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Full text of "Jahres-Bericht über die Fortschritte der Chemie und Mineralogie"

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THE  LIBRARY 

OF 

THE  UNIVERSITY 

OF  CADFORNIA 

EMIL  FISCHER  COLLECTION 
PRESEtOED  BT  HIS  SOH 


Pnrf.  Hermann  R 

Basel 

ROtImoyer'jtp. 


V  ( 


Jahres- Bericht 

« 

über 

die    Fortschritte 

der 

physischen  Wissenschaften ; 


von 


JFacoli  Berzellus* 

Eiagereielit  ^n  die  seliwediscbe  Akademie  derWissenschafUfn 

den  31.  März   1838. 


Im     Deutscheo    her^önfr^dgeben 


von 


JP.    WO  hier. 


yichtzehnier    Jahrgang* 


Tfibing^en, 

hei      Heinrich     Laopp. 

1839. 


•¥r^ 


OMnlrbrsr  llbH 


QDI 

V-  lö 


UOCHEML 
LIBRARY 


Inhalt 


Physik  und  unorganische  Chemie.    . 

Seite 

Schall  5 

McnscblicLe  Stimme       ^  ^  21 
Neue  Art,   die   Bewe^fung  tönender  Köfper  sichtbar  in 

machen  22 

£,»elkf /Theorie  für  Farben  in  dünnen  BUttern  23 

Leichte  kft\  gcförbte  dünne  HAnte  herrorzubringen  24 
Leichte   Art,   Newton*s   geiarbte  Ainge  herrorzubrin- 
gen  und   die   feinen  Linien  in  dem  Farbenspectrum 
zu  sehen                                                              '                ^25 

Interferenz  -  Versuch  TOn  Talbot  2^ 

Beugung  des  Lichts  27 
Gesetze  fikr  den  Durchgang  des  Lichts  durch  nicht  kry- 

stallisirte  Media                            -  27 
Polarisation  des  Lichts  u. s.w.  27 
Licht  von  erhitzten  Kalkcylindern  28 
Mangel  des  SehTcrmogens,  Farben  nicht  wohl  zu  unter- 
scheiden 30 
ßWärme*  Theorie  über  ihre  Natur  32 
Strahlende  Wärme  34 
Specifische  Wärme  der  Gase  37 
Thermometer.     Verrfickung  des  Noilpanhts  38 
Gefrierpunkt  Ton  Salzlösungen  43 
Blektricität,  Verschiedenheit  nach   der  verschiedenen    Richtung   der 

Ströme  44 

Blektrischer  Strom  in  Flüssigkeiten  46 

BlektriciUt  im  luftleeren  Baum  48 


Ivie43;^73 


IV  ' 

Seite 
Elektrische  Erscheinnng^en   unter  bestimmle  mathenuiti- 

sebe  Maasse  gebracht  49 

filektriscber  Funken  50 

Contaet-Eiektricitat  5i 
Bestimmungen    der   Wirkungen    des    hydroMektriscLen 

Stroms  55 
RebitiTes  Maass   für  die   Qnnntit&t   Ton  Elektricittt  in. 

'    ungleicV>^t*S^^iBcn  57 
Versuche   über  Becquerel*s  Angabe,  dass  dnrch  die 
Verbindung  Ton  Säure  mit  Alkali  ein  hydroelektrischer  ' 

Strom  entstehe  62 

*    Hydroelektrische  Apparate  64 

Magnetoelektrische  Ströme  66 

Funken  durch  thermomagnetiiche  Sftulen  71 
Thermomagnetische    Erscheinungen    zwischen    Metallen 

und  geschmolzenen  Salzen  72 

Thermomagnetischer  Multiplicator  72 

Elektrische  Erscheinungen  des  Raja  Torpedo  74 

Magnetismus  76 

allgemeine    Krystallkraft.      Ungleiche  Ausdehnung   der  KrystaÜe  in 

pKysikaUsthe      der  W&rme  77 

Verhältnisse.  Dimorphie  80 

Flüssigkeiten.     Maximum  ihrer  Dichtigkeit  84 

Gasarten.     Ausdehnung  derselben  durch  Wtrmc  87 

Ausströmen'  der  Luft  durch  Röhren  88 

Berechnung  des  specifischen  Gewichts  der  Dftmpfe  88 

Barometerskalen  88 

Luftpumpe  89 

Chemie,  Theorie  der  Molecule  89 

Stöchiometrie  94 

JlfefaUoi4eifi»if Wasserstoff.     AnmoniaVgehalt  in  destilliHem  Wnsser         97 

deren  Verhin-  Hygrometer  ,  98 

düngen  unter  Grundeis  98 

sieh, 

SHekstoff.  Salpetrige  Sture  99 

Schwefel,  Schwefelblumen  100 

Schweflige  Säure  101 

Schwefelstickstoff  101 

Phosphor.  Verbindungen  desselben  mit  Sauerstoff  102 

Phosphoroxyd  und  phosphorsanres  Phosphoroxyd  103 

Schwefelphosphor  112 

Phosphor  mit  Schwefelkohlenstoff  116 

Bereitung  Yon  Jod  und  Brom  117 

Chlor,  Chlorjod  118 

Cyan  119 

Paracyan  120 

Paraeyansäure  121 

Melam  und  Ammelld  121 


f  Seite 

Bor.     Leichte  Bereitungsart  desselben  124 

MetmUe.  Veriiiaduig  derselben  mit  Sticksfoff  125 

^ftnXiMiuI^r- Barytiijdnit  137 

im  hOdendt  SchwefelmeUlle  in  CUor  127 

MetmlU.  F'er^  Ammoniakbildang  131 

htMdMtmjfem     Neue  Theorie  fiir  die  Amide  131 

derselben.     Thonerde.    Kunstlicher  Bubin  131 

EUHOrenega-  Löslichkeit  der  arsenigen  Saure  in  Wasser  132 

ftve  Metmile.  Wolfrwnsfture  134 

Antimonwasserstoff  135 

Elektrep9*iH'  Abscheidung  des  Iridiums  aus  dem  Platiners  139 

ve  MetmlU.    Vergoldung  auf  nassem  Wege  144 

Palladium  in  Gold  145 

Silber,  Bestimmte  Veritindung  seines  Oxyds  mit  Bleioxyd  147 

Quecksilber.     Löslichkeit  desselben  im  Wasser  148 

Quecksilberozyd ,  löslich  in  Wasser  148 
Amalgame  Ton  Nickel »  Kobalt ,  Mangan  und  Iridium       149 

Vermeintliches  Bleioxydhydrat  150 

Wismuth.  Znstand  tou  Inactiriti^t  darin  150 
Kobalt  und  Nickel  können  nicht  inactiv  gemacht  werden     151 

Beines  Nickeloxyd  151 

Eisen.  Passiver  Zustand  desselben  153 
Verbesserung  tou  schlechtem  Bisen  beim  Puddlingsfristhen  154 
Bednction  des  Bisens,   und  Verbindung   dosselbeu  mit 

Kohle  durch  CAmentation  155 
Bisenoxydul  rcducirt  Knpferoxyd  su  Oxydul  160 
Smhte.  Verhalten  der  schwefelsauren  SaUe  nur  Kohle  161 
CyanmetaUe  163 
Quecksilbercyanid  mit  Schwefclcyanmctallen  167 
Kt^immsmUe.  Cyaakalinm  168 
Kaliumeisencyanilr  168 
Zweifach  kohlensaures  Kali  169 
Arsenigsaures  Kali  170 
Salpetersaures  Kali -Natron  170 
Kieselsaures  Natron  171 
Schwefelsaures  Ammoniak  171 
Schwefligsaures  Ammoniak  ohne  Wasser  172 
Chlorschwefel  -  Ammoniak  174  ^ 
Schwefelchlorid  mit  Ammoniak  175 
Schwefplehlorür  mit  Ammoniak  178 
Stickstoffsulfid  179 
Salpetersaures  Ammoniak  und  Salmiak  181 
Kohlensaure  Kalkerde.  Künstlich  nachgemachter  Dimor- 
phismus derselben  182 
Kohlensaure  Talkerde  in  der  Arragonitform  184 
Arsenigtaure  Kalkerde  184 


VI 

Seite 
Schwefelsaure  Talkerde  185 
Arseniggaure  Taikerde  185 
JUetall/ahe,  Sckwefelsaures  Ceroxydul  186 
Schwefelsaures  Zittkoxyd  186 
.  Arsenigsaures  Eisenoxyd  187 
Arsenigsaures  Bleioxyd  187 
Antimonsaures  Bleioxyd  188 
Doppelsalz  von  Zinnchlorid  mit  Zinnjodor  189 
Basisches  Chlorwismuth  189 
Doppelte  Ghlorwismuthsalze  190 
Quecksilhersalze   in   chemischer  Verbindung  mit  Phos- 
phorquecksilber 191 
Quecksilberchlorid  mit  Jod  193 
Quecksilberchlorid  mit  Antimonsulfid  (Sulpkur ,  auratum 

antiimonu)  194 

Quecksilberchlorid  mit  Aether  194 

Lösliches  Doppelsalz  Ton   phosphorsaurem  Natron  und 

phosphorsaurem  QuecksiUiero^^yd  ^     195 
Borsaures  Quecksilberoxyd  195 
Arseniksaures  Quecksilberoxydul  -     196 
Doppelsalz  daypn  mit  basischem  salpetersaurem  Queck- 
silberoxydul 197 
Arsenigsaures  Silberoxyd  198 
Zweifach  chromsaures  Silberoxyd  198 
Farbloses  Platinsalz  199 
Doppelsalze  tou  Chlorantimon  200 
Wolfram  und  Molybdän  mit  Salzbildern  und  Sauerstoff  200 
Chemiseh€    Reduction  des   Schwefelarseniks  bei  gerichtlicheii  Un* 
Analyse  unor»      tersuchungen  201 
ganiseher     Bestimmung  des  Kobaltgehalts  in  Speisen  204 
Körper,       Bestimmung  der  Vergiftung  mit  SchwefelsHuite   in  ge- 
richtlichen F&llen  205 
/Entdeckung  kleiner  Mengen   Ton  Chlor   in  Brom-  und 

Jodkalium  oder  Natrium  205 

Instrumente  206 

Filtra  207 

Filtrirpapier  208 

Lampe  zum  Glasblasen  210 

Mineralogie. 

optische  Kehnzeiehen  der  Mineralien  212 

Grundformen  des  tesseralen  Systems  212 

Skale  für  die  Schmelzbarkeit  der  Mineralien  212 

Specifiscbes  Gewicht  der  Mineralien  213 

Heflections  •  Gonyometer     .*               ^  214 

^ßfeue  Mine-    Palladiumoxydul  214 

raUen,        Bleisuperoxyd  215 


VlI 

Seite 

Knpferblaa  215 

Malüiaeit  215 

Variscit  216 

LaTendiilan"  216 

Diadochit  217 

Sympletit  217 

s                 KoMcBflanf«  Yttererde  218 

Bdaami  ge-  Q«eel(«ilber  m  neueren  Erdfebiehten  219 

weseM  Mine-  NickeUdes  220 

raütn,       Silberkupferglaiur  220 

Bertbierit  221 

Bonlangerit  ;         221 

,  Arsenikkies  ^    222 

Robaldialtige  MinemSen  von  Modam  in  Norwegen      "    223 

BergkrystaU  223 

Di£*)or  224 

Serpentin  -  Rrystalle  Ton  Snoram  225 

Nontronit  225 

Opalin -Allophan  227 

Halloisit  •    227 

Pkenakit  22g 

Pyrosmalit  2?8 

AgalmatkoUt  228 

Perikün  229 

Gedrit  231 

DaTidsonit  23  t 

Bergholz  ,    231 

Tnrmalin  232 

Grunsand  232 

Ckloritoid  .233 

Barytocaicit  233 

Fossile  Knocken  .    234 

Edwardsit  235 

Brockantit  235 

Kupfergtimmer  236 

Vanadinsanres  Bleioxyd  236 

Mangano^did- Alaun   .  237 

Cklorblei  mit  kohlensanren  Bleioxyd                                   237 

Organisebe  Ueberreste  -  *                                                  237 

Ozokerit  238 

Steinkoklen  238 

Quellsäure  und  QvellsatKäure  .     1239 

Palbologie  der  Mineralien  240 


Pflanzenchemie. 


EinfluBS  der  Erde  auf  die  darauf  wacbsenden  Pflanzen    247 
Ackererde.'   Bestandtbeile  derselben.  248 


VIII 

Seite 
Zasamnensetsiing  der  Quelliiftiire  249 
Pflanzen  für  die  Zubereitung  von  Speisen  IibscIi  in  er- 
kalten 25i 
Organische  Schuppen  auf  Piansen  .  252 
Organische  Analyse  253 
Neues  Prineip  lur  organische  Analysen  261 
Lampe  zu  Verhrennungeil  bei  organischen  Analysen  264 
Nene  Ansieht  fiber   die  ZusaamcnsetiuBg  Terschiedener 

vegetabilischer  Säuren  264 

Zusammensetzung  der  Milchi&nre  269 

M^anzensäu-  Essigsaures  Bleiozyd  273 

ren,          Ameisensäure  275 

Weinsäure  276 

Metaweinsänre  ist  mit  der  Weinsäure  nicht  isonerisch     277 

Neue  Säure  aus  Traubenzucher  279 

Atropasäure                                                     m.  280 

Acidum  smilaspericum   .  280 

.  Galläpfelsäure.  281 

Catechusäure  ,  282 

•                Pectinsäure  282 

Vegetabilische   Säuren   durch  SchwefcMore  aus  fetten 

Oelen  284 

Oelsäure  und  Elaidinsäure  300 

Elaldinsäure  302 

Producte  yon  der  Behandlung  der  Oelsäure  mit  ^alpe- 

ters^kure  304 

Elaidinsäure  304 

Oenanthsäure  305 

Rorksäure  305 

Pimelinsäure  ^             308 

Adipinsäure  309 

Azoleinsäure  313 

Oenanthsäure  im  Brantwein  314 

i^anzenha^  ^eue  Pflanzenbase.    Jervin  317 

sen,          Bereitung  des  Aconitins-  318 

Atropin  319 

tndifferenie    Zucker,  Verbindung  desselben  mit  Basen  320 

FHanAcnttoffe.  Zusammensetzung  der  Stärke  323 

'                •     Dextrin  325 

Moosstärke  326 

Innlin ,   Pflanzenschleim,  ans  den  Samen  tob  Pyrus  Cy- 

donia  und  Sphaeroeoeens  crfspus  327 
Pflanzenleim  und  Eiweiss  327 
Emulsin  330 
Vemlögen  der  fetten  Oele ,  arsenige  Säure  und  Arsenik- 
säure aufzulösen  330 
Fettes  Oel  von  Thea  oder  Camellia  332 
Bereitung  der  fluchtigen  Oele  332 
Terpenthinäl  mit  Bleietstg  333 


IX 

Seite 
Dadyl  und  Citrjl  nit  Chlor  333 
Oel  aus  Junipems  yirgiBUUiU^  334 
Lindenblumendl  335 
Oel  aus  Piuladelphas  eoronari«»  336 
Spiraeaöl  '  336 
FläcHtige  Ode  toh  gegoltenen  PliUtiglselteB  337 
Fuseldl  au  Kondmwtwein  338 
Campber  340 
Enfgtebnng  des  Bittennandeldle  ans  Amyigdatin  341 
Bereitnng  nnd  ^tamnenaetsung  deji  Anygdalint  342 
AaygdaUns&ni«  ^  344 
Emulfin  346 
Prodnete  der  Einwiriinng  Ton  AamHmiafc  knf  Bitter- 
mandelöl 349 
Benibjdramid  352 
AsobensoUe  353 
Benzoinamid  354 
Asobensoide  355 
Bittermandeldl  mit  Sebwefeltft«re  361 
MandelsAnre,    Prodvct  dor  Binwiilning  der  Scbwefel« 

sAure  anf  BittemandelM  365 

Harxe.     Pininanre  «nd  SÜTiMiwe  365 

Resina  anine  365 

Copalfimist  366 
Caontcbone,  neue  Art,   et  in  einem  eanibions&bnlicben 

Znstand  ku  yerieliiCB  366 
Pflanaenfai4»en.      Versueke    tiber    die  Farbstoffe,    Ton 

Gbeyreul  367 

Farbe  der  Binnen  380 

Blattgrün  381 

Krapprotb  386 

Indigo  387 

Tbein  und  €affein  388* 

Senegin  394 

PUoridsia  395 

Cetrarin  396 

Porpbyroxin  399 

Weingibmng  400 

Branntwein.     Sein  Gebalt  an  P«tel«l  403 

WaiseK^ler  Alkobol  mit  Kalium  und  Natrium  404 

Aetber  407 

Scbwefelsaurcs  Aetbylozyd  und  seine  Doppelsalto  407 

Koblensaures  Aetbyloxyd  -  Kali  415 

Aetberarten  mit  BrenzsAuren  416 

Brenzeltronensaares  Aetbyloxy4  416 

Brenzweinsaures  Aefbylozyd  417 

Brenzscbleimsaures  Aetbybszyd  418 

Verbindungen  des  Aetbyloxyds  mit  fetten  iSiluren  420 

f^orksaures  Aetbyloxyd  423 


Seite 

€hlorcyan-Aethyloxyd                                         ,  424 

Aetherarten  mit  GUojr            ,        .  425 

Ae%lclilorur  mit  Clilor  430 

Formylchtorur  '  431 

Formylsuperchlorür  433 

.  Jodal  435 

Fonnylsnperjodid     •  436 

Fonnyhiilfid  437 

Fonnyisupereyanid  438 
Oelbüdendes  Gas,  ah  Radical  Ür  Aetlierartea  betraclitet  438 

Elaylchlorür.     Bestandtheil  darjn  439 

Elayllchwefejsaure  441 

'  Altlaonsaure  443 

Platimalze  mit  Kolilenwasserstoff    .  •             445 

Saure  Gährung.     Tbeorie  der  sauren  GakiUBg  449 

Säure  im  Sauerkraut'  450 

Lampensäute  451 
Prodttcte    der  trocknen  BestillatioA.       1.  Destillations- 

Producte  Ton  Holzw  *  HobaUsoliol                ^  453 

Schwefelsatoea  Meihyloibjd                                <"  455 

Holzäther,  kohlensiMir^s  JUethyloxyd  455 
Sckwefelsaurcs  und  joxälsauros  Methylozyd  mit  Ralihydrat  455 

Methyloxyd  mit  fetten  Säuren  456 

Ghlorcyan-Methylox;fd                       -    ,.  457 

KjMiksaBres  Methyloxyd   .         <  457 

Methyloxyd  mit  Cyansänye  458 

Methylcyanür  mit  Salzen  459 

Pyroxanthin  460 

Producte  der  Destillation  d«s  Theers  462 

Ghrysdne  462 

Idrialin  mit  Salpetersäure  465 

Pvrdn  465 

Chlorophenyl  467 

Naphtiüinschwefelsäure.  468 

Verbindungen  ans  der  Einwirkung  des  Chlors  auf  Naph- 

talin.     Dekahexyl-superchlorid  474 

Dekapentylchlorid  475 

Destillations  •  Producte  yon  Alaunschiefer.     Ampelin  und 

Ampelinsänre  477 

HDestiilations- Producte   von   PflansieBSinren   und  deren 

Salzen.     Aceton  478 

Aceton  mit  Kalinm  485 

Aceton  ^           486 

Älkarsin  487 

Producte  yon  der  Destillation  der  Citronensäure  502 

DeAtÜlations  •  Prodnete  der  camphcrsanren  Salze  502 

Destillations  -  Producte  .Ton  yaleriansauren  Salzen  >    504 

Trocicne  Destillation  der  .Mekonsäure  505 

Destillatiohs-Prodnct  yon  der  Weinsäure  506 


XI 

Seite 

DcstiUationfl  -  Prodoct  der  Benxoes&iire  507 
Destillatioas  •  Produete  von  Lipiasftiire  nnd  Puralipins&ure  507 

DestUlations  -  Prodnete  tob  Caoutckonc  509 

Cunpher«  Dampfe  nhet  glühendes  Eisen  getrieben  511 

Destillations  -  Prodnete  Ton  Hart  511 
Destillations  -  Prodnete  von  kohlensanrem  Kali  mit  Kohle  512 

Pllanzenanalysen  529 

I 

Thierchemie. 

Betraehtnngen  über  die  Znsammensetznng  des.  phosphor- 

baltigen  Gehimfetts  530 
Blut  nnd  dessen  Bestandtheile.     Fibrin  und  Albumin       534 

Biweiss  mit  Jtfetallsalzen  536 

Untersuchutfg  des  Bluts,  mi  Lecanu  538 

Eiweiss  mit  kohlensaurem  Alhali  550 

Verhalten  des  Bluts  zur  Luft  bei  dem  Athmen  551 

Flüssigheit  der  serösen  Häute  .    553 

Milchiger  Harn  554 

Harn  nach  Magenkrampf  554 

Harn  yon  Cholerakranken  555 

Harnstoff  in  ausgebrochen en  Flüssigkeiten  555 

Harnsäure  und  hamige  Saure  556 
Zersetzung  der  Harnsäure  durch  oxydirend«  Beagctatien  558 

AUantoin  559 

Zersetzungs  -  Produete  durch  Salpetersäure  564 

AUoxantin  567 

Allozan  57 1 

Parabansänre  586 

Oxalursäure  589 

AUoxansäure  594 

Mykomelinsäure  59g 

Thionursäure  600 

Uramil                                                       ^  604 

Uramilsäure  50^ 

Mesoxalsäure         '  61^ 

Fruchtwasser  vou  Frauen  626 

Milch  627 

Kasegift  627 

Milchzucker  erleidet  die  Weingährung  627 

Krankheitsproducte ,  Krystalle  in  den  Fäees  629 

Krysialle  im  Herzen  630 

Eiter  63i 

f  yi«              '  633 

ungen  •  Auswurf  637 

Nasenconeremeot  637 

Gallenstein                                                 v  637 

Fungus  medullaris  637 

Osteosarcom  638 


/ . 


XII 

Seite , 
Eneliondro»  639  j 

Thierische   Stoffe,     theils   von   Tevscliiedeiiea  niederen 

ThierUatsen ,  iheils  dnreh  Iiee£;eBtien  hervorgebracht. 

Leherdmn  640 

Leim  und  Chondrin  640  j 

Badeschwamm  644 


Geoloyie* 


646 
653 


lessen 


Temperatarrerhiltniise  des  Erdhalls 

Ungleiche  Temperatur  im  Granit  nnd  Thonschiefej^ 

Hohes  specifisehes   Gewicht    der  Erdkugel  und  dei 

Ursache  654 

Brennbares  Gas  in  der  Crcgend  Ton  Bahn  €56 

Zoologische  Geologie  657 

Fossile  Krokodillschnppen  658 

Koprolithen  658 

Seewasser  659 

Gaea  Norwegica  659 


Ph/sik  und  unorganisehe  Chemie. 

m 

Unsere  i^eit  strebt  romarts^  man  bemnhtsieh  eif- 
rig um  Verbesserungen  und  Zuwachs  in  den  bürger- 
lichen LebensTerhältnissen«  in  der  Industrie  und  den 
Gewerben^  in  den  Künsten  nnd  Wissenschaften.  Es 
ist  ein  erfreuliches  Amt^  Berichterstatter  über  die 
Fortschritte  zu  sein,  Tor  allen  aber  über  die  in 
den  Wissenschaften  ^  diese  sind  positiv,  gro^s  und* 
einflussreich ,  weil  sie  nicht  blös  den  Umfang  dito 
menschlichen  Wissens  erweitern  ^  sondern  weil 
auch  ihre  Anwendung  den  allgemeinen  Wohlstand 
in  nicht  geringem  Gi  ul.  Termehrt^  durch  die  Er- 
leichterung der  Wege  zur  Befriedigung  mehr^od^r 
weniger  wahrer  Bedürfnisse.  Die  Wichtigkeit  die- 
ser Anwendungen  ist  in  der  letateren  Zeit  so  gross 
geworden,  dass  sie  sich  in  mehreren  Ländern  bei 
der  Bearbeitung  der  Wissenschaften  zur  Haupt- 
sache gemacht  hat.  Dies  mag  nicht  getadelt  wer- 
den. Wenn  aber  die  Wissenschaften  aufhören 
wurden ,  ihrer  selbst  wegen  bearbeitet  zu  werden, 
und  sie  nnr  in  Rüchsicht  auf  ihre  Anwendung 
betrieben  würden,  so  möchten  sie  bald  in  Still- 
stand gerathen  und  fiir  die  Anwendung  wenig  oder 
Wichts  Neues  mehr  gewonneii  werden.  Der,  wei- 
der bei  einer  wissenschaftlichen  Borsehnng  fmgt: 

Btneliu5  Jahres -Bericht  XW.  1 


wozu  nützt  sie?  hat  keinen  Sinn  für  die  Wissen« 
\  Schaft.  Jede  neue  positive  Kenntniss,  wie  nnan- 
wendbar  sie  auch  im  bürgerlichen .  Leben  erschein 
uen  mag,  fuhrt  zu  noch  andern  Kenntnissen,  mit 
denen  sie  sich  Tcrknüpft  und,  während  sie  zur 
Entwich^lung  der  Begriffe  beiträgt,  bringt  sie  Re- 
sultate hervor,  deren  Wichtigkq.it  an  der  Wiege 
äer  Forschung  meistens  nicht  prophezeiht  werden 
konnte.  In  den  Wissenschaften  ist  nichts  zu  ge> 
ringe ,  dass  es  nicht  erforscht  und  gekannt  zu  Wer- 
der verdfeote,  und  das  dem  Ansehein  nach  Unbe- 
deuten^ste^i  w^s  enjtscbl^iert  wird,  hat  einen  Werth, 
d^  j^\t  dei^.^eU  «ehr  gro3S. werden,  k^nn. 

Deiit^^Unds  Gelehrten  ^ind  wir  es  schuldig 
aotzuf^rkeni^^n,  dass  ii^ren  Bestrebungen  in  der  Phy- 
sik <iiQd  Chemie  die  WisaenscUaften  mehr  zu  ver- 
daiik^Ut  Jiabqn , .  als  dan  Gelehrten  mehrerer  ande- 
reip,  Länder,  wena  aujch  die$e  unter. den  Ihrigen 
den  einen  oder,  apdew  hatten  ^  welcher  die  von 
Deutschland  übertraf,  wie  Newton,  Davy, 
^  D^eda  Place,  C  u  v  i  e  r  ^  aber  in  Dentschland  wer- 
dea  von  der  grösseren  Anzahl  von  Gelehrten  die 
Wissenaehaften  ihrer  selbst  wegen  bearbeitet^  iu 
vielen  andern  -  Ltändern  haben  die  meisten  ihre 
Hauptbestrebungen  auf  deren  Anwendung  für  das 
bürgerliche  Leben  geiiehtet..—  So  lange  der  Geist 
der  deutschen  Naturforscher  lebt^  wird  die  Frage: 
woza  nützt  es  ?  dort  Niemanden  voi|  einem  Gegen« 
Stande  der  sForsch nag  abhalten,  Niemiuiden  vcrle- 
genf  Jauchen,  weim  er  keJnfe«  ma,terftelle«  Vortheilj 
der  dadureli  xvk  erreichen  sein  I^önnte^  •  aiuEugeben 
vermag.  .  Ich  habe  mit  dieser  Einleitung:  bcdbsich- 
tig(,;dadfaufanfinerksam! an  machen,,  dass  die  Wi8- 
sen^ahaften  zweierlei  BhlzweGk  haben^  von  denen 


,  \' 


a( 


der  eine  Materieller  VoHketl  i^^'^r  mi^&'^'ti^^ 
ein  höli^H^i^y  tnill '^ie  Bmi^  rdr^den  crsieren  Kli*- 
Jet,  nemlteli  lehre  Begriffe' önA  erwbiter^e  ^ sichelt 
fienntniwc.  -^'  Wircl  der  letztere  Terabsäinnit ,  S^ 
mackt  der  erstere  tvcnige  oder  Keine  Fortscliritlc. 

Ceber  den  Scliall  sind  einige  fvichtige  ^Urtter-  Schall. 
^^«ngen  angestellt  worden.  Unter  diesen  neh- 
men die  ton  Särart  über  die  longitadinalen  Vi- 
hnüoBm  die  erste  Stelle  ein*).  Sie  sind  T6n  so 
aosgezelchnelent  Werth ,  dass  ich  dariiber' einen 
nmständlieheren  Bericht  gebeti  zn  müssen  glaube. 

Stabe,  die  lo'ng^tndinal  vibriren  nnd  ihre  ficSi^n 
Enden  frei  haben  ,  können  , '  gli^ich  Wie  die  Titift- 
süulen  m  den  an  beiden  Enden  offenen  Pfeiff^il, 
Töne  hervorbringen ,  bei  deÄfett  die  Anzahl  9et 
VlbntioQen  die  Reihe  der  natürlichen  Zähi^  f , 
2jS,  u.g.w.  5  befolgt.  Wenn  sie  ihren 'CTi^nnd- 
toagehen,  so  zeigt  die  Erfahrung  ^^  dass  der  ge- 
ringste Druck  auf  irgend  eine  beliebige  Stelle^ 
»Bssef  auf  die  Mitte  ihrer  Länge ,  die*  Bewegung 
derselben  tinbedinst  aufhebt  Lässt  mäfn  '  ^e 
^^^  zweiten  Ton  hervorbringen,  iso  ' kaiin'*  iöan 
sie  m  tn  zwei  Punkten  berühren,  die  Vön'^lhi^ÖA 
wen  in  einer  Entfernung  li&^eh  ^  die  gleldhlst 
«lem  vierten  Thc'd  ihrer  Länge.  Wird*  dei';  dritte 
Ton  herrorgcbracht ,  so  findet  ihau  dräi  Stellen, 
^0  die  Stäbe  berührt  werden  iöiiiieh/  ölitfc  iJiisö 
'^^  OsciUationcn  aufhören,  nSniKch  ¥p  Ä^it  Mitte 
ön*  in  einer  Entfernung  yoii  beiden  Enden ,  die 
«in  Seckstheil'lhrer  Eängü'  beträgt.  Dasselbe  fin- 
^«t  aack  statt  IcilfStfendtn  Luftgüuleh  lÄ  Miffen, 


-        Ui'i'i'"     .(              *»    .'•/'.«'. 

« 

1  An«,  de  Ck.*  ei  ^e  Phys.'  t;XV;'33r. 

i;    ' 

-- 

1 

depyn^  beide  Emitm :  offen  Bind^  die;  rarkeui<tfa  mA- 
deren .  Stellen ,  ab  mn  ihren  Nödidflaclien  berührt 
werden .hönnen.  Ansserdem  Terbilt  rieb,  sowohl 
bei  Stäben  ab  bei  LufbSialen,  die  Anxahl  der 
Vibrationen  umgdkehrt ,  wie  die  Läogen  der  vibri- 
renden  Theile.  Zwischen  diesen  beiden  Arten 
Yon  Vibrationen  findet  also  eine  grosse  Aebnlich- 
heit  statt.  Bestreut  man  aber  die  Flächen  eines 
longitudinal  vibrirenden  Stabes  mit  trochnem  nnd 
feinem  Sand ,  so  wird  auf  ihnen  sogleich  eine  ge- 
wisse Anzahl  von  Nodallinien  gebildet,  weldie  die 
Eigenthümlicbheit  besitzen,  dass  die,  welcbe  auf 
einer  Seite  des  Stabes  liegen ,  immer  nngetabr  der 
Mitte  von  den  Zwischenräumen  entspredien,  welche 
die  Nodallinien  yon  der  en^;egengesetzten  Seite 
scheiden.  Dabei  ist  die  Anzahl  dieser  Linien  um 
so  geringer ,  je  grösser  die  Transversal-Dimensio- 
nen  der  Stabe  sind,  bei  übrigens  gleicher  Länge 
der  Stäbe  und  gleicher  Substanz,  woraus  sie  ge- 
bildet sind.  Sind  die  Stabe  yierhantig  oder  auch 
eylindrisch,  so  hann  es  yorhommen,  dass  dieNo- 
dalUnien  schraubenförmig  gehen,  bisweilen  yon 
rechts  nach  linhs,  bisweilen  umgehehrt,  oder  auch 
so ,  dass  sie  sich  nadi  en^;q;enge8etsteB  Richtun- 
gen in  den  beiden  Hälften  der  Stäbe  drehen. 

Die  yorhin  erwähnte  abwechselnde  Lage  der 
Nodallinien  hommt  nicht  nur  bei  solchen  Körpern 
yor,  die  eine  grössere  Länge  haben,  und  in  der 
Richtung  ihrer  grössten  Dimenmon  yibriren;  sie 
wird  andi  bei  Körpern  bemerist,  deren  drei  Dimen- 
sionen yeihältnisamässig  weniger  yersehieden  sind. 
Eben  sokommt  sie  yor  bei  gespannten  Saiten  und 
Streifen,  bei  Stäben,  die  mit  einem  oder  mit  bei- 
den Enden  befiest^  aind^   so  wie  bei  Sliben, 


MwoU  wenn  sie  iu  longtln^iiale  nb  ytttm  sie  in 
tnnsTenale  Vibration  gesetzt  werden.  ^^  Diese 
IVodillinien  scheinen  anf  nicht  liielir  als  anf  zwei» 
erlei  Weise  erklürt  werden  za  können.  Sie  sind 
entweder  eine  den  longitndinalen  Vibrationen  an- 
gdiörende  Eigenthümlicbkeit,  oder  sie  werden  Ton 
einer  besonderen  Art  ron  Vibrationen  herrorge- 
bmk,  welche  die  longitndinale  Bewegung  be- 
^eitetnni  Ton  derselben  yerursacht  wird.  Uim 
ZQ  eotsclieiden ,  welche  Ton  diesen  beiden  Erkla- 
raogsweisen  die  richtige  sei,  hat  Sarart  dnrcb 
eloe  grosse  Anzahl  ron  Versttecheh  die  Gesetze 
(ar  das  Nodalsystem  bei  longitndinal  vibrirenden 
Körpern  ausgemittelt.  Bei  StS&ben  mit  rectangn- 
wer  mid  rander  Dnrchschnittsfliiche  hat  er  ge- 
(uiden  i)  dass  £e  Langen  der  Tibrirenden  Theile 
constint  sind,  wenn  Länge  nnd  Dicke  diesel- 
ben sind  ^  ihre  Breite  mag  so  gross  sein,  wie  sie 
will  2)  Diese  Längen  Ti^rhalten  sich ,  wie  die 
QvadratwQrzel  der  Dicke  ^*  Wenn  die  Länge  der 
Siäe  dieselbe  ist,  und  wie  die  Quadratwurzel  des 
^Ttbmessera,  wenn  die  Stäbe  cylindrisch  sind. 
^l^ieTerhaiten  sieb  wie  die  Quadratwurzel  der 
^S^  wenn  die^Dieke  oder  der  Durchmesser  con« 
^^nt  ist.  Au»  diesen  Gesetzen  kann  man  den 
^Uugg  ziehen,  dass  die  Nodallinien,  welche  der 
^d  bei  longitodinalen  Vibrationen  bildet ,  einer 
besonderen  Schwingung  angeyAren,  die  gegen  die 
^ge  d^  Stäbe  normal  oder  Iransveraal  ist  ^  denn 
'i€  «itgetuhrten  Gesetze  sind  ganz  dieselben ,  wel« 
d^en  die  Längen  der  vibrirenden  Theile  unter- 
^<^rfe&  sein  würden,  wenn  eine  solche  besondere 
^STemle  Mebehsekwingnng  wiriilich  stattfände, 
''^Hiese  zugleich  iaodkron  oder  gleichzeitig  mit 


\ 


9iß^\K  «yoa  .den  l^geu  *  ^i^  Ti|^»c^0ti  •  Tbeile  bei 
gp^panM^n  Si^Uc^i  lUid^tt^ßiCe»^  ^ßxku  ,stö  loa- 
gj/;Qi!t^ .  vibrAveii.  j^Sarart?»  Versuche  z<sigea 
daJ^ei,  d^  der  Z^vlscheuraiiai ,  ;^elcher  bei  der 
er^ip^nteq  ,K^ea^]l^wi|igut^.  zwei  £itoteii  trennt, 
doppelt  so  )|uig  .i&t,'a)s  di^  J^äpgc  der.  yibr^endeti 
Tl^ile  bel.^^pge^i^lKnjlifbi^ii  tranBve/^^l^s^S^Vwj^* 
gung,  wye^/i  sie . denselben;  Tou.gibt*  •«-'  :  Einer 
der  äberzeiifgep^te^  Bew^i^e^  da^  die  Nodalliniea 
bei ,  lopgUadiadi  i^ibrlrf^efi  Körpern«  nickte  unbe*^. 
djf^t  diesem  Art  t<vi.  Seb^ingung .  a^gehöi^en ,  ist, 
dass  ,ma;ii.  nicht ,  se^en  Stä)>^i  und  Streifen  i^iidet, 
^reiche  sic/gar  ni^Jit  bfirrorbringeu.  Pies  findet 
qC^  statt  b^  Stjjrben  yqn.  Spiegelglad  .und  bei  Me* 
tü^Ustäbci^,  die  dutefi  die  Zieh8cfae^:geil!Og|ßniW0i^ 
den  sind.  r.        (,    ;    .  .  /    *     : 

*  Qbgieicb^  wie  nua  g^f^^gt  wftrdft, ;  ^iß.tians- 
verbale  vNeb^nschjivVlgnp^  ifon  w(l<44<a^j|lie  longi-; 
tudinalen,.  Vibration^  b^i^itet  sind,  denselben 
Gesetzei).,nnterl4figt,  vr^e.  die  gewÄli^liobe  >trali$K 
Tcrsa^e  Sisjh>vingiing,19p^sind  doch  di^^bcudien  Ar« 
ten.Ydn  T>rii«iS!f!<uis«]i9clii¥inigiiii^en  nt^iitg^n^  tdii. 
derselben  JNififnr*  :  Wiena  eia  Sinl)  odec.eia  Streir 
fen  d«Q.  gew4»hnliehea  .TruQSTärs^lr-'.Vibralionea 
maebt)  80>  entsprechen  die  KodaHtnien ,  wie  man 
weis»,  auf  beiden  Selten  genau  eini^nder^  'wäh- 
rend dagegen», bei ilMgitndtiialen  .Vibrationen  die 
Nodallinieh :  abwechselnd  »nf  den  entgegen .  ge- 
setzten. Seiten  des  Tibriireadett.  Uöfftorl^  liegen. 
Streut  man  ausserdem  auE  eine  boffUKontale  Fläciie 
des  Stabes  Sand,  so'wird  die.Biiwieguag  desitci^' 
ben  in  dem  ersten  Fall  »ovmd^inder'pirrpritdieiilär^ 
undjn  dem   letzten  Fall  t&ageniial*  .nBiese  (Jn-i 


'\ 


gleicUietten.   liaben    Suren  Grimd  darin,   dass  die 
loBgUndmalen  Contraetionto   deä  Stabes  zu  trans- 
Tersalen  Biegangen  Veranlassung  geben,    auf  die- 
selbe Weise,  yvie  wenn  man  den  Stab  in  der  Rieb« 
tDBg  seiner  Aekae  KusamneAdrüekf.     Bei   einem 
gewissen    Oi^de    r^h-  ])rdek  -bekommt   dann    der 
Stab  in  eineni  AogeiibUek  eine  gWisscfre  oder  ge« 
ringere    Anzahl   Ton-  abweekseinden    Biegungen. 
Wären  diese  Biegungen  toA  Unr  einem  einzigen 
Stoss  gegen  das  Ende  des  Stabes  bewirkt,  so  wurden 
sie  sich  naeb  einer  gewissen  Zeit  auf  den  entge- 
gengesetzten Seiten  wieder  erzeugen  und  also  ab- 
wechselnd Yon  einer  Seite  der  Achse  des   Stabes 
zur  anderen    oscilUren,   aber  in    deiii    Fall,   der 
hier  in   Rede  steht ,   kann  dies   niebt  stattfinden, 
weil  auf   die  Contraction  eine  longitudinale  Dila- 
tatvma  felgt,  welche  die' tnrtkSTcrSalen  Bieg^mgen 
Terhindert    auf  die'  andere  Seite  der  Achse  über- 
zugeben.    Die  TOfhin  erwiihhte  Nebenschwingnng 
muss  daher  nur  aus  halben  OsciUationen  bestehen, 
deren  Anzahl  mit  der  der  löngitodinalen  Vibratio- 
nen gleich    ist ,    nnd  welche  bei   zwei  an  einan- 
der gnlnzenden  vibrirenden   Tbeilen  nach  entge- 
gen gesetzten  Richtungen  gehen.     Weniger  leicht 
scheini   auf  den  ersten  Blick   die  tangentiale  Be- 
wegung des  Sandes  erklSrhar  zu  sein,  zumal  weil 
deren  Richtung  auf  den  parallelen  Selten  des  Stabes 
bestilndig  entgegen  gesetzt  ist.  '  Savart  hat  jedoch 
gezeigt,    das9'  die  Erklärung    einfach  ist  und  da^ 
Phänomen  darauf  beruht,  daSs  |ed«$r  Theil;  der  gebo- 
gen wird  ,  auf  der  auswärts  gebogenen  Seite  einer 
Dilatation  erleidet ,  dagegen  aber  eine  Contraction 
auf  der   einw'Ms  gelxlgenen  Seite ,  wodurcli   A\^ 
Moleeüle  des  Sub^  ihre  Lage  Tcrändern  auf  eine 


8 


solche  Weise  y   dass  die .  bemerkte  BeYregaag  de^ 
Sandes  daraus  entstehen  .müsse. 

Aus  dem  Vorhergehenden  folgte  dass  der  Ton. 
welcher  von    den  longitudinalen   Yihratioiieii    be- 
wirkt wird,  nicht; ein  einfacher  ist,    sondern    aui 
zwei  Tönen  besteht^  von  dei^^,  der  eine  aus  deal 
longitudinalen  Contrac^pnen  und  J9ilatatic|nen  ent- 1 
steht 9  und  der  andei;^  aus   d^n, transversalen  Ne-'j 
benyibrationen.     Die  fpUk^mmene  Gleichzeitigkeil  | 
dieser  zwei  Bewegungen  macht   die  beiden  Töne 
unison,   so  dass  sie  nicht  von  einander  zu  unter- 
scheiden sind.      Es  kann  jedoch   geschehen ,   dass, 
die  gewöhnlichen transyersalenVibrationen zugleich  , 
entstehen ,    und  dann  einen  Ton  hervorbringen , 
welcher  immer  die  niedrigere  Octave  von  dem  lon- 
gitudinalen Grundton  ist.     Dieser  niedrige  Ton 
lässt  sich   nur  stossweise  hören,    und  wenn  er 
hervorgebracht  wird,  hört  der  Longitudinal-Ton 
fast  immer  auf^   beide  können  j.edoch  neben  ein- 
ander existiren.     Um  ihn  hervorzubrii^en ,   um- 
fasst  man  einen  in  völliger  Vibration  begriffenen 
Stab  mit  eiuem  Tuchlappen  und  reibt  ihn  damit 
etwas  stärker  als  gewöhnlich.    In  deinselben  Au- 
genblick^ wo  der  tiefere  Ton  entsteht,,  empfindet 
man   in   den   Fingern   kleine   aufeinanderfolgende 
Stösse ,  die  deutlich  s^u.  erkennen  geben ,  dass  die 
Bewegung   in   dem  Stabe  ihren  Character  verän- 
dert hat.     Macht  man  diesen  Versuch  mit  einem 
la,ngqn   und  schmalen   Stab,   der  horizontal  .liegt 
und  mit  si^iner  unteren    Seite  in  Wasser  taucht^ 
so  sieht  man,    dass   das   Wasser  mitten  in  jeder 
Biegung,  welche  der  Stab  macht,  in  Gestalt  von 
Tropfen  auf  beiden  Reiten  des  Stabes  mit  gleicher 
Kraft    mehrere   Decimeter  weit   gi&worfen   wird, 


I 


Tfärend  das  Waaser  in  der  Nähe  der  Sdkwiiigiiiq;i- 
knotei  in  Rahe  bleibt,  defen  Entfernung  tob  ein- 
aider  mn  anf  diese  Weise  mit  der  grössten'  Leich- 
tigkeit messen  kann.      Stellt  man  diese  Messung 
an,  so  'findet  man  ^   dass ,    in  jedem  besonderen 
Fall,  die  Längen  der  iribrirenden  Theile  dieselben 
sind, ak  sie  sein  würden,   wenn  der  Stab  trans- 
^eisd  oKillirte  und  die  tiefere  Octave/von    dein 
LongitfliuiaUon   gäbe.      Man  findet    hierbei    zn- 
^ekh,  dass,     wenn  man  den   Abstand    sweier 
ieoaeJibarter  Knoten   auf  beiden  Seiten    des  Ion- 
gitadiaal  Tibrirenden    Stabes   zur  Einheit  nimmt, 
sick  diese  Lauge    zn  der  Länge  der  yibrirenden 
Tbeile,  die  die  untere  Oetaye  geben,  wie  1 :   y^ 
Terhält.  --      In   dem   letzteren  Fall  Tibririen  die 
Stäbe  transversal,    aber  ihre  Oscillationen    sind 
id  leiden  Seiten  der  Ate   symetrisch,   während 
^S^a>  wie  vorhin  erwähnt  wurde,  die  Neben- 
scWingang,  welche  gewöhnlich  die  longttudinalen 
Vibrationen  begleitet,    nur  aus  halben  Transver- 
^-OsciUationen  besteht.      Diese  Jetztgenannten 
^mmy  wenn  der  Sta|>  in  heftige  Ersehütterung 
Temtzt  wird,   die  Stärke    erreichen,    dass    sie, 
^Ami  der  Stab  ausgedehnt  wird>  auf  die  andere 
Seite  des  Axe  überspringen.    Werden  die  dann  von 
^er  folgenden   Contraction    in   dem   Siabe    über- 
'^sdit,  so  müsste,  anstatt  zwei  halber  Osc^alionen, 
unreine  einzige  ganze  O^cillation  ejiitstehen,'und 
^cno  diese  dann   fortfährt^   sich  bald  nach   der 
einen  bald  nach  der  andern  Seite  der  Achse  syijBie- 
^sch  zu  bewegen,  so  müsste  die  auf  diese  Weise 
^tstandene  Anzahl  von  Transversal- Oscillationen 
in  derselben  Zdt  nur  halb  so  gross,  wie  rorher, 
weiden,  und  folglich  müsste  auch  der  Ton,  wel- 


10 

ebea  sie  i^iben^   eine  Oettive  niedriger ,  wie  Tor- 
her^  «em.     Aber  damit  diese  Anzahl  von  Yibra- 
tioaenf  entstellen  könnte^  miisstennotbwendig  die 
liängen   der  Tibrirenden  Theile    im   umgekebrten 
Veriiiiltnisse  wie  die  Quadratwurzel   ans  der  An- 
zahl der  Vibrationen ,    zunehmen  ^  weil   sieb   bei 
transversal  yibrirc^en  Stäben  die  Anzahl  der  Vi-^ 
brationenr  utngehehrt  verhält,  wie  die  Quadrate  der 
Längen    der    tibrirenden   Theile.  —     Gespannte 
Streifen  geben  die  hier  «erwähnte  niedrigere  Octave 
viel  leichter,  als  Stäbe.      Die  Ursache   davon   ist 
einfach  die,   dass,    weil  die  Anzahl  ihrer  Trans- 
versal-Vibrationen    sich    nmgfekehrt    verhält,    als 
schlechtweg  ihre  Länge,  nichts  anders  nöthig  ist,  um 
diese  Anzahl  nur  halb    so  gross  zu   machen,    als 
dass  die  Längen  der  vibrirenden  Theile   vcrdop- 
pät  werden ,   oder ,   was  dasselbe  ist , .  dass  zwei 
Biegungen ''nach  entgegengesetzten -»Seiten  in  eine 
einzige  verwandelt  werden. 

Die  Systeme  von  Nodallinien,  Welche  bei  Ion- 
gitudinal  vibrirenden  Stäben  entstehen ,  sind  nichts 
Andere&sll»  dieselben  Nodalsysteme,  die  bei  trans- 
versal vibrirenden  Stäben  entstehen,  nur  mit  deui 
Unterschied-,  dass  eine  gewisse  Anzahl  tonLiftien 
theils  auf  der  einen  theils  anf  der  andern  Seite 
der  Stäbe  versehwindet,  so  dass  die  Lage  der 
übrig  UeSbend^  Nodallinien  abwechselnd  wird. 
Sav^rts  Untersuchungen  hierüber  gestatten  keinen 
Auszug  Und  können  ohne  Beifügung  von  Figuren 
nicht  deutlich  verstanden  werden,  weshalb  hier 
nur  die  "ailgemeineh  Resultate  derselben  in  der 
Körze  angefahrt  werden  können.  Die  Charactere 
.  des  Nodalsy^tems  beruhen  so  wohl  anf  der  Form 
der  Stäbe ,    als  auf  dem  Verhältniss   Iht^r^  Trans- 


Tcntl-Dlmenslonea  taife^-sMii  ttoA  »tder  Uintf 
de  Stabe.       Dieae    Systenoe  ^vii^ea  $Aty  anck* 
(ur  die  einfachsten  Formoi,  !^.  B.  wenn  die  Dareh- 
fickaittsflüAe  der  Stäbe  quadratisdb  oder  rund  ist-r- 
die  einugeoL  Fälle,   wo   man  die  Anzahl. der  No«. 
dallimen    bestimmen    und   deren   Gestalt  iwiatifr»' 
sagen  kann.      Im  Allgemeinen  sind  diese  .Systene 
ans  sj^inlförneiigen  oder  scknubenfortti^en  Pfodsitr  i 
IfflieA  zBsajBamengesetzt^idie   entweder  naek  den» 
selben  Riebtung   von   dem  einen  Epde    des.'Su^^ 
bes  zn  dem  andern .  geben ,.  «der  in    den.  beiden  i 
Hälften  des  Stdbes^  eine  entgegengesetate  Bichlnng 
haben ,   oder    aie  sind  unek  au»  Mnartiersälen  Li« 
nien  gebildet ,  die  eine  auf  den  enlgegengesetsten 
Seiten  aby^eckselnde  Lag^  habendi  und  deteä  •£»# 
deaa  rechti^inklicb   auf  zwei  longitudinale  Modal» 
Imien,    M^elche   zwei   diametral    enigegengefietsle 
Kauteln  des  Stabes  einnehmen^  fallen.; 

Die  besonderen  Zustände,   in  denen  sich  dor: 
Tibrireiide    Körper    befindet,  könne»  auf  dief^ef*- 
bensckwingung,  ron  welcher  die  longäiidinalen  Yi-' 
brationen  begleitet  werden,    einw>trken.  ..Sayarl«  * 
bat  &  Einflüsse 'VOtf^ffttrtimg,   Spannung,  inno*- 
rer  fitirnctur  des  viknriettdeli'  Köifievs^   Tempera» 
tur   und  Zeit  untersoeirt.t.  .Es  ist:  bareits'  vorhin 
bemerkt  worden,  dass  löngitudinal  Tibtivende* Stabe 
bisweäen  k^nc  Nodalinie  ^  ze^fen  j   nnd  .dass  die» 
ses  z.  B.  der  Fall  sei  mit  gezogenen fMetall^^ihiett' 
nnd  S^ben   ¥on  -Sptegielgbbv      In  .soleb^n  EäUen 
hat  der  Schall  weniger  'Reinheit  nni  Sikrke,;.i|fle^ 
gewöhnli^.      Dieses  «Kkttvonittni  hörti'geii^nUohr 
auf,  wenn  mtm  ^O^Sl^^  glurbt^j  wocanlf  .sielb  din:. 
%dalfinien  wieder '  kervoti^tingen  lasseib    ' Buh:ht^ 
eine  einigeniiassen  8tafrke';Spanniilig^.kani('nian,. 


wenn  man  will)  eiaeini  Metalbtreifen,  aneh  iFrena 
er  gegljjrbi  yf^orden  ist^   die  Eigenschaft ,  Nodalli* 
nien  za  geben ^   benehmen;   aber  diese  bekommt 
er  wieder,  vreiin  man  ihn  hierauf  eine  Weile  vibri- 
ren  VSmt.      Ans   diesen  Thatsachen   seheint    man 
sehliessen  zu  können ,    1)  dass  das  Ziehen  darcia 
Ziehscheiben  die  Metalle  in  einen  Spannuliga zu- 
stand'Teraetzt^  der  fortdauert  9  auch  wenn  di^  Ur- 
sache, die  ihn  herbeiführte,  zu  wirken  aufhört. 
S).  dass    Spiegelghs   dnrdi  Abkühlung   oder  viel- 
Iricht  auch  durch  PoUrnng  ebenfalls  in  eine  sol- 
che Spannung  yersetzt  werden  kann  5  und  3)  dass* 
die  longitudinalen  Vibrationen  selbst  die  Lage  der 
Molecüle   der  Körper  modificiren  können.     Dass 
diese  letzte  Folgerung  wirklich  Grund  hat,   karini 
man  auf  eine  sehr  frappante  Weise  durch  folgende 
einfache  Versuche  darlegen :  Wenn  man  einen  mit 
seinem  einen  Ende  befestigten  Metalldraht  didturch 
anspannt,  dass  man  an  sein  anderes  Ende  ein  Ge- 
wicht hängt^  nachdem  man    ihn  Torher  über  eine 
leicht  bewegliche  Metallrolle  hat  gehen  lassen,  und 
ihn  hierauf  in  longitudinale  Vibrationen  versetzt, 
so  ueht  man  den  Draht  Während  den^  fortdauern- 
den Vibfationen  sich  bedeutend  verlängern.  Ktfpfer- 
streifen  von  7  bis  9  Millimeter  Breite,  1  Millime- 
ter Dicke   und  ungefähr  3  Meter  Länge,  können 
sich  auf  diese  Weise   um   15. bis  SO  Milluneter 
yerlängem ,   wenn  sie  mit  einem  Gewicht  von  30 
bis  ilO  Kilogrammen  belastet  sind.  — -    Wenn  ein 
Körper,  ider  tongitudinal  vibrirt,  mit  einem  Ge- 
wicht belastet  erhalten  wird,  .welches  die  Molej 
€ule  desselben  weiter;  zu  entferncin  strebt^  als  sie 
es  durch  die  Vibrationen  werden,   so   bekommt 
der  Körper  leicht  eine  '  pejrmanente  Verlängeeungp 


13 


Dieser  Dinstaiid  islIi^i-liiebrereaGelegeilifliAen  nidit 
oke  pnetischc  Wicblig^kmt^  z  .B.  fiir  Hftngeiti^dK^ 
iei  denen  die  EisenfilÜie  Btavk  bebstef  tind  be« 
staodig  longitndiiialen  VibrationfB  «usgeseisl  sind« 
Wenn  ein  Stab  longiiiidipal  Ttbiirt^  «^  sind 
die  Atotände  zwiseben  seinen  Knoten  fast  glekb 
gross,  mit  Ansnabme  des  letzten,  der  inuner  ein 
^emg  kürzer  ist^  als  die  übrigen.  Man  sollte 
deouicli  Termntben ,  dass  ^  wenn  eine  trajisrersale 
iSeiiriBgang  durcb  die  Longitudinalto  Vibrationen 
Ternfsacht  wird>  die  ^ibrurenden  Tbeile  dann  aacb 
gleich  laog  sein  mdssten  ^  dies  trül  jedoeb  selten 
ZB)  im  Gegentbeil  sind  die  UnteirscblediS  aebr  be* 
deotend^  besonders  bei  gespannten  Saiten«'  Iliese 
nlireD  Ton  Ungleichbeiten  der  innem  Stmetor 
der  Körper  ber,  die  überall  ttiebt  ToUbommen 
glticii  ist.  Diese  üngleiebbeiten  bewiriien  ancb^ 
^  sieh  Metalldrlibte,  wenn  sie  dnreb  angebängte 
Gewichte  aasgedehnt  werden^  niebt  nberall  gleich- 
ßrinig  verlängern,  was  Savart  dnrdi  eine  grosse 
Menge  ron  Yersucben  ansgemittelt  bat.  Dass  die 
^gen  der  Tibrirenden  Tbeile  bei  gewebnllehen 
^Bsversalen  Vibrationen  nichts  desto  weniger 
gieidi  sind ,  erhlart  sieb  daraus ,  dass  diesie  Art 
ToaSehwingiing  stets  Yon  einfachen  Sebwingnng«! 
tLeilsauf  der  einem  tbeils  auf  der  andern  SeUe  der 
Gleichgewichtslage  ansgeraacht  wird^  während  da« 
S^gen  die  transTcrsalen  Vibrationen ,  die  von  den 
ioügihidinalen  Terarsaeht  werden^  nur  nach  einer 
Seite  hin  erfolgen  nnd  von  einer  mit  den  Seiten 
derStiihe  parallelen  Jtfoleealar-Bewegnng  beglei« 
^t werden^  die  abwechselnde  Nodalliaiett,  deren 
Ilegefaibsigkeit  durch  die  Ueinsten  ZufäUigkeitem 
S^tört  werden  bann  ^4kwirkt. 


14 

Itt»ftüefabij2iiitl  ( %a  .bonn^ii^'  Müsse  ''  idngitudi- 
iml  hi«briMa»)^<>tfanft.:tait-H)Säiid  bestreut  '^^«i-dbti^ 
sb •  'wlidf^ihv^'/fiswegiMi^  St«te^>]papallel  mit^iiiireh 
Kirnte»;  .Dteij^  ^  Hagdhuä^igkeit '  ist  besondeps  in 
der  'Bditegimi^  des  Sanfdes  auf  ^eli  Aletältstäbien, 
die  dtü^^lii  Zi^scArdilJ^  Ifezögen  und  hierauf  ge- 
gläht  woräen  siiid,^%ctttt»fcl>aT.  'fezwischea!  trifft 
nan  SlilbeV>af«f  44tieh  dii^  Bewegung  des  Stftfdics 
schief' ist  3^  Abef Ütes^  l^rancfat  man  nur  genau  zu 
richtetf V  ^^*>ä*^A*i^i*^ä^'^n  M^Ii^n ,  um  den  Sand 
8icb'^ar»Uel;.i]Jlift'den>Ks^ten  bewegen  zä  lassen» 
Hieri^t  birna  nutti^^filgern,  dass  dieser  PaMÜeKis*- 
fiius^beifili^ogeMn' Körpern  eine  in  ihre«r  Nattfr 
selbst  Ibegc^^ndete  Bedingung  der  Bewegung' 'ist> 
und  dasS'  man  :ibn- nicht  bei'  Körpern  erwai^teii 
kann,  deren  Wid^rs^and^^  gegen  Biegung,  ^Ang- 
dehnung  und  Zusammendrückung'  nriclit  In  allen 
Bichtun^eu' gleich  ist.  —  Wenn  >  auf  einer  an- 
dern Sdrte^  «iin  gleichartiger  Stab,  dessen  Nodal'- 
linien  >irechtWinkIig  gegen  die  Kant^i  des  Sfsabcs 
sind^  nur  weuig  gebogen  und  hierauf  mehr  odet» 
weniger  yoUkummen  au^^treekf:  wird ,  so  tetehl: 
dies  hin,  die  ^Regelmässi^keit  deif  Nod^llinien  zu 
s^rstören»  Dasselbe  findet  auch  statt,  wenn  man 
den  Sidfa'. iisder  Mitte  nur  «iit den  Fingern*  drudkt, 
insbesendiercy^  wenn  er^  ^ieh^  dainn  zugleieh  ein 
weilig  biegk  --^  Zuweilen 'ififft' man  Glas»  und 
Metallstäbe ,  die  weder  einen'  r^iiten'nb^h  stärkten 
Ton  gebeb,.^  und  bei  denemdie'  Lage  untl^  Rieh* 
tiing  der  Nodallinl^n  mit  derStkrke  derVibrafio« 
Ben  TerinAert'W^ird.^ '  Dies  gibt»  immer  •  entweder 
eine  UnregehuMssigketl  in»  det'iPrfrM^,  ^er' titie 
ungleichartige  Structür,  ■^oitev  waxik  eine'ünttrbfti« 


15 


elioiig  Ihres  innen»  ZnsaninieidulBgs  zu  «theoMn. 
HU  Yortheil  kann  man  sieh  dieses  Unnystaades  ab 
eioes  Mittels  bedienen^  am  isolehe  Melalbtäbe'  za 
prüfen  9  die  zu  Maschinen  oder  anu  Gebäudto  an- 
gewandt i^erden  sollen  y  anstatt  der  gei^töhiiiichen 
Proben,  vrodurch  die  Släbe  oft  eine  BeschKdigitng 
erleiden,  ^welche  sie  Torher  ni^ht  hatten« 

Aneh  die  Temperatnr  hat  auf  die  I^ge  dtfr 
JVodaiiinien  einen  h^istinunten  Einflasa/.  Nach  Sa« 
Yärts  Erfahrung  *hann  diese  Lage  selbst  daurcih 
eioen  sehr  geringen  Temperaturvirechsel  yerändert 
werden» 

Sayart  hat  auch  gefnndeh,  dass  die  Ztit'in 
der  Lage  der  Molecüle  .  der  Körper  YeHUideran« 
gen  be'w^irht,  wodnrch  ebenfalls  die  NodalUnien 
modificsirl  werden.  Er  hat  oft  gesehen^  dass  Stflbe^ 
anf  denen  er  die  Nodallinlen  bezeichnet  hatle,  die 
sie  zn  einer  gewissen  Zeit  gaben  ^  nadi  eloig^tt 
Wochen,  Monaten  oder  Jahren  ganzv andere  No« 
dallinuaa  bekamen. 

Höcbst  hewnndernswerth  Ist  die  grosse  Kraft, 
wdehe  Ton  den  longitudlpalen  Vlbrationeii  ent- 
wickelt mrd,  wenn  man  sie  mit  der  Letohtighett,. 
laii  der  sie  hervorgebracht  itferdeny.Yergleicbl^ 
Man  bnneht  nur  ein  Crlassobr:  Ton.  2  oder: 3  'l/U^. 
ter  Lange  und  einigen  Milliraetem  Dnrchsaeaae^ 
mit  nassen  Fingern  gelinde  zn  äberfahren,  lim 
darin  eine  so  starise  longitndinale  Bew^egnng  heivt 
TOfznbringen,  dass  aie  eine 'ih  das  Gläsrohreinge^ 
legle  Bleikngel  mit  Heftigkeit  mit  sich  zieht^)  selbst 
gegen  die  Wirhnng  dto  ^hwere>  indem  maltidem 
Rohr  eine  Ilelgiing  Ton  toehrerett  Graden  gegen 
den  floiisent'f^jbt.  1  Ertheilt  man  einem  an  Queth^ 
BÜber  laoebeii Adn  Stabe  «iiie, '  seUrist  sehr  abhwaeUe^ 


f6 


Erscüiilteraiig  9   so  wird  das  mit  dem  Ende  des 
Stabes  in  Beriiliraiig  kommende  Quecksilber  anf 
mehr    als  2  Meter  Abstand   Ton    dem  Stabe   in 
Tropfen    weggeworfen«      Eine  Pendelkngel,    die 
man  mit  dem  Ende  des  Stabes  in  demselben  An« 
genbliek,  wo  die  Yerlängernng  beginnt,  berüh- 
ren lässt,'  wird  mit  grosser  Gewalt  fortgestossen. 
Aber   ein  noch  merkwürdigerer  Yersnch  ist  der 
folgende:  Man  befestigt  ein  kleines  Glasrohr  an 
einem  Balken,  und  streicht  es  hierauf  mit  nassen 
Fingern.     Die  hierdarch  in  dem  Rohr  entstehen- 
den Vibrationen  setzen  den  ganzen  Balken  in  Er- 
schütterung  und  bringen   darin  Vibrationen  Ton 
so  grossem  Umfang  herror,  dass  mehrere  Hände 
ToU  Sand  auf  den  Balken  geworfen ,  Sogleich   in 
die  Nodallinien  desselben  übergehen,  die  auf  diese 
Weise  sehr  genau  gezeichnet  werden.  —  Um  die 
Kraft  2u' berechnen,  welche  nöthig  ist,  um  einem 
Korper  mechanisch  dieselbe  Verlängerung  zu   er- 
theilen,    welche    die    longitudinalen  Vibrationen 
bewirken,  hat  SaVart  zuvörderst  diese  Verlänge- 
rung bei  Stäben    von  verschiedenen   Substanzen 
durch  Messung  ausgemiitelt.     Die  dadurch  erhal- 
tenen allgemeinen  'Resultate ,  sind:    dass  die  Ver- 
längerungen der  Länge  der  Stäbe  proportional  sind  ^ 
dass  sie  um  so  grösser  sind,  je  geringer  die  Fort- 
pflanznngs  -  Schneliigkeit  des  Schalls  ist  j  und  end- 
Keh,  dass  die  Verlängerung  dieselbe  ist,  wie  gross 
die  Dnrchschnittofläche  der  Stäbe  auch  sein  mag* 
Beim  ersten  Blick  scheint  dies  letztere  Gesetz  un- 
erklärlich j  da  man  weiss ,  dass ,  wenn  Stäbe  mit 
einer  gewöhnlichen  Kraft  gestreckt  werden,  z.B. 
dtti^ch  Gewichte,  sich  ihre  Vcrläiikgerttngen  umge- 
kdirt  verhalten,  v¥ie  die  Durehsehnittafläohe.    Aber 


17 

0  istleicki  elamsdiai,  aus.  die  Knft  In  dem 
lelzterea  Fall  einen  bestunnitett  Wertli  liat^  wel* 
dien  sie  dagegen  nicht  Lat^  wenn  die  Verlange* 
rang  dorch  Vibrationen  geschieht«  Denn^  reibt 
man  einen  Stab  mit  einem  Tudilappen  j  der  be* 
fencLtet  oder  mit  Harzpolvcr  beaCreut  iat^  so  nver^ 
den  die  Molecüle  9  welche  in  der  Oberfläche  des 
Staibcs  liegen  9  zuerst  in  die  Richtung  der  Bewe* 
gonjf gezogen,  nnd  hieranf  streben  sie  in  ihre  frU« 
iere  Lige  wieder  zurückzugehen ,  nachdem  sie 
eine  gewisse  Anzahl  Ton  Oscillationen  gemacht 
Üben«  Aber  sie  hönnen  auf  diese  Weise  nicht 
nm  ihre  Gleichgewichtslage  oscilliren^  ohne  dass 
die  nahe  Hegenden  Molecüle  an  dieser  Erschiitte- 
Tnng  tbeilnehmen.  Die  Bewegung  muSs  sich  also 
lis  auf  die  Achse  des  Stabes  mit  einer  Vermindc» 
nng  in  der  Grösse  der  Oscillationen  fortpflanzen, 
^enn  du  Reiben  nur  sehr  hurze  Zeit  gedauert 
bat;  ist  es  dagegen  hinreichend  lange  fortgesetzt^ 
80  machen  am  Ende  die  Moleciile  der  Achse  eben 
so  grosse  Oscillationen,  wie  die  der  Oberfläche.  — 
Savart  hat  femer  die  Gesetze  für  das  Strecken 
TOB  Stäben  mit  angehängten  Gewichten  nntersudit 
gefunden  9  dass  die  VerlMngeiping  eines  Sta^ 
sich  wie  dais  streckende  Gewicht  Tcrhält.  Be« 
KtiiQet  man,  ifkch  den  von  Sayart  erhalt^en 
Kesnltaten,  das  Gewicht^  welches  zn  einer  gleich 
grossen  Verlängerung  eines  Stabes ,  wie  die  Vi- 
Wtionen  allein  darin  herrorbringen ,  erfordert 
^ird,  so  findet  man  z.  B. ,  dass  für  einen  cjlin* 
imUn  Sub  Ton  Glas  Ton  0,968  Meter  Länge 
^i^d  29,10  Millimeter  Durchmesser  ^  das  erforder- 
Kclie  Gewicht  nicht  weniger  als  900  Kilograinmen^ 
^^^  Toi  einen  cjlindriscben  Stab  von  Messii^  Toin 
ß^wliiu  Jahres-Bcricht  XVU.  2 


16 

1^407  MteterLiuige  und  34^05  Milliikieter  Durch- 
messer ^  nii^ef«bir  ITQO^Kilogrammeii  lielrägt;  Dejr 
Glasfttab  verlängert  sich  dann  uiiv>O^S10  und  deir 
Messingstab  nut  0^260  MiUinilste]^.  —  Mau  eir* 
kennt  hieraus  ^  dass  eine  geringe  Verrüektttag  des 
Gleichgemehts  in  den  Molecülen  der  Körper  zu 
einer  bedeutenden  Kräftentwickelung  Yeranlassnng 
geben  bann*:  Ein'Kanönenscbuss  bann  auf  SO  bis 
60  Meilen  Weges  gehört  werden,  was  beweist^ 
däss  eine  vibrtrendö.  Ersehiitternttg,  deinen  Stärke 
nichts  Ausserordentliches  bat  ^  sich  durch  Massen 
von  ungewöhnlichier  Ausdehnung  fortpflanzen  kann. 
Inzwischen  muss  bemerkt  werden,  dass  ein  ein- 
fadbeir  Stoss  oder  eine  einzige  Erschütterung  die- 
sen Effect  nicht  wird  hervorbringen  können,  und 
dass  also  der  Schall  der  Kanonen  nicht  das  Re- 
sultat eines  einfachen  Stosses  ist.  Denn  ein  et- 
was geübtes  Ohr  kann  an  dem  kurzen  Schall,  den 
eine  Explosion  verursacht ,  das  Hohe  und  Niedrige 
des  Tons  leicht  beurtheilen ,  weshalb  auch  diese 
Arten  vom  Schall  aus  wenigstens  4  einfachen  und 
gleicblangea'  Oscillationen  zusammengesetzt  sind, 
ti^il  unter  dieser  Anzahl  keine  Töne  verglichen 
werden  können«  Ein  angezündetes  Gemisch  von 
Sauerstoffgas  und  Wasserstoffgas ,  in  dem  Yerhält- 
nifls,  worin  sie  Wasser  bilden,  veranlasst  eine 
äusserst  heftige  und  kurze  Explosion.  Bläst  man 
jedodi  mit  diesem  Gasgemisch  zwei  Seifenblasen 
auf,  von  denen  die  eine  einen  doppelt  so  grossen 
Durchmesser,  wie  die  andere,  hat,  und  zündet  sie 
hierauf  an ,  so  hört  man  deutlich ,  dass  die  eine 
Explosion  die  Octave  der  andern  ist,  weil  die 
Anzahl  der  Vibrationen'  gleichförmiger  Gasmassen 
sich  wie  die  linearen  Durchmesser  dieser  Massen 


19 


rerlilt.    Es  ist  hieraus  Mar,  dass  die  Explosio* 
nen  periodisch   regelmässige   Erschatterongen  be- 
wirko;  deren  Anzahl  nicht   geringer  wie  4  ist, 
aber  woU  viel  grösser  sein  hann.     Eine  salche 
Folge  TOD  gleichzeitigen  Erschüttemngen  ist  auch 
die  ünade ,  weshalb  der  Schall  einer  Kanone  in 
M  grosser  Entfernung  gehört  werden  hann. —  Ein 
anderer  mid  weit  behanntereir  Beweis  fiir  die  grosse 
Knft^  £e  TOli  den  longitiidinalen  Vibrationen  ent- 
mcleltwird,  ist,   dass  Körper  dadurch  zersprin- 
gen löopeii  nnd  oft  an  nfefareren  Stellen,  wenn 
die  Grösse  der  Oscillationen   eine  gewisse  Grenze 
übersteigt.     Röhren    nnd  StSbe  Ton   Glas  Von  2 
oder  3  Meter  Lange,  oiet  liitich  hürzer,  dann  alier 
von  etwas  grösserem  Durchmesser,    zerspringen 
wf  diese  Weise  mit  grosser  Leichtigkeit.     Savart 
glaubt  gefunden  zu  haben ,  dass  St&be  öder  Höh'» 
reo  Ton  Gtas*  beim  Zerspringen'  stets  den  niedri- 
^ren  Octav-Ton  herro'i4)ring(£n  ,  welcher  torhin 
iB  dies^  Abhimdlung  augeföhri  wotdeil4st ,    tind 
Salnt*Ailge^  welcher  zuerist  im  Jahre  iSW' die- 
&<is  Vhänometf  beobachtete ,   hat  *  dieselbe  bemer- 
lionggetnucht.'  ''Hieraus  würde  dann  folgen,  dass 
^I^s  Zerspringaa  diss*  Glase»  <  durch  die  bedeufendä 
Grösse  der  TrimBrersal- Biegungen,    die  Yon  den 

longltadinalen   Contractioneh   entstehen,    bewirkt 

werde.       *    '  ..,..•  •  .  mi-    • 

Seekcch*yhäl  einte  Art  von  Tonen  untersiicht, 
ile  von  Chladni  dcW  T^amen  KKrreöite  erhal- 
ten iabcä;  ntid  welehe'entst^'eil,  wenn  eine' clin- 
gespaniite  ifud  töhenV' geinacbte  Saite  wäfii^tfnd 
<ler  Schwmgmi^n^ttF  ^neft  harten  KörperiAösslf^ 

')  ^egena;  Aäü.  xi,  5S9. '  -  «^  — '        .  . ; .  .    I.  ::. 

2  * 


20 

z.B.  auf  einen  nntergestellten  Steg,  Trelcher  tou 
ihr  in  mbendem  Zustande  nicht  berührt  werden 
kann.  ,  Zuerst  hat  er  dabei  die  Frage  behandelt^ 
ob  die  den  Ton  gebende  Sebwingung  in  der  Be- 
wegung von  einer  Saite  zwischen  beiden  Extre- 
men der  Schwingung,  oder  aus  zwei  solchen,  be- 
stehend zu  betrachten  sei.  Verschiedene  Verfasser 
haben  jene  bald  für  eine,  bald  für  zwei  Schwin- 
gungen gehalten.  Durch  Tcrgleicbende  Versuche 
jnit  Saiten  und  theils  mit  Pfeifen,  tlieils  mit  rotiren- 
den  Scheiben,  versehen  mit  Löchern  gegen  wrel- 
t;he  ein  Luftstrom  geleitet  wurde ,  gluckte  es  ibin 
darzulegen,  dass  so  wohl  bei  iongitudlnalen  Luft- 
Schwingungen,  als  auch  bei  transrersalen  Saiten- 
schwingnngen,  eine  Am-  und  JRerschwingung  (d.  Ii  • 
Bewegung  zwischen  beiden  Extremen)  zusammen 
gleieh  wirkt  einem  Lnftstoss,  wodurch  also  die 
erstere  Alternative  bestätigt  wird.  Die  Versuche 
über  den  eigentlichen  Klirrton  beziehen  sich  auf 
eine  streitige  Erfahrung  von  Chiadnl  und'Nör- 
renberg.  Der  erstere  gibt  an,  dass,  wenn  man 
nnter  )der  Mitte  einer,  eingespannten  Saite  einen 
Steg  so  anbrinj;t,  dass  dieser  kaum  die  Saite  be- 
rührt, und  diese  dann  senkrecht  gegen  den  Steg 
schwingen  lässt,  man  neben  der  höheren  Octave 
des  Grundtons  der  Saite,  einen  anderen  Ton,  den 
Klirrton  höre,  welcher  eine  Quinte  tiefer  sei,  als 
der  tiefste  Ton  den  die  Saite  geben  könne,  wo- 
von Ch  lad  ni  eine  Erklärung  gegeben  hat.  Nör- 
renberg  gab  darauf  an,  dass  der  Ton  eine  Quart 
höher  sei,  und  verwarf  auf  diesen  Grund  C  h  1  a  d  n  i'  s 
Theorie«  S e e b e c k  hat.gezjBigt,  dass  beide  Recb t 
haben ,  und  dass  das  von  beiden  beobachtete  Ver- 
halten unter  ungleichen  Umständen  stattfinde.  See- 


21 

htti  ghnbl,  dass  die  böhere  Qnar!  sowohl  nach 
Chladni  als  anch  nach  Nörrenberg  erklärt  wer* 
den  töone,   rerwirft  aber,  auf  den  Grand    sei- 
ner Versuche  ,    ebenfalls  C  h  1  a  d  n  i'  s  Theorie  fiir 
die  tiefere    Qoint^    findet    daneben  jedoch   hei- 
aen  annehmbarea    Grund   liir   deren   ErUärnng. 
Seel»eck  fand,    dass  der  Steg  anf  einen  klei- 
nen Abstand    Toa  der    Saite     einen   nnTollkom- 
meoeii  tieferen     Klirrton    gibt,    dass    aber   die- 
»er,  wenn  der  Steg  allmälig  näher  gerfickt  werde, 
ZBdenron  Chladni  bestimmten   fibergeht  nnd 
m  so  höher  wird ,  je  näher  der  Steg  der  Saite 
isornme.    An  andern  Stellen ,   als  unter  der  Mitte 
der  Länge  der  Saite ,    werden  die  Klirrtöne  sehr 
«üToIlkommen.     Unter  den  Namen  von  Klirrtönen 
I»t  Seebeck  auch  die  Tone   in  Betrachtung  ge- 
zogen, welche  in  stark  tönenden  Stimmgabeln  ent- 
stellen ,  die  wahrend  der  Abnahme  des  Tons  sehr 
gelmde  mit  dem  Stiel  gegen  einen  Tisch  gestossen 
Vfcrdcn.    Die  Töne,  welche  dann  von  einfsr  in  d 
gtttunmten  Gabel  hervor  gebracht  worden,   sind 
^u  ungestriehene  a  und  <I,  das  grosse  A^  F  und 
^;  ^d  andere  noch  tiefere ,  also  solche ,  bei  de- 
Aea  die  Anzahl  der  Schläge  2,  3,  4,  5,  6  Mal  ge- 
%r  ist ,   als  die  Anzähl  der  Doppel  -  Schwin- 
gungen der  Gabel  selbst. 

Von  Cagnard-Latour*)  sind  Tersuche  an- MenschlicUe 
S^tellt  worden  über  die  Entstehung  des  Tons  im     Stimme. 
^^x,  welchen  er  künstlich  nachzubilden  suchte 
löitteUt  eines  Luftstroms  von  den  Lippen  zwischen 
zwei  Fingern ,  indem  dies  die  obere  Ocfinnng  der 
fönenden  Cavität  in  der  Luftröhre  vorstellen  sollte. 


H'lMtitut.    JII212,  p.  179.    JH  218,  p.  253. 
) 


t. 


22    ' 

# 

Hiennil  konnte  er,  nach  einiger  Uebnng,  Tone 
von  zwei  Octaycn  heryorbringeo*  Aber  anfklä- 
rende  neue  Refiultate  für  dieses  kiinsüiclie  nnd  in 
Betreff  seiner  theoretischen  Einzelheiten  sehr  ver- 
wickelte  Tonorgan,  haben  diese  Yersnche  nieht 
geliefert«  Durch  Versuche  an  einer  Person,  die 
durch  eine  nothwendig  gewordene  chirurgische 
Operation  eine  Oeffnnng  in  der  Trachea  bekomm 
men  h:ttte,  mittelte  er  aus,  dass  die  Luft  in  der 
Luftrohre  bei  der  gewöhnlichen  Redestimme  eine 
Pression  hatte,  die  einer  Wassersäule  yon  13  Cen- 
timeter  Höhe  entsprach,  bei  einer  stärkeren  An- 
strengung der  Stimme  wurde  die  Pression  stärker, 
und  beim  Reden  mit  sehr  leiser  Stimme,  fiel  sie 
bis  auf  3  Centimeter  *)• 
Nene  Art,  die       Strchlkc**)  hat  eine  neue  Art,    die  Bewe« 

^l^l^VAr^tl  S^^S  tönender  Körper  sichtbar  zu  machen ,  ange- 
flicLtbar  xu    geben ,   bei  der  auch  solche  Bewegungen  bemerkt 
machen,     werden,  die  mit  der  Oberfläche  des  tönenden  Kör- 
pers parallel  sind.    Er  siebt  auf  die  Oberfläche  von 
Wasser  eine  äusserst  diinne^Lage  von  Lycopodium, 
so  dünn,  dass  die  Körner  nicht  in  TöUige  Berüh- 
rung kommen«      Dann  nimmt  er  mit  einein  Glas- 
rohr einen  Tropfen   daroh ,   welcher   auf  seiner 
Oberfläche  einen  Theil  des  Ueberzugs  mitfuhrt,  und 
lässt  ihn  auf  die  Oberfläche  eines  tönenden  Körpers, 
z.  B.  auf  eine  Scheibe  fallen.  Das  Lycopodium  zeigt 
.    dann  eine  einzige  kreisförmige  Bewegung  an,  wenn 
der  Ton  massig  stark  ist,  von  einem  sehr  starken 
Ton  theilt  sie  sich  aber  in  mehrere«   Gelangen  zwei 
solcher  Tropfen  auf  beide  Seiten  eines  Rnhepunkts, 


•)  L'Institut.     JW  m,  p.  394. 
")  Po£;g;end.  Ann.  XL,  146. 


23 

80  gesdiielit  ihre  Krejübefn^ong  in  entgegengesetz- 
ter Richtung.  Wird  der  Tropfen  auf  eine  Kk- 
vIersaite  gebracht,  so  dass  er  anhaftet ,  so  bc- 
Isommt  er  beim  Anschlag  der  Saite  einen  Aas« 
wuchs  y  und  rotirt  darauf  während  dem  Tönen  der 
Saite  in  solcher  Richtung^  dass  die  Saite  seine 
Rotations -Achse  ist« 

Die  Theorie   der  Entstehung  von  Farben  in  «,,  ^".*''  . 
diimien  Blättern  ^    die   bereits   von  Young  und  Farben  in  dua- 
Fresnel   von   der  Und alations- Theorie  aus  be-*^^^^  ^l^^^*^™- 
handelt  worden,  ist  ausführlicher  yon  Airy*)  ent- 
wichelt  worden.    Die  Probleme,  welche  er  zu  .er- 
mitteln gesucht  hat,  sind  folgende: 

1)  Wenn  Lichtwellen  auf  zwei  Glasscheiben 
fsUen^  die  durch  emen  sehr  kleinen  Zwischen- 
raum Ton  einander  entfernt  sind,  so  wird  ein 
Theil  davon  von  der  unteren  Fläche  der  oberen 
Glasscheibe,  und  ein  anderer  Theil  von  derobcrn 
Fläche  der  unteren  Glasscheibe  zariichgeworfcn« 
Beide  interferiren.  Die  Intensität  beider  zusam- 
men zu  finden. 

ä)  Die  Intensität  des,  unter  den  vorherge- 
henden Umständen  von  der  unteren  Glasscheibe 
gebrochtneik  Lichts  zu  finden. 

3)  Zwei  rechtwinklige  oder  beinahe  rechtwink- 
lige Giasprismen  weiden  mit  der  Hypotenuse  so 
nahe,  wie  möglich,  zusammengebracht,  ohne  sie 
zu  berühren.  Das  Licht  fällt  auf  eine  solche 
Weise  ein,  dass  der  Winkel,  unter  welchem  das 
Licht  auf , die  l^läche  der  Hypotenuse  fällt,  mit  dem 
Winkel  der  totalen  Reflexion  beinahe  gleich  ist. 


')  Poggcnd.  Ann.  XLl,  419.     Aus%uq  aus  Airy*«  Mathe- 
nutieal  Tracts.  * 


24  ' 

Ein  Tbeil  des  Liclits  wird  Ton  denr  oberen  Prisma 
znrackgeworfen ,  ein  Theii  yon  dem  unteren  ge- 
brochen. Den  Ausdruck  fär  die  Intensitäten  von 
beiden  zu  finden. 

Es  ist  nicht  möglich  ^   über  die  mathematisclie 
Lösung  dieser  Probleme  hier  Rechenschaft  zu  ge- 
ben.    Sie  ist  sehr  klar  und  gibt  zugleich  die  Theo* 
rie  f&r  gefärbte  Ringe. 
LeicLte  jirt,        Als  Beispiel  der  Eigenschaft  von  dünnen  Hau* 
gefärbte  d&n-  fen ,  das  Licht  in  Farben  zu  brechen,  pflegt  man 

ne  Häute  her-  c  .|.     , ,  .  .  t\-  ui 

▼orzabrineen.  S>eifenblasen  von  einer  gewissen  Dünne  zu  blasen , 
aber  diese  zerspringen  im  Augenblick  nachher. 
Vor  mehreren  Jahren  wurde  in  Schweigger^s 
Journal  angegeben^  dieselben  aus  Harz  zu  blasen, 
indem  man  dieses  geschmolzen  erhalte  und  mil 
einer  warmen  Pfeife  ausblase.  Diese  werden  je- 
doch nur  schwierig  dünne  erhalten ,  und  sie  zer- 
springen auch  beim  Wechsel  der  Temperatur. 
Böttger*)  hat  dieses  dadurch  nun  Tcrbessert, 
dass  1  Theil  Colophonium  mit  Vs  Th.  klaren  Lein- 
öls zusammengeschmolz<^n  wird,  und  von  diesem 
Gemisch ,  welches  bis  -|-  96^  bis  -{■'  989  erwärmt 
ist ,  werden  mit  einer  warmen  Thonpfeifc  Kugeln, 
geblasen ,  die  man  vorsichtig  auf  einen  polirten 
Tisch,  legt  ^  wenn  sie  ihr  Farbenspiel  bekommen 
haben.  Sie  können  dann  unverändert  aufbewahrt 
werden.  In  Ermangelung  eines  polirten  Tisehs 
kann  man  die  Unterlage  mit  Lycopodinm  bestreuen. 
Diese  Kugeln  können  auch  mit  WasserstolTgas  ge- 
füllt werden^  wo  sie  dann  in  der  Luft 'liufsteigen, 
oder  auch  mit  Knallgas,  und  verbrennen  dann  beim 
Anzünden  mit  Knall. 


')  Pharm.  GeutmlbUtt,  1838,  S.  ilQ. 


55 

Rite  die*)  Iiat  eine  Sossent  IdcLte  Aüt,  ge-  Leichte  Art 
ßriite  Ringe  bervorzabruigea ,   bescbrielien  ^   ^*fÄbte*'Rin^*e 
liinii  besteht  9    d«M   man  2  mode   Scheiben  Ton  kerronubrin- 
duDiim  Spiegelglas  nnd  6  bis  8  ZoU  im  Duieb.  ff^»^?^*'^'.*- 

^    o     o^        ^  neu  Linien  m 

nesser  wählt ,  die  eine  daTon  %  ZoU  breit  im  dem  Farben- 
Umkreise  mit  Blattgold  belegt ,  dann  die  andere  *^7^^^  ^ 
ant  iune  legt,  und  beide  mittekt  einer  passen* 
iea  Yonichtang  im  Mittelpunkte  zusammendrückt. 
Hineile  wendet  dazu  einen  rechtwinkligen  Rah* 
nen  tod  Eisen  oder  Messing  an,  der  mit  Scbraa* 
Beo  Tenehen  ist,  welche  die  Scheiben  im  Mittel* 
punkte  bis  znr  TÖlligen  Berührung  zusammenpres- 
sen. Werden  sie  dann  so  gehalten,  dass  das  Licht 
Kkief  auf  die  Glasscheiben  einfiült,  so  sieht  man 
£e  gefärbten  Ringe ,  welche  in  übereinander  lie- 
genden Kreisen,  den  dunklen  Fleck  im  Mittel- 
punkte umgeben.  Die  gew(>hnliche  Art,  sie  mit 
einer  gegen  eine  flache  Scheibe  gelegte  Linse  von 
langer  Brennweite ,  hervorzubringen ,  hat  die  ^ 
Sckwierigfceit,  dass  eine  solche  Linse  thener  und 
schwer  anzuschaffen  ist.  , 

Bie  feinen.  Linien  im  Farbenspeetrum  erhalt 
Aitckie  auf  die  Weise,  dass  man  durch  ein  Prisma 
▼00  gutem  Flintglas  mit  einem  Winkel  -von  70 
UsSO  Grad,  gegen  eine  Spalte  sieht,  die  in  ei* 
i^em  yerschlossenen  Fensterladen  zwischen  zwei 
dünnen  Metallscheibcn  mit  sehr  ebenen  Kanten 
{^bildet  ist,  indem  man  den  stampfen  Winkel  des 
Prismas  dicht  Tors  Auge  hält«  Die  feinen  Linien 
encbeinen  dann  sehr  deutlich,  und  wird  yor  die 
Spalte  eine  mit  gasformiger  salpetriger  Säure  ge« 
filltie  Flasche  gestellt,  so  dass  dadurch  das  Tages* 

')  l.  and  E.   Pbil,  Mag,  X,  183. 


26 

liclit  eindUt  ^  so  werden  die  danUen  Linien  nicbt 
aUein  -stärlteif  sondejm  aucli  zahlreicher;  manhana 
.>  .aie  so.  dl^ht  bekommen,  dass  das  Gesichtsfeld  ge- 

streiftem Zeage  gleicht. 
Interferei^E-         Talbot*)  hat  ein  neues  Interferenz  - Phano- 
^2|^2,^J^'^nien  lieschrielien  und  erklärt.    Man  macht  in  eine 
Karte  ein  cirkelrundes  Loch,   so  gross  wie   die 
Pupille  im  Auge.    Die  eine  Hälfte  dieser  Oeffnung 
wird   mit  einem  sehr   dünnen  Glasblattchen   be- 
deckt, 80  wie  es  z.B.  beim  Glasblas^en  vor  der 
Lampe  durch  das  stärkere  Ausblasen  der  Kugeln 
mit  Leichtigkeit  erhalten  wird.      Betrachtet  man 
nun  durch  diese  Oeffnung  djBLS  Farbenspectrum  von 
einem  Prisma  mit  massiger  Dispersion ,   so  sieht 
man  das  Farbenspectrum  seiner  ganzen  Länge  nach 
mit  solchen  schwarzen  Strichen  bedeckt,  wie  sie 
salpetrige  Säure  und  Jodgas  hervorbringen.     Die 
Ursache  davon  ist   nach  Talbot  wahrscheinlich 
die^   dass   die  Hälfte  des   Lichts,  welche  durcli 
das  Glasblatt  gegangen  ist,  in  seiner  Undulation 
bis  zu  einem  gewissen  Grade ,  der  mit  A  ausge- 
drückt werden  kann ,   zurückgehalten  worden  ist. 
Nennen  wir  nun  L  die  Wellenlänge  eines  gewissen 
gefärbten  Strahls,  die  viel  kleiner  als  ^  ist.     JL 
wächst  nun  allmälig  von  dem  violetten  Licht  bis  zn 
dem   rothen.     Der  Quotient  ^   müsste   dann  ab- 
wechselnd  eine  ganze  Zahl,    ein  Bruch,  wieder 
eine  ganze  Zahl,  ein  Bruch,  und  so  abwechselnd 
weiter  werden.     Wenn  er  eine  ganze  Zahl  ist, 
so  stimmen   die  beiden  Lichthälften  in  ihrer  Un- 
dulations-Phasis   überein,    liegt   er    aber  mitten 
zwischen  zwei  ganzen  Zahlen,  so.  jBnden  sich  die 


')  L.  and  £.  Phil.  Mag.  X,  364. 


kiden  Liciitbilfken  in  enfgegengetelstcB  Phtfen, 
m  dann  die  der  Stelle '  ungehörige  Farbe  gans 
nnd  gär  verseliwindcin  und  dareh  eine  donUe 
Zone  enetzt  werden  rnnss« 

Knoehenhaner*)  hat  einfache  Berechnmigs-  Beu^g  det 
fomelii  für  die  Bedtimranng  der  Stellen  der  Maxima      ^^^^^* 
und  Minima  in  der  Beagung  des  Lichts  geliefert^ 
iiesiekauf  FreanePs  Beobachtungen  gründen« 

Xelltnd  *'')    hat  die  Gesetze  für  das  Durch-   Gesetze  für 
»owohl    des    Licht»,     wie    der    Wärme ^*??"«^e««g 
nicht    krystallisirte  Media ,    mathematisch  nicht  krystdl- 
lebandelt.  ^•"**  M*^**- 

Nenmann  *"*)  hat  Beobachtungen  über  den  Ein-  Polarisation 
der  natürlichen  Flachen    der  KrystaUe   «uf  '^^J  J;*^';*' 
reflectirtes  Licht^   und  über  die  Intensität  sowohl 
der  gewöhnlichen ,  wie  aussergewöhnlichen  Strah- 
lea  Yorgelegt« 

Babinet  "j«)  hat  die  circuläre  Doppelbrechung 
Gebändelt,  und  DoYe*|*^)  das  Phänomen  beschrie- 
l>»i  9  welches  sich  bei  zweiachsigen  Krjstallen  im 
örcallr  polarisirten  Lichte  zeigt. 

Müller  "H^*)  hat  gezeigt,  dass  die  epoptlschen 
Rgoren,  welche  in  yerschiedenen  Arragonit-Kry* 
^en,  ohne  Torherg^gangene  Polarisation  des 
laclitg  erscheinen,  ein  wirkliches  PoUrisations- 
I^bifiomen  sind,  darauf  beruhend,  dass  sich  in 
Krjstallen  ein '  dünnes  Blättchen   durch  He- 


*)  Poggend.  Ann.  XLI,  103. 

'*)  L.  and  £.  Plul.  Mag.  X»  336. 

**)  Joggend.  Ann.  XLII,  1. 

i)  Gomptes  rendns  Lebdomadaires  des  seances  de  FAca- 
^^t  des  Seiences,  1837,  I,  900. 
Ü)  PofTgend.  Ann.  XL,  A&%. 
Üt)  Poggend.  Ann.  XLI,  110. 


/ 


2S 

I 

uitropie  zwischen  zwei  doppell  breeheoden  Pris- 
men 9  deren  Aclise  eine  andere  Rtchtnng  wie  das 
Blätt<^en  bat,  eingewacbsen  befindet^  und  es  ist 
ihm  gegläeht,  dasselbe  mit  zusammengefügten 
Theilen  von  Kalkspath  nachzamachen. 

Keumann*)  bat  das  photometrische  YeVfiüftren, 
die  Intensität  der  gewöhnlichen  und  anssergewöbu- 
liehen  Strahlen ,  so  wie  auch  die  des  reflecttrten 
Lichts  zu  messen,  ausfnhrliclier  abgehandelt. 

Babinet**)  hat  von  der  Undolations- Theorie 
und  der  Interferenzlehre  aus  die  meteorischen 
Liehterscheinangen  behandelt  9  als  Nebensonnen 
nnd  den  Kreis,  worin  sie  sich  befinden^  die  Höfe 
um  den  Mond,  einfache  und  mehrfache  Regen* 
bogen«\ 

Mile***)  bat  die  Richtnngslinieii  für  das  Se- 
hen abgehandelt. 

Von  Arbeiten  dieser  Art  Auszüge  zu  liefern, 
die  für  den,  welcher  sich  mit  diesem  Theil  der 
Physik  besehäftigt ,  nicht  ganz  unzureichend,  für 
den  aber,  welcher  nur  den  allgemeinen  Fortschritten 
der  Wissenschaft  zu  folgen  beabsichtigt,  wenig 
begreiflieh  '  sein  würden ,  ist  mir  nicht  möglich  ^ 
ich  mnss  mich  also  b^nfigen,  anzuführen,  dass 
diese  Arbeiten  gemacht  worden  sind,  und  auf  sie 
verweisen* 
Licht  Ton  er-  Pfaff  *!*)  hat  Über  die  Hervorbriqgnng  deg 
^c^UndSa ''"  ^^^^^  •"'  erhitzten  Kalkeylindern  Untersuchungen 

angestellt,   und  einen  ganz  einfachen  und  gefahr- 


*)  Poggend.  Ann.  XL,  497. 
**)  Comptes  rendus  I,  638. 
**')  Poggend.  Ann.  XLII,  37  und  ^35. 
-f)  Poggend.  Ann.  XL,  517. 


29 


losen  Appanil  besdirieben  y  um  dabei  SanentoiT- 
gts  vad  Wasaerstoffgaa ,  die  ai»  gef reimten  Be- 
Idteni  zogeleitet  werden  and  sich  erat  beim  Ana- 
Btü^'meo  Termiseben,  anzuwenden.  Die  Gaae  wer- 
den uafer  einem  Winkel  Ton  etwa  9fP  aufwarte 
iBsgebliBen,  so  dasa  die  am  atärbsten  erbitzle 
Stelle  des  Cylinders  böher  atebt,  als  das  Blaarobr 
^ottden  sie  dann  nicbt  beschattet  werden,  Pf  äff 
hä  mehrere  Brennmaterialien  mit  dem  Waaaer- 
«tofgise  Terg^icben^  nemlieh  das  Gas  Ton  Stein« 
hUeBj  Tom  Aetber  und  vom  wasserfreien  oder 
fasi  wasserfreien  AlboboL  Die  Yergleicbnng  ge* 
8cl»l  mit  Rnmford'a  Pbotometer,  bei  dem  die 
Starke  des  Scbattena  das  Measungaprineip  ist,  imd 
wodoreh  sie  zwar  niebt  absolut  genau  aber  doeb 
In  den  relatiren  Maaasen  ziemlicb  zuveriSsaig  wer» 
den  konnte.  Ea  ergab  sieb  als  Resultat  ^  dass, 
wenn  die  FJUmme  eines  Wmtbsliditea  (woTon  6 
lof  1  Pfund  geben)  zur  £inbeit  genommen  wurde, 
8hJi  der  TotaleiFect  Ton  der  Waaserstoffga^amme 
dun  verhielt  =  153,  yon  der  Aetherflamme  :==  76, 
iei  Alkoholflamme  =  6B  und  der  Ton  Steinkob- 
leaps  =  19.  Pf  äff  glaubt ,  dasa  dieae  Zahlen 
fliit  4  mukiplicirt  werden  müaafen,  wenn  e»  aicli 
nm  die  Vergleicfaung  des  am  stiritsten  leuchten* 
denPancts  auf  dem  Cylinder  mit  einem  Pnnet 
der  W^eiisliehtflamme  bandele.  Die  Uraaebe  dea 
grossen  Unterschieds  in  dem  LicUterregungSTer- 
BKigen  Yon  Wasserstoffgas  und  Steinkohlengas  kann 
olckt  aas  einem  Untersehied  des  Yoluma  Tom 
Wasserstoffgas  in  der  Flamme,  welches  ausserdem 
^ttrcli  die  zu^eich  yerbrennende  Kohle  ersetzt  wer- 
den müsste ,  erklärt  werden ,  und  durfte  also  in 
den  Umstände  liegen,  dass  das  Wasseratoffgas  in 


30 

« 

dem  Augenblick  seiner  Verbindang  toii  Kohle 
bereits  schon  TOiiier^  dareh  die  diektröebeniisclEe 
Neutralisation ,  einen  •  bedeutenden  TIf eir  >  sieikies 
Wurme  erregenden  YermOgens  Terloren»liiit«"PFaf£ 
versuchte  ausser  Gylindem  von  Kalkerde  (die  laiis 
|(reide  gebildet  und  dann  gebrannt  waren),  auch 
Cylinder  von  Talkerde,  feuerfestem  Thon  uitd  un- 
gebrannter Kreide,  die  alle  in  hohem  Grade  Ton 
der  Kalkerde  übiertroffen  wurden. 
Mangel  des  Ucber  das  bei  manchM  Personen  mangelnde 
J*^^;^™*^^^^"^^  2ü  unterscheidea 

wohl  zu  unter-  Und  ZU  bctirtfateilen ,  sind  von  Seebeck  *)yifrscbie- 
»cheiden.  g^^^  recht  intcr^santc  Versuche  angestelk  'wbr*- 
den.  Die  Yersncbe' wurden  angestellt  mittelst  60 
Stück  Papierstreifen,  die^njt  tvrsehiedcnen  Tl»- 
'  nen  der  Itjanptfarben  gefiilrbt  waren ,  'liiid  die  er 
jede  für  sich  nach  den  Hanptfarben  zasammcnle- 
gen  liessj  dabei  liiltte  er  Gdegehhett*  nicht  we- 
niger lals  18 ,'  mit  diesem  FcUer  in  ttnglcichenai 
Grade  behaftete  Personen  anzuwenden.  Er  konnte 
dabei  nicht  entdecken ,  dass  der  Fehler-  bei  ihnen 
durch  ein  Vermögen  ersetzt  werde,  etwas ' zu  un« 
terscheiden ,''  was  sieb  TidHifChft'für-  gewöhnliche 
Attgcn- weniger  'klar  zu*  Cfkennen  gab/  Das  all« 
getrieine  Resultat' seiner  'Untersuchung  wird  im 
Folgenden  ausgedrückt  v  Ausser  soldHin  Personen, 
die  in  der  Bestimmung  Ton  E^i4kc«i  Schwierigkeit 
'haben,  ohne  jedcNch  Tersehiedeiie  Farben  für  et« 
nerlei  zu  haltdn^  gibt^es  nicht  selten  andere,-  wel- 
che' bestimmt  TCrsohiedene  Farben  mit  einander 
yerwechsdn.  Aber- so: wohl  in  der  Art  wie  in 
dem  Grade  der  Verwechselung  finden  yerscfaie- 


")  Pegg^ffd.  Ann.  XLII,  177. 


