der  Luft  allein  ausgesetzt  worden  war,  die  stärkere  war. 
Die  Löslichkeit  in  70  %ig.  Weingeist  kann  deshalb  nur  als  das 
Kennzeichen  eines  frisch  destillirten  oder  vorzüglich  aufbewahrten 
Santelholzöles  angesprochen  werden;  sie  jedoch  als  Forderung 
aufzustellen,  hält  Pohl  für  bedenklich,  so  lange  nicht  nachge- 
wiesen ist,  dass  jene  Veränderung,  welche  das  Santelöl  durch 
Luft,  weniger  durch  Licht  erleidet  —  jedenfalls  eine  beginnende 
Verharzung  —  die  arzneiliche  Wirksamkeit  beeinträchtigt,  um  so 
mehr  als  jene  Veränderung  nur  in  geringem  Maasse,  ohne  dass 
das  Oel  durch  seine  gelbe  Farbe  schon  darauf  hinwiese,  einge- 
treten zu  sein  braucht,  um  der  erwähnten  Cripps'schen  Forderung 
nicht  mehr  zu  genügen.  Jedenfalls  könne  die  mangelnde  Lös- 
lichkeit in  70  ®/oig.  Weingeist  nicht  von  vornherein  als  Hinweis 
auf  eine  Verfälschung  betrachtet  werden. 

Von  Conroy*)  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  die  grosse 
Verschiedenheit  des  spec,  Oewicktes  des  in  Indien  und  in  Europa 
(England,  Deutschland)  dargestellten  Santelöles  zu  erklären.  Der 
Grund  für  das  grössere  Gewicht  des  indischen  Oeles  liegt  darnach 
in  der  längeren  Dauer  der  Destillation,  die  10  Tage  und  Nächte 
ununterbrochen  fortgesetzt  wird,  während  man  in  England  höch- 
stens ein  Viertel  der  Zeit  darauf  verwendet  Conroy  hat  sich 
durch  Specialversuche  überzeugt,  dass  die  leichteren  Portionen 
des  Santelöles  immer  zuerst  übergehen  und  erst  später  die  spe- 
cüisch  schwereren  nachfolgen.  Die  erste  Portion  gab  ein  Oel  von 
0,9683,  eine  spätere  ein  solches  von  0,9763  und  eine  noch  spätere 

1)  Pharm.  Joum.  and  Transact  189S,  187 ;  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  686. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  471 

Oel  von  0,9784;  das  Gemenge  aller  hatte  0,9752  spec.  Gewicht 
Setzt  man  das  letztere  nach  dem  in  Indien  üblichen  Verfahren 
10  mal  24  Stunden  im  Gemenge  mit  Wasser  einer  höheren  Tempe- 
ratur aus,  so  steigt  das  spea  Gew.  auf  0,989.  Die  Annahme, 
dass  man  in  England  nur  ausgesuchtes  Santelholz,  in  Indien  aber 
auch  schlechte  Stücke  verwerthe,  hält  Gonroy  für  unrichtig.  Die 
Viskosität  manchen  indischen  Santelöles  scheint  die  Folge  des 
Alters  und  stattgehabter  Oxydation  zu  sein. 

Sassafrasholz-Oel.  Zwei  von  Schimmel  u.  Co.  *)  dargestellte 
Destillate  von  Sassafrasöl  zeigten  folgende  Eigenschaften:  1.  Oel 
aus  Wurzelrinde:  Ausbeute  7,4  ^/o,  spec.  Gew.  bei  15°  1,075, 
opt.  Dreh.  +  3M6'  bei  100  mm  Säulenlänge.  —  2.  Oel  aus  dem 
Wurzelholz:  Ausbeute  0,9  %,  spec.  Gew.  bei  15**  1,075. 

Chemisch  reines  Safrol  ist  absolut  wasserhell  und  nach 
Schimmel  u.  Co.')  charakterisirt  durch  ein  spec.  Gewicht  von 
1,108  und  die  Eigenschaft,  schon  bei  massiger  Kälte  zu  krystalli- 
siren.  Letztere  ist  nur  einem  reinen  Product  eigen.  Das  Safrol 
ist  vollständig  unschädlich. 

Spik'Oel.  Schimmel  u.  Co.  *)  sehen  sich  veranlasst,  die 
früher  gestellten  Anforderungen  an  reine  Waare  ^)  zu  verschärfen. 
Damals  war  als  untere  zulässige  Grenze  des  spec.  Gew.  0,900  fest- 

^esetzt.  Später  fanden  Seh.  u.  C,  dass  sämmtliche  Oele,  die  die 
löslichkeitsprobe  hielten,  bis  auf  eine  einzige  Ausnahme,  ein  spec. 
Gew.  von  0,905  und  darüber  zeigten.  Aber  selbst  bei  denen,  die 
den  Ansprüchen  in  Bezug  auf  specifisches  Gewicht  und  Löslich- 
keit genügten,  befanden  sich  einzelne,  die  eine  schwache  Links- 
drehung aufwiesen.  Solche  sind  vorläufig  noch  nicht  ohne  weiteres 
als  verfälscht  zu  erklären,  müssen  jedoch  immerhin  als  verdächtig 
bezeichnet  werden. 

Durch  eine  wissenschaftliche  Untersuchung  von  Bouchardat 
und  Voiry  war  bereits  früher  Rechts-Pinen  und  Cineol  im  Spik- 
Oel  nachgewiesen  worden.  Die  Eenntniss  dieses  Oeles  ist  neuer- 
dings durch  Bouchardat^)  bereichert  worden,  indem  dieser 
ausserdem  noch  die  Gegenwart  von  Links-Linalool,  Rechts-Kampher 
und  Rechts-Bomeol  bewies  und  das  Vorhandensein  von  Terpineol 
und  Geraniol  als  höchst  wahrscheinlich  hinstellte.  Unter  Lavendel- 
öl.(s.  S.  459)  ist  erwähnt,  dass  ca.  30  %  alkoholischer  Bestand- 
theile  im  Spik-Oel  vorhanden  sind. 

Sternanis-Oel,  Schimmel  u.  C  o.  ^  ist  es  gelungen ,  die 
Natur  der  im  Sternanis- Oel  enthaltenen  leichtsiedenden  Bestandtheile,. 
der  Terpene,  aufzuklären.  Die  Fraction,  in  welcher  dieselben  zu 
suchen  sind,  siedet  von  157 — 175°  und  enthält:  Rechts-Pinen. 
Siedep.  157—163°,  opt.  Dreh.  +  21°  30'  bei  100  mm  Rohrlänge» 

1)    Ber.   von   Schimmel   u.    Co.   1893,    Oct.  S.   38.  2)    ebenda» 

April  8.  70.  3)  ebenda  Oct.  S.  89.  4)  a.  Das  specifiscbe  Gewicbt  liegt 
über  0,900.  b.  Ein  Theil  Spik-Oel  löst  sich  in  3  Thcilen  Alkohol  von  70 
Volum-Procenten  bei  einer  Temperatur  von  20®  klar  auf.  c.  Spik-Oel  dreht 
die  Ebene  des  polarisirten  Lichtes  schwach  nach  rechts.  5)   Comptes 

rendus  CXVII,  68.  6)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  April  S.  ö7. 


472  Aetherische  Oele  uud  Kampherarten. 

charakterisirt  durch  die  PinenDitrolbeuzylamin-Base  yomSchmelzp. 
122 — 123^  Hauptsächlich  aber  besteht  es  ausLinks-Phellan- 
dren.  Siedep.  170— 175J^  opt.  Dreh.  —  5°  40'  bei  100  mm  Rohr- 
länge.   Schmelzp.  des  Nitrits  102°. 

Ein  in  Japan  von  P.  Schramm  destillirtes  und  an  Schimmel 
u.  C  0. 1)  eingesandtes  ,ßternani8öV'  zeigte  nicht  die  geringste 
Äehnlichkeit  mit  diesem.  Das  Oel  rührt  yielmehr  von  den  Früchten 
des  falschen  Stemanis,  des  giftigen  lUicium  religiosum  her,  besitzt 
ein  spec.  Gew.  von  0,984  und  dreht  den  polarisirten  Lichtstrahl 
bei  100  mm  Röhrenlänge  4°  5'  nach  links.  Es  wurde  bereits  früher 
von  Seh.  U.Co,  destillirt,  ist  aber  wegen  seines  widerwärtigen  Ge- 
ruchs praktisch  nicht  zu  yerwerthen. 

Terpentinöl.  Das  finnländische  Terpentinöl  enthält  nach  0. 
Asch  an*)  neben  Pinen  reichlich  Silvestren  und  Dipenten.  Es 
hat  somit  dieselbe  Zusammensetzung  wie  das  russische  und  schwe- 
dische Terpentinöl. 

Thuja-OeL  0.  Wallach  8)  hat  seine  Untersuchungen  Hier 
das  Thujon  und  seine  Derivate  fortgesetzt  (s.  auch  Jahresber. 
1892.  472).  Durch  Einwirkung  von  Brom  auf  Thujon  erhielt  der- 
selbe ein  schön  krystallisirendes  Tribromid,  welches  bei  121  bis 
122^  unter  Aufschäumen  und  Schwärzung  schmilzt.  Diese  Ver- 
bindung ist  sehr  werthvoU  für  die  Identificirung  und  Gharakteri- 
sirung  des  Thujons. .  Bei  Behandlung  des  Thujons  mit  Brom  in 
alkalischer  Lösung  wurde  eine  der  Eamphersäure  isomere  Säure 
CioHie-O*  gewonnen,  welche  bei  146 — 147°  schmilzt.  Das  bei 
der  trockenen  Destillation  der  Thujaketonsäuren  entstehende 
Thujaketon  CsHieO  lässt  sich  durch  Wasserabspaltung  in  einen 
Kohlenwasserstoff  G9  H14  überfahren ,  welcher  als  Dihydropseudo- 
cvmol  erkannt  wurde.  Durch  Reduction  des  Thujaketons  mit 
Ilatrium  gewann  Wallach  den  ungesättigten  Alkohol  G»  His  0,  eine 
angenehm  nach  Linalool  riechende,  bei  185 — 187  °  siedende  Flüs- 
sigkeit. Durch  Einwirkung  von  Ghlorzink  oder  verdünnter 
Schwefelsäure  wird  dieser  Alkohol  in  eine  isomere  gesättigte  Ver- 
bindung vom  Siedepunct  149 — 151^  umgewandelt  Wallach  fasst 
das  Thujaketon  als  Methylheptylenketon,  den  Alkohol  G»  His  0  als 
Methylheptylencarbinol  auf.  Die  aus  letzterem  entstehende  ge- 
sättigte Verbindung  ist  wahrscheinlich  ein  Anhydrid  analog  dem 
Gineol.  In  den  höher  siedenden  Antheilen  des  Thuja-Oeles  fand 
Wallach  eine  Substanz,  welche  mit  Hydroxylamin  ein  bei  93  bis 
94°  schmelzendes  Oxim  liefert  und  mit  Schwefelwasserstoff  in  am- 
moniakalischer  Lösung  eine  krystallinische  Verbindung  giebt; 
wahrscheinlich  ist  dieselbe  inactives  Garvol. 

ToddalionOel  von  Toddalia  aculeata  erhielten  Schimmel  u. 
Go.  ^)  von  Hooper  aus  Madras  zugesandt.  Das  Gel  ist  dünn- 
flüssig,  von  angenehmem  Geruch,   welcher  zugleich  an  Verbena 


1)    Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,    Oct.  S.  46.  2)    Chem.  Ztg. 

1894,  454.  3)    Lieb.  Annal.  d.  Chem.  275,   164.  4)   Ber.  von 

Schimmel  u.  Co.  1893,  Apr.  S.  65. 


Aetherische  Oele  und  Eampherarten.  473 

und  an  BasUicum  erinnert.  Bei  der  Untersuchung  stellte  sich 
heraus,  dass  beträchtliche  Mengen  von  Citronellaldehyd  (Gitro- 
nellon)  darin  enthalten  sind,  daneben  findet  sich  ein  alkoholischer 
Bestandtheil,  welcher  über  200^  siedet;  eine  nähere  Untersuchung 
desselben  konnte  wegen  Mangel  an  Material  nicht  vorgenommen 
werden.    Das  Oel  erscheint  für  Parfümeriezwecke  brauchbar. 

Das  Veüchenaroma  der  Iriswurzel  haben  F.  Tiemann  und 
P.  Krüger  1)  isolirt.  Zur  Gewinnung  des  Irisaromas  extrahirt 
man  die  Wurzel  mit  Aether,  die  aus  dem  mit  Wasserdämpfen 
flüchtigen  Theile  dieses  Auszuges  gewonnenen  neutralen  Oele  wer- 
den in  Alkohol  gelöst  und  bei  gewöhnlicher  Temperatur  mit  einem 
geringen  Ueberschusse  alkoholischer  Kalilauge  versetzt,  wobei  die 
organischen  Säureester  verseift  werden.  Die  alkalische  Lösung 
wird  sofort  mit  Aether  erschöpft  und  der  Aetherrückstand  der 
Destillation  im  Dampfstrome  unterworfen.  Das  Irisaroma  befindet 
Bich  unter  den  dabei  zuerst  übergehenden  Verbindungen.  Indem 
man  diese  Operation  unter  Verwerfen  der  schwerer  flüchtigen 
Antheile  mehrere  Male  wiederholt,  gewinnt  man  ein  Oel,  welches 
zum  weitaus  grössten  Theile  aus  einem  Keton  besteht,  die  cha- 
rakteristischen Reactionen  der  Ketone  zeigt,  aber  noch  kleine 
Mengen  von  fremden,  sein  Aroma  beeio trächtigenden  Körpern  ent- 
hält. Dieselben  sind  aldehydischer  Natur  und  werden  mit  Hülfe 
von  Oxydationsmitteln  in  Säuren  umgewandelt  und  als  solche 
weggeschafft.  Aus  dem  rohen  Irisketon  wird  das  reine  mit  Hülfe 
von  Phenylhydrazin  gewonnen.  Dasselbe,  Iron  genannt,  besitzt 
die  Formel  GisHsoO  und  bei  20°  ein  Volumgewicht  von  0,939. 
Es  dreht  die  Ebene  des  polarisirten  Lichtstrahles  nach  rechts. 
Es  ist  ein  Methylketon,  besitzt  einen  scharfen  Geruch,  der  im 
concentrirten  Zustande  von  dem  der  Veilchen  anscheinend  ver- 
schieden ist,  beim  Verdunsten  der  alkoholischen  Lösung  aber 
deutlich  hervortritt.  Mit  Jodwasserstoffsäure  unter  Zusatz  von 
^twas  amorphem  Phosphor  10 — 12  Stunden  am  Rückflusskühler 
zum  Sieden  erhitzt,  spaltet  das  Iron  1  Mol.  Wasser  ab  und  geht 
in  einen  Kohlenwasserstoff  Iren,  GisHis  über,  ein  farbloses,  in 
Alkohol,  Aether,  Chloroform  und  Benzol  leicht  lösliches  Oel  von 
0,940  Vol.  Gewicht  bei  20°.  Mit  dem  Gerüche  des  Irons  ist  der 
^ines  anderen  Körpers,  des  Jonen s,  identisch,  welchen  letzteren 
Verfasser  auf  synthetischem  Wege  aus  Citral  erhalten  haben. 
Durch  Condensation  des  Gitrals  mit  Aceton  gewinnt  man  u.  a.  ein 
wasserhelles  Oel  von  0,904  Vol.  Gewicht,  welches  Verfasser  Pseu- 
doionon  nennen.  Dasselbe  erleidet  eine  eigenartige  Veränderung, 
wenn  man  es  mit  verdünnten  Mineralsäuren,  z.  B.  Schwefelsäure 
'behandelt;  es  geht  dabei  in  ein  isomeres  Jonen  genanntes  Keton 
von  niedrigerem  Siedepunct,  höherem  Volumgewicht  und  etwas 
-schwächerem  Lichtbrechungsvermögen  über.  Das  Jonen  ist  op- 
tisch inactiv,  besitzt  auch  eine  Constitution,  welche  von  der  des 
Irons  vollkommen  verschieden  ist.     Das  trotz  dieser  Verschieden- 


1]  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  1893,  No.  17. 


474  Aetherische  Oele  und  Kampherarten. 

heit  beide  Körper  einen  fast  gleichen  oder  vollkommen  gleichen 
Geruch  besitzen,  ist  jedenfalls  ein  sehr  merkwürdiges  Vorkomm- 
niss.  Der  Geruch  des  Jonons  stimmt  fast  genau  mit  dem  des 
Irons  tiberein ;  ist  nur  etwas  milder  und  erinnert  mehr  an  den 
der  blühenden  Veilchen.  Die  Entdecker  nehmen  an,  dass  in  den 
Yeilchenblüthen  ebenfalls  Jonon  oder  Iron  oder  eines  dieser  beiden 
Stoffe  vorkommt.  Die  Untersuchungen  sind  aus  dem  Grunde 
schwierig,  weil  sowohl  in  den  Veilchen  als  auch  in  der  Iriswurzel 
sich  nur  ganz  geringfügige  Mengen  dQS  Riechstoffes  vorlinden. 

Vetiver-Oel.  Bei  der  häufigen  Verfälschung  der  Reunion- 
destillate  mit  fettem  Oele  ist  die  Löslichkeitsprobe  niemals  zu 
unterlassen.  Reines  Vetiver-Oel  muss  nach  Schimmel  u.  Co. *) 
mit  Vs  Volumtheil  80  %  igen  Alkohols  eine  vollkommen  klare  Lö- 
sung geben. 

Wasserschierlings 'OeL  J.  Trappt)  erinnert  an  eine  vor 
vielen  Jahren  von  ihm  vorgenommene  Untersuchung  des  ätherischen 
Oeles  der  Gicuta  virosa.  Beim  Schütteln  derselben  mit  einer  frisch 
bereiteten  sehr  concentrirten  Lösung  von  saurem  Natriumsulfit 
wurden  Krystalle  erhalten,  die  als  cuminaldehydschwefiigsaures 
Natrium  GioHiaONaHSOs  +H80  charakterisirt  werden  konnten. 
Das  von  diesen  Krystallen  getrennte  Oel  besass  den  Geruch  des 
Cymols.  Es  destillirte  bei  176°  bis  auf  eine  sehr  geringe  Menge 
eines  braunen  Rückstandes  über.  Zur  Identificirung  dieses  Ojrmols 
mit  dem  des  Römisch-Kümmelöles  wurde  dasselbe  durch  rauchende 
Schwefelsäure  in  Gymolsulfosäure  verwandelt  und  letztere  in  Ge- 
stalt ihres  Blei-  und  Baryumsalzes  analysirt.  Das  ätherische  Oel 
der  Samen  von  Gicuta  virosa  enthält  somit  dieselben  Bestand- 
theile  von  Guminol  und  Gymol,  wie  das  ätherische  Oel  von  Gu- 
minum  Gyminum. 

WintergrünöL  Durch  die  Aufnahme  des  reinen  Methylsdlicylates 
in  die  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  dürfte 
auch  der  Rest  von  Vorurtheilen ,  welche  gegen  die  Substituirung 
desselben  für  das  Oel  vonBetula  lenta  —  wirkliches  Winter- 
grün-Oel  existirt  überhaupt  nicht  mehr  im  Handel  — 
bestehen,  beseitigt  werden.  Eigene  Destillationen  der  Zweigfabrik 
von  Schimmel  u.  Go.^)  in  Garfield  ergaben:  1.  aus  trockenen 
Blättern  von  Gaultheria  procumbens  0,75  %  Oel  vom  specifischen 
Gewicht  1,177  bei  15**  und  einer  optischen  Drehung  von  — 0°  22' 
bei  100  mm  Säulenlänge  und  2.  aus  der  Rinde  von  Betula  lenta 
0,6  <>/o  Oel  vom  specifischen  Gewicht  1,180  und  optisch  inactivem 
Verhalten.  —  Das  optische  Verhalten  ist  somit  ein  sicheres  Unter- 
scheidungsmerkmal zwischen  dem  Gaultheria-Oele  und  den  beiden 
Handelsproducten,  denn  auch  das  synthetische  Product  ist  optisch 
inactiv.  Sämmtliche  3  Sorten  Wintergrün-Oel  sind  in  reinem  Zu- 
stande nahezu  farblos. 


1)  Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1698,  April  S.  58  u.  Oct.  S.  41.      2)  Areb. 
d.  Pharm.  1893,  212.  8)    Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1898,  Oct.  8.  42. 


Chinolinbasen.  475 

Wintersrinden-Oel,  Aus  der  Wintersrinde  erhielten  Schimmel' 
u.  Co.  1)  0,310  g  oder  0,64  o/q  eines  Oeles,  dessen  specifisches 
Gewicht  mit  0,945  ermittelt  wurde.  Das  ätherische  Oel  der 
Wintersrinde  ist  von  Arata  und  Ganzoneri  untersucht  worden 
(Estudio  de  la  Gorteza  de  Winter  verdadera,  Buenos-Ayres  1888). 
Als  Hauptbestandtheil  wird  ein  Kohlenwasserstoff^  Siedepunct  260 
bis  265^  bezeichnet,  welcher  die  Zusammensetzung  C86H46(Gi6H88?) 
besitzen  soll. 

Zimtöl.  Die  Gommission  des  Deutschen  ApothekeY- 
Yereins')  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  bringt  für  den 
Artikel  Oleum  Cinnamomi  folgende  Fassung  in  Vorschlag: 

Das  ätherische  Oel  des  Zimtes.  „Eine  gelbe  oder  bräanliche  Flüssig- 
keit von  1,056  bis  1,066  spec.  Gewichte,  welche  mit  Weingeist  in  allen 
Verhältnissen  klar  mischbar  ist.  4  Tropfen  Zimtöl  geben  beim  Schütteln 
mit  4  Tropfen  roher  Salpetersäure  vom  spec  Gewichte  1,188  eine  weisse 
Krystallmasse". 

Mit  Zimtöl  geschütteltes  Wasser  schmeckt  süss,  dann  brennend  ffe- 
würzhaft;  durch  Bleiessig  entsteht  in  dem  Wasser  eine  Trübung  ohne  Gelb- 
färbung. 

Verdünnt  man  4  Tropfen  Zimtöl  mit  10  oc  Weingeist,  so  darf  durch 
1  Tropfen  Eisenchloridlösnng  nur  eine  braune,  nicht  aber  auch  eine  grüne 
oder  blaue  Farbe  hervorgerufen  werden. 

„1  Theil  Zimtöl  muss  sich  in  1  Theil  einer  wässerigen  Natriumsalicylat- 
lösung  (1  SS  2)  klar  auflösen". 

„Versetzt  man  die  Auflösung  des  Zimtöls  in  8  bis  4  Theilen  Spiritus 
dilutns  mit  ihrem  halben  Volum  einer  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ge- 
Bättig'ten  Lösung  von  Bleiacetat  in  Spiritus  dilutus,  so  darf  keine  Fällung 
eintreten. 

„Durch  Verdunsten  in  massiger  Wärme  vbn  allen  flüchtigen  Antheilen 
befreit,  muss  das  Oel  einen  festen,  harten ,  nicht  mehr  als  8  Vo  betragenden 
Rückstand  geben". 

Begriindung:  Die  von  Hirschsohn  empfohlene  Prohe  auf  Harze 
mittels  Bleiacetat  ist  einfach  auszuführen  und  sehr  gut.  Ebenso 
die  Verdampfungsprobe,  welche  neben  Harz  zugleich  fettes  Oel 
anzeigt.  Für  Aufnahme  der  von  Schimmel  empfohlenen  Aldehyd- 
bestimmung mittels  KaHSOs,  die  eigentlich  alle  anderen  Prüfungs- 
methoden überflüssig  macht,  hat  sich  noch  keine  Majorität  ge- 
funden. Ihre  Einführung  soll  weiteren  Arbeiten  vorbehalten  bleiben. 
Die  vom  Arzneibuche  bei  der  Identitätsprobe  auf  Zimtaldehjd 
vorgeschriebene  „rauchende  Salpetersäure'^  ist  durch  rohe  Sal- 
petersäure von  spec.  Gew.  1 .  38  ersetzt  worden.  Diese  bewirkt 
bei  reinem  Oel  vollständige  Erstarrung,  ohne  dass  eine  Abkühlung 
erforderlich  wäre. 

V.  Chinolinbasen. 

Bromopyrin  {Monobromantipyrin)  CuHnBrNaO  krystallisirt 
aus  heissem  Wasser  in  weissen  filzigen  Nädelchen,  aus  heissem  ver- 
dünnten Alkohol  in  glänzenden,  weissen  Nadeln,  ist  fast  unlöslich  in 


1)   Ber.  von  Schimmel  u.  Co.  1893,  April  S.  64.  2)   Apoth.  Ztg. 

1898,  861. 


476  GhinoÜDbasen. 

kaltem,  schwer  löslich  in  heissem  Wasser,  löst  sich  dagegen  leicht 
in  Alkohol,  Chloroform  etc.    Schmelzpunct  114°  C.  *) 

Hypnal.  W.  Fi  lehne*)  theilt  mit,  dass  er  im  Handel  ein 
Hypnal  gefunden  habe,  welches  den  Schmelzpunct  194"^  zeigte 
und  anscheinend  ein  Dehydromonochloralantipyrin  war.  Es  war 
in  siedendem  Wasser  fast  unlöslich,  zeigte  keine  Antipyrinreaction 
(weder  mit  Eisenchlorid  noch  mit  Natriumnitrit)  und  erwies  sich 
physiologisch  als  durchaus  unwirksam.    Als  Formel  desselben  giebt 

OH 
Filehne  an:   CGI«— CH<X   rr    xt  n      Das   Hypnal,    welches    die 

OiiniiiNsU. 

Höchster  Farbwerke  in  den  Handel  bringen,  schmilzt  hingegen  bei 

67,5°,   ist   in   heissem  Wasser    sehr  leicht  löslich  und  giebt  mit 

Eisenchlorid  und  Natriumnitrit  die  für  Antipyrin  charakteristischen 

Reactionen.    Es  ist  um  1  Mol.  HaO  reicher  als  der  oben  genannte 

Körper,  also  Monochloralantipyrin  von  der  Zusamensetznng: 

Cii  Hit  Ns  0 .  CCls .  G  H  (0  H)a.    Es  ist  prompt  wirksam.    Die  Dosis 

fiir  Erwachsene   beträgt  1,0 — 3,0.     Die  schlaf  machende  Wirkung 

tritt  nach  10 — 30  Minuten  ein. 

Migränin  ist  ein  Gemenge  von  Gitronensäure,  Goffe'in 
und  Antipyrin,  das  dem  Namen  entsprechend  gegen  Migräne, 
aber  auch  gegen  Kopfschmerz  bei  Influenza,  Alkohol-,  Nikotin- 
und  Morphinvergiftung  empfohlen  wird.  Nach  0  verlach ')  zeigt 
dieses  Gemenge,  dessen  procentische  Zusammensetzung  geheim 
gehalten  wird,  eine  ganz  speciflsche  und  praktisch  werthvolle 
Wirkung,  womit  der  Autor  die  Namengebung  rechtfertigt.  Das 
Migränin  wird  von  den  Höchster  Farbwerken  vorm.  Meister,  Lucius 
u.  Brüning  in  den  Handel  gebracht.    Die  Dosis  beträgt  1,1  g. 

Besorcylalgin,  das  man  durch  Einwirkung  von  resorcylsaurem 
Kalium  auf  Antipyrin  erhält,  ist  als  ein  neues  antiseptisches 
Mittel  eingeführt.  Das  resorcylsaure  Kalium  bildet  sich  beim  Er- 
wärmen von  1  Theil  Resorcin  mit  5  Theilen  Kaliumbicarbonat 
und  10  Theilen  Wasser  am  Rückflusskühler.  Das  Resorcylalgin  ist 
eine  in  Wasser  wenig  lösliche,  in  Alkohol  leicht  lösliche  Verbin- 
dung, die  stark  sauren  Gharakter  besitzt  und  mit  alkalischen 
Basen  lösliche  Salze,  Resorcylalginate,  bildet.  Als  am  leichtesten 
löslich  wird  das  Ammoniumsalz  angeföhrt.  ^) 

Tolypyrin.  Das  von  H.  Thoms')  in  der  chemischen  Fabrik 
von  J.  D.  Riedel  in  Berlin  dargestellte  Tolypyrin  (s.  auch  Jahres- 
her.  1892,  487)  unterscheidet  sich  vom  Antipyrin  dadurch,  dass 
an  Stelle  eines  in  der  Phenylgruppe  GeHs  vertretbaren  Wasser- 
stoffs H  die  einwerthige  Methylgruppe  GHs  eingeführt  ist  Als 
Ausgangspunct  zu  seiner  Darstellung  dient  das  p-Toluidin  bezw. 
das  daraus  gewonnene  p-Tolylhydrazin ;  die  weitere  Bearbeitung 
dieses  Körpers  geschieht  in  analoger  Weise  wie  die  des  Anti- 
pyrins   aus  dem  Phenylhydrazin.     Das  Tolypyrin   bildet  farblose 


1)    Ber.  von  E.  Merck  1898,  Jan.  2)    Berl.  klin.  Wochenschr. 

189S,  105.  8)  Deutsch,  med.  Wochenschr.  1898  No.  47.  4)  Prager 

Rundsch.  1898  No.  9.  6)  Pharm.  Centralh.  1698,  145. 


Chinoliübasen.  477 

Krystalle  vom  Schmelzpuncte  136 — 137®,  schmeckt  sehr  bitter, 
löst  sich  in  10  Theilen  Wasser,  wird  von  Alkohol  leicht  aufge- 
nommen und  ist  in  Aether  fast  unlöslich.  Das  Tolypyrin  zeigt 
gleich  dem  Antipyrin  in  wässeriger  Lösung  auf  Zusatz  von  Eisen- 
chlorid intensive  Kothfärbung,  auf  Zusatz  von  salpetriger  Säure 
Griintärbung.  Erhitzt  man  eine  kleine  Messerspitze  Tolypyrin  mit 
2  cc  25<^/oiger  Salpetersäure,  so  färbt  sich  die  Flüssigkeit  wein- 
roth,  welche  Farbe  sich  auf  Zusatz  von  Ammoniak  in  hellgelb 
umwandelt. 

Zur  Unterscheidung  von  Tolj/pj/rin  und  Antipyrin  giebt  Roh. 
Stockt)  folgende  Anleitung:  Gegen  Eisenchlorid  sowie  salpetrige 
Säure  zeigt  Tolypyrin,  dasselbe  Verhalten  wie  Antipyrin ;  dagegen 
kann  ausser  dem  Schmelzpunct  (Tolypyrin  135—137°,  Antipyrin 
113°)  das  Verhalten  beider  Körper  gegenüber  Alkalilauge  zur 
Unterscheidung  dienen.  Während  das  Antipyrin  durch  Natron- 
lauge nur  aus  stärkeren  wässerigen  Lösungen  gefällt  wird,  tritt 
schon  bei  schwächeren  Lösungen  des  Tolypyrins  auf  Zusatz  von 
Natronlauge  Fällung  der  Base  ein.  Eine  2  ^jo  Antipyrin  ent- 
haltende Lösung  bleibt  auch  nach  Zusatz  grösserer  Mengen 
15  ö/oiger  Natronlauge  (Liq.  Natr.  caust.  Ph.  G.  III)  vollkommen 
klar.  Lässt  man  dagegen  beispielsweise  zu  5  cc  einer  2  ^/oigen 
Tolypyrinlösung  Liq.  Natr.  caust.  zufliessen,  so  bleibt  die  Flüssig- 
keit zunächst  klar,  bei  weiterem  Zusatz  entsteht  ein  Niederschlag, 
welcher  wieder  verschwindet,  und  nachdem  11  ccNaOH  zugesetzt 
sind,  ist  die  Trübung  eine  bleibende,  wenn  auch  schwache.  Ein 
weiterer  Zusatz  von  Lauge  bedingt  zwar  das  Auftreten  einer 
stärkeren  Trübung,  indessen  findet  niemals  eine  völlige  Ausfällung 
des  Tolypyrins  statt,  während  andererseits  ein  grosser  üeber- 
schuss  von  Natronlauge  den  Niederschlag  nicht  wieder  aufhebt. 
Lässt  man  die  trübe  Mischung  einige  Zeit  ruhig  stehen,  so  zeigt 
sie  eine  interessante  Veränderung:  das  Tolypyrin  erscheint  in 
feinen  zarten  Nadeln,  welche  in  klarer  Flüssigkeit  schwimmen. 
—  Eine  2®/oige  Lösung  eines  Gemisches  gleicher  Theile  Tolypy- 
rin und  Antipyrin  verhält  sich  gegen  Alkalilauge  nicht  anders  als 
eine  1  ^/oige  Tolypyrinlösung,  welche  sie  ja  auch  repräsentirt, 
d.  h.  Natronlauge  in  jeder  beliebigen  Menge  zugesetzt,  ruft  jetzt 
keine  Trübung  mehr  hervor.  Löst  man  dagegen  genannte  Mi- 
schung im  Verhältniss  von  4  :  100  in  Wasser  auf,  so  dass  eine 
2  <^/oige  Tolypyrinlösung  vorliegt,  so  macht  sich  hier  die  Gegen- 
wart des  Antipyrins  dadurch  bemerkbar,  dass  die  Trübung  durch 
Alkali  früher  eintritt,  als  bei  einer  reinen  Tolypyrinlösung.  Ver- 
wenden wir  zum  Versuch  wiederum  5  cc  der  Flüssigkeit,  so  be- 
obachten wir  bereits  auf  Zusatz  von  7  cc  Natronlauge  die  erste 
Trübung  und  erhalten  auf  weiteren  Zusatz  immer  mehr  zunehmende 
Trübungen,  welche  erheblich  stärker  sind,  als  in  dem  früheren 
Falle.  Eine  Ausscheidung  in  Nadeln  nach  längerem  Stehenlassen 
konnte   hier  übrigens   nicht   beobachtet  werden.     (Lösungen  von 

1)  Pharm.  Ztg.  1898,  192. 


47  8  Chinolinbasen. 

Antipyrin  erleiden  übrigens  eine  Fällung  durch  Liq.  Natr.  caust 
erst  dann ,  wenn  sie  davon  mindestens  5  o/^  enthalten.)  —  Mi- 
schungen von  Tolypvrin  und  Antipyrin  zeigen  einen  niedrigeren 
Schmelzpunct  alsjeae  der  Substanzen  für  sich  allein,  sodass  ähn- 
lich wie  bei  einer  Mischung  von  Antifebrin  und  Antipyrin,  eine 
Verunreinigung  beziehentlich  Verfälschung  der  einen  mit  der  an- 
deren Substanz  nachgewiesen  werden  könnte.  Merkwürdigerweise 
zeigen  die  Mischungen  mit  10,  25  und  50  ^/o  Tolypyrin  einen 
übereinstimmenden  Schmelzpunct,  welcher  ungefähr  bei  94°  liegt 
Eine  Mischung  von  7ö  o/o  Tolypyrin  schmilzt  zwar  zum  grösseren 
Theil  auch  bei  94^,  ist  jedoch  erst  bei  120°  vollkommen  ge- 
schmolzen. Enthält  die  Mischung  90  o/o  Tolypyrin,  so  schmilzt 
^  allmählich  zwischen  100  und  130°.  —  Darnach  bietet  das 
verschiedene  Verhalten  der  Tolypyrin-  und  Antipyrinlösungen 
gegenüber  Alkalilauge  neben  der  Bestimmung  des  Schmelzpunctes 
nicht  Wir  ein  sicheres  Unterscheidungsmerkmal  zwischen  beiden 
Körpern,  sondern  gestattet  auch,  Mischungen  derselben  zu  er- 
kennen. 

Tolj/lantipj/rin'Abkömmlinge  hat  G.  Ebert^)  folgende  dar- 
gestellt: Tolylantipyrinchlorhydrat  erhält  man  durch  Ein- 
leiten von  Salzsäuregas  in  eine  Lösung  von  Tolylantipyrin  in  Benzol; 
das  Salz  schmilz!  bei  105°,  ist  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  lös- 
lich und  wird  au8  letzterer  Lösung  durch  Aether  wieder  gefallt. 
Isonitrosotolylantipyrin  entsteht  als  grüner  Niederschlag, 
wenn  man  eine  wllssrige  Lösung  von  Tolylantipyrinchlorhydrat 
mit  Natriumnitritlösung  versetzt.  Monobromtolylantipyrin 
entsteht,  wenn  man  zu  einer  Lösung  von  1  Mol.  Tolylantipyrin 
in  Chloroform  eine  Auflösung  von  2  Mol.  Brom  in  Chloroform 
giebt  und  gut  umrührt.  Die  Lösung  entfärbt  sich  bald  und  auf 
Zusatz  von  Aether  fällt  das  Dibromid  als  weisses  Pulver  aus, 
welches  man  in  Wasser  unter  Erwärmen  löst;  beim  Erkalten  kry- 
stallisirt  das  bei  132,5  ^  schmelzende  Monobromtolylantipyrin  aus, 
welches  schwer  löslich  in  kaltem  Alkohol,  leicht  löslich  in  heissem 
Alkohol  und  Chloroform  ist.  Monojodtolylantipyrin  bildet 
sich,  wenn  man  in  eine  Lösung  von  1  Mol.  Tolylantipyrin  in 
Chloroform  oder  Benzol  2  Mol.  Jod  einträgt.  Die  entstehende 
braune  Lösung  des  Dijodids  wird  mit  Soda  zersetzt,  das  Lösun^- 
mittel  abdestillirt  und  das  abgeschiedene  Monojodtolylantipyrin 
von  der  Natriumjodidlösung  durch  Filtriren  getrennt.  Diese  Ver- 
bindung bildet  in  Wasser  sehr  schwer  lösliche,  in  Chloroform  und 
heissem  Alkohol  leicht  lösliche  Krystalle,  welche  bei  148°  schmelzen. 
Eisenchloridtolylantipyrin  entsteht,  wenn  man  eine  alko- 
holische Lösung  von  Tolylantipyrin  mit  einer  alkoholischen  Lö- 
sung von  Eisenchlorid  versetzt,  den  rothen  Niederschlag  abfiltrirt, 
mit  Alkohol  und  Aether  wäscht  und  trocknet,  wobei  er  eine  gelb- 
rothe  Farbe  annimmt.  Chloralhydrattolylantipyrin  (To- 
lylhypnal)  bildet  sich,    wenn   man  heisse  wässerige  Lösungen 

1)  Pharm.  Ztg.  1893,  251. 


Cfainolinbasen.  479 

von  Tolylantipyrin  und  Chloralhydrat  im  molekularen  Verhältniss 
zusammenbringt.  Der  entstehende  ölige  Niederschlag  erstarrt 
bald  krystalliniscb.  Die  Verbindung  schmilzt  bei  96— 97^  — 
Sämmtliche  Tolylantipyrin-Abkömmlinge  sind  schwerer  löslich  als 
die  entsprechenden  Antipyrin-Abkömmlinge,  wie  das  Tolylantipyrin 
selbst  sich  auch  nur  im  Verhältniss  Yon  12  Th.  zu  100  Th.  Wasser 
von  gewöhnlicher  Temperatur  löst. 

Tolylantipyrin  Knorr  ist  identisch  mit  dem  „Tolypyrin" 
von  J.  D.  Riedel  in  Berlin.  Das  Verfahren  zur  Darstellung  des 
Tolypyrins  fällt  unter  das  Antipyrinpatent,  der  Name  Tolypyrin 
ist  aber  gesetzlich  geschützt.  ^) 

Tolysal  ist  Tolypyrinum  salicylicum  und  wird  gleich- 
falls iu  der  Chemischen  Fabrik  von  J.  D.  Riedel  dargestellt. 
Arthur  Hennig*)  hat  die  therapeutische  Wirksamkeit  des  Toly- 
sals  geprüft  und  es  als  ein  werthvoUes  Antirheumaticum,  Antineural- 
gicum  und  Antipyreticum  erkannt. 

Darstellung  von  p-Äethoxyantipyrin,  D.  R.-P.  68240  für 
Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  u.  Brüning  in  Höchst 
a.  M.  p  -  Aethoxyphenylmethylpyrazoloncarbonsäure  (dargestellt 
durch  Condensation  von  p-Aethoxyphenylhydrazin  mit  Aceton- 
dicarbonsäure)  wird  in  der  üblichen  Weise  methylirt  und  das 
Reactionsproduct  einige  Zeit  auf  165 — 170^  erhitzt,  bis  die  Kohlen- 
säureentwicklung aufgehört  hat.  Das  so  gewonnene  p-Aethoxy- 
antipyrin  schmilzt  nach  mehrmaligem  Umkrystallisiren  aus  Essig- 
äther bei  89 — 90°,  ist  in  den  gewöhnlichen  Lösungsmitteln  leicht 
löslich  und  giebt  mit  Eisenchlorid  eine  dunkelrothe  Färbung. 

Darstellung  von  Amidoantipyrin  und  Äcetamidoantipyrin. 
D.  R.-P.  71261  für  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  u. 
Brüning  in  Höchst  a.  M.  Das  durch  Einwirkung  von  Zink  und 
Essigsäure  auf  Nitrosoantipvrin  entstehende  Amidoantipyrin  wird 
dem  Reactionsgemisch  durch  Bildung  seiner  Benzylidenverbindung 
entzogen.  Das  Benzylidenamidoantipyrin:  (CiiHiiN90)N-»CHGgH6 
krystallisirt  in  gelben  glänzenden  Blättchen  vom  Schmelzpunct 
173^  und  ist  in  Wasser  unlöslich.  Durch  Spaltung  mit  ver- 
dünnten Säuren  erhält  man  aus  ihr  das  freie  Amidoantipyrin,  das 
in  schönen  gelben  Spiessen  vom  Schmelzpunct  109°  krystallisirt 
und  sich  mit  nur  1  Mol.  Säure  zu  Salzen  verbindet.  Das  in  üb- 
licher Weise  gewonnene  Äcetamidoantipyrin  schmilzt  bei  198  °  und 
ist  in  Wasser  und  Alkohol  leicht  löslich.  Es  findet  wegen  seiner 
antifebrilen  Eigenschaft  in  der   Medicin  Anwendung. 

Dieselbe  Firma  erfand  laut  Patent  66705  ein  Verfahren  zur  Dar- 
stellung eines  chlorhaltigen  AntipyHn-Abkömmlings^  welcher  zu  medi- 
cinischen  Zwecken  Verwendungfinden  soll.  Eineauf  0  Grad  abgekühlte 
Lösung  von  Antipyrin  in  salzsäurehaltigem  Wasser  wird  mit  einer  Chlor- 
kalklösung versetzt;  es  entsteht  ein  weisser  Niederschlag,  der  aus 
Alkohol  oder  Eisessig  umkrystallisirt,  einen  bei  228°  schmelzbaren 


1}  Pharm.  Centralh.  1898,  287.  2)  Berl.  klin.  Woobenschr.  1893 

No.  8. 


480  Chinolinbasen. 

Körper  Yon  der  Formel  CnHiaNgOsCli  liefert.  Der  Körper  geht 
darch  die  yerschiedensten  Reactionen  in  Dichlormethylphenylpyra- 
zolon  über. 

Darstellung  von  p-Äethoxyphenylmethylpyrazolidon.  D.  R.-P. 
67213  fiir  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  u.  Brüning 
in  Höchst  a.  M.  Molekulare  Mengen  von  Paraaethoxyphenyl- 
hydraziu  und  Krotonsäure  werden  im  Oelbade  auf  110 — 130** 
ungefähr  1  Stunde  lang  erhitzt,  bis  die  Wasserentwicklung  auf- 
gehört hat.  Aus  der  Schmelze  erhält  man  mittels  Aether  das 
bei  87  bis  88®  schmelzende  p-Aethoxyphenylmethylpyrazolidon 
CisHieNsOs.  Es  ist  leicht  löslich  in  Wasser,  Ligroin  und  Aether 
und  giebt  z.  B.  mit  Eisenchlorid  die  Pyrazolblaureaction. 

Darstellung  von  Kamphopyrazolon,  D.  R.-P.  65259  für  Farb- 
werke vorm.  Meister,  Lucius  u.  Brüning  in  Höchst  a.  M. 
22,4  kg  kamphocarbonsaures  Aethyl  (CisHsoOs)  werden  mit  10,8  kg 
Phenylhydrazin  mehrere  Stunden  auf  100®  ernitzt;  Aethylalkohol 
destillirt  ab  und  es  hinterbleibt  ein  krystallinisches  Producta  das 
Kamphopyrazolon  (G17H80ON2),  welches  nach  dem  Auswaschen 
mit  Aether  und  Ligroin  und  Umkrystallisiren  aus  Spiritus  bei 
132  bis  133®  schmilzt.  Es  ist  schwer  löslich  in  heissem  Wasser, 
leichter  löslich  nach  Zusatz  von  Salzsäure,  leicht  löslich  in  heissem 
Alkohol,  unlöslich  in  Aether  und  soll  analog  dem  Methylphenyl- 
pyrazolon  für  medicinische  Zwecke  Verwendung  finden. 

Darstellung  von  Dihydrodimethylphenylpyrazolon,  D.  R.-P. 
66612  für  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  u.  Brüning 
in  Höchst  a.  M.  Dieser  Körper  wird  erhalten  durch  Behandlung 
von  Dihydromethylphenylpyrazolon  mit  Jodmethyl  und  etwas 
Methylalkohol  im  Autoklaven  bei  höherer  Temperatur  während 
längerer  Zeit.  Der  Körper  schmilzt  bei  107 — 108®  und  ist  nach 
der  Formel  CiiHiiNsO  zusammengesetzt;  er  soll  ähnlich  dem 
Antipyrin  zu  medicinischen  Zwecken  Verwendung  finden. 

Darstellung  von  p-Methoxy'phenyldimetkylpyrazolon.  D.  R-P. 
69930  für  J.  D.  Riedel  in  Berlin.  p-Methoxyphenylhydrazin 
wird  in  molekularer  Menge  mit  Acetessigsäureäthylester  erhitzt 
Das  Reactionsproduct  dos  p-Methoxyphenylmethylpyrazolon  bildet, 
aus  Wasser  krystallisirt,  feine  farblose  i^ädelchen  vom  Schmelz- 
punct  138®  C,  die  in  Alkohol  und  Benzol  leicht,  in  Wasser  und 
Aether  schwer  löslich  sind.  Aus  diesem  entsteht  durch  Erhitzen 
mit  Methyljodid  und  Methylalkohol  auf  100—120®  im  Auto- 
klaven das  p-Methoxyphenyldimethylpyrazolon.  Dasselbe  schmilzt 
bei  82®  C,  löst  sich  leicht  in  Wasser,  Alkohol  und  Chloroform, 
weniger  leicht  in  Aether  und  Benzin.  Seine  concentrirte  Lösung 
liefert  mit  salpetriger  Säure  grüne  Kryställchen  von  Nitrose- 
methoxyphenyldimethylpyrazolon,  welches  in  Aether  unlöslich  ist. 
Das  analog  erhaltene  p-Aethoxyphenylmethylpyrazolon  schmilzt 
bei  147®  C.,  das  p-Aethoxyphenyldimethylpyrazolon  bei  91®  C. 
Beide  Verbindungen  zeigen  hervorragende  antipyretische  und 
antineuralgische  Wirkungen. 


Chinolinbasen.  481 

Darstellung  von  Oxaethylmethylphenylpyrazolon,  D.  R.-P. 
66610  für  Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  u.  Brüning 
in  Höchst  a.  M.  Dieser  Körper  wird  durch  Wechselwirkung 
zwischen  Aethylenchlorhydrin  und  dem  Natriumsalz  des  Methyl- 
phenylpyrazolons  erhalten.  Er  krystallisirt  aus  Wasser  in  Nadeln 
von  der  Formel  CiaHiANaOs  +  H2O  und  dem  Schmelzpunct  62 
bis  63  °.  Er  ist  unlöslich  in  Natronlauge,  leicht  löslich  in  Säuren 
und  soll  zu  medicinischen  Zwecken  Verwendung  finden.  Das  Sali- 
cylat  schmilzt  bei  55—56^  und  das  Chlorplatinat  bei  182—183°. 

Darstellung  von  Phenylmeth  Ipyrazolon.  D.  R.-P.  69  883  für 
Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  u.  Brüning  in  Höchst 
a.  M.  Der  von  Wislicenus  entdeckte  Oxalessigäther  verhält  sich 
als  /9  -  Ketonsäureäther  gegen  Phenylhydrazin  ebenso  wie  der 
Aethylessigäther;  durch  Erwärmen  entsteht  unter  Wasser-  und 
Alkoholabspaltung  der  Phenylpyrazoloncarbonsäureäther.  Dieser 
liefert  durch  Methylirung  den  bei  86°  schmelzenden  Phenylmethyl- 
pyrazoloncarbonsäureäther  und  durch  Verseifen  mit  Natronlauge 
erhält  man  daraus  die  Säure  und  schliesslich  durch  Erhitzen  auf 
200°  oder  durch  Destillation  im  Vacuum  mit  oder  ohne  Baryt- 
gehalt das  niedere  Homologe  des  Antipyrins,  das  Phenylmethyl- 
pyrazolon.  Dieses  schmilzt  bei  177°,  verhält  sich  gegen  Lösungs- 
mittel wie  Antipyrin ;  die  wässrige  Lösung  wird  durch  Eisenchlorid 
roth  gefärbt,  durch  Ferrocyan wasserstoffsäure  entsteht  ein  kry- 
stallinischer  weisser  Niederschlag. 

Darstellung  von  Pyrazolonderivaten,  D.  R.-P.  71253  für 
Johannes  Pfleger  u.  Wilhelm  Krauth  in  Frankfurt  a.  M. 
Die  Pyrazolonderivate  werden  durch  Gondensation  von  /9-Chlor- 
milchsäure,  deren  Estern  und  Salzen  mit  primären  oder  sym- 
metrischen, secundären,  aromatischen  Hydrazinen  erhalten.  Das 
aus  /J-Chlormilchsäure  und  Phenylhydrazin  erhältliche  Pyrazolon 
löst  sich  leicht  in  Wasser,  Alkohol  und  Chloroform,  aber  sehr 
schwer  in  Aether  und  schmilzt  gegen  155°.  Eisenchlorid  erzeugt 
eine  roth  violette  Reaction.  Die  Pyrazolone  sollen  zur  Darstellung 
pharmaceutischer  und  technischer  Präparate  dienen. 

A  d.  Glau  s  ^)  theilt  seine  Untersuchungen  über  die  m-Halogen- 
derivate  der  Sulfonsäuren  des  o-Oxychinolins  mit,  von  denen  die 
fn^Jod'O'Oxychinolin-anasulfonsäure^  das  sog.  Loretin,  vom  Ver- 
fasser als  ein  neues  Antisepticum  zum  Ersatz  des  Jodoforms 
empfohlen  wird.  Zur  Darstellung  dieser  Sulfonsäure  werden 
aequivalente  Mengen  Oxychinolinsulfonsäure,  Kaliumcarbonat  und 
Jodkalium  durch  Kochen  mit  Wasser  und  der  ein  Atom  actives 
Chlor  repräsentirenden  Menge  Chlorkalk  innig  gemischt  und  nach 
dem  Erkalten  mit  der  nöthigen  Menge  Salzsäure  umgesetzt.  Das 
hierbei  resultirende  Calciumsalz  der  Jodoxychinolinsulfonsäure 
stellt  ein  orangerothes,  in  Wasser  fast  unlösliches  krystallinisches 
Pulver  dar.  Das  erwähnte  Calciumsalz  wird  aus  der  breiförmigen 
Reactionsmasse  durch  Abfiltriren  und  Auswaschen  mit  Wasser  ge- 

1)  Archiv  d.  Pharm.  231,  p.  704. 

PharmaceTitiBcher  Jahresboriebt  f.  l&2ß,  31 


482  Alkaloide. 

Wonnen  und  liefert  beim  Zerlegen  mit  Salzsänre  die  rohe  Säure 
als  feinkrystalliniscfaes  gelblich  gefärbtes  Pulver.  Durch  Ueber- 
fiihrung  ins  Alkalisalz  und  Fällen  dieser  Salzlösungen  mit  ver- 
dünnter Säure  lässt  sich  die  Jodoxychinolinsulfonsäure  reinigen. 
Man  kann  sie  hierbei  entweder  in  Form  von  säulenförmigen,  in- 
tensivgelben,  glasglänzenden  Krystallen  oder  als  feine,  glitzernde 
Schüppchen  und  Blättchen  erhalten.  Was  nun  diese  Säure  be- 
trifft, 80  besitzt  sie  in  reinem  Zustande  eine  für  eine  organische 
Jodverbindung  sehr  grosse  Beständigkeit.  Lässt  man  auf  die  Säure 
rothe  rauchende  Salpetersäure  (sp.  Gew.  1,52)  einwirken,  so  er- 
folgt sofort  Jodabscheidung,  während  die  Sulfonsäuregruppe  durch 
den  Nitrorest  ersetzt  wird  und  m-ana-Dinitro-o-oxychinolin  (Schmp. 
276^)  entsteht.  In  Wasser  ist  die  Jodoxychinolinsulfonsäure  nur 
wenig  löslich,  während  heisses  Schwefelsäurehydrat  ohne  jedwede 
Zersetzung  grosse  Mengen  der  Säure  löst.  Durch  Eingiessen 
dieser  Lösung  in  Wasser  schiesst  die  Säure  in  Säulen  resp.  Nadeln 
an.  Die  neutralen  Salze  der  Säure  lassen  sich  mit  Hülfe  von 
Garbonaten  darstellen,  während  die  sog.  basischen  Salze,  bei 
denen  auch  im  Phenolhydroxyl  das  Wasserstoffatom  durch  Metall 
ersetzt  ist,  durch  Einwirkung  der  freien  Metallhydroxyde  auf  die 
Säure  entstehen.  Von  den  Salzen  wurden  dargestellt  die  Alkali- 
salze, das  Ammonium-  und  das  Galciumsalz,  analysirt  wurde  das 
neutrale  Natriumsalz  G9H4.J.(OH)S08NaN,  das  basische  Natrium- 
salz G9H4J.(ONa)SOsNaN  sowie  das  neutrale  und  das  basische 
Kaliumsalz.  Sowohl  die  freie  Säure  G9H4.J(OH)SOsH.N  als  auch 
ihre  neutralen  Salze  erzeugen  mit  Eisenchlorid  eine  intensiv  grüne 
Färbung.  Am  Schluss  der  Arbeit  lässt  Claus  die  Mittheilungen 
von  Schinzinger  über  die  therapeutische  Verwendung  folgen. 
Nach  diesen  ist  das  Loretin  in  allen  Fällen  ohne  Ausnahme  mit  dem 
zweifellos  günstigsten  Erfolge  angewendet  worden,  ruft  keine  un- 
angenehmen Nebenerscheinungen  hervor  und  besitzt  vor  dem 
Jodoform  den  Vorzug  der  Nichtgiftigkeit.  —  In  Anwendung  ist 
es  bis  jetzt  in  folgenden  Formen  gekommen:  1)  als  Loretinpulver 
(freie  Säure  mit  Magnesia  usta,  Talk  oder  Amylum  gemischt) 
2)  als  LoretincoUodium  (2 — 10  o/oige  Emulsion)  3)  als  Loretinstifte 
(5 — 10  <>/o  mit  Cacaobutter).  4)  als  Loretinsalbe  5 — 10  ^/o  mit 
Vaselin  und  Lanolin).  5)  als  Loretinpfiaster  verschiedener  Art 
6)  als  Loretingaze  (eine  mit  dem  Galciumsalz  imprägnirte  Oaze) 
und  7)  in  Form  von  wässrigen  Lösungen  zum  Auswaschen  und 
zu  Umschlägen  als  neutrales  Natriumsalz. 

VI.  Alkalose. 

Die  Alkaloide,  hauptsächlich  nach  der  Monographie  von  Ouareechi; 
besprochen  von  F.  A.  Flückiger  (Schluss)^). 

FurfuroUReactionen  der  JJUcalolde.  Zum  Nachweise  der  Alka- 
lo'ide  bedient  man  sich  bekanntlich  seit  geraumer  Zeit  der  Farben- 
reactionen,  welche  die  Alkaloide  mit  Rohrzucker  und  Schwefel- 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  4  (s.  auch  Jahresber.  1892,  490). 


Alkaloide.  483 

säure  hervorbringen.  Die  Reaction  beruht,  wie  Udransky,  Mvlius 
o.  A.  erkannten,  auf  der  Umwandlung  des  Zuckers  in  Fnrfurol, 
es  lag  daher  nahe,  Furfurol  direct  anzuwenden,  was  von  Udranslgr 
auch  mit  Erfolg  versucht  worden  ist  Neumann  Wender^) 
schien  es  nun  von  Interesse,  die  Versuche  auf  eine  Reihe  von 
Alkaloi'den  auszudehnen.  Er  vermischte  in  kleinen  Porzellan- 
schälchen  ein  Körnchen  des  zu  untersuchenden  Alkalo'ids  mit  zwei 
Tropfen  concentrirter,  von  salpetriger  Säure  freier  Schwefelsäure 
und  fügte  dem  Gemisch  einen  Tropfen  reinen  Furfurols  hinzu. 
Oder  mit  Hülfe  eines  Qlasstabes  ein  Kömchen  des  betr.  Alkalo'ids 
mit  2 — 3  Tropfen  einer  Lösung  von  Furfurol  in  conc.  Schwefel- 
säure (5  Tropfen:  10  cc).    Eki  wurden  folgende  Resultate  erzielt: 

Alkaloid  Furfurol  und  Schwefelsäure. 

Atropin       .    .      braunes  Gemisch,  nicht  charakteristsich. 

A com  in     .    .  )  ej.gai3en  b^j^  Umrühren  mit  dem  Olasstabe  trübe,  braun 

gefärbte,  nicht  charakteristische  Mischungen. 


Brncin    . 
Golchicin 


Strychnin 

Morphin 
Godein    . 

Veratrin 

Sabadillin 
Papaverin 
Digitalin 

Chinin     . 

Goniin 
Nicotin 


< 


schmutzigbraune  Färbung,  beim  Erwärmen  dunkelgrün 
.  werdend;  auf  Zusatz  einiger  Tropfen  Wasser  in  schmutzi- 
I  ges  Blau  und  Violett  übersehend. 

I  färben  sich  rothbraun,  beim  Erwärmen  violettroth.    Die 
j  Mischung  entförbt  sich  rasch. 

I  gelb,   olivgrün,   am  Bande    blau,   später  saftgrün,   dann 
j  prachtvoll  blau. 

wie  Veratrin,  doch  sind  die  Farben  weniger  rein. 

bräunlich,  dann  schmutzig  violett. 

braune,  sich  beim  Erwärmen  röthlich  färbende  Mischung. 
:  dunkelbraungrüne  Mischung.  Beim  Erwärmen  grün,  dann 
(  braun.  Auf  Zusatz  von  Wasser  färben  sich  die  Bänder 
\  deutlich  grün. 

j  braune,  unbestimmte,  nicht  charakterisirbare  Färbungen. 

Die  Reaction  auf  Veratrin  und  Sabadillin  ist  am  deutlichsten. 
Die  conc.  Schwefelsäure  scheint  zunächst  auf  das  Furfurol  einzu- 
wirken, und  erst  das  gebildete  Beacüonsproduct  (vielleicht  ein 
Condensationsproduct)  giebt  die  schönen  Farbenerscheinungen. 

Ueber  die  Bestimmung  der  Alkaloide  nach  D.  Vitali  s.  S.  207. 

Ueber  die  Bestimmung  der  Alkaloide  in  galenischen  Präpa^ 
raten  s.  Oalenische  Präparate. 

Zur  Bestimmung  der  Alkalotde  in  Drogen  haben  Alexander 
Grand val  u.  H.  Lajoux*)  ein  einfaches  Verfahren  ausgearbeitet. 
Zur  Bestimmung  des  Emetins^)  verfährt  man  folgendermaassen : 
In  ein  Reagensglas  giebt  man  8  cc  Aether  von  66°,  3  cc  Alkohol 
von  95°,  2  cc  Ammoniak,  schüttelt  stark  um  und  giesst  sofort 
Alles  in  eine  Porzellanschale,  die  10  g  gepulverte  Ipecacuanha- 
wurzel  enthält  Die  mit  einem  Glasstab  sorgfältig  gemischte 
Masse  wird  gleichmässig  in  einen  kleinen  Verdrängungsapparat 
gebracht  und  dort  mit  Aether  erschöpft.  Hinterlassen  die  Aether- 
tropfen,  auf  einem  Uhrglase  verdampft,  keinen  Rückstand  mehr, 

1)   Gbem.  Ztg.  189S,  No.  53.  2)  Journ.  de  Pharm,  et  de  Chim. 

1898,  T.  28,  99—103.  3)   Ueber   die  Bestimmung   des  Emetins   nach 

Keller  s.  8.  171  u.  176,  nach  A.  Meyer  173. 

81  • 


484  Alkalo'ide. 

der  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  Quecksilberkaliumdoppel- 
jodid  reagirt,  so  ist  die  Erschöpfung  beendet.  Dies  geschieht  in 
der  Regel  binnen  3  bis  SVs  Stunden,  man  bedarf  hierzu  nur 
ca.  100  cc  Aether.  Derselbe  enthält  nur  das  Emetin  und  die 
Farbstoffe^  man  schüttelt  ihn  mit  verdünnter  Schwefelsäure  (1 :  10) 
und  3  cc  Wasser,  lässt  absetzen,  giesst  dann  die  saure,  emetin- 
haltige  Flüssigkeit  ab,  wäscht  den  Aether  mit  4  cc  Wasser  nach 
und  wiederholt  diese  Waschung  so  lange,  bis  ein  Tropfen  der 
wässerigen  Flüssigkeit  mit  Quecksilberkaliumdoppeljodid  keinen 
Niederschlag  mehr  giebt.  Die  sauren  Flüssigkeiten  werden  zum 
Absetzen  hingestellt,  Natronlauge  hinzugefügt  und  dann  mehrere 
Male  mit  Aether  erschöpft.  Die  in  einer  vorher  gewogenen  Ab- 
dampfschale verdampften  ätherischen  Flüssigkeiten  liefern  einen 
kaum  gelblich  gefärbten  Niederschlag  von  Emetin.  Eine  gute 
ausgelesene  Wurzel  gab  l,6<>/o,  eine  gepulverte  1,8 ^lo  Emetin; 
eine  sogenannte  cultivirte  hatte  nur  eine  Ausbeute  von  0,02%. 
—  Natronlauge  lässt  sich  in  allen  Fällen  anwenden,  während 
Ammoniak  nicht  im  Stande  ist,  alle  Alkalo'ide  vollständig  zu  er- 
schöpfen. So  werden  beispielsweise  die  Sparteinsalze  nicht  voll- 
ständig durch  Ammoniak  zersetzt,  auch  ist  die  Furcht  unbegründet, 
dass  gewisse  Alkalo'ide,  wie  Acouitin,  Emetin,  Spartein  durch  die 
Wirkung  verdünnter  Alkalilösungen  zerstört  werden.  In  der  Kälte 
geschieht  dies  gewiss  nicht.  Wendet  man  statt  der  Hydrate  etwa 
die  Carbonate  oder  Alkalicarbonate  an,  so  erzielt  man  oft  eine  zu 
geringe  Ausbeute.  Aus  ähnlichem  Grunde  ziehen  die  Verfasser 
die  Anwendung  verdünnter  Schwefelsäure  derjenigen  organischer 
Säuren  vor.  — 

Die  Bestimmung  des  Cocains  geschieht,  indem  man  10  g 
gepulverte  Cocablätter  mit  der  Mischung  von  Aether -Alkohol- 
Ammoniak  behandelt,  sie  in  einen  kleinen  Deplacirungsapparat 
bringt  und  mit  Aether  von  66  °  erschöpft.  Die  chlorophyllhaltige 
ätherische  Flüssigkeit  wird  hernach  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
(1 :  10)  und  Wasser  behandelt  und  alsdann  zum  Absetzen  hin- 
gestellt. Die  saure  Flüssigkeit  wird  durch  Behandeln  mit  neuem 
Aether  ihres  Farbstoffes  beraubt,  dann  mit  überschüssiger  Natron- 
lauge versetzt  und  das  so  in  Freiheit  gesetzte  Alkalo'id  durch 
Schütteln  mit  Aether  gelöst.  Die  langsam  zu  verdampfende  äther. 
Lösung  zeigt  inmitten  einer  amorphen  und  ungefärbten  Masse  von 
Ecgonin  Gocainkrystalle.  Um  nun  das  Cocain  von  dem  Ecgonin 
zu  trennen,  arbeitet  man  nach  dem  Verfahren  von  Grandval  und 
Valser,  giebt  der  Masse  2  cc  Wasser  und  verdünnte  Bromwasser- 
stoffsäure zu,  die  man  tropfenweise  bis  zur  Neutralisation  zufügt. 
Die  dann  auf  dem  Wasserbade  erhitzte  Flüssigkeit  sättigt  man 
mit  gepulvertem  Bromkali  und  hat  nach  dem  Erkalten  eine  ge- 
sättigte Masse  von  Gocain-Ealiumdoppelbromid.  Das  krystallini- 
sche  Magma  wird  in  einem  kleinen  Glastrichter,  dessen  Mündung 
mit  einem  Wattepfropf  verschlossen  ist,  gleichmässig  aufgehäuft 
und  mit  einer  in  der  Kälte  gesättigten  Bromkalilösung  übergössen, 
welche  das  Ecgonin  löst.    Sobald  die  Flüssigkeit  ungefärbt  durch 


Alkaloide.  485 

fliesst,  stellt  man  das  Auswaschen  ein  und  füllt  den  Trichter  mit 
kochendem  Wasser,  lässt  dann  absetzen  und  schüttelt  nach  dem 
Erkalten  mit  Natronlauge  und  Aether.  In  letzteren  geht  das 
Cocain  über  und  hinterlässt  derselbe  bei  freiwilliger  Verdunstung 
ein  hübsch  krystallisirtes  und  vollkommen  ungefärbtes  Cocain. 
Handelt  es  sich  um  ein  in  Aether  unlösliches  Alkalo'id,  so  muss 
dieser  durch  ein  anderes  Lösungsmittel  ersetzt  werden.  — 

Bei  der  Bestimmung  von  Chinarinden  i)  verfährt  man  folgen- 
dermaassen:  Man  befeuchtet  die  gepulverte  Kinde  mit  einer  Mischung 
von  Aether,  Alkohol  und  Ammoniak,  vollendet  die  Erschöpfung, 
um  eben  alle  Alkaloide  zu  lösen,  jedoch  mit  Chloroform  und 
schüttelt  mit  angesäuertem  Wasser.  Oft  wird  dabei  die  Flüssig- 
keit emulsionsartig,  welcher  Uebelstand  jedoch  durch  Erwärmen 
über  dem  Wasserbad  vermieden  werden  kann.  Man  filtrirt  durch 
ein  kleines,  ungefaltetes  Filter,  wäscht  aus  und  zersetzt  dann  die 
saure  Flüssigkeit  durch  Natriumhydrat  in  Gegenwart  von  Chloro- 
form. Eine  Chinarinde,  die  nach  bekannten  früheren  Methoden 
6,6  %  Alkaloidausbeute  ergab ,  zeigte  nach  dem  Verfahren  der 
Verfasser  eine  solche  von  7,6  %. 

An  die  vorstehende  Abhandlung  reihen  sich  die  Erörterungen 
der  Verfasser  über  die  Bestimmung  der  Alkaloide  vermittelst  des 
Kalium-QuecksHberdoppeljodids,  Sie  weisen  darauf  hin,  dass  auch 
Proteinkörper  und  Gelatinekörper  in  sauren  Flüssigkeiten  von 
diesem  Beagens  gefällt  werden,  aus  welchem  Grunde  es  auch 
Valser  zur  Untersuchung  des  Albumins  im  Harn  anwendete  und 
sich  gegen  eine  Verwendung  zur  Untersuchung  der  Alkaloide 
aussprach.  (Etüde  sur  la  recherche,  les  caracteres  distinctifs  et 
le  dosage  des  alcaloides  organiques  naturels  (These)  Paris  1862). 
Das  von  den  Verfassern  eingeschlagene  Verfahren  ist  folgendes: 
Man  befeuchtet  100  g  der  zu  prüfenden,  in  Pulver  umgewandelten 
Masse  (Blätter,  Wurzel  u.  s.  w.)  mit  100  g  Bleiacetatlösung,  rührt  mit 
einem  Glasstab  um,  lässt  die  Masse  5  Minuten  lang  aufschwellen. 
Die  natürlichen  Alkaloide  (Malate,  Lactate,  Tartrate,  Tannate) 
bilden  mit  dem  Bleiacetat  die  betreffenden  Alkalo'idacetate  neben 
unlöslichem  Bleisalz.  Ausserdem  hat  das  Bleioxyd  noch  den 
grossen  Vorzug,  mit  Färb-  und  Extractivstoffen  eine  Art  unlös- 
lichen Lacks  zu  bilden  und  den  grösseren  Theil  der  Eiweisskörper 
zu  fällen.  Die  resultirende  Flüssigkeit  ist  in  Folge  dessen  so  gut 
wie  gar  nicht  gefärbt.  Man  bringt  das  gequollene  Pulver  in  einen 
Verdrängungsapparat,  der  auf  einem  weiten,  offenen  Flacon  be- 
festigt ist,  bedacht  es  mit  einem  Wattebausch  und  deplacirt  mit 
Wasser.  Sobald  dieses,  langsam  nach  unten  dringend,  den  Hals 
des  Apparates  erreicht  hat,  verschliesst  man  diesen  mit  einem 
Pfropfen,  entfernt  ihn  nach  2  Stunden  wieder  und  zieht  methodisch 
mit  Wasser  aus.  Im  Allgemeinen  genügt  es,  500 — 600  cc  durch- 
gehen zu  lassen.    Die  letzten  Cubikcentimeter  werden  zur  Controle 


1)  lieber  die  Bestimmung  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde  nach  van 
Ledden-Hulsebosch  b.  S.  164,  nach  Keller  s.  S.  165. 


n 


486  Alkaloide. 

mit  überschüssiger  yerdünnter  Schwefelsäure  (1 :  10)  versetzt,  das 
Bleisulfat  durch  Filtration  ausgeschieden  und  das  Filtrat  mit 
Ealiumquecksilberdoppeljodid  versetzt.  Bildet  sich  kein  Nieder- 
schlag, ist  die  Erschöpfung  beendet.  Die  vereinigten  Filtrate 
werden  alsdann  mit  überschüssiger  Schwefelsäure  und  hierauf  so 
lange  mit  Kaliumquecksilberdoppeljodid  versetzt,  als  sich  noch 
ein  Niederschlag  bildet,  dann  umgeschüttelt,  zum  Absetzen 
hingestellt,  die  überstehende  Flüssigkeit  abgegossen,  der  Nieder- 
schlag auf  ein  faltenloses  Filter  gebracht  und  mit  Wasser  nach- 
gewaschen. Der  Niederschlag  hat  eine  sehr  complexe  Zusammen- 
setzung, ausser  den  Alkalo'iden  enthält  er  Extractiv-  und  Farb- 
stoffe. Zur  Isolirung  der  Alkaloide  giebt  man  den  Niederschlag 
in  ein  Reagensglas,  fügt  überschüssiges  Gyankali  und  etwas  Natrium- 
hydrat zu  und  schüttelt  mit  Aether,  oder  einem  anderen  geeigneten 
Lösungsmittel.  Das  in  Freiheit  gesetzte  Alkalo'id  geht  in  den 
Aether  über.  Die  Bildung  einer  Emulsion  kann  man  durch  Zu- 
satz von  etwas  Olivenöl  oder  Alkohol  vermeiden.  Man  giesst  den 
Aether  ab  und  erschöpft  so  lange  mit  neuem  Aether,  als  es  nöthig 
ist.  Die  vereinigten  Aethermengen  werden  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure 1 :  10  und  dann  mit  Wasser  ausgeschüttelt.  Der  wässerigen 
sauren  Flüssigkeit  fügt  man  Natriumhydrat  zu  und  schüttelt  als- 
dann mit  Aether,  der  das  Alkalo'id  aufnimmt  und  es  bei  lang- 
samem Verdampfen  in  möglichst  reinem,  meist  sogar  krystallini- 
schem  Zustand  zurücklässt.  —  Der  Quecksilberniederschlag  kann 
auch  durch  folgendes,  mitunter  vorzuziehendes  Verfahren  zersetzt 
werden.  Man  giebt  ihm  tropfenweise  Schwefelnatriumlösung  (1 : 3) 
zu,  bis  dieselbe  im  Ueberschusse  ist,  lässt  alsdann  eine  halbe 
Stunde  lang  unter  öfterem  Umschütteln  stehen,  säuert  mit 
Schwefelsäure  an,  filtrirt  und  wäscht  den  Niederschlag  von 
Schwefelquecksilber  nach.  Das  saure  Filtrat  wird  durch  einen 
Ueberschuss  von  Natriumhydrat  alkalisch  gemacht,  hernach  mit 
etwas  ölhaltigem  Aether  geschüttelt,  in  den  das  Alkalo'id  übergeht, 
und  man  verfährt  weiter,  wie  früher  beschrieben.  Verwendet  man, 
um  eine  etwaige  Emulsion  zu  vermeiden,  statt  des  Oeles  etwas 
Alkohol,  so  bildet  sich  schwer  auszuscheidendes  Merkaptan.  Wie 
gesagt  ist  das  betreffende  Alkalo'id  in  Aether  unlöslich,  so  ist  die 
Verwendung  anderer  Lösungsmittel  geboten.  Dieses  an  und  für 
sich  allgemein  scheinende  Verfahren  ist  für  flüssige  Alkalo'ide 
nicht  anwendbar,  da  diese  von  dem  Kaliumquecksilberdoppeljodid 
nur  mangelhaft  gefällt  werden.  Eine  Ausnahme  bildet  das  Spartein. 
Von  den  nicht  flüssigen  Alkalo'iden  wird  Atropin  schlecht  gefällt, 
die  beschriebene  Methode  ist  also  für  Belladonnawurzel  und  -Blätter 
nicht  zu  verwenden. 

Aconitin.  Die  Zusammensetzung  einiger  Handelsmuster  Aconitin 
englischer  und  ausserenglischer  Provenienz  haben  W.  R.Dunstan 
und  Fr.  H.  Carr^)  geprüft.  Zunächst  bestimmten  die  Verfasser 
nach  früheren  Methoden  Aconitin,  Isaconitin,  Homisaconitin  (Homo- 

1)  Chemical  News  1898,  Vol.  67,  107. 


Alkaloide.  487 

napellin).  Die  Bestimmung  geschah  auch  annähernd  quantitativ. 
Die  zuerst  von  Wright  und  dann  später  in  modificirter  Form  auch 
Ton  Allen  vorgeschlagene  Methode,  das  Aconitin  durch  Hydrolyse 
zu  bestimmen,  beziehungsweise  aus  der  hierdurch  entstandenen 
Benzoesäure  zu  berechnen,  ist  deshalb  werthlos,  weil  auch  Isaconitin 
bei  der  Hydrolyse  Benzoesäure  liefert.  Es  lagen  im  ganzen  16 
Muster  Aconitin  von  Aconitum  Napellus,  beziehungsweise  deren 
Salze  zur  Untersuchung  vor;  die  meisten  waren  amorph  und  ent- 
hielten samt  und  sonders  nur  wenig  und  in  einzelnen  Fällen  sogar 
gar  kein  Aconitin!  Dagegen  bestanden  sie  aber  vorwiegend  aus 
den  wenig  giftigen:  Aconin,  Isaconitin  und  HomoisaconitinI  Von 
den  krystallisirten  Mustern  waren  nur  2  ganz  rein,  die  übrigen 
dagegen  mehr  oder  weniger  mit  amorphen  Alkalo'iden  vermengt. 
Die  geprüften  Aconitsalze  erwiesen  sich  beinahe  sämtlich  als  aus 
Isaconitin  bestehend,  sie  enthielten  nur  ganz  geringe  Mengen 
Aconitin.  Es  ist  nach  dem  Gesagten  kein  Wunder,  dass  hinsicht- 
lich der  Giftigkeit  der  Aconitine  so  verschieden  klingende  Berichte 
vorliegen.  Es  muss  in  Zukunft  nur  krystallisirtes  Aconitin 
verordnet  werden,  und  zwar  solches,  das  den  von  Dunstan  und 
Harrison  beschriebenen  Eigenschaften  ganz  und  voll  entspricht. 
—  Es  gäbe  eine  verdienstvolle  Arbeit  ab,  den  Wirkungsunter- 
schied zwischen  Aconitin  und  Isaconitin  vom  chemischen  Stand- 
puncte  zu  erklären.  Von  krystallisirtem  reinen  Aconitin  können 
schon  0,003  g  für  einen  Erwachsenen  tödtlich  sein.  Aconitum 
heterophyllum  hat  einen  sehr  bitteren  Geschmack  und  enthält 
wahrscheinlich  ausschliesslich  das  wenig  giftige,  ebenfalls  bitter 
schmeckende  Isaconitin. 

Ueber  einige  Modificationen  des  Aconitingoldchlorids  berichteten 
W.R.  Dunstan  und  H.  A.  D.  Jowett  ^).  Gewisse  Unregelmässig- 
keiten sind  in  Bezug  auf  den  Schmelzpunct  des  Golddoppelsalzes, 
das  unter  verschiedenen  Bedingungen  aus  reinem  Aconitin  dar- 
gestellt wurde,  beobachtet  worden.  Fernere  Untersuchungen  er- 
gaben das  Vorhandensein  dreier  verschiedener  isomerer  Modifi- 
cationen, die,  obwohl  von  derselben  Zusammensetzung,  jedoch 
hinsichtlich  ihres  Schmelzpunctes  und  ihrer  krystallinischen  Form 
sich  unterscheiden.  Giebt  man  Goldchlorid  zu  einer  Lösung  von 
salzsaurem  Aconitin,  so  bildet  sich  ein  amorpher,  gelber  Nieder- 
schlag, von  dem  man  direct  oder  indirect  durch  Anwendung  ver- 
schiedener Lösungsmittel  3  krystallinischo  Modificationen  er- 
halten kann.  1.  Aconitin -a-aurichlorid  erhält  man  sehr 
leicht  in  Rosett-  oder  Nadelform,  indem  man  aus  einer  Mischung 
von  Aceton  und  Wasser  auskrystallisiren  lässt,  aus  verdünntem 
Alkohol  bilden  sich  rechtwinklige  Tafeln.  Die  Erystalle  schmelzen 
bei  135,5°.  Krystallisirt  man  diese  Modification  aus  hochgradigem 
Alkohol,  so  erhält  man  das  2.  Aconitin-/^-aurichlorid.  Die 
zu  Rosetten  vereinigten  nadelartigen  Krvstalle  schmelzen  bei  152  °. 
Krystallisirt  der  Körper  aus  einer  Mischung  von  Chloroform  und 

1)  Pharm.  Journal  and  Transactions  1898,  No.  1200,  1045. 


488  Alkalo'ide. 

Aether,  so  geht  er  in  die  y-Modification  und  durch  Umkrystalli- 
fiation  aus  einer  solchen  von  Aceton  in  Wasser  wieder  in  die 
a-Modification  über.  3.  Aconitin -y-aurichlorid  krystallisirt 
aus  einer  Lösung  des  /^-chlorids  in  öhloroform  und  Aether  in  bei 
176^  schmelzenden  Prismen.  Krystallisirt  man  die  /-Verbindung 
aus  starkem  Alkohol,  so  verwandelt  sie  sich  wieder  in  die  nadei- 
förmige /?- Verbindung  und  durch  Umkrystallisation  aus  einer 
Mischung  von  Aceton  und  Wasser  erhält  man  die  a-Modification. 
Durch  Schmelzen  kann  man  ß-  und  v -Verbindung  in  die  a-Form 
überführen.  Aus  jeder  dieser  Modincationen  kann  das  bei  188 
bis  189°  schmelzende  Aconitin  erhalten  werden.  Chemische  Unter- 
schiede sind  zwischen  den  drei  Formen  nicht  nachweisbar;  es 
handelt  sich  lediglich  um  sogenannte  „physikalische  Isomerien". 

Zur  Trennung  des  Aconüins  vom  Isoaconitin,  anfanglich  Na- 
pellin  genannt  (s.  Jahresber.  1892,  496)  hat  W.  B.  Dun  st  an  ^) 
folgende  Methode  angegeben.  Die  getrockneten  und  fein  ge- 
pulverten AconitknoUen  werden  durch  Percolation  mit  rectificirtem 
Fuselöl  extrahirt  und  das  Percolat  mehrere  Male  mit  1  o/oig.  Schwefel- 
säure ausgeschüttelt.  Die  vereinigten  sauren  Lösungen  werden 
zur  Entfernung  des  Harzes  und  des  Amylalkohols  mit  Chloroform 
geschüttelt,  dann  mit  verdünntem  Ammoniak  alkalisch  gemacht 
und  nunmehr  das  Alkalo'id  mit  Chloroform  ausgeschüttelt.  Nach 
dem  Abdestilliren  verbleibt  eine  gefärbte  harzige  Masse,  welche 
den  Totalalkalo'idgehalt  des  Aconits  darstellt,  mit  Ausnahme  von 
wenig  Aconin,  welches  infolge  seiner  Löslichkeit  in  der  alkalischen 
Lösung  verbleibt.  Die  Trennung  des  Aconitins  von  dem  Isaconitin 
basirt  auf  dem  Umstände,  dass  Aether  aus  dem  Gemenge  der- 
selben zuerst  mehr  Aconitin  löst  als  Isaconitin.  Ersteres  kann 
durch  Ueberführung  in  das  Hydrobromid,  letzteres  nach  dem 
Ausziehen  mittelst  Chloroform  durch  das  Hydrochlorid  weiter  ge- 
reinigt werden.  Die  übrigen  Alkalo'ide  verbleiben  in  den  Mutter- 
laugen. Die  hauptsächlichsten  Eigenschaften  des  Aconitins  und 
Isaconitins  sind  folgende: 

Aconitin.  Isaconitin. 

C«8H4BN0ia  Krystallinisch;  C,3H4ßN0i,  Amorph; 
Nicht  bitter,  auf  der  Zunge 

ein  prickelndes  Gefühl  her-  Sehr  bitter,  weniger  giftig; 
vorrufend,  sehr  giftig; 

rechtsdrehend;  rechtsdrehend; 

Salze  krystallinisch;  Salze  krystallinisch, 

linksdrehend.  linksdrehend. 

Das  Hydrobromid  schmilzt  Das  Hydrobromid  schmilzt 

bei  163«»  C.  bei  282°  C. 

Das  Goldchlorid  ist  gelb,  Das  Goldchloridderivat  ist 

krystallinisch.  farblos,  krystallinisch. 

(CaaH^sNOi,  H  Au  CIJ  (Css  H^  (Au  Cy  NO«) 

Beim  Erhitzen  mit  Alkali  oder  Mineralsäuren  entsteht  bei  beiden: 

Aconin  und  Benzoesäure: 
Cs,H«NO,,  +  H^O  =  CmH,iNO„  +  C^HoOf 


1)  Pharm.  Journ.  and  Transact.  1893,  765. 


Älkalo'ide.  489 

Im  Allgemeinen  haben  die  Untersuchungen  gezeigt,  das8  allein 
dies  krystallinische  reine  Aconitin  von  bestimmter  Zusammen- 
setzung als  Arzneimittel  verwendet  werden  darf.  Ausser  Aconitin 
sind  in  den  Knollen  noch  4 — 5  amorphe  Alkalo'ide  enthalten, 
welche  ca.  75  o/o  der  Gesammtalkalo'ide  ausmachen.  Das  im 
Handel  vorkommende  amorphe  Aconitin  besteht  fast  nur  aus 
diesen  Nebenalkaloiden. 

Die  Umwandlung  des  Aconitins  in  haconitin  haben  W.  R. 
Dunst  an  und  Fr.  H.  Carr*)  auszuführen  versucht.  Die  con- 
stitutionelle  Verwandtschaft  beider  Körper  ist  eine  sehr  innige, 
sie  liefern  die  beiden  gleichen  hydrolytischen  Producte:  Aconin 
und  Benzoesäure.  Die  Verfasser  thaten  ferner  dar,  dass,  wenn 
man  das  bei  163^  schmelzende  bromwasserstoffsaure  Aconitin  in 
wässriger  Lösung  erhitzt,  es  sich  sehr  langsam  in  das  isomere 
bromwasserstoffsaure  Isaconitin  umwandelt,  dessen  Schmelzpunct 
bei  282°  liegt.  Der  üebergang  wird  durch  die  Gegenwart  einer 
geringen  Menge  (1  bis  20/^)  freier  Bromwasserstoffsaure  erleichtert. 
—  Das  Isaconitin  wurde  nicht  nur  durch  den  hohen  Schmelzpunct 
seines  Salzes,  sondern  auch  durch  die  Bildung  und  nachherige 
Analyse  des  charakteristischen  Aurochlorisaconitins  identificirt. 
Ein  ähnlicher  Üebergang  konnte  jedoch  für  das  salpetersaure  Salz 
nicht  festgestellt  werden,  einerlei  ob  man  das  Nitrat  in  neutraler 
oder  saurer  Lösung  erhitzte.  Behandelte  man  das  Aconitin  in 
der  Wärme  mit  Eisessig,  so  gelang  zwar  nicht  die  Ueberführung 
in  Isaconitin,  es  bildete  sich  aber  durch  18  stündiges  Erhitzen  auf 
120°  ein  Anhydro-Aconitin.  Durch  Auflösen  des  Aconitins 
in  concentrirter  Schwefelsäure  erzielt  man  selbst  unter  Anwendung 
gelinder  Wärme  keine  Umwandlung  in  Isaconitin  und  schwefel- 
saures Aconitin  erleidet  selbst  durch  Erwärmen  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  keine  Zersetzung.  Ebenso  bildet  sich  kein  Isaconitin, 
wenn  man  das  Aconitin  vermittelst  kalter  Aetznatronlauge  der 
Hydrolyse  unterwirft.  Die  Verfasser  suchen  durch  weitere  Ar- 
beiten den  Mechanismus  des  Uebergangs  von  bromwasserstoffsaurem 
Aconitin  in  das  entsprechende  Isaconitinsalz  zu  ergründen. 

Alangin,  welches  man  für  den  wirksamen  Stoff  der  Binde  von 
Alangium  Lamarckii  Thwaites  ansieht,  ist  sehr  bitter  und 
nicht  krystallisirbar.  Es  ist  nach  B.  Schuchardt^)  löslich  in 
Alkohol,  Aether,  Chloroform  und  Essigäther^  hingegen  durchaus 
unlöslich  in  Wasser.  Mit  Mineralsäuren,  mit  Essigsäure,  Wein- 
säure und  Oxalsäure  giebt  es  krystallisirbare  Salze.  Aus  einer 
alkoholischen  Lösung  wird  es  bei  spontaner  Verbindung  als  ein 
gelblicher,  fimissähnlicher  Absatz  ohne  jede  krystallinische  Struc- 
tur  ausgeschieden.  Mit  den  gewöhnlichen  Alkalo'idreagentien  er- 
zeugt es  deutliche  Niederschläge.  Mit  concentrirter  Schwefelsäure, 
allein,  oder  nach  Zufügen  von  saurem  chromsaurem  Kalium,  wer- 
den   keine    besonderen    Farbenreactionen    beobachtet.     Fröhde's 


1)  Pharm.  Journ.  and  Transact.  1893,  No.  1200,  1045.  2)  Deutsche 

med.  Wocbenschr.  1892,  No.  52. 


490  Alkalo'ide. 

ReageDs  giebt  eine  indigoblaue  Färbung  in  der  Kälte,  und  bei 
gelindem  Erhitzen  und  darauf  Erkalten  zeigt  sich  ein  sehr  leichtes* 
brillantes  Blau.  Mit  Salpetersäure  wird  eine  röthlich  braune 
Lösung  hervorgerufen,  bei  gelindem  Erwärmen  entwickeln  sich 
salpetrigsaure  Dämpfe  und  die  Flüssigkeit  bekommt  eine  hellere 
Farbe.  Ein  Platinsalz  wurde  dargestellt,  welches  20,70ä  o/o  Platin 
in  dem  bei  110^  G.  getrockneten  Salze  enthält. 

Berberidaceen-Alkaloi'de.  Als  Ersatz  für  das  bisherige  von 
Merck  als  Berberin.  puriss.  cryst.  in  den  Handel  gebrachte  frei» 
Alkaloid  wird  von  E.  Merck  i)  Berberin  carbonicum  cryst.  vor- 
geschlagen. Durch  eine  grosse  Reihe  von  Versuchen  weist  E. 
Merck  nach,  dass,  sofern  man  mit  einer  einzigen  Operation  zum 
reinen  Berberin  gelangen  will,  nur  als  einzige  Möglichkeit  über- 
bleibt, die  Schwefelsäure  aus  dem  schwefelsauren  Salze  genau 
mit  Barytlösung  auszufallen.  Da  die  auf  diese  Weise  gewonnene 
Base  sich  durch  grosse  Unbeständigkeit  auszeichnet,  auch  auf 
directem  Wege  sich  nicht  krystallinisch  darstellen  lässt, .  so  em- 
pfiehlt sich  schon  an  Stelle  der  freien  Base  das  kohlensaure  Salz 
derselben,  welches  aus  Wasser  und  Weingeist  sich  leicht  um- 
krystallisiren  lässt  und  auch  sonst  frei  von  fremden  Säuren 
ist,  künftig  in  den  Handel  zu  bringen. 

Hydrasiin,  Das  seiner  Zeit  von  F.  Schmidt  (Archiv  228,  240) 
durch  erschöpfende  Methylirung  des  Hydrastins  erhaltene 
stickstofffreie  Spaltungsproduct  des  Alkalo'lds,  dessen  Formel  von 
M.  Freund  und  M.  Heim  wiederholt  angefochten  war,  diente  E. 
Schmidt^)  als  Ausgangsmaterial  für  die  vorliegende  Arbeit.  Der- 
selbe zeigte  zunächst,  dass  die  seiner  Zeit  von  F.  Schmidt  er- 
mittelte Zusammensetzung  CaoHisO?  die  richtige  ist.  Für  diese 
bei  169^  schmelzende  Verbindung,  die  den  Charakter  einer  ein- 
basischen Säure  hat,  schlägt  Verfasser  den  Namen  Hydraston- 
säure vor.  Durch  die  Analyse  des  Silbersalzes  wurde  der  ein- 
basische Säurecharakter  bestätigt,  es  sind  somit  von  den  7  vor- 
handenen Sauerstoffatomen  2  zu  einer  Carboxylgruppe  gehörig. 
Dass  zwei  weitere  Sauerstoffatome  in  2  Methoxylgruppen  enthalten' 
sind,  lehrte  eine  nach  dem  Zeisel'schen  Verfahren  ausgeführte  Be- 
stimmung der  Methoxylgruppen.  Schliesslich  ergab  die  Bildung 
eines  Oxims,  welches  durch  Einwirkung  von  salzsaurem  Phenyl- 
hydrazin auf  die  in  etwas  Natronlauge  gelöste  Hydrastonsäure 
erhalten  wurde,  dass  entweder  eine  Aldehyd-,  wahrscheinlicher 
aber  eine  Ketongruppe  in  der  Hydrastonsäure  enthalten  ist.  Bei 
der  Behandlung  der  Hydrastonsäure  mit  Brom  wurden  2  Brom- 
atome aufgenommen,  es  musste  jedoch  eine  Isolirung  dieser  Ver- 
bindung unterbleiben,  da  dieselbe  sehr  leicht,  schon  beim  Ver- 
dunsten ihrer  Lösung  Bromwasserstoffsäure  abspaltete.  Wird  eine 
mit  Hülfe  von  Wasser  und  der  berechneten  Menge  Natronlauge 
hergestellte  Lösung  der  Hydrastonsäure  nach  und  nach  mit  einer 
3  ^/oigen  Kaliumpermanganatlösung    bis    zur   beginnenden   Roth- 

1)  Archiv  d.  Pharm.  231,  p.  125.  2)  ebenda  1893,  541. 


Alkaloide.  491 

färbuDg  yersetzt,  so  resultirte  eine  dunkelbraune  Lösung,  aus  der 
sich  allmählich  Mangansuperoxydhydrat  abschied.  Nachdem  letz- 
teres abfiltrirt  und  wiederholt  mit  Wasser  ausgekocht ,  geben  die 
Filtrate  auf  Zusatz  von  Essigsäure  geringe  Abscheidungen  von 
Zwischenoxydationsproducten.  Wird  das  Filtrat  Yon  diesen  nach 
dem  Neutralisiren  auf  ein  kleines  Volumen  eingeengt,  so  scheidet 
sich  beim  Erkalten  der  Flüssigkeit  ein  aus  Nadeln  bestehendes 
Krystallpulver  ab,  das  nach  dem  Umkrystallisiren  aus  heissem 
yerdünnten  Alkohol  centimeterlange  glänzende  Nadeln  vom  Schmelz- 
puncte  154^  lieferte.  In  seinen  Eigenschaften  erwies  sich  dieser  Körper 
als  ein  Lacton  von  der  Formel  G10H7  O^COH).  Dieses  Lacton,  für 
welches  Verfasser  den  Namen  Hydrastlacton  vorschlägt,  enthält 
eine  alkoholische  Hydroxylgruppe,  wie  aus  der  Bildung  einer  Acetyl- 
Verbindung  Cio  H7  Oö  .  (CHs  CO) ,  sowie  einer  Benzoylverbindung 
C10H7  .üsCCeHöCO)  zu  entnehmen  ist.  Es  besitzt  das  genannte^ 
Hydrastlacton  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Gotarnlacton  CnHioOe, 
von  dem  es  sich  nur  durch  OCHs  unterscheidet.  Da  nach  den 
Versuchen  von  W.  Roser  das  Gotarnlacton  bei  weiterer  Oxydation 
mit  Kaliumpermanganat  eine  zweibasische  Säure,  die  Cotamsäure, 
liefert,  man  andrerseits  aber  in  dem  Gotarnlacton  ein  methoxy- 
lirtes  Hydrastlacton  vermuthen  konnte,  so  lag  die  Annahme  sehr 
nahe,  dass  auch  das  Hydrastlacton  bei  weiterer  Oxydation  eine 
zweibasische  Säure  ergeben  würde.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
das  erwähnte  Lacton  mit  der  doppelten  Menge  Aetzkali  und  der 
fünfzigfachen  Menge  Wasser  gelöst  und  zu  dieser  Lösung  eine 
4  %  ige  Kaliumpermanganatlösung  in  kleinen  Antheilen  gefügt. 
Nach  dem  Abfiltriren  des  abgeschiedenen  Mangansuperoxydhydratea 
wurde  mit  Salzsäure  neutralisirt  und  nach  dem  Einengen  mit 
Salzsäure  angesäuert.  Nach  24  Stunden  war  ein  Niederschlag 
entstanden,  der  nach  dem  Umkrystallisiren  aus  heissem  Wasser 
bei  174—175^  schmolz  und  bei  der  Eleinentaranalyse  die  Formel 
C9  He  Os  zeigte.  Diese  Säure  ist  identisch  mit  der  Hydrastsäure  von 
M.  Freund.  Da  nun  nach  den  Untersuchungen  von  Freund 
die    Hydrastsäure    2    Sauerstoflfatome    als    Dioxymethylengruppe 

(~J^>GHa  j  enthält,  so  ist  somit  auch  der  chemische  Cha- 
rakter der  beiden  letzten  Sauerstoffatome  in  der  Hydrastonsäure 
ermittelt.  Es  sind  also  in  letztgenannter  Säure  C20H18O7  2 
Atome  Sauerstoff  als  Garboxyl  (GOOH),  2  Atome  Sauerstoff  als 
Oxymethyl  (OGH3),  2  Atome  Sauerstoff  als  Dioxymethylen  (GH2O2) 
und  das  letzte  Sauerstoffatom  als  Garbonyl  (CO)  enthalten.  Da 
nun  nach  den  Untersuchungen  von  Roser  und  Freund  in  der 
Hydrastsäure  die  beiden  Garboxylgruppen  in  der  Orthosteilung 
sich  zu  einander  befinden,  so  blieb  für  diese  Säure  nur  noch  zu 
ermitteln,  in  welcher  Stellung  die  Dioxymethylengruppe  zu  den 
Garboxylgruppen  sich  befindet.  Dies  liess  sich  darthun,  wenn 
es  gelang  z.  ß.  durch  Abspaltung  der  Methylengruppe  die  Hy- 
drastsäure in  eine  Dioxyphtalsäure  überzuführen.  Der  vom  Ver- 
fasser zu  diesem  Zwecke  eingeschlagene  Weg  bestand  darin,  dass 


492  Alkaloidc. 

die  Hydrastsäure  mit  amorphem  Phosphor  und  Jodwassersto&äure 
3 — 4  Stunden  auf  150—160°  im  geschlossenen  Rohre  erhitzt 
wurde.  Der  nach  dem  Oeffnen  des  Rohres  sich  ergebende  Inhalt 
wurde  zur  Trockne  eingedampft,  der  Verdampfuugsrückstand  als- 
dann mit  salzsäurehaltigem  Wasser  ausgezogen  und  die  so  er- 
haltene Lösung  der  freiwilligen  Verdunstung  überlassen.  Hierbei 
ergaben  sich  warzenförmige  Krystalle,  die  nach  dem  Reinigen  bei 
247  ^  schmolzen  und  sich  identisch  erwiesen  mit  der  kürzlich  von 
Rossiu  (Monatshefte  f.  Ghem.  12,  494)  beschriebenen  Dioxyphtal- 
säure.  Diese  Säure  verlor  beim  Erhitzen  auf  150°  Wasser  und 
ging  in  ihr  Anhydrid  über;  wird  das  Anhydrid  der  Sublimation 
unterworfen,  so  resultiren  glänzende  bei  247 — 247,5®  schmelzende 
Nadeln.  Die  nur  bei  100°  getrocknete  Säure  entspricht  der 
Formel  GgHeOe  +  HsO  und  ist,  wie  auch  aus  den  von  Freund 
veröffentlichten  Versuchen  zu  ersehen,  als  Methylendioxy- 
ph talsäure  aufzufassen.  —  Um  nun  weitere  neben  dem  oben 
angeführten  Hydrastlacton  entstandene  Oxydationsproducte  zu 
isoliron,  wurde  das  Filtrat  von  dem  zunächst  ausgeschiedenen 
Hydrastlacton  mit  Bleiacetat  gefällt.  Der  hierbei  entstehende 
Niederschlag  wurde  alsdann  durch  Schwefelwasserstoff  entbleit 
und  das  Filtrat  von  Schwefelblei  eingeengt.  Nach  dem  Erkalten 
der  Lösung  schieden  sich  reichliche  Krystalle  ab,  die  durch  ihren 
Schmelzpunct  (162°)  und  die  Elementaranalyse  als  Hemipinsäure 
erkannt  wurden.  Neben  dieser  Säure  konnten  in  einigen  Krystalli- 
sationen  noch  glänzende,  bei  175°  schmelzende  Blättchen  beob- 
achtet werden,  die  aus  Hydrastsäure,  dem  weiteren  Oxydations- 
product  der  Hydrastonsäure  bestanden.  In  dem  Filtrat  von  dem 
Bleiniederschlage  Hess  sich  ausser  der  Hemipinsäure  und  Hydrast- 
säure auch  noch  Oxalsäure  sowie  eine  kleine  Menge  einer  in  leinen 
Nadeln  krystallisirenden  bei  146 — 148°  unter  Aufschäumen  schmel- 
zenden Säure  von  der  Formel  OioHio  Og  +  2H8  0  nachweisen. 
Dieselbe  ist  in  ihren  Eigenschaften  verschieden  von  der  gleich 
zusammengesetzten  Hemipinsäure,  konnte  jedoch  wegen  Mangel 
an  Material  nicht  näher  untersucht  werden.  Durch  die  Bildung 
des  Hydrastlactons  sowie  der  Hemipinsäure  bei  der  Oxydation  der 
Hydrastonsäure  ist  somit  auch  wohl  die  Annahme  gerechtfertigt, 
dass  die  beiden  Methoxylgruppen  und  die  Carboxylgruppe  in  der 
Hydrastonsäure  sich  in  derselben  bereits  als  Hemipinsäurerest 
vorfinden,  und  stellt  Verfasser  die  aus  diesen  Thatsachen  sich  er- 
gebende Constitutionsformel  für  die  Hydrastonsäure  auf.  Da  so- 
mit die  Oonstitution  der  Hydrastonsäure  bekannt,  so  bot  die 
Structur  des  Hydrastins,  aus  dem  ja  bekanntlich  durch  erschöpfende 
Methylirung  die  vorgenannte  Säure  entsteht,  nur  wenig  Schwierig- 
keiten. Es  versucht  daher  Verfasser  nur  noch  festzustellen,  ob 
auch  in  dem  Hydrastin,  dem  Methylhydrastin,  sowie  demMethyl- 
hydrastinhydrat  ebenfalls  wie  in  der  Hydrastonsäure  eine  (00)- 
Gruppe  enthalten  ist.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  zunächst  ge- 
pulvertes Hydrastin  mit  der  gleichen  Gewichtsmenge  salzsaurem 
Hydroxylamin  und  der  20  fachen  Menge  Wasser  eine  Stunde  lang 


Alkaloide,  49a 

am  Rückflusskühler  erhitzt.  Der  Versuch  ergab  jedoch,  dass  die 
Einwirkung  nicht  in  dem  gewünschten  Sinne  stattgefunden  hatte. 
Anders  verlief  jedoch  die  Einwirkung  von  Hydroxylamin  auf 
Methylhydrastin.  Unter  den  obigen  Bedingungen  entstand  näm- 
lich das  Hydrochlorid  eines  Oxims.  Dasselbe  bildet  weisse^  tafel- 
förmige Krystalle  •  von  der  Formel  C»»  H^d  N«  Oe  .HCl  +  3HaO. 
Das  freie  Oxim  erhält  man,  wenn  die  wässrige  Lösung  des  Hydro- 
chlorides  mit  kohlensaurem  Natrium  bis  zur  völligen  Ausfällung 
versetzt  und  das  hierbei  sich  abscheidende  Product  aus  abso- 
lutem Alkohol  umkrystallisirt  wird.  Es  stellt  durchscheinende, 
glänzende  Blättchen  dar,  die  bei  80—90°  Krystallalkohol  ver- 
lieren, dann  bei  158—159^  schmelzen  und  die  Zusammensetzung 
Csa  H»4  Na  0«  +  C2  Hg  0  besitzen.  Ganz  analog  dem  Methylhydrastin 
erwies  sich  dem  Hydroxylamin  gegenüber  das  Methylhydrastin- 
hydrat.  Auch  hier  entstand  das  oben  erwähnte  Hydrochlorid. 
Dass  das  in  beiden  Fällen  erhaltene  Oxim  aus  einem  a  priori  ge- 
bildeten Oxim  des  Methylhydrastinhydrats  durch  Austritt  eines 
Moleküles  Wasser  entstanden  ist,  lehrte  die  Behandlung  des 
Oxims  mit  Acetylchlorid  oder  mit  Essigsäureanhydrid.  Wird 
nämlich  das  Oxim  mit  Acetylchlorid  zusammengebracht  und  nachdem 
die  anfangs  stürmische  Reaction  vorüber  ist,  noch  eine  Stunde 
am  Rückflusskühler  erwärmt,  so  hinterbleibt  eine  weisse  krystal- 
linische  Masse,  die  nach  dem  Lösen  in  heissem  Wasser  allmählich 
beim  Erkalten  der  Lösung  Krystalle  des  Hydrochlorids  des  ur- 
sprünglichen Oxims  abscheidet.  Aus  den  Mutterlaugen  von  diesem 
Hydrochlorid  fällt  Natriumcarbonat  einen  bei  202 — 203  **  schmel- 
zenden Körper,  dessen  Formel  sich  als  CaaHaeNaO?  ergab  und 
nur  ein  Hydrat  des  ursprünglichen  Oxims  darstellt.  Die  gleiche 
Verbindung  (Gas  H26  Na  O7)  wurde  auch  bei  der  Einwirkung  von 
Essigsäureanhydrid  auf  das  Oxim  erhalten.  Verfasser  schliesst 
nun  aus  diesen  sowie  aus  weiteren  Beobachtungen,  dass  der  Körper 
CaaHaeNaO?  als  das  eigentliche  Oxim  des  Methylhydrastinhydrats, 
die  Verbindung  CsaHa^NsOe  dagegen  nur  als  ihr  Anhydrid  an- 
zusprechen ist.  Weiter  folgert  er,  dass  das  Methylhydrastin  keine 
Carbonylgruppo  (CO)  besitzt,  vielmehr  nur  bei  der  Behandlung 
mit  Hydroxylamin  in  das  unter  diesen  Bedingungen  reactions- 
fähigere  Methylhydrastinhydrat  verwandelt  wird.  Es  wird  daher 
zunächst  das  Oxim  des  Methylhydrastinhydrates  und  aus  diesem 
erst  das  Anhydrid  bezw.  dessen  Hydrochlorid  entstehen.  Dass  in 
dem  Methylhydrastin  eine  doppelte  Bindung  zwischen  zwei  in 
einer  Seitenketto  befindlichen  Kohlenstoffatomen  vorhanden  ist, 
beweist  die  Addition  von  2  Atomen  Brom.  Zu  diesem  Zwecke 
wurde  Methylhydrastin  in  Chloroform  aufgelöst,  mit  einer  dem 
Gehalte  nach  bekannten  Bromlösung  in  Chloroform  versetzt  und 
hierauf  das  nicht  gebundene  Brom  zurücktitrirt.  Das  in  gleicher 
Weise  behandelte  Methylhydrastinhydrat  reagirt  nicht  analog, 
sondern  nimmt  nur  eine  geringe  Menge  Brom,  wahrscheinlich  in 
Folge  eines  secundären  Processes  auf.  Dass  auch  in  dem  Hy- 
drastin  a  priori  keine  doppelte  Bindung  vorhanden  ist,  konnte  in 


1 


494  Alkaloide. 

analoger  Weise  dargethan  werden.  Es  ist  daher  aus  diesen  Ver- 
suchen zu  entnehmen,  dass  die  in  dem  Methylhydrastin  enthaltene 
doppelte  Kohlenstoffbindung  nur  erst  bei  dem  Uebergange  dee 
Hydrastinmethyljodids  in  diese  Base,  durch  Abspaltung  von 
Jodwasserstoffsäure  entstanden  ist  Wird  Acetohydrastin 
(Gsi  Hao  (Ca  Hs  0) N  Oe) ,  welches  zuerst  von  -  Kehrstein  durch 
Einwirkung  von  Acetylchlorid  auf  Hydrastin  dargestellt 
ist,  in  Ghloroformlösung  mit  einer  Lösung  von  Brom  in 
Chloroform  versetzt,  so  verschwindet  sofort  die  Bromfärbung  und 
es  werden,  wie  eine  quantitative  Analyse  ergab,  2  Atome  Brom 
gebunden,  ein  Beweis  dafür,  dass  in  dem  Acetohydrastin,  das 
seine  Entstehung  einem  ähnlichen  Processe  zu  verdanken  scheint, 
wie  das  Methylhydrastin ,  eine  doppelte  Kohlenstoffbindung  vor- 
handen ist.  Zum  Schluss  theilt  E.  Schmidt  noch  kurz  die  Ver- 
suche der  Einwirkung  von  Ammoniak  auf  Hydrastinmethyljodid 
mit.  Wird  eine  kalt  gesättigte  Hydrastinmethyljodidlösung  mit 
wässrigem  Ammoniak  versetzt ,  so  entsteht  das  bei  156 — lö7^  schmelz. 
Methylhydrastin;  während  beim  Uebergiessen  von  trocknem  Hy- 
drastinmethyljodid mit  wässrigem  25  ^/oigen  Ammoniak  eine  Ver- 
bindung CasHaeNsOg  gebildet  wird,  die  mit  dem  von  Freund  be- 
schriebenen Methylhydrastamid  identisch  ist.  Lässt  man  dagegen 
alkoholisches  Ammoniak  auf  das  Hydrastinmethyljodid  einwirken, 
60  resultirt  ein  jodhaltiger  bei  233^  schmelzender  Körper,  der 
als  das  jodwasserstoffsaure  Salz  einer  Base  anzusehen  ist,  für 
welche  M.  Freund  den  Namen  Methylhydrastimid  (CssHsaNsOs) 
vorgeschlagen  hat.  Bei  einer  trockenen  Destillation,  welche  Ver- 
fasser mit  einem  Gemisch  von  Hydrastin  und  Natronkalk  unter- 
nahm, ergab  sich  neben  Trimethylamin,  Methylamin  und  Ammo- 
niak noch  ein  öliges,  chinolinartig  riechendes  Liquidum,  dessen 
chemische  Natur  leider  wegen  zu  geringer  Ausbeute  nicht  ermittelt 
werden  konnte. 

Hydrastinum  bitartaricum  crystallisatum.  E.  Merck  ^)  ist  es 
nunmehr  gelungen,  das  in  weissen  Nadeln  krystallisirende  Hydrastin- 
bitartrat,  somit  das  erste,  auch  für  die  medicinische  Anwendung 
wichtige,  einfache,  krystallisirende  Salz  des  Hydrastins  darzustellen. 
Dasseloe  löst  sich  leicht  in  heissem,  schwerer  in  kaltem  Wasser 
und  eignet  sich  in  hervorragender  Weise  zur  absoluten  Reinigung 
des  Hydrastins.  Die  Analyse  ergab  für  das  Hydrastinbitartrat  die 
Formel :  Cji  H«i  NOe .  C*  Hg  Og  +  4  H»  0. 

Carpatn,  das  Alkalo'id  der  Blätter  von  Carica  Papaya  L., 
wurde  bekanntlich  von  M.  Greshoff  isolirt  und  kurz  charakterisirt 
<s.  Jahresber.  1891,  28).  L.  van  Ryn  >)  schlägt,  nachdem  er 
zur  Darstellung  des  Carpains  eine  Reihe  von  Methoden  geprüft, 
nachfolgendes  Verfahren  vor.  Die  groben  getrockneten  Blätter 
Yon  Carica  Papaya  wurden  in  eisernen  Deplakatoren  mit  ammo- 
uiakalischem  Alkohol   8—10  Stunden  lang   im   Wasserbade   auf 


1)    Ber.  von  E.  Merek,   Jan.  1893,   S.  82.  2)    Arch.  d.  Pharm. 

1893,  184. 


Älkalo'ide.  495 

60^  erwärmt  und  nach  Stägigem  Stehenlassen  die  alkoholischen 
Auszüge  nach  dem  Einengen  bis  zur  dünnen  Extractdicke  mit 
saurem  Wasser  vermischt.  Hierdurch  wurde  ein  grösstentheils  aus 
Chlorophyll  bestehender  schmutzig-grüner,  fettiger  Niederschlag 
abgeschieden.  Die  von  dem  Niederschlage  getrennte  Flüssigkeit 
wurde  alsdann  bis  zur  völligen  Vertreibung  des  Alkohols  gekocht 
und  die  nach  dem  Erkalten  sich  abermals  abscheidende  Ghloro- 
phyllschicht  mechanisch  entfernt.  Wurde  nunmehr  die  wässrige 
Flüssigkeit  mit  soviel  Wasser  verdünnt,  dass  keine  weitere  Trü- 
bung mehr  entstand  und  dann  zum  Kochen  erhitzt,  so  befand 
sich  nach  dem  Erkalten  auf  dem  Boden  des  Gefässes  eine  feste 
harzartige  Masse,  die  sich  leicht  von  der  überstehenden  Flüssig- 
keit trennen  Hess  und  zur  weiteren  Untersuchung  aufbewahrt 
wurde.  Die  von  dieser  harzigen  Schicht  getrennte,  dunkelbraune, 
saure  Flüssigkeit  wurde  nach  dem  Eindunsten  zur  dünnen,  sirap- 
artigen  Consistenz  zur  Entfernung  von  FarbstofiPen  und  sonstigen 
Verunreinigungen  mit  Aether  geschüttelt  und  nach  dem  Alkali- 
siren mit  Natronlauge  wiederholt  mit  Aether  extrahirt.  Durch 
Verdunsten  der  ätherischen  Flüssigkeit  resultirten  die  nur  wenig 
gefärbten  Krystalle  des  Carpains,  die  durch  mehrmaliges  Um- 
krystallisiren  aus  Aether  und  später  aus  absolutem  Alkohol  sich 
leicht  reinigen  Hessen.  80  Kilogramm  Papayablätter  ergaben  nur 
60  g  des  Alkalo'ides.  Das  Garpa'in  bildet  wasserhelle  Prismen 
von  sehr  bitterem  Geschmacke;  in  Wasser  ist  es  unlöslich,  leicht 
löslich  in  den  meisten  üblichen  Lösungsmitteln.  Bei  121  ^  be- 
ginnt es  zu  schmelzen,  bei  höherem  Erhitzen  bräunt  es  sich  und 
sublimirt  in  farblosen  Nadeln.  Die  besten  Lösungsmittel  sind 
Chloroform  und  Schwefelkohlenstoff.  Für  die  specifische  Drehung 
einer  alkoholischen  Garpainlösung  wurde  nachfolgender  Werth 
[ajjj  «21°  54,7'  gefunden.    Von  den  Alkaloidreagentien  erwiesen 

sich  als  die  empfindlichsten  Kalium-Quecksilberjodid  (1  :  200000 
noch  nachweisbar),  sowie  Jod -Jodkalium  (Grenze  1:250000). 
Von  den  meisten  anderen  Reagentien,  wie  conc.  Schwotelsäure, 
conc.  Salpetersäure,  Gemisch  von  conc.  Schwefelsäure  und  wenig 
Salpetersäure,  Vanadinschwefelsäure  etc.  bleibt  das  Carpa'in  voll- 
kommen unverändert,  nur  Kaliumchromat  und  conc.  Schwefelsäure 
erzeugen  eine  Grünfärbung.  Als  Zusammensetzung  ergab  die 
Elementar analyse  für  das  Carpain  CiaHssNO^;  ausserdem  erwies 
sich  die  Base  als  einsäurig.  Von  Salzen  wurden  nachfolgende 
dargestellt.  Das  Platindoppelsalz  (Ci4  Has  N  Oi  H  Cl)^  Pt  CU ,  ein 
flockiger,  orangegelber  Niederschlag;  ein  krystallinisches,  citronen- 
gelbes  Golddoppelsalz  (CiiHjs  .N 0« . HCl . Au Cl3)a  +  5 H«  0 ;  ferner 
das  farblose,  bis  zu  3  cm  langen  Krystallnadeln  ausgebildete  salz- 
saure Salz  C14H35.NO2.HCl;  das  weisse  KrystaHnadeln  bildende 
brom wasserstoffsaure  Salz  C14  Hs6  N  Os .  HBr;  das  in  blassgelblichen 
Rosetten  krystallisirende  jodwasserstoffsaure  Carpain  Ci4H96NOi  .HJ; 
das  nur  schwierig  krystallinisch  zu  erhaltende  schwefelsaure  Salz 
Ci4 Hi5  .N Os . Hs  SO4  +  3  H2O ;     das   in  farblosen ,    blätterartigen 


496  Alkaloi'de. 

Gebilden  krystallisirende  salpetersaure  Salz  GiiHasNOs .  HNOs  +  H2O. 
Ueber  die  physiologische  Wirkung  des  Garpa'ins  theilt  van  Ryn 
mit,  dass  es,  wie  schon  auch  Greshoff  gefunden,  hauptsächlich 
auf  das  Herz  wirkt,  ohne  jedoch  die  Respiration  oder  die  Wir- 
kung des  Rückenmarkes  zu  beeinflussen.  Dass  das  Garpain  den 
Charakter  einer  secundären  Base  besitzt,  zeigte  Verfasser  durch 
die  Bildung  von  Aethylcarpain,  dessen  jodwasserstofisaures 
Salz  er  durch  dreistündiges  Erhitzen  eines  Gemisches  von  Garpain 
und  Jodäthyl  in  einer  Druckäasche  im  Wasserbade  erhielt.  Das- 
selbe schmilzt  unter  theilweiser  Zersetzung  bei  235°,  entspricht 
der  Formel  GuHssNOa.CsHs  .J  und  lässt  sich  zu  einem  Platin- 
doppelsalz (Ci4H24.(C2H6)N0i.HCl)«PtCm-3H,0,  sowie  zu 
einem  Golddoppelsalz  Ci4H24(C2H6)N02.HCl  +  AuCls  (Schmelz- 
punct  175 — 176*^)  umsetzen.  Zur  Gewinnung  des  freien 
Aethylcarpa'ins  wurde  die  mit  Kalilauge  alkalisirte  wässrige  Lö- 
sung des  jodwasserstoffsauren  Salzes  mit  Chloroform  ausgeschüttelt 
und  der  Verdunstungsrückstand  der  Chloroformlösung  nach  dem 
Lösen  in  starkem  Alkohol  mit  Wasser  bis  zur  beginnenden  Trü- 
bung versetzt.  Auf  diese  Weise  wurde  das  Aethylcarpain  in 
weissen,  seidenglänzenden  Emtallnadeln  vom  Schmelzpunct  91  ° 
und  der  Zusammensetzung  CuH8^(CsH5)N02  erhalten.  Durch 
weitere  Einwirkung  von  Jodäthyl  auf  dieses  Aethylcarpain  wurde 
die  Verbindung  „Äethylcarpa'inäthyljodid"  dargestelt;  aus  dieser 
durch  Behandlung  mit  Chlorsilber  das  Aethylcarpainäthylchlorid 
und  hieraus  weiter  ein  Platindoppelsalz  (Ci4H84(C8H6)M08. 
CaHöCOaPtCU,  sowie  ein  Golddoppelsalz  Ci4H24.(C2H6)N02 . 
CaHöCl.AuCls  (Schmelzp.  170— 171%  Um  an  dem  Aethylcarpain 
den  Charakter  einer  tertiären  Basis  noch  weiter  nachzuweisen ,  Hess 
van  Ryn  auf  das  Aethylcarpa'inäthyljodid  feuchtes  Silberoxyd  ein- 
wirken, es  entstand  hierbei  iedoch  nicht  die  vermuthete  Ammo- 
niumbase, sondern,  vermuthlich  in  Folge  zu  lang  andauernder 
Einwirkung  von  Silberoxyd  ein  Diäthylcarpain ,  dessen  nähere 
Untersuchung  wegen  Mangel  an  Material  unterbleiben  musste. 
Zur  weiteren  Bestätigung,  dass  in  dem  Carpa'in  eine  secundäre 
Base  vorliegt,  stellte  Verfasser  noch  eine  Nitrosoverbindung  durch 
Behandlung  des  salzsauren  Salzes  mit  einer  wässrigen  Lösung  von 
salpetrigsaurem  Kalium  dar.  Der  hierbei  sich  bildende  weisse, 
flockige  Niederschlag  giebt  beim  Umkrystallisiren  aus  Alkohol 
prismatische,  bei  144 — 145**  schmelzende  Krystalle,  die  der  Formel 
t5i4  H24  (N  0)N  O2  entsprechen.  Von  Hydroxylgruppen  sowie  Aethyl- 
gruppen  konnte  in  dem  Garpain  nichts  nachgewiesen  werden. 

Cinchona-Alkalo'ide,  Ueber  die  Umwandlung  der  Cinchona- 
JVcalotde  in  Isomere  berichtete  Zd.  H.  Skraup.  *)  Das  Jod- 
wasserstoffadditionsproduct  des  Chinins  CsoH24N2  02(HJ)s  spaltet 
bei  allen  Reactionen,  die  einen  Austausch  des  Jods  gegen  Radicale 
erzielen  sollen,  Jodwasserstoff  wieder  ab.  So  beim  anhaltenden 
Kochen  mit  Wasser   mit  oder   ohne   Zusatz  von  Alkalien,    beim 


1]  MonatBb.  f.  Ghem.  189S,  428. 


Alkaloide.  497 

Umsatz  mit  yerschiedenen  Silbersalzen  u.  s.  w.  Man  erhält  dabei 
ein  Gemisch  von  Basen,  woraus  mit  Sicherheit  neben  regenerirtem 
Chinin  noch  zwei  von  diesem  verschiedene  Alkaloide  isolirt  wurden. 
Das  eine  ist  lediglich  ein  Umlagerungsproduct,  das  Pseudochinin,  es 
ist  isomer  mit  dem  Chinin.  Das  andere  dagegen,  das  Nichin,  hat  die 
Formel  CisHsiNsOs,  weicht  also  in  seiner  Zusammensetzung  um 
1  Atom  C  vom  Chinin  ab.  Diese  eigenthümliche  Reaction  beruht  ver- 
muthlich  auf  Austausch  einer  CHs -Gruppe  gegen  Wasserstoff,  indem 
die  Gruppe  unter  Aufnahme  von  1  Mol.  HaO  derart  reagirt,  dass  Form- 
aldehyd GHsO  entsteht  und  2  H  dem  Reste  sich  einfügen.  Beim  Kochen 
der  obigen  Jodwasserstoffverbindung  mit  Wasser  ging  mit  den 
Wasserdämpfen  ein  neutral  reagirender  Körper  ins  Destillat  über, 
welcher  Silberlösung  energisch  reducirt  Da  ferner  Verfasser  vor 
kurzem  feststellen  konnte,  dass  das  Chinin  bei  der  Oxydation 
mit  Kaliumpermanganat  gleichfalls  1  Atom  C  in  Form  von  Ameisen- 
säure glatt  abspaltet,  so  erscheint  obige  Ansicht  nicht  unbe- 
gründet. —  Das  Nichin  C19HS4N2OS  krystallisirt  beim  Erkalten 
heisser  Lösungen  in  langen,  weichen  Nadeln,  färbt  sich  aber  am 
Lichte  allmählich  gelb.  Mit  Chlor  und  Ammoniak  giebt  es  die 
Chininreaction ;  es  fluorescirt  in  verdünnter  Lösung  bei  Anwesen- 
heit freier  Schwefel-,  Salpeter-  oder  Oxalsäure  schön  blau,  fast 
nicht  mit  Salzsäure.  Aus  Wasser  oder  verdünntem  Weingeist 
krystallisirt  das  Nichin  mit  2  Mol.  HaO.  Das  salzsaure  Nichin 
krystallisirt  wasserfrei  nach  der  Formel  Ci9H84N»08(HCl)2. 
Versetzt  man  die  Lösung  dieses  Salzes  in  starker  Salzsäure  mit 
Natriumnitrit,  so  erhält  man  eine  krystallinische  Ausscheidung 
des  Nitrats  eines  Nitrosoderivats:  C19  Hss Ni O9  NO . HN  Os.  Dieses 
salpetersaure  Nitrosochinin  ist  in  kaltem  Wasser  äusserst  schwer, 
sehr  leicht  in  Alkohol  löslich.  —  Pseudochinin  CsoHa^NsOs 
wird  aus  seinen  Salzen  durch  Ammoniak  in  hübschen  Prismen  ge- 
fallt. Es  schmilzt  bei  190 — 191^,  ist  in  Wasser  fast  nicht,  in 
verdünntem  Weingeist  schwierig,  leicht  in  absolutem  löslich.  Wird 
die  Base  mit  verdünntem  Alkohol  zu  einem  Brei  angerührt  und 
Salzsäure  zugeführt,  so  tritt  vorübergehend  Lösung  und  dann  Er- 
starren zu  einem  dicken  Brei  feiner  Nadeln  ein.  Aus  Wasser 
krystallisiren  sie  in  langen,  spröden  Prismen,  welche  bei  256  bis 
257*^  schmelzen  und  Krystallwasser  enthalten,  welches  sie  schon 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  verlieren.  Das  Pseudochinin  bildet 
gleich  dem  Chinin  ein  Jodwasserstoffadditionsproduct  mit  3  Mol. 
HJ.  Ob  dasselbe  mit  dem  des  Chinins  identisch  ist,  muss  noch 
festgestellt  werden. 

Jodmethylverbindungen  des  Chinins.  Es  sind  durch  Einwir- 
kung von  Jodmethyl  auf  Chinin  Mono-  und  Dijodmethylchinin 
dargestellt  worden.  Chinin  ist  aufzufassen  als  ein  Methylmethoxy- 
chinoUn  verbunden  mit  einer  Gruppe  von  unbekannter  Consti- 
tution: C10H7 (0CH3)N  —  C9H14NO.  E.  Grimaux  i)  stellt  fest, 
dass  die  zuerst  eintretende  Jodmethylgruppe  nicht  an  den  Chinolin- 

1)  Gompt.  rend.  115,  117—120. 
PhamueentiselMr  Jahnsbttildit  f.  1896.  82 


1 


498  Alkalo'ide. 

kern  geht.  Es  wird  nämlich  Chinindijodmethylat  durch  Natron- 
lauge zersetzt  unter  Bildung  eines  rothen  Harzes,  das,  gereinigt 
durch  Auswaschen  mit  Methylalkohol,  ein  in  Alkalien  und  in  Al- 
kohol lösliches  Pulver  darstellt;  die  Lösung  zeigt  starke  Fluores- 
cenz  ebenso  wie  das  durch  kalte  Kalilauge  zersetzte  Jodmethylat 
des  Methoxychinolins.  Das  Ghininmonojodmethyl  aber  ist  gegen 
Alkalien  beständig;  man  muss  somit  annehmen,  dass  hier  das 
Jodmethyl  nicht  an  die  Ghinolingruppe  augelagert  ist.  —  Da  man 
in  basischen  Chininsalzen  das  Säureäquivalent  nicht  als  am  Ghi- 
nolinstickstoff  haftend  betrachtet,  versuchte  Verfasser,  vom  basi- 
schen Sulfat  ausgehend,  ein  Isomeres  obigen  Chininmonojodmethyls 
darzustellen,  doch  gelang  ihm  diese  Reaction  nicht. 

Chtninchlorhydrosulfat  Grimaux  versuchte  schon  früher  fest- 
zustellen, dass  in  den  basischen  Gbininsalzen  die  Säure  nicht  an 
das  Natron  der  Ghinolingruppe,  sondern  an  das  Natron  der  an- 
deren Gruppe,  höchstwahrscheinlich  einer  Piperidingruppe,  ge- 
bunden ist.  Hiernach  schien  es  auch,  dass  das  Natron  der 
Ghinolingruppe  sich  mit  einer  Säure  vereinigen  könnte  und  so 
Chinindoppelsalze  mit  zwei  verschiedenen  Säuren  gebildet  würden. 
Die  nach  dieser  Richtung  von  Grimaux  undLaborde  ^)  unter- 
nommenen Versuche  führten  zur  Darstellung  des  Ghlorhydro- 
snlfates,  des  Bromhydrosulfates  und  Jodhydrosulfates,  indess  wurden 
auch  die  correspondirenden  Phosphate  dargestellt.  Das  Chinin- 
chlorhydrosulfat  ist  eine  wohlausgesprochene  Verbindung  und  keine 
Mischung.  Ueberlässt  man  das  gelöste  Präparat  an  freier  Luft 
sich  selbst,  so  scheidet  sich  auf  der  Oberfläche  der  Lösung  eine 
krystallinische  Kruste  aus,  die  auf  einer  Porcellanplatte  bei  100^ 
getrocknet,  dieselben  Analyseziffern  liefert,  wie  das  ursprüngliche 
Präparat.  Das  Salz  entspricht  der  Formel  (CsoHsiNsOfjisHGl, 
SO^Hs,  3HsO  und  löst  sich  bereits  in  der  gleichen  Gewichtsmenge 
Wasser.  Die  Bedingungen  zur  Absorption  des  Präparates  sind 
mithin  sehr  günstige,  wenn  man  z.  B.  erwägt,  dass  das  Sulfat  zur 
Lösung  700  Theile  Wasser  erfordert.  Seine  leichte  Löslichkeit 
macht  natürlich  das  Salz  für  hypodermale  Zwecke  sehr  geeignet 
Eine  aus  5  g  Chinin,  chlorhydrosulfuricum  und  6  cc  Wasser  prä- 
parirte  Lösung  enthält  im  cc  0,5  g  Salz.  Das  Präparat  enthält 
ferner  dieselbe  Menge  der  reinen  Base,  wie  das  mit  7  Molekülen 
Wasser  krystallisirte  Sulfat,  es  muss  also  in  denselben  Gewichts- 
mengen, wie  dieses  verschrieben  werden  und  hat  auch  ganz 
genau  die  physiologische,  toxische  und  therapeutische  Wirkung 
des  Chinins. 

Chininsulfat  Im  Arzneibnche  lautet  der  zweite  Absatz  des 
Artikels  Chininum  sulfuricum:  „Von  100  Th.  Chininsulfat  müssen 
nach  dem  Trocknen  bei  100°  mindestens  85  Tb.  zurückbleiben"; 
die  Commission  des  Deutschen  Apothekervereins')  zur 
Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt  vor,  statt   müssen  „sollen'' 


1)  Joam.  de  Pharmacia  et  de  Chimie  1893,  Tome  XXVII,  462. 

2)  Apoth.  Ztgf.  1893,  325. 


Alkaloide.  499 

zu  setzen.  —  Der  erste  Satz  des  vierten  Absatzes  nach  der  Fassung 
des  Arzneibuches  giebt  zu  Zweifeln  Veranlassung,  ob  2  g  des 
bereits  verwitterten  Salzes  anzuwenden  sind  oder  ob  man  2  g 
wasserhaltiges  Salz  verwittern  lassen  soll ;  die  Gommission  schlägt  des- 
halb vor,  zu  sagen :  „2  g  bei  40  bis  50  ^  völlig  verwittertes  Chininsulfat 
übergiesse  man  etc/^  noch  besser  wäre  wohl:  2  g  von  bei  40  bis 
50^  völlig  verwittertem  ühininsulfat  übergiesse  man  .  .  .  /*  zu 
sagen. 

Zur  Prüfung  des  Chininsulfats  und  Bestimmung  des  Chinins 
verfährt  L.  Barthe  i)  wie  folgt:  Die  gesättigten  Lösungen  von 
Chininsulfat  erfordern  um  so  mehr  Vio  Normal- Alkali  zur  Be- 
stimmung der  mit  Chinin  verbundenen  Säuremenge,  je  grösser 
die  angewendete  Menge  Chininsulfat  ist.  Die  constante  Differenz 
zwischen  den  um  je  1  g  Chininsulfat  stärkeren  Lösungen  giebt 
einen  Maassstab  für  die  vorhandenen  Verunreinigungen,  Man  be- 
reitet auf  dem  Wasserbade  bei  20^  zwei  Lösungen  von  1  g  und 
von  5  g  Chininsulfat  in  100  cc  Wasser  >).  Die  Differenz  zwischen 
den  zur  Neutralisation  der  Lösungen  verbrauchten  Cubikcenti- 
metern  Vio  Normal-Alkali  wird  mit  100x0,0397   multiplicirt  und 

~  4 
giebt  dann  die  in  lOQ  cc  des  untersuchten  Chininsulfats  vorhan- 
denen Verunreinigungen,  als  Cinchonidinsulfat  berechnet,  an. 
Reines  Cliininsulfat  zeigt  bei  Temperaturen  von  12,  20  und  25^ 
sehr  verschiedene  Löslichkeit,  bei  12^  lösen  sich  1,482  g  krystalli- 
sirtes  Chininsulfat  in  1000  cc  Wasser,  bei  20®  1,744  g.  Von 
Einfluss  auf  die  Löslichkeit  sind  auch  die  Bedingungen  bei  der 
Herstellung  der  Lösungen.  Bei  beständigem  Schütteln  kann  man 
die  bei  20°  bereitete  Lösung  bis  auf  12®  abkühlen,  ohne  den 
Gehalt  der  Lösung  dadurch  zu  verändern.  —  Zur  Bestimmung 
des  Chinins  in  einer  Chinarinde  fügt  man  zu  dem  alkoholischen 
Extract  einen  abgemessenen  Ueberschuss  von  Vio  Normalschwefel- 
^ure,  schüttelt  mehrfach  und  veijagt  das  Chloroform.  Unter 
Anwendung  von  Lackmus  als  Indikator  wird  die  nicht  gebundene 
Säure  mit  Vio  Normal-Alkali  bestimmt.  Dann  löst  man  die 
Alkaloide  in  Vio  Normalschwefelsäure,  fällt  abermals  mit  Alkali, 
löst  in  Chloroform  und  dampft  nach  Zusatz  der  vorher  gefundenen 
Schwefelsäuremenge  auf  dem  Wasserbade  ein.  Die  erhaltenen 
gemischten  und  basischen  Sulfate  der  Alkaloide  werden  mit  200  cc 
bei  20^  gesättigter  Lösung  von  reinem  Chininsulfat  verrieben  und 
2  Stunden  bei  20°  digerirt.  100  cc  des  Filtrats,  welches  in  ge- 
sättigter Chininsulfatlösung  alle  Sulfate  der  Basen  enthält,  werden 
mit  Vio  Normal- Alkali  unter  Anwendung  von  Phenolphtalein 
titrirt  Nachdem  von  dem  verdoppelten  Resultat  8  co,  welche 
dem  zugesetzten  Chininsulfat  entsprechen,  abgezogen  sind,  erhält 
man  die  Verunreinigungen,  welche  auf  Cinchonidin  umgerechnet 
werden. 


1)  Compt.  rend.  durch  Deatsoh.  Chem.  Ztg.  189Ay  80.  2}  Ist  das 

l>ei  den  Lösangs verhält niss  des  Cbininsalfats  möglich? 

82* 


500  Alkalo'ide. 

lieber  die  Be^timtnuna  des  AlkcUofdgehalts  in  Cinchonarinden 
8.  auch  S.  165  u*  f.  und  485. 

Chinintannat  Beker  ^)  machte  die  Beobachtung,  dass  Ghinin- 
tannat  sich  in  salzsäurehaltigem  Wasser  leicht  löst,  wenn  es  voll- 
kommen rein  ist.  Es  löst  sich  jedoch  nicht  in  verdünnter  Schwefel- 
säure und  auch  dann  erst  in  verdünnter  Salzsäure,  wenn  es 
schwefelsäurehaltig  ist.  Chinin,  tannic,  welches  nach  der  von 
de  Vrij  veröffentlichten  Vorschrift  (Pharm.  Jahresber.  1892,  S.  509) 
aus  reinem  Chinin  dargestellt  ist,  hielt  die  Löslichkeitsprobe  aus, 
nicht  aber  einige  Muster,  welche  Beker  aus  dem  Grosshandel 
bezog  und  welche  sich  in  der  That  als  schwefelsäurehaltig  er- 
wiesen. 

W.  Einzel*)  constatirt  die  Unmöglichkeit,  ein  Chimntann<U 
von  30  %  Ghiningehalt  herzustellen,  wie  solches  vom  Deutschen 
Arzneibuche  verlangt  wird,  indem  günstigen  Falles  nur  ein  solches 
von  25  ^lo  bis  höchstens  26  o/o  erhalten  werden  könne.  Es  sei 
deshalb  dringend  zu  wünschen,  dass  in  das  Deutsche  Arznei- 
buch eine  Darstellungsvorschrift  für  dieses  Präparat  aufgenommen 
werde. 

Coca-Älkalotde.  Mit  dem  Namen  Dextrococatn  wird  in  Amerika 
das  Isococa'in  oder  Rechtscocain  bezeichnet. 

Uober  die  Bestimmung  des  Cocains  s.  ^.  484. 

Beaction  von  Cocain-  und  Pilocarpinsalz  mit  CalomeL  Schell 
machte  zuerst  die  Beobachtung,  dass  Goca'inhydrochlorid  mit 
Calomel  gemischt  durch  hinzutretende  geringe  Menge  von  Wasser 
(Anhauchen)  schwarz  wird.  W.  Lenz  >)  theilte  mit,  dass  Pilo- 
carpinhydrochlorid  dieselbe  Reaction,  sogar  noch  stärker  giebt 
und  zwar  unter  Abscheidung  von  metallischem  Quecksilber;  später 
führte  Lenz  die  Schwärzung  auf  Bildung  von  Quecksilberoxydul 
zurück.  A.  Schneider  ^)  stimmt  der  Ansicht  von  Lenz  bei,  dass 
sich  bei  der  Behandlung  von  Cocain-  und  Pilocarpinsalz  mit 
Calomel  ein  Doppelsalz  dieser  Alkaloide  mit  Quecksilberchlorid 
bildet;  der  abgeschiedene  Körper  ist  aber  nicht  Quecksilberoxydul^ 
sondern  metallisches  Quecksilber,  wie  Schneider  an  näher  an- 
gegebenen, einschlägigen  Reactionen  nachweist. 

Gegen  die  von  Lerch  und  Schärges  angegebene  Identitäts- 
reaction  für  Cocain  (s.  Jahresber.  1889,  401)  ist  eingewendet 
worden,  dass  das  zur  Bildung  von  Ferribenzoat  nöthige  Eisen- 
chlorid durch  das  vorgeschriebene  längere  Kochen  schon  für  sich 
in  Oxychlorid  übergeht,  und  dieses  eine  dem  Ferribenzoat  ähnliche 
dunkelrothe  Färbung  der  Flüssigkeit  erzeuge.  Die  Verfasser  ^)  er- 


1)  Phann.  Weekblad  1893,  Nr.  8.  2)  Durch  Pharm.  Ztg.  1893,  25. 

8)  Pharm.  Centralh.  1893,  79.  4)  ebenda  519.  5)  Nach  Ansicht, 

des  Referenten  der  Pharm.  Centralh.  (1893,  601)  könnte  man  doch  das  längere 
Kochen  der  Eisenchloridlösung  völlig  vermeiden,  wenn  man  die  Gocaialösung 
unter  Zusatz  einer  sehr  geringen  Menge  Salzsäure  kocht,  dadurch  die  Spal- 
tung in  Ecgonin,  Benzoesäure  und  Methylalkohol  bewirkt  und  nun  erst  daa 
Eisenchlorid  zufugt.  Die  angewendete  Salzsäure  kann  der  weiteren  Reaction 
nicht  schädlich  sein,   da    auch  bei  Ausfuhrung   der  Probe  nach  Lerch  und 


Alkaloide.  501 

kennen  diesen  Einwand  als  richtig  an.  —  Scbärges^)  schlägt 
nunmehr  die  von  Liebermann  festgestellte  Thatsache,  dass  Ecgonin 
bei  der  Oxydation  optisch  active  Tropinsäare  und  Ecgoninsänre 
bildet,  mithin  also  Cocain,  indem  sich  das  Ecgonin  zu  Ecgonin- 
sänre oxydirt,  Chromsäure  reducirt,  zum  Identitätsnachweis  des 
Cocains  vor  und  glaubt,  dass  diese  Reductionsfahigkeit  gegenüber 
der  Cbromsäure  unbeschadet  dessen,  dass  auch  andere  Alkaloide 
wie  das  Morphium  dieselbe  mit  dem  Cocain  theilt,  in  Combination 
mit  anderen  zu  verwerthen  sei.  Die  Prüfung  soll  wie  folgt  an- 
gestellt werden:  Etwa  0.02  g  Cocain,  hydrocbl.  werden  in  einem 
Tropfen  Wasser  und  1  cc  conc  Schwefelsäure  gelöst  Die  resul- 
tirende  farblose  Lösung  giebt  auf  Zusatz  von  einem  Tropfen 
Kaliumchromat-  oder  Ealiumdichromatlösung  einen  rasch  wieder 
verschwindenden  Niederschlag.  Die  gelbrothe  Farbe  der  Lösung 
schlägt  beim  Erwärmen  in  Grün  um.  Bei  stärkerem  Erwärmen 
entweichen  Benzoesäuredämpfe.  —  Schärges  fugt  seiner  Mittheilung 
hinzu,  dass  bei  der  Reduction  der  Chromsäure  allenfalls  auch  der 
aus  dem  Cocain  sich  abspaltende  Methylalkohol  in  Betracht 
komme,  doch  dürfte  derselbe  bei  dem  grossen  Ueberschuss  von 
Schwefelsäure  fast  vollständig  in  statu  nascendi  esterificirt  werden 
and  dadurch  vor  Oxydation  geschützt  sein.  Von  Morphium  und 
anderen  gleichfalls  in  Schwefelsäure  sich  farblos  lösenden  und 
Chromsäure  reducirenden  Älkaloiden  unterscheiden  sich  die  Salze 
des  Cocains  durch  ihre  Fällbarkeit  mit  Aetzalkalien  oder  Am- 
moniak und  durch  Unlöslichkeit  des  gefällten  Cocains  im  Ueber- 
schusse  des  Fällungsmittels.  Erst  bei  längerem  Kochen  von  Cocain 
mit  Natronlauge  tritt  unter  völliger  Zersetzung  des  Alkaloides 
allerdings  Lösung  ein.  Neben  dieser  schnell  und  leicht  im 
Reagensglase  auszuführenden  Reaction  ist  Maclagan's  Ammoniak- 
probe auf  Nebenbasen  des  Cocains  anzustellen. 

Ueber  das  Verhalten  von  Cocain  gegen  Borax  bei  Gegenwart 
von  Olgcerin  berichtet  M.  Lewy.  *)  Die  durch  Borax  in  wässriger 
Lösung  von  salzsaurem  Cocain  erzeugte  Fällung  auf  Zusatz  von 
Glycerin  verschwindet  wieder.  Dieses  Verhalten  dürfte  seine  Er- 
klärung darin  finden,  dass  sich  die  durch  den  alkalischen  Borax 
ausgefällte  freie  Base  in  der  durch  die  Einwirkung  des  Glycerins 
auf  den  Borax  entstandenen  Borsäure  wieder  auflöst.  Und  in  der 
That  ergaben  Controlversuche,  dass  einerseits  Glycerin  Cocain 
nicht  löst  und  dass  andererseits  mit  Glycerin  versetzte  Borax- 
lösung auch  keine  Fällung  mehr  in  der  wässrigen  Lösung  von 
salzsaurem  Cocain  erzeugt.  —  Genau  wie  der  durch  Borax  hervor- 
gerufene Niederschlag,  verhielt  sich  das  durch  Kohlensäure  oder 
Aetzalkalien  gefällte  Cocain,  wobei  Verf.  beobachtete,  dass  Natron- 
lauge,  als  Fällungsmittel  benutzt,    im  Ueberschuss  bei  längerer 

Schärges  das   gebildete  Ferribenzoat  in  der   freigewordenen   Salzsäure   ge- 
löst ist 

1)    Sohweis.  Wochenschr.  f.  Pharm.  1898,  841.  2)     Pharm.  Ztg 

1898,  614. 


502  Alkaloide. 

Einwirkung  schon  in  der  Kälte  das  Cocain  wieder  auflöst  Was 
jedoch  der  Thatsache,  dass  Glycerin  die  durch  Borax  bewirkte 
Fällung  wieder  löst,  den  Werth  einer  Reaction  verleihen  könnte, 
ist  das  interessante  Verhalten  einer  auf  diese  Weise  erhaltenen 
Lösung  beim  Erwärmen.  Hierbei  tritt  nämlich  sofort  eine  von 
oben  nach  unten  sich  fortsetzende  Trübung  derselben  ein,  welche 
beim  EIrkalten  wieder  verschwindet.  Verf.  gelang  es,  auf  diese 
Weise  noch  0,1  <^/o  Gocainhydrochlorid  nachzuweisen. 

Cocamhydrochlorid,  Die  Commission  des  Deutschen 
Apothekervereins  ^)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  empfiehlt 
für  den  Artikel  ,,Gocainum  hydrochloricum**  folgende  Fassung: 

Farblose,  durchscheinende,  geruchlose,  wasserfreie  Erystalle,  welche 
mit  Wasser  und  mit  Weingeist  neutrale  Lösungen  geben.  Die  Lösungen  be- 
sitzen bitteren  Geschmack  und  rufen  auf  der  Zunge  eine  vorübergehende 
Unempfindlichkeit  hervor.  In  der  wässerigen,  mit  Salzsäure  angesäuerten 
Lösung  ruft  Quecksilberchlorid-  einen  weissen  ,  Jodlösung  einen  braunen, 
Ealilauffe  einen  weissen,  in  Weingeist  und  in  Aether  leicht  löslichen  Nieder- 
schlag hervor. 

„Reibt  man  0,01  g  Gocainhydrochlorid  mit  0,01  g  Quecksilberchloror 
zusammen,  so  schwärzt  sich  das  Gemenge  beim  Anhauchen.  ^)  Versetzt  man 
eine  Lösung  von  0,01  g  des  Salzes  in  einigen  Tropfen  Spiritus  mit  etwas  zer- 
riebenem Aetzkali,  so  entwickelt  sich  der  sehr  angenehme  Geruch  des  Benzoe- 
säureesters.^' 

„Je  0,06  g  Gocainhydrochlorid  sollen  sich  in  1  cc  Schwefelsäure  und 
in  1  cc  Salpetersäure  ohne  Färbung  auflösen.  Die  unter  Zusatz  von  3  Tropfen 
verdünnter  Schwefelsäure  bereitete  Lösung  von  0,01  g  Gocainhydrochlorid  in 
5  cc  Wasser  soll  durch  einen  Tropfen  einer  Lösung  von  1  Theile  Kalium- 
permanganat in  1000  Theilen  Wasser  violett  gefärbt  werden."  Bei  Aus- 
schluss von  Staub  zeige  diese  Färbung  im  Laufe  einer  halben  Stunde  kaam 
eine  Abnahme.  „0,05  g  des  Salzes  dürfen  beim  Erhitzen  auf  dem  Platin- 
blech keinen  Rückstand  hinterlassen." 

Vorsichtig  aufzubewahren. 

Grösste  Einzelgabe  0,05  g. 

Grösste  Tagesgabe  0,15  g. 

Begründung:  Die  Aufnahme  von  Identitätsreaotionen  wurde 
für  zweckmässig  erachtet;  zwei  derselben  sind  in  einem  besonderen 
Absatz  dem  Texte  des  Arzneibuches  hinzugefügt  worden.  Den 
mehrfach  beispielsweise  auch  auf  zwei  Wanderversammlungeu 
bayerischer  Apotheker  laut  gewordenen  Klagen,  dass  die  Prüfungs- 
Yorschriften  des  Arzneibuches  bei  manchen  kostspieligen  Präparaten 
mit  zu  grossen  Mengen  arbeiteten,  ist  bei  der  Prüfung  des 
Gocainhydrochlorids  Rechnung  getragen  worden,  indem  bei  zwei 
Prüfungen  statt  0,1  nur  0,05  g  des  Salzes  zur  Prüfung  yor- 
geschrieben  sind.  Die  Prüfung  mit  Kaliumpermanganat  ist  als 
nicht  scharf  genue  bezeichnet,  da  selbst  ein  wenig  reines  Cocain 
diese  Prüfung  noch  aushält.  Es  ist  deshalb  vorgeschlagen,  statt 
„einer  Lösung  von  1  Theil  Kaliumpermanganat  in  100  Theilen 
Wasser*'  eine  solche  von  1  Theil  Kaliumpermanganat  in  1000 
Theilen  Wasser  zu  verwenden.    Der  Vorschlag   die  Schreibweise 


1)  Apoth.  Ztg.  1808,  849;  Aenderungen  durch  ,,  *'  angedeutet 

2)  Pilocarpinhydrochlorid  giebt  dieselbe  Reaction;  s.  S.  500. 


n 


Alkaloi'de.  503 

„Cocainhydrochlorid'*  in  Kokainhydrochlorid  zu  ändern,  hat  den 
Beifall  der  Commission  nicht  gefunden. 

Der  Schmelzpunct  des  Cocainum  hydrochloricum  wird  an  zahl- 
reichen Litteraturstellen  (Beilstein,  Schmidt's  Pharm.  Chemie)  und 
neuerdings  in  der  italienischen  Pharmakopoe  zu  181,5^  angegeben. 
Derselbe  Schmelzpunct  wurde  auch  von  W.  Kinzel  *)  öfter  beob- 
achtet, yermuthlich  in  Folge  der  Anwesenheit  geringer  Mengen 
einer  fremden  Base,  welche  das  Schmelzen  an  diesem  Puncte  be- 
dingte. Es  gelingt  indessen,  das  Cocain  auch  von  dieser  vielleicht 
belanglosen  Verunreinigung  zu  befreien.  Ein  völlig  reines  Cocain- 
hydrochlorid  schmilzt  zwischen  201  und  202°. 

0.  Hesse  *)  tritt  dieser  Angabe  von  Kinzel  entgegen.  Be- 
kanntlich fanden  Antrick  (Ber.  d.  Deutschen  ehem.  Ges.  20,  311), 
Einhorn  und  Marquardt  (Ber.  d.  Deutsch,  ehem.  Ges.  23,  473)  den 
Schmelzpunct  des  reinen  salzsauren  Cocains  zu  181,5°,  Hesse 
(Pharm.  Joum.  Transact.  [3]  21,  1110),  welcher  die  Bestimmung 
in  dem  ihm  als  zuverlässig  bekannten  Roth'schen  Apparat  aus- 
führte, zu  186°.  Minimale  Beimengungen  von  salzsaurem  Cocamin 
oder  von  dem  Lösungsmittel,  aus  welchem  sich  dieses  Salz  ab- 
geschieden hatte,  drückten  den  Schmelzpunct  desselben  bis  gegen 
180°  herab.  Hesse  hat  nun  zunächst  reines  salzsaures  Cocain 
von  verschiedener  deutscher  Herkunft  im  Roth'schen  Apparat  ge- 
prüft, aber  stets  den  Schmelzpunct  desselben  bei  185 — 186°,  in 
der  Regel  bei  186  ^  beobachtet.  Bei  dieser  Temperatur  zersetzt 
sich  zugleich  das  Salz  unter  Schäumen,  indem  Chlormethyl  und 
Benzoesäuremethyläther  entweichen,  während  die  Schmelze  dann 
aus  Benzoesäure  und  salzsaurem  Anhydroecgonin  besteht.  Nach 
diesem  Erfolge  hat  Verf.  sich  an  einige  Fachgenossen,  welche 
ebenfalls  den  Schmelzpunct  des  reinen  Cocainchlorhydrats  bei 
200°  gefunden  haben  wollten,  gewandt  und  sich  von  fraglichem 
Material  ausgebeten,  das  indess  im  Roth'schen  Apparat  ebenfalls 
bei  186°  schmolz.  Die  bezügliche  Correspondenz  ergab  jedoch, 
dass  diese  Fachgenossen  die  Schmelzpunctsbestimmung  in  der 
üblichen  Weise  im  Schwefelsäurebade  vorgenommen  hatten.  Letztere 
Art  der  Bestimmung  des  Schmelzpunctes  giebt  aber  nach  Hesse's 
bisherigen  Erfahrungen  nicht  immer  zuverlässige  Resultate,  so 
zwar,  dass  dieselben  nicht  selten  zu  hoch  ausfallen.  So  fand  bei- 
spielsweise E.  Schmidt  (Apoth.  Ztg.  1890,  186)  den  Schmelzpunct 
des  aus  dem  Bender'schen  Alkaloid  dargestellten  Goldsalzes  im 
Schwefelsäurebad  bei  214^  während  das  gleiche  Material  im  Roth- 
sehen  Apparat  genau  bei  198°,  also  16°  niedriger  schmolz.  Es 
findet  sich  demnach  hier  dieselbe  Differenz  vor,  wie  bei  Cocain- 
chlorhydrat.  In  der  Regel  beträgt  aber  diese  Differenz  nur  ein 
Paar  Grad.  Hesse  kann  sich  diese  Differenz  nur  dadurch  erklären, 
dass  die  verschiedenen  Substanzen  nicht  gleich  gute,  oder  rich- 
tiger nicht  gleich  schlechte  Wärmeleiter  sind  und  daher  deren 
Temperatur  nicht  in  dem  Maasse  sich  steigern  kann,  als  jene  der 

1)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1698,  88.  3)  Liebig's  Anoal.  276  S.  842. 


504  Alkaloide. 

Schwefelsäure,  Dazu  kommt  noch,  dass  sich  bei  dieser  Art  der 
Schmelzpunctbestimmung  die  Substanz  in  einem  Luftbade,  das 
Quecksilbergefass  des  Thermometers  in  Schwefelsäure,  oder  in  einecn 
ganz  anderen  Medium  befindet.  Dieser  Missstand  fällt  bei  dem 
Roth'schen  Apparat  weg,  indem  sich  hier  Substanz  und  Thermo- 
meter in  einem  und  demselben  Medium,  in  Luft,  befinden.  Weiter 
hat  Hesse  beobachtet,  dass  wenn  man  das  Gocainchlorhydrat  im 
Schwefelsäurebade  sehr  langsam  erhitzt  und  die  Temperatur  mit 
einem  Thermometer  gemessen  wird,  dessen  Quecksilbergefäss  nicht 
zu  klein  ist,  auch  hier  der  Schmelzpunct  bei  186°  gefunden  wer- 
kten kann.  Bei  massig  stärkerem  Erhitzen  findet  man  dagegen 
188 — 190°,  und  wendet  man  zudem  ein  Thermometer  an,  dessen 
Quecksilbergefäss  sehr  klein  ist,  so  lässt  sich  leicht  die  schein- 
bare Schmelztemperatur  von  2()0— 202°  beobachten.  Ein  Ther- 
mometer mit  einem  grösseren  Quecksilbergefäss,  beziehungsweise 
mit  einer  grösseren  Qaecksilbermenge  wirkt  offenbar  verzögernd 
auf  die  Temperatursteigerung  und  begünstigt  somit  die  Genauig- 
keit der  Schmelzpunctbestimmung.  Es  sollten  daher  diese  Be- 
stimmungen nicht  nur  im  Roth'schen  Apparate  ausgeführt  werden, 
sondern  dazu  auch  Thermometer  zur  Verwendung  gelangen,  die 
nicht  mit  zu  zarten  Quecksilbergefassen  resp.  nicht  mit  zu  kleinen 
Quecksilbermengen  versehen  sind. 

Coffein.  E.  Schmidt  1)  berichtet  über  die  Salze  des  Coffeins. 
Entgegen  den  Angaben  von  Biedermann  und  Snow,  welche  For- 
scher für  das  Goffe'innitrat  zwar  verschiedene  Formeln  angeben, 
insofern  aber  in  ihren  Angaben  übereinstimmen,  dass  sie  beide 
das  Goffe'innitrat  als  eine  kiystallwasserhaltige  Verbindung  an- 
sprechen, zeigt  Schmidt,  dass  vorgenanntes  Salz  frei  von  Ery- 
stallwasser  ist,  der  Formel  Gs  HioI)4  0i,HNOs  entspricht  und 
farblose,  tafelförmige,  compacte  Krystalle  darstellt.  Bezüglich  des 
Goffeinsulfates  ist  zu  bemerken,  dass  dasselbe,  wie  es  von 
Biedermann  schon  dargethan,  nur  in  Form  zweier  saurer  Salze 
erhalten  werden  konnte,  während  die  Darstellung  eines  neutralen 
Salzes,  das  Snow  nur  unrein  vorgelegen,  nicht  gelang.  Die  beiden 
Sulfate  entsprechen  der  Formel  G8HioNiOs,H8SÜi  und  zwar  ist 
das  eine  krystallwasserfrei,  während  das  andere  1  Mol.  HsO  be- 
sitzt. Das  wasserfreie  Salz  ergiebt  sich,  wenn  ein  Theil  Coffein 
in  der  10  fachen  Menge  heissen  Alkohols  unter  Zusatz  von  2 
Theilen  concentrirter  Schwefelsäure  gelöst  wird  und  die  beim  Er- 
kalten sich  ausscheidenden,  zu  Rosetten  gruppirten  Erystallnadeln 
nach  dem  Abpressen  zwischen  Fliesspapier  möglichst  rasch  an 
an  der  Luft  getrocknet  werden.  Das  krystallwasserhaltige  Salz 
scheidet  sich  zuweilen  auch  aus  oben  erwähnter  Alkohol-Schwefel- 
säuremischung  ab,  während  es  ausserdem  durch  längeres  Liegen 
des  wasserfreien  Salzes  an  der  Luft  entsteht.  Die  quantitative 
Bestimmung  der  Goffeinsalze  geschah  in  der  Weise,  dass  die 
wässrige  Lösung  (viel  Wasser  zerlegt  die  Salze  in  die  Säure  und 

1)  Aroh.  d.  Pharm.  1898,  1. 


Alkaloi'de.  505 

freies  Coffein)  mit  Vio  Normal-Ealilange  und  Pbenolphtalein  als 
Indicator  titrirt  wurde.  —  Weitere  Saize  des  Coffeins  und  zwar 
mit  organischen  Salzen  beschreibt  R.  Gaze,  indem  er  zugleich 
die  von  Tanret  aufgestellte  Behauptung,  dass  Coffein  liefere  mit 
organischen  Säuren  keine  Salze,  widerlegt.  So  gelang  z.  B.  die 
Darstellung  des  essigsauren  Coffeins,  sowie  des  propion- 
saui'en  Coffeins,  wenn  Coffein  in  Eisessig  bezw.  reiner  Propion- 
säure unter  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  gelöst  wurde  und  die 
nach  dem  Erkalten  abgeschiedenen  Krystalle  nach  dem  Abpressen 
zwischen  Fliesspapier  über  Aetzkali  bis  zur  Lufttrockne  aufbe- 
wahrt wurden.  Unter  gleichen  Versuchsbedingungen  die  ent- 
sprechenden Salze  der  Ameisensäure,  Buttersäure  und  Valerian- 
säure  darzustellen,  gelang  nicht,  da  die  Verbindungen,  welche 
das  Coffein  mit  erwähnten  Säuren  bildet,  in  Folge  ihres  allzu- 
grossen  Zersetzlichkeit  keine  einheitlichen  Producte  darstellen. 
Da  auch  über  die  Existenz  des  Coffeincitrates  in  der  Litteratur 
die  Ansichten  sehr  getheilt  sind,  genanntes  Salz  jedoch  im  Supple- 
ment des  Deutschen  Arzneibuches  aufgenommen  ist,  so  prüfte  auch 
R.  Gaze  das  Verhalten  des  Coffeins  zur  Citronensäure.  Das  ci- 
tronensaure  Coffein  CsHioNiOs.CefisOr  wird  erhalten,  wenn 
man  5  g  Coffein  und  5  g  Citronensäure  in  10  g  Wasser  unter 
Erwärmen  löst  und  die  Lösung  nach  dem  Eindunsten  bis  zur 
Syrupdicke  über  Schwefelsäure  stellt.  Zunächst  scheidet  sich 
etwas  unverändertes  Coffein  ab,  alsdann  das  Citrat  in  blumen- 
kohlartigen Gebilden. 

Identität  van  Coffein  und  TheXn,  Obwohl  Lander  Brunton 
und  Cash  die  Angaben  von  May  über  die  Verschiedenheit  der 
Wirkung  yon  Coffein  und  Thein  nicht  bestätigen  konnten,  so 
fanden  doch  auch  sie  die  Wirkungen  der  beiden  Basen  nicht 
identisch  und  veranlassten  W.  D  uns  tan  und  W.F.  J.  Shepheard^) 
zu  einer  chemischen  Prüfung.  Dieselbe  erstreckte  sich  auf  die 
freien  Basen,  die  Goldsalze  und  die  Quecksilbersalze,  und  ergab 
die  vollkommene  Identität  der  aus  dem  Kaffee  und  Thee  ge- 
wonnenen Basen.  Die  beobachtete  Verschiedenheit  der  physio- 
logischen Wirkung  ist  also  entweder  auf  Verunreinigungen  oder 
.auf  eine  verschiedene  Empfänglichkeit  der  Versuchsthiere  zurück- 
zuführen. —  Hieran  knüpfen  sich  einige  Untersuchungen  über 
die  Einwirkung  von  Goldchlorid  auf  Coffein.  Das  Coffeinauro- 
Chlorid  Cg  Hi  o  N4  0« .  H  Ci  Au  Cls ,  geht  beim  Erwärmen  mit 
Wasser  in  das  amorphe,  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether  unlös- 
liche Aurochlorcoffein,  C8H9(AnCls)N4  0s,  über.  Das  dunkel- 
rothe  Krystalle  bildende  Coffein  -  Kaliumaurochlorid 
C^HioNiOfl.KCl.AuCIs,  Schmelzpunct  208°,  ist  im  trockenen 
Zustande  beständig,  löst  sich  aber  in  Wasser  und  Alkohol  in  der 
Wärme  unter  Abscheidung  von  Aurochlorcoffein. 

Ueber  Methoden   zur  Bestimmung   von    Coffein    im    Kaffee, 

1)  Jonm.  Chem.  See.  1898,  195—206. 


506  Alkaloide. 

Theo  u.  8.  w.,    sowie  über  die  quantitative  Trennung  von  Coffein  ' 
und  Theobromin  siehe  I^ahrungs  und  Genussmittel. 

Coffetn-Chloräl  (eine  molekulare  Verbindung?)  bildet  farblose, 
glänzende,  in  Wasser  leichtlösliche  Nädelchen;  es  wird  von  Ewald  ^) 
in  wässeriger  Lösung  zu  0,2  bis  0,4  g,  nöthigenfalls  nach  2  Stun- 
den zu  wiederholen,  subcutan  gegen  hartnäckige  Verstopfung  an- 
gewendet. Das  Mittel  soll  zur  Erzeugung  eines  breiigen  Stuhles 
zuverlässig  wirken. 

Jodocoffetfiy  Jodothetn  und  Jodotheobromin  sind  nach  Rum  mo>) 
Verbindungen  von  Coffein,  Thein  etc.  mit  Jodnatrium.  Zur  Dar- 
stellung derselben  werden  35  Th.  Jodnatrium  und  65  Th.  Coffein 
in  der  genügenden  Menge  Wasser  kalt  gelöst,  die  Lösung  mit  Schwefel- 
wasserstoff behandelt  und  dann  zur  Trockne  verdampft.  Man  er- 
hält so  farblose  Krystalle  der  Coffein  Verbindung;  das  ebenso  be- 
reitete Jodothein  ist  eine  weisse  pulverige  Masse;  das  Jodotheo- 
bromin ist  schwieriger  herzustellen  und  gelingt  nur  durch  Zusatz 
einer  concentrirten  Lösung  von  Natriumsalicylat  zur  Mischung 
von  Jodnatrium  und  Theobromin.  Alle  diese  Präparate  sind  wenig 
beständig  und  werden  in  Lösung  durch  Wärme  zersetzt.  (Hierzu 
ist  zu  bemerken,  dass  der  Autor  zwischen  Coffein  und  Thein, 
welche  bekanntlich  identisch  sind  (s.  S.  505),  auffallenderweise 
einen  Unterschied  macht;  augenscheinlich  wirkt  das  Jodnatrium 
nur  als  Lösungsmittel,  im  Falle  der  Theobrominlösung  sogar  noch 
ungenügend,  denn  es  soll  noch  Natriumsalicylat  zugesetzt  werden, 
wodurch  das  fertige  Präparat  sehr  an  das  Diuretin  erinnert. 
Warum  die  Lösungen,  wie  oben  erwähnt  ist,  mit  Schwefel- 
wasserstoff behandelt  werden  sollen,  ist  unklar.  Ref.  der  Pharm« 
Centralh.) 

Coffe^n-Natriumbenzoot,  Der  Entwurf  der  ständigen  Phar- 
makopoe-Commission  ^)  zum  Nachtrag  des  Deutschen  Arznei- 
buches enthält  den  Artikel  Coffeinum  natri(hbmzoicutn  in  folgender 
Fassung : 

Ein  weisses,  amorphes  Pulver  oder  eine  weisse,  körnige  Masse,  ohne 
Geruch,  von  bitterem  Geschmaeke,  mit  2  Theilen  Wasser,  sowie  mit  40 
Theilen  Weingeist  eine  farblose,  Lsckmuspapier  nicht  verändernde  Losung 
liefernd. 

Beim  vorsichtigen  Erhitzen  in  einem  engen  Probierrohre  entwickelt  das 
Salz  weisse  Dampfe,  welche  sich  an  den  kälteren  Theilen  des  Glases  zu 
einem,  aus  feinen  Nadeln  bestehenden  Anfluge  verdichten.  Wird  Coffein- 
Natriumbenzoat  mit  Chloroform  erwärmt,  so  hinterlässt  das  Fiitrat  nach 
dem  Verdunsten  einen  krystallinischen  Rückstand,  welcher  die  Reactionen  des 
Coffeins  zeigt. 

Die  wässerige  Lösung  des  Coffein -Natriumbenzoats  (1  a*  10)  scheidet 
auf  Zusatz  von  Salzsäure  weisse  in  Aether  lösliche  Krystalle  ab.  Eisenchlorid- 
lösung ruft  in  der  wässerigen  Lösung  des  Salzes  (1  »  10)  einen  heilbraunen, 
auf  Zusatz  von  Salzsäure  und  Weingeist  wieder  verschwindenden  Nieder- 
schlag hervor. 

Werden  0,5  g  Coffein-Natriumbenzoat  wiederholt   mit  je   5  cc  Chloro- 


1)  Durch  Pharm.  Centralh.  1898,  509.         2)  ebenda,  708.         3)  Apoth. 
2tg.  1898,  617. 


AlkaloMc.  507 

form  ansgrekocht,    so   soll   das   abfiltrirte  Chloroform  nach   den  Verdunsten 
mindestens  0,22  a  trockenes  Coffein  hinterlassen. 

Vorsieh tifr  aufzubewahren. 

Grösste  Einzelgabe  1,00. 

Orösste  Tagesgabe  8,00. 

Das  gleichnamige  Präparat  der  Pharm.  Hung.  enthält  75  <>/o 
Coffein.  Richtiger  wäre  es  gewesen,  den  Namen  Goffeino-Natrium 
benzoicum  anzunehmen.    (Ref.  d.  Pharm.  Centralh.) 

Die  Charakteristik  und  der  quantitative  Nachweis  des  Coffeins 
in  der  Doppelverbindung  sind  gut  geführt;  dagegen  ist  der  andere 
Bestandtheil,  das  Natriumbenzoat,  etwas  stiefmütterlich  behandelt. 
Eine  Prüfung  auf  Chlor,  Sulfat  und  Metalle  wäre  am  Platze  ge- 
wesen. Der  Coffe'ingehalt  soll  mindestens  44  ^jo  betragen.  Die 
grossen  zulässigen  Maximaldosen  (1  g  pro  dosi,  3  g  pro  die) 
rechtfertigen  kaum  die  Einreihung  des  Präparates  unter  die  Sepa- 
randen.    (Referent  der  Pharm.  Ztg.) 

CoffeXnjodol.  Lässt  man  nach  Ed.  Konteschweller  ^)  gleiche 
Moleküle  Coffein  und  Jodol  in  concentrirter  alkoholischer  Lösung 
aufeinander  einwirken,  so  erhält  man  eine  krystallinische,  in  Al- 
kohol nur  wenig  lösliche  Verbindung  von  Coffe'injodol  CsHioNiOi. 
C4J4NH.  Schütteln  der  gemischten  Lösungen  begünstigt  die  Ab- 
scheidung der  Verbindung.  Das  Coffe'injodol  stellt  ein  hellgraues, 
krystallinisches,  geruch-  und  geschmackloses  Pulver  dar,  in  den 
meisten  Lösungsmitteln  wenig  oder  gar  nicht  löslich.  Es  enthält 
74,6  %  Jodol  und  25,4  %  Coffein.  —  Verf.  empfiehlt  die  Anwen- 
dung dieser  beständigen  Verbindung  an  Stelle  des  Jodols,  welches 
bei  längerem  Aufbewahren  unter  Abscheidung  von  Jod  sich  oft 
zersetzt  und  dadurch  unangenehme  und  schädliche  Nebenwirkungen 
äussert. 

Coffetnstilfosäure,  ein  neues  Diureticum.  E^  war  ein  Bestreben 
der  Pharmakologen  in  das  Coffeinmolekül  ein  Atom  oder  eine 
Atomgruppe  einzufuhren,  so  dass  die  blutdrucksteigernde  Wirkung 
beseitigt  wird.  Heinz*)  hat  daher  durch  Liebrecht  eine  An- 
zahl Goffeinderivate  darstellen  lassen,  um  diesen  Zweck  zu  er- 
reichen. Von  der  Erfahrung  ausgehend,  dass  sowohl  Carbonsäuren 
wie  Sulfonsäuren  von  sehr  energisch  wirkenden  Körpern  die  Nerven- 
wirkung dieser  letzteren  vollständig  verloren  hatten,  stellte  Lieb- 
recht ein  coffeinsulfosaures  Natrium  dar.  Dieser  Körper 
ist  ein  in  kaltem  Wasser  langsam,  in  heissem  Wasser  schneller 
sich  lösender  Körper.  10  %ige  Lösungen  halten  sich  einige  Stun- 
den, ö  %  ige  Lösungen  tagelang  nach  dem  Erkalten.  Die  Ver- 
muthung,  dass  die  Coffeinsulfosäure  die  Eigenschaft  der  Nerven- 
wirkung des  Coffeins,  das  GeTässnervencentrum  zu  erregen,  voll- 
ständig verloren  hatte,  fand  sich  bestätigt.  Der  Blutdruck  erwies 
sich  auch  bei  sehr  hohen  Gaben  (Vs  bis  1  g  intravenös  injicirt) 
gänzlich  unverändert.  Dabei  war  die  diuretische  Wirkung  eine 
ungemein  starke.  Unangenehme  Nebenwirkungen  fehlen  voll- 
ständig.  Versuche  an  Menschen  zeigten,  dass  das  coffeinsulfosäure 


1)  Pharm.  Centralh.  1898,  96.  2)  Apoth.  Ztg.  1893,  467. 


I 


508  Alkaloide. 

Natrium  als  ein  tadelloses  höchst  wirksames  Diureticam  betrachtet 
werden  muss.  Als  solches  dürfte  es  Verwendung  finden  bei 
Nieren-  und  Herzerkrankungen  (Wassersucht),  weiterhin  bei  Fett- 
sucht, bei  Fettherz,  zur  Unterstützung  der  Oertelschen  Kur  als 
Hülfsmittel  zur  „Austrocknung"  des  Körpers  u.  s.  w.  Auch  das 
Lithium-  und  Strontiumsalz  dieser  neuen  Säure  sind  dar- 
gestellt worden.  Dieselben  sind  bedeutend  leichter  löslich;  sie 
sind  ebenfalls  unschädlich  und  höchst  wirksam.  Lithiumsalze  sind 
sehr  beliebt  gegen  Harnstein,  Harngries,  Gicht,  harnsaure  Diathese 
u.  s.  w.  Die  Wirkung  wird  nun  zweifelsohne  durch  harntreibende 
Goffeinsulfosäure  auf  das  beste  unterstützt,  indem  mit  dem  Harn- 
wasser auch  die  sog.  specifischen  Hambestandtheile ,  also  auch 
Harnsäure  reichlich  hinweggespült  werden,  und  schliesslich  auch 
wohl  der  Stoffwechsel  im  Allgemeinen  gehoben  wird.  Das  Stron- 
tiumsalz schliesslich  ist  dargestellt  worden  aus  Anlass  der  günsti- 
gen Berichte  französischer  Autoren  über  die  Heilwirkung  yon 
Strontiumsalzen  bei  Nephritiden.  Auch  hier  wird  diese  Wirkung 
des  Strontiums  durch  die  diuretisch  wirkende  Goffeinsulfosäure 
nur  unterstützt  und  gefördert  werden. 

Das  Goffeinsulfosäure  Natrium  wurde  von  der  dasselbe  dar- 
stellenden Fabrik  —  Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning 
in  Höchst  a.  M.  —  zuerst  mit  dem  Namen  Nasrol  belegt. 
Späterhin  bezeichneten  die  Höchster  Farbwerke^)  die  ooffein- 
sulfosauren  Salze  mit  dem  Namen  Symphorol  und  zwar  das 
coffe'insulfosaure  Natrium  als  Symphorol  N,  das  Lithinmsalz  als 
Sjmphorol  L,  das  Strontiumsalz  als  Symphorol  S. 

Coffearin.  P.  Palladino^),  hat  im  Kaffee  ein  neues  Alka- 
lo'id,  Coffearin,  aufgefunden.  Er  zerkleinert  rohen  Kaffee  mög- 
lichst fein,  kocht  ihn  bis  zu  völliger  Erschöpfung  wiederholt  mit 
dem  zehnfachen  Gewichte  Wasser  unter  Zugabe  einer  kleinen 
Menge  Kalkmilch  aus.  Die  Auszüge,  sammt  den  jedesmal  abge- 
pressten  Flüssigkeiten,  werden  nach  der  Klärung  mit  Bleiessig  in 
geringem  Ueberschusse  versetzt  und  aus  dem  Filtrate  der  Rest 
des  Bleies  mit  Schwelfelsäure  gefällt.  Sollte  die  auf  diese  Weise 
erhaltene,  angemessen  concentrirte  Flüssigkeit  stark  gefärbt  sein, 
so  wird  sie  wiederholt  mit  Bleiessig  behandelt  und  schliesslich 
auf  ein  kleines  Volumen  eingedampft.  Das  darin  enthaltene 
Coffein  führt  man  durch  zehn  oder  zwölfmal  wiederholtes  Aus- 
schütteln in  Chloroform  über;  die  letzten  Proben  des  Chloroforms 
dürfen  einen  Verdampfungsrückstand  nicht  mehr  geben.  Nach- 
dem die  Flüssigkeit  sich  frei  von  Coffein  erwiesen  hat,  wird  sie 
im  Wasserbade  mit  einem  Ueberschusse  von  Schwefelsäure  (wieviel 
und  wozu  ist  nicht  ersichtlich)  bis  zur  Sirupkonsistenz  gebracht, 
wieder  mit  Wasser  verdünnt  und  aufs  neue  eingedampft,  bis  die 
Essigsäure  verjagt  ist.  Die  auf  Zusatz  von  Wasser  sich  abschei- 
denden Substanzen  beseitigt  man  und  entfärbt  das  Filtrat  in  der 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  704.  2)  Apotb.  Ztg.  1893,  448. 


Alkalo'ide.  509 

Wärme  mit  Knochenkohle.  Nach  der  Abkühlung  wird  das  Cof- 
fearin  durch  Kalium-Wi8muthjodid(Dragendor£r8  Reagens)  ausge- 
fällt ;  den  abgepressten,  gehörig  gewaschenen  Niederschlag  rührt 
mau  mit  kaltem  Wasser  an  und  leitet,  zuletzt  in  gelindester 
Wärme,  Schwefelwasser8to£f  ein.  Nachdem  die  Jodwasserstoffsäure 
durch  Bleiweiss  beseitigt  ist,  wiederholt  man  die  Behandlung  mit 
dem  Wismuthsalze,  bis  die  Verbindung  des  Goffearins  mit  dem 
Wismuthjodid  schön  krystallinisches  Aussehen  zeigt.  Hat  man 
endlich,  nach  dem  letzten  Male,  eine  reine  Auflösung  des  Hydro- 
Jodids  des  Alkaloides  voi'  sich,  so  concentrirt  man  sie  im  Wasser- 
bade, nimmt  vermittelst  Silberoxyd  den  Jodwasserstoff  weg  und 
setzt  vorsichtig  Salzsäure  zu  (die  Lösung  des  Ck)ffearins  scheint 
demnach  alkalisch  zu  reagiren  — ?)  und  dampft  zur  Krystallisation 
ein.  Die  Nadeln  des  Goffearinhydrochlorids,  sind  wiederholt  mit 
wasserfreiem  Alkohol  gewaschen  und  zuletzt  aus  verdünntem 
Weingeist  (0,894  spec.  Gew.  — ?)  umkrystallisirt,  ungefärbt,  licht- 
beständig und  äusserst  leicht  löslich  in  Wasser.  Wird  das 
Goffearin  aus  dem  Hydrochlorid  durch  Silberoxyd  in  Freiheit  ge- 
setzt, so  erhält  man  es  in  Krystallnadeln,  die  sich  am  Lichte  ein 
wenig  verändern  (braun  färben  — ?)  und  sich  sehr  reichlich,  so- 
wohl in  Wasser  als  in  (absolutem  •— ?)  Alkohol  lösen.  Für  das 
Hydrochlorid  gibt  Palladino  die  Formel  C14H16N2O4HCI  +  H,0 
und  für  die  aus  siedendem  Wasser  gut  krystallisirende,  in  der 
Kälte  kaum  lösliche  Platinverbindung  die  Formel  CiiHieNaOiPtCU 
H-  2  HCl.  Das  Goffearin  verhält  sich  den  allgemeinen  Alkalo'id- 
reagentien  gegenüber  so  wie  viele  andere  Alkalo'ide  und  weicht 
darin  vom  Coffein  ab;  ob  ersteres  alkalisch  reagirt,  wird  nicht 
gesagt.  Im  physiologischen  Institute  der  Universität  Genua  töteten 
0,2  g  Goffearin  einen  Frosch  unter  Erscheinungen  der  Narkose; 
die  Nervencentren  wurden  erregt,  die  motorischen  Nerven  behielten 
die  Reagirfähigkeit.  Bei  Mus  decumanus,  einem  Albino  von 
Mittelgrösse,  bewirkten  0,8  g  im  Laufe  einer  Stunde  höchstens 
ein  wenig  Starre.  (Halbirt  man  die  hier  gegebene  Formel  des 
Goffearins  zu  G7H8NO2,  so  möchte  man  in  diesem  Alkalo'ide  ein 
Glied  der  Gruppen  des  Gholins  oder  Xanthins  vermuthen.) 

Coniin.  Das  Goniin  vermag  neun  isomere  Methylderivate 
C9H19N  zu  bilden,  je  nachdem  die  Methvlgruppe  eintritt  an  Stelle 
eines  Wasserstoffatomes  in  den  Pyridinkem  oder  in  die  Seiten- 
kette* Acht  derselben  müssen  gleich  dem  Goniin  secundäre  Basen 
sein,  während  das  neunte,  das  am  Stickstoff  methylirte  Goniin 
eine  tertiäre  Base  vorstellt.  Nur  dieses  letztere  Goniinderivat  war 
bisher  bekannt,  welches  seiner  Natur  nach  nicht  zu  den  eigent- 
lichen Homologen  der  Schierlingsbase  gerechnet  werden  kann, 
flin  eigentliches  Homologen  erhielten  Fr.  Jacob i  und  0.  Stöhr^} 
aus  dem  a-Isobutylenpyridin  G9H11N  bei  der  Behandlung  in  alko- 
holischer Lösung  mit  metallischem  Natrium  (nascirendem  Wasser- 
stoff).   Die  reine  Base  stellt  eine  farblose,  wasserklare,  dem  natür- 

1)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1898,  949. 


510  Alkaloide. 

liehen  Couiin  zum  Verwechseln  ähnlich  riechende  Flüssigkeit  dar, 
welche  auch  hinsichtlich  ihrer  Löslichkeit  in  kaltem  und  warmem 
Wasser  genau  das  gleiche  Verhalten  zeigt,  wie  das  Coniin  seihst. 
Ihr  Siedepunct  dagegen  liegt  wesentlich  höher,  bei  181 — 182^. 
Das  Homoconiin  löst  sich  leicht  in  Alkohol  und  Aether  und  ist 
mit  Wasserdämpfen  ebenso  leicht  flüchtig  wie  das  Coniin.  Das 
Ghlorhydrat  G9H19N.HGI  krystallisirt  in  zarten  farblosen  Nadeln. 
—  Ueber  die  physiologischen  Wirkungen  dieses  Methylooniins  soll 
demnächst  berichtet  werden. 

Ueber  den  Nachweis  von  Coniin  neben  Nicotin  s.  unter 
Nicotin. 

Corydalin.  üeber  die  Alkalotde  der  Wurzel  von  Corydalie 
Cava  berichten  M.  Freund  und  W.  Josephy.  *)  Wackenroder 
fand  im  Jahre  1826  in  der  Droge  ein  Alkalo'id  auf,  welchem  er 
den  Namen  Corydalin  gab.  Später  haben  sich  Peschier,  Winkler, 
Döbereiner,  Ruickholdt,  Müller,  Leube,  Wicke  und  zuletzt  Ader- 
mann mit  dem  Studium  jener  Droge  befasst.  Letzterer  giebt  an^ 
dass  das  Rhizom  von  Corydalis  cava  vier  Alkaloide  enthalte,  von 
denen  er  zwei  näher  untersucht  hat.  Die  eine  Base  soll  mit  dem 
Hydroberberin  identisch  oder  nahe  verwandt  sein;  sie  besitzt  die 
Formel  CaoHssNOi  und  den  Schmelzpunct  138^.  Das  andere 
Alkalo'id,  welches  Adermann  als  Corydalin  anspricht»  schmilzt  bei 
160^  und  besitzt  nach  ihm  die  Zusammensetzung  CuHssNüi. 
Freund  und  Josephy  haben  die  zerkleinerten  Wurzelknolien  mit 
Spiritus  erschöpft,  den  Alkohol  abdestillirt  und  die  zurückbleibende 
wässerige  Lösung,  welche  schwach  sauer  reagirte,  vom  Harz  ab- 
filtrirt  Das  Filtrat  wurde  aldann  mit  Ammoniak  versetzt  und 
die  abgeschiedenen  Basen  mit  Aether  ausgeschüttelt.  Nachdem 
der  grösste  Theil  des  Aethers  abdestillirt  war,  krystallisirte  bei 
einigem  Stehen  eine  Fraction  vom  ungefähren  Schmelzpunct  160^, 
welche  beseitigt  wurde.  Die  conceutrirten  ätherischen  Mutterlaugen 
ergaben  nach  Zusatz  von  Alkohol  eine  ziemlich  bedeutende  Menge 
von  Krystallen,  welche  durch  Lösen  in  Alkohol  gereinigt  wurden 
und  bei  126  bis  130^  schmolzen.  Verfasser  haben  bei  der  Unter- 
suchung dieses  Corydalins  gefunden,  dass  es  aus  wenigstens  drei 
Basen  besteht.  Diese  werden  als  Corydalin  CssHstNOi  vom 
Schmelzpunct  133  bis  134^  (übereinstimmend  mit  der  neuerdings 
von  Dobbie  und  Lander  isolirten  Base),  Bulbocapnin  Cs4H86Nfl07 
vom  Schmelzpunct  198  bis  199^  und  Corycavin  GssHssNOs 
vom  Schmelzpunct  126  bis  130°  bezeichnet.  Die  Substanz,  welche 
Wicke  als  Corydalin  von  der  Zusammensetzung  CisHi^NOi  be- 
zeichnete, war  jedenfalls  keine  einheitliche  Verbindung.  Dasselbe 
dürfte  von  der  bei  160^  schmelzenden  Verbindung  Adermann's 
gelten. 

E,  Merck  ^)  liefert  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  aUer  in  Co- 
rydalis  cava    vorkommenden    Alkaloide    auf   Grund    von  Unter- 


1)  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXY,  2411.  2}  Ber.  von  E.  Merck  1893, 


JaD.    S.  23. 


Alkaloide.  511 

suchuDgen,  welche  im  Frühjahr  1892  angestellt  wurden.  Die 
zerkleinerten  Wurzelknollen  wurden  mit  massig  starkem  Wein- 
geist ausgezogen  und  der  Weingeist  abdestillirt;  der  wässerige 
Ruckstand  enthielt  schwächere  und  stärkere  Basen  und  gelang  es^ 
die  vorhandenen  Alkaloide  fast  quantitativ  in  zwei  Gruppen  zu 
zerlegen: 

a.  Schwächere  Basen.  I.  Corifdalin.  crysL  (Sm^.  135^0.). 
Die  Hauptmenge  der  schwächeren  Basen  bestand  aus  einem  Al- 
kalo'id,  das  in  Alkohol  und  Aether  ziemlich  leicht  löslich  ist  und 
welches  gereinigt  in  grossen  Prismen  krystallisirt,  die  bei  135^  G. 
schmelzen.  In  Säureu  gelöst  und  mit  Natronlauge  versetzt,  fällt 
ein  voluminöser  Niederschlag  aus,  der  sich  im  Ueberschuss  des 
Fällungsmittels  nicht  wieder  auflöst.  Diese  Eigenschaften  stimmen 
mit  jenen  überein,  welche  von  Dobbie  und  Länder  (s.  Jahresber. 
1892,  514)  sowie  Freund  und  Josephy  (s.  oben)  für  Corydalin  an- 
gegeben werden.  —  2.  Base  vom  Smp.  218^  C,  (Corycavin  ?). 
Bei  der  Reinigung  des  Gorydalins  ergaben  sich  geringe  Mengen 
eines  in  allen  Lösungsmitteln  schwer  löslichen  Körpers,  der  im 
reinen  Zustand  äusserst  kleine  verfilzte  Nädelcheu  dar- 
stellt, die  bei  218°  C.  unter  Zersetzung  schmelzen.  Der  Körper 
ist  eine  schwache  Base,  welche  sich  in  salzsaurem  Wasser  leicht, 
in  essigsaurem  nur  bei  grossem  Ueberschuss  von  Säure  auflöst; 
die  Lösung  ist  fällbar  durch  Ammoniak  und  Natronlauge,  der 
Niederschlag  ist  im  Ueberschuss  des  Fällungsmittels  unlöslich;  er 
ist  weiter  in  Aether  und  Alkohol  schwer,  in  Chloroform  etwas 
leichter  löslich.  Merck  war  geneigt,  nach  dem  Bekanntwerden 
der  Arbeit  von  Freund  und  Josephy  diesen  Körper  als  Corycavin 
anzusehen,  doch  spricht  hiergegen  eine  Angabe  der  genannten 
Chemiker,  wonach  dieser  Körper  von  ihnen  in  „prachtvollen, 
rhombischen  Tafeln''  erhalten  wurde.  — 

b.  Starke  Basen.  Als  starke  Basen  ergaben  sich  grössere 
Mengen  eines  krystallisirenden  und  eines  amorphen  Alkalo'ides. 
3.  Bulbocapnin.  cryst,  (Smp.  199°  C).  Die  krystallisirende  Base 
liess  sich  mit  Hülfe  ihres  in  kaltem  Wasser  schwer  löslichen 
salzsauren  Salzes  leicht  reinigen.  Sie  schmilzt  bei  199°  C,  ist 
löslich  in  überschüssigem  Aetzkali  und  entspricht  daher  genau 
den  Eigenschaften,  welche  Freund  und  Josephy  für  Bulbocapnin 
angeben.  Dieses  Alkaloid  ist  in  den  relativ  grössten  Mengen  in 
der  Droge  enthalten,  es  ist  dasselbe,  das  Merck  bei  kleinen  Ar- 
beiten schon  früher  erhielt  und  unter  dem  Namen  Corydalin  in 
den  Handel  brachte.  Als  starke  Base,  welche  die  übrigen  quan- 
titativ überragt,  dürfte  dieses  Alkaloid  das  Hauptinteresse  bean- 
spruchen und  verdiente  daher  den  Namen  Corydalin  beizubehalten. 
Um  jedoch  keine  Verwirrung  zu  schaffen,  will  Merck  die  von 
Freund  und  Josephy  vorgeschlagenen  Namen  acceptiren,  bezeichnet 
daher  von  nun  ab  unter  Corydalin  die  bei  135^  C,  unter  Bulbo- 
capnin die  bei  199°  C.  schmelzende  Base.  Die  vorgefundenen 
Mengen  von  Corydalin  zu  Bulbocapnin  verhalten  sich  wie 
1  :  2Vs*   —   4*   Corydin  (amorphes  Alkaloid).     Die  Mutterlauge 


512  Alkalo'ide. 

Yon  der  ersten  krjstallinischen  Abscheidung  des  Bnlbocapnin» 
enthält  eine  starke  Base,  welche,  unlöslich  in  Wasser,  in  Alkohol 
nnd  Aether  sehr  leicht  löslich  ist,  die  aber  nicht  in  krystallisirte 
Form  gebracht  werden  konnte.  Desgleichen  zeigt  ihr  salzsaures 
Salz  keine  Fähigkeit  zu  krystallisiren.  Diese  Base  ist  in  etwas 
geringerer  Menge  als  das  Bulbocapnin,  in  grösserer  jedoch  als 
das  Corydalin  vorhanden.  Das  völlig  neutrale  salzsaure  Salz  ist 
in  Wasser  sehr  leicht  löslich,  durch  Natronlauge  fällt  ein  volu- 
minöser Niederschlag,  der  im  Ueberschuss  des  Fällungsmittela 
unlöslich  ist.  Nach  Mittheilungen  von  R.  Kobert  erzeugt  das 
Corydinhydrochlorat  bei  Katzen,  in  Dosen  von  3ö — 37  mg  pro 
kg  Thier  intravenös  eingespritzt,  fast  augenblicklich  die  furcht- 
barste Epilepsie,  die  nach  ^/«stündiger  Dauer  zum  Tode  führt. 
Merck  stellt  weitere  Mittheiluügen  über  die  Alkalo'ide  von  Cory- 
ddis  Cava,  besonders  über  die  Base  vom  Schmelzpunct  218^  in 
Aussicht. 

J.  A.  Dobbie  und  Alex.  Lander  i)  haben  in  Gorydalis 
Cava  ein  neues  Alkalo'id,  Corytuberin  gewonnen,  indem  sie  rohes 
Gorydalin  mit  heissem  W^asser  erschöpften.  Das  neue  Alkalo'id 
krystallisirt  dann  aus  heisser,  wässeriger  oder  alkoholischer  Lö- 
sung in  sehr  schönen,  seidenartigen  Nadeln,  die  in  kalten  Lösungen 
von  Natriumhydrat  und  Ammoniak  löslich  sind,  sich  jedoch  we- 
niger in  Benzol  lösen  und  in  Aether  und  Chloroform  nahezu  un- 
löslich sind.  Bei  200^  beginnt  es  sich  zu  schwärzen  und  zersetzt 
sich  dann  langsam,  ohne  zu  schmelzen.  Seine  wässerigen  und 
alkolischen  Lösungen  sind  leicht  rechtsdrehend.  Die  Analyse  er- 
gab die  Formel  CidH^NOi.  Das  Ghlorhydrat  CigHssNOiHCl 
wird  in  Form  kleiner  wohlgebildeter  rhomboedrischer  Erystalle 
erhalten,  wenn  die  in  Salzsäure  gelöste  Base  zur  Trockne  ver- 
dampft wird.  Das  Sulfat  (Ci9H96N04)9HsS04  erhält  man  durch 
die  Einwirkung  des  salzsauren  Salzes  auf  die  entsprechende  Menge 
Silbersulfat.  Fügt  man  Platinchlorid  dem  gelösten  salzsauren 
Salze  zu,  so  resultirt  das  blassgelbe,  krystalliuische,  perlenförmige, 
in  Wasser  leicht  lösliche  Platinchlorid  (C19H15  N04)aHsPtG]6. 
Das  Corytuberin  ist  in  Methyljodid  nur  wenig  löslich,  indessen 
entsteht  aber  doch  die  Methyljodidverbindung  C19  HssNOaCHsJ, 
indem  man  eine  alkoholische  Lösung  des  Alkalo'ids  mit  Methyl- 
jodid einige  Stunden  lang  digerirt.  Behandelt  man  das  Cory- 
tuberin mit  concentrirter  Jodwasserstoff lösung,  so  bindet  ein  Mo- 
lekulargewicht Corytuberin  2  Moleculargewichtstheile  Jodmethyl, 
ein  Beweis  dafür,  dass  im  Corytuberin  nur  2  Sauerstoffatome  als 
Methoxygruppen  figuriren,  während  andererseits  im  Corydalin  alle 
4  Sauerstoffatome  in  dieser  Form  gebunden  sind. 

Ueber  die  Alkaloide  in  Corydalis  nobilis  s.  Jahresber.  1892,  515. 

Emetin,  Ueber  die  quantitative  Bestimmung  s.  S.  171  und 
S.  483. 

Oemospermin,    Vor  einigen  Jahren  hat   0.  Hesse  aus   der 

1)  Chem.  News  1898,  Vol.  67,  180. 


Aikaloide.  513 

Pcreirorinde ,  von  Geissospermum  Vellozii ,  zwei  Aikaloide  erhalten, 
das  krystallisirte  Geissopermin  ([^»HsaNsOs  -f*  HsO  nnd  das 
amorphe  Pereirin  CioHsiNsO.  —  M.  Freund  andCh.  Fauvet^) 
untersuchten  ein  von  Trommsdorff  in  den  Handel  gebrachtes 
„Geissospermin*',  dessen  Analyse  zu  der  Formel  CasHasNsOi 
führte.  Die  Base  verbindet  sich,  obwohl  sie  zwei  Stickstoffatome 
enthält,  nur  mit  einem  Aequivalent  Säure  und  erinnert  hierdurch 
sowohl  wie  durch  ihre  Zusammensetzung  an  das  um  zwei  Wasser- 
stoffatome ärmere  Brucin.  Sie  zeigt  auch  eine  ähnliche  physio- 
logische Wirkung.  Dies  Geissospermin  Trommsdorff  geht  sehr  leicht 
in  eine  amorphe  Base  über,  welche  die  Formel  2(^8Hs8NiOi  — 
Ha  0  =  Ci6  Höi  N4  O7  zu  besitzen  scheint.  —  Die  Verfasser  werden 
demnächst  eingehender  über  das  fragliche  Alkaloid  berichten. 

Gelseniin  und  Gelseminin,  A.  R.  Cushny*)  versuchte  die 
Reindarstellung  dieser  beiden  Aikaloide  aus  dem  käuflichen,  ein 
harzartiges  Extract  darstellenden  Gelsemin.  Die  beiden  Aikaloide 
wurden  durch  fractionirtes  Fällen  mit  Aether  von  einander  ge- 
trennt, indem  das  krystallinische  Gelseminchlorid  viel  weniger 
löslich  ist,  als  das  salzsaure  Gelsemin.  Das  Gelsemin  ist  in 
Deutschland  unter  dem  Namen  „krystallisirtes  Gelseminin^',  in 
England  als  „Gelsemin*^  (Gerrard)  bekannt.  Das  Gelseminin  kommt 
als  „Gelseminin  amorphum''  in  den  Handel.  —  Das  Gelsemin 
bildet  eine  weisse,  trockene,  nicht  krystallinische,  stark  alkalisch 
reagirende,  in  Wasser  unlösliche,  in  heissem  Wasser  oder  Alkohol 
ziemlich  lösliche,  bitter  schmeckende  Masse.  Schwefelsäure  mit 
Ealiumdichromat  giebt  eine  schöne  rothe  Farbe,  die  in  eine  grüne 
übergeht.  Das  salzsaure  Salz  giebt  keine  Farbenreaction  mit 
Salpeter-  oder  Schwefelsäure.  Setzt  man  aber  zu  der  Lösung  in 
letzterer  etwas  Mangansuperoxyd  hinzu,  so  entsteht  eine  intensive 
rothe  Färbung,  die  allmählich  in  eine  grüne  übergeht.  Pikrin- 
säure fällt  die  Salze  in  grünlich  gelben  Krystallen  aus.  Das 
salzsaure  Salz  entspricht  der  Formel:  C49  Hes Ns  O14  2  H Gl.  —  Das 
Gelseminin  ist  amorph,  farblos,  wird  aber  auf  Zusatz  von 
Säuren  hellgelb.  Es  ist  in  Wasser  wenig,  in  Alkohol,  Aether 
und  Chloroform  leicht  löslich.  Die  Salze  sind  amorph,  gelblich, 
in  Wasser  und  Alkohol  leicht  löslich.  Schwefelsäure  giebt  eine 
gelbliche,  Salpetersäure  eine  grüne  Färbung.  Schwefelsäure  und 
Braunstein  erzeugen  eine  violette  Färbung,  die  in  eine  bläuliche 
übergeht,  Schwefelsäure  und  Kaliumdichromat  eine  rothviolette, 
die  in  grün  übergeht  Mit  Geriumoxyd  und  Schwefelsäure  wird  es 
ebenso  wie  das  Gelsemin  roth.  Starke  Salzsäure  giebt  keine 
Reaction.  Das  Platinchloriddoppelsalz  entspricht  der  Formel 
CijHATNsHClPtCU.  —  Die  Ergebnisse  der  pharmakologischen  Ver- 
suche deuten  auf  keine  therapeutische  Anwendung  des  Gelsemins 
oder  Gelseminins  hin.  Der  Auszug  der  Gelsemiumwurzeln  ist  bis 
jetzt  gegen  Intermittens  und  gewisse  Keuralgiearten,  sowie  in  der 


1)   B«r,  d.  d.  ohem.  Ges.  1893,  1084.  2)    Arch.  f.  exper.  Pathol. 

IL  Phftrmakol.  1892,  81.  49. 

FhaimaeentiMher  Jahresbericht  f.  1898.  83 


514  Alkaloide. 

Augenpraxis  gebraucht  wordeo.  Ueber  die  innere  Anwendung  bei 
den  genannten  Krankheiten  kann  der  Verf.  nur  das  Urtheil  aus- 
sprechen, dass  die  Aikalo'ide  keine  antipyretische  Wirkung  be- 
sitzen. Die  Reizwirkung,  sowie  das  späte  Eintreten  der  Pupillen- 
erweiterung scheint  einer  Anwendung  in  der  Augenpraxis  entgegen- 
zustehen. 

Die  Alkaloide  von  Gelsemium  sempervirens  hat  auch 
L.  Spiegel  1)  untersucht.  Er  ging  von  einem  ihm  von  Tromms- 
dorff  als  „OelseminW  gelieferten  Präparate  aus.  Die  freie  Base 
in  krystallisirtem  Zustande  zu  erhalten  gelang  ihm  nicht  Er 
erhielt  stets  amorphe  Fällungen,  welche  nach  dem  Trocknen  bei 
etwa  105^  sinterten  und  gegen  120°  schmolzen.  Gut  dagegen 
krystallisiren  das  Ghlorhydrat,  Bromhydrat  und  das  Nitrat.  Ehe 
Analysen  lassen  vorläufig  die  Wahl  zwischen  den  Formeln 
Ct4Ht8N804  und  CsaHseNsOs.  Im  Uebrigen  ist  die  Base  einsänrig, 
sie  enthält  weder  Methoxvl-,  noch  Aldehyd-,  noch  Garboxyl- 
gruppen,  mit  Jodmethyl  gibt  sie  eine  entsprechende  Ammonium- 
verbindung;  sie  ist  daher  als  tertiäre  Base  anzusehen.  Von 
Kaliumpermanganat  wird  das  Gelseminin  sehr  leicht  angegriffen; 
neben  amorphen ,  gefärbten  Producten  entsteht  eine  bisher  nicht 
näher  untersuchte,  farblose  Säure. 

LeberthrancUkalotde.  J.  Bouillot*)  macht  Mittheilungen 
von  Untersuchungen  der  Dorschlebern,  aus  denen  hervorgeht,  dass 
die  Alkaloide  nicht  etwa  Producte  irgend  einer  Gährung  sind, 
sondern  im  normalen  Gewebe  der  Leber  gebildet  werden  und 
sich  demgemäss  auch  in  der  Galle  finden.  Das  Gemisch  der 
Alkaloide  nennt  Bouillot  jetzt  „Pangaduin";  es  ist  eine  kry- 
stallinische,  in  SOgrädigem  Alkohol,  Glycerinwasser  etc.  lösliche, 
Masse.  Verf.  empfiehlt  das  Mittel  von  neuem  gegen  alle  auf  Er- 
nährungsschwäche basirenden  Leiden,  Gicht,  Rheumatismus, 
Diabetes,  Neurasthenie,  Schwäche  etc.  Es  regt  die  allgemeine 
Ernährung  an  und  macht  den  Körper  widerstandsfähiger. 

Ueber  die  ÄUcalofde  der  Samen  von  Lupinus  albus;  von 
A.  Soldaini*).  Verfasser  isolirte  aus  den  Samen  von  Lupinus 
albus  2  Alkaloide,  ein  flüssiges  und  ein  krystallisirtes,  die  beide 
der  Formel  CisHsaNsO  entsprechen.  Zur  Darstellung  derselben 
wurde,  wie  folgt,  verfahren.  Das  Mehl  der  erwähnten  Samen 
wurde  unter  gutem  Umrühren  mit  der  fünffachen  Menge  Wassers 
erhitzt,  der  Pressrückstand  nochmals  mit  der  Hälfte  Wasser  be- 
handelt und  die  vereinigten  Decocte  nach  dem  Eindunsten  zur 
Extractdicke  unter  Zusatz  von  Aetzkalk  in  ein  trocknes  Pulver 
verwandelt.  Dasselbe  wird  nunmehr  10  Mal  mit  Petroläther  vom 
Siedepunct  85 — 100^  ausgezogen  und  der  Petrolätherlösung  das 
Alkaloidgemisch  mit  4 — 5%iger  Salzsäure  entzogen.  Durch 
Alkalisiren  der   Chlorhydratlösung  mit  Potasche   und  Ausäthern 


1)  Ber.  d.  deoUoh.  ehem.  Ges.  1893,  1064.  2)  Gompt  rend.  1898> 

GXYI,  439.  8)  Aroh.  d.  Pharm.  1893,  821. 


Alkaloide.  515 

lassen  sich   nun  die  freien  Alkalo'ide  gewinnen.     Die  Rückstände 
der  letzten  Aetheransschüttelungen  erstarren,    wenn  sie  vor  Licht 
geschützt  im  Vacnum  über  Schwefelsäure  aufbewahrt  werden,  zu 
einer  gelben,  krystallinischen  Masse,  während  die  Rückstände  der 
ersten  Aetheransschüttelungen   erst  auf  Zusatz   eines  Krystalles 
und  zwar  auch  nur  unvollständig  krystallisiren.     Durch  Abpressen 
der  Krystalle  zwischen  Fliesspapier  wurde   das  feste  Alkalo'id  in 
farblosen,  bei  99^  schmelzenden  Gebilden  erhalten.    Durch  Aether 
wurde  dem  Fliesspapier  das  Oel  entzogen  und  der  ölige  Aether- 
rückstand  durch   Hineinbringen   eines   Krystalles   abermals   zum 
Krystallisiren    gebracht.      Auf    diese    Weise    konnten    niedriger 
schmelzende  Fractionen  erhalten  werden,   die  durch  wiederholtes 
Cmkrystallisiren   aus   Petroläther   (Sdp.  45 — 70**)   sich    reinigen 
Hessen.     Diejenigen  Antheile  des  Alkaloidgemisches,  die  nicht  zum 
Krystallisiren  zu    bringen   waren,   bestanden   aus    dem   flüssigen 
Alkalo'id.  —  Bezüglich  der  Eigenschaften  dieser  beiden  Alkaloide 
sei  erwähnt,    dass    die   krystallinische  Modification   farblose, 
monokline,   intensiv   bitter   schmeckende  Krystalle  darstellt,   die 
leicht   löslich   in    Wasser,    Alkohol,    Aether,    weniger   löslich   in 
Petroleumbenzin  und  Benzol,  von  stark  alkalischer  Reaction  und 
einem  spermaartigen  Geruch  sind.    Mit  den  allgemeinen  Alkalo'id- 
Reagentien   gab  das  bei  99^   schmelzende  Alkalo'id  nachfolgende 
Reactionen.     Phosphormolybdänsäure   erzeugt   einen    gelben,   in 
Ammoniak  mit  blauer  Farbe  löslichen  Niederschlag;  Jodjodkalium 
rothbraune   Fällung;    Mayersches  Reagens   weissen   Niederschlag, 
der  sich  in  blassgelbe  Wärzchen  sondert;  Dragendorffs  Reagens 
nur  in  conc.  Lösung  einen  gelben  oder  pomeranzengelben  Nieder- 
schlag;  Phosphorwolframsäure    weisse    Fällung;    jodhaltige   Jod- 
wasserstoSsäure  kastanienrothen,  bald  schwarz  werdenden  Nieder- 
schlag;   conc.  Schwefelsäure   und  Kaliumdichromat  färben  grün; 
Fröhdes  Reagens  beim  Erwärmen  eine   vorübergehende  Rothfär- 
bung; Kaliumcadmiumjodid  weissen,  im  Ueberschuss  des  Fällungs- 
mittels löslichen  Niederschlag ;  Bromwasser  einen  schweren,  pome- 
ranzengelben Niederschlag.  —  Das  flüssige    Alkalo'id,   welches 
selbst  nach  monatelangem  Stehen  im  Vacuum  über  Schwefelsäure 
keine  Spuren   von  Krystallen  zeigte,   ins  Ghlorhydrat  verwandelt, 
liefert  nach  der  Behandlung   des  letzteren  mit  Kalk  und  Aether 
ein  Oel,   welches  andere  Eigenschaften  besitzt  als  das  Ausgangs- 
product,   indem  es  nämlich  beim  Einbringen  einer  Spur  des  kry- 
stallinischen Alkalo'ides  schöne  fächerförmige  leider  aber  zerfliess- 
liche  Krystalle   bildet  (sog.  zerfliessliches  Alkalo'id).    Sowohl  die 
acidimetrischen   Bestimmungen,    als    auch   die   Elementaranalyse 
sowie  die   Molekulargewichtsbestimmung  nach  Raoult  bestätigen 
sowohl  bei  dem  flüssigen  wie  dem  kirstallinischen  und  dem  zer- 
fliesslichen   Alkalo'id   die  Formel  CisHsANaO.     In   optischer  Be- 
ziehung erweisen  sich  das  flüssige  und  das  zerfliessliche  Alkalo'id 
als   rechtsdrehend,    das   krystallinische   als   inactiv.     Von  Salzen 
stellte  Soldaini  nachfolgende  dar.   Das  Ghlorhydrat  des  krystall.  Al- 
kalo'ides  schmilzt    bei  105—106°,   zerfliesst  rasch   an  der  Luft, 

88* 


1 


516  Alkaloide. 

krystallisirt  dann  bisweilen  wieder,  um  sich  schliesslich  in  einen 
Sirup  zu  verwandeln.  In  Alkohol  ist  es  leicht  löslich  und  lässt 
sich  aus  dieser  Lösung  durch  Aether  krystallinisch  ausfällen. 
Das  Chlorhydrat  des  flüssigen  Alkaloides  besitzt  den  Schmelzpunct 
132 — 133^,  bildet  gut  ausgebildete,  prismatische  Krystalle,  die 
beständiger  sind  als  das  Ghlorhydrat  des  krystallisirten  Alkaloides. 
Beide  ühlorhydrate  entsprechen  der  Formel  Gi6Hs4N80.HGl  + 
2HaO.  Die  Jodhydrate  des  krystallinischen ,  des  flüssigen,  sowie 
des  zerfliesslichen  Alkaloides  haben  die  Zusammensetzung 
CiöHiiNsO.HJ.  Sie  stellen  alle  drei  gut  krystallisirende  Verbin- 
dungen dar,  Yon  denen  das  vom  flüssigen  Alkalo'id  erhaltene  Jod- 
hydrat bei  181—182  ^  das  vom  zerfliesslichen  Alkalo'id  bei  184 
— 185°  schmilzt,  während  dasjenige  vom  krystallinischen  Alkaloide 
grösstentheils  bei  171— 172^  vollständig  aber  erst  bei  179—180'* 
schmilzt.  Das  Platindoppelsalz  des  krystallinischen  Alkaloides 
bildet,  aus  Alkohol  umkrystallisirt,  orangerothe  Krystalle,  zeigt 
keinen  bestimmten  Schmelzpunct  und  entspricht  der  Formel 
(Gi6Hs4NsO.HCl)aPtGU ,  das  Doppelsalz  des  flüssigen  Alkaloides, 
aus  Wasser  in  kleinen  Warzen  oder  in  pomeranzengeiben  Nadeln 
sich  abscheidend,  besitzt  die  Zusammensetzung  (Gi6H84NsO.HCl)t 
PtCU+4HaO.  Das  Golddoppelsalz  des  krystallinischen  Alkaloides, 
dargestellt  aus  reinem  Ghlorhydrat  durch  vorsichtigen  Zusatz  von 
Goldchlorid,  bildet  ein  gelbes  Pulver  vom  Schmelzpunct  182 — 
183°  und  der  Zusammensetzung  G15H94N8O.HCI.AUCI8.  Der 
gleichen  Formel  entspricht  auch  das  bei  199^  schmelzende  Gold- 
salz des  flüssigen  Alkaloides.  Ein  Sulfocyanat  von  der  Formel 
GisHsaNsO.HGNS+HsO  liefert  sowohl  das  krystallinische  wie  das 
flüssige  Alkalo'id.  Die  monoklinen,  farblosen  Krystalle  des  ersteren 
Alkaloides  schmelzen  bei  123 — 124°,  die  Krystalle  des  letzteren 
bei  183 — 184°.  Von  weiteren  Salzen  wurden  noch  dargestellt  ein 
saures  Sulfat,  ein  Pikrat,  ein  Oxalat  und  ein  Tartrat  Durch 
Erhitzen  mit  Jodmethyl  im  eingeschlossenen  Rohr  bei  110—120° 
lässt  sich  sowohl  aus  dem  flüssigen  wie  aus  dem  krystallinischen 
Alkalo'id  ein  Jodmethvlat  darstellen.  Ersteres  bildet  bei  232—233° 
schmelzende  Krystalle,  letzteres  Krystalle  vom  Schmelzpunct 
237 — 238°.  Durch  Einwirkung  von  Brom  auf  die  essigsauren 
Lösungen  der  Alkaloide  werden  Bromverbindungen  von  der  Zu- 
sammensetzung GisHsiNfOBrs  gebildet,  von  denen  diejenige  des 
krysttdlisirten  Alkaloides  bei  123 — 124°,  die  des  flüssigen  bei 
134°  schmolz. 

In  einer  zweiten  Abhandlung  berichtet  Soldaini^)  über 
Untersuchungen,  die  er  behufs  Erforschung  der  Gonstitution 
mit  dem  zerfliesslichen  Alkalo'id  von  Lupinus  albus  angestellt  hat. 
Zunächst  prüfte  er  die  Einwirkung  von  Alkali  auf  das  Alkalo'id. 
Wird  das  Ghlorhvdrat  nach  dem  Mischen  mit  der  doppelten 
Menge  frisch  geschmolzenen  und  gepulverten  Aetzkalis  aus  einer 
Retorte  destillirt  und  zwar  bei  einer  Temperatur  von  löO — 180^> 

1)  Arch.  d.  Pharm.  189S,  481. 


Alkaloi'de.  517 

80  geht  ein  flüssiges  Destillat  über,  welches  ein  bei  120°  schmel- 
zendes Ghlorhydrat  sowie  ein  Golddoppelsalz  von  der  Zusammen- 
setzung Gi6  Hi9  Ns .  H  Gl .  Au  eis  ergab.  Die  Einwirkung  des  Kalis 
scheint  sonach  yermuthlich  in  einer  Dehydration  unter  Bildung 
eines  überdestillirenden  Alkalo'ides  zu  erfolgen,  während  allerdings 
eine  Untersuchung  des  Retortenrückstandes  lehrt,  dass  das  Alkali 
noch  stärker  einzuwirken  scheint  unter  Zustandekommen  yer- 
schiedener  Producte,  von  denen  .hier  nur  ein  Alkaloid  genannt 
sein  möge,  das  ein  Golddoppelsalz  mit  höherem  Goldgehalte  liefert 
als  der  des  überdestillirenden  Alkalo'ides  beträgt.  Findet  die 
Kalischmelze  bei  etwas  höherer  Temperatur  statt,  so  entstehen 
neben  Ammoniak  brennbare  Kohlenwasserstoffe  sowie  ein  Alkalo'id, 
welches  vielleicht  ein  Dimethylpyridin ,  möglicherweise  auch  ein 
Pyrrol  ist.  Zu  einem  Product  mit  Pyrrolreaction  führte  auch  die 
trockene  Destillation  des  trocknen  Ghlorhydrats  mit  Natronkalk. 
Gleichfalls  eine  Dehydratisirung  des  Alkaloides  hatte  das  Ein- 
dampfen des  Ghlorhydrates  mit  conc.  Salzsäure  (1,79  spec.  Gew.) 
sowie  Erhitzen  der  chlorwasserstoffsauren  Lösung  im  zuge- 
schlossenen Rohre  bei  140—150®  zur  Folge.  Im  ersteren  Falle 
wurde  das  Platinsalz  analysirt  (das  bei  130^  getrocknete  Salz 
entspricht  der  Formel  GisHa^NaHsPtGle),  dargestellt  wurden  ferner 
noch  das  bei  154 — 155°  schmelzende  Chlorhydrat  sowie  das  Gold- 
doppelsalz vom  Schmelzpuncte  193 — 194®,  im  zweiten  Falle  be- 
stätigte die  Analyse  des  Goldsalzes  (GisHssNs.HGl.AuGls),  dass 
auch  bei  höherer  Temperatur  im  eingeschlossenen  Rohre  die  Salz- 
säure nur  wasserabspaltend  auf  das  Alkaloid  einwirkt.  Zu  einem 
Producte,  welches  mit  dem  bei  der  Einwirkung  der  Salzsäure  er- 
haltenen identisch  ist,  führte  auch  die  Behandlung  des  getrock- 
neten Ghlorhydrates  mit  Phosphorsäureanhydrid  im  geschlossenen 
Rohre  bei  175 — 185°,  jedoch  scheint  diese  Reaction  nicht  so  glatt 
wie  bei  Salzsäure,  sondern  vielleicht  noch  in  anderem  Sinne  zu 
verlaufen.  Zur  Ausführung  dieses  Versuches  wurde  der  Rohr- 
inhalt nach  dem  Aufnehmen  in  Wasser  und  Alkalisiren  mit  Aether 
geschüttelt  und  das  hierbei  resultirende  ölige  Product  ins  Gold- 
doppelsalz übergeführt  und  als  solches  analysirt.  Lässt  man 
Brom  in  essigsaurer  Lösung  auf  das  Alkaloid  einwirken,  so  ent- 
stehen, wie  die  Analysen  darthun,  nicht  immer  Producte  von 
gleicher  Zusammensetzung.  Als  beste  Bedingungen  für  die  Bil- 
dung der  Bromverbindung  giebt  Verfasser  folgende  an:  „3,25  g 
des  über  Schwefelsäure  im  Vacuum  getrockneten  Alkaloides  werden 
in  10  cc  Eisessig  gelöst  und  zu  der  auf  13^  abgekühlten  Lösung 
eine  Lösung  von  4,2  g  Brom  in  7 — 8  cc  Eisessig  gegeben.  Der 
hierbei  abgeschiedene  orangerothe  Niederschlag  wird  nun  mit 
Aether  gewaschen  und  aus  96—97  o/oigem  Alkohol  umkr^stallirt. 
Der  Schmelzpunct  dieser  Krystalle  (124--135*^)  schwankt,  je  nach- 
dem man  aus  mehr  oder  minder  concentrirtem  Alkohol  umkry- 
stallisirt  Frisch  aus  Essigsäure  gefällt  und  mit  Aether  gewaschen, 
beginnt  der  Niederschlag  schon  bei  100^  zu  schmelzen,  nach 
gutem  Auswaschen  über  Schwefelsäure  getrocknet,  zeigt  er  meist 


518  Alkaloide. 

den  Schmelzpunct  134 — 135^.  Kocht  man  die  Bromyerbindung 
bis  zum  Gelöstwerden  mit  92  <^/oigem  Alkohol,  so  scheiden  sich 
beim  Erkalten  zunächst  weisse ,  seidenglänzende  Nadeln  aus  der 
alkoholischen  Lösung  aus.  Dunstet  man  alsdann  ein,  so  bräunt 
sich  die  Flüssigkeit,  entwickelt  Brom  Wasserstoff  und  giebt  beim 
Erkalten  der  eingeengten  alkoholischen  Lösung  bei  220^  schmel- 
zende ELrystalle.  Sind  auf  diese  Weise  verschiedene  Fractionen 
jener  K^stallo  abgesondert,  so  hinterbleibt  noch  eine  schwarz- 
braune Flüssigkeit,  die  das  Bromhydrat  einer  anderen  Base  ent- 
hält. Was  nun  zunächst  die  aus  aer  alkoholischen  Lösung  beim 
Einengen  erhaltenen  Krystalle  betrifft,  so  gaben  sie  bei  der  Ele- 
mentaranalyse wenig  übereinstimmende  Werte,  schwankend  zwischen 
den  für  die  Formeln  GsHisNO.HBr  und  G^HisNO.HBr  berech- 
neten. Von  diesem  beschriebenen  Bromhydrate  yerschieden  ist 
das  oben  erwähnte,  in  Lösung  bleibende  Bromhydrat  Dasselbe 
giebt  nämlich,  wenn  seine  Lösung  mit  concentrirter  Kalilauge  Ter- 
setzt  wird,  eine  Base  yon  pyridinartigem  Geruch.  Das  Ghlorhydrat 
dieser  Base  zeigt  sehr  bitteren  Geschmack,  das  Platindoppelsalz 
entspricht  der  Formel  (G7H9NO.HCl)sPtCl4  +  4V9HsO  und  stimmt 
mit  dem  Chloroplatinat  einer  Base  (C7H9NO)  (Oxylutidin?)  über- 
ein. Wird  bei  der  Darstellung  der  Bromverbindung  (Einwirkung 
yon  Brom  in  essigsaurer  Lösung)  mit  Eis  gekühlt,  so  bildet  sich 
ein  harzartiger  Körper,  der  schon  bei  80°  unter  Zersetzung 
schmilzt  y  dessen  Schmelzpunct  sich  jedoch  bei  Luftzutritt  unter 
Uebergang  in  eine  Tribromyerbindung  erhöht.  Eine  Reinigung 
des  bei  220^  schmelzenden  Bromhydrates  lässt  sich  durch  mehr- 
maliges Umkrystallisiren  aus  Alkohol  yon  92 — 95^/0  erzielen. 
Die  so  erhaltenen  Krystalle  schmelzen  bei  224 — 225^  und  ent- 
sprechen der  Formel  GsHisNO.HBr.  Zu  einem  Reductionspro- 
ducte  des  Alkaloi'des,  dessen  Zusammensetzung  allerdings  noch 
fraglich  bleiben  musste,  gelangte  Soldaini,  indem  er  das  in  ab- 
solutem Alkohol  gelöste  Alkalo'id  mit  metallischem  Natrium  be- 
handelte und  das  hierbei  resultirende  Reactionsproduct  nach 
Ueberführung  in  ein  Golddoppelsalz  als  solches  analysirte.  Zum 
Schluss  fuhrt  Verfasser  eine  Reihe  yon  meist  negatiy  yerlaufenden 
Reactionen  an,  aus  denen  zu  ersehen  ist,  dass  dem  Alkaloid  redu- 
cireude  Eigenschaften  nicht  zukommen  und  dass  es  weder  keton- 
noch  aldehydartiger  Natur  ist. 

Muawinum  hydrobromicum  ist  yon  H.  Jacobsohn  ^)  zum 
Gegenstande  einer  eingehenden  chemischen  und  pharmakologischen 
Prüfung  gemacht  worden.  Es  ist  ein  amorphes,  in  Wasser  leicht 
lösliches  Alkalo'idsalz ,  das  aber  wie  das  Erythrophlein  nebenbei 
den  Charakter  eines  Glykosides  besitzt.  Zum  Nachweise  des 
Muawins  kann  das  Vanadinschwefelsäurebihydrat  dienen,  das 
zuerst  eine  intensiy  dunkelgrüne  Färbung  giebt,  welche  yom 
Rande  aus  in  ein  schönes  Dunkelblau  übergeht.  Später  yerwandelt 
sich   das  Blau  0  n  der  Mitte  aus,  und  zwar  immer  in  Sectoren^ 


1)  iDaogiir.-Dissert.  Dorpat  1892. 


Alkaloide.  519 

in  Gelb.  Wasserzusatz  ändert  nichts,  blasst  aber  die  Farben  ab. 
Das  Muawinum  hydrobromicum  eignet  sich  zu  subcutanen  Injec- 
tionen,  da  es  an  der  Applicationsstelle  weder  Schwellung  noch 
Entzündung  yerursacht.  Qualitativ  wirkt  es  wie  Digitalin;  die 
Beeinflussung  der  Herzthätigkeit  ist  jedoch  eine  schnell  yorüber- 
gehende,  ein  Umstand,  in  Folge  dessen  das  Muawin  wenig  Aus- 
sicht auf  practische  Verwerthung  am  Krankenbette  hat.  Ver- 
muihlich  ist  die  grosse  Löslichkeit  des  Präparates  der  Grund  für 
die  kurze  Dauer  der  Wirkung. 

Papaveraceenalkalofde.  Unter  diesem  Titel  veröffentlicht 
£.  Schmidt^)  eine  Zusammenfassung  der  von  ihm,  G.  Koenig 
und  W.  Tietz  über  diesen  Gegenstand  ausgeführten  Arbeiten. 
Danach  sind  in  den  bisher  untersuchten  Papaveraceen  folgende 
Basen  enthalten:  Chelidonium  majus  (Wurzel):  Chelidonin 
CsoHigNOs,  a-Homochelidonin  CsiHsiNOs ,  /^-Homochelidonin 
C«iH«N06,  Chelerythrin  C>iHi7N04,  Protopin  CsoHnNOs,  San- 
guinarin  GS0H15NO4.  Stylophoron  diaphy  11  um  (Wurzel):  Cheli- 
donin GS0H19NO5,  Protopin  (jioHitNOs.  Sanguinaria  canaden- 
sis  (Wurzel):  Ghelervthrin  CiiHiTNOi,  Sanguinarin  CioHi6N04,  ß- 
Homochelidonin  C91H91NO5,  y-HomochelidoninCaiHsiN06,  Protopin 
GsoHitNOs.  Eschscholtzia  californica  (Wurzel  und  Kraut^ : 
Protopin  CsoHitNOs.  Ob  Eschscholtzia  californica  Morphin  enthält, 
muss  als  mindestens  zweifelhaft  gelten,  da  es  bisher  nicht  gelungen  ist, 
aus  dieser  Pflanze  Morphin  abzuscheiden.  —  Bei  einer  von  H.  Meyer 
u.  R.  V.  Engel  ausgeführten  pharmakologischen  Prüfung  aller 
dieser  vorerwähnten  Papaveraceenalkaloide  ergab  sich,  dass  das 
Chelidonin  von  den  neuen  Pavaveraceealkalo'iden  sich  am  besten 
als  Analepticum  bei  Magen-  und  Darmschmerzen  empfehlen  dürfte 
sowie  dass  die  Giftigkeit  von  Chelidonium  majus  nicht  dem 
Chelerythrin  zuzuschreiben,  sondern  vermuthlich  auf  einen  in  dem 
Milchsafte  vorkommenden  harzartigen  Körper  zurückzuführen  ist. 
Aus  der  Abhandlung  wird  noch  Folgendes  mitgetheilt.  Zur  Ge- 
winnung der  in  der  Wurzel  von  Sanguinaria  canadensis  enthaltenen 
Alkaloide  schlugen  Koenig  und  Tietz  den  nachfolgenden  Weg 
ein :  Die  grob  gemahlene  Wurzel  wurde  wiederholt  mit  essigsäure- 
haltigem Alkohol  in  der  Kälte  behandelt  und  das  aus  diesen 
Auszügen  nach  dem  Abdestilliren  des  Alkohols  gewonnene  roth- 
braune Extract  unter  starkem  Umrühren  in  heisses  Wasser  ge- 
gossen, wodurch  ein  harzartiger  Körper  in  der  tief  rothbraun 
gefärbten  Flüssigkeit  zur  Abscheidung  gelangte.  Auf  Zusatz  von 
Ammoniak  zu  der  genannten  rothbraunen  Flüssigkeit  entstand  ein 
violetter  Niederschlag,  der  durch  Lösen  in  essigsäurehaltigem 
Wasser  und  Fällen  mit  Ammoniak  von  harzartigen  Beimengungen 
befreit  werden  konnte.  Durch  mehrmaliges  Wiederholen  dieser 
Operationen  resultirte  das  Rohalkalo'id  nach  dem  Trocknen  als 
ein  Körper  von  hellvioletter  Farbe.    Die  jedesmaligen  ammoniaka- 


1)  Arch.  d.  Pbann.  1893,  136. 


1 


520  Alkaloide. 

lischen  Filtrate  (F.)  worden  gesondert  auf  Alkaloide  verarbeitet. 
Durch  20 — 30  maliges  Auskochen  der  Rohalkalo'ide  mit  Aether 
gelang  es  dieselben  bis  auf  beigemengtes  Harz  so  ziemlich  in 
Lösung  zu  bringen.  Der  nach  dem  Abdestiltiren  des  Aethers 
hinterbleibende  Rückstand  wurde  alsdann  mit  Alkohol  erwärmt, 
wodurch  neben  einer  dunkelbraunen  Lösung  ein  weisser  krystal- 
linischer  Niederschlag  resultirte,  der  nach  sehr  mühevoller  firac- 
tionirter  Erystallisation  mit  Essigäther  als  wesentlichen  Bestand- 
theil  das  Ghelerythrin  ergab.  Das  neben  dem  Ghelerythrin  in  dem 
weissen  krystallinischen  Niederschlage  vorhandene  Sanguinarin 
musste  auf  Grund  der  verschiedenen  Löslichkeit  dieser  Alkaloide 
in  Essigäther  (Ghelerythrin  ist  schwerer  löslich  als  Sanguinarin) 
getrennt  werden.  Wurde  nun  die  rothbraun  gefärbte  alkoholische 
Lösung  des  Aetherrückstandes  der  freiwilligen  Verdunstung  über- 
lassen, so  ergab  sich  ein  dicker  Erystallbrei,  aus  dem  sich  das 
Protopin  durch  Auskochen  mit  Wasser  entfernen  liess;  der  in 
Wasser  hierbei  unlösliche  Antheil  ergab  nach  dem  Lösen  in  Salz- 
säure, Fällen  mit  Ammoniak  und  häufiges  Umkrystallisiren  der 
so  erhaltenen  Fällung  aus  Essigäther  in  der  Hauptsache  Sangui- 
narin neben  Ghelerythrin.  Um  das  in  die  oben  genannte  wässrige 
Lösung  eingegangene  Protopin  zu  isoliren,  wurde  dieselbe  mit 
Ammoniak  versetzt  und  der  so  gewonnene  Niederschlag  durch 
Umkrystallisiren  aus  Aceton  gereinigt.  Aus  dem  bei  wiederholtem 
Auskochen  der  Rohalkaloide  mit  Aether  verbleibenden  Harzrück- 
stand lässt  sich  noch  nach  dem  Lösen  desselben  in  Amylalkohol 
und  häufiges  Ausschütteln  dieser  Lösung  mit  heissem  salzsäure- 
haltigem Wasser  Sanguinarin  und  Protopin  gewinnen.  Die  oben 
genannten  ammoniakalischen  Filtrate  (F.)  dienten  nun  zur  weiteren 
Verarbeitung  auf  ß-  und  ^^-Homochelidonin.  Zu  diesem  Zwecke 
wurden  dieselben  eingedunstet  und  nach  Zusatz  von  etwas  Am- 
moniak so  lange  mit  Ghloroform  ausgeschüttelt,  bis  letzteres  keine 
Alkaloidreactionen  mehr  zeigte.  Die  nach  dem  Abdunsten  des 
Chloroforms  sich  ergebende  flüssige  Masse  wurde  in  Essigäther 
wieder  gelöst  und  diese  Lösung  einige  Tage  stehen  gelassen. 
Nach  dieser  Zeit  schieden  sich  neben  grossen,  fast  farblosen 
Krystallen  (v-Homochelidonin)  büschelförmig  angeordnete  Nadeln 
(j^-Homochelidonin)  ab,  die  theils  durch  Auslesen,  theils  durch 
Umkrystallisiren  aus  alkoholhaltigem  Essigäther  von  einander  ge- 
trennt wurden.  —  Das  Chelerythrin,  welches  die  Hauptmenge  der 
Sanguinariabasen  ausmacht,  entspricht  der  Formel  GtiHizNOi  + 
GsHsOH  und  ist  charakterisirt  durch  seine  eigelbgefarbten  Salze. 
Das  aus  Essigäther  wiederholt  umkrystallisirte  Ghelerythrin  bildet 
farblose,  rhomboedrische  Erystalle  vom  Schmelzpunct  203^«  ist 
löslich  in  Ghloroform  und  schwer  löslich  in  Alkohol,  Aether  und 
Essigäther.  Der  Krystallalkohol,  den  das  krystallisirte  Ghele- 
rythrin als  ein  Molekül  enthält,  ist  fest  gebunden,  entweicht  nicht 
beim  Erhitzen  auf  150^,  lässt  sich  aber,  wenn  man  die  Lösung 
der  Base  in  salzsäurehaltigem  Wasser  der  Destillation  unterwirft,, 
im  Destillate   leicht  mit  Hülfe  der  Jodoformreaction  naehweisea» 


r 


Alkaloide.  521 

Gegen  Alkaloidreagentien  zeigt  das  Ghelerjthrin  nachfolgendes 
Verhalten :  ,,Goncentrirte  Schwefelsäure,  sowie  Erdmann's  Reagens 
geben  gelbe  Färbungen,  concentrirte  Salpetersäure  erzeugt  anfangs 
eine  hochgelbe,  in  dunkles  Gelbbraun  übergehende  Färbung, 
Fröhdes  Reagens  färbt  erst  gelb,  dann  dunkelviolettgrün,  chloro- 
phyllgrün und  schliesslich  schmutzig  gelb,  während  Vanadin- 
schwefelsäure erst  eine  violettrothe,  allmählich  braunrothe  Farbe 
hervorruft/^  Bei  einer  Bestimmung  der  Methoxylgruppen  nach 
Angaben  von  Zeisel  ergaben  sich  Werthe,  wonach  das  Ghelery- 
thrin  als  Dimethyläther  der  Verbindung  CioHisNOi  anzusehen 
sein  dürfte.  Von  Salzen  wurden  dargestellt  das  salzsaure  Chele- 
rythrin,  intensiv  eigelb  gefärbte  Nadeln,  die  aus  Wasser  mit 
5  Molekülen,  aus  Alkohol  mit  nur  4  Molekülen  Wasser  krystalli- 
siren,  ferner  das  in  braunen  glänzenden  Nadeln  krystallisirende 
jodwasserstoffsaure  Salz  CtiHiTNOiHJ;  das  Platindoppelsalz 
(C9iHi7N04.HCl)»PtGU  bildet  feine  goldgelbe  Nadeln,  während  das 
Golddoppelsalz  (GaiHi7.N04HGl)+AuGl9  braune  glänzende  Krystalle 
vom  Schmelzpunct  233^  darstellt.  —  Für  das  Sanguinarin^  welches 
sich  in  der  Sanguinariawurzel  in  viel  geringerer  Menge  als  das 
Gh^lerythrin  vorfindet  und  welches  durch  die  blutrothe  Färbung 
seiner  Salze  charakterisirt  ist,  ermittelten  Koenig  und  Tietz  die 
Formel  GsoHisNOi+HaO.  Aus  Essigäther  umkrystallisirt,  bildet 
die  Base  weisse,  zu  Büscheln  gruppirte  Nadeln  vom  Schmelzpunct 
213^.  Goncentrirte  Schwefelsäure  löst  es  dunkelrothgelb,  conc. 
Salpetersäure  mit  braungelber  Farbe,  Erdmanus  Reagens  färbt 
erst  Orangeroth,  später  scharlachroth,  Fröhdes  Reagens  karminroth, 
dann  rothgelb,  schliesslich  schmutzig  braun,  während  Vanadin- 
schwefelsäure zunächst  eine  schön  dunkelgrüne  Färbung,  die 
schliesslich  in  braun  übergeht,  erzeugt.  Nach  einer  Methoxyl- 
bestimmung  scheint  das  Sanguinarin  der  Monomethyläther  von 
der  Verbindung  GigHuNO«  zu  sein.  Von  Salzen  wurden  darge- 
stellt das  salzsaure  Sanguinarin  GsoHi6N04.HGl+2H80,  prächtig 
roth  gefärbte  Nadeln  bildend  beim  Auskrystallisiren  aus  wässriger 
Lösung,  ein  derbes,  ziegelrothes  Salz  von  oben  angeführter  Formel 
beim  Umkrystallisiren  aus  Alkohol  liefernd;  ferner  das  salpeter- 
saure Salz  CtoHisNOi.HNOs  +  HsO  sowie  das  Platindoppelsalz  und 
das  Sanguinaringoldchlorid.  Das  Platinsalz  bildet  ein  schön 
gelbes,  amorphes  Pulver  von  der  Zusammensetzung  (GsoHisNO«. 
HGl)sPtGl4,  das  Goldsalz  einen  braunrothen,  flockigen  Niederschlag 
von  der  Formel  GjoHiöNOi.HGl  +  AuGls.  —  Für  das  y-Homoche- 
lidonin  fanden  Tietz  und  König  die  von  Seile  aufgestellte  Formel 
GsiHsiNOe  bestätigt.  Den  Schmelzpunct  der  lufttrockenen  Base 
fanden  sie  bei  159—160^,  den  der  getrockneten  bei  169°.  Gegen- 
über den  Alkaloidreagentien  zeigte  die  Base  genau  dasselbe  Ver- 
balten wie  das  von  Seile  aus  der  Ghelidoniumwurzcl  isolirte 
7^-Homochelidonin.  Das  Platindoppelsalz  (GsiHaiN06.HGl)«PtGU 
stellt  einen  hellgelben,  amorphen  Körper  dar,  während  das  Gold- 
salz (GaiHsi.NGs.HGl+AuGU)  einen  amorphen  gelbrothen  Nieder- 
jBchlag  bildet.     Bei   der  Methoxylbestimmung  nach   Zeisel  ergab 


522  Alkaloide. 

sieb  die  Base  als  der  Dimethjläther  der  VerbinduDg  G19H17.NO6. 
Dass  das  y-Homochelidouin  überdies  den  Charakter  einer  tertiären 
Base  besitzt,  folgt  ans  seinem  Verhalten  gegen  Metbyljodid,  mit 
dem  es  eine  in  blassgelben  Prismen  krystallisirende  Methyljodid- 
yerbindnng  giebt.  —  Das  neben  dem  }/-Homocbelidonin  allerdings 
nnr  in  geringer  Menge  sich  vorfindende  ß-Hoinochelidonin  schmilzt 
nach  dem  Umkrystallisiren  aus  alkoholhaltigem  Essigäther  bei  lö9°. 
Es  zeigt  in  seinem  Verhalten  gegen  Alkalo'idreagentien  vollkom- 
mene Uebereinstimmung  mit  der  von  Seile  aus  der  Chelidonium- 
wurzel  isolirten  Base  gleichen  Namens.  —  Um  schliesslich  das 
Protopin  analysenrein  zu  erhalten,  wurde  das  Robprotopin  ent- 
weder in  das  schwer  lösliche  salzsaure  oder  in  das  schwefelsaure 
Salz  verwandelt,  nach  Reinigung  der  betreffenden  Salze  die  Base 
mit  Ammoniak  abgeschieden  und  dann  aus  einem  Gemisch  von 
viel  Chloroform  und  wenig  Alkohol  und  Essigäther  umkrystallisirt 
Das  entweder  in  weissen,  warzenförmigen  Gebilden  oder  in  farb- 
losen monoklinen  Krystallen  resultirende  Protopin  schmilzt  bei 
207**,  entspricht  der  Formel  CjoHitNOö,  besitzt  keine  Methoxyl- 
gruppen,  liefert  ein  Platindoppelsalz  von  der  Formel  (CsoUi?  • 
N06.UCl)kPtCU+4H80  sowie  ein  Golddoppelsalz  gemäss  der  Zu- 
sammensetzung CsoHiT.NOs.HCl+AuCls  +  HsO.  —  Im  Anschluss 
an  diese  aus  der  Sanguinariawurzel  isolirten  Alkaloide  giebt 
G.  Koenig  noch  einige  Mittheilungen  über  das  aus  Chelidonium 
majus  dargestellte  Protopin.  Das  dem  Verfasser  von  der  Firma 
Merck  in  Darmstadt  übermittelte  Rohmaterial  wurde  mit  Hülfe 
des  schwefelsauren  Salzes  gereinigt  und  lieferte  ein  Product,  das 
in  allen  seinen  Eigenschaften  sowie  in  den  Eigenschaften  seiner 
Salze  mit  dem  aus  der  Sanguinariawurzel  dargestellten  Protopin 
bez.  dessen  Salzen  übereinstimmte.  —  Eine  weitere  Untersuchung 
über  das  Chelerythrin  der  Wurzel  von  Chelidonium  majus  liefert 
gleichfalls  G.  Koenig.  Als  Ausgangs material  diente  dem  Ver- 
fasser ein  von  der  Firma  Merck  geliefertes  graugelbes  Pulver,  das 
als  Nebenproduct  bei  der  Darstellung  von  Ghelidonium-Basen  er- 
halten worden  war.  Bezüglich  der  Reinigung  dieses  Chelerythrins 
sei  der  Kürze  halber  auf  den  betreffenden  Theil  der  Original- 
arbeit verwiesen.  Die  Analysen  der  Base  sowie  ihrer  Salze  be- 
stätigen vollkommen  die  Identität  des  in  der  Sanguinariawurzel 
vorkommenden  Chelerythrins  mit  dem  aus  Chelidonium  isolirten. 
Chelidonitim-Alkcäoi'de.  üeber  das  bereits  im  Jahresber. 
1892,  Ö27  erwähnte  Chelidoxanthin  aus  Chelidonium  majus  bringt 
N.  Orlow^)  neue  Mittheilungen.  Getrocknete  Pflanzen  enthalten 
wenig  oder  gar  kein  Chelidoxanthin.  Um  letzteres  aus  denselben 
zu  erhalten,  muss  man  bestimmte  Lösungsmittel  anwenden.  Die 
käufliche  Droge  wurde  bei  Zimmertemperatur  mit  schwacher 
Salzsäure  macerirt;  der  ausgepresste  Auszug  wurde  filtrirt  und 
durch  eine  wässerige  Pikrinsäurelösung  präcipitirt.  Dabei  war 
der  Niederschlag   nicht  so  reichlich    wie    bei  Auszügen   frischer 

1)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl.  1893,  825. 


Alkaloide.  523 

Pflanzen  und  die  Farbe  desselben  nicht  rein  gelb,  sondern  bräun- 
lich- oder  schmutziggelb.  Die  von  dem  Niederschlag  abfiltrirte 
Flüssigkeit  gab  mit  Tanninlösnng  einen  röthlichen  Niederschlag, 
aus  dem  nach  dem  Eintrocknen  mit  Pb(OH)a  Chelerythrin  abge- 
schieden und  in  Form  des  nicht  zerfliessenden  Oxalsäuren  Salzes 
gewonnen  wurde.  Der  durch  Pikrinsäure  erhaltene  Niederschlag 
wurde  nach  zwei  verschiedenen  Methoden  weiter  bearbeitet:  Das 
Pikrat  wurde  zunächst  mit  Spiritus  digerirt,  wobei  der  letztere 
eine  gelbe  Färbung  annahm,  während  eine  braune  Masse  ungelöst 
zurückblieb.  Die  Spirituslösung  gab  mit  Ammoniaklösung  einen 
Niederschlag  Yon  reingelber  Farbe,  welcher  aus  kochendem  Wasser 
umkrystallisirt  werden  konnte  und  seinen  Eigenschaften  nach  dem 
Probst'schen  Chelidoxanthin  am  nächsten  kam.  —  Das  Pikrat 
wurde  ferner  mit  Ammoniaklösung  digerirt  und  die  erhaltene 
dunkele  Masse  mit  Salzsäure  gewaschen  und  mit  Wasser  ausge- 
kocht. Beim  Erkalten  des  letzteren  entstand  ein  Bodensatz  von 
gelbem  Chelidoxanthin,  dessen  Lösung  durch  Tanninlösung  getrübt 
vnrd.  Besondere  charakteristische  Reactionen,  ausser  der  von 
Probst  beschriebenen,  wurden  nicht  beobachtet.  —  Ausserdem 
ist  es  dem  Verfasser  gelungen,  ein  krystallinisches  Alkalo'id  aus 
Chelidonium,  das  Cheltdysin,  darzustellen,  welches  sich  durch  leichte 
Löslichkeit  in  Wasser  charakterisirt.  Käufliches  trockenes  Kraut 
wurde  durch  mit  Oxalsäure  angesäuertes  Wasser  ausgezogen,  der 
erhaltene  Auszug  durch  Pikrinsäure  gefällt  und  das  Filtrat  mit  Ghlor- 
natrium  in  Substanz  gesättigt.  Schwacher  Spiritus  extrahirte  aus 
dem  erhaltenen  umfangreichen,  braunen  Niederschlag  das  Alkalo'id, 
welches  einen  Niederschlag  mit  Tannin,  nicht  aber  mit  Pikrin- 
säure gab.  Darauf  wurde  der  Niederschlag  mit  Wasser  bearbeitet 
und  die  filtrirte  Lösung  mit  Calciumhydroxyd  alkalisch  gemacht, 
wobei  kein  Niederschlag  entstand.  Pikrinsäure  erzeugte  ebenfalls 
in  dieser  alkalisch  reagirenden  Flüssigkeit  keinen  Niederschlag. 
Dann  wurde  das  alkalische  Filtrat  durch  Tannin  ausgefällt,  der 
gewaschene  Niederschlag  mit  frisch  präcipitirtem  und  sorgfältig 
gewaschenem  kohlensauren  Blei  gemischt  und  der  Brei  bei  einer 
Temperatur  von  40 — 45°  C.  getrocknet  Bei  darauf  folgender 
Behandlung  der  trockenen  Mischung  mit  Wasser  oder  Spiritus 
und  beim  Abdampfen  der  filtrirten  Flüssigkeit  wurden  farblose, 
krystallinische,  in  Wasser  leicht  lösliche  Schuppen  erhalten;  die 
Chlorverbindung  krystallisirt  in  sternartig  gruppirten  Nadeln. 
Das  Alkaloid  giebt  Niederschläge  mit  den  meisten  Alkalo'idreagen- 
tien.    Das  Chlorhydrat  ist  farblos  und  zerfliesst  nicht. 

Behufs  Darstellung  des  Chelidozatithins  wird  nach  einer  weiteren 
Mittheilung  von  N.  Orlow  ^)  der  im  sauren  Auszuge  von  Cheli- 
donium majus  durch  Pikrinsäure  erhaltene  Niederschlag  mit 
Wasser  oder  verdünntem  Alkohol  gewaschen,  getrocknet  und  zur 
Entfernung  der  Pikrinsäure  mit  Ammoniaklösung  erwärmt.  Der 
Rückstand    wird  darauf  mit  schwacher  Salzsäure  erwärmt,    die 


1)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl.  1893.  689. 


524  Alkaloide. 

LösuDg  durch  Jodkalium  Biedergeschlagen,  das  Gefällte  mit  Wasser, 
schwacher  Ammonlösung  und  Aether  gewaschen  und  aus  kochen- 
dem Wasser  oder  Alkohol  umkrystallisirt.  Das  so  erhaltene 
Gfaolidoxanthin  stellt  ein  dunkelgelbes  Pulver  oder  braune  Kry- 
stalle  von  bitterem  Geschmacke  dar.  Es  löst  sich  in  Alkohol 
und  schwachen  Säuren,  wenig  in  kaltem,  leicht  in  heissem  Wasser 
und  ist  unlöslich  in  Aether.  Es  enthält  Stickstoff  und  verhält  sich 
alkalo'idartig.  In  starker  Schwefelsäure  löst  es  sich  mit  brauner 
Farbe;  bei  Verdünnung  dieser  Lösung  mit  Wasser  scheidet  sich 
ein  braunes  Gemisch  von  zwei  in  Alkohol  verschieden  löslichen 
Körpern  ab.  Mit  Ensenchlorid  färbt  sich  die  wässerige  Cheli- 
doxanthinlösung  roth,  durch  Jodkalium  wird  es  daraus  gefallt, 
wobei  der  Niederschlag  kein  Jod  enthält.  Schwefelblei  schlägt 
in  statu  nascendi  das  C.  nieder.  Es  reducirt  weder  vor  noch 
nach  dem  Kochen  mit  Säuren  Jodsäure;  die  Trommer'sche  Probe 
fällt  negativ  aus,  es  ist  folglich  kein  Glykosid.  Zum  Unterschiede 
von  Chelidonin  und  Ghelerythrin  wird  es  durch  neutrales  Kalium- 
chromat  nicht  gefällt;  erst  nach  Hinzufügung  von  Säuren  und 
Kaliumdichromat  entsteht  ein  Niederschlag.  Bezüglich  der  übrigen 
zahlreichen  Reactionen  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 
—  Das  in  geringerer  Menge  in  Chelidonium  enthaltene  Alkalo'id 
Chelidysin  stellte  Verfasser  ausser  nach  der  oben  angegebenen 
Methode  auf  verschiedenem  Wege  dar,  u.  A.  auch,  indem  er  die 
alkalisch  gemachten  und  filtrirten  Auszüge  durch  Tannin  oder 
durch  ein  Gemisch  von  Salpeter-  oder  Phosphormolybdänsänre 
fällte.  Beim  Zersetzen  der  Niederschläge  durch  PbCOs  oder 
GaCüs  und  Reinigen  des  Chlorhydrates  des  in  Wasser  löslichen 
Alkaloids  durch  Umkrystallisiren ,  erhielt  Verfasser  Präparate, 
welche  kein  Blei,  Amoniak,  Kalium  und  Calcium  enthielten  und 
beim  Erhitzen  verkohlten. 

Codetn,  Eine  von  W.  Göhlich  auf  Veranlassung  von  E. 
Schmidt  1)  ausgeführte  Untersuchung  bezweckt  zunächst  die 
Richtigstellung  der  Formeln  der  Codetnsaize,  femer  das  Studium 
der  Abkömmlinge  des  Codetns,  speciell  der  Chlorocodide ,  sowie 
eine  eingehende  Prüfung  des  amorphen  Codetns  und  des  Pseudo- 
codetns.  Als  Ausgangsmaterial  für  diese  Arbeit  diente  ein  von  der 
Firma  KnoU  u.  Co.  in  Ludwigshafen  bezogenes,  synthetisch  dar- 
gestelltes Code'in.  Dasselbe  schmolz  in  krystallwasserhaltigem 
Zustande  bei  152 — 153^,  in  wasserfreiem  bei  löö^.  Die  Ele- 
mentaranlayse  bestätigte  die  für  dieses  Alkaloid  allgemein  ange- 
nommene Formel  CigHsiNOs  +H2O.  —  Das  Codeinhydro- 
bromid  bildet  sich  beim  Erkalten  einer  heissgesättigten  Lö- 
sung von  Code'in  in  Brom  wasserstoffsäure,  stellt  feine  weisse  Nadeln 
dar  und  besitzt  die  Zusammensetzung  CisH^i  .NOs.H Br  + 2 H»0. 
Das  Code'inhydrojodid  bildet  lange  seidenglänzende  Nadeln, 
die  aus  einer  alkoholischen  Lösung  mit  Aether  ausgefällt  1  Mo- 
lekül Krystallwasser,  aus  Wasser  umkrystallisirt  2  Moleküle  Wasser 


1)  Ärch.  d.  Pharm.  189S,  286. 


Alkalo'ide.  525 

enthalten.  Codeinsulfat  (CisHji  .NOs)2HtS04  +  5H»0  kry- 
stallisirt  in  langen,  büschelförmig  grappirten  Nadeln,  Co  de 'in - 
Chromat  (CisHjiNOs) Hj Cr O4. +5 HsO  in  goldgelb  gefärbten, 
glänzenden  Nadeln;  Codeinacetat  C18H21  .NOs.CHsCOOH. 
-I-2H9O,  welches  im  Handel  meist  ein  gelbliches  oder  schwach 
bräunliches  Pulver  darstellt,  lässt  sich  durch  wiederholtes  Um* 
krystallisiren  aus  Essigäther  in  farblosen  Krystallen  erhalten. 
Wird  eine  alkoholische  Lösung  des  Alkalo'ides  mit  einer  alkoholi- 
schen Lösung  von  Salicylsäure  genau  neutralisirt  und  dann  das 
Ganze  eingedunstet,  so  entsteht  Code'insalicylat  von  der  Zu-» 
sammensetzung  CigHsi  .NOs.CrHe  Os.  Das  Gold doppel salz 
(Ci8H8i.N08.HCl)AuCl8  bildet  einen  gelben  flockigen  Nieder- 
schlag, während  das  Platindoppelsalz  (CigHtiNOs. HCl)« PtCU 
mit  4  resp.  6  Molekülen  Wasser  krystallisirt ,  je  nachdem  es  aus 
concentrirter  Lösung  sich  abscheidet,  oder  durch  Verdunsten  einer 
verdünnten  Lösung  über  Schwefelsäure  erhalten  wird.  Eine  Doppelver« 
bindung  von  salzsaurem  Code'in  und  Quecksilberchlorid  wird  erhalten, 
wenn  man  eine  Lösung  von  Codein  in  verdünnter  Salzsäure  mit 
Quecksilberchlorid  ausfällt  und  den  entstandenen  Niederschlag 
aus  heissem  Wasser  oder  wässrigem  Alkohol  umkrystallisirt.  Die  Zu- 
sammensetzung dieses  Quecksilbersalzes  ist  (C18H91.  NO3  HCl)« . 
HgCla  +  HaO.  Zwei  weitere  Versuche,  welche  die  Einwirkung 
von  Aethylenchlorid  und  Aethylenbromid  auf  Code'in  zum  Gegen- 
stand hatten,  zeigten,  dass  zwischen  Aethylenchlorid  und  dem 
Alkaloid  keine  Reaction  stattfand,  während  2  Moleküle  Codein 
sich  mit  einem  Molekül  Aethylenbromid  zu  einer  Verbindung  ver- 
einigen, aus  welcher  nach  Ersatz  der  Bromatome  durch  Chlor  sich 
ein  Platindoppolsalz  von  der  Formel  (Ci8H2iN08)«(C8H4)PtCl6 
darstellen  lässt.  —  Die  beiden  in  der  Litteratur  als  verschieden 
angenommenen  Chlorocodide  sind  vollkommen  identisch.  Das 
von  V.  Gerichten  beschriebene  krystallinische  Chlorocodid  wird 
dargestellt,  indem  man  auf  eine  Lösung  von  Phosphorpentachlorid 
in  Chloroform  bei  100°  getrocknetes  Godein  einwirken  lässt,  das 
Reactionsproduct  nach  24stündigem  Stehen  in  Wasser  einträgt 
und  die  über  dem  Chloroform  stehende  Flüssigkeit  nach  der 
Trennung  vom  Chloroform  mit  Ammoniakversetzt.  Der  durch 
Ammoniak  entstehende,  beim  Umrühren  zu  einem  harzigen  Klumpen 
sich  zusammenballende  Niederschlag  stellt  schon  ziemlich  reines^ 
Chlorocodid  dar,  welches  durch  Umkrystallisiren  aus  siedendem 
Ligroin  am  besten  gereinigt  werden  kann.  Auch  aus  der  oben 
erwähnten  Chloroformflüssigkeit  lassen  sich  noch  weitere  Mengen 
des  Chlorocodides  gewinnen,  wenn  man  den  nach  dem  Abdunsten 
des  Chloroforms  verbleibenden  Rückstand  in  salzsäurehaltigem 
Wasser  löst,  mit  Ammoniak  ausfallt  und  das  abgeschiedene  Harz 
mit  Ligroin  reinigt.  Der  Schmelzpunct  des  gereinigten  Chloro- 
codides liegt  bei  148  ^,  die  Elementaranalyse  führte  zu  der  Formel 
CisHsoCl.NOs.  Zur  Bestätigung  dieser  Formel  stellte  Göhlich 
noch  das  Golddoppelsalz  dar,  indem  er  die  salzsaure  Lösung  des 
Chlorocodides  mit  einem  geringen  Ueberschuss  von  Goldchlorid« 


526  Alkaloide. 

Chlorwasserstoff  yersetzte.  Die  so  erhaltene  Doppelverbindang 
stellt  einen  gelben,  flockigen,  bei  171 — 172°  schmelzenden  Nieder- 
schlag von  der  Zusammensetzung  (Ci8HsoClNOs.HCl)AuGl8  dar. 
Dass  in  dem  Chlorocodid  das  Ghloratom  sehr  fest  gebunden  ist, 
lehrten  verschiedene  Versuche,  welche  Verfasser  zu  diesem  Zwecke 
anstellte.  Nur  durch  Einwirkung  von  alkoholischer  Kalilauge  im 
eingeschlossenen  Rohre  war  eine  Umsetzung  des  Chlorocodides 
wahrzunehmen.  Es  resultirte  hierbei  nämlich  ein  Reactions- 
product,  das  nach  verschiedentlicher  Reinigung  mit  Platinchlorid 
ein  Doppeisalz  lieferte,  das  mit  dem  Platinsalz  des  Apocodeins 
sich  identisch  erwies.  Es  hatte  somit  die  alkoholische  Kalilauge 
das  Chlorocodid  unter  Abspaltung  von  Salzsäure  in  das  Apocodein 
GisHisNOa  übergeführt.  Um  nun  dieses  von  v.  Gerichten  be- 
schriebene Chlorocodid  mit  dem  zweiten  in  der  Litteratur  ver- 
zeichneten Chlorocodide  zu  vergleichen,  stellte  Göhlich  das  letztere 
nach  den  Angaben  von  Matthiesen  und  Wright  dar,  indem  er  auf 
Godei'n  12  Stunden  lang  2ö  ^jo  ige  Salzsäure  m  der  Wärme  einwirken 
liess  und  das  aus  Chlorocodid,  Apomorphin  und  unverändertem 
Godein  bestehende  Reactionsproduct  durch  fractionirte  Fällung 
mit  Natriumbicarbonat,  durch  Umkrystallisiren  aus  Ligroin  sowie 
durch  Vermittelung  eines  Platindoppelsalzes  von  Codein  und  Apo- 
morphin befreite,  so  dass  schliesslich  auch  hier  das  Chlorocodid  von 
demselben  Schmelzp.  148  ^ ,  den  das  von  v.  Gerichten  beschriebene 
Product  besitzt,  allerdings  nur  in  sehr  geringer  Menge  erhalten  wurde. 
Zur  weiteren  Identificirung  führte  Göhlich  auch  das  nach  der  Me- 
thode von  Matthiesen  u.  Wright  erhaltene  Chlorocodid  in  das  bei 
171 — 172^  schmelzende  Golddoppelsalz  über.  Dass  auch  in  ihren 
sonstigen  Eigenschaften  diese  beiden  bisher  in  der  Litteratur  als 
verschieden  aufgeführten  Körper  übereinstimmen,  zeigte  das  gleiche 
Verhalten  derselben  gegen  Schwefelsäure  (farblos),  Salpetersäure 
(gelb),  Fröhdes  Reagens  (kalt  gelblich  grün,  in  der  Wärme  blau), 
Erdmanns  Reagens  (gelblich  braun,  beim  Erwärmen  röthlich), 
Vanadinschwefelsäure  (gelb,  beim  Erwärmen  blaugrün).  Weitere 
Beweise ,  dass  die  Chlorocodide  der  verschiedenen  Darsteller  völlig 
identisch  sind,  erbrachte  Verfasser,  indem  er  zeigte,  dass  beide 
bei  der  Behandlung  mit  Wasser  unter  Druck  das  Code'in  rege- 
neriren,  während  bei  der  Einwirkung  von  rauchender  Salzsäure 
in  beiden  Fällen  Apomorphin  gebildet  wird.  —  Zu  einem 
SulphoGodid  d.  h.  einem  Codein,  in  dem  an  Stelle  einer  Hy- 
droxylgruppe eine  Sulfonsäuregruppe  getreten  ist,  gelangte  Ver- 
fasser, wenn  er  nach  der  Vorschrift  von  Anderson  auf  zerriebenes 
Code'in  concentrirte  Schwefelsäure  während  24  Stunden  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  einwirken  liess.  Wird  das  Reactions- 
product in  Wasser  eingegossen  und  diese  Lösung  mit  Natrium- 
carbonat  versetzt,  so  scheiden  sich  amorphe  grünlichweiss  gefärbte 
Massen  ab,  während  in  dem  Filtrat  hiervon  nach  dem  Einleiten 
von  Kohlensäure  und  ruhigem  Stehen  sich  weisse  seidenglänzende 
Krystallnadeln  absetzen.  Sowohl  diese  Nadeln  als  auch  der 
amorphe  Niederschlag  liessen  sich  durch  Lösen  in  heissem  Wasser 


Alkalo'ide.  527 

und  nachheriges  Stehenlassen  analyserein  gewinnen.  Diese  so  ge- 
wonnene Verbindung,  welche  keinen  Schmelzpunct  zeigt  und  bei 
der  filementaranalyse  die  Formel  CisHso NO«. 80$ H  ergab,  zeigte 
ein  ziemlich  indifferentes  Verhalten  und  lieferte  weder  ein  Hydro- 
chlorid  noch  ein  Gold-  oder  Platindoppelsalz.  Völlig  verschieden 
von  der  Einwirkung  yon  concentrirter  Schwefelsäure  erwies  sich  die- 
jenige von  verdünnter  Schwefelsäure  auf  Codein.  Bereits  Anderson 
und  Armstrong  hatten  auf  diese  Weise  das  sog.  amorphe  Codern  dar- 
gestellt. Zu  demselben  Resultate  gelangte  denn  auch  Göhlich  und 
zwar  fand  dieser  als  günstigste  Bedingung  für  die  Bildung  des  sog. 
amorphen  Codeins,  2  stündiges  Erhitzen  einer  nicht  zu  grossen 
Menge  von  Codein  mit  einem  Gemisch  aus  gleichen  Baumtheilen 
concentrirter  Schwefelsäure  und  Wasser.  Während  nun  Anderson 
und  Armstrong  diese  bei  180°  schmelzende  Base  nur  in  amorphem 
Zustande  erhielten,  gelang  es  Göhlich,  auch  dieselbe  durch  Lösen 
in  Ligroin  sowie  Essigäther  krystallinisch  darzustellen.  Die  aus 
Ligroin  umkrystallisirte  Base  ist  von  derselben  Zusammensetzung 
wie  das  gewöhnliche  Codein  (CisHsiNGs)  und  auch  wie  dieses 
frei  von  Erystallwasser,  während  die  Base  aus  verdünntem  Alkohol 
umkrystallisirt  1  Molekül  Wasser  enthält.  Zur  weiteren  Charakte- 
risirung  dieses  sogen,  amorphen  Code'ins  stellte  Verfasser  eine 
Reihe  von  Salzen  dar.  Das  chlorwasserstoffsaure  „amorphe*^ 
Codein  stimmte  in  seinem  Erystallwassergehalte  nicht  auf  die  von 
Armstrong  ermittelte  Formel,  in  wasserfreiem  Zustande  zeigte  es 
die  Zusammensetzug  Cis  Usi  .NOs.HCl.  Aehnliche  Beobachtungen 
konnte  Göhlich  bezüglich  des  Krystall Wassergehaltes  bei  dem 
bromwasserstoffsauren  Salze  machen.  Dasselbe  stellt  ungefärbte 
Nadeln  dar  und  entspricht  wasserfrei  der  Formel  CigHaiNOsHBr. 
Wesentlich  verschieden  erweist  sich  in  derKrystallformdas  Sulfat  des 
„amorphen"  Codeins (CisHji  .N0s).H»S04  +  2H«0  von  demjenigen 
des  gewöhnlichen  Code'ins.  Ersteres  bildet  viereckige  Blättcheii,  letz- 
teres büschelförmig  gruppirte  Nadeln  (mit  ö  Mol.  Wasser).  Für  das 
einen  orangegelben  Niederschlag  bildende  Golddoppelsalz  fand  Ver- 
fasser die  Formel  (CisHsi .  NOs .  HCl)AuCU  +  ^^^0,  während  das  in 
feinen  gelben  Nadeln  krystallisirende  Platinsalz  die  Zusammensetzung 
(Ci8  Hai  N Os .  H  Cl)s  Pt  CU  besitzt.  Mit  diesem  als  amorphes  Codein 
bezeichneten  Körper  erwies  sich  nun,  wie  weitere  Untersuchungen 
von  Göhlich  lehren,  das  von  Merck  bei  der  Darstellung  von  Apocodein 
als  Nebenproduct  erhaltene  Pseudoco dein  völlig  identisch.  Der 
Schmelzpunct  des  getrockneten  Pseudocodeins  liegt  bei  180^  der- 
selben lemperatur,  bei  der  das  amorphe  Codein  schmilzt.  Auch 
in  den  Salzen  des  Pseudocodeins,  dem  Hydrochlorid,  Hydrobromid, 
Sulfat,  Gold-  und  Platindoppelsalz  herrscht  vollständige  Ueber- 
einstimmung  mit  den  Salzen  des  „amorphen"  Code'ins.  Schliess- 
lich sei  noch  erwähnt,  dass  auch  beide  Körper,  das  Pseudocodein 
und  das  „amorphe"  Code'in,  in  ihrem  Verhalten  gegen  Alkaloid- 
reagentien  keinerlei  Verschiedenheiten  erkennen  liessen,  so  dass 
somit  das  von  Merk  als  Pseudocode'in  bezeichnete  Alkalo'id  iden- 
tisch ist  mit  dem  zuerst  von  Anderson   und  Armstrong  beschrie- 


528  Alkaloide. 

benen  „amorphen'*  Code'in.  Dass  das  Pseudocodein  gleich  dem 
gewöhnlichen  Codein  eine  Methoxylgrappe,  jedoch  keine  Hy- 
droxylgruppe enthalt,  wurde  gleichfalls  noch  durch  die  Arbeit 
GöhUch's  dargethan. 

Gnoscopin  CssHasNO?.  Von  diesem  im  Jahre  1878  bereits 
entdeckten  Alkalo'id,  dem  man  damals  die  Formel  CsiHseNaOn 
zuerkannte,  wurde  von  F.  ü.  H.  Smith  u.  Co.  ^)  eine  grössere 
Menge  dargestellt,  die  es  ermöglichte,  dieses  Opiumalkaloid  ein- 
gehender zu  Studiren.  Zunächst  wurde  das  salzsaure  Salz  in 
möglichst  reiner  Form  erhalten  und  aus  diesem  die  Base 
dargestellt.  Die  Analyse  derselben  ergab  völlige  Isomerie  mit 
dem  Narcotin,  von  dem  sich  indess  das  Gnoscopin  durch  seinen, 
bei  228 ^G.  liegenden  Schmelzpunct  unterscheidet,  während  Nar- 
cotin bekanntlich  bei  178^  C.  schmilzt.  Ferner  differirt  es  durch 
seine  geringe  Löslichkeit  in  kochendem  Alkohol,  die  nur  den 
zehnten  Theil  der  des  Narcotins  beträgt,  und  durch  die  Form 
der  charakteristischen  schlanken  Nadeln,  die  sich  beim  Erkalten 
der  heissen  alkoholischen  Lösung  absetzen.  Während  das  salz- 
saure Gnoscopin  aus  schwach  angesäuertem  Wasser  in  farblosen, 
flachen,  glasglänzenden  Prismen  anschiesst,  bildet  das  Narcotin- 
hydrochlorat  harte,  aus  weissen,  nadelförmigen  Krystallen  be- 
stehende Krusten.  An  der  Luft  yerliert  das  salzsaure  Gnoscopin 
leicht  Erystallwasser,  erhitzt  man  es  aber  bis  zu  120^,  so  schwellen 
die  Krystalle  an  und  das  Alkalo'id  bleibt  als  weisse,  schwammige 
Masse  zurück.  Andererseits  zeigen  Gnoscopin  und  Narcotin  bei 
der  Behandlung  mit  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  identische 
Reactionen,  ferner  liefern  sie  mit  Schwefelsäure  und  Braunstein 
dieselben  Oxydationsproducte.  Erhitzt  man  Narcotin  2  bis  3 
Stunden  lang  mit  Eisessig  in  zugeschmolzener  Röhre  auf  130^  G., 
verdünnt  dann  den  flüssigen  Inhalt  derselben,  um  ihn  alsdann 
durch  Alkali  zu  fällen,  wäscht  den  Niederschlag  zunächst  mit 
warmem  Wasser,  hierauf  mit  heissem  Weingeist  aus,  so  hinter- 
bleibt ein  Rückstand,  der  sich  bei  weiterer  Reinigung  als  mit 
dem  Gnoscopin  identisch  erweist. 

Morphin,  Die  seit  mehreren  Jahren  ziemlich  allgemein  ange- 
nommene Formel  trägt  nicht  allen  Metamorphosen  Rechnung,  sie  ist 
nicht  haltbar.  Im  Verlaufe  seiner  Untersuchungen  über  die  Con- 
stüuHon  des  Morphins  gelangte  G.  N.  Vis*)  nun  zu  der  Ueber- 
zeugung,  dass  das  Morphin  kein  Phenanthrenderivat  ist,  sondern 
nur  einen  Atomcomplex  enthält,  welcher  sich  bei  gewissen  Re- 
actionen zum  Phenanthrenkem  schliessen  kann.  Das  Morphin  ist 
vielmehr  ebenso  wie  Narcotin  und  Papaverin  ein  Phenylisochino- 
lylmethanderivat.  Die  Thatsachen,  welche  Vis  zu  diesem  Schlüsse 
berechtigen,  sind  folgende:  1.  Das  Stickstoffatom  im  Morphin  ist 
methylirt;  2.  das  Morphin  ist  eine  tertiäre  Base;  3.  es  liefert  bei 


2)  Pharm.  Jonm.  and  Transact«  1898,  No  1187,  1794.  2)  Jonm, 

prakt.  Chem.  1898,  584. 


I 


Alkaloide.  529 

gewissen  Reactionen  Pyridin,  enthält  also  wahrscheinlich  denPyridin- 
ring ;  4.  die  Ueberführung  von  Morphinderiyaten  in  solche  des 
Phenanthrens  ist  häufig  beobachtet;  wenn  das  Morphin  keinen 
Phenanthrenkem  enthält,  so  ist  doch  die  Möglichkeit  der 
Schliessung  zu  einem  solchen  ungemein  leicht  gegeben;  5.  das 
Morphin  giebt  bei  geeigneter  Oxydation  Pikrinsäure  und  beim 
Schmelzen  mit  Aetzkali  Protokatechusäure,  beide  Reactionen 
machen  das  Vorhandensein  eines  Benzolkernes  in  Morphin 
wahrscheinlich;  6.  das  Morphin  enthält  zwei  Phenolhydroxyle, 
von  denen  eines  als  normales  Phenolhydroxyl  functionirt,  das 
zweite  als  Alkoholhydroxyl  erscheint,  weil  es  einer  Atomyerkettung 
CHa.CH(OH).C^  angehört;  das  dritte  Sauerstoffatom  ist  in- 
differenter Natur  und  wahrscheinlich  ätherartig  gebunden;  7.  das 
scheinbare  Alkoholhydroxyl  behält  seinen  Charakter  im  Methyl- 
morphin bei  und  erscheint  als  wirkliches  Alkoholhydroxyl,  nach 
der  Spaltung  dieses  Körpers  mit  Essigsäureanhydrid ,  in  dem 
Oxäthyldimethylamin. 

Marphinhydrobromid  Gi7Ei9lH09.RBr  + 2  Ei  Oy  bildet  farb- 
lose in  Wasser  leicht  lösliche  Krystallnadeln.  Soll  bei  gleich 
starker  narkotischer  Wirkung  wie  andere  Morphiumsalze  weder 
Ekel  noch  Kopfschmerzen  verursachen.  ^) 

Morphinhydrochlorid,  Hinsichtlich  der  chemischen  Unter- 
suchung des  Morphinhydrochlorids  nach  den  Vorschriften  des 
Deutschen  Arzneibuches  ist  zu  bemerken,  dass  bis  jetzt  im  Han- 
del kein  Präparat  vorkommt,  das,  mit  Schwefelsäure  in  Berührung 
gebracht,  vollkommen  ungefärbt  bliebe.  Dagegen  war  es  Gehe 
u.  Co.  ^)  oft  möglich,  den  Einwand,  dass  Morphinchlorid-Lösun- 
gen im  Verhältniss  von  1 :  30  einen  Theil  des  Alkaloids  beim 
Stehen  abscheiden,  auf  die  Beschaffenheit  des  zum  Filtriren  be- 
nutzten alkalisch  reagirenden  Filtrirpapiers  zurückzuführen.  Solches 
Papier  scheint  nicht  selten  im  Handel  vorzukommen,  verräth  sich 
jedoch  durch  die  beim  Befeuchten  mit  Phenolphtaleinlösung  ein- 
tretende Röthung. 

Zur  Herstellung  von  Morphinlosungen  darf  man  nach  Wel- 
mans^)  das  Morphin  nur  mit  dem  Wasser  übergiessen  und  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  stehen  lassen,  worauf  in  einigen  Stunden 
völlige  Lösung  erfolgt.  Befördert  man  die  Lösung  durch  heftiges 
Schütteln  oder  Erhitzen,  so  erhält  man  weniger  oder  mehr  gelb 
gefärbte  Lösungen,  welche  Oxydimorphin  enthalten  und  neben 
der  nicht  erwünschten  Färbung  noch  den  Uebelstand  aufweisen, 
entsprechend  weniger  wirksam  zu  sein. 

Darstellung  von  Narcetn  und  Aponarcetn  aits  Handelsnarcetn. 
D.  R.-P.  1)8419  für  Martin  Freund  und  George  B.  Frankforter 
in  Berlin.  Wird  Handelsnarce'in  mit  einer  concentrirten  Alkali- 
lösung erhitzt,  so  bildet  sich  unter  Wasserabspaltung  das  Alkali- 
salz einer  neuen  Verbindung,  Aponarce'in  genannt:   GssHsdNOs 


1)  Ber.  von  E.  Merck  1893,  Jan.  2}  Handelsber.  von  Gebe  u.  Co. 

189S,  April.  3)  Pharm.  Ztg.  1898,  875. 

Plianiia«eiitiKh«r  Jahnoberieht  f.  1898.  84 


530  Alkaloide. 

H-  Na  0  H  =  G»8  H«6  N  Og  Na  +  2  Ha  0.  Diese  Alkalisalze  nehmen 
beim  Versetzen  ihrer  wässrigen  Lösang  mit  einer  Säure  wieder 
ein  Molekül  Wasser  auf  und  bilden  chemisch  reines  Narcein  vom 
Schmelzp.  163^  CajHasNOsNa+HCl-f  H,0  —  NaCl  +  C8sH,»N09. 
Benutzt  man  dagegen  bei  dieser  Zerlegung  der  Alkalisalze  des 
Aponarce'ins  eine  alkoholische  Lösung,  so  erhält  man  je  nach  der 
Menge  der  zugesetzten  alkoholischen  Säure  das  freie  Aponarcem 
CssHstNO«  vom  Schmelzpunct  157 — 158^  oder  dessen  Salz 
CssHaTNOg.HGI.  Sämmtliche  Präparate  sollen  als  Arzneimittel 
Verwendung  finden. 

Darstellung  von  Estern  des  Narcems.  D.  R.-P.  71  797  für 
Martin  Freund  in  Berlin.  Das  Narcein,  CsjHaTNOg,  enthält 
eine  Carboxylgruppe,  in  welcher  der  Hydroxyl Wasserstoff  durch 
Alkyle  substituirt  werden  kann.  Die  Ester  entstehen  durch  Be- 
handlung des  Narceins  oder  des  mit  demselben  identischen  und 
aus  dem  Narcotin  erhältlichen  sogenannten  Pseudonarcein  mit 
Alkoholen  und  einem  die  Esterification  begünstigenden  Agens, 
z.  B.  Chlorwasserstoff.  An  Stelle  des  Narceins  bezw.  Pseudo- 
narceins  können  auch  ihre  Salze  mit  Basen  verwendet  werden. 
Das  Chlorhydrat  des  Narceinmethylesters  Cjs  Hse  N  Os  C Hs .  H  Cl 
krystallisirt  aus  Wasser  in  rechtwinkligen  Tafeln  vom  Schmelz- 
punct 150 — 151°;  die  entsprechende  Aethylverbindung  schmilzt 
bei  205 — 206°.  In  derselben  Weise  wie  Narcein  verhält  sich  das 
aus  Narcotin  herstellbare  Homonarce'in  CidHsgNOg.  Die  Präpa- 
rate sollen  als  Arzneimittel  Verwendung  finden. 

E.  Merck  1)  stellt  gegenwärtig  nach  einer  neuen  Methode  ein 
absolut  7*eines  Narcein  von  stets  gleichbleibender  chemischer  Zu- 
sammensetzung her;  auch  das ^n^/^a^mm*)  wird  neuerdings  nicht 
mehr  als  grau  weisses,  sondern  als  farbloses  in  Wasser  klar  lös- 
liches Präparat  gewonnen.  Zur  Untersuchung  wird  die  folgende 
Methode  empfohlen:  Man  löst  1  g  Antispasmin  in  30  cc  Wasser, 
säuert  mit  Essigsäure  an  und  lässt  ca.  1  bis  2  Stunden  stehen, 
wobei  sich  das  Narcein,  gemengt  mit  etwas  Salicylsäure  abscheidet. 
Man  bringt  sodann  den  Niederschlag  auf  ein  Filter,  saugt  mittels 
Luftpumpe  gut  ab,  spült  mit  kaltem  Wasser  nach  und  wäscht 
das  Filter  mit  so  viel  kaltem  Wasser,  dass  die  Gesammtmenge 
des  Filtrates  etwa  50  cc  beträgt.  Das  Filter  wird  getrocknet 
und  mit  Aether  zur  Entfernung  der  Salicylsäure  gewaschen;  es 
bleibt  reines  Narcein  zurück,  das  getrocknet  etwa  40  o/o  der  ur- 
sprünglichen Substanz  betragen  muss.  Das  Antispasmin  enthält 
in  Wirklichkeit  50  ®/o  Narcein;  diese  Differenz  erklärt  sich  daraus, 
dass  das  Narcein  als  solches  stets  nur  mit  grossem  Verluste  aus 
seinen  Lösungen  abgeschieden  werden  kann,  von  welcher  Eigen- 
schaft man  sich  leicht  durch  einen  analogen  Versuch  mit  irgend 
welchem  anderen  Narceinpräparate  zu  überzeugen  vermag.  Das 
auf  obige  Weise  erhaltene  Narcein  zeigt  alle  die  charakteristischen 
Eigenschaften  des  reinen  Narceins,  so  unter  anderem  die  bekannte 


1)  Pharm.  Gentralh.  1898,  178.     2)  A.  ist  Narceinnatrinm-Natriamsalicylat. 


Alkaloide.  531 

SchwefelsäurereactioD :  Wirft  man  Narcem  in  concentrirte  Schwefel* 
säare,  so  entsteht  eine  gelblich  röthliche  Färbung,  die  beim  Er- 
wärmen auf  150°  C.  dunkeiblutroth  wird.  Im  Wesentlichen  zeigt 
Auch  das  Antispasmin  die  gleiche  Reaction,  doch  ist  die  Endfarbe 
beim  Erwärmen  der  Schwefelsäure  auf  150°  G.  statt  dunkelroth 
mehr  dunkelgrünlich,  ein  Farbenunterschied,  der  jedenfalls  durch 
die  Gegenwart  der  Salicylsäure  bedingt  ist.  Die  Salicylsäure  kann 
man  leicht  abscheiden,  indem  man  die  obigen  50  cc  Waschlauge 
mit  Salzsäure  stark  ansäuert,  wodurch  ein  grosser  Theil  der  Sa- 
licylsäure in  Nadeln  auskrystallisirt.  Benutzt  man'  den  zum 
Waschen  gebrauchten  Aether  zum  Ausschütteln,  so  kann  man  die 
Salicylsäure  in  der  nämlichen  Probe  von  1  g  quantitativ  be- 
stimmen. —  Selbstverständlich  kann  man  die  obige  Prüfung  bei 
präciser  Arbeit  auch  schon  mit  0,1  g  Substanz  ausführen. 

Xanthalin,  ein  neues  üpiumalkalo'id,  wurde  schon  1881  von 
T.  u.  H.  Smith  u.  Gie.  ^)  entdeckt,  aus  gewissen  Gründen  jedoch 
mit  der  Veröffentlichung  bis  jetzt  gezögert.  Man  findet  es  in  den 
von  der  Darstellung  des  rohen  salzsauren  Morphins  und  Godeins 
herrührenden  sauren  Mutterlaugen.  Aus  diesen  kann  es  in  Ge- 
meinschaft mit  Narcotin,  Papaverin  ausgefällt  werden,  indem  man 
die  ursprüngliche  Lösung  verdünnt  und  die  Flüssigkeit  sorgfältig 
neutralisirt.  Der  Niederschlag  selbst  wird  durch  Waschen  mit 
verdünnter  Natronlauge  und  heissem  Wasser  und  darauf  folgender 
Behandlung  mit  verdünntem  Alkohol  gereinigt,  die  zurückbleiben- 
den Krystalle  in  kochendem,  mit  Salzsäure  angesäuertem  Wasser 
gelöst,  der  dabei  sich  nicht  lösende  Rückstand  mit  kochendem 
Alkohol  behandelt  und  zuletzt  in  verdünnter  Salzsäure  gelöst  und 
faeiss  filtrirt.  Aus  den  vereinigten  Flüssigkeiten  schiessen  beim 
Abdampfen  schwammige  Krystallmassen  an,  welche  im  Aeusseren 
den  Narceinkrystallen  nicht  unähnlich  sehen,  jedoch  hellgelb  ge- 
färbt sind.  Durch  wiederholte  Umkrystallisation  aus  verdünnter 
Salzsäure  und  Nachwaschen  mit  starkem  Weingeist  erhält  man 
das  chlorwasserstoffsaure  Salz  des  neuen  Alkaloides.  Dieses  selbst 
wird  leicht  durch  Kochen  einer  wässrigen  Hydrochloridlösung  er- 
halten; in  Form  eines  weissen,  krystallinischen  Pulvers  stellt  man 
'CS  durch  Ausfallen  der  heissen  alkohol.  Lösung  vermittelst  Alkali 
dar.  Es  ist  in  Wasser  und  in  Alkalien  unlöslich,  in  kochendem 
Weingeist  kaum  löslich,  dagegen  löst  es  sich  leicht  in  Benzin  und 
sehr  leicht  in  Ghloroform  und  schmilzt  bei  206^  G.  Das  Xanthalin 
ist  eine  schwache  Base,  die  mit  überschüssigen  Mineralsäuren 
wohlgeformte  Salze  bildet.  In  Folge  der  gelben  Färbung  dieser 
Salze,  das  Nitrat  ist  beispielsweise  orangefarben,  haben  die  Ver- 
fasser dem  neuen  Opiumalkaloid  den  Namen  Xanthalin  gegeben. 
Die  Analyse  spricht  für  die  Zusammensetzung  GsTHseNtOs. 

Das  salzsaure  Salz  löst  sich  in  verdünnter  warmer  Salzsäure 
und  schlägt  sich  beim  Erkalten  aus  der  hellgelben  Lösung  in 
Form  voluminöser  gelber  Nadeln  nieder,  die  auf  dem  Filter  mit 

1)  Journal  and  Transactions  1893,  No.  1187,  772;  No.  1186,  798. 

84* 


532  Alkaloide. 

etwas  kaltem  Weingeist  abgewaschen  and  dann  bei  gelinder  WärnDie 
getrocknet  werden.  Das  an  und  für  sich  beständige  Salz  verliert 
über  Schwefelsaure  an  Gewicht.  Erhitzt  man  es  einige  Stunden 
lang  auf  150°  C,  so  hinterbleibt  die  reine,  von  Chlor  &eie  Base. 
Es  entspricht   der  Zusammensetzung  G87Hs6Ns09  2HGl  +  4HsO. 

Xanthalin  löst  sich,  ähnlich  wie  Thebain  mit  tief  orangerother 
Färbung,  bei  längerem  Stehen  und  Verdünnen  mit  etwas  Wasser 
geht  dieselbe  jedoch  in's  blassgelbe  über  und  das  Sulfat  krystalU- 
sirt  in  weichen  gelben  Nadeln  aus.  Diese  Reaction  ist  eine  höchst 
charakteristische.  Salpetersäure  löst  Xanthalin  in  der  Kälte  ohne 
Zersetzung  aus  Lösungen,  die  einen  grossen  Ueberschuss  von  Sal- 
petersäure enthalten,  können  sogar  ohne  Zersetzung  bis  zum 
Siedepunct  erhitzt  werden.  Beim  Abkühlen  krystallisirt  das  Nitrat 
in  schönen,  durchscheinenden,  orangegelben  Nadeln.  — 

Während  das  Xanthalin  oxydirenden  Reagentien  gegenüber 
grossen  Widerstand  zeigt,  wird  es  durch  nascirenden  Wasserstoff 
leicht  angegriffen.  Giebt  man  zu  einer  mit  überschüssiger  Säure 
versetzten  heissen  Sulfatlösung  granulirtes  Zink,  so  erfolgt  eine 
heftige  Reaction  und  damit  gleichzeitiges  Verschwinden  der  gelben 
Farbe  der  Flüssigkeit.  Beim  Erkalten  setzt  sich  aus  der  Flüssig- 
keit eine  weisse  krystallinische,  aus  Zinksulfat  und  dem  Sulfat 
einer  neuen  Base  bestehende  krystallinische  Masse  ab.  Die  neue 
Base  ist  das  Hydroxanthalin.  Zur  Gewinnung  des  letzteren 
verdampft  man  die  Lösung  zur  Trockne,  behandelt  den  Rück- 
stand mit  starkem  kochenden  Alkohol,  der  nur  wenig  Zink- 
salz, aber  in  reichlicher  Menge  Hydroxanthalinsulfat  aufnimmt. 
Die  klare,  alkoholische  Lösung  wird  abgedampft,  das  krystallinische 
Magma  abgepresst  und  umkrystallisirt.  Die  Verbindung  löst  sich 
sehr  leicht  in  Wasser  und  die  Base  selbst  wird  aus  der  wässerigen 
Lösung  als  ein  harzähnlicher,  schnell  fest  werdender  Körper 
ausgeschieden.  Lässt  man  sie  aus  verdünntem  Weingeist  aus- 
krystallisiren ,  so  resultiren  wohlgeformte,  weisse,  bei  137°  G. 
schmelzende,  wasserfreie  Krystalle  von  der  Formel  CaiHssNaO». 
Die  Base  ist  in  Wasser  nahezu  unlöslich,  löst  sich  dagegen  leicht 
in  Alkohol,  Benzin  und  ähnlichen  Lösungsmitteln  und  bildet  farb- 
lose, leicht  lösliche,  wohlkrystallisirte  Salze.  Die  geringste  Spur 
Hydroxantbalin  giebt  mit  starker  Schwefelsäure  sofort  eine  tief 
violette  Lösung,  welche  auf  Zusatz  von  genügender  Menge  Wassers 
farblos  und  auf  weiteren  Zusatz  von  Säure  wieder  violett  wird. 
Diese  Reaction  ist  eine  höchst  charakteristische,  sie  gleicht  der 
Cryptopinreaction  mit  dem  Unterschied,  dass  bei  diesem  zur  Ent- 
wicklung der  violetten  Färbung  ausser  Schwefelsäure  noch  eine 
Spur  Salpetersäure  nöthig  ist.  ^) 

Ciamician  und  P.  Silber  ^}  fanden,  dass  das  Tanret'sche 
Pseudopelletierin  CgHuNO  eine  tertiäre  Base  ist  und  zwar  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  ein  Ketonamin,  es  enthält  kein  Hydroxyl, 

1)  Journal  and  Transactions  1898,  No.  1187,  794.  2)  6er.  d.  d. 

ohem.  Ges.  1698,  No.  17. 


Alkalo'ide.  533 

auch  keine  Methoxylgruppe,  yerbindet  sich  aber  mit  Hydroxyl« 
amin  zu  Pseudopelletierinoxim.  Die  Reductionsproduote  des 
Pseudopelletierins  sind  yollständig  mit  denen  des  Tropins  ver- 
gleichbar und  ihnen  gilt  vorzugsweise  die  vorliegende  Arbeit« 
Den  Namen  des  bisherigen  Pseudopelletierins  wollen  die  Verfasser  in 
j,Oranatonin^*^  umgeändert  wissen ;  durch  die  Bezeichnung  „on — in" 
soll  angedeutet  werden,  dass  der  Körper  ein  Ketonamin  ist.  Ver- 
fasser haben  nun  von  dem  Granatonin  eine  Anzahl  Körper  abgeleitet, 
die  unter  sich  in  demselben  Verhältniss  stehen,  wie  Aceton  stq 
Isopropylalkohol,  zu  Propylen  und  zu  Propan.  Durch  Einwirken 
von  Natriumamalgan  auf  eine  wässerige  Lösung  von  Granatonin«  oder 
besser  durch  Keduction  des  letzteren  mittels  Natriummetalls  in 
alkoholischer  Lösung  entsteht  zunächst  Granatolin  O9H17NO, 
weisse,  bei  100^  schmelzende  Krystalle  bildend.  Aus  diesem 
Körper  bildet  sich  durch  Wasserentziehuug  mittels  Jodwasserstoff- 
säure das  Granatenin,  GgHisN,  eine  dicke  Flüssigkeit,  bei  186^ 
siedend,  welche  ihrerseits  durch  Erhitzen  auf  240^  mit  Jodwasser- 
stoffsäure und  Phosphor  unter  Druck  Granatenin,  G9H17N, 
giebt,  eine  kampherartige  Masse  von  scharfem  Geruch,  Schmelz- 
punct  49—50°,  Siedepunct  192 — 193  ^  welche  in  Wasser,  Alkohol, 
Aether,  Petroläthor  und  Benzol  löslidi  ist.  Gleichzeitig  mit  dieser 
findet  jedoch  in  zweiter  Linie  eine  andere  Reduction  statt;  in 
kleiner  Menge  bildet  sich  nämlich  ein  Körper,  der  ein  M^h^l 
weniger  als  das  Granatenin  enthält  und  eine  secundäre  Base  dar- 
stellt, welche  dem  Ladenburg'schen  Norhydrotropin  entspricht 
und  von  den  Verfassern  Norgranatanin  genannt  wird,  es  ver- 
bindet sich  leicht  mit  Kohlensäure  zu  einem  Garbonate  von  der 
Formel  (CsHisN^COa. 

PhysoBtigmin.  Im  Jahre  1890  zeigte  Ferreira  da  Silva,  dass 
Physostigmin  nach  Behandlung  mit  rauchender  Salpetersäure  und 
Eindampfen  zur  Trockene  einen  grünen  Rückstand  hinterlasse. 
Den  gebildeten  Körper  nennt  Silva  ^)  in  einer  neuen  Mittheilung 
„Ghloreserin^^  und  hält  seine  Erzeugung  zur  Identificirung  m- 
nimaler  Physadifftninmengen  für  sehr  geeignet  Löst  man  ein 
sandkorngrosses  Stückchen  Physostigmin  oder  eines  seiner  Salze 
in  einem  Porzellansohälchen  in  wenigen  Tropfen  rauchender  Sal- 
petersäure, so  erhält  man  eine  klare,  gelbe  Flüssigkeit,  welche  auf 
dem  Wasserbade  erwärmt,  allmählich  dunkler  bis  orangefarben 
wird  und  nach  dem  Eindampfen  einen  rein  grünen  Ruckstand 
hinterlässt.  Der  letztere  ist  in  Wasser  und  concentrirtem  Alkohol 
leicht  mit  unveränderter  Farbe  löslich.  Mit  concentrirt^r  Salpeter- 
säure auf  dem  Wasserbade  betropft  wird  er  zunächst  blau,  und 
giebt  später  eine  violettrothe,  nach  einiger  Zeit  grünlichgelb  wer- 
dende Lösung.  Eine  mit  verdünnter  Salpetersäure  hergestellte 
Lösung  fluorescirt  im  durchfallenden  Lichte  grünlichgelb ,  im  re- 
flectirten  Lichte  blutroth.  Durch  Ammoniak  wird  die  Farbe  des 
Rückstandes  nicht  verändert    Die  spektroskopische  Prüfung  cha» 

1)  Compt.  rend.  1898,  117,  No.  7. 


] 


534  Alkaloide. 

rakterisirte  den  grünen  Farbstoff  als  einen  selbständigen  Körper, 
welcher  weder  mit  dem  Physostigminblau  zu  verwechseln  ist, 
welches  Petit  durch  Behandlung  des  Alkaloids  mit  Ammoniak  er- 
hielt, noch  mit  Rubreserin,  welches  Duquosnel  durch  die  Einwir- 
kung fixer  Alkalien  auf  Eserin  darstellte.  Mit  Hülfe  der  oben 
bescnriebenen  Reaction  soll  man  nach  Ferreira  da  Silva  noch  im 
Stande  sein  0,005  g  Physostigmin  nachzuweisen. 

Ueber  eine  Methode,  die  Lösungen  von  Physostigmin  zu  steri-- 
lisiren  und  zu  conserviren,  berichtet  L.  Sabbat  an  i.  ^)  Die  Phy- 
sostigminlösungen  nehmen,  der  Luft  ausgesetzt,  bekanntlich  in 
wenigen  Stunden  eine  rubinrothe  Farbe  an,  welche  auf  einen 
Oxydationsprocess  (Bildung  von  Rubroeserin)  zurückzuführen  ist*) 
Das  Oxydationsproduct  ist  aber  eine  inactive  und  sehr  heftig 
reizende  Substanz.  In  der  Hitze  erfahren  die  Physostigmin- 
lösungen  eine  derartige  Veränderung  innerhalb  weniger  Minuten 
und  sind  daher,  sobald  sie  durch  Erhitzen  sterilisirt  werden,  für 
den  Gebrauch  zu  Augenwässern  nicht  mehr  verwendbar.  Eine 
solche  Umsetzung  erfolgt  nun  aber  nicht  bei  Gegenwart  von 
Säuren,  auch  wenn  dieselben  schwach  sind.  Verfasser  sterilisirte 
die  frisch  hergestellten  Lösungen  von  Physostigmin  in  mit  Kohlen- 
säure gesättigtem  Wasser,  mit  welchem  gläserne,  an  der  Flamme 
geschlossene  Röhren  gefällt  worden  waren.  Die  Röhrchen  sind 
u-formig  gestaltet,  mit  einem  zugespitzten  und  oben  rechtwinkelig 
abgebogenen  Schenkel  versehen,  welche  Form  ihre  Verwendung 
als  Tropfenzähler  gestattet.  Die  zugeschmolzenen  Röhrchen  wer- 
den bei  100°  sterilisirt. 

Physostigminsalicylat.  Die  Commission  des  Deutschen 
Apothekervereins*)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt 
vor,  dem  Eingang  des  Artikels  Physostigminum  salicylicum  folgende 
Fassung  zu  geben: 

Farblose  oder  seh  wachgelbliche,  glänzende  Krystalle,  welche  in  150 
Theilen  Wasser  und  in  12  Theilen  Weingeist  löslich  sind.  „Die  wässerige 
Lösung  (1  e>  150)  verändert  blaues  Lackmuspapier  nicht  sofort.**  Das 
trockene  Salz  hält  sich  längere  Zeit  auch  im  Lichte  unverändert,  wogegen  sieb 
„wässerige  und  weingeistige  Lösungen'S  selbst  im  zerstreuten  Lichte,  binnen 
wenigen  Stunden  röthlich  fUrben  u.  s.  w. 

Der  Schlusssatz  soll  folgenden  Wortlaut  erhalten:  „Erhitzt 
man  Physostigminsalicylat  bei  Luftzutritt,  so  darf  ein  Rückstand 
nicht  hinterbleiben." 

Begründung:  Die  concentrirten  Lösungen  des  Physostigmin- 
salicylats  röthen  blaues  Lackmuspapier  sofort,  verdünntere  nach 
einiger  Zeit.  Deshalb  ist  der  Satz  „Die  Lösungen  verändern 
Lackmuspapier  nicht"    in   „die  wässerige  Lösung  (1  «  löO)  ver- 


1)  Riforma  med.  durch  Therap.  Monatsh.  1893,  Th.  41. 

2)  An  der  raschen  Rothfarbung  der  Physostigminlösungen ,  die  durch 
Zusatz  von  Alkali  sofort  erzeugt  werden  kann,  ist  zweifellos  die  schlechte 
Beschaffenheit  des  Glases,  welches  Alkali  an  die  Lösung  abgiebt,  auch  mit 
Schuld,  dafür  spricht  aucn  der  Umstand,  daes  die  Gegenwart  von  Sauren  da» 
Rothwerden  verhindert.    (Pharm.  Centralh.  1893,  70.) 

3)  Apoth.  Ztg.  1893,  425;  Aenderungen  durch  „*'  angedeutet 


Alkaloide.  535 

ändert  Lackmuspapier  nicht  sofort'',   umgeändert.    Alle  anderen 
Aenderungen  sind  nur  redactioneller  Art. 

Solanaceen^Alkalotde.  Ätropin.  E.  Schmidt M  hat  die  be- 
merkenswerthe  Beobachtung  gemacht,  dass  sich  bei  der  Ein- 
wirkung von  Benzoylchlorid  auf  Atropin  ein  Benzoylatropin  der  Formel 
Ci7  H89(GO.C6H6)NÜ3  bildet.  In  gleicher  Weise  lässt  sich  auch 
aus  demScopolamin  ein  Benzoylscopolamin  darstellen.  Während  aber 
auch  bei  der  Einwirkung  von  Acetylchlorid  oder  Essigsäureanhydrid 
auf  Scopolamin  ein  Monoacetylscopolamin  entsteht,  wirken  genannte 
Körper  auf  Atropin  anders  ein ;  in  diesem  Falle  findet  nämlich  «keine 
Substitution  einer  Acetylgruppe  statt,  sondern  das  Essigsäureanhydrid 
wirkt  wasserabspaltend,  und  es  bildet  sich  Apoa tropin.  Schmidt 
ist  mit  einem  Vergleich  dieses  Apoatropins  mit  Apoatropin  an- 
derer Provenienz  beschäftigt.  Sollte  sich  hierbei,  wie  es  nach 
den  bisherigen  Beobachtungen  den  Anschein  hat,  eine  Identität 
dieser  Basen  ergeben,  so  würde  sich  die  Darstellung  des  Apo- 
atropins zu  einer  sehr  einfachen  gestalten. 

Darstellung  von  Tropin.  D.  R.-P.  60090  für  Farbwerke 
vorm.  Meister  Lucius  u.  Brüning  in  Höchst  a.  M.  In  Wasser 
vertheiltes  Dihydrobenzyldimethylamin  wird  durch  Sättigen  mit 
Salzsäure  in  Hydrochlordihydrobenzyldimethylamin  und  dieses 
durch  Erhitzen  zunächst  in  Tropidinchlormethylat  übergeführt. 
Dieses  zerfällt  beim  stärkeren  Erhitzen  in  Ghlormethyl  und  Tro- 
pidin.  Aus  dem  letzteren  erhält  man  schliesslich  durch  Kochen 
mit  Aetzalkalien  Tropin.  Das  so  gewonnene  Tropin  lässt  sich  in 
Atropin  und  verwandte  Körper  überführen. 

E.  Merck  ^)  berichtet  über  die  Beziehungen  zwischen  Atropin, 
Apoatropin  und  Belladonnin,  Die  schon  in  einer  früheren  Arbeit 
des  Verfassers  nachgewiesene  Identität  zwischen  der  von  Hesse 
aus  einer  Belladonnawurzel  isolirten  Base,  dem  Atropamin  und 
dem  Apoatropin  sucht  Merck  durch  weitere  Thatsachen  noch 
zu  bekräftigen.  Da  Hesse  in  dem  Verhalten  der  beiden  Körper 
gegen  Salzsäure  ein  Unterscheidungsmerkmal  gefunden  zu  haben 
glaubt,  so  dunstet  Merck  das  Apoatropin  nach  der  Angabe  von 
Hesse  mit  massig  concentrirter  Salzsäure  wiederholt  bei  80^  C. 
ein,  übersättigt,  sobald  die  salzsaure  Lösung  auf  Zusatz  von  Ghlor- 
natrium  keine  Krystalle,  sondern  Gel  tropfen  abscheidet,  mit  Na- 
triumcarbonat  und  schüttelt  die  in  Freiheit  gesetzte  Base  mit 
Ghloroform  aus.  Das  aus  dieser  Base  dargestellte  Platindoppelsalz 
bildet  einen  weissgelben,  amorphen  Niederschlag,  ist  in  kaltem 
Wasser  so  gut  wie  unlöslich  und  schmilzt  unter  Zersetzung  bei 
23ö — 23  i^,  es  besitzt  mit  einem  Worte  die  nach  Hesse's  Angaben 
dem  Belladonninplatinsalz  zukommenden  Eigenschaften.  Zum 
weiteren  Beleg  wurde  das  Platindoppelsalz  aualysirt  und  be- 
stätigte diese  Bestimmung  die  für  das  Belladonnin  von  Hesse  ge- 
fundene Formel  GitHsiNOs.  Dass  dasselbe  Salz  von  Merck 
schon    früher   aus   den  Mutterlaugen   der  Atropindarstellung  er- 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  106.  2)  Archiv  d.  Pharm.  281,  110. 


I 

11 


536  Alkaloide. 

halten  worden  ist,  beweisen  die  von  ihm  angeführten  analytischen 
Daten  ans  dem  Jahre  1884.  Das  Goldsalz  des  Belladonnins  (aas 
Apoatropin  durch  Erhitzen  mit  Salzsäure  erhalten)  stellt  ein 
amorphes,  hellgelbes  Pulver  dar  und  entspricht  ebenso  wie  das 
von  Hesse  beschriebene  in  seinem  Goldgehalte  nicht  genau  dem 
berechneten  Werthe,  was  Hesse  durch  beigemengtes  basisches  Salz 
zu  erklären  sucht.  Durch  die  Ueberführung  des  Apoatropins  in 
Belladonnin  und  durch  Vergleichung  des  aus  diesem  erhaltenen 
Platin-  bezw.  Goldsalzes  mit  den  entsprechenden  Salzen  der  B^e 
aus  den  Atropinmutterlaugen  glaubt  Merck  die  Identität  von  Apo- 
atropin und  Atropamin  ganz  sicher  gestellt  zu  haben  nnd  somit 
auch  die  letzten  von  Hesse's  Seite  angeführten  Zweifel  beseitigt 
zu  haben.  Bezüglich  der  Beziehungen  zwischen  Atropin,  Apo- 
atropin (Atropamin)  und  Belladonnin  bemerkt  Verfasser  noch,  dass 
das  Apoatropin  durch  Wasserabspaltung  aus  dem  Atropin  ent- 
steht, während  das  Apoatropin  bei  Behandlung  mit  verdünnten 
Säuren  in  Belladonnin  übergeht. 

Homatropinhydrobromid.  DieCommission  des  Deutschen 
Apothekervereins  ^)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  em- 
pfiehlt für  den  Artikel  Homatropinum  hydrobromicum  folgende 
Fassung: 

WeisBOs,  gemchloses,  krystallinisches,  ,4n  Wasser  leicht  lösliches  Pulver. 
In  der  wässerigen  Lösung  bewirkt  Jodlösang  eine  braane,  Kali  lange,  in  ge- 
ringem Ueberschusse  zugesetzt,  eine  weisse,  Silbernitrat  eine  gelbliche  Fäl- 
lung". 

0,01  g  Homatropinhydrobromid ,  mit  fünf  Tropfen  rauchender  Salpeter- 
säure in  einem  Porzellanschälchen  auf  dem  Wasserbade  eingedampft,  hinter- 
lasse einen  kaum  g^elblich  geförbten  Rückstand,  welcher  nach  dem  Erkalten 
mit  weingeistiger  Kalilauge  „eine  sehr  rasch  verschwindende  violette,  spater 
röthlich  gelbe  Färbung  annimmt^S 

„Die  wässerige  Lösung  (1  =  20)  verändere  Lackmuspapier  nicht  und 
werde  weder  durch  Gerbsäurelösung  noch  nach  dem  Ansäuern  mit  Salzsäure 
durch  Platinchloridlösung  gefallt". 

Sehr  vorsichtig  aufzubewahren. 

CrrÖBste  Einzelgabe  0,001  g. 

Orösste  Tagesgabe  0,00B  g. 

Der  Schmelzpunct  verschiedener  Handelspräparate  schwankte 
zwischen  195 — 207^;  nach  vorliegenden  Angaben  soll  er  bei  190 
bis  192°  und  bei  210°  liegen.  Die  sonst  wünschenswerthe  Auf- 
nahme eines  Schmelzpunctes  erscheint  deshalb  nicht  rathsam,  bis 
der  Schmelpunct  des  reinen  Salzes  sicher  gestellt  ist.  Die  Violett- 
farbung  bei  der  Vitalischen  Reaction  tritt  meist  nicht  oder  nur 
momentan  vorschwindend  ein,  meist  ist  die  Färbung  gelbröthlich. 
Der  zweite  Satz  des  Textes  „Die  wässerige  Lösung  verändere 
u.  s.  w."  gehört  zu  den  Prüfungsvorschriften  und  ist  deshalb  an 
das  Ende  gebracht  worden.  Die  wässerige  Lösung  des  Salzes 
(1  -»  20)  wird  auch  ohne  Ansäuern  durch  Gerbsäure  nicht  ge- 
trübt,   eine  Trübung  würde  Atropin  anzeigen. 

Hyoscyamin.    Auf  Grund  der  von  Ladenburg  und  Hundt  ge- 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  420. 


Alkalo'ide.  537 

maohten  ErfahruDg,  dass  durch  wiederholtes  Eindampfen  von 
Tropin  und  Rechts-  bezw.  Linkstropasäure  zwei  optisch  actiye 
Atropine  sich  darstellen  lassen,  versuchte  E.  Merck  ^),  das  dem 
Atropin  isomere,  linksdrehende  Hyoscyamin  in  seine  optisch  activen 
Gomponenten  zu  zerlegen.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  das  Hyos- 
cyamin im  offenen  Gelasse  mit  Wasser  einige  Stunden  lang  auf 
100^  erhitzt  Hierbei  geht  das  Alkalo'id  nach  und  nach  in  Lö- 
sung und  lässt  sich  nunmehr  nach  Entfernung  des  unveränderten 
Hyoscyamins  bezw.  Atropins  inactives  Tropin  nach  Zusatz  von 
Natronlauge  isoliren,  während  aus  der  alkalischen  Lösung  nach 
dem  Uebersättigen  mit  Salzsäure  die  Tropasäure  mit  Aether  sich 
ausziehen  lässt.  Die  so  gewonnene  Säure  dreht  links,  besitzt 
jedoch  ein  geringeres  Drehungsvermögen,  als  die  vermittelst  des 
Chininsalzes  aus  der  Tropasäure  dargestellte  Linkstropasäure.  — 
Im  Anschluss  an  diese  Beobachtung  theilt  Verfasser  noch  die 
Löslichkeitsverhältnisse  der  Bromhydrate  des  Hyoscyamins  und  des 
Hyoscins  mit.  Ersteres,  vom  Schmelzpuncte  149—100°  löst  sich 
in  0,34  Theilen  Wasser  von  lb°  und  in  2,2  Theilen  Alkohol 
(sp.  6.  0,820),  während  das  bromwasserstoffsaure  Hyoscin  4  Theile 
Wasser  von  15°  oder  21,5  Theile  Alkohol  (sp.  6.  0,820)  zu  seiner 
Lösung  bedarf. 

Pseudöhyosoyamin.  E.  Merck')  hat  in  Duboisia  myoporoides 
ausser  Hyoscyamin  und  Hyoscin  ein  drittes,  mit  keinem  der 
gegenwärtig  bekannten  Solanumbasen  identisches  Alkalo'id,  das 
Pseudohyos(r[amin  aufgefunden.  Das  durch  wiederholte  Krystalli- 
sation  von  Hyoscyamin  und  Hyoscin  möglichst  befreite  Alkalo'id 
scheidet  sich  aus  Uhloroform  auf  Zusatz  von  viel  Aether  in  kleinen, 
etwas  gelb  gefärbten  Nadeln  ab,  welche  in  Wasser  und  Aether 
schwer,  in  Alkohol  und  Chloroform  leicht  löslich  sind,  es  schmilzt 
ohne  Zersetzung  bei  133—134°  C.  und  dreht  die  Ebene  des 
polarisirten  Lichtes  nach  links.  Zusammensetzung:  GitHssNOs; 
Drehungsvermögen:     ip^)])  "^  — 21,15^.     Einfache   Salze   dieses 

Alkalo'ids  konnten  bisher  nicht  dargestellt  werden.  Das  Oold- 
salz  Gi7  HasNOs.HCl. AuGls  bildet  gelbe^  glänzende,  dünne  Blätt- 
chen, welche  in  heissem  Wasser  verhältnissmässig  leicht  löslich 
sind  und  bei  176°  C.  schmelzen.  Das  Platinsalz  krystallisirt 
in  federartig  vereinigten  Nadeln,  welche  in  heissem  Wasser  massig, 
in  kaltem  Wasser  sehr  schwer  löslich  sind;  es  beginnt  bei  116°  G. 
zu  sintern  und  ist  bei  150°  G.  zersetzt;  Zusammensetzung: 
(Gi7  H«8  N  Os .  H  Gl)»  Pt  GU  +  2  Hj  0.  Das  P i k  r  a  t  scheidet  sich 
nach  Zusatz  von  wässriger  Pikrinsäure  zu  einer  alkoholischen 
Alkalo'idlösung  in  langen,  gelben  Nadeln  ab,  welche  in  Wasser 
«chwer  löslich  sind  und  bei  220°  G.  schmelzen.  —  Aus  der  hier 
beigefügten  Uebersicht  der  charakteristischen  Merkmale  der  hier 
in  Betracht  kommenden  Solanum- Alkalo'ide 


1)  Archiv  der  Pharm.  281,  115.  2)  ebenda  p.  117. 


538 


Alkaloide. 


Namen 
der  Alkaloide. 

Atropin. 

Hyos- 
cyamin. 

Pseudo- 

hyos- 

cyamin. 

Apo- 
atropin. 

Hyoscin. 

Schmelzpuncte 
der  Basen 

116°  C. 

106 •  C. 

132-134° 
C. 

60— 62°C. 

ölige 
Flüssigkeit 

Schmelzpuncte 
der  Goldsalze 

186*»  C. 

160—162° 
C. 

176°  C. 

110-111° 
C. 

196—198^ 
C. 

Schmelzpuncte 
der  Platinsalze 

197—200«» 
C. 

206°  C. 

keinen 
Constanten 
Schmelzp. 

212—214° 
C. 

— 

Schmelzpuncte 
der  Pikrate 

176—176*» 
C. 

161—168° 
C. 

220°  C. 

166-168° 
C. 

160-162° 
C. 

ergiebt  sich,  dass  das  Pseudohyoscyamiu,  —  seines  specifischen 
Drehungsvermögens  wegen  so  benannt  — ,  selbst  kleine  Veranreini- 
gungen  mit  in  Betracht  gezogen,  nicht  mit  einem  der  genannten 
rflanzenbasen  identisch  sein  kann.  —  Im  Anschluss  daran  theilt 
Verf.  noch  die  Eigenschaften  von  Atropin-,  Apoatropin-  und  Hyoscin- 
pikrat  mit:  Das  Atropinpikrat  bildet  gelbe,  in  kaltem  Wasser 
sehr  schwer  lösliche  ßlättchen  vom  Schmelzpunct  175—176'*  C. 
Das  Hyoscyaminpikrat  scheidet  sich  in  Nadeln  ab,  die  zu  Drusen 
vereinigt  sind;  beim  Verbleiben  in  der  Mutterlauge  verwandeln 
sie  sich  in  vierseitige  Tafeln,  welche  in  kaltem  Wasser  sehr  schwer 
löslich  sind  und  bei  161—163^  G.  schmelzen.  Das  Apoatropin- 
pikrat  scheidet  sich  zunächst  in  amorphen  Flocken  ab,  welche 
sich  rasch  in  Krystalle  umwandeln;  es  bildet  gelbe,  verfilzte,  in 
kaltem  Wasser  schwer  lösliche  Nadeln  vom  Scbmelzpunct  166  bis 
168 ^  Das  Hyoscinpikrat  bildet  lange,  feine,  verfilzte  Nadeln, 
welche  in  kaltem  Wasser  schwer  löslich  sind  und  bei  160 — 162°  G. 
schmelzen.  — 

Eine  an  dem  Pseudohyoscyamiu  vorgenommene  Spaltung 
lieferte  ausser  der  bei  114—115**  schmelzenden  Tropasäure  nicht 
Tropin,  sondern  eine  diesem  isomere  Base.  Diese  Zerlegung  ge- 
schah durch  6  stündiges  Erhitzen  des  Pseudohyoscyamins  mit  Ba- 
rythydrat  in  wässrig- alkoholischer  Lösung  am  Kückflusskühler. 
Nach  Entfernung  der  Base  sowie  eines  weiteren,  vermuthlich  dem 
Pseudohyoscyamin  noch  beigemengten  Alkalo'ides  wurde  das 
Platinsalz  der  bei  der  Spaltung  erhaltenen ,  dem  Tropin  isomeren 
Base  erhalten.  Dasselbe  schwärzt  sich  beim  Erhitzen  über  200% 
zeigt  keinen  Zersetzungsschmelzpunct  und  entspricht  der  Formel 
(GsHiöNO .  HGOsPtGU  +  H,0.  Es  ist  somit  die  erhaltene  Spaltungs- 
base weder  mit  dem  Tropin  noch  mit  dem  Pseudotropin  identisch. 

Hyoscinhydrohromid,  Die  Gommission  des  Deutschen 
Apothekervereins  ^)  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  hat  an 
dem  Artikel  Hyoscinum  hydrohromicum   keine  Aenderung  vorge- 


1]  Apoth.  Ztg.  1898,  424. 


Alkaloide.  539 

nommen  und  nur  in  Erwägung  gezogen,  ob  nicht,  entsprechend 
den  Untersuchungen  von  E.  Schmidt  (Jahresber.  1892,  534)  der 
Name  Hyoscin  in  Scopolamin  umzuändern  sei. 

Die  ständige  Commission^)  zur  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  hat  in  dem  Entwurf  zum  Nachtrage  desselben 
an  Stelle  von  Hyoscinum  hydrobromicum  die  Bezeichnung  Scopo- 
laminum  hydrobromicum  —  Scopolaminhydrobromid  —  und  dem 
Artikel  folgende  Fassung  gegeben: 

Ansehnliche,  farblose,  rhombische  Krystalle.  100  Theile  verlieren  über 
Schwefelsäure  und  bei  100^  etwa  12,8  Theile  an  Gewicht.  Das  über 
Schwefelsäure  getrocknete  Salz  schmilzt  gef^en  190^.  In  Wasser  und  in 
Weingeist  löst  sich  das  Salz  leicht  zu  einer  farblosen,  blaues  Lackmuspapier 
schwach  röthenden  Flüssigkeit  von  bitterem  und  zugleich  kratzendem  Ge- 
schmacke  auf.  In  Aether  und  in  Chloroform  ist  Scopolaminhydrobromid  nur 
wenig  löslich. 

Die  wässerige  Lösung  des  Scopolaminhydrobromids  (1  »  60)  wird  durch 
Silbernitratlösung  gelblich  gefällt,  durch  Natronlauge  weisslich  getrübt, 
durch  Ammoniakflüssigkeit  dagegen  nicht  verändert. 

0,01  g  Scopolaminhydrobromid,  mit  fünf  Tropfen  rauchender  Salpeter- 
säure in  einem  Porcellanschälchen  auf  dem  Wasserbade  eingedampft,  hinter- 
lässt  einen  kaum  gelblich  gefärbten  Rückstand,  welcher,  nach  dem  Erkalten 
mit  weingeistiger  Kalilauge  übergössen,  eine  violette  Färbung  annimmt. 

Bei  Luftzutritt   erhitzt,   verbrenne  Scopolaminhydrobromid,   ohne    einen 
Rückstand  zu  hinterlassen. 

Sehr  vorsichtig  aufzubewahren. 

Grösste  Einzelgabe  0,0005  g. 

Grösste  Tagesgabe  0,002  g. 

In  dem  Scopolaminhydrochlorid  als  Mydriaticum  erblickt 
Rählmann*),  nach  welchem  dasselbe  als  Mydriaticum  und  Anti- 
phlogisticum  alle  anderen  gebräuchlichen  Tropeine  übertrifft, 
eine  dauernde  Bereicherung  des  Arzneischatzes. 

Coniin  und  Nicotin  neben  einander  nachzuweisen^  giebt 
6.  Heut')  an.  Beide  Alkaloide  zeigen  dem  Phenolphtale'in  gegen- 
über ein  verschiedenes  Verhalten.  Eine  alkoholische  Nicotin- 
lösung  giebt  mit  einer  alkoholischen  Phenolphtaleinlösung  versetzt, 
keinerlei  Rothfärbung,  während  dieselbe  bei  Anwesenheit  einer 
geringen  Menge  von  Coniin  sofort  auftritt.  Schärfer  lässt  sich 
der  Unterschied  noch  darthun,  wenn  man  eine  wässrige  Nicotin- 
lösung  mit  Phenolphtalein  und  Chloroform  versetzt.  Beim  kräf- 
tigen Schütteln  verschwindet  alsbald  die  Färbung,  während  eine 
wässrige  Coniinlösung  beim  Schütteln  mit  Chloroform  die  Roth- 
färbung nicht  verschwinden  macht.  Zur  quantitativen  Bestim- 
mung beider  Basen  schlägt  Verfasser  nachfolgenden  Weg  ein. 
Die  Basen  werden  in  wenig  Wasser  unter  Zusatz  von  etwas 
Alkohol  gelöst  und  5  cc  dieser  Lösung  mit  5  Tropfen  Chloro- 
form und  einem  Tropfen  einer  gesättigten  Phenolphtaleinlösung 
versetzt.  Nachdem  das  Gemenge  tüchtig  durchgeschüttelt,  titrirt 
man  das  Coniin  mit  ^lo  Normal-Schwefelsäure  bis  zur  völligen 
Entfärbung   unter  öfterem  Umschütteln.     Das  Nicotin  schliesslich 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  619.  2)  Wien.  Med.  Bl.  1893.  Nr.  9. 

3)  Archiv  d.  Pharm.  231,  376. 


540  Alkaloi'de. 

titrirt  man  mit  Benatzung  von  Lackmustinctur  als  Indicator.  Die 
Titrationen  müssen,  wie  schon  oben  angedeutet,  in  conc.  Lösungen 
vorgenommen  werden,  da  die  Resultate  sonst  ungenau  sind. 

6.  Heut^)  unterzieht  die  verschiedenen,  in  der  Litteratur 
angeführten  Verfahren  zur  Nicotinbestimmuna  der  Tabake  (Kiss- 
ling,  Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  21,  S.  64  u.  383;  22,  S.  199,  Ve- 
drödi,  Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  32,  S.  277,  Pezzolata,  Ber.  d.  ehem. 
Oes.  34.  Ref.  222  und  Kosutäny,  Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  21,  68) 
einer  vergleichenden  Kritik  und  kommt  hierbei  zu  dem  Schlüsse, 
dass  dem  Kissling'schen  Verfahren  entschieden  der  Vorzug  vor 
den  übrigen  für  Nicotinbestimmungen  üblichen  Methoden  zu  geben 
ist  und  dass  bei  Anwendung  von  wasserfreiem  Aether  zur  Extrac- 
tion  des  Tabaks  ammoniakfreie  Destillate  erhalten  werden.  Da 
nach  Angaben  von  Vedrödi  sich  Nicotinsulfat  beim  Eindampfen 
seiner  Lösung  zersetzt,  so  schlägt  Heut  ferner  noch  vor,  in  dem 
mit  Wasserdampf  übergetriebenen  Destillate,  welches  das  Nicotin 
enthält,  das  Nicotin  als  saures  Salz  einzudunsten,  wobei  die  er- 
wähnte Zersetzung  sich  vermeiden  lässt.  Ueber  die  Einzelheiten 
der  verschiedenen  Bestimmungen  siehe  die  oben  angeführten  Ar- 
beiten. 

Scoparin.  Nach  G.  Goldschmiedt  und  F.  v.  Hemmel- 
mayr>)  hat  das  von  Stenhouse  in  den  wässrigen  Auszügen  von 
Spartium  Scoparium  entdeckte  Scoparin  nicht  die  Formel  CstHasOio, 
sondern  CsoHfoOio,  schmilzt,  je  nachdem  es  sehr  langsam  oder 
schnell  erhitzt  wird,  bei  202''  resp.  219^  unter  vorhergehender 
Sinterung,  krystallisirt  aus  70  %igem  Alkohol  in  gelblichen  Nädel- 
chen  mit  5  Mol.  Wasser,  welche  bei  105^  völlig  entweichen,  löst 
sich  ziemlich  leicht  in  kochendem  Wasser  und  reducirt  Fehling'- 
eche  Lösung  wie  ammoniakalische  Siiberlösung.  Das  Barytsalz, 
(CsoHi90io)2  Ba  +  2HsO,  verbleibt  als  gelbes  Pulver,  wenn  man 
Scoparin  mit  Wasser  und  Baryumcarbonat  kocht,  die  gelbe  Lösung 
im  Vacuum  verdampfen  lässt  und  den  Rückstand  bei  100^  trocknet 
Durch  Kochen  mit  JodwasserstofiFsäure  liefert  das  Scoparin  1  Mol. 
Jodmethyl  (enth.  also  ein  Methyloxyd)  und  eine  amorphe,  hell- 
gelbe Verbindung  Ci9Hii08,  welche  bei  175°  dunkler  wird  und 
über  200^  unscharf  unter  Zerfall  schmilzt.  Monacetylscoparin, 
C8oHi90io(C2H80),  wird  mittels  Natriumacetats  und  Essigsäure- 
anhydriden bereitet  und  bildet  Krystalle  vom  Schmp.  230 — 236^. 
Aethylscoparin,  CsoHisOio  (CsHs),  durch  Kali  und  Jodäthyl 
in  alkoholischer  Lösung  dargestellt,  bildet  hellgelbe  Nädelchen 
vom  Schmp.  272^.  Hiernach  hat  Scoparin  die  Formel  CigHieOg 
(OHXOCHs).  —  Die  schwerlösliche  („anscheinend  allotropische**) 
Modification,  in  welche  das  Scoparin  durch  Kochen  mit  Alkohol 
fibergeht  (Stenhouse),  bildet  ein  gelbes  Pulver  vom  Schmp.  234 
bis  235°  und  verwandelt  sich  in  Scoparin  zurück,  wenn  man  sie 
in  Alkali  löst  und   die  Lösung  mit  Säure  übersättigt.    Scoparin 


1)     Archiv  d.  Pharm.  281,   658.  2)    Monatsfa.  f.  Chem.  14, 

202—222. 


Alkaloide.  541 

ist  kein  Glycosid,  denn  mit  verdünnter,  kochender  Schwefel- 
säure liefert  es  keinen  Zucker,  verwandelt  sich  vielmehr  in  ein 
bräunlichgelbes  Pulver,  CsoHieOs  +  2*/«  HjO,  vom  Schmp.  260  bia 
270°  (unter  Schwärzung),  welches  bei  110^  wasserfrei  wird. 

Spartetn,  Das  Oxydationsproduct  des  Sparte'ins,  Oxyspartetn 
Ci5H94N80^  bildet  weisse,  etwas  hygroskopische  Nadeln,  die  bei 
83—84'^  G.  schmelzen  und  sich  leicht  in  Wasser,  Alkohol,  Aether 
und  Chloroform  lösen;  die  Lösung  reagirt  stark  alkalisch.  — 
Oxysparte'inhydrochlorid  Gi6Hi4Na0.2HCl  bildet  grosse,  breite,  in 
Wasser  leicht  lösliche  Nadeln,  die  oft  zu  Aggregaten  zusammen- 
treten, bei  48—50^  C.  schmelzen,  vorher  etwas  sintern  und  über 
Schwefelsäure  verwittern  i). 

Siachydrin.  Die  Wurzelknollen  von  Stachys  tuberi- 
f  era  enthalten  ausser  einer  sehr  grossen  Quantität  eines  Kohlen- 
hydrates, Stachyose  genannt,  auch  Glutamin  und  Tyrosin  sowie 
zwei  stickstoffhaltige  organische  Basen,  von  denen  bis  jetzt  nur 
die  eine,  das  Stachydrin  von  A.  v.  Planta  und  E.  Schulze*) 
näher  untersucht  worden  ist.  Zur  Gewinnung  des  Stachydrins 
sind  zwei  verschiedene  Wege  eingeschlagen  worden,  es  möge  von 
diesen  nur  derjenige  hier  erwähnt  sein,  nach  dem  die  Haupt- 
menge  des  zur  Untersuchung  dienenden  Materials  gewonnen  wurde. 
Die  getrockneten  und  zerkleinerton  StachysknoUen  werden  zu 
diesem  Zwecke  in  der  Wärme  mit  90  ^/oigem  Alkohol  extrahirt 
und  das  nach  dem  Abdestilliren  des  Alkohols  sich  ergebende 
Extract  nach  dem  Aufnehmen  in  Wasser  mit  Bleiessig  versetzt.. 
Das  Filtrat  von  dem  hierbei  gebildeten  Bleiniederschlage  wird 
alsdann  durch  Schwefelwasserstoff  vom  Blei  befreit  und  die  vom 
Schwefelblei  getrennte  Flüssigkeit  zur  Sirupdicke  eingedunstet.. 
Wird  nunmehr  der  sirupöse  Rückstand  mit  Alkohol  extrahirt  und 
der  Auszug  alsdann  mit  einer  alkoholischen  Quecksilberchlorid- 
Solution  versetzt,  so  scheiden  sich  Quecksilberdoppelsalze  ab,  die 
nach  mehrtägigem  Stehen  gesammelt  und  dann  mit  kochendem 
Wasser  behandelt  werden.  Beim  Erkalten  resp.  Eindunsten  giebt 
dann  die  filtrirte  wässrige  Flüssigkeit  Krystalle,  die  nach  dem 
Entfernen  des  Quecksilbers  mit  Schwefelwasserstoff  schliesslich  zu 
.dem  Chlorhydrat  des  Stachydrins  führen.  Die  Verfasser  prüften 
dies  so  erhaltene,  durch  wiederholtes  Umkrystallisiren  gereinigte 
Cblorhydrat  auf  seine  Einheitlichkeit,  indem  sie  dasselbe  in  zwei 
Tbeile  zerlegten  (durch  Behandlung  mit  kaltem  Alkohol,  wodurch 
nur  etwa  die  Hälfte  in  Lösung  gebracht  wurde)  und  aus  jedem 
dieser  Theile  Platin-  sowie  Golddoppelsalze  fällten  und  dieselben 
auf  ihren  gleichen  Platin-  resp.  Goldgehalt  prüften.  Sowohl  diese 
Doppelsalze  als  auch  die  aus  2  verschiedenen  Quecksilberdoppel- 
salzen gewonnenen  Chlorhydrate  Hessen  einen  einheitlichen  Körper 
erkennen.  Das  Chlorhydrat  selbst  stellt  grosse,  durchsichtige 
Prismen  dar,  die  in  Alkohol,  leichter  in  Wasser  löslich  sind  und 
deren  Analyse  zu  der  Formel  CrHisNOsHCl  führte.    Das  Platin- 

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1)  Ber.  von  E.  Merck  189S,  Jan.         2)  Archiv  d.  Pharm.  231,  805. 


542  Alkaloide. 

doppelsalz  stellt  leicht  in  Wasser  lösliche,  grosse,  orangerothe 
Krystalle  dar  und  wird  erhalten  durch  Vermischen  einer  alkoho- 
lischen Chlorhydratlösung  mit  einer  weingeistigen  Platinchlorid- 
lösung und  nachheriges  Umkrystallisiren  der  Fällung  aus  Wasser. 
In  seiner  Zusammensetzung  entspricht  das  Platinsalz  der  Formel 
(GzHisNOj.HCOsrPtCU.  Das  Golddoppelsalz  (CtHisNOä.HCI.AuCIs) 
bildet  kleine  gelbe,  in  heissem  Wasser  leicht  lösliche  Prismen, 
das  Quecksilberdoppelsalz  kleine,  weisse  Krystalle;  von  weiteren 
Salzen  wurden  noch  dargestellt  das  Nitrat  und  das  Pikrat.  Die 
freie  Base  selbst  wurde  durch  Umsetzung  des  Chlorhydrates  mit 
frisch  gefälltem  Silberoxyd  erhalten  und  zeigt  nach  dem  Trocknen 
bei  100®  den  Schmelzpunct  210°.  Gegen  Alkaloidreagentien  ver- 
hält sich  das  Stachydrin  wie  folgt.  1)  Phosphorwolframsäure 
weiss,  2)  Phosphormolybdänsänre  gelblich,  3)  Pikrinsäure  gelb, 
krystallinisch ,  4)  Jod-Jodkalium  braun,  5)  Kalium wismuthjodid 
roth,  6)  Kaliumquecksilberjodid  weiss,  im  Ueberschuss  löslich, 
die  Lösung  scheidet,  wenn  man  die  Wandung  des  Gefässes  mit 
einem  Glasstabe  reibt,  gelbe  Krystalle  ab.  Da  die  letztgenannte 
Beaction  auch  das  Betain  zeigt,  eine  Verunreinigung  von  diesem 
Körper  in  dem  Stachydrin  nicht  möglich  ist,  so  nehmen  die  Ver- 
fasser in  dem  Stachydrin  eine  dem  Betain  verwandte  Base,  even- 
tuell ein  Homologes  des  Beta'ins  an.  Von  der  zweiten,  neben  dem 
Stachydrin  in  den  Wurzelknollen  vorhandenen  Base  wurde  eine 
Reihe  von  Salzen  dargestellt,  doch  musste  deren  genaue  Unter- 
suchung wegen  Mangel  an  Material  unterbleiben. 

Strychnin,  Die  Untersuchungen  von  J.  Tafel  über  das  che- 
mische Verhalten  des  Strychnins  haben  ergeben,  dass  in  dem 
Moleküle  GaiHssNiOs  das  eine  Stickstoffatom  als  Glied  eines 
hydrirten  Chinolin-  (oder  Indol-)  Ringes  enthalten  ist  und  seinen 
basischen  Charakter  durch  die  Verbindung  mit  einer  Carboxyl- 
gruppe  eingebüsst  hat,  ferner,  dass  diese  Carboxylgruppe  zugleich 
mit  einem  Stickstoffatom  einem  weiteren  ringförmigen  Atomkom- 
plexe angehört  TafeP)  versuchte  ferner,  durch  Oxydation  des 
Strychnins  zu  einfacheren  Derivaten  jener  Atomringe  zu  gelangen. 
Bei  der  successiven  Behandlung  des  Alkalo'ids  mit  verdünnter  und 
concentrirter  Salpetersäure  erhielt  er  neben  Pikrinsäure  eine  Reihe 
gut  krystallisirender,  wohl  charakterisirter  Säuren,  von  denen 
besonders  eine  der  Formel  CioHsNsOs  Aufschlüsse  über  die  Art 
der  Atomverkettung  im  Strychninmolekül  verspricht.  Die  Säure 
ist  fast  farblos,  krystallisirt ,  giebt  mit  1  Aeq.  Base  Salze.  Sie 
enthält  2  Nitrogruppen  und  wird  dementsprechend  durch  Zinn- 
ohlorür  und  Salzsäure  in  die  Verbindung  C10H9N8O4  übergeführt, 
welche  eine  schwache  Base,  zugleich  aber  noch  Säure  ist.  Die 
Säure  CioHsNsOs  enthält  ferner  eine  Carboxylgruppe;  sie  spaltet 
beim  Erhitzen  mit  Wasser  glatt  CO2  ab  und  geht  in  eine  Ver- 
bindung CdHfiNsOe  über.  Diese  ist  ebenfalls  noch  Säure  und 
bildet  Salze  mit  1  und  2  Aeq.  Base.    Sie  enthält  demnach  wohl 


1)  Ber.  d.  d.  ohem.  Qes.  1893,  888. 


Alkalo'ide.  543 

zwei  Hydroxylgruppen,  von  denen  die  eine  durch  die  Anwesen- 
heit der  Nitrogruppen  stark  sauren  Gharacter  erhalten  hat.  Nach 
Ansicht  des  Verfassers  dürfte  ihr  die  F'ormel  C9H3N(N08)afOH)8 
zukommen  und  sie  als  ein  Dinitrodioxychinolin  aufzulassen 
sein. 

Theohrotnin.  Die  ständige  Gommission^)  zur  Bearbei- 
tung des  Deutschen  Arzneibuches  hat  in  dem  Entwurf  zum  Nach- 
trage desselben  dem  neu  aufzunehmenden  Artikel  Theobrominum 
natrio-salicyUcum  —  Diuretin  folgende  Fassung  gegeben: 

Weisses,  gerncbloses  Pulver,  von  süss-salzigem ,  zugleich  etwas  laagen- 
haftem  Gesohmacke,  in  der  Hälfte  seines  Gewichtes  Wasser,  besonders  leicht 
beim  Erwärmen  löslich.  Die  Lösung  (1=5)  ist  farblos,  bläut  rothes  Lack- 
muspapier und  wird  durch  Eisenchloridlösung  violett  gefärbt.  Aus  derselben 
wird  durch  Salzsäure  sowohl  Salicylsäure ,  als  auch  nach  einiger  Zeit  Theo- 
brorain  als  weisser  Niederschlag  abgeschieden.  Durch  Natronlauge,  nicht 
aber  durch  Ammoniak-Flüssigkeit,  findet  wieder  vollständige  Lösung  statt. 

Werden  10  co  der  durch  Natronlauge  wieder  aufgehellten  Flüssigkeit 
mit  10  cc  Chloroform  ausgeschüttelt,  so  darf  der  Yerdunstungsrückstand 
des  letzteren  auf  1  g  Theobrominum  natrio-salicylicum  nicht  mehr  als  0,005  g 
betragen. 

2  g  Theobrominum  natrio-salicylicum  werden  in  einem  Porcellan- 
schälchen  in  10  com  Wasser  durch  gelindes  Erwärmen  gelöst;  diese  Lösung 
wird  mit  etwa  5  ccm  oder  soviel  Normal-Salzsäure  versetzt,  dass  blaues 
Lackmuspapier  kaum  merklich  gerötet  wird,  hierauf  ein  Tropfen  vordünnte 
(1=10)  Ammoniakflüssigkeit  beigefugt,  und  die  Mischung  nach  gutem  Um- 
rühren 8  Stunden  bei  15  bis  20^  stehen  gelassen.  Der  entstandene  Nieder- 
schlag wird  sodann  auf  ein  bei  100^  getrocknetes  und  nachher  gewogenes 
Filter  von  8  cm  Durchmesser  gebracht,  zweimal  mit  je  10  cc  kaltem 
Wasser  gewaschen,  im  Filter  bei  10G°  getrocknet  und  gewogen.  Sein  Ge- 
wicht betrage  mindestens  0,8  g. 

Gross te  Einzelgabe  1,0  g. 

Grösste  Ta^esgabe  8,0  g. 

(Das  Präparat  muss  vor  Luftzutritt  geschützt  werden, 
weil  Kohlensäure  das  Präparat  zerlegt,  indem  Theobromin  abge- 
schieden wird,  was  eine  theilweise  Unlöslichkeit  (Theobromin)  zur 
Folge  hat.  Den  nöthigen  Schutz  vor  Luftzutritt  erwähnt  der 
Nachtrag  nicht.  Die  gewählte  Bezeichnung  ist  nicht  richtig; 
wegen  ihrer  Aehnlichkeit  mit  dem  Namen:  Coffeinum  natrio- 
benzo'icum  müsste  man  denken,  dass  beide  Präparate  analog  zu- 
sammengesetzt wären.  Dieses  ist  aber  nicht  der  Fall.  Das  Diu- 
retin ist  Theobrominnatrium  -Natriumsalicylat;  dieser 
Name  ist  allerdings  für  den  practischen  Gebrauch  zu  lang.  Re- 
ferent der  Pharm.  Centralh.). 

Richtig  müsste  die  Bezeichnung  für  dieses  Präparat  Theo- 
brominnatrium cum  Natrio  salicylico  lauten,  da  man  es 
hier  nicht  wie  beim  Coffeinum  natriobenzoicum  mit  einer  Mischung 
der  beiden  Componenten  zu  thun  hat,  sondern  das  Salz  that- 
sächlich  aus  Theobrominnatrium  und  Natriumsalicylat  besteht. 
Die  Formel  der  Doppelverbindung  lautet: 

CiHTN^OÄNaCeH^^coONa^ 


1)  Apoth.   Ztg.  1898,  617. 


544  Alkalo'ide. 

theoretisch  müssten  in  ihr  49,7  %  Theobromin  enthalten  sein. 
Aus  Rücksicht  auf  den  Feuchtigkeitsgehalt  der  Verbindung  und 
den  im  Waschwasser  zurückbleibenden  Rest  hat  mau  sich  mit  der 
Forderung  von  40  ^jo  Theobromin  begnügt.    (Referent  der  Pharm. 

Ztg.). 

Theobrominlithium-Lithtutn  salicylicum  Merck,  Versuche  mit 
dieser  neuen  Theobrominverbindung  haben  Chr.  Gram  i)  gezeigt, 
dass  dieses  Präparat  viel  leichter  resorbirt  wird,  als  das  gewöhn- 
liche Diuretin,  und  die  therapeutischen  Effecte  werden  mit  klei- 
neren Dosen  (3  -  4  g)  ebenso  oder  vielleicht  noch  besser  als  mit 
Diuretin  (6  g)  erhalten;  man  erreicht  also  dieselben  therapeuti- 
schen Effecte  mit  einer  Kostenersparnis  von  ca.  20  %.  Das 
Lithiumdiuretin  hat  ebensowenig  wie  das  Diuretin  directe  Wirkung 
auf  das  Herz,  aber  wie  beim  Diuretin  wird  oft  die  Action  regel- 
mässiger und  der  Puls  kräftiger,  indem  die  Herzarbeit  durch  die 
Aufhebung  der  Oedeme  und  Stasen  sehr  erleichtert  wird,  üeble 
Nebenwirkungen  sind  ebensowenig  wie  bei  Diuretin  beobachtet 
worden,  abgesehen  von  der  Intoleranz  gegenüber  Salicylsäure. 
In  letzterem  Fall  hat  Theobrominlifhium  -  Lithium  benzoicum 
(Merck)  auch  sehr  gute  Resultate  gegeben,  und  Patienten,  die 
die  Salicylsäureverbindung  nicht  ertrugen,  haben  diese  Verbindung 
vertragen.  Die  Dosen  von  Lithion-Diuretin  (Merck)  sind  3—4  g 
täglich  in  Wasser  oder  in  Gelatinekapseln,  das  Gleiche  gilt  von 
der  Benzoesäureverbindung. 

Theobrominum  nitricum  crist,  GtHsNjOj.HNOs  bildet  gelbe 
Krystalle,  die  sich  in  Wasser  unter  Abscheidung  von  Theobromin 
lösen  *). 

Vfratrinum  crystallisatum  von  E.  Merck*)  ist  identisch  mit 
dem  von  anderen  Autoren  Gevadin  genannten  Körper.  Es  bildet 
weisse  Krystalle,  die  die  Formel  CssHasNOs  besitzen  und  ausser- 
dem noch  Krystallwasser  enthalten.  Letztores  verlieren  sie  theil- 
weise  schon  beim  Liegen  an  der  Luft  und  werden  dadurch  un- 
durchsichtig. Die  durch  Trocknen  bei  100**  G.  völlig  vom  Wasser 
befreiten  Krystalle  schmelzen  bei  202^  C.  (uncorrig.).  Das  Ve- 
ratrin.  cryst.  löst  sich  leicht  in  Aether,  femer  in  10 — 12  Theilen 
kaltem  Weingeist  und  leicht  in  heissem  Weingeist.  Die  Salze 
sind  fast  sämmtlich  amorph.  Krystallisirt  konnten  bis  jetzt  nur 
erhalten  werden  das  Gold-  und  Quecksilberdoppelsalz,  sowie  das 
Pikrat. 

Bei  der  trockenen  Destillation  von  veratrumsaurem  Calcium 
erhielt  W.  Heinisch*)  als  Hauptreactionsproducte  Veratrum- 
säuremethylester  und  Veratrol  neben  wenig  Guajacol  und  Vera- 
trumsäure. In  grösster  Menge  entsteht  der  Ester.  Im  Destilla- 
tionsrüokstande  konnte  ausserdem  eine  geringe  Menge  Brenzkate- 
chin  festgestellt  werden. 


1)  Mittheilund:  von  E.  Merck  1893,  No.  86.  2)  Ber.  v.  E.  Merck 

1893,  Jan.  3)  Arch.  d.  Pharm.  281,  185.  4)  Mönatsb.  f.  Chem. 

1898,  455. 


Bitterstoffe  und  Glykoside.  545 

Vn.    Bitterstoffe  und  Glykoside. 

üeber  einige  Derivate  des  Cantharidins  berichtete  F.  Ander- 
lini  1). 

Öerberin.  Diesen  von  de  Vrij  vor  etwa  30  Jahren  zuerst 
aus  den  Samen  von  Cerbera  OdoUam  dargestellten  giftigen  Be- 
standtheil  hat  P.  C.  Plugge')  näher  untersucht.  Zur  Darstel- 
lung des  Gerberins  schlug  Plugge  zwei  verschiedene  Wege  ein. 
Nach  dem  ersten  Verfahren  werden  die  Samenkerne  mit  Hülfe 
eines  Hackmessers  zu  einem  groben  Pulver  zerkleinert  und  dieses, 
in  Mengen  von  2  Kilo  in  starken  Leinensäcken  zwischen  gelinde 
erwärmten  Platten  einer  starken  Presse  vom  grössten  Theile  des 
Fettes  (ca.  44  %)  befreit.  Der  sonach  noch  ca.  30  ^jo  Fett  ent- 
haltende Samenkuchen  wird,  nachdem  er  zerkleinert,  wiederholt 
im  Kolben  mit  Rückflusskühler  mit  80  %igem  Alkohol  ausgezogen 
und  die  vereinigten  Auszüge  durch  Destillation  vom  grössten  Theile 
des  Alkohols  befreit.  Nachdem  das  beim  Erkalten  des  Destilla- 
tionsrückstandes an  der  Oberfläche  abgesetzte  Fett  entfernt,  wird 
die  restirende  Flüssigkeit  in  grossen  Flaschen  mit  einer  reich- 
lichen Menge  Petroläther  Übergossen,  von  Zeit  zu  Zeit  umge- 
schüttelt und  längere  Zeit  hingestellt.  Die  nach  längerem  Stehen 
auf  dem  Flaschenboden  abgesetzte  Schicht  von  unreinen,  schwarz- 
gefärbten  Krystallen  wird  nunmehr  durch  wiederholtes  Um- 
krystallisiren  aus  Alkohol,  Reinigen  mit  Thierkohle  und  Abwaschen 
mit  Aether  in  ein  weisses,  krystallinisches  Product  übergeführt. 
Die  zweite  Darstellungsweise  unterscheidet  sich  von  der  vorge« 
nannten  nur  insofern,  als  dem  Ausziehen  mit  Alkohol  erst  ein 
dreimaliges  Auskochen  mit  Wasser  vorausgeht.  Um  das  selbst 
aus  absolutem  Alkohol  mehrmals  umkrystallisirte  vollkommen 
weisse  Gerberin  ganz  rein  darzustellen,  ist  ein  wiederholtes 
Schütteln  mit  Aether  sehr  zu  empfehlen.  Was  nun  die  Eigen- 
schaften des  von  Plugge  dargestellten  Gerberins  (Zotos  hat  in 
einer  Dissertation  neuerdings  einen  aus  einer  mexicanischen  Ger- 
beraspecies  isolirten  Stoff  beschrieben,  der  viele  Eigenschaften 
zeigt,  die  für  das  Gerberin  stimmen,  jedoch  auch  solche,  die  nicht 
auf  das  Gerberin  passen)  betrifft,  so  zeigt  es  in  der  Krystallform 
grosse  Verschiedenheit  Theils  stellt  es  Rosetten  oder  blumen- 
kohlartige Aggregate,  theils  einzelne  Krystalle  von  rhombischem 
Habitus  dar,  während  öfters  auch  Formen  vorkommen,  die  den 
Eindruck  einer  hemimorph  hemidrischen  Entwicklung  machen. 
Die  Krystalle  sind  nicht  hygroskopisch,  schmelzen  bei  191 — 192^ 
und  verbrennen,  auf  dem  Platinbleche  erhitzt,  unter  Ausstossung 
reichlicher  Gase  mit  russender  Flamme.  In  Alkohol,  Ghloroform, 
Amvlalkohol,  Eisessig  und  geschmolzenem  Phenol  ist  das  Gerberin 
leicht  löslich,  nicht  gelöst  wird  es  von  Petroläther  und  schwer 
löslich  ist  es  in  Aether,  Benzol  und  Tetrachlorkohlenstoff.  Es  ist 
optisch  activ  und  zwar  linksdrehend.    Auf  Grund  der  analytischen 


1)  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.,  Ref.  25,  944.        2)  Aroh.  d.  Pharxn.  231,  10. 

FbannaMiitisehw  Jahiwbericbt  f.  1893.  35 


546  Bitt6rsto£fe  und  Glykoside. 

Daten  bei  der  ElementaranalyBe  und  der  Raoult'schen  Molekular- 
gewichtsbestimmungen gelangte  Verfasser  zu  der  Formel  GsTHioOg, 
derselben,  welche  von  Arnaud  für  das  aus  Tanghinia  venifera 
Poir  isolirte  Tanghinin  aufgestellt  worden  ist.  Von  den  für  das 
Cerberin  charakteristischen  Reactionen  seien  nachfolgende  erwähnt. 
Basisches  Bleiacetat  giebt,  zumal  bei  Zusatz  von  wenig  Ammoniak, 
ein  weisses  Präcipitat.  Kochen  mit  verdünnten  anorganischen 
Säuren  färbt  die  Flüssigkeit  citronengelb.  Goncentrirte  Schwefel- 
säure färbt  Ceiberin  erst  orangeroth,  dann  gelb-violett,  blau. 
Goncentrirte  Schwefelsäure  und  Thymol,  a-Naphtol  oder  Glyko- 
cholsäure  geben  mit  Cerberin  die  für  Zucker,  Glykoside  und  aro- 
matische Aldehyde  charakteristische  Roth-  bez.  Violettfärbung. 
Auch  mit  conc.  Schwefelsäure  und  Aldehyden,  wie  Furfurol, 
Anisaldehyd,  Homosalicylaldehyd,  Vanillin,  Heliotropin  und  Opian- 
säure  liefert  das  Gerberin  charakteristische  Farbenerscheinungen. 
Die  vorgenommene  Spaltung  zeigt,  dass  in  dem  Gerberin  ein 
Glykosid  vorliegt,  das  in  einen  neuen  Körper,  das  Gerberetin  und 
Glykose  zerfällt.  Zur  Ausführung  dieser  Spaltung  wurde  Gerberin 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  70  ^/oigem  Alkohol  im  einge- 
schlossenen Rohre  im  kochenden  Wasserbade  2  Stunden  lang  er- 
hitzt, wodurch  Lösung  unter  Gelbfärbung  der  Flüssigkeit  eintrat. 
Aus  dieser  Lösung  lässt  sich  das  Gerberetin  durch  Vermischen 
mit  Wasser  ausfallen.  Das  bei  gewöhnlicher  Temperatur  getrock- 
nete Gerberetin  stellt  ein  citronongelbes,  amorphes  Palver  vom 
Schmelzpuncte  85,5^  dar.  Es  ist  unlöslich  in  kaltem  Wasser,  in 
Petroleumäther,  dagegen  wird  es  gelöst  von  Alkohol,  Ghloroform, 
Aether  und  Benzol.  Optisch  erweist  sich  das  Spaltungsproduct 
als  inactiy,  während  es  allerdings,  wie  Versuche  an  Fröschen 
lehrten,  die  giftige  Eigenschaft  des  Gerberins  beibehalten  hat. 
Unterscheiden  lässt  sich  das  Gerberetin  von  dem  Gerberin  vor- 
nehmlich durch  seine  intensiv  gelbe  Farbe,  die  sogar  bei  einer 
alkoholischen  Lösung  1  :  5000  noch  deutlich  wahrnehmbar  ist, 
sowie  durch  sein  Verhalten  gegen  concentrirte  Schwefelsäure  (erst 
roth,  dann  braun  oder  trübviolett).  Nach  der  Elementaranalyse 
und  nach  Molekulargewichts bestimmungen  scheint  dem  Gerberetin 
die  Formel  G19HS6O4  zuzukommen.  Dass  in  erwähntem  Spaltungs- 
producte  ein  Phenol  oder  Phenolderivat  vorliegt,  konnte  bisher 
noch  nicht  sicher  nachgewiesen  werden,  sowie  auch  andrerseits 
wegen  Mangel  an  Material  vorderhand  die  Frage  noch  unent- 
schieden ist,  ob  ausser  dem  Gerberetin  und  der  Glykose  noch 
andere  Spaltungsproducte  entstehen  bei  der  Behandlung  mit  alko- 
holischer Schwefelsäure.  Der  schon  oben  erwähnte  Umstand, 
dass  Gerberin  und  Tanghinin,  beides  Bestandtheile  naheverwandter 
Pflanzen  derselben  Familie,  dieselbe  procentische  Zusammensetzung 
zeigen  sowie  der  weitere  Umstand,  dass  genannte  Körper  auch 
in  der  Natur  ihrer  physiologischen  Wirkung  grosse  Aehnlichkeit 
besitzen,  veranlasste  den  Verfasser  zu  der  Frage,  ob  diese  zwei 
Stoffe  identisch  oder  isomer  seien.  Die  Nichtidentität  dieser  beiden 
Körper  ergiebt  sich  aus  der  Verschiedenheit  ihrer  Erystallform, 


Bitterstoffe  und  Glykoside.  547 

ihrer  Schmelzpuncte ,  ihrer  optischen  Drehung  sowie  ihrer  Lös- 
lichkeitsyerhältnisse  in  Wasser  und  Alkohol.  Da  Zotos  in  seiner 
oben  erwähnten  Dissertation  das  Cerberin  identisch  annimmt  mit 
dem  aus  Gerbera  Thevetia  L.  isolirten  Thevetin,  so  prüft  Plugge 
auch  diese  beiden  Stoffe  auf  ihre  Identität  und  findet  hier  nicht 
nur  Abweichungen  in  ihren  physikalischen  Eigenschaften,  sondern 
auch  in  ihrer  procentischen  Zusammensetzung.  Bezüglich  der 
physiologischen  Wirkung  des  Gerberins  erwähnt  Verfasser  den 
Einfluss  auf  das  Herz,  der  sich  bei  Fröschen  in  anfangs  kräftigen 
Diastolen  und  Systolen  des  Ventrikels,  danach  in  den  charakte- 
ristischen sog.  peristaltischen  Bewegungen  des  Herzens  und  end- 
lich in  einem  Stillstande  in  Systole  der  Kammer,  dem  bald  der 
Busen  folgt,  zu  erkennen  giebt. 

Chionanthin  ist  von  Baumert  aus  der  Wurzelrinde  von  Ghio- 
nanthus  virginica  dargestellt  und  von  W.  v.  Schulz  näher  unter- 
sucht worden .  Dasselbe  bildet  voluminöse,  atlasglänzende,  schnee- 
weisse  Flitter,  die  in  kaltem  Wasser  schwer  löslich  sind.  In 
heissem  Wasser  und  Alkohol  ist  der  Körper  leichter  löslich.  Bei 
110^  wird  das  Ghionanthin  wasserfrei,  bei  höherer  Temperatur 
wird  es  rothviolett  und  schmilzt  zu  einer  durchsichtigen,  glas- 
artigen Masse  zusammen.  Die  Elementaranalyse  ergab  die  Formel 
GasHssOio.  Von  verdünnten  Säuren  wird  es  in  Dextrose  und 
einen  rothbraunen,  unter  110^  schmelzenden,  in  Wasser  unlös- 
lichen, in  Aether  und  Alkohol  leicht  löslichen,  harzigen  Körper 
gespalten.  Dabei  tritt  ein  starker,  nach  Perubalsam  erinnernder 
Geruch  zu  Tage.  Auf  die  Blutkörperchen  wirkt  das  Ghionanthin 
nicht  lösend  ein.  Die  Reactionen  der  Saponinsubstanzen  giebt  es 
nicht,  ebensowenig  erhielt  der  Verf.  nach  dem  Verfahren  zur 
Darstellung  der  Saponine  aus  der  Ghionanthusrinde  einen  saponin- 
ähnlichen  Körper  i). 

üeber  einige  Derivate  des  Digitogenins  berichtete  H.  Kili  ani  *). 

Für  die  Darstellung  von  reinem  Digitonin  schlägt  H.  Kiliani  *) 
nachfolgenden  Weg  vor.  Das  nach  der  Vorschrift  des  Verfassers 
bereitete  Rohdigitonin  (Ber.  ehem.  Ges.  24,  339)  wird  in  etwa 
10  Theilen  85  ®/oigem  Alkohol  in  der  Wärme  gelöst  und  die  Lö- 
sung auf  einem  auf  45°  erwärmten  Wasserbade  unter  Zusatz 
einiger  Krystalle  6  Stunden  lang  digerirt.  Nach  höchstens 
8  Stunden  ist  dann  die  Krystallisation  beendet.  Man  lässt  auf 
dem  Wasserbade  erkalten,  schüttelt  um,  lässt  einige  Stunden 
stehen  und  kann  dann  das  in  schönen  Krusten  abgeschiedene 
Glykosid  sammeln. 

FranguHn.  Nach  den  von  Schwabe  ausgeführten  Unter- 
suchungen kommt  dem  Glykosid  der  Faulbaumrinde  die  Formel 
GsiHsoOd  zu.  Der  Körper  spaltet  sich  durch  Hydrolyse  in  Emodin, 
das    heisst     Trihydroxymethylanthrachinon    und     Rhamnodulcit. 


1)  Pharm.  Zeitsofar.  f.   BusbI.    1893,  579.  2)  Aroh.  d.  Pharm 

281,  448.  8)  Archiv  d.  Pharm.  281,  460. 

86* 


548  Bitterstoffe  und  Glykoside. 

T.  E.  Thorpe,  H.  Robinson  und  A.  K.  Willer  i)  haben  die 
Schwabe'schen  Resultate  nachgeprüft.  Zur  Darstellung  des  Fran- 
gulins  erschöpft  man  die  Faulbaumrinde  zunächst  vermittelst 
Petroleumäther,  um  es  von  Fett  und  Chlorophyll  zu  befreien. 
Die  Verfasser  empfehlen  hierzu  einen  besonderen,  in  der  Original- 
abhandlung beschriebenen  Apparat.  Alsdann  zieht  man  den 
Rückstand  so  lange  mit  Methylalkohol  aus,  bis  die  Flüssigkeit 
ungefärbt  abläuft.  Das  auf  diese  Weise  erhaltene  alkoholische 
Extract  wird  mit  Hülfe  von  Sand  oder  schwefelsaurem  Baryum 
zur  Trockne  verdampft  und  der  Rückstand  mit  Aether  erschöpft 
Kach  diesem  Verfahren  bekommt  man  anscheinend  die  besten 
Resultate.  Ist  der  Aether  abdestillirt,  versetzt  man  den  dunkel- 
gefärbten Rückstand  mit  Alkohol.  Der  grösste  Theil  Frangnlin 
setzt  sich  alsdann  rasch  ab  und  man  erzielt  weitere  Quantitäten, 
indem  man  die  filtrirte  Flüssigkeit  sich  selbst  überlässt.  Das  rohe 
Frangulin  wird  durch  Behandlung  mit  kochendem  Methylalkohol 
gereinigt.  Die  ersten,  wie  die  letzten  Krystallisationen  sind  un- 
rein, die  mittleren  dagegen  ziemlich  rein  und  liefern  mikrosko- 
pisch kleine,  glänzende  Krystalle.  Die  weiteren  Untersuchungen 
der  Verfasser  stimmen  für  die  Schwabe'sche  Frangulin-Formel. 
Hydrolysirt  man  die  alkoholische  Lösung  durch  Kochen  mit  Salz- 
säure, so  spaltet  sich  das  Frangulin  thatsächlich  in  das  in  Wasser 
unlösliche  Emodin,  das  mit  dem  des  Rhabarbers  identisch  ist, 
und  in  einen  löslichen,  alle  Eigenschaften  der  Rhamnose  zeigenden 
Körper. 

Jridin,  dctö  Glykosid  der  Veüchenwurzel.  G.  de  Laire  und 
F.  Tiemann')  haben  in  den  trockenen  Wurzelknollen  von  Iris 
florentina  ein  neues  Glykosid  von  eigenartiger  Zusammensetzung 
aufgefunden.  Seine  Darstellung  ist  folgende:  Der  mit  Alhohol 
bereitete  Auszug  aus  10  kg  gepulverter  Veilchenwurzel  wird  unter 
Umrühren  mit  2  Liter  lauwarmen  Wassers  und  1  Liter  eines  Ge- 
menges aus  Aceton  und  Chloroform  von  0,950  Vol.-Gew.  versetzt. 
Beim  ruhigen  Stehen  trennt  sich  die  Flüssigkeit  in  zwei  Schichten, 
eine  untere  wässerige,  in  welcher  Traubenzucker,  organische 
Säuren,  färbende  Materien  u.  s.  w.  gelöst  sind,  und  eine  obere 
aceton-  und  chloroformhaltige,  welche  den  grösseren  Theil  der  in 
Wasser  nicht  oder  schwer  löslichen  Bestandtheile  des  alkoholischen 
Extractes  aufgenommen  hat.  Das  durch  Alkohol  der  Wurzel  ent- 
zogene Glykosid  schwimmt  als  amorphe  weisse  Masse  in  dem  dunkel 
gefärbten  Sirup.  Man  trennt  die  beiden  Schichten  durch  Decan- 
tiren,  sammelt  die  weissen  Flocken  auf  einem  Filter,  wäscht  sie 
mit  wenig  heissem  Wasser  aus  und  trocknet  bei  100°.  Das  er- 
haltene weisse  Pulver  wird  behufs  Entfernung  anhaftender  Ver- 
unreinigungen mit  Aether  und  Ligro'in  gewaschen  und  durch 
Umkrystallisiren  aus  siedendem  verdünnten  Alkohol  (1  Vol. 
90  %igen  Alkohols  auf  2  Vol.  Wasser)  völlig  gereinigt.    Das  so 


1)  Journ.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1898,  T.  27,  461.  2)  Bar.  d.  d. 

ohem.  Ges.  1893,  No.  14. 


• 


Bitterstoffe  und  Glykoside.  549 

gewonnene  Iridin,  CsiHteOis,  bildet  feine,  weisse,  sich  an 
feuchter  Luft  leicht  hellgelb  färbende,  bei  208^  schmelzende 
Nadeln.  Es  löst  sich  kaum  in  Wasser  und  etwas  leichter  in 
Aceton.  Bei  Zimmertemperatur  nimmt  davon  1  Liter  Wasser 
etwa  2  g,  1  Liter  Aceton  ca.  30  g  auf.  Die  Substanz  löst  sich 
nicht  in  Aether,  Essigätber,  Benzol  und  Chloroform,  leicht  aber 
in  heissem  Alkohol.  Chloroform  fällt  die  Lösung  des  Körpers  in 
Aceton,  und  das  von  den  Verfassern  bei  der  Darstellung  benutzte 
Gemenge  aus  Aceton  und  Chloroform  von  0,950  Vol.-Gew.  löst 
davon  nur  5  g  per  Liter  auf.  Von  verdünnten  Mineralsäuren 
wird  Iridin  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  angegriffen;  bei 
Einwirkung  von  wässeriger  Alkalilauge  werden  tiefgelbe  Lösungen 
erhalten,  aus  denen  die  Substanz  sich  durch  Säuren  nicht  mehr 
abscheiden  lässt.  Durch  verdünnte  alkoholische  Schwefelsäure 
wird  das  Iridin  bei  80 — 100®  nach  der  Gleichung:  CsiHseOis  + 
HsO^CeHisOe  +  CsHieüs  in  Traubenzucker  und  eine  gut  kry- 
stallisirende  Verbindung  zerlegt,  welche  Verfasser  Irigenin 
nennen.  Letzteres  wird  durch  Umkrystallisiren  aus  siedendem 
Benzol  gereinigt.  Wasser  scheidet  es  aus  alkoholischer  Lösung 
in  deutlichen  Khomboedem  ab.  Die  Krystalle  schmelzen  bei  186^ 
Alkohol,  Benzol  und  Chloroform  lösen  die  Substanz  leicht  beim 
Erwärmen,  Essigäther  und  Chloroform  schon  bei  Zimmertemperatur. 
Sie  ist  dagegen  schwer  löslich  in  Wasser  und  nahezu  unlöslich 
in  Aether  und  Ligroin.  Sie  hat  die  Eigenschaften  eines  Phenols. 
Selbst  stark  verdünnte  alkoholische  Irigeninlösungen  werden  durch 
Eisenchlorid  tief  violett  gefärbt.  Alkalilauge  löst  Irigenin  auf, 
verändert  es  aber  schnell,  was  sich  durch  Aufdunkeln  der  gelben 
Lösung  zu  erkennen  giebt.  Nach  kurzer  Zeit  fällen  Säuren  aus 
den  alkalischen  Lösungen  nicht  mehr  die  unveränderte  Verbindung, 
sondern  einen  amorphen  Niederschlag.  Beim  Erhitzen  mit  conc. 
Alkalilauge  unter  Luftabschluss  spaltet  sich  das  Irigenin  nach 
der  Gleichung:  CisHieOs  +  SU^O  =  CH9O2  +  CioHisOs  +  C7H8O4 
in  Ameisensäure  CHtOa ,  eine  aromatische  Ozysäure  CioHiaOs, 
Iridinsäure,  und  ein  Phenol  C7H8O4,  Iretol.  Die  Iridinsäure 
(Dimethanoxy — 4.  5 — benzenol — 3 — äthylsäure  1),  ist  durch  um- 
krystallisiren aus  siedendem  Benzol  leicht  zu  reinigen.  Sie  bildet 
farblose,  bei  180^  schmelzende  Prismen,  löst  sich  in  Wasser, 
Alkohol,  Aether,  Chloroform,  Aceton  und  siedendem  Benzol,  wird 
von  kaltem  Benzol  weniger  leicht  aufgenommen  und  ist  unlöslich 
in  Ligroin.  lieber  ihren  Schmelzpunct  erhitzt,  spaltet  sie  sich  in 
Kohlensäure  und  ein  Phenol,  welches  Verfasser  Iridol  nennen. 
Die  Iridinsäure  ist  eine  starke  Säure,  sie  verdrängt  die  Kohlen- 
säure aus  den  Carbonaten  der  Alkali-  und  Erdalkalimetalle  und 
sättigt  die  Alkalihydrato  Molekül  für  Molekül.  Ihre  Alkalisalze 
und  das  Calciumsalz  sind  leicht  zerfliesslich,  das  Baryumsalz  da- 
gegen krystallisirt  gut.  Ihre  Ester  bilden  sich  leicht  beim  Durch- 
leit^n  von  Salzsäuregas  durch  Lösungen  der  Iridinsäure  in  den 
verschiedenen  Alkoholen.  Iridol  (Methyl.  1.  dimethanoxy.  4.  5. 
benzenol.  3.),    C7H6(ÜCHs)9(OH),    erhält    man   durch   trockene 


550  Bitterstoffe  und  Glykoside. 

Destillation  der  Iridinsäure.  Bei  200°  geht  ein  farbloses  Oel 
über,  welches  in  der  Vorlage  zu  grossen,  weissen,  bei  57^  schmel- 
zenden Erystallen  erstarrt.  Das  Iridol  ist  in  kaltem  Wasser 
nahezu  unlöslich,  wird  aber  von  Alkohol,  Aether,  Essigäther^ 
Benzol,  Chloroform  und  Alkalilauge  leicht  aufgenommen.  Eisen- 
ohlorid  färbt  die  alkoholische  Lösung  violett.  Ire  toi,  das  dritte 
Spaltungsproduct  des  Irigenins  (Methanozy.  2.  benzentrioL  1. 2. 5.), 
GtHbOa,  kann  man  in  der  Weise  darstellen,  dass  man  die  vor 
Berührung  mit  der  Luft  sorgfältig  zu  schützende  alkalische  Lö- 
sung der  drei  Spaltungsproducte  mit  verd.  Schwefelsäure  (1:2) 
übersättigt  und  sofort  mit  Ealiumcarbonat  neutralisirt  Man  filtrirt 
Yon  dem  sich  ausscheidenden  Kaliumsulfat  ab  und  schüttelt  da» 
Filtrat  10 — 12  Male  mit  Aether,  welcher  nur  Iretol  aufnimmt. 
Aus  den  Aetherauszügen  darf  man  den  Aether  nicht  vollständig 
abdestilliren,  sondern  man  lässt  die  letzten  Aetherantheile  an  der 
Luft  verdunsten.  Das  Iretol  bleibt  dabei  als  krystallinische  Masse 
zurück  und  wird  durch  fractionirtes  Fällen  mit  Chloroform  aus 
der  Lösung  in  Essigäther  in  weissen,  bei  186^  schmelzenden 
Nadeln  gewonnen  und  lässt  sich  in  reinem  Zustande  auch  aus 
Wasser  umkrystallisiren.  Die  wässrige  Lösung  giebt  auf  Zusatz 
von  Eisenchlorid  eine  violette,  schnell  in  braunroth  übergehende 
Färbung;  auf  Zusatz  von  Anilinnitrat,  Natriumnitrit  und  Säure 
fallt  rothes  Benzenazoiretol.  Durch  stärkere  Oxydationsmittel 
wird  Iretol  in  Oxalsäure  übergeführt,  Alkalien  spalten  Aceton  und 
Essigsäure  ab. 

Betreffs  der  Synthesen  aller  dieser  Körper  und  der  inter- 
essanten Betrachtungen,  welche  Verff.  über  wahrscheinliche  phy- 
siologische Beziehung  des  Iridins  und  seiner  Spaltungsproducte  zu 
den  Zuckerarten  anstellen,  muss  auf  die  Originalabhandlung  ver- 
wiesen werden. 

Canvolvulaceengli/koside.  N.  Kromer^)  hat  sich  die  Aufgabe 
gestellt,  die  Constitution  der  in  der  Scammonia-  wie  Turpeth- 
wurzel  vorkommenden  Harz-Glykoside  aufzuklären.  Das  Scam- 
monin  hat  der  Verfasser  nach  folgender  Methode  dargestellt; 
5  kg  grobgepulverter  Wurzel  wurden  mit  dem  fünffachen  Volumen 
Alkohol  von  90^  Übergossen  und  drei  Tage  hindurch  bei  massiger 
Wärme  macerirt  Die  Maceration  wurde  dreimal  nach  einander 
vorgenommen,  bis  die  Colatur  auf  Zusatz  von  Wasser  keine  Trü- 
bung mehr  erkennen  Hess.  Nach  dem  Abdestilliren  des  grössten 
Theiles  des  Alkohols  im  luftverdünnten  Räume  wurde  durch  Zu- 
satz von  Wasser  das  Glykosid  mit  etwaigen  Verunreinigungen 
ausgeschieden  und  mit  heissem  Wasser  so  lange  geknetet,  bis  das 
Waschwasser  neutral  reagirte.  Zur  weiteren  Reinigung  desselben 
wurde  es  nochmals   in  Alkohol  gelöst,    mit  Wasser   bis   zur   be- 

finnenden  Trübung  versetzt  und  hierauf  mit  Thierkohle  bis  zur 
Intfärbung  digerirt.     Aus  dem  alkoholischen  Filtrate  wurde  das 
Glykosid  durch  Wasser  gefällt  und  aufs  Neue  mit  heissem  Wasser 

1)  Phann.  Zeitsohr.  f.  Russl.  1892,  No.  40  n.  f. 


Bitterstoffe  und  Glykoside.  551 

ausgewaschen.  Das  erhaltene  Glykosid  war  vollkommen  weiss  und 
liess  sich  in  seidenglänzende  Fäden  ausziehen.  Zur  völligen  Rei- 
nigung desselben  wurde  es  getrocknet  und  gepulvert,  alsdann  mit 
Petroläther  so  lange  gewaschen,  bis  der  abfliessende  Petroläther 
beim  Verdunsten  keinen  fettigen  Rückstand  hinterliess.  Die  Aus- 
beute an  Rohglykosid  betrug  6,14  ^jo ,  diejenige  des  gereinigten 
4,06  <>/o.  Bei  100°  C.  färbt  sich  das  Scammonin  gelb.  Es  ver- 
brennt, ohne  Rückstand  za  hinterlassen,  ist  in  Alkohol,  Aether, 
Chloroform,  Benzol,  Eisessig,  Essigäther  und  Methylal  löslich,  in 
Petroläther  und  Wasser  dagegen  unlöslich.  Cioncentrirte  Schwefel- 
säure färbt  das  Scammonin  roth,  nach  längerem  Stehen  scheiden 
sich  gefärbte  Flocken  ab,  eine  Reaction,  welche  auch  anderen 
Gonvolvulaceenharzen  und  auch  vielen  Alkalo'iden  und  Glykosiden 
zukommt.  Die  Untersuchung  des  in  Aether  löslichen  Glykosids 
hat  folgende  Resultate  ergeben :  1.  Das  Scammonin  ist  ein  Säure^ 
anhydrid  von  der  Formel:  GssHieeOis.  Der  Schmelzpunct  liegt 
bei  123,68*'  C.  (corr.),  diespec  Drehung  ist  =  —23,06°.  2.  Durch 
Einwirkung  von  Alkalien  geht  das  Scammonin  unter  Wasserauf- 
nahme in  die  zweibasische  Scammonsäure  von  der  Formel :  GS8H44O13 
über.  Diese  Umwandlung  geschieht  nach  folgender  Gleichung: 
GssHiseOis  -f-  lOHaO— (G8aH440i8)4.  Die  Scammonsäure  ist  amorph. 
Sie  stellt  einen  hellgelben  Körper  dar,  welcher  aus  der  Luft  be- 
gierig Feuchtigkeit  anzieht  und  stark  sauer  reagirt.  3.  Die  Oxy- 
dationsproducte  des  Scammonins  durch  Salpetersäure  sind :  Kohlen- 
säure, Oxalsäure,  Valeriansäure,  Buttersäure  und  eine  der  Sebacin- 
säure  isomere  Säure  vom  Schmelzpunct  101^  C.  4.  Kaliumper- 
manganat oxydirt  das  Scammonin  zu  Oxalsäure,  Valeriansäure 
und  Scammonolsäure.  5.  Mineralsäuren  spalten  das  Scammonin 
in  2  Mol.  Scammonol,  4  Mol.  Valeriansäure  und  in  6  Mol.  einer 
der  Mannose  nahestehenden  Zuckerart.  6.  Das  Scammonol  besitzt 
den  Charakter  eines  Säureanhydrides,  der  Schmelzpunct  desselben 
liegt  bei  63,77^  C.  7.  Die  Scammonolsäure  ist  eine  einbasische 
Säure.  —  Aus  dem  Verhalten  des  im  Handel  vorkommenden 
Jalapins  vermuthet  der  Verfasser,  dass  dasselbe  nicht  aus  Jalapa 
Orizabensis,  sondern  aus  der  Scammoniawurzel  dargestellt  wird. — 
Die  seit  Alters  her  arzneilich  angewendete  Turpethwurzel 
(Ipomoea  Turpethum  R.  Brown)  unterscheidet  sich  von  der  Scam- 
moniawurzel durch  relativ  lang  gestreckte  Harzschläuche,  während 
in  letzterer  Harzzellen  vorkommen,  welche  in  verhältnissmässige 
kurze  Harzschläuche  übergehen.  Ferner  bricht  das  Holz  der 
Scammoniawurzel  leicht  in  besondere  Stränge,  während  dies  bei 
Turpethwurzel  äusserst  selten  stattfindet.  Im  Xylem  der  Wurzel 
finden  sich  weite  Gefässe  mit  verholzten  Holzfasern,  welche  im 
parenchymatischen  Gewebe  eingebettet  sind.  Das  Parenchym  ent- 
hält meist  Stärke,  seltener  Krystalle.  Die  einzelnen  Stärkekörner 
haben  eine  kugelig  abgeplattete  Gestalt  und  Hessen  bei  500facher 
Vergrösserung  keine  Schichtung  erkennen.  Die  Grundmasse  des 
Phloems  besteht  ebenfalls  aus  parenchymatischen  Zellen,  zwischen 
welchen  Siebröhren  eingestreut  sind.     Die  Darstellung  des  Tur- 


552  Bitterstoffe  und  Glykoside. 

pethins  geschah  in  ähnlicher  Weise  wie  die  des  Scammonins. 
Das  erhaltene  Glykosid  war  amorph,  in  dünner  Schicht  farblos 
und  stellte,  verrieben,  ein  hellgelbes  Pulver  dar,  welches  auf  die 
Schleimhäute  des  Mundes  und  der  Nase  einen  unerträglichen  Reiz 
ausübt.  In  Aether,  Petroläther,  Benzol  ist  das  Turpethin  unlös- 
lich, Chloroform  löst  kleinere  Mengen,  Eisessig  und  Alkohol  da- 
gegen nehmen  es  in  grösserer  Menge  auf,  indem  vor  dem  Lösen 
ein  Aufquellen  des  Turpethins  beobachtet  wird.  In  Methylal  ist 
das  Turpethin  bei  Siedehitze  leicht  löslich.  Die  Ausbeute  an 
rohem  Harz  betrug  3,06  o/^,,  welche  1,72  o/o  reinem  Turpethin  ent- 
sprachen. Das  Turpethin  färbt  sich  analog  wie  das  Scammonin 
beim  Uebergiessen  mit  concentrirter  Schwefelsäure  schön  roth, 
diese  Mischung  wird  durch  Zusatz  von  Wasser  höher  roth,  um 
einer  braunschwarzen  Färbung  Platz  zu  machen.  Die  Formel  des 
Turpethins  ist  G76H128O86,  der  Schmelzpunct  liegt  bei  146,8^  C. 
Die  spec.  Drehung  ist  «  —  30,14°.  Dieses  Glykosid  ist  somit 
von  dem  Scammonin  vollkommen  verschieden.  Der  Verfasser  hat 
femer  folgendes  festgestellt:  1.  Das  Turpethin  geht  durch  Be- 
handlung mit  Alkalien  in  die  zweibasische  Turpethinsäure  über, 
welche  mit  der  Scammoninsäure  nicht  zu  identificiren  ist.  2.  Durch 
Salpetersäure  vom  spec.  Gew  1,38  zerfällt  das  Turpethin  in: 
Kohlensäure,  Oxalsäure,  Isobuttersäure  und  Sebacinsäure  (Schmelz- 
punct 124,3°  C).  3.  Kaliumpermanganat  wirkt  auf  Turpethin  in 
der  Weise  ein,  dass  Oxalsäure,  Isobuttersäure  und  Turpetholsäure 
entstehen.  4.  Verdünnte  Mineralsäuren  spalten  das  Turpethin  in 
1  Mol.  Isobuttersäure,  1  Mol.  Turpethol  und  3  Mol.  Trauben- 
zucker. 5.  Turpethol  und  Turpetholsäure  unterscheiden  sich  von 
dem  Scammonol  und  der  Scammonolsäure  nicht  nur  durch  das  phy- 
sikalische Verhalten  und  die  procentische  Zusammensetzung,  son- 
dern auch  durch  die  aus  ihnen  hervorgehenden  Sebacinsäuren. 
—  Während  nach  der  bisherigen  Ansicht  die  Convolvulaceen- 
glykoside  als  Paarlinge  des  Zuckers  mit  1  Atom  eines  fettartigen 
Körpers  angesehen  werden,  glaubt  der  Verfasser  jene  als  Ver- 
bindungen des  Zuckers  mit  den  Körpern  der  allgemeinen  Formel 
GnH^n  —  2O3  bezw.  GnHsnOi  undCnHsnOa  auffassen  zu  können. 
Hierbei  ist  es  wesentlich,  dass  die  betreffenden  flüchtigen  Säuren 
ihrer  Eigenschaft  und  Quantität  nach,  bei  den  einzelnen  Glykosiden 
verschieden  sind,  ein  Umstand,  der  bei  der  Erörterung  der  Con- 
stitution dieser  Körper  von  grosser  Wichtigkeit  zu  sein  scheint. 
Auch  das  Glykosid  der  Ipomoea  pandurata  hat  N.  Kromer^) 
untersucht.  Ipomoea  pandurata  Meyer  hat  eine  längliche  Wurzel, 
ist  cylindrisch,  2 — 3  Fuss  lang,  1  bis  mehrere  Zoll  dick,  plötzlich 
aber  zur  Dicke  eines  Fingers  verdünnt  und  exsudirt,  in  irischem 
Zustande  zerschnitten,  einen  harzigen  Milchsaft  Getrocknet  ist 
sie  aussen  graubraun,  innen  grauweiss,  mit  harzigen  Massen  durch- 
setzt und  kommt  in  Längs-  und  Querstücken  in  den  HandeL 
Von  der  Scammonia-   und  Turpethwurzel   unterscheidet  sich   die 


1)  Pharm.  Zeitechr.  f.  Ilussl.  189S,  No.  1  u.  ff. 


Bitterstoffe  und  Glykoside.  553 

Ipomoeawurzel  dadurch,  dass  die  selbstständigen  Gefässstränge, 
welche  die  Wurzel  durchsetzen,  eine  gewisse  radiale  Regelmässig- 
keit in  der  Anordnung  erkennen  lassen.  Die  Gefässe  sind  in 
einem  stärkehaltigen  Parenchym,  in  welchem  morgenstemförmige 
Kalkoxalatdrusen  reichlich  vorkommen,  eingebettet.  Die  Stärke- 
körner sind  äusserst  klein  und  lassen  auch  bei  stärkerer  Ver- 
grösserung  keine  Schichtung  erkennen.  Im  Rindenparenchym 
kommen  sowohl  Gefässe  als  auch  Milchsaftzellen  vor.  Die  Dar- 
stellung des  Glykosids  geschah  nach  der  für  die  Convolvulaceen- 
glykoside  üblichen  Methode  (s.  oben).  Das  vom  Verfasser  Ipomein 
genannte  Glykosid  ist  in  dünner  Schicht  farblos  und  lässt  sich  zu 
einem  weissen  Pulver  verreiben.  Dasselbe  ist  in  Aether ,  PetroL 
äther,  Benzol  und  Chloroform  unlöslich,  in  Alkohol  und  Eisessig 
leicht,  in  Methylal  und  Aceton  in  der  Kälte  schwerer,  in  der  Wärme 
leicht  löslich.  Concentrirte  Schwefelsäure  färbt  das  Glykosid 
roth.  Die  Färbung  verschwindet  allmählich  und  wird  durch  Zusatz 
von  Natronlauge  wieder  hervorgebracht,  um  dann  ziemlich  be- 
ständig zu  bleiben.  Der  Schmelzpuuct  liegt  bei  170°  C.  Die 
spec.  Drehung  ist  =»  — 32,62°.  Von  dem  Jalapin  und  Scammo- 
nin  unterscheidet  sich  dieser  Körper  durch  seine  Unlöslichkeit  in 
Aether  und  durch  sein  physikalisches  Verhalten.  Die  weiteren 
Untersuchungsresultate  sind  folgende:  1.  Daslpomoein  wird  durchEin- 
wirkung von  Basen  in  eine  flüchtige  Säure  der  Formel  GsHsOs 
(/^-Methylcrotonsäure?)  und  Ipomoeinsaure  gespalten:  G78H1S2O36 
+  2Ba(OH)2-(C6H702)2Ba  +  (C84H6iOi8)sBa.  2.  Die  Ipomoein- 
saure ist  einbasisch  und  besitzt  den  Charakter  einer  Glykosid- 
säure.  ä.  Mineralsäuren  spalten  die  Ipomoeinsaure  in  Ipomeol- 
säure  und  Zucker,  das  Ipomein  aber  in  Ipomeolsäure, 
Zucker  und  eine  flüchtige  Säure  von  der  Formel  GsHsOs. 
CsiHejOis+SHaO-CisIlijrOB+SCßHiaOe.  —  CtsHisjOsg  +  IOHjO 
=  (Co Es  08)8  +  C16  Hsj O3  +  (Ce  Hu  Og)«.  4.  Die  Ipomeolsäure  ist 
einbasisch  von  der  Zusammensetzung  Cie  H39  O3.  5.  Salpetersäure 
oxydirt  das  Ipomoein  in  eine  Sebacinsäure  vom  Schmelzpuuct 
98,6°  C.  und  eine  Valeriansäure. 

Bei  der  trockenen  Destillation  des  Jalapins  wurde  von  Kli- 
menko  undBandalin  ^)  eine  dickflüssige  Masse  von  rothbrauner 
Farbe  erhalten.  Dieselbe  Hess  sich  bei  der  fractionirten  Destil- 
lation in  folgende  Producte  zerlegen :  Essigsäure ,  Tiglinsäure, 
Palmitinsäure. 

Podophyllinum  purissimum,  von  reingelber,  heller  Farbe,  wird 
aus  dem  rharmakopöepräparat  hergestellt,  indem  man  die  harzi- 
gen, in  Aether  unlöslichen  Bestandtheile  desselben  nach  Möglich- 
keit entfernt.  Prüfung:  1  Th.  Podophyllin.  puriss. ,  in  2  Th. 
Weingeist  gelöst  und  mit  10  Th.  Aether  versetzt,  muss  eine  klare, 
gelbliche  Lösung  geben.  Lösungen,  welche  nach  dem  Zusätze  des 
Aethers  trübe  werden  oder  gar  Harz  abscheiden,  können  auf  die 
Bezeichnung  Podophyllin.  puriss.  keinen  Anspruch  erheben.  *) 


1)  Chemiker-Ztg.  1893,  17,  997.  2)  Ber.  von  E.  Merck  189S,  Jan. 


&54  Bitterstoffe  und  Glykoside. 

SatUonin.  Die  vom  Arzneibache  vorgeschriebene  Identität^- 
readion  mittelst  Schwefelsäure  und  Eisenchlorid  gelingt  nicht 
immer  mit  voller  Zuverlässigkeit  und  es  sind  schon  mehrfach 
Vorschläge  bezüglich  der  zweckmässigsten  Ausführung  derselben 
gemacht  worden.  Stadelmann  >)  empfiehlt  so  zu  verfahren,  dass 
man  das  Santonin  in  Schwefelsäure  löst,  in  einem  zweiten  Gylinder 
etwa  V>  Tropfen  Eisenchloridlösung  mit  1  cc  Wasser  miscnt  und 
nun  rasch  zusammengiesst.  Obgleich  sich  die  Mischung  ziemlich 
erhitzt,  tritt  nur  gelbe  Färbung  ein,  wird  aber  die  Erwärmung 
einige  Secunden  durch  eine  Weingeistfiamme  unterstützt,  so  färbt 
sich  die  Mischung  schön  violett. 

Zwei  neue  Santoninreactionen  giebt  J.  Schermer*)  an. 
1.  Mischt  man  etwas  Santonin  mit  Üyankalium  und  erwärmt  bis 
zum  Schmelzen,  so  nimmt  das  Gemisch  eine  rothe  Farbe  an,  die 
schnell  in  braungelb  übergeht.  Die  mit  Wasser  oder  Kalilauge 
aufgenommene  Schmelze  giebt  eine  braune,  stark  grün  fluorescirende 
Lösung.  2.  Beim  Zusammenschmelzen  von  Santonin  mit  Kalium- 
hydroxyd wird  das  erstere  roth;  beim  weiteren  Erwärmen  wird 
die  Farbe  dunkler.  Die  in  Wasser  gelöste  Schmelze  ist  zunächst 
roth,  wird  dann  braungelb,  endlich  gelb.  —  Die  letztere  Reaction 
ist  eine  Modification  der  bekannten  mit  spirituöser  Kalilauge. 

Ein  neues  Isomeres  des  Santonins  und  der  santonigen  Säure 
hat  A.  Andreocci^)  untersucht.  Das  Santonin  löst  sich  in 
rauchender  Salzsäure  auf  und  kann  durch  Wasser  unverändert  aus- 
gefällt werden.  Lässt  man  aber  die  Lösung  einige  Tage  an  einem 
kühlen  Orte  stehen,  so  scheidet  sich  nach  und  nach  eine  krystal- 
linische,  schwach  rosa  gefärbte  Substanz  aus.  Abfiltrirt,  mit 
rauchender  Salzsäure  und  dann  mit  Wasser  gewaschen  und  wieder- 
holt aus  siedendem  Alkohol  krystallisirt  bildet  sie  kleine  weisse 
Nädelchen,  unlöslich  in  Wasser  und  Salzsäure,  wenig  löslich  iu 
kaltem  Alkohol,  Aether,  Benzol.  Die  Elementaranalyse  und  die 
ebuUioskopische  Bestimmung  des  Molekulargewichts  ergab  die 
Formel  CisHisOs.  Der  Körper  ist  also  wirklich  isomer  mit  dem 
Santonin  und  unterscheidet  sich  von  diesem  durch  alle  physika- 
lischen Eigenschaften  und  besonders  durch  das  specifische  Dre- 
hungsverraögen  von  +  112**,  während  das  des  Santonins  —  173** 
ist  Er  ist  löslich  in  den  Aetz-  und  Erdalkalien  und  bildet  Salze 
der  Oxysäure  CisHaoO^.  Durch  nascirenden  Wasserstoff  wird 
das  isomere  Santonin  verwandelt  in  ein  Isomeres  der  von  Canniz- 
zaro  untersuchten  santonigen  Säure  GisHsoOs.  Das  Isomere  ist 
linksdrehend  —  53,3,  während  die  santonige  Säure  +  74,9  rechts- 
drehend ist. 

Saponin  und  das  der  Kornrade  im  Besonderen.  Einer  län- 
geren Arbeit  von  Kobert^)  entnehmen  wir  nachstehende  Mit- 
theilungen: Unter  den  Namen  Saponinsubstanzen  fasst  man  eine 


1)  Südd.  Apoth..Ztg.  1892,  70.  2)  Nederl.  Tijdschr.  voor  Pharm, 

durch  Apoth.  Ztg.  1893,  77.  8)  Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  1898,  26,  1373. 

4)  Pharm.  Post  1892,  1189  a.  1261. 


Bitterstoffe  und  Glykoside.  556 

grosse  Zahl  von  glykosidischen  Stoffen  zusammen,  welche  das  Ge- 
meinsame haben,  dass  sie  fein  vertheilte  Niederschläge  sehr  am 
Absetzen  hindern,  dass  sie  in  wässeriger  Lösung  stark  schäumen, 
kratzend  schmecken,  in  der  Nase  Niesen  erregen  und  in  Berührung 
mit  Blutkörperchen  diese  auflösen,  aber  vom  Darmcanal  aus  in 
unzersetzter  Form  nur  wenig  oder  gar  nicht  resorbirt  werden. 
Chemisch  betrachtet  gehören  die  Saponinsubstanzen  zu  mehreren 
Reihen,  von  denen  namentlich  die  eine  mit  der  von  Robert  auf- 
gestellten allgemeinen  Formel  GnHsn — g  Oio  recht  viele  Glieder  hat: 

nas  17;  G17H16O10:  Saponin  von  Rocbleder  u.  Schwarz;  Se- 
negin  von  Kruskal  u.  Kobert ;  Quillaja-Sapotoxin ;  Sapindus- 
Sapotoxin;  Gypsophila-Sapotoxin;   Agrostcmma-Sapotoxin. 

n  =  18;  GisHssOio:  Saponin  von  Rochleder  u.  Payr;  Digitonin 
Yon  Schmiedeberg;  Saporubrin;  Senegin  von  v.  Schulz  u. 
Kobert;  Assamin. 

n=»19;  G19H80O10:  Saponin  von  Christophsou  und  von  Ed. 
Stütz;  Quillajasäure  von  Kobert;  Polygalasäure;  Herniaria- 
Saponin. 

n  =»  20 ;  Cso  Hss  Oio :  Gyclamin ;  Digitonin  von  Paschkis;  Quillaja- 
säure Yon  Merck;  Sassaparille-Saponin. 

n=»22;  CsiHseOio:  Sarsasaponin ;  ein  Senegabestandtheil. 

n  -i  26;  CseHiiOio:  Parillin. 

n  =  29 ;  Gsd  Hso  Oio  :  Melanthin. 
In  Yorstehender  Tabelle  nicht  enthalten,  aber  doch  Yielleicht  zu 
den  Saponinsubstanzen  gehörend  sind  noch  Dnlcamarin,  CssHsiOio; 
Syringin,  CnHseOio;  Paridin,  GiaHsgO?.  Nach  einer  eingehen- 
den Schilderung  der  zahlreichen  Methoden  zur  Darstellung  der 
mit  den  Yerschiedensten  Namen  belegten  Saponinsubstanzen  er- 
klärt Kobert  die  Methoden,  welche  Barytwasser  zur  Reinigung 
Yerwenden,  wie  z.  B.  die  Yon  Rochleder-Payr  und  die  ^on  Stütz, 
als  werthlos,  weil  durch  dieses  Reagens  die  Wirksamkeit  (Giftig- 
keit) des  Saponins  aufgehoben  wird.  Zur  Darstellung  Yon  Saponin 
aus  den  Kornradesamen  haben  Kobert  und  Kruskal  folgende  Me- 
thode ausgearbeitet :  Zu  einem  feinen  Mehle  Yermahlene  Kornrade- 
samen werden  mehrere  Male  am  Rückflusskühler  3  bis  4  Stunden 
lang  mit  50  0/0  ig.  Alkohol  ausgekocht,  der  gelblich  gefärbte  Aus- 
zug wird  abfiltrirt,  der  Alkohol  abdestillirt  und  der  filtrirte  Rück- 
stand mit  einem  Ueberschuss  Yon  Magnesia  (10  bis  15  g  auf 
100  g  Komrademehl)  zur  Trockne  gebracht.  Die  trockene  ge- 
puherte  Masse  wird  mit  absolutem  Alkohol  ausgekocht  und  der 
Auszug  mit  Aether  Yersetzt;  es  scheiden  sich  hierbei  die  Saponin- 
substanzen (Agrostemma-Sapotoxin)  in  weissen  Flocken  aus,  die 
abfiltrirt,  im  Vacuum  über  Schwefelsäure  getrocknet  und  zu 
PulYcr  zerrieben  werden.  Nach  einer  anderen  Methode  derselben 
Forscher  wird  der  gemahlene  Kornradesamen  mit  destillirtem 
Wasser  3  Stunden  lang  im  Dampf  bade  erhitzt,  der  Brei  mit  96  0/0  ig. 
Alkohol  gefällt,  diese  Ebctraction  nochmals  wiederholt,  die  alkoho- 
lischen Flüssigkeiten  Yermischt,  der  Alkohol  abdestillirt  und  der 
Rückstand  mit  Bleiacetat  Yeisetzt.    Das  Filtrat  wird  eingedampft, 


556  Farbstoffe.    Eiweissstoffe  und  Fermente, 

mit  Bleiessig  gefällt,  der  Niederschlag  auf  einem  Filter  erst  mit 
bleiessigbaltigem  Wasser,  dann  mit  verdünntem  Alkohol,  zuletzt 
mit  absolutem  Alkohol  gewaschen.  Der  Niederschlag  wird  nun 
in  verdünntem  Alkohol  aufgerührt,  die  Hauptmenge  des  Bleies 
durch  verdünnte  Schwefelsäure,  der  Rest  durch  Schwefelwasser- 
stoff entfernt.  Das  Filtrat  wird  zum  Sirup  eingedampft,  mit  einem 
Gemisch  von  4  Th.  Chloroform  und  1  Tb.  Alkohol  heiss  aufge- 
nommen und  dieses  Filtrat  mit  Aether  versetzt  und  kühl  gestellt. 
Die  sich  ausscheidenden  weissen  Flocken  werden  auf  einem  Filter 
gesammelt,  über  Schwefelsäure  getrocknet  und  zu  Pulver  zer- 
rieben. 

VIII.  Farbstoffe. 

Der  Farbstoff  der  Pollen  ist  nach  Bertrand  und  Poirault*) 
mit  dem  Carotin  identisch.  Der  gesammte  Farbstoff  findet  sich 
in  dem  dicken  Oole,  das  die  Oberfläche  der  Pollenkörner,  oft  zu 
Tropfen  vereinigt,  bedeckt.  Diese  werden  durch  Schwefelsäure 
blau  gefärbt,  während  die  Membran  nur  gelb  gefärbt  wird. 
Trockne  Pollen,  wie  sie  bei  den  Urticeen  und  Gramineen  vor- 
handen sind,  enthalten  kein  Carotin.  In  den  völlig  entwickelten 
Pollen  ist  die  Carotinmenge  des  Ueberzuges  bedeutend.  Das  ca- 
rotinhaltige  Oel  wird  in  Glycerin  entfärbt,  wobei  sich  intensiv 
rothe  kleine  Krystalle  absetzen,  die  nicht  Carotin  sind. 

üeber  den  Cochenillefarbstoff;  von  W.  v.  Miller  und  G. 
Rohde.«) 

Pt/oktaninum  caeruleum.  Gegenüber  dem  früher  erhobenen 
Vorwurf,  dass  das  Pyoktanin  kein  chemisch  reiner  Körper  sei,  betont 
E.  Merck  B),  dass  das  von  ihm  gegenwärtig  in  den  Handel  ge- 
brachte Pyoktaninum  caeruleam  crystallisatum  ein  chemisch  ab- 
solut reiner  und  constant  zusammengesetzter  Körper  ist 

IX.  Eiweissstoffe  und  Permente. 

In  den  Annais  of  Botany  hat  J.  R.  Green*)  eine  ausführ- 
liche Abhandlung  über  die  vegetabilischen  Fermente  veröffentlicht, 
auf  welche  näher  einzugehen  über  die  dem  Zwecke  dieser  Be- 
richte gesteckten  Grenzen  herausgehen  hiesse.  Green  unterscheidet 
vier  Gruppen  von  Enzymen,  je  nachdem  diese  bestimmte  che- 
mische Abtheilungen  angreifen,  woneben  dann  noch  einzelne  Fer- 
mente für  specielle  Substanzen,  wie  z.  B.  das  Enzym  im  Tabacks- 
stengel,  das  nach  Springer  Nitrate  zersetzt  und  Buttersäure  auf 
Kosten  von  Zucker  bildet,  sich  in  Pflanzen  finden.  Unter  den 
vier  Hauptgruppen  umfasst  die  erste  diejenigen  Enzyme,  welche 
Kohlenhydrate  angreifen  (die  verschiedenen  Diastasen,  das  Inulin 
verwandelnde  Ferment,  die  Invertase  u.  a.  ra.),  das  zweite  die 
auf  Glykoside   zersetzend   wirkenden,   wie  Erythrozym,   Myrosin, 

1)   Compt.  rend.  1893,  T.  GXV.  828.  2)    Ber.  d.  d.  ehem.  Qes. 

1893,  2647.  8)  6er.  von  E.  Merck  1893,  Jan.  4)  Darob  Pharm. 

Ztg.  1898,  413. 


Eiweissstoffe  und  Fermente. 


557 


Emulsin  und  Rhamnose,  die  dritte  die  proteohydrolytische  Gruppe, 
wohin  das  vegetabilische  Pepsin,  Trypsin  und  Laab  gehören,  end- 
lich die  vierte  das  die  Fette  zersetzende  Enzym. 

In  den  reifen  Ananas  hat  Chittenden^)  mehrere  eiweiss- 
verdauende  Fermente  und  ein  nach  Art  des  Labs  die  Milch  coagu- 
lirendes  Ferment  constatirt.  Zwei  als  Ferment  wirkende  Eiweiss- 
körper  lassen  sich  aus  dem  sauren  Safte  durch  Erhitzen  auf  75^ 
bezw.  auf  100^  erhalten,  ein  drittes  wird  durch  Erhitzen  nicht 
coagulirt,  aber  durch  Essigsäure  und  Kaliumferrocyanid.  Die 
eiweissverdauende  Wirkung  des  Saftes  ist  im  neutralen  Zustande 
am  stärksten,  tritt  aber  auch  bei  saurer  und  alkalischer  Reaction 
hervor. 

Beiträge  zur  Kenntniss  des  Papatns  lieferte  Frederick 
Davis.')  Das  Papain  gewinnt  man  aus  dem  Saft  der  Garica 
Papaya  durch  Behandlung  desselben  mit  Alkohol,  Entwässern  des 
entstandenen  Niederschlags  und  Ausziehen  des  letzteren  mit 
"Wasser  bei  einer  Temperatur  von  36 — 40**  C.  Die  einzelnen 
Handelssorten  differiren  im  Aeussern  sehr,  am  meisten  jedoch  hin- 
sichtlich ihrer  proteolytischen  Wirkung,  ihre  Farbe  variirt  vom 
Hellbraun  bis  zum  fast  Weissen,  je  weniger  gefärbt  das  Präparat, 
um  so  grösser  seine  verdauende  Kraft.  Das  Papain  ist  ein  eiweiss- 
artiger  Körper,  dersich  von  den  Peptonen  dadurch  unterscheidet,  dass 
er  weder  mit  Blciacetat  noch  Sublimat  einen  Niederschlag  bildet. 
Durch  Dialyse  des  Papains  erhält  man  es  in  fast  ganz  reinem 
Zustand.  Je  nach  der  grösseren  oder  geringeren  Menge  Wassers,, 
die  zu  dem  gleichen  Gewichte  Papain  und  zur  gleichen  Menge 
des  zu  verdauenden  Fibrins  oder  Eiweisses  gewonnen  wird,  ändern 
sich  die  Endresultate  sehr,  wie  aus  folgenden  Versuchen  her- 
vorgeht : 


0) 

00 
00 

Papain 

Salz- 
säure 

Wasser 

Zeit- 
dauer 

Temp. 

Lösung 

Ver- 
daut 

Rück- 
stand 

I. 
u. 
III. 

IV. 

3,0 
3,0 
3,0 
3,0 

0,25  g 
3,0  g 
0,3  g 
0,3  g 

0,005  •/« 
0,05  % 

100  cc 

60  cc 

500  cc 

500  cc 

48 
Stunden 

38 
Stunden 

48 
Stunden 

48 
Stunden 

35°  C. 
36°  C. 
35°  C. 
35°  C. 

neutral 
neutral 

1,936 
1,786 
2,006 

Nichts 

1,065 

1,215 

0,996 

3,00 

Bei  einem  höheren  Säurezusatz  geht  also,  wie  Versuch  IV. 
beweist,  keine  Umwandlung  in  Peptone  vor  sich,  deren  Gegen- 
wart beziehungsweise  Nichtgegenwart  durch  die  Kupferprobe  fest- 
gestellt wurde.  Was  nun  die  Verdauungskraft  in  alkaUscher  Lö- 
sung anbelangt,  so  wurde  ermittelt,  dass  dieselbe  zunimmt,  falla 


1)  Pharm.  Journ.  Transact.  1893,  125. 
1893,  Vol.  XLIII,  No.  696,  292. 


2)  The  Ghem.  and  Drugg 


558 


Eiweissstoffe  und  Fermente. 


der   Alkaligehalt  (Natriumcarbonat)    nicht    über    25  o/o    hinaus- 
geht: 


i 

> 

CO 

so 

•s 

A4 

Natr.- 
carb. 

Wasser 

Zeit- 
dauer 

Temp. 

Lösung 

Ver- 
daut 

Rück- 
stand 

V. 
VI. 

8,0g 
3,0g 

0,3  g 
0,3  g 

0,25  Vo 
0,20  Vo 

100  cc 
500  cc 

48 
Stunden 

48 
Stunden 

35**  C. 
35*>  C. 

— 

2,358 
2,607 

0,642 
0,493 

Flüssigkeit  mit  einem  höheren  Procent  Alkalisalz  erzielte 
obige  günstige  Resultate  keineswegs.  Lebendes  Gewebe  wird  nach 
dem  Verfasser  you  Papain  nicht  verdaut,  wohl  aber  wirkte  letz- 
teres auf  Frösche  giftig.  Die  durch  die  Wirkung  des  Papains 
auf  Proteide  entstehenden  Gährungsproducte  sind,  wie  schon  Sidney 
Martin  andeutete,  zunächst  verschiedene  Amidosäuren,  Tyrosin, 
Leucin  und  in  letzter  Linie  Indol. 

PapaYn  Renas,  hergestellt  von  der  Firma  Böhringer  u.  Reuss 
in  Gannstatt  a.  N.,  ist  ein  weissgelbes,  lockeres  Pulver  von  schwach 
leimartigem,  bitterlichem  Geschmack  und  eigenthümlichem  Geruch, 
Nach  Angabe  der  Fabrik  verwandelt  0,1  g  Papain  10  g  coagu- 
lirtes  Eiweiss  (Sieb  No.  1)  in  100  cc  Wasser  vertheilt  bei  40  bis 
50^  innerhalb  2  Stunden  in  eine  opalescirende  milchige  Flüssig- 
keit, in  der  nennenswerthe  Spuren  von  unverändertem  Eiweiss 
nicht  nachzuweisen  sind.  Die  gleiche  eiweisslösende  Kraft  ent- 
faltet das  Papain  in  alkalischer  Lösung;  in  schwach  saurem 
Wasser  wird  das  Eiweiss  durch  das  Papain  in  2  Stunden  voll- 
kommen klar  aufgelöst.^) 

DsiS  Papayotin  hat  bekanntlich  die  Eigenschaft,  Ei weisssubstanzen 
zu  verdauen.  A.  Hirsch  1er*)  stellte  fest,  dass  durch  schwache 
Ansäuerung  der  Papayasaftlösung  die  Verdauung  befordert,  durch 
schwacher  Alkalisirung  unterdrückt  wird.  Das  Optimum  der  Pa- 
payaverdauung liegt  bei  0,5  Voo  Salzsäure.  Die  Verdauung  in  al- 
kiuischer  Flüssigkeit  ist  sehr  schwach,  und  oberhalb  0,25  %o 
kaum  mehr  merklich.  Als  intermediäres  Verdauungsproduct 
findet  sich  Globulin,  dessen  Bildung  einen  verschiedenen  Verlauf 
hat; Je  nachdem  man  die  Verdauung  schnell  zu  Ende  führt  oder 
das  Fibrin  einer  protahirten  Verdauung  unterwirft  In  neutralen 
oder  schwach  sauren  Lösungen  konnte  bei  der  Papayaverdauung 
des  Fibrins  noch  V«  o^^^  ^  Stunde  eine  eminente  Globulinreaction 
erzielt  werden.  Nach  4  Stunden  war  sie  bereits  schwächer,  nach 
6  Stunden  kaum  mehr  merklich.  Der  Coagulationspunct  des 
Globulins  zeigt  je  nach  der  Goncentration  der  Salzlösung  wesent- 
liche Schwankungen.  Aus  seinen  diesbezüglichen  Untersuchungen 
zieht  Verf.  den   allgemeinen  Schluss,    dass  auf  die  Trübung  und 


1)  Pharm.  Centralh.  1893,  562. 
Heft  5  u.  6. 


2)   Ungar.  Arcb.  f.  Med.  I.  Bd. 


EiweissstofiFe  und  Fermente.  559 

Coagulation  vonEiweisslösangen  bezügliche  und  ohne  eine  genaue 
Kenntniss  des  Salzgehaltes  der  Lösung  gewonnene  Angaben  noch 
kein  Recht  dazu  geben,  diese  oder  jene  Eiweissverbindungeu  als 
selbstständige  Individuen  zu  betrachten.  Man  muss  vielmehr 
zuvor  das  Verhalten  der  betreffenden  Eiweissverbindung  bei 
wechselnder  Concentration  und  wechselndem  Salzgehalte  ihrer 
Lösung  zum  Gegenstande  der  Beobachtung  machen. 

Eine Peptonverbindung  mit  Quecksilberchlorid  wurde  von  P aal  *) 
hergestellt  und  bereits  1890  zur  Anwendung  gegen  Syphilis  em- 
pfohlen; trotz  der  von  Uüfler  gemachten  guten  Erfahrungen 
mit  diesem  Mittel,  fand  dasselbe  keine  weitere  Verbreitung  und 
es  verdient  daher  eine  Mittheilung  von  Einhorn  ein  besonderes 
Interesse.  Der  Autor  hat  mit  dem  Hydr.  glutino-peptonatum  ca. 
3000  Injectionen  vorgenommen,  er  rühmt  die  Schmerzlosigkeit, 
die  prompte  Wirkung,  die  leichte  Resorbirbarkeit  und  das  fast 
vollständige  Fehlen  von  Nebensymptomen.  Es  wird  pro  die  1  cm 
=»  0,1  Sublimat  intramuskulär  injicirt;  um  Dauerwirkung  zu  er- 
zielen, wurden  nie  unter  25  Injectionen  gemacht;  die  Leistungs- 
fähigkeit des  Mittels  wurde  bei  allen  Formen  der  Lues  erprobt, 
und  der  Autor  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  erwähnte  Prä- 
parat das  wirksamste  Antilueticum  genannt  werden  kann,  welches 
den  Aerzten  zur  weiteren  Prüfung  zu  empfehlen  sei;  es  wird  von 
Kalle  u.  Co.  in  den  Handel  gebracht. 

üeber  Somatose,  ein  neues  Albumosenpräparat ;  von  F.  Gold- 
mann.') Eine  ausführliche  Abhandlung  über  Zusammensetzung, 
Eigenschaften,  Wirkung  und  Anwendbarkeit  der  Somatose. 

Die  Somatose  soll  nach  Hildebrandt')  bei  subcutaner  In- 
jection  einer  5 — 10  o/o  igen  Lösung  weder  locale  Reizerscheinungen 
noch  unangenehme  Allgemeinwirkungen  erzeugen.  Nach  Injectionen 
selbst  grosser  Dosen  soll  der  Harn  frei  von  Albumosen  und  Pep- 
tonen bleiben.  —  Dem  gegenüber  warnt  Neumeister  vor  der 
Anwendung  solcher  Präparate,  da  sich  alle  derartigen  Substanzen, 
subcutan  eingeführt,  wie  Fremdkörper  verhalten.  Nach  Injection 
kleiner  Mengen  (0,1g)  beim  Kaninchen  erscheinen  sie  nach  kurzer 
Zeit  im  Harn;  innerlich  gegeben  bewirken  diese  Präparate  regel- 
mässig erhebliche  Reizungszustände  des  Darmcanals.  Nach  Neu- 
meister sind  die  Albumosen-  und  Peptonpräparate  für  Kranke 
unter  allen  Umständen  entbehrlich,  daher  zwecklos  und  dauernd 
in  grösseren  Mengen  verabreicht  durchaus  als  schädlich  an- 
zusehen, womit  auch  die  Erfahrungen  namhafter  Kliniker  über- 
einstimmen. 

F.  Goldmann  ^)  tritt  den  Behauptungen  Neumeister's  auf 
Grund  selbstangestellter  Versuche  und  der  von  anderer  Seite  fest- 
gestellten klinischen  Erfolge  entgegen. 


1)    Darob  Apoth.  Ztg.  1898,    518.              2)  Pharm.  Ztg.    1898,    667; 

8.    auch    Pharm.  Gentralh.   1898,    286  u.  626.  8)   Deutsche  Medioin. 

Wochenschr.;  durch  Pharm.  Gentralh.  1898,  599.  4)   Pharm.  Gentralh. 
1898,  625. 


560  Eiweissstoffe  und  Fermente. 

Aus  einer  Abhandlung  yon  L.  Portes  ^)  über  Pepsine  mögen 
folgende  Mittheiiungen  an  dieser  Stelle  wiedergegeben  werden: 
„In  Frankreich  haben  wir  ein  extractförmiges  Pepsin,  d.  h.  von 
der  Consistenz  eines  mehr  oder  weniger  weichen  Extractes,  von 
bestimmtem  Gehalte  (Titer  50,  d.  h.  1  Th.  Pepsin  soll  50  Th. 
frischen,  getrockneten  Fibrins  verdauen),  und  daneben  das  soge- 
nannte Pepsinum  amylaceum  (mit  dem  Titer  20).  Die  Yerdauungs- 
zahl  gilt  als  Minimum,  da  der  Codex  die  Prüfungsmethode  an- 
giebt,  durch  welche  man  sich  derselben  versichern  kann.  Dieser 
Titer  muss  auch  vorhanden  sein  bei  den  filtrirten  Lösungen  dieser 
Producte,  da  dieselben  nach  bestimmten  Gewichtsverhältnissen 
aus  jenen  hergestellt  werden  müssen.  Das  fertige  Präparat  muss 
den  Titer  des  angewendeten  Pepsins  haben,  denn  es  ist  für  uns 
eine  blosse  H3rpothese,  dass  Alkohol  der  einen  oder  anderen  Sorte 
die  Hälfte  ihrer  verdauenden  Kraft  nehme.  In  Deutschland,  wo 
das  Arzneibuch  keine  Darstellungsvorschrift  angiebt,  schreiben 
die  am  meisten  autorisirten  Bücher  vor:  Abkratzen  der  Magen- 
wände, Reinigen  des  erhaltenen  Saftes  und  Trocknen  bei  geeig- 
neter Temperatur,  dann  Mischen  mit  Milchzucker;  oder  aber 
Ausfällen  mit  Galciumphosphat  und  nachherige  Verdünnung  mit 
einem  indifferenten  Pulver;  oder  aber  was  nach  unserer  Erfah- 
rung nicht  praktisch  ist,  Ausziehen  des  Pepsins  aus  dem  Calcium- 
phosphatniederschlag  durch  eine  verdünnte  Säure,  neues  Ausfällen 
mit  Cholesterin  und  endlich  Trennung  im  sogenannten  reinen  Zu- 
stande durch  Fortnahme  des  Cholesterins  mittelst  Aether.  In 
England  giebt  die  Pharmakopoe  den  gereinigten  Saft  des  Magen- 
schleimes an,  obwohl  es  in  Wirklichkeit  die  getrocknete  Magen- 
schleimhaut nach  dem  Waschen  mit  Aether  und  Pulverisiren  ist, 
welche  den  grössten  Theil  des  Handelspepsins  ausmacht.  In 
Amerika  scheint  die  am  meisten  gerühmte ,  wenn  auch  nicht  am 
häufigsten  befolgte  Methode  die  Ausfällung  des  Pepsins  aus  einer 
schwach  salzsauren  Maceration  von  Mägen  durch  Zusatz  eines 
grossen  Ueberschusses  Chlornatrium  zu  sein.  —  Diesen  verschie- 
denen Darstellungsmethoden  entspiricht  die  Verschiedenheit  der 
damit  erzielten  Präparate,  welche  sich  nicht  allein  in  Bezug  auf 
das  Aussehen,  sondern  was  weit  wichtiger  ist,  auf  die  physio- 
logische Wirksamkeit  bezieht.  Die  Rolle,  welche  dem  Pepsin 
im  Magen  zufällt,  ist  die,  zu  verdauen,  und  gleichviel,  ob  das  er- 
haltene Product  diese  oder  jene  Beschaffenheit  besitzt,  so  ist  es 
Nichts,  wenn  es  nicht  durch  sich  selbst  verdaut,  wenn  die  filtrirten 
Lösungen  nicht  dieselbe  Wirkung  haben  wie  die  angewendete 
Substanz.  Aber  von  allen  Pepsinen  der  oben  genannten  Länder, 
ist  es  fast  nur  das  Pepsin  der  französischen  Pharmakopoe,  welches 
beiden  Forderungen  gerecht  wird.  Doch  ist  diese  Forderung  un- 
erlässlich,  weil  der  Praktiker,  wenn  er  eine  klare  Lösung  braucht, 
sich  nicht  darum   kümmern  zu   müssen  nöthig  haben  darf,    was 


1)  Joom.  de  Pharm,  et  de  Ghimie  XXYII,    5—10;    durch  Pharm.  Ztfjr. 
1893,  46. 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  561 

auf  dem  Filter  zurückbleibt  Das  englische  Handelspepsin,  in 
Substanz  dem  Magen  einverleibt  ^  muss  einen  reellen  Enect  her- 
Yorbringen,  denn  es  hat  keinen  Grund,  sich  anders  zu  verhalten, 
als  es  dies  im  Beagensglase  thut.  Desgleichen  werden  die  an- 
deren fremden  Pepsine,  sei  es  unmittelbar  oder  nach  dem  Aus- 
trocknen nach  Verlauf  einer  gewissen  Zeit,  theilweise  unlöslich. 
Stellt  man  die  Versuche  mit  den  Lösungen  an,  so  sind  die  Fil- 
trate  weit  entfernt  davon,  sich  wie  die  Pepsine  zu  verhalten,  aus 
denen  sie  bereitet  sind.  Zuweilen  sind  dieselben  auch  ganz  vnr- 
kungslos,  wie  dies  z.  B.  bei  den  etwas  alten  Salzpepsinen  der 
Fall  ist.  Ein  solches  ergab  bei  der  Untersuchung,  dass  es  das 
300  fache  seines  Gewichtes  an  Fibrin  unter  den  im  Codex  ange- 
gebenen Bedindungen  verdaute,  während  seine  filtrirte  Lösung  diese 
Stärke  noch  nicht  zur  Hälfte  erreichte.  Durch  die  mikroskopische 
Untersuchung  erwies  sich  das  Pulver  als  aus  Epithelzellen,  Bindege- 
webe, einigen  glatten  Fasern  und  amorphen  Schleimmassen  bestehend» 
Diese  Analyse  zeigt  uns  ein  Pepsin  von  genügender  Verdauungskraft, 
wenn  man  es  so  verwendet  wie  es  ist,  obwohl  es  nicht  denXiter  1000 
besass,  für  den  es  ausgegeben  wurde ;  wenn  man  aber  sein  Filtrat 
benutzt,  gleichyiel  wie  lange  die  Maceration  zur  Erlangung  des- 
selben ausgedehnt  worden  ist,  oder  besser  ein  alkoholisches  Ma- 
cerat,  so  ändert  sich  die  Sachlage  gänzlich.  Anstatt  des  Titers 
300  hat  man  nur  den  von  150  oder  zuweilen  noch  weniger.  Der 
Titer  eines  unlöslichen  oder  wenig  löslichen  Pepsins  gestattet 
also  keinerlei  Schlüsse  auf  den  Titer  seines  Filtrates.  Ohne 
Zweifel  sind  solche  Producte  nicht  werthlos,  aber  ihre  Verwend- 
barkeit ist  keine  sichere,  me  die  Pepsine  nach  dem  französischen 
Codex.  Ihre  Verdauungskraft  variirt  entsprechend  ihrer  Löslich- 
keit, ohne  dass  Beziehungen  vorhanden  wären  zwischen  ihrer  Un- 
löslichkeit und  dem  Product  selbst,  wie  das  auch  der  Fall  ist  bei 
dem  Pepsinum  amylaceum.  Ihre  Werthbestimmung  erfordert  sorg- 
faltige Analysen;  es  genügt  nicht  allein  den  Titer  des  Productes 
durch  eine  Anzahl  Versuche  festzustellen,  sondern  man  muss  diese 
Versuche  auch  mit  dem  Product  wiederholen,  welches  durch  Fil- 
triren  eines  Macerates  des  betreffenden  Pepsines  mit  einem  be- 
stimmten Volumen  Wasser  resultirt.  Deshalb  können  wir  nicht 
einsehen,  aus  welchem  Grunde  die  Apotheker  fremde  Pepsine 
denen  der  französischen  Pharmakopoe  vorziehen,  welche  nur  eine 
einzige  Prüfung  erfordern  und  den  Vortheil  für  sich  haben,  in 
ihrem  Verdauungsvermögen,  ihrem  Aussehen  und  ihrer  Qualität 
stets  gleichmässig  zu  sein. 

(Das  absprechende  Urtheil  des  Verfassers  über  den  Werth 
nichtfranzösischer  Pepsinpräparate  gründet  sich,  wie  E.  Laves 
zu  Vorstehendem  bemerkt,  nur  auf  einen  einzigen  exacten  Ver- 
dauungsversuch, und  zwar  mit  einem  Präparate,  welches  Portes 
selbst  als  verdorben  bezeichnete.) 

Die  Ausführungen  von  Portes  haben  L.  Friedländer  ^)  An- 

1)  Pharm.  Ztg.  1893,  71. 
FhamaeevtifldMr  Jahx«sb«rieht  f.  1686.  86 


562  Eiweissstoffe  und  Fermente. 

lass  gegeben,  sich  gleichüalls  über  die  Pepsinfrage  auszusprechen. 
Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Forderung  eines  vollkommen  lös- 
lichen Pepsins  durchaus  zeitgemäss  sei.  Derselbe  hat  gefunden, 
dass  die  FortschafiPung  der  die  Trübung  bedingenden  organischen 
Verunreinigungen  durch  Filtration,  die  Beseitigung  der  anorgani- 
schen Salze  durch  Dialyse  der  empfehlenswertheste  Weg  ist,  um 
zu  befriedigenden  Resultaten  zu  kommen.  Zwar  ist  die  Filtration 
schleimiger  Flüssigkeiten  und  ihre  Dialyse  mühselig  und  zeit- 
raubend, aber  die  Wirkung  derartig  dargestellter  Pepsine  wäre 
doch  überraschend.  Die  ganz  reinen,  milchzuckerfreien  Präparate 
hätten  eine  ganz  ungeahnte  Verdauungskraft  und  Pepsine  bis  zur 
Stärke  1  :  4000  seien  auf  diesem  Wege  wiederholt  von  Friedländer 
dargestellt  worden.  Diese  enorme,  vielleicht  noch  zu  steigernde 
Peptonisationsfähigkeit  wirklich  reiner  Pepsine  lässt  die  vielfach 
aufgestellte  Hypothese,  wonach  das  Pepsin  bei  der  Verdauung 
lediglich  die  Salzsäureübertragung  an  die  Albumosen  bewirke,  so- 
dann rückgebildet  werde  und  nun  von  Neuem  seine  einförmige 
Thätigkeit  aufnehme,  als  sehr  wahrscheinlich  zu.  —  Hinsichtlich 
der  Prüfungsvorschriften  der  Pharmakopoen  für  Pepsin  ist 
Friedländer  der  Ansicht,  dass  es  ebenso  überflüssig  ist,  über  die 
Dauer  der  normalen  Verdauung,  d.  h.  ca.  5  bis  6  Stunden,  hinaus- 
zugehen, wie  geradezu  fehlerhaft,  diese  physiologisch  feststehende 
Zeitdauer  willkürlich  auf  I  Stunde  oder  gar  30  Minuten  herab- 
zusetzen. Die  Pepsin  Wirkung  im' Glase  and  im  Organismus  sei 
identisch  und  verlange  gleiche  Bedingungen.  Wenn  die  Pharm. 
Brit.  bez.  Germ,  mit  dieser  Zeitkürzung  eine  rigorosere  Anforde- 
rung an  das  Pepsin  hätten  stellen  wollen,  so  sei  die  Wahl  des 
Mittels  eine  wissenschaftlich  durchaus  verfehlte.  Das  könnte  nur 
erreicht  werden  durch  Vermehrung  der  Eiweissmenge  und  bei 
6  stündiger  Dauer  durch  die  Prüfung  mit  Salpetersäure  auf  voll- 
ständige Peptonisirung.  Diese  letztere  könne  auch  nur  als  die 
wirkliche  Beendigung  der  Verdauung  bezeichnet  werden.  Für 
eine  Prüfung  des  Pepsins  empfiehlt  daher  Friedländer  folgende 
Bedingungen:  Eine  bestimmte  Menge  des  fraglichen  Pepsins  wird 
in  mit  Salzsäure  versetztem  Wasser  gelöst  und  das  Filtrat  dieser 
Lösung  mit  der  entsprechenden  Menge  flüssigen  Hühnereiweisses  bez. 
einer  Lösung  von  trockenem  Ei  weiss  6  Stunden  hindurch  bei  ÖO^  G. 
digerirt.  Nach  Verlauf  dieser  Zeit  darf  Salpetersäure  in  der  Flüs- 
sigkeit keine  Trübung  erzeugen.  —  Der  Behauptung  von  Portes, 
es  sei  eine  „blosse  Hypothese",  dass  Alkohol  dem  Pepsin  die 
Hälfte  seiner  verdauenden  Kraft  nehme,  widerspricht  Friedländer 
auf  das  Entschiedenste.  Er  giebt  zu,  dass  Flüssigkeiten  von  kaum 
in  Betracht  kommendem  Alkoholgehalt,  beispielsweise  die  Mischung 
zur  Prüfung  des  Pepsinweins  nach  der  französischen  Pharmakopoe, 
bestehend  aus  20  g  W^ein  und  (iO  g  Wasser,  keine  oder  nur  ganz 
geringe  Abschwächungen  der  Pepsinwirkung  hervorrufen;  dagegen 
machen  Flüssigkeiten  mit  10  ^/o  Alkohol  und  darüber  oder  gar, 
wie  Portes  vorschlägt,  alkoholische  Pepsinmacerate  das  beste 
Pepsin  theilweise  oder  ganz  unwirksam.    Das  ist  keine  Hypothese, 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  663 

sondern  eine  feststehende  Thatsache,  von  deren  Richtigkeit  sich 
Portes  durch  den  Versuch  hätte  leicht  überzeugen  können. 

Fr.  Witte')  h'ess  sich  in  derselben  Angelegenheit  wie  folgt 
aus:  Die  Prüfungsvorscbriften  des  Arzneibuches  seien  natür- 
licherweise so  lange  maassgebend,  ab  sie  nicht  durch  Erscheinen 
eines  neuen  Arzneibuches  aufgehoben  sind,  und  er  halte  die 
Pepsin -Prüfungsmethode  des  Deutschen  Arzneibuches  für  eine 
durchaus  richtige  und  zweckmässige.  Das  Unterscheiden  des 
Verdauungsprocesses  und  des  Peptonisirungsprocesses  sei  eine 
.missliche  Sache  und  die  vollendete  Peptonisirung ,  wie  sie 
das  Französische  Arzneibuch  verlange,  sei  nicht  mit  derselben 
Sicherheit  festzustellen,  wie  die  Verdauung.  Deshalb  solle  man 
die  Prüfungsweise  des  Deutschen  Arzneibuches  beibehalten.  Die 
Verkürzung  der  Verdauungsdauer  sei  ein  überaus  wichtiges  Mo- 
ment. Die  Forderung  des  Deutschen  Arzneibuches,  dass  das 
Pepsin  sich  nicht  klar  zu  lösen  brauche,  sei  sehr  mit  Bedacht 
aufgestellt  und  solle  maassgebend  bleiben.  Dass  mit  vollkommen 
klar  löslichem  Pepsin  etwas  ganz  Neues  geschaffen  sei,  sei  ein 
Grundirrthum,  denn  in  demselben  Grade  wie  die  Löslichkeit  zu- 
nehme, nehme  die  Wirksamkeit  ab.  Die  Darstellung  eines  völlig 
klar  löslichen  und  dennoch  vollauf  wirksamen  Präparates  biete 
grosse  Schwierigkeiten,  sei  aber  von  einigen  Pepsinfabrikanten, 
darunter  von  ihm,  überwunden.  Pepsin  darzustellen,  welches  das 
4000  fache  seines  Gewichts  an  Eiweiss  verdaut,  sei  bereits  längst 
ein  überwundener  Standpunct.  In  Deutschland  seien  Pepsine  von 
80  überaus  hoher  Verdauungskraft  nicht  gefragt,  für  Amerika 
aber,  wo  man  darauf  grossen  Werth  lege,  stelle  er  nicht  hygrosko- 
pische, geruchfreie,  klar  lösliche  und  haltbare  Präparate  dar,  die 
das  10  000  fache  ihres  Gewichts  an  Eiweiss  verdauen.  Die  in 
Amerika  dargestellten  Präparate  besitzen  zwar  durchschnittlich 
auch  eine  weit  höhere  Verdauungskraft  als  die  im  deutschen 
Handel  gebräuchlichen  Präparate,  doch  seien  dieselben  hygroskopisch 
und  nicht  geruchfrei.  Wirklich  rein  sei  aber  keins  der  bis  jetzt 
im  Handel  befindlich  gewesenen  Präparate.  Erst  in  allerletzter 
Zdt  sei  es  ihm  gelungen,  völlig  reines  Pepsin  darzustellen,  welches 
übrigens  bemerkenswerthe  Abweichungen  auch  in  seinen  physi- 
kalischen Eigenschaften  zeige. 

Auf  den  von  W.  Kinzel  erhobenen  Einwand,  dass  die  An- 
forderung des  Arzneibuches,  dass  bei  der  Pepsinprobe  nur 
„Häutchen"  übrig  bleiben  sollten,  den  Möglichkeiten  nicht  ganz 
und  nicht  klar  entspräche,  entgegnet  W^itte  noch,  dass 
in  der  That  ein  gutes  Pepsin  bei  dem  vorgeschriebenen  Lösungs- 
verhältnisse nur  Häutchen  hinterlasse,  und  er  fügte  hinzu,  dass 
insbesondere  die  Vorschrift  des  Arzneibuches,  zur  Prüfung  durch 
ein  bestimmtes  Sieb  geriebenes  Eiweiss  anzuwenden,  durchaus  zu 
empfehlen  sei. 

L.  Friedländer  >)   wendete  sich   gegen  die  Ausfährungen 


1)  Ben  d.  pharm.  Oes.  1898,  61.  2)  ebenda  1893,  61. 

86* 


564  Eiweissstoffe  und  Fermente. 

Witte's  und  sprach  sich  zunächst  dahin  ans,  dass  er  (Friedl.^  die 
PrüfungsTorschrift  der  Pharmakopoe  durchaus  nicht  gemildert 
wissen  wolle.  Im  Gegentheil  wäre  in  der  Forderung  vollständiger 
Peptonisation  des  verwendeten  Eiweisses  eher  eine  Verschärfung 
zu  erblicken.  Die  Missstände  der  jetzigen  Methode  findet  Redner 
einmal  in  der  selbst  bei  Zuhülfenanme  eines  Siebes  wechselnden 
Zerkleinerung  des  Eiweisses,  andererseits  in  der  unbestimmten 
Zahl  der  Umschüttelungen,  die  während  der  Prüfungsstunde  vor- 
genommen werden.  Beide  Momente  sind  jedoch  für  den  Ausfall 
der  Untersuchungen  von  grösster  Wichtigkeit  Um  diese  Felder- 
quellen zu  vermeiden,  hat  Friedländer  vorgeschlagen,  flüssiges  Ei- 
weiss  anzuwenden,  die  Temperatur  auf  50^  C,  die  Dauer  der  Ein- 
wirkung auf  6  Stunden  festzusetzen  und  auf  die  erfolgte  Peptoni- 
sation mit  Salpetersäure  zu  reagiren.  Was  die  erreichbare  Stärke 
der  Pepsine  betrifft,  so  hat  Friedländer  mit  der  Zahl  1  :  4000 
nicht  den  überhaupt  möglichen  Stärkegrad  angeben  wollen.  That- 
sächlich  habe  er  bereits  vor  7  Jahren  von  Parke,  Davis  &  Co.- 
Detroit  das  Muster  eines  Pepsins  von  der  Stärke  1  :  5000  erhalten. 
Seit  jener  Zeit  hätten  dieselben  noch  viel  stärkere  Pepsine  dar- 
zustellen verstanden,  und  Friedländer  besitze  Muster  1  : 20000. 
Damit  wäre  aber  nicht  gesagt,  dass  es  nicht  noch  stärkere  Pep- 
sine gäbe.  Alle  diese  Präparate  wären  klar  löslich,  geruchlos 
und  nicht  hygroskopisch.  Friedländer  steht  persönlich  der  Dar- 
stellung bezw.  Bewerthung  derartiger  Pepsine  sehr  skeptisch 
gegenüber.  Ueber  ein  absolut  reines  Product  hinauszugehen  ist 
unmöglich.  Die  immer  höher  bezeichneten  Stärkegrade  erscheinen 
Friedländer  willkürlich  und  sind  ihm  nur  ein  Beweis  für  die  Re- 
generation des  Pepsins  bei  der  Verdauung.  Diese  Regeneration 
aber  ist  ihm  ein  Fingerzeig  dafür,  dass  es  möglich  ist,  mit  kleinen 
Mengen  wirklich  reinen  Pepsins  unberechenbare  Mengen  Eiweiss 
zu  verdauen,  vorausgesetzt,  dass  man  die  Störung  der  Molekular- 
bewegung in  Folge  Zunahme  der  Goncentration  der  Verdauungs- 
flüssigkeit durch  weiteres  Verdünnen  beseitigt. 

H.  Helbing  und  F.  W.  Passmore^)  veröffentlichten  die 
Resultate  ihrer  Untersuchungen  über  Pepsine  aus  der  Fabrik  von 
Dr.  H.  Byk  in  Berlin.  In  einer  Einleitung  über  den  derzeitigen 
Stand  der  Pepsinfrage  erörtern  die  Verfasser  die  Anforderungen» 
welche  die  Pharmakopoen  Englands,  Deutschlands,  Frankreichs 
und  Italiens  in  der  Prüfung  des  Pepsins  aufstellen.  Ph.  Brit. 
verlangt,  dass  2  Th.  Pepsin  in  50  Th.  angesäuerten  Wassers 
100  Th.  coagulirtes  Eiweiss  bei  54,4^  C.  in  einer  halben  Stunde 
vollständig  lösen.  Das  Sieb,  durch  welches  das  Eiweiss  zur  Aus- 
führung der  Probe  gebracht  sein  soll,  muss  36  Maschen  auf  einen 
Zoll  enthalten.  Pharm.  Germ.  III  verlangt,  dass  ein  Theil 
Pepsin  in  1000  Theilen  angesäuerten  Wassers  100  Th.  coagulirtes 
Eiweiss  bei  45^  G.  in  einer  Stunde  bis  auf  geringe  Häute  löse* 
Das  Sieb  soll    10  Maschen   auf   1  cc  enthalten.     Pharm.  ItaL 


1)  Pharm.  Record  XIV;  Apoth.  Ztg.  1898,  102. 


Eiweiesstoffe  und  Fermente.  56& 

will,  dass  1  Theil  Pepsin  20  Th.  Eiweiss  in  12  Standen,  die 
Pharm.  Gallic.  will,  dass  1  Theil  Pepsin  20Tbeile  Blut-Fibrin 
in  6  Stunden  lösen  solle.  Die  Ph.  B.  stellt  also  die  höchsten  An- 
forderungen in  Bezug  auf  die  Zeitdauer,  die  Pharm.  Germ,  in 
Bezug  auf  die  Menge  des  zu  lösenden  Eiweisses.  —  Die  Verfasser  .. 
ziehen  aus  ihren  Untersuchungen  den  Schluss,  dass  die  Prüfung, 
welche  das  Deutsche  Arzneibuch  für  Pepsin  vorschreibt,  die  em- 
pfehlenswertheste  ist,  dass  (wie  in  der  englischen  Probe)  die 
Flüssigkeitsmenge  nicht  zu  gering  sein  soll,  und  dass  die  Zeit 
Yon  einer  halben  Stunde  eigentlich  zu  kurz  ist.  Eine  Stunde  sei 
eine  ausreichende  Zeit.  Bei  Ausführung  der  Probe  sei  am  wesent«^ 
liebsten,  einerseits,  dass  die  Mischung  häufig  bewegt  werde,  anderer- 
seits ,  dass  das  Eiweiss  möglichst  fein  zerrieben  und  nicht  etwa  nur 
durch  ein  gröberes  Sieb  gedrückt  sei.  Weniger  ausschlaggebend 
sei  die  Zeitdauer  der  Erhitzung  des  Eiweisses.  (Ueber  die  Er- 
gebnisse der  Untersuchung  der  von  den  Verfassern  untersuchten 
Pepsine  siehe  die  Originalabhandlung). 

Gegen  die  Angabe  von  Helbing  und  Passmore,  dass  Pepsin 
„Byk"  bei  der  Prüfung  nach  Vorschrift  der  Ph.  Brit.  und  Ph. 
G.  III  die  angegebene  Menge  Eiweiss  in  ^1%  bezw.  1  Stunde  nicht 
nur  verflüssigt,  sondern  sogar  vollständig  peptonisirt  haben  soll, 
so  dass  Salpetersäure  in  der  betr.  Flüssigkeit  Keine  Trübung  mehr 
erzeugte,  wendet  sich  L.  Fried län der.  *)  Weder  Pepsin  „Byk", 
noch  irgend  ein  anderes  Handelspepsin,  selbst  wenn  mau  seine 
Menge  verzehnfacht,  ist  im  Stande,  in  Vs  bezw.  1  Stunde  10  g 
Eiweiss  zu  peptonisiren.  0,1  g  Pepsin  Ph.  G.  III  leistet  diese 
Arbeit  überhaupt  nie,  weder  in  1 ,  noch  in  12  Stunden.  Es  ge- 
hören mindestens,  wie  Friedländer's  Versuche  lehren,  0,2  g  Pepsin 
dazu,  um  10  g  Eiweiss  in  ca.  6  Stunden  in  Pepton  zu  verwandeln. 
Die  Peptonisation  ist  eben  ein  Vorgang,  der  der  Verflüssigung  des 
Eiweisses  folgt,  also  nie  mit  derselben  zu  gleicher  Zeit  sich  voll- 
ziehen kann,  und  selbst  bei  Zuhülfenahme  stärkster  absoluter 
Pepsine   mindestens  einen  Zeitraum  von  4 — 6  Stunden  M-f ordert. 