31 

Jcnlietteii  sUitt.  lil  Betreff  dür  Fäülilsiiffirf^^  die 
Teiwedbsdt  wird^  ^,lec{^ii«ii  diese  *'J^MOMik  in  2 
Kkssen  getheilt  werden.    -    '  ' 

Zo  der  einen  Ton' dieser  gehö'rten  8  Tdnden 
oDtersnchten  13  Personen.  In  dem  Grade  der 
Temediselong  Waren '  sie  sc^r  ungteicli>  aber  alle 
Temeebselten  dieselben  Arten  von  l^arben.  Diese 
mwÄt 

fiel!  Brandgelb  mit  rein  Gelb«  - 

Tief  Brandgelb  und  Hellgelb  -^  oder  finun- 
grim  ottd  Gelbbnnn. 

Rein  HeUgran  y  Graubraiitt  nnd  Fleisdifiirben. 

Bosenroth,  Griln  (micbr  ins  Bhne  ds  in»  <Telbe) 
nod  Gran*  ' 

Carmoisin ,  Donlielgr&n  nnd  tlaailMMHi. 

Blangrän  und  schmutzig  Violett« 

LiUa  und  Blaugran.  • 

Himmelblan  ,  BlaHgrau''tfttd  LHlagrau.     * 

Diese  haben  einen  ^  sehr  iltivoUlioiiiiilenen  spe- 
clEsehen  Eindiruch  für  Farben  im  Allgemeinen , 
besonders  für  Hodi  und  dessen  Coiiij^ementfarbe 
Gran,  welche  sie  mit  Gran  yerwecfhselu}  darauf 
^v  BUn ,  welches  ihnen  schwer  Wird ,  Ton  Gran 
20  DBterscheiden.  Am  deuttjebsten  bemerken  sie 
Cell) ,  wiewohl  aucb  diese  F^rbe  in  ihren  Aiigen 
weniger,  als  in  einem  gewöhnlichen  Auge,  von 
lern  Eindmeh  des  Farbenlosen  abzuweichen  scheint« 

Die  andere  Klasse  hat  mit  der  yorhergehenden 
ite  Aebnlichkeit ,  dass  sie  am  besten  Crelb'  imter- 
sdieijet.  Sie  unterscheidet  Rotb  cftwäs  besser 
und  Blau  etwas  schlechter  yem  Farblosen,*  als  die 
^Ofhcrgehende  9  aber  sie  unterscheiden  Röttf  yiel 
^fivolUsommener  yon  Blau.  Sie  hat,  was  bei  der 
^^tea  Klasse  nicht  der  Fall  ist,  einen  gesehwäch- 


32 

tep  Sindmels  ron  den  am  wenigsten  gebrAbcnen 
Stmblen  ii^  dtsm  FurbieRspiel,  und  darauf  berubt 
hauptsäcblich  ibr  Unterscbied  von  der  ersten  Kksse, 
was  aueb  die  Farben  erklärt,  die  aie  yerwecbseln  5 
diese  sind : 

Hell  Qrandgelb,  Griiügelb,  Bjranngelb  und  rei- 
nes Gelb. 
Starkes  Branngelb ,  Gelbbraun  und  Grasgrün. 
Ziegelrotby  Rostbraun  und  dunkel  Olivengrün. 
^  Zinnoberrotb  und  Dunkelbraun. 

Dunkel  Carminrotb  und  Scbwarzgrnn« 
Fleischr^tb)  Graubraun  und  Blaugrun. 
Mattes  ,JBlaugrfin  und  Gran  (ins  Braune). 
Gelblicbes  Rotb  und  reines  Grau« 
Rosei^ri^tb,  Lilla,  HiuunelbJau  und  Gran  (ins 

LiUa). 
Carmoisin  und  Violett. 
Dunkles  Violett  «^«^  Dunjkelblan« 
W&rme,         -  W^brend  dije  Undulations-Tbeorie  den  tbeore- 

^brc^Nat^Ji!'  tiscl^im  Begj^iffeu  TOP  den  Pbänomenen  des  Lichts 
und  der. Wärime  bewunderungswürdige  Fortscbritte 
verleilit)  bleibt  bier  nnd  da  ein  Vertheidiger  der 
Ansiebt  Ton  ibcer  Materialität  übrig*).  Bar  ton 
bat  die  letztere .  Ansicht  besonders  in  Rücksiebt 
ai|f  die  W^rme  zu  unterstützen  gesucht.  Er  nimmt 
^n,  dass  die  Wärme  eine  Materie  sei,  deren  klein- 
sten Tbeile  oder  Atome  sehr  klein  seien  im  Ver- 
gleicb  mit  den  Atomen  der  wäsbaren  Körper,  und 
dass  die  letzteren  ebenfalls  sehr  klein  seien  im 
Vergleicb  mit  ibrem  Abstände  yon  einander  in 
einem  (esten  Körper.  Er  nimmt  ferner  eine  At- 
traptioii  zwischen  den  Atomen  der  Wärme   und 


^)  JEE^.  «ad  L.  P^.  Ma|r.  X,  lk%. 


33 


den  wSgbaren  Atomen  an  9  so  wie  eine  j^epnkion 
zYfisclieii  den  Atomen  der  Wärme«  welche  letc« 
tere  mit  der  Entfernung  in  grösserem  Verhältniss 
iloe&me,  ak  die  Attraction. 

Weno  ein  Wärme -Atom  sich  dem  Atom  ei» 
068  festen  Körpers  nähert  ^  so  beroht  es  auf  der 
RIcktaBg  seiner  Bewegung  9  ob  es  bis  zu  dem 
Atom  des  festen  Körpers  gelange  und  dableibe^ 
oder  DU  dasselbe  eine  Bahn  Ton  ellypso'idischer 
oder  ijperholoidischer  Form  beschreibe.  Entwe- 
der rollt  es  nelen  dem  Atom  oder  es  beschreibt 
seine  Babn  um  dasselbe  unaufhörlich,  bis  es,  durch 
irgend  eine  äussere  Kraft  daraus  gerecht,  entflieht. 
Bis  dakin  ist  die  Wärme  in  dem  Zustande ,  worin 
wir  sie  gebunden  nennen.  Wenn  der  feste  Körper, 
um  dessen  Atome  die  Atome  d.er  Wärme  laufen, 
gestossen  oder  gerieben  wird^  so  werden  die  letz- 
teren aas  ihrer  Bahn  gezwungen  und  entfliehen 
SQsderAttractions-Sphäre  des  Körpers,  dem  sie  an- 
gehörten. Dadurch  entsteht  Wärme  bei  derFriction. 

Nehmen  wir  an,  dass  wägbare  Atome  länglich 
^«icn,  das  heisst  eine  Achse  länger  haben,  als  die 
i^iigen,  so  miisstendie  Wärme  r  Atome  yorzuglich 
"'D  die  Mitte  der  Länge  angesammelt  werden,  und 
iierdarch  wird  das  sonderiiare,  von  IM  itscherlich 
gelegte  Factum  erklärt,  dass  krystaUisirfe  Kör» 
I^r  durch  Wärme  nicht  gleich  in  allen  Riebtun* 
g^n  aosgedehnt  werden.  Ich  habe  hiermit  nur 
<>n Probestiick  yon  Barton's  Fictionen  gegeben, 

verfolge   sie  nicht  weiter.  — •     Eine  analoge 

icht,  mit  Ausnahme  der  Rotation  des  Lichts  oder 
'er Wärme,  ist  von  Cooper^)  aufgestellt  worden. 


*)  L.  aad  B.  Phil.  Mag.  X,  355i. 
^Üus  Jähret -Bericht  XVH. 


34 

Strahlende         Im    Uitten  JiJiresbembli! ,    S.  14  föht^te   ich 
Warne,      j^^  Hanptresiiltat  Ton  M'elloni'B  Arbeiten   über 
die  Polarisation  der  strahlenden  Wärme  mit  der 
Bemerkung    an^    dass    der  Tersuch    selbst   noch 
nicbt   mitgetheilt  worden   sei.     Dies   ist   nun  ge- 
.^  sciieben  mit  der,'  diesem  ausgezeichneten  Natur- 

forscher eigenthiimiichen'  Klarheit  in  der  Darstel- 
Inngsweise  *);  Dtfnjh  die  zahlreichen  Thatsachen, 
welche  in  dieser  Abhanfflung  enthalten  sind,  ist 
die  Polarisation  der  strahlenden  WSrme  bestätigt 
nnd  die  allgemeinen  Gesetse  doffÜr  eiatwickelt  wor- 
den« In  BetvdBT  der  Interfi^renz  der  WSrmestrah- 
len  hat  er  nichts  entdüielten  hönnvn^.  Mellon i 
seUiesst  diese  wiehlige  Arbieit  mit  einer  Yerglei- 
chung  zwischen  den  Lieht-  und  Wärmestrahlen, 
die  ich  mit  seinen  eigenen  Worten  anführen  will. 

„Betrachtet  man  die  ganze  Reihe  von  That- 
saehen,  die  gegen>ivärtig  die  Wissenschaft  von  der 
strahlenden  Wärme  ausmachen,  so  ergibt  sich, 
dass  die  Wärme  Fortgepflanzt,  zurächgeworren, 
gebrochen  und  polarisirt  wird,  ganz  auf  dieselbe 
Weise,  Wie  das  Licht,  nnd  wenn  dieses  nichl 
immer  bemerkt  wiH,  so  beruht  es  entweder  dar- 
auf, dass  die  mei^eik  KGrJper  mehr  oder  weniger 
atherman  sind  (d.  h.  die  Wärmestrahlen  nicht  durch- 
lassen)^ oder  auf  dei«  eignen  Art,  wie  die  Wärme 
ypti  ihnen  absorbirt  wird. 

Einige  wenige  Media ,  z.  B.  Luft  nnd  Koch- 
salz^ lassen  alle  Arten  Ton  Strahlen  des  Lichts 
nnd  der  Warme  gleich  durch;  aber  die  meisten 
verhalten  sich  gegen  das  sfrablende  Licht  und  die 
strahlende  Wärme  sehr  ungleich,   einige*  lassen 

')  Amialet  de  Cb.  et  di  Phyg.  LXV,  5  —  68, 


36 


mehr  Licbtotfaklen  als  WSniil»tnihlen  durch,  aa* 
doe  umgekehrt.  Es  gibt  Körper,  die  alle  Lieht- 
strahlen  ahsorbtren  and  gewisse  Wärnestrahlen 
dorchlassen  9  so  wie  yoUlsonmeii  dnrehsiehtlge 
Körper,  die  alle  Wärmestrahlen  Knrüchhslten. 

Aehnitelie    Unterschiede    zeigen    sich    in    der 

zerstreaenden  Zarüchwerfan^,  welche  beide  Arten 

"von  Strahlen  anf  der  OberflSche  dnnhler  und  ather- 

maner  Körfwr  erleiden ;  denn  wir  finden  voUkom- 

men  weisse  Körper,  welche  äusserst  angleiche  Pro* 

portioneo  Ton  Wimiestrahlen  znriickwerfen  oder 

ahsorbiren ,  je  nach  der  angleichen  Beschaffenheit 

dieser  Wärm'esteihlen  *) ,    während  diese    Körper 

alle  Arten    von  Lichtstrahlen    in    demselben  Ycr* 

bältnisse  zurackwerfen ,  welches  man  gerade  ans 

der  Abwesenheit  aller  Farbe  erkennt. 

Andclre,  von  der  Absorption  kerrnlirende  Yer« 
schiedenheiten  zeigen  sich  bei  de^  Polarisation  der 
Strahlen  beider  in  Tarmalinen.  Die  beiden  Bn« 
scheZ,  in  welche  sich  die  Lichtstrahlen  theilen, 
▼enndern  sidi  während  ihres  progressiven  Ein- 
dringens in  die  Tarmalinscheiben  anf  eine  solche 
Weise,  dass  der  gewöhnliche  Strahlenböschel 
ganz  and  gar  äbsorbirt  wiird ,  und  der  ansserge« 
wohnliche  oder  der  polarisirte  aHein  heraas  kommt, 
welche  Farben  aäch  das  anffallende  Licht  haben 
mag.  Dasselbe  fiodet  nicht  mit  Wärmestrahlen 
statt,  deren  beide  Büschel  in   denselben  polarisi- 


')  lek  muBB  «hier  daran  erinnern ,  dass  unter  Wärmestrali- 
Ira  Ton  un^eicher  Bescliaffcnlieit »  die  den  yerschiedenen 
Stellen  im  Spectmm  prismaticum  angehörigen  Wärmestrali- 
kn  und  also  dasselbe ,  was  für  Licbtstrahlen  unter  nn- 
^udk  gefarhtin   Strahlen  verstanden  wird. 

3  • 


I 


36 


ft  t 


renden  Mediom  bald  eine  g»nz  angleiclie  y  Iiald 
eine  ToUbommen  gleiche  Absorption  erleiden,  wo- 
durch grosse  yerscbiedeaheiten  in  den  Polarisa- 
tionscrscheinnngen  entstehen,  je  nach  der  unglei- 
chen Beschaffenheit  der  Wärmestrahlen. 

Die  Polarisation  wird  für  alle  Arten  von  Strahlen 
gleich,  so  bald  sie  mit  Reflections- oder  Refractions- 
Kräften,  die  von  dem  Absorptions-Yermögen  desMe- 
dioms  ganz  unabhängig  sind,  henrorgebracht  wird» 
Dasselbe  geschieht,  wenn  die  Absorption  keine  Wir- 
bung auf  die  Reflection  ausübt.  Die  Versuche 
zeigen,  dass  die  zerstreuende  Reflection,  bei  der 
die  Absorption  eine  so  grosse  Rolle  spielt,  bei 
den  ungleichen  Arten  von  Wärmestrahlen  bedeu- 
tend variirt ;  aber  die  Portion  der  auffallenden  Strah« 
len,  welche  ¥on  der  polirten  Oberfläche  von  Stein- 
salz und  andern  durchsichtigen  Körpern  auf  regel- 
mässige Weise  znriichgeworfen  wird,  ist  iur  alle 
besonderen  Arten  yon  Licht-  und  Wärmestrah- 
len gleich. 

Alle  Körper,  die  der  strahlenden  Wärme  aus- 
gesetzt werden,  werden  davon  erwärmt  und  be- 
balten noch  einige  Zeit  die  erhaltene  Wärme,  nach- 
dem schon  das  Strahlen  aufgehört  hat.  Aber  es 
findet  nur  bei  sehr  wenigen,  den  Strahlen  des 
Xichts  ausgesetzten  Körpern  statt,  dass  sie  davon 
eine  Portion  zurnchhalten  und  sich"  im  Dunkeln 
leuchtend  zeigen.  Das  allgemein^  Verhalten  be- 
steht darin,  dass  das  Licht  in  demselben  Augen- 
blick, In  welchem  es  absorbirt  wird,  verschwindet. 

Endlich  findet  man,  dass  die  absorbirte  Wärme, 
so  zu  -sagen,  ihre  Natur  verändert  bat.  Sie  bringt 
dann  einen  gleichartigen  Strom  hervor  und  ihre 
Fortpflanzungsweise  hat  einen  ganz  anderen  Cha- 


37 


raeter  angeBommeo^  die  man  der  ttrahlendcn  Dnreh^ 
lamimg^eiftc  eatgegengesetct  nennen  kann.     Die 
alisorbtrte  Wanne  achldichl  sich  nach  allen  Rieh* 
tvngen  dnrcli  den  Körper ,  und   pflanzt  sieli  mit 
derselben  Langsamkeit  fort,    wie  die  dnreli  Be* 
.  rolirang  niitgetheilte  Wanne.    Das  strahlende  Lieht 
und  die  strahlende  Wärme  dagegen  sind  ein  Ge« 
misch  Ton    ungleichartigen   Striemen ,    sie  gehen 
nnr  in  geradliniger  Richtung,  sie  durehlaufcn  je» 
den  Abstand  in  einer  unmessbar  kurzen  Zeit,  und 
erleiden  keine  Art  von  Einwifknag  durch  die  mehr 
oder  weniger  heftige  Bewegung ,  worin  das  Me- 
dium, durch  iirelches  sie  gehen,  sich  befinden  kann  *)• 
Mit  wenig  Worten  s  die  Gesetze  für  dieste  zwei 
grossen  Natnrkräfte,  und  die  Modificationen,  wel« 
eben  sie  durch  die  Einwirkung  von  wägbaren  Ma« 
teriea  unterliegen ,  sind  dieselben ,   so  lange  sieh 
ihre  Strahlen   frei  bewegen  können  j    aber  grosse 
Yerschiedenheiten  cutstehen,  zwischen   ihnen,  so» 
bald    der  striahlende   Znstand  auf  der  Oberfläche 
der  Körper  oder  in  deren  innerer  Masse  unter- 
brochen wird." 


Saerman**)  hat  Versuche  über  die  specifische  Specifiiehe 

Wimie  der 

Wanne  der  Gase  angestellt  und  sich  dabei  einer,       Gas«. 


*)  Gätix  entgegen  dieser  nnBestreitbaren  Angabe  and  ticli 
▼enmndemd,    das«  Melloni   nicht  daraaf  gekommen  sei» 
bat  Reade  (B.  and  L.  Pbil.  Mag.  X,  184),  forgeseblagen, 
^e Wärme -Strablea  Tondem  leaebtenden  mittelst  eines.  Bla- 
sebalgs wegzublasen,  uAk  bei  der  Anwendung  einet  Sonnen- 
oder  Kaallga'-Micjroscors  die  Erbitznng  der  Objecto  sn  Ter- 
■eUen.      Au»    seinen  Versuchen  ist   es .  offenbar ,    dais   er 
lick  in  der  aus   dem  strahlenden  in  den  absorbirten  Zustand 
übergegAngencn.  "Wärme  geirrt  hat. 
")  Ann.  de  Ch.  et  de  I^bys.  LXIII,  31S. 


38 

vor  einiger  Zeit  von  Ap^okn  «n^pBwmi^ten  Me- 
thode .bedtcttt,    die  rspeeißtclie  Wärmte.  «cmUeb 
aus  derTcmp^ralur,  dleda&WassenMAimmt,  wena 
das  Gus^kfel  einem  g^wlaaen  Druck  loid  einer  ge- 
wf$sefi, .TiMn]»efatiirr  in  oitiein/fan^eheiden  Strom 
dAvoifc ; . äbdhnatet ^    zu . jUeo^ichnen l.  ii ;I>f e .  Yer^qcbe 
über  fdie  'Wärinecapabilä&:disr.  Gase'  hiübon  im  AU« 
^uneinen.die  Sdifmerigb^Ui  daifr$'«a  imanehe'Um* 
»(ÄiideibeiCragen^.darifitBiQlibÄcbtniigsfobler  zn  rer- 
aaks^jEsnw^  .die^  VHe^  um»  sie  Mch  :zii«-iviermeiden 
attQbett'iniigy  lin.Belrißff  illre»  JSirifflaa^a ,    wegen 
der  selir  ^geringen  Menge  'Ton    Mutci^e ,    w^noit 
der   Yed^eh    ausgefiihfft  .^verden    ti»ll,    dennoch 
debr.  gross  werden.     Die  bieü  gewäblte  Methode 
vtemi.stetAucb  mRüebsiebt  des  fiewegungs^Prui- 
etps  richiig.  isty  hai   de»   nnabbelübaren   Fehlelr, 
dass  die>ia[bdnnstettde  Wasseirfläcbe,  dertia  Tempe- 
ratur .das  ßeradkftungaprtneip  .  geben  *  soll,    durch 
die  Radiäfioa  von  dem  Apparat  ^.  worin  es  ekige- 
SjclikisseA«  ist,  beständig,  erwärmt  wird»     .Dies   ist 
das   Resultat.,  jui.welcbem  S nie rmaoi   gekommen 
ist,  ungeachtet  seine  Versuche  im  Uebrigen.mit  der 
nätbigen.  Sorgfalt  aosgefiihrt    zu <  sein:  .snj^eiaen. 
Daker  sind:  alle  Zahlen  ztt^.bp^b  au£^efadlen,  und 
sie  können  auch  nicht  als  relativ  richtig  betrachtet 
werc|cii,   weil   die  Radiation   das  Resultat  in  dem 
Maa^se  mehr  vcräiide.rt.,  nn  w^iebem  dici  Tempe- 
ratur deor^ycrdunst^ngsfläcbe  niedriger  wird..    Ich 
lM\lt&  es  daher  für  z^weeblos^  das  labellarisehe  Re- 
sultat hier  anzuführen. 
Tkermomeier^        Uebcr  den ,  in  mehreren  dieser  «führesberichte 
^derÄ"^    er^väLntch  Umßtand,   dass  ii|  zugeWaseiie^  ther- 
punktt.       mometern    der   Grefrierpunkt ,     und   mit   ihm   alle 
anderen  Grade^niifl^jlis^i^eir.  Zejit  um  einen  Bruch 


39 


Ton  eioeof  Gnde  oder  «dlMt  bis  za  einem  Grade 
erböht gefuiden  wurde,  lial  Legrand*)  eine  auf- 
klirende  Cnlersochnj^.  angestellt  9  deren  Resul- 
tate folgende  sind : 

1.  Die  Yerrilcbang  des  Nullpunkts  findet  gleiek 
statt}  wenn  Tbemioinetter  sich  in  einer  wenig  yer* 
aAleilichen  Tenaperatnr  befinden,  oder  wenn  sie 
im  Toapentar-Verindef  nngcn  der  äusseren  Luft 
ansgfeMitt  werden«  In  beiden  Fällen  ist  die  Ver** 
radniag  dieselbe^  unter  übrigens  gleicher  Besehaf- 
feflieit  der  Themionieter* 

8.  Die  Zeit  in  welcher  die  Yerrückung  ihr 
Maximom  erreicht,  wiriirt  nach  den  rerschiedenen 
TKermometern,  aber  sie. scheint  nicht  über  4  Mo- 
nate linaas  za  gehen.  Nach  dieser  Zeit  erhält 
steh  das  Thennoineter  mit  Sicherheit  unrenndert. 

3.  Die  Grösse  der  Yerräckung  ist  veränderlich, 
&W  der  Unterschied  beruht  weniger  auf  der  Form 
des  Resenroirs,  als  auf  der  Art  des  Glases  und 
seiner  Diche ,  ▼ielleieliC  aneb  auf  der  Wiederer- 
Utzaog,  die  das  Ghs  wahrend  dem  Aushochen 
Itt  Qaecksilbers  erfährt. 

i  Bei  Thermometern^  von*  gewöhnliehem  Glas 
^c<ntgtdieyerruc]iiing4>,3  bis  0,5  von  einem  Grade, 
>W  bei  denen  TO0  deui;  leichter  schmelzbaren 
Gi»)  welches  in  Franhreich  Krystallglas  genannt 
vvird,  findet  eine  Yerrückung  so  selten  statt,  dass 
^iC)  wenn  sie  geschieht,  als  zu.  den  weniger  ge- 
^ölutKchen  Ausnahmen  gehörig  betrachtet  wer* 
icn  kaun. 

S.  Die  Yerrückung  erfolgt  nicht  gleichförmig. 
^  Btirksten  ist  sie  gleUsb .  nach  dem  Zubissen 


*)  Au.  de  Ch.  ei  At  Pliye.  LXIII,  p.  36S. 


40 


des  Tliermometers ;  nztristhteli  sciireitet  sie  so  lang- 
sam fort ,  dass  Ton  einem  Tage  bis  zu  dem  andern 
davon  nichts  entdeckt  werden  bann« 

6.  Ein  Thermometer^  an  dem  die  Vertockang 
beendigt  ist,  bekommt  durch  Eriiitzen  bis  zum 
Siedepunkte  des  Quecksilbers  den  Nnllpunkt  an 
derselben  Stelle  wieder,  wo  er  sich  unmittelbar 
nach  dem  Zublasen  befand,  aber  darauf  erleidet 
er  allmälig  eine  neue  Verriickung. 

7.  Wenn  das  Thermometer  nach  dem  Erhitzen 
bis  zum  Kochen  des  Quecksilbers  nicht  schnell 
in  der  Luft  abgekühlt,  sondern  in  ^in  Bad  von 
kochendem  Oel  gesetzt  und  damit  langsam  abküh- 
len gelassen  wird,  so  Tcrrtiekt  sich  der  Nullpunkt 
viel  höher,  und  um  so  höher,  je  höher  die  Tem- 
peratur war  und  je  langsamer  die  Abkühlung  ge- 
sehah.  Wird  aber  dieses  mit  derselben  Hitze  und 
gleicher  Abkühlungszeit  mehrere  Male  wiederholt, 
so  geht  der  Nullpunkt  durch  diese  Wiederholun- 
gen nickt  höher.  Auch  Thermometer  yon  Kry- 
stallglas  erleiden  eine  gleichartige,  aber  dem  Grade 
nach  geringere  Yerrückung.  Bei  gewöhnlichem 
Glase  kann  dieser  bis  zu  1^,4  gehen,  bei  Kry- 
stallglas  bis  zu  1^,1 ,  also  bis  etwa  zu  l^^l  mehr, 
als  die  gewöhnliche  Yerrückung.  Aus  diesem 
Grunde  kann  man  sich  auf  Bestimmungen  höherer 
Temperaturen  mit  Quecksilber-Thermometern  nicbt 
wohl  verlassen,  wenn  nicht,  durch  hinterher  an- 
gestellte Yergleichungen  mit  den  Angaben  des 
Thermometers  bei  niedrigeren  Wärmegraden,  eine 
Gorrection  gemacht  wird. 

8.  Ein  auf  diese  Weise  behandeltes  Thermo- 
meter Terändert  sich  in  der  Luft  nicht  mehr;  aber 
durch  Erhitzung  bis  zum  Siedepunkte  des  Qfieck- 


41 


Silben  geht  es  fast  bis  co  seinem  ersten 
punkte  zuriielB^  (rolllBonnien  geschieht  dies  nie* 
mais)  Dod  nsch  einiger  Zeit  wird  der  Nullpunkt 
yerrückt^  aber  nicht  bis  zu  demselben  Grade  wie 
zuTor.  Wenn  es  dagegen  dann  einer  neuen  Er- 
Utzun^  und  langsamen  Abkühlung  unterworfen 
ifird,  80  bekommt  es  denselben  Yerrückungsgrad^ 
ynt  las  ^rste  Mal ,  wieder. 

9.  Wenn  bei  diesen  Versuchen  die  Tempera- 
torflocli  lange  nicht  bis  zu  -f-300^  geht,  so  ist  die 
Verruckong  des  Nullpunkts  auch  um  so  geringer* 

10.  Diese  Yerriickuogen  finden  in  nicht  su* 
geblasenen  9  ganz  offenen*  Thermometern  eben  so 
wohl  statt,  obgleich  sie  darin  vielleicht  nicht  TÖl- 
%  80  gross  werden.  Sie  beruhen  also  nicht  auf 
einem  Atmosphären -Druck.  Die  Ursache  des  Phü- 
Bomens  liegt  daher  ganz  und  gar  in  der  Natnr 
'es  Glases ,  ^elclies  auch  nach  seiner  Yerschie« 
denbeit  darin  Veränderungen  bewirkt. 

J)e8pretz  *)  hat^  dem  Anschein  nach,  noch 
geaauere  Beobachtungen  über  die  Yerrncknng  des 
Kallpaokts  gemacht.  Aus  seinen  Yersnchen  hat 
c' geieUossen,  dass  4  M<onate  für  die  Beendigung 
der  Verrücknng  eine  zu  kurze  Zeit  seien.  Bei 
nrei  Thermometern ,  an  denen  Vxoo  ^^^  '  Grade 
Bit  einiger  Sicherheit  bestimmt  werden  konnte^ 
t^nd  er  den  Nullpunkt  nicht  nnr  in  fortfahrender 
Eiköhnng)  sondern  er  fand  auch,  daA  erinönZeit 
^^  Zeit,  durch  Veränderungen  in  der  Temperatulr 
'er  Atmospbäre,  während  dem  Sommer  erniedrigt 
nod  wahrend  dem  Winter  erhöht  wurde  y  so  dass 
'ic Veränderung  in  dem  Glase,  worauf  dies  be« 


')  Aaa.  de  Ck.  «I  de  Phf$.  LXIII,  315. 


vaSoXy  beständigen  lOscUIationen  nntemrorfen    u 

ja  iiachd^^'i'    clas  Thermoipeter   hölicr^n^    oder  uii 
drJ^er^^ii  Tcmperatarep .  ausgesetzt   Trird,     und   \ 
daher,  nötliig  ^ird,   den  Nullpunkt  des  Therm« 
meters  jedes  Mal  zu  bqatimnien ,  so  ofl  man  ein 
TöUig  richtige  Bestimmung  der  Grade  machen  wili| 
So  faud   er,    d^ss^   vfenn   man   zuerst    den  JVuiij 
punkt  nimmt,    dann  den  Siedepunkt    und  Lierauj 
aufs  Neue   den   Nullpunkt,  der  letztere   Terriiek! 
ist,    80    dass    die   Veränderungen,     welche    JLe- 
grand   bei   grossen    Temperatur- Yerscliiedenhei« 
ten  beobachtet  hat,   auch    bei   geringeren  propor- 
tional ^intreffei» ,    wenn   man  für  dereh^  Beobach- 
tung hinreichend  empfindliche  Thermometer  Ykht» 
Den  Nullpunkt  bestimmt  Bespretz  durch  £in- 
senkung  des  ganzen  Thermometers   in  ein  hölzer- 
nem Gefass  mit  grobem^  im  Schmelzen  erhaltenen 
Eispulver ,   Yon^  dem  das  Wasser  abflie&sen   und 
abtropfen  kani|^   indc^m   er  die  stationäre  Tempe- 
ratur, welche  dabei  30  bis  40  Minuten  lang  sich 
unverändert  erhtHt,  zum  Nullpunkt  bestimmt.     Er 
macht  auf.  die  Eigenschaften  mehrerer  festen  Kör- 
per aufmeeksam ,  nach  den  durch  die  Temperatur    , 
bewirk]^  y<|li|mTeränderiingen  bei  einer  bestimm- 
ten.Tefi^qrftur  nicht. absolut  wrieder  dasselbe  Yo- 
Infu^.wie  TjOf^er,  einzui^ehmen,  wie  dieses  insbe- 
SQ^ji^Tß  fiir/.d^^  Eisen  constatirt  ist* 
:,  ;JRf»^i4.lAt,*)  hat  die  von  ihtß  erfundene  Vor- 
jjrichtni^g^  zur.  Messung  der  Wärme  (Jahresh.  iS3S, 
S,  .iß). ^M<^b.z,ur  Messung  T|>n  sehr  niedrigen Tem- 
per^itiiren  ang^wandt^  z*  B.   zu  der^    die  darcb 


» .  i  j 


*)  L*institut ,  M  2Qfi. 


43 

VerdaDstaag    der    fesU«    K0lileii8Sare    entttdit. 
Diese  Temperatur  Iaii4-  er 
mittelst  eines    LuftÜMsrnioinelers   mit 

einem  Behälter  von  Glas      •     .     •  —  78^,89^ 
laittekt   eines  Lafltliennometers  n^it 

einem  Behälter  von  Platin        •     •  -^  ISPfiJ^ 
dareh  Berechnung   aus    der   Abwei« 
diong  der  Magnetnadel  top  einem   ■ 
tbemomagnetisehen  Paar     •     .     ,  «.  TS^^TS« 
Als  Gefrierpunkt    des    Quecksilbei^ 

irorde  gefunden —  40^95«. 

Die  Lafkthermometer  naren  so  eingtriehtet, 
dass  sie  für  niedrige  Temperataren  Queejksilber  ein- 
sogen. Die  eine  Jonctur  des  thermomagnetischen 
Paars  stand  in  einem  breiähnlichen  Gemisch  von 
Aether  und  fester  Kohlensäure,  und.. die  andc^re 
in  schmelzendem  Eis.  Die  Uebereinstiähmung  in 
der  Aagabe  des  Luftthecmometers  und  des  ther- 
momagaettschen  Paars  seheint  die  Anwendbarkeit 
des  letatereu  za  Temperatur- Measupg^en  zu  verr 
sprechen. 

^«spretz  *)  hat  den  Gefriarpjunkt  Ton  Salzlö-  Gefrierpunkt 
«»»gea,  die  beständig  in  gelinder  Be|¥eg^ng  er-  ^»"^  Sairfö- 
liaJteo  werden  y  unt^*sudit,  und  gefuü'dßn  9  dass 
»I>ei  irerschiedeiien:  Versuchen  in.  der  Alt  sehr 
^^rilreii  kann,,  da^s  die  Flüssigkeit.  b.Qi.  ^em.  Ver- 
sflche  eii^e,  ein  paar  Grad,  niedriget«  T^emp^ratiUr 
bekommt,,  beyor  me  erstarrt,  aU  hei«  einem  an- 
deren ^v  wenn,  vnan  j|ber,die  Xemp.erM:Uir  beobach- 
tet? bei  dcv  das  Gcfriejreu;  anfängt»  ^9  erhält  man 
jedes  Mal  gew^^niioji  dasselbe  J^esulM*  ^PtSsB«»* 
gleiche  LösUchkeit  der  SiaUe,    de^  ^^oipg^tlieM 


')  Poggend/Ann.  XLl,  m. 


44 

f 

\ 

oder  die  Yerifrandts^nft  tn,  Wasser  scbeioen  dab 
auf  die  Erliöhung  oder  Erniedrigoag  des  Gefrie 
panktes  keinen  l^inflass-  zn  Laben,  'wie  laan  ai 
der  folgenden  Yergleichung  zwischen  Ftüssigise 
ten ,  die  in  1000  Tkeilen  9,13  Theile  der  folge« 
den  Salze  enthielten,  leicht  erkennt.  Das  Gefric 
ren  der  Lösung  von  kohlensanrem  Kali  fing  a] 
bei  —  0,^19,  von  kohlensaurem  Natron  bei  —  0^,24 
von  Kochsalz  bei  —  0^,36,    von  Ghlorkalium    he 

—  0^,22^  wenn  die  Menge  der  Salze  verYierfaehi 
wurde,  so  war  der  Gefrierpunkt  —  0^,79,  —  0P,95j 
— 10,41  und  ^  10,6i.  Mit  148  Theilen  Salz  aui 
1000  Theile  Wasser,  fror  kohlensaures  Kali  bei 
~  40,86,  Kochsalz  bei  —  9^,20  nnd  Ghlorkalium  bei 

—  30,91*  Kohlensaures  Natron  setzte  Krystalle 
Ton  Salz  ^b,  und  konnte  deswegen  nicht  mit  in 
die  Yergleichung  aufgenommen  werden. 

Elehtrieiiät        De  la  Rive*)  hat  eine  besonders  interessante 

iIit"nacL ^«Usr ^^'*^^*^^®**'****  *"  ^*™  elektrischen  Strom,  nach 
TerscMedenen  der  Richtung  der    positiven  Eiektricität  in  einem 

SWmc  ^^^^*^^^^9  ^^^  v®**  einem  schwachen  hydroelektri- 
schen Strom  durchfahren  wird,  bemerkt.  Die  Er- 
fahrnng  hat  gezeigt ,  dass  das  LeitungSTcrmögen 
der  Metalle  abnimmt,  wenn  die  Temperatur  in 
dem  Metall  zunimmt,  was  auch  bei  geschmolze- 
nen Metallen,  z.B.  beim  Quecksilber,  stattfindet, 
während  es  sich  bei  verschiedenen  zusammenge- 
setzten Körpern  umgekehrt  verhält,  indem  diese 
in  fester  Gestalt  Nichtleiter  sind,  aber  durch 
Schmelzen  Leiter  werden ,  so  wie  auch  bei  Flüs- 
sigkeiten, die  nm  so  besser  leiten,  je  wärmer 
I  sic^'lAttl.^    De  la  Rive  woUte  untersndien,  welche 


*)  Poggend.  Ann.-XLII,  99. 


45 


WUnng  eine  T^rscliiedene  Tempenln  d^  nc- 
tilGscIien  Leiter  bei  dem  Darchgai^  des  elektri« 
sekeo  Stroms  dareh  eine  zwIselieB  iknen  befindli- 
clie  Flnssigkeit  ansfibe.  Er  /  leitete  danaf  zwei 
PlatmsclieibeB  in  ein  GelilM  mit  vi^rdünnter  Schwe- 
felsäure ond  bog  die  Scheiben  so,  das»  sie  ansser- 
balb  der  Flus^igheit,  eine  jede  mit  einer  Spiritus* 
Umpe,  Us  zum  Glühen  erhitzt  werden  konnten. 
Wenn  ein  Strom  Ton  einer  4  paarigen  bydroelek« 
trlseiea  Saale  ^  anter  Anwendung  eines  elektro* 
nugneCischen  Multiplieators ,  hindnrch  geleitet 
worde,  so  wink  die  Magnetnadel  des  letzteren 
12PA,  wenn  die  Drahte  kalt  waren,  aber  dtP^ 
wenn  sie  bis  zum  blühen  erhitzt  wurden.  Nun 
worde  die  Lampe  unter  der  Metallscheibe^  welche 
die  positive  Elektricität  leitete,  ausgelöscht,  aber 
die  Abweichung  der  Magnetnadel  blieb  30^,  selbst 
Dacbdem  diese  Scheibe  ganz  erkaltet  war.  Wenn 
&  Lampe  Ton  der  negativen  Scheibe  weggenom- 
nenwarde,  so  ging  sie  wieder  allmalig  bis  auf 
^'  Wurde  die  positive  Scheibe  dann  bis  zum 
Gläbea  erhitzt,  so  blieb  die  Abweichung  IflP^ 
Bidsfieg,  wenn  die  negative  Scheibe  erhitzt  w-nrde, 
vr/eder  auf  SO^.  Mit  anderen  Metallen  und  ande- 
KU  Flassigkeiten  wurden  dieselben  Resultate  er^ 
lialten.  Bei  Strömen  von  stärkerer  Intensität  war 
der  Unterschied  weniger  sta^k  bemerkbar.  Der 
Versuch  zeigt  jedenfalls ,  dass  bei  dem  Gang  der 
positiven  Elektricität  von  einem  Metall  zu  einer 
Flüssigkeit,  dnnA  die  Temperatur  des  Metalls  kein 
Osterschied  entsteht,  dass  aber  bei  dem  Ueber- 
g>sg  von  einer  Flnssigkeit  zu  dem  Metall ,  dieser 
Joreh  eine  höhere  Temperatur  des  Metalls  bedeu- 
tend erleichtert  wird.     Fikr  die  n^tive  Clektri- 


4a 

eitit  kt  Afts 'Verhalten  natarlieber  Weise  «ntoige* 
kehrt.  i>ie  Verschiedenheiten  von  dieser  Beschaf- 
fenheit nach^diBr  rersehiedenen  Richtung  des  Stroms 
Tcrdtenen  die  grösste  Aufmerhsanh^it. 
El'ektrisclier  Üehcr  die  Fortpflanzung  des  elektrischen  Stroms 
Strom  in Flü8-j„^l^  i,iq„Wa  ist  von  MattenceiO   «i»e  Reihe 

Ton  Versuchen  angestellt  worden«    Die  hierin  nn- 
tersnehten  Umstände  sind  folgendes 

1.  Der  Einfluss  der  Natur  des  flüssigen  Kor» 
pers*     Er  fand,  dass  geschmolrene  Salse  dasselbe 
^  LeitungSTcrmögen   besitzen,    wie    deren   bei  25^ 

gesättigte  Auflösung  in  Wasser,  nnd  dass  in  ei- 
nem Gemisch  von  mehreren  Salzen  das  Gemisch 
das  Leitungsvermögen  des  am  stärksten  leitenden 
Salzes  hat. 
«  -  2.  Jn  Beziehung  auf  das  F'olumen  der  Flüs» 
sigheit  fand  er ,  was  anch  schon  vorher  allgemein 
bekannt  war,  dass  der  Strom  am  so  leichter  geht, 
je  kürzer  der  Weg  ist,  welchen  die  Elektricität  in 
der  Flüssigkeit  zu  durchiaitfe»  hat ,  aber  dass  auf 
dieselbe  Länge  eine  Vermehrung  des  Umfangs 
den  Durchgang  bis  ^u  einem  gewissen  Maximum 
erleichtert,  worüber  hinaus  der  Umfang  keinen 
Einfluss  ausübt.  Die  il4äie'des  Liquidums  über 
dem  Durchgang  des  Stroms  hat  dabei  einen  grossen 
Einfluss ,  so  diss ,  je  h^er  sie  ist ,  der  Umfang 
nm  so  mehr  im  Allgemeinen  erweitert  werden  kann, 
bcTor  das  Maximnm  erreicht  wird,  und  durch  Ver- 
doppelnng  der  Höhe  kann  man  eine  Abweichung 
der  Blagnetnadel  bekommen ,  die  der  entspricht, 
welche  durch  eine  halb  so  hohe  Säule  der  Flüs- 


*)  Ann.  ae  Ck.  et  de  Üiys.  LXVT,  ^5. 


47 

I 


sigkeit  ?on  einer  Sinle  mit  der  4oppelleii  Unzahl 
TOD  Paaren  bewirkt  werden  würde. 

3.  h  BOcksiehi  auf  die  Grösse  der  Oherflaehe 
des  Leiters  in  der  flüs^gkeii ,  so  wird  die  Inten- 
sität mit  dieser  Yermehrt ,  wie  dieses  aneli  schon 
lange  bekannt  gewesen  ist. 

4.  Die  Einwirkung  der  fVärme  fattd  er  Ton 
der  All,  dass  die  Tempiinitnr  bis  sa  einem  ge- 
msen  Maximom  das  LeitnngsVemkögen  der  Fttis- 
s^kif  yermehrt ,  über  dieses  Maximum  hinans 
ikr khne  Verinekrong  mehr  bewirkt«  Je  schlech- 
ter eine  Fliissigkeit  Ileitis,  desto  höher  geht  die 
zur  Erreickiing  des  Marsimnms  nothige  Tempera- 
tor, und  je  besser  Üe  leitet  y  desto  mehr  wird 
das  Leilangsvermdgen  durcli  eine  geringe  Erhö- 
lang  der  Temperatur  Termehrt. 

5.  Die  fWirkung  einer  leitenden  Unterbrechung 
t»  et»er  leitenden  Flüssigkeit.  Die  hindernde 
Wirkung,  welche  metallische  Unterbrechungen 
(Kaphragmata)  in  der  leitenden  Flüssigkeit  bewir- 
l(en,  bat  er  ganz  so  gefunden,  wie  sie  De  la  Rive 
TOT  ihm  angegeben  hat,  und  wie  sie  in  einigen 
dervoibergehenden  Jahresberichten  angeführt  wor- 
if^isU  Matten cci^  hat  daneben  versucht,  den 
Strom  durch  eine  weniger  leitende  Flüssigkeit, 
die  dareh  eine  Schicht  einer  anderen,  melir  lei- 
tenden unterbrodien  war,  zu  leiten,  und  hat  ge- 
hnden,  dass  das  Verhalten  auch  da  ^attfindet, 
^  in  einem  viel  höheren  Grade ,  und  dass  da- 
^i  die  Länge  der  Schicht  Ton  der  besser  leiten- 
den Flossigkeit  keine  sichtbare  TRrknng  ausübt. — 
Eine  besser  iehende  Flüssigkeit,  in  der  Mitte  durch 
(ine  Bcklechte^  leitlende  unteihrochen ,  leitet  wie 
^ie  zuletiei  ermähnte. 


84 

I 

6.  l^erselMdenheUen  in  dem  leichieren  Durch- 
gang des  Stroms  nafJi  entgegengesetxien  Biehiua^ 
gen.  Wenn  die  Leiter  in  der  FliissiglieiC  ua- 
gleicbes  Yolain  haben,  so  gebt  der  Strom  leieh- 
ter^  irenn  die  positive  Elektrieität  von  dem  schmä- 
leren aus  gegen  den  breiteren  oder  dickere]^  g^t^ 
als  wenn  sie  in  entgegengesetzter  Richtung  geht* 
£ben  so  y  wenn  der  Strom,  durch  eine  übergela- 
gerte Schicht  einer  schlechter  leitenden  Flüssig- 
keit über  eine  geht,  die  besser  leitet,  so  geht  er 
leichter ,  wenn  die  -{-  E  von  der  ersteren  aus  zu 
der  letzteren  geht,  als  wenn  sie  in  entgegenge- 
setzter Richtung  geht,  und,  wenn  die  Flüssigkeit 
nur  eine  einzige,  aber  von  ungleichem  Umfang 
in  beiden  Extremitäten  ist  9  so  geht  des  Strom 
am  leichtesten,  wenn  die  positive  Elektrif^ität  von 
der  schmäleren  Extremität  aus  zu  der  breiteren  geht* 
Ist  die  Flüssigkeit  durch  ein  metallisches  Dia- 
phragma getheilt,  so  geht  sie  um  so  leichter,  je 
näher  dieses  der  Stelle  liegt,  wo  die  -{-£  in  die 
Flüssigkeit  geht,  so  dass,  im  Allgemeinen  gesagt, 
der  Strom  immer  dann  am  besten  geht,  wenn  bei 
Un Vollkommenheiten  in  der  Leitung,  die  positive 
Elektrieität  von  der  weniger  leitenden  Seite  aus 
zu  der  besser  leitenden  geht,  als  wenn  die  Rich- 
tung umgekehrt  ist.  Ein  Theil  dieser  Uipstände 
ist  auch  schon  vor  Alatteucci,  besonders  von  De 
la  Rive,  bemerkt  worden. 
JEUktrlcitfttink  'ooi  Jahresberichte  1836,  S.  16  führte  ich  Yer- 
iuftleeren  auche  Über  die  Elektrieität  von  Snow  Harris  an, 
durch  welche  derselbe  die  Erscheinungen  der 
Frictions- Elektrieität  unter  bestimmte  Gesetze  zn 
bringen  suchte ,  und  durch  im  luftleerieQ  Raum 
angestellte  Versuche  die  Meinung  widerlegte,  dass 


49 

die  Lttft  Theil  an  den  Reptttsioneo  Itabe,  die  zvrU 
sehen  gleicli  elektrisirten  Körpern  fitattfinden.  Ei- 
nige Ton  seinen  Yersucben  sind  in  Berlin  *)  wie* 
derlioU  worden ,  dnrcb  welche  sich  Harris  Re- 
sultate bestätigen,  z.  B.  dass  ein  isolirtes  nnd 
elektrisches  Goldblatt  -  Elektroscop  im  Inftleeren 
Raome,  gleichwie  in  der  Laft^  seine  Blätter  trennt 
und  ue  sehr  lange  getrennt  hält,  anch  seinen  elek* 
itisAea  Zustand  nicht  Tcrliert,  wenn  es  nicht 
irged  eben  isolirten  Leiter  in  seiner  Nachbar^ 
scliaftliat,  dessen  ableitendes  Vermögen  fordert, 
dass  der  Abstand  nicht  eine  gewisse  Lange  über- 
steige,  die  sowohl  anf  der  mehr  oder  weniger 
ToUstuidigen  Anspumpung  der  Luft,  als  anch  anf 
der  Tension  der  freien  Elektricitat  jn  dem  Elek- 
troseop  beruht. 

Riess**)  hat  in  derselben  Absicht,  wie  Har-    Blditritche 
MS,  Versuche   angestellt,   nemlich   nm  mehrere ^^^  „^l^,  j,*. 
der  elektrischen  Erscheinungen  unter   bestimmte  stimmte  ma- 
nalhtmitische  Maasse  zu  bringen,    nhd  ist,   wie    Mmm^^ t- 
ejselieint,   mit  mehr  Aufmerksamkeit  zu  Werke       bnclit. 
gepugen,   nm  nicht  durch  unvermeidliche  Beob- 
«cktnogsfehler  irre   geführt  zn  werden«^     Ans  sei- 
ner Arbeit  kann  ich  iinr  die  Resultate,  zn  denen 
sie  geführt  bat,  herTorheben: 

!•  Die  Repulsion  einer  anliegenden  Kngel,  dnreh 
die  Innenseite  einer  geladenen  elektrischen  Batte- 
rie, ist  dem  Quadrate  der  Dichtigkeit  der  ange-  . 
s^naehen  Elektricititt  proportional.  Dagegen  ist 
<}'e  Repulsion  einer,  in  einigem  Abstände  sich 
iM^deaden  Kugel  proportional  dieser  Dichtigkeit. 

')  Poggend:.  Aub.  XLI,  10:2. 
")  Joggend.  Aub.  XL,  3:^1. 
Beneliui  Jahre« -Beridit  XVH.  4 


;  5L  ;]Ue  RepiilMMi  ¥oa.  dur  ioneifiea  Seite  A^ 
Batterie'  gegen  -  eine ,  .atiUegeDde  Kugel ,  weifche  z,  mm 
gleich  von  einer  hielt  elektrisirteii  Kugel  angeza 
•gen  Wird 9  isl  dem  Quadrate.. der  Dichtigkeit  dc^ 
angehäuften  Elehtrieität  proportional. 

3.  Die  Scfalagweite  der  Batterie  ist  der  Dicla 
tigkeit   der  angehäuften  Elektricitat  jMroportional* 

4*  Die' Temperatar-^Erhöhung,  welche  durch  cli« 
>4ttsladuiig  einer.  Batterie  •  Im  Schliessungsdrall t< 
hervorgebradit .  wird  9  'ist  proportional  dem  Pro- 
üuct>  der  Quantität  in  die  Dichtigkeit  der  ange^ 
liäuften  £lektricitttt;[>  ■ 

'  5.  Die  Tenperahii*- Erhöhung  yerschiedener, 
'gleich  langer  Drähte  desselben  Metalls,  durch  wel- 
che dieedlbe  elektrische  Entladung  gegangen  ist, 
verhält  sich  umgekehrt,  wie  die  Bi^juadrate  ihrer 
>  Halbmesser,  oder  die  in  den  Drähten  frei  gewor- 
denen. Wärmemengen  sind  den  Querschnitten  der- 
selben umgekehrt  proportional. 

6.  Die  Ablenkungen  einer  Magnetnadel,  dureb 
den  Draht,  der  eine  Batterie  langsam  entladet^ 
sind  abhängig  von  der  Oberfläche  der  Batterie ^ 
und  nehmen  mit  Zunahme  derselben  ab.  Die  Ab- 
lenkungen itaehsen'mit  zunehmitder  Elektricitäts* 
menge,  aber  in  einem  grösseren  alä  dem  einfii- 
^hen  Yerhaltnifise. . 
Elektrisclier  lieber  die  Löcher,  welche  der  elektrische  Funke 
FuBken.  j^^j  j^^  Ausladung  sowohl  durch  Karten>^  als  Stan- 
niol -  Blätter  schlägt,«  jhat^  O  s a  n  n  ^)  verschiedene 
y ersuche  angestellt.  Er  fand,  dass  durch  Karten 
.nur  ein  Loch,  durch  Stanniol  aber  S  und  biswei- 
len 4  Löcher  geschlagen  werden.      Aus  den  Ab- 


')  Jonni.  fär  pract.  Chemie»  XII,  242. 


51 

freiciiiiiigeii  in  den  von  ihm  angealellteii^'Veiniv« 
chea  worde  er  zu  dem  Reftnltat  geftthvt^  dara 
jede  dieser  beiden  Elektricitaten  ihren  eignen 
Weg  geht^  so  bald  kein  Hindernis»  entgegen  tritt, 
dass  sie  aber  darch  Widerstand  gezvmngett  Wer- 
den, den  kürzesten  Weg  zn  wählen,  welcher 
dann  gemeinschaftiteh  wird.  Er  scheint  Atnp  e- 
re^B  Satz  anzuwenden,  das^  zwei  in  gleicher  Rich- 
hiog  gelende  Ströme  sieh  einander  anziehen ,'  tind 
ifl entgegen  gesetzter  Riehtu^ahstossen,  auch  wenn 
Ton  negativer  and  positiver  Elektricität  die  Rede  ist, 
welche  sieh  dann  anek  einander  abstossen  sollen^ 
wenn  sie  in  entgegen  gesetzler  Richtung  gehen  und 
dadorch  veranlasst  werden,  dass  bei  starken  SchlS- 
gen  jede  ihr  Loch  in  den  Stanniol ,  bis  za  limien*- 
weiter  Entfernung  Ton  einander,  schlag«).  'Alife^ 
Aoslegnng  würde  Ampere  sehr^ bestriiiiffett^ 
er  spricbi  nvr  TM/ einer  einzigen  B^ktricttif , 
<nid meint,  dass,  wenn  &  Strimie  von-^-S  den«^ 
selben  Weg  nehmen,  sie  sieh  einander ^«nziehen^ 
^r  abgtossen  wenn  sie  sich  begegnen;  »v  £s  .|Ssst 
Unit  keiner  Ansicht,  von  der  Natnk"  Atk  eleh^ 
^isclien  Stroms  reimen,  dass  siek^^E  nvkd  -^£ 
u  entgegen  gesetzter. Richtung.' einander  abstosi^n 
sollten,  ubd  welche  Erblärang  man»  ai^efa  über  die 
Entstebong  der  doppelteil  .Jböohffr  <iind:  ihrefr  in 
entgegen  gesetzte  Hiditilng  ansgebogenen  Ränder 
wiUen  mag,  so  Jsaon  dacli  didiRtepnlstön:  zvf4<> 
ficbcii  ^£  und  --;  £  .liiemals  Gehöv  ^rUn^en  nnH 
niemak  Anlass  gebch,  mit  Osann  den  SatSE  zn 
verwerfen,  dass' sieb  die  entgegen  gesetzten'  ESleb- 
^icitaten  iii  des^  elektrisdijen  Tunken  neuCiialteir«!!« 

Die  Frage,  über  die  Ercegnng   derhydKi^lek^      Gontact- 
^Iwhcn   Efftebmoungen  i0t:forrtf^rend'  nöcli'^Wnk  Elektricität. 


. ' 


52 


GegeiiftUad  4es  Stmts«     In  mehreveD  TOfliei^e^ 
liendeo  Jahresbericbten  habe  ich  der  Einwürfe  er^ 
wiyknt.,  welche  gegen  die  Existenz  einer  Contacti 
Elektricitätgemacht  worden,  während  mau  dieWirk^ 
licbhcit   der  elektrochemischen  Theorie    annimml 
nnd  den  elektrischen  Strom  auf  hydroelektriscfaein 
W^ge  von   den   dabei   in  Wirksamkeit    gesetzten 
chemischen  Verwandtschaften,  herleitet.    Ich  habe 
dabei  bemef'kt,   dass,   wenn  die  elektrochemische 
Theorie  einigen  Grand  habe,    sie   als  eine  Noth- 
wendigkeit  die  Gegenwart  von  Contact-Elektrici- 
tät  Toranssetzt ,  nnd  dass,  wenn  die  Begriffe  rich- 
tig gefasst  werden,  die  Eutstehnng  der  hydroelek« 
irischen  Erscheinungen   ans   der  chemischen  Ver- 
wandtschaft oder  aus  der  Contact-Elektricität   im 
Ganzen  liichts  anderes  ist,    als   ein  anderer  Aus- 
druck für  eine  und  dieselbe  Sache,  und  ich  wage 
zu  behaupten,  dass  der,  weicher  eine  elektroche- 
mische Theorie  annimmt,  und,  die  Contact-Elektri- 
citat  vevwerfönd,   die  hydroelektrischen  Erschei- 
nungen von  chemischer  Wirksamkeit  ablötet,  sich 
üb^r  die  elektrochemische  Theorie  in  ihrer  Ganz- 
heit keinen   consecjuenten  Begriff   gemacht  fiabe^ 
die,    indem  sie  die-  chemischen  Verwandtschaften 
in  die  gegenseitigen  eleklrisichen  Relationen   der 
Körper    legt,    voraussetzt,    dass    diese-  entgegen 
gesetzten. Relationen   sich  zeigen  und  in  die  Art 
▼on  Wirksamkeit  treten,  welehe  von  den  Umstan- 
den gQ9tattei  wird,   so  bald   sich  die  Körper  be- 
rühren.     Es  ist    zu    einer  Art  Jargon    geworden, 
Volta's  Versuche   über   die  Cöntaet>^Elektricität, 
als  zu  unrichtigen   Resultaten   führend,    zu  rer- 
werfen,    indiim   man,    nur  auf  dem   Grund  von 
S^ßhlttsssatzen  und  ohne  einem  einzi^n  bündigen 


53 


VeKQck,  erUirt,    da«»  fie  ron  Voita  gefooiene 
ElektriciCato-Entwickelnng  daron  herrühre-,    dass 
das  Ziols  daa  Wassergas  der  umgebenden  Luft  zer- 
setze.    Eine   solche  Behandlung    Ton   wichtigen 
Ponkten   in   den   Grundlefaren  der   Wissenschaft 
erfolgt  immer,     wenn   man   nicht    zu   erforschen 
sucht  was   ist,    sondern  nur  Beweise   sucht   f&r 
eine  Hebung,    auf  die  man  gefallen   ist  und  die 
mo  duchans    zur  Wahrheit  machen    will*      Ein 
allerdings  sehr  gewohnliches  Verhalten,  welches 
aler,  durch  Beiseitesetzung  der  unpartheüschen 
Prufong   des   Forschers,    öfterer  irre  fuhrt,    als 
man  yermuthet*       In    mehreren    Torhergehenden 
Jaliresberichten    hahe   ich   hei   der   Beschreibung 
von  Faraday's    merhwiirdigen  Versuchen  in  der 
Elektricitatslehre  seiner  Erfahrung  erwähnt,    dass 
eise  aaf  der  Oberflache  gut  amalgamirte  Zinhscheibe 
in  einer  Terdnnnten  Schwefelsäure  nicht  das  Was- 
ser zersetzt   und   kein  Wasserstoflgas   entwickelt, 
^8s  aber  in  dem  Augenblick,  wo  sie  in  der  Flüs- 
sigkeit mit  Platin   berührt   wird,    das  Zink   sich 
^t^^ürt  und  von  dem  Platin  sich  Wasserstoflgas 
cntwiekelt.     Um  hier  zu  beweisen,  class  es  nicht 
tm  dareh    die   Berührung    zwischen   Zink    und 
Pktin  entstandene  elektrische  Relation  sei,  welche 
QK  Qnter  dem  Quecksilberüberzug  schlummernde 
Verwandtschaft  des  Zinks  rege  mache,  erdichtete 
J^tniell  den  Umstand,   dass  das  Zink  im  amal- 
gsmiiten  Zustande  wohl  noch   das  saure  Wasser 
zersetze,  sich  aber,  wenn  ich  es  so  nennen  darf, 
"iit  einem    Blatt    von  Wasserstoffgas    überziehe, 
welches  dann  den  Zutritt  der  Flüssigkeit  meclia- 
^iseh  Terhindere,  dass  aber,  wenn  das  Platin  hin- 
zukomme, und  die  Abscheidnng  des  Sauerstoffs 


54 


unä  Wassentoffs  dnreli  dea  clektrlseluen  S^m 
auf  uttgleidien  Stellen  erfolge,  das  Blatt  rer- 
aehwindev^  und  das  Platin  mit  Wassers tofigasbla- 
sen  hmgebcn  iverde^  .  Solche  Erlslärongcn  glei- 
chen qngefahr  dem  Verfahren  Ton  denen ,  welche 
die  Hand  Tor  die  Augen  halten  j  um  nicht  das 
zu  sehen ,  von  dem  sie  nicht  wollen  ,  dass  es  so 
aein  soll ,  wie  es  ist.  Za  diesem  hieinen  Ausfall 
gegen .  Einseitigheit  In  der  wissenschaftlichen  Be- 
weisführung bin  ich  diirch  einige  Tortreffliche 
Versuche  gefilhrt  worden,  welche  von  Fechner  *) 
zur  Darlegung  der  Wirklichkeit  der  durch  Con- 
tact  hervorgebrachten  Elektricitäts  -  Entwickelung 
angestellt  worden  sind.  Der  Raum  gestattet  hier 
nicht,  die  verschiedenen  Wege  zn  beschreiben, 
auf  denen  er  sie  constatirt  hat^  ich  kann  in  die- 
ser Beziehung  nur  auf  die  Abhandlung  hinweisen, 
die  kein  vorurtheilsfreier  Forscher  ohne  die  lieber- 
Zeugung  durchliest,  dass  Fe  ebner  bewiesen  hat, 
was  er  zu  beweisen  beabsichtigte,  nemlich  die 
Existenz  von  contact- elektrischen  Erscheinungen^ 
auf  die  Weise  und  in  der  Ordnung  zwischen  den 
Körpern,  wie  sie  nach  Volta's  Versuchen  ange- 
geben waren«  Bfittelst  einer,  ihm  ganz  cigcn- 
thiimlichen  Vorrichtung  hat  Fechiier  diese  Er- 
scheinungen nicht  nur  zwischen  Kupfer  und  Zink 
dargelegt,  sondern  auch  zwischen  Silber  und 
Kupfer,  Gold  und  Kupfer,  Gold  und  Silber;  in 
welchen  Fällen  keine  Zuflucht  zu  einer  Oxyda- 
tion auf  Kosten  der  Luft  ^  und  des  Wassergases 
unter  keiner  anderen  Bedingung  genommen  wer- 
den kann,  als  wenn  man  eine  solche  rein  erdlch- 


*)  Pog^gend.  Aan.  XLI,  %Z^. 


5& 

fen  wollte^  um  die  Mesavngv  iHtts  Contoet-Eleetrl* 
eiUt  wellt  exUtire,  fccBlfttfligeo  Ea  kUimiin» 
Fecliner*)  bat  ferner  aaf  .cxiMifniieiitelUm  Weg^ 
aiie  die  Hanptversuclie  dorckgegangen-,  nultelal 
deren  A.  delaRivesa  bev? eisen  gkable,  dass 
Contact-EIektricital  nicht  stattfinde.  Fechner 
liat  dabei  De  la  Riye'is  Versuche  abgeändert  and 
a&cligewiesen ,    worin    entweder  seine  Erfahrnng 

oder  «eise  Benrtheilung  fehlerhaft  gewesen  ist«- 
Em  ühaliche  Revision  der  Theorie  von  den  hy- 
droelektrischen Erscheinangen  ist  anch  von  Pf  äff 
imternommeu  werden,  der  dabei  aneli  Faraday^s 
Angaben  einer  Kritik  untcrworfea  hat,  PfafFa 
Arbeit  ist  besonders  abgedrudkt^  miter  dem  Ttr 
teil  Revision  der  Lehre  vom  Galvani-Voltaismas. 
£s  baDD  nicht  in  dem  Plan  dieses  Berichts  liegen^ 
in  das  Specielle  dieser  Arbeiten  einzugehen  9  auf 
welche  ich  daher  den  Leser  verweisen  mnss^  ich 
babe  nur  hinzufügen  j  dass  die  Wissenschaft  sieh 
Glück  za  wünschen  hat^  Männer  zu  besitzen, 
welche  mit  dieser  ruhigen  und  gründlichen  Prü- 
fung nicht  einen  gewissen  Satz  zu  beweisen  oder 
zu  widerlegen  suchen ,  sondern  das  an  den  Tag 
ziebeo,  was  nach  unserem  Urtheilsvermögen  das 
Beebte  zu  sein  scheint. 

Ponillet  ^"j   hat    eine  Reihe  von  Yersnehen Bcatimmiingeii 
angestellt,    um  die   Wirkungen  des  ky<*'oelektri- ^«^y^*^^^^^ 
sehen  Stroms  auf  genauere  mathematische  Restim«    lektriachen 
iQQDgeo  zurückzuführen,  woraus  er  folgende  Re«      Stroms. 
soltate  ableitet  I 

i*  jjDie  Intensität  des  Stroms  von  einem  ein- 


-u. 


')  Poggcnd.  Ann.  XLII,  461. 
')  PoggeadU  Ann.  XLIL,^  n\ . 


56 

xigeil  hydroäektriselien  P^ar  verhilt  sieh  mng^- 
kehrt,  wie  die  wirkUehe  Länge  des  Strome ,  uim.d 
dieser  Strom  Termag  eiae  constante  elektrodyna- 
miecke  Wlrkang  anssnüben. 

2. ,  Wenn  eine  Ableitung  statt  findet  mittelst  noch 
eines  Leiters  j  der  auf  2  Punkten  des  ersten  an^ 
gewandt  wird,  so  nimmt  der  nrsprüngliche  Stronm 
an  Intensität  zn^,  und  der  Hauptstrom  y  d.  b«  der 
Strom  in  dem  Theil  des  Leiters ,  welcher  ausser- 
halb der  Ableitungsponkte  liegt ,  wird  stärker  als 
der  ursprüngliche. 

3,  Die  Intensität  in  dem  Strom  durch  den  Ab- 
ieiter ist  dem  Abstände  zifvischen  den  Ableitung^- 
punkten  proportional.  Bei  gleichem  Abstände  Ter- 
hält  sich  die  Intensität  dieses  Stroms  umgekehrt^ 
wie  der  Durchsehnitt  und  das  LeitungSTermögen 
in  den  Ableitungspunkten« 

Die  Summe  der  Intensität  des  getheihen  Stroms 
ist  gleich  der  Intensität  des  Stroms  ausser  den  Ab- 
leitungspunkten. 

4.  Dasselbe,  was  in  1.  angeführt  wurde,  gilt 
auch  (ur  den  Strom  Ton  mehreren  zusammenge- 
legten Paaren,  d.h.  für  eine  elektrische  Säule. 

5.  Wenn  ein  tind  derselbe  Metalldraht  mehrere 
elektrische  Säulen  von  gleicher  oder  Tariirender 
Intensität  auf  einmal  ausladet,  so  gehen  diese 
Ströme  neben  einander,  ohne  eine  besondere  Mo- 
dification  zu  erleiden,  woher  es  komml,  dass, 
wenn  mehrere  elektrische  Entwickelungsquellen 
zu  einer  Ableilung  rerbunden  werden,  sich  die 
Ausflüsse  addiren  oder  neben  einander  gehen,  ohne 
sich  einander  zu  modificiren.  -~  Dadurch  sucht 
Pouillet  darzulegen,  dass  die  Dräht^  nicht  mit 
Wasserleitungsröhren    yergleichbar  sind,  welche 


\ 


'67 

Bit  finem  SlM»m  gefUlt^  tMht  mehr  als  dieB« 
anizuiekmeii  verrnJigen«  Eine  solche  Yei^leichang 
wäre  aocb  la  jeder  Hinsickt  vmiilässig ,  in  so 
fern  man  sich  nicht  einen  elat tisch  ausilehnssmea 
Cuial  mit  gegebenem  Za-  nnd  Abflass  Torstellt^ 
wo  dann  die  Vergleichung  anwendbar  war* 

Ponillet*)    hat  yersncht,    die  Intensität  des     RelatiTei 
£tliiiagBetisnius  als  ein  gemeinschaftliches  ^^^^^  q^^^m  ^ 
Rr  logleiche    elektrische    Ströme    anzuwenden,  Elektricitit  in 
lof  die  Weise ,  dass  man  in  einem  elektromagne-    ^suömem  "^ 
tfsclien  Multiplicator  denselben  Abweichnngsgrad 
der  Magnetnadel   Tcrmittelst  der  Rednetion    des 
Starkeren  Stroms  zn   einer    geringeren   Intensität 
durch  Yerlängernng  des  Leiters  henrorbringt,  nnd* 
diese  Verlängerung  misst. 

Als  Leiter  gebrauchte  er  einen  Platindraht  von 
0,144  Millimeter  Dicke  und  200  Millimeter  Länge. 
Eine  zwölfpaarige  elektriscke  Säule  wurde  durch 
ein  Stück  Ton  diesem  Platindraht  entladen ,  wel- 
thtA  Yon  solcher  Länge  abgemessen  wurde ,  dass 
die  Magnetnadel  in  dem  zugleich  als  Leiter  ange- 
wandten Multiplicator  16^  abwich.  Dasu  waren 
180  Meter  Platindraht  erforderlich.! 

Zar  Erregung  des  elektrischen  Stroms  wandte 
er  nnn  ein  thermoelektrisches  Paar  von  Wismuth 
«nd  Kopfer  an,  mit  einem  Temperatur-Unterschied 
in  seinen  beiden  Juncturen  Ton  -^  42^^6.  Um  die 
Abweichung  auf  16^  zu  bringen,  konnte  von  dem 
Strom  keine  grössere  Länge,  als  21  Meter  yon 
ciaem  Kupferdraht  von  1  Millimeter  Dicke  (den 
iMit  in  dem  Multiplicator  mit  eingerechnet)  durch- 
hnfen  werden.    Da  das  Leitungsrermögen  in  dem 


')  Pagffend.  Ann.  XLII,  297. 


gWisser  ist^  aU  in.  dem'Platioiiahiy  s0  Jiereehnete 
ar  d«^ags ,    d^a  der  .ungeTTftndle'  hydroeleklrisclie 
Strom   113,924:  Mal.  so  stAvk  seü^  als  der  Strom 
eines    thermo^lehtriscliea   Paars,  von  Kupfer    und 
Wisi6utli9'    mit    einein  Thermometiei^rad   Unter* 
achied  in.  den  •  Junctuiren  ^    diincli   einen  Kapfer- 
draht.  Yoni  21  Meter  Länge  und  1  Millimeter  Oicke 
geleitet«.      Dureli   Anwendung  einer  solelien   Me- 
thode beistimmte   er,    dass  .daa  Leitungsvermögeii 
des   Pldtil^s  2,546^680  Mal  grösser  ist,    als   das 
LeitungS;y«i^$geH  einer  gesättigten  Auflösung  tod 
schwefelsaurem  Kupferoxydf  «las  vom  Kupier  iiber- 
trifft  das  letztere  16,  und  das  yon  Palladinni  mehr 
als  30  Millionen  Mal.     . 

Wenb.eine  -gesättigte  Auflösung  Ton   schwe- 
felsaurem Kupfcroxyd  ein 
Leitnng&veiHüögen  von     w  .  «     .'  .     .    =1,00 
hat,  so  wird  dieses  nach  der  Yerdüniiungmit 

ihrem  gleichen  Volum  Wassers      ^=0,64^ 
ihrem  zweifachen  Volum  Wassers  =0,44, 
ihrem  vierfachen  Völum  Wassers    =0,31. 
Eine  gesättigte  Auflösung  von  Zinkvitriol  ^=  0,417. 
Wasser  mit  eimem  V^ocoo  Salpeter8äure=:  0,015. 
Beines  Wasser    •••..•..  r^  0,0025. 
Durch    andere    Messungs -Vorrichtungen   hat 
Pouillet  zu  zeigen  gesucht,  dass  die  Menge  von 
£lehtriei täten ,    die  zur  Zersetzung,  von  1  Gramm 
Wasser  erfordert  wird ,    13,787  Mal  grösser  ist, 
als  der  Strom,    welcher  in   einer  Minute  von  ei- 
nem   thermoelektrischen    Paar   von    Kupfer   und 
Wismuth  mit  10  Meter  langen  und  1  Millimeter 
dicken  Kupferdrähten  und  100^  Temperatur -Un- 
terschied zwischen  den  Junetucen,.  entwidkelt.wird. 


«» 


Erfand  fetn^r^  diml  ein  MMa«hy.»lvfel«b#^  «fit 
nissea»^  in  Qneclstlfaer  gHaimhltti  vflnideii  eiiie 
Siele  •  anslade t  ,  dieselbe»  ?H iBdcrnisbc!  -  •  Ireivirkl) 
wie  eini(|]pferchraht,\  der  IMiilinelee  dicfli  und 
11  ffancÖBisehe  Meilen  lang  ist  ^  lind  *  das»  iwei 
Finger  an  derselben  Hand ,  wenn*  sie  befendttet 
uBd  ZQ  y^  öder  ^2  ▼on  der  Länge  des  ersten  Fin- 
geTglieleB  jeder  in  eine  Tasse  mit- Qncckfcill/er 
getaoeM  werden ,  denseftcn  WideMand  leisten, 
irie  eia  solclter  9  77!  Meilen  laoger  Knpferdralit. 
Die  Sfromsläilie.yf  Welclie  zur  Herv.orbringang  des 
ersten  Gefälrls  -bei  eiiidr  Person ,  die  die' Säule 
entladet,  erfordert  wird,  J8  Us  20  Mal  verstärkt, 
iringt  elektrische  'Wirb nngcn  berfor,  die  kaum 
ansgekalten  werden« können.       ... 

Becquerel*)  hat  nittelÄt  eines  yon  ibm  er^ 
fundeoen  Instruments,  welcbes  er  die  elektromag- 
netiscbe  Wage  nennt,  die  Quantität  der  Terscbie- 
denen  elebtriselien  Ströme  %n  vergleiclien  versneht. 
Dasselbe  ist  eine  cmpßndlicbe  Wage,  die  unter 
jeder  Schale  einen  Magnet  bat  und  damit  ins 
Gleichgewicht  gesetzt  ist^  Die  Magnete  sind  mit 
Glasrohren ,  worin  -sie  sich  frei-  auf  und  nieder 
uewegen  können,  umgeben.  Jedes  Glasrohr  ist 
init  einem ,  mit  10,000  Windungen  seidenm- 
sponneaen  Kupferdrabt  umwickelt,  und  der  Draht 
geht  von  dem .  einen  Rohr  zu  dem  anderen  über; 
^in  elektrischer  Strom  kann  dann  durch  beide 
Zugleich  geleitet  werden.  Wenn  die  Magnete  so 
sofgehängt  sind,  dass  durch  die  Polarität  in  die- 
sen Maltiplicatoren  der  eine  nieder  gezogen  Und 
der  andere  aufwärts   gestossen   wird ,   so   rerliert 


')  Joggend.  Ann.  XLII,  307. 


60 


die  Wage  ihv  Gieicligiiwicbt^  und  die  Qnantitlf 
des  Strams  Jsaim  mit  dem  GeTricli^  gemessen  ^rer 
den  9  nvclches  zur  Wiederberstellung  des  Gleich^ 
gewicbts  erfordert  urird.  Aof  diese  Weise  kön* 
nen  Tersehiedene  Ströme  dadurch  yergliclfeeii  irer« 
den,  dass  ihre  yerschiedene  magnetische  Polaritäl 
in  Gewichtsmengen  ansgedräckt  Wird. 

Baron  Wrede^)  hat  sich  einer  ähnlichen  Me- 
thode  auf  folgende  Weise   bedient:    Sein  Galra- 
nometer  besteht  aus  einem  12  DecimalzoU  langen 
Stob  Ton  Holz,  der  horizontal  auf  dieselbe  Weise, 
wie  eine  Gauss' sehe  Deklinations »IVadel ,   aufge- 
hangen,   und  gleich   wie  diese  mit  einem  Spiegel 
yersehen  ist ,  in  welchem  das  Bild  einer  in  Milli- 
meter getheiltcn  Skale  durch  ein  Femglas  betrach- 
tet werden   kann.     An  dem   einen  Ende  des  Sta- 
bes   sind   2   astatische    Magnetstabe    von   6  Zoll 
Länge   und  y^.  Zoll  Dicke   angebracht,    der  eine 
über  und  der  andere  unter  dem  Holzstab,  in  ei- 
ner Entfernung  von   ungefähr  1  Zoll    von  einan- 
der, und  so  gebogen,  dass  sie  Segmente  von  dem 
Kreis  ausmachen,    welchen   das  Ende  des  Stabes 
während   der   Oscillationen    durchläuft.      Als  Ge- 
gengewicht sind   an    dem  anderen  Ende  des  Sta- 
bes 2  astatische  Magnetstäbe  parallel  mit  demsel- 
ben befestigt.     Das  Ganze  macht  also   ein  astati- 
sches System  von  4  Magneten  aus ,  woTon  2  pa- 
rallel sind  mit  der  Linie ,    die  als  Achse  des  Sy- 
stems betrachtet  werden  kann,   und  2  rechtwink- 
lich  mit  dieser  Linie.     Der  eigentliche  Multiplica- 
tor  besteht  aus  2  Messingröhrcn  yon  etwa  1  Zoll 


*)  Eine   Ton  ilmi    für   den  Jaluresbericht  gütigst  mitge- 
theilte  Angabe. 


61 


Uiige  md  y^  Zoll  Dimhibcflser,  jede  «mwicMt 
mit  BDgeftkr  fiOO  Wnidungen  vwk  einem  übe»* 
spooneaen  KnpferdnJit.  Diese  Rökren  sind  auf 
die  Weise  an  dem  Instmmente  angebraclit^  daas 
sie  die  beiden  Enden  des  unteren  gebogenen  Mag^ 
Beten  umfassen ,  obne  ibn  jedoeb  zd  beriibren« 
Wird  ein  elektrischer  Strom  dareb  den  Mnltipli* 
e^tor  geleitet ,  so  muss  er  streben,  den  in  dem« 
selhtn  gelegenen  Magneten  parallel  mit  sieb  selbst 
20  Airen  und  folglich  das  ganze  System  in  ei- 
nen Winkel  dreben,  dessen  feirösse  auf  der  Skale 
gemessen  werden  kann. 

Die  Yortbeile,  welche  dnreb  diese  Constmction 
beabsichtigt  Tvurden,  sind  Torzitglieb,  dass  der 
Deviationswinkel  mit  der  mögliebst  grössten  Ge« 
BanigMt  gemessen  werden  kann,  und  dass  die 
Länge  des  Stroms  relatiT  zu  der  Anzahl  von  Win« 
düngen,  mögliebst  klein  wird.  In  dem  Znstande, 
in  welchem  das  Instrument  nun  beschrieben  worden, 
ist  es  s#empfindlicb ,  dass  es  zur  Messung  nur 
solcher  Ströme  angewandt  werden  kann,  die  eine 
anssent  geringe  Intensität  haben.  Als  Beispiel 
der  Empfindlichkeit  des  Instruments  mag  ange- 
(obrt  werden,  dass  ein  Temperatur« Unterschied 
Tonl6y2^  zwischen  beiden  Verbindungen  an  einem 
^ermoelektriscben  Paar,  ans  einem  Kupferdraht 
^i  einem  Eisendraht  bestehend,  dem  Instrument 
emen  DeTiationawinkei  »rtheilt ,  der  708  Millime- 
bit  beträgt.  Da  nun  Zehntheile  Tim  Millimetem 
obne  Schwierigkeit  bestinänbar  sind,  so  folgt  dhr* 
^BS)  dass  der  elektrisdie  Strom,  welcher  dureh 
tintn  Temperatur  -  Unterschied  Yon  16^4  Graden 
zwischen  beiden  Yerbinduiigen  an  einem  eiufai^^en 
Paar  Ton  Kupfer  und  Eisen ^  fiber  7000:Mal  stär- 


13 

/ 

dem  Intftraineiite/bto^oliMVkaiiii^*— ^  i  Ein  eiirfa-» 
^liesiPaar.  voü./S^wniiith  übd  AnliiDdii  gibt'  bei 
einem  Tempeinitur- Untersebied  von  16^  einen 
elektriscben  S^fom^  welcber  'zu  stark  ist,  um  auf 
dem  lostruBiente  genießen  werden  zu- kennen. 

Um,  aiob. dieses.  .Inatramcntä  zur  Messung  stäiv 
kerer  .Ströme  bedienen  zu  können^  wird  binter 
denselben  ,ein  Magnet  angebracht ,  desien  Attra- 
eltott'zn  dawr-teinen  von  ibeiden^  als  Gegengewicht 
dfaudclndeh  Magnaten  dem  ganzen  System  eine  di« 
rigirendet  Kraft  ertheilt,  die  der  deviireuden  ent^ 
gegenwirkt.'  Diei. Empfindlichkeit  des  Instruments 
kann.'dainii.  inAeh.firefalteh'  durch  Näherung  oder 
Entfernung  des!  Magnets  inodificirt 'werden^,,  und 
die  RcBultaJe  der  Messungen  vbei  Terscbiedaier 
Empfindlichkeit  könjuen  durök  Ausmittelüng  der 
OsoillatiofiazeitcnämD^er  mit  >  einander  vergleichbar 
gankaefat  werdeii.  '•.<:•:  ' 
Vennche  üher  >     Im  <  Jak nssberioble   1837.  S..38   ervi'Khnte    ich 

An^ilc*'das8**"^®^^*'*"^*'  T«irBe6ifu;er45ij.  wodurch  er  dar- 
durck  die  y er- gelegt  zur  haben  glaubtet  ^ '  daiss<  dui*ch  die  Verbia* 
bmdung  TOD  jmig  eipe*  flüssigen? ^iuFe  mit  einem  aufgelösten 
kali  ein hydro- Alkali'  byc5roelektrische^  Erscheinungen  hervorge- 
Slektriscker   bracht  mrdeii.    Veirra6lftemnMokr(Jakresb.l83S 

Strom  ent-     ^     «        *.  » 

stehe.  Sr^  i37):fahitett-  zu»  dem  Resultat ,  dass'  d7e  Verei- 
nigung .  keinen.^  elekirfsbheh  tiStifo«  hervt>rbringe« 
Dies!  ]bat  eine  neue  fitsdtiesito  über  diesen  Gegen* 
•ftatid.Veteinlaast.  Jl.:II.^3aeDbl'')  und  D^nlk**) 
haben,  4blsselbb:rResullaiyi>vie  Bcic qui&r el'l erhalt 
ten  9  dasS'.'niemliGh  bet  eintoißDiiutructionr  von  Plfr» 


61 


fin,  KaKIaoge^  Sftlpeteraame ,  .Pbtiil'*(^ir  imslclier 
die  Phtiostücke  im  ieiteniet  Verbirfdttiig  stebeii^ 
Dfld  die  Vermisdiaiig' der  •  Säwe  mil  ^d^- Lauge 
durch  eloe  mit  Lauge  darchtriqckfc  Xvriskhen^/imM 
Ton.Thon  verhiitdert  wird),  das  Platin  in  denk 
Kali  Stnersloffgas  entwickele ,  *  nrähvend  sich  um 
das  entsprechende  salpetrige  Sänre  ansammele  $ 
rn^d  der  Letztere  scbiiesst  daraos ,  dass  es  4ils 
hewitscA  zu  faetraditen  sei  ^  •  dass  die  Verein!- 
güDg  der  Säare  mit  dem  AUckK-  einen  elektrisolien 
Strom  beryonbrifige.  Hierbei  scheint  jeduchdie 
ErUaroAg,  welche  ich  davon  im  Jahresberichte 
1837  gab ,  die  allein  anwendbare  aui  sein ,  nem- 
lieh  Contact-Elektricität,  hermrgebrackt  toA'  ei- 
nem Metall  und  2  Flüssigkeiten  rok  entgegen  ge*- 
setzten  elektrischen.  Relationen ,  woron  ■  seboii 
liogst  yiele  Beispiele  bekannt  sind.  Hiermit 
stimmt  auch  Pf  äff  ^)  äberein«  Sobald  die  Platin* 
Stücke  in  leitende  Verbindung  gesetzt  werden, 
entsteht  ein  elektrischer  Strom,  in  der  LaiTge  geht 
Saaerstofll  nach  der  positiven  Seite,  und  Wasser* 
Stoff  in  der  entgegen  gesetzten  tlichtung,  in  ddr 
Säare  geht  Sauerstoff  in  derselben  Richtung  nnd 
salpetrige  Säor^  tu  -der  entgegen- gesetzten,  ti^t 
Wasserstoffs  der-  Lange  nimn&t  den  Satt^rMoff 
ier  Säiire.anf,  und  das  EndresüRaf  ist  $aü^ 
stoffgas  und  salpetrige  Säure.-  Mohr*^)  hat  alle 
Erscheinniigen  noch  näher  studirt^  und  hat  ge* 
^ij  dass  mit  Salpetersäure  ttnd'Wllss«i*j  und 
dieoso  mit  Salpetersäure  «nd  Kuli,  'riti^'elektri- 
«eher  Strom  in  det  Tt>n  &et^querel  ai^gf6belien 


*)  Poggend.  Ann.  XL,  443; 
")  Poggend.  Ann.  XUI>  76. 


64 

Rielitmig>v«iifantlit^  dMs  «r  abiev  weder  von  Ka| 
noch  Was^i^  mit  eiii<»  «adefeii   Saure  entstchei 
Es  kann  aUa.  keine  Sättigungs-Erselieinung    dc^ 
Säure  mit  dem  Alkali  sein,  die  den  Strom  hervpri 
bringt^  sondern  es  ist  eine  Eigentbiunlichkeit  Aet 
Salpetersäure*     Sind  die  rerscbicdenen  Flüssigkeit 
ten  Schwefelsäure  und  Salpetersäure,   so  entstellt 
ein    elektrischer  Strom,    er  ist  aber  umgekehrt^ 
und  das   Sauerstoffgas    eatfviekclt  sich  dann   auf 
dem  Platin  in  der  Salpetersäure,   was  auch  mit 
den    relativen    elektrischen   Relationen   des  Kall's 
und  der  Schwefelsäure  übereinstimmt.  Von  SchvFe- 
felsäurc  und  Kochsalz  kann  kein  elektrischer  Strom 
heryorgehracht    werden    (Alme's   Versuch,    Jab* 
resb.  1837,  S.  40).     Mohr  hat  also  nach  meiner 
Ansicht  Tollgültjg  bewiesen,    dass    es  nicht  die 
Sättigung  ^er  Säure  mit  dem  Alkali  ist ,  welche 
dea  elektrischen  Strom  hervorbringt. 
Hydroelektri-       An  den  hydroelektrischen  Apparaten  sind  meb- 
ichc  Apparate.  ,.^yß  Verbesserungen  ausgeführt  worden.  Young*) 
hat  eine  einfache  und   zweckmässige  Art  gezeigt, 
wie  Ziuk-  und  Kupferscheiben  so  zusammenzufii* 
gen  sind,   dass  alle  Aussenseiten  gleichzeitig  zu 
wirkenden  Thellen  der  hydroelektrischen  Batterie 
werden ,  welche  bei  dieser  Construction  nicht  der 
abg^theilten   Zellen  bedarf^    sondern , .  gleichwie 
bei  Harens  Apparat,  .In  einem  hölzernen  Rahmen 
fest  zusammengefügt  und  beim  Gebrauch  in  einem 
gemeinschaftlichen  Trog>  der  die  Flüssigkeit  ent- 
hält, eiiigesenkt  wird.     Fife**)  hat  die  Wirkung 
der  verdüi^ntea  Schwefekäare  mit  der  von  schwe« 


OL.  and  E.  Phil.  Mag.  X,  iLkl. 
**)  L.  and  £.  PhU.  Mag.  XI,  145. 


65 

felsaorem  Kapfcroxyd  yerglklien  njid  gefunden^ 
dass  bei  gleicher  Quantität  ScWefelsäürc  in  bei-* 
den,  das  letztere  einen  6  Mal  grösseren  Effect  gab« 
Das  scbwefelsaure  Kapferoxyd,  mit  seinem  Aeqni« 
Talent  Salpeter,  gab,  durch  Bildung  von  salpe- 
tersaoreni  Kupferoxyd,  welches  viel  wirhsamer 
als  das  schwefelsaure  ist,  einen  8,4  Mal  go  grossen 
Effect  wie  yerdiinnte  Schwefelsäure ,  und  schwe* 
fekaofes  Kupferoxyd  mit  Kochsalz  einen  7,9  Mal 
50  grossen.  Dazu  hommt,  dass  die  Kosten  dieser 
Salze  mit  Eiiirechnung  der  geringen  Abnutzung 
der  Zinkscheiben  nicht  halb  so  gross  sind ,  wie 
die  bei  Anwendung  von  Schwefelsäure.  Fifc 
fand,  dass  man  bei  Anwendung  d^s  schwefelsan- 
NU  Knpferoxyds ,  entweder  allein  oder  mit  Salr 
peter  und  Kochsalz  gemischt ,  blank  gescheuerte 
Platten  von  Eisenblech ,  anstatt  Zink,  gebrauchen 
I:ann,  mit  einer  beinahe  so.  gleichen  elektrischen 
Kraft  in  der  Batterie,  dass  die  Zinkplatte  sich  in 
diesem  Fall  za  der  Eisenplatte  yerhielt  wie  S6 :  25, 
was  die  Kosten  der  Versuche  mit  hydroelektri- 
schen Batterien  noch  niedriger  stellt.  Uebrigens 
1I1QS8  bmzngefiigt  werden ,  dass  bei  allen  diesen 
Vennchen  nicht  von  der  Anwendung  solcher  Schei- 
ie^vande,  zwischen  Zink  und  Kupfer,  wie  sie 
Daniell  (Jahresb.  1838,  S.  35)  anwandte,  die 
Rede  war,  sondern  es  wurde  hier  die  Flüssigkeit 
als  eine  ununterbrochene . Masse  angewandt,  'so 
^^^s  also  die  Kupferlosung  unmittelbar  sowohl  das 
^isen  als  das  Zink. berührte. . 

Mull  ins*)  hat  darzulegen    gesucht,    dass  in 
^^^  bydroelektrischen    Batterie    die    Fläche    des 


')  E.  and.   L.  Phil.  Mag.,X,  281. 
Benclius  Jahres -Bericht  XVII.  5 


66 


Magneto- 

elelstrische 

Strome. 


Knpfers  4  Mal  so  gross  sein  müsse  9  ^le  die  des 
Zinks.  Biiiks*)  hat  darch  Yersuclie,  die  mit 
Genauigkeit  angestellt  zn  sein  scbelnen,  gezeigt, 
dassr  der  Effect  yermchrt  werde ,  wenn  die  Fläche 
von  einem  der  Metalle  Tcrgrössert  wird.  Wenn 
Zink  das  Metall  ist,  dessen  Fläche  die  grössere 
ist,  so  hat  der  Effect  sein  Mäximopi  erreicht, 
wenn  die  Fläche  des  Zinks  7  Mal  grösser  ist  als 
die  des  Kupfers,  und  der  Effect  ist  dann  drei  Mal 
so  gross ,  wie  bei  gleichen  Flächen.  Wenn  die 
Fläche  des  Knpfers  die  grössere  ist,  so  erreicht 
der  Effect  nicht  eher  sein  Maximum ,  als  bis  die 
Fläche  des  Kupfers  16  Mal  grösser  Ist,  als  die 
des  Zitiks,  und  der  Effect  ist  dann  ^y^  Mal  grösser, 
als  bei  gleichen  Flächen',  und  dieses  gilt  gleich 
fiir  einfache  Paare,  wie  für  die  Zusammenstel- 
lung Ton  mehreren. 

De  la  Rire**)  hat  eine  Reihe  yon  Untersu- 
chungen über  die  magneto- elektrischen  Ströme 
vorgenommen,  woraus  einige  sehr  bemerkens- 
werthe  Resultate  zu  unserer  Kenntniss  gekommen 
sind.  Mit  einem  Apparat,  in  welchem  sie  durch 
Rotation  eines  Magneten  hervorgebracht  wurden, 
fand  er  deren  wärmeerregendes  Vermögen  auf  die 
Weise,  dass  die  Feder  in  einem  Metall* Thermo« 
mcter  zu  einem  Theil  der  Leitung  gemacht  wurde. 
Diese  Ströme  gehen  bekanntlich  abwechselnd  in 
entgegen  gesetzten  Richtungen ,  und  für  jede  Ro- 
tation eines  Hufeisen -Magnets  geht  der  Strom 
ein  Mal  hin  und  ein  Mal  zurück.  Wenn  der 
Magnet  In    der  Sekunde   zwei   Ümsch'wingungen 


0  E.  and  L.  Plul.  Mag.  XI,  68. 
*)  Poggend.  Ajui.  XLI,  152. 


67 


maebte  y  d.  h.  weiiu  der  SCffom  lo  dieser  Zeil  zwei 
Hai  hin  vad  sBuriickging,  so  zeigte  das  Thermometer 
eioe  um  7^  verraiehrte  Temperatur,  bei  9  Mal  in  der 
Seeande  stieg  es  5S%  bei  20  Mal  1000  and  bei  40 
Mal  133^.  Erfolgte  die  Abwechslung  der  Ströme 
noch  scbneller,  so  honate  ein  Platindraht  bis  zum 
Glühen  gebracht  werden*  Die  chemischen  Wir* 
hangen ,  z.  B«  die  Zersetzung  des  Wassers  y  sind 
deiDselben  Verhältniss  unterworfen,  aber  es  gibt 
eine  Ceschwindigkeits-Gränze,  iiber  welche  hin- 
ans  und  unter  welcher  die  Wirbangen  schwächer 
werden.  Um  dteselbis  Menge  Ton  Wasserstoffgas 
und  Sanerstoffgas  durchs  die  Zersetzung  des  Was- 
sers hervorzubringen,  werden  erfordert i 
1050  Ströme^wenn  dar.  auf  d.Sehunde  h<mimea  =r=l4« 

462        —  ~  —        «28* 

442       _  —  _       =42, 

400        —  —  —       =47. 

494        —  —  —       =5«- 

Dieseinnacb  scheint  die  Schnelligheit,  in  wel- 
cher die  Ströme  auf  einander  folgen ,  die  Intensi- 
tät eines  jeden  Stroms  bedeutend  zu  Tcrmcbren» 
Dasselbe  ist  auch  bei  der  physiologischen  Wir- 
kiing  dieser  Ströme  bemerkbar. 

Durch  die  Verlängerung  der  Leiter,  sie  mö- 
gen übrigens  Metalle  oder  Flüssigkeiten  sein,  wird 
die  Leitung  dieser  Ströme  in  einem  bedeutende- 
ren Yerbältniss  erschwert^  als  die  anderer  elektri- 
schea  Ströme  ^  wenn  aber  der  Leiter,  anstatt  über- 
all gleichartig  zu  sein ,  nngleichartige  Abwechse- 
lungen hat,  so  ist  der  "Widerstand  geringer,  im 
Gegensatz  zn  dem^   was  mit  anderen  elehtrischen 

Strömen  statt£ndet.   Ein  Draht  von  1  Meter  Länge, 

dessen  eine  Hälfke  Eisen  und  die  andere  Kupfer 

5  * 


y 


68 


ist ,  leitet  weniger  leielit , '  als  wenn  er  bei  dier 
selben  Länge  4  oder  8  Mal  mit  Eisen  vnd  Kupfcj 
abweebselt.  Mit  ein  wenig  Scbwefelsäure  ^er^ 
niischtes  Wasser  leitet  gleich  gnt,  ob  es  ein  ConI 
tinaum  bildet,  oder  ob  es  an  mehreren  Stellcii 
durch  Scheidewände  von  Platin  unterbrochen  isti 
wenn  nur  die  Leitung  dadurch  nicht  verlängert  wird  ^ 

Er  fand  9  dass  Platin  in  Drähten  oder  sciimaH 
len  Streifen  das  Wasser  zersetzt^  dass  aber,  wenn 
statt  dessen  Platinscheibcn  von  4  bis  8  Quadrat^ 
centimeter  Fläche  angewandt  wurden,  sich  Iseii^ 
Gas  entwickelte,  wiewohl  das  Metall •Thermonie« 
ter  eine  erhöhte  Temperatur  anzeigte,  und  folg^ 
lieh  einen  stärkeren  Strom,  je  tiefer  die  Scliei- 
ben ,  innerhalb  einer  gewissen  Grenze,  in  ein  Ge- 
misch von  Schwefelsäure  mit  9  Theileh  W^asser 
eingeführt  wurden.  War  die  Leitung  eine  Seheibe 
auf  der  einen  Seite,  und  ein  Draht  auf  der  ande- 
ren, so  gab  der  Draht  Gas,  die  Scheibe  aber  nicht. 
Das  Resultat  dieser  Beobachtung  dürfte  jedoch 
bei  einer  zukiuiftigen ,  genaueren  Forschung  we- 
sentliche Modificationen  erleiden.  De  la  Rive 
glaubt,  dass  die  chemisehe  Wirkung  hier,  gleich 
wie  die  im  Allgemeinen  von  elektrischen  Strö- 
men hervorgebrachte  Wärmeentwickelung,  dnrch 
Hindernisse  in  dem  Strom  entstehe,  und  dass, 
wenn  dieser  vollen  und  ungehinderten  Lauf  habe, 
keine  Zersetzung  geschehe. 

Wenn  De  la  Rive  bei  der  Leitung  des  Stroms I 
durch  Platinscheibcn  zu  und  von  verdünnter  Schwe- 
felsäure, wodurch  das  Metall -Thermometer  bis 
auf  -|-82o  stieg,  die  Scheiben  mittelst  eines  Sil- 
berdrahts von  Vs  Millimeter  Dicke  und  45  Coiti- 
meter  Läiige   zusanimenband ,    ohne  sie  aus   der 


69 


Siare  xa  heben ,   go  blieb  da»  ThenaoHieter  an- 
Tefiaderl  bei  «f*  ^^  9    ^  den  Maasse  aber  als 
ein   längerer    SilberdrahC    zwiaehen    den   Platin* 
Scheiben  angewandt  warde,    fiel  es  allmälig,   äo 
das8,  wenn   der   Silberdrabt  4  Meter  lang  war, 
es  bis  auf  4-  67»  fiel.     Bei  grösserer  Verlange« 
lang  stieg  es  wieder  ^  ud  bei  IS  Meter  Länge 
iftr  es  ^der  auf  -f-  ^^  gekommen.    Daraus  aiebt 
er  flen  Scfalass,  dass  ein  solcher  ableitender  Sti^m' 
den  anderen  Hieil  des  Stroms  (müsste  wohl  ei« 
gendich  der  Hanptstrom  ansserfaali»  der  Ableitungs- 
steilen  sein  9  von  dem  die  Feder  des  Metallther- 
nometera  ein  integrirender  Leiter  ist)  verstärken 
oder  schwächen  kannj   je  nach    der  nogleichen 
Lüge  9  die  der  eine  mehr  y  als  der  andere  dnrdt* 
läuft;   wobei  es  znr  nnveränderten  Erhaltung  des 
Hauptstroms  nöthig  wifd,  dass  der  ableitende  Lei-' 
ter  um  so  länger  ist,   ein  je  besserer  Letter  et 
ist    De  la  Rive  meint,  es  sei  leicht  einzusehen, 
dass  diese  Yeriiiltnisse  wahre  Interferenz-Erschei^ 
Aungen  waren,  welche. zeigten,  dass  der  elektrir 
sehe  Strom  durch  lange  Cndolationen  fortgepflantt 
werde,   deren  Länge  ;nm  so  grösser  würde,   je 
besser  der  Leiter  sei.     Dass  etwas  der  Art  nicht 
bei   hydroelektrischen    Strömen    bemerkt  triirde, 
sehreibt  er  dem  Umstände  zu,  dass  hier  dii^  Quan- 
tität der  JEE  so  gross  wäre ,  dass  der  angewandte 
AUeiter  einen  fJebersehuss  der  EE  übertragt,  und 
die  Quantität  der  JEE  auf  dem  anderen  Wege  nicht 
Termindere. 

Bei  diesem  Versuch  bemerkte  delaRive  noch 
ferner,  dass  Gold,  -  Silber,  Palladium,  Platin, 
Kupfer  und  Blei,  bei  der  Anwendung  dieser  Ströme 
IUI  Zersetaumg  eines  mit  Schwefelsäure  vermisch- 


7Ö 

ten  Wassei«^  auf  der  Oberliidie  »il  eiaem  dielm^ 
tM,  dnnklen  Uebensagi  bedeckt  wurden^  i/?ahre«&«| 
desdeii  Bitdüng  die  £n^wickelang  der  Gase  aJb-^ 
ndhine,  und  endlicli  ganz  aufhöre,  mewold  d«ia 
Hierinbiiieter  nickt  nur  einen  blos  -fortfahrendexa  ,i 
sondern  auch  selbst^  Yerstärkten  Ström  noch  an- 
gd»e.  Dieser  dauMe  Uebcrzng  beHtdit  ans  nick ta 
indereni ,  als  aus  abgelösten  Tlieilen  des  Metalls 
in  noch  metallischer  Form^  Das  entwickelte  Gas , 
ist  stets  ein  Gemisch  Ydn  2  Volniiien  WasserstofE* 
gas  nnd  1  Volum  Sanerstoffgad. 

Da  zufolge  der  gebildeten   Schicht'  Ten  abge«' 
löstem  Metall  auf  den  *  Leitungsdrähten  die  G-aa- 
entwickelung  ganz  aufhört,  so  wirft  De  la  Rive' 
die  Frage  auf,  ob  dieses  nicht  von  dem  Yermä» 
gen  des  aufgelockerten  Metalls ,   die  Gase  wieder 
za  vereinigen,  herkomme.    Dieses  könne  aber  alcbt, 
filgt  er  hinzu,  auf  die  Srkläning  des  Ausbleibens 
der  Gasenlwickelttng  auf  Metallscheiben  angewandt 
werden«     Ueber  die  Ui^sacha  der  Auflockerung  der 
Metalle  bieten  sich  S  Vermuäiungen   dar»     Die 
eine ,   dass  bei  der  Abwecktselung  der  Ströme  das 
MeUir  zuerst  oxydirfr,  und  dann  wieder  reducirt 
werde*     Aber   dicis  ist  nur  auf  Silber^  Kupfer^ 
Palladium  und  Blei ,  jedoch  nicht  auf  Platin  und 
Gold  anwendbar«     Die  andere  ist,   dass  bei  der 
Umwechselung  der  Ströine'  eine  solche  ErschütCe* 
mag  in  der  Metaljlmasse  entsteht ,  dass  sieh   auf 
deren  Oberfläche  jedesmal  Theilo  äblöscte^    Dass 
solche  Erschütterungen  entstehen,  ^oU  nach  sei» 
ner  Erfahrung  ganz  deutlkh  zu  sehen  sein,  wenn 
Quecksilber   der  eine  Leiter   zur  Flüssigkeit  ist^ 
indem   dann   das  Quecksilber  in  äusserst   heftige 
Yibrirende  Bewegungen   gerätb.     Aehntiches   soll 


I 

I 


71 

matt  aach  in  der  Ftfis^igkelt  «ebcB,  vrcim  SUbev- 
dxahle  ab  Leiter  gebnmelit  werdea«  Die  Ton 
DelaRive  bier  Torgelegtea  TbaCsaeben' sind  Toa 
grosser  Wichtigkeit ,  seiae  Auaicbten  über  derei^ 
Uisachen  mf^n  riebtig  seiii ,  oder  nicbl« 

Obgleieb  Miemaad  bezweifelt  bat.,  dass  die  Fnnkea  durek 
magMliseken  Ersebeiauiigeii.  die  sieb  in  tbermo«  ^«"»o»«^«:- 
nagnclttcben  itOmbinatioDeii  zetgea^  Toa  dektrir 
sebea  Strämea  eatsteben^  so  siad  doeb  bis  jetat 
ibe  au^etiscliea  Ersebeiaangea  die  eiaa%;  walir* 
Bekiabare  Aensseraog  Toa  Elektrieitat.  ia  diesea 
SCrösaea  geweseiT.  Aatiaori  bat  äaa  gefuadea^ 
dass  Iboen  aach  elektrisebe  Paakea  eatlockc,  oad 
dsmit  aaeL  eiaige,  zwar  scbwHJie»  aber  deallicbe 
Zeiebea  voa  ebeaiiseber  Zersetzaag  ia  dfiaaea 
Lagen  von  Fiäsai^eiten  kerroffgebraeht  wevdea 
köanen«  WbeAtstone*)  bat  ^^atinorTs  Ycr« 
soch  TfiededioU  ,and  die  Aogabe  voUkooiaien  rieb- 
tig  gefoiidea^  dass  eia  Fuokea  bervorgebracht 
werden  köane^  dass  sieb  aber  derselbe  aar  ia 
dem  Aageablick  zeige,  in  welcbeoi  die  Leitung 
unt^roehea  Mrurd.  Wbeatstoae  bedien t^  sieb 
bienn  einer  33  paarigen  thenaoelektriseken  Säule 
Ton  Wkmnth  und  Antimon ,  deren  eine  Janctar« 
Reibe  mit  Eis  abgebfiblt  nad  die  aadere  mittelst 
eiacs  ia  eiaer  Entfemong  geUalteaea  gliibeadea 
Eisens  erhitzt  warde«.  Voa  dem  einen  Pol.  ^  der 
Siule  ging  ein  dicl^er  Knpferdrabt  zum  Qaecbsil«' 
her,  and  Yoa  dem  aadera  ein  ahalieber  zu  einer 
Spirale  5  gewunden  aus  einem  iy2  Zoll  breiten 
und  50  Fuss  lailgea  Blecbstreifea ,  dessen  ein<<s 
Ende  in   Quecksilber  tauchte.      Bei  jedesmaliger 


*)  Poggend.  Ann.  XLI,  160. 


Ilnterbreehung  seiner  Verbindong  imt  dem  Qaeck^ 
Silber,   zeigte  sieh   ein  im  Tsgeslielite  erisennba.^ 
rer  elektrisc|ier  Ftonben«     Diese  Spirale  von  einenm 
breiten  KupEersfreifen  maeht  eitten  weit  grössereiM. 
Effect,   als ' kurze ^  Spirale  Toa  Draht.     Ihr   Oe* 
bnineh  ist  znersi  Von*  dem  Amerifcaner  Josepli. 
Henry  eingeführt  worden,  welcher  dessen  grössere 
Wirksmmheit  zeigte.     Auch  W  a  t h  i  n  s  *)  hat  nicht 
nur  anf  Qneehsilber,  sondern  aneh  toit  Silber  auf 
Silber  den- Fmihen  hervorgebracht. 
Thermomaipie-      Andrews**)  hat  gezeigt,   dass  thermomagne-* 
tisclieKr8chei.|ig^]^^  ErsohekiHngeD  zwischen  Metidlen  nad  ge- 

sehen  Metallen  scJMnoIzenen   Sslzett ,   geschmolzenem  Gks,  Ter- 
und  geschmoi-  3e]|iedenen  eesehmolzenen  Mineralien  n.  s.  w.  her- 

senea  Salzen.  ,        ,    ^         ,  »^     i    -  •  . 

vorgebracht  werden.  £r  befest^eem  wenig  von 
dem  zn  sehftnelzietnden  Sali ,  anf  das  Ende  eines 
Platindrahts,  erhitzte  ^d6n  Draht  bis  zam  Schmel- 
zen des  Salzes,'  und  berührte  die  CHberftäche  der  ' 
geschmolzenen  Kagel  mit  einem  kalten  Platindraht, 
welcher  durch  einen  empfindlichen,  mit  astatischen 
Nadeln  yersehetoen  Multtplicator  mit  denn  anderen 
Draht  in  leitender  Verbrndong  stand,  wobei  die 
Magnetnadel  sogleioh  einen  elekt|rischen  Strom  zn 
erkennen  gab.  <Am  besten  warde  dieser  Effect 
mit  Borax  und  kohlensaurem  Matafim  erhalten. 
Es  glifekte  selbst,  aus  JodkaKam,  welches  von 
Druckpapier  eingesogen  war,  zwischea  Platinscbei* 
ben  Jod  abzuscheiden. 
Tliermonia^e.      Loeke *^)  hat  die  Resultate   von  Haare's 

tiscker  Miüti- 
pUealor. 


■pi   i>i 


«•* 


*)  B.  and  L.  PUl.  Mmg.  X,  34». 
-)  E.  abd  L.  PhU.  Mag.  X,  443. 
)  L.  and  E.  PhU.  Mag.  XI,  378. 


73 

Versnelien    mit   Spiralen  'ton  Kapfimlnifen  und 
deren  weit  grösserem  Effeet,  als  TOn  Drüken  efw 
balteii  wird,  zur  Constmctioa  eine»  HakipiicatoDS 
angewendet,  welcher  den  Einflnss  aaf  die  Magnet*« 
nadel  so  im  Grossen  zeigt ,  dass  er  in  einem  Au- 
ditortam  Ton  jeder  beliebigen  Entfernung  aus  er* 
kennbar  ist.     Er  ]>esteht  ans  einem  -50  Fnss  ian^ 
gen,  Vi,  Zoll  breiten  und  %  Zoll  dieken  Kupfer* 
streifen,    ans    dem  2  platte  Spirale  Toa  11  Zoll 
Darchmesser  gewunden   sind ,  die  in   einem  Ab- 
stände Ton  y2  Zoll'  ftber  einander  gelegt  werden« 
Eine  astatische  Magnetnadel,  die  aus  zwei  gleichen, 
in  einer  kleinen  Entfernung  Ton  den. entgegen  ge- 
setzten  Polen  gestellten ,  11  Zoll  langen ,  VV  Zoll 
breiten,    und  y^,*  Zoll  dicken  Nadeln  besteht,  ist 
an  einem   ein&ehen  Faden  Yon..  naher.  Seide, aaf» 
gehangen,  so  dass  die  untere  Nadel  zwiadi^  den 
Spiralen   und  die  obere  über  dem  obersten  liegt, 
wo  sie  sich  über  einen  Giadbogen  ibewi^«.    Die^ 
ses  grosse  und  grabe  Instrument  bt  fnr  die  geringr 
sten  hindnreh  geleiteten  thermoelehtrischen  Ströme 
so  empfindlieh  1,:  dass  ein  einziges  Paar  Ton  Wis- 
mnät  und  Antimon^  welches  an  der  Jnnctur  mit 
dem  Daumen  vnd  ZeigeflageB  abwediselad  gefasst 
wird,  die  Magnetnadel  im  beständigen  Drehen  er* 
halten  hann.     Starke  hydroiilektrkche  Strönte,  die 
durch    die  Spirale    geleitet  wnirden ,    kehrten  die 
magnetische  Polarität  in  der  Nadel  sehneller  um, 
als  sie  die  Nadel    selbst   umdrehten«      Dieses  In- 
strument ist  also  hanptsächlidi  geeignet,  .grosse 
Effecte  mit  kleinen  Sürömen  zu  bewirken«  Locke's 
Nadeln  wogen  zusammen  4  Y^  Unzen.    Gleidk  in* 
tensire  Polarität  in  leichteren  Nadeln   wird,  ohne 
Zweifel  die  Empfindlichkeit  des  Instrnments^och 


74 


yermebneo^  ^^  dastelbe  insbesondere  xa  tber* 
moseoipischen  Yersncbeii  geeignet  maehen* 
Elektrigclie         Linasi*)  bat  seine  Yersaebe  über  dieEIektri- 
dll  r!^?T^^^  des  Raja  Torpedo  (Jahresb.  1838  S.  46)  fort- 

pcdo.  gesetzt.  Es  Ist  ibm  obue  Anwendung  Ton  Spira- 
len  nnd  Eisen  geglückt,  Funken  bervorzubringen« 
In  ein  U  förmiges  Rohr  wurde,  ein  wenig  Queck- 
silber gegossen,  so  dass  davon  nicbt  die  ganze 
Biegung  angefüllt  wurde,  und  dnrcb  Korke  Kupfer» 
dräfate  in  das  Robr  bis  zum  Quecksilber  gefübrt, 
von  welcben  der.  eine  die  Elfikäficitat,  von  dem 
Hüekcn,  «nd.  der  andere  voA  dem  Baueb  des  Fi- 
scbe»  ableitete«  .  Als  der  .Fisch  gereizt  wurde,  eig- 
nen Schlag  zu  geben,  und  durch  Erschütterungen 
des  Rohres  das  Quecksilber  in  Bewegung  gerieth^ 
sah  man  Funken,  hervorbrechen,  wenn  die  Berüh- 
rung bald  mit  dem<  einen  bald  mit  dem  anderen 
Draht  uiiterbrochen  wurde.  Am  leiehlcsteil  wer- 
den sie  ^erbaiten ,  wenn  das  i  Rohr  luftleer  ist« 
Unter  Beifaülfe  -des  Condensatofs  bekam  er  dent- 
liehe  Zeichen  • -von  angesammelter  Elekteieilal  in 
der  Coudensatorplatte,.  die'  den;  Strohhalm  in  Yol* 
ta's  Elektroscop  mehrere  Grade  absties^«  Auch 
zeigten  sicli  von  dem^  von  dem  Fiach  ausgebenden 
elektrischen  Strom  ünzweidentige  Spuren,  von  che- 
miscker  Zersetzung  und.  WämieoEntwiekeluAg. 

'  lieber  'denselben  Gegenstand  hat  auch  Mat<« 
teucci  seibe  Versuche  fortgesetzt*  Sie  sind  je- 
doch mehr  physiologisch  als  elektri^h.  Den  Fun- 
ken brachte  er  unmittelhar  hervor  zwisdien  2.  mit 
ungleichen  Stellen  def  Fisches  in  Berührung  ste- 
henden Silberplatten >  die-nater  sich  mit  einem 


*)  Po^^Bd.  Abu.  XL,  642. 


79 


Goiditbtt  Tctbuidcii'WaMB,  and  zwiaehen  w«U 
eben  der  Fmilii^  herrorluMidi«  Matteacci  bat  ge- / 
fmileo,  dass  daa  TJiier  ein  doppeltes  elehtriscbea 
Orgto  Jkat,  für  jede  Seite  eins  und  daaa  aie  ao 
wohl  gemeinschaftlieli  9  wie  auch  jedea  für  aich^ 
einen  SeUag  geben  können«  Das  Oigan  gab  fitr 
ftieb  kerne  SMchlige^  es  mnaaJn  aeinem  natiidiehea 
ZminnenbaDg  mit  dem  Gebim  aein^  wekbea  4 
Lappen  bat ,  ▼•n  welcben  der  iMngate  naob  \k\n^ 
\!tA  ilieEntwicbelung'der  Elektrieität-Eur  Functian 
zo  Julien  aebeiirt*  Wenn^  nacbdem  daa  Tbier 
eben  getSdtet  iat  und  sieb  keine  Zeieben  Ton  En^ 
ladoBgen  o^er  anderen  Lebensaymptomcn  mebr  zei- 
gen, daa  Gebirn  geliffiiet  nnd  dieser  Xnppen  ge« 
reitzt  wird,  so  gibt  das  dektrbcbe  Organ  Seblage, 
die  starker  sein  kennen  >  als  sie  der  Fiseb  gab. 
Das  Uebrige  des  Gebims  bat  niefat  dieses  Vernnfi* 
gen  and  kann  also  weggenommen  werden ,  obne 
Wirkiing  anf  die  Scbläge.  Wird  aber  der  elehtri* 
Bche  Lappen  weggenommeai,  so  bat  alle  Elekiri« 
citits-Entwickelung  anfgebltet.  Wird  die  recbte 
Seite  der  Oberfläebe  des  Lappens  gereitat,  so  gät 
das  reebte  Organ  Seblage ,  und  wenn  die  linke 
Seite  gereitzt  wird,  ao  gibt  das  linke  Organ  SeblSge^ 
welche  alle  normal  geben ,  d«  b«  -4*  £  gebt  vom 
Racken  znm  Baneb«  Wenn  dorcb-Reitsung  der 
äusseren  Seite  keine  Seblüge  mdir  entsleben ,  ao 
entstehen  dorcb  tiefer  in  den  elektrisehen  Lappen 
eudringende  Reitznngen  nocb  Sebläge,  aber  de« 
Kn  Direction  ist  tiiebt  normal,  sondern  bisweilen 
umgekehrt.  Mattenfcci  konnte  durcbans  nicbtan 
dem  Fisch  das  Vermögen  entdecken,  dem  Schlage 
eine  gewisse  Riehtang  zu  geben*  Einige  von 
Matte  ueci'a  Versuchen  scheinen  auszuweisen,  dass 


76 

der  Einflim   eiaer   hydroelektriieheii  Sivle    den 
Einliita  des  elektrisdieii.  Gehimli^peaa   anf  idas 
elektrische    Organ  Isrsetzen  Isann*  — .    Um    toU- 
konmieii  beweisead  za  sein 9  milssea  jedoch  diese 
Resultate  durch  neue ,  mit  mehr  Kritik  angestellte 
Versudie  bestätigt  werden.    Binige:  chemische  Ver« 
smfehe,   die  mit  dem  dektttsdben  Oigan  in  Riick- 
sicbt  auf.  seine  Zusammensetzung  angestellt  mr* 
den,  zeigen  darin  die  Gegenwart  derselben  Thier- 
stdSe  dar ,   die  in   dem  Gehirn  und  .dem  J^Terven- 
mark  enthalten,  sind.  — *  Matteu.cci  glaubt  ausge- 
mittelt  aa. haben  9   diiss  J^^ervensubslanz  und  Blut^ 
im  lebenden  Zastande,   die  elektrische  Ersehet* 
nnngen  durch  Contact  lieryorbringen.    Dass  diese 
Erkfiruttg.: nichts  aufklart,  isl  hlar.    In. einer  spä- 
teren Angabe*)  hat  er  zujzeigen  gesucht,  dass  in 
den  Fröschen   durch  Berührung  der  Muskeln  mit 
blosgelegten»  Nerven,  ein    analoger  .Stfoni    erregt 
werde  ^  ein  lange  bekanntes  Factum^  ,das  man  Ton 
Contacts - Elekirjcität  hergeleitet  hat,    aber  wel- 
ches mit  dem  geheimjftissToUen  EinjDlqSs  der  Elek- 
tricität   auf  die  Verrichtungen;  das  Nerrensystems 
im  Zusammenhang  stehen  kann. 
Mognetismus.       Ucbcr  die  mit  der.  Entfernung  TOn   der  Erd- 
oberfläche abnehmende  Inlensität  dos  Erdmagne- 
tismus, sind  Ton  Forbes  **)  sehr  genaue  Yei^uche 
angeatelU  .und  AnsfuhrUch   beschrieben   worden. 
Diese  Abnaliikie  ist  so   geringe,    da^s   es   schon 
schwierig  war,  sie  zu  .bemerken,  und  noch  schwie- 
riger, ihre  Grösse  zu  bestimmen.    Durch  Berech- 
nung aus  der  ganzen  Masse  seiner  Versuche,  wo- 


•)  L*Iii8titiit,  M  Wl,  p.  350. 

**)  L.  aad  £.  PhU.  Mag.  X/58,  166,  ZU,  363. 


•     77 

vea  der  grossie  TbetI  auf  dto  -Atp^Q  tugeiitelll 
wurde  ^  Bat  er  zu  fiiidciir  geglaubt  v  dass  mit  '3000 
Fdss  ErhölHing  über  die  mittlere  H^he  des  Meer», 
in  der  Intensität  des  Erdmagnetisnias  nur  eine 
Verminderung  Ton  Viooo  •^■'''^Ig^* 

Was  die  Versaehe  betriffi^  welche  über  die 
Ynationen  iii  den  Verhältnissen  des  Erdmagne- 
tismus auf  Tielen  Puncten  in  mehreren  Weltthei^ 
len  Mgestellt  werden,  sa  gehören  die  Resultate 
dcjvelben  in  das  Gebiet  des  astronomischen  Jah- 
resberichts. 

Hitscherlieh  *)  hat  seine  widitigen  Untenan«   allgemeine 
ehüDgen  über  den  Krystallban  krystallisirter  Kör-  ^y^jj^^i^^^^ 
per  und  besonders  über  den  yon  ihm  entdoekten  Krystallkrall. 
höchst  wichtigen  UmsUnd,  dass  sie  dnrcli  Wärme  J^JL^J^^^^^ 
nicht  in  allen  Richtungen  gleich  aosgedchnt  .wer-  Krystalleinder 
deo ,  fortgesetzt.      Er  hat  eine  kurze ,    mit  Figü-      ^^^™«- 
ren  begleitete  Angabe  über   die   Art   mitgetheilt, 
wie  die  Messungen  der  Ungleichheit  in  der  Aus- 
dehnung nach    yerscfaiedenen   Richtungen    Yorge- 
Bommen  werden.    Er  bedient  sich  dazu  hemitro- 
plscher  Krystalle    mit   einspringenden    Winkeln^ 
deren  Seitenflächen  das  Licht  deutlich  reflectiren, 
nnd  stellt   auch  mit   anderen  Krystallcn  Versuche 
an,  die  so   zusammen   gelegt   und  befestigt  wer- 
den, dass  sie  eine  Hemitropie  mit  einspringenden 
Winkeln  Torstellen.     Gyps  -  Krystalle  der  Art  sind 
sehr  gewöhnlich , '  und  an  ihnen   ändert  sich  der 
Kinkel  um  1<>,5  für  10^  Temperatnrwechsel.     Um 
diese  Aenderung,  die  auf  der  ungleichen  Ausdeh- 
nung des  Krystalls   in  ungleichen  Richtungen  be- 
rukt ,  zu  messen  y  wird  der  Winkel  senkrecht  auf 


')  Poggend.  Ann.  XLI,  ^^19. 


78 


biestimilileii' Seiten  'd^KrystaiU  weggescblifffai  nnd 
dabei  «ine  Eben^  erbalten ,  die  in  der  Spiegelung 
nnr  ein  Bild  zeigt  bei  der  Temperatur  j   die    der 
Krystall  während  dem  Poliren  der  Fläche  besass« 
Wird   die  Temperatur  verändert,    so  bleiben  die 
Flächen  der  bemitroptschen  Tbeile  nicht  mebr  in 
derselben  Ebene,  nnd  reflectiren  daher  nicht  niehr 
ein  Bild,  sondern  zwei,  deren  Entfernung  von 
einander  um  so  grösser  wird,  je  mehr  die  beiden 
Ebenen   gegen  einander   geneigt   sind.     Das   re- 
flectirte   Bild   ist    eine   erleuchtete    feine   Spalte* 
Die  refleetirende  Fläche  Ivlfd  mit  einem  passen- 
den, in  einiger  Entfernung  aufgestellten  Fernrohr 
betrachtet  j  und  der,  für  jede  yerschiedene  Tem- 
peratur yerschiedene  Abstand    der  Bilder  mit  2 
Mlerometcr*  Fäden  gemessen  y  wodurch  ein  hoher 
Grad  TÖn  Genauigkeit  erhalten  wird*)*^ 


*)  leb  Benutze   diese  Gelegenheit  zur  Erläutemn^  eines 
Umstandes,  dass  ich  nämlich  in  mehreren  auf  einander  ge- 
folgten Auflagen    meines  Lelurhuchs   der  Chemie    in  Betreff 
der  Rrystallformen   der  Kdrper   auf  einen  besonderen  hrj- 
stallographischen  Artikel,  yerfasst  ron  diesem  grossten  Krj- 
stall^graphen   unserer  Zeit,   als   ein   in   dem   Lehrbuch  er- 
scheinendes Gapitel ,   hingewiesen   habe ,    der '  aber   niemals 
hineingekommen  ist.      Als   ich  18^20   und  18)^1    das  Vergnü- 
gen hatte,  iProfessor  Mitscherlich  hier  in   Stockholm  in 
meinem  Laboratorium  zum  Arbeits-Gameraden  zu  haben,  nahm 
ich  mit  Dank  sein  Anerbieten   dazu  für  die   folgende  Auf- 
loge an,  und  als  er  bis   dahin  nicht  fertig   geworden  war, 
erneuerte  Professor  Mitscherlich  sein  Versprechen  für  j ede 
folgende  Auflage.      In  der  Auflage,  die  jetzt  beinahe  been- 
digt ist,   sollte  er  in  den  ^ten  Thcil  eingerückt  werden,  er 
wurde  aber  auch  dazu  iiiAt  fertig,  und  ist  es,  so  Tiel  mir 
bekannt  ist,   auch  jetzt  noch  nicht.     Prof.    Mitscherlich 
sucht     dieser    Arbeit    die    gifisste    Vollendung,   zu   gehen; 


79 


Hier  laben   wir  eine  yön  den  Fragen  in  Jkv 
Theorie  der  Wissensehaft,    über  welche   dieses 
Verhalten  AufUärong   gibt«     Milseberlieb  hdA 
dorch  YortrefHiebe  Yeroudie  dargelegt  ^  daas  Kör- 
per, die  ans  einer  gleidien  Anzahl  Yoa  auf  glei* 
cbe  Weise  zusammen   gdegten  eiiifaeben  Atomen 
zusammen  gesetzt  sind,  dieselbe  Krystallform  anr 
nel\meEnnd  dabei  dieselben  Winkd  bekommen, 
mögen  die  Elemente,   welche  in  dieselben  einge- 
teilt dieselben  sein  oder  nicht.     Dies  ist  die  Ba- 
sis ürdieTon  Mitseherlich  dargelegte  Lehre  Ton 
der  Isomorpbie   der  Körper.      Zn  den   Gründen^ 
welclie  die  Gegner  dieser  wichtigen  Lehre  gegen 
dieselben  angeführt  haben  ,   gehört  der ,  das?'  die 
Krystalle  von  kohlensanrcr  Kalkerde  nnd   kohlen- 
saarer  TaUserde,    wenn  sie   richtig  wäre,,  nioht 
nnr  eine  gleiche  Foim,  sondern  aneh  genau  die- 
selben Winkel  haben,  mussten ,  Wks  jedoch  nicht 
der  FaU  sei,  da  z.B.  derselbe  Winkel, .  welcher 
U  dem  Kalkspath-Rhomboeder  105^,4'  sei,  bei  dem 
Rhomboeder  yon kohlcnsanrer Talkerde  107^,22^2 
Ware.     „Eine  Yti^leicbnng,   äussert   aiefa  Mii- 
seherlieh,  zwischen  der  Zusammenziehung,  die 
in  den  Krystallen  durch  Abkühlung  entsteht,  nnd 
der  EntfernuDgs-Yermindemng  zwischen  den  Ato- 


17  Jaltre  sind  eine  lange  Zeit ,  aber  tnt  TollatttniUge  Fmr- 
MKnngen  in  einen  Gegenttand,  wie  dieser,  kann  ein  Men- 
^Walter  nnzoreiekend  sein.  Inzwischen  kann  ick  nickt 
unterlassen ,  kier  öffentlick  den  aufrichtigen,  Wunsch  auszu- 
väclsen,  dass,  wenn  auck  diese  Arbeit  Ton  seiner  Hand 
iiclit  mein  Lekrbuck  zieren  sollte,  dock  die  Resultate 
Kuer  Forsckung  in  dieser  Bezieknng  wenigstens  in  dem 
LeKrbaehe,  welckes  er  seihst  keraus«ugehen  angefangen  kat, 
""tgeÄeiU  werden  mögen. 


,  • 


80 

mcn^  wdebe  dureh  deren  chentsdie  Yerblndaiii 
entsteht,  zeigt,  das»  die  ZuMmmenziehiing  in  bei 
den  Fällen  in  gleich  er  Richtung  erfolgt,  aber  nieli 
in  demselben  Yerfaältniss.     Hat  nemlich   bei    JLe: 
chemischen  y erbindang  der  Bestandtheile,  z«  B.  Ii 
der  kohlensauren  Kalkerde  und  kohlensauren  Talk- 
erdo  derselbe  Grad  yon  Zusammenziebung  statt- 
gefunden, oder  liegen  die  Atome  darin  in  glelcliei 
Entfersnng  Ton  einander^  so  müssen  sich  ihre  spe- 
cifischen.  Geniehte,    wie  die  Atomgewichte   ver- 
balten, was  nach  dem  des  Kalkspaths,  =2,7521 
berechnet,  für  die  kohlensaure  Talkerde  2,3  gibt  ^ 
dagegen  bat  die  letztere  ;=»  3,01  specif*  Gewicht, 
die  Atome  liegen  darin  also' einander  näher,    die 
Masse  ist  dichter,  es  hat  darin  eine  grössere  znsam- 
menziehnng  stat^;efnnden ,  und  wie  man  aus  dem 
VerhMtnbs  der  Winkel  sieht,  gerade  in  derselbea 
Richtung  in  welcher  die.  grössere  Zusammenzie- 
bung durch  Abkühlung  stattfindet« 
Bimorpliie.       £ine  audcce  Ton  Mitscberlieh's  Entdeckun. 
gen ,   nemlioh  die ,  dass  ein  und  derselbe  Körper 
nnter  nngleichen  Umständen   in   zwei  ganz   ver* 
schiedenen  Krystallformen  anschiessen  kann^  wo- 
von die  kohlensaure   Kalkerde  in   dem  Arragonit 
niid  dem  Kalkspath   den  ersten  Beweis  gab,   was 
man  aber  lange  einer  Yerschiedenheit  in  der  Zu- 
sammensetzung zuschreiben  wollte^  ist  Ton  Fran- 
kenheim*)   mit  einem  nenen  und  besonders  in- 
teressanten   Beispiel  bereichert  worden*     Er  hat 
während  der  Fortsetzung  seiner,  im  Tortgen  Jab- 
resberichte ,  S.  55,  erwähnten ,  sehr  interessanten 
Versuche  über  die  Krystallbildnng  gefunden ,  dass 


')  Posfgend.  Aan.  XL,  447. 


81 


Salpeter  dieselbe  E^iensdiaft^  trie  die  koUeiiMme 
Kalkerde,  besitzt ^  nemlidi  in  Bhomboedem  oder 
in  sedbaseitigen  Prismen  «nusehiessen.  Diese 
Rlomboeder  sind  dieselben  wie  die  de»  sslpe- 
tenanren  Natrons ,  wobei  sieb  also  ein  nener  Be* 
weis  fiir  die  Isoiporpbie  der  Kali-  und  Natron- 
nhe  Leraosstellt.  Die  Einzelbeiten  dieser  Yer* 
Kude  liad  iron  grossem  Interesse.  leb  bediene 
niek^  nr  Bescbreibnng  der  interessanüen  Ersebei- 
iiujf,  Frankenbeims  eigner  Worte : 

^^Der  Salpeter  brystallisirt  in  zwei  yerseblede* 
neu  Fanaen)  einer  prismatiseben  ^  der  des  Ana* 
g«n!to,  und  einer  rbomboedriseben)  der  des  Kalb- 
ipatlis.  Die  prismatiseben  Krystalle  baben  die 
Neigang,  in  langen  Stäben  nnd  Dendriten  anzn* 
flchiessea,  nnd  können  nur  nnter  gewissen  Um» 
staodea  ab  isolirle,  jrnndoni  ansgebUdete  Krystalle 
erlangt  werden.  Der  rbomboedriscbe  Salpetelr  da* 
gegen  liefert  fast  nur  isolirte  Kristalle  y  die  dann 
udwian  Zwillingsartig  oder  parallel  in  geringer  An- 
xiU  miteinander  verbunden  sind^  «b«r  nur  äusserst 
Mlt<aieigentUcbe Dendriten  bilden.:  IbreEntstebung 
istiie  aller  in  isollrten  Kryslallen  Jmschiessenden 
Sablosangen.  An  dem  Rande  des  Tropfens  enl^ 
stehen  ihombisebe  Tafeln,  die  rascb  zn  eiiiev  ge- 
^^^en  Grösse  anwacbsen^  aber  dann  beinabcl  sta^ 
tionär  bleiben.  Wenn  die  Yerdanipfung:  fortscbrei* 
tet,  80  entsteben  sowobl  an  dem  neuen  Bande, 
^an  Stellen,  welcbe  dnreh  eine  Unebenbeit  am 
Glase  oder  ein'Stanbtbeilcben.  daza  bi^nders  dis* 
t^itt  wenden,,  wiederum  Rbomboeder, .  ^roa  denen 
{möhnlleb. mehrere  ddrck  die^  Bewegung  in  dem 
I'ropGeii  pder  .doEcb  die  Adfaäsloir  gegen  einander 
S^rt  werden  und  nnn^^elmässige. Aggregate  von 

Bendiiu  Jahres  <  Bericht  XYIT.  6 


82 

Krj^^ldteii  bltden»^  IsolWtis'DiiicrojSef^pIftdie  Tlropffen^ 
Aie' gewfilmlich  irocli  flüssig,  aber  sif8A*k  ftbersät- 
ti^  bleiben,  wbim  die  umgebenden  grCJBseren 
Trbpfen  getroeknet  sind,  yeiwändeln  sich  plötz-^ 
lieh  iik  eitf  einziges  Rhomboeder ,  an  dem  man 
oft  kaum  eine  sehwache  Spar  der  Mntterlaoge  er- 
hennen  kann. 

iB^i   sehr  flachen  Tropfen  und-  den  Lösnngen 
▼dn^Salpeter  in  Weingeist  bilden    Sfeh:«2ttweileti 
Mos  rhomboedrischeKrystalle^  und  man  sieht  gar 
keinen  prismatischen  Salpeter.  In  däanerenTropfen 
ist  dieses  jedoch  niemals  der  Fall.    Es . findet  »tdi 
immer  ein'  Punkt,   welcher  der  Bbtsfcehang  t^oip 
prismatischem   Salpeter    günstig  •  ist ;    nnd  dieser 
w&chst<dBfin,  wie  alle  dendritischen  Itrystalle,   iä 
latigen'  Stäben   über   die  Flüssigkeit  hin,   sendet 
hier  ntid  da' Seitenarme  ans ,  nnd;  ^Kieht  '^deii;  kvy- 
sftnUisireiiden  SloSs '  anS'  einem  sehr  MSged^imtea 
F^lde'zn  sieh- hin.    '*-  »  •  ••  '•    '      « •": 

'  *Wp  mm  beide  Arten  tt»n  Salpet^  eimnd^er 
nahe-kommetf ,  treteb  fllgenttiümlieheJErseheinian- 
gen  anf  ,t  ^^äitf '  ln>  >einiglia  '^Bexiehangeu  denen ',  *  die 
ich  vom  It3seh«tfhe'  Jk$eliri«Iilw  habei»  üh^lich^  after 
^sser  {EI|^h'ebb«älteilrf«}lldji;  Sobald  der  forfwaeh- 
^nde>  prismatisehe  iSiab  -  in  cKe  Nähe  eUes  ^  thoihh 
iy#^drisefaeit  Kifystalk^konmif^  Trird  dieser  auf  der, 
dani  Prisma  ^i|gekehrte&- Seite  zum  Thal  anfge- 
KJstiadd  die £ckei»  abgcriiikd^,  währeild das.Prisma 
fortwäclbBt  und  ganz,  seharfe^-fickenbrihatl.«'  Zu- 
weilen' wild  der  rhomfabÜdrische KrystaU  ganz  auf- 
gelöst, mnd  derStoss,  denerenthielti^^eht  «n  das 
iPrlsma  über,  r  Zuweilen  ^bleibt* das uRhomboeder 
seitwilrts  Jivto^  Sube  dlo|fen  y  die  Flüssigkeit,  die 
«wisefa^  ilm^u  ist ,  ln»claiet  skt^  und  maik<  findet 


83 


nach  der  gänzliclien  Entfernang  des  Wassers  beidc 
Krystallarlen  neben  einander.  Gevvöhnlt^b  Isomr 
men  aber  beide  Krystallarten  mit  einander  in  ^e* 
ralirung,  ^enn  der  Stab  rascher  fortwächst,  als 
sich  das  Rhomboeder  anflösen  bann,  oder  durch 
die  Adhäsion.  Dann  wird  das  Rhomboeder  au* 
genblichllch  zerstört  ^  nnd  mit  ihm  alle  derselben 
Foiiii  angehörige  Krystalle^  die  mit  ihm  in  Beruh* 
roiig  stehen.  Die  Masse  wird  trübe  ^  die  Ober- 
ßSche  nneben,  die  Ränder  werden  nnregelmässig 
imd  bald  sieht  man  ans  yielen  Punkten  des  Ran- 
des prismatische  Krystalle  herTorgeben^  welche 
nach  denselben  Gesetzen  weiter  wachsen,  wiiQ  die« 
jenigea,  denen  sie  ihre  Entstehung  Yerd^nk^n  und 
auf  andere  Rhomboeder,  die  sie  auf  ifare^  W^^ 
treffeo  ,  ähnliche  Wirkungen  heryorbripgen.  Die 
Prismen  erleiden  dabei  gar  keine  yerän4^wg* 
Die  Veränderung  der  rhomboedrischen  Krystallp  be- 
steht offenbar  in  ihrer  Umsetzung  zu  einem  4^ggre- 
gat  Ton  Prismen."       .    .  ,. 

Aach  die  trocknen ;  Rhomboeder ,  ungeachtet 
sie  beständiger  sind,  als  so/ lange  sie  noch  feucht 
waren >  ertragen  nicht  yjßl  ^erähruqg,  ohne  die- 
selbe Umsetzung  zu  erleid^ni  ^Berührung  mit  pris- 
matischem Salpeter  o4er  d^ii  Ritzen  mit  einem 
spitzen  Körper  bewirjken  ihre-.Umsetzung  e^pglcich, 
wiewohl  diese  nicht  >so  •  Qijs^nnbar  ift , ,  ftls  wenn 
sie  sich.noch. in  (Jeir..FJiissigfeeit' befinden.  ,  Von 
dem  Punkt ^.^VKo  sl^^li^ührt' werden,  Tei*breitßt 
sich  ein  dünner  halbkl^r^r  .|J.abe]:zug,  während  sich 
im  Uet^rigen  der  Kry^tpU  ,4;^f chrichtig,  und  sf^harf- 
kantlg  erhält,  Ab^er >r .  h^t;  ^ich.  nqn  in  e}|\jf^ggre- 
gat  von  feuiQ|i,p^ismati9eh|pn.Kry^t^Wi|,T^9;w^^t^ 

keinen  W]der9t«iiid||)leS$A$ii^^  wjann  j)i|^i4^«  Ü;i^ 

6  * 


84 

sUllfläche  mit  der  Spitze   einer  Nadel  überfatirt. 
Es   ist  dieses  also  dieselbe  Erscheinung ,   welche 
beim  Ritzen  des  snbllmirten  Qneeksitbeijodids  mit 
einer  Nadelspitze  entsteht,  wodurch  das  Salz  Ton 
dem  geritzten  Pnnkt  aus  In  wenigen  Augenblichen 
roth  wird  und  zu  seiner  anderen  Form  übergekt, 
ohne  dass  sich  dieContnren  derKrystalle  ändern. 
Einige  Versnclie  Ton  Franhenheim  scheinen 
es  ausser  allen  Zweifel  zu  setzen,  dass  die  rbom- 
boedrischen  Krystalle  eben  so  wasserfreier  Salpe- 
ter sind,  wie  die  prismatischen.  —     Die  Gleich- 
artigkeit der  Krystallformen  des  salpetersauren  Ka- 
lis und  der  kohlensauren' Kalkerde  ist  merkwär- 
dig.     Dem  Winkel  am  Kalkspäth-Rhomboeder  von 
105^,4'   entspricht  am  Salpeter  ein  Winkel  von 
106^,36' j  der  Unterschied  ist  also  geringer,   als 
zwischen  der  kohlensanren  Kalkerde  und  kohlen- 
sauren Talkerde,  und  dennoch  Ist  die  Znsammen- 
setzung offenbar  so  yerschleden,  wenn  man  die 
Natur  der  beiden  Säuren  vergleicht.     Das.  Moleciil 
des  einen  Salzes  enthält  5^   und  das  des  anderen 
9  einfache  Atome.     Aber  es  Ist  offenbar,  dass  9 
Molecnle  des  ersteren  und  5  M.  des  letzteren  ei- 
nen gleichen  Krystallbän  gestatten. 
Fl&ssigkeiteii.       Die  Frage  über  die  Temperatur,   bei  welcher 
Maximum ^ih-  j^g  Wasscr  scinc  grösste  Dichtigkeit  hat,  ist  von 
keit.        vielen  Naturforschern  behandelt  worden,  ans  de- 
ren Versuchen   sie  sich  nahe  zu  -(-  4^  herausge- 
stellt hat.      Aber   die   genaue  Bestimmung  dieses 
Punkts   hat  grosse    Schwierigkeiten.      Unter  den 
neueren  Versuchen   will  Ich  erinnern  an  die  von 
Stampfer  (Jahresb.  1833,  S.80),  welche  +3^5 
gaben,  an  die  von  Hällström,  welche  nach  der 
^chlussrevislon  ^  4^,004  gaben  y  und  an  die  von 


85 

Radberg  (JdiMsb.  1835,  S.IM),  weleli«  +4P^i» 
auswiesen.     iDanuf  hat  Despreta*)  denselbeai 
Gegenstand  bearbeitet,  mid  er  ist  so  aabe  zu  dem- 
selben Resultat,  wie  Hällström  und  Radberg, 
gekommen,    dass   man  den  Punkt  für  die  grössle 
Dicktigkeit  des  Wassors  genaa  za  4*  4^  lestslelr 
len  kann,  obne  einen  bemerkenswtrthen  Fdiler 
m begehen,   zamal  dieser  Fehler  dock  immer  za 
Ueia  ist  5  am  selbst  durek  cmpfindlicke  Thermo- 
flieler  wahrgenommen  werden  za  können«     Dea- 
pretz  bat  mehrere  Medioden  angcfrandt,  gibt  aber 
das  erste  Stimmrecht  den  mit  Wasser  gefüllten 
Thermometern,  die  mit  Qoecksilber- Thermome- 
tern Terglichen  werden«    Von  18  Versnchen, 
ren  niedrigstes  Resultat  ^  3^,86,  and  deren 
stes  4"^^^^^  ifffiTy    deren  grösste  Variation  also 
BOT  0,06  Ton  einem  Centesimalgrad  betrog,  wurde 
das   Mittelresultat  jgenau   zu  «|*4^  erhalten.      Er 
fand^  dass  sich  das  Volum  des  Wassers  zwischen 
0^  und  -f*  ^00^  nur  um  0,013  seines  Volums  ver- 
mebre,   dass  es  aber  während  dem  Maximum  in 
einem    etwas    grösseren    Verhältniss    ausgedehnt 
werde.    Er  hat  die  Ausdehnung  des  Wassers  für 
▼erschiedene  Temperaturen  bestimmt;  das  tabel- 
larische Resultat  davon  ist  noch  nicht  im  Druck 
mi^etheilt  worden. 

Von  der  Untersuchung  des  Wassers  ist  er  zu 
der  Ton  Salzlösni^en  und  auch  von  Alkohol  über- 
gegangen. Auch  hier  hat  er  sieb  der,,  mit  den  zu  un- 
tersuchenden Flüssigkeiten  gefüllten  Thermometer 
bedient  und  sie  mit  Quecksilber -Thermometern 
Terglichen.  ,  Die  Re^i^y^li;  ^eser  Versuche  sind: 


*)  Pofjfgead.  Ann.  XLI,  58. 


«6 

I)  d«^:Si(e\iratfser  ukd'  alte  IiSisangeÄ  Afit  Salze, 
Sfiiiren  und  Alkatlleli  Sil  Wasser  oder  Spirittts  ha- 
ben fhr 'Maxiinum  Vbti^Dicktigkeit^^^r  2)  dieses 
Maxinntm  sinkt'  in  einem  grosseren  Verhältnisse 
als  der'  ErstarmngspiMkkt ^  dessen  Variationen, 
gUichWie  die  der  specifisc^n  Gewirkte,*  der  Quan- 
/  tüät  des-  in  der  Flfissi^^t'linrgel^ten  Säkes  pro- 

|)ortfdhai  sind.  ^  

Das  Maximum  äet  iKclitigk^it  ^  cfrit&h  '  sich  bei 
Metnereif  'Qnanliläten '  d6i?  'atfgd[fi!^li  Sabstans 
linftiigs  nli^lr  dorn  Er^tarftittgdj^libkte,  abeif  biii 
grösseren  ZusStVen  filifes  darunter,  so  dks9  sebon 
7  Proeent  der  iaufgielösten  Subslani^  dasselbe  bis 
za  -^12^  erniedrigen  können*  Miein  kann  ei  je- 
docTi  aa6h  dann  entdetben ,  wenn  die  Flüssigkeit 
iti'  feinen  Röhren^  'einiär  Temperatur  ansgesettt 
wird,  die  ureit  nhter  dem  Erstarrnngäpünkte  H^gt. 
Dabei  findet '  man  ^  '  dass  es  weder  die  löslicl^« 
^sten,  nocb 'die  den  Etktarruhgspiinkt  am  'tVeit- 
sten  'herabsenkenden  sind,  welche'  die  Tempe-^ 
rator  für  die  gtösste  Dichtigkeit  am  meisten  er- 
niedrigen, dä'z^B.^CVlorkalium  das  Maximum  der 
Dichtigkeit  w(^it  wattiger  erniedrigt,  als  Kochsalz. 
Hierbei  mnss  jcdoclfii^  iti  EHnnernng  g^biracht  wer* 
den,  dass  schori  Eirm'iin  (Jahresb.  i830,''9:'49) 
ein  Maximum  der  Dichtigkeit  der  LÖsnhgeh  über 
dem  ErstartruiigsputtMer /gefunden' hatte!,'  ohne  es 
indessen  unter  diesetti'  zu  "Verfolgen. 

Später  hat  Des'JTretz  *)  angezeigt,  dass  er 
auch  mit  änderen  geschmolzenen  Körpern  organi* 
sehen  Ursprungs,'  als  MargarinsSure ,  Oelsänre^ 
Stearin,  Baumöl,  %iiHtartfi/  !Vaphtalfn  und  Pa- 


•)  L'Institut.  Jfi  Ä18 ,  p.  239. 


l#-,>. 


87 

Erslarrangsmomeiite  zttsammeQ^lilUi  und  .iKe«^ 
noch  mehr  in .d«iii:JBrslarraiig«9Mii|^iHite  th^Hj.dle  ..  , 
also  JQ  flüssig^  Form  dur^sj^us  i^icht  dat^  dun 
vörliefg«Bl|«»idea  FlütMfigkeiten  etttspr^clieiidiiAlf^V' 
mwa  der  Oiditiglselt  he^lUfm^.  gltücb  wie  Irirt^ 
ToadMA  Qo^disUbisr  wwe««.:  'r.  >  -  .    i;-,< 

Kudberff  iial  die  im  Torigtn  Jiikpesbeiiehle»^     Gasarten. 
S.e5,  aagdSäfalm  wiebtigea  Yeraiicba  fiber  4iä  ^^if^^^^^ 
Auaiebnuag  der  Luft  zwischen. O^j.mid -fr^iOlOf^diircli  Warme. 
afigeiiidert«;I!r  bat. itfeioKchi die  Hölle  dfrQdeeh- 
«ifibersiitle^bettÜlmiit,  üt  erfMd^H  nird  9  ivn  bis 
zn  ^  mmmAiMe  hutt  bei  dttnselben  V^iwi  zH 
erhalten^ s^ifdchi»  «ie.«iilee  dma/ataiofti^iäriaeb^kl 
DrmA  beii  09  hat    Daa  Mittel  .von  yi&t  Veryn^ben 
gab  0,36445  für  die  Ausdehnmig;  der  f^nft^l^t^i* 
flchea.  dem  Gefvirpiwhte  und  M^f^p^^h^*  -  I>ie     ^ 
AeadLemie:  dte^uWIdaenseb^^ll^.  hßßt  «^in  Ilä^b«i^ 
des' WeiAa  dea  dnreb  dies^  Yeraixcbe  gewoonweA 
R€saUat8^JIfoi*.Psafe8aor.Rudbfklfg  den  Lindbom* 
8eb€a  fimsifilr'}  daa  Jahr.  ftQ37,;^uerba«nl,;  mi^ 
wbd  die  ili>h4lidliing .  aber  diese  lYetsaehci  in  ßnr 
tcttidfin  die  jRfclie  iidc^d.  Handlimg^  dealetztre» 
flossenea  Jahrs  aiifilebmrn;    .'-h  t:  ;;  .[:  .^ 

Bem^rheaswerth  .iet,>.iUbb.Be|3a^l  t)üie.  asiNb 
AomischeflfyB^bfaaebtMigenjdehjJP'^rier  : in  dein  ails 
älteren  Vi^saneheni  «bgeUntetien  'AnsdeUnungsrlCMfr 
£eienten^il%efianden}  vnd,«  ihn  .an  0»8fttöB  ibjorg«? 
Vtttetibal.  '.*;.i)ieseUUelHKttinslaninMing  .istlbe^ 
dernawncdig^^bncfli  iRwaan  gkicb  ia:dif  Lnft^üdäs 
Yon  Bessel  bestimmt  wurde  9   die  Portion  Wasr 

i\        .1/.  ./!.'  *.»'    .  I        • 

I  !■ 

*)  Poggend.  Ann,  XLII,  ITXjr    ,1/    is/  /     ?>«  »ü^i«  *^      " 


88 

sergäs  ev^tSiitn  inr,  welche  der  miem  Sefiiiebt 
der  Erde  angehört." 
Ansstrfimeii  der      B  a  ff  *)  hat  die  im  Torigen  Jahresheriehte^  S.  69, 
^Röw''^   angefilhrte  UnlenHiAfing  durch  eine   Reilie    von 
Versuchen   über   den  Widerstand ,    welchen    die 
Luft  beim  Anssti^men  dnrch  Oeffnnngen  in  dnn* 
nen  Wänden  und  hnmien  cylindriseiMsh  Ansäfxen 
erleidet  ^  TellendetJ     Ich  muss  anf  die    Abhand- 
lung selbst  hinweisen^  indem  rie  Üeiiiea  küneren 
Aasasttg  gestatCM. 
Bereclinmig         Poggendorff  *^  hat  AnTmanngen   imd  Ta< 
tcten^tddtts  ^^^  zur  BcrCehming  des  speeifisdken  Gewichte 
4er  Dampfe,  der  Dimpfe  aQ8>Beobaehtongs*Resalta%ea   initge<- 
tfieilt.     Aach  diese  verdienstvi^e  Arbeit  erlaubt 
keinen  Ansziig  nnd  kann  nur  iniüreii  Ganxkeit 
gebraucht  werden« 
Barometer*         Weber  Ty^hdi  l&r  Barometer  nnd  Thermome* 
Bisalan,       ^^^  ^^^  gy^i^  bcÜBchrieben ,    die  aaek   für  andere 

Zwecke  gebrancht'  werden  kann*,  nnd  weldie  kei- 
nes 'Nonios  bedarf.  Sie  ist  anf  dickes  ^egel- 
glas  gestechen^  dessen  RächsiMte  der^  gaiinen  Umge 
und  halben  Breite  nach  foliirt  ist ,  so  dass  die 
Hälfte  der  IViistriche  anf  der  fbliivten  Hälfte 
steht.  Das  Ton  der  MetalMache  reOectirte  Bild 
^  des  Theiktrichs ,  WelcÜer  weiter  yem  Auge  ist, 
als  die  Theilnng  auf .  der  yorderseit^  des  Glases^ 
erscheint  also^'^anf  einem  gewissen  Abstand  am 
so  viel  kuMMP,  uls  es  genau  ^  s.B«  Vio^  von  der 
Länge  des  ersteven  einnimmt.  .Das  Aege  kann  man 
dann  so  stellen  ^  das»  ^  wenn  die  Barometerböke 


j '•'-•.«  ff  i 


*)  Poggend,  Ann.  XL,  !4. 

*')  Poggend.  Ann.  XLI,  449. 

*"')  l?o^eend.  Ann*  Xh,  %7.^  -      j  •• 


89 

zwuclien  2,  Mif  die  Vordeneite  des  ^ilafles  ge« 
fiteliten  Siridie  fiäli^  das  Spiegelbild  aof  der  Rück- 
seite fltatt  des  Nonias  dieDt*  la  Belteff  der  Ein* 
zeInbeiteB  amss  idi  auf  die  AUbandiung  hinweisen* 

Loweuthal*)  hat  eine  LaftpHinpe  mit  nur  L«li^iuipc. 
einem  Stiefel,  jedoch  mit  doppelter  Wirkung,  he- 
scbiebeo*'  Ih«e  Eioriehtnng  kknn  ohne  Zeich- 
noBgiiihtfassiieli  gemadit  werden.  Sie  hat  den 
Voitteil^  dass  aller  schidlidier  Raum  yermieden, 
Olli  der  Recipient  TöUig  Inftieer  gemacht  werden 
him,  weii'^e  Vscntile  nidit  von  den.Lnft-Rlich- 
stiiideB  m  dem  Reeipienten,  sondern  dnreh  eine 
mediaBisdie  Vorrichtung  geöffnet  werden^ 

In  den  yoihergdkenden  Jahreaherichten  habe  Chemie. 
ick  der  Speenlationen  yoü  Persoa.  etwahnt^  wel-  jMoleeale« 
de  dieser  geschickte  Matnrfersdier  forlsetst ,  in» 
lern  er  diejenigen  Resultate  mittheilt,  zn  welchen 
sie  ibn  za  fiihren  sdbeinen,  Sie  besehiftigen  sidi 
mit  Theilea  der  Chemie,  zu  welchen  keine  sichere 
ErUnrng  reicÜt,  und  welche  also  *nnr.fiiff  die 
Specrii^n  zoganglich  siod.  Wiewohl  diese,  ohne 
&^g  von  der  Erfahrung  gelmtet  zu  werdi^n,  gko- 
s^  Irrtklimem  unterworfen  sein  kann,  und  nach 
Teneiiiedener  Indif iduriltit  gewohnlich  zu  ver- 
^edenen  Ansichten  fuhrt,  so  sind  :solehe  Spe- 
ealatiMien'doeh  nieht  ohne  Werth,  weilfdie  Zu- 
iKnoftinuner  Goldklirtier' daraus  a«6w8adit«  .  Pei^ 
««s  litt  iolgende  Bmpositionen.  i  zn   /eiKwi^keln 

»1»  Weant^ein  Körper ^  seinett. )Aggregations- 
ZttsUnd  ivenindeiiV  so-iVerUcft  4>d«ir  bindi^t  s^i« 
^e^nWadeat  Wärme  in  einew  bc^tiwvteD  iQuanr 

*)^i»e|en4t.  AttB.  AI,  4&*  •-        -:  -    .i-m,-      :. 


«« 


•  1  .» 


06 


weder  für  ;elle(  AtSqnitalente.  gltik^h  sein , :  ^ek  es 
beträgt  id&voa-Miiilipla  nabh  gii]ia&eii;'Shiilea. 

S.  Unfter  nbrig«Bs  gleichen  UiuAtiuidieQ  varhält 
sich  dia  Zeit  ^  welche  '  2ar  YerfliidliligQng^  von 
flüchtigen  Körpern  nöthigist,  iimgekehtt*w&e  deren 
Atongewiditet^^dlYidirt  diwcbiSodter  4«Ti^. 

i  3.  Oie.Schinelibarheit  der  Sidas^  in  der«  Wärme 
Bteht  im  ^rhältmse  ziiabmrXiäsßihhett  in  Wtfiser. 
f:  -■  4iW  Die^.'SchmdlslMiils^lt :  nndr  LtosUdiheit  der 
Kölner  btdiCB  «i» -eineni.  eittfachen  VerhäLtniss  zi 
der^  Anzahl  «roH  iMoleoiilen,  die^devenAeqnifalent 

5.  t.WlBnnjiiMwhrereirK4ig|fer  < -iä  TereeUedenen 
YerhältnisB«»'  zu  einer  Reihe  TÖa  y«ilünAifigen 
yerholiden-werdeltt  höhnte  9  «o  hann  es  der  Fall 
eeih'9  da»  deb  Kötperv^i^etehertn  nnltiplen  Ae* 
qniyaleiiteiV' in«  dieselben  eiiif|eht)  bhi  dem^Afav- 
tnnm  deV'Mukipla  eine  imgleibhe  Quantität  tob 
gishunflenerWäisQe  endielti . .  fZu  ^iteBR  Pianpeililioo 
kann  maaiiiidit  anders -gelangto^tids  d«ixik  eipe 
solehetMiolQciilar^I%«bide>rnacb  wdebto  idie  Sobire- 
ielsädre.  und.&lfiateiMinuie,  nicjbl  ab  St^i^O  nnd 
SN'+fiO  bcbschlel  wemlfen  ^.  sondern  ab  zosamr 
min  gestote'  Aadieale  Tdäl  S(».nnd  JN^.Aft  enfhsl- 
ittnd 5 1 •  wehdre , siteb  in ogasliürinigeiii  2ai$i»mt^itaii 
ihrevn  baibeh 'Yielinn  Skierstofl^ito iVerbaadenäuü' 
i:  le.  Bin  Kj(rpeBv>;  der«i«l^lekben  -  Temperalar- 
graden  ausgesetzt  wird,  hann,  auch  wenn.i^  nieM 
seine  feste  I^iiitfiTCrlfan^'}oJsowbhliin:»s£neA. clic- 
ttii«:h€fR  als  4d  Scilla  ^phy^haJlMbe»  «BigbnsdMT- 

7.  Unter  gleichen  Blldungsbcdingnngcn  haben 
die  zusammengesetzten  BXn*pbf^  welche  •^abei' er- 


91 


zeegf  werden,  ^esdbe  Moiecuhr ■> ZtwiamcMe 
tzoDg  und  vergleichbare  «lieaiisdie  S%eiiscb«ilen« 
8.  Zwisehen  den  Elementen  asmiininien  gesetz- 
ter «noi^iselier  «nd  orgtnisober  tCörper  exifttirC 
ein  so  einfaches  Yerhältniss  y  dass  man  dlie.  V:e- 
lamlitt  dieser  Elemente  init  einer  der  Zahlen  von 
folgendea  2  Progression^B  repräsentiren  kann^i 

s  t  :  2  :     4  «     8  :  16  »  32« 

=:at-e  %  12  :  A4r4&, 
aber  die  Körp«r  der  letstevca  Reibe  bonnen  «viel- 
Ieiei(  aiehts  anderes  aei»yimb  Jhrodnbte  Toni  Yei^ 
bin jmigeii  von  2  j  der   etsteren  Reibe,  angehört- 
gea  Körpern  y 'denn  »^  -  ■  .     :      . 

1  Vol.  R.  -.2.  Vol.  .ti:  .^ .  .  *j. 

=  3  Vol.  R.  X  6  V«l.  i#.   '    J  : 

9*  Wenn  zwei  oder  mehrere  Körper  •ieb'l^erilb- 
ren  and  «nf  einander  einWItlteiiV*  so'  gidiören  die 
neoen  KSr^r,  welche  ^ann  entstehen^  2ü  einer 
m  die to  Reihen.    '     ' 

10.  Wenn  die  gfunen  TheHe  d»  Hainen  die 
RoliknsäiirezerseCztti  und  SaneMtoffga^entWiehelny 
60  entstehen  nicht  Kohle  iind^  Satiüirsb^^  SM^et«! 
KoMenoxyd '  nnd  San^^aMäffl "    ' V'> *  ••  **  i>  '•  V    ^ .•.-». . 

11* '  Weifo  '  ottter  -örfteiseW^-''V)siilindnn|i;te 
(m  Körper  dnreh  die  Etnwithttdlg>4iafey  aodnMfl, 
'08  der  einen  von  den  in  JV^  8  aiitgllirleHteni.Ra« 
litnza  der  ki^öl^n  «bergebr^i'Ofdef,  Wton  fer  in 
'enelben  lllftlli^iMeüt^  «iferaniehbUk  <ean  Aüqni. 
^ilent  von  seinen  Elementen  verloren  hat^  so'hatin 
'^r  so  Y»fiMä<te  Körper  in  deü  meisten  Bällen 
^cM  wieder  ^  dem  ziivae^hM^^'W«&';  e^isfwbitr 
^^i  oder  'keine  eiMB^e>  der  Verbinditngeiis  wA- 
anlassen  j  Ste   sich'  -dAVOn  in-  seift<^  ^  evstcn;  Za- 


92 

•tNide  herieiteii  lassen.  So  ktnn  Alkohol  nicLt 
wieder  xa  Zacker  stträekgeheii  ^  Aethyloxyd  niehl 
zu  Alkohol^  Benzoi^nliiKe  nicht  sa  Benatoylwesser- 
etoff ,  und  ans  Aethyloxyd  darf  man  nicht  Chloral 
erhalten  können. 

12.  Organische  Säuren,  die  keinen  Stickstoff 
enthalten  9  scheinen  heinahe  alle  Ton  einem  Koh- 
lenwasserstoff gebildet  sn  sein,  oder  anch  von  ei- 
ner Verbindung  zwischen  Wasserstoff  und  Koh- 
lenoxyd, deren  Elemente  dann  immer  noch  von 
den  in  J\S6  angefahrten  Reihen  Tcrbanden  ;tiind, 
pnd  welche  uberdem  1  Aequivalent  Kohlensäure 
oder  1  Aeq.  Wasser  aufnehmen  kann.  Attsser- 
dem  kann  in  dem  Kohlenwasserstoff  eine  Anzahl 
Ton  Wasserstoff-  AequiTalenten  dnrch  eine  gleiche 
Anzahl  von  Kohlenoxyd -Aequivalenten  ersetzt 
werden. 

13.  Die  eigeiithiimlichen  Säuren,  welche  Saoer- 
atoffiäuren  mit  organuc^en  Körpern  yerbunden 
enthalten,  werden  alle  von  dem  einfachen  Kohlen- 
illuuiersldff  r^äaentirt,  der  ihre  Bildung  veran- 
lasste (allein  ,  oder  Kohlenoxyd  enthaltend) ,  von 
wdkkem  jedoch.  1  Aequivalent  (d.  h.  ein  Doppel- 
atom) Wasserstoff  vreggegangen  und  durch  ein 
Aequivaltai  Radieal  zu  der  zusammen  gesetzten 
Säure,  welehe  keine  Reductiou  erlitten  hat^  er- 
setzt woMen  ist. 

14.  Die  Aetheiarten,  welche  Sauerstoffsäurea 
enthalten^  sind  den  Amiden  entsprechende  Yer- 
Undongen; 

15.  Dadurch ,  dass  das  Wasser  .4uich  die  Ge- 
gänwart  gi^rjsser  oi^MMißcher  Körper ,.  unter  Bil- 
dung: «von  Jheatimiiiten,  nc«ei^  Verbindungen,  zer- 
setzt Wird,  .darf  man  nicht  auf ^ die  Idee  gebracht 


93 


werden^  clasd  diese  Einwirkung  des  orgtniscliea 
Körpers  anf  das  Wasser  mit  dem  aersetzenden 
Eioflnss  des  elektrischen  Stroms  darauf  Tergliehen 
werden  Isann.'' 

Die  (kctiBchen  Gründe,  anf  die  sieL  diese  Pro- 
positionen stützen  9     sind  noch    nicht  mitgetheilt 
worden^  sie  können  al&o  nicht  kritisch  benriheilt 
iferden,  wenn  anch  die  factischen  Gründe  in  den 
meisten  fallen  errathen  werden  k<>nnen.     So,  wie 
sie  jeät  ohne  Motive  dastehen ,  enthalten  sie  tIA 
se&on  Toiher   als   richtig  oder  hödist  wahrsehein« 
UgI  Angenommenes,    und  Vieles,  was  para^x 
aussieht,  wie  z.  B.   das  Verhiltniss  der  Yerdnn» 
stoogszeit '  za   dem  Atomgewicht  der  yardunsten« 
den  Körper.       Man  yergleiche  z.  B.  Wasser  mit 
Brom,  Schwefelkohlenstoff  oder  Aether,  vnd  das 
Verli'altniss  zwischen  der  Löslichkeit  and  Scbmelz- 
lirkeit  der  Salze  ^   man  Tcrgleiche  z.  B.  Chlorsü* 
ler  nut  Chlorkalium  in  Rücksicht  ihrer  I>ösllek'* 
lelt  Im  Wasser,  und  die  abweichenden  Verhält- 
nisse anderer  Körper  in  Betreff  ihrer  LöalicMieit 
lA  anderen  Yerhiltnissen.     Ein  Naturgesetz  ninsa 
fdr  tlle  Falle  gelten ;  hat  es  Ausnahmen ,  so  he^ 
weisen  diese,   dass  es  unrichtig  ist     Vergkieht 
man  die  achte  Propositiofts- Reihe  mit  all^i  Po* 
»toUten  der  12ten  Proposition , '  so  zeigen  sifeh  in 
^eser  eine  Menge  kfinstEcher  Vorbehalte,  unter 
wdehen  das  Gesetz   der  achted  Propositioft  erst 
^<^rfolgt  werden  kann ,   und  wter  diesen  ist  das 
niclit  am  wenigsten  Anioieriknngswerthe ,  eiii  Ae- 
loiTalent  Rohlenozyd,  znr  buchstäblichen  Erful- 
loog  des  Gesetzes ,  für  1  Aeqnivalent  Wasserstoff 
gelten  zu  lassen.  ~    Die  13te  Proposition  grün- 
det sicli  auf  ^unrichtige  Thatsachen.      Versuche 


» 
über- die  Naphtalm -  SehwefekSni^en ,  weldhe   iol 
woler  i»teii  miltheilea  werde,  zeigfcn,  dass  diese 
Pffopbsttion  in  Raekfticlil  ftuf  den  Anstäuscli    voc 
1   AequiTalent  Wasser   gegen    die   Bestandtkeilc 
der  Saur^  ongegruiidet  ist. 
StftcMometrie.       lieber  die  AequiTalent- Gewichte  der  Körper  isl 
tön  Kü'hh  *)  eine  Arbeit  herausgekommen^  die  ge- 
wiss nickt  aUs  d^m  Grunde  hier  erwähnt  zu  werden 
Terdiente,  dass  siii  auf  irgend  eine  Weise  zum  Fort- 
schreiten der  Wissenschaft  beigetragen  habe,  die  Ich 
aber  auch  nicht  übergehen  zu  dürfen  glaube ,  da  sie 
eine  Kritik    meiner   Versuche  über  die  Atomge- 
wiehte  der  einfachen  Körper,  und  der  Ansichten, 
welche^  ick  in  meinem  Lehrbnche   über  die  eke- 
mischen  Proportionen   aufgestellt  habe,  zum  Ge- 
genstande, hat.    Dass  eine  solche  Prüfung  gemacht 
werde'^  -ist' eine  nützliche  und  selbst  wichtige  Sa- 
die»^  Dte. Ersten  Schritte,   welche  auf  einer  nen 
evtfflkietfcn.  -Bahn   gethan  werden ,    geschehen   mit 
Uksiekcrkeit^  und  die  Zukunft  zeigt  oft,  dass  man 
^me»'  nnrfebtigen  Weg  zum  Ziele  genommen  hat. 
Der,'  >i)|relcfa^' keinen  anderen  Zweck  Iiat,  ak  die 
Ausforscknug  der  Wakrkeit,  freut  sich  wenn  diese 
.gif iinden 'wird',   auch   wenn  •  nickt  ihm   selbst  es 
gUickte.  •  W«r  aber  eine»  »Anderen  lehren  wiO,  rich- 
tige Wege  zu  gehen,  der  muss  sie  selbst  kcinnen 
mid  beweisen,  dass'ljr  si^  keniie ;  denn  sonst  wird 
e^  'keines  Anderen  Führer.      Das  Folgende  mag 
zetgcfn',    in  wie  ^i*e{t*K^hn   diese  .Bedingungen 
erföllt  hat.     Kühn  kündigt  in   der  Vorrede    zu 
seiner  Arbeit,  'S«  XI,  *ao',  -dass  diese  eine>. gegen 


•  • » «   •     , 


*) -Lclii'iJttcii .  der   ISrf^thioiÄ^tric    voii'  Dr.*  O/'B.  KliLn. 


95 


nicli  gericbfele  Pokinik  sei  (woiUBter-TevstaiidM 
wird»  dafts  sie  anstiissige  AwdifieUe  «»tlialte),  dass 
sie  bezwecke^  mich  -wenigstens  an*  ebe^  i[erwvndba« 
reu  Stdie  za  Terietzen  ;  ef  sitiit  tomiis,  dass  die  Wir- 
kong*daTon  fiir  die  Arbeit-  nnrottheilfaaft'  ansfallen 
werde  imd  beklagt  dies;  nn  «ber  anders  za  ban- 
deln (d.b.  rakig,   znriekbaltend  imd  obnfe  Yer- 
sebtMig  desjenigen,  weleher^  wie  es  ▼on  ikn  zto 
▼anoAcn  ist,  die  Wabrheit  zn  seinem  Endzweefc 
bMt)^  würde  >  er  sieh  zn  einen  andere»  Menseben 
gemaebt  baben.     Eine  einzige  Stelle  nag  genft- 
gen,  um  za  zeigen,   wie  Kübn  zn  seinem  Zid 
gebt.     Naeb  Anfahimg^  einer  AensMrnog'^on'mir^ 
fügt  er  S.  33  binzn:  '„Die  Erklärvng  filllt  nem«> 
lieb  naeb  BerzeUbs  mit  »derieDigea  ansananen^ 
welebe  notbig  ist,   am  die,  seiiiei  UteoHe'peiN 
bonrescirenden,  Veibältnisse  dei^fiaaelünd  DMipfe 
znsaminen  gesetztiBr  itörp^  Bstiit  olme  Sebeinge«- 
feebt  in  die  Hände  des  Gegners  faUenlza  lassen^ 
Man  wird  niebt 'meiileii,  dassi^dse  lSilnc{.Berzet> 
lins's  Scbritt TiHr  Schfittbier  oa  widerlegen seieift 
was  wäre  es  fiirdin»TcRcdittist,  di^  blossen!  Idee»  e}> 
nes  Ekizelnen,  dia  obne  Grfin&e'vöi^tnigen'  sinidi^ 
za  bekämpien.''   Maebdeaiev«BUäal,lwid]neineJAr- 
beit  über  die  cbeasiseben  Jftropoitioijeii  nichts  an- 
deres ^  als  eine  Masse  von  Inc<NHeq0eiiata''iinid 
Widerspriidien  wäre^  filgf  er  bio^n^^  dassdies  efaie 
EiKcnision- gewesen^ '  sei  ^>y welebe  sebnldige  Hoefar- 
acktong  gegen^  Kerz%lta«  gelMH«?'     Die  fia^m 
zilge  in  der  Afbeii'sindt  sä  iecMfeen,  dass  die 
Idee  aber' natlMinbareAlome^'iiMgeredllt  sei>  daas 
die  Anmbten«  der  elektrocbeiMaJiiell -Tkedtie  garnz 
grandlos  seien,   dass  die  Körper  siljb  1^i4rand(^ 
nach  Mlsebmlgsgewiebrid)  die  itfehfif^^v^atkhideft 


96 


la  Bffüdieo  sb  Iiawebiieii  9  'i»d  data  ?  folglich  die 
.MeimaBg  aber  die  Veebindmigeii  de»  Wasserstaffs, 
Stickst€^8>  Chlor»,  u.B.w.y  %n  S  Atomen  Radical 
mit  1.  oder  nehrerea. Atomen  Satter»toff  eine  ganz 
grondioae  Erdiehtnng  »ei.    Kühn  hat  nioht  selbst 
durch  Veranche   riehtigere  Atomzahlen  heatimmt« 
Er  hat  aich  zu  aeinen  Berechnungen .  deraelben 
Yerauehe  bedient,  wie  ich,  und  hat  dabei,  vireitii 
e»  aich  anf  irgend  eine  Weise  loachen  liesa ,    aJs 
Hanptresnltat  ein  anderea  angewandt,  als  was  ick 
Inr  ein  solche»  gehalten  habe,   oder  er  hat  Alit- 
telresnltate  gezogen   mit  Anwendong  von  Yesisii- 
dien,  denen  idi  das  Entscheidung» »Recht  yervrei- 
gerte,.  au»  Gründen, i^tou  denen  ich  bei  ihrer  Bie- 
»chreibnng  Rechenschaft  gegeben  habe,    nnd    auf 
dief e  Weise  ist  er  zu  hleinen  yer»chiedenlieiteii 
in  den  Zahlen  gekommen.     Aus  einem  ahnlieben 
>AlotiT  nimmt  er.  das   Atmngewicht   des  Waisser- 
atoffa  als  Einheit.     In  yevschiedenen  Fällen  9   yro 
die  Erfahrung  keinen  LeitEnden-fur  die  siehere  fie- 
atimmung  der  Atomenanfeahl  des  Radicala  gqpeben 
hat,  und  wo  ich  TonsweiWahrscheinlichkeitea 
die  eine  yoniehe^  hat  er  immer,  die  angenonunen^ 
welche,  ich  nicht. ^jewählt  habe,  mit  yielen  Bewei- 
sen, wie  ich  mich   iihmer  irre.     Bei  der  Frage 
üb?r  die  Anzahl ;  von  einfachen  Atomen  in  der 
Zusammensetzung  der  Kieaelsaiire  hat  er  die  Zu- 
sammeusetzung.  4er  meisten,  der vmaMirlichca  SiU- 
ei^:  Anrchgegangw,  und  bat  anf  20^  Seiten  bew^ie- 
aen,  dass  die  K»Nelsaure  lin»  iZ^Alomcfi  SauerstolT 
und  1,  Aiw9k  Radical  bealehe.     Möge  dies  hincci* 
I3hen,..  .v«mf  di^r  !F«ili4enz  dieser  Atobeit  einen  Be- 
griff .tS'jgcbe».  -r- . . .  War.  da«ii| ,  b^abaiehtigt  ,1  den 
zu  ¥^ir(atoen,,i  gegen,  welclici!^  aie^geaichtel  ^o]rde> 


97 


80  hal  sie  ilm  ginslieh  ireBMiU«     Ich  be^Attttfe^ 

dass  ein  Mann,  der  sein  Lebch  den  WiNeoschftf« 

tea  widmet^  sieh  in  dbn^   waaifr.fär  radit  und 

Hahr  IiiUt)  so  irren  IsiMaii  übet  die  Art  9  wie  ver- 

sehledeM M^iütngen'aasgevreelia^It  werden  sollen^ 

icb  habe  sein«;  Arbeit  ttiH  nngefiQir  demselben  Ge- 

IttU  d&Ecligelesen  j  weldbes  mStt!  bei  den^  AiiblieK 

eiaes  leibre^blicben  Inslroments  bat^  da»  in  6e- 

fiiir  stAtj  ron  barten  und  nngc^ebidkten  B[ä<i4en 

zedioehen  zn  werden. 

flnaefeld")  bat  dae  Cbemiber  *»' ^«•£>a*£^''^/^^,^'' 
nisdoog  im  desliUirt^li  Wasser»  die  bis  Jet«t  nn<  düngen  unter 
hemeAA  geblieben  ist, .  ipnd  Wabrsdieinlicb « öftev        '*^^- 
iarm.TOkommt,  als  man  glaubt»  anfiperhsam  g«-  AmmonUkgc- 
macbt.    Diese  ist .  boblensanres  Amnmniafc*     Isfl^i^l^  ^^  degtil- 
fflaa  zuf  Bereitling  des  destillirten  Wasseirs  genö- 
tigt, das  Wasser  ans  gegrabenen  Brunnen  anzn» 
wenden j  so  besitzt  das  destUlirte  Wasser  >*  wie 
man  längst  bamerkt: hatte,  besonders  im  Anfange 
der  Destillation 7  die. Eigenscbaft,  dureb.fdne  Lö« 
mi  von  t^isisebem  essigsaprei^  JUeioxyd  starb  ge- 
trabt zu  wesden*  '  Diese  Tifftht^ng  hat  man  emeni 
GiAilt  YQ%Jvtier  Koblensän0e!9»^gese|iriebaii>  abcic    > 
csistyiel  wabrscbeinlieb?r »  dass  ^ie  to«  der  Ge-. 
genwart  yoa .  b^bl^nsauiisin  Affimoniah  ben;iibrte. 
Die  meisten.  Qrtuiuen  hk  Städten  nnd  grossen  Dör- 
fern esd^alteii  salpifeipHUifff  Sal^,  entstaudi»  aus 
uiimaKgcbea.  UebefiMtenV -welobe:  in  der  oberen 
£idrlffde  Yiii^esen  «lad  deren  >iö^Ui6he  Pnidvkie. 
fiici  mit  dem  Meteor  -  Walser  aUmiÜüig  in  die^JErd- 
scliiebt^eiilien,  und  das  Wasser ,  welches  sich  iu 
lliQrin:  gegral^^nen;,ßf*qii^ia.ansaD^^)t9   Ter- 


')  Journ.  foT  pract.  Chemie,  VIII,  4?5— -439. 
Benclius  Jahres -Bericht  XVII.  7 


-»•I 


98 

^      unreinigeii»    UitleT  diesen  loglichen  Prod«kien  be- 
findet fljeh  eine  kleine  Portiim  tmi  salpetersnarem 
Ammoniik^    welches  dordk  die  in  den  Wasser 
yorkotümende   zweifach  kdhlensanre  Ralkerde  bei 
der  DestUl^lion  zersetet  wird,  nnd  mit  A^wa  Was- 
ser ttbergebt.    Hiinefeld  kal  dargelegt,  daas  die- 
ses mit  dem  destiliiHen  Wasser  der  FaU  sei^  wel- 
ches aus-  den  BronMAwasser  in  nnd  ttm  Greifs- 
t<rald  erbaKen  wird*    £&  ist  also  nothwwudig,  das 
zuerst  übergehende  Wasser  anf  «ine»'  Gehalt  von 
diesem  &ilz  genati^-M   nntersnehen',   ^eil   dieses 
.  aiä  Meisten   davon  'entnült.     Man  yermiaeht  das 
Wasser  nk' eineiaTröpfSen'SdizsMnre  und  verdnn- 
st^t  e^  im  W^sserhade  zur  Trockne^    wobfei-  der 
leicht  erkennbare  Salmiak  zurttckbleibt. 
Hygrometer.        Pc  1 1  i  c  r  *}  hat  Torgcschlagen^  als  psychometri- 
sches Instrument  N ob  ili'a  Thermoscop    ans  eini- 
gen thermoelektriscben  Paaren  anzuwenden  y   des-, 
sen  unterer  Kreis  vo»  Jdttctnren  auf  einer  Uiiter- 
lage  vttht,  die  die -Temperatur  äer  Luft  hat)  w%h- 
rend  der  obere  eiitfe*  flache  Metalischale  Voll  Pla- 
tin oder  auch  Silber  tragt,  wori»  Wässer  yerdun- 
^tet.     'Das-  Itfstvnnic^  isotl  so  ömpfinMIch  sein^ 
dass'die  ^hale  für  die  Magnetnadel  bei  trockner 
WitteMing  leidKt  MzuMicheild  wird.     D^r  Vor- 
schlags Verdient  alle  Aufmerksamkeit;    '- 
Grandels.        Im    Jahresberieht  1831, 'S.  78   tat  vta    dem 
paradoxen  Phäitömiep  die  Rede  gewesen-,  dass  in 
aehr'>kalteil  'Wintern    auf  dem  Boden'  griMerer 
Wasserzüge  oft  Eis  gebildet  Werde,     ^cfses  Eis 
hat  den  Namen  Bodeneis  öder  Gruodets  erhalten. 
Die  darftber  gegebenen  Erklarnn^n  waren-'ünmer 


0  L'Intfitvt,  ^m.l71. 


99 


noch  in  eiBem  Panlit  darin  liiiikeail,  da»  die  Be» 
seliaffenlieit  dieses  Eises  nicht  mit  der  tou  ande* 
rem  Eis  gleich  ist«  Es  bildet  neodleh  eine  po* 
rose  Masse 9  tob  eigeiilhüiiilichem  Ansehen,  die 
sieh  nnter  dem  Microseop  als  ans  feinen  und  har- 
zen Nadeln  .snsammengeweht  zeigt.  -  Gay- Las« 
sae*)  hat  dariher  folgende  ErUarnng  gegeben^ 
die  k)i  ia  de9r  Kinm  mitthelle  t  In  sehnett  fliesscn« 
dem  Wasser  hann  die  Tempesalnr  hü  starher 
Kälte  anter  (P  fallen ,  während  der  Bewegung 
iaan  das  Wasserdicht  anders^  ab  einer  gestörten 
Salzlösung  äihlidi  hryalalUsiven.  Von  diesen  fei- 
ncn  Krjstallen  sdiwimmen  dann,  znsamiiengewebte 
Massen  auf  den  fliissai,  sie  nehmen  oft  eine 
noch  niedrigere  Temperatnt  <  an ,.  als  das  völlig 
Flissige^  nnd'wenn  Ucinere  üietle  daron  durch 
die  Stromhewegnng  auf  dem  Boden  gerissen  wer* 
den  ond  auf  Steine  >  Wassergräser  und  derglei« 
chen  Gegenstände  treffen ,  so  erslarrt  das  Wasser 
zwischen  diesem  nnd  dem  porösen  Eise,  welches 
dem  unter  0^  abgehiUtlten  Wasser  als  KryStalü» 
sationshem  dient,  wobei  daa  Eis  sieh  aitf  ,dem 
Boden  anshreitet.  Diese  Erhlarung  scheint  .alle^ 
dem  Phänomen  angdiörige  Umstände  zu  umfassen. 

Schönbein  *'*)  hat  darai|f  aufnierhsam  gemacht,  SHekstof. 
dass  die  salpetrige  Säure  dnrch  Wasser  nicht/so^  ^^ä^'^"^ 
gleich  in  Stichorjrdgas  und'  Salpetersäure  zersetzt 
werde,  wieriel  WasiTer  man 'tfoeh  zusetze.  'Hat 
man  der  Entwickelong  yon  Sttehoxydgas  ihr  En^e 
crreiehen  lassen,  so  treiben  feste  Körper  undPulTcr 
neue  Portionen  davon  ganz  auf  dieselbe  Weise  ans, 

n  ..  mm 

')  Abb.  de  CK.  et  de  Phys.  LIII,  359. 
••)  P#ggend.  Ann.  XL,  38;^. 

m    * 


men. 


lOÖ 

wie  sie  z.  B.  KoklensaaregaB  aas  Wasser  «nd. Wein 
anstreiben  ,*  imd  «m  Ende  bleibt  dennoch  viel  zu- 
rück, Trelcii^  erst  durch  KoeUen  ansgetrieben 
werden  liann.  Da  die  salpetrige  Sänre  als  eine 
mit  Basen  Terbindbare  Säore ,  ¥f ,  nicht  als  eine 
AnSösang  von  Sitckoxydgas  in  Salpetersliare  be- 
trachtet werden  hann^  so  ist  dieser  Einflnss  ▼on 
festen-  Körpern  ^  die  keinen  ihrer  Bbstandtheile 
«nfindinien^  eiä  neues  Beiq^iel  .tm  'fc«taiytisebem 
Einfluss.      '«•'•  -    .   '■■' 

ScliwefclWu-  .  Fritzsche  *>  hat  ^zeigt/dass  der  Schwefel 
in  den-  Schwefelblnmen  IseSne  Krifsialie  bildet^  son- 
'dem  ein  Gewde  von  Kiigelchen  ist^  derün  Durch- 
messer y5()  hts  y2oo  Linie  heimgt.  Auf' folgende 
Weise  hat  er  darsniegen  gesucht^  dass  '  sie  ein 
im  zähen  Zustande  eretarrter  Scbwitfel  sind.  AJs 
er  das  Crts  Ton  kochendiem  Schwefel  in  die  Luft* 
ansblaien  >  das  Verdichtete  auf  eine  troekne  and 
Teine  Glasscheibe  faUen  lies^,  nnd  diese  nach 
einer  Weile  unter  eineiii  zusiammengesetzten  Mkros- 
eop*  betrachtete,  so  fand  er  sie  mit  durchsdieincn- 
dab,  weichen  und  an  den  Fingern  klcben^n  Kü- 
gi^lohin  bfes&et;  :>  Beiia  langsamen  Abkühlen  in  der 
Ruhe'und  im  Dunkeln  erstarrten  sie  ohne  Ver- 
änderung^ aber  ba::  Lidfetl;  und  ;*durbh  £rsch9tte- 
«img  bähmen  sie.KrydIailfomt  Jm^  ^obei  das  Rhom- 
liteoetaedevi:«ebr  erketanbar'^tr^  Wurden  mit 
iriUer 'Nadel:;mehrere  Striche  über  die  Oberfläche 
•^^ezogeA,')  so  umgaben  sich  diese  Striche  mit  Kry- 
stalleu.  .  Oel  beschleunigte  die  Krystaliisation  and 
Tereinigte  den  Scdh(wefel  in  grössere  Krystalle. 
Auch  wenn  Oel  auf  den    erstarrenden   Schwefel 


')  Poggend.  Ann.  XLII,  453. 


101 

gegossen  wird ,  bilden  sich  feine  KtysteUe  in  dem 
Oel.  Auch  der  anf  nassem  Wege  gefällte  Schwe- 
fel   ist    in    dem    Zustande    der  Sehwefelbittmen« 

Marehand*)  hat  folgende  einfache  Bereitung  Schweflige 
des  schwefligsanren  Gases  angegeben ,  die  sich  *^  ' 
diiTcb  wenig  Kosten  und  ein  reines  Produht  aus- 
xeidinet.  Man  Termischt  3  Theile  Schwefel  mit 
1  Tlieil  Rnpferexyd  9  legt  das  Gemenge  in  eine, 
an  eueoi  Ende  zngeblisene  Glasröhre  ypn  nicht 
mUzu  weitem  Durchmesser^  und  scfantlet  oben  auf 
eine  halb  so  grosse  Schicht  Ton  reinem  Knpferoxyd« 
Man  Tcrfahrt  dann  wie  bei  Verbrennungen  zu  or- 
ganischen Analysen.  Zuerst  wird  das  nach. vorne 
liegende  Kupferoxyd  bis  zdm  Glilhen  «diitzt  und 
hierauf  die  Erhitzi|ng  nach  hinten  fortgcselzt^  so 
lange  noch  G«fl  kommt.  Hat  man  die  Masse  Tor- 
her  nicht  getrochaet^  so  leitet  man  das  Gas  durch 
eine  mit  Ghlorcalcinm  gefällte  Röhre«  Schwefel- 
wasserstoff wird  nicht  entnichel^  und  der  Schwe- 
fel, welcher  gasförmig  d^n  Gas  folgte  wird  durch 
das  glühende  Oxyd  in  schweiSige  Saure  yerwan- 
delt.  Diese  Methode  verdient  VorzUge  vor  den 
gewiSmliehen)  mit  Schwefel  und  Braunstein,  oder 
mit  Schwefelsäure  worin  Queehnlber  oder  Kupfer 
aufgelöst  wird«  Zur  Sättigung  von  Alhalien  mit 
Bchwefliger  Säure  hat  jedoch  .Knezanrech's  Me- 
thode, nach  wdicher  Kohle  mit  Schwefelsäure  er- 
Intzt  wird,  Vorzüge  wegen  der  nngewöhnlichen 
Menge  von  schwefliger  Saure,'  die. erhalten  wird, 
zwar  gemengt  mit  KoUensäuregas,  welches  letztere 
iber  die  Sättigung  nicht;  Tejchindert. 

Soubeira'n  hat  den  Schwefelstichstoff  hervor-    Schwefel- 

gtickstoff. 
')  Poi^gend.  Aon.  XLII,  144. 


^ 


102 

gebraelit  «nd  btseliri^ben^  einen  Körper,  welchen 
Yor  ihi|i  Gregory  (Jabresb*  1837,  S.  70)  jedoci 
nicbt  mit  Sicberbeit  gefunden  zu  .haben  glaubte; 
.  Znfolge  Soabeiran's  Yersncben  ist  Gregory'g 
Praeparat  nnr  Schwefel ,  mit  ein  vrenig  Schwefet 
Stickstoff  ye'runr einigt ,  gewesen.  "Was  die  Bereif 
tung  und  Eigenschaften  dieses  nenen  Körpers  be« 
trifft,  so  mnss  ich  die- Beschreibung  davon  weiter 
nnten  auf  die  Salze  Tcrschieben,  wo  iek  der  Yer- 
bindnngen  von  Ammoniak  mit  Chlörschwefel  er- 
wähnen werde.  So  Tiel  kann  vorläufig  angeführt 
werden ,  dass  er  aus  NS^  besteht ,  und  ein  Sul- 
fid ist. 

Phosphor.         Im  Jahresbericht  1834,    S.  69   .erwähnte  ich 
Verbindungett  j^j  üntcrwttchungiai ,  welche  über   die  Natur  des 

Saueritoff.  Weissen  Ueberzugs,  der  sich  auf  lange  im  Wasser 
verwahrten  Phosphor  bildet,  angestellt  worden 
sind.  Pelonze  hatte  gefunden,  dass  er  ans  4 
Atomen  I^osphor  und  1  Atom  Wasser  beitehe, 
während  ihn  Rose  nach  dem  Trocknen  über  Schwe- 
felsäure im  luftleeren  Räume  als  reinen,  wasser- 
freien Phoaiph««  erkannte.  Beide  konnten  Reeht 
;  haben,    weil,   wenn   eine  Verbindung  von  Phos- 

phor mit  Wasser  existirt,  gleichwie  von  Chlor 
mit  Wasser ,  diese  Verbindung  im  luftleeren  Raam 
ihr  Wasser  verloren,  und  eine  dem  Ansehen  nach 
unveränderte  Masse'  zurückgelassen  hat.  Mul- 
de r  *)  hat  darüber  eine  andere  Ansicht.  £r  hatte 
gefunden,  dass  weisse  Phosphorstangen,  aufwei- 
chen das  Wasser  erneuert  wurde,  ih' «inigen  Ta- 
gen im  zerstreuten  Lichte ,  dem  sie  jedoch  auch 
mit  dem  alten  Wasser  ausgesetzt  gewesen  waren, 


")  Journ.  de  Phannacie^  XXIIi;  ^0, 


^u. 


103 

roäk  vFwrden^  dass  aber  aowoU  ikre  rodie  Favbe, 
ab  auch  die  Fadbe  des  auf  die  gewöhnliclie  Weise 
eriialtenen  rothen  PhoapJioroxyds^  dofdi  PJiosplior^ 
Wasserstoff^   womit  er  das  Wasser  sättigte ,   weg- 
genommen wnrde^   so  dass  ilie  weisse  Faibe  wie- 
der kam.     Mal  der  Terrnntbete  nan^    dass    der 
Wfisse  Phosphor  eine  Verbindung  Ton  Pboa{ihor- 
wasscEstsff  mit  rothem  Phosphoroxyd  wäre  y   was 
wieder  aaf  dasselbe  hinaus  kommt ,  wie  eineVer- 
bindtag  Ton  Wasser  mit  Phosphor*     Ueber  die- 
sen Körper  bleibt  also  immer  noeh  an  erforsehen  t 
ist  er  eine  Verbindung  Ton  Phosphor  mit  Wasser^ 
vrelehes  im  luftleeren  Raum  davon  abduustet?  kann 
er  als  eine .  Verbindung  von  PhosphorwasseKstoff 
mit  Phosphorojcyd  betraehtet  werden?  öder  ist  er 
nur  Hiosphor.  in  einef  anderen  Modifieationy  ent- 
isprechettd  einem .  der  Zustände  >  in  welchen  der 
Phosphor   nngleieh    beseliaffene    Phos^honsiuren 
hUdet? 

Im  Jahresbericht  1837,  S.76,  tübcte  ich  ei-  Phospboroxyd 
nige  besondein  interessante  Versuche   nher  «ine  ""^  P^'^SP'^'" 

o  saures  Fnos- 

neue  Verbindung  Tön  Wasserstoff  mil  Phosphor  phoroxjd. 
von  Lev^rrier  all.  DersejUie  Chemiker  t)/ hat 
seine  Versuche  über  die  Verbällnisse  des  Phos- 
phors fortgesetzt,  die  Eigeuschaften  des  Phosphor- 
oxyds genauer  beschrieben ,  und  daran  die  Fähig- 
hßkt  entdeckt ,  sich  nicht  nur  mil  Basen ,  sondern 
tadi  mit  Phosphorsäure  zu  verbinden«    Die  Ver-  ' 

socke  yerrathen  yiel  Scharfsinn  und  sind  mit  he- 
sooderer  DeutKchheit  heschrid^en. 

In  einem  Glaskolben  von  38  bis  40  Dec.  Cu- 
bikzoU  Inhalt,   und  mit  einem  Hak   von   4. Zoll 


*)  Ann.  de  Ck.  et  de  Pliys.  LV,  p.  2d7. 


104 

Länge  und'  1  Zoll  Weite    (die   bestimmie   Fovm 
des  Gefasses  hat   finf  das  Tolktändigere  Geliag^n 
der  Operation  Eiofliias),  wird  Pliosphorsopercblo- 
riir  (P-Cl^)  gegosusen  und  in  diefiea  wohl  abgetrock- 
nete Phosphor  stüehehen  von    ^2   Gran  geworFen, 
big  wl  dem  Botden  eine  Schicht  TOn  %  Zoll  Dicke 
liegt  9   und  dann  noch  cm  wenig'  mehr  Phosplior« 
siiperchloriir  oben   anf  gegossen  ^  -  der  Phospkor 
wird  aufgelöst  und  in  flüssiger  Form  dem  Zutritt 
der  Lnfi;dargd>ot^n>  was  fi4:  Stunden  lang  «imge- 
bindert  unterhalten'  wird.     Um  2  Grammen  Phos- 
phoroxyd «u  bekommen^  sind  jedoch' 8  bis    ftO 
auf  diese  Weise  yorgerichtete  Kolben  erforderlich« 
Nach  Verlauf,  dieser  Zeit  ist   dieOberiKche  mit 
einer   weissen    Kruste    Ton    Unjterpho^phorsäiiFe 
(aeide  phospkoH^u^)  heA^ehX  ^  und  der  Boden  des 
Kolbens  unter  *  dem    noch  nicht  •  oxydirten  Theil 
des  Phosphors   mit  einer  gelben  Rinde  tou  phos- 
phorsadrem  Phosphoroxyd  überzogen«     Man  de» 
canthirt  den  Chlorphosphor  in  einen  anderen  Kol- 
ben ,   nimmt  die  zurückgebliebenen ,   gewöhnlich 
in  .  der  ^gelben  Rinde   befestigten  Phosphorstücke 
einzeln  heraus    und    bringt  sie   in*  reines   kaltes 
Wässer*     Dasselbe  macht  man  mit  der  abgelösten 
gelben  Rinde.     ]>as  Wasßcr  löst  dabei;  Phosphor- 
säure, '  IJnterphosphorsäure    und    phosphorsäures 
Phosphoroxyd,    und  bekommt  dayon   eine   gelbe 
Faibe,  die  dem  letaieren  angehört.     Die  von  dem 
^Eingelösten  Phosphor    abfiltrirte   Flüssigkeit  wird 
bit-}- 80^  erhitzt^  dabei  trübt  sich  dieselbe,  Phos* 
phox^ure  und  Phosphoroxyd   werden   abgeschie- 
,.         den/  und  ein  Hydrat  des  letzteren  falU  ziemlich 
(        jffCa-wer  zu  Boden,    welches   man   auf  einem  Fil* 
f         trnm  mit  warmem  Wasser  abwäscht,  dann  in  ein 


i 


105 

Poreellangefass  abspriltsl^  naclideiD  es  sieh  dbrin 
niedergesetzt  hat  das  Wasser  abgiesst  UDd  den 
RücksUfid  im  lofUeeren  Raom  über  Scbwefelsänre 
trocknet.  Hierbei  geht  nicht  mir  das  mechanisch 
elogesogene  Wasser,  sondern  auch  das  Hydrat* 
nasser  weg ,  während  das  reine  Oxyd  in  Gestalt 
TOD  Tothen  Körnern,  Ton  denen  einige  ein  krystal- 
Unvekes Ansehen  haben,  zorüekbleibt.  Lever« 
rier  iektuptet ,  dass ,  wenn  das  Yacnnm  so  gut 
werfe,  dass  das  Wasser  gefriere^  bevor  es  Ter« 
iuBBieü  könne,  nnd  die  Schale  dann  herausge- 
nommen werd«,  das  Hydrat  sein  Wasser  Terloren 
hühey  aber  nach  dem . Anflbanen  des  Eises  seine 
feinere  Pülyerform  und  gelbe  Farbe  behalte.  — 
Genaae  und  zweckmässig  angestellte  Versuche  ha- 
ben dargelegt ,  dass  das  Phosphoroxyd  in  diesem 
Zustande  keine  Spur  Ton  Chlor  oder  Wasserstoff 
entkält.  Um  die  Zusammensetzung  des  Oxyds  zu 
bestimmen,  wurde  eine  gewogene  Menge  davon 
mit  Salpetersäure  oxydirt ,  mit  einer  gewogenen 
Menge  Bleioxyd  yermischt,  damit  eingetrocknet 
^d  g^lüht.  Dm  Bleioxyd  hielt  die  Phosphor- 
smt  zurück,  der  Unterschied  im  Gewicht  von 
iieset  und  dem  angewandten  Ox^d  ^keigte ,  wie 
viel  das  Oxyd  bei  der  Verwandlang  in  Säure  zuge- 
nommen hatte ,  nnd  dies  entsprach  4  P  -f-  O =P^, 
i*  b.  es  enthält  bei  derselben  Menge  Phosphor 
i^alb  80  viel  Sauerstoff,  als  die  unterphosphorige 
Siwe. 

Das  Phosphoroxyd  ist  in  Kömern  roth,  als 
feines  Pulver  gelb ,  ohne  Geruch  und  Geschmack, 
fieliwerer  als  Wasser  und  so  wohl  in  diesem ,  wie 
in  Alkohol. und  Aether  unlöslich.  Es  kann  in 
trockener  Luft,  selbst  in  Sauerstoffgas  aufbewahrt 


106 

werden»  In  üeachter  Lnft  wjrd  es  anf  Kasten 
des  Wassei^ses  langiipun  oxydirt^  und  riecbt  dann 
schtracb  nach  Pbosphorwasserstoffgas«  Unter  kei- 
ner Bedingung  lenchtet  es  im  Dunkeln.  Im  laß* 
leeren  Räume  oder  in  Gasarten^  die  es  nicht  oxy- 
diren  können  y  erträgt  es  -)*  300^  ohne  eine  an- 
dere'Veränderung  zu  erleiden  y  als  tiefer  roth  zu 
werden.  Aber  ein  wenig  über  den  Siedepunkt 
des  Quecksilbers  wird  es  in  Phosphor^  weicher 
überdestillirt,  und  in  ToUkommen  weiss  zurückblei- 
bende Phosphorsänre  zersetzt.  -Auch  an  der  Luft  ent- 
zündet es  sich  nicht  eher,  als  bis  es  anfingt  in  Phos- 
phor und  Phosphorsäure  zersetzt  zu  werden.  Purch 
Chlor  wird  es  in  Phosphorsuperchlorid  und  Pho^- 
phorsäure  Tcrwandelt.  Concentrirte  Schwefelsaare 
bildet  damit  in  der  Wärme  schweflige  Säure.  Sal- 
petersäure Tcrwandelt  es. in  Phosphorsäure.  Salz- 
säure wirkt  darauf  weder  in  Gasform  noch  in  sei- 
ner concentrirten  Auflösung  iir  Wasser.  Von  Ei- 
seuoxydsalzen  wird  es  zu  Phosphou$äure  oxydirt, 
die  sich  mit  dem  Eisenoxydul  verbindet*  Hit 
chlorsaurem  Kalt  detonirt  es  so  leicht«  dass  die 
Yermengnng  damit  äusserj^t  gefahrlich  ist« 

Der  rothe  Körper  ^  welcher  durch  Yerbreonen 
des  Phosphors  an  der  Luft  oder  heim  Einleiten 
von  Sauerstoffgas  auf  geschmolzenen  Phosphor  in 
kochendem  Wasser  erhalten  wird,  ist  dasselbe 
Oxydj  der  darin  enthaltene,  überschüssige  Phos- 
phor kann  daraus  mit  Phosphorsnperchlorür  aus- 
gezogen werden.  Durch  die  Erhitzung  hat  es 
die  Fähigkeit  verloren,  sich  mit  Wasser  und  Ba- 
sen zu  verbinden  5  dasselbe  gilt  auch  für  das  aof 
die  vorhergehende  Weise  bereitete  Oxyd  nach  der 
Erhitzung  bis  zu  -}-300^. 


107 


Dis  Hydrat  befltelit  ans  1  Atom  Pliospliofoxyd  ^  * 
Dnd  2  Atomen  Wasser.  Der  Wassei^ebalt  ist 
sdiwierig  zu  bestimmen  ^  weil  er  so  leiebt  beim 
Troeknen  fortgebt.  Dorch  Wasehen  mit  wasser«, 
freiem  Alkohol  wnrde  es  Ton  Wasser,  nnd  dnreb 
Wuehen  mit  reinem  Aetker  wieder  von  Alkohol 
betreit.  Noch  Yon^Aether  darchtränkt  wurde  es 
in  emen  Strom  tob  trocknem  Wasserstoffgase  er* 
hitztf  der  Aether  und  das  Wasser  in  ein  mit 
Cfrlofcalcium  ^fulltes  Rohr  getrieben,  nnd  der 
Aether  daraus  dnrch  einen  fortbhrenden  Strom 
Wasserstoffgas  weggeführt.  Eine  Temperatur  von 
-f  40^  bis  SO^  reicht  TöUig  hin,  um  es  Ton  sei* 
neiD  Wasser  ^  zn  trennen.  Im  Wasser  behält  es 
m\i  bei  -f-lOO^  seinen  Wassergehalt,  und  erst 
fiftch  iSstundigem  Kochen  war  er  theilweise  aus- 
getrieben. Dabei  hatte  sich  ein  wenig  Phosphor- 
sanre  in  der  Flüssigkeit  gebildet.  Das  Hydrat 
Isttin  noch  so  lange  gewaschen  werden,  ohne  die 
%eiiBehaft,  Lackmuspapier  zn  röthen,  zn  yeriie« 
Kn.  Im  Wasser  ist  es  in  geringem  Grade  lösliijk. 
Diese  Lösung  wird  durch  ein  eingetropftes  Kupfer» 
oxjdttiz  dunkel.  Wird  es  unter  Wasser  nnmit« 
teliNfr  dem  Sonnenlicht  ausgesetzt,  so  wird  es 
zersetzt,  und  dabei  bilden  sich  Phosphorsanre  und 
Pbospborwasserstoflgas. 

Die  Eigenschaft  dieses  Körpers,  Lackmus  z« 
^tfien,  deutet  darauf,  dass  er  den  Charakter  ei« 
'^^^  Sture  habe.  Er  verbindet  sich  mit  Basen, 
Wird  das  Hydrat  oder  das  nicht  stark  erbitzte 
Oxyd  mit  einer  Lösung  Ton  Kali ,  Natron  oder 
Ammoniak  abergossen,  so  werden  sie  schwarz, 
"ad  diese  schwarze  Ptrbe  gehört  einer  Verbin- 
duog  des   Alkalis  mit    dein   Phosphovöxyde   an. 