H.  Helbing  und  F.  W.  Passmore  ')  erklären  dem  gegen- 
über, dass  sie  sich  der  Unterschiede  zwischen  Verflüssigung  und 
Peptonisirung  von  Eiweiss  durch  Pepsin  wohl  bewusst  waren  und 
bei  ihren  Untersuchungen  nicht  ausser  Acht  gelassen  hätten.  Wie 
aus  ihrer  Arbeit  hervorgehe,  hätten  sie  sogar  versucht,  ob  sich 
die  Menge  des  bei  der  Peptonisirung  von  Eiweiss  gebildeten' 
Zwischenproducts  Syntonin  nicht  zur  Ausarbeitung  einer  Prüfungs- 
methode für  Pepsin  eigne.  Sie  haben  dabei  die  Bestimmung 
dieses  Zwischenproducts  am  Ende  der  offioiell  vorgeschriebenen 
Verdauungsperiode  vorgenommen,  waren  sich  also  voll  bewusst, 
dass  die  Peptonisirung  des  Eiweisses  in  der  vorgeschriebenen  Zeit 
keine  ganz  vollendete  war.  H.  u.  P.  haben  sogar  zur  Ausschlies-» 
sung  jeden  Irrthums  die  Versuche  mit  Pepsin  Byk  Ph.  G.  wieder- 
holt und  finden  auch  jetzt  wie  zuvor,  dass  nach  einer  Stunde  ein 

1)  Apoth.  Ztg.  1893,  118.  2)  ebenda  149. 


566  Eiweissstoffe  und     ermente. 

Zusatz  von  Salpetersäure  nur  eine  kaum  merkliche  Opalescenz 
bewirkt,  die  erst  bei  längerem  Sieben  sieb  klärt  und  eine  Spur 
Niederschlag  absetzt,  dass  also  das  Byk'sche  Pepsin  diesbezüglich 
yiele  Handelspräparate  weit  übertrifft 

Zu  dieser  Mittheilung  bemerkt  L.  Friedländer  ^):  Der 
Nachweis  des  Syntonins  ist  gerade  ein  Beweis  dafür,  dass  die 
Verdauungsflüssigkeit  unverändertes  Eiweiss  enthalte»  denn  wozu 
wohl  Sieden  und  Filtration?  War  aber  diese  Flüssigkeit  eiweiss- 
haltig,  so  musste  auch  H  N  Os  eine  Ausscheidung  hervorrufen  und 
die  gegentheilige  Behauptung  war  eiue  irrige.  Cebrigens  zeigt 
ja  die  Wiederholung  des  Versuchs,  dass  es  H.  und  P.  gelungen 
ist,  „Opalescenz''  und  beim  Stehenlassen  „Spuren  eines  Nieder- 
schlags'' zu  beobachten.  Verwendet  man  statt  weniger  Tropfen 
HNOs  einen  reichlichen  Ueberschuss  und  schichtet  man  die 
Verdauungsflüssigkeit  über  starker  Salpetersäure,  so  wird  wohl 
der  etwas  unbestimmte  Begriff  der  „Opalescenz''  dem  concreteren 
des  „Niederschlags"  weichen  müssen  und  damit  sich  gleichzeitig 
die  Ueberlegenheit  des  Pepsin  Byk  von  selbst  modificiren.  Die 
Umwandlung  des  Eiweisses  zu  Pepton  innerhalb  V«  bezw.  1  Stunde 
gehört  eben  zu  den  Unmöglichkeiten. 

In  Amerika  lenkt  man  jetzt  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
bacteriologiscke  Reinheit  des  Pepsins^  ohne  diese  jedoch  durch 
Darstellung  sogenannter  aseptischer  Pepsine  zu  erzielen.  Adolf 
Gehrmann  untersuchte  laut  Medical  Standard*)  elf  käufliche 
Pepsine  und  fand  in  allen  Fällen  ein  üppiges  Wachsthum  auf 
den  geimpften  Agarplatten.  Sogenannte  aseptische  Pepsine  waren 
zwar  sehr  rein,  aber  nicht  aseptisch.  Derselbe  Autor  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  es  überhaupt  keine  Methode  gebe,  um 
Pepsin  aseptisch  machen  zu  können.  Durch  Erhitzen  bis  zu  der 
Temperatur,  in  welcher  Keime  sicher  zerstört  werden,  zersetzt  es 
sich,  und  in  Berührung  mit  antiseptischen  Mitteln,  selbst  mit  Al- 
kohol, wird  es  ebenfalls  unbraucnbar.  Zugleich  aber  bildet  es 
durch  seine  Zusammensetzung  und  Beschaffenheit  für  Mikroorga- 
nismen einen  sehr  geeigneten  Nährboden. 

Pepsinlösungen  lassen  sieh  bekanntlich  nur  schwer  fiUriren, 
weil  das  Pepsin  den  Lösungen  eine  gewisse  Zähflüssigkeit  ertheilL 
Zur  Abstellung  dieses  Uebelstandes  empfiehlt  Wearn^)  diesen 
Lösungen  Milchzucker  zuzusetzen,  welcher  ohne  sich  zu  lösen, 
die  Filtration  erleichtem  soll.  In  diesem  Falle  würde  die  Wir- 
kung des  Milchzuckers  eine  rein  mechanische  sein,  ähnlich  der- 
jenigen des  Kaolins,  des  Lapis  Pumicis  oder  des  Talcum.  Ob 
durch  diese  rein  mechanische  Wirkung  des  Milchzuckers  die 
Goncentration  der  Pepsinlösungen  keine  Einbusse  erleidet,  müsste 
noch  untersucht  werden.  Uebrigens  enthalten  ohnedies  die 
meisten  Pepsine  Milchzucker  als   Verreibungsmittel  in   grösserer 

1)    Apoth.   Ztg.  1898,    154.  2)   Darch  Pharm.  Ztg.   1893,   689. 

8)  Giornal.  di  farmac.  e  di  chim.  1898,  247;    durch  Pharm.  Z^r.  1893,  447. 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  667 

oder  geringerer  Menge  je  nach  der  Stärke  des  concentrirten 
Pepsins,  aus  welchem  das  betr.  Handelspepsin  bis  zu  dem 
in  der  Pharmakopoe  verlangten  Verdauungscoefficienten  verdünnt 
worden  ist. 

Die  Darstellung   des   Pepsins   in    den  verschiedenen   Stärke* 

Srcuien,  die  früher  nur  von  wenigen  Fabriken  betrieben  wurde» 
at  in  der  Neuzeit  immer  mehr  an  Ausbreitung  gewonnen.  Zum 
Theil  wird  sie  erleichtert  durch  die  in  den  Handel  gelangenden 
starken  Pepsine,  denen  nur  ein  entsprechendes  Qaantum  Milch- 
zucker oder  anderer  Milchsubstanz  beigegeben  wird»  um  sie  auf 
die  Stärke  der  in  den  verschiedenen  Landespharmakopöen  offi- 
cinellen  Pepsine  zu  bringen.  Leider  herrscht,  wie  Gehe  u.  Go.^) 
ausführen,  hierin  noch  gar  keine  Uebereinstimmung,  ebensowenig 
in  der  Wahl  des  Mischungsmaterials.  Die  Anforderungen  an  die 
Löslichkeit  des  Pepsins  in  Wasser  sind  neuerdings  auch  weit- 
gehend. Wer  sich  nur  einigermaassen  mit  der  Darstellung  und 
Untersuchung  von  Pepsinen  beschäftigt  hat,  wird  wissen,  dass  die 
Löslichkeit  ihre  bestimmten  Grenzen  hat  und  die  Bezeichnung 
„klar  löslich^^  eine  euphemistische  ist  (s.  oben). 

Pepsintvein  und  Pepsinsaft  Dass  die  verdauende  Wirkung 
des  Pepsins  durch  gleichzeitige  Anwesenheit  von  W^eingeist  be- 
einträchtigt wird,  ist  eine  Thatsache,  auf  welche  schon  mehrfach, 
zuletzt  von  M.  Werther  (Jahresber.  1892,  582),  hingewiesen  wurde; 
auch  der  hiermit  bewusst  oder  unbewusst  im  Zusammenhang 
stehende  Versuch,  den  Gebrauch  von  Vinum  Pepsini  durch  Si- 
rupns  Pepsini  zu  ersetzen,  ist  nicht  neu.  Zu  den  experimentellen 
Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  gesellt  sich  eine  solche  jüngsten 
Datums  von  G.  Vulpius'),  welche  auch  das  neueste  Pepsin- 
präparat, Dallmann's  Pepsinsaft,  in  den  Kreis  der  Betrachtungen 
zieht.  Das  wichtigste  Ergebniss  der  Versuche  von  Vulpius  ist 
auffalligerweise,  dass  nicht  allein  Alkohol,  sondern  auch  Zucker 
die  verdauende  Wirkung  des  Pepsins  beeinträchtigt.  10,0  g  hart-^ 
gesottenes  durch  Sieb  No.  4  geriebenes  Ei  weiss  mit  100  cc  nasser 
von  45®  und  10  Tropfen  25  <>/oiger  Salzsäure  wurden  durch 
1,0  g  Pepsin  ohne  Zusatz  in  3  Stunden  verdaut, 
1,0  „      „      mit   1,0  g   Weingeist   in    3  Stunden    20  Minutea 

verdaut, 
1,0  „      „      mit  4,0  g  Sherry  in  3  Stunden  20  Minuten  verdaut,, 
1,0  „      „      mit  10,0  g  Zucker  in  5  Stunden  verdaut, 
1,0  „      „      mit  20^  g  Zucker  in  6  Stunden  verdaut. 
Hieraus  geht  hervor,    dass  der  Weingeist-  und  Zuckergehalt 
des  Sherry  eine  zwar  nur  unbedeutende  Verlangsamung  herbei- 
führt, dass  jedoch  concentrirte  Znckerlösungen  die  Pepsin  Wirkung 
in  beträchtlichem  Grade  hemmen.    Gelangen  beide  in  verdünntem 
Zustande  zur  medicinischen  Anwendung,   so  sinkt  allerdings  der 
nachtheilige  Einfluss  beider  auf  ein  geringeres  Maass  zurück.    Als 

1)  HandeUber.  von  Gehe  q.  Co.  189S,  April.  2)  Pharm.  Centralh. 

1898,  No.  50. 


568  Eiweisastoffe  und  Fermente. 

ein  Uebelstand  muss  aber  bei  solchen  zur  Verdünnung  bestimmten 
Säften  wiederum  der  verhältnissmässig  hoch  zu  bemessende  Salz- 
säuregehalt von  2  ^lo  angesehen  werden,  welcher  ebenfalls  ge- 
eignet ist,  bei  längerer  Aufbewahrungsdauer  die  yerdauende  Wir- 
kung des  Pepsins  zu  schädigen.  WUl  man  durchaus  Pepsinsirup 
in  Anwendung  bringen,  —  sagt  Vulpius  —  so  soll  man  diesea 
nach  folgender  Vorschrift  möglichst  frisch  bereiten:  „1,5  g  Witte- 
sches  Pepsin,  saccharatum  (1  :  3000)  werden  in  6,5  g  Wasser  bei 
einer  40  ^  nicht  übersteigenden  Temperatur  gelöst,  hierauf  80,0  g 
weisser  Sirup,  10,0  g  Pomeranzenschalensirup  und  2,0  g  Salzsäure 
durch  Schütteln  beigemischt/'  Auf  diese  Weise  frisch  bereiteter 
Pepsinsaft  halte  das,  was  der  Dallmann'sche  Pepsinsaft  verspricht, 
nämlich:  seine  Mischung  mit  der  fünffachen  Menge  Wasser  oder 
Wein  besitzt  die  gleiche  eiweisslösende,  verdauende  Wirkung  wie 
der  officinelle  Pepsin  wein,  während  der  von  Vulpius  zu  seinen 
Versuchen  verwendete  Dallmann'sche  Pepsinsaft  zwar  6  Mal  so 
viel  Salzsäure  enthielt  wie  Pepsinwein,  aber  sich  gegen  Eiweiss 
nicht  anders  verhielt  als  eine  Mischung  von  2  Th.  Salzsäure  mit 
98  Th.  Zuckersirup  ohne  Pepsin.  Die  Red.  der  Pharm.  Centralh. 
kam  betreffs  des  Dallmann'schen  Pepsinsaftes  zu  demselben  Re- 
sultat und  fand  zugleich,  dass  das  sogenannte  „flüssige  Pepsin'^ 
von  Dr.  Byk  erst  in  einigen  Tagen  das  leistete,  was  es  unter  Zu- 
grundelegung der  Anforderungen  des  D.  A.-B.  in  einer  Stunde 
leisten  sollte.  Die  Uebereinstimmung  beider  Fabrikate  erklärt 
sich  daraus,  dass  zur  Herstellung  von  Dallmann's  Pepsinsaft  bis- 
her das  flüssige  Pepsin  von  Dr.  Byk  verwendet  worden  ist. 

Die  von  der  Pharm.  Centralh.  angedeutete  Möglichkeit,  dass 
der  Grund,  warum  die  fertigen  Präparate  unwirksam  sind,  in  der 
Zusammensetzung  liegt,  und  namentlich,  dass  die  grössere  Gon- 
centration  der  Salzsäure  in  diesen  Präparaten  (gegenüber  dem 
Pepsinwein  des  Arzneibuches)  daran  schuld  sei,  indem  diese  bei 
längerer  Aufbewahrung  zersetzend  auf  das  Pepsin  wirkt,  scheint 
nad&G.  Vulpius^)  ausser  Betracht  bleiben  zu  müssen,  da  es  sich 
bei  Wiederholung  eines  Verdauungsversuches  unter  Benutzung 
eines  vor  18  Tagen  nach  der  von  ihm  angegebenen  Vorschrift 
bereiteten  Pepsinsaftes  von  gleichem  Salzsäuregehalt  gezeigt  hat, 
dass  sich  wenigstens  innerhalb  dieses  Zeitraumes  die  eiweisslösende 
Kraft  nicht  merklich  verringert  hat.  Man  wird  also  doch  an 
einen  Kunstfohlor  bei  Herstellung  des  Präparates  glauben  müssen. 

G.  Dali  mann*),  der  Verfertiger  des  Dallmann'schen  Pepsin- 
saftes, klärt  die  von  Vulpius  festgestellte  Wirkungslosigkeit  dieses 
Präparates  dahin  auf,  dass  zu  dessen  Darstellung  das  salzsänre- 
haltige  Pepsin,  liquid.  Byk  verwendet  worden  sei,  welches,  wie  er 
nachträglich  festgestellt  habe,  nicht  dauernd  haltbar  und  ver- 
wendet worden  sei,  nachdem  seine  Fähigkeit,  Eiweiss  zu  lösen, 
schon  verloren   hatte.     Im  Uebrigen   hält  Dallmann   die  Ansicht 

1)  Pharm.  Centralh.  1893,  736.  2)  ebenda  1898,  758. 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  569 

ober  die  Zweckmässigkeit,  Pepsin  in  Form  des  y^Pepsinsaftes*'  zu 
verwenden  aufrecht. 

Auf  eine  weitere  Auseinandersetzung  zwischen  H.  Byk  ^)  und 
G.  Dali  mann*)  über  den  Werth  des  Byk'sdien  Pepsm.  liquid, 
kann  hier  nur  hingewiesen  werden. 

Die  Frage,  ob  Eisenpeptonat  nur  in  Säure,  oder  auch  in 
Alkali  löslich  ist,  hatJ.  Athenstaedt*)  klar  zu  stellen  versucht. 
Es  erscheint  hierzu  nicht  unwichtig,  in  dem  bekannten  alkalifreien 
Eisensaccharat  eine  sogenannte  indifferente,  reine  Eisenoxyd- 
verbindung in  Händen  zu  haben,  die  sich  wesentlich  von  anderen, 
bekannteren  indifferenten  Eisenoxydverbindungen,  speciell  aber 
von  dem  unter  Vermittlung  von  Alkali  dargestellten  Eisenoxyd- 
saccharat  unterscheidet.  Eine  Lösung  des  letzteren  Saccharates 
giebt  mit  neutraler  Peptonlösung  ebenso  wenig  einen  Niederschlag, 
wie  eine  Lösung  von  alkalifreiem  Saccharat,  der  man  Alkali  zu- 
gesetzt hat  Verf.  hält  also  das  reine,  alkalifreie  Eisensaccharat 
för  besonders  geeignet  zur  Darstellung  von  Eisenpeptonat,  um 
festzustellen,  ob  letzteres  nur  in  Säure  oder  auch  in  Alkali  lös- 
lich ist.  Versetzt  man  eine  wässrige  Lösung  von  reinem,  alkali- 
freiem Eisensaccharat  mit  einer  wässrigen  Lösung  von  Pepton, 
fliccum,  so  entsteht  ein  grossflockiger  Miederschlag,  der  sich  leicht 
und  vollständig  mit  destillirtem  Wasser  auswaschen  lässt.  (Quan- 
titative Eisenfallung.)  Getrocknet  und  zerrieben  stellt  derselbe 
ein  dunkelrothbraunes  Pulver  dar,  welches  Pepton  —  wenn  auch 
nur  in  kleinen  Mengen  —  enthält.  Das  so  erhaltene  Peptonat 
löst  sich  ohne  Erwärmen  leicht  in  Wasser,  dem  etwas  Natron- 
lauge zugesetzt  ist  Der  Ansicht  von  Dieterich,  dass  Eisenpeptonat 
nur  in  Säure  löslich  sei,  muss  demnach  widersprochen  werden. 
Die  anfangs  vollkommen  klare  und  schön  rothbraune  Lösung  ge- 
latinirt  nach  Verlauf  einiger  Wochen,  während  die  mit  etwas 
Spiritus  versetzte  Lösung  längere  Zeit  klar  bleibt 

Verfahren  zur  Darstellung  albumosefreier  Peptone,  D.  R.-P. 
70281  für  Höchster  Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  und 
Brüning.  Das  durch  Enzyme,  Säuren,  Alkalien  oder  Ueberhitzen 
mit  Wasser  aus  Albuminstoffen  beliebiger  Abstammung  darge- 
stellte Gemenge  von  Albumose  und  Peptonen  wird  von  der  Albu- 
mose  vollkommen  befreit,  indem  man  das  Sättigen  mit  schwefel- 
saurem Ammoniak  in  verdünnter  Lösung,  nacheinander  in  neu- 
traler, alkalischer  und  saurer  Lösung  und  in  der  Siedehitze  mit 
darauf  folgender  Abkühlung  vornimmt.  Auf  diese  Weise  soll  die 
Abscheidung  mittels  Ammoniumsulfat,  die  sonst  nur  unvollkommen 
geschieht,  eine  vollständige  sein. 

Solutio  aWuminatis  ferrici  jodata.  J.  de  Groot^)  fand,  dass 
seine  Eisenalbuminatlösung  im  Stande  sei,  0,1  %  Jod  aufzulösen 
und  dieses  an  Eiweiss  zu  binden.  Eine  solche  Lösung  unter- 
scheidet sich  durch  Reaction,    Geruch  und  Geschmack  nicht  von 

1)  Pharm.  Ztg.  1898,  796.  2)  ebenda,  803.  8)  ebenda,  478. 

4)  Pharm.  Weekbl.  voor  NederL  1898,  No.  45. 


570  Eiweissstoffe  und  Fermente. 

der  gewöhnlichen  Eisenalbuminatflüssigkeit ,  zeigt  jedoch  eine 
etwas  dunklere  Färbung  als  diese  und  bei  auffallendem  Liebte 
eine  geringe  Opalescenz.  Freies  Jod  ist  in  der  Lösung  weder 
durch  Stärke  nachweisbar  noch  durch  Chloroform  extrahirbar. 
Die  quantitative  Bestimmung  des  Jods  kann  nur  nach  Auslaugung 
des  mit  KOH  veraschten  Trockenrückstands  im  Filtrate  (durch 
Quecksilberchlorid)  erfolgen.  Dass  die  Jod-Eiweissverbindung  eine 
sehr  feste  ist,  geht  aus  dem  Umstände  hervor,  dass  selbst  beim 
Erhitzen  mit  sehr  concentrirter  Salpetersäure  Jod  nicht  frei  wird. 
Extrahirt  man  den  Trockenrückstand  mit  Spiritus,  dampft  das 
Filtrat  ein  und  behandelt  den  Rückstand  mit  Wasser,  so  ist  in 
der  erhaltenen  Lösung  Jod  nicht  anzutreffen.  Aus  diesen  und 
anderen  Reactionen  geht  hervor,  dass  das  Jod  thatsächlich  ap 
Eiweiss  gebunden  ist.  Die  Bereitungsvorschrift  soll  vom  Ver- 
fasser demnächst  veröffentlicht  werden,  ebenso  die  klinischen 
Erfolge,  welche  mit  dem  Mittel  bisher  erzielt  worden  sind. 

A.  Jaquet^)  beschreibt  ein  von  Marfori  angegebenes  Ver- 
fahren zur  Herstellung  einer  resorbirbaren  Eisen-Eiweissverbindung, 
welche  mit  den  gewöhnlichen  Reagentien  keine  Eisenreaction  mehr 
giebt.  Zur  Herstellung  dieses  Präparats  wird  folgendermaassen  ver- 
fahren :  Man  schüttelt  Eiweiss  mit  dem  gleichen  Volumen  Wasser  und 
setzt  reichlich  Kalilauge  hinzu,  wodurch  sich  das  Eiweiss  nach 
wenigen  Minuten  in  eine  gallertartige,  gelbliche  Masse  umwandelt. 
Dieselbe  wird  mit  etwas  Wasser  abgespült,  um  den  Ueberschuss 
an  Kalilauge  zu  entfernen,  dann  auf  dem  Wasserbade  4  bis  5 
Stunden  erwärmt,  wobei  die  gallertartige  Masse  sich  völlig  klar 
löst.  Man  filtrirt,  verdünnt  mit  Wasser  und  setzt  verdünnte 
Essigsäure  zu,  wodurch  ein  feinflockiger  Niederschlag  entsteht, 
der  sich  bald  zu  Boden  senkt.  Dieser  Niederschlag  wird  sorg- 
fältig ausgewaschen,  in  Ammoniak  gelöst  und  mit  einer  sorgfältig 
neutralisirten  Lösung  von  weinsaurem  Eisen  versetzt,  so  dass  auf 
das  Albumin  von  25  Eiern  etwa  1  g  Eisentartrat  kommt.  Die 
rothgefärbte  Lösung  wird  in  einem  Kochkolben  V>  Stunde  lang 
im  Sieden  erhalten  und  filtrirt.  Nach  dem  Erkalten  wird  die 
neue  Eisen-Eiweissverbindung  mit  verdünnter  Essigsäure  gefällt. 
Durch  wiederholtes  Lösen  in  Ammoniak  und  F^len  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  wird  die  Substanz  von  den  letzten  Spuren  des 
daran  haftenden  Eisenoxyds  befreit  und  dann  über  Schwefelsäure 
getrocknet.  Diese  Substanz  stellt  ein  lockeres,  gelbliches  Pulver 
dar,  welches  sich  leicht  und  vollständig  in  verdünnten  Lösungen 
von  Ammoniak,  Soda  und  Kaliumcarbonat  löst,  ohne  sich  zu  ver- 
ändern. Aus  diesen  alkalischen  Lösungen  wird  sie  durch  ver- 
dünnte Säuren  gefällt.  Der  Niederschlag  ist  in  einem  Ueber- 
schuss der  Säure  löslich.  Setzt  man  zu  einer  ammoniakalischen 
Lösung  des  Präparates  einen  Tropfen  Schwefelammonium  hinzu^ 
so  beobachtet  man  unmittelbar  keine  Aenderung  in  der  Farbe  der 
Lösung;    die  Färbung  bleibt   die  gleiche  während  einer  von  der 


1)  CorreBpondenzbl.  f.  Schweiz.  Aerzte  1898,  Heft  18. 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  571 

Concentration  und  der  Quantität  des  hinzugesetzten  Schwefel- 
ammoniums abhängigen  Zeit.  Allmählich  erscheint  eine  grüne 
Färbung,  welche  in  Dunkelgrfin  und  endlich  in  Schwarz  übergeht; 
Wärme  beschleunigt  die  Reaction.  Wird  zu  einer  ammoniakalischen 
Lösung  des  Präparates  ein  Tropfen  Ferrocyankalium  zugesetzt 
und  mit  Salzsäure  angesäuert,  so  entsteht  ein  weisser  Nieder- 
schlag, welcher  allmählich  eine  blaue  Farbe  annimmt.  Säuren^ 
besonders  Mineralsäuren  yerändern  die  Verbindung  sehr  leicht. 
Doch  kann  man  mit  salzsäurehaltigem  Alkohol  kein  Eisen 
daraus  extrahiren,  eine  Reaction,  welche  dieses  Präparat  von  den 
gewöhnlichen  Eisenalbuminaten  scharf  unterscheidet.  Wie  die 
Analyse  einer  ganzen  Anzahl  von  Präparaten  ergeben  hat,  ent- 
hält diese  Substanz  zwischen  0,69  und  0,71  ^o  Eisen,  also  be- 
deutend mehr  als  das  Hämatogen  und  das  Hämoglobin.  Die 
Uebereinstimmung  in  den  Resultaten  der  Analysen  der  yerschie- 
denen  Präparate  spricht  dafür,  dass  es  sich  da  um  eine  einheit- 
liche charakterisirte  chemische  Verbindung  handelt. 

Ferratin.  Dieses  neue  Mittel  bezeichnet  die  Firma  C.  F. 
Böhringeru.  Söhne  in  Waldhof  bei  Mannheim  als  „Eisen- 
Yerbindung  der  Nahrungsmittel".  Das  Ferratin  ist  1892  von 
Schmiedeberg  und  Marfori  zum  ersten  Male  dargestellt  wor- 
den. Natürliches  Ferratin  wird  durch  Extraction  von  Schweine- 
leber mit  Wasser  gewonnen;  das  künstliche  Ferratin  wird  nach 
patentirtem  Verfahren  dargestellt,  indem  Hühnereiweiss  in  Wasser 
gelöst,  mit  weinsaurem  Alkali  und  weinsaurem  Eisen  vermischt 
und  nach  Zusatz  von  Natronlauge  längere  Zeit  erhitzt  wird.  Nach 
dem  Erkalten  wird  Weinsäure  zugesetzt,  wodurch  die  gebildete 
Eisenalbnmin-Verbindung  ausfallt.  Das  Ferratin  bildet  ein  roth- 
braunes, nahezu  geruch-  und  geschmackloses  Pulver  von  neutraler 
Reaction,  mit  7  %  Eisengehalt;  es  kommt  in  zwei  Formen  in  den 
Handel ;  im  freien,  in  Wasser  unlöslichen  Zustande  und  als  leicht 
in  Wasser  lösliche  Natriumverbindung.  Es  wird  im  Organismus 
leicht  resorbirt  und  schädigt  (selbst  längere  Zeit  genommen)  den 
Magen  nicht;  ebensowenig  greift  es  die  Zähne  an.  Es  ist  nach 
Schmiedeberg  in  erster  Linie  ein  Nahrungsmittel;  gegeben  wird 
Ferratin  für  Erwachsene  täglich  3 — 4  mal  in  Dosen  zu  0,5  g, 
für  Kinder  halb  so  viel.  Die  wässerigen  Natriumferratin-Lösungen 
lassen  sich  vortheilhaft  als  Zusatz  zur  Milch  oder  anderen  flüs- 
sigen Nahrungsmitteln,  namentlich  für  Kinder,  anwenden.  Eine 
besondere  Rücksicht  auf  die  Art  der  Speisen  braucht  nicht  ge- 
nommen zu  werden;  nur  sehr  saure  Speisen  sind  zu  vermeiden, 
da  diese  auf  das  Ferratin  zersetzend  einwirken  könnten. 

McUesci'Eisefi,  Ein  in  Italien  vertriebenes  neues  Eisen-Prä- 
parat, welches  obigen  Namen  führt,  enthält  nach  den  Ankündi- 
gungen (Handelsbericht  von  G.  Hell  u.  Co.  in  Troppau^  in  103  g 
12   g  Eisen   und  2  g   Salzsäure.     G   Hell  u.  Co.  i)   nalten   das 


1}  Pharm.  Centralh.  1893,  497. 


572  Eiweissstoffe  und  Fermente. 

Präparat  für  eine  neue  Auflage  des  vor  einer  Reihe  von  Jahren 
im  Schwünge  befindlichen,  inzwischen  aber  vergessenen  französischen 
Präparates  „Fer  Bravais".  —  Das  von  Malesci  in  Florenz  herge- 
stellte Präparat  wird,  wie  J.  Durst  ^)  hierzu  mittheilt,  von  dem- 
selben als  Gloridro  albuminato  di  ferro  in  den  Handel  gebracht; 
es  ist  von  kaum  gelbgrünlicher  Farbe,  auch  ist  das  Präparat  nicht 
neu,  sondern  seit  Jahren  in  Italien  bekannt.  Die  kleine  Flasche 
kostet  1  Fr.  und  existirt  somit  ein  ziemlicher  Unterschied  zwischen 
Ferro  Malesci  und  Fer  dialys6  Bravais. 

Sanguinal.  Auf  Grund  der  Thatsache,  dass  in  den  Körper 
aufgenommene  anorganische  Eisensalze  nur  in  geringster  Menge 
assimilirt  werden,  somit  fast  alles  wieder  unabsorbirt  aogeschieden 
wird,  hat  Apotheker  Krewel  in  Köln  ein  Blutpräparat,  Sanguinal, 
hergestellt,  welches  aus  defibrinirtem  eingedampftem  Blut  und 
Hämoglobin  in  flüssiger  Form  besteht.*) 

Krewel*)  bemerkt  hierzu,  dass  das  Sanguinal  keineswegs 
aus  defibrinirtem  und  eingedampftem  Blute,  noch  aus  Hämoglobin 
in  flüssiger  Form  besteht.  Auf  Grund  der  Untersuchungen  Ham- 
burger's  und  Kobert's  über  die  Resorbirbarkeit  der  Eisenverbin- 
dungen, nach  welchen  nur  die  im  pflanzlichen  und  thierischen 
Organismus  gebildeten  organischen  Eisenverbindungen  als  resorbir- 
bar  sich  erwiesen,  und  unter  Verwerthung  der  Arbeiten  Ringer's 
über  die  physiologische  Bedeutung  der  im  Blutplasma  und  Serum 
enthaltenen  Salze  ist  das  Sanguinal  so  zusammengesetzt,  dass  es 
direct  assimilirbares  Eisen  nebst  Mangan  in  der  Form  von  che- 
misch reinem,  aus  frischem  Thierblute  hergestelltem  Oxyhämo- 
globin  (10  %),  in  der  Gesammtheit  der  sofort  löslichen  naturlichen 
Blutsalze  (46  ^jo)  die  Anregung  zu  dem  durch  Ringer's  Untersuchun- 
gen bekannt  gewordenen  physiologischen  Vorgängen  enthält. 
Sein  drittes  Gonstituens,  frisch  peptonisirtes  Muskeleiweiss  (44  %), 
unterstützt  zugleich  die  Stickstoffzufuhr  zum  Körper.  Es  unter- 
scheidet sich  daher  wesentlich  von  den  verschiedenen  seit  einigen 
Jahren  im  Handel  befindlichen  aus  Thierblut  hergestellten  Präparaten, 
die  zum  Theil  aus  eingedampftem,  vorher  defibrinirtem  Blute,  zum 
Theil  aus  Hämoglobin  in  flüssiger  Form  bestehen;  ausserdem  ist  es  ab- 
solut frei  von  den  Muskeldejecten ,  den  regressiven  Eiweiss- 
zersetzungsproducten  Xanthin ,  Hypoxanthin ,  Kreatin ,  Harnstoff, 
Harnsäure  u.  a.  Die  quantitativen  Verhältnisse  der  Bestandtheile 
des  Sanguinals  sind  so  gewählt,  wie  sie  nach  den  Untersuchungen 
von  Dumas  und  Schmidt  der  Zusammensetzung  normalen  Blutes 
entsprechen,  so  dass  eine  Pille  an  natürlichem  Eiseneiweiss ,  na- 
türlichen Blutsalzen  und  an,  dem  Blutalbumin  am  nächsten  stehen- 
dem Pepton  5  g  normalen  Blutes  entsprechen,  ohne  den  Ballast 
der  regressiven  Stoffwechselproducte. 

LactopepHne  ^)  ist  nach  Angabe  des  Fabrikanten  John  M« 
Richards  in  Liondon  E.  G.  46  Holborn  Viaduct,   wie   folgt  zu- 


1}  Pharm.  Centralh.  1893,  568.  2)  ebenda  650.  8)  ebenda  687. 

4}  Pharm.  Ztg.  1893,  31  u.  440. 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  573 

sammengesetzt :  Milchzucker  1184,0,  PepsiD  226,8,  Pancreatin 
169,5,  Üiastase  14,2,  Milchsäare  14,6,  Salzsäure  15,3  g.  Diese 
Zusammensetzung  erfährt  folgende  Begründung.  Im  Lactopeptin 
sind  enthalten:  1.  der  wirksame  Stoff  des  Speichels,  Ptyalin,  in 
seiner  vegetabilischen  Form,  der  aus  Malz  gewonnenen  Diastase, 
welche  auf  Stärke  und  verwandte  Stoffe  in  gleicher  Weise  ein- 
wirkt wie  gesunder  Speichel,  2.  das  Ferment  des  Magensaftes^ 
Pepsin,  behufs  Verdauung  der  Eiweissstoffe,  3.  Pancreatin 
zum  Löslichmachen  der  Fette  und  endlich  4.  die  natürlichen 
Säuren  des  Magensaftes,  welche  nöthig  sind,  um  die  Ueberein- 
Stimmung  mit  dem  natürlichen  Yerdauungsprocess  zu  vervoll- 
ständigen. 

Diese  Idee,  die  Gomponenten  des  natürlichen  Verdauungs- 
processes  in  zweckentsprechender  Weise  künstlich  zu  vereinigen,, 
ist  ohne  Zweifel  eine  gute.  Das  Lactopeptin  bildet  seiner  Zu- 
sammensetzung entsprechend  ein  leicht  bräunliches,  etwas  zusammen- 
backendes Pulver  von  säuerlichem  Geschmack  und  dem  Geruch  der 
Handelspepsine.  Es  soll  Erwachsenen  in  Dosen  von  0,65  bia 
1,0  g,  Kindern  von  0,33  bis  0,5  g  gegeben  werden.  Zu  diesem 
Zwecke  ist  aussen  auf  dem  Stopfen  ein  Holzmaass  befestigt,, 
welches  0,65  g  fasst  Es  soll  trocken  mit  Brod  genommen 
werden,  oder,  wenn  dies  vorgezogen  wird,  mit  Wasser  oder 
Wein. 

Zur  Darstellung  einer  Pankreasmixtur,  welche  im  pharmaceutischen 
Laboratorium  vorgenommen  werden  kann,  empfiehlt  Bouveret^Y 
folgendes  Verfahren:  Die  Bauchspeicheldrüse  eines  Schweins  wird 
vom  Fett  befreit  und  zu  einem  feinen  Brei  zerhackt.  Dieser  wird 
mit  dem  doppelten  Gewicht  Wasser  gemischt  und  auf  45—50^ 
30 — 40  Minuten  lang  erwärmt,  hierauf  durch  ein  starkes  Tuch 
ausgepresst  Dieses  Präparat  soll  weinglasweise  nach  jeder  Mahl-^ 
zeit  verabreicht  werden. 


« 

Anhang. 

Antidiphtherin  nach  Klehs»  Das  von  E.  Merck')  in  den- 
Handel  gebrachte  Präparat  wird  aus  Gulturen  der  Diphtherie- 
bacillen  auf  flüssigem  r^ährboden  gewonnen  und  besitzt  in  hohem 
Grade  die  Eigenschaft,  Diphtheriebacillen  zu  tödten,  mit  denen 
es  in  Berührung  kommt,  nicht  allein  im  Reagenzglase,  sondern 
auch  im  menschlichen  Körper.  In  allen  Fällen,  in  denen  seine 
ganz  ungefährliche  Anwendung  bei  diphtheriekranken  Menschen 
versucht  wurde,  hat  es  den  Erfolg  gehabt,  dass  das  bis  dahin 
hohe  Fieber,  bis  40^  G.,  in  24—48  Stunden  ausnahmslos  herunter- 
ging, während  die  Membranen  in  dieser  Zeit  ohne  jede  andere 
Elinwirkung  zerfielen  und   abgestossen  wurden.     In  den  meisten 


1)   Phann.  Ztg.  1898,  474.  2)   Mittheilung  von  E.  Merck  1898, 

No.  77. 


574  Eiweissstoffe  und  Fermente. 

Fällen    war    damit   der  Kranheitsprocess  getilgt,    in   einigen  be- 
durfte es  noch  anderer  Maassregoln,  um  die  inzwischen  eingetretenen 
Vergiftungserscheinungen   zu  beseitigen,    wozu  sich  besonders  die 
innere  Anwendung  von  Alkalien  und  Ghinawein  eignet    Das  Anti- 
diphtherin    wird    in    zwei  Goncentrationen  geliefert,    welche  der 
zwei-   und   vierfachen  Concentration    der   ursprünglichen  Cultar- 
flüssigkeit  entsprechen.     Die  stärkste  dient  zur  Aufpinselung  (mit 
einem  Wattepinsel    oder    einer   Federfahne)  auf  die  erkrankten 
Stellen  des  Gaumens  und  Rachens.     Die  Pinselung  hat  zwei-  bis 
dreimal  des  Tages  zu  geschehen,    so   lange   noch  grössere  Mem- 
branen vorhanden  sind,  was  meist  nur  während   eines,   höchstens 
zweier  Tage  noth wendig  ist.     Am  dritten  Tage,   wenn    nur  noch 
kleine  Reste  vorhanden  sind,    genügt   eine   einmalige  Pinselung. 
Zu  diesen  vier-   bis  siebenmaligen  Pinselungen   sind   nicht   mehr 
als  5 — 10  cc  des  Mittels  noth  wendig,   so  dass  der  therapeutische 
Versuch   ohne   nennenswerthe    Auslagen   gemacht    werden   kann. 
Sind  die  Membrambildungen   auf  den  Kehlkopf  und  in  die  Luft- 
röhre übergegangen,  so  ist  es  nothwendig,  auch  dorthin  das  Anti- 
diphtherin   gelangen    zu   lassen.     Es   kann    dies   sowohl  vor  der 
Tracheotomie,  wie  nach  derselben  geschehen ;  im  ersten  Falle  durch 
Einspritzen  von  je  Vs  cc  der  schwächeren  Lösung  mittels  einer  Spritze 
mit   längerem ,    der   Rachen  -  Kehlkoptkrümmung  entsprechendem 
Ansatz;   im   zweiten  Falle   genügt  das  Einträufeln  einer  gleichen 
Menge  der  Lösung   in   die  Trachealkanüle,    das  man  öfter  (drei- 
bis  viermal  am  Tage)   wiederholt.     Wie  weit  die  Entgiftung  des 
Körpers    durch  dieses  Mittel   erreicht  werden    kann,    wenn  eine 
stärkere  Vergiftung  bereits  eingetreten   ist,   muss   weiteren  Ver- 
suchen überlassen  bleiben.    Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt ,  dass 
bei  der  Darstellung  die  Abtödtung   der  Diphtheriebacillen  durch 
Ortho-Kresol  bewirkt  und  durch  Culturen  genau  festgestellt  wird. 
Auch    die   weitere   Bereitungsweise   des  Mittels,    welches  0,2  <^/o 
Ortho-Kresol   und   etwas  Glycerin  enthält,   sichert  absolut  gegen 
die  Anwesenheit  von  Diphtheriebacillen.    In  allen  Fällen  mensch- 
licher Diphtherie,  in  denen  das  Vorkommen  der  Diphtheriebacillen 
vor  der  Anwendung  des  Mittel  bacteriologisch  festgestellt  werden 
konnte,    fehlten   dieselben   vollkommen  nach  wenigen,    oft  schon 
nach  der  ersten  Pinselung. 

Antlphthisin.  E.  Klebs^)  hat  ein  Verfahren  zur  Abscheidung 
einer  als  „Antiphthisin^*  bezeichneten  Substanz  zum  Patent  an- 
gemeldet. 

Antitoxin.  Unter  diesem  allgemeinen  Namen  wird  eine  ste- 
rilisirte  Typhuscultur  verstanden,  welche  intramusculär  eingespritzt 
Heilwirkung  bei  Typhus  zeigt.  Zur  Herstellung  der  Injections- 
flüssigkeit  wird  sterilisirte  Bouillon  von  Thymusdrüsen  mit  Typhus- 
bacillen-Cultur  geimpft,  in  einem  Autoclaven  72  Stunden  lang  bei 
36  bis  37°  gehalten    und   dann   auf   63°  erwärmt.     Es  sind  zur  . 


1)    Pharm.  Centralh.   1893,   662. 


Eiweissstoffe  and  Fermente.  575 

Zeit  mehrere  Forscher  mit  Versuchen  über  die  Anwendung  dieses 
Antitoxins  beschäftigt.  *) 

Gemnnung ,  Eigenschaften  und  Leistungsfälligkeit  der  Blut' 
antitoxine;  von  Behring.*) 

Cancroin.  Adamkiewicz^)  giebt  in  seinem  neuesten  Buche : 
„Untersuchungen  über  den  Krebs  und  das  Princip  seiner  Behand- 
lung^^ Aufschlüsse  über  das  Wesen  seiner  bis  dahin  geheim  ge- 
haltenen Behandlungsmethode.  Verfasser  hält  die  Krebszellen  für 
selbständige  lebende  Organismen,  für  die  Parasiten  (eine  be- 
sondere Art  von  Coccidien  —  Goccidium  sarkolytus) ,  welche  den 
Krebs  bedingen,  und  nennt  sie  Sarkolyten.  In  dem  Stoflfwechsel- 
product  dieser  Parasiten,  dem  Cancroin  erblickte  er  ein  Schutz- 
mittel gegen  die  Sarkolyten  selbst.  Das  frische  Krebsgewebe  ent- 
hält, wie  Versuche  an  Thieren  zeigten,  thatsächlich  ein  Gift. 
Durch  Zerkleinern  von  frischem  Krebsgewebe  und  Verreiben  mit 
destillirtem  und  sterilisirtem  Wasser  zu  einem  dünnflüssigen  Brei 
und  Filtriren  desselben,  hat  Adamkiewicz  eine  leicht  opalisirende, 
schwach  alkalisch  reagirende  Flüssigkeit  —  sein  Cancroin  —  er- 
halten. Die  Eigenschaften  des  Cancroins  liessen  ihn  an  gewisse 
Aehnlichkeit  mit  Leichengiften  denken,  und  durch  die  daraufhin 
angestellten  Versuche  mit  Auszügen  aus  den  Geweben  frischer 
Leichen,  sowie  weiterhin  mit  Cholin  und  Neurin,  ist  derselbe 
schliesslich  dazu  gekommen,  das  letztere  zur  Behandlung  des 
Krebses  zu  verwenden.  Er  wendete  das  Neurin,  mit  Citronensäure 
neutralisirt  und  in  Carbolwasser  gelöst,  in  sehr  geringen  Mengen 
zu  subcutanen  Einspritzungen  mit  gutem  Erfolge  gegen  Krebs 
an.  Diese  Neurinlösung  belegt  Adamkiewicz  ebenfalls  mit  dem 
Namen  Cancroin. 

Das  Cancroin  wird  in  Lösungen  von  verschiedener  Stärke  an- 
gewendet, die  unter  der  Bezeichnung:  Cancroin  I,  II  oder  III  in 
den  Handel  gebracht  werden.  Die  Lösungen  werden  mittels  einer 
Pravaz'schen  Spritze  unter  die  Haut  gespritzt.  Als  Injections- 
stellen  wählt  man  gesunde  Partien  in  der  Nähe  der  kranken 
Organe. 

Mallein.  Das  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Mallein  als 
Heilmittel  bei  Rotz  der  Pferde  nach  Hueppe^)  ist  folgendes: 
Fleischwasserpepton-Bouillon  (ohne  Zusatz  oder  mit  4t^j%  %  Gly- 
cerin)  wird  in  Reagensgläser  zu  10  g  Inhalt  mit  einer  kleinen 
Dosis  vollvirulenter  Rotzcultur  (von  Kartoffeln  oder  noch  besser 
Agar)  geimpft  und  14  Tage  lang  bei  37°  im  Brutofen  gehalten. 
Die  üppig  wachsende  Cultur  trübt  sich  hierbei  ein  wenig,  und 
schliesslich  bildet  sich  unter  Erschöpfung  des  Nährbodens  ein 
grauweisser  Bodensatz.  Nach  14  Tagen  wird  die  Cultur  mehrere 
Male  durch  doppelte  Papierfilter  filtrirt   und   die  klare,    dunkel- 


1)  Phaim.  Ceniralh.  1893,   662.  2)    D.  med.  WoobeDscbr.  1898, 

No.  48;  Apoth.  Ztg.  1893,  607.  3)  Pharm.  Post  lh92,  1285.  4)  Bericht 
über  das  Yeterinärwesen  im  Königreiche  Sachsen  für  1891 ,  S.  212 ;  durch 
Pharm.  Ceniralh.  1893,  68» 


576  EiweissstofiEe  und  Fermente. 

weingelbe  Flüssigkeit  darch  mehrstündiges  Erhitzen  in  strömen- 
dem Dampf  sterilisirt  Ans  diesem  Roh-Mallein  wird  durch  Zu- 
satz von  absolutem  Alkohol  Rein-Mallem  gefallt.  Das  patholo- 
gische Institut  der  thierärztlichen  Hochschule  zu  Dresden  giebt, 
nach  vorhandenem  Vorrath,  Mallein  unentgeltlich  ab. 

W.  Eber^)  bespricht  verschiedene  Versuche  zur  Reinigung 
des  McdUlns^  beziehentlich  zur  Isolirung  chemisch  üassbarer  Körper 
aus  demselben,  sowie  einige  mit  dem  Mallem  erlangte  Heilerfolge, 
die  zu  weiteren  Versuchen  ermuthigen. 

Unter  dem  Namen  Kardin  empfiehlt  William  A.  Hammond 
im  New- York.  Med.  Joum.  No.  16 ')  ein  Extract  aus  dem  Herz- 
fleisch der  Rinder  zu  subcutaner  Verabreichung.  Das  Kardin  soll 
ein  Herztonicum  von  grosser  Kraft  sein  und  ein  Diureticum, 
welches  geeignet  ist,  eine  bemerkenswerthe  Wirkung  auf  die  Zu- 
sammensetzung des  Blutes  auszuüben ;  auch  soll  es  gegen  nervöse 
Erschöpfung,  Anämie  und  Chlorose  wirken.  Die  Gewinnung  des 
Kardins  geschieht  nach  einem  Referate  in  der  Deutschen  Medi- 
cinalzeitung  wie  folgt:  1000  g  frisch  gehacktes  Rinderherzfleisch, 
das  vorher  in  gesättigter  Borsäurelösung  sorgfaltig  gewaschen  ist, 
werden  in  eine  Mischung  von  1200  g  Glycerin,  IC^  g  gesättigter 
Borsäurelösung  von  15,5^  C.  und  800  g  Alkohol  gebradit  und  in 
einem  Porcellan-  oderGlasgefäss  mit  gutschliessendem  Deckel  aufbe- 
wahrt. Jeden  Tag  wird  durch  einen  Zeitraum  von  acht  Monaten 
bis  zu  einem  Jahr  hindurch  die  Mischung  umgerührt  und  die 
Herzsubstanz  einem  starken  Druck  ausgesetzt  Der  frisch  aus- 
gepresste  Saft  des  Herzfleisches  ist  ohne  physiologischen  oder 
therapeutischen  Einfluss.  Nach  Ablauf  der  Macerationsperiode 
wird  die  oben  schwimmende  Flüssigkeit  in  das  obere  Receptacu- 
lum  eines  Steinfilters  gegossen  und  abfiltrirt  (wohl  Ghamberland- 
Filter?)  Die  fein  zertheilte  Herzsubstanz  wird  dem  sehr  starken 
Druck  einer  Presse  unterworfen  und  der  ausgepresste  Saft  wird 
ebenfalls  auf  das  Filter  gegossen.  Die  Filtration,  geht  sehr  lang- 
sam vor  sich,  sie  bedarf  mehrere  Wochen.  Die  Lösung  ist  eine 
klare,  durchscheinende  Flüssigkeit  von  blasser,  strohgelber  Farbe 
und  einem  spec.  Gew.  von  1,07.  Unter  dem  Mikroskop  findet 
man  keine  morphologische  Bestandtheile.  Sie  verändert  sich 
nicht,  Bacterien  entwickeln  sich  darin  nicht;  doch  ist  es  sicherer, 
das  Kardin  an  einem  kühlen  Ort  in  gut  verschlossenen  Gläsern 
aufzubewahren.  Zuweilen  fallt  bei  Aussetzung  hoher  Tempe- 
raturen in  2  ^'/o  der  Fälle  ein  leicht  flockiges,  albuminöses  Prä- 
dpitat  aus.  Filtration  entfernt  dasselbe,  ohne  dass  das 
Filtrat  selbst  seine  Eigenschaften  verliert  Bei  Maceration 
von  acht  Monaten  ist  eine  Menge  von  4  g  subcutan  gegeben 
eine  Durchschnittsdosis  für  den  Erwachsenen.  Damit  keine  Ab- 
scesse  oder  andere  Complicationen  entstehen,  ist  es  nothwendig, 
dass  keine  morphologiscnen  Bestandtheile  in  der  Injectionsflüssig- 
keit  vorhanden  sind. 


1)  Pharm.  Ztg.  1892,  690.  2)  Dentsoh*  Med.  Ztg.  1898,  584. 


Eiweissstoffe  und  Fermente.  577 

Succus  e  testibas  paratus.  Unter  diesem  Namen  bringt  jetzt 
die  Firma  E.  Merck  in  Darmstadt  im  Laboratorium  von  Ed. 
Egasse  u.  P.  Bouye  in  Paris  hergestelltes  Hodenextract  in  den 
Handel.  Im  Laboratorium  der  Genannten  wird  nach  einer  Ge- 
Bchäftsmittheilung  von  E.  Merck  unter  den  peinlichsten  Vorsichts- 
maassregeln  gearbeitet,  um  absolut  sterile  Präparate  zu  erhsJten. 
Das  Präparat  kommt  in  zwei  Sorten  in  den  Handel:  1.  in  weissen 
Glasfiäschchen  (durch  d'Arsonval'sche  Filter  (Kaolinkerzen)  unter 
Eohlensäuredruck  filtrirt,  2.  in  gelben  Glasfiäschchen  mit  der 
Bezeichnung  L  (in  d' Arsonyal'schen  Autoclaven  unter  Eohlensäure- 
druck sterilisirt,) 

SSquardin.  Unter  diesem  Namen  bringt  eine  Firma  in  Genf 
sterilisirte  Hodenflüssigkeit  (nach  Brown-Sequard,  dem  Erfinder 
dieses  Mittels  benannt)  in  den  Handel. 


Pharmac«iitiMh«r  Jahiwberiebt    .  1893.  87 


III.  Galenische  Präparate. 


Allgemeines. 

Ueber  die  vorräthigen  wässerigen  Lösungen  zum  Beceptur- 
gebrauche;  von  Snchomel  ^)  mit  Bemerkungen  von  E.  Geissler.*) 

lieber  das  Färben  der  Arzneien;  von  v.  Oefele.  •)  Die 
Gründe,  welche  ihm  eine  Färbung  der  Ameien  wünschenswerth 
erscheinen  lassen,  sind:  Abwechselung  im  Aussehen  der  Arzneien 
und  Kenntlichmachung  behufs  Unterscheidung  stark  wirkender 
Mittel  von  anderen  unschädlichen.  Aus  der  grossen  Anzahl  der 
mitgetheilten  Receptformeln,  in  denen  die  verschiedenartigsten 
Farbstoffe  Anwendung  finden,  seien  nur  einige  herausgenommen, 
welche  als  charakteristisch  gelten  können,  da  mehrfach  die  Farb- 
stoffe so  gewählt  sind,  dass  sie  auch  in  derselben  Weise  wie  das 
Haupt- Arzneimittel  wirken: 

Acidi  formioici  20,0  g,  Pyoktanini  ooenilei  0,01  g  zu  reizenden  Ein- 
reibungen. 

Sapoais  kalini  100,0  g,  Lanolini  10,0  g,  Pyoktanini  coeralei  0,06  g. 
Zum  Einreiben  bei  Ekzem. 

Violette  Jodkaliamsalbe :  Ealii  jodati  3,0  g,  Amyli  Tritici  3,0  g,  Aqnae 
fervidae  5,0  g,  coque,  adde  Lanolini  20,0  g  (entsprechend  dem  bei  der  Aaf- 
bewahmng  frei  werdenden  Jod  wird  sich  die  Salbe  durch  Bildung  Ton  Jod- 
starke  violett  förben). 

Da  Methylenblau  an  sich  als  Antipyretioum  Verwendung  findet,-  em- 
pfiehlt Oefele  einen  Zusatz  desselben  zu  Chinin,  Antipyrin;  z.  B.  Antipyrini 
1,0  g,  Methylenblau  0,02  g. 

Blausäurehaltige  Arzneien  sollen  mit  Berliner  Blau  gefärbt  werden; 
z.  B.  Morphini  hydrochlorioi  0,1  g,  Aquae  Amygdalarum  10,0  g,  Goerulei 
Berolinensis  0,001  g.  (Natürlich  kann  hier  nur  die  wasserlösliche  Form  des- 
selben in  Frage  kommen.) 

Lipanini  100,0  fg,  Chlorophylli  0,05  g;  als  Ersatzmittel  für  Leberthran. 

Salis  Garolini  factitii  2,0  g,  Gutti  0,1  g;  Abfuhrmittel. 

Acetanilidi  0,8  g,  Radicis  Rhei  0,03  g. 

Aluminis  crudi  0,4  g,  Groci  0,1  g. 

Hydrargyri  chlorati  0,15  g,  Ginnabaris  0,015  g,  Sacchari  0,3  g.  Oefele 
sagt  statt  Hydrarg.  chlorati:  Merourii  dulcis;  er  befürwortet,  den  Galomel 
nicht  anders  als  mit  10  %  Zinnober  vermischt  zu  fuhren  und  abzugeben,  am 

1)  Pharm.  Post  1893  No.  14  u.  15.  2)  Pharm. -Gentralh.  1893,  812. 

8)  Aerztl.  Rundsch.  1893,  97 ;  durch  Pharm.  Gentralh.  1893,  683 


Aquae.  579 

Yerwechselnngen  Ton  Calomel  und  Morphin  ansznsohliessen.  Auch  den 
äüMerliche  Anwendung  findenden  Daropfcalomel  (Hydrargyr.  chlorat.  vapore 
parat.)  lässt  Oefele  mit  10  %  Zinnober  mischen. 

Salis  thermarum  Neuenahr  0,1  g,  Ferri  oxydati  rubri  0,1  g. 

Ansser  den  in  yorstehenden  Arzneiformeln  vorkommenden 
färbenden  Stoffen  braucht  Oefele  noch  verschiedene  andere,  z.  B. 
Eztractum  Sambuci,  Indigo  (sowohl  für  Flüssigkeiten,  wie  für 
Pulver;  es  ist  deshalb  nicht  genau,  in  allen  diesen  Fällen  Indigo 
vorzuschreiben,  für  Flüssigkeiten  müsse  das  wasserlösliche  Indigo- 
carmin  Verwendung  finden;  Ref.  der  Pharm.  Centralh.),  Coccionella, 
Blattgold,  Pulvis  aureus  (Pulveris  temperantis  10,   Cinnabaris  1). 

Ueber  die  Sterüisirung  von  Arzneimitteln  sprach  P.  De g e n er.  ^) 
Neue  Gesichtspuncte  wurden  durch  den  Vortrag  nicht  eröffnet 
und  in  der  Discussion  wurde  auch  betont,  dass  die  Verallgemeine- 
rung der  Sterilisirung,  welche  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
für  subcutane  Injectionen  und  seit  kürzerer  Zeit  auch  für  Ver- 
bandstoffe, Milchzucker  gebräuchlich  und  allgemein  bekannt  ist, 
nicht  so  ohne  Weiteres  möglich  ^i,  ferner  dass  die  Sterilisirung 
mancher  Präparate  unmöglich  und  für  andere  zwecklos  sei.  Po- 
sitive Vorschläge  waren  von  dem  Vortragenden  nicht  gemacht 
worden. 

Arzneimittel  j  todche  in  die  badische  Ergänzungstaxe  aufge- 
nommen^ zu  deren  Bereitung  aber  in  dem  Arzneibuch  für  das 
Deutsche  Reich  und  in  dem  von  dem  D.  Ap.-V.  herausgegebenen 
Ergänzungsbande  keine  Vorschriften  angegeben  sind  und  zwar: 
Aqua  carminativa,  Emplastrum  Oalbani  compositum  Phoebi,  Lano- 
limentum  Boroglycerini,  Linimentum  saponato-camphoratum  joda- 
tum, Pilulae  Cascarae  Sagradae,  Sapo  Hydrargyri,  Sirupus  Aetheris, 
Simpns  Galcii  phospho-lactici,  Sirupus  Frangulae,  Sirupus  Scillae, 
Sirupus  Theae,  Species  antiasthmaticae ,  Spiritus  Ghamomillae, 
Spiritus  Lavendulae  compositus,  Spiritus  Serpylli  compositus, 
Tinctur.  Ghinae  crocata,  Tinct  Rhei  Koelreuteri,  Ünguentum  Acidi 
borici  Listeri,  Ünguentum  Acidi  salicylici,  Vinum  diureticum.  *) 

Aquae. 

Aqua  Amygdalarum  amararum.  Die  ständige  Commis- 
sion')  zur  Bearbeitung  des  Deutschen  Arzneibuches  will  das 
richtige  spec.  Gewicht  von  0,970 — 0,980  vorgeschrieben  wissen. 

Aqua  cresdica.  Dieselbe  C!ommission  *)  empfiehlt  die  Auf- 
nahme des  folgenden  Artikels: 

Aqua  cretoUca. 
Gresolwasser. 
£ine  Mischung  aus 

Einem  Theile  Cresolseifenlösung 1 

vnd 

Neun  Theilen  Wasser 9 

Für  Heilzwecke  ist  destillirtes ,   für  Desinfeciionszweoke   gewöhnliches 


1)  Yerh.  d.  Ges.  Deutscher  Natnrf.  u.  Aerzte;    Apoth.  Ztg.  1898,  468. 
2)  Die  Vorschriften  sind  in  Pharm.  Ztg.  1893,  276  abgedruckt.  3)  und 

4)  Apoth.  Ztg.  1893,  616. 

37* 


580  Aquae. 

Wasser  zu  nehmen.  Mit  gewöbnlichem  Wasser  bereitet,  eine  etwas  trabe 
Flüssigkeit,  welche  Oeltropfen  nicht  abscheiden  darf.  Mit  destill irtem  Wasser 
hergestellt,  sei  die  Flüssigkeit  hellgelb  und  klar.  Sie  enthält  in  100  Theilen 
5  Theile  rohes  Gresol. 

(Das  gewöhnliche  Wasser  giebt  je  nach  dem  Kalkgehalte  eine 
mehr  oder  weniger  trübe  Flüssigkeit;  es  wird  deshalb  mitunter 
empfehlenswerth  sein,  nur  destillirtes  Wasser  oder  aber  gekochtes 
Brunnenwasser  zu  verwenden.  Es  ist  jedoch  hierzu  noch  zu  be- 
merken, dass  die  jetzt  gültigen  Arzneitaxen  anderes  als  „destil- 
lirtes" Wasser  nicht  mehr  aufführen.    Ref.  der  Pharm.  Gentralh.) 

Kalkwassef-Tabletten.  Unter  dem  Namen  Anta eidin  bringt 
die  Metcalfcompany  in  Boston  Tabletten  zur  sofortigen  Bereitung 
eines  vorschriftsmässigen  Kalkwassers  in  den  Handel.  Die  Ta- 
bletten sollen  unveränderlich  und  nicht  hygroskopisch  sein;  ihre 
Zusammensetzung  ist  in  den  „Condensed  extracts  from  foreign 
Journals**,  denen  diese  Mittheilung  entnommen  worden  ist,  nicht 
angegeben.  ^) 

Aqtui  Picis  nach  dem  deutsehen  und  dem  belgischen  Ärznet- 
buche.  Die  Herstellungsweise  der  Theerwässer  nach  den  einzelnen 
Landespharmakopöen  ist  bekanntlich  äusserst  verschieden.  Von 
allen  Verfahren  weicht  wohl  am  meisten  dasjenige  der  gegen- 
wärtigen belgischen  Pharmakopoe  ab.  In  dieser  wird  die  Her- 
stellung eines  Liqueur  concentree  de  goudron  aus  250  Th.  nor- 
wegischem Theer,  15  Th.  Natriumbicarbonat  und  1000  Th.  Wasser 
durch  dreistündiges  Erhitzen  mit  Rückflusskühler  im  Dampfbade, 
Decanthiren  und  Filtriren  vorgeschrieben,  aus  welchem  Präparat 
durch  Vermischen  von  30  Th.  mit  970  Th.  destillirtem  Wasser 
das  eigentliche  Aqua  Picis  gewonnen  wird.  Diesem  umständ- 
lichsten Verfahren  gegenüber  ist  dasjenige  des  Deutschen  Arznei- 
buches eins  der  einfachsten  und  es  hat  deshalb  wahrscheinlich 
E.  Gille  *)  diese  beiden  Präparate  herausgegriffen,  um  sie  ihrer 
abweichenden  Eigenschaften  gemäss  zu  charakterisiren.    Er  fand: 

Liq.  Pic.  conc.        Aq.  Pic.  Aq.  Pic. 

Ph.  Belg.  Ph.  Belg.       Ph.  Germ. 

Spec.  Gewicht  1,0127  1,0000  1,0027 

Trockenrückstand,  o/o        3,7052  0,0918  0,4966 

Aschegehalt,  o/o  0,8932  0,0253  0,0308 

Aqau  Picis  Ph.  Belg.  ist  wenig  gefärbt  und  hält  sich  langa 
ohne  sich  merklich  zu  trüben,  während  die  viel  dunklere  Aq. 
Picis  Pharm.  Germ,  sich  schnell  trübt  und  deshalb  nur  zur  Dis- 

Eensation  aus  dem  vorräthig  zu  haltenden  Bimsteinpulvergemisch 
ereitet  werden  soll.  Der  Liq.  Pic.  conc.  Pharm.  Belg.  trübt  sich 
gleichfalls  leicht.  Wenn  man  den  concentrirten  Liquor  mittels 
strömenden  Wasserdampfes  der  Destillation  unterwirft,  so  erhält 
man  eine  Flüssigkeit  von  stechendem  Geschmack  und  schwach 
saurer  Reaction,  welche  auf  Zusatz  von  Alkali  sich  stark  bräunt 


1)    Pharm.  Centralh.  1898,   148.  2)    Jottm.  de  Pharm.  d'Anver» 

1898,  No.  8;  darch  Pharm.  Ztg.  1898,  199. 


Boli,  PastUli.  581 

und  stark  reducirende  Eigenschaften  besitzt,  sich  mit  Eisenchlorid 
violett  färbt  und  mit  Jod  und  Pottasche  behandelt,  Jodoform 
liefert.  Mit  überschüssigem  Brom  entsteht  ein  flockiger  Nieder- 
schlag in  reichlichem  Maasse.  Mit  Anilin  und  Salzsäure  behandelt, 
giebt  die  Flüssigkeit  leicht  die  Furfurolreaction ,  doch  tritt  die 
Rothfärbung  auch  mit  dem  Liquor  selbst  vor  der  Destillation 
ein.     Das  verdünnte  Theerwasser  zeigt  dieselben  Eigenschaften  in 

Geringerem  Grade.  Die  Aqua  Picis  Pharm.  6erm.  giebt  bei  der 
Destillation  eine  Flüssigkeit,  welche  ebenfalls  auf  Zusatz  von 
Bromwasser  im  Ueberschuss  einen  reichlichen  Niederschlag  bildet. 
Näher  scheint  das  deutsche  Theerwasser  vom  Verfasser  nicht 
untersucht  worden  zu  sein. 

Unter  No.  67924  erhielt  H.  Hübener  in  Berlin  ein  Patent 
auf  ein  Verfahren  zur  Herstellung  eines  neuen  Mineralwassers. 
Die  künstlichen  Mineralwässer  haben,  dem  Genannten  zufolge, 
den  Fehler,  dass  sie  wegen  ihres  Luftgehaltes  die  Kohlensäure 
nicht  fest  gebunden  halten  und  ausserdem'  bedeutend  mehr  Bacr 
terien  enthalten,  als  natürliche.  Diese  Uebelstände  will  der 
Patentinhaber  auf  folgende  Weise  vermeiden.  Nachdem  man  die 
zu  verwendenden  Salze  im  Wasser  gelöst  hat,  bringt  man  dieses 
zum  Kochen  und  erhält  es  solange  in  diesem  Zustande,  bis  man 
annehmen  darf,  die  Luft  sei  vollständig  entfernt.  Dann  lässt 
man  die  Lösung  direct  in  ein  mit  Kohlensäure  gefülltes,  luft- 
dichtes Gefäss  fliessen  und  darin  erkalten.  Hierauf  erst  im- 
prägnirt  man  das  Wasser  in  üblicher  Weise  mit  Kohlensäure. 
Medicinische  Mineralwässer.  Die  chemische  Fabrik  Falken- 
berg i)  in  Grünau  bei  Berlin  empfiehlt  unter  der  in  der  Ueber- 
schrift  gegebenen  Bezeichnung: 

Piper azin-Wasser,  enthaltend  Piperazinum  pnram  1,0  g,  Aqua 
destillata  carbonica  600,0  g.  —  Dr.  med.  Lindhorst's  Gioht-Wasser, 
enthaltend  Piperazinum  pomm  1,0  g,  Phenocollam  purum  2,0  ff,  Lithium 
carbonicum  0,1  f^,  Aqua  destillata  carbonica  600,0  g.  —  Lindthorst's 
Rheumatismus-Wasser  L,  enthaltend  Phenocollum  purum  1,8  ff,  Phe- 
nocollum  salicylicum  0,5  g,  Phenocollum  aceticum  0,2  g,  Aqua  destillata 
carbonica  600,0  g.  —  Lindhorst's  Rheumatismus-Wasser  IL,  enthaltend 
Phenocollum  purum  2,6  ft,  Phenocollum  salicylicum  1,0  g,  Phenocollum  ace- 
ticum 0,4  g.  Aqua  destillata  carbonica  600,0  g. 

Bell,  Pastilli. 

Zum  Veberziehen  der  Boli  für  Thierheilzwecke  wird  eine 
Lösung  von  25  Th.  Zucker,  145  Th.  Gelatine,  125  Th.  Wasser, 
25  Th.  Mucilago  Gummi  arabici  und  12  Th.  Glycerin  empfohlen. 
Der  Ueberzug  bildet  eine  harte  schätzende  Decke,  die  sich  im 
Magen  sehr  leicht  auflöst.') 

Herstellung  von  Pastillen  aus  stark  reizenden  Medicamenten. 
D.  R.-P.  66244  für  W.  Kirchmann  in  Ottensen.  Die  Medica- 
mente werden  warm  mit  Gelatine  zu  einer  Milch  (Emulsion)  yer- 
rieben,  die  erkaltete  steif  gewordene  Gelatineemulsion  mit  einem 
Pa8tillen-(Plätzchen-)stecher  dosirt  und  dann  mit  elastischer  Ge- 

1)  Pharm.  Centralh.  1898,  496.      2)  Dorch  Pharm.  Centralh.  1893,  728. 


582  Boli,  PastilU. 

latine  überzogen,  die  von  ArzneistoffeD  frei  ist.  Eine  solche 
Pastille  ist  geruchlos  und  zerfliesst  im  Magen,  ohne  die  Wände 
desselben  zu  reizen,  langsam  als  Milch. 

Nach  einem  von  Jamet^)  angegebenen  Verfahren  zum  An- 
fertigen von  Pastillen  ex  tempore  ist  es  unter  der  Voraussetzung, 
dass  Tropfen  derselben  Flüssigkeit,  aus  demselben  Tropfglase  ge- 
tropft, gleich  gross  seien  und  dass  die  Beschaffenheit  einer  Flüs- 
sigkeit lediglich  das  Gewicht  ihrer  Tropfen  unabhängig  von  der 
dfiurin  gelösten  Substanz  beeinflusse,  möglich,  genau  dosirte  Pa- 
stillen mit  jedem  beliebigen  Medicamente  ex  tempore  anzufertigen. 
Jamet  empfiehlt  dazu  poröse  Pastillen  aus  Zucker,  welche  er 
„Pastilles  ä  la  goutte^'  nennt,  und  welche  mit  Citronenöl  oder 
Pfefferminzöl  aromatisirt  sind.  Als  Lösungsmittel  für  die  Medica- 
mente dient  95  ^/oiger  Alkohol,  welcher  Zucker  nicht  löst  und 
leicht  yerdampft,  nachdem  er  die  Pastille  völlig  durchdrungen 
hat.  Aether  dringt  nicht  so  tief  ein  und  scheidet  das  Medicament 
deshalb  nur  in  den  oberen  Schichten  ab.  Mit  Pfefferminzpastillen 
beschriebener  Art  sollen  sich  Pastillen  zu  0,002  Acid.  carbolic. 
anfertigen  lassen,  die  auch  von  Kindern  gern  genommen  werden. 
Bei  Mitteln,  welche  sich  in  Alkohol  nicht  lösen,  muss  Aether  oder 
Chloroform  angewendet  werden.  Um  eine  genaue  Dosirung  zu 
erreichen,  fertigt  man  die  betreffende  Lösung  in  annähernd  dem 
gewünschten  Verhältniss  an,  wägt  darauf  eine  bestimmte  Anzahl 
Tropfen,  ermittelt  daraus  den  Gehalt  eines  Tropfens  und  verdünnt 
danach  die  Lösung  soweit,  dass  je  ein  Tropfen  die  Quantität  an 
wirksamen  Bestandtheilen  enthält,  welche  man  einer  Pastille  zu 
incoporiren  wünscht.  Die  Pastillen  sollen,  nachdem  sie  mit  je 
einem  Tropfen  der  Lösung  versehen  sind,  an  der  Luft  und  ohne 
Anwendung  von  Wärme  getrocknet  werden.  Als  besonderen  Vor- 
zug dieser  Pastillen  rühmt  der  Verfasser,  dass  der  Arzt  nie  zu 
benirchten  brauche,  ein  Medicament  zu  verschreiben,  welches  nicht 
schnell  zu  beschaffen  sei,  weil  nicht  vorräthig.  In  dieser  Weise 
könne  der  Apotheker  vielmehr  Pastillen  mit  verschiedenen  Arznei- 
mitteln und  von  wechselndem  Gehalte  in  wenigen  Minuten  laut 
Receptverordnung  anfertigen. 

r.  Schroeder*)  theilt  mit,  dass  dasselbe  Verfahren  vor 
mehreren  Jahren  auch  schon  von  Menzel  angewendet  worden  ist 

Zur  Darstellung  medicamentöser  ChocolddenpaetiUen  empfiehlt 
V.  J.  Pequart  ')  ein  Verfahren,  welches  an  dieser  Stelle  näher  be- 
schrieben werdai  soll,  zumal  am  Schlüsse  derselben  ein  kleiner  Apparat 
angegeben  wird,  welcher  für  die  Herstellung  gleichmässiger,  genau 
dosirter  Arzneitabletten  aus  Ghocolade  schätzbare  Dienste  leisten 
dürfte.  Die  Licorporation  des  Medicamentes  in  die  Chocoladen- 
masse  geschieht,  wenn  dasselbe  unlöslich  ist,  einfach  durch  An- 
stossen  mit  der  erwärmten  Masse.     Nur  hat  man   dabei  eine  zu 


1)  Journ.   de  Pharm,   et  de  Chim.    1893,    No.  7;    durch   Pharm.  Ztg. 
1898,  276.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  292.  8)  L'Union  pharm.  1893, 

No.  1 ;  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  284. 


Boli,  PastiUi.  583 

starke  Erwärmung  zu  vermeiden,  denn  in  diesem  Falle  findet  eine 
theilweise  Oxydation  statt,  durch  welche  die  Pastillen  weiss  wer- 
den und  die  ganze  Ghocoladenmasse  eine  Veränderung  erleidet. 
30^  dürfte  die  höchste  Temperatur  sein,  welcher  die  Masse  aus- 
gesetzt werden  darf,  und  25^  ist  diejenige  Temperatur,  welche 
einzuhalten  am  vortheilhaf testen  ist;  die  Ghocoladenmasse  er- 
weicht besser  durch  intensives  Reiben  bei  dieser  Temperatur,  als 
es  bei  höherer  Temperatur  und  vermindertem  Reiben  geschieht. 
Wenn  das  zu  incorporirende  Pulver  sehr  leicht  und  voluminös 
oder  die  verwendete  Ghocolade  sehr  mager  ist,  so  empfiehlt  sich 
noch  ein  Zusatz  von  Gacaobutter ;  das  Yerhältniss  sollte  zwei  Theile 
Gacaobutter  auf  einen  Theil  entölten  Gacao  enthaltendes  Pulver 
sein.  Medicamente,  welche  in  einem  Bestandtheil  der  Gacaomasse 
oder  in  einem,  mit  dieser  verträglichen  Lösungsmittel  löslich  sind, 
wird  man  vortheilhaft  in  gelöster  Form  der  erweichten  Ghoco- 
ladenmasse einverleiben.  Fettsubstanzen  und  Flüssigkeiten,  welche 
Gacaobutter  lösen,  lassen  sich  daher  leicht  in  Ghocoladenmasse 
incorporiren  und  zwar  ohne  das  Ansehen  derselben  zu  verändern. 
Hingegen  darf  man  nicht  Wasser,  Alkohol  oder  Glycerin  als  Lö- 
sungsmittel verwenden,  da  diese  die  Ghocolade  rissig  und  brüchig 
machen.  Santonin  z.  ß.  löst  sich  in  Ghloroform  und  ist  eine  solche 
Lösung  incorporationsfähig.  Das  Ghloroform  verdampft  zum  grössten 
Theile  wieder  während  des  Hantirens  mit  der  erwärmten  Masse 
und  nur  ein  kleiner  Theil  bleibt  zuerst  darin  eingeschlossen,  um 
nach  und  nach  langsam  zu  verdunsten.  Die  so  bereiteten  Pa- 
stillen behalten  daher  einige  Tage  hindurch  den  brennenden  Ge- 
schmack des  Ghloroforms,  verlieren  denselben  später  aber  wieder 
völlig.  Eine  andere  Bereitungsweise  der  Santoninpastillen  besteht 
darin,  dass  man  das  Medicament  in  dem  Zehnfachen  seines  Ge- 
wichtes Gacaobutter  bei  60^  löst  und  die  warme  Lösung  zu  der 
auf  25^  erwärmten  Ghocoladenmasse  zusetzt.  Auch  kann  man 
das  Santonin  in  dem  Fün&chen  seines  Gewichtes  Ricinusöl  lösen. 
Diese  Bereitungsweise  ist  nicht  zu  verachten,  denn  die  Quantität. 
Ricinusöl  kann,  obwohl  gering,  nur  eine  vortheilhafte  Wirkung 
als  Purgatif  in  Gemeinschaft  mit  dem  Vermifugum  ausüben.  Je- 
doch ist  es  nothwendig,  in  diesem  Falle  die  Quantität  des  Zuckers 
zu  erhöhen,  um  die  nöthige  Gonsistenz  zu  erzielen  und  ein 
Aroma  hinzuzufügen,  um  den  Geschmack  des  Ricinusöles  zu  ver- 
decken, welcher  sonst  in  der  Ghocolade  vorwiegt.  Bei  dem  Ab- 
iheilen der  Pastillen  ist  es  schwierig,  die  Dosirung  genau  einzu- 
halten. Um  einen  Apparat  zu  schaffen,  welcher  mit  ziemlicher 
Geschwindigkeit  Pastillen  von  constanter  Form,  regelmässigem  Ge- 
wicht und  genauer  Dosirung  giebt,  hat  Pequart  folgende  Idee  (in 
Frankreich  patentirt)  ausgeführt:  Von  zwei  in  einander  befind- 
lichen Gylindern  dient  der  äussere  als  Wasserbad,  der  innere 
nimmt  die  Masse  auf,  welche  durch  einen  Stempel  aus  diesem 
herausgetrieben  und  beim  Austritt  durch  ein  oder  mehrere  Messer, 
welche  an  der  Kurbel  befestigt  sind,  in  Stücke  von  gleicher  Grösse 
geschnitten  wird.    Wenn  die  Bohrungen  der  Schraube,  welche  den 


584  BoU,  PastUli 

Stempel  bewegt,  gleichmässige  sind,  so  ist  es  klar,  dass  die  ab- 
geschnittenen Stücke  Yon  gleichmässigem  Gewicht  sein  müssen 
und  wenn  man  die  Schraubenumgänge  in  die  Berechnung  zieht, 
so  ist  es  leicht,  Stücke  von  1  oder  2  g  oder  mehr  oder  weniger 
je  nach  Bedarf  zu  erzielen.  Um  den  Apparat  in  Gebrauch  zu 
nehmen,  füllt  man  den  äusseren  Gylinder  mit  Wasser  von  25° 
und  giebt  die  frisch  geschlagene  Chocoladenmasse  in  den  inneren 
Gylinder.  Dann  wird  der  Stempel  eingefügt  und  die  Schraube 
angezogen,  welche  die  Masse  am  anderen  Ende  herausdrückt.  Die 
Yon  dem  Messer  selbstthätig  abgeschnittenen  Ghocoladenstücke 
werden  auf  metallenen  Platten  aufgefangen  und  durch  einige  kurze 
Stösse  auf  eine  Unterlage  in  Pastillenform  gebracht.  Hierauf 
werden  die  Platten  mit  den  Pastillen  an  einen  sehr  kühlen  Ort 
gebracht,  denn  die  Schnelligkeit  des  Abkühlens  ist  eine  der 
Hauptbedingungen  für  das  schöne  Aussehen  der  fertigen  Pastillen. 

Zur  Darstellung  medieamentöser  ChocoladenpasHUen  theilt  Fr. 
Gay  ^)  das  folgende  einfachere  Verfahren  mit  Darnach  wird  Choco- 
ladenmasse bei  gewöhnlicher  Temperatur  einfach  zerrieben  und  mit 
dem  Medicament,  wenn  es  ein  trockenes  Pulver  ist,  innig  gemischt, 
um  sodann  mittels  Sirupus  simplez  zu  einer  formbaren  Masse 
angestossen  zu  werden.  Die  Masse  wird  dann  ausgerollt  auf  der 
Pillenmaschine  abgetheilt,  zwischen  den  Handtellern  gerundet 
und  durch  Aufwerfen  auf  eine  Marmor-  oder  Messingplatte,  sowie 
durch  nachfolgendes  Breitdrücken,  eventuell  mit  der  Narbe  eines 
Mohnkopfes,  in  Pastillenform  gebracht  Extracte  und  flüssige 
Substanzen  müssen  zuvor  mit  Milchzucker  —  wenn  nöthig  unter 
Abdunsten  —  gut  verrieben  sein,  bevor  sie  mit  der  Chocoladen- 
masse gemischt  werden.  Die  so  hergestellten  Pastillen  haben  zwar 
nicht  das  schöne  Aussehen  der  durch  Erwärmen  beigestellten, 
doch  soll  sich  dasselbe  leicht  durch  Bestreichen  mit  Tolubalsam- 
lösung  verbessern  lassen.  Durch  Stehenlassen  an  der  Luft  sollen 
diese  Pastillen  auch  bald  die  erforderliche  Härte  erlangen. 

SublimaipasHllen.  Die  ständige  Commission')  zur  Be- 
arbeitung des  Deutschen  Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme 
des  folgenden  Artikels: 

Pastilli  Hydrargyri  bichloraÜ, 
Sab  limatpas  tili  en. 

Eine  Mischung  ans  gleichen  Theilen  feingepalvertemQaecksilberchlorid 
und  Natriumchlorid  wird  mit  einer  wässerigen  Lösung  einer  rothen  Anilin- 
farbe lebhaft  geförbt  und  dann  durch  Druck  in  GyUnder  von  1  oder  2  ff 
Gewicht  geformt,  von  denen  jeder  einzelne  doppelt  so  lang  als  dick  sein  und 
die  Aufpressung  ,,6ift*'  tragen  muss. 

Harte,  walzenförmige,  lebhaft  rothe  Stacke,  in  Wasser  sehr  leicht,  in 
Weingeist  und  Aether  nur  theilweise  löslich. 

Wird  eine  Fastille  in  feingepulvertem  Zustande  dreimal  nacheinander 
mit  dem  fünffachen  Gewicht  Aether  einige  Zeit  geschüttelt,  so  darf  sie  nicht 
mehr  als  die  Hälfte  ihres  Gewichtes  als  Ruckstand  hinterlassen. 

Die  wässerige  Losung  röthet  blaues  Lackmuspapier  nicht. 


1)  L'Union  Pharm.  1898,  No.  5.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,  617. 


Bacilli.    Tubuli.  585 

Sublimatpastillen  dürfen  nur  derart  abgegeben  werden,  dass  jede  einzelne 
Pastille  in  schwarzes  Papier  eingewickelt  ist,  welches  die  Aufschrift  „Gift*' 
in  weisser  Farbe  tragt. 

Sehr  vorsichtig  und  vor  Licht  geschützt  aafznbe wahren. 

BadlU.    TabnU. 

Die  ständige  Gommission  ^)  zur  Bearbeitung  des  Deutschen 
Arzneibuches  empfiehlt  die  Aufnahme  folgenden  Artikels: 

CereoU, 
Wnndstäbohen. 

Zar  Einführung  in  Kanäle  des  Leibes  bestimmte,  auf  yerschiedenen 
Wegen  hergestellte,  meist  nach  dem  einen  Ende  hin  verjüngte,  selten  starre, 
in  der  Regel  biegsame  oder  elastische  runde  Stäbchen,  welche  bald  in  ihrer 
ganzen  Masse,  bald  nur  in  deren  äusserer  Schicht  Arzneimittel  eingebettet 
enthalten  oder  mit  solchen  überzogen  sind. 

Antrophore  sind  Wundstäbchen,  welche  in  ihrem  Innern  der  Länge  nach 
von  einem  federnden  Drahtgewinde  durchzogen  sind. 

Der  Wortlaut  des  Artikels  ist  eine  Erklärung,  was  man  unter 
dieser  Arzneiform  zu  verstehen  hat;  sie  ist  auch  nöthig,  denn  die 
deutsche  Uebertragung  „Wundstäbchen*^  deckt  sich  nicht  voll- 
kommen mit  der  Anwendung,  da  „Kanäle  des  Leibes**  noch  keine 
Wundfiächen  zu  enthalten  brauchen,  um  mit  den  Stäbchen  tractirt 
zu  werden  und  der  lateinische  Ausdruck  „cereoli'*  mitunter  als 
lucus  a  non  lucendo  zu  betrachten  sein  wird,  da  cera.  Wachs, 
kein  nothwendiger  Bestandtheil  der  Stäbchen  ist.  *) 

Die  neueren  Antrophore,  welche  über  der  Drahtspirale 
einen  Kautschuküberzug  tragen,  sind  nicht  erwähnt;  nähere  An- 
gaben über  die  Grundsubstanzen  der  Cereoli  sind  jedoch  nicht 
gemacht  *) 

Bucilli  caustici  Kölner .  H.  Köbner^)  klagt  darüber,  dass 
dieChlorzinkstiftein  Apotheken  meist  zu  lang  und  zu  dick  hergestellt 
werden,  nämlich  8 — 9  cm  lang  und  6—7  mm  dick,  anstatt  4—5  cm 
lang  und  4 — 5  mm  dick.  Verf.  stellt  fünf  Sorten  seiner  Chlor- 
zinkstifte auf,  die  er  der  Bequemlichkeit  wegen  nummerirt  Es 
enthält 

No.  l   Zinc.  chlorat.  1  und  Kai.  nitric.  3, 

4  104 

>»       *^  ,,  „1       „  „  „  v,^, 

welche  Stoffe  zusammengerieben ,  in  einer  Porzellanschale  ge- 
•schmolzen,  in  Formen  gegossen  oder  in  4  mm  weite  Glasröhren 
aufgesaugt,  nach  dem  Erkalten  sofort  in  Stanniol  gewickelt  und 
in  gut  verschlossenen  Gefässen  aufbewahrt  werden,  um  eine  mög- 
lichst lange  Haltbarkeit  der  Stifte  zu  erzielen,  gilt  selbstverständ- 
lich die  Vorschrift,  jedesmal  nur  soviel  Stanniol  von  ihrer  Ober- 
^äche  abzustreifen,   als  iür  die  einzelne  Aetzung  nöthig  ist,   den 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  617.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  774.         8)  Pharm. 

Centralh.  1898.  4)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1898,  1009. 


686  Gapsnlae. 

Stift  nach  der  Aetzung  gehörig  abzutrockneD   und  alsbald  wieder 
in  das  ausgetrocknete  Gläschen  zurückzubringen. 

Bei  au£fallend  billig  angebotenen  Mentholstiften  war  nicht  nur 
Druck  und  Politur  der  Holzhülse  höchst  mangelhaft  ausgeführt, 
auch  der  Stift  selbst  war  aus  völlig  ungereinigtem,  rohen  Menthol 
bestehend,  demnach  von  graugelber  Farbe  und  wurde  bei  ge- 
lindem Bewegen  zwischen  den  Fingerspitzen  schmierig.  Der  Ge- 
ruch verrieth  die  Beimengung  von  flüssigem  japanischem  Pfe£fer- 
minzöl,  dem  Begleiter  des  ungereinigten  Menthols,  ja  beim  Auf- 
lösen des  Stiftes  in  Aether  blieb  eine  nicht  unerhebliche  Menge 
Schmutz  zurück.  ^) 

Als  Catistüuens  für  Uterusstifte  (enthaltend  0,01  g  Sublimat 
und  0,2  g  Ichthyol)  wird  in  der  Münch.  med.  Wochenschr.  *)  fol- 
gende Vorschrift  angegeben :  0,65  g  Talcum,  0,04  g  Gummi,  0,05  g 
Glyoerin  und  0,05  g  Wasser;  die  so  erhaltenen  Stäbchen  sind  fest 
und  elastisch. 

Tubuli  elastid  medicamentosi.  £.  Lang^)  lässt  gewöhnliche 
Kautschukröhrchen  (Drains)  mit  Gelatine,  welche  ein  bestimmtes 
Medicament  enthält,  dick  überziehen.  Nachdem  das  Bxihrchen 
dann  noch  mit  Vaselin  oder  Glycerin  eingestrichen  worden,  wird 
es  bei  Urethritis  in  die  Harnröhre  eingeführt  und  daselbst  1  bis 
5  Minuten  belassen.  Die  gelatinöse  Grundsubstanz  besteht  aus 
Gelatine,  Glycerin  und  Wasser  in  passendem  Verhältniss.  Das 
vordere  Ende  des  Röhrchens  wird  durch  einen  nachträglich  ei- 
starrenden  Gelatinetropfen  abgerundet  und  das  Aeussere  in  der 
Ausdehnung  von  ca.  1  cm  von  Gelatine  frei  gelassen.  Die  Länge 
der  Röhrchen  beträgt  14  bis  18  cm.  Am  leichtesten  lassen  sich 
Tubuli  einführen,  die  im  Kautschuk  4  mm  stark  sind.  Die  me- 
dicamentösen  Tubuli  eignen  sich  vorzüglich  für  die  Behandlung 
der  chronischen  und  subacuten  Urethritis.  Von  Zinc.  snlfocarbol. 
setzt  man  V«  ^^^  ^  ^/o  der  Gelatine  zu  und  legt  täglich  oder 
jeden  2.  bis  3.  Tag  ein  solches  ein.  Tannin  (von  1  ®/o  aufwärts), 
Thallin  (5  ^/o),  Cuprum  sulphur.  (1/4  <>/o),  Plumbum  acet.  (1  <>/o)^ 
Resorcin  (5  ^/o)  und  eine  ganze  Reihe  anderer  Medicamente  lassen 
sich  auf  die  gleiche  Art  mit  Erfolg  appliciren. 

Gapsnlae. 

Netie  Capsulesmasse.  Franz.  Pat.  224571  für  Bienfait» 
Der  Patentanspruch  lautet  auf  die  Herstellung  von  Capsnles- 
massen  aus  Tapioca  oder  anderen  in  Wasser  löslichen  Stärke- 
mehlsubstanzen,  gleichviel  ob  natürlichen  oder  künstlichen.  Zur 
Bereitung  der  Masse  dient  folgendes  Verfahren:  Man  nimmt 
2500,0  g  Tapioca  und  4000,0  g  Wasser  und  macerirt  4—5  Stun- 
den.   Hierauf  bringt  man  die  entstandene  Gallerte  in  einen  ver- 


1)  Aus  der  1893  er  PreiBlisie  der  0 ei atinekapsel -Fabrik  von  G.  Pohl  in 
ibnmn    bei    Danzig.  2)    Dui 

3)  Wien.  med.  Woohensohr.  1893,  Ko.  86. 


Schönbnmn    bej^  Danzig.  2)    Durch    Pharm.   Centralb.   1898,    860. 

J,  No. 


Gonservae.  587 

zinnten  Kessel  und  erwärmt  unter  beständigem  Rühren,  bis  die 
Elümpchen  verschwunden  sind.  Andrerseits  werden  1000,0  g  Rohr- 
zucker, 500,0  g  Glycerin  und  4000,0  g  Wasser  gemischt  bez.  ge- 
löst und  diese  Lösung  dem  Tapiocagelee  zugefügt,  so  lange  das- 
selbe noch  warm  ist.  Um  das  Mischen  zu  erleichtern,  muss  noch 
einige  Zeit  erwärmt  werden;  hierauf  wird  das  Gemisch  durch 
ein  Tuch  gepresst.  Die  dicke  Flüssigkeit  wird  darauf  auf  amal- 
gamirte  Eisenbleche  in  Schichten  von  verschiedener  Dicke  aus- 
gegossen,  im  Trockenschrank  getrocknet,  und  die  Masse  ist  sodann 
fertig,  um  durch  Pressen  in  Kapselform  gebracht  zu  werden.  ^) 

Kreosot'  und  Gnajacol-Oelatinekapsdn,  Im  intemat.  pharm. 
Gen.-Anz.  wird  vorgeschlagen,  zur  Anfertigung  von  Kreosot-  und 
Guajacol  -  Gelatinekapseln  die  genannten  Arzneistoffe  mit  einem 
Drittel  ihres  Gewichts  Benzoesäure  zu  versetzen,  dieselbe  durch 
Eintauchen  des  die  Mischung  enthaltenden  Gefässes  zu  lösen  und 
nun  die  Kapseln,  nachdem  das  Durchschnittsgewicht  eines  Tropfens 
festgestellt  ist,  zu  füllen.  Beim  Erkalten  wird  die  Lösung  der 
Benzoesäure  in  Kreosot  oder  Guajacol  ziemlich  fest.  *) 

Die  sogenannten  deutschen  Gelatineperlen y  welche  nach  Art 
der  Gelatinekapseln  hergestellt  sind,  unterscheiden  sich  von  den 
aus  zwei  Hälften  zusammengepressten  „französischen  Perlen*^  ganz 
wesentlich.  Die  Herstellung  der. letzteren  bedingt  die  Verwendung 
einer  sehr  starken  Gelatinehülle,  welche  den  Fassungsraum  der 
Perle  unverhältnissmässig  beengt,  während  die  „deutschen  Perlen" 
ganz  dünnwandig  hergestellt  sind  und  auf  ein  gleiches  Gewicht 
mehr  Arzneistoff  enthalten  als  die  französischen.  Ferner  bemerkt  man 
an  den  französischen  Perlen  inFolge  der  oben  angedeuteten  Herstellung 
kleine  Hervorragungen,  an  denen,  falls  es  sich  um  pulverförmige  Arznei- 
stoffe handelt,  kleine  Theile  derselben  haften,  so  dass  es  also  z.  B.  oft 
vorkommt,  dass  französische  Chininperlen  aussen  bitter  schmecken.  ^) 

Conservae« 

Tamarindenconserven;  Vorschrift  von  R.  Dietel*).  700,0 
Pulpa  Tamarind.  crud.  werden  wie  beim  Reinigen  mit  Wasser 
behandelt  und  der  erhaltene  wässrige  Fruchtbrei  durch  Goliren 
und  gelindes  Abpressen  in  zwei  Theile  getrennt.  Der  flüssige 
Theil  wird  so  weit  eingedampft,  dass  er  mit  dem  festen  zusammen 
ca  350,0  Masse  ergiebt  Diese  wird  mit  450,0  Sacchar.,  20,0  Tu- 
ber. Jalap.  plv.  und  eventuell  etwas  bestem  Weizenmehl  unter 
Zusatz  von  einigen  Gramm  Elaeosacch.  Vanillin,  so  ange- 
stossen,  dass  sich  daraus  240  Pastillen  von  länglichrunder,  flacher 
Form  herstellen  lassen.  Diese  werden,  nachdem  sie  noch  ein 
wenig  getrocknet  worden,  in  ein  Gemisch  aus  gleichen  Theilen 
Ghocolade  und  Ol.  Gacao,  das  man  bei  möglichst  niederer  Tem- 
peratur geschmolzen,  getaucht  und  nach  dem  Abtropfen  gewälzt 

1)    Darob  Pharm.  Ztg.  1893,   544.  2)   Durch  Pharm.  Gentralh. 

189S,  282.  3)  Ans  dem  Bericht  der  Gelatine-Eapselfabrik  von  G.  Pohl 

in  Schönbaum  bei  Danzig,  1898.  4)  Pharm.  Ztg.  1803,  712. 


588  Decocta.    Infasa. 

in   einem   Gemisch   aus    100  Th.  Sacchar.  plv.  (Sieb  No.  5)   und 
1  Tb.  Elaeosaccbar.  Vanillin. 

Decocta.    Infusa. 

Zur  Bereitungsweise  der  Decocta  und  Infusa  stellt  W.  Stoe- 
der^)  folgende  Grundsätze  auf:  Die  vollständige  Extraction  der 
wirksamen  Substanzen  aus  den  in  geeigneter  Form  zerkleinerten 
Pflanzentheilen  ist  als  Grundbedingung  zu  betrachten.  Dieselbe 
kann  nur  unter  Vermeidung  von  Kochen  vor  sich  gehen,  denn 
übergiesst  man  die  Pflanzentheile  mit  kochendem  Wasser,  so  wird 
das  in  ersteren  enthaltene  Eiweiss  coagulirt,  wodurch  die  Ebctraction 
der  wirksamen  Substanzen  erschwert  wird.  Die  Auflösung  der 
letzteren  wird  in  hohem  Maasse  befördert  durch  eine  bis  zum 
Kochpuncte  des  angewendeten  Wassers  allmählich  ansteigende 
Temperatur.  Je  nach  der  Art  des  Grundstoffes  muss  man  das 
bis  nahe  an  den  Siedepunct  erhitzte  Wasser  längere  oder  kürzere 
Zeit  einwirken  lassen.  Bei  Pflanzentheilen  mit  leicht  durchdring- 
barem Gewebe  (Blätter,  Blüthen  etc.),  sowie  bei  denen,  aus  welchen 
flüchtige  Substanzen  extrahirt  werden  sollen,  endlich  bei  solchen, 
aus  denen  durch  längere  Berührung  mit  heissem  Wasser  nicht 
gewünschte  Stoffe  in  Lösung  gehen  würden  (Fol  Sennae),  oder  bei 
welchen  Zersetzung  wirksamer  Körper  einträte  (Rad.  Liquirit.), 
ist  eine  kurze  Extractionsdauer  angezeigt.  Alle  gebräuchlichen 
Pflanzenstoffe  besitzen  flüchtige  Bestandtheile,  welche  bei  einer 
dem  Siedopuncte  nahen  Temperatur  nicht  zerstört,  bei  geschlosse- 
ner Infundirbüchse  aber  extrahirt  werden,  in  die  Colatur  über- 
gehen und  dieser  den  charakteristischen  Geruch  der  betreffenden 
Pflanzentheile  verleihen.  Auf  Grund  aller  dieser  Erwägungen  und 
Erfahrungssätzo  gelangt  Verf.  zu  dem  Resultate,  dass  der  Unter- 
schied zwischen  der  Bereitungs weise  eines  Infusums  und  der  eines 
Decoctes  sich  ausschliesslich  auf  die  Extractionsdauer  beziehen 
dürfe.  Zur  Bereitung  eines  Infusum  wird  der  zu  extrahirende, 
zerkleinerte  Pflanzenstoff  in  einer  Infundirbüchse  mit  der  für  die 
Colatur  nöthigen  Menge  kalten  Wassers,  vermehrt  um  das  Doppelte 
des  Gewichts  des  Grundstoffes  an  Wasser,  übergössen  und  gut 
gemischt.  Die  Büchse  wird  alsdann  geschlossen,  eine  Viertelstunde 
lang  in  den  Dampfraum  des  kochenden  Wasserbades  gehängt, 
nach  Ablauf  dieser  Zeit  herausgenommen  und  noch  eine  weitere 
Viertelstunde  zur  Abkühlung  beiseite  gestellt,  worauf  man  colirt. 
Bei  Decocten  bleibt  das  Gemisch  der  Pflanzensubstanz  mit 
Wasser  eine  halbe  Stunde  lang  im  Dampfbade  und  wird  darauf 
ohne  vorheriges  Abkühlen  colirt.  Im  Uebrigen  gleicht  die  Berei- 
tungsweise der  der  Infusa.  Bei  Cort.  Condurango  ist  vorherige 
Abkühlung  nöthig;  Gort.  rad.  Granati,  Lignum  Guajaci,  Rad.  Sarsa- 
parillae  müssen  eine  Stunde  im  Decoctorium  bleiben,  Gornu  üervi 
zwei  Stunden.  Von  Belang  ist  endlich  die  Zerkleinerungsform 
der  Drogen,  dieselbe  muss  von  Fall  zu  Fall  berücksichtigt  werden ; 


1)  Nederl.  TijdBcbr.  voor  Pharm.  1893  No.  2. 


Elixire.    Essentiae.  589 

Cort.  Cbinae,  Gort.  rad.  Ipecacuanhae,  Bad.  Senegae  und  ähnliche 
harte  Grundstoffe  werden  als  grobe  Pulver  verwendet,  Bad.  Althaeae, 
Ba3.  Liquiritiae  und  ähnliche  als  dünne  Schnitte  etc.  Den  Be- 
weis für  die  Zweckmässigkeit  obiger  Forderungen  erbrachte  Stoeder 
durch  die  Untersuchungen  eines  über  freiem  Feuer  gekochten  und 
eines  auf  obige  Weise  bereiteten  Decoctum  Cbinae;  in  ersterem 
fand  er  19,6  <^/o,  in  letzterem  20,8  %  Trockenrückstand.  In  einem 
durch  halbstündiges  Kochen  bereiteten  Decoctum  Gornu  Cervi 
fand  er  15,25  %  des  Grundstoffes  an  festen  Bestandtheilen,  wäh- 
rend durch  zweistündiges  Digeriren  im  Dampfe  bereitetes  deren 
22,5  %  enthielt.  —  Wie  man  aus  obigen  Mittbeilungen  sieht,  er- 
füllt das  Deutsche  Arzneibuch  bereits  die  Forderungen  des  Ver- 
fassers hinsichtlich  der  Bereitungsweise  der  Decocte,  denn  die 
Substanz  ist  laut  Arzneibuch  mit  kaltem  Wasser  zn  übergiessen, 
eine  halbe  Stunde  lang  in  den  Dampfraum  zu  hängen  und  noch 
heiss  zu  coliren.  Die  Bereitungsvorschrift  des  Arzneibuches  für 
die  Infusa  stimmt  dagegen  mit  den  Stoeder'schen  Forderungen 
nicht  überein;  es  wurde  dieser  Frage  bereits  im  Jahre  1892 
(s.  Jahresber.  1892,  626)  näher  getreten;  jedenfalls  werden  bei 
etwaigen  Aenderungen  der  Vorschriften  die  Stoeder'scben  Vor- 
schläge zu  berücksichtigen  sein. 

Lambrotte^)  giebt  zur  Bereitung  eines  wirksamen  und  halt- 
baren concentrirten  Chinarindendecocfs  folgende  Vorschrift:  1  kg 
zerkleinerter  Chinarinde  wird  mit  den  nöthigen  Mengen  siedenden 
Wassers  extrahirt  und  sodann  heiss  filtrirt  (über  70  ^  heiss),  das 
Filtrat  wird  schnell  bis  auf  ca.  400  cc  eingedampft,  worauf  man 
halb  erkalten  lässt..  Der  hierbei  entstandene  dicke  Niederschlag 
wird  fast  vollständig  wieder  gelöst  durch  Hinzufügen  von  100  cc 
Alkohol.  Man  bringt  darauf  die  Flüssigkeit  genau  auf  500  cc 
und  bewahrt  sie  in  gut  verschlossenen  Flaschen  auf;  10  cc  des 
Extractes  entsprechen  20,0  Chinarinde. 

Elixire.    Essentiae. 

Mixir  amarum.  Die  Commission  des  Deutschen  Apo- 
thekervereins') zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  schlägt 
vor,  zu  fordern:  „Nach  dem  Absetzen  wird  die  Mischung  filtrirt. 
Das  bittere  Elixir  sei  eine  klare,  dunkelbraune  Flüssigkeit.". 

Essentia  Tamarindorum  nach  der  vom  Verein  der  Apo- 
theker Berlins')  aufgestellten  Vorschrift.  330  g  Pulpa  Tama- 
rindor.  depurat.,  50  g  Fol.  Senn.  Alex.  spir.  vin.  extraci  infundire 
mit  2000  g  kochenden  Wassers  und  lasse  12  Stunden  stehen. 
Hierauf  colire,  presse  den  Bückstand  leicht  ab,  koche  die  Colatur 
einmal  auf,  colire  nochmals  und  dampfe  bis  zum  Gewicht  von 
700  g  ein.  525  g  dieser  Flüssigkeit  neutralisire  genau  mit  Liq. 
Natr.  caust.  (circa  90  g)  und  mische  hinzu :  100  g  Spiritus,  100  g 


1)  Jonm.  de  Pharm,  et  de  Ghimie  1892.    Tome  26,  866—867. 

2)  Apoth.-Ztg.  1898,  419.  3)  Ebenda,  841. 


590  Emplastra. 

Sir.  simpL,  5  g  Tinct.  Yanill.  und  den  Rest  von  175  g  der  saaren 
Colatur.    Lasse  6  bis  8  Tage  absetzen  und  filtrire. 

Emplastra. 

Eine  neue  Sorte  Ärzneipflaster,  deren  Masse  ans  50  Th.  Kant- 
Bchuk,  ö  Tb.  Honig  nnd  45  Th.  Seifenpflaster  besteht,  wird  TOn 
Shoemaker^)  empfohlen.  Die  Bereitung  dieser  Pflastermasse  ist 
an  der  ans  vorliegenden  Quelle  nicht  angegeben.  Mit  dieser 
Pflastermasse  werden  unter  Zusatz  verschiedener  Arzneistoffe 
Pflaster  für  die  verschiedensten  Zwecke  hergestellt;  von  den  zahl- 
reichen Angaben  mögen  einige  wiedergegeben  werden:  2b  %  An- 
thrarobin,  20  o/o  Alaun,  10  o/o  Seeale  cornutum,  30  o/o  Wismuth- 
subjodid,  30  o/o  Schwefel  und  10  o/o  Kamillen,  je  20  o/o  Phytolacca- 
und  Belladonnaextract  etc.  i 

Oalvanisches  Heftpflaster  für  Heilzwecke.  D.  R.-P.  66  674  für 
John  Ward  Schults  in  Wichita  U.  S.  A.  Die  Leitung  des  elek- 
trischen Stromes  durch  den  menschlichen  Körper  wird  mittels 
zweier  in  Heftpflaster  eingebetteten  galvanischen  Elemente  und 
den  zu  beiden  Seiten  des  zu  behandelnden  Körpertheiles  an  dem 
Körper  mittelst  eines  Klebstoffes  zu  befestigenden  Elektroden 
bewirkt 

Etnplastrum  Cantharidum  ordinarium.  Die  Gommission 
des  Deutschen  Apothekervereins')  zur  Bearbeitung  des 
Arzneibuches  hat  bei  diesem  Artikel  Aenderungen  nicht  in  Vor- 
schlag gebracht.  Es  war  empfohlen  worden,  den  vorletzten  Absatz 
des  Textes  lauten  zu  lassen: 

„hinzugefugt,  nach  dem  Schmelzen  vom  Dampfbade  ent- 
fernt, bis  zum  Erkalten  gerührt  und  das  erkaltete  Pflaster 
in  einem  Mörser  durch  kräftiges  Stossen  malaxirt'^ 

Dadurch  sollte  eine  sehr  schöne,  gleichmässige  Beschaffenheit 
des  Pflasters  erzielt  werden.  Die  Majorität  der  Gommission  hat 
sich  aber  gegen  diesen  Vorschlag  ausgesprochen,  da  man  auch 
ohne  die  vorgeschlagene  Arbeit  ein  gutes  Spanischfliegenpflaster 
herstellen  könne.  Auch  war  betont  worden,  dass  durch  dieselbe 
viel  Luft  und  Keime  in  das  Pflaster  gelangten,  wodurch  ein  spä- 
teres Schimmeln  begünstigt  werde.  Der  beachtenswerthe  Vor- 
schlag, das  Pflaster  mittels  Gantharidin  herzustellen,  weil  dasselbe 
in  manchen  Apotheken  so  selten  verlangt  wird,  dass  es  schwer 
hält,  es  immer  im  wirksamen  Zustande  vorräthig  zu  haben,  bleibt 
künftiger  Beschlussfassung  vorbehalten. 

CarbcirVesicatorium.  Als  Ersatz  des  Gantharidenpflasters,  das 
bei  Kindern  leicht  Erscheinungen  von  Gantharidin- Vergiftung  her- 
vorruft, empfiehlt  Olli  vi  er')  Garbolsäure.  Die  Stelle,  an  der 
eine  Blase  erzeugt  werden  soll,  wird  mittels  Alkohol  vom  Fett 
befreit,  dann  kreisförmig  mit  Vaselin  bestrichen  und  nun  die  von 
dem  Vaselin  umgebene  Stelle  mit  einem  Wattebausch  befeuchtet. 


1)  durch  Pharm.  Centralh.  1893,  898.  2)  Apoth.  Ztg.   1898,  426. 

8)  Rev.  de  Therap.  durch  Pharm.  Centralh.  1898,  141. 


Emulsionea.  591 

der  in  eine  Lösung  von  9  Th.  Carbolsäare  und  1  Th.  Alkohol 
getaucht  ist.  Nach  einer  Minute  wird  die  überschüssige  Carbol- 
säure  mit  Alkohol  abgewaschen  und  die  Stelle  mit  Watte  verbun* 
den.  Der  Anfangs  heftige  Schmerz  verschwindet  nach  10  Minuten 
allmählich  und  ist  geringer  als  bei  Anwendung  von  Canthariden- 
pflaster;  Nierenerscheinungen  treten  nicht  auf. 

Emplastr,  GdUbani  compos.  Phoebi,  Safranhaltigem  Galbanum- 
pflaster  150,  welches  man  zuvor  im  Dampfbade  geschmolzen  hat, 
wird  eine  Mischung  von  mittelfein  gepulvertem  Opium  10  und 
Wasser  4,  sodann  zerriebener  Kampher  20,  brenzliches  Ammonium- 
carbonat  10  und  zuletzt  Gajeputöl  6  zugemischt.  Ein  weiches, 
bräunlich  gelbes,  beim  Aufbewahren  nachdunkelndes  Pflaster  ^). 

Emplastrum  Hydrargyri  s.  Unguentum  Hydrargyri. 

Emnlsiones. 

Kreosatemtdsion.  Zur  Herstellung  von  gut  haltbaren  Ereosot- 
emulsionen  empfiehlt  Leger  in  Union  pharm.*)  Caseinsaccharat 
zu  verwenden.  Man  löst  10  Th.  Caseinsaccharat  in  10  Th.  Wasser 
auf,  andererseits  10  Th.  Kreosot  in  10  Th  Alkohol,  mischt  beide 
Lösungen  und  verdünnt  mit  Wasser  auf  1000  Th. 

Sterüisirte  Jodoformölemuhion  lässt  6arre>)  in  folgender 
Weise  herstellen:  Das  Olivenöl  wird  durch  Aufkochen  sterilisirt; 
die  Emulsion  wird  in  einem  weithalsigen ,  mit  Glasstöpsel  ver- 
schliessbaren  Präparatencylinder  durch  kräftiges  Schütteln  her- 
gestellt, indem  erst  nach  dem  Erkalten  des  Oeles  (um  Jodabspal- 
tung zu  vermeiden)  die  nöthige  Menge  Jodoformpulver,  10  <>/o, 
zugesetzt  wird.  Das  Glasgofäss  ist  vorher  durch  Auswaschen  mit 
Sublimatlösung  und  Nachspülen  mit  Aether  gereinigt  worden.  Als 
geeignetste  Jodoformsorte  hat  sich  das  auf  elektrolytischem  Wege 
hergestellte  feinpulverige  Jodoform  Schering  erwiesen. 

Jodoformemulsian  nach  R.  H.  Lucy^)  zulnjectionen:  STheile 
Jodoform  werden  mit  1  Theil  Amylum  möglichst  fein  verrieben, 
worauf  man  eine  Mischung  von  20  Th.  Glycerin  und  12  Th.  Wasser 
hinzareibt.  Man  erwärmt  allmählich  bis  133^  G.  Die  so  erhal- 
tene Emulsion  ist  sehr  beständig,  was  man  von  der  üblichen  An- 
reibung  von  Jodoform  mit  Glycerin   allerdings  nicht  sagen  kann. 

Die  SUrüisirung  von  Jodoformglycerin  führt  Brodnitz^)  in 
folgender  Weise  aus:  Gewöhnliche  Medicingläser  (sechseckig)  von 
20  oc  Fassungsraum  werden  mit  2  g  Jodoform  und  18  g  Glycerin 
gefüllt^  gut  verkorkt,  die  Korke  mit  Bindfaden  festgebunden*  die 
Gläser  nun  2  bis  3  Stunden  lang  im  Kochsalzbade  auf  110^  er- 
hitzt, dann  der  Kork  und  der  obere  Theil  des  Flaschenhalses  in 
geschmolzenes  Paraffin  getaucht,  und  die  Flaschen  so  verwahrt 
aufgehoben. 


1)  AuB  der  Badischen  Erffänzangrataxe  nach  Südd.  Äpoth.-Ztg. 

2)  durch  Pharm.  Gentralh.  1S93,  496.  8)  Corre8p.-Bl.  f.  Sohw. 
Aerzte;  daroh  Pharm.  Gentralh.  1893, 40.  4)  Durch  Apoth.-Ztg.  1893, 513. 
6)  Therap.  Monatsh.  1893,  617. 


1»  »t 


592  Extraeta. 

Extraeta. 

lieber  die  Werthbestimmung  narkotischer  und  anderer  Extracte 
sind  folgende  Arbeiten  veröffentlicht  worden: 

Karl  Bedall^)   hat  nach  der  von  E.  Schmidt  und  A.  Par- 
theil  (s.  Jahresber.  1892,  608)   empfohlenen    Werthbestimmungs- 
methode  narkotischer  Extracte  eine  Anzahl  Bestimmungen  ausge- 
führt und  gelangt  zu  dem  Resultat,   dass  diese  Methode  für  das 
pharmaceutische  Laboratorium  sehr  geeignet  ist    Verfasser  fand. 

Alkaloidgehalt: 
Im  Extractum  Strychni      17,035  »/o 

Belladonnae  1,445 
Hyoscyami    0,694  „ 

Zur  Controle  hat  Verfasser  auch  nach  der  Methode  von 
Beckurts  und  Holst  dasselbe  Extractum  Belladonnae  untersucht 
und  1,387  %  Alkalo'idgehalt  festgestellt.  In  dem  oben  erwähnten 
Extractum  Strychni  fand  Verfasser  nach  Beckurts  und  Holst  17  <Vo 
Alkalo'id. 

Die  von  Partheil  zur  Bestimmung  der  Alkaloide  herbeigezogene 
Jodeosinlösung  (Jahresber.  1892,  608)  hat  sich,  was  die  Empfind- 
lichkeit dieses  Indicators  betrifft,  in  Helfenberg  bewährt;  es  wurde 
aber,  wie  E.  Dieterich*)  mittheilt,  immer  zu  viel  Alkalo'id  ge- 
funden, welcher  Umstand  auf  Rechnung  der  Alkalinität  des  Glases 
zu  setzen  ist  Dieser  unvermeidliche  Fehler  fallt  bei  Arbeiten 
mit  Vi  ^^^  Va  Normalflüssigkeiten  &8t  gar  nicht,  bei  ^lo  N.  wenig, 
bei  Vi 00  N.  dagegen  sehr  ins  Gewicht;  eine  Berücksichtigung  der 
Alkalinität  des  Glases  kann  daher  nicht  umgangen  werden,  wenn 
man  die  Alkaloide  durch  Zurücktitriren  unter  Benutzung  von 
Jodeosin  als  Indicator  bestimmen  will,  um  so  mehr  als  die  Alkali- 
nität der  verschiedenen  Glassorten  sehr  verschieden  ist.  (Die  in 
Helfenberg  benutzten  Glasgefasse  verbrauchten  je  nach  Grösse 
und  Glassorte  0,5  bis  1,3  cc  Vioo  N.-Schwefelsäure,  wenn  sie  unter 
den  beim  Titriren  der  Alkaloide  eingehaltenen  Bedingungen  mit 
Säure  und  Jodeosinlösung  geschüttelt  wurden.)  Durch  Anstellung 
eines  derartigen  „blinden'^  Versuchs  und  Abziehen  der  so  ermit* 
telten  Menge  Säuren  von  der  bei  der  Alkalo'idbestimmung  erhal- 
tenen, kann  die  Fehlerquelle  auch  nicht  ganz  beseitigt  werden; 
es  empfiehlt  sich  daher  nach  Dieterich  die  in  Helfenberg  schon 
seit  Jahren  geübte  direote  Titrirung  der  Alkaloide  in  einer  Por- 
zellanschale (wobei  Jodeosin  jedoch  nicht  Verwendung  findet). 
E.  Schmidt,  unter  dessen  Leitung  Partheil  die  Verwendung  des 
Jodeosins  als  Indicator  ausarbeitete,  lässt  aus  demselben  Grunde 
die  Vioo  N.-Kalilauge  gegen  50  cc  Vioo  N.-Schwefelsäure  stets 
unter  denselben  Bedingungen  einstellen,  unter  welchen  die  Titra- 
tion ausgeführt  wird,  und  betrachtet  diese  einfache  Art  der  Ein- 
stellung als  eine  selbstverständliche  Voraussetzung  für  die  Ge- 
nauigkeit der  Methode. 


1)  Apoth.  Ztgr.  1898,  No.  2,  S.  11.  2)  Helfenberg.  Annal.  1892. 


Extraeta.  593 

E.  Dieter  ich*)  weist  darauf  hin,  dass  die  Werthbestimmung 
der  narkotischen  Extracte  beginne  Eingang  in  die  Pharmakopoen 
zu  finden.  Die  dänische  Pharmakopoe  z.  B.  schreibt  den 
qualitativen  Nachweis  der  Alkalo'ide  in  narkotischen  Extracten 
vor:  Sie  lässt  die  Extractlösung  mit  Ammoniak  versetzen ,  mit 
Aether  (bei  Extr.  Strychni  mit  Chloroform)  ausschütteln  und  die 
Verdampfungsrückstände  nach  dem  Auflösen  mit  Salzsäure  durch 
Ealiumwismuthjodid  fällen.  —  Die  demnächst  erscheinende 
Schweizer.  Pharmakopoe  lässt  die  angesäuerten  Extractlösun- 
gen  mit  Kaliumquecksilberjodid  fällen,  aus  den  Niederschlägen 
die  Alkalo'ide  nach  Zusatz  von  Natronlauge  durch  Ausschütteln 
mit  Aether  gewinnen  und  mit  den  Yerdampfungsrückständen 
Identitätsreactionen  ausführen.  Dieterich  empnehlt  alsdann  aufs 
Neue  die  Helfenberger  Aetherkalkmethode  zur  Bestimmung  des 
Alkaloidgehaltes  in  narkotischen  Extracten  und  theilt  nochmals 
die  genaue  Vorschrift  zur  Ausführung  der  Methode  mit.  Damach 
löst  man  2  g  (bei  Extr.  Aconiti,  Beilad.,  Hyoscyam.)  oder  1  g  (bei 
Extr.  Strychni)  in  3  cc  Wasser  und  mischt  mit  10  g  reinem,  grob- 
gepulvertem Calciumoxyd  (aus  Marmor).  Die  krümliche  Mischung 
füllt  man  sofort  in  einen  Extractionsapparat  und  extrahirt  sofort 
'/i — 1  Stunde  mit  Aether.  Nachdem  die  Extraction  beendigt  ist, 
bringt  man  den  ätherischen  Auszug  in  eine  tiefe  Porzellanschale 
von  10 — 12  cm  Durchmesser,  spült  das  Extractionskölbchen  mit 
einem  Tropfen  Alkohol  und  etwas  Aether  nach  und  lässt  den 
Aether,  nachdem  man  noch  3—5  Tropfen  Wasser  hinzugesetzt 
hat,  auf  dem  Wasserbade  verdunsten.  Den  Rückstand  löst  man 
in  möglichst  wenig  (etwa  0,5 — 1  cc)  Alkohol  und  setzt  der  Lösung 
1 — 2  cc  Wasser  hinzu.  Nachdem  man  die  Mischung  dann  noch 
mit  2—3  Tropfen  Rosolsäurelösung  (1  =  100)  versetzt  hat,  titrirt 
man  mit  Vioo  bezw.  bei  Extr.  Strychni  mit  V^o  Normalschwefel- 
säure. 

Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  von  Alkaloiden  in  nar- 
kotischen  und  anderen  Extracten  hat  van  Ledden-Hulsebosch  *) 
angegeben.  Unter  Beibehaltung  des  Prindps  der  von  de  Vrij 
(Suppl.  op  de  derde  uitgaw  der  Nederl.  Pharmacopoea  S.  81  u.  82) 
angegebenen  Methode  benutzt  Verfasser  den  seiner  Zeit  von 
A.  Smetham  (Ghem.  Ztg.  1892,  Bep.  91)  angegebenen  Apparat, 
welcher  in  einer  durch  Abbildung  ersichtlich  gemachten  Form 
abgeändert  wurde.  Bei  der  Prüfung  von  Extractum  Ghinae  ver- 
fuhr Verfasser  wie  folgt:  1  g  Extract  wird  in  einem  Becherglase 
mit  10  cc  Wasser  verdünnt,  in  den  oberen  Theil  des  Perforators 
(a  der  Abbildung)  eingegossen,  das  Becherglas  mit  Wasser  nach- 
gespült und  dieses  zur  Extractlösung  gegeben.  In  ein  Eölbchen 
\j,  dessen  Gewicht  bekannt  ist,  werden  10  cc  A*ether  gegeben, 
dasselbe  mittels  eines  durchbohrten  Korkstopfens  luftdicht  an  die 
absteigende  Röhre  des  Apparates  befestigt  und  dieser  mit  dem 
Kühlapparat  B  verbunden.    Das  Kölbchen  C  wird  nun  auf  dem 

1)  Helfenb.  AnDal.  1892,  37.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  101. 

Pharma eevtisrher  Jahrosberieht  f.  1883.  38 


594  Extraeta. 

Wasserbade  gelinde  erwärmt;  sobald  der  Äether  zu  kochen  an- 
fängt, lässt  man  durch  den  Kühlapparat  6  Tropfen  Natronlauge 
von  1,35  specifischem  Gewicht  und  5cc  Wasser  einfliessen,  gleich 
danach  giebt  man  so  viel  Aether  hinein,  dass  das  Niveau  des 
Aethers  in  der  bauchig  erweiterten  Röhre  bis  zur  oberen  Verenge- 
rung d  steigt  (ungefähr  15  cc).  Die  Aetherdämpfe  ans  dem  Kölb- 
chen  werden  im  Kühlapparat  condensirt;  der  Aether  fliesst  in  die 
Röhre  A  zurück,  durchdringt  in  kleinen  Tropfen  die  Extractlösung 
und  fliesst,  mit  dem  gelösten  Alkalo'id  beladen,  über  die  Biegung 
bei  d  in  das  Kölbchen  zurück.  Zur  vollständigen  Extraction  ge- 
nügen bei  dieser  Methode  ungefähr  2  Stunden.  Die  Alkalo'ide, 
welche  nach  Abdampfen  des  Aethers  im  Kölbchen  zurück- 
bleiben, sind  fast  ganz  rein,  schneeweiss  und  krystallinisch;  nach 
dem  Trocknen  bei  100^  C.  bekommt  die  Masse  einen  hellgelben 
Stich  und  kann  dann  nach  dem  Abkühlen  gewogen  werden.  Der 
Rückstand  muss  gut  getrocknet  werden,  da  das  flüssige  Ghina- 
Extract  20  ®/o  Glycerin  enthält  und  davon  Spuren,  wie  auch 
Spuren  Wasser,  durch  den  Aether  mitgenommen  werden.  —  Man 
hat  es  weiter  bei  der  Perforationsmethode  in  der  Hand,  fremde, 
in  Aether  lösliche  Substanzen,  die  mit  den  Alkalo'idsalzen  in  den 
Extracten  vorkommen,  vorher  zu  entfernen  und  auch  quantitativ 
zu  bestimmen.  Man  wäscht  hierzu  die  mittels  ein  paar  Tropfen 
Schwefel-  oder  Salzsäure  angesäuerte  Extractlösung  längere  oder 
kürzere  Zeit  im  Perforator  mit  Aether  aus,  befestigt  dann  ein 
reines  Kölbchen  mit  5  cc  Aether  an  dem  Apparat,  giesst  oben  die 
verdünnte  Natronlauge  durch  den  Kühlapparat  ein  und  zieht  aus. 
In  dieser  Weise  bekam  Verfasser  aus  0,4  g  Extr.  Strychni  von 
angeblich  15  <>/o  Alkaloidgehalt,  welches  nach  Beifügung  von  3 
Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure  in  10  cc  Wasser  auf  dem  Wasser- 
bade gelöst  und  nach  Abkühlung  durch  ein  kleines,  benetztes 
Filter  flltrirt  worden  war  u.  s.  w.,  zwei  Extracte ;  das  eine  bestand 
aus  Fett  und  wog  3  mg,  das  andere  aus  schneeweissen  Alkalo'iden: 
54,4  mg  a-  13,6  o/q.  —  lg  Extr.  Ghinae  liqu.,  perforirt  nach  Bei- 
fügung von  verdünnter  Säure,  ergab  12  mg  in  Aether  löslicher 
Substanz,  nach  Beifügung  von  Alkali  wurden  54  mg  Alkaloid  = 
5,4  <^/o  erhalten.  —  Die  Perforationsmethode  bietet  nach  van  Led- 
den-Hulsebosch  folgende  Vortheile:  1.  wird  Aether  verwendet; 
2.  durch  Ansäuerung  der  Lösungen  kann  man  die  Verunreinigun- 
gen entfernen;  3.  die  Alkalo'ide  werden  gelöst;  4  obgleich  nur 
25  cc  Aether  nöthig  sind,   bietet  man  dem  Alkalo'ide  eine  unbe- 

frenzte  Menge  zur  Lösung  dar;  5.  man  kann  u.  A.  Cinchona- und 
trychnosalkalo'ide  in  reinem  Zustande  und  krystallinisch  wägen; 

6.  die  Gefahr   einer   Zersetzung   der   Alkalo'ide  ist   geringfügig; 

7.  die  Methode  ist  einfach,  nimmt  wenig  Zeit  in  Anspruch  und 
verlangt  keine  ununterbrochene  Aufmerksamkeit;  8.  man  kann 
für  den  Apparat  andere  leichte  Flüssigkeiten,  wie  Petroleum, 
Benzol,  Amylalkohol  benutzen.  —  Der  Perforator  wird  von  W. 
Geisler,  Glasbläser,  Spuistraat,  Amsterdam,  angefertigt. 

Das    Alkaloidbeatimmungsverfahren    von    van  Ledden-Hulse- 


Extraeta. 


595 


bosch  hat  verschiedene  Nachprüfungen  erfahren  und  die  Resultate 
derselben  gehen  übereinstimmend  dahin,  dass  das  Princip  an  und 
für  sich  Beifall  verdiene,  die  Methode  jedoch  noch  der  Ausgestal- 
tung und  der  Apparat  einer  Verbesserung  bedürfe.  Zu  den  hierzu 
gemachten  Vorschlägen  gehören  auch  diejenigen  von  Fr.  Lieu- 
nigh^).  Derselbe  schiebt  die  Unzulänglichkeit  der  Methode  dem 
todten  Winkel  in  dem  Behälter  b  zu,  durch  welchen  die  zu  extra- 
hirende  Flüssigkeit  nicht  ganz  zur  Ausnutzung  komme.  Ausser- 
dem steige  der  specifisch  sehr  leichte  Aether  zu  schnell  auf,  um 
sich  hinreichend  mit  Alkalo'id  beladen  zu  können.  Die  Methode 
könne  aber  brauchbar  werden,  wenn  1.  der  Extractionsbehälter(b) 
verkleinert  und  so  verändert  werde,  dass  er  allmählich  von  unten 
nach  oben  breiter  wird,  wenn  2.  Kalkwasser  zur  Ausscheidung  der 
Alkalo'ide  benutzt  wird  und  3.  das  specitische  Gewicht  des  Aethers 
durch  Zusatz  von  Chloroform  bis  nahe  zum  specifischen  Gewicht 
der  Extractlösung  vergrössert  wird. 

E.  Dieterich*)  fand  bei  Nachprüfung  dieser  Methode,  dass; 
die  angegebene  Extractionsdauer  bei  Weitem  nicht  ausreicht 
hinzu  kommt,  dass  die  Rückstände  des  ätherischen  Auszuges 
ziemlich  stark  gefärbt  waren,  so  dass  die  Titration  dadurch  sehr 
erschwert  wurde.  Im  Extractum  Hyoscyami  fand  Dieterich  nach 
der  Perforationsmethode  0,810  bozw.  0,823,  dagegen  nach  der 
Aether-Ealkmethode  (Dieterich)  0,824%;  in  Extr.  Belladonnae 
nach  dem  ersteren  Verfahren  1,358  bezw.  1,370  bezw.  1,422  %, 
dagegen  nach  dem  letzteren  Verfahren  1,45  % ;  in  Extr.  Strychni 
nach  der  Perforationsmethode  14,02  bezw.  13,10,  nach  der  Aether- 
Kalkmethode  15,47  %  Alkalo'ide.  Nach  Dieterich's  Ansicht  ent- 
spricht die  Perforationsmethode  vorläufig  weder  in  der  Schnellig- 
keit der  Ausführung  noch  in  der  Zuverlässigkeit  der  Resultate 
den  Anforderungen,  welche  man  an  eine  Alksloidbestimmungs- 
methode  für  narkotische  und  andere  Extracte  zu  stellen  berech- 
tigt ist;  sie  ist  jedoch  sehr  bcachtenswerth  und  dürfte  verbesse- 
rungsfähig sein. 

Zur  Werthhestimmung  narkotischer  Extracte  empfahl  A.  Hil- 
ger*)  auf  der  Wanderversammlung  baverischer  Apotheker  1893 
das  Beckurts'sche  Princip  der  Ausschuttelung,  welches  in  folgender 
Weise  Anwendung  fand:  1  bis  2  g  des  Extractes  werden  in  10  cc 
einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Alkohol  (90  bis  91  Volum- 
procente)  und  Wasser  gelöst.  Diese  Lösung  wird  mit  1  cc  Am- 
moniak vermischt  und  5  Minuten  unter  zeitweiligem  Umschütteln 
stehen  gelassen.  Hierauf  beginnt  eine  dreimalige  Ausschuttelung 
Tstossweise)  mit  je  20,  15  und  beim  dritten  Male  10  cc  Ghloro- 
torm.  Die  vereinigten  Ghloroformausschüttelungen  werden  in  einem 
entsprechenden  Apparate  destillirt  und  zwar  bis  auf  circa  5  cc 
Rückstand,  welcher  in  einer  Porzellanschale  bei  massiger  Wärme 
von  Chloroform  befreit  und  zur  Trockene  gebracht,  bezw.  bis  zur 


1)  Pharm.  Gentralh.  1893,  691. 
8)  Pharm.  Ztg.  1893,  586. 


2)  Helfenb.  Annal.  1892,  4$- 


88 


596  Extraeta. 

zähen  Extractconsistenz  eingedampft  wird.  Der  hier  bleibende 
Biickstand  wird  hierauf  mit  Vfio -Normal-Schwefelsäure  bei  gelinder 
Wärme  aufgenommen,  diese  Lösung  filtrirt,  das  erhaltene  Filtrat 
mit  ^/so -Normal-Kalilauge  neutralisirt.  Bei  Anwendung  von  1  g 
Extract.  Strychni  werden  25  cc  V^o-Normal-Schwefelsäure,  bei 
Extr.  ßelladonnae  (2  g)  10  cc  ^so-Normalsäure ,  bei  Extr.  Hyos- 
cyami  (2  g)  5  cc  Vso -Normal-Schwefelsäure  zur  Aufnahme  des 
Bückstandes  genügen.  Bei  manchen  Extracten  war  eine  grössere 
Farbstoffaufnahme  durch  Chloroform  zu  bemerken,  die  aber  be- 
seitigt wurde,  indem  dem  Chloroform  ein  gleiches  Volumen  Aether 
zugesetzt  wurde. 

Eine  Arbeit  von  Fernand  Banwez  ^)  über  die  BesHmmunff 
der  Alkalotde  in  den  galenischen  Präparaten  der  belgischen  Phar- 
makopoe ist  von  hohem  allgemeinen  Interesse.  Derselbe  vertritt 
den  Standpunkt,  dass  man  für  die  aus  Belladonna,  Hyoscjamus« 
Conium,  Aconitum  dargestellten  Präparate  einen  Mindestgehalt  an 
dem  betreffenden  Alkalo'id  fordern  könne,  und  verweist  auf  die 
zahlreichen  Arbeiten  über  die  Bestimmung  der  Alkalo'ide,  die  aus 
den  letzten  Jahren,  zumal  aus  Deutschland,  vorliegen.  Die  prak- 
tische Ausführung  zerfällt  in  die  Gewichtsbestimmung  des  Alka- 
loides  oder  seines  unlöslichen  Salzes ,  oder  die  auf  der  Bildung 
eines  Alkaloidsalzes  basirende  volumetrische  Ermittelung,  welchen 
Operationen  die  Darstellung  einer  reinen  Alkaloidlösung  voraus- 
geht. Die  verschiedenen  Extractionsmethoden  richten  sich  nach 
der  Natur  der  in  Betracht  kommenden  Stoffe  und  nach  der  Form, 
in  der  diese  vorhanden  sind.  Von  den  vielen  Methoden  sind  die 
von  Dieterich,  Beckurts,  Schweissinger  und  Sarnow  die  beliebtesten. 
Dieterich  setzt  das  Alkalo'id  durch  einen  Ueberschuss  von  Kalk 
in  Freiheit  und  erschöpft  die  pulverförmige  Masse  mit  Aether. 
Beckurts  gebraucht  statt  des  Kalkes  Ammoniak  und  erschöpft 
durch  wiederholte  Ausschütteinng  mit  Chloroform.  Die  Methode 
von  Schweissinger  und  Sarnow  ist  eine  Modification  dieser;  statt 
Chloroform  verwenden  sie  eine  Mischung  von  Chloroform  und 
Aether.  —  Die  Bereitung  der  Extracte  ist  eine  heikle,  sorg- 
fältige Arbeit.  Die  Vorschriften  der  deutschen  und  französischen 
Pharmakopoe  sind  von  denen  der  belgischen  ganz  verschieden. 
Erstere  lässt  das  Hyoscyamus-  und  Belladonnaextract  aus  dem 
ganzen  Kraut  darstellen,  anstatt  aus  den  Blättern  allein.  Vor  dem 
Abdampfen  wird  der  ausgepresste  Saft  durch  Erhitzen  geklärt 
und  das  Chlorophyll  abgeschieden.  Es  resultirt  ein  braunes  Extract. 
In  Frankreich  verwendet  man  zwar  ebenso,  wie  in  Belgien,  nur 
die  Blätter,  klärt  aber  auch  den  Saft,  reinigt  ihn  ledoch  nach 
dem  Abdampfen  nicht  durch  Auflösen  in  Alkohol.  Verfasser  be- 
schäftigte sich  selbst  mit  der  Darstellung  der  nach  der  belgischen 
Pharmakopoe  officinellen  Extracte.  Er  hielt  sich  genau  an  die 
Vorschriften  unter  Benutzung  der  vorgeschriebenen,  sorgfältig  ge- 
reinigten Pflanzentheile.    Der  durch  Auspressen  der  zerstossenen 

1)  Abbandl.  der  Academie  royale  de  Medecine  de  Belgiqae,  BroxellcB  1898. 


Extraeta.  597 

Blätter  erhaltene  Saft  wurde  nicht  durch  Papier  filtrirt.  Infolge- 
dessen bleibt  das  Chlorophyll  im  Extracte  und  färbt  es  grün. 
Die  Verdampfung  geschah  über  dem  Wasserbad  bei  50  °  C.  Man 
erzielt  so  ein  Präparat,  welches  den  Handelsextracten  mindestens 
gleich  kommt.  Die  bei  der  Reinigung  des  gekauften  ganzen 
Krautes  abgelesenen  Knospen  und  Stengeltheile  bieten  interessante 
Zahlen;  1000  Theile  Kraut  geben 

Blätter  Stengel  und  Knospen 
bei  Aconitum           524  476 

Belladonna         487  513 

Hyoscyamus       634  366 

Stramonium        352  648 

Conium  581  419 

Eine  fernere  bemerkenswerthe  Thatsache  ist  die,  dass  Stengel 
und  Knospen  eine  höhere  Extractausbeute  geben,  als  Blätter. 

Man  erhält  aus  1  kg  aus  1  kg 

an  Extract  Blätter        Stengel  und  Knospen 

bei  Aconitum  23,5  27,0 

Belladonna       14,5  16,4 

Hyoscyamus     11,0  15,8 

Stramonium      14,2  26,0 

Conium  18,0  — 

Aus  den  Zahlen  ist  zu  folgern,  welchen  Vortheil  sich  weniger 
gewissenhafte  Fabrikanten  zuwenden ,  die  an  Stelle  der  Blätter 
das  ganze  Kraut  verarbeiten.  In  nachstehender  Uebersicht  wird 
die  Menge  Extract  angegeben,  die  man  aus  1  kg  Kraut  erhält, 
wenn  man  einerseits  nur  die  Blätter  und  andererseits  das  ganze 
Kraut  verarbeitet: 

Extract  aus  Blättern  Extract  aus  Kraut 
Aconitum                   12,3  25,2 

Belladonna  7,06  15,5 

Hyoscyamus  7,00  13,7 

Stramonium  5,00  21,8 

Der  Methode  des  Verfassers  zur  Alkaloidbestimmung  von 
Belladonna-,  Hyoscyamus-,  Stramonium-  und  Aconitextract  nähert 
sich  der  von  Schweissinger  und  Sarnow.  Hiernach  wiegt  man  5  g 
des  betreffenden  Extractes  in  eine  Schale,  löst  es  auf  dem  Wasser- 
bade in  10  bis  20  cc  SOgrädigen  Alkohols  und  giebt  30  bis  40  cc 
verdünnte  Salzsäure  und  Wasser  zu,  dampft  auf  dem  Wasserbade 
auf  ungefähr  V^  Volum  ab^  bringt  es  darauf  durch  weiteres  Zu- 
fügen von  Wasser  auf  die  ursprüngliche  Menge  und  dampft  aufs 
Neue  bis  zu  ^4  ab.  Hierdurch  wird  aller  Alkohol  verjagt,  die 
alkoholische  Lösung  in  eine  wässerige  übergeführt  und  so  auch 
eine  vollständige  Ausscheidung  des  Chlorophylls  bewirkt.  Die  Lö- 
sung verdünnt  man  auf  50  cc,  bringt  sie  auf  ein  trocknes  Filter, 
nimmt  von  der  filtrirten  klaren  Flüssigkeit  ^/s  d.  h.  40  cc  ab, 
verdampft   sie   auf  dem  Wasserbade   bis  zu  8—10  cc,  giesst  die 


598  Extraeta. 

BUB  sirupartige  Flüssigkeit  iu  ein  längliches  mit  einem  Glasstopfen 
verschliessbares  Glas  von  60  bis  70  cc  Inhalt,  spült  das  Abdampf- 
schälchen  mit  Salmiakgeist  gründlich  aus  und  überzeugt  sich  nach 
kräftigem  Durchschütteln ,  ob  die  ExtracÜösung  nunmehr  auch 
einen  starken  Ueberschuss  von  Ammoniak  enthält.  Alsdann  fügt 
man  15  cc  eiaer  MischuBg  von  15  cc  Chloroform  und  25  cc  Aether 
zu,  schüttelt  wiederholte  Male  um,  lässt  absetzen  und  nimmt 
darauf  vermittelst  einer  Pipette  25  cc  der  überschwimmenden 
klaren,  ätherischen  Lösung  ab,  bei  einzelnen  Extracten,  insbeson- 
dere aber  bei  dem  Aconitextract  kommt  es  vor,  dass  die  Tren- 
nung der  beiden  Flüssigkeitsschichten  schwer  oder  gar  nicht  von 
Statten  geht  und  die  Mischung  schleimig  aussieht.  Hilft  dann 
selbst  längeres  Stehenlassen  nicht,  so  stopft  man  die  Flasche  fest 
zu,  erwärmt  sie  auf  60 — 70^,  öffnet  jedoch  erst  wieder  nach  dem 
Erkalten.  Die  abgegossenen  25  cc  der  ätherischen  Flüssigkeit 
bringt  man  in  einen  Erlenmeyer'schen  Kolben,  destillirt  bis  auf 
einige  cc  ab  uud  dampft  dann  durch  Einleiten  eines  kalten  Luft- 
stromes weiter  ab.  Sehr  zu  vermeiden  ist  es,  dass  man  das  trockne 
Extract  einer  höheren  Temperatur  aussetzt.  Dieses  besteht  aus 
einer  alkalo'idischen ,  fast  ungefärbten  oder  höchstens  etwas  gelb- 
lichen Masse,  welche  man  in  einigen  cc  Alkohol  löst,  ein  bis  zwei 

N 
Tropfen  Lackmustinctur  zugiebt  und  dann  mit  r^  Schwefelsäure 

titrirt.  Jeder  cc  derselben  entspricht  0,00289  g  Atropin,  0,00289  g 
Hyoscyamin,  0,00289  g  einer  Mischung  von  Atropin  und  Hyoscya- 
Biin  und  0,00533  g  Daturin.  Man  multiplicirt  diese  Zahl  mit  der 
entsprechenden  Anzahl  Gubikcentimeter,  das  erhaltene  Product 
dann  mit  40  und  hat  so  die  in  100  g  Extract  enthaltene  Alkalo'id- 
menge.  Lackmustinctur  wird  von  dem  Verfasser  der  Cochenille- 
und  der  Bosolsäure  vorgezogen.  Die  Titration  soll  unter  dem 
Abschluss  von  sauren  oder  ammoniakalischen  Dämpfen  vorgenom- 
men werden.  —  Das  flüchtige  Coniin  muss  auf  andere  Weise  be- 
stimmt werden.  Die  erste  Methode  bildet  eine  kleine  Modification 
des  für  Belladonna,  Hyoscyamus,  Stramonium  beschriebenen  Ver- 
fahrens. Zur  Extraction  verwendet  man  statt  der  Mischung  von 
Chloroform  und  Aether  ausschliesslich  nur  Aether,  der  sich  bei 
Biederer  Temperatur  verflüchtigt  und  keine  oder  nur  äusserst 
wenig  Coniindämpfe  mit  fortreisst.  Man  destillirt  den  Aether  bei 
sehr  niederer  Temperatur  ab  und  sistirt,  wenn  ungefähr  ^ji  der 
Flüssigkeit  übergegangen  sind,  veijagt  den  Rest  durch  Einleiten 
eines  kalten  Luftstroms   und  hört  auf,    sobald  ein  Coniingeruch 

N 
sich  bemerkbar  macht.   Man  titrirt  mit  ,r^  Schwefelsäure.    Jeder 

CG  entspricht  0,00127  Coniin.  Bei  nicht  sorgsamem  Arbeiten  er- 
leidet man  allerdings  Verluste.  Das  zweite  Verfahren  nähert  sich 
dem  von  Dieterich.  Man  wiegt  2,5  g,  scheidet  nach  der  früher 
beschriebenen  Methode  das  Chlorophyll  ab,  bringt  die  Extractlösnng 
auf  25  cc,   zieht  hiervoB  20  cc  ab,   verdampft  bis  auf  ca.  5  cc, 


Eztraeta.  599 

giebt  dann   10  g  ungelöschten,   grob  gepulverten  Kalk  zu,   fugt 

jedoch,  um  zu  heftiges  Erhitzen  zu  yermeiden,  vorher  etwas  Aether 

zu,  bringt  die  Masse  in  einen  Soxhlet-Äpparat  (oder  einen  ähnlich 

construirten),    den  man  mit  einem  starken  Wattepfropf  verstopft 

Den  zur  Erschöpfung   der  Masse    dienenden  Aether   giesst  man 

wiederholte  Male  zurück,  giebt  dann  5  cc  Normalschwefelsäure  zu, 

schüttelt  um,  destillirt  den  Aether  ab  und  titrirt  den  Säureüber- 

N 
schuss  vermittelst  j^  Natronlauge.    Hierauf  zieht  man  die  Zahl 

der  gefundenen  cc  von  der  Ziffer  50  ab,  multiplicirt  die  Differenz 
mit  der  Zahl  0,00127  und  das  dann  erhaltene  Product  mit  dem  Faktor 
50.  Auch  auf  diese  Weise  berechnet  sich  das  in  100  g  Extract 
enthaltene  Alkaloid.  Man  macht  eine  Gegenprobe,  indem  man 
die  Ealkmischung  von  Neuem  mit  Aether  erschöpft  und  den  Alkali- 
gehalt bestimmt.  —  Ein  wichtiger  Punct  ist  die  Bestimmung  des 
Feuchtigkeitsgehaltes,  denn  hiemach  variirt  natürlich  auch 
der  Alkaloidprocentgehalt.  Verfasser  basirte  seine  Berechnungen 
auf  getrocknetes  Extract  Die  Feuchtigkeit  bestimmte  er,  indem 
er  einige  Gramm  5  bis  6  Stunden  lang  einer  Temperatur  von  100  ^ 
aussetzte.  Die  zur  Alkalo'idbestimmung  selbst  dienende  Probe  darf 
man  jedoch  nicht  solch  lange  Zeit  dieser  Temperatur  aussetzen, 
da  man  befürchten  muss,  dass  sich  das  Alkaloid  theilweise  zersetzt 
Und  thatsächlich  ergab  getrocknetes  Extract  weit  niedere  Ziffern: 

Menge  des  in  100  g  Extract  enthaltenen  Alkaloids: 

Directe  Bestimmung      Bestimmung  nach 

6  stündigem  Austrocknen 
Extract.  Hyoscyami  0,983  0,794 

0,527  0,438 

0  500  0  484 

Extract  Belladonnae  1,673  1,430 

2,252  1,689 

Extract  Stramonii  1,424  1,183 

Extract  Conii  0,311  0,262 

Verfasser  erhielt,  nachdem  er  den  Feuchtigkeitsgehalt  der 
betreffenden  Extracte  ermittelt  hatte,  folgende  Ergebnisse: 

(Siehe  die  Tabelle  auf  der  folgenden  Seite.) 

Zieht  man  nun  die  Menge  Blätter  und  Stengel  in  Betracht, 
die  im  ganzen  Kraute  enthalten  sind,  ferner  die  Ausbeute  dieser 
Theile  an  Extract,  den  Gehalt  dieser  Extracte  an  Alkaloiden,  so 
kann  man  wohl  annähernd  die  Alkalo'idmenge  berechnen,  die  in 
den  Extracten  aus  dem  ganzen  Kraut  enthalten  sind. 

Procentgehalt  im  Extracte 
a)  aus  Blättern    b)  aus  Stengel  c)  aus  dem 

und  Blüthenspitzen      ganzen  Kraute 
Belladonna  4,348  2,712  3,513 

Hyoscyamus  0,983  0,527  0,760 

Stramonium  1,424  0,788  0,931 

Aconitum  2,610  1,705  2,140 


600 


Extraeta. 


Name 


Herkunft 


Feuchtigkeit 
in  Proc. 


Alkaloidmengen 


nioht  vorher 
getrocknes 


trocke- 
nes 


Belladonna 


HyoscyamuB 


Stramonium 


Aconitum 


Conium 


typisches  Blätterextract 

7,99 

3,997 

4,348 

Extract    aus    Stengeln 

und  kleinen  Knospen 

Ml 

2,587 

2,712 

gekauftes  Extract  A. 

18,1 

1,843 

2,262 

>»               »»         B. 

13,68 

1,750 

2,025 

»               11         ^« 

4,62 

1,596 

1,673 

typisches  Blätterextract 

6,4 

0,930 

0,988 

Extract    aus    Stengeln 

und  Blüthenknospen 

4,66 

0,503 

0,627 

gekauftes  Extract  A. 

18,8 

0,406 

0,500 

1»              11        *^' 

16,9 

0,584 

0,670 

11                 n          *-'• 

10,48 

0,483 

0,539 

typisches  Blätterextract 

13,33 

1,236 

1,424 

Extract    aus    Stengeln 

und   Blüthenknospen 

12,48 

0,689 

0,788 

gekauftes  Extract  A. 

11,06 

1,059 

1,197 

,  n                  1»          *^* 

25,73 

0,902 

1,214 

typisches  Blätterextract 

11,4 

2,308 

2,610 

Extract    aus   Stengeln 

und   Blüthenknospen 

11,5 

1,526 

1,705 

gekauftes  Extract  A. 

7,92 

0,880 

1,110 

n                  11           "• 

25,49 

1,623 

2,179 

Blätterextract      .    .    . 

7,2 

0,894 

0,963 

gekauftes  Extract  A. 

14,59 

0,630 

0,780 

11                n         B. 

16,17 

0,374 

0,446 

11                i>         ^• 

9,67 

0,291 

0,811 

Die  Blätterextracte  sind  also  alkaloidreicher  als  diejenigen 
der  Stengel,  demnach  sind  die  auch  aus  ganzem  Kraute  darge- 
stellten Extracte  weniger  alkalo'idreich ,  als  die  officinellen  I^- 
ducte  der  belg.  Pharmokopöe.  Verfasser  will  kein  bestimmtes 
Urtheil  abgeben,  warum  die  yon  ihm  selbst  bereiteten  Extracte 
alkaloidreicher  sind  als  die  gekauften.  Der  Verdacht  liegt  indess 
nahe,  dass  der  Fabrikant  zum  mindesten  statt  der  Blätter  allein 
das  ganze  Kraut  verwendet.  Eine  weitere  interessante  Frage  ist 
die,  ob  das  Verfahren  der  Ghlorophyllabscheidung  nicht  den  Al- 
kalo'idgehalt  beeinflusst.  Gleichzeitig  aus  derselben  Waare  dar- 
gestelltes braunes  Stechapfelblätterextract  ergab  1,037  ^/o  Alkaloid, 
während  das  chlorophyllhaltige  grüne  Präparat  einen  Gehalt  yon 
1,424  Alkaloid  zeigte.  Hiernach  ist  der  Schluss  gerechtfertigt, 
dass  die  Filtration  eine  gewisse  Menge  Alkaloid  zurückhält,  die  an 
Chlorophyll  gebunden  ist. 

Den  Tincturen  ist  nach  der  beschriebenen  Richtung  hin 
wenig  Aufmerksamkeit  zugewendet  worden.  Zur  Alkalo'idbestim- 
mung  giebt  man  50  cc  in  eine  Schale,  fügt  etwas  verdünnte  Salz- 
säure hinzu,  dampft  ab,  nimmt  den  Rest  mit  Wasser  auf,  bringt 
nach  Abscheidung  des  Chlorophylls  die  Lösung  auf  50  cc,  filtrirt, 
zieht  vom  Filtrat  40  cc  ab  und  dampft  diese  bis  auf  3 — 4  cc  ein, 
behandelt  mit  Ammoniak,  schüttelt  sie  mit  40  cc  einer  Mischung 


Extraeta. 


601 


von  Aether  und  Chloroform,  lässt  absetzen,  zieht  25  cc  ab,  die 
zur  Titration  dienen,  und  berechnet  die  in  1  Liter  enthaltene 
Alkalo'idmenge  in  früher  beschriebener  Weise.  Ver&sser  erhielt 
folgende  Resultate: 

Alkaloidmenge  in  1 
a)  selbstbereitete  Tinctur 
Aconitum  0,978 

Belladonna  0,781 

Hyoscyamus  0,183 

Stramonium  1,285 

Conium  0,109 

Zur  Darstellung  der  Alkoholaturen,  der  Tincturen  aus 
frischem  Kraut,  verwendete  Verfasser  dieselbe  Waare,  wie  zur  Be- 
reitung seiner  Extracte,  stellte  indess  auch  aus  Stengeln  und 
Blüthenspitzen  Alkoholaturen  dar.  Folgende  Tabelle  zeigt  die 
Resultate  seiner  Arbeit,  die  Ausbeute  bezieht  sich  stets  auf  1  Kilo 
Rohstoff: 


Liter  enthalten: 
b)  gekaufte  Tinctur 
0,394 
0,545 
0,171 
0,331 
0,688 


Droge 


spec.  Gewicht 

der 
Alkohol  atnr 


Gewioht 


Volum 


Aconitblätter 

Stengel  und  Spitzen  von  Aconit 

Belladonnablätter 

Stengel  und  Spitzen  von  Bella- 
donna     

Blätter  von  Bilsenkraut.    .    . 

Stengel  und  Spitzen  von  Bilsen- 
kraut      

Stechapfelblätter 

Stengel  und  Spitzen  vom  Stech- 
apfel  

Coniumblätter 

Stengel  und  Spitzen  von  Conium 


0,9425 

0,940 

0,950 

0,945 
0,9425 

0,945 
0,955 

0,975 
0,945 
0,950 


g 
1400 

1248 

1420 

1480 
1540 

1492 
1520 

1400 
1500 
1500 


cc 

1486 
1327 
1495 

1566 
1634 

1579 
1603 

1435 
1587 
1587 


Der  Gehalt  an  Alkaloiden  ergiebt  sich  aus  folgender  Tabelle : 

Die  in  1  Liter* 


Alkoholatur: 

Provenienz: 

enthaltene 
Alkaloidmenge : 

Aconitum 

Typische  Alkoholatur  aus  Blättern 
„               „        aus  Stengel  und 

0,616 

Blüthenspitzen 

0,405 

Gekauftes  Präparat  A. 

0,280 

0,250 

Belladonna 

Typische  Alkoholatur  aus  Blättern 
„               „        aus  Stengel  und 

0,510 

Spitzen 

0,393 

Gekaufte  Alkoholatur 

0,391 

602 


Extraota. 


Die  in  1  Liter        ■ 

Alkobolatur:                        ProveDienz : 

enthaltene            L 

Alkaloidmenge  I        1 

Hyoscyamus    Typische  Alkobolatur  aus  Blättern 

0,317                 1 

„               „        aus  Stengel  und 

1 

Spitzen 

0,245                 1 

Gekaufte  Alkobolatur  A. 

0,162                  1 

99                                    99                              -D. 

0,081 

Stramonium    Typiscbe  Alkobolatur  aus  Blättern 

0,214 

n               „               „    Stengeln 

0,172 

Gekaufte        „            A. 

0,193 

»»                                 99                        *'• 

0,300 

Gonium           Alkobolatur  aus  Blättern 

0,232 

„               „    Stengeln 

0,118 

Gekauftes  Präparat 

0,129 

Hiernacb    berecbnet    sieb    die    mittlere    Alkaloidmenge    pro           | 

1  Liter  Alkobolatur: 

1 

aus  Herba  Aconiti            0,521 

„        ,9      Belladonnae     0,413 

„        „      Hyoscyami       0,247 

„        „      Stramonii        0,187 

„      Conii                0,184 

Die  Vergleicbung  der  selbstdargestellten  Alkobolatur  mit  der- 
jenigen des  Handels  ergiebt,  dass  man  entweder  nicbt  die  nötbige 
Sorgfalt  zur  Darstellung  derselben  verwendet,  oder  dass  man  statt 
der  Blätter  allein  das  ganze  Kraut  verarbeitet.  Vergleicht  man 
die  Alkobolaturen  mit  den  Tincturen,  so  findet  man,  dass  letz- 
tere im  Allgemeinen  alkaloidreicber  sind,  als  erstere.  Es  liefern 
1000  g  frischer  Pflanzentbeile: 

als  Alkobolatur     als  Extract 
nachstehende  Alkaloidmenge: 

Folia  Aconiti 
Stipites  et  summitates  Aconiti 

Folia  Belladonnae 
Stipites  et  summitates  Belladonnae 

Folia  Hyoscyami 
Stipites  et  summitates  Hyoscyami 

Folia  Stramonii 
Stipites  et  summitates  Stramonii 

Folia  Conii 

Die  Alkobolatur  enthält  stets  eine  grössere  Menge  Alkaloids. 
Hiermit  scheint  bewiesen,  dass  die  bis  jetzt  übliche  Darstellung 
der  Extracte  zum  mindesten  mangelhaft  ist,  sie  lässt  in  der  Pflanze 
stets  noch  eine  beträchtliche  Menge  Alkalo'id  zurück.  Wahr- 
scheinlich befindet  sich  ein  Theil  Alkalo'id  in  einer  in  Wasser 
unlöslichen  Form  in  der  Pflanze.  ~- 

Die  Bestimmung  des  wirksamen  Princips  in  den  Gelen  ge- 
schieht wie  folgt:  Man  mischt  50  cc  Gel  mit  ebenso  viel  hoch- 
gradigem Alkohol,  giebt  darauf  etwas  verdünnte  Salzsäure  ZU|  er- 


0,915 

0,542 

0,537 

0,412 

0,762 

0,580 

0,615 

0,416 

0,519 

0,102 

0,377 

0,0795 

0,343 

0,175 

0,243 

0,205 

0,468 

0,161 

Extraeta.  603 

wärmt  unter  Umschütteln,  fugt  etwas  Wasser  zu  und  verdampft 
unter  Erhitzen  bis  zum  Siedepuncte  unter  fortwährend  erneutem 
Wasserzusatz y  filtrirt  durch  ein  vorher  angefeuchtetes,  dichtes 
Papierfilter,  wäscht  mit  warmem  Wasser  nach,  dampft  das  Filtrat 
bis  auf  ungefähr  10  cc  ab,  giebt  Ammoniak  zu,  schüttelt  dann 
mit  50  cc  Aether-Chloroformmischung,  zieht  hiervon  40  cc  ab  und 
verfährt,  wie  bereits  beschrieben.  Das  Besultat  ist  mit  25  zu 
multipliciren ,  um  die  in  einem  Liter  Gel  enthaltene  Alkaloid  menge 
zu  finden.  — 

Bei  den  Salben  und  Pflastern  wendet  Verfasser  dasselbe  Ver- 
fahren, wie  bei  den  Oelen,  an,  allerdings  mit  folgendem  Unter- 
schiede: Man  wiegt  die  Masse,  statt  sie  zu  messen,  filtrirt  die 
heisse  Masse  durch  ein  mit  einem  heissen  Sandbad  umgebenen 
Trichter.    Folgende  sind  die  vom  Verfasser  erhaltenen  Resultate : 

Alkaloid 
pro  1  Liter 

Typisches  Bilsenkrautöl 0,170 

Bilsenkrautöl  des  Handels 0,090 

Typisches  Belladonnaöl 0,091 

Belladonnaöl  des  Handels 0,196 

Belladonnaöl  aus  einer  Apotheke 0,154 

Alkaloid 
pro  100  Gramm 
Salbe  aus  Belladonnaextract  des  Handels     .    .        0,167 
Pflaster  aus  Belladonnaextract  des  Handels      .        0,244 

Bezogenes  Pflaster 0,159 

Bezogenes  Goniumpflaster 0,067 

Im  Allgemeinen  ergeben  die  zahlreichen;  weitschichtigen  Unter- 
suchungen des  Verfassers,  dass  die  Handelswaare  in  der  Regel 
als  eine  inferiore  der  gegenüber  anzusehen  ist,  die  man  sich  selbst 
bereitet.  Daraus  ergiebt  sich  für  den  Apotheker  die  absolute 
Nothwendigkeit ,  dass,  falls  er  seine  Präparate  nicht  selbst  dar- 
stellen will,  er  den  gekauften  doch  zum  wenigsten  eine  sehr  sorg- 
fältige Untersuchung  angedeihen  lassen  muss.  Ferner  ergiebt  sich 
der  grössere  Alkalo'idreichthum  der  aus  Blättern  dargestellten 
Präparate,  gegenüber  den  aus  den  sonstigen  Blattgebilden  bereiteten. 
Die  Tincturen  scheinen  wirksamer,  als  die  entsprechenden  Alkoho- 
laturen.  Weiter  erhellt,  dass  die  heutige  Methode  der  Extract- 
darstellung  keineswegs  eine  vollkommene  ist,  es  verbleibt  in  der 
Pflanze  immer  noch  eine  beträchtliche  Menge  Alkaloid,  dessen 
Gesammtgehalt  aber  in  die  Alkoholatur  überzugehen  scheint. 
Nach  den  Untersuchungen,  die  Verf.  mit  Extr.  Stramonii  anstellte, 
muss  man  vermuthen,  dass  die  grünen,  noch  chlorophyllhaltigen 
Extracte  alkalo'idreicher  sind,  als  die  braunen,  chlorophylllosen. 
Zum  Schluss  muss  noch  der  beträchtliche  Unterschied  im  Alkalo'id- 
gehalt  bei  den  einzelnen  Präparaten  kritisch  in  Betracht  ge- 
zogen werden. 

Die  Fehler,  welche  das  Wiegen  der  bei  den  einzelnen  AlkaloXd- 
hestimmungsmethoden  mehr  oder  weniger  rein  gewonnenen  Alkaloide 


604 


Extraeta. 


mit  sich  bringt,  sind  zwar  von  Schweissinger  und  Becknrts,  sowie 
anderen  deutschen  Forschern  längst  erkannt  und  bewiesen  worden^ 
aber  es  ist  erfreulich,  dass  auch  in  Amerika  die  Erkenntniss  Platz 
greift,  dass  es  richtiger  ist,  den  wirklichen  Alkaloidgehalt  in  den 
entsprechend  gereinigten  Auszügen  titrimetrisch  zu  bestimmen. 
Eine  sorgfältige  experimentelle  Arbeit  von  Gaspari  und  Dohme^) 
kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  maassanalytische  Bestimmung 
der  Alkalo'ide  mit  yolumetrischer  Säurelösung  die  zuverlässigste 
und  genaueste  Methode  unter  den  heutzutage  bekannt  gewordenen 
ist,  während  gewichtsanalytische  Resultate  in  Folge  der  Unrein- 
heit der  zur  Wägung  gekommenen  Alkalo'ide  hingegen  meist  un- 
zuverlässig und  falsch  sind.  Eine  vergleichende  Prüfung  der 
bisher  bekannt  gegebenen  volumetrischen  Methoden  zeigt,  dass 
einige  derselben  für  manche  Drogen  mehr  und  für  andere  minder 
brauchbar  sind.  Zu  den  noch  nicht  beseitigten  Uebelständea 
der  volumetrischen  Methoden  gehört  es  freilich,  dass  bei  den 
Ipecacuanha-,  Aconitum-  und  Gelsemiumpräparaten  die  Formeln 
der  darin  enthaltenen  Alkalo'ide  hinsichtlich  der  Grösse  ihres 
Molekulargewichts  noch  nicht  genau  genug  bekannt  sind  und  dass 
andererseits  in  Strychnos-,  Aconitum-  und  Ginchonapräparaten 
zwei  oder  mehrere  Alkalo'ide  von  verschiedenem  Molekulargewicht 
enthalten  sind.  Die  erste  Fehlerquelle  wird  sich  beseitigen  lassen, 
wenn  die  Formeln  der  in  Frage  stehenden  Alkalo'ide  sicher  fest- 
gestellt sein  werden,  während  die  zweite  Fehlerquelle  die 
Nothwendigkeit  auferlegt,  eine  besondere  Analyse  jedes  einzelnen 
Drogenmusters  zu  machen,  um  die  genauen  Procentverhältnisse 
der  darin  enthaltenen  Alkalo'ide  zu  bestimmen.    Als  Indicator  em- 

E fehlen  die  Verfasser  die  in  der  neuen  Amerikanischen  Pharma^ 
opöe  eingeführte  Brasilholzabkochung  (Herzholz  von  Peltophorum 
dubium  Britton),  welche  sogar  in  Fällen  von  gefärbten  Rück- 
ständen die  Endreaction  scharf  angiebt. 

E.  Dieterich*)  hat  die  Gontrolprüfung  seiner  Extracte 
regelmässig  fortgesetzt  und  die  von  ihm  angegebenen  Identit'äts- 
reactionen  (s.  Jahresber.  1892,  603)  überall  bewährt  gefunden. 
Für  FeuchtigkeitS' ,  Asche-  und  Alkaloidgehalt  von  Extracten  er- 
mittelte er  folgende  Zahlen  : 


Extractum 


7c 


Feuch- 
tigkeit 


V. 

Asche 


K.CO, 
in  100 
Äsche 


•/.  AI- 
kaloide 


Bemerkungen 


Absintbii 

Aloes    

1»        ...... 

Belladonnae  .    .    .    . 

Belladonnae  sicc.    .    . 

Calami 

Gascarae  Sagrad.    .     . 


24,25 
7,50 
6,45 


23,75 
17,55 


28,00 
1,00 
1,06 


8,45 
2,80 


47,7 

8,5 

Spuren 


16,38 
50,52 


1,24 
0,73 


1)    Amerik.  pharm.  Rundsch.  1893,  No.  10. 
1892,  38. 


2)   Helfenb.  Annal. 


Eztracta. 


605 


Ex  tractam 

Vo 
Feuch- 
tigkeit 

Asche 

KgCOs 
in  100 
Asche 

Vo  Al- 
kaloide 

Bemerkungen 

Cascarae  Sagrad.    .    . 

22,05 

3,10 

11,18 

^^^ 

Cascarillae 

26,20 

31,50 

5,71 

^— 

ji 

18,10 

29,25 

16,10 

— 

Ghinae  aquos.    . 

25,95 

6,70 

20,08 

— — 

Chinae  spirit. 

6,55 

2,85 

—. 

j»          " ,        ' 

4,25 

1,95 

7.08 

«— 

Golocynthidis . 

1,80 

15,85 

62,37 

— 

V 

2,65 

19,35 

45,47 

— 

>» 

2,85 

16,10 

49,83 

— 

Colombo  sicc. 

7,85 

15,80 

53,33 

— . 

Gubebarnm     . 

32,70 

0,50 

— 

— 

Dalcamarae    . 

26,30 

11,30 

36,64 

» 

Ferri  pomatum  , 

30,55 

10,76 

17,65 

— 

6,20 

n            « 

22,85 

11,25 

14,57 

— 

6,73 

•/•Fe 

»»           >i 

29,15 

10,45 

14,20 

-^ 

5,60 

Filicis   .... 

1,15 

0,60 

-— 

— 

»        ... 

1,60 

0,50 

— 

— 

»»        ... 

1,75 

0,45 

— 

— 

Helenii .    .     . 

25,85 

8,90 

47,49 

— 

Hyoscyami 

— 

— 

— 

0,95 

» 

— 

— 

— 

0,67 

»j 

— 

— 

— 

0,52 

11 

4 

— 

— 

— 

0,61 

>j        .    . 

» 

— 

— 

— 

0,81 

Hyoscyami  sicc. 

— 

— 

— 

0,32 

»>             « 

— 

— 

0,42 

«             1» 

— 

— 

— 

0,51 

Liquiritiae  radic. 

26,35 

5,15 

26,80 

— 

»                 n 

24,85 

5,80 

39,51 

— 

n                  » 

26,40 

5,05 

48,30 

Malii 

24,05 

1,30 

— 

— 

66,74  ) 

„        ... 

80,25 

1,50 

— 

— 

64,86  (      7o 

)»         •    • 

25,95 

1,35 

— 

— 

67,89  (  Maltose 

»>        •     • 

26,20 

1,20 

— 

— 

68,19  ' 

Myrrhae     . 

11,40 

6,50 

3,72 

— 

^  ^# 

Opii  .     .    . 

— 

— 

— 

23,35 

„     .    .    . 

— 

— 

— 

29,20 

Quassiae 

4,0 

17,85 

15,18 

— 

Khei .    .    . 

11,00 

5,90 

88,00 

— 

„    .    .    . 

10,75 

6,20 

48,71 

— 

»    •    •    "    " 

6,45 

6,70 

47,63 

— 

Scillae  .    . 

18,40 

0,70 

43,57 

— 

Seealis  cornuti 

18,80 

11,30 

35,65 

— 

f>            »» 

28,30 

13,25 

33,85 

— 

»           » 

21,10 

13,95 

82,40 

— 

9>                     }} 

18,90 

11,10 

37,61 

— 

Strychni    .    . 

— 

— 

— 

17,29 

II          •    • 

— 

— 

— 

16,19 

Tamarindomm 

• 

27,60 

1,90 

60,00 

~~ 

17,81  Vo  fr. 
Saure 

Taraxaci    .    . 

21,85 

22,10 

49.20 

— 

Trifolü  fibrini 

23,90 

18,30 

69,76 

— 

Yalerianae     . 

■ 

26>05 

6,65 

39,50 

— 

606  Extraeta. 

Frühere  Untersuchungen  von  Dunstan  und  Ransom  ergaben 
ein  Schwanken  des  alkohol.  Belladonnaextractes  von  1,65—4,45  •/o 
Alkaloidgehalt,  Cowie  fand  ein  solches  von  1,6 — 4  o/q,  John 
Barclay  *)  fand  nach  Untersuchung  von  6  Mustern  den  Alkalo'id- 
gehalt  der  Tinctur  von  0,06—0,26  o/q,  bei  dem  Belladonna- 
liniment  von  0,067 — ^0,274  <*/o  schwankend.  Bei  7  Mustern 
Extractum  Belladonnae  spirit.  spiss.  viride  schwankte  der  Aschen- 
gehalt von  14,4—19,3  o/o,  der  Alkalo'idgehalt  von  0,87—1,37  «/o 
nach  gewichtsanalytischer  und  von  0,77 — 1,24  ^/o  nach  maassana- 
lytischer  Bestimmung.  Die  Untersuchung  der  Droge  selbst  er- 
gab nach  verschiedenen  Jahrgängen  ein  Schwanken  von  0,36 — 0,56  o/o, 
der  mittlere  Procentgehalt  aus  23  Untersuchungen  stellte  sich  auf 
0,48  o/o.  Uebrigens  ist  es  eine  bekannte  Thatsache,  dass  man 
schon  Wurzeln  von  einem  Procentgehalt  bis  zu  0,8  o/o  verarbeitet 
hat.  Nach  Ansicht  des  Verfassers  sollte  der  Alkalo'idgehalt  des 
alkohol.  Extractes  auf  3,  der  der  Tinctur  auf  0,025  und  der  des 
Liniments  auf  0,25  o/^  normirt  werden.  Zur  Ermittelung  des 
Alkalo'idgehaltes  empfiehlt  Barclay  folgendes  Verfahren:  Zehn 
Gramm  fein  gepulverte  Wurzel  erschöpft  man  mit  je  60  Th.  Al- 
kohol und  Chloroform,  schüttelt  das  Percolat  mit  schwefelsäure- 
haltigem Wasser  dreimal  aus,  wäscht  die  saure  Alkalo'idlösung 
mit  Chloroform,  macht  sie  dann  alkalisch,  zieht  das  Alkalo'id  mit 
«iner  Mischung  von  Aether  und  Chloroform  aus,  dampft  den  Aus- 
zug über  dem  Wasserbade  ab,  fügt  dem  erhaltenen  Extracte  5  cc 
Essigsäure  und  20  cc  destillirten  Wassers  zu  und  erwärmt  das 
Ganze  über  dem  Wasserbade  unter  Umrühren  so  lange,  bis  eine 
homogene  Masse  entstanden  ist.  Man  bringt  dieselbe  dann  in 
eine  100  cc  haltende  Flasche,  wäscht  die  Abdampfschale  mit 
etwas  destill.  Wasser  nach,  giebt  40  cc  einer  25  o/o  igen  Bleiacetat- 
lösung  zu,  schüttelt  um  und  füllt  das  Ganze  auf  100  cc  auf.  Nach 
einigen  Stunden  filtrirt  man  50  cc  in  einen  Messcylinder  von 
100  cc  ab,  fugt  40  cc  einer  gesättigten  Lösung  von  Natrium- 
phosphat zu  und  füllt  mit  dest.  Wasser  auf  100  cc  auf.  Nach 
gehörigem  Umschütteln  lässt  man  12  Stunden  stehen,  damit  sich 
das  Bleiphosphat  völlig  absetzt,  und  bringt  50  cc  in  einen  Glas- 
scheid etrichter,  versetzt  mit  Ammoniak  und  zieht  das  präcipitirte 
Alkalo'id  nach  und  nach  mit  Chloroform  aus,  bringt  letzteres  in 
eine  tarirte  Abdampfschale,  dampft  über  kochendem  Wasser  ab 
und  wiegt  das  restirende  Alkalo'id.     Dasselbe   wird  dann  in  5  co 

N  N 

einer    jrr  HCl  gelöst  und  mit  j^  KHO  titrirt,  indem  man  dabei 

Methylorange  als  Indicator  verwendet.  Multiplicirt  man  den  er- 
haltenen Betrag  mit  40,  so  hat  man  die  in  100  g  Wurzel  ent- 
haltene Alkalo'idmenge.  —  Zur  Darstellung  eines  standardisirten 
Extractes  wendete  Verfasser  folgendes  Verfahren  an:  16  Unzen 
fein  gepulverter  Wurzel  macerirt  er  48  Stunden  lang  mit  50 
Unzen  rectif.  Weingeist,   bringt  das  Gemenge  in  einen  rercolator 

1)  Pharm.  Journ.  and  Transact  1893,  No.  1184,  740—742. 


Extraeta.  607 

und  setzt  die  Percolation  mit  einem  Gemisch  von  rectif.  Weingeist 
und  Wasser  so  lange  fort,  bis  50  Unzen  Fluidextract  erhalten 
werden.  i)ann  destillirt  man  den  Spiritus  ab  und  dampft  den 
Rückstand  zur  Extractdicke  ab.  Dieses  Extract  bezeichnet  man 
mit  A.  Verfasser  erhielt  580  grains.  Nun  setzt  man  die  Perco- 
lation der  Remanenz  mit  einer  Mischung  von  Spiritus  und  Wasser 
fort,  bis  man  20  Unzen  Fluidextract  erhält.  Dieselben  ergaben 
1277  grains  Extract  (Extract  B).  Alsdann  bestimmt  man  nach 
angegebener  Methode  den  Alkaloidgehalt  von  Extract  A  und  den 
von  Extract  B.  Ersteren  fand  Verf.  in  dem  concreten  Falle  zu 
5,31  o/o,  letzteren  zu  0,809  o/o.  Nun  ist  auszurechnen,  wieviel 
Extract  A  man  zu  Extract  B  mischen  muss,  um  ein  Extract  von 
3  o/o  Stärke  zu  erhalten.  In  dem  Falle  des  Verfassers  kamen  auf 
22  Theile  A  23  Theile  Extract  B.  In  ähnlicher  Weise  sind  stan- 
dardisirte  Tincturen  und  Linimente  ebenfalls  darzustellen. 

Zur  Prüfung  des  Extractum  Cinchonae  liquidum  de  Vrij, 
Bekanntlich  hat  de  Vrij,  der  zuerst  zur  richtigen  Darstellung  des 
flüssigen  Extractes  aus  cultivirter  ostindischer  Succirubrarinde  an- 
regte, nur  dasjenige  als  das  richtige,  woran  er  seinen  Namen  ver- 
knüpfte, anerkannt,  welches  in  Vacuo  bereitet  ist  und  ausserdem 
wenigstens  5  o/o  Alkaloide  und  wenigstens  7  o/o  Chinotannate  ent- 
hält. Zur  Prüfung  des  Gehaltes  an  diesen  letzteren  Stoffen  giebt 
de  Vrij  ^)  die  folgende  Methode:  Man  wägt  in  einem  tarirten 
Schälchen  10  g  des  Extractes  ab  und  giebt  10  cc  einer  10  o/o  igen 
Natriumacetatlösung  dazu.  Ist  das  Extract  in  der  That  im 
luftleeren  Räume  eingedampft,  so  wird  das  durch  Beifügung 
der  Natriumacetatlösung  entstandene  breiartige  Gemisch  nur  sehr 
wenig  gefärbt  erscheinen  und  beim  Umrühren  mit  einem  Glas- 
stäbchen hellrosa  gefärbt  sein.  Man  stellt  das  Schälchen  sofort 
auf  das  Wasserbad,  wobei  das  Ghinotannat  fast  unmittelbar 
schmilzt  und  die  überstehende  Flüssigkeit  klar  wird.  Sobald  dies 
geschehen  ist,  nimmt  man  das  Schälchen  vom  Wasserbade  und 
lässt  es  erkalten.  Die  überstehende  Flüssigkeit  wird  dann  trübe, 
indem  das  Ghinotannat  fest  wird  und  am  Boden  haftet.  Man 
giesst  nun  die  trübe  Lösung  in  ein  kleines  Becherglas  und  lässt 
zum  Absetzen  24  Stunden  ruhig  stehen,  indem  man  die  letzten 
Tropfen  Flüssigkeit  im  Schälchen  mit  Filtrirpapier  entfernt.  Das 
Schälchen  nebst  Inhalt  wird  auf  dem  Wasserbade  getrocknet  und 
gewogen,  sobald  constantes  Gewicht  eingetreten  ist,  was  befördert 
wird,  wenn  man  das  Ghinotannat  fortwährend  rührt  und  fein  reibt, 
wobei  es  in  ein  hellrothes  Pulver  umgewandelt  wird.  Beträgt  das 
Gewicht  dieses  Pulvers  0,7  g  oder  mehr  und  besitzt  es  die  ge- 
forderte blassrothe  Farbe,  so  kann  man  gewiss  sein,  dass  das 
Extract  mehr  als  das  geforderte  Minimum  von  7  o/o  Ghinotannat 
von  guter  Qualität  liefert,  und  braucht  man  sich  um  die  abge- 
gossene und  zum  Absetzen  hingestellte  Flüssigkeit  nicht  zu  küm- 
mern.   Falls  die  Menge  des  gewogenen  Chinotannats  aber  geringer 

1)  Pharm.  Weekbl.  1892,  No.  46. 


608  Extraeta. 

ist  als  0,7  gy  so  wird  die  abgegossene  und  klar  gewordene  Flüssig- 
keit von  dem  entstandenen  Bodensatze  abgegossen,  dieser  in  wenig 
Weingeist  gelöst,  der  Weingeist  verdampft  und  der  trockene  Rück- 
stand gewogen.  Das  Gesammtgewicht  des  Chinotannats  muss  dann 
wenigstens  0,7  g  betragen. 

Zur  Bestimmung  des  Hydrastingehaltes  in  Extract.  Hydrastis 
fluid,  empfiehlt  E.  6.  Eberhardt^)  folgende  Methode:  In  einem 
125  cc  haltigen  Erlenmejer'schen  Kolben  werden  25  cc  des  Fluid- 
extractes  auf  etwa  60^  erwärmt,  dann  nach  und  nach  10  cc 
Aether  und  schliesslich  25  cc  einer  2  o/o  igen  Ammoniaklösung 
hinzugesetzt.  Der  Inhalt  der  Flasche  wird  durch  Schwenken 
gründlich  gemischt  und  dann  für  12  Stunden  bei  Seite  gestellt» 
Während  der  ersten  zwei  Stunden  wird  die  Flüssigkeit  hin  und 
wieder  umgeschwenkt.  Nach  12  stündigem  Stehen  wird  dieselbe 
mit  dem  Niederschlage  auf  einen  Trichter  gegossen,  dessen  Mün- 
dung zuvor  mit  Watte  lose  verstopft  und  dann  tarirt  worden  ist. 
Die  Flüssigkeit  läuft  leicht  ab  und  die  flockige,  gefärbte  Ausschei- 
dung fliesst  durch  die  Wolle,  während  die  K^stalle  auf  dieser 
zurückgehalten  werden.  Dieselben  werden  mit  destillirtem  Wasser 
gewaschen,  bis  dieses  farblos  abläuft.  Dann  wird  der  Trichter 
mit  Inhalt  bei  80  bis  90°  getrocknet  und  gewogen  und  damit 
nach  Abzug  der  Tara  das  Gewicht  des  Hydrastins  gefunden.  Mit 
4  multiplicirt,  ergiebt  dasselbe  den  Procentgehalt  des  Extractes.  — 
Nach  Angaben  von  F.  A.  Thompson  *)  betrug  der  Alkalo'idgehalt 
in  9  Sorten  Rhiz.  Hydrastis  3,0—4,2  %  Berberin  und  1,8—2,7  o/o 
Hydrastin. 

VirgilGoblentz')  hat  die  einzelnen  Methoden  von  Beckurts, 
Dunstan,  Lyons  und  Lloyd  zur  Werthbestimmung  des  Extrc^ctum 
Strychni  einer  vergleichenden  Untersuchung  unterzogen.  Nach 
Beckurts  ist  das  trockne  Extract  in  einem  Scheidetrichter  in  einer 
Mischung  von  Alkohol,  Ammoniak  und  Wasser  zu  lösen,  hierauf 
wiederholt  mit  so  viel  Chloroform  auszuschütteln,  bis  alles  Alka- 
loid  der  Lösung  entzogen  ist.  Zur  Alkaloidbestimmung  selbst  ist 
Vio  N.  Schwefelsäurelösung  und  ^loo  N.  Natronlösung  anzuwenden. 
Dunstan  und  Short  lösen  das  Extract  in  wässeriger  Sodalösung  im 
Scheidetrichter,  schütteln  die  Lösung  zur  Entfernung  der  Alkaloidemit 
Chloroform  aus,  behandeln  die  chlorformige  Lösung  mit  verdünnter 
Schwefelsäure,  in  welche  die  Alkalo'ide  übergehen,  während  das 
Chloroform  den  Farbstoff  und  Fette  in  Lösung  behält.  Zu  der 
sauren  Alkalo'idlösung  giebt  man  Chloroform  und  Anmioniak  im 
Ueberschuss,  dampft  das  Chloroform  ab  und  wiegt  den  Rückstand. 
Nach  Lyons  löst  man  das  Extract  in  schwefelsäurehaltigem  Wasser 
unter  Zusatz  von  Aether,  wäscht  dann  zur  Entfernung  der  Fett- 
und  Farbstoffe  die  Lösung  nach  und  nach  mit  Aether  und  dann 
mit  einer  Mischung  von  Chloroform  und  Aether  aus,  giebt  hierauf 
überschüssiges  Ammoniak  zu  und  zieht  alsdann  die  Alkalo'ide  nach 


1)  Amer.  pharm.  Randsch.  1898,  160.  2)  ebendori 

S)  Amer.  pharm.  RundBch.  1893,  169. 


Extraeta.  609 

und  nach  durch  eine  Mischung  von  Chloroform  und  Aether  aus, 
dampft  diese  ab  und  wiegt.  Nach  Lloyd  soll  man  das  getrocknete, 
gewogene  Extract  in  einer  geeigneten  Flüssigkeit  lösen  und  hier- 
von 5  oder  10  cc  zur  weiteren  Bestimmung  verarbeiten.  Sich 
hieran  anschliessend,  verfuhr  Verfasser  folgendermaassen:  1  g  des 
bei  100  °  C.  getrockneten  Extractes  wird  in  einer  graduirten  Röhre 
mit  20  cc  einer  Mischung  von  4  Theilen  Alkohol  und  1  Theil 
Wasser  übergössen,  bei  gelinder  Wärme  gelöst  und  dann  mit  dem- 
selben Menstruum  auf  25  cc  aufgefüllt  Mit  Hülfe  einer  Pipette 
oder  graduirten  Röhre  zieht  man  nun  genau  5  cc  (gleich  0,2  g 
Extract)  ab,  spült  mit  10  cc  Chloroform  nach,  giebt  zu  dieser 
Mischung  von  Extract  und  Chloroform  alsdann  1  cc  Eisenchlorid- 
lösung und  hernach  überschüssiges  Natriumbicarbonat,  rührt  tüchtig 
um,  j^gt,  wenn  nöthig,  einen  Tropfen  Glykoselösxmg  zu  und  ver- 
setzt nach  und  nach  mit  etwas  Chloroform,  um  sämmtliche  Alka- 
lo'ide  zu  lösen.  Den  Ueberschuss  der  Lösung  verwendet  man  zu 
Controlversuchen.  Den  erhaltenen  Rückstand  dagegen  löst  man 
in  1  cc  Alkohol  und  dampft  aufs  Neue  ab.  Auf  diese  Weise  wird 
alles  Chloroform  entfernt.  —  Alkalo'idische  amorphe  Rückstände 
sind  oft  hygroskopisch  und  zwar  meist  in  solchem  Maasse,  dass 
ihr  Gewicht  sogar  während  des  Wagens  zunimmt.  Hierzu  benutzt 
man  am  geeignetsten  ein  becherförmiges  Glas  mit  eingeschliffenem 
Deckel;  nachdem  man  bei  110^  C.  getrocknet,  setzt  man  den 
Deckel  auf  und  lässt  im  Exsiccator  erkalten.  Nachstehend  giebt 
Verfasser  eine  Tabelle  der  Resultate,  die  er  (a  und  b)  und  G.  0. 
Wells  (c  und  d)  nach  den  verschiedenen  Methoden  erzielte. 

1.  Beckurts      2.  Dunstan         3.  Lyons  Lloyd 

Gewicht  Titer  Gewicht  Titer  Gewicht  Titer        Gewicht      Titer 


a. 

12,10 

9,11 

11,40 

8,93 

10,80 

9,15 

9,38 

9,26 

9,18 

b. 

12,32 

11,31 

10,90 

_ 

9,45 

9,31 

9,23 

c. 

11,98 

9,18 

12,15 

9,01 

10,98 

8,98 

9,63 

9,29 

9,16 

d. 

12,08 



11,95 

11,15 



9,40 

9,28 

9,21 

Nach  den  Methoden  1,  2,  3  (Ebctraction  der  Alkalo'ide  durch 
Ausschütteln  mit  Chloroform  oder  Aether  und  verdünnter  Schwefel- 
säure) erzielt  man  höhere  und  differirendere  Ziffern,  weil  eben 
trotz  aller  Sorgfalt  und  Geschicklichkeit  des  Arbeitenden  doch 
Fett-  und  Extractivstoffe  in  das  Endergebniss  hereinkommen. 
Wendet  man  aber  Chloroform  für  sich  allein  an,  so  verbleibt  etwas 
Alkalo'id  im  Rückstande.  Die  volumetrische  Prüfung  giebt  an, 
wie  gross  die  Differenz  zwischen  dem  gefundenen  und  dem  wahren 
Alkalo'idgehalt  ist,  indess  erfordert  die  Titration  so  viel  Geschick- 
lichkeit und  langjährige  Uebung,  dass  mancher  gerne  nach  der 
Gewichtsmethode  greifen  wird.  Die  Resultate,  die  der  Verfasser 
nach  der  maassanalytischen  und  gewichtsanalytischen  Methode 
durch  das  von  ihm  modificirte  Lloyd'sche  Verfahren  erzielte,  sind 
sehr  annähernde.  Zur  weiteren  Prüfung  machte  Verfasser  einen 
Control versuch  mit  100  cc  einer  alkoholischen  Lösung,  die  0,1  g 
einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Strychnin  und  Brucin  enthält. 

Pbannaceiititeher  Jahresberieht  f.  1898.  89 


610  Eztraota. 

Ein  Theil  dayon  ergab  nach  dem  Lloyd'schen  Extractionsverfiahren 
0»0112o/o,  nach  der  Titrirmethode  0,0110  o/o  Alkaloidgehalt  Ein 
zweiter  0,0115  o/q,  beziehang^sweise  0,0112%. 

Extrachitn  Chinae  frigide  paraium.  Zur  Bereitung  dieses 
Eztractes  schlägt  Vor&cek  in  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.- 
Ver.  ^)  das  folgende  eigenartige  Verfahren  vor:  Die  Chinarinde 
wird  bei  niedriger  Temperatur  mit  hinreichenden  Mengen  destil- 
lirten  Wassers  völlig  ausgezogen,  die  Auszüge  im  Vacuum  zur 
dicken  Eztractconsistenz  eingedampft,  dann  in  der  fünffachen 
Menge  destillirten  Wassers  gelöst  und  die  Lösung  in  einem  weit- 
halsigen  Gefässe  bei  Winterkälte  zum  Gefrieren  hingestellt.  Die 
feste  eisige  Masse  wird  in  kleine  Stückchen  zerschlagen  und  diese 
in  einem  Räume  von  etwa  +  5^  0.  auf  ein  Filter  gebracht.  Die 
Stücke  schmelzen  allmählich  auf  dem  Filter,  und  die  Filtration 
geht  yerhältnissmässig  rasch  von  statten.  Das  Filtrat  wird  im 
Vacuum  zur  gewünschten  Gonsistenz  eingedampft.  Auf  diese  Weise 
lassen  sich  nach  Vordeck  trübe  lösliche  Eztracte  in  klar  lösliche 
überführen. 

Extractum  Füieis.  In  einem  Aufsatze,  betitelt:  „lieber  die 
wirksamen  Bestandtheile  von  Rhizoma  Filicis  maris"  weist  R.  Ro- 
bert') an  der  Hand  ?on  acht  einzeln  beschriebenen  Thatsachen 
nach,  dass  in  Rhizoma  Filicis  keineswegs  die  Filixsäure  das  einzig 
wirksame  Agens  sei,  dass  vielmehr  die  wurmwidrige  Wirkung  des- 
selben und  des  daraus  dargestellten  Eztractes  mit  durch  den  Ge- 
halt an  ätherischem  Oele  bedingt  würde,  welches  vermittest  des 
fetten  Filizöles  ein  inniges  Gemisch  oder  gar  eine  lockere  chemische 
Verbindung  mit  der  Filixsäure  bildet  In  dieser  Form  wird  das 
Gemisch  im  Darm  rasch  emulgirt,  umspült  allseitig  die  Band- 
würmer und  lähmt  sie,  so  dass  ein  rechtzeitig  nachgeschicktes 
Abfuhrmittel  sie  per  anum  abfuhrt.  Dass  sie  dadurch  nicht  ab- 
getödtet  werden,  beweist  ihr  Wiederaufleben  in  warmem  Wasser. 
Eobert  empfiehlt,  Filixeztracte  recht  verschiedener  Provenienz  auf 
ihren  Gehalt  an  amorpher  Filixsäure,  sowie  an  fettem  und  an 
ätherischem  Oele  zu  untersuchen,  damit  sich  allmählich  ein  Urtheil 
darüber  gewinnen  lasse,  ob  die  von  der  Praxis  der  Aerzte  als 
brauchbar  herausgefundenen  Extracte  sich  von  unbrauchbaren  nur 
durch  einen  Mehrgehalt  an  amorph  gebliebener  Filixsäure,  wie 
Poulsson  glaubt,  unterscheiden,  oder  auch  durch  einen  Mehrgehalt 
an  OeL  — 

Eine  Thatsache,  auf  welche  neuerdings  Weppen  und  Lud  er  s 
nachdrücklichst  aufmerksam  machen,  ist  die,  dass  Extract  aus  Filix- 
rhizomen,  welche  im  Frühjahr  gesammelt  sind,  eine  sehr  unsichere 
Wirkung  besitzen.  Es  soll  deshalb  nur  Herbstwurzel  zur  Ver- 
wendung kommen.  Die  Farbe  des  Extracts  muss  grünlich  s6in, 
und  darf  nie,  wenn  lege  artis  Ph.  G.  III  aus  Herbstwurzel  bereitet, 
tiefgrün  sein  (s.  auch  Jahresber.  1892,  621). 

Der  Umstand,  dass  das  Füixextract  zu  Preisen  in  den  Handel 


1)  Daroh  Pharm.  Gentralh.  1898,  116.        2)  Pharm.  Pott  1892,  Nr.  62. 


Eztracta.  611 

gebracht  wird,  die  sich  wesentlich  niedriger  als  früher  stellen, 
hat  Yon  Terschiedenen  Seiten  die  Vermathnng  laut  werden  lassen, 
dass  derartige  Extracte  nicht  lege  artis  bereitet  seien  nnd  eine 
ausgesprochen  grüne  Farbe  des  Extractes  auf  Yorgenommene  Fäl- 
schung, beziehungsweise  Auffarbnng  mit  Chlorophyll  deute.  Ohne 
das  pro  und  das  contra  zu  erörtern,  möchten  Greheu.  Co.  i)  nur 
darauf  hinweisen,  dass  dies  nicht  immer  zutre£Eend  ist.  Das  aus 
der  letzten  (1892)  Herbstgrabung  gewonnene  Extract  eigener  Dar- 
stellung besass  —  wohl  eine  Folge  der  Trockenheit  des  Jahres  — 
lebhaft  grüne  Farbe,  ohne  dass  ein  anderer  Zusatz  stattgefunden 
hätte. 

Nach  V^eppen  u.  Lüders')  ist  die  Farbe  eines  reinen  nach 
dem  D.  A.  B.  III  hergestellten  Farnextractes  gelblichgrün, 
nicht  tiefgrünl  Eine  reingrüne  Färbung  rührt  von  zugesetztem 
fremden  Chlorophyll  oder  von  einem  Kupfergehalte  her.  Der 
Nachweis  des  Kupfers  gelingt  am  besten,  wenn  man  die  Asche 
des  Extractes  mit  Salzsäure  aufnimmt  und  nach  bekannter  Weise 
auf  Kupfer  prüft.  In  zwei  Fällen  wurden  die  Kupfermengen 
quantitativ  bestimmt  und  56  bezw.  44  mg  Cu  in  100  g  Extract 
gefunden. 

R  Beckurts  und  Peters^)  konnten  in  zwei  schön  grün 
gefärbten  Handelspräparaten  0,135  bezw.  0,044  ^/o  Kupfer  nach- 
weisen. Ein  selbst  hergestelltes,  sowie  ein  gelblichgrünes  Handels- 
präparat gaben  eine  weisse  Asche,  in  deren  Auszug  Kupfer  nicht 
nachweisbar  war.  Aus  den'  vorliegenden  Untersuchungen  ergiebt 
sich,  dass  die  tiefgrün  gefärbten  Filixextracte  mit  Misstrauen  zu 
betrachten  sind,  und  dass  die  gelblichgrüne  Farbe  desExtractum 
Filicis  die  normale  ist.  Alle  rein  grün  gefärbten  Extracte  sind 
einer  qualitativen  Untersuchung  auf  Kupfer  zu  unterziehen.  Zu 
dem  Zwecke  empfiehlt  es  sich,  5  g  des  Extracts  zu  veraschen, 
die  Asche  in  verdünnter  Salzsäure  zu  lösen  und  die  Lösung  mit 
überschüssigem  Ammoniak  zu  versetzen,  blaue  Färbung  zeigt 
Kupfer  an. 

Das  in  Russland  bereitete  und  auch  allgemein  bekannte 
Famextract  heisst  Extractum  Filicis  maris  „Wolmarense"  und  ver- 
dankt seinen  Namen  der  livländischen  Stadt  Wolmar,  in  deren 
Umgebung  Aspid.  Filix  mas  sehr  viel  vorkam,  jetzt  aber 
durch  zu  häufiges  Graben  fast  vollständig  verschwunden  ist 
„Es  ist  —  so  sagt  ein  Einsender  E.  F.  ^)  aus  Riga  —  aber 
nun  nach  meinen  Erfahrungen  durchaus  nicht  nothwendig, 
dass  das  Extract  aus  der  aus  Wolmar  stammenden  Wurzel 
bereitet  wird.  Aspidium  Filix  mas  aus  anderen  Gegenden  wirkt 
genau  ebenso  gut,  wie  das  aus  Wolmar  stammende.  Ich  z.  B. 
brauche  nur  eine  Wurzel,  die  aus  der  Umgebung  Rigas  stammt, 
und  ist  die  Wirkung  beider  Extracte  eine  gleiche.  Die  Ausbeute 
beträgt  an  Extract,  sowohl  aus  der  in  Wolmar  selbst,  wie  auch 


1)  Handelsber.  von  Gehe  n.  Co.  1893,  Apr.  2)  Pharm.  Ztg.  1898# 

722.  8)  Apoth.  Ztg.  1893,  694.  4)  Pharm.  Centralh.  1898,  118. 

89* 


612  Extraeta. 

aus  hier  gesammelter  Wurzel  ca.  9  bis  10  <>/o  Extr.  spissum  (yoU- 
ständig  ätherfrei).  Was  nun  die  Wirksamkeit  anbelangt,  so  glaube 
ich  es  dahin  zu  erklären,  dass  das  in  Deutschland  bereitete  Extract 
gewöhnlich  als  Extr«  fluid,  in  den  Handel  kommt,  während  wir 
hier  nur  ein  Extr.  spissum  benutzen.  Zur  Darstellung  wird  hier 
natürlich  auch  nur  eine  frisch  gesammelte  und  rasch  getrocknete, 
Ton  schlechten  Stellen  befreite  Wurzel  benutzt^' 

Wie  W.  Grüning^)  mittheilt,  hat  das  Wolmar'sche  Extract 
die  Farbe  eines  jeden  anderen  derartigen  Präparates,  die  Gonsi- 
stenz  kommt  jedoch  derjenigen  der  dicken  Extracte  gleich.  Grii- 
ning  giebt  trotz  des  zehnfach  theuereren  Preises  nie  ein  anderes 
Präparat  ab,  weil  es  in  seiner  Praxis  auffallenderweise  noch  nie 
seine  Wirkung  gegen  jede  Art  von  Bandwürmern  versagte,  dabei 
nicht  mehr  unangenehme  Nebenwirkungen  äussert,  als  die  gleiche 
Dosis  anderer  Präparate.  Wodurch  die  Yorzügliche  Wirkung 
hervorgebracht  wird^  vermag  Verf.  nicht  anzugeben.  Wahrschein- 
lich beruht  sie  auf  dem  grossen  Gehalt  an  Filixsäure.  Ob  dieser 
durch  eine  für  die  Pflanze  besonders  günstige  Bodenbeschaffenheit 
um  Wolmar  oder  allein  durch  das  nördliche  Klima  bedingt  ist, 
vermag  Grüning  ebenfalls  nicht  zu  entscheiden.  Sicher  jedoch  ist 
er  nicht  einer  besonderen  Darstellungsmethode  zu  verdanken. 

Ueber  eine  Verfälschung  von  Extractum  Hyoscuamiy  welches 
durch  seine  lebhaft  grüne  Farbe  auffiel,  berichtet  S.  Seybold*). 
Dasselbe  enthielt  gegen  15  ^/o  eines  feinen  grünen  Pflanzenpulvers, 
welches  beim  Filtriren  der  Lösung  des  Extractes  zurückblieb. 

Ueber  Extractum  MaUi  s.  Nalirungs-  und  Genussmittel. 

Succus  LiquirUiae  depuratus  Marke  Helfenberg.  Statt  des 
nach  dem  Arzneibuche  aus  rohem  Lakritzen  hergestellten  Succus 
Liquiritiae  depuratus  ist  mit  Vortheil  ein  aus  der  getrockneten 
Wurzel  direct  bereitetes  Präparat  zu  verwenden,  wie  es  von  der 
chemischen  Fabrik  Helfenberg  bei  Dresden  dargestellt  wird.  Das 
Präparat  liefert  klare  Lösungen  und  besitzt  einen  angenehm  süssen 
Geschmack  ohne  kratzenden  Nebengeschmack.  Aus  demselben 
Präparat  fertigt  genannte  Fabrik  Gachou  und  Salmiaktabletten, 
welche  letzteren  durch  Comprimiren  des  mit  Salmiak  gemischten 
und  gepulverten  Succus  hergestellt  werden.  Gachou  und  Salmiak- 
tabletten werden  auch  in  eleganter  Aufmachung  für  den  Hand- 
verkauf geliefert  *). 

Succus  liquir,  depuratus  aus  Lakrüzen  „SanU<is  Tifiis'^;  von 
E.  ütescher*). 

Fluidextracte.  F.  Hoff  mann  ^)  macht  den  Vorschlag,  zur 
Herstellung  von  Fluidextracten  starke  60  ^/o ige  Essigsäure  an- 
statt verdünnten  oder  starken  Alkohols  zu  verwenden.  Namentlich 
für  Drogen,  welche  reich  an  Gehalt  von  ätherischen  Gelen  und 
aromatischen    Harzen    sind,    soll   sich    dieses    Extractionsmittel, 


1)  Pharm.  Gentralh.  1898,   128.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  480. 

8)  Pharm.  Gentralh.  1893,  12.  4)  Apoth.  Ztg.  1893,  585.  5)  Amer. 

Pharm.  Eundsohaa  1898,  40. 


Extraeta.  613 

welches  zur  Herstellung  von  Gewürzextracten  für  die  Nahrungs- 
mittelindustrie sich  aufs  Beste  bewährt  haben  soll,  eignen.  Ein 
Vortheil  der  Methode  ist,  dass  die  Anwendung  von  Wärme  völlig 
vermieden  worden  kann.  Der  Säuregehalt  der  EIxtracte  könne 
bei  der  Herstellung  im  Grossen  und  bei  Benutzung  des  Reperco- 
lationsverfahrens  willkürlich  reducirt  werden,  wenn  von  den  nach 
dem  ersten  Percolate  erhaltenen  schwächeren  Auszügen  der 
grössere  Theil  der  Essigsäure  durch  Destillation  wiedergewonnen 
wird.  Bei  der  dafür  erforderlichen  Temperatur  gehe  nur  ein 
geringer  Theil  der  aromatischen  Antheile  über,  so  dass  der  Rück- 
stand diese  zum  grössten  Theile  behält.  Hoffmann  glaubt,  dass 
nach  den  bis  jetzt  gemachten  Versuchen  mit  Belladonna  und  Nux 
vomica  das  Verfahren  auch  auf  arzneiliche  Drogen  angewendet 
werden  könne.  Die  Erschöpfung  des  Drogenpulvers  geschehe  nicht 
nur  schneller,  sondern  auch  vollständiger.  Parallelversuche  haben 
ergeben,  dass  der  Alkaloidgehalt  der  Essigsäureextracte  ein 
grösserer  und  constanter  sei,  auch  scheine  eine  Aenderung  oder 
Spaltung  der  Alkalo'id-  und  Glykosidcomplexe  durch  Essigsäure 
in  geringerem  Maasse  stattzufinden  als  durch  Alkohol. 

Desvignes^  hat  die  Bereitungsweise,  welche  das  Deutsche 
Arzneibuch  für  Fluideztracte  vorschreibt^  geprüft  und  sich  darüber 
wie  folgt  ausgelassen:  Das  Deutsche  Arzneibuch  schreibt  zum 
Erschöpfen  der  Drogen  Mie  Verwendung  von  verdünntem  Alkohol 
allein  oder  eines  Gemisches  von  solchem  mit  Glycerin  vor,  welches 
letztere  jedoch  nur  in  der  ersten  Hälfte  des  Extractionsprocesses 
zur  Verwendung  kommen  soll.  Mit  Alkohol  und  Glycerin  aber 
werden  die  Drogen  nicht  besser  erschöpft,  wohl  aber  der  Extrac- 
tionsprocess  in  die  Länge  gezogen.  Auch  verbietet  sich  dabei  die 
Verwendung  fein  gepulverter  Substanzen.^  Bei  gewissen  Drogen, 
deren  Bestandtheile  sich  beim  Abdestilliren  oder  Eindampfen  im 
zweiten  Theile  der  Operation  theilweise  verändern,  gestattet  ein 
geringer  Glycerinzusatz,  fast  vollkommen  das  Löslichbleiben  der 
Substanzen  zu  erzielen;  das  aber  ist  auch  der  einzige  Fall,  in 
welchem  die  Verwendung  von  Glycerin  bei  der  Herstellung  der 
Fluidextracte  discutirbar  erscheinen  könnte.  —  Desvignes  schlägt 
zur  Aufnahme  in  den  französischen  Codex  —  die  Fluidextracte 
fehlten  seither  unter  den  officinellen  Präparaten  in  Frankreich  — 
folgendes  Verfahren  vor:  Von  der  abtropfenden  Extractbrühe  sollen 
die  ersten  Vs  gesammelt  werden,  welche  bei  langsamer  Leitung 
des  Extractionsprocesses  */«  der  ausziehbaren  Substanzen  in  sich 
schliessen.  Nun  wird  der  Extractionsprocess  bis  zur  Erschöpfung 
fortgesetzt,  wozu  meist  das  fünf-  bis  sechsfachis  Gewicht  an  Lö- 
sungsmittel erforderlich  ist.  Die  letzten  Mengen  Alkohol  werden 
mit  destillirtem  Wasser  verdrängt  Die  nach  Beiseitesetzung  der 
ersten  ^/s  gewonnenen  Extractbrühen  werden  nun  vereinigt  und 
bei  mögÜchst  niedriger  Temperatur  auf  Vft  des  Gewichts  der  ver- 
wendeten Droge   eingedampft     Nach   völligem  Erkalten  werden 

1)  B6p.  de  Pharm.  1898,  No.  6. 


1 


614  Liquores. 

die  beiden  Eztractbriihen  gemischt  und  einige  Zeit  bei  Seite  ge- 
stellt. In  den  meisten  Fällen  findet  die  Mischung  statt,  ohne 
dass  dabei  eine  Trübung  einträte  und  es  ist  dies  ein  Zeichen,  dass 
bei  dem  Abdestilliren  bezw.  Verdampfen  der  Flüssigkeit  aus  der 
zweiten  Quantität  Extractbrühe  eine  Veränderung  der  gelösten 
Extractiystoffe  nicht  stattgefunden  hat  Zuweilen  aber  haben  diese 
Stoffe  an  Löslichkeit  eingebüsst  und  es  genügt  dann  eine  kleine 
Quantität  Glycerin,  welche  bei  der  Einstellung  des  Gesammt- 
gewichtes  natürlich  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  um  die  Elarlöslich- 
keit  wieder  herzustellen.  Die  Fluidextracte  sollen  nach  vier  bis 
fünf  Tagen  absoluter  Buhe  filtrirt  werden. 

Bezüglich  der  Darstellung  der  Fluidextracte  stimmt  £.  Die- 
terich ^)  der  Forderung  von  Linde  (s.  Jahresber.  1892,  613)  zu: 
Vermeidung  des  Abdampfens  der  Nachläufe  und  Einstellen  der 
Fluidextracte  auf  einen  bestimmten  Trockenrückstand.  Wir  wollen 
das  Schlussglied  dieser  Forderung  noch  hinzufügen:  Aufstellung 
einer  bindenden  Untersuchungsmethode,  ohne  welche  die  zu  er- 
haltenen Ergebnisse  nicht  vergleichbar  sind. 

Die  ständige  Commission^  zur  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  will  bei  dem  Artikel  ,jExtracta  flutda^'  folgende 
Aenderungen  vorgenommen  wissen. 

Die  Macerationsdaner  soll  aas  24  Stande%in  „48  Standen"  geändert 
werden.  Im  Absatz  4  sollen  die  Worte  gestrichen  werden :  „In  welchem  Ver- 
hältnisse die  Bestandtheile  des  Lösangsmittels  1  and  2  za  mischen  sind,  wird 
bei  jedem  einzelnen  Flaidesttracte  genau  angegeben."  Absatz  6  soll  folgende 
Fassung  erhalten :  „100  Theile  der  ffopalverten  Droge  werden  mit  der  hin« 
reichenden  Menge  des  Lösungsmittels  1  Übergossen  und  mit  diesem  innig 
vermischti  bis  die  Droge  Flüssigkeit  nicht  mehr  aufnimmt;  darauf  wird  die 
Mischung  in  einem  gut  yerschiossenen  Gefasse  2—8  Stunden  bei  Seite  g6> 
stellt'.  Das  Oemisch  wird  aemnachst  in  einen  geeigneten  Peroolator  so  mt 
eingedruckt,  dass  grössere  Lufträume  sich  nicht  bilden  können,  dann  nach 
und  nach  mit  soviel  des  Lösungsmittels  2  übergössen,  dass  der  Auszug  aus 
der  unteren  Oeffhung  abzutropfen  b^innt,  während  die  Droge  Yon  dem  Lö- 
sungsmittel 2  bedeckt  bleibt.  Nunmehr  wird  die  untere  Oemiung  desPerco- 
lators  geschlossen,  derselbe  oben  zugedeckt  und  das  Ganze  48  Stunden  bei 
15—20^  stehen  gelassen.  Nach  dieser  Zeit  lässt  man  in  der  Weise  abtropfen, 
dass  in  einer  Minute  15—20  Tronfen  abfliessen.  —  Zu  Extra  ct.  Gondu- 
rango  fluid,  soll  künftig  „mittelfein*'  ffepulverte  Rinde  yerwendet  werden, 
zu  Eztr.  Fran|fulae  fluid,  statt  zerschnittene  „gepulverte"  und  zu  Extr. 
Bydrastis  fluid,  statt  grob  gepulverter  „mittelfein**  gepulverte  Wurzel. 

Liquores. 

Der  „Verein  der  Apotheker  Berlins"*)  veröffentlichte 
Vorschriften  zur  Darstdlung  von  „Eisenflüssigkeiten^'. 

Auf  die  durch  die  Veröffentlichung  dieser  Vorschriften  her- 
vorgerufenen Auseinandersetzungen  zwischen  E.  Dieter  ich  ^)  und 
der   Commission  des  Vereins   der  Apotheker  Berlins  zur 


1)  Helfenb.  Annal.  1892.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,  619.        8)  Ebenda 

1898,  No.  27.  4)  Pharm.  Gentralh.  1898,  259. 


Liquores.  615 

BekämpfaDg   des  Speciaütätennnwesens  ^)    kann  an  dieser  Stelle 
nicht  näher  eingegangen  werden. 

Der  Verein  der  Apotheker  Berlins  yeröffentlichte später- 
hin folgende  Vorschriften  zu  den  Eisen flüssigkeiten: 

Liquor  Mangani  glucosat.  2  %  -Sfn. 

87  g  Kai.  permaDgan.  parisB.  löse  in: 
5000  g  Aq.  destill.  fervid. 
Der  auf  oa.  60^  erkalteten  Lösung  füge  hinzu:  50  g  Sacehar.  Amyli. 
Nach  einstündigem  Stehen  wasche  den  erhaltenen  Niederschlaff  durch 
Decantiren  und  Absetzenlassen  zweimal   aus,    sammle  denselben  auf  einem 
Tuche,  presse  leicht  ab  und  erwärme  ihn  unter  Zusatz  von: 

600  g  Sacehar.  Amyli 
225  ff  Liq.  Natr.  caust.  Ph.  6.  III 
in  einer  Porcellanschale  oder  besser  noch  PorzeHan-Infundirbüohse  solange 
auf  dem  Wasserbade,  bis  eine  herausgenommene  Probe  sich  in  Wasser  klar 
löst.  Die  erhaltene  Lösung  verdünne  mit  Aq.  destill.,  dem  5^0  Alkohol  zu- 
gesetzt sind,  bis  zum  Gewicht  von  1500  g.  (Will  man  das  Mangan,  glucosat. 
in  Pulverform  darstellen,  so  dampfe  man  die  erhaltene  Lösung  zur  Trockene 
ein  und  verreibe  die  Masse  mit  Sacch.  alb.  plv.  bis  zum  Gewicht  von  1000  g. 
Das  resultirende  hellbraune,  in  Wasser  leicht  lösliche  Pulver  enthält  dann 
8  V«  Mn.) 

Liquor  Ferri  peptonat.  0,6  7«  Fe. 

24  g  Ferr.  peptonat.  sicc.  löse  in: 
200  ff  Aq.  destill,  fervid. 
Der  erkalteten  Lösung  mische  hinzu : 

200  g  Sir.  simpl.  hierauf  versetze  mit: 
100  g  Liq.  Natr.  caust.  dilnt.  1  +  9, 
80  dass  der  Anfangs  entstehende  Niederschlag  wieder  gelöst  ist. 
Die  klare  Flüssigkeit  vermische  mit: 
870  g  Aq.  destill. 
100  g  Spiritus 

3  g  Tinct.  Anrant. 
1)5  g      „      aromat. 
1,5  ff      „      Vanill. 
gtt  Y  Aether  acetic. 

Liqtior  Ferri  peptonat.  e,  Mangan.  0,6  Vo  •^<^>  ^f^  Vo  -^^^ 

24  g  Ferr.  peptonat.  sicc.  löse  in: 
200  g  Aq.  destiU.  fervid. 
Der  erkalteten  Lösung  mische  hinzu: 

200  g  Sir.  simpl.,  hierauf  versetze  mit: 
100  g  Liq.  Natr.  caust  dilut.  1  -f  9, 
80  dass  der  Anfangs  entstehende  Niederschlag  wieder  gelöst  ist 
Die  klare  Flüssigkeit  vermische  mit: 

50  g  Liq.  Mangan,  glucosat  2  %, 
dem  vorher  einige  Tropfen  Liq.  Natr.  caust  bis  zur  deutlichen  schwach  al- 
kalischen Beaotion  zugesetzt  sind. 

Der  klaren  Mischung  fuge  hinzu: 
820  g  Aq.  destillat. 
100  g  Spiritus 

8  g  Tinct.  Aurant. 
1,5  g      „      aromat. 
1,5  g      „      Vanill. 
gtt  y  Aether  acetic. 


1)  Pharm.  Centralh.  1898,  290.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,  841. 


' 


616  Liquores. 

Liquor  F&rri  Mangan,  saochar,  0,6  7o  Fb^  0,1  %  Mn, 
200  g  Ferr.  ozydat.  sacchar.  Ph.  6.  III  löse  in: 
644  g  Aq.  destillat.  and  vermiscfae  die  Losung  mit: 
50  g  Liq.  Mangan,  glaoosat.  2% 
100  g  SpiritQB 
8  g  Tinct.  Aurant. 

1.5  g      „      aromat. 

1.6  g      „      Vanill. 
gtt  V  Aether  acetic. 

Diese  Vorschriften  sind  wie  die  zuerst  veröffentlichten  Ton 
E.  Dieterich^)  ebenfalls  bemängelt  worden  und  zwar  haupt- 
sächlich aus  folgenden  Gründen:  1.  ist  das  Manganglucosat  in 
Folge  der  verschiedenen  Eigenschaften  des  im  Handel  befindUchen 
Stärkezuckers  ein  ungleichmässiges  und  unzuverlässiges  Präparat, 
für  welches  die  neue  Vorschrift  noch  ausserdem  zu  wenig  Alkali 
angiebt;  2.  liefern  die  Vorschriften  zu  den  Peptonaten  nicht  diese, 
sondern  Saccharate  mit  freiem  Pepton.  Auch  hier  ist  für  die 
Anwendung  eines  25  <^/o  igen  Eisenpeptonates  zu  wenig  Lauge  vor- 
gesehen. 

Dem  gegenüber  suchte  die  technische  Commission  des  Ver- 
eins der  Apotheker  Berlins')  die  Zweckmässigkeit  der  von 
ihr  veröffentlichten  Vorschriften  darzuthun.  Die  im  Vordergrunde 
der  Meinungsverschiedenheit  stehende  Frage  ist  die:  „Ist  Eisen- 
peptonat  als  solches  in  einer  zuckerhaltigen  alkalischen  Flüssig- 
keit löslich,  oder  bildet  sich  beim  Zusammenkommen  dieser  drei 
Stoffe  Eisensaccharat  und  freies  Pepton?^' 

Die  quantitoHve  Trennung  und  Bestimmung  des  Eisens  und 
Mangans  in  detn  Ferro-Manganum  saccharatum  und  peptonatum 
und  in  dem  Liquor  Ferro-Mangani  saccharati  und  pepionati  führt 
E.  Dieter  ich')  in  der  Weise  aus,  dass  bei  dem  Saccharat  2  g, 
dem  Peptonat  1  g  und  bei  den  beiden  Liquores  der  Rückstand 
von  20  g  auf  einer  gewöhnlichen  Spiritusflamme  in  einer  Platin- 
schale zunächst  verascht  wird.  Darauf  wird  der  Rückstand  in 
möglichst  wenig  conc.  Salzsäure  gelöst,  die  Lösung  auf  etwa  100  cc 
verdünnt,  einige  Minuten  mit  etwas  Salpetersäure  gekocht,  um 
etwa  reducirtes  Eisen  wieder  zu  oxydiren,  annähernd  mit  kohlen- 
saurem Natron  neutralisirt  und  dann  mit  essigsaurem  Natron  über- 
sättigt. Die  Lösung  wird  so  lange  (etwa  15  Minuten)  gekocht, 
bis  sich  das  Eisen  vollständig  abgeschieden  hat  Nachdem  das 
Eisen  abfiltrirt  .ist,  wird  es  nochmals  in  Salzsäure  gelöst  und 
wieder  gefällt,  wie  oben  angegeben  worden  ist.  Der  gut  ausge- 
waschene Niederschlag  wird  getrocknet,  geglüht  und  gewogen. 
Fes  Os  :  2  Fe  —  gefundene  Menge  Fes  Os  :  x 
160      112 

Die  vereinigten  Filtrate  werden  auf  etwa  100  cc  eingedampft, 
der  heissen  Flüssigkeit  so  viel  Bromwasser  hinzugesetzt,  dass  sie 
stark  danach  riecht  und  die  Mischung  so  lange  gekocht,  bis  sich 
alles  Brom  wieder  verflüchtigt  hat.    Nachdem  das  gebildete  Per- 


1)  Pharm.  Ztg.   1898,   451  n.  489.  2)  Apoth.  Ztg.  1898,   870. 

8)  Helfenb.  AnnaL  1892. 