108 

.  Sänren  zieben  daxavs   dM  Alkali  ans  und  stellen 
die   gelbe  Farbe   wieder,  ber.      Dieses  Verhalten 
onterseheidel  es  won  dem  festi^ii  Phospborwasser- 
stoff  9 .  dem  es  sonst  in  Betreff  der  Farbe  ähnlicli. 
ist^   aber  dieser  bebält  seine  Farbe  bei  der  Be- 
bandlang  mit  Alkali.     Das  Pbospberaxydnlkalt   ist 
10  geringer  Menge  im  Wasser  auflöslicb,  nnd  diese 
Anfiösnng  scbwärzt  die  Lösang  eines  Knpfero-aKyd- 
Salzes. stark.     Dnrcb  das  Hinzukonimen  von  l^as- 
eer  werden  diese  Verbindungen  sebnell  yerändert, 
es  entwickelt  sieb  fast  reines  Wasserstoffgas,  Tväh- 
rend  pbospborsaures  Alkall  gebildet  wird,      l^ar 
das  Alkali  im  binreicbenden  Uebersebuss  vorhan- 
den 9   so   verschwindet  die   scbwarze   Verbindung 
^itzlicb^  war  sie  aber,  neutral ,  so  wird  von  .dem 
Oxyd  so  viel  zerstört,   dass   das  Alkali  in   pbos- 
pborsaures Salz  verwandelt  wird,   und  der  Rest 
des    Oxyds    in  Gestalt    von   Hydrat   übrigbleibt. 
Das  Pbospboroxyd   verbindet    sieb   mit  troekaem 
Ammoniakgas.     iOQ  Tbeile  Oxyd  absorbiren  4,8 
bis  4,9  Tbeile   Ammoniak  ^   was   5  Atome   Oxyd 
auf  1  Doppelatom  Ammoniak,  ansmacbt.    In  tvbck- 
iier  Luft  geht  ein  Tbeil  Ammoniak  wieder  weg, 
während  ein  anderer  so  gebunden  bleibt,  dass  er 
selbst   nicht    von   schwachen   Säuren   ausgezogen 
wird:   ein  Umstand,    der  nicht  stattfindet,   wenn 
das  Oxyd  auf  nassem  Wege  mit  Ammoniak  verbun- 
den wird»    Um  daraus  das  Ammoniak  auszuziehen 
nnd   dem  Oxyd  sseine   Farbe  wieder    zu    geben, 
muss    Schwefelsäure    oder    Salzsäure    angewandt 
werden..   Leverrier  liat  nicht  untersucht,  ob  bei 
der  Absorption  des  Ammoniaks  Stickgas  entwickelt 
wird^    die  Verbindung   kate  vieUeacht  ans  pbos« 
pborsänr^9.  Aminoniun^dxyd  .  uii4l  :'I%osp|ioramId 


109 


lestdieii,  welehes  kriiftigefe  Siare  erfolrdert^  um  in 
Osjdhydrat  und  Aminoniak  Terwandelt  zu  werden« 

Mit  Kali  bildet  es    eine  lösliebe  Verbkidangy 
die  erbalten  wird^   wenn   man   Pbospboroxyd  an 
einer  scbwacben  Lcwnng  Ton  Kalibydiat  m '  was- 
serfreiem  Alkobol  setst   (in    einer.  >  eoncentrirtea 
Losaag  wird  das  Oxyd  nnicr  Entwicbelnng  tob 
WuMTstofigas  aogleiiSb   zersetzt),  worin  es  sMi 
mitemer  stark  rotben:  Farbe  auflöst.     Setzt  man 
neb  Oxyd:  Innzn,    als  nav  ^ttignng  dei  Kalis 
iis  aof  diesen  fisaddiödiig}  ist  9  so  wifd  das  Zu« 
gesetzte  ungelöst!  and   sebwarz,    naid  man  kann 
auf  diese  W^eise  mit  binrrie^end  zageset^m  Oxyd 
lUes  aofgelöste  Kalisalz  ansfallen*     Wird  das  an£* 
gelöste  Kalisalz,  in  Tsirdiiante   Scbwefelsäure   ge« 
tropft,  so  lallt  Pbospboroxydbydrat  niad*.    Keins 
TOD  diesen  Salzen  konnte  : in  troclmer. Gestalt  ^'- 
Iialtea  werden;  es  ist/dksiaiicbt  obile  Zersetzung 
möglicb*       Baryt  **  i  nlid  -  .Kalkwasser .  'geben   auek 
sehwarze  Verbindungen  mit  dem  Oxyd«.  ^.Lmdbt 
redacirbare  Basen  und  deren  Salze  y   z.  B.'  von 
Kapfer  und  Silber,  werden  so  wobl'suf  trockneaa 
als  aof  nassem  Wege  dnreb  die  redncirende  Wir«! 
taug  des  Oxyds  zersetzt«  ^  > 

Fast  sollte  man  glauben ,  dass  ti  LeT.erriev 
geglückt  sei 9  diese' schwadke  Säure  auek^mit  Ae4 
tliyloxyd  zu  yerbiaden. 

Als  aus  dem^  von  Pbospbor  mittelst  Sauer- 
stoff iu  warmem  Wasser  beryörgebraebten  Oxyde 
der  freie  Pbospbor  mit  Aetber  .anagekocbt':wurde) 
60  blieb  ein  dunkles  pommeranzengeibes'  Pdlfer^ 
welches  nicbt  von  einer  koblebaltigen'Verbikidnng 
za  befreien  war.  Tön  der,  wenu'  es  iU'  erböbter 
Temperatur  zersetzt  wurde  ^  Koble  mit  Pbospbor- 


110 


sKore  znraelibUeb*  Es  eDtbielt  90,3  Proceat  Phos- 
phoroxyd nnd  9,7  Procent  AetherbesUndtheile. 
Wäre  es  eine  Yerbindang  von  1  Atom  Pho8^o^ 
oxyd  nnd  1  Atom  Aethyloxyd,  so  müsste  es  aus 
90,42  Yon  dem.ersteren  nnd  9,  58  von  dem  letz- 
teren  bestehen.-i  ..£s  hsiin  sehr  kinge  mit  Wasser 
gekocht  werden^  ohne  dass  es  sich  zersetzt.  Im 
trocknendem  Znstande. bildet  es  Wotten,  die  im 
Dnnk^lv;  schwach  lenchten*  Troekea  entstehen 
sie  erst  .bei /f^  1S0%  mit  Verbreitnnig  des  Gerochs 
nach  Phospflionvasseisto^Sa:, !  aber  ,  es  entzündet 
sich  dabei  nicht  in  der  Lnft,  wiewohl  es  aUmilig 
sauer  wird  und  ein  Gemenge  von  Kohle  nnd  ei- 
ner rothen  Substanz  zuriicklässt«  Bei  sttrkerer 
Erhitzung  entzündet  es  sich  mit-  Flamme  |  und 
hinterlässt  kohldialtige  Phosphorsaure«  Auch  schei- 
det gasförmiges  Chlor  daraus  Kohle  ab«  Es  lost 
sich  in  Salpetersäure  und  verbindet  sic^  mit  Al- 
kali. Leverrier  hat  nicht.  Tersuckt^  ob  dabei 
AUuriiol  abgeschieden  werde« 

Die  Bereitung  des  phosphofsauren  Phosphor- 
oxyds aus  dem  vorhin  erwähnten  Gemenge  des- 
selben mit  Phosphorsuperchloriir  und  Phosphor 
erfordert ,  dass  die  Masse^  von  Anfang  an  ni^ht 
mit  Wassdr  behandelt  werd^  Nach  dcan  Decan- 
thirendes  Gblorpliosphors  wird^der^Riekstandiiiit 
Aether  gewaschen  ^  um  den  grössten  Theil  der 
freien.  Säuren  wegzunehmen«  Darauf  wird  die 
gelbe  Verbindung  in  wenigem ,.  wasserfreiem  AI- 
koiiol  aufgelöst,  der  den  Phosphor  zurücklässt. 
Die  .filtrirte  Lösung  wird  darauf  mit  Aether  ver- 
mischt, dcraus  dem  Alhokol  das  phosphoisaure 
Oxyd  fült ,  welches  mit  Aethen  gewaschen  wird« 
Durch  neue  Auflösung  im  Alkohol  und  Fällnng 


111 


* 

danos  mit  Aether^  wird  es  Tollkommen  rein  er» 
halten*  Der  Aether  wird  daron  im  InftleereD 
Rama  über  Schwefekanre  abgedanstet.  Es  ist 
mm  eine  pomraeranzengelbe  Masse,  die  sieb  leiebt 
za  PnlTer  reiben  lasst^  geracblos  ist  und  wenig 
Gescbmacl  besitzt.  Von  Albobol  und  Wasser 
wird  es  mit  gelber  Farbe  aufgelöst*  Die  LSsnng 
im  Wasser  wird  inneibalb  einiger  Tage  unter 
Abseisong  tob  Pbospbnroxyd  zersetzt  ^  und  so- 
glekhf  w^enn  sie^  wie  wir  irorber  gesehen  baben^ 
hb  XM^  80^  erbitzt  wird.  '  In  offener  Lnft  ziebt 
sie  albnilig  F^ncbtigbieiit  an  nnd  Terwandelt  sieb 
in  ein  Gemiseb  von  wasserbaltiger  Pbospborsäore 
und  Pbosphoroxyd.  Wird  die  mit  Wasser  friscb 
bereitete  Lösnng  mit  Albali  vermischt,  so  färbt 
sie  sieb  braun ^  ohne  gefallt  zu  werden,  wahr-" 
sebeinlicb  wird  ein  Doppelsalz  der  Phosphorsänre 
und  des  Phospboroxyds  mit  Albali  gebildet.  Wird 
aber  das  Gemisch  erwärmt,  so  fallt  Pbosphoroxyd* 
Albali  nieder.  Die  Analyse  ergab^  dass  die  Pbos- 
pborsänre  4  mal  -so  Tiel  Sauerstoff  enthält,  als 
das  Oxyd  =6ieH)  ^^  4P0^*  Dies  Yerfaftltniss  ist 
nicht  sehr  warsebeiniieb ^  aber  Lerer rier  fand 
immer,  dass,  sobald  Aetber  zur  Absebeidung  der 
Verbindung  angewandt  worden  war,  sie  eine  Por^ 
tion  daT^n' enthielt  9  die  nid^  abgesefaieden  wer- 
den bonnte ,  und  hält  es  für  möglieb ,  ^dass  diese 
Verbindung  die  Vrsaebe  der  Abweichung  "von 
dem  wabrsdieinlieberen  Resultat  P^O  +  FO^  ge- 
wesen sei. 

Hierbei  möchte  ich  wohl  fragen,  ob  es  wirb- 
lieh eine  Verbindung  der  Phosphorsäure  mit  I%os- 
fboroxyd  gewesen  sei,  oder  ein  Oxyd  PO^,  wo- 
Ton  3  Atome  sich  mit  Wasser  in  1  Atom   Phos- 


112  ^ 

pborsiore  und  in  1  Atom  Phosphoroxyd  zersetztti? 
Leverrlcr  bemerkt  ausserdem,  dass  die  Yerbin- 
dang  von  Phosphorsoperchlorar  mit  Phosphor  heim 
Ausschluss  des.Eioflosses  Ton  Lieht  diese -Vefbin- 
dung  nicht  bildet^  inrie  lange  sie  auch  von  der 
Luft  getroffen  uvurde.  Aber  im  Tageslicht  fängt 
ihre  Oxydation  sogleich  an,  und  Im  unmittelbaren 
Sonnenlichte  wird  der  neugebildete  Körp^  roth* 
Schwefel-  Von  deh  Verbindungeii  des  Phosphors  bteiben 
pLospkor.    ^^  ^^^^  ^^.  ^^  studiien  übrig,  die  existicen, 

aber  nicht  ißt  Gegenstand  voii  UnttKsueluuigen 
gewesen  sind,  nemlich  die  beiden  Sulfiife'  des 
Phosphors.  Bei  der  grösseren  Arbeit  nher  die 
Schwefekalze  *^  ,  die  ich  schon  Tor  15  Jähren  be« 
hannt  maclfcte^  hatte  ich  auch  eine  Untersnchung 
derselben  und  ihrer  Salze  angefangen ,  als  *mich 
ein  Freund  benachrichtigte,  dass  einige  von  ihm 
beobachtete  hierhei^ehörige  Yerbindungett  ihn  2Knr 
näheren  Untersuchung  4^rselben  veranlassten]!^  Um 
za  vermeiden]^  was  man  in  den'Wissensdiafteamit 
Unrecht  Collision  nennt  und  .die, nicht  iwrmicdea 
.werden  sollte,  weil  es  nützlich  ist,  däss  zwei 
oder  mehrere,  die  TieUeicht  sdien  ganz  gkiche 
Gesichtspunkte  haben  ^  denkfiben  Gegenstand  be- 
handeln )  ünteibrach  ich.  die  angefangen^.'  Ver- 
suche über  die  Phospherrsnlfide.  Ich  >hAtAei^fnn- 
den,  dato  .sowohl  ^KS?  alsKS^in  coMentrirter 
Lösung  bemt  Di gei^irisn  in :  ^nem  bedt^kten .  Ge- 
fäss  ^l^uJ^lig  Phosphor  auflösfletn'  und -gälit»  ihre 
Farbe  verloren,  was  auch  mit  den  entsprechenden 
Verbindungea  des  i1Schw«fds'  mit  .Natrinm> .  Cal- 
cium,  S.trontium  *  und  Barium  stattfimd,  an.wel« 


*)  Vct.  Acad.  Habdl,  1S^3. 


113 

Aen  leiztefen  zogleicli  Mass  fl^isdirotLe^  schweriös* 
I  liehe  Yerbindangen  abgesetzt  worden.  Diese  blie- 
ben 80  unangerührt  12  Jahre  kng  stefaeiij  wahrend 
welciierZeit  die  Luft  sich  allmälig  einen  Weg  durch 
die  Körlse  gebildet  nnd  eine  Einmengang  Ton  Sauei^ 
stofsaben  veranlasst  hatte,  weshalb  sie  dann  w<»g« 
gegossen  wurden*  Inzwisch^- bezeichne  ich  dies 
als  Gegenstand  einer  sehr  interessanten  Unteran- 
cboDg.  Ein  hiermit  im  Zusanunenhang  stehender 
GegmtuiA  ist  Ton  Böttger  *)  behandelt  wor^ 
den.  Erbat  gezeigt,  dass,  wenn  der  Phosphor 
mit  einer  Lösong  Ton  KS^  in  Alkohol,  erhalten 
dorch  Sättigwig  einer  siedendheissen  Lösung  Toa 
Kalihydrat  in  Alhohol  mit  trocknen  Schwefelblu- 
men,  hei  einer  Temperatur,  in  welcher  der  Phos« 
plor  sehmilzt  y  behandelt ,  damit  eine  Weile  nm- 
gescluttelt  und  hi^ranf  in  einem  offenen  Gefass 
4 Tage  lang  sich  überlassen. wird,  ein  Sauerstoff- 
salz  gebildet  werde ,  welches  niederfalle  und  sich 
mit  dem  unanfgelösten  Phosphor  Termische*  Die- 
ses Salz  hat  Böttger  nur  für  unterschwefligsau- 
Ks  Kali  gehalten ,  aber  es  kann  auch  phosphor* 
HQm  enthalten.  Man  erhitzt  d^nn  noch  ein  Mal, 
schüttelt  das  Gemisch  um ,  lasst  es  erkalten ,  de« 
<^tUrt  darauf  die  Flüssigkeit  und  wuscht  das 
Salz  mit  Wasser  weg,  welches  eine  Verbindung 
Ton  Phosphor  mit  Schwefel  so  klar  und  färben- 
ms  j  wie  Wasser ,  zurücklässt.  Eine  ganz  gleiche 
Verbindung  hatte  sich  auch  hei  mehreren  von 
meiiiefi  Versuchen  ans  Kali-Schwefelleber  gebildet; 
m  in  Wasser  aufgelöst  und  in  einem  bedeckten, 
Cefassmit  mehr  Phosphor,  als  .zur  Entfärbung  der 

')  Jonrn.  für  pnct,  CLemie ,  XII,  357. 
BmeÜM  Jahres -Bericht  XVII.  8 


114 


nödiig  vWf  digerirt  wurde.  lieber 
die  Bildung  scheint  sicli  Böttger  die  Theorie 
gemacht  za  haben  9  dass  der  Schwefel  ^  welcher 
während  des  Zntrittß  der  Luft  in  Freiheit  gesetzt 
wird  9  sich  Torzngsweise  mit  dem  Phosphor  Ter- 
bindet.     Aber  die  richtige  Ansieht  dürfte  sein, 

dass  von  SRS^  sich  Slfe  +  F  bildet,  wobei  5 
Atome  Schwefd  nnangewandt  bleiben^  die  sich 
mit  dem  Ueberschnss  Ton  Phosphor  zu  einer 
niedrigeren  Sehwefelnngsstufe  rerbinden«  Solcher 
exbtiren  wahrscheinlich  mehrere ,  sie  sind  aber 
binsicfatfich  der  bestimmten  Proportionen  niemals 
studirt  worden,  dämm  yielleicht  nicM,  weil  sie 
sich  mit  einander  mischen  lassen  und  Phosphor 
in  einem  solchen  üdbeischnss  auflösen  hönnen,  daas 
er  in  farblosen  KrystaUen  daraus  hrystallisirt  er- 
balten werden  bann.  Auch  Ton  dieser  Seite  bat 
Böttger  nicht  die  von  ihm  bervt>rgebrachte  Ver» 
bindung  betrachtet. 

Die  neue  Veriiindung  kann  ein  ganzes  Jahr 
aufbewahrt  werden ,  wenn  sie  in  einer  wohl  ver- 
schlossenen Flasche  mit  Aether  übergössen  ver- 
wahrt wird.  Der  Schwefelphosphor  bann  in  der 
Wärme  so  vief  Schwefel  und  Phosphor  auflösen^ 
dass  diese  nachber  daraus  anscbiessea.  Die  übrig 
bleibeAde  Flüssigkeit  hätte  in  beiden  Fällen  lina- 
lysirt  9Ett  werden  verdient,  besonders  da  Böttger 
gezeigt  hat,  dass  aller  überschüssige  Schwefel 
durch  wiederiiolte  Digestionen  mit  Aether  weg- 
genommen werden  kann.  Es  würde  einen  Be- 
griff von  den  Grenzen  der  wechselseitigen  Ver- 
bindung gegeben  haben.  Auf  Löschpapier  ge- 
tropft, entzündet  er  sich  bei  -f-  S^^*     Bekanntlich 


115 


reranlasrt  der  Schvrefelplio^plior  beim\KdelieA  mit 
Wassor  bisweilen  Explosionea ,  die  ji^doeh  weni- 
ger IQ  der  Reaction  des  Wassers  e«f  deii*«S€kiwe« 
felpliospbor  glesaeht  werden  dürfen ,  als  in  der 
obeoAof  stattfindenden  Bntzundnng  des  Gasgemi* 
Bclies.  Mit  Alkobol  ^  Aetkerarten  y  Terpentbinöl 
und  Pelrolenm  Iman  er  ohne  alle  GelMbr  gekoelit 
ireiien.  Alkohol  YOk  0^833  löst  eine  Portion  da- 
TOB  auf,  womnf  er  dnrek  Wasser  milciiig  wird» 
Aldi  Aetker  löst  davon  eine  Portion  anf  und  giht 
dun  kim  Yerdiwsten  in  gelinder  Wirme  hei 
4- 30®  im  Dnnkeln  eine  hohe  phosphorisehe  Flam** 
me,  gleich  der  ram  nnf  einen  warnen. Zii^gebtein 
getropftem  Aether«  In  Terpeirfhiniil  Terwahft»  Ter^ 
äalcft  er  allmilig  dessen  ZusammensetMingy  der 
Sehwefe^hoaplMr  Wird  klarer  nnd  dinnflüisiger» 
iiviliraid  das  Gel  einen  gelbrothen^  sahen  Körperi» 
ähnlidbi  dem  um  KaUnm-  in  Petrolenm  sich  hil« 
dendcn,  ahsetzt.  Wird  der  Sehwefelphosphor 
mit  einer  Lösung  Ton  Kalihydrat  in  Alkohol  ge- 
koelit, so  wird  der  Sefa^^fel  aesgecogen,  kis  nnr 
noch  Phosphor  übrig  ist/  Der  Schwefelphosphor 
mbekt  sich  mit  Schwefelkohlenstoff  in  aUen  Ver* 
laJteissen.  Anf  Jod  getrof^ft^  entzündet  sich  dfer 
Schwefelphosj^r  bei  rl-  Hfl.  Aufgegosisene  Sal« 
petersilare  von  1^52  wird  init;,Heftigkeit  zersetzt 
nnd  entzündet  ihn  in  kurzer  Zeit»  Aber  hei  ge«> 
^ölidieher  Lufttempemtnr  wirken  weder  Salpeter- 
saure  Ton  lySO  specif.  Gewicht,  noch  Salzsiure 
von  i,lS  specif.  G.,  noch.  SöhWi^fel««aire  von  !l»Q9Q 
sp*  G.  darauf  ein.  Sei  der  Aufbewahrung  nn|er 
^03ot  erhält  er  sich  klar ,  das  Kreosot  aber  he^- 
lommt  einen  ftitrken  Geruck  nUek  Schwefelw«9ser- 
atoff  nnd  die  Eigenschaft  im  Dunkeln  zu  leuckten* 

8* 


116 

Plkosplior  mit  Büttger  hat  femer  gefanden,  dass  der  Phos* 
Schwefelkok-  pfcor,  wenn  er  rein  i«t,  Ton  Sehwefelkohlenstoff 
(CS^)  bb  zun  SOfaehen  Gewieht  des  leUsteren 
aufgelöst  wird.  Zugleich  hat  er  bemerkt  y  dass 
der  SchwefelkaUenstoff  das  Phosphoroxyd  so  wie 
auch  die  weisse  Rinde ,  ^  Womt  der  Phosphor  bei 
langer  Aufbewahrung  in  Wasser  überzogen  wird, 
nicht  auflöst.  IMeser  letzte  Umstand  verdient  Aaf- 
Bierksamkeit,  weil  er  emcn  charakleriatisehen  Un- 
te^chied  zwischen  dem  weissen  Phosphor  und  dem 
unTeränderten  inneren  Theil  begründet,  mag  die- 
.    .  ser  Unterschied  nun  in   einem  Wasaeigehalt  de» 

ersteren,  oder  in  etwas  ^Anderem  bestehen.  Eine 
Verbindung  Ton  i  Theil  Schwefelkohlenstoff  mit 
i6  Theilen  Pho^hor  bekleidet  sich  unter  Aether 
und  bei  Zutritt  des  Lichts  mit  einer  pommeian- 
zengdben  Rinde,  und,  wenn  sie  oft  nmgescbilttelt 
wird,  so  findet  man  sie  luieh  10  bis  tStilgigeii 
Aussetzen  an  dtm  Sonnenlicht  ganz  und  gar  daria 
Torwandelt.  Vdrmnthlich  ist  dieser  gelbe  Kör- 
per dieselbe  Aethyloxyd* Verbindung^  die  soeben 
nach  LcTcrrier  angeführt  wurde.  Ein  ganz  glei- 
cher Kö'rper  wird  erhalten ,  wenn  man  Schwefel- 
phosplior  mit  SOprocentigem  Alkohol  schüttelt,  so 
lange  dieser  etwas  auflöst,  dann  den  Alkohol  ab- 
giesst  und  mit  Wasser  Vermischt ,  wobei  er  mil- 
chig wird.  Setzt  man  diese  milchige  Fliusigkeit 
dem  Sonnenlichte  aus,  so  verwandelt  sich  das 
darin  suspendirte  allmMlig  in  ein  orangegelbes  Pol- 
der, und  die  Flüssigkeit  enthält  phosphorige  Saure 
und  riecht  nach  Schwefelwasserstoff.  Vielleicht 
ist  diese  Bereitungsmethode  leichter ,  als  die  Ton 
L  ey e  r r i  e r.  Löst  man  Schwefelhohlenstoff  in  Ae- 
Aer  auf  und  «etzt  der  Lösung  Phosphor  hinzu, 


117 

SO  YtAiadet  mh  dieser  nut  dem  SdifrefiBllMiUlen- 
stdF  und  biMet  damit  ela  Liquidum  unter,  dem 
Aeflier.,—  Der  Fliospfcor^  welcher  eine  Spar 
Too  Sdtwefelkoklenstoff  zoräcUiält,  eidit  wie  Cam- 
pher aos,  durch  ein  wenig  mehr  wird  cr^  weich 
Qod  komig ,  wie  Ginsefett. 

Wild  Alkohol,  mit^  SchwefelkoUenttolT  und 
Camfhcr  Termiecht  und  Phoephor  zogesetst,  so 
fällt  fieser  den  Schwefelkohlenstoff  ans  und 
yfird  lässige  der  Gampher  aber  hleikt  in  der  Lö- 
soiig  zunick  and  scheint  sich  nicht  mit  dem  Phos- 
phor za  .Tcrbinden. 

Zu  der  im  Jaihresberichte  1837  y  S.  81  ^  <uage-  Bereitung  ^on 
führten  Bereitungsmethode  des  Joda  hahe  idi  jetzt  ^^'"'^'»'^^'^ 
eine  andere,  von  Barrnel  d.  Ä.*)  entdeckte  hin«  ^ 
zmafdgen,  die  darin  besteht,  dass  die  Mntterlaage 
des  Kelps ,  nachdem  daraas  das  koklensaare  Na« 
troo  abgesetzt  ist,  eidgetrocknet,  der  Rückstand 
nit  Vxo  Bfannstetn  Tcrmischt  and  damit  gelinde 
geglähtwird,  um  das  onterschwefelsanre. Natron 
vnd  Schwefelnatriam ,  die  darin  enthalten  sind, 
m  sehwefdsaares  Salz  zu  yerwandcln.  Wenn  die 
filtrirte  Losung  einer  Probe  beim  Siltigen  mit 
Schvrefelsäiire  kein  Schwefelwasserstoffgas  mehr 
gihtand  keinen  Schwefel  fallen. lässt,, so  ist  das 
fiemiseh  hioreichend  erhitzt.  Das  Salz  wird  dann 
lolt  Wasser  ausgezogen  und  geoaa  in  so  Tiel  da- 
m  geläst,  dass  die  Lösung  36P  fiemumU  (1,333 
spee.  Gewicht)  hat ;  in  diese  Lösung  wird  Chlor 
eingdeitet,  wodurch  das  .Jod  tiic^^erällt.  Um 
nicht  za  yiel  einzuleiten,  muss  man  gegen  den 
Pankt,  bei  welchem  das  Jk>d  fast,  ausgefällt  ist^ 

')  JoitTA.  dt  Pkttnnacie  XXIII>  17.  ' 


118 

% 

\ 

das  CiASeiitwbkdasgtMl»  hemmziabeo^  oad  nacin 
d€»  das  Jod  »ed«rgafidlaii,  die  obeve  Flüssigkeit 
«bgiesse»  ^  jso  lange  noek  Mi  zurück  ist ,  kaldet 
sieb  aof  der  Obevfläeke  der  Flüssij^it  eine  sieht« 
bare  Hast  ^ön  Jod«  Wenn  sieb  diese  niebt  mehr 
zeigt  9  so  ist  das  Jod  ausgefaUt,  «od  die  Flässig- 
keit  besitzt  beim  Kliren  einen  •  seLwacbea  Stich 
ins  Ro&e.  Dana  wird,  es  gesamtnelt,  abiropfea 
gelassen  -und  sablimirt*  Ein  biazagekommener 
Cebersehnss  von  Cblory  der  löslicbes  Cblorfod 
bildet^  bann  we^enOmmen  werdna,  und  zwar 
unter  Fällung  Yon  Jod^  durcb  eine  zuradkbefaaltene 
Portion  itr  Lösung,  'Nacb  der  Absebeidnn^  dies 
Jeds  mrd  die  FUissigkeit  nnr  Gewinnung  Ton 
Brom  bointzt* 

iSB»  Gewicbtsibeile  der  Flnsai^eit  -  wesden 
mit  da  Theileafiffattnstein.undll5TbeilenSehwe. 
febäore  Ton  I;,8iii5  Termbebt  §  das  Genisek  wird 
ans  eine»  Inbnlirtcn  Retorte  in  eine  tubnlirte  Vor«' 
läge  9  die  in  den  Retortenbals  eii^esdliffen  und 
mit  einem  eingesdiUffenen  Robr,  Welebes  in  eise 
£proni^e  »iebt,  yerseben  isl^  destälirt*  Die 
Masse  wird  ins  Kocben  gebraebt,  und  dieses  so 
lange  unterludten}  ab  sieb  noeb  rotbe  Dämpfe 
von  Brom  zeigen.  Diese  verdichten  sieb  in  der 
Vorlage  und  werden  daraus  dureb  gelinde  Erwär« 
mung  in  die  stark  abzukühlende  EprouTette  getrie« 
ben.  Daeanf  gibt  man  in  die  Retorte  noch  mehr 
Sebwe&lsänre  und  Bmunstein  ^  und  fährt  mit  der 
Operation  fort^  im  FaU  ^icb  aufs  Neue  noeb  rotte 
Dämpfe  zeigen« 
GUoijod.       Soubeiran  *)  bat  dasCblorjod  untersucht  afld 


*)  JoBrn.  de  Phamaeie ». XXIII,  49. 


/ 


119 

gefiuiden  9  dsM  4as  gff<9s8to  VeiUiteiM  wem  das 
Jod  ndt  Chlor  Teriumden  werden  iBamiy  sowohl  a«( 
trodraem  eis  auf  nasseni  Wege  =  ICH'  eei^  wel* 
ehes  ans  45,66  Chlor  mid  54,34  Jod  besteht.  'Es 
ist  dies  dieselhe  Yerbindong^  welche  durch  De- 
stiUalion  des  ehlorsaaren  Kalis  mit  Jod  erihaltea 
wird.  Rane*)  hat  gezeigt,  dass  sie  sieh  noch 
ia  einen  andereD  Verhältnisse  Tereinigen  lassen, 
wenn  nemlich  die  Torhergehende  Verbindung  mit 
Jod  gesattigt  wird.  Diese  Vetbindnng  ist  tief  rotb- 
hraon,  mit  rothgelber  Faibe  in  Wasser  IdsUeh, 
bewirbt  anf  der  Hant  einen  tief  geliien ,  schmer*- 
zenden  Flech,  anf  dem  der  Schmers  fortdauert, 
ntchdem  das  Chlorjod  abgewaschen  ist.  Bei  der 
Destillation  wird  es  theilweise  in  Jod  nnd  in  die 
Torhergehende  Verbindung  xersetst  nnd  bann  durch 
wiederholte  DestillatiiMien  so  ganz  zersetzt  wer- 
den. Ans  verschiedenen  Metalloxjtten  entwicbelt 
es  Sanerstoffgas.  Mit  Zinnchlorär  TCrbindet  sich 
dieses  Cblorjod  4BU  einem  in  glanzenden  pomme* 
ranzengelarbten  Prismen  brystallisirenden  Sab, 
weldkes  ans  2  Atomen  Chlorid  und  1  Atom  Jo* 
diir  besteht« 

Ln  Jfahresberiebte  183i  S*  78  erwflinte  ich  ei-  Cyan. 
niger  Versuche  von  Jobnston,  die  zum  Zweeb 
hatten  sn  «eigen ,  dass  die  schwarze ,  boUenahn« 
liehe  Masse,  die  nach  der  trocbnen  DestiUation 
Ton  Quecbsilbercyanid  znriicbbleibt,  eine  isome« 
rische  Form  Ton  Gyan  sei,  die  auch  «halten 
werde,  wenn,  der  braune  Absatz  «ns  einem  mit 
Cyangas  gesättigten  Alhohol  der  trocbnen  Destilla* 
tion  unterworCen  wird.    Johnston  bat  ne  spater 


*)  L.  and  E.  PKiL  Mäfi.  X,  430. 


120 

4 

PaniGyaii.  Püra^im  gettMML    Diese  iwei  TeiflchiedeAe»  Za- 
stände  slimmeB  sehr  wabl  mit  den  Tersdiiedeaeii. 
ZuslAnden  ^des  Cyuu  io  der  Cyansäare  and  Knall- 
Biore  überein«    Joknston  *)  hat  nan  das  ResnltaC 
Ton  späteren  Versnchen  mit  dem  kohienilinUcheii 
Körper  bekaiint  gemacht,  welcher  ans  derLpsang^ 
dea  Cyana  in  Alkohol ,   so  wie  auch  bei  der  frei* 
willigen  Zersetzung  der  Cya^wasserstolTsäare  nie- 
derfallt,  die'  nach  ihm  beide  identisch  sind,  und 
ans  N^C^H^+SB  bestehen.      Qei  der  yerwand- 
Inng  in    Paraeyan   geht  hohlensanres  Ammoniak 
nachfolgendem  Schema  weg: 

Vor  der  Erhitzung  *  Atom  3C  +  4N  +  aH. 

*     ^  a  Atome m  +  210 

3C  +  4N  +  6U-f  SO. 

TV    1.  j  17  i.-.         1  Atom  €y=aG+8N 
Wachd^ErhitzuDg^^^  Sg5<::=C+2N^eH^aQ 

""  3C+4N+6H+20 

Hierin  liegt  etwas  sehr  Hinkendes.  John- 
ston fugt  hinzu,  dass  mit*dem  kohlensauren  Am- 
moniak ein  wenig  Wasser  weggehe.  Das  Ammo- 
niaksalz kann  also  nicht  wasserfrei  sein,  sondern 
es  ist  kohlensaures  Ammoninmoxyd ,  was  nach 
dem  angegebenen  Schema  unmöglich  gebildet  wer- 
den kann.  Pas  Paraeyan  soll  in  concentrirter 
Schwefelsäure  löslich  sein ,  nnd  diese  Verbindung 
ein  krystallisirendes  Salz  mit  Quecksiiberoxyd 
hervorbringen.  Ob  sie  eine  Cyanschwefelsäare 
ist ,  hat'  er  nicht  angegeben. 

Der  braune  Körper ,  welcher  durch  die  frei- 
willige Zersetzung  der  Cyanwasserst^ffsäure  ge- 
bildet wird,  löst  sich  in  Salpetersäure  mit  gelber 

')  Anniileii  der  P^iininicie »  XXIj,  1^80, 


121 

Farbe  airf,  worauf  ilia  Wasser  witdar  mit  gftiber 
Faffce  «iiafallt.  Er  entliiU  KoblcBSloff  and  Stick- 
stolT  za  gleichen  Atonea^  vnd  lieferl  bei  der 
trocknera  DeatiUation  Kohleiksaare 'and  Cyangaa^ 
wobei  Peracyan  znräckbleibt.  Er  besitzt  die  Ei<- 
gensdiafken  einer  Saure ,    und  Job ns ton   nen\nt 

ihn  Paraeyansäure»     Das   Qaecbsilberoxydulsak  vP^nkcyan- 
deiBcIben  ist  sehr  schwer  löslich   und  lallt  selbst     *^^<* 
aus  d«p^  erwärmten  Lösung  der  Paracyansänre  in  Sal- 
peleisänre  nieder.    Er  hat  die  Salze  derselben  mit  ' 
Qoecksilberoxydnl  und  Silberoxyd  analysirt,   wie 
es  scheint  nach  dorch  Yerbrennong  y  und  dadurch 
gefunden  9  dass  die  Paracyansänre  aus  C^N^O  he* 
stehe  ^   nnd  dass   ihre  Sättigungscapacität  mit  ih- 
rem Saaerstoffgehalt  glei^  sei,  z.B.  Ag  -[•  C^N^O. 
Dies  wurde  dann  ausweisen  ^   dass  das  Paracyan  "^ 

eine  polymerische  Modification  Ton  Cyan  wäre  nnd 
eine  4  Mal  so  grosse  Anzahl  von  Atomen  der 
einfachen  Elemente  enthielte.  Die  paracyansau- 
ren  Salze  hinterlassen  bei  der  trocknen  Destilla- 
tion einen  braunen  Rückstand,  nnd  geben  Koh-' 
Unsäuregas  und  Cyangas  a^s.  Diese  Afigaben  Tcr- 
dienen-  hinreichende  Aufmerksamkeit ,  um  den 
Wunsch  sBu  erregen^  dass  auch  di^  Yersnche,  wor- 
auf sie  sich  grnnden ,  in  BetrelT  ihrer  Einzelheir 
ten  hehannt  gemacht  werden  mögen. 

Im  Jahresberichte  1836,  S.  112  führte  idi  MeUm  imd 
Liebig's  höchst  widitige  Entdeckungen  einkr  ^>»«^d* 
Reihe  basischer  und  saurer  Körper  an^  die  Stick- 
stoff in  ihrer  Zusammensetzung  enthalten.  Unter 
diesen  befiuid  sieh  ein  Körper ,  welcher  den  Na- 
men Melam  erhalten  hat  (Ebend.  S.  117).  Er 
bildet  den  Rückstand,  welcher  nach  der  trocknen 
Destillation   Yon  Scbwefeleyanammonium  zurück^ 


iaa 


bleibt,  und  bestebt  aus  C^M^^H^,  ^oda?  irj^eieltt 
«US  der  doppellen  j^iaabl  dieser  Atome.    Lieb  ig 
batte  gefunden ,  deis  diieser  Körper  naeb  der  Be- 
bandlung  mit  Salpetersaure  Cyanursäure  xuracb- 
lasse,   und  dass  dieses  dädnreb  klebt   erblMrbar 
sei ,  dass  die  Salpetersäure  daraus  Ammoniak  aus- 
siebe und  dass  dieses  dureb  Wasser  ersetst  werde. 
Da  äbier  zufolge   dieser   Erklärung  aueb   andere 
Säuren  dieselbe  Veränderung  bewirken  müssten, 
was  nicbt  der  F»U  zu  sein  scbien,  so  betraebtete 
Lieb  ig  das  Yerbalten  als  niebt  ricbtig  ermittelt. 
Unter  seiner  Leitung  bat  er  nun  Ton  Knapp  *) 
Yersttcbe  anstellen  lassen ,  um  das  Yerbalten  da- 
bei zu  erforscben.    Die  Resultate  davon  sind,  dass, 
wenn  das  Melam  in   concentrirter  Salpetersäure 
von  1,49  bei  gelinder  Yl^ärme   bis  zur  yölligen 
Sättigung  aufgelöst  wird,  man  eine  Lösung  erbält, 
die  dureb  salpetrige  Säure  gelb  gefärbt  ist,  beim 
Erkalten  erstarrt ,  und  dureb  Wasser  gefällt  wird. 
In  dem  letzteren  Fall  lässt  sieb  der  gefällte  Kör- 
per leiebt  auswascben.     Die  Mutterlauge  entbält 
nicbts  anderes,   als  freie  Salpetersäure,  salpeter- 
saures   Ammoniak,    und   salpetersaures  Ammelid 
(Ebend.  126) ,  welebes  in  sebönen ,  deuüicb  pris- 
matiseben  Krystallen  anscbiesst,   die  mit  Wasser 
bebandelt  ein  weisses  Pulver  ungelöst  zarueklas- 
sen  und  eine   saure  Lösung  ton  salpetersaurem 
Ammelid  liefiem.     Der  weisse  Körper,  welcker 
dureb  Wasser  aus  der  gesättigten  sauren  Lösung 
gefällt  wird,  ist,  so  wie  aueb  das,  was  Wasser 
aas  den  Krystallen  absondert,  Ammelid,  dessen 
Eigenscbaften  und  Zusammensetzung  er  batj   das 


*)  Ann.  4cr  Phmrmacie,  XXI,  1^41. 


1J23 

lelKigesaimie  ist  Bimlieh  s  C^H^N^^.  Wird 
dieses  Awmelid  in  der  Winne  arit  SdIpetersSiure 
bdi«iulell^  so  TcrffsndelC  es  tiA  mek  folgendem 
Sdiemo  in  GyMmn^iDre  s 

Ein  Atom  Melam      .  =6C+9H+11N 
verliert   WtP  dnrch   die 
Emwirkuag  der Sünre    rs  eH+  SN, 

wonof  übrig  bleibt      .    =  6C + 3  H  -{.  9N  ^ 
vras  1  Doppelatom  Ammo- 
niak gegen  3  Atome  Was- 
ser Tertanscbt    •     •     •    :=  6H  -f*^^ 


and  ein  Atom  Ammelid 

bildet      .....    =6q-h9H+&N+30} 
bei  stärkerer  Einwirkong 

der  Sanre  geben  1^2  At. 

Sffl5  JUvon  ....    =  9H>-{>3N 

worauf  übrig  bleiben  .    =:6C  +6N+30, 

die  durch  Aufnahme  ron 
3  Atomen  Wasser      •    s£=  6H  -f-30 

\ 

zwei  Atome  Cyannrsaure 
bilden   ......    S6C+6H+6N+60. 

Bie  bei  dem  Yersnche  erhaltene  Gyannrsänre 
liatte  fast  voUkomnMn  das  Gewickt^  welches  ans 
dieser  Bereeknnng  folgt,  denn  es  wurden  2,45 
dayon  erkalten^  wakrend  es  fi,57  kitten  sein  müssen. 

Knapp  kat  ausserdem  gezeigt >  dass,  wenn 
dasM elam  kis  zur  Sättigung  in  coneentrirter  Sckwe« 
felsäare  aufgelöst,  die  Lösung  mit  Wasser  Ter- 
misekt  und  gehockt  wird,  am  Ende  dnrck  die 
Einwirkung  der  SckwefelsSure  sick  ebenfalls 
Cyanurs'aure  bildet,  woraus  also  folgt,  dass  alles 
auf  den  Yerwandtsckaften  der  Sänre   als    Säure 


^ 


124 

beraht  and  niclit  auf  einem  besonderen ,   von  der 
Salpetersäure  »usgeabten  oxydtrenden  Einflsss« 

Aach  über  die  Constitnlion  des  Ammelids  hat 
Knapp  werthroUe  Versuche  mttgethetlt«  Er  hat 
gezeigt ,  dass  es  ein  JSydrai  ist ,  und  dass  das  ei- 
gentliche Ammelid  aus  C^N^H^O^  besteht,  welches 
mit  1  Atom  Wasser  yerbnnden  ist,  wdehes  sich 
zwar  nicht  durch  Basen  im  Allgemeinen  austrei- 
ben lässt,  welches  aber  durch  1  Atom  Silber- 
oxyd substitnirt  werden  kann.  Wenn  man  zu  ei- 
ner landarmen ,  verdännten  Lösung  von  salpeter- 
saurem Ammelid  eine  ebenfalls  lauwarme  Auflö- 
sung Ton  salpetersaurem  Silberoxyd  in  kleinem 
Veberschass  mischt,  und  mit  Ammoniak,  welches 
nicht  weiter  zugesetzt  wird,  als  bis  es  einen  Nie- 
^  derschlag  bewirkt,  fallt,  so  ist  der  küseartige  Mie- 
derschlag Ammelid  -  Silberoxyd,  das  aus  G^M^H^O^ 
-|-Ag  besteht. 

Dieser  Körper  ist  in  Wasser  TöUig  unlöslich, 
,  ganz  weiss,   schwärzt  sich  in^  Tageslichte,    löst 

sich  in  Salpetersäure,  wird  aber  daraus  durch 
Ammoniak  nuTcrändert  wieder  gefällt.  Wird  das 
Ammelid -Silberoxyd  in  Salpetersäure 'gelöst*  und 
die  JLösung  Kyerdnnstet,  so  schiesst  daraus  ein 
Salz  in  farblosen  Blättern  oder  dfinnen  Tafeln 
an,  welches  aus  1  Atom  salpetersanrem  Silber- 
oxyd und  1  Atom  Ammelidhydrat  besteht.  Was- 
ser zersetet  es  und/ löst  das,  erstere  mit  Zurnek- 
lassung  des  letzteren  auf,  wodurch  also  das  Sit 
beroxyd  darin  gegen  di^  wiederhergestellte  ur- 
sprüngliche Wasseratom  Vertauscht  ist. 
Bor.    Leiclite       R.  D.  Tbomson  *)  bat   eine  leichte  Darstel- 

Bcreihingsart  i.^_^_____ 


*)  L.  and  &.  Phil.  Mag.  Xy  449: 


125 

longsart  dea  Bon  «ngegeben.  Man  sehmilzt  dt« 
Säure  9  bis  alles  Wasser  daraus  ausgetrieben  ist^ 
zerreibt  sie '  schnell  zu  einem  gröblicbeo  Palrer^ 
sehmtlst  die  Rinde  um  Kalium,  Ton  der  ei  um* 
geben  Trird,  w^^  zersebneidet  es  in  kleine  Slückey 
mengt  diese  in  eiiier  an  dem  einen  Ende  zuge- 
BckmoIzenenCrlasrfflire  mit  denRimiern  der  Bor- 
saure,  und  erbitzt  die  Masse  anfangs  gelinde  und 
dann  bis  zum  Gliiben^  dabei  entst^t  keine  Ex« 
piosiOD  y  das  Kalium  oxydirt  sich  rubig  zu  bor«* 
saurem  Kali,  welches  hierauf  ohne  Schwierigkeit 
mit  Wasser  ausgezogen  worden  kann,  und  das 
Bor  rein  zurucklasst.  —  Wenn  das  hier  Ange- 
gebene so  vorgeht,  was  wohl  nicht  zu  bezweifeln 
ist,  so  ist  es  die,  ohne  Vergleich,  beste  Berei" 
tongsmeAode  des  Bors. 

Die  unentschiedene   Fragen    ob   die  Yerfode-     MktmlU. 
rang,  welche  Tcrschiedene  Metalle  erleiden,  wenn  VeiWodung 

•      •  •  C»  A  -1.  IUI.*  dert elb€ii  mit 

Sie  in  emem  ström  von  Ammoniakgas  geglüht  stickitoff. 
wevden  (Jahresbericht  1025,  S.  1512;  1830,  S.  130} 
und  1831,  S.86),  ron  einer  Ycrbindong  des  Me» 
UUs  mit  Stickstoff  herflihre,  hat  Pfaff  *)  ihrer 
Auflösung  näher  ttx  briogen  gesnchti  «Er  leitete 
trodEucs  Amiponiatfgas  Ober  glühende  Knpferdrihte  ^ 

in  einem  Poreellanmhr.  Bekanntlich  wird  das 
Ammoniakgas  ddiei  in  1  Th.  SticfcsU^gas'  und  3 
Hl.  Wasserstofgas  zerlegt^  woraus  folgt,  dass^ 
irenn  Stickstoff  miJ'dem  Kupfer  yerbunden  zuriick- 
hkabt,  das  aufgesaminolte  Gasgemisch  weniger 
als  25  Procent  Stickstoff  enthalten  muss.  Als 
Pf  äff  Tcrmuthete,  dass  die  atmosphärische  Lnfl 
bereits  aufgetrieben  sei^  sammelte  er  eine  Pordon 


')  Po^^Mta.  A«ii.  XLII»  164. 


126 

cbt  Gase»  9  litas  die  Operalion  fortgehen  9  sam- 
melte dann  eine  nene  Portion ,  nnd  endlich,  kans 
vor  Beendigung  der  Operation,  noehv eine  Portion« 
Diese  Gaagemisehe  wurden  einzeln  mit  ihrem  hni« 
ben  Yolnm  Sanelretoffgas  im  Yoltaiacheii  /Endio- 
meter  verbrannt.  DIe.erate  poirticMi  enthielt  66% 
Proeent Waaaerstoffgafl,  also  weniger,  als. das  6e- 
mi^h  hätte  enthalten  müssen,  worans  er  schUesst^ 
dass  noeh  ein  Rückstand  von  Luft  aus  deoü  Gas- 
entwiehelungs- Apparat  eingemiseht  gewesen,  sei« 
Die  ft weite  Portion  epAielt  86  Pjpocent  Wasser- 
stoffgas uod  die  dritte  Portion  86%  Proeent.  Hier 
fehlten  also  11  und  11  Vs  Prpeent  Stickgas,  von 
denen  Pfaff  mit  grosser^  Wahi^sebeinlichheit  ver- 
liittlhet^  dass  sie  mit  dem  Metall  in  Yerhindung 
getreten  seien ,  welches  dftbei  im  Ansehen  und 
Znsainmenhiiing  die  gewöhnliche  Yetinderung  er- 
litten hatte.  Nachdem  wir'  gefnaden  hahen ,  dass 
der  StichatoJF  sieh  mit  Kdinm,  Schwefel,  Phos- 
phor, Kohle  verbindet^  ist  nicbtii  wldirseheuili- 
eher ,  als  dass  er  sich  aileh  mit  .anderen,  fein&dien 
Körpern  verbinde )  es  kommt  tioja  daNlif  an,  Wege 
>a  fiade. ,  ^  di«  Verladung  hertrowiAringe». 
Zweifler  können  gegen  PfafFs  Y^snche  einwcn-» 
den,.dap»s  »€]i;widirseheinUdi  jedesmal  ein  .wenig 
8alpelerMi«in9  ttit;dem,W«ssi»r  gdbilde4  habe.  Dies 
ist  tvabrschelnlieh ,  aber  nicht  för  einen  solchfen 
Yerbraueh .  von^Slichstpff,  wie  hier  gesehi^nJst« 
E^  bleibt  jedoch  ncich  übrige  den  Stickstoffgehalt 
in  dem  veränderten  Metall  mit  Sicherheit  aufirasn-* 
eben.  D esp r e t z' s Yersuche  ( Jahresb.  1835,  S.  126) 
sind  nicht  entscheidend.  £s  verdient  untersucht  za 
werden,  ob  das  so  behandelte  Kupfer  beim  Auf- 
lösen in  einer  mit  Salzsäure  vermischten  Kupfer- 


127  . 

chlorid  -  Lösung ,  T»n  der  es  fidiimU  aofgenom» 
men  wird,  Stickgas  entwiekelt^  sder  ob  in  der 
Flttssiglseit)  nachdem  daraus  das  Chlorfir  dofcli 
Wasser  und  das  übrige  Kupfer  durch  Schwefel* 
wassisrstoff  ausgefällt  worden  sind».  Chlorammo« 
Blum  enthalten  ist.  Der  Versuch,  ist  leicht  und 
entscheidend. 

Heber    die  hrystallisirten  Hydrale  Ton  Baryt«  ^UmU  Mnä 
erde  und   Strontianerde  sind  neue  Versuche  rom  ^^fVL  **^lj*** 
JN^oad*)   angestellt  worden«      Philips  hatte  iit  frg^hindmng'tH 
Erde  darin  mit  iO  Atomen  Wasser  (Jahrcsb^  lAZT^  J^'^f"' 
S.  98)  und  Smith  (Jahrtsb.  1838,  &  408)  mft  ^*'^^^^' 
9  Atomen    Wasser  verbunden  gefunden«     Noad 
hat  nicht  völlig  10,   aber  mehr  als  &  Atome  eiw 
halten«     Man  hann  also 'annehmen,  dass  dieiUtem 
Bestimmung  Yon  10  Atomen  die  richtigere  ist. 

H.  Rose^*)  hat  das  Verhalten  yerschiedenef  Sekwefclmt« 

Schwefehnetalle   in   einem   Strom   von    trochnem  talle  in  Chlor. 

CUorgas   untersucht.      Seine  Absicht  dabei  war, 

Y.  Bonsdorff's  Idee,  die  Haloid-Doppelsalseals 

einfache  Salze  zu  betrachten,  in  wel<^en  das  eine 

Salz  eine  Säure  und   das  andere  eine  Basis  sei^ 

zu  prüfen.    Es  ist  hkr,  dass,  wenn  diese  Ansicht 

einen  soliden  Grund  hatte ,  die  Verhindungeli  der 

Starheren  Radieale  der  Sanerstoffsäuren  mit  Chlor 

sich  Torzngsweise  mit  den  basischen  Metall^hloriden 

undChlornren  yerbinden  müssten.    ▼•  B^^nsdo-rff 

imd  seine  Anhänger  erhiären ,  dass ,  wenn  dieses 

nickt  mit  dem    Schwefel  stattfinde ,  es  dem«  Um« 

Stande   beigemessen    werden    könne,    dass  keinie 

Chlonrerbindnng  mit  dem  Schwefdi  eiistire,  die 


')  L.  and  E.  PkÜ.  Mag.  XI,  301. 
")  Po^eud.  Ann.  XLII,  517. 


128 

einer  seiner  eürkeren  Sinren  entspreche.  Aber  es 
glfiekte  H.  Rose^  eine  solclie  zn  entdecken,  die 
gebildet  wird  9  wenn  maa  Sehwefelzinn ,  Schwe- 
feltitan n.  s.  w.  9  die  weiter  unten  angefahrt  wer- 
den aollen,  mü  Chlor  behandelt,  nnd  erwartete, 
dasa  sie  auch  entstehen  werde ,  wenn  Schwefel- 
baaen  mit  Chlor  behandelt  würden.    Aber  er  fand, 

.  dass  diese  Yerbindang  dabei  nicht  gebildet  wird, 
sondern  dass  Metallchlorüre  oder  Chloride  und  ge- 
wöhnlicher Chlorschwefel  entstehen^  ohne  im  Za- 

^  Stande  der  Yeriiindung.  sich  zu  befinden.  Diese 
Versuche  wurden  mit  den  Schwefelbasen  ron  Sil- 
ber, Kupfer,  Blei,  Nickel,  Kobalt,  Mangan,  u.s.wr« 
angestellt ,  und  er  schloss  daraus ,  dass  diese  An- 
sicht nicht  anzunehmen  sei.  Ich  will  hinzufügen, 
dass  sie ,   wenn  auch  die  eine  oder  andere  Yer- 

.  bindung  dieser  Art  kenroigebracht  werden  kann  , 
niemals  mit  einer  wissenschaftlichen  Ansicht  von 
der 'Lehre  von  den  Salzen  in  Harmonie  zn  b'rin- 
glsn  ist.! 

Als  H.  Rose  Chloigiis  bei  gewöhnlicher  Lnfk- 
tenperatur  über  Musirgold ,  SnS^ ,  leitete,  so 
wurdees-absorbirt  und  ein  braunes  Liquidum  ge« 
bildet,  welches  sich  darauf  in  eine  gelbe,  krystal- 
lisirte  Chlonrerbindung  Tcrwandelte,  die,  auch  in 
einem  Strom  Ton  Chlorgas,  nberdestillirt  werden 
konnte^  ohne  in  eine  höhere  Chlonrerbindung  über- 
zugehen, sondera  während  dem  Erkalten  wie- 
derum krf  slallisirte.  Die  Verbindung  fand  er  nach 
der  Formd  Sn€12-i-8S€P  zusammengesetzt  j  sie 
enthielt  also  {;enaa  t  Atom  Zinnchlorid  nnd  2 
Atome  eines  Superchlorürs  rom  Schwefel,  welches 
der  schwefligen  Säure  entspricht.  Sie  lässt  sich 
in  trockner  Luft  aufbewahrön ,   in  wasserhaltiger 


/ 


129 

Laß  aber  raneht  sie^  tmdtflpd  durch  deren  Was« 
scr  zenebiU  B«im  Uebciigteg^jeii'  mit  Wa^er  rei^ 
\Tandelt  4ie  »ich  in  eiile  hüaung  >on  Ztnnclilortd, 
Salzsäore^  ScliwerelaäHre '  und  unterschweflige 
Säore^  ^Icbe  letalere  nacdi  (öiuer  Weile  anfangt^ 
sich  ia  8cbr>ireflige.  Sänre  unA  Sebwefel  s«  eer^ 
setzen.  Das»  itiicht  ^el^frcflige  SSoffe  und  Sak- 
mre  gdiUdet  werden  y  ist  Verinatlilieh  die  Folge 
des  btalytiselien  EiMflnsses  eines  der  vorbände- 
neo  Körper*  Das  Scliwofelsupercliloriir  konnte 
aosser  VerbinilnngS'Zustiind  nicht  dargestellt  wer- 
den. Es  yerdlente  nntersncht  za  werden,  ob  nlclft 
die  ZionTei^tndtmg^  bei  der  Destillation  mit  einem 
iumhth  ChlormetaUv  z.B.  Cblorbalittni>  Zinn- 
eUorld  liefert  mid  KCt  +  2SCi»  zarücklisst. 

Mit  SebwefeltiCaw^  S^li^vrerellinttnion  und  Schwe- 
Watsebik>?ttrdctt- anfeb  «ialogeYerbindangen  cr- 
I»lN^  aber  es  wurnioht  inc^gKeh,  sie  von  un*' 
Tei^ndediclter   Znsapninvenitebtini^   tk    bebommcn. 

Ti'       TT 

Uie  üritecbe  «daTorn  liegt  bobi  Tbeil  darin  ^  dass 
ftUediese^:  gleich  wie  4m»  Sehtvefelzinn ,  zueilst 
^^inen  Chlorsdiwrfel  nfit  gertn^rem  Cfalorgebalt 
^'Meii^  übel  erst  liaefa  Anfnahnle  von  niebr  Clilor 
iims  dunkle  y  flüssige  Vdrbindnngeh  entstehen, 
die  sieh  aber  nicht  Völlig  sättigen  lassen^  Wenig- 
mdit  anders  als  nach  einer  sebr  langen  Zeil, 
aiMsetdem  bemerkt  mafi  hei  einigen  dabei 
^(^ren  Yon  dem  abweicbeliden  gewöbnlichen  Chlor-» 
«cWfcL  ,    '  •  '     •:  - 

^ie  Titan  Verbindung  ist  fest,  gelb,  nicht  hrjv 
«talllsiit  ^.  iiHi^  hann  iiberdestillirt  werden.  Gegen 
Inft  vad /W«ber Verhält  sie  sich,   wi4^  die  vor^ 

'»c^'geh«||dcv•»^.'.  ^il'-  ••  . 

Die  Antiittbtt^ei^biudun^  bedarf  gelinder  £1;»^ 

Beneüus  Jahres -Beriebt  XVII.  9 


130 

warmiiMg,  um  gebildet  %u  vftrißu.  Aofibigltcli. 
entsteht  bei  gerlagerem  Chlorgehalt  eine  flilssige 
und  brande'  YetbindnAg^^  die  am  Ende  dnreb  Sät- 
tigen mit  Chlor  beinahe  weise,  aber  nicht  krjstnl- 
linisch  wird.  In  stärkerer  Hitse,  schmUst  sie  zu- 
erst «nd  xerscitst  ^di  dann  9  unter  Entwickelang^ 
▼on  ChlorgSfS,  in  gewöhntiehen  Chlorsehwefd  und 
Chlorantimon  r^S-bCl'.'  Aus  diesem  Grande  ist 
es  schwierig,',  sie  YÖllig  mit  Chlor  gesattigt  zu  be- 
kommen 9  in  welchem.  Zustande  sie  ans  1  Atom. 
Antimonsaperchlorid  and  S  Atomen  Sehwefelsn- 
p^ei^loriir  =:;  SbCl^-f  2S€I  besieht. 

Sehwefelarsenik,  .  sowohl  AsS^  als  aneh  AsS^, 
absorbiren  in  der  Kälte  Chlorgas,  nnd  biUeii-  da- 
mit braune  fliissige  Körper,-  die  sich  nicht  in  ei- 
nem höheren  Grade  mit  Chlor  Terbtnden  lassen^ 
nnd  welche  aus  AfCl^-fr^SCl  und  AtCl^+SS^a 
bestehen.  Diese  Yerbindongen  liefern  mit  Was- 
ser ebenfalls  SchwefAaänre,  unterschwdBfige  Säure 
und  arsenige  Säukre^.  setaien'  aber  'dabei  tSehwefel 
ab.  Alle  diese  6  Chlorschwefeh-erbindungien  ab* 
sorbiren  Ammoniahgas  mit  HeMgkeit:    : 

Schwefelselen  liefert  nur  Selensuperchlorär  nnd 
gewöhnlichen  Chlorschwefel. 

Rose  schiiesst  seine  Abhandlung  mit  einigen 
Betrachtungen  über  den  gewöhnlichen  Chlefrschwe- 
<el,  der  gewöhnlich  als  SCI  und  SCi  betrachtet 
wird  >  die  er  aber  für  Auflösungen  von  Schwefel 
in  SeP  hält.  Aber  welche;  ist  hier  die  Scheide- 
grenze zwischen  Auflösung  und  chemischer  Ver- 
bindung? Ist  es  richtig  das  Auflömmg  zu  nennen, 
was  von  bestimmten  Verhältnissen  begrenzt  wird  7 
Ich  glaube  das  nicht ,  und  halte  daher  die  dafür 
gegebene  Formel  =:  ?As€l  +  38eP+3S    nicht 


* . 


131 


iSr  annebaliar ,    somlara  Tidmelir  dls  einen  Be« 
weis  gegen  die  Idee»    > 

Snrxena  *)  Jiat  gefnaikn ,  dass.  bei  der  ober^-  Aamoiüaldiil- 
fläehlicliett  Oxydirang  des .  achwefebanren  Eiaen«        ^"^ff * 
oxydnls  in   feucbter  Laft   sieb  Ammoniab   bildet, 
woYon  aieh  das  meiste  mit .  dbmi  Salze  Terainigt« 
Beümimtlich  findet  dadadbe  statte  Wenn  Eisenspähe 
in  feuchter  Luft  oxydirt  werden*'' :. 

Löwig**)   hat   epne   neue    Tbeorie    far  idieNeue  Tbeörie 
w^lniide  yersncbt*.   Sie  entbalten  Cyän.  was  er  du«      ^'  .^ 
mit  beweist , .  das«  Oxamid .  durch  Kaliom  J>ei:  *  ei^ 
ner  yiel  niedrigeren  Teiopeflitttr  ttii  Kali  nndClyan^ 
luiliam  zersetstt  wird,  als.^eber  Vermttbnng  naeb 
gesebdien  därflt  9  weipMi  en  nii|bt,  fertig  gebildetes 
Cyan  entbielte.    AnstaltHH?*f^  gibt  er  die  For- 
mel 0^1(2  + 2S^      Das  BenztaoU  besteht  ani.l 
Atom  Bihydrftt  TOn/'Cyan   nnd  1  Atom  Benzid 
=  €yH2+Gi2Hio^  «,84iw*    !;Wen»  jm^n  mit  et* 
was  Nenem  auftreten  will,-,  tfas,  Tronid^mierachiet 
den  ist,  was  man  Im  AUgemdiqen  Tilr  das  wahr* 
scLeinlichste  gebalten  hat^  so  ist  es- wirUIch  nicht       ^ 
immer  so  leicht,  auf  etwas  zu.  k^mitten ,  wfts  fl^r 
einmal. wibrscbeinlich  Ist*  «  ..:    ;  •  .A 

Gaudin^V)  hat  gefondeu,  dass^  nenn  iv#P> 
Ammoniabälaan.  mit  4  bis  5  Tanf  endtheilen  fmty 
fach  -  chromsanren  Kalid  veraiisdit  und  in  des 
Flamme  einer  Alkobolliiaipe ,  die  mit  /  Saneisstpffr 
g^  geblasen  wird>  schmilzt,  mala  eine  rothe,  durch» 
«eheinende,  geschmolzene  Slasse  bd^ommt,  die 
\j  Farbe  und  krystalUni^chen  Durchgäiig^ 


Thonerde. 

Künstlicher 

Rubin. 


■fc    ^ 


j'  '. '/.  '  i 


^        I 


">  Jouni.  'de  P]uirm*ci#»'XXiIf,^^ii.    ' 
**)  Poggend.  Ann.  XL,  407. 
"')  Poggend.  Ann.  XLII,  17^. 


9  * 


/ 


181 

des  RalMiis  besitlBi^  mit  ebte  Worfc^  die  küosf- 
liclier  Rabin  ist«  Wenn  nie&<  alle»  schmilst, 
sondeni  nur  kleine  TheUe,  so' sln^  dtesc  oft  in 
den  KrysUUforiben 'der  Mtürlicliea.Thonerde  ah- 
gei^cliossen,  -  <  >' 

Elehtronegati-  Taflor*)^  bat  dts 'apecif«  fiem^Lt' der -frisch 
Löslichkeit  B«blii"i^^ny   gbrsi^   ftTsenigen)  Sittrfl  »lit   dem 

«kr  arsenigcn  einer  nach  4  JabtVH  '  WlRl^iMn  •  Mdurchstektig 

wJ^scr**  ****  milcbifcls8*'gdWbldcftfetff  Süiire*  törglichen. 
Das  •  dei^  glasigen  war  -  ±1?  a^i^S  v^ 'tfnd  das  der 
weisseh  an^tt^Sild*  iDaftf«r>  IMt^'-tA^  auf^V^nmlas- 
sang  dev  säf  sekv  vtHlrepided  ükttgaben^^lber'  den 
Gtad  ihrar  ii^sltcbk^*  in'  Wabiier  älAtt  M««ige  ron 
Versacken  angc^teÜ^  yfify&BfAä»^  R^snltal  iik^  dass 
dus  Wafsser  (i5r:giebli8dcbtedabWas8lS^  der  Themse 
TO»l>O0O93'speei<€re>«neht)!'bei  gew€»h«liiDber  Luft- 
teiurperatur  in  iMt  iStOndeti^  ^b^end^wielcker  Z^it 
cs'ötiters'  mit  i^Tlieil  faiii^  gferieb^ei>  $änre  ge- 
äMiilltdrttuvdä>  das^lneCMal'VViciv  «ttd^das  zweite 
^^t  Vsr^  <^i>%cl^^'ltette«  •  Koebendes  Wusser  löste 
da^>eiiie  Mal  V2i  das  ziinei4e<  Mal  Vs^y  das  driUe 
Sfol  y2^'9  ttnd  dttä  yAf^rte  Mid  ^24  auf.  Diese  AuF^ 
lösnngen  enthielten,  naebÜebi  sie  vittllgctimltet 
r  fHkVfeni  tand  daheä  Krystalle  yoii  der  ^^fg^lösten 
:  äMrt  tibgeiletzt'h&flfen^  inöck  V40»  Aiiet*  er  ver- 
ducht«^  diefteAW  stedendkeisse  AtfiSsuäg  in  2 
fblJHig  jEU  Y^iffbefllete  ilftid  dtesö  in  wöbt  verseblos- 
seneH  Flaschen'^  Monate  laug  bei  S^ite  zu  setzen. 
Worauf  die  eine  Lösfüng'  noch  y^^  tand  die  andere 
%(t  tLT^emgei  SMtii  entbicl^i  Von  der  glasigen 
Säure  löste  Wasser  beim  Kochen  y2i  ^.  es  enthielt 
aber  nach  depn  Erkfillen  einmal  .V53  und  das  zweite 


')  L.  and  E,  PhiK  Mag.  XI,  4%B. 


133 


Mal  V/i  «Biöek.  Dltst  Venwdie  snid  nicht  mhnt 
liiteress«,  aber  rie  weicbw  seliv  Ttn  eioMcler  ab 
aodnoch  mebr  tob  d«n  Angaben  i^n  Rucbolz^ 
welcher  fiind ,  daisa  hls  zu  Vg  4vrseDiger  Sänni'  iii 
bcheadem  Wasaeranfgelöal  erbailan  werden  bjbme«) 
akr  Bvcbols  kochte  ieine  Losatng  oin,  bi«  "«icliL 
amaigeSäaredavaasabsetztc,  nadbeatiimiitey-wi« 
Viel  die  UarelPlnssIgbcitidmfa  aock  aufgelöst  ent- 
lielt  Dies  191  ein  richtiger  Ver^iiek.  'Wenn  maif 
Wasser  mit  5*  bie  €  Ffdcciit  arsainiger  Stfurc  intsdit 
und  kocht,  so  htder  Theil  defi^  FliisAigkeit,  >fTet« 
eher  in  jedem  AngenMtöh  mitdcr'afrsenfgen  Säure 
in  Berührang  kotnmt,  ein  ^'SO'  äbsderst  gering^ 
Brach  Yon  der  Qnantitif  der  Flüdslgkeit ,  dass 
ein  Versach  dieser  Art  meinal»  zti  cinciti  andC'^ 
ren  Resultat  yrird  fuhren  k(>nneti  irls  zn  «eigen, 
^le  etitfernt  die  Lösung  vöin  Süttignhg^pariht^ 
bleiht.  Die  arsenige  Säure  gehört  ausserdem 
zn  einer  Klasse  von  Kö^pem^  dte  die  Btgen- 
thnmlichkeit  besitzen,  sich  äusserst  langsam  in 
Wasser  anfzülosen,  so  dasa  (fir  die  VoHendting 
iei  Lösung'  auch  die  lange  Daner  der  Einwir- 
Loog  in  Berechnung  kommen  muss.  Die  Ur- 
sache Ton  der  nngleichcn  QuadtitSt  von  Arse- 
n!h,  die  naeh  dem  Anskryslaliisiren  ded  tJeber- 
Schusses  in  der  FInssigheit  aufgelöst  bleibt ,  auch 
J^i  ein  und  derselben , .  in  yerschicdcne  nnd  Tcr- 
scUossehe  'Geßisse  gegossenen  Lösung ,  ist  nicht 
80  leicht  atusznmitteln.  Tay Iot  bat  nicht  bemerkt^ 
welchen  Temperaturen  seine  beiden  Gefilsse  aus- 
gesetzt gewesen  •  sinn  ^  ob  diese  absolut  gleich  \ya- 
1^0  9  ob  bieh  iUe  t^^litssigk^it  darin  in  vollkommen 
gleicher  Ruhe  befand,  u.s.w. ,  was  alles  auf  die 
Yollhominenerc  Aüskrystallisirong  einer  sek^aclicn 


134 


Wolframiiiire. 


beittetkraftweftfieii  ElAflusb  haben   liann. 
Um  über  die  LöaliehkeU  der  arseBJgen  Säare   in 
baltem    nnd  boehendem  Wasser   einen   Yersncli 
ri£htig..snzastdlett:9    mass  das  Gefass^   nach   mei- 
ner Meinung ,  mit  grobem  Pulver  von  arseuiger 
Säare  gefüllt,  darauf  nieht  so  viel  Wasser  geg^os- 
sen  y  dass  sie  davon  bedeekt  wird , .  und  bei    der 
Temperatur,  bei  weldht6r  die  LösUebfceit  bestimmt 
weiden  soU^   so  gleiebmassig  wie  möglieb  erbnl-^ 
ten  werden*    Wenn  dann  za  bestimmten  Zwischen- 
seiten ein  oder  zwei  Grammen  ton  der  Lösung 
im   Waf serbade^  eii^etrocbnet   und .  das   Gewicht 
der.  Lösung  mit  dem  des  trocknen  Rückstandes 
Tergliqben  wird,   bis  man  selbst  nacb  sßhr  ver- 
längerter Zwiscbenseit  keinen  grösseren  Rückstand 
mehr  erhalt,  so  bekommt  man  sowohl  übler  die  Zeit 
wie  ü^r  die  Grenze  der  Löslichkeit  für  eine  be- 
Stimmte  Temperatur  ^  die  immer  mit  einem  Tlier- 
mometer  in  der  .BlUtte   des  GeFässes   und   einem, 
damijt  gleichgebeii^n  in  dem  dasselbe  zunächst 
umgebend^  Mjedinm,  welches,  am  besten  ein  Was- 
serbad   sein  ipauss,    gemessen   wird,    Kenntniss« 
Stellt  man  gleichgefo^mte ,   mit  gleich  gesättigten 
Lösungen  gleich  hpch  gefüllte  Gefasse  in  ein  und 
dasselbe  . Wasserbl^d  ^  worin  sie  gegen  ungleiche 
Luftströme    geschützt  werden,    so    dürften    sich 
keine  solche^  UngleicKheiteu   in  der  auskrystallisi- 
renden  Menge  zeigen,   wie  bei   Taylo^]^^   Ver- 
such, tr^     Die  Yerauche  über  die  Autfö'spng  der 
arsenigen  Säure  in  fetten   Oelen  :^«rden   in   der 
Pflanzenchemie  angefiihrt^erden.  .. 

Mayer*)  gibt  folgende  Bereitongsart  det;  Wolf« 


')  Joura.  (ür  praeter  Cbeaiic ,  XU»  319. 


'  I 


:t 


.'i: 


m 

nmsiore  an/  Blaii  scktttibft  fein  pulVerkirten 
Wolfram  (das  Mineral)  ibil  S'Theilen  kohlensau- 
leia  nnd  1  Theil  salpeteraikttreiii  Kall«  Man  löst 
^ariaf  die  Salsmaase  in  Wasser,  Termisclit  die 
Ton  dem  Eiaenoxyde  and  Manganoxyde  abgegos-' 
sene  Läsang  mit  Vs  i^<tt^  Gewiehts  Alkohol  yon 
0,88,  wobei  Eisenoxyd  nnd  Manganoxyd  nieder- 
bllen,  filttirt^  setet  Siizsättre  ha  iJeberscbuss  tl,Uj 
und  oUtzt  das  Cremisch  so  sebnell  ivie  möglich' 
k's  ZDm  Koeben.  Hierdneh  wird  der  entetandene 
weisse  Niederschlag  gelb.  Die  Erhitzung  muss 
80  sebnell  wie  möglich  und  also  über  freii^ai  Feuer  % 

geseheheu,  weil  sie  im  Sandbade  zu  laugsam  er- 
folgt und  der  Niederschlag  kömig  wiftf^  Kali  zu- 
riickbält  und  sich  weiss  eriiilt; 

Lewis  Thompson  *)  hat  die  merkwürdige  Antiaionwas 
Entdeckung  gemacht,  dass  Antimon  mit  Wasser- 
stof  rerbunden  werden  kann  und  damit  ein  ei- 
geathiimliches  Gas  bildet,'  welches  mit  dem  Ar- 
senikwasserstofigas  zwar  viel  Aehnlichkeit  hat,  sich 
itbei  doch  durch  mebrece  Eigenschaften  davon 
untendieidet;  Dieses  Gas  wird,  mit  Wasserstoff- 
g>8  gemischt,  bei  allen  Gelegenheiten  erhalten, 
wam  man  Zink  in  Sehwefelsäne ,  die  ein  Anti-^' 
noosalz  aufgelöst  enthält  ^  auflöst.  Am  besten 
bekommt  man  es,  wenn  gleiche  Theile  Zink  und 
Antimon  zusammeligesclimorzen  'werden^  lind  die- 
Ks  Antimon  -  Zink  in  Terdunnter'  Schwefelsäure 
Mtgdöst  wird.  Dabei  wird  «ine  'brennbare ,  far^ 
benlose  Gasavt  erhalten,  die,  mit  ihreis  gleichen 
Volam  Sauerstoff  gemischt  'und  mit  einem,  elektri- 
«diea  Funken  angezündet,    heftig 'explodirt  und 


)  L.  and.  £.  PhU.  M»0.  X,  353.    ' 


Wasser  ^nAA^mm(iiXji^die(m:t     Sie  besitzt  ei- 
nen  eigentliüaiUclKiR :  Qieiiucb  9    dem  ,.diQS  Arse^k* 
.wasscrstoffga$e8  äkj^kh« .  I^^f M  «199  siife  duicdk  due 
feine  Oeffnung  ansstrpm^m   un4..^il»4ct  ;i^ie  danoL 
an,   so  brennt  s^  j^it  giHinUckJM^H^«  ]^ll|ium^ 
und  biWel  einen  4lol(eii^:>¥0is&en  Knuehijde»  sich. 
an  darüber  gebaUw(e  Jktiitef  Köirpei;  pdeiS.JA  qI^cbpi 
offenen  GlasroLr^.  in,  dessen  nnterem.Btid^.mnn. 
die  Flamme  bre^i^en.  iSsfi^abaeUt^rt  Dabei  setzt 
sieb  oft  aiicb  nietelUjBeheftAQti«ion.iii:eii)ei]»  Ringe 
in  der  Nähe  der  Flamme  ab.   ;HäU  man  baltea 
'  Porcellan  in  die  Fiatnitie>  90  setal  Äiabl  auf  das 
Porcellan   ein   Ring  von .  Meti4|:  iinil  0»yd  xiind 
herum,  gas^  soy  wie  diesäs   nntcr  gldcben  Um- 
ständen von  Arsenik  erUllen  wink*    Aber  sie  fcön- 
ncn  unlei;scbiede^  nei^den^  wenü^  man  i^Tropfen 
Salpetersäure  mit  aalpetersaurem  Silberoxyd  misdbt 
nn^  darauf  gles^t  ui»4  die  Stelle  geiiu^  erbitzt. 
Hält  ma^  dann  ,ehiea  in  starbejs  Ammoniak  getaueh-. 
teil.:  Glasstöpsel  in  die  Wabe,  so  bildet  sieb  roa 
dem  Arsenik  sogleieli  gelb^,   arsenigsaUres  Sil- 
b^oxyd^  ivelqhes  .d^rin  nied'errälll  3  ron  Anfimoa 
aWr  ;i«lrd  der  NJeMWaeblag  rein  weiss-     Diese  Un- 
teusuijbuiigen  scbewen  znr  Pciifungder  von  Mars k 
(Jabresb.  t838,  S»  iQl)  angegebenen  AwfBödnng 
des  Afaenihs  angtestöUt  ivo«den  und  dabei  laur  dbr 
Zurück  gewesen  zn  sein,  darzulegen,  in  welebeu 
Gi^de  djesA  Probe  rae.anyerlässig  zu  iialten  ist.    - 
in  gleieb«r  Abaiekt.fiind   tiach   von .  Pfaff  *) 
UntersiiMjhiMigcn  anges|olU  iwrden,  wefeher  seines- 
seits,  eine,  gleiche' £atdeckang  gemtfcbi  bat.     Die 
PuWichUpii  VW  ^bohipson's  Entdeckung  ast  je- 

*)  l*0{yßcnd.  Ann.  XL,  539., 


137 

dodi'iHdie  &  Monate  de^'  ron  Pia  ff  yomogegMK 
geo«^  £r  bereitete  reein  G^s  ans  weiadüirem  Ahi- 
tiaMmolEydkaii  mit  verdünnitr  Schirerelsäure  ^  oder, 
ans  einer  «aaren  LSämg.  von  AnttaidiibhloBid  vnd 
Zinls^  und  eiiiiclt  mit.TlioiilpsDii  udgeGU»  gleiche 
Resultate.  Pfaff  fand ,,  dasa  das  AntinieiMYasser- 
stoffgas  Iceinen ,  dasselbe  tod  geTvöbnUebeui  ditreb 
Zink  Bild  Scbwefelsuire  entwicbelten  Wasserst«^« 
gase  aoszeicbnendeu  Geruck  besitz t,  und  er  konnte 
dajvui  nicbts  knoblancharliges  entdedsen*  Diese 
Yeisehtedenbeit  kommt  yrabrscbeinlteh  daber^  dass 
Pfaff  mit  aller  Sorgfalt  von  Arsenik  befreite 
Antimoapraeparate  anwandte,  während  die  Ton 
Thompson  gebrauchten  aller  'WafarScbeinlieb* 
keit  nnch  gewöhnliche  arsenikbaltigc  gewesen  sind. 
Es  brennt  mit  einer  intensiv. weissen,  etwas  gelb*' 
lickcB  Flamme,  und  wird  beim  DurckreileD  durch 
ein  glühendes  Rohr  in  Metall  und  Wassorstoffgas 
zersetzt.  Von  Wasser  wird  es  nicht  eingesogen, 
aber  davon ,  selbst  von  ausgekochtem ,  aUinälig 
zerseiaBi,  wenn  es  darüber  einige  Zeit  vetwabrt 
wird ,  wobei  sich  das  Wasser  anfiings  hräunlicb 
und  dann  schwate  |arbt  von  darin  abgevetzlem 
Antimon«  lieber  die  Ursache  dieser  Zersetuung 
sind  keinovVersuche  angeßihrt.  Wenn  das  Was- 
ser  laftfrei  gewesen  ist,  so-  kann  es  znr  Tren^ 
nnng  der  Bestanddieile  nicht  beigetragen  haben, 
sie  müsste  sonst  dem  Einfluss  des  Lichts  oder 
andern ,  bis  jetzt  nicht  ausgemittelten-  Umslilnden 
zogesehrieben  werden^  Dieses  Gas  sersetet  das 
Salpetersäure  Silberoxyd,  und  bewirkt  darin  ei- 
nen schwarzen  Niederschlag*  Von  Quecksilber- 
chloridlösung  wird  es  auf  dieselbo  Weise  zersetzt', 
wie  das  Arscnikwasserstoffgas»    Auf  eine  L^ung 


138 


▼on  sehwefelsaurem  Knpferoxyd  ist  es  dhM  Wir- 
kung. Chloiigas  bewirk!^  wenn»  es  über- Wasser 
in  das  Gas  geleitet  wird,  keine  siehtbare  Verän- 
derung. Nadidem  das  Gctmkcb  einige  Zeit  gegen 
Licht  gesdhntzt  gestanden  bat^  erscheint  die  Flüs- 
sigkeit nur  etwas  gelblich.  Es  bleibt  noch  übrig, 
eine  Methode  ausfindig  zu  machen ,  nach  welcher 
man  dieses  Gas  rein  und  frei  von  Wassersloffgas 
bekommt,  wozu  sich  yielleicht  Antimonkalium  am 
besten  eignet,  eben  so  sind  noch  specifisches  Ge- 
wicht ,^  Zusammensetzung,  die  Condensatioii  des 
Wasserstoffgases  darin,  Verhalten  über  QuecksiK 
her  unter  dem  Einfluss  yon  Sonnenlicht,  und  an- 
dere wichtige  Umstände  zu  erforschen,  bevor  die- 
ser Körper. als  einigermaassen  richtig  bekannt  be- 
trachtet werden  kann. 

Simon  *)  gibt  an,  dass,  bei  der  Vergleichnng 
von  Antimonwasserstoffgas  und  Arsenikwasserstoff- 
gas,  .sieh  das  Antimon  »aus  dem  Gase  bei  einer 
niedrigeren  Temperatur  absetze,  als  das  Arsenik; 
und  dass,  wenn  die.Mengien  sehr  klein -seien,  der 
Anflug  von  Antimon  grau  und  der  von  Arsenik 
braun  wäre.  Keins  von  beiden  wird  weder  auf- 
gelöst noch  zersetzt  von  Wasser,  kaustischer  Lauge 
und  Salpetersäure.  Durch  Ghlorwassei^  werden 
beide  zersetzt,  das  Ajltin^on  wird  als  Oxyd  ge- 
fällt und  das  Arsenik  bleibt  als  arsenige  Saure 
aufgelöst.  Dasselbe  geschieht  durch  eine  Lösung 
Von  Brom  in  Wasser ,  aber  weniger  vollständig 
von  einer  Jodlösung  in  Alkohol.  Durch  Schwe- 
felwasserstoff wird  keins  von  beiden  verändert* 
Duipch  Antimonwasserstoff  fällt  aus  einer  SuhUv 


*>  I'oceciid.  Aan.  XLII»  561. 


1S9. 

m 

Anlidiaii,  Antiiaoaoxyjd^  nnd  Qneck^ 
uUmUojriir^  darch  ArsettikwaflMntöirgas  fällt 
dana9  ein  getblidk^r  Ntederichlag^  der  liald  seliwan; 
wird,  and  dum  metallisches  Qaecksilber  ist^  wak-* 
reod  das  Arsenik  als  arsenige  Säure  in  der  Lö« 
sang  surnckbleibl.  Beide  Metajile  werden  ans  dem 
Gftse  ToUfcommen  aufgenommen  ^  wenn  die  Gas» 
enimekelnng  nickt  zu  rasch  ist.  Die  Salze  Ton 
Bbioxyd,  Zinkexyd  und  Eisenoxydul  sind  ohne 
Wifkong  darauf.  Aus  Kupferoxyd^alzen  bekommt 
man  mit  beiden  einen  geringen  schwarzen  Nie* 
dencUag  yfon  Antimonkupfer  oder  ron  Arsenik- 
kapfer«  Platincklorid  zersetzt  sie  vollkommen, 
der  Niederschlag  ist  Platin ,  yerbnoden  mit  dem 
MeUU  des  Gases.  AntimonwasscrstolT  wirkt  nicht 
aof  eine  Lösung  der  arsenigen  Saure  y  und  umn 
S^kdurt  Arsenikwasserstoff  nicht  auf  eine.  Lösung. 
TOQ  weinsanrem  Antimonozyd.  -^  Sowohl  Schwe» 
{«Urgenik  wie  Schwefelantimon  Yeranlassen^  wenn 
sie  mit  Terdünnter  Schwefelsäure  und  Zink  yer- 
ttucht  werden  9  die  Bildung  dieser  Gase. 

Ib  jeder  Beziehung  zeigt  dies ,  dass  die  Probe 
TOA  Marsb  nicht  als  specifisch  für  Arsenik  be« 
tr«ditet  werden  kann  •  Wenn  beide  Metalle  gemischt 
Torlommen,  so  bat  man  jedoch  immer  den  Auswege 
^e  Metalle  aus  dem  Gase  von  glühendem  Kupfer  auf-' 
nehmen  zu  lassen^  und  vor  dem  Löthrohr  das  Anti- 
^«a  an  dem  Oxydbeschlag  um  die  Ptobe ,  und  dsiT 
^senik  an  dem  Knoblauchsgeruch   zu  entdecken« 

I)m  Iridium  wird  in  der  Porcellan.«  Fabrik  zu  ElehtroposiU" 
'  Berlin  als  schwarze  Farbe  auf  PorceUan  angewen-   ^g^^J*^^ 
det.    Der  Yorsteiifr  di^eser  Fabrik  Frick  *)  bat  Absdieidung 

desselben  aus 

dem  Platinen. 


*)  I^osgead.  Ana.  XL»  ;}09< 


14(1 

• 

eme  «vsfiibrlUlie  Betchreibong-det  Art  iifitgetli^ilt, 
wie  das  Ikidiam  a«  deo  RüiftstHndeD,  die  in  der 
Miinze  i:u  Fetetefaiirg  bei  dci?  AnflSsmig  der  Pia- 
tkiei^e  in  Königswadser  1  ei^ttea  weiAea^iind   im 
Handel  zo  baben  sind,  ^ausgezogen  wird.      Fol- 
gendes ist  das  Prittdp   der  Bereitang,   in  Betreff 
deren  Sinseibdten  icb  auf  die  Abbandluiig   hin- 
weisen muss.     Das  Iridinm*- Pulver ,   welclics  ne- 
ben ein  wenig  Osminm- Iridium  alle  die  Aflnera- 
Ben  entbält^  welche  das  Platinerz  zufällig  in  klci- 
BenAmbeilenbegieiteii,  nemli^h:  ZirkoncyCbrom- 
eisen,   Sand>   u.  drgl.,   wird  mit   einer  gleichen 
Gewicbtsmenge   Salpeter  yennisebt   und  im   Pop- 
eeliantiegel  geschmolzen,  bis  sieb  kein  Sauerstoff- 
gas  «ehr  entwickelt      Die   erkaltete  Masse   wird 
kl  Wasser,  anfgelöftt ,  die  Lösung  ndüsl  d«tn  ün- 
aufgelcMsten  in  ein  bobes  Glas  zum  Klären  gegos- 
aenr,   das   Klare  abgegossen ,    das  Abgesetote  mit 
Wasser  gewaschen,  gelinde  gctroeknct  und  kocbcnd 
mit  Kottigswaaser  behandelt.     Das  Ungelöste,  wel- 
ches grösstentheils  unTerinderte  Masse  ist,  wird 
aufs  Neue  mit  Salpeter  Iwhandelf^ 

Die  Lösung  der  geschmolzenen  Masse  im  Was- 
ser  wird  durch  Verdunsten  concenirirt ,  mit  Sal- 
petersäurc  Termischt,  so  dass  sie  schwach  sauer 
wird$  ein  grösserer  Ueberschuss  der  Säure  konnte 
leicht  eine  Portion  tou  dem  G<sfiltlt«n  auflösen, 
»a»  dabei  GeftlUe  wird  auf  einem  FiJtrum  ge- 
waschen*  Die  saure  Losung  gibt  bei  der  Destil. 
lation  Osmiumsänre,  die  in  Kalhmifeh  aufgefangen 
wird,  und  binterlässt  in  der  Retorle  eine  3%  chrom- 
ballige  Flüssigkeit,  daäs  diese  flir  Am  Bedarf  der 
FabriV  zu  Gute  gemacht  wird.  Das  gefeHte  Oxyd 
wird  in  einem  Gemisch  von  Salzsäure  und  Saljjc- 


141 

tersäi»e  aufgelöst^  das  dabei'  nngelStt  Metivaiid« 
wifd  nit  andereä  Rmlsstandtn  SMammett  rttl  Sab 
peter  BiskMcMC.  Die  iLosang ,  mil  Kaläydral  a» 
übevaalligt^  das»  sieb. der  Niadevsdilag  urtedcr  auf« 
gelöst  hat,  lätel  beiwitbclieii  Cliroinoxyd  iMltn^ 
welches  gesieimniclt^  wifd*' ' 

Bas  Iridinm  ist  in  d^n  Ltismigeii  In:  Königs* 
vm/mr^  welche  Tön'  dem  Rückstände  nach  dem 
Aasfcochen  der  ge«räbMt6W«  «Salxniialne  mit  Was- 
ser  erbaute  bürden,  endtaften«  Didse  Lösungen 
Werdern  irermtseht^^  Tärdän^  {Friek  erwihnt  niclit 
der  Verdnnstang.deritibe&  hii»  zum  Verjagen  der 
abersdiüssigiin'  Salpetersaare,,  was  .  dach  seht 
nütslicli  wäre),  afait  Salasänre  vermticiyt  mid  das 
Iridtam  daraus  durah  (Ziiak  ii^GctstaU  eine!»  seliwar^ 
zen  Pnlvißrs  geAiSr^.  wavaaf  ä  bta  aW^dlien  hi»» 
gehen.  Die  üb«M«heäde  Flüssigkeit  Ist  gelb,  st« 
wild  Terddhstet,  die  MiisS^  gelinde  aber  lange 
geglüht,  dann  zaerst  mit  Wasser  und  hierauf  mit 
Salzsünre  ausgelaugt,  und  Aas  «ngettst- bleibende 
bei  neuem  Glühen  Mit  iSalp^ler  mit  angewandt» 

Naeh  dieser  Methode  liefert  1  Pfund  des  nach 
der  Auflösung  von  Platilierai'''Meibcfiidett  Rtick« 
Standes  nicht  mehr  als-'^Vz  £A>th  itÜiiimtb.  Friek 
gbabty  dass  der  grössere  Tli^fl  id«s  .Uebrigeti  Os^ 
ittiom  sei,  wdöhes  bgim  Glürbenf  iiiitSttlpeter  ak 
üticfatiges  Oxyd  Te^daaipf^.  '  Diies  ist  ^«daek  nicht 
mit  meinet^firflihi^llg  Itbdr^iiidtitnlnend.  ^  Beimci«^ 
uer  Arbeit  über  Iridiiiiij  ^nd  Osttiinih  a^te  sielr^ 
dass  dieser  Rüclt^M'Aid ,  welehen  ich  adfimglich 
avs  dem  Gründb  ah>.uwenden  yorzo^>,  weil  m«n 
ihn  ohne  Schwierigkeit  phlvcrfariäig  hat,  im  Ver- 
gleich mit  den  harten  Körnern  Ton  Osmium -Iri- 
dium,  so   wenig  Osmium  lieferte,    dass  ich   mir 


14fi 


.lieber  die  sehr  groase  Wake  gyb^  diese  Körner 
sa  Pulver  zn  zerstoMen^  mid  daraas  nnendlick 
inehr  Osminm  eiiiielt,  als  avs  dem  Plalmriids- 
stand,  obgleich  diese  Körner.'  daneben  beinabe 
ihr  halbes  Gewicht  Iridinm  enthalten»  >-t  '^  Die 
Frage,  was  das  Fehlende.  iik.deniPlatinrüoliBtande 
ist  9  bleibt  noch  tu  entscheiden  übrig  >  in  v  Fall 
die  Mediode.  seiner  Abseheidnng  nicht  gr«Meo 
Verlust  an  Metall  :YerKnIasst  hat« 

Eine 9   allem   Anscheine  nach,   weit?  vdriheil- 
hafiere  und  leichter  ansfiihrbare  Methode  Gkt  die 
Gewinnung  Ton  Iridium  ist  von  Fellenberg*) 
angegeben  worden.      Man  reibt   den,    nach  i^t 
Auflösung  des  Plalinerzes  bleibenden  Rüpkstand 
Eum  feinen  Pulver ,  was  von  dem  weniger  feinen 
abgesiebt  wird.    Das  letztero  rieibt  man  aufii  Neoe, 
so  lange  als   noch  Pulver  davon  erhalten .  wird. 
Dieses  Pulver  wird  innig   mit  6.  Thoildn  JtottlcD- 
saurem  Kali  oder  Natron  und  3  Theilen  Sehiirefel 
vermischt,    und  in  einem   bedeckten  Tiegel  an- 
fangs gelinde  und  hierauf  stark  bis  zum  völligen 
Glühen, erhitzt,  so  lange  sich  Zeichen   von  fort- 
gehendem ScKw^'Cfel  zeigen.     .Hierbei   verbindet 
»ich  das  Qsii^inm  undiridluni  mit  SchweCel^  iMck 
beendigter  Operttio^  wird  das  Schwefelkalium  in 
Wasser  aufgelöst  und  die  wohl  ausgewaschenen 
Schwefebnelallis   getrocknet.     Die   trockne  Masde 
wird  in  ein  Poroelfamrohr  gelegt  4ind  dadurch  ein 
Str6m  von.  ^robknma  Chlorgas  geleitet.      Sobald 
der  Apparat  mit  CUorga9  geTällt  ist,,  wird  die 
Kuget  oder  das  Rohr,  gelinde  erhitzt^  wobei  Chlor* 
sckweC^l  und  Schwefel  weggeheu;  die,  weipA  man 


*)  P^dsesA«  Ann.  XLI,  ^^10. 


148 

aiefcC  Willy  Bieht  coadcaiftirt  sn  frerden-bnueben* 
Sobald   diese  aofliöfen  «n  encheinen,  wird  die 
Tempentor  gelinde  bis  zom  Glähen  erliöbe^  «nd 
die  Operation  beendet  ^   wenn  das  Cblorgäs  eine 
Weile  nnabsorbirt  dnrebgegangen  ist.     Dann  tiiid 
das  Fever  w^genommen  nnd  der  Ghlorstrom  forl- 
gekoi  gelassen,  bis  der  Apparat  kalt  gewoi*den 
ist.     Es  bleibt  nnn  Iridinmehlotid' rärüek ,  wd- 
cbes  sich  mit  orangegelber  Farbe  s<^1eieh  in  Was* 
ser  löst  mit  Znrüeklassnng  solcher  Thelle  des  an* 
gewandten  Materials^    anf  welehe  die   Operation 
nieht  eingewirkt  hatte.  .  Dieses  Chlorid  enthalt  je^ 
doeh  Osraiam.    Will  man  dieses  entfernen,  so  leitet 
man,  nachdem  der  Chlorsehwefel  sich  zu  zeigen  anf« 
gehört  hat,  das  Ghlorgas,  anstatt  über  Chlorealcinn, 
durch  Wa^er,  bevor  es'  sn  dem  Metalle    geht^ 
dann    werden    Osmiumsänre  >und    Salzsänre    aiif 
Kosten  des  Wassergases   gebildet ,  die  fortgehen 
nnd  anfgefiingen  werden  kb'nnen«     Die  Operation 
mnss  aber  so  lange  fortgesetzt  werden  ^   als  sich 
noch  Osttinmsätire  Terfliichtigt.    Das  Iridinm  kann 
hierauf  aas  dem  Chlorid  entweder  dnreh>Zinh  ge- 
schieden werden,  oder,  was  riA  zuverlässiger  ist, 
durch  kohlensaures  Alkali,  womit  man  das  Chlorid 
im  Ueberachnss  vermischt,   zur  Trockne  verdun- 
stet nnd  gelinde  glüht,  wobei  das  Iridinm  in  Ge* 
Ualt  von  Sesquioxydul  zurnckbleibt*)'. 


')  Hr.  Fellenberg  liat  •eitdem  gelundeii,  daff  daf  er- 
lialtene  Schwefeliridium  aULalihaltig  war,  daM  et  nur  in 
Fol^e  dieses  AlkaUgehalto  durcli  die  Behandlung  mit  Otloi 
eine  in  Wasser  lösliclie  Verbindung  gab ,  dass  bHo  s^^ie 
Methode  yon  der  im  Jabresb.  XV,  p.  145  angegebenen,  näm- 
lich Glühen   des  mit  KochsaU  gemengten  PUlinra€lEit«iides 


ir 


144 

.  BttMcn  *)  "hat  ttngegditti  y    das»  da»  Irkl 
in^jiiahiitäten  ron  1  Gnunm-scliittelzbar  i»ei  in 
Flamitie  elms  der  Apparate^  wiie  sie  zornErhitzcn 
Tab  Kalkcjtindem  zum  Bekiif  micrascoplaelier  Vor- 
atelliin^n  angewandt    zu    werden    pflegen^        Es 
wird  Lierztf.änf  KaMe  g^egt«  ^  Da«   spwoif.  Ge- 
wicht de»  gesell ikiolzcnen  Metall»  ist  15^93«    -Diese 
Art,  dis  Iridium  ^uacUmdzen  istMngefabr   die- 
selbe^ wie' dtie,   um  Plalini  oder  Eisen  auf  Kohle 
2u  schmelzen.      Das  Metell  Terbindet   sieh    mit 
KoUe  undvKiesel  und  die  neue  Verbindhmg    ist 
weit  leicfafier  schmelzbar^    als' /das  reine  Metall* 
Mtsirie  Versuche  haben  gezeigt ,    dass  das  &4diuin 
in  das  Ende  eines  Thonpfeifenstidls  eing^esehnaol- 
zen  werden  kann  ^  ohne  dass  sicL  spitze  Kanten 
auf  4^m  Mtetall  labgenindet  zeigeii^  und  düs  natür- 
liche Iridium   hlit  :ein  grosseres  speelfisches   Ge- 
widhti,  als  Platin«      Bei  Bnnsens  rYer^chen  ist 
also  <^eiibar  Kohlen  «^  und.'KieseUIridmm  herVor- 
gebraeht  und'  gescbroolzeik  worden.    ".  IBiak'  selclie 
Platinverbindung  haben  wir  iöngst'  als  weitieicli«- 
ter  scfamdzbar^  als  reines  Plalih^  giekannt;.. 
Vergoldungr         In  Engiamd  hat  man  angefangen^  zum  Verigol* 
*"wcffe.       den»'  anstatt   Qnecksilberainalgam  .  auf   trockneni 
Wege  ^  ein^  Auflösung  v^n  Goldox^d  in  Kali  an- 
zuwendent^  nnd  hat  gcfonden  ^  dass  diese  f eben  so 
gut  und  sicher  tergoMet^  weniger  kostet  und  liieht 
der  Gesundheit  der  Arbeiter,    die  sonst  allzu  oft 
durch  die  Qnccksilberdämpfe  zerrüttet  wird,  naeli* 


In.feaqliteiii  Clilprgas  keine  VoKtlieUe.gewälirt^  weklie  letx- 
tcrt  dwn  "vvolij  auct  demj  Toa  JFrick .  an^cgelicjden  V'erfal^- 
rcn  bei  w^it^m  Yorzuztehcn  ßfin  machte.  ■<        ,W» 

*)  Po(ii^iia«  Ann.  XLI,  207. 


145 

tkeilig  Ist.^-  Diese  Angabe  ist  ton  Schnbart  *) 
in  dem  Gewerbinatitat  zu  Berlin  gepr&ft  und  be« 
stätigt  worden*  Man  löst  Gold  in  Königswasser^ 
Terdonstet  die  Lösung  im  Wasserbade  bis  zubi 
Yerfliicbtigen  der  uberscbässigen  Säure ,  löst  das 
Goldcblorid  in  seiner  ISOfacben  Menge  Wassers 
aaf  md  setzt  7  Mal  so  viel  zweifaeb-koblensau* 
res  Kali  hinzu  y  als  das  Goldehlorid  an  Gewicht 
betrog.  Silber,  Kupfer,  Messing ,  Argentan  und 
Eisen  werden  in  einem  kochenden  Bade  davon 
reigoldet.  Beim  Silber  ist  die  Berührung  mit 
eiaem  polirten  Eisendraht ,  der  es  elektronegativ  , 
macht,  erforderlieh,  so  dass  sieh  das  Gold  metal- 
lisch darauf  niederschlägt,  und  Eisen  bedarf  der 
Bekleidung  mit  einem  dünnen  Kupferhäutchen,  in- 
dem mau  es  in  eine  yerdünnte,  mit  ein  wenig 
Kochsalz  Termisehle  Auflösung  yon  Kupfervitriol 
taucht^  bevor  es  eingelegt  wird. '  Das  Goldhänt* 
eben  wird  hinreichend  dich ,  um  die  Färbung  mit 
einem  Gemisch  von  Kochsalz,  Salpeter  und  Alaun 
zu  gestatten,  welches  jedoch  für  das  Poliren  u.s.w« 
dünner  aufgelegt  werden  mnss.  Wenn  die  Gold- 
lösung  zu  erschöpft  ist,  um  eine  gute  Vergoldang; 
zu  bewirken ,  so  vermischt  man  sie  mit  Alkohol 
und  kocht^  wodurch  das  Gold  metallisch  und  voll- 
ständig niederfallt,  was  man  dann  nach  dem  Aus- 
waschen wieder  in  Goldchlorid  verwandelt.  Man 
kann  darin  das  Alkali  auch  mit  Salzsäure  sättigen, 
und  hierauf  das  Gold  mit  schwefelsaureipn  Eisen- 
oxydal  ausfällen. 