Olea.  617 

manganat  durch  einige  Tropfen  Alkohol  redacirt  worden  ist,  wird 
der  Niederschlag  abfiltrirt,  mit  heissem  Wasser  sorgfältig  aus- 
gewaschen, getrocknet,  geglüht  und  gewogen.  Der  Rückstand  be- 
steht aus  Manganoxyduloxyd  (Mns  O4) 

Mns  O4  : 3  Mn  —  gefundene  Menge  Mns  O4  :  x 
229  165 
Das  Keysser'sche  Präparat  enthielt  0,578%  Fe  und  Spuren 
Mn  (1),  das  Gude'sche  0,685  0/0  Fe  und  0,0447  %  Mn  (I).  Beide 
Präparate  sollen  annähernd  0,6  %  Fe  und  0,1  ^lo  Mn  enthalten. 
Im  Jahre  1890  wurde  in  dem  zuerst  genannten  Präparate  0,26  <^/o 
Fe  und  0,0072  0/0  Mn  und  in  dem  anderen  0,42  0/0  Fe  und 
0,036  0/0  Mn  gefunden. 

Olea. 

Leberthran  mit  Saccharin.  Einer  Anregung  von  Eisenschütz 
folgend y  hat  Mittelbach  ^)  dem  Leberthran  zur  Verbesserung 
des  Geschmacks  in  Essigäther  gelöstes  Saccharin  (in  neuerer  Zeit 
liefern  die  Fabrikanten  ein  Saccharin,  welches  vollständig  in  Essig- 
äther löslich  ist)  zugefügt  und  dadurch  ein  Präparat  erhalten, 
das  von  den  Kindern  sehr  gern  genommen  wird.  Die  Zusammen- 
setzung ist  folgende:  Olei  Jecoris  Aselli  100,0,  Saccharini  0,4, 
Aetheris  acet.  2,0.  Als  weitere  Zusätze  können  entweder  zwei 
Tropfen  Pfefferminzöl  oder  ein  Tropfen  Zimtöl  gegeben  werden. 

Myrrholin  und  MyrrhencrSme  (s.  auch  Jahresber.  1892,  629). 
Das  Myrrholin  wird  vom  Patentinhaber  nur  in  Gelatinekapseln 
abgegeben;  B.  S. ')  sagt  daher  ganz  richtig,  dass  es  durchaus 
nicht  angenehm  sei,  eine  Anzahl  harter  Gelatinekapseln  aufschnei- 
den und  entleeren  zu  müssen,  wenn  der  Arzt  das  Präparat  in 
anderer  Dosirung  und  mit  anderen  Zusätzen  verordnet,  als  der 
Patentinhaber  in  den  Handel  zu  bringen  beliebt.  B.  S.  giebt 
deshalb  gleichzeitig  eine  Vorschrift  zur  Herstellung  eines  dem 
Myrrholin  völlig  gleichen  Präparates,  welches  er  „Oleum  myrr- 
hatum'^  nennt.  Da  eine  Verwendung  von  Alkohol  bei  Herstel- 
lung des  Oleum  myrrhatum  ausgeschlossen  wird,  glaubt  B.  S.  einer 
Patentverletzung  aus  dem  Wege  zu  gehen.  Zur  Herstellung  von 
Oleum  myrrhatum  (Myrrholin)  werden  100  g  grob  gepulverte 
Myrrhe  durch  mehrtägiges  Maceriren  in  150  g  Aceton  gelöst. 
Femer  werden  100  g  Ricinusöl  in  einer  Schale  im  Dampfapparat 
erwärmt  und  die  filtrirte  Myrrhenharzlösung  in  kleinen  Mengen 
nach  und  nach  hinzugefügt  und  dabei  umgerührt.  Sobald  der 
Acetongeruch  verschwunden  ist,  wird  im  Dampftrichter  filtrirt. 
(Beim  Verdampfen  des  Acetons  muss  man  Vorsicht  gebrauchen, 
da  dessen  Dämpfe  leicht  entzündlich  sind!)  Zur  Herstellung  von 
Myrrhencr^me  giebt  B.  S.  folgende  Vorschrift:  Man  bereitet 
mit  Hülfe  von  150  g  Aceton  in  obiger  Weise  eine  Lösung  von 
100  g  Myrrhe  in  200  g  Ricinusöl  ohne  diese  zu  filtriren,   mischt 

1)  Wien.  klin.  Randsohau;  darch  Pharm.  Centralh.  1898, 116.  2)  Pharm. 
Ztg.  1898,  605. 


618  Püulae. 

250  g  OliveDÖl,  60  g  Cacaoöl  und  40  g  gelbes  Wachs,  die  vorher 
zusammengeschmolzen  waren,  hinzu  und  filtrirt  im  Dampftrichter* 
Das  Filtriren  der  Präparate  ist  nöihig,  weil  das  Aceton  gerade 
wie  auch  der  Alkohol  aus  der  Myrrhe  kleine  Mengen  gummiartiger 
Stoffe  auflöst,  die  sich  theils  bei  der  Lösung  in  Ricinusöl,  theila 
beim  Zusammenbringen  mit  dem  Salbengemisch  ausscheiden  und 
welche  die  geschmolzene  Masse  trübe  erscheinen  lassen. 

Zinhol.  Unter  diesem  Namen  hat  Lassar  eine  weiche,  weisse 
Paste  angegeben,  welche  aus  einer  Mischung  von  Zinkoxyd  und 
Olivenöl  besteht,  die  sich  durch  grösseren  oder  geringeren  Gehalt 
an  Zinkoxyd  dicker  oder  flüssiger  machen  lässt.  R.  Drews^ 
verwendet  für  das  Zinköl,  das  sich  bei  verschiedenen  Hautaffeotio- 
nen,  namentlich  Ekzem,  sehr  wirksam  erweist,  folgende  Vorschrift: 
Zinci  oxydati  30,0,  Olei  Olivarum  50,0,  M.  f.  pasta  moUis.  Die 
so  erhaltene  weiche  [Paste  lässt  sich  sehr  gut  mit  einem  Tusch- 
pinsel  auftragen,  nachdem  man  die  ekzematösen  Stellen  mit  Blei- 
wasser von  den  Secreten  gereinigt  und  etwaige  Krusten  ebenfalls 
damit  aufgeweicht  und  subgelöst  hat.  Je  nach  dem  Körpertheil» 
an  dem  das  Zinköl  zur  Verwendung  kommt,  bedient  man  sich 
der  Watte,  der  Mullbinden  oder  der  Wachsleinwand  zur  Be- 
deckung. 

Pilulae. 

Zum  Ueberzuckern  von  Pillen  giebt  G.  FaneP)  folgende» 
auch  im  Kleinen  verwendbare  Verfahren  an:  Man  feuchtet  die 
gut  getrockneten  Pillen  mit  einer  Mischung  von  Glycerin  1 : 2 
absol.  Alkohol  an  und  rollt  sie  dann  in  einer  Pulvermischung  aus 
4  Zucker,  2  Tragant  und  1  Stärkemehl.  Man  siebt  den  Ueber- 
schuss  ab,  feuchtet  die  Pillen  neuerdings,  jedoch  stärker  an,  und 
verfährt  nochmals  wie  angegeben.  Zum  Glaciren  der  Pillen 
feuchtet  man  sie  mit  einem  Gemisch  aus  Glycerin  1:2  Aether 
(vor  dem  Gebrauch  umzuschüttein)  an  und  rollt  sie  dann  in  einem 
Gemisch  von  Talk  und  präcip.  Kreide  zu  gleichen  Theilen.  Man 
kann  den  Talk,  um  farbige  Pillen  zu  erhalten,  event.  mit  beliebi- 
gem Farbstoff  versetzen.  Statt  der  Zuckermischung  kann  man 
bei  stark  riechenden  Pillen  (Kreosot-,  Ichthyol-  und  Creolinpillen) 
2  entöltes  Cacaopulver,  2  Zucker  und  1  Tragant  verwenden  und 
sie  dann  mit  einer  dünnen  Schicht  Cacaofett  überziehen.  —  Nach 
Vomacka')  gelingt  das  Glaciren  der  Pillen  am  schönsten  in  der 
Weise,  dass  man  sie  in  einem  Schächtelchen  mit  zerkleinertem 
Wallrat  mengt  und  hierauf  rasch  über  einem  offenen  Feuer  schüt- 
telt. Der  Wallrat  schmilzt  hierbei  und  legt  sich  an  den  Pillen 
in  einer  dünnen,  stark  glänzenden  Schicht  an. 

Mit  der  von  Fanel  mitgetheilten  Vorschrift  zum  Candiren  der 
PUlen  hat  R.  Klisch^)  befriedigende  Resultate  nicht  erzielt    Um 


1)  Deutsche  Med.-Ztg.;  darch  Pharm  Centralb.  1893, 141.         2)  Phann. 
Weekbl.  1892,  No.  37.  3}  Prag.  Pharm.  Rondsoh.  1893.  4)  Pharm. 

Ztg.  1893,  135. 


Pilalae.  619 

die  Pillen  zu  candires,  befeuchte  man  sie  mit  Sirup,  simpl.  (Muci- 
lago,  wie  yielfach  angegeben ,  ist  dazu  gar  nicht  geeignet),  indem 
ipan  sie  in  einer  flachen  Schale  in  dem  Sirup  mit  einem  Löffel 
herumrührt  Hierauf  bringe  man  sie  in  eine  runde  Blechbüchse, 
deren  Boden  mit  einem  Gemisch  aus  80  Th.  Amylum,  20  Th, 
Gummi  arabicum  und  20  Th,  Zuckerpulver  reichlich  bedeckt  ist, 
und  schüttele  sie  in  der  Büchse  einige  Minuten  lang.  Das  über-* 
schüssige  Pulver  siebe  man  ab  und  lasse  die  Pillen  trocknen. 
Alsdann  wiederhole  man  diese  Operation  noch  2  bis  3  Mal.  Statt 
der  obigen  Pulvormischung  kann  man  auch  Weizenmehl,  dem  man 
20  ^lo  Zuckerpulver  zugesetzt  hat^  zum  Gandiren  verwenden ;  nur 
das  letzte  Md  überziehe  man  die  Pillen  stets,  um  sie  weiss  zu 
erhalten,  mit  der  Mischung  aus  Amylum,  der  man  nach  Belieben 
Vanillin  zufügen  kann.  Je  nach  der  Grösse  der  Blechbüchse 
können  50  bis  200  Pillen  auf  einmal  in  Arbeit  genommen  werden. 

iküolvherztAg  für  DünndarmpiUen.  Die  schon  im  Jahresber. 
1892,  631  erwIUiDte  Herstellungsweise  von  Dünndarmpillen  ver- 
mittelst Salol  wurde  in  jüngster  Zeit  von  Dr.  med.  G.  Oeder^) 
zum  Gegenstand  von  Versuchen  gemacht. 

Bei  Versuchen,  welche  E.  Dieter  ich  *)  anstellte,  zeigte  sich, 
dass  von  14  nach  der  von  Oeder  angegebenen  Methode  mittels 
Salol  überzogenen  Pillen  bei  Maceration  mit  ganz  schwach  ange- 
säuertem Wasser  bei  36  ^  G.  drei  schon  nach  Verlauf  von  10  Mi- 
nuten starke  Einwirkung  zeigten,  nach  Verlauf  einer  Stunde  aber 
sämmtliche  Pillen  mehr  oder  weniger  starke  Bisse  aufwiesen. 
Dass  daher,  wie  Oeder  angiebt,  der  Sololüberzug  ein  sicheres 
impermeables  Transportmittel  für  Medicamente  durch  den  Magen 
sei,  sei  mindestens  zu  bezweifeln,  denn  es  sei  kaum  anzunehmen, 
dass  der  Salolüberzug  der  Einwirkung  des  in  Bewegung  befind- 
lichen Speisebreies  von  Körpertemperatur  erfolgreicher  widerstehe, 
ak  36^  warmem,  ganz  schwach  angesäuertem  W^asser.  Danach 
würde  das  Geberziehen  von  Pillen  mit  Salol  ziemlich  zwecklos  sein. 

Indifferente  PiUenmasse.  P.  Carlos ')  empfiehlt  als  Masse 
für  „Permanganat^'-Pillen  ein  Gemisch  aus  Kaolin  2  Th.,  ent- 
wässertem Natriumsulfat  1  Th.,  Wasser  1  Th.  Die  Masse  bleibt 
6  bis  10  Minuten  plastisch,  um  nach  ^ji  Stunde  ganz  hart  zu 
sein.  Wegen  ihrer  Indifferenz  ist  diese  Pillenmasse  für  alle  zer- 
setzliohen  Metallverbindungen  (Silbemitrat,  Goldchlorid,  Queck« 
silberjodid,  Kaliumpermanganat  etc.)  geeignet. 

Nach  den  Beschlüssen  der  ständigen  Commission«)  zur 
Bearbeitung  des  Arzneibuches  soll  aus  dem  Artikel  Pilulae  im 
Absatz  1  das  Wort  „Kreosot'^  gestrichen  und  in  Pilulae  aloe- 
ticae  f  er  rat.  statt  „entwässertes'^  (Ferrosulfat)  „getrocknetes^^ 
gesetzt  werden. 

Auf  eine   von   der  Belgischen  pharmaceutischen  Gesellschaft 

1)  Pharm.  Ziff.  1898,  627.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  719. 

8)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1898 ,  No.  10.  4)   Apoth.  Zig. 

1898,  619. 


1 


620  Pilulae. 

gestellte  Preisfrage  sind  nachstehende  Vorschriften  für  Jod- 
kaliumpiUen  eingegangen:  1.  5  Th.  Kalium  jodatum  werden 
auf  das  Feinste  zerrieben,  1  Th.  Amylum  pulveratum  damit  ge^ 
mischt  und  mit  genügend  Sirupus  simpIex  eine  weiche  Pillenmasse 
angestossen.  Die  Masse  muss  gut  durchgeknetet  werden,  da  sie 
sonst  nicht  genügend  plastisch  ist.  Die  Pillen  werden  in  Amylum 
gerollt.  (M.  van  Gool.)  —  2.  3  Th.  Kalium  jodatum  werden 
auf  das  Feinste  zerrieben,  mit  1  Th.  Oleum  Uacao  (neutrale) 
innig  verrieben  und  mit  genügend  Vaselin  zur  Pillenmasse  ange- 
stossen. Beim  Ausrollen  der  Pillen  wird  Talkpulver  verwendet 
und  Gummifinger  angezogen,  damit  jede  Berührung  der  Pillen  mit 
den  Fingern  vermieden  wird.  Die  fertigen  Pillen  werden  in  etwas  Wasser 
abgewaschen,  um  das  in  den  äussersten  Schichten  der  Pillen  be- 
findliche Kaliumjodid  zu  entfernen.  Die  mittelst  Filtrirpapier  ab- 
getrockneten Pillen  dürfen  nun  nicht  mehr  mit  den  Fingern  be- 
rührt werden.  Diese  Pillen  sind  nach  M.  Vincart  an  feuchter 
Luft  unveränderlich  und  können  selbst  unter  Wasser  aufbewahrt 
werden.  Der  Verfasser  schreibt  vor,  neutrales  und  von  jeder 
Feuchtigkeit  freies  Vaselin  zu  verwenden;  diesen  Anforderungen 
dürfte  dasselbe  wohl  für  gewöhnlich  entsprechen.  —  3.  Das  von 
Dryon  angegebene  Verfahren  ist  das  folgende:  Man  löse  5  Th. 
Kaliumjodid  in  4  Th.  Wasser,  setze  2  Th.  Gummipulver  hinzu 
und  dann  so  viel  Argilla,  als  nöthig  ist,  um  eine  weiche  Pillen- 
masse zu  erhalten,  die  sofort  zu  Pillen  ausgerollt  werden  muss, 
wobei  man  Argilla  zum  Bestreuen  verwendet.  —  4.  Nach  dem 
Verfahren  von  M.  Fayn  werden  2  Th.  Kaliumjodid  auf  das  Feinste 
zerrieben,  mit  1,5  Th.  gepulverter  Medicinalseife ,  1  Th.  Cacao- 
butter  und  genügend  Vaselin  zur  Pillenmasse  angestossen;  die 
Pillen  werden  in  Talkpulver  gerollt.  ^) 

Um  eine  quantitative  Bestimmung  des  Kreosots  in  Kreosot^ 
Präparaten^  uAe  Pillen ,  Kapseln  etc.  zu  ermöglichen,  benutzte  A. 
Schlicht')  die  Eigenschaft  des  Kreosots,  sich  durch  Aether  aus 
wässeriger  Flüssigkeit  ausschütteln  zu  lassen  und  den  Unterschied 
im  specifischen  Gewicht  von  Aether  und  Kreosot.  In  einer  Flasche 
von  ca.  300  cc  Inhalt  übergoss  Verfasser  eine  gewogene  Menge 
von  Kreosot  mit  100  cc  destillirtem  Wasser  von  17,5^  und  brachte 
hierzu  100  cc  mit  Wasser  gesättigten  Aether  von  derselben  Tem- 
peratur, schloss  die  Flasche  mit  einem  Gummistöpsel  und  durch- 
schüttelte mehrmals  kräftig  den  Inhalt  derselben.  Es  theilte  sich 
die  Flüssigkeit  in  ganz  kurzer  Zeit  in  zwei  vollkommen  klare 
Schichten,  deren  obere  von  dem  das  Kreosot  enthaltenden  Aether 
gebildet  wird.  Verfasser  bestimmte  in  einer  Reihe  von  Ver- 
suchen das  specifische  Gewicht  dieses  kreosothaltigen  Aethers  bei 
genau  17,5^  und  fand,  dass  das  specifische  Gewicht  der  ätheri- 
schen Kreosotlösung  in  genauem  Verhältniss  zu  der  angewendeten 
Kreosotmenge  zunaJbm,   und   zwar  für  1  g  des  zu  den  Versuchen 


1)  Jouni.  de  pharm.  d'Anvers  1898,  12.  2)  Pharm.  Ztg.  1898,  68. 


Pilulae.  621 

benutzten  Kreosots  um  0,0()477.  Diese  Methode  der  Ereosot- 
bestimmung  beruht  also  auf  denselben  Grundlagen,  wie  das  Soxh- 
let'sche  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Fettgehaltes  der  Milch. 
Es  sind  alle  Vorsichtsmaassregeln,  die  bei  diesem  Verfahren  nöthig 
sind,  auch  hier  anzuwenden :  Es  muss  immer  mit  denselben  Flüs- 
sigkeitsmengen und  bei  derselben  Temperatur  gearbeitet  werden^ 
wenn  genaue  Resultate  erzielt  werden  sollen.  Bei  den  vom  Ver- 
fasser gewählten  Mengen  yon  Aether  und  Wasser  zeigt  eine  Diffe- 
renz von  0,0001  im  spec.  Gew.  0,02097  g  Kreosot  an.  Die  rela- 
tive Genauigkeit  des  Verfahrens  hängt  von  der  Menge  des  zur 
Bestimmung  benutzten  Kreosots  ab.  Während  die  Differenz  von 
0,0001  im  specifischen  Gewicht  des  Aethers  bei  Verwendung  von 
1  g  Kreosot  erst  2,097  o/o  der  Gesammtmenge  anzeigt,  bedeutet 
dieselbe  Differenz  bei  ö  g  Kreosot  0,42  o/o  and  bei  10  g  Kreosot 
0,21  %  der  Kreosotmenge.  Die  Genauigkeit  der  Bestimmung 
nimmt  zu,  wenn  eine  kleinere  Aethermenge  zum  Ausschütteln  des 
Kreosots  genommen  werden  kann.  Verfasser  hat  mit  einem  Kreosot 
vom  spec.  Gew.  1,077  gearbeitet.  Durch  weitere  Versuche  will 
Verfasser  feststellen,  ob  die  Methode  im  Allgemeinen  für  Kreosot 
zu  verwenden  ist,  welches  den  Anforderungen  der  Pharm.  Germ.  lU. 
entspricht.  Nach  Erledigung  dieser  Versuche  hat  Verfasser,  um 
Kreosot  aus  fertigen  Arzneimitteln  zwecks  seiner  Bestimmung  ab- 
zuscheiden, Versuche  in  Angriff  genommen,  welche  darthun  sollen, 
ob  sich  ein  gleiches  Verhalten,  wie  das  des  Phenols,  mit  Alkalien 
Verbindungen  einzugehen,  aus  denen  es  bereits  durch  Kohlen- 
säure wieder  frei  zu  machen  ist,  hierzu  verwenden  lässt.  Ver- 
fasser hat  hierbei  eine  Gesammtverseifang  ins  Auge  gefasst  und 
will  das  Kreosot,  bez.  seine  Phenole,  also  wohl  in  erster  Linie 
das  Guajacol,  durch  Kohlensäure  abscheiden  und  so  von  den  Fett- 
säuren trennen.  Zunächst  konnte  Verfasser  Folgendes  feststellen: 
Wird  eine  Lösung  von  Kreosot  in  Alkali  durch  eine  genügende 
Menge  Natriumbicarbonat  zersetzt,  auf  100  cc  aufgefüllt  und  mit 
100  cc  wasserhaltigem  Aether  ausgeschüttelt,  so  liessen  sich  durch 
Bestimmung  des  specifischen  Gewichtes  des  Aethers  93,4 — 93,9  % 
des  angewendeten  Kreosots  wieder  auffinden. 

Nach  G.  Monheim^)  kann  die  Schlicht'sche  Methode  nur 
dann  verlässliche  Resultate  liefern,  wenn  man  das  specifische  Ge- 
wicht der  verwendeten  Kreosotmarke,  das  zwischen  1,040  und 
1,090  schwanken  kann,  kennt  —  und  das  erscheint  ganz  unmög- 
lich. Aber  die  Flüchtigkeit  des  Aethers  bedingt  weiterhin  bei  der 
Bestimmung  des  specifischen  Gewichts,  die  nur  durch  Piknometer 
geschehen  kann,  sehr  leicht  eine  Fehlerquelle  und  erfordert  ein 
sehr  minutiöses  Arbeiten,  da  zur  Beurtheilung  des  Gehaltes  an 
Kreosot  der  Unterschied  von  0,0001  in  Frage  kommt  Monheim 
verfährt  daher  in  der  Weise,  dass  er  z.  B.  100  Kreosotpillen^ 
deren  Reaction  eine  alkalische  ist,  deren  Kreosot  sich  also  bereits 
im  verseiften  Zustande  befindet,  im  Mörser  mit  etwa  20  g  Wasser 


1)  Bericht  d.  pharm.  Ges.  1893,  99. 


622  Pilulae. 

zerreibt,  sodann  in  einen  Gylinder  bringt  und  mit  Wasser  nach- 
spült, so  dass  200  g  von  letzterem  angewendet  werden.  Hieraaf 
werden  40  g  Natriumbicarbonat  hinzugefügt  und,  nachdem  die 
Kohlensäureentwickelung  aufgehört  hat,  was  nach  ca.  6  Stunden 
der  Fall  ist,  mit  wassergesättigtem  Aether  ausgeschüttelt,  so  lange 
letzterer  noch  Kreosot  aufnimmt.  Der  Aether  wird  abgehoben, 
die  letzten  Ausschüttelungen  mittels  eines  Scheidetrichters  ge- 
trennt und  die  vereinigten  ätherischen  Lösungen  vorsichtig  ver- 
dampft. Der  Verdampfungsrückstand  wird  in  100  g  Aether  ge- 
löst, in  die  vorher  gewogenen  und  getrockneten  Wägegläser  filtrirt 
und  das  Filtrat  mit  Aether  nachgewaschen.  Der  Aether  wird 
abermals  verdunstet  und  der  Rückstand  während  24  Stunden  bei 
50  ^  getrocknet,  über  Ghlorcalcium  erkalten  gelassen  und  gewogen. 
Wie  Gontrolversuche  zeigten,  erhält  man,  wenn  man  10  %  der 
erhaltenen  Kreosotmenge  hinzurechnet,  gut  stimmende  Resultate. 
Die  vorstehende  Methode  verlangt  verhältnissmässig  viel  Material 
an  Pillen  sowohl  wie  an  Aether  und  dürfte  sich,  da  sie  ausser- 
dem langwierig  ist,  in  dem  pharmaceutischen  Laboratorium  wohl 
kaum  sobald  einbürgern. 

A.  Schlicht^)  sowohl  wieHomeyer^)  unterziehen  die  von 
Monheim  angegebene  Methode  einer  sehr  abfälligen  Kritik  und 
machen  auf  die  ihr  anhaftenden  Fehlerquellen  aufmerksam, 
welche  theils  durch  die  grossen  Wasser-  und  Aethermengen, 
theils  durch  die  grosse  Flüchtigkeit  des  Kreosots  bedingt  sind; 
auch  ist  das  vorgeschlagene  Verfahren  äusserst  unhandlich  und 
als  analytische  Methode  unbrauchbar.  Eine  weitere  nicht  un- 
erhebliche Fehlerquelle  ist  darin  begründet,  dass  Gnajacol  —  eines 
der  Bestandtheile  des  Kreosots  —  sich  aus  Wasser  nur  sehr  schwer 
vollständig  mit  Aether  ausschütteln  lässt. 

Homeyer*)  machte  des  Weiteren  folgende  Angaben  über  die 
quantücUive  Bestimmung  des  Kreosot  in  Kreosatpiüen.  Die  Fest- 
stellung des  Kreosotgehaltes  gestaltet  sich  alsdann  immer  sehr 
einfach,  wenn  in  den  Pillen  kein  Wachs  oder  sonstige  in  Aether 
ganz  oder  zum  Theil  lösliche  Körper  vorhanden  sind,  wie  dies 
bei  den  meisten  Handelsmarken  der  Fall  und  auch  wünschens- 
werth  ist.  Man  stellt  zunächst  das  Gewicht  von  100  Pillen  fest, 
pulverisirt  eine  angemessene  Menge  in  einem  eisernen  Mörser  und 
wiegt  soviel  genau  ab,  wie  das  Gewicht  von  100  Pillen  beträgt. 
DiesesPillenpulver  übergiesst  man  in  einem  Erlenmeyer'schenKölbchen 
mit  Aether  und  fugt  noch  3 — 4  g  gepulverte  reine  Oxalsäure  hinzu.  Die 
Oxalsäure  löst  sich  in  dem  Aether  theilweise  auf  und  die  entstandene 
ätherische  Oxalsäurelösung  wirkt  auf  die  in  Pillen  meist  vor- 
handene Kreosotalkali-  oder  Magnesiaverbindung  ein  resp.  zerlegt 
dieselbe.  Das  Kreosot  geht  alsdann  in  die  ätherische  Lösung 
über,  welche  nach  einiger  Zeit  von  dem  Rückstand  abfiltrirt  wird. 
Letzterer  wird  noch  mit  etwas  Aether  ausgewaschen  und  das  er- 


1)   Pharm.  Ztg.  1898,  880  u.  876.  2)  Apoth.  Ztg.  1893,  876. 


Pilulae.  623 

haltene  Filtrat  mit  reinem  Natriumbicarbonat  geschüttelt.  Unter 
Kohlensänreentwickelung  wird  die  in  dem  Aether  noch  gelöste 
Oxalsäure  in  in  Aether  unlösliches  oxalsaares  Natron  übergeführt 
und  der  Aether  enthält  nur  noch  das  in  den  Pillen  vorhanden 
gewesene  Kreosot  Man  muss  nun  von  Neuem  den  Niederschlag 
resp.  das  überschüssige  Natriumbicarbonat  durch  Filtration  ent- 
fernen, den  Filtrationsrückstand  mit  reinem  Aether  auswaschen 
und  die  ätherische  Kreosotlösung  der  Destillation  unterwerfen. 
Verfasser  führte  diese  Operation  in  einem  besonderen,  mit  einem 
gewöhnlichen  Liebig'schen  Kühler  verbundenen  Apparat  aus.  Die 
Destillation  muss  vorsichtig  geleitet  werden  und  hat  man  dafür 
zu  sorgen,  dass  die  Temperatur  der  abdestillirenden  ätheri- 
schen Kreosotlösung  den  Siedepunct  des  Aethers  nicht  wesent- 
lich übersteigt  und  führt  man  das  Erwärmen  am  besten  mittels 
eines  auf  dieser  Temperatur  gehaltenen  Wasserbades  aus.  Sobald 
nun  der  Aether  soweit  abdestillirt  ist,  dass  die  erwartete  Menge 
Kreosot  nur  noch  mit  circa  der  doppelten  Menge  Aether  verdünnt 
ist,  lässt  man  den  Apparat  erkalten,  nimmt  ihn  auseinander  und 
bringt  das  Kölbchen  in  einen  Exsiccator  mit  Schwefelsäure.  Binnen 
zweimal  24  Stunden  ist  der  noch  vorhandene  Aether  vollständig 
verdunstet  und  die  Abnahme  des  Kreosotgewichtes  erfolgt  nur 
noch  in  Milligrammgrenzen.  Ein  constantes  Gewicht  zwischen  den 
einzelnen  Wägungen  hat  Verf.  auch  bei  diesem  vorsichtigen  Trock- 
nen nicht  erreichen  können,  da  Kreosot  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  flüchtig  ist.  Homeyer  führte  in  dieser  Weise  eine 
grosse  Anzahl  von  Versuchen  aus  und  fand,  dass  von  dem  ange- 
wendeten Kreosot  (bei  selbstangefertigten  Pillen)  regelmässig  95 
bis  97  <Vo  wieder  erhalten  wurden.  3—  5  %  des  Kreosots  gehen 
eben  beim  Trocknen  derselben  yerloren,  theils  ist  das  meiste 
Kreosot  des  Handels  etwas  wasserhaltig.  Die  Reinheit  des  Kreosots 
muss  man  durch  das  spec.  Gew.  mittels  eines  kleinen  Pikuometers 
controliren.  Sind  in  den  Pillen  Wachs  oder  derartige  in  Aether 
ganz  oder  theilweise  lösliche  Körper  enthalten,  so  findet  sich  das- 
selbe natürlich  beim  Kreosot  und  ist  hier  leicht  an  der  äusseren 
Beschaffenheit  des  Rückstandes  zu  erkennen.  Es  bleibt  in  diesem 
Falle  nichts  weiter  übrig,  als  den  Kreosot- Wachs-Rückstand  mit 
wenig  (ca  30  cc)  Wasser  zu  übergiessen,  etwas  Natronlauge  hin- 
zuzufügen und  zu  filtriren.  Das  Wachs  bleibt  dann  auf  dem 
Filter  zurück,  während  das  Kreosot  sich  als  Kreosotnatriumverbin- 
dung im  Filtrat  befindet.  Letzteres  muss  alsdann  mit  Salzsäure 
angesäuert  und  von  Neuem  mit  Aether  ausgeschüttelt  und  vrie 
vorhin  ausgeführt,  weiter  behandelt  werden. 

Zur  Darstellung  möglichst  kleiner  KreoaotpiUen  empfiehlt  G. 
FaneP)  die  Jeroniti'sche  Pillenmasse,  bestehend  aus  11  Th.  Ge- 
latine, 5  Th.  Zucker  und  24  Th.  Wasser,  von  welcher  1  Th.  er- 
wärmt 2  Th.  Kreosot  emulsionsartig  bindet  und  mit  Süssholz- 
wurzelpulver   eine  gute  Masse   giebt.      Dieses  Verfahren  kommt 


1)  Pharm.  Weekblad  1898,  No.  87. 


624  PUulae. 

übrigens  dem  Kirchmann'schen  Patent  für  die  HerstelluDg  von 
formbaren  Ereosotemnlsionen  sehr  nahe. 

Nach  R.  E lischt)  ist  diese  Methode  der  Anfertigung  der 
Kreosotpillen  sehr  zu  empfehlen. 

V  iole  >)  empfiehlt  die  Knochenkohle  als  Excipiens  für  Kreosot- 

fUlen,  da  2,6  g  derselben  mit  1,0  g  Kreosot  ein  fast  trockenes 
ulyer  geben,  das  sich  dann  bequem  mit  0,02  bis  0,025  Terpen- 
thin  etc.  zu  einer  guten  Pillenmasse  verarbeiten  lässt.  Auch  für 
Ürotonöl,  Terpenthinöl  und  ähnliche  Substanzen  soll  Knochenkohle 
zur  Bereitung  von  Pillenmassen  sehr  geeignet  sein. 

Gendre^)  empfiehlt,  um  Kreosot  den  Pillenmassen  leicht  zu 
incorporiren,  ein  vorheriges  Lösen  von  der  Hälfte  seines  Gewichts, 
in  dem  in  der  That  in  diesen  Fällen  als  indifierent  anzusehenden, 
venezianischen  Terpenthin.  Derselbe  Weg  ist  auch  beim  Ver- 
wenden, von  Guajacol  und  Eucalyptol  zu  empfehlen. 

Kf^osotpillen  mit  hohem  Kreosotgehalt  lassen  sich  nach 
Lambo^)  leicht  herstellen,  wenn  man  einen  TheilfKreosot  mit  ca. 
2  Theilen  Gummiarabicumpulver  gut  mischt^  bis  alles  Kreosot  ab- 
sorbirt  ist,  und  sodann  mit  einigen  Tropfen  Glycerin  zur  Pillen- 
masse anstösst 

Zur  Herstellung  von  Kreosotpülen  giebt  G.  Valuzac^)  fol- 
gende Vorschrift:  Das  verordnete  Kreosot  wird  mit  der  doppelten 
Grewichtsmenge  Süssholzpulver  gut  verrieben,  darauf  tropfenweise 
so  viel  Glycerin  hinzugesetzt,  als  zur  richtigen  Consistenz  nöthig 
ist.  Man  erhält  eine  plastische  Masse,  in  welcher  das  Kreosot  gut 
gebunden  und  fein  vertheilt  ist. 

Zur  Herstellung  von  Kreosotpillen  empfiehlt  Kollo^)  auf  1  g 
Kreosot  2  Tropfen  Wasser  zuzusetzen  und  im  Mörser  zu  verreiben; 
falls  andere  Stoffe  gleichzeitig  verordnet  sind,  werden  diese  zuerst 
mit  dem  Wasser  verrieben  und  dann  erst  das  Kreosot  zugefugt. 
Hierauf  wird  Succus  Liquiritiae  subt.  pulv.  hinzugefügt,  bis  die 
Masse  durch  inniges  Verreiben  die  Consistenz  eines  weichen  £k- 
tractes  erlangt  hat.  Falls  Chinin  mit  verordnet  ist,  wird  dieses 
jetzt  zugefügt;  dann  wird  mit  einer  genügenden  Menge  Radix 
Liquiritiae  pulv.  angestossen.  Für  Pillen  mit  Terpinol,  Guajacol» 
Eucalvptol  werden  diese  Stoffe  mit  gleich  viel  Sirupus  simplex 
verrieben,  ein  wenig  Gummi  arabicum  subt.  pulv.  und  so  viel 
Succus  Liquiritiae  subt.  pulv.  zugegeben,  bis,  wie  bei  den  Kreosot- 
pillen, Extractconsistenz  erreicht  ist.  Zuletzt  werden  die  etwa 
noch  verordneten  anderen  Stoffe  zugefügt  und  mit  etwas  Magne- 
sium carbonicum  und  Radix  Liquiritiae  pulv.  zur  Masse  ange- 
stossen. Die  Pillenmasse  wiegt  das  3-  bis  4fache  des  in  Arbeit 
genommenen  Kreosots  u.  s.  w. 

Zur   Bereitung  von  Kreosotpülen    mischt   man  das    Kreosot 


1)  Pbarm.  Ztg.  189S,  135.  2)  Pharm.  Post  1893,  359.  8)  Darob 

Apotb.  Ztg.  1893,  423.  4)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1892,  T.  26, 

357.  5)  Pharm.  Post;  dnrob  Pharm.  Centralb.  1893,  467.  6)  Pharm. 

Post  1893,  427. 


Pilalae.  625 

mit  Yerdünntem  Succ.  liq.  (1  Th.  Succus,  2  Th.  Wasser)  und 
setzt  dann  Pulv.  rad.  liquir.  95  hinzu.  Auf  solche  Weise  kann 
man  grössere  Mengen  Kreosot  in  Pillen  verarbeiten,  ohne  dass  es 
sich  beim  Ausrollen  herausdrückt.  ^) 

Schmidt-Bee  rfeld  en  >)  hält  es  entgegen yielfachen  anderen 
Behauptungen  sehr  wohl  möglich,  KreosotpiUen  mit  0,1—0,15  g 
Kreosot  herzustellen,  ohne  dass  die  Pillen  allzugross  werden. 
Solche  selbstverfertigte  Pillen  wiegen  0,4  bezw.  0,6  g,  und  unter- 
liegt es  wohl  keinem  Zweifel,  dass  sich  dieselben  immer  noch  besser 
oder  doch  nicht  weniger  gut  schlucken  lassen,  als  die  Kapseln. 
Verfasser  theilt  folgende  brauchbare  Vorschrift  zur  Bereitung 
von  Kreosotpillen  mit:  Kreosoti  10,0,  Glycerini  2,0,  Succ.  Liquir. 
pulv.  10,0,  Rad.  Liquir.  pulv.  17,0,  ut.  f.  pil.  Nr.  100  zu  je  0,1 
Kreosot.  Consperge  rhiz.  Irid.  pulv.,  pulv.  Cinnamomi  seu  pulv. 
Coffeae  tostae.  D.  ad  vitrum.  Ein  stärkerer  Kreosotgehalt  be- 
dingt genau  das  entsprechende  Plus  der  übrigen  Zusätze. 

Die  ständige  Gommission  zur  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches')  empfiehlt  die  Aufnahme  des  Artikels 
„Pilulae  Kreosoti"  in  folgender  Fassung: 

Füulae  Kreosoti, 
KreoBotpillen. 

Zehn  Theile  Kreosot 10 

und 
Neunzehn  Theile  feingepulvertes  Süssholz 19 

werden  gut  mit  einander  verrieben  und  dann  mit 
Einem  Theile  Glycerin 1 

zu  einer  Pillenmasse  verarbeitet, 

woraus  0,15  g  schwere  Pillen   geformt  werden,  welche  mit  Zimt 

zu  bestreuen  sind. 
Jede  Pille  enthält  0,05  g  Kreosot. 

£.  Dieterich  ^)  empfiehlt  folgende  Vorschrift  zur  Darstellung 
der  KreosotpiUen :  Man  verreibt  1  g  gebrannte  Magnesia  und  2  g 
Glycerin  mit  einander,  setzt  nach  und  nach  10  g  Kreosot  und 
sodann  der  Reihe  nach  5  g  gebrannte  Magnesia,  ö  g  fein  gepulverten 
Süssholzsaft  und  q.  s.  (16 — 18  g)  fein  gepulvertes  Süssholz  hinzu, 
stösst  zur  Masse  und  formt  aus  derselben  100  Pillen.  Man  be- 
streut diese  mit  fein  gepulvertem ;  geröstetem  Kaffee  oder  mit 
einer  Mischung  von  diesem  und  fein  gepulvertem  Zimt  Auf  diese 
Weise  erhält  man  Pillen,  welche  durch  Druck  Kreosot  nicht  aus- 
scheiden und,  wie  vergleichende  Versuche  darthat^n,  in  Wasser 
unter  Weichwerden  zerfallen.  —  Pilulae  Picis  werden  in  gleicher 
Weise  bereitet. 

PiUefi  aus  Pix  liquida.  Nach  einer  Mittheilung  Iwanoff's  soll 
sich  Bolus  alba  vortrefflich  eignen,  um  Pix  liquida  zu  Pillen  zu 
verarbeiten.  8,0~-10,0  g  Pix  liquida  sollen  sich  auf  diese  Weise 
sehr  gut  zu  60  Pillen  verarbeiten  lassen.  ^) 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  488.  2)  ebenda,  83.  8)   ebenda,  617. 

4)  Pharm.  Gentralh.  1893,  684.  5)  Durch  Pharm.  Ztg.  1898,  868. 

Phanna««iitiseher  Jahz«0b«rielit  f.  188B.  40 


626  Sales.    Sapones. 

M.  GoBnermann^)  stellt  seit  einer  Reihe  von  Jahren  die 
Blaud'sche  Pillentnc^e  sowie  die  Massa  püid.  ValeUi  piüverförmig 
her  und  veröffentlicht  zu  letzterer  folgende  Vorschrift:  Das  frisch 
erhaltene  Ferrocarbonat  wird  nach  dem  völligen  Auswaschen  und 
Auspressen  mit  10  Th.  Sacchar.  Lactis  und  5  Th.  Pulv.  rad. 
Liquirit.  innigst  gemischt  und  schnell  im  Dampfbade  zur  Trockne 
eingedampft.  Das  zerriebene  feine  Pulver  wird  mit  Pulv.  rad. 
Liquirit  bis  zu  40  Th.  Gesammtgewicht' vermischt;  es  enthält 
dann  25  o/q  Eisen  und  zur  Bereitung  von  Pilul.  Ferri  carbon.  sind 
für  je  10  Pillen  1  g  des  gelben  Pulvers  zu  nehmen  und  das 
Fehlende  lege  artis  zu  ergänzen.  —  Auf  ähnliche  Weise  wird  die 
Mischung  für  Blaud'sche  Pillen  hergestellt  unter  Benutzung  von 
Ferr.  sulfur.  siccum  und  etwas  Tragacant.  pulv. 

Sales. 

Ein  sonderbares  Conglomerat  von  Fehlerhaftigkeit  ist  der 
Name  Sal  Garolinum  factitium;  Sal  ist  im  klassischen  Latein 
fast  immer  masculinum,  im  Plaral  ist  es  dies  stets ,  so  dass  das 
Wort  salia,  wie  es  z.  B.  in  der  bekannten  Bundesrathsverordnung 
über  Abgabe  der  Arzneimittel  im  Handverkauf  vorkommt,  einfach 
falsch  ist.  Das  Wort  factitium  ist  ein  Kunstproduct,  das  im  klas- 
sischen Latein  nie  vorkommt  und  ausserdem  sehr  bequem  durdi 
das  klassische  Wort  artificialis  ersetzt  werden  kann.  Garolinus 
ist  ein  völlig  unklassisch  und  unrichtig  gebildetes  Wort,  das  Ca- 
rolinensis  heissen  muss.  Will  man  also  diesen  Namen  von  Fehlem 
befreien,  so  muss  er  nach  J.  Kn.  <)  Sal  Carölinensis  artificialis 
heissen. 

Sapones. 

GalomeUeife.  Watraszewski*)  empfiehlt  die  Anwendung 
von  Galomelseife  zur  Perkutanbehandlung  von  Syphilis.  Calomel- 
seife  wird  hergestellt  durch  Verreiben  von  Galomel  mit  reiner 
Olivenölseife  im  Yerhältniss  1  :  2  oder  1  :  3.  Dieselbe  bildet  dem- 
entsprechend eine  weisse  Masse  von  leicht  grauem  Anfluge.  Zum 
einmaligen  Gebrauche  werden  2  g  der  Seife  auf  die  zuvor  abge- 
waschene Eörpergegend  gebracht  und  mit  der  flachen  Hand  unter 
zeitweiligem  Befeuchten  derselben  innerhalb  10  bis  15  Minuten 
völlig  in  die  Haut  eingerieben.  Als  Vortheile  der  Galomelseife 
gegenüber  der  grauen  Seife  werden  folgende  gerühmt:  Das  Ver- 
reiben derselben  soll  weniger  Zeit  und  Mühe  in  Anspruch  nehmen; 
sie  beschmutzt  weder  Haut  noch  Wäsche  und  gestattet ,  die  Kur 
geheim  und  reinlich  durchzufuhren;  endlich  soll  die  Galomelseife 
keine  Beizung  der  Haut  erzeugen,  während  ihr  therapeutischer 
Effect  derselbe  ist  wie  deijenige  der  grauen  Salbe. 

Thiompolpräparate  sind  Seifen,  welche  Schwefel  chemisch  ge- 
bunden enthalten.    Zu  ihrer  Darstellung  werden  nach  Pharm.  Ztg. 

1)  Pharm.  Ztg.  1898,  276.  2)  ebenda,  662.  3)  Allg.  med. 

Centr.-Ztg.  1898,  No.  29. 


Sirupi.  627 

(1893,  663)  Fett,  Oel,  Fettsäuren  oder  Harzsäuren  mit  Schwefel  8d 
lange  auf  120  bis  160^  erhitzt,  bis  derselbe  völlig  gelöst  ist  und 
sich  beim  Erkalten  einer  Probe  nicht  mehr  ausscheidet,  die  so 
entstehenden  Thiofette  oder  Tbiosäuren  unter  Zugabe  ungesohwefelter 
Fette,  Fettsäuren  oder  Harzsäuren  bei  Vermeidung  höherer  Tem- 
peratur durch  Basen  yerseift.  Zur  Herstellung  Yon  ThiosapoW 
cocosseife  mit  etwa  5  o/o  Schwefel  wird  1  kg  Leinöl  mit  166  g 
Schwefel  erhitzt,  1  kg  des  so  entstandenen  Thioleinöles  mit  1  kg 
Gocosöl  zusammengeschmolzen,  zu  der  auf  etwa  25^  abgekühlten 
Masse  1  kg  Natronlauge  yon  35  %  Gehalt  hinzugerührt  und  die 
Masse  bis  zur  vollständigen  Verseifung  stehen  gelassen.  Zur  Ge-* 
winnung  vonThiosapoInatrium  mit  10  o/o  Schwefel  erhitzt  man 
1  kg  Oelsäure  mit  120  g  Schwefel;  die  erhaltene  Thioölsäure  wird 
entweder  mit  600  g  Natronlauge  von  25  %  Gehalt  unter  Kühlung 
innig  verrührt  und  später  die  teigige  Masse  durch  Abpressen  von 
der  Lauge  befreit  oder  die  Thioölsäure  wird  in  2  kg  Spiritus  von 
90°  gelöst,  durch  Zugabe  von  430  g  Natronlauge  von  35  o/o  ver* 
seift  und  das  Filtrat  auf  dem  Wasserbade  bei  öO°  zur  Trockne 
gebracht.  Die  Thiosapolpräparate,  welche  der  Firma  J.  D.  R  i  e  d  e  1  ^) 
in  Berlin  patentirt  sind  (D.R.-P.  71190),  sollen  als  Toiletteseifen> 
sowie  als  kosmetische  und  dermatologische  Präparate  Verwendung 
finden. 

Sinipi« 

Inder  Gommission  des  Deutschen  Apotheker  vereine^ 
zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  ist  der  Vorschlag  gemacht 
worden,  dem  Artikel  ,ßirupi**  folgenden  Zusatz  zu  geben:  „Die 
aus  vegetabilischen  Substanzen  hergestellten  Sirupe  werden  noch 
kochend  heiss  in  trockene,  erwärmte  kleine  Fläschchen  eingefüllt, 
welche,  mit  Kork  und  Paraffin  verschlossen,  bei  der  Temperatur 
des  Aufbewahrungsraumes  24  Stunden  stehen  gelassen,  dann  kräftig 
umgeschüttelt,  verwahrt  werden.'^ 

Wie  weit  die  Inversion  des  Rohrzvtckers  in  sauren  FrucM' 
säfteti  geht,  lässt  sich  aus  einer  Mittheilung  ersehen,  nach  welcher 
ein  nach  der  Belgischen  Pharmakopoe  mit  Rohrzucker  bereiteter 
Sirupus  Acidi  citrici,  nachdem  derselbe  ein  Jahr  lang  aufbewahrt 
war,  64  o/^  Glykose  enthielt,  so  dass  also  nahezu  sämmtlicher  Rohr- 
zucker während  dieser  Zeit  invertirt  worden  war.*) 

Sirupus  Calcii  phospharici.  An  Stelle  des,  zu  dem  in  Frank- 
reich beliebten  Kalkphosphatsirup,  sonst  verwendeten  zweibasischen 
Kalkphosphats,  welches  durch  Zusatz  von  Phosphorsäure,  Salz- 
säure oder  Milchsäure  in  Lösung  gebracht  wird,  empfiehlt  P« 
Carlos  ^)  dreibasisch  phosphorsauren  Kalk  (in  gelatinöser  Form) 
zu  verwenden  und  denselben  in  dem  Sirup  zu  vertheilen;  es  ist 
also    der  Zusatz   von  Säure  überflüssig.     Zur  Darstellung   giebt 


1)  Pharm.  Ztg.  1698,  663.  2)  Apoth.  Ztg.  1S98,  426.  8)  Joam' 

de  Pharm.  d'Anvers  1898,  Na  11.  4)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Clum» 

darch  Pharm.  Gentralh.  1893,  629. 

40* 


628  Sirapi. 

Carlos  folgende  Vorschrift :  115  g  KDOchenkohle  werden  mit  150  g 
Salzsäure  und  3  Liter  Wasser  übergössen,  nach  einigen  Stunden 
noch  so  viel  Wasser  hinzugefügt ,  dass  10  Liter  Flüssigkeit  er- 
halten werden.  100  g  davon  werden  titrirt,  um  zu  erfahren,  wie 
viel  Kalilauge  zur  Fällung  des  Phosphats  nöthig  ist.  Die  nun  be- 
rechnete Menge  Kalilauge  wird  ebenfalls  auf  10  Liter  verdünnt, 
und  beide  Flüssigkeiten  werden  zusammengegossen.  Der  erhaltene 
Niederschlag  wird  durch  Decantiren  bis  zu  neutraler  Reaction 
ausgewaschen,  was  wegen  der  lockeren  Beschaffenheit  desselben 
einige  Tage  dauert ,  ebenso  dauert  das  Ablaufen  der  Flüssigkeit 
lange  Zeit.  Der  auf  ein  Tuch  gebrachte  Niederschlag  enthält 
nach  12  Stunden  circa  90  %  Wasser.  Aus  100  Theilen  dieses 
Niederschlages  (entsprechend  10  Th.  trockenen  Phosphats)  wird 
mit  245  Th.  Wasser  und  655  Th.  Zucker  ohne  Erwärmung  ein 
Sirup  hergestellt.  Der  suspendirte  phosphorsaure  Kalk  setzt  sich 
mit  der  Zeit  etwas  ab,  kann  aber  leicht  wieder  durch  geringes 
Bewegen  in  vollständige  Vertheilung  gebracht  werden. 

Sirupus  Ferrijodati.  Die  Verwendung  ultramarinfreien  Zuckers 
verhindert  nicht  die  Rothfärbung  des  Sirups,  die  Ursache  der 
letzteren  liegt  nach  G.  Lehmann^)  allein  darin,  dass  die  Phar- 
makopoe zu  wenig  Wasser  anwenden  lässt,  um  das  entstehende 
und  entstandene  Eisenjodür  aufzunehmen  resp.  in  Lösung  zu  er- 
halten. Es  ist  auch  ebenso  einfach,  anstatt  fertigen  Sirup,  simpl. 
zu  verwenden,  dessen  Wassergehalt  hinzuzunehmen  und  den  Zucker 
in  Substanz  abzuwägen,  mithin  nach  Pharm.  Germ.  I  zu  arbeiten, 
wodurch  ein  tadelloser  Saft  erhalten  wird. 

Bei  der  Darstellung  des  Sirupus  Fern  jodati  nach  der  russi- 
schen Pharmakopoe,  welche  Cütronensäure  dem  kochenden  Sirup 
zusetzen  lässt,  beobachtet  man  häufig  ein  vollkommenes  Fest- 
werden des  Sirups.  J.  Martenson*)  erklärt  die  Erscheinung 
dahin,  dass  die  Citronensäure  im  kochenden  Sirup  eine  Inversion 
des  Zuckers  in  Traubenzucker  einleitet,  welcher  weniger  löslich 
ist  als  Rohrzucker  und  sich  daher,  wenn  in  grossen  Mengen  ge- 
bildet, ausscheidet.  Unter  diesen  Umständen  empfiehlt  es  sich, 
wenn  ein  Zusatz  von  Citronensäure  gemacht  wird,  letztere  dem 
erkalteten  Sirup  hinzuzufügen.  Uebrigens  ist  der  Zuckergehalt 
desselben  nach  der  russischen  Pharmakopoe  ein  sehr  hoher  (65  <>/o). 
Das  Rothwerden  des  Sirups  wird  nach  Martenson  durch  den  Ultra- 
maringehalt des  Zuckers  verursacht;  es  ist  daher  zweckmässig, 
Candiszucker  zu  verwenden.^ 

Bernick^)  hat  seiner  Zeit  den  Sirupus  Fern  jodati  als  ein 
sehr  empfindliches  Reagens  auf  Ammoniak  empfohlen  und  ange- 
geben, dass  der  Gehalt  an  Ammoniak  die  Ursache  der  Färbung 
des  Sirups  sei.  Durch  Zusatz  von  Citronensäure  werde  das  Am- 
moniak  neutralisirt   und    der  Saft  dadurch  entfärbt.    Setze  man 


1)    Pharm.  Ztg.  1898,    268.  2)    Pharm.  Zeitschr.  f.  RussL  1893, 

Ko«  7.  8)  Denaelben  Vorschlag  machte  achon  Sprenger;    s.  Jahresber. 

1892,  642.  4)  ebendort  648. 


Sirapi.  629 

aber  keine  Säure  hinzu,  sondern  erwärme  den  Saft,  nöthigenfalls 
vorsichtig  bis  zum  Kochen,  so  entweiche  Ammoniak  und  der  Saft 
werde  auch  entfärbt.  0.  Schobert  i)  hat  diese  Beobachtung 
nicht  bestätigt  gefunden.  Gelb-  oder  braungewordener  Jodeisen- 
sirup liess  sich  durch  Erwärmen  oder  gelindes  Aufkochen  nie 
wieder  farblos  machen,  veränderte  nicht  einmal  seine  Farbe.  Vor- 
sichtig mit  verdünntem  Ammoniak  versetzter  Sirup  färbte  sich  — 
je  nach  der  Menge  des  zugefügten  Ammoniaks  —  grüa  und  blieb 
klar  oder  wurde  schmutzig  blaugrün  gefärbt  (Eisenoxydulhydrat), 
welche  Färbung  bez.  Fällung  aber  keineswegs  durch  vorsichtiges 
Erwärmen  bis  zum  Aufkochen  noch  durch  Zusatz  von  Gitronen- 
säure  zum  Verschwinden  zu  bringen  war.  Die  von  Lohmann  (s. 
oben)  angeführte  Ursache  ist  gar  nicht  stichhaltig,  denn  Eisen- 
jodür  ist  sehr  leicht  löslich  in  Wasser;  der  Liquor  Ferri  jodati 
des  Arzneibuches  ist  eine  50  ^/oige  Eisenjodürlösung.  —  Nach 
Schobert  ist  die  von  der  Pharmakopöe-Commission  des  D.  Ap.-V. 
im  Archiv  der  Pharm.  1888,  Heft  2  angegebene  Methode  die  ein- 
fachste, bequemste  und  beste.  Ein  Auskrystallisiren  des  sich  durch 
Zusatz  von  Citronensäure  bildenden  Invertzuckers,  wie  Martenson 
angiebt,  braucht  nicht  befürchtet  zu  werden,  weil  die  Bildung 
dieses  Zuckers  nur  sehr  gering  ist. 

Carl  Stock*)  stellt  den  Sirupus  Ferri  jodati  in  der  Weise 
dar,  dass  30,0  Jod  mit  etwa  100,0  destill.  Wasser  unter  allmäh- 
lichem Zusetzen  von  15,0  Eisenpulver  in  einem  Mörser  verrieben 
werden,  bis  die  Umsetzung  in  Eisenjodür  erfolgt  ist.  Alsdann 
wird  die  Lösung  in  eine  Schale  filtrirt,  welche  450,0  Zucker  ent- 
hält; das  Filter  wird  mit  dem  Rest  von  265,0  destill.  Wasser 
nachgespült.  Hierauf  wird  der  Sirup  tüchtig  aufgekocht  und 
heiss  filtrirt,  wobei  allerdings  nöthig  ist,  den  erkalteten  Rest  noch- 
mals in  derselben  Schale  zu  erhitzen.  Das  Filter  wird  mit  wenig 
Wasser  nachgespült  und  auf  das  vorgeschriebene  Gewicht  fi^ebracht. 
In  150  g- Flaschen  abgefüllt,  hält  der  Sirup,  selbst  im  Dunkeln, 
sich  Monate  lang. 

Balhorn')  stellt  den  Sir.  Ferr.  jod.  so  dar,  dass  er  in  eine 
tarirte  Arzneiflasche  die  dem  zu  erhaltenden  Präparate  entsprechende 
Menge  Zucker  (blaufreien  Krystallzucker)  hineinschüttet.  Die 
concentrirte  Eisenjodürlösung  wird,  nachdem  sie  etwas  verdünnt 
ist  mit  Wasser  y  dem  Zucker  zufiltrirt,  durch  Nach  waschen  mit 
Wasser  das  vorgeschriebene  Gesammtgewicht  erreicht  und  durch 
langsames  Erwärmen  der  Flasche  im  Wasserbade  der  Zucker  zur 
Lösung  gebracht,  der  Sirup  nach  dem  Erkalten  filtrirt.  Ist 
mehrmonatliche  Aufbewahrung  nöthig,  werden  einige  Körnchen 
Acid.  citric.  zugesetzt. 

Zum  HaUbarmachen  des  Sir.  Ferri  jodati  empfiehlt  C.  Levy  *) 
einen  Zusatz  von  unterphosphoriger  Säure,  welche  durch  ihr  He- 
ductionsvermögen    eine  Braunfärbung  des  Sirups   durch   etwaige 

1)  Pharm.  Ztg.  1898,  298.  2)  ebenda,  322.  8)  ebenda,  889. 

4)  Joarn.  der  Pharm,  f.  El8.-Lothr.  1898,  No.  8. 


690  Sirnpi. 

Oxydation  verhindert  und  einen  nacbtheiligen  Einänss  auf 
die  Gesundheit  nicht  äussert,  da  man  ja  schwächlichen  Kindern 
Hypophosphite  zar  Stärkung  verabreicht.  Zur  Darstel- 
lung empfiehlt  sich  folgende  Vorschrift:  In  eine  Mischung  von 
Jod  16,5  g,  und  destillirtem  Wasser  72,0  g,  trage  man  nach  und 
nach  Eisenpulver  9,1  g  ein,  bis  eine  grüne  Lösung  entstanden.  Diese 
Lösung  wird  filtrirt  in  eine  Flasche,  welche  8  g  einer  10  %igen 
Lösung  von  unterphosphoriger  Säure  enthält.  Diese  Flüssigkeit 
enthält  genau  20  o/o  FeJ».  Zur  Darstellung  des  Sirups  mische 
man  Liquor  Fern  jodat«  20  ^jo  25  g  mit  nüssiger  Raffinade  (von 
Gebrüder  Langelütje  in  Colin  a.  E.)  75  g.  So  bereiteter  Sirupus 
Fern  jodati  enthält  dann  genau  die  5  <^/o  FeJt,  welche  das  Arznei- 
buch vorschreibt. 

(Es  braucht  wohl  nicht  besonders  betont  zu  werden,  dass  ein 
solches  Präparat,  welches  als  Sirop  d'hypophosphite  et  d'iodure  de  fer 
zu  bezeichnen  ist,  dem  Jodeisensirup  nicht  ohne  Weiteres  unterge- 
schoben werden  darf.) 

O.  Vulpius  ^)  macht  ausführlich  .begründete  Vorschläge  zur 
Prüfung  des  Jodmensirups^  welcher,  wie  die  Preislisten  aller  Drogen- 
bandlungen  zeigen,  häufig  nicht  in  den  Laboratorien  der  Apo- 
theken selbst  dargestellt  wird.  Die  Vollhard'sche  Methode  be<^ 
fürwortet  V.  wegen  der  dazu  nöthigen  Einfährung  zweier  neuer 
Normallösungen  nicht.  Er  schlägt  vielmehr  vor,  einmal  eine  zur 
Fällung  des  gestatteten  Mindestgehaltes  an  Ferrojodid  grade  aus- 
reichende Menge  Silberlösung  zuzusetzen,  und  das  Filtrat  auf 
Silber  zu  prüfen,  andererseits  eine  zur  Fällung  bezw.  Zersetzung 
des  erlaubten  Höchstgehaltes  an  Jodeisen  eben  genügende  Menge 
Silberlösung  hinzuzufügen  und  dann  auf  Jod  zu  prüfen.  Oleich- 
zeitig  ist  es  aber  nöthig,  die  Abwesenheit  von  Eisenchlorür  zu  er- 
weisen. Dies  kann  entweder  durch  das  Gewicht  des  entstandenen 
Niederschlages  ermittelt  werden  oder  durch  den  Versuch,  ob  im 
Niederschlage  Silberchlorid  durch  seine  Löslichkeit  in  verdünntem 
Ammoniak  nachweisbar  ist.  Das  Wägen  des  Niederschlages  würde 
ausserdem  aber  zum  Nachweis  von  Ferrobromid  unerlässlich  sein. 
Eine  Prüfungsvorschrift,  welche  eine  Schwankung  im  Ferrojodid- 
gehalte  zwischen  4,8  bis  5,25  %  gestatten,  jede  grössere  Abweichung 
aber  ebenso  wie  den  Ersatz  von  Ferrojodid  durch  ein  anderes 
Eisensalz  ausschliessen  soll,  würde  wie  folgt  zu  lauten  haben: 

„Jodeisensirup  wird  durch  Kaliumferricyanidlösanff  blan;  mit  einigten 
Tropfen  Ferrichloridlosang  versetzt  und  dann  mit  Chloroform  g^chüttelt, 
fErbt  er  letzteres  violettroth. 

Den  mit  Wasser  verdünnten  Sirup  (1  »  10)  darf  Baryumnitratlösung 
nicht  verändern. 

Werden  10  co  einer  w&Bseri|;en  Verdünnung  (10  g  =  100  cc)  des  Sirups 
mit  8,1  cc  Zehntei-Normal-Silbemitratlösnng  geschüttelt,  so  darf  die  abfil- 
trirte  Flüssigkeit  durch  Salzsäure  nicht  verändert  werden;  hat  man  M  ec 
der  SilberlÖBung  zur  Fällung  verwendet,  so  darf  das  Filtrat  durch  weiteren 
Zusatz  von  Silberlösung   nicht   verändert  werden.     Wird   der  noch  feuchte 


1)  Pharm.  Centralh.  1898»  677. 


Spiritus.  631 

Kiedersohlag  auf  dem  Filter  mit  6  cc  verdünnter  AmmoBiftkflü8Bigkeit  (1  as  10) 
Übergossen,  so  darf  das  nun  erhaltene  Filtrat  beim  Uebersattigen  mit  Sd- 
petersänre  sich  nicht  trüben.  Das  Gewicht  des  bei  100^  getrockneten  Nieder- 
schlages darf  nicht  weniger  als  0,070  g  betragen." 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Jods  im  Jodeisensirup  setzt 
0.  G  r i  ggi  1)  das  Jod  durch  Zusatz  von  Ealiumchlorat  in  Freiheit  (2FeJs 
+  KC108=Fe«08 +KC1 +2J2),  schüttelt  es  mit  Chloroform 
ans  und  titrirt  die  chloroformige  Jodlösung  nach  Zusatz  von 
Wasser  mit  Thiosulfatlösung. 

Sirupus  NarceVni.  Zu  diesem  Präparat  giebt  die  Südd.  Apoth.- 
Ztg.  eine  Vorschrift  an,  welche  als  Lösungsmittel  für  dasNarce'in 
Natriumbenzoat  anwendet:  Narceini  0,25,  Natrii  benzoici  0,30, 
8irupi  simplicis  300,0. 

Sirupus  l^heae.  Hierzu  giebt  die  Ztschr.  d.  AUg.  Oest.  Ap.-V. 
folgende  Vorschrift:  1  Th.  schwarzer  Thee  wird  mit  5Th.  sieden- 
dem Wasser  übergössen;  nach  12 stündiger  Maceration  bei  15  bis 
20^  wird  die  freiwillig  ablaufende  Golatur  gesammelt.  2  Th.  der 
filtrirten  Colatur  werden  mit  3  Th.  Zucker  zu  Sirup  yerkocht.  Der- 
selbe ist  von  bräunlicher  Farbe. 

Nel  depuratum.  Der  rohe  Honig  wird  nach  Rud.  DieteP) 
in  der  fiinN  bis  siebenfachen  Menge  seines  Gewichtes  Wasser  ge- 
löst und  im  Dampf  bade  ca.  7  Stunden  lang  erhitzt,  währenddem 
mit  5  Y.  H.  seines  Gewichtes  Talcum  sbt.  plv.  geklärt  und  falls 
Lakmuspapier  geröthet  wurde,  mitMagnes.  carbonic.  abgestumpft. 
Nachdem  man  hat  absetzen  lassen,  wird  filtrirt,  bis  vollständig 
klar,  dann  mit  wenigen  Tropfen  Essigsäure  bis  zum  nöthigen  spe- 
cifischen  Gewicht  eingedampft. 

Spiritus. 

Julius  camphoraius.  Zur  Werthbestimmung  des  Kampher- 
Q>in'^u«  schlägt  Holdermann  8)  yor,  die  physikalischen  Eigen- 
schaften des  Kamphers  in  den  Bereich  der  Untersuchungen  zu 
ziehen,  und  zwar  das  optische  Drehungsvermögen  des  Kamphers 
gegen  den  polarisirten  Lichtstrahl.  Bekanntlich  dreht  der  Lauri- 
neenkampher die  Ebene  des  polarisirten  Lichtes  nach  rechts  und 
ein  nach  der  Vorschrift  des  Arzneibuches  bereiteter  10  ^/oiger 
Spiritus  camphoratus  übt  in  der  200  mm  langen  Röhre  einen 
Drehungseffect  von  +  10^  (9,6^)  aus.  Verdünnt  man  einen 
solchen  Kampherspiritus  mit  dem  gleichen  Gewichte  verdünntem 
Weingeist,    oder   setzt  man   mit  anderen  Worten  den  Kampher- 

f ehalt  auf  5  %  herunter,  so  erhält  man  eine  Flüssigkeit,  die  im 
darisationsapparate  einen  Drehungswinkel  von  rund  5^  bewirkt 
Jeder  Grad  der  Rechtsdrehung  entspricht  somit  1  %  Kampher. 
—  Da  aber  auch  der  Kampher  gegen  chemische  Agentien  keines- 
wegs indifferent  ist,  und  in  erster  Linie  Halogensubstitutions- 
produote  zu  bilden  bestrebt  ist,   so   wird   sich  wohl  auch  dieses 


1)  Bolldt.  ohim.  farm.  1893,  580.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  712. 

8)  Apoth.  Ztg.  1898,  805. 


632  Spiritus. 

Verhalten  desselben  zur  Ermittelung  seiner  Quantität  in  Lösungen 
verwenden  lassen.  Versuche  hierüber  sind  eingeleitet,  die  Re- 
sultate derselben  sollen  später  an  dieser  Stelle  Erwähnung  finden. 
Mansier^)  ist  der  Ansicht,  dass  ein  geübter  Fälscher  auch 
die  Prüfung  mittels  Polarimeter  durch  geeignete  Zusätze  fremder 
Stoffe  zu  umgehen  yerstehen  werde.  Mansier  giebt  nun  selbst 
folgende  Modification  älterer  Prüfungsmethoden  an,  welche  auf 
der  Fällung  des  Eamphers  durch  Wasser  und  nachheriger  Be- 
stimmung durch  Auflösen  in  Chloralhydratlösung  beruht:  20  cc 
Wasser  werden  mit  5  g  des  zu  untersuchenden  Eampherspiritus 
in  einem  gut  verschlossenen  Gylinder  einige  Secunden  hindurch 
kräftig  geschüttelt,  bis  die  Emulsion  aufgehoben  und  eine  völlig 
klare  Flüssigkeit  entstanden  ist.  Man  setzt  dann,  den  Stopfen 
nach  unten  gekehrt,  den  Gelinder  zwei  Stunden  bei  Seite,  wobei 
sich  der  Kampher  an  der  Oberfläche  zu  einer  compacten  Masse 
vereinigt  Dreht  man  dann  um,  so  steigt  diese  Masse  wiederum 
nach  oben  und  nimmt  dabei  alle  noch  in  der  Flüssigkeit  etwa 
suspendirten  Kampherflocken  mit  sich.  Dann  giesst  man  nach 
nochmaligem  Umdrehen  die  klare  Flüssigkeit  ab  und  wäscht  den 
Kampher  mit  20  cc  Wasser  in  gleicher  Weise  unter  Vermeidung 
jedes  Verlustes  an  Kampher  aus.    Nun  soll  man  aus  einem  Tropf- 

Slase,  aus  welchem  1,0  g  destillirtes  Wasser  in  20  Tropfen  aus- 
iesst,  20  Tropfen  einer  Lösung  von  3  Th.  Chloralhydrat  in  1  Th. 
Wasser  auf  den  Kampher  fallen  lassen  und  nach  dem  Mischen 
aus  einer  Pipette  einige  Tropfen  Wasser  hinzufügen,  bis  der  Me- 
niscus den  dritten  Cubikcentimeterstrich  des  graduirten  Gylinders 
erreicht.  Dann  setzt  man  weiterhin  Chloralhydratlösung  zu,  bis 
die  leicht  opalescente  Trübung,  welche  der  Abscheidung  voraus- 
geht, eine  vollkommene  ist.  Vorschriftsmässiger  10  <>/o  iger  Kampher- 
spiritus erfordert  hierzu  65  Tropfen  Chloralhydratlösung  bei  15^, 
wobei  die  20  Tropfen,  die  anfangs  zur  Verflüssigung  gebraucht 
werden,  nicht  mitgerechnet  sind.  Bei  anderen  Temperaturen  kann 
man  rechnen,  dass  auf  je  4^  C.  über  oder  unter  15**  1  Tropfen 
Chloralhydratlösung  mehr  oder  weniger  nöthig  sei.  Unter  gleichen 
Bedingungen  würde  Kampherspiritus  von  9,  8,  7,  6,  5  und 
40/0:  61,  56,  51,  48,  44  und  39  Tropfen  bis  zur  Trübung  er- 
fordern. Diese  Prüfung  in  Gemeinschaft  mit  der  Bestimmung  des 
specifischen  Gewichtes  soll  eine  genaue  Ermittelung  des  Kampher- 
gehaltes und  der  vorschriftsmässigen  Beschafienheit  bei  Spiritus 
camphoratus  gestatten. 

Spiritus  saponcUus.  Nach  Ansicht  von  Ch.  Annato*)  lässt 
die  Vorschrift  des  Deutschen  Arzneibuches  zur  Herstellung  des 
Seifenspiritus  zuviel  Spiritus  zusetzen  und  wird  dadurch  die  Ver- 
seifung bedeutend  verlangsamt,  ausserdem  hat  man  einen  beträcht- 
lichen Verlust  an  Spiritus.  Fast  ohne  Verlust  an  letzterem,  und 
in  wesentlich  kürzerer  Zeit  lässt  sich  ein  vorschriftsmässiger  Sei- 
fenspiritus  folgendermaassen   mit  grosser  Leichtigkeit  herstellen: 

1)  Rep.  de  Pharm.  1893,  No.  9.  3)  Pharm.  Ztg.  1893,  689. 


Spiritus.  633 

60  Th.  Oel  werden  mit  70  Th.  Kalilauge  auf  dem  Dampfbade  in 
einer  langhalsigen  Kochflasche  10 — 12  Minuten  lang  erhitzt.  Als- 
dann werden  25  Th.  Spiritus  in  2  bis  3  Portionen  und  Pause  von 
je  einer  Minute  zugesetzt  und  die  Flasche  sehr  häufig  umge- 
schwenkt. Nach  ca.  5  Minuten  ist  die  Vorseifung  vollendet  und 
es  ist  dann  die  übrige  Mischung  von  Spiritus  und  Wasser  zuzu- 
setzen. Man  hat  nur  darauf  zu  achten,  dass  die  Flasche  fast 
fortwährend  nach-  dem  Zusatz  des  Spiritus  umgeschwenkt  wird 
und  immer  nur  einige  Secunden  auf  dem  Dampfbade  ruhig  stehen 
bleibt.  Der  Verlust  an  Spiritus  wird  höchstens  1  Th.  betragen. 
Nach  der  von  Annato  mitgetheilten  Methode  wird  sich  in 
kurzer  Zeit  ein  geringes  Quantum  Seifenspiritus  fertig  stellen 
lassen;  ist  man  jedoch  nicht  an  die  Zeit  gebunden  und  will  man 
grössere  Mengen  desselben  herstellen,  so  ist  es  nach  0.  Wentzky^) 
wohl  praktischer,  folgendes  Verfahren  zu  beobachten,  welches  den 
Vortheil  bietet,  dass  dabei  gar  kein  Verlust  an  Weingeist  statt- 
findet, und  die  Heizung  des  Dampfbades  vermieden  wird.  600  g 
Olivenöl,  700  g  Aetzkalilauge  (1,144—1,146  spec.  Gew.),  welche 
man  am  besten  durch  Auflösen  von  Kali  caustic.  depurat.  in 
Wasser  frisch  bereitet,  und  750  g  Weingeist  werden  in  eine  Flasche 

?ewogen  und  von  Zeit  zu  Zeit  kräftig  geschüttelt,  bis^eine  filtrirte 
'robe  sich  mit  Wasser  und  Weingeist  ohne  Trübung  mischen 
lässt.  Nach  2 — 3  Tagen  wird  die  Verseifung  beendigt  sein. 
Hierauf  fügt  man  2250  g  Weingeist  und  40  g  Natriumbicarbonat 
hinzu,  letzteres,  um  das  überschüssige  Aetzkali  zu  entfernen, 
schüttelt  wiederholt  und  lässt  einen  Tag  absetzen.  Dann  wird 
die  Flüssigkeit  filtrirt  und  durch  Hinzumischen  von  1700  g  Wasser 
der  Seifenspiritus  fertiggestellt. 

Hierzu  bemerkt  Annato*),  dass  ein  Magdeburger  Fabrikant 
das  Verfahren,  überschüssiges  Aetzalkali  aus  einer  Seife  durch 
Natriumbicarbonat  zu  entfernen,  schon  seit  Jahren  unter  Patent- 
schutz ausübe. 

Nach  folgender  Vorschrift  lassen  sich  in  höchstens  einer 
Stunde  Mengen  von  100 — 200  kg  Seifenspiritus  herstellen:  In  einen 
Dampfständer  (bezw.  in  ein  Wasserbad)  stellt  man  einen  geräu- 
migen Topf  von  etwa  60 — 75  1  Inhalt  (bezw.  einen  Kolben  von 
entsprechender  Grösse),  und  bringt  in  demselben,  allmählich  an- 
wärmend, eine  Mischung  von  12  kg  Olivenöl,  6  kg  Kalilauge  von 
40°  Baume  (—  1,383  spec.  Gew.  =  37— 38  o/o  KOH)  unter  Zu- 
hülfenahme  von  6  kg  Spiritus  unter  fortwährendem  Umrühren  zur 
Verseifung.  Schon  nach  20  Minuten  ist  dieselbe  im  Dampfbade 
vollendet  und  eine  herausgenommene  Probe  löst  sich  klar  in  Spi- 
ritus und  Wasser.  Nun  löst  man  die  erhaltene  Seife  in  54  kg 
Spiritus  und  ergänzt  mit  42  kg  destillirtem  Wasser  auf  das  Ge- 
sammtgewicht  von  120  kg  '). 

Bai  hörn  ^)  empfiehlt  folgende  Vorschrift,   bei  welcher  der 


1)  Pharm.  Zg.  1893,  654.  2)  ebenda  674.  8)  ebenda  669. 

4)  ebenda  669. 


634  Spiritus. 

Feuchtigkeitsgehalt  des  gegossenen  Kali  causticum  berücksichtiget 
und  ein  Erwärmen  unnöthig  ist :  Ol.  Olivar.  240,  Kali  caustic.  ^, 
Spirit.  100,  Aqu.  dest.  3ö,  fiat  sapo,  solve  in  Spirit.  1100,  Aq. 
dest  880.  Befurchtet  man  überschüssiges  Aetzkali,  so  schüttelt 
man,  wie  Wentzky  vorschreibt,  den  in  Spiritus  gelösten  Seifenleim 
erst  mit  NaHGOt  und  verdünnt  dann  mit  Wasser  und  filtrirt. 
Bei  Bedarf  grösserer  Mengen  wird  Seifenspiritus  meist  nach  fol- 
genden 3  Methoden  auf  kaltem  Wege  hergestellt:  1.  Aus  roher 
Pottasche,  Wasser  und  gelöschtem  Kalk  wird  durch  Kochen  in 
einem  eisernen  oder  silbernen  Kessel  Kalilauge  dargestellt,  abge- 
hebert und  meist  nicht  filtrirt  Aus  200,0  Pottasche  erhält  man 
nach  dem  Eindampfen  etwas  über  700,0  Lauge,  welche  nach  dem 
specifischen  Gewichte  auf  den  Procentgehalt  berechnet  wird.  Diese 
kohlensäurehaltige  Lauge  wird  mit  Oel  und  event  Spiritus  ge- 
schüttelt, in  einer  starken  Flasche  gerollt  und  an  eine  rotirende 
Vorrichtung  gebracht,  wodurch  die  Verseifung  je  nach  dem  lieber- 
schuss  an  Alkali  in  ganz  kurzer  Zeit  bewerkstelligt  wird.  — 
2.  Nach  Vorschrift  der  Pharm.  Germ.  III  verläuft  die  Verseifung 
nach  mehrmaligem  Umschütteln  ohne  Erwärmen  in  zwei  Tagen. 
Beständiges  oder  auch  nur  öfteres  Umschütteln  ist,  neben  einem 
kleinen  Üeberschuss  von  Alkali,  das  Haupterfordomiss,  um  Seifen- 
spiritus schnell  zu  bereiten  —  3.  Man  löst  eine  aus  Olivenöl  be- 
reitete Kaliseife  —  Schmierseife  —  in  den  entsprechenden  Quan- 
titäten Spiritus  und  Wasser  auf.  Zu  diesem  Zwecke  verseift  man 
in  einer  Porzellanschale  600  Tb.  Oel,  700  Kalilauge  mit  60  Spi- 
ritus und  dampft  die  Seife  auf  900  Th.  ein.  Durch  Lösen  in  3  kg, 
resp.  2,782  kg  94  ^/o  igen  Spiritus  und  Wasser  bis  zum  Gesammt- 
gewicht  von  6  kg  erhält  man  den  officinellen  Seifsnspiritns.  Die 
genau  auf  das  U/i  fache  des  Oeles  eingedampfte  Seife  lässt  sich 
beliebig  lange  aufbewahren,  um  bei  Bedarf  nur  gelöst  zu  wer- 
den. —  Will  man  1  kg  Seifenspiritus  herstellen,  so  nimmt  man 
150  Th.  von  der  erwähnten  Schmierseife,  500  Spiritus  und  dcO* 
Wasser.  Diese  Lösung  hat  bei  15  **  das  officinelle  spec.  Gew.  0,925 
bis  0,935,  welches  auf  0,928—0,932  reducirt  werden  könnte  unter 
Berücksichtigung  der  Schwankung  bei  den  verschiedenen  Wärme- 
graden. —  Stdlt  man  oft  Seifenspiritus  dar,  so  hat  sich  nach 
Anlehnung  an  die  Pharm.  Germ.  III  folgende  Methode  als  sehr 
praktisch  erwiesen.  600  g  Oel,  700  g  Kalilauge  und  750  g  Spi- 
ritus werden  in  einem  weiten  langhalsigen  Kolben,  auf  welchen 
ein  Glastrichter  zum  Zurückleiten  des  sich  verflüchtigenden  Spi- 
ritus gesetzt  wird,  in  dem  Dampf  bade  auf  ca.  50—60^  erwärmt. 
Stellt  man  den  Kolben  etwas  schief,  so  geht  kein  Spiritus  ver* 
leren.  Nach  der  Verseifnng  giesst  man  die  Lösung  in  eine  2,25  kg 
resp.  2,09  kg  94%  igen  Spiritus  enthaltende  grosse  Flasche  und 
verdünnt  mit  Wasser  bis  zu  6  kg.  Zeichnet  man  sich  dann  mit 
dem  Schreibdiamanten  oder  Feuerstein  eine  Marke,  so  ist  es 
später  überflüssig,  das  Wasser  zu  wägen,  vielmehr  füllt  man  nicht 
ganz  bis  zur  Marke  an  und  nimmt  das  speoifische  Gewicht.  Da 
es  zu  leicht   ist,    so   fügt  man  zu  diesem  Quantum  für  je  Viooo- 


SpirituB.  635 

52,5  g  Wasser,  am  das  officinelle  specifische  Gewicht  herzustellen. 
1  kg  Seifenspiritus  wird  demnach  mit  8,7  g  Wasser  Viooo  an 
specifischem  Gewicht  schwerer  —  Ron  de  ^)  wünscht  die  Aufnahme 
einer  genauen  Prüfungsvorschrift  in  das  Arzneibuch,  etwa 
in  folgender  Fassung:  „Werden  30  cc  Seifenspiritus  mit  0,3  cc 
Normalsalzsäure  versetzt,  so  darf  die  klare  Lösung  auf  Zusatz 
Yon  1  Tropfen  Phenolphthalemlösung  sich  nicht  roth  färben." 
Oder:  „Werden  30  cc  Seifenspiritus  mit  1  Tropfen  Phenol phtha- 
leinlösung  und  Normalsalzsäure  bis  zur  vollständigen  Entfärbung 
versetzt,  dann  mit  Normalkalilauge  bis  zur  Rothfärbung  zurück- 
titrirt,  so  dürfen  nur  0,3  Normalsalzsäure  (Differenz)  verbraucht 
werden* ^  Bei  diesen  Bestimmungen  des  Alkaligehaltes  lässt 
sich  allerdings  der  Einwand  erheben,  dass  das  Präparat  mit  be- 
liebigen Säuren  abgestumpft  sein  kann,  da  meistens  nur  minimale 
Säuremengen,  resp.  wenige  Tropfen  Salz-,  Salpeter-  oder  Schwefel- 
säure  zur  Neutralisation  nothwendig  sind,  ohne  eine  Abscheidung 
des  üeles  herbeizuführen.  —  Leichter  ist  die  Bestimmung  des 
Oelgehaltes,  welche  wie  folgt  auszuführen  sein  würde:  „20  cc 
Seifenspiritus,  mit  5  oc  officineller  Salz-  oder  Salpetersäure  in 
einem  graduirten  Reagensglase  einmal  kräftig  durchgeschüttelt, 
müssen  nach  10  Minuten  mindestens  2  cc  Gel  auf  der  Oberfläche 
abscheiden."  Da  dieses  nicht  ganz  rein  ist,  so  kann  man  der 
Trennung  und  Deutlichkeit  wegen  erwärmen,  wodurch  sich  das 
2,2—2,4  cc  betragende  Volumen  noch  etwas  verringert. 

Zur  Darstellung  von  Seifenspiritus  giebt  Roh  dich*)  folgende 
Vorschrift:  Man  arbeite  nach  der  Vorschrift  der  Pharmakopoe 
mit  dem  einzigen  Unterschiede,  statt  der  schwachen  officineUen 
Kalilauge  solche  vom  spec.  Gew.  1,34  in  der  entsprechend  gerin- 
geren Menge  (60  Th.  Ol.  Provinc,  30  Th.  Liq.  Kali  caust.  fortius 
und  20 — 30  Th.  Spiritus)  zu  nehmen.  Auf  dem  Infundirdampfloch 
eines  jeden  Dampfapparates  lässt  sich  so,  fast  ohne  jede  Auf- 
sicht, in  wenigen  Minuten  ein  Quantum  von  5  kg  Seifenspiritus 
fertig  stellen.  Es  genügt  ein  handlicher  Kolben  von  P/t — 2  1 
Inhalt,  da  die  weitere  Verdünnung  der  concentrirten  Seifenlösung 
im  Standgefäss  selbst  vorgenommen  werden  kann.  Es  genügt  ein 
vorsichtiges  sanftes  Schwenken  des  Kolbens  während  des  Er- 
wärmens. 

Eine  Vorschrift  von  Jung')  lautet:  103  Theile  Kai.  carbonic. 
pur.  gelöst  in  220  Th.  Aq.  destill,  werden  gemischt  mit  240  Th. 
Ol.  Olivar.  und  300  Th.  Spirit.  Dem  Gemische  werden  120  Th. 
gelöschtes,  pulveriges  Calciumhydroxyd  zugegeben  und  auf  dem 
Wasserbade  bis  zur  vollendeten  Seifenbildung  (die  in  ö  höchstens 
10  Minuten  stattfindet)  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten  werden  900 
Th.  Spiritus  zugegeben,  filtrirt,  der  Rückstand  mit  200  Th.  Spirit. 
^acbgewaschen  und  das  Filtrat  mit  680  Th.  Aq.  destill,  verdünnt. 

Der   Wunsch,    unter   den    verschiedenen    empfohlenen    Var^ 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  674.  2)  ebenda  688.  8)  Apoth.  Ztg. 

1898,  660. 


636  Spiritus. 

Schriften  zur  Herstellung  von  Seifenspiritus  durch  unmittelbare 
Verseifung  von  Oel  mit  Kalilösnnff  ohne  Erwärmen  eine  besonders 
taugliche  herauszufinden,  gab  G.  Vulpius*)  die  Veranlassung  za 
einer  Anzahl  kleiner  Versuche,  bei  welchen  Olivenöl  mit  wein- 
geistiger Kalilösnng  in  bestimmten  Verhältnissen  zusammengebracht 
und  das  Oemenge  häufig  geschüttelt  wurde.  In  der  Regel  war 
nach  acht-  oder  zehnmaligem  kräftigem  Durchoinanderschütteln 
im  Laufe  eines  halben  Tages  das  Oel  yerschwunden ,  die  Versei- 
fuDg  vollendet,  und  es  schien,  als  ob  die  letztere  ziemlich  regel- 
mässig und  der  Häufigkeit  des  Schütteins  entsprechend  fortschreite, 
die  Menge  des  obenauf  schwimmenden  Oeles  dementeprechend 
ebenso  regelmässig  abnehme.  Durch  irgend  einen  Zufall  war  eine 
solche  Probe  stehen  geblieben,  als  erst  ein  kleiner  Theil  des  Oeles 
verseift  war.  Der  Rest  des  letzteren  wurde  nach  einiger  Zeit 
noch  obenauf  schwimmend  gefunden  und  sollte  nnn  durch  erneutes 
und  voraussichtlich  noch  öfters  zu  wiederholendes  Schütteln  nach- 
träglich auch  verseift  werden.  Da  zeigte  es  sich,  dass  jetzt  schon 
ein  einmaliges  Durchschütteln  genügte,  um  in  wenigen  Secnnden 
den  gesammten  erheblichen  Oelrest  zur  Verseifung  zu  bringen  nnd 
eine  völlig  klare  Seifenlösung  zu  erzielen.  Es  hatte  den  Anschein, 
als  ob  die  längere  Berührung  der  Kalilösung  mit  dem  in  ge- 
schlossener Schicht  darüber  schwimmenden  Oele,  das  letztere  der 
Verseifung  leichter  zugänglich  gemacht  habe.  An6  diesem  Ver- 
halten dürften  sich  zwei  Schlussfolgerungen  ableiten  lassen.  Zu- 
nächst lässt  sich  aus  dem  beschriebenen  Verlauf  der  Versuche 
entnehmen,  dass  während  des  Schütteins  auch  diejenigen  Oeltheile, 
welche  der  Verseifung  entgangen  sind  und  sich  in  der  Ruhe 
wieder  zu  einer  klaren  Schicht  vereinigt  haben,  der  weiteren  Ein- 
wirkung des  Ealihjdrates  zugänglicher  geworden  sind.  Sodann 
zeigt  sich  aber  auch,  dass  ohne  jedes  Schütteln  und  allein  durch 
die  Berührung  der  beiden  Flüssigkeitsschichten  an  einer  massig 
breiten  Fläche,  wenn  diese  Berührung  nur  lange  genug  dauert, 
der  Widerstand  des  Oeles  gegen  den  Angriff  des  Kalihydrates« 
gegen  die  Verseifung  bedeutend  herabgemindert  wird.  Neben  der 
unmittelbar  wahrnehmbaren  chemischen  Arbeit  mnss  also  während 
jener  Berührung  noch  eine  zweite,  nur  an  dem  späteren  Verhalten 
des  Oeles  erkennbare,  geleistet  worden  sein,  bestehend  in  einer 
Lockerunff  des  Gefüges  der  Oelmoleküle  bis  in  erhebliche  Tiefen 
der  Oelscnicht  hinein.  Besonderen  Werth  für  die  pharmaceutische 
Praxis  dürfte  diese  Thatsache  freilich  nicht  haben,  denn  wenn 
auch  hiemach  anzunehmen  ist,  dass  sich  nötigenfalls  ein  Seifen- 

S intus  durch  kurzes  Schütteln  von  weingeistiger  Kalilösung  mit 
^1  und  einmalige  Wiederholung  des  Schütteins  nach  wochen- 
langem Stehenlassen  herstellen  liesse,  so  ist  doch  das  öftere  Um- 
schütteln eine  so  kleine  Mühe,  dass  man  dieselbe  einem  sonst 
nöthig  werdenden  langen  Herumstehenlassen  der  Mischung  wohl 
immer  vorziehen  wird. 


1)  Pharm.  Centralh.  1898,  288. 


Suppositoria.    Tincturae.  637 

Snppositoria. 

Olycerin-Suppositorien,  Nach  Boni*)  werden  aus  lOTh.  Gly- 
cerin,  5  Th.  Wasser  und  1  bis  2  Th.  Gelatine  lege  artis  Stum- 
zäpfchen  in  Formen  ausgegossen,  die  nach  dem  Festwerden  in  ein 
Gemisch  von  geschmolzenem  Cacaoöl  und  Wachs  getaucht  werden, 
wodurch  ihnen  ein  haltbarer  Ueberzug  gegeben  wird. 

Salol'Suppo9Üorien.  Da  Salol  mit  Gacaobutter  zusammen- 
geschmolzen oft  lange  flüssig  bleibt,  empfiehlt  Barnouvin')  die 
Gacaobutter  höchst  vorsichtig  zu  schmelzen,  so  dass  keine  lieber- 
hitzung  stattfindet,  dann  das  Salol  hineinzuschütten,  umzurühren 
und  auszugiessen;  das  Festwerden  findet  dann  bald  statt.  Auch 
kann  man  Gacaobutter  und  Salol  auf  bekannte  Weise  kalt  an- 
stossen  und  die  Suppositorien  in  die  Formen  pressen. 

Tineturae. 

Einen  Vorschlag  zur  praktischen  Darstellung  gangbarer  Tinc- 
turen  macht  Ln.  *).  Derselbe  hat  für  sämmtliche  Tincturen  eine 
Darstellungsweise  ausfindig  zu  machen  gesucht,  mit  deren  Hülfe 
man  stets  Tincturen  yon  gleichem  Gehalt  und  gleicher  Farbe  er- 
zielen könnte,  und  macht  folgenden,  natürlich  für  die  sogenannten, 
die  Lösung  eines  Harzes  oder  Salzes  darstellenden  Tincturen  nicht 
geltenden  Vorschlag.  Die  diesjährigen  setrockneten  Vegetabilien 
werden  ganz  fein  zerschnitten  (sog.  Morsellenspeciesform)  und 
dann  im  Percolator  genau  nach  Vorschrift  I  des  D.  A.-B.  zum 
Extr.  fiuid.  verarbeitet.  Natürlich  muss  die  Lösungsflüssigkeit  im 
selben  Verhältniss  zusammengesetzt  sein,  wie  es  das  D.  A.-B.  vor- 
Bchreibt.  Das  gewonnene  Fluideztract  enthält  nun  in  einem  Theile 
das  Lösliche  von  einem  Theil  der  angewendeten  Species,  und  ist 
nun  mit  dem  Lösungsmittel  im  Verhältniss  des  D.  A.-B.  je  nach 
Bedarf  und  je  nach  Grösse  der  Standgefässe  zu  verdünnen. 

Die  Frage,  ob  bei  Darstellung  der  Tincturen  das  Verfahren 
mittds  Percolation  od^r  dasjenige  mittels  Maceration  vorzuziehen, 
ist  Gegenstand  mehrfacher  Untersuchungen  gewesen.  J.  M  arten - 
son  erklärte  im  Mai  18ü2,  dass  die  von  der  russischen  Pharma- 
kopoe (4.  Aasgabe)  bei  der  Opiumtinctur  vorgeschriebene 
Percolation  nicht  zweckentsprechend  sei,  indem  beim  Digeriren 
eine  viel  vollständigere  Extraction  als  beim  Percoliren  stattfinde. 
J.  Bienert^)  bestätigte  diese  Beobachtung  und  fügte  hinzu,  dass 
das  Opiumpulver  sich  zusammenballe  und  von  verdünntem  Alkohol 
dann  nicht  hinreichend  durchtränkt  werde.  Bei  Tinct.  Aconiti 
und  anderen  narkotischen  Tincturen  biete  das  Percoliren 
keinen  nennenswerthen  Vortheil  gegenüber  dem  Digeriren.  Nur 
bei  den  Fluidextracten  liegt  natürlich  die  Sache  anders,  weil  hier 
keine  bestimmte  Menge  Flüssigkeit  in  Anwendung  kommt.  — 
Hugo  Andres^)  hat  sodann   die  Inferiorität   des  Percolations- 


1)  Durch  Pharm.  Centralb.  1893,  480.  2)  ebenda  589.  8)  Pharm. 
Ztg.  1898,  780.  4}  Pharm.  Zeitschr.  f.  Basel.  1892,  No.  47.  5)  ebenda 
No.  51. 


638  Tincturae. 

Verfahrens  bei  der  Bereitung  der  Opiumtincturen  auch  Ziffern- 
mäseig  bewiesen.  Er  erhielt  aus  demselben  Opium  Tincturen  von 
nachstehender  Qualität: 

Digestion  Percolation 

Ph.  Russ.  III  Ph.  Rttss.  IV 

Specifisches  Gewicht    .    0,983  o/o  0,976  > 

Trockenrückstand    .     .    5,16    „  4,88 

Morphiumgehalt  .    .    .    1,07    „  0,87 

Um  nun  zu  entscheiden,  inwiefern  die  Percolation  bei  der  Berei-* 
tung  narkotischer  Tincturen  überhaupt  nothwendig  oder  überflüasig  ' 
sei,  hat  H.  Andres  ^)  Paralleluntersuchungen  mit  Tinct.  Strychni 
angestellt  und  gefonden,  dass  das  specifisohe  Gewicht  bei  Mace- 
ration  0,904,  bei  Percolation  0,912,  der  Trockenrückstand  bei  Ma- 
zeration 1,38,  bei  Percolation  1,54  und  der  Gesammtalkaloidgehalt 
bei  Maceration  0,22,  bei  Percolation  0,31  betrage.  Beim  Be- 
feuchten des  Trockenrückstandes  mittels  Salpetersäure  bei  Tinctur, 
welche  durch  Maceration  bereitet  ist,  zeigt  sich  eine  orangefarbene, 
bei  solcher  durch  Percolation  bereitete  eine  blutrothe  Färbung; 
welche  später  in  schmutzig  violett  übergeht.  Im  Uebrigen  sind 
beide  Tincturen  gleich  und  Andres  will  den  Mehrgehalt  von  0,09  <yt 
Alkaloiden  nicht  für  hinreichend  gelten  lassen,  um  der  umständ- 
licheren und  mit  mehr  Verlusten  verknüpften  Percolationsmethode 
vor  der  bisherigen  Herstellungsmethode  für  Tincturen  einen  Vorsug 
'einzuräumen. 

Es  mag  erwähnt  sein,  dass  auch  in  England  neuerdings  Ar- 
beiten von  Farr  und  Wright^)  ausgeführt  worden  sind,  welche 
dargethan  haben,  dass  die  einfache  Maceration  in  den  meisten 
Fällen  zu  Ergebnissen  führt,  wie  solche  durch  andere  Methoden 
vollkommener  nicht  erreicht  werden  können,  vorausgesetzt,  dass 
die  Maceration  bezw.  Digestion  genau  nach  Vorschrift  ausgeführt 
auf  8  bis  14  Tage  ausgedehnt  und  .  der  Ansatz  häufig  durch- 
geschüttelt wird. 

Vergleichende  Versuche,  ob  Digestion  oder  Percolation  vor- 
zuziehen ist;  gaben  E.  Dieterich')  folgende  Resultate: 

Tinot.  Opü  Tinct.  Strychni 

Maoerirt  Percolirt  Macerirt  Percolirt 

Speo.  Gew.  bei  W          0,977  0,983  0,899  0,904 

%  Trockenrückstand        5,16  6,26  1,18  1,52 

7o  Asche                           0,21  0,26  0,04  0,08 

%  Alkaloide                      1,17  1,28  -  — 

Diese  Zahlen  sprechen  dafär,  dass  die  Percolation  vorzuziehen  ist. 

Um  Anhaltspuncte  für  die  Ztisamtnensetzung  bez,  für  diejeni- 
gen Eigenschaften  der  Tincturen  zu  gewinnen,  welche  bei  der  Prü* 
jung  derselben  in  Betracht  zu  ziehen  sind,  hat  £.  Dieterich  ^) 
die  Feststellung  dieser  Verhältnisse  an  allen  in  seinem  Laborato- 
rium bereiteten  Tincturen  fortgesetzt  und  dabei  folgende,  mit  den 
früheren  Resultaten  im  Einklang  stehenden  Zahlen  ermittelt: 

1)  Pharm.  Zeitzchr.  f.  Bnssl.  1893,  No.  10.  2)  Pharm*  Joara.  and 

Transact.  1898,  Jan.  7.  8)  Helfenberger  Annalen  1892,  89.        4)  ebenda 

1892,  86. 


Tincturae. 


639 


Tinctara 


80 
CG  « 


^.1 


Säurezahl 


9 

'S 
pi4 


Absinihii 

»»  

Aconiti 

Aloes  

>»      •    • 

»mara 

>» 

Amicae 

»1         

,1        ....... 

Amioae  dopl 

aromatica 

>»  • 

Asae  foeüdae 

»>      .  »        

Aurantü 

Benzoes  venalis  .  -  .  . 
>»  «  .... 
i>  i>  .  .  •  • 
)j         »»         .... 

Calami 

Cannabis 

Cantharidnm 

Gascarillae 

»»  

Catechu 

Ghinae 

w 

Chinae  comp.  ,    .    .    .    . 

11  w         

»>  «        .     •     .     .     • 

n  w         ..... 

Ohinoidini 

Ginnamomi 

w  ...... 

Ck)lohici 

Colooynihidis 

Golombo       

Digitalis  D.  A.  m   .    .     . 
Fem  pomaia 

»         ff        

^  w  .       »»        

Grentianae 

»1  

Owgaoi 

Ipecaoaanhae 

Lobeliae 

Myrrhae 


0,906 
0,906 
0,906 
0,880 
0,868 
0,918 
0,911 
0,911 
0,902 
0.901 
0,908 
0,904 
0,908 
0,908 
0,906 
0,901 
0,843 
0,852 
0,921 
0,875 
0,877 
0,877 
0,864 
0,907 
0,843 
0,838 
0,902 
0,901 
0,940 
0,913 
0.911 
0,919 
0,916 
0,922 
0,914 
0,926 
0,905 
0,899 
0,898 
0,836 
0,908 
0,932 
1,025 
1,027 
1,029 
0,926 
0,919 
0,886 
0,902 
0,900 
0,849 


2,72 
3,05 
2,45 
11,80 
8,77 
5,42 
4,94 
3,96 
1,66 
1,47 
2,00 
2,19 
3,60 
3,62 
1,99 
1,56 
3,34 
6.54 
8,26 
14,87 
15,24 
14,86 
10,18 
3,18 
3,48 
2,04 
1,74 
2,04 
11,32 
4,76 
4,80 
5,57 
5,27 
5,22 
4,53 
8,88 

1.71 
1,63 
1,30 
0,49 
2,27 
1,93 
7,73 
7,60 
7,38 
7,71 
5,26 
16»50 
1,45 
1,21 
5,65 


0,34 
0,44 
0,10 
0,04 
0,04 
0,17 
0,17 
0,14 
0,20 
0,15 
0,22 
0,22 
0,30 
0,39 
0,20 
0,10 
0,04 
0,01 
0,16 
0,01 
0,01 
0,00 
0,00 
0,23 
0,39 
0,14 
0,08 
0,05 
0,16 
0,12 
0,15 
0,12 
0,10 
0,14 
0,11 
0,01 
0,05 
0,05 
0,07 
0,00 
0,19 
0,32 
0,1s 
1,14 
1,06 
0,08 
0,07 
0,02 
0,09 
0,13 
0,08 


20,72 
14,0 


18,20 
24,64 
16,24 
7,28 
15,12 
14,28 
18,28 
25,76 
28,84 
14,00 
13,72 
30,24 

21,84 

86,80 

83,16 

116,20 

61,60 

8,96 

6,72 

26,32 

8,68 

10,08 


10,92 
1'40 

8,40 


14.56 
16,24 

7,66 

8,12 

15,68 


640 


Tinctarae. 


Tinctnra 


Myrrhae 


?> 


Opii  benzoica 


99 


11 


Opii  orooata 


»» 


Opii  simpl 


»h 


99 


Pimpinellae 


» 


Pini  oomposita 
Batanhiae    .    • 
Rbei  aquosa 
Rhei  vinosa  .    . 


Scillae  .  .  . 
Secalis  comuti 
Strophanthi .    . 


Strychni  . 
Valerianae 


11 


Valerianae  aether. 


>i 


11 


J3- 

"5 


1- 


®  a 


Vanillae   . 

Zingiberifl | 

Tinctura  Älo'48.  Die 
beitung  des  Arzneibuches 
tikels: 


0,847 
0,847 
0,900 
0,903 
0,982 
0,983 
0,981 
0,976 
0,975 
0,975 
0,908 
0,910 
0,907 
0,923 
1,015 
1,064 
1,061 
0,947 
0,899 
0,899 
0,899 
0,899 
0,910 
0,908 
0,815 
0,819 
0,922 
0,904 


4,11 
3,88 
0,45 
0,44 
6,92 
6,82 
6,26 
4,90 
4,74 
4,37 
3,72 
3,72 
8,81 
6,64 
4,78 
20,31 
19,37 
12,67 
0,86 
1,23 
1,41 
1,14 
3,82 
3,51 
1,06 
1,62 
4,22 
1,20 


OB 


Sänrezahl 


0,02 

0,01 

0,01 

O.Ol 

0,33 

0,33 

0,33 

0,18 

0,20 

0,18 

0,18 

0,19 

0,10 

0,07 

1,39 

0,57 

0,56 

0,10 

0,19 

0,07 

0,07 

0,02 

0,25 

0,16 

0,03 

0,01 

0,41 

0,23 


16,52 
14,00 
89,60 
98,00 


10,36 
11,20 
18,20 


0,26 


5,04 

6,72 

5,04 

6,16 

9,24 

18,48 

12,88 

10,36 

14,00 


1,96  — 


1,07 
0,97 
1,00 
1,14 
0,99 
1,05 


ständige  Gommission  ^)  zur  Bear- 
empfiehlt  die  Aufnahme  folgenden  Ar- 


Tinctura  AloSt. 
AloStinctur. 
Zu  bereiten  ans: 

Einem  Tbeile  grob  gepulverter  Aloe        1 
mit 

Ffinf  Theilen  Weingeist 5 

Aloetinctur  sei  von  dunkelgrünlichbranner  Farbe  nnd  sehr  bitterem 
Gesohmacke. 

Tinctura  Ferri  acetici  aetherea.  Empfehlenswerth  ist  es  nach 
0.  Schobert'),  bei  der  Bereitung  Weingeist  und  Essigäther  für 
sich  zu  mischen  und  dann  erst  den  Liquor  Ferri  acetici  hinzu- 
zugeben, da  jede  Erwärmung  yermieden  werden  muss;  die  fertige 
Tinctur  ist  wohlverschlossen  im  Dunkeln  und  Kühlen  aufzubewah- 
ren,  sowie  in  dunkeln  Flaschen  abzugeben.    Das  specifische  Ge- 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  617. 


2)  Pharm.  Ztg.  1893,  488. 


Tincturae.  641 

wicht  der  Tinctur  ist  nach  Schobert  nicht  1,044  bis  1,046  (D.  A.B.), 
sondern  1,048  bis  l,0ö2. 

Tifidura  Ferri  chiorati  aetherea.  Das  specifische  Gewicht  ist 
nach  0.  Schobert  i)  nicht  0,837  bis  0,841,  wie  das  D.  A.  B.  an- 
giebt,  sondern  0,849  bis  0,851 ;  entsprechend  der  zulässigen  Schwan- 
kung des  specifischen  Gewichts  des  Weingeistes  und  dem  unver- 
meidlichen Verlust  an  Aether  beim  Oeffnen  der  Gefasse  hält 
Schobert  die  Forderung  eines  spec.  Gew.  von  0,849  bis  0,853  für 
empfehlenswerth. 

Nach  Schobert  scheiden  sich  aus  einer  Mischung  von  10  cc 
ätherischer  Chloreisentinctur  mit  10  cc  Kaliumacetatlösung  in  der 
Ruhe  nicht  3  cc,  wie  das  D.  A.  B.  angiebt,  sondern  4  cc  ab. 

Ferner  wünscht  Verfasser  bezüglich  der  Farbe  die  Forderung 
der  Ph.  G.  I  (gelblich  bis  bräunlichgelb)  wieder  eingeführt  und 
stellt  das  Verlangen,  dass  den  Thatsachen  entsprechend  der  in 
der  mit  5  bis  10  Th.  Wasser  verdünnten  Tinctur  durch  Ammoniak 
auftretende  Niederschlag  schmutziggrün  bis  braunschwarz  sei  und 
beim  Stehen  an  der  Luft,  rascher  beim  Aufkochen,  letztere  Fär- 
bung aber  jedenfalls  annehmen  soll.  (D.  A.  B.  bezeichnet  den 
Niederschlag  als  schwarz.) 

Tinctura  Ferri  composita.  Ein  sehr  wohlschmeckendes,  sehr 
haltbares  und  wenig  absetzendes  Präparat  erhält  man  nach  R. 
Dietel*)  wie  folgt:  Fern  oxyd.  sacchar.  3®/oig  730,0,  Aqua  dest. 
6660,0,  Sacchar.  930,0,  .Spirit.  Vini  rectificatiss.  1650,0,  Tinct.  Au- 
rant.  30,0,  Tinct  Vanill.,  Tinct.  Ginnamom.,  Tinct.  aromat.  aa  7,5, 
Aether.  acetic.  gtt.  XX.  219,0  Liq.  Ferr.  sesquichlorat.  werden 
verdünnt  mit  1100,0  Wasser;  190,0  Natr.  carbonic.  pur.  werden 
gelöst  in  1150,0  Wasser;  beide  Lösungen  werden  weiter  behandelt, 
wie  das  Arzneibuch  unter  Ferr.  oxyd.  sacchar.  angiebt.  Der  aus- 
gewaschene und  gesammelte  Niederschlag  wird  mit  365,0  Sacchar. 
und  36,5  Liq.  Natr.  caust.  erwärmt  bis  zur  vollständigen  Lösung 
des  Eisenhydroxyds.  Die  Lösung  wird  eingetragen  in  eine  tarirte 
Flasche,  die  etwas  Aq.  dest.  enthält;  die  vom  3  o/o  igen  Ferr.  oxy- 
dat.  sacchar.  rückständigen  333,5  Sacchar.  und  die  weiteren  930,0 
Sacchar.  werden  im  rückständigen  Wasser  gelöst,  zu  obigem  binzu- 
filtrirt,  der  Spiritus  und  das  Aroma  hinzugefügt 

Tinct.  Jodi.  Ein  Gefäss  zur  selbstthätigen  Herstellung  von 
Jodtinciur  hat  die  Firma  Warmbrunn,  Quilitz  u.  Co.*)  in  Berlin 
in  den  Handel  gebracht. 

Tinct,  Jodi  pflegt  J.  *•)  in  zwei  Stunden  fertig  zu  stellen  und 
zwar  so,  dass  er  das  Jod  in  ein  Stückchen  Gaze  einbindet  und  das 
so  erhaltene  „Säckchen'^  mittels  Korkes  in  eine  weithalsige  Flasche 
einklemmt,  in  der  sich  die  abgewogene  Menge  Spiritus  befindet, 
so,  dass  das  Jod  oben  in  den  Spiritus  eintaucht. 

Tinctura  Jodi  decoloraia.  A.  Astolfi*)  hat  auf  Grund  ein- 
gehender Untersuchungen  gefunden,    dass  das  Jod  in  Form  der 


1)  Phunm.  Ztg.  1808,  488.  2)  ebenda  712.  8)  ebenda  794 

4)  ebenda  611.  5)  BoUet.  cbimic.-fann.;  durch  Pharm«  Ztg.  1893,  822. 

PlMnBMeiitiMb«r  Jahreeberlrbt  f.  1896«  4| 


642  Unguenta. 

Tinctura  Jodi  decolorata  seine  ursprünglichen  Eigenschaften  nicht 
mehr  besitzen  kann. 

Tinctura  Moschi.  Lambotte^)  empfiehlt  statt  der  alkoholi- 
schen Moschustinctur  eine  Olycerin  als  Grundlage  habende  Mo- 
schuslösung für  Einspritzungen  unter  die  Haut.  Lambotte 
mischt  Moschustinctur  mit  ungefähr  dem  halben  Volum  Glycerin 
und  lässt  den  Alkohol  an  der  Luft  verdunsten;  hierauf  wird  soviel 
Glycerin  hinzugefugt,  dass  das  Volum  der  angewendeten  Tinctar 
erhalten  wird. 

Tinctura  Nerü  Oleandri  Oefele  (s.  auch  S.  39).  Foliorum 
Nerii  Oleandri  recenüum  (aus  den  Ländern  des  Mittelmeergebietes) 
concis.  10,0  infunde  aquae  fervidae  quantum  satis,  macera  per 
horam  unam,  cola,  adde  Garbonis  vegetabilis  1,0;  agita,  filtra  ad 
remanentia  50,0,  adde  Spiritus  rectificatissimi  50,0,  repone  per 
horas  XII,  filtra.  Signa :  Tinctura  Nerü  Oleandri.  —  Eine  Tinctnr 
von  doppelter  Stärke  liefert  folgendes  Recept:  Foliorum  Nerii 
Oleandri  siccorum  concisorum  (aus  den  Ländern  des  Mittelmeer- 
gebietes) 10,0,  Aquae  fervidae  10,0,  macera,  cola,  adde  Magnesiae 
carbonicae  1,0,  misce,  adde  Spiritus  vini  rectificatissimi  50,0,  filtra. 
Signa:  Oleandertinctur  aus  getrockneten  Blättern. ') 

Tinctura  Opii  simplex.  Bei  Herstellung  dieser  Tinctur  und 
Verwendung  von  durch  Sieb  5  geschlagenem  Opium  stellte  J.  >) 
durch  wiederholte  Wägnngen  fest,  dass  das  specifische  Gewicht 
nach  zweitägigem  Digeriren  constant  blieb.  Während  dasselbe 
nach  einem  Tage  0,974  betrug,  hatte  es  nach  zwei  Tagen  0,976 
erreicht,  welches  Gewicht  auch  nach  längerem  Digeriren  nicht 
mehr  zunahm.  Es  scheint  also  ein  zwei-  bis  dreitägiges  Digeriren 
vollkommen  zur  Ektraction  zu  genügen  (s.  auch  S.  637). 

Tinctura  Bhei  Kodreuteri.  Zu  bereiten  aus  zerschnittener 
Rhabarberwurzel  45,  mittelfein  zerschnittenen  Pomeranzenschalen 
15,  fein  zerschnittenem  Tausendgüldenkraut  8,  zerquetschtem 
Fenchel  4,  Weingeist  150  und  Wasser  150. 

Unguenta. 

Zur  Technik  und  Beceptur  der  Salben  veröfi'entlichte  E.  Stern  ^) 
einen  Aufsatz,  dessen  Inhalt  dahin  gipfelt,  dass  der  Apotheker  bei 
Bereitung  von  Pulversalben  sich  der  üblichen  Zusätze  (Wasser, 
Spiritus  oder  Oel)  zum  Anreiben  der  Pulver  enthalten  soll,  weil 
diese  Zusätze  in  den  meisten  Fällen  die  beabsichtigte  Wirkung 
und  Haltbarkeit  der  Salben  beeinträchtigen.  Seitens  des  Arztes 
ist  es  nöthig,  dass  er  auf  dem  Recepte  der  Gang  den  Anfertigung 
genau  vorschreibt  Als  Grundsatz  gilt:  Die  Salbenbasis  (Pulver» 
Eztracte,  Salze,  Flüssigkeiten,  geschmolzene  Stoffe)  ist  stets  direct 
mit  dem  Salbenkörper  zu  verreiben.    Wünscht  der  Arzt  Wasser, 


1)  Journ.  de  pharm.  d'Anvers  1898,  468.         2)  Pharm.  Centralh.  1898, 
861.  8)  Pharm.  Ztg.  1898,  611.  4)  Ans  der  Badisohen  Erg&n- 

znngstaxe.  6)  Therap.  Monatsh.  1898,  876;  über  die  an  diesen  Aafsats 

nob  anknnpfenden  Erörterungen  siehe  Pharm.  Ztg.  1893,  462  u.  474. 


Unguenta.  643 

Spiritus  oder  Oel  zam  Anreiben,  so  schreibt  er  dies  ausdrücklich 
<?or.  Nur  Stoffe,  die  sich  nicht  feinst  pulverisiren  lassen ,  wie 
Besorcin,  müssen  mit  ihrem  Lösungsmittel  angerieben  werden, 
wobei  der  Fall  entscheidet,  ob  Wasser  oder  Spiritus  zu  nehmen  ist 

Experimentelle  Beiträge  zur  Frage  des  Reeorptumevermögms 
der  menschlichen  Haut  lieferte  Eduard  Schum^).  Verf.  uind 
Folgendes :  Wässerige  Jodkaliumlösung  wird  yon  der  gesunden  Haut 
nicht  resorbirt,  ebensowig  sehr  verdünnte  ö  o/o  ige  alkoholische  Jod- 
kaliumlösung; wässerige  Garbolsäurelösung  wird  von  der  gesunden 
Haut  sehr  schnell  resorbirt;  wässerige  wie  verdünnte  alkoholische  Lö- 
sung von  Natriumsalicylat  wird  von  der  gesunden  Haut,  wie  bei  gerin* 
geren  Epidermisverlusten  nicht  resorbirt ;  wässerige  Tanninlösung  wird 
bei  gesunder  Haut  sowie  bei  geringen  Kratzeffecten  nicht  resorbirt, 
ebensowenig  wässerige  Resorcinlösung;  alkoholische  SaloUösung  wird 
bei  gesunder  Haut  resorbirt.  —  Eine  durch  kurz  vorausgegangene 
oder  gleichzeitige  Application  von  Carbolsäure,  Salicylsäure  oder 
SaloUösung  bewirkte  Aufnahme  der  diesbezüglichen  Stoffe  vermag  eine 
Durchgängigkeit  für  sonst  nicht  resorbirbare  Stoffe  wie  Jodkalium, 
Natriumsalicylat,  herbeizuführen.  —  Die  leicht  resorbirten  Stoffe 
gehören  zu  den  schwerer  löslichen,  die  nicht  resorbirten  zu  den 
leicht  löslichen;  ob  das  nur  Zufall  ist,  lässt  sich  nicht  beurtheilen. 
Wichtiger  erscheint,  dass  die  ersteren  zu  den  oxydirenden,  kera- 
iolytischen,  letztere  zu  den  reducirenden,  keratoplastischen  Sub- 
stanzen gehören. 

Auf  Grund  experimenteller  Versuche  mit  Natr.  salic^lic,  Kai. 
jodat.,  Lithium  jodat.  und  Lithium  carbon.  kommt  Du  Mesnil*) 
2u  dem  Schlüsse,  dass  die  intacte  menschliche  Haut  gegen- 
über Flüssigkeiten,  Dünsten,  Gasen  und  in  Salbenform  applicirten 
Substanzen  undurchlässig  ist  Eine  Resorption  der  Medicamente 
finde  jedoch  dann  statt,  wenn  dieselben  durch  ihr  chemisches 
Verhalten  eine  Trennung  der  Gontinuität  der  Haut  herbeiführen 
oder  wenn  durch  wiederholte  Einreibung  medicamentöser  Salben 
mechanisch  eine  Läsion  der  äusseren  Decke  herbeigeßihrt  wird. 

Ueber  die  Absorptionsfähigkeit  der  Haut  haben  auch  S.  Fu- 
bini  und  P.  Pierini')  Versuche  angestellt.  An  zwei  Personen 
wurde  der  Versuch  gemacht,  dass  eine  Lösung  von  Salicylsäure 
in  Mandelöl  während  einer  Stunde  auf  dem  Vorderarm  und  auf 
der  Hand  gehalten  wurde.  Der  in  den  ersten  6  Stunden  nach 
dem  Versuche  abgelassene  Harn  wurde  auf  Salicylsäure  untersucht, 
aber  mit  negativem  Erfolge.  —  Femer  erhielten  2  Personen 
eine  Application  einer  3%igen  Ferricyankaliumlösung. 
Auch  hier  konnte  im  Harn  keine  Spur  einer  Gyan Verbindung 
nachgewiesen  werden.  —  Auch  wenn  Hand  und  Vorderarm  2  Stun- 
den in  eine  2^0  ige  Lösung  von  santoninsaurem  Natrium  gehalten 
wurden,   enthielt  der  Harn  kein  Santonin.    Aus  diesen  und 


1)  Durch  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  189S,  XVII,  826.        2)  Deutsch. 
Arch.  f.  klin.  Med.  62.  Bd.  Heft  1  u.  2.  8)  Chemiker-Ztg.  Repert^ 

1898,  17,  286. 

41* 


644  Unguenta. 

anderen  mit  Thieren  angestellten  Versuchen  kommen  die  Verfasser 
im  Gegensatz  zu  den  Behauptungen  anderer  Forscher  zu  dens 
Schlüsse,  dass  die  nicht  flüssigen  Substanzen  von  gesun- 
der Haut  nicht  absorbirt  werden. 

Nach  den  Beschlüssen  der  ständigen  Commission^)  zur 
Bearbeitung  des  Arzneibuches  soll  die  Definition  von  Adeps  suillus 
wie  folgt  geändert  werden:  „Das  aus  dem  frischen,  ungesalzenen 
Zellgewebe  des  Netzes  und  der  Nierenumhüllung  des  gesunden 
Schweines  ausgeschmolzene,  gewaschene  und  vom  Wasser  befreite 
Fett/^  Auch  Sebum  ovüe  soll  von  gesunden  Thieren  stammen. — 
Wie  die  Apotheker  sich  beim  käuflichen  Product  davon  überzeugen 
können,  dass  das  Schwein  gesund  war,  ist  nicht  gesagt  Der  Gon- 
Sequenz  wegen  hätte  man  auch  bei  den  übrigen  Drogen  animali- 
schen Ursprunges  verlangen  müssen,  dass  sie  von  gesunden  Thieren 
stammen;  hat  man  aber  beim  Schwein  und  beim  Schaf  (sieh» 
Sebum  ovile)  hauptsächlich  an  Infectionskrankheiten  gedacht,  so 
wird  es  späteren  Zeiten  vorbehalten  bleiben,  die  Prüfung  um  eine 
bakteriologische  zu  vermehren. 

Besorbin,  Unter  diesem  im  Hinblick  auf  die  nabeliegende 
Verwechselung  mit  Resorcin  unglücklich  gewählten  Namen  stellt 
die  „Actien-Gesellschaft  für  Anilinfabrikation*^  zu  Berlin  ein  neues 
Salbenconstituens  her.  Nach  R.  Leder  mann  ')  ist  dasselbe  „Ton 
dem  empirischen  Gesichtspunkte  aus  hergestellt  worden,  dass,  je- 
kleiner  das  einzelne  Fettmolekül  (I)  ist,  um  so  leichter  die  Fett- 
imbibition  der  Hornschicht  und  die  Fettresorption  durch  die 
Drüsen  und  Haarfollicel  von  statten  geht.  Diejenige  Arzneiform,, 
welche  die  extremste  Verkleinerung  des  Fettmoleküls  gestattet^ 
ist  die  Fettemulsion,  welcher  man  vereinzelt  in  einigen  älteren* 
kosmetischen  Recepten  begegnet.*'  Nach  dem  zum  Patent  ange- 
meldeten Verfahren  geschieht  die  Darstellung  des  Resorbins  aua 
Mandelöl  und  etwas  Wachs  durch  Emulgiren  mit  Wasser  unter 
Zusatz  von  wenig  Leim  oder  Seife.  Das  neue  Mittel  soll  sich  durcb 
„ausserordentliche  Penetrationskraft  für  die  Oberhaut"  auszeichneuv 
so  dass  es  einen  Occlusiv- Verband  bei  Incorporation  selbst  diffe- 
renter  Medicamente  unnöthig  macht.  Es  wirkt  als  Kühlsalbe, 
juckenlindernd   und   entzündungswidrig.     Es  empfiehlt   sich,    her 

I'edesmaliger  Entnahme   von   Resorbin   aus   dem  StandgeAUs  den- 
nhalt  durchzumischen  (weil  das  Präparat  wahrscheinlich  gerade- 
wie  Lanolin  an  der  Oberfläche  Wasser  verdunsten  lässt.  Ref.). 

Vtzsdinum  lanolinatum.  G.  Hell  u.  Co.  »)  in  Troppau  bringt 
unter  diesem  Namen  eine  Salbengrundlage,  bestehend  aus  25  o/o- 
Lanolin  um  anhydricum  oder  Adeps  Lanae  und  75  o/o  Vaselin  in^ 
den  Handel,  die  (ohne  Wasserzusatz  erhalten  zu  haben)  dem  La- 
nolin ähnliche  Eigenschaften  besitzt. 

Lanolin,  bony-glycerinat,  nach  der  vom  Verein  der  Apo^ 
theker  Berlins^)  aufgestellten  Vorschrift.     20  g  Acid.  boria,. 


1)  Apoth.  Ztff.  1893,  619.  .  2)  AUg.  Med.  Centralztg.  1898,  1093^ 

S)  Pharm.  Centralh.  1898,  195.  4)  Apoth.  Ztg.  1898,  341. 


Unguenta.  645 

100  g  GlyceriDy  50  g  Aq.  destill,  erwärme  bis  zur  Lösung  und  ver- 
mische mit :  350  g  Lanolin  anhydric.  oder  AdepsLanae,  130  g  Ol.  Olivar. 

Lanolimentum  Boroglycerini;  Vorschrift  aus  der  Badischen 
Ergänzungstaxe.  Zu  bereiten  aus  Olivenöl  5,  Lanolin  20, 
Paraffinsalbe  65,  Boroglycerin  5,  Glycerin  5.  Zu  50  g  dieser 
schaumig  gerührten  Salbe  mischt  man  1  Tropfen  Rosenöl.  Eine 
gelblich  weisse,  weiche  Salbe. 

Carbolvaselin  soll  nach  Weichardt^)  nicht  mehr  einfach 
durch  Mischen  bereitet  werden,  da  es  dann  nicht  aseptisch  ist. 
Das  Vaselin  soll  vielmehr  erst  längere  Zeit  auf  100  bis  120^  er-i 
hitzt  und  dann  erst  die  Carbolsäure  zugemischt  werden.  Das 
noch  heisse  Gemisch  wird  dann  in  hermetisch  verschliessbare 
(vorher  wohl  auch  noch  durch  Erhitzen  zu  sterilisirende  I  Ref.) 
Zinntuben  gegossen. 

Sulfonsalbe,  Mit  diesem  Namen  belegt  P.  Carles^)  ein.  Ge- 
misch aus  1  Tb.  conc.  Schwefelsäure  und  5  Th.  Schweinefett 
Die  Sulfonsalbe  soll  als  örtliches  Reizmittel  wie  Senfpapier,  Thap- 
siapflaster,  Grotonölsalben  Verwendung  finden.  Beim  Gebrauch 
ist  die  mit  der  Sulfonsalbe  bestrichene  Hautstelle  zum  Schutze 
der  Kleider  mit  Watte  zu  bedecken;  die  Salbe  ist  mit  Wasser 
abwaschbar.  In  der  Salbe  ist  die  Schwefelsäure  nicht  mehr  in 
freiem  Zustande  vorhanden,  sondern  in  Form  von  Sulfonen  der. 
Fettsäuren.  Die  Wasserlöslichkeit  derselben  ist  bekanntlich  der 
Grund,  weshalb  fettige  Gefässe  sich  ebensogut  mit  conc.  Schwefel- 
säure als  mit  Alkalien  reinigen  lassen.  Das  Präparat  hat  nach 
der  Art  seiner  Herstellung  unleugbar  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit 
Ungt  oxygenatum,  welches  durch  Vermischen  von  Schweinefett 
mit  ca.  dem  17.  Theile  seines  Gewichtes  Salpetersäure  dargestellt 
wurde. 

Die  ständige  Commission')  für  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  will  folgenden  Artikel  aufgenommen  wissen: 

ünguerUum  Cantharidum  pro  ubo  Veterinär io. 
Spanisch-Fliegensalbe  für  tnierärztlichen  Gebrauch. 
Zwei  Theile  mittelfein  gepulverte  spanische  Fliegen 2 

werden  mit 
Vier  Theilen  Olivenöl 4 

zehn  Stunden  im  Dampfbade  unter  bisweiligem  Umrühren 

erw&rmt,  und  darauf 
Ein  Theil  gelbes  Wachs 1 

und 
Zwei  Theil«  Terpenthin 2 

hinzugefügt;  der  geschmolzenen  Masse  wird  nach  Entfer* 

nung  vom  Dampfbade 
Ein  Theil  mittelfein  grepulvertes  Euphorbium 1 

beigemischt  und  das  Gemenge  bis  zum  Erkalten  gerührt. 
Eine  grünlich  schwarze  Salbe. 

Unguentum  Hydrargyri  einer eum.  Unter  dem  Namen  Hydrar- 
yyrum  extinctum   bringt  die  chemische  Fabrik  in  Helfe  nberg  bei 


1)  Therap.  Monatsh.  1893,  580.  2)  Rep.  de  Pharm.;  durch  Pharm 

Ztg.  1893,  119.  8)  Apoth.  Ztg.  1893,  617. 


646  Unguenta. 

Dresden,  Eugen  Dieterich^),  seit  Kurzem  eine  auf  maschi- 
nellem Wege  dargestellte  concentrirte  Quecksilberverreibung  in 
den  Handel,  welche  das  Quecksilber  in  so  feiner  Vertheilung  ent- 
hält, dass  man  selbst  bei  dreifacher  Vergrösserung  keine  metal- 
lischen Eügelchen  entdecken  kann.  Sie  zeigt  femer  die  hervor- 
ragende Eigenschaft,  dass  sich  das  Quecksilber  nicht,  wie  dies 
sonst  die  concentrirte  Form  mit  sich  zu  bringen  pflegt,  beim  Ver- 
reiben auf  der  Glasplatte  oder  auf  der  Hand  ausscheidet,  wovon 
wir  uns  überzeugt  haben.  Die  Yerreibung  ermöglicht  eine  be- 
queme und  rasche  Darstellung  von  Quecksilbersalbe  und  Pflaster 
und  entspricht  in  Anbetracht  der  Mühseligkeit,  welche  mit  dem 
Verreiben  im  Mörser  verknüpft  ist,  einem  schon  lange  gefühlten 
Bedürfniss.  Da  400  g  derselben  334  g  Quecksilber  enthalten,  so 
sind  zur  Bereitung  von  Unguentum  Hydrargyri  cinereum 
400,0  conc.  Quecksilberverreibung  mit  200,0  Talg  und  400,0 
SchweineschmsJz  zu  mischen.  —  Zu  Emplastrum  Hydrargyri 
werden  400,0  cona  Quecksilberverreibung  mit  100,0  Terpenthin» 
1000,0  Bleipflaster  und  166,0  gelbem  Wachs  gemischt. 

Zur  Darstellung  von  tfnguent  Hydrargyri  ein.  verreibt  M» 
Bernhard  *)  100  g  Quecksilber  nach  und  nach  in  10  g  Lanolin^ 
giebt  zu  dem  Gemisch  10  Tr.  Ricinusöl,  um  es  geschmeidiger  zu 
machen,  reibt  von  Neuem  einige  Minuten,  fügt  20  g  Adeps  ben- 
zoinatuB  hinzu,  reibt  wiederum  bis  zur  Tödtung  des  Quecksilbers 
(circa  5  Minuten)  und  vermischt  schliesslich  mit  70  g  Adeps  ben- 
zo'inatus.  Die  ganze  Operation  ist  in  15  Minuten  beendet  Das 
Deutsche  Arzneibuch,  welches  bekanntlich  auf  1  Th.  Quecksilber 
2  Th.  Fett  vorschreibt,  hat  die  alte  Vorschrift  der  Bereitung  mit 
Schweineschmalz  und  Hammeltalg  beibehalten.  Da  die  Abtödtung 
des  Quecksilbers  hierbei  oft  langsamer  vor  sich  geht,  werden  in 
der  Praxis  allerhand  Zusätze  gemacht,  auch  besitzt  unsere  graue 
Salbe  einen  den  Patienten  oft  höchst  widerwärtigen  Geruch.  Aus 
allen  diesen  Gründen  scheint  der  Bemhard'sche  Vorschlag  volle 
Beachtung  zu  verdienen.  Derselbe  ist  übrigens  nidit  ganz  neu; 
in  der  letzten  Ausgabe  von  Hi^ers  Manuale  finden  sich  bereits 
mehrere  Vorschriften  mit  Lanolin. 

Unguentum  Hydrargyri  cinereum  cum  Vaselino  paratum. 
Dass  sich  Quecksill>er  mit  gelbem  Vaseliu  und  Kohlenwasserstoffen 
überhaupt  ebenso  gut  oder  besser  tödten  lässt,  wie  mit  Fett,  ist 
nicht  so  unbekannt,  wie  Edmund  Stern*)  voraussetzt,  dagegen 
ist  hervorzuheben,  dass  Stern  die  Application  der  mit  gelbem 
Vaselin  in  gleichem  Verhältnisse  wie  nach  dem  Deutschen  Arznei- 
buche bereiteten  Quecksilbersalbe  auch  in  allen  denjenigen  FäUen 
schmerzlos  fand,  in  denen  das  officinelle  Präparat  unerträgliche 
Schmerzen  hervorgerufen  haben  soll.  Bei  der  Bearbeitung  der 
neuen  Pharmakopoe  wird  diese  Erfahrung  jedenfalls  der  Beachtung 
werth  sein,  zumd  der  Ersatz  der  leicht  ranzig  werdenden  anima* 


1)  Pharm.  Centrftlh.  1898,  721.  2)  Barch  Apoth.  Ztg.  1898,  46. 

8)  Therap.  Monatsh.  1898,  No.  7;  daroh  Pharm.  Ztg.  1898,  758. 


ViDa.    Verbandstoffe.  647 

lischen  Fettkörper  durch  mineralische  überall  da,  wo  keine  wich- 
tigen Bedenken  dem  entgegenstehen,  nur  als  ein  zeitgemässer 
Fortschritt  zu  begrüssen  ist. 

Die  Methode  von  Boyeldieu  zur  Bestimmung  des  Quecksilbers 
in  TJngt.  Hydrargyr.  dn,  (s.  Jahresber.  1892,  654)  giebt  nach 
E.  Dieter  ich  ^)  zu  niedrige  Zahlen  (28,71  bis  30,11  o/o  gegen- 
über 32,5  o/o).  Die  Verluste  an  Quecksilber  entstehen  dadurch, 
dass  sich  dasselbe  nach  dem  Behandeln  der  Salbe  mit  Natronlauge 
nur  sehr  schwer  absetzt. 

Ungt,  leniens  für  den  Handverkauf  wird  tadellos  schön,  wenn 
man  ^ji  der  vorgeschriebenen  Menge  des  OL  Amygd.  durch  Ol. 
Iticini  albiss.  ersetzt  und  nach  dem  Erkalten  abreibt.*) 

Vina. 

Ueber  die  Anforderungen,  welche  die  ständige  Gommis- 
sion  zur  Bearbeitung  des  Arzneibuches  an  die  Beschaffenheit  der 
zu  arzneilichen  Zwecken  Anwendung  findenden  Weinsorten  gestellt 
wissen  will,  s.  Nahrungs-  und  Genussmittel  unter  „Wein". 

Vinum  Pepsini  Die  ständige  üommission')  zur  Bear- 
beitung des  Deutschen  Arzneibuches  hat  folgende  Vorschrift  zu 
Pepsin  wein  aufgestellt: 

„Vierundzwanzig  Theile  Pepsin 24 

werden  mit 

Zwanzig  Theilen  Glycerin 20 

Drei  Theilen  Salzsäure 8 

und 

Zwanzig  Theilen  W^asser 20 

gut  gemischt  and  24  Stunden  lang  unter  wiederholtem 
Umschdtteln  stehen  gelassen.    Alsdann  werden 

Zweiundneunzig  Theile  weisser  Sirup 92 

Zwei  Theile  Pomeranzentinctur 2 

und 

Aohthnndertneunnnddreissig  Theile  Xereswein 83^ 

zugesetzt.  Darauf  werde  das  Ganze  gemischt,  nach  dem  Absetzen  filtrirt  und 
nothigenfalls  das  Filter  mit  soviel  Xereswein  nachgewasohen ,  dass  das  Ge- 
aammtgewicht  1000  Theile  beträgt. 

Pepsinwein  sei  klar  und  von  gelblicher  Farbe." 

Eine  Prüfung  auf  die  eiweisslösende  Wirkung  fehlt  wie  bisher. 

Verbandstoffe. 

Ueber  Verbandmaterial  hielt  A..  Aubry*)  einen  Vortrag.  Verf. 
bespricht  zunächst  die  im  Alterthum  gebräuchlichen  Verband- 
materialien, um  dann  die  Lister'sche  Verbandstofftechnik  zu  be- 
leuchten, dann  die  verschiedenartigsten  zu  Verbandzwecken  be- 
nutzten Materialien  namhaft  zu  machen  und  schliesslich  die 
Fabrication  der  heute  üblichen  Verbandstoffe,  für  welche  meist 
die  Baumwolle  das  Rohmaterial  bildet,  zu  besprechen. 

Auch  Albert  Hart  mann  ^)  hielt  einen  sehr  interessanten 
Vortrag  über  Verbandstoffe. 

1)  Helfenb.  Annal.  1892.  2)  Pharm.  Ztg.  1893,  611. 

8)  Apoth.  Ztg.  1898,  617.  4)  Bayer.  Ind.-  u.  Gew.-Bl.  1898,  No.  2? 

u.  23.  5)  Auszog  in  Pharm.  Ztg.  1893,  898. 


648  Verbandstoffe. 

Lister's  derzeitige  Methode  der  antiseptischen  Wundbehandlung» 
Zum  Reinigen  der  Hände  und  der  Instrumente  benutzt  Lister 
danach  5^/0  ige  Carbolsäure,  welche  sporenlose  Bacterien,  selbst 
den  widerstandsfähigsten  Staphylococcus  pyogeues  aureus  viel 
rascher  zerstört  als  Sublimat  und  auch  den  einzigen  Sporen  tra- 
genden Bacillus,  welcher  für  den  Chirurgen  in  Betracht  kommt, 
den  Tuberkelbacillus,  rascher  abtödtet.  Zum  Tränken  der  Schwämme 
während  der  Operation  und  zum  Irrigiren  der  Wunden  selbst  wird 
2^1%  ^/o  ige  Garbollösung  angewendet.  Das  so  sehr  beliebte  Jodo- 
form entfaltet  nach  Lister  in  keiner  Weise  eine  bacterientödtende 
Wirkung  und  sein  günstiger  Effect  beruhe  wahrscheinlich  auf  einer 
durch  dasselbe  hervorgebrachten  chemischen  Veränderung  der 
Toxine;  deshalb  könne  die  Anwendung  von  Jodoform  nur  inner- 
halb der  Wunden  von  Werth  sein,  biete  aber  als  Jodoformgaze- 
oder Jodoformwatteverband  nach  aussen  hin  gegen  das  Eindringen 
von  Mikroben  keinerlei  Widerstand.  Die  antiseptische  Wund- 
behandlung mit  sterilisirtem  Verbandmaterial  verwirft  Lister  voll- 
ständig, da  sie  in  der  Privatpraxis  kaum  durchzuführen  sei  und 
nach  der  Durchtränkung  des  Verbandes  mit  Blut  oder  Serum 
illusorisch  werde.  Das  Material,  welches  Lister  zum  Verband 
derzeit  fast  ausschliesslich  verwendet,  ist  Quecksilberzinkcyanid- 
gaze.  Da  aber  die  Quecksilberzinkcyanidcomposition  nur  dem 
Wachsthum  der  Mikroorganismen  entgegenwirkt,  dieselben  aber 
nicht  abtödtet,  so  befeuchtet  Lister  die  Gaze  mit  5<>/oiger  Car- 
bolsäurelösung,  welche  die  Vernichtung  der  Keime  bewirkt,  bald 
abfliesst  und  dann  die  Wunde  nur  mit  dem  reizlosen  Quecksilber- 
zinkcyanid  in  Berührung  lässt.  Um  das  leichte  Verstäuben  des 
in  der  Gaze  enthaltenen  Quecksilberzinkcyanids  zu  verhüten,  wird 
ein  Zusatz  von  Rosolsäure  vorgeschlagen.  Auf  der  Gaze  selbst 
ist  das  Salz  nach  einer  früheren  Veröffentlichung  mit  Stärke 
(wahrscheinlich  Stärkekloister)  fixirt.  Auch  könne  aus  dem  ge- 
färbten Doppelsalz  durch  Hinzufugen  von  5%iger  Garbolsäure 
ein  Brei  bereitet  werden,  welcher  mit  einem  Pinsel  auf  die  Wunde 
aufzutragen  ist.  Ueber  die  Zusammensetzung  des  Quecksilberzink- 
cyanids hat  Lister  früher  mitgetheilt,  dass  dasselbe  durch  Mischen 
einer  Lösung  von  Quecksilbercyanid-Cyankalium  mit  einem  lös- 
lichen Zinksalz. (Zinksulfat)  bereitet  werde.  Es  ist  in  Wasser  so 
gut  wie  unlöslich,  löst  sich  aber  in  3000  Th.  Blutserum.  Da  ge- 
wisse Schwierigkeiten  entstanden,  das  Präparat  von  gleichbleiben- 
der Zusammensetzung  zu  erhalten,  so  ist  später  von  D  uns  tan 
eine  Untersuchung  vorgenommen  worden,  welche  zu  dem  Resultate 
führte,  dass  das  von  Lister  verwendete  Präparat  17,7  %  Queck- 
silbercyanid  enthielt,  wovon  2,86%  durch  kaltes  Wasser  ausge- 
waschen werden  konnten,  während  der  Rest  in  einer  in  Wasser 
unlöslichen  Form  vorhanden  war.  Die  EIxistenz  eines  einheitlichen 
Quecksilberzinkcyanids  ist  nach  diesen  und  weiteren  Untersuchun- 
gen Dunstan's  ausgeschlossen,  und  es  wurde  schon  früher  hervor- 


1)  Therap.  Monatshefte  1893,  No.  5. 


Verbandstoffe.  649 

gehoben,  dass  das  Mittel  im  Wesentlichen  aus  Zinkcyanid  bestehe, 
welches  mechanisch  Quecksilbercyanid  eingeschlossen  enthalte. 

Zur  CatUrole,  ob  das  zu  Operationen  verwendete  Verband-  und 
Tupfermaterial  wirklich  der  Sterüieirung  durch  Hitze  unterzogen 
worden  ist^   empfiehlt  Hochenegg^)  einen  von  Mauthner  ange-, 

f ebenen,  für  Wunden  indifferenten  Farbstoff  von  gelbbrauner* 
'arbe,  die  beim  Erhitzen  auf  100^  und  darüber  intensiv  roth 
wird.  Dieser  Farbstoff  besteht  aus:  Liquor  Aluminii  acetici  150,0, 
Aquae  150,0,  Alizarinpaste  (20  o/o)  5,0.  Signa:  Vor  dem  Gebrauch 
umzuschüttein.  Die  zugeschnittenen  und  aufgerollten  Verband- 
stoffe werden  an  einer  Seite  mit  der  braunen  Farbe  bestrichen; 
werden  die  Stoffe  nun  yorschriftsmäasig  sterilisirt  (bei  Tempera- 
turen unter  100^  findet  die  Umwandlung  der  braunen  Farbe  in 
Roth  nicht  statt),  so  werden  die  Anfangs  braunen  Flecke  intensiv 
roth  gefärbt. 

Aseptische  Verbandstoffe.  Die  Erhitzung  im  strömenden 
Wasserdampfe  bei  100^  C.  genügt  bekanntlich  nicht,  um  im  Innern 
«ines  Packets  Verbandstoff  sämmtliche  Keime  abzutödton.  Es  sind 
deshalb  in  den  letzten  Jahren  verschiedene  Sterilisirapparate  für 
höhere  Temperaturen  construirt  worden,  welche  die  Anwendung 
höherer  Temperaturen  bis  110^  gestatten;  nach  Ansicht  eines 
Genfer  Klinikers  ist  indessen  eine  Sterilisationstemperatur  von 
135**  erforderlich,  welcher  nach  Mittheilung  von  C.  Bührer  *) 
bisher  eine  einzige  und  zwar  Genfer  Fabrik  Rechnung  trägt. 
Die  Verbandstoffe  werden  in  derselben  in  einem  Autoclaven,  Sy- 
stem Chamberlain,  bei  135^  sterilisirt  und  hinterher  im  Gasofen 
getrocknet  Die  Packete  der  Verbandstoffe  sind  dabei  mit  Per- 
gamentpapier umhüllt,  welches  beim  Sterilisiren  braun  und  brüchig 
wird,  also  die  Kennzeichen  des  rationellen  Verfahrens  an  sich 
trägt;  sofort  nach  dem  Herausnehmen  aus  dem  Apparate  wird 
unter  den  strengsten  Cautelen  eine  zweite  Hülle  um  die  erste 
gelegt  und  hiermit  das  Verfahren  beendet  —  Ein  weiterer  Fort- 
schritt kann  in  dem  Verfahren  derselben  Genfer  Verbandstoff- 
fabrik  erblickt  werden,  das  gesammte  für  einen  Verband  nöthige 
Material  an  Gaze,  Watten  und  Binden  etc.  in  der  gleichen  Um- 
hüllung zu  sterilisiren  und  dann  zu  vei*packen.  Wie  Bührer  mit- 
theilt, verwendet  die  Fabrik  vier  Normalverbände  No.  0  für  Augen, 
Finger,  Zehen,  No.  1  für  Gesicht,  ,Hand,  Fuss  oder  Vorderarm, 
!No.  2  für  Kopf,  Hals,  Arm,  Knie,  Unterschenkel,  No.  3  für  Brust, 
Unterleib,  Oberschenkel  etc. 

Ueber  atUiseptisches  und  aseptisches  Verbandmaterial  veröffent- 
lichte H.  Salzmann')  einen  interessanten  Aufsatz. 

Sterilisirung  von  impräanirten  Verbandstoffen.  D.  R.-P.  71404 
für  August  Mylius  in  Berlin.  Um  bei  der  Anwendung  von  strö- 
«nendem  Wasserdampf  zum  Sterilisiren  von  Verbandstoffen,  die 
mit  Jodoform,  Salicylsäure  und  anderen  antiseptischen  Stoffen  im- 


1)  DeQtaoh.  Med.  Ztg.  1893,  547.  2)  Schweiz.  Woohensohr.  f. 

Chem.  n.  Pharm.  1893,  No.  42.  3)  Pharm.  Centralh.  1893,  415. 


650 


Verbandstoffe. 


prägnirt  sind,  eine  Verflüchtigung  oder  Zersetzung  dieser  Stoffe 
durch  den  Wasserdampf  zu  verhindern,  werden  soldie  Stoffe  wäh- 
rend oder  nach  der  Imprägnirung  mit  Oelen,  Fetten,  Glycerin 
u.  dgl.  getränkt,  welche  das  Sterilisirmittel  umhüllen. 

G.  Müller  ^)  verwendet  zur  Prüfung  van  Verbandstoffen  auf 
ihre  Äufsaugungsföhigkeit  nicht  Wasser,  sondern  Blutserum  oder 
defibrinirtes  Blut,  da  nur  auf  diese  Weise  ein  der  Wirklichkeit 
entsprechendes  Resultat  zu  erlangen  sein  wird.  Müller  verfuhr 
in  der  Weise,  dass  10  g  des  betreffenden  Verbandstoffes  —  so 
locker,  dass  die  Aufquellung  desselben  ungehindert  vor  sich  gehen 
konnte,  in  Weichgazesäckchen  gepackt  —  20  Minuten  lang  in 
Blutserum  oder  defibrinirtes  Blut  getaucht,  hierauf  5  Stunden  lang 
in  kühlem  Baume  zum  Abtropfen  aufgehangen  und  nach  dieser 
Zeit  gewogen  wurden.  Die  (nach  Abzug  der  von  der  Weichgaze- 
hülle aufgesogenen  Flüssigkeitsmengen)  erhaltenen  Zahlen  finden 
sich  in  nachfolgender  Tabelle  in  runden  Summen  angegeben: 


Es  wurde  aufgesogen  von 


Moospappe 

Yerbandmoos 

Cellulosewollwatte  .... 

Baumwolle 

HolsfiU 

Holzwollwatte 

Cellulosewolle  (Roennefahrt) 
Holzwolle  (Walcher)  .  .  . 
Tillmann'scher  Wolle  .  . 
Penghawar-Djambi-Watte    . 

Holzcharpie 

Yerbandgaze  (Mull)  .  .  . 
Gewöhnlicher  Watte  .    .    . 

Torfwolle 

Jute 

Gharpie 


an  Blutserum 

in 

runder  Summe 

des  Gewichts 


das  16-fache 


n 


10,5 
10,6 
10 

10 
8,5 
8 
8 

6,5 
5 
5 
5 
4,5 


>» 
»» 

n 


»1 


an 
defibrinirtem 

Blut  in 

runder  Summe 

des  Gewichts 


das  12-fach6 
17 
15 
13 
12,5 
14 
IS 
12 
11 
10 

6 

5 


u 
»t 
II 

1) 
» 

1» 


1t 
>1 


»1 


>1 


»> 


11 
11 


11 
1t 

1» 
n 

11 


4,5 
4,6 


11 
1) 
11 
11 
11 


Zur  Prüfung  des  Äufsaugunqsvertnögens  der  Verbandstoffe  hat 
G.  Morpurgo*)  eine  kleine  ^'orrichtung  ersonnen,  welche  aus 
einem  25  cm  langen,  5  cm  weiten,  in  einem  Stativ  zu  befestigen- 
den, unten  verjüngten  und  mit  einem  Drahtnetz  abschliessenden 
Messingrohr  besteht  Ein  entsprechend  grosser  mit  Strichmarke 
versehener  Glascylinder  wird  bis  zur  Marke  mit  lOo/oiger  mit 
etwas  Ealiumdichromat  gefärbter  Kochsalzlösung  gefüllt,  hierauf 
ein  abgewogenes  Quantum  (etwa  2  g)  des  zu  prüfenden  Verband- 
stoffes in  das  Messingrohr  gebracht  und  letzteres  nun  langsam  in 
die  Salzlösung  eingetaucht.    Ist  der  Verbandstoff  nach  etwa  1  Mi- 


1)  Bericht  über  das  Yeterinärwesen  im  Königreiche  Sachsen  lür  1891, 
183.  2)  Pharm.  Post  1893,  817. 


Verbandstoffe.  651 

nute  gänzlich  durchtränkt,  was  nöthigen  Falls  durch  gelin- 
des Drücken  mit  einem  in  das  Messingrohr  passenden  Stempel 
befördert  ifird,  so  hebt  man  das  Messingrohr  aus  der  Flüssigkeit 
und  lässt  so  lange  abtropfen,  bis,  ohne  den  Cylinder  zu  schüt- 
teln, nichts  mehr  abläuft.  Hierauf  lässt  man  aus  einer  gra- 
duirten  Bürette  wieder  Kochsalzlösung  in  den  Glascylinder  fiiessen, 
bis  der  ursprüngliche  Flüssigkeitsstand  erreicht  ist.  So  erfährt 
man,  wie  viel  Flüssigkeit  der  Verbandstoff  aufgesaugt  hat.  Die 
Resultate,  welche  Morpurgo  bei  Anwendung  von  je  2  g  des  Ma* 
terials  erhielt,  sind  folgende:    Es  hielten  zurück 

entfettete  Watte    53 — 56  cc 

Jute      ....    23 

Holzwatte      .    .    34 

Filtrirpapier  .    .      8—10 

trockener  Torf  .      9—10 

Gaze     ....    21—27 

Herstdlung  von  Verbandstoffen  aus  chemisch  reiner  CeUtdose" 
woUe.  D.  R.-P.  67199  für  Paul  Roennefahrt  in  Dresden.  Che- 
misch reine  GellulosewoUe  wird  durch  Erhitzen  gekräuselt  und  zu 
einem  selbständigen  Netz  verarbeitet.  Alsdann  wird  dem  letzteren 
ein  besonders  hergestelltes  Netz  aus  chemisch  reiner  Baumwolle 
und  Leinen  (Flachswerg)  zugeführt.  Beide  Netze  werden  schliess- 
lich zu  einem  Wattevliess  vereinigt.  Dieser  Verbandstoff  zeichnet 
sich  nach  Angabe  des  Erfinders  gegenüber  den  bekannten,  aus 
Holzschliff-  oder  GellulosewoUe  hergestellten  Verbandstoffen  durch 
seine  grössere  Billigkeit  und  Aufsaugungsfahigkeit  aus. 

Als  praktische  Form  für  die  Verwendung  von  Torfmoos 
empfiehlt  Aubry^)  die  von  ihm  dargestellte  Maostmtte,  welche 
von  Kronacher  in  die  Praxis  eingeführt  worden  ist.  Das  Auf- 
saugungsvermögen der  Mooswatte  ist  sehr  gross,  es  beträgt  unge- 
fähr das  zwanzigfache  seines  eigenen  Gewichts;  dabei  quillt  die 
Mooswatte  auf  und  ist  somit  noch  immer  äusserst  locker  im  Gegen- 
satz zur  reinen  Verbandwatte  und  zu  Holzwollwatte,  welche  durch 
das  Au&augen  von  Flüssigkeit  zusammengehen.  Ein  weiterer 
Vorzug  der  Mooswatte  ist  der,  dass  sie  übelriechende  Wunden 
geruchlos  macht. 

Ueber  Moospappe  als  chirurgisches  Verhandmaterial  hielt 
CampbelP)  einen  Vortrag  in  der  medicinischen  Gesellschaft  zu 
Manchester  am  2.  December  1891. 

Zur  Darstellung  antiseptischer  Oaze  benutzt  F.  Gay')  Benzin 
als  Vehikel  und  eine  Miscnung  von  Vaselinöl  und  Resina  Elemi 
als  Appretur.  Zu  Jodoformgaze  muss  übrigens  dem  Benzin  ziem- 
lich viel,  zu  Carbolgaze  eine  ganz  geringe  Menge  Aether  hinzu- 
gesetzt werden.  Folgende  Vorschriften  werden  von  Gay  ange- 
geben : 


1)  Bayer.  Ind.-  n.  Gew.-Bl.  1898,  267.  2)  Auszug  in  Pharm.  Cen- 

tralh.  1898,  534.  8)  Montpellier  Med.  1892,  No.  81. 


'652  Verbandstoffe. 

Carbolgaze.     Benzin    von  0,690 — OJOO  spec.  Gew.   360  oc,    Aether 
40  cc,    Vaselinam  liq.  5  cc,    Elemi  2  g,   Acid.  carbol.  crist.  20  g,   für  5  m 
leichte  hygroskopische  Gaze  (80  cm  breit).     Man  mischt  Benzi%  Aether  und 
Vaselinöl  und  löst  dann  das  Elemi  und  hierauf«  die  Carbolsäure  und  lässtdie 
-ganze  Lösung  von  dem  Stück  Gaze  absorbiren,  breitet  sie  bis  zum  Trocknen 
«US  und  faltet  sie  in  Pergamentpapier.    Der  Titer  ist  4  g  per  Meter,   kann 
aber  beliebig  durch  Vermehrung  bezw.  Verminderung  der  Carbolsäure  geän- 
dert werden.     Die    benutzte  Gaze  hat  im   Quadratcentimeter  8 — 11  Fäden. 
Wendet  man  starke  Gaze  mit  11  —  18  Fäden  im  Quadratcentimeter  an,  so  hat 
man   450  cc  Benzin,   50  Aether,  6  Vaselinöl  und  2,50  g  Elemi  zu  nehmen. 
In  derselben  Weise  sind  zu   präpariren   die  Gazen  mit^  Salicylsäure,   Salol, 
Cresol,  Naphtol,  Thymol,   Aristol»  Resorcin»  Jodol,    Phenolum  camphoratnm 
und  Sublimat,   doch  muss  Sublimat  erst  in  Aether  gelöst,  dann  Benzin  und 
schliesslich  Vaselinöl   und  Aether   zugesetzt   werden.   —    Jodoformgaze. 
Benzin  600  cc,  Aether  400  cc,  Vaselin  liquid.  8  cc,  Elemi  4  g,  Jodoform  50  g 
zu  10  m  leichter  Gaze.    Man  mischt  zunächst  Aether,  Benzin  und  Vaselinöl. 
löst   das    Harz   und   später   das  Jodoforni;   zweckmässig  unter  Zusatz  von  5 
Tropfen  Ammoniak,  um  die  Färbung  der  Flüssigkeit  durch  Zersetzung  des 
Jodoforms  zu  verhindern.    Bei  starker  Gaze  werden  700  cc  Benzin,    500  cc 
Aether,  10  cc  Vaselin  und  5  g  Elemi  genommen.    Die  Flüssigkeit  muss  voll- 
ständig  von  der  Gaze  aufgenommen  werden  und  letztere,  noch   ehe  sie  g^na 
trocken  geworden  ist,  zusammengelegt  werden,  um  Verluste  an  Jodoform  zu 
vermeiden.    Die  noch  rückständigen  Lösungsmittel  (Aether  und  Benzin)  ver- 
flüchtigen sich  allmählich  durch  die  Verpackung  hindurch.    Trotzdem  nimmt 
Gay  einen  Verlust  von  10  bis  15  Vo  Jodoform  als  unvermeidlich  an,   und  er 
-schlägt  vor,  um  Jodoformgaze  von  richtigem  Gehalt  zu  bekommen,  10 — 15  % 
Jodoform  mehr  zu  verwenden.    In  gleicher  Weise  werden  Gazen  hergestellt  aus 
Bismutum  subnitricum,  Bismutum  salicylicum,  Gyanatum  Zinci  et  Hydrargyri, 
.Zincum  sulfurosum,  Zincum  oxydatum  u.  s.  w.,  doch  müssen  sie  höchst  fein 
gepulvert  und  die  Vaselinölmenge  auf  10  co  erhöht  werden.    —    Für  Der- 
matolgaze  empfiehlt  Gay  Benzin  800  cc,  Aether  400  co,  Vaselin  liq.  25  cc, 
Elemi  5  jr,  Dermatol  50  g  auf  10  m  Gaze. 

Zar  Bereitung  antiseptischer  Oasen  (Salicylgaze,- Carbolgaze, 
Jodoformgaze,  Sublimatgaze,  Alembrothgaze,  |3-Naphtol-,  Benzoe- 
säure-, Borsäure-,  ThymoU  und  Eucalyptolgaze)  hat  W.  Williams  ^) 
«ine  Anleitung  gegeben. 

Zur  Prüfuna  von  Carbol- Verbandshffen,  in  denen  das  Phenol 
-ohne  Bindemittel  enthalten  ist,  empfiehlt  H.  Boldingh*)  die  Ti- 
tration nach  der  Koppeschar'schen  Methode,  wobei  man  Vio  norm. 
Bromat-Bromidlösung  verwenden  kann,  welche  im.  cc  8  mg  Brom 
enthält.  Zur  Prüfung  werden  5  g  Phenolwatte  mit  250  cc  Wasser 
durch  Deplaciren  erschöpft.  Zu  25  cc  Flüssigkeit  von  der  10  ^/o  igen 
-oder  50  cc  von  der  5  %  igen  Phenolwatte  fügt  man  darauf  in 
einem  Stöpselglase  einige  cc  starker  Salzsäure  und  darauf  aus  einer 
Bürette  die  Bromlösung  bis  zur  schwachen  Gelbfärbung.  Der 
Ueberschuss  an  Brom  wird  nach  Zufügung  von  Jodkaliumlösung 
mit  Vio  norm.  Thiosulfat  zurücktitrirt.  1  cc  Vio  Bromatlösung 
•entspricht  1,56  mg  Phenol  —  Bei  der  Bestimmung  von  Phenol  in 
Gaze,  bei  welcher  als  Bindemittel  Fette,  Paraffine,  Cetaceum  u.  dgl. 
:gebraucht  werden,  kann  das  Ausziehen  nicht  durch  Deplaciren 
^geschehen.      Am    zweckmässigsten    übergiesst    man   hiär  5  g  der 


1)  Pharm.  Record  1893,  No.  14;  die  Vorschriften  zur  Darstellung  der 
<7azen  sind  in  Pharm.  Ztg.  1893,  445  ausführlich  wiedergegeben«  2)  Pharm. 
'Weekbl.  voor  Nederl.  1893,  No.  28. 


Verbandstofife.  653^ 

feingeschnitteDen  Gaze  in  einein  Kolben  mit  250  g  Wasser  und 
erwärmt  bis  50  oder  60^,  wobei  das  Bindemittel  schmilzt.  Nacb 
dem  Schliessen  mit  einem  Kork  kann  nun  das  Phenol  dem  Ver- 
bandstoffe durch  das  Wasser  mittels  Schütteins  entzogen  werden. 
Es  ist  hierbei  zu  bemerken,  dass  nach  der  Vorschrift  von  Lister 
für  Phenolgaze  die  Quantität  des  Bindemittels  dem  Gewicht  der 
Gaze  gleich  ist.  Der  angegebene  Procentgehalt  beträgt  daher 
das  Doppelte  des  thatsächlichen.  —  Endlich  erwähnt  Boldingh 
noch  die  bekannte  Thatsache,  dass  der  Verschluss  der  Garbolgaze- 
packete  eine  Verdunstung  der  Garbolsäure  nicht  hindert,  wogegen 
in  Staniol  gewickelte  Carbolgaze  noch  nach  einem  halben  Jahre 
Liegens  ihren  vorschriftsmässigen  Gehalt  an  Phenol  zeigten. 

Drei  der  gebräuchlichsten  Methoden  zur  Jodoformbestimmung- 
in  Verbandstoffen  hat  Franko is^)  einer  kritischen  Prüfung  unter- 
zogen.     1.    Die  Huss'sche  Methode   (s.  Apoth.  Ztg.   1891,   31),. 
welche  auf  der  leichten  Zersetzbarkeit  des  Jodoforms  durch  Zink- 
staub, unter  Bildung  von  Zinkjodid  beruht.    Man  erwärmt  die  zu. 
prüfende  Jodoformgaze  mit  Zinkstaub  in  einer  Röhre,   laugt  das- 
gebildete  Zinkjodid  mit  Wasser  aus,  fallt  das  Zink  durch  Natrium- 
carbonat  und  titrirt  das  Jod  nach  irgend  einer  Methode.  —  Dieses 
Verfahren  leidet  nach  Ansicht  des  Verfassers  an  seiner  Umstand-- 
lichkeit.    Bei  den  vielen  Operationen  sind  Verluste  unausbleiblich. 
—  2.  Eine  andere  Methode  beruht  auf  der  Zersetzung  des  Jodo- 
forms  durch  Aetzkali  (s.  ebenda  1892»  444),   unter  Bildung  von* 
Kaliumformiat   und  Jodkalium»   welches   letztere    man    nach  der 
Methode  von  Personne  (mit  Normal-Quecksilberchloridlösung)  oder 
als  Jodsilber  bestimmt.     Das  Jodoform   wird  gewöhnlich   auf  der- 
Gaze   durch   kalte   alkoholische  Kalilösung  zersetzt,    worauf  der 
Alkohol  verjagt,   das  Kali   durch  f^igsäure  neutralisirt  und   das< 
Jod  titrirt   wird.    —    GontroWersuche   des  Verfassers  zeigten  in- 
dessen, dass  beim  Titriren  mit  Quecksilberchlorid  nur  Vs  des  an- 
gewendeten Jodoforms   wiedergefunden   werden,    was   einem  Ver- 
luste von  20  o/o  entspricht;  bei  der  Bestimmung  als  Jodsilber  ent- 
standen  13  %   Verlust,   welcher   auf  der  Verflüchtigung  organi- 
scher Jodverbindungen    bei  Verjagung    des  Alkohols   beruht.    — 
3.   Das   Gresshoff'sche  Verfahren   (ebenda).     Dasselbe   beruht 
auf  der  Zersetzung  des  Jodoforms  durch  Silbernitrat  bei  niedriger 
Temperatur    nach    der    Gleichung:      CHJs  +  SAgNOs  +  HgO- 
<=«  3AgJ  +  3HNG8+GO.     Dieses  Verfahren  ist  einfiftch,  schnell 
und  lieferte  Verfasser  die  besten  Resultate,  besonders  bei  folgen- 
der vom  Verfasser  angewendeter  Modification :  Die  ganze  Operation^ 
wird  in  einem  dunklen  Räume   vorgenommen.     Man  zerschneidet 
die    zu  prüfende  Gaze   vorsichtig   zunächst   in  grössere   Stücke, 
wägt  20  g  davon  ab,  welche  dann  auf  Glanzpapier  möglichst  fein 
zerschnitten  werden,  und  bringt  sie  in  einen  aus  einem  Glasrohre 
von  2  cm  Durchmesser  und  25  cm  Länge  bestehenden  Deplacir- 
apparat,  welcher  unt^n  ausgezogen  ist  und  hier  ein  durch  Quetsch— 

1)  Jonni.  de  Pharm,  et  de  Ghim.  189S,  No.  8. 


6ö4  Verbandstoffe. 

faahn  verschliessbares  Eautschuckröhrchen  trägt.  Man  erschöpft 
nun  die  Gaze  durch  Aether  in  kleinen  Portionen,  der  Auszug  wird 
in  einem  100  co  fassenden  Kolben  gesammelt,  mit  Aether  auf 
100  cc  aufgefüllt  und  umgeschüttelt.  10  cc  dieser  Lösung  giebt 
man  in  ein  genau  gewogenes,  konisches  verschliessbares  Gefäss 
aus  böhm.  Glase  und  bringt  dem  Aether  mittels  eines  Luftstromes 
zur  Verdunstung,  worauf  das  Jodoform  mit  fett*  oder  harzartigen, 
aus  der  Gaze  herrührenden  Körpern  vermischt,  zurückbleibt.  Man 
•erneuert  den  Luftstrom  bis  zum  constanten  Gewicht,  welches  mit 
10  multiplicirt  das  Gewicht  des  Jodoforms  und  der  Fettsubstanz 
in  20  g  Gaze  angiebt.  Das  getrocknete  Jodoform  übergiesst  man 
mit  10  cc  einer  20  ^/oigen  Silbemitratlösung  und  erwärmt  unter 
ganz  allmählich  ansteigender  Temperatur  im  Wasserbade,  wobei 
das  gesammte  Jod  an  Silber  gebunden  wird.  Man  füllt  darauf 
das  Gefäss  mit  Wasser  an,  lässt  12  Stunden  absetzen,  sammelt 
^as  Jodsilber  auf  einem  Filter  und  trocknet  bei  100^.  Durch 
Auswaschen  des  Filters  mit  Aether  werden  die  harzigen  Sab* 
«tanzen  entfernt.  Man  kann  sie  bestimmen,  indem  man  den  Aether 
sammelt,  verdunsten  lässt  etc.  Das  Gewicht  des  Jodsilbers  mit 
0,559  und  mit  10  multiplicirt,  giebt  das  Gewicht  des  in  der  an- 
gewendeten Probe  enthaltenen  Jodoforms  an.  Bei  Anwendung 
von  1  g  Jodoform  wurden  in  Controlyersuchen  mit  Hülfe  dieses 
Verfahrens  wiedergefunden:  a)  in  Anwesenheit  von  Gaze  0,995  g, 
b)  bei  Anwesenheit  von  Gaze  und  Ricinusöl  0,985  g;  ein  recht 
befriedigendes  Resultat. 

Fr.  Gay^)  hat  eine  Modification  der  Methode  der  BeHim' 
tnung  des  JodoforrngehdUa  in  Verbandstoffen ,  welche  auf  der  Zer- 
setzung des  Jodoforms  durch  Kalilauge  beruht,  veröffentlicht. 
Nach  diesem  Verfahren  sollen  Verluste,  welche  bei  der  gewöhn- 
lichen Art  und  Weise  der  Anwendung  dieser  Methode  entstehen, 
vermieden  werden.  Gay  schlägt  vor,  ein  ganzes  Stück  (Im)  oder 
mindestens  M%  m  Jodoformgaze  in  Arbeit  zu  nehmen.  Dasselbe 
wird  aufgerollt,  in  den  Soxhlet'schen  Extractionsapparat  gebracht 
und  mit  soviel  Alkohol  Übergossen,  dass  es  davon  bedeckt  ist.  Der 
Apparat  ist  mit  Rückflusskühler  versehen  und  in  einen  Glaskolben 
«ingefügt.  Letzterer  enthält  eine  alkoholische  Lösung  von  so  viel 
Kalilauge  als  Jodoform  in  der  zu  untersuchenden  Gaze  sein  soll, 
so  dass  die  Kalilauge  stets  im  Ueberschuss  ist.  Da  1  m  Gaze 
zwischen  35  und  40  g  wiegt,  so  würden  bei  einem  Jodoformsehalt 
vonlO  %  ungefähr  4  g  Kaliumhydroxyd  erforderlich  sein.  Wenn 
der  Apparat  beschickt  ist,  wird  er  auf  ein  Dampfbad  gebracht 
und  dieses  geheizt.  Durch  den  tropfenweise  hinzutretenden  Al- 
kohol wird  die  Jodoformgaze  vollständig  ausgelaugt,  während  die 
in  kleinen  Partien  zu  einem  Ueberschuss  von  Alkali  gebrachte 
Jodoformlösung  bei  der  erhöhten  Temperatur  alsbald  zersetzt 
wird.  Die  alkoholische  Flüssigkeit  sowie  die  Wasohwässer  der 
verschiedenen  Theile   des  Apparates  werden  gesammelt  und  im 

1)  R6p.  de  PhftniL  durch  Pharm.  Ztg.  1898,  650. 


Verbandstoffe.  655 

Messkolben  mit  Wasser  auf  250  cc  gebracht.  Hierauf  entnimmt 
man  davon  10  cc  nnd  titrirt  dieselben  mit  Normal  -  Silbernitrat- 
lösnng.  Probeyersache  mit  einer  bestimmten  Jodoformmenge  des 
Handels  ergaben  einen  Verlust  von  7,35  % ,  der  sich  jedoch  auf 
3,5  ^lo  verringerte,  nachdem  das  Jodoform  über  Schwefelsäure  ge- 
trocknet war.  Die  ganze  Bestimmung  ist  in  weniger  als  drei 
Standen  ausgeführt. 

H.  Boldin gh  ^)  modificirt  die  von  ihm  angegebene  Methode 
zur  JodoformbesUmmung  (s.  Jahresber.  1892,  319),  welche  auf  der 
Verseifung  des  Jodoforms  mit  alkohol.  Kalilauge  nach  der  Gleichung 
CHJ8  +  4KOH-HCOOK  +  2H,0  +  3KJ  beruht,  wie  folgt: 
4  g  der  5-  oder  10  <>/oig.  oder  2  g  der  20-,  30-  oder  50  o/o  ig. 
Jodoformgaze  oder  Jodoformwatte  werden  in  einem  100  cc  fassen- 
den Kölbchen  eine  halbe  Stunde  auf  dem  Wasserbade  mit  50  cc 
Alkohol  und  10cc50  %iger  Kalilauge  gekocht,  worauf  der  Kolben 
mit  destillirtem  Wasser  aufgefüllt  und  die  Flüssigkeit  durch  Ab- 
and  Zugiessen  gut  gemischt  wird.  Es  werden  nun  25  cc  abge- 
hoben, mit  Salpetersäureangesäuert,  10  oder  20  cc  Vio  Normal-Silber- 
lösung zugefügt,  alsdann  Eisenammoniakalailn  und  mit  Vio  Normal- 
Rhodanauflösung  zurücktitrirt.  1  cc  Vio  Normal-Silberlösung  ent- 
spricht 13,13  g  Jodoform.  Enthält  die  Kalilauge  Chloride,  so 
können  diese  durch  Zufügen  einiger  Tropfen  Silbernitratlösang 
entfernt  werden;  der  Ueberschuss  an  Silber  wird  dabei  als  Hy- 
droxyd gefällt.  Unter  10  ^/oiger  Jodoformgaze  versteht  Ver£ässer 
100  Gfaze  +  10  Jodoform  -|-  Bindemittel  (Fett,  Oel,  Harz  u.  dergl.) 

Sublimatverbandstoffe,  Nach  einer  Veröffentlichung  Vi gnon 's 
in  den  Comptes  rendus')  wirken  Baumwolle  und  Sublimatlösung 
chemisch  auf  einander,  indem  Baumwolle  „wie  eine  schwache  Säure" 
in  Wirksamkeit  tritt,  deren  Reactionsfähigkeit  mit  der  Zu- 
nahme der  sich  während  des  Bleichprocesses  bildenden  Oxycellu- 
lose  gesteigert  wird.  Diese  Substanz  soll  verdünnten  Sublimat- 
lösungen Quecksilber  entziehen,  indem  sie  sich  mit  dem  Quecksilber- 
ozyd  verbindet,  während  die  freigewordene  Salzsäure  als  solche 
vom  Verbandstoffe  aufgenommen  wird. 

Hierzu  bemerkt  A.  VoswinkeP):  Die  Baumwolle  trägt  nie- 
mals einen  schwach  sauren  Charakter,  sondern  vielmehr  einen 
schwach  alkalischen,  einen  Punct,  welcher  besonders  in  der  Färberei 
berücksichtigt  werden  muss.  Link  und  Voswinkel  (s.  Jahresber. 
1891,  268)  haben  nachgewiesen,  dass  reine  Cellulose  selbst  bei 
längerem  Kochen  mit  Sublimatlösung  ohne  jeden  reducirenden 
Einfluss  auf  die  letztere  ist.  Als  reine  Cellulose  kamen  hier  sowohl 
mit  Alkali  gereinigte  Baumwolle  wie  schwedisches  Filtrirpapier  in 
Frage,  mithin  Kohlehydrate,  welche  beide  zuvor  einen  Bleichungs- 
process  durchgemacht  hatten,  demgemäss  nach  den  Erfahrungen 
von  Vignon  einen  Gehalt  an  Oxycellulose  hätten  enthalten  müssen. 
Nach  dem  Gesagten   kann   also    die  Gegenwart  von  Oxycellulose, 

1)  Pharm.  Weekbl.  Yoor  Nederl.  1893,  No.  24.  2)  Durch  PhamL 

Ztg.  1S93,  277.  3)  Pharm.  Ztg.  1693,  299. 


656  Verbandstoffe. 

deren  Existenz  Voswinkel  nebenbei  bemerkt  unter  den  gegebenen 
Verhältnissen  sehr  in  Zweifel  zieht,  nicht  für  die  Rednction  be- 
züglich Zersetzung  des  Sublimates  in  Frage  kommen.  Der  Grand 
für  die  Umsetzung  des  Quecksilberchlorides  ist  fast  ausschliesslich 
auf  einen  Xylangehalt  der  Watte  zurückzuführen. 

Benzoe-Thonerde-Watte  empfiehlt  C.  Morpurgo^  als  blut- 
stillendes Mittel  an  Stelle  der  Eisenchloridwatte.  Man  kocht  Alu- 
miniumacetlösung  mit  Benzoeharz  und  tränkt  mit  der  siedend- 
heissen  colirten  Flüssigkeit  die  Watte.  Die  Benzoe-Thonerde- 
Watte  enthält  fein  yertheiltes  Benzoeharz,  welches  die  zusammen- 
ziehende Wirkung  der  Thonerde  und  der  Benzoesäure  auf  die 
Wunden  unterstützt. 

(Das  Kochen  von  Thonerdeaoetatlösung  erscheint  bei  der  be- 
kannten Zersetzlichkeit  derselben  in  der  Wärme  bedenklich.  Red. 
der  Pharm.  Gentralh.  1893,  480). 

Ein  Verfahren  zur  Herstellung  von  OypsumUe  wurde  Gottlieb 
Paul  Schmidt  in  Osterode  am  Harz  unter  No.  65686  patentirt 
Er  verarbeitet  Verbandbaumwolle  zu  dünnen  Streifen ,  welche 
unter  inniger  Einlagerung  von  Verbandgyps  übereinander  geschichtet 
und  mit  geleimter  Watte  umgeben  werden.  Der  aus  dieser  Watte 
gebildete  Gypsverband  ist  reinlicher  als  der  frühere,  weil  der 
Gyps  nicht  herausfallen  kann;  ausserdem  lässt  er  sich  jederzeit 
leicht  abnehmen. 


1)  Pharm.  Post  1898,  857. 


IV.   Chemie  der  Nahrnngs-  nnd  GennssmitteL 

A.  Allgemeiner  Theil. 

Die  chemische  und  mikroskopische  UntersuchuDg  der  Nahrungs- 
und  Genussmittel  ist  im  Jahre  1893  wiederum  durch  zi^reidbe 
experimentelle  Untersuchungen  gefördert  worden.  Viele  dies- 
bezügliche praktische  Erfahrungen,  auf  welche  im  speciellen  Theile 
nicht  immer  eingegangen  werden  konnte,  sind  niedergelegt  in  den 
Berichten  über  die  Thätigkeit  der  öffentlichen 
Untersuchungsanstalten.  Von  diesen  sind  besonders  zu 
erwähnen: 

üebersieht  der  im  Jahre  1890,  1891  und  1892  im  chemischen 
Siaatslahoratarium  zu  Bremen  auegeführten  hauptsächlichsten  Unter- 
suchungen; erstattet  yon  L.  Janke. 

Jahresbericht  des  chemischen  Untersuchungsamtes  der  Stadt 
Breslau  für  die  Zeit  vom  1.  April  1892  bis  31.  März  1893;  von 
B.  Fischer;  unter  Mitwirkung  von  A.  Sartori,  G.  Runschke, 
F.  Butter  und  M.  Scholtz. 

Berieht  über  die  in  den  Jahren  1890,  1891  und  1892  in  der 
agricuUurchemisehen  Versuchsstation  in  Marburg  ausgefOhrten 
Untersuchungen  von  Lebens-  und  Oenussmittdn  ;  von  Th.  Dieterich. 

Bericht  über  die  Thätigkeit  der  städtischen  Untersuchungs- 
anstatt  für  Nahrungs-  und  Oenussmittel  zu  Nürnberg  während  des 
Jahres  1892;  von  ü.  Kämmerer. 

Bericht  über  die  Thätigkeit  des  chetnischen  Laboratoriums  der 
Kaiserlichen  Polizeidirection  zu  Strasburg  in  der  Zeit  vom  1.  Ja- 
nuar 1892  bis  1.  Januar  1893;  von  Carl  Amthor. 

Bericht  über  die  Thätigkeit  des  chemischen  Untersuchungs- 
amtes  für  die  Provinz  Bheinhessen  in  der  Zeit  vom  1.  April  1889 
bis  31.  März  1892;  erstattet  von  J.  Mayrhofer. 

Bericht  des  Cantons- Chemikers  in  Bern  für  das  Jahr  1892 ; 
von  Schaff  er.  ^) 

Bericht  über  die  chemisch-mikroskopische  Untersuchungsstation 
der  Landeshauptstadt  Graz  im  Jahre  lo92.  *) 

Bericht  (wer  die  Thätigkeit  der  Untersuchungs-Anstait  für 
Nahrungs-  und  Oenussmittel  des  Allgemeinen  österreichischen  Apo. 


1)  Zeitschr.  £  Nähr.,  Hyg.  a.  Waarenk.  1898,  46.  2)  ebenda,  27. 

Fhainueeattsehtr  JahrMberieht  f.  1803.  42 


658  Allgemeiner  Theil. 

theker-Vereins  und  des  Wiener  Apotheker-Hauptgremiuma  für  die 
Zeit  vom  1.  September  1892  bis  3L  August  1893;  von  M.  Mans- 
f  eld.  0 

Ausserdem  sei  an  dieser  Stelle  auf  die  folgenden  Abhand- 
lungen verwiesen: 

Lebens-  und  Oenussmittel-  saune  O^rauchsgegenstände-Cantrole 
in  Mähren;  von  A.  Gawalowski.  •) 

Fälschungen  in  Belgien.  Aus  dem  Berichte  des  städtischen 
Untersuchungsamtes  Brüssel. ') 

Fälschungen  in  Belgien;  von  J.  v.  d.  Berghe.  ^) 

Fälschungen  in  Belgien.  Aus  dem  Bericht  über  Veränderun- 
gen und  Verfälschungen  von  Nahrungsmitteln;  von  M.  J.  De- 
laite.«) 

Forschungen  in  Belgien.  Aus  dem  Bericht  des  Staatslabora- 
toriums in  Lüttich;  von  de  Molinari.  ^) 

Fälschungen  in  Belgien.  Aus  dem  Jahresbericht  des  Unter- 
suchungsamtes  von  M.  de  Molinari.  7) 

F^schungen  in  HoUand.  Bericht  aus  dem  Marinelaborato- 
rium in  Amsterdam  (Oct.  90 — 92);  von  C.  A.  LobrydeBruyn.  •) 

Fälschungen  in  HoUand.  Bericht  des  Gesundheitsamtes  zu 
Maastricht;  von  L.  Schols  und  M.  Schoepp.  >) 

Fälschungen  in  Norwegen.  Bericht  des  Untersuchungsamtes 
Ghristiania  (1891  u.  1892);  von  L.  Schmelok.  ^^ 

Fälschungen  in  Oesterreich-Ungam.  Aus  dem  Geschäftsberichte 
des  städtischen  Laboratoriums  in  Wien  (1887 — 1890);  von  E. 
Kammerer,  G.  Schmitt  und  A.  Loeffler.  ^^) 

Fälschungen  in  Serbien.  Aus  dem  Jahresbericht  für  das  Mu- 
nicipium  Belgrad;  von  M.  T.  Leoco.  >*) 

Fälschungen  in  Spanien.  Bericht  des  histochemischen  Labo- 
ratoriums in  Sevilla  vom  Jahre  1891;  von  Murga.  ^') 

FMsdiungen  in  der  Schweiz.  Jahresbericht  des  Ganton- 
chemikers von  St.  Gallen  pro  1892;  von  G.  Ambühl.  '^) 

Fälschungen  in  den  Vereinigten  Staaten.  Aus  dem  Geschäfta* 
berichte  des  Staates  Massachusetts;  von  S.  W.  Abboth.  ^*) 

Bericht  Ober  die  Versammlung  der  freien  Vereinigung  baye- 
rischer Vertreter  der  angewandten  Chemie  am  3.  u.  4.  August  1893 
in  Lindau. 


1)  Zeitschr.  d.  allg.  öeterr.  Apoth.-Y.  1893;  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u. 
Waarenk.  1898,  376  u.  899.  2)    Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  a.  Waarenk. 

1898,  208,  228,  245,  266.  8)    Rev.  iotern.  des  falsif.  fl,  165,  YII,  1. 

4)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1898.  14.  6)  Rev.  intern,  falsif. 

yn,  79.  6)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  28.  7)  Rev. 

intern,   d.   fals.   YH,    87.  8)    Zeitschr.   f.   Nähr.,    Hyg.  u.   Waarenk. 

1898,  205.  9)  Rev.  intern,  falsif.  YII,  41.  10)  ebenda  YI,  101 ;  Zeitschr. 
f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1893,  184.  11)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  a. 

Waarenk.  1898,  18  n.  26.  12)  Rev.  intern,  falsif.  1893,  77.  18)  ebenda 
YI,  97.  14)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1898,  341.  15)  Rev. 
intern.  &lsif.  YI,  99,  180  n.  188. 


AUgemeiner  Theil.  659 

Surrogate  und  Kunstprodude ;  Vortrag  von  Neumann- 
Wender.  1) 

Ueber  das  Färben  von  Ndhrungs  -und  QenussmiUeln  (mit  Theer- 
färben  und  Kupfersalzen)  hat  A. Tschirch»)  in  einem  Vortrage: 
^,Darf  man  Nahrungamittd  färben  und  womit?  berichtet 

Aus  der  Praxis  des  Nahrungsmittel-Mikroskopikers ;  Vortrag 
Ton  T.  F.  Hanausek. ') 

Zum  qucditativen  Ncuihweie  von  Formaldehyd  (Formol)  empfiehlt 
A.  Trillat*)  folgende  Methoden:  Man  giebt  0,5  cc  Dimethyl- 
anilin  in  die  za  prüfende  Lösung  und  schüttelt  kräftig,  nachdem 
mit  einigen  Tropfen  Schwefelsäure  angesäuert  ist.  Die  Verbin- 
dung zwischen  Dimethylanilin  und  Formaldehyd  erfolgt  leicht, 
wenn  man  V>  Stunde  im  Wasserbade  erwärmt.  Sodann  macht 
man  mit  Aetznatron  alkalisch,  erhitzt  zum  Sieden,  bis  der  Geruch  des 
Dimethylanilins  völlig  verschwunden  ist,  und  filtrirt  durch  ein 
kleines  Filter.  Nach  dem  Waschen  breitet  man  das  Filter  in 
einer  Porzellanschale  aus,  befeuchtet  es  mit  Essigsäure  und  bringt 
sehr  wenig  fein  gepulvertes  Bleisuperozyd  darauf.  Blaufärbung 
zeigt  die  Gegenwart  von  Formaldehyd  an.  —  Oder  man  mischt 
in  einer  Probirröhre  20  cc  einer  Anilinlösung  (3  g  auf  ein  Liter 
Wasser)  mit  20  cc  der  zu  prüfenden  neutralisirten  Flüssigkeit. 
Bei  Gegenwart  von  Formaldenyd  entsteht  nach  einigen  Stunden 
eine  weisse  Wolke.  Diese  Reaction  ist  sehr  empfindlich,  sie  ge- 
stattet den  Nachweis  des  Formaldehyds  in  einer  Lösung  1  :  20000, 
in.  welchem  Falle  die  Trübung  aber  erst  nach  mehreren  Tagen 
entsteht.  Die  Reaction  ist  auch  dem  Acetaldehyd*  eigen.  Zum 
Nachweis  von  Formaldehyd  in  Nahrungsmittdn  werden  flüssige 
Producte,  nachdem  sie  entfärbt  und  filtrirt  sind,  nach  einer  der 
obigen  Methoden  geprüft.  Feste  Producte  behandelt  man  mit 
warmem  Wasser,  um  das  Trioxymethylen  zu  lösen,  welches  durch 
Polymerisation  des  Formaldehyds  entstehen  kann.  Die  mikrosko- 
pische Prüfung  kann  hier  gute  Dienste  leisten.  Häufig  ist  der 
Nachweis  des  Formaldehyds  in  Nahrungsmitteln  unmöglich,  weil  der- 
selbe mit  gewissen  organischen  Stoffen  Verbindungen  eingeht,  aus  denen 
man  ihn  nicht  abscheiden  kann.  —  Nach  einem  in  Vorschlag  ge- 
brachten Verfahren  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Formalde- 
hyds soll  man  die  zur  Umwandlung  des  Formaldehyds  in  Hexa- 
methylenamin  erforderliche  Menge  Ammoniak  bestimmen,  indem 
man  zu  der  Lösung  eine  bekannte  Menge  Ammoniak  giebt  und 
dann  den  Ueberscnuss  an  letzterem  mit  Schwefelsäure  titrirt.^ 
Dieses  Verfahren  ist  mangelhaft,  weil  die  käuflichen  Formollösun- 
gen stets  etwas  sauer  sind  und  weil  das  Hexametbylenamin  alka- 
lische Reaction  hat.  Um  diese  Fehler  zu  vermeiden,  bestimmt 
Verf.  zuvor  die  Acidität  einer  bekannten  Menge  der  Lösung  mittels 


1)  Zeitsohr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  73.  2)  Deutsch.  Chem. 
Ztg.  1893,  282;  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-V.  1893,  524.  3)  Zeitschr. 
A.  allg.  österr.  Apotb.-Y.   1893,  60  n.  75.  4)    Compt  rend.  1893,  891; 

Chem.  Ztg.  1898,  Rep.  184. 

42* 


660  Milch. 

Normal  -  Natron    und    Phenolphtalein    als    Indicator.      Sodann 

fiebt  er  in  einen  Kolben  10  cc  der  zn  titrirenden  Lösung,  yer- 
ünnt  mit  Wasser  und  fügt  eine  bestimmte  Menge  eingestellte 
Ammoniaklösung  hinzu,  bis  der  Geruch  deutlich  ammoniakalisch 
ist.  Hierauf  treibt  man  den  Ueberschuss  an  Ammoniak  mittels 
Wasserdampf  aus,  fängt  ihn  im  Wasser  auf  und  bestimmt  ihn 
mittels  eingestellter  Schwefelsäure.  Die  Menge  des  gebundenen 
Ammoniaks  wird  erhalten,  indem  man  von  der  gesammten  zuge- 
fügten Menge  den  ermittelten  Ueberschuss  abzieht  und  der  ur- 
sprünglichen Acidität  der  Lösung  Rechnung  trägt.  Der  Form- 
aldehydgehalt  wird  nach  folgender  Gleichung  berechnet:  6GHsO 
4-  4NH8  —  (GHs)6N4  -f-  6H2O.  Bei  diesem  Verfahren  wird  ein 
kleiner  Theil  des  Hexamethylenamins  bei  der  Destillation  mit 
fortgeführt.  —  Eine  andere  Methode  ist  folgende :  In  eine  Lösung 
Yon  3  g  Anilin  in  1  Liter  Wasser  lässt  man  unter  gutem  Rühren 
tropfenweise  1  bis  4  cc  (je  nach  der  erwarteten  Concentration) 
der  zu  prüfenden  Lösung  messen.  Es  entsteht  eine  weisse  Wolke, 
welche  man  nach  mehrfachem  Schütteln  sich  vollständig  ausschei- 
den lässt.  Nach  48  Stunden  filtrirt  man,  nachdem  man  sich 
überzeugt  hat,  dass  das  Filtrat  einen  Ueberschuss  an  Anilin  ent- 
hält, durch  ein  tarirtes  Filter,  trocknet  bei  40^  und  bestimmt 
das  Gewicht  des  Niederschlages.  Die  Menge  des  Formaldehyds 
berechnet  sich  nach  der  Gleichung  GeHsNHa  +  GHsO  =  Ge  H^N 
^^^CHt  +R2O,  Arbeitet  man  unter  diesen  Bedingungen,  so  er- 
hält man  durchaus  vergleichbare  Resultate,  wenn  auch  die  Ana- 
lyse des  Anhydroformaldehvdanilins  Zahlen  lieferte,  welche  nicht 
völlig  der  Formel  entsprachen. 

Ueber  den  Nachweis  von  Saccharin,  Dulcin  {Sucrol)  in  Nah-- 
rungsmUteln  s.  unter  Bier. 


B.   Specieller  Theil. 

MUclL 

Entwurf  für  den  Codex  alimentarius  Austriactis,  Gapitel  Via. 
Milch,  Anhang:  Böhm,  Magermilch ,  Btdtermüch  u,  Molke;  von 
E.  Meissl.  1) 

L.  Vaudin  ')  stellte  Untersuchungen  über  die  Reaction  frisch 
gemolkener  Milch  von  verschiedenen  Säugethieren  unter  verschiede- 
nen Bedingungen  an. 

Die  Frage,  ob  man  das  specifische  Gewicht  einer  Milch,  weiche 
geronnen  ist,  genau  bestitntnen  kann^  wird  von  M.  W  ei  bull*)  be- 
jaht. An  mehreren  ausgeführten  Beleganaljsen  zeigt  der  Verf. 
die  Genauigkeit  einer  von  ihm  angegebenen  Methode,  da  die  ge- 

1)  Zeischr.  f.  Nähr.,  Hyg.  a.  Waarenk.  1898,  484.  Ab  Mannscript  ge- 
druckt 2)  Jonrn.  de  Pharm,  et  de  Chimie  1898,  XXVn,  885—890. 
8)  Chem.  Ztg.  1898,  91. 


MUch.  661 

fundenen   und  berechneten  Resultate   höchstens   am  0,0003  ab- 
weichen. 

Ueber  die  Bedingungen,  welche  die  Zahl  und  Orösse  der  Fett^ 
kügelchen  in  der  Kühmilch  beeinfiussetiy  hat  W  olP)  Untersuchun- 
gen yeröffentlicht. 

Ueber  die  Beschaffenheit  der  grossen  und  kleinen  Fettkü^elchen 
in  der  Milch.  K  Gutzeit')  hat  nachgewiesen,  dass  mit  der 
Grösse  der  Fettkügelchen  eine  verschiedene  chemische  oder  physi- 
kalische Zusammensetzung  nicht  Hand  in  Hand  geht 

Ueber  die  Orösse  und  die  Zahl  der  Fettkügelchen  in  der  Milch 
von  Kühen  verschiedener  Bossen  hat  0.  Schellenberger')  ge- 
arbeitet. 

Amyloid,  ein  neuer  Bestandtheü  von  Milch  und  Molkerei- 
producten.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  von  Milch, 
Kahm,  dem  sogenannten  Nichtfett  der  Butter,  von  Hart-  und 
Weichkäsen  der  verschiedensten  Art,  ja  sogar  von  chemisch  reinem 
Gase'in,  fand  Fr.  Jos.  Herz^)  Gebilde,  die  in  Grösse,  Form  und 
Verhalten  zu  Jod  eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit  Stärke  zeigten. 
Im  Gegensatz  zu  dieser  können  sie  mit  Wasser,  Alkohol  oder 
Aether  gekocht  werden,  ohne  zu  verkleistern  oder  sich  wesentlich 
zu  verändern.  In  der  Wärme  werden  sie  weich  und  schmierig 
wie  Kleber  oder  Gasein,  werden  von  letzterem  eingehüllt,  ohne 
sich  jedoch  ganz  mit  ihm  zu  mischen,  denn  in  dem  durch  Jod 
gelb  gefärbten  Gasein  sieht  man  die  blau  gefärbten  Einlagerungen 
meistens  scharf  abgegrenzt.  Die  runden  und  eiförmigen  Gebilde, 
welche  die  Form  von  pflanzlicher  Stärke  besitzen,  haben  einen 
Durchmesser  von  10  bis  35  Mikromillimetem.  —  Zum  Schluss 
macht  Verfasser  noch  auf  einen  für  Nahrungsmittelchemiker  wich- 
tigen Punct  aufmerksam.  Es  ist  verschiedentlich  auf  eine  Fäl- 
schung von  Milch,  Käse,  Butter-Nichtfett  u.  s.  w.  mit  Stärkemehl 
in  der  Literatur  hingewiesen  worden.  Das  Vorkommen  von  Amy- 
loid in  der  Milch  macht  den  mikroskopischenNachweis  von  Stärkemehl 
mittels  Jods  illusorisch.  Es  wird  nunmehr  nur  ein  makrochemischer 
Nachweis  von  Stärke  in  Milch,  Rahm,  Butter  und  Käse  zulässig  sein. 
Wenn  durch  blosses  Betupfen  von  Käse  mit  Jodlösung  oder 
durch  Zusatz  von  letzterer  zu  dem  wässerigen  Decoct  von  Käse, 
Butter-Nichtfett,  Milch  oder  Molken  keine  deutliche  Blaufärbung 
eintritt,  so  kann  man  nicht  von  Stärke  reden,  die  in  Form  von 
Kleister  doch  noch  in  ganz  geringen  Mengen  durch  Jod  makrosko- 
pisch zu  erkennen  ist,  während  die  Amyloidkörper  überhaupt 
nicht  verkleistern.  Ob  letztere  in  jeder  Milch  und  immer  vor- 
kommen, ist  eine  Frage,  die  ihrer  Entscheidung  noch  harrt 

Ueber  die  Einwirkung  des  dem  Fette  beigegebenen  phosphar- 
sauren  Kalkes  auf  den  Äschengehalt  der  Milch  sind  von  J.  Neu- 
mann^)  Versuche  angestellt. 


1)  Milchztg.  1893,  14.  2)  ebenda,  27.  8)  ebenda,  60. 

4)  Chem.  Ztg.  1892,  1694.  6)  Milohztg.  1898,  48. 


662  MUch. 

Eiwßusa  der  Fütterung  auf  den  Fettgehalt  der  Müch  und  auf 
die  Beschaffenheit  des  Butterfekes.  ^) 

lieber  den  Einfluss  der  Ernährung  der  Kühe  auf  die  chemi- 
sche Zusammensetzung  und  den  Sehmetzpunct  der  Butter;  von  Ad. 
Meyer.  *^ 

Einfiuss  der  Emähruna  der  Kühe  mittels  Baumwottensamen 
auf  die  Zusammensetzung  aer  Butter;  von  Lupton. ') 

Oeht  Brechweinstein  in  die  Müch  über?  Nach  Yersache» 
vonBaum^)  iBt  selbst  bei  einer  Dosis  Brech Weinstein,  die  für  eine 
Ziege  oder  ein  Schaf  längst  die  Grenzen  der  medicamentösen  Be- 
handlungen überschritten  hat,  der  Oenuss  der  Milch  dieser  Thiere 
für  erwachsene  Menschen  ungefährlich.  Er  glaubt  sogar,  das» 
auch  Kinder  nicht  dadurch  geschädigt  werden. 

Schwefd  in  Kuhmüch.  S  ar  tor  i  ^)  erhielt  bei  der  Bestimmung  des 
Fettgehaltes  einer  unter  der  Bezeichnung„Kindermilch^*  in  den  Handel 
gelangenden  Milch  einen  Extractionsrfickstand,  welcher  nicht  mehr 
vollständig  in  Aether  löslich  war.  Es  blieb  vielmehr  eine  Anzahl  blass- 
gelb gefärbter  Krystalle  zurück,  die  sich  als  Schwefel  erwiesen, 
mre  Menge  betrug  0,043  <>/o.  Da  der  Schwefelgehalt  des  GaseÄns 
0,8 — 1,1  Vo  beträgt,  der  Caseingehalt  der  Milch  aber  im  Durch- 
schnitte »  3,02  ^lo  ist,  so  berechnet  sich  daraus  für  die  Milcb 
ein  Schwefelgehalt  von  0,024 — 0,033  %,  während  derselbe  bei  dem 
beobachteten  MaximaJgehalte  von  6,29  o/o  Gasein  0,000—0,069  % 
betragen  würde.  Ob  indessen  dieser  Schwefelgehalt  mit  dem  ge- 
fundenen freien  im  Zusammenhange  steht,  bleibt  vorläufig  dahin- 
gestellt. Bekannt  ist  übrigens  auch  die  gelegentlich  beobachtete 
Entwickelung  von  Schwefelwasserstoffgas  beim  Kochen  von  Kuh- 
milch. 

H.  Droop-Richmond  undK.  Boseley^)  fanden,  dass  durch 
Erhitzen  normaler  Milch  der  Gehalt  an  Milchzucker,  wenn  er 
durch  das  Polarimeter  ermittelt  wird,  scheinbar  um  0,5  und  selbst 
um  1  oL  abnimmt.  Bestimmt  man  dagegen  den  Milchzuokergehalt 
mit  Fenling'scher  Lösung,  so  erhält  man  vor  und  nach  dem  Er- 
hitzen dieselben  Zahlen.  Es  findet  also  nur  eine  Verminderung 
im  Drehungsvermögen  des  Milchzuckers  statt.  Die  Ver£  glauben 
nicht,  dass  dies  auf  dem  Vorhandensein  eines  Milchzudcers  in  der 
frischen  Milch  beruht,  welcher  Birotation  zeigt,  wie  dieselbe  für 
frisch  in  Wasser  gelösten  Milchzucker  chartücteristisch  ist,  viel- 
mehr ist  anzunehmen,  dass  beim  Erhitzen  des  Milchzuckers  eine 
geringe  Zersetzung  erfolgt  unter  Bildung  caramelisirter  Producte, 
welche  gegen  polarisirtes  Licht  inactiv  sind. 

Das  von  iien  (s.  Jahresber.  1892)  zur  Conservirung  der  für 
die  chemische  Analyse  bestimmten  Milchproben  empfohlene  KaUum-^ 
<^irAroma^  bewährt  sich  nachR.  Backhaus  ^)  vortrefflich;  Vollmilch^ 

1)   Molkereiztg.  1898,  88.  2)    Landwirthsch.  Yersnchsttat.  1892, 

41,  11;  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1898,  21.  8)  Joara.  de 

Pharm,  et  de  Chim.  1898,  154.  4)    Ber.  über  d.  Yeterinftrwesen   in 

Sachsen  f.  1892«  156.  5)  Chem.  Ztg.  1898,  1070.  6)  ebenda,  37. 

7)  Molkereiztg.  1893,  5. 


Milch.  663 

Magermilch,  Rahm  auf  diese  Weise  conservirt,  hielten  sich  über 
zwei  Monate,  saure  Buttermilch  einen  Monat. 

J.  Gärtner^)  hat  ebenfalls  mit  dem  Kaliufndichromat  als 
CanservirungsmiUel  gute  Erfahrungen  gemacht.  Zweckmässig  erachtet 
er  die  Prol)enahme  eines  grösseren  Quantums  Milch,  ca.  100  bis 
150  cc,  um  bei  der  Untersuchung  au(^  Reseryeproben  zu  haben. 

Auch  Fr.  J.  Herz^)  hat  bei  seinen  Versuchen  recht  befrie- 
digende Resultate  erhalten,  aber  auch  die  Unannehmlichkeit  con- 
statirt,  dass  die  Aetherfettlösung  (bei  dem  Soxhlet'schen  Verfahren) 
trotz  Seifenlösung  und  Handschleuder  sich  in  den  meisten  Fällen 
recht  schwierig  abscheidet  und  lange  Zeit  trübe  bleibt.  Auch 
hatten  die  Proben  nach  längerem  Aufbewahren  einen  etwas  fauli- 
gen Geruch  angenommen.  Der  Verfasser  hat  ferner  an  einigen 
Proben  yersucht,  ob  auch  eine  Berechnung  der  fettfreien  Trocken- 
substanz bei  der  Ghromatmilch  möglich  sei,  und  hat  auch  in  diesem 
Falle  brauchbare  Resultate  erhalten,  hält  aber  die  wenigen  ange- 
stellten Versuche  noch  nicht  für  zureichend,  um  ein  endgültiges 
Urtheil  abzugeben. 

Kaliufnpermanganai  ah  ConservirufigsmiUel  für  Milch  zum 
Zwecke  der  Analyse  wird  yon  M.  WeibulP)  statt  des  Kalium- 
dichromats  empfohlen.  Nach  dessen  Analysen  hält  sich  die  damit 
versetzte  Milch  ziemlich  lange  und  wurden  nach  56  Tagen  im 
Fettgehalt  nur  Abweichungen  um  0,01  <>/o  constatirt. 

Nach  Versuchen  von  R.  Krüger^)  steht  das  Kaliumperman- 
ganat als  Gonservirungsmittel  dem  Kaliumdichromat  nach;  nur 
dadurch,  dass  man  in  bestimmten,  sich  nach  der  Farbenänderung 
richtenden  Zeiträumen  neue  Mengen  des  Salzes  der  Milchprobe  zu- 
fuhrt, kann  man  es  zu  einer  ähnlichen  Wirkungsfahigkeit  wie  die  durch 
Ealiumchromat  bewirkte  bringen.  Von  Einfluss  auf  die  Genauig- 
keit der  Fettbestimmungen  ist  Kaliumpermanganat  nicht,  dagegen 
beeinflusst  es  bei  längerer  Anwendung  das  Abscheiden  derAether- 
fettschicht  beim  Soxblet'schen  aräometrischen  Verfahren. 

Nach  J.  Neumann  ^)  ist  Kaliumdichromat  (0,5  g  auf  1  kg 
Milch)  für  die  Molkereipraxis  ein  sehr  geeignetes  Gonservirungs- 
mittel. Eine  hinreichende  Gonservirung  wird  auch  mit  10  ^/oiger 
Ghromsäurelösung  ^1,5  cc  auf  100  cc  Milch)  erzielt.  Weniger 
zufriedenstellend  fielen  die  Versuche  mit  Kaliumpermanganat  aus. 
Ammoniumnitrat  (0^25  g  auf  60  cc  Milch)  ist  ein  für  die  Mol- 
kereipraxis brauchbares  Gonservirungsmittel,  insofern  es  möglich 
ist,  die  conservirte  Milch  bei  einer  über  10^  nicht  hinausgehen- 
den Temperatur  stehen  zu  lassen.  Ammoniak  empfiehlt  sich  als 
Gonservirungsmittel  nicht 

Im  milchwirthschaftlichen  Institut  Proskau  angestellte  Ver- 
suche ergaben,  dass  sich  Fluornairium,  weniger  Fluorkalium  für 
den  angegebenen  Zweck   ganz  gut  eignen;    von  ersterem  genügt 


1}  Molkereiztg.  1893,  21.  2)  Mitth.  d.  müchw.  Vereins  im  Allgäa. 

lY,  5.         S)  Molkereiztg.  1898,  24.        4)  ebenda,  27  u.  28.        6)  Milchztg. 
1898,  28  Q.  32. 


664  MUch. 

schon  0,1  g,  um  100  g  Milch  3 — 5  Tage  lang  vor  dem  Germnen 
zu  schützen,  und  wird  auch  durch  diesen  Zusatz  die  Genauigkeit 
der  Fettbestimmung  so  gut  wie  gar  nicht  beeinflusst.  ^) 

Die  verschiedenen  Müchunterauchungsmethoden  Und  ihre  Verwen- 
dung für  die  Praxis  war  Gegenstand  eines  Vortrages  von  Hittcher.*) 

lieber  die  Technik  bei  der  Massenuntersuchung  der  Milcn 
machte  Schrott-FiechtP)  Mittheilungen. 

AnhdUspuncte  zur  Unterscheidung  von  gefälschter  und  abnor- 
maler Milch  können  nach  H.  Droop  -Richmond  ^)  die  mikrosko- 
pische Untersuchung,  sowie  die  Bestimmung  der  Eiweissstoffe  geben. 
Das  sicherste  Mittel  giebt  die  Bestimmung  des  Milchzuckers,  welche 
am  besten  mittels  des  Polarimeters  ausgeführt  wird.  Auch  die 
Prüfang  auf  Wasser  durch  den  Nachweis  von  Nitraten  mit  Di- 
phenylamin  (?I)  wird  empfohlen. 

Neue  Formeln  für  die  genaue  Berechnung  von  Milchfälschung 
hat  Fr.  J.  Herz  ^)  ausgearbeitet: 

100  (n  —  rO 


1.  w 

2.  V 


_  100  (n'—  r,) 

U  (fi  -  f») 


100 


4.     y  =  ti   —  ^QQ 

w  =:  das  in  100  Th.  gewässerter  Milch  enthaltene  zugesetzte 
Wasser,  y  =  das  zu  100  Th.  reiner  Milch  zugesetzte  Wasser. 
q>  —  das  von  100  Th.  reiner  Milch  dufch  Entrahmung  hinwegge- 
nommene Fett.  Formel  3  dient  für  einfache  Entrahmung,  Formel 
4  für  combinirte  Fälschuns,  d.  h.  gleichzeitige  Wässerung  und 
Entrahmung.)  r  s  die  fettfreie  Trockensubstanz  der  Milch,  f  s= 
der  Fettgehalt  der  Milch.  M  —  100  —  w  =  die  in  100  Th.  ge- 
wässerter Milch  enthaltene  Menge  ursprünglich  ungewässerter  Milch. 
1  sr  die  Stallprobenmilch,  z.  B.  fi  =  der  procentische  Fettgehalt 
der  Staliprobenmilch.  >  =  die  verdächtige  Milch,  z.  B.  rt  •=  die 
procentische  fettfreie  Trockenmasse  der  zu  begutachtenden  Milch. 

Y.  Melander^)  führt  zur  Darstellung  der  täglichen  Schwan- 
kungen im  Fettgehalt  der  MUch  eine  Reihe  von  an  43  Milch- 
productionsstellen  ausgeführten  Untersuchungen  an,  die  6  Tage 
hintereinander  von  ihm  vorgenommen  vnirden.  Die  Resultate  sind 
in  einer  Tabelle  zusammengestellt,  der  Folgendes  zu  entnehmen 
ist:  Der  Fettgehalt  steigt,   wie  bereits   bekannt,   im  Allgemeinen 

fegen  Ende   des   Melkens.      Daraus    folgert  Melander,    dass   der 
'ettgehalt  der  Milch  zunimmt,   wenn   die  Kühe    vollkommen  und 


1)  Molkereiztg.  1898,  82.  2)  Milchztg.  1898,  20.  8)  ebenda, 

38,  39   a.  40.  4)    Chem.  Ztg.  1893,  81.  6)    ebenda,  S.  1898. 

6)  Milchztg.  1893,  2. 


MUcb.  665 

reinTausgemolken  werden,   was   wiederum   durch  folgende  Beleg- 
analysen  eine  Bestätigung  findet: 

Kuh        zaerst  gemolkene  Miloh    zuletzt  gemolkene  Miloh 

1  0,90  Vo  10,00  Vo 

2  0,86  „  6|80  „ 
8  misBglüokt  8,80  „ 
4  0,56  Vo  10,00  „ 
6  0,80  „  9,00  „ 
6  0,70    „  8,60  „ 

In  drei  Abtheilungen  gemolken  hatten  das  erste  und  letzte 
Drittel  folgenden  Fettgehalt: 

Kuh  ^°>  ''"If  iSlJ**^^  Im  letzten  Drittel 

war  rett 

1  0,45  Vo  7,0  Vo 

2  0,46    „  6,6    „ 
8                           0,76    „                               6,3    „ 

Melander  hebt  auch  die  bereits  bekannte  Thatsache  hervor, 
dass  der  Fettgehalt  der  Milch  ein  verschiedener  ist,  je  nach  der 
Zeitdauer,  die  zwischen  den  einzelnen  Melkzeiten  liegt,  und  des- 
wegen enthält,  weil  in  der  Regel  die  Zeit  vom  Abend-  bis  zum 
Morgenmelken  am  längsten  ist,  die  Morgenmilch  meistens  weniger 
Fett  als  die  Mittags-  und  Abendmilch.  Auch  hierzu  führt  Me- 
lander Beläge  aus  verschiedenen  Analysen  von  Morgen-,  Mittags- 
und Abendmilch  an. 

Fettgehalt  der  Milch  von  englischen  Stammbuchthieren.  An  das 
von  der  Vereinigung  für  das  „Friesische  Rindvieh-Stammbuch"  in 
ihrem  Organ  „Mededelingen  en  Berichten*^  veröffentlichte,  in  einer 
Tabelle  zusammengestellte  Analysenmaterial  über  Milcherträge  von 
10  Stammbuchthieren  nach  Menge  und  Fettgehalt  für  einen  Zeit- 
raum von  V^  Jahren  —  knüpft  die  Milchzeitung  folgende  Be- 
trachtungen: „Aus  den  Durchschnittszahlen  ist  zu  ersehen,  dass 
die  grösste  Milchmenge  nicht  immer  correspondirt  mit  der  fett- 
ärmsten Milch  und  die  geringste  Milchmenge  nicht  mit  der  fette- 
sten Milch.  Wenn  man  eine  Vergleichung  anstellt  zwischen  den 
5  milchreichsten  Kühen  und  den  5  Thieren  mit  dem  geringeren 
Milchertrag,  so  ergiebt  sich  als  Durchschnitt,  dass  die  letztere 
eine  fettere  Milch  geliefert  haben  als  die  ersteren.  Der  Durch- 
schnitts-Fettgehalt der  Milch  von  den  5  milchreichsten  Kühen  ist 
3,30  Vo  und  der  der  anderen  3,42  Vo «  oder  vergleicht  man  die 
absolute  Production  an  Fett,  so  wurden  von  den  ö  milchreichsten 
Kühen  in  10  Liter  Milch  0,3  kg  Fett  geliefert  und  von  den  5 
anderen  0,33  kg  Fett  in  10  Liter  Milch."i) 

Mittheilungen  über  die  Untersuchungen  der  Milch  von  sechzehn 
einzelnen  Kühen  der  Heer  de  Kleinhof-Tapiau;  von  Hittcher.  •) 
Es  wurde  ermittelt,  dass  die  Beanlagung  der  einzelnen  Versuchs- 
kühe  für  Milch-  und  Butterproduction  eine  sehr  verschiedene  ist,  dass 
der  Gehalt  der  Milch  an  Fett  häufig  nicht,  wie  man  früher  allgemein 
anzunehmen  geneigt  war,  im  umg^ekehrten  Verhältnisse  zu  den 
von  den  einzelnen  Kühen  gelieferten  Milchmengen  steht  und  dass, 

1)  Milchztg.  1893,  8.  2)  ebenda,  621. 


666  MUch. 

was  das  wichtigste  ist,  der  Fettgehalt  der  Milch  von  allen  die 
Milchabsonderung  beeinflussenden  Umständen  in  höherem  Crrade,. 
als  die  anderen  festen  Milchbestandtheile  betroffen  wird.  Auch 
wurde  bei  diesen  Untersuchungen  die  Beobachtung  gemacht,  dasa 
die  bei  der  Milch  secretion  auftretenden  Erscheinungen  in  hohem 
Grade  sich  durch  Vererbung  weiter  fortzupflanzen  pflegen. 

Versuche  über  Fettbestimmung  in  saurer  und  geronnener  Milch 
nach  verschiedenen  Verfahren  wurden  im  milchwirthschaftlichen 
Institut  Proskau  angestellt.  Die  Versuche  fielen  zu  Gunsten  dea 
Gottlieb'schen  Verfahrens  aus,  welches  mit  der  Modification,  dasa 
die  geronnene  Milch  vor  der  Extraction  mit  Kalilauge  yerflässigt 
wurde,  yoUständig  genaue  Resultate  gab.  ^) 

Vergleichende,  von  Heinrich  *)  angestellte  Prüfungen  über  die 
Zuverlässigkeit  der  Milchfettbestimmungen  mittels  des  BabcocVscken 
Verfahrens  führten  zu  dem  Ergebniss,  dass  der  Apparat  in  einer 
vom  Verfasser  modificirten  Form  bei  einer  Umdrehungsgeschvrin- 
digkeit  von  löOO  statt  der  früheren  von  800  ein  ungemein  leicht  zu^ 
handhabender  und  einfacher  Fettbestimmungsapparat  ist,  und  l)e- 
züglich  der  Genauigkeit  den  bisher  gebräuchlichen  Milohfett- 
bestimmungsapparaten  mindestens  ebenbürtig  an  die  Seite  gestellt 
werden  kann.  Die  Resultate  stimmen  mit  den  durch  die  chemische* 
Untersuchung  erzielten  Werthen  nahezu  überein,  unterscheiden 
sich  nur  wenig  von  den  mit  dem  Lactokrit  erhaltenen  Zahlen^ 
denn  bei  27  Prüfungen  ergaben  sich,  wie  aus  einer  Tabelle  er- 
sichtlich, im  Durchschnitt  folgende  Fett-Procente:  Gewichtsanaly- 
tisch 3,66,  mit  dem  Lactokrit  3,60,  nach  Babcock  bei  1500  Um- 
drehungen in  der  Minute  3,63  (bei  800  Umdrehungen  3,431).  Die 
Resultate  sind  genau  genug  für  normale,  für  fettreichere  Milck 
und  für  Sahne,  sowie  auch  für  fettarme  und  entsahnte  Milch.  Der 
Verf.  stellt  die  Vorzüge,  welche  der  verbesserte  Baboock'sche 
Apparat  vor  anderen  Fettbestimmungsapparaten  besitzt,  in  einigen* 
Sätzen  zusammen. 

Der  Babcock^sche  Müchfett-Bestimmungsapparat  wird  von  Ed.. 
Ahlborn*)  hinsichtlich  seiner  Stabilität,  Leistungsfähigkeit  und 
Genauigkeit  in  verbesserter  Form  angefertigt,  ^ne  Gebrauchs^ 
anweisung  wird,  dem  Apparat  beigegeben. 

R.  Krüger^)  veröffentlicht  eine  Beschreibung  des  von  Ahl- 
born verbesserten  Babcock'schen  Apparates  mit  mehreren  Zeich- 
nungen und  einer  Anzahl  Beleganalysen,  aus  welchen  hervorgeht, 
dass  das  Babcock'sche  Verfahren  nicht  nur  zur  Bestimmung  des- 
Fettgehaltes  der  Vollmilch  behufs  Bezahlung  nach  dem  letzteren 
nach  allen  Seiten  hin  brauchbar  ist,  sondern  dass  es  auch  da  zu 
verwenden  ist,  wo  es  sich  darum  handelt,  eine  stete  Betriebs- 
controle  durch  Feststellung  des  Fettgehaltes  von  Riüim,  Mager- 
und Buttermilch,  sowie  von  Molken  zu  erlangen.  Der  Apparat  ist 
wegen  seiner  einfachen  Handhabungsweise,    besonders  nir  Land- 


1)  Milchztg.  1898,  82.  2)  Molkereiztg.  1898,  d.  8)  Milohztg. 

1898,  87.  4)  Molkereiztg.  1898,  89. 


Milch.  667 

nvirthe,  welche  dauernd  den  Fettgehalt  der  Milch  jeder  einzelnen 
ihrer  Kühe  feststellen  wollen,  von  ungemeinem  "Werth. 

Versuche,  welche  H.Droop-RichmondundL.  K.  Boseley  ^) 
mit  der  Leffmann- Beam^schen  Methode  der  MüchfeUbestimmung  (s. 
Jahresber.  1892)  anstellten,  lassen  es  wünschenswerth  erscheinen, 
dass  ein  bestimmter  Amylalkohol  und  eine  Schwefelsäure  von  be- 
stimmtem Gehalt  zur  Anwendung  kommen.  Sie  schlagen  vor,  zur 
Prüfung  der  Schwefelsäure  diese  mit  emem  Ueberschuss  von  Am- 
moniak einzudampfen,  den  Rückstand  bei  100°  zu  trocknen  und 
aus  der  Menge  des  gebundenen  Ammoniaks  die  Bestimmung  zu 
corrigiren. 