Johnson  ^)  hat    die   Art  beschrieben,    wie  Palladium  in 

'  Gold. 


*)  Jonrn.   für  pract.  Cliemie,  XI,  339. 
-)  Jotam.  ßur  pract.  Chemie,  XI,  p.3i3. 
Berzelius  Jabres-Beridit  XVIII.  fO 


m 

Gold  itnd  PallAdiom   Ua  Gtos^eA  aiu  jpiti   p^ll^i- 
diilmhaltigea  6old>   wdicheft  nesterweise   in    den 
£isenerzl^gera  auf  d^r  Gtiahe  Gorgct  Soco.  in  Hra- 
ftUien  Yorkomnit)  ge^^bieden  wird«.   Das  palladiam- 
l^altige  Gold  koiqmt  Jbier.iA   aolelkcr  Meidg^   ^or^ 
dass  das  Palladii^m  sich  nun  tu  eilietn  nicht    so 
besonders,  hohen  Preise  im  Handel  findet,  während 
es  früher  für  eine  grosse  Seltenheit  gehalten  wurde* 
Man  schmilast  das  GoU  mit  der  2y2fachen. Menge 
Silber  unter  Zusatz  yon  Salpeter  und  Borate«  als 
Fluss.     Dann  wird   das  Metall  granulirt  and  mit 
Salpetersäure  nach  den.  gewöhnlichen  Yörschrifken 
der  Qiiart$cheidang  behandelt ^    wobei  das    Gold 
nngetöst  xjuräckbleibt«     Aus  der  Lösuog ,   welche 
Silber,  Palladinm,   Kupfer >  Blei  und  bisWMleit 
ein  wenig  l'latin  enthält  >    wird  das   Silber    mit 
Kochsak   ansgefallt   nnd.  aus'i^lemi  Niederschlage 
durch  Reduetion  Mnf  nassem  Wege  erhalten.'    ]>le 
ansgelallte  Lösung  hält  diä>  anderen  Metalle  .ge- 
löst asn^iich.     Man  fällt  aie  mit  Zioh  aus  nnd  löst 
den  gewaschenen  Niederschlag  in .  Salpetersaare* 
Zu  der  erhaltenen«  geeitligtea  rLösung   setzt  xnan 
ätzendes  Ammoniak,  wdlch^.  das  Palladlarnoxydui 
anfeiigs  fällt  und  hierauf  wieder  auflöst ,  mit  Za- 
rüchlasauiig  von  BJeioxyd  und  Platiaoxyd,    wenn 
diese  in  der  Jyösnng  .enthalten  sind.  '  Wird    der 
Ueberschuss  tqu  Ammoniak  vorsichtig  ^  mit  Salz- 
säure gesätligt,  so  lälU  Palladiumchlbrür-Anuno- 
niak,  Pd€l+»&3,   in  Gestalt  eines  gelben   Pul- 
vers nieder,  während  Kupfer  mit  sehr  wenigem 
Palladium  in   der  Fliissigheit  zurückbleibt.      Das 
gelbe  Pulver  wird  gewaschen,    worauf  es   durch 
Glühen  die  Hälfte  seines  Gewichts  an  metallischem 
Palladium  lielert,.    während  Salmiak,    Salzsäure 


\ 


147 


and  Säclegas  weggehen.  Aie  Aiisfldhiiig''dte8ei> 
Verbindung  snr  Abseheidong  des  Pulkdiums  ist 
nea,  bequem  nnd  weniger  kostbar ,  als  die  Tor- 
her  angewandte  Methode  mit  iQuecfcsilbercyanid» 

Lampadius,  welehcv  diese  Methode  mittlieilt, 
(agt  hinzn  ,  dass  diese  neiie  Abseheidungsart  des 
PaLlUiiams  zeige^  dass,  wenn  man  Platin  odet  Iri« 
dinm  frei  von  Palladium  haben  welle,  dieses  Tor« 
her  ans  der  g^mdlnschafklichen -Losung  mit  Qneck-^ 
silben^nid  ansgefallt  werden  müsse ,  bevor ' JSal« 
miak  zugesetzt  werde*).  Dieise  Anmcrhfang  ist 
nicht  riehtig.  Wird  Salmiak  \;Ea  enier' Avflösnng 
Ton  Platin,  Iridium  nnd ' Pallndip^  gemiseht^  so 
wirdPd€l  +  l«i^€l  gebildet,  d;  b.  ein  Salz,  wpm 
der  Ammoniakgehalt  des  ersfei^e»  Salzes  in  Chloi^ 
ammoninm  verwandelt  ist«  ^Diesjto  Salz  ist-oehr 
leichtlöslieb  in  Wasser,  nnd  enthalt  nor  37^45 
ProeeiLt  Palbidinm.  Es  !bleibt  in  der  Lösung 'len- 
lack ,  wenn  die  entsprechenden  $alze  Ton  mikti»* 
«Bd  Iridium  •Chlorid  durah  Chlorammoninm  aus- 
gefällt werden. 

Wähler  ^)  hat  gefunden,   dass,  wenn  eine      SiUm*    ^ 
Lösoog  Yon  salpetersanrem  Silberoxyd  nnd  salpe-   VeiiiMno« 
tersaarem  Bleioxyd ,  die  letztere  im  U<%berschnss^  seines  Oxyds 
in  Kalihydrat  getropft  wird,    so  dass   die  Oxydo  ""**  Bleioxyd, 
aasgefallt  werden  ,  nnd  man  diese  hierauf  mit  mehr  ' 

Kalihjdrat  behandelt,  sich  Bleioxyd  auflöst,  aber 
eine  darin  völlig  .unauflösliche  Verbindung  zuruek* 
hleibty  die  gelb  gefärbt  ist,  sich  am  Lichte  schwärzt^ 
leim  Glühen,  unter  Zurücklassung  eines  Gemi^ 
sches  Ton  Qleioxyd  und  metallischem  Silber,  Sauer- 


*)  Joiuru.  für  praef.  Chemie,  XI,  315. 
**)  JoQm.  für  pract.  diemie,*XI,  448. 

10* 


\     I 


148 

«tol%as  «asgtbty  vtvA  au»  34,23  SUbercncyd  and 
65,77  Bleioxyd  =:Ag+2Pb  besteliL 
Qiiecicsilber.  .  ;  BekaantUch    gab  man   nach,  älteren   medicini- 
destelben  im  ^^^^  Vorschriften  ak  ein  unschuldiges  aber  wirk- 
Wasser.      sames  Mittel  gegen  Würmer  ein  mit  Quechsilber 
gekochtes   Wasser.      Es   wnrde^  spater    ans   dem 
Grunde  verworfen  ^    weil  man  es  für   ungereimt 
hielte  dass  sich  Qoeehsilber  in  dem  Wasser  auf- 
gelöst befinden  könne*    Wiggers  *)  hat  das  Ver- 
listen  untersucht  und  gefunden,  dass  das  Wasser 
wirklieh   ein    wenig  yon    dem  Metall   aufnimmt. 
8  ünseen  des  mit  Quecksilber  gekochten  und  klar 
davon  wieder  abgegossenen  Wassers  wurden  mit 
einigen   Tropfen   Salpetersäure    versetzt   und  im 
Wasserbade  bis  auf  einige  wenige  Tropfen  Rück- 
stand verdunstet«     In   diesen  war  die  Gegenwart 
von  sälpetersaurem  Quecksilber  unverkennbar.   Die 
Menge  ist  so   geringe,  dass  Wiggers   die  Ver- 
nmthnng   aufstellt^    dass  das  Wasser,    nachdem 
daraus  durch  Kochen  der  Luftgehalt  ausgetrieben 
worden ,  Qnecksilbergas  absorbirt  endialte« 
QueekflilBer-        Marchand  **)  hat  die  von  Donovan  und  Gui-  ^ 
*hi  WaMcr!   ^^^^^  angegebene  Löslichkeit  von  Quccksilbcroxyd 
im  Wasser^    welche  von   üre   wieder    geliiignct 
wurde,  bestätigt.     Reines,  von  aller  Säure  freies 
Quecksilberoxyd  gab  eine  Lösung,  die  durch  Schwe- 
felwasserstoff braun  wurde  und  den  Veilchensäft 
grün  färbte*'    Das  Oxyd  löst  sich   in  viel  grosse- 
rer Menge  auf  als  das  Metall  in  der  vödergeheB- 
den  Lösung, 


')  Poffgend.  Ami.  XLI,  440. 
)  Pofifgcnd.  Ann.  XLII,  459. 


V 


149 

BöitgtT*)  Iiat  ton  einigi»  Metallen 'die  rru-Afludg«HieTdn 
iep  nocb  nicht  bekannt  gewesenen  Amalgame  her-  ^*l|^hJl^d' 
Torgebracbf,  nemlich  von  Nickel,   Kobalt,   Man-     Iridimn. 
gaa  nnd  Iridiom.     Man  erhält  sie,  wenn  Natrium- 
amalgam  mit  iTb'chst  eoncentrirten  Lösungen  ihrer 
Chlorürc  in  Wasser  nbergossea  wird,    nnd  von 
Iridium  mit  dem  Natrtnmdoppelsalz.    Das  Niitrinm 
oi^iUrt  sich  grossentheils  anf  Kosten  des  Wassers 
und  bildet  Oxyd  5  aber  ein  Theil  davon  yerbindet 
sieb  mit  dem  Chlor,  nnd  das  Metall   wird  Von 
<iem  Qaedksilber  aufgenommen ,   welches  ein  bei 
weitem  nieht  gesättigtes  Amalgam  liefert,  das  aber 
durch  Abdestillimng  von  Qnechsilber  so  coneen«' 
trbrt  erhalten  werden  kanik ,  dass   es  nicht  mehr 
llesst,  oder  zähe  nnd  teigig  wird.     Das  Mangan 
gü>t,  sonderbar  genug,  von  den  3  ersten  Metallen 
das  meiste  Metall  an  das  Qnechsilber  ab,  nnd  das 
^ckel  am  wenigsten«     Das  Mangaiiamalgam  2er- 
setzt  das  Wasse]^   naeh  nngleli^her  Sättigung  un- 
gleich heftig.     Das  wehiger 'gesättigte  zieigt  hier 
^i  da  huigsam   entstellende  Blasen  von  Wasser-- 
stoff^,  die  dnrch  Znsattz  von   ein  wenig  freier 
Saure  etwas  häufiger  werden;    ber&hrt  man  dann 
*"«  das  Amalgam   mit   eJnem   elehtronegativeren 
^^^i  z.  B.  Platin,  so  wird  die  Gasentwichelung 
gi^Qz  tnmaltnarisch.     Dies  ist  einer  von  den  auf- 
Menden  Beweisen  ffir  die  Contacts  -  Elehtricität, 
*«  frimum  tnovens  in  dem  Spiel   der  Verwandt-^ 
scAaft.    039  Iridiumamalgam   wird   sogleich  dick 
^Mkn  und  das  Iridium   verliert  beim   Gliihen 
^incn  QuccWsilbergehalt  nicht  vöüig.     Kochende 
Salpetersäure  zieht  den  Rückstand  aus. 

1  Journal  lur  pract.  Chemie,  XII,  350. 


150 

Vcmeiiitli-  Pay^af)  ;biit:aiig^P[eben9  dags,  wenn,  man  za 
^^Ivü^t*^*  ciacr  verdäanleu  Lösiuig.von  easigsafirem  Qleloxyd 
X  kf^astischea  Aminopiak  in  grossem  Ueberschuss 
ili|a<^hl  ini^  die  Flascbe  yeEScblicsst,  nach  einigea 
T^^  daraus  farbenlose,  b)j|re  Octaede?:  brystallisi- 
ren,  dif^das  I^cl^  ^^rk.br<(e|Fenk  Pityen  fand^  dass 
aie  '^loioiL^  obnejSpur  Y^Jtk  Essigsänre  waren; 
abcx..aU''er.8ie  eirbitEte,  gaben  sie  eine  Spur  von 
Fejaebfigkeit  aiia,  der^n  Gewicht  er  einer  yerbin- 
dang  Yon  3  Atomen Jßl^ioiLyd  mit,  1  Atom  Was- 
ser e||tsprecl|en4  f|ind«:;:fDie  KrystaUform,  welche 
dam  w^serfreien  BleigpLyd.  angeh^irt,  ^eiei  es  auf 
trocfcp«]^  oder,  nassem  Wege  eirbatteiL» '.stellt  je- 
doch offeixhar  allen '^ch^miscb^ipf  Wasßavgi^balt  in 
Abredie  9  der  also  nur  bygroscpplsch  g^lives^a  Ist. 
Wismuth.  'Dici  EigensehaA:des:]Sjs^nSy  durch  Bqriiliirung 

inactiTität^  mit  elehtronegativen  Metall^  gf^wi^serjoiii^^sen  in 
darin.  A^J^m  ^]iekjt|*9j|^gaUten  Zlistav^^  iiblffa^vg^b^n^  wi<s 
wirr  im  lets^^M  44|l?;|5#l>Qric^§rS.  iiß/ gesehen  ha- 
be^^  SjoM^t  'diie^fHpaiiM^iiiH  niekf  avsaeUiesslich 
aii9#g0)h^rDp^  a(Mid£<Usftie.fndet,ai|ahbeii  einigen 
apid^fen.'9|l^lei|,„)iiSief^hl  iifiijaM  in»  !rie)  gerin- 
gf^ni  (rrad^,,  «tat^  .yers^phe 'voq/ Ajidisaws*') 
zeigen^  dass  akuuch  das.  Wismuth  be^^tzt.  Wird 
Wisinath  in  3|ilpeter8$)ive  toa  1>4  ap^fif.  Ge- 
wicht.gelegty  so  löst  ^s  ^ch  d^^rin  n\it! Heftigkeit 
auf,  *  Aber  dies-  hört  -sogleich  auf,  «wenn  man 
das  Wiiiiuuth  in  der  Säi|re  mit  Platin  beriilirt. 
fiisifrei)en  fängt  es -wieder  an,  aufgelöst  zu  wer- 
den, wie  voth^p;:  g<^öhnlioh  abcir  bleibt  es  in 
dem  veninde;ptcaa.7ZusUndej   so.  bald  die  Berah- 

•)  L*In8titut.  M  222 ,  p.  393. 

**)  L.  and  E.  PhU.  Mag.  XI,  554. 


ist 

raog;  mit  dem  Pktin  ««Aört  9  bedeckt  sich  das 
Wismntb  mit  einer  BehwiiiMii  Haat^  die  bald 
nncbwindet ,  mid  daranf  Hegt  es  blank,  nnd  die 
Säare  wirkt  unbedentend  oder  sehr  wenig  daranf» 

Bei  Kopfer  nnd  ZiAn  zeigt-  sieh  das  VefiMil« 
teo  tack  j  dass  sie  nemli^  bei  der  Beriihmng 
mit  Pittin  in  SalpetersKnre  bedeutend  weniger  als 
iroAer  aufgelöst  werden ,  abeb  nicht  bei  Afsenik^ 
wenn  aieht  die  Salpetersäure  mit  salpetersanrem' 
»Silieroxyd  yermisckt  ist.  Sann  hört  die  Auf«' 
lösDog  durch  Berührung  mit  Pliltin  auf« 

Schonbein*)  hat  Andrews' s  Versuche '  mit 
Wisnuth  wiederhohlt  und  richtig  gefunden. 
Schönhein  fugt  hinzu  $  dass  für  jedes  Mal^  wdi' 
das  inactiy  gewordene  Wisipuih-  mit  Platin  be»' 
riüurt  wird ,  nach  dessen  WegHabrae  die  Torüber»- 
gelieiide  schwarze  Oxydhaut  gebildetwerde.  Schon-' 
beia  Ycrsachte  TcrgebenSy  das  Wismnth  nach  den 
übrigen  fnrdlis  £isen  wirksamen  Methoden' (Jah- 
resbericht i83SS  inactiv  zu  machen.  Es  Rückte 
ibm  nur,  wenn  er  das'Wi«niufii  in  salpieftrige' 
Start  und  unmittelbar  darauf-  ki  Silpetef satti«e. 
faadite.   ^  *'*-.  »'••••  '•-' 

Ep  gibt  femer  an^  dass  Kobalt  und  Ntekel  bel^^Ko^^^^^ 
den  Versucken ,  die  er  damit  abzustellen  Gi^lege^i-'  ^^^j^t  inactiv 
leit  gehabt  habe,   nicht  inaetiv« gemacht  werden eemacKt  wer- 
konaten.  ..-.,• 

Anthon**)  hat  eine  Methofte  kür  Reindfei^stei- Reines  Nickel- 
lang  des  Mickeloxyds  angegeben,   die  im  Polgen-'       ^^^  * 
den  besteht :  das  Ntckelerz  wird  in  Salpeteltoaure 
aufgelöst  und  diese  LösTdug  gegen  das  Ende  dui'ch 


•)  L.  and  E.  PMl.  Mag.  XI,  544. 
")  Buchnen  Repert;  .Z.  R.  IX,  44. 


152 

Wirme  unlerstübU      Am  der  mit  4er ;  SfaeLen 
Menge    Wasser«^  TCsrdiiBttlen    Losuag    Mrird    das 
Kupfer  und  Arsenik  durch  SebwerelwasserstojflTgas 
gefällt,  die  Lösung  filtrirt,   eine  Weile   bis  zur 
Verwandlung  des  Eisensidzes  in  Eisenoxydsalz  ge- 
kocht, mit  kohlensaureitt  Kali  bis  nsJke  zur  Sätti- 
gung oder  selbst  bis  zur  anfangenden  Fällung  des 
Eisenoxyds  vermischt,  wieder  eine  Weile  gekocht, 
wobei  das  Eisenoxyd  niederfallt,  dton  ein  wenig 
mehr  Kuli  zugesetzt,    so   dass    eine  kleine  Por- 
tion Nickeloxyd  gefällt  wird,    noch   eine.  Weile 
gekocht,  wobei,   im  Fall  etwas  Ei^ekioxyd  in  der 
Lösung  zuriickgebliebea  ist,  dieses   von  dem  ge- 
fällten Piickeloxyd  ausgeschieden  wird.     Die  Lö- 
aung  ist  nun  von  Kupfer,  Arsenik  und  Ei^en  he* 
fceit.    Nun  bleibt  noch .  übrig,  die  Oxyde  von  Ko- 
balt und  Nickel  zu  scheiden,  worin  eigentlich  das 
Eigentbümliche  von  Anthonys  Methode  besteht. 
Dies  geschieht  auf  die  Weise ,   dass  man  die  £1- 
trirte  Lösung  mit  einer  Lauge  von  kaiistiscbem 
Kali  vermischt,  bis  das  Nickeloxyd«  f^t,  ajber  nicht 
ganz  vollständig ansgelallt  ist,  und  man  die  noch 
schwach  grüne  Lösung  dann  mit  dem  Niederschlag 
kocht ,  wobei  das  gefällte  Kobaltoxyd  das  Nickel- 
oxyd  ausfällt  und  aufgelöst  wird.. 

Diese  Reinigungsmetfaode  kann  schwerlich  völ- 
lig zuverlässig  sein,  wenn  sie  auch  vielleicht  ci- 
nigermaassen  als  technische  Methode  brauchbar 
iät.  Denn  erstlich  beruht  es  gänzlich  auf*  der 
Grösse  des  Kobaltgehalts,  wie  viel  Nickeloxyd  in 
der  Lösung  zurückgelassen  werden  soU,  wobei 
nichts  anders  als  der  Zufall  bestimmt,  ob  man 
es  getroffen  habe,  dass  hinreichend  zurückgeblie- 
ben ist;    sodann  hat  das   Oxyd  des  Kobalts  die 


153 

Eigens^MÜt,  »ich  wäihrend  dem  Kodf en  anf  K<^ten 

der  Lofl  zu  grünem  Kobaltoxyd  za  oxydhren,  wor*  ^ 

anf  es  dem  Nickeloxyd  gleicht^  auch  in  mehreren 

^emischen   Yerhältnisflen ,    und    das  Nickeloxyd 

nicht  mehr  attsfällL     Ich   Itahe  hei  meiner  Ana- 

Ifse  des  Bohumilitzer  Meteoreisens  *)  die  Ghemikec 

auf  diese  Verhältnisse  avfmerksam  gemacht. 

Schön  b  ein*)  hat  seine  vorhin  erwähnten  Ter- £i«ei>'  Passi- 
sQche  öher  den  passiven  Zustand  des  Eisens  fort-  ^^gg^lbeT. 
gesetzt  und  eine  Menge  recht  interessanter  Varia- 
tionen im  Verhalten  und  der  Art^  ihn  zu  entde« 
cken,  Itinzugefiigt«  Ich  halte  es  für  überfliitssigy 
hier  darüber  zu  berichten«  Sie  beruhen  alle  aiif 
einem  und  demselben  Princip  und  werden'  wriiluv 
scheinlich^  wenn  sie  genauer  verfolgt  werden^ 
Veranlassung  zu  eben  so  zahlreichen  kleineh  Va-  ^ 
riationen  geben,  wie  ehedem  auf  Veranlassung 
des  Einflusses  der  Gontaets-Elektricitit  auf  die 
Nerven  des  Frosches  beschrieben  wurden.  —  Ich 
Bloss  daher  in  BetreiF  derselben  hier  auf  die  Ab* 
kandlnngen  darüber  hinweisen,  und  will  nur  das 
Factum  anführen,  dass  von  allen  Stoffen ^  di,e 
das  Eisen  passiv  machen ,  keiner  das  Bleisaper- 
exyd  zu  übertreffen  scheint,  besonders  wenn  das 
Eisen  in  seinem  passiven  Zustande ,  als  positiver 
Leitungsdraht  von  einer  elektrischen,  Säule,  in  ei- 
ner Lösung  eines  Bleisalzes  sich  mit  einer  Schicht 
▼on  diesem  Oxyd  überkleidet  hat.  Andere  Arten, 
das  Oxyd  auf  dem  Eisen  zu  befestigen,  geben 
zwar  dasselbii  Resultat,  aber  weder  so  stark,  noch 
so  anhaltend.    Unter  der  elektrochemischen  Wirk- 


*)  K.  Vet.-Acad.  Handl.  1832,  p.  166. 

")  Poggend.  Ann.  XL,  193.  XLI,  41  lukd  45. 


154 

samkeit  emes  solchen  y  davcK  Belegang  mit  Blei- 
saperoxyd  negatiyi»!  Eiiendrähts  wird  der  Ueber- 
zvg  jedoeh  bald  zerstört ,  dadurch  nemlich  ^  dass 
das  Superoxyd  entweder  von  dem  Eisen,  oder  von 
dem'  Wasserstoff^  oder  selbst  von  dem  elektrischen 
Strom ,  welcher  den  Sauerstoff  an  den  entgegen- 
gesetzten Pol  zu  fahren  strebt,  reducirt  wird. 

Noad*)  hat   einige,  mit  denen  Ton  Schön- 
hein im  Uebrigen  übereinstimmende  Vorsuche  be- 
schrieben, woraus  er  den  Schluss  zieht,  dass  der 
passive  Zustand  des  Eisens  auf  seiner  Eigenschaft 
beruhe,    während  dieses  Zustandes  f&r  den  elek- 
trischen  Strom  nicht  leitend  zu  sein.      Sehön- 
bein  hat  jedoch  gezeigt,   dass  das  Eisen  in   die- 
sem Znstande  die  elektrische' Säule  ;entladet  und  in 
Wasser  Sanerstoffgas  .  entwickelt*     Noad  hat  of- 
f^bar  die  jEügenschaft,  während  des  passiven  oder 
elektronegativen    Zustandes     keinen     elektrischen 
Strom  -zu  erregen,   für  die  nicht  leitende  Eigen- 
schaft genommen.    Allerdings  ist  der  passive  Zu- 
stand ein  noch  zu  lc»sendes  Räthsel,  aber  er  wird 
ein  solches  immer  für  die  bleiben ,    welche   die 
Wirkung  der  tlontacts  -  Elektricttät  läugnen. 
Verbesserang         Für  Verbesserungen  in   der  Gewinnung  von 
^mlen  beim"  gutcui  Eiscft  durch   das   Puddlings  -  Frischen  hat 
Paddlingg.    Schafhäutel  in  England  ein  Patent  auf  cineMe- 
nsc  en.     ^^  j^   genommen  **) ,    die  folgendes  theoretisches 
Princip  hat:   -Schwefel,    Phosphor    und  Arsenik 
bilden   mit   Chlor   flüchtige  Verbindungen,    die, 
wenn  das  Eisen  einer  Einwirkung  von  Clilor  aus- 
gesetzt ^  wird ,    davon    abzutreiben   sein    müssen^ 


*)  L.  and  £.  PhiL  Mag.  X,  ?76. 
**)  Journ.  für  pract.  CJiemie,  XII,  1. 


155 

Werden  Kochsalz,  Hioi»  nud  BrADflBt4än  TemiscLt, 
so  eotstelien  beim  Gläheti  deä  Cremenges  iNatron- 
Alamiaat,  Manganoxydoxydol .  Bod  Chlor:    Daher 
schreibt  er  vor  9«  1^4  Pfund' Braattstein,  3%  Pfund 
KoehsaU   «nd  SS)  bis   83  JLoth  TöpferlhoA  sehr 
getoo  zu  miecben  mid.di^efi  Gemenge ,  während 
dem  Frischen  Ton  1  Schiffpfqnd  Roheisen  in  klei- 
nen Portionen  Ton   ^/2*,Vinni  einzumischen  und 
genau  mit  dem  Eiaea  durchzuarbeiten.    Die  hier- 
durch  Tcranlassten )  in.  England  angestellten  Ver- 
suche sollen  eine  gute  Wirkung  gezeigt  haben.: 
Andere  haben  es  ohne  Wirkung  gefunden«      Das 
letztere   ist  am  wjahrscheinlichsten,  denn  ,in.der 
Theorie  für  die.  Operation,  sicheint  der  kleine  Um-^ 
stand  Tergessen   zu    sein:,    daas    das  Eisen    eine 
grössere   Yerwandtschaflt .  |Ei|ia  Chlor  hat  $   ala  ir- 
gend einer  der  Körper  9  die  man  damit  yereinigea 
will. .    Engelhardt  hat  yorgeschlagen ,   vrährend 
dem    Paddlings  -  Frisdhcn   Waisser  au&uispriitzen, 
um  bei  dessen  Zersefzimg  durch   das  Eisen  ^  Ar-f 
semk  und  Schwrfel  >mit  Wasserstoff  zu  TerhÄnden« 
Das  Wasserstoffgas  kann  wirklich    den^  Schwefel, 
der  in  dem  Theil  des  Metalls , .  welcher,. von  dem 
Wasser   ox^dirt  Irird,   enthalten  ist,  wegfiihren^      s  ^ 

aber  nmht  .ans  .mlebr 9  .weil .  das  imetaUiachfe.  £iuf ik. 
den  Schwefel  Ton  W^aereltoff^as:  trennt  ,'runA  da» 
Atsenikwasserstoffgas  nicht  bei  h<üheren ,  Tempera^  1 

taren  gebildet,  san'despn,  das  igehildetfe  .?^etsetzt 
wild.  Diese  Yerbesseräiigsmethodctt  Versprechen 
also  sehr  wenig. 

Im  vorigen  Jahresbe»ichte,  S.132,  führte  ich  ^^^J^^*;*^^^^^ 
das  Rteultat  YOn  einigen  Yersuchen  an ,    die  ^von  Yerbindnng^ 
Lcplay  und  Laurent  angestellt  werden  «oiZfe».  ^^'^"^^^^^^ 
Diese  Versuche  sind  nun  andi  wirklich  angestellt  CfimenUtion. 


156 

worden  ^).    Gewöhnlich  werden  die  Eisende  in 
Kohlentiegeln  reducirt.    Das   Eisenerz  wird  näm* 
lieh  in  einen  mit  Kohlenpulyer  "ansgefntterten  Tie- 
gel gelegt ,  wobei  es  nicht  aHein  durch  and  dnrck 
zn  Metall  reducirt  wird,   sondern  sich  auch  mit 
Kohle   zn   Roheisen  verbindet«      Dies  nun   wird 
Rednction  dnrch  Cämentation   genannt,   weil  das 
Eisen  reducirt  wird,   ohne  dass  mehr  als  ein  ge- 
ringer Theil  Tom  Erz   mit  der  Kohle  in  Berüh- 
rung ist«     Von  diesem  zuletzt  erwähnten   Thell 
der  Operation 9    neulich    der  Rednction,    Jiaben 
Versuche  eine  genügende  Eridärung  gegeben,  und 
;Ewar  dnrch  folgende  recht  interessante  Versuche* 
Ein,   an  dem  einen  Ende  verschlossenes  Porcel- 
lanrohr  wurde  horizontal   in   einen  Ofen  geleg^t« 
Durch  das  offene  Ende  wurde  eine  längliche  Kap- 
sel von  Platin  eingebracht,  auf  welcher  ein  Stück 
Kohle  lag,   darauf  eine  eben  solche  Kapsel,    auf 
welcher,  ein  natürlicher  Krystall    von   Eisenoxyd 
lag.^    Die  Oeffnung   des  Rohrs  wurde  mit  einem 
.  Kork  verschlossen,  durch  welchen  ein  Rohr  ging, 
welches  zum  Auffangen  des  Crases  zu  6inem  Queck- 
silberapparat ging.      Dann  wurde   das   Rohr  bis 
zum  starken  Glühen   erhitzt  nnd  das  Gas  in  dem 
Apparate  aufgesammelt.    Anfänglich  war  das  Gas 
^eiii  Gemisch  von  Kohleaoxydgas  und  Kohlensäu- 
regas^   am  Ende   fast   nur  Kohlcnoxydgas.      Als 
sich  kein  G«s  mehr  entwickelte ,   wurde  der  Ver- 
such   beendet»       Nach    dem  Erkalten  fand    sich 
der  Krystall    in    metallisches    Eisen    verwandelt* 
Die  Erklärung  des  auf  den  ersten  Blick  unerwar- 
teten  Resultats  ist  ein&ch.      Auf  Kosten   der   in 


0  Annal.  de  Ch.  et  dt  Bhj».  LlLV,  i03. 


157 

dem  Robr^  neben  Kolile  und  iSisenoxyd»  einge- 
schlossenen Luft  9  wird  zuerst  Keblensaure  und 
darauf  Kohlenoxy4g*s  gebildet.  Von  diesem  letx« 
teren,  welches  sich  auf  Kosten  des  Eisenoxydes 
zu  Kohlensäure  oxydirt^  wird  das  Eisen  reducirt^ 
während  dem  die  Kohlensäure  von  der  Kohle  wie* 
der  in  Kohlenoxydgas  verwandelt  wird,  welches 
von  Keueni  Antheile  von  Eisenoxyd  reducirt,  und 
dieses  gebt  so  fort,  bis  aller  Sauerstoff  aus  dem 
Eiseiioxyde  weggenommen  worden  ist  5  dann  hat 
sich  in  dem  Quecksilberapparat  so  viel  mit  Koh« 
leosäure  vermischtes  Kohlenoxyd  angesammelt,  ajo 
von  dem  Sauerstoff  des  Eisenoxyds  gebildet  wer- 
den honnte.  Hiermit:  ist  ako  die  Reduction  des 
Eisens  im  Kohlentiegel  genügend  und  richtig  er- 
Uart. 

^In  dem  im  vorhergehenden  Jahresberichte  an* 
geliihrten ,  vor  dem  Versuche  gezogenen  Resultat 
ist  auch  mit  begriffen ,  ^ass   das  Kohlenoxyd  von 
dem   metallischen  Eisen  wieder   In   Kohlensäure 
verwandelt  werde,   während  sich   das  Eisen  mit 
Kohle  zu  Roheisen  verbinde«      Daher  wurde   In 
mehreren  Versuchen  Kohlenoxydgas  über  geschmei- 
diges Eisen  geleitet,  aber  das  Eisen  blieb  geschmei« 
dig ,  und  zeigte ,  dass  es  immer  besser  sei^  seine 
Resultate  erst  nach  angestellten  Versuchen  ^u  zie** 
heu.     Das  vor  dem  Versuche  angegebene  Resul* 
tat  „dass  das  Kqhlenoxyd  alle  Metalloxyde  redo* 
eire  und  alle  Metalle  mit  Kohle  verbinde",  muss 
mm  zu  dem,  freilich  schon  längst  bekannten  Re- 
sultat umgeändert  werden,  dass  das  Kohlenoxyd 
viele  Metalloxyde  redudri  hher  nicht  alle^  z«R* 
nicht  die  Oxyde  von  Mangan,  Cerium  ,  Titan  und 
Chrom,  dass  es  aber  kein  Metall  mit  Kohle  verbindet. 


158 

Nun  temnehteii  sie   Tisrscliiedene  SMlTe  in  ei- 
nem   Tersdiloissenen  Apparate ,     innedialb     einer 
starken  Umgebung  vom  Koble,  aber  ohne  die  Mög- 
lielikeit  einer  Berührung   mit  derselben,    einer  6 
Stunden  lang  anhaltenden  Hitze   in   einem    Por- 
cellanofen  auszusetzen,    und  fanden    I)  dass  ein 
,  weicher  Eisendraht  von  5  MiUimeter  Dicke   nach 
dem  Yersnefa  Härtung   annahm  und  zu  Stahl   ge- 
worden war^    2)  dass  ein  faustdiches  Stack  Blut- 
stein reducirt  war  und  beim  Umschmeizen  *)  -weisses 
Gnsseisen  gab^    3)  dass   yerschiedene  andeire  Ei- 
senerze ein  gleiches  Resultat  geben  ^    4)  dass  die 
Oxyde  von  Kobalt ,  Nickel  und  Wolfraui  reducirt 
Wurden;    5)  dass  die  Oxyde,  von  Cerium,  Chrom 
und   Titan   mwerändert   blieben,   der ^ Braunstein 
aber  zu  Manganoxydul  reducirt  wurde;     6)  dass 
sehwefelsanre  Baryt-  und  Kalkerde  zu  Scbwefel- 
metallen  redncirt  wurden ,  und  7)  dass  SchweFel- 
zink  unverändert  blieb.    >pie  Reductionen  sind  im 
Vorhergehenden  erklärt^  aber  die  Verbindung  mit 
Kohle  bei  dem  reducirten  Eisen,  die  dem  Kohlen* 
oxydgas'  nicht  mehr  zugeschrieben  werden  kann, 
erklären  ^ie  aus  dem  Umstände,  dass  die  gewöhn- 
liche Holzkohle  Wasserstoff  enthalt  (und   dies  ist 
unbestreitbar)^  bei  einer  höheren  Temperatur  wird 
er  in  Geiitalt  ir<>n  KoUenWassersftoff  ausgetrieben, 
und  daraus  nimitft  das  Eisen  den  Kohlenstoff  auf, 
wählend   dars  Wasserstoffgas  ihn  aus   der  Kohle 
ersetzt.     Dieser  letztere  Umstand  ist  jedoch  nicht 
ganz  so  sichelt,  als  dass  Wasserstoff  in  der  Kohle 


I  * 


•)  Der  Ausdruck  ist  unklar:  .  „a  ^te  fondn  dani  nnc 
forgc**;  aLcr  man  niuss  Toranssefzen ,  dass  es  in  einem  Tie- 
gel ohne  Zusatz  y&a  KoMe  geschmolzen  'wurde. 


159 

enthalteB  ist,  und  latst  ako  in  der  EsUirung  de« 
Resultats  noch   eine  ¥on  ihnen   xugegebeae  Un« 
Sicherheit  übrig.  -^     So  weit  ist.  ihre  Ariiieit  ge* 
meinschofUich  gewinn«     Aber  Laurent  hat  sie 
nachher  aUein  fortgesel^t.     9^Da  behannliich,  sagt 
er,  ein  fester  Körper  nicht  in  einen  anderen  festen 
Körper  eindringen  hann'%  so  war  er  ganz  nberzengt^ 
dass  Kohle  so  stark  erhitzt,  dass  darin  kein  Was« 
serstof  mehr  ^zurückgehalten  wird,  wie  z.  B.  Kohle 
wekLe  an  der  Form  des  Hohofens  herausgefallen 
ist,  nicht  die  Eigenschaft  besitzt^  ein  darauf  ge- 
legtes   Eisenstnck    in    Roheben   zu   verwandeku 
Aber,  wie  er  auch  seinen  Yersnch  anstellte,  so 
erhielt  er  Roheisen.     Da  dieses  ganz  gegen  seine 
Theorie   war  y    so   blieb   kein^  andere  Erklärung 
übrig,   als.  dass  die  Kohle   flüchtig  sei   mid  das 
Eisen    durch  Verdichtung    des    Kohlengases    mit 
Kdile  verbunden  werde.     Mit  Le-Play  gemein- 
schaftlich hatte  er  jedoch  Torher  gefunden ^  -dass 
das  Eisen,  auf  geringem  Abstand  Ton  einer  TOrher 
stark  erhitzten  Kohle  ^   und  bis   zu  der  Tempera- 
tur, bei  welcher  das  Roheisen  schmilzt,  erhitzt, 
keinesweges  mit  Kohle  yerbunden  werde ,  aber  er 
fand  nun,  dass,  wenn: sie  sich. einander  berühren, 
wenn  auch  nur  auf  wenigeren  Punkten ,  Gnssei« 
sen  ans  der  ganzen  Eisenmasse   gebildet  werde. 
Lturent's  Schluss,  dass  dies  ausweise,  dass  die 
Kohle  dabei  Gasform  annehme  (warum  nicht  gleich- 
wohl das  Eisen?},   legt  dar,  wie  es  geht,  wenn 
man  nur  Beweise  für  einen  voi^efassten  Satz  sucht, 
gegen    dessen    Richtigkeit  man  das  Resultat  des 
Versuchs  nicht  als  Zeuguiss  gelten  lasst*      Aus 
Macintosh's    bekannten    Versuchen    ist   es    be- 
kannt,   dass   Stabeisen  sich  zuerst  in  Stahl  und 


160 

ftm  Ende  in  Gudseisen  verwandell«    wenn  es   bei 
einer  Temperatur,  bei  der  es  noch  nicht  schmilzt^ 
in  Kohlenwasserstoffgas   erhitzt,  wird.      Dabei  ist 
es  eigentlich  nicht  die  Yerwandtschaflt  des  Eisens, 
welche   die  Kohle  von   dem  Wasserstoff  seheidet, 
sondern   die  Temperatur;    denn  die  Kohle  setzt 
sich  überall  innerhalb  des  erhitzten  Apparats  ab. 
Das  Eisen   verbindet   sich  in   der  Oberfläche   mit 
Kohle  bis  zur  Sättigung,  und  die  nächste  Schicht 
darunter  theilt  die  Kohle  mit  der  äusseren  Schicht^ 
die  darunter  befindliche  Schicht  nimmt  einen  Theil 
voii  dem  auf,  was  jene  aufgenommen  hat,    und 
so  fahrt  die  Kohle  fort,    sich  allmälig  in  der  Ei- 
senmasse zu  yerbreiten*    Dies  ist  unsere  gewöhn- 
liche Theorie  über  die  Verbindung  mit  Kohle  dareh 
Cämentation,  und  wäre  sie  nnrichlig,   'so  dürfte 
aus  Roheisen   gar  kein  Stabeisen  heryorgebracht 
werden  können ,   weil  nicht  alle  Theile  des  Roh- 
eisens unmittelbar  von  dem  oxydirenden  Fluss  be» 
rührt  werden  können ,    aber  die  Kohle  theilt  sich 
da,  nack  demselben  Gleichgewichts -Princip,  von 
Innen  nach  Aussen  mit* 

Eisenoxydul         Levol*)  hat  das  ganz  natürliche,  aber  vorher 
reducirt      „i^ht  beobachtete  Verhalten  bemerkt,   dass  wenn 

zu  Oxydul.  ^^^^  gleiche  Anzahl  von  Atomen  Kupferoxyd  und 
Eisenoxydul  zusammen  aus  einer  Lösung  ihrer 
Salze  gefällt  werden ,  der  Niederschlag  eine  Ver« 
bindung  ist  von  Kupferoxydul  mit  Eisenoxyd; 
Cu^-f"'^^®*  wird  verwandelt  in  €u-j-^e,  und  ent- 
spricht mehreren  der  Verbindungen^  die  das  Ei* 
senoxyd  mit  den  Oxydulen  von  Eisen,  Mangan  und 
Zink  bildet.     Löst  man   eine  gleiche  Anzahl  von 


z' 


')  Ann.  de  Ch.  et  de  Pliy«.  LXV,  3:^0. 


161 

Atomen  yeiiacIiwefelMiiiceiii  Kupferoxyd  and  sdiive-  ' 
felsaurem  Elsenoxydnl  in  Wasser  anf  und'  setzt 
lumatisches  Ammoniak^   welches  sonst  das  Eisen« 
oxydnl . unToUständlg  Sjütj    za,  so  fallen  sie. nie* 
der  und  ,    wenn  .  das  Ammoniak  im  Ueberschoss 
liinzukommt,  so  wird  das  Kopferoxydul  ohne  Farbe 
aufgelöst  9  während  Eisenoxyd -Ammoniak  zurück« 
Meihl.  —     Will  man  wissen^  ob  eine  grnne  Lö«  "* 
snng  Kupfer  oder  Nickel  enthält ,    so  mischt  man 
einEisenoxydulsalz  hinzu  und  fallt  mit  Ammoniak 
im  Ueberschttss*     War  es  Mickd^  so  erhalt  sich 
die  Flüssigkeit  blau. 

Gay-Lussac*)   hat  über  die  Reduction  der       Smhe, 
sehwefelsanren  Salze  mit  Kohle  sehr  ii^teressante  ^^^^^^.jj|^ 
Versuche  angestellt.  ren  Salze  zw 

Schwefelsaures  Zinkoxyd  und  Kohle  liefern 
bei  dunklem  Rothglühen  schweflige  Sänre  und 
KoUensädre  und  lassen  Zinkoxyd  mit  Kohle  ge- 
mengt znruck,  die,  wenn  die  jHitze  alsdann  yer- 
mehrt  wird ,  Zink  liefern.  Wird  dagegen  die 
Hitze  sehr  schnell  bis  "^znm  Weissglühen  gestei-  . 
gert)  80  bekommt  man  Kohlensäare,  während 
Schwefelzink  rnräekbleibt«  Dies  beruht  hierbei 
nicht  auf  der  Menge  Ton  Kohle ,  sondern  nur  auf 
der  Temperatur. 

Schwefelsaures  Eisenoxydul  gibt  anf  dieselbe 
Weise ,  bei  massiger  Hitze,  schweflige  Säure  und 
Kohlensäure,  4  Volumen  der  ersteren  gegen  etwas 
mehr  als  1  Volum  der  letzteren ,  während  Eisen- 
oxyd (oxide  rouge)  zurückbleibt.  Diese  Angabe 
von  einem  bo  sicheren  Chemiker,  wie  Gay-Lus- 


')  Ana.  d«  Ch.  et  de  Phyi.  LXIII,  431. 
Benelias  Jahres -Bericht  XVIII.  11 


162 

sae^  mufis  sicherlieh  ridiligseiiij  damit  es  aber  so 
sei  9    ist  nothwendig   yoiaassiisetzen,   dass  nicht 
nuehr  KoiAe  htwEokoiiiaie)  als  erferderlich  ist^  um 
1  Atom  Sauerstoff  aus  2  ijipmen  sehwefelsauren 
Eisenoxyduls  wegzunehmen,  weil  die  Kohle  selbst 
mit  dessen  Oxyd  beim  anfangenden   Glühen   das 
Eisen   zu  Metall  reducirt,     Gay-Lussac  hat  je- 
A^A  nicht  die  Nothwendigheit,   die  Menge   dev 
Kohle  für  dieses' Resultat  abzupassen^  angefahrt. 
Schwefelsaures  Mangan  liefert  ein  Gemenge  von 
Oxydul  und  Schwefelmangan  j  yioUeieht  ein  Oxyi« 
sulfuret. 

Schwefelsaurem  JSiekeloxyd  giik  metallisches 
Nickel,  schweflige  Säure  und  Kohlensäure«  Das 
Nickel  enthält  sehr  wenig  Schwefelnichel.  Ich 
bin  ganz  überzeugt,  dass  schwefelsaures  Eisenoxy- 
dul und  schwefelsaures  Nicheloxyd  bei  gleicher 
Temperatur  und  gleidben  Verhältnissen  von  Kohle^ 
gleiche  Resultate  liefern« 

Schwefelsaures  Bleioxyd  gibt  SchwefelUei, 
wenn  ^ie  Menge  dfr  Kohle  dazu  hinreichend  ist* 
Bei  weniger  Kohle  wird  ebenfalls  Schwefelblei  ge- 
bildet, wenn  dann  aber  die  Temperatur  erhöht  wird, 
so  wird  dadurch  der  Ueberschuas  von  schwefelsaurem 

■  •  •      • 

Bleioxyd  zersetzt,  es  entwickelt  sieh  schweflige 
Säure  und  Bleioxyd  bleibt  zurück.  Vielleicht  ist 
dies  auch  die  richtige  Erklärung  des  Resultats, 
welches  mit  dem  Eisenoxydulsalze  erhalten  wurde. 

Schwefelsaures  Kupferoxt/d  liefert  beim  dun- 
klen Giühen  metallisches  Kupfer,  schweflige  Säure 
und  Kohlensäure,  bei  rascher  und  starker  Hitze 
wird  zugleich  Schwefelkupfer  gebildet.  • 

Schwefelsaures  Silberoxyd  und  Quecksüheroxy' 
dul  geben  ebenfalls  reines  Metall. 


163 

Rmnrnielsberg  hat   die  Unfleraudiuiig    über  Cyanmetalle. 
die  CyMnneialle  fortgesetzt,   wovon  eiaige  Resnl- 
fate   in   dem  vorigen  Jahresbericht,   S.  150   un4 
S.  169,  angefahrt  wurden.     Er  hat  nun  folgende 
Salze  besefarieben : 

Cyanxinknpiriumy  NaCjT  4*  '^^^Jj  erhalten  durch 
Auflösen  von  Cyanzink  in  dem  Nalriiunsals ,  kry- 
staUisirt  in  glänzenden,  weissen  Blättern  ans  einer 
sehr  eoneentririen  Lösung  mit  5  Atomen  Krystall- 
wagjser,  wddies  erst  bei  -f'^'KM^  vollkommen  dar* 
aos  weggeht« 

Cganunkbarium,  BaCy^-BZnCyy  fallt  farb- 
los, und  wasserfrei  nieder,  w«nn  eine  Lösung  des 
Kalüunsalzes  mit  essigsaurer  B^rylerde  vermischt 
wird. 

Gfonxinkhtei  y  Pb€y-f-2Zn6y,  wird  wie  das 
vofhergehende  dargestellt,  es  gleicht  diesem,  ent- 
halt kein  Alkali ,  und  wird  durch  lange  fortge- 
setztes Waschen  theilweise  zersetzt. 

Cganniehel ,  NiCy  «nf  die  friber  bekannte  Art 
erhallen  durch  Vermischen  von  Cyau wasserstoffsäure 
mit  esffigsanrem  Nickeloxyd,  wobsies  blassgrnn  nie- 
derfallt', heim  Trocknen  aber  dunkelgrün  wird. 
Es  enthält  auf  2  Atmne  Cyan^iekel,  3  Atome 
Wasser  ,^  von  dem  hei  -f  100°  nichls  we^;eht, 
sondern  erst  zwischen  -f^  ISO^  und  200°. 

(ifannickdkalmmy  KQy^tiiGfy  sebon  fru; 
her  bekannt,  hat  Rammfelsbcrg,  mit  Sl  ver- 
schiedenen Proporttonen  Wasser  krystallistrt  ge- 
fanden. Das  eine  vorher  bekannte ,  orangefar- 
bene ,  enthält  2  Atome  Salz  gegen  1  Atom  Was- 
ser. Das  andere  ist  mehr  braun  gefärbt  und  eut- 
hält  1  Atom  von  jedem. 

Cyttnkobalt^  Gody,  ist  ein  zimmetbraunes  Pul- 
li * 


164 

yer,  welcliea  3  Ataiae  Wi^saer  «aibBU^  4ie  ed  erst 
in  höherer  Temperatur  Tisrltert^  wobei  es  denn 
J^laii  wird.  Bei^j  Abscblöss  d^  Luft  erträgt  es 
-1*300^  ohne  zersi^tzt  zu  werdeii;«:  in.  ;deir  Luft 
aber  wird  es  bei  -|~  &3p^  leicht  entzündet. 

IMium-Manjancyamd,  3K€y -f*Mn  €y^.    Die- 
ses mit  dem  rothen  Kaliumeiseneyanid  analog  zu- 
sammengesetzte Salz  entsteht  9  wenn  eine  Lösung 
von  Manganeyaniir  in  einem'  grossen  Uebersebnss 
TOA  Cyankalium  verdudstet  wird.      Ek  fallt  Man- 
ganoxydhydrat nieder ,  welches  theils  auf  Kosten 
d'er  Luft)  thciils  auf  Kosten  des. Wassers  gebildet 
ist,  in  dem  letztArei^Fall',  gleichwie  es  bei  der 
Bildung  deft  .  enteprechenden  Kobältsalzes  stattfin- 
det, unter  Entwichelung  von  Wasserstoffgas,  .wäh- 
rcfpd  das  übrig  bl^ibeftde  M^tngftn  die  ganze  Quan- 
tität Toi|  Cyan  behält    Dlie  Veränderung  geht  also 
mit  und  ohne  Zotritt  der  Luft  vor  sich*.    Die  fil- 
trirte  Lösung  ist  braun  und  liefert  nach  der  Ver- 
dunstung kleine  rotJibraBiie,   in  Wasser  leichtlös- 
liche   KrystaUe ,    die^  kein    chemisch  gebundenes 
Wasser    euithaltto.       Ihre  Auflösung   in  Wasser 
fällt  die  Kupfersalze  grau,  die  Bleisalze  bräun, 
die  Manganoxydulsalze  roth^lb,  die  Eisenoxydul- 
salze  hellblau^  die  Eisenoxydsalze  werden  dadurch 
nicht   gefällt^   salpetersanres   SUberoxyd   gibt  da- 
mit  einen   gelbbrauiien  Niederschlag ,   der  mit  ei- 
nem Ucbierschuss  von  Silbersalz  und  Salpetersäure 
-zinnoberroth  ist,  und  beim  Waschen  braun  wird. 

Kupfercyanid.  Bekanntlich  wird  der  rothgelbe 
Niederschlag,  welcher  entsteht,  wenn  man  eine 
Lösung  Yon  Cyankalium  in  eine  Lösung  Ton  ei- 
nem Kupfersalz  tropft,  und  welcher,  ohne  Zwei- 
fel; mit  Recht,   als  Kupfercyanid  betrachtet  wird. 


165  . 

während  er  noch  in  dei-  Fllssigheit  liegt,  unter 
fiatwiclselong  von  Cyan gas  hellgrün  nnd  krystalü- 
Bisch.  Dies  hat  man  fiir  eineA  Oxydationsprocess 
gehalten.  Rammel^berg  hat  nnn  gezeigt,  dass  es 
nur  darin  besteht,  dass  dabei  Vs  von  dem  Cyan 
weggeht  nnd  dafür  Wasser  gebunden  wird,  so 
dass  von  3Co€y  entsteht  €u€y-|-Cu€y4>5tiE. 
Biese  KrystaUe  sind  microscopisch ,  stark  glän- 
zend^ prismatisch.  Bei  -{- 100^  werden  sie  un- 
ter Ferlnst  von  Wasser  und  Cyan  in  Kupfercya- 
Bor  verwandelt^  ohne  dass  sie  ihre  Form  verän- 
dern. Salzsäure  bildet  damit  die  gewöhnliche 
danfcelgefärbte  Auflösung  von  Chloriir  -  Chlorid  und 
entwickelt  Cyan  wasserstoffsäure.  Kali  und  Am- 
moniak färben  sich  damit  blau; 

Rattum ' Kupfercyianür.  Leopold  Gmelin, 
der  dieses  Salz  zuerst  darstellte,  gibt  an,  dass  bei 
seiner  Bereitung  immer  2  Salze  erhalten  würden, 
eins  in  gelben  Prismen  und  eins  in  farblosen 
Rhomboedern.  Rammeisberg  erhielt  das  pris- 
malische  Salt  farbenlos.  Es  wird  in  gieriiigerer 
Menge  als  das  rhomboedrische  gebildet.  Ek  schiesst 
in- Prismen  an,  die  oft  zu  dünnen,  durchsichtigen 
Biäftern  abgeplattet  sind»  Es  krystallisirt  zuerst 
und  darauf  das  andere.  '  Das  prismatische  Salz 
wird  dureh  Wiederauflösung  in  Wasser  unter  Absatz 
eines  weissen  Pulvers  von  Kupfercyaniir  in  das  rhom- 
boedrische verwandelt ,  so  dass  seine  Lösung  beide 
enthält.  Es  besteht  aus  K€y  4^€tj €y.  Das  rhom- 
boedrische Salzf  wird  oft  in  grossen  Krystallen  er- 
halten y  die  sieb  an  der  Luft  nicht  verändern, 
und  ans  3K€y-^Cu€y  bestehen. 

Kalium- Quecksilbercyanidf  dessen  Analyse  im 
vorigen  Jabresberichte  aufgenommen  wurde,  wird 


166 


dnreh  SalzBanre  g«n«licU  zersetzt,  wekhe  Cyan- 
wasserBtoffsaüre  austreibt  9  aber  niebt  dorch  Sal« 
petersäure,  die  das  Cfanfcalinm  unter  Entwlcke- 
lung  Ton  Cyanwasserstoffsäure  aersetat  und  das 
Cyanid  unangegriffen  zarucklässt  Das  Doppel- 
salz fkUt  Eisenoxydttlsalze  gelbbraun,  Zink-,  Blei- 
und  Silbersalze  ipveiss^  und  aus  Kupfersalzen  nur 
Rupfercyanid ,  vrobei  das  Queck^ilbercyanid  in 
der  Lösung  zurückbleibt.     Das  D<^ppelsalz,  wel« 

cbes  TOB  deu  Cyanid  mit  cbromsaurem  Kali  gebil- 

•  •  ••  • 

detwird^  fand  er  aus  2KCr-{-3Hg€y  zusammen* 
gesetzt. 

Cyangoldkalium  fand  er  aus  K€y4*AliCy'  be- 
stehend; das  krystallisitie  schien  3  Atome  Was- 
ser, auf  2  Atome  Salz  zu  entlialten« 

Cganpalladiumkalium  wird  erhalten,  wenn 
man  Palladiumcyanur  in  Cyankalium  auflest.  Es 
scbiesst  in  farblosen ,  durchsichtigen,  an  der  Luft 
unveränderlichen  Blättern  an,  dieansK€y-{-PdCy 
-^H  bestehen. 

Cyaniridiumkalium  besteht  ans  2K-Gy  «|^  IrCy , 
^nd  weicht  also  von  dem  entsprechenden  Platin- 
salze ab,  welches  nur  1  Atom  Cyankalium  ent- 
hält« Bogei^s  Angabe  der  Existenz  eines  Cyan- 
chroms  (Jabresb.  1836,  S.  185)  fand  er  unrichtig. 
Der  Niederschlag,  welcher  aus  Chromalaun  duircli 
Cyankalium  erhalten  wird.,  enthält  kein  Cyan^ 
sondern  ist  nur  Chromoxydhydrat. 

^  lieber  doppelte  Cyanmetalle  sind  auch  ron 
Bette  *)  Versuche  angestellt  worden.  Er  hat 
Sirontiumeyanür  und  Magnestuvuej/unür^  genauer 
untersucht,  die  er  von  einigen  Chemikern  anrich- 


*)  Annalen  der  Phurmacie,  XXII»  148»  und  XXUU  115. 


167 

« 

tig  beBcbridien  fand»  Er  beteitete  sie  iuvA  Auf« 
lösen  der  koUensaureii  Erdea  in  eisenhaltiger 
BisQsinre  (Wasseisloffieisenejinttr).  Das  StroU" 
iiumsak  bildet  bUsagelbe,  cb^mbische  Prismeii 
mit  abg^stnnipften  Seitenkanten  nnd  sobieC  abge« 
stampfken  Enden^  gewebnlieb  sechsseitige  Prismen 
bildend  mit  2  breiteiyn  Seiten  bis  zur  Tafelform« 
Bas  Sals  wird  Ton  2  Tbeilen  kalten  and  von  we- 
niger als  1  Tbeil  kochenden  Wassers  aufgelöst. 
Es  Terwittert  an  der  Luft  und  enthält  15  Atome 
Krjstallwasser. 

Das  Magnesiumsah  bildet,  wie  Hagen  TOrher  * 

schon  gezeigt  batte^  gdbe,  zerfliessende  Krystalle^ 
die  nacb  Bette  10  Atome  Wasser  enthalten. 

Ausserdem  bat  er  nUier,  als  Tor  ihm  L«  Gme« 
lin,    die   Eigensebaften   ,der    Verbindungen  des 
Eisencyanids  mit  CyanDStriom  ^  —  Ammonium^  — * 
Calcium  und  Magnesium  beschrieben ,   tou  denen 
das  Natriumsalz  2,    das  Ammoninmsalz  6,    das 
Kalinmsalz  10 ,  und   das  Magnesiumsalz  17y2  (J) 
Atome  Wasser  enthält.     Er  hat  ferner  ein  Tri- 
]^eUilz  beschrieben ,  welches  aus  1  Atom  Kalium- 
ciseneyanid  uikd  2. Atomen  Bariumeisencyanid  be- 
steht.    In  Räcksiebt  der  Einzelheiten  dieser  An- 
gshen  muss  ich ,  um  nicht  zu  weitläufig  zu  wer- 
den ,  auf  seine  Abhandlang  verweisen. 

E.  Böckmann*)   bat  eine   neue   Klasse    von  Quecksillter- 
Cjandoppelsalzen,  zwischen  Qoecksilbercyanid  "»^  Schweklcran- 
Si^wefelcyanmetallen,  dargestellt,  dadurch  dass  die     metAUen. 
AuiösuDg   dieser  vermischt  und  verdunstet  wird, 
worauf  dann  das  Doppclsalz  anschiesst. 

Das  Kaliumsah  schiesst  in  farbenlosen  breiten 


*)  Annal.  der  Pharmacie ,  XX.iI,  153. 


168 

Bbttem  oder  ^Unzeaiftn  kngeii  N«delii  an   and 

bestebt  aas  K€y+iHg€y. 

Dh^  Bmiumsah  kryataliiairl  in  glänzenden  Sdinp- 
pen  nnd  bat  gleiche  Zusammensetzang.  Das  Cal^ 
eiumsah  in  weissen,  glänzenden  BU&ttern,  und 
das  Magnesiumsah  fallt  In  Gestalt  einies  weissen 
krystallinischen  Polrers  nieder^  alle  diese  enthal* 
ten  auf  2  Atome  Qnecksilbercyanid  1  Atom  des 
Sehwefeleyanmetalls. 

c'a'kT^^'  Clark*)  bat  ein  Salz  gefanden,  welcbes  aad 
Spalten  und  an  den  Verankeniiigen  des  Hobofens 
aof  dem  Eisenwerk  Clyde  in  England  aasgewittert 
war  9  and  welcbes  aus  einem  Gemi^cb  von  53,4 
Cyankalioni  und  45^8  koblensanrem  Kali  bestand. 
Das  Cyan  darin  räbrte  offenbar  Ton  dem  Stick- 
stoffgebalt der  angewandten  Steinkohlen  her.  Der 
Hobofen  wurde  mit  beisser  Lufl  betrieben. 

Kftlinmeisen-  In  Deutschland  wird  das  Cyaneisenkalinm  im 
cyanfir.  Grossen  nach  folgendemPrincip  bereitet**):  Knochen- 
freie  tbierische  AbftUe  werden  yerkoblt.  65  Theile 
dieser  Kohle  werden  mit.2Theilen  Eisenfeile  sehr 
genau  Tcrmiscbt.  Dann  werden  75  Theile  Pott- 
asche in  'einem  eisernen  Kessel  geschmolzen  und 
so  stark  erhitzt^  dass  die  geschmolzene  Masse  nicht 
erstarrt,  weqn  das  Kobleagemiscb  in  kleinen  Por- 
^  tionen  eingernkrt  wird.  Wenn  die  Pottasche  hin- 
reichend erhitzt  ist,  wird  yon  dem  Koblengemisch* 
eingetragen  und  mit  einem  eisernen  Haken,  der 
in  dem  Scbmelzgefäss  steht,  umgerührt.  Die 
Masse  bläht  sich  auf  und  steigt  über,  wenn  dies 


')  Poggend.  Ann.  XL,  315. 

')  Annal.  der  Pharmacie,  XXIII,  160. 


169 

Hiebt  4iifc|i  B^nen.  Zusatz  von  Kdde  wd  flekai^ 
ges  UmrulireD  Terbiadert  ifvird  y  bis:  4a«9'  dus  AaC? 
blähen  toü  Nenem  drobt^  dann  wird  mebr  K^ble 
zugesetzt,    «nd   damit  fähH   man  foH^*  bi»  alles 
eiogemiseht    ist.  .    Die   sieb   entwiekelnden  Gase, 
denen  viel  Kalium  beigemisebt  ist,  entzündetf  sieb 
und  brennen  mit  bober  Flamme.     Gegea  das  Ende 
blabt  ftkb  die  Masse  nicbt  mebr  auf  und  bommt  ia 
dickes  Fluss.     Nacbdem  die  6asentwicbc4uDg  auf- 
gehört hat  9    wird  die  Jllasse  mit  eiuef  .eisernen 
Kelle  zum  Erbalten  in  ein  anderes  Eisengefäss  ge- 
bracht und  der  KeA%3t  Ton  Neuem  .gefallt.    Jed4 
Operation  dauert  «agfefähr  6  Stunden.     Die  Masse 
wird  in  Stücke  zerschlagen,  die  nicbt  grosser  sein 
dürfen  als   eine  geballte  Hand,    in   dem   Wassf^r 
anfgelöst,    welches  bei  der.  vorhergehenden  Ope- 
ration als  Waschwasser  gedient  batte,  und  dessen 
Temperatar  man.  nicht  -}~  ^^^  übersteigen  lässt,  die 
Lösung  zum  Klären   hingestellt,  klar  abgezapft, 
za  einem  specif.  Gewicht  von  1,27  bei  einer.-}*  95^ 
nicht  übersteigenden  Temperatar   Terdunstet  und 
zum  Krystallisiren   abgegossen.      Die  Mutterlauge 
wird  nacb    einigen  Tagen  abgegossen,   zu  einem 
specif.  Gewicht   von  1,49  verdunstet  uad,  nach- 
dem sie  dann   ihre  Krystalle   abgesetzt   hat,   zur 
Anwendung    mit  mehr  Pottasche    für  eine   neue 
Operation  eingetrocknet.      In  Betreff  der  übrigen 
Einzelheiten  wei^e  icb  auf  die  ausführlichere,  oben  « 

citirte  Angabe  bin. 

Wöhler  *)   bat  gefunden,    dass   kohlensaures  Zweifoch Isok- 
Kali,   wenn   es   mit   fein  vertheilter . Kohle  innig      *k^'*^* 
gcDQLischt  ist ,   wie   es  z.  B.  durch  Verkohlen  des 


*)  Pojrgend.  Atta.  XLI,  39;^. 


170 

X 

WeinsteiM  eAM^ten  wird,  K&UensiteregM  mit  et* 
ner  fioklieft  Begievde  einsangt,   daS8  das  Gefass, 
in  welcbem  da>s  'Kdilensünregas  auf  die^  sdk'vrach 
angefeiiclitete  Masse  geleitet  wird,  mit  einem  -Bad 
Ton  kaltem  Wasser  abgekühlt  werden  mvss,   um 
die  Ersetzung  des  bereits  gebüßten  Biearibonaf« 
zu  yermeiden.    Nach  dem  Sättigen  wird  die  Masse 
mit  Wasspef  yon  *{-  30^  bis  «f*  ^^  ansgelangt,  %?or- 
auf  die  noch  warm  filtrirte  Lösung  beim  Erkal- 
ten das  Biearbonat  absetzt« 
Arsenigsaures        Simon'*)  hat  gefanden,  dass  das  arsenigsaure 
^^^''        Kali  auf  directem  Wege  seltAa'  ohne  Uebersebuss 
Ton  Säure  erhalten  werden  kann,   wenn   es  nicht 
eingetrocknet  und  bei  Abschlnss  der  Luft  erhitzt 
wird ,  wobei'  es  unter  Aufblähen  ein  wenig  Was- 
ser abgibt  und   endlich  bei  höherer  Temperatur 
unter  Abgabe  von  ein  wenig  arseniger  Säure  schmilzt. 
Nach    dem    Erkalten    ist  die    Masse    emailweiss^ 
aber   nicht  frei  von  Arseniksäure.      Besser  wird 
es    erhalten,    wenn    man  arsenigsaure  Baryterde 
durch  schwefelsaures  Kali  zersetzt^  dann  befindet 
es  sich  in   seinem  -  völligen    Sättigungs  -  Zustande, 
was  man  daran  erkennt,   dass  der  weisse  Nieder- 
schlag, welchen  es  mit  salpetersaurem  Quecksil- 
beroxydul  gibt,  beim  Erwärmen  $ich  nicht  schwärzt, 
was    dagegen    bei    dem    übersättigten   stattfindet. 
Das  Salz  reagirt  und  trocknet  zu  einer  gummi- 
ähnlichen Masse  ein. 

I 

Salpetersauret       Loose**)  hat  gefunden,   dass,   wenn   gleicbe 

lUHNatroB.  Ti^^ilg     salpetersaures    Kali    und    Natron     in    3 

Theilen  kochendem  Wasser  aufgelöst,    und  lang- 


*)  Poggend.  Ann.  XL,  442. 
'*)  Pharniacciit.  CentralbUtt,  1837,  505. 


171 

sam  znr  KrystalUsation  erhalten  gehflsen  werlen^ 
ein  aas    beiden  zusammeilgesef ztes  I>6|ipel0aiz  in    . , 
seideglänzenden,  y2  Zoll  langen^  atelmförmig  grap* 
pirten  Nadeln  anschiesst. 

Hermann*)  hat  hei  der  Reinigung  der  rohen  KieieUame» 
Soda  durch  starke  Abkalilang  der  gelatinösen  Mut-     ^•*'**"- 
terlange  oft  farhenlose,    rhomhoedrische  Krystalle 
erhalten,     die    einen    scharfen,    hanstischen  6e-  ' 

sehmack  besiüsen  nnd  sich  an  der  Luft  nicht  Ter- 
ändern.  Bei  der  Analyse  wurden  sie  bestehend 
gefanden  aus :  ^ 

Kieselsäure    .    22,666 

Natron  .    .     .     22,959 

Wasser      .     .    54,375. 
=  Na5Si2+24H. 

M  a  r  eJi  a  n  d  **)  hat  die  Veränderung  untersucht,  ScWefeUan- 
die  das  Glas  durch  schwefelsaures  Ammoniak  er- »«•Ammoniak, 
leidet.       Das   saure  Salz   schmolz   beim  Erhitzen 
in  einem  Glasgefass  bei  -}-  140^,  ohne  dann   frü- 
her eine   Yeränderung,  als  bei  -|-280^  zu  erlei- 
den,    wo    dann     Ammoniak    fortging    und    ein 
Gemisch  von  schwefelsaurem  und  scfawefligsaurem 
Ammoniak   sublimirt  wurde  (Es  wäre  zu  untersu- 
chen gewesen,   ob   nicht  der  Rückstand,   gerade 
wenn    dieses   anfängt,    unter   Entwickelung    von 
Stickgas   sich    in   unterschwefelsaures   Ammoniak 
yerwandelt    habe).      Von    diesem   Augenblick  an 
"«varde  das  Glas  tief  eingefretesen,  bis  in  die  Hälfte 
der  Masse ,  es  zersprang  und  aus  den  Rissen  wit- 
terte schwefelsaures  Kali  aus. 


*)  Journal  für  pract.  Chemie,  XII,  894. 
**)  Po^gend.  Ann.  XLII,  576. 


172 
SchwciiigMn-       I«  ,a«fccesherich«e  I83Q,  S.  167  rührte  ich  die 

res  Ammoniak  «r  m  'ttd  ••!.'•  ci 

ohne  Wasser.  y«»Wcfcc  voö  |I.  Kose  ub^r  ew  neues  halz  an^ 
vrelcbefif  dieser  ausgfBZi^iGhiiete  Chemiker  aas  vras- 
serfreiem  Ammonialsgas  durc|i  Sättigen  mit  troek- 
nent  se^iwefligsanreu  Gus  erlialten  kalte,  nnd  virel- 
ches  er  als  ein  Salz  von  schwefligsaurem  Ammo- 
niak betrsM^k^ete  9    welches  durch  Wasser  nicht  in 
'    schwefliesaures  Ammonimnoxvd  Tcrwandelt  werde. 
Forehhammer*)  hat  über  die  Natur  dieses  Sal- 
zes eine  andere  Ansicht  aufgestellt.    Bei  der  Bil- 
dung des  Salzes   hat  er  bemerkt,    dass  zwei  ver- 
schiedene  Körper   entstehen ,    die ,    wiewohl    sie 
yermischt  heryorgebracht  werden,  doch  dem  Anse- 
hen nach  stellenweise  unterschieden  werden  kön- 
nen.    Von  diesen  ist  der  eine  weiss  und  der  andere 
porameranzengelb.      Auf  Veranlassung  dieses  Um- 
standes  vermuthet  Forchhammer,    dass  in   dem 
Yereinigungs- Augenblicke  die  Hälfte  der  schwefli- 
gen Säure  zu  Schwefel  reducirt  werde,  und  1  Atom 
von   ihrem   Sauerstoff  an    die   andere  Hälfte  der 
schwefligen  Säure  abgebe  und  diese  in  Schwefel- 
säure verwandele,  während  das  andere  Atom  Sauer- 
'     Stoff  mit  2  Atomen  Wasserstdff  aus  der  Hälfte  des 
Ammoniaks  sich  zu  der  ganzen  andern  Hälfte  des 
Ammoniaks   hinzuaddire    und    damit   Ammonium- 
oxyd  bilde,    mit  dem  sich   die  Schwefelsäure  zu 
einem   weissen   Salz    verbinde.       Was    dann  aus 
dem   reducirten  Schwefel  und  dem  Übrigen   vom 
Ammoniak,    was    zu    der  Zusammensetzung   des 
Amids    übergegangen   ist ,     entsteht ,    ist    Schwe- 
felamid  zziS  +  KH^.     Dies  ist  die  pommeranzen- 
gelbc  Verbindung.    Das  schwefelsaure  Ammonium- 


*)  UlnstiUt.  M^'^tQ,  p.315. 


173 


oxyd  wird  Ton  WftS8f!F.an%eMBl^)^Hid' difiT  Sisliwe« 
felamid  dayon  auf  die  Weist'  zierstikt,   dasa  Atä^ 
moniak    und   schweflige  Saare    gebildet  Werden; 
da   aber    dabei    doppell   Mr   yiel   Amin'enMik    ge'^ 
bildet  wird^  als  die  aeagebildete  scHwdlige  Süure 
sättigen  kann^  ao  müsste  die  Lösang  des  vermeint- 
lichen «chwefligsanren  Ammoniaks  im  Wasser  freies 
Ammoaiak«nlhalten,  wasaneh  ForcUliamnier  stets 
fand,  aaeh   wenn*  die  nene  Yerbiiidiin^  sieb   in 
ulierscliiisbigenL  ach wefligsanren  "Gas  gebildet  hatte 
Dod  also    Tor  der  Einwirkulig  des  Wassers  Icein 
freies  Aminoii(rak  enthalten*  bonrnte«     Die-  erhaltiene 
Anflösong  besteht  also  aus  2  Atomen  sehwefel- 
saarem  und  1  Atom  untersehwefelsanremrAmmo« 
niamoxyd.     Forchhammer  glanbt, -das«  dies  die 
Eigentkümliehkriten   erklans, :  welche .  die  Amü^'^ 
sang  des   iieden   Salzes  i mit-  den  FäUungsmitteln 
zeige.    Vei^leieht  man  jedöeh  die  Ton  Rdae  an- 
gegebenen Thatsachen^  z.  B.  dass  das  frisch  auf« 
gelöste  Salz  durch  stärkere  Sänrcn  unter  Entwi/eke- 
hng  Ton  schwefliger  Saure  «»dersctzt  wird>   ohne 
eine  Spur  Ton  Schwefel  fallen  zu  laissen,  so  sieht 
man  leicht    ein,   dass  FbVohham^mers  'Ansicht 
nur  zu  dem>   aöchTon  '  Ras«.an^Qinittdlen   Zu- 
stand passt,  wo  nemiieh.  diejSalalösungl'iiaiih  dem, 
Erhitzen  schwefelsaures  .nnd  nntfers^wefeisanres 
Ammoniak   enthält.     H^  Rose  *>  ikatl  die  Unter- 
snekong  des  Sidzes  später,  .wieder  'aafgeaemveny 
woraus  sieh,  das  Resulfiat^  eigeben  Ikat,   dass  die 
Verbindung   der  Gaste  nur  in  .  einem  Yeriialtnisse 
erfolgt  9  nendich  zu  gleichen  Yolnnen',  and  sie 
ist  dann  =St&?S^j  sie  ist^  w3enn:;8ie  iübev  Quebb» 


')  Poggend.  Ann.  XhUr  415, 


174 


sUber  aua  absioliift  tileeknen  Gasen  lieryorgebniclit 
VKiid^  kryatallUift  u«id  uiigeaieiigt;   entfaullen    sie 
aber  die  geringste  Feuchtigkeit,  so  bekommt  maa 
ein  weisses.  Salz  eingemengt,    als  Folge  der  Zer- 
setzung dttich  Wasser,      Sie   ist ,    so   bald    aller 
Uebersebuss.    von   Attnhonidkgas   «weggefiikrt    ist, 
durchaus  nicht  alkaliseh,  ubd  die  schweflige  Säure 
darin  kann  auf  Kali  übertragen  werden.     Hieraus 
folgt,  dass  die  Von  Forehhammer  gegebene  Aa* 
sieht  durch  Thatsachen  nicht  unterstützt  wird. 
Chlorschwe-       Ein  ebenfalls  nicht  lei<At  zu  Eisendes  Problem 
e-  mmom    -y^^^^j^  verschiedene  w>n  Mertens*)  besdiriebene 
Verbindungen   dar.      Mertens  hat  nemlich    den 
Chlorschwefel  in  Maxime  und  Miuimo  mit  Aaimo- 
^  niakgas  Terbunden  und  dabei  feste  Verbindungen 
erhallen,  die  er  Ammoniak -Sdbwefel-Cklorid  und 
Aminoniak*  Schwefel -Chlorür  nemi^.    ^ 

Das  Ammoniak -'Sekw^el- Chlorid  wird  ans 
den  Bestandtheilen  unter  starber  Wärmeentwieke- 
Inng  ^bildet,  ist  lockige  dunkelbraun  mit  einem 
Stich  ins  Purpurfanbene,  leicht,  llüefatig^  neutral^ 
sdbmeckt  salzig  und  stechend.  In  der  Luft  zidbt 
es  Feuchtigkett  an ,  eiliitzt  sich,  raucht  und  riecht 
nach  sekwefliger  Sänre,  bis  am  Ende  nur  Salmiak 
zurückbieibt ,  ^wozu  Jedoch  einige  Tage  erfordert 
werden.  Von^  Wasser  wird  es  zersetzt,  es  wird 
sehwefligBiSäiire^frei,  die  Flüssigkeit  enlbüt  Sal- 
nubk , : Uttte^sehwefligsaures  Ammoniak,  und  setzt 
eine  braungeUie,  teigige  Masae  ab,  ans  Schwefel 
und  nnzecsetztem  Chlorid.  Von  wasserfreiem  Al- 
kohol und  Ae^er  wird  es  aufgelöst.  Das  Hia- 
zttkoilunen  der  geringsten  Menge  von  Wasser  gibt 


*)  Journ.  de  Cli.  Med.  ;^de  Siv. ,  III,  43Z 


175 

VenaÜMAong  zu?  Pdliiag  T4in  Saloiiijs  y  wonacli 
es  also  sdieiBen  mödite^  als  wäre  diesea. Salz  in 
der  xondensirten  Masise  nicht  fertig  gebild«!* 

Das  Ammoniak" Schwefel 'Chlorür  wird  unter 
vreniger  Parker  Erhitzung^  gebildet,  ist  liellgelb 
und  weniger  leic^  t  reränderlidi«  Dorela  die  Feaeh- 
tigkeit  der  Luft  wird  es  langsam,  und  beim  Anf- 
lösen  in  Wasser  sogleieh  zersetzt.  Ans  seiner 
Lösong  in  Alkohol  wird  dnrch  Wasser  Schwefel- 
milA  gefallt. 

ZCaeiidem  Mertens  seine  Yersnidie  bebinnt  ge-  SeWefelcKlo- 
macht  hatte,  ist  dieser  Gegenstand  ron'Soubei-        ^^j^^  ' 
ran*)  T«^llig  erforscht  worden,  bei  welcher  Ciele- 
genheit  es   ihm  auch  glnckte ,    den  bereits  S.  101 
erwähnten  SehwefelstiehstolF  zn  entdecken. 

Wird  Sehwefelehlorid,  S€l,  (d.h.  die  höhere 
CUonrerbindnngsstnfe  Ton  Sehwefel,  welche  man 
erhalt,  wenn  man  einen  mit  Chlor  gesättigten 
Chlorsehwefel  destillirt,  während  ein  Strom  von 
CUoi^;as  dttreh-  den  Destillations -Apparat  geht) 
in  kleiner  Menge,  z.  B.  zu  einigen  Tropfen  nach 
einander,  einer  grösseren  Menge  kalt  erhaltenen 
Ammoniakgases^  so  aui^esetzt,  dass  eine  bes^dere 
Eriiitzang  nicht  stattfinden  kann,  so  Tereittigt  sich 
das  Sehwefelehlorid  mit  dem  Ammoniak,  und  man 
bekommt  eine  anfänglich  grünliche  und  darauf 
citroaengdibe ,  puWerfiJrmige  Substanz y dicaus  1 
Atom  Chlorid   und    8  Doppelatomiin  Aminoniak  • 

=  8€l-f^S^Hi'  besteht.  So  übe  iran^s  Analysen 
Btimuien  damit  yöliig  überein  und  zieigen '  gleich- 
zeitig, dass  eine  geringe  Zersetzung  nidbt  v^lig 
▼er mieden  werden  hann ,  ^ib^-diiss  kleiue  und  va- 

*)  Jouni.  de  Phftmiieie ,  XXFV,  49. 


176 

I 

riircnde  Pbt^tionen  von  Sehwefel  and  Amiiioiikik 
immer  darin  eingemengt  «nthalten  sind.  Dieser 
Körpet  yerliert  in  trockner  Lnft  ein  <  wenig  Aan- 
nioniak.  In  höherer  Tcmperatar^  Ton  4*35^^  bis 
40^  wird  er  langsam,  wm  -^  100^  schneller,  und 
darüber  noch  rascher  zersetzt,  i^an  erhält  Stick- 
gas, Ammoniakgas,  Schwefel,  Sehwefelstidtstoff 
in  feinen  Krystallen,  und  Salmiak. 

'  Von  kaltem  Wasser  wird  er  langsam,  Ton  war- 
mem aber  schnell  zersetzt*  Im  ersten  Augenblick 
bildet  er  eine  gelbe  Lösung  und  Schwefelstick- 
stoff ftUt  nieder  9  aber  naeh  einer  Weile  ist  die 
Masse  wieder  farbenlos ,  die  gelbe  Losung  and 
der  Schwefelstickstoff  sind  wieder  zersetzt  wor- 
den ,  und  das  Resultat  ist  Salmiak  und  nnter- 
sehwefligsaures  Ammoniak  in  der  Fliissigkeit ,  so 
wie  eine  geringe  Menge  eines  weissen  Pulvers, 
welches  der  der  Verbindung  meekaniach  einge- 
.  mengte  freie  Schwefel  ist  und  ungelöst  bleibL  Wird 
nach  der  ersten  Einwirisnng  des:  Wassers  die  Flüs- 
sigkeit sogleich  filtrirt,  so  kann  man  Vj  vom  Schwe- 
felstickstoff erhalten,  der  übrige  geht  verloren« 
Die  gelbe  Lösung  gehört  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  einer  .Yerbindnug  von  Schwefelchlorid  mit 
SchwefeUtichstoff  an  I  die.  weiter  unten  angeführt 
werden  soll.' 

Der  rothe. Körper^  welchen  Mertens  unter- 
sucht  hat,  ist  ,eioe  Yedbindiing  von  Schvrefelehlo- 
rid  mit  1  Doppelatom  Aqinioniak  c=:  S€l  -^  Iffi^, 
aber  er  .hat  ihn  nicht  rein  gehabt«  Mail»  bekommt 
ihn ,  wenn  das  Schwefelchlorid  in  der  Kälte  out 
Ammoniakgas  verbnndin  wird,  indem  man  dieses 
in  kleinen  Mengen  nach  einander  zuleitet.  £r  ist 
ein  rothbraunes  Pulver  von  eigenthümlichem  Ge- 


i77 

neb,  40m  cl«a  CiiloFieliwefSdb  ietff:a0  akiilicli.  Der 
EinwirlsHJig  toh  trocknem  Ammoniakgas.  anßgeseUty 
Terwandek  er  sich  allmälig  In  den  yojrhergchen* 
den  9  i^flJiiei  er  erst  grünlich  und  dann  gelb  wird. 
Von  Wasser  wird  er  mit  branogelber  Farbe  auf- 
gelöst,  wobei  eine  braune^  weicbe  Masse  zurück* 
bleibt ,  die  in  der  Wärmi^  allmälig  grün  und  aoa 
Ende  gelb  wird^  und  dann  Schwefel  ist,  der  ein 
wewg  Schwefelstickstoff  jnnd  Ammoniak  zurüek- 
hUt,  Er  ist  nicht  pulvei^föriiiig ,  sondern  bildet 
eioe  Masse.  Auch  die  Flüssigkeit  Tcrliert  ihre 
Farbe  und,  setst  Schwefel  ab'i  der  Salmiak ,  Salz- 
saure  und  unterschweflige  Säure  enthält.  In  kal- 
tem Wasser  geschieht  dieselbe  Zersetzung ,  aber 
dazu  sind  mehrere  Tage  eifard^rlich^  wird,  freie» 
Ammoniak  Juig^setzt,  so  erfolgt  sie  «ogleick. 

Wenn  dieser  Körper  für  si^h  bis  -friOO^  er- 
hitzt mad  in  dieser  Tempeitetur (leine  Vl^eile  erhal- 
ten wird^  iso.Terändert  er  setncf  Farbe -in  Gelb^ 
mid'  bestdit  dann  ans  i  Atom  Salmiak  und  1  Atom 
emer  Terbindflng»Ton  Schwefelcbiprid  mit  Schwe- 
feUtiduftdrt=:8ei+KS^  Es  geht  davon  bjtim 
EihÜzen  niebt^  Yftg:  Von  Ammonid^^as  ^  rrelr 
ehes  er  abs^rbirt^  wird-  er  erst  griin  uo^d  dann 
blau;  Er  löst  sich  in  kiA|em  Wasser  und  bildet 
damit  eine  gelbe  Lö^ng^.die  nach  einelr  Weile 
brann  wird; und  eine  bffune  , Substanz  absetzt, 
mid  dbtnit  endigt,   dass  j^e  nad^,  eijoiigen  Tagen 

g»iz  zevsett^t  un4  farbeplqa  wir^^Ji,  Schei4^tl>ili^ 
die  braune  Substanz  ab  und>.]^ft€ht  sie  mit  wf^i;- 
serfreiem  Alkohol  und  darauf  mit  kochendem,  waa- 
serfreien*  Ae^j^r ,  so  bekommt  man  sie  rein«  j  Bei 
der;  trqcknen.  Diest^lation  liefert  sie  gleiche  Vol/i- 
Buna  Ammoiiii^kgaSrUi^d  Stickgasi  und  lässt  Schw^* 

Beneliiu  Jahres-Bericht  XVUL  12 


178 

fei  zmrficls.     Wasser  zielit  ik)tms  nntehidh/rdKg'- 
'  Mures  Ammonials  ans' und  lüsst  Schwefel  znriicls. 

Ton  Aljkolidl^  der  ein  wenig  Kalih]fdrat  enthalt^ 
wird  sie  mit  einer  sebönen  nnd  tiefen  Amethyst- 
farl>e  atifgelosrt,  die  bald  verscbwindet,  wftbr^nd 
sich' iiiit^rscbwefligsfänres  Rali  bildet  (VergU  Sah- 
Vöfeb:  1837.  S*  71).  '  0iese  Farfic  scheint  einem 
Schw^^fdsalz  Tötn  Sti^hstbffsnlfid  ^dztfffehören  imd 

wird  'auch,    wiewohl  ^icht  so   schön,  erhalten, 

<  •  ■       .  ■  •        • 

wenn  der  Alhohbl  'Sbhwefelnatritlth  -aufgelöst  ent- 

h*ä1t.     Ber  brairnelfttrper  Wnt'de  %nsammengesetzt 

gefnhden  ans' Ä^-RS^jItSJ  ? '- Ist'cr  emc  Vcr- 
* '      "    j.  ,  '        »   .    * 

biiidnng  yont  N+^^  oder  too  N^^^-f^'^ 

ScbwefelcUo.        Wi'i'd  8ch wefeldbloTOfr ,  S^f^  zn^  flilsstgem  Am- 
''^'^'[^™™®- moniah  gemischt,    so  Zersetzen  sie  sich  einander 

mit  grosser  Heftigkeit  nnd'  entwickeln  einen  rothen 
Dampf.    Wird  aber  das. Ghlorlir  dnrei  ein  RcOkr 
bis  auf'di^'Bodm  eines   etiira»  TeiriüniUen  nnd 
besonder^' gut  abgeknhhen  Aramonbks  »eidgeftilieht 
und'  di^ 'dnfttlleiiden  Tropfen  damit  «wohl'  lunge- 
riihi^,  ^ö'  entwh^elt  sieh  nichts  'Gasfömiges,  das 
tiMbriiir  wh^  zeii^^tzl  nnd  lisst  eihb  ititke  Jlbsse 
ifngelÖst'^ zttriidc ,    die,   wenn   sie   sich  fär  einen 
^ersnch  in-hinrcicheiider  Menge  gebfldet  hat^  so- 
gleich herafasgekiomniönt  ^itd  in  mthivi^  Malege- 
'Wechseltem  eiskalten  Wass'er   maliftirt  wird,    so 
lange  diehies  'faoch'^tTiriiS  aussieht    Man  bekoiünit 
Ui^'dkiiii' ziemlich 'r^in>   aber  sfets- ihit  ein  wenig 
^Vw^fel'lnechMisich    geskengt.-^  ^Bteser   Kb'rper 
b^ÜBt  die  Eigenschaft,  sich  in  der  Luft,  inWiisser 
iibd  Ammoniak ;  zn   erhitzen  vndaHmSlig  znr  zer- 
akiin.     Unter' Wasser  wll^d^'öhne   Entwiicke- 
Itfiig  Ybb  etwa^  Gt^fjniiigeiil  ztftl«(^tist^  er  löst  sieh 


'  "i  *•  '< 


170 

darin  asf  mit  ZamtcMassung  des  meelianiscL  ein- 
gemengten  ^Schwefels,  desseo  Menge  nach  ungleich 
git  geleiteten  Bereitwigftopenitiopen  variirt.  Die 
Fliusigfceit  enthält  Salmiah,  vnterachwefligsaures 
Ammoniah  und  freies  Ammoniak  j  Chlor  nnd  Schwe- 
fel siod  daurin  In  VerhiUtnissen  enthalten,  wel- 
che €l-|-4S.  entsprechen.  Sonii  ei  ran  zieht  dar- 
tus  dea  Sehlnss,  das^  das  Debrigp  Ammoniak  und 
Sticlslof  gewesen  sei,  und  flass  der  rothe  Körper 
aas  S4af^B^T:]-9S?lW  znsanwimgesetzt  betrach- 
tet werden  könne.  Die  Schwierigkeit,  ihn  in  ei- 
niger Menge  zu  bekommefi,  yerhinderte^  die  Ana- 
lyse ToUstandiger  zu  machen ,  die  jedoch  wahr- 
fickeuiBeh  nöfhig  ist,  um  mit  Sicherheit  seine 
Znsammensetzutig  kennen  zn  lernen. 

Cm  den  Scliwefelstickstoff  oder  das  Sticksioff"  StiekrtoflT- 
«ul/id  keiTojKSi^I^^angen  9  bedient  man  sich  am  be-  anlfi^- 
steo  des  ir^e|A  l^chinrefelchlorid  -  Ammoniaks,  ÜSp 
4*  S-^l,  wjßleh^s  leieht  ohne  Wärmeentwickelung 
und  h^i  gerjpig^em  Zutritt  ron  Ammoniakgas  ge- 
liüdet  irird  •  w^elches  man  dann  durch  Einbrin- 
gea  and  Verweilen  in  reinem  und  trocknem  Am- 
iQonhl^s  sich  sättigen  lässt,  worin  es  sich  ai|& 
£ade  in  die  gelbe  Verbindung,  welche  2  Doppel- 
atome Ammoniak  enthält,  Tcrwandelt.  Dadurch 
dass  der  Chlorschwefel  Ammoniak  in  kleinen  Por- 
tionen  aulzttnehmen  Gelegenheit  hat,  erliitzt  er 
sich  weniger  und  die  Verbindung  kann  ziemlich 
ffci  Ton  einer  Einmengung  Ton  Salmiak  und 
Schwefel  erhalten  werden.  Wenn  das  gelbe  Sdiwe- 
fclckloridammoniak  mit  Wasser  übergössen  wird, 
^  zersetzt  es  sieh  auf  diq.aqgegehfine  Weise,  nnd 
eine  Portion  Schwefelstickstoff  bleibt  ni|gelöst, 
^e  aaf  ein  FUtrum  genommen ,  mit  kalteni  Wap- 

12  * 


180 

r  , 

ser  80  lange  gewaschen,  als  dieses  dareli  salpe- 
tersaures  Silberoxyd  geftllt  wird^  dann  von  Was- 
ser durch  concentrirten  Alkohol  befreit ,  von  Al- 
kohol ausgepresst  nnd  im  luftleeren  Raum  über 
Schwefelsäure  getrocknet  wird.  Wenn  er  iian 
eingemengten  Schwefel  enthält,  so  muss  er  mit 
wasserfreiem  Aethe^  gekocht  werden ,  worin  sich 
der  Schwefel  mit  sehr  wenig  von  der  Stickstoff- 
Verbindung  auflöst,  die,  wenn  sie  rlein  ist,  von 
Wasser  allmälig  ohne  Rückstand  aufgelöst  wird^ 
im  entgegengesetzten  Fall  aber  den  mechaniscli 
eingemengten  Schwefel  ungelöst  zuriicklässt.  — 
Das  Stickstofisulfid  besitzt  folgende  Eigenschaftea : 
Es  ist  grün  oder  gelb  ^  grün ,  wenn  es  aus  basi- 
schem Schwefelchloridammoniak  bereitet  ist,  da* 
durch  erhalten ,  dass  man  Schwefelchlorid  sogleich 
einem  Ceberschuss  yon  Ammoniak  ausgesetzt  hat  ^ 
gelb,  wenn  es  ans  dem  neutralen  Schwefelchlorid- 
ammoniak bereitet  ist,  welches  man  langsam  mit 
Ammoniak  sich  hat  übersättigen  lassto.  Bei 
+  1000  geht  die  grüne  Farbe  in  Gelb  über,  so 
wie  auch  bei  gewöhnlicher  Lufttemperatur,  wenn 
es  von  Ammoniakgas  berührt  wird  oder  von  Dam- 
pfen von  Schwefelchlorid,  die  es  jedoch  keines- 
weges  absorbirt,  und  aus  dem  Gelben  geht  «s 
dann  nicht  in  Grün  zurück.  Es  ist  geruchlos^ 
beim  Erwärmen  aber  riecht  es  ganz  eigenthümlich. 
Im  ersten  Augenblick  ist  es  geschmacklos,  schmeckt 
aber  gleich  darauf  scharf,  was  bald  verschwindet« 
Es  wird  leicht  elektrisch,  ist  nicht  flüchtig,  son- 
dern wird  bei  -f- 140^  ruhig  zersetzt  in  Stickgas^ 
welches  weggeht,  und  in  Schwefel,  welcher  zurück- 
bleibt. Beim  raschen  Erhitzen  wird  es  mitVerbren- 
nungfterscheinnng,  und  in  versthlossenen  Gelassen 


181 

mit  Exploskm  zenetal.     Es  explodirt  «neb  durdk  ^ 

einea  starken  Scbkg  liod  verwandelt  sich  dabei  in 
Scbwefel  and  Stickgas^     in    welcber  Beziebong; 
es  den  Cblorstid^toff  nacbabmt.      Zuweilen  ,be« 
kommt   man   es  in   kleinen  Krystallen  sublimirt^; 
wenn   basisebes   Scbwefelebleridammoniak  in  ei- 
nem Destillationsgefass  erbitst  wird  y  aber  es  bil<* 
del  alc3i  dann  in  den  gasfömugen  Produkten  der 
Destilktion.     Von  kaltem  Wasser  wird  es  anfge- 
iösst  nnd   sebr  langsam  zersetzt ,   so  dass  darauf 
mebrere   Tage   bingeben.      Dabei   verwandelt   es 
sieb  in  nntersebweflige  Säure  und  Ammoniak,  wor- 
aus seine  Zusammensetzung  gescblossen  werden 
kann.     Es  bestebt  nemlicb  aus  ÜS^y  nnd  liefert 
bei    der    Zersetzung  durcb  Wasser   2IVII'-f-38r. 
Von  warmem  Wasser  oder  von  Wasser,  welebes 
freies  Alkali  entbält^    wird  es  sogleieb  zersetzt* 
Yerdnnnte  Säuren  bewirken  dii^selbe  Zersetzung, 
aber  dann  wird  die  nntersebweflige  Säure  zersetzt, 
wobei  sieb   Scbwefel   abscheidet.      Von   Alkobol 
and  Aetber  wird  es  böcbst  unbedeutend  aufgelöst. 
Aus  der  Actberlösung  setzt  es  sieb  beim  Erkal- 
ten brystalliniscb  ab*     Von  Scbwefelcblorid  wird 
es  mit  rotber  Farbe   aufgelöst.     Mit  Scbwefelal- 
kalien  verbindet    es  sieb   zu   dunkelen  byacintb- 
rothen  Salzen,    die  sieb   in  Auflösung  bald  zer- 
setzen nnd  die  Farbe  verlieren* 

Ceber   die  Lösliebkeit  verscbiedener  im  Was-  Salpetertaures 
ser  «mläslicber  Basen  und  Salze  in  Auflösungen  ^««J^i*«* 
von  salpetersanrem  Ammoniak  nnd  Salmiak  sind 
von  Brett*)  Untersucbitngen  angestellt  worden, 


*)  L.  and  E.  Pldl.  Ma^.  X^  95  «ad  33^. 


182 

ihaltcli  denen  im  vorigen  Jehredieriehte  ^  S«  148, 
ilngefa&rten    TOtt  Wittstein*      Diese    Beobach* 
tmigen  yerdieiien  insbesondere  die  Anfinerlcsam- 
beit  der  Analytiken ,  nnd  sind  von  Tielem  Wertb, 
aber  die  Mittheilang  der  Einzelbeiten  wiirde  bicr 
zw  weitKnflg  werdm ,  in  deren  Beeiebung  icb  auf 
die  Abhändking'')  tertrelsen  moss.    Die  Yersuelie 
weisen  ans^   das«  d«r  gfrösste  Tbeil  der  unlösli- 
eben    Salze    nnd    Oxydbydrate    die    Zosammen- 
setziuig  dieser  Ammoniabsalze   veründert  nnd  da* 
bei  neue  lösliebe  Verbindungen  beryorbringt*     Die 
Oxydbydrate    yeranlassen    die    Bildung   löslieber, 
basiseber  Salze  ^  in  weleben  das  binzngebommene 
Oxyd  derVerwandtscbaft  des  freigewordenen  Am- 
moniaks das  Gleicbgemcbt  bält. 
RoUenianre         Gustav    Rose  **)    bat    eine     sebr    interes- 
Kantüich    ^'^^^^  Untersucbung  über  die  kunstliebe  Hervor^ 
^aG]lgemaGhter bringung  der  beiden  Krystallformen  der  koblen- 
^iwSw!"  sauren  Kalkerde  angestellt.     Der  umstand ,   dass 

der  Tropfstein  in  der  Form  des  Kalkspaths  an- 
scbiesst,  wäbrend  dagegen  der  Sprudelstein,  wel- 
eber  ans  dem  beissen  Carlsbader  Wasser  abgesetzt 
wird,  die  Form  des  Arragdnits  besitzt,  f&brte 
ibn  zu  der  Vermutbung,  dass  bier,  gleiebwie  bei 
mebreren  Anderen  Salzen,  beim  Anscbiessen  der 
Temperatur -Unterscbied  die  Ursache  der  nnglei- 
eben  Krystallform*  sei.^  Beim  Verdunsten  einer 
Portion  der  Lösung  des  Bicarbonats  der  Kalkerde 
^  in  Wasser  bei  gewöbnlieber  Lufttemperatur  ^  und 


*)  Sie  ist  ausserdem  aufgenommen  worden  in  dem  Jour- 
nal de  Phaimacie»  XXIII»  2:^9$  und  in  den  Annalen  der 
Pharmaeie,  XXIII,  132. 

'*)  Folgend.  Ann.  XLII»  3^53'. 


189 

doer  «ädere»  Porlioa  davon  im  Waaserbade^  be- 
kam er  aoa  der  ersterpn  nnr  Kalkspath-RIioiobpe- 
der 9    und  ans   der  letzteren  war  die  Hauptmasse' 
in  der  Form  des  Arragonits  angesebossen  ^  aber 
mit  rbomboedriscbeA  Krysjtallen  untermengt.    Diese 
Krystalle  eind  jedoeb  mebrentbeUs  ao  Uein ,  dasa 
die  Unfersebeidung    derselben   der  Beibülfe   des 
Yergvösserangsglases  bedarf^    welcbea  niebt  der 
¥aU  ist  mit  den  Rbomboedem  ^  irelcbe  während 
einer  sebr  langsamen  Abdunstung  der  Koblensäure 
bei  gewcäinlicber  Lufttemperatur  gebildet  werden« 
Das  specif.  Gewicbt  der  letzteren  war  2}7I8  bis 
2,719,   und   das  der  erateren    2,806  bis  2,836, 
Aucb  die  Niederscbläge  der   koblensauren  Kalk*; 
erde  zeigen  diese  Yerschiedenbeiten^    In  der  Kälti^ 
bekommt  man  einen  formlosen  Niederschlag,  der 
die  Ton  £brenberg   besehriebene  Structur  der 
foimlosen    Niederschläge    im    Allgemeiueu    bat, 
oder  Ringe  kleine    Stäbchen   bildend,    und  die 
Form  ist,  wekbe  die  Kreide  besitzt j  aber  diese 
Form  wird  bald  gewechselt,  wenn  ni^bt  die  Masse 
trocknet,    bevor   der  Niederschlag   zu   schweren 
Kömem ,  von  denen  jedes  Korn  ein  Rhomboeder 
ist,  i^pisammenfallt.      Der   formlose  Niederschlag 
bat  dasselbe  specif.  Gewicht,  wie  diese.    Fällt  man 
dagegen  eine  beisse  Lösung  Ton  Chlorcalcium  mit 
euer  ebenfalls  beissen  Auflösung  Ton  kohlensau- 
rem Amiiaoniak,  so  erkält  man  einen  lockeren  Nie- 
derschlag ,   der  gänzlich  aus  microscopischen  Ar- 
jagonit-Krystallen  besteht,   und  welcher ,  schnell 
gewaschen  und  getrocknet,  .sich  unverändert  er- 
hält,   und  ein  specif.   Gewicht  =;  2,909  besitzt. 
Bleibt  er  in  der  Flüssigkeit,  so  idt  dieses  den  an- 
dern Tag   auf  2,883  und ,  nach  6  bis  10  Tagen, 


184 

anf  S,7S  gesmikeii>  und  er  ist  nnter  Beibebaltnng^ 
der  äusseren  Form  in  jedem  Krystallpartikel- 
eben  in  ein  Aggregat  der  rhomboedrischen  Form 
Terwandelt.  Beicanntticb  zerfUIt  der  Arragonit  in 
Krystallen  dnrcb  Erhitzen  bis  nabe  zum  Glaben, 
nnd  dieses  wird,  far  eine  Umsefzong  zu  der  rbom- 
boSdriscben  Fond  gehalten«  Rose  bat  dies  da- 
dnrcb  bewiesen  ^  dass  er  dayon  das  specif.  Ge- 
wicht bestimmte ,  welches  2,709  ist. 
KoUcBianre  ^^^  boblensanren  Salze  von  Baryterde,  Stron- 
Talkerdeindieriiiiiierj^  üni  Bleioxyd,   welche  in  der  Form  des 

*  Arragonits  anscblessen ,  haben  nicht  dabin  gebracht 
werden  können,  in  der  RhotnboSderfonn  anza- 
schicssen.  Aber  die  bohlensaure  Talkerde  gibt 
die  Arragonitform ,  und  in  grösseren  brystalHni- 
schen  Theilen,  als  die  Kalberde,  wenn  ihr  Bi« 
earbonat  im  Wasserbade  Tcrdnnstet  wird.  Dieser 
Dimorphismus,  so  wie  auch  die  Hervorbringung 
der  wasserfreien  neutralen  boblensanren  Talkerde 
anf  kunstliebem  Wege ,  waren  vorher  nnbekannt. 