Das  LindströiWsche  Butyromäer  zur  Milchfettbestimmung  (s. 
Jahresber.  1892)  ermöglicht  nach  eingehenden  Versuchen  von 
Backhaus  und  Neumann^),  den  Fettgehalt  einer  grossen  An- 
zahl von  Milchproben  schnell  und  billig  zu  bestimmen;  es  lassen 
sich  täglich  240  Untersuchungen  mit  einem  Kostenaufwand  von 
2,5  Pf.  für  jede  Untersuchung  ausführen.  Die  Genauigkeit  der 
Resultate  ist  bei  geschickter  Handhabung  des  Apparates  bis  zu 
Vio  ^/o  erreichbar.  Das  günstigste  Ergebniss  zeigte  das  Butyro- 
meter,  wenn  als  Lösungsmittel  für  die  Prote'instoffe  der  Milch  ein 
Gemisch  von  Milchsäure,  Essigsäure  und  conc.  Schwefelsäure 
in  dem  Verhältniss  100  :  100  :  15  gewählt  wurde.  Für  wissen- 
schaftliche Untersuchungen  kann  der  Apparat  nicht  empfohlen 
werden,  wohl  aber  für  Genossenschaftsmolkereien. 

Ueber  die  durch  die  Gültigkeit  der  Fleischmann' sehen  Formel 

bedingte  Beziehung  zwischen  dem  specifischen  Gewicht  und  dem  pro- 

centischen  Fettgehalt  der  Trockensubstanz  der  Milch.  J.  Nisius') 

leitet   aus  den  Fleischmann'schen  Formeln  folgende   Formel  für 

das  specifische  Gewicht  der  Trockensubstanz  (m)  ab: 

2665 
m   =8  lAAP^  4,  19 —  wobei  p  den  procentischen  Fettgehalt  der 

{ 
Trockensubstanz  bedeutet,  welcher  nach  der  Formel  p  —  100  -r- 

berechnet  werden  kann  (f  =  Fottproc,  t  »  Trockensubstanzproc). 
Aus  seiner  Formel  hat  Verfasser  zwei  Tabellen  berechnet,  aus 
denen  man  direct  die  Werthe  für  m  und  p  ablesen  kann,  und 
zwar  zur  Umwandlung  von  p  in  m  und  von  m  in  p. 

Soll  aus  dem  procentischen  Fettgehalt  der  Milch  f  und  ihrem 
spec.  Gewicht  s  nicht  nur  der  procentische  Gebalt  t  an  Trocken- 
substanz überhaupt,  sondern  auch  der  procentische  Gehalt  r  an 
fettfreier  Trockensubstanz  berechnet  werden,  so  kann  nach  J. 
Nisius  ^)  neben  der  Fleischmann'schen  Formel 

1  o  ^    .    o   ßß-  100  s  —  100 

t  =  1,2  f  +  2,  66o 

s 

die  einfache  Gleichung 

r  =  t  —  f 


1)  Chem.  Ztg.  1893,  100.  2)   Milchztg.  1893,  6.  3)  Chem. 

Ztg.  1893,  9.  4)  Milcbztg.  1893,  49. 


668  Milch. 

benützen,  wobei  man  die  entsprechenden  Werthe  zur  Vereinfachung 
der  Rechnung  der  Fleischmann'schen  Tabelle  (Lehrb.  d.  Milchwirtbsch. 
Tafel  VUa  u.  b  auf  S.  337—339)  entnehmen  kann.  Um  bei 
Massenberechnungen  die  Arbeit  zu  erleichtem,  berechnet  Verf. 
zuerst  r  und  dann  t  als  Summe  von  r  und  f  und  aus  diesen 
Werthen,  sowie  aus  den  dazu  gehörigen  von  s  hat  derselbe  eine 
Tabelle  entworfen,  der  man  mit  Hülfe  einfacher  Interpolationen 
den  Werth  für  t  entnehmen  kann. 

Ein  von  H.  Greff  *)  smgegehenQr  Druckballon  für  den  Sozklet^- 
sehen  Feftbestimmungsapparat  besteht  aus  einem  langen  conischen, 
auf  alle  Schüttelflaschen  passenden  Gummistopfen,  durch  dessen 
Bohrung  das  Steigrohr  hindurchgeht,  ohne  die  Wände  der  Durch- 
bohrung zu  berühren.  Einige  Centimeter  höher  umschliesst  das 
Steigrohr  ein  anderer  Gummistopfen,  dessen  Oeffnung  nur  so  weit 
ist,  dass  das  Steigrohr  eng  anschliessend  hindurchgeht.  Beide 
Gummistopfen  sind  durch  eine  Patentgummikugel  verbunden. 
Durch  einen  Druck  auf  diese  wird  die  Aetherfettlösung  gehoben. 
Die  Vorrichtung  soll  zweckmässiger  und  praktischer  sein  als  die 
bisher  gebräuchliche  und  wird  von  sachverständiger  Seite  em- 
pfohlen. 

Ein  von  Albert^  construirter  Hulfsapparat  zum  Abmessen 
von  wasserhaltigem  Äether  und  von  Kalilauge  für  den  Soxhlefschen 
aräometrischen  Apparat  zur  Fettbestimmung  in  der  Milch  besteht 
aus  einer  sog.  Pipettenflasche,  die  einer  zweitubigen  WonlfiPschen 
gleicht.  In  dem  einen  Tubus  steckt  die  betreffende  Pipette,  in 
dem  anderen  ein  Druckballon  aus  Kautschuk.  Die  Pipette  wird 
durch  einen  Quetschhahn  verschlossen. 

Den  Thörner'schen  Apparat  zur  MUchfetibestimmung  hat  H. 
Greff*)  mit  einigen  Verbesserungen  versehen  und  zwar:  1.  mit 
einer  Vorrichtung  zum  genaueren  Ablesen  der  Fettschicht  in  den 
Gentrifugirröhrchen  und  2.  mit  einer  Veränderung  des  Dampf- 
kochtopfes, um  die  leichte  Zerbrechlichkeit  der  Gläschen  zu  ver- 
meiden. 

Versuche,  die  Rahmbestimmung  mit  Hülfe  der  Centrifugalkraft 
nach  dein  Thörner'schen  Verfahren  zur  directen  Bestimmung  des 
Fettgehaltes  der  Müeh  verwendbar  zu  macheti,  sind  im  milchwirth- 
schaftlichen  Institut  Proskau  bisher  ohne  Erfolg  gewesen.^) 

N.  Gerber*)  berichtete  über  Add-Butyrometrie,  eine  Uni- 
versal-Fettbestimmungs- Methode,  Das  Princip  der  Methode  ist: 
Lösung  sämmtlicher  Nichtfette  der  Milch  und  Milchproducte  in 
einem  gewissen  Säuregemisch,  unter  Zusatz  einer  ganz  geringen 
Menge  von  Amylalkohol,  zur  Erreichung  einer  schön  klaren,  licht- 

1)  Milchztg  1898,  20.  2)  ebenda,  28;  der  Apparat  ist  za  bezieben 

von  Karl  Jaffa's  Wwe.,  Halle  a.  S.,  Sobmerstr.  15,  Preis  12  Mk.  3)  MUoh- 
zig.  1893,  89.  4)    Molkereizigr.  1893,   32.  6]    Vortrag  aaf  der 

12.  Jahresvers,  der  fr.  Vereinig.  bayer.Vertr.  der  angew.  Chem.;  46.  Eine  ge- 
naue Qebraacbsanweisung ,  welche  übrigens  von  der  Firma  F.  HagershoflP 
in  Leipzig  den  zur  Acidbatyrometrie  nötbigen  Apparaten  beigegeben  wird,  ist 
z.  B.  abgedruckt  in  Pharm.  Centralh.  1893,  531. 


Milch.  669 

brechenden  Fettlösnng.  Die  Fettansscheidung  geschieht  ohne 
Kochen^  Verseifen  u.  s.  w.  und  unter  nur  einer  einmaligen  Schleu- 
derung. An  Stelle  Ton  Aether  zur  Abscheidung  des  Fettes  dient 
bei  dieser  Methode  eine  Säure,  wodurch  die  Fettausscheidung  eben 
so  schön  stattfindet,  wie  bei  der  alten  bekannten  Butyrometrie. 
Der  neue  Apparat  erscheint  besonders  für  grössere  Betriebe 
(grössere  Controlen,  Molkereien  u.  s.  w.)  sehr  empfehlenswerth. 

Zur  Mähode  der  FeUbestimmung  für  Müch  und  aUe  Molkerei^ 
producte  nach  N.  Gerber  hat  auch  J.  Weber*)  Mittheüungen 
gemacht. 

Zur  schnellen  Bestimmuna  der  festen  Stoffe  und  des  Fettes  in 
der  Milch  empfiehlt  J.  B.  Kinnear^)  ein  Verfahren,  welches 
gleich  gut  für  Bahm,  Vollmilch  und  Magermilch  anwendbar  ist. 
Auf  eine  dünne »  zuvor  tarirte  Glasplatte  von  5 — 6  cm  Durch- 
messer bringt  man  ca.  1  g  der  Milch  und  trocknet  dieselbe  ein^ 
sei  es  in  einem  Heissluftbade  oder  indem  man  die  Platte  in  ent- 
sprechender Höhe  über  eine  Flamme  hält.  Die  Operation  erfordert 
nur  5 — 10  Minuten  Zeit.  Ist  die  Haut  bereits  fest,  aber  noch 
nicht  vollkommen  trocken,  so  wird  sie  zweckmässig  mittels  eines 
Messers  gehoben,  wobei  man,  um  jeden  Verlust  zu  vermeiden,  die 
Glasplatte  auf  schwarzes  Glanzpapier  legt  und  ein  Stück  des 
letzteren  vor  das  Messer  bringt  Es  wird  nun  bei  weiterem  Ein-- 
trocknen  sehr  schnell  constantes  Gewicht  erhalten  und  sind  die 
Resultate  bis  in  die  zweite  Decimale  genau.  Zur  Bestimmung  des 
Fettes  bringt  man  die  festen  Stoffe  in  eine  kleine  tarirte  Flasche 
von  etwa  14  g  Inhalt,  fugt  3 — 4  cc  Aether  hinzu,  verschliesst  die 
Flasche  dicht  und  bringt  sie  einige  Minuten  in  Wasser  von  38  bis 
48**  C,  worauf  man  noch  eine  Minute  schüttelt,  nach  dem  Ab- 
kühlen wägt  und  durch  Subtraction  des  Gewichtes  der  Flasche 
und  der  festen  Stoffe  vom  Gesammtgewicht  das  Gewicht  des 
Aethers  (E)  erfährt.  Der  Stopfen  wird  entfernt,  möglichst  viel 
der  klaren  Lösung  schnell  auf  ein  kleines  tarirtes  Uhrglas  gegeben,, 
die  Flasche  wieder  geschlossen  und  gewogen.  Die  Differenz  ist 
das  Gewicht  des  auf  dem  Uhrglase  befindlichen  Aethers  +  Fett 
(e  +  t).  Ilach  Verdampfen  des  Aethers  erhält  man  durch  sorg- 
faltiges Wägen  des  Uhrglases  f  und  aus  der  Differenz  e.  Be- 
zeichnet man  das  Gewicht  der  Milchprobe  mit  M,  die  in  ihr 
enthaltene  Menge  Fett  mit  F ,   so  hat  man   e  :  E  «»  f :  F  oder 

F  =    — ^.    Der  Fettgehalt  ist  also  in  Procenten  —^tj^ — —.    Die 
e  sul  •  e 

Bestimmung  der  festen  Stoffe  und  des  Fettes  nach  dieser  Methode 

erfordert  weniger  als  ^%  Stunde  und  mehrere  Proben  lassen  sich 

neben  einander  untersuchen. 

Eine  neue  Methode  der  Milchfettbestimmung  beschreibt  B.  J. 

Kijanowsky')    Derselbe  hat  einen  von  Eurbatow  angegebenen 


1)  Schweiz.  Woobensclir.  f.  Ch.  u.  Pharm«  1893,  8.  2)  Chem.  News- 

1898,  68,  1;  Gbem.  Ztg.  1898,  Rep.  17.  8)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Russl. 

1898,  698. 


•  •  •  •   •  •  •  • 


• 


•.  /  ••• .     • 


1 


670  Milch. 

Apparat,  welcher  auf  dem  Princip  des  Perforators  von  van  Ledden- 
Hiilsebosch  beruht,  mit  Erfolg  zur  Fettbestimmung  in  der  Milch 
benutzt.  Verf.  empfiehlt  sein  Verfahren,  welches  hinsichtlich  der 
Genauigkeit  das  Sozhlet'sche  gewichtsanalytische  erreicht,  das 
zeitraubende  Eindampfen  und  spätere  Zerkleinern  des  Milchrück- 
Standes  aber  vermeidet,  zur  allgemeinen  Anwendung. 

Zur  Bestimmung  des  FeUg^altes  der  Milch  hat  Weiss  ^)  eine, 
aber  relativ  umständliche  Methode  angegeben.  Von  Strass- 
mann  <)  wird  die  Methode  ungünstig  beurtheilt 

L.  Liobermann  und  S.  Szekely')  geben  folgende  neue 
Methode  zur  Milchfettbestimmung  an.  50  cc  Milch  von  Ziaimer- 
temperatur  worden  in  einen  etwa  25  cm  hohen  Glascylinder  mit 
ungefähr  4,5  cm  lichtem  Durchmesser  gebracht,  5  cc  einer  Kali- 
lauge von  1,27  spec.  Gewicht  hinzugesetzt  und  gut  verschlossen 
gut  durchgeschüttelt.  Zu  dem  Gemisch  giebt  man  dann  50  cc 
eines  leichten  Petroleumäthers,  welcher  ein  spec.  Gewicht  von  etwa 
0,663  hat,  bei  circa  60^  siedet  und  im  Wasserbade  ohne  Rück- 
stand verdampft.  Es  wird  von  neuem  tüchtig  durchgeschüttelt, 
die  entstandene  Emulsion  mit  50  cc  Alkohol  von  95,8— 96  o/o  ver- 
setzt und  wiederum  gut  durchgeschüttelt.  Nach  4 — 5  Minuten 
hat  sich  der  Petroleumäther  klar  abgeschieden,  man  schüttelt 
dann ,  jedesmal  das  Abscheiden  des  Petroläthers  abwartend,  noch 
3 — 4mal,  immer  ^\i  Minute  lang,  gut  durch.  Der  Petroläther  hat 
dann  alles  Fett  aufgenommen.  Von  der  abgeschiedenen  Petrol- 
ätherschicht  werden  20  cc  abpipettirt  und  in  einen  kleinen  tarirten 
Kolben,  dessen  Rauminhalt  ungefähr  40 — 50  cc  beträgt  und  dessen 
Halsraum  höher  als  1  cm  ist,  mit  einem  Durchmesser  von  IVt 
bis  2  cm  —  gebracht,  im  Wasserbade  abgedunstet  und  zuletzt 
bei  110 — 120^  getrocknet.  Das  gefundene  Gewicht  mit  5  multi- 
plicirt  giebt  den  Fettgehalt  in  100  cc  Milch  und  dieser  durch  das 
spec.  Gewicht  dividirt  den  Gehalt  an  Fett  in  100  g  an. 

Lang  ^)  hat  nach  dem  Weiss'schen  Verfahren  günstige  Re- 
sultate erhalten,  giebt  jedoch  der  von  Liebermann  und  Szekely 
inzwischen  veröffentlichten  Methode  (s.  oben),  welche  auf  den- 
selben Principien  wie  das  Weiss'sche  beruhend,  nur  ein  anderes 
Verhältniss  der  Reagentien  vorschreibt,  den  Vorzug.  Die  Voilheile 
dieser  neuen  Methode  gegenüber  der  Weiss'schen  bestehen  haupt- 
sächlich darin,  sehr  rasch  arbeiten  zu  können,  weil  sich  die 
Petroleumätherfettlösung  nach  Zusatz  der  grösseren  Menge  Alkohol 
sofort  abscheidet;  ferner  hat  sie  noch  den  Vortheil,  dass  dieselbe 
Probe  immer  noch  eine  Gontrolbestimmung  gestattet,  weil  sich  die 
Petrolätherfettlösung  so  vollständig  abscheidet,  dass  man  zu  einer 
zweiten  Bestimmung  hinreichend  Material  hat. 

Die  abweichenden  Resultate,  welche  nach  dem  Weiss'schen 
Verfahren  erhalten  wurden,   gaben  Weiss  ^)  Veranlassung,    das 


1)  Pharm.  Zeitg.  1893,  87.  2)  Chem.  Ztg.  1898,  No.  17.    S.  a. 

Pharm.  Ztg.  1893,  221.         8)  Zeitschr.  f.  aoal.  Gh.  1898,  168.        4)  Pharm. 
Ztg.  1898,  219.  5)  ebenda  268. 


Milch.  671 

Verfahren  nochmals  einer  Prüfung  zu  unterziehen,  um  die  zur 
Erzielung  befriedigender  Ergebnisse  einzuhaltenden  Bedingungen  zu 
ermitteln. 

Einen  neu^n  Milchprüfer  bringt  die  Firma  Carl  Franke^) 
in  Wien  in  den  Handel. 

(Der  kleine  Apparat  besitzt  natiirlich  von  vornherein  denselben 
Fehler,  den  alle  nur  auf  das  specifische  Gewicht  Bezug  nehmen- 
den Milchprüflingsapparate  besitzen,  und  basirt  auf  falschen  Vor- 
aussetzungen, da  der  Construction  als  normales  spec.  Gewicht 
1,029  zu  Grunde  gelegt  ist.) 

Müchprüfer  von  A.  N.  Kahm  *)  (Königsberg).  Das  patentirte 
Verfahren  beruht  auf  der  Lösung  des  Fettes  in  Amylalkohol  und 
Ablesen  der  Fettlösung  in  einem  am  Apparat  angebrachten  gra- 
duirten  Bohr. 

Der  von  Schaffer  >)  construirte  und  für  Praktiker  bestimmte 
Acidimeter  zur  Bestimmung  des  Säuregrades  der  Müch  besteht  aus 
einer  oben  und  unten  gleichmässig  erweiterten  graduirten  Glas- 
röhre. Bis  zur  Marke  2  cc  wird  Phenolphtalein  und  hierauf  bis 
zum  Theilstrich  o  von  der  zu  untersuchenden  Milch  eingefüllt, 
dann  vorerst  etwa  2  bis  2V8  cc  ^/i-Normalnatronlauge  hinzugefügt, 
die  Flüssigkeiten  durch  Umwenden  des  oben  mit  einem  Finger 
oder  einem  Korkstopfen  verschlossenen  Apparates  gemischt  und 
mit  dem  tropfenweisen  Zusetzen  der  Lauge  fortgefahren,  bis  nach 
wiederholtem  Mischen  der  Flüssigkeiten  eine  schwache  Rothfar- 
bung  derselben  bleibend  vorhanden  ist.  An  dem  Theilstrich,  bis 
zu  welchem  die  Mischung  reicht,  kann  hierauf  der  Säuregrad  der 
Milch  direct  abgelesen  werden. 

Die  von  W.  Thörner^)  construirten  Büretten  zur  Bestim- 
mung des  Säuregrades  von  Milch  und  Milchproducten  sind  mit 
einer  Doppelscala  versehen,  wodurch  man  gleichzeitig  die  Milch- 
säuregrade und  die  Milchsäureprocente  ablesen  kann.  Die  Bü- 
rette ist  in  der  üblichen  Weise  mit  der  Natronlaugeflasche  (die 
^/lo  N.-Lösung  enthält)  in  Verbindung  gebracht  und  kann  daher 
bequem  mit  ^/lo  Lauge  gefüllt  werden.  Zur  genaueren  Ablesung 
bedient  sich  Thörner  ausserdem  noch  der  Glasschwimmer. 

Die  Soxhlet'Henkdsche  Methode  der  Milchsäureheriimmung  ist 
von  Dornic^)  ungünstig  beurtheilt 

Mihhanaiysen  aus  England,  Nach  einer  Mittheilung  von  H. 
Droop-Richmond  *)  über  die  Durchschnittsresultate  von  25931 
Milchproben  war  die  mittlere  Zusammensetzung  der  analysirten 
Milchproben:  Feste  Bestandtheile  12,77  o/o,  hiervon  Fett  3,91%, 
mittl.  spec.  Gew.  1,0320. 

Analysen  der  Milch  pockenkranker  Kühe  veröffentlichte  Fr.  J. 
Herz  ^.  Das  Ergebniss  war  folgendes:  Hoher  Fettgehalt,  niederes 
Gewicht,  wenig  fettfreie  Trockenmasse,  stets  abnehmend,  wie  die 

1)  Zeitscbr.    £    Nähr.«  Hyg.  a.  Waarenk.    1893,    21.  2)   Milohztg. 

1893,  17.  8)  Berl.  Molkereiztg.  1893,  61.  4)  Milcbztff    1893,  4; 

•die    Büretten    werden    von    Dierks    a.    Möllmann    (Osnabrück)    herg^estellt. 
6)  ebenda  40.  6)  Gbem.  Ztgr.  1893,  11.  7)  Mijpb^t^  1893,  4. 


672  Milch. 

Phosphorsäure,  ohne  dass  aher  die  Gesammtmineralstoffe  ebenfalls 
zurückgehen;  geringe  und  stets  abnehmende  Acidität;  bei  zwei 
Proben  Einzelmilch  von  heftiger  Gasentwickelung  begleitet«  be» 
einer  dritten  gar  keine  Gasentwicklung;  bei  einer  Probe  Einzel- 
milch schon  ohne  Lab  Eäschen  bildend,  eine  andere  mit  Lab  feste 
Käschen,  bei  einer  dritten  fast  gar  keine  Labwirkung  mehr;  gelb- 
lichröthliche  fettartige  Tröpfchen. 

Bei  der  Unterstichung  von  condensirter  Milch  benutzt  van 
Hamel-Roos^)  zur  Abscheidung  von  Ei  weiss  und  Fett  Zinksulfiat 
anstatt  Kupfersulfat  mit  sehr  befriedigendem  Erfolg. 

Analyse  condensirter  Milch  und  Nachweis  derselben,  wenn  sie 
verdünnt  und  zur  Fälschung  frischer  Milch  benutzt  urird;  von  H. 
Droop-Richmond  und  K.  Boseley*)  Die  Verfasser  zeigen, 
dass  die  durch  Erhitzen  bewirkte  Verminderung  im  Gehalt  an 
löslichem  Eiweiss  in  condensirter  Milch  ein  Mittel  bietet,  um 
diese  Verfälschung  nachzuweisen.  Weiter  giebt  in  diesem  Falle 
wegen  der  Wirkung  von  Wärme  auf  Milchzucker  die  Bestimmung 
des  letzteren  durch  das  Polarimeter  ein  niedrigeres  Resultat  als 
die  Bestimmung  mittels  Fehling'scher  Lösung.  Fand  die  Verdün- 
nung der  Gondensirten  Milch  durch  Zusatz  yon  unreinem  Wasser 
statt,  so  verräth  auch  die  Gegenwart  von  Nitraten  die  F^- 
schung  (?  I). 

Condensirte  Magermilch.  Nach  einer  Mittheilung  von  H. 
Droop-Richmond  und  E.  Boseley')  gelangt  gegenwärtig  in 
England  viel  Milch  in  den  Handel,  aus  welcher  das  Fett  vorher 
mittels  Separator  abgeschieden  wurde,  um  zur  Butterfabricatioa 
verwendet  zu  werden,  worauf  die  hinterbliebene  Magermilch  oon- 
densirt  wird  und  dann  in  Zinnbüchsen  zum  Verkauf  gelangt  Ein 
derartiges  Fabrikat  darf  nach  Urtheilen  englischer  Gerichtshöfe 
nicht  „condensirte  Milch'S  sondern  nur  „condensirte  Magermilch" 
genannt  werden,  und  verstösst  ihr  Verkauf  als  „condensirte  Milch" 
auch  dann  noch  gegen  die  Verfälschungs-Acte,  wenn  das  Etikett 
die  Bemerkung  enthält,  dass  ein  Theil  des  Fettes  entfernt  wor- 
den ist 

Fettgehaltsbestimmung  in  CentrifugenmUch,  wdche  von  verschie^ 
denen  Systemen  herrührte;  von  A.  Böggild^).  Diese  in  Däne- 
mark ausgeführten  Untersuchungen  hatten  den  Zwecke  festzustellen, 
wie  weit  in  der  Praxis  bei  den  verschiedenen  Centrifugensystemen 
die  Entrahmung  gehe.  Es  ergab  die  Untersuchung  einen  Fett- 
gehalt der  Genüifugenmilch : 

Maximam      Minimam    Dnrchsohnitt 

%  •/•  •/. 

Burmeister  u.  Wain  0|68  0,06  0,22 

Maglekiede  0,61  0,08  0,26 

Lavais  allffemeiner  Separator  0,42  0,09  0,18 

LavalB  Alfa  Separator  0,88  0,07  0,14 

Eoefoed  a.  Heuberg  1,14  0,10  0,21 


1)  Cheni.  Ztg.  1898,  81.  2)  ebenda  37.        3)  ebenda.       4)  Mol» 

kereiztg.  IB^d^  Sf).^   .    ;   * 


Milch.  675 

und  empfiehlt  statt  dieser  das  nach  seinem  Verfahren  hergestellte 
Präparat,  welches  nach  Gutachten  von  H.  Beckurts  und  R. 
Blas  ins  den  hygienischen  Anforderungen  vollkommen  entspricht: 
„Das  Sterilisiren  erfolgt  im  strömenden  Dampfe  unter  Anwendung 
der  allgemein  bekannten  Temperaturen,  das  Schliessen  der  Fla- 
schen vor  der  Hauptsterilisation/* 

Aufrecht  1)  hält  folgende  Verbesserungen  an  dem  SoxUeP- 
sehen  MüchsterüisirungsapparcU  für  empfehlenswerth :  1.  Statt  der 
Gnmmiyerschlüsse  sollen  die  Flaschen  mit  sterilisirten  Wattepfropfen 
verschlossen  werden.  2.  Statt  des  gewöhnlichen  Wassers  soll  zur 
Verdünnung  der  Milch  destillirtes  Wasser  benutzt  werden.  3.  Zur 
Verhütung  jeglicher  Zersetzung  der  Milch  sofortige  Sterilisirung 
im  Stall. 

Mittels  des  MilchsUrüisators  von  Leaay  geschieht  die  Er- 
hitzung der  Milch  bei  75— 80^  hierauf  wird  auf  +  10—12*' 
abgekühlt.  Es  soll  damit  die  Vernichtung  pathogener  Pilze  er- 
reicht werden  *). 

lieber  die  ProducHon  von  Kindermilch  und  Hilehsterüisirung ; 
von  N.  Auerbach  <). 

Ein  neues  MüchsteriliscUionS'Verfahren  von  Popp  u.  Becker 
(Frankfurt  a.  M.)  wird  von  FränkeM)  als  ein  entschiedener 
Fortschritt   auf  dem  Gebiete   der  Sterilisationstechnik  angesehen. 

Ueber  Fettausscheiduna  aus  sterilisirter  Milch;   von  R  e  n  k  ^). 

Ueber  Fehlerquellen  bei  der  Ernährung  der  Säuglinge  mit 
sterüisirter  Milch;  von  A.  Carstens*). 

Ueber  die  Ernährung  des  Säuglings  mit  Kuhmilch;  von  Fr. 
Krüger  ^). 

Die  Conservirung  von  Milch  durch  Antiseptica;  von  J.  Jules  *). 
Summarische  Uebersicht  über  diesbezügliche  Untersuchungen  eini- 
ger Forscher. 

Die  chemischen  Unterschiede  zwischen  Kuh-  und  Frauenmilch 
und  die  Mittel  zu  ihrer  Ausgleichung  war  der  Gegenstand  eines 
Vortrages  von  Soxhlet^),  welchen  derselbe  am  IL  Januar  1893 
im  ärztlichen  Verein  zu  München  hielt. 

Die  Verwendung  von  keimfreiem  Milchzucker  in  der  Säuglings- 
emährung  wird  von  H.  Neumann  ^<>)  als  durchaus  nothwendig 
erklärt.  Der  käufliche  Milchzucker  ist  häufig  mit  Keimen  ver- 
unreinigt, welche  von  der  Milch  herrühren.  Setzt  man  solchem 
Milchzucker  sterilisirte  Milch  zu,  so  kommt  letztere  zum  Gerinnen. 
Verfasser  empfiehlt  aus  diesem  Grunde  als  Milchzusatz  nur  ein 
reinstes  Präparat  (Sacch.  lactis  recrystallisat.  albiss.  pulv.)  zu 
wählen  und  die  mit  ihm  versetzte  Milch  zu  sterilisiren. 

Auch  aus  Mittheilungen  von  Guttmann^^)   ergiebt  sich  als 

1)  Deutech.  Med.  Wocbenflchr.  1898,  51.  2)  Milchztg.  1898,  22. 

8)  ebenda  80  u.  81.  4)  Molkerei-Ztg.  1898,  82.  .5)  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  17 
^ubelbsnd).  6)  Therap.  Monatsh.  1898,  566.  7)  Pharm.  Zeitsohr.  f. 
Rnssl.  1898,  88.            8)  Revue  intern,  falrif.  VI,  189;  Pharm.  Ztg.  1898,505. 

9)  Darch  Pharm.  Centralh.  1893,  200.  10)  Berl.  Klin.  YlTochenschr. 
1893,  No.  22.            11)  ebenda  685. 

48* 


676  Milch. 

praktische  Regel,  minderwerthigen  Milchzucker  in  der  Säugliogs- 
emähruBg  zu  yermeiden.  Er  wäre  höchstens  da  zu  yerwertben, 
wo  eine  zweckmässige  Behandlung  der  Milch,  z.  B.  nach  Soxhlet 
ffesichert  ist.  Andernfalls  kann  aber  nur  solcher  Milchzucker 
(Saccharum  Lactis  recryst.  albissim.  pulv.)  empfohlen  werden,  der, 
wie  der  von  Loeflund  oder  Riedel  gelieferte,  fast  frei  von  Eeimea 
(spec.  frei  von  gasbildenden  oder  verflüssigenden)  ist 

Im  Gegensatz  hierzu  folgert  Kahnt^)  aus  seinen  Versuchen, 
dass  der  sterile  Milchzucker  keinen  wesentlichen  Vorzug  vor  dem 
nicht  sterilen  hat,  zumal  der  erstere  bei  der  gewöhnlichen  Hand- 
habung seine  Eeimfreiheit  gewiss  nicht  lange  behält.  Im  Uebrigen 
müssen  Milch  und  Milchzucker,  welcher  als  Zusatz  zur  Säuglings- 
milch unentbehrlich  ist,  während  Rohrzucker  schädlich  wirkt, 
zusammen  gekocht  werden.  45 — 60  Minuten  langes  Kochen  bei 
100^  genügt  vollständig,  den  Bacteriengehalt  der  Milch  und  des 
Zuckerzusatzes  absolut  unschädlich  zu  machen.  Selbstverständlich 
soll  die  Beseitigung  der  Bacterien  aus  dem  Milchzucker  nicht 
etwa  getadelt  werden,  zumal  dahin  zielende  Bestrebungen  gleich- 
zeitig zu  überhaupt  sorgfältigerer  Darstellung  führen.  Allein  zu 
irgend  welchen  Besorgnissen  giebt  die  Verwendung  nicht  sterilen 
Milchzuckers  keinen  Anlass. 

P.  Woltering')  schliesst  aus  seinen  Versuchen,  dass  mau, 
im  Falle  man  genöthigt  ist,  der  Milch  gewöhnlichen  Milchzucker 
zuzusetzen,  bei  120°  sterilisiren  müsse. 

Die  theüiceise  Entkalkung  der  Mäch  für  kleine  Kinder  und 
Magenkranke  empfiehlt  A.E.W  r ig ht  3)  und  zwar  mittels  citronen« 
sauren  Natriums,  welches  im  Verhältniss  von  1:200  zugesetzt, 
in  der  gewöhnlichen  Milch  die  Labgerinnung  vollkommen  verhin- 
dert, ohne  dass  es  der  Milch  einen  erheblichen  Beigeschmack  er- 
theilt.  In  geringerer  Menge  zugesetzt,  kann  es  der  Kuhmilch  den 
Charakter  einer  „humanisirten  Milch"  verleihen. 

Ein  neues  Verfahren  für  die  Versorgung  grosser  Städte  mit 
frischer  Milch  hat  A.  Bernstein  0  angegeben.  Entgegen  der 
bisherigen  Praxis,  die  Milch  auf  dem  Transport  kühl  zu  halten, 
empfiehlt  B.,  dieselbe  warm  und  zwar  am  besten  bei  70^  C.  zu 
transportiren,  wodurch  folgende  Vortheile  erreicht  werden:  1.  Die 
Milch  verändert  sich  bei  dieser  Temperatur  chemisch  nicht. 
2.  Ein  Verbuttern  ist  ebenfalls  ausgeschlossen.  3.  Die  schädlichen 
Bacterien  werden  fast  vollständig  abgetödtet.  4  Eine  Verbreitung 
von  ansteckenden  Krankheiten  durch  die  Milch  wird  deshalb  un- 
möglich. 5.  Der  Transport  der  Milch  ist  auf  sehr  grosse  Entfer- 
nung hin  ausführbar,  und  sind  grosse  Städte  nicht  mehr  auf  ihre 
Umgebung  angewiesen. 


1)  Berl.  Elin.  Wochenschr.  1893,  817.  8)  Nederl.  Tijdschr.  voor 

Phann.  1898,  Sept.  3)  Lancet  1898,  Joli.  4)  Molkereiztg.  1898,  16. 


Milch.  673 

Zusammensetzung  und  EigenthümUchkeit  der  MauUhiermilch; 
von  A.  B.  Aubert  und  D.  W.  Colby^). 

Sc  baff  er')  stützt  eine  Unterscheidungsmethode  zwischen  Kuh- 
milch und  Ziegenmilch  auf  das  fast  gänzliche  Fehlen  eines  Farb- 
stoffes in  der  Ziegenmilch,  besonders  im  Fette  derselben,  wenn 
man  sich  auf  die  Geruchs-  und  Geschmacksprobe  nicht  verlassen 
wilL  Die  Ziegenbutter  hat  eine  rein  weisse  Farbe,  während  die 
Kuhbutter,  zumal  im  Sommer,  deutlich  gelb  ist  und  eine  tiefgelbe 
Aetherlösung  giebt  Schaffer  verwendet  einfach  die  nach  dem 
araeometrischen  Verfahren  von  Soxhlet  oder  mittels  des  Lacto- 
butyrometers  erhaltenen,  ziemlich  concentrirten  Aetherfettlösungen 
der  Milch  zu  colorimetrischen  Vergleichen  und  erklärt,  auf  diesem 
Wege  noch  20%  Ziegenmilch  in  der  Kuhmilch  sicher  nachweisen 
zu  können. 

Die  Anwendung  von  Magermilch  anstatt  Wasser  bei  der  Brod- 
hereitung  hat  Mats  Weibull*)  in  einer  Arbeit  über  Brod,  seine 
Zusammensetzung  und  Herstellung  besprochen  und  eine  Anzahl 
von  Analysen  des  Magermilchbrodes  mitgetheilt,  aus  welchen  her- 
vorgeht, dass  das  Nährstoffverhältniss  zwischen  stickstoffhaltigen 
und  stickstofffreien  Substanzen  im  Milchbrode  wie  1 :  7,6  ist  gegen- 
über dem  Wasserbrod  wie  1 : 9,6. 

Dierhing^ scher  Kunstrahm  ist  ein  Gemisch  von  reinem  flüssi- 
gen Fett  und  leimähnlichen  Bindemitteln  und  zwar  50  o/o  reines 
Fett  (Rüböl;  auf  Wunsch  auch  anderes  Fett)  und  50  %  Binde- 
mittel. Will  man  mit  solchem  Zusatz  die  Magermilch  wieder  auf 
den  Fettgehalt  der  Vollmilch  bringen  und  eine  höhere  Verwerthung 
derselben  zur  Kälbermast  erzielen,  so  muss  natürlich  der  Fett- 
gehalt auf  3 — 3,5  <^/o  erhöht  werden ,  d.  h.  es  müssen  zu  1  Liter 
Magermilch  60 — 70  g  Kunstrahm  zugegeben  werden  ^). 

Ueber  Milchwirthschaftsbetrieb  und  MoVcereiprodtMte  im  Lichte 
der  Bactericlogie;  von  P.  Schupp  au  5). 

Die  Bactericlogie  in  ihrer  Beziehung  zur  Müchwirthschaft ; 
von  P.  Schuppau®). 

Beitrag  zur  Aufklärung  der  Streitfrage  über  die  Ansteckungs- 
gefahr der  in  den  Handel  kommenden  Müch  mü  BOcksicht  auf 
die  Tuberkulose;  von  St.  Friis^. 

üeber  den  Keimgehalt  der  Frauenmilch;  von  T.  Ringel®^. 

Die  Verschleppung  ansteckender  Krankheiten  durch  die  milch 
und  Milcherzeugnisse  und  die  Erzeugung  von  Krankheiten  durch 
Müchgenuss;  Vortrag  von  Mehr  dort  •),  gehalten  auf  der  General- 
versammlung des  deutschen  milchw.  Vereins  zu  Berlin  am  14.  Fe- 
bruar 1893. 


1)  Chem.  Ztg.  1893,  Rep.  S.  251.  2)  Schweiz.  Wochenschr.  f. 

Pharm.  1893,  No.  7.  8)  Molkereiztg.  1893,  60.  4)  ebenda  46. 

6)  6er.  d.  pharm.  Qes.  1898,  252;    Apoth.  Ztg.  1893,  554;  Pharm.  Gentralh. 
1893,  649 ;  Pharm.  Ztg.  1893,  690.        6)  Baoteriol.  Centralbl.  1898,  16  u.  17. 

7)  Milohztg.  1893,  30.        8)  Mfinch.  med:  Wochenschr.  1893,  27.        9)  Mol- 
kereiztg.  1893,  8. 

Pbarmaeeatiseher  Jahreeberieht  f.  1883.  43 


674  MUch. 

Verbreitung  ansteckender  Krankheiten  durch  Genuss  von  Milch 
und  Mücherzeugniasen;  von  H.  Weigmann  ^).  Der  Aufsatz  behan- 
delt im  Anschluss  an  den  vorigen  mehr  im  Allgemeinen  die  Be- 
dingungen, unter  welchen  durch  Milch  u.  s.  w.  Krankheiten  ver- 
schleppt werden  können,   sowie  die  Maassregeln  zu  deren  Abwehr. 

üeber  „seifiae  Milch^^  und  Über  die  Herkunft  der  Bacterien 
in  der  Milch,  n.  Weigmann  und  G.  Zirn*)  konnten  aus  „sei- 
figen^'  Milchproben  fünf  Bacterienarten  isoliren,  von  denen  —  wie 
aus  weiteren  Versuchen  hervorgeht  —  wenigstens  eine  Art  als  die 
Ursache  des  eigenthümlichen,  seifenartigen  Geschmackes  der  Milch 
angesehen  werden  muss.  Die  Bacterien  entstammten  der  Streu 
oder  dem  Heu. 

Ueber  die  Wirkung  des  Centrifugirens  und  die  Vertheüung 
der  Bacterien  in  der  Müch;  von  Niederstadt*). 

Zur  Entfernung  der  Schmutzbestandtheile  aus  der  Müch  wird 
von  P.  Schuppau^)  die  Kiesfiltration  empfohlen.  Die  ur- 
sprünglich gehegte  Befürchtung  einer  dabei  stattfindenden  wesent- 
lichen Fettabnahme  erwies  sich  nicht  stichhaltig,  da  dieselbe  nur 
etwa  O9O6  %  beträgt  Auch  der  Aschengehalt  verringert  sich  nur 
wenig.  Wesentlich  ist  bei  diesem  Verfahren ,  dass  nicht  nur  der 
Milchschmutz  entfernt  wird,  sondern  dass  auch  gleichzeitig  der 
Keimgehalt  erheblich  herabgesetzt  wird. 

Hittcher^)  weist  darauf  hin,  dass  man  bei  Beurtheilung 
von  Milch  auf  ihren  Gebrauchswerth  nicht  nur  dem  Fett-,  sondern 
auch  dem  SchmutzgehaU  Beachtung  schenken  sollte;  denn  eine 
unreine  und  somit  gleichzeitig  an  Bacterien  überreiche  Milch  fallt 
schnellem  Verderben  anheim,  erschwert  die  Herstellung  von  tadel- 
loser Butter  und  in  noch  viel  höherem  Maasse  die  von  gutem 
Käse,  ist  ein  gefahrliches  Nahrungsmittel  für  Säuglinge  und  lässt 
sich  schwer  steriUsiren,  welch  letzterer  Punct  in  manchen  stadti- 
schen Betrieben  sehr  ins  Gewicht  fällt. 

Das  von  Renk  angegebene  Verfahren  zur  Bestimmung  des 
Milchschmutzgehaltes  wurde  von  Uhl  insofern  modificirt,  als  er  die 
Milch  drei  Stunden  absetzen  lässt  und  dabei  den  Rahm  zeitweise 
durchrührt,  uro  die  durch  diesen  nach  oben  gebrachten  Schmutz- 
theile  nach  Möglichkeit  abzuscheiden. 

Eine  polizeiliche  Ueberwachung  des  SchmtUzgehaUes  der  Müch 
hat  die  Polizeiverwaltung  Halle  eingeführt^). 

Überwachung  von  Marktmilch;  von  B.  Marti  ny  ^). 

Müchsteräisirung.  Flaack  *)  wendet  sich  gegen  das  herr- 
schende Vorurtheil  für  die  theuere  und  nicht  immer  tadelfreie 
sterilisirte  Milch  von  Neuhauss,  Gronwald  und  Oehlmann  (Berlin) 


1)  Molkereiztf?.  1898,  8.  2)  Milchztg.  1898,  85.  8)  Zeitsohr. 

f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  8.        4)  Molkereiztg.  1898,  8.        6)  Miloh- 
Ztg.  1898,  86.  6)  Berl.  Molkereiztg.  1898,  81.  7)  ebenda  88. 

8)  Milohztg.  1898,  8  u.  9. 


Butter.  679 

Analysen  englischer  Käse  theilt  Griffiths^)  mit: 


StOton 

Cheddar 

QlotioMter 

LeioMtor 

ClMflr 

Cotta«ntone 

DO80t 

Wasser  .    .    . 

81,22 

86,34 

84,10 

84,77 

27,öö 

88,20 

41,44 

Casein   .    .     . 

24,28 

22,98 

21,68 

27,86 

81,00 

23,82 

22,25 

Fett  .... 

87,24 

84,86 

87,98 

28,00 

86,00 

30,26 

27,56 

In  sied.  Wasser 

lösl.  Substanz 

8,40 

2,10 

1,98 

5,21 

2,21 

8,81 

4,24 

Asche    .    .    . 

8,86 

4,22 

4,32 

4,16 

8,24 

8,92 

4,51 

Ueber  die  Herstellung  und  chemische  Zusammensetzung  sicilia- 
nischer  Käsesorten  („Incanestrato^^  und  „CaciocavalW)  berichten 
Spica  und  Blasi  *). 

Zur  Analyse  des  Käse  aus  centrifugirter  Milch;  von  L.  Car- 
cano').  Verf.  yeröffentlicht  die  Ergebnisse  seiner  analytischen 
Untersuchungen  über  die  Zusammensetzung  des  sog.  ,,sdiwedischen 
Käse"'. 

Die  HersteUungswHse  des  Edamer  TTod«  beschreibt  B.  Rost^^. 

Skizzen  zur  Käsefabrikation  (Emmenihal,  Französische  Weich- 
käse. Italienische  Strachini);  von  A.  Nentwig*). 

Butter. 

Der  Entwurf  für  den  Codex  alimentarius  austriacus  umfasst 
Definition,  Charakteristik^  erlaubte  Zusätze  (10  o/o  Kochsalz ,  frei 
▼on  Ghlormagnesium;  Orleans,  Safran,  Möhrensaft),  Veränderungen 
der  Butter,  Verfälschungen,  Prüfung  (Probe- Entnahme  und  Unter- 
suchung); Wasser  nicht  über  18 o/o;  Fettgehalt  mindestens  80%; 
zur  Vorprüfung  auf  fremde  Fette  wird  das  Oleorefractometer 
empfohlen,  zur  nächsten  Bestimmung  die  Meissl'sche  Original- 
Methode;  Butter  mit  mehr  als  8  Ranzigkeitsgraden  ist  als  „stark 
ranziges  mit  mehr  als  12  Graden  als  „ungeniessbar**  zu  be- 
zeichnen *). 

Untersuchungen  über  die  Banzidität  der  Butter;  von  Olaf 
Sigismund^).  Verf.  bringt  werthvolle  Beiträge  über  den  Gehalt 
der  Hallenser  Markt-Butter  an  freien  Fettsäuren,  sodann  über  die 
Zunahme  der  Butter  und  des  Butterfettes  an  solchen  bei  län- 
gerem Aufbewahren.  Ferner  ergeben  die  bacteriologischen  Studien 
des  Verfassers,  dass  die  Bacterienzahl  offenbar  in  keinem  Zusam- 
menhang mit  der  Ranzidität  steht.  Die  Arbeiten  von  Schweissin- 
ger,  Besana  und  Anderen  scheinen  indess  dem  Verf.  unbekannt 
geblieben  zu  sein,  da  ihm  sonst  bekannt  gewesen  sein  dürfte,  dass 
sich  Ranzidität  mit  der  Zunahme  an  freien  Fettsäuren  nicht  deckt. 

Ueber  die  Veränderungen  im  Oehalte  an  flüchtigen  Fettsäuren 
heim  Banzigwerden  des  Butterfettes.  E.  v.  Raum  er*)  und  E. 
Späth')  machen  darauf  aufmerksam,  dass  bei  den  Fettunter-- 
suchungen  das  Mikroskop  nicht  ganz  unberücksichtigt  bleiben  soll,. 


1)  Molkereiztg.  1893,  50.  2)  ebenda  52.  8)  Bollet.  Chim. 

Farmac.  durch  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  ü.  Waarenk.  1898,  318.  4)  Mol- 

kereiztg. 1893,  23.  5)  Milchztg.  1893,  46  a.  47.  6)  Zeitschr.  f. 

Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1893,  145.  7)  Inaug.-Dissert.  Halle  1893. 

8)  Forschaogsber.  über  Lebensm.  u.  8.  w.  1893,  I,  22.  9)  ebenda  23. 


680  Butter. 

da  es  häufig  über  die  Gegenwart  von  Pilzvegetationen  Aufschluss 
geben  kann. 

Ueber  die  Veränderungen,  denen  die  flüchtigen  Säuren  der 
Butter  beim  Ramigwerden  derselben  unterworfen  sind,  und  Hber  die 
Wirkung  der  ranzigen  Butter  auf  den  Organismus;  von  J.  Arata^). 
Verf.  äussert  sich  im  Allgemeinen  dahin,  dass  stark  ranzige  Butter 
entschieden  gesundheitsschädlich  sei.  —  Arata  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  Ranzidität  eines  Fettes  nicht  bloss  vom  Grade 
an  freien  Fettsäuren,  sondern  mehr  von  der  fortschreitenden  Oxy- 
dation gewisser  Fettsäuren  abhängt. 

Ed.  Spaeth^  macht  darauf  aufmerksam,  dass  es  falsch 
wäre,  bei  der  Wasserbestimmung  der  Btdter  sich  mit  einer  Analyse 
zu  begnügen ,  da  ja  das  Wasser  in  der  Butter  nie  gleichmässig 
vertheilt  ist;  aus  demselben  Grunde  ist  es  auch  unstatthaft,  aus  den 
für  Wasser  und  für  Fett  erhaltenen  Zahlen  ohne  zahlreiche  Control- 
versuche  auf  den  Gehalt  an  Nichtfett  zu  schliessen.  Er  suchte  daher 
zweckmässig  die  Bestimmungsmethoden  für  Wassergehalt,  Fett- 
gehalt und  Gehalt  an  fettfreier  Trockensubstanz  bezw.  Kochsalz 
auf  eine  Butterquantität  zu  vereinigen,  indem  er  das  seinerzeit 
von  H.  Vogel  zur  Milchprüfung  empfohlene  Glasschiffchen,  nur  in 
grösserer  Form  in  der  Butteranal vse  einfuhrt;  als  Trockenmaterial 
empfiehlt  Verf.  Bimstein.  Das  Verfahren,  das  dui*ch  zahlreiche 
Controlversuche  sich  gut  bewährte,  macht  freilich  die  Vornahme 
mehrerer  Versuche  an  ein  und  derselben  Butter  zur  Ermittelung 
einer  den  wahren  Wasser-  und  Fettgehalt  repräsentirenden  Durch- 
schnittszahl nicht  entbehrlich. 

Ueber  den  Wassergehalt  der  Butter  hat  die  Dänische  land- 
wirthschaftliche  Gesellschaft  in  ihrem  Versuchslaboratorium  zu- 
sammenhängende Reihen  von  Untersuchungen,  welche  sich  auf 
2Vs  Jahre  erstreckten,  anstellen  lassen.  Die  Durchschnittszahl 
der  sämmtlichen  2091  Analysen  ergab  einen  Wassergehalt  von 
14,59  o/o.  Die  durchschnittlichen  Grenzen  der  einzelnen  Meiereien 
haben  17,99  und  11,00^/0  nicht  überschritten*). 

Zur  Bestimmung  des  Wassergehaltes  der  Butter  für  die  Markt- 
controle  empfiehlt  WibeH)  folgende  Abänderung  der  Bimbaum- 
schen  Methode;  er  löst  10  g  Butter  in  30  cc  mit  Wasser  gesät- 
tigtem Aether  und  giesst  diese  Lösung  in  eine  eng  calibrirte 
Röhre,  welche  5  cc  einer  gesättigten,  mit  etwas  Essigsäure  und 
Lackmustinctur  versetzten  Kochsalzlösung  enthält.  Nach  Hin- 
und  Herneigen  des  Rohres  lässt  man  absetzen  und  liest  die  Zu- 
nahme der  roth  gefärbten  wässerigen  Schicht  ab;  da  der  Käse- 
stoff ungefärbt  bleibt,  ist  dieses  jetzt  gut  möglich.  Die  Ausfüh- 
rung dieser  Probe  geschieht  in  einigen  Minuten,  die  erhaltenen 
Werthe  bleiben  hinter  den  gewichtsanalytisch  ermittelten  etwas 
zurück,  weshalb  diese  Methode  für  die  polizeiliche  Marktcontrole 
vorzüglich  geeignet  erscheint 

1)  Annal.  delP  inst  d*  Igiene.    Roma  1891,  I.  n.  IT.  2)  Zeitsobr. 

f.  angew.  Ch.  1898,  518.  8J  Ugesgrift  1898,  No.  13;  Milchz.  XXII,  256. 

4)  Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1898,  ^20, 


Käse.  677 

Käse. 

üeber  Käsegährung  und  Käsepilze;  von  G.  Marpmann^). 

Betrachtungen  über  Schimmel  innerhalb  und  ausserhalb  ver- 
schiedener  Tafelkäse;  von  A.  Nentwig*).  Der  Aufsatz  giebt  in 
kurzer  Darstellung  die  Prinzipien  der  durch  innere  (Roquefort  und 
Gorgonzola)  und  äussere  (gewisse  Weichkäse,  namentlich  Gamem- 
hert)  Ansiedelung  von  Schimmelpilzen  reifenden  Käsesorten  und 
wendet  sich  auch  gegen  die  übliche  Verpackung  dieser  Käse  in 
Stanniol,  wodurch  ein  Luftabschluss  vermittelt  und  der  Reifeprozess 
gestört  wird. 

Ueber  die  Ursachen  und  Erreger  der  c^ormalen  Reifungs- 
vorgänge beim  Käse;  von  L.  Adametz*).  Fortsetzung  früherer 
Veröffentlichungen  (s.  Jahresber.  1892). 

Beiträge  zur  Erforschung  der  Käse-Reifung;  von  F.  Bau- 
mann  *), 

Kritische  Bemerkungen  über  F.  Baumann's  „Beiträge  zur  Er- 
forschung der  Käse-Reifung^^;  von  L.  Adametz*^). 

Ueber  den  Einfluss  des  Luftabschlusses  auf  die  Reifung  des 
Emmerthaler  Käses;  von  E.  v.  Freudenreich  u.  F.  Schaf f  er ^. 

Weitere  Beiträge  zur  Erforschung  der  Käse-Reifung;  von  F. 
Bau  mann  7). 

Versuche  über  die  Fettbüdung  bei  der  Reifung  des  Käses;  von 
A.  Jacobsthal  ^).  Unter  Pflügers  Leitung  angestellte  Versuche 
über  die  Reifung  frischen  Quarkkäses  haben  zu  dem  Ergebniss 
geführt,  dass  bei  der  Reifung  unter  hierfür  geeigneten  Umständen 
eine  Vermehrung  der  ätherlöslichen  Stoffe  stattfindet,  hauptsächlich 
durch  Vermehrung  der  fetten  Säuren  bedingt.  Die  Fett-  bezw. 
Fettsäurebildung  stellt  keinen  für  die  Reifung  charakteristischen 
Vorgang  dar,  ist  vielmehr  eine  Begleiterscheinung,  durch  die 
Lebensthätigkeit  von  Pilzzellen  bedingt  und  demgemäss  auch  in 
wechselnder  Intensität  auftretend.  Die  Pilze  bilden  auf  syntheti- 
schem Wege  aus  dem  Nährmaterial,  welches  ihnen  der  Käse 
bietet  —  höchst  wahrscheinlich  aus  Albuminstoffen  —  Neutralfett, 
welches  weiterhin  der  Spaltung  anheimfällt.  Aber  selbst  diese 
Fettbildung  aus  Eiweiss  durch  Pilzzellen  zugegeben,  liegt  keine 
Berechtigung  vor,  den  Vorgang  als  ein  Beispiel  für  die  Annahme 
von  Fettbildung  aus  Eiweiss  im  thierischen  Körper  anzuführen. 

Ueber  einige  Versuche,  die  Blähung  der  Käse  zu  verhindern; 
von  K  V.  Freudenreich*). 

Ueber  Ptomaine  im  Käse;  von  V.  Malenchini  ^<>).  Aus  den 
noch  nicht  abgeschlossenen  Untersuchungen  des  Verf.  geht  bis 
jetzt   hervor,   dass  ausser  dem  von  Deneke  gefundenen  Spirillum 


1)  Pharm.  Gentralb.  1898,  76.         2)  Molkereiztg.  1893,  5.        8)  Milch- 
ztff.  1898,  12,  14,  15  n.  22.  4)  DissertatioD.  5)  Deutsch.  Molke- 

reiztg.  1893,  16.  6}  Milohztg.  1898,  18;   Schweiz.  WoohenBchr.  f.  Gh. 

B.  Pharm.  1893,  78.  7)  Molkereiztgr.  1893,  48.  8)  Pflüger's  Arch. 

Lin,  484;  durch  Gentralbl.  f.  d.  med.  WisBensch.  1892,  684.  9)  Land- 

wirthsch.  Jahrb.  d.  Schweiz  1893,  VIT.  10)  Milchztg.  1898,  2. 


678  Käse. 

tyrogenum  noch  andere  in  der  Bereitungäweise  oder  in  der  Be- 
BchaJTenheit  des  Rohmaterials  liegende  Ursachen  die  VeranlassuDg^ 
zur  Ptomainbildnng  im  Käse  sein  können.  So  könne  es  nach 
seiner  Erfahrung  vorkommen,  dass  ein  frischer  Käse,  welcher  aus 
bereits  in  Zersetzung  übergegangener  Milch  fabricirt  sei,  giftiger 
wirke,  als  ein  überreifer  von  tadelloser  Milch. 

Gutachten  des  K.  K.  Obersten  Sanüäterathes  über  den  Kupfer- 
gehaU  der  in  kupfernen  Kesseln  erzeugten  Käsesorten  ^). 

Methode  zur  Käse-Analyse;  von  A.  Maggiora').  Der  zu 
untersuchende  Käse  wird  gequetscht,  bis  man  einen  Teig  erhält. 
Diesen  drückt  man  durch  ein  Sieb  mit  Maschen  von  1  mm,  mischt 
die  Masse  nochmals  sorgfältig  durch  and  verwahrt  sie  schliesslich 
in  einem  verschliessbaren  Glasgefäss.  Zur  Wasserbestimmungf 
nimmt  man  2 — 3  g  der  so  präparirten  Probe,  verrührt  sie  mit 
geglühtem  Quarzsand  und  trocknet  bei  100  ^  G.  bis  zur  Gewichts- 
constanz.  Das  Fett  wird  mittels  Petroläther  vom  Siedep.  45^  G. 
im  Soxhlet  eztrahirt.  Das  Rohprote'in  bestimmt  man  aus  1 — 2  g 
der  Substanz  nach  K^eldahl  unter  Anwendung  des  Factors  6,25. 
Das  Albumin  wird  mittels  weiterer  2  g  Substanz  nach  der  Vor- 
schrift Stutzer's  ermittelt.  Zur  Bestimmung  des  Ammoniakstick- 
stofiis  werden  2 — 3  g  der  Substanz  unter  laogsamem  Zugeben  von 
dest  Wasser  verrieben  und  so  ungefähr  250  g  Emulsion  herge- 
stellt, die  mit  5  g  Magnesia  versetzt  und  destillirt  werden.  Die 
Amide  werden  aus  der  Differenz  berechnet  Zur  Aschenbestim- 
muDg  werden  5  g  Substanz  verwendet  und  in  der  üblichen  Weise 
verfahren. 

Zur  Verhinderung  der  Verfälschuna  von  Käse  bringt  du  Roi  ') 
in  Vorschlag:  Verbot  des  Zusatzes  solcher  Fette  zum  Käse,  die 
der  thierischen  Milch  nicht  entstammen. 

Margarinkäse.  A.  Nentwig^)  zieht  aus  eigenen  Beobach- 
tungen den  Schluss,  dass  sich  aus  Magermilch,  welcher  Margarine 
als  Emulsion  zugesetzt  wird,  ein  den  Naturkäsen  vollkommen 
gleiches  Product  herstellen  lässt,  wenn  man  die  den  verschiedenen 
Milchen  und  den  Producten  eigenthümlichen  Erscheinungen  kennt, 
sie  beobachtet  bezw.  den  Betrieb  darnach  einrichtet.  Der  Verf. 
befürchtet  aber  zugleich  durch  die  zunehmende  Margarinekäse- 
fabrikation eine  empfindliche  Goncurrenz  des  Absatzes  von  Natur- 
käse,  weshalb  in  dieser  Richtung  eine  gesetzliche  Ueberwachung 
wünschenswerth  wäre. 

Neue  Fettkäse-Analysen  veröffentlicht  A.  Stift  ^).  L  „Fro- 
magerie  Austro-Francaise^'  aus  der  Fabrik  von  R.  Markert 
in  Fulnek  (Mähren) :  Wasser  31,20,  stickstofiOialtige  Substanz  8,38, 
Fett  53,40,  Milchzucker  (Differenz)  3,92,  Salze  3,10  o/o.  —  II  „Fro- 
mage  de  Seeburg '^  (auf  den  R.  v. Klein'schen  Gütern  erzeugt): 
Wasser  36,68,  stickstoffhaltige  Substanz  24,38,  Fett  30,68,  Milch- 
zucker (Differenz)  2,99,  Asche  5,27  % 

1)  ZdUohr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898.  894.  2)  Milohetg. 

1898,  49.  8}  Molkereiztg.  1898,  5Q.  4)  ebenda  26.  5}  MUoh- 

Ztg.  1898,  1. 


Butter.  683 

Pinette^)  vor,  die  schweflige  Säure  durch  Oxydation  mittels 
Kaliumpermanganat  vor  der  Destillation  unschädlich  zu  machen. 
Man  fügt  zu  5  g  geschmolzenem  und  filtrirtem  Butterfett  unter 
stetem  Drehen  des  das  Fett  haltenden  Kolbens  10  cc  concentrirte 
Schwefelsäure  hinzu.  Das  Butterfett  löst  sich  sofort  unter  Hell- 
braunfärbung des  Ganzen  und  Entwickelung  von  schwefliger  Säure. 
Wenn  das  Gemenge  klar  und  durchsichtig  geworden  ist,  verdünnt 
man  sofort  mit  150  cc  Wasser  und  giebt  von  einer  conc.  Lösung 
von  Kaliumpermanganat  so  lange  hinzu,  bis  die  rothe  Farbe  nach 
dem  Umschwenken  einige  Secunden  anhält.  Es  ist  dann  der  Ge- 
ruch nach  schwefliger  Säure  verschwunden  und  dieselbe  sicher 
vollständig  oxydirt.  Dann  destillirt  man,  wie  bei  Reichert-Meissl 
110  cc  ab. 

Carl  Micko*)  hat  bereits  vor  Pinette  die  Möglichkeit  der 
Anwendung  des  Kaliumpermanganats  ins  Auge  gefasst,  aber  ge- 
funden, dass  dasselbe  als  Oxydationsmittel  in  diesem  Falle  wenig 
geeignet  sei,  weil  es  viel  zu  energisch  einwirke,  d.  h.  weil  eine 
Oxydation  der  Fettsäuren  vor  sich  gehe,  während  unoxydirte 
schweflige  Säure  sich  in  den  Fettklümpchen  eingeschlossen  vor- 
finde. 

A.  Prager  und  J.  Stern  •'^)  suchten  die  schweflige  Säure 
mittels  eines  Luftstromes,  wie  dies  bei  der  Meissl'schen  Methode 
zur  Entfernung  des  Alkohols  von  vielen  Seiten  vorgeschlagen',  zu 
verjagen.  Dies  gelang  nicht  vollständig,  daher  sie  etwa  10  Mi- 
nuten lang  noch  Kohlensäure  durch  die  mit  100  cc  Wasser  ver- 
dünnte Flüssigkeit  leiteten ;  sodann  wurde  die  Kohlensäure  wieder 
durch  Einleiten  von  Luft  verdrängt  und  die  am  Elinleitungsrohr 
haftende  Flüssigkeit  mit  öO  cc  Wasser  in  den  Kolben  zurück- 
gespült. 

P.  Schatzmann  und  H.  Kreis^)  machen  darauf  aufmerksam, 
dass  die  zur  Veraeifung  von  Feiten  zu  verwendende  Schwefelsäure 
zunächst  mit  reiner  Butter  und  mit  Oleomargarin  ausprobirt  wer- 
den muss.  Soll  sie  brauchbar  sein,  so  muss  sie,  nach  Vorschrift 
verwendet,  Butter  sofort,  Oleomargarin  aber  erst  nach  2 — 3  Mi- 
nuten klar  lösen.  Die  von  den  Verf.  verwendete  Schwefelsäure 
enthält  91,53  o/o  Ht  SO4.  Diese  Säure  giebt  bei  vorschriftsmässi- 
gem  Arbeiten  brauchbare  Meissl'sche  Zahlen  —  eine  Oxydation 
der  schwefligen  Säure,  oder  ein  Abblasen  derselben  ist  sodann  ganz 
überflüssig.  Dagegen  fanden  die  Verf.,  dass  die  von  Pinette 
(s.  oben)  vorgeschlagene  Modification  (Zusatz  von  Kaliumperman- 
ganat vor  der  Destillation)  bei  Verwendung  der  richtigen  Säure 
viel  zu  niedrige  Zahlen  giebt. 

A.  Prager  und  J.  Stern  ^)  erhielten  mit  der  von  Kreis 
(siehe  oben)  vorgeschriebenen  Concentration  der  Schwefelsäure  bei 
reiner  Butter   nunmehr   auch  zufriedenstellende  Resultate;    da- 


1)  Ghem.  Ztg.  1893,  896.  2)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-V. 

1898,  No.  10.  8)  Chem.  Ztg.  1898|  468.  4)  ebenda  544. 

5}  ebenda  880. 


684  Butter. 

gegen  fanden  sie,  dass  sich  bei  Zusatz  von  Mar  garin  zur 
Butter  die  Zahlen  im  Vergleich  zu  den  Meissl'schen  um  so  be- 
deutender erhöhen,  ie  grösser  dieser  Zusatz  gewählt  wurde.  Ein 
Abblasen  der  schwefligen  Säure  halten  sie  nach  wie  vor  für  nicht 
überflüssig. 

Die  Vorschrift  zur  Verseifung  der  Fette  lautet  in  der  Regel 
dahin,  dass  man  das  Fett,  in  starkem  Alkohol  gelöst,  mit  Kali- 
faydrat  bezw.  Natriumhydrat  in  Substanz  oder  einer  Lösung  des- 
selben in  starkem  Alkohol  kochen  solle,  häufig  findet  sich  noch 
der  Zusatz  „am  Rückflusskühler".  Dem  gegenüber  hat  £.  Sal- 
kowski  1)  beobachtet,  dass  unter  bestimmten  Bedingungen,  von 
welchen  die  Anwendung  eines  schwächeren  Alkohols  die  Haupt- 
sache ist,  die  Verseifung  fast  momentan  erfolgt  50  g  Fett  löst 
man  im  Kolben  unter  Erwärmen  in  50  cc  90volumprocentigen 
Alkohols.  Andererseits  löst  man  in  einer  Schale  15  g  Ealihydrat 
in  10  cc  Wasser,  giesst  die  Lösung  in  einen  Kolben  und  spült 
die  Schale  mit  50  cc  90volumprocentigen  Alkohols  nach.  Erhitzt 
man  nun  beide  Lösungen  zum  beginnenden  Sieden,  giesst  alsdann 
die  alkoholhaltige  Kalilösung  in  die  heisse  Fettlösung,  oder  um- 
gekehrt und  schüttelt  durch,  so  erfolgt  die  Verseifung  so  gut  wie 
momentan,  und  zwar  vollständig;  es  Können  höchstens  Reste  der 
Fettlösung,  welche  mit  der  Kalilösung  nicht  in  Berührung  gekom- 
men sind,   bei  einmaligem  Umschütteln  der  Verseifung   entgehen. 

Die  bereits  von  andern  Chemikern  gemachte  Wahrnehmung, 
dass  Butter  von  antipodischen  Kühen  höhere  Retcherfsehe  Zahlen 
geben,  als  von  Kühen  dieser  Hemisphäre,  fand  Droop-Rich- 
mond*)  bestätigt.  Drei  Proben  Neuseeland-Butfer  gaben  die 
Zahlen  32,1,  31,7  und  32,8. 

Die  Fraae,  innerhalb  welcher  Qremen  die  Reichert'MeissVsche 
Zähl  reiner  Butter  schwanken  könne,  ist  in  den  letzten  Jahren 
der  Gegenstand  zahlreicher  Versuche  gewesen.  Während  ur- 
sprünglich Reichert  selbst  die  Zahl  28  als  Minimum  angegeben 
hat,  wurde  von  der  freien  Vereinigung  baverischer  Chemiker  ak 
unterste  Grenze  26  angenommen,  und  seitaem  im  Interesser  einer 
gerechten  Beurtheilung  der  Butter  ein  noch  niedrigerer  Grenz- 
werth  verlangt.  Da  H.  Kreis')  mehrfach  Butternroben  bünd- 
nerischer  Abstammung  mit  Reichert-Meissl'schen  Zanlen  unter  26 
begegnet  waren,  bei  denen  eine  Vermischung  kaum  angenommen 
werden  konnte,  wurde  es  ihm  ein  Bedürfniss,  sich  nunmehr 
durch  eine  ausgedehnte  Versuchsreihe  über  die  Schwankungen 
der  Reichert-Meissrschen  Zahl  speciell  bei  Bündnerbutter  zu 
Orientiren.  Durch  seine  Versuche  finden  die  Angaben  von  Schrodt 
und  Henzold,  dass  die  Reichert-Meissl'sche  Zahl  nur  vom 
Stande  der  Lactationszeit  abhängt,  eine  weitere  Bestätigung,  da 
alle  Butterproben,  die  eine  30  übersteigende  Zahl  gaben >  von 
frischgekalbten  Kühen   stammten.    Was  zunächst  den  Fett-  und 


1)  Gentralbl.  f.  d.  med.  Wiss.  1898,  467.  2)  Chem.  Zta.  1893,  11. 

8)  Schweiz.  Woohenschr.  f.  Chem.  u.  Pharm.;  durch  Pharm.  Gentralh.  1898, 12. 


Butter.  681 

Zur  Wasserbestimmung  in  der  Butter  empfiehlt  L.  Delaye^) 
die  von  den  bayerischen  Nahrungsmittelchemikern  acceptirte  Me- 
thode. Auf  anderem  Wege  lässt  sich  dieselbe  auch  dadurch 
bewerkstelligen,  dass  man  10  g  Butter  in  tarirter  Schale  abwägt, 
in  welcher  sich  eine  getrocknete  Spirale  von  Filtrirpapier  befindet, 
und  bei  100  ^  trocknet.  Die  geschmolzene  Butter  wird  vom  Papier 
aufgesogen  und  trocknet  auf  diese  Weise  rasch.  Zur  Bestimmung 
der  fluchtigen  Fettsäuren  nach  Reichert-Meissl  beschreibt  Verf. 
ausführlich  eine  Methode,  die  sich  genau  an  die  seinerzeit  von 
Sendtner  bezw.  Nilson  beschriebenen  Modificationen  anschliesst. 

Statt  die  abgeschiedenen  unlödicken  Fettsäuren  auf  einem 
Filter  zu  sammeln,  zieht  es  Gh.  E.  Gassal*)  vor,  ihre  Abschei- 
dung in  einem  kugelförmigen  Scheidetrichter  vorzunehmen,  dessen 
Wandungen  so  dünn  sind,  dass  man  ihn  in  einem  Wasserbade 
erwärmen  kann.  Man  spült  die  Seife  in  den  mit  Salzsäure  be- 
schickten Trichter,  lässt,  am  besten  über  Nacht,  absetzen,  zieht 
die  wässerige  Flüssigkeit  ab,  wäscht  mehrmals  mit  Wasser,  lässt 
die  unlöslichen  Fettsäuren  in  eine  Platinschale  fiiessen,  spült  mit 
Aether  nach,  verjagt  den  Aether  und  wägt. 

Eine  neue  Methode  der  Fettuntersuchung  von  W.  Fahrion  •) 
gründet  sich  auf  die  chemische  Zusammensetzung  der  Fette  — 
directe  Oxydation  der  Fette  mit  Chamäleon  in  alkoholischer  Lö- 
sung in  der  Wärme. 

Carl  Mi  cko  *)  hat  die  Kreis' sehe  Methode  der  Butterprüfung^ 
bei  welcher  das  Butterfett  nicht  mit  alkoholischem  Kali,  sondern 
mit  conc.  Schwefelsäure  verseift  wird,  einer  Nachprüfung  unter- 
zogen und  gefunden,  dass  beim  Vermischen  des  Butterfettes  mit 
Schwefelsäure  vom  spec.  tiew.  1,825  —  entgegen  der  Behauptung 
von  Kreis  —  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  bedeutende  Men- 
gen schwefliger  Säure  sich  bilden,  welche  sich  nach  wenigen  Mi- 
nuten durch  den  stechenden  Geruch  bemerkbar  machen.  Wenn 
Kreis  dennoch  günstige  Resultate  mit  seiner  Methode  erhielt,  so 
mag  das  daran  liegen,  dass  er  einen  viel  grösseren  Kolben  zum 
Abdestilliren  der  flüchtigen  Fettsäuren  benutzte,  als  das  Verfahren 
von  Reichert-Meissl  vorschreibt;  die  Grösse  des  Destillationskol- 
bens zur  Ermittlung  der  Beichert-Meissl'schen  Zahl  ist  aus  nahe 
liegenden  Gründen  durchaus  nicht  gleichgültig.  Bei  Verwendung 
eines  Destillationskolbens  in  der  von  Meissl  vorgeschriebenen 
Grösse  fand  Micke  bei  genauer  Befolgung  des  von  Kreis  angege- 
benen Verfahrens  im  Destillat  0,0432  g  schwefliger  Säure,  ent- 
sprechend 13,5  cc  Vio  Normallauge;  das  Vorhandensein  einer  so 
grossen  Menge  schwefliger  Säure  im  Destillat,  wodurch  die  Bei- 
chert-Meissrsche  Zahl  enorm  erhöht  wird,  lässt  das  Verfahren  in 
der  von  Kreis  angegebenen  Form  unbrauchbar  erscheinen.    Micke 


1)  Rev.  internat.  faUif.  VI,  68—65.  2)  Anal.  XVIII,  44;  durch 

Chem.  Centralbl.  LXIV,  1893,  Bd.  1,  446.  8)  Ghem   Ztg.  1898,  610. 

4)  Zeitscbr.  d.  allg.  Oesterr.  Apoth.- Vereins  1898,  83. 


682  Butter. 

hat  deshalb  Versuche  angestellt,  die  schweflige  Säure  durch  ozy- 
dirende  Substanzen  (Kaliumdichromat,  Bieisnperoxyd,  Ealiumper- 
manganat)  vor  der  Destillation  zu  beseitigen  und  geAinden,   daas 
hierzu   Kaliumdichromat   geeignet  ist,    welches  schon  in  der 
Kälte  die  schweflige  Säure  fast  sofort  in  Schwefelsäure  überführt, 
dagegen  die  Fettsäuren,  wenigstens  in  yerdünnter  Lösung  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur,  erst  nach  längerer  Einwirkung  angreift. 
Beim  Erhitzen  tritt  selbstverständlich  ebenfalls  eine  Oxydation  der 
Fettsäuren  ein,  wenn  das  Kaliumdichromat  im  Ueberschuss  ange- 
wendet wurde.    Da  nun  der  Endpunct  der  yoUständigen  Oxydation 
der  schwefligen  Säure  nur  auf  eine  umständliche  Weise  bestimmt 
werden  könnte,  wurde  ein  gewisser  Ueberschuss  an  Kaliumdichro- 
mat   der    Flüssigkeit    zugesetzt,    um   sicher    zu   sein,    dass   alle 
schweflige  Säure  oxydirt  ist,   und  nur  eine  Ferrosulfatlösung  zu- 
fliessen  gelassen,  um  die  noch  vorhandene  Ghromsäure  zu  Chrom- 
oxyd  zu  reduciren.    Das   Verfahren   gestaltet   sich  darnach  wie 
folgt:   5  g  Butterfett  werden  in  einem  Kolben  von  300  cc  Inhalt 
abgewogen,  bei  möglichst  niederer  Temperatur  im  geschmolzenen 
Zustande   erhalten  und   nun  10  cc   einer  aus  97  g  concentrirter 
Reagensschwefelsäure  und  3  g  Wasser   bereiteten  Mischung  unter 
Kühlung   hinzugefügt   mit  der  Vorsicht,    dass  das  Fett  nicht  an 
den  Kolbenwandungen  erstarrt    Das  Butterfett  löst  sich  auf  diese 
Weise  sofort  in  der  Schwefelsäure  auf.    Man  vertheilt  das  Gemisch 
durch  Drehen  an  den  Kolbenwandungen,  um  eine  möglichst  gleich- 
massige  Mischung  zu  bewirken,  und  setzt  sodann  den  Kolben  in 
ein  Wasserbad  von  32 — 35**  C.    Nach  15  Minuten   wird  derselbe 
herausgenommen  und  unter  Kühlung  und  stetem  Umrühren  125  cc 
destill.  Wassers  zugesetzt.    Dem  auf  gewöhnliche  Temperatur  ab- 
gekühlten Gemisch  fugt  man  4  cc  einer  4  o/o  igen  Kaliumdichromat- 
lösung  hinzu,   schüttelt  gut  durch  und  lässt  nach  3 — 5  Minuten 
soviel  einer  Ferrosulfatlösung  aus  einer  Bürette  hinzufiiessen,   bis 
sich   durch   die  Tüpfelprobe  mittels  Ferricyankalium  ein  kleiner 
Ueberschuss   an  Ferrosulfat  ergiebt.     Die   erhaltene  Flüssigkeit, 
das  Butterfett  und  die  10  cc  Schwefelsäure  abgerechnet,  wird  mit 
destill.  Wasser    bis   zum  Gesammtvolum  von  150  cc  ergänzt,  und 
nach  Zusatz  von  Bimsteinstückchen  HO  cc  abdestillirt     Aus  den 
erhaltenen  Resultaten   ist   ersichtlich,    dass   die  Bestimmung  der 
Reicbert-Meissl'schen  Zahl  nach  diesem  Verfahren  ebenfalls  brauch- 
bare Resultate  ergiebt;  die  Methode  hat  zudem  den  Vortheil,  dass 
sie  gestattet,    eine   grössere  Anzahl  von  Proben   neben  einander 
rasch  und   bequem  untersuchen  zu  können.  —   Die  Angabe  von 
Kreis,  dass  Margarin  nach  der  Schwefelsäuremethode  eine  auffallend 
höhere  Meissrsche  Zahl   ergiebt  und   dass   diese  Erhöhung  auch 
auf  die   Gemische   mit    reinem  Butterfett  übertragen  wird,  kann 
Micke  nicht  bestätigen;  jedenfalls  ist  die  Ursache  hiervon  in  der 
Bildung  von  schwefliger  Säure  und  in  dem  Uebergehen  derselben 
in  das  Destillat  zu  suchen. 

Um   die   störende    schweflige    Säure    fortzuschaffen,    schlägt 


Butter.  687 

Oele*')  lässt  sich  auch  zur  Präfang  und  Unterscheidung  des  BtUter- 
fettes  von  Margarin  verwenden.  Zur  Herstellung  des  letzteren 
wird  vorzugsweise  Erdnussöl  genommen ,  welches  sich  bei  der 
Schwefelsäureprobe  dunkelbraunroth  färbt,  während  reines  Butter- 
fett nur  strohgelb  bis  rothgelb  wird.  Der  Unterschied  ist  so  em- 
pfindlich, dass  noch  1  <>/o  Erdnussöl  im  Butterfett  erkannt  werden 
kann.  —  Gantter^^  verlangt:  Reines  Butterfett  darf  sich  bei 
der  Schwefelsäureprooe  nur  strohgelb  bis  rothgelb  färben;  es 
darf  keine  höhere  Jodzahl  als  16  zeigen. 

Die  Methode  der  Erwärmung  von  Butter  durch  Schwefelsäure 
zum  Nachweis  von  Kunsibutter  (eine  Anwendung  der  Methode 
Maumene)  ist  kein  untrügliches  Mittel  zur  Entdeckung  von  Mar- 
garin. Wie  E.  Hairs*)  fand,  schwankt  die  Erwärmung  mit 
echter  Butter  constant  zwischen  24  und  28  ^,  diejenige  mit  Kunst- 
butter, obwohl  immer  viel  höher,  zwischen  31  und  49^. 

E.  Laves')  schlägt  eine  Modification  des  König-Harf sehen 
Verfahrens  zur  Bestimmung  der  Fettsäuren  in  der  Butter  vor. 

Bei  Anwendung  des  Amagat  und  JeaWs  Oleorefractometers  ist, 
wie  H.  Droop-Richmond"^)  gefunden  hat,  sehr  auf  die  Be- 
schaffenheit des  Normalöles  zu  achten  und  dieses  muss  sehr  häufig 
ausgetauscht  und  der  Nullpunct  des  Apparates  jeden  Tag  von 
einer  Reihe  von  Bestimmungen  mit  einem  typischen  Oel  fizirt 
werden.  Butter  muss  20^  wärmer  als  die  Beobachtungstemperatur 
eingefüllt  und  die  Beobachtung  erst  gemacht  werden ,  wenn  die 
beiden  Thermometer  in  der  Butter  und  im  Normalöl  genau  die 
gleiche  Temperatur  zeigen,  da  Temperaturverschiedenheit  die  Re- 
sultate fehlerhaft  macht  Zeigt  die  Butter  Werthe  zwischen  28  und  34 
im  Oleorefractometer,  so  ist  die  weitere  Prüfung  nach  Reichert 
nicht  nöthig,  da  die  Butter  normal  ist.  Ueber  34  liegt  der  Ver- 
dacht einer  Vermengung  mit  Cocosnussöl  vor,  unter  28  ist  der 
Butter  wahrscheinlich  Margarine  beigemengt.  In  beiden  Fällen 
muss  zur  genaueren  Feststellung  die  Bestimmung  der  flüchtigen 
Fettsäuren  vorgenommen  werden.  Unter  20  enthält  die  Butter 
mindestens  50  ®/o  Margarine  und  dann  ist  eine  Bestimmung  der 
flüchtigen  Fettsäuren  überflüssig. 

Ueber  die  Anwendung  des  Zeiss*schen  Butterrefractometers  bei 
der  Untersuchung  von  Butter  berichtet  H.  Man sfe Id.  ^)  Derselbe 
ist  der  Ansicht,  dass  das  Instrument  zur  Vorprüfung  geeignet  sei, 
behufiB  Auswahl  verdächtiger  Buttersorten.  Das  Princip  des  Appa- 
rates beruht  auf  der  Bestimmung  des  Brechungsexponenten 
einer  dünnen,  zwischen  2  Prismen  befindlichen  und  von  Aussen 
erwärmten  Fettschicht.    Reines  Butterfett  zeigt  bei  45  °  C.  in  der 


1)   Zeitsohr.   f.  analyt.  Gbem.  1893,  411.  2)    Joam.  de  Pharm. 

d'AnverB  189S,  April.  8)   Arch.  Pharm.  189S,  866.  4)   Analyst. 

XYII,  221 ;  Chem.  Centralbl.  1893,  I,  128.  6)  Vortrag  auf  der  12.  Jahres- 
ren.  d.  fir.  Yereinisr.  bayer.  Vertr.  d.  angew.  Chem.,  21 ;  Zeitsohr.  f.  Nähr.,  Hyg. 
tt.  Waarenk.  1898,  817;  Bescbreibang  des  ApparaU  aaoh  in  Apoth.  Zto. 
1898,  48. 


688  Fette  und  Oele. 

Regel   eine  Ablenkusg  von    14  bis  15  "*  nach  links.     Verf.  macht 
jedoch  auch  auf  Schattenseiten  des  Apparates  aufmerksam. 

Die  verschiedenartige  Löslichkeit  reiner  Butter  und  der  zu 
ihrer  Verfälschung  dienenden  Substanzen  in  Alkohol  benutzte  A* 
Houzeau^)  zu  einem  neuen  Prüfungsverfahren. 

du  Roi^)  macht  folgende  praktischen  Vorschläge  zur  Ver» 
hinderung  der  Verfälschung  von  BuUer:  Verbot  des  Färbens  der 
Margarine  mit  einem  der  Natur-Butter  ähnlichen  Farbstoffe,  da- 
gegen Färben  mit  einem  anderen  Farbstoffe,  Verbot  der  Ver- 
wendung von  Milch  oder  Rahm  bei  Herstellung  der  Margarine, 
möglichste  Einschränkung  des  Zwischenhandels  und  regelmässige 
GontroUe  des  Butterhandels,  gesetzliche  Feststellung  des  höchst- 
zulässigen Wassergehaltes  der  Butter  (15  %). 

£.  Krampelmeyer  ^)  bringt  werthvoUe  Ergänzungen  zu 
den  bisherigen  Erfahrungen  über  den  LecühingehaU  der  BuUer. 
Um  bei  der  Bestimmung  der  dem  Lecithin  entstammenden  Phos- 
phorsäure nicht  auch  iene  der  Salze  der  Butter  mit  herein  zu 
bekommen,  nahm  Vert  die  Bestimmung  im  filtrirten  Fett  vor. 
Er  fand  daher  den  Lecithingehalt  wesentlich  geringer,  zu  0,017  %, 
als  Beilstein,  welcher  denselben  nach  Schmidt-Mühlheim  auf  0,15 
bis  0,17  ^/o  angiebt. 

Die  Bezeichung  Holbutto  (zusammengezogen  ans  „Holländische 
Butter-Gompagnie'')  für  Holländische  Margarine  hat  der  Dres- 
dener Stadtrath  den  betreffenden  Verkäufern  verboten,  weil  diese 
Bezeichnung  über  die  Natur  der  Waare  ganz  im  Unklaren  lässt.  *) 

Eine  Probe  Ziegenbuiter  enthielt  nach  einer  Analyse  von  E. 
Gutzeit*): 

Wasser 8,2  7»       Spec.  Gew 1,8652 

Fett 86,6  „        SohmelzpuDct 86,4  ^C. 

Kochsalz  und  Asche  ...  3,7  „  Hehnersche  Zahl  ....  86,2  % 

Proteinstoffe 0,9  „  Reichert'sche  Zahl    •    .    .  26^  cc 

Kohlehydrate 0,7  „       Jodsahl 26,7  % 

Fette  und  Oele. 

lieber  die  qualitativen  Eeactionen  zur  Prüfung  der  fetten  Oele 
haben  6.  de  Negri  und  G.  Fabris^)  umfangreiche  Unter- 
suchungen angestellt 

lieber  eine  Modification  des  Luaf sehen  VerfcArens  zum  quali- 
tativen Nachweis  von  fetten  Oden  in  Mineralöl  berichtete  Ruhe- 
mann. ^) 

Zu  Muter^s  Methode  der  Analyse  von  Fetten  und  Oelen  giebt 
J.  Lane^)  folgende  Modification.  Um  das  Filtriren  des  unlös- 
lichen Bleistearats  zu  erleichtern,  fällt  man  die  Bleiseifen  in 
einem  Erlenmeyer'schen  Kolben  und  kühlt  unter  beständigem  Um- 


1)  Gompt  rend.  1898,  962.  2)  Molkereiztg.  1898,  60.  8)  Land- 

wirthsch.   Versnohsst.    1898,    487.  4)    Pharm.  Gentralh.    1898,    700. 

6)  Milchztg.  1893,  766.  6)  Pnbl.  del  Labor.  Ghim.  Centr.  delle  Gabelle; 

n.  Parte  Gli  Olli  1893.  7)  Chem.  Ztg.  1893,  Rep.  91.  8)  Joom. 

Amer.  Chem.  Soc  XY,  110;  durch  Chem.  Centralbl.  1898,  II,  896. 


Butter.  685 

Wassergehalt   betrifft,    so   wurden  als  extreme  Werthe  folgende 
gefunden: 

Mini  mum :    Maximum : 
Fett    .    .    .    83,9  o/o         91,7  o/o 
Wasser    .    .      6,8  „  15,0  „ 

Die  Beichert-Meissrschen  Zahlen  schwankten  von  21^1  bis 
34,4;  sie  wurden  gefunden 

unter  22  bei    3  Proben    —    4    % 

von  22,1—24    „18         „       «24    „ 

n    24,1-26    „    24         „       -  32    „ 

„    26,1-30    „    17         „       -  22,6,, 

über  30  „    13         „       -  17,3  „ 

Ans  der  Zusammenstellung  der  Monatsmittel  ergiebt  sich: 

Decbr.    Jan.    Febr.    März    April   Mai    Juni    Jali    Aug.    Sept.    Oot.    Nov. 
80,8      27,9      28,6     26,4      24,9    23,4    24,1     24,7    28,7     22,7     25,2     80,0 

W.  F.  Morse ^)  erhielt  bei  zwei  Butterproben,  die  von 
einzelnen  Kühen  stammten,  abnorm  niedere  meissVache  Zahlen, 
nämlich  11,2  und  16,5.  Die  Jodzahlen  waren  36,0  und  39,6. 
Beide  waren  sehr  fest,  blass  von  Farbe  und  hatten  einen  sehr  an 
Talg  erinnernden  Geruch.  Als  Ursache  dieser  abnormen  Eigen- 
schaften erscheinen  das  vorgerückte  Lactationsstadium  und  das 
Baumwollsamenmehl  im  Futter.  Fütterungsversuche  zeigten,  dass 
die  Werthe  für  flüchtige  Säuren  zwischen  weiteren  Grenzen  als 
die  für  die  Jodzahl  schwanken.  Die  mit  9  Kühen  und  über  100 
Butterproben  angestellten  Untersuchungen  ergaben  als  weiteste 
Grenze  für  flüchtige  Säuren  bei  einer  Kuh  11,2  bis  32,4  und  als 
nächst  weiteste  Grenze  17,6 — 33,1.  Für  die  Jodzahl  wurden  bei 
einer  Kuh  Werthe  von  30,1 — 44,8  und  fiir  drei  andere  Kühe  fast 
in  ebenso  grossen  Grenzen  schwankende  Zahlen  erhalten.  Die 
äussersten  Grenzen  für  alle  Analysen  waren  11,2  und  33,9  für 
flüchtige  Säuren,  sowie  24,2  und  44,8  für  die  Jodzahl. 

Gegenüber  den  Beobachtungen  über  den  unter  Umständen 
abnorm  niederen  Gehalt  der  Butter  an  flUchtigm  Fettsäuren  weist 
A.  Könvöki*)  darauf  hin,  dass  diese  niederen  Werthe  für  die 
Beurtheilung  der  Verkaufsbutter  kaum  Werth  besitzen,  da  diese 
in  den  seltensten  Fällen  aus  der  Milch  von  nur  einer  Kuh  be- 
reitet wird,  vielmehr  zum  weitaus  grössten  Theile  hierzu  das 
lililchgemenge  mehrerer  Thiere  dient;  die  eventuell  vorkommende^ 
abnorm  zusammengesetzte  Butter  aus  der  Milch  eines  Thieres  wird 
somit  durch  Mengen  mit  normal  zusammengesetzter  Butter  die 
Reichert-MeissPsche  Zahl  nicht  wesentlich  beeinflusseq,  um  so 
weniger  als  nach  bisheriger  Beobachtung  reine  unverfälschte  Butter 
selbst  eine  Reichert-Meissl'sche  Zahl  von  34  aufweisen  kann.  In 
Berücksichtigung  dieser  Thatsachen  hält  Verf.  daran  fest,  Butter 
mit  mehr  als  26  für  unverfälscht,  solche  mit  25,5  bis  26  als  ver- 
dächtig zu  bezeichnen.    Unter  25,5  liegt  jedoch  eine  Verfälschung 


1)  Chem.-Ztg.  1893,    79.  2)  Zeitschr.   f.  Nahrangsm.,  Hyg.  a. 

Waarenk.  1898,  63. 


686  Butter. 

vor.  Bei  Bauernbutter,  d.  fa.  solcher,  welche  aus  der  Milch  von 
nur  einer  Kuh  bereitet  wurde,  bezeichnet  er  jene  als  verdächtig, 
deren  R.-M.'sche  Zahl  zwischen  24 — 26  liegt,  jene  unter  24  aber 
als  verfälscht. 

Mit  Bezug  auf  die  Bischoffsche  Angabe,  dass  Butter  leichi  von 
Margarine  zu  unterscheiden  sei^  daran,  dass  das  Fett  ersterer  leicht 
klar  schmelzen  soll,  letzteres  nicht,  berichtet  P.  Soltsien^)  über 
eine  unzweifelhaft  reine  Butter  (Reichert-Meissrsche  Zahl  32,5; 
spec.  Gew.  des  Fettes  bei  100^  C.  0,867),  die  auch  bei  längerem 
Erwärmen  kein  klar  schmelzendes  Butterfett  enthielt. 

Auch  E.  Reich  •)  will  die  Butter-Schmelzp'obe  nur  als  Vor- 
prüfungsmethode anerkannt  wissen.  Entscheidend  bleibt  in  jedem 
Falle  die  chemische  Analyse. 

Zum  Nachweis  der  verschiedenen  Fälschungen  der  Butter;  von 
R.  Brülle»). 

Zum  Nachweis  von  Margarine,  Schweinefett  oder  Talg  in  der 
Butter  empfiehlt  A.  Gavalli^)  folgendes  Verfahren: 

Ungefähr  4  g  der  durch  Schmelzen  und  Filtriren  gereinigten  Batter 
werden  in  einem  Reagensglas  mit  0,5  g  Eupferspähnen  und  1  cc  Salpeter- 
säare  (spec.  Oew.  1,42  =  42  °B.)  versetst.  Das  Ganze  wird  hieraaf  im  leb- 
haft siedenden  Wasserbad  erwärmt  und  die  nun  auftretende  Färbung  beob» 
achtet. 

a)  Reine  Butter  nimmt  zunächst  eine  mehr  oder  weniger  gelbgrön- 
liehe  Farbe  an,  welche  nach  und  nach  schwächer  wird  und  nach  einer  Stunde 
eine  schwache  schmutzig  gelbgrüne  Farbe  zeigt.  Nach  dem  Erkalten  ist  die 
Masse  dunkel  grrüngelbUch. 

b)  Reine  Margarine.  Die  anfänglich  auftretende  blassgelbe  Farbe 
wird  allmählich  intensiver,  sodass  nach  ca.  %  Stunden  eine  orangegelbe, 
nach  IVs  Stunden  eine  röthliche  Farbe  entsteht. 

c)  Mischung  von  Naturbutter  mit  Margarine.  Je  nach  der 
Menge  des  in  der  Butter  enthaltenen  fremden  Fettes  wird  die  gelbe  Farbe 
mehr  oder  weniger  intensiv,  bis  zum  Orangegelb.  Bis  zu  einem  Margarine- 
gehalt von  20  Vo  konnte  der  Verfasser  noch  eine  deutliche  Färbung  beob» 
achten;  nach  dem  Erkalten  tritt  dieselbe  noch  mehr  zu  Tage^  indem  selbst 
geringere  Mengen  dem  Gemisch  dann  eine  intensiv  gelbe  Farbe  verleihen. 

d)  Mischung  von  Naturbutter  mit  Schweinefett.  Eine  halbe 
Stunde  nach  dem  Einsetzen  des  Reagensglases  ins  Wasserbad  bemerkt  man 
eine  röthliche  Farbe,  welche  nach  und  nach  intensiver  wird.  (Noch  deutlich 
bei  10  %.)  Reines  Schweinefett  wird  bei  obiger  Behandlung  roth  bis 
schwarz. 

e)  Mischung  von  Naturbutter  mit  Rindstalg.  Man  sieht  keine 
deutliche  Färbung.  Dag^en  gelang  es  dem  Verfasser,  derartige  Verfälschun- 
gen nachzuweisen  durch  Beobachtung  der  Zeit,  in  welcher  das  erkaltende 
Gemisch  soweit  consistent  geworden  ist,  dass  man  das  Reagensfflas  umdrehen 
kann,  ohne  dass  das  Fett  ausläuft;  das  geschieht  bei  reiner  Butter  nach  85 
Minuten,  bei  einem  Gehalt  von  12%  Rindstalg  nach  25  Minuten.  Die 
äussere  Temperatur  ist  zu  14^  angenommen. 

Zn  bemerken  ist,  dass  vorgeschrittene  Ranziditat  die  Resul- 
tate etwas  beeinträchtigt. 

Die  von  F.  Gantter  angegebene  Sohwefelsänreprobe,  um 
Cottonöl  im  Schweinefett  nachzuweisen  (s.  Abschnitt  „Fette  and 


1)  Pharm.  Ztg.  189S,  180.  2)  Milchztg.  1898,  787.         8)  Gompt. 

rend.  1898,  1255.  4)  Pharm.  Ztg.  1898,  705. 


Fette  und  Oele.  689 

schwenken  in  fliessendem  Wasser,  wodurch  der  Niederschlag  an 
den  Wänden  haften  bleibt  und  leichter  durch  Decantiren  ge- 
waschen werden  kann.  Darauf  kocht  man  mit  Aether  am  Rück- 
fiusskühler  und  lässt  vollständig  abkühlen,  weil  das  Bleistearat  in 
heissem  Aether  löslich  ist  und  und  sich  erst  beim  Abkühlen  aus- 
scheidet. Durch  das  Kochen  werden  die  unlöslichen  Bleiseiien  in 
ein  Pulver  übergeführt,  welches  leichter  abzufiltriren  und  auszu- 
waschen ist 

Beiträge  zur  Analyse  der  flüssigen  Fette  lieferte  W.  Fahrion.  *) 
Ueber    Versu^che   zur  Herstellung   einer   haltbaren   Jodqueck- 
silberchloridlösung zur  Bestimmung  der  HübV sehen  Jodzahl  berichtete 
P.  Wellmans.«) 

Auf  Grund  der  von  F.  Gantter^)  angestellten  Versuche 
unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  das  Quecksilberchlorid  bei  der 
Hübl'schen  Methode  in  die  Reaction  eingreift,  und  dass  daher  die 
nach  derselben  gefundenen  Jodzahlen  nicht  das  wahre  Jodadditions- 
vermögen der  Fette  ausdrücken.  Selbst  gesättigte  Fettsäuren 
(Laurinsäure,  Stearinsäure^  konnten  bei  Gegenwart  vonHgCliJod 
absorbiren.  —  Verf.  schlägt  deshalb  eine  andere  Methode'  vor, 
nach  welcher  man  in  einer  titrirten  Lösung  von  Jod  in  Tetra- 
chlorkohlenstoff eine  gewogene  Menge  Fett  löst,  die  Lösung  50 
Stunden  stehen  lässt  und  dann  den  Titer  der  Jodlösung  bestimmt. 
Zur  Ausfuhrung  sind  erforderlich:  1.  Normaljodlösung:  10  g  Jod 
in  Tetrachlorkohlenstoff  auf  1 1  gelöst.  2.  Normalthiosulfatlösung: 
19,528  g  Natriumthiosulfat  gelöst  in  Wasser  auf  1  1,  entsprechend 
10  g  Jod.  Bei  reinen  Materialien  entsprechen  die  Lösungen  sich 
genau;  event.  wird  festgestellt,  wieviel  cc  Thiosulfatlösung  1  cc 
Jodlösung  »  10  mg  Jod  entsprechen.  —  Zur  Ausführung  des 
Verfahrens  wägt  man  von  trocknenden  Oelen  und  überhaupt  solchen 
mit  hoher  Jodzahl  100  mg,  von  den  übrigen  200  mg  in  ein  gut 
Bchliessendes  Stöpselglas  mit  Hülfe  einer  zur  Kapillare  ausge- 
zogenen Pipette.  Zu  der  abgewogenen  Oelmenge  giebt  man  dann 
genau  50  cc  Jodlösung  »  500  mg  Jod  und  schüttelt  bis  zur 
völligen  Lösung  des  Oeles.  Um  eine  Verflüchtigung  des  Jods  zu 
Terhindern,  giebt  man  etwas  Wasser  hinzu,  so  dass  die  Jodlösung 
einige  mm  hoch  bedeckt  ist,  verschliesst  gut  und  lässt  50  Stunden 
ruhig  stehen.  —  Dann  titrirt  man  nach  vorherigem  Zusatz  von 
Stärkelösung  mit  Thiosulfatlösung.  Die  Differenz  zwischen  der  Zahl 
der  vor  und  nach  der  Einwirkung  für  die  50  cc  Jodlösung  nöthigen 
bezw.  gebrauchten  cc  Thiosulfatlösung  giebt  die  Milligramme  an 
absorbirtem  Jod  an.  Die  Jodzahl  selbst  wird  ausgedrückt  durch 
die  Milligramme  Jod,   welche  von  100  mg  Fett  absorbirt  werden. 

Die  HubVsche  Jodadditionsmethode  schlägt  E.  Dieterich  ^) 
vor,  in  folgender  Weise  auszuführen:  „Man  bringt  3—4  g  des  zu 
untersuchenden  Oeles  in  ein  kleines  etwa  10  cc  fassendes  Arznei- 


1)  Ghem.  Ztg.  1893,  484.         2)  Pharm.  Ztg.  1898,  219.         8)  Zeitschr. 
f.  anal.  Chem.  1898,  178  a.  181.  4)  Helfenb.  Annal.  1892,  8. 

FhannaMQtiBrher  Jahresbericht  f.  189B.  44 


690  Fette  und  Oele. 

gläschen  mit  breitem  Rande  und  läBst,  nachdem  man  das  Gewicht 
des  Gläschens  mit  Inhalt  genau  festgestellt  hat,  von  den  nicht- 
trocknenden  Uelen  7 — 8  Tropfen  (etwa  0,3  g),  von  den  trocknen- 
den 5—6  Tropfen  (etwa  Oyi  g)  in  eine  500 — 700  cc  fassende 
Flasche  mit  sehr  gut  eingeschlmenem  Glasstopfen  fallen.  Durch 
Zurückwiegen  des  Gläschens  stellt  man  das  Gewicht  des  Oeles 
ganz  genau  fest.  Hat  man  die  Jodzahl  eines  festen  Fettes  zu 
bestimmen,  so  bringt  man  3 — 4  g  desselben  in  eine  kleine  Schale 
oder  ein  kleines  Becherglas,  stellt  das  Gewicht  der  Schale  oder 
des  Becherglases  mit  Fett  genau  fest  und  bringt  0,3 — 0,4  g  mit 
einem  Glasstabe  in  die  betreffende  Flasche.  Das  Oel  bezw.  Fett 
löst  man  in  20  cc  Chloroform,  setzt  bei  nicht  trocknenden  Oelen 
und  bei  festen  Fetten  20  cc,  dagegen  bei  trocknenden  Gelen  30  cc 
Jodlösung,  von  der  20  cc  30— 36  cc  Vio  Normal-Natriumthiosulfat- 
Lösung  entsprechen,  hinzu  und  stellt  24  Stunden  gut  verschlossen 
bei  Seite.  Ist  die  Jodlösung  schwächer,  so  hat  man  entsprechend 
mehr  zu  nehmen.  Ausserdem  bringt  man  noch  je  20  cc  Jod- 
lösung in  zwei  Glasstöpselflaschen,  welche  gleichfalls  500 — 700  cc 
fassen,  setzt  je  20  cc  Chloroform  hinzu  und  titrirt  die  eine,  nach- 
dem man  20  cc  Jodkaliumlösung  (1  :  10)  und  200  cc  Wasser  hin- 
zugesetzt hat,  sofort,  während  man  die  andere  auch  24  Stunden 
Jut  verschlossen  bei  Seite  stellt.  Die  Jod-Chloroform-  und  die 
od-Oel-  oder  Jod-Fett-Chloroform-Mischung  schwenkt  man  wäh- 
rend der  24  Stunden  einige  Male  um.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit 
setzt  man  je  20  cc  Jodkaliumlösung  und  200  cc  Wasser  hinza 
und  titrirt  den  Jodüberschuss  mit  Vio  Normal-Natriumthiosulfat- 
Lösung  zurück. '* 

Dieter  ich  hat  die  neuerdings  von  mehreren  Seiten  über 
die  Hübl'sche  Jodadditionsmethode  veröffentlichten  Arbeiten  einer 
Nachprüfung  unterzogen.  Die  von  Holde  (Chem.  Ztg.  1892,  1176) 
aufgestellte  Forderung,  bei  Bestimmung  der  Jodzahl  einen  Ueber- 
schuss  von  75  ^Iq  zu  verwenden ,  hat  Dieterich  schon  früher  (s. 
Jahresber.  1892)  zurückgewiesen;  der  grosse  Jodüberschuss 
ist  unnöthig  und  sogar  nachtheilig,  da  der  Fehler,  welcher  in 
Folge  der  Abnahme  des  Titers  der  Jodlösung  entsteht,  dadurch 
nur  vergrössert  wird.  —  Die  Angabe  von  Fahrion  (Chem.  Ztg. 
1892,  1472),  dass  Chloroform  nicht  immer  indifferent  gegen  Jod- 
lösung sei,  hat  Dieterich  zu  bestätigen  nicht  Gelegenheit  gehabt» 
immerhin  ist  in  der  obenstehenden  Vorschrift  der  Möglichkeit 
eines  solchen  Falles  Rechnung  getragen.  Gegen  die  von  Fahrion 
ausgesprochene  Vermuthung,  dass  die  mit  der  HübPschen  Jod- 
lösung erhaltene  Jodzahl  nicht  das  wirkliche  Jodadditionsvermögen 
der  Fette  und  Oele  ausdrückt,  sprechen  die  Zahlen,  welche  mit 
reiner  Oelsäure  erhalten  wurden  (gefunden  89,80  bezw.  90,05,  die 
Theorie  verlangt  90,07).  Die  weitere  Angabe  Fahrion's,  dass  der 
Titer  der  Hauptlösung  unter  Umständen  weniger  rasch  abnehme 
als  die  im  Deberschuss  angewendete  Jodlösung,  kann  dann  zutreffen, 
wenn  die  Temperatur  des  Arbeitsraumes  erheblichen  Schwankun- 
gen unterworfen  ist,  da  die  Temperatur  einer  kleinen  Menge  Fiüs- 


Fette  und  Oele.  691 

sigkeit  durch  derartige  Schwankungen  naturgemäss  rascher  und 
stärker  beeinflusst  wird,  als  die  einer  grösseren,  und  da  Tempe- 
raturdifferenzen von  ganz  erheblichem  Einfluss  auf  die  Abnahme 
des  Titers  der  HübPschen  Jodlösung  sind.  — «  Die  mit  den  von 
Welmans  angegebenen  Lösungen  erhaltenen  Werthe  zeigen  eine 
weniger  gute  Uebereinstimmung  als  die  mit  der  ursprünglichen 
Hübl'schen  Lösung  erhaltenen,  und  müssen  zum  Theil  sogar  ais 
unbefriedigend  bezeichnet  werden.  Hierzu  kommt  noch,  dass  das 
Aufsaugen  der  neuen  Jodlösungen  durchaus  nicht  zu  den  Annehm- 
lichkeiten gehört,  besonders  dann,  wenn  man  eine  grössere  An- 
zahl Bestimmungen  hintereinander  ausfuhrt.  Aus  diesen  Gründen 
kann  der  Ersatz  der  alkoholischen  Jodlösung  durch  eine  Jod- 
Essigsäure-Aether-  oder  Jod-Essigsäure-Essigäther-Lösung  nicht 
empfohlen  werden.  —  Gantter  schlägt  zur  Bestimmung  der  Jod- 
zahl eine  Lösung  von  10  g  Jod  in  1000  cc  Tetrachlorkohlenstoff 
Yor,  welche  er  direct  ohne  jeden  weiteren  Zusatz  auf  das  Oel  ein- 
wirken lässt;  die  Lösung  soll  haltbar  und  die  Zahlen,  welche  man  nach 
einer  Einwirkungsdauer  von  40 — 50  Stunden  erhält,  sollen  constant 
sein.  Den  Titer  der  Jod-Tetrakohlenstoff-Lösung  fand  Dieterich  sehr 
beständig,  dagegen  zeigen  die  Jodzahlen,  welche  man  mit  derselben 
erhält,  selbst  nach  40  Stunden  noch  ganz  bedeutende  Schwankun- 
gen; auch  liegen  dieselben  viel  zu  niedrig.  Das  Aufsaugen  der 
Jod-Tetrachlorkohlenstoff-Lösung  belästigt  ebenfalls. 

Um  die  neuen  Abänderungsvorschläge  der  HübPschen  Methode 
zusammenzustellen,  soll  auch  noch  des  neuesten  derselben,  des 
von  W.  Fahrion^)  gemachten,  gedacht  werden.  Fahrion  löst 
das  Quecksilberchlorid  und  das  Jod  statt  in  Alkohol  in  Methyl- 
alkohol. Diese  Lösung  ändert  ihren  Titer  ebenfalls  aber  in  ge- 
ringerem Maass  als  die  äthylalkoholische  Lösung.  (Es  ist  also  mit 
dieser  neuen  Abänderung  auch  nicht  viel  gewonnen).  Das  beste 
scheint  doch  Dieterich's  Vorschlag  zu  sein,  die  Lösungen  des  Jods 
und  des  Quecksilberchlorids  in  Alkohol  (nach  dem  Hübl'schen 
Yerhältnissj  gesondert  aufzubewahren,  davon  jeweilig  einen  acht 
Tage  ausreichenden  Bedarf  zu  mischen  und  die  Mischung  erst 
nach  24 stündigem  Stehen  zu  verbrauchen. 

A.  Hilger  «)  besprach  den  Werth  der  HübVseken  Jodzahl  für 
die  Beurtheilung  der  Fette,  fetten  Oele  und  Wachsarten.  So  sehr 
Verf.  dem  Werth  dieser  analytischen  Methode  in  vielen  Fällen  bei 
der  Beurtheilung  der  fetten  Oele,  Schweinefette  u.  dgl.  das  Wort 
redet,  so  sehr  warnt  er  vor  der  allzusehr  im  Werthe  iioerschätzten 
Bedeutung  derselben  bei  der  Beurtheilung  der  Reinheit  der  Waehs- 
arten.  Der  Vortragende  wünscht  die  Hübl'sche  Methode  vor- 
läufig noch  nicht  als  Prüfungsmethode  in  das  Arzneibuch  auf- 
genommen. 

Die  UnveränderUchkeit  der  trocknenden  Ode  bei  der  Elatdin- 
reaction  ist  nach  A.  Lidow')  nur  eine  scheinbare.    Thatsächlich 

1)  Ghem.  Ztg.  1893,  1100.  2)  Pharm.  Ztg.  1888,  688.  8)  Joam. 

-d.  ni88.  pby8.*chem.  Ges.  1892,  I,  516;  daroh  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.,  Ref.  26,  97. 

44* 


692  Fette  nnd  Oele. 

werden  auch  sie  in  ihren  chemischen  nnd  physikalischen  Eigen- 
schaften verändert.  Das  specifische  Gewicht  erhöht  sich  bedeutend 
(bei  Leinöl  von  0,932  auf  0,971) ,  ebenso  wächst  die  Viscosität 
und  die  Verseifungszahl,  es  fällt  die  Hehner'sche  Zahl  und  die 
Jodzahl.  Femer  enthalten  sämmtliche  Oele  nach  der  Behandlung 
mit  salpetriger  Säure  Stickstoff,  und  zwar  schwankt  der  Gehalt 
daran  zwischen  1  und  2,5  ^/o.  Es  erscheint  wahrscheinlich,  dass 
eine  directe  Addition  der  salpetrigen  Säure  an  die  ungesättigten 
Fettsäuren  der  Oele  stattfindet.  Durch  Reductionsmittel  werden 
die  stickstoffhaltigen  Säuren  reducirt,  dabei  sind  die  Producte 
verschieden,  je  nach  der  Art  des  Reductionsmittels.  Die  neuen 
Säuren  enthalten  ebenfalls  noch  Stickstoff^  vermuthlich  in  Form 
der  Amidogruppe. 

K  Milliau^)  beschreibt  die  nach  seinen  Erfahrungen  em- 
pfehlenswerthesten  Methoden  zur  Prüfung  von  Fetten  und  Oden. 

Nach  P.  Leonard!^)  soll  sich  eine  Verfälschung  von  Oliven- 
öl mit  Ricinuaol  auf  die  folgende  einfache  Weise  feststellen  lassen: 
„Man  schüttelt  10  cc  des  verdächtigen  Oeles  kräftig  mit  5  bis 
10  cc  Alkohol  (94  bis  100  %)  und  stellt  dann  bis  zur  vollständigen 
Trennung  der  beiden  Schichten  bei  Seite.  Ist  das  Olivenöl  rein, 
so  ist  das  Volumen  desselben  vergrössert  und  das  Alkoholvolumen 
entsprechend  verringert;  enthält  es  dagegen  Ricinusöl,  so  tritt  das 
umgekehrte  Yerhältniss,  d.  h.  eine  Verringerung  des  Oel-  nnd 
Vergrösserung  des  Alkoholvolumens  ein.  Zur  quantitativen  Be- 
stimmung verwendet  man  Alkohol,  den  man  vorher  mit  Olivenöl 
gesättigt  und  filtrirt  hat;  die  Volumenvergrösserung  des  Alkohols 
entspricht  dann  genau  der  im  Olivenöl  enthaltenen  Ricinusöl- 
menge.^^  Die  vorstehende  Untersuchungsmethode  hat  die  Chemi- 
sche Fabrik  in  Helfenberg  bei  Dresden  schon  vor  reichlich  llJahren 
benutzt  und  auch  seiner  Zeit  darüber  berichtet. 

Bei  der  Untersuchung  des  Olivenöles  beschränkt  sich  K 
Dieterich')  wie  bisher  auf  die  Jodzahl  und  die  Ela'idin- 
probe.  Die  zuerst  von  Baudouin  zum  Nachweise  vonSesamöl  im 
Olivenöl  angegebene  Reaction  —  Rothfärbung  einer  Zuckersalz- 
säurelösung durch  Sesamöl  —  wurde  geprüft.  Dieselbe  ist ,  wenn 
auch  nicht  immer  als  durchaus  zuverlässiges,  so  doch  als  ganz 
brauchbares  Hülfsmittel  bei  der  Untersuchung  des  Olivenöles  zu  em- 
pfehlen. Ihre  Ausführung  geschieht  wie  folgt:  Man  löst  0,1  bis 
0,2  g  Zucker  in  20  cc  Salzsäure  vom  spec.  Gew.  1,18,  fügt  10  cc 
Oel  hinzu  und  schüttelt  kräftig  durch.  Sesamöl  giebt  sich  durch 
eine  intensive  Rothfärbung  der  sich  abscheidenden  Zucker-Salz- 
säurelösung zu  erkennen. 

V.  Oliveri^)  hat  an  einer  grossen  Anzahl  Muster  Olivenöl» 
das  Brechungsvermögen  mit  dem  Oleorefractometer  von  Amagat 
und  Jean,  die  Verseifungszahl  nach  Köttstorffer,  die  Jodzahl  nach 


1)  Jonrn.  Amer.  Chem.  Soo.  XY,  158;  durch  Chem.  Geniralbl.  1893,  11^ 
497.  2)  Pharm.  Centralh.  1893,  706.  8)  Helfenb.  Annal.  1892,  77. 

A)  Le  Btaz.  sper.  agr.  ital.  1893,  387;  darch  Chem.  Ztg.  1893,  Rep.  180. 


Fette  und  Oele.  693 

Hübl  bestimmt.  Vergleichende  Untersuchungen  hat  er  mit  anderen, 
zur  Verfälschung  des  Olivenöls  verwendeten  Oelen  und  mit 
Mischungen  derselben  mit  Olivenölen  angestellt.  Die  Ergeb- 
nisse dieser  Bestimmungen  sind  in  folgender  Tabelle  zusammen- 
gefasst: 


AbleAkuuDg 

Yerseifangszahl 

Jodzahl 

Min.  Max. 

Min. 

Max. 

Min.          Max. 

Olivenöl      ...    0        2 

190,5 

195 

79              83,2 

Baumwollsamenöl        18 

191 

195,5 

lOi            108 

Sesamöl ....        15,6 

189 

190,5 

105            107 

Golzaöl   ....        26,6 

177 

178,0 

99            106 

Erdnassöl  ...          7,5 

191 

196,0 

101            105 

Mohnöl.     .    .     .        28,5 

192 

195,0 

138            188 

Für  die  grösste  Zahl  der  Muster  des  Olivenöls  schwankte  die 
Ablenkung  nur  zwischen  +  1  und  +  1,50.  Für  die  Mischungen 
von  m-  bezw.  n-procentigen  Theilen  zweier  Oele,  deren  Ab- 
lenkungen  bezw.  u  und  Di  sind,   wird   (wie  voraussichtlich)   die 

Ablenkung  durch  -r^  D  +  ^^  Di  ausgedrückt.     So  ergab  eine 

Mischung  von  80  Th.  Olivenöl  mit  20  Th.  Baumwollensamenöl,  deren ' 

Ablenkungen  1  bezw.  18  waren,  eine  Ablenkung  iäö+ttjö^^""^»^* 

Die  Ablenkungen  der  Mischungen  des  Olivenöls  mit  nicht  zu 
kleinen  Mengen  der  oben  genannten  Oele  gehen  fast  immer  über 
2,  d.  h.  über  die  höchste  Grenze  der  Ablenkung  des  Olivenöls 
hinaus.  Bei  Verfälschungen  mit  Erdnussöl,  sei  es  auch  in  be- 
denklichen Mengen,  kann  indess  diese  Grenze  nicht  überschritten 
werden;  so  giebt  z.  B.  eine  Mischung  von  25  <^/o  Erdnussöl  und 
75  <^/o  Olivenöl  (Ablenkung  0,25)  die  Ablenkung  2.  Das  Oleore- 
fractometer  kann  daher  nicht  immer  eine  Verfälschung  mit  Elrd- 
nussöl  erkennen  lassen.  Aus  der  Tabelle  ist  auch  ersichtlich,  dass 
die  Verseifungszahl  nur  im  Falle  der  Verfälschungen  mit  Golzaöl 
yerwerthet  werden  kann.  Die  Verfälschungen  mit  den  oben  ge- 
nannten Oelen  können  dagegen  durch  die  Jodzahl  entdeckt  werden, 
da  diese  von  allen  diesen  Oelen  wesentlich  vergrössert  wird. 

üeber  die  Anwendung  des  Furfurols  als  Reaaens  zur  Er- 
kennung des  SesamSUs  in  Odtnischungen ;  von  V.  Villavecchia 
und  G.  Fabris.  ^)  Unter  Hinweis  auf  ihre  frühere  Publication 
(s.  Jahresber.  189^)  wird  der  Baudouin'schen  Reaction  der  Vor- 
ziig  gegeben.  Es  gelang  den  Verfassern  aus  dem  Sesamöl  neben 
einem  höheren  Alkohol  von  der  Formel  GssHi^O  (Schmelzp.  137^) 
und  einem  krystallisirenden  Körper  yon  der  Formel  GiiHiaOs 
(Schmelzpunct  123^),  den  sie  Sesamin  nennen,  auch  den  bei  der 
Baudouin'schen  Reaction  färbenden  Körper  zu  isoliren.  In  einer 
nächstfolgenden  Abhandlung  gedenken  sie  über  diese  Körper 
näher  zu  berichten.  Bei  der  Einwirkung  der  Säure  auf  Zucker  wird 
auch  Furfurol  gebildet,  das  als  hauptsächlichster  Factor  der 
Farbenreaction   anzusehen    ist     Die  Verf.  wenden  nun  an  Stelle 


1)  Zeitschr.  f.  angew.  Ghem.  1898,  505. 


694  Fette  und  Oele. 

des  Zuckers  Furfurol  in  Verdünnungen  von  2  g  auf  100  cc 
Alkohol  an  und  verfahren  wie  folgt:  zu  0,1  cc  der  Furfurollösung 
giebt  man  10  cc  Oel  und  dann  10  cc  Salzsaure  (1,19  sp.  G.)» 
schüttet  eine  halbe  Minute  lang  und  lässt  dann  stehen.  Bei 
Gegenwart  von  Sesamöl  (bis  zu  1  <^/o  herab)  ist  die  am  Boden  sich 
abscheidende  wässerige  Lösung  entschieden  carmoisinroth,  im  an- 
deren Falle  bleibt  sie  farblos  oder  nimmt  höchstens  eine  schmutzig- 
gelbe Farbe  an.  Oder  man  nimmt  an  Stelle  von  10  cc  Salzsäure 
nur  1  cc  und  fugt  nach  dem  Schütteln  noch  10  cc  Chloroform 
zur  Lösung  des  Oeles  zu.  Im  letzteren  Falle  hat  man  die  Fär- 
bung der  auf  dem  Chloroform  schwimmenden  wässerigen  Flfiasig- 
J^eit  zu  sehen. 

G.  M  o  r  p  u  rgo  ^)  bespricht  die  verschiedenen  Prüfungsmethoden 
zum  Nachweis  fxm  Sesamöl  und  kommt  zum  Ergebnisse,  dass  die 
Baudouinsche  Reaction  in  der  modificirten  Fassung  von  Villa- 
vechia  und  Fabris,  welche  den  Zucker  durch  Furfurol  ersetzen, 
ganz  specifisch  für  das  Sesamöl  ist. 

Zum  Nachweis  von  Sesamöl  im  Olivenöl  empfiehlt  M  u  s  s  e  t ')  fol- 
«gendes  Verfahren:  In  ein  gewöhnliches  Medicinglas  von  15  g  In- 
halt giebt  man  10  g  des  zu  prüfenden  Oeles,  dazu  ein  Stückchen 
mit  I^ltrirpapier  abgetrockneten  Phosphors  von  etwa  0,1  g  Ge- 
wicht, verKorkt  dasselbe,  stellt  zum  Lösen  des  Phosphors  in  ein 
Wasserbad  und  lässt  erkalten.  Nun  wird  der  Stopfen  durch  etwas 
lockere  Watte  ersetzt  und  das  Glas  in  einer  Temperatur,  bei 
welcher  das  Oel  nicht  dick  wird,  stehen  gelassen.  Der  Phosphor 
ozydirt  sich,  die  gebildeten  Säuren  ziehen  Feuchtigkeit  an, 
scnlagen  sich  am  oberen  Rande  des  Oeles  nieder  und  rinnen  von 
da  in  schmalen,  mit  blossem  Auge  schlecht^  mit  einer  guten  Lupe 
gut  erkennbaren  Streifen  an  der  Glaswand  herab.  Ist  das  Oliven- 
öl rein,  so  treten  nach  24  Stunden  weisslich  trübe  Streifen  auf, 
welche  nach  48  Stunden  fast  vollständig  herabgeronnen  sind  und 
am  Boden  einen  schmalen,  ganz  klaren  Ring  von  gelbbrauner 
Farbe  bilden.  Enthält  das  Olivenöl  10  %  Sesamöl,  so  sind  die 
Streifen  nach  24  Stunden  noch  weisslich  trübe,  wenn  man  mit 
der  Lupe  gerade  darauf  sieht,  während  diejenigen  Streifen,  welche 
an  den  Seiten  des  Gesichtsfeldes  liegen,  sehr  deutlich  gelb  er- 
scheinen. Nach  48  Stunden  sind  alle  Streifen  gelb  und  brauchen 
fast  8  Tage,  um  vollständig  herabzurinnen.  Der  Ring  am  Boden 
besteht  deutlich  aus  2  Schichten  *  der  unteren  des  reinen  Oeles 
und  einer  darüberliegenden,  tiefer  gefärbten  und  undurchsichtigen. 
Enthält  das  Olivenöl  20  ^j^  Sesamöl,  so  sind  die  Streifen,  sobald 
sie  erkennbar  werden,  gelb  und  rinnen  nicht  mehr  vollständig 
herab.  Bei  einem  Gehalte  von  50  ^j^  Sesamöl  bildet  sich  an  der 
Oberfläche  ein  brauner  Ring,  von  welchem  braune  Streifen  ab- 
rinnen. An  der  Oberfläche  des  Oels  bilden  sich  schwarze  Theer- 
tronfen.  Bringt  man  zu  dem  Oele,  nachdem  sich  ein  Ring  am 
Boden  gebildet  hat,  2  cc  Ammoniak  ohne  zu  bewegen,   so  bleibt 

1)  Pharm.  Post  1898,  687.  2)  Pharm.  Centralh.  1898,  No.  49. 


Fette  und  Oele. 


695 


dasselbe  bei  reinem  Oele  nngefarbt,  während  es  sich  bei  mit 
Sesamöl  versetztem  Olivenöl  nach  24  Stunden  hell-  bis  schwarz- 
braun färbt  —  Die  Möglichkeit,  dass  auch  andere  Oele  als 
Sesamöl  die  genannten  Reactionen  geben,  lässt  VerfEtöser  offen. 

Gelegentlich  eines  Vortrages  über  den  Nachweis  wm  Sesamöl 
im  Olivenöl  hat  P.  Soltsien^)  eine  neue  Reaction  zur  Erkennung 
des  Sesamöls  angegeben.  Das  zu  untersuchende  Oel  wird  mit 
der  Hälfte  seines  Volumens  an  officineller  Zinnchlorürlösung 
(Bettendorf  schem  Reagens)  gemischt  und  ganz  kurze  Zeit  im 
Wasserbade  erwärmt,  worauf  sich  das  Zinnchlorür  je  nach  der 
Menge  des  Sesamöles  rosa  bis  tief  violett  färbt  2  %  Sesamöl 
veranlassten,  wie  experimentell  bewiesen  wurde,  noch  eine  stark 
violette  Färbung,  während  reines  Olivenöl  das  Reagens  nur  orange- 
gelb färbt.  Alte  tettsäurereiche  Oele  färben  sich  mit  dem  Re- 
agens braun,  wobei  Erwärmung  eintritt 

Ueber  das  Aprikosen',  Kirschen^,  Pflaumen-  und  Pfirsich' 
kemöl  sowie  deren  möglieke  Verwendung  zur  Fälschung  des  Mandel- 
öls ;  von  Carl  Micko. ") 

BaumwiMstearin  und  Maisöl  hat  F.  Hart  ^)  mit  folgendem 
Ergebniss  untersucht: 

Baamwollstearin  Maisöl 


Farbe  nnd  Consistenz 


bellgelb,  nach  Hart 

batterariig.     dunkelbr.  flüssig 

Speo.  Gewicht 0,867  bei  100<^  C.    0,9239  bei  IG**  C. 

Schmelzpunct 30-31°  C.  — 

Sohmelzp.  der  festen  Fett- 
säuren   46,6 — 46>6  ^ 

Gehalt  an  freien  Fettsäuren 


nach  Spul  1er 


C. 


26°  C. 


auf  Oxalsäure  berechnet 
Hehner'sche  Zahl  .  .  . 
Eoettstorffer'sche  Zahl  .  . 
Koettstorffer'sche  Zahl  der 

freien  Fettsäuren  .  .  . 
Hfibl's  Jodzahl  .  .  .  . 
Jodzahl  der  fr.  Fettsäuren 
XJnverseifbare  Bestandtheile 
Temp.  Erhöhg.   mit   conc. 

H^SO«  nach  Maumene    . 

Reaction  mit  conc.  HsSO« 

Reaction  mit  Bechi's  Rea- 
gens      

Reaction  mit  Welmans' 
Reagens    


neutral 

96,3 

194,6 


93,6 
0,56  Vo 

48°  C. 

dunkel- 

purpurroth 

tiefschwarz 


0,75  V« 

96,7 

189,5 


117,0 
1,56  % 

60,6°  C. 

dunkelroth 

wenig 
geschwärzt 

dunkelgrün 


picht  vorh. 

94,7 
188,1—189,2 

198,4 

119,4-119,9 

125,0 

1,36  7o 
66,0°  C. 


dunkelgrün 

Nach  den  mitgetheilten  Angaben  dürfte  das  BaumwoUstearin 
ganz  besonders  geeignet  sein,  der  Margarine  und  dem  Schweine*- 
schmalze  als  Yerfillschungsmittel  beigemischt  zu  werden.  Durch 
Bestimmung  der  Jodzahl  und  der  Temperaturerhöhung  bei  Zusatz 
von  concentrirter  Schwefelsäure  nach  Maumene's  Angaben,  sowie 
durch   die  Bechi'sche    und  Welmans'sche  Reaction    wird  es  nicht 


U  Pharm.  Ztg.  1893>  748. 
1898,  No.  8. 


1893>  748.  2)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-Y. 

8)  Chem.  Ztg.  1893,  No.  83. 


696  Fette  und  Oele. 

schwer  sein,  auch  geringe  Mengen  des  Baumwollenstearins  nachzu- 
weisen. Einer  privaten  Mittheilang  zu  Folge  kann  Verf.  noch  an- 
geben, dass  bei  Zusatz  von  Colzaöl  die  Bechi'sche  Reaction  nicht 
eintritt.  Der  unverseifbare  Bestandtheil  des  Maisöls  besteht  seinem 
Schmelzpuncte  und  der  Reaction  mit  Schwefelsäure  und  Chloroform 
nach  zum  grössten  Theile  aus  Phytosterin. 

Hasdnussöl  besitzt  nach  Untersuchungen  von  P.  Soltsien^^ 
milden,  angenehmen  Geschmack,  schwachen  Geruch  und  hell  gold- 
gelbe Farbe.  Es  trocknet  nicht.  Specifisches  Gewicht  bei  15°  C. 
0,9164.  Bei  der  Elaidinprobe  gab  es  bald  eine  feste,  schwach 
gelblichweisse  Masse.  Ebenso  verhielt  es  sich  bei  der  Probe, 
welche  die  deutsche  Pharmakopoe  zur  Prüfung  des  Mandelöles 
mittels  rauchender  Salpetersäure  und  Wasser  ausführen  lässt, 
während  die  Säure  farblos  blieb.  Der  Gehalt  des  Oeles  an  freien 
Fettsäaren  entsprach  in  1  g  0,0035  g  KOH;  Verseifungszahl  191,4; 
Jodzahl  83,2.  Erst  bei  langem  Stehen  bei  einer  Temperatur  von 
— 20^  C.  wurde  das  Oel  allmählich  fest,  blieb  jedoch  dann  fest 
selbst  bis  zu  einer  Temperatur  von  0°;  bei  -(-4°  war  dasselbe 
wieder  flüssig.  Erstarrungspunct  der  Fettsäuren  +9^0.,  Schmelz- 
punct  17^.  Die  Fettsäuren  waren  bei  15°  G.  im  gleichen  Vo- 
lumen Weingeist  löslich,  blieben  auch  gelöst  nach  dem  Zusatz 
von  einem  ferneren  Volumen  (ganz  wie  die  Pharmakopoe  das  für 
Mandelöl  verlangt).  Besondere,  bemerkenswerthe  Farbenreactionen 
mit  Säuren  oder  Säuregemischen  oder  mit  Salzsäure  und  Zucker 
gab  das  Oel  nicht.  Haselnussöl  und  Mandelöl  dürften  eines  in 
dem  andern  nur  schwierig  nachweisbar  sein. 

Kapok-Oel  aus  den  Samen  des  Kapokbaumes,  ist  ein  Oel  von 
ziemlich  gelber  Farbe  und  nicht  unangenehmem  Geruch  und  Ge- 
schmack. R.  Henriques')  fand  den  Erhitzungsgrad  mit  conc 
Schwefelsäure  nach  Archbutt  zu  95^.  Conc.  Salpetersäure  giebt 
eine  ähnliche  Färbung  wie  beim  Cotton-Oel,  die  aber  lang- 
samer als  dort  auftritt  und  mehr  grünbraun  als  rothbraun  ist, 
so  dass  bei  gleichzeitiger  Ausführung  der  Reaction  der  Unter- 
schied unverkennbar  ist.  Das  Eapok-Oel  verseift  sich  ziemlich 
schwer  vollständig;  die  Fettsäuren  sind  in  Petroleumbenzin  leicht 
löslich,  mithin  frei  von  Oxysäuren.  Spec.  Gewicht  bei  18^  0,9199, 
spec.  Gewicht  der  Fettsäuren  0,9162,  Schmelzpunct  der  Fettsäuren 
29^,  Erstarrungspunct  der  Fettsäuren  23—24^,  Verseifungszahl 
des  Oeles  181,  Sättigungszahl  (Verseifungszahl)  der  Fettsäuren 
191,  mittleres  Molekulargewicht  der  Fettsäuren  293,  Jodzahl  des 
Oels  116,  Jodzahl  der  unlöslichen  Fettsäuren  108 ,  Hehner'sche 
Zahl  94,9. 

Verfälschung  von  Margarine  mit  Sonnenblumenöl.  Nach  Angaben 
^on  Ad.  JoUes  und  Ed.  Wild  ')  soll  in  letzter  Zeit  der  Preis  des 
Gottonöles  sehr  gestiegen  und  nahezu  doppelt  so  hoch  als  der  des 
Sonnenblumenöles  sein .  Sie  berichten  sodann  über  die  Untersuchungs- 


1)  Pharm.  Zig.  1893,  480.  2)  Ghem.  Ztg.  1898|  1288. 

3)  ebenda,  879. 


Fette  und  Oele.  697 

ergebnisse  selbst  hergestellter  Mischungen.  Die  Jodzahl  des  Sonnen- 
blumenöles wird  von  ihnen  zu  127  angegeben.  Als  charakteristi- 
sches Unterscheidungsmittel  von  Cottonöl  hat  sich  ihnen  Schütteln 
mit  Salpetersäure  ergeben,  welche  beim  Schütteln  mit  Sonnen- 
blumenöl nicht  die  geringste  Veränderung  zeigt. 

lieber  die  Ziisammensetsning  des  BMöls.  6.  Ponzio^)  hat 
festgestellt,  dass  das  Rüböl  Erucasäure  und  Rapinsäure  als  Olyce- 
ride  in  ungefähr  gleicher  Menge  enthält,  wie  schon  von  Reimer 
und  Will  nachgewiesen  worden  war.  Die  Annahme  dieser  Forscher, 
es  sei  ausserdem  Behensäure  im  Rüböl  yorhanden,  ist  eine  irr- 
thümliche;  wohl  aber  konnte  vom  Verf.  die  Gegenwart  von  Arachin- 
säure  in  einer  Menge  yon  4  ^/o  constatirt  werden. 

Schweinefett.  Die  nach  Aussage  der  Metzger  hauptsächlich 
Verwendung  findenden  Fette  des  Schweines  sind  theils  Nierenfett, 
theils  auch  Darmfett,  in  seltenen  Fällen  wird  das  Fett  vom  Rücken 
mit  verwendet  Die  Untersuchungen,  welche  nun  Ed.  Späth  >) 
mit  diesen  drei  Fettarten  angestellt  hat,  erstrecken  sich  auf  die  Be- 
stimmung des  specifischen  Gewichtes,  Schmelzpunctes,  der  Jod- 
zahl, der  Jodzahl  der  Fettsäure,  der  Verseifangszahl ,  des  Ge- 
haltes an  freier  Säure.  Bedeutendere  Unterschiede  ergaben  sich 
bezüglich  des  Jodadditionsvermögens. 

Nierenfett   minim.  46,6       mazim.  61,15 
Darmfett  „        47,6  „      62,9 

Rackenfett      „        56,5  „      63,61 

Verfasser  will  daher  ein  Schweinefett  nicht  ohne  Weiteres 
beanstanden,  wenn  seine  Jodzahl  bei  49  liegt  oder  bis  zu  63  steigt. 

Ueber  die  Untersuchung  von  Schweinefett;  von  M.  Mans- 
feld.») 

Bei  Untersuchung  von  echtem  Schweinefett  erhielt  E.  Diete- 
rich ^)  die  Jodzahl  52 — 63,26.  Die  Phosphormolybdän -Probe 
nach  Welmans  wurde  in  allen  jenen  Fällen,  wo  es  sich  um  ame- 
rikanisches Fett  handelte,  angewendet,  ergab  jedoch  bei  den- 
selben durchgehends  negative  Resultate.  DerWerth  der  Bechi'schen 
Probe  wird  vom  Verf.  nicht  hoch  angeschlagen. 

'  Ufitersuchungen  Über  Schweinefett  und  Ober  den  Nachweis  der 
gebräuchlichsten  Verfälschungen  derselben;  von  G.  A.  Neu  fei  d.  <) 
Verf.  fand  für  das  von  niederbayerischen  Schweinen  gewonnene 
Schweinefett  vom  Bauch  folgende  Jodzahlen:  54 — 47,6,  im  Mittel 
50,3;  für  das  Fett  vom  Darm  53,2-47,6,  im  Mittel  49,3.  Die 
Minimalgrenze  für  die  Beurtheilung  des  Fettes  der  bayerischen 
Schweine  kann  somit  unbedenklich  auf  46  angesetzt  werden.  Bei 
niedrigeren  Jodzahlen  muss  eine  Beimengung  von  Rinderfett  (Nieren- 
fett) angenommen  werden.  Die  Maximalgrenze  fäUt  nach  des 
Verf. 's  Beobachtungen  nicht  über  61.  In  zweifelhaften  Fällen,  wenn 
sich  die  Jodzahl  dieser  Grenze  nähert  oder  dieselbe  um  Weniges 


1)    Joarn.  pract.  Chem.  1893,  487.  2)    Zeitechr.  f.  angew.  Ghem. 

1898.  8)  ZeitBchr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-V.  1898,  105.  4)  Helfenb. 

Annal.  1892,  12.  5)  Ardi.  f.  Hygiene  17,  462. 


698  Fette  und  Oele. 

überschreitet,  empfiehlt  es  sich  die  Reactionen  nach  Bechi  und 
nach  Welmans  vorzunehmen.  Endlich  bringt  Verf.  Mittheilnngen 
über  die  Heranziehung  der  Mikrophotographie  nebst  Abbildungen, 
aus  welchen  hervorgeht,  dass  bei  dem  heutigen  Stande  der  mikrosko- 
pischen Untersuchungsmethode  eine  Verfälschung  des  Schweine- 
fettes durch  Rindsfett  auf  diesem  Wege  nicht  mit  genügender 
Sicherheit  zu  erkennen  ist. 

Ueber  eine  neue  Methode  zum  Nachweis  van  BaumwoUensamen' 
öl  in  Schweinefett  und  Olivenöl  und  über  die  annähernde  Schätzuna 
des  Gehaltes  von  Baumwollensamenöl  im  Schweinefett  berichtete  F. 
Gantter.  ^)     Die  Silbemitratprobe  lässt  bekanntlich  Baumwoll- 
samenöl  im  Schweinefett  nicht  mehr  nachweisen,  wenn  das  Oel  vorher 
erhitzt  war.     Verfasser  schlägt  folgende  Schwefelsäureprobe 
vor:  [In  ein  Reagirglas   bringt  man  1  cc  geschmolzenes  Fett  oder 
Oel,  welche  völlig  wasserfrei   sein  müssen,   löst  in  10  cc  Petrol- 
äther,   lässt  einen  Tropfen  concentrirte  Schwefelsäure  in  die  lAy- 
sung  fallen  und  schüttelt  sofort  stark  um.     Reines  Schweine- 
fett färbt  sich  bei  dieser  Behandlung  hell  strohgelb  bis  schwach 
röthlichgelb.     Die  Lösung  bleibt   anfangs  klar,    nach  und  nach 
setzen  sich  aus  derselben  stark  rothgelb  gefärbte  schwere  Tropfen 
ab,  während  die  darüber  stehende  Flüssigkeit  kaum  gelblich  ge- 
färbt,   in  den    meisten  Fällen   wasserhell  bleibt    Cottonöl  da- 
fegen  färbt  sich  sofort  stark  braun  bis  schwarz  und  behält  diese 
arbe  auch  nach    sehr  langem  Stehen.    Gemenge  von  Schweine- 
fett und  Cottonöl  färben  sich,  je  nach  dem  Gehalte  an  letzterem, 
mehr   oder   weniger   dunkelbraun.     Auch  wird   die  Jodzahl    des 
Schweinefettes  durch  BaumwoUsamenöl   stark  erhöht    Olivenöl 
zeigt   bei    dieser  Behandlung  ganz    ähnliche    Erscheinungen    wie 
Schweinefett;   reines   Olivenöl   färbt   sich   nach   dem   Zusatz  von 
einem  Tropfen  concentrirter  Schwefelsäure  schwach  dunkel,   ent- 
hält das  Olivenöl  aber  Cottonöl,   so  färbt  es  sich  sofort  dunkel- 
braun bis  schwarzbraun.     Erdnussöl   verhält  sich   ähnlich  wie 
Cottonöl   —  Gantter   stellt  an  reines  Schweinefett  folgende  An- 
forderungen:    1.    Es    darf   sich    bei  der  Schwefelsäureprobe  nur 
strohgelb,   höchstens  rothgelb  färben.     2.  Es  darf  keine  höhere^ 
Jodzahl  als  47  geben. 

Für  die  quantitative  Ermittlung  des  OehaUs  an  CoitonSl  em- 
pfiehlt Verf.  *)  die  von  ihm  unlängst  veröffentlichte  Modification 
der  Jodabsorption.  Verf.  hat  zu  diesem  Zweck  eine  kleine  Tabelle^ 
ausgearbeitet,  deren  Gebrauch  sich  natürlich  nur  zu  einer  an- 
nähernden Schätzung  empfiehlt. 

Goske  (s.  Jahresber.  1892)  glaubt  ein  sicheres  Unterscheidungs* 
merkmal  von  Schweineschmalz  und  Talg  in  der  Krystallform  der 
Stearine  beider  Fette  gefunden  zu  haben,  welche  diese  beim  Aus- 
krystallisiren  aus  Aether  zeigen.  Schon  früher  wies  Belfield  auf 
dasselbe  Unterscheidungsmerkmal  hin.  Talgstearin  soll  nach  beiden 
Autoren   nur  in  büschelförmigen  Nadeln ,    Schweinefettstearin  in 

1)  Zeitachr.  f.  anal.  Chem.  1898,  808.  2)  ebenda,  181. 


Fette  und  Oele.  699 

langen  rhomboidiechen  Täfelcfaen,  deren  Enden  abgeschrägt  sind, 
krystallisiren.  P.  Soltsien^)  weist  nach,  dass  diese  Beobachtun- 
gen irrige  sind,  und  legt  u.  a.  mikroskopische  Präparate  von 
Schmalzstearin,  aus  Aether  krystallisirt,  vor,  welches  neben  den 
Täfelchen  büschelförmig  angeordnete  Nadeln  zeigt.  Nach  ihm 
kann  man  sowohl  ans  zweifellos  reinem  Schmalz  Nadeln,  wie  aus 
reinem  Talg  Täfelchen  erhalten.  Es  kommt  dabei  darauf  an,  ob 
yiel  oder  wenig  auskrystallisirt  und  ob  die  Lösungen  concentrirt 
sind  oder  nicht,  auch  auf  die  Temperatur.  Es  gelingt  sowohl  die 
aus  Schmalz  erhaltenen  Nadeln  durch  Umkrystallisiren  in  Täfel- 
cben  obiger  Form  überzuführen,  als  auch  die  aus  Talg  erhaltenen. 
Operirt  man  nach  Goske  in  der  Weise,  dass  man  2  g  Fett  in 
einem  Reagensglase  in  10  cc  Aether  löst  und  die  Krystalle  be- 
sichtigt, sobald  diese  nur  den  Boden  des  Glases  bedecken,  so  er- 
hält man  bei  reinem  Talg  anscheinend  stets  Nadeln,  bei  reinem 
Schmalz  aber  nicht  immer  nur  Tafeln;  bei  Gemischen  scheinen 
zuerst  Nadeln,  später  Platten  auszukrystallisiren.  Da  es  also  von 
mancherlei  Umständen  abhängt,  ob  man  die  eine  oder  die  andere 
Erystallform  erhält  —  auch  Uebergangsformen  kann  man  beob- 
achten —  und  aus  den  reinen  Fetten  beide  Formen  erhalten 
werden  können,  dürfen  letztere  fernerhin  nicht  mehr  als  charakte- 
ristische Unterscheidungsmerkmale  betrachtet  werden.  Soltsien 
bespricht  noch  die  weiteren  Unterscheidungsmerkmale  zwischen 
reinem  und  verfälschtem  Schmalz  oder  Kunstschmalz  (Jodzahl, 
Erstarrangspunct)  und  hebt  als  zur  Erkennung  des  BaumwolU 
samen-Ode  noch  am  zuverlässigsten  die  Prüfung  mit  Salpetersäure 
von  1,4  spec.  Gew.  hervor,  sowie  als  ziemlich  unsicher  (auch  bei 
Anwendung  iiltrirter  Fette)  die  Welmans'sche  Prüfung  mit  Phos- 
phormolybdänsäure, da  selbst  bei  Anwesenheit  von  überschüssiger 
Salpetersäure  oft  Reductionen  beobachtet  werden  können,  wenn 
BaumwoUensamen-Oel  nicht  zugegen  ist,  andererseits  aber  auch 
wohl  ausbleiben,  wenn  die  Menge  desselben  nicht  gross  ist. 

BaumwoUensamenol  soll  in  Japan  zur  Abtreibung  der  Leibes- 
frucht als  sicher  wirkendes  Mittel  angewendet  werden.  Da  dieses 
Oel  bekanntlich  das  häutigste  Mittel  ist,  Fette  wie  Margarine  und 
Schweinefett  geschmeidig  zu  machen,  so  hält  es  M.  Herter*)  für 
unbedingt  nöthig,  dass  das  Beichsgesundheitsamt  dieser  Frage 
näher  trete. 

Wachs.  Die  von  E.  Dieterich«)  für  unveffälschtes  IVcushs 
erhaltenen  Zahlen  waren  folgende: 

Gelbes  Weisses 

Wachs 
Spec.  Gew.  .    .       0,961—  0,966        0,968—  0,968 
SftnreEiibl    .    .     18,67  -20,67        18,67  -  21.47 
Esterzabi     .    .     70,47  —76,60        72,80  —79,88 
Yerseifangszahl     90,06  -96,84        92,40  —98,46 

Ein  reines  Drohnemoachs  gab  nachfolgende  Zahlen :  Spec.  Gew. 


1)  Pharm.  Ztg.  1898,  684.  2)  Milchztg.  XXII,  808. 

8)  Helfenb   Annal.  1892. 


700  Fette  und  Oele. 

bei  15*^  0,966,  Schmelzpunct  64—64,5**  C,  Säurezahl  18,99,  Ester- 
zahl  78,86,  Verseifungszahl  97,85. 

Schon  im  Jahre  1892  hatte  sich  D.  dahin  geäussert,  dass  die 
von  Benedikt   zur  Wachsuntersuchung  empfohlene,   sog.  „Auf- 
schliessmethode"  ihm  keine  verwerthbaren  Resultate  geliefert  habe, 
was  B.  dahin  interpretirte,  dass  D.  die  Verseifung  jedenfalls  nicht 
richtig  durchgeführt  habe.  Hierzu  theilt  Dieterich  nunmehr  mit,  dass  er 
wiederum  4  Proben  Wachs   nach   dem  Benedikt'schen  Verfahren, 
und  zwar  mit  gleich  ungünstigem  Erfolge   untersucht  habe.     Das 
„aufgeschlossene  Wachs"  gab  die  Gesammtsäurezahl  81,76 — 83,67 
(anstatt  92—93)  und  lieferte  nach  der  Bestimmung  der  Säurezahl 
noch  Verseifungszahlen  von  11 — 14,5.    Mithin  enthielt  das  sogen, 
aufgeschlossene  Wachs  noch  unverseiftes  Wachs.    Auf  Grund  dieser 
seiner  Versuche  hält  Dieterich  sich  für  berechtigt,  die  Benedikt- 
sche  Methode  für  unzuverlässig  zu  erklären.  —  Versuche  mit  der 
Methode  von  A.  und  P.  Buisine  zum 'Nach weis    bezw.   zur  Be- 
stimmung von  Kohlenwasserstoffen  und  Fettalkoholen  im  Wachs 
(s.  Chem.  Ztg.  1890,  Rep.  226)  sind  noch  nicht  so  weit  gefördert, 
dass  ihre  Uebertragung  in  die  Praxis  möglich  erschien. 

Zur  Untersuchung  von  Wachs  hat  G.  Büchner^)  eine  Me- 
thode angegeben.  Damach  wird  das  Wachs  mit  dest.  Wasser  umge- 
schmolzen. Nach  dem  Erkalten  wird  der  Wachskuchen  abgehoben 
und  abgetrocknet  und  event,  wenn  das  Wasser  sauer  reagirt» 
noch  einige  Male  umgeschmolzen.  Es  wird  dann  die  HübPsche 
Methode  ausgeführt.  A.  Das  Wachs  liefert  normale  Zahlen: 
Säurezahl  (19-21)  20,  Esterzahl  (73—76)  75,  Verseifungszahl 
(92—97)  95,  Verhältnisszahl  (3,60—3,84)  3,75.  Dann  kann  das 
Wachs  reines  Bienenwachs  sein,  aber  auch  eine  zweckmässig  her- 
gestellte Composition.  Es  ist  weiter  zu  prüfen:  1.  Auf  Stearin- 
säure: 1  g  Wachs  wird  mit  10  cc  80  ®/oig.  Weingeist  einige  Mi- 
nuten gekocht,  dann  auf  18 — 20^  abgekühlt.  Man  filtrirt,  fügt 
zum  Filtrate  Wasser  hinzu.  Die  Stearinsäure  scheidet  sich  in 
Flocken  ab  und  sammelt  sich  an  der  Oberfläche.  Bei  7—8  % 
Stearinsäure  bleibt  dieselbe  dicklich,  rahmartig  im  Wasser  ver- 
theilt.  2.  Auf  Harz:  5  g  Wachs  werden  in  einem  Kolben  mit 
20 — 25  g  roher  Salpetersäure  (1,32 — 1,33)  zum  Sieden  erhitzt 
und  1  Minute  darin  erhalten.  Dann  wird  das  gleiche  Volumen 
Wasser  hinzugesetzt  und  unter  Umschütteln  mit  Ammoniak  über- 
sättigt. Giesst  man  nun  die  Flüssigkeit  von  dem  ausgeschiedenen 
Wachse  ab,  so  besitzt  dieselbe  bei  reinem  Wachse  eine  gelbe,  bei 
Gegenwart  von  Harz  eine  mehr  oder  minder  rothbraune  Farbe. 
Noch  1  o/o  Golophonium  ist  so  nachzuweisen.  3.  Auf  Glyceride 
(Japantalg  und  Talg) :  Dazu  benutzt  man  den  noch  warmen  Rück- 
stand, welcher  nach  Vollendung  der  Hübrschen  Methode  geblieben 
ist.  Man  verdampft  auf  dem  Wasserbade,  bis  der  Alkohol  ver- 
jagt ist,  setzt  dann  Wasser  zu,  filtrirt,  engt  das  Filtrat  ein  und 
reagirt  durch  Erhitzen  des  Rückstandes  mit  Kaliumbisulfat  auf 

1)  Chem.  Ztg.  1898,  916. 


Fleisch  nnd  Fleischpräparate.  701 

Glycerin  (Acrolein).  4.  Sind  die  Präfasgen  1,  2  und  3  negativ 
aasgefallen,  so  ist  hei  normalen  Hübl'schen  Zahlen  das  Wachs 
bestimmt  rein.  — 

B.  Das  Wachs  liefert  anormale  Zahlen:  In  diesem  Falle 
liegt  mit  Bestimmtheit  eine  Verfalschnng  oder  ein  Zusatz  vor. 
Ausgenommen  ist,  wenn  nur  die  Säurezahl  eine  etwas  erhöhte  ist, 
und  die  Probe  auf  Stearinsäure  und  Harz  negativ  ausfällt,  da 
die  Säurezahl  bei  chemisch  gebleichtem  Wachs  bis  auf  24  stei- 
gen kann. 

Die  Untersuchung  des  Bienenwachses;  von  M.  Mansfeld  ^). 

Ueber  Wachsuntersuchungen  berichtete  auch  Lyman  F. 
Kehl  er«). 

Wie  ausgedehnt  die  Verfälschung  des  Bienenwachses  in  Eng- 
land ist,  geht  aus  einer  Studie  von  Parry  und  Estcourt  >)  her- 
vor, die  von  12  Wachssorten  des  Handels  8  als  verfälscht  und 
nur  4  als  echt  constatirte. 

Fleisch  und  Fleischprttparate.. 

Der  Salpetergehalt  verschiedetier  Fleischwaaren  und  der  Pökel-- 
process;  von  Fr.  Nothwang*). 

Das  Pökeln  von  Fleisch  in  PökeUaken;  von  Ed.  Polen ske  ^)» 
Glykogen,  ein  Bestandtheil  des  Fleischextractes.  Während  sich 
in  der  neuesten  Litteratur  (z.  B.  König,  Nahrungsmittel  etc.  1893) 
häufig  die  Angabe  findet,  dass  das  Fleischextract  frei  von  Kohle- 
hydraten, insbesondere  von  Glykogen  sei,  ist  es  E.  Kemmerich  <') 
gelungen,  im  Fleischextracte  Grlykogen  zu  ermitteln.  Eine  quan- 
titative Untersuchung  des  Fleischextractes  ergab  folgendes  Re- 
sultat: 

Wasser 15— 18  % 

Elweisskörper 38,26  „ 

darnnter:  Gelatine,  duroh  ÖOVo^fifeu  Alkohol  fallbar  6,19  %> 

AlbuiBosen,  „      80    „  „  „       9,89  „ 

Andere  lösl.  Eiweissstoffe,  durch  BOy feigen 

Alkohol  fällbar 4,87  „ 

Peptone,  in  80Voigeni  Alkohol  löslich     .  12,81  „ 

Asche 20—22,84  „ 

Glykogen 1,22  „ 

Kreatinin       4,88  „ 

Camin 0,25—1,00  „ 

Fett 1,00  „ 

Extractivstoffe,  grösstentheils  unbekannt 18 — 22,09  „ 

Ammoniak,  an  rhosphorsaare  gebunden 0,91  „ 

Hiemach  enthält  das  Fleischextract  zwar  kein  gerinnbares 
Ei  weiss,  aber  33  o/o  lösliches  Eiweiss,  femer  20  %  Nährsalze  und 
etwa  25  ^o  Extractivsto£fe.  Das  Fleischpepton  enthält  etwa  dop- 
pelt soviel  Eiweissstofife  und  halb  soviel  Salze  und  Extractiystone. 


1)  Zeitschr.  d.  allg.  osterr.  Apoth.  Y.  1893,  827.  2)  Amer.  Jonm. 

of  Pharm.  1893,  585.  8)  Pharm.  Jonm.  Transact  1898,  189.         4)  Arch. 

f.  Hyg.  1892,  XVI,  122;  1898,  XVII,  80.  5)  Arb.  d.  Kais.  Gesundheits- 

amtes 1898,  IX,  126.  6)  Zeitschr.  f.  phys.  Ghem.  1898,  409. 


702  Fleisch  und  Fleischpräparate. 

Ueber  Fleischextracte  und  Fleischpeptone ;  von  A.  Brest owski  ^). 

Die  Verwendung  des  wegen  seines  Aussehens  oder  in  gesunde 
heiüicher  Hinsicht  zu  beanstandenden  Fleisches,  einschliesslich  der 
Cadaver  kranker,  getödteter  oder  gefallener  Thiere;  vonLydtin*). 

Ueber  das  Fleisch  roüilaufkranker  Thiere;  von  G.  Marp- 
mann  '). 

Durch  welche  Maaasregdn  ist  in  grösseren  Städten  für  gesundes 
Fleisch  als  Nahrungsmittel  zu  sorgen  und  was  ist  in  dieser  Be- 
ziehung von  öffentlichen  Schlachthäusern  zu. halten?  Yon  S.  Bein  ^). 

Ueber  die  Unschädlichkeit  des  Fleisches  bei  acuter  Bleiver- 
giftung  berichten  Laho  und  Mosselmann  ^. 

Zur  Erkennuna  verdorbenen  Fleisches  benützt  man  bei  der 
Fleischbeschau  in  Dresden  zur  sogenannten  Salmiak^FäuInissprobe 
das  Eberesche  Reagens,  eine  Mischung  aus  1  Th.  Salzsäure,  3  Th. 
Alkohol,  1  Th.  Aether.  Nähert  man  einen  mit  diesem  Reaf^ens 
befeuchteten  Glasstah  dem  verdächtigen  Fleische,  und  es  zeigen 
«ich  Nebel  (herrührend  von  der  Bildung  von  Salmiak),  so  ist  das 
Fleisch  verdorben,  und  es  darf  auch  nicht  auf  der  Freibank  zum 
Verkauf  kommen,  vielmehr  lediglich  zu  Düngezwecken  Verarbei- 
tung finden. 

W.  Eber^)  bespricht  die  verschiedenen  Arten  der  Fäulniss 
«ind  die  Anwendbarkeit  des  von  ihm  aufgestellten  chemischen 
Merkmais  der  Fäulniss.  Neben  der  „ammoniakalischen*^  Gährang 
giebt  es  auch  eine  „saure"'  Fäulniss  oder  Zersetzung,  bei  der  kein 
Ammoniak  frei  wird  und  die  Salmiakprobe  daher  versagt  Bei 
Pökelfleisch,  Lake  u.  s.  w.,  die  häufig  normal  Trimethylamin  ent- 
halten, ist  die  Salmiakprobe  kein  sicheres  Zeichen  der  Fäulniss. 
Dasselbe  gilt  nach  Jeserich?)  für  marinirte  Fische,  die  eben- 
falls Trimethylamin  enthalten. 

Ist  Salami,  welche  mit  einem  „Rande^^  behaftet  ist,  gesundheiis- 
schädlich?  von  M.  Mansfeld^).  Die  Prüfung,  ob  das  Fett  des 
„Randes*"  ranziger  sei,  als  das  Fett  im  Innern  der  Wurst,  ergab 
für  ersteres  34,  für  letzteres  38  Ranziditätsgrade;  das  Fett  einer 
normalen  Salami  ohne  Rand  zeigte  43  Ranziditätsgrade.  Auch 
die  Prüfung  des  Randes  auf  Alkaloide  und  gesundheitsschädliche 
Bacterien  verlief  resultatlos.  Der  Rand  ist  die  Folge  des  Ein- 
trocknens  der  Dauerwürste. 

Ueber  das  Verderben  der  Würste;  von  A.  Oertl  •). 

Ein  von  W.  Braeutigam  und  Edelmann  ^<^)  znmNachweis 
von  Pferdefleisch  angegebenes  Verfahren  ist  begründet  auf  der 
bekannten  Jodreaction   des  im  Pferdefleisch  stets,  wenngleich  in 


1)  Prager  Rundschaa  1898,  919.  2)  Vorir.  aaf  der  1893er  Vor» 

«ammluDg  des  Deutschen  Vereins  für  öffentl.  Gesundheitspflege;   Auszug  in 
Pharm.  Centralh.  1898,  618.  3)  Apoth.  Ztg.  1893,  71.  4)  Zeitschr. 

f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  US.  131.  156.  5)  Zeitschr.  f.  Fleisch- 

ti.  Milcbhyg.  1893,  No.  7.        6)  Arch.  f.  wiss.  n.  prakt.  Thierheilk.  1893,  81. 
7)  Zeitschr.  f.  Fleisch-  u.  Milcbhyg.  1892,  III,  64.  8)  Zeitschr.  f.  Nähr., 

ßyg.  0.  Waarenk.  1893,  393.  9)  ebenda  36.  10)  Pharm.  Centralh. 

1893,  557. 


Fleisch  und  Fleischpräparate.  703 

«ehr  wechselnder  Menge  yorkommenden  Glykogens  and  wird  wie 

folgt  ausgeführt: 

1.  Eine  kleine  Menfre  des  zu  untersuchenden  Fleisches  (50  g)  wird  mög- 
lichst fein  zerkleinert»  nut  der  vierfachen  Menge  Wasser  eine  Stunde  lang 
gekocht  und  die  so  erhaltene  Fleischbrühe  in  der  unter  4  und  5  angegebenen 
Weise  behandelt.  Tritt  hierbei  die  dort  anf^egebene  Reaction  nicht  oder 
nicht  sicher  ein ,  so  wird  2.  der  Masse  Aetzkali  (8  %  &°^  clie  Fleischmenge 
berechnet)  in  der  gleichen  Menge  Wasser  gelöst,  znjresetzt  und  diese  weiter 
Auf  dem  Wasserbade  bis  zum  Zerfall  der  Muskelfasern  erhitzt.  S.  Die  so 
erhaltene  Fleischabkochung  wird  colirt,  bis  auf  das  doppelte  Gewicht  der 
verwendeten  Fleischmenge  eingedickt  und  filtrirt.  4.  Die  so  erhaltene  Fleisch- 
lösung wird  nach  völligem  Erkalten  vorsichtig  mit  verdünnter  Salpetersäure 
(m)  behufs  Abscheidung  der  meisten  Eiweisskörper  und  Entfärbung  versetzt 
und  abermals  filtrirt.  5.  Dieses  Filtrat  (oder  nach  Befinden  die  unter  1  ge- 
wonnene und  gleichfalls  mit  verdünnter  Salpetersaure  angesäuerte  und  filtrirte 
Fleischbrühe)  wird  mit  Jodwasser  behandelt,  welches  heiss  bereitet  und  mög- 
lichst gesättigt  sein  muss.  Dieses  Jodwasser  wird  im  Reagensj^lase  vorsichtig 
auf  das  Filtrat  geschichtet,  worauf  sich  an  der  Berührungsstelle  beider 
Flüssigkeiten  bei  der  Anwesenheit  von  Pferdefleisch  sofort  ein  burgunder- 
rother  bis  violetter  Ring  bildet,  dessen  Umfang,  Stärke  und  Intensität  von 
der  Menge  des  in  der  untersuchten  Probe  vorhandenen  Pferdefleisches  bezw. 
von  dem  Reichthum  des  letzteren  an  Glykogen  abhangig  ist.  —  Diese  Farben- 
reaction  haben  die  Verfasser  stets  nur  bei  Gegenwart  von  Pferdefleisch  beob- 
achtet, während  sie  bei  zahlreichen  angestellten  Untersuchungen  des  Fleisches 
aller  übrigen  Hausthiere  (Rind,  Schwein,  Kalb,  Schaf,  Hnnd,  Katze)  niemals 
auftrat.  Da  sich  das  geschilderte  einfache  und  in  der  kurzen  Zeit  von  1  bis 
2  Stunden  auszuführende  Verfahren  bisher  bei  frischem  Pferdefleisch  und 
daraas  mit  anderen  Fleischsorten  hergestellten  Mischungen  mit  einem  Gehalt 
von  Pferdefleisch  bis  zu  6%  herab,  sowie  bei  küchenmässig  zubereitetem 
und  zu  Wurst  verarbeitetem  Pferdefleisch  und  entsprechenden  Fleisohmischun- 
gen  stets  sicher  bewährt  hat,  so  steht  auch  zu  erwarten,  dass  diese  Methode 
zum  Nachweis  von  Pferdefleisch  in  daraus  hergestellten  oder  damit  ver- 
fälschten Fleischwaaren,  Fleischextracten,  Würsten,  Fleischconserven  mit  und 
ohne  Zusatz  anderer  gebräuchlicher  Versatzmittel  (z.  B.  Stärke,  Zucker,  Salze) 
geeignet  ist.  Die  Verfasser,  welche  sich  die  Bearbeitung  dieses  Gebietes 
Torbehalten,  stellen  die  Veröfientlichung  eines  diesbezüglichen  möglichst  ein- 
fachen Verfahrens  in  Aussicht,  ebenso  die  Verwerthung  der  Methode  in  oo- 
lorimetrischer  Beziehung  zur  ungefähren  quantitativen  Bestimmung  des 
Procent gehaltes  einer  verdächtigen  Fleischwaare  an  Pferdefleisch. 

Zar  Erkennung  von  Pferdefleisch  in  Fleischconserven  bietet 
nach  A..  Hasterlik^)  das  in  demselben  zwischen  den  Muskel- 
fasern abgelagerte  Fett  sehr  werthvoUe  Anhaltspnncte.  Zur  Iso- 
lirung  des  Fettes  trocknet  Hasterlik  100  bis  200  g  des  Fleisches 
12  bis  18  Stunden  bei  100  ^  extrahirt  den  gepulverten  Rückstand 
im  Soxhlet'schen  Extractionsapparat  mit  Petroläther,  destillirt 
diesen  ab  und  verjagt  den  Rest  durch  Einblasen  von  Luft.  Zur 
Charakterisirung  des  Fettes  wird  dessen  Jodabsorptionsvermögen 
nAchHübrs  Methode  bestimmt.  Hasterlik  erhielt  für  das  Fett  aus 
gekochtem  Pferdefleisch  als  mittlere  Jodzahl  82,23,  für  Fett  aus 
Kindfleisch  als  mittlere  Jodzahl  54,37.  Die  Anwesenheit  von 
Pferdefleisch  in  Fleischconserven  gilt  demnach  als  erwiesen,  wenn 
die  Jodzahl  des  Fettes  des  Gonservenfleisches  die  Zahl  79,71  (rund 


1)  Bericht  der   12.  Yers.  d.  fr.   Verein,  bayer.  Yertreier  dar  angew. 
Chemie,  48. 


704  Fleisch  and  Fleifichpräparate. 

80,0)  erreicht  oder  überschreitet.  Verf.  macht  schliesslich  noch 
darauf  aufmerksam,  dass  sich  im  Handel  noch  Fleischconserven 
in  Büchsen  verpackt  vorfinden,  deren  Loth  den  Anforderungen 
des  Gesetzes  vom  25.  Juni  1887  zuwider  zusammengesetzt  ist. 

Das  Conservirungssalz  „Wienü^^  besteht  für  frisches  Fleisch 
aus  Salicylsäure,  Borsäure  und  Borax  und  für  geräuchertes  Fleisch 
aus  Borsäure,  Kochsalz  und  Salpeter. 

Analysen  einiger  neuerdings  im  Handel  vorkommender  Conser- 
virungsmütel  für  Fleisch  und  Fleischwaaren.  (Geruchlose  Meat 
Preserveflüssigkeit  von  E.  Dresel- Berlin;  Meat  Preservepulver  von 
E.  Dresel-Berlin;  Gonservirungs-  (Pökel-)  Salz  von  E.  Dresel-Ber- 
lin;  Neuestes  Fleischpreservepulver  von  H.  Schramm  u.  Go.-Berlin; 
Pulverisirtes  Eiweiss  von  H.  Schramm-Berlin;  Chromosot  von  E. 
Dresel-Berlin;  Preservesalz,  mit  welchem  die  der  Pökellake  ent- 
nommenen amerikanischen  Schinken  bestreut  und  verpackt  werden) 
veröffentlichte  E.  Polenske'). 

Untersuchungen  von  Conservirungstnitteln  für  Fleisch.  (Erhal- 
tungssalz, Erhaltungspulver  und  zweifaches  Erhaltungspulver  von 
Dr.  H.  Oppermann  in  Bernburg)  •). 

Untersuchungen  der  im  Handel  vorkommenden  Fleischconser- 
virungstniUel  haben  Venzke  und  Schorer^)  ausgeführt.  Es 
werden  mitgetheilt  die  Analysen  von: 

1.  Auatralian  Salt  von  H.  Reich,  Magdeburg.  2.  Meat  Preserve.  3.  Best 
Änstralian  and  New-Seeland  Meat  Preserve  von  L.  Zi£Fer,  Berlin.  4.  Real 
AuBtralian  Meat  Preserve.  6.  Sozolith,  beste  cono.  Fleisch-Preserve.  6.  Con- 
servirangsmittel  von  J.  Henniger's  Nachf.,  Mannheim.  7.  Best  Änstralian 
and  New-Seeland  Meat  Preserve  von  L.  Ziffer,  Berlin.  8.  Doppelt  conc. 
Sulfit-Natron  (Natrium-Bisulfit)  von  L.  Ziffer,  Berlin.  9.  Meat  Preserve  Kry- 
stall  von  Dressel,  Berlin.  10.  Excelsior,  Flei8ch-£rhaltangB-Kry stall  von 
Isaak  Goldberg,  Kassel.  11.  Gamat  von  L.  Ziffer.  12.  Fleisch-Gonserve- 
Fiuidnm  von  Dr.  E.  Kuhlmann,  Berlin.  18.  Preservaline,  Schutz  gegen  Spring- 
maden, von  L.  Ziffer,  Berlin.  14.  Australian  Salt  II  von  H.  lUich.  16.  I. 
Starkwirkendes  Gonservesalz  von  Dr.  E.  Kuhlmann,  Berlin.  16.  Barmenit  von 
A.  Wassmuth  In  Barmen.  17.  Dreifaches  Gonservesalz  von  Th.  Heydrich  ft  Co. 
in  Wittenberffe.  18.  Gonservesalz  aus  Mannheim.  19.  Boroglycin  von  Gh. 
Rothkrämer  a  Sohn,  Erfurt.  20.  Gonservesalz  von  Gh.  RothkrSmer  A  Sohn, 
Eirfurt.  21.  Gonservesalz  von  Eckhardt,  München.  22.  Erhaltungspulver  von 
L.  Ziffer,  Berlin.  23.  „Sanität",  Lake-Erhaltungsfiüssigkeit  von  M.  Starke, 
Berlin.  Dazu  gehörig:  „Mebl"  von  H.  Reich,  Magdeburg.  24.  Dreifaches 
Gonservesalz  von  Rooert  Knhlrott,  Leinefelde.  26.  Einfaches  Gonservesalz 
von  Robert  Kuhlrott,  Leinefelde.  26.  Gonservesalz  von  L.  Ziffer,  Berlin. 
27.  Patentirtes  Gonservesalz  von  Hugo  Jannasch,  Bemburg  a./S.  28.  II.  P6- 
kel-Gonservesalz  von  Dr.  £.  Kuhlmann,  Berlin.  29.  Dreifaches  Gonservesalz 
der  Gonservesalz- Fabrik  Stuttgart.  80.  Gonservesalz  von  Oskar  Guhardt, 
Leipzig.  81.  Australian  Salt  I  von  H.  Reich,  Magdeburg.  82.  Einfaches 
Gonservesalz  der  Gonservesalz-Fabrik  Stuttgart.  38.  Dreifaches  Gonservesalz 
von  L.  A.  Neiss,  Frankfurt  a./M.  84.  Frankfurter  Gonservesalz  „Gloria"  von 
L.  A.  Neiss,  Frankfurt  a./M.  86.  The  Real  American  Meat  Preserve  von  Tb. 
Heydrich  u.  Go.  in  Wittenberge.  86.  Gonserve-Essenz  ans  Stuttgart  87.  The 
Real  Australian  Meat  Preserve  von  Louis  Kuhn,  Hamburg.  88.  Einfaches 
Gonservesalz  (röthendes  Pökelsalz)  von  Th.  Heydrioh  u.  Go.  Wittenberge. 

1)  Med.  chir.  Rundsch.  1898,  428.  2)  Arb.  a.  d.  Kais.  Geennd- 

heits-Amt,  Bd.  VIU,  262,  688;  Pharm.  Ztg.  1898  489  n.  Pharm.  Gentralh.  1898, 
464.  8)  D.  Fleisch.  Ztg.  1898,  No.  38.  4)  ebenda  No.  20,  21  u.  24 


Mehl.    Brod.    Backwaaren.  705 

Uebor  Bereitung,  Beurtheüung  und  Verfälschung  von  Caviar; 
von  W.  N  ieb  e  1  ^).  Die  Eier  des  rnssischen  C^yiars  haben  im  Mittel 
einen  Durchmesser  von  3,5  mm  und  sind  dunkelgrau  oder  schwärzlich ; 
Der  Caviar  ist  frei  Ton  Häuten  und  schleimartigen  Beimengungen 
und  die  Eier  sind  fast  alle  unverletzt.  Der  amerikanische  Caviar 
und  der  Elbcaviar  sind  billiger,  die  Eier  sind  kleiner  (2^5 — 3  mm 
Durchmesser),  dunkler  und  zum  Theil  gedrückt,  so  dass  der  Ca- 
viar mehr  oder  weniger  schleimig  ist.  Für  die  Beurtheüung  des 
Gaviars  kommt  Folgendes  in  Betracht.  Die  Farbe  ist  dunkelgrau 
bis  schwarz.  Die  Eier  sind  bei  gutem  Caviar  alle  unverletzt 
(vollkörniger  Caviar),  bei  geringeren  Sorten  weich  und  zum  Theil 
zerdrückt.  Guter  Caviar  ist  geruchlos,  von  angenehmem,  mildem 
Geschmack,  minderwertiger  Caviar  ist  säuerlich  und  salzig, 
schlechter  Caviar  schmeckt  sauer  oder  schimmelig  oder  faulig, 
oder  auch  galligbitter  (durch  Beimengung  von  Oalle).  Fälschun- 
gen des  Caviars  sind  selten;  sie  bestehen  in  Zusätzen  von  Oel, 
Sago  u.  s.  w.  Ausserdem  sind  zufällige  Beimengungen,  wie  Haare, 
Sand  u.  s.  w.  zu  berücksichtigen.  Bei  der  Untersuchung  des  Ca- 
viars bestimmt  man  die  Reaction  desselben  mit  Lackmuspapier; 
guter  Caviar  reagirt  neutral.  Dann  bestimmt  man  die  freien  Fett- 
säuren   durch   Ausziehen    derselben  mit  Aether  und  Titriren  des 

N 
Auszuges   mit   alkoholischem  ^-Kali.      Hierauf   prüft   man    auf 

freies  Ammoniak  nach  Eber  (Nebelbildung  mit  Salzsäure)  und  auf 

Schwefelwasserstoff  (mit  Bleipapier)  und    bestimmt   das  Kochsalz 

durch    Auskochen    des    Caviars    mit    Wasser    und    Titriren    mit 

N 

YTc-Silbernitratlösung.     Niebel  veröffentlicht  die  Analysen  von  22 

Caviarsorten.    Die  Grenze  zwischen  minderwerthigem  und  ranzigem 
Caviar  scheint  zwischen  4  und  4,5  <>/o  freien  Fettsäuren  zu  liegen. 

Mehl.    Brod.    Backwaaren. 

Methode  der  MehUAnalyae;  von  Balland  ^).  1.  Zur  Bestim- 
mung des  Wassers  werden  10  g  Mehl  langsam  auf  105^  erhitzt 
und  7  Stunden  bei  dieser  Temperatur  erhalten.  2.  Bestimmung 
der  Asche.  5  g  Mehl  werden  2  Stunden  in  einer  Muffel  bei  stei- 
gender Temperatur  erhitzt.  Ist  die  gefundene  Aschenmenge 
anormal,  so  werden  die  Einzelbestandtheile  quantitativ  bestimmt. 
3.  Bestimmung  der  Säure.  5  g  Mehl  werden  mit  25  cc  85  bis 
90<>/«igen  Alkohols  geschüttelt  und  über  l^acht  stehen  gelassen. 
10  cc  des  Alkohols  werden  mit  alkoholischer  ^to -Normal-Natron- 
lauge titrirt.  (Indicator  Curcumatinctur).  4.  Bestimmung  der 
Celkdose.  25  g  Mehl  werden  (nach  Weender  Methode)  hinter 
einander  mit  Salzsäure  und  Alkohol  behandelt,  der  Rückstand  mit 
Alkohol  und  Aether  ausgewaschen.  Häufig  wird  die  Cellulose- 
bestimmung  durch  eine  Siebprobe  ersetzt.    5.  Stickstoffbestimmung 

1)  Zeitiohr.  f.  Fleisch-  n.  Milchbyg.  1898,  5  n.  21.  2)  Jonm.  de 

Pharm,  et  de  Chim.  1898,  I,  169. 

FbanDaMntiarher  Jahresbericht  f.  1893.  45 


706  MebL    Brod.    Baokwaaren. 

mit  0,5  g  nach  Kjeldahl.  6.  Gluten.  Der  Kleber  wird  durch  Waschen 
und  Kneten  (33,3  g  Mehl  und  15 — 18  co  Wasser)  erhalten  und 
gewogen.  7.  Unlösliche  Stickstoffverbindungen.  Das  bei  106^ 
während  5  Stunden  getrocknete  Gluten  wird  gewogen  und  16  ^/o 
als  Stickstoff  berechnet  8.  Die  löslichen  StickstonVerbindnngen 
findet  man  als  Differenz  der  unlöslichen  von  der  Gesammtmenge. 
9.  Die  Fette  werden  durch  Extraction  mit  Aether  (5  g  nicht  ge- 
trocknetes Mehl,  15 — ^20  cc  Aether  von  0,722  spec.  Gew.)  wieder- 
holt extrahirt,  der  Rückstand  des  Aethers  gewogen.  10.  Zucker- 
gehalt. 20  g  mit  100  g  Wasser  geschüttelt  und  nach  6  Stunden 
decanthirt  und  filtrirte  Lösung  nach  Fehling  bestimmt.  11.  Die 
Bestimmung  der  Stärke  geschieht  nach  Fresenius. 

Ueber  die  Analyse  und  die  mikroskopieche  Prüfung  van  Mehl; 
von  L.  Delaye^).  In  Belgien  sind  nach  den  neueren  Bestim- 
mungen die  Müller  verpflichtet,  das  Mehl  während  des  Mahlpro- 
cesses  von  allen  Verunreinigungen  möglichst  zu  befreien;  ein  Mehl 
darf  nicht  mehr  als  18  <^/o  Feuchtigkeit,  1  o/q  Mineralstoffe,  und 
muss  wenigstens  8,5  o/o  trockenen  Kleber  enthsdten.  Zur  Feuchtig- 
keitsbestimmung wird  das  Mehl  bei  100  ^G.  getrocknet,  und  kann 
dieselbe  Portion  gleichzeitig  für  die  Bestimmung  der  Asche  be- 
nutzt werden,  welche  in  der  Weise  ausgeführt  wird,  dass  man  das 
Mehl  verkohlt,  die  Kohle  mit  Wasser  auszieht  und  für  sich  ver- 
brennt. Nach  dem  yoUständigen  Veraschen  wird  der  wässerige 
Auszug  zugegeben,  das  Ganze  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockne 
verdampft  und  hierauf  die  Schale  über  einer  kleinen  Flamme  noch 
kurze  Zeit  vorsichtig  erhitzt.  Zur  Bestimmung  des  Klebers  rührt 
man  30  g  Mehl  mit  15  g  Wasser  an  und  überlässt  das  Gemisch 
3  Stunden  der  Ruhe.  Die  Stärke  wird  durch  ein  Seihetuch  entfernt 
und  der  zurückbleibende  Kleber  bei  110 — 120  ^  getrocknet  Ausser- 
dem stellt  Verf.  noch  an  ein  gutes  Mehl  die  Anforderung,  dass 
es  frei  sein  soll  von  NHs  und  den  Zersetzungsproducten  stickstoff- 
haltiger Stoffe.  Für  den  Nachweis  von  Miueralstoffen  empfiehlt 
Verf.  die  Chloroformprobe,  ebenso  erweist  sich  zur  Bestimmung 
der  Verunreinigungen  von  Mutterkorn  sowohl  das  chemische  Ver- 
fahren von  Hoffinann,.  als  auch  die  mikroskopische  Prüfung  als 
vortheilhaft 

D.  P.  Konowalow')  untersuchte  während  der  Hungersnoth 
in  Russland  mehrere  Proben  von  Mehl  und  Roggenkorn  und  &nd 
einen  durchschnittlichen  Aschengehalt  von  3  o/o.  Hieraus  ergab 
sich,  den  Aschengohalt  des  reinen  Roggens  zu  2  ^/o  angenommen, 
eine  Beimengung  von  1  ^/o.  Das  gleiche  Resultat  lieferte  die 
Rakowit'sche  Ghloroformprobe.  Beim  Kauen  des  aus  dem  Mehle 
gebackenen  Brodes  machte  sich  ein  Knirschen  bemerkbar;  ebenso 
wurde  Staub  in  dem  Mehle  durch  Absieben  einer  Probe  durch  ein 
Sieb  mit  35  Oeffnungen  pro  Quadratzoll  an  der  dunkleren  Farbe 
im  Vergleich  mit  dem  ungesiebten  Mehle  erkannt    Zur  Prüfung 


1)  Rev.  interaat  des  falrif.  VI,  178—176.  2)  Ghem.  Ztgr.  1898« 

Bap.  228;  aasfSlhrlicher  Aasrag  in  Pharm.  Zeitschr.  f.  RubsI.  1898,  649. 


Mehl.    Brod.    Backwaaren.  707 

aaf  einen  eyentuellen  Eleienzusatz  wurde  eine  Cellolosebestimmang 
ausgeführt,  nach  der  von  Stohmann-Holdefleiss  angegebenen  Me- 
Uiode.  Bei  der  Ermittelung  von  Unkraut  findet  Verf.  die  zum 
Nachweis  von  Kornrade  dienende  colorimetrische  Probe  yon  Vogel 
absolut  unbrauchbar,  vortheilhafter  dagegen  die  Petermann'sche 
Methode,  obgleich  auch  diese  für  quantitative  Beetimmungen  un- 
geeignet erscheint.  Um  den  Qehalt  an  Kornrade  und  Taumellolch 
annähernd  genau  zu  bestimmen,  bedient  sich  der  Verf.  einiger 
künstlicher  Mischungen  von  ganz  reinem  Roggen  mit  Vi»  ^h  ^^^ 
1  Vo  Kornrade  bezw.  Taumellolch,  und  bei  einem  Vergleich  unter 
einer  Zeiss'schen  Lupe  wird  ermittelt,  zwischen  welchen  Grenzen 
der  Kornrade-  und  Taumellolchgehalt  des  untersuchten  Mehles  liegt 

Zur  Untersuchung  von  Roggen-  und  Weizenmehl  in  Back» 
waaren  erinnert  P.  Soltsien^)  an  das  bereits  früher  yon  ihm 
veröffentlichte  Verfahren  der  Behandlung  der  Backwaaren  mit 
Salzsäure  und  chlorsaurem  Kalium  unter  Zusatz  von  ein  wenig 
Butterfett,  welches  nach  dem  Erkalten  nebst  den  Haaren  und  noch 
unzerstörten  Oewebetheilchen  abgehoben  und  mikroskopirt  wird. 
Um  letztere  aus  Mehlen  leicht  zu  erhalten,  empfiehlt  derselbe, 
das  Mehl  zunächst  bis  zur  Beseitigung  der  Stärke  mit  verd.  HCl 
zu  erhitzen,  durch  ein  kleines  Filter  zu  filtriren,  etwas  mit  heissem 
Wasser,  schliesslich  mehrmals  mit  verd.  Ammoniak  auszuwaschen 
und  Theilchen  des  Filterinhaltes  zur  mikroskopischen  Unter- 
suchung zu  verwenden ;  ein  verhältnissmässig  schnell  auszuführen- 
des, sidieres  Verfahren. 

Untersuchung  von  Mehlsorten  nebst  einer  neuen  Methode  zur 
Bestimmung  der  Feinheit  der  Mehle;  von  Victor  Vedrödi'). 
Bei  der  Untersuchung  von  Mehlen  machte  Verf.  die  Beobachtung, 
dass  der  Aschengehalt  des  betr.  Mehles  immer  in  einem  ganz 
bestimmten  Verhältniss  zur  Feinheit  desselben  steht.  Während 
man  bisher  den  Feinheitsgrad  eines  Mehles  nach  dem  Augenmaass 
bestimmte,  indem  man  dasselbe  mit  sogen,  normalen  Mehlmustem 
verglich,  ist  man  durch  Bestimmung  der  Asche  nicht  nur  in  den 
Stand  gesetzt,  die  Feinheit  des  Mehles  ganz  genau  zu  ermitteln, 
sondern  auch  zwischen  Mehlen  derselben  Nummer  zu  bestimmen, 
welches  feiner  ist  als  das  andere.  Bei  den  analytischen  Unter- 
suchungen, die  Verf.  mit  416  Proben  von  ungefälschtem  ungari- 
schem Weizenmehl  anstellte»  schwankte  der  Aschengehalt  zwischen 
0,2  und  3,15  %.  Ferner  zeigten  die  Versuche,  dass  im  Falle  das 
Weizenmehl  mit  Kornmehl  gemischt  ist,  dieses  auf  den  Feinheits- 
g^d  einen  grossen  Einfluss  ausübt,  indem  es  die  Feinheit  des- 
selben wesentlich  herabdrückt.  Wegen  der  Unzuverlässigkeit  der 
bisherigen  Methode  schlägt  Verf.  vor,  den  Feinheitsgrad  nach  dem 
Aschengehalt  zu  bestimmen,  wofür  folgende  Tabelle  als  Grundlage 
dienen  soll. 


1)  Pharm.  Ztg.  1898,  180.  2)  Zeitschr.  f.  sngew.  Ch.  1898,  691. 

*5^ 


708  Mehl.    Brod.    Backwaaren. 


Marke 

bei  einem  Aschengehalte 

No.    0    .     . 

.     0,20—0,34  Vo 

„        1      .     . 

.     0,35—0,89    „ 

„       2     . 

.     .     0,40—0,48    „ 

„      3    . 

.     .    0,44-0,02    „ 

M       4     .     . 

.    0,53—0,60    „ 

„      5    . 

.     .     0,61—0,70   „ 

„      6    . 

.     .    0,71—1,16   „ 

„      7     .     . 

.    .     1,17—1,80   „ 

„      8    .     . 

.    .     1,81—3,15    „ 

lieber    Verfälschung   von   Weizenmehl   mit    LeguminosenmM 
und   deren  Erkennung  berichtet  Le andre  ^).    Mit  Leguminosen- 
mehl  verfälschtes  Weizenmehl  liefert  mehr  Asche  als  reines;    die 
Asche  enthält  drei  basische  Phosphate,   reagirt  alkalisch  and  ist 
hygroskopisch.    Beim  Eintragen   von    so   verfälschtem   Mehle    in 
siedendes  Wasser   lässt  sich   der  charakteristische   Leguminosen- 
gernch  wahrnehmen.    Für  den  mikroskopischen  Nachweis  bedient 
man   sich  am  besten   des   Polarisationsmikroskopes.    Im  anderen 
Falle  bringt  man  etwas  Mehl  auf  den  Objectträger   und  vertheilt 
es   in   einer  12<^/oigen  KOH-Lösnng.      Reines   Weizenmehl    giebt 
hierbei   eine  gummiartige ,    durchscheinende  Masse,    in   der  man 
keine  Cellulose  erkennen -kann;   wie  angegeben  verfälschtes  Mehl 
lässt    deutlich    polyedrische    und    spindelförmige    Zellen    unter- 
scheiden.   In   Frankreich   ist  nach    Leandre   die  Fälschung  von 
Weizenmehl   mit  Mehl  von   Faba  equina  sehr  verbreitet.     Zum 
Nachweise  von  Wicken-  oder  Bohuenmehl  verfährt  man  nach  Mar* 
tens  in  der  Weise,   dass  man   das  alkoholische  Extract  des  ver- 
dächtigen Mehles  in  dünner  Schicht  in  einer  Porzellanschale  ver- 
theilt, auf  100°  G.  erhitzt  und  das  Extract  dann  hinter  einander 
1 — 2  Minuten    der  Einwirkung  zuerst  von  HNOs    und  dann  von 
conc.  NHs  aussetzt.    Die  Anwesenheit  von  Bohnen-  oder  Wicken- 
mehl  veranlasst  in  diesem  Falle  eine  feurige  Rothfärbung.    Ein 
anderes  Verfahren   gründet  sich  auf  den  Nachweis  von  Legumin. 
Man   entzieht   dem   zu   untersuchenden   Mehle   den  Kleber,    löst 
durch  Hinzufügen  von   NHs    zum  Waschwasser   das   vorhandene 
Legumin,  lässt  die  Stärke  absetzen,  filtrirt  und  säuert  das  Filtrat 
mit   sehr   verdünnter  HsS04    an.     Das  Legumin   wird  auf  diese 
Weise  gefallt,  abfiltrirt  und  gewogen;  0,90  g  Legumin  entsprechen 
5  o/o  Leguminosenmehl.     Auch   andere   Leguminosenmehle   lassen 
sicn  nach  dem  vorstehenden  Verfahren  nachweisen. 

Ueber  eine  Verfälschung  von  Mehl  mit  10  ^/o  Oypa  berichtet 
Niederstadt  >).  —  Auch  soll  öfters  Mehl  in  den  Handel  kom- 
men, dessen  RanzidiiM,  auf  Oelsäure  berechnet,  8—9  ^/o  beträgt  — 
Ebenso  wird  an  gleicher  Stelle  berichtet,  dass  in  Boston  verschie- 
dene Mehle  aufgefunden  wurden,  die  in  Büchsen  mit  schwefliger 
Säure  gMeicht  waren;  die  letzteren  waren  zum  grössten  Theile 
oxydirt. 

In   den   Semmeln   eines  Bäckers  zeigten  sich  nach  P.  Loh- 


1)  Chem.  Gentralbl.  1893,  I,  898.  2)  Chem.  Ztg.  1898,  156. 


Mehl.    Brod.    Backwaaren.  709 

mann^)  plötzlich  sehr  vereinzelt  auftretende,  grünblau  gefärbte 
Stellen,  beim  Durchsuchen  des  Mehles  mit  der  Lupe  war  nichts 
Verdächtiges  zu  erkennen.  Wurde  das  Mehl  mit  Wasser  ange- 
feuchtet, so  erschienen  jedoch  intensiv  blau  gefärbte  Puncte,  als 
deren  Ursache  das  Vorhandensein  von  Kupfervitriol  constatirt 
wurde.  Nach  Verf.  konnte  das  letztere  nur  dadurch  in  das  Mehl 
gelangt  sein,  dass  ein  mit  Kupfervitriol  gebeizter  Saatweizen  mit 
reinem  Weizen  zusammen  vermählen  wurde. 

Ein  jRoggenmehl,  welches  beim  Anrühren  des  Teiges  einen 
höchst  widerwärtigen  Geruch  entwickelte,  war  nach  Th.  Waage*) 
aus  Roggen  hergestellt,  der  behufs  Vernichtung  der  hineingekom- 
menen Komwürmer  mit  Chlor  ausgeräuchert  worden  war.  Ein 
Weizenmehl,  in  dem,  namentlich  beim  Anfeuchten,  blaue  Pünct- 
chen  erkennbar  waren  —  auch  die  daraus  hergestellten  Weiss- 
brödchen  zeigten  blaue  Flecke  — ,  enthielt  einen  blauen  Farb- 
stoff, von  unerfahrener  Hand  vielleicht  zugesetzt,  um  die  Weisse 
des  Mehles  zu  heben.  Knpfersulfat  war,  trotz  gegentheiliger  Be- 
hauptung von  anderer  Seite,  nicht  nachzuweisen.  Endlich  zeigte 
ein  Berliner  Roggenmehl  einen  erheblichen  Maisgehalt.  — 
Siedler  ist  gleichfalls  bei  der  Untersuchung  der  jüngst  vorge- 
kommenen blaufleckigen  Weissbrödchen  (s.  oben)  zu  dem  Resul- 
tate gekommen,  dass,  wie  Waage  beiläufig  erwähnt  hatte,  Knpfer- 
sulfat ganz  sicherlich  nicht,  wie  Lohmann  angegeben  hatte,  die 
Ursache  der  Flecke  sei;  auch  Kinzel  bestätigte  dies. 

Vergleichende  chemische  Untersuchung  der  Boggtnzwiehacke 
mit  und  ohne  Weizenzusatz;  von  Thal*). 

Analysen  zweier  Kindermehle  (Aichler*s  und  Punzmann's  Kin- 
dermehl) *). 

Die  Analyse  eines  russischen  Kindermehles  von  J.  J.  Martinsen 
in  Moskau  veröffentlichte  A.  Jürgens*). 

Künstlich  gefärbte  Teigwaaren;  von  H.  Könyöki*). 

Nachweis  von  Eidoder  in  Backwaaren;  von  H.  Salzmann  7). 
Nach  dem  Bein'schen  Verfahren  zur  quantitativen  Bestimmung  des 
in  einer  Backwaare  vorhandenen  Eidotters  —  Ermittelung  der  Phos- 
phorsäure in  dem  veraschten  Aetherextract  (s.  Jahresber.  d.  Pharm. 
1890)  —  hat  Salzmann  in  einem  gegebenen  Fall  Untersuchungen 
über  die  Bestimmung  des  vertragsmässig  ausbedungenen  Gehaltes 
Ton  Eiernudeln  an  Eidotter  angestellt  und  gleichzeitig  Gontrol- 
-versuche  ausgeführt.  Von  zuverlässigen  Personen  wurden  Eier- 
nudeln  mit  einem  Gehalte  von  6,  2  und  4  Eiern  auf  1000,  1000 
und  900  g  Weizenmehl  angefertigt.  Nach  der  Fertigstellung  wur- 
den die  Nudeln  in  ein  feines  Pulver  verwandelt  und  zu  verschie- 
denen Zeiten  untersucht  Alle  Aetherextracte  wurden  aber  gleich- 
massig  unter  Zusatz   von  Salpeter  verascht,   die  Asche  wurde  in 


1)  Pharm.  Ztg.  1893,  275.  2)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  im%  158. 

8)  Zeitwhr.   f.   Nähr.,    Hyg.   u.   Waarenk.  1893,   371.  4)  ebenda  876. 

5)  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl.  1893,  387.  6)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u. 

Waarenk.  1898,  84.  7)  Pharm.  Gentralh.  1898,  174. 


710  Mehl.    Brod.    Baokwaaren. 

heissem  Wasser  gelöst  und  in  der  Lösmig  wurde  mit  Magnesia- 
mixtur  in  bekannter  Weise  die  Phosphorsänre  bestimmt  Zar  Edr- 
mittelung,  wie  viel  von  dem  Aetherextract  auf  das  Weizenmehl, 
und  wie  yiel  auf  die  Eier  entfiedle,  wurde  auch  in  dem  zur  An- 
fertigung der  Nudeln  verwendeten  Mehle  die  Extractbestimmuog 
ausgefiihrt  Die  Zuverlässigkeit  des  Bein'schen  Verfahrens  voraua- 
gesetzt  und  femer  angenommen,  dass  bei  Anfertigung  der  Nadeln 
nur  kleinste  Eier  mit  einem  Oesammtgewicht  von  etwa  30  g  und 
einem  Dottergewicht  von  10  g  verwendet  seien,  was  indessen  nicht 
wahrscheinlich  ist,  so  hätten  nach  der  oben  angegebenen  Berech- 
nung (1,1290  g  Phosphorsäure  =  100  g  Dotter)  resultiren  müssen 
5,08,  1,88  und  3,92  Dottersubstanz  bezw.  0,0673,  0,0212  and 
0,0442  <^/o  Phosphorsäure.  Aus  den  in  einer  TabeUe  zusammen- 
gestellten Untersuchungsergebnissen  geht  aber  hervor,  dass  die 
aus  Eiemudeln  in  den  Aetherauszug  übergehende  Menge  Phosphor- 
saure  nicht  mit  Sicherheit  auf  £e  in  den  Nudeln  vorhandene 
Menge  Eisubstanz  schliessen  lässt  Es  mag  zugegeben  werden, 
dass  unter  gewissen  noch  näher  festzustellenden  Umständen  die 
die  Phosphorsäure  liefernden  Verbindungen,  das  Lecithin  und  die 
Glycerinphosphorsäure,  zum  grossen  Theil  in  den  Gebacken  on- 
zersetzt  erhalten  bleiben  und  in  den  Aetherauszug  übergehen 
können,  und  dass  also  in  solchen  Fällen  aus  der  gefundenen  Menge 
Phosphorsäure  auf  die  zu  den  Gebacken  verwandte  Menge  Eier 
geschlossen  werden  kann.  Jedenfalls  entzieht  es  sich  aber  der 
Beurtheilung  des  untersuchenden  Chemikers,  ob  bei  Zubereitung 
einer  Handelswaare  jenen  Umständen  Rechnung  getragen  worden 
ist.  Das  Weizenmehl  bietet,  unter  verschiedenen  Verhältnissen 
extrahirt,  keine  nennenswerthen  Schwankungen  hinsichtlich  des 
Aetherextracts,  wogegen  diese  Schwankungen  bei  den  Eiemudeln 
nicht  unerheblich  sind.  Der  Ansicht  Bein's,  dass  die  Menge  des  Aether- 
extracts nicht  durchaus  entscheidend  bei  der  Beurtheilung  eihaltiger 
Backwaaren  sein  könne,  mussmit  Rücksicht  auf  die  grossen  Schwan- 
kungen des  Fettgehalts  in  verschiedenen  Weizenmehlsorten,  wie 
sie  auch  bei  Salzmann's  Versuchen  zu  Tage  traten,  zwar  beige- 
treten werden,  indessen  scheint  vorläufig  dem  Aetberextracte  noch 
mehr  Bedeutung  zuzukommen  als  der  Phosphorsäure.  Wenigstens 
ist  es  nicht  möglich,  aus  einem  sehr  geringen  Gehalt  an  äther- 
löslichen Phosphorsäureverbindungen  einen  entsprechend  geringen 
Gehalt  an  Eisubstanz  in  den  Backwaaren  allgemein  herzuleiten. 
Die  zur  Entscheidung  gestellte  Frage,  ob  die  gelieferten  Eier- 
nudeln die  vertragsmässig  ausbedungenen  6  Eier  „auf  1  kg^*  Nu- 
deln enthielten,  ist  auf  Grund  der  gefundenen  Aetherextractmengen 
verneint  worden.  Es  war  mit  Sicherheit  anzunehmen,  dass  we- 
niger als  6  Eier  verwendet  waren,  und  es  konnte  als  sehr  wahr- 
s<meinlich  hingestellt  werden,  dass  für  die  erste  Lieferung  nidbt 
mehr  als  zwei,  für  die  zweite  nicht  mehr  als  vier  kleinste  Eier 
einem  Kilogramm  Mehl  zugasetzt  waren. 
Blaues  Oäreide;  von  Th.  Waage  *). 

1)  PhanD.  Centralh.  1S98,  78. 


Mehl.    Brod.    Backwaareih  711 

Die  Präexistem  des  Kleibers  im  Getreide  hat  Balland^) 
nachgewiesen. 

Ed.  Hanausek')  empfiehlt  ein  neues  Verfahren  zur  Bestimm 
mung  der  Grössen  der  Stärkekömer,  welches  in  folgender  Weise 
znr  Aasfährang  gelangen  soll.  Von  jedem  Präparat  wird  das 
grösste  Starkekorn  besonders  verzeichnet.  Zwanzig  Präparate  (in 
Wasser)  sind  auf  diese  Weise  durchznmastern.  Man  gewinnt  da- 
mit eine  Reihe  grösster  Werthe,  worunter  sich  ein  relatives  Mini- 
mum befinden  wird.  Der  Durchschnittswerth  aus  der  Reihe  giebt 
einen  Mittelwerth  der  einzlBln  gefundenen  Maxima  (maximaler 
Mittelwerth).  Diese  Methode  soll  vor  der  bisher  üblichen  Ermitt- 
lung der  summarischen  Mittelwerthe  sowie  der  sog.  unteren  und 
oberen  Orenzwerthe  den  Vorzug  verdienen.  Der  Verfasser  giebt 
folgendes  Beispiel  an: 

Summarischer    Maximaler    Relatives 
Mittelwerth     Mittelwerth   Maximum 
Weizen  33  42  52 

Roggen  41  49  59 

Gerste  25  32  40 

(in  Mikromillimetem). 

Wenn  man  nach  der  Methode  der  „kleinsten  Quadrate"  aus 
einer  Versuchsserie  in  einem  bestimmten  Falle  den  (wahrscheinlich) 
wahren  Werth  berechnet ,  so  kommt  das  relative  Maximum  nahe 
dem  absoluten  Maximum,  von  diesem  nur  um  ein  geringes  Plus 
oder  Minus  variirend. 

lieber  ein  besonderes  Verhalten  der  Weizen^,  Roggen-  und 
Gersienhaare  berichtet  Ed.  Hanausek*).  Derselbe  hat  die  Kör- 
ner der  genannten  Qetreidehaare  der  Einwirkung  von  absolutem 
Alkohol  ausgesetzt  und  alsdann  genaue  Messungen  der  Breite,  der 
Wanddicke  und  Lumenweite  der  Haare  vornehmen  lassen.  Diese 
haben  Folgendes  ergeben:  1.  Weizenhaare  werden  durch  ab- 
soluten Alkohol  im  Lumen  an  der  Basis  vereng^,  nach  der  Mitte 
hin  erweitert;  das  letztere  tritt  am  häufigsten  ein.  2.  Roggen- 
haare  werden  durch  absoluten  Alkohol  im  Lumen  an  der  Basis  nicht 
oder  wenig  verengt,  nach  der  Mitte  hin  immer  verengt.  3.  0er- 
stenhaare  sind  vornehmlich  dreierlei  Art:  a)  lange  Haare  mit 
dicker  Wand  und  engem  Lumen  (wie  beim  Weizen);  b)  kurze, 
kegelförmige  Haare;  cj  unterhalb  der  Spitzen  dünnwandige  Haare, 
mit  weitem  Lumen,  die  an  ihrer  Basis  keine  zwiebelartige  Ver- 
breiterung zeigen.  —  Gerstenhaare  werden  durch  absoluten  Al- 
kohol im  Lumen  an  der  Basis  etwas  verengt,  auch  die  dünnwan- 
digen Haare  zeigen  im  Lumen  an  der  Basis  eine  Verengung. 
Diese  grössere  Resistenz  dürfte  im  Siliciumgehalte  derselben  be- 
gründet sein.  In  jedem  Falle  ist  zu  diagnostischen  Beobachtungen 
der  Einfluss  des  absoluten  Alkokols  zu  berücksichtigen,  insbeson- 
dere dann,  wenn  hochfeine  Mehle  der  Prüfung  unterliegen. 

1)  Gompt  rend.  1S98,  GXVI,  202.  2)  Zeitsohr.  d.  allg.  österr. 

Apoth.  Ver.  1898,  867.       3)  Zeitsohr.  f.  Nsbr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1898,  160 


712  Mehl.    Brod.    Backwaaren. 

Veränderung  des  Brodes  beim  Sckimmdn.  Anlässlich  der 
Meinnngsyerschiedenheit  zwischen  einem  Handelschemiker,  der  ans 
einem  Befunde  von  20<^/o  Protein  eines  in  Beschlag  genommenen, 
stark  verschimmelten  Brodes  anf  einen  Zusatz  von  Bohnenmehl 
geschlossen  hatte,  und  dem  Gutachten  einer  Versuchsstation  hat 
A.  Hebebrand  ^)  Versuche  über  den  Mnfiuss  der  Schimmelpilze 
auf  die  Zusammensetzung  des  Brodes  angestellt  und  aus  diesen 
Versuchen  die  Schlussfolgerung  gezogen,  dass  verschimmeltes 
Brod  stets  proteinreicher  und  reicher  an  anderen  Bestandtheilen 
(ausschliessf.  der  Kohlehydrate)  sein '  muss  als  das  ursprüngliche 
Brod,  aus  welchem  es  hervorgegangen  ist  Deshalb  kann  aber 
auch  der  im  verschimmelten  Brod  gefundene  Proteingehalt  nicht 
maassgebend  sein  für  die  Beurtheilung  des  ursprünglichen  Brodes 
vor  dem  Schimmeln. 

Bei  Anwendung  des  folgenden,  genau  innezuhaltenden  Ver- 
fahrens zur  Fetibestimmung  im  Brod  gelangte  E.  Polenske')  zu 
Constanten  Zahlen:  In  einer  200  cc  fassenden  Flasche  mit  gut 
schliessendem  Glasstopfen  wurden  10  g  Brodpulver  mit  50  oc 
Wasser,  welchem  1  cc  Salzsäure  vom  spec.  Gew.  1,124  zugesetzt 
worden  war,  übergössen,  gemischt  und  durch  U/s  stündiges  Ein- 
stellen des  mit  dem  Stopfen  lose  verschlossenen  Gefasses  in  leb- 
haft kochendes  Wasser  die  Inversion  der  Stärke  herbeigeführt. 
Nach  Verlauf  einer  Stunde  wurde  der  Inhalt  der  Flasche  durch 
leichtes  Schwenken  nochmals  gemischt.  Die  noch  heisse  Flüssig- 
keit wurde  zum  Abstumpfen  der  Säure  dann  vorsichtig  mit  circa 
1  g  pulverisirtem  Marmor  versetzt,  50  cc  Chloroform  zugegeben 
und  ca.  15  Minuten  geschüttelt  Am  nächsten  Morgen  hatte  sich 
soviel  klares  Chloroform  abgeschieden,  dass  mittels  einer  Pipette 
20 — 25  cc  desselben  entnommen  werden  konnten.  Das  Chloroform 
wurde  durch  ein  mit  Chloroform  befeuchtetes  Filter  von  5  cc 
Durchmesser  in  ein  Wägegläschen  filtrirt,  das  Filter  mit  Chloro- 
form nachgewascheu,  und  nach  dem  Verdunsten  des  Chloroforms 
das  extrahirte  Fett  gewogen.  Bei  Anwendung  ron  Aether  ak 
Extractionsflüssigkeit  (80  g)  wurde  fast  durchgängig  eine  grössere 
Ausbeute  erzielt,  die  Differenz  war  indessen  so  gering,  dass  dem 
Chloroform  des  dadurch  erhaltenen  reineren  Rohfettes  w^en  der 
Vorzug  eingeräumt  wurde.  Die  in  drei  Tabellen  angegebenen  Zahlen, 
die  eine  ansehnliche  Anzahl  von  Analysen  belegen,  beweisen,  dass 
sich  auf  diesem  Wege  das  Brodfett  mit  Sicherheit  bestimmen 
lässt  und  dass  im  Gegensatz  zu  der  bisherigen  Annahme  nur  ein 
geringer  Theil  des  Fettes  durch  den  Backprocess  verloren  geht. 
Die  von  Polenske  angegebene  Methode  hat  vor  der  von  Weibull 
angegebenen  (Jahresber.  1892)  ausserdem  noch  den  Vorzug  der 
Einfachheit. 

Zum  Nachweise  der  Seife  in  Brod  und  sonstigem  OMiek  wird 
letzteres  nach  Herlant*)  in  getrocknetem  und  gepulvertem  Zu- 


1)  Hy^r.  Rundsch.  II,  1057.  2)  Arb.  d.  Kaie.  GeBandheitsmmts  1898, 

Bd  YIII,  678.  3)  Rev.  intern,  des  Falsif.  1898,  I,  7. 


Mehl.    Brod.    Backwaaren.  713 

Stande  zunächst  mit  92  o/o  ig.  Alkohol  extrahirt;  den  hierbei  blei- 
benden Rückstand  erschöpft  man  nach  dem  Trocknen  mitAether. 
Beide  Auszüge  werden  eingedampft,  getrocknet  und  gewogen. 
Das  alkoholische  Extract  wird  mit  heissem  Wasser  aufgenommen 

und  mit  :r^*Alkali  titrirt.    Der  ätherische  Auszug  enthält  die  im 

Brod  enthaltenen  Fette,  welche  vom  Mehl,  von  Butter,  Milch  oder 
sogar  von  Oelen  herrühren  können,  welch'  letztere  mit  der  Seife 
zugleich  dem  Teige  zugesetzt  werden.  Eine  zweite  Probe  des 
Brodes  verascht  man,  behandelt  die  Asche  mit  Wasser  und  be- 
stimmt im  Filtrate   der  wässerigen   Lösung    die  Alkalinität  mit 

jTv -Säure.    Zwei  vom  Verfasser  untersuchte  Brode,  von  denen  das 

eine  auf  100  g  Mehl  einen  Zusatz  von  3  g  Marseiller  Seife  er- 
halten hatte,  welche  in  Wasser  gelöst  und  mit  einem  Kaffeelöffel 
Olivenöl  emulgirt  war,  lieferten  folgende  Zahlen: 

Reines      Brodanit- 
In  100  g  Brod  Brod  Seife 

Alkohol.  Extract 3,85  o/o        3,36  o/o 

Aether.  Extract 0,59  o/o         1,63  o/o 

Zur  Neutralisation  des  alkohol.  Extracts  ver- 
brauchte cc  T^-KOH 47,0  cc        98,0  cc 

Asche 3,66  o/o        1,62  o/o 

Alkalinität  in  cc  jTr-Säure       23,0  cc        30,0  cc 

Unter  dem  Namen  PaienUBrodöl  wird  nach  einer  Mittheilung 
von  Hefelmann^)  den  Bäckern  ein  Oel  zum  Ausstreichen  der 
Backbleche  angeboten,  welches  sich  nach  vorgenommener  Unter- 
suchung als  Paraffinöl  von  orangerother,  grünroth  fluorescirender 
Färbung  erwies.  Nach  dem  Genüsse  von  Kuchen,  welcher  in 
Blechen  gebacken  war,  die  zuvor  mit  Paten t-Brodöl  bestrichen 
worden  waren,  sind  Erkrankungen  beobachtet  worden.  Hefelmann 
erklärt  das  Patent-Brodöl,  welches  amerikanisches  Palmöl  sein 
soll,  für  nichts  anderes  als  ein  Maschinenschmieröl. 

Ueber  das  Auftreten  rother  Flecke  im  Brod  und  dessen  ür- 
Sache  bringen  P.  Schneider*)  sowie  Dannenberg '),  ebenfalls 
B.  Hellwig')  einige  Mittheilungen. 

Vergiftungserscheinungen  durch  Micrococcus  prodigiosus  im 
Brod.  Ueber  einen  genau  verfolgten  Fall  des  Auftretens  der 
rothen  Flecke   im  Brod  berichtet  V.  Malen  chin  i  ^). 

Zum  Nachweis  des  Mutterkorns  bringt  C.  Hartwich  ^)  einige 
Beiträge. 


1)  Pharm.  Gentralh.  1893,  406.  2)  Pharm.  Zt^.  1898,  411. 

8)  ebenda  426.  4)  Bellet.  Ghim.  Farm.  1898,  No.  20;  Pharm.  Ztg. 

1698,  746.         6)  Schweiz.  Wochensohr.  f.  Pharm.  1898,  869. 


714  Mehl.    Brod.    Backwaaren. 

Ersatzmütd  des  Oetreidebrodes ;  von  Th.  Waage ^). 

Beiträge  zur  Brodfrage;  von  E.  Seil*). 

lieber  Herstellung  und  Nährwerth  des  Brodes  in  ihren 
hangen  zu  einander;  Vortrag  von  W.  PraasDÜz')  auf   der  12. 
Vers.  d.  fr.  Vereinig,  bayer.  Vertr.  d.  angew.  Chemie. 

Ueber  den  Säuregehalt  des  Brodes  und  seine  hygienische  und 
national-ökonomische  nedeutung;  von  K.  B.  Lehmann^). 

Grundsätze  richtiger  ErnShruna  und  Mütel,  ihnen  bei  der 
ärmeren  Bevölkerung  Geltung  zu  verschaffen;  Vortrag  von  Pf  e  i  ff  er  •) 
vor  der  Versammlung  des  Deutschen  Vereins  für  öffenÜ.  Gresund- 
heitspflege  in  Würzburg  1893. 

lieformen  auf  dem  Gebiete  der  Brodbereitung;  Vortrag  von 
K.  B.  Lehmann^),  ebendort  gehalten. 

Diabetikerbrod,  Ebstein  7)  giebt  für  Laien  und  Bäcker  Vor- 
schriften zur  leichten  Herstellung  des  von  ihm  empfohlenen  AUu- 
ronatbrodes  aus  Gerealien  und  Aleuronat  von  Dr.  Hundhaasen. 

Ueber  Diabetikerbrode  bringt  Hellwig  eine  kurze  Notiz,  in 
welcher  er  die  Zusammensetzung  der  Fromm'schen  Conglutinbadc- 
werke  nicht  für  eine  günstige  hält,  dagegen  glaubt,  dass  das  neue 
Fromm'sche  Diabetikerbrod  mehr  Beachtung  verdiene.  Diese  An- 
sicht wird  von  Hef  elman n  ^)  nicht  getheilt.  Das  neue  Fromm'sche 
Diabetikergebäck  enthält  nach  Hefelmann  ca.  20  Vo  Eiweiss,  40  */o 
Fett,  23  o/o  Kohlehydrate  und  10  o/o  Wasser. 

Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  und  den  Nährwerth 
des  Samens  von  Chenopodium  album  L.;  von  G.  Baumert  und 
K.  Halpern*),  sowie  N.  D.  Salmenew^o^, 

Ueber  rtissisches  Hungerbrod  berichten  G.  Baumert  und 
K.  Halpern  ^1).  Eine  den  Verfassern  von  Kobert  übermittelte 
Brodprobe  ergab  bei  der  Analyse  4,18  <^/o  Wasser,  15,13  o/o  N-hal- 
tige  Stoffe,  3,27  o/o  Fett,  12,28  %  Holzfaser,  13,95  %  Asche  und 
51,19  o/o  N-freie  Eztractivstoffe,  während  Roggenbrod  im  Mittel 
42,27 o/o  Wasser,  6,11  o/o  N-haltige  Substanzen,  0,43 o/o  Fett, 
0,49  o/o  Holzfaser,  1,46  %  Asche  und  49,25  %  N-freie  Extractiv- 
Stoffe  enthält  Aus  diesen  Analysenergebnissen  folgt  nun,  dass 
Ghenopodiumbrod  an  stickstoffhaltigen  Bestandthellen  und  Fett 
dem  Roggenbrod  überlegen  ist,  dass  jedoch  dieser  Vorzug  durch 
den  hohen  Holzfasergefaalt  und  Aschegehalt  sowie  durch  den 
Mindergehalt  an  stickstofffreien  Extractivstoffen  sehr  stark  herab* 
gemindert  wird.  Diese  Thatsache  wird  anderseits  auch  durch  die 
von  Dr.  Popow  in  Moskau  angestellten  Emährungsversuche  mit 
Ghenopodiumbrod    bestätigt     Ratten    gingen    nach    mehrmaliger 


1)  Apoth.  Ztg.  1893,  514.  2)  Arb.  d.  Kais.  Gesandbdtumta  YIII, 

eOe-677.  8)  Bericht  S.  6;  Referat  in  Apoth.  Ztg.  1898,  896;  Pharm.  Zig.  1898, 
498.        4)  Manch,  med.  Wooheosohr.  1898,  96.  5)       Pharm.  Zig.  1898,  84& 

6)  Aussage   in  Pharm.  Ztg.  1898,  346;    Pharm.  Gentralh.  1898,  824  a.  428. 

7)  Die  Vorschriften  sind  mitgetheilt  in  Deatsch.  Med.  Ztg.  1898,  No.  18; 
Ph«  Ztg.  1898,  290;  Ph.  Gentralh.  1898,  361.  8)  Pharm.  Gentralh. 
1898,  288.  9)  Aroh.  Pharm.  1898,  641.  10)  Pharm.  Zdtaohr. 
f.  Rassl.  1898,  226.              11)  Archiv  d.  Pharm.  1898,  644. 


Mehl.    Brod.    Backwaaren.  715 

Gabe  von  diesem  Brode  zn  Grande  und  zeigten  bei  der  Obdnction 

Symptome   eines   starken  Magen-  nnd  Darmkatarrhs;   Menschen, 

ij(  die  mit  diesem  Brode  ernährt  wurden,  zeigten  nach  mehrtägigem 

^  Genuss  eine  Abnahme  am  Körpergewicht  von  2—3  kg  nnd  klagten 

über  allgemeine  Körperschwäohe,  ein  unangenehmes  Gefühl  in  der 

i,,  Magengegend  sowie  über  leichte  Schwindelanfalle. 

Zur  Kenntnm  der  Eigenschaften  des  Nothhrodes;    Yon  F.  K. 
^  Stefanowsky  ^). 

Analyse  des  russischen  Hungerbrodes;  von  R.  Rouma*). 
^  Mittheilungen  Ober  Chenopodin  und  den  Nachweis  des  Cheno^ 

podiumsamens  in  Mahlproducten  liefern  G.  Baumert  und  K.  Hal- 
^,  pern  *).    Bei  dieser  Untersuchung  ergab  sich,  dass  der  Ghenopo- 

diumsamen  Betain  und  nicht  wie  von  andrer  Seite  angenommen 
^;  worden  ist,  ein  Alkalo'id  (Chenopodin)  noch  auch  Leudn  als  wirk- 

^  samen  Bestandtheil  enthält.     Da   das   Betain  als  unschädlicher 

Stoff  bekannt  ist,  auch  Saponinsubstanzen,   sowie  Oxalsäure,  die 
•  angeblich  in  einigen  Chenopodiaceen  vorkommen,  in  dem  Cheno- 

.  podiumsamen   nicht  nachgewiesen  werden  konnten,    so  bleibt  die 

^  Frage  über  die  schädliche  Wirkung  des  Samens  vorderhand  noch 

ungelöst  und  vermuthen  die  Verfasser  nur,  dass  vielleicht  ein 
ätherisches  Gel,  von  dem  eine  kleine  Menge  aus  dem  Extracte  des 
Samens  isolirt  werden  konnte,  vielleicht  die  Ursache  der  physiologisch 
wirksamen  Bestandtheile  ist  —  Um  einen  Nachweis  von  Gheno- 
podiumsamen  in  Mehlproducten  zu  ermöglichen,  schlagen  Baumert 
und  Halpern  vor,  eine  von  Vogl  angegebene  Reaction  zur  Mehl- 
prüfung zu  benutzen.  Ghenopodiumhaltiges  Mehl  giebt 
nämlich  bei  mehrstündiger  Berührung  mit  salzsaurem  Weingeist, 
namentlich  in  der  Wärme  eine  blassrothe  bis  tiefrothe  Färbung, 
die  an  sich  zwar  noch  kein  Beweis  für  die  Anwesenheit  von  Ghe- 
nopodiumsamenmehl  ist,  aber  einen  bezüglichen  Hinweis  für  die 
mikroskopische  Untersuchung  liefert. 

Ueber  Saponin  und  das  der  Kornrade  im  Besonderen;  von 
R.  Kobert^).  Im  weiteren  Verlaufe  seiner  Untersuchungen  über 
die  Saponine  sucht  der  Verf.  die  Mittheilungen  von  Hanausek,  Kor- 
nauth  und  Arche,  welche  in  der  Verfutterung  der  Kornrade  eine 
Gefahr  nicht  erblicken,  zu  widerlegen.  Der  einzig  sichere  Aus- 
weg der  Verwendung  von  Kornrade  bleibt  darnach  der  schon 
früher  vom  Verf.  gemachte  Vorschlag,  die  Samen  so  zu  schroten, 
dass  der  Embryo  an  der  Schale  hängen  bleibt,  was  leicht  möglich 
ist.  Dann  kann  man  den  ausserordentlich  brauchbaren  Mehlkern 
selbst  als  Mensohennahrung  verwenden.  Die  Kleie  ist  nach  Leh- 
mann in  eisernen  Pfannen  zu  rösten,  was  wenig  kostet  und  den 
Werth  derselben  als  Futter  für  Vieh  nicht  herabmindert  So  ge- 
röstet ist  nämlich  der  Embryo  in  Folge  Zersetzung  des  Agro- 
stemma-Sapotoxins  entgiftet  und  kann  von  allen  Thieren  selbst 
bei  bestehendem  Darmkatarrh  ohne  Schaden  gefressen  werden. 

1)  Inang.  Dia«.  Kasan  1898;  ZeiUobr.  f.  Nähr.,  Hyg.  o.  Waarenk.  1S98, 
858.  2)  ZeitMbr.  f.  Nabr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1898,  168.  8)  Archiv 

d.  Pharm.  1893,  648.  4)  Phann.  Post  1892,  1189  u.  1261. 


716  Honig. 

Zur  Kornradenfrage;  von  C.  Kornauth  ^).  Eine  Entgegnong 
auf  die  Abhandlung  von  Kobert. 

Honig^. 

Entwurf  für  den  Codex  alimentarius  Austriacus.  Oruppe  Vb, 
Honig;  von  M.  Mansfeld^). 

Beschlüsse  des  Vereins  Schweiz,  analyt.  Chemiker  (in  St  Gallen, 
28—30.  Sept.  1893)  betr,  Untersuchung  und  Beurth^ung  des 
Honigs  •). 

DaB  HaenWsche  Verfahren  zur  Untersuchung  des  Honigs  be- 
ruht auf  der  Annahme,  dass  jeder  echte  Honig  nach  geeigneter 
Dialyse  optisch  inactiv  werde.  Von  vornherein  mussten  die  For- 
meln Bedenken  erregen,  die  Haenle  zur  Berechnung  der  Menge 
des  Zusatzes  von  Stärke-  oder  Rohrzuckersirup  aufstellte.  Er 
setzte  nämlich  das  optische  Drehungsvermögen  der  Honiglösang 
(1  +  2)  bei  Blüthenhonig  stets  gleich  —  30^,  bei  Tannenhonig 
stets  gleich  +30^;  dasselbe  unterliegt  :in  Wirklichkeit  sehr  er- 
heblichen Schwankungen.  Während,  wie  bereits  im  Jahresber. 
1892  mitgetheilt,  A.  Sendele  bei  Anwendung  der  Haenle'schen 
Methode  durchaus  sichere  Resultate  erhalten  haben  will,  wird 
dieselbe  von  anderen  Seiten  übereinstimmend  für  unbrauchbar 
erklärt.  B.  Fischer,  ebenso  E.  Dieterich  sowie  M.  Mansfeld 
(s.  Jahresber.  1892)  konnten  die  Angaben  von  Haenle  nicht  be* 
stätigt  finden;  Versuche  von  Carl  Amthor^)  ergaben,  dass  so- 
wohl links-  wie  auch  rechtsdrehende  Honige  und  sogar  schwache 
Glykoselösungen  noch  nach  ötägiger  Dialyse  optisch  activ  sind. 
Um  die  Haenle'scho  Methode  der  Honigprüfung  zu  erproben,  ver- 
mischte Amthor  den  Rest  eines  von  Sendele  mit  25  o/o  versetzten 
and  an  die  verschiedenen  Chemiker,  darunter  an  Amthor  ge- 
sandten Honigs  mit  dem  gleichen  Gewicht  eines  sehr  stark  links- 
drehenden  Naturhonigs,  &rbte  das  Gemisch  mit  Caramel  dunkel 
und  schickte  dasselbe,  das.  nun  12,5  o/o  Glykose  und  etwa  4,65  <*/o 
Dextrin  enthielt,  an  Haenle  zur  Untersuchung,  welcher  den  Honig 
für  ein  echtes,  nicht  zu  beanstandendes  Naturproduct  erklärte. 

Gegen  die  Abhandlung  Amthor's  veröffentlichte  0.  Haenle^ 
eine  Erwiderung. 

M.  Mansfeld  ^)  prüfte  nochmals  das  Verfahren  von  Haenle 
und  fand,  dass  alle  Honige,  auch  die  linksdrehenden,  nach  genü- 
gend langer  Dialyse  rechtsdrehend  werden;  in  keinem  Falle  trat 
bei  einer  Versuchsdauer  bis  zu  36  Stunden  optische  Inactivitat 
ein.  Die  Rechtsdrehung  der  dialysirten  Lösung  wird  durch  Trau- 
benzucker hervorgerufen ;  in  allen  Fällen  konnte  direct  reduciren- 
der  Zucker  nachgewiesen  werden. 

A.  Neuburger  7)  wendet  sich  gegen  die  Kritik,  die  Mansfeld 

1)  Pharm.  Post  1893,  65.  2)  Zeitschr.  f.  Nfthr.,  Hyg.  a.  Waarenk. 

1893,  69.  8)  Apoth.  Ztg.  1893;  Pharm.  Ztg.  1898.  4)  Joom. 

der  Pharm,  f.  ElsasB-Lothr.  1892,  No.  12;  8.  aaoh  Pharm.  Ztg.  1898,  110. 
5)  ebenda  1898,  No.  1.  6)  Zeitflchr.  f.  Nähr.,  Uyg.  a.  Waarenk.  1898,  83. 
7)  ebenda  168. 


Honig.  717 

an  dem  Haenle'schen  Dialysirverfahren  geübt  hat  Er  hält  die 
dort  angeführten  Untersuchungen  zum  Theil  für  directe  Beweise 
der  Brauchbarkeit  des  Haenle'schen  Verfahrens  und  bringt 
neue  Beispiele  dafür  bei.  In  einer  Erwiderung  auf  die  vor- 
stehende Abhandlung  weist  M.  Mansfeld^)  mehrere  ihm  ge- 
machte Vorwürfe  zurück. 

E.  Die te rieh ^^  erklärte  auf  Grund  wiederholt  angestellter 
Versuche  die  Haenle'sche  Methode  wiederum  für  unbrauchbar. 
Linksdrehende,  rechtsdrehende  und  mit  Stärke-  oder  Rohrzucker 
gefälschte  Honige  verhalten  sich  bei  der  Dialyse  fast  vollständig 
gleich.  Die  linksdrehenden  Bestandtheile  gehen  am  raschesten 
durch  die  Membran.  In  Folge  dessen  werden  die  rechtsdrehen- 
den Honige  zunächst  stärker  rechtsdrehend,  die  linksdrehenden  zu- 
nächst schwächer  linksdrehend.  Schliesslich  tritt  bei  den  letzte^ 
ren  auch  ein  Punct  ein,  bei  welchem  sie  rechtsdrehend  werden» 
Fährt  man  mit  der  Dialyse  weiter  fort,  so  wird  die  Rechts- 
drehung zunächst  stärker,  nimmt  aber  schliesslich  langsam  ab. 
Ebenso  verhalten  sich  die  mit  Glykose  oder  Rohrzucker  verfälschten 
Honige.  Setzt  man  die  Dialyse  lange  genug  fort,  so  erhält  man 
zuletzt  eine  inactive  Flüssigkeit.  Um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  ist 
es  aber  vollständig  gleichgültig,  ob  der  zu  untersuchende  Honig 
echt  oder  ob  er  mit  Glykose  oder  Rohrzucker  gefälscht  ist.  Ja^ 
dieser  Punct  tritt  bei  den  rechtsdrehenden  Naturhonigen  gewöhn- 
lich später  ein,  als  bei  den  gefälschten  Honigen. 

Th.  Weigle*)  theilt  mit,  dass  er  mit  dem  Haenle'schen  Ver- 
fahren der  Dialyse  des  Honigs  keine  günstigen  Erfahrungen  ge- 
wonnen habe.  In  ähnlichem  Sinne  äusserten  sich  Mansfeld 
und  Rupp.  Es  wurde  eine  Resolution  angenommen,  dass  nach 
den  bisherigen  Erfahrungen  die  Untersuchungsmethode  von  Haenl& 
nicht  geeignet  erscheint,  in  allgemeine  Anwendung  gezogen  zu 
werden. 

E.  Beckmann*)  bemerkt,  dass  die  Oährungsmethode  zum  Nach-- 
weise  von  Glykose  in  Blüthenhonig  sehr  brauchbar  sei,  doch  müsse 
man  in  der  Auswahl  der  zu  verwendenden  Hefe  sehr  vorsichtig 
sein.  Man  müsse  daher  zur  Gontrole  nebenher  Zuckerlösung  ver- 
gähren  lassen  und  die  verbleibende  Rechtsdrehung  bei  der  Be- 
rechnung in  Abzug  bringen,  weil  Presshefe  öfter  dextrinartige 
Stoffe  selbst  enthalte.  So  wenigstens  müsse  man  verfahren,  wenn 
absolut  reine  Hefe  nicht  mit  Zuverlässigkeit  zu  erhalten  sei. 

Ueber  die  Zusammensetzung  des  russischen  Honigs  berichtet 
W.  L.  Villaret.  6) 

Die  Untersuchung  der  Honige  wird  von  E.  Dieterich«)  Mangels 
besserer  Methoden  noch  nach  dem  Lenz'schen  Verfahren  ausge- 
gefuhrt;  er  erhielt  folgende  Zahlen: 


1)  Zeitechr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,   165.  2)    Helfenb. 

Annal.  1892.  8)  Ber.  über  die  12.  Vers,  bayer.  Vertr.  d.  angew.  Ghem. 

1898,  18.  4)  Pharm.  Ztff.  1893,  684.  6)  Pharm.  Zeitschr.  f.  RusbL 

1898,  56  u.  71.  6)  Helfenb.  Annal.  1892. 


718 


Essig. 


Honigsorte 

Zahldei^ 
Proben 

Lösang 

1  +  2 

spec.  Gew. 

Lösang  1  +  2 
dreht  Grad 

Säarexahl 

Amerikanischer .    .    . 
Kroatischer    .... 

Istrischer 

Dalmatinischer  .    .    . 
Deatscher      .... 

6 
1 

10 

4 
8 

1,12-1,18 

iai2 

1,108-1,108 
1,107—1,108 
1,112-1,114 

-  9,6  bis  —  13,6 

—  14 

-  9,6  bis  —  13,4 

—  12,6  bis  -  14,9 

—  6,7  bis  —  14,8 

11,20—21^ 

14*56 
12,82  —23,62 
11,76-17,08 
12,6  —16,5 

Ueber  die  Zusammensetzung  des  russischen  Honigs  und  über 
Ergebnisse  der  Untersuchung  mit  Stärkezuckersirup  verfälschten 
russischen  Honigs  berichtete  W.  L.  Villaret.  *) 

A.  Faians')  bat  den  sogensi^nuten  „Türkischen  Honig^',  jenes 
weisse,  klebrige  und  in  grossen  würfelförmigen  Klumpen  auf  allen 
Jahrmärkten  und  Messen  feilgehaltene  Product,  untersucht  und 
7,97  o/o  Wasser,  56,78  o/o  Invertzucker,  31,02  «/o  Rohrzucker,  0,31  <>/• 
Asche  und  3,92  o/o  in  80  o/oigem  Alkohol  unlösliche  Bestandtheile 
gefunden.  Aus  der  weiteren  Untersuchung  geht  hervor,  dass  der 
Türkische  Honig  u.  a.  2,67  o/q  gummiartige  Bestandtheile,  1,09  o/o 
Alaun  und  0,16  o/o  Gyps  enthält. 

Essig. 

Bezüglich  der  Prüfung  des  Essigs  macht  S.  A.  Vasey  ')  darauf 
aufmerksam,  dass  der  Geruch  nach  Essigsäure  leicht  Veranlassung 
dazu  wirdy  einen  Oehalt  an  Theerölen  zu  übersehen.  Zum  Nadi- 
weis  der  letzteren  benutzt  Verfasser  das  Verhalten  des  Essig- 
destillates  gegen  Bromwasser.  Bei  Gegenwart  von  Theerölen  er- 
hält man  nach  Zusatz  von  Bromwasser  (im  Ueberschuss)  einen 
Niederschlag  von  Tribromkresolen. 

G.  Griggi^)  empfiehlt  Rosanilinchlorhydrat  (Fuchsin) 
als  Reagens  zur  Erkennung  der  Mineralsäuren  im  Essig,  In  einer 
flachen  Porzellanschale  vertheilt  man  1  cc  des  betr.  Essigs  und 
lässt  einen  Tropfen  einer  alkoholischen  Lösuns  von  Rosanilin- 
chlorhydrat (25  g  Fuchsin  in  100  cc  90  o/o  ig.  Weingeist)  hinzu- 
treten. Ist  der  Essig  rein,  so  wird  die  rothviolette  Farbe  des  Fuchsins 
nach  der  Mischung  der  beiden  Flüssigkeiten  nicht  verändert.  Bei 
Anwesenheit  von  Mineralsäuren  dagegen  färbt  sich  auch  bei 
kleinen  Mengen  (1  o/o)  die  Mischung  schmutzig  gelb.  Die  cha- 
rakteristische Farbe  des  Fuchsins  erscheint  wieder  nach  der  Neu- 
tralisation mit  einem  Alkali. 

E.  Nickel^)  bemerkt  hierzu ,  dass  auch  die  Farbenreaction 
des  Lignins  mit  Hülfe  von  Phloroglucin  und  Mineralsäuren  für 
den  Nachweis  anorganischer  Säuren  neben  organischen  geeignet 
sei.  So  soll  V>  ^/o  Salzsäure  in  Essig  noch  eine  deutliche  Farben- 
reaction geben. 


1)   Pharm.  Ztschr.  f.  Russl.  1898,  66  u.  71.  2)    Chem.  Ztg.  18&8, 

1826.  8)  Chem.  News.  61,  254.  4)  Selmi  1893,  176;  Chem.  Ztg. 

1898,  Rep.  276.  6)  Chem.  Ztg.  1898,  Nr.  91. 


Cacao.    Ghocolade.  719 

Zur  Säurebestimmung  im  Essig  empfiehlt  Vanino^)  zu  der 
▼on  Baumann  und  Kux*)  angegebenen  Methode  der  Bestimmung 
organischer  und  anorganischer  Säuren  mittels  Jodkalium,  jodsaurem 
Kaum  und  Wasserstoffsuperoxyd,  insonderheit  für  die  yon  Kux  ausge- 
arbeitete JSss^sd^ur^e^^emmtin^  die  Verwendung  desApparates,  welchen 
er  (Varino)  ^)  zur  Bestimmung  des  Chlorkalkes  angegeben  hat  (Kux 
bedient  sich  dazu  des  yon  P.  Wagner  abgeänderten  Azotometers). 
Zur  Gehaltsbestimmung  verwendete  Vanino  gewöhnlichen  ge- 
färbten Speiseessig  und  stellte  den  Gehalt  desselben  zur  Gontrole 
titrimetrisch  mit  Kalilauge  fest.  Eine  gleiche  Menge,  nämlich 
10  g,  nahm  er  zur  gasvolumetrischen  Bestimmung  in  Angriff, 
brachte  dieselbe,  gemischt  mit  einer  Lösung  von  4  g  Jodkalium 
und  0,8  g  jodsaurem  Kalium,  mittels  einer  Pipette  in  den  unteren 
Theil  eines  gewöhnlichen  Präpaiatenglases,  in  welchem  ein  kleiner 
Glascylinder  eingeschmolzen  war,  der  zur  Aufnahme  des  alkalisch 
gemachten  Wasserstoffsuperoxydes  diente.  Nach  mindestens  2  stün- 
digem Stehen  setzte  er  das  Gefass  in  Verbindung  mit  dem  Ap- 
parate, brachte  es  dann,  indem  er  die  Wandungen  desselben 
möglichst  wenig  mit  der  Hand  berührte,  in  eine  rasche,  drehende 
Bewegung  und  schüttelte  tüchtig  um,  um  die  beiden  Lösungen  so 
schnell  wie  möglich  zu  vermischen.  Der  sich  entwickelnde  Sauer- 
stoff drängte  nun  ein  ihm  gleiches  Volumen  Wasser  aus  der  Aus- 
flussröhre in  das  graduirte  Messgefass.  Man  wartet  bei  jedem 
Versuch  ungefähr  5  Minuten  und  liest  dann  die  Wassermenge  in 
dem  Cylinder  ab.  Die  Berechnung  kann  mittels  der  von  Kux  be- 
rechneten Tabelle  geschehen.  Hat  man  z.  B.  bei  17  ^  und  einem 
reducirten  Barometerstand  von  718  mm  bei  Anwendung  von  10  g 
120  cc  abgemessen,  so  erhält  man  durch  eine  einfache  Multi- 
plication  den  Procentsatz  des  Essigs  an  Essigsäure.  Tempera- 
tur 17^.  Barometerstand  red.  718  mm.  1  cc  Sauerstoff  —  4,67 
Essigsäure.     Abgemessen  120  —  5,604  ^k. 

Cacao.    Ghocolade. 

Zur  chemischen  Charakteristik  der  Coffein  und  Theobromin 
enthaltenden  Nahrungs-  und  QenussmUtd  hat  A.  Hilger^)  einen 
wichtigen  Beitrag  geliefert.  Bei  den  Bestimmungen  des  Coffeins 
und  Theobromins  in  Gacaopräparaten ,  Kolanüssen,  Thee-  und 
Kaffeesorten  sind  die  bisher  vorgeschlagenen  Methoden  wegen  der 
wechselnden  Resultate  immer  wieder  verworfen  worden  und  sogar 
bei  Anwendung  ein-  und  derselben  Untersuchungsmethode  konnten 
vielfach  keine  übereinstimmenden  Resultate  erzielt  werden.  An- 
geregt durch  diese  Thatsache  wendete  sich  Verf.  zunächst  dem 
genaueren  Studium  der  Bestandtheile  der  Kola-  und  Cacaosamen 


1)    Durch  Pharm.  Ztg.  1893,  738.  2)   Zeitschr.  f.  angew.  Chem. 

1893,  679.  3)   ebenda  1890,  609.  4)    Deatsche  Yierteljahrschr.  f. 

öffentl.  GesundheiUpfl.  1898,  Heft  3. 


1 


720  Gacao  und  Ghocolade. 

zu.  Hilger  konnte  aus  den  Kolanüssen  ein  stickstoffhaltiges  Gly- 
kosid „Kolanin"  darstellen,  welches  schon  beim  Erhitzen  mit 
Wasser  bei  60—70°  eine  theil weise  Zersetzung  erfahrt,  besser 
aber  beim  Kochen  mit  10 — 15  %iger  Schwefelsäure  am  Rückfluss- 
kühler, wobei  sich  Coffein,  Dextrose  und  Kolaroth  abspalten.  Dem 
reinen  Kolaroth  kommt  die  Molekularformel  Gi4Hts(OH)6  zu, 
seinen  Reactionen  nach  steht  es  den  Gerbstoffen  nahe.  Des  Wei- 
teren konnte  Verf.  aus  den  Kolanüssen  ein  diastatisches  Fer- 
ment isoliren,  welches  sowohl  Stärke  bei  40  bis  50^  in  Zucker 
überzuführen,  als  auch  das  Kolanin  nach  10 — 12 stündiger  Ein- 
wirkung in  Coffein,  Dextrose  und  Kolaroth  zu  spalten  vermochte. 
—  Auch  in  den  Cacaosamen  fand  Verf.  ein  stickstoffhaltiges  Gly- 
kosi  d  und  ein  diastatisches  Ferment,  welches  das  erstere  in  Theo- 
bromin,  Dextrose  und  Cacaoroth  spaltete.  Das  Cacaoroth  ist  wie  das 
Kolaroth  ein  stickstofffreier  Körper  und  besitzt  die  FormelCi  7  Hi  s(OH)io. 
Aus  den  bisherigen  Ergebnissen  der  Untersuchungen  des  Verf. 
geht  zur  Evidenz  hervor,  dass  es,  um  absolut  zuverlässige  Werthe 
bei  der  Bestimmung  von  Coffein  und  Theobromin  in  den  Kola- 
nüssen und  Cacaopräparaten  zu  erhalten,  nothwendig  ist,  die  Gly- 
koside vollkommen  zu  spalten,  bevor  man  an  eine  Isolirung  von 
Coffein  oder  Theobromin  denken  kann. 

Beiträge  zur  chemischen  und  pharmakognostischen  Kenntnis» 
der  Cacaobohnen;  von  U.  Beckurts  und  (j.  Hartwich,  i)  Es 
wurden  23  verschiedene  Handelssorten  der  makroskopischen  und 
mikroskopischen  Untersuchung  unterzogen. 

Weitere  Beiträge  zur  chemischen  Kenntniss  der  Cacaoboknen 
lieferte  H.  Beckurts.')  Die  Beiträge  beziehen  sich  auf  Unter- 
suchung des  Fettes,  des  Theobromin-,  Aschen-  und  Stärkegehaltes 
23  verschiedener  Sorten  Cacaobohnen.    . 

Zur  quantitativen  Trennung  von  Theobromin  und  Coffein;  von 
H.  Brunner  und  H.Lei  s.')  Die  Verfasser  haben  versucht, 
aus  Gemengen  von  Theobromin  und  Coffein  das  Theobromin  durch 
ammoniakalische  Silbernitratlösung  abzuscheiden.  Zur  Prüfung 
der  Methode  wurden  0,2  g  Theobromin  und  0,5  g  Coffein  in  200  cc 
Wasser  gelöst,  mit  5  cc  Salmiakgeist,  sowie  0,6  g  Silbemitrat  ver- 
setzt, und  das  Ammoniak  durch  Kochen  völlig  veijagt  Das  aus- 
geschiedene Theobrominsilber  wurde  noch  warm  (bei  etwa  30^0.) 
gesammelt,  mit  lauwarmem  Wasser  gewaschen  und  bei  110^  C. 
getrocknet;  der  Versuch  wurde  ferner  so  abgeändert,  dass  das 
Theobrominsilber  erst  nach  dem  Erkalten  der  Reactionsflüssigkeit 
gesammelt  und  mit  kaltem  Wasser  gewaschen  wurde,  keine  dieser 
Methoden  gab  genaue  Resultate,  doch  stimmen  die  Silbermengen, 
die  aus  dem  kalt  ausgewaschenen  Niederschlage  erhalten  wurden, 
fast  mit  denen  aus  dem  lauwarm  gewaschenen.  Um  das  Coffein 
zu  bestimmen,  wurde  das  Filtrat  durch  Znsatz  von  Natrium- 
chlorid vom  Silber  befreit,  filtrirt,  zur  Trockne  verdampft  und  der 


1)    Aroh.  d.  Pharm.  1892,  589.       2)  ebenda  1893,  687.       3)  Schweif. 
Wochenschr.  f.  Chem.  u.  Phaim.  1898,  85. 


Kaffee.  721 

Räckstand  wiederholt  mit  Aether  und  Chloroform  aasgezogen, 
nach  dem  Verdunsten  des  Lösungsmittels  und  Trocknen  bei  100**  C. 
hinterblieb  die  berechnete  Menge  Coffein.  Ein  nach  der  von  Süss 
(s.  Jahresber.  1892)  angegebenen  Methode  mit  Kolanüssen  ange- 
stellter Versuch  ergab  ebenfalls  kein  befriedigendes  Resultat, 
denn  beim  Kochen  der  isolirten  Körper  mit  ammoniakalischer 
Silberlösung  trat  sofort  Gelbfärbung  und  weiterhin  Reduction  ein; 
die  Reduction  von  Silber  verschwand,  nachdem  die  Körper  aus 
Chloroform,  Aether  und  Wasser  umkrystallisirt  waren;  die  Aus- 
schüttelmethode von  Süss  liefert  demnach  kein  völlig  reines  Theo- 
bromin.  Ueber  eine  allgemeine  Verwerthbarkeit  der  Methode 
stellen  die  Verfasser  weitere  Mittheilungen  in  Aussicht. 

Kaffee. 

Der  Kaffee  (Coffea  arabicä)  als  Oenuss-  und  Heilmittel  nach 
seinen  botanischen^  chemischen,  diätetischen  und  medicinischen  Eigen- 
schaften; von  Ad.  Alf.  Michaelis.  1) 

Da  die  Angaben  über  die  Kohlehydrate  der  Kaffeebohnen 
differiren,  so  untersuchte  £.  Schulze^)  einen  Java- Kaffee  von 
Neuem.  Die  Bohnen  enthielten  neben  Rohrzucker  und  einem  an- 
deren nicht  näher  untersuchten  löslichen  Kohlehydrate  ein  Pentosan, 
ein  Galactan  und  ein  Mannan.  —  Letzteres,  in  Mannose  über- 
führbare Kohlenhydrat  wird  von  stark  verdünnten  heissen  Mineral- 
sauren  nur  langsam  angegriffen. 

Die  Enttmckelungsgeschichte  der  Frucht  und  des  Samens  von 
Coffea  arabica;  von  T.  F.  Hanausek. ^)     3.  Abthlg.:  Der  Same. 

Guillot*)  veröffentlicht  ein  neues  Verfahren  zur  schnellen 
Bestimmung  des  Coffeins,  nach  welchem  das  Coffein  aus  dem  Kaffee, 
Thee  u.  s.  w.  durch  Kochen  mit  Wasser,  dem  gelöschter  Kalk  zu- 
gesetzt ist,  ausgezogen  und  der  geklärte  Auszug  direct  mit  Chloro- 
form im  Scheidetrichter  geschüttelt  wird.  Das  Coffein  soll  nach 
diesem  Verfahren  vollständig  in  das  Chloroform  übergehen  und 
nach  Verdunstung  dieses  letzteren  in  genügender  Reinheit  zu- 
rückbleiben, um  direct  gewogen  werden  zu  können.  Für  Bestim- 
mung des  Coffeins  im  Thee  lässt  Guillot  5  g  gepulverten  Thees 
mit  100  g  Wasser  in  einer  Porzellanschale  20  Minuten  hindurch 
unter  Ersatz  des  verdampften  Wassers  kochen,  alsdann  5  g  ge- 
pulverten Aetzkalks  hinzufügen,  weitere  15  Minuten  kochen  und 
durch  ein  angefeuchtetes  kleines  Colirtuch  abgiessen.  Den 
Rückstand  lässt  man  noch  zweimal  nacheinander  mit  je  50  g 
Wasser  auskochen,  colirt  in  der  gleichen  Weise  wie  oben  und 
wäscht  schliesslich  den  auf  das  Colirtuch  gebrachten  Rückstand 
mit  siedendem  Wasser  aus.  Die  vereinigten  Auszüge  lässt  man 
bis  zur  erfolgten  Klärung,  die  in  wenigen  Minuten  erfolgt,  stehen 
und  bringt  die  klare  Flüssigkeit  dann  in  einen  Scheidetrichter  von 


1)    Erlangen,   bei  Fr.  Junge.     1894.    63  Seiten.  2)    Chem.  Ztg. 

1898,  1268.  8)  Zeitscbr.  i.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1878,  85  u.  105. 

4)  Arcb.  de  Medecine  et  de  Pharmacie  militaires;  durch  Apoth.  Ztg.  1898.  182. 

Fbanaacentischer  Jaliresbeiicht  f.  1888.  45 


722  Kaffee. 

500  cc  Bauminhalt.  Der  RückstaDd  wird  mit  ein  wenig  heisaem 
Wasser  aufgenommen  und  durch  Filtration  vollständig  zarückge- 
halten.  Man  fügt  nun  50—60  cc  Chloroform  hinzu  und  dreht 
den  Trichter  abwechselnd  von  oben  nach  unten  und  von  unten 
nach  oben,  wobei  man  der  Flüssigkeit  gleichzeitig  eine  rotirende 
Bewegung  verleiht.  Darauf  lässt  man  absetzen  und  bringt  zur 
Zerstörung  der  entstandenen  Emulsion  von  Zeit  zu  Zeit  die  Flüs- 
sigkeit wieder  derart  in  Bewegung,  dass  sie  sich  um  die  Liängs- 
axe  des  Trichters  dreht.  Nach  vollständiger  Trennung  der  Flüs- 
sigkeiten lässt  man  das  Chloroform  durch  einen  mit  einem  Watte- 
bäuschchen verschlossenen  Trichter  in  eine  tarirte  Krystallisirschale 
laufen,  verdunstet  das  Chloroform  und  wägt  das  in  „sehr  ge- 
nügend*^ reinem  Zustande  zurückbleibende  Coffein.  Die  wässerige 
Flüssigkeit  wird  darauf  ein  zweites  Mal  mit  50 — 60  cc  Chloroform 
in  gleicher  Weise  behandelt,  der  Chloroformauszug  wieder  in  die 
Krystallisirschale  gebracht  und  der  Rückstand  gewogen.  Das 
Verfahren  wird  so  oft  wiederholt,  bis  die  wässerige  Flüssigkeit  an 
Chloroform  nichts  mehr  abgiebt,  das  Gewicht  der  Krystallisirschale 
mit  Inhalt  also  nicht  mehr  zunimmt.     Gewöhnlich  genügen  hierzu 

4  Ausschüttelungen.      Das  ganze  Verfahren  erledigt  sich  in  drei 
Stunden.  —  Für  Kaffee,  und  zwar  für  rohen  und  gebrannten,  ist 
das  Verfahren  in  ähnlicher  bezw.  gleicherweise  anwendbar.     Der 
rohe  Kaffee  wird  zunächst   grob  gepulvert,    durch  Trocknen   von 
Wasser   befreit    und    dann  in   feines  Pulver   übergeführt.     Beim 
rohen  Kaffee  ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  zunächst  vor  Zusatz  des 
Kalkes  eine  halbe  Stunde   hindurch  gekocht   wird  und  dass  der 
zweite  und  dritte  Auszug  durch  mindestens  15  Minuten  anhalten- 
des Kochen  bereitet  wird.     Beim  gerösteten  Kaffee  verfahrt  man 
wie  beim  Thee.  —  Bei  zwei  Bestimmungen  des  Coffeins  in  unge- 
branntem Kaffee  derselben  Handelswaare  wurden  1,02  und  l,0ä  ^/t 
gefunden,    während   der   gleiche  Kaffee   in   geröstetem  Zustande 
1,160  und  1,172  <^/o  Coffein  ergab.  —  Der  für  verschiedene  Sorten 
Thee  gefundene  Gehalt  an  Cone'in  schwankte  zwischen  0,544  nnd 
2,716  o/o,  nämlich  Schwarzer  Thee  (Foochon)  2,716,  desgl.  (Canton) 
0,943,  desgl.  (Sang  Hai)  2,547,  Grüner  Thee  (Canton)  0,544  %.  — 
Den  Verlust  an  Coffein,  den  Kaffee   durch  massiges  Rösten,    bei 
welchem  eine  Gewichtsabnahme  von  17,6  <^/o  festzustellen  war,  er- 
litt,   fand  Guillot  gleich  rund  6  o/o,   berechnet   auf  die   vor  dem 
Rösten  vorhandene  Menge  Cofie'in. 

Nach  einer  von  A.  Grand val  und  H. Lajoux^)  angegebenen 
Methode  zur  Bedimmung  des  Goffei'ns  in  VegetabUien  werden  in 

5  g  der  gepulverten  Droge  (Kaffee,  Thee  u.  s.  w.)  mit  einer  Mi- 
schung von  5  g  Aether  und  1  g  Ammoniak,  welche  direct  vor 
dem  Zusätze  umgeschüttelt  werden  muss,  durch  Bearbeiten  mit 
einem  Pistill  gleichmäsdg  befeuchtet,  und  mit  50  cc  Chloroform 
am    Rückflusskühler   extrahirt.      Nach    vollständiger    Eztraction 


1)  Joam.  de  Pharm,  et  deChim.  1898,  T.  XXYII,  646—549;  Rev.  inton. 
des  falnf.  1893,  168. 


Kaffee.  723 

destillirt  man  das  Chloroform  von  dem  coffeinhaltigen  Rückstande 
ab,  erwärmt  denselben  aaf  dem  Wasserbade,  bis  er  vollständig 
trocken  ist  und  nicht  mehr  nach  Chloroform  riecht;  dann  giebt 
man  1  cc  sehr  verdünnter  Schwefelsäure  (1 :  10)  zu,  lässt  die- 
selbe einige  Minuten  einwirken  und  erschöpft  den  sauren  Rück- 
stand mit  kleinen  Mengen  kochenden  Wassers.  Der  Schwefelsäure- 
znsatz ist  erforderlich,  um  das  Coffein  farblos  zu  erhalten.  Die 
wässerige  Lösung  wird  durch  ein  angefeuchtetes  Filter  gegossen 
und  dieses  nachgewaschen;  nach  dem  Uebersättigen  des  Filtrats 
mit  Ammoniak  dampft  man  die  Lösung  zur  Trockne  ein,  wobei  der 
Haupttheil  der  gelösten  Verunreinigungen  zersetzt  wird  und  sich  dann 
in  Chloroform  nicht  mehr  auflöst.  Den  Rückstand  nimmt  man  mit  Chlo- 
roform auf,  filtrirt  und  wäscht  mit  Chloroform  nach.  Bei  vorsichtigem 
Eindampfen  der  Chloroformlösnnghinterbleibt  das  Coffein  farblos,  oder 
kaum  gefärbt.  In  dieser  Weise  wurden  grüner  Kaffe,  Thee,  tiuarana, 
Kolanuss  analysirt;  liegt  gebrannter  Kaffee  vor,  welcher  grosse 
Mengen  färbender,  flüchtiger  Verbindungen  enthält,  so  wird  der 
Chloroformauszug  des  Pulvers  nach  dem  Eindampfen  mit  ange- 
säuertem und  dann  mit  kochendem  Wasser  behandelt,  die  Lösung 
durch  ein  befeuchtetes  Filter  gegossen,  mit  Soda  alkalisch  gemacht 
und  mit  Chloroform  wiederholt  ausgeschüttelt;  aus  der  filtrirten 
Chloroformlösung  erhält  man  das  Coffein  beim  Abdampfen  ge- 
nügend rein.  Die  ganze  Bestimmung  dauert  höchstens  drei  Stunden. 
Nach  dieser  Methode  geprüfte  Producte  lieferten  folgende  Resultate: 
Schwarzer  Thee  (Souchong)  2,9      «/o  Coffein 

Grüner  Kaffee,  gemischt  0,988    „        „ 

Gebrannter  Kaffee  0,9       „        „ 

Kolanuss  2,3       „        „ 

Ein  von  M.  Maljean^)  untersuchter  Kaffee  aus  Neu-Cale- 
donien  besass  einen  angenehmen  Geruch  und  Geschmack.  Die  Ge- 
stalt der  Bohnen  war  diejenige  einer  guten  Kaffeesorte.  Die 
grössten  Körner  hatten  eine  Länge  von  12—13  mm  und  eine 
Breite  von  8  mm,  die  kleinsten  erreichten  nur  7  mm  Länge  und 
6  mm  Breite.  Das  Mittel  schwankte  zwischen  10  und  7  mm  in 
beiden  Ausdehnungen.  Das  Gewicht  betrug  0,1 — 0,2  g,  im 
Mittel  ungefähr  0,15.    In  folgender  Uebersicht  sind  die  Resultate 

denjenigen  eines  Rio-Kaffee's  gegenüber  gestellt: 

Neu-Galedonien  Rio 

j.      I...  1   ..     i  der  Bohnen  10,684  10,416 

Feuchtigkeit     I  ^^  p^j^^„ jj  2ßQ  io,833 

Fettkörper 9,760  (jfelb)        10,210  (glbbr.) 

Coffein  (Methode  von  Domergue  a.  Nicolas)      0,800  0,988 

Asche 8,410  (weiss)        8,470  (grün) 

W(M  edles  als  Kaffee  verwendet  wird,  zeigte  Th.  Waage*) 
gelegentlich  eine»  Vortrages.  Eine  Probe  bestand  zum  grossen 
Theile  aus  schwarzen  Bohnen,  der  Rest  war  mehr  oder  weniger 
yerschimmelt    Eine  andere  hatte  zweimal  Hayarie  erlitten,  hatte 


1)   JoQtn.  de  Pharm,  et  Cfaera.  1898 ,  T.  XXVI,  491.  3)   Ber.  d. 

pharm.  Ges.  1898,  153. 

46* 


724  Kaffee. 

erst  in'  der  Ostsee,  dann  im  Stettiner  Haff  gelegen,  war  aber 
nichtsdestoweniger  glatt  verkauft  worden.  Ebenso  fand  der  bei 
dem  Speieberbrande  in  Hamburg  vor  zwei  Jahren  verkohlte  Ka£Fee, 
nachdem  er  gewaschen  und  glänzend  geröstet  war,  leicht  seine 
Käufer,  er  ging  meist  nach  Belgien.  Die  vorgelegte  Sorte  Xuns^ 
kaffeebohnen  war  aus  Hülsenfruchtmehl  mit  etwas  geröstetem  echten 
Kaffee  und  0,5  %  Coffein  geformt,  mit  Traganl£  überzogen  and 
dann  geröstet.  Endlich  Tagen  noch  diverse  Sorten  gefärbter 
Kaffeebohnen  mit  den  dazu  gehörigen  Kaffeefarben,  sowie  glasirte 
Bohnen  vor.  Hinsichtlich  des  tilasirens  mit  Zucker  vertrat  Redner 
den  Standpunct,  dass  dasselbe  nicht  zu  gestatten  sein  sollte. 

Kaffeepulver.  Von  einer  Triester  Firma  wird  als  echtes  Kaffee- 
pulver  ein  Präparat  in  den  Handel  gebracht,  welches  nach  Unter- 
suchungen von  A.  Oertl^)  keine  Spur  der  Kaffee -Leitelemente 
enthält.  Dasselbe  bestand  aus  einem  feinkörnigen,  braunschwärz- 
lichen bis  dunkelschwarzen  Pulver  angebrannter  Wurzel-  und 
Bindentheile  und  aus  erdigen  Beimengungen  von  erdigem  Geruch 
und  süsssäuerlichem  Geschmack.  Mit  Wasser  erwärmt,  wurde  ein 
schmutzigbrauuer  Farbstoff  abgegeben. 

Kaffeeglasur  zum  Glänzendmachen  des  gerösteten  Kaffees  er- 
wies sich  bei  einer  Untersuchung  von  F.  Filsinger')  als  reines 
Paraffin  öl,  ungefähr  dem  Paraffinum  liquidum  Ph.  G.  III  ent- 
sprechend. Verf.  glaubt  gegen  die  Verwendung  dieses  Mittels 
zum  Glänzendmachen  des  Kaffees  Einspruch  erheben  zu  müssen, 
da  abgesehen  von  der  Gewichtsvermehrung  dem  Kaffee  ein  diesem 
fremder,  unverdaulicher  Stoff  beigemengt  werde. 

A.  Gawalowski')  bemerkt,  dass  er  über  das  Glasurmittel, 
welches  reines  Paraffinöl  ist,  schon  vor  Filsinger  berichtet  bat« 

Zur  Beurtheüung  gUmrter  Kaffeesorten,  Th.  Waage*)  be- 
spricht die  üblichen  Methoden,  um  gebrannten  Bohnen  ein  glän- 
zendes Aussehen  zu  geben.  Rösten  bei  höherer  Temperatur  in 
den  Salomonischen  Ofen  liefert  allerdings  Bohnen,  welche  durch 
hohen  Glanz  ausgezeichnet  sind,  die  Bohnen  aber  sind  mehr  oder 
weniger  verbrannt.  Das  Fetten  ist  lediglich  eine  zur  Erhöhung 
des  Glanzes  ausgeführte  Operation,  die  keinerlei  Vor-  oder  Nach- 
theile mit  sich  bringt,  gleichwohl  ist  sie  zu  verwerfen.  Das  Gla- 
siren mit  Zucker  aber  kann  zur  Uebervortheilung  des  Käufers 
ausarten,  obgleich  gewisse  Vortheile  desselben  für  die  Erhaltung 
des  Aromas  bei  länger  währendem  Aufbewahren  nicht  zu  leugnen 
sind.  Verf.  empfiehlt  folgende  Normen:  1.  Das  Glänzendmachen 
des  gerösteten  Kaffees  mit  anderen  Fremdstoffen  als  Rohr-(Rüben-) 
Zucker  ist  verboten.  2.  Ein  Zusatz  von  etwa  2  ^/o  Rohr-(Rüben-) 
Zucker  zum  gerösteten  Kaffee  ist  zwecks  Glasirens  desselben  ge- 
stattet, sofern  dieser  Umstand  an  augenfälliger  Stelle  auf  der 
Umhüllung  angegeben  ist.     3)  Ein  Zusatz  von  über  3  o/^  Zucker 


1)  Zeitsohr.  f.  Nabr.,  Hy^r.  u   Waarenk.  1893,  20.  2)  Ghem.  Ztg. 

1898,  498.  8)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenk.  1898,  152. 

4)  Pharm.  Centralh.  1898,  752. 


. 


Thee. 


725 


ist   als  Fälschung  im   Sinne   des   Nahrungsmittelgesetzes    zu  er- 
achten. 

Eine  Modification  der  Neuhauer' sehen  Caramd-Bestimmung  in 
mit  Zucker  gebranntem  Kaffee  veröffentlichen  J.  Stern  und  A. 
Prager.  1)  Statt  das  Extract  gewichtsanalytisch  zu  bestimmen, 
ermitteln  Verf.  das  spec.  Gew.,  der  auf  bestimmte  Weise  herge- 
stellten Lösung  und  schliessen  daraus  auf  den  Garamelgehalt  der- 
selben. Verf.  haben  gefunden,  dass  reine  Kaffee's  im  Mittel  1,29  % 
Extract  geben  (Neubauer  1,23);  indem  sie  nun  in  Caramellösungen 
von  gekannter  Goncentration  das  spec.  Gew.  ermittelten  (Tabelle), 
vermögen  sie  aus  dem  gefundenen  Extract  auf  den  Garamelzusatz 
zu  schliessen.  30  g  Kaffee  werden  extrahirt,  die  Flüssigkeit  auf 
250  cc  gebracht  und  das  spec.  Gew.  derselben  bestimmt.  Der 
demselben  entsprechende  Extractgehalt  (aus  der  Tabelle)  weniger 
dem  mittleren  Extractgehalt  des  Kaffees  ergiebt  die  Menge  GarameL 

Garamel  Spec.  Gew.  15**C.  Garamel  Spec.  tiew.  16**  C. 

0,6  Vo      ....  1,00256 

0,7    , 1,00292 

0,8  „       ....  1,00330 

0,9  „       ....  1,00868 

1,0  „      ....  1,00406 


0,1 
0,2 
0,8 
0,4 
0,5 


Vi 


»I 


»1 


»» 


Spec.  Gew.  1 5  **C. 

.  .  1,00066 

.  .  1,00104 

.  .  1,00142 

.  .  1,00180 

.  .  0,00220 


Thee. 

Die  Cultur  und  Gewinnung  des  Thees  auf  Ceylon,  Java  und 
in  China;  von  W.  A.  Tichomirow.  *). 

Ueber  die  Coffeinbestimmung  im  Thee  s.  unter  Kaffee. 

üeber  erschöpften  und  gebrauchten  Thee  und  seine  Erkennung. 
Ed.  Hanausek^)  hat  seine  Versuche  über  die  Anwendbarkeit 
der  Brechungsindices  zur  Beurtheilung  der  verschiedenen  Theesorten 
fortgesetzt  und  ist  zu  folgenden  Schlüssen  gekommen:  1.  Die  Re- 
fractionen  der  Theeabsude  nehmen  mit  dem  Grade  der  Erschöpfung 
des  Thees  ab.  2.  Die  Verminderung  der  Refractionen  ist  von  dem 
Gerbstoffgehalt  allein  nicht  abhängig.  3.  Die  Refractionen  sind 
der  ziffernmässige  Ausdruck  der  Gesammtwirkung  der  im  Thee 
enthaltenen  und  in  Wasser  löslichen  (im  Absude  gelösten)  oder 
darin  suspendirten  Substanzen.  4.  Die  Refractionen  lassen  keinen 
Zusammenhang  in  Bezug  auf  schwarzen,  gelben  und  grünen  Thee 
erkennen.  5.  Die  Refractionen  berechtigen  zu  der  Annahme,  dass 
dieselben  bei  18  ^G.  unter  1,33380  nur  verdächtigen  bedenklichen 
Theesorten,  unter  1,3330  nur  thatsächlich  erschöpften  Theesorten 
zukommen.  6.  Mit  erschöpftem  Thee  erheblich  gemischte  Thee- 
sorten (1  :  1)  haben  immer  eine  geringere  Refraction  als  die  echte, 
egale  Theesorte  gleicher  Provenienz.  —  Die  Bestimmung  der  Re- 
fractionen der  Thee- Absude  ist  daher  geeignet,  die  Diagnose  bei 
der  Beurtheilung  der  Theesorten,  ob  diese  „erschöpfte'*  Qualitäten 


1)  Zeitflchr.  f.  angew.  Gh.  1893,  835.  2)  Pharm.  Zeitschr.  f.  RuBtl. 

1898,  No.  14  u.  f.;  Anas,  in  Apoth.  Ztg.  1898,  526;   Zeitachr.  f.  Nähr.,  Hyg. 
u.  Waarenk.  1898,  184.  8)  Zeitachr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-Y.  1898,  468. 


726  Thee. 

sindy  wesentlich  zu  erleichtern  und  um  so  gewisser,  wenn    auch 
alle  übrigen  Eigenschaften  der  Theeprobe  erwogen  werden. 

Ausser  den  üblichen  Verfälschungen  des  Thees  mit  den  Blättern 
von  Rosen,  Ulmen  und  Epilobium  angustifolium   wird  neuerdings 
ganz  besonders    der    schon    einmal    extrahirte   Thee    yerwendet» 
welcher  durch  eine  specielle  Behandlung   das  alte  Aussehen  and 
Aroma    wiedererhält.     Die    im    besten   Falle  von    den    Abfallen 
der  Küche   befreiten  Theeblätter,   welche   in  Warschau  von  spe- 
ciellen  Sammlern  zu  dem  Preise  von  40 — 50  Kopeken  das  Pfand 
in  den  Küchen   aufgekauft  werden,    erlangen    zuerst   mit   Hülfe 
Ton  gebranntem  Zucker,  Gatechu  oder  Gampecheholzextract   ihre 
ursprüngliche  Farbe,  ein  leichtes  Besprengen  mit  dünnem  Kleister 
dient  zum  Festhalten  der  zur  Erhöhung  des  Gewichts  bestimmten 
Beimengungen,  wie  Sand,  Mergel  u.  s.  w.    Schliesslich  wird  das 
so  erhaltene  Produot  zwischen   den  Händen  gerollt  und  aromati- 
sirt.  —   Als  neues  Surrogat  weist  Bukowsky^)  auf  die  Blätter 
von  Vaccinium  Myrtillus  L.  hin,  welche  ihm  letztens  in  ziem- 
lich grosser  Menge   in    die  Hände  gelangt  sind.     Dem  Aensseren 
wie  auch  dem  Auszuge  dieser  Blätter  nach  könnte  man  sie  sehr 
leicht  für  echten  chinesischen  Thee  halten.     Desgleichen  war  die 
chemische  Zusammensetzung  von   dem  Fehlen  des  The'ins  abge- 
sehen,  der   des  chinesischen  Thees   fast  gleich.     Der  Theeauszug 
mit  gleichen  Theil  Alkohol  gemengt,  giebt,  wie  es  bei  dem  Epilo- 
bium der  Fall  ist,  einen  Niederschlag.     Der  Auszug  reagirt  sauer 
und  hat  einen  zusammenziehenden  bitter-sauren  Geschmack.     Das 
Gharakteristische  dieses  sogenannten  „kaukasischen  Thees*'  ist  der 
innere  Bau,  der,  um  den  Thee  vom  chinesischen  Thee  zu  unter- 
scheiden,  ein  brauchbares  Mittel  in   die  Hände  giebt.      Der  ge- 
zähnte Rand  der  Blätter  ist  mit  kleinen  Drüsen  versehen,  welche 
aus    mit  dunkelbraunem  Inhalte  versehenen  Kammern    bestehen. 
Diese  Drüsen  sind  mit  Hülfe  der  Lupe  als  kleine  schwarze  Puncte 
sichtbar,  welche  jedoch  sehr  leicht  abbrechen.    Ausser  diesen  für 
den   „kaukasischen  Thee''   höchst  charakteristischen  Drüsen   be- 
merkt man  zwischen  den  einzelnen  Zähnen  des  Blattes  einzellige 
Fäden,   wie  man  sie  bei  der  chinesischen  Pflanze  nicht  vorfindet. 
Die   untere  Epidermis  des  Blattes   besteht  aus  ziemlich  grossen 
gellen  mit  unregelmässig  gefurchter  Guticula,  zwischen  denen  sich 
zahlreiche  Stomata    und    einzellige    nach    oben  sich  verjüngende 
Härchen  befinden.  —  Verfasser  spricht  ferner  die  Ansicht  aus,  dass 
die  chemische  Prüfung   des  Thees  lediglich  auf  der  Bestim- 
mung des  Procentgehaltes  an  1.  Extract  und  2.  Asche,  resp.  des 
löslichen  Theiles  der  letzteren,  beruhen  müsse.    Echter  Thee  ent- 
hält nicht  mehr  als  7  %  und  nicht  weniger  als  3  ^jo  Asche,   von 
der  gegen  die  Hälfte  in  Wasser  löslich  sein  muss.    Diese  Proben 
in  Verbindung  mit  der  mikroskopischen  Untersuchung  genügen 
zur  Werthschätzung   der  Theesorte,   insofern   die  Frage   gestellt 
wird,  ob  wir  es  mit  einem  echten  Thee  oder  mit  einem  Surrogat 


1)  Zeitflchr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  840. 


Oewürze.  727 

ZQ  thun  haben.  Die  Ermittelnng  dee  Gehalts  an  Thei'n  und  Gerb- 
stoften  hat  eine  untergeordnete  Bedeutung,  da  die  Mengen  der- 
selben zwischen  grossen  Grenzen  schwanken:  die  Methoden  der 
The'inbestimmung,  deren  Zahl  sich  bis  auf  30  beläuft,  geben  fast 
sämmtlich  ungenaue  Resultate  und  verschiedene  Zahlen  bei  einer 
und  derselben  Sorte. 

GewfirEe. 

Th.  Arndt  und  F.  Hart^)  haben  eine  Reihe  von  Gewürzen 
und  Gewürzsurrogaten  untersucht  und  das  Ergebniss  dieser  Unter- 
suchungen in  einer  Tabelle  zusammengestellt.  Die  quantitative 
Bestimmung  des  aetherischen  Oeles  wurde  wie  folgt  ausgeführt: 
10  g  des  bei  100®  getrockneten  Gewürzpulvers  wurden  im  Soxh- 
let'schen  Apparat  mit  wasserfreiem  Aether  extrahirt,  letzterer  bei 
40®  verdunsten  gelassen,  und  das  rückständige  Extract  gewogen, 
dieses  mit  Wasser  versetzt  und  im  siedenden  Wasserbade  so  lange 
erhitzt,  bis  jeglicher  ätherische  Geruch  verschwunden  war.  Bei 
105°  getrocknet  und  nach  dem  Erkalten  gewogen  erhielten  Verf. 
durch  die  Differenz  das  Rohfett  und  das  ätherische  Oel.  —  Uli- 
dum  anisatum  (rect.  verum)  und  I.  religiosum  sind  durch  ihren 
verschiedenen  Gehalt  an  ätherischem  Uel  charakterisirt,  ebenso 
die  echte  und  die  Bombay-Macis ;  auch  der  Fettgehalt  der  beiden 
Macis-Sorten  ist  recht  verschieden.  —  Der  Nachweis  von  Calen- 
dula im  Safran  dürfte  durch  Bestimmung  des  ätherischen  Oeles 
und  des  Fettes  erleichtert  werden. 

Den  Nachweis  von  Curcuma  in  Gewürzen  gründet  H.  M,  Wil- 
der*) auf  die  Thatsache,  dass  Curcuma  seinen  Farbstoff  an  äthe- 
rische Oele  abgiebt.  Bringt  man  also  ein  Partikelchen  des  zu 
untersuchenden  Pulvers  mit  einem  Tropfen  Fenchel-  oder  Anisöl 
unter  das  Mikroskop,  so  wird  bei  Anwesenheit  von  Curcuma  da& 
Oel  gelb  gefärbt  sein. 

Gewürzverfälschung.  Bei  dem  Besitzer  einer  Gewürzmühle, 
welcher  im  Verdachte  stand,  mit  den  Gewürzen  fremde  Beimen- 
gungen zu  vermählen,  wurden,  wie  B.  Fischer')  mittheilt,  fol- 
gende Recepte  zur  Vermischung  ermittelt.  Gewürzmischung: 
1  gemahl.  Pfeffer,  1,25  Cassia,  8  Zucker,  6  Salz.  Pfeffer-Surrogat: 
200  Palmkernmehl,  3  Cayenne,  3  Frankfurter  Schwarz,  1  Grün 
(giftfrei),  1  Umbra-Braun.  Piment-Surrogat:  Borke  wird  ausge- 
kocht, gedörrt,  gestossen,  mit  Zucker  und  einer  kleinen  Menge 
gestossener  Nelkenstiele  vermischt.  Cassia  lignea-Surrogat:  Ma- 
hagoni-Spähne  werden  gestampft,  mit  Zucker  und  etwas  Nelken- 
stielpulver  vermischt.  Macisblumen-Surrogat  ist  gerösteter  Zwieback. 

Universalgetvürze  hat  T.  F.  H  a  n  au s  e  k  *^  untersucht.  Börner's 
Universcd-Dauer-  Wurstgeu^ürz  besteht  aus  leinst  gemahlenem,  vor- 
vriegend  weissem  Pfeffer  und  Cajennepfeffer.    Andreae's  Universal- 


1)  Zeitschr.  f.  angew.  Gh.  1893,  136.  2)  Pharm.  Joarn.  TraDsact. 

1893,   No.  1188,   807.  8)  Jabresber.  d.  cbem.  Untera.-St.  der  Stadt 

Breslau.  4)  Cbem.  Ztg.  1898,  653. 


728  Gewürze. 

gewürz   besteht  aus  Kochsalz,    Bohnenkraut,    schwarzem  Pfeffer« 
Cayennepfeffer,  Muskatnnss,  Gewürznelken,  alles  gröblich  gepulvert. 

Ueber  den  mikroskopischen  Bau  der  Steinkerne  von  Amyg- 
dalus persica,  Prunus  armeniaca,  domestica  et  avium,  sowie  deren 
Vorkommen  in  Genussmitteln;  von  Carl  Micko^).  Liegt  eine 
Verfälschung  der  Genussmittel  mit  dem  Pulver  der  Steinkeme 
vor,  so  kennzeichnet  sie  sich  vor  Allem  durch  die  grosse  Anzahl 
der  sklerosirten  Elemente,  welche  in  Folge  ihres  innigen  Zusam- 
menhanges oft  zu  Grruppen  vereinigt  sind.  Die  Kleie  der  Samen 
ist  in  Folge  der  für  die  Amygdalaceen  überhaupt  charakteristi- 
schen sklerosirten  Elemente  der  Samenschale  leicht  nachzuweisen. 
(Bezüglich  der  Einzelheiten  des  anatomischen  Baues  der  Steinkeme 
siehe  die  Abhandlung.) 

Zur  Verfälschuna  von  Anis  benutzt  man  neuerdings  eine  sog. 
Aniserde  in  Gestalt  kleiner,  thonhaltiger  Klümpchen  (Dejectionen 
der  Regenwürmer).  Eine  von  T.  F.  Hanausek*)  untersuchte 
Probe  enthielt  30  %  Verunreinigungen ,  die  aus  Kieselsteinchen, 
Erde  und  fremden  Pflanzenkörpern  bestanden. 

Papua  Macis.  Die  von  Th.  Waage')  untersuchte  Droge, 
welche  aus  Deutsch-Neu-Guinea  stammte  (Myristica  argentea  Warb.), 
besass  eine  unansehnlich  bräunliche  Farbe  mit  dunkleren,  seichten 
Längsrunzeln.  Mit  der  Lupe  ist  eine  feine  Punctirung  wahrnehm- 
bar. Frisch  besitzt  der  Arillus  eine  glänzend  rothbraune  Farbe. 
Er  umgiebt  die  Nuss  am  Grunde  becherförmig,  löst  sich  dann  in 
3 — 4  sehr  breite  Streifen  auf,  die  ihrerseits  meist  einige  feinere 
Verzweigungen  entsenden,  und  fliesst  an  der  Spitze  wieder  zu- 
sammen. Die  Oberhaut  ist  hier  und  da  etwas  eingesenkt,  doch 
wurden  die  engen  trichterförmigen,  bis  über  die  Mitte  in  das 
innere  Gewebe  eindringenden  Spalten,  welche  nach  Möller  vor- 
handen sein  sollen,  nicht  bemerkt«  Die  Dicke  beträgt  0,5 — 1  mm 
und  liegt  meist  bei  0,6 — 0,7  mm.  Der  anatomische  Bau  entspricht 
fast  völlig  dem  des  Samenmantels  von  M.  fragrans,  so  dass  also 
diese  Macis  der  officinellen  sehr  ähnlich  ist.  Sollte  also  dnrdi 
zweckmässigere  Trocknung  jene  auch  noch  heller  werden  können, 
so  dürfte  sie  im  Macispulver  schwer  nachweisbar  sein.  Die  Kar 
liumchromatreaction  zeigt  sie  nicht.  Legt  man  Schnitte  auf  einem 
Objectträger  in  Kaliumchromatlösung  und  erwärmt  langsam  bis 
zur  beginnenden  Blasenbildung,  so  bleibt  Banda-Macis  auch  nach 
einiger  Zeit  fast  unverändert  gelb,  Papua-Macis  wird  nur  stellen- 
weise schwach  angebräunt,  während  Bombay-Macis  sich  tief  roth- 
braun färbt  Am  intensivsten  pflegt  diese  Reaction  dicht  inner- 
halb der  Epidermis  aufzutreten,  so  dass  nicht  selten  bei  Quer- 
schnitten ein  rothbrauner  Ring  entsteht.  Nimmt  man  ein  Macis- 
pulver, welches  etwas  Bombay-Macis  enthält,  so  zeigt  das 
Auftreten  rothbrauner  Pünctchen  die  Fälschungspartikel  an,  welche 
herausgelesen  und  unter  dem  Mikroskope  weiter  identificirt  wer- 
den können. 

1)  Zeitschr.  d.  allg.  Oesterr.  Apoth.-Yer.  1693,  2.  2)  ebenda  52. 

B)  Pharm.  Centralh.  1898,  84,  181. 


Gewürze.  729 

lieber  den  Nachweis  von  Bombaymacis  in  Bandamacis  be- 
richtete P.  Soltsien^).  Derselbe  betont,  dass  der  bisher  übliche 
Nachweis  von  Farbstoff  nur  unsichere  Resultate  geben  könne 
(auch  die  Ton  Waage  angegebene  Reaction),  da  nach  seinen  ein- 
gehenden Untersuchungen  derselbe  Farbstoff,  welcher  bisher  nur 
als  der  Bombaymacis  eigenthümlich  angesehen  wurde,  sich  auch, 
wenn  schon  in  nur  geringen  Mengen,  sowohl  in  Bandamacis  wie 
in  Muskatnüssen  nachweisen  lasse.  Einen  bemerkenswerthen 
Unterschied  fand  Soltsien  jedoch  in  dem  verschiedenen  Gehalt 
beider  Sorten  weniger  an  Fett  als  besonders  an  alkohollöslichen, 
harzartigen  Bestandtheilen ,  welche  in  der  mit  Petroläther  ent- 
fetteten Macis  noch  verbleiben  und  bei  Bombaymacis  ganz  er- 
heblich höher  sind.  Aetherextract  und  Alkoholextract  sind  bei 
der  Bombaymacis  durchweg  viel  dunkler  gefärbt  als  bei  der  Banda- 
macis. Als  höchste  Menge  wurden  aus  Bandamacis  3,5  o/o  Aether- 
extract erhalten«  während  Bombaymacis  bis  30,5  %  lieferte.  Ehe 
diese  Verhältnisse  von  grösserem  Werth  für  die  Beurtheilung  von 
Macis  werden,  wird  es  noch  einer  weiteren  Anzahl  von  Unter- 
suchungen nach  derselben  Richtung  bedürfen,  immerhin  wird  man 
vorläufig  aber  eine  sonst  reine  Macis,  die  nach  dem  Entfetten 
mehr  als  4  <^/o  an  Aetherextract  giebt,  für  verdächtig  halten  dür- 
fen, mit  Bombaymacis  verunreinigt  zu  sein,  während  eine  Menge 
von  etwa  6  %  schon  auf  eine  Verfälschung  mit  10  %  Bombay- 
macis schliessen  lassen  dürfte.  Die  mit  dem  Aetherextract  aus- 
zuführenden Farbstoffreactionen  werden  das  Urtheil  über  die  Menge 
des  ZusatzLes  im  einzelnen  Falle  unterstützen ;  vielleicht  gelingt  es 
aber  auch  aus  diesem  Aetherextract  denjenigen  Stoff  zu  isoliren, 
der  die  Höhe  dieses  Elxtractes  bedingt. 

Einen  Beitrag  zur  chemischen  Charakteristik  der  Bombaymacis 
lieferte  A.  Hilger  >)  auf  Grund  von  Untersuchungen  Helds.  Der- 
selbe hat  gefunden,  dass  das  Fett  der  Bombaymacis  auffallender  Weise 
keine  Myristinsäure  enthält.  Der  gelbe  Farbstoff,  welcher  in  Alkohol 
leicht  löslich  ist,  lässt  sich  durch  ein  ziemlich  mühsames  Reini- 
gungsverfahren von  den  ihn  begleitenden  Fetten  und  von  Dextrose 
befreien.  Er  besitzt  ausgesprochenen  Chinoncharakter ;  charakteri- 
stisch ist  sein  Vermögen,  Silberlösungen  zu  reduciren,  welche  Eigen- 
schaft zur  Erkennung  der  Bombaymacis  von  grossem  Werth  ist 

Zur  chemischen  Charakteristik  des  Samenmantels  „Macis^^  der 
Myristica- Arten  entnehmen  wir  weiter  der  Arbeit  von  F.  Held  '). 
Der  in  der  Bombaymacis  enthaltene  harzige  Farbstoff  ist  rein  fast 
nicht  zu  erhalten,  da  derselbe  stets  grössere  oder  kleinere  Fettmengen 
einschliesst,  welche  nicht  zu  entfernen  sind.  Als  reinstes  gewonnenes 
Product  muss  das  aus  Benzol  erhaltene  gelblichweisse  krystallisirte 
Pulver,  der  in  der  Bombaymacis  vorhandene  gelbrothe  Farbstoff  aber  als 
ein  Oxydationsproduct  desselben  betrachtet  werden,  wofür  mit  Sicher- 
heit nachfolgende  Reactionen  sprechen :  1.  Durch  Oxydationsmittel 


1)  Pharm.  Ztg.  189S,  454  u.  467.         2)  12.  Vers,  der  Ver.  bayer.  anal 
Chem.  der  angew.  Chemie  189S,  52.  8)  Inatig.-Dissert.  Erlangen  1898.* 


730  Gewürze. 

wie  Kaliumpermanganat  kann  die  Lösnng  des  gelblicbweissen  Kör- 
pers in  Orangeroth  übergeführt  werden.  2.  Beim  Schmelzen  ver- 
wandelt sich  das  Krystallmehl  in  eine  harzige  Masse  mit  densel- 
ben Eigenschaften  wie  das  aus  der  Macis  erhaltene  Harz.  3.  Durch 
Beductionsmittel  wird  der  in  Lösung  befindliche  rothe  Farbstoff  in 
einen  gelben  übergeführt;  jedoch  gelingt  eine  directe  Reindarstellang 
desselben  wegen  der  grossen  Oxjdationsfähigkeit  nicht.  Seinem 
chemischen  Verhalten  nach  zeigt  der  Farbstoff  Phenolcharakter; 
bei  der  Kalischmelze  entstehen  Hydrochinon  und  Brenzcatechin, 
bei  der  Oxydation  mit  Salpetersäure  Pikrin-  und  Oxalsäure.  In 
alkalischer  Lösung  zeigt  derselbe  ganz  ähnlich  wie  Pyrogallol  ein 
starkes  Absorptionsvermögen  für  den  Sauerstoff  der  Luft.  4.  Als 
Molekularformel  des  Farbstoffes  darf  yorläufig  angenommen  wer- 
den GssHssOt,  hervorgegangen  auf  dem  Wege  der  Oxydation  aus 
dem  farblosen  Körper  GsqHasOs  +  4H0  -  CssHssO?  +2HsO. 

Zur  Charakteristik  des  Cayennepfeffers  lieferte  T.  F.  Banau- 
se k  ^)  einen  Beitrag. 

üeber  Tellicherry-Pfeffer  berichtete  T.  F.  Hanausek'). 

Ueber  die  Untersuchung  von  Paprika  macht  V.  Vedrödi*) 
bemerkenswerthe  Mittheilungen.  In  Bezug  auf  Farbe  finden  sich 
im  Handel  zwei  Paprikasorten,  eine  lichtere,  hellrothe,  feine^ 
„Rosenpaprika"  genannte  und  eine  dunklere,  schärfer  schmeckende, 
gewöhnliche;  erstere  wird  mit  Ammoniak  befeuchtet  hellblutroth,. 
letztere  dunkelroth.  Rosenpaprika  besteht  aus  den  möglichst  von 
den  inneren  häutigen  Theilen  befreiten,  äusseren  rothen  Hüllen 
des  Perikarps  und  giebt  mit  Eisenchloridlösung  befeuchtet  eine 
charakteristische  Färbung,  die  der  des  Marillenmus  am  ähnlichsten 
ist.  Die  gewöhnliche  Paprikasorte  enthält  auch  die  inneren  Theile 
der  Frucht  und  wird  mit  Eisenchlorid  behandelt  bräunlich,  welche 
Färbung  vom  Gerbstoffgehalte  des  Fruchtinhaltes  sowie  von  gerb- 
Stoff  haltigen  Verfälschungen  herrühren  kann.  Der  Aschenge- 
halt —  ein  wichtiges  Merkmal  der  Reinheit —  der  äusseren  Hülle 
betrug  4,10—5,96%,  der  der  ganzen  Schoten  5,71 — 6,34%,  der 
von  fehlerhaften  Schoten  7,93—8,64  Vo,  der  der  inneren  häutigen 
Fruchttheile  ohne  Samen  7,63—8,10%,  der  der  Samen  3,25  bis 
3,85  %.  Die  Farbe  der  Asche  der  besten  Sorten  ist  grünlich- weiss 
bis  lichtgrün,  welche  Färbung  von  einem  minimalen  Kupfergehalte 
herrührt,  der  der  Frucht  eigenthümlich  ist  und  nicht  erst  beim 
Mahlen  in  die  Handelswaare  gelangt.  Anorganische  Verfälschun- 
gen wie  Ziegelmehl  etc.  verdecken  die  grüne  Aschenfärbung. 
Mehr  als  9  %  Asche  zeigen  eine  Verfälschung  an.  Die  Ansicht 
von  A.  Meyer  (Arch.  d.  Ph.  1889,  318),  dass  sich  das  Gapsicin 
nur  in  den  Pläcenten  der  Frucht  findet,  hält  Vedrödi  nicht  für 
richtig;  auch  die  rothen  äusseren  Hüllen  sind  seinen  Erfahrungen 
nach   capsicinhaltig ,    da   die  von    den   inneren  Häuten  sorgfältig 


1)  Zeitsohr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waareok.  1898,  297.  2)  ebenda 

1893,  258.  8)  ebenda  1893,  No.  22. 


Gewürze.  731 

befreiten  Schalen  noch  sehr  scharf  schmecken.  Den  angeblichen 
Irrthum  A.  Meyer's  führt  Verfasser  darauf  zurück,  dass  mit  Hülfe 
der  Meyer'schen  Gewinnungsmethode  des  Gapsicins  letzteres  aus 
den  Fruchthüllen  allerdings  nicht  isolirbar  ist.  Da  das  Gapsicin 
in  Aether  vollkommen  löslich  ist,  so  wendet  Verfasser  als  weiteres 
Prüfungsmittel  der  Droge  die  Bestimmung  des  ätherischen 
Eztractgehaltes  an  (Extraction  im  Soxhlet  mit  Petroläther, 
Abdunsten  und  Trocknen  bei  100^).  Dabei  ergaben  die  äussere 
reine  rothe  Haut  5,96— 6,76  »/o .  die  ganze  Frucht  8,4—9,26  o/o, 
fehlerhaft  aufgearbeitete  Schoten  sammt  inneren  häutigen  Theilen 
und  Samen  7,46—7,78,  die  inneren  häutigen  Theile  für  sich  6,02 
bis  6,50%,  die  Samen  14,20  — 14,36  o/q,  fabrikmässig  gepulverte 
Rosenpaprika  1.  Klasse  9,18 — 10,00%,  dieselbe  2.  Klasse  11  bis 
11,6%.  Wie  man  sieht,  enthielten  diese  besten,  aus  einer  renom- 
mirten  Fabrik  stammenden  Muster  mehr  ätherisches  Extract  als 
die  Fruchtschale,  es  muss  also  bei  der  Fabrication  ein  Zusatz 
einer  Fettsubstanz  gemacht  worden  sein,  und  da  dies  in  der  Regel 
geschehen  wird,  so  giebt  die  flrmittelung  des  ätherischen  Extract- 
gehaltes nur  relative  Werthe,  zumal  auch  Maismehl,  Sandelholz 
und  ähnliche  Verfälschungen  den  Extractgehalt  erhöhen.  —  Ver- 
fälschungen: Maismehl  färbt  den  mit  Wasser  aufgekochten 
Rückstand  des  ätherischen  Auszuges  auf  Zusatz  von  Jod-Jodkalium 
blau.  Eichenrinde  macht  die  Waare  nussfarben  und  wird  an  der 
Gerbstoffreaction  des  Rückstandes  des  ätherischen  Auszuges  er- 
kannt. Sandelholz  färbt  den  bei  reiner  Waare  gelb  gefärbten 
Rückstand  des  Aetherauszuges  roth.  Ziegelmehl  erkennt  man  am 
Aschengehalte,  ebenso  wie  Ocker.  Minium  wird  an  der  Schwarz- 
färbung der  Droge  bei  der  Behandlung  mit  Schwefelwasserstoff 
erkannt. 

Chromroth  zum  Färben  von  Paprika  wird  von  einer  Prager 
Farbenfabrik  empfohlen.  Wie  H.  Kral  ^)  gefunden  hat,  ist  dieser 
Farbstoff  keine  Chromfarbe,  sondern  Sulfoazobenzol-/^-Naphthol 
mit  etwa  60  %  schwefelsaurem  Baryum.  Zum  Nachweis  werden  2  g 
des  fraglichen  Paprikas  mit  kochendem  Wasser  digerirt,  das  Ganze 
auf  ein  Filter  gegossen ,  der  Rückstand  einige  Male  mit  heissero 
Wasser  gewaschen,  und  das  Filter  mit  dem  Inhalt  getrocknet. 
War  der  Paprika  mit  obigem  Chromroth  gefärbt,  so  erhält  man 
ein  schön  roth  gefärbtes  Filtrat,  wie  es  von  echter  Waare  nie 
erhalten  wird.  Das  Filtrat  kann  man  sowohl  in  alkalischer,  als 
auch  in  saurer  Lösung,  bis  auf  die  lichtgelben  Extractivstoffe  des 
Paprikas  selbst  entfärben;  man  erhält  beim  Eintauchen  starken 
Filtrirpapiers  in  obiges  Filtrat  ebenfalls  schön  roth  gefärbte  Mu- 
ster, die  bei  nicht  gefärbtem  Paprika  nie  vorkommen  dürfen. 

Als  Bestandiheile  des  Pfeffers  ausser  Celluloso,  Stärkemehl 
und  sehr  geringen  Farbstoffmengen  fand  Th.  Weigle*):  1.  äthe- 


1)  Zeitflchr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  389;  Deutsch.  Chem.  Ztg. 
1898,  No.  36.  2)  Ber.  d.  pharm.  Gea.  1893,  210. 


732  Gewürze. 

risches  Oel,  das  stark  nach  Pfeffer  riecht,  dessen  weingeistige 
Lösung  aber  nicht  scharf  schmeckt;  2.  Pfefferdicköl  ohne  Ge- 
ruch und  Geschmack;  3.  Piperin  ohne  Geruch,  dessen  Lösung 
aber  scharf  nach  Pfeffer  schmeckt.  —  Der  scharfe  Geschmack 
des  Pfeffers  ist  durch  das  Piperin  bedingt.  Zur  Isolirong 
der  Bestandtheile  wurde  gemahlener  weisser  Pfeffer  zunächst 
mit  Aether  und  dann  mit  90  o/^ig-  Weingeist  extrahirt.  Der 
ätherische  Auszug  zeigte  nach  dem  Verdunsten  starken ,  von 
dem  ätherischen  Gele  herrührenden  Pfeffergeruch  und  wnrde 
letzteres  durch  Destillation  im  Dampfstrom  leicht  isolirt.  Zur 
Gewinnung  des  Piperins  diente  der  weingeistige  Auszug.  Derselbe 
wurde  mit  Kalk  versetzt,  eingedampft,  wiederholt  mit  Weingeist 
behandelt,  worauf  schliesslich  das  Piperin  als  farbloser,  krystalli- 
nischer  Körper  erhalten  wnrde.  Es  ist  in  kaltem  Wasser  unlös- 
lich, etwas  löslich  in  warmem  Wasser  und  leicht  löslich  in  Wein- 
geist, dem  es  den  charakteristischen,  scharfen  Pfeffergeschmack 
ertheilt.  —  Das  ätherische  Pfefteröl  ist  farblos,  von  dem  charak- 
teristischen Geruch  des  Pfeffers.  —  Das  Dicköl  hängt  dem  Pipe- 
rinan,  wird  durch  Petroläther  aufgenommen  und  hinterbleibt  beim 
Verdunsten  desselben  als  gelbes,  dickes  Oel.  Es  ist  nicht  ver- 
seifbar und  wahrscheinlich  ein  Oxydationsproduct  des  ätherischen 
Oeles. 

üeber  den  OehaU  reiner  Pfeffersorten  und  Pfefferschalen  an 
Cellidose  (Holzfaser)  und  Stärke ^  swcie  an  wasserlöslichen  Asfchen- 
bestandtheilen  (Alkalien)  und  Phosphorsäure;  von  E.  v.  Raumer  *). 
Verf.  hat  versucht,  durch  Bestimmung  der  Holzfaser  sowie  der 
Stärke  im  Pfefferpulver  Anhaltspuncte  darüber  zu  gewinnen ,  ob 
dem  Pfeffer  Pfefferschalen  beigemengt  sind  oder  nicht.  Sowohl 
die  Extractionsbestimmung  als  auch  die  Bestimmung  des  Piperins 
geben  wegen  der  Ungenauigkeit  ihrer  Resultate  keine  festen  An- 
haltspuncte zur  Beurtheilung;  diesen  vorzuziehen  ist  die  Bestim- 
mung derjenigen  Substanzen,  welche  nach  der  Inversion  mit  Salz- 
säure Fehling'sche  Lösung  zu  reduciren  vermögen,  sowie  ferner 
eine  Gehaltsbestimmung  der  Gellulose.  Aber  auch  diese  Unter- 
suchungsmethoden sind  nur  da  von  Bedeutung,  wo  ein  Pfeffer- 
pulver vorliegt,  welches  nicht  durch  Beimengungen  stärkehaltiger 
und  cellulosehaltiger  Pflanzentheile  verfälscht  ist,  was  eine  mi- 
kroskopische Untersuchung  leicht  feststellt,  v.  Raumer  theilt  nun 
die  Resultate  seiner  Prüfungen  mit,  inwieweit  die  oben  erwähnten 
Methoden  sichere  Anhaltspuncte  bei  der  Untersuchung  eines  mit 
Pfefferschalen  gemischten  Pfefferpulvers  bieten.  Zur  Bestimmung 
des  Reductionswerthes  gegen  Fehling'sche  Lösung 
schlägt  Verf.  vor,  5  g  Pfeffer  mit  200  cc  dest  Wasser  V«  Stunde 
am  Rückflusskübler  zu  kochen,  der  auf  65^  abgekühlten  Masse 
eine  entsprechende  Menge  reiner  zuckerfreier  Diastaselösung  nach 
Lintner  zuzusetzen  und  4 — 5  Stunden  die  Mischung  auf  dieser 
Temperatur   zu   halten.     Dann  werden  25  cc  Bleiessig  zugesetzt 

1)  Zeitschr.  f.  anal.  Ch.  1893,  458. 


Gewürze.  733 

und  das  Ganze  auf  '250  cc  mit  Wasser  aufgefüllt.  Man  lässt 
unter  öfterem  kräftigen  Umschütteln  etwa  1  Stunde  stehen,  und 
iiltrirt  dann  200  cc  ab.  In  dem  Filtrat  wird  durch  Zusatz  einer 
concentrirten  Lösung  von  doppelkohlensaurem  Kali  das  über- 
schüssige Blei  gefallt,  auf  250  wieder  aufgefüllt,  hiervon  wieder 
200  cc  abfiltrirt,  das  Filtrat  mit  Essigsäure  neutralisirt,  und  20  cc 
25  o/o  ige  Salzsäure  zugegeben.  Diese  Lösung  wird  dann  2^/s  Stun- 
den am  Bückflusskühler  im  Wasserbade  erhitzt,  mit  Natronlauge 
neutralisirt  und  mit  Fehling'scher  Lösung  wie  üblich  bebandelt. 
Dieses  Verfahren  hat  den  Yortheil  vor  dem  Lenz'schen,  dass  alle 
Torhandene  Stärke  invertirt  wird»  und  alle  färbenden  und  sonst 
hinderlichen  Bestandtheile  beseitigt  werden.  Die  Cellulose- 
bestimmung  führte  v.  Raumer  nach  Henneberg-Stohmann  in  der 
Glasbirne  aus.  Einer  sicheren  Beurtheilang  aus  diesen  Bestimmun- 
gen stellt  sich  aber  der  Umstand  entgegen,  dass  der  Procent- 
gehalt sowohl  an  Cellulose  wie  an  Stärke  im  Pfeffer  grossen 
Schwankungen  unterworfen  ist.  Der  erstere  schwankt  für  reinen 
schwarzen  Pfeffer  zwischen  1 1 — 25  ^/o ,  der  letztere  zwischen  24 
bis  47  %y  während  sich  die  Zahlen  für  Pfefferschalen  auf  29 — 37 
resp.  8 — 17  stellen.  (Die  Angaben  beziehen  sich  auf  asehenfreie 
Trockensubstanz.)  Der  Gehalt  an  Alkalien  ist  in  den  Pfeffer- 
schalen im  Allgemeinen  höher  als  in  dem  reinen  Pfeffer,  allein 
auch  die  leichteren  reinen  Pfeffersorteu  zeigen  einen  sehr  hohen 
Gehalt  au  Alkalien,  so  dass  die  Grenzen  sich  verwischen.  Auch 
der  Phosphorsäuregehalt  kann  nicht  zur  Gharakterisirung  von 
Mischungen  dienen.  Der  Phosphorsäuregehalt  von  Pfefferschalen 
wurde  zu  3,9 — 4,4  ®/o ,  der  von  reinem  schwarzen  Pfeffer  zu  5,7 
bis  10,2  ^lo  gefunden.  Am  Schlüsse  seiner  Arbeit,  in  welcher  die 
Ergebnisse  zahlreicher  Untersuchungen  tabellarisch  zusammen- 
gestellt sind,  macht  Verfasser  noch  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Bestimmung  des  alkoholischen  Extractes  voraussichtlich  eine  bessere 
Handhabe  zur  Beurtheilung  der  Beimengungen  von  Pfefferschalen 
zum  Pfefferpulver  biete,  da  die  äusseren  Frnchthautschichten  des 
Pfeffers  viele  ölführenden  Zellen  enthalten  im  Gegensatze  zu  dem 
mehligen  Fruchtkörpen 

Ueber  Faradieskörner ,  welche  schon  seit  1885  zur  Verfäl- 
schung des  schwarzen  Pfeffe^'s  dienen,  bringt  T.  F.  Hanausek  ^) 
eine  anatomische  Studie.  Die  chemischen  Pfefferprüfungs- 
methoden besitzen  nach  Ansicht  des  Verfassers  nur  als  Vorprüfung 
einen  Werth,  so  die  Unger'sche  Probe,  welche  auf  der  Rothfarbung 
des  Perisperms  des  Pfeffers  beruht.  (Nach  12  Minuten  tritt  roth- 
gelbe Färbung  auf.)  Ruffin  fand  im  Paradieskörnerpulver:  Asche 
3,06 o/o,  Alkohol-Extract  19,C3o/o,  Rückstand  nach  Behandlung 
mit  durch  1  Voige  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser  29,6  ®/o; 
in  reinem  Pfefferpulver  4,935—7,805  —  und  32,3  o/o.  Fabri 
verwendet  die  Gerbstoffreaction;  5  g  Pfeffer  werden  mit  10  g 
Alkohol  und  5  g  Aether  einen  Tag  lang  macerirt.  Auf  Zusatz 
von  Eisenchlorid  zum  Filtrat  tritt  bei  reinem  Pfeffer  keine,  bei 
Gegenwart  von  Paradieskörnern  und  anderer  Gerbstoff  enthalten- 


»» 


91 


734  Gewürze. 

der  Substanzen   dunkelgrünbraune  Färbung  ein.    Diese  Angaben 
werden  von  Hanausek  im  Allgemeinen  bestätigt. 

Die  Beimischung  von  gepulverten  Paradieskörnern  zum  Pfeffer- 
pulver  wird  namentlich  auf  den  alkoholischen  Auszug  des  yer- 
fälschten  Pulvers  von  Einwirkung  sein.  M.  Ruffin*)  erhielt  bei 
der  Untersuchung  eines  unverfälschten  Pfe£Ferpulver8  und  des  Pul- 
vers der  Paradieskörner  folgende  Resultate: 

Pulv.  der  Paradieskörner :    PfeflFerpulvcr : 

Asche 3,06  o/o  4,935  % 

Alkoholextract      ....  10,02  „  7,805 

Rückstand    nach   Behand- 
lung mit  Vioo  H2SO4     .  29,60  „  32,309 

Eine  alkohol-äth.  Tinctur  der  Paradieskörner  giebt  mit  Eisen- 
chlorid eine  braungrüne  Färbung,  während  eine  derartige,  ans 
Pfeffer  hergestellte  Tinctur  nicht  verändert  wird. 

E.  Spaeth  *)  fand  verschiedene  Proben  von  gemahlenem  Pfeffer 
mit  Wachholderbeeren  verfälscht    Letztere  sind  bei  der  mikrosko- 

{nschen  Prüfung  vor  Allem  an  den  tafelförmigen,  braungelb  ge- 
ärbten  Zellen  der  Oberhaut,  ferner  an  dem  grosslückigen,  dünn- 
wandigen Parenchym  der  Frachthaut,  an  den  dickwandigen  ge- 
streckten Zellen  der  Samenschale  und  an  den  theils  mehr  tbeils 
weniger  verdickten  Steinzellen  zu  erkennen.  Weiter  finden  sich 
noch  Gefässe,  Tracheiden  mit  Hoftüpfeln,  auch  mit  Querbalken 
versehen.  In  mit  Wachholderbeeren  verfälschtem  Pfefferpulver 
lässt  sich  Zucker  nachweisen. 

Der  Farbstoff  der  Samen  der  Pimentfrucht  ist,  wie  T.  F.  Ba- 
nause k^)  gefunden  hat,  in  Wasser  ausserordentlich  leicht  löslicbt 
so  dass  derselbe  bei  mikroskopischen  Querschnitten,  welche  unter 
Wasser  betrachtet  werden,  der  Beobachtung  entgeht  Legt  man 
die  Schnitte  dagegen  in  Alkohol,  so  findet  man  besonders  in  den 
peripherischen  Theilen  der  Samenschale  die  Zellen  mit  rothbrau- 
nen festen  Farbstoff körpem,  umkränzt  von  farblosen  Stärkekör- 
nern, erfüllt. 

T.  F.  Hanausek^)  entdeckte  in  Gemeinschaft  mit  F.  X 
Herz  eine  bisher  nicht  beobachtete  Verfälschung  des  Safrans, 
welche  von  den  Händlern  in  der  Weise  ausgeübt  wird,  dass  der 
noch  etwas  feuchte  Safran  mit  Weizenmehl  bestäubt  wird.  Letz- 
teres saugt  die  Feuchtigkeit  auf  und  klebt  an  den  Narben  fest 
Da  das  mikroskopische  Bild  in  Wasser  nicht  besonders  deutlieh 
wird,  so  empfiehlt  der  Verf.  als  Einlegeflüssigkeit  Oel  zu  ver- 
wenden. 

T.  F.  Hanausek*)  bezeichnet  als  ein  neues  Verfäkchungs- 
mittel  des  Safrans  ein  Hinzumischen  von  Porreywürzelchen 
(AUium  Porrum). 


1)  Cham.  Ztff.  1898,  No.  96.  2)  Rev.  intern,  des  falsif.  1892,  62; 

1898,  141.        8)  Fonohungsber.  üb.  Lebensm.  etc.  1898,  I,  87.      4)  Zeitsohr. 
d.  allg.  österr.  Ap.-Vereins  1898,  52.  5)  Z^tsohr.  f.  Nähr.,  Hyg.  a. 

Waarenk.  1892,  489.  6)  Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.-Y.  1898,  62. 


Gewürze.  735 

A.  OertP)  erwähnt  eines  Safrans,  dessen  Narben  sich  am 
Ende  keulenförmig  verdicken  und  beim  Absieben  ein  feines, 
äusserlich  rothbraunes,  innen  weisses  Pulver  abgeben,  das  voll- 
ständig geschmacklos  ist.  Das  Pulver  ist  von  mineralischer  Be- 
schaffenheit und  vermittelst  eines  Bindemittels  auf  die  Narben 
fizirt  worden.  Der  färbeode  Bestandtheil  erwies  sich  als  ein 
Azofarbstoff. 

Der  Sarepta-Senf  des  Handels  besteht  nach  Mittheilungen  von 
Th.  Waage*)  des  öfteren  nur  aus  gewöhnlichem  schwarzen  Senf ; 
echter  wird  gegenwärtig  auf  den  Rieselfeldern  bei  Berlin  ange- 
baut. Ein  Senfmuster  enthielt  Samen,  deren  Schale  durch  Ghlo- 
ralhvdratlösung  blutroth  gefärbt  wurde,  dieselben  wurden  mit 
Hülfe  dieser  Reaction  als  von  Sinapis  arvensis  abstammend  er- 
mittelt. 

Zur  Kenntniss  der  Senfsorten  des  Handels  lieferte  M.  Wolff*) 
einen  Beitrag. 

Dass  der  Zimtbrueh^  welcher  das  Innere  der  Cassiabündel 
bildet  und  auch  als  besondere  Sorte  im  Handel  ist,  oft  niLr  zum 
geringsten  Theile  aus  Zimtrinde  besteht,  wie  Möller  angiebt,  wurde 
von  Th.  Waage  ^)  nicht  gefunden.  Es  kommen  wohl  einzelne 
fremde  Rindenstücke  vor,  aber  nicht  in  so  arger  Menge.  Dagegen 
wird  zuweilen  auch  bereits  extrahirte  Waare  gehandelt.  Uebri- 
gens  haben  auch  alte,  dicke  Zimtrinden  gelegentlich  ein  ganz 
vortreffliches  Arom,  eine  vorgelegte  Zimtstammrinde  duftete  und 
schmeckte  ausgezeichnet  aromatisch. 

Die  Binden  der  als  Zimt  verwendeten  Cinnamomumarten  ent- 
halten nach  R.  Pfister^;  zwei  Arten  von  Secretzellen :  Oelzellen 
and  Schleimzellen.  Die  Oelzellen  sind  in  der  lebenden  Rinde  der 
Sitz  des  Zimtaldehyds,  in  der  getrockneten  Rinde  vertheilt  sich 
der  Zimtaldehyd  im  ganzen  Oewebe.  —  Charakteristisch  für  die 
Zimtrinden  ist  folgendes:  Dickwandige,  kleinzellige  Epidermis  mit 
sehr  spärlichen  Spaltöffnungen.  Im  Pericykel  Bündel  aus  sehr 
stark  verdickten  Fasern,  verbunden  durch  einen  mehr  oder  weni- 
ger continuirlichen  Ring  von  Steinzellen;  bei  den  letzteren  ist  es 
immer  die  Innenseite,  die  sich  zuerst  verdickt.  Bastfasern  spindel- 
förmig, mit  spärlichen  Poren,  von  abgerundet  viereckigem  Quer- 
schnitt, stark  verdickt,  meist  zartwandig,  1— 3-reihig.  Parenchym 
der  ganzen  Rinde  mit  Tendenz  zur  Bildung  von  Steinzellen,  Oel- 
zellen, Schleimzellen,  Galciumoxalat  immer  vorhanden,  wie  in 
Drüsen.  Ferner  sind  Merkmale  zur  Unterscheidung  der  verschie- 
denen Rindensorten  angegeben. 


1)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  837.  2)  Ber.  d. 

pharm.  Oes.  1898,  158.               8)  Pharm.  Ztg.  1893,  761.  4)  Ber.  d. 

pharm.  Oes.   1893,   158.              6)   Forsch.-Ber.  üb.   Lebensm.  u.  ihre  Bez. 
z.  Hyg.  u.  8.  w.  1898,  1. 


1 


736  Bier, 


Bier. 


Ueber  die  Veränderung  des  Bieres  beim  Aufbewahren;  yon 
W.  Stenner  1). 

Ueber  die  Bildung  von  Kahmhäuten  auf  Flaschenbier;  von 
Windisch  *). 

Einen  Beitrag  zur  Colarimetrie  des  Bieres  und  der  Würze 
lieferte  Aubry').  Unter  den  Mittheilungen  der  wissenschaft- 
lichen Station  für  Brauerei  in  München  wird  über  Farbstoffprobea 
berichtet,  welche  als  Biercouleur  in  den  Handel  gebracht  werden 
und  aus  Gemischen  von  Azo-  und  Anilinfarbstoffen  bestaudeiif 
die  wahrscheinlich  identisch  mit  einem  von  P.  Röser  analysirten 
Farbstoff  für  Branntwein  sind.  Nach  Ansicht  des  Verf.  ist  eine 
Benutzung  derartiger,  wenn  auch  unschädlicher  Stoffe  zur  Bier- 
farbung  verwerflich  und  in  Ländern  mit  Surrogatverbot  —  wie 
Bayern  —  auch  strafbar.  Uebrigens  ist  der  Nachweis  eines 
solchen  Farbstoffes  sehr  leicht  unter  Anwendung  von  verdünnter 
Schwefelsäure,  welche  die  mit  dem  Farbstoff  versetzten  Biere  rosa 
färbt  —  Diese  Farbstoffe,  deren  stark  verdünnte  wässerige  Lö- 
sungen den  Farbtönen  des  Bieres  ausserordentlich  nahe  kommen, 
können  vortheilhaft  zur  Herstellung  von  Normallösungen  für  die 
Golorimetrie  des  Bieres  verwendet  werden.  Die  Anfertigung  eines 
Golorimeters  zum  Vergleich  der  Bierfarbe  (Würzefarbe),  welche 
sich  auf  den  Lintner'schen  Golorimeter  basiren  lässt,  wird  be- 
schrieben. 

Ueber  Jod  als  Indicator  zur  Bestimmung  des  Säuregrades  in 
gefärbten Pflanzenextracten,  Würze,  Bier;  von  Hagen  Petersen*). 

Eine  grosse  Anzahl  von  Bieranalysen  hat  B.  C.  Nieder- 
stadt^)  in  Hamburg  ausgeführt.  Die  Untersuchungen  erstreckten 
sich  auf  Bestimmung  des  Alkohol-Extractgehaltes,  der  Maltose, 
Asche,  Phosphorsäure,  Schwefelsäure  und  freien  Säure.  Sowohl 
Hamburger  Biere,  als  auch  die  in  Hamburg  verschenkten  Biere 
anderer  Provenienzen  sowie  die  zum  Export  nach  den  überseeischen 
Ländern  gelangenden  Biere  gelangten  zur  Untersuchung. 

Ueber  Bier  af4S  einem  bittersalzreichen  Brauwasser  berichtete 
Kukla^).  Das  Bier,  das  aus  einem  sehr  magnesiareichen  Wasser 
bereitet  war,  erzeugte  Diarrhöe  und  die  Bierasche  enthielt  that- 
sächlich  40,14  o/o  schwefelsaures  Magnesium.  Es  werden  weiter 
Analysen  von  Wässern  einer  anderen  Brauerei  mitgetheilt,  von 
denen  eines  noch  mehr  schwefelsaures  Magnesium  entiiielt  als  das- 
jenige der  Brauerei,  deren  Bier  abführende  Wirkung  hatte. 

Die  Zusammensetzung  des,  Tafelbieres  der  Firma  Gabriel  Sedl- 
mayr,  Bierbrauerei  „Zum  Spaten^'  in  München,  wurde  von  M. 
Printz^)  nach  Mittheilungen  der  wissenschaftlichen  Station  für 


1)  Wochenschr.  Brauerei  X,  28;  Inaag.-Diss.  Erlangen.  2)  ebenda 

1893,  665.  8)  Zeitschr.  gea.  Brauw.  N.  F.  XVI,  275.  4)  Chetn. 

Ztg.  1898,  Rep.  204.  5)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893, 

166—167.  6)  Wochenschr.  Brauerei  X,  788.  7)  Zeitschr.  ges. 

Brauw.  N.  F.  XVI,  285. 


Bier.  737 

Brauerei  in  München  nenerdings  bestimmt  und  ergab  bei  einer 
berechneten  Concentration  der  Stammwürze  von  27,4  ^jo  und  einem 
Vergährungsgrad  yon  53  o/o  8,17  o/o  Alkohol,  12,90  o/o  Extractrest 
mit  1,012  o/o  Proteinstoffen,  0,40  o/o  Asche  und  0,154  o/o  Phosphor- 
säure. Die  Addität  betrug  0,33  o/o  Säure  als  Milchsäure  ge- 
rechnet. 

Die  schwedischen  Biere.  Mittheilungen  aus  der  Nürnberg'schen 
Brauerei  in  Stockholm  von  E.  L.  Hartmann^)  über  die  Be- 
schaffenheit und  Zusammensetzung  der  schwedischen  Biere. 

lieber  macedonischee  Bier  berichtet  A.  Könyöki').  Die 
untersuchten  Proben  waren  frei  von  gesundheitsscluLdlichen  Sub- 
stanzen (Saccharin,  Salicylsäure ,  schweflige  Säure);  Borsäure 
konnte  nicht  nachgewiesen  werden.  Der  Bodensatz  enthielt  Hefe, 
Milchsäurebacterien  und  andere  Pilze.  Es  wird  vermuthet,  dass 
das  Getränk  aus  Mais  bereitet  wird. 

Analysen  von  Champagnerbier  veröffentlichte  J.  E.  Siebel*). 

Ueber  die  physiologische  Methode  der  Eiweiss-Besiimmung  für 

Würze  und  Bier  und  ihre  praktische  Bedeutung ;  von  Delbrück^). 

Ueber   die  Verwendung   der  Hefe  zur  quantitativen  Bestim» 

mung  gährfähiger  Substanzen;  von  A.  Bau^). 

Die  Bestimmung  des  Bohrzuckers  nach  Meisst  in  Gemischen 
von  Maltose,  IsomaUose,  Dextrin  und  Bohrzucker,  sowie  in  Würzen 
neben  den  anderen  vorhandenen  Kohlehydraten;  von  J.  Jais®). 

Zu  der  Arbeit  von  Jalowetz:  Studien  über  Malz,  Würze  und 
Bier  bringen  H.  Vogel  und  O.  Luff  7)  eine  Mittheilung  aus  der 
brautechnischen  Versuchsstation  Weihenstephan,  welche  sich  gegen 
die  von  Jalowetz  gemachte  Voraussetzung,  dass  nur  drei  KoUe- 
hydrate  (Dextrose,  Maltose  und  Dextrin)  in  Würze  vorkommen, 
wendet. 

In  einer  weiteren  Mittheilung  hält  Jalowetz^)  unter  der 
Aufschrift  „Studien  über  Malz,  Würze  und  Bier"  seine  Be- 
hauptungen aufrecht  und  tritt  für  seine  Untersuchungsmethode  ein. 
Ueber  normale  Bestandtheile  im  Biere,  welche  als  anormal 
angesehen  werden  können,  und  die  daraus  entspringenden  Irrthümer 
bei  Beurtheilung  des  Bieres  macht  J.  Brand*)  Mittheilungen. 
Derselbe  weist  auf  die  complicirte  Zusammensetzung  des  Bieres 
hin  und  darauf,  dass  wir  trotz  der  eingehenden  Untersuchungen 
der  Biermaterie  noch  immer  über  die  Mengenverhältnisse  einzelner 
erkannter  Bestandtheile  im  Unklaren  sind  und  fortwährend  auch 
neue  Körper  gefunden  werden,  welche  man  im  Biere  bisher  nicht 
gekannt  hat,  und  die  gewöhnlich  nur  in  sehr  geringen  Mengen 
sich  vorfinden.  Auf  solche  Körper  wäre  man  meist  auch  gestossen, 
wenn  Biere  auf  Zusätze  behufs  Conservirung  untersucht  würden» 


1)  Zeitschr.  f.  ges.  Brauw.  N.  F.  XYI,  155.  2)  Zeitsohr.  f.  Nähr., 

Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  85.                  8)  Wochenschr.  f.  Brauerei  1898,  246; 

Zeitschr.   f.  Nähr.»  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,   152.  4)  Wochenschr  f. 

Brauerei  1898,  810.               5)  Ghem.  Ztg.  1898,  892.  6)  Zeitsohr.  f.  ges. 

Brauw.  N.  F.  XVI,  849.                7)  ebenda  152,  881.  8)  ebenda  447. 
^)  ebenda  417. 

PhwniMeatiadMr  Jshresberieht  f.  1896.  47 


A      I 


738  Bier. 

und  die  Unkenntniss  über  das  normale  Vorkommen  des  betreffenden 
Körpers  im  Biere  wäre  dann  oft  die  Quelle  grundloser  Yerdäch- 
tigong.  Es  wurde  dann  das  natürliche  Vorkommen  von  schwefliger 
Säure,  Borsäure,  Oxalsäure  erwähnt,  sowie  eines  Körpers,  welcher 
Salicylsäure-Reaction  giebt  und  aus  gewissen  lichteren  Farbmalzen 
in  das  Bier  übergeht,  dessen  Darstellung  im  reinen  Zustande  dem 
Verfasser  gelungen  ist  Der  letztere  Körper  krystallisire  in  nadei- 
förmigen Krjstallen  und  unterscheide  sich  Yon  Salicylsäure  durch 
sein  neutrales  Verhalten  gegen  Millon'sches  Reagens.  Vielfache 
Veranlassung  zu  Irrthümern  geben  ferner  eine  Reihe  yon  Verbin- 
dungen, welche  im  normalen  Biere  vorhanden  sind  und  gleiche 
oder  ähnliche  Farbenreactionen  mit  giftigen  Alkaloiden  oder  anti- 
septischen Mitteln  haben. 

Bei  Untersuchung  zweier  Auszüge  aus  dem  Patenif  arbmalze  (sog. 
isomal  tosereiche  Malzauszüge)  erhielt  auch  Erich  ^)  bei  Prüfung 
auf  Salicyhäure  die  violette  KeactionmitFeCU.  Da  jedoch  diesen 
Auszügen  erwiesenermaassen  Salicylsäure  nicht  zugesetzt  war,  so 
lag  der  Gedanke  nahe,  es  könnten  vielleicht  Stoffe  im  Caramel- 
malze  enthalten  sein,  welche  mit  Eisenlösung  die  für  Phenol 
charakteristische  Violettfärbung  geben.  Vier  Garamelmalze  ver- 
schiedener Herkunft  ergaben  sämmtlich  bei  der  Prüfung  auf  Sali- 
cylsäure deutliche  Violettfärbung,  während  gewöhnliche  Malze  und 
schwarz  gebrannte  Farbmalze  eine  solche  nicht  zeigten.  Der  mit 
Eisenchlorid  sich  violett  färbende  Körper  ist  also  ein  Product  der 
Röstung  der  Garamelmalze. 

Zur  Prüfung  des  Bieres  auf  Borsäure  hat  die  wissenschaft- 
liche Station  für  Brauerei  in  München  nach  verschiedenen  Me- 
thoden gesucht  und,  wie  J.  Brand  >)  berichtet,  festgestellt,  dass 
diejenigen,  welche  auf  Färbung  des  Curcumapapiers  bei  Gegen- 
wart von  Borsäure  in  salzsaurer  Lösung  beruhen,  befriedigende 
Resultate  ergeben.  100  cc  Bier  wurde  schwach  alkalisch  gemacht 
und  eingeäschert.  Die  Asche  wurde  mit  wenig  Wasser  erwärmt, 
die  alkalische  farblose  Flüssigkeit  abfiltrirt,  in  einer  Platinschale 
bis  nahe  zur  Trockene  verdampft  und  mit  verdünnter  Salzsäure 
schwach  übersättigt,  ein  Streifen  Curcumapapier  hineingegeben 
und  im  Wasserbade  verdampft  Es  zeigte  sich  auch  beim  Biere, 
dem  nur  0,01  ®/o  Borsäure  zugesetzt  war,  noch  sehr  deutliche 
kirschrothe  Färbung  des  trockenen  Curcumapapiers.  Merkwürdiger 
Weise  zeigte  nun  diese  Borsäurereaction  auch  ganz  reines  Bier, 
von  welchem  sicher  war,  dass  im  Betriebe  keine  Borsäure  zuge- 
setzt war.  Es  wurden  daher  Biere  verschiedener  Abstammung 
geprüft,  und  in  allen  konnte  Borsäure  nachgewiesen  werden.  Bei 
weiterem  Nachforschen  stellte  sich  heraus,  dass  die  Borsäure  aus 
dem  zur  Bierbereitung  verwendeten  Hopfen  stamme. 

Die  von  Börnstein  empfohlene  Fluoresce'inreaction  zum  Nach- 
weise von  Saccharin  im  Bier  ist  nach  F.  Gantter^)  nicht  brauch- 


1)  durch  Chem.-Ztg.  1898,  211.  2)  duroh  Ghem.-Ztg.  1692,  Rep. 

850.  8)  Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  1898,  809. 


Bier.  739 

bar.  Spuren  von  Harz,  z.  B.  einige  Milligramm  Golophoninm,  im 
Aetheroxtract  des  Bieres  lieferten  bei  dem  Erhitzen  mit  Resorcin 
und  Schwefelsänre  eine  ebenso  starke,  ausserordentlich  intensive^ 
grüne  Fluorescenz  wie  mit  reinem  Saccharin.  Verfasser,  welcher 
viele  Bierproben  auf  Saccharin  zu  untersuchen  hatte,  empfiehlt 
folgendes  Verfahren:  Ein  halbes  Liter  Bier  wird  soweit  einge- 
dampft, dass  das  Extract  gerade  noch  flüssig  ist.  Dasselbe  wird 
in  ein  etwa  200  cc  haltendes  Stöpselglas  gebracht,  der  Rest  in 
der  Schale  mit  etwas  heissem  Wasser  nachgespült  und  dann  nach 
Zusatz  einiger  Tropfen  Salzsäure  mit  95  ^/oig.  Weingeist  aufgefüllt 
und  stark  umgeschüttelt.  Nach  einiger  Zeit  wird  äie  überstehende, 
alkoholische  Flüssigkeit,  in  welcher  etwa  vorhandenes  Saccharin 
enthalten  sein  muss,  abgegossen,  wiederum  zum  Extract  einge- 
dampft, in  ein  Stöpselglas  gebracht  und  mehrmals  mit  Aether 
ausgeschüttelt.  Die  ätherische  Lösung  wird  hierauf  verdunstet, 
wobei  das  Saccharin  neben  dem  Hopfenharz  und  Hopfenbitter  in 
dem  stark  braun  gefärbten  Rückstände  erhalten  wird.  Kocht  man 
jetzt  mit  Wasser  aus,  so  bleibt  der  grösste  Theil  der  harzigen 
Bierbestandtheile  ungelöst,  während  das  Saccharin  in  die  schwach 
gelb  gefärbte  wässerige  Lösung  geht.  Diese  dampft  man  auf 
einem  Uhrschälchen  zur  Trockne  ein,  wobei  man  bei  Gegenwart 
von  Saccharin  einen  schwach  gelb  gefärbten  krystallinischen  Rück- 
stand erhälL  Sind  auch  nur  Spuren  von  Saccharin  vorhanden, 
so  macht  sich  dies  durch  einen  stark  süssen,  ganz  charakteristi- 
schen Geschmack  kennbar.  Gantter  hält  denselben  für  so  be- 
weisend und  auch  für  so  überzeugend  für  den  Nichtchemiker, 
dass  er  kein  Bedenken  trägt,  den  Rückstand  als  Beweismittel  bei 
Gericht  vorzulegen. 

Beim  Nadiweis  des  Saccharins  im  Biere  durch  Extraction 
mittelst  Aether-Petroleumäther  wird  gleichzeitig  der  Hopfenbitter- 
stoff ausgezogen,  der  den  süssen  Geschmack  des  Saccharins  völlig 
verdecken  kann.  E.  Spaeth^)  beobachtete  nun,  dass  man  durch 
Zusatz  von  Kupfersulfat  den  Hopfenbitterstoff  so  binden  kann, 
dass  er  von  dem  Aethergemisch  nicht  mehr  aufgenommen  wird. 
500  cc  Bier  werden  mit  einigen  Krystallen  Kupfernitrat  versetzt, 
das  Bier  hierauf  eingedampft,  mit  grobem,  ausgewaschenem  Sand 
und  einigen  Gubikcentimetem  Phosphorsäure  versetzt  und  mit 
Aether-Petroläther  extrahirt.  Der  mit  etwas  verdünnter  kohlen- 
saurer Natronlösung  und  Wasser  aufgenommene  Aether-Petrol- 
äther-Auszug  lässt  0,001  %  Saccharin  noch  erkennen. 

Zum  Nachweis  wm  Saccharin  in  Bier  werden  von  Linde- 
mann und  Mottau  *)  500  cc  Bier  mit  5  mg  Saccharin  versetzt, 
mit  Schwefelsäure  stark  angesäuert  und  durch  Ueberschichtung 
mit  Aether  in  Berührung  gebracht.  Die  Gefässe  sind  so  zu  wählen, 
dass  die  Flüssigkeitsschichten  nicht  über  5 — 10  mm  hoch  sind. 
Man  lässt  24  Stunden  in  Berührung  und  destillirt  dann  den  Aether 


1)  Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  1893,  579.  2)  Bull.  Soc.  Ghim.  1893, 

441  d.  Chem.-Ztg.  1893,  Rep.  197. 

47* 


740  Bier. 

ab.  Der  Rückstand  wird  cbarakterisirt  durch  seinen  sässen  Ge- 
schmack und  seine  Umwandlung  in  Salicylsäure.  Häufig  fiber- 
decken  bittere  und  harzige  Stoffe  den  süssen  Geschmack;  man 
lässt  dann  den  Trockenrückstand  mit  einigen  Gubikcentimetem 
kalter  concentrirter  Schwefelsäure  5  Minuten  in  Berührung,  ver- 
dünnt sodann  mit  Wasser,  filtrirt  und  erschöpft  das  Filtrat  mit 
Aether.  Der  bei  Verdampfung  des  letzteren  hinterbleibende  Ruck- 
stand hat  nach  der  Neutralisation  einen  süssen  Geschmack.  — 
Der  Nachweis  von  Salicylsäure  in  Wein  und  Bier  erfolgt  wie  der 
des  Saccharins.  Anstatt  des  Aethers  kann  für  Salicylsäure  Benasol 
verwendet  werden.  Der  Destillationsrückstand  wird  mit  einigen 
Gubikcentimetem  Wasser  aufgenommen,  filtrirt,  das  Filtrat  wieder 
mit  Benzol  ausgeschüttelt,  das  von  der  wässerigen  Flüssigkeit  ge- 
trennte Benzol  filtrirt  und  mit  1 — 2  cc  Wasser,  welches  einige 
Tropfen  Eisenchlorid  enthält,  geschüttelt,  wobei  die  wässerige 
Schicht  sich  violett  färbt 

Zum  Nachteeis  von  Saccharin  in  Oegentoart  von  Salicjßeäure 
benutzt  Hairs^)  das  für  die  Trennung  von  Salicvlsäure  und 
Benzoesäure  angegebene  Verfahren,  bestehend  in  Ueberführung 
der  ersteren  in  Bromsalicylsäure  durch  Zusatz  von  Bromwasser 
zur  wässerigen  Salicylsäurelösung,  wobei  die  Salicylsäure  quanti- 
tativ ausge&Ut  wird,  während  das  Saccharin  durch  Bromwasser 
keine  Veränderung  erfährt.  Zur  Trennung  eines  Gemisches  von 
Saccharin  und  Salicylsäure  verfahrt  Verf.  auf  folgende  Weise: 
Die  mit  Salzsäure  angesäuerte  wässerige  Lösung  des  Gemisches 
wird  mit  Bromwasser  im  Ueberschusse  versetzt;  man  schüttelt 
stark  und  sammelt  den  entstandenen  Niederschlag  auf  einem  Filter. 
Das  durch  einen  Luftstrom  vom  überschüssigen  Brom  befreite 
Filtrat  wird  mit  Aether  ausgeschüttelt,  welch  letzterer  dann  mit 
einigen  Tropfen  Natriumbicarbonatlösung  versetzt,  nach  dem  Ab- 
dunsten eine  süsse  Masse  hinterlässt,  die  nach  dem  Schmelzen 
mit  Kaliumhydroxyd  die  Reactionen  der  Salicylsäure  giebt.  Das 
Verfahren  gab  bei  einem  Rothwein,  welcher  in  200  oc  0,05  g 
Salicylsäure  und  0,1  g  Saccharin  enthielt,  sehr  befriedigende 
Resultate. 

Zum  Nachweis  von  Dtdcin  (p-Phenetolcarbamid)  gab  Nen- 
mann  Wender  >)  folgende  empfindliche  Reaction  an.  Versetzt 
man  eine  Spur  Duldn  in  einem  Porcellanschälchen  mit  einigen 
Tropfen  rauchender  Salpetersäure,  so  bildet  sich  unter  stürmischer 
Reaction  ein  schön  orangegelb  gefärbter  Körper.  Beim  Ein- 
dampfen bis  zur  Trockne  verbleibt  im  Schälchen  ein  laokartiger, 
orangegelb  gefärbter  Rückstand,  welcher  mit  ebensolcher  Farbe 
in  Alkohol,  Aether  und  Chloroform  löslich  ist  Versetzt  man 
diesen  Rückstand  mit  zwei  Tropfen  conc.  Schwefelsäure  und 
mischt  mit  dem  Glasstabe,  so  färbt  sich  das  Gemisch  intensiv 
blntroth.  Die  Farbe  hält  sich  längere  Zeit  an  der  Luft,  ohne  zu 
verblassen.    In  Chloroform  löst  sich  die  Mischung  mit  prächtiger 

1)  Rep.  de  Pharm.  1898,  441.  9)  Pharm.  Post  1893,  269. 


Bier.  741 

rother  Farbe  auf;  die  Färbung  verschwindet  ziemlich  rasch.  — 
Sucrol-Heyden  giebt  dieselbe  Reaction. 

Die  von  Berlinerblau  mitgetheilte  Reaction  auf  Dulcin 
empfiehlt  Pasch kis;  sie  ist  aber  nach  H.  Thoms^)  nicht  für 
letzteren  Körper  charakteristisch,  sondern  auch  dem  geschmack- 
losen Disubstitutionsproducte,  dem  Diparaphenetolcarbamid,  ebenso 
den  Phenetidinsalzen,  dem  arzneilich  verwendeten  Phenacetin  und 
vermuthlich  noch  anderen  Phenetidinabkömmlingen  eigen.  Die 
Farbenreaction  wird  eben  durch  abgespaltenes  Phenetidin  bedingt 
und  ist  daher  als  eine  für  das  p-Phenetolcarbamid  „charakteri- 
stische*^ nicht  anzusehen.  Zur  Charakterisirung  des  p^Phenetol- 
carbamids  dient  neben  dem  süssen  Geschmacke  in  erster  Linie 
der  Schmelzpunct,  der  aber  nicht,  wie  Berlinerblau  und  nach  ihm 
Paschkis  angegeben,  bei  160  ^  sondern  bei  173 — 174^  liegt. 

Zur  Ermittelung  des  Dulcins  in  Getränken  wird  nach  Mor- 
purgo*)  die  zu  untersuchende  Flüssigkeit  nach  Zufugung  des 
zwanzigsten  Theiles  ihres  Gewichtes  an  Bleicarlionat  auf  dem 
Wasserbade  zu  einem  dicken  Brei  eingedampft,  und  der  Rückstand 
mit  Aether  ausgezogen.  Das  Dulcin,  welches  nach  dem  Verdunsten 
des  Aethers  beinahe  rein  zurückbleibt,  wird  an  seinen  physika- 
lischen Eigenschaften  und  seinem  Geschmack  erkannt.  Erwärmt 
man  es  kurze  Zeit  mit  zwei  Tropfen  Phenol  und  ebensoviel  starker 
Schwefelsäure,  fügt  man  der  braunrothen  sirupartigen  Flüssigkeit 
einige  cc  Wasser  und  dem  abgekühlten  Gemische  in  einem  Reagens- 
glase vorsichtig  ein  wenig  Ammoniak  oder  Natronlauge  hinzu,  so 
entsteht  ein  blauer  oder  violetter  Ring  an  der  Berührungsfläche 
der  beiden  Flüssigkeiten  als  Beweis  für  die  Anwesenheit  von  Dulcin. 

Ueber  Malzextrade  und  deren  Zusammensetzung  berichten 
H.  Helbing  und  F.  W.  Passmore"): 

Als  die  beiden  wesentlichen  Bestandtheile  des  Malzextracts  sind  anzu-^ 
sehen  Diastase  als  Repräsentant  der  stickstoffhaltigen,  und  Maltose  als 
Repräsentant  des  werthgebenden  Zuckers.  Auch  der  Gehalt  an  Phosphaten 
wird  von  wesentlicher  Bedeutung  für  die  Güte  eines  Malzextractes  anzusehen 
sein;  und  schliesslich  werden  auch  Conoentration,  Geschmack  und  Bekömm- 
lichkeit  zur  Beurtheilung  der  Fabrikate  herbeigezogen  werden  können.  Die 
Verfasser  haben  sieben  verschiedene  Handelsmarken  in  Untersuchung  gezogen. 
Die  Farbe  derselben  wechselte  zwischen  blass  gelb  bis  leicht  braun  (die 
gelbe  Sorte  war  trübe,  die  anderen  klar);  die  Consistenz  war  bei  2  Sorten 
dünn,  bei  den  anderen  dick  oder  sehr  dick,  Geruch  und  Geschmack 
waren  sehr  wechselnd,  einige  Proben  Hessen  den  zu  fordernden  Malzgeruch 
and  Geschmack  ziemlich  vermissen.  Eine  Probe  schmeckte  auch  dumpfig. 
Der  Wassergehalt  schwankte  zwischen  26,48  und  86,89 Vo-  ^er  Säure- 
gelialt  der  Proben  wurde  durch  Titration  mit  zehntel  Normal-Soda  festge- 
stellt, und  »verbrauchten  dabei  die  6%igen  Extractlösungen  pro  g  Extract 
0,12  bis  0,24  cc.  Die  Jodabsorption  der  Lösungen  betrug  für  den  g  Extract 
0,06  bis  0,29  cc  zehntel  Normal-Jodlösung.  Um  die  diastatische  Kraft 
der  Extracte  festzustellen,  wurde  aus  gut  getrockneter  Arrowrootstärke  durch 
bftlbstündiges  Kochen  in  Wasser  (1 :  100)  und  Wiederherstellen  des  ursprüng- 
lichen Gewichtes  ein  Schleim  bereitet,  von  dem  60  cc  im  Wasserbade  mit  6 
oder  10  cc  Malzextractlösung  zusammen  auf  40 — 42*  G.  erhitzt  wurden.   Die 

1)  Chem.  ZtR.  1893,  No.  81.  2)  Selmi  1893,  87.  3)  Pharm. 

Beflord  XII;  Apoth.  Ztg.  1893,  666.. 


742  Bier. 

vollständige  UmwandluDR  der  Stärke  wurde  später  durch  Zusatz  weni^^er 
Tropfen  Jodlösung  (1  g  Jod,  2  g  Jodkali  zu  1000  cc  Wasser)  controlirt.  Bei 
einer  Probe  war  diese  Umwandlung  in  12  Minuten,  bei  den  anderen  in  15, 
18,  19,  29  Minuten  geschehen,  während  eine  Probe  noch  nach  24  Standen 
Blauförbung  ergab.  Um  bei  der  Zuckerbestimmung  Maltose  von  Dextrose 
zu  trennen,  von  welchen  letztere  in  grösseren  Mengen  ein  verfälschtes  Fa- 
brikat anzeigen  würde,  haben  die  Autoren  die  Löslichkeit  des  Phenylmalto- 
sazons  in  Wasser  gegenüber  der  Unlöslichkeit  des  Phenylglykosazons  benutzt. 
Es  wurden  zur  Ausführung  dieser  Bestimmungen  6  g  jeden  Malzeztracts  in 
50  cc  Wasser  gelöst,  darin  5  g  Phenylhydrazin  mit  wenigen  Tropfen  verdünnter 
Essigsäure  gelöst,  und  das  Gemisch  zwei  Stunden  lang  auf  100^  erhitzt.  Die 
auf  dem  Filter  mit  Alkohol  und  Aether  gewaschenen  Niederschläge  wurden 
bei  100*^  getrocknet  undjgewogenr-  Der  Antheil  des  in  heissem  Wasser  onlda- 
lichen  Osazons  entsprach  weniger  als  8Vo  Dextrose  im  Malzextract.  Der 
Procentgehalt  des  Zuckers  als  Maltose  berechnet,  betrug  56,3  bis  61,6,  die 
Eotation  einer  lO^/^igen  Lösung  schwankte  zwischen  +  63,4  und  78,4.  Die 
Asche  der  Malzextracte  schwankte  zwischen  1,09  und  1,50%,  der  Gehalt  an 
Phosphaten  zwischen  0,21  und  0,55.  Eisen  oder  Kupfer  wurden  in  keinem 
Falle  angetroffen.  Ausserdem  untersuchten  die  Verfasser  noch  5  Proben 
flüssigen  Malzext^actes,  von  denen  jedoch  nur  2  den  an  die  diastatische  Kraft 
zu  stellenden  Anforderungen  entsprachen. 

An  die  Beachafferämt  eines  guten  Mdlzextractes  werden  schliess- 
lich folgende  Anforderungen  gestellt:  „Ein  dicker  lichtbrauner 
Sirup  von  angenehmem,  durchaus  nicht  dumpfigem  Malzgerudi 
und  Geschmack.  Es  muss  in  Wasser  mit  geringer  Opalescenz 
löslich  sein.  100  g  dürfen  bei  100  ^  G.  getrocknet  nicht  weniger 
als  70  g  Rückstand  hinterlassen.  0,6  g  Arrowroot-  oder  Kartoffel- 
stärke mit  60,0  cc  Wasser  zum  Schleim  gemacht  und  mit  einer 
Malzextractlösung  von  0,6  g  +  12,0  cc  Wasser  15  Minuten  auf  40 
bis  42  ^  G.  erhitzt  dürfen  mit  wenigen  Tropfen  Jodlösung  versetzt, 
keinerlei  Blaufärbung  geben.  12  g  Eztract  dürfen  höchstens 
0,18  g  Asche  hinterlassen,  deren  Lösung  in  verdünnter  Salzsäure 
mit  Magnesiamixtur  einen  reichlichen  Niederschlag  geben  muss. 

Ein  von  Gehe  u.  Go.  ^)  untersuchtes,  in  Japan  aus  ßeia  dar- 
aesteJUes  Malzextract  besass  hervorragend  helles  Aussehen,  war 
beinahe  geruchlos,  schmeckte  rein  süss,  ohne  den  dem  Gersten- 
malzextract  charakteristischen  Malzgeschmack  zu  besitzen,  und 
enthielt  in  lOOTheilen:  51,39  Maltose,  27,81  Dextrin,  18,20  Wasser, 
0,29  mineralische  Bestandtheile,  1,20  %  Eiweissstoffe,  Spuren  von 
Fett  und  Spuren  von  Stärke.  Diastase  war  nicht  nachweisbar. 
Der  Mangel  dieser,  der  geringe  Procentsatz  Proteinsnbstanz,  im 
Verein  mit  dem  nur  in  Spuren  vorhandenen  Phosphorsäuregehalt 
der  mineralischen  Bestandtheile  schliessen  natürlich  jeden  Ge- 
danken an  eine  Goncurrenz  dieses  Extractes  mit  dem  Gersten- 
malzextract  aus. 

J.Martenson^)  giebt  das  Untersuchungsresultat  eines  pa- 
steurisirten  Malzextraclbieres  der  Petersburger  Brauerei  Gambrinus 
bekannt.      Das  Bier  ist    sehr   klar,    von  brauner  Farbe,   besitzt 


1)  Handelsber.  von  Gehe  u.  Co.  1893.  2)  Pharm.  Zäitschr.  f. 

RuBsland  1893,  62. 


Wein.  743 

sehr  reinen  Geschmack  und  feines  Aroma;  in  angebrochenen 
Flaschen  verdirbt  es  nicht  leicht.  Die  Analyse  ergab:  spec.  Gew. 
=»  l,092ö,  Extractgehalt  berechnet  23,0,  Extractgehalt  durch 
Wägung  gefunden  21,7,  Weingeistgehalt  3,89,  GOs  0,226,  Säure 
auf  Milchsäure  berechnet  0,81 ,  Asche  0,565  %.  Glycerin, 
Maltose,  Dextrin  und  etwaige  flüchtige  Säuren  wurden  nicht 
bestimmt. 

Wein. 

Ueber  die  Bildung  von  Aldehyd  bei  der  Älkoholgährung  be- 
richtet Röser  ^).  Derselbe  hat  eine  Reihe  von  Mosten  und  Wein- 
sorten nach  der  Schiff'schen  Methode  untersucht  und  in  den 
Weinen  stets  nachweisbare  Mengen  von  0,001  bis  0,16,  bei  Mosten 
0,01  bis  0,17  Aldehyd  im  Liter  gefunden,  und  zwar  Hessen  sich 
in  letzterem  Falle  bedeutende  Abweichungen  im  Aldehydgehalt 
sowohl  bei  absolut  identischen  Mostarten  als  auch  bei  gleichen 
Mostarten,  welche  mit  verschiedenen  Hefearten  vergohren  waren, 
feststellen. 

MsenhaUiger  Wein;  von  Carlos  *). 

Gönnet  und  de  Raczowski  >)  haben  die  Wirkung  von  Form- 
(üdehyd  auf  den  Destillationsrückstand  von  Rothwein  untersucht 
und  gefunden,  dass  beim  Erwärmen  des  Rothweins  mit  Formalde- 
hyd auf  dem  Wasserbade  der  Farbstoff  niedergeschlagen  wird,  so 
dass  nur  ein  schwach  roth  gefärbtes  Filtrat  resultirt  Der  Rück- 
stand giebt  an  Amylalkohol  den  Farbstoff  ab.  Natürliche  Weine 
werden  beim  Behandeln  mit  Formaldehyd  braun,  der  Schaum 
bleibt  weiss,  das  Filtrat  ist  schwach  roth,  der  Niederschlag  dunkel 
weinroth.    Blauholz,  Theerfarbstoffe  bilden  andere  Färbungen. 

Auch  Tri  Hat*)  berichtet  über  die  Einwirkung  von  Form- 
aldehyd auf  die  Farbe  des  Rothweines.  Formaldehyd  vereinigt 
sich  mit  den  Gerbsäuren  des  Rothweines  und  entfärbt  ihn  hier- 
durch im  Verlauf  von  24  Stunden.  Bei  künstlich  gefärbten  Wei- 
nen ist  die  Entfärbung  unvollständig,  resp.  es  treten  nach  Besei- 
tigung des  Weinfarbstoffes  die  hinzugefügten  desto  deutlicher 
hervor;  so  bei  Zusatz  von  Campecheholz  und  von  Orseille;  Ros- 
anilinfarbstoffe  nehmen  violett  blaue  Färbung  an.  (Wie  sich  die 
Farbstoffe  der  Heidelbeeren  und  Malven  verhalten,  ist  vom  Ver- 
fasser nicht  gesagt.) 

Abrastol  oder  Asaprol,  das  Calcinmsalz  der  /9-Naphtolschwefel- 
säure,  wird  den  difficilen  Südweinen  zugesetzt,  um  dieselben  vor 
dem  Sauerwerden  zu  schützen.  Um  seine  Anwesenheit  im  Wein 
nachzuweisen,  neutralisirt  man  nach  Angaben  von  Sinibaldi  *) 
25  cc  desselben  mit  Ammoniak,  schüttelt  mit  Amylalkohol,  hebt 
denselben  ab,  treibt  das  Ammoniak  aus  und  setzt  1  cc  einer 
10<^/oigen   Eisenchloridlösung  hinzu.    Abrastol  giebt  mit  letzterer 

1)  Gbem.  Zig,  1893,  Rep.  80.  2)  Repert.  de  Pharm.  1898,  808. 

8)  Jonm.  de  Pharm,  et  de  Gh.  1892,  IT,  463.  4)  Bullet,  de  TAbsoo.  des 

cfaimistes  de  sucrerie  et  distillerie  1892.  5)  Monit.  soient.  YII,  842; 

Chem.  Gentralbl.  1898,  II,  1108. 


744  Wein.  - 

graublaue  'bleibende,  beim  Erhitzen  grün  werdende  Färbung. 
Weine,  welche  nur  sehr  wenig  Abrastol  enthalten,  dampft  man 
zuerst  zur  Trockne  ab  und  schüttelt  dann  mit  Amylalkohol  aus. 

Ueber  die  Bestimmung  des  Extraetea,  tvdckes  beim  Verdunsten 
des  Weines  zurückbleibt;  yon  J.  A.  Müller  >).  Um  den  Extract- 
gehalt der  Weine,  namentlich  solcher  mit  höherem  Glyceringehalte, 
durch  Abdampfen  bei  100**  mit  Sicherheit  bestimmen  zu  können, 
bringt  Verf.  die  Weinprobe  in  ein  rechteckiges,  längliches  Gefaas 
aus  Platin,  schiebt  dieses  in  ein  Messingrohr  yon  gleichfalls  recht- 
winkligem Querschnitte,  welches  horizontal  in  einem  Wasserbade 
liegt  und  erhitzt  etwa  12  Stunden,  während  ein  Kohlensäurestrom 
durch  die  Röhre  geleitet  wird.  Nach  einer  in  der  Abhandlung 
näher  begründeten  Gorrectur  ergiebt  sich  der  Eztractgehalt  sehr 
übereinstimmend  mit  den  Zahlen,  welche  durch  Verdampfung  im 
Vacuum  erhalten  werden. 

Zum  Nackweiee  der  gewöhnlick  zur  Färbung  des  Weines  an-- 
gewendeten  Farhstcfffe  und  anderer  Zusätze  werden  von  Marouby*) 
in  einer  Tabelle  die  geeigneten  Reagentien  und  die  charakteristi- 
schen Reactionen  angegeben.  Die  Untersuchung  wird  in  der  Weise 
ausgeführt,  dass  Filtrirpapier  mit  den  Reagentien  getränkt,  ge- 
trocknet und  in  kleine  Scheiben  geschnitten  wird.  Man  bringt  je 
einen  Tropfen  des  Weines  auf  solche  Scheibchen  und  beobachtet 
sowohl  den  entstehenden  Fleck  als  auch  den  umgebenden  Hof. 

Ueber  den  Nachweis  von  Änilinfarbstoffen  in  Boihweinen  unter 
besonderer  BerUcksichtigung  der  Carpenni* sehen  Methode;  Ton  K 
Heitzmann  *). 

Ueber  einiae  Beactionen  natürlicher  und  künstlicher  Farbstoffe 
im  Wein  berichten  6.  Meneghello  und  G.  Martinotti  ^).  Die 
Versuche  wurden  in  zwei  Reihen  gefuhrt.  Die  eine  betrifft  die 
Behandlung  der  yerdächtigen  Weine  mit  Kaliumpermanganat  und 
Schwefelsäure  erst  auf  kaltem,  dann  auf  warmem  Wege,  die  andere 
jene  mit  nascirendem  Ghlor,  gleichfalls  auf  kaltem  und  warmem 
Wege.  Letzterer  Vorgang  liefert  das  einfachere  und  praktischere 
Resultat.  Behandlung  mit  nascirendem  Ghlor:  a.  Naturwein:  ent- 
färbt sich  —  Filtrat  strohgelb  —  Aetznatronlösung  entfärbt  das- 
selbe schwach,  b.  Naturwein  mit  Vinolin  gefälscht:  entfärbt  sich 
nur  leicht  je  nach -der  Menge  des  enthaltenen  Vinolins  —  Filtrat 
weinroth  —  Aetznatron  entfärbt  dasselbe  schwach,  doch  bleibt  es 
immer  noch  roth.  c.  Naturwein  mit  Fuchsin  gefälscht:  entfärbt 
sich  —  Filtrat  schmutzig  gelb  —  Aetznatron  ruft  keine  Verände- 
rung heryor.  Die  Verfasser  wollen  ihre  Versuche  auf  eine  grössere 
Anzahl  künstlicher  Farbstoffe  ausdehnen.* 

Nachweis  künsilidi  gefärbter  Weine  durch  Seife.  '  In  der  Reyue 
internal  des  falsif.  1893,  105  wird  zur  Erkennung  fremder  Farb- 


1)  Bullet  80C.  chimiq.  1808,  IX,  6;  Ber.d.  D.  ohem.  Oes.  1893,  Ref.  452. 
3)  Bull.  800.  ohimiq.  1893,  IX,  18;  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  189S,  Ref.  452. 
8)  Inang.-Dissert.  Wünhorg  1898.  4)  Selmi  durch  Zeitsohr.  f.  Nähr., 

Hyg.  n.  Waarenk.  1893,  56. 


Wein.  745 

Stoffe  im  Weine  eine  vollkommen  neutrale  Seifenlösung  (? !)  empfohlen. 
Reiner  Wein  soll  unverändert  bleiben »  fremde  Farbstoffe  sollen 
Färbungen  hervorrufen.  So  sollen  Blauholz  und  Cochenille  ebenso 
leicht  erkannt  werden,  wie  Anilinderivate.  Andere  sind  „schwie- 
riger'* zu  bestimmen,  z.  B.  Mohn  und  besonders  HoUunderbeeren. 

Zur  Bestimmung  der  Gerbsäure  im  Wein  empfiehlt  6.  Fleury  i) 
Kochen  mit  gekochtem  und  getrocknetem  Eiereiweiss,  welches  mit 
Weinsäurelösung  ausgekocht  und  schwach  sauer  gemacht  ist  Die 
Menge  des  zugesetzten  Eiereiweisses  muss  die  der  Gerbsäure  ca. 
7  bis  8  mal  übersteigen.  Der  Niederschlag  wird  sodann  gesam- 
melt, getrocknet  und  gewogen;  die  Gewichtszunahme  gegenüber 
dem  angewendeten  Eiereiweiss  giebt  die  Menge  der  Gerbsäuren 
an.  Ob  alle  Gerbsäure  der  Lösung  entzogen  ist,  erkennt  man 
durch  Zusatz  von  Eisenchlorid. 

Studien  über  die  Methoden  zur  Bestimmung  des  Olycerins  in 
gefahrenen  Flüssigkeiten;  von  E.  Suhr.  ^)  Zu  der  Methode  von 
Diez  bemerkt  Suhr,  dass  das  durch  Behandeln  der  verdünnten  GI7- 
oerinlösung  mit  Benzoylchlorid  und  Natronlauge  sich  ausscheidende 
Estergemenge  sich  einerseits  nicht  gut  nach  den  Angaben  vonDiez 
von  Benzoylchlorid  durch  Auswaschen  event.  durch  Zerreiben  be- 
freien lässty  und  dass  andererseits  die  Trocknung  des  Ester- 
gemenges bei  100^  G.  häufig  zu  Differenzen  führt,  weil  bei  dieser 
Temperatur  Zersetzung  eintritt  Um  ersterem  Uebelstande abzuhelfen, 
schlägt  er  vor,  das  Estergemenge  auf  dem  Filter  mit  Wasser  von  80''  G. 
und  wenig  Kalilauge  so  lange  zu  behanjdeln,  bis  der  Geruch  nach 
Benzoylchlorid  gänzlich  beseitigt  ist,  und  dann  mit  Wasser  bis 
zur  neutralen  Reaction  nachzuwaschen.  Hierbei  schmilzt  das 
Estergemenge  und  giebt  das  eingeschlossene  Benzoylchlorid  leichter 
frei.  An  Stelle  des  Trocknens  und  Wagens  des  Estergemenges 
empfiehlt  Suhr  die  Verseifung  mit  etwa  Vs  N-Kalilauge.  Man  ver- 
wendet nur  einen  massigen  Laugenüberschuss,  kocht  damit  einige 
Zeit  auf  dem  Wasserbade  und  titrirt  das  unverbrauchte  Kali  mit 
Salzsäure  zurück.  Nach  Suhr  entsteht  im  Wesentlichen  Tri- 
benzoat,  d.  h.  der  Kaliverbrauch  entspricht  dem  Verhältniss  von 
3  Mol.  Hydrat  zu  1  Mol.  Glycerin  (168  :  92).  —  Die  Methode, 
welche  von  Törring  angegeben  hat,  wurde  von  Suhr  hinsichtlich 
des  Apparates  so  abgeändert,  dass  er  statt  des  Luftbades  aus 
Eisenblech  einen  die  Retorte  umschliessenden,  mit  Asbest  ausge- 
fütterten Kupfermantel,  der  mit  Schieber  und  Deckel  versehen 
war,  anwendete.  Diese  Vorrichtung  gestattet  wegen  der  geringen 
Grösse  des  Luftbades  sehr  rasch  die  nothwendige  Temperatur  zu 
erreichen.  Verf.  hat  nach  einigen  Versuchen,  die  stets  eine  Ver- 
kohlung des  in  den  Tubulus  der  Retorte  eingesetzten  Korkes  er- 
gaben, von  der  Anwendung  einer  tubulirten  Retorte  ganz  abge- 
sehen und  hält  es  für  viel  zweckmässiger,  zum  Eindringen  des 
Wassers  während  der  Operation  die  abgekühlte  Retorte  von  dem 

1)  Jonra.  de  pharm.  d'Anvers  1892,  252.  2)   Aroh.  f.  Hyg.  XIV 

305;  Zeitschr.  f.  anal.  Ch.  XXXII,  486. 


746  Wein. 

Kühler  zu  trennen.    Im  Destillate  bestimmte  Suhr  mit  gutem  Er- 
folge das  Glycerin  nach  der  von  ihm  angegebenen  Diez'schen  Me- 
thode. —  Bei  dem  Verfahren  von  Planchon  bezw.  Grünwald  fand 
Suhr  gleichfalls  nöthig,    den  Apparat  etwas  abzuändern,    um  die 
Bestimmung  in  befriedigender  Weise  durchführen  zu  können.     Er 
beobachtete ,  dass  aus  dem  Entwickelungsgefässe  so  grosse  Wasser- 
mengen  in   die  Absorptionsapparate  geführt   werden,    dass   eine 
sehr   häufige  Neufüllung   der  jedesmal   mit  Kohlensäure   zu   be- 
handelnden   Ghlorcalciumapparate    nöthig    wurde.      Er   hat  des- 
halb den  Apparat  umgestaltet  und  zwar  folgendermaassen :    Der 
Entwickelungskolben,  in  welchem  das  Glycerin  mit  Kaliumperman- 
ganat und  Schwefelsäure  behandelt  wird,   ist   mit  einem  doppelt 
durchbohrten  Kautschukpfropfen  verschlossen.      Eine   durch   den- 
selben hindurchgehende  bis  auf  den  Boden  des  Kolbens  reichende 
Röhre  dient   dazu,    einen  trockenen   kohlensäurefreien  Luftstrom 
einzuführen.     Die   zweite  Bohrung   des  Kolbens  trägt  das  schräg 
aufwärts  gerichtete  Kühlrohr  eines  Liebigschen  Kühlers,    welcher 
die  Condensation   des  Wasserdampfes   bewirkt  und   die   aus  dem 
Glycerin  gebildete  Kohlensäure  zu  den  Trocken-  und  Absorptions- 
apparaten  gelangen   lässt.     Letztere   bestehen   aus   einer  weiten 
U-förmigen   Röhre,   auf   deren  Grund   sich    einige  Chlorcalcium- 
stücke  befinden,  einem  zweiten  Rohre,  das  halb  mit  Chlorcalcium 
und  halb  mit  Kupfervitriolbimstein,  der  bis  zum  Weisswerden  er- 
hitzt war,  gefüllt  ist,  einem  Liebig'schen  Kaliapparate  mit  30  9/oig. 
Kalilauge,  einem  kleinen,  mit  Calciumhydroxyd  beschickten  Röhr- 
chen und  hinter  diesem  einer  gegen  Kohlensäure  der  Luft  schützen- 
den, Kalilauge  enthaltenden  Waschflasche.    Am  Ende  der  letzteren 
ist  eine  Zwischenflasche  angebracht,   die    mit  der  Saugpumpe  in 
Verbindung  steht.    Die  Bestimmung  wurde  so  vorgenommen,  dass 
man  Anfangs  die  Flüssigkeit  in  dem  Entwickelungskolben  schwach 
und  allmählich  immer  stärker  erhitzte,  bis  die  Kohlensäureentwicke- 
lung  spärlicher  wurde.     Hierauf  wurde  die  vorher  unterbrochene 
Verbindung   mit   der  Saugpumpe   hergestellt   und    ein   Luftstrom 
durch  den  Apparat  geleitet.     Die  Resultate   der   von   dem  Verf. 
mitgetheilten  Bestimmungen  sind  durchaus  befriedigende.  —   Das 
Urtheil  des  Verfassers  über  den  Werth  der  verschiedenen  Methoden 
(einschl.  der  Reichsmethode)  ist  bereits   im  Jahresber.  1892  mit- 
getheilt  worden. 

Mannithaltige  Weine  und  Bestimmung  des  Mannites;  von 
Segou.  1)  Der  Mannitgehalt  algerischer  Weine  wurde  von  Garles 
einer  Verfälschung  derselben  mit  Feigenwein  zugeschrieben,  wäh- 
rend andere  Verfasser  behaupten,  dass  bei  einer  Temperatur,  welche 
dem  Saccharomyces  schadet,  eine  Umwandlung  der  Glykose  in 
Mannit  eintreten  kann.  Verf.  hat  zuverlässig  unverfälschte  Weine 
von  Milianah,  einer  Gegend,  in  welcher  die  Feige  nicht  cultivirt 
wird,  vom  Jahre  1892  untersucht.  Diese  Weine  haben  unter  dem 
Einflüsse   des  Scirocco   eine    fehlerhafte   Gährung  durchgemacht 


1)  Journ.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1893,  T.  XXVII,  103-107. 


Wein.  747 

und  enthalten,  obwohl  unverfälscht,  bis  über  8  g  Mannit  im  Liter. 
Gleichwohl  wird  davor  gewarnt,  diese  Weine  zum  Verschneiden 
zu  benutzen,  weil  sie  sich  unvermeidlich  verändern,  und  weil  sie 
schädliche  Keime  mit  sich  führen.  Zur  Bestimmung  des  Mannits 
verfährt  Segou  folgendermaassen :  240  cc  Wein  werden  zum  Sieden  er- 
hitzt, um  den  grösseren  Theil  der  flüchtigen  Säuren  zu  verjagen,  dann 
fügt  man  tropfenweise  eine  verdünnte  Lösung  Ealiumcarbonat  zu,  bis 
die  Lösung  unter  Umrühren  eine  grünliche  Färbung  angenommen,  und 

fiebt  noch  20  g  Knochenkohle  zu.  Man  erhitzt  von  Neuem  zum 
ieden  und  ergänzt  das  ursprüngliche  Volum  mit  10  cc  Bleiessig 
und  destillirtem  Wasser.  Das  Blei  wird  durch  Schwefelwasser- 
stoff gefällt,  die  Flüssigkeit  filtrirt.  Man  verdampft  auf  dem 
Wasserbad  zur  Sirupsdicke  und  bewahrt  an  einem  kühlen  Ort 
auf.  Der  Mannit  scheidet  sich  bald  in  wohl  ausgeprägten  Kry- 
stallen  aus.  Dies  Verfahren  ist  äusserst  empfindlich.  Zur  weiteren 
Bestimmung  bringt  man  die  Krystalle  in  einen  Exsiccator,  nach- 
dem man  die  anhaftende  klebrige  Flüssigkeit  vorher  durch  Neigen 
der  Schale  und  Betupfen  mit  Filtrirpapier  abgenommen  hat.  Die 
getrockneten  Krystalle  werden  alsdann  in  einer  Schale  mit  10  cc 
Alkohol  von  8ö^  gewaschen,  der  vorher  bei  Zimmertemperatur 
mit  Mannit  gesättigt  wurde,  und  dann  die  überstehende  Flüssig- 
keit vermittelst  einer  Pipette  abgehoben,  wiederholt  diese  Opera- 
tion nochmals  und  wäscht  zuletzt  die  Krystalle  auf  einem  kleinen 
gewogenen  Filter  mit  tropfenweise  zugesetztem  absolutem  Alkohol 
nach.  Das  Filter  wird  nebst  Inhalt  bei  100^  getrocknet  und  ge- 
wogen. Enthält  der  Wein  3 — 4  o/o  Glykose,  so  muss  man  die- 
selbe vor  der  Bestimmung  des  Mannits  nach  dem  Verfahren  von 
Carles  durch  Vergährung  entfernen. 

Die  Behauptung  der  algerischen  Weinproducenten,  dem  sich 
bei  anhauendem  Scirocco  in  den  Weinbeeren  Mannit  bilde  und  so 
in  den  Traubenwein  gelange,  hat  Lebanneur^),  welcher  im  Auf- 
trage der  französischen  Regierung  Untersuchung  in  der  Frage  an- 
stellte, bestätigt  gefanden.  In  Folge  dessen  wird  in  Frankreich 
algerischer  Wein,  welcher  nicht  mehr  als  0,8  <^/o  Mannit  (d.  h.  so 
viel  als  im  Feigen  wein  sich  findet)  enthält,  nicht  als  gekünstelt 
betrachtet. 

Materialien  zum  Nachweis  und  zur  Inversion  des  Rohrzuckers; 
von  Ossowsky.')  In  sieben  vom  Verf.  untersuchten  Weinen  aus 
der  Krim,  aus  Jalta  und  Bessarabien  fand  Verf.  stets  geringe 
Mengen  von  Rohrzucker.  Zum  Nachweise  solcher  geringer  Mengen 
diente  folgendes  Verfahren :  110  cc  Wein  wurden  auf  dem  Wasser- 
bade zur  Verjagung  des  Alkohols  eingedampft,  dann  mit  5 — 6 
Tropfen  einer  1^8  ^/o  igen  Salzsäure  versetzt,  10 — 15  Minuten  lang 
weiter  erhitzt  Zum  Invertiren  wässriger  Zuckerlösung  versetzt 
Verf.  50  cc  einer  10  ^/oigen  Zuckerlösung  mit  4—5  cc  IV»  %iger 
Salzsäure  und  bringt  das  in  einem  Kölbchen  befindliche  Gemisch 


1)    Rep.   de   Pharm.    1898,    10.  2)    Pharm.   Zeitechr.   f.    Rassl. 

1898,  676. 


748  Wein, 

in  ein  siedendes  Wasserbad;  nach  5  Minuten  ist  der  Kolbeninhalt 
95^  warm,  worauf  man  die  Heizflamme  löscht,  das  Kölbchen  aber 
noch  10  Minuten  im  Wasserbade  belässt 

Ueber  die  Bestimmung  der  Acidität  des  Weines,  welche  dem 
Oehalt  an  flüchtigen  und  fixen  Säuren  entspricht;  von  J.  A.  Müller.  ^) 

Ueber   die  Bestimmung  der  freien  und  flüchtigen  Säuren  des- 
Weins; von  J.  A.  Müller.*) 

Zur  Bestimmung  der  Bemsteinsäure   im  Wein    theilt  Alfred 
Rau')  ein  neues  Verfahren  mit  (s.  auch  Jahresber.  1892). 

Zur  Bestimmung  der  Äepfelsäure  im  Wein  hat  üarlMicko^) 
ein  Verfahren  ausgearbeitet. 

Nach  einem  von  M.  Ripper  ^)  zur  Bestimmung  der  schwef- 
ligen  Säure  im  Wein  angegebenen   Verfahren   wird   in   ein   etwa 
100  cc  haltendes  Kölbchen   mit   nicht   zu    engem  Halse  währeod 
10  Minuten  ein  Kohlensäurestrom  geleitet,  hierauf  aus  der  frisch 
entkorkten  Weinflasche  50  cc  Wein  abpipettirt,  in  das  Kölbchen 
einfliessen  gelassen,  ö  cc  der  verdünnten  Schwefelsäure  (1  :  3)  und 
etwas  Stärkelösung  zugesetzt  und  ziemlich  rasch  die  Vso-Norn^- 
Jodlösung  unter  Umschwenken  zugetröpfelt,    bis  die  Blaufärbnng^ 
der  Jodstärke   nach  4 — 5  maligem  Umschwenken    bestehen    bleibt 
und  selbst  dann  noch  einige  Zeit  anhält.     Dies  ist  der  Endpunct 
der  Titration.    Sollte  man  übertitrirt  haben,    so   ist   ein  Zurück- 
messen mit  Natriumthiosulfat  nicht  statthaft    Es  muss  dann  eine 
neue  Bestimmung   vorgenommen   werden.     Aus  der  verbrauchten 
Anzahl  Cubikcentimeter  der  Jodlösung  ergiebt  sich  die  Menge  freier 
schwefliger  Säure  im  Weine.  Zur  Bestimmung  der  gesammten  schwefli* 
gen  Säure  werden  in  ein  etwa  200  cc  fassendes  Kölbchen  25  cc  Kalilauge 
von  der  oben  angegebenen  Stärke  gebracht  und  50  cc  Wein  sozn- 
fliessen  gelassen,  dass  die  Pipettenspitze  während  des  Auslaufens  in 
die  Kalilauge  eintaucht.    Mun  lässt  man  die  Kalilauge  einige  Zeit 
auf  den  Wein   einwirken  —   es   genügen   10  bis  15  Minuten  — ^ 
setzt  nach  diesem  Zeiträume  10  cc  der  Schwefelsäure  (1 :  3)  und 
etwas  Stärkelösung  zu  und  titrirt,    wie  oben  bei  der  Bestimmung 
der  freien  schwefligen  Säure   angegeben  ist.     Aus    der  Differenz, 
der   freien    und   gesammten   schwefligen    Säure   ergiebt   sich    die 
Menge  SOs,  welche  als  aldehydschweflige  Säure  im  Wein  enthalten 
ist    Diese  Bestimmungen  lassen  sich  bei  allen  geschwefelten  Weiss- 
weinen in  der  kürzesten  Zeit    ausfähren.      Es   gelingt  auch,  den 
Farbenumschlag    der  Jodstärke    in   nicht   zu    intensiv   gefärbten 
Rothweinen   zu  beobachten,   sobald    dieselben    mit  der  gleichen 
Menge  ausgekochtem  Wasser  versetzt  werden.    Doch  empfiehlt  ea 
sich  als  besser,  die  Bestimmung  der  gesammten  schwefligen  Säure 
nach  der  Destillationsmethode  auszuführen.  Allerdings  muss  man  sich 
dann  mit  der  Bestimmung  der  gesammten  schwefligen  Säure  begnügen. 


1)  Bull.  800.  ohim.  1893,  VII,  880;  Ber.  d.  d.  ohem.  Ges.  1898,  Ref.  461. 
2)    Bull.  800.  ohim.  IX,  592.  8)    Arch.  f.  Hyg.  XIV,  226;    Zeitschr.  f. 

anal.  Ch.  XXXII,  482.  4)  Zeitsohr.  d.  allg.  österr.  Apotb.-V.  1892,  289 ; 

Zeitschr.  f.  anal.  Ghem.  1892,  481.  6)  Jonm.  f.  praot.  Ch.  1892,  428. 


Wein.  749 

lieber  schweßMe  Säure^  ztisammengesetzte  Äether  und  Olyetrine 
im  Weine;  von  W.  Seifert^).  Verf.  hat  einige  Thesen  der 
Schmitt'schen  Arbeit  „Die  Weine  des  Herzogl.  Nassauischen  Ga- 
binetskellers*^  einer  Prüfung  unterworfen  und  hierbei  in  Ueber- 
einstimmung  mit  Schmitt  gefunden,  dass  die  schweflige  Saure  im 
Weine  nur  zum  geringeren  Theile  als  freie  Säure  und  hauptr 
sächlich  gebunden  als  aldehydschweflige  Säure  vorhanden .  ist. 
Dieser  Körper  wird  durch  Erhitzen,  auch  beim  Behandeln  mit 
Alkali  zerlegt,  nicht  dagegen  durch  verdünnte  Säuren;  auch  wird 
^ie  gebundene  schweflige  Säure  nicht  durch  schwache  Oxydations- 
mittel, wie  Jod,  oxydirt  Wird  die  aldehydschweflige  Säure  durch 
Destillation  zerlegt  und  das  Destillat  einige  Zeit  stehen  gelassen, 
80  wird  sie  zurückgebildet.  Die  schweflige  Säure  wurde  sowohl 
durch  Destillation  des  Weines  im  Kohlensäurestrome,  Einleiten 
des  Destillates  in  Jodlösung  und  Fällen  des  Sulfates,  als  auch 
nach  Ripper  bestimmt.  Beide  Resultate  stimmten  miteinander 
überein.  Der  Nachweis,  dass  wirklich  Aldehyd  im  Weine  vorhanden 
war,  wurde  im  Destillate  durch  die  Reaction  mit  ammoniakalischer 
Silberlösung  erbracht.  Ausserdem  wurden  Versuche  mit  einer 
Lösung  von  reiner  aldehydschwefliger  Säure  angestellt;  letztere 
zeigte  dasselbe  Verhalten  wie  das  Weindestillat.  Versuche,  die 
einerseits  mit  dieser  Säure,  andererseits  mit  einem  Weine  von 
bekanntem  Gehalte  an  schwefliger  Säure  ausgeführt  wurden, 
ergaben,  dass  die  Oxydation  der  schwefligen  Säure,  sowie 
der  aldehydschwefligen  Säure  langsamer  vor  sich  geht,  als 
in  reinen  Lösungen.  Trotzdem  die  Resultate  des  Verf.  mit  denen 
von  C.  Schmitt  übereinstimmen,  ist  Verf.  der  Ansicht,  dass  bei 
Beurtheüung  von  Wein  der  Gesammtgehalt  der  schwefligen  Säure 
in  Betracht  gezogen  werden  muss,  so  lange  nicht  auch  von  me- 
dicinischer  Seite  die  Unschädlichkeit  der  aldehydschwefligen  Säure 
festgestellt  ist  Auch  zahlreiche  nicht  geschwefelte  Weine  prüfte  Verf. 
auf  schweflige  Säure  und  erhielt  in  11  Proben  von  24  eine  Reaction, 
die  besonders  stark  bei  drei  Weinen  auftrat.  Nach  seinen  Ver- 
suchen kann  Verf.  noch  nicht  mit  Sicherheit  Bacterien  als  Ursache 
der  Reduction  der  Schwefelsäure  im  Weine  bezeichnen.  —  Um 
festzustellen,  ob  der  Oeschmack  des  Weines  in  Beziehung  steht 
zu  seiner  Esterzahl,  wurden  in  verschiedenen  Proben  sowohl  die 
flüchtigen,  als  auch  nicht  flüchtigen  Ester  bestimmt.  Die 
Bestimmung  der  flüchtigen  Ester  wurde  nach  Schmitt  ausgeführt, 
indem  25  cc  von  100  co  Weindestillat  nach  Zusatz  von  absolutem 

Alkohol  mit  ^  Kalilauge  genau  neutralisirt  wurden ;  andere  25  cc 

desselben  Destillates  versetzte  man  ebenfalls  mit  25  cc  absolutem 

Alkohol  und  25  cc  ^  Kalilauge,  liess  das  Gemisch  ^% — 1  Stunde 

verschlossen  stehen  und  titrirte  das  überschüssige  Alkali  mit  -^ 

1)  Zeitsohr.  f.  Nähr.  Hyg.  n.  Waarenk.  1893,  125, 


750  Wein. 

■ 

Säure  zurück.  Die  Differenz  des  Alkaliverbrauches  in  den  beiden 
Bestimmungen  mit  4  multiplicirt,  ergiebt  die  Esterzahl.  —  Die 
sog.  Verseifungszahl  des  Weines  ermittelte  Verfasser  wie  folgt: 
Zunächst  werden  25  cc  Wein  nach  Zusatz  von  50  cc  kohlensänre- 

freiem  Wasser  mit  j^  Alkali  austitrirt,   dann   giebt  man   zu   an- 

deren  25  cc  desselben  Weines  50  cc  ^r^  Alkali,  läset  24  Stunden 

in    dem  geschlossenen  Gefasse  stehen ,   setzt  alsdann    30 — 35  cc 

j^  Säure  zu  und  titrirt  den  Ueberschuss  mit  Alkali  zurück.     Aus 

der  Differenz  der  in  beiden  Bestimmungen  yerbrauchten  cc  Alkali 
lässt  sich  die  Verseifungszahl  der  Gesammtester  durch  Multiplica- 
tion  mit  4  finden  und  die  Differenz  aus  der  Gesammtesterzahl 
und  der  Zahl  der  flüchtigen  Ester  liefert  die  Zahl  der  fixen  Elster. 
Aus  diesen  Untersuchungen  konnte  Verf.  keine  Beziehung  zwischen 
Güte,  bezw.  Wohlgeschmack  des  Weines  und  den  flüchtigen  Estern 
herausfinden;  es  waren  die  flüchtigen  Esterzahlen  alle  viel  höher, 
als  diejenigen  der  besten  von  Schmitt  untersuchten  Cabinetsweine. 
—  Betreffs  des  Glyceringehaltes  in  Weinen  hält  Verf.  das 
bis  jetzt  angenommene  Verhältniss  yon  100  Alkohol  :  7  Glyoerin 
bis  100  :  14  für  alle  jüngeren  Weine  fast  ausnahmslos  zutreffiend 
und  bezeichnet  die  von  Schmitt  untersuchten  Weine,  deren  Alkohol 
zum  Glycerin  im  Verhältnisse  stehen  wie  100  :  14,1  bis  100  :  30,7, 
als  abnorme,  die  keineswegs  als  Grundlage  zur  Beurtheilnng  von 
Weinen  dienen  können.  Verschiedene  vom  Verf.  untersuchte  Weine, 
die  13 — 30  Jahre  in  der  Flasche  lagen,  zeigten  ganz  normalen 
Glyceringehalt.  Nach  Verf.  können  zur  BeurÜieilung  yon  Weinen 
überhaupt  nur  Analysen  derselben  Weinsorten,  von  denselben 
Lagen  und  Behegungen  maassgebend  sein. 

Nachdem  durch  Schmitt  nachgewiesen  worden  ist,  dass  ein 
Theil  der  schwefligen  Säure  im  Wein  sich  in  Verbindung  mit  Al- 
dehyd befindet,  muss  nach  den  Ausführungen  von  A.  Hilger^) 
der  Nachweis  und  die  quantitative  Bestimmung  derselben  eine 
entsprechende  Aenderung  erfahren.  Die  Menge  der  freien  schwef- 
ligen Säure  erfährt  man  durch  Destillation  des  Weines  mit  Phos- 
phorsäure im  Kohlensäurestrome  und  Einleiten  der  Dämpfe  in 
Jodlösung  zum  Zwecke  der  Ueberfuhrung  der  schwefligen  Säure 
in  Schwefelsäure.  Die  Menge  der  gesammten  schwefligen  Säure 
(freien  und  gebundenen)  wird  ermittelt,  indem  man  den  Wein  mit 
Kaliumhydroxyd  zum  Zwecke  der  Zerstörung  der  aldehydschwef- 
ligen Säure  versetzt,  hierauf  mit  Schwefelsäure  ansäuert,  und  nun 
direct  die  freigewordene  schweflige  Säure  mit  Jodlösung  titrirt 

Zur  Bestimmung  der  Schtcefiigsäure  im  Wein  empfiehlt  A. 
Kleiber*)   die   dem  höchsten  zulässigen  Gehalte  des  Weines  an 


1)   Pharm.  Ztg.  1S98,   686.  2)    Schweiz.  Wochenschr.  f.  Ghem.  u. 

Pharm.  1893,  46. 


Wein.  751 

■ 

Schwefligsäure  entsprechende  Menge  Jodlösung  und  gleichviel 
Wasser  vorzulegen  (d.  i.  bei  Anwendung  von  100  cc  Wein  nacdi 
dem  vom  Verein  schweizerischer  analytischer  Chemiker  festgesetzten 
Maximum  von  80  mg  im  Liter  «->  2,5  cc  ^/lo  Jodlösung;  man  er- 
kennt so,  wenn  nach  etwa  20  Minuten  langem  Destilliren  keine 
Entfärbung  eintritt,  dass  der  Wein  weniger  als  80  mg  Schweflig- 
säure im  Liter  enthält,  so  dass  man  von  einer  quantitativen  Bestim- 
mung absehen  kann.  Wird  die  Jodlösung  während  der  Destillation 
entfärbt,  so  werden  nochmals  2,5  cc  Vio  Jodlösung  zugegeben;  es 
ist  nicht  nöthig,  hierfür  den  Punct  der  Entfärbung  abzuwarten, 
da  auch  bei  Abwesenheit  von  überschüssigem  Jod  die  Schweflig- 
säure völlig  absorbirt  wird. 

Analyse  deutscher  Moste  und  Weine.  Von  der  Gommission 
zur  Bearbeitung  einer  Weinstatistik  für  Deutschland 
wurden  341  Analysen  von  Mosten  und  249  solcher  von  Weinen 
veröfientlicht.  ^)  In  Bezug  auf  das  neue  Weingesetz  und  die  Zoll- 
behandlung der  Verschnittweine  und  Moste  fasste  die  Gommission 
folgende  Beschlüsse: 

1.  Eine  allgemeine  Beurtheilung  der  Weine  lässt  sich  nicht  auf  die 
allgemeine  Bestimmung  von  Extract,  Asche  und  Säure  gründen,  son- 
dern erfordert  eine  ausführliche  Analyse.  2.  Unter  Extract  soll  der  Ein- 
dunstungsrückstand  des  Weines  verstanden  werden,  wie  er  nach  einer 
vom  Bundesrathe  festzustellenden  Vorschrift  erhalten  wird,  jedoch  nach 
Abzug  des  unvergohrenen  Zuckers,  falls  derselbe  mehr  als  0,i  %  betragt. 
8.  Behufs  Alkoholbestimmung  in  Yerschnittweinen  sollte  die  Destil- 
lationsmethode vorgeschrieben  werden,  ohne  Angabe  des  zu  verwenden- 
denden Apparates.  4.  Die  Bestimmung  des  Extractes  in  Yerschnittweinen 
durch  Eindampfen  mit  viel  Sand  und  Trocknen  bis  zur  Gewichtsconstanz 
liefert  weder  constante  noch  richtige  Zahlen,  es  wäre  daher  zweckdienlich, 
die  allgemein  übliche  Methode,  Eindunsten  und  2VsBtündiges  Trocknen,  ein- 
zuführen. 5.  Die  Zuckerbestimmung  im  Moste  durch  Polarisation  ist  nicht 
verwendbar,  da  in  Folge  immer  schon  eingetretener  Gährunff  der  Most 
wachsende  Mensen  Glykose  und  Fructose  enthält,  so  dass  der  Zuckergehalt 
nicht  aus  dem  Polarisationswinkel  berechnet  werden  kann.  Der  Zucker  ist 
mit  Fehling'scher  Losung  zu  bestimmen.  6.  Als  Extract  bei  Yerschnitt- 
weinen ist  sinngemäss  nur  das  znckerfreie  oder  höchstens  0,1  */«  Zucker  ent- 
haltende Extract  zu  verstehen. 

Eine  neue  NormaUMostwaage  hat  Barth*)  unter  besonderer 
Benutzung  des  Materiales  der  in  Fresenius'  Ztschr.  anal.  Ghem. 
veröffentlichten  Weinstatistik  für  Deutschland  construirt.  Ueber 
die  damit  angestellten  Beobachtungen  siehe  die  unten  angegebenen 
Literaturvermerke. 

Analysen  von  Mosten,  welche  den  Weinbergen  der  Lehranstalt 
Geisenheim  entstammten,  veröffentlichte  P.  Ku lisch.') 

Untersuchungen  über  die  chetnische  Zusammensetzung  der  Moste 
und  Weine  des  preussischen  Weinbaugebietes;  von  P.  Kulisch.  ^) 
Verf.  hat  eine  grosse  Anzahl  Traubensäfte,  90  Weine  und  220 
Moste,  untersucht  und  bemerkenswerthe  Aschengehalte  gefunden. 


1)    Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  1892,    607.  2)    Weinb.   1893,   266; 

Zeitschr.  f.  anal.  Ch.  1893,  266.  3)  Weinb.  1893,  116.  4)  Zeitschr. 

f.  angew.  Ch.  1893,  Heft  18  u.  19. 


1 


762  Wein. 

Von  24  Moselweinen  enthielten  15  (62  Vo)*  von  44  Rheingauweioen 
12  (27  %)  weniger  Asche,  als  für  reine  Weine  angenommen  wird. 
Das  überhaupt  beobachtete  Minimum  beträgt  0,10  g  Asche  in 
100  cc  Wein.  In  mehreren  Weinbaugebieten  liegt  sogar  der 
durchschnittliche  Gehalt  an  Mineralstoffen  unter  der  geduldeten 
Orenze  (Mosel  0,1385,  Rheinthal  unterhalb  des  Rheingaues  0,1359). 
Auch  beimGlycerin  wurden  in  11  Proben  (von  93  Weinen)  kleinere 
Mengen  gefunden,  als  gewöhnlich  (Alkohol:  Glycerin  «i  100:7), 
Aus  diesen  Angaben  geht  hervor,  dass  schon  ein  grosser  Theil  der 
92er  Naturweine  der  preuss.  Weinbaugebiete  nicht  den  Anforde- 
rungen entspricht,  welchen  gezuckerte  Weine  genügen  müssen, 
wenn  sie  ohne  Declaration  in  den  Handel  gebracht  werden  sollen. 

Mostuntersuchungen;  von  B.  Haas.  ^) 

Analysen  der  lö93er  Rheingauer  Moste;    von  P.  Kulisch.  *) 

Einige  Analysen  abnorm  zusammengesetzter  Weine  (Jahrgänge 
1888  und  1892  aus  dem  Weilerthal  und  aus  der  Gegend  yon 
Oolmar)  veröffentlichte  G.  Amthor*^;  die  Weine  sind  von  den 
betr.  Bürgermeistereien  als  unzweifelhaft  reine  Weine  und  yon 
zuverlässigen  Producenten  erhoben  erklärt  worden.  Die  ersteren 
Weine  zeigen  1,61,  1,59,  1,34  und  1,38  Extract;  4,34,  4,12,  4,34, 
3,76  Alkohol;  0,624,  0,566,  0,403,  0,381  Säure  und  0,2232,  0,2352, 
0,2072,  0,2312  Asche. 

Letztere  Extract:  1,68,  1,69,  1,61,  1,70,  1,49,  1,70,  1,62. 
Säure:  0,59,  0,63,  0,69,  0,57,  0,54,  0,60,  0,62. 
Asche:    0,138,  0,131,  0,124,  0,124,  0,174,  0,132,  0,127. 

Sämmtliche  Weine  wären  wegen  des  niederen  Aschengehaltes 
jbAb  gallisirt  zu  bezeichnen,  trotzdem  sie  es  nicht  sind.  Selbst- 
verständlich sind  solche  Weine  Ausnahmen,  die  zu  keinen  allge- 
meinen Schlüssen  berechtigen,  die  aber  doch  dazu  führen  können, 
Weine  von  gleicher  oder  benachbarter  Lage  nur  vom  gleichem 
Jahrgange  als  Controllprobe  zu  untersuchen. 

Analysen  von  Weinen^  welche  von  amerikanischen  Reben 
stammten,  die  in  Rumänien  angepflanzt  worden  waren,  hat  G. 
Romano)  veröffentlicht. 

Ueber  das  RotcUionsvermägen  algerischer  Moste;  von  H.  u.  A. 
Malhot  6). 

Analysen  italienischer  Weine  hat  C.  Schmitt  *)  veröffentlicht. 

Ueber  die  Zusammensetzung  der  concentrirten  Traubenmoaie 
und  deren  Werth  für  die  Weinbereitung;  von  P.  Eulisch.  ^ 
Verf.  veröffentlicht  Analysen  von  Traubensäften,  welche  von  der 
Firma  Favara  &  Figli  in  Mazarra  durch  Eindampfen  vom  Safte 
der  Gattaratto-  und  Insolia-Reben  gewonnen  und  in  den  Handel 
gebracht  werden. 

Ueber  Marsdia  und  seine  Weine.    A.  dal  Piaz  *)  .beschreibt 


1)    Zeitsohr.   f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,   17.  2)    Weinb. 

1893,    564.  3)    FoFBcbungsber.  üb.  Lebensm.  n.  a.  w.    1893,   I,    19. 

4)  Weinl.  1898,  17.  5)   Ball.  Soc.  Ghim.;  daroh  Ghem.  Ztg.  1898,  48. 

6)  Weinbau  1898,  815.  7)  ebenda,  218.  8)  Weinl.  1898,  241. 


Wein.  753 

die  Bereitung  des  Marsala,  der  mit  17 — 23  VoL-Proc.  All^ohol  und 
ö,5  %o  Säure  dargestellt  wird. 

Production  undßearbeüung  von  Marsalawein;  von  A.  Z  weif  el.  ^) 

IZusammensteüung  der  SesuUate  der  Analysen  von  echumze- 
riechen  Weinen  von  reeller  Herkunft  Im  Auftrage  des  Vereins 
Schweiz,  analyt.  Chemiker,  herausgegeben  von  Fr.  Seiler.') 

Chemische  Zusammensetzung  aUserbischer  und  macedonischer 
Weine;  von  Branko  Anovio.  ')  Im  Allgemeinen  sind  die  Weine 
stark  (von  7,8—13,9  Gew.-Proc),  reich  an  Extract  (1,72—25,42  »/o 
mit  0,15—22,34  %  Zucker)  und  von  herbem  Geschmack. 

Die  ungarischen  Sandweine  sind  im  Stande,  die  früheren  un- 
garischen Weine,  denen  sie  in  nichts  nachstehen,  zu  ersetzen.  Ihr 
Alkoholgehalt  schwankt  nach  Mittheilungen  von  A.  Könyöki^) 
und  nach  Analysen  von  Liebermann,  Wartha,  Kitisc&n 
zwischen  7,07  und  13,77  Gew.-Proc,  ihr  Extract  beträgt  1,65  bis 
4,48  o/o,  Säure  0,55  bis  0,97  %,  Asche  von  0,154  bis  0,292  %. 

Les  grands  vins  deCalifomie;  von  F.  Seiler.*) 

Obstwein.  Bei  der  Werthschätzung  des  Obstes  zum  Zwecke 
der  Weinbereitung  ist  nach  A. Truelle*)  besonders  der  Zucker- 
gehalt wichtig,  welcher  z.  B.  bei  den  Aepfeln  ^/lo  des  Preises  be- 
tragen soll.  In  zweiter  Linie  steht  beim  Apfelmost  das  Tannin, 
welches  darin  eine  sehr  wichtige  Rolle  spielt,  denn  es  ist  vielfach 
das  beste  natürliche  Gonservirungsmittel  desselben;  seiner  Menge 
gebührt  also  ebenfalls  ein  entsprechender  Einfluss  auf  den  Geld- 
werth.  Auf  diese  zwei  Gruppen  beschränkt  sich  nach  Trüelle  die 
Liste  der  nützlichen  Sto£fe,  denn  die  Pectinkörper  sind  seiner  Mei- 
nung nach,  falls  im  Liter  Most  nicht  mehr  als  10  g  vorkommen, 
ziemlich  ohne  Bedeutung;  sie  werden  aber  nachtheilig,  wenn  dieser 
Gehalt  überschritten  ist.  Das  Letztere  gilt  auch  von  einem  Säure- 
gehalt, der  über  2  g  im  Liter  Most  beträgt. 

Ueber  Tresterweine  und  Beurtkeilung  derselben,  unter  beson- 
derer Berücksichtigung  des  OerbstoffgehaUes;  von  J.  Stern.  ^)  Aus 
Anlass  eines  Strafprocesses  hatte  das  Bein'sche  Laboratorium  in 
Berlin  ein  ausführliches  Gutachten  zu  erstatten.  In  demselben 
wurden  die  Arbeiten  von  Weigert,  Haas,  Scholz,  Girard,  Barth 
und  Nessler  gewürdigt  und  folgende  Schlüsse  gezogen :  1.  Trester- 
weine haben  einen  geringeren  Gehalt  an  Extract,  Asche,  Phosphor- 
säure und  Stickstoff  und  2.  öfters  einen  höheren  Gehalt  an  Wein- 
säure und  Pflanzensäure,  wie  Naturweine.  BetrefEs  des  Gerbstoffes 
sind  die  Ansichten  noch  widersprechend.  Nach  Stem's  Meinung 
—  nach  den  für  den  betreffenden  Straffall  ermittelten  Feststel- 
lungen —  ist  der  Gerbstoffgehalt  nur  im  Verein  mit  anderweitigen 
Abnormitäten    zur  Beurtheilung   des  Weines  maassgebend.      Der 


1)   Schweiz.  Wochenscbr.  f.  Chem.  u.  Pharm.    1893,    421,  429,    446 
2)  ebenda,  163,  167,  174  u.  f.  8)  Zeitachr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk. 

1898,  816  u.  331.  4)    ebenda,  849.  5)    Schweiz.  Wochenachr.  f. 

Chem.  n.  Pharm.  1898,  308.  6)  Weinlaube  1893,  2;  Zeitschr.  f.  angew. 

€h.  1893,  211.  7)  Zeitachr,  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  409. 

Phjtniweeatisrher  Jahreaboiclit  f.  1893.  48 


1 


754  Wein. 

GerbstofEgehalt  allein  kann   keineswegs   schon  zu  einer  Scbluss- 
folgerang  diesbezüglich  Veranlassung  geben. 

Die  Unbrauchbarkeü  eines  sog.  Weinprobers  zur  Erkennung 
von   Verfälschungen  hat  F.  M.  Horn^)  dargethan. 

Ein  Wort  zur  Medicinalweinfrage;  von  C.  Kohlmeyer. ') 

Auch  ein  Wort  zur  Medicinalweinfrage;  von  Fr.  Eisner.*) 

Zur  Untersuchung  und  Beurtheilung  der  Süssiceine  lieferte  B. 
Fischer^)  einen  Beitrag. 

Beschlüsse  des  Vereins  Schweiz,  analytischer  Chemiker  hetr.  die 
Untersuchung  und  Beurtheilung  der  ISedicindlrSüssweine.  (Vers. 
des  Vereins  am  29.  und  30.  Sept.  1893  in  St  Gallen.)  ») 

Die  Anforderungen  betreffend,  soll  von  einem  Medicinalaasswein 
verlangt  werden,  dass  er  in  Geruch  und  Geschmack  seiner  Bezeichnung  (als 
Tokayer,  Malaga  u.  s.  w.)  entspreche,  klar  und  frei  von  Hefe  sei,  auch  sonst 
im  makro-  und  mikroskopischen  Verhalten  keine  Anzeichen  von  Erkrankung 
oder  Verdorbenheit  zeige.  Als  Grenzzahlen  für  den  Gehalt  an  einzelnen 
Bestandtheilen  gelten  folgende:  Alkohol.  Der  Alkoholgehalt  soll  nicht  unter 
18  und  nicht  über  20  Volumprocent  betragen.  Extract.  Das  znckerfreie 
Extract  soll  bei  Tokayer  und  anderen  sogenannten  Ausbruch  weinen  nicht 
unter  4  g,  bei  braunem  Malaga  nicht  unter  3  g,  bei  gelbem  Malaga,  Mar- 
sala  und  allen  anderen  Medicinalsüssweinen  nicht  unter  2  g  pro  100  cc  Wein 
betragen.  Mineralstoffe.  Deren  Menge  soll  sich  auf  mindestens  0,2  g 
in  100  cc  Wein  belaufen.  Essigsäure.  Ein  Medicinalsusswein ,  welcher 
einen  höheren  Gehalt  an  flüchtigen  Säuren  als  0,2  g  in  100  cc  aufweist,  ist 
als  verdorben  zu  beanstanden.  Kaliumsulfat.  Medidnalsüssweine  dürfen 
nicht  mehr  Sulfate  enthalten,  als  0,2  g  Ealiumsulfat  pro  100  cc  Wein  ent- 
sprechen. Schweflige  Säure.  Die  Mazimalgrenze  für  den  zulässigen 
Gehalt  von  Medicinalsüssweinen  an  gesammter  schwefliger  Säure  steht  oei 
0,002  g  in  100  cc  Wein  (20  mg  im  Liter).  Rohrzucker  und  die  unver- 
jährbaren Bestandtheile  des  Stärkezuct^rs  seien  nicht  nachweisbar.  Ein  all- 
lalliger  Mehrgehalt  an  reducirendem  Zucker  nach  der  Inversion  darf  höch- 
stens 1  Vo  betragen.  Nach  der  Vergährung  sollen  keine  optisch  activen  Sub- 
stanzen mehr  vorhanden  sein.  Phosphorsäure.  Der  Phosphorsäuregehalt 
der  Medicinalsüssweine  im  Allgemeinen  soll  nicht  weniger  als  0,02  g  in 
100  cc  Wein,  bei  solchen  von  österreichisch-ungarischer  Herkunft  (Tokayer 
u.  B.  w.)  nicht  weniger  als  0,04  g  in  100  cc  betragen. 

A.  Hilger')  betont  mit  Hinweis  auf  das  Reichsgesetz  in  Be- 
treff des  Verkehres  mit  Wein  die  Nothwendigkeit  der  Aenderung 
des  Capitels  „Vinum^*  im  Deutschen  Arzneibuche.  Unabweisbar  sei 
die  Feststellung  des  Begriffes  „Medicinalwein^S  worunter  nur  jener 
Wein  zu  verstehen  sei,  welcher  zur  Herstellung  officineller  Präpa- 
rate verwendet  werden  soll  (Xeres,  Marsala),  auch  selbstverständ- 
lich entsprechend  charakterisirt  werden  wird.  Ebenso  wünschens- 
werth  sei  im  Hinblick  auf  die  ausgedehnte  Verwendung  der  Süss- 
weine  eine  entsprechende  Charakteristik  im  Arzneibuche,  während 
die  sonstigen  Weiss-  und  Rothweine  keine  Erwähnung  mehr  finden 
sollen. 


1)   Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  267.  2)   Pharm. 

Ztg.  1898,  854.  3)    ebenda,  368.  4)    Pharm.  Ztg.  1898,   211. 

5)  Apoth.  Ztg.  1898,  529;    Pharm.  Ztg.  1893,  778;    Schweiz.  Woohensohr.  f. 
€h.  u.  Pharm.  1898,  477.  6)  Pharm.  Ztg.  1893,  586. 


Spirituosa.  755 

Die  ständige  Commission  ^)  zur  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  giebt  dem  Artikel ,, Fmum^'  folgende  Fassung: 

Das  durch  GahruDg  ans  dem  Safte  der  Weintraube  gewonnene,  nicht 
verfälschte  Getränk,  deutschen  oder  ausländischen  Ursprungs. 

Die  Untersuchung  und  Beurtheilung  des  Weines  richtet  sich  nach  den 
Bestimmungen  des  Gesetzes  vom  20.  April  1892,  betreffend  den  Verkehr  mit 
Wein,  weinhaltigen  und  weinähnlichen  Getränken,  (Reichs-Gesetzbl.  S.  597) 
und  den  dazu  ergehenden  Ausföhrungsvorschriften ,  jedoch  unbeschadet  der 
nachfolgenden  besonderen  Grundsätze. 

Der  Gehalt  des  Weines  an  Schwefelsäure  darf  in  einem  Liter  Flüssig- 
keit nicht  mehr  betragen,  als  sich  in  2  g  Ealiumsulfat  vorfindet. 

Südweine  (Xeres,  Portwein,  Madeira,  Marsala  u.  s.  w.)  sollen  in  einem 
Liter  Flüssigkeit  nicht  weniger  als  140  und  nicht  mehr  als  200  cc  Weingeist 
enthalten. 

St.  Georger,  Menescher,  Oedenburger,  Rüster,  Tokayer  Ausbruchweine 
sollen  in  einem  Liter  Flüssigkeit  nach  Abzug  des  Zuckers  mindestens  45  g 
Eztractstoffe,  ferner  mindestens  0,5  Phosphorsäure  und  8,5  g  Asche  (Mineral- 
bestandtheile)  enthalten. 

Sonstige  Süssweine  (Malaga  etc.)  sollen  in  einem  Liter  Flüssigkeit  nach 
Abzug  des  Zuckers  mindestens  40  g  Fxtractstoffe ,  femer  mindestens  0,4  g 
Phosphorsäure  und  2,5  g  Asche  (Mineralbestandtheile)  enthalten. 

SpirituiMsai 

Sehr  umfassende  Untersuchungen  über  die  Zusammensetzung 
der  Branntweine  hat  Karl  Windisch»)  ausgeführt.  Da  die  Ar- 
beit sich  nicht  gut  im  Auszuge  wiedergeben  lässt,  muss  auf  das 
Original  verwiesen  werden. 

lieber  Cognac  theilt  Lang')  Folgendes  mit :  Durch  Ausschütteln 
des  auf  35°  verdünnten  Gognacs  mit  Chloroform  und  Verdunsten 
des  letzteren  zeigt  sich  neben  dem  eigentlichen  Bouquet  immer 
deutlicher  Fuselölgeruch.  Cognac,  durch  Kohle  filtrirt,  giebt  das 
Bouquet  an  letztere  ab ;  dieses  kann  durch  Ausziehen  mit  95  %ig. 
Sprit,  Ausschütteln  mit  Chloroform  und  Verdunsten  des  letzteren 
isolirt  werden.  Im  Filtrat  hingegen  kann  durch  Ausschütteln 
mit  Chloroform  stets  der  Fuselöl  an  Geruch  erkannt  werden. 

Ueber  die  Darstellung  von  Cognac  in  Spanien  machte  Alfr. 
Zweifel^)  Angaben. 

W.  Fresenius  und  L.  Medicus^)  sprachen  auf  der  12. 
Versammlung  bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Chemie  über 
den  Zusatz  von  Zucker  zu  Cognac.  Es  wird  ausgeführt,  dass  Zucker 
in  reinem  Cognac  nicht  vorkommen  kann,  dagegen  enthält  der- 
selbe etwa  0,2  <>/o  andere  Substanzen,  hauptsächlich  Gerbstoffe, 
welche  Fchling'sche  Lösung  reduciren.  Erst  wenn  0,5  o/o  redu- 
cirende  Substanz  (namentlich  nach  der  Inversion)  gefunden  wer- 
den, kann  auf  Zuckerzusatz  geschlossen  werden.  Caramel  wird 
am  besten  mit  Paraldehyd  und  Phenylhydrazin  nachgewiesen. 
Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  der  Caramelzusatz  in 
der  Absicht  gemacht  wird,   eine  bessere  Qualität  vorzutäuschen, 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  No.  100.  2)  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  Gesandheits- 

amte VIII,  1898,  140,  257.  3)  Chem.  Ztff.  1898,  1544.  4)  Compt. 

rend.  1893,  202;  Chem.  Ztg.  1898,  43.  5)  Bericht  d.  Vers.  1898,  82. 

48* 


756  Spirituosa. 

trotzdem  ist  man  kaum  in  der  Lage,  denselben  zu  beanstanden, 
weil  dargelegt  ist,  dass  wir  unter  Gognac  nicht  ein  reines  Wein- 
destillat verstehen  können.  —  Es  wird  hierauf  eine  Resolution 
angenommen,  der  zufolge  der  Verkauf  versüssten  Cognacs  je  nach 
den  Verkau&bedingungen  zu  erlauben  sei.  Als  Grenze  soll  ein 
Reductionswerth  von  0,8  o/o  als  Invertzucker  berechnet  ange- 
nommen werden. 

üeber  eine  Verfälschung  von  Cognac-Oel  durch  20  ojo  CfUoro- 
form  berichten  Schimmel  u.  Co.  *) 

Ueber  Kornfuselöl  berichtete  A.  Hilger.  >)  Demselben  war 
Gelegenheit  gegeben,  den  unteren  Absatz  (sogen.  Lutter)  aus  den 
Destillationsapparaten  einer  Nordhäuser  Branntweinfabrik  zu  unter- 
suchen. Derselbe  stellte  eine  gelbe  Flüssigkeit  dar,  die  beim  Ab- 
kühlen völlig  erstarrte.  Sie  enthielt  bis  zu  35  o/q  freie  Palmitin- 
säure, femer  freie  Stearinsäure  und  ausserdem  in  Form  von  Estern 
Pelargonsäure,  Caprinsäure  und  hauptsächlich  Palmitinsäure.  Als 
Alkohole  dieser  Ester  wurde  der  normale  Nonylalkohol  nachge- 
wiesen und  ausserdem  ein  fester,  bei  210^  (bei  15  mm  Druck) 
siedender  Alkohol,  der  bei  der  Oxydation  mittels  Ferricyankalium 
in  alkalischer  Lösung  Palmitinsäure  ergab,  sich  von  Ce^Ialkohol 
jedoch  wesentlich  unterscheidet  (S.  auch  die  Arbeit  Windisch.) 
Outachten  des  Directors  des  Kaiserlichen  Gesundheitsatnies 
betr.  Bestimmung  des  Fuselöls  in  den  zur  Denaturirung  gestellten 
Branntweinen.  •) 

Bezüglich  des  Färbens  der  Liqueure  wurde  nach  einem  Re- 
ferat von  L.  Medicus  und  W.  Fresenius*)  auf  der  12.  Ver- 
sammlung bayerscher  Vertreter  der  angew.  Chemie  die  folgende 
Resolution  gefasst: 

Färbung  von  Liqueuren  und  Spirituosen  mit  schädlichen, 
gifthaltigen  Farbstofifen  ist  selbstverständlich  zu  beanstanden. 
Färbung  mit  unschädlichen  Farbstoffen  ist  nicht  zu  beanstanden, 
wenn  lediglich  dem  coloristischen ,  weder  Wesen  noch  Werth 
des  Liqueurs  berührenden  Geschmack  des  Publikums  Rechnung 
getragen  wird,  dagegen  zu  beanstanden,  wenn  dadurch  schlechter 
Waare  der  Anschein  guter  Waare  gegeben  werden  soll,  oder 
wenn  die  specielle  Bezeichnung  des  Liqueurs,  die  Etiquette 
u.  s.  w.  eine  solche  Färbung  ausschliesst ,  resp.  die  Gegenwart 
ganz  bestimmter  Pflanzenfarbstoffe  voraussetzen  lässt 

P.  Woltering^)  vermeidet  bei  dem  Nachweis  des  Aldehyds 
mittels  ammoniakalischer  Silberlösung  die  durch  gleichzeitige  Re- 
ductionswirkung  anderer  Bestandtheile  mögliche  Täuschung  dadurch, 
dass  er  den  Aldehyd  aus  dem  Untersuchungsobject  durch  einen 
Luftstrom  fortsaugt  und  diesen  dann,  damit  beladen,  durch  die 
Silberlösung    streichen   lässt.      Aceton,    Amylalkohol,    ätherische 


1)  Bericht  1898,  October  S.  12.  2)    Vers,   der  bayer.  Vertr.  d. 

ftngew.  Ch.  1898,  48.  8)  Zeitsohr.  f.  Spirit.-Ind.  1698,  277.  4}  Ber. 

Aber  die  12.  Vers,  bayer.  Vertr.  d.  angew.  Chem.  1898,  84.  6)   Chem. 

Centralbl.  1892,  II,  60. 


Fruchtsäfte.    Sirupe.  757 

Oele  u.  8.  w.  sind  dabei  ohne  Einwirkung.  Der  Aldehyd  ist  noch 
bei  einer  Verdünnung  von  1  :  200000  nachweisbar.  Auch  das' 
von  G  a  7  0  n  vorgeschlagene  Reagens :  mit  Schwefligsäure  entfärbte 
Fuchsinlösung,  empfiehlt  Verf.  zur  quantitativ-colorimetrisohen  Be- 
stimmung. Verf.  glaubt,  dass  sich  der  Aldehyd  schon  bei  der 
Gährung  bildet  und  dass  die  Aldehydbildung  überhaupt  nicht  auf 
Oxydation  yon  Alkohol,  sondern  auf  Reduction  von  Essigsäure 
oder  höheren  Fettsäuren  beruht. 

Als  Reagens  auf  Aldehyde  und  Ketone  empfiehlt  B.  y.  Bitto  ^) 
das  Nitroprussidnatrium,  welches  noch  bei  0,0001  Gew.-Th.  Acet- 
aldehyd  eine  orangegelbe  Färbung  giebt.  Für  denselben  Zweck 
empfiehlt  B.  weiter  verschiedene   aromatische  Nitroverbindungen. 

B.  V.  Bitto ')  beschreibt  eine  Reaction,  welche,  wenn  auch 
nicht  zum  qucUitathen  Nachweise  sehr  geringer  Mengen  Alkohols 
geeignet,  so  doch  den  Nachweis  grösserer  Mengen  und  die  Erken- 
nung, sowie  die  Charakterisirung  einwerthiger  Alkohole  als  solche 
ermöglichen  dürfte.  Man  löst  ca.  0,5  g  Methylviolett  in  1  Liter 
Wasser,  fügt  von  dieser  Lösung  zu  der  zu  prüfenden  Flüssigkeit 
1 — 2  cc  nebst  beiläufig  Vs — 1  cc  einer  Alkalipolysulfidlösung  hinzu 
und  schüttelt  um.  Ist  ein  einwerthiger  Alkohol  zugegen,  so  nimmt 
die  Flüssigkeit  eine  kirsohrothe  bis  violettrothe  Färbung  an,  wobei 
jedoch  die  Flüssigkeit  selbst  ganz  klar  bleibt.  Von  der  zu  prü- 
fenden Substanz  sind  mehrere  Cubikcentimeter  zu  nehmen;  bei 
längerem  Stehen  erleiden  die  entstehenden  Färbungen  Verände- 
rungen. Bei  Abwesenheit  einwerthiger  Alkohole  nimmt  die  Flüs- 
sigkeit eine  grünlich-blaue  Mischfarbe  an,  aus  welcher  nach  einiger 
Zeit  röthlich  violette  Flocken  ausfallen,  während  die  Flüssigkeit 
selbst  gelb  wird.  Methylalkohol,  Aethylalkohol,  normaler  Propyl- 
alkohol  und  Isopropylalkohol  geben  kirschrothe  Färbung;  tertiärer 
Butylalkohol,  Isobutvlalkohol,  Isobntylcarbinol  und  AUylalkohol 
geben  violettrothe  Färbung.  Zwei  und  mehrwerthige  Alkohole, 
femer  zu  anderen  Gruppen  gehörige  Verbindungen,  wie  Kohle- 
hydrate, Säuren,  aromatische  Verbindungen,  Phepole  etc.  geben 
die  Reaction  nicht. 

lieber  die  schwedische  Branntwein-Industrie  berichtete  Ek-^ 
Strand  3). 

Üntersuchuna  von  Bohspiritus  und  Sprit  nach  der  Methode  der 
schweizerischen  AlkoholverwaUung  ^). 

Frnchtsftfte.    Sirope. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  chemischen  Zusammensetzung  reiner 
Fruchtsäfte  lieferte  H.  Kremla.  ^)  Die  Fruchtsäfte  wurdfen  aus 
reifen  Früchten  selbst  dargestellt.  Die  Ergebnisse  sind  in  einer 
Tabelle  zusammeugestellt 

1)  Ann.  Chem.  Pharm.  267,  372,  n.  269,  877.  2)  Chem.  Zto:.  1893, 

611.  8)  Svensk  kemisk  tidskrift  1893,  108.  4)  Zeitscfar.  f.  Spiri- 

tnfiind.  1898,  810,  S25.  5)  Zeitsobr.  f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waarenkunde 

1898,  866. 


758  Fruchtsäfte.    Sirupe. 

Während  die  gewöhnlichen  Verfälschungen  des  Himbeersirups 
durch  Glykose,  Theerfarbstoffe ,  Weinsäure  leicht  nachzuweisen 
sind,  taucht  nach  Amt  hör  und  Zink  ^)  in  neuerer  Zeit  eine 
solche  auf,  deren  Nachweis  weniger  einfach  ist  und  darin  besteht, 
dass  der  yerwendete  Himbeersaft;  bei  Herstellung  des  Sirups  be- 
trächtlich mit  Wasser  verdünnt  und  die  fehlende  Farbe  durch 
Malvenfarbstoff  oder  Kirschsaft  wieder  hergestellt  wird«  Eün  Kri- 
terium, ob  eine  Verdünnung  mit  Wasser  stattgefunden  hat,  bietet 
der  Säuregehalt.  Auch  der  Aschen-  und  rhosphorsäuregehidt 
kommt  in  Betracht.  Um  in  dieser  Hinsicht  Anhaltspuncte  zu 
haben,  untersuchten  die  Verfasser  eine  Reihe  von  echten  Him- 
beersirupen, welche  von  Apothekern  nach  dem  D.  Arzneibache 
hergestellt  und  unzweifelhaft  echt  waren.  Das  Verhältniss  von 
Saft  zu  Zucker  ist  ungefähr  —  7:13.  Der  beigefügten  Tabelle 
entnehmen  wir  folgende  Beispiele: 

Säure  als  Weinsäure  berechnet  0,63    bis  1,35     ^/o 
„       „   Aepfelsäure        „        0,576   „    1,206    „ 

Asche 0,1516,,   0,4091,, 

Phosphorsäure 0,007    „    0,0312  „ 

Eine  in  Wien  untersuchte  Probe  Himbeersaft  bestand  aus 
Sirup,  der  mit  Fruchtäther  und  Anilinroth  versetzt  war.  Hirn- 
beerätker  war  eine  stark  alkoholische  Lösung  von  Fuchsin  und 
Fruchtäther  «). 

In  dem  Geschäftsbericht  von  H.  Hansel  in  Pirna  wird  mit- 
getheilt,  dass  die  Firma  auch  künstliehen  Himbeersaft  für  die 
Brauselimonade-Bereitung  darstellt,  welcher  mit  einem  Präparat 
aus  frischen  Himbeeren  aromatisirt  und  mit  einem  künstlichen 
Farbstoff  gefärbt  werde.  Die  Redaction  der  Pharm.  Ztg.  *)  hatte 
daran  die  Bemerkung  geknüpft,  dass  sie  die  Verwendung  dieses 
künstlichen  Saftes  zu  Brauselimonaden  für  strafbar  halte.  In 
einer  weiteren  Einsendung  an  die  Pharm.  Ztg.')  wird  die  Ver- 
wendung dieses  Saftes  vertheidigt  Danach  ist  der  gewöhnlidie 
Himbeersaft  fü;:  die  Bereitung  von  Brauselimonaden  nicht  ge- 
eignet; der  künstliche  Himbeersaft  enthalte  das  Aroma  der  natür- 
lichen Himbeere  und  das  Nachfärben  mit  unschädlichen  Farben 
geschehe  nicht  zum  Zwecke  der  Täuschung.  Die  Verwendung 
künstlicher  Essenzen  (Fruchtäther)  hält  der  Einsender  bei  der 
Herstellung  von  Himbeerlimonade  für  unstatthaft,  dagegen  erachtet 
er  den  Zusatz  von  Essenzen  zu  Limonaden  aus  Früchten  mit  ge- 
ringem Aroma,  wie  Erdbeeren  und  Ananas,  für  zulässig.  Im  An- 
schluss  hieran  wird  ein  gerichtliches  Gutachten  von  Erich  Hamack 
mitgetheilt,  welcher  die  Benutzung  künstlicher  Essenzen  bei  der 
Limonadenbereitung  für  unzulässig  erklärt. 

G.  Amthor^)  untersuchte  62  Himbeersäfte,  von  denen  37 
verfälscht  waren.    Die  Fälschungen  bestanden  in  einer  bedeuten- 


1 

i 


1)  Zeitschr.  f.  Nabr.,  Hysr.  a.  Waarenk.  1898,  180.  2)  ebenda  27. 

8)  Pharm.  Ztg.  1698,  655  u.  681.  4)  Zeitsohr.  f.  Nähr.,  Hyg.  n.  Waa- 

renk. 1898,  820. 


83,60  Vo 

35,50  •U 

0,76  „ 

0,35  „ 

0,34  „ 

0,55  „ 

2,01  „ 

1,13  „ 

3,00  „ 

81,00  „ 

5,10  „ 

24,40  „ 

Conserven.  759 

den  Verdünnung  des  Saftes  mit  Wasser,  AnJBTärben  mit  Eosin, 
Fuchsin,  Orseille,  MaWen;  Zusatz  yon  Weinsäure,  Glykose  und 
Bouquetstoffen. 

Invertzuckergehalt  der  FruchUinipe  ^.  In  einem  nach  Vor- 
schrift der  Belgischen  Pharmakopoe  mit  Rohrzucker  hergestellten 
Gitronensirupe  war  nach  einem  Jahre  fast  sämmtlicher  Rohrzucker 
invertirt;  der  Sirup  enthielt  64  o/o  Invertzucker. 

Zusammensetzung  von  Eberesehen-Extract  und  Marmelade*). 

Extract  Marmelade 
Wasser  .... 
Asche  .... 
Stickstoffsabstanz 
Aepfel  säure  .  . 
Rohrzacker  .  . 
Invertzucker    .     . 

Künsäicher  Erdbeeräiher ^)  enthielt  essigsaures,  buttersaures, 
baldriansaures,  benzoesaures  Aethyl  und  Amyl,  Alkohol,  Gatechu, 
Benzoeharz  und  war  mit  einem  Pflanzenfarbstoff  geförbt. 

H.  Kr&M)  berichtet  über  ein  weisses  Pulver,  welches  zum 
Bestreuen  von  Frtichfbonbons  Verwendung  finden  sollte,  um  das 
Zusammenkleben  desselben  zu  verhindern,  indem  man  das  in 
einem  Leinwandsäckchen  verwahrte  Pulver  auf  die  Zuckerwaaren 
stäubt  Dasselbe  erwies  sich  als  an  der  Luft  zerfallener  Aetz- 
kalk. 

Eine  Verfälschung  der  Oummibonbons  mit  Odatine,  sogar  mit 
gewöhnlichem  Tischlerleim,  hat  Scala^)  nachgewiesen.  Zum 
^Nachweis  der  Gelatine  kann  eine  Tanninlösung  dienen,  welche  ja 
bekanntlich  Gummi  nicht  fallt. 

Analysen  von  Glykosesirupen  verschiedener  Herkunft  habea 
W.  E.  Stone  und  GL  Dickson  «)  veröffentlicht. 

Conserven. 

Das  Dorrgemüse  in  seiner  vdücswirihschaftlichen  Bedeutung; 
von  E.  Massute  ^). 

Verfahren  zur  Wiederherstdlung  oder  Erzeugung  der  Grün- 
färbung  von  Vegetabäien,  Conserven  etc.  durch  blaue  Farbstoffe. 
D.  R.  P.  No.  70698  u.  70699  für  W.  Reuss. 

Entgegen  den  Angaben  Tschirch's,  dass  die  zur  Bildung 
phyllocyaninsauren  Kupfers  in  den  Gonserven  nöthige  Kupfer- 
menge  unschädlich  und  ein  Gehalt  von  10  mg  GuO  auf  100  g 
Frischgewicht  der  Gonserven  zuzulassen  sei,  erklärt  Kenwood 
die  Ansicht,  „dass  Kupfer  mit  dem  Gyanin  der  Erbsen  eine  Masse 
bilde,  welche  von  den  Verdauungsflüssigkeiten  im  Magen  und 
Darm  nicht  aufgelöst  werde^S  für  unhaltbar.  Zu  Grunde  liegt 
der  betr.    Mittheilung   ein    Vergiftungsfall,    welcher   in  Glasgow 

1)  Pharm.  Ztg.  1893,  731.  2)  Zeitscfar.  f.  Nähr.,  Hyff.  a.  Waarenk. 

1893,  377.  3)  ebenda  877.  4)  Chem.  Ztg.  1893,  1666.         6)  Selmi 

durch  Pharm.  Centralh.  1893,  318.  6)  Chem.  ZUf.  1893,  Rep.  262. 

7)  Inaag.-Dias.    Leipzig    1891;    Auszug    in    Pharm.   Centralh.    1893,    639. 

8)  VierteljahrBflohr.  f.  öffentl.  Gerandheitapfl.  1898,  Heft  2. 


760 


CoDserTen. 


grosses  Aufsehen  erregt  hat  Die  neuesten  Untersnohungen  von 
n.  Opilvil  und  M'Lean  Wilson,  welche  durch  die  widersprechen- 
den Outachten  in  einer  Gerichtsverhandlung  veranlasst  waren» 
weisen  jener  Mittheilung  zufolge  entscheidend  die  Gefahr  nach, 
die  durch  den  Gebrauch  von  Kupfersalzen  als  Färbungsmittel 
entstehe. 

Die  von  Mayrhofer  in  der  X.  Jahresversammlung  der  freien 
Vereinigung  bayrischer  Chemiker  angeregte  Frage  nach  der  Zu- 
lässigkeit  eines  Oehdlta  der  Oemüaeconserven  an  Kupfer  wurde  in 
der  XL  Versammlung  der  genannten  Vereinigung  bekanntlich 
dahin  entschieden,  dass  „auf  Grund  der  bisherigen  Erfahrungen 
ein  Gehalt  von  25  mg  pro  Kilo  Gonserve  in  hygienischer  Hinsicht 
als  unbedenklich  zu  bezeichnen  ist.^*  —  Dagegen  hat  die  spa- 
nische Sanitätscommission  den  Beschluss  gefasst,  den  Zu- 
satz von  Kupfersalzen  zu  Nahrungsmitteln  zu  unter- 
sagen. 

van  Hamel-Boos^)  fand  in  drei  Conserven  einen  Gehalt 
von  2& — 63  mg  metallischen  Kupfers  für  1  kg  Gemüse. 

ZihkhaÜüfe  ApfeUchnitU,  Will  und  Kayser  >)  fanden 
0,8 — 2,5  <^/o  Zinksaize  in  Apfelschnitten. 

R.  Kayser*)  machte  eingehende  Mittheilungen  über  die  von 
ihm  beobachteten  Fälle  von  ZinngthäU  in  den  verschiedensten  Con- 
serven. Er  beobachtete  zwischen  80  bis  100  mg  Zinn  pro  Kilo 
Gonserve;  Fälle  von  Intoxicationen  seien  jedoch  so  gut  wie  nie 
vorgekommen.  Die  Menge  des  in  Lösung  gehenden  Zinns  ist 
abhängig  von  der  Natur  der  Conserven  und  der  Dauer  der  Ein- 
wirkung. Weinsäurehaltige  Säfte  u.  s.  w.  greifen  die  Weissblech- 
Umhüllungen  am  stärksten  an,  Apfelsäure  weniger,  Essigsäure  und 
Kochsalzlösungen  nehmen  nur  minimale  Zinnmengen  auf.  Als 
Schutzmittel  gegen  die  Aufnahme  von  Metall  aus  den  Emballagen 
haben  sich  Lacküberzüge  derselben  gut  bewährt,  es  seien  jedoch 
hierüber  noch  nicht  genügende  Erfahrungen  vorhanden. 

MetaügehaU  von  Conserven.  In  1  Kilo  saftiger  Gonserve  fand 
F.  Adam  ^)  folgende  Mengen  Metalle  in  mg: 

Zinn     Knpfer     Blei 


Grüne  Erbsen    ...      68      * 

Spuren 

.— 

Jardini^ret    ....    119 

)i 

.- 

Grüne  Erbsen    ...      31 

>» 

— 

j»          "•,•*' 

»» 

— 

Gescbnittene  Fisolen      110 

— 

— 

Tomaten 68 

66 

66 

Grüne  Erbsen    .    .    .  Spuren 

— 

Spuren 

Fisolen 176 

._ 

28 

Grüne  Erbsen    .    .    .  Spuren 

— 

Spuren 

Fisolen 117 

106 

— 

Grüne  Erbsen    ...      86 

— 

— 

Artischoken  ....      65 

— 

12 

1)  Revue  intern,  des  falsif.  1893,  Febr.  2)  Zeitsehr.  f.  Nähr., 

Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  108.         8)  12.  Vers.  d.  bayer.  Vertreter  der  angew. 
Chemie  1898,  16.  4)  Zeitsohr.  f.  Nähr.,  Byg.  n.  Waarenk.  1898,  277. 


t 


Zinn 

Kupfer 

Blei 

150 

Sparen 

— 

190 

91 

■^ 

78 

— . 

58 

85 

_ 

58 

Sparen 

~. 

168 

• 

— 

Wasser.  761 


Ausgelöste  Fisolen 
^  Schnittbohnen    .     .    . 

e  Grüne  Erbsen    .    .    . 

lÜ  11  w  •      •      • 

Q  Zngehörijire  Flüssigkeit 

Spargel-Fisolen      .    . 

liach  R.  Send  tu  er  ^)  eDthalten  Oetnüseeonserven  nicht  selten 
erhebliche  Mengen  schwefliger  Säure, 

Untersuchung  verschieaener  Ccnserven  *).  In  Essig  eingelegte 
Feigen  und  Pflaumen  zeigten  geringeren,  in  Essig  eingelegte  Man* 
dein  einen  höheren  Kupfergehalt,  letztere  ausserdem  Salicylsäure* 
Von  106  untersuchten  in  Eissig  conservirten  Gemüsen  (Bohnen, 
Spargel,  Gurken,  Mixed  Pickles,  Champignons  und  gemischte  Ge- 
müse) waren  33  kupferhaltig;  der  Kupfergehalt  schwankte  zwischen 

5  und  15  mg  metallischen  Kupfers  in  100  g  der  feuchten  Gon- 
serven.  Drei  Spargelproben  und  eine  Probe  grüner  Erbsen  waren 
zinnhaltig;  in  ^  g  Erbsen  waren  3,4  mg,  in  50  cc  Spargelbrühe 

6  mg  Zinn. 


^  Wasser. 

Anwendung  von  Nairiumsuperoxyd  zur  Wasseranalyse.  S. 
Rideal  und  H.  T.  Bult*)  haben  die  Beobachtung  gemacht,  dass 
Wasser  mit  Natriumsuperozyd  behandelt,  weniger  Albuminoidstick- 
Stoff  abgiebt,  als  bei  der  Behandlung  mit  alkalischer  Permanganat- 
lösung,  dass  durch  nachfolgende  Behandlung  mit  dieser  aber  der 
Rest  des  bei  directer  Behandlung  mit  PermanganaÜösung  erhal- 
tenen Albuminoidstickstoffs  erhalten  wird.  Verf.  vermuthen,  dass 
der  durch  Natriumsuperoxyd  oxydirte  Körper  anderer  Natur  sein 
möchte,  als  der  durch  alkalische  PermanganaÜösung  oxydirte, 
und  fordern  zu  weitereu  Versuchen  auf. 

Die  Bestimmung  des  freien  sourie  des  „AlbuminoM^^-Ammoniaks 
im  Trinkwctsser  ist  nach  M.  Mansfeld  ^)  für  die  Beurtheilung  des- 
selben wesentlich.  Verf.  stellt  folgende  allgemeine  Schlüsse  auf: 
Tieibrunnenwasser,  welches  eine  sehr  vollkommene  natürliche  Rei- 
nigung erfahren  hat,  ist  oft  so  rein,  dass  nicht  einmal  0,01  mg 
Albumino'id-Ammoniak  pro  Liter  nachweisbar  ist.  Filtrirtes  See- 
oder Flusswasser  enthält  0,05  bis  0,1  mg.  Sobald  der  Gehidt 
0,1  mg  übersteigt,  ist  die  Filtration  als  ungenügend  zu  betrachten. 
Schlechtes  Brunnenwasser  enthält  0,15  bis  0,8  mg  Albumino'id- 
Anunoniak,  Kanalwasser  0,9  mg  und  auch  mehr  im  Liter.  —  Was 
den  Gehalt  an  freiem  Ammoniak  betrifft,  so  ist  bei  Gegenwart 
von  mehr  als  0,08  mg  anzunehmen,  dass  dasselbe  von  kürzlich  in 
die  Erde  gelangtem  Harn  herstammt,  insbesondere  wenn  gleich- 
zeitig der  Gehalt  an  Chloriden  ein  bedeutsamer  ist.  Viel  Albu- 
mino'id- Ammoniak,  wenig  freies  Ammoniak  und  fast  gänzliche  Ab- 


1)  Arch.  Hyg.  1898,  429.  2)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Eyg.  n.  Waarenk. 

1893,  44.  8)  Chem.  News  68,  190.  4)  Zeitschr.  d.  allg.  österr. 

Apoth.-y.  1893,  No.  84. 


762  Wasser. 

Wesenheit  von  Chloriden  deuten  auf  vegetabilische  Verunreinigun- 
gen des  Wassers  hin.  Auch  derartiges  Wasser  ist  der  Gesundheit 
höchst  unzuträglich. 

Apparat  zur  Bestimmung  des  freien  und  des  Älhumin&td' Am- 
moniaks bei  der  Wasseranalyse;  von  A.  H.  Gill*). 

Nach  L.  de  Koninck*)  verhindert  Alkohol  die  Reaction 
des  Ammoniaks  mit  Nessler^schem  Beagens,  nicht  aber  die  mit 
Quecksilberchlorid. 

B.  Neu  mann')  erwidert  de  Koninck,  dass  er  selbst  bei 
Gegenwart  von  50  ^o  Alkohol  noch  Spuren  von  Ammoniak  nach- 
zuweisen im  Stande  war. 

C.  Jalowetz*)  führte  mit  einer  Reihe  von  Wässern  CAlor- 
bestimmungen  nach  der  gewichtsanalytischen  Methode  aus,  und 
verglich  die  erhaltenen  Ergebnisse  mit  denjenigen,  welche  bei  An- 
wendung der  Titrirmethoden  von  Volhard  und  von  Mohr  gewonnen 
wurden.  Im  ersteren  Falle  wurde  stets  zu  wenig,  58—90  <>/o  der 
wirklich  vorhandenen  Ghlormenge,  im  letzteren  stets  zu  viel,  ein- 
mal sogar  das  fünffache  der  durch  Gewichtsanalyse  ermittelten 
Chlormenge  gefunden.  Das  aus  diesen  Angaben  abzuleitende 
Urtheil  stimmt  mit  demjenigen  etwa  überein,  welches  sich  für 
Tiemann  bei  der  ControUe  obiger  Methoden  mittels  verdünnter 
Kochsalzlösungen  ergab.  Da  im  Trinkwasser  oder  im  Brunnen- 
wasser nicht  mehr  als  20 — 30  mg  Chlor  in  1  Liter  vorhanden 
sein  sollen,  so  erscheint  es  als  unerlässlich,  dass  die  Chlorbestim- 
mungen in  solchen  Wässern  nur  auf  gewichtsanalytischem  Wege 
ausgeführt  werden. 

T.  Fairley  ^)  fand,  dass  bei  der  directen  titrimetrisehen  Be- 
stimmung des  Chlors  nach  Mohr  durch  das  Vorhandensein  von 
löslichen  Alkalisilicaten  zu  hohe  Resultate  entstehen,  dass  man 
aber  in  solchem  Falle  richtigere  Resultate  erhiUt,  wenn  man  das 
Wasser  auf  Vio  seines  Volumens  eindampft. 

Bestimmung  des  Eisens  im  Brunnenwasser  auf  colorimetrischem 
Wege  und  Verwendung  der  Gerbsäure  zu  diesem  Zwecke;  von  F. 
Gerhard*).  Die  Ausführung  ist  folgende:  Man  bereitet  sich 
1.  eine  Lösung  von  t  Theil  Natriumpyrophospbat  in  20  Theilen 
Wasser,  2.  eine  Lösung  von  1  Th.  Tannin  in  20  Th.  schwachem 
Spiritus  und  3.  eine  Lösung  von  0,898  g  Eisenalaun  und  2,5  g 
krystall.  Natriumpvrophosphat  in  1  Liter.  Zur  Bestimmung  setzt 
man  zu  100  cc  klaren  Wassers  20  cc  der  Lösung  1  und  daoo 
noch  5  Tropfen  Tanninlösung,  worauf  nach  wenigen  Secunden 
constante  Färbung  eingetreten  ist.  Diese  wird  mit  der  in  reinem 
Wasser  auf  gleiche  Weise  unter  Zusatz  einer  gewissen  Menge  der 
Eisenlösung  3  entstehenden  Färbung  verglichen.  Wenn  sich  im 
Wasser  Eisen  schon  abgesetzt  hatte,  so  erhitzt  man  150  cc  des- 
selben mit  1  g  Oxalsäure,  setzt  ein  Körnchen  citronensaures  Ea- 


1)  Jonrn.  anal.  Ch.  VI,  669.  2)  Zeitschr.  f.  anal.  Ch.  1893,  188. 

8)  Chem.  Ztg.  1898,  880.  4)  Durch  Apoth.  Ztg.  1893,  148.         6)  Ana- 

lyst XVIII,  222.  6)  Arch.  Pharm.  1892,  710. 


Wasser.  763 

lium  hinzu  und  neutralisirt  mit  reinem  Calciumcarbonat.  Die  klar 
filtrirte  Flüssigkeit  enthält  das  Eisen  in  Lösung.  —  Als  Vergleichs- 
flüssigkeit verwendet  man  am  besten  eine  Flüssigkeit,  die  man 
erhält  durch  Vermischung  Ton  100  cc  Wasser  mit  20  cc  Natrium- 
pyrophosphatlösung,  5  Tropfen  Tanninlösung  und  1  cc  der  obigen 
Eisenlösung.  Die  Flüssigkeit  enthält  0,1  mg  Fe,  entspricht  also 
1  mg  Fe  im  Liter. 

üeber  die  Bestimmung  van  im  Wasser  gelöstem  Sauerstoff; 
Yon  Gh.  M.  von  Deventer  und  B.  U.  Jürgens^).  Wenn  aus 
einer  Jodkaliumlösung  durch  salpetrige  Säure  Jod  freigemacht 
wird,  so  wird  die  salpetrige  Säure  gleichzeitig  zu  NO  reducirt 
Enthält  das  Wasser  freien  0,  so  wird  NO  zu  NO«  oder  NiOs 
oxjdirt  und  dieses  macht  wieder  Jod  frei.  Wird  diese  Reaction 
zur  Bestimmung  des  0  im  Wasser  angewendet,  so  muss  der  Luft- 
sauerstoff ausgeschlossen  werden,  was  durch  Ueberschichten  mit 
Petroleum  geschehen  kann.  Das  Jod  wird  mit  Hyposulfit  titrirt, 
wobei  die  Menge  desselben  der  Menge  des  angewendeten  Nitrits 
(aus  dem  die  salpetrige  Säure  durch  Schwefelsäure  freigemacht 
wird)  plus  dem  im  Wasser  gelösten  Sauerstoff  entspricht.  Nach 
der  Titration  fügt  man  gleich  noch  einmal  die  gleiche  Menge 
Nitrit  hinzu  und  titrirt  wieder  das  ausgeschiedene  Jod.  Die  Diffe- 
renz der  beiden  Bestimmungen  ergiebt  dann  die  Menge  des  ge- 
lösten Sauerstoffs.     Die  Genauigkeit  der  Methode  ist  genügend. 

Zur  Bestimmung  des  im  Wasser  gelösten  Sauerstoffes  lässt  G. 
Romijn*)  in  einer  geschlossenen  Pipette  unter  Abschluss  der 
Luft  durch  das  zu  untersuchende  Wasser  resp.  durch  den  in  dem- 
selben gelösten  Sauerstoff  eine  bestimmte  Menge  Natriumhydro- 
sulfit in  Bisulfit  (NaHSOs)  umwandeln,  fügt  dann  überschüssige 
Jodlösung  zu,  um  Bisulfit  und  nicht  oxydirtes  Hydrosulfit  zu  oxy- 
diren  und  titrirt  das  überschüssige  Jod  mit  Natriumhyposulfit. 