Amm^Miire  Simon  ^  bat  die  arsenigsaure  Kalkerde  un- 
tersucht. Es  existiren  zwei  Salze  davon,  von  de« 
neu  das  eine  ein  neutrales ,  und  das  andere  ein 
saures  ist.  Das  erstere  wird  erhalten,  wenn  man 
Kalk  Wasser  mit  einer  Lösung  der  arsenigen  Säure 
fällt,  ohne  dass  der  ganze  Gebalt  der  Kalkerde 
ausgeschieden  wird.  Es  besteht  aus  2Ca^A8  -{-  3K. 
An  der  Luft  zieht  es  Kohlensäure  an  und  ver* 
wandelt  sich  in  ein  Gemisch  Von  kohlensaurer 
Kalkerde  nnd  dem  folgenden  Salz.  Dies  wird  er- 
balten ,  wenn  man  ein  Alkali  mit  so  viel  arseni- 


Kalkerde. 


•)  Pog^end.  Ann.  XL,  417.  "« 


185 

ger  Siiire  sSttigt,  th  es  VQ§S§en  kann  (Simon 
wandte  Ammoniak '  an) ,  und  mit  einem  Kalksalz 
fallt.  Es  ist  viel  lockerer ,  Terändert  siek  nicht 
in  der  Luft  und  besteht  in  wasserhaltigem  Za- 
Stande  ans  2CaAs-{-fi.  Dnrch  strenge  Erhitzung 
werden  beide  nnter  Entwickelnng  Ton  metallischem 
Anentk  in  arsenikisanre  Kalkerde  yerwandelt.  Si- 
mon nennt  Aas  letztere  das  neutrale,  und  das  er- 
stere  das  basische.  Dies  mag  richtig  sein ,  aber 
im  Allgemeinen  betrachtet  man  sie  nicht  so. 

Fritz 8 che*)  hat  gefunden,  dass,  wenn  eine,  Scliwefel»aiirc 
hei   gewöhnlicher   Lufttemperatur   fast    gesättigte 
Aulösnng  der  schwefelsauren  Talkerde  einer  sol- 
chen Kalte  ausgesetzt  wird,    dass    sie   gefriert^ 
sich  Krystalle  Ton  Salz  absetzen ,    die ,  wenn  sie 
schnell    gebildet  werden ,   emailweisse  Aggregate 
Ton  kleinen  Krystallen  sind,   aber  langsamer  in 
grösseren  Massen  gebildet,  fingerlang  nnd  durch- 
sichtig w^erden.    Nimmt  man  diese  Krystalle  her- 
ans  nnd   setzt  sie  einer  höheren  Temperatur,  als    . 
tf^,  aus,  so  schmelzen  sie  theilweise  und  scheideil 
eine  concentrirte  Lösung  des   Salzes  ab.     Wer- 
den sie  unter  0^  getrocknet  nnd  dani|  erhitzt,   so 
verlieren  sie  64  Procent  Wasser,  was  42  Atome 
Krjrstallwasser  ausmacht.    Dieses  Salz  enthält  sonst 
gewöhnlieh  7  Atome.      In    seinem  Verhalten  in 
der  Kälte  gleicht  es  dem  Kochsalz ,  welches  auch 
Krystalle  liefert,  die  über  (P  Wasser  abscheiden. 

Simon*')  hat  gefunden,  dass  glühende  Talk.  ^*it«der 
erde  die  Dämpfe  von  arseniger  Säure ,  wenn  man 
sie  dadurch  treibt^  absorbirt,   ohne  dass    durch 


*)  Plianiiacevt.  Centralblatt,  1837,  433. 
**)  Po^^gend«  Ann.  XL,  436. 


18« 

die  Hitsey  wie  es  bei  der  KaUierde  stattfiodet 
Arsenik  reducirt  Vfiri,  .Ab  fr^ieiilges  S«lfid  mit 
HeftigksiA  darck  glül^ende  Talkerde  getrieben, 
wurde,  bekam  er  eine  leberbraoBe  Masse  toh 
glänzendem  Brneh,  die  etn'Oembnge  Ton  arse* 
niksaarer  Talkerde  und  Magnesiiimsttlfarsenit^e- 
wesen  zu  sein  scheint»  Dureh  Erbitzen  konnte 
sie  entzündet. werden  und  brannte  dann  mit  gläa- 
zeudem,  weissem  Licht  und  Zurücklassung  voa 
arsfnlksanrer  Talkerde* 
MetalUahe.  Otto*)  hat  bemerkt,  dass  beim  Erhitzen  ei- 
res  cTroxydul.  ■•'^  9  ^^**  gewöhnlicher  Lufttemperatur  gesättigten 

Lösung  von  schwefelsaurem  Ceroxydul  in  Wasser 
hU  zum  Kochen  sich  kleine  blassrothe  Krystalle 
abscheiden,  die  beim  Ericallen  der  Flüssigkeit 
aUmälig  wieder  aufgelöst. werden*  Diese  Krystalle 
bestehen  aus  2  Atomen  schwefelsaurem  Ceroxydnl 
und  3  Atomen  Wasser.  Mischt  man  dagegen  Al- 
kohol zu  der  kalten  Lösung,  od^r  giesst  man  2en 
Alkohol  oben  auf  dieselbe,  so  schiesst  bei  der 
allmälig  erfolgenden  •Yermliichting  def  Alkohols 
mit  dem  Wasser  ein  anderes,  ebenfalls  blassrotbes 
Salz  an,  welches  aus  1  Atom  Salz  mit  3  Atomen 
Wasser  besteht.  Das  Wasser  beträgt  in  dem  er- 
steren  12,548  und  in  dem  letzteren  22,298  Procent« 
ScWefelsau-  Anthou  ^*)  fand  In  einer  Lösung  von  schwe- 
res ®^*- feisaurem  Zinkoxyd,  die  einige  Zeit  bei  einer 
Temperatur  unter  (P  sich  überlassen  gewesen  war, 
zwei  Arten  yon  Krystallen,  yon  denen  die  eine 
gewöhnlicher  Zinkvitriol  mit  7  Atomen  Krystall- 
wasser  war,   die  andere  aber  mn  undurcbschei- 


*)  Poggend.  Ann.  XL,  404. 

'*)  Joiurn.  für  pract.  Ckemie »  XL,  404. 


\ 


1«7 

■enden  RIiombeiNleni  ansgemaekt  wank»,    die  in 
der  Wiitee  ibr  Krvsfallvyasser  verloren^  aber  ilure 
Form  behielten«    Diese  enthielten  nni^  87,81  Pro« 
eeat  KrystäUwasser,   welehes   gerade   die   Hälfte 
yon   dem    ist,    was    das    gewöhnliehe   Sab    t«!t^ 
hält,  so  dass,  wenn  dieses  ans  1  Atom  Sals  nnd 
7  Atomen  Krystallwasser  besteht ,   das  neoe   Salz 
ans  2  Atomen  Salz  nnd  7  Atomen  Krystallwasaer 
besteht.    Hierbei  ist  es  ein  weniger  gewöhnliehef 
Verhalten,   dass  das  in  der  Kälte  angeschossene 
Sdz  weniger  Wasser  enthält.    Den' Gegensatz  ha- 
ben wir  bei  der  mit  diesem  Salz  isomorphen  schwe- 
fekanren  Talkerde  gesehen. 

Simon*)  hat  das   arseoiesanre  Eisenoxyd  nn« Artenigsaurei 
tersncht.      Es  fallt  mit  gelbbrailner  Farbe  nieder^  ' 

and  trocknet  zn  einer  dunklen  glänzenden  Masse 
ein.  Es  enthält  chemisch  gebondenes  Wasser 
nnd  gibt  beim  Erhitzen  zuerst  dieses  nnd  hieranf 
srsenige  Säure  aus  iliit  Zurücklassung  Ton  arse- 
Bikfreiem  Eisenoxyd.  Enthielt  es  Ammoniak,  so 
ist  der  -  Rückstand  Eisenoxyd  -  Oi^ydul ,  und  das 
SnUtmalf  enAält  ein  wenig  metallisches  Arsenik. 

Er  &nd  ferner  ""*),  dass ,  wenn  arsentge  Säure  Anenigsaures 
in  Dampfform  über  glühendes .  Bteioxyd  geleitet  ^^^ 
wird,  sie  mit  Heftigkeit  absorbirt  wird,  und  die 
Hasse  in  glühendem  Fluss  kommt.  In  dem  Ver- 
biadungs- Augenblick  scheint  eiue  sehr  kleine 
Menge  Arseniksänre  gebildet  zn  werden,  wobei 
«in  wenig  Arsenik  oder  Blei  reducirt  wird,  je  nach- 
dem das  eine  oder  das  andere  überschüssig  war, 
aber  aus  der  gebildeten  Verbindung  wird  weiter 


*)  Poggend.  Ami.  XL,  441. 
")  Poggend.  Aim.  XL,  435. 


i8S 

l(da  Arsenik  snUimirt,  selbst  nicht  in  der  stärls- 
sten  Hitse.    Es  ist  schwefelgelb ,   emaikrtig  und. 
leicht-schmelzbar«    . 
Antimontaurei       Brunnct^)  hat  du|rch  i^aly tische  Yecsnclie 
^]^^^  '     ausgemiUelt  9    dass    das    so   genannte   Neapelgelb 
nichts  anderes  ist,    fils  antimonsaures   Bleioxyd» 
Yorzüglich  schön  wird  es  erhalten ,  wenn  maa  es 
aus  Materialien  bereitet,  die  frei  von  anderen  iMe- 
tallen  sind.     Er  bereitet  es  aus  1  Theil  mehrere 
Male  umhrystallisirten  weinsauren  Antiraonoxyd- 
hali's  und  STheilen  Eisen-  und  Kupfer -freien  Sal- 
petersäuren Bleioxyds,   die  genau   vermischt  sad 
dann  mit  4  Thellen  Kochsalz  versetzt,  und  eben- 
falls sorgfältig  und   gleichförmig   mit  der  Masse 
gemengt  werden«     Dann    calcinirt   man  das  Ge- 
Buenge  in  einem  hessischen  Tiegel  2  Stunden  lang^ 
in  gelinder  Hitze ,  so  dass  die  Masse  am  Ende  In 
Fluss  gerätb.    Zu  starke  Hitze  liefert  ein  schlech- 
tes Producta     Nach' dem  Erhalten  fallt  die  Masse 
leicht  heraus ,   wenn   man  aussen  auf  den  umge- 
hefarten  Tiegel  hlopft.     Die  oberste  Lage  ist  ge- 
schmolzenes Kochsalz»    Dieses  ist  in  der  Absicht 
zugesetzt  worden ,   um  eine   zu  heftige  und  reda- 
^         cirende    Einwirkung    der    Kohle   der   Weinsaure 
2u  vermeiden.     Dann  wird  die  Masse  zerstossen 
und  das  Kochsalz  daraus  ausgelaugt.    Das  zurück- 
bleibende Neapelgelb   hat  nach  ungleicher  Tem- 
peratur bei  der  Bereitung  einige  Yerschiedenheit 
in  dem  Farbenton,  aber  stets  eine  schone  Farbe« 

Zerstossene  und  mit  1^2  Theilen  Salpeter  und 
3  Theilen  Kochsalz  calcinirte  Bochdruckerlettern 


*)  Jonni.  tut  praet.  Chemie,  X»  196. 


189 

iiefem  auch  ein  anwendbares^  aber  schfecbteres 
Prodtict. 

Ohne  Zweifel  bembC  die  Scbönbeit  der  Farbe 

auf  einem  gewissen  Sätfigtmgsgrad^  der  noeb  nicltt 

ansgeraittelt  worden   ist. '    Dass   die  Verbindung 

eine  basiscbe  ist^  .siebt  man   ans  den  Yerbältnis- 

sen^    nnd,   wenn  einer  der   S&ttigungsgrade  die 

schönste  Farbe  besitzt^  so  kann  er^  aucb  bei  den 

reinsten  Materialien,  Ton   einem  anderen  einge- 

miscbten  Sättigungsgrade  verdorben  werden« 

K  a  n  e  '^)  bat  wie  beim  Cblorjod  erwähnt  wurde,    Ooppekals 
gefunden,   dass  Zinneblorur  mk  Cblorjod  ====  1«1  ri^'' ^j"";^"**' 
versetzt,   sich  damit  verbindet,  wobei  anfänglich       jodür. 
ein   wenig  Jod  abgeschieden ,   dann  aber  wieder 
aufgelö'st  wird«     Das  Salz  schiesst  in  glänzenden, 
orangegefarbten  Prismen  an,  die  ans  SnI-4*2Sn^P 
bestehen« 

Jacctnelin*^  hat  das  basische' ChMrwismudk     Basiaclief 
aualysirt  und  zusammengesetzt  gefunden  aus  s  oi-wismu   . 

Gefiindea    At^me  Berechnet 

Wismnth    79,05        3       80,54 

Chlor     .    13,45       2       «3,40 

Sauerstoff     6,00        2  6,06, 

es  ist  also  =Bi€l-|-2Bi.  Jacqnelin  glanbt  je« 
doch,  dass  das  Atomgewicht  des  Wismuths  y% 
Mal  höher  angenommen  werden  müsse ,  nnd  dass 
das  Wismutb<^xyd  =  1i\  sei'*'). 


^  Jovra.  f &r  prect.  Chemie »  XI,  W\ . 

**)  Aimal.  de  Gh.  et  de  Phyt.  LXYI»  113. 

***)  Die  Grande,  auf  welche  Jaequeliii  sich  ttiitxt,  dats 
das  Wismuthoxyd  als  &i  betrachtet  Werden  mösse  «ad  dats 
dae  Atom(rewicht  de«  Wiimnth  das  finihifrr .  angenoasmeae, 
nemlich  =r  1330,3  sei ,  sind ,  ausser  der  ZasnanensetBuiilg 
der  Doppelsalze,  die  nach  dieser*  Zusammensetsangsformel 


190 

Doppelfe  Cir  liAt  gefatiden ,  äm&  das  CUorwUrnnfh 

^tjazeT'^   'mit  Chlorkaliam ,  Cltlornatriam  nnd  Chlorammo- 
nivjii  etf  bystaltiflllrendeii,' Saiten  verbindet,   die 
.    erhalten  werden ,   wenn  man   Chlorwismntb  nnd 
die  alkalisehen  Chloriire  .in  Salzsäure  auflöst  und 
^ie  Lösung  Tterbunstet,   bis  das  Salz  sich  abzu- 
ätzen anfängt  y  .worauf  das 'Doppelsalz  beim  Er- 
sten anscJbiesst.    Die  Salze  Ton  Kalium  und  Am- 
jnoQlfim  sehiessen  ijl  Dodec^edern,  mit  einem  re« 
gulären  Prisma   %nt    Basis,   an.      9as  Natrium- 
Mfe.  scbiesst  in  sfebif. gestreiften  Prismen  an*,   die 
etwas  zerfliesslidk  sind,   $o  dads  sie  ihrer  F#rm 
na^h^  nicht    genauer    bestimmt   werden   können. 
']>ie$e  SaLte  bestehen  ans  2  Atomen  des  alkalischen 
Chlorürs  und  3  Atomen  Chlorwismudi.  Die  Formel 
d:es  Kaliumsalzes  würde  demnach  =  2K€l-f-3Bi€l 
sein.    Das  Kaliumsalz  enthält  2,  und  das  Natrium- 
:ftalz  3  Atome   Krystallwasser ,   aber    das  Ammo- 
niumsalz enthii^lt  kein  Wasser*    Wenn  dessen  un- 
geachtet das  Kalium-  und  Ammoniumsalz  isomorph 
ausgefallen  zu  sein  scheinen ,  so  wirft  dies  einen 


f^  4*4   Oxyd>    wenn  R  das   alkalische    Radical  bedeutet, 

R-£l^-f  Bi€l?  wird,  nach  welcher  Formel  er  auch  die  CUor- 

an^n^on  -  Doppelsalze   zusammengesetzt  gefunden  hat,    dass 

er  ehenlalls  die  Beobachtung  gemacht  zu  haben  glaubt,  dass 

das  Ton  Stromeyer    entdeckte   Supero:iyd  (Jahresb.  1834, 

S.  110)  Kali   enthalte,    nnd  aus  89,86  Wismuthoxyd ,   3,;^8 

Sauerstoff,  4,(^3  Ka^  und  ^fi%  Wasser  bestehe,  ;^as  «r,  unter 

Ber<ichnung  des.  Atomgfwicjiits  des  Wismuths  zu  1 330,3,  der  For- 
•  ••  , 

mel  K  Bi  -|-  V-f^ü  entsprechend  berechnet.  Dieses ,  so  wie 
ftuch  Aoch  eiA  Pawr .  andere  Verbindungen  des  Wismuths  in 
höheren  Sättigungsgraden  mit  Kali,  die  ich  hier  nieht  an- 
,  föhre ,  vverdieaen  zvn.  Gegenstande  einer  gemtueren  (Jäter* 
ftuehung.  n^emaeht  zu  werden.  .    - 


191 

Zfretf!el  mf  üe  RielKigkeit  der  AntÜfUn  He- 
8er  Salze  ^  In  deneQ  jedock  ^le  gefandenen  Zah- 
len mit  der  Rechnung  redit  vfM.  äbereinfttiminen^ 
wie  firfgende  Uebersicht  zergt : 

KaliomsafaB  NatriiunsiflB'     Ammoniamsalz. 

iBeftiiidca  Beg6<lmct  QAnäen  Beviidm«!.  Geftincleii  Bercclinet 

Wismnth  •  .  41,70  42^:  4iä^:  43,4  49,77  49,9 
AlkaliaflieiMelaU  1$,S2  .46,54  9fi  :  9y4.  8,33  8,5 
Chlor  ....  34,84  35,10  35,8  30,1  41,89  41,5. 
Wasser    .     •    .      8^24        7,18     10,9      il,i  r 

H.  Rose*)  hat  eine Yerbindmig Ton  Phosphor-  Queektilber- 
qneefcsilber  mit   Qaeehsilbersalzen  entdeckt,    die,cher  Vcrbin- 
erhalten  wird^  wenn  man  Phosphorvtasserstoff  in  dnnirmitPliog. 
die  Auflösung  dei^  letzteren  leitet.    0er  Phosphor-    ^^uT^^' 
Wasserstoff  redoeurt  einen  bestimmten  Thell   des 
Qaechsilbergdialts  zu  ilg^P^,  und  dies^  verbindet    ^ 
sich  mit  dem  aaderen^eil'des  Sal:^8.  'Ein  Ueber- 
sckms  von  Phosphbrwasserslaffy  der  eingeleitet  wird 
zersetzt  darauf  die   Yeihindung  ni^t;      Mit  den 
neatmlen  Haloidsalzen  'des  Queeksi||}(^rs  Tereinijgt 
sich  das  I%osphor^nechsilber,  aber  nlbht  mit  des- 
sen nentraleit  Sauerstoffi^Izeny  sondern*  es  wird 
Ton  der  Säure  des'  neutralen  Salzes  eine  Portion 
frei  iä  der  Ll^sung,  und  dss  mit   dem  99iosphor- 
^ecksiiber  vereinigte  Sslz  ist  baoisch;     * 

Bie  Quecksilberchlorid'' Ferbindung  bekommt 
man,  wenn  Phosphbvwafiserstoll^s  durch  eine  Lö- 
sung von  Sublimat  in  Wasser  oder  Alkohol  ge- 
leitet wird^  es  «wird  «ogleioh  absorbirt'md  der 
Niederschlag  ist  gelb.  :  Anfänglich  iistior'sehwärz- 
Uch,  kber  dies  verschwindet  bald.  Di^  Flissig- 
keit  wird   von  Salzsäure   sandr,    und^^n^gn  <iHMSs 

')  Püggeiia.  An«.  Xli;  75.' 


1»2 

dctt  Zalprilt  4er  Luft  c«  dar  FMssagkeSt  verhladem, 
wodarck  sonst   leicht  eine  gmnge  Einmischang 
Ton  phospborsanr^m  oder  pliosphorigsaarem  Salx 
entstehen  hsnn.     Der  Niedenehlag  wird  mit  Isal- 
tem  Wssser  gewaschen  y  schnell  adsgepresst   und 
im  luCitleeren  Ranm  ,über  Schwefelsäure  getrock- 
net. Er  ist  dann  schwarzgelb^  erträgt.heine  Wirme^ 
wodurch  leicht  Salzsiore,  phosphorsaures  Qaeck- 
eilber  nnd  metalUsches  Quecksilber  darin  {;ebildet 
werden.      Dies   geht^    wenn    er    mit  hochendent 
■Wässer  übergosseh  und  in  dieser  Temperatur  er- 
halten wird ,    seh^  schnell  bis  dahin  y  dass    man 
hufendes  Quecksilber  bekommt  und   die  FlusBig«- 
Jkeit  Chlorwasserstoffsäure  vnd  phosphorige  Säure 
enthjllt*      Auch  die   Feuchtigkeit  der   Luft    übt, 
wiewohl  langsam,  denselben  Einfluss  aus*  Er  mnss 
daher  in  völlig  trockner  Luft  verwahrt  werden. 
Kalihydrat  übt  augenblicklich  diesdbe  zersetzende 
Wirkung  aus ,  und  die'  Säuren  werden  dami  yon 
dem  Alkali,  gesättigt.     Salpetersäure  oxydirt   den 
Phosphor  Und  lässt.  QuecksilbercUorur  zurück« 

Bei  der  trockiien  Destillation  liefert  er  Salz- 
säure  und  Quecksilber,  und  eine  nicht  gesebmol- 
zene,  d.b*  wasserfreie  Ph^^sphorsäure  bleibt  zu- 
rück..   Die  y^bindung  besteht  aust 

Hg5p2= 43,40 

Hg€l  =53,10 

B         =   3,50, 
und  diese'  Zusammensetzung  wird  durch  Hg^P* 
+  3HgCll+S  ausgedruckt. 

Hit  Quecksilberbromiä  wird  eine  ähnUdie  Ter- 

biadung  erhalten,  deren  Farbe  sieb  ins  Braune  zieht. 

Die  Verbindung  mit  schwefelsaurem  Queeksil" 

beroxyd  wird  auf  gleiche  Weise  gebildet.     An- 


163 

hag»    ist  der  Niedersclilag  gelb^   wird   afcer  bald 

weiss«         Beim    Trocknen    im     loftleereo   Raun 

wird  er  gelb,   aber  beller  als  die  CUoridverbin«' 

dnng«      In  der  Laß  nimmt  er  wieder  Wasser  auf 

und   i^ird  weiss.     Bei   der  trocknen   Destillation 

liefert  er  schweflige  Sämre  nnd  Quecksilber,  nnd 

lässt   Pkosphorsänre    nnd   Scbwefelsanre    zariick. 

£r  liesteht  ans: 

Hg3P22c31,56 

Hg3S2= 65,41 

H        =  3,03, 

der"  Formel  Hg^P^-f-SHg'S'^-l-lB  entsprechend. 

Die  Verbindung  mit  salpeiersaurem  QuecksiU 

herojcjfd  gleicht  im  Ansehen  der  vorhergehenden. 

Sie  ist  zuerst  gelb  und  wird  darauf  weiss.     Beim 

Trocknen  im  luftleeren  Raum  wird  aie  gelb,  aber 

an  der  Luft  wieder  weiss.      In   trockner  Gestalt 

detonirt  sie  äusserst    heftig  so  wohl   durch   den 

Schlag,  wie  durch  Erhitzung;  sie  explodirt  sogar 

mit  Chlorgas,   aber  nicht  wenn  sie   mit  Wasser 

vermischt  ist*     Sie  besteht  aus: 

Hg3p2  =  29,06 

Hg^'ij,  =70,94, 

der  Formel  Hg3P2-|-3Hg^'#  entsprechend. 

Mit  salpetersaurem  Quecksilberoxydul  entsteht 
zwar  auch  eine  entsprechende  Verbindung,  aber 
diese,  welche  sogleich  schwarz  ist,  scheint  sich 
Ton  Anfang  ihrer  Existenz  an  in  die  vorherge- 
bende  Verbindung  und  in  metallisches  Quecksil- 
ber umzusetzen. 

Lassaigne^)  hat  gefunden,  dass,  wenn  man  QuecktilBcr- 

Chlorid   mit 
— — Jod. 

0  Annal.  de  Cb«  et  de  Pliys.  LXIII,  106. 
Benelius  Jahres-Bericht  XVIII.  §3 


194 

fea  emer  Avlfisaiig  toq  Jod  in  Alkoliol  eiae  Lö- 
sung   von   Sublimat    tropft  ^    allmälig    die    Farbe 
versckwindet   und   das  Jod    sieh    dann  mit    dem 
Quecksilbersabe   in  ehemiseber  Verbindung   befin- 
det.    Wird   die  Lösung   zur  Krystaliisation   ver- 
dunstet, so  schiessen  beim  Erkalten  seideglänxende^ 
fiirblose  Nadehi  an,  die  sublimirt  werden  können. 
Lassaigne  hat  diese  anaiysirt  und  97,88  Qaeck- 
siibercblorid  und  2,12  Jod,  der  Formel  l4-20Hg€I 
entsprechend  gefunden.     Diese  Znsammensetzung 
ist    nickt    wahrscheinlieiu       Yerrouthlich    ist    in 
der  Spirituosen  Flüssigkeit  ein  wenig  Aethylchlo- 
riir    gebildet  und  Jod  mit   Quecksilber    in  Ver- 
bindung getreten,   aber  das   Dopjpelsalz   mit  dem 
Cklorid  in  dem  analysirten  Salz  mit  einem  grossen 
Uebersehuss  Ton  Sublimat  Termiseht  gevv^esen« 
Quecksilber-      Pageustecher*)   hat  gez^t,    dasa,    wenn 

Chlorid  mit  An-  ^^  ,  ,  ,  tV* 

timonsulfid.    Quecksilberchlorid    mit   Antimonsulfid     ( S^b)  zu- 
^raf''*"'^   *!*■  sammengerieben    und  der  Luft    ausgesetzt  wird, 
moniu)       das  Gemenge  Feuchtigkeit  absorbirt,  sich  Antimon- 
chlorid bildet  und  das  Antimonsulfid  ein  Cemenge 
▼on  Schwefel  mit  Quecksilberchlorid  zuriicklässt. 
Dasselbe  geht  auch  unter  Wasser  vor,  aber  dus  An- 
timonchlorid wird  dann  zersetzt  in  Oxyd,  welches 
mit   dem   Schwefel   zurückbleibt^  inCalomelnnd 
Salzsäure ,  die  in  der  Flüssigkeit  enthalten  ist. 
QnecksUber-        L a  B  s  a  i  g  n  e  *")  hat  über  die  Ausztehbarkei t  des 
*  Aeüicrr*    Q'^ccksilfcewblorids  aus  seinen  Lösungen  in  Wasser 
durch  Aether  einige  Versuche  angestellt  und  gezeigt? 
dass  die  Menge,  welche  der  Aether  auszieht^  relativ 
zu  der,  welche  zurückbleibt^  um  so  geringer  wird^ 


•)  Bachners  Rcpert,  Z.  R.  XII,  25. 

')  Jonm.  de  Chein.  Med.  1837,  122.  220. 


19S 

4 

Je  sdhi^aeber  die  lüsang  Ist  ^ ,  so  das«  ^   wenn   5 
TheUe  Ghl<Mrid   in  100  Theilen^  Wasser  anfgeläst 
werden  nnd  man  die  Lesung  mit  einem  gleichen 
Volem  Aether  schüttelt  ^   der  Aether  3V^  Theile 
anszieht  und  iy2Theil  zoriifeUässt;  aber  von  die- 
sem Röchstand  zieht  ein  gleiches  Volum  neuen  Ae* 
diers  nur  Vs  Thell  aus  und  Usstl  Theil  zurück, 
laind  danuiterwird  es  noch  weniger*    Orfila,  der 
diese  Methode   zur  Erhennung'  T6n  Sublimat  bei 
medicoiegalen  Cntersuciioiiges  empfidilt ,  bemerkt 
dabei ,   dass   sie  dM   einzig  sidiere  Methode  sei, 
um  zn  entsdieiden ,  ob  der  bei  cmer  solchen  Un« 
tersuchung  gefundene  QiieckHibergekah  in  Cletftidt 
Yon  Oilorid  öder  eines  -anderen  Weniger  giftigen 
Salzes  YorlHHuden  gewesen  ser.-  . 

Piria*)  hat  eeaeiet,  dass  «iiosnhorsaures  Na-^  Ladicliei 

Queeksilheroxyd  gekocht,  einen  TiMil  des  Qveek-'«"^«^»'»«^ 
silbetsalzes  zeiyetzt,  uttl«:r  AbM^eiduiigTOnQueck-  ^m'l^a^cluül- 
silbeioxyd,  ottd  ufebst  der  Stare  des  tfbgesebie-     berozyd. 
denen  Theils  ^Asen  «ndertt  l'heil  iaiifl^t  zu  einem 
löslichen  Defipelsak» 

Gossmann^^)  hat  verschiedene  Versuche  an*  ^^"^^ 
gestdUt,  um  Bor^re  mit  den  beidcta  Oxyden  des  oxyd.  ^ 
Quecksilbers  uti  ^ verbinde«,  'die  alle  so  aüsgeMlen 
sind ,  dass  die-  Borsäui^ Hlkd  nicht  mit  diesen  Ba- 
sen zu  verbinden  scbeilftli  '  ISt-  koebte  Bofstare 
mit  Qoeek^beröxyd ,  t^nd  in  diev-fjösung  befand 
sich 'dann  Hiebt  mehr  Quecksilberoicyd ,  als  der 
Lteliehkeit  desselben  in  Wasser  zugeschrieben 
werden  kann.  "Der  RQdkständ  scheint  jedoch  nicht 


*)  Pluarm.  CeatralMatt,  1837,  584. 
**)  Bucluicft  Repert.  Z.  R.  %,  310. 

13* 


196 

auf  Borsäure  nntersiiebl  worden   zu  sein.     Ehen 
so  hat  er  auch  nicbt  Tersaeht , .  das  Qaecksilber- 
oxyd  auf  trodmeni  W«gc  init  wasserbilliger  Bor- 
saure  IM  behahddn.      (Es  muss  jedocb    erinnert 
werden,  daas  Jäorsäjure,  mit  Quecjssilberoxyd  zu- 
samnengescrbniolzen^  eine  in  der  Wärme  graugelbe^ 
scbwerfliissige,  naeb  dem  Erkalten  porcellanarttge 
Verbindung  liefert,  aus  der  dnrcb  Gliiben'das  Queck- 
silberoxyd tttcbt  abgescbieden  wird.    Wasser  zer- 
setzt das  Salz  und  nimmt  sebr  wtaig  Oxyd  mit  der 
Borsäure  auf«  Fviscb'  gefälltes  Qü^cksilberoxyd  wird, 
wenn  man  es  «ä«  einer -Losung  von!  borsau rem  Am- 
moniak in  Wasser  mi^ebt  und  ditmit  verdunstet  bis 
zur  Troekne,  was  ein  Paar  Mal  wiederbolt  wer- 
den muss,   in    eine'  weisse,    sieb  ans' Celbgrane 
ziebende  Masse  Verwandelt,  die  einii  Amtdrerbin- 
'    düng  zu  Sein  scbeiiit,  weil,  sie  nicbt  dlireb  kau* 
stiscbes  KlJii  zersißtst  wird.)    Be»  illen  Versuchen, 
die  SMilze  .der  beiden  Oxyde  vom  Qu«cksUber  mit 
bprsaurem  AH^i^lV  ^^:  zQteeltze«^  :ililtstaii«leO:  nur 
basiscbe   Salzig ,  mit .^d^r .  «ign.^n  kSüiire':  des«  Salzes, 
und   das  borsaure  Salz   kam.  auf  c^ineiü  fböheren 
Sättigungsgi^d  mi^.ß^^irsäjareb     IjKcfaiy^  Ss^liesst  er 
auf  einen  Mangel  an  yer;iivandt9i^aft%wi9cbe.n  Bor- 
säure und  den  Oxyden  .des  Qtiec^ailbefs, 
Arseniksaures       Simon  ^)bal;.dile  y^itbindung. der  Arsenik^aure 

^""otü!"^'  ""*'  Quecksilbe^oxydul  ^dift.  Mun^  bekommt  rie, 
wenn-  eine  s^LU^ß^  Anflöa^ng  vpip^^-^^pisteirstarera 
Quecksilberpxydal' mit  einer  LösiUiig  Vpn.Arse- 
nil^äur^  oder  eiiyiqni  arsi5nik^aiiren.i§alz:yiern]iiscbt 
wird.  Der  Niedersphlag  ^.  w^lpb^r  anfangs  weiss 
oder  weissgelb  ist,  wird  am  Ende  pommeranzen- 


*)  Pogffcnd.  Ann.  3fe|.|,  4j2i<. 


197 

rotii  und  Bfteli  dem  Wasehen  und  Trocfcneii  roth- 

braun.  Er  ist  nach  Simon's  Analyse  aas  Hg^Äs 
-)-H  zusammengeseta^t  9  in  Wasser ,  Alkohol  und 
Essigsäure  unauflöslich ,  in  Salpetersäure  auflös- 
licli.  Salzsäure  verwandelt  ihn  in  Quecksilber- 
chlorür.  während  sich  die  Arseniksäure  in  der 
flüftsigkeit  auflöst.  Bei  der  trocknen  Destillation 
liefert  er  Quecksilber  und  Wasser  ^  und  lässt  arr 
senÜEsanres  Quecksilberoxyd  zurück. 

Wird  das  noch  feuchte  Salz  mit  einer  Losung 
Yoa  Arsenihsäure  übergössen  und  im  Wasserbade 
zur  Trockne  verdunstet,  so  wird  es  allmälig  weiss, 
npd  Wasser  lasst  beim  Ausziehen  der  überschüs- 
sigen Säure  ein  weisses  Pulver  ungelöst  zurück, 
welches   %'wüJach''ar9tn%Vsaurts    Quechsilberoxy- 

••  -      .    .  .     .         :  . 

dulj  HgAs,  Ist«  Diea^4  enthält  h^  chemisch  ge- 
bnndenes  Waasejr,  ist  unlöslich  in  Wasser,  Al- 
kohol  und  Essigsäure.  Von  Si^petersänre  wird 
es  aufgelöst  und  liefert  mit  Salzsäure  CalömeL 
Die  verdünnten  Hydrate  der  Alkalien  verwandeln 
es  in  das  varhergc;hende  Salz.   .     . 

Sättigt   man   eine  warme  Lösang  von  arsenik-DoppeUalzda- 
sanrem  Qaecksilberoxydol  in  Salpetersäure  mit  ge-  ^chcm  *»aipe- 
nan  der  Menge  von  Ammoniak^  die  bis  zum  Be»     tenanrem 
ginn  eines  Miederschlags  erfordert  wird,  so  scfaie-  ^^^^^^^^^"^ 
ssen  daraas  beim   Erkalten  oder  doch  nach  Con- 
centrirung     ^er    Lösung    in     der     Wäime     und 
neaer  Abhühlung  kleine  gelbe  Warzen  au.     DAe«> 
ses  Salz    enthält  kein  Wasser    ufid   besteht  aus 

2Rg2p^4.^gS*As.  Es  ist  hellgelb'.  Die  Warzen 
bestehen  aus  zusammen  .gewachsenen  Nadeln.  In 
Wasser  und  Essigsäure  ist  es  unlöslich,  aber  auf- 
löslich in  Salpetersäure.     Wenn  man  den  Mieder- 


198 

schlag  TOB  arsMilumireiii  Qii«ck4illieTO<y4id.  macht, 
so  ist  er*  im  ersten  Aogenhlick  weiss,  wird   aber 
dann  pommeranzenroth.    Der  weisse,  welcher  zu- 
erst niederfällt,  ist  dieses  Doppelsalz,  welches  dar- 
auf durch  mehr  hinzukommende  Arseniksäure  zer- 
setzt  wird. 
Artenigsaures     »  Simon*)  hat  gefunden ,.  dass   das   gelbe  arsc- 
^       *   nigsaure    Silberoxyd   leicht   schwarz   wird.      Bei 
der  trocknen  Destillation   gibt  es  Wasser  und  ar- 
senige Säure  aus,  und  lässt  ein  Gemenge  Yon  ar- 
seniksaurem Silberoxyd   und   metallischem   Silber 
zurück,  die  durch   sehr  yerdünnte  Salpetersäure 
getrennt  werden  können,  welche  das  erstere  auf- 
löst und  das  letztere   znriicklässt«     Einige  Versu- 
che,   6emenge  Ton   Arseniksäure  und   arseniger 
Säure  durqh  das  Silberoxydsalz  zu  entdecken,  scbei- 
nen  Anfmerksattikeil  zu  verdienen.- ' 


ZweifacK-  Warriugtott  **)  hat  g^ifunden,  dass  reines  Sil- 

Silberoa^f  berblech  sieh  ixt  einer  mit  SehwefBlsä^re  gemisch- 
ten' Lösung  Yon  zweiAich^chromsaureiii  Kali  bald 
mit  zweifiich  -  chromsaurem  Silheroxyd  uberklei- 
det,  bis  in  der  Lösung  nur  noch  schwefekaures 
Cbromoxyd-'Kafi  übrig  ist.  Die  Krystalle  sind 
carmoisinrotfae  rhomboHale  Tafiein ,  oft  sechseitig 
durch  Abstumpfting  yon  zwei  entgegengesetzten 
Winkeln.  Sie  sind  etwas  in  Wasser  löslich,  wel- 
ches davon  eine  bernsteingelbe  Farbe  bekommt 
Ein  Theil  wird  aus  der  Lösung  unterändert  wie- 
der erhalten ,  ein  anderer  Theil  wird  in  neutrales 
Salz  verwandelt,  während  ein  saureres  Salz  in 
der  Flüssigkeit  bleibt.  ,  Pas  durch  doppelte  Zer^ 


*)  Poggend.  Ann.  XL,  439  tand  440. 
**}  L.  and  £.  Phil.  Mag.  XI,  489. 


199 

Mtenng  eAaltcDe  BiclinMiiat  bildet  eiaea  re&en 
Irystalliaischen  Niederaekkg« 

Liebig  *)  gibt  an^  dass  er  aaf  folgeade  Weise  Farbenloses 
ein  fariienloses  Platinsalz  erhalten  habe :  Man  sät-  ?^*^'^**^'' 
ügt  eine  Lösung  ron  Platincblorld  in  Wasser  mit 
sekwefligsaurem  Gas  and  lasst  sie  iu  einer  ver- 
lorkteo  Flasche  stehen.  Ihre  Farbe  geht  dann 
lAlmilig  ans  der  gelben  in  eine  tief  dnnkelbranne. 
Wird  sie  dann  bis  zum  Koehen  erhitzt^  so  wird 
sie  fttbenlos.  Diese  Entfärbung  findet  auch  ohne  * 
Erliitenng  statt,  aber  erst  nach  einiger  Zeit,  Yer- 
misclit  man  dann  die  Flüssigkeit  mit  Ammoniak, 
80  eototeht  nicht  eher  ein  Niederschlag,  als 
Us  Alkohol  zugesetzt  wird ,  welcher  daraus  ein 
farbenloses  ^  krystallinisdies ,  in  Wasser  lösliches 
Salz  fallt.  Die  Lösung  dieses  Salzes  in  Wasser 
^ul  darch  salpetersaures  Silberoxyd  gefällt,  es 
eodiält  also  Chlor.  Aber  .Ton  kaustisehen  Alkä- 
Uen  wird  es  nicht  gefallt,  auck  nidit  ron  Schwe- 
felalkall, wenn  nicht  erst  eine  Säure  zugesetzt 
^ud,  die  Schwefelplatin  ausfldlt.  Liebig  hat 
seine  Zosammensetzung  nicht  weiter  untersucht, 
tber  er  vermuthet,  dass  es  eine  Verbindung 
von  Platin  mit  weniger  Chlor^  als  in  dem  Cblorur, 
enthalten  könne.  Offenbar  verdient  es  eine  ge» 
nanere  Untersuchung.  Schon  Yauquelin  hat 
fariiloser  Salze  Yon  Platin  und  Iridium  erwähnt, 
und  ich  erhielt  einmal  ein  farbloses  Platinsalz  in 
bogen  Rrystallnadeln ,  welches  ich  nicht  wieder 
^on  Neuem  berrorbringen  konnte,  als  ich  mir  es 
zur  Untersuchung  in  grösserer  Menge  yerschaf- 
fea  wollte. 

*)  Aanal,  der  Pliannacie ,  XXIU,  :»3. 


200 

Doppehalxe        JacqtteUn  *)  hat    eiaige  Yierbibdangen  Ton 
^^'^timom.'^'  Chlorantimon  mit  anderen  Chlorüren  nntersacht. 

Sie  werden  erhalten,  wenn  man,  zn  gleich^i  Atom- 
gewichten,   Antimonchlorid  mit  anderen   Chlorü- 
ren oder  Chloriden  vermischt,  sie   bis  znr  Sätti- 
gung in  Salzsiore  auflöst,  nnd  hryftallisiren  Iä8§t. 
KaUum'Aniim&nehlorid  hrystallisirt  in  schie- 
fen rhombischen  Prismen  und   besteht  aus  2K€l 
l&h'Cl  ^.     uimmonticm  -» Aniimonehlorid  hrystallisirt 
in  Dodecaedem,  mit  einem  regulären  sechsseitigen 
Prisma  zur  Basis,  und  besteht  aus  8im^€l-|-Sb€ls. 
Wolfram  und       Bekanntlich  bildet  das  Wolfram  mit  dem  Chlor 
**c?*7^^?  "**  «wei  Verbinduneen  von  sehr  ungleichen  äusserca 
nndSauentoff.'^igci'flcnaflen,  die.  aber  beide   durcb  Wassar  la 
Wolframsäure   nnd  Salzsäure  verwandelt  werden. 
Man  vermuthete  daher,  sie  seien  isomerisch.  Rose**) 
/         hat  nun  gezeigt,  dass  dem  nicht  so  ist.    Die  rothe, 
fluchtige,  hrystallinische  Verbindung,  welche  beim 
Erhitzen  von  metallischem  Wolfram  in  Cblorgas 
sCntsteht,   ist  reines  Superchlorid;  aber  die  ftrh- 
lose  yerbindung,  die  der  Borsäure  ähnliche  Schup- 
pen bildet ,  und  die  beim  Erhitzen  von  Wolfr&m- 
oxyd  in  Chloi^s  erhalten  wird,  ist  ganz  so 9  wie 
die  f othe  Verbindung  des  Chlors  mit  Chrom ,  zn- 
sammengeaetzt ,  nemlich  aus  2  Atomen  Wolfram- 
säure  und  1  Atom  Wolframsuperchlorid  =  W€I^ 
-f  aW.     Die  auf  gleiche  Weise  dargestellte  Mo- 
lybdänverbindung  besieht  nach  Rose's  Versnehen 
ebenfalls  ans  MoClS-f-SMo,  und  das  isolirte  Mo- 
lybdinsnperchlorid  ist  noch  nicht  dargestellt  f70^ 


-)  Ann.  de  GH.  et  de  Phys.  LXVI,  128. 
**)  Poi;efend.  Abb.  XL,  395. 


1 


501 

den,     ^eil   das  metaUisdie  Molybdän  mit  Cblor 
BDr  MoCP  glhi. 

Bonn  et*)  hat  cSne  Bromrerbindang  mit  Wolf- 
ram hervorgebracht  9  die  nach  seinen   Yersnehen 
ans  i  Atom  Wolframsaare   und  2  Atomen  Wolf- 
ramsuperbromid ,  und  eine  andere,   die  aas  WW 
-4-  äWS-r'  besteben  soll,  in  welcher  letzteren  also 
äasr    eiste   Glied   das    blane  Wolframoxyd   wäre« 
Sie  worden   erbalten,  als  Bromgas  über   ein   er- 
hitztes Gemenge    Ton  Wolframsänre   und    Kohle 
geleitet  wurde,    die  erstere  bei  niederer  und  die 
letztere   bei    höherer  Temperatur«      Auf   gleiche 
Weise,  d.  h.  mit  Kohle  und  Wolframsäure,  brachte 
er  mit  Chlor  eine  Verbindung  ron  W-f-üW-Cl' 
lierror.     Diese  neuen  Körper  sind  noch  nicht  be- 
schrieben und  auch '  die  Art  ihrer  Analyse  noch 
nicht  angegeben  worden. 

Bunge  **)  empfiehlt  zur  Beduction  ron  Schwe-    Chemische 


se  un- 


felarsenih  die  Anwendung  von  Kohlensplitter,  die  ^^^^y 
in  essigsaures  Silberoxyd  getaucht,  g;etrocknet  und      Körper, 
geglüht   worden   sind.     Die   Methode   hat    ^'^^^^^l^^''^^^^^! 
grossen  Fehler.    Es  wird  Silber -Snlfarseniat  ge-niks  bei  ge- 
bildet, welches  durch  Gliben  nicht  zersetzt  wi^J^  J^JJ^^"  e^" 
und  man  bekommt  nicht  mehr  Arsenik,  als  das 
Silber  frei  macht ,   um  sich  mit  Schwefel"  zu  yer- 
binden.'    Zu   meinen  ersten  Versuchen  über  die- 
sen Gegenstand,  gehörte  auch  der,  dass  ich  Schwe- 
felarsenik   in  Dampfform   über  Blattsilber  leitete,    -> 
wd>ei  sich  der  Verlust  an  Arsenik  sogleich  Zeigte« 
War  der  Silbergehalt  zu  gross,  so  blieb  auch  das 
Arsenik  im  Silber  zurück^ 


*)  Jouni.  für  praet.  Chemie,  X,  ;i06. 
')  Pog^cnd.  Ann.  XLII,  163. 


202 


Simon*)  gibt  folgende  Metliode  an,    Arsenik 
In    einem  Niederscblag   ron   Schwefclanttmon   zu 
entdecken.      Man   oxydirt    den  Niederschlag    mit 
Salpeter,  löst  in  Wasser,  sattigt  mit  Salpetersäure 
in  geringem  Ueberschuss^  mischt  salpetersaures  Sii- 
heroxyd   hin^u  nnd   hierauf  allmälig   sehr  wenig 
Ammoniak ,  wodurch,  wenn  Arseniksäure  Yorhan- 
den    ist,     arseniksanrea    Silberoxyd   mit    branner 
Farbe  abgeschieden  wird.    Weniger,  als  ^20  Sebwe- 
felarsenik  in  der  Masse,   gibt  diese  Probe   nicht 
an.      Viel  einfacher  nnd  ohne  Ycrgleich  empfind- 
lieher  ist  es,    kohlensaures  Natron    znznmiscben 
und  TOT   dem   Lötbrohr   zu    behandeln ,    wo  der 
Arsenikgeruch     sogleich    auch    ein    Tausendtheil 
zu    erkennen  gibt.       Noch  ist  keine  Reinigungs- 
Methode     des    Antimons     von    Arsenik     angege- 
ben worden,    die  so  absolut  ist,    dass    nicht  das 
Antimon   bei    der   ersten   Einwirkung   der  Löth- 
rohrflamme  den  Airsenikgernch  gäbe.     Dieser  yer- 
schwin4et  jedoch  nach  kurzem. Blasen,    wenn  der 
Arsenikgehalt  äusserst  gering  ist.     Es  scheint  dies 
ein  Wink  zu  sein ,  dass  man  als  letzte  Reinignngs- 
Operation  zur  Austreibung  der  letzten  Spuren  die- 
ser so  hartnäckig  anhängenden  Einmischung  viel- 
leicht starke  Hitze  anwenden  könne* 

Simon**)  hat  gefunden,  dass  die  Ton  ihm 
Torgesc)ilagene  Methode,  das  Schwefelarsenik  mit 
.Kalkerde  ohne  Kohle  zu  reduciren,  nicht  den 
ganzen  Arsenikgehalt  liefert,  sondern  dass  arse- 
nigsaure  Kalkerde  mit  dem  Sehwefelcalcium  'u* 
rückbleibt. 


*)  Poffg^end.  Ani|.  XL,  415. 
")  Poggend.  Ann.  XL,  411. 


203 

Ichliabe  bereite  obeil,  Swl36y  der  Unsieberbeit 
enrähnl ,  welcbe   die   im  /  Torigen   Jabresbericbt^ 
S.191,  aDgefubrte  Marsb'sebe  Arsenikprobe  da- 
dorch  bat,    dass   Antimon  dieselben   Reaetionen- 
gibt,  wie  das  Arsenik«     Wenn  inswiscben,  wie  es , 
woM  meistens   der  Fall  ist,  nickt  zugleich   An« 
timoa  Toibanden   ist,   so   ist  sie   als  ein  böcbsl 
emffiiiAicbes  Reaetionsnuttel  vollkommen  anwend« 
bar.   Lieb  ig*)  bat  eine  Metbode  Yorgeseblagen, 
sie  nKb  tnf  Schwefelarsenik  anznwenden ;  man  löst 
dasselbe  in  kaostiscbem  Kali,  das  man  in  einigem 
Uebeisdiass  zusetzt,  und  fallt  darauf  den  Schwe- 
felgcbak  Torsicbtig  mit  essigsaurem  Bleioxyd  aus» 
Du  Kdi  kalt  die  arsenige  Saore  zurück  und  löst 
»ch  den  kinzugekommenen  Ceberscbuss  von  Blei- 
oxyd,  der  zur  Bildung  yon.  Scbwefeiblei  nicbt 
Terbnadht  wnrde,   auf.      Die    Flüssigkeit   wird, 
oboe  iiltrirt  zu  werden ,  mit  Scbwefelsaure  sauer 
gemtcbl,  dann   Zink  bineingestellt  und  das  Gas 
durch  ein  glübendes,   leeres  oder  Knpfer  enthal« 
tendea  Rokr    geleitet.     Hierbei   kann  jedoch   die 
Bemeduing  gemacbt  werden ,  dass ,  wenn  Scfawe- 
felineuk  in   Kali  aufgelöst  wird,   arsenigsaures 
Kali  Qid  Kalium-Sttlfarsenit  entsteben.     Das  letz« 
tere  Wird  yon  dem  Bleisalz  zersetzt,  und  sein  Ar« 
B^Usgebi^t  fallt  mit  dem  Scbwefeiblei  nieder^  so 
dass  bei  dieser  Probe,  gleicbwie  bei  der  yon  Si- 
licon mit  Kalkerde,  nur  der  Tbeil  des  Arseniks, 
^ekber  zur  Bildung  des  Scbwefelsalzes  aus  der 
Schwefelyevbindung  ausgebt,  die  Reaction  yeran« 
usst.     Wenn   die  Probe   nicht  gar  zu  klein  ist, 
^  Kann  diess  jedoch  hinreichend  sein  ,  um  nicht 
' — --  \ 

*)  Aanal.  der  Pharmacie ,  XXIII,  W6. 


204 

zwüidenttg   zu    bleiben«   —     Lieb  ig    hait    nocli 
eine   andere  Probe  ang;egebeti^    das  Arsenik   aus 
Scbwefelarsenik  ans  zu  zteben,  die  in  Folgendem 
besteht :      Das    Schwefelarsenik   wird     in    einem 
UeberschuBS  von  Kalthydrat  aufgelöst,    zwl  dieser 
Lösung  tropfenweise   eine  Terdünnte  Lösniig  yon 
salpetersaurem  Silberoxyd  gesetzt,  bis  ein  Tropfen 
'  der  Flüssigkeit   durch   Essigsäure  keine  gelbliche 
Trübung  mehr  gibt,  und  dann  filtrirt.     (Hierbei 
muss   jedoch    hinzugefügt    werden ,    dass ,    wenn 
nicht  auch  Silberoxyd  ausgeßUt  und   die  Lösung 
damit   digerirt  wird,    das   Schwefelsilber   noch  I 
Atom  Schwefelarsenik  auf  6  Atome  Schwefelsilbcr 
enthält,    nach    den  Versuchen,    die  ich    hierüber 
schon   längst  publieirt    habe*).      Aber    auf  diese 
Weise  behält  man  den    ganzen   Arsenikgchalt  als 
'  arsenige    Säure    in    der    Flüssigkeit^    die,    nach 
Uebersättigung    mit    Salzsäure    und    Wcgkocfaen 
der  Kohlensäure ,    mit  Kalkwasser  gefallt  werden 
kann ,  worauf  man  das  Kalksalz  auf  die  gevföiin- 
liche  Weise  behandelt. 
Bestimmnng        Scheerer**)   gibt  folgende  Methode ' an ,   die 
des  Kobal%e- ]|{c„ge  j^g  Kobalts  in  der  Speise  zu  bestimmen. 
'  8CH.        ^'^^   Masse   wird  mit  Salpetersäure    oxydirt   und 
diese  darauf  gegen  Schwefelsäure  Tcrtaus'cht.    Die 
Lösung  wird  mit  Kalihydrat  so  weit  gefallt,  dass 
nur   noch   wenig    Eisenoxyd    darin    zurückbleibt, 
dann    mit    ytel   Wasser   verdünnt    und    gekocht. 
Dadurch  wird  das  Eisenoxyd  gefällt  und  mit  die- 
sem die  Arseniksäure.     Salpetersäure  darf  aus  dem 
Grunde  nicht  zugegen  sein,  weil  sich  ihr  gefälltes 


*)  K.  Vet..Acad.  Handl.  18^1,  m. 
")  Poggend.  Ann.  XLII^.104. 


J 


205 

Iftsidcbes  Sals  beim  Wasdien  wieder  anlfot«  Das 
Kobaltoxydul  wird  mil  Isaastisehcm  Kali  gefallt, 
woM  aasg^waselien ,  dann  mit  einer  gewogenen 
Menge  geschmolzenen  zweifach  phosphorsauren 
Katrons  rermischt  und  damit  zusammengeschmol- 
zen^ was  dies  an  Gewicht  zunimmt  9  ist  nun  Ko- 
btltoxydul^  frei  von  Ueberschnss  an  Sauerstoff. 

Simon*)   hat    den   Fall  bearbeitet ,    wo  eine  Bettimmang 
Vergiftung    mit   concentrirter    Schwefelsäure    den  ^^^^g^^J^IJ^^^^j^ 
Tod  Tcnirsacht   hat,    und   das  Urtheil   durch  die  sanre  in  (re- 
Gegenwart  Yon  schwefelsauren  Salzen  als  unsicher   "^.^^^^^'^ 
letnchtet  wrerden  kann.    Ich   rerweise   auf  seine 
Abhandlung,  zumal  dieser  Fall  mir  zu  denen  zu 
gehören  scheint ,  die  niemab  Torkommen. 

Die  im  Handel  vorkommenden  Pracparate  von  Entdeclmiifr 
Jod  and  Brom  mit  Kalium  und  Natrium  enthalten  ^'"'"''^^m' 

^^  gen  Ton  Lhlor 

oft  kleine  Mengen  der  entspreehenden  Chlorver-  in  Brom  -  und 
lindoDgen  ,  die  darin  schwer  zu  vcntdecken  sindi  f^^^*^!^^ 
ii. Rose**)  hat  dafir  folgende  Vorschrift  gegeben  t 
Das  Bromkalium  oder  Bromnatrium,  das  ge« 
prüft  werden  soll,  wird  in  sehr  geringer  Menge 
ganz  wasserfrei  mit  einem  IJebersebuss  von  zwei- 
faeh-chrsmsanrem  Kali  vermischt,  in  einer  kleinen 
tobolirten  Retorte  mit  ooncentrirter  oder  besser 
ranehender  Schwefelsäure  übergössen  und  destil- 
lirt,  wobei  das  Uebergehende  in  einer  Vorlage, 
die  kaustisches  Ammoniak  enthält,  aufgefangen 
^ird.  .Der  Chlorgehalt  veranlasst  "die  Bildung 
▼oa  ekromsaurem  Chromehlorid ,  welches  mit 
dem  Bromgase  äbeirgeht,  und,  wenn-  es  von 
dem  Amn^oniak   absorbirt    wird,  die   Flüssigkeit 


*)  Poggeud.  Ann.  XLI,  643. 
*)  Joggend.  Ann.  XL,  63!^. 


206 

gelb  färbt  von  ebromsaurem  Ainnottials»  "^iV^ird 
die  Fliisäigheit  nicht  gelb,  so  rniiss  sie  doek  ^in- 

*  getrocknet   und   das  Salas   vor   dem  Löthrobir    mit 

Pbospfaorsalz  geprüft  werden ,  vrodarch  sick  ein 
Chromgehall  offenbart,  der  nicht  hinreichend  -vfWtTy 
die  Flüssigheit  zu  färben. 

Der  Chlorgehalt  in  Jodpraeparaten  vrird  durcih 
Fällung  mit  Silbersalz  und  Behandlang  des  Nie- 
derschlags mit  katastischem  Ammoniak  entdeckt* 
Wird  das  Ammoniak  dann  mit  Salpetersäure  iiber- 
Bätt^;t,  so  fällt  das  Chlorsilber  weiss  und  käsig 
nieder.  :Wehn  das  Pteeparat  kein  Chlor  oder  nur 
eine  SpAr  davon  endiidt,  so  wird  die  Flüssigkeit 
dabei  nnr  opalisirend  von  der  geringen  Mengte 
Jodsilber^  die  das  Ammoniak  auflöst. 

Sarphati*)  gibt  folgende  Methode  an,  am  das 
-Jod  quantitativ  im  Kochsalz  zu  bestimmen.  Man 
digerirt  Salzsäure^  Knpferchlorid  und  Kupfer  mit 
einander,  bis  die  Lösung  farblos  wird.  Diese 
concentrirte  Losung  wird  mit  i2  Theilen  Inftfireien 
Wassers  und  so  viel  Salzsaure  vermischt,  als  z«r 
Lösung  des  gefällten  Chlorurs  nöthig  ist.  Hieria 
wird  das  jodhaltige  Salz  entweder  aufgelöst  oder 
in  eoiicentrirt<»  Lösung  beigemischt.  Das  Kupfern 
jodür  ist  in  dieser  Flüssigkeit  unlöslich  und  wird 
ausgefällt.  Diese  Probis  gibt  noch  Vi  7000  ^^^ 
an.  :  Sarphati  hat  sie  zur  JSntdeehung  von  Jod 
in. der  Asdlie  von  Seepflanzen,  angewandt. 

Instrumente.        A  b  icli  *^)  hat'  zwei  Instrumente  znr  Anfsamm- 
lung  der  aus  Vulkanen  und^ JPiimarolen  ansströ- 


*)  Bnehner's  RepeH.  z.  R.  IX»  309. 
")  Folgend.  Ann.  XLII,  167. 


207 

mendeaGase,  und  Zenneek*)  bat  ein  Verpnf» 
fangs-Infttrameiit  Ton  Metall  beschrieben.  Die  er» 
fiteren  betreffen  einen  za  spcciellen  Fa|l,  nm 
hier  angefahrt  werden  zu  müssen ,  und  das  letz- 
tere ist  ohne  Zeicbnang  nicht  zu, verstehen.  — 
Dasselbe  gilt  auch  yon  den  Ton  ihm  (am  angef.  O.) 
besckriebenen  Apparaten,  zur  Entifickelung  hlei- 
aer  licngeii  yon  Wasserstoffgas  y  zur  Absorption 
Ton  Gasen  9  n.  s.  w. 

Mohr**)  bat  Schablonen  zum  Schneiden  der  Fütra. 
Filtra  beschrieben.  Gevri^fanlicb  schneidet  man  die 
Fikra  nach  einer  hreisförmigen  Scheibe  Ton  pas- 
sender Grösse.  Dabei  bekommt  man  sie  selten 
töUlg  rund,  -namentlich  wenn  viele  auf  einmal 
gescLnitteii  werden.  Mohr  lässt  aus  weissem 
Blech  einen  y^  Kreis  ausschneiden ,  dessen  beide 
gcnde  Seiten  aufstehe^nde  Ränder  von  i  bis  2 
Linien  haben.  Ein  flaches  Stuck  Blech  y  eben- 
falls %  Kreis,  jedoch  von  etwas  geringerem  Halb- 
messer, als  die  vorhergenannte  Schablone,  wird 
^za  angefertigt.  Nachdem  nun  das  Papier  ge- 
schnitien  ist,  werden  die  einzelnen  Blätter  durch 
doppeltes  Umlegen  in  einen  rechten  Winkel  ge- 
falzt, nnd  dieser  Winkel  in  die  aufslebenden 
Ränder  der  ersten  Schablone  eingelegt,  die  zweite 
darauf  gedruckt,  und  nun  mit  einer  Schecre  rund 
Wum  das  Ueberstehendc  abgeschnitten.  Hier- 
durch werden  die  Rander  im  gefalzten  Zustand 
gescliuitten,  und  mit  einem  so  gleichen  Schnitt, 
^ie  der  Schnitt  eines  gebundnen   Buchs.      Man 

itat  für  jede  Grösse  eine  eigene   Schablone.     Es 

-  I 

*)  Journ.  für  praet.  CLemie ,  X,  385. 
')  Anaal.  der  Fharm^eie,  XXi,  91. 


.     208 

ist  zwar  niclite  sehr  Wichtiges,  wenn  eia  Filtram 
nicht  YoUkommen  rund  ist,  oder  ob  es  zum  Ver- 
brennen zu  Asche,  die  berechnet  and  abgezogen 
werden  soll,  nm  ein  Haarbreit  grösser  ist,  als 
ein  anderes,  da  zwei  gleich  grosse  Filtra,  die  von 
demselben  Bogen  abgeschnitten,  nicht  gleich  viel 
wiegen^  indessen  ist  doch  das  Obige  eine  Ver- 
ToUkomniüng  des  Filter-Schneidens,  die  angewen- 
det zn  werden  verdient. 

Mohr*)  hat  ferner  die  gefalteten  Filtra  mit 
den  gewöhnlichen  vierfach  zusammengelegten  ver- 
glichen j  nachdem  er  bemerkt  hat,  das«  ich  und 
nach  mir  andere  Chemiker  die  gefalteten  Filtra,  wie 
sie  von  den  französischen  Chemikern  allgemein  ge- 
braucht werden,  verworfen  hätten,  zeigt  er,  dass  eia 
gefaltetes  Filtram  (mit  16  Falten)  4  mal  so  schnell 
filtrirt,  wie  ein  auf  gewöhnliche  Weise  zusam- 
mengelegtes. Dies  Resultat  ist  auch  gewiss  ricb- 
tig,  weil  ein  solches  Filtrnm  durch  die  ganze 
Oberfläche  filtrirt,  während  dagegen  das  ge- 
wöhnliche', besonders;  in  einem  spitzen  Trichter 
nicht  mit  Vs  von  derselben  filtrirt.  Aber  er  fugt 
hinzu,  dass  die  gefalteten  Filtra  nur  da  passend 
sind,  wo  eine  trübe  Flüssigkeit  klar  filtrirt  wer- 
den aoU,  und  dass,  wenn  ein  Niederschlag  dar- 
auf gesammelt  werden  soll ,  die  faltigen  Filtra  zu 
verwerfen  sind.  Inzwischen  verdient  das  Ver- 
halten der  gefalteten  Filtra  in  den  Fällen  nicht^ 
vergessen  zu  wejrden,  wo  es  sich  nur  um  Klä- 
rung ,  ohne  grossen  Rückstand ,  handelt. 
Filtrirpapier.        Werdmüllcr  v.  Elgg**)  hat  eine  lange  ün- 


*)  Annalen  der  Pharmacie  XXIII»  35;^. 
*')  Jonrn.  für  pract*  Chemie ,  XXI»  65. 


:30d 

fersucliiiDg  1iber  das  in  D<iiifäeliland  ▼drkooiineBd^ 
Filtrif|iapier.  iiiit^tlii«ilt^  uttd  VorseblSge.aoE  Ver«* 
kesaanuig  der  3ereiliHig  daMellM«  genad^«  fir -M 
gefuttden^  dM»  dieses  Papi^  iin>  Allgenuäiitfii^V^ 
Proeeal  Fedieliljghcfit  eotbj&lti  (Diese  ist  jedoell  eise 
mit  d^m  HfgDDaie^ecstaiidfl.  ittdem  Ziminer  sleis 
Teriiiderlidbe  ]||eng^.:  lm,Wwtßry  wo-dia  Zimmef 
vrann  mmd^  und  dar  Tlian^iinlitjder  aosserte«  Luh 
-vfeit  anter  0^  Ji^gty  ;  ^thält    es  ^i<d    weniger -$ 
im  Sommer 9  wo.  die  Laft  aass0a  and  ionen  gteidk 
wann  ist,  und  der  Thanpnnkl  siisU'  ^(t.d^r  LnA* 
tempefatur  nähert,   enthält  es  viel  meln^^Mnrit  ei- 
nem Wort :  sie  ist  eine  s^hr  Teränderiiche  Menge). 
Er  fand  9  dass  es  ungefähr  %  Procent  Asehe  lie- 
fert, die  durcL  Behandlung  des  Papiers  mit  fcan- 
stisehem  Kali  und  Salzsäure .  und  darauf  folgen- 
des Auswaschen  auf  Vxq  Procent  Termindert  wer- 
den konnte  V  in  *IOO,l*h^Uen  bestand  sie  ans  i^ 
Sand   .    ;.  ^:!9,89 
Kieselerde  —  S9>30 
Thpnerde  >-*  M,83 
füsenoxyd  —    7,25 
KaU^erde.— 33,90 
Talkerde    ,r^  iAj^^ 
Verlust  ;   ■^.0,65 

109,00- 

Ans^ei^e^i»  Spuren  von  Sclfwefelsäure  ^  Chlor 
uad  Manganoxyd.  .:Ilies  iRcsultat  ist  das  Mitted 
▼oa  mehrereii  Analysen«  •  Die  Asche  Ton  verschie- 
deaen  Papiersorten  ist  jücht  ganz  absolut  gleich. 
So  wuiden  bisweilen  114  bis  45  Procent  Eisen- 
oxyd.itad  ,^hen  so  irlel,TJkon<$rd0  gefunden«  . 

Das  bei  Gryksbo  und  bei  Lesebo  yerfertigte 
schwedische  Filtrirpapier^  woan  die  Lumpen  Tor- 

Benelius  Jahres -Bericht  XVOL  14 


», 


210 

Jk€V  mit  CblergaB  gn^lcicht  vrorAen  sind ,  enthalt 
in  iem  ZoBtand  yon'Troekciftii^it,  wifeldien'  es  in 
Winterlnit  in  einmi  Zimmer  iren  ^-l&liiB  ^  Ißo 
bat ,^  0,369  J^rocent  Asehe.  '^^  Niedriger  '  durfte 
der  Ascbeiigelialt  niicht  gebradit  .werden  können^ 
denn  die»  ist  getfade  denelbe^'  welchen  die  ge« 
Ueicbte  und  ansge^Mchene  Leinwand  gibt.  '*  Diese 
Aedie  'lit  TOrzüglicAi  Kfa^sekird^ ,  aber  sie  entbalt 
zngleieb  eib  wenig  kieset^aore  KalkeMe.  — ^  Die 
nicbt  mit  Cblelrgiis^  bebandelten  Lotapen  liefern  et* 
X  was  mehr'Ascbe,  woratis   es  also   klar  ist,   dass 

die  ddreb^  das  Bleichen  gebildete  Salzsäure  etwas 
Ton  den '  Bestand theilen  der  Asdie  aus  der  Pkpier- 
masse  wegfiibrt. 
Lampe' mm  Hess*)  bat  besehrieben,  wie  man  eine  ge- 
Glasblasen, wohnlich  eonstmtrte  Spirttnslampe  mit  doppeltem 
Lnftzage  als  GlasMSserhmpe  anwenden  kann. 
Man  versiclit  sie  mit  einem  dreidoppelten  DocLt^ 
speist  sie  mit  Oel  und*  bläst  die  Luft  in  den  Cen- 
tral-Kanal  nach  Peelet^s  Methode.  Bei  den  Ton 
mir  damit  angestellten  Versnchen,  erhielt  ich  keine 
recht  gute  Hitze,  aus  dem  Grande,  Weil  selten 
eine  Lampe  einen  hinreicliend  breiten  Kanal  fiir 
den  Docht  hat.  Dagegen  kann  ich  Peclet's 
Lampe  aus  eigner  Erfahrung  fiir  Laboratorien  em- 
pfehlen, die  zum  GrlasUasen  fiir  Chemiker  nichts 
zu  wünschen  übrig  lässt.  Ihr  Dodit  besteht  aus 
nicht  weniger,  als  7  übereinander  gelegten  eon- 
eentrisehen'  Dochten,  die  Flamme  steigt  vom  Cen- 
tram  gerade  auf,  bedarif  keiner  anderen  Beikülfe 
des  GlashÜaers,  ab  ErbUhnng  oder  Senknng  des 
Dochts  nach  Tersobieienem  Behnf,  nnd  nimmt  so 


0'P<»f8elid.  Aan.  XLl,  %n. 


211 


die  Feuermasse  des  ganzen  Doehta  mit^  daas  kein 

Ranch  entsteht^  so  lange  das  Blasen  daneH«    Das 

Seliwierigste  für  den,    welcher   Tor  der  Lampe 

Glasblasen  lernen  will,  ist,  eine  gute  Flamme  zn 

bekommen,  die  obnebin  so  leicht  Tcrdorben  wird, 

und  Glasblasen   mit  schlechter   Flamme  ist  ^och 

schwieriger.       Allen    diesen    Unbequemlichkeiten 

ist  man  bei  Peel efs  Lampe  überhoben,  welche 

ausserdem  reinlich  ist,  .wei^'-Raiim  einnimmt, 

und  das   Zimmer  nicht  mit  Raaeii  erfüllt,   wie 

die  gewöhnliehe  EmaUiriampe,  die  bei  den  Cbe* 

mikern  allgemein  dnreh  die  tm  Peelet  verdt^IngC 

werden  mnss. 


14 


m 


c      •  .           ... 

■      J                .                 .                    .                          ,  «,         .             j  .      • 

" 

^                , 

Mineralogie* 

Optische  Kenn-      Babiaet  *)  fa^t  ^die  »^pti^cben  KetHizeichen  der 

M^äraüJn!  1»*»«"««^  ^^  dewiii,:  Aiiwendfing  fetadirt.  Er 
IfM^rt  sie  unter  fo^nd^n  Rubriken:  auf :  1}  Licht- 
absorption, ohne  Polarisation  pnd  Afippelbreehung,- 
2)  Absorption  mit  Polarisation  ^  3)  Dicbroismus  und 
Polycbroismlls;  4)  Lichterscheinungen ,  analog 
denen  von  feinen  Gittern  und  Mondringen^  5) ein 
Stern  oder  analoge  Phänomene;  6)  chromatische  Po- 
larisation (Kreuze  oder  schwarze  Linien  mit  umge- 
benden Ringen)«  Diese  Arbeit,  von  der  bis  jetzt 
nur  ein  der  Academie.der  Wissenschaften  zu  Paris 
mitgetheilter  Auszug  bekannt  geworden  ist,  scheiot 
von  grossem  Interesse  zu  sein,  weniger  jedoch  als 
Erleichterung  in  der  Erkennung  der  Mineralien, 
als  fiir  die  Lehre  über  die  Brechungen  des 
Lichts  in  verschiedenen  Körpern  Ton  krystallini- 
scher  Textur. 

Grundformen       ▼•  K  Ob  eil**)  hat  einen  Beitrag  zur  Berech- 

des  tesseralen  mmg  Jer   Grundformen    des    tesseralea   Systems 

mitgetheilt.  Er  ist  ganz  mathematischen  Inhalts, 
und  gestattet  keinen  Auszug« 

Skale  für  die      Derselbe  ***)  hat  ferner  eine  Skale  für  die  Schmelz- 

Scbmelzbar- 
keit  der  Mine-  '  ' 

raUen.  .j  Poggcnd.  Ann.  XLI,  115. 

")  Poggend.  Ann.  XLI,  314. 
'**)  Jovm.  für  praet.  Chemie»  X,  ?58. 


213 

liarfceit  der  Mi&cl*alie&  entworfisn^  als  Beitrag  zu 
den  Erlennängszeiclieii  yor  dem  Lötbrohr.  Zur 
Aorsfelloog  der  Skale  wihlte  er  folgende  Mine- 
nlien  von  zunehmender  Schmelzbarkeit. 

1.  Sehwefelantimon. 

2.  Natrolith. 

3.  Almandin.  , 
4/  Strahlutein, 
5«  Adolar. 

6.  Diallage. 
Von  diesen  Mineralien  macht  man  aieb  feine 
Splitter^  nnd  Tergleicht  sie  mit  gleichen;  Splittern 
Ton  dem  Mineral ,  dessen  Sehmelzbarkeit  geprüft 
werden  soll.  Diese  wird  dann  durch  eine  jener 
6  ZMem  ansgedriiekt.  mit.  Hinzufiigitng  einer  De- 
cimalzahl ,  die  ungefähr  ausdruckt  ^  um  wie  yiel 
das  Mineral  schwerer  schmelzbar  zu  sein  scheint^ 
als  die  .der  Zahl  entsprechende.  Probe^  ohne  dabei 
die  nächste  .Zahl,  au  erreidien.  -  Sa  druckt  er  z«  B. 
die  Schmelzbariceit  des  Hypersthens  durch  5^ 
voAy  d«  h*  er  ist  schwerer  sebokelzhar. als  Adular« 
iiberkkkler  schmelzbar  als  Diallage^  die  Schmelz« 
harkelt  de»  DalhoKts  durch  M  bis  2  d.  h.  er  ist 
ficdwerer  sdimeläbar  als  SchWefelan^on  und 
eben  so  oder  fast  eben. so.  schmelzbar,  wie  Ma- 
trolith.  Grosse  Genaiiigkeit  können  diese  Bestim« 
mnUgen  nichl. erreichen,  aber  bei- Untersudhungen 
vor  dem  rLöthrohr  werden  sie  yon  grossem  Werth 

sein. 

....  ^ 

£reiihanpt*)  hat  seine  Bestimmungen  der  Specifischcs 
spccif.  Gewichte  der  Mineralien  fortgesetzt  und  ^^ücm' 
ein  Yerzeichniss  der  Wigung  von  98  Mineralien 


*)  Joum.  lur  praeti  C^mic»  XI,  IM, 


t   • 


214 

»UgetkeUt.     Zo  diesen  Ummt  aoeh  die  Verglei. 
ekoog  des  spec.  Gew.  von  14  MlnertUen  Ton  ver* 
sehiedenen  Stellen,  die  für  Uraiipedien  angeseben 
worden  'sind. 
Reflections.         Saekow*)  hat  ein  RefleetioBSgonyometer  be- 
Gonyometer.  getrieben,  dessen  Messungsvesoltat  nicht  Ton  der 
Ebenheit  der  Krystallflächen  and  Ansbildang  der 
Kantenlinien  abhängig  ist,    nnd  das  die  Neigung 
von  allen,  sowohl  glänzenden  als  matten  Flächen 
gegen  einander  angibt.     Die  genauere  Beschrei- 
bung ist  ohtte  Zeichnung  nicht  deutlich  zu  nuchen. 
Neue  Minerm-       Das   palladinmhaltige    Gold    Ton    der   Grabe 

Palladiaiiio  .  ^^^^®  ^^^  ^  Brasilien,  ist  mit  einer  oeherarti« 
dnl.  gen  Bedechung  umgeben,  die  ganz  das  Ansehen 
▼on  EisenQxydkydraft  hat.  Sie  ist  Ton  Johnson 
unlefsucht'  worden ,  wvdcheör  fand ,  danu  sie  zu* 
gleich  PalladittmosjfduL. enthält,  weiches  sich  mit 
dem  Eisenoxyd .  kl'  Snksänre  «nflSst.  Dies«  An- 
gabe ist  Ton  L^nmpadins^*}  bestätigt  worden, 
welcher  fand,  dass  IflO  Gran  iren  dem  Körnern 
des  Metalls,  ntogekcn  mit  ihrer  onydivten  Kruste, 
durch  Salzsäure  auf  40,7  Gran  pilkdiumhaltiges 
Gold  reduöirt  wdrAea  und  50,3  'Gran ,  die  m  der 
Säure  .  sieh  attlüsden»  Ammoniak*  gUb  einen  gel- 
ben Nredcmeklag ,  der  imUeberscbnäi  des  Fat 
Inngsmittds  wieder  aufgekfet  wurde ;  ans  dieser 
filtrirten  Auflösung  -honnte  dnnin  dtaa '  Paihdiom 
durch  Qnecksäbevcyanid  ausgefilllt  werden. 

Breithanpt^**)  hat  folgende  7  neue  Mine»- 
lien  besabrielMn:  * 


7  Journ.  für  pract.  Chemie,  XI,  158. 
*)  Joum.  furpraet.  Chemie,  XIi  311, 
')  Journ.  für  pracf.  Chemie^  X»  5i)l. 


216 

Blelsnperoxyd  (Seh warzlileiert}  tob  unbe-Bleii upcrosyd. 

kaniiteia  Fandort,  als  welcher  aber  l^^dbills  ver- 

muthet  yrird*),  bildet  eine  mnschllge  Masse ,   die 

mit  hohlensanreip,  phosphorsaorem  nnd  schwefel- 

saarem   Bleioxyd   umkleidet   ist.     Die   ^arbe    ist 

schwarz    mit  braunem    Strich,    die   Masse   derb, 

schliesst  aber  hrjstallinisehe  Theile  ein,  der  Brach 

uneben*     Es  ist  spröde   und  nicht  schwierig  zu 

zersprengen«      Das  specif»  Gewicht  =  9^332  bis 

9fM8»    Tor  dem  Löthrohr  liefert  es  er^t  Bleioi^4 

nnd  liaranf  ein  Bleihorn. 

Kapferblan  von  der  Grabe  Herren  Seegen  Kupferblau, 
im  Schoppach  -  Thal  in  Baden.  Es  ist  ein  was« 
serhaltiges  Kupferoxydsilicat  mit  Thonerde  und 
Eiseaoxjd.  Die  Farbe  ist  himmelbUiu , .  auf  dem 
Strich  schmalteblap,  glänzend.  Leicht  zu  Zi^vhfß' 
eben,  spröde,  hiebt  wenig  an  der  ^ungCf  Die 
Farbe  wird  schöner  durch  Wasser,,  welches  das 
Mineral  dnrchseheinend  macht*     Specif.  Gi^wicht 

Malthacit  (von  juaX&anos,  Fett,  dem  es  glci-  Malihacit. 
chenooll),  ist  yon  Törmer  unter  ycrwitterten 
Basaltblöchen  bei  Steindörfel,  f wischen  Löbau  und 
Baudissin,  gefunden  worden.  Die  Farbe  ist  weiss, 
etwas  gelblieh  5  es  hat  geringen  Wachsglanz  ^  bt 
durchscheinend,,  bildet  dünne  Scheiben,  selten 
eiae  Massen  hat  einen  unebenen,  muschlichc^ 
Brach ,  ist  leicht  zersprengbar ,  fühlt  sich  fettig 
an,  zerfällt  in  Wassiir.  SpeciC-  Gewicht  =  i(,996 
bis  2,01.     Besteht   nach   einer  Analyse   vpn  O*  ^ 

Meissner  anss 


*)  Journ.  Ür  i^aot.  Chemie,  X,  501. 


216 


/  !•  •  ,      «.     'I.' 


Thönerde    —  10,7 

Kalkerde     ~    0,2 

Eisenoxid  —    3^ 

Wasser       —  35,8 
Nähert  sidi  sebr  de t  Formel  FS^+S^S^+S-^y. 
Decrepitirt  .  yot    dem    Löthrohr^    gibt  Wasser^ 
^cbmilzt  abier  nicht. 
Varbcit  Vtfri&cit  (i^oii  VarSscia ,  dem  latein«  Namen 

für  das  Voigdäiid),  "kommt  mit  Quarz  yör  bei 
MessbAch  im  Bächsischen  Voigtlande.  Das  Mine- 
ral ist  ehi  wasdcrhÄltiged  Phosphat  von  Thönerde, 
Eisenoi^yj,  'Chromoxyd,  Talkerde  und  Ammoniak. 
Seine  Farbe  ist  apFelgrfin,  mit  weissem  Strich^ 
urachsä'rtig  ^  nnd  Wätiig^^ä'n^cnd.  Ea  ist  durch- 
scheinend', bildet  nietelnförmige  oder  gangförmige 
Mabsen ,  hat  ettten  muscVIichen  etwas  unebenen 
Briidh,  zerspringt;^  leicht,  ilnd  föhlt  sich  fettig  an. 
Specif.  Gewicht  =:t  2,345  bis  2,378.  Liefert  vor 
dem  Löthrohr  ein  ammoniakhaltiges  Wasser  nnd 
nimmt  eine  Rdsafarbe  an.  fst  unschmelzbar  iu 
höherer  Temperatur,  wii*d  darih  aber  farbenlos. 
Mit  Flfisaen  kommt  die  Chromfiirbe  nicht  recht 
deutlich  hervor.  Daa  Boraxglas  kann  trübe  ge« 
flattert  werden. 
LaTcudttliui.  Laven dulan  ist  ein  durch  arseniksanres  Ni- 
eheloxyd  und  Kupferoxyd' V^dnreltiigtes  arsenlk- 
•aures  Kobaltoxydul,  welches  im  Erzgebirge  bei 
Annaberg  in  der  Grube  Galiläische  Wirthscbaft 
.  vorkohfmt.  Es  ist  larendclblau  ,' Glanz  zwischen 
Wachs-  nnd  Glasglaiiz,  durchscheinend,'  nieren- 
förmige  von  muschligem  Bruch,  zerspringt  leicht 
und  zeigt  muschlSge  Ablösungen.  Specif.  Ge- 
wicht =  3,014«    Vor  dem  Löthrohr  gibt  ea  Was« 


417 

iCTj  blättert  sidi^  wird  blaugmi  imcl  Vertiert  den 

Zusammenkaiig.     Schmiltl  TCir  dem  L^likrbhre  in 

der  Zange    leieht    nnd    nmgiebt  sich  mit   einem 

blancn«  Fener  9  das  Korn  liryttallisirt  beim  Erkal«* 

ten.  Wie   pbospborsanreB  Bleioxyd,   es  ist  dann 

aber  sekwarz  5  einige  zeigen^  eine  dunkle  hyactnth- 

TOtke  F!arbe«     Anf  der  Kohle   wird  es  mit  Arse- 

nlkgemch   redueirt    zu  einem  geschmolzenen  Ar« 

•enik« Metall.    Mit  Borax  gibt  es  eine  Perle,  die  ' 

doreh  Kobalt  ein  wenig  gefilrbt  ist     SonBerbar 

genug  soll  jedocb  das  fCoballsalz  darin  der  Hanpt« 

bestand theil  sein, 

Diadoehit  (von  iiadoi^ir^  einef  aiidtoi  Stelle    Dmdocliit. 
vertreten ,   darum ,   weil  <dais'  Minerai  ein    £isen<- ' 
etat»  ist,  worin  PhosphorAure  die  Arsettfli^nre 
in  dem  gewi>hnlichen  Eisensinter  gKtizltbh  ersetzt). 
Kommt  in  dem  Alannschieferbrach  bei  Amsbaeh, 
in  der  Nähe  von  Schraiedefeld  im  Saalfeldschen  vor. 
Die  Farbe  ist  dunkel -wacbsgelli,    ins  äranne 
siek  ziehend ,   der  ^lwa%  ^yrischefi  Wachs  •  und 
Glasghnz ,    der  Strich  furblos;     Ist  wenig  durch«- 
Bckciaend,    bildet   nieten  >    oder  'ttofilfstein'artige 
Gestalten,   hat  mirs^ihligen  Brnch,  istleitht  zer- 
sprengbar    l^ecif.  Gewieht  =  2,035    bis  2,037. 
Enthält  36V2  Procent  Wasser,  eine  Spur 'Schwe- 
felsaure ^   aber   keine  Arseniksatai^e ,   und  besteht 
aiift  wasserhaltigem  phosphorsauren  Eisenoxyd.   ' 

Sympl^sit  (von  avjiinXfjaia^^ii>^  nähere  Nach-  Sywplcsit 
bani  haben).  Ist  arseniksaures  Eisen  von  unge- 
wöbalicher  Farbe ,  indem  nämlich  die  bekannte 
grüne  Yerhindong^Von  Oxydul  -  und  -  Oxydsalz 
bei  diesem  Mineral  eine  blauliche  Farbe  bildet. 
Kommt  in  den  Ei6ens:rnben  bei  Lobeirstcln  im  '' 
Voigtiande  vor.    Seine  Farbe  ist  blads  indigbina, 


218 

bisweUoi  zwisi^lifa  ip4igblM  nsd  sducloti^nn, 
selten  he^-  oder  lavehgiAiij  and  ,dMiii  ««r  ober- 
flächlleh,  ,  Bildet  platte^  nadelfiörmpge  foystaUe, 
die  auf  yollkonaineiiereB  Darchgängen  PerlaMitter- 
glanz  zeigen.  Ist  diurdi8clieili<»id»  biäliaUi  dareh- 
aiclitig.  Specif.  Gewicht  =  2,957.  Enthilt  25 
bis  26  P^cent  Wasser^  wird  beim  Gtöhen  biaon^ 
riecht  nach  Arsenik ,  beim  Glühen  auf  der  Kohle 
schwarz  nnd  magnetisch*  Sehr  wahrscheialich 
enthält  dieses  Mineral  neben  ^m  arsenihsaaren 
Eisenoxyd -Oxydul  auch  phosphorsanres  Kisen, 
woher  seine  bläuliche  Farbe. 

Wenn; man  Mineri^lien-JBescbreibvngen  dieser 
Art  liest 9  so  bann  man  sich  unmöglich  der.  Be« 
merhong  enthalten,  di»sa  es  so  viele  arbeitsame 
Mineralogien  gibt,  welche  die  physischen  Charactere 
der  Mineralien  bis  ins  Kleinliche  studiren  y  nach 
ihnen  Eintheilnng«n  machen  und  I{amen  geben, 
^  und  dabei  niclitim.  I^Umde  sind  5  mit  nöthiger  Si- 
cherheit die  I^^uptfirage  zu  Joaen  y  was  das  Mine- 
ral eigentlicji  ist.  —  IH0;  Zeit. wird  jedoch  wohl 
einmal  fiir  die  Muft^ralogie  kommen,  wo  die  Eknpt« 
frage  yon  allen  Miiperalogen  als  solche, beteachtet 
wird,  per  von  Mobs  behauptete  Safas,  dass  von 
der  Chemie  nichts  in  die  Mineralogie  gehöre,  wor- 
über Cnvi^er  njit  Recht  äusserte,  „qu'il  a  fait 
reeuler  U  seiende",  wi#d  wohl  einmal  mit  den 
nicht  chemischen  Mineralogen  aussterben  ^  denn 
ehctr.wird  die  Mineralogie  keine  wahre  Wiasen- 
schaft  werden,  j|hre  ..B^^ipür^ibnngen  werden  bis 
dahin  nur  den  Zeichen  auf  der  Kmballage  unbe- 
kannter Waaren  glelqhen.  .  , 
Koldengaare  A.  F*^vanberg  ugd  C.  Tenger  habea  dem 
Yttererde.    Muftcum  der  Academie  der  Wissenschaften  ein  von 


219 

ibnea  gefuiideneft  neaes  Mineral  ans  dem  FM-^ 
spatUirock  zu  Ytterby  milgetbeilt,  Bs  ist  Isdhle»- 
sasre  \  tieferde.  Sie  kommt  meisleos  ab'  dünner^ 
weiBser  Anflug  Tor^  dclr  in  den  letsterea  Jahren 
in  den  Sfiraagen  di^a-Gadolinits  angetrotfen  forden 
ist.  Sie  ist  alwr  aaek  auf  anderem  Gestein  Yor- 
gekenuBien  nnd  in  so  dicken  Massen,  daas  sie  nn- 
tersnckt  werdet  konnte^  Einige  Mal  gbiäAile  man 
Zetckoa  eimar  strabligen  Krystaliisation  zu  finden* 

Im  Jakr  1760  entdeokfe  man  in  dem  Terrain^  Bekannt gewf 
äüt  welchem  die  Stadt  Monlp^ller  stekt,  metaUi-  '"^^f^*^^ 
sches  Quecksilber,  nnd  da.  dies  mit  den:  Ideen  Yon  Quecksilber  in 
dem    gewöknUcken    Y^komn^n    dies^    Metalls  ""^^^^f ^^ilf ' 
nidit   übereinstimmte,   so    nakm  man  .seine  .Zn^« 
flockt  au  der  absurden  Erklär ang^.  es  köntie  dayon 
henruhren^dass  man  in  denHospilälem  bei  der  grossen 
Ansahl  syfkiUtideher  Kranken  so  viele  Quecksilber- 
pTseyarate  anwende.  Mareel  de  Serres*)  bat  ge* 
zeigt,  dass  das  Quecksilber  nickt  nur  in  den  miter  der 
Stadt  befindlichen  Scbichten  vorkommt,  sondern  auch 
in  denen  der  Umgegend^  und  er  kalt  es  für  mdg-  ^ 

Uck,  dass  dadurck  di^  Unfruchtbarkeit  dieser 
Stellen  verursackt  V¥erde.  Es -findet  siek  nickt  in 
der  oberen  Erdschicht,  die  aus  Meersand  besteht, 
In.welekem  Sandsteinbanke  mit  organbol^n  Ue* 
beiresten angetrolfen werden.'  Unlerdiesenkefindtt 
flick  a*f  einmn  tertiäien  Kalksteinlagor  eine  Sckiekl; 
von  einem  getbliehen^  mit  i^Tkon  vermisdbten 
Kalhsteinmei^ , '  und  in  ^ese^ii:  kommen  spirUeh 
zerstronte  Qoe<dssilberk»ge|ii ,  ohne  Zeiefteii.  voil 
begleitendem  Zinnober,  ^^or.  Die  Menge  ist  ifA 
geringe,  um  Gegenstand  der  Gewinnung  zu  wer« 


')  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXV,  %S^.  'i 


220 

dieii.     Mitreel  de  Serres   ghubt^   das^   sowohl 
liier  :id6  »a  mehrerea  anderen  Pankten-  das  Qoeek- 
ailber  dunJi  SnUimation  von  unten  heraaf  gekom- 
men äeui.  Jn  dieaem  Fall  diirfite  ea  aich  Jedoch 
nickt  blas,  auf  ein  gewiaaea  Lager  beackräiiken. 
Mickelkies.         GLacker*)  hailbrystalle  Ton  Naekdkies  «nge- 
troffen^  die!.att8gebildet  genug  waren^  um.  joiinunt, 
akertticklium  gemesaen  zu  werden.     Die   Form 
iat  ein  Hexaeder,   und    er  acblieaat  ana  ihrer  ge- 
naueren Untersuchung,    daaa   aie  dam   rhomboe- 
drlach-^dikexaedrisd^n  System  angehlSrt^  «ind  wie 
..    die  Krjrstalle'dea  Eiaenoxyda  und  Korunds,  einen 
Uebergai^}  .^on   dem  eraleren  zu    dem   letzteren 
anamaehen.     ... 
SiUierliupfer-  :      Sander**)  hat  eine  natürliche  Veibindnng  von 
S^^""^'       SehwefelsUbe^   und  ^ehwefelkupfer,   den   in  der 
Form  diea  S^wefellHipfebs  ki^stallisirenden  Silber- 
knpfergtanz  ,>;  you  Rudelatadt  in  Schlesien ,   analy- 
ai^.  .'Er  bestehl  auai 
.    i.  .:. .Silber       — 52,71 

,    «I   ;i:  Kupfieip    '*-^.30,t5, 
•j  iEisen        —  .  0>St4 

A      r     Schwefel  >^  15,82 
.       -  9B,82. 

sc  Cn  4"  ^g*  Alan  betrachtet  seine  Kryatallform 
alä^einifaitYOti  den  Umstanden,  die  beweisen  aollen, 
diaa  das, 'wss  wir  'bisher  fiir  daa  Gewicht  Ton 
f  *  Aitoin^tSilber  aniiahtaien ,-  eigientlicfab  dai  Gewiekt 
TOtf 'ftiAtomM  sei,'  weil  es  sick 'Sonst  nicht  er- 
kliren'' lasse,  dass  die  Yerikindung  isomorph  isf  mit 


Aji 


*)  «Toum.  für  pract.  Chemie,  XII,  182. 
")  Poßgcnd.  Aäii.  XH^lMh 


221 
Ramvielfiberg  *)  halt  «Sn  Sittn-HyposttlfattU^  Bertbicrit. 

Gottes  zu  Brannber;^  belFilBihergy^^aiuljhietc  Das 
Resdtät  war:  \  \'i\i    '    *:    /.' 

Eisen        —  «,4Sft  >      u  I 

Mangan  :— •    ii&,54l-  '•* 
Zink    ^    —   .0,787;       />  . 
Antimon  *—  54,700         F  ('  ..    .  . 
Schwefel  —  31 ,3ia6, 
enlspiecitend  der  Fovniri  ^el&b,  worin  eiA  wenig  ^ 
Eisen  gegc»' Mangan  nndZfaik  yertkasdiit  ist^ 

Tbanlö.w^)''bhit  ein'' basisches  Biet «^HyiiosiiK-  Bovlangerit. 
antimonit,  den  BoidangOMt  von  NasaQall  inXapp« 
marken ,   analysirt.    .  'Es  Jiai  grosse  'Aebnliclikeit 
mit  g^nKis^en  Arten  vo%ipii|iidiqhem  )$«lMvefelan- 
timon,  i#l  aber' liißUer. ;  E%'bestiBht.aii8>  ; 
■  .'Blei    -    '•;~':55,5a;,..    ..      . 
Antimon  ^Mi^   V 
Schwefel  -H  i»fi»y 
der  Formel  VSi^b  entspreeheiid  nnd,  ahd.pipsei^* 
lional  dem  Rothgülden«  ;:'tc 

Walmstedt  hat^^diecGiite  gehabt,  mir  das« 
selbe  Mineral  yon  der  Silbergrfibe  AUsavari  in 
Lnlea  Lappmark  mitzittheilen.  Devü^anie  ist  ihm 
▼on  Tbaulow  gegeben,  '  weil  das  beji^  Moliires 
in  Frankreich  gefundfeäfe  M^eral  zuerst  von  Bou- 
Uager  (Jahreabefielil^JSa7^& IdJyjnfa^mt  woir- 
dea  bt.        -  •  <    :      H.;  :     .         -:  ..;.   ^i  .„■    ,  . 

Daisdbe Mibieralriiil  von  Bffeitfaatipl^''*)iililfr 
dem  Namen  Plumbostib , '  ntaid  YcrUmtbii^  ebefi<- 


')  Poggend.  Ann.  XL,  153. 
")  l'oggcnd.  Ann.  XLI,  U^i'  ^  ^         ^^^ 
***)  Joarn.  für  pnet.  Cli«mie,  X,  U%»i*, 


222 


V       f«&  idasselbe    Hüter  4«iiii'  Namen  EmbriikU  be- 
sehrieWn  woe^^.i  Das^ fetalere  ist  nicht  feiostrali- 
hff ,  sondern  derb  mid  feinb^fnrie:«     Beide  Varie« 
täten    sind  in  der  Grabe  Algatsebinshi  bei  Nert- 
^  sehinsk  gefanden  worden.  < —  Welebe  Menge  ron 

scharfsinnig  ansgedacbten  Namen  wird  nicht  einst 
ein  Reformatar  der  Mineratogie  aaszofegen  haben. 
Zinken*)  hat  ein  zu:'  derselben  Klasse  von 
Schwefelantimon  -  und  Schwefelarsenik-y erbindan- 
gen gehörendes  Mineral  von  San  :  Antonio  9  bei 
Copiapo .  in  Chili  9  be$ebriftbett.  Eis  ist  metallisch 
glänzend  und  farblos,  in  GestaUt  von  RSbron,  Nie- 
ren odcv  Warzen.  Es .  enthält  Knpfer  mit  Anti- 
mon, Arsetiik  und  SdbiwefeL    . 

» 

Ancnilikies.  Jordan*^)  hat  iefinen  Arsenikkies  iNin  der 
Grube  Felicitils  bei  Andi^asherg  anklysirt,  der  wegen 
seiner  Zusammensetzung  Aufmerksamkeit  verdient« 
Er  kommt  in  Quarz  y<mp,  in  meiaillseh  glänzen- 
den, feinen,  weissen  KrystaUnadeln  nnd  gab  bei 
der; Analyse  fliiner  mit  Qnarz  sdir  gemengten  Probe : 

Arsenik     —  19,906 

Eisett<       ^  13,106 

Schwefel  —    3,07ft   1 

saher       —    a,004 

Quarz    ;    --/«4,000. 

:     :    .         ..  »j  i 


j 


'.;t 


•f 


dundb  ei* 


Yom  Mispibkel  «nterseh^idet  er 
nen  weit  geringeren  Gehalt    an  SchwefeL     Jor- 
dan« stellt  daf&r  Torschlagsw«^  4ie  Fonttel  FeS 

•+Pe«^As«^-»ift  -^.    • 


")  Poggend.  Ann.  XLI,  659. 

**)  Jovra.  für  pract  Chemie»  X»  436. 


•  523 

Sek«r«t^)~lüit  2W<!i  bei  Mf^dnm  Sn  Norwegen  kobalthaltige 
Twkdliimeiidl^  KoMih-Mtiienilien   «nferduclit.  ^ie    M'i^«'«'^«» 

TOn    JModniii 

siek  vifttt  dem  l^v^^alieheB  Kobalfentf^^urch  die  in  Norwegen. 
Krystallförm  anterscheldeu.  Das  ^ine  davon  ist 
ia  OctaSdern  lorystallisijrt  uAt  aeenndSrm  Fläeken 
von  WttrMn^  RhomboidaldodecaSdern  und  Ilsosi« 
tetraedern,  'e9  hat  ekie  ^Uberfircadse  Fariie^  6,78 
sfecaf.  Gllwielit,  Und  gibt  beim  Rösten  in  der 
Glasrökre  Tor  dem  Löthrohre  ein  rbsenrothes  Pul» 
Ter«   Es  best^  ans  i 

Köbah       —^,01 

Eisen        —    1,51 

Arsenik     -^^  77,84 

Schwefel  —    0,69 

K«pfer      —  Spar 

10d,0&, 
der  Formel  CoAs'  entsprechend. 

Das  andere  hat  die  Form  des  Arsenikkieses  ,mit 
einer  sehr  geringen  Verschiedenheit  in  den  Win- 
keki^  es  ist  ein  Arsenikkies,  iii  dem  nngefakr  y^ 
des  Eisens  darch  Kobalt  sabstitnirt  ist,  jedoch 
mekt  in  bestimmtem  Yerhältniss,  sondern  in  dem 
Maasse  abnehmend,  als  die  Krystalle  grösser  sind, 
80  dass  es  in  einem  sehr  grossen  Krystall  nicht 
mehr  als  Vs  betrug.  Vor  dem  Löthrofar  yerhält 
es  sich  wie  Arsenikkies-  und  hiuterlasst  nach  dem 
Rösten  auf  Glas  rothes  EisMozyd« 

Von  I>OYe**)  ist  eine  wichtige  ÜntersuchangBergkrjsUll. 
angestellt  worden ,  -  n4et  diBli-  ungleichen  Einflnss     ' 
den  Bergkrystalle   je    nach   ihren   VeHchiedenen 
Formyarietaten  bei  der  Polarisation  des  Lichtis  aas« 


")  Poggead.  Ann.  XLII»  546. 
")  Peggema.  Am.  XL,  607. 