Eine   Modißcation  der  SchiUzenberger' sehen  Methode  zur  Be- 
sUmmung  gelösten  Sauerstoffes  veröffentlicht  A.  H.  Gill  *).   Der  vom 
Verf.   angewendete  Apparat   gleicht  dem  yon  Roscoe  und  Lund; 
den   Indigo   behandelt  er   mit   90^/oigem  Alkohol,    um   ihn  von 
Indigorubin  zu  befreien,  weil  dieses  die  Endreaction  stört. 

Gh.  M.  V.  Deventer  und  B.  H.  Jürgens^)  haben  die 
Schäffer^sche  Nürüreaction  —  fugt  man  zu  einer  sehr  ver- 
dünnten Kaliumnitritlösung  einige  Tropfen  Ferrocyankalium- 
lösung  und  etwas  Essigsäure,  so  färbt  sich  diese  Flüssigkeit  in- 
tensiv gelb  —  auf  ihre  Brauchbarkeit  zur  Untersuchung  des  Trink- 
wassers auf  salpetrige  Säure  geprüft  und  gefunden,  dass  die 
Schäffer'sche  Reaction  an  Empfindlichkeit  der  Jodkalium-Amylum- 
reaction  nicht  nachsteht.  Dabei  giebt  sie  in  geringerem  Grade 
Anlass  zur  falschen  Beurtheilung  der  Erscheinungen,  indem  sie 
weit   weniger  beeinfiusst  wird  von  Wasserstoffsuperoxyd  und  von 


1)  Maandbl.  naturw.  XVIII,  72;    daroh  Chem.  Centralbl.  1898,  II,  546. 
2)  Nederl.  TijdBchr.  voor  Pharm.  1898,  225.  3)  Joam.  anal.  Chemie  VI, 

601.  4)  Ber.  d.  d.  ehem.  Oes.  1898,  982. 


764  Wasser. 

gelöster  und  atmosphärischer  Luft  Das  Arbeiten  mit  grosse» 
Mengen  Wasser  bei  sorgfältiger  Luftabsperrung  ist  sehr  zu  em- 
pfehlen. Auch  soll  man  nie  unterlassen,  ControUversuche  mit 
reinem  Wasser  anzustellen.  Anscheinend  wird  die  Schäffer'sche 
Beaction  auch  von  organischen  Substanzen  nicht  so  sehr  getrübt, 
wie  die  Jodkaliumamvlumreaction. 

P.  Soltsien^)  berichtet,  dass  die  von  ihm  im  Jahre  1890- 
angegebene  Methode  zur  Bestimmung  der  Schwefelsäure,  welche 
sich  darauf  gründet,  dass  die  Sulfate,  in  neutraler  Lösung  befind- 
lich, nach  Zusatz  von  überschüssiger  Ghlorbaryumlösung  bestimm- 
ten Gehaltes  durch  Zurücktitriren  mit  Kaliumchromat  maassana- 
l^isch  bestimmt  werden  können,  wenn  auf  erwärmte  Hämatoxy- 
hnlösung  als  Indicator  getüpfelt  wird,  —  sich  auch  mit  hinrei- 
chender Genauigkeit  bei  der  Untersuchung  des  Wassers  auf 
Schwefelsäure  verwenden  lässt.  Es  wird  zu  dem  Zweck  von  dem 
zu  untersuchenden  Wasser  ein  je  nach  Gehalt  desselben  an 
Schwefelsäure  -zu  wählendes  Quantum  mittels  Salzsäure  oder  auch 
Schwefelsäure  von  genau  bestimmtem  Gehalt  unter  Anwendung 
von  Methylorange  als  Indicator  neutralisirt  (das  Wasser  darf  auf 
keinen  Fall  mineralsauer  werden,  sondern  eher  eine  leichte  Spur 
unzerlegtes  Carbonat  enthalten).  Das  gesättigte  Wasser  wird  so- 
dann erhitzt,  mit  überschüssiger  Ghlorbaryumlösung  von  bestimm- 
tem Gehalt  versetzt  und  mit  einer  Chromatlösnng  titrirt,  von 
der  etwa  2  cc  entsprechen  1  cc  der  Ghlorbaryumlösung,  unter 
Anwendung  einer  frisch  bereiteten,  nicht  zu  concentrirten  Häma- 
toxylinlösung.  Statt  der  Salzsäure  zur  Sättigung  Schwefelsäure 
anzuwenden,  deren  Menge  bei  der  Berechnung  in  Abzug  gebracht 
wird,  empfiehlt  sich  deshalb,  weil  bei  grösseren  Sulfatmengen  der 
etwaige  analytische  Fehler  verhältnissmässig  kleiner  wird.  — 
Farnsteiner  (Ghem.  Ztg.  1892,  No.  12)  suchte  diese  Methode 
dadurch  zu  verbessern,  dass  er  von  dem  Ghromatniederschlage 
abfiltrirte  und  in  dem  Filtrate  —  genau  in  derselben  Weise,  wie 
das  von  J.  E.  *)  vorgeschlagen  wird  —  mittels  Salzsäure,  Jod- 
kalium und  Thiosulfat  den  Ghromatüberschuss  bestimmte;  Soltsien 
hat  aber  diesen  auch  von  Baumann  eingeschlagenen  Weg  nicht, 
weiter  verfolgt,  weil  ihm  das  Filtriren  (und  für  genauere  Bestim- 
mungen erforderliche  Auswaschen)  des  Ghromatniederschlages  zu 
umständlich  erschien.  Schwefelsaures  Baryum  lässt  sich  bei  An- 
wendung der  bekannten  Vorsichtsmaassregeln  verhältnissmässig 
schnell  und  unter  Erzielung  klarer  Filtrate  filtriren,  wozu  Ven. 
noch  das  wohl  weniger  bekannte  Hülfsmittel  angiebt,  dass  man 
zu  dem  zu  filtrirenden  Gemisch  zunächst  ein  wenig  gelöste  Benzoe- 
säure setzt,  die  das  heisse  Waschwasser  später  rasch  wieder 
entfernt 

Wie  J.  K.  ')   mittheilt,  lässt  sich  bei  seinem  Verfahren  die^ 
Schwierigkeit  des  Auswaschens  des  Ghromatniederschlages  dadurch 


t 

i 


1}  Pharm.  Ztg.  lS9d,  86  u.  261.  2)  ebenda  1893,  80.         8)  ebenda- 

1893,  229. 


Wasser.  765 

fimgehen,  dass  man  die  Flüssigkeit  durch  Wasserzusatz  auf  ein  Gewicht 
Ton  150,5  g  bringt  und  dann  100  g  des  Filtrates  =»  '/s  zur  Be- 
stimmung verwendet. 

Ein   Trinkwasser  hatte   viel  Chlor  und  organische  Substanz, 
dagegen  nur  Spuren  von  Ammoniak.    Da  das  Wasser  einem  städti- 
schen Brunnen  entstammte,  so  vermutheteH.  Wefers-Bettink^), 
dass  Verunreinigung  durch  Fäkalien  oder  Urin  vorliege,  was  die 
Griess'sche   Reaction    mit   Para-Diazobenzolsulfosäure    bestätigte. 
Später   wurde   festgestellt,    dass  der  Brunnen  in  der  Nähe  eines 
Pferdestalles  lag.    Zur  Darstellung  des  Reagens   giebt  Verf. 
folgende  Vorschrift:  75  g  Anilin  werden  mit  225  g  Nordhäuser- 
Schwefelsäure  gemischt  und  3 — 4  Stunden  im  Oelbade  bei  180  bis 
190^  erwärmt,    bis   eine  herausgenommene   Probe  mit  Natrium- 
hydroxyd   keine   Abscheidung   von  Anilin   mehr  giebt.    Die  noch 
warme  Flüssigkeit  giesst  man  nun  in  das  dreifache  Volum  Wasser, 
worauf  sich  die  entstandene  Sulfanilinsäure  als  mehr  oder  minder 
grauer  Körper  abscheidet,  den  man  mit  durch  Natronlauge  alka- 
lisirtem  Wasser  und  gereinigter  Thierkohle  digerirt.    Man  kocht 
darauf,   und   filtrirt   heiss,    worauf  sich  nach  dem  Erkalten  die 
Sulfanilinsäure  in  krystallinischem  Zustande  abscheidet.     Die  Kry- 
stalle  werden  von  Neuem  in   kochendem  verdünnten  Alkali  auf- 
gelöst  und    in   verdünnte  Schwefelsäure  gegossen,    woraus  nach 
dem  Abkühlen  die  Sulfanilinsäure  mit  2  Mol.  Wasser  krystallisirt 
Hiervon  werden  bei  90°  20  g  in  8<^/oiger  Natronlauge    aufgelöst, 
und  soviel  Wasser  (circa  100  cc)  zugefügt,  dass  sich  bei  Abküh- 
lung auf  50°  keine  Erystalle   von   sulf anilinsaurem   Natrium  ab- 
scheiden.   Zu  dieser  Lösung  giebt  man  7^8  g  Natriumnitrit   und 
giesst  das  Gemisch  in  200  cc  50  ^/o  ige  Schwefelsäure.    Nach  eini- 
gen Minuten  krystallisirt  die  Paradiazobenzolsulfosäure  aus,  welche 
gewas.ohen  und  bei  60°  in  Wasser  gelöst  wird,  aus  welchem  sie 
sich  beim  Erkalten  als  krystallinisches,  schwach  röthlich  gefärbtes 
Pulver  abscheidet,    welches    sich   in   kaltem  Wasser  schwer,    in 
Wasser  von  60°  wie   in  verdünnter  Natronlauge  leicht  löst    und 
beim   Reiben   explodirt.    Von   diesem  Reagens  worden  10  mg  in 
einigen  cc  Natronlange  von  15  ^/o  und  8  cc  Wasser  aufgelöst;  zu 
50  cc  des  zu  untersuchenden  Wassers  giebt  man  1  cc  der  Lösung. 
Wasser  mit  Urin  wird  dadurch  sofort  gelb  gefärbt.  —   Verf.  hat 
untersucht,    welche   Stoffe   im  Urin  wohl  eigentlich  die  Reaction 
hervorrufen  möchten.    Von  allen  meist  bekannten  Stoffen  des  Urins 
gab  keiner,    auch  nicht  Skatol,   eine  stärkere  Reaction  mit  dem 
Reagens,  dagegen  wird  die  Reactipn  hervorgerufen  durch  Phenole 
(Ehrlioh'sche  Reaction),  Traubepzucker  in  stark  alkalischer  Lösung, 
Eiweissstoffe   und  Peptone.     Phenole    kommen    im  menschlichen 
Harn  nur  in  geringen  Spuren,  im  Harn  pflanzenfressender  Thiere 
aber  in   grösserer  Menge  vor,    weshalb  auch  schon  Griess  fand, 
dass  Pferdeham  die  Reaction  in  viel  stärkerer  Verdünnung  giebt. 


1)  Nederl.  TijdBchr.  voor  Pharm.  1893,  195. 


766  Wasser. 

als  Menschenhand.    Verf.  ven/virft  jedes  Wasser,  welches  die  ge- 
nannte Reaction  giebt,  als  durch  Auswürfe  yerunreinigt 

J.  Polak  0  beanstandete  auf  Grund  der  vorstehenden  Mit- 
theilungen einige  Wässer  als  verunreinigt,  machte  aber  schlechte 
Erfahrungen.  In  dem  einen  Falle  war  das  beanstandete  Wasser 
Leitungswasser  aus  einem  Badehotel;  das  Wasser  war  durch  ge- 
theerte  Leitungsröhren  in  das  Hotel  geleitet,  wobei  es  ans  dem 
Theere  Phenol  und  Cresol  aufnahm  und  deshalb  die  Reaction  gab. 
In  einem  zweiten  Falle  befand  sich  in  der  Nähe,  wenn  auch  in 
grösserem  Abstände,  eine  Anilinfarberei,  deren  Waschwasser  wohl 
durch  den  Boden  nach  dem  Brunnen  gelangt  sein  mussten.  Verf. 
warnt  deshalb  davor,  das  Eintreten  der  Ehrlich'schen  Reaction 
unter  allen  Umständen  und  in  allen  Fällen  mit  dem  Vorhandensein 
von  Fäkalstoffen  in  Zusammenhang  zu  bringen. 

Saprol  wird  von  H.  Nördlinger*)  als  „ein  Mittel  zur  recht- 
zeitigen Entdeckung  drohender  Oesundheitsschädigungen^'  durch  das 
Brunnenwasser  bezeichnet,  indem  —  die  Desinfection  der  Abtritts- 
gruben mit  Saprol  (oder  einem  anderen  Cresolpräparate)  voraus- 
gesetzt —  das  Wasser  des  eventuell  naheliegenden  Brunnens  einen 
Uresolgeschmack  aufweist,  wenn  der  Grubeninhalt  in  den  Brunnen 
gelangen  kann.  Der  Gresolgeschmack  soll  also  hier  als  Indicator 
auf  die  Verunreinigung  des  Brunnens  durch  Fäkalien  dienen;  für 
kurze  Entfernungen  zwischen  Grube  und  Brunnen  kann  es  wohl 
zutreffen,  dass  das  Wasser  nach  Cresolen  schmeckt,  für  grössere 
Entfernungen  aber  dürfte  es  zweifelhaft  erscheinen. 

Starting^)  tritt  für  die  Brauchbarkeit  der  von  ihm  ange- 
gebenen, von  Schlosser  (s.  Jahresber.  1892^  abßLUig  beurtheilten 
Methode  der  Härtd^estimmung  ein.  Nacn  ihm  von  £.  Schmidt 
gewordenen  Mittheilungen  gestalten  sich  die  Ergebnisse  gleich- 
massiger,  wenn  man,  entsprechend  der  Methode  von  Wilson,  zuvor 
zu  20  cc  des  zu  prüfenden  Wassers  2  cc  einer  kalt  gesättigten 
Kaliumcarbonatlösung  zufügt,  und  dann  rasch  den  Seifenspiritus 
bis  zur  bleibenden  Schaumbildung  zutröpfelt.  Natürlich  ist  dann 
auch  die  als  Probeäüssigkeit  benutzte  Chlorcalcium-  oder  Bitter- 
salzlösung unter  den  gleichen  Versuchsbedingungen  mit  Seifen- 
spiritus zu  normiren. 

Zur  Wasseruntersuchung  lieferte  Oscar  Seh  wende r*)  fol- 
genden Beitrag:  Ein  Brunnenwasser,  das  Darmkatarrh  bei  Vieh 
verursacht  haben  sollte,  enthielt  beträchtliche  Mengen  Ammoniak 
und  salpetrige  Säure,  dagegen  wenig  organische  Substanzen  und 
ühlor.  Bei  genauerer  Nachforschung  stellte  sich  heraus,  dass  der 
Besitzer  des  Brunnens,  in  dem  Glauben,  das  Wasser  zu  verbessern, 
Eisenstücke  in  den  Brunnen  p^rfen  hatte.  Vermuthlich  hatte 
das  Eisen  Salpetersäure  zu  Ammoniak  und  salpetriger  Säure 
ducirt. 


1)  Nederl.  Tijdschr.  voor  Pharm.  1898,  821.  2)  Pharm.  Gentralh. 

1898,  889.  3)  Apoth.  Ztg.  1898,  11.  —  Im  Jahresber.  1892  muss  es 

auf  Zeile  12  des  Referats  heissen  20  statt  „2,0'*.         4)  Apoth.-Ztg.  1898,  68 


Wasser.  767 

Ueber  Venoendung  der  Bleiröhren  für  Wasserleitungszwecke; 
von  M.  T.  Lecco^).  Verf.  verfahrt  zum  Nachweis  des  Bleies  wie 
folgt:  1  Liter  Wasser  wird  mit  5  cc  Eisessig  angesäuert,  auf 
100  cc  eingedampft,  flltrirt  und  mit  1 — 2  Tropfen  verdünntem 
Schwefel wassei*8tonwasser  (ITh.  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ge- 
sättigten Schwefelwasserstoffwassers  mit  2  Th.  dest.  Wasser)  ver- 
setzt. Bei  gleichzeitigem  Eisengehalt  des  Wassers  wird  wohl  ein 
Theil  desselben  beim  Eindampfen  des  essigsauren  Wassers  aus- 
geschieden; ein  anderer  Theil  bleibt  aber  in  Lösung  und  dieser 
vermehrt  die  Menge  des  Bleies.  Es  mnss  daher  ein  weiteres  Liter 
desselben,  aber  bleifreien  Wassers  in  derselben  Weise  behandelt 
und  zuletzt  soviel  einer  festgestellten  Bleilösung  zugesetzt  werden, 
bis  die  Wirkungen  gleich  sind.  Nach  dem  Verf.  lässt  sich  auf 
diese  Weise  noch  0,0ö  mg  Blei  im  Liter  nachweisen. 

Beitrag  zur  Frage  der  Bleiaufnahme  durch  Quellwasser;  von 
B.  Proskaue r  *).  Das  Grundwasser  der  Stadt  Kalau  ist  sehr 
weich  (2,1  deutsche  Härtegrade),  enthält  viel  Kohlensäure  und 
kann  auch  auf  dem  Wege  zu  den  Auslässen  Luft  aufnehmen. 
Kaum  zwei  Monate  nach  Inbetriebsetzung  des  Wasserwerkes  traten 
in  der  Stadt  Blei-Intoxicationen  auf.  Das  Wasser  hatte  Blei  auf- 
genommen, wenn  es  längere  Zeit  (über  Nacht)  in  der  Röhren- 
leitung stand,  an  manchen  Stellen  über  10  mg  im  Liter. 

Baeteriologische  WasserurUersuehung ;  von  R.  Koch*). 

Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  unserer  Kenntnisse  von  der  Bacteriologie 
des  Wassers;  von  P.  F.  Frankland  und  M.  Ward^). 

Erhebungen  bei  Entnahme  von  Wasserproben  für  chemische  und  baete- 
riologische Zwecke^), 

Ueber  eine  neue  Methode  zur  bacteriologischen  Untersuchung  von  W<isser; 
von  A.  B.  Griff iths«). 

Ueber  Zwecke  und  Methode  der  bacteriologischen  Wasseruntersuchung; 
von  Migula'). 

Neuer  Apparat  zur  Entnahme  von  Wasserproben;  von  A.  Sclavo*). 

Ueber  die  Entnahme  von  Wasserproben  behufs  bacteriologischer  Unter- 
suchung bei  den  SandfiUern  älterer  Construction;  von  A.  Reinsoh*). 

Die  baeteriologische  Prüfuna  des   Wassers;  von  Cb.  £.  Cassal^®). 

Methode  der  bacteriologischen  Untersuchung  des  Wassers;  von  G.  P. 
Drossbach"). 

Ueber  einige  zum  Zwecke  der  Artcharakterisirung  anzuwendende  baete- 
riologische Untersuchungsmethoden  nebst  Besehreibung  von  zwei  neuen  aus 
Ehetnwasser  isolirten  Baeterien;  von  Robert  Burri''). 

Zur  Frage  über  die  vergleichende  Bedeutung  verschiedener  Methoden, 
die  Brauchbarkeit  des  Wassers  zu  bestimmen;  von  G.  W.  Ghlopin^'). 


1)  Chem.  Ztg.  1893,  1431.  2)  Zeitschr.  f.  Hyg.,  Infect.  XIY,  292. 

3)  ebenda  319.  4)  Chem.  Centralbl.  1893,   46.  5)  Das  öster- 

reichische Sanitätswesen  1893 ;  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hjg.  n.  Waarenk.  1893,  395. 

6)  Chem.  News.  67,  234;  durch  Chem.  Centrlbl.  1893,  II,  64. 

7)  durch  Joum.  Gas.  Wasser.  1893,  404;  d.  Chem.  Ztg.  1893,  987. 

8)  durch  Chem.  Centrlbl.  1893,  II,  143.  9}  Centrlbl.  Bakt.  Paras. 
1893,  XIV,  278.  10)  Chem.  News  68,  207;  Chem.  Centralbl.  1893,  II, 
1007.              11)  Chem.  Ztg.  1893,  1483;  Apoth.  Ztg.  1893,  618. 

12)  Arch.  f.  Hyg.  1893,  XIX,  1.  13)  Wratsoh  1893,  328;  Referat 

in  Apoth.  Ztg.  1893,  864. 


1 


768  Wasser. 

Ueber  die  Bedeutung  der  Oxydation^  des  Co^fficienten  der 
Sauerstcffveränderung  und  der  Bacterienzahl  für  die  sanitäre  Ah- 
jschätzung  des  Wassers;  von  P.  Siedler  0-  Di«  Factoren:  Oxy- 
dation durch  KMnOi,  Sauerstoffgehalt  nnd  Bacterienzahl  stehen, 
wie  die  vorstehende  Arbeit  von  Chlopin  ergeben  hat,  im  Allge- 
meinen in  keinem  Zusammenhang,  nur  bei  einem  Quellwasser 
gaben  alle  drei  übereinstimmende  Werthe.  Während  es  an  Be- 
ziehungen zwischen  Bacterienzahl  und  KMnOi-Verbrauch  fehlt, 
gehen  letzterer  und  Sauerstoffgehalt  häufig  parallel.  Die  absolute 
Menge  des  Sauerstoffs  in  Wasser  kann  als  Werthmesser  für  dieses 
flicht  verwendet  werden,  da  dasselbe  im  Winter  mehr  Sauerstoff 
•enthält  als  im  Sommer.  Ebenso  ist  die  Zahl  der  Bacterien  als 
Werthmesser  für  den  hvgienischen  Werth  des  Wassers  unbrauch- 
bar, während  der  RMnO^-Verbi^auch  und  die  übrigen  chemischen 
Verfahren  nach  wie  vor  bei  der  Wasseruntersuchung  zu  bevor- 
zugen sein  werden. 

üeber  die  allgemeinen  Beziehungen  der  Chemie  zur  Baeterio- 
logie;  von  Becker*).  Verfasser  hat  eine  grosse  Zahl  Wasser- 
.untersuchungen,  namentlich  solcher  von  Brunnen  Frankfurts  aus- 
:geführt  und  bei  der  bacteriologischen  Untersuchung  speciell  auf 
die  Arten  der  Bacterien  sein  Augenmerk  gerichtet  und  dieselben 
besonders  dahin  untersucht,  ob  sie  stinkende  Eiweissgährung  ver- 
ursachen oder  nicht.  Die  Prüfung,  ob  die  betreffenden  Bacterien 
Ammoniak  bilden,  wurde  mittelst  einer  verdünnten  Fleisch wasser- 
peptonbouillon  und  die  Prüfung  auf  Bildung  von  salpetriger  Säure 
mit  einer  ebensolchen  unter  Zusatz  von  schwefelsaurem  Ammoniak 
ausgeführt.  Diejenigen  Gulturen,  bei  denen  starke  Ammoniak- 
reaction  wahrgenommen  wurde,  gaben  meistens  keine  oder  nur 
schwache  Reaction  auf  salpetrige  Säure  und  umgekehrt. 

Bericht  der  Commission  für  Wasserstatistik  des  Deutsehen  Vereine  wm 
Gas-  und  Wasserfaehmännem% 

Beitrag  zur  Kenntniss  der  Bntwiekelung  von  Bacterien  in  verschiedenen 
Wässern;  von  A.  Schwalm^). 

üeber  einige  in  Wasser  vorkommende  Pigmentbaeterien;  vonO.  VogeB*). 

Bacterien funde  im  Leipziger  Fluss-  und  Teichwasser  und  Boheis;  von 
G.  Marpmann  *). 

Ueber  einen  neuen  baeterienähnUchen  Organismus  des  SüssuHue^s: 
von  W.  Schewiakoff). 

Ueber  einen  netien  Wasser- Vibrio,  der  die  Näroso-Indolreaction  liefert; 
von  M.  Neisser*). 

Untersuchungen  über  den  Bacteriengehalt  des  Badewassers;  von M. E d  e  1  *)• 

First  report  to  the  water  researeh  comittee  of  the  Royal  Society,  on  lis 
present  State  of  our  knowledge  conceming  the  bacteriology  of  water  ete,;  von 
Percy  Frankland  und  Marshall  Ward^*).  Der  Bericht  giebt  eine 
Uebersicht   über  die  bis  jetzt  im  Wasser   aufgefundenen   fiactirienarten, 


1)  Apoth.  Ztg.  1898,  364.  2)  Zeitschr.  f.  an^ew.  Cham.  1898,  428. 

8)  Journ.  Gas.  Wasser.  1898,  XXXVI,  628.  4)  ebenda  670. 

5)  Gentralbl.  f.  Bact.  n.  Paras.  1898,  XIV,  801.  6}  Ber.  d.  pharm. 

Ges.   1898,   174.  7)  Gentralbl.   f.  Bact.   u.  Paras.    1898,  XIV,    161. 

8)  Arch.  f.  Hyg.  1898,  XIX,  194.  9)  ebenda  226.  10)  Prooeed, 

of  theRoy.Soc.  Vol.  LI,  p.  188;  durch  Gentralbl.  Bact.  Paras.  1898,  XIV,  68. 


Wasser.  769 

sowie  zum  Scfaluss  eine  ZasammeDstellang  der  Versache  über  die  Lebens- 
fähigkeit  der   bekannteren  Infectionserreger  im  Wasser  verschiedener  Art. 

Coräribution  ä  l^itude  baetthriologiqtie  des  eaux;  von  J.  Rossi^). 

Etudes  bacteriologiques  sur  les  eaux  de  boisaon:  von  E.  Malvoz*). 

Hei  Trinktßoter  en  de  pathogene  bacterien;    von  A.  J.  C.  Snijders»), 

Microorganiemi  deUe  aeque  delf  espedale  aeeandario  di  Portov&nere; 
von  L.  T.  Cipollone^). 

Recherche»  bactiriologiquea  sur  les  eaux  d'aUmefdatitm  de  la  viUe  de 
Tauhn;  von  F.  Concil*). 

Ueber  das  Vorkommen  vinäerUer  Streptococcen  (Streptococcus  longus) 
in  THhktüosser;  von  La n  dm  an  n*). 

üeber  das  Verhalten  einiger  pathogener  Mikroorganismen  im  Wasser: 
von  N.  Bobrow  '). 

Üeber  den  Einfluss  des  Gewitterregens  auf  die  Anzahl  der  Keime  in 
abgeschlossenen  Gewässern;  von  Th.  Seemann*). 

Gordius  aquatieus  im  Trinkwasser;  von  G.  Morpnrgo*). 

Ueber  eine  neue,  im  Brunnenwasser  gefundene  Vibrionenart;  von  £. 
Weibel"). 

üeber  einen  dem  Cholerahaeiüus  ähnliehen  Pilz;  von  Fokker^^). 

üeber  zwei  neue  Arten  von  Spirillen  im  Wasser;  von  0.  Bujwid"). 

üeber  das  Vorkommen  Gährung  erregender  SptUtpike  im  TSrinkwasser 
und  ihre  Bedeutung  für  die  hygienische  Beurtheüung  desselben;  von  Sohar- 
dinger  "). 

üeber  den  Einfluss  stark  salzhaltigen  Eibwassers  auf  die  Entwicklung 
der  Cholerahaciüen;  von  Aufrecht  ^^). 

Die  Cholera  in  AUona;  von  Wallichs**^. 

Zum  Nachweis  von  Cholerabaeterien  im  Wasser;  von  Loeffler'*). 

Zum  raschen  Nachweis  der  ChoUrahactUen  in  Wasser  und  in  Fäces; 
von  Schill"). 

Üeber  die  Dauer  der  Lebensfähigkeit  und  die  Methoden  des  Nachweises 
von  Cholerabaeterien  im  Kanal-,  Pluss-  und  Trinkwasser;  von  A.  Stutzer 
und  R.  Burri"). 

üeber  den  Nachweis  weniger  Cholerakeime  in  grösseren  Mengen  IWnA^ 
Wassers;  von  Arens  ^*). 

Wasserfiltration  und  Cholera;  von  R.  Koch**). 

Ein  dem  ChoUravtbrio  ährdicher  KommabaeiUus;  von  F.  Kiessling"). 

Vibrio  danubicus;  von  A.  Heider '^).  Dem  Eoch'schen  Gholeravibrio 
sehr  ähnlich. 

Dem  KommabaeiUus  ähnliche  Bacterien  im  Flusswasser;  von  J.  M. 
Finkelstein»). 


1)  durch  Centralbl.  Bact.  Paras.    1898,    XIY,   69.  2)  M6moirea 

Soc.  d'hyg.  etc.  de  Li^e,  1692;  durch  Centralbl.  Bakt.  Paras.  1893,  XIY,  69. 
3)  Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  1898,  709.  4)  Giom.  med.  1898,  492. 

6)  Ann.  d'hyff.  publ.  1893,  627.  6)  Deutsch,  med.  Wochenschr.  1893, 

700;  Apoth.  Ztg.  1898,  488.  7)  Diss.  Juijew  (Dorpat)  1898. 

8)  Ber.  d.  pharm.  Ges.  1898,  214;  Apoth.  Ztg.  1893,  606. 

9)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1893,  363.  10)  Centralbl 
f.  Bact.  u.  Paras.  1898,  117.  11)  ebenda  440.  12)  ebenda  120. 
13)  Wien.  klin.  Wochenschr.  1892,  No.  28  u.  29;  Chem.  Centralbl.  1893,  I, 
218.  14)  Centralbl.  f.  Bact.  u.  Paras.  1893,  868.  16)  ebenda  793. 
16)  ebenda  380.  17)  ebenda  760.  18)  Centralbl.  f.  allg.  Ge8.-Pfl. 
1898.  Separatabdruck.  19)  Munch.  med.  Wochenschr.  1893,  No.  10; 
Apoth.  Ztg.  1898,  464.  20)  Zeitschr.  f.  Hyg.,  Infect.  XIY,  898 ;  Referat 
in  Apoth.  Ztg.  1893,  841.  Pharm.  Ztg.  1893,  468.  21)  Arb.  d.  Kais. 
Gesundheitsamts  1893,  YIU,  430.  22)  Centralbl.  f.  Baot.  n.  Paras. 
1898,  XIY,  841.  ,           23)  Wratsch  1893,  629. 

PhamuMiitiflolwr  Jahmberieht  f.  1868.  49 


770  Wasser. 

üeber  den  EinßuM  der  WaseerhaeUrien  auf  den  Choierahaeüku  hei  der 
Oelatineplatteneultur ;  von  H.  Rehsteiner^). 

Ueoer  die  CKoUra  von  1892  in  Hamburg  und  über  Sckutxmaassregeln: 
Ton  M.  T.  Pettenkofer'). 

Die  Cholera  in  DeuUMand  während  des  Winters  1892  bis  1893;  von 
R.  Koch*). 

Wasserversorguna  und  Bodenreinheit  im  VerhäUnisse  ihres  Einflusses 
mrf  die  Hamburger  CKoleraepidemie  1892 \  von  Krebs  ^). 

Mittheilung  über  das  Vorkommen  des  KommabaeiUus  in  den  Oewässem; 
Ton  A.  Mendoza*). 

Üeber  das  Abtödten  von  Cholerabaciüen  im  Wasser;  von  A.  IL  Kij- 
Und  •). 

Ueber  das  Tödten  von  CholerahaciUen  im   Wasser;   von  J.  Förster^. 

Zur  baeteriologisehen  Diagnose  der  asiatischen  Cholera ;  von  A.  M  a  a  a  s  e  n  '). 

Ueber  zwei  neue  im  Wasser  gefundene  KommabaciBenarten;  von 
Bonhoff»). 

Die  Vernichtung  von  Cholerabaderien  in  Wasserleitungen  gelingt  nach 
A.  Stutzer^®)  durch  Zusatz  von  Schwefelsaure  (2  pro  mille)  vollkommen. 

Das  Budapestei  Donauwasser  und  die  Cholera  im  Jahre  1892;  von 
M.  Bai  16"). 

H  movimento  del  Ufo  ni  Catania  del  1866 — 1886  ni  rapporto  ad  alcam 
fattonißsiei  e  alle  erudixioni  sanitarie  della  eitta;  von  G.  di  Matt  ei  ^*). 

lieber  die  angebliche  Erzeugung  von  Typhus  durch  Eieselwasser ;  von 
Virchow  "). 

Zur  Erforschung  der  Typhusätioiogie ;  von  PfuhP^). 

Die  Typhusepidemie  in  Ottweiler  tm  Winter  1891/92.  Ein  Beitrag  zur 
Aetiologie  des  AhaominaUyphus;  von  Eimpen^'). 

ifebef  die  Bedeutung  der  Bheinvegetation  für  die  Selbstreinigung  des 
Bheins;  von  H.  Schenk"). 

Untersuchungen  Über  den  BacteriengehaU  des  Bheinwassers  oberhalb  und 
unterhalb  der  Staat  Köln;  von  A.  Stutzer  und  0.  Knoblauch  '*). 

Bemerkungen  zur  Frage  der  Flussverunreinigung;    von  G^.  Frank ^'). 

Die  wahrscheinliche  Zerstörung  von  Bacterien  in  verunreinigtem  Wasser 
durch  Infusorien;  von  D.  V.  Attfield*»). 

Sammlung  von  Outachten  über  Flussverunreinigung,  VIIL  Weiteres  Out- 
achten  betr,  die  Wasserversorgung  der  Stadt  Magdeburg;  von  Ohlmüller**). 

Outachten  betr.  das  Lettungswasser  der  Stadt  Bernburg;  von  Petri"). 

Die  hygienischen  und  wirthschafUichen  Gesiehtspuncte  zur  Abwasser- 
frage  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  VerhäUnisse  im  Stromgebiets  der 
Elbe;  von  Grünhut*«). 

Vorschläge  zur  Verbesserung  der  Sterilisation  des  Flusswassers  auf 
chemischem  Wege^  mit  besonderer  Beziehung  auf  das  Eibwasser  bei  Hamburg; 
von  B.  Kröhnke  *•). 


1)  Arch.  f.  Hyg.  1898,  XVIU,  895.  2)  ebenda  9i— 182. 

8)  Zeitsch.  f.  Hvg.  n.  Infect.  1898,  XIV,  89.  4)  Ges.  Ing.  1898, 

XYI,  588.  6)  Centralbl.  f.  Bact.  u.  Paras.  1898,  XIV,  698. 

6)  Arch.  f.  Hyg.  1893.  XVIII,  885-872.  7)  Hyg.  Rundsch.  1898, 

Ko.  16.  8}  Arb.  d.  kais.  Gesundheitsamts  VIH,  122.  9)  Arch. 

f.  Hyg.  1898,  248.  10)  Apoth.  Ztg.  1898,  888.  11)  ZeiUohr.  f. 

Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  217.  12)  Centralbl.  Baot.  Paras.  IddS, 

Xm,  491.  18)  Deutsch,  med.  Wochensohr.  1898,  No.  6. 

14)  Zeitschr.  f.  Hyg.  u.  Infect.  1898,  XIV,  Heft  1.  15)  Viertel- 

jahrsschr.  f.  gerichtl.  Med.  1898,  VI.  16)  Centralbl.  f.  allg.  Ges.-P& 

1898.  17)  ebenda.  18)  Hyg.  Rundsch.  III,   No.  10;   Chem. 

Centralbl.  1898,  H,  229.  19)  Chem.  News  68,  85;   Chem.  CentralbL 

1898,  n,  458.  20)  Arb.  d.  kais.  Gesundheitsamts  VÜI,  409. 

21)  ebenda  578.  22)  Pharm.  Centralh.  1898,  816  n.  827. 

28)  Joum.  f.  Gas-  u.  Wasserf.  1893,  XXXVI,  518. 


Wasser.  771 

Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  Ahoäeeerfrage  hezüglieh  der  Städte 
und  Industrie;  von  P.  Degener  ^). 

Nach  Ivan  off*)  genfi^  zur  Abtödiung  der  CholerabaeiOen  in  Berliner 
und  Potsdamer  Kanaljauehe  ein  Zusatz  zn  letzterer  von  0,06  %  concentrirter 
Sohwefelsänre,  worauf  die  Bacillen  in  ca.  16  Minuten  absterben. 

Die  ResuUate  der  bacteriologisehen  Untersuchungen  des  Wiesbadens 
Queüleitungewassers  in  den  Jahren  1886—1891:  von  G.  Frank  *}. 

Ueber  die  Beschafenheit  des  Berliner  Lei^ngswasssrs  in  der  Zeit  vom 
April  1889  bis  Oktober  1891;  von  B.  Proskaner  *). 

Die  baeteriologisehe  Untersuchung  des  Känigsberger  Leitungswassers  im 
Jahre  1892;  von  H.  Laser  »). 

Die  hygienische  Waeser-  Untersuchung  des  Flusses  Sunscha  bei  der  Stadt 
Oroxno^;  von  A.  Toporoff  •). 

Chemische  und  baeteriologisehe  Brunnenwasseruntersuchungen  im  Hospital- 
bezirk  (IL  StadttheilJ  zu  Jurjew  (Dorpat):  von  A.  Brasche*). 

Untersuchungen  von  Illwassem;  von  G.  Amthor  und  J.  Zink"). 

Einige  die  Ftltratüm  des  Wassers  betreffende  Fragen:  von  W.  Kümmel*). 

Das  Verfahren  von  Babes  zur  Gewinnung  von  keimßreiem  Wasser:  von 
M.  Teich»*). 

Der  Wasserkoehapparat  von  der  deutschen  Continental'Oasgeseüsehaft  in 
Dessau:  von  H.  Lasen  »»). 

Das  Kochen  des  Leitungswassers  und  die  neueren  Regenarator^Koch- 
apparate:  von  A.  Voller  »*). 

Weitere  Mittheüungen  Über  Kochapparate  mit  Wärmeregeneration  zur 
Sterihsirung  von  Trinkwasser;  von  A.  Voller"). 

WassersteriHsatiohsapparate:  von  van  Vollenhoven  »^). 

Ueber  das  Verhalten  von  pathogenen  Keimen  in  KleuMtem:  von  H. 
Schöfer«). 

Untersuchun^gen  über  die  Brauchbarkeit  der  Berkefeld^Filter  aus  ge- 
brannter Infusorienerde:  von  Kirchner**). 

Oesichtspunete  für  die  Prüfung  und  Beurtheüung  von  WasserfUtem; 
von  M.  Grub  er"). 

Entgegnung  auf  die  Arbeit  von  M.  Grub  er  ^  von  M.  Kirchner»*). 

Ueber  eittfache  Herstellung  bacterienßreien  Trinkwassers:  von  K.  Schipi- 
loff  »*).  Das  Verfahren  ist  em  bereits  bekanntes  und  b^teht  in  dem  Zu- 
satz von  Kaliumpermanganat.  Der  Ueberschuss  des  Fällungsmittels  wird 
entweder  durch  geringe  Mengen  Zucker  oder  durch  feingemahlene  Holz- 
kohle entfernt. 

Einfache  Methode  zutr  SteriUsiren  von  Wasser  ßlr  häusliche  Zwecke; 
von  Francis  Watt**). 

Die  Filteranlage  (JeweU-FiUer)  in  Chatanorga  ( Tennesee J  *»). 


1)  Chem.  Ztg.  1898,  1890.  2)  Zeitsohr.  f.  Hyg.  1898,  No.  1. 

8)  Gentralbl.  f.  Bact.  u.  Paras.  1898,  197.  4)  Zeitschr.  Hyg.  n. 
Infect.  XIV,  260.              6)  Gentralbl.  allg.  Ge8.-Pfl.  1898,  168. 

6)  Gentralbl.   f.  Bact.  u.  Paras.  1898,    I,   487.  7)  Diss.  Juijew 

(Dorpat)  1898.  8)  Joum.  der  Pharm,  f.  Elsass-Lothr.  1898,  886. 

9)  Joum.  Gas.  Wasser.  1898,  XXXVI,  612.  10)  Arch.  f.  Hyg. 
1898,  XIX,  62;  Apoth.  Ztg.  1898,  686.  11)  Gentralbl.  f.  Bact.  u.  Paras. 
1898,  XIV,  749.  12)  Joum.  Gas.  Wasserf.  1898,  XXXVI,  104;  Pharai. 
Gentralh.  1898,  681.  18)  Joum.  Gas-  ti.  Wasserf.  1898,  XXXVI,  282 
n.  878.  14)  ebenda  880.  16)  Gentralbl.  Bact.  Paras.  1898,  XIV, 
686.  16)  Zeitsohr.  f.  Hyg.  u.  Infect.  XIV,  Heft  2;  Referat  in  Apoth. 
Ztg.  1893,  866.              17)  Gentralbl.  Bact.  Paras.  1898,  XIV,  488. 

18)  ebenda  616.  19)  Apoth.  Ztg.  1898,  410.  20)  Ghem. 

NewsLXVm,  178;  durch  Ghem.  Gentralbl.  1898,  II,  1018.  21)  Joum. 

Gas.  Wasser.  1898,  XXXVI,  601. 

49* 


772  Wasser. 

The  purification  of  Driftking  Water  hy  Sand-Filtration;  its  theory 
practice  and  resuUs;  von  W.  T.  Sedgwiok  *). 

lieber  Thon/Utery  ihre  Eigenschaften  utid  ihre  Verwendung  in  ehemieeh^n 
und  haderiologisehen  Laboratorien;  Ton  W.  Pak  all'). 

Eine  vergleichende  Untersuchung  der  Chamherland-Pasteur  sehen  und 
Berkefeldt'FiUer :  von  P.  N.  Dachnewski  »). 

JExperiences  sur  le ßltre  Chamberland ;  von  Laconr-Eymard^). 

Die  Undichtigkeit  am  Canale  für  ßÜrirtes  Wasser   bei  dem  städtischen 

Wasserwerke  in  Hamburg^), 

Ein  neues  FiUrirmtAericd^  welches  zur  Reinigung  von  Trinkwasser 
dienen  soll,  besteht  nach  Lasoar')  aus  Jute,  auf  welcher  Eisengallat 
niedergeschlagen  ist. 

üeber  die  Reinigung  des  Trinkwassers  mittels  Eisens  und  über  die  Er» 
klärung  der  Wirkungsweise  desselben  machte  P.  Siedler')    Mittheilungen. 

Reinigung  des  Trinkwassers  durch  Electrieität ;  von  H.  Hager*}. 

Die  Keinigung  des  Seinewassers  *). 

Reinigung  des  Wassers  durch  Sedimentirunp ;  von  P.  Frankland  ^*). 

Versuche  und  Beohachtungen  über  die  Wirkung  von  SandßUem;  von 
W.  Kümmel  "). 

Erfahrungssätze  Über  den  Betrieb  von  SandfiUem  nach  den  Beobach- 
tungen im  kaiserlichen  Gesundheitsamt^'). 

üeber  Wasserjiltration ;  von  H.  Wichmann"). 

Ueber  das  Grundwasser  von  Kiel,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
seines  EisengehaUes  und  über  Versuche  zur  Entfernung  des  Eisens  aus  dem^ 
selben;  von  B.  Fischer  **). 

Die  neuen  Filteranlagen  für  die  Wasserversorgung  Hamburgs;  von  F.  A. 
Meyer  *'^. 

Die  Wasserversorgung  in  Hamburg  und  über  FUtervorrichtungen;  von 
Niederstadt  ^•}. 

Wasserversorgung  Wiens ;  von  Röttinger*'). 

Die  Wasserversorgung  des  Wasserwerksverbandes  Liebeisberg  ifWürtem- 
berg;  von  Kröber  "). 

Die  neuen  Filteranlagen  der  Petersburger  Wasserleitung  ^'). 

Ueber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Selbstreinigung  der  Flüeee: 
von  H.  Buchner**). 

Einführung  der  Schwemmeanalisation  in  München^^). 
Ueber   die  Verwendung  eisenhaltigen  CfrundwMsers   zur  Wasservereor^ 
gung:  von  R.  Rosenbom  **). 

Wasserversorgung  der  Weltausstellung  in  Clucago  "). 
Die  Wasserversorgung  und  Entwässerung  in  Chicago  **). 


1)  Journ.  New.  Engl.  Wat.  Works  Assoc.  1892,  VII,  103. 

2)  Ber.  d.  d.  ehem.  Qea.  XXVI,  1169.  3)  Wratsch  1893,  543; 
Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  339.  4)  Rev.  d'Hyg.  1898, 
486.  6)  Journ.  Gas.  Wasser.  1893,  XXXVI,  700.  6)  Pharm. 
Record  durch  Pharm.  Gentralh.  1893,  142.  7)  Apoth.  Ztg.  1893,  660. 
8)  Pharm.  Post  1893,  No.  41;  s.  auch  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk. 
1893,  856.              9)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  203. 

10)  Gentralbl.   f.    Bact.   n.   Paras.   1893,    122.  11)  Journ.   Gma. 

Waas.  1893,  XXXVI,  161.  12)  Apoth.  Ztg.  1893,  148. 

13)  Gentralbl.  f.  Bact.  u.  Paras.  1893,  22.  14)  Zeitschr.  f.  Hyg. 

1892,  251.  16)  Journ.  Gas.  Wass.  1893,  XXXVI,  1  n.  21. 

16)  Zeitschr.  f.  Nähr.,  Hyg.  u.  Waarenk.  1898,  447.  17)  Journ. 

Gas.  Wass.  1893,  XXXVI,  126.  18)  ebenda  144.  10)  Apoth.  Ztg. 

1898,  191.  20)  Journ.  Gas.  Wass.  1893,  XXXVI,  71.  21)  ebenda 

82.  22)  ebenda  241.  23)  ebenda  188.  24)  ebenda  466. 


Mineralwasser.  773 

Provisorische  TrinkwasserentnahmesteUen  in  Hamburg,  errichtet  aus 
Anlass  der  Choleraepidemie  des  Jahres  1892;  von  F.  A.  Meyer*). 

Wasserversorgung  kleinerer  Städte;  von  J.  Thometzek'). 

lieber  die  jkeaensburger  Wasserversorgung  und  über  Druckproben  an 
Wasserrohrleitungen  ^). 

Wasserversorgung  amerikanischer  Städte  durch  artesische  Brunnen*), 

Wasserversorgung  von  Arnheim  *). 

Zur  Wasserversorgung  in  London  ^. 

Analyses  biologiques  et  zymotechmques  de  Veau  destini  aux  brasseries; 
von  Just.  Chr.  Holm^). 

Biologische  Untersuchung  des  Wassers  für  Brauereizwecke;  von  H. 
Wichmann  "). 

Reinigung  von  Dampfkesselspeisewasser;  System  Pollaczek  (D. R.-P. 
60382). 

Die  Beschaffenheit  von  Brunnenwässern  im  Gebiete  des  tiefgründigen 
Oeschiebelehms  (Leipzig  und  Umgebung);  von  R.  W.  Bauer"). 

AmbühP^)  machte  Mittheilungen  über  das  Projekt  der  Wasserver^ 
sorgung  St.  OaUen^s  durch  Bodenseewasser ;  letzteres  ist  nach  den  ein- 
gehendsten Untersuchungen  in  einer  bestimmten  Entfernung  vom  Ufer,  aus 
einer  Tiefe  von  20  Meter  entnommen,  unfiltrirt  als  Trinkwasser  zu  ver- 
wenden. 

Mineralwasser. 

üeber  den  Keimgehalt  der  Mineralwässer;  von  P.  Siedlerin). 
Verf.  fand  in  verschiedenen  natürlichen  Mineralwässern  sehr  viele 
Keime,  z.  B.  im  Karlsbader  Mühlbrunnen  mehr  als  28000  im  cc. 
Im  Handel  werden  also  kaum  keimfreie  Mineralwässer  zu  haben 
sein  und  trotz  des  Keimreichthums  thun  die  Mineralwässer  ihre 
Wirkung;  da  ausserdem  durch  Versuche  nachgewiesen  ist,  dass 
pathogene  Bacterien  in  kohlensäurereichen  Wässern  nur  wenige 
Stunden  leben  bleiben,  so  wäre  es  falsch,  vom  Keimgehalt  die 
Verwendbarkeit  der  Mineralwässer  abhängig  zu  machen.  Dasselbe 
gilt  von  künstlichen  Mineralwässern.  —  In  einer  weiteren  Ab- 
handlung über  den  Keimgehalt  der  Mineralwässer  weist  Siedler  i>) 
auf  die  Unzulänglichkeit  der  bacteriologischen  Wasser-Unter- 
suchung hin.  Ausserdem  hat  er  den  Keimgehalt  einer  Anzahl  in 
Flaschen  gefüllter  Mineralwässer  bestimmt. 

Ueber  natürliche  und  künstliche  Mineralwässer  **). 

J.  Riban^*)  kommt  auf  Grund  zahlreicher  Versuche  zu  dem 
Resultat,  dass  die  meisten  Eisenwässer  beim  Aufbewahren  den 
Eisengehalt  vollständig  oder  bis  auf  Spuren  verlieren.  F.  Far- 
men tier*^)  berichtet  dem  gegenüber,  dass  bei  den  von  ihm 
untersuchten  Eisenwässern  ein  grosser  Theil  des  Eisens  sich  nach 
langem  Aufbewahren  noch  in  Lösung  befindet,  es  ist  hierzu  aller- 
dings nothwendig,  dass  die  Flaschen  gut  verschlossen  sind. 


1)  Journ.  Gas.  Wass.  1893,  XXXVI,  221.  2)  ebenda  264. 

8)  ebenda  590.  4)  ebenda  677.  5)  ebenda  678. 

6)  ebenda  702.  7)  Centralbl.  f.  Bact.  u.  Paras.  1893,  XIII,  193. 

8)  ebenda  207.  9)  Landwirthsch.  Versuchsst.  1892,  479.  10)  Vers, 

d.  bayer.  Yertret.  d.   angew.  Chem.    1893.  11)  Ber.  d.  pharm.  Qes. 

1892,  835;   durch  Centralbl.  Bact.  Paras.  1893,  XIV,  142.  12)  Apoth. 

Ztg.  693.  13)  Pharm.  Ztg.  1893,  283  u.  323.  '  14)  Compt.  rend. 

114,  1483—1485.  16)  ebenda  115,  43—52. 


774  Mineralwasser. 

6.  Tolomei^)  fand  in  manchen  Eisentvässem,  welche  in 
Flaschen  längere  Zeit  aufbewahrt  waren  und  eisenhaltigen  Boden- 
satz enthielten,  die  Leptotrix  ochracea  und  glaubt,  dass  diese 
Eiseubacterie  der  Grund  des  völligen  Ausscheidens  des  Eisens  ist 
Ein  Versuch  mit  sterilisirtem  Eisenwasser,  wobei  eine  Flasche  mit 
der  Leptotrix  geimpft  wurde,  die  anderen  nicht,  und  diese  eine 
Flasche  das  Eisen  durch  Ausscheidung  verlor,  während  in  den 
.  anderen  Flaschen  das  Eisen  gelöst  blieb,  bestätigte  die  Ver- 
muthung,  dass  Leptotrix  die  fasenausscheidung  in  den  Flaschen 
bewirken  kann. 

Einige  Bemerkungen  zu  der  Mittheüung  Tolomei's  veröffent- 
lichte P.  Siedler«). 

Chemische  Untersuchung  der  in  St.  Petersburg  im  Sommer  1891 
verkauften  Sorten  Selterswasser ;  von  J.  Biel'). 

Ueber  die  übersättigte  wässrige  Lösung  von  Kohlensäure^ 
aiihydrid  berichtet  L.  rratesi  *).  Bei  Analysen  von  Mineral^ 
wässern  sind  oft  erheblich  grössere  Mengen  von  Kohlensäure  ge- 
funden worden,  als  nach  der  Rechnung  an  die  vorhandenen  Basen 
gebunden  und  ausserdem  im  Wasser  gelöst  sein  konnten,  wenn 
der  von  Bunsen  für  Kohlensäure  bestimmte  Absorptionscoefficient 
der  Rechnung  zu  Grunde  gelegt  wurde.  Dieser  Befund  erhält 
darin  seine  Erklärung,  dass  Kohlensäure  leicht  übersättigte 
Lösuugen  bildet  Lässt  man  Wasser,  welches  unter  erhöhtem 
Druck  mit  Kohlensäure  gesättigt  war,  unter  gewöhnlichem  Druck 
einige  Zeit  stehen,  so  hält  es  wesentlich  mehr  Kohlensäure  als 
es  aufzunehmen  vermag,  wenn  es  unter  den  gleichen  Druck-  und 
Temperaturverhältnissen  mit  Kohlensäure  gesättigt  wird. 

Der  Verwendung  der  rohen  Schwefelsäure  bei  der  Fabrikation 
kohlensäurehaltiger  -betränke  steht  auch  nach  Untersuchungen  von 
Bukowsky^)  nichts  entgegen,  (sobald  Metalle  nicht  zugegen 
sind,  die  mit  der  Schwefelsäure  Wasserstoff  erzeugend,  eine  Bil- 
dung von  Arsenwasserstoff  herbeiführen  würden.  Ref.  der  Pharm. 
Centralh.) 

Unreine  Mineralwasserkrüge,  A.  Riecker^^  berichtet,  dass 
ein  von  der  Quelle  direct  bezogener  Krug  Teinacherwasser  eine 
weisse  Flüssigkeit  enthalten  habe,  in  der  0,31  g  Bleioxyd  (als 
Garbonat)  auf  10,0  g  Flüssigkeit  nachgewiesen  wurden.  Ver- 
muthlich  ist  in  dem  Krug  Bleizucker  oder  dergU  zur  Bereitung 
von  Bleiwasser  gewesen,  und  der  Krug  ist  an  der  Quelle  nicht 
gereinigt  worden. 

Neue  Analyse  der  Wüdunger  Georg- Victormtelle;  vonR.  Fresenius*). 
Die  Mineralquellen   des   hessischen   Soolbades  Sahhausen.  IL;    von  W. 
Sonne  und  £.  Franke*). 

Analysen  einiger  Mineralquellen;  von  W.  Thörner*).    Es  werden  die 

1)  Annal.  di  Ghim.  et  di  Pharm.  1893,  297;  Chem.  Ztg.  1898,  Rep.  199. 
2)  Apoth.  Ztg.  1893,  357.  8)  Pharm.  Zeitsohr.  f.  Rossl.  1892,  772,  ^6, 

802,  818;    1893,  4.  4)  Gazz.  chün.  XXII,   498—498.  5)  Pharm. 

Post  1893,  550.  6)  Südd.  Apoth.  Ztg.  1898,  202.  7)  Apoth.  Ztg. 

1893;  191.  8)  Zeitsohr.  f.  angew.  Chem.  1893,  430.  9)  Chem. 

Ztg.  1893,  1411. 


Gebrauchsg^fgenstände.  775 

Analysen  mitgetheilt  von  der  „Stahlqaelle"  und  der  „Angelicaquelle'^  des 
Bades  Tönnisstein  —  beide  kohlensaure  Natron-Litbionwässer  äbnlicb  den 
Biliner  und  Salzbrunner  Litbiumquellen  — ,  der  „Wilbelmsquelle"  und  der 
„Neuen  Quelle"  zu  Soolbad  Melle  —  beide  schwache  Soolquellen  wie  die 
von  Nauheim  oder  Oeynhausen  — ,  und  der  Schwefelquelle  zu  Bad  Leoern 
(Reg.-Bez.  Minden).  • 

Die  MinerdlqueiUn  der  preuss,  Bergreviere  TFiesbaden  und  Diez  *)• 

Arsengehalt  der  Quellen  von  Neuenahr.  Bombeion  und 
y.  Oefele')  konnten  einige  in  Bad  Neuenahr  (Rheinpreussen) 
beobachtete  chemische  und  medicinische  Erscheinungen  nicht  in 
Einkbing  mit  der  bisherigen  Analyse  der  Quellen  des  Bades  brin- 
gen. Vor  Allem  Hessen  sich  verschiedene  günstige  Erfolge  durch 
kein  anderes  heilkräftiges  Agens  erklären,  wenn  nicht  Arsen  im 
Wasser  enthalten  war.  Alle  veröffentlichten  Analysen  schweigen 
sich  bisher  darüber  aus.  ,  Oefele  veranlasste  deshalb  durch  die 
technische  Hochschule  zu  Wien  ^ine  Bestimmung  des  Arsens  in 
dem  Niederschlage  (Sinter)  der  Quellen,  wobei  eine  2,78  % 
arsenigsaurem  Natrium  entsprechende  Menge  Arsen  gefunden  wurde. 

Analyse  der  hrom-  und  ItthiumhaUigen  Kochsakqueüe  in  Windsheim; 
von  M.  Stockmeier'}. 

Die  Mineralwässer  von  Askem  in  Yorkshire;  von  G.  H.  Bothamley^). 

Die  Mineralquellen  Oaliziens;  von  L.  Szajnocha*) 

Die  chemische  Analyse  der  SaroUagueUe ;  von  L.  v.  Hosvay*). 

Chemische  Analyse  der  schwefelhaltigen  Mineralwässer  von  Kerö  und 
des  Wassers  des  grossen  Sdkteiches  hei  Kolosz;  von  W.  Hanko  *). 

Analyse  des  Wassers  der  Eisenquellen  von  Ovdri;  von  Sigmund 
Neumann*). 

Analyse  des  Salzbrunnenwassers  zu  Agnetheln  in  Siebenbürgen;  von  A. 
J o  1 1  e  s *j.    Eochsalztrinkquelle,  ähnlich  der  Oranienquelle  in  Kreuznach  u.  A 

Eine  neue  Jodqueüe  zu  Roy  in  Oesierreichiseh'Schlesien;  von  M.  Gläsei' 
und  W.  Ealmann^^). 

Das  Qyrenbader  Mineralwasser  (im  Tössthal  in  der  Schweiz)  enth&lt 
nach  F.  P.  TreadwelP^)  neben  Calcium-  und  Magnesiumcarbonat  Natrium- 
und  Ealiumsulfat,  sowie  Magnesiumnitrat  und  -sulfat  und  grosse  Mengen 
Kohlensäure. 

Die  Eisenquellen  bei  Folushawo  (in  der  Nähe  von  Petersburg)  ^*). 

Gebrauchsgegenstände. 

Untersuchung  auf  Arsen  in  Tapeten,  Zeugstoffen,  künstlichen 
Blumen;  von  Gram  ").  In  den  Jahren  1892  u.  1893  wurden 
412  Proben  auf  Arsen  untersucht  und  davon  91,  also  22  •/o  arsen- 
haltig befunden. 

Ueber  Feldflaschen  und  Kochgeschirre  aus  Aluminium;  von 
Plagge  und  Georg  Lebbin  ^^).      Als   Hauptresultat  aus   den 

1)  Balneol.  Ztg.  1893,  No.  31 ;  Apoth.  Ztg.  1898,  684.  2)  Pharm. 

Contralh.  1893,   675.  3)  Ber.  über  d.  12.  Vers,  bayer.  Vertreter  d. 

angew.  Chemie  1893,  40.  4)  Chem.  News  No.  67,  191;  durch  Chem. 

Centralbl.  1893,  LXIV,   I,   966.  6)  durch  Chem.  Centralbl.  1898,   I, 

1044.  6)  ebenda  1046.  7)  ebenda  1045.  8)  ebenda  1089. 

9)  Pharm.  Post  1893,  No.  89.  10)  Zeitschr.  f.  anffew.  Chemie  1893, 

447.  11)  Arch.  d.  Pharm.  1893,  579.  12)  Pharm.  Zeitschr.  f. 

Bussl.  1893,   258.  13)  Hospitals-Tidende    durch   Deutsch.   Med. 

Wochenschr.  1898,  817.  14)  Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete  de« 


776  Gebrauchsgßgenständo. 

mitgetbeilten  umfangreichen  Versuchen  über  das  Verhalten  des 
Aluminiums  zu  den  üblichen  Speisen  und  Getränken  ergiebt  sich: 
1.  dass  Aluminium-Koch-  und  Trinkgefässe  zwar  von  den  meisten 
Speisen  und  Getränken  angegriffen  werden;  2.  aber  nur  in  geringem 
und  bei  fortgesetztem  Gebrauche  rasch  abnehmendem  Maasse; 
3.  dass  die  in  Betracht  kommenden  Aluminiummengen  pro  Kopf 
und  Tag  nur  wenige  Milligramme  betragen.  Die  Frage  der  Ge- 
sundheitsschädlichkeit des  Aluminiums  beantworten  die  Verfasser 
dahin,  dass  Bedenken  gegen  die  Verwendung  von  Trink-  und 
Kochgeschirren  aus  Aluminium  in  sanitärer  Hinsicht  nicht  be- 
stehen. Bezüglich  der  Einzelheiten  wird  auf  die  Originalabhand- 
lung verwiesen. 

Ueber  die  Einwirkung  lufthaltigen  Wassers  atrf  Jluminium; 
von  F.  Mylius  und  F.. Kose  ^). 

Ueber'  das  Verhalten  des  Aluminiums  gegen  versdUedene 
Nahrungsmittel  stellte  C.  Setterberg*)  eingehende  Versuche  im 
Auftrage  der  Schwedischen  Armee-Verwaltung  an.  Verf.  sprach 
sich  dahin  aus,  dass  die  Anwendung  von  Aluminiumgeräthen  im 
Grossen  und  Ganzen  zu  befürworten  sei. 

Ueber  Yorkofnmeny  Darstellung,  Eigenschaften  und  Venven-- 
düng  des  Aluminiums  berichtete  £.  Ludwig")  eingehend. 

UeberUicke  Über  die  zeitige  Verwendung  des  Aluminiums 
finden  sich  in  verschiedenen  Fachzeitschriften  ^). 

Hygienische  Untersuchungen  über  BleichromeU  hat  K.  B.  Leh- 
mann^) angestellt.  Das  deutsche  Gesetz  über  die  Verwendung 
gesundheitsschädlicher  Farben  gestattet  die  Anwendung  von  Blei- 
chromat  zur  Färbung  aller  Gegenstände,  die  nicht  Nahrungsmittel 
sind  oder  nicht  zum  Einpacken  und  Aufbewahren  von  NahrungS"- 
mitteln  dienen.  Für  Spielsachen  wird  die  Einschränkung  gemadht, 
dass  die  Farbe  als  Gel-  oder  Lackfarbe  oder  mit  Lack-  oder 
Firoissüberzug  verwendet  werden  müsse;  für  Textilstoffe,  Tapeten, 
Farbendruck  etc.  fehlt  jede  Beschränkung.  Bei  der  notorischen 
Giftigkeit  der  Bleisalze  muss  eine  solche  Fassung  auffallen,  und 
regte  den  Verfasser  zu  einer  Untersuchung  der  Frage  an.  Aus 
dem  vom  Verfasser  gegebenen  literarischen  und  experimentellen 
Materiale  ergeben  sich  folgende  Feststellungen:  Einmalige  Gaben 
von  Bleichromat  zeigen  keine  besondere  Giftigkeit;  0,1  g  Blei- 
Chromat  bleibt  beim  Erwachsenen  völlig  wirkungslos  und  wahr- 
scheinlich noch  viel  grössere  Gaben.  Wie  alle  anderen  schwer- 
löslichen Bleipräparate  verursacht  es  beim  Menschen  eine  chroni- 
sche Bleivergiftung,  wobei  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  keine  Ghrom- 
wirkung   in   die  Erscheinung  tritt    Im  Interesse  der  Arbeiter  ist 

Militar-Sanitats Wesens,  1893,  Heft  8.  Herausgegeben  von  der  Medicinal- 
Abtheilung  des  Kgl.  Prenss.  Kriegs-Ministeriums.  Ein  ansfubrlioher  Ausxug 
findet  sich  in  Pharm.  Ztg.  1898,  16  u.  40. 

1)  Zeitsohr.  f.  Instrumentenk.  1893,   77—82.  2)  Svensk  Kemisk 

Tidskrift  1893,  40.  3)  Ausfohrliches  Referat  dieser  Abhandlung  in 

Apoth.  Ztg.  1898,   266   u.  298.  4)  Apoth.  Ztg.    1893,   600;    Pharm. 

Centralh.  1898,  22  u.  880.  5)  Arch.  f.  Hyg.  1898,  315. 


Gebrauchsgegenstände.  777 

die  Verwendung  von  Bleichromat  in  der  Industrie  möglichst  zu 
beschränken.  Die  Bestimmungen  über  die  Verwendung  zu  Spiel- 
waaren  erscheinen  genügend  streng,  dagegen  ist  schweres  Bedenken 
zu  erheben  gegen  die  Färbung  Ton  Tapeten,  Möbelstoffen,  Vor- 
hängen, Kleidern,  Garnen  mit  Bleichromat.  Das  Blei  ist  das 
tückischste  Metallgift  und  das  Ghromblei  verhält  sich  keineswegs 
anders  als  andere  Bleisalze.  Es  ist  letzterem  deshalb  überall 
der  Krieg  zu  erklären,  wo  die  Gefahr  vorliegt,  dass  es  durch 
ungenügende  Fixirung  auf  seiner  Unterlage  in  den  menschlichen 
Körper  gelangen  kann. 

BU^aUige  Qegenstände  zur  Herstellung  und  Aufbewahrung  von 
Lebensmitteln.  Nach  Untersuchungen  von  A.  Bertschinger^) 
waren  die  im  Verkehr  befindlichen  Siphonsköpfe  zum  grossen 
Theile  stark  bleihaltig,  sie  enthielten  von  28,8 — 45,2  o/o  Blei. 
Drei  Muster  von  sog.  Schlüsselhahnen  für  Weinfässer  bestan- 
den aus  Legirungen  mit  81,  90  und  91  <^/o  Blei,  ein  viertes  Muster 
war  bleifrei.  Ein  zinnerner  Kochtopf  (marmite  en  etain)  von 
französischer  Herkunft,  mit  einem  Ochsen  als  Fabrikmarke  ver- 
sehen, welcher  zur  Herstellung  concentrirter  Fleischbrühe  für 
Kranke  dienen  soll  und  dessen  vorschriftsmässiger  Gebrauch  hefti- 
ges Unwohlsein  bewirkt  hatte,  erwies  sich  bei  der  Untersuchung 
als  aus  einer  40,4  %  Blei  enthaltenden  Legirung  bestehend. 

Nach  Mittheilung  von  E.  Falk')  enthielten  von  16  unter- 
suchten Bierglasdeckeln  5  zu  grosse  Mengen  Blei  im  Sinne  des 
Gesetzes  vom  25.  Juni  1887,  und  zwar  10,16—22,62%.  Der  Be- 
schlag des  einen  enthielt  sogar  52,13  %  Blei.  —  Von  92  Zinn- 
hähnen  an  Spirituosen-  und  Essigfässern  waren  81  nach  demselben 
Gesetz  zu  beanstanden;  die  meisten  derselben  zeigten  einen  Gehalt 
von  30—40  <>/o,  einer  sogar  von  66,32  o/o  Blei. 

M.  Stockmeier')  berichtete  über  die  Herstellung  einer  ver- 
besserten Bleiglasur  von  Töpferwaaren,  Nach  seinen  Versuchen 
fällt  die  Glasur  weit  widerstandsfähiger  gegen  chemische  Ägeutien, 
insbesondere  gegen  verdünnte  Essigsäure  aus,  wenn  au  Stelle  des 
gemahlenen  Quarzes  in  einem  bis  jetzt  verwendeten  Gemenge  von 
Quarz,  Lehm  und  Bleiglätte  bezw.  Bleiglanz  Kieselgur  verwendet 
wird.  Die  damit  glasirten  Töpfe  geben  bei  längerem  Kochen  mit 
40/oiger  Essigsäure  keine  Spur  Blei  ab.  Ein  Gemenge  von  Essig 
mit  Kochsalz  dagegen  greift  stark  an  und  wirkt  fast  wie  Salz- 
säure, wodurch  directe  Aufschliessung  des  Bleisilicates  erfolgt. 

Plattirte  Bleche.  Der  Annahme  gegenüber,  dass  silberplattirtes 
Kupferblech  Flüssigkeiten  gegenüber  nur  die  Eigenschaften  des 
Silbers  und  nicht  jene  des  Kupfers  besitze,  weist  G.  Büchner^) 
nach,  dass  dieser  Annahme  eine  nur  sehr  bedingte  Berechtigung 
zukomme,  ein  Umstand,  der  bei  der  Verwendung  derartiger  Bleche 
zu  Ess-  und  Trinkgeräthen  Berücksichtigung  verdient.     Man  sollte 


1)  Schweiz.  Bl.  f.  Gesandheitspfl.  1893,  186.  2)  Zeitsch.  f.  angew. 

Chem.  1898,  484.  3)  Vers.  d.  bayer.  Yertr.  d.  angew.  Chem.  1893,  25. 

4)  Chem.  Ztg.  1898,  1. 


778  Geheimmittel. 

nur  solche  Gefässe  beotttzen,  welche,  mit  Essig  theilweise  gefallt, 
innerhalb  24  Stunden  keine  nachweisbaren  Mengen  Kupfer  ab- 
geben. 

In  den  gegenwärtig  zu  sehr  billigen  Preisen  im  Handel  er- 
hältlichen japanischen  bedruckten  Papiersacken  wie  Fächern,  Schir- 
men, Pappwaaren  etc.  fand  J.  E.  Gerock^)  auf  den  Quadrat- 
decimeter  berechnet  0,11  bis  3,38  mg  Ass^Os  entsprechende  Men- 
gen Arsen.  Die  Farben  lassen  sich  zum  Theil  sehr  leicht  ab- 
reiben. 

Ein  von  W.  Stockmeier*)  untersuchtes  Emballagepapier 
war  frei  von  schwefliger  Säure,  Schwefelsäure  und  freiem  Chlor» 
wirkte  aber  trotzdem  corrodirend  auf  darin  verpackte  Nadeln. 
Die  genaue  Untersuchung  ergab,  dass  die  Ursache  in  dem  Gehalt 
des  Papiers  an  Alaun  und  Chlormagnesium  zu  suchen  sei. 


Oeheimmittel. 

Zutamm^MteUung  der  SpeeüdiUtUn  und  Oeheimmittel  dee  Jahree  1892^ ') 

Die  folgenden  Geheimmittel  sind  nach  den  von  Behörden  n.  s.  w.  im 
Jahre  189S  veröffentlichten  Bekanntmachangen  and  nach  den  von  Analy- 
tikern angestellten  Untersachnngen  ans  den  Fachzeitschriften  zasammen- 
gestellt. 

Agapyrin,  Als  Mittel  gegen  Inflaenza  Ton  Frässle  empfohlene 
Tabletten,  von  welchen  jede  aas  0,26  g  Salicin,  0,026  g  Chlorammoniam 
and  0,026  ff  Cinchoninsalfat  besteht. 

Alpenblumenpaste  stellt  ein  parfumirtes  Palyer  vor,  in  welchem  Starke- 
mehlkömohen  verschiedener  Provenienz  and  sonstiger  pflanzlicher  and  mi- 
neralischer Detritas  nachzaweisen  war. 

Antidyienterieum  Dr,  Schwarz,  ein  neaes  Specifioam  gegen  Dysenterie, 
acate  und  chronische  Diarrhöe.  Die  auf  jeder  Schachtel  verzeichnete  Zu- 
sammensetzung des  von  Cl.  Lageman,  Chemische  Fabrik  in  Erfurt,  in  den 
Handel  gebrachten  Geheimmittels,  ist  die  nachstehende:  Pelletierini  pari 
1,0  g,  Myrobalanorum  Indicorum  7,5  g,  Extracti  Granati  1,5  g,  Ezinioti 
Rosaram  1,6  g,  Gummi  arabici  pulv.  0,76  g.  Eine  Schachtel  enth&lt  86 
Pillen  im  Gesammtgewichte  von  9,9  g  (obige  Vorschrift  giebt  insgesammt 
11,86  g). 

Anti- Migraine  Demdinne,  die  Erfindung  eines  Apothekers  in  Maastricht, 
besteht  in  6  etwa  li5  g  schweren  Pulvern,  die  aus  2  Th.  Coffein,  4  Th. 
Antipyrin  und  4  Th.  Zucker  zusammengesetzt  sind.    Preis  1^4  hell.  Gulden. 

AntieepHeeher  OeeundheOeeeeig  von  Dr.  Kopp  in  Strassburg  soll,  dem 
Waschwasser  zugesetzt,  ein  energisches  und  zuverlässiges  Praservativmittel 
gegen  ansteckende  Krankheiten  bilden.  Die  betreffende  Flüssigkeit  ist  eine 
2  Voige  Lösung  von  Thymol  in  Alkohol  und  verdünnter  Essigsäure  und  ist 
zu  dem  angepriesenen  Zwecke  nutzlos.  Preis  einer  Flasche  von  250  g 
2  Mk.  20  Pf.  (Ortsgesundheitsrath  in  Karlsruhe.)  Dr.  Kopp  verwahrt  rieh 
in  der  Pharm.  Ztg.  (1893,  161)  gegen  die  vorstehende  Begutachtung  and 
giebt  bekannt,  dass  der  Gesun&eitsessig  folgende  Zusammensetznnff  hat: 
10  g  Acid.  carbolicum,  2  g  Acid.  salicyl.,  6  g  Acid.  acet.  glac.  und  1  g 
Menthol  werden  in  100  g  Yinaigre  de  Belly  gelöst. 


1)  Joum.  der  Pharm,  far  Elsass^Lothr.  1898,  87.  2)  Vers,  bayer. 

Yertr.  d.  angew.  Chemie  1898,  41.  8)  Pharm.  Ztg.  1898,  108. 


Geheimmittel.  779 

Baffin»  (Haarfarbemittel)  ist  eine  77«  Voig^  Lösung  von  Kalium- 
permanganat. 

Baume  ctrcassien  (Haarfärbemittel)  enthält  ziemlich  viel  essigsaures 
Blei. 

Bläh»uehtwa98er  von  Bd.  Walch  in  Golmar,  ein  „unfehlbares  Mittel 
gegen  das  Aufblähen  der  Rinder",  ist  Salmiakgeist  mit  einem  ganz  kleinen 
Zusatz  von  Thieröl.  Das  Mittel  wird,  wie  bekannt,  bei  leichteren  Elllen  von 
Blähsucht  zwar  eine  gute  Wirkung  äussern,  der  Preis  desselben  ist  aber 
8  Mk.  für  eine  Flasche  von  126  g. 

BlutremigungHmlver  van  Sehiiize,  In  demselben  wurden  von  B.  Fi s che  r 
Kalium,  Natrium,  Magnesium,  Kohlensäure,  Schwefelsäure,  Weinsäure  und 
Spuren  von  Chlor  nachgewiesen.  Wismuth,  Salicylsäure  und  Lithium, 
welche  auf  der  Umhüllung  als  Bestandtheile  angegeben  sind,  waren ^nicht 
vorhanden. 

Campkar,  Chokramittel  von  Ed,  MüUer  in  Asch  in  Böhmen,  hat  A. 
Schneider  (Ph.  Centralh.  1898,  804)  untersucht.  Die  Campharlösung  ist 
in  einem  grüngesiegelten  blauen  Medicinfläschcben  enthalten  und  besteht 
aus  65,0  g  50  volumprocentigem  Alkohol  und  5,0  g  Eampher,  welcher  als 
lockeres  Srystallpnlver  einen  Bodensatz  in  obiger  Flüssigkeit  bildet ,  wäh- 
rend diese  wiederum  ihrem  Alkoholgehalt  entsprechend  mit  Kampher  ge- 
sättigt ist. 

CMorphonol  vofi  A.  Taechini  inComo  ist  nach  Schaff  er  eine  Mischung 
von  60—70  Vo  Chloroform  mit  Alkohol,  Thymol  und  Menthol. 

ConfeUi  Cosianzi,  eine  italienische  SpeciaJität  gegen  Krankheiten  der 
Hamorgane.  Nach  Untersuchung  von  G.  Morpurgo  enthält  jede  Pille  etwa 
0,08  g  Terpentin  und  0,01  g  Zinksulfat ;  die  Pillen  sind  mit  Brodkrume  be- 
reitet und  hier  und  da  enthält  eine  Pille  auch  Spuren  eines  vegetabilischen 
Pulvers,  das  aber  nicht  genau  ermittelt  wurde. 

Cough'LozanaM  oder  Hustenpastillen  Keating'»  enthalten  neben  Zucker, 
Lakritzen  und  Salmiak  etwa  0,002  g  Morph inhydrochlorid  im  Stück,  viel- 
leicht auch  Lactucarium. 

Crimo-Lefebure,  Mittel  gegen  Sommersprossen,  ist  nach  Seh  äff  er  eine 
gelbliche  Salbe  aus  Fett  und  gebleichtem  Wachs  bestehend,  dem  etwas 
Sublimat  beig^emengt  ist.    Giftig! 

Cri/stalltn  einer  Londoner  Firma,  zum  Klären  von  Wein  bestimmt,  ist 
«chwefiigsaures  Kalium.  Fliisaiges  Albumin  derselben  Firma  und  zu  dem- 
selben Zwecke  bestimmt,  ist  Hausenblasenlösung. 

Dwhtheritismittel  von  Rieger;  nach  Untersuchungen  von  B.  Fischer. 
I.  Eine  Mixtur  bestand  aus  Fenchelwasser  und  Honig,  beziehentlich  Fenchel- 
honig und  Wasser.  11.  Die  gleichzeitig  eingelieferten  Tropfen  erwiesen  sich 
als  Liquor  Ammonii  anisatus.  111.  Eine  andere  Mixtur  bestand  aus  Rum 
und  Himbeersaft.  lY.  Ein  anderes  Fläschchen  enthielt  einen  Rest  von  8 
bis  4  Tropfen  fetten  Oeles;  in  demselben  war  weder  Phosphor,  noch  durch 
Einreiben  in  die  Haut  Crotonöl  nachweisbar.  (Ueber  das  Rieger'sche  Diphthe- 
ritismittel  siehe  auch  die  Mittheilungen  in  Pharm.  Ztg.  401,  411,  418.) 

Das  Miinehener  DiphiheritiemiM  ist  der  Saft  des  frischen  Sempervivum 
tectorum  mit  einem  Zusatz  von  Honig  und  chlorsaurem  Kali;  nachKrüche 
Tinea  minor,  (s.  auch  die  Mittheilungen  in  Pharm.  Ztg.  1898,  56,  78,  80, 
97,  253,  780;  Pharm.  Centralh   1893,  87). 

Bau  de  Cologne  antimigraine  enthält  ausser  Alkohol  noch  deutlich  nach- 
weisbare Mengen  von  Benzoesäure,  sowie  auch  geringe  Mengen  eines  theils 
nach  Menthol,  theils  nach  Terpentinöl  riechenden  Oeles. 

Bau  dee  dreaesiennee  du  Dr.  Thomson,  ein  Mittel  gegen  Sommer- 
sprossen, Hautausschläge  u.  s.  w.  besteht  nach  M ecke  und  W immer  aus 
80  g  Zinkoxyd  mit  200  g  parfümirten  Wasser  angerieben.    Preis  3  Mk. 

Bau  Trimolihies  ist  ein  in  Paris,  Rue  St.  Denis,  angefertigtes  blei- 
haltiges Haarfärbemittel. 

Bledro'homöopathisehe  Stemmittel  von  Apotheker  A.  Sauier  in  Oenf, 
2^ach  von  A.  Bertschinger  im  chemischen  Laboratorium   der  Stadt  Zürich 


J 


780  Geheimmittel. 

aasgefuhrten  Analysen  bestehen  die  Eügelchen  aus  reinem  Zucker.  Die 
Salben  sind  Gemische  von  Vaselin  nnd  Paraffin,  mit  Frachtathern  parfaznirt 
und  mit  organischen  Farbstoifen  gefärbt,  sie  enthalten  Salicylsäure.  Die 
in  einem  blauen  Glase  vertriebene  Flüssigkeit,  bezeichnet  als  „vegetabilisch- 
electrisches  Fluidumblau*'  war,  eine  farblose  Lösung  von  Salicylsäure  mit 
etwas  Heudnft.  Kögelchen,  Salben  und  Flüssigkeit  bilden  zusammen  die 
Stemmittel". 

JEntomo/obo^  ein  Insectenvertilgungsmittel  von  Apotheker  Prof.  Leonardi 
in  Venedig  ist  eine  Pflanzentinctnr ,  wahrscheinlich  aus  Pyrethrum-  oder 
Ghrysanthemumarten  bereitet.  Sie  soll,  mittels  Sprengapparates  zerstäubt, 
Ozon  entwickeln. 

Entomoheife  derselben  Firma   ist   eine  parfumirte  desinficirende  Seife. 

^u  den  bekannten  EpiUpsiemüteln  von  QuatUe  in  Waarendorf  sind  drei 
neue  hinzugekommen.  Das  Eine  zum  Einnehmen  bestimmt,  ist  ein  Gemisch 
von  Petroleum,  Bernsteinöl  und  Thieröl;  eine  zweite  Flasche  enthält  ein 
Gemisch  von  Ricinnsöl,  Cajeputöl,  Rosmarinöl  etc.  und  Eampher  und  dient 
zum  Einreiben ;  das  dritte  ist  ein  „sympathetisches"  Mittel  und  besteht  aas 
einem  kleinen  mit  allerhand  Harzen  gefüllten  Elissen,  das  6  Monate 
lang  auf  der  Magengrube  zu  tragen  ist,  dann  aber  vergraben  werden 
muss. 

Flechtenmittel  Fadberg^a  ist  eine  stark  verdünnte  Lösung  von  arsenig- 
saurem  Kali.    Preis  5  Mk.,  Wei*th  kaum  20  Pf. 

Fleekenreinigungetinetur  und  Fleckessenz,  in  sämmtlichen  Staaten  privi- 
legirt,  ist  wässrige  Ghlorkalklösung ;  50  cc  30  Kr. 

Oehöröl  von  S.  Fischer  in  Grub  (Schweiz)  besteht  in  15  g  einer  Mi- 
schung aus  Cajeputöl  nnd  Mandelöl;  Preis  2  Mk. ,  wirklicher  Werth  25  Pf. 
Die  Augenmittel  zur  Heilung  von  grauem  und  sehwarzetn  Staar  bestehen  in 
Augentropfen  (2 Vt  Vo  ig- Alaunlösung ;  Preis  l'/i  Mk.,  Werth  10  Pf.),  Augen- 
pulver (schlecht  gebrannter  und  gepulverter  Alaun;  Preis  1  Mk.  20  Pf., 
Werth  5  Pf.).  Pulver  zum  Einnehmen  (Mischung  von  96  7o  Salpeter  und 
4  Vü  Magnesia ;  Preis  1  Mk.  90  Pf.,  Werth  10  Pf.)  und  20  Stück  Pillen, 
etwas  Aloe  und  Rhabaiber  enthaltend;  Preis  1  Mk.,  Werth  20  Pf.  (Orts- 
gesundheitsrath  in  Karsruhe.) 

GesundheitS'Kräuterhonia  Lück's  ist  ein  Auszug  mit  Wein  und  Wasser 
von  Enzian-,  Veilchen-  und  Eberwurzel,  Ochsenzungen-,  Lungen-  und  Mer- 
kurkraut, welcher  mit  Yogelbeersaft  versetzt  und  mit  Honig  versüsst  ist. 

Glacialin  (Milchconservirungsmittel)  ist  lediglich  Borax  mit  2 — 3  ^/^ig. 
freier  Borsäure;  ein  älteres  gleichnamiges  Präparat  soll  daneben  Zucker 
und  Glycerin  enthalten  haben. 

OoldbicTiloridmethode  Keeleys  zur  Heilmig  der  Trunksucht,  Mitthei- 
lungen hierüber  in  Pharm.  Ztg.  1693,  302  u.  544. 

Haarfärbemittel  ^^non  plus  ultra^^  von  Hermann  Janke  bestand  nach  B. 
Fischer  aus  I.  alkoholisch-ammoniakalischer  Silbemitratlösung  und  II.  al- 
koholischer PyrogallollÖsun^. 

Haarßuid  von  Heidrtch  enthielt  beträchtliche  Mengen  von  basisch 
essigsaurem  Blei. 

Haarwachs  von  Marie  Hauer  in  Wien  enthält  Pferdefett  von  zweifel- 
hafter Herkunft  und  ist  seiner  Bezeichnung  nach  auf  Täuschung  des  Publi- 
kums berechnet. 

Haarwasser  Seeger's  enthielt  beträchtliche  Mengen  von  Kupfer  und 
Eisen,  Pyrogalhissäure  und  freie  Salzsäure. 

Hämorrhoidal-Pessarhantel  Dr,  Lütje's  (von  Evens  &  Pistor  in  Cassel 
fabrioirt)  zur  mechanischen  Behandlung  von  Hämorrhoiden  ist  ein  10  g 
schweres  und  8  cm  langes  Stäbchen  von  Hartgummi,  das  an  beiden  Enden 
eine  eiförmige  Verdickung  trägt.  Verkaufspreis  3  Mk.  50  Pf.  (!)  wirklicher 
Werth  etwa  10  Pf. 

Unter  der  Bezeichnung  „JJatmaton"  wird  von  Twisselmann  in  Beren- 
stedt  ein  Pulver  hergestellt,    welches    als   sicheres  Heilmittel    bei   allerlei 


Geheimmittel.  781 

Sj*ankheiten  angepriesen  wird,  aber  seiner  Zusammensetzung  nach  gemäss 
der  Verordnung  vom  27.  Januar  1890  nicht  von  Jedermann  feilgehalten 
vrerden  darf.  Auch  den  Apothekern  wird  von  der  schleswigsohen  Regierung 
der  Verkauf  des  Pulvers  untersagt,  i^reis  einer  Schachtel  2  Mk.,  wirklicher 
Werth  1  Mk. 

Hamburger  üniversaigesundheitsmagensah  zum  Entsäuern  der  Milch 
und  des  Bieres  ist  nichts  weiter  als  doppeltkohlensaures  Natron. 

Head-ache  Lotion  Worledge's  von  Haverkamp  in  Amsterdam  ist  eine 
trübe,  einen  weissen  Niederschlag  abscheidende  Flüssigkeit,  die  in  100  g 
etwa  8|0  g  Salmiakgeist,  2,6  g  Kochsalz,  0,05  g  Chlorammonium  und  0,02  g 
Eampher  enthält.    (Durch  Pharm.  Ztg.  1893  214.) 

Headine,  Das  in  Südamerika  vertriebene  Geheimmittel  Headine  wurde 
von  A.  Schneider  untersucht  (Pharm.  Gentralhalle  No.  26).  Es  ist  ein 
Pulver  von  schwach  röthlicher  Farbe  und  ist  in  Pulvern  zu  je  1,0  g  in 
blauen  Papierkapseln  im  Handel,  welche  in  spanischer  Sprache  die  Auf- 
schrift tragen:  „Headine,  ein  wirksames  Mittel  gegen  Migräne  und  nervöse 
Kopfschmerzen^^  Als  Bestandtheile  wurden  ermittelt  ca.  68,7  Vo  Acetanilid 
und  ca.  31,5  Vo  Natriumbioarbonat.  Die  Ursache  der  röthlichen  Färbung 
konnte  nicht  ermittelt  werden.  Das  Geheimmittel  gehört  zur  Kategorie 
der  übrigen  Antifebrinmischungen :  Phenolid,  Antikamnia,  Antinervin  u.  s.  w. 

Hühneraugentod  von  Aug,  Siegel  ist  nach  Schaffer  eine  schwach  par- 
fümirte  Salicylsäuresalbe  (Salicyltalfi;). 

KatarrhpasHüen  oder  Katarrhorödchen  Is8leih*$  bestehen  in  der  Haupt- 
sache aus  mit  Anisöl  parfümirtem  Zucker,  dem  eine  geringe  Menge  Sal- 
miak zugesetzt  ist.    (Chem.  Gentralstelle  Dresden.) 

Die  hygienischen  Patronen  von  Moritz  Fleckl  in  München  zur  Verbesse- 
rung des  Trinkwassers  sind  schmale  Glasröhrchen,  welche  je  ca.  10  g  eines 
Invert-Zuckersirups  enthalten,  der  durch  Saccharin  noch  etwas  versüsst  ist 
und  dem  durch  Zusatz  von  Gitronensäure  ein  saurer  Geschmack  gegeben 
ist.  Der  Sirup  in  den  verschiedenen  Röhrchen  ist  mit  entsprechenden 
Aethem  parfümirt  (Himbeer,  Erdbeer,  Ananas,  Orange,  Gitrone,  Wald- 
meister) und  im  Einklänge  damit  roth,  röthlich,  ^elb,  grün  gefärbt.  Der 
Inhalt  der  hygienischen  Patronen  ist  also  weiter  nichts  als  ein  Geschmacks- 
corrigens  gewöhnlicher  Art;  die  Bezeichnung  „hygienisch'*  kommt  dem- 
selben nicht  zu.    (Pharm.  Gentralh.  1893,  469.) 

Keeedeteinmütel  nach  den  Untersuchungen  der  Badischen  technischen 
Prnfungs-  und  Versuchsanstalt  (Zeitschr.  f.  Spiritusind.  1893,  327).  Impe- 
rial Boiler  Gompound  ist  grob  gepulvertes  Aetznatron  mit  gerbsäure- 
haltigen Pflanzenth  eilen  gemischt.  Antik  esseist  einmittel  von  Kle- 
witz  besteht  aus  wasserhaltiger,  56  7o  Na^GOs  enthaltender  Soda,  welche 
mit  Tabakbrühe  versetzt  ist.  Isolvit,  patentirte  Antikesseistein- 
Gomposition  enthält  57«  Vo  mineralische  Bestandtheile  (Soda,  Pottasche, 
Kochsalz)  und  11  %  gerbsäurehaltige  pflanzliche  Stoffe  in  Wasser  gelöst. 
Preis  pro  100  kg  26  Mk.  Kesselsteinlösungsmittel,  Patent  Blase, 
von  der  Firma  Sreitbarth  &  Go.  in  Breslau  vertrieben,  besteht  nach  der 
Untersuchung  von  W.  Niemand  in  Breslau  aus  71  Th.  Pottasche  und  21,5  Th. 
Soda.  Ferner  enthält  es  Aetzkali,  phosphorsaures  KaU,  Schwefelkalium  und 
Lindenholzkohle.  Das  Mittel  scheint  eine  aus  Schlempekohlenasche  be- 
reitete rohe  Pottasche  zu  sein.    Preis  pro  Kilo  Mk.  0,80. 

Kräut&rufein  von  Hubert  Uürich  in  Flaschen  von  840  cc  Inhalt  zum 
Preise  von  1  Mk.  75  Pf.  ist  ein  mit  sehr  verdünntem  Weingeist  hergestellter 
Auszug  aromatischer  Vegetabilien ;  nach  den  erhaltenen  Keactionen  dürfte 
auch  etwas  Jalape  mit  Verwendung  gefunden  haben.  (Ghem.  Gentralstelle 
Dresden.) 

Ein  von  einem  westfälischen  Bauern  aus  wildwachsenden  Pflanzen  be- 
reitetes Krebsmittel  ist  nach  Sc  hack  in  Köln  nichts  weiter  als  gepulvertes 
Gardobenedictenkraut,  welches  in  Dosen  von  1  bis  2  g  unter  Ausschluss 
aller  anderen  Mittel,  namentlich  der  früher  gebrauchten  Abführmittel,  ge- 
geben wird. 


782  Geheimmittel. 

Liqueur  de  LavüU  enthält  nach  einer  vom  Sächsischen  Landes-Medi- 
cinalcoUeginm  veröffentlichten  Analyse  in  100  Theilen  3,490  Eztract«  in 
diesem  0,081  Colcbicin,  0,085  Chinin,  0,760  freie  Säare  (auf  Weinsanre 
berechnet);  es  sind  femer  vorhanden  in  100  Theilen  10,880  Weingeist« 

LungenkräuterthsB  Dr,  0.  Hennig'a  besteht  nach  der  Angrabe  des  Fm- 
brikanten  (N.  Karten  in  Solingen)  aas  je  5  g  Rad.  Senegae,  Flor.  Tiliae 
and  Fract.  Anisi,  je  10  g  Rad.  Iridis  flor.  and  Rad.  Liqairitiae,  15  je  Stip. 
Dalcamarae,  20  g  Fract.  €oriandri  and  25  g  Garrageen.  Preis  eines  Packeta 
1  Mark. 

Luperin,  ein  fransösisohes  Geheimmittel  gegen  Tranksacht,  dem  sein 
Verfertiger  Laper  den  Namen  gegeben  hat,  besteht  nach  Boargoin  und 
L'Hote  aas  einem  Gemisch  der  Palver  von  Enzian,  Golombo  and  Qaaasia. 

MaUsei'Eisen,  ein  in  Italien  vertriebenes  neaes  Eisenpräparat,  enthält 
in  100  g  12,0  g  Eisen  and  2,0  Salzsäure. 

Das  von  Behnke  in  Hambarg  fabricirte  Mittel  gegen  Verttopfung  und 
Flatulenz  ist  eine  Ricinusöl-Emnlsion,  die  Magnesia  asta  saspendirt  enthält 
and  ausserdem  noch  Grotonöl.    Preis  einer  Flasche  1  Mk.  20  Pf. 

Als  Speciiicum  gegen  Maul-  und  Klauenseuche  preist  die  Homöopathische 
Oentral-Apotheke  in  Leipzig  eine  Flüssigkeit  an,  die  sich  bei  der  chemischen 
Untersuchung  als  stark  verdünnte  Amikatinctur  erwiesen  hat;  Preis  einer 
Flasche  von  100  cc  Inhalt  1  Mk.,  Werth  etwa  25  Pf. 

Nervenfiuid  Dr,  DreeeeTe  ist  ein  mit  Menthol  versetzter  alkoholischer 
Aaszag  der  Arnikabläthen.  Es  ist  demnach  lediglich  eine  neue  Auflage 
des  Roman  Weissmann'schen  Schlagwassers. 

Unter  der  Bezeichnung  y^Nickelwaseer"  wird  jetzt  vielfach  eine  Flüs- 
sigkeit in  den  Handel  gebracht,  durch  die  kupferne  oder  messingene  Gegen- 
stände mit  einem  weissen  nickelähnlichen  üeberzuge  versehen  werden 
können.  Diese  Flüssigkeit  enthält  Quecksilber,  ist  daher  in  hohem  Grade 
giftig;  vor  ihrer  Anwendung  zumal  zum  Bestreichen  von  Ess-  und  Trink- 
geschirren ist  eindringlich  zu  warnen.    (Polizei-Präsidium  in  Berlin)« 

Nimrod-Powder  und  Vin  de  Vaeseur  sind  zwei  Pariser  Fabrikate, 
wovon  das  erstere  gepulverte  und  mit  Salpeter  imprägnirte  Stechapfel- 
blätter, das  zweite  emen  arsenhaltigen  mit  aromatischen  Bitterstoffen  ver- 
setzten Chinawein  darstellt. 

Oetol,  Die  chemische  Untersuchung  von  A.Schneider  (Pharm.  Centralh. 
1898,  756)  ergab,  dass  dasselbe  eine  Auflösung  von  Salol  and  Saccharin  in 
Weingeist  parfümirt  mit  Pfefferminzöl  und  Eümmelöl  ist. 

Op$y  von  Leonhardi  in  Venedig,  ist  ein  als  „Liquore  reconstitnante*' 
bezeichnetes  Roborans,  von  welchem  ein  Schlack  genügen  soll,  um  im  Körper 
Wärmegefnhl  zu  erzeugen. 

(Mentalüeher  JExtraet,  Enthaarangspulver  von  W.  Kraass  in  Köln 
enthält  nach  B.  Fischer,  neben  Weizenstärke  26,91  Vo  Aetzkalk  and 
13,21  Vo  Schwefelarsen.    SO  g  kosten  1,50  Mk. 

Original-Mueiaehee'Baleam  Paul  Bosae'e,  ca.  80  g  einer  braunen  Salbe 
in  Blechschachtel  ist  nach  Mecke  u.  Wimmer  ein  Gemenge  von  Harz, 
Wachs  und  einem  weicheren  Fett  (Schmalz  oder  Oel).    Preis  2,50  Mk. 

Das  Desinfectionsmittel  Ozalin  war  (nach  richtiger  Angabe)  wesent- 
lich Galciam-,  Magnesium-  und  Eisensulfat  mit  AetzkalE  und  Magnesia. 

(honogenpapier  von  Dr.  Kopp  in  Strassbnrg  soll,  angezündet  und  ver- 
brannt, die  Eigenschaft  haben,  ansteckende  Eraiäheiten  fem  zu  halten,  die 
Luft  zu  desinficiren,  verdorbene  Luft  zu  verbessern  etc.  (Ortsgeeundheits- 
rath  zu  Karlsruhe.) 

„Pate  des  Onomes  du  Dr,  ThofMon^^  ^  ein  Bartwnohsmittel ,  ist  nach 
Mecke  u.  Wimmer  eine  rosa  gefärbte  parfumirte  Salbe  aas  Kartoffel- 
stärke, Vaselin  und  Glycerin;  erstere  bildet  den  Hauptbestandtheil.  60  g 
in  Porzellanbüohse  kosten  2,50  Mk. 

PaUnt-Brodöl  ist  Mineral-Schmieröl. 


I 


Geheimmittel.  783 

P^lagine,  ein  neues  Mittel  gegen  Seekrankheit  von  Foumier,  ist  eine 
Mischung  von  Antipyrin,  Cocain  und  GofiPein  in  ätherischer  Lösung. 

LavÜki's  Präv&rUivpiUen  enthielten  nach  einer  yom  Sächsischen  Landes- 
MedicinalcoUeginm  yeröffentlichten  Untersuchung  in  100  g  Pillenmasse 
10,57  g  Feuchtigkeit,  47f64  g  in  Wasser  lösliche  organische  Stoffe  (in  der 
Hauptsache  Pflansenextract  mit  geringen  Mengen  Zucker),  S,87  g  in  Wasser 
lösliche  Mineralbestandtheile  (schwe^lsaure  und  phoephorsaure  Alkalien), 
27|05  g  unlösliche  Pflanzentheile  (wahrscheinlich  in  der  Hauptsache  Zaun- 
rübenpulver),  4,39  g  in  Wasser  unlösliche  Mineralbestandtheile  (hauptsäch- 
lich Sand  und  kohlensauren  Kalk),  6,78  g  in  Alkohol  und  Aether  lösliche 
Harzbestandtheile  (hauptsächlich  Guajakharz). 

Riatoratore  dei  CapeUi,  ein  von  Gebr.  Rizzi  in  Florenz  fabricirtes  blei- 
haltiges Haarfärbemittel,  wurde  laut  Erlass  der  österreichischen  Statthalterei 
in  Triest  vom  29.  Mai  1898  bleihaltig  befunden,  und  der  Vertrieb  desselben 
infolge  dessen  verboten. 

BoatfUeken-  utid  Fhckenreintgungsflüssigkeit  ist  Eleesalzlösung ;  600  g 
46  Er. 

RoiMaufmüM  der  Sehweine  von  Thierarzt  Hediger  besteht  nach  S  oh  äff  er 
vorherrschend  aus  der  Droge  Foenum  Graecum  und  enthält  daneben  30,8  V» 
Miueralsubstanzen,  wie  Kreide,  Sand  und  Thonerde. 

Das  unter  dem  Namen  Schönheiteextraet  Gehkar dfs  angepriesene  Ge- 
heimmittel gegen  Hautunreinigkeiten  und  Hautkrankheiten  aller  Art  besteht 
nach  sachverständiger  Untersuchung  aus  nahezu  gleichen  Theilen  Glycerin 
und  Ricinusöl.  Preis  einer  Flasche  2  Mk.,  wirklicher  Werth  etwa  30  Pf. 
(Polizei-Präsidium  in  Berlin.) 

Der  „Brucharzt"  Krüsi  in  Appenzell  preist  auch  Schweizer  Alpen- 
kräuterptUver  an  gegen  Unterleibsentzündung,  Blutstürze,  Schlaganfälle,  Ge- 
bärmutterentzündungen etc.  Das  Pulver  ist  eine  Mischung  aus  gerbstoff- 
haltigen  Pflanzentheilen,  etwas  Eisenoxyd,  Zucker  und  weinsaurem  Natron 
und  besitzt  keinerlei  Heilwirkung  bei  den  genannten  Krankheiten.  Der 
Preis  einer  Dosis  von  160  g  ist  3  Mk.     (Ortsgesundheitsrath  in  Karlsruhe.) 

Sotnmereprossensalbe  Dr,  Legran'e  besteht  aus  mit  Rosenwasser  par- 
fnroirtem  Fett,  in  welchem  basisch-salpetersaures  Wismuth  angetroffen  wurde 

Ein  SommersproesenmiUel  von  Charlotte  Stangen  geb.  Schmidt,  jetzt 
in  Berlin,  ist  nach  B.  Fischer  eine  Auflösung  von  Mercuronitrat  in  Wasser, 
der  Gehalt  in  den  einzelnen  flaschen  ist  wechselnd,  es  wurden  Schwan- 
kungen von  0,6  bis  1,2  Vo  Mercuronitrat  gefunden. 

St,  Maria  vegeildbilisches  Magenelixir  ist  eine  stark  alkoholische  Lösunff- 
von  Bitterstoffen  (Enzian),  Harzen  und  Zucker  mit  Chlorophyll,  Zimt-  und 
Gewürznelkenöl. 

Talieman,  Unter  dieser  Bezeichnung  wird  von  einem  gewissen  A. 
Müller  in  Hamburg  für  eine  „Talisman  electric  hygiean  Chain  Company- 
London  W.  C."  eine  den  früheren  Gichtketten  ähnliche  „elektrische  Heil- 
kette" als  Heilmittel  angepriesen. 

Der  Sterilieator  von  t)ietz  in  Crefeld  stellt  eine  röthliche  Flüssigkeit 
vor,  die  sich  als  ein  geringe  Menge  freier  Salzsäure,  Weinsäure,  Citronen- 
säure  und  Saccharin  enthaltender  gewürzter  Essig  entpuppte.  Dass  freie 
Säuren  Bacterien  tödten,  ist  längst  bekannt.  Einen  mit  etwas  Salzsäure  etc. 
versetzten  aromatischen  Essig  aber  „Sterilisator"  zu  benennen,  geht  jeden- 
falls über  den  Rahmen  der  Leistungsfähigkeit  eines  solchen  Präparates 
hinaus.    (Pharm.  Centralh.  1893,  469.) 

TräeMigkeHemittel  für  Kühe  von  Meyer :  Das  Präparat  besteht  haupt- 
sächlich aus  grob  zerstossenen  jungen  Fichtenzweigen,  femer  aus  Aloe  in 
ziemlich  beträchtlicher  Menge,  etwas  Santelholz  in  fein  gepulverter  Form 
und  ca.  1  Vo  Canthariden. 

Der  Drogist  A.  Yollmann  in  Berlin  vertreibt  als  Mittel  gegen  Trunk- 
Bucht  Pillen,  die  aus  Enzianwurzel,  Lycopodium  und  Enzianextract  be- 
stehen. Preis  einer  Schachtel  10  Mark,  Werth  etwa  60  Pf.  (Polizeipräsidium, 
in  Berlin.) 


784  Geheimmittel. 

Univer$(dputxpulverf  angeblich  ein  Nebenprodact  der  französischen 
Perlenhaasindustrie,  ist  Sohwerspath ;  5  kg  40  Frcs. 

Vegetabilischer  Haarfärhunga- Balsam  von  Robert  Böhme  in  Berlin  ist 
nach  B.  Fischer  eine  parfümirte  Auflösung  von  Bleinitrati  welcher 
Schwefel  zugesetzt  war;  der  Gehalt  an  metaliischfim  Blei  bewegte  sich  Yon 
1 — 1,2  %.  Durch  die  vom  Untersuchungsamte  Breslau  getroffenen  Maass- 
nahmen  ist  dieser  Haarbalsam  aus  dem  dortigen  Verkehr  verschwanden  und 
durch  ein  nach  Angabe  des  Prospectes  „verbessertes"  Präparat  ersetzt, 
welches  frei  von  Blei  ist  and  dafür  Wismathnitrat  enthält. 

VoUakreuz.  Zwei  anscheinend  aus  Zinn  und  Kupfer  bestehende, 
mittelst  eines  gelben  Fadens  verbundene  Kreuzci  zwischen  denen  ein  Stück 
rother  Filz  befestigt  und  von  denen  das  eine  mit  einer  Oese  und  Ring 
versehen  ist. 

Wtfbert- Tabletten  f  ein  schweizer  Geheimmittel  gegen  Husten  und 
Heiserkeit,  bestehen  aus  Lakritzen  54  Th.,  Zucker  90  Th.,  arabischem 
Gammi  36  Th.  und  Pfefferminzöl. 


V.  Toxikologie. 

Chemischer  Theil. 

Zur  Lehre  von  der  Diffusion  der  Gifte  in  menschlichen  Leichen; 
von  Albin  Haberda  und  Leo  Wachholz  ^).  Die  von  den  Ver- 
fassern erhaltenen  Ergebnisse,  welche  im  Wesentlichen  eine  Be- 
stätigung der  Angaben  Strassmann^s  bilden,  lassen  sich  mit  diesen 
vereint  in  folgende  Sätze  zusammenfassen :  1.  Substanzen  verschie- 
denster Art  haben  das  Vermögen,  vom  Magen  aus  in  der  Leiche 
zu  diffundiren.  So  verschiedene  ätzende  Säuren  und  Alkalien, 
dann  Sublimat  (v.  Hoffmann,  Reese  sowie  Haberda  und  Wachholz), 
Ferrocyankalium  (Torsellini  und  Strassmann),  Arsenik  (Torsellini, 
Reese  und  Strassmann),  Antimon  (Reese),  Gentianaviolett  (Strass- 
mann), Lackmuslösung  und  Methylenblau,  schliesslich  Kupfersulfat, 
Nitrobenzol  und  wahrscheinlich  auch  Kaliumchlorat.  Durch  Aus- 
dehnen der  Versuche  auf  längere  Zeiträume  würden  sich  wohl 
noch  manche  andere  Substanzen  anreihen  lassen.  —  2.  Die  Diffu- 
sion beginnt  zumeist  schon  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Ein- 
führung der  Substanz  in  den  Leichenmagen  und  oft  noch  vor 
Beginn  der  Fäulniss  und  schreitet  ziemlich  rasch  fort.  Die  Rasch- 
heit der  Diffusion  ist  natürlich  bei  verschiedenen  Substanzen  eine 
verschiedene.  Bei  ungelösten  oder  gar  schwer  löslichen  Substanzen 
(wie  Gentianaviolett  in  Substanz,  Arsenik,  Phosphor  u.  s.  w.)  bean- 
sprucht schon  ihr  Eintritt  längere  Zeit,  noch  längere  natürlich 
ein  merkliches  Fortschreiten  derselben.  —  3.  Zuerst  werden  stets 
die  dem  Magen  anliegenden  Gewebe  und  zwar  die  einzelnen  je 
nach  der  Lage  der  Leiche  in  geänderter  Intensität  oder  selbst 
Reihenfolge,  und  bedeutend  später  noch  die  entfernteren  von  der 
diffundirenden  Substanz  erreicht.  Die  Diffusion  folgt  vielfach  den 
Gesetzen  der  Schwere  und  geht  stets  per  continuitatem.  Dass 
der  Füllungszustand  des  Magens  von  Einnuss  ist,  zeigte  sich  auch 
bei  von  den  Verfassern  angestellten  Versuchen.  —  4.  Selbst  bei 
noch  nicht  faulen  Leichen  beweist  der  chemische  Nachweis  von 
Gift  in  Leber,  Nieren  u.  s.  w.  noch  nicht,  dass  das  Gift  intra 
vitam  genommen  worden  sei,  wie  schon  Strassmann  hervorhebt. 
Nach  diesem  kann  anfänglich  die  Differentialdiagnose  zwischen 
vitaler  und  postmortaler  Einfuhr  des  Giftes  aus  der  verschiedenen 
quantitativen  Vertheilung  des  Giftes  in  der  rechten  und  linken  Niere , 


1)  Zeitscbr.  f.  Medicinalbeamte  1898,  893. 
Fharmaeevtiaeher  Jahreebericht  f.  1893.  50 


786  Toxikologie. 

dem  rechten  und  linken  Leberlappen  gewonnen  werden,  doch 
müsste  hierbei  —  nach  den  Versuchen  der  Verfasser  —  allenfalls 
auch  die  Lage  der  Leiche  in  Betracht  gezogen  werden.  Später 
oder  gar  schon  bei  weit  gediehener  Fäulniss  kann  die  Differential- 
diagnose allein  Ton  diesen  Gesichtspuncten  ans  oft  nicht  mehr 
gemacht  werden. 

Aus  Mittheilangen  von  R.  Schoepp^)  über  Vergiftung  mit 
Arsentrioxyd  ist  von  Werth  die  Bemerkung,  dass  Arsen  sich  der 
Nach  Weisung  entziehen  könnte,  wenn  es  in  Geweben  vorkäme, 
welche  mit  Zinnsalz  gebeizt  worden  waren.  Je  nach  dem  ana- 
lytischen Verfahren,  welches  in  einem  solchen  Falle  eingeschlagen 
würde,  wäre  an  die  Möglichkeit  zu  denken,  dass  das  Arsen  als 
Element  abgeschieden  werde   und  so  der  Wahrnehmung  entgehe. 

Einen  Beitrag  zum  Studium  der  Umivandlung  vmt  arseniger 
Säure  im  Organismus  lieferte  D.  Vitali*).  Verf.  kommt  auf 
Grund  eingehender  Untersuchungen  zu  folgenden  Schlüssen: 
1.  Arsentrioxyd  wird  im  Organismus  grösstentheils  in  Arsensäure 
verwandelt  und  dann  hauptsächlich  durch  den  Urin  als  Arseniat 
ausgeschieden.  2.  Arsenige  Säure  ebenso  wie  Arsensäure  bilden 
mit  eiweisshaltigeu  Substanzen  weder  lösliche  noch  unlösliche 
Verbindungen.  3.  Die  Arsensäure  bildet  im  Organismus  com- 
plicirte  Verbindungen,  welche  mit  denselben  Lösungsmitteln  und 
auf  dieselbe  Weise  isolirt  werden  wie  das  normale  Lecithin,  und 
wird  daher  höchst  wahrscheinlich  die  Phosphorsäure  in  demselben 
durch  die  Arsensäure  ersetzt.  Hiermit  lässt  sich  auch  die  Locali- 
sirung  des  Arsens  in  Gehirn  und  Leber  erklären.  Die  Gegenwart 
von  Arsen  bei  Vergiftungsfällen  in  den  Knochen  erklärt  sich  aus 
der  Umwandlung  des  Arsentrioxyds  in  HsAsO«,  welche  entweder 
gleich  nach  der  Bildung  oder  als  Zersetzungsproduct  der  arsen- 
haltigen Lecithine  sich  mit  Kalk  verbindet  und  in  das  Knochen- 
gewebe eintritt.  —  Schliesslich  kann  die  Gegenwart  von  Arsen 
nach  Vergiftungen  im  Urin  zur  Ermittlung  desselben  dienen, 
wenn  man  die  von  Vitali  angegebene  Trennungsmethode  einhält. 

Um  festzustellen,  ob  die  arsenige  Säure  im  Organismus  in 
Arsensäure  übergeführt  wird,  schied  Verf.  aus  dem  Urin  eines  mit 
Fowler'scher  Lösung  behandelten  Hundes  die  Hs  PO4  und  damit 
auch  die  HsAsOi  in  Form  ihres  Ammoniakmagnesiumsalzes  aus, 
löste  dasselbe  nach  mehrmaliger  Reinigung  in  verdünnter  HCl  und 
liess  Zink  darauf  einwirken.  E^  Hessen  sich  sowohl  mit  ammo- 
niakalischer  Silberlösung,  als  auch  im  Marsh'schen  Apparat  nicht 
unbedeutende  Mengen  von  Arsen  nachweisen.  Um  nun  auch  auf 
arsenige  Säure  zu  prüfen,  wurde  das  Filtrat  von  den  Ammoniak- 
magnesiumsalzen durch  Eindampfen,  nochmaligen  Zusatz  von 
Magnesiamixtur,  sorgfältig  von  der  letzten  Spur  Arsensäure  be- 
freit, darauf  Chlor  eingeleitet,  der  Ueberschuss  verjagt  und  die 
auf  diese  Weise  aus  etwa  vorhandener   arseniger  Säure  gebildete 


1)  Apoth.  Ztg.  1892,  450.  2)  Bollet.  cbixn.  farniac.  durch  Pharm. 

Ztg.  189S,  831. 


Toxikologie.  787 

HtAsO«  wie  vorher  gefallt.    Es  entstand  ein,  wenn  auch  nur  ge- 
ringer Niederschlags  in  dem  sich  Arsen  nachweisen  Hess. 

Aus  Versuchen  über  die  Absorption  und  die  physiologische  Wir- 
kung  von  Dreifach-Schwefelarsen  schliesst  D.  Vital i  ^):  1.  Das 
Arsensulfid  wird  in  geringen  Mengen  vom  thierischen  Organismus 
aufgenommen.  2.  Dasselbe  wird  grösstentheils  zu  Arsensäure 
oxydirt,  welche  in  den  Harn  übergeht.  3.  Das  vollständig  von 
arseuiger  Säure  freie  Arsensulfid  schadet  dem  Organismus  nicht, 
sondern  übt  die  günstige  Wirkung  kleiner  Dosen  von  arseniger 
Saure  aus. 

Zum  Nachweis  geringer  Mengen  metallischen  Bleies  hat  Gautier 
vorgeschlagen,  auf  die  Metallfläche  einen  Tropfen  10%  ige  Essig- 
säure zu  bringen,  denselben  zu  verdunsten  und  einen  Tropfen 
neutralen  Kaliumchromates  hinzuzufügen.  Ein  in  Wasser  unlös- 
licher gelber  Fleck  zeigt  Blei  an.  Durch  dieselbe  Reaction  lässt 
sich  nach  L.  Hougounenq*)  Kupfer  neben  Blei  nachweisen,  in- 
dem das  entstehende  essigsaure  Kupfer  durch  seine  grüne 
Farbe  leicht  erkannt  wird.  Bei  toxikologischen  Untersuchungen 
schlägt  man  die  Metalle  auf  einer  Platinelektrode  nieder. 

W.  Authenrieth ')    liefert  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  des 
gelben  BluÜaugensalzes  sowie  zum  Nachweis   von  Blausäure  neben 
Ferrocyaniden.     Verfasser   zeigt,    dass  das  gelbe  Blutlaugensalz, 
welches  bisher  allgemein  für  eine  gegen  verdünnte,  zumal  schwache 
Säuren  recht  beständige  Verbindung  galt,  schon  selbst  durch  die 
schwächsten  Säuren  unter  Bildung  von  Blausäure  eine  theilweise 
Zersetzung  erfährt    0,1%  ige,  ja  selbst  noch  schwächere  Mineral- 
säuren, ferner :  Ameisensäure,  Essigsäure,  Buttersäure,  Milchsäure, 
Weinsäure,  Benzoesäure  etc.  machen  aus  dem  gelben  Blutlaugen- 
salze bei  längerem  Stehen  schon  bei  mittlerer  Temperatur  reich- 
liche Mengen  von  Blausäure  frei,  ja  selbst  Kohlensäure,  Sohwefel- 
wasserstonsäure  sowie  Verbindungen  mit  negativen  Gruppen,   wie 
Acetessigester,  Phenole,  saure  Sulfone  (Trimethyltrisulfon)  wirken 
unterhalb  der  Siedetemperatur  des  Wassers  schon  auf  das  Blutlaugen- 
salz zersetzend  ein.    Bei  allen   diesen  vorgenannten  Zersetzungen 
findet  nun  die  Abscheidung  eines  weissen  Niederschlages,  der  sich 
bei  der  Analyse   als  Kaliumferro-ferrocyanid  Ks  Fe  (Fe(CN)6)  er- 
wies, statt    Da  das  letztgenannte  Salz  trotz  Absitzenlassens  selbst 
durch   ein   doppeltes  Filter  vollständig  hindurch  geht,   so  wurde 
es    durch    öfteres   Decantiren    ausgewaschen    und   schliesslich  in 
einem  Schälchen  bis  zur  Gewichtsconstanz  getrocknet    In  trocknem 
Zustande   ist  die  Verbindung   ziemlich   beständig  und  bläut  sich 
nicht  so  leicht,  wie  es  in  den  verschiedenen  Werken  verzeichnet 
ist.    Die  Ansicht  von  Almen  sowie  von  van  der  Burg,  dass  Blut- 
laugensalz  im  Magen  in  Folge  Zersetzung  Spuren  von  Blausäure 
liefere,    fand  Authenrieth  durch   den  Versuch  bestätigt    Da  es 
immerhin  denkbar  war,  dass  im  Magen  bei  Gegenwart  von  Eiweiss- 


1)  Bullet.  cLimic.  farm.  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  839.  2)  Journal 

de  pharm,  et  de  chim.  XXVII,  14-15.  3)  Arch.  d.  Pharm.  1893,  99. 

60* 


788  Toxikologie. 

körpern  aas  dem  Blutlaugensalze  Blausäure  nicht  in  Freiheit  ge- 
setzt würde,  so  wurden  weitere  Versuche  mit  Albumosen  und 
Endpepton  sowie  mit  Casein  ausgeführt.  Hierbei  ergab  sich,  dasa 
die  reptone  sowie  das  Casein  bei  Körpertemperatur  (40^)  aus 
Bltttlaugensalz  Spuren  von  Blausäure  in  Freiheit  setzen.  Trotz 
dieser  partiellen  Zersetzung  des  Blutlaugensalzes,  welche  dieses 
durch  den  Magensaft  erfahren  muss,  ist  dasselbe  doch  nicht  ala 
giftig  anzusprechen,  da  die  auf  einmal  frei  werdende  Blausäure«^ 
menge  zu  gering  ist,  um  toxisch  wirksam  zu  sein,  und  weil  der 
Blausäure  keine  cumulative  Wirkung  zukommt  Im  Gegentheil» 
sie  wird  vom  Körper  rasch  resorbirt  und  im  Organismus  weiter 
verändert.  Da  nun  bei  allen  Versuchen,  bei  denen  Säuren  auf 
Blutlaugensalz  einwirkten,  stets  Kaliumferro-ferrocyanid  sich  bildet, 
so  muss  das  letztere  Salz  mithin  weit  beständiger  sein,  als  das 
Blutlaugensalz  und  glaubt  Verfasser  das  verschiedene  Verhalten 
der  sonst  so  analog  zusammengesetzten  Salze  auf  die  verschiedene 
Constitution  der  Moleküle  zurückführen  zu  können.  Die  Zersetz- 
barkeit  des  gelben  Blutlaugensalzes  durch  verdünnte  Essigsäure 
ist  übrigens  für  den  Eiweissnachweis  mit  Ferrocyanka- 
lium  und  Essigsäure  von  einiger  Bedeutung,  besonders  da 
man  bei  dieser  Reaction  die  Essigsäure  in  reichlicher  Menge  an- 
wendet Sollte  hierbei  erst  bei  längerem  Stehen  eine  Trübung 
eintreten,  so  kann  diese  Ton  ausgeschiedenem  Kaliumferroferro- 
cyanid  herrühren. 

Da  die  Versuche  von  Authcnrieth  gelehrt  haben,  dass  bereits 
schon  die  Kohlensäure  zersetzend  auf  das  gelbe  Blutlaugensalz 
einwirkt,  so  sind  selbstverständlich  die  in  den  verschiedenen  Lehr- 
büchern vorgezeichneten  Methoden  zur  Trennung  der  einfachen 
Cvanide  vom  Blutlaugensalz,  welche  darauf  beruhen,  dass  man  di& 
Blausäure  aus  den  einfachen  Cyanmetallen  im  Kohlensäurestrom 
abdestillirt,  nicht  zu  empfehlen.  Der  unzweideutige  scharfe  Nach- 
weis van  freier  Blausäure,  sowie  einfacher  Cyanide  neben  gelbem 
BluÜaugensalz  kann  nach  W.  Authenrieth  ^)  nur  nach  dem  von 
Jacquemin  angegebenen  Verfahren  geführt  werden.  Dasselbe  be- 
steht darin,  dass  man  das  Untersuchungsobject  mit  ziemlich  viel 
Natriumbicarbonat  der  Destillation  unterwirft  Findet  sieb 
hierbei  Blausäure  im  Destillat  vor,  so  ist  entweder  freie  Blausäure 
oder  ein  einfaches  Metallcyanid,  ausgenommen  Quecksilbercyanid,. 
im  Untersuchungsobjecte  vorhanden.  Das  Verfahren  beruht  darauf» 
dass  Natriumbicarbonat  einerseits  freie  Blausäure  nicht  bindet, 
andererseits  nur  aus  den  einfachen  Cyaniden,  nicht  aber  aus 
Ferrocyaniden  Blausäure  frei  macht  Es  lassen  sich  nach  dieser 
Methode  noch  Spuren  von  Cyankalium  neben  viel  Blutlaugensalz, 
sicher  durch  die  Berlinerblaureaction  erkennen,  z.  B.  giebt  das 
Destillat  aus  200  cc  einer  5  <>/o  igen  Blutlaugensalzlösung,  die  0,01  g 
Cyankalium  enthält,  deutliche  Berlinerblaureaction. 

Zum  Nachweis  von  Chloroform  in  Untersuchungsobjecten  giebt 

1)  Arch.  d.  Pharm.  1898,  107. 


Toxikologie.  789 

Vitali  1)  folgende  äusserst  empfindliche  Methode  an.  Durch  die 
in  einer  Woulfif'schen  Flasche  befindliche  Flüssigkeit  wird  ein 
Strom  Wasserstoff  geleitet,  der  das  etwa  anwesende  Chloroform 
mit  wegführt.  Der  austretende  Wasserstoff  wird  entzündet,  wo- 
durch sich  bei  Anwesenheit  von  Chloroform  Chlorwasserstoff  bildet. 
Wird  in  die  Flamme  ein  feines  Messingdrahtnetz  eingetaucht,  so 
nimmt  bei  Anwesenheit  von  Chloroform  die  Flamme  eine  schöne 
blaue  Farbe  an,  und  werden  die  Verbrennungsproducte  durch 
ammoniakalisches  Wasser  geleitet,  so  färbt  sich  dieses  blau.  Die 
Pharm.  Centralh.  (1893,  478)  bemerkt,  dass  andere  flüchtige  or- 
ganische Chlorverbindungen,  z.  B.  Aethylenchlorid ,  um  nur  eine 
zu  nennen,  dieselben  Reactionen  geben  müssen. 

Zum  toxikologischen  Nachweis  der  Pyrogallussäure  bringt  D. 
Vitali  ')  den  Beweis,  dass  sich  Pyrogallussäure  bei  langsamer  Ver- 
giftung nur  ganz  im  Anfang,  später  nicht  mehr  nachweisen  lasse. 
Bei  dieser  Gelegenheit  hat  Vitali  vergleichende  Versuche  über  das 
Verhalten  von  Pyrogallussäure,  Gallussäure  und  Gerbsäure  ver- 
schiedenen Keagentien  gegenüber  angestellt,  welche  in  einer  Ta- 
belle zusammengestellt  sind. 

Die  Beeinträchtigung  der  Reaction  des  Atropins  durch  Strych- 
nin  bat  L.  Fabris')  nachgewiesen.  In  Gemischen  von  Strychnin 
und  Atropin  wirkt  ersteres  störend  auf  den  chemischen  Nachweis 
des  Atropins  durch  die  Vitali'sche  Reaction;  ist  die  Menge  des 
Strychnins  grösser  als  die  des  Atropins,  so  kann  die  Reaction  des 
letzteren  ganz  ausbleiben.  In  gerichtlichen  Fällen  ist  also  der 
physiologische  Nachweis  des  Atropins  unumgänglich  nöthig. 

üeber  Cicuta  virosa,  den  sog.  Wasserschierling  und  eine  statt- 
gehabte CictUavergiftung  und  deren  Nachweis  macht  Fr.  Lud tke*) 
nachfolgende  Mittheilungen.  An  einem  an  Cicutavergiftung  ver- 
storbenen Knaben  versuchte  Lüdtke  im  Mageninhalte  den  Nach- 
weis des  Giftes.  In  dem  durch  einfaches  Decantiren  von  dem 
nach  einigem  Stehen  des  Untersuchungsobjectes  sich  ergebenden 
Bodensatze  getrennten  flüssigen  Antheile  konnte  kein  Alkaloid 
ermittelt  werden,  während  der  Bodensatz  nach  wiederholtem  Ab- 
spülen mit  absolutem  Alkohol  deutlich  Pflanzenreste  erkennen 
liess.  Die  mikroskopische  Untersuchung  dieser  Pflanzenreste  gab 
für  ihre  anatomische  Beschaffenheit  die  nachfolgenden  charakte- 
ristischen Merkmale.  1)  Ausserordentlich  weites  Lumen  der  Oel- 
behälter.  2)  Dass  die  Oelbehälter  nur  im  Rindengewebe  und  nicht 
im  Holz-  und  Marktheile  auftreten  und  zwar  als  schizogene  Excret- 
behälter.  3)  Spärliches  Vorkommen  des  Holzkörpers  und  4)  Fehlen 
eines  geformten  Zellinhaltes.  Zu  denselben  Resultaten  führte  eine 
mit  einer  Frühjahrswurzel  von  Cicuta  virosa  angestellte  Unter- 
suchung.   Ueber  die  nur  spärlich  in  der  Literatur  vorhandenen 


1)  Sollet    chim.  farm.   1893,  385;    durch  Chem.-Ztg.   1898,  Rep.  206. 
2)  Bollet.  chim.  farm.  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  706.  3)  Amer.  Journ. 

of  Pharm,  durch  Pharm.  Centralh.  1893,  679.  4)  Archiv  d.  Pharm. 

231,  p.  34. 


790  Toxikologie. 

Angaben  über  Gicuta  viroea  schreibt  Verfasser,  dass  bei  der  jugend- 
lichen Wurzel,  welche  im  Sommer  entstanden  ist,  die  Bildung  des 
giftigen  Saftes  erst  beginnt,  während  eine  Schnittfläche  der  über- 
winterten Wurzel  bei  leisem  Druck  schon  eine  reichliche  Menge 
eines  scharf  riechenden,  am  Lichte  sich  bräunenden  Saftes  ab- 
giebt.  Ueber  den  wirksamen  Bestandtheil  des  Wasserschierlings 
ist  wenig  nur  bekannt.  Böhm  hat  aus  der  Wurzel  eine  amorphe, 
nicht  trocknende  Substanz  das  sog.  Gicutoxin  isolirt.  Das  sauer- 
stofffreie ätherische  Oel  soll  nach  E.  Simon  so  gut  wie  nicht 
giftig  sein.  Es  ist  ein  Terpen  und  führt  den  Namen  Cicuten. 
Zum  Schluss  führt  Lüdtke  noch  einige  Literaturangaben  an,  aus 
welchen  hervorgeht,  dass  in  früheren  Zeiten  die  Wurzel  des 
Wasserschierlings  ein  geschätztes  Heilmittel  war,  in  Folge  der 
ausserordentlichen  Giftigkeit  jedoch  bald  als  solches  aufgegeben 
wurde.  An  Giftigkeit  ist  Gicuta  virosa  dem  gefleckten  Schierling 
Gonium  maculatum  weit  überlegen  und  dürfte  wohl  der  Schier- 
lingstrank der  Alten  als  Hauptbestandtheil  nicht  Gonium,  sondern 
Gicuta  Tirosa  enthalten  haben,  worauf  auch  das  sprichwörtlich 
gewordene:  „Gicutam  bibere"  hinweist. 

Ueber  den  Nachweis  von  Cocain  in  Vergiftungsfällen  hat 
Sonnie-Moret^)  Versuche  angestellt  Vergiftung  durch  Goca'in 
kann  schon  nach  Einnahme  weniger  Gentigramme  erfolgen.  Ge* 
ringe  Mengen  Goca'in  werden  aber  im  Organismus  schnell  zersetzt, 
sind  also  chemisch  nicht  nachweisbar  im  Verdauungstractus.  Der 
Nachweis  des  Gocains  gelingt  nur,  wenn  grössere  Mengen  genom- 
men sind,  und  wenn  die  Untersuchung  bald  erfolgt.  Von  den 
zur  Gharakterisirung  des  Gocains  empfohlenen  Methoden  genügt 
keine  zum  toxikologischen  Nachweise.  Giesel's  Reaction  auf  Goca'in 
—  violetter  Niederschlag  auf  Zusatz  von  Permanganat  —  ist 
wenig  charakteristisch  und  gelingt  nur  mit  ganz  reinem  Gocain. 
Greither's  Reaction  —  Niederschlag  auf  Zusatz  von  Palladium- 
chlorür  und  Ghlorwasser  —  ist  nicht  empfindlich  genug  für  den  toxi- 
kologischen Nachweis.  Ferreira  da  Silva's  Reaction,  beruhend  auf 
der  Bildung  des  aromatisch  riechenden  Benzoesäureäthylesters,  ist 
zwar  sehr  empfindlich,  kann  aber  durch  viele  andere  Körper  her- 
vorgerufen werden.  Sonnie-Moret  schlägt  vor,  Gocain  toxikologisch 
nachzuweisen  als  Goldchlorürdoppelsalz,  welches  durch  seine 
Schwerlöslichkeit  und  Erystallform  hinreichend  charakterisirt  ist, 
]nm  mikroskopisch  Bruchtheile  eines  Milligramms  Gocain  erkennen 
zu  lassen.  In  gleicher  Weise  wie  Ghlorgold  bildet  Pikrinsäure 
schwer  lösliche,  charakteristische  Krystalle  mit  Gocain. 

Aus  einer  Abhandlung  von  Julius  Kossa*)  über  physiolo- 
gische Wirkung  des  Pikrotoxins  sollen  an  dieser  Stelle  nur  die- 
jenigen Mittheilungen  wiedergegeben  werden,  welche  über  das 
Schicksal  des  Pikrotoxins  im  Organismus  berichten.  Bei  den 
diesbezüglichen    Versuchen    bediente    sich    Verfasser    nicht    der 


1)  Journal  de  pharm,  et  de  chimie  XXVIII,  390—398.  2)  Ungar. 

Archiv  f.  Med.  1898,  Bd.  II,  24. 


Toxikologie.  791 

ablieben  chemischen  Reaction  (mit  Schwefelsäure),  sondern  der 
physiologischen.  Aus  den  Versuchen  darf  gefolgert  werden,  dass 
das  Pikrotoxin  grösstentheils  unverändert  den  Organismus  yerlässt, 
es  sei  denn,  dass  sich  Pikrotoxinin  daraus  bilde,  welches  vielleicht 
noch  energischer  wirkt,  sonst  aber  weder  auf  chemischem,  noch 
auf  physiologischem  Wege  von  jenem  zu  unterscheiden  ist.  Dass 
das  Gift  während  seines  Aufenthaltes  im  Organismus  in  andere 
Spaltungsproducte,  wie  Pikrotin,  Anamirtin  (Cocculin)  zerfällt,  ist 
in  Anbetracht  der  Wirkungslosigkeit  dieser  Körper  (Kobert)  un- 
wahrscheinlich. —  Verfasser  prüfte  Blut,  Galle,  Darm,  Koth  und 
Speichel  der  vergifteten  Thiere  (Kaninchen,  Hunde  und  Frösche) 
auf  ihren  Pikrotoxingehalt,  indem  er  diese  Theile  mit  Aether  aus- 
schüttelte, den  Aether  decantirte  und  verdunsten  Hess;  den  Rück- 
stand löste  er  in  heissem  Wasser  und  spritzte  ihn  so  unter  die 
Haut  gesunder  Frösche,  deren  ausserordentliche  Empfänglichkeit 
bezüglich  dieses  Giftes  Verfasser  bei  den  physiologischen  Unter- 
suchungen festgestellt  hatte.  Mit  Hülfe  dieses  Vorgehens  gelang 
es  in  allen  Secreten  die  charakteristischen  Pikrotoxinkrämpfe 
nebst  allen  anderen  Vergiftungssymptomen  hervorzurufen;  nur  aus 
dem  Speichel  vermochte  Verfasser  keinen  giftähnlich  wirkenden 
Stoff  zu  extrahiren.  Der  Schaum,  welchen  die  Haut  vergifteter 
Frösche  im  ersten  Stadium  der  Intoxication  secernirt,  ruft  an  ge- 
sunden Fröschen  gleichfalls  Pikrotoxinvergiftung  hervor.  —  Das 
Pikrotoxin  gehört  zu  den  starken  Protoplasmagiften. 

üeber  die  Atisscheidung  des  subcutan  injicirten  Morphins 
durch  den  Speichel;  von  RosenthaP).  Selbst  bei  Gaben,  welche 
0,05  g  Morphin  täglich  nicht  überschritten,  war  im  Speichel  stets 
deutlich  und  unzweifelhaft  Morphin  nachzuweisen.  Bei  Verdacht 
auf  Morphinvergiltung  ist  demnach  der  leichter  als  Mageninhalt 
erhältliche  Speichel  mit  Aussicht  auf  Erfolg  zum  Gegenstand  der 
Untersuchung  zu  machen. 

Eine  neue  Methode  von  Lindemann  und  Motten')  zum 
Nachweis  der  Alknlötde  beruht  auf  der  Thatsache,  dass  ein  Körper 
in  Gegenwart  zweier  nicht  mit  einander  mischbarer  Lösungsmittel, 
welche  über  einander  geschichtet  oder  durch  eine  Membran  von 
einander  getrennt  sind,  in  beide  Lösungsmitte),  und  zwar  nach 
einfachem  Verhältniss,  übergeht.  Zum  Nachweis  vonStrychnin 
in  Bier,  Milch  oder  Kaffee  wurden  200  cc  dieser  Flüssig- 
keiten mit  einer  Lösung  von  1  mg  Strychninsulfat  in  5  cc  W^asser 
versetzt,  dann  mit  Aetznatron  deutlich  alkalisch  gemacht  und 
hierauf  in  einer  Krystallisirschale  mit  flachem  Boden  von  180  mm 
Durohmesser  über  200  cc  Chloroform  oder  Benzol  geschichtet. 
Nach  24  Stunden  wurde  das  Chloroform  oder  Benzol  abfiltrirt^ 
destillirt  und  die  letzten  wenigen  Cubikcentimeter  in  einer  Glas- 
schale verdampft,  worauf  man  den  Rückstand  mit  einigen  Tropfen 
Wasser  9  das  durch  Schwefelsäure  angesäuert  war,  aufnahm.  In 
einigen    Fällen    reagirt    die    so    erhidtene  Flüssigkeit   direct  auf 

1)  Dentscb.  Med.  Ztg.  1893,  611.  2)  Ballet.  Soc.  chimiq.  1893,  441. 


792  Toxikologie. 

Strychnin,  für  gewöhnlich  ist  dieselbe  aber  zuYor  in  üblicher 
Weise  zu  reinigen.  Zum  Nachweis  Yon  Strychnin  in  Fleisch 
wurde  dasselbe  fein  zerschnitten  und  200  g  mit  einer  Lösung  von 
2  mg  Strychninsulfat  in  200  cc  Wasser  gemischt,  das  Oemisch 
alkalisch  gemacht  und  in  einen  Dialysator  gegeben  unter  Be- 
nutzung von  Chloroform  als  äussere  Flüssigkeit  Nach  48  Stunden 
destillirte  man  das  Chloroform,  worauf  der  Rückstand  die  Reaction 
des  Strychnins  gab.  —  Um  Morphin  in  Bier  und  Harn  nach- 
zuweisen, wurden  200  cc,  enthaltend  10  mg  Morphinchlorhydrat, 
mit  Ammoniak  alkalisch  gemacht  und  dann  durch  Unterschidhtung 
mit  Chloroform  behandelt.  Der  Yerdampfungsrückstand  des  letz- 
teren gab  nach  der  Reinigung  die  Morphinreaction.  Noch  bessere 
Resultate  liefert  Amylalkohol.  Um  die  Destillation  des  letzteren 
zu  yermeiden,  schüttelt  man  mit  Wasser,  welches  durch  Schwefel- 
säure angesäuert  ist,  macht  die  von  dem  Amylalkohol  getrennte 
saure  Flüssigkeit  alkalisch  und  schüttelt  mit  Chloroform  aus, 
welches  bei  der  Verdampfung  das  Morphin  hinterlässt.  —  Zum 
Nachweis  von  Chinin  in  Bier  wurde  letzteres  alkalisch  ge- 
macht und  20  Stunden  mit  Chloroform  in  Berührung  gebracht 
Der  Verdampfungsrückstand  des  Chloroforms  gab,  mit  einigen 
Cubikcentimetern  sehr  yerdünnter  Schwefelsäure  angenommen, 
die  Fluorescenz  des  Chininsulfats.  Einige  Milligramm  Chininsulfat 
lassen  sich  so  sehr  leicht  nachweisen. 

Ein  neues  Verfahren  zur  ÄusmitÜung  des  Kohlenoxydgases 
im  Blute  hat  H.  Landois  ^)  angegeben.  3  cc  Kohlenoxydblut  wer- 
den mit  100  cc  destillirten  Wassers  lackfarbig  und  mit  einigen 
Tropfen  yerdünnter  Kalilauge  alkalisch  gemacht,  sodann  einige 
Tropfen  wässeriger  Pyrogallol-Lösung  hinzugefügt,  einmal  umge- 
schüttelt und  das  Gefäss  yöllig  gefüllt  und  yor  Lufteintritt  yer- 
schlossen  hingestellt;  das  Blut  behält  seine  normale  rothe  Fär- 
bung, während  eine  in  gleicher  Weise  behandelte  Controlprobe 
yon  normalem  Blute  sich  missfarbig  braun  färbt,  indem  die  Pyro- 

fallussäure  den  Sauerstoff  lebhaft  an  sich  reisst.  Man  kann  die 
^roben  auch  mit  dickfarbigem  Blute  anstellen,  in  welchem  die 
rothen  Blutkörperchen  durch  Zusatz  yon  concentrirter  Natrium- 
sulfatlösung unaufgelöst  erhalten  werden. 

Mittenzweig*)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem  ge- 
legentlich der  Untersuchung  von  Blut  auf  Kohlenoxydgehalt  die 
Spectralanalyse  und  die  Natronprobe  yersagten,  während  mit  der 
Methode  yon  Katayama  ein  positiyes  Ergebniss  erhalten  wurde. 
Letztere  wurde  wie  folgt  ausgeführt:  5  Tropfen  des  zu  unter- 
suchenden Blutes  wurden  nach  dem  Umrühren  mit  10  cc  kalten 
destillirten  Wassers  in  einem  Glascylinder  yerdünnt,  ohne  zu 
schütteln,  hierauf  7  Tropfen  Schwefelammonium  und  endlich  soyiel 
Tropfen  30  o/o  iger  Essigsäure  hinzugethan,  dass  die  sehr  behutsam 
gemischten   Stoffe  blaues  Lackmuspapier  schwach   rötheten.     Es 


1)  Durch  Deutsch.  Med.  Ztg.  1893,  256.  2)  Zeitechr.  f.  Medidnal- 

beamte  1893/.209. 


Toxikologie.  793 

fiel  Schwefel  von  grauweisser  Farbe  aus  und  die  Flüssigkeit 
zeigte  filtrirt  eine  blassrothe  Farbe.  Im  Farbenspectrum  sah  man 
drei  dunkle  Streifen ;  derjenige  nahe  dem  Roth  war  der  schmälste, 
jedoch  der  deutlichste,  die  anderen  beiden  befanden  sich  nach 
dem  Grün  zu.  Wäre  kein  Kohlenoxyd  im  Blut  vorhanden  ge- 
wesen, so  hätte  sich  ein  schmutzig-graugrüner  Farbenton  einge- 
stellt und  im  Farbenspectrum  hätten  sich  nicht  3,  sondern  2 
Streifen  gezeigt. 

lieber  das  Verhalten  alkalischer  wässeriger  Lösungen  von 
Kohlenoxydblut  zu  reducirenden  Agentien  und  die  Anwendung  des 
Hämochromogenspectrums  zum  Nachweise  des  Kohlenoxydes;  von 
Heinrich  Szigetti  *). 

Zum  Nachweis  von  Blutflecken  mittels  des  Mikroskops  und 
Spectralapparates  gleichzeitig  beschreiben  Mecke  und  Wimmer ') 
das  nachstehende  Verfahren: 

„Einige  winzige  Partikelchen  des  auf  Eise n'^befindlichen  Fleckes  wer- 
den auf  einen  Objectträger  gebracht,  mit  einem  kleinen  Tropfen  Wasser 
betupft  lind  kurze  Zeit  auf  ca.  80^  C.  erwärmt;  bei  Verdunstung  des  Was- 
sers wird  dasselbe  einige  Male  erneuert.  War  der  Fleck  alt  und  in  dünner 
Schicht  eingetrocknet,  so  ist  der  grösste  Theil  des  Blutfarbstoffes  zu  Met- 
bämoglobin  oxydirt;  um  ihn  wieder  in  Oxyhämoglobin  überzufuhren,  setzt 
man  zu  der  Lösung  auf  dem  Objectträger  mittels  eines  fein  ausgezogenen 
Glasstabes  eine  Spur  einer  Lösung  von  Eisenvitriol,  Weinsäure  und  über- 
schüssigem Ammoniak.  Keben  den  Tropfen  legt  man  alsdann  auf  den 
Objectträger  ein  Pferdehaar  und  darüber  ein  Deckgläschen.  Durch  vor- 
sichtiges Aufheben  der  aufliegenden  Kante  bringt  man  nun  den  Flüssigkeits- 
tropfen in  die  Mitte  des  Deckgläschens  und  schiebt  ein  zweites  Pferdehaar 
unter  dasselbe.  Der  Tropfen  bildet  nun  ein  Säulchen,  welches  oben  von 
dem  Deckglas,  unten  von  dem  Objectträger  begrenzt  wird.  Wenn  der 
Durchmesser  dieses  sich  nach  unten  und  oben  erweiternden  Säulchens  nur 
1  mm  beträgt,  so  ist  dies  für  den  Nachweis  genügend.  Wie  hieraus  er- 
sichtlich, operirt  man  nur  mit  ungefähr  einem  halben  Cubikmillimeter  oder 
0,0005  g  Flüssigkeit,  welche  man  durch  sehr  geringe  Mengen  Blut  förben 
kann.  Ist  die  Herstellung  des  Flüssigkeitssäulchens  gelungen,  so  betupft 
man  die  Ränder  des  Deckgläschens  mit  geschmolzenen  Paraffin  oder  Wachs, 
um  es  auf  dem  Objectträger  zu  befestigen.  Dies  so  erhaltene  Präparat  legt 
man  nun  unter  das  Mikroskop  und  stellt  das  Bild  mit  System  8  oder  4  ein. 
Nach  Entfernung  des  Oculars  bringt  man  nun  durch  die  Umlegevorrichtung 
das  Rohr  des  Mikroskopes  mit  dem  Abbe^schen  Apparat  in  waagerechte 
Richtung  und  schiebt  den  Spiegel  an  die  Seite.  Neben  dem  Mikroskop 
findet  eine  stark  leuchtende  Lampe  Aufstellung.  Verf.  benutzten  hierzu  die 
Patentlampe  von  Schmidt  &  Haensch  für  Polarisationen.  Man  richtet  dar- 
auf den  Spiegel,  damit  das  Präparat  beleuchtet  ist,  und  setzt  vor  das  Mi- 
kroskop den  Spectralapparat  so,  dass  das  Rohr  des  ersteren  mit  dem  Spalt- 
rohr des  letzteren  eine  gerade  Linie  bildet.  Es  zeigen  sich  dann  deutlich 
die  beiden  Absorptionsbänder  des  Oxyhämoglobins  zwischen  den  Linien  50 
und  70.  —  Sind  die  Flecken  auf  Zeug  eingetrocknet,  so  digerirt  man  das- 
selbe mit  Wasser  und  fügt  zu  der  bis  auf  ein  kleines  Volum  verdunsteten 
Flüssigkeit  eine  Spur  Schwefelammonium  hinzu;  mit  diesem  geht  die  Um- 
wandlung des  Methämoglobins  schneller  vor  sich ;  bei  mit  Rost  vermischtem 
Blut  ist  es  natürlich  wegen  der  Bildung  von  Schwefeleisen  nicht  anwendbar. 
Gute  Spectren,  jedoch  nicht  in  der  Schärfe  wie  nach  der  oben  angegebenen 


1)  Med.  cbir.  Rundsch.  1898,  469;  Rep.  d.  Pharmac.  1893.      2)  Pharm. 
Ztg.  1898,  586. 


794  Toxikologie. 

Methode,  erhielten  Verf.  auch,  wenn  die  BlutlöBung  von  einigen  neben  ein- 
ander gelegten  Leinfasem  oder  weissen  Seidenfaden  auf  dem  Objecttrager 
aufgezogen  und  dann  bei  gewöhnlicher  Temperatur  getrocknet  wurde.  Die 
Fasern  wurden  darauf  mit  etwas  Glycerin,  dem  eine  geringe  Menge  Schwefel- 
ammon  zugesetzt  war,  befeuchtet,  mit  einem  Deckglas  bedeckt  und  in  der 
beschriebenen  Weise  mit  Mikroskop  und  Spectralap parat  untersucht.  Wur- 
den die  Leinfasern  durch  ein  Capillarrohr,  welches  die  Blutlösung  enthielt» 
ersetzt,  so  gelang  es  nicht,  die  Absorptionsbänder  zu  erhalten,  da  die  jre- 
wölbten  Flächen  des  Rohres  als  Linsen  wirkten.  Mit  dem  Zusatz  der  Re- 
dnctionsflüssigkeiten  muss  man  in  allen  diesen  Fällen  vorsichtig  sein,  da 
leicht  Hämoglobin  sich  bildet,  dessen  Absorptionsband  bei  Weitem  nicht  so 
intensiv  ist,  wie  die  Bänder  des  Oxyhämoglobins.  Befinden  sich  auf  eisernen 
Gegenständen  einzelne  Flecke,  bei  denen  man  im  Zweifel  ist,  ob  sie  nur 
aus  Rost  oder  aus  Blut  und  Rost  bestehen,  so  giebt  die  Löslichkeit  in  Salz- 
säure häufig  schon  einen  Anhalt  über  die  Beschafifenheit.  Man  bringt  einige 
Partikelchen  auf  einen  Objectträger,  befeuchtet  sie  mit  Salzsäure  und  er- 
wärmt; ist  Blut  vorhanden,  so  enthält  die  Lösung  Flocken.  —  In  den  Fällen, 
in  welchen  alle  Prüfungen  auf  Blut  ein  negatives  Resultat  gaben,  ist  es  von 
Wichtigkeit,  diejenigen  Substanzen  zu  ermitteln,  durch  welche  der  be- 
treffende Fleck  hervorgerufen  wurde,  um  dadurch  einen  weiteren  Anhalts- 
punct  dafür  zu  haben,  dass  Blut  nicht  vorhanden  ist.  In  dem  im  Folgenden 
beschriebenen  Fall  handelte  es  sich  darum,  Blut  in  einem  mit  Indigo  ge- 
färbten Rock  (Soldatenrock)  nachzuweisen.  Es  befand  sich  auf  demselben 
ein  Fleck  von  der  Grösse  eines  Zehnpfennigstückes,  welcher,  wie  die  mi- 
kroskopische Prüfung  bei  schwacher  Vergrösserung  ergab,  hauptsächlich 
dadurch  sichtbar  war,  dass  Sand  und  Staub  an  den  Fasern  hafteten.  Blut 
konnte  nicht  nachgewiesen  werden.  Die  Stelle  (Brust),  auf  der  sich  der 
Fleck  befand,  rechtfertigte  die  Annahme,  dass  er  durch  bei  dem  Elssen 
herabgefallene  Speisen  entstanden  war ;  war  dies  der  Fall,  so  musste  ferner 
angenommen  werden,  dass  die  befieckte  Stelle  des  Rockes  mehr  Fett  und 
Chlornatrium  enthielt  als  die  übrigen  Theile.  Um  dies  festzustellen,  wurden 
daher  folgende  vergleichende  Untersuchungen  gemacht.  Das  zur  Verfügung 
stehende  Material  war  so  gering,  dass  von  einer  gewichtsanalytischen  Be- 
stimmung desjiFettes  von  vornherein  abgesehen  werden  musste.  Es  wurden 
daher  aus  den  befieckten  und  einigen  anderen  Stellen  des  Rockes  gleich 
grosse  Stücke  von  ca.  4  qmm  geschnitten,  jedes  auf  ein  kleines  Uhrglas 
nahe  dem  Rande  gelegt  und  durch  Auftropfen  von  Aether  extrahirt.  Der 
sehr  winzige  Auszug  sammelte  sich  dann  in  der  Mitte  des  Glases,  er  wurde, 
nachdem  der  Aether  verdunstet  war,  mit  gleichen  Streifen  eines  dünnen 
entfetteten  Papieres  abgewischt.  Bei  der  Vergleichung  der  entstandenen 
Fettflecke  zeigte  es  sich,  dass  bei  jedem  der  drei  angestellten  Versuche 
immer  der  der  fraglichen  Stelle  entsprechende  Fleck  grösser  war,  als  die 
anderen.  In  ähnlicher  Weise  wurde  die  Bestimmung  des  Ghlomatriuma 
ausgeführt.  Zum  Vergleiche  kamen  Tuchstücke  von  oben  genannter  Grösse 
aus  dem  Fleck  und  anderen  Stellen  des  Tuches,  welche,  da  Blut  etwas 
Ghlornatrium  enthält,  mit  Blut  angefeuchtet  und  getrocknet  wurden.  Die 
Stücke  wurden  mit  Wasser  extrahirt,  der  Auszug  bis  auf  wenige  Tropfen 
im  Uhrglas  eingedampft  und  nach  Zusatz  einer  Spur  Kaliumcnromat  mit 
Silberlösung  titrirt.  Diese  wurde  hierzu  in  eine  Capillarröhre  gebracht  und 
der  Verbrauch  durch  Messen  der  Flüssigkeitssäule  festgestellt.  Die  be- 
fleckten Stücke  bedurften  wesentlich  mehr  Silberlösung,  als  die  anderen, 
bis  zur  Rothfärbung.  Es  war  somit  in  dem  fraglichen  Fleck  Ghlornatrium 
und  Fett  nachgewiesen  und  das  Vorhandensein  von  Blut  daher  um  so  un- 
wahrscheinlicher. 

M.  Hauer  ^)  wendet  sich  gegen  eine  Aeusserang  von  JesericL, 
nach  welcher  man  im  Stande  sein  soll,  ThierUut  und  MenschenUtU  mü 

1)  Pharm.  Ztg.  1893,  574  nach  einem  Vortrage  auf  der- Vera,  deutscher 
Naturf.  u.  Aerzte  1898. 


Toxikologie.  795 

Hülfe  des  Mikroshopes  leicht  zu  unterscheiden.  Es  sei  dem  ent- 
gegenzuhalten,  dass  unsere  Messungsmethoden  zu  unvollständig 
seien,  um  Messungen  eingetrockneter  Blutkörperchen  mit  derjenigen 
Sicherheit  vornehmen  zu  können,  dass  ein  Ausspruch,  nach  welchem 
Menschenhlut  mit  Sicherheit  vorliege,  sich  dadurch  mit  voller 
Schärfe  vertheidigen  lasse.  Man  könne  üherhaupt  nur  dann,  wenn 
die  Grösse  der  reconstruirten  Blutkörperchen  mehr  als  3  Mikro- 
millimeter  betrage,  behaupten,  dass  das  Blut  dem  menschlichen 
Organismus  entstamme.  —  Beckmann  äusserte  hierzu,  dass  es 
Hauser  in  Erlangen  gelungen  sei,  Unterscheidungsmerkmale  für 
Menschenblut  und  Kalbsblut  aufzustellen,  nachdem  er  beide  unter 
ganz  gleichen  Bedingungen  auf  Leinwand  hatte  antrocknen  lassen, 
doch  könne  durch  solche  Untersuchungen  stets  nur  ein  Ent- 
lastungsbeweis erbracht  werden,  aber  nicht  Belastungs- 
beweis. Hauer  theiltc  noch  mit,  dass  er  damit  beschäftigt  sei, 
das  Absorptionsspectrum  von  Fliegenexcrcmenten  festzustellen,  bei 
solchen  Fliegen,  welche  sich  nur  von  Pflanzen  genährt  haben 
und  solchen,  welche  Gelegenheit  Hatten,  Blut  aufzunehmen. 

Nielsen*)  stellt  drei  Formen  der  Fleischvergiftung  auf: 
1.  Vergiftung  durch  Fleisch  eines  Thieres,  welches  an  septischen 
Eiterungen  gelitten  hat;  2,  Vergiftung  durch  Fleisch,  Fisch  u.  s.  w. 
in  starker  Verwesung;  3.  die  eigentliche  Wurstvergiftung.  Wäh- 
rend die  beiden  ersten  Formen  unter  irritativen  Symptomen, 
Diarrhoe,  Kolikschmerzen,  Krämpfen  verlaufen,  giebt  die  letzte 
Gruppe  Symptome  depressiver  Natur,  wozu  sich  dann  Lähmung 
verschiedener  Muskelpartien  gesellt.  —  Verf.  hat  eine  Reihe  von 
Untersuchungen  vorgenommen,  um  festzustellen,  ob  bei  der  all- 
gemeinen Fäulniss  animalischer  Eiweissstoffe  giftige  Zersetzungs- 
producte  der  in  Wasser  löslichen  Albumosengruppe  gebildet  wer- 
den. Wenn  die  Fäulniss  bei  eingeschränktem  Luftzutritt  vor  sich 
ging,  so  wurden  weder  am  5.,  10.,  noch  am  15.  Tage  Albumosen 
gefunden,  welche  bei  der  Einspritzung  eines  Thieres  giftig  ge- 
wirkt hätten.  Dagegen  erhielt  Verf.  ausgesprochen  giftige  Albu- 
mosen bei  einer  fünf  Tage  alten  Fleischfäulniss,  wenn  er  der  Luft 
freien  Zutritt  gelassen  hatte. 

Aus  fauligen  Sardinen  erhielt  Griffiths*)  ein  nexxQ^Ptomain. 
Die  Fische  wurden  mit  Wasser  gekocht,  die  Lösung  abfiltrirt,  mit 
Bleiessig  versetzt,  vom  Niederschlage  abfiltrirt,  das  überschüssige 
Blei  durch  Schwefelwasserstoff  entfernt,  das  eingedampfte  Filtrat 
mit  Amylalkohol  ausgezogen,  die  Amyl-Lösung  wiederholt  mit 
Wasser  behandelt,  dann  concentrirt,  mit  Schwefelsäure  angesäuert 
und  wiederholt  mit  Aether  geschüttelt,  um  die  oxyaromatischen 
Säuren  zu  entfernen.  Befreit  vom  Aether  wird  die  Lösung  zur 
Entfernung  flüchtiger  Fettsäuren  auf  V«  des  Volumens  eingedampft, 
die  Schwefelsäure  mit  Baryt  gefällt,  der  Niederschlag  abfiltrirt, 
der  Ueberschuss  an  Baryt  durch  einen  Kohlensäurestrom  nieder- 


1)  Hospitals-Tidende  X,  507  darch  Deutsch.-  Med.  Ztg.  1893,  822. 

2)  Chem.  News  1893,  45. 


796  Toxikologie. 

geschlagen,  der  Niederschlag  durch  Filtration  entfernt,  die  Flüssig- 
keit einige  Zeit  auf  dem  Wasserbade  erhitzt,  abkühlen  gelassen 
und  mit  Sublimat  gefällt.  Der  Niederschlag  wurde  gewaschen, 
durch  Schwefelwasserstoff  zersetzt  und  das  Filtrat  concentrirt, 
wobei  sich  das  salzsaure  Ptoroa'in  krystallinisch  abschied.  Mit 
Wasser  aufgenommen  wurde  es,  um  die  Base  in  Freiheit  zu 
setzen,  mit  Galciumhydroxyd  behandelt,  mit  Chloroform,  worin 
sie  löslich  ist,  aufgenommen  und  schliesslich  durch  Waschen  mit 
Alkohol  und  Wasser  gereinigt.  Das  neue  Ptomain,  Sardinin  ge- 
nannt, ist  weiss,  krystallinisch,  in  W^asser  löslich,  besitzt  schwach 
alkalische  Reaction,  wird  durch  Salzsäure  als  weisses,  krystaJlini- 
fiches  Hydrochlorid  gefällt,  durch  Platin-  und  Goldchlorid  als 
gelbe  krystallinische  Verbindungen  und  giebt  mit  Phosphormolyb- 
dänsäure einen  grünlichen,  mit  Phosphorwolframsäure  einen  gelb- 
lich-weissen,  mit  Pikrinsäure  einen  gelben  und  auch  mit  Silber- 
nitrat sowie  Nesslers  Reagens  einen  Niederschlag.  Es  ist  giftig, 
bewirkt  Erbrechen,  Durchfall  und  Tod  und  ist  sehr  wahrscheinlich 
die  Ursache  der  durch  Genuss  in  Zersetzung  begriffener  Sardinen 
hervorgerufenen  Vergiftungserscheinungen.  Die  Zusammensetzung 
des  Sardinins  entspricht  nach  Griffiths  der  Formel  Cii  Hu  NOs. 

Zur  Verwendung  der  Photographie  zur  Entdeckung  von  Ver- 
brechen hat  Jeserich*)  einen  Beitrag  geliefert.  Vor  einiger 
Zeit  wurde  auf  der  Post  ein  Geldbrief,  der  400  Mark  in  Bank- 
noten enthalten  sollte,  aufgegeben.  Als  der  Empfänger  das  Cou- 
yert  erbrach,  fand  er  statt  der  Banknoten  braunes  Packpapier  in 
dem  Briefe.  Die  Besichtigung  des  Briefumschlages  ergab,  dass 
derselbe  an  einer  Seite  mit  dem  Messer  aufgetrennt  und  dann 
mittels  eines  eingeschobenen  weissen  Papierstreifens,  der  an  seiner 
Längsseite  geknickt  und  auf  zwei  Seiten  gummirt  worden,  ge- 
schickt wieder  verschlossen  war.  Jeserich  stellte  zunächst  fest, 
dass  die  Adresse  auf  dem  Briefe  erst  nach  dem  Zukleben  mit 
dem  gummirten  Papierstreifen  geschrieben  war,  denn  die  Tinte 
hatte  sich  in  die  durch  das  Zukleistern  entstandenen  Falten  er- 
gossen. Auf  dem  im  Briefe  befindlichen  Packpapier  liess  sich 
mit  blossem  Auge  wie  auch  mittels  Lupe  nichts  Besonderes  er- 
kennen. Jeserich  photographirte  die  Einlage,  und  auf  dem  Pboto- 
gramm  derselben  erschien  deutlich  der  Abdruck  des  Stempels 
von  dem  Postamte  in  Wilhelmshaven,  mit  welchem  die  Brief- 
marken auf  dem  Couvert  entwerthet  waren. 

Referat  über  den  Nachweis  von  Urkundenfälschung  mittels  der 
Photographie,  gehalten  im  Verein  schweizerischer  analytischer 
Chemiker  in  St.  Gallen  1893;  von  A.  von  Steiger >). 

1)  Pharm.  Centralh.  1893,  589. 

2)  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Chem.  n.  Pharm.  1893,  489. 


Litteratnr  und  Kritik. 


a.  Zeitschriften. 


1.  Aerztl icher  Gentralanzeiger. 

2.  Aerztlicher  Praciiker. 

8.  Aerztliches  Vereinsblatt. 

4.  Americ«  Chemical  Journal. 

5.  Arbeiten     des    Kaiserl.    Gesand- 
heitsamtes. 

6.  The  Analyst. 

7.  The  Americ.  Journal  of  Pharmacy. 

8.  The  Analyst. 

9.  Annali   di   chimica   e  di  Farma- 
cologia. 

10.  Annales  de  chimie  et  de  physique. 

11.  Justus  Liebig's  Annalen  d.  Chemie. 

12.  Apothekerzeitung  mit  Beilage: 
Repertorium  der  Pharmacie. 

18.  Archiv    für    experimentelle    Pa- 
thologie und  Pharmakologie. 

14.  Archiv  für  Hygiene. 

15.  Archiv  der  Pharmacie. 

16.  Berichte    der    deutschen    botani- 
schen Gesellschaft. 

17.  Berichte    der    deutschen    chemi- 
schen Gesellschaft. 

18.  Berichte    der    Pharmaceut.     Ge- 
sellschaft. 

19.  Berliner  Klinische  Wochenschrift. 

20.  Bolettino     chimico  -  farmaceutico, 
Milano. 

21.  Botanische  Zeitung. 

22.  British  Medical  Journal. 
28.  Bulletin  of  Pharmacy. 

24.  Bulletin  Commercial,  i'annexe  de 

l'ünion  pharm. 
26.  Bulletin    de  la  sooiete   chimiqne 

de  Paris. 

26.  Bulletin  de  la  societö  royale  de 
Pharmacie. 

27.  Bulletin  de  la  societe  des  Medicin. 
et  des  Naturalistes  de  Jassy. 

28.  Centralblatt  für  Bakteriologie  u. 
Parasitenkunde. 

29.  Centralblatt   f.   d.  Medicinischen 
Wissenschaften. 

80.  Chemical  News. 


31. 
82. 
83. 
84. 

85. 
36. 
37. 

38. 
89. 
40. 
41. 
42. 

43. 

44. 
45. 
46. 
47. 
48. 
49. 
50. 


51. 
52. 

53. 
54. 
55. 
56. 
57. 

58. 

59. 
60. 
61. 
62. 
63. 


Chemiker  Zeitung. 
Chemisches  Centralblatt. 
Chemische  Industrie. 
Chemisch     technischer     Gentral- 
anzeiger. 

Chemist  and  Druggist. 
Comptes  rendus. 
Czasopismo      towarzystwaapte 
Earck. 

Deutsch-Amerik.  Apoth.-Zeitung. 
Deutsche  botan.  Monatsschrift. 
Deutsche  Chemiker  Zeitung. 
Deutsche  Medicinal-Zeitung. 
Deutsche  Medicinische   Wochen- 
schrift. 

Deutsche    Viertel  Jahrsschrift    für 
öffentl.  Gesundheitspflege. 
Dingl.  Polytechn.  Journal. 
Druggists  Bulletin. 
Druggists  Circular. 
Farmaceutisk  Tidskrift. 
Farmacista  Italiano. 
Flora. 

Forschungsberichte  über  Lebens- 
mittel und  ihre  Beziehungen  zur 
Hygiene  etc. 

Fortschritte  der  Medicin. 
Friedreich's    Blätter    f.    geriohtl. 
Medicin. 

Gazetta  chimica  Italiana. 
Giornale  di  Farmacia,  di  Chim.  etc. 
Jahrbücher  f.  wissensch.  Botanik. 
Industriebl  ätter. 

Internation.  pharmac.  General- 
Anzeiger. 

Journal  der  Pharmacie  v.  Elsass- 
I^thringen. 

Journal  de  Pharmacie  d'Anvers. 
Journ.  de  Pharmacie  et  de  Chim. 
Journal  de  Pharmakologie. 
Journal  für  practische  Chemie. 
Maandblad    uitgegeven    door    de 
vereeniging     tegen     de     Ewak- 
Zalvery,  Amsterdam. 


798 


Litteratur  und  Kritik. 


64.  Medicinisch  -  Chirarg.  Rundschau. 

65.  Medicinische  Neuigkeiten. 

66.  Milchzeitnng. 

67.  Mittheilungen    aus    den    Eönigl. 
techn.  Versuchsanstalten. 

68.  Monatshefte  für  Chemie. 

-69.  Monatshefte  f.  prakt.  Dermatologie. 

70.  Moniteur  seien tifique. 

71.  Münchener  medicinische  Wochen- 
schrift. 

72.  Nederlandsch     Tijdschrift     voor 
Pharmacie. 

73.  New  Idea. 

74.  L'Oroei. 

75.  The  Pacific  Record. 

76.  Petit  Moniteur  de  la  Pharmacie. 

77.  Pharmaceu tische  Wochenschrift. 

78.  Pharmaceutische  Centralhalle. 

79.  Pbarmaceutical  Era. 

80.  Pharmaceu tical       Journal       and 
Transactions. 

81.  Pharmaceutische  Post. 

82.  Pharmaceutische  Presse. 
88.  Pbarmaceutical  Record. 

84.  Pharmaceutische  Rundschau, 
New -York. 

85.  Pharmaceutisch  Weekblad. 

86.  Pharmaceutische    Zeitschrift    für 
Russland. 

87.  Pharmakology     of     the      newer 
materia  medica. 

88.  Polytechnisches  Notizblatt. 

89.  Repertoire  de  Pharmacie. 

90.  Revue  internationale  de  Bibliogr. 
medicale. 


91.  Revue   internationale   des   falsi- 
tications. 

92.  Revue  de  Tberapeutique  medico- 
Chirurg. 

93.  Revista  die  Merciologia,  Sappl. 
al  Rollet,  farm. 

94.  Rundschau,  Prag. 

95.  Schweizer.  Wochenschrift  für 
Chemie  und  Pharmacie. 

96.  Suddeutsche  Apothekerzeitung. 

97.  Therapeutische  Monatshefte. 
9ö.  L' Union  pharmaceutique. 

99.  Veröffentl.  des  Kaiser! .  Gesundh. 
Amtes. 

100.  Yierteljahrsschrift  für  gerichÜ. 
Medicin. 

101.  Vierteljahrsschrift  üb.  d.  Fort- 
schritte auf  dem  Gebiete  der 
Nahrungs-  und  Genussmittel. 

102.  Wiener  medicinische  Blätter. 

103.  Zeitschrift  des  Allgem.  Oesterr. 
Apotheker- Vereins. 

104.  Zeitschrift  für  angew.  Chemie. 

105.  Zeitschrift  f.  analytische  Chemie. 

106.  Zeitschrift  f.  anorg.  Chemie. 

107.  Zeitschrift  f.  Hygiene  undlnfec- 
tionsk  rankheiten . 

108.  Zeitschrift  für  Nahrungsmittel- 
Untersuchung,  Hygiene  u.  Waa- 
renk. 

109.  Zeitschrift  iür  physiologische 
Chemie. 

110.  Zeitschrift  für  wissenschaftliche 
Mikroskopie. 

111.  Zeitung,  pharmaceutische. 


b.   Einzel-Werke. 

(Wichtigere  Neuigkeiten  auf  dem  Gebiete  der  pharmaceut.  Wissenschaften, 

welche  im  Jahre  1893  erschienen  sind.) 

Arnold,  Prof.  Dr.  C.  Repetitorium  der  Chemie,  V«  Auflage.  Ham- 
burg, L.  Voss. 

Baumert,  Dr.  G.,  Privatdocent  in  Halle.  Lehrbuch  der  gerichtlichen 
Chemie.    2.  Hftlfte.     Braunschweig.     Vieweg  &  Sohn. 

Berg,  Dr.  0.  C.  und  Schmidt,  C.  F.  Atlue  der  offlcineüen  Pßanzcn. 
2.  Aflge.  herausjregeben  von  Arthur  Meyer  und  K.  Schumann.  Leipzig, 
Arth.  Felix.     Lfg.  7  u.  8. 

Berendes,  Dr.  J.  Der  angehende  Apotheker.  Halle  a.  d.  S.,  Tausch 
u.  Grosse. 

Brestowski,  A.  Handwörterbuch  der  Pharmacie,  Heft  13 —  1 7.  Wien. 
W.  BraumfiUer. 


Literatur  und  Kritik.  799 

Bernthsen,  Prof.  Dr.  A.  Kurzes  Lehrbuch  der  organischen  Chemie. 
Braunsch^eig.    Yieweg  &  Sohn. 

Böttger,  Dr.  H.  u.  Fischer,  Dr.  B.  Pharmace atischer  Kalender 
für  1894.    BerÜD.    J.  Springer. 

Br unten,  Prof.  Dr.  T.  Lander.  Handbuch  der  allgemeinen  Pharma- 
kologie und  Therapie,  üebersetzt  von  W.  Joseph  Zechmeyer.  Leipzig. 
F.  A.  Brockhaus. 

Engler,  A.  u.  Prantl,  E.  Die  natürlichen  Pflanzenfamilien  nebst 
ihren  Gattungen  w.  wichtigeren  Arten  insbesondere  der  Nutzpflanzen,  Lfg. 
78—99.     Leipzig.     W.  Engelmaun. 

Festschrift  des  Schweizerischen  Apotheker-Vereins,  Zürich. 

Fischer,  Dr.  B.  Die  neueren  Arzneimittel.  6.  Auflage.  Berlin.  Ver- 
lag von  J.  Springer. 

Fischer,  Dr.  B.  Jahresbericht  des  chemischen  Untersuchungsamtes  der 
Stadt  Breslau. 

Guareschi,  Prof.  Icilio.  Introduzione  allo  studio  degli  Alkaloidi 
vegetali  et  alle  ptomaine.  Torino,  unione  tipografico-editrioe  1892. 

Heger,  H.  Pharmaceutischer  Almawich.  XIX.  Jahrg.  Wien.  M. 
Perles. 

Holfert,  Thoms,  Mylius,  Jordan.     Schule  der  Pharmacie.    Bd.  I, 

II,  III.     Berlin.     J.  Springer. 

Eobert,  Prof.  Dr.  R.  Arbeiten  a.  d.  Pharmakolog,  Institut  zu  Dorpat. 
Heft  VIII.    Ferd.  Enke. 

Robert,  Prof.  Dr.  R.  Lehrbuch^  der  Intoxikationen,  Stuttgart.  F. 
Enke. 

König,    Prof.  Dr.  J.     Die   menschlichen  Nahrungs-   und    Oenussmittel, 

III.  Aufl.     Berlin.     J.  Springer. 

Koller,  Dr.  Th.  Die  Technik  der  Verbandstofffabrikation,  Wien.  A. 
Hartleben. 

Lew  in,  Dr.  L.  Beiträge  zur^Kenntniss  einiger  Acokanthera-  und  Carissa- 
arten.    Leipzig.    W.  Engelmann. 

Linde,  Dr.  0.  Anleitung  zur  chemischen  Untersuchung  des  Wassers, 
Peitz.    Selbstverlag  des  Verf. 

Lojander,  Dr.  H.  Pharmakognostischer  Atlas.  Mikrophotogramme 
mit  erläuterndem  Texte.  Fase.  I.  Helsingfors.  Wasenius'  Buchhandlung 
(F.  Marklund). 

Lustig,  Dr.  A.  Diagnostik  der  Bacterien  des  Wassers,  2.  Aufl. 
Üebersetzt  von  Dr.  med.  R.  Teuscher  in  Jena.  Jena,  Gustav  Fischer.  Turin, 
Rosenberg  u.  Sellier. 

Pieszeczek,  Dr.  E.  Methoden  der  gerichtlichen  ehemischen  Analyse, 
Ein  kurzer  Leitfaden.    Königsberg  i.  Pr.     F.  Beyer. 

Reber,  B.,  Oaüerie  hervorragender  Therapeutiker  und  Pharmakognosten, 
Das  Werk  ist  bis  zur  neunten  Lieferung  vorgeschritten.  Im  Selbstverlag  des 
Verfassers. 

Schmaltz,  Dr.  R.  u.  Schweissinger,  Dr.  0.  Die  Arzneimittel  in 
alphabetischer  Reihenfolge,    Leipzig.     C.  G.  Naumann. 

Schmidt,  Apotheker  in  Beerfelden.  Die  Arzneimittel  der  Apotheken, 
Stuttgart    F.  Enke. 

Schrank,  Dr.  Josef.  Anleitung  tu  bacteriol,  Untersuchungen,  Wien. 
Fr.  Deuticke. 

Strassbuger,  E.  Das  kleine  botanische  Praktikum,  2 .  A ufl.  J ena. 
6.  Fischer. 

Tschirch,  Dr.  A.  Professor  u.  Oesterle,  Dr.  0.  Atiatomischer  Atlas 
der  Pharmakognosie  und  Nahrungsmittelkunde.  I.  u.  2.  Lief.  Leipzig. 
T.  0.  Weigel. 

Tschirch,  Prof.  Dr.  A.  Das  Kupfer  vom  Standpunele  der  gerieht' 
liehen  Chemie,  Toxikologie  und  Hygiene.    Stuttgart.     F.  Enke. 


^ 


800  litteratur  und  Kritik. 


c.  Kritik. 

(Zar  BespreohuDg  eingesandt.) 

Handtvörterbuch  der  Pharmaei».  Praktisches  Handbuch  für  Apotheker, 
Aerzte  und  Medicinalbeamte  und  Drogisten.  Herausgegeben  von  A. 
Brestowski.  Wien  u.  Leipzig.  Verlag  von  Wilhelm  Braumüller.  Das 
schon  im  27.  Jahrgange  des  Jahresberichtes  besprochene  Werk  ist  inzwischen 
bis  zu  dem  Buchstaben  P.  vorgerückt.  Die  seither  erschienenen  Lieferungen 
dieses  Werkes  berechtigen  das  ürtheil  aufrecht  zn  erhalten,  welches  in  der 
Besprechung  des  letztjährigen  Berichtes  gefallt  ward.  Das  Werk  wird  nadi 
seiner  Vollendung  ein  nützliches  und  brauchbares  Nachschlagewerk  sein. 

Anatomischer  AÜa»  der  Pharmakognoeie  und  NahrungemiUeUeunde  von 
Dr.  A.  Tschirch,  Professor  der  Pharmakognosie,  Director  des  pharmacea- 
tischen  Instituts  zu  Bern  und  Dr.  0.  Oesterle,  Assistent  am  pharmac.  In- 
stitute Bern.  Leipzig  1893.  T.  0.  Weigel  Nachfolger.  Der  Zweck  dieses 
für  den  Pharmakognosten  und  Nahrungsmittelexperten  ausserordentlich  werth* 
vollen  und  sehr  willkommenen  Hülfsmittels  ist  schon  nach  Erscheinen  der 
1.  Lieferung  im  vorjährigen  Berichte  besprochen  worden.  Die  seitdem  er- 
schienenen Lieferungen  2,  8  und  4  bestätigen  das  Urtheii,  welches  damals 
über  den  Werth  des  Werkes  gefallt  ward.  Sie  bringen  musterhafte  Zeichnungen 
und  klaren,  erschöpfenden  Text.  Lieferung  2  bringt  auf  5  Tafeln  Cacao, 
Fol.  Sennae,  Rad.  Liquiritiae,  Cort.  Chinae,  Bad.  Ipecacuanhae.  In  Lieferung 
8  werden  FioresTiliae,  Flores  Sambuci,  Fructus  Sambuci,  Garyophylli,  Fructns 
Anisi,  Fructus  Foeniculi,  Herba  Cannabis  ind.,  Fructus  Gannabis  auf  5  Tafeln 
an  der  Hand  vorzüglicher  Zeichnungen  besprochen,  Lieferung  4  bringt  Va- 
nille,  Fructus  Papaveris,  Semen  Papaveris,  Opium,  Kaffee,  Fol.  Caffeae,  Fol. 
Menthae  pip.,  Fol.  Menthae  crip.  Rhiz.  Calami.  Das  Werk  wird  allen,  die 
sich  mit  Pharmakognosie  und  Nahrungsmitteluntersuchungen  beschäftigen, 
ein  unentbehrliches  Hülfsmittel  werden. 

AiloB  der  offidnellen  Pflanzen.  Darstellung  und  Beschreibung  der  im 
Arzneibuche  für  das  deutsche  Reich  erwähnten  (Gewächse.  2.  verbesserte 
Auflage  von  Darstellung  und  Beschreibung  sämmtlicher  in  der  Pharmakopoea 
borussica  angeführten  offioinellen  Gewächse  von  Dr.  0.  Berg  und  C.  F. 
Schmidt.  Herausgegeben  durch  Dr.  A.  Meyer  und  Dr.  K.  Schumann. 
Leipzig.  Verlag  von  A.  Felix  1891.  Dies  Werk,  von  welchem  die  ersten 
6  Lieferungen  ebenfalls  im  Jahre  1892  schon  besprochen  sind,  ist  im  Jahre 
1898  um  weitere  2  Lieferungen  (7.  u.  8.)  gefordert  worden.  Lieferung  7  ent- 
hält Strychnos  Nux  vomica  L.,  Erythraea  Gentaurinm,  Gentiana  lutea  L.,  Men- 
yanthcs  trifoliatia  L.,  Fraxinus  OrnusL.  Olea  Europaea  L.  Lieferung  8  die 
folgenden  Tafeln :  Styrax  Berzoin  L.,  Palaquium  Gutta  Burck,  Arctostaphylos 
Uva  ursi  Spreng.,  Acacia  Catechu  VVilld.  Acacia  Senegal  W.,  Gassia  acnti* 
folia  Del.    Das  ausgezeichnete  Werk  bedarf  der  Empfehlung  nicht  mehr. 

Botanische  Wandtafeln ,  herausgegeben  von  Professor  Dr.  A.  Peter. 
Gassei  und  Berlin.  Verlag  von  TheodorFischer.  Lief.  1.  Tafel  1.  u.  2. 
Gucurbitaceae,  Violaceae. 

Das  Werk,  von  dem  die  ersten  beiden  Tafeln  vorliegen,  bringt  Ab- 
bildungen für  den  botanischen  Unterricht  an  Hochschulen  und  Mittelschulen 
Sie  sollen  darstellen: 

1.  Ansichten  ganzer  Blüthen,  Blüthendurchschnitte  und  einzelne  Blüthen- 
theile,  Diagramme  von  Blüthen  und  Blüthenständen,  Früchte,  Samen  etc.; 

2.  morphologisch  wichtige  andere  Pflanzentheile,  wie  Wnrzelstöoke, 
Enollenbildunffen,  Snrosssysteme  u.  s.  w.; 

8.  endlich  solcne  Pflanzen  und  Pflanzenorgane,  welche  biologisch  von 
hervorragendem  Interesse  sind,  wie  Schutz-.  Kleb-  und  Fangvorrichtungen, 
Vermehrungsorgane,  Bestäubung,  Schleuder-  and  Aussüssungsvorrichtungen, 
Tag-  und  Nachtstellungen  etc. 


Litteratür  und  Kritik.  801 

In  henrorragendem  Maasse  werden  als  Darstellungsobjecte  die  in  Mittel- 
eoropa  einheünifläen  Bläthenpflanzen  gewählt,  aber  auch  die  wiBsenschaftlich 
wichtigeren  oder  sonst  interessanteren  ausländischen  Gewächse  finden  viel- 
fache Berücksichtigang. 

Um  das  Werk  sowohl  för  Hoch-  wie  für  Mittelschulen  brauchbar  zu 
machen,  sollen  2  Serien  erscheinen: 

1)  akademische  Serie  ca.  100  Tafeln  aus  96  Familien, 

2)  Mittelschul-      „       „     70       „        „    78        „ 

Jede  Tafel  ist  einzeln  käuflich  zum  Preise  von  2  Mk.  Sie  hat  eine  Grösse 
von  90  X  70  cm.,  wobei  die  Grösse  der  Druckfläche  81,5  x  61  cm  beträgt, 
besteht  aus  einem  einzigen  Blatt,  das  mit  festen  Leinwandstreifen  eingefasst 
werden  soll»  am  das  kostspielige  Aufziehen  zu  ersparen.  Die  beiden  vor- 
liegenden Tafeln  entbehren  dieser  Streifen,  so  können  wir  über  ihren  prakti- 
schen Werth  nicht  urtheilen.  Ohne  eine  solche  Einrichtung  oder  ohne  Auf- 
ziehen sind  die  Tafeln  nicht  brauchbar,  da  das  Papier  zu  leicht  einreisst. 

•  Wir  haben  uns  davon  überzeugen  können,  dass  die  Figuren  aus  be* 
träctlioher  Entfernung  (ca.  16  m)  deutlieh  wahrnehmbar  sind,  in  einem  so 
grossen  Maassstabe  sind  sie  entworfen,  so  bedeutend  ^ist  der  Zwischenraum 
zwischen  ihnen  und  so  kräftig  ist  die  Zeichnung.  Für  naturgetreue  Wieder- 
gabe sowohl  in  Zeichnung  wie  Farbe  bürgt  der  Name  der  Herausgeber.  Die 
vorlieffenden  Tafeln  werden  allen  Ansprüchen  gerecht.  So  dürften  diese  „Bo- 
tanischen Wandtafeln*^  eine  fühlbare  Lücke  ausfüllen,  und  sie  mögen  allen 
Anstalten  aufs  wärmste  empfohlen  sein. 


PlnnuemtiMkir  Jabrnbcifaht  f.  188B.  51 


Autoren-Register. 


Abboth,  S.  W.  658 
Adam  82.  760 
Adametz,  L.  677 
Adamkiewicz  575 
Adolphi,  W.  426 
Adrian  429 
Ahlborn,  Ed.  666 
Albert  668 
Alexander,  G.  347 
Alpine,  D.  M.  111 
Alt,  Eberhardt  a.  Jäger 

224 
AlUchal,  M.  800 
Amadeo,  A.  J.  103 
Ambübl,  G.  658.  773 
Amthor,  C.  657. 716.  752. 

758.  771 
Anderlini,  F.  545 
Andouard  146 
Andreocoii  A.  554 
Andres,  H.  637.  638. 
Annato.  Gh.  632.  638 
Annibaie,  F.  344 
Anovio,  B.  758 
Ansohütz,  B.  286 
Arata,  J.  680 
Area  52 

ArendB,  6.  299.  800.  801 
Arena  769 
Amaadon  60.  98 
Arnold,  G.  335.  395 
Arndt,  Th.  727 
Arthaad  852 
Aschan,  0.  472 
Astolfi,  A.  79,  641 
Athenstaedt,  J.  569 
Attfield,  D.  V.  770 
Anbei,  y.  188 
Aubert,  A.  B.  673 
Anbry,  A.  647.  651.  736 
Aoerbach,  N.  675 
Anfrecht  675.  769 
Autenrieth,  W.  346.  787. 

788 


B. 

Baocarini,  P.  146 
Bach  n.  Riedel  219 
Backhans,  R.  662.  667 
Backofen,  F.  262 
Bftckström,  H.  254 
Baeyer  434.  458 
Bailey  264 
Balhom  629.  638 
Balland  705.  711 
Ballo,  M.  770 
Bamberger,  M.  110 
Bandalin  553 
Barbarini,  £.  372 
Barbier,  Ph.  457,  460 
Barclay,  J.  606 
Bamouvin  295.  637 
Barth,  M.  751 
Barthe,  L.  499 
Barthel,  228 
Barthelat,  J.  200 
Bartolotti,  P.  100 
Bastin,  E.  S.  15.  16 
Bauer,  Garl  18.  108.  117. 

154.  184 
—  R.  W.  773 
Banm,  H.  415.  662 
Baumann,  F.  677 
Baumert,  6.  714.  715 
Bayer  u.   Go.    388.   420. 

425 
Bayon,  T.  118 
Beane,  F.  D.  860 
Becker  768 
Beckmann  717 
Beckurts,    H.   611.  675. 

720 
Bedall,  Karl  592 
Behal  400 
Behring  575 
Bein,  S.  702 
Beker  600 

Bellen,  £.  J.  ▼.  d.  351 
Bender  u.  Hobein    226. 

230 


Benedict  431.  482 
Berend,  L.  B.  835 
Berg,  H.  268 
Berghe,  J.  v.  d.  658 
Beringer,  G.  294 
Bernhard,  M.  646 
Bemick  628 
Bernstein,  A.  676 
Bertram,  Jul.  484.  452 
Bertrand,  G.  462.  556 
Bertschinger,  A.  777 
Bettink,  H.  W.  765 
Beugnies  345.   847.  358. 

860 
Bhan  Daji  54 
Biel,  J.  774 
Bienert,  J.  687 
Bienfait  586 
Bill,  J.  876 
Biltz,  E.  204.  210 
Bingler,  Fr.  229 
Binz  290 
Bird  171 
Bitto,  B.  V.  767 
Blachstein  428 
Blacksmann,  S.  194 
Blanc  75.  79.  180.  463 
Blasi  679 
Blasius  675 
Blass  226 
Blum,  F.  865 
Bobrow,  N.  769 
Bock,  F.  427 
BocquiUon  299 
Bödtker,  E.  858 
Boggild,  A.  672 
Böhringer  u.  Söhne,  G.  F. 

571 
Böttcher,  0.  250 
Bogomolow,  T.  858 
Bokai,  A.  378 
Boldinffh,  H.  652.  656 
Bombeion,  E.  775 
Bompart  428 
Bon,  P.  H.  215 
Bonde  685 


Autoren-Register. 


803 


Bondzynsld,  8t.  868 
Bonhoff  770 
Boni  687 

Borisowsky,  W.  S.  674 
Bornträger,  A.  214 
Boseley,  L.  K.  662.  667. 

672 
Bosmann  226 
Bothamley,  C.  U.  776 
Bottier,  M.  21 
Boachardat441.  460.  471 
Bonillot,  J.  614 
Bourget  407.  417 
Bourgoin  782 
Bourquelot,  Em.  107.  868 
Bonveret  678 
Bonvier  E.  870 
Braemer,  M.  L.  88 
Branügam,  W.  864.  702 
Brand,  J.  787.  738 
Brandes,  W.  808 
Brasche,  A.  771 
Bremer  226 
Brentel,  E.  218 
Brestowski,  A.  702 
Briant  198 
Briflsonet  898 
Brodnitz  691 
Brooke,  Edw.  162 
Brousse  422 
Brown,  D.  291 
Brull6,  R.  686 
Bmnner,  H.  720 
Bnchner,  G.  307. 842. 700. 

777 
-  H.  772 
Bdhrer,  G.  649 
Büttner,  W.  226 
Buiwid,  0.  769 
Bukowsky  726,  774 
Bult,  H.  T.  761 
Bnrri,  Rob.  767.  769 
Butter,  F.  667 
Byk,  H.  669 

C. 

Gaddy  170 

Gaesar  a   Loretz  64.  96 
Gampbell  661 
Gannepin  146 
Gantzier,  A.  896 
Garcano,  L.  226.  407.  679 
Garles,  P.  619.  627.  646. 

743 
Garr,  Fr.  H.  486.  489 
Garstens,  A.  676 
Gassal,  Gb.  E.  681.  767 
Gansse,  H.  4S8 
GavalU,  A.  686 


Gazeneave,  P.  421.  422 

Geearis,  P.  821.  407 

Ghatelineaa  18 

Ghemiscbe  Fabrik  auf 
Aktien  vorm.  E.  Sche- 
ring 818.  369.  889.  428 

Ghittenden  667 

Ghlopin,  G.  W.  767 

Ghoay  400 

Ghrist,  G.  216.  232 

Ghristmas  878 

Ghristy  u.  Go.,  Th.  117 

Giamician  682 

GipoUone,  L.  T.  769 

Glark,  J.  268 

GlauB,  Ad.  481 

Glessler  270 

Gleve  802 

Goblentz,  V.  128.  608 

Golby,  D.  W.  678 

GoUin,  M.  E.  76.  164 

Gollingwood  166 

Golquhoun,  W.  864 

Gommission  des  Deut- 
schen Apotheker-Ver- 
eins zur  Bearbeitung 
des  Deutschen  Arznei- 
buches 204.  286.  286. 
247.  248.  260.  264. 267. 
266.  267.  268.  271. 
273.  276.  278.  279. 
804.  806.  820.  821. 
826.  828.  871.  897. 
408.  411.  418.  480. 
486.  466.  467.  461. 
476.  498.  602.  684. 
686.  688.  689.  690. 
627 

Gommission  (standige)  zur 
Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  66. 
169.  204.  244.  269. 
272.  274.  276.  308. 
806.  809.  310.  826. 
826.  871.  872.  874. 
891.  406.  409.  418. 
426.  466.  606.  689. 
648.  679.  684.  686. 
614.  619.  626.  640. 
644.    646.    647.    766 

Gommission  zur  Bearbei- 
tunff  einerWeinstatistik 
in  Deutschland  761 

Gonoil,  F.  769 

Gonroy  470 

Gotton,  S.  66 

Gounoher  88 

Gourtonne  812 

Gownley,  A.  J.  148.  174 


Gripps,  R.  A.  169.  469 
Grismer,  L.  246 
Grownel  866 

Gurtman,  Gh.  0.  247.  266 
Gushny,  A.  R.  613 
Gutler,  G.  876 

D. 

Daohnewski,  P.  N.  772 
Dahmen,  M.  284.  396 
Dalimann,  G.  668.  669 
Damköhler,  A.  896 
Danilewsky  896 
Dannenberg  718 
Davis,  Fr.  667 
Degener,  P.  679.  771 
Delaohanal  869 
Delao6ur,  J.  279 
Delaite,  M.  J.  668 
Delaye,  L.  681.  706 
Delbrück  787 
Deroide,  E.  849 
Desaga,  G.  224.  281 
Desvignes  618 
Deventer ,  Gh.  M.  v.  763 
Dick  216 
Dickson,  Gl.  769 
Dieckhoff  283 
Diehl    1.  220.  899 
Dietel,  R.  268.  687.  641 
Dieterich,  E.  16.  68.  88. 

84.  109.  197.  198.  266. 

810.    818.     828.     829. 

337.    388.     692.     698. 

696.  604.  614.  616. 
619.  626.  681.  688. 
646.    647.    689.     692. 

697.  699.    716.     717 
-  Th.  667 

Dobbie,  J.  A.  612 
Dohme,  Alfred  184 
Domic  671 
Dott,  D.  B.  287.  801 
Drews,  R.  618 
Droop-Riohmond,  H.662. 

664.    667.    671.     672. 

684.    687 
Drossbach,  G.  P.  767 
Dryon  620 
Dubois,  R.  208 
Dünnenberger,  E.  218 
Dvgardin-Beaumetz  428 
Dunstan,  W.  R.  802.  486. 

487.  488.  489.  606 
Durst,  J.  217.  672 
Dyer,  Th.  180 
Dymond  802 
Dzierzgowski,  8.  836 


804 


Autoren-Register. 


£. 

Eber,  W.  676.  702 
Eberhardt,  E.  G.  608 
Ebermann  897 
Ebert  228.  261.  478 
Ebstein  714 
Eokenroth,  H.  417.  418. 

420 
Edel,  M.  768 
Edelmann  702 
Eden,  van  151 
Ehrenberg,  A.  451 
Ehrhardt  n.  Metsger  225 
Eichengran  289 
E^k,  van  146 
Einhorn  559 
Eitner,  W.  84 
Ekstrand  260.  767 
Elbome,  W.  126 
Elliot,  G.  F.  Scott,  7.  21. 

169 
Eisner,  Fr.  754 
Erdmann,  Hugo  204 
Erich  738 
Estoourt  701 
Etard,  A.  26.  435 
Ewald  386.  506 

—  C.  A.  248 
Ewell,  E.  90 

P. 

Fabini,  S.  643 
Fabris,  G.  688.  693 

—  L.  789 

Fahlberg,  List  u.  Co.  407 
Fahrion,  W.  681. 689.  691 
Fairley,  T.  762 
Faians,  A.  718 
Falk,  E.  777 
Falkenberg  581 
Fanel,  G.  618.  623 
Farbwerke  vorm.  Meister 

Lucius  u.  Brüning  381. 

405.    406.    416.    462. 

479.    480.    481.     508. 

585.    569 
Farr,  E.  H.  195.  638 
Famsteiner  764 
Fauvet,  Gh.  518 
Fayn,  M.  620 
Feldtmann,  Fr.  217 
Fenwiok  66 
Filehne,  W.  476 
Filsinger,  F.  724 
Finkelstein,  Z.  M.  769 
Fischer  409 

—  B,  414.  424.  657.  716. 


727.    772.    754.    779. 

780.    782.    783.    784 
Fischer,  E.  159.  366 
Flaack  694 
Fleury,  G.  745 
Fiackiger,F.  A.  1.5.125. 

153.     163.     205.    286. 

293.   482 
Fodor  396 
Fokker  769 
Forbes  223 
Forster,  J.  770 
Frftnkel  390.  675 
Francis  658 
Frank  361 

—  Gg.  770.  771 
Franke,  Carl  671 

—  E.  774 

Frankforter,  G.  B.  529 
Fraukland,    P.    F.    767. 

768.  772 
Fräser,  Th.  36 
Fresenius,  R.  774 

—  W.  766.  766 
Freudenreich,  E.  v.  677 
Freund,  M.  610.  513.  529. 

530 
Freyer,  A.  F.  374 
Friedländer,  L.  562.  563. 

666.  666 
Friis,  St.  673 
Fritsch,  P.  416 
Färbringer  356 

G. 

Gärtner  229.  663 
Gantter,    F.    686.    689. 

698.  738 
Garcke  63 
Garnier  364 
Garrö  591 
Garrod,  A.  E.  848 
Garros,  F.  58 
Gascard,  Albert  202 
Gassmann,  A.  244 
Gawalowski,  A.  396.  658. 

724 
Gay,  Fr.  584.  661.  654 
Gaze,  R.  505 
Gehe  U.Co.  100.  133.179. 

258.    266.    289.    303. 

312.     392.    402.    412. 

426.    529.    567.    742 
Gehrmann,  Ad.  666 
Geissler,  £.  260.  578 
Gendre  624 
Gentil,  B.  G.  345.  358 
Görard,  £.  186 
Gerber,  N.  668 


Gerhard,  F.  762 
Gerock,  J.  E.  286.  778 
Ghose  111 
Gigli,  T.  380 
Gill,  A.  H.  762.  763 
GUle,  E.  580 
Gintl,  W.  H.  94 
Gilson,  E.  72 
Gläser,  M.  775 
Glenk,  Rob.  328 
Göhlich,  W.  524 
Goldenberg,  Geromoni  n. 

Co.  386 
Goldmann,  F.  559 
Goldschmidt  211.  540 
Goll  136 

Gonnermann,  M.  626 
Gönnet  743 
Gooch  224.  231 
Gool,  M.  van  620 
Gottschling,  R.  55 
Goyder  jun.,  G.  62 
Graff,  W.  333.  334 
Gram,  Chr.  644.  775 
Grandval,  Alex.  409. 483. 

722 
Gravill  53 
Gray  422 
Green,  J.  R.  556 
Greenish,  H.  C.   14.  61. 

88.  100.  117.  151.  169 
Greff,  H.  668 
Grejfor,  G.  341 
Gremer  u.  Friedrichs  227. 

234 
Greshoff,  M.  8.  9.  19.  97. 

118.  129.  130.  148.  149 
Griffiths,  A.  B.  679.  767. 

795 
öriggi,  G.  277.  631.  718 
Grimaux,  E.  497.  498 
Grimm  359 
Grösche,  Fr.  222 
Groot,  J.  de  569 
Grossi  420 
Grünhut  770 
Grüning,  W.  612 
Grnttner  432 
Grutzner,  B.  414.  424 
Grnber,  M.  390.  771 
Guntherodt  jun..  Fr.  217 
Guörin  357 
Guichard  58 
Guignard,  L.  73.  192 
GuiUot  721 
Guttmann  675 
Gutzeit,  E.  661.  688 
Györy,  St.  259. 


Autoren-RegiBter. 


805 


H. 

Haas,  B.  762 
Haberda,  Alb.  785 
Haenle,  0.  716 
Haensel  485 
Hager,  H.  144.  772 
Hahn,  Ed.  146 
Hairs,  R.  461.  687.  740 
Haie,  E.  M.  45 
Halpern,  K.  714.  716 
Hamel-Roos,  van  672.  760 
Hammond,  W.  A.  676 
Hanausek,   Ed.  711.  725 

—  T.  F.  127.  142.  669. 
721.  727.  728.  780.  788. 
784 

Hanko,  W.  776 
Hanriot  816 
Hanns  229 
Harms,  H.  160 
Hart,  F.  696.  727 

—  J.  H.  62 
Hartmann,  Alb.  647 

—  E.  L.  787 
Hartwiob,C.  119.718.720 
Hawks,  L.  B.  208 
Hasterlik,  A.  703 
Hauer,  M.  211.  794 
Hebbeler,  K.  56 
Hebebrand,  A.  712 
Hcckel,    E.  66.  67.    77. 

184.  147 
Heermeyer,  Ed.  9 
Hefelmann  446.  718.  714 
Heider,  A.  769 
Heinisch,  W.  544 
Heinrich  666 
Heinricher,  E.  188 
Heitzmann,  £.  744 
Heinz,  R.  428.  507 
Helbing,  H.  832.  834. 880. 

418.    489.    440.    441. 

449.   664.   565.    741 
Held,  F.  729 
Hell  n.  Ck>.,  G.  268.  571. 

644 
Hellwig  874.  718.  714 
Hemmelmayer,  F.  v.  640 
Heneon,  H.  827 
Hennig,  Rieh.  257 
Henning,  Arth.  479 

—  G.  F.  268 
Henriqnes,  Roh.  276.  696 
Henry,  Will.  F.  80 
Hergt,  0.  227 
Herlant  712 

Herier,  M.  699 
Hertmanni  304 


Herz,  Fr.  Jos.  661.  668. 

664.  671 
Hesse,  0.  603 
Heut,  G.  589.  540 
Heyden,  F.  von,  Naobf. 

818.379.899.404.411. 

420.  462 
Hildebrandt  659 
Hilger,  A.  204   214.  388. 

596.691.719.729.750. 

754.  756 
Hirsch,  Br.  206.  228 

—  F.  L.  von  221 
Hirschler,  A.  568 
Hirsohsohn,   Ed.  65.  69. 

83.  84.  197.  276.  898. 

394.  449 
Hirzel,  H.  332 
Hittcher  664.  665.  674 
Hoare  280 
Hochenegg  649 
Hofimann,  Fr.  27.  612 

—  L.  u.  E.  406.  416 
Hofman,  E.  B.  344 
Holde  226 
Holdermann  681 
Holm,  Jnst.  Chr.  773 
Holmes,   £.  M.   28.  36. 

36.    87.    42.   59.    151. 

167.  180 
Homeyer  403.  622 
Honigmann,  C.  240 
Hoole,  E.  T.  6 
Hooper,  D.  74.  109.  171 
Hopkins  849 
Hom,  F.  M.  764 
Hosvay,  L.  v.  776 
Hongonnenq,  L.  787 
Houzeau,  A.  688 
Hote,  P  782 
Howett,  H.  A.  D.  4dl 
Habener,  H.  681 
Hueppe  379.  675 
Hngershoff  228 
Hammel,  J.  J.  178.  179 
Hatohinson  183 

I. 

Isch-Wall  419 
Iwanoff  625.  771 

J. 

Jacobi,  Fr.  609 
Jacobsohn,  H.  518 
Jacobsthal,  A.  677 
Jaffe,  B.  226 
Jahns,  E.  78. 
Jais,  J.  737 
Jalowetz,  G.  737.  762 


Jamet  582 
Jandrier,  £.  153 
Janke,  L.  657 
Jankowski,  J.  181 
Jaqaet,  A.  382.  570 
Jassenski,  F.  A.  379 
Jaworsky,  A.  363 
Jensch,  Alex.  62 
Jeserich,  P.  702.  796 
Jolles,  Ad.  350.  856.  368. 
696.  775 

—  M.  842.  347.  858 
Jones  264 
Jorissen  461 
Josephy,  W.  610 
Joadon  407 
Jowett,  H.  A.  D.  487 
Jürgens,  A.  709 

—  B.  H.  768 
Jales,  J.  675 
Jang  365.  635 

K. 

Kaehler,Max57.231.232 
Kammerer,  E.  657.  658 
Kahane,  M.  347 
Kahlbaum,  C.  A.  F.  805 
Kahat  676 
Kalmann,  W.  775 
Kamm  409 
Kanthack  170 
Kattentidt  222 
Kayser,  R.  95.  760 
Kebler,  L.  F.  701 
Keenan,  Th.  J.  124 
Keiler   395 
Keilmann  366 
Keller,   C.  C.   122.    165. 

171.  176 
Kemmerich,  E.  701 
Keenwood  769 
Keppler,  F.  895 
Kerrich  2 
Kentmann  872 
Kiessling,  F.  769 
Kijanowsky,  B.  J.  669 
Kilian,  Fr.  218 
Kiliani,  H.  647 
Kimpen  770 
Kind,  A.  260 
Kinnear,  J.  B.  669 
Kinzel,  W.  144.  256.  298. 

327. 388.  403.  500.  608. 

563.  709 
Kirchmann,  W.  277.  581 
Kirchner,  M.  771 
Kisch  356 
Kistermann,  C.  860 
Kistioan  753. 


806 


Autoren-Register. 


Elebs,  E.  574 
Eleesattel,  H.  186 
Kleiber,  A.  750 
Kiewer,  F.  W.  284 
Klimeoko  553 
Klisch,  R.  618.  624 
Klobb  288 
Knoblauch,  0.  770 
Kob  u.  Co.,  Chr.  842 
Kobbe  488 
Kobert,  R.  98.  104.  158. 

448.  554.  610.  715 
Koch,  R  767.  769.  770 
Kock,  K.  417.  418 
Köbner,  H.  585 
Koeoig,  6.  519 
Königs  817 
Könyöki,    A.   685.    709. 

787.  758 
Koeppen,  A.  C.  141 
Kohlmeyer,  C.  754 
Koll,  W.  282 
Kollo  624 
Koninck,  L.  L.  de  227. 

252.  762 
Koningsberger,  J.  C.  155 
Konowalow,  D.  P.  706 
Konteschweller,  Ed.  507 
Kopp  778 
Komautb,  G.  716 
Kossa,  J.  873.  790 
Kossei  386 
Kessler,  A.  857 
Kottmayer,  G.  171.  260. 

261 
Kral,  H.  224.  781.  759 
Krampelmeyer,  E.  688 
Kraus,  S.  282 
Krauth,  Wilh.  481 
Krebs  770 
Kreidl  850 
Kreis,  H-  683.  684 
Kremla,  H.  757 
Krewel  572 
Kröber  772 
Kröhnke,  B.  770 
Krönig  228 
Kromer,  N.  550.  552 
Krüche  779 
Krüger,  Fr.  675 

—  P.  478 

—  R.  663.  666 
Küchler  u.  Buff  414 
Kümmel,  W.  771.  772 
Kukla  736 

Kulisch,  P.  211.751.762 
Kuthe,  M.  464 


L. 

Labler,  C.  2 
Laborde  498 
Lacour-Eymard  772 
Lafont  441 
Laho  702 
Laire,  G.  de  548 
Lajoux,  H.  409.  483.  722 
Lambo  624 
Lambrotte  589.  642 
Lamprecht,  220 
Landerer  427 
Landmann  769 
Landois  792 
Lane,  J.  688 
Lang  586.  670.  755 
Lange,  Carl  217 
Langermann,  G.  241 
Lannelongue  329 
Laser,  H.  771 
Lascar  772 
Lassar  618 
Lauder,  Alex.  512 
Laughlin,  M'  198 
Laves,  E.  861.  561.  687 
Leandre  708 
Lebann eur  747 
Lebbin,  G.  775 
Lecco,  M.  T.  658.  767 
Ledden-Hulsebosch ,  van 

164.  598 
Ledermann,  R.  644 
Leersum,  P.  van  168 
Leger  591 

Lehmann,  K.  B.  714.  776 
Leis,  H.  720 
Lenoble,  E.  277 
Lentz,  E.  A.  216 
Lenz,  W.  600 
Lepine  422 
Leschveur,  H.  280 
Levy,  L.  79 
Levy,  C.  400.  629 
Lewin,  L.  38.  89 
Lewkowitsch,  J.  305 
Lewschin,  L.  228 
Lewy,  M.  501 
Leybold's  Nachf.,  E.  211 
Leze,  R.  208 
Lidow,  A.  691 
Libau,  R.  218 
Liebermann,  L.  670.  763 
Liebrecht  428.  607 
Liebreich,  0.  884 
Lietz,  Alex.  106 
Lieunigh,  Fr.  695 
Lindemann  739.  791 
Lobry  deBrnyn,  CA.  668 


Lochmann,  C.  L.  157 
Loefiler,  A.  658.  769 
Ix>her,  A.  200 
Lohmann,  C.  628 
Looff  252 
Lucy,  R.  H.  691 
Ludewig  214 
Ludwig  776 
Lübbert  228 
Lüders  s.  Weppen. 
Lüdtke,  Fr.  789 
Lüdy,  Fr.  »186.  188.  191 
Lüttke,  H.  237.  316 
Luff,  G.  737 
Lunge,  H.  262 
Lupton  662 
Lydtin  702 
Lyon,  W.  282 

M. 

Maassen,  A.  770 
Mach,  H.  83 
Maggiora,  A.  678 
Maiden,  J.  H.  49.  68. 131. 

153.  447 
Maisch,  J.  M.  92 
Malenchini,  V.   677.  713 
Malfatti,  Jos.  80 
Malhot,  H.  u.  A.  752 
Maljcan,  U.  728 
Malvoz,  E.  769 
Mansfeld,  M.   229.  658. 

687.697.701.702.716. 

717.  761 
Mansier  682 
Maquenne  192.  299 
Marfori  570.  571 
Markownikoff,    M.    465. 

467 
Marouby  744 
Marpmann,  G.  441.  677. 

702.  768 
Marpmann  u.  Schurig  215 
Marquart  u.  Schulz  405 
Martenson,  J.  628. 637.742 
Martinotti,  C.  744 
Martiny,  B.  674 
Martins,  F.  287 
Massen,  H.  89 
Massute,  E.  759 
Mathias,  S.  369 
Mattei,  G.  di  770 
Mayrhofer,  J.  657.  760 
Mecke  779.  782.  793 
Medicus,  L.  756.  756 
Mehrdorf  673 
Meineke,  C.  245 
Meink,  Fr.  W.  92 
Meiseis  373 


Autoren-Register. 


807 


MeiBsl,  £.  660 
Meissner,  F.  W.  447 
Melander,  Y.  664 
Meldmm  304 
Mendoza,  A.  770 
Meneghello,  G.  744 
Mente  884 
Merck,  £.  158.  886.  406. 

406.    444.    490.    494. 

510.    580.     585.    587. 

544.    556.    578.    577 
Mering,  von  888 
Mesnard,  M.  £.  22.  189. 

481 
Mesnil,  du  643 
Metcham  198 
Meyer,  Ad.  662 

—  Arthur  160.  178.  174 

—  F.  A.  772.  778 

—  Fr.  227 

—  Victor  800^ 
Michaelis,  A.  721 
Micko,  C.  681.  688.  695. 

748 
Migula  767 
Miller,  W.  V.  556 
Millian,  E.  692 
Mittelmeier,  V.  869 
Mittelbach  617 
Mitteneweig  792 
Mizerski,  A.  242 
Möller,  H.  J.  204 
Mörbitz,  Joh.  156 
Moissan,  H.  143.  256 
Molinari,  G.  376 

—  M.  de  658 
Monheim,  G.  621 
Morpurgo,  G.  481.  650. 

656.    694.     741.    769. 

779 
Morse,  W.  F.  685 
Mosetig,  V.  111 
Mosselmann  702 
Motten  789.  791 
Müller  (Generalarzt)  295. 

296 

—  Carl  42.  184.  269 

—  Ferd.  von  5 

—  G.  660 

—  J.  A.  744.  748 

—  Max  225.  232 
Muencke,  Rob.  231 
Munzberger,  Th.  95 
Mulfinger,  J.  222 
Murga  658 

Musset,  Fr.  69.  248.  694 
Mylius,  Aug.  649 

—  F.  776 


N. 

Napier,  J.  L.  185 
Negri,  G.  de  688 
Neher,  F.  254 
Neisser  414.  768 
Neitzel  213 
Nenoki,  L.  242 

—  386 

—  M.  V.  420.  428 
Nentwig,   A.    677.   678. 

679 
Neuburger,  A.  716 
Neufeld,  G.  A.  697 
Neumann,  A.  G.  218 

—  B.  252.  762 

—  H.  676 

—  J.  661.  668.  667 

—  M.  873 

—  8.  775 

—  -Wender  362.  483. 
659.  740 

Neumeister  559 
Nickel,  £.  718 
Nicolas  288 
Niebel,  W.  705 
Niederstadt,   fi.  G.  674. 

708.  786.  772 
Niehls,  W.  231 
Nielsen  795 
Nijland,  A.  H.  770 
Nisius,  J.  667 
Nördlinger,  H.  889.  895. 

766 
Nordin,  J.  205 
Noorden«  C.  von  242 
Nothwang,  Fr.  701 
Noyes  230 

O. 

Oberhauser,  Will.  82 

Oeder,  G.  619 

Oefele,  v.  39.    96.  578. 

775 
Oertl,  A.  702.  724.  735 
Oesterle,  P.  181 
Ohlmnller  770 
üliveri,  V.  692 
Ollendorff,  A.  346 
Ollivier  590 
Orlow,  N.  622.  628 
Ossowsky  747 
Ost,  H.  16 
Overlach,  476 


Paal  559 
Palladins,  P.  508 
Pannwitz  223.  280 


Parke  Davis  u.  Go.  189 
Parmentier,  F.  778. 
Parry  701 
Pasohkis  886.  741 
Pasqualis,  G.  de  806 
Passmore,    F.    W.    882. 

384.    880.    418.    439. 

440.    441.    449.    564. 

566.     741 
Passy,  J.  209 
Patch,  E.  L.  804 
Paul,  B.  H.  143.  174 
Pax,  F.  40 
Peacock,  J.  167 
Pearson  u.  Go.,  W.  286 
Peckolt,  Th.  80.  31.  82. 

84.  46.  49.  67.  85.  92. 

103.     108.     114.    141. 

199 
Penny,  A.  367 
Pequart,  V.  J.  682. 
Perkin,   A.  G.  101.  178. 

179 
Peters  611 
Petersen,  H.  786 
Petersen  840 
Petit,  A.  53.  397 
Petri  770 

Pettenkofer,  M.  v.  770 
Pfaff,  F.  830 
Pfeiflfer  714 
Pfister,  R.  786 
Pfleger,  Joh.  481 
Pfuhl,  A.  896.  770 
Philipps  802 
Pickering,  Sp.  U.  234 
Piaz,  A.  dal  762 
Picrini,  P.  643 
Pieszozek  251.  828 
Pinette  683 
Plagge  775 
Planchen  2.  8.  4.  198 
Planta,  A.  v.  541 
Plugge,  P.G.97. 118. 129. 

148.  149.  545. 
Pohl  469 
Poirault  566 
Polak,  J.  766 
Poleck,  Th.  466 
Polenske,   Ed.   701.   704 

712 
Pollaczek  773 
Pommeranz,  G.  439 
Poncet,  von  220 
Ponzio,  G.  829.  697 
Porter,  G.  182 
Portes,  L.  660 
Potoni6,  H.  110 
Prager,  A.  683.  726 


808 


AutorenregiBter. 


Pratesi,  L.  774 
Praasnitz,  W.  283.  714 
Prebble  57.  71.  112. 126 
Preisacfa,  J.  878 
PrevoBt  399 
Printz,  M.  736 
Proskauer,  B.  767.  771 
Pnhibyiek,  A.  94 
Pukall,  W.  772 
Pusch,  Th.  324.  325 

ß. 

Radomyski,  S.  347 
Radulescu  329 
Rahm,  A.  N.  671 
Raikow  227 
Ram&ay  293 
Ranwez,  F.  596 
Raptochewski  397 
Raschig,  F.  390 
Rau,  Alfr.  737.  748 
Raumer,  E.  v.  679.  732 
Rayner,  G.  U.  246 
Reboiirgeon  13.  139 
Reczowski,  de  743 
Reformatsky,  A.  467. 
Rehsteiner,  H.  770 
Reich,  E.  686 
Reinsch,  A.  767 
Renk  675 
Rennie,  E.  52 
Renson  86 
Retgers,  J.  W.  210.  263. 

279 
Renss,  W.  394.  759 
Renter,  L.  288 
Reynier  419 
Riban,  J.  773 
Richards,  J.  M.  572 
Richardson  302 
Rächet  316 
Rideal,  S.  761 
Riecker,  A.  774 
Riedel,  J.  D.   383.  387. 

388.404.408.421.426. 

479.  480.  627 
Riederer,  F.  377 
Rimbach,  £.  212 
Ringel,  T.  673 
Ripper,  M.  748 
Robechek,  L.  32 
Robert  86 
Robineau  280 
Robinsohn,  Gustav  220 
Robinson,  C.  E.  86 
~  H.  548 

Rodionow,  6.  P.  116 
Rounia,  R.  715 
Roher  283 


Roennefahrt,  P.  651 
Römhilt,  Fr.  222 
Röser  743 
Röttinger  772 
Rohde,  G.  656 
Rohdich  685 
Rohn,  Ch.  A.  374 
Roi,  du  678.  688 
Rollet,  Et.  421.  422 
Rollin,  G.  280 
Roman,  C.  752 
Romijn,  G.  763 
Roques,  F.  113 
Rose,  F.  776 
Rosenbom,  R.  772 
Rosenheim,  Th.  238 
Rosenthal  791 
Rosin,  H.  348.  360 
Rossi,  J.  769 
Rost,  B.  679 
Rücker,  M.  216.  228 
Rudel  352 
Rühlmann  539 
Ruffin,  M.  734 
Ruhemann  688 
Rummo  506 
Runschke,  G.  657 
Rupp  717 
Rusby,  H.  128 
Ryn,  L.  van  494 

S. 

Saalfeld  338 
Sabbatani,  L.  534 
Sablon,  L.  de  103 
Sachs,  S.  222 
Sage  53 

Salkind,  Jos.  190 
Salkowski,  E.  344.  347. 

684 
Salmenew,  N.  D.  714 
Salzer,  Th.  212.260.311. 

822 
Salzmann,  H.  318.  649. 

709 
Sander,  G.  365 
Sandlund,  H.  160 
Sartori,  A.  667.  662 
Sartorius  933 
Sayre,  L.  E.  14.  154 
Scala  759 

Schacht,  G.  290.  293 
Schaohtrupp  370 
Schack  781 
Sohaer,  Ed.  205 
Schaerges  377.  501 
SohafiFer,  F.  657.671.677. 

779.  781.  788 
Schardinger  769 


Schatzmann,  P.  683 
Scheibler,  C   369 
Schelenz,  H.  204 
Schollenberger,  0.  661 
Schenk,  GL  770 
Schermer,  J.  554 
Scheurlen  395 
Schewiakoff,  W.  768 
Schierholz  233 
Schiff,  H.  229 
Schilow,  P.  F.  247 
Schill  769 
Schiller-Tietz  895 
Schimmel  u.  Co.  373. 430. 

482.  483.  434. 436.  487. 

438.  440.  441.  442.  448. 

444.  445. *446.  447.  448. 

455.456.467.459.461. 

464.  465.  466.  467. 468. 

469.471.472.474.475. 

756 
Schinzinger  482 
Schipiloff,  K.  771 
Schlagdenhauffen,  F.  66. 

67.  77.  134.  147 
Schleicher  u.  Schüll  226 
Schlicht,  A.  620.  622 
Schmelck,  L.  668 
Schmidt,  Ad.  224 

—  E.  490.  504.  519. 524. 
535 

—  F.  255.  490 

—  G.  P.  656 
Schmidt  -  Beerfelden    85. 

625 
Schmiedeberg  571 
Schmitt,  G.  752 

—  G.  668 

Schneegans,  A.  201.  842 
Schneider,    A.   220.  222. 

223.    891.    500.    779. 

781.  782 
Schneider,  P.  713 
Schobert,  0.  205.  810. 

824.  875.  629.  640. 