2^4 

Bezi^knag  ;in  3  KUftse«  glid|rfitootfei;4fVa  k^Mmjbi»  s 
i)  solobc^:  wjßlehe ;  die  Pokmationf»  rj^bw^  oacli 
x6Ght9  drehen*  .^  ^   '  «     **to'[  , 

2)  in  links  drehende^     ?:  :  .  ?     /     •     .    #  " 

3)  in  die  Combinatidn  beider  ^  nnd«i|»tmrf 

a)  reebts  drehende  mit  Stellen,  m^t-sii^j  vfie 
eolabiliirle  Platten  oder  po^iiiye  eiipitiDMigei  iCjry- 
stalle  sieb  verhalten; 

b)  links  drehende  mit  eb^n  selfben  Sfellen  ^ 
e)  Amethyste,  die  aj|i. bestimmten  Stellen  sieb 

^ie  rechts  drehende,  an  anderen  ^ie  links  dre- 
hende,   nnd  an  den  Uebeirgangsstellen    sieb  wie 
positive  einachsige  KrystaUe  verhalten. 
Diaspor.        Dnfresnoy^)   hat  .den.  Diaspor  aa|^  Sibirien 
analysirt ;  hiernach  besteht  er  ans : 

Thonerde  .  »  «  .  _  74,06 
Eisepoxyd  •.  •  .  •j,-^  .4^51 
Kalkerde  and  Talkerde  —    1,64 

Kieselerde,.     ^    .     .  —    2,90 

»      •     • 

Wasser.    .     ...     .    — .14,58 

Verlust       .     .  •  .  T .    -r-     1,71 

.  '  100,00w 
Hieraus  berechnet  er  die  Zrusamniensetuiiig  %n 
A^Jl^h  Jißfi  Kieselerde  biilt  er  fiir.eingemenglen 
Quarz  un4..4|is'  sEiiseno;i:yd  ßix  votUkommen  frlE^md, 
weil  es  mit  Salzsiai^  tasg^e^e»  vretden  ••kann, 
ob^e^das^^^d^s  Atinetf^l  soiiat  um  Geringsten  äiige- 
g];iffen   Yfiffi,:  »,]^r,  bl^t ,  auch :  d^n  iilteren;i>in8por 

von  iu4i^ka9|it4in;^ndar(  anulysirt  4ind  darin  ge- 
funden : 


')  Jottm.  für  pMct.  Ckemi«y  XL)  1^9../. 


325 

llieneide  ■—  78,93 
Eisenoxyd  —  0,S3 
Kallierde  —  1^98 
Kitedterde  -r^  1,30 
Wasser  —  lS,ia 
Verlast       ^  ."8,14 


•J' 


und  also  aoch  dafür  dfesetke  Formel.  Diese  Formel^ 
mesehrflie'MokdiirQh  Sie  Aiull^e  üaterstätflä  wird, 
Isaui^freidicb:  als  d«€  lachtigeangcnommen  werden  5 
Bie  setzt  6Si4-6Al  Toravs,  mid  sclieiiit  aniziidea* 
tea,  dasa^  1  .Al^m  .Wa»«er  ^^ioder  dem  .Kallssi^ 
licat  MAt  lasgeJbtöKv  «»di^tüd^««.  zngleicLrlirygroa- 
copisches  Wasß^PijdarinienlliaUBft  üil.  Dann  wird 
dWi  Fornnel  die  InatürikliQJB  4**^^9 .  wie  «ie  auch 
HeBsInridi«  intck  Säure:  g^reiiitgte  Minelabigaf 
fmiilen  bat  (M^sb- 4932^1)03)« ':.     >     .  i    i  *  .^ 

Tamnan  *)  hat  die  Gründe  genauer  >  gepliüft^  Serpentin- 
wcldic  Quenstedt  Sil  der  VfiraititluiDg  ▼«««"- ^nwlL]'''" 
lassten  (Jafaresb.  1837,  S.  172),  dass  das  speck- 
steinartige  Mineral,  "vl^^lclies  bei^£»iariim  in  Nor- 
wegen Afterhrystalle  in  Serpientin  bildet ,  deren 
Form  dem  Oliyin  oder.  Chrysolith  anzugehören 
scheint  y  nichts  anderes '.als-TcrwittBrterOliyin  sei« 
Tamnan  findet  diese.  Ycrmuthung  wenig  wahr- 
schei|dii|lu  !,  "^r.  gUubt^  dass  .  die  Afterkrystalle 
Tieb&elHf  iMnHk  JBtvtotf^e^^^^iexiy  dass  Krystaile 
T«ii.Ckry9oUtk  anfget^t.  und, w^ggefiibrts worden 
wären,^ .  imdf«di«  II^^MUgf^n  ,i»ich  darauf  mit  der- 
8eIheii',SuJteta9ili>|imgefiimt:  hättm  9  welohe  dieiiiüf 
gebende  Beirrt  ausmacht,  nemlich  Serpentin. 

Das  im  Jahresb.  1829,  S.  201 ,  angeführte  Mi-  Nontronit. 


.  1 


•)  Poggend«  Apm  Xlljl,  46^.;  f 
Beraelius  Jahres  -  Bericht  XVIIl.  1 5 


^36 


I 

oeral  von  Nontron,  vWiBerthierlContronit  g 
nannt^    ist  In  einer  Eisengrub^  bei  Anidreasbe 
gefunden^   und   von  -Biewend*)   an^lysirt  ifirc 
den  9  welcher  es  zasanunengesetit  ftnd  aus  : 
Kieselsäure  -— '^1,1(^ 

Eisenoxyd    -^-37,3©        

Wasser        ,4^  at»83 

.1-1       '  •-  wv^vli*       '   »       •    ' 

.  Es  ist  also  FS^^2jiq,  aber  die  an-geriBgie  Waj 
senbenge,  so  wie  ^ auch  ein  «geringer- Ueberscfcos 
\m  Eisenöxyd,  vei^icbett  mit  der  0fC  zeisig  grü 
nen'*Farbe  des  Minerals  y  zeigen  9  dass  es  ein  enl 
spreeh^ndas  wMserhaltiges  SSicat  yoft  Etsenoxyd 
OxydulreiagemSscbt'eiitbalten  nitosle/- 
'  iDasseUie:  Minerill  ist  aueh  bei  Monftino¥t,  nn- 
wisil!  Autbn  in  Ptankrei^b  gefandlin  niid  von  Jac- 
quelain**)  analysirt  worden.  Erfand  es  beste* 
}Hin#^apss"  • 

Kieselerde^  ^(41^31 

Eisenoxyd  :  a- 35,60 

Thoneide   .  -*•'  3,31 

Knpferolyd:**^..  ft^dO  '  • 

Zinkoxyd      j*^  Spor 

Kalkerdfe       —    0>1» 

Wasser        ^  4B)(}3. 

Erbereehnet  dafür  die  FormelAS^^^IFS^lA^. , 

was  theoretisch  dtfriehaai^  bmtakrsclteilllfti^  kfc.    Die 

TOrhergehende  Analyse  scheini.  isiP  Ms8ei^;2weifet 

zu  setzen,    dass  das  Mineral  ein  wifteis^rbailtiged 

Von  Eisenoxyd' Sst ,  -vfläclles'iir  Üen  bei- 

<  < 


-*.i'..-,  r 


I  ■   ^ 


•  ^ 


*)  Poggend.  Ann.  XLI,  Ifi!?, 

)  Annal.  de  Ch.  et  de  Phyi.  XLYl,  WiiS  . 


/ 


den  ikiteiWillidiWJÜ  ¥hiri«aM  ^«  4Miier  MSkge 
fremder  Mmelttllc^  eipgain^lilitfldi&it.'t '  -  ^^  'r 

Sekir j^ter^)  biit  ei»  A||ii|S«M'voi)(  j^äUefftMei^     Opalin- 
bei  Ftaaeastei^   im   Bracjk^r  Kreise   anleboeht,    ^'^opl'*»- 
welehes    er  Qp«Un  -  AUophain.  ggenawit  hat  ^ ',  v^^^^ 
Yidckes  nestef^fsise  ziriscliieii  Bergkajk  aiid  T}iaiif^ 
schiefer  Torkq^nit.   Jß^  :Bi;8itft.Jfei;i^..]ieBti{|ti|||^, 

Te&tnr  ipdßr  Tl^Ubarkeil;»  iitoMI;  9in^«gAgl#i>^ 
bis  hdlbranii ,  hf  t  G||isglafkz ,  r^iht  einen  weißten 
Strieb^  |i^t  haflidorcTieeheinend^  hat  1 ,085  bis  ^^019. 
sp^c.  Gewicht^  gibt  vor  äem,  Löthröhr  Wasser, 
schmilzt  aber  weder  (är  sich  noch,  mü"^^  Söaa^'und* 
besteht  ans:  ,         .         . 


—  If  ,95 
tho^ei^c  .  —  40,30 
:ei8enoxyd  —  '2,95 
Kalkerde  —    1,30 

Sel#f«ieM^iib^  -^  ^0^78 
•R«i^reiMs^      —  M^|tet 


■i»»> 


K     .'•  .      '.f    •'•  "    ••  - 


'  J  .  <■  f  J  «. 


9»,7S 

%dieForökeL|öS^i^*4^«i^^i5» 
oAerA^Sr^-e^./iKntyismuehnB^gang  dvüPUebi^U' 
gen  als  cnfllUig;^*-'^*  .  •"*"  ■'  * "    ■  *    ''*• 

€rlo^kr^*^)  httt  ^eifie  Msffth^ehe   Böäeiirei^    HaUoisit. 
bQng>!dfe«lIkltoi«itflf>t^li#^ht>M^  ih0ber-|chle^- 
^ieti,  neWt  «Sner  AMlj^e  des^elb^n  von  Osi^hlS 
nifgeflieih',''2«rr6lge  wdeher  er  ^^  '^ 

Kieselerde  —  40,85    ^  •.  .  i; 

Thonerde   —  35,00 

Wasser       —  24,25 

Talkerde     —    0j25>  ; 

•)  Pogge»d.  Aan.  XLI,  380.  '       . 

••)  Poggead.  Ana.  XLII,  173. 

15 


w      * 


a«e 


r»i  11 


spricht  der  Ritmslu^Sfid^i^'J^^hi^^.^/AK  •«-.  ; 

Phcimklt.  Öcyrit M ♦)  liff'dÄ^'KiTsdHsyfeteA'^    ^ena- 

bits   genliter   städitt   bWd   TDUstknfi^ 
trdini  eir'Exempiarr^Tmi  FVamont  ati^kbdte,  'Vrelcbe 
dte'Ton  Nordenfiicjl^ld "filT  den' IsiSnlMlf eit  ge- 
giibiene  tGfondfiii^'fc^dfSitlgeii.     In  Bäidf  dK^  Ein- 
s^efäen  rättlis  ilih 'aAf  die  Abhandiimg^liillTvteisen. 

Pyrosmalit.  B J^öoke^*)  Iiat  jßine  mit  Abbiidon^eiir^egleitetc 
Beschreibung:  eines  nohl  auscreitild^ten  pYrosma- 
lit-KrY3taIl8  von  JKordmarken  eeliefert*  ,  J&r  ist 
ein  an  den  Enden  quer  abgestumpftes,  reguläres 
Bechsseitifi:e8  Prisma,  dessen  Kanten  aaer  durch 
2  Flächen  ersetzt  sind,  von  denen  die,,al>ere  mit 
1480  3(y  und  die  unsere  mit  i^29^^^^^ 
Endfläche  geneigt  i»U,  [.  ..  • 

ügalmatholit.  v.  H  o  1  g c r  ***)  «rWärt,  4f%r.. AgOn^^dolit  habe 
so  sichere  äussere,  dbaractere  ßl^Mf^  -Tall&erdcsiU- 
cats ,  dass  die  y  ureliphe  ihn  analy^irt/^vnd  kerne 
Talkerde,  sondern  Thonerde  darin  gefunden  hätten, 
4i(!^  ^Ths^nerde  Ton  :  der  Tall|erd<^ ,  za^  ^  jU|t^ch«iden 
ni^t  f^i:9{tonde^  bätteo*  Vnt^r.  4ie9«in:jUQgrQp^h>ck- 
ten  Chemikern  befinden  sich,  aussM^l^chiieJl, 
li^c^lcfaer,  ihn  zjsäßtfiii  a^aly^irt  }^J^  ( ja}i;|rf^j|^«,  1836, 
S.  £18),  gpinz  ||nÄ^wwtqtj^]i|c||,,ji(j|,pjrjÄ,l^.u^^ 
Y^^^qnelin.  „Y-*:Po.^ger,jj,4^r  einf)i jf^firlUiclf^R 
Agalma«)iplit  >*w|ysirt,  zu  'habea  lyfiffsichf f^^  |^. 
ihn  zusammengesetzt  ans  :  ..   >:   . -r^ 


:-M«  ••!, j 


•)  Poggend.  Ann.  XLI^^d^.  »»r.  11," 

0  L.  and  B.  Phil.  Mag.  X),  ^61. 

*>  Zeitochrift  für  Physik  B.-  t.  Baoing^ytner,  V,  .1. 


■■  f.  «  


lliCII^U«'M^:il  r.:.-.:h-      ...]. 

Tallad«!  olu:  >:-:<-.  W^.     . 

Hiönerdki' '     .-^:«f«,01«  '/•.  -  •  /  loilo/n  .••• 

Diese  Znsammenseteitlig  gehl»iilr''d6d'^fralluirleii 
an.    DasB  KlaprotbV'''*"9uelM-Tiiird  Lych-  / 

nell  Thcmerie  und  Tdjftrde  za  miteriUf^ideii  ver- 
Bümden  Iiaben,  därfte'vicUeicht  sicherer  anzuneh- 
men umy  4iildfe  jVortustetawrig,  rdhsa:  V.;  Hdt|;er 
eine  didftdi:Ta|kart  vdi  Agalnlatholii!  Antabcbasdei» 
habeJ.  £ar  Ufr)8amierbfav)me  fliefP(>MkDjalllt«Kabre 
Slehei&eii^^^CrtkeaiJftffshiieaibifca^  UeUokzen- 
gvng  tpiiiey.iUtfMilkiilBdh  enetiti'    (^)>;isi9f3ii   lil'j  .i 

Ab  cfia ünmer  Bewels^ron^der  Fibigkailldie^ 
Bes.  ChenaiiB»r6^;;{I1ii|tsaej|(ai>  vail^MEttHlerf^' ''  Uns 
00(eh.aeiB^BebhaektiMb|fidngiXuhr(fveBdBD/^)v*  daM» 
ein  iii.!de#il^dibiiddbft  !¥ifa'?iR%ff7b|^iMinAid0K 
dteC'mit  Viiwitfiwr:gtfundMiepfaaJon1iieigK^!n 
mt  «affibrefaCJiraiMtl,  liQiiAewlakeli  flem  Wastf 
ser^L^alcBM.älaaiii»  ad^riittxt: wilrd^;  dki  iV^l^^i 
adaft  ekslIWUli^:  )|;BBithcl0a[  LaöltmiiB^picr^  wUedqr 
Um  s«  inadkHkiliiidf  |ii(  4«r  JLpft/fälie^Haat  ab;. 
ZMctaafliyijvre'niivi  ucte  ^UÜbsal^.  dft»  dtctoc!  Thari-». 
mrgallagCK:  la  jbtt  ift*  PvManfe.iälzfaMfei;  '^HaUierde 
tntkalCaiKalülEbeMaügntibäbtttQL  »an.  bältnMbren 
gemiaoiUkeA  BüiliiNiMifaawr  diese  ReäctidSi  ütid 
llia .flfeiiit Mfiar leilieiiiiBaiirdik's nehMeiiry  dasaidiea^, 

Breitbaupt  bat  den  Namen  Perlklin  einem     Periklin. 


'    '       . »  » >     .:n  w.     J  • : 


. .    • 


')  Zeitschrill  für  Physik  F.  v.^BaliAisiraier,  l\,  308. 


f 


zu  den  aatronlidM^f'AUspadttki^dkMted 
neral  gegeben,  aasMeii Fronde yfwetl  48  ein  ge- 
ringeres spec.  GewüM  und  einigeiWllilielTersGhie- 
denheiten  Tom  AlbM^JBesUzt.  Dktee9j.Mineral  ▼om 
St.  Gotthardt  ist  Tte(JTlHiitlaw'^)^fM%8in  wor- 
den,  der  es  zusam Abgesetzt  UnAiMUAi  • 

KieselsäacC,^^  68,00 
»n! '(>;:•' {Thrterife    »--*;1»^'43  •  ..V   ^  •.. 

» Dies!  gibt  4ie  fWniel  NS^^ijäS^i^  .mm  die 
Eoimel  detf.Albil»  bti^ir.,^»  Rose^^yiatllle Win^ 
bei  unteMochly'^  mifl  •ie/enii^;emiasBeli^wn  de^em 
de»..Albitt  alkfs^lefaendiigefMiAeB,  .was:jfedöek  nidiit 
mebr  betragt,  ala)^mn  idflitsUihilande' abgeleifeet 
wefdtn.liiiilii}  d*s  .^ie^ElJiebten  dMinenUiiia  ge- 
wlibAli^b*>nrakD  •ditrriwQDiger  gesüeiflbwidi^ewöibt 
•der  couvifaBr'8iDdiff.'rS9rblieb:.ialio^lda{[8pei^^ 
wicbt  iibrig,  !^fd£MsrJ>eiiii  Albil  bbO^lobis  fi,<^ 
nndrbfeijn'jJPeBilfflni  nnä  T^tplinnlt:'«^  Stii^CUitfi^ 
bardt  3s  ü,43Z.>ba»  %JBI7  .^mm.  IMsiM^yim  Mi* 
neral  pnWeri^irt'  wudUs,  if^  e^  mtlStßat  tM&ßiSf 
specif.  6e«fi<|ift«;.fi¥oii  polT^tiraHem^^Attfit  wtede 
dab  speeir.  OeWidit  fnlcbt  Beüiniuii;'  -^iHier  gAk 
abo  wiedcft  efai««  y^eS  rel  tl»a mp€m\'tkemmSf^ 
cibs^  otrfü^  ibid-liridsmle  ^iiä  mkht  na^'ftbri^^ 
die*  denselben  Weg; 'geben  )¥i^iden'?i^IIeb.ffain  weil 
entfernt^  BreitbBnpcli«;«nmitiiyft  liEntsiisndkmi»t 
geni .dw  änsaertn  VersebieiHnbeiten  idir  i 'llCbera^ 
lien  gering  zu  acbMEea^ -rie^aberciiiir inebFgdtem 

*)  Poggend.  Aah.  XUi,  571. 


■   ».'j 


m 

zu  laMen,  als  fir  KiMdMUUi^^^ -iM  auf  an* 
derem  Wege  xa  enfeltidlii  -^  iM^iMekinf  wirk- 
liche Yersehiedeiiheiltt  |[fiiiiden  ^  lA»i  dbne  diese 
auf  sie  neae  Species  sm.  griiiiden  ^  mii  md  bleibt 
stets  Uddnswerth,  wie  jdde.4uiAcM;0bildIäcUiehe 
Behandlung  der  WisseiiidiaflL 

Unter  dem  Namen  Gedrit  besehreibt  Du^  Gerrit. 
fresnoT*)  ein  Miniifal.  welches  als  Gesdiiebe 
bei  Gedre  vorkommt.  .  Es  ist  nelkenbraan ,  kry- 
sUlimiscb^  theils  faifterig;  theils  blättrig«  ,.Es  ritsst 
GJas,  wird. aber. von. ^Qnurz  geritzt.  Specif,  Ge-. 
wicht  5?  ^^i^*  Nacb  seincir.  Aiialjfi:  beiiti^ht 
es  ans*. 

.  ;  Eiesdeir^le     — „3$,8M 


Thonerde       —    9,309 


Eisenoxydal  —  45,834  '^ 

ttlkenle   ■  ■  ="—    4,lS) '■■-••"'• '  -.-.■'.•••.t 

-'»'    Kalkerde        -r-    6,fle6'    • 
Wuser     ■     —    a,3M   •   '    '  ■ 
IKte  gibt  notbdarftig  diie  Forind  ^*)  S^^jS 
4-2^9  .iiiifl  scheint  den  Varietäten  des  Ryper- 
sihens  anzugehören.  t 

DasfllineraK   welches 'unter  dein  r^mjen  Da-  DaTidsonit. 
Tidsonit  (Jahresb.  1838,  S.  205)  belcäbnt   gewor-, 
deo,  ist  von   Lampadius^^)   analyslrt   üna  als 
elae  Vurtetät  T<m  Smaragd  erkannt'.wwdks»;  i         .  .  f  s  «r» 
Dias*'asii«8tarlig«  Mineral  vm  Steiöini^'  in  It^ptiA^     Bergholz. 
Iiiig9f  l>ekannt  unter  dem-Mamen  B^i^hoh,  fet  ton 
Tkamlow^^*)  inalysirt^wid  snsamtn«nge^fet  ge^ 
fanden  worden  ans:  ^^^'    '' ^ 


*)  Joimi.  föv  praet.  Ckemie,  XI,  129. 
**)  Jovni.  für  pract.  Chemie»  X»  249.  ' 
"')  Posgead.  Ana.  XLl,  635. 


:93a: 


Kuttcrde  ^^'  4)^00 
Tlioiieidb'  ^  O^0M 
Wasser       ^±0^20».  ^         .' 

'  Dies  ^bt  die  Formel  m^S5^j^!^>^ 

low  gibt  die  cbemischö  "Formel 'feSP-f'^g'Bi^ 
-4-^t^V  aber  es  list  offenbar,  dass  ein  basisclies 
SiÄz  t^n  einer  stärkeren  Bääi^''  ni^br 'jiK^eiyfö^h 
ti^rbiitfden  sein  bann'  Ulit*  efiieW  ii^uä^len  ßtdz 
ibii  efi^er'^feb^&tberi^ti  Basis ,'  und '  dasä  ifsii'  Ate 
Neutralität  auf  die  Verbindune  der  stäilserieil^fta- 
fiis  übertraeen  w^rdeii'muss,''iv'ak  aul:b  bier  eanz 

gutpasst.        ;    ;         '  ■ 

Turmalin.  H  a  u  s  m  a  n  n  *)  |iat  Turmalii^lsi^stallle  vom  Son- 
nenberg  bei  Andreasberg  bescbrieben«  Sie  bie- 
ten das  erste  ent^^biedene  Beispiel.,  jdff,  wo  Flä- 
^cfi;  des  I^iamglTQren  B;bQi{i^.C)^ders  .  sich  an:  dem 
Krystalleitde  zeis:en ,  welches,  während  dem  £r- 
teü  £leKtricitat  hat.    und   1^ lachen   eines  aca- 


baltbü 


lenoeders.Jin  d^m    ^ntgegengesetz 
eben  sind  auf  4em    er&teren  .  jnat 


'•-■'?  '     ■  fet' 


esetzten.    .  .Die  Fla« 


er§teren  .  jnatt   und  auf  dem 


letzteren  glänzend. 


Grunsand.       T  vki^t^*r)y.Ai^Hmk]  ]ni^i;iievflosseneti  Ji^W^  e^« 
i<n!^»  '     (MgtV  :T(>dM4i0,;W49fiielisfiMI^,  tief  betriMiei^/Vbat 
dii^  :  ^|iAei|M'i jß|iftihfili^eA;fi;unA<N»ucy 
dem):^Cixmii|smdJ9euie  ^atrhai -geben. ,    Sie>  ineatiui- 
den  ans:  ..*:.•*;  iv-l^.j.t   .■   ■    . 


•  • .  •  » 


*)  Poggend.  Ann.  XLII,  580.  ,, 

'*)  L.  and  E,  Phil.  Mag.  XI,  36.  .  .     ■ 


im 


'  Kieselerde:!'.  »*-»»oiB^-itJ     nvr    ■;r«r  > 

•  ♦  Watte^'-^ . .  .-.f-K-  -.a^a   ••  . . .       .  . 


Sie  wAmmmäf9iB%l£At  ;Tlieile  «iies^ldiknlaftig» 
ÜUnefdn . zu  seiä. -'  •  !  - '   c..'. 

« 

Da» '  ens  '  dem   Mniäncn^olilk  -  Mimfiersk^  bet^-  CUoritoid. 
^üMefefde  y   umat  dein  l^atebn   dblont^paA  -  l^el^- 
hüpä»  Mkitfral ,  dein  0;  Roft'e  A^n^  Näineit  €Alo- 
rtliia  gegeben  ktft,  i«C  4^  ▼.  Ben'sd^cHrf '')i  ma-- 
tjtii^t Wid' ztMinlni«ngl»#e€irt  ^iiftdäto  woMm  »ne?^ 
•'"■  ^  IKes^lfi^tttie  .'•  --^«ar>4*-^^  •:  -i'  •■  ^.'' 
'Ijhfkefde   J.'^"'-i^"  ♦jaft-/;-,'^*.;^  .,1;  -'   . 
Eiseno^tyddl^   '<'-^''lt7^0Si  -i-^-i' ':,..-.'  >    -  -•'. 


Tltonefdjj''.    <^  3&$57 


:i*t'.'ff   •■»»  <     «'  \ 


BtenMie  ber«^lfn^t^  ¥•  B6«^d:e>ff>idle  sFwnnd 
mii  DU  »Analyse  (Jabtresb.  1887^  ^/fm^äh^M-^ 

Im    vorigen  3i^^eA^t'ii!hfl^'/S:^^^  Barytooaleit. 

ich  unter  den  neü^n^l  von  'yhoni^Jii''atiaIy8irten 
Mineralien  zweier;  ton  deneii'akä'i^yi^'kas  S^a'C 
4-äaG  besteben  ^  da^  andere  eiik  BopÜ^fflsalz  von 
I  Atom  sebwefelsilürelr  und  2  AtWütdü^lloblensaa- 
rer  Baryferde  seili  ^  Sollte.     Diese  %iiJd^'aan  yon 


'     '    .      r 
*)  Gustar  Rose's  Rej«$  mfih  d«m  Alt«  itadj^^ffm  Kmspi- 
»Acä  Meere  1,  ^5^^..  jj/  ^,.;^,,,     ^  ^    ..,.    ». 


234 

Neaem  Ton  Jolitt^lo»*)  anteMHidit  yrori 
Das  entere  fand  et^.iftfB-£aC-f4.fta€  sttäammei 
setzt  und  mit  der  vorber  belsaniit  geweüfaen  ^ 
bindang  gleich  kr^slallisirt«  •  Das'aderfist  g 
einfach  hohlensaare  Baryterde.  Th #«10011  **") 
seine  Analyse  wiederholt  inhd^  ^iewi^L  sie 
der  früheren  FdnfeBial  nicht  mehr  übereinstim 
sa  hat  er  döchi'ttnc  atideve  «iii  J«4n«lisi*ai:er] 
ten ,  fiir  dessen  Resultat  jedoch  .die  KrystaUfc 
spnehl.  T|ionfl9n»»M:.jetst  die  Forqsel  M 
4*4CaCrf'4Bi^C*  Dieser  Alaiiga^gchalt,  ,weiin 
Torhanden  ist  y  Wnvde  offeitbar  T#n  einer  entsp 
diendeit  JRdrtiom  tqa  CdciM^ .  fMeli&t.  Es  w 
iskUwmmkt  werdmi  »i  skA^q  «  wie  viele  v«n  li 
Resultaten  der  im  hVti^  Jahreibeiidite  nsitgeth 
ten  Thomson'sehen  Analy9en  die  ^JRrifung  i 

derer  Chemiker^  bfist^ben^werdAn« 
Fossile  Kno-  T.  B  i b  r a  *^)^lM(t  fossile Jbiacfaen  vojB^Sl^rebhe 
'^^^'''  bei  Schweinfnrt  analysirL  Bei  diesen  Kooch 
fand  der  sonderbare  jUmstan4  sfatt^  .di^s  f die  Kn 
eheoerde  ^aranii  gan^  wseggi^hrt  worden  war, 
diiss  'man.  llii^r  HHgeQü^  dasselbe  Yerbel^iss  a 
n^binen.hiOTlSWMbei  denKjryj9tal}ans(iiU^  { 

wir  Afkerkrystalle   nennen.     Die  Kiioch<i^  lieg 
;  f,  ,  ,  .  ;;  JinKenperk^lk  und  b^es^M^en  an^^ 

,  ,^cbw;^elsänre  —    3,437 
KoWw8«re      ~  Jj,40©         ,. 
Ifie^anre        -    9^  .,      , 

,Tba«eide  -  «»»^       ,.  .    . 

.     u    IWherdp ,:         -n^    §,589^    ^  .    ;  ,,    ; 


i 


0  L.  and  E.  Phil.  Mag.  X,  373. 
*'}hrändB.  P&ii.  Mag. 'XI,  4&. 
'**)  Journ.  Iilr  pract.  Chemie»  XII,  1^. 


ass 


*if»rV 


f  *i. 


TaÜMsrde       .    -^    ayM4 
Manguiasydiil  ^^    hfSUt 
FInor       •    •    -^'  4^SBr   ^* 
Wasacr    •     .  —    5y000 
Die  Aiuiljseii*  wurden  A.Hd  nit  sehv  woU 
ibereiastiimiieoden  HesQliyieii  wiedetbolt* 

Sfcepard*)  hat^aater  dei»  Namev  jEtfiufavZift  Edwardflit 
p1io8fbirs»nret  Cevcaydsl  waletMiebi,  weltiies  4al 
Gneis  in  Conneeticnt  in  der  Nacb^iarsdiafl  von 
Yuiiefidlena  in  NQ«i«ieh  toik^mmtf  Ea  bildet  Kry- 
MSaj  die  ein  «ehiflee  fhomliiadies  Pxi#]iift  ;Knr 
Gfudfomi  Indien :  die  Ueinen  '  Piinnen» .  Jhaben 
gewäbnlicL  Tiefseilige  Zuapiteluig.  flu^i^t  )iya* 
öeihrDth ,  gibt  weieaen  Stiieb  y  iet  durcliiBbeir 
aend  bis  diurejUicbtig^ .  Specif«  Gewicbt  zs;,  4^2 
bis 4^.  Es  wird  in  KryataUen  tob  y^l^Xi^M^t 
uad  Ve  Zoll  Breite  gefunden.  Vor  4ein  X«tbr 
xoiir  wi3rd:^s  peiipBänmiteinein.StiGb.uia  Gelbe. 
Sdmilzt  an  dönnen  Kanten  an  eineal  dlmdmuheir 
aenden  Glas.    Die  jQlia%ie  ghbs      ;  . 

Ceroxydnl    *.    .     .    •     .,.    •/. —  SB^SS 
Pboapborsaare       .'•    •    •'vt — S6,66 

•  .- Zirbefaaatde    .'    .••..•.".'    «• ;.7,77 

. /^Thdnerdft  ))'•'• '.r  »-  ••-    i».»  i  :-r -'^^M 
Kieselerde         r*-f-    S^äiS 


tiP.il  f^.    .' 


•>.     <  ,aad '£üfl^W.4..  r  .;,,..  ;  ..,f.i, .-  '-..' 


Dm  ,v;ffiMltiiU>.  dcir;PlM*ii>l)ftrȟiii^;  i/xmSvfmj- 


•       ••• 


dal  Igelst  Ce'P  aas.  - ''     '  •'    •*     '"^'^ 

G.  Rose**)  bat  den  Brocbantit  genauer  bescbrie-  Brochantit. 

*)  Joium.  ftr  pract.  Glieiiiie,  Xlt,  105. 


*)  Poe;geiid.  Ana.  XLII,  4«8c    !  '  >   .   l 


••\ _    _     . 


(236 

beoy  wdcher  auf  dbr  Gameschewstoigdiiii  Ropfer- 
grabe  anweit  Ecatke^eabarg  yorktninit«  Dm  Mi- 
neral ist  selten,  tkl&U  dedi,  tbeijb  in  i*  Ms  2  Linien 
langen,  smaragdgrünen,  glasglänzenden^f  und  i  acb- 
aigenKrystallenyAcvenAbbildaBgnM^^lbeUtist.  Sie 
sind  häjMeff:>  «.mc^  KiAbspalk, ;  besitneft  mtt  den 
^ttohflSiAi«  Perlnwfterglanzv.=^S^ 
Gewicht  i  nnd  diaaelhet  ZgatemntitsetEiisg  itip'  dbif 
▼on  Retftbanya»     .  .      .  .  * 

Rupferglim-  Der  «ogenanMe  Kkipfergliimner  Veii  GmIIip  ist 
n<^*  tteBtfrebei'8^)anal3«{i^f  W6lNii$ff.  <fi)^  ist  itin  blass- 
gelbes, oft  goldgelbes^  inetalliscb  glUnzendes^  artlfi- 
cidles  Bf  ineral,  WcAcbieH  in  Hass^rat  dünnen,  glilbnier- 
artigen  ^  secfa«seitigen  TaMn  in  einem  sebieeht 
bescba&eneit«  Kupfer^  ^  deni;^  Glimmeritap^er''  der 
mutenlenle,  eingemengt- eliibalten  ist,  und  iiaiA 
ddr  'AnfläsQBg'  des  Vkfttr$  in  Salpetersäw^e'zu- 
rttckUeibt.  <i  »iÜieses  cigeBtUin^ebe  Prbdoet'^be^ 
liteht  iiadi^  Bi^r^bef^s  Analyse  luisi 

Kupferozyd,:  44^MB  *'• 

Kickeloxyd     ^,612    l 

Antimonoxyd  25,tlft 
"*                   Kupfer  -  und  Nickeloxyd   efclhak^'  darin  za- 
siiljbien  4  Mal  so  Yiel  SanerstoSy  •'wei'das  Anti- 
«ioiiozyd -.I/.-'   -.  i'! 

Vanadinsau-        Daäiitir^ 'bat  üiii  Vahadtntonreb'Blliiozyd  Ton 

res  Blcioxyd.  nubekauntem  Fundort  analyAtHr;  Es  sitzt  auf  Quarz 

und  bildet   braungelbe  Warzen,    die  Im  Brncbe 

dunMi|rBn'  sind ,  abe^'iök^'blas^idlMs  iHvlvCr  li\c^ 


I.     2 


fem.   Es  entbältt 


'i.  f       ]  '  \    i  tf 


'••t    *-.'l*v'l'    •  :   •  i.j-     i!»:   !'*jiji     t  ."*  •» -1  *ji    «1 


'*)  Joum.  lur  pract.  Ckeatfe,  iXUlSA».;    b.: »     'i  ( 


237 

GkbrMei   >  .TT-    8,889 

Bbioxyd    :  -^  «8;r95 

Zinkoxyd  —    6,3» 

Ki^fttoxydl  —    2,960 

VaiiMiuMteM  <-.i2&,aeo 

Watset  —    3,800 

lOi^BTO. 
bat  ein  Mineni  •«•AfrU«  MMiy  ^f];^?^; 
But,  weldbies  in  sdioeeweiaaea  «ödel^liBzcaden, 
ßZsUlMigeiiFMeiBvorkomnit^DdaaslIg'^'  «f-AÜS^ 
iettdit,  also  «bi  Alau  iat,  worin  der  Kaligehall 
dofck  Manganoxydol  ersetzt  ist. 

Brooke")  liat  «Ine  AbfciUnng  «it  Winkel- gS^iiS 
mcssBiigen  Ton  den  Doppekak  aas  boliknMnrem    Bldoxjd. 
Blcipxyd  und .  CUoKblet  tob  Comvirall  gcfiefert. 

J.  &  TromtttfdAsf€^i'>i]iat  eine  dem  PtodSn  S^äü. 
aknlidke  Soiwiaiiz -daltfaiicfal-^  die  ia  der  Cregead 
von  Redwitz  m<Sp»lteit  wniFieliteiiataiiiaMtt  yoi^ 
kommty  die  in  ^em  TimÜMpek  geftuiden  wurden« 
Sie  bildet  feine  weisse  BlAtlekea,  ähnlicli  der 
Bonänre^  fnfall  sieh  fettig  an^  und  ist  gemeh«  und 
gefidunaeUos.  Specif.  Gewiekt  =s  0,88.  Sie 
schmilzt  bei  *{-  IW^^Ü  ^  erstarrt  wieder  zn  einer 
festen  Masse^  ist  mild*sli»h  im  Wasser.  Sie  wird 
Ton  30  Theilen  kochenden  Alkohok  anfgelöst^  so 
wie  auch  von  %  ihres  Gewichts  kochenden  Ae- 
ihers  y  der  beim  Erkalten  damit  erstarrt«  Aneh 
wird  sie  von  fetten  und  flüchtigen  Oelen  aufge- 
löst Beim  Erkalten  folU  sich  die  Flüssigkeit  mit 
feinen  Blattern ,  wodurch  sie  ersjlpivta     Sie  kan« 


*)  Annal.  der  Plianiuicie,  XXIjf,  Vit. 
**)  L.  «nd.  £.  PliU.  IMhei  XI,  i;75i 
**')  Aanid.  der  Pkamacicr  lUU»  19^.... 


j ,. 


23S 

unTerandert  uberdesiUfirt  irerden,  wM  tiklit  Ton 
Salpetersaure )  Kali  «Aikr  Kkltnm  angegiiffen ,  and 
•  besteht  ans  92,  JtSt»  RoUenstoff  und  7,9!ri  Was- 
serstoff =:CH.  > 
Otokcrii.^  Malagati*)  hat  den  Ozokerit  (Jabresb.  1835» 
S.  204)  analysirt;  Er  besteht  mi  GÜ^  gibt  bei 
der  trocknen  Destillätloii ,  neben  Gasen  und  we- 
niger MräckUeibtnder  Kohle  ^  ein  flüssiges  ^  öl- 
art^;es  und  ein  festes,  krysiaUinisdies  IVodaet, 
die  beide  ebenidb  ads  GH^  bestehen.  Yen  dient 
kristaUifliBchdn  glanbt  tor,  dass  es>vielieiidif  >P^ 
raffin  sein  könne. 
SfeinlsoUen.  Unter  der  Leitiin^ 'Yon' Lieblg  hat  Rieliard- 
spn  **)  reisehiedene  Arte«  von  englischen  Stein- 
kohlen dnrch  VeriMMinnngienaljBirt.  Er  hat  sich 
viel  Mibe  gegeben^  rtt<n  SInkkloJgehdft  darin  zn 
bestimmen  y  aber  die^r^  wtieher  kanm  2  Fseocatt 
«nsmadrt ,  honnte  nichtr  so  gepa»  beslimmt  yrer* 
den,  wie. er  winscht»,'  weshalb  er  den  Sanersioff 
'  nnd  Stiehstoff  snsänunen  nahm*  -ViiilgciNki,  sind 
die  Resnhalett  i        .un  :\,*.^i 


RoUenartes.       I^nndoirt      i(blilensf off.  IPhiftiH^t« 

Splintkohle     Wylam.       74,tl93      «^Kt» 

Glasgow.    tlS^dki    '  VfiH ' 
Kannelkohle  Lancashire.SS^TSS      5^680 

Edmbnrgh.  «7,997      5,40» 
Cherrykohle  Newcastle.  84,816      »,04S 

Ghsgow.    84,204      5,452^ 
Cakingkohle   Newcastle.  87 jSHt^  ^  -  S^9ß9  ^ 

Darham.    83,274"  5,i7i 


•ii 


SMMntoff 

Rctettre 

I       nnd. 

Hcitz- 

.  Stiekitoir.  AuSie!  ' 

Rnft. 

:5^(M»  t9M^ 

109 

«H«?    I,lt5 

104 

8,039     2,5^ 

'  M» 

IS,43B  14,006' 

9j4W     1,6W 

li« 

lf;0S3     i>4ai 

loe 

5,416     lj308 

119 

3,036     yU9 

111. 

-)  Ann.  de  Gh.  et  Ah  thfi^,  Iiln,  3^0, 
**)  Annal.  der  PhaMulieV^Xlii:  '  '  ' 


239 

Toroaiewies*)   It»!  die  im   vofigcil  JtIif«8-QueMiii»eiind 
beridht,    angefiilirte  Ai^be  TOn    Lampadias^       sIiitc/ 
d&ss  Qo^Uftiure  und  Qnelkatzsfture  im  Torf  ent- 
halten seien ^  beatitigt.     Baehner*^)  bat  sie  in 
dem   Mineralwasser  zu  Greifenberg  bei  Ammer- 
see  gefanden,   zogleieh  mit  einer  anderen ^  nocb    ' 
nicht  bestimmten^  aber  damit  analogen. Sänre^  die 
er  Ranssräiire  genannt  hat^  weil  sie  aaerst  in  dem 
Kanisbade  bei  Partenbircben  gefunden  wnrde* 

Hermann  versichert  von  Neuem  den meteort- 
sebcn  Ursprang  des  Steins  aus  salzhaltigem  Anby«^ 
drity  der  im  Jahr  1ÖS8  in  einem  russischen  Lager  bei 
Widdin  herabgefallen,  und  wovon  der  Fürst  60 rt- 
sebakoff  Augenzeuge  gewesen  sei.    Hermann 
hatte  i833  einen  Bericht  darüber  mitgetheilt.    Er 
hat  nun  von  einem  anderen  Augenzeugen  ^   dem 
General  Freäerrn '  v.'  G  ei  sm  a  r ,  ein  neues  Stück 
desselben  Steins  erhalten,   welches   er  an  R ei- 
ehenbacb  in  Wien  übersandtliat,  damit  es  auch 
von  anderen  Naturforachem  besehen  imd  geprüft 
werden  könne.     Leider   ist  es  jedoch  nicht  di^ 
Itatnr  des  Steins ,  welche  hier  dem  meisten  Zwei- 
fel unterworfen  ist^  sondern  die  Frage,  ob  es  der 
ist,  welcher  herab  fiel,  oder  ob  jemals  ein  koeb- 
sakhaltiger  Anhydrk  in  Gestalt  eines  Meteorsteins 
vom  Himmel  gefallen  ist.    Höchst  achtungswerthe 
Augenzeugen,    ungewohnt  in   solchen  Fällen   die 
skeptische   Genauigkeit  anzuwenden,    welche  bei 
Bedbaehtnngen  dieser  Art  erfordert  wird,  können 
leicht  getäuscht  worden  sein.     Die  Aufgabe  über 
den  Fall  dieser  Meteorsteinart  muss'  also  in  der 


-)  Buchnen  Rcpcrt.  Z.  R.  XI,  207. 
•')  Büchners  Rcpcrt.  Z.  R.   I,  145. 
Benelius  Jahres-Bcricht  XVUI.  16 


240 

Gesehichle  der  Wissensdiaft   so  ^imge  als  eine 
^  Unwalirscheiiillchkeit  slebcA  bleiben,  bis  er  uoelA- 

mals  geoauttp  beobachtet  sein  wird,  gleicbwie   es 
mit  den  geivvöbnllcbcn  Meteorsteinen  der  Fall  ge- 
wesen Ist.  /  :  ^i     ^'    .. 
Pftthologie  der       t«  Holger*)  ÜtA  sichr  TorgCDominen  9  die  Mi- 
Mineralien,   n^i^i^gie   mit    einer    gans  neuen   Abtheilnng  zu 

bereichern 9  von    der.  man  sieb  Tor   ihm    nichts 
träumen    liess,    nemlich    mit    einer    Pathologie 
des  Mineralreiehs.     Um    eine  Pathologie    haben 
a^n    können  9    müssen    die  Mineralien   auch    Xe- 
ben  haben.      ^^Jetit    hält  Niemand  mehr^%^8agt 
T«  Holger,  „die  Mineralien  liir   toiJU  Körper, 
und  stellt  sie  mit  den  lebenden  ^  organischen    in 
Gegensatz  5   sondern  man  glanbt^  dass  sie  lehen^ 
wiewohl  auf  eine  andere   Art,   wie  jene..     Sie 
müssen  also  eine  Lebenskraft  Jiaben ,   n.  s«  w'^« 
Von  dieser  Einleitung  kommt  er   zu  den  Krank" 
heiten  der  Mineralien ,   die  den  Gegenstand  der 
Mineral  •Pathologie  ausmachen*     Er  aucht  dabei 
zu   zeigaoi,  dass   die  Mineralien  krank  sein  kön- 
nen  hinsichtlich   ihrer   Zusammensetzung,   ihrer 
Form  und  ihres  Ursprungs.    Es  steht  also  fest, 
was  schon   vor  ungef&hr  2000  Jahren  ein  Philo« 
soph   ssgte ,  dass   nichts   so  ungereimt  sei ,  .  was 
nicht  einmal  von  einem  Gelehrten  behauplet  wer- 
den könnte. 


*)  Zeitsclirift    lur   Physik   von    Baumgärtner  und    Ritter 
T.  Hölger,  V,  159.  / 


Berichtigung.    Auf  Bogen  1  —  9  lies;  Jahres -Bericht  XVIII 

statt  XVII. 


Pflanzenchemie* 

Ket^ttMnthemie  fihrt  fort,  das  Hauptfeld  der 
Be»bAini^^  der  Chemilser  zii  sein ;  auch  ist  keines 
belöhnea^er.  Wenig  cnlttrirt,  bis  Tor  wenig 
Jaifrett  ^  ist  das  Meiste  da  neu  ^  und  das  Resultat 
fMtjedltt  aFfohl  ausgeführten  Untersuchung  wird 
ciÄC  fä»  die  Theorie  der  Wissenschaft  mehr  oder 
weniger  wichtige  Entdechung.  Die  Ansichten, 
welche  ich  schon  lange  geltend  zu  machen  gesucht 
habe,'  die  Analogie  zwischen  den  unorganischen 
und  organischen  Zusamiäensetzungen  aufzusuchen, 
Ton  den  Gesetzen  der  ersteren  die  Gesetze  der 
letztieren  zu  schliessen,  einen  grossen  ^Theil  der 
orgaiiisdien  Korper,  wie  z.  B.  die  tegetabilischen 
Sauren*),  den  Alkohol,  Aether,  ü.  s*  w.  als 
Oxyde  Ton  zusammi^ttgesetzteh  Radicalen  zu  be* 
trachten,  baben  bald  Beifall  bald  Widerstand  ge- 
fnnden,  *  ^ele  Chemiker  haben  es  vorgezogen, 
die  Tegetabilischen  Körper  als  au^   binaren,  der 


')  Diese  AnaicKt  findet  aieh  scLon,  in  den  ftlle:feii  Aufla- 
gea  meines  Lehrbuchs  der  Chemie  ausgedrückt  (L&rbok  i 
Remien.  Stockholm  1817  D.  I.  p.  544.  —  Uehersetzt  ins 
Deutsche  Ton'  B15de:  Dresden  1820.  Th.  I.  S.  74)2).  Be- 
sonders  ist  sie  in  der  letzten  deutschen  Auflage  ^  die  sich 
Hoeh  im  Druck  befindet,  anslährüeher  eatwiekelt  worden. 
Benelius  Jahres-Bericht  XYIIL  17 


242 

unorganiscben  Reilie  angebörenden  und  im  All- 
gemeinen  darin  darstellbiircn  Yerbindongen  Ton 
Kohlen wasserstoflf  mit  Wasser,  mit  Kohlenoxyd, 
mit  Koblepsäure ,  u.  s.  w.  zusammengesetzt  zu 
betrachten  3  und  diese  Idee  iiat  unter  den  ausge- 
zeichnetsten Chemikern  unserer  Zeit  eifrige  Ver- 
theidiger  gefnndeir,  in  welcher  Beziehung  Mit- 
scher lieh's  Ansichten  über  die  Zusammensetzung' 
der  Benzoesäure  (Jahresb.  1836,  S.  245)  und  iD  u- 
mas^s  bjs  :in   die  letzten  Jahne  Yestb#i^4<>  ,An- 

sicht,  den  Alkohol  und  .die  Aethecurten.fil^^Vc^ 
bindungen  von  Kohlenwasserstoff  mit  .Wasser  :^u 
betrachten  9  die  am.  meisten  in  die  .Augen  .fällten- 
den  Beispiele  darineten.  Ich  ^be  jUi^;e.4Ji^  JEE^okff- 
uung  gehabt  I  dass  die  Yorstellung,  ly^IcM  sich 
bei  der  theoretischen  Betrachtung  dieses :  Gegen- 
standes meinem  Nachdenken  als  die  einfackste 
darbot,. eben  so  auch  Anderen,;  welche. iii  diesem 
Gegenstand  forschen^  nach  und  nach  sich  darsteU 
len  würde  9  und  habe  dies  schpn  in  dem  yorber- 
gehenden  Jahresberichte ,  S.  2215,  in  Beziehung 
auf  eiacn  Chemiker  geäussert,  desgei^t. fienie  in 
diesem  Gebiete  eines  der  fruchtbarsten  ist^.  Mit 
um  so  grösserer  Befriedigung  ^erla^bfi.  ick:  mir 
daher,  jh^er  einen  Auszug  aus  einer  Art  von  Wis* 
scoschaftlic^eii  Prpgi^am  zu  geben  ^.yrelches  Ton 
Dumas  in.  seiAem.nnd  Lie]|]fig's  Namen-  am 
23  October  1837  der  Academie  der  Wissenschaf- 
ten  zu  Paris  vorgelegt  worden  istM. 

Nachdem  Dd  in  as  zu  zeigen  gesucht  hat,  dass 
difs  Gefietze  für  die  Zusammensetzung  der  unor- 
ganischen iNatur.  mit    einiger   Qewissheit.  iftufge- 

•)  Joum.  äe  Cli.  nea.  Vit  Str.,  *II,«l'8. 


243 


seien ,  ond  far  ilie  ErfiihrnDg  nur  übrig 
bleibe  9  sieb  mit  neuen  Anwendungen  davon  be* 
kaiiBt  zu  maeben^  äussert  er: 

^^In  der  That,  um  mit  3  oder  4  Elementen 
so  Tiele  und  Tielieicbt  noeh  raebr  Tariirelide  Ver- 
bindungen, wie  sie  den  Gegenstand  der  ganzen 
nnoiganiseben  Cbemie  ansmacben,  berrorzubrin- 
gen,  bat  die  Natur  einen  eben  so  einfacben,  wie 
nnerwarf eten(?)  Weg  gewäblt  f  denn  aus  (Pur  un^  ein'> 
faeben)  elementaren  Körpern  bat  sie  Verbindungen 
beiTorgebracht ,  die  mit  denselben  Eigensebaften 
b^bt  sind,  wie  die  Elemente  selbst:  Dies  ist 
das  Gebeimniss  der  ganzen  organiseben  Cbemie.'^ 

„Also  besitzt  die  oi^aniscbe' Cbemie  ibre  eig«* 
nen,  den  Elementen  analogen  Körper,  die  In  der 
unorganiseben  Nator  bald  die  Rolle  der  Metalle^ 
bald  die  des  Sauerstoffs  spielen.  Cyan,  Amid, 
Bcnzoyl,  die  Radieale  von  Ammoniak,  Alkobol 
und  anderen  analogen  Körpern  sind  yon  dieser 
Art.  Diese  sind  die  eigentlicben  Elemente ,  mit 
denen  die  organiscbe  Cbemie  operirt,  niebt  die 
entfernteren  einfaeben  Bestand tbeile,  Koblenstoff^ 
"Wasserstoff,  Sticklitoff  .  und  Sauerstoff,  die  erst 
zum  Vorsehein  kommen,  naebdem  jedie  Spur  des 
oi^nisehett  Ursprungs  yerscbwunden  ist". 

„Die  orgänisebe  Cbemie  dagegen  muss  alle  die 
Verbindungen  umfassen,  die  ans  Zusammengesetz-', 
ten  Körpern  entspringen,,  welebe  die  Rolle   der 
Elemente  spielen.'' 

„In  der  unorganiseben  Chemie  sind  alle  Radi- 
eale einfach;  in  der  organiseben  sind  alle  Ele- 
mente- zusammengesetzt;  darin  besteht  der  ganze 
Untersehied.  Die  Vevbindungs-  und  Reactions- 
Gesetze    sind    In   beiden    dieselben.      VieUeieht 

17  * 


244 

dürfte  mtn  im  prophetischen  Geiste  hinzafugen, 
dass  der  am  wenigsten  yorgeschrittene  Theil  von 
diesen  beiden  Theilen  der  Chemie  nicht  derjenige 
ist )  welchen  man  dafür  hält". 

,,Wenn  auch  die  Radicale  der  nnorganiselieii 
Chemie,  der  Schwefel,  die  Metalle,  dcfr  Sauer« 
Stoff  ebenfalk  wirklich  zusammengesetzt  waren, 
so  hann  doch  Niemand  Toraussehen,  wie  bald 
ihre  Zersetzung  gelingen  wird  ^  denn  wenn  diese 
Zersetzung  lyiöglich  ist,  so  erfordert  sie  Kriifte, 
die  wir  nicht  kennen*  In;  der  organischen  Chemie 
ist  das  Yerhältniss  umgekehrt  und  4lie  Sehwierig- 
I^it  geringer.  Hier  sind  die  Radicale  zusammen- 
gesetzt, und  die  ganze  Kunst  besteht  darin,  sie 
so  zu  behandeln ,  dass  sie  nicht  in  ihre  eiemen- 
tarcR  Bestandtheile  aufgelöst  werden.  Diese  ibre 
Zersetzung  kann  man  yoraussehen  und  Tcrhindern^ 
denn  sie  findet  nach  leicht  begreiflichen  Gesetzen 
statt.  Auch  ist  es  durchaus  nicht  schwer,  ein 
organisches  Radical  zu  erkennen  und  dasselbe 
nnzersetzt  aus  einer  Verbindung  In  eine  andere 
überzuführen.^' 

^,Die  organische  Chemie  bietet  also  Radicale 
dar,  von  denen  einige  die  Rolle  der  Metalle,  än- 
dere die  des  Sauerstoffs,  Schwefels  und  Chlors 
spielen.  Diese  Radicale '  können  sich  unter  sich, 
s0  wie  auch  mit  einfachen  Körpern  yerbinden, 
nnd  Tcranlassen  dadurch  nach  den  einfachsten 
Gesetzen  der  unorganischen  Natur  die  Entstehnng 
aller  organischen  Körper". 

„Diese  Radicale  zu  entdecken,  zu  studireh 
nnd  ihre  Eigenschaften  zu  «bestimmen,  ist  seit 
10  Jahre»  ein  täglicher  Gegenstand  metner  nnd 
Liebig's  Forschungen  gewesen"  n.  s«  w. 


545 


IVacb   dieser   theöretischeii  Ansiclit  zeigt  Du- 
mas  an,    dass  er  und  Li e big  ihre  Laboratorien 
gesehickten   «nd  dem  Gegenstand  sich  eifrig  wid- 
menden 5  jttngen  Chemikern   geöjffhet  hätten ,    um 
gemeinschaftlieh  mit   ihnen  alle  oi^niselien  Kör- 
per  zu   analysiren^   die  von   Andern   angestellten 
Analysen   zu   retidiren,   das   Radical   eines  jeden 
Körpers  zu    bestimmen  und  seinen  Eigenschaften 
nach  zu  nntersuchen^  und  bojffentlieh  gemeinschaft- 
lich einen   vorläufigen    Bericht   über  den    gegen- 
mrtigen  Znstand. der  oirganischen  Chemie  zu  lie- 
fern,  der  in  der  Brittischen  Naturforscher- Yer- 
sunmlnng  im  September  1838  Yorgetragen  werden 
sollte. 

Diese  geistreiche  Erklärung  Ton  Dumas  hat 
gewiss  einen  jeden  Freund  der  Wissenschaft  er- 
freut ,  wenn  audi  einer  oder  der  andere  sich, 
gleick  mir,  über  den  Ausdruck  Tcnjrundert  bä- 
hen wird,  d^ss  Dumas  bereits  10  Jahre  täglich 
gearbeitet  htfbe,  um  eine  Ansicht  zu  befestigen 
nnd  zu  erörtern,  die  er  noch  bis  im  yorigen  Jahr, 
in  scharfen  Streiten  mit  Liebig,  bestritten  hat, 
selbst  für  das  einfachste  Ton  allen  Oxyden,  dessen 
JVatur  und  Eigenschaften  den  Schlüssel  für  diese 
Ansieht  besser,  als  die  irgend  eines  andern  gibt, 
nemlich  das  Aetbyloxyd.  Ohne  Zweifel  macht  es 
Dumas's  Benrtheilungs]»aft-viel  Ehre,  in  dem 
Streit  mit  Lieb  ig  seinem  Gegner  di#  Siegespalme 
überlassen  zu  haben,  und  würde  ihm  zu  noeb 
grösserer  Ehre  gereicht  haben  ohne  diesen  Yer- 
such  zu  einem  Anachronismus,  der' Iei(;bt; eine 
weniger  gute  Auslegung  Teranlassen  könnte. 

Eine  Yerein^ung  zu  eiineF:*  gemeinsch|iftlicb.«n 
grossen  Arbeit  von  den  zw^i  .^afen  Na^^^pi  int^ 


t' 


246 


diesem  Zweige  der  Chemie  däiAe  den  Gelehrten 
in  dieser  Wissenschaft  grosse  Hoffnungen  geben. 
Ich  theile  sie   nnr  mit  Ungewissheil.      Fnr   eine 
solche  Yerbindang  gilt  9  was  man  von   ähnlieken 
Verbindungen    im    bürgerlichen    Leben    erfahren 
hat^  in  den  Wissenschaften  erregt  sie  noch  grössere 
Besoi^niss  yor  getheilten  Ansichten.     Die  Yerei- 
nignngen   glnchen  für  die  Ansftlhrung  einer  ge« 
•meinschaftlichen  Forsehung  über  eitlen   gewissen 
Gegenstand,   indem  der  eine  dem  anderen   hülf- 
reiche  Hand  leistet,   und  taglich  die  Ideen  wech- 
selseitig ausgetauscht  werden ,  aber  für  ein  grosse- 
res Feld  der  Wissenschaft,  wo  Tausende  yon  strei- 
tigen Gesichtspnncten  sich  darbieten ,  und  die  In- 
teressenten getrennt  von  einander  leben  und  selbst 
ein  gewissermaasseli  getrenntes  Publicum  haben, 
sind  die  Schwierigkeiten  filr  die  Daner  noch  grösser. 
Der  Gelehrte  hat  gewöhnlich  nicht  blos  die  Wahr- 
heit  zum  Zweck    seiner  .Forschung ;    die    Ehre,  * 
welche   ihre   Erforschung,  mit  sich   brin]gt,    statt 
eine  ungesuchte  Belohnung  zu  sein ,  wird  bei  Vie- 
len ein  Nebenzweck ,  der  ebenfalls  gesncJit  wird  ^ 
bei  Manchem  ist  er  vielleicht  der  Hauptzweck. 
Dies  mag  ein  Fehler  sein ,  aber  er  ist  ein  Natar- 
fehler  des  menschlichen  Geistes  und  ist  nicht  za 
tadeln,    denn  er  bleibt  immer  eine   edle  Trieb- 
feder zur  Thatlgkeit.     Die  Wahrheit  wird   Aller 
Eigenthum,  Wer  aber  will  mehr  oder  weniger  von 
der  ersehnten  Ehre,  sie  zu  Aller  Vortheil  henror- 
gezogeh  zu  haben ,    afii   Andere  yerschenken?  — 
Ich  bitte   Aie   aüsgezeichneteu    Chemiker,    deren 
öffentlich  angekündigte  'Vereinigung  diese  Bemer- 
ktmgen  Veranlasst  hat;  im  Fall  diese  Zeilen   un- 
fei*  ihte  Augen  kommen,  diesen  ebenfalls  öffent- 


Ä47 

/ 

lieben  Aasdruck  meiner  Ansieliten  über  diesen 
G^enstand  entsebnldigend  snfnehmeii  zu  fTsIle«. 
Es  ivird  ein  grosser  Gevrisii  furdie  Wissensebsftj 
weno  meine  Besorgnisse,  wiewohl  aaf  festen  Grand 
gebaut  9  unerfüllt  bleiben  solltefa.  —  leb  boittme 
nun  ztt.  den  einzelnen  Gegenständen. 

Pelletier*)  hat  neae  Ansichten    darzulegen  Einfluss  aer 
«gesucht  über  die  Rolle,  welche  der  unorganische?'**®/'*^  *,'? 

^       .  °  ,     darauf   wach- 

Theil  der  £rde,    abgerechnet  als  Stütze   fUr  die  genden  Pflan- 
Pflaazen,  bei  der  Vegetation  spielt,  welche  dar-         '®'** 
aas  auflebt.     Die  Erde  soll  nach  Pelletier  ein 
Gennseb  von  Kieselsiare ,  Kalkerde  und  Thonerde 
sejn^  ohne  ein  solches  zu  enthalten  sei  sie  ükr  die  , 

Pflanzen  nicht  passend«     Er  glaubt,    dass   sie  in 
anyerbundenem  Zustande  seien.     Durch  bestandi- 
ges  Streben  nach  Vereintgnng   entstehen   unend- 
liche hydroelektrische  PaaiPe  9   von  denen  elektri-     .  ; 
sehe  Ströme  in  tausend  Ricjitu^gen  geben ,  durch            -  \^ 
vrelcbe   die  Erde  animirt   wird   und  die  Wurzel- 
fasern  zur  Wirksamkeit  angeregt  werden.  —  Diese 
theoretische   Ansieht  hält 'nicht  einmal   eine  nur 
oberflächliche  Analyse  der  Ackfrerde  aus.   Schei- 
det man  durch  Scbfämvien  iiß  jOrganiscben  Ueber- 
jreste  und  den  Thon   y^n*  den  grelleren  Theilen, 
und  zieht  aus  dem  TboÄiüe  ofgai^isehen   Stoflfe 
mit  Alkali  kus*?  so.JkM  man  die  Ackererde 'Sogleich 
in  4  Theil^'Zertegl;,   ndoilieh  1)  .in  die  im  Alkali 
aufgelösten  Stoffe,  .2)  i^  TXmnii,   3).  in  Wurzelfa- 
sem  oder  andt^reunlö^icilieisQiganis^be  Stoffe,  die 
durch   Anrüh^f^   mit  Wftsj^er    ufid  Dnrehseiben 
wieder  geschiedini.  lyerdfui;,  wobei  detf  Tbon  mit 


•)  Llnstitttt,  JW  Wr,/374,  . 


t    * 


248 

dem  Wassar  dardigeht  und  die  gröberen  Theile 
auf  dem  Seibetuche  zQrnekbleiben ,  und  4)  in  die 
gröberen   SandCbeileben.      Unlersncht   man   dann 
den  Tbon  und  den  Sand,   welche  das  Unorgani- 
sebe  ausmachen ,  so  ist  der  Tbon  in  den.  meisten 
Fällen  9   ein  wasserbaUiges   Silibat  Ton  Thanerde 
mit  ^inem  Silikat  von  Kali  oder  bisweilen  Kalk- 
erde }   und  der  Saud  ein  grobes  Pulver  von  Gra- 
nit, d*  b.  er  bestellt  aus  Stückchen  toh  Feldspafli. 
und  Quarz,  so  wie  aus  Glimmerblattchen ,   seifen 
ist  er  reiner  Quarzsand ,  und  zuweilen  findet  man 
ihn  mit  Sand    von  Kalksteiuen  Termisebt,    aber 
dies  gilt  nur  für  gewisse  Gegenden,    und  wo  er 
fehlte  wachsen  die  Pflanzen  dennoch  üppig,  wena 
sie  Düngungsstoff  bekommen.     Diese  Theorie   ist 
also  bis  in  ihre  Irrsten  Grundlagen  nnricht^*    , 

Ackererde.  Hermann*)  hat  eine  Ackererde  analysirt,  die 

^j*****^*^**  grosse  Felder  von  Sibirien  und  dem  südlichen 
Russland  bedeckt,  und  sich  bis  in  Ungarn  erstreclcf. 
In  Russland  wird  sie  Tschomasem  genannt  und 
sie  zeichnet  sich  durch  eine  Mächtigkeit  von  i. 
bis  3  Fuss  aus,  die  an  verschiedenen  Stellen  bis 
zu  mehreren  Laehtem  geht.  Sie  ist  trocken  nm- 
brabraun ,  und  feueht  beinahe  schwärz*  Er  ana- 
lysirte  3  Yarietiten  daTim,  netofblich  a)  eine  Erde, 
die  noch  nicht  cultivirt  worden  war^'b)  eine  lün- 
ger  aber  nicht  gut  eultivii^  und  dadurch  mager 
gewordene  Erde,  und*  c)  eine  Erde  von  dems^l- 
ben  Felde,  aber  efWasr  tiefer  gendnimiin,  als  wo- 
hin der  Pfliig-  dringen  konnte."  Folgende  «in'd  die 
Rtiisnitate  ihrer  ZnsammliJttset^terig  t  >     ^  ••  • 


*)  Journ.  für  pract.  Chemie,  Xlt,  ;277. 


249 


SamI        ......    51,84 


Thon 


Kieselerde  .  17,80 

iThoaerde  ,  .  8,90 

lEisenoxyd  .  5,47 

iKaHierde   .  .  0,87 

Talkerde   .  .  0,00 

.Wasser      .  .  4,06 
MH  Eiieii'/PlMsphonSore  '  0,46 

o«yd  nnd  j  Q,ell8äore  .  2,12 

Siaren.     (HoMiosaurc    .      1,77 
Hnmnsextract       .      3,10 
Wurzeln  und  Hamm  1,66 
Diese  Analyse  liat  also  die  Yermuthang  bestä- 
tigt,   welche  ich  bereits    in  der  letzten  Auflage 
meines  Lehrbuchs  der  Chemie  bei  der  Beschreib 
bung  der  Zusammensetzung  der  Ackererde  ansge- 
sprocken  habe ,  dass  nemitch  Quellsäure  nnd  Quell- 
satzsinre  Bestandlhcile  der  darin  enthaltenen  or^ 
panischen  üeberreste  seien. 

Herrn ana  hat  diese  Körper  einer  Elementar- 
Anilyse  unterworfen. 


B 
53,38 
17,76 
8,40 
5,66 
0,93 
0,77 
3,75 
0^46 
1,67 
2,34 
0,78 

2,20 
1,66 


'  C 
52,77 
18,65 
8,85 
5,33 
1,13 
0,67 
4,04 
0,46 
2,56 
1,87 
1,87 
0,00 
1,66 


^eusaure  it 

\na  er  Jiesteitend  ans: 

Znsammen- 

Gefondeik  Atome  Berechnet. 

Setzung  der 

KoUenstoff 

40,24        7      40,43 

QuelUäure. 

Wasserstoff 

7,68      16        7,54 

* 

Stickstaff 

7,50        1        6,69 

Saoersloff 

44,57       6      45,34 

Atomgewicht  =1323^3,  und  Sättigungseäpaci- 
tat  =  7^5S.  Meine  Yersuehe  hatten  das  Atomge- 
wicht nach  der  Znsammensetzung  der  Salze  zu 
1333,4  nnd  die  SättigUngscapacität  zu  7,5  ergeben. 
Diese   Cebereinstimmnng    ist    sehr  befriedigend. 


■V  • 


250 

I 

Ich  wänsehe  jedoch  y  d«8S  man  weder  mein  Atom- 
gewicht noch  Hermanns  Apalyse.fnr  etwi»  defi- 
nitiTes  nehme  9  so  lange  heint  Einzelheiten  der 
Analyse  behannt  geworden  sind ,  und  man  nicht 
weiss,  mit  welcher  Sorgfalt  das  Anälysirte  gei:ei- 
nigt  worden  ist;  und  so  lange  nicht  der  Gelinlt 
Ton  lAtom  Stichstoflf,  d.h.  Vz^A^quivalent,  «ueh 
Ton  einem  derjenigen  Chemiker  bestätigt  sein  ^vrird, 
die  gewohnt  sind^  den  Gehalt  an  Stichstoff  geaau 
zu  bestimmen,  was  gewöhnlich  um  so  schwieri- 
ger ist ,  je  weniger  er  beträgt. 

Für  dFe  Quelhat:csäure  fand  er: 

C^efimden  Atome  Beree^net. 

Kohlenstoff  62^57  14  62,11 
Wasserstoff  4,80  14  5,07 
Stickstoff  15,00  3  15yll 
Sauerstoff  17,63  3  17,41 
Atomgewicht  =1722,9,  und  Sättigungscapaci- 
tät  =  5,80  oder  Vs  ihres  Saüerstoffgehalts.  Meine 
Versuche  hatten  1693,0  und  5,9  ergeben.  3  Atouae 
Stickstoff  haben  eben  so  viel  gegen  sich^  wie  i. 
Atom,  und  weniger  Wasjserstoff  in  der  Analyse 
als  in  der  Rechnung  gibt  ebenfalls  Yeranlaasung, 
bei  dem  einen  oder  anderen  eine  Unrichtigheit  zu 
vermutben^  aber  Hermann  hat  mit  diesen  Ana- 
lysen nichts,  mehr  bezweckt,  als  durch  die  Ana- 
lyse ihres  Gemenges  berechnen  zu  kennen,  w^ie 
viel  Yon  der  einen  oder  der  anderen  in  dem  Ge- 
menge entlialten  ist.  So  fand  er  z.  B. ,  dass  ^  wenn 
diese  Ackererde*  mit  Natron  ausgekocht  und  die 
Lösung  mit  Salzsäure  gefallt  wurde ,  d^at  erhaltene 
Niederschliag  aus  57,83  Kohlenstoff,  5,34  Wasser- 
staff  13,69  Stickstoff  und  23,14  Sauerstoff  bestand, 
was  mit  4  Theilen  QueUsatzsäure   und .  1   Tbeil 


251 


•i 


Qaelisjiure  iibei^cuistiiinni«  Das  Hmpnsextniet^ 
welches  Wasser  auszogt  beirag  2^4  Ta'usendtel, 
woYon  y2  Tansendtel  Asch«  war«  .  In  der  iiefer 
liegenden  Erde  war  es  nicht  entharten*  Die  Hn« 
minsäare  und  Qaellsäure  waren  die  Bestandtheile^ 
deren  Menge  dnreh  for^;e8etzte  jährliehe  Bepflan«  . 
KODgen,  ohne  dazwischen  geschehende  Dttagong^  ' 
am  meisten  Yennindert  worden  war* 

Braeonnot*)  gibt  folgende  Mediode  an,  .nm   Pflanzen för 
Pflanzen    zum   Speisevorrath   frisch,  zu    erhalten«  ^^^  Znberel- 
nach  Versuchen^  die  er  mit  Spargel*,  Endivien,  «en  frisch su 
römischem    nnd  gewöhnlichem  Sakt  und    Sauere     «rillten, 
ainpfer  angestellt  hat,   die   sich   bis  in  den  April 
des  folgenden  Jahres,  als  das  letzte  des  Vorrafhs 
gegessen    wurde,    Tollhommen  friseh  nnd  leicht 
Isochbar  erhalten  hatten. 

Man  legt  die  frische  Pflanze  in  eine  TV^nne' 
mit  Spundloch,  das  sehr  gross  nnd  mit  einem  ei- 
niffermaassen  wohlschliessenden  Deckel  verseben 
sein  mnss ,  und  füllt  die  Tonne  bis  zn  %.  Auf 
der  inneren  Seite  des  Deckels  hat  man  einen  Stahl- 
draht befestigt ,  der  einen  mit  Schwefel  getnink- 
ten  Docht  hält;  gerade  unter  den'  Spund  legt  man 
ein  BreCtchen ,  darauf  wird  der  Dochi^uigezüttdiet 
nnd  der  Spnnddeckel  zugeschlagen.  Der  Schwe- 
fel verbrennt  dann  zn  schwefliger  Säure  und  vei^- 
löscht  am  Ende  aus  Mangel  an  Luft;  das,  was 
von  dem  Docht  abtropfen  kann,  fällt  aiff  das  Brett- 
chen. Nach  einer  Weile  wird '  die  Tonne  bin  und 
her  gekehrt ,  um  die  darin  betindliche  Pflanfeen- 
snbstanz  in  Bewegung  zu  setzten  "und  sie  mit  dem 
schwefligsauren  Gas  besser  in  Berührung  zu  brin« 


*)  Ann.  de  Gh.  et  de  PB.  LXIV,  170; 


252 


gen*    Das  Schwefeln  .wird~  dtffmf  in  gleicher  A.rt 
noch  2  Mal  wiederholt«     Die  Wiritvng  davon  ist, 
dass  die  Pflanzensubstanz   einen  Theil  ihre«    Ve- 
getationswassers   fahren  lässt  nnd.  ein  gekoclites 
Ansehen    erhält.      Sie    wird   dann   heransgenom- 
men,  mit  ihrer  Flüssigkeit  in  Büchsen  von  Glas 
oder  Steingut  gelegt,    ini4  Pergament  oder  filase 
überbanden   und  in  den  Keller  gestellt.      Sie    ist 
nun  fertig,  um  nach  Gefallen  angewandt  za  i^cr- 
.  den«     Vor  der  Zubereitung  lasst  man  sie  in  Was- 
ser (5  bis  12  Stunden)  liegen,  was  dann  wieder 
abgegossen  wird.     Sie  wird  darauf  in  gleicher  Art, 
wie  frisch ,  gekocht,  und  hat  den  Geschmack  der 
frischen  Pflanze,  tollkommen  beibehalten.     Bra- 
.    Gonno^  führt  an,  dass  sich  der  Spargel  auf  diese 
Weise  vom  Ende  der  Spargelzeit  des  einen  Jahrs 
'  bis  zum  Anfang  derselben  in  dem  folgenden  Jahr 
so  evhalten  habe,  dass  man' das  ganze  Jahr  über 
mit  vortrefflichem  Spargel  versehen  gewesen  sei. 
Organiscbe    .     Braconnot*)  hat  beobachtet,  dass  die  Oher- 
^^Jj|PP^^^*''^  fläche  der  BläUer  einer  grossen  Menge,  den  Plum- 
bagineen  angehörender  Pflanzen  mit  feinen,  weis- 
üen    Schuppen    bekleidet   ist,    wodurch    sie    sieh 
mi9h    anfühlen.     Diese  Schuppen  gleichen    unter 
dem*  Microscop  Schwämmen,  und  sitzen  auf  einem 
Stiel«     Sie  sind  aus  durchscheinenden  .Kügelchen 
gebildet  und   zeigen  keine  Zeichen  von  Kryslalli- 
sation.     Sie  bestehen  aus   kohlensaurer  Kalkerde. 
Er  fand  sie  besonders  auf  den  Gattungen  Taxan- 
tbema  und  Plumbago. 

'  Re  ade  **)  bat  die  Spiralgefass  -und  Zellgewebe- 


*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Pliys.  LIII,  373. 
")  L.  and  £.  Pliü.  Mag.  XII»  44. 


N  . 


253 


Bblerie  der  Pflanun  (lelzitere  aus  der  CeotrabSiile 
der  Worzel  Yon  Hyac^iotlms)  von  ailem  Fremden 
abzusondern  gesucht  und  sie  s(«r  Analyse  durcb 
Verbrennung  an  Rigg  gegt^ben,  welcher  sie  zu- 
sammengeselzt  fand  aus : 


s 

•                              4 

IpinlgcÜKSse 

Zellgeirebe 

KohlenstoJBT  -— 

41,8 

•39,2 

Wasser      -  r- 

51,8 

48,5 

Stiekstoff      — 

4,3 

3,9 

Wasserstoff  — - 

4,1 

—1 

Sauerstoff     — 

■s.          '              •              ■ 

.7i4 

Asehe            — 

1,0 

*,o 

100,0  100,0. 

Henslow  und  Lindley ^machten,  als  die^e 
Angabe  in  der  Yersammlung  der  brittischej^^  Na,;« 
tarforscher  im  yerflossento  Jahr  vorgetrageifr  wa^dc^ 
den  Einwand^  dass  es  für  gegenwärtig  eine  abso« 
late  Unmöglichkeit  sei,  diese  Tegetabilischen  Ge? 
webe  von  den  übrigen  vegetabilischen  lip^itepien^ 
Ton  denen  sie  umschlossen  wären,  zn  trennen^ 
und  dass  also  diese  Analysen,  vorzüglich  was 
den  Gehalt  an  Stichstoff  betrifft,  für  die  Zusam- 
mensetzung dieser  Körper  nichts  bewiesen.  R  e a  d  e 
hat  seine  Angabe  jedoch  auf  die  Möglichkeit  ih- 
rer Absonderung  gestützt,  die  den  Botanikern  zur  ^ 
Entscheidung  überlassen^  bleiben  muss.  Die 
Wahrscheinlichkeit  ist  indessen  deutlich  auf  Hens* 
low's  und  Lindley's  Seite. 

Als  eine  chemische   Lächerlichkeit  muss  ich   Organiscbe 
hinzufügen,    dass   Rigg*),    angeblich   veranlasst     ^""^J*«* 
durch  häufige  Aufforderungen  derer,   die  ihn  or- 
ganische Körper  analysiren  gesehen  haben ,  seine 


*)  L.  «ad  £.  PkU.  Mag«  XII,  31. 


256 


AhalysiifnieCliod«  spatei^in  be1(ftiint   gemacKt    hat. 
Die   Haapfsacbe    besteht-  im  Folgenden :      In    ein 
Verbrennungsroh^  Von  ft'  bis  10  Zoll  liingc  nnd 
0,3  bis  0,4  ZoU  Weite  wird  1  Gran  der  zu  ver- 
brennenden Substanz  gelegt,  mit  30  bis  40  Gran 
Kupfei^xyd  vermiscbt,  dayor  ein  Zoll  Knpferoxyd 
gelegt,  darauf  trocknet  Asbest  und  gewogen.    Die 
Röhre  wird    mittelst  eines   mit   Asbest   gefüllten 
Caoutchoucrohrs  mit  einer  Gäsentwickelnngsröhre 
verbunden.      Die    eine   Verbindung  wird   so  lose 
gemacht,  dass  das  Yefbrennungsrohr  wShrend  der 
Operation  mehrere  Male  darin '  umgedreht  iverden  . 
bann.     Das  Gas  wird  über   Quecksilber  anfgefan- 
gell'.     Nachdem   das   erste   Mal  die  Verbrennung 
be^det  ist,   und  das  Rohr  so   erkaltet,    dass  es 
in  die  Hände  genommen  werden  kann ,   wird  das 
Ganze  vom  Gasappara(t  weggenommen ,  die  Masse 
H'mgescliiittelt  und   die  Operation  erneuert.      Die 
Verbfennuttg  -geschieht  mit  einer   Spiritiislampe, 
deren  brennender  Docht  nach  Hinten  zu  allmälig 
verlängert  werden  kaiin.     Nach  Beendlgang  der 
zWeiten  Verbrennung^  während  welcher  das  Rohr 
oft  gedrehet  wird ,    wird   das    Verbrennungsrohr 
aus  dem  Caoutchoncrohr  gezogen  und  aufs   Neue 
erhitzt,  so  dass  das  Wasser  von  dem  Asbest  weg- 
geht.     Der    Verlust   ist    Wasser,    Stickgas    und 
Kohlensäure.    Die  Kohlensäure  wird  dem  Yolnm 
nach  mittelst  Kalilange  bestimmt^  das,  was  diese 
nicht  einsangt,   ist  die  atmosphärische  Luft    des 
Apparats  und  Stickgas,   welches  nach  Abzog  der 
ersteren  vom  Volum  auf  Gewicht  bestimmt  wird, 
und  das,  was   das  Rohr  mehr  verloren  hat,   als 
Stickstoflf  nnd  Kohlensäure  wiegen,  ist  Wasser. 
Bemerkt  muss  werden  ^  dasa  die  Pnblication  die- 


257  - 

ser  M «Aode  ^tohi  7  Dec.  1837  dalirt  ist,  und  si^ 
in  einem  wiMensehaftlielien  Jonrnal  findet,  dessen 
Titel  mit  den  Namen  von  D«  Brewster,  R. 
Taylor  und  R.  Plpillips  glänzt. 

Ricliardson*)  hat  als  Substitut  fiir  Knpfer- 
oxyd  bei  oi^anischen  Analysen  das  zweifach 
chromsiinre  Bleioxyd  empfohlen,  t^elches  erhalten 
wird,  *wenn  man  ein  Bleisak-  darch  zweifach 
chromsanres  Kali  zersetzt,  den  Niederschlag  wohl 
auswascht,  schmilzt  und  palrerisirt.  Die  Yortheile 
davon  sind  t  1)  es  ist  so  schwer,  dass  es  in  weit 
geringerem  Yolum,  als  Kdpferoxyd,  angewandt 
werden  'hann,  8)  es  enthält  ungefähr  6  Procent 
Sauerstoff  inehr,  als  ein  gkfiches  Gewicht  Rnpfeir- 
oiyd,*  nnd  3).eS'' gibt  SauerstoiTgas  ab,  wodurch 
keine  «nverbraninted  tJeberreste  Yon  Rohle  übrig 
Ueiben  können.  Dieser  letztere*  Umstand  ver» 
dient  grosse  Rüchsieht  filr  'hohlenstoHhatttgere 
Körper,  z.  B.  für  die  Verbreüiiung  Ton  Stein- 
kohlen, bei  deren  Analyse*  es  yenRichai^dson 
angewandt  worden  ist.  —  Inzwischen  hat  es  doch 
Ilebelstände,  unter  deffetf  ich  auf  zwei  aufmtek- 
sam  machen  will^'l)  es  schmilzt^  ist  hierzu  die 
Hitze  hinreichend  starb,  so  wird  das  Rohr  Tei^* 
stopft,  aosgeblasett,  oder  doch  der  geschmolzene 
Theil  vorgewof^n  und  der  Yersnefa  in  Unordnnng 
gebracht«  Dies  kann  gewiss  dadurch  Tcrhindert 
werden,  dass  «s  nicht  in  so  groftselnr  Celiersebuss 
genommen  wird,  dass  ,der*^%^rsetzte  Theil  nicht 
das  Geschmolzene  absorbirt,  und  am  besten  durch 
Anwendung  Üinergeringer^iil  l^ftze,  als  znm  Schmel- 
zen nöthig   ist./  8)  Cs   gibt  Sauerstoffgas.      Die 

-)  AamU.  der  Phamacie »  XXIU,  60. 


256 


Erfahriiiig  hat  mir  gezeigt,  dass^  WienitiiiiiiiLlebig's 
ainnreich  aoagedachten  Apparat  zur  Aufaamme* 
lang  der  KaUeüsäure  anwendet,  uii4  die  Kohlen- 
säure Yon  einem  liicfat  absorl^irbaren  Gase  beglei- 
tet wird,  welches  d}ireh  die  Kalilauge. iaBUsen 
weggeht,  dieses  immer  eine  Spar  von  nicht  ab- 
sorbirtem  Kphlensäareg^s  mit  darchreisst ,  und 
man  einen  Verlust  an  ÜLohlenstoff  bekommt  •  Dies 
findet  nicht  in  demselben  Grade  mit  Kupferoxyd 
statt,  welches  während  de»  ^grösste^  Theils  der 
Operation  nichts  anderes,  als  KoUeilsäar^as  gibt, 
das  Yon  der  Kalilauge  mit  derselbe  Schnelligkeit 
absorbirt  wird,  in  welcher  es  sich  bildfit  und  ein« 
stimmt.  Die  Ribhtiglieit  di^er.  B^obachtpiog  zeigt 
dich  nicht  nur  bei.  der.  Analyse  von  stickstoffhalti- 
gen Körpern,  wo  maa.yor. der Measung  de»  Stick- 
gases eine  ,Meip0.  J^ortiim  Von  zprUekg^hall^em 
Kofale&säuregaet.^On  JKalihydrat  aufsaugen^  lassen 
muss,  sonderp  sie  ist.  durch. .einen  yon  Rieh ard- 
Qoa  angestelltea  Versuch  bestätigt  worden,  indem 
er  nämlich  ^Znckeif . mit^  dem.  zweifach-chromsauren 
BleiQxyd  verbrannte ,  wobei  er  aus  160  Tbeilen 
Zucker  iiur  42,02  Kohlenstoff,  anstatt  42,^03, 
ej^lMcU«  Bei  'Verbrennungen  mit  ehlorsaurem 
Kali mid  Kochsalz,'  wo  die  SauerstoffgaseÄtwricke- 
lung  iioch  reichlicher  i^t ,  ;wird  der  Yerlusl  noch 
viel' grösser.      ,f    '.    , 

X»iebig  hat  eine  Anleitung  *zur  Analyse  orga- 
niseber   Körper  .b^rausgtegebea^).     Diese  Arbeit 


j  i  • 


*)  Anleitung  anr  Ai^l^e  <org;ani8cLer  JCörper  toh  Jnsfns 
LieBig.  BnunscWeig  {837.  Besonders  publicirter  Arti- 
Itel.  aus  dem  yon  ilmii  und  Poggendorff  geraeinscliafllieli 
Iieransgegebenen  Handwörterbueh  der  remen  und  umgc' 
wandten  Chemie. 


-  ••'% 


257 

enfbilt  89  anwendbare  detaiUirte  nnd  klare  An- 
gaben über  Liebig's  Verfahren  bei  der  Anstel- 
lung dieser  Analyste  9  dass  icb  sie  der  Anfmerls- 
samkeit  jüngerer  Chemiker^  welcbe  sieb  in  diesem 
interessanten  Theil  der  Wissenschaft  2u  versuchen 
beabsichtigen,  sehr  empfehlen  kann. 

Einige  Bemerkungen  über  diese  Arbeit  finde  ich 
jedoch  zu  machen  mich  veranlasst.  Liebig  hat 
darin  eigentlich  die  organische  Analyse  so  be- 
schrieben, wie  sie  von  ihm  ausgeführt  wird,  aber 
aaeh  den  Methoden  Anderer  einige  Aufmerksam» 
keit  geschenkt.  Zu  diesen  gehören  an^  die  von 
mir  in  Anwendung  gebrachten,  von  denen  Lie- 
big  weiter  nichts,  als  die  Verbrennung  in  dem 
Rohr  9  beibehalten  und  alles  Uebrige ,  als  entwe- 
der za  ansicheren  Resultaten  fahrend  oder  auch 
unnöthige  Umwege^  womit  nichts  gewonnen  werde, 
herbeiführend.  Verworfen  hat.  —  Unter  so  be- 
wandten  Umstanden  liegt  es  mir  ob ,  entweder  einen 
begangenen  Fehler,  im  Fall  er  stattfindet,  anzuerken- 
nen, oder  zu  zeigen,  dass  er  nicht  begangen  ist. 

Der  Hanptpunct  unserer  verschiedenen  Ansich- 
ten über  die  Methode  der  Analyse  organischer 
Körper  betrifft  eigentlich  die  Art ,  das  Verbren- 
nung^rohir  mit  dem  Wasserbehälter  zu  verbinden. 
Liebig  wendet  dazu  einen  Kork  an,  in  welcken 
ein  von  dem  Wasserbehälter  ausgehendes  Rohr 
durch  ein  passendes  Loch  eingeführt  wird.  Der 
Kork  wird  in  einem  Sandbade. bei  -f*  ^^^  g^^'^^b- 
net  und  bleibt  darin  bis  zu  dem  Augenblick,  in 
welchem  er  gebrauieht  werden  soll.  Dieser  Kork 
ist  nun  während  der  ganzen  Verbrennungs-Opera- 
tion mit  seinem,  innerhalb  des  Verbrennungsrohrs 
befindlichen  Ende  einem  Gasstrom  von  einer  ge- 

Benelius  Jahres-Bericht  Vm.  18 


258 


wissen  böbcren  Temperator  ausgesetzt,  der  bei 
dif^ser  mit  Wussergas  gesättigt  ist,  vroraus  der 
Kork  in  seine  Poren  so  viel  von  dem,  wälirend 
dem  Trocknen  verlorenen  Wasser  wieder  anfnimmt, 
als  im  Verlauf  yon  ungefähr  einer  Stunde  aufge- 
nommen werden  kann,  und  dieses  Wasser,  vrel- 
dies  seiner  ganzen  Menge  nach  nicht  mehr  mit 
Sicherheit  abgeschieden  werden  kann,  Tcrursaclit 
einen  Verlust  Ton  yeranderlicher  Grösse.  —  Ich 
habe  seit  meinen  ersten  Arbeiten  dieser  Art  als 
Grundregel  behauptet,  dass  bei  diesen  Analysen 
niemals  Lutirungen  und  Korke  angewandt  werden 
dürfen ,  und  es  ist  meine  auf  Erfahrung  gegriin- 
dete  Ueberzeugung ,  dass  dieses  Princip  richtig 
ist,  was  am  besten  dadurch  bewiesen  wird,  dass 
Liebig  selbst  zugibt,  dass  bei  diesen  Analysen 
der  Wasserstoffgehalt  nicht  mit  derselben  Praeci- 
sion  bestimmt  werden  könne,  wie  der  Kohlenstoff- 
gehalt. Ich  habe  umgekehrt  die  Ueberzeugung, 
dass  er  von  allen  am  leichtesten  so  richtig  wie 
möglich  zu  bestimmen  ist,  d.  h.  oline  einen  an- 
deren Fehler,  als  den  Verlust  der  Portion  Was- 
sergas, die  möglicherweise  das  Kohlensäuregas 
beim  Austreten  aus  dem  Chlorcalciumrohr  mit  fort- 
reisst^  und  dieser  Verlust,  wiewohl  wirklicli,  ist 
unbestimmbar,  und  findet  bei  allen  Methoden  statt, 
wo  das  Wasser  in  grobem  Pulver  ijon  geschmol- 
zenem Chlorcalcium  aufgefangen  wird. 

Meine  Methode,  das  Verbrennuugsrohr  mit 
dem  Wasserbehälter  zu  verbinden^  bestellt  darin, 
dass  ich,  nachdem  das  Rohr  gefallt  und  getrock- 
net ist  (wozu  ich  die  Oeffnung  mit  einem  Kork 
verschliesse ,  der  mit  einem  zur  Luftpumpe  ge- 
leiteten Rohr   versehen  ist),    dasselbe   vor    dem 


259 


Knpferoxyd  zu  einem  feineren  Rohr  ansxielie  and 
dies  am  Ende  des  nieht  ausgezogenen  biege.  Bis« 
iveilen  trockne  ich  erst  nach  dem  Ausziehen  ^  was 
gleichgültig  ist,  indem ' es  in  beiden  Fällen  gleich 
gut  Tor  sich  geht.  Hiergegen  wendet  Lieb  ig 
ein ,  dass  dieses  Ausziehen  so  schwierig  sei ,  dass 
dadurch  die  Operation  zu  einem  Kdhststück  werde. 
Die»  Tcrhält  sich  nicht  so.  Es  ist  nicht  schwie- 
riger, das  Rohr  nach  der  Füllung  auszuziehen, 
wie?or  derselben,  was  doch  auch  nach  Licbig's 
Methode  geschehen  muss.  Ich  bann  mich  nicht  er- 
innern ,  dass  es  mir  jemals  misglückt  sei.  Ohne 
im  Aaszieben  und  Biegen  yon  Glasröhren  Hebung 
znliabcn,  kann  man  kein  operatiyer  Chemiker  sein. 
Das  offene  Ende  dieses  ausgezogenen  Rohrs 
wird  ein'  Stück  weit  in  den  Hals  des  Wasserbe- 
hälters geschoben  und  mit  diesem  auf  die  gewöhn- 
licke  Weise  mittelst  einer  Caoutchoucröhre ,  die 
vor  und  nach  dem  Versuche  mit  dem  Wasserbe- 
hälter gewogen  wird,  luftdicht  yerbunden.  Gegen 
diese  Verbindnngsart  macht  Liebig  den  capitalen 
Einwarf,  dass  das  Caoutchonc  einer  der  hygrosco- 
pisditen  Körper  sei,  die  es  gebe^  und  dass  ein 
audi  sehr  kleines  Caoutchoucrohr ,  bei  -^iWP 
getrocknet,  in  wenigen  Augenblicken  1%  ^'^^  ^ 
Centigraminen  an  Gewicht  zunehme.  Ware  dies 
Verbalten  richtig ,  so  hätte  Lieb  ig  ohne  Zwei- 
fel Recht,  dass  diese  Yerbindungsweise  kein  rich- 
tiges Re3ultat  geben  könnte.  Als  ich  yor  beinahe 
%  Jahren  Wege  suchte ,  um  zu  einer  anwcndba- 
reo  Methode  für  diese  Analysen  zu  gelangen ,  yer- 
sackte  ich  natürlicherweise  yiel ,  was  sich  nicht 
anwendbar  zeigte ,  und  als  ieh  endlich  bei  dieser 
Uethode  stehen  blieb  und  sie  ausschliesslich  bei 

18  * 


260 

allen  von  mir  ausgeführten  Analysen   in  Anwen* 
dnng  bractite^    so  konnte  man  wohl   yermathen, 
da^s  ich  nicht  ein  Mittel  beibehalten  habe,    das 
mit  einem  so  groben  Fehler  behaftet  ist«     Welche 
Art  Caoutchouc  Lieb  ig  gefunden  hat^  die  sohy- 
groscopisch  ist,   dass   er  sie  selbst   za  Hygrosco- 
pen  anzuwenden  empfiehlt,   ist   mir  ganz  onLe- 
kannt.     Meine  Röhren  werden  nach  der  Ton  mir 
in  meinem   Lehrbnche   gegebenen  Vorschrift  ans 
etwas  dünnen  Caoutchoucflaschen ,  die  darch  Aus- 
kochen mit  Wasser  gereinigt  werden,    gemacbf^ 
und  die  Röhren  sind   nicht  hygroscopischer,  als 
Glas,  werden  durch  Reiben  elektrisch  und  neh- 
men nach   dem  Trocknen  bei  4-80^   nach  meh- 
reren  Tagen  nicht  ein  Tansendtel  an  Gewicht  zu.  — 
Aufgelöst  gewesenes  Caoutchouc  ist  nicht  in  dem- 
selben GradiT  frei  von  hygroscopischen  Eigenschaf- 
ten,   wie  jenes  ^    aber   unter   den   Arten  daron, 
welche  ich  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  hat 
sich  keine  gefanden,    die  sich  dem   ron  Liehig 
angegebenen  Resultat  genähert  hätte. 

Im  Uebrigen,  unterscheidet  sich  mein  Wsssc^' 
behälter  Ton  dem  Ton  Liebig  darin,  dass  Lie- 
big  die  ganze  Wassermenge  yon  Chlorcalcinm 
aufnehmen  lässt,  während  ich  dagegen  das  meiste 
dayon  für  sich  auffange ,  so  dass  ich  dessen  Rein- 
heit, prüfen  kann ,  was  ich  als  eine  Controle  der 
vollständigen  Verbrennung  betrachte,  die  nicht 
yersäumt  werden  muss  und  keine  Mühe  kostet. 

In  Betreff  noch  mehrerer  anderer  Bemerkungen* 
wie  z.B.  übisr  die  Aus2iehung  des  in  dem  Verbren- 
nungsrohr zurückbleibenden  Kohlensäuregases  bei 
Anwendung  der  Liebig^schen  Methode,  die  Lie* 
big  als  nnnöthig  verwirft,  verweise  ich  auf  die  Icte*« 


261 

deatoche  Auflage  meines  Lehrbuebs  derCbemie,  wo, 
in  dessen  7teii  Band  sieb  ein  die  oi^aniscbe  Ana- 
lyse betreflTender  Naebtrag  zum  6ten  Bande  findet 

Auf  Veranlassung  der  Verscbiedenbeit  zwiscben 
meinen  nnd  Liebig's  Ansiebten,  babe  ieb  bürz- 
llch  einige  vergleicbende  Versncbe  angestellt  über 
die  Methode  Ton  Lieb  ig  und  das  yon  mir  von 
Anfang  an  angewandte  Verfahren ,  die  gasförmi- 
gen Producte  über  Quecksilber  aufzusammeln, 
das  ich  selbst  mit  dem  weit  leicbter  anwendbaren 
I'iebig' geben  Kaliapparat  Tertauscbt  batte;  icb 
labe  dabei  die  Ueberzeugung  gewonnen  y  dass, 
wenn  es  sieb  um  die  grösste  mögliche  Präcision 
bandelt,  das  Auffangen  des  Koblensäuregases  über 
Quecksilber  und  die  Absorption  desselben  durch 
gewogenes^  festes  und  bis  zu  einem  gewissen 
^nde  wasserhaltiges  Kali ,  das  genaueste  Resultat 
»efert,  was  jedoch  die  Anwendung  des  Liebig'- 
scben  Kaliapparats  für  eine  Menge  Ton  Fällen  nicht 
überflüssig  macht. 

Persoz  *}  hat  ein  neues  Princip  für  die  Ana-  Neues  Princlp 
¥«  oi^niscber  Körper  vorgeschlagen.  Er  vcr-  för  organische 
brennt  dieselben  mit  schwefelsaurem  Quecksilber- 
^^1^9  welches  die  Eigenschaft  besitzt,  sie  bei  ei- 
^^^  so  niedrigen  Temperatur  zu  oxydiren,  dass 
Aicht  einmal  das  Quechsilberoxyd ,  sondern  nur 
^ic  Scltwefelsäure  reducirt  werden  soll.  Wird 
^^^  ans  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff 
bestebender  Körper  auf  Kosten  Ton  schwefelsau* 
^m  Quecbsilberoxyd  Terbrannt,  und  die  durch 
Ulorcaleium  geleiteten  Gase  über  Quecbsilber  auf- 
gesammelt, so  finden  folgende  Fälle  statt: 

')L  Institut,  J^213,  p.  18;^. 


262 


1/  Enthält  der  Körper  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff in  demselben  relativen  Verhältniss ,  wie  im 
Wasser ,  so  wird  Wasser  und  KoUensauregas  ge- 
bildet* Das  Wasser  bekommt  seinen  Sauerstoff 
ans  dem  verbrannten  Körper  ^^der  Kohlenstoff  be- 
kommt ihn  ans  der  Schwefelsäure,  und  das  Pro- 
duct  wird  2  Vol.  schwefligsanres  Gas  auf  1  Vo- 
lum Kohlensänregas.  Wird  das  Yolnm  des  Koli- 
lensäuregases  bestimmt  und  mit  dem  des  schweflig- 
sauren Gases  yerglichen ,  so  ergibt  sich  das  Uebrige 
Ton  selbst* 

2.  Enthält  der  Körper  mehr  Sauerstoff,  als  zur 
Oxydation  des  Wasserstoffs  erforderlich  ist,  so 
wird  der  Uebeirschuss  zur  Bildung  von  Kohlen- 
säure verwandt.  Der  Rest  des  Kohlenstoffs  gibt 
schwe^gsaures  Gas  und  Kohlensäuregas.  Wird 
das  Yoluni^  von  beiden  verglichen  ,  so  ergibt  das 
Volum  des  schwefligsauren  Gases  ,  wie  viel  sieb 
auf  Kosten  der  Schwefelsäure  oxydirt  hat 

3*  Reicht  der  Sauerstoff  des  Körpers  nicbt  bin, 
um  allen  Wasserstoff  zu  oxydiren  ,  so  oxydirt  sieb 
der  Ueberschuss  von  Wasserstoff  auf  Kosten  der 
Schwefelsäure  und  bringt  auch  schwefligsaures  Gas 
hervor,  und  diese  schweflige  Säure  hat  mit  dem 
Wasserstoff  in  Gasform  ein  gleich  grosses  Volnin. 
Wird  das  Völum  des  Kohlensäuregases  mit  dem 
des  schwefligsauren  Gases  verglichen  und  von  dem 
letzteren  das  doppelte  Volum  des  Kohlensänrega- 
s^s  abgezogen,  so  bleibt  das  übrig,,  was  von  dem 
Wasserstoff  hervorgebracht  worden  ist. 

4.  Enthält  der  Körper  zugleich  Stickstoff,  s» 
bleibt  dieser  in  Gasform  übrig,  nachdem  die  bei" 
den  anderen  absorbirt  worden  sind. 


< 


263 


Auf  diese  Welse  kann  das  Resultat  der  Ana- 
lyse direct  in  relativen  Volnmen  ermittelt  werden« 
Persoz  bält  diesen  Umstand  für  Tortheilbaft ,  er 
gib(  an  y  dass  das  Resultat  der  Versaclie  seine  Er- 
wartungen abertroffen  habe  9  und-  scheint  tn  glan* 
ben ,  dass  es  nichts  zu  wnnschen  iibrig  lasse. 

Die  Idee  dieser  analytischen  Methode  ist  im- 
mer aasserst  interessant  ^  wenn  sie  auch  in  dem 
Resoltate  nicht  die  Sicherheit  gewähren  sollte^ 
welche  Persoz  erwartet. 