641 
Schöfer,  H.  771 
Schoepp,  668.  786 
Schols,  L.  658 
Soholtz,  M.  657 
Scholvien,  L.  293. 
Schorer  704 
Schramm,    P.    487.  462. 

456.  472 
Sohroeder,  P.  582 
Schrott-Fiechtl  664 
Schubardt  412 
Schuchardt,  B.  489 
Schülke  u.  Mair  896 


Autoren-Register. 


809 


Schnbbert,  L.  219 
Schabenko  428 
Schalten,  A.  v.  223. 
Schulte,  J.  W.  590 
Scholz,  W.  V.  184.  647 
Schulze,  H.  268 
—  E.  149.  541.  721 
Schum,  £d.  648 
Schuppau,  P.  678.  674 
Schwalm  768 
Schwarz,  E.  844 
Schweiufurth,  G.  54 
Schwonder,  0.  766 
Sciavo,  A.  767 
Searl,  A.  294 
Sedgwick,  W.  T.  772 
Seeliger,  R.  56 
SeemauD,  Th.  769 
Segou  746 
Seifert,  W.  749 
Seiler,  Fr.  758 
Seil,  E.  714 
Semmler,  F.  W.  465 
Senator,  H.  843 
Sendele,  A.  716 
Sendtner,  R.  761 
Setterberg  776 
Seybold,  ß.  612 
Shepheard,  W.  F.  J.  505 
Shoemaker  590 
Sicarda  52 
Siebel,  J.  E.  787 
Siedler,  P.  709.  768.  772. 

778.  774 
Siegel  96.  98.  99 
Sieveking  864 
Sigismund,  0.  679 
Silber,  P.  582 
Silya  583 
Simmonds,  P.  L.  11.  25. 

148 
Sinibaldi  748 
Skraup,  Zd.  H.  496 
Smidowitech  851 
Smith,  W.  J.  807 
—  u.  Co.,  F.  u.  H.  528. 

581 
Snijders,  A.  J.  C.  769 
Soldaini,  A.  514.  516 
Solteien,    P.    210.    686. 

695.    696.     699.    707. 

729.  764 
Sonne,  W.  774 
Sonnie-Moret  790 
Southall  60 
Soxhlet  675 
Späth,  E.  679.  680.  697. 

784.  789 
Spica  679 


Spiegel,  L.  885.  886.  514 
Spiegier,  F.  346. 
Spindler  395 
Spunt,  M.  870 
Squibb  289 
Stackler  428 
Stadelmann  554 
Stahl,  J.  812.  885 
Stapf,  0.  112 
Starting  766 
Stefanowsky,  F.  K.  715 
Steiger,  A.  v.  796 
Stenner,  W.  786 
Stern,  Edm.  894.  642.646 
—  J.  461.  683.  726.  753 
Stewart  109 
Stift,  A.  678 
Stock,  Rob.  477 
Stockman,  R.  125 
Stockmeier,  M.  775.  777. 

778 
Stockmeyer  892 
Stock,  Carl  629 
Stoeder,  W.  588 
Stöhr,  0.  509 
Stolba,  Fr.  226 
Stone,  W.  E.  759 
Straohe  481 
Strasser,  L.  276 
Strassmann  670 
Strauss,  H.  289 
Studensky,  A.  859 
Stutzer,  A.  769.  770 
Suohomel  578 
Subr,  E.  746 
Szajnocha,  L.  775 
Szekely,  S.  670 
Szigetti,  H.  798 

T. 

Tafel,  J.  542 
Taine  299 

Tanret,  Ch.  866.  868 
Tappeiner  818 
TauBzk,  F.  873 
Teich,  M.  771 
Teyxeira  202 
Thal  709 
Thein,  C.  220 
Thömer,  W.  671.'-;774 
Thometzek,  J.  773 
Thoms,  H.  244.  882.  884. 

402.  476.  741 
Thompson,  F.  A.  608 
Thomson,  R.  T.  257 
Thorion  857 
Thorpe,  T.  E.  548 
Thouvenin,  M.  59 
Thumauer  392 


PhMrmAMiitiaolnr  Jabresberieht  f.  18W. 


Tiohomirow,  W.  A.  726 
Tiemann,  F.  478.  548 
Tietz,  W.  519 
Tigerstedt,  A.  225 
Tilden  21 
Tillie,  Jos.  86 
Tooher  830 
Töllner,  E.  220 
Tolomei,  G.  774 
Tonneau  246 
Toporoff.  A.  771 
Torey  264 
Toth,  Jul.  252 
Trapp,  J.  474 
Traube,  222 
Treadwell,  F.  P.  775 
Tremeau  62 
Trillat,  A.  659.  743 
Trimen  6 

Trimble,  H.  150. 157. 160 
Tmka,  Fr.  1.  2 
Truelle,  A.  758 
Truman  110 
Tschirch,  A.  23.91.481. 

659 
Tschishewsky,  A.  J.  219 
Tschlenoff  287 

ü. 

Ubaldini  98 

Uhl  674 

Ullmann  225.  878.  404 

Umney,  J.  G.  68.  66.  88 

Utech,  P.  H.  196 

Utescher,  E.  612 

V. 

Vahle  891 
Valude  816 
Yaluzac  624 
Vanino  719 
Vasey,  S.  A.  718 
Vaudin,  L.  660 
Vedrödi,  V.  707.  780 
Venzke  704 
Yerbeek,  A.  288 
Verein     der    Apotheker 

Berlins  589.  614.  615. 

616.  644 
Vignon  L.  278.  666 
Villaret,  W.  L.  717.  718 
Villavecchia,  V.  698 
Villon,  H.  299.  328 
Vincart,  M.  620 
Vincent,  C.  869 
Viole  624 
Virchow  770 
Vis,  G.  N.  628 

52 


810 


Sach-Register. 


Vitali,  D.  207.  256.  346. 

483.  786.  787.  789 
Yizem  283 
Vogel,  H.  737 
Vogea,  0.  768 
Voirin  364 
Voller,  A.  771 
VollenhoveD,  van  771 
Vomacka,  Ad.  618 
Voräoek  610 
Vorstaedter  228 
Voswinkel,   Arnold  424. 

666 
Vrij,  de  607 
Vulpius,  G.  211. 294. 309. 

337.    374.    411.    567. 

568.  630.  636 

W. 

Waage,  Th.   14.  16.  19. 

42.  46.  52.  53.  58.  96. 

100.     105.     127.     153. 

159.     170.     183.    186. 

198.    200.    201.    468. 

709.    710.    714.    723. 

724.    728.    735 
Wacbholz,  L.  785 
Wagner,  £dm.  264 
Wagstaffe  317 
Wallach,    0.    433.    434. 

458.  464.  466.  472 
Wallbaum,  H.  452 
Wallichs  769 
Ward,  J.  S.  136 
—  M.  767.  768 
Warington,  R.  328 


Warmbrnnn,  Quilite  u.Co. 

217.  224.  641 
Wartha  763 
Watraszewski  626 
Watt,  Fr.  771 
Weam,  566 
Web  jun.,  6.  246 
Weber,  H.  344 
Weber,  J.  669 
Wedemeyer,  E.  249 
Wehmer,  Ch.  322 
Weibel,  E.  769 
WeibuU,    M.   660.   663. 

678 
Weichardt  645 
Weigle,  Th.  717.  731 
Weigmann,  H.  674 
Weis,  G.  340.  341 
Weiss  670 

Welmans,  P.  529.  689 
Wenger,  W.  H.  327 
Wentzky,  0.  633 
Weppen  n.  Lüders  610. 

611 
Werner,  Herrn.  321 
Westphal,  G.  217 
Wevre,  de  152 
Wibel  680 

Wichmann,  H.   772.  773 
Wiederhold  284 
Wieler,  A.  129 
Wijs,  de  145 
Wilcox  128 
Wild,  Ed.  696 
Wilder,  H.  M.  727 
Wiley,  W.  99 


Will  760 

Willer,  A.  K.  548 

Williams,  W.  652 

Wilton  250 

Wimmel,  Th.  63.  68 

Wimmer  779.  782.  793 

Windisch,  K.  736.  765 

Winkler  403 

Wintemitz  95.  346 

Wislicenns  317 

Wisselingh,  C.  yan  19 

Witt,  0.  N.  217.  230 

Witte,  Fr.  563 

Wittkowski  M.  130 

WolfF,  M.  736 

Wolff  u.  Söhne,  F.  A.  230 

Woll  661 

Woltering,  P.  676.  756 

Woods,  H.  274 

Worlee  u.  Co.,  E.  H.  68 

Wright  195.  638.  676 

Y, 

Young,  W.  G.  234.  277 

Z. 

Zaayer,  H.  G.  de  9 
Zemsch,   Aug.  216.  218. 

220 
Zink,  J.  768.  771 
Zim,  G.  674 
Zoachlos  346 
Zuokerkandl,  0.  430 
Zweifel,  A,  753.  765 


Sach-Begister. 


Vorbemerknn  gen , 

1.   Im  Register  sind  nicht  berücksichtigt  worden  and  sind  auf  den  ange* 
gebenen  Seiten  im  Text  einzusehen: 

a.  die  alphabetisch  geordnete  Uebersioht  der  wichtigsten  alsTonicum, 
Sedativum,  Febrirugum  u.  s.  w.  verwendeten  Rinden  (S.  10—13). 

b.  das  Verzeichniss  der  saponinhaltigen  E^anzen  (S.  18 — 19). 

c.  das  alphabetisch  geordnete  Verzeichniss  der  Handelswaaren  der  in 
der  Pharmacie  und  den  technischen  Gewerben  angewendeten  chemi* 
sehen  Körper  n.  s.  w.  (S.  206—207). 


Saoh-Begister. 


811 


d.  die  alphabetisch  geordneten  üebersichten  der  von  E.  Dieterich 
behufs  Werihbestimmung  untersuchten  Extracte  und  Tincturen 
(S.  604—606  und  S.  688-640). 

2.  Die  Literaturvermerke  auf  Seite  767  u.  f.  betr.  bacteriologische  Unter- 
suchung, Filtration,  Reinigung  von  Wasser,  Wasserversorgung  u.  s.  w. 
sind  nicht  einzehi  in  das  Register  aufgenommen  worden;  auf  diese  Ar- 
beiten wird  an  dieser  Stelle  deshalb  besonders  hingewiesen. 

3.  Buchstabe  G  siehe  auch  K  und  umgekehrt. 


Abies  pectinata,  A.  canadensis,  äthe- 
risches Oel  462. 
Abietaceae  27. 

Abietinsäure,  Zusammensetzung  88 
Abrastol,  Nachweis  im  Wein  748 
Abwässerfrage,  Beiträge  769  u.  f. 
Acacia  arabica,  A.  Farnesiana,  A.  Se- 
negal, indische  Gummiarten  67 

—  albida,  A.  Senegal,  A.  Yerek,  A. 
vera  s.  Senegalgummi 

—  Jurema,    Adstringensrinden  146 

—  Senegal  s.  Senegalgummi 
Acalypfaa  indica,  ceylonische  Arznei- 
pflanze 6 

Achillea  coronopifolia,  ätherisches 
Oel  486 

Acetamidoantipyrin,  Darstellung  479 

Acetanilid,  Nachweis  im  Harn  864 

Aceto-ortho-Toluid  872 

Acetophenon,  Verbindungen  mit  Ghlo- 
ral  818 

Acetum  pyrolignosum  rectificatum, 
Prüfung  und  wirksame  Bestand- 
theile  807,  Vorschläge  zur  Aende- 
rung  des  Artikels  in  D.  A.III.  309 

Acetyl-p-ozyphenylurethan  (Nenrodin) 
und  Acetyl  -  Aethoxyphenylcarba- 
minsäureäthyläther  (Thermodin), 
Darstellung,  £ip:enschaften  und 
Wirkung  388.  889 

Acid-Butyrometrie,  Universal -Fettbe- 
stimmungsmethode für  Milch  668 

Acidimetrie,  Borax  als  Grundlage  212 
Kaliumdichromat  als  Urmaass  218 

Acokanthera  Deflersii,  A.  Ouabaio, 
A.  Schimperi,  A.  venenata,  pharma- 
kognostische  Mittheilungen  88  u.  f. 

—  Schimperi,  A.  spectabilis,  A.  ve- 
nenata, Beschreibung  u.  Bestand- 
theile  (Ouabain),  Pfeilgifte  86. 
86.  87 

Aconitin,  Furfurolreaction  488 

—  Trennung  vom  Isoaconitin,  Eigen- 
schaften beider  488,  Umwandlung 
von  A.  in  Isaconitin  489 

—  Verbindungsfahigkeit  mit  Chloro- 
form 293 

—  Zusammensetzung  der  Aconitine 
des  Handeis  486 


Aconitingoldchlorid,  Modificationen 
487 

Aconitum  und  Aconitpräparate  (Ebc- 
tract,  Tinctur,  Alkoholatur,  Sal- 
ben, Pflaster),  Alkaloidbestimmung 
692  u.  f. 

—  Napellus,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  17 

Acridium  peregrinum  s.  Wander- 
heuschrecke 208 

Acrylverbindungen  888 

Actinodaphne  Hookeri,  zuckerhaltiger 
Saft  112 

Adeps  8.  Schweinefett 

—  Lanae  s.  Wollfett 

Adina  cordifolia,    ceylonische   Nutz- 
pflanze 7 
Adlerholz,  Abstammung  69 
Adonis  vernalis,  Bestandtheile  168 
Adonit,  Eigenschaften  168.  169 
Adstringens  der  Dorpater  Sammlung, 

Abstammung  146 
Aepfelsäure,  Bestimmung  im  Wein  748 
Aetber    organischer    Säuren  (Fette) 

828-838 
Aetherische   Oele,    Apparat  zur  Ex- 
traction  aus  Blumen  431 

Art  der  Entstehung  und  Sitz 

in  den  Blüthen  22 

—  —  Bestimmung  des  Aldehyd-  u. 
Ketongehalts  481,  Bestimmungder 
sog.  Methylzahl  482 

Bildung  im  Pflanzenkörper  28 

—  —  Chemie  und  Botanik  481 
Ester   verschiedener  Alkohole 

als  Hauptbestandtheile,  Darstel- 
lung dieser  Ester  438 

Eucalyptolgehalt  u.   Nachweis 

449 

Löslichkeit  von  Harzen  in  den- 
selben 436 

terpenfreie,  Intensität  486 

Uebersicht  430 

—  —  veränderte  Fassung  einiger 
Artikel  in  D.  A.  III.  480 

—  —  u.  Kampherarten  480 — 476 
Aethoxyamidoacetylcymidin  u.  dessen 

Salze,  Darstellung  406 
p-Aethoxyantipyrin,   Darstellung  479 


812 


Saoh-Begister. 


p-Aethozyphenylhydrasin  n.  p-Aetho- 
xyhydraoetin,  Dantellang         887 

p-AethozyphenylmethylpyrazolidoD, 
Darstellang  480 

Aethylaether,  Anforderangen  300 

Aetbylaether,  Bildung  von  11,0«  302 

—  Bildung  einer  explosiven  Substanz 
beim  Verdampfen  302 

—  kleinste  wahrnehmbare  Mengen 
(Geruch)  209 

—  Prüfung  auf  Aldehyd  801 
Aethylalkohol,     Ghlorirungsproducte 

800 

—  Erzeugung  aus  Artischocken  79 

—  Mittheilungen  über  Spiritus  und 
Spirituspraparate  299 

^  Nachweis  757,  Untersuchung  von 
Rohspiritus  und  Sprit  nach  der 
Methode  der  schweizerischen  Al- 
koholverwaltung 757 

—  >i  achweis  im  Perubalsam  70 

—  Reinigung  299 
Aethylanilin,  Lactylderivate  886 
Aethylbromid^      Veränderungen    am 

Licht  und  Aufbewahrung  290 

—  Vorschlag  zur  Aenderung  der  Fas- 
sung des  Artikels  des  Deutschen 
Arzneibuches  808,  Darstellung 
nach  Pictet  308 

AethylcarpaSn  496 

Aethylchlorid,  Darstellung  nach  Pictet 

808,    Anwendung   als   Anaestheti- 

cum  803 

—  Handelssorten  808 
Aethyljodid,  Veränderungen  am  Licht 

und  Aufbewahrung  290 

Aethylnitrit  s.  Spiritus  aetheris  ni- 
trosi 

Aethylscoparin,  Eigenschaften  540 

Agnetheln,  Salzbrunnenwasser  775 

Agopyrin  778 

A^rostemma-Sapotoziui  Zusammen- 
setzung 555 

Aker  lampong-Pfeilgift ,  Eigenschaf- 
ten 125 

Alangin  88.  489 

Alangium  Lamarckii,  Alkaloid  88. 
489 

Alban,  Bestandtheil  der  Guttapercha 
181 

Albizzia  Brownei,  Gummi  8 

Albumin  s.  Eiweiss 

Albuminimeter  Esbach ,  verbesserte 
Form  842 

Albumose  (Somatose)  559 

Albumosen,  Nachweis  im  Harn  845 

Aldehyd,  Nachweis  756.  757 

Aldehydoguajacolcarbonsäure,  Dar- 
stellung 404 


Aldoxime,  Verbindungen  mit  Chlor&l 

818 
Alembrothgfaze,  Darstellung  652 
Alganicinsäure,  Eigenschaften  29 
Algarobilla,    Beschreibung   und   Be- 

standtheile  der  Frucht  60 
Algae  28—80 
Algen  des  Meeres  28—80 

—  Jodgehalt  28 

Alisma-Arten,  Anwendung  und  Wir- 
kung 80 
Alismaceae  80 

Alkalimetrie,  Borax  als  Grundlage  212 
Alkaloide  482—544 

—  Bestimmung  in  Extracten  592  u.f. 

—  Bestimmung  mittels  Kalium-Queck- 
silbeijodids  486 

—  Furfurolreactionen  482 

—  Monographie  von  Guareschi  482 

—  neue  Methode  zur  quantitativen 
Bestimmung  mittels  Titration  (Vi- 
tali)  207 

—  toxikologischer  Nachweis  791 
Alkaptonham  864 

Allium  ascalonicum,  A.  Cepa,  A.  por- 
rum,  A.  sativum,  A.  schoenopra- 
sum,  A.  scorodoprasum,  brasilia- 
nische Heilpflanzen  114 

Alkohol  absolutus  Pictet,  Prüfung  800 

AI  koholaturen ,  Alkaloldbestimmung 
596  u.  f. 

Alkohole,  einwertbige,  Charakterisi- 
rung  757 

—  Glykoside  ders.  866 
Alkoholgährung,  Aldehydbildung  748 
Alocasia  indica  und  A.  macrorrhiza, 

Beschreibung,  Bestandtheile,  An- 
wendung 47.  48 

Aloö  pictum,  therapeutische  Verwen- 
dung 116 

Aloeholz,  Abstammung  59 

Aloetinotur  s.  Tinctura 

Aloexylon  Agallochum,  Stammpflanze 
des  Aloeholzes  59 

Alizarinmonomethyläther,  Vorkommen 
in  der  Ghaywurzel  179 

Alpenblumenpaste  778 

Althaea,  Anbau  2 

Altheewurzel,  Charakteristik  des  Stär- 
kemehls 16 

Alumen  ustum,  Loslichkeit  u.  Aende- 
derung  der  Fassung  des  Artikels 
des  Deutschen  Arzneibuches  266 

Aluminium  266—268 

—  Einwirkung  lufthaltigen  Wassers 
auf  A.  776,  Verhalten  gegen  ver- 
schiedene Nahrungsmittel  776 

—  Feldflaschen  und  Kochgeschirre 
aus  A.  775 


Sach-Register. 


813 


Aluminiam,  Vorkommen,  DarBtellauRTy 
Eigenschaften  n.  Verwendung  776 

Aluminiumgallat  (Gallal)  421 

Alnmininm-Ealinm  Balfophenylicnm 
878 

Alumininmsalicylat  (Salumin),  Eigen- 
schaften 408 

Alnminiumsnlfat,  Vorschläge  zur  Aen- 
derung  der  Fassung  des  Artikels 
des  Deutschen  Arsneibuches  267 

Aluminiamtannat  (Tannal) ,  Darstel- 
lung und  Eigenschaften  426 

Aluminium  tannico-tartaricum ,  Dar- 
stellung und  Eigenschaften  426 

Aluminium-Schiffchen  zum  Abwägen 
von  Pulvern  216 

Alnmnol,  Darstellung,  Eigenschaften, 

Wirkung  377.  428.  429 
Amaryllidaceae  81 

Amaryllidaceen ,  brasilianische  Nutz- 
pflanzen 81 
Amaryllis    reginae,    A.    fhlgida,    A. 

principis,  A.  vittata,  Beschreibung 

u«  Anwendung  81 
Ambrain,  Zusammensetzung  878 
Ambrina  ambrosioides  u.  A.  chilensis 

(Paico)  77 
Amidderivate  der  Kohlensäure  (Harn) 

842-866 
Amidoalkylsalicylsäuren  u.  Acetamid- 

alkylsalicylsäuren  414 

Amidoantipyrin,  Darstellung  479 
p-Amidobenzoylguajacol    u.  -engend 

4(/4 
o-Amidosalicyl  säure  414 
Aminbasen  388—840 

Ammoniacum,  Aschegehalt  und  Ge- 
halt an  weingeistlöslichen  Be- 
standtheilen  197 

Ammoniak)  Bestimmung  von  freiem 
u.  Albuminoid-A.  im  Wasser  761 

—  Destillationsapparate  224.  226 

—  Vorkommen  im  Mageninhalt  288. 
289 

—  Nachweis  in  alkoholischen  Lösun- 
gen mittels  Nessler's  Reagens  662. 
762 

Amomum  Malagueta,  Vorkommen  in 
Sierra  Leone  7 

Amygdalus  persica,  mikroskopischer 
Bau  derSteinkeme  u.  Vorkommen 
ders.  in  Genussmitteln  160.  728 

Amylen,  Darstellung  806 

Amylenhydrat,  Fassung  für  den  Ar- 
tikel des  D.  A.  IIL  806 

Amyloid,  neuer  Bestandtheil  in  Milch- 
und  Molkereiproducten  661 
•  Anacardiaceae  82 — 86 


Anacardinm  occidentale,  Anbau  in 
Sierra  Leone  8 

Beschreibung,  Bestandtheile  82 

Anagallis  arvensis,  Bestandtheile  u. 
Wirkung  167 

Analysen,  Nachweis  im  Harn  864 

Ananas,  Fermente  667 

Anethol  s.  Anisöl 

Angophora-Kino,  Eigenschaften  181 

Angosturarinden,  falsche  120 

Anilinfarbstoffe,  Nachweis  in  Roth- 
weinen 744 

Anis,  verfälschter  728 

Anis- Aldehyd  (Aubepine) ,  Eigen- 
schaften 437 

p-Anisidin,  Lactylderivate  366 

Anisöl,  veränderte  Fassung  des  Ar- 
tikels in  D.  A.  III.  487 

Anthracephalus  Gadama,  ceylonische 
Arzneipflanze  6 

Anthragalloldimethyläther ,  Vorkom- 
men in  der  Ghaywurzel  179 

Antidiphtherin  Klebs  678 

Antidysentericum  Dr.  Schwarz  778 

Antimigraine  Demeliune  778 

Antiphthisin  674 

Antipyrin,  Abkömmlinge  476  u.  f. 

—  Nachweis  im  Harn  864 

—  Unterscheidung  von  Tolypyrin  477 
Antirheumaticum ,     Verbindung    von 

Natriumsalicylat  und  Methylenblau 
409 

Antiseptischer  Gesundheitsessig  von 
Dr.  Kopp  778 

Antispasmin,  Prüfung  680 

Antitoidne  676 

Apfelsinenschalen  unter  Pomeranzen- 
schalen  68 

Apoatropin,  Darstellung  u.  Eigen- 
schaften, Beziehungen  zu  Atropin 
und  Belladonnin  636 

—  und  dessen  Salze,  Schmelzpuncte 
688 

Apocynaceae  86 — 46 

Apocynum,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  16 

Aponarcein,  Darstellung  629 

Apparat  zur  makroskopischen  Be- 
sichtigung von  Untersuchungs- 
stoffen  228 

Apparate,  pharmaceutische  216 — 228, 
chemische  228—284 

Aprikosenkemöl,  Nachweis  imMandelöl 
696 

Aqua  Amygdalarum  amar.,  Blausäure- 
bestimmung 840,  spec.  Gew.  679 

—  Calds,  Tabletten  680 
saccharata  876 

—  carminativa  679 


814 


Sach-Register. 


Aqua  cresolioa,  Fassung  des  Artikels  für 
das  Deutsche  Arzneibuch  579 

—  Picis  des  deutschen  *n.  belgischen 
Arzneibuches  580 

Aquae  679—681 

Aquifoliaceae  4b 

Aqnilaria  secundaria,  nicht  Stamm- 
pflanze  des  Adlerhoizes  69 

Arabinosid  866 

Arachis  hypogaea,  Entwicklung  und 
Bestandtheile  146 

Araceae  46—48 

Araceen  Brasiliens,  cultivirte  nutz- 
bare und  officinelle  46—48 

—  saponinhaltige  18 

Arachis  hypogaea,  Anbau  in  Sierra 
Leone  8 

Aräometer,  pharmaceutisches  Uni- 
versal-A.  215 

Aralia  s.  Panax 

Araliaceae  49 

Araucaria  brasiliana,  Eigenschaften  u. 
Zusammensetzung  des  Harzes  Hl 

Arbutns  üva  Ursi  s.  Urson 

Aristolochia  oymbifera,  filipendulina, 
floribunda,  galeata,  gigantea,  6Ia- 
sioviiy  macroura,  odora,  rumici- 
folia,  theriaca,  triangularis,  trilo- 
bata,  Beschreibung;,  Bestandtheile 
u.  Verwendung  49  —  61 

Aristolochiaceae  49 — 61 

Aristolochi&ceen,  brasilianische  Nutz- 
u.  Heilpflanzen  49 

Aristolocbin  60 

Arktische  und  alpine  Regionen,  Arz- 
neipflanzen 4 

Aromatische  Kohlenwasserstoffe  und 
Substitute  372  -374 

—  Alkohole,  Säuren  und  zugehörige 
Verbindungen  406-427 

Arrowrool,  Substitution  von  Tacca- 
starke  127 

—  von  Zanzibar  127 
Arsen  263—266 

—  Oehalt  in  Neuenabrer  Quellen  776 

—  Gehalt  in  Tapeten,  Zeugstoffen, 
künstlichen  Blumen  776,  in  japa- 
nischen Papiersachen  778 

—  Nachweis  nach  Reinsch,  Verbesse- 
rungen 263 

—  quantitative  Bestimmung  als  Pent- 
oxyd  u.  Pentasulfid  254 

—  quantitative  Verflüchtigung  als 
Arsenwasserstoff  255 

—  Sublimationsproducte  253 
Arsenige  Säure,  toxikologischer  Nach- 
weis  und  Umwandlung   im  Orga- 
nismus 786 

—  x—  Vorschläge  zur  Aenderun^  der 


Fassung  des  Artikels  des  Deutschen 
Arzneibuches  264 

Arsentrisulfid,  Absorption  u.  physio- 
logische Wirkung  787 

Arsenwasserstoff,  Art  der  Einwirkung 
auf  verdünnte  Silbernitratlösung 
256 

Artemisia  Absinthium,  Anbau  2 

—  Dracunculus,  Anbau  2 

—  maritima,  Bestandtheile  des  Wur- 
Samens  78 

Artischocken,  Darstellung  von  Alko- 
hol aus  dens.  79 

Artocarpeae  61 

Artocarpus  rig^da,  essbare  Frucht  9 

Anira  macnlatum,  Abstammung  der 
Handelswaare  von  A.  italicum  46 

Arzneibuch,  deutsches  s.  Pharma- 
kopoe 

Arzneien,  sterilisirte  679 

—  Vortheile  des  Färbens  derselben 
u.  Vorschriften  578 

Arzneimittel,  in  die  badische  Er- 
gänzungstaxe aufgenommene  679 

—  Nachweis  im  Harn  364 
Arzneipflanzen,  Anbau  2 

—  Anbau  in  Oesterreich  1 

—  Anleitung  zum  Anbau  2 

—  des  asiatischen  Steppen- Gebietes  3, 
der  Wüstenregion,  der  arktischen 
u.  alpinen  Regionen  4 

—  von  Sierra  Leone  7 
Arzneisohatz    des    PflanzenreiclM    27 

-201 

—  des  Thierreiohs  201-208. 

Asa  foetida,  Schreibweise,  Beschaffen- 
heit der  Handelswaare  198 

Asaprol,  Eigenschaften,  Wirkung  und 
therapeutische  Verwendung  428 

—  s.  auch  Abrastol 
Asclepiadaceae  62 

Asclepias,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  16 

Asiatisches  Steppengebiet,  Arznei- 
pflanzen 3 

Askem,  Mineralquellen  775 

Aspidium  filix  mas,  ätherisches  Oel 
450 

s.  auch  Famkraut 

Assamin,  Zusammensetzung  556 

Atherosperma  moschata,  australisches 
Sassafrasöl  25 

Atropa  Belladonna,  Anbau  2 

—  —  Verwechslung  mit  Scopol ia 
camiolica  184 

—  —  s.  auch  Belladonna 
Atropin,  Beeinträchtigung  der  Reac- 

tion  durch  Strychnin  789 

—  Furfurplreaction  483 


Sach-Register. 


815 


Atropin,  Nachweis  im  Harn  364 

—  Verbindungsßlhigkeit  mit  Chloro- 
form 293 

—  and  dessen  Salze,  Schmelzpancte 
588 

Angenmittel  znr  Heilung  von  grauem 
und  schwarzem  Staar  von  S. 
Fischer  780 

Augenwässer,  Sterilisirung  mittels 
Formaldehyd  315 

Aurantiaceae  52 

Aurochlorcoffein,  Eigenschaften  506 

Australische  Nutzpflanzen  5 

B. 

Bacilli  caustioi  Eöbner  585 
Bacilli  Tubuli  585—586 
Backwaaren,   Nachweis  von  Eidotter 
709 

—  Untersuchung  von  Roggen-  und 
Weizenmehl  707 

Bacterien,  Nachweis  im  Wasser  767  u.f. 

Bären  traubenblätter,  Nachweis  im 
Harn  364  (s.  auch  Urson) 

Baffine  779 

Baldrian,  mexikanischer,  Analyse  198 

Baldrianöl,  japanisches  437 

Bankesia  abyssinica  s.  Koso 

Barosma  s.  Buccoblätter 

Barrister-Gummi,  Eigenschaften  68 

Baryum,  Nachweis  in  Strontiumsalzen 
266 

Bauhinia  spec.,  histologische  Unter- 
suchung der  Rinde  10 

Baume  circassien  779 

Baumwolle,  Aufsaugungsfahigkeit  650 

BaumwoUensamenöl,  Abortivmittel  699 

—  Nachweis  in  Olivenöl  692  u.  f. 
698,  im  Schweinefett  698 

Baumwollstearin,  Zusammensetzung  u. 
Nachweis  in  Margarin  u.  Schweine- 
fett 695 

Bayöl,  Anforderungen  437 

Bdellium,  Unterscheidung  von  Myrrhe 
55 

Beben  öl,  Abstammung  68 

Belladonna,  Alkaloidbestimmung 

—  und  deren  Präparate  (Extract,  Oel, 
Tinctur,  Alkoholatur,  Salben, 
Pflaster) ,  Alkaloidbestimmung 
592  u.  f.  606 

Belladonnawurzel,  Charakteristik  des 

Stärkemehls  16   (s.   auch  Atropa 

Belladonna) 
Belladonnin,  Beziehungen  zu  Atropin 

u.  Apoatropin  535 
Benzaldoxim,  Verbindung  mitChloral 

318 
Benzaldehyd,  Wirkung  443 


Benzinbrenner,  dochtloser  223 
Benzoe,  Bestandtheile  des  Harzes  23 

—  Handelssorten  und  deren  Yer- 
werthung  191 

—  Nachweis  im  Perubalsam  68  u.  f. 

—  Penang-,  Bestandtheile  192 

—  Sumatra-  u.  Siam-,  Entstehung  u. 
Zusammensetzung  186.  188.  190 

—  -Thonerde- Watte  666 
Benzoesäure,  Aenderung  des  Artikels 

in  D.  A.  ni.  406 

—  Darstellung  auf  nassem  Wege  aus 
Siambenzoe  191 

—  Nachweis  im  Harn  364 
Benzoesäuregaze,  Darstellung  662 
Benzolderivate  372—427 

Benzol  Verbindungen  mit  zwei  oder 
mehren  Benzolkemen  427 — 480 

Benzonaphtol,  verfölschtes  und  dessen 
Erkennung  429 

Benzoparacresol ,  Eigenschaften  und 
therapeutische  Verwendung  397 

Benzophlobaphen  188 

Benzoresinol  u.  Derivate  23.  187.  189 

Benzosol,  Eigenschaften  403 

—  s.  Harnzucker 
Berberidaceae  53 
Berberidaceen,  Alkaloide  490 

—  saponinhaltige  18 
Berberin.  carbon.  cryst.  490 
Bergamottöl,  Prüfung  437  u.  f. 
Bergapten,  Eigenschaften  439 
Bernstein,  Löslichkeit  in  ätherischen 

Oelen  436 
Bemsteinsäure,  Bestimmung  in  Wein 

748 
Betain,  Vorkommen  in  Wurmsamen  78 
Bibliographie»  schwedische  pharma- 

centische  205 
Bichetia     ofßcinalis ,       histologische 

Untersuchung  der  Rinde  10 
Bier  736-743 

—  Analysen:  Hamburger  Biere,  Tafel- 
bier Sedlmayr  736,  schwedisches 
Bier  737,  macedonisches  737, 
Champagnerbier  737 

_  Bittersalzhaltiges  736 

—  Borsäurenachweis  738 

—  Colometrie  von  B.  u.  Würze   736 

—  Jod  als  Indicator  zur  Bestimmung 
des  Säuregrades  in  gefärbten 
Pflanzenextracten ,  Würze  u.  Bier 
736 

—  Malzextract-,  Analyse  742 

—  normale  Bestandtheile,  welche  als 
anormal  angesehen  werden  können, 
und  die  daraus  entspringenden 
Irrthümer  bei  Beurtheilung  des 
Bieres  737 


816 


Sach-Register. 


Bier,  phyaiologisohe  Methode  der 
Eiweiasbestiminung  für  Würze  u. 
Bier  737 

—  Saccharinnaohweis  788 

—  Veranderang  beim  Aufbewahren, 
Bildung  von  Kahmh&aten  auf 
Flaschenbier  786 

—  Verwendung  der  Hefe  zur  quan- 
titativen Bestimmung  gahrfähiger 
Substanzen  787 

Bigarol,  Zusammensetzung  878 
Bilsenkraut  s.  Hyoscyamus 
Bingelkraut,  Nachweis  im  Harn    364 
Birkentheer ,    Löslichmaohung    898. 
894.  897 

—  Unterscheidung  von  Tann6ntheer84 
Bittermandelöl,  Prüfung  442 
Bittermandel  Wasser  s.  Aqua. 
Bitterstoffe  u.  Glykoside  646—566 
Bixa    Orellana,     Cultur     in     Sierra 

Leone  8 
Bizaceae  68 

Bizaoeen,  saponinhaltige  18 
Blähsuchtwasser  von  Waloh  779 
Blatta  Orientalis,  wirksame  Bestand- 

theile  201 
Blaud'sche  Pillen,  Darstellung  626 
Blausäure  s.  Cyan wasserstoffsäure 
Bleche,  plattirte,  Kupfergehalt  777 
Blei  266 

—  Gehalt  in  Gonserven  760 

—  Nachweis  geringer  Menden  787 
Bleichromat,   hygienische  Untersuch- 
ungen 777 

Bleiessig,  Darstellung  812 

Bleiglätte,  Prüfung  266 

Bleiglasur  von  Töpferwaaren  777 

Bleihaltige  Gegenstände  zur  Herstel- 
lung u.  Aufbewahrung  von  Lebens- 
mitteln 777 

Blüthen,  Art  der  Entstehung  u.  Sitz 
in  den  Blüthen  22 

Blumen,  Arsengehalt  in  künstlichen 
776 

Bluti  Ausmittelung  des  Kohlenoxyd- 
gehalU  792 

—  Unterscheidung  des  Thierblutes 
von  Menschenblut  794 

—  Verhalten  alkalischer  wässeriger 
Lösungen  von  Kohlenoxydblut  zu 
reducirenden  Agentien  u.  die  An- 
wendung des  Hämochrogenspec- 
trums  zum  Nachweis  des  Kohlen- 
oxyds 798 

—  Nachweis  im  Harn  848.  844 
Blutflecken,  Nachweis  mittels  Mikros- 
kop u.  Spectralapparat  798 

Blutantitoxine,  Gewinnung,  Eigen- 
schaften 676 


Blutreinigungspulver  von  Schütze  779 
Bogoniaoeen,  saponinhaltige  18 
Boli,  Pastilli  681 

—  Ueberzttg  681 
Bombay maois  s.  Macis 
Bor  266—267 

—  quantitative  Bestimmung  256 
Borax  als  Grundlage  für  Alkalimetrie 

u.  Addimetrie  212 
Bomeol,  Vorkommen   in  ätherischoi 

Gelen  466 
Bomylacetat,  Bomylformiat  u.   Bor- 

nylvalerianat,  Eigenschaften  466 
Borsäure,  acidimetrische  Bestimmung 

267 

—  Nachweis  im  Bier  788 

—  Vorschläge  zur  Aenderung  der 
Fassung  des  Artikels  des  Deut- 
schen Arzneibuches  267 

Borsäuregaze,  Darstellung  652 
Brachystegia  spicaeformis,   adstringi- 

rendes  Gummi  69 
Branntweine,  Fuselölbestimmung  766 
Branntwein,  Industrie  in  Schweden  767 
Branntweine,  Zusammensetzung  766 
Brech Weinstein,  Gehaltsbestimmg.  327 

—  geht  derselbe  in  Milch  über?  662 

—  volumetrische  Gehaltsbestimm nng 
269 

Brechwurzel  s.  Ipecacuanha 

Brenner,  neuer  228.  224 

Brod,  Beiträge  zur  Brodfrage,  Ersatz- 
mittel, Herstellung  u.  Nährwerth 
in  ihren  Beziehungen  zu  einander 
714 

—  Bereitung  mittels  Magermilch  678 

—  Fettbestimmung  712 

—  Grundsätze  richtiger  Ernährung 
714 

—  Nachweis  von  Seife  712 

—  Reformen  auf  dem  Gebiete  der 
Brodbereitung  714 

—  Sänrefrehalt  u.  seine  hygienische 
u.  national-ökonomische  Bedeutung 
714 

—  Ursache  der  rothen  Flecken  718 

—  Veränderung  beim  Schimmeln  n. 
Einflttss  der  Schimmelpilze  auf  die 
Zusammensetzung  712 

—  Vergiftungserscheinungen  durch 
Micrococcus  prodigiosus  718 

—  russisches  Hnngerbrod  714.  715 
Brodöl,  Patent-  718 

Brom  244 

Bromaethyl  s.  Aethylbromid 

Bromamid  878 

Bromjod,  Zusammensetzung  245 

Bromoform,  Darstellung  294 

p-Brom^m-oxybenzoesäure  406 


Saoh-Register. 


817 


Bromopyrin  475 

Bromsaize,  Nachweis  im  Harn  864 

Bromwasserstoffsaare ,  Fassung  des 
Artikels  für  das  Deutsche  Arznei- 
buch 244,  Darstellung  244 

Brucio,  Furfurolreaction  488 

—  quantitative  Trennung  von  Strych- 
nin  124 

—  VerbindunKsfähigkeit  mit  Chloro- 
form 293 

Bryonia  alba  u.  dioica,  Bestandtheile  89 

—  dioica,  Localisation  der  wirksamen 
Bestandtheile  88 

Bryoniawurzel,    charakterist.    Eigen« 

Schäften  des  St&rkemehls  16 
Bryogenin,  Eigenschaften  91 
Bryonin,  Eigenschaften  89 
Bryoresin,  Eigenschaften  90 
Buccoblätter,  Bestandtheile  und  Wir- 

kung  180 
Büretten,  Klemmen  228 

—  neue  224 

Bulbocapnin,  Darstellung  und  Eigen- 

Bcharten  510  u.  f. 
Bunsenbrenner  mit  Bemdngas  223 
Burseraceae  54 
Butea  frondosa,    Gummiharz  gegen 

Dysenterie  147 
Butter  679—688 

—  Bestimmung  der  flüchtigen  und 
unlöslichen  Fettsäuren  681  u.  f. 

—  Entwurf  für  den  Codex  alimen* 
tarius  austriacus  679 

—  Ledthingehalt  688 

—  Nachweis  von  Margarin,  Schweine- 
fett oder  Talg  686 

—  neues  Prüfnngsverfahren  (Löslioh- 
keit  reiner  u.  verfälschter  B.  in 
Alkohol)  688 

—  Prüfung  auf  Reinheit  nach  ver- 
schiedenen Methoden  681  u.  f. 

—  Refractometer  zur  Untersuchung 
687 

—  Schwankungen  d.  Reiohert-Meissl'- 
schen  Zahl  684.  685 

—  Untersuchungen  über  Ranziditäi 
679 

^  Verseifung  nach  verschiedenen 
Methoden  681  u.  f. 

—  Vorschläge  zur  Verhinderung  der 
Verfälschung  688 

—  Wassergehalt  u.  Wasserbestimmg. 
680.  681 

—  Werth  der  Schmelzprobe  686 
Butylchloralaoetophenon  317 
Butyrometer  Lindström's  667 

C. 

Oacao,  Chocolade  719—721 

PhuniMeatuohttr  J«hrab«feht  f.  1888. 


Cacaobohnen,  Beiträge  zur  ohemisohen 
u.  pharmakognostisohen  Kenntniss 
720 

—  Glykosid  u.  Ferment  720 
Cacaoöl^  Schmelzpunct  828 
Caesalpmia   melanocarpa   s.   Algaro- 

bilfa. 
Caeealpiniaceae  56 
Caesalpiniaceen,  saponinhaltige  18 

—  Structur  u.  VertheUung  der  Tan- 
ninbehälter 146 

Cigngummi,  Eiigenschaften  84 
Cajunüsse,  Bestandtheile  88 
Calabrien,  Handelsproduote  2 
Calcium  262—265 

—  zimtsaures  427 
Calciumcarbonat,  Ver&lsohung  durch 

Magnesia  268  und  Nachweis  264 

Calcium  bisulfurosnm  Uquidum,  Eigen- 
schaften u.  Anwendung  268 

Calciumchlorat,  Ursache  der  Roth- 
färbung  264 

Calcium  cresotinicum  396 

Calciumsulfat  s.  Gyps. 

Calomelseife  626 

Calophyllum  Inophyllum,  fettes  Oel  26 

Camphar  779 

Camphoroxim,  Verbindung  mit  Chlo- 
ral  818 

Caropecheholz,  Nachweis  im  Harn  864 

Canadabalsam,  Nachweis  im  Peru- 
balsam 71 

Cancroin  575 

Cangoura,  Wirkung  der  Samen  86 

Canaigre-Gerbstoff,  Eigenschaften  157 

Cannabineae  78 

Cannabis  indica  (Ga^ja)  73 

Cannaceae  85 

Cannaceen,  brasilianische  Nutz-  und 
Heilpflanzen  (C.  coocinea,  C.  de> 
nudata,  C.  edulis,  C.  glanca,  C. 
lanuginosa,  C.  latifolia,  C.  Wart- 
zewiczii)  85 

Cantharidin,  Derivate  545 

Cantharidenpflaster  s.  Emplastrum. 

Cantharidenpnlver,  Feuchtigkeits-  u. 
Aschegehalt  15 

Cantharidensalbe  s.  ünguentnm. 

Caparrapi-Balsam  113 

Cappariaaceae  78 

Capparidaceen,  Localisation  der  wirk* 
samen  Prinzipien  78 

Capparis  heteroclita,  oetindisohe 
zuckerhaltige  Wurzel  74 

Caprifoliaoeae  75 

Capsicin,  Gehalt  in  Paprika  780 

Capsicum  frutesoens,  Cnltur  auf  Zan- 
zibar  184 

Capsulesmasse,  neue  586 

58 


818 


Sach-Register. 


CapBolae  686 

Carbolgase,  Dantellimg  662 
CarbolättrOi  Gegenmittel  bei  Yergif- 
langen  376 

—  rohe,  Werthbestimmang  891  tu  f., 
Löslichmaohung  398  n.  f. 

—  Ursache  des  Rothwerdens  874 

—  verflüssigte,  Bereitang  und  ver- 
änderte Fassnag  des  Artikels  in 
D.  A.  Ul.  874 

—  s.  auch  Phenol. 
Garbolschwefelsaarey  Zosammenseteg. 

n.  Eigenschaften  876 
Carbolvaselin,  Bereitanff  646 
Carbol-Verbandstoffe,  Prüfung  662 

—  -Yesicatoriam,  Ersatz  des  Cantha- 
ridenpflasters  690 

Carbonylchlorid,  Nachweis  im  Chloro- 
form 292 
Cardamomen,  officinelle  200 

—  Production  in  Sierra  Leone  7 
Garica  Papaya,  Cultar  auf  2jan2ibar 

61  (s.  auch  Papain) 
Carissa  Ardaina,  G.  edolis,  G.  ferox, 
G.  carandas  a.  G.  tomentosa,  Be- 
schreibnng  u.  Bestandtheile  88.  89 

—  s.  auch  Acokanthera. 
Garissol  89 

Garludovica  palmata,  technische  Ver- 
wendaog  (Panamahüte)  142 

Garpaiaund  dessen  Salze,  Darstellung, 
Eigenschaften  494 

Carvacrylamin  468 

Garvol,  Ozydationsproducte  484 

—  und  dessen  Abkömmlinge  468 
Caryophyllaoeen,  saponinhaltige  18 
Gasca  preciosa,  ätherisches  Oel  4  8 
Gascara  Sagrada,  falsche  169 

Nachweis  im  Harn  864 

GascariUa,   Beschaffenheit   der  Han- 

delswaare  96 
Gassia  af&nisi    histologische  Unter- 
suchung der  Rinde  10 

—  angustit'olia  u.  G.  acutifolia,  s. 
Senna. 

—  oathartocarpus,  Entwicklungsge- 
schichte der  Frucht  62 

—  ocoidentalis,  Yerwendung  7 
Cassava  s.  Jatropha. 
Gassuvin  60 

Gastoreum,  verfälschtes  201 
Gatechu,  mikroskopische  Unterschiede 

von  Qambir  72 
Gatha  edulis,  pharmakognost.  Studie  76 
Gathartinsfture,  Darstellung  62 
Gaulophyllum ,     Gharakteristik     des 

Stärkemehls  der  Wurzel  16 
Gaviar,  Bereitung,  Beurtheilang  und 

Yerfalschaog  706 


Gayennepfeffer,  Gharakteristik  780 

Gecropia  adenops,  histologische  unter- 
such ang  der  Rinde  10 

Gedernholzöl,  Eigenschaften  a.  Nach- 
weis im  Santelöl  444.  469  o.  f. 

Gelastraceae  76 

Gellulosewolie,  Herstellung  von  Ver- 
bandstoffen aus  chemisch  reiner  C. 
661 

GellulosewoUwalte,  Aufsaugungsfahig- 
keit  660 

Gentrifugei  Werth  bei  der  Hamanter<- 
suchung  842 

Genü'ifugen  229 

Gephaelis  Ipecacuanha  u.  G.  acumi- 
nata  s.  Ipecacuanha. 

Gerberetin,  Eigenschaften  646 

Gerberin,  Darstellung  u.  Eigenschaftea 
646 

Gereoli,  Fassung  des  Artikels  für  das 
deutsche  Arzneibuch  686 

Gevadin  s.  Yeratrin. 

Geylon,  Arzneipflanzen  6 

—  Bericht  des  botanischen  Gartens  6 
Ghamaelirium  luteum,  falsche  „colli- 

virte*'  Ipecacuanha  169 
Ghampacaöl,  Abstammung  466 
Ghampacol,  Eigenschaften  444.  465 
Ghampagnerbier,  Analysen  787 
Gharpie,  Aufsau^ungsfEhigkeit  660 
Ghaulmugraöl ,  Darstellung  der    Gy- 

nocardsäure  63 

—  Blausäuregehalt  8 
Ghaywurzel  s.  Oldenlaadia 
Ghebulinsäure,  Darstellung  u.  Eigen- 
schaften 426 

Ghelerythrin,  Vorkommen,  Darstellung 
u.  Eigenschaften  619 

Ghelidonin,  Vorkommen,  Darstellung 
n.  Eigenschaften  619 

Ghelidozanthin,  Darstellung  u.  Eigen- 
schaften 622.  623 

Ghelidonium  majus,  Alkaloide  619. 622 

Ghelidysin,  Darstellung  and  Eigen- 
schsften  623 

Ghemie  des  Markgrafen  Fnedrioh  I 
von  Brandenburg  204 

—  Ghemie  der  Nahrangsmittel  und 
Genassmittel  667 

Ghemisohe  Apparate  228—284 

Ghenopodiaceae  77 

Ghenopodiaceen,  saponinhaltige  18 

Ghenopodin  716 

Ghenoi>odiam  iJbum,  chemische  Zu- 
sammensetzung a.  Nährwerth  der 
Samen  714.  716 

Ghinin,  Furfurolreaction  488 

—  Jodmethylverbindungen  497 

—  Nachweis  792 

68* 


Sach-Register. 


819 


ChiniD,  Nachweis  im  Harn  864 

—  quantitative  Bestimroang  mittels 
Titration  208 

—  Yerbindungsfahigkeit  mit  Chloro- 
form 298.  294 

Chininch  lorhy  drosul  f at,  Darstellunff , 
Eigenschaften  u.  Verwendung  496 

Ghininsalze  s.  auch  Phenacetin. 

Ghininsulfaty  Prüfung  u.  Bestimmung 
des  Chiningehalts  499 

—  veränderte  Fassung  des  Artikels 
in  D.  A.  III.  498 

Chinintannaty  Löslichkeitsverhaltnisse 

600,  Chiningehalt  500 
Ghinolinbasen  475—482 
Chinonoxime ,      Verbindungen      mit 

Chloral  818 
Chionanthin,  Eigenschaften    185.  547 
Chionanthus  virginica,  Bestandtheile 

184 
Chlor  284  -  244 

—  Bestimmung  im  Harn  845 

—  Bestimmung  im  Wasser  762 
Chlora) ,   Gondensationsproducte   mit 

Aldehyden  und  Ketonen  (Chloral- 
aceton,  Chloralacetophenon,  Butyl- 
chloralacetophenon),  Eigen  sohaften 
317 

—  Jodo-Pheno-  876 

—  Nachweis  im  Harn  864 

—  Verbindungen  mit  Aldozimen, 
Eetoximen  und  Chinonoximen  818 

Chloralhydrattolylantipyrin  478 
Chioralose,  Darstellung,  Eigenschaften, 

Wirkung  816 
Chloride»  Fehlerquelle  bei  der  yolu- 

metrischen    Bestimmung    mittels 

Silbemitrat  234 
Chlorkalk,  spezifische  Gewichte  von 

Chlorkalklösungen  u.  deren  Gehalt 

an  Chlor  262 
Chlorocodide,  Eigenschaften  524 
ChlorofonUi  Beitrag  zur  Geschichte  286 

—  Darstellung  aus  Chlomatrium  und 
Aceton  mittels  Elektrolyse  286, 
aus  Salicylid-  u.  Homosalicylid- 
chloroform  286  u.  287 

—  Nachweis  im  Harn  845.  364 

—  Nachweis  von  Carbonylchlorid  u. 
Phosgen  292 

—  Prüfung  u.  Werth  verschiedener 
Handelssorten  289  u.  f. 

—  toxikologischer  Nachweis  788 

— -  Veränderungen  am  Licht  u.  Auf- 
bewahrung 210.  290 

—  Verbindungsfahigk.  desselben  298 

—  Verhältniss  seines  Preises  zur 
Reinheit  288 

Chlorophyllan,  Darstellung  27 


Chlorophyllhaltige  Auszüge,  Analyse  26 

Chlorphenol  von  Tacchini  779 

Chlorwasserstoffsäure ,  Bestimmung 
der  spezifischen  Gewichte  wässe- 
riger Chi.,  234,  Hydrate  235  (s. 
auch  Salzsäure). 

Chokoladepastillen ,  medikamentöse, 
Darstellung  582 

Cholera,  Epidemie  in  Hamburg  769  u.  f. 

Cholerabacillen,  Nachweis  im  Wasser, 
Abtödten,  cholerabacillenähnliche 
Bacillen  im  Wasser  769  u,  f. 

Cholin,  Vorkommen  in  Vicia  sativa  149 

—  Vorkommen  im  Wurmsamen     78 
Chrom  268 

Chromroth  zum  Färben  von  Paprika781 

Chromsäure,  Vorschläge   zur   Aende- 

rung    der   Fassung   des   Artikels 

des  Deutschen  Arzneibuches  268 

Cibotiumarten  (Penghawar  Djambi)105 

Cicuta  maculata,  Analyse  der  Wurzel 

194 

—  virosa,  ätherisches  Oel  474 

Vergiftungsfall  u.  Nachweis  789 

Cimicifuga,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  17 

Cinchona,  Berichte  über  Culturen  auf 
Java ,  Niederländisch  -  Ostindien 
162—164 

—  -  Alkalo'ide,  Umwandlung  in  isomere 
496 

Cinchonarinden,  Alkalo'idbestimmung 
nach  verschiedenen  Methoden 
164  u.  f.  485 

—  des  botanischen  Gartens  auf  Cey- 
lon 6 

Cinchonarindendecoct,   ooncentr.^  589 

Cinchonidin,  Verbindungsfähigkeit  mit 
Chloroform  293.  294 

Cinchonin,  Verbindungsfähigkeit  mit 
Chloroform  298.  294 

Cineol,  Nachweis  in  ätherischen  Gelen 
449 

Cinnamomum  ceylonicum,  Production 
in  Sierra  Leone  7 

Cinnamomumarten,  Rinden  der  als 
Zimt  verwendeten  785 

Citral,  Eigenschaften  441 

Citren,  Einwirkg.  von  conc.  Schwefel- 
säure 441 

Citronellöl,  Prüfung  und  Eigenschaften 
444 

Citronen,  Cultnr  in  Mentone  2 

Citronenöl,  Prüfun^^  440  u.  f. 

Citronensäure,  Bleigehalt  und  Nach- 
weis 828 

—  neue  Darstellungsmethode  322 

—  Verhalten  in  der  Wärme  und 
Alkalisalze  322 


820 


Sach-Begister. 


CitronenBaft ,   Industrie  auf  den  Lee- 

wards-Inseln  53 
GürullaB  ColoGynthis,  Localisation  der 

wirksamen  Bestandtheile  88 
Citrus  Limonum  58 

—  vulgaris  52 
Gusiaceae  77 

Cnicus  benedictus,  Anbau  2 
Cocain,  Bestimmung  484 

—  Identitatsreaction  500 

--  Nachweis  in  Yergiftungsfallen  790 

—  Reaotion  mit  Calomel  500 

—  Verhalten  zu   Borax  bei   Gegen- 
wart von  Glycerin  501 

Cocainhydrochlorid,  Schmelzpunkt  503 

—  veränderte    Fassung  des  Artikels 
in  D.  A.  III.  502 

Cocca  Laoca  s.  Gummilack. 
Cocculus  laurifolius,  Beschreibung  u. 

Bestandtheile  128 
Cochenille,  Farbstoff  556 

—  eefalsohte  202 

—  Industrie  in  Guatemala  201 
Cocillana   (Ersatzmittel    der    Ipeca- 

cuanha),  Bestandtheile  128 
Codaurin,  Eigenschaften  129 
Coeosnusspalme  in  Sierra  Leone  8 
Codein,  amorphes,  Eigenschaften  624 

—  Derivate  524 

—  Furfurolreaction  483 
Codeinsalze,    Zusammensetzung    und 

Eigenschaften  524 
Coelococcus  CarolinensiStStammpflanze 

der  Tahitinuss  141 
Coffea  arabica  s.  Kaffee. 

—  liberica,  Cultnr  in  Sierra  Leone  7 
Coffearin  (neues  Alkaloid  im  Kaffee), 

Darstellung  u.  Eigenschaften  508 
Coffein,  Bestimmung  in  Yegetabilien 
721  u.  f. 

—  identisch  mit  Thein  605 

—  Jodo-  506 

—  Trennung  von  Theobromin  720 
^  Yerbindung^fthigkeit  mit  Chloro- 
form 298 

—  anrochlorid,  Coffein-Kalium  auro- 
chlorid,  Eigenschaften  505 

Coffeinchloral  606 

Coffeinjodol  507 

Coffdnnatriumbenzoat ,  Fassung  für 
den  Artikel  des  Deutschen  Arznei- 
buches 506 

Coffunsalze  (Nitrat,  Sulfat,  Aoetat, 
Citrat ,  Propionat) ,  Darstellung, 
Eigenschaften,  Zusammensetzung 
504 

Coffeinsulfos&ure  und  deren  Salze, 
Darstellung ,  Eigenschaften  und 
Wirkung  507 


Cognak,  Prüfung,  Darstellung,  Zucker- 
Zusatz  755 

Cognaköl,  Verfälschung  durch  Chloro- 
form 756 

Ck>ix  gigantea,  Anwendung  und  Wir- 
kung der  Samen  (Y-Dzi)  108 

Colchicin,  Furfurolreaction  483 

—  Verbindungsfahigkeit  mit  Chloro- 
form 294 

Colocasia  antiquomm  var.  acris,  escu- 
lenta,  nymphaeifolia,  Tontanedi, 
typica,  Beschreibg.  u.  Anwendg.  47 

Colocynthin  u.  Colocynthidin,  Eigen- 
schaften 88.  89 

Colombowurzel,  Charakteristik  des 
St&rkemehls  16 

Colophen  441 

Colophonium,  Löslichkeit  in  ätheri- 
schen Oelen  436 

—  Nachweis  im  Dammarharz  83.  84 

—  Nachweis  im  Perubalsam  68  u.  f. 

—  Werthbestimmnng  88 
Combretaceae  78 

Commiphara  abyssinica,  C.  Schimperi 
u.  C.  Hildebrandtii,  Stammpflanze 
der  Myrrhe  55 

—  Myrrha  nicht  Myrrhe  liefernd  65 

—  Opobalsam ,  Stammpflanze  des 
Mekkabalsams  54 

Compisandra     rosea ,      histologische 

ifntersuchung  der  Rinde  10 
Compositae  78—82 

—  saponinhaltige  19 
Confetti  Costanzi  779 
Coniferae  82—85 

Coniin,  Furfurolreaction  483 

—  Methyl-Derivate  509 

—  Nachweis  neben  Nicotin  539 
Conium,   Feuchtigkeits-   u.  Asohege- 

halt  des  gepulverten  Krautes  15 

—  maculatum,  Alkaloidgehalt  der 
Samen  195 

und  dessen  Präparate  (Extraot, 

Tinctur,  Alkoholatur,  Oel,  Salben, 
Pflaster],  Alkaloldbestimmung  692 
u.  f. 

Connaraceae  86 

Convolvulaceae  86 

Convolvulaceenglykotide  550 

Convolvulus  floridus  u.  C.  sooparins, 
Rhodiumöl  25 

Conservae  587 

Conserven  759—761 

—  Schwefligsäuregehalt  in  Gemüse- 

conserven  761 

—  Wiederherstellung  oder  Erzeugung 

der  Grnnfärbnng  759 

—  Zinn-,  Kupfer-,  Zink-  u.  Bleigehalt 
760—761 


Sach-Register. 


821 


Conserren ,  zulässiger  Knpfergehalt 
769.  760 

Copaifera  Guibourtiana,  Eopal  lie- 
fernd 8 

—  officinalis  68 

—  Saliconnda,  camarinhalüg  66 
Ck>paivabalBam,  Aenderang  des  Arti- 
kels des  D.  A.  III.  65 

—  afrikanischer,  Eigenschaften  66 

—  Eigenschaften  u.  Prüfung  63  u.  f. 

—  Nachweis  im  Harn  864 

—  Nachweis  im  Pembalsam  70 
Gopal,  Löslichk.  in  ätherisch. Oelen  436 

—  südamerikanische  21 
Goriamyrtin  127 

Coriaria  Myrtifolia,  Beschreibung  und 
Bestandtiieile  der  Blätter  (Redoul), 
technische  Verwendung  127 

—  mscifolia  u.  C.  thymifoliSi  techni- 
sche Verwendung  128 

Gomaceae  88 

Coronilla- Arten ,  therapeutische  An- 
wendung und  wirksame  Bestand- 
theile  147 

CoronUlin,  Wirkung  147 

Gordyline  terminalis,  brasilianische 
Heilpflanze  114 

Corydalin,  Corycavin,  Corydin,  Dar- 
stellung u.  Eigenschaften  510  u.  f. 

Gorydalis  cava,  Alkaloide  der  Wurzel 
510  u.  f. 

Goryl  (Gemisch  von  Methyl-  u.  Aetbyl- 
chlorid)  808 

Gorytuberin  u.  dessen  Salze,  Eigen- 
schaften 512 

CoQgh-Lozanges  779 

Gouratari  legalis,  histologische  Unter- 
suchung der  Rinde  10 

Ck>torinde,  Abstammung  125 

Gottonöl,  Nachweis  in  Schweinefett 
u.  Olivenöl  698 

Grelium  (Cresolseifengemisch)  896 

Creme  Lefebure  779 

Creolin,  Eigenschaften  u.  Werth  im 
Vergleich  zum  Lysol  894 

Creoline,  vergleichende  Untersuchung 
394 

Greolin-Menthol-Vasogen  285 

—  -Vaselinseife,  flüssige  286 

—  -Vasogen  u.  -Vasogenin  285 
Creosot,  Darstellung  hochmolekularer 

Säureester  399 

—  Nachweis  im  Harn  365 

—  Prüfung  400  u.  f. 

—  quantitative  Bestimmung  in  Greo- 
sotpräparaten  (Pillen ,  Capseln) 
620  u.  f. 

Creosotcarbonat  (Creosotal),  Darstel- 
lung 898 


Greosotemnlsion  591 
Greosotgelatinekapseln  567 
Greosot- Vasogen  285 
Greosol,  Darstellung  hochmolekularer 

Säureester  899 
Gresapol  (Gresolseife)  896 
Gresol,  Bestimmung  im  Saprol  895 

—  Löslichmachung  898.  894.  396 

—  50%ig,  wasserlösL,  Eigenschaften 
u.  Desinfectionswerth  390.  391 

Gresolum  crudum  (Rohes  Gresol), 
Fassung  des  Artikels  für  das  Arz- 
neibuch 390 

—  purum  liquefactum,  Eigenschaften 
389 

Gresolkalk  896 

Gresolpräparate  des  Handels,  Werth- 
bestimmung     und    Prüfung    391 
u.  f. 
Gresolsaponat  896 
Gresolsonwefelsäure  376 
m-Cresol-Wismuth  379 
Gresylkalklösung  396 
Grinum  scabrum,   Beschreibung  und 

Wirkung  81 
GroGus  s.  Safran. 
Groton  Elnteria  s.  Gascarilla. 

—  Tiglium  96 
Grotonole'insäure ,     Darstellung    und 

Eigenschaften  96 

Grudya  obliqua,  Fava  Impigem  67 

Gryptocoryne  spiralis,  falsche  indische 
Ipecacuanha  168 

Gryptosepalum  tetraphyllum,  Gummi- 
harz liefernd  8 

Grystallin  302.  779 

Gubeben,  Anbau  auf  Geylon  6 

—  Cultur  in  Sierra  Leone  7 

—  falsche  151  u.  f. 
Guourbitaoeae  88 

Gucurbitaceen,  Localisation  der  wirk- 
samen Bestandtheile  88 

Gnmarin ,  kleinste  wahrnehmbare 
Mengen  (Geruch)  209 

Gumarol,  Zusammensetzung  373 

Gunila  Mariana,  ätherisches  Oel  447 

Gupressaoeae  91 

Gurcasöl,  Eigenschaften  u.  Wirkung  98 

Gurcin,  Eigenschaften  98  u.  Wir- 
kung 98 

Gurcuma,  Nachweis  in  Gewürzen  727 

Guscuta  reflexa,  ceylanische  Arznei- 
pflanze 6 

Guticula  und  Kork  19 

Gutin,  Beziehungen  zum  Suberin  19 

Gyan,  Nachweis  im  Jod  245 

Cyanide,  Nachweis  neben  Ferrocyan-^ 
kalium  788 

Gyanverbindungen  340—342 


822 


Sach-Begister. 


Gyanwasserstoffsäure,  Bestimmung  im 
Bittermandelwasser  340 

—  Nachweis  neben  Ferrocyaniden 
787.  788 

Cycadaceae  02 

Gyoadeenwolle  (PenghawarDjambi)  105 
Cycas  revolata,  Cultur  in  Brasilien  92 
Gyclamin,  Zusammensetzung  655 
Cynara  Scolymus  s.  Artisohocken. 

D. 

Dammar,  Lösliohkeit  in  ätherischen 
Oelen  436 

Dammarharz,  Nachweis  von  Golopho- 
niam  83.  84 

Dampfapparat  mit  Gasfeuerung  216 
Neuerung  an  Einsatzgefässen  216 

Dampfbad,  bewegliches  224 

Dampfüberhitzer  224 

Daniella  thnrifera,  Harz  8 

Daphnidium  Cubeba,  falsche  Cubeben 
151 

Daphniphyllin  97 

Daphniphyllum  bancanum,  Beschrei- 
bung u.  Bestandtheile  97 

Datura  Stramonium,  Alkaloidgehalt 
der  verschiedenen  Theile  der 
Pflanze  184,  Eigenschaften  des 
fetten  Oels  der  Samen  185 

—  —  Anbau  2 

und  deren  Präparate  (Extract, 

Tinctur ,  Alkoholatur ,  Salben, 
Pflaster),  Alkaloidbestimmung  592 
u.  f. 

Daturinsäure,  Eigenschaften  185 

Decocta,  Infusa  588-589 

—  Bereitungsweise  588 
Decoctum  Chinae  conoentr.  589 
Dermatol,  Darstellung  422.  423.  424 
Dermatolgaze,  Darstellung  652 
Destillation,  fractionirte,   Vereinfach- 
ung 225 

—  mit  überhitztem  Wasserdampf, 
Laboratoriumsapparat  225 

Destillationsapparat  für  Ammoniak 
224.  225 

Destillirapparat  mit  Helmkühlung  216 

Deutsches  Arzneibuch  s.  Pharmakopoe. 

Dextrin  s.  unter  Rohrzucker. 

pextrococain  500 

Diabetikerbrod  714 

Diez,  Mineralquellen  776 

Digitalin,  Funurolreaction  483 

Digitalis  purpurea,  Beitrag  zur  Phar- 
makologie 183 

Digitalisblätterpulver,  Feuchtigkeits- 
u.  Aschegehalt  16 

Digitogenin,  Derivate  547 

Digitonin,  Darstellung  547 


Digitonin,  Zusammensetzung  555 
Dibydrocarvool ,    Oxydationsprodukte 

434 
Dihydrocarvon,  Dihydrocarvoxim  456 
Dihydrocarvylamin  458 

DihydrodimethylphenylpyrazoIon,Dar- 
stellung  480 

D^jodoform ,  Darstellung  n.  Eigen- 
schaften 299 

Dilemöl,  Eigenschaften  447 

Dioscorea- Arten ,  Bestandtheile  der 
Knollen  92.  93 

Diosooreaceae  92—93 

Dioscoreaceen,  saponinhaltige  18 

Diparaphenetyl-  u.  Diparaanisolgu- 
anidin,  Darstellung  388 

Diphtheritismittel  von  Rieger  779, 
Münchener  779 

Dispensatorium  d.  Yalerius  Oordos  205 

Diterpilen  441 

Dithiosalicylsäuren,  chlor-  bezw.  brom- 
haltige 415 

Diuretin,  Fassung  des  Artikels  for 
das  Deutsche  Arzneibuch  543 

Dörrapparat  216 

Dörrgemüse,  volkswirthschaftliche  Be- 
deutung 761 

Dracontium  foetidum,  Gharakteristik 
des  Stärkemehls  der  Wurzel  17 

Dreisäurige  Alkohole  der  Formel 
GnHjn+tO,  305-307 

Drimys  Winteri  Forst  var.  grana- 
tensis,  nicht  Stammpflanze  der 
Gotorinde  125 

Drogen,  geographische  Verbreitung  8 

—  YerunreiDigungen,  Yerwechslan- 
gen,  Verfälschungen  n.  minder- 
werthige  Sorten  14 

—  Verwechslungen  der  Stammpflan- 
zen 13 

—  zerstörende  Insekten  14 
Dünndarm'pillen,  Salolüberzug  619 
Dulcamarin,  Zusammensetzung  555 
Dulcin,    Darstellung,    Ejigenschaften, 

physiologische  Wirkung  382  u.  f. 

—  Nachweis  in  Nahrungs-  u.  Gennas- 
mitteln  740.  741 

Dunstsammler  Hager's,  Modifioation 
216 

B. 

Eau  de  Gologne  antimigraine  779 

Eau  des  Gircassiennes  da  Dr.  Thom- 
son 779 

Eau  Tr^moliönes  779 

Ebenaceen,  Vorkommen  in  Nea- 
Guinea  5 

Eberescheneztract  u.  -  Marmelade, 
Zusammensetzung  759 


Sach-R^ster. 


823 


Eoballitim    ElateriDTii ,     Localisation 

der  wirksamen  Hestandtheile  88 
Echinodoras  macropfayllus,  Wirkang  80 
Edeltannenöl,  Eigenschaften  452 
Eidotter,  Nachweis  in  Backwaaren  709 
Einsänrige  Alkohole,  Aether  ii.  Sub- 
stitute 299->dOÖ 
Einschmelzröhren ,      Verhütung    des 

Springens  225 
Eis,  Bacteriengehalt  768 
Eisen   268-275   (s.   auch  Ferrum  u. 
Liquor) 

—  Bestimmung  in  Ferro-Mangannm 
sacchar.  u.  pept.  und  deren  Li- 
quores  616 

—  c  olorimetrische  Bestimmung  im 
Wasser  762 

—  Nachweis  im  Kupi«rsulfat        277 

—  Reaction  mit  Ferrocyankalium  269 
Eisenalbumin at,  resorbirbares  570 
Eisenchloridtolylantipyrin  478 
Eisenflüssigkeiten,    Vorschriften    des 

Vereins  Berliner  Apotheker  614  u.  f. 

Eisenjodür,  Veränderung  am  Licht  u. 
Aufbewahrung  291 

Eisenoxyd  u.  Eisenoxydhydrat,  Wir- 
kung auf  Rohrzucker  370 

Eisenpeptonat,  Löslichkeit  in  Säure 
bezw.  Alkali  569 

Eisenrhodanidreaotion,  Bedingungen 
des  Eintritts  derselben  268 

Eisenwässer,  Verhalten  beim  Auf- 
bewahren 773,  Grund  der  Aus- 
scheidung des  Eisens  774 

Eiweiss,  Bestimmung  im  Harn  842 
345  u.  f. 

—  Nachweis  mittels  Ferrocyankalium 
und  Essigsäure  788 

—  physiologische  Bestimmung  in 
Würze  und  Bier  737 

Eiweissstoffe  u.  Fermente  556—577 

Elaterin,  Eigenschaften  89 

Electro-homöopathische  Sternmittel 
von  Sauter  779 

Elephantorrhiza  ßurchelti,  histologi- 
sche Untersuchung  der  Rinde   10 

Elettaria  Cardamomum  s.  Cardamo* 
men 

Elixir  amarum,  veränderte  Fassung 
des  Artikels  in  D.  A.  IIL  589 

Elixire.  Essentiae  589—590 

Erobelia  ribes,  Verfälschung  der 
Früchte  durch  Myrsine  Africana 
und  Nachweis  131 

Emetin,  Bestimmung  nach  verschie- 
denen neueren  Methoden  171  u.  f. 
488 

—  Verbindungsfahigkeit  mit  Chloro- 
form 298 


Emplastra  590—591  (s.  auch  Pflaster) 
Emplastrum  Belladonnae  und   Conii, 
Alkaloidbestimmung  603 

—  Gantharidnm  ordinarium,   Artikel 
des  D.  A.  IIL  590 

—  galbani  comp.  Phoebi  579.  691 

—  Hydrargyri,  Darstellung  646 
Emulsinähnliches    Ferment    in    ver- 
schiedenen PUzen  107 

Emulsiones  591 

Entomofobo  780 

Entomolseife  780 

Ephedra  Ariandra,  Anwendung  108 

Epilepsiemittel  von  Quante  780 

Epiphegns  Virginiana,  Analyse  141 

Eperua  falcata,  Oelgehalt  26 

Erdbeeräther,  künstlicher  759 

Erdöl,  Bildung  288 

Erdnussöl,     Nachweis    im    Olivenöl 

692  u.  f. 
Erdwachs,  Löslichkeit  in  ätherischen 

Oelen  436 
Erdzuckerwurzel  74 
Ericaceae  94—96 
Erioolin  95 
EMgeron  canadense,   ätherisches  Oel 

447 
Eriodendron    anfractuosum,    Gummi 

liefernd  8 
ErythrinaBroteroi,  Alkaloidgehaltl48 
Erythrinin,  Eigenschaften  u.  Wirkung 

148 
Eschscholtziacalifomica,  Alkaloid  519 
Esdragon,  Anbau  2 
Eserin  s.  Physostigmin 
Es^entia  Tamarindorum  589 
Essig  718—719 

—  Essigsäurebestimmung  719 

—  Nachweis  von  Theerölen  718,  von 
Mineralsäuren  718 

Etiquettenanfeuchter  217 
Etiquettenschrank   mit  verstellbaren 

Fächern  217 
Eucalyptol,    Nachweis  in  ätherischen 

Oelen  449 
Encalyptolgaze,  Darstellung  652 
Eucalyptolresoroin  404 

Eucalyptusöle,    australische,    Eigen- 
schaften u.  Zusammensetzung  448 

—  Industrie  in  Australien  - 

—  Prüfung  449 

Euoomis  punctata  s.  Urginea 
Eugenia  caryophyllata  s.  Nelken 
Engenol,  Jodderivate  462 

—  p.Amidobenzoesäureest6ru.Aoetyl- 
derivate  desselben  404 

—  8.  auch  Nelkenpl 
Eugenolessigsäureamid  462  .. 


834 


Sach-Register. 


EQgenylphenylftUier,  nitrirte^  Dantel- 
hmg  405 

Euphorbia  Lathyris,  Oelgehalt  der 
Samen  26 

Enphorbiaoeae  96 

Eorophen,  Fassung  des  Artikels  för 
das  Dentsche  Arzneibuch  897 

Euryangium  Sumbul  s.  Sumbnl 

Ezaoum  ceylanionm,  ceylanische  Arz- 
neipflanze 6 

Ezcoccaria  Agallocha,  Stanunpflanze 
des  Adlerbolzes?  59 

Exsicoator,  Stopfen-  219 

Eztracto  592-614 

—  fluida,  Darstellun|r  mittels  Essig- 
säure 612,  Bereitungsweise  des 
D.  A.  m.  618,  nach  linde  614, 
Vorschläge  zur  veränderten  Fas- 
sung der  Artikel  in  D.  A.  IIL  614 

Extracte»  Feuchtigkeits-,  Asche-  und 
Alkaloidgehalt  einer  Reihe  von 
Extracten  604 — 605  (an  der  an- 
gegebenen Stelle  alphabetisch  auf- 
geföhrt!) 

—  Werthbestimmung  in  narkotischen 
und  anderen  Extracten  nach  ver- 
schiedenen Methoden  592  u.  f. 

Eztractionsapparate,  neue  225.  226 
Eztractum  Belladonnae,   Darstellnng 

u.    Alkaloidbestimmung   592  u.  f. 

606  u.  f. 
standardisatum,  Darstellung  606 

—  Ghinae  frig.  par.,  Darstellung  610 
siocum  und  fluidnm,  Alkaloid- 

bestimmunff  166 

—  Cinchonae  liquidum  de  Vrg,  Prü- 
fung 607 

—  Filids,  wirksame  Bestandtheile, 
richtige  Farbe  des  echten,  Kupfer- 
gehalt 610.  611,  Wohnar'sches 
l^tract  611.  612 

—  Hydrastis  fluid.,  Bestimmung  des 
Hydrastin^ehalts  608 

—  Hyoscyami»  verfälschtes  612 

—  Ipecacuanhae  fluidum,  Werthbe- 
stimmung 171  u.  f. 

—  Strychni,  Alkaloidbestimmung 
122  u.  f.  608 

F. 

Fäkalien,  Nachweis   im  Wasser  765. 

766 
Farbstoffe  556 

—  Nachweis  im  Rothwein  744 
Famkrautwurze),   wurmtödtende  Be- 
standtheile 104 

Famkrautwurzelextract  s.  Eztractum 
Famkrautwurzel,  ätherisches  Oel  105 
450  .. 


Famwolle  (Penghawar-Djambi)  105 
Faulbaumrinde,  Glykoside  547 

—  Nachweis  im  Harn  364 

—  Verwendung  ein  Jahr  nach  dem 
Einkauf  159 

Fehling'sche  Lösung,  Titercontrole 
214,  Gerrard'sche  verbesserte  214 

Feiffen,  Gultur  in  Calabrien  2 

Feldflaschen  aus  Aluminium  775 

Fenchelöl,  japanisches  452 

Fenchon,  Beziehungen  zum  Kampher 
484 

Ferment,  emulsinähnliches,  Vorkom- 
men in  verschiedenen  Pilzen    107 

Fermente,  vegetabilische  556 

Fermente  und  Eiweissstoffe  556—577 

Ferratin,  Eügenschaften  571 

Ferriocetat  s.  Liquor. 

Ferrocyankalium,  Reagens  auf  Eisen 
289 

~  Zersetzbarkeit  767 

Ferro-Magnesiumsulfat  274 

Ferro-Manganum  sacchar.  u.  pept. 
Eisen-  u.  Manganbestimmung  616 

Ferrosulfat,  Vorschläge  zur  Aende- 
rung  der  Fassung  der  Artikel 
Ferrum  snlfuricum,  Ferrum  sulfur. 
crud.  und  Ferr.  sulf.  sico.  des 
Deutschen  Arzneibuches  275 

Ferrum  carbonicum  sacchar.,  ver- 
änderte Fassung  des  Artikels  in 
D.  A.  IIL  371 

—  citricum,  veränderte  Fassung  des 
in  D.  A.  IIL  825 

—  lacticum»  Vorschläge  zur  Aende- 
rung  des  Artikel  in  D.  A.  lU.  321 

effervescens,  DarsteUung  821 

—  ozydatum  sacchar.,  veränderte 
Fassung  des  Artikels  in  D.  A.  III. 
871,  Darstellung  872 

Ferrum  pulveratum  und  reductum, 
Arsennachweis  270,  Vorschläge 
zur  Aendernng  der  Fassung  der 
Artikel  des  Deutschen  Arznei- 
buches 271  u.  f. 
~^  s.  auch  Eisen  u.  Liquor 
Fette,  flachtige,  Analyse  689 

—  neue  Untersuchungsmethode  681 

—  quantitative  Bestimmung  in  Vase- 
lin  288 

—  und  Oele  328—388.  688-701 
Analyse  nsch  Muter's  Me- 
thode 688 

Bestimmung  der  Hübl'schen 

Jodzahl  689  u.  f. 
empfehlenswertheste     Me 

thoden  zur  Prüfung  692 
Fettsäuren    der    Formel    CnH^nOt, 

Aldehyde  und  Ketone  807—320 


Sach-Begister. 


825 


Fichtennadelöle,  cbemisobe  Bestand^ 
tbeile  452 

—  WerthbestimmuDg  464 
Ficbtenrinde,  tberapeutischer  Wertb, 

Bestandtbeile  82 

Ficas  macropbylla  u.  F.  mbiginosa, 
Eigenscbaften  der  Harze  62 

Ficusarten,  Vorkommen  in  Neu-Gni- 
nea  5 

Filices  104 

Filixsaure,  Eigenschaften  104 

Filter,  gebärtete  266 

Filter,  Wasser-  770  u.  f. 

FiltrationsTorricbtung ,  selbsttbätige 
227 

Filtrirgescbwindigkeit  verschiedener 
Flüssigkeiten  208 

Filtrirtricbter,  neae  220 

Fischgifte  (Pflanzen)  9 

Flaschenbürette  224 

Flascbenyerscblass  mit  Tropfenzahler 
222 

Flechtenmittel  Padberg's  780 

Fleckenreinigungsmittel  nnd  Flecken- 
essenz 780 

Fleisch,  Conservimngsmittel ,  Ana- 
lysen 704 

—  Erkennung  von  verdorbenem  FL 
702 

—  Formen  der  Fleischvergiftung  795 

—  Nachweis  von  Pferdefleisch  702. 
708 

—  Unschädlichkeit  bei  acuter  Blei- 
vergiftung 702 

—  Versorgung  grösserer  Städte  mit 
gesundem  Fl.  702,  Verwendung 
zu  beanstandenden  Fleisches  7(S 

—  nnd  Fleischpraparate  701—705 
Fleiscbextract,    Glykogengehalt   nnd 

Analyse  701 

Fleischextraote  u.  Fleischpeptone  702 

Fleisohwaaren,  Salpetergehalt  u.  der 
Pökelprocess  701 

Fluavil,  Bestandtbeile  der  Gutta- 
percha 181 

Flüsse,  Selbstreinigung  772 

Flüssigkeiten,  Filtrirgescbwindigkeit 
208 

Fluidextracte  s.  £2xtracta 

Fluor,  Gehalt  und  Bestimmung  in 
Pflanzenaschen  15 

Fluornatrium,  Conservimngsmittel  für 
Milch  für  die  chemische  Analyse  663 

Formaldehyd  (Formalin),  Eigen- 
schaften, Darstellung,  Verwendung, 
Prüfung  812  u.  f. 

—  Nachweis  in  Nahrungsmitteln  659 

—  Wirkung  auf  die  Farbe  des  Roth- 
weins  743 


Formalin-Streupulver  314 

Formanilid  373 

Formalith  814 

Fowler'sche  Losung  s.  Liquor 

Franklin ,  Zusammensetzung  und 
Eigenschaften  547 

Frauenmilch  s.  Milch 

Fraxinus  Omus  s.  Manna 

Fruchtbonbons,  Bestreuen  mit  Aetz- 
kalk  759 

Fruchtsäfte,  chemische  Zusammen- 
setzung 767 

—  Invertzuckergehalt  759 

—  Inversion  des  B,ohrzucker8  in 
sauren  Fruchtsäften  627 

—  Sirupe  757-769 
Fruchtzucker  s.  Laevulose 
Fructosid  366 
Fucus-Arten,  Jodgehalt  28 
Fungi  106-108  (s.  auch  Pilze) 
Furfnrol,    Reagens   auf  Sesamöl    im 

Olivenöl  698 
Furfurolreactionen  auf  Alkaloide  482 
Fuselöl,  Zusammensetzung  vonKom- 

fuselöl  766 

G. 

Galactosid  366 

Galbaresinotannol  28 

Galbanum,  Beschaffenheit  der  Han- 
delswaare,  Mindestgehalt  an  Alko- 
hollöslichem und  üöcbstgehalt  an 
Aschebestandtheilen  197 

—  Zusammensetzung  24 
Galenische  Präparate  578—656 
Galgantwurzel ,     Charakteristik     des 

Stärkemehls  16 
Galiziscbe  Mineralquellen  775 
Gallal  421 
Gallanol,  Darstellung,  Eigenschaften, 

Verwendung  421 
Gallenfarbstoff,  Nachweis  im  Harn  848 
Gallobromol,  Eigenschaften  422 
Gallol  421 

Galloparatoluid,  Eigenschaften  422 
Gallussäure,  Verhalten  zu  Reagentien 

789 
Galmei,  künstliche  Darstellung  282 
Gambir,  Anbau  in  Bomeo  71 

—  mikroskopische  Unterschiede  von 
Catechu  72 

—  Verfälschung  71 
Gambirpflanzen,  Anbau  auf  Ceylon  6 
Ganja  aus  Gannabis  indica  73 
Garcinia  CoUina  u«  G.  Morella,  Eigen- 
schaften   und    Bestandtbeile   des 
Gummiharzes  77 

Gasgebläse,  Minimal-  229 
Gasentwicklungsapparate  227 


826 


Sach-Register. 


Gaze,  antiseptische,  Darstellung  661. 

652 
Gebranchsgejj^eri stände  775 — 778 
Geheimmittel  u.  Specialitaten  776— 

784 
Gehöröl  von  S.  Fischer  780 
Geissospermin,  Bigenüchaften  612 
Gelaphalfrüchte ,    Bestandtheile   und 

Wirkung  179 
Gelatinekapseln  687 
Gelatineperlen,  deutsche  687 
Gelsemin  u.  Gelseminin,    Eigenschaf- 
ten 51S.  514 
Gelseminmwurzel,   Charakteristik  des 

Starkemehls  16 
Gemüseconserven  s.  Conserven 
Gentiana  lutea  u.  G.  pannonica,  Ver- 
wechslungen mit  Yeratmm  albnm 
108 
Gentianaceae  108 

Geraniol,  Anfordemngen  u.Prüfung446 
Geranium,  Charakteristik  des  Starke- 
mehls der  Wurzel  16 
Geranium  maculatum,  Charakteristik 

des  Starkemehls  der  Wurzel  17 
Geraniumöl)  Eigenschaften  445 
Geraniylacetat  u.  -formiat  446 
Gerbsäure,  Bestimmung  im  Wein  745 

—  Nachweis  im  Harn  864 

—  Prüfung  und  veränderte  Fassung 
des  Arükels  in  D.  A.  III.  425 

—  Verhalten  zu  Reagentien  789 
Gerstenhaare,  besonderes  Verhalten  71 1 
Gerstestärkekörner,     Grössen  Verhält- 
nisse 711 

Gesnndheits- Kräuterhonig  Lück  780 
Getreide,  blaues  109.  710,  Präexistenz 

des  Klebers  711 
Getreidebrod,  Ersatzmittel  714 
Gewichte    für    analytische    Zwecke, 

Modification  288 
Gewürze  727-735 

—  Bestimmung  des  ätherischen  Oeles 
727 

—  Cur cumanach weis  727 

—  Reoepte  zur  Verfälschung  727 

—  Universal-  727 
Gichtwasser  Lindthorst  681 

Gifte,  Diffusion  in  menschlichen  Lei- 
chen 785 

Glacialin  780 

Gläser,  Tropf-  221  n.  f. 

Glas,  Stas'sches  211 

Glasgefasse,  braune,  Beschaffenheit 
der  im  Handel  befindlichen  210. 
211 

Gleditschia  triacanthos,  Bestandtheile 
67 

Globulin,  Kachweis  im  Harn  845 


Glycerin,  Bestimmung  im  Wein  a.  8.  w. 
745.  749 

—  arsenhaltiges  und  Prüfung  305 

—  veränderte  Fassung  des  Artikels 
des  D.  A.  III.  805 

Glycerinphosphorsäore  306 

Glyoerin-Suppositorien  637 

Glykogen,  Bestandtheil  des  Fleisch- 
es tracts  701 

Glykose,  Bestimmung  im  Harn  343. 
344.  360  u.  f. 

Glykoheptosid  366 

Glykosesirupe,  Analysen  769 

Glykoside  der  Alkohole  866 

—  und  Bitterstoffe  645—656 
Glycyrrhiza   glabra,    Prodnction    im 

Kaukasus  148 

—  hispanica  u.  rossica,  Charakteristik 
des  Stärkemehls  16  (s.  auchSüsa- 
holz) 

Gnetaceae  108 

Gnosoopin,  Darstellung  und  Eigen- 
schaften 528 

Goldbiohloridmethode  Keeley's  gegen 
Trunksucht  780 

Gossypium  barbadense,  Nutzpflanze 
in  Sierra  Leone  8 

Gramineae  108 

Gramineen,  saponinhaltige  19 

Granatonin,  Granatolin,  Granatenin, 
Darstellung  n.  Eigenschaften  583 

Granatwurzelrinde,  Alkaloidgehalt  a. 
Bestimmung  132.  183 

Griess'sche  Reaction  zum  Nachweis 
von  Harn  im  Wasser  766 

Griffinia  hyacinthina  31 

Grindelia  robusta,  Beschreibung,  Be- 
standtheile u.  Anwendung  79 

Guigaool,  Darstellung  hochmolekularer 
Säureester  399 

—  Nachweis  im  Harn  364 

— *  p-Amidobenzoesäuree8teru.AoetyI- 
derivate  desselben  404 

—  Prüfung  400  u.  f.,  Darstellaoga- 
methoden  403 

—  -Gelatinekapseln  587 

—  -Jodoform  403 

—  s.  auch  Oelsäare 

Guajacolcarbonat,  Fassung  des  Arti- 
kels für  das  Deutsche  Arzneit>uch 
403 

Guajakholzol,  Eigenschaften  und  Ab- 
stammung 456 

Guanidin,  Vorkommen  in  Vicia  s»- 
tiva  149 

Guanidine,  aromatische  388 

Guarea  s.  Cooillana 

Gummi  arabicum,  mit  Pectin  nicht 
identisch  59 


Sach-Begister. 


827 


GummiarieD,  Abstammung  und  Ver- 
wendbarkeit 56—58 

*-  polarimetrisches  Verhalten  58 

Gummibonbons ,  Verfälschung  mit 
Gelatine  759 

Gummilack,  chemische  Verhältnisse 
202 

Gununbalsam,  Nachweis  im  Copaiva- 
balsam  63  u.  f.,  im  Perubalsam 
63  u.  f. 

Gutta  und  Guttan,  Bestand theile  der 
Guttapercha  181 

Guttapercha,  Beschwerung  und  Ver- 
fälschung 188 

—  chemische  u.  pharmakognostische 
Untersuchung  181 

—  Vermischung  mit  Kautschuk  183 
Gynocardia  cordata  53 
Gynocardias&ure,  Darstellung  53 
Gyrenbader  Mineralwasser  775 
Gyps,   Anforderungen  an  guten  Ver- 

bandgyps  264 

Gypsbinden- Wickelmaschine  217 

Gypswatte  656 

Gypsophila-Sapotoxin,  Zusammen- 
setzung 555 

H. 

Haarnirbemittel  „non  plus  ultra''  780 

Haarförbungsbalsam ,  vegetabilischer 
784 

Haarfluid  von  Heidrich  780 

Haarwachs  von  Marie  Hauer  780 

Haarwasser  von  Seeger  780 

Hämatoporphyrin ,  Vorkommen  und 
Kachweis  im  Harn  848 

Hämaturie  und  Hämoglobinurie,  Ent- 
scheidung 343 

Hämorrhoidal-Pessarhantel  780 

Haimaton  780 

Haloragaceae  109 

Hamamelidaceae  109 

Hamburger  Universalgesundheitsma- 
gensalz  787 

Handelsnamen  der  in  der  Pharmacie 
und  den  technischen  Gewerben 
angewendeten  chemischen  Körper 
205  (s.  auch  Vorbemerkung  lo 
zum  Sachregister) 

fianii  Alkaptonurie  364 

—  Ammoniakgehalt  344 

—  Blutnachweis  343.  344 

—  Chlorbformnachweis  345 

—  diagnostische  Bedeutung  der  Essig- 
säuretrübung 347 

—  Eiweissbestimmunff  unter  Anwen- 
dung der  Gentrifujre  342.  843, 
Nachweis  der  verschiedenen  imH. 
vorkommenden  Eiweissarten  jede 


für  sich  345,  Nachweis  nach  ver- 
schiedenen Methoden  846  u.  f. 
Harn,  Entscheidung  zwischen  Häma- 
turie u.  Hämaglobinurie  343 

—  Extractivstoff-Bestimmung  347 

—  farbenanalytische  Untersuchung 
der  H.-Sedimente  343 

—  Gallenfarbstoff-Bestimmung  348 

—  Geruch  des  Spargelhams  865 

—  Hämatoporphyrinnachweis  348 

—  Indican-Bestimmung  355 

—  Nachweis  der  gebräuchlichsten 
Arzneimittel  364 

^  Nachweis  im  Wasser  765.  766 

—  Nitrite-Nachweis  356 

—  Oxalsäurebildung  356 

—  Phenolbestimmung  357 

—  Phosphatbestimmung  mittels  Gen- 
trifnge  843 

—  Phosphorsäurebestimmung  357  u.  f. 

—  Quecksilberbestimmung  358 

—  Salicylsäurenachweis  (quantitativ) 
408 

—  spec.  Gewicht  und  dessen  Bezie- 
hungen zum  Zuckergehalt  364 

—  Thymol-  366 

—  Tuberkelbacillen-Nachweis  343 

—  Unbrauchbarkeit  der  Salpeter- 
säure-Alkoholprobe zur  Differen- 
tial-Diagnose zwischen  Eiweiss  u. 
Harzsubstanzen  347 

—  Urobilinbestimmung  358.  359 

—  verbesserte  Chlorbestimmung  345 

—  Vorkommen  der  Hamcylinder  347 

—  Werth  der  Centrifuge  bei  der 
Harnuntersuchung  842 

—  Zuckerreaction  nach  Gebrauch  von 
Senna  oder  Rhabarber  365 

Hamfarbstoffe,  Nachweis  860 
Harnsäure,  Bestimmung  im  Harn  nach 
verschiedenen  Methoden  349  u.  f. 

—  Lösungsbedingungen  im  Harn  352 
Harnstoff,  Bestimmung  nach  verschie- 
denen Methoden  353  u.  f. 

Harnstoffe,  neue  Darstellungsmethode 
der  mit  tertiären  Alkoholradicalen 
substituirten  H.  342 

Harnzncker,  Bestimmung  nach  ver- 
schiedenen Methoden  343.  344. 
360  u.  f.,  Fehlerquellen  bei  der 
polarimetrischen  Bestimmung  nach 
Einführung  von  Benzosol  363 

Harze,  Bildung  im  Pfianzenkörper  23 

—  Loslidhkeit  in  ätherischen  Oelen 
436 

Harzöl,  Nachweis  im  Mineralöl  284 

—  Nachweis  im  Perubalsam  70 
Harzsubstanzen,   Nachweis  im  Harn 

347 


828 


Sach-Register. 


Haselnussöl,  Eigenschaften  696 
Haut,        Resorptionsvermögen      der 

menschlichen  Haut  648 
Head-ache  Lotion  Worledge's  781 
Headine  781 
Heber,  neue  227.  228 

Hednocarpus    inebrians ,    Blausäure- 

gehalt  8 
Heftpflaster,  galvanisches  590 
Heidelbeere,    Bestandtheile  und  An- 
wendung 96 

—  kaukasische,  Beschreibung  n.  Be- 
standtheile (Theesurrogat)  94 

—  zuokervermindernde  Wirkung  eine 
Täuschung  96 

Heidelbeerblätter,  Nachweis  im  Harn 
864 

—  (Theesurrogat)  726 

—  Verfälschung  durch  Wallnuss- 
blätter  95 

Helianthemin  368 

Helianthus  annuus,  Gultur  in  Russland 
80 

—  tuberosus,  Kohlehydrate  80 
Heliotropine    amorphe ,     Zusammen- 
setzung 456 

Heliotropol,  Zusammensetzung  878 
Hemidesmus  indicus,  ceylonische  Arz- 
neipflanze 6 
Herba,  Definition  des  Wortes  1 
Herniaria-Saponin ,  Zusammensetzung 

555 
Herreria  salsaparilha ,    brasilianische 

Heilpflanze  115 
Himbeeräther,  Verfälschungen  758 

Himbeersafti  Verwendung  vonH.  zur 
Brauselimonade-Bereitung  758 

Himbeersirup,  Verfälschungen  u.  deren 
Nachweis  758 

Hippocastanaceen ,  saponinhaltige  18 

Hodenextract  577 

Holzcharpie,  Holzfilz  und  Holzwoll- 
watte, Aufsaugungsfahigkeit  650 

Holzessig  s.  Acetum 

Holztheer,  Löslichmachung  und  Dar- 
stellung eines  guten  Theerpräpa- 
rates  893.  894.  397 

Bomatropinhydrobromid,  Fassung  des 
Artikels  für  das  Deutsche  Arznei- 
buch 586 

Homeria  coUina  var.  miniata,  Be- 
schreibung 110 

Homochelidonin,  a-,  ß-  u.  ^-,  Vor- 
kommen, Darstellung  u.  Eigen- 
schaften 519 

Homoconiin,  Eigenschaften  509 

Homosalicilydchloroform  280.  287 

Honig  716-718 


Honig,  Beschlüsse  des  Vereins  Schweiz, 
analyt  Chemiker  716 

—  Entwurf  für  den  Codex  alimenta-^ 
rius  Austriacus  716 

—  gereinigter,  Darstellung  631 

—  russischer  und  türkischer,  Unter- 
suchung 718 

—  Werth    der  Haenle'schen  Unter- 
suchnngsmethode  716.  717 

Hopfen,  Bestandtheile  198 

Hortus    plantarum  diaphoricarum  et 

Herbarium  analyticnm  von  Buys- 

man  1 
Hübl's  Jodzahl,  Bestimmung  689  u.  f. 
Hühneraugentod  781 
Humulus  Lupulus  s.  Hopfen 
Hungerbrod,  russisches  714.  715 
Hura  crepitans,  Lepramittel  9 

Oelgehalt  der  Samen  25 

Hustenpastillen  Eeating's  779 
HydnocarpuB  inebrians,  Wirkung  dea 

Oeles  54 
Hydracetin  s.  Phenacetin 
Hydrargyrum  extinctum  645  (s.  auch 

Quecksilber) 
Hydrastin,    Bestimmung  im  Extract^ 

Hydrastis  fluid.  608 

—  und  Abkömmlinge  desselben,  Dar- 
stellung und  Eigenschaften  490 

Hydrastinbitartrat,  Eigenschaften  494 

Hydrastis  canadensis,  Charakteristik  d. 
Stärkemehls  der  Wurzel  17 

Hydrastis  canadensis,  Verunreinigung 
der  Handelswaare  58 

Hydrazin-  und  Hydracetinderivate, 
Darstellung  887 

Hydroxanthalin,  Darstellung  u.  Eigen- 
schaften 582 

Hygienische  Patronen  781 

Hyoscin  und  dessen  Salze,  Schmelz-^ 
puncto  588 

Hyoscinhydrobromid,  Lösliohkeitsver- 
hältnisse  537 

Hyoscinhydrobromid,  richtigerScopol- 
aminhydrobromid   539  (s.  dieses) 

Hyoscyamin  (links  drehendes),  Zer- 
legung 586 

—  und  dessen  Salze,  Sohmelzpancte 
588 

HyosCyaminhydrobromid,Löslichkeit8- 
Verhältnisse  537 

Hyoscyamus  und  dessen  Präparate 
(Extract,  Oel,  Tinctur,  Alkoholatar». 
Salben,  Pflaster),  Alkaloidbeaüm- 
mung  592  u.  f. 

Hypaphorin,  Eigenschaften  und  Wir- 
kung 148 

Hypaphorus  subumbrans ,  Bestand- 
theUe  148 


Sach-Begister. 


829 


Hypnal,  Eigensohaften  u.  Wirkung  476 
HypnoD,  l^achweis  im  Harn  864 
Uyssopus  officinalis,  Anbau  2 

I. 

Ichthyol- Vasogen  285 

Hex  Gassine,  Beschreibung,  Bestand- 
theile,  Wirkung  46 

Illiciumreligiosum,  Vergiftungsfall  126 

Imperatoria,  Charakteristik  des  Starke- 
n^ehls  der  Wurzel  16 

Impigembohne,  Abstammung  67 

Indican,  Beetimmung  im  Harn  856 

Indigofera  Anil,  Gultur  in  Sierra 
Leone  8 

Indische  Gummiarten  57 

-^  Pflanzen  8 

Infundirapparat,  Sohneil-  216 

Infusa,  Bereitungsweise  688 

Ingberöl,  chemische  Zusammensetzung 
456,  japanisches  456 

Ingwer,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls 16 

—  Cultnr  auf  den  Fidji-Inseln  200 
Inula  Helenium,  Kohlehydrate  80 
Inulase  868 

Inulin  und  Inulenin,  Darstellung  und 
Eigenschaften  866 

Insekten,  Drogen  zerstörende  14 

Insektenpulver,  kaukasisches,  mikros- 
kopische Merkmale  80 

Ipecacuanha ,  Charakteristik  des 
Stärkemehls  16 

—  Differencirung  der  einzelnen  Sorten 
169 

—  Emetin  nicht  das  alleinige  Alka- 
loid  174 

—  falsche  167  u.  f. 

—  englische  Handelssorten  167 

—  schwarze  oder  gestreifte  169 

—  Werth  der  nicht  offidnellen  Theile 
171.  178 

—  Werthbestimmung  nach  verschie- 
denen neueren  Methoden  171  u.  f. 
483 

—  deemetinisata,  Mittel  gegen  Dy- 
senterie 170.  171 

Ipoh  aker-Pfeilgift,  Eigenschaften  126 

Ipomoea  Jalapa  s.  Jalape 

Ipomein,  Darstellung  u.  Eigenschaften 
558 

Ipomoea  pandurata,  Glykosid  662,  I. 
Turpethum,  Glykoside  661 

Iridaceae  110 

Iridin,  Irigenin,  Iridinsäure,  Iridol, 
Iretol,  Darstellung  und  Eigen- 
schaften 548 

Iriswurzel,  Charakteristik  des  Stärke» 
mehls  16 


Iriswurzelpulver,  Feuchtigkeits-  und 
Aschegehalt  15 

Irisol,  Zusammensetzung  878 

Iron,  Iren»  Eigenschaften  478 

Isoaconitin  s.  Aconitin 

Isobntylorthokresoljodid  s.  Europhen 

Isococa'in  (Dextrococain)  500 

Isoeugeuylphenyläther,  nitrirte,  Dar- 
stellung 405 

Isomaltose  s.  Rohrzucker 

Isonitrosotolylantipyrin  478 

Isopren  21 

Isorottlerin,  Eigenschaften  102 

Isotoma  longiflora,  Beschreibung  und 
Bestandtheile  118 

Verwendung  8 

Isotomin  118 

J. 

Jaborandiblätter,  Femambuko-  180 

—  Substitution  180 

Jalape,  Charakteristik  des  Stärkemehls 
16 

—  Harzeehalt  86 

—  yerfälschte  88 
Jalapin,  Darstellunff  87 

—  Deetillationsproducte  558 
Jatrol  878 

Jatropha  Curcas,  Beschreibung  u.  Be- 
standtheile 97.  98 
Nutzpflanze  in  Sierra  Leone  8 

—  macrorrhiza,  wirksames  Prindp  der 
Wurzel  99 

—  Manihot,  Analyse  der  süssen  Cas- 
sava  99 

Jod  244-245 

—  Bindung  durch  Stärke  870 

—  Einzelgabe  u.  Tagesprabe  244 

—  Nachweis  im  Harn  865 

in  organischen  Verbindungen 

244 

—  Prüfung  auf  Cyan  245 
Jodäthyl  s.  Aethyljodid 

m  -  Jod  •  o-  oxyohinolin-ana-sulfonsäure 
(Loretin)  481 

Jodeisensirup  s.  Sirupus 

Jodrubidium  s.  Rubidium 

Jodsalze,  Nachweis  im  Harn  865 

Jodsäure,  Nachweis  in  Salpetersäure 
251 

Jodtinctur,  Darstellung  641 

Jodtribromid,  Zusammensetzung  245 

Jodocoffein  506 

Jodoform,  Bestimmung  in  Verband- 
stoffen 658  u.  f. 

—  chemisches  Verhalten  295  u.  1, 
Einflnss  des  Lichts  296  n.  f.,  Ver> 
halten  des  in  Chloroform  gelösten 
J.  297 


830 


Sach-Register. 


Jodoform,  Di-  299 

^~  Löslicbkeitsverhältnisse  294 

~  Nachweis  im  Harn  365 

—  Zersetzlicbkeit  der  Lösungen  295  a.f. 
Jodoformemulsion  591 
Jodoform-Vasogen  285 
Jodoformglycerin,  sterilisirtes  591 
Jodoformgaze,  Darstellung  652 
Jodoformguajacol  403 

Jodoform öleroulsion,  sterilisirte  591 

Jodoformsalol  419 

Jodolcoffein  507 

Jodo-Pheno-Chloral  376 

Jodosobenzoesaure  406 

Jodothein  506 

Jodotbeobromin  506 

Jonidium  Ipecacuanba  s.  Ipecacuanba 

Jonen,  Eigenscbaften  473 

Juglandaceae  110 

Juglans  cinerea,   chemische   Analyse 

der  Rinde  110 
Jancaceae  HO 

Juncus  bufonius,  Pseudoviviparin  HO 
Jute,  Aufsaugungsfähigkeit  650 

R. 

Eaempferia  rotunda,  ätherisches  Oel 

456 
E&se  677—679 

—  Analyse  von  Ease  aus  centrifu- 
girter  M.  679 

—  Analysen  in-  und  ausländischer 
Eäsesorten  und  Mittheilung  über 
Fabrikation  678.  679 

—  Einfiuss  des  Luftabschlusses  auf 
die  Reifung  der  Emmenthaler 
Eä8e647 

—  Erforschung  der  Eäse-Reifung  677 

—  Fettbildung  bei  der  Reifung  647 

—  Oährung  und  Käsepilze  677 

—  Eupfergehalt  678 

—  Margarine-  678 

—  Methode  der  Analyse  678 

—  Ptomaine  677 

—  Schimmel  innerhalb  und  ausser- 
halb verschiedener  Tafelkäse  677 

-*  Ursachen  und  Erreger  der  anor- 
malen Reifungsvorgänge  677 

—  Versuche  zur  Verhinderung  der 
Blähung  der  Eäse  677 

—  Vorschläge  zur  Verhinderung  der 
Verfälschung  678 

Eaffee  721 —725 

—  Beurtheilung  von  glaslrtem  724 

—  Garamelbestimmung  in  mit  Zucker 

gebranntem  E.  725 
offeinbestimmung  721  u.  f. 

—  Entwicklungsgeschichte  der  Fracht 
u.  des  Samens  721 


Eaffee,  Genuss-  n.Hei]mi(tel  nach  seinen 
botanischen,  chemischen,  diäte- 
tischen u.  medicinischen  Eigen- 
schaften 721 

—  Eohlehydrat  der  Samen  721 

—  minderwerthige  Sorten  des  Han- 
dels 723 

—  neucaledonischer  723 

—  Surrogate  724 
Eaffeeglasur  (Paraffinöl)  724 
Kaffeepulver,  gefälschtes  724 
Ealium  257-260 

Ealiumbromid,  Nachweis  im  Harn  S64 
Ealiumdichromat,  Conservirunffsmittel 

fQr  Milch  für  die  chemische  Ana- 
lyse 662-663 

—  Drmaass  für  Acidimetrie  213 
EaliumferrocyanidfEiweissreagena  346 
Ealiumjodid,  Nachweis  im  Harn  365 

—  Prüfung  auf  Jodat  257,  Einwir- 
kung von  H,0,  258 

—  Verhalten  zum  Sozojodolqueck- 
silber  377 

—  Vorschriften  für  Pillenmassen  620 
Ealiumpermanganat ,    Gonservirunga- 

mittel  für  die  chemische  Analyse 

662.  663 
Ealkwasser-Tabletten  580 
EalmuBÖl,    veränderte  Fassung   dea 

Artikels  im  D.  A.  IH  457 
Eamala,  Aschengehalt  100 

—  Bestandtheile  100  n.  f. 

—  verfälschte  100 

Eampher,  Ausfuhr  aus  Japan  112« 
Production  auf  Formosa  118 

—  Beziehungen  zum  Fenchon  484 

—  kleinste  wahrnehmbare  Mengen 
(Geruch)  209 

Eampherarten  430—475 
Eamphersäure,  Fassung  des  Artikels 

für  das  Deutsche  Arzneibuch  456 
Eampherspiritus ,    Werthbeetimmang 

631 
Eampher- Vasogerin  285 
KamphopyrazoTon,  Darstellung  480 
Eapoköl,  Eigenschaften  696 
Eapselfalter  217 

Eardin,  Darstellung  u.  Wirkung  576 
Eat  s.  Catha 
Kathin  75 
Eatarrhpastillen  oderKatarrhbrddehen 

IssleO)  781 
Eautschuk,  Synthese  21 

—  Vermischung  mit  Outtaperoha  183 

—  von  Sierra  Leone  21 
Eautschukbäume     des     botanischen 

Gartens  auf  Ceylon  6 
Eden  (Aethylohlorid)  303 
Eermesbeere  s.  Phytolacoa 


Saoh-Begi  ster. 


831 


Eerö,  schwefelhaltiges  Mineralwasser 

776 
Kesselsteinmittel  781  0^ 
Ketone,  Nachweis  766.  767|  * 
Ketozime,  Yerbindgn.  mit  Chloral  318 
Kindermehle,  Analysen  709^ 
Kino  ähnliches  Gummi   von  Brachy- 

stegia  spicaeformis  69 

—  von  Angophora  -Arten,  Eigen- 
schaften 131 

Kirschgammi,  Eigenschaften  68 

Eirschkernöl ,  Nachweis  im  Mandelöl 
695 

Kirsohlorbeerfrüchte,  Mannit-  u.  Sor- 
bitgehalt 369 

Kleber,  Präexistenz  im  Getreide  711 

Klemmen  zum  Festhalten  von  Röhren» 
Büretten  228 

Kochgeschirre  aus  Aluminium  775 

Kohlehydrate  366—372 

Kohlensäure,  Amidderivate  342 — 365 

—  Bestimmung  in  der  Luft  267 

—  Entwickelunp^8apparat227,  Kohlen- 
säureanhydrid, übersättigte  wässe- 
rige Lösungen  774 

Kohlensäurehaltige  Getränke,  Ver- 
wendung roher  Schwefelsäure  zur 
Fabrikation  774 

Kohlenstoff  257 

Kohlenwasserstoffe  d .  Formel  CnH,n + ^ 
u.  Substitute  283—299 

Kola  acuminata,  Vorkommen  in  Sierra 
Leone  7 

Kolabäume,  Anbau  auf  Ceylon  6 

Kolanüsse,  Beschaffenheit  der  Handels- 
waare  185,  Substitution  durch  die 
Samen  von  Pentadesma  butyracea 
186 

—  Glykosid  (Kolauin)  720 
Kolosz,    Wasser    des    grossen    Salz- 
teiches 775 

Korianderöl,  Prüfung  und  Zusammen- 
setzung 457 

Koriandrol,  Eigenschaften  460 

Kork  und  Cuticula  19 

Komfuselöl,  Zusammensetzung  766 

Kornradehai tiges  Mehl,  Schädlichkeit 
715    716 

Kosoblüthen,  Verfälschung  mit  männ- 
lichen Blüthen  and  deren  Nach- 
weis 160 

Kräuterwein  von  Ullrich  781 

Krebsmittel  781 

Kreiselcentrifuge  229 

Kümmelöl,  veränderte  Fassung  des 
Artikels  im  D.  A.  lü  457 

Kuhmilch  s.  Milch 

Kupfer  275-277 

—  Fehlerquellen  bei  der  Bestimmung 


mittels  der  Volhard'schen  Rhodan- 
Titrirmethode  275 
Kupfer,  Geh.  in  plattirten  Blechen  777 

—  Nachweis  neoen  Blei  787 

—  zulässiger  Gehalt  in  Conserven  760 
Kupferfarben   zum  Färben   von  Nah- 

rungs-  und  Genussmitteln  659 
Kupferozyd,   Verhalten   gegen  Colo- 

phonium-Petrolätherlösung  277 
Kupfersalze,  neue  Reaction  277 
Kupfersulfat,  Nachweis  von  Eisen  277 

L. 

Labiatae  111 

Labiaten,  Anbau  2 

Lactopeptine,  Zusammensetzung   672 

Lactophenin  380 

Lactylderivate  des  Methylanilins, 
Aethylanilins,p-AnisidiDB,p-Phene- 
tidins  386 

Ladanumöl,  Eigenschaften  459 

Laevulose,  Nahrungsmittel  für  Diabe- 
tiker, Darstellung  369 

Lagenandra  lancifolia,  falsche  indische 
Ipecacuanha  168 

Lallemantia-Art ,  Stammpflanze  der 
Tokmari- Samen  111 

Laminaria-Arten,  Jodgehalt  28 

Lana'in  s.  Wollfett 

Lanolimentum  Boroglycerini  579.  645 

Lanolin  s.  Wollfett 

Lanolinum  boro-glycerinatum,  Be- 
reitung 644 

Lathraea,  biologische  Studien  der 
Gattung  L.  (L.  Clandestina  n.  L. 
squamaria)  183 

Latschenkieferöl ,  Bestandtheile  und 
Eigenschaften  454.  455 

Lauraceae  112 

Laurus  Camphora  s.  Kampher 

—  giganteus ,  Beschreibung  u.  Be- 
standtheile (Caparrapi- Balsam)  113 

Lavendelöl,  Prüfung  und  Anforde- 
rungen 459,  Pinengehalt  459, 
Cineolgehalt  460 

Leberthran  mit  Saccharin  617 

Leberthranalkaloide  514 

Lecithin,  Gehalt  in  Butter  688 

—  Gehalt  in  Pilzen  106 
Leguminosen,  Structur  u.  Vertheilung 

der  Tanninbehälter  146 

Legnminosenmehl,  Nachweis  im 
Weizenmehl  708 

Leinöl,  veränderte  Fassung  des  Ar- 
tikels im  D.  A.  III.  328,  giftig 
wirkendes  328 

Lemonen,  Cnltur  in  Calabrien  2 

Lemongrasöl  (terpenfreies) ,  Znsam- 
mensetzung 446 


832 


Saoh-Register. 


Leuchtgas,   Apparat  zur  YerhütuDg 

des  Ausströmens  in  Laboratorien 

228 
Liatris  spicata,  Beschreibung  u.  Be- 

standtheile  des  Rhizoms  80 
Liber  fundamentorum  Pharm  acologiae 

aus  dem  10.  Jahrhundert  (persisch), 

Üebersetzung  205 
Licari-Eanali-Oel ,    Zusammensetzung 

(Licareol,  Lioaren,  Licarhodol)  460 
Liköre,  Resolution  betr.  Färben  der- 
selben 766 
Liliaceae  114 

Liliaceen,  officinelle  brasilianische  114 
Liliaceen,  saponinhaltige  16 
Lindera  Benzoin,  Oelgehalt  26 
Lindenblätter ,      Untersuchung     des 

Honigthaues  192 
Linimentum       saponato  -  camphorat. 

jodat.  679 
Liqueur  de  Laville  782 
Liquidambur  orientalis  s.  Storax 
Liquor  Aluminii  acetici,   Darstellung 

u.  Prüfung  309 

—  Caicis  saccharatus  376 

—  Cresoli  saponatus,  Fassung  des 
Artikels  für  das  Arzneibuch  890 

—  Ferri  acetici,  Prüfung  nach  D. 
A.  III,  Kritik  809,  Darstellung 
310,  veränderte  Fassung  des 
Artikels  im  D.  A.  III.  810,  Ver- 
halten gegen  Schwefelsäure  811 
albuminati  de  Groot,  Eigen- 
schaften 669 

Mangan,  sacch.,  Darstellung  616 

peptonati,  Darstellung  615 

.. c.  Mangan.,  Darstellung  615 

—  Ferro-Manganisacch.  u.  peptonati. 
Eisen-  u.  Manganbestimmung  616 

—  Ealii  arsenicosi,  Darstellung  258, 
Vorschläge  zur  Aenderung  des 
Artikels  des  deutschen  Arznei- 
buches, volumetrische  Oehaltsbe- 
bestimmung  259 

—  Mangani  glucosat,  Darstellung  615 

—  Natrii  chloroborosi ,  Zusammen- 
setzung 261 

—  Plumbi  subacetici,  Darstellung  312 
Liq^uores  614—617 

Linosma  ovata,    Stamropflanze   von 
Muira  Puama,  Beschreibung  und 
Bestandtheile  dieser  Droge  186  u.  f. 
Lithargyrum,  Prüfung  266 
Lithium,  ooffeinsulfosaures  508 
Lithiumsalicylat,  Fassung  des  Artikels 
für  das  Deutsche  Arzneibuch  409 
Litsea  citrata,  falsche  Gubeben  152 
Lobeliaceae  118 
^Loganiaceae  119 


Loretin,  Darstellung,  Eigenschaften 
u.  Wirkung  481 

Lösungen  zum  Recepturgebrauch,  vor- 
räthige  wässerige  57& 

Löthrohruntersuchnngen ,  neue  Me- 
thode 211 

Luft,  Eohlensäurebestimmung  257 

Luftpumpe,  Wasserstrahl-,  neue  284 

Lungenkräuterthee  von  Hennig  782 

Luperin  782 

Lupinus  albus  >  Alkaloide  und  deren 
Salze,  Darstellung,  Eigenschaften 
u.  Zusammensetzung  514  u.  f. 

Lysol,  Eigenschaften  und  Werth  im 
Vergleich  zum  Creolin  894 

M. 

Maassanalyse  212  u.  f 

Maass-  u.  Gewichtsordnung,  deutsche 

229  . 
Macassarol,  Eigenschaften  des  echten 

828 
Macis,  chemische  Bestandtheile  der 

Bombaymacis  729 

—  chemische  Charakteristik  729 

~  Nachweis  von  Bombaymacis  in 
Bandamacis  729 

—  Papua-  728 

—  Unterscheidung  der  yerschiedenen 
Sorten  durch  Bestimmung,  des 
äther.  Oels  727 

Magensaft,  Salzsäurebestimmung  nach 
verschiedenen  Methoden  287  a.  f. 

Magnesia,  Vorkommen  im  Calcium- 
carbonat 268  und  Nachweis  264 

Magnoliaceae  125 

Map^noliaceen,  saponinhaltige  18 

Mais,  Rohrzuckergehalt  10^ 

Maisöl,  Zusammensetzung  695 

Malaüsche  Pfeilgifte  125 

Malakin  381 

Malesd-Eisen  571.  782 

Mallein,  Darstellung  575 

Mallotoein,  Eigenschafben  100 

Mallotus  philippinensis  s.  EanuJa 

Malpighiaceae  127 

Maltose  s.  Rohrzucker. 

Malz,  Salicylsäurereaction  im  Patent- 
farbmalz  738 

Malzextract,  japanisches  aus  Reis 
dargestellt  742 

Malzextracte,  Zusammensetzung  und 
Prüfung,  Anforderungen  741.  742 

Malzextractbier  Analyse  742 

Mammuthbäume  (Sequoie)  27 

MandarinenÖl ,  Eigenschaften  u.  Prü- 
fung 442 

Mandeln,  Production  auf  Teneriffa  160 

Mandelöl,  Verfälschung  695 


1 


Sach-Register. 


833 


Mangan,  Bestimmung  in  Ferro- Man- 
gannm  sacoh.  a.  pepi  n.  deren 
Liquores  616 

Man^ovebanm,  Wachsthnmsverh&lt- 
nisse,  Bestandtheile  der  Rinde  160 

Manihot  s.  Jatropha 

Manna,  Exsudat  von  Salixarten   181 

—  Production  auf  Sicilien  136 

—  von  Myoporum,  Eigenschaften  n. 
Bestandtheile  158 

Mannit,   Bestimmung   u.   Gehalt  im 

Wein  746.  747 
-.  Gehalt  in  Pilzen  107 

—  Nachweis  in  den  Eirschlorbeer- 
früchten  869 

Mannosid  866 

Maranta  arundinacea,  Anbau  in 
Sierra  Leone  7 

—  —  Arrowroot  von  Zanzibar    127 
Marantaceae  127 

Margarin,  holländisches  688 

—  Nachweis  von  BaumwoUstearin  695 

—  Nachweis  in  der  Butter  681  u.  f. 

—  Verfälschung  durch  Sonnen- 
blumenöl 696 

Margarinkäse  678 

Marsala  •  Wein,      Zusammensetzung, 

Production  752.  758 
Massa    pilular.    Blaudii    u.    Yaletti, 

Darstellung  626 
Mastix,    Löslichkeit    in    ätherischen 

Oelen  436 
Matico,    Substitution     durch    Piper 

angnstifolium  151 
Maul-  u.  Klauenseuchen-Mittel      782 
Maulthiermilch,  Zusammensetzung  u. 

Eigenthümlichkeit  678 
Medicinalpflanzen  s.   Arzneipflanzen 

u.  Drogen 
Medicinal-Wein  s.  Wein 
Meeresalgen  28 
Meerzwiebel  s.  Urgioea 
Mehl,  Brod,  Backwaaren  705 — 716 

—  gebleichtes  708 

—  chenopodinhaltiges  715 

—  komradehaltiges  715.  716 

—  kupferhaltiffes  709 

—  Methoden  aer  Analyse  705.  706 

—  ranziges  706 

—  Untersuchung   u.  neue   Methode 
des  Feinheitsgrades  707 

—  Verfälschung  durch  Gyps  708 

—  8.  auch  Weizen-  n.  Roggenmehl 
Mekkabalsam,  Abstammung  54 
Melaleuca  Leuoadendron,  ätherisches 

Oel  448 

—  viridiflora  s.  Niaouli 
Melanthaceen,  saponinhaltige  18 
Melanthin,  Zusammensetzung  555 

FhMniaoftatiselMr  JahnMlwiieht  f.  1688. 


Mel  depuratum  631 
Melia  Azadarechata,  Oelgehalt  26 
Meliaceae  128 

Meliaoeen,  saponinhaltige  18 
Melissa,  Anbau  2 
Melle,  Mineralquelle  775 
Menispermaceae  128 
Mentha  canadensis,   ätherisches   Oel 
464 

—  piperita,  Anbau  2 

—  Pulegium  s.  Poleyöl 
Menthol,  verfälschtes  464 
Menthole,  isomere. 464 

Menthol  formiat      und      -valerianat« 

Eigenschaften  464 
Mentholstifte,  schlechte  Beschaffen- 
heit 586 
Menthol- Vasogen  u.  Vasogenin  285 
Mentone,  Naturproducte  2 
Messflasche  für  Arzneien  222 
Messgeräthe,  Aichung  chemischer  229 
Methacetin  s.  Phenacetin 
Metalle,  Nachweis  im  Harn  365 

—  neue  Methode  zur  quantitativen 
Bestimmung  (Vitali)  mittels  Ti- 
tration 207 

—  und  deren  anorganische  Verbin- 
dungen 257—288 

Metalloide  und   deren   anorganische 

Verbindungen  284—257 
Methanderivate  283—372 
Methylchlorid,  therapeutischer  Werth 

304 
Methylanilin,  Lactylderivate  886 
Methylconiin,  Eigenschaften  509 
Methylenbijodid  s.  Quecksilbeijodid 
Methylenblau    zum    Nachweis     von 

Hamzucker  862 

—  s.  auch  Antirheumaticum 
Methylsalicylat  (Wintergrünöl),    An- 
forderungen 474 

p-Methoxy-phenyldimethylpyrazolon, 

Darstellung  480 
p-Methoxyphenylhydrazin  u.  p-Meth- 

oxyhydracetin,  Darstellung  887 
Mezoneuron    scortechinii,   Barrister- 

Gummi  68 
Michelia  Champaca  s.  Champaoaol 
Migränin,  Zusammensetzung  476 
Milch  660—676 

—  Analyse  aus  England  671,  Ana- 
lysen der  M.  pockenkranker  Kühe 
671 

—  Anhaltspunkte  zur  Unterschei- 
dung gefälschter  und  anormaler 
M.  664 

—  Ansteckungsgefahr  für  verschie- 
dene Krankheiten  durch  den 
Genuss  678 

54 


'  % 


834 


Sach-Register. 


Milch,  Anwendung  von  Magermilch 
statt  Wasser  bei  der  Brodbereitung 
673 

—  Bacteriengehalt  674  n  f. 

—  Bestimmung  der  festen  Stoffe  669 

—  Bestimmung  des  Sänregrades  in 
Milch  n.  Milchprodncten  671 

—  Bestimmung  des  spec.  Gewichts 
geronnener  Milch  661 

—  Beziehungen  zwischen  spec.  Gew. 
u.  procentischem  Fettgehalt  der 
Trockensubstanz  der  M.  (Fleisch- 
mann'sche  Formel)  667 

—  condensirte,  Analyse  und  Nach- 
weis derselben,  wenn  sie  verdünnt 
u.  zur  Fälschung  frischer  Milch 
benutzt  wird  672 

—  condensirte  Magermilch  672 

—  Conservirung  durch  Antiseptica  675 

—  Conservirung  für  die  chemische 
Analyse  mittels  Kaliumdichromat, 
Kaliumpermanganat  u.  s.  w.  662. 
663 

—  Einflass  der  Eohlensäure-Impräg- 
nation  auf  den  Gehalt  an  Casein, 
Albumin,  Albumose  und  Pepton 
674 

~  Einwirkung  des    dem  Fette  bei- 

§egebenen  Galciumphosphats  auf 
en  Aschengehalt  661,  Finfluss 
der  Fütterung  auf  den  Fettgehalt 
der  Milch  und  die  Beschaffenheit 
des  Butterfettes  662 

—  Entwurf  für  den  Codex  alimen- 
tarius  Austriacus  660 

—  Fetfausscheidung  aus  sterilisirter 
675 

—  Fettbestimmung   in    saurer    und 

feronnener  Milch  666 
ettbestimmung  nach  verschiede- 
nen älteren  und  neueren  Methoden 
666  u.  f. 

—  Fettgehaltsbestimmung  vonCentri- 
fugenmilch  verschiedener  Systeme 
672 

—  Frauen-,  Keimgehalt  673 

—  Frauen-  und  Kuh-,  chemische 
Unterschiede  u.  Mittel  zu  ihrer 
Ausgleichung  676 

—  geht  Brechweinstein  in  dieselbe 
über?  662 

—  Milchwirthschaftsbetrieb  und 
Molkereiproducte  im  Lichte  der 
Bacteriologie  678 

—  Milchzuckerbestimmung  662 

—  neuer  Bestandtheil  (Amyloid)  661 

—  neue  Formeln  für  die  genaue  Be- 
rechnung von  Milchfalschung  664 

—  neue  Prüfer  671 


Milch,  Reaction  660 

—  Schmutzgehalt,  Entfernung,  Be- 
stimmung u.  üeberwachung    674 

—  Schwefelgehalt  662 

—  seifige  674 

—  Steriiisirung  nach  verschiedenen 
Verfahren  674.  675 

—  tägliche  Schwankungen  im  Fett> 
gehalt  664,  Fettgehalt  der  M. 
von  englischen  Stamm buchthieren 
665,  Untersuchung  der  Milch  von 
Kühen  der  Heerde  Kleinhof- 
Tapiau  665 

—  theilweise  Entkälkung  676 

—  Technik  der  Massenuntersuchung 
664 

—  Üeberwachung  der  Marktmilch  674 

—  Unterscheidung  zwischen  Kuh- 
und  Ziegenmilch  673 

—  Versorgung  grosser  Städte  mit 
frischer  M.  676 

—  Zahl  und  Grösse  der  Fettkügel- 
chen  661 

Milchsäure,  Vorschläge  zur  Aende- 
rung  des  Artikels  in  D.  A.  DI. 
320 

Milchzucker,  keimfreier  675 

MilW,  im  Departement  Seine-et-Oise» 
Gärtnereien  2 

Mimosaceae  129 

Mimosaceen,  sagoninhaltige  18 

—  Stru ctur  u .  Verthei lung  der  Tannin- 
behälter 146 

Mineralöl,  Harzölnachweis  284 

—  Nachweis  fetter  Oele  688 

—  s.  auch  Vaselin 

Mineralöle,  neue  medicinische(Va8elin. 
oxygenat.  oder  Vasogen),  Eigen- 
schaften,therapeutischerWert£284 

Mineralsäuren,  Nachweis  im  Essig 
718 

Mineralwasser  773—775 

—  Analyse  verschiedener  774.  776 

—  Grund  der  Ausscheidung  des 
Eisens  in  Eisenwasser  773.  774 

—  Keimgehalt  773 

—  Kohlensäurebestimmung  774 

—  medicinische  581 

—  natürliche  u.  künstliche  778 

—  neue  Darstellungsmethode  581 
Mineral wasserkrüge,    unreine    (Blei- 
gehalt) 774 

Minimalgasgebläse  229 
Minze,  kleinste  wahrnehmbare  Men- 
gen (Geruch)  209 
Mirbanöl,  Anforderungen  460 
Miztura  sulfurica   acida,   veränderte 

Fassung  des  Artikels  des  D.  A.  ni. 

304 


Sach-Register. 


835 


Moerua      arenaria ,       zuckerhaltige 

Wurzel  74 
Mohnöl,  Nachweis  im  Olivenöl  692 
Mohr'sche  Waage   zur   Bestimmung 

des   spec.  Gewichts,  Abänderung 

233 
Molkereiproducte  s.  Milch 
Monacetylscoparin,  Eigenschaften  540 
Monobromtolylantipyrin  und   Mono- 

jodtolylantipyrin  478 
Monochloralantipyrin  (Hypnal)  476 
Montpellier,  botanischer  Garten  1 
Moospappe,  Aufsaugungsfahigkeit  650 
Mooswatte  und  Moospappe    als   chi- 
rurgisches Verbandmaterial  651 
Moringa  aptera  u.  M.  pterygosperma, 

Stammpflanzen  des  Behenöls  68 
Morphin,  Ausscheidung  des  subcutan 

injicirten  M.  durch  den  Speichel 

791 

—  Bestimmung  im  Opium  144 

—  Constitution  528 

—  Furfurolreaction  483 

—  Nachweis  im  Harn  365 

—  toxikologischer  Nachweis  792 
Morphinhydrobromid,  Eigenschaften 

529 
Morphinhydrochlorid,  Darstellung  der 
Lösungen  529 

—  Prüfung  nach  D.  A.  III.  629 
Morrhenia    brachystephana,    Eigen- 
schaften und  Verwendung  52 

Moschus,  kleinste  wahrnehmbare 
Mengen  (Geruch)  209 

—  künstlicher  373 
Moschuslösung  für  subcutane  Injection 

642 

Most  s.  Wein 

Mostwaage  759 

Muawinhydrobromid,  Eigenschaften 
518 

Mnira  Puama  s.  Liriosma  ovata 

Mull,  Aufsaugungsfahigkeit  650 

Munjistin  179 

Murure-Rinde,  vegetabilisches  Queck- 
silber 13 

Muskatbutter,  Prüfung  829 

Mutterkorn,  Nachweis  713 

Myristica,  Cultur  auf  Jamaica  130 

—  Vorkommen  in  Neu- Guinea  5 

—  angolensis  u.  M.  fragrans,  Cultur 
in  Sierra  Leone  7 

Myristica-Arten,  chemische  Charak- 
teristik des  Samenmantels  729 

Myristicaceae  130 

Myoporum  platycarpum,  Manna  153 

Myrobalanen,  Darstellung  u.  Eigen- 
schaften der  Chebulinsäure  78. 
426 


Myrosin,    Vorkommen  in    den   Tro- 

paeolaceen  192 
Myrrhe,  Abstammung  55 

—  Unterscheidung  von  Bdellium  55 
Myrrhentinctur,     Verwendung     des 

Rückstandes  zu  Klebzwecken   56 
Myrrholin  u.  Myrrhencreme  617 
Myrsinaceae  130 

Myrsine  africana  s.  Embelia  Ribes 
Myrtaceae  131 
Myrtaceen,  saponinhaltige  18 

N. 

Nahrungs-  und  Genussmittel,  Berichte 
über  die  Thätigkeit  öflFentlicher 
Untersuchungsanstalten  657.  658, 
Berichte  über  Fälschungen  658, 
Bericht  über  die  Versamml.  der  fr. 
Vereinigung  bayerischer  Vertreter 
der  angew.  Chemie  658 

Coffein  u.  Theobromin  ent- 
haltende 719 

—  Färben  mit  Therfarben  u. 

Kupferfarben  659,  Surrogate  und 
Kunstproducte  659,  Praxis  des 
Nahrungsmittel  -  Mikroskopikers 
659 

Nachweis  von  Formaldehvd 

659  ^ 

Nachweis    von    Saccharin 

738,  von  Dulcin  740 

— Zusatz    von    Kupfersalzen 

unzulässig  760 
Naphtalin,  Nachweis  im  Harn  365 
Napthalingruppe,  Verbindunffen  427 

430 
/9-Naphtoloarbonat,  Darstellung  427 
^Naphtoldisulfosäure  s.  Alumnol 
/S-Naphtolgaze,  Darstellung  652 

^-Naphtolsohwefelsäureäther,  Cal- 
ciumsalz  428 

jJ-Naphtol-Wismuth,  Darstellung  879 

Wirkung  428 

Naphtosalole  420 

Narcein,  absolut  reines  530 

—  Darstellung  529,  Darstellung  von 
Estern  530 

Narceinnatrium-Natriumsalicylat  (An- 

tispasmin),  Prüfung  530 
Narcissus    orientalis,     Bestandtheile 

der  Knollen  32 
Nardostachys  Jatamansi,  ätherisches 

Oel  25 
Nasrol    (coffeinsulfosaures   Natrium) 

508 
Nauclea,      Vorkommen      in      Neu- 

Guinea  5 
Natrium  260—262 

64* 


836 


Sach-RegiBter. 


Natriummetall  zur  Titent^llang  der 

Normalsänren  218 
Natrium  aethyiicum  siccum  804 

—  coffeiDBulfosaures  507 
Natrinmbromid,   Nachweis  im  Harn 

864 

Natriumcarbonat  8.  Soda 

Natriumchloroborat  (Barmenit),  Zu- 
sammensetzung 260.  261 

Natriumeitrate  822 

Natriumjodidy  Nachweis  im  Harn  865 

Natriumphosphat,  Prüfung  auf  Gar- 
bonat  260 

Natriumpyrophosphat,  Verhalten  von 
Schwefel  u.  den  Halogenen  gegen 
neutrales  N.  260 

Natriumsalioylat  s.  Antirfaeumaticum 

Natriumsnperozyd,  Anwendung  in 
der  Wasseranalyse  761 

Nelken,  Industrie  auf  Zanzibar  182 

—  Vanillingehalt  461 
Nelkenöl,  Reactionen  461 

—  speo.  Gewicht  461 
^  Vanillingehalt  461 

—  veränderte  Fassung  des  Artikels 
in  D.  A.  III.  461 

Nerium  Oleander,  Wirkung  u.  Ersatz- 
mittel för  Digitalis  89 

Nerolin,  Ersatz  far  Orangenblüthen- 
öl  468 

Nervenflnid  Dressel  782 

Nessler's  Reagens  s.  Ammoniak 

Neuenahr,  Arsengehalt  der  Quellen 
776 

Neu-Guinea,  Britisch  und  Deutsch-i 
Nutzpflanzen  5 

Neurodin,  Darstellung,  Eigenschaften 
u.  Wirkung  888 

Niaouliöl,  Eigenschaften  462 

Nichin,  Eigenschaften  497 

Nickelwasser  782 

Nicotin,  Furfurolreaction  488 

—  Nachweis  im  Harn  865 

—  Nachweis  neben  Coniin  589,  Be- 
stimmung in  Tabaken  540 

Niederschläge,  Apparat  zum  Aus- 
waschen auf  dem  Filter  228 

—  selbstthatige  Vorrichtung  zum 
Auswaschen  227 

Nieswurz,  weisse  u.  grüne,  Charakte- 
ristik des  Starkemehls  16.  17 

Nigella  sativa,  Damascener  Samen 
nicht  offioinell,  Verwechslungen 
159 

Nimrod-Powder  782 

Nitrate,  Stickstoff  bestimmung  249 

Nitrite,  Bestimmung  im  Wasser  768 

—  Nachweis  im  Harn  856 
Nitrobenzol  s.  Mirbanöl 


Nitroso-/?-Naphtol,    Verbindung    mit 

Chloral  818 
Norgranatanin  588 
Normalsäuren,Gehalt8beetimmunff2 12 

—  Titerstellung  mittels  Natnum- 
metall  218 

Nothoscordum  euosmum,  brasiliani- 
sche Heilpflanze  114 

Nukleo-Albumin,  Nachweis  im  Harn 
845 

Nyotanthes  arbortristis,  Verwendung 
der  Blüthen  9 

Nylander's  Hamzuckerreagens,  Werth 
860 

O. 

Obstwein  s.  Wein 
Odol  782 

Oele,  Brauchbarmachung  ranzig  ge- 
wordener 828 

—  fette,  Nachweis  im  Mineralöl  688 

—  —  Nachweis  im  Perubalsam  68 
u.  f. 

qualitative    Reactionen     rar 

Prüfung  688 

—  und  Fette  828—888,  688—701 

^  —  —  Bestimmung  der  Hfibl'sohen 
Jodzahl  nach  verschiedenen  Me- 
thoden 689  u.  f. 

empfehlenswertheste  Me- 
thoden zur  Prüfung  692 

— Modification  derMuter'schen 

Methode  der  Analyse  688 

Oelpalme,  Anbau  in  Sierra  Leone  7 

Oels&ure,  Darstellung  von  Estern 
der  Oelsäure  oder  Stearinsäure 
mit  Guigacol  888 

—  Prüfung  888 

Oldenlandia  umbellata  (Chaywurzel)^ 
färbende  und  andere  Bestand- 
theile  178 

Olea  617-618 

Oleaceae  184 

Oleaceen,  saponinhaltige  19 

Oleanderprftparate,  Ersatzmittel  für 
Digitalis  89 

Oleandrid,  Wirkung  40 

Oleocreosot  und  CHeogruajacol,  Dar- 
stellung und  Eigenschaften  399. 
400 

Oleum  Hyosoyami ,  Alkaloidbestim* 
mung  602 

—  Jeooris  s.  Leberthran 

—  myrrhatnm,  Darstellung  617 
^  ovorum  Acridii  208 
Oliven,  Gultnr  in  Mentone  2 
Olivenöl,  Production  in  Calabrien   8 

—  Production  in  Sioilien  189 

—  Prüfung  auf  Reinheit  692  n.  f. 


Sach-Begister. 


837 


Olivenöl,  sterilisirtes  829 
Ophiocanlon  ciBsampeloides,   Gummi 

liefernd  8 
Opium,  ohemische  Untersuchung  des 

Opiumrauchs  148 

—  Handel  in  China  148 

—  indisches,  Werth  im  Vergleich 
zum  türkischen  und  Morphin- 
gehalt 148 

—  Morphinbestimmungs  '  Methoden 
144  u.  f. 

—  Production  in  der  Türkei  148 

—  Prüfung  nach  dem  Deutschen 
Arzneibuch  144 

—  Statistik  des  Handels  innerhalb 
der  einzelnen  Staaten  148 

—  mitigatum,  Darstellung  u.  An- 
wendung 144 

Opiumalkalo'ide,  528  u.  f. 
Opiumtinctur,     Darstellung     mittels 

Percolation  oder  Maceration  687. 

688,  mittels  Digestion  642 
Ops  782 
Orange,      kleinste       wahrnehmbare 

Mengen  (Geruch)  209 
Orangen,  Gultur  in  Calabrien  2 
Orchidaceae  189 
Orchidaceen,    Sitz    der    ätherischen 

Oele  in  den  Blüthen  189 
Organische  Verbindungen  288—677 

mit  geschlossener  Kohlenstoff- 
kette 872-480 

Orientalischer  Eztract  (Enthaarungs- 
pnlver)  782 

Origanum  Majorana,  Anbau  2 

Original  Mustaches  Balsam  782 

Orobanchaceae  141 

Ouabain,  Abstammung,  Darstellung 
u.  Eigenschaften  85  u.  f. 

Ouabaio-Pfeilgift  85 

Ov&ri,  Eisenquelle  775 

Ozaethylmethylphenylpyrazolon,  Dar- 
stellung 481 

Oxalsäure,  Bildung  im  Harn  856 

—  Zersetzung  schwacher  Lösungen 
821 

o-Ozyohinolin,    Halogenderivate  der 

Sulfonsäuren  (Loretin)  481 
o-Oxydiphenylcarbonsäure  427 

Ozyjodomethylanilid  (Jatrol)  878 

Ozyphenylurethane  und  deren  Aether, 
Aoetyl-  u.  Propionylverbindungen 
886 

Oxyspartein,  Eigenschaften  541 

Ozalin  782 

Ozonogenpapier  782 


F. 

Paohira  aquatica,  histologische  Unter- 
suchung der  Rinde  10 

Pachyrrhizus  angulatus,  Derrid- Ge- 
halt 9 

Paico  s.  Ambrina 

Palmae  141 

Panama-Gummi  auf  Ceylon  6 

Panamahüte,  Bereitung  142 

Panaz  quinquefolium,  amerikanischer 
Ginseng  49 

—  -Gummi  49 
Pandanaceae  142 

Pangaduin  (Leberthranalkaloide)  514 
Panffium  edule,  Blausäuregehalt  8 
Pankreasmixtur,  Darstellung  578 
Papain,  Eigenschaften  557 

—  Reuss  558 

Papaver  somniferum  s.  Opium 
Papaveraoeen-Alkaloide  519  u.  f. 
Papaveraoeae  142 
Papaverin,  Furfurolreaction  488 
Papayasaft,  Darstellung  52 
Papayotin,  Eigenschaften  558 
Papier,  corrodirend  wirkendes  778 
Papiersach  en,  Arsengehalt  japanischer 

778 
Papilionaceae  146 

Papilionaceen,  Abstammung  der  Ad- 
stringensrinden der  Dorpater 
Sammlung  146 

—  saponinhaltige  18 

—  Structur  und  Vertheilung  der 
Tanninbehälter  146 

Paprika,  Untersuchung  780 

—  Verfälschungen  781 
Papuamacis  s.  Macis 
Parachloralose  817 
Paracotorindenöl,  Eigenschaften  464 
Paradieskörner,  Nachweis  im  Pfeffer 

788.  784 
Paraffinöl  als  Kaffeeglasur  724 
Pareirawurzel,   charakteristische  Ei- 
genschaften des  Stärkemehls  16 
Paridin,  Zusammensetzung  555 
Parillin,  Zusammensetzung  555 
Passifloraceen,  saponinhaltige  18 
Pastillen  aus  stark  reizenden  Medi- 
kamenten, Darstellung  581 

—  Ghokolade-,  Darstellung  582 

—  Darstellung  ex  tempore  582 
Pastillen-Ck)mprimirmaschine  218 
Pastillenformer  Fuller's  218 
Pastilli  Hydrargyri  bichlorati,  Fassung 

des    Artikels    für    das    deutsche 
Arzneibuch  584 
Pate   des  Gnomes  du  Dr.  Thomson 
782 


838 


Sach-Register. 


Patent-Brodöl  713.  782 

Patentfarbmalz  s.  Malz 

Pelaeine  783 

Pengnawar-Djambi,  Palu-Pnln,  Pakoe- 

Kidang  106 
Penghawar  -  Diambi  -  Watte,    Anfsaa- 

gungsfabigkeit  6&0 
Pentaclethra  macrophylla,  Beschreib 

bang  der  Samen  (Pit  Papda)  129 

Pentadesma  butyracea,  Beschreibung 
und  Bestandtheile  der  Samen, 
Substitution  der  Kolanüsse  186 

Pepsin,  bacteriologisohe  Reinheit  566 

—  Darstellung  in  den  verschiedenen 
Starkegraden  567 

—  Filtration  der  Lösungen  566 

—  Prüfung  und  Werth  der  yerschie- 
denen  Handelssorten  560  u.  f. 

Pepsinsaft,  verdauende  Wirkung  567 
Pepsinwein,  veränderte  Fassung  des 
Artikels  in  D.  A.  UI.  647 

—  Yerdauung^kraft  567 
Pepton,  Nachweis  im  Harn  845 

—  Verbindung  mitQuecksilberchlorid 
559 

Peptone,  albumosefreie,   Darstellung 

669 
Perforator  598 
Perubalsam,  Nachweis  im  Harn  865 

—  Prüfung  nach  D.  A.  IH.;  Nach- 
weis von  Verfälschungen  68  u.  f. 

Perubalsamharz,  Zusammensetzung  24 
Peruresinotannol  23 
Peucedanum    Ammoniacum    s.    Am- 
moniacum 

—  galbanifluum  s.  Galbanum 

—  Scorodosma  s.  Asa  foetida 
Pfeffer,  Bestandtheile,  Gehalt  reiner 

Pfeffersorten  und  Pfefferschalen 
an  Cellulose  und  Stärke,  sowie  an 
wasserlöslichen  Bestandtheilen  u. 
Phosphorsäure  731.  732 

—  Verfälschung  durch  Paradies- 
körner,  sowie  Wachholderbeeren 
U.Nachweis  733.  784 

—  Cayenne-  u.  TelHcherry-,  Charak- 
teristik 780 

—  spanischer,  Untersuchung  780 
Pfefferminzöl,  deutsches  464 
Pfeilgifte  aus  Acokantheraspecies  85. 

86.  87 
Pfeilgift  der  Apachen,  Bereitung  208 

—  malaiisches,  aus  Strychnosarten 
125 

—  philippinisches,  Herkunft  200 

—  Woorali,  Bereitung  aus  Strychnos- 
arten 124 

Pferdefleisch,  Nachweis  702.  708 


Pfirsichkernöl,  Nachweis  im  Mandel- 
öl 695 

Pflanzen,  Bildung  der  ätherischen 
Oele  u.  Harze  u.  Sitz  ders.  22.  23 

—  giftige  und  betäubende  beim 
Fischfang  benutzte  9 

—  saponinhaltige  18.  19 
Pflanzenaschen,  Gehalt  an  Fluor    15 
Pflanzenreich,  Arzneischatz     27.  201 
Pflastermasse,  neue  690  (s.  auch  Elm- 

plastra) 

Pflaumenkemöl,  Nachweis  im  Man- 
delöl 695 

Pharmaceutische  Apparate  215—223 

—  Bibliographie,  schwedische  205 

—  Chemie  204-577 

neuere  Entwickelung  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der 
synthetisch  gewonnenen  Heilmittel 
204 

Pharmaceutisch  -  technisches  Hand- 
buch des  XIII.  Jahrhunderts  205 

Pharmacie,  Studie  auf  deutschen 
Hochschulen  204 

Pharmakognosie  1 — 203 

Pharmakopoe,  dänische,  Besprechun- 
gen 204 

—  deutsche,  Nomenklatur  204,  Ent- 
wurf eines  Nachtrages,  Arbeiten 
der  ständigen  Commission,  sowie 
der  Commission  des  Deutschen 
Apothekervereins  204 

—  italienische,  Darstellungsvorschril- 
ten  für  chemische  Präparate  204 

—  schweizerischCf  Besprechung   204 
^  der     Vereinigten    Staaten,     Be- 
sprechungen 204.  205 

Phenacetin,  Nachweis  im  Harn  865 

—  neue  Farbreaotionen  der  Mischun- 
gen von  Ph.,  Methacetin  u.  Hydra- 
cetin  mit  einem  Chininsalze  880 

—  Prüfung  380 
p-Phenetidin,  Darstellung  881 

—  Lactylderivate  886 

f-Phenetoloarbamid  s.  Dnloin 
henokoUsalze,    Nachweis    im  Harn 
365 
Phenol,    Bestimmung  in  Carbol- Ver- 
bandstoffen 652 
Phenol  s.  auch  Carbolsäure 
Phenole,    maassanalytische    Bestim- 
mung im  Harn  357 

—  Nachweis  im  Harn  864 

—  Wismuth-  379 

—  und  Substitute  374—406 
Phenoline  (Cresolseife)  896 
Phenolkalkwasser,  Darstellung  896 
p-Phenolsulfosaures   Aluminium,   Ei- 
genschaften 877 


Sach-Register. 


839 


Phenolum  Natrio-sulforicinicum    876 
Phenosalyr,  Darstellung  und  Eigea- 

Bchaften  378 
Pbenylborsäure,  Eigenschaften  876 
Phenylhydrazin,  Reagens  auf  Zucker 

861 
Phenylhydrazinderivate,    Darstellung 

387 
Phenylmethylpyrazolon,    Darstellung 

481 
Phenylurethan,  Derivate  388 
Phosgen,  Nachweis    im    Chloroform 

293 
Phosphate,     Bestimmung    im    Harn 

mittels  Gentrifuge  348 
Phosphatometer  358 
Phosphor  252—258 

—  quantitative     Bestimmung      des 
gelben  Ph.  in  Gemengen  252 

—  Vertheilung  in  Pilzen  106 
Phosphorsäure,  Bestimmung  im  Harn 

357.  358 
Photographie,  Verwendung  zur  Ent- 
deckung von  Verbrechen  796 

Phyllanthus    moderaspatensis,    nicht 
Stammpflanze  von  Marv  112 

—  Niruri,  Wirkung  103 
Physostigmin,  Identitätsreaction  533 

Physostigminlösungen,  sterilisirte  534 
Phystogminsalicylat,  veränderte  Fas- 
sung  des  Artikels   in   D.  A.  III. 
534 
Phytelephasarten  s.  Tahitinuss 

Phytolacca,  charakteristische  Eigen- 
schaften des  Starkemehls  16 
Phytolaccaceen,  saponinhaltige  18 
Picea  excelsa  s.  Fichte 

—  vulgaris,  ätherisches  Oel  452 
Picramnosid  866 

Pikrotoxin,    physiologische  Wirkung 
u.    Schicksal     im     menschlichen 
Organismus  790 
Pillen,    Ueberzuckern     618,     Salol- 
überzug  für  Dünndarmpillen  619 
Pillenmaschinen,  neue  218 
Pillenmasse,  indifferente  619 
Pilocarpin,  Reaction  mit  Calomel  500 

Pilocarpus  Jaborandi,    neue   Species 

180 

—  8.  auch  Jaborandiblätter 
Pilulae  618—626 

—  veränderte  Fassung  des  Artikels 
in  D.  A.  III.  619 

—  aloeticaö  ferratae,  veränderte 
Fassung  des  Artikels  in  D.  A.  IH. 
619 

—  Blaadii,  Darstellung  626 

—  Cascarae  Sagradae  579 


Pilulae  Creosoti,  Darstellung  623  u. 
f.  u.  quantitative  Bestimmung  des 
Greosots  620  n.  f.,  Fassung  des 
Artikels  für  das  Deutsche  Arznei- 
buch 625 

—  Kalii  jodati,  Vorschriften  620 

—  Picis,  Darstellung  625 

—  Valetti,  Darstellung  626 

Pilze,  emnlsinähnliches  Ferment  in 
verschiedenen  P.  107 

—  Gehalt  an  Trehalose,  Mannit  u. 
Glykose  107 

—  Vertheilung  des  Phosphors  in  ein- 
zelnen P.  unter  Berücksichtigung 
der  Frage  nach  dem  Lecithin- 
gehalt  106 

Piment,  Farbstoff  der  Samen  784 

Pimentöl,  Reactionen  461 

Piper,  Vorkommen  in  Neu-Guinea  5 

—  angustifolium,  Substitution  von 
Matico  151 

—  Gubeba,  Unterscheidung  von  P. 
ribesioides  und  andereVerfälschun- 
gen  151  u.  f. 

—  methysticum,  Gharakteristik  des 
Stärkemehls  16 

—  nigrum,  Gultur  in  Sierra  Leone  7 
Piperaceae  151 

Piperazin,  Darstellung  838  u.  f. 

—  Nachweis  im  Harn  865 
Piperazin- Wasser  581 

Pipetten,    Gapillar-,    Quetschvorrich- 
tung 280 
Pistacia  Lentiscus,  falsche  Senna  61 
Pistia  stratiotes  var.  obcordata,  Be- 
schreibung u.  Anwendung  48 
Pit  Papda  s.  Pentaclethra 
Pithecolobin,  Eigenschaften  130 
Pithecolobium  Saman,  Bestandtheile 

130 
Pittosporaceen,  saponinhaltige  18  - 
Pix  8.  Theer 

Pixol  (Holztheerpräparat)  397 
Platanaceae  158 
Platanenhonig  153 
Platanus  orientalis  153 
Plattirte  Bleche,  Kupfergehalt  777 
Plumeria  drastica  u.  P.  phagedaenica, 

histologische    Untersuchung     der 

Rinde  9 
Poaya  (Ipecacuanha)  168 
Podophyllin.  puriss.,   Darstellung  u. 

Prüfung  558 
Podophyllum,      Charakteristik     des 

Stärkemehls  der  Wurzel  17 
—  Emodi  u.  P.  peltatum,   Ausbeute 

an  Harz  53 
Podophyllumharz,  verfälschtes  58 
Polorisationsrohr  229 


840 


Sach-Begister. 


Poleyöl,    BestaDdtheile     u.     Eigen- 
schaften 465 
Pollen,  FarbBtofi  566 
Polnshowo,  Eisenquellen  775 
Polygala  alba,   Vorkommen   in   den 
VereiniKten  Staaten  154 

—  amara,  Verwechslang  mit  P.  ama- 
rella  154 

—  batyracea,  Galtnr  in  Sierra 
Leone  8 

—  vnlgaris,  Verwechslung  mit  P. 
oomosa  154 

Polygalaceae  158 

Polygalaceen,  saponinhaltige  18 

Polygalas&ore,  Zasammensetsang|555 

Polyisoeagenol  462 

Polysalicylid,  Darstellung  414 

Polygonaoae  154 

Pomeranzenöl,  Prüfunff  n.  Eigen- 
schaften 441,  Anforderungen  442 

Pomeransenschalen,  Verunreinigung 
durch  Apfelsinenschalen  52 

Pongamia  glabra,  fettes  Oel  25 

Porphyra-.£rten  (Algen)  als  Nahrungs- 
mittel 29 

Porreywürselchen,  Verfalschungs- 
mittels  des  Safrans  734 

Pr&ventivpillen  LaviUe's  788 

Presse,  Laboratoriums-  217 

Primulaceae  157 

Primulaceen,  saponinhaltige  19 

Prostanthera  Lasianthos  und  P. 
rotundifolia,  ätherisches  Oel  26 

Protopin,  Vorkommen,  Darstellung 
u.  Eigenschaften  519 

Prunus  Amygdalus,  Cultur  auf 
Teneriffa  160 

—  armeniaca,  domestica  u.  avium, 
mikroskopischer  Bau  der  Stein- 
keme  und  deren  Vorkommen  in 
Genussmitteln  728 

—  sphaerocarpa,  histologische  Unter- 
suchung der  Rinde  9 

Pseudochinin,  Eigenschaften  497 

Pseudocodein,  Eigenschaften  524.  527 

Pseudohyoscyamin  u.  dessen  Salse, 
Vorkommen  u.  Eiffenschaften  587 

Pseudoinulin,  DarsteUung  u.  Eigen- 
schaften 866 

Pseudopelletierin,  Zusammensetzung 
u.  Eiffenschaften  582 

Psychotna  Ipecacuanha  u.  P.  emetica 
s.  Ipecacuanha 

Ptomame  im  Käse  677 

—  neue  795 

Pulver,    Feuchtiffkeits-    und   Asche- 
gehalt verschiedener  selbst  dar- 
gestellter  14.  15 
[aschine  zum  Absieben  320 


Pulverisirmühle  218 

Pulverkapseln,  Anfertigung  und  Er- 
leichterung des  OeSnens  217 

Punica  Granatum  s.  Granatwursel 

Purpurin  und  Purpuroxanthin,  Farb- 
stoff in  Rubia  Sikkimensis  179 

Pycnanthum  incanum,  ätherisches  Oel 
465 

Pyoktaninum  coeruL,  Zusammen- 
setzung 556 

Pyoktanin-Vasogen  285 

Pyrazolon,  Abkömmlinge  475  u.  f. 

Pyrethrum  roseum  s.  Insektenpulver 

Pyrogallussäure,  tozikologischerNach- 
weis  789 

Phytolaccaceae  150 

Phytolacca  decandra,  saponinartig^er 
Bestandtheil  der  Wurzel,  Analyse 
der  Beere,  Farbstoff  150 

Q 

Quecksilber  278-280 

—  Bestimmung  in  Ungt  Hydrarg.  cm» 
647 

—  Kachweis  im  Harn  865 
Quecksilberaoetat,  Resorcin-  404 

—  Thymol-  405 
Quecksilberbijodid,     Loslichkeitsver- 

hältnisse  u.  Lösung  in  Methylen* 
bijodid  279,  Darstelluog  öliger, 
zu  Injeotionen  dienender  Lösungen 
279 
Quecksilberchlorid,  colorimetriaohe 
Bestimmung  278 

—  Verbindung  mit  Phosphor  559 

—  -Pastillen  s.  Pastilli 
Quecksilberchloridverbandstoffe,  Ver- 
halten 655 

Quecksilberchlorur,  Verhalten  an 
Cocain  u,  Pilocaipinsalz  500 

Quecksilberoxycyanide,  Zusammen- 
setzung 842 

Queoksilberoxyd,  Vorschlag  zur  Aen- 
derung  der  Fassung  der  Artikel 
des  deutschen  Arzneibuches  Hy- 
drarg, oxyd.  278  u.  Hydrarg. 
oxyd.  V.  h.  p.  279 

Quecksilbersalbe,  graue  s.  Unguentnm 

Quecksilbersalicylat,  Fassung  des  Ar- 
tikels fär  das  deutsche  Annetfouch 
411 

Qnecksilbersalioylate,  Darstellung  n. 
Eigenschaften  409 

Qaecksilbersubgallat,  Darstellung  422 . 
428 

Queoksilbertannat,  Darstelhtag  422. 
428.  424 

Quecksilberzinkcyanid,  Anwendung 
bei  der  Wundbehandlung  648 


Sach-Begister. 


841: 


QueUchhahn,  aseptischer  229 
Quetschvorrichtang      für      Capillar- 

Sipetten  280 
ajasäore,  Zasammensetzang  555 
Qaillaja-Sapoioxiii»  Zasammensetsung 
555 


Rabelaisia  philippinensis,  Stamm- 
pflanze  des  philippinischen  Pfeil- 
giftes 200 

Rahm,  Dierking'scherEanstrahm  673 

Randia  Dometorum  s.  Qelaphal. 

Ranuncnlaceae  158 

Ranuncalaceen,  saponinhaltige  18 

Ratanhawurzel,  charakterist.  Eigen* 
Schäften  des  Stärkemehls  16 

Raute,  Anbau  2 

Reagensgläser,  neue  Form  280 

^  Etageren  280 

Redoul  s.  Goriaria  myrtifolia 

Reinfarnöl,  Bestandtheile  465 

Resedablüthenöl  und  Resedawurzel- 
51  466 

Resine  24 

Resinotannol  28 

—  u.  Derivate  187 

Resol,  Desinfectionsmittel  897 
Resorbin,  neue  Salbengrundlage  644 
Resorcin,  Eucalyptol-  404 

—  Nachweis  im  Harn  865 

—  -Quecksilberacetat  404 
~  -Wismuth  404 
Resorcinol  404 

Resorcylalgin,  Eigenschaften  476 
Rhabarber,    Bessarabischer,    Eigen- 
schaften 156 

—  Charakteristik  des  Stärkemehls  16 

—  Nachweis  im  Harn  865 

Rhabarbersorten  des  Handels  (eng- 
lischer ,  chinesischer,  französi- 
scher), Unterschiede  154 

Rhabarberpulver,    Feuchtigkeits-    u. 

Aschegehalt  15 
Rhamnaceae 

Rhamnaceen,  saponinhaltige  18 
Rhamnus  Frangula  s.  Faulbaum 

—  Purshiana  s.  Cascara 

Rheum  macrorrhizum,  anatomische 
Eigenthümlichkeit  155 

—  rhaponticum  u.  Rh.  monachorum, 
Charakteristik  des  Stärkemehls  16 

Rheumatismus-Wasser  Lindthorst  581 
Rhinacanthus  communis,  Mittel  gegen 

Herpes  9 
Rhizophora  Mangle  s.  Mangrove 
Rhizophoraceae  159 
Rhodinol,  Eigenschaften  466 
Rhus  Goriaria  84 


Rhus  vernicifera,  Cultur  in  Deutsch* 

land  35 
Richardsonia  s.  Ipecacuanha 
Ricinus    communis,   chemische   Ver- 
änderungen    beim    Keimen    der 
Samen  103 

Nutzpflanze  in  Sierra  Leone  8 

Ricinusöl,  Bereitung  in  Indien  108 

—  Nachweis  im  Olivenöl  692 

~  Nachweis  im  Perubalsam  68  u.  f^ 

—  Prüfung  829 

Riechstofi'e,  Grenze  der  Wahrnehmung 
209 

Rinden,  histologische  Untersuchungen 
einiger  bis  jetzt  wenig  be- 
kannter 9 

—  Uebersicht    der    wichtigsten   al» 
Tonicum,  Sedativum,  Febrifugum 
angewendeten    Rinden     (s.    Vor- 
bemerkung  z.    Sachregister)    10. 
11.  12.  18 

Ristoratori  dei  Capelli  788 
Roggenhaare,  besonderes   Verhalten 

711 
Roggenmehl,  minderwerthiges  709 

—  Untersuchung  in  Backwaaren  707 
Rog^enstärkekörner,  Grössenverhält- 

niBse  711 

Roggenzwieback,  mit  u.  ohne  Weizen- 
zusatz, chemische  Untersuchung 
709 

Rohrheizapparat  280 

Rohrzucker,Bestimmunff  inGemischen 
von  Maltose,  IsomaTtose,  Dextrin 
und  Rohrzucker,  sowie  in  Würzen 
neben  den  anderen  vorhandenen 
Kohlehydraten  787 

—  Nachweis  u.  Inversion  im  Weia 
747 

—  s.  auch  Eisenoxyd 
Rosaceae  160 

Rosaceen,  saponinhaltige  18 
Rosenöl,  Fabrikation  in  Deutschland 
468 

—  frei  von  Aethylalkohol  466,  Be- 
standtheile, Eigenschaften,  Prü- 
fung 466  u.  f. 

Rosenpomade      und       Rosenwasser 

(Schimmel  u.  Co.)  468 
Rosmarin,     kleinste    wahrnehmbare 

Menden  (Geruch)  209 
Rosmannol,  Anforderungen  469 
Rostfleckenreinigungsmittel  788 
Rothlaufmittel  788 
Rothwein  s.  Wein 
Rottlera  tinctoria,  fettes  Oel  25 
Rottlerin,   Eigenschaften    100   u.   f. 

8.  auch  Kamala 
Roy,  neue  Jodquelle  775 


«42 


Sa  oh-Register. 


Rnbia  Sikkimensis ,  Farbstoff  der 
Wurzel  179 

Rabiaceae  162—179 

Rubiaceen,  saponinhaltige  19 

Rubidiam  262 

Rubidiurajodid ,  Darstellang  u.  medi- 
zinische Verwendung  262 

Rüböl,  Bestandtheile  829.  697 

Rückflusskühler  230 

Rührer,  mechanischer  230 

Rumex  hymeuosepalus,  Bestandtheile 
der  Wurzel  u.  Eigenschaften  des 
Gerbstoffs  156 

Ruscus  aculeatus,  brasilianische  Heil- 
pflanze 1 1 5 

Russisches  Hungerbrod  714.  715 

RuUceae  180 

S. 

Sabadillin,  Furfnrolreaction  483 
Saccharin,  Nachweis  im  Hierzu,  s.  w. 
738 

—  Nachweis  in  Gegenwart  von  Sali- 
cylsaure  740 

—  (raffinirtes),  Süsskraft  407 
S&uren  der  Formel  CDtH^nO,,  GnE[,n 

— jO^  u.  B.  w.  320 

—  Gehaltsbestimmung  titrirter  212 
Safran,  Verfälschungen  734.  785 
Safrol,  Eigenschaften  471 
Sagapenharz,  ätherisches  Gel  25 
Sagus  amicarum,   Stammpflanze  der 

Tahitinuss  141 

Sal  Carolinum  faotitium,  richtige  Be- 
zeichnung: Sal  Carolinensis  artifi- 
Cialis  626 

Salacetol  (Salicylacetol),  Darstellung, 
Anwendung  u.  Prüfung  416  u.  f. 

Salami,  gesundheitsschädliche  702 

Salben ,  Resorptionsvermögen  der 
menschlichen  Haut  643 

—  Technik  und  Rezeptur  642  s.  auch 
Unguenta 

Salbenbüchsen,  neue  219 

Sales  626 

Salicaoeae  181 

Salicoundabohnen,  Beschreibung  und 

Bestandtheile  (Cumarin)  66 
Salix  chilensis,  S.  fragilis  u.  S.  tetra- 

sperma,  Manna  181 
Salmiak-Fäulnissprobe  nach  Eber  702 
Salicylaldehyd-p-Phenetidin  (Malakin) 

881 
Salicylessigsäure,  Antipyrinsalz  416 

—  Darstellung  415 
Salicylid,  Darstellung  414 
Salicylidchloroform  286.  287 
Salicylgaze,  Darstellung  652 
Salicylsäure,  o-Amido-  414 


Salicylsäure,  Darstellung  hochprozen- 
tiger Lösungen  407 

—  Nachweis  im  Harn  865 

—  quantitatiyerNachwei8imHani406 

—  Resorption  durch  die  Haut  407 
Salicylsulfonsäure,  Natriumsalze  419 
Salipyrin,  Nachweis  im  Harn  365 
Salol,  Derivate  420 

—  flüssiges  419 

--  Nachweis  im  Harn  365 

—  Reaction  419 

—  subcutane  Injection  420 

—  Ueberzug  für  Dünndarmpillen  619 

—  -Jodoform  419 

—  -Suppositorien  687 
Salophen,  Darstellung  420 
Salpeter,  Industrie  in  Schweden  260 
Salpeterhaltige  Thierkohle  211 
Salpetersäure,   Prüfung  auf  Jodsanre 

251 

~  Vorschläge  zur  Aenderung  des 
Artikels  des  Deutschen  Arznei- 
buchs 250 

Salpetrige  Säure,  Bestimmung  im 
Wasser  768 

Salzhausen,  Mineralquellen  774 

Salzsäure,  Deutung  des  Befundes  im 
Mageninhalt  240 

—  Methoden  zur  qualitativen  und 
quantitativen  Bestimmung  im 
Magensaft  237  u.  f. 

—  seleuhaltige  236 

—  Vorschläge  zur  Aenderung  der 
Artikel  des  D.  A.  III.  Acid.  hy- 
drochlor.  u.  Acid.  hydrochlor. 
dil.  235.  236 

—  s.  auch  Chlorwasserstoffsäure 
Salumin,  Eigenschaften  408 

Sal  via  officinalis,  Anbau  2 

Art,  Stammpflanze  des  persischen 

Marv  112 

Samadera  indica,  Gehalt  an  Bitter- 
stoffen 9 

Sambuous  ebulus ,  Gel  der  *  Samen 
75.  829 

Sancratium  guianense,  Wirkung  Sl 

Sandfilter  770  u.  f. 

Sanguinal,  Zusammensetzung  u.  Wir- 
kung 572 

Sangninaria,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  17 

—  canadensis,  Alkaloide  519 
Sanguinnrin,  Vorkommen,  Darstellung 

u.  Eigenschaften  519 
Sanseviera  thyrsiflora,    brasilianische 
Heilpflanze  115 

—  -Art,  neue  Faserpflanze  117 
Santelöl,  Anforderungen  u.  Prüfung 

469  u.  f. 


Saoh-Begister . 


843 


8an tonin,  Identitätsreaction  des  Arz- 
neibuches sowie  neue  Reactionen 
554 

—  Mach  weis  im  Harn  365 

-^  neues  Isomeres  dess.   u.  der  san- 

tonigen  Säure  554 
Sapindaceen,  sapon  in  haltige  18 
^apindus  Sapon aria,  Oelgehalt  26 

—  -Sapotoxin,  Zusammensetzung  555 
Sapo  Uydrargyri  579 

Sapo  s.  auch  Seife. 
Sapones  626—627 

'Saponin,  Darstellung  aus  den  Korn- 
radesamen 555 

—  Gehalt  in  Kornrade  715 
Saponinhaltige    Pflanzen      18.   19   In, 

auch  Vorbemerkung  zum  Sach- 
register) 

Saponinsubstanzen ,  Eigenschaften, 
Vorkommen  u.  Znsammensetzg.  455 

Sapotaceae  181 

Sapotaceen,  saponinhaltige  19 

—  Vorkommen  in  Neu-Guinea  5 
Saporubrin,  Znsammensetzung  555 
Saprol,  Reagens  zum  Nachweis  von 

Fäkalien  im  Wasser  766 

—  Werth  als  Desinfectionsmittel, 
Feststellung  des  Gresoigehalts 
895.  396 

Sarcostigma  Kleenii,  fettes  Gel  25 
Sardinin,  neues  Ptomain  795 
Saroltaquelle,  Analyse  775 
Sarsaparille,  charakteristische  Eigen- 
schaften des  Stärkemehls  16 

—  verfälschte  117 

—  -Saponin,  Zusammensetzung  555 
Sassafrasholzöl,  Eigenschaften  471 
Satureja  hortensis,  Anbau  2 
Saugklemme,  verschiebbare  228 
Sauerstoff  246-^247 

—  Bestimmung  im  Wasser  763 

—  Darstellung  nach  verschiedenen 
Methoden  246 

Saxifragraceen,  saponinhaltige  18 
Schellack,  Löslichkeit  in  ätherischen 

Gelen  436 
Schleichera  trijuga,  Macassaröl  328 
Schleuder,  Thein'sche,  mit  den  neue- 
sten Verbesserungen  220 
Schmierseife  s.  Seife. 
Schönheitsextract  Gebhardt's  783 
Schrot-  u.  Pulverisirmühle  218 
Schwarzkümmel  s.  Nigella. 
Schwefel  247-249 
Schwefel,  Gehalt  in  Milch  662 
Schwefelkohlenstoff,    Anwendung    in 

der  Analyse  248 
Schwefelsäure,  Bestimmung  im  Wasser 
764 


Schwefelsäure,  Vorschlage  zur  Aende- 
rung  der  Artikel  des  Deutschen 
Arzneibuchs  Acid.  sulf.  u.  Acid. 
sulfur.  crud.  247.  248 

Schwefelwasserstoff ,  Entwicklungs- 
apparat 227 

—  Verbindungsföhigkeit  mit  Ghloro- 
form  294 

Schweflige    Säure,    Bestimmung    im 

Weine  748.  749.  750 
Schweinefett,   Jodzahl  und  Nachweis 

der  Verfälschungen  697  u.  f. 

—  Nachweis  von  Baumwollstearin  695 

—  Nachweis  in  der  Butter  686 

—  Unterscheidung  von  Talg  698 

—  veränderte  Fassung  des  Artikels 
in  D.  A.  III.  644 

Schweizer  Alpenkräuterpulver  788 

Scammonin,  Scammonsäure,  Scaramo- 
nol,  Seammonolsäure,  Darstellung 
u.  Eigenschaften  550 

Scilla  s.  Urginea 

Scoparin  und  dessen  Verbindungen, 
Eigenschaften  540 

Scopolaminhydrobromid,  Fassung  des 
Artikels  für  das  Deutsche  Arznei- 
buch 589,  Wirkung  939 

Scopolia  carniolica,  Verwechslung  mit 
Atropa  Belladonna  184 

Sorophulariaceae  183 

Scrophulariaceen,  saponinhaltige  19 

Sebum  s.  Talg 

Sedatin  387 

Seife,  Nachweis  im  Brod  712 

—  grüne,  Prüfung  und  Beschaffenheit 
der  Handelssorten  818 

—  medizinische,  Prüfung  nach  D. 
A.  III.  818 

Seifenkraut,  Anbau  2 

Seifenspiritus  s.  Spiritus 

Seihtrichter  220 

Selterwasser,  chemische  Untersuchung 
774 

Senegalgummi,  Abstammung  56,  Ver- 
wendbarkeit in  der  Pharmaoie  57 

Senegin,  Zusammensetzung  555 

Senf,  Handelssorten  u.  deren  Kenni- 
niss  735 

Senna,  Darstellung  der  Cathartin- 
säure  62 

—  falsche  (Pistacia  Lentiscus)  6^1 

—  Nachweis  im  Harn  365 
Sennesblätterpulver,  Fenchtigkeits-  u. 

Aschegehalt  15 

Sequardin  577 

Sequoia  gigantea  und  S.  sempervirens 
(Mammuthbäume)  27 

Serpentaria,  Gharakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  17 


r-m. 


844 


Saoh-Register. 


Sesamin  698 

Sesamöi,  Handelsmittheiiungen  25 

•*  Harzgehalt  (SeBamin)  830 

—  Nachweis  im  Olivenöl  692  a.  f. 
Seaamum     indicum,     Mittel     gegen 

Herpes  9 

Siambenzoe  b.  Benzoe 

Siaresinotannol  28.  190 

Sierra  Leone,  Arznei-  und  Nutz- 
pflanzen 7 

Kautschuk  21 

Silber  277—278 

—  zuntsaures  427 

Silberalaun,  Darstellung  u.  therapeu- 
tische Anwendung  277 

Silberbenzoat  406 

Silberchromat,  Löslichkeit  277 

Silber-Natriumchlorid  277 

Silenaceae  164 

Silenaceen,  Wachsthum  der  Pollen- 
schläucbe  indenNarbenpapillenl84 

Simarubaceen,  saponinhaltige  18 

Simphonia  globulifera,  Gummi  lie- 
temd  8 

Sirupe.    FruchUäfte  767—769 

Sirupi  627—681  (s.  auch  Fruchtsäfte) 

—  verandet'te  Fassung  des  Artikels 
in  D.  A.  m.  627 

Sirupus  Aetheris  679 

—  Calcii  phospho-lactioi  679 

—  —  phosphorici,  Darstellung  627 

—  Ferrijodati,  Darstellung^  Prüfung 
u.  Haltbarmachung  628  u.  f. 

—  Frangulae  579 

—  Narceini  631 

—  Scillae  679 

—  Theae  679.  681 

Smilax  brasiliensis ,  S.  japecanga,  S. 
nitida,  8.  oblongifolia ,  S.  offici- 
nalis,  S.  papyracea,  S.  phylloloba, 
S.  proeera,  8.  syphilitica,  S.  syrin- 
goides,  brasilianische  Heilpflanzen, 
Beschreibung  116.  116 

—  s.  auch  Sarsaparille 

Soda,    Darstellung    in    kleinen    Kry- 

stallen  260 
Solanaceae  184 
Solanaceen,  Alkaloide  635  u.  f. 

—  Anbau  2 

—  saponinhaltige  19 

Solanum  Garolinense,  Bestandtheile  u. 

Wirkung  186 
Solidago  riigoea,  ätherisches  Oel  82 
Solutol,  Fassung  des  Artikels  für  das 

Deutsche  Arzneibuch  397 
Solyeol,  Fassung  des  Artikels  für  das 

Deutsche  Arzneibuch  897 

—  Heyden,  Desinfectionswerth  891 
Somatose,  neues  Albumoeenpräpar.  659 


Sommersprossenmittel  788 

Sonnenblumenöl,  Nachweis  in  Mar- 
garin  u.  Unterscheidung  von  Cot- 
tonöl  696 

Sophora  tomentosa,  Alkaloidgehalt  14^ 

Sophorin,  nicht  identisch  mit  Cytisin 
149 

Sorbit,  Nachweis  in  den  Kirschlorbeer> 
fruchten  869 

Soxhlet'sche  Extractionsapparate,  Mo- 
difikationen 226 

Sozal,  Eigenschaften  877 

Sozojodolquecksilber ,  Verhalten  zum 
Kaliumjodid  877 

Spargelharn,  Ursache  des  Geruches  366 

Spartein,  Ozydationsproduote  541 

Spartium  Scoparium,  Alkaloide  640 

Species  antiasthmaticae  679 

Spermolepis  gummifera,  Analyse  dea 
Holzes,  der  Rinde  u.  des  Harzes 
183 

Specifisches  Gewicht ,  Bestimmung 
desselben  in  kleinen  Körpern  (Mine- 
ralien, Salze  u.  s.  w.)  209,  fester 
u.  flüssiger  Körper  aller  Art  210 

Spigelia,  CharaktehsUk  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  17 

Spiköl,  Anforderungen  und  Bestand- 
theile 471 

Spirituosa  756 — 757  (s.  auch  Aethyl- 
alkohol,  Branntwein,  Liköre) 

Spiritus  s.  Aethylaikohol 

—  aetheris  nitrosi,  Darstellung  und 
Haltbarmachung  804 

—  camphoi-atus,  Werthbestimmung 
631 

—  Ghamomillae  579 

—  denaturatns,  französischer  800 

—  Lavendulae  compositus  579 

—  saponatus,  Darstellung  u.  Prüfung 
682  u.  f. 

—  Serpylli  comp.  679 

—  u.  bpirituspräparate  299 
Spondias  lutea,  Qummi  liefernd  S 

—  purpurea,  histologische  Untersuch- 
ung der  Rinde  9 

Stachydrin,  Darstellung  und  Eigenr 
Schäften  541 

Starke,  Bindung  von  Jod  370 

Stärkekömer,  Bestimmg.  der  Grössen 
711 

Stärkemehl  von  Wurzeldrogen ,  cha- 
rakteristische Eigenschaften  15u.f. 

Standgefasse,  tarirte  218 

Stas'sches  Glas  211 

SUtive,  Ersatz  281 

Stearinsäure  s.  Oelsäure 

Stephegyne  parvifolia ,  ceylanische 
Nutzpflanze  7 


Saoh-R^ster. 


846 


Sterculia  aoamioata  s.  Kolanüsse 

—  foetida,  Soatolgehalt  8 

—  Tragaoantha,  Traganth  liefernd  8 
Sterouliaoeae  185 

Sterilisator  Diets  788 
SteriHsirongsapparat     für    Verband- 

mittel  228 
Stenlisations-  n.  Desinfektionsapparat 

für  allerlei  Zwecke  280 
Stemanis,  giftiger,  Yergiftungsfall  126 

—  Unterscheidg.  von  I.  religiosnm  727 
Stemanisöl,  Bestandtheile  471,  japa* 

nisches  472 
Stickstoff  249—262 

—  Bestimmung  in  Nitraten  249 

—  Destillationsapparate  für  die  Be- 
stimmung 224.  225 

—  Modifikationen  der  Ejeldahl'sohen 
Bestimmungsmethode  249 

Stillinffia,  Charakteristik  des  Starke- 
menls  der  Wurzel  16 

—  sebifera^  charakteristische  Eigen- 
schaften des  Starkemehls  16 

St.  Maria,  vegetabilisches  Magenelixir 

788 
Stopselhalter  228 
Stopfen-Exsiocator  219 
Storax,  Bestandtheile  des  Harzes  24 

—  Nachweis  im  Perubalsam  68  n.  f. 

—  Werthbestimmung  109 
Storesinol  28 

Streblus  asper,  Giftwirkung  9 
Strontium  265—266 

—  coffeinsulfosaures  508 

Strontiumsalze  (Strontiumbromid,  -Jo- 
did, -laotat),  Eigenschaften,  Prü- 
fung 265 

Strophanthin ,   Eigenschafben,   Reak- 
tionen u.  s.  w.  40 
Strophanthus  glaber,  Ouabaingehalt  86 

Arten,  Beschreibung,  Gruppirung, 

Bestandtheile  40  u.  f. 
Strophanthussamen,  Stammpflanze  40 
Strychnin,  Beeinträchtigung  der  Atro- 
pinreaction  durch  Str.  789 

—  Furfurolreaction  488 

—  Nachweis  im  Harn  866 

—  Ozydationsproducte  u.  Zusammen- 
setzung 642 

—  quantitative  Trennung  von  Bmcin 
124 

—  toxikologischer  Nachweis  791 

—  Yerbindungsfähigkeit  mit  Chloro- 
form 298 

Strychnos  Cogens,  Str.  Schomburffkii, 
Str.  toxifera,  Bereitung  des  Woor- 
ali-Pfeilgift  124 

^  nux  vomioa,  anatomische  Beschrei- 
bung echter  n.  falscher  Rinden  119 


Strychnos  spinosa,  anatomische  Be« 
Schreibung  der  Samen  121 

Strychnospraparate  (Samen ,  Rinde, 
Extract),  Alkaloidbestimmung  122 
u.  f. 

—  Werthbestimmung  608 
Stylophoron  diaphyllum,  Alkaloide519 
Styphrodendron  Barbatimao,  Adstrin- 
gensrinden 146 

Stvraceae  186 

Styrakol  427 

Styrax  Benzoin  s.  Benzoe 

Suberin,  Beziehungen  zum  Cutin  19 

Sublimatpastillen  s.  Pastilli 

Succus  e  testibus  parat.  577 

—  Liqniritiae  dep.  Helfenberg,  Eigen- 
schaften 612 

—  —  —  aus  Lakritzen  „Sanitas 
Tiflis"  612 

Süssholz,  Production  im  Kaukasus  148 
Süssholzpulver,    Feuchtigkeits-    und 

Aschegehalt  15 
o-Sulfobenzoesäure,  Darstellung  416 
Sulfocodid,    Darstellung  und    Eigen- 
schaften 526 
Sulfonal,  Nachweis  im  Harn  365 

—  physiologisches  Verhalten  807 
Sulfone  307 

Sulfonsalbe  645 

Sumach,  Gerbstoffgehalt  84 

Sumatrabenzoe  s.  Benzoe 

Sumbulharz,  Darstellung  u.  Eigen- 
schaften 196 

Sumbulwurzel,  Charakteristik  des 
Stärkemehls  16 

Suppositoria  637 

Suppositorienpresse,  neue  219 

Symphorol,  coffeinsulfosaure  Salze  608 

Symphytum,  Charakteristik  des  Stärke- 
mehls der  Wurzel  16 

Synanthrin,  Kohlehydrat  aus  Topi- 
nambur 868 

Syringin,  Zusammensetzung  556 

T. 

Tabak,  Anbau  in  Sierra  Leone  8 
Tabake,  Nicotinbestimmung  540 
Tacca  pinnatifida  s.  Arrowroot 
Taita-Pfeilgift  87 
Tahitinuss,     Unterschiede    von    der 

Nuss  von  Phytolephasarten  141 
Talg,  Nachweis  in  der  Butter  686 

—  Unterscheidung  vom  Schweinefett 
698 

—  (Sebum  ovile),  veränderte  Fassung 
des  Artikels  in  D.  A.  HL  644 

Talisman  788 

Tamaooar6-Oel,  Eigenschaften  880 

Tamarindenoonserven  '587 


846 


Sach-Register. 


Tamarindenessenz ,  Vorschrift  des 
Vereins  Berliner  Apotheker  689 

Tamarindas  indica ,  Entwicklongs- 
Geschieht«  der  Frucht  62 

Tanaceton,  Kigenschaften  466 

Tannal  s.  Aluminiumtannat 

Tannentheer ,  Löslichmachung  893. 
894.  »97 

—  Unterscheidg.  vom  Birkentheer  84 

Tannen  zapf  enöl,  Eigenschaften  462 
Tannin  s.  Gerbsäure. 
Tapeten,  Arsengehalt  776 
Tartarus    s.    Weinstein    und    Brech- 
weinstein 
Taxir-Rolle  219 
Tayoba  (Xanthosoma)  46 
Teigwaareu,  künstlich  gefärbte  709 
Tellicherry-Pfeffer,  Charakteristik  780 

Terminalia  Chebula,  Gerbsäure  78 
Ternströmiaceen,  saponinhaltige  18 
Terpeualkohole,  Darstellung  aus  Ter- 

penen  434 
Terpene,  Aldehyde  436 

—  Beiträge  zur  Eenntniss  433 
Terpin,  Nachweis  im  Harn  866 

Terpineol,  Eigenschaften  488,  Oxyda- 
tionsprodukte 434 

—  Fliedergeruch  und  sonstige  Eigen- 
schaften 434 

—  Methyläther  dess.  434 
Terpentin,  Nachweis  im  Perubalsam 

68  u.  f. 

—  Ghios,  communis  u.  Veneta,  Grenz- 
werthe  84 

—  -Vasogen  986 

Terpentinöl,  Bestandtheile  des  finn- 
ländischen  472 

—  Handelsmittheilungen  26 

—  Nachweis  im  Citronenöl  440.  441 

—  Nachweis  im  Harn  866 
Tetraaethylammoniumhydroxydy  ham- 

säurelösend  840 
Tetrajodaethylen  (Dijodoform)  299 

Tetranthera  citrata,  falsche  Gubeben 
161 

—  laurifolia,  Beschreibung  und  Be- 
standtheile der  Rinde  118 

Tb  allin,  Nachweis  im  Harn  866 
Theo  726—727 

—  chemische  Prüfung  726 

—  Coffeinbestimmnng  721  u.  f. 

^  Caltur  n.  Gewinnung  auf  Ceylon, 
Java  u.  in  China  726 

—  erschöpfter  u.  gebrauchter,  Erken- 
nung 725 

—  Kaukasischer  (Vaccinium)  94.  726 

—  Verfölschunj^en  726 
Theer,  Nachweis  im  Harn  866 


Theer,  Lösliohmachung  u.  Darstellung' 
eines  guten  Theerpräparates  393. 
894.  397 

—  Unterscheidung  des  Birkentheers 
vom  Tannentheer  84 

Theerfarben,  zum  Färben  von  Nah- 
rungs-  u.  Genussmitteln  659 

Theeröle,  Nachweis  im  Essig  718 

Theerpillen  Darstellung  626 

Theerwasser  s.  Aqua  Picis. 

Thein,  identisch  mit  Coffein  506 

Theobroma  Cacao,  Vorkommen  in 
Sierra  Leone  7 

Theobromin,  Jodo-  606 

—  Trennung  von  Coffein  720 

—  lithium-  Lithiumsalicylat  und 
-benzoat,  Eigenschaften  und  Wir- 
kung 544 

—  natrio-salicylicnm  s.  Diuretin. 
Theobromin nitrat,  Eigenschaften  544 
Thermodin,  Darstellung,  Eigenschaften 

u.  Wirkung  389 
Thermometer  f.  hoheTemperaturBn  231 
Thermostaten   für  niedrige  Tempera- 
turen 231 
Thespesia  populea,  fettes  Gel  25 
Thierkohle,  salpeterhaltige  211 
Thierreieb,  Arsueisuhatz  201—203 
Thilanin,  geschmeidiges  338 
Thioform,  Eigenschaften  416 
Thiophenderivate  430 
Thiophendijodid,  Jodoformersatz  430 
Thiosalicylsäure,  Darstellung  416 
Thiosapolpräparate,  Darstellung  626 
Thonfilter  231.  770  u.  f. 
Thuja    occidentalis,    ist    Thuja     ein 

Abortiv?  91 
Thujon,  Eigenschaften  466 

—  und  Derivate  (Thnjaketon)  472 
Thymacetin,    Darstellung    u.    Eigen- 
schaften 405 

Thymolglykuronsäure,  Darstellung  365 

Thymol-Quecksilberacetat,  Znsamman- 
setzung  406 

Thymolgaze,  Darstellung  662 

Thymolham  366 

Tilia  B.  Lindenblätter. 

l^liaceae  192 

Tinctura  Aloes,  Artikel  für  das  Deut- 
sche Arzneibuch  640 

—  Chinae  crocata  579 

—  Fern  acetici  aetherea  u.  Ferri 
chlorati  aetherea ,  Darstellung, 
spez.  Gewicht,  Prüfung  640.  641 

composita,  Darstellung  641 

—  Jodi,  Gefass  zur  selbstthätigen 
Darstellung  217.  641 

deoolorata,  unwirksames  Prä- 
parat 641 


i 
i 


Sach-Register. 


847 


Tinctura  Moschi,  Ersatz  642 

—  Myrrhae  s.  Myrrhentinctur. 

—  Nerii  Oleandri  Oefeie,  Bereitong 
642 

—  Opii  simples  s.  Opiamtinctur. 

—  Rhei  Koelreoteri  579.  642 
Tincturae  687-642 

Tincturen,  Spez.  Gewicht,  Trooken- 
rückstand,  Aschegehalt,  Säurezahl, 
Alkaloidgehalt  einer  Anzahl  Tinc- 
turen  639.640  (an  der  angegebenen 
Stelle  alphabetisch  aufgeführt!) 

—  Vorschlag  zur  praktischen  Dar- 
stellung gangbarer  637,  Darstel- 
lung mittels  Percolation  oder  Ma- 
ceration  637.  688 

Toddalia  aculeata,  ätherisches  Oel  472 

—  —  Beschreibung  u.  Wirkung  der 
Wurzelrinde  181 

Tönnisstein,  Mineralquellen  776 
Tokmari-Samen,  Abstammung  111 
Tolubalsam,  >i  achweis  im  Perubalsam 

68  u.  f. 
Toluifera  Pereirae  s.  Perubalsam. 
Tolylantipyrin,  Abkömmlinge  478 

—  Kachweis  im  Harn  366 

—  identisch  mit  Tolypyrin  479 
Tolylhypnal  478 

Tolypyrin,  Eigenschaften,  Unterschei- 
dung vom  Antipyrin  476.  477 

—  Nachweis  im  Harn  866 
Tolysal  (Tolypyrinsalicylat)  479 
Tonquinol,  Werth  als  Riechstoff  und 

Zusammensetzung  373 
Topinambur,  Kohlehydrate  368 
Torfmoos,    chirurgische    Verwendung 

661 
Torfwolle,  Aufsaugungsfahigkeit  660 
Toxikologie  785—796 
Trächtigkeitsmittel  für  Kühe  783 
Trapa    bispinosa,    Beschreibung    und 

Bestandtheile  der  Frucht  109 
Traubenzucker,  Bestimmung  im  Harn 

343.  344.  360  u.  f. 
Trehalose,  Gehalt  in  Pilzen  107 
Trehalum,  neues  Kohelhydrat  369 
Tresterwein  s.  Wein. 
Tribromphenolquecksilberacetat ,    Ei- 
genschaften u.  Wirkung  878 
Tribromphenolwismuth  879 
Trichloressigsäure,  flüssige  309 
Trichter,  neue  Formen  220 
Tricresol,  Eigenschaften  389 
Trinitrobutyltoluol    (künstlicher   Mo- 
schus) 878 
Trinkwasser  s.  Wasser. 
Trockenapparat,  Kalt-  (Töllner)  220 
Trockenschrank,  neuer  281.  232,  Heiz- 
flüssigkeit  232 


Tropaeolaceae,  Localisation  der  wirk- 
samen Prinzipien  192 

Tropfenzähler  222 

Tropfgläser,  neue  221  u.  f. 

Tropfkork  für  Arzneiflasohen  221 

Tropf  maassgläser,  graduirte  222 

Tropin,  Darstellung  636 

Trunksuchtsmittel  783 

Tuberkelbacillen ,  Nachweis  im  Har& 
843 

Tubuli  elastici  medicamentosi  686 

Tupfapparat  zur  tropfenweisen  Ab- 
gabe von  Flüssigkeiten  222 

Turpethin,  Turpethinsaure,  Turpethol, 
Turpetholsäure ,  Darstellung  and 
Eigenschaften  661 

Typhus,  Epidemien  u.  ihre  Ursachen 
(Wasser)  770 

ü. 

ümbelliferae  194 
üncaria  Gambir  s.  Gambir. 
Unguenta  642—647  (s.  auch  Salben) 
ünguentum  acidi  borici  Lister  679 
salicylici  679 

—  Cantharidum  pro  uso  veterinario,. 
Artikel  für  das  Deutsche  Arznei- 
buch 646 

—  Hydrargyri  cinereum,  Darstellung, 
Prüfung ,  Quecksilberbestimmung^ 
645  u.  f. 

—  leniens,  Bereitung  647 
üniversalputzpulver  784 
Universalsparbrenner  224 
Urethan,  Nachweis  im  Harn  366 

—  Phenyl-,  Derivate  388 

ürginea    Scilla,     Verwechslung    mit 

Eucomis  punctata  117 
Urkundenfälschung,  Nachweis  mittel» 

Photographie  796 
Urobilln,   Bestimmung  und  Vorkom- 
men im  Harn  358.  369 
Urometer  von  Zoth,  Werth  344  • 
ürorosein,  Nachweis  im  Harn  360 
Urostigma    Doliarium ,    histologische 

Untersuchung  der  Rinde  10 
Ursen,  Eigenschaften  94 
Uterusstifte,  Constituens  686 
Urticaceae  198 

V. 

Vaccinium  Arctostaphylua  u.  V.  Myr- 

tillus  B.  Heidelbeere. 
Valeriana    offidnalis,    Charakteristik 

des  Starkemehls  der  Wurzel  17 
Valerianaceae  198  s.  auch  Baldrian. 
Valerius  Gordus,  Dispensatorium  206 
p-Vaierylamidophenetol  (Sedatin)  887 


-848 


Sach-Register. 


Valzine  (DuIoIb)  386 

Vanilla  planifolia,  Cultur   in  Mexico 

a.  HandelBSorten  139 
Vanille,    in    mit    Alkohol    g^efÜllten 

Dosen  140 

—  kalt  getrocknete  140 

—  Production  in  Sierra  Leone  7 
Vanillin,  Gehalt  in  Nelken  und  Nel- 
kenöl 461 

—  kleinste  wahrnehmbare  Mengen 
(Qernch)  209 

Vaselin,  quantitative  Bestimmung  von 
Fett  283 

—  8.  auch  Mineralöl. 
Vaselinum  lanolinatum  644 

—  oxygenatum  (Vasogen),  Eigen- 
schaften ,  therapeutischer  Werth 
284 

Vasogen-Praparate  284  n.  285 
Veilohenaroma  der  Iriswurzel  473 
Veilchenwurzel,  Glykosid  648,  ätheri- 
sches Gel 
Veratrin,  Farfurolreaction  483 
Veratrinum  crystallis.,   identisch  mit 

Cevadin  544 
Veratrum  album  u.  viride  s.  Nieswurz, 

auch  unter  Gentiana. 
Veratrumsaures  Calcium,  Destillations- 

producte  644 
Veti veröl,  Anforderungen  474 
Verbandstoffbüchsen,  luftdichter  Gon- 

trolverschluss  223 
Verbandstoffe  647—666 

—  antiseptische  und  aseptische  649 

—  Herstellung  aus  chemisch  reiner 
GellulosewoUe  651 

—  Jodoformbestimmung  653  u.  f., 
Phenolbestimmung  652 

—  Lister's  Methode  der  antiseptischen 
Wundbehandlunff  648 

—  Prüfung  auf  Aufsaugungsfahigkeit 
650 

—  Prüfung  auf  stattgehabte  Sterilisi- 
rung  durch  Hitze  649 

—  Sterilisirung  impragnirter   V.  649 

—  Sterilisirungsapparat  223 

—  Vortrage  über  V.  647 
Vibumum  prunifolium,   Beschreibung 

u.  Anwendung  75 
Vicia  sativa,  stickstoffhaltige  Bestand- 

theile  149 
Vioin  149 

Vin  de  Vasseur  782 
Vina  647 
Vinum  diureticnm  579 

—  Pepsini  s.  Pepsin  wein. 
Viola  tricolor,  Anbau  2 
Vitaceae  199 

Vitis,  Vorkommen  in  Neu-Guinea  5 


Vitis  sessiliflora,  Beschreibe,  d.  Pflanze, 
und  Bestandtheile  der  Knollen  199 
Voltakreuz  784 
Vorwaage  233 

W. 

Waage,  Mofar'sche  s.  Mohr'sohe  Waage. 
Waagen,  analytische,  Verbesserungen 

(Reitersicherung,   Wägeschiffohen, 

Vorwaage)  233 
Wabajo-Pfeilgift  35 
Wachholderbeeren ,      Nachweis       im 

Pfefferpulver  734 
Wachs,  Bleichen  des  gelben  830 
~  Löslichkeit  in  ätherischen  Gelen  436 

—  Untersuchung  und  Verfalsohnng 
699-701 

Wägeschiffchen  u.  Wägeschalen  283 
Wallnüsse,  Gultur  in  Calabrien  2 
Wanderheuschrecke,  Gel  der  Eier  1103 
Wanycka- Pfeilgift  36 
Wasser    761—778   (s.   auch  Mineral- 
wasser) 

—  Ammoniakbestimmung  761.  762 

—  Anwendung  von  Natriumsnperoxyd 
zur  Wasseranalyse  761 

—  Bedeutung  der  Gzydation ,  des 
Goefficienten  der  SauerstoffVer- 
änderung  u.  der  Bacterienzahl  für 
die  sanitäre  Abschätzung  des 
Wassers  768 

—  Bacterien arten  767  u.  f. 

—  bacteriologische  Untersuchung, 
Werth  derselben,  Entnahme  der 
Wasserproben,  Methoden  n.  s.  w. 
767  u.  f. 

—  Beziehungen  der  Chemie  zur  Bac- 
teriologie  768 

—  Bleigehalt  u.  Nachweis  767 

—  Ghlorbestimmung  762 

—  Eisenbestimmung  (colorimetriseh) 
762 

—  Filteranla|^en  und  Werth  verschie- 
dener Filter  771 ,  Herstellung 
baoterienfreien  Trinkwassers,  Trink- 
wasserversorgung verschiedener 
Städte  771  u.  f. 

—  Härtebestimmung  766 

—  Koch-  u.  Sterilisationsapparate  771 

—  Salpetrigsäure- Bestimmung  763 

—  Sauerstoffbestimmung  763 

—  Sc'hwefelsäurebestimmung  764 

—  Untersuchg.  für  technische  Zwecke 
778 

—  Verunreinigung  durch  Fäkalien 
oder  Harn  u.  Nachweis  765.  766 

Wassemuss,  indische  (Trapa)  109 
Wasserschierling  s.  Cicuta  virosa. 
Wassersohierlingsöl  474 


Sach-Register. 


849 


Wasserstoffsuperoxyd,  Darstellungr  von 
absolut  reinem  W.  246,  Aufbe- 
wahrung 247,  Darstellung  reiner 
wässeriger  Löeunffen  247 

—  Einwirkung  auf  Kaliunijodid  258 
Wasserstrahl-Luftpumpe,  neue  234 
Watte,  Aufsaugungsfahigkeit  660 
Wein  743—765 

—  Analysen  deutscher  Moste  und 
Weine  751  u.  f.,  algerischer  Moste, 
italienischer  u.  rumänischer  Weine 
752,  schweizerischer,  altserbischer 
u.  roacedonisoher  W.,  ungarischer 
Sandweine,californischer  Weine  753 

—  abnorm  zusammengesetzte  deut- 
sche Weine  752 

—  Abrastolnachweis  743 

—  Aciditätsbestimmung  748 

—  Aepfelsäurebestimmung  748 

—  Aldehydgehalt  743 

—  Bernstein säurebestimmung  748 

—  Beschlüsse  der  Comroission  zur 
Bearbeitung  einer  Weinstatistik 
für  Deutschland  751 

—  eisenhaltiger  743 

—  Eztractbestimmung  744 

—  Farbstoffnachweis  744 

—  Gerbsäurebestimmung  745 

—  Glycerinbestimmung  745 

—  Mannitgehalt  u.  Bestimmung  746. 
747 

—  Medizinal-,  Untersuchung  und  Be- 
urtheilung  754,  Beschlüsse  schwei- 
zer. Chemiker  754 

—  Normal- Mostwaage,  neue  751 

—  Obst-,  Werthbestimmung  753 

—  Rohrzuckemachweis  747 

—  SchwefligBäurebestimmung  748. 
749.  750 

—  Trester-,  Beurtheilung  unter  be- 
sonderer Berücksichtigung  des 
Gerbstoffgehalts  753 

—  Vorschläge  zur  Aenderung  des 
Artikels  im  D.  A.  III.  754.  555 

Weinproben,  Unbrauch barkeit  754 
Weinsäure,  Bleigehalt  u.  Nachweis  323 

—  Oxydation  in  Gegenwart  von  Eisen 
327,  Nachweis  327 

Weinstein,  Löslichkeit  in  verdünntem 
Alkohol  327,  unpractische  Bezeich- 
nung als  Tartarus  depuratus  327 
Weizenhaare,  besonderesVerhalten  71 1 
Weizenmehl,  Nachweis  von  Legumi- 
nosenmehl 708 

—  Untersuchung  in  Backwaaren  707 

—  verfälschtes  709 
Weizenstärkekörner ,   Grössenverhält- 

nisse  711 
Wickelmaschine  217 

Fhanuaeeotiaelior  JahiMberieht  f.  1886. 


Wiesbaden,  Mineralquellen  775 
Wildunger  Georg  Viotorquelle ,   neue 

Analysen  774 
Windsheim,    Analyse    der    brom-  u. 

lithiumhaltigen  Kochsalzquelle  775 
Wiotergrünöl,  kleinste  wahrnehmbare 

Mengen  (Geruch)  209 

—  s.  Methylsalicylat 
Wintersrinde,     nicht    identisch    mit 

Cotorinde  125 

WintersrindenÖl,  Eigenschaften  475 

Wismuth  256 

Wismuthdithiosalicylat  (Thioform)  415 

Wismuthmagnesiumgallat,Dar8tellnng 
423 

Wismuth-Phenol  379 

Wismuthpyrogallat,  Darstellung  423. 
424 

Wisrouthsalicylat,  Prüfung  411  u.  f., 
F'assung  des  Artikels  für  das 
Deutsche  Arzneibuch  413,  Dar- 
stellung 414 

Wismuthsulfate  256 

Wollfett,  Eigenschaften  und  Prüfung 
von  Lanolin  und  Adeps  Lanae 
330  u.  f.,  Identitätsreaction  338 

Woorali- Pfeilgift,  Bereitung  a.  Strych 
nosarten  124 

Wrightia  antidysenterica.  Oelgehalt  25 

—  ceylonica,  ceylonische  Arznei- 
pflanze 6 

Wundstäbchen  s.  Cereoli 
Würste,  Verderben  ders.  702 
Würze    s.    Bier,    auch    unter    Rohr- 
zucker 
Wurmsamen,  Bestandtheile  78 

—  Feststellung  der  Echtheit  79 
Wurzeldrogen ,     Charakteristik     des 

Stärkemehls  15  u.  f. 
Wüstenregion,  Arzneipflanzen  4 
Wybert-Tabletten  784 

X. 

Xanthalin,  Darstellung  und  Eigen- 
schaften 531 

Xanthorrhoeaharze,  Bestandtheile  110 

Xantbosoma  atrovirens,  X.  auricula- 
tom,  X.  pentaphyllum,  X.  sagitti- 
foUum,  X.  violaceum,  Beschrei- 
bung, Bestandtheile,  Verwendung 
46.  47 

Xanthoxylaceae  200 

Xanthoxylaceen,  saponinhaltige  18 

Xylenolsalole  420 

Xylosid  366 

Y. 

T-Dzi  (Coix  gigantea)  108 


55 


850 


Sach-Register. 


z. 

Zea  Mais  s.  Mais 

Zeugstoffe,  Arsengehalt  775 

Ziegenbatter,  Analyse  688 

Ziegenmilch,  Unterscheidung  Yon  Kuh- 
milch 673 

Zieria  lanoeolata,  ätherisches  Oel  26 

Zimt,  charakteristische  Merkmale  735 

Zimtbruch  735 

Zimtöl,  veränderte  Fassung  des  Arti- 
kels in  D.  A.  UI.  475 

Zimtsäure,  Darstellung  aus  Sumatra- 
benzoe  191 

—  Eigenschaften  und  Form  der  An- 
wendung 427 

Zimtsäureguajacoläther  427 

Zinffiber  officinale,  Cultur  in  Sierra 
Leone  7 

8.  auch  Ingwer 

Zingiberaceae  200 

Zingiberaceen,  Tanninzellen  200 

Zink  280-283 


Zink,  f.  toxikologische  Untersuohangen 
brauchbares  metallisches  Z.  280 

—  Gehalt  in  Conserven  760.  761 
Zinkborat,    Darstellung,   Anwendung 

und  Zusammensetzung  282 
Zinkcarbonat    und  -Silicat   (Galmei), 

künstliche  Darstellung  282 
Zinkchloridstifte  Eöbner  585 
Zinköl  618 

Zinkpermanganat,  therapeutische  An- 
wendung   und  Verhalten   in    der 
Wärme  283 
Zinkpräparate  des  Deutschen  Arsnei- 

buches,  Kritik  281 
Zinkpulver,    Ammoniakgehalt  u.  Rei- 
nigung 280 
Zinn,  Gehalt  in  Conserven  760.  761 
Zizyphus  orthooanthus,  Oelgehalt  26 
Zucker,    Bestimmung  im  Harn  348. 
844.  360  u.  f. 

—  Verbindungen  mit  Alkohol  366 
Zuckerrohr,  Anbau  in  Sierra  Leone  7 
Zuckerkalklösung,  Bereitung  375 
Zygophyllaceen,  saponinhaltige  18 


Druck  der  Univ. -Buchdruckerei  von  £.  A.  Huth  in  Göttiagen. 


Jahresbericht 


iji  «11! 


der 


Pharmacie 


herausgegeben 


Deutschen  Apothekerverein 

unter  Redaction 


von 


Dr.  Heinrich  Beckurts, 


nrdontl.  Prnfofvsor  der  phannacouti)«cb(tn  Chemie  und  Pharmakognosie  an  der  Heraogl.  toohnuchen 

HochK'hiile  in  Braauschveig. 


Neue  Folgre 

des  mit  Ende  1865  ai^esclilosseiieii  CanstatCscliefl  pharioac.  Jahresterjchts. 
28.  Jahrgang,    1893. 

(Der  ganzen  Reihe  63.  Jahrgang.) 


b 


Oöttingen , 

Vandenhoeck    &   Ruprecht. 

189  4. 


^rzu  2  Beilagen  Ton  T.  0.  Weigel  Nachfolger  "(Chr.  Herrn.  Tauchnitz) 

;—     r  ^z :„ J 1% m^^i m aI--i s—    :—    "n — ii_ 


Zur  gefälligen  Beachtung! 

Der  Preis  der  ersten  24  Jahrgänge  (1866—1889)  dieses  Jahrei 
berichts  ist  neuerdings  von  252  Mk  auf  116  Mk.  ermässigt. 
Kleinere  Ergänzungen  älterer  Jahrgänge  nach  Vereinbarung. 


Für  Diejenigen,  welche  sich  besonders  mit  der  Chemie  d< 
Nahrangs-  und  Genussmittel  beschäftigen,  ist  neuerdings  eii 
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Jahresbericht 

über   die   Fortschritte  in   der  Untersuchung 

der 

Nahrnngs-  und  Oennssmittel. 

8.  Jahrgang.     1893.    Preis  3  Mk.  60  Pf. 

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des  Deutschen  Arzneibuchs. 
Zum  Gebrauch  der  Eleven  der  Pharmacie. 

Von 

Dr.  F.  ProUius. 

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Diese  Anweisung  zur  Maassanalyse  ist  ein  für  Anfanger  namentlich 
überaus  praktisches,  fast  unentbehrliches  Hülfsmittel.  Sie  ist  so  abgefasst, 
dass  auch  Anfänger,  welche  sich  die  chemische  Deukungsweise  noch  nicht 
zu  eigen  gemacht  haben,  sie  leicht  verstehen  können.  Die  einzelnen 
Artikel  sind  so  besprochen,  dass  jede  Bestimmung  und  ihre  Erklärung 
ein  abgeschlossenes  Ganzes  ist  und  dass  auf  vorher  Gesagtes  nur  dann 
Bezug  genommen  wird,  wo  es  unbedingt  nothwendig  ist. 

In  No.  35  der  „Apotheker-Zeitung"  heisst  es  am  Schluss  einer 
längeren  Besprechung:  „Ppollius'  Lehrbuch  ist  eine  »ehr  fleisaig« 
Arbeit,    welcher    Referent   eine    allseitige   Anerkennung   wünschen 

möchte  " 

Aus  der  „Pharmaceutischen  Centralhalle"  1894,  No.  22:  „Was 
den  Inhalt  des  Werkes  betrifft,  so  ist  er  klar  und  fleissig  bearbeitet  und 
recht  wohl  geeignet,  den  Eleven,  welche  die  leitende  Hand  des  Chefs 
entbehren  müssen,  die  selbständige  Prüfung  der  Arzneimittel  zu  erleichtern. 
Der  praktischen  Eintheilung  des  Buches  wird  gewiss  die  Anerkennung 
nicht  versagt  werden.'* 


BMI 


Der 


Anatomische  Atlas  der 


von 


soll  in  circa  1 6 — 20  Lieferungen  zu  j 
falls  mehr  als  100  Tafeln  umfasser 
Tafel  werden   2 — 4  Seiten  Text  gell 


Es  liegen   bereits   eine  grössere  Anzah 
schreibt  u.    A.   die  ^^9üdd€Ut$che  Jpathe 

bildungen  ungeachtet,  nicht  mit  einem  blasset 
hoch  anzuerkennender  Klarheit  der  Sprach 
weiss.  Alles  in  Allem,  die  Verfasser  bieten 
wir  einen  recht  regen  Absatz  wünschen.^ 

Die  ^^Pharm€iceuti9c9i€  Centralhti^ 

der  deutschen,  sowie  die  meisten  der  schwt, 
und  Genussmittel  (Gewürze  etc.)  darstellt,  i 
kann,  auf  das  wärmste.* 

Die  ^^Zeitsehr^t  des  tUigem.  ösU 

mit  den  Worten :  »  JVir  wünschen  dem  W 
auf  verdient.* 

In   der  ^fApatheker' Zeitung**   aus 

nehmen,  ungefähr  20  Lieferungen  auszua». 
Wird  ihre  Lösung  in  der  Weise  durchgeß 
unter  allen  ähnlichen  Leistungen  anerkanm 


Um  die  Anschaffung  des  hqjj 


krmakognosie  und  Nahningsmittelkiinile 

schirch  und  Oesterle 

5  Tafeln  ausgegeben  werden  und  wird  etwa  80,  keines- 
und  circa  3000  Einzelabbiidungen  bringen.  Zu  jeder 
jfert.     Der  Tafel  gegenüber  steht  die  Figurenerklärung. 


\  durchweg  günstiger.  Besprechungen  seitens  der  Fachpresse  vor.  So 
ißr^Zeitung^^ : '  —  yDass  wir  es  oder,  der  Vortrefflichkeit  der  Ab- 
]ßilderbuche  zu  thun  haben,  dafür  sorgt  der  treffliche  Text,  der  mit 
\iie  oft  schwierige  Materie  dem  geistigen  Auge  des  Lesers  zu  nähern 
uns  in  ihrem  anatomischen  Atlas   ein  Fachwerk   ersten  Ranges,    dem 

^*  sagt',   >^  Wir  etnpfehlen  den  vorliegenden  Atlas,  welcher  alle  Droguen 

rischen  und  österreichischen  Pharmcuopöe  und  sämmtliche  Nahrungs- 

deren   Untersuchung  das  Mikroskop  mit  Erfolg  venvendet  werden 


\eich*  Apotheker 'Vereins**   beschliesst  ihre   ausführliche  Recension 
je  die  weiteste   Verbreitung,   die  es  seiner   Vorziiglichkeit  wegen  voll- 

}/  sich   ein   berufener  Kritiker:    —  -»Indem   sich   die   Verfasser   vor- 
^)fen,   stellen   sie  sich  eine   sehr  7veitschichtige ,    verdienstvolle  AufgeUfe. 
K  wie  in  der  vorliegenden  Probe,  so  muss  dem   Werke  tier   Vorrang 
'\erden.^ 


enden  und  praktischen  Werkes  jedSlll  Interessenten 


A  T 


Im  Selbstverlage  des  Deutschen  Apotheker -Vereins  in  Berlin 
erscheinen: 

Apotheker-Zeitung 

Organ  des  Deutschen  Apotheker -Vereins 

mit 

„Repertorium  der  Pharmacie". 

Zweimal  wöchentlich. 

Zu  beziehen  durch  alle  Postanstalten  und  Buchhandlungen 
zum  Abonnementspreise  von  Mk.  1, —  für  das  Halbjahr. 


Archiv  der  Pharmaeie 

Zeitschrift  des  Deutschen  Apotheker- Vereins. 

Redigirt  von  Geh.  Reg.  Prof.  Dr.  E.  Schmidt  in  Marburg  und 
Prof.  Dr.  H.  Beckurts  in  Braunschweig. 

Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  von  der 
Geschäftssteile  des  Deutschen  Apotheker  «Vereins,  Berlin  C.  22 ,  an 
der  Spandauer -Brücke  14,  für  den  Abonnementspreis  von 
Mk.  12. —  für  das  Jahr.  Die  Zeitschrift  erscheint,  in  der 
Regel  monatlich  einmal,  in  einem  jährlichen  Umfange  von  40 
bis  50  Bogen  Originalarbeiten.  Einbanddecken  werden  von 
der  Geschäftsstelle  gegen  Einsendung  von  70  Pf.  portofrei 
geliefert. 

Ferner  sind  erschienen: 

Tabellarische  Auszüge 

aus  dem 

Arzneibuch  tilr  das  Deutsche  Reich 

a)ritte  Ausgabe) 

zum  Gebrauch  für 

Apotheker,  Apotheken -Revisoren,  Aerzte  etc. 

Von  Theodor  Pusch. 

Zu  beziehen  von  der  Geschäftsstelle  des  Deutschen 
Apotheker-Vereins,  Berlin  C.  22,  gegen  Einsendung  von  50  Pf. 
portofrei. 


Def ektur-  Taschenbuch 

enthaltend  eine  kurze  Zusammenstellung  aller  im  Arzneibuch 

für  das  Deutsche  Reich   (3.  Ausgabe)  gegebenen  Vorschriften 

für  die  Darstellung  chemischer  sowie  pharmaceutischer  Präparate 

und  Reagentien. 

Von  Theodor  Pusch. 

Zu  beziehen  von  der  Geschäftsstelle  des  Deutschen 
Apotheker- Vereins,  Berlin  C.  22,  gegen  Einsendung  von  50  Pf. 
portofrei. 

Anleitung  für  die  Selbsteinschätzung  der  Apotheken- 
besitzer zur  Einkommensteuer  in  Preussen. 

2.  Auflage,  mit  einem  Anhang: 


Zu  beziehen  von  der  Geschäftsstelle  des  Deutschen 
Apotheker -Vereins,  Berlin  C.  22,  gegen  Einsendung  von  80  Pf. 
portofrei. 

Weiter  ist  von  der  Geschäftsstelle  des  Deutschen  Apotheker- 
Vereins,  Berlin  C  22,  zu  beziehen : 

Beleuchtung 

der 

Denkschrift  des  Deutschen  Pharmaceuten -Vereins 

„Die  Apotheker- Frage'* 

Von  Dr.  O.  Hartmann.  s 

Preis  50  Pf.  (portofrei). 


Bnebdmekerei  QoaUr  Selienck,  Königlioher  HofbuohlkladUr,  Bmrli