Ohne  sie  Tersucht  zu  haben ,  kann  man  die 
Schwierigkeiten  in  den  Einzelheiten  nicht  bear- 
theUen.  Ich  möchte  in  Betreff  derselben  folgende 
Fragen  aufwerfen ;  Kann  es  nicht  geschehen,  dass 
das  schwefelsaure  Qnecksilberoxyd  an  mehreren 
Poncten  zu  schwefelsaurem  Quecksilberoxydul  re- 
dacirt  wird,  und  also  Ton  dem  Salze,  neben 
schwefliger  Säure,  2  Atome  Sauerstoff,  anstatt 
1  Atom,  we^ehen?  In  diesem  Fall  würde  die 
Methode  vollkommen  unanwendbar  sein.  Mit  wel- 
cher Sicherheit  scheidet  man  schweflige  Säure 
scharf  Ton  Kohlensäuregas?  dass  dies  Tortrefflich 
geht,  wenn  es  sich  um  ^/^^  Vs,  y^,  Volum  Ton 
dem  einen  gegen  das  andere  handelt,  ist  YöUig  be- 
kannt. Aber  wie  sicher  würde  es  z.  B.  bei  der 
Analyse  des  Benzins  gehen,  wo  12  Volumen 
schweflige  Säure  von  der  Oxydation  des  Kohlen- 
stoffs,  und  20  von  der  des  Wasserstoffs  entste- 
hen^ kann  man  mit  derselben  Sicherheit,  wie  bei 
der  gewöhnlichen  Methode,  bestimmen,  ob  das 
Ton  der  Oxydation  des  Kohlenstoffs  gebildete  11, 
12  oder  13  Volumen  beträgt ,  jedes  dayon  %2  ^^^ 
dem  Gasgemisch  ausmacht?  Bleibt  kein  schweflig- 
saures Gas  in  der  Chlorcalciumlösung ,    die*  Ton 


1 


264 

dem  lierroigtbvftchten  Wasser  gebildet  wiid,  za- 
rück?  D.  8.  w« 
Lampe »iVer-       Hess  *)   hat  eine  Spiritushnipe  zur  saccessi- 
bre^nnngem   y^g  ErhitzuDfi:  des  Verbrennanirsrohrs  bei  organi- 

bei  orgam-  a      i  t       *    •  i  i.   •    j-  £\ 

sehen  Aaaly-  scben  Analysen  bescbneben,  wobei  diese  Upen« 
*^^*  tion,  statt  auf  dem  Feuerheerd  im  Laboratorio^ 
auf  einem  Tisch  in  jedem  beliebigen  Zimmer  vor- 
genommen werden  kann ,  und  die  Bequemlicbkeit 
mit  sich  fuhrt ,  dass  sie  keinen  bestimmten  Platz 
bedarf.  Da  die  Einrichtung  ohne  Zeiduinng 
nicht  deutlich  gemacht  werden  kann,  so  muss  ich 
auf  die  Beschreibung  hinweisen. 

Ich  habe  nicht  Gelegenheit  gehabt,  die  An- 
wendung von  Lampen  zu  solchen  Operationen  za 
▼ersuchen,  zweifle  aber  sehr,  dass  die  Bequem- 
lichkeit ihrer  Anwendung  die  Kosten  des  AUeobob 
als  Brennmaterials ,  so  wie  die  Schwierigkeit^  die 
in  manchen  Fällen  zur  vollständigen  Verbren- 
nung erförderliche  Hitze  hervorzubringen,  anfvf le- 
gen werde. 
Neve  Ansielit  Bumas  und  Lieb  ig**)  haben,  als  erstes  Pro- 
ttbcr  die  Zu-  j^^j  jij^jp  vereinten  Bemühungen  nm  die  Erfor- 

sammense-  ,^  d 

tzang  Tersehie-schung  der  Gcsctzc  fiir  die  organtsehe  Zusafmnen* 
büiwh«  S^^I  Setzung ,  eine  neue  Ansicht  über  die  Zusammcn- 
ren.  «^Setzung  verschiedener  vegetabilischer  Säuren  mit- 
getheilt.  Sie  gehen  dabei  von  einem  von  mir  an- 
gestellten Versuch  über  verschiedene  merkwür- 
dige Verhältnisse  der  citronensauren  Salze  ans, 
namentlich  von  dem,  dass  ein  wasserjreies  eitro- 
nensaures  Salz,  z.B«  das  Baryterdesalz,  bei  -f-190^ 
Vs  Atom  Wasser  verliert,  und  dieses  Wasser  sich 


')  Poggend.  Ann.  XLI,  198. 
')  Poggend.  Ann.  XLII,  445 


265 

▼on  den  Beatandthoilea  det  jSS^aae  jMa^i^d^t,  tber 
wieder  jinfgenomnieii  nrlfd^  wenn.. das.  jj^jiz^  von 
Wasser  berührt  wird  (JnkMesb.  l^ä»,  $«  ^). 
Ick  habe  diese»  Faetam  weder  erldänBii,,IM)€b  iiH 

* 

gend  eiae  yoii  dea,  toh  Anderen  darülltr  gegdbie^ 
Ben  Erklärungen  ßatkeissen  kpnnen.         ■ 

Damas  und  Liebig  ba]^i|  gefanden 9  ^t^sa 
dieser  Fall  mit  den  Salzen  yersckictdener ,  anderer 
PflanzensäHren  analog  ist  9  9«  B.  mit  weinsaareH^ 
meconsaoren,  cyanursanren  Siilzen*  Das  i^ein- 
saore   Antimonoxydkali  z.  9.,   dessen  Atom,  ans 

K^Sb  +  C^H^O^o  besteht^  ^b^^  w;enn  es  b^ 
za  -f- 190^  erbitzt  wird  ,-2  Atonie  Wasser  auja  |)i|d 

lasst  &  +  Sb  +  C^H^Of  zaräcjL  Im  ^o^en.  J|ühj 
resberiehte  9  S.  316;  baben  wir  gesc;hen^  dass  ,Li0i 
liig  ein  äknliebes  Verkalten  mit  dein  bonigsteiif- 
sauren  Silberoxyd  gefunden,  b^t,  was  ßi(5;..abef 
siebt  anfiibren. 

Ibre  Theorie  über  diese  Verhältnisse  ist  folgende: 
Unter  den  Pflanzensäoren  sind  theils  solche  ^  de- 
ren Atom  mehrere  Atome  Basis  zar  Neutralisation 
bedarf^  theils  solche  ^  die  aus  zusammengesetzten 
Salzhildern  und  Wasserstoff  bestehen.  Diese  zu- 
sammengesetzten Salzbilder  enthalten  sehr  riele 
Atome  Sauerstoff  in  ihrer  Zusammensetzung  (man 
könnte  sagen^  dass  sie  Superoxyde  von  zusammen- 
gesetzten Radicalen  seien),  und  yerbinden  sich 
nicht  mit  einem  Aequiralent  oder  Doppelatom 
Wasserstoff,  sondern  mit  mehreren,  und  reduci- 
ren  daher  eine  entsprechende  Anzahl  Atome  von 
Sauerstoffbasen ,  halten  aber  das  so  gebildete  Was- 
ser mit  einer  Verwandtschaft  zurück,  die  weit  die 
übersteigt ,  mit  welcker  das  Wasser  gewöknlieh 
salzartige  Verbindungen  wasserfrei  zuracUässt* 


266 

lyie^&thüoti^,  ^ätit  diu  Cili^oiiiSfli  «aare  md  Wein- 
sliQte  angewandt y  gibt' fblgende  Restultate: 

Was-  yrir- bisher  fiäv  3  Atome  wasserfreie  Ci- 
tl^nen^liar^'  gefcäiteid'  haben ^  ist  nur  t  Atom,  wel- 
cheäc  aus'C^^H^^O^i  besteht /  yrosu  dann  4  Atome 

Wasser  in  den  KrytstalFen  von  Ä-j-C^H^O*  fcom- 
iuetf .  Ein  Atonr^Vasserfreie  citronensanre  Ba- 
ryferde  best^bt  aus^a^-C^^Hiooii. 

Die  Weinsäure  ist  eine  Wasserstoffsäare ,  die 
aus  1  Atom  einejs'Salzbilders  besteht,  desseli For- 
mel Cöfl^O^^  ist  verbunden  mit  8  Atomen,  d.h. 
4'Doppelätomen,  Wlisserstoff.  Neutrales  wem- 
länrei  Kali  besteht  ans  2  Atomen  Kalium^  2Dop- 
petaioiteeli  Wusserstoff  und  1  Atom  des  Selzbil- 
ders ,  und  'saures  weinsaures  Kali  besteht  kos  1 
A4om  Kalium,  6  Doppelatomen  Wasserstoff  und 
l'Afoni  des  Salzbilders.  Das  weinsaure  Anfimon- 
hali  aus  1  Atom  Kalium ,  2  At.  Antimon  uod  1 
At.  des  Salzbilders.  Sie  fugen  hinzu:  die  nr- 
wickelten   Formeln    HT,   ftf,   Kt  +  fit,  KT 

-f-SbT,   werden  ganz  einfach,    wenn  man  sie  so 
schreibt : 

Wasserstoffsäure        =  CSH^Oi^-f-SH. 
Neutrales  l^alisalz  CSH^O^^-fft^ 

Saures  Kaibalz  C«H*0i«  +  h5 

Brechweinstein  C^H^Oi^-f-jj^a 

Man  sieht  daraus^  dass  ,man  sich  rerschiedene 
Begriffe  über  verwickelte  und  einfache  Ansichten 
machen  bann* 

Im  Verlauf  unserer  Forschungen  zeigen  sick 
bisweilen  Erscheinungen,  die  von  den  gcwöliali- 
eben  Verhältnissen  so  verschieden  sind,  dass  nir 


267 

Sie    niclit  erwarteten   und  nicht  erklären  konilen. 
Die  Wissenscliafk  geht  ihren  Gang  Torwarts,   es 
zeigen  steh  mehrere  analoge  Thatsachen ,  nnd  eine 
derselben   liefert   den  j^ehiüss«;!  zu  dem    Räthsel* 
yersncfat  man  dies  zn  lösen ,  bevor  der  Sehlüssel 
gefunden  ist,  so  behommt  man  nieht  befriedigende 
Theorien  nnd,  wenn  sich  der  richtige  findet,  so 
wird  er    gewöhnlich  als    solcher   Ton   Allen  er* 
bannt;    es  liegt  dann  hlar  yor  Aller  Augen,  dass 
er  der  richtige  ist.     Ich  habe  wiederholt  die  Mei- 
nong  geäussert,  es  liege  mehr  wahrer  wissenschaft- 
licher Geist  darin,  bestimmt  einzusehen ,  dass  eine 
Thatsache  nicht   genügend   erklärt  werden  kann, 
als  darin ,   mit   dem  Ausdruck  Ton  Ueberzeugung 
eine    Erklärung    zu    geben,   die  sich  auf  etwa» 
gründet ,  was  yielleicht  wahrscheinlich  sein  kann  ; 
es  ist  eiue  alte  Regel ,    dass   man   sich  in  Acht 
nehmen  uiiisse,  ein  lex  in  casu  zu  machen.     Der 
unübertroffene  Newton,  der  erste  Mann  der  wah- 
ren Natnrforschung,  pflegte,  nachdem  er  eine  Na« 
tarersebeinung  yon  allen  Seiten  gründlich  untere 
sucht  hatte ,   die  hypothetischen  Erklärungen ,   zn 
welchen  sie  Veranlassung  geben  konnte^  in  Form 
von  Fragen  darzustellen.     Auf  diese  anspruchslose 
Weise  wird  Keiner  durch  falsche  Hypothesen  irre 
geführt,  die  yon  Männern  mit  wissenschaftlichem 
Ansehen  ausgehen.     Diese  Fragen  übcrlässt  man 
zur  Beantwortung  mit  nein  oder  ja  der  erweiter- 
ten Erfahrung  der  Zukunft.     Keiner  schwört  dann 
auf  das  Wort  des  Meisters.      Anders  yerhält   es 
sich ,  wenn  Hypothesen  als  Theorien  gegeben  wer- 
flen.    Der,   welcher  sie  nicht  prüfen  kann,   oder 
sich  durch  die  Autorität  des  Urhebers  yon  der  Prü- 
fung abhalten  lässt,  wird  yerwirrt,  und  die  Hy* 


' 


268 


pathesen  werden ,  statt  wie  man  za  sagen  pflegt 
Brüclcen  zur  Wahrheit  za  sein^  offene  Strasseii 
zur  Verwirrung. 

Die  hier  angeführte  Theorie  gehört  meiner  MeiJ 
Unng  nach  za  denen,  welchen  man  sogleich  ansieht,! 
dass  sie  nicht  die  richtige  ist,  aach  in  dem  Fall,- 
wo    man  sich  ober  die  Natar  der  Erscheinung 
keinen  bestimmten  Begriff  machen  kann. 

Das  Verhalten  der  citronensanren  und  wein- 
sanren  Salze  gehört  offenbar  za  einer  nenen,  bis- 
her nicht  bemerkten  Ordnung  Ton  Erscheinungen, 
aber  es  gehört  zu  absolut  derselben  Ordnung,  nnd' 
doch  erklärt  sie  die  neue  Theorie  verschieden. 
^  Sie  nimmt  an ,  dass  die  eine  eine  Sauerstoffsäare 
sei^  von  der  1  Atom  von  nicht  weniger  als  von 
3  Atomen  Basis  gesättigt  werden  'kann,  und  die 
andere  eine  •  Wasserstoffsäure ,  von  der  1  Atom 
mit  nicht  weniger  ab  mit  5S  Atomen  Metall  ein 
neutrales  Salz  geben  kann ,  und  ohne  dass  i  Ae- 
quivalente  Wasserstoff  in  den  Kauf  übrigbleiben^ 
und  dies  wird  klar  genannt  im  Vergleich  mit  der 
älteren  Ansicht,  die  als  verwickelt  bezeichnet 
wird.  Schon  die  Idee  von  einer  Säure,  deren 
Atom  zur  Sättigung  3  Atome  Sanerstoffhasis  be- 
darf, zeigt,  dass  man  zu  Gunsten  der  Tbeone 
über  einen  der  Grundsätze  für  alle  unsere  Bestim- 
mungen von  Atomgewichten  weggleitet  und  von 
der,  In  dem  vorangegangenen  Programm  ausgespro- 
chenen, wahren  und  richtigen  Idee  abweicht,  dass 
für  unsere  Schlüsse  die  wohlbekannten  Gesetze 
zu  Grunde  zu  legen  seien  ^  welche  für  die  anor- 
ganischen Verbindungen  gelten ,  und  welcbe  ^i' 
auch  für  alle  Theile  der  Chemie  geltend  erken- 
nen.     Eine  Abweichung  davon  ist  sogleich  ein 


J269 

Abliren  TOm  recbten  W^.     Wir  mfisseii  .un- 
sere mit  Reeht  so  hoch  geachteten  Mitarbeiter  ^  die 
das  schwierige  Amt  ühemehmen  zu  wollen  schei- 
nen y  fiir  uns  die  Gesetze  für  die  organische  Zn- 
sanunensetzung  aafznstellen  ^   erinnern  ^  dass   wir 
nicht  blindlings   und  ungeprüft   alles   das  aufneh- 
men, was  sie  uns  vorlegen  werden^  und  dass  wir 
keine  Gesetzgebung  anerhennen,  wo  neue  Gesetze 
die  alten  aufheben,  und  keine  Ausnahmen  Ton  Ge- 
setzen j    denn  alles  dieses  beweist  in  dem  einen 
oder  dem  anderen  Irrthiimer. 

Die  Seke,  von  welcher  die  Erklärung  dieser 
Erscheinung  aufzusuchen  se!n  dürfte ,  scheint  mir 
ganz  wo  anders  zu  liegen,  und  yielleicht  weniger 
entfernt,  als  man  rermuthet.  Eine  Betrachtung 
über  das  Verhalten  der  Milq^säure  kann  uns  Tiel- 
leicht  hinfuhren.  -s 

Ii^  der  Tortrefilichen  Arbeit  über  diese  Sfture  Zuiammenfle- 
Yon  Pelonze  und  Gay-Lussac  (Jahresb.  1835,    Müehumt. 
S.  219) ,  durch  welche  wir  diese  Säure  eigentlich 
erat  kennen  gelernt  haben ,    fanden  diese  Chemi- 
ker folgende  Thatsachcn ,  deren  Richtigkeit  zu  be- 
zweifeln man  nicht  Ursache  hat. 

1*  Die  Milchsäure,  im  höchsten  Grad  Ton  Was- 
ser befreit,  wie  er  ohne  Veränderung  derselben 
zu  erreichen  war,  bestand  aus  C^H^^O^. 

2.  Die  Milchsäure  mit  Basen  verbunden  in  Sal- 
zen ,  welche,  z.  B.  bei  -{-  245^,  kein  Wasser  mehr 
Terlieren,  besteht  aus  C^H^^'O^. 

3*  Die  Milchsäure,  der  trocknen  Destillation 
unterworfen,  gibt  2  Atome  Wasser  und  ein  hry- 
stalliairtes  Sublimat,  welches  aus  C^H^O^  besteht. 

Daraus  schlössen  sie,  die  letztere  sei  ihre  wahre 
Zusammensetzung,   die  Milchsaure   bestehe    also 


270 


1 

aus  C^H^O^^  und  die  milchsanren  Sake  bielteu 
beim  ErLitzen  i  Atom  -Wasser  zurück,  das  sie 
ohne  Zersetzung  nicht  abgäben. 

Diese  Art  zu  folgern  bann .  unmöglich  richtig 
sein.  Das  Wasser ,  welches  bei  -{-  S45<'  nicht 
weggeht,  kann  nicht  als  Krystallwasser  des  Salzes 
betrachtet  werden ,  zumal  wenn  es  mit  derselben 
Kraft  von  allen  Basen  zurückgehalten  wird.  — 
Daraus  folgt  dann  unbestreitbar ,  dass  die  richtige 
Zusammensetzung  der  Milchsäure  C^H  ^^0^=:  2C^H^ 
-|-50,  und  die  völlig  ausgetrocknete  flüssige  Säare 

^%L-{-H  ist;  denn  es  ist  ein  ganz  ungewöhnli- 
ches Yerhaltniss ,  dass  eine  Säure  2  Atome  Was- 
ser enthält,  ohne  sich  von  dem  einen  sebeiden 
'  zu  lassen ,  ausser  in  den  Fällen ,  wo  sie  auch  i 
Atome  Basis  aufnimmt,  was  hier  nicht  der  Fall  ist. 

Daraus  folgt  aber,  dass  die  sublimirte  Säure 
etwas  Anderes  als  Milchsäure  ist,  sie  ist  ihren  hi- 
genschaften  nach  durchaus  keine  Säure ,  denn  sie 
ist  nicht  sauer,  verbindet  sich  nicht  mit  Basen, 
und  aus  ihrer  Auflösung  in  Alkohol  wird  sie  unver- 
ändert krystallisirt  erhalten.  Betrachtet  man  sie 
für  sich  nach  der  Zusammensetzung,  was  in  der 
organischen  Chemie  jedoch  nicht  immerzu  richtigen 
Ansichten  fuhrt,  so  verhält  sie  sich  zur  Schleimsäare 
und  der  damit  isomerischen  Zuckersänre  (Künst- 
'  liehen  Apfelsäure,  s.  weiter  hinten),  wie  das  Man- 
gansuperoxyd  zu  der  Uebermangansaure,  denn  Mn : 
in  =  C3H*  +  20  :  2C3H*  +  70,  Aber  wenn  mn 
sie  mit  Wasser  kocht,  so  wird  sie  sauer,  si«^^ 
allmälig  in  wasserhaltige  Milchsäure  verwandelt, 
und  aus  demselben  Grunde  gibt  sie  beim  Kochen 
mit  Alkali  mUchsaures  Alkali.    Beweist  dies  nicU 


271 


oSenfuLT^  dai»  das  Kochen  mit- Wasser  sie  i« 
Milchsäare  verwandelt  und  ihr  2  Atome  Wasser- 
stoff und  1  Atom  Sauerstoff  Eofiigt,  ohne  Welebe 
sie  nicht  MilebsSiure  ist,  und  welche  sie  durch 
ihre  Yerbindang  mit  Basen  nicht  mehr'yerliert? 
Ist  nicht   durch  diese  Ansicht  die  Geschichte  der 

A 

Milchsäare  auf  einfache,  klare  und  gewöhnliche 
Verhältnisse  znröckgefiihrt?  Und  hierbei  hat  nichts 
Anderes  stattgefunden,  als  was  geschieht,  wenn  ein 
wasserfreies  Ammoniaksalz  in  ein  Ammoniamoxyd- 
salz  verwandelt  wird^  wennElaylschwefelsäure  (siehe 
weiter  unten)  in  Isäthionsänre  übei^ebt,  wenn  Ae* 
thyloxyd  unter  der  katalytischen  Einwirkung  der  AI- 
kalihydrate  Alkohol  bildet,  wenn  wasserhaltige  Cyan- 
säore  zu  wasserfreier  Cyanursäure  wird^  wenn  Stärke, 
Rohrzucker,  Gummi,  u. s. w.  dorch  den  Einfluss 
Ton  Säuren  in  Traubenzucker  übergehen ,  u.  s.  vr» 
Aber  früher  sind  wir  auf  diese  Fixirungen  der 
Bestandtheile  des  Wassers  nur  in  solchen  Fällen 
aufmerksam  gewesen ,  wo  es  als  abscheidbares 
Wasser  aufgenommen  wurde,  wiewohl  diese  Fixi- 
rungen in  so  vielen  bekannten  Processen  un- 
widersprechlich  stattfinden ,  und  bestimmt  bei  un- 
zähligen Gelegenheiten  in  der  lebenden  Chemie  in- 
nerhalb der  Pflanzen  und  Thiere  vorgehen.  Ist 
aber  diese  Fixirung  der  Bestandtheile  des  Was- 
sers annehmbar  und  gegeben ,  so  ist  auch  die  oben 
angeführte  Ansicht  über  die  Zusammensetzung  der 
Milchsäure  eben  so  richtig. 

Werfen  wir  nun  einen  Blick  auf  das  bei  den 
citronensauren  und  anderen  Salzen  entdeckte  Yer« 
halten  zurück^  wobei  in  einer  höheren  Tempera- 
tur Wasser  weggeht,  welches  noth wendig  von  den 
BestanddieUen  der  Säure  genommen  ist,,  und  wel« 


272 


cbes  hei  ihrer  BeliaiiiUiiiig  mit  Wasser  sieh  wie- 
der damit  vereinigt  zu  derselben  Saare,  die  bei 
der  höheren  Temperatur  zu  einer  anderen  Zu- 
sammensetzung verlndert  wurde  $  so  geschiebt  da- 
bei durchaus  nichts  anderes  >  als  was  hier  hei  der 
Venirandlnng  der  Brenzmilchsäure  in  wasserhal- 
tige Milchsäure  stattfand.  Die  erhitzte  Verbin- 
dung* Ton  weinsaurem  Antimonkali  ist  etwas  ande- 
res y  als  weinsaures  Antimonkali,  Sie  enthält  eine 
Säure  =C^H20%  die  durch  ein  hinzukommendes 
Atom   Wasser  wieder  in  Weinsäure  verwandelt 

wird. Entsteht  bei  der  Veränderung  der  ci- 

tronensauren  Salze  z.  B.  2Na  J  ü  -{-  Na  |  C  9  worin 
das  letzte  Glied  durch  das  Hinzukommen  von  1 
Atom  Wasser  wieder  in  Na  J  C  verwandelt  wird, 
so  ist  das  Verhalten  ganz  einfach  nach  gewöbnli- 
chen  Gesetzen  erklärt  und  bedarf  keiner  Annahme, 
die  gegen   gewöhnliche  Verbindiingsgesetze  strei- 
tet.    Ich  bin  weit  entfernt  behaupten  zu  wollen^ 
dass  dies  die  richtige  Erklärung  sei^   aber  offen- 
bar ist  es,   dass  sie  es  sein  kann.      Es  Ist  nur 
nöthig.  Na  I C  (nr  sich  hervorzubringen  und  die- 
ses wieder  mit  Wasser  in  citronensaures  Natron 
zurückzuföhren  y  um  diese  Ansicht  ausser  Zwei- 
fel zu  setzen.     Die  darin  hervorgebrachte  Sänre 
wird  wirklich  erhalten ,  wenn  man  Citroneosänre 
bei  einer  bis  zur  anfangenden  Zersetzung  erhöh* 
ten  Temperatur  lange  geschmolzen  erhält;  isie  ist 
die  der  Aconitsäure  so  ähnliche  Säure  9  die  sidk 
in  Körnern  aus  der  herben,  extractähnlichen  Masse, 
worin  die  Gilronensäure  durch  fortgesetztes  Schmel- 
zen verwandelt  wird ,  absetzt.    Diese  neue  Sänre 
ist  zu  wenig  untersndit  ^  als  dass  ich  sagen  könnte^ 


an 


ob  sie  t&th  unter  gewiäsen  UiM4ifMei|  f(ieteft<  lA 
Citronensänre  verwasJlelnr  tasMii  *^ — '  Iib' U^biigeii 
kann  kiosagefiigt  werden^  4iid«<'dlie  ZiisamnHiii* 
set20Dg  des  eitraneBMiteii'  A%diifl<mj4»>*  "^  mk 
unseren  gewöbnlich^a  An^ii^tf jo^jin^  so  g^^eiii  Ein- 
klang steht  ^  ntclit  naqh.  der.itep(^^^k|^{;(rV^<^ll 
kann,  ohne  4»rin  ai^f.;^  At0jqeAetlifl|i^|^|r^  Jl^^m 
Wasser  anz^j^ehincB,  ,^f',.X?^?cii.  jt;4ff«-j>,»,  <j^s 
Wa^er  nicbt  in  die  Zjisianj9^liac»tji(|if)gr  ^|r;Ae^)er? 


« •  •/  ^ « 


arten  eingeht* 

Paycn*)    hat   Vbex  ^A^^^^e^^i^ux!^^,B\§iQ^^^ 

einesehr  interessaiKteArb9iMi|f«^(%J^M^J^^^  Egsi^aures 

trale  Salz  kann  .in  i(iras9ei^ir^p  ^Q est^tl  Jbrf,8taUl^n     Blcioxyd. 
sirt  erhalten  werden ,  Ufenfi^  n^^^^wasf^rffre^f^  «es- 
sigsaures  Bleioxyd   in  A1)(o|ia1,y<^i  Q>83ä,   oder 
wasserhaltiges    in    wassfrfn^iein   ^^li^Pl'^I)  l^llflf^sff  - 
und  die  in  der  Warme  gfsäjitig^e  l^snpgferji^ltesir 
lässt,  wobei  das  wasserfreie  Sab  in  seebsseitigef^ 
Tafeln  anschiesst.     Wird  einer.Lösang  Toa  essig- 
saurem  Bleioxyd    so    TieL.^ansti^ehes.  Ammenialj  ^ 
zugesetzt ,  am  %  der  Säure  4aria  zn  sättigen ,  ^«9 
bildet   sieh   das    längst   beikannte    basische    Salz 

=  Pb^A.  Dieses  Salz  ^  kann  l^stallisirt  erhalten 
werden  9  theils  ans  einer  in,  d^r  Wärme  iibersät- 
tigtenAaflösung,  theils  ans  emerLösnng  in  Was-'  « 

ser,  wenn  man  diese  erwärmt  und  mit  warmem 
Alkohol  oder  Holzspiritus  vermischt^  dann  setzt 
es  sich  beim  Erkalten'  in  prismatischen  Nadeln  ab^ 
die  jedoch  bisweilen  yqu  so  kleinen  Dimensionen 
sind,  dass  sie  nur  unter  dem  Microscop  erkenn- 
bar sind.      In   diesem  Zustande   enthält  das  Salz 


I  ' 


*)  Jonra.   de  dum.  Med.  II,  S.,  III,   617.     L'Institiit, 
JH  Wl,  Suppl.  p.39;i.    ( 
Beneliiis  Jahres-Bericht  XYIII.  19 


274 


I  AMniKrfSktoAlmiM^r«  100  Tbeik  WaMeriösei 
davon  lOTli^ilc  aiiC  Amk  UnU  e»  sidk  in  YerdüDn 
tem  Spuntasyöiiehr.il»  SMsapiritiift  ftls- in  Alkohol; 

idMr  i«.ei|ijcii»  «tinto  mnüentekleven  iat  ea  unlösUtii, 

>       j 

'^■'Väjtn.  hat '%^7    dtfesien  Versuchen  noch  ein 
diltl<^8'Sih  aha^Efefgsktffe  nnd  Bleioxyd  entdeckt, 
weliÄii»  "voirmer  der  Beobachtung  entgangen  war, 
und'  w^lcHeÄ'zirisehen  dieta  beiden  eben  erwähnten 
steht.  Es  wird  erbatten,  irenn  man  1  AtoingewicLt 
Bleioxyd  in  2  Atomgewichten  des  neutralen  Salzes 
aullö'st ,   oder  Wettii  mal»  1  Af omgiewicht  des  Yorhin 
erwähnten  basfeeh^Safel^s  mit  3  Atomgewichten  des 
Aentralifen  ^al^es  vefiiliseht  und  im  Wasser  auflöst. 
Diesesr   Safe    niaeht    di^ntlick  unseren  Bleiessig 
ans.     Aus  einer  feoncentrirten,  an  einen  halten  Ort 
gestellten  Lösung  sch^esst  dieses  Salz  hei  mehr- 
lagiger -Rtihe  m  seehssertigen  S«huppeii  oder  Ta- 
feln an ,  idie  Warzen  blldett.     In  diesem  Zustande 
besteht  es  ans  if^b^A^  -f- 2ft.     Die  Mutterhuge  da- 
tön  ist  syrupdich.     {00  Tbeile  Wasser  losen  181 
Tleile  davpn  auf.     Es  Ut  also  4  Mal  löslicher  als 
das  neutrale,    und  10  Mal  löslicher  als  das  has!- 
schere  Sah.     Es  ISsst  steh  schmelzen,  bevor  es 
anfangt  zersetzt  zit  werden.      Auch  in  Alkobot 
ist  es  leichter  lo^Kcb,    als   das    andere  hasische 
Salz.    In  dieser  Lösung  aber  wird  es  durch  Was- 
ser zersetzt ,   so  wie  auch  in  seiner  Lösung  ^ 
Wasser  durch  Alkohol,  auf  die  Weise,  da»«  Ph^^^ 
meilerfallt,  und  neutrales  essigsaures  Bleioxfd  in 
der  Lösung  zurückbleibt.     Dieser  Umstand  ist  die 
Ursache,  dass  es  so  lange  unbekannt  blieb. 

Vergleicht  man  die  Verbindungen  der  Essig- 
säure mit  KupFcroxyd  mit  denen  mit  BIcioxyd?  so 


275 

finden  wir  Uer  jetzt  3  Salze,  wovon  jede§  einem 
der  Knpferoxydsalze  entspriebt.  Es  unterliegt 
keinem  Zweifel ,  dass  nidit  auch  das  vierte  exi* 
stire ,  nad  dass ,  wenn  1  Atomgewicht  Bleioxyd 
in  1  Atom  neutralem  essigsanren  Bleioxyd  aufge^ 

löst  wird 9  man  dieses  Salz  zizPb^Ay  dem  Cn^A 
entsprechend,  erhalten  werde. 

Emmet*)   hat  folgende  Methode  zor  knastli«  AneiscBsftvrc. 
eben  Bereitung  der  Ameisensäure  angegebcftat  Mm 
Termischt  gleiche  Volumen  von  Wasser,    coneen- 
trirter  Schwefelsäure  und  ganzen  Roggenhömem^ 

und  erhitzt  in  einer  Retorte  bis  zuni  Kochen:  so 

» 

Lald  die  Masse  richtig  schwarz  geworden,  setzt 
man  noch  1  Volum  V^asser  hinzu,  und  destillirt 
dann  ein  gleiches  Volum  ah,  welches  starke  Amei- 
sensaure ist.  Durch  neuen  Zusatz  von  Wasser 
und  neue  Destillation  bekommt  man  eine  schwä- 
chere Säare ,  die  gewöhnlich  ein  Wenig  schweflige 
Saore  enthält,  die  durch  Bleisuperoxyd  wegge- 
nommen werden  kann.  Diese  Operation  hat  den 
Voräieil^  dass  der  gewöhnlich  zugesetzte  Braun- 
stein dict  gebildete  Säure  nicht  wieder  zerstört, 
und  kein  Aufblähen  entsteht,  w<eil  die  Roggen- 
körner so  anschwellen,  dass  die  Masse  aufhört 
flüssig  zu  sein.  Emmet  hat  von  Anfiang  an  diese 
Methode  auf  die  theoretische  Speculation  gegrün- 
det ,  dass  die  Schwefelsäure  alle  organischen  Stoffe 
in  Wasser,  Ameisensäure  und  Kohle  yei*wandeln 
werde,  gleichwie  sie  den  Alkohol  In  Wasser  und 
Aether,  und  den  Aether  in  Wasser  und  ölbildeni^es 
Gas  verwandelt.  Man  sieht  dabei  nicht  ein,  warum 
die  Säuremit  einem  gleichen  Volum  Wasser  verdünnt 


')  Journ.  für  pract.  Chemie,  XII,  1?0. 

10  * 


276 

wird ,  was  nach  der  Theorie  diese  ihre  Wirkang 
ganz  and  gar  aufheben  mnsste^  aber  manche  fal- 
sche Hypothese  hat  anwendbare  Resultate  veranlasst. 
Artus*)  hat  angegeben,  dass,  wenn  4  Atom- 
gewichte Weinsinre  mit  3  Atomgewichten  feiner 
Eisenspäne  vermischt  und  ii|  einem  Destillations- 
apparat  erhitzt  werden^  Ami^isensäare  mit  dem 
Wasserstoffgase  übergehe  und  anfgefangen  wer- 
.den  könne ,  wenn  man  zu  diesf^m  Zweck  das  Gas 
dur/ßh  Wasser  leite.  Was  im  üebrigen  aus  der 
Weinsäure  wird,  hat  er  nicht  untersucht. 
Weinsäiire. .  Ich:  führte  im  letzten  Jahresberichte,  S. 246, 
einige  Resultate  an ,  zu  welchen  Freray  bei  der 
JBehandlungder  Weinsäure  mit  concentrirter Sckwe- 
felsänre  gekommen  war ,  und  fugte  die  HoffnoDg 
hinzu,  in  diesem  Jahresberichte  darauf  wieder 
zurückkommen  zu  können.  Inzmschen  besteht  al- 
les, was  bis  jetzt  über  diese  Versuche,  noch  wei- 
ter bekannt  geworden  ist,  nur  im  Folgenden  ): 
die  Weinsäure  erleidet  beim  Erhitzen  genaa  die- 
.  selben  Ycrändernngen ,  wie  duni  Schwefelsäure. 
Wird  sio-liis  zu  +  i9fP  erhitzt,  so  verwandelt  sie 
sich  in  raiehrere  Modificationen  nach  einander«  m^^ 
die  erstefvird^ciile  torlraZiauc  hervorgebrachtjdieim 

wasserfreien  Zustande  aus  fiH+Ci^H^^*^  ^eW- 
Die  zweite  ModiBcation  ist  Acide  tartriliqt^ 

genannt  worden  und  besteht  aus  8+^^^***  ' 
Die  erste  Modification  entsteht ,  wenn  Vs  ▼<>»  ^^f 
Wasser  weggegangen  ist ,  die  zweite ,  wenn  di« 
Hälfte  weg  ist,  und  endlich,  wenn  alles  Wasser 
wcgg«g?i»gen   ist,    bleibt   wasserfreie   Weinsäure 

•)  Jonrn.  für  pract.  Chemie,  XII,  251. 
;•)  L'Institttt,  Mn9y  p.  313. 


«    ' 


277 


übrig  y  üe  im  Wasser  millwlieli  i8ty?«ieii  nber  beim 
BekandeLa  mit  Wasser  allmalig  wieder  in  A,  jtartre- 
liqae,  daim  A.    tartraliqae  und   am  Ende   in  A.  . 
taHariqne  yemrandelt« 

Die  Traubensänre  gibt  ganz  cntspreelieiide, 
aber  nicit  dieselben  Sänrea^  die  Fremy  beides 
faratariraliqi*ep  paraiartrelufue  y  und  paratariari- 
fte  anhydre  nennt.  Die  Isomeri^  setzt  sieb  ako 
darcb  alle  diese  fort. 

Die  Citronensänre  soll  nacb  demselben  Cbe« 
wii^gleieb  bescb^ffene  polymerisebe  Verbindun- 
gen hervorbringen^  die  doreb  Sabtraction  von 
Wasser^  sowobl  dnrcb  Wärme  als^  Termittelst 
Scbwefelsäure  9  dargestellt  werden  können.  Diese  • 
Cntereochnngen  sind  yon,  so  hobem  wissenscbaft- 
lieben  Interesse  9  dass  wir  mit  Ungeduld  der  Be- 
lianntnUtcbung  der  Versncbe.9  worauf  sich  diese 
Resultate  gründen,  entgegen^ben. 

Die  sogenannte  biin^tlijebi;   Aepfelsäure,    vonMetaweinsäure 
der  ich  im  letzten  Jabresberiebtc,  S.  243,  antiilirte,    l^^^^^^ 
dass  sie  nacb  einer  Untersuchung  von  Erdmann  ^chtisome- 
cine  isomerisebe  Modification  der  Weinsäure  sei,       "•^'*- 
wonach  sie  dann  identisch  mit  der  nun  erwähnten 
^artralsanre  zu  sein  schien ,  hat  sich  bei  späteren 
Untersuchungen  als  etwas  ganz  anderes  zu  erkennen 
gegeben.  6  ne  r  i  n-Vary^^  bat  zuerst  auf  Verschie- 
uene  merkwürdige  Abweichungen  zwischen  den  An- 
gaben Erdmann's  und  den  seinen,  in  seiner  vorher- 
gehenden Arbeit  erwähnten,  wohl  constatirten  That- 
saeben  aufmerksam    gemacht ,    und    seitdem    bat 
Hess**)  auf  eine  ganz  entscheidende  Weise  dar- 
geicgi,  dass  Erdmann's  analytische  Versuche, 


')  Amt.  de  Ch.  et  de  Pli.  LXV^  p.  33)2. 
")  Poggeud.  Ana.  XXXII,  347. 


\ 


278 

zsfolge  weMi€r.  bie  mit  der  Weiipsäare  isomcriflcli 
sein  und  in  dieselbe  übergeh^i  sollte  j  xu  einem 
ganz  nnrichtigen  Rcsnltat  gefuhrt  haben.  Hess 
hat  gezeigt,  dass  das  Salz,  wasErdmana  för 
saures  vreinsanres  Kali  genomnien  hat ,  und  wo^ 
auf  er  seine  Ansieht,  ^ass  diese  Säure,  welcher 
Hess  mit  allem  Grunde  des  Namen  Zuekersäure 
gegeben  hat ,  sidk  in  Wrinsäure  Yeifwandele,  Isei- 
nesweges  saures  weinsaures  Kalt  sei.  Jht  Be- 
weis ist  leicbt  und  entscheidend :  saures  Wdinsaa- 
res  Kali  enth&lt  S4,97  PnH^nt  Kali ,  das  neue 
Salz  nur  18,06.  IJm  die  Säure  rein  zu  eriial- 
ten,  wozu  nach  Brdmann  so  viele  Umwege 
nöthig  sind,  bringt  Hess  dieses  sehwerloslicbe 
saure  Salz  direct  herror ,  reinigt  dasselbe  darch 
<etntge  Male  wiederholte  Aufiosung  in  bodkendem 
Wasser  und  CmfhrystattfStmng,  sftttigt  es  mit  Kall, 
fällt  mit  essigsaurem  Bieioxyd  und  zersetzt  den 
Niederschlag  durch  Schwefelwasserstoff. 

Nach  den  Yerbrennungsversuchcn ,  die  er  mit 
dem  Kalt  -  und  Blcisalze  anstellte ,  besteht  diese 
Säure  aus: 

(lefanden    Atome    Berechnet 

Kohlenstoff  37,21  6  37,94 
Wasserstoff  4,81  8  4,13 
Sauerstoff     5^,58        7         57,93. 

,  Ihr  Atomgewicht  ist  ==;  4908^56,  und  ihre  Sat- 
tigungscapacität  Vr  ihres  Säuerstoffgehalts,  was  voH- 
hommen  mit  der  Schleim^äore  nbercinstimint,  wo- 
mit sie  also  isomerisch  ist,  und  womit  si^  einen 
analogen. Ursprung  hat,  insofern  die  letztere  aus 
Milchzucher  oder  Gummi  durch  Salpetersäure  gehH- 
det  wird. 


am 

Peligot*)  fall  aii|flteg«boii )  daps^  iiiiftrettd' der  Nene  s&are 
Rohrzockfer  die  Eigettsebaft  besitet,  sich  >imver-:''''^^J^^''J^'''' 
ändert  mk  BmMi  dlife  verbinden  («r  hat  a.  B«  eine 
krjBtailia«reiide  V«vbiiidifng  itfU  BaryterAa  liervor* 
gebradit)^  der  TlraubaiMUMbair  dadurdi  zersetal 
werde..  BiM  « JKäier  ZAaiaitowag  y  die  latt  Alkali^ 
Baryterde  ^  KaUterde ,  aoeb  ohiie  alle  Belbülfe  to»  , 
Wärme  geacbebett  fcaan>  bildet  aidi  eiaie  starke 
Sänre,  weldie  die  angewandte  Base  sättigt.  Die 
beste  Art  9  sie  sa  erkaileii  ist^  dass  man  Traubtii- 
zucker  vnd  krjstallisirtes  Ba»jik»dehydrat  troeken 
Termisebt  und  bis  zta  4*  ^^^^0^  ^riiitirt.  Dia  Masse 
schwillt  auf  ^  es  entwickelt  sieb  Warme ,  und  ii^ 
wenig  AugenUicken  ist  die  Verlndemiig  erfolgt. 
Dann  lest  man  sie  in  Waswr  ^  ftdlt  die  Lösung 
mit  baaisehem  e^sigsaunen '  Bleioxyd  j  nimmt  aber 
den  gefärbten  Niederschlag  ^  welcher  dnndi  die 
ersten  zugesetzten  Trejrf<kn  gebild^et  wird,  für  sich, 
und  sammelt  darattf  den  ungeförbten  Naederseblag, 
welcher  mit  dch'ffrf  lelwassersioirdie  «saiiie  liefert«  — 
Neben  dieser  Sänie  wird  sogleich  ein  nicht  flncb- 
tiger  Körper  gebildet^  welcher  Silber- und  Queck* 
silbersalze  in  der  Killte  augcnblicUicb  redboirt. 

Ist  diese  Säure  neu?  odei^-ist  sie  bereUa  be- 
kannt? ]>ariiber  findet  sfach  kein  Wort  augege« 
ben.  Es  siebt  a«s,  als  beeile  man  rieb  ie  ^Frank- 
reich so  sehr,  das  Gefundene  aU  Neiiigleit  In  dfer 
Academie  der  Wi»sensehif ten  -imrzubrtttgen  ^  dass  . 
man  bist^^llen  nicht  d^hln  gelangt,  ricbtig  aus- 
znraitteln ,  wad  e»  ctglsntHeh  idt.  Da  ich  yennu- 
tfacte  9  dass^  es  die  dbeä  erwäliiit^  ZofifekersäHri^  setaf 
könnte,    so    tfennl^te    ich :^ikalkerdeii^drkt  4iiid 


,  ••   '    ,"'''■  >wti   \\"  'i 


')  L'InsUtut,  M%\»,  ^»nV: 


i  «i» ,  /•    »  . '.' "i 


TüftniMeni^Aeheiv,  guss  liyiMB$er  daimiff  v^  Hess  die 
Masse  l>ITage  lang  in  eineie  verschlossenen  Flasche 
«teilen  *  Die  Fiässiglic»!    nahm,  .-wiihreiid  dessen 
erneu  tiStbb   in»  Gfelbe /«it^  .'ieli.-  gfiss  4aiin  chs 
Klare  ah,  sdliied.dU.äb^ssdiässige  K^lh^niedarcli 
Kohlensänregas  Ah  9  Mid  Callte  nit  lUd^ig^  aber, 
n«>geadit#t  die  QaantUälenr  sieh  auf  iVa.  Unze  be- 
liefen., se>. erhielt  ich. cfech  : einen  sb.gert^en Kie- 
derschlagy  dass   es  .ftidk  rdier\AIiihe  niisht  lobnte, 
ihn  dnrdi  Schwefelwassecsloff  zn  ^eraelzen»    Dar- 
aus sieht  man,  dassJiesft^ Verwandlung  biti  gewöhii- 
Itclier  Lufttemperatur'  wenigstena  nicht  in  einem 
hedeulenden  Grade  Tor  sich  gsekt. 
Atropasäure.    .     Rieh t e r  hat  in  dei'  Wursel.  v6a  ./iirüpa  Bei 
l€idoHnf$  eine  hrystallisurende  Säure  gefunden,  wor- 
über weiter  uaten  heim  ^^Anepiii  ein  Mehreres  an- 
jeCührt; ,w/erden  soR.  ,  ■; 
Acidnm  smi-        Garden*)  fand  9  als.er  die  Wurzel  Youffemi- 
las^cncum.   de«*«« .  iiiÄeu^  **)  (Orientalische   SassupariU  oder 
Nannary)  in.^em  DestiUations-Ap(Kiratehac]tte,  um 
daraus    ein    Extract    au   hereitea ,  ^  dass  sieb  in 
dem  Appaiate.ein  krysfoflisirender  Körper  absetzte. 
Dieser«. besuss  die  iE^enschaftcn   einer,  scbwaeben 
Sä^reV*rtiiild')ierbie'lti  daher   den  Kamen  Jeidum 
Sn^ü^perimtn* :    Mi^\'äehies9t  in^seitigen  Pris- 
men {an  ^:  lieichti  stech<n4  uikd  nutzend  ^  scbmecbt 
pjitM^iit,.;«h^^  widrig^,  sehmiUl  hei  -fr40^5,   er- 
lält.  sifth  einig«  £rad<i ;  f d^vunter  9ü^g  ^  erstarrt 
aber  inde^.ApgeiibUcls  higystallinjsch  >  in  wdcbem 
siemi^/eiri^m  fremdefi  j^iirp^r  b^iH»hrt  wird.^  raucht 

1  *)  Pharmac.  Gcntralbtatt ,  1837,  684. 

,    '•)  Irri^enyeise  Smilax  i^^H'^eaninit;',  .  • 


/' 


aafgtlJtet^  eifiws  mehr  tob  wafmeoft.  Vtn  AXhO" 
hAy  ^eüker  und  den  flüchtigen  Oclea  wiid  sie 
ietebt  «lifgclögt.     Aus  Alkolwd  hdcommt  man  sie       '  , 

i^eknissig  ktystsUisif t«    Diese  Lösungen  röilien>. 
vkwoU  schwach  >  das  Laekmus.    Von  concentrir- 
ter  Schwefekünre  wird  sie  mit  bintiother  Farbe  ^ 
aafgelöst.     Mit  Kali,  NaU^on  und  Ammoniah  lie- 
fert sie  krystallisirende  Salze. 

Robiquet*)  hat  in  einher  ausfiihrlicben  Ab^^GaUäpfelBäuire. 
landlniig  dar2nlegen  gesucht ,  dass  die  Vervrand- 
loAg  der  Gerbsäure  in  GallSpfelsäurey  wenn  auch 
die  ?on  Pelauze  gemachte  Beobachtung  ricMig 
ut^    dass    sie   nemlich   bei  der  Beriihrung    mit 
Lad  stattfinde  y   deren  Sanerstoffgas  dabei  in  ein 
gleiches  Volam  Kohlensäuregas  Tcrwandelt  werde, 
doeh  nicht  die  Art  Ton  Veränderung  sei ,   durch 
nelebe  die    nach  Scheele's  bekannter  Darstel« 
längs -Methode  erhaltene  Galläpfelsäure  hervorge- 
bmht  werde  y  wobei  nemlich  gestossene  Galläpfel 
mit  Wasser  dem  Zutritt  der  Lufk  ausgesetet  wer« 
den.     Als  er  den  Gerbsäure  -  Gehalt     der  Gall- 
äpfelmit.sö  wenig  Wasser  wie  möglich  auszogt 
und  diese.  Lösung  dem  Zutritt  der  Lufk  10  Mo- 
nate lang  aussetzte ,  so  erhielt  er  daraus  doch  nur 
seb  wenig  Galläpfelsäure ,   und  von  dem  ausge^ 
pKssten  ungelösten   nichts.     Aber  wenn  er  eine 
gleiche  Menge    Galläpfelpulyer   mit  Wasser   an- 
rährte,    so  ging  die  Yerwandlnng  in    einem  Mo*- 
nate  vor   sich,     und  die  Galläpfel  lieferten   20 
Procent  Galläpfelsäure.       Daraus    zieht    er    den 
ScUass,   dass  die  Bildung  der  Galläpfelsänre  be« 
fördert  werde  durch  den  katalytischen  Einfluss  ei? 

^ — — nra 

-  \ 

*)  Aää.  de  Ci.  et  de  Phy«.  XLIV,  385. 


^    .  282 

ner!  anderen  Sabstonz  ^  wclelie  in  deK'GiH^fiHii 
znrüekUeibe^  wenn  man  dteGerbsänreanszieüe,  und 
dass  sie  anf  etwas  anderen  bembe,  als  auf  der  Oxf 
dattott  einer  Portion  Kohlenstoß  in  der  fierbsäure. 
Desin,  wenn  dies  wirklich  d«r  Fall  Ware,  so  sollte 
man  beinahe  doppelt  so  viel  Galläpfclsänre  er- 
balten ,  als  wirblieh  erhalten  wird ,  warn  alle 
Gerbsäure  zerstört  ist.  Im  Uebrigen  geben  die 
Versuehe  keine  Erklirung  iti  Betreff  der  Beschaf- 
fenheit dieses  Zerstömngsprocesses  in  der  Gerb- 
sanre,  wobei  die  Hülfle  davon  andere  Stoffe  ^  als 
Gallipfelsänre ,  entstehen  lässt. 
Gatechiisäure.  Winckler*)  hat  als  eine  ^Verbesserung  der 
.  im  Jahresberichte  1835 ,  S.  935,  niitgetiieilten 
Oarstellnngs  -  Methode  der  farblosen  Cateehusäure 
nach  Dahlström  angeführt^  dass,  wenn  der  mit 
Wasser  ausgelaugte  Rückstand  von  Catecku  in  80 
procentigem  Alkohol  aufgelöst,  tfltrlrt,  mit  der 
6fachen  Menge  kochenden  Wassers  vemiseht,  die 
Flüssigkeit  darauf  bis  zur  Farblosigköit  mit  lilei- 
nen  nach  einander  zugesetzten  Portionen  von  Blei- 
esdig  geflillt,  dann  schnell  filtrirt  Und  aüfs  neue 
erhitzt  wird,  man  das  Blei  mit  schwefelsaurem 
Natron  ausßllen  kann,  worauf  die  kochend  filtrirte 
Flüssigkeit  die  Cateehusäure  beim  Erkalten  farUos 
absetzt,  W i  n  c  k  I  e  r  wandte  4  Unzen  Cateehu,  8  Un- 
zen Alkohol  und  4  Unzen  schwefelsaures  Natron  an. 
I^ectinsäiire.  Mulder^*)  hat  die  GalleHsäiira  oder  Pectin- 
säure  aus  verschiedenen  Pflanzen  z.  B.  Rüben, 
Möhren ,  Acpfeln ,  untersucht.  Nach  seinen  Ver- 
suchen will  es  scheinen,  als  wäre  der  Untemhied 


*)  Buchners  Rcpert.  Z.  R,  lX/39. 
*^)  Privatim  mitgetheilt. 


1833,  S.  a05)  kein  anderer^   «kfddfs^v^aB  P«ßli9< 
pectinsaure  lUUsei^^^Jt^  die  ifllN««iN4kdiiien  Pflan- 
zen   in    nng^ieIlell^^ttigaIig8^>lifdM^Volisommt9 
und  mit  welcher  filüi  ^D^f^^^k^liiUet,  wor- 
aus  eiril  ThiiA^'A^^Kiaikeii^  Mti^^ 
Wettn  dh«^  llisK^  S%|l»«b«k^^att|]r'dllMlr  Sdi«^ 
sanre^  'litiitA'<'4kl'l}<!fcey^liya<--''i^^  ^Mä^^' 

erde  aas ,  was  man  daraas  erkennt,   dass  d6>  gis 

wascbeine  Miedferailillf^^MiMh^iM.ViirlM  m    ., .;.».,  y^ 

Siare  bdbfe^llwlMlusi^a'inivi^^  «tfM«lf  '  !,,;i  v.  '/'  .^ 

bat  die  V^MMiHigitn  Alilf  i^iliffiltai're»  uiItsifM&i^    iZlli' / 
ren   Bft8en|  y^iify^iiK^    nnd^gi^^^  ;   - '' 

glaekwie  ^Ue'^teUWi^t^a  «Mkrl^,  eiW4)feri^V«U^ 
Verbiit'dinig^grad«tt  tervdirMlk^;'  ^V^  dMMi '^%# 
schwer  za  entseh^ideit  i^;  <i^c9i:lif«ld9^' e^ndiek^ 
neutrale  ist,  dV  li.  Mei^^6^h  aie^^^liM  ofar^ea 
I  Atom  e^tbalfeii  ist.  ^^'^     '       ' 

Die  Resultate  -seinei^  Aäälftftilk  faü^y  dkaa  dk 
Peetinsiait^  be^t  k^i     .r-.t::       i  ^     : .  ,  (^ 

Kohlenstoff  45,tf  6'>^.>  ilSyl7j 
Wasserstoff  4,0$  ft  ;  4^5 
Sauentoff       49^58    .&.  :/48,58.     >       . 

Atonige?Hdit  rr:  1008,54^  8ä«igangscapaeitSt 
=  9,916.  Sie  gibi  yorzagsweiBe  sw^fach-^  drei- 
fach- und  sechsfach -pectinsaure  Salze.  Bei  die* 
sen  Yersachen  fiiidet  jedoc^h  eine  Unsicherheit  in 
dem  Wasserstoffgehalt  stau.  Von  14  Analysen, 
die  er  angestellt  hat,  haben  nar^S,  mit  der  zwei- 
fach pectinaaarei^  Baryterde  gemfichte  Analysen 
diesen  Wasserstoffgehalt  ergehen ,  die  übrigen  12 
aber  mehr  Wasserstoff.- 


.  -i 


den  iCkf«    .:w>    .Jitu-Nh.»  *r:.-     i    nni..     -jwr    .>. 

VegetabUische       Jebi  fiibste;  if«ft'J«i«eiiicfie|ie  iliSSi^vS.  SSO,  die 
Säuren  durch  ft^^u^  ya«  .f,lrj4m^$' VeHiiielieii-,»*«  41«  Eltt- 

Scliwefelsanre  * 


y.fsrs^^pil{g^^iy[t9il,4i^  ^fi|;pi^ppiuoea>  worin, 
iffäbr^od;  dji^.Je^^t(i,^ao^^^  ap.  4ie  Tjei*«iic|%e  gelegt 
ifTuWie»  ^M^  t^B .  dPÄ  ^bzeji^cU^^  ÜiciU  iu  dcu 
Ansichten  sehr  viel  geändert ji^O|rilifli  UjU.  Anstatt 
an  di^p  ArUkia  /Jfs^?fa|ig«n,.J<^Bf  lÄw  Berickti- 
gnng  zu  sehreiben ,  will  icUlMer  ^«i^^  ^^oea  Aus- 
zug au»  der  JKauptabhandliMig  *)  selbst  machen, 
besonders  ätiwil  die  Arbeit  von  g^possem  Interesse 
ist ,  sehr  «Orgfäitig  ansgeffthrt  zu  sein  scbeint, 
und  die  dalrin  entdeckten  neiien  Körpiec^^wi«!  ^^'^ 
nachber  zeigen  if erde,  zu  einander  in  einem 
besonders  interessant  ch^nüschen '  Verhältniss 
stehen^*).   .   .   .  i 

*)  Ann.  de  Ch.  et  de  PhjB,  LXV,  113. 

**)  Die  in  anderen  Ländern  gebräucbliche  Weise  io  »*" 
reifem  Zustande  eine  Uebersicht  de^  erhaltenen  BcsuUate 
iu  geben,  ist' oll' iKHhWeiidig ,  daiiiit  nltht  ein  Anderer  z«- 
vorkomVne,  wiälcher  Sm-  Ge^pdleh 'von'  ätm  Leitfaden  der 
Versuche    Kenntniss    behommeni     hiit«    .i|iii    Tarf<»lgt    ua^ 


Eis   iiiit  WäfiilslslP'^^liänMkk^^ii^teblt»^ttft^m^^ 
Theil  coiiceiitriTt«r4SlclfrW«(S^l8iiir^  jil  UeukeÜ  PdV- 
tioneft'  fmil  Iiifg«lh1^iieil  ''Zi^%#tt^tfVii]imh^''»dki- 
mit  dB^  Ma^^e  dteU  mü^hf'^iii '"«ta  c4l9lil'6tade  W 

^evi^n,  ^d>*beM)ltifikit  tnafri  aib^lfii^^iii«  £älie  Makfl^ 
gelK  Mflidse.:  4)A4§»Ve^iÄdtef  sllft  ditf  SehWefel- 
Bnnte  mi^^^M  f^lMiätlieacfti  d«är't)iAs ,  d^^  fettM 
Säuren  «nddeiiGtjfeeriB/za  eig^nAllliftftelieiiiääur^A, 
worin  Aese  die  itidle  di^  BiöSg^^gm  die^Itife 
spielen ,  und  welche  an»  1  AUfm'  l^eeAdliger 
Sehwefekänre  Httd  'i  Atom  MJiitefelsaiiirelif  Gly- 
cerins  ode^  l^Atot^sehwefelsaarer  IbfterSim«  be- 
stehen« Dtd  Margarin  des  Oek  MMt  äog^feich 
beim  ersten  ^nsianimenmisehen  zet^etst ,  nad  das 
Olein  sebeint  mit  der  Scfawe|disanre  unzersetzt 
yerbunden  za^sein;  wird  aber  die  so  entstaodene 
Verbindung  5Ul  Stunden  lang'  sich  selbst  über- 
lassen^ so  entstehen  auch  ans  dem  Olein  zweifach 
8chwcfelsi|n#e8  Gljeerin  und  zweilich  sehwefel« 
sanre  Oelsänr^^!^- 

Wenn  man  din  ^Masve  nach  Verlauf  der  er- 


mit  den  Resultatcii',  ak  "Frucht  seiner  ängeblicli  eignen  Spc- 
culation,  im  Voraus' attteitr/  Alife*  dies  retanlasst,  dass  die 
znersU  mitgetlieilf en  •  Resbltaie  bald  ditreli  eine  neue  Mit- 
Hieüvjig,  und  znl^llEt'dllaBe'MätV^er'H^ollendang  der  Arbeit 
wieder  Teragdeirl  tr^yMen  iiiü9sen.  iSab«be  i^h  in  der  dritt«B 
dentscben  Auflage  meines;  Lelurbm^bs  ^^f  Chemie,  Th  VI, 
S.  567,  die  Angaben  nacb  deiv  ersten  Resultaten  mitgetbeilt, 
welcbe  Ton  denen  im.  Jahrcsbeijciit  1,838  ganz  abweicbcn, 
wclcbe  letztere  iirie<Jcr  TOii  den  Lier  mitgetbeilten  wesent- 
lich berichtigt  wcrdcnV  '    '^ 


386 

ßUßve  UiWJi  TiflW^ifiM^^lcVim  auf- 

gi|l^  yf^rimy  i»n4itlKf.:«PRei|i^'  f|e|i]Vf|er4iaiire]i 

flck^i^ea  and  mC,  4if|.  i|I»^fl&i4i|»!>l^g6be]|;'  Wird 
44«  (iCf#<iDg  kk  W^ß^  lkiit/lBo|il^|%arer.  Kalkerde 
pier  hx)}kU9»^fm  ß^r^^tit.  «cs;»il|igi^  so  liefert 
w;>^litrißffi^iiife  )Q||icmti-K^  odei^  seliwe- 

feki^re  Glyoeciii ^BaDy tecde.  ,.  .l^y  ,  '     >    . 

: .  i)i^  ^nt»ehy%Ußme$k4m   zvreifiicli   selirrefekaa- 
ven  S^ze  der  f^tteii:$Ätireii  werden  darcb^eiii  wenig 
WaB8(^r  t^H  der  Mtttleflaqgey  wohin«  «le  sieh  ab- 
gesdnieden  haben,  b^Cniit»  Die  fetten  Sänreo,  welche 
bie;r  in   der  Eigenschaft  von  Basen  sich  mit  der 
Sehwefelsäure  vei^btinden  haben  ^  sind  jedi^h  nicht 
SllargariofiSnre  lind  Oelsanre^  scmdern  es  sind  an 
der  Stelle  der  Margarinsänre  dr^  andere  krystal- 
li^rende  Sänren  gebildet  werden ,  die  iwar  alle 
▼erschieden     zusammengesetzt    sind^    .aber  nach 
d^    Ansteht    Yon  JPir^my    eine^   anlebe   Znsam- 
niensetzuhg  haben ,  dass  sie  alle   ans  der  Marga- 
rinsäure durch  die  Verbindung  '  mit  Wasser  ent- 
ßtehen  können,  wiewohl  die^e^  damit  nicht  ve^ 
banden  ist  als  Wasser,  so^^ern^als  Wasserstoff  und 
Sauerstoff.     An  der  Stelle  »^lerOdsänre  sind  8 
andere  SiTuren  entständen,  die  beide  llftssig  vrie 
die  Oelsäure  sind ,  Verschiedene  Eigenschaften  be- 
sitzen, aber  isomerisch  sind.. 

Wir   haben  also   5'  neue   Skiiren ,   Ton  denen 
drei  aus  der  Margarinsäure  entstünden  sind,  und  J«* 


aar 

wi4.^^feftMNl«|r«S»^titf  ev)bAlle^  Jiabeii.  leb  werde 
AU^  «Bf^^if hnwigftiitpjii^t  m  ^^f^re  Sprilehe  uhep- 
tfl^^m^' fi^^rlMf^UViß^g  4er  Resullatie  ibrer  Za- 
&^mmi^99ßtvmg9^  |o/m0iFriiny  «ie  gegeben  bat, 
werde  icb  darlegen ,  daas  diepi$' Säuren  ein  g^nein* 
8ebafU|^f(4,,A||4i(rlü[^bfbf5i|.9  welches  icb  JKoün 
v<mj^io£|^jt  .^eUigjjfPfL)  nenni»!  wiU ,  und  die  Saa-* 
reu  4l|  ,4er. Jt^ie^saniTgczäbitep  Ordnung:    PioÜnige 

Di^.jn^iiüussigefi:  Säfiren^  deren  Isomerie 
Freias.;iiiefr^>beiiifß9kt  zu  bab^n  scbeint,  weil  er 
kein  Wo;?t;da^msei;  .sagt  pnd  af^ibt^  daas  er  ver- 
gebeng;,T||if(iicb^  bab^  ^ai(!ebibre.Za8ainnieiiacbniel- 
zong  eine  .ufkii^r^:  ^inre  b^vvorznbringen ,  was 
ifam  4wdi'  Jj^ßm9»W$chm^himtkg  Ton  pioliniger 
Saare  ipik4  f  i<^i<^*We  geglUckt  sei^  bat  Fremy 
aei^es  an^le^^uß  und  bydroieiqae  genannt*  leb 
wevde  daa  lladi^ai .  derselben  Lipin  (von  Xinosy 
Fett)  päd.  die  l^äuren  Lipinsäure  und  Paralipin^ 
saure  nennen« 

IKe  zweifacb  fci^bwefelsaliren  Salze  dieser  Tce- 
miscbten  Säuren  sind  im.  Wasser  löslieb ,  aber 
ihre  Lesung  bat  nicbt  gressen  Bestand.  In,  der 
Kälte  fallen  siöb  allmälig  piotlnige  Säure  und. 
Paralipinsänre*  Diese  werden  dnrcb  Filtration 
abgeaebieden^  worauf  aus  der  klaren  Flüssigkeit 
beim  Koeken  Piotinsänre  und  Lipinsäure  nieder- 
fallen. 

Die  piottnigeS&ireund  Paralipinsäure)  welebe 
ans  der  Lösung  in  der  Kälte  niederfiilleir^  bildeii 
eine  balbflnssige  Masse,  aus  der  die  Paralipinsänre 
ausgepresst  Wird',  unter  Znriieklassnng  der  pioti- 
niged  Säure  >  di£  in  kochendeiü  Alkobol  von  0,833 


588 


,  «ofgeföftt  nnd  da^ravs  kyji^lkifeii^  g^Men  wird, 
was  man  nach  eiii  Pitelr  Mal  oMff^jliiA^ii  tanss, 
«m  sie  absolot  reifi  xn  liBlrt>iftiil0««  Itt»  di»  Mut- 
terlaoge^  woraus  sie  angesehosseii- iiC>i'xUeflhl  die 
ersten  Male  sebr  wenig'  Pankliptnsittlfe^^-  wefehe  io 

Alkohol  wenig  löslick  ist*  '     ,  i        v^    ;>. 
■  '•        .  ■     ^    .  »     .       •        ... 

Die  piotinige  Saure  {Acidlitn'  pü^iomiü;  adik 

.  m^tamargaru/ucFritAi'^)  schiesst  aiiff  der  Alb- 
hollösong  in  farblosen  Warzen  an,  nnd  wird  zn- 

-  weilen,  wiewohl  selten,  beim  %k4fkttli^'  emer  im 
Sieden  gesättigten  Losung  in  gtttizend^h  Schuppen 
hrystallisirt  erhalten.*  Ihr  Ersüii^nngspmic^  ist 
-f-50^^  darunter  sehiesst  sieindärehscheinenden; 
znsammengefilzten  Nadeln  von  weirig  Zusamineii* 
bang  an.  Sie  kann  destillirt  werden,  seigt  dabei 
aber  Zeichen  theilwelserZers^tfiing^  ist  afiilöslieli 
in  Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  AeAer.  -  Die 
Icrystallisirte  Säure  enthält  3  Atoitfe  Wasser  anf 
2  Atome  Säure,  was  sie  verli^^  wenn  sie  in 
der  Wärme  mit  einer  Basis,  z.B.  ifein  geriebe- 
nem Bleioxyd,  behandelt  wird.  Die  in  den  von 
Wasser  befreieten  Salzen  enthaltene  Säure  hat  er 
zusammengesetzt  gefunden  aus 

Gelindeii         Atiuae    BerecHDet 

Kohlenstoff  77,6  78,6  35  78,84 
Wasserstoff  13,1  12,9.  67  12,32 
Sauerstoff         9,3      8,5  3         «M* 

Atomgewicht  =  3393,38.  Nach  dieser  ^ns«»" 
mensetzung  ist  sie  vollkommen  isomerisch  mit  der 
Margarinsäure,  so  wie  diese. bisheviangenoninK!» 
wird,  wov^n  er  den  Namen  acide  metamai^n- 
que  ableitete.     ' 

Das  Atomgewicht  i$t  durch  die  Analysen  der 
Salze  von  Silber,  31ei  ui|d  Baryt  copslatir<t* 


289       *  '  i 

\ 


JKe  Salze )   weldie  sie  mit  den  Basen  bildet^ 
sind  TOil  denen  der  Margarilisiiare  so  yerschieden^ 
dass  dadnreb  keine  Vermathniig  über  die  Identi«» 
tat   dieser  Sanren  Teranlasst  werden  bann.     Die 
fetten  Säuren  baben  darin  mit  der  Borsäure  yiel 
Aebnlichkeit ,  dass  ibr  Vermögen ,  Basen  zu  sätti- 
gen,  das  des  Wassers  so  wenig  übersteigt^   dass 
sie  in  Lösungen ,  aucb  wenn  ein  gelinder  Ueber« 
BcbosB  von  Alkali  darin  zugegen  ist^  vorzugsweise 
saure   Satze    bilden,     insbesondere    Satze    aus  2 
Atomen  Säure  und  1  Atom  Basis ,  wetcbe  in  Was- 
ser aufgelöst  j  gleicbwie  der  Borax ,  von  dem  wir 
wissen  9    dass  er  zweifach   borsaures  Natron  ist, 
alluiliseh   reagiren.      Dieser  Umstand   veranlasste 
Fr^my  anfanglicb,   als  er  diese  Salze  nocb   für 
neutrale  bielt,  das  Atomgewicht  der  Säure  doppelt 
80  gross  zu  betrachten*).     Chevrenl  hatte   ge« 
fanden,  dass  die  in  Alkohol  aufgelösten  Salze  der 
fetten   Säuren,  die  2  Atome  Säure  auf  1  Atom 
Basis  enthalten ,  auf  Lackmuspapier  deutlich  sauer 
reagirten ,   dass  aber    diese  Reaction  in    eine  aU 
kalisebe  überging,  wenn  die  Lösung  mit  Wasser 
vermischt  wurde;    Fremy   wandte  nun  dieselbe 
Prüfung   bei  den   Salzen   dieser  Säuren,   welche 
er  für    neutnile    gebalten   hatte,    an,    ans    dem 
Grunde ,  weil  die  Mntteriauge  deutliche  alkalische 
Reaction   besass,    und  fand,    dass   sie  eigentlich 
demselben  Sättigungsgrade  angehörten,  wie  Che- 
vreuPs  zweifach  stearinsaure  und  zweifach  mar« 
garinsaure  Salze,  was   ihn   veranlasste,  die  neu- 

*)  Daher  ko^mnt  es»  dass  in   dem   Toriiergekenden  Jäh- 
resbenchte  alle  Üiiialysen  nach  einer  doppelt  so  grossen  An- 
zahl  Ton  Atomen  der  einfachen  Bestaodtheilc ,   Als  hier  an- 
gegeben ist.  Berechnet  sind. 
Benelius  Jahres-Bericfat  VIU.  20 


290 

tralen  Salze  aufsasnchen ,  die  auch  gefunden  wnr- 
den  und.  eine  richtigere  Beurtlieilang  des  Atom- 
gewichts dieser  'Säuren  yeranlassten. 

Neutrales    piotinigsaures   Kali^    Natron   nud 
Ammoniak  vrerden  nur  erhalten,  wenn  man  die 
Basen  concentrirt  und  im  IJeberschuss  anwendet, 
worauf  man  das  Salz  in  sehr  wenig  Alkohol  löst, 
au9  dem  man  es  gelatinös   und  ohne  Zeichen  von 
Krystallisation  bekommt.      Es   kann  eingetrocknet 
werden^   und  lässt  s^ch   dann  pulverisiren.    Die 
Lösung  in  Wasser  so  wie  auch   in  Aikohol  ze^ 
setzt  es  9   wenn  sie  keinen  Debersehnss  von  Base 
enthält,  in  freies  Kali  nnd  zweifaches  Salz.   Dies 
wird  erhalten ,   wenn  man   die  piotinige  Saure  ih 
einer  Tcrdünnten  alkalischen  Lösung  in  der  Wärme 
auflöst ,  aus  welcher  Lösung  sich  die  Verbindung 
entweder   durch    Concentrirnng   oder   Abkühlung 
absetzt.     Das  abgesetzte  Salz  wird  bis  zur  Sätti- 
gung in  kochendem  Alkohol    aufgelöst^    woraus 
es  in  weissen  harten  Körnern  anschiesst,  die  von 
den   entsprechenden   margarinsauren  Salzen  ganz 
Tcrschieden  sind,   aber  gleichwie  diese,  zersetzt 
werden ,  wenn  man   sie  in  500  Theilen  Alkohol 
löst  und  zu  der  Lösung  ein  wenig  Wasser  setzt, 
wodurch  die  Säure  frei  von  Base  in  perlmutter- 
glänzenden  Schuppen  niederfallt. 

Mit  den  Erden  und  Metalloxyden  werden  ift 
Wasser  nnlösliche,  sowohl  neutrale,  wie  zwei- 
fach piotinigsaure  Salze  gebildet,  die  Ton  kochen- 
dem Alkohol  in  geringer  Menge  aufgelöst  werden. 
Am  besten  bekommt  man  sie  durch  doppelle  Zer- 
setzung.   , 

Piotinsdure  {Addum  pioticum^  —  -^<?»*  **' 
dromargaritu/ue  Frcmy)  ist  in  dem  Gemisch  f ob 


291 


fetten  Sanr^n  entballen,  welcfces  aas  der  Sdiwefesäa- 
ic-Verbindang  darch  Koeheni  niederfallt,  und  worin 
sie  mit  Lipinsäare  gemi^eht  ist.  Sie  sind  sehr 
leicht  za  scheiden ,  indem  die  letztere  sehr  leicht* 
löslich  in  kaltem  Alkohol  yon  0,833  ist ,  igrahrend 
die  Piotinsäare  darin  fast  ganz  iinlöslich  ist*  Sie 
wird  mit  Alkohol  wohl,  ausgewaschen,  darauf  in 
kochendem  Alkohol  aufgelöst  und  krystallisirt. 
Sie  sckiesst  in  farblosen,  sehr  harten ,  rhombo'ida- 
len  Prismen  an ,  nnd  ist  in  diesem  Zustande  yon 
aiien  anderen  fetten  Säuren  eehr  Tcrsehieden«  Ihr 
Erstarrungspunkt  ist  4^  68^.  Bei  der  trocknen 
Destillation  wird  sie  zersetzt«  Als  DestUlations- 
produkte  bekommt  man  wasserhaltige  piotinige 
Siare.  Sie  ist  unlöslich  in  Wasser,  nicht  löslich 
in  kaltem  Alkohol,  mehr  löslich  in  kochendem 
Alkohol,  in  Aether  aber  auflöslieh.  Die  krystal- 
lisirte  Sänre  enthält  1  Atom  Wasser,  welches 
durch  Basen  abgeschieden  werden  kann. 

Die  mit  Basen  Terbundene  Säure  wurde  zußam- 
mengeaetzt  gefunden  aus: 

Gefunden    Atome      Berechnet 

Kohlenstoff  73,73  35  73,93 
Wasserstoff  12,20  71  12,24 
Sauerstoff      14,07  5        13,83. 

Atomgewicht  =  3606,25^  Sättigungscapacifät 
=  2,765  oder  y^  ihres  Gehalts  an  Sauerstoff. 

Sie  bildet  lösliche  neutrale  und  zweifache  Salze 
mit  den  Alkalien  und  unlösliche  mit  den  Erden 
und  Metalloxyden.  Die  neutralen  Salze  mit  alka- 
lischem Radical  können,  wiewohl  nicht  ohne 
Schiivierigkeit ,  ans  ihren  Lösungen  in  Alkohol  zur 
Rrystallisation  gebracht  werden.  Unter  gleichen 
Umstacden   werden    sie,    wie  die   piotinigsauren 

20  * 


292 


Salze  y  in  zweifaeh  piotiosaare  ,Salze  zersetzt ,  die 
den  entsprechenden  pioftinigsaoren  yöUig  gleichen. 
ünterpioüusäure  (Acidum  hypopiotieum  ^  —  Acide 
hydromargarique Fr^m'j)  entsteht|  wenn! Atom- 
gewicht piotinige  Saure  und  1  Atomgewicht  Pio- 
tinsäure    zasammengeschmolzen    werden,    wobei 
diese    Sänre    gebildet    wird,    die    sich  von  den 
vorhergehenden  bestimmt  unterscheidet«    Man  e^ 
halt   sie  auch,   wrenn  Margarinsaure  mit  Scbwe- 
feisäure   vei4)nnden   und  diese   Verbindung  dann 
mit   kochendem  Wasser  zersetzt  wird*     Die  ge- 
fällte  Sänre  wird  mit  Wasser,  ausgewaschien^  -in 
Alkohol  aufgelöst  und  umkrystallisirt.      Ans  sehr 
verdünnten  Lösungen  schiesst  sie  in  grossen  weissen 
Warzen,  aus  concentrirteren  in  sehr  kleineo,  glän- 
zenden Nadeln  an.    Ihr  Erstarrungspunkt  ist  -f60^* 
Beim  Erkalten  bildet  sie  eine  milchweisse  kristal- 
linische Masse,  die  von  der  yorh«rgehendeD  ganz 
verschieden  ist.      Bei    der    trocknen  Destillation 
liefert  sie  wasserhaltige  piotinige  Sänre  und  ausser- 
dem Spuren  von  Wasser*     Sie   ist  unlöslich  in 
Wasser,  löslich  in  Alkohol  und   Aether,  bedeu- 
tend löslicher  in  Alkohol  als  piotinige  Sänre  und 
Piotinsäure.  —      Ihre  Krystalle    bestehen  aus  1 
Atom  Unterplotinsäure  und  1  Atom  Wasser,  wel- 
ches durch  Basen  abgeschieden  werden  kann.    Nur 
die  Analyse  der  wasserhaltigen  Säpre  ist  angeTdlirt, 
welche  gab : 

Gefunden    Atome 

Kohlenstoff    73,82  35 

Wassersrtoff    12,46  71 

Sauerstoff       f 3,72  5 

Wird  das   Wasseratom  daTon 


Berecbnet 

73,93 
12,24 

13,83« 
abgezogen, 


so 


bleibt  C35H6»0^  übrig  j  AtoAigewicht  =  2505,77. 


293 


Dag  9  was  über  die  Bereitung  und  das  Verhal- 
ten der  Salzie  der  vorhergehenden  Sanren  ange» 
fahrt  ist,  gilt  auch  fiir  die  Salze  dieser  Säure. 

Die  Salze  mit  alkalischer  Basis  sind  löslich 
in  Wasser ,  die  anderen  darin  nnlöslich.  Die  nen- 
tialen  Alhalisalze  sind  gelatinös  wie  die  Salze 
der  piotinigen  Sanre.  Das  zweifachsaure  Kalisalz 
schiesst  aus  Alkohol  und  Aether  in  kleinen  War- 
zen an«  . 

Dss  zweifach  unterpiotlnsanre  Bleioxyd  ^  berei- 
fet durch  Fällnng  mittelst  doppelter  Zersetzung, 
enthält  auf  2  Atome  Salz  1  Atom  chemisch  g^- 
handenen  Wassers,  was  vor  der  Ansmittelung 
dieses  Umstandes  anfänglich  zn  einem  Missver- 
ständniss  über  die  Zusammensetzung  dieser  Säure 
Veranlassung  gab,  die,  als  dieses  Wasser  den  Be- 
standtfaeilen  der  Säure  ungehörig  betrachtet  wurde, 
ans  C55H7PO+V»  oder  C^OH^^O»  zusammenge- 
setzt zu  sein  schien. 

Lipinsäure  {Addum  lipicum^  —  Aeiäe  hydro^ 
letüfue  Fr emy)  wird  mit  der  Piotinsäure  durch  ko- 
chendes Wasser  abgeschieden  und  in  der  Alko- 
hoUösnng  erhalten,  welche  die  Piotinsäure  unge- 
löst zurücklässt,  nach  deren  Verdunstung  sie  in 
flüssiger  Form  zurückbleibt«  Da  aber  die  Plotin- 
säare  nicht  ganz  nnlöslich  ^in  kaltem  Alkohol  ist, 
so  enthält  sie  in  diesem  Zustande  ein  wenig  Piotin- 
säare  aufgelöst,  die  sich  jedoch  in  Krystallen  dar- 
aus absetzt,  wenn  man  sie  längere  Zeit  einer  Tem- 
peratur von  0^  liberlässt.  Sie  ist  flüssig,  gelb- 
lich, unlöslich  in  Wasser,  leichtlöslich  in  Alko- 
hol und  Aether,  und  enthält  nach  der Be|iandlung 
mit  Alkohol  oft  eine^  kleine  Portion  einer  äther- 
artigen   Verbindung,    wahrscheinlich   lipinsaures 


294 


Aethyloxyd,  Ton  dem  sie  onen  8cliwach6n  aro- 
matischen >Oeraeb  besitzt.  In  diesem  Zustande 
enthält  sie  1  Atom  Wasser,  welches  mit  Basen 
abgeschieden  werden  bann. 

Sie  ist  in  wasseilialtigem  Zustande  analysirt 
worden,  worin  sie  gab: 

Gcfundea    Atome      Bereclmet 

Kohlenstoff  74,38i  35  74,47 
Wasserstoff  11,92  65  11,62 
Sauerstoff       13,70  5        13,91. 

Wird  das  Wassei^atoin  abgezogen,  so  bleibt 
für  die  Säure  C^^H^SO'«*  übrig.  Atomgewicht 
=  3468,4.  Sättlg09gscapaeität  y^.  ihres  Gehalts 
an  Sauerstoff.  Ih^e  linlöslicben  Salze  mit  2  Ato- 
men Säure  haben  di^elbe  Neigung,  wie  die  yor- 
hei^ehenden ,  mit  1  Atom  Wasser  auf  2  Atome 
Salz  niederzufallen,  wodurch  sie  anfänglich  zu 
einem  ähnlichen  Irtthum  über  ih^  Zusammen- 
setzung Veranlassung  gaben. 

Paralipinsäure  (Addum  paralipicum ,  — '  AHde 
metaoUiquCf  Fremy)  wird  neben  der  piotinigcn 
Säure  in  dem  Niederschlage  erhalten^  welcher  in 
der  Auflösung  der  Yerjiindung  der  fetten  Säuren 
mit  Schwefelsäure  entsteht,  wenn  sie  einige  Zeit 
ohne  Erwärmung  sich  selbst  überlassen  bleibt. 
Durch  Aufkochen  mit  Alkohol  zieht  man  die  pio- 
tinige  Säure  daraus  aus,  und  wenn  etwas  übrig 
bleibt,  so  setzt  sie  sich  daraus  ab,  wenn  sie  bei 
einer  Temperatur  von  einigen  Graden  unter  0^ 
sich  überlassen  wird. 

Sie  ist  flüssig,  ins  Gelbe  zieliend,  unlöslich 
im  Wasser ,  höchst  wenig  löslich  in  Alkohol  und 
leicht  löslich  in  Aether.  Sie  enthält  1  Atom  Was* 
scr ,  welches  mit  Basen  abgeschieden  werden  kann. 


295 


In  dem  mit  Basen   verbnodenen  ZnsUnde  wurde 
sie  zusammengesetzt  gefnnden  aas: 

Gefiioden    Atome    Bereclmel 

Kohlenstoff  77,2  35  77,3 
Wasserstoff  12,2  63  11,3 
Sauerstoff       10,6  4        11,4. 

Atomgewicht  und  Sättigungscapaeität  mit  der 
vorhergehenden  gleich. 

IKese  Säuren  haben  mit, den  vorhin  aufgeführ- 
ten eine  gleiche  Neigung,  Salze  mit  2  Atomen 
Saure  zu  bilden,  bei  denen,*  gleichwie  bei  den 
2  Torhergehenden ,,  auch  der  Umstand  stattfindet^ 
dass  sie  mit  1  Atom  Wasser  auf  2  Atome  ^alz^ 
Terbnnden  niederfallen.  Ihre  Salze  sind  einander 
seLr  ähnlich.  Die  mit  alkalischen  Basen  kön- 
nen, wiewohl  nicht  ohne  Sdiwlerigkeit,  krystal- 
lisirt  erhalten  werden.  Die  mit  Erden  und  Me- 
talloxyden  sind  unlöslich.  Beide  Säuren  liefern 
bei  der  trocknen  Destillation  dieselben  Producte, 
ncmlich  Oleen  und  Elaen,  Jahresbericht  1838, 
S.  355,  aufweiche  ich  bei  den  Producten  der 
trocknen  Destillation  auch  in  diesem  Jahresbe-' 
richte  wieder  zurückkommen  werde. 

Ich  erlaube  mir  nun ,  die  hier  von  einem  jiin« 
gen  und  ausgezeichneten  Chemiker  aus  einer  sorg- 
fältigen und  mühsamen  Arbeit  gezogenen  Resul- 
tate in  eine  genauere  Untersuchung  zu  ziehen. 

Das  erste,  was  dabei  in  die  Augen  fälllt,  sind 
die  ungeraden  Zahlen  nach  welchen  in  den  Formeln 
die  Wasserstoffatome  aufgenommen  sind,  nemlich 
71^  69, 67  und  63.  Die  ungerade  Zahl  in  den  Ato- 
men des  Wasserstoffs  kommt  allerdings  vor,  aber 
selten^  und  darf  vielleicht  niemals  in  hohen  Zak* 
len    vermuthet  werden,    da  das   Aequivalent  des 


296 

) 

Wassentoffs  ein  DoppelmCom  i»t.  Ob  diese  nnge- 
radea  Zahlen  riehtig  oder  nnrichtig  sind,  kann 
durch  die  Genauigkeit  der  Analyse  kaum  bestimmt 
vFcrden,  weil  die  Ausgleichnng  su  den  nächsten 
geraden  Zahlen ,  die  darüber  oder  darunter'  sind^ 
einen  so  geringen  Unterschied  in  den  Quan- 
titäten von  dem  Wasser  machte  welehes  mehr 
oder  vreniger  erhalten  werden  mnsste,  dass  es  we- 
niger beträgt,  als  unTerineidliche  Beobachtungs- 
fehler. Es  ist  also  den  Versuchen  eines  genauen 
Experimentators  nicht  Gewalt  angethan,  wenn 
man  sich  eine  solche  Aendemng  seiner  Berech- 
nung gestattet.  •  Versuchen  wir  zuYÖrderst  für 
die  drei  festen  Säuren,  in  deren  Analysen  die 
Zahlen  67,  69  und  71  als  Atome  des  Wasser- 
stoffs vorkommen,  gerade  die  Zahl  70,  so  be- 
kommt man  auf  den  Kohlenstoff  die  doppelte 
Anzahl  von  Wasserstoffatomen,  was  eine  poly- 
meriache  Modification  von  der  so  oft  in  der  Pfa- 
tur  vorkommenden  Grundverbindnng  CH  dar- 
stellt. Dabei  ist  es  dann  der  Fall,  dass  diese  3 
Säuren  ein  gemeinschaftliches  Radieal  =  C^^H^^ 
oder  35CH  haben,  verbunden  mit  3,  4  und  5 
Atomen  Sauerstoff.  Versuchen  wir  hiemaeb  eine 
Berechnung  der  gefundenen  Resultate  ^  so  ergibt 
sich,  dass  sie  sich  den  Resultaten  der  Versnche 
besser  nähert,  als.dieaus  Fremy's  ungeraden  Zab« 
len  abgeleitete  Berechnung.  Folgendes  zeigt  die 
Vcrgleichung : 

Wasserlialtige 
PioÜBige  Säure,       Unterpiotinsäure.    'Wasserfreie,         Piotinsavre. 
Gef.    At.  Berechn.    Gef.    At.  Berechn.  At.  Bereclm.  Gef.    At.  Bereclm. 

Kohlenstoff  78,6  35  78,407  73,82  35  73,803  35  76,174  73,71  35  74,065 
Wasserstoff  12,9  70  12,801  12,46  72  12,395  7012,437  12,207012,092 
Sauerstoff     8,5    3   8,792  13,72   5  13,797   4  11,389  44,07  5 13,843. 


297 


Es  ist  also  ziemltcli  in  die  Aagen  fallend ,  dass 
diese  3  Sauren  progressive  Oxydations'grade  von 
einem  nnd  demselben  Radieal  sind,  Mroher  die 
Nomenklatur  abgeleitet  ist,  die  ich  für  sie  ver- 
sucht habe*     Sie  bestehen  dann  aus : 

Piotin  .  .  .  =CS5H^0:^35CH.AtonigeniGht=:311S,114. 
Piotinige  Saure  =G3^H^-{^30  *  Atomgewicht  =  3412414. 
Unterpiotinsänre  C^^W^-^-M  Atomgewicht = 3512,114. 
Piotinsanre  C'^H^O-fSO       Atomgewicht =3612,114. 

Wollte  man  gegen  diese  Ansicht  einen  Ein- 
warf davon  hernehmen ,  dass  die  Piotinsäure  und 
Unterpiotinsäure  bei  der  trocknen  Destillation  Was- 
ser und  piotinige  Säure  liefern,  wobei  mit  dem 
Sanerstoffgehalt  ebenfalls  der  Wasserstoffgehalt  zu 
der  für  die  piotinige  Säure  berechneten  Zahl  67 
redncirt  wird ,  so  wäre ,  um  einiges  Gewicht  dar- 
auf legen  zu  können,  erforderlich,  dass  keine  Koh- 
lensäure entstände.  Hierüber  scheint  keine  Beobach- 
tung gemacht  t^prden  zu  sein.  Inzwischen  ist  es 
sehr  wahrscheinlich ,  dass  beide  Bestandtheile  des 
Radicals  beitragen,  um  diese  beiden  Säuren  zu 
ihrem  niedrigsten  Oxydationsgrade  zu  reduciren, 
und  es  ist  möglich ,  dass  in  dieser  Beziehung  kein 
entscheidender  Versuch  gemacht  werden  kann,  weil 
die  piotinige  Säurf  selbst  sich  nicht  völlig  unzer- 
setzt  verflüchtigen  lässt.  Die  Hervorbringung  der 
Unterpiotinsäure  durch  Vereinigung  der  Piotin- 
säure mit  der  piotinigen  Säure ,  so  übereinstim- 
mend sie  mit  dem  ist,  was  wir  über  die  Säuren 
der  unorganischen  Radicale,  des  Schwefels,  Stick- 
stoffs, Phosphors,  Antimons,  von  denen  die  zwei 
letzten  aus  Säuren  mit  3  und  mit  5  Atomen  Sauer- 
stoff entstehen,  wbscn,  würde  eine  ausserordent- 
lich  ungewöhnliche  Erscheinung  sein,  wenn  da- 


Z9S 

hßi  nicht  bloss  der  OxyiUtionagnid ,  sondern  aack 
4ie  Zasammensetziuig  des  Radicals  eine  Yerände- 
xung  erlitte. 

Fremy  hält  die  piotinige  Saure  för  isomeriseh 
mit  der  Margärinsäare.  Aber  dies  scheint  mir 
b^i  genauerer 'Prüf U9g  der  diese  Säure  betreffen- 
den Analysen  offepbar  nicht  der  Fall  zu  sein. 
Nach  einer  der  yorhergehenden  ähidichen  Be- 
rechnung, die  ich  mit  der  aus  Cherrenrs  Ver- 
suchen hei^eleiteten  relativen  Zusammensetzung 
der  Talgsäure  und  Margarinsänre  angestellt  habe^ 
führte  ich  *  in  der  französischen  Auflage  meines 
Lehrbuchs  an^  dass  die  zu  C'^H^^O^  angenom* 
mene  Zusammensetzung  der  Margarinsäure  auf 
die  Weise  mit  der  der  Talgsäure  übereinstimme, 
dass  Ton  demselben  Radical ,  welches  in  der  Mar- 
garinsäure mit  3  Atomen  Sauerstoff  yerbunden  sei, 
in  der  Talgsäure  2  Atome  mit  5  Atomen  Sauer- 
stoff yerbunden  seien.  Diese  Ansicht  ist  wahr- 
scheinlich richtig  und  ist ,  wie  es~  scheinen  will, 
ziemlich  allgemein  als  solche  angenommen  wor- 
den. Aber  daraus  folgt  nicht,  dass  die  Zu- 
sammensetzung des  Radicals  darin  richtig  bekannt 
sei.  Sie  ist  in  den  angeführlen  Formeln  wahr- 
scheinlich nicht  richtig,  weil  Cheyreul's  Ana- 
lysen yon  beiden  Säuren  weniger  Wasserstoff  ge- 
ben, als  aus  der  Formel  folgt.  In  der'Maigarin- 
säure  fi|nd  er  0,58  eines  Procents  zu  wenig  Was- 
serstoff; ein  solcher  Fehler  ist  für  einen  Beobach- 
tungsfehler  zu  gross,  besonders  da  die  Analysen, 
wie  sie  mehrentheils  angestellt  werden,  einen  Beob- 
achtungsfehler nach  der  entgegengesetzten  Seite 
geben ,  und  b^i  dem  Versuch  den  unerhörten  Ver- 
lust yon  6V2  Pi^ocent  Wasser  vom  Gewicht   der 


299 


verbrannten  Slnre  ausweisen  wihrdttn«  Vergleici^l 
man  nnn  dies  nnt  .Bossy'f  Untersuchung  der 
DestiUationsproduete  Yon  mai^rinsanver  Kalkerde 
(Jabresberieht  1835,  S.  353 ),  wobei  1  AlomKohr 
lenstoff  nnd  2  Atome  Saii^erstoff  in  dßn^  Kalkerde 
zurüebbleiben ,  und  Margiiron  eiitstehl,  weldies 
dann  1  Atom  KoU^üistoff  w^  ,%  Atome  Sauerstoff 
weniger  enthält  al»  die  jHai^girinsänre  ^  so  hat 
auch  Bnssy  zu  wenig  Wassefsfoff  gefon^eU) 
um  der  Formel  C^'''H^^O;ZU  ifintsprechen»  Aoie^ 
allen  diesen  Umstanden  ist  es  sehj?  wahrfchein-« 
lieh  y  dass  die  Zahl  67  f är  die  Wasserstoff-, 
atome  in  dem  Radical  der  Ma]^aiuiisättre;.u^d  Talg^t 
säure  zu  hoch  ist.  Cheyreul's  Analyse,  nähe^rt 
sich  vortrefflich  C^^H^^^,  welche  Formd  die  ana|yti« 
sehen  Resultate  der  Talgsänre-  so  unbedeutend  Ter^L 
ändert,  dass  dies  innerhalb  der  gewöhnlichen  Beobrt 
aehtnngsfehler  liegt.  Inzwischen  wfilsit  4ie^9^  Yer- 
hältniss  aus,  dass  die  Zusammensetzung  des  Ra-f 
dicals  dieser  Säuren  einer  Revision  bedarf,  nnÄ 
dass  in  der  nun  angenommenen  Atomzahl  ides 
Wasserstoffs  ein  kleiner  Fehler  liegt. 

In  Retreff  der  Lipinsäuren  bin  ieh  Fremy'a. 
Rechnung,  nach  der  sie  als  isomerisch  betrachtet 
werden,  gefolgt.  Es  ist  leicht  einzusehen^  dass  die 
Analyse  der  Paralipinsäure  ein  unrichtiges  Resultat 
gegeben  hat,  welches  im  Wasserstoffgehalt  um 
0,9  eines  Procents  abweicht.  Es  ist  sehr  wahr- 
scheinlich ,  dass ,  wenn  sie  isomerisch  sind ,  ihr 
Radical  C^SH^"^  =  C^^M^^  ist,  aber  darüber  kann 
ohne  eine  neue  Analyse  der  Paralipinsäure  nichts  ent- 
schieden werden.  Ihr  vollkommen  gleiches  Verhalten 
bei  der  trocknenDestiilation  scheint  jedoch  die  I^ome- 
rie  auszuweisen.    Sie  werden  beide  in  polymerische 


300 

ModtfieatioBen  tob  CS  Terwandelt^  wobei  sie  3  Ate- 
ne  Kohlenstoff  and  4  Atome  Saaerstoff=8C-)-C 
Terlieren,  und  32  CH  übrig  lassen.     Ware  dann 
die  VermathuDg  fiber  die  Zasammensetzong  des 
Radicals  der' MargarinsSnre  richtig,   so  enthielten 
diese  Sinren   ein  gleieh  znsammengesetztes  Radi- 
eal;  aber  mit  1  Atom  Sauerstoff  mehr  Terbnnden. 
OeUanre  vnd        Laurent*)   hat   die    OelsSure    einer    ähnli- 
KUidiasaure.  ^^^^  Prüfung  unterworfen ,    wie    ieh  gewünscht 
habe,   dass   sie  mit  der  Talgsaure  und  Margarin- 
sänre  yorgenommen  werden  möge.  —  Er  ist  Ton 
den  ihm  eigenthümlichen  Ansichten  ausgegangen, 
zufolge  welcher  für  Sauren  zusammengesetzte  Ra* 
dicale  ezistiren ,   in  welche  der  Sauerstoff  tis  in- 
tegrirender  ^Bestandtheil   in   das    Radical  eingeht 
und  eine  entsprechende  Anzahl   yon  Aeqnivalen- 
ten  des  Wasserstoffs  ersetzt  **).     Die  Oelsänre,  so 
wie  ihre  Zusammensetzung  nach  Chevreul's  Ana- 
lysen  berechnet  worden  ist,    wollte  mit  seinen 
Gesetzen  in   so  fem    nicht  übereinstimmen,  als 
■ach   diesen  keine   Säure   oi^anisdieo  Ursprungs 
mehr  als  höchstens  3  Atome  Sauerstoff  enthalten 
darf.     Enthält  sie  mehr ,  so  sitzen  die  übrigen  m 
dem  Atom  des  Radicals,  ab<er  dabin  sind  sie  nicht 
gekommen ,  ohne  dass  einige  Wasserstoffatome  sich 
entfernt  und   ihnen  Plat^   gemacht  haben.     D*^ 
Radical  der  Oelsäure  müsste  von  C^ogii^^C^^ff^ 
hergeleitet  werden,  und  da  sie  5  Atome  Saner- 


0  Ann.  de  Gh.  et  de  PLys.  LXV»  149. 
/     ••)  Diegc    Idee    hat   ihren    Grund   in    dem  Verhalten  det 
Benzojls,   welches»    wiewohl    es   sich  gegen   Schwefel  uo 
SalzhiLder  wie  ein  Radical  verhiüt ,  doch  ^  Atome  SanerttoiF 
enthalt.    Weiter  unten  werden  wir  darauf  snrückhomiB«^' 


301 


Stoff  endiält^  so  mÜMlen  ans  dieser  Veririndaiig 
BOtliweiidig  4H  in  dem  Radieal  gegen  4  Atome 
Sauerstoff  yertenseht  wordea  sein,  so  dass  das  Ra* 
dical  ans  C^ohi3204  besteht.  Hierzn  kommt  1 
Atom  Sauerstoff,  welches  dasselbe  in  Säure  yer- 
wandelt.  Um  auf  experimentalem  Wege  zu  ua- 
tersucben^  wie  sieh  dieses  Terhaltej  yerschaffle 
er  sich  eine  Oelsäure  ans  Hammeltalg,  destillirte 
Vs  sb,  und  analyslrte  sie  durch  Verbrennung. 
Das  Resultat  war : 

Gefanden  Atome     Berechnet 

Kohlenstoff  77,27  70  77,53 
Wasserstoff  12,28  136  12,30 
Sauerstoff  10,45  7  10,17. 
Da  die  Säure  in  diesem  Zustande  2  Atome 
Wasser  enthält,  so  bleibt  nach  dessen  Abzug  für 
die  Säure  die  Formel  C^ohi520^  Diese  Säure 
besteht  also  nicht  aus  C^^H^^^O^,  wie  dies  aus 
CheyrenPs  Analyse  derselben  folgte.  Laurent 
ist  ein  guter  Experimentator;  man  darf  nicht  glau- 
ben, dass  er  sich  bei  seinem  Versuche  Ton  der  yorge« 
fassten  Meinung  dahin  habe  fuhren  lassen,  aber  man 
muss  zur  Bestimmung  seines  Urtheils  immer  unpar- 
theiische  Prüfung  abwarten,  denn  der  Unterschied 
zwischen  den  Resultaten  beider  ist  ^u  gross.  Nacli 
der  Art ,  nach  welcher  wir  diese  Verbindungen  he» 
trachten ,   weist  L  a  u  r  e  n  t^s  Analyse  eine  Verbin* 

dnngaus,  die  der  Formel  2C^^fi'^-|*^^  entspricht. — 
Er  hat  ferner  die  Bemerhung  gemacht,  dass,  wenn 
die  Oelsäure  aus  Talg  oder  Baumöl,  so  wie  auch  ihre 
Verbindung  mit  Aethyloxyd*),  mit  salpetersaurem 
Quecksilberoxyd  übergössen  und  24  Stunden  sich 
überlassen  wird,  sich  die  Säure    in  Elaidinsänre 


')  Abb.  de  Gh.  et  de  Pbys.  LXV,  %%S. 


302 


»• 


verwMdelt.  Died  findel  dagegen  mit  der  Oelsänre 
ans^  Leinöl  Dicht  statt,  die  also  nicht  dieselbe 
Säarc  za  sein  scheint  und  ako  yon  dieser  Seite 
eine  besondere  Untersuchnng  verdient. 
EUidinsänrc.  Lanr  c  n  t  hat  ausserdem  die  wasserhaltige  Elal- 
dinsänre  (Jahresbericht  1834 ,  S.  S87),  deren  Zu- 
sammensetzung unbehannt  war,  analysirt  und  zu- 
sammengesetzt gefunden  aus: 

Cvefanden    Atome      Berecbnet 

Kohlenstoff    76,40      35        76,446 
Wasselrstoff    12,27      68        12,122 
Sauerstoff       11,33        4        11,432. 
Durch  Versuche    hat  er   sich   überzeugt,  dass 
davon   1  Atom  Wasser  abgezogen  werden  moss, 
worauf  für  die  Säure  C3^H664-30   übrig  bleibt. 
Ihr  Atomgewicht  ist  =  3499,7 ,    tou  dem  er  sich 
durch  die  Analyse  des*  zweifach   elaidinsauren  Na- 
trons,   welches   ausserdem   1  Atom   Wasser  ent- 
hält,  überzeugt  hat.     Es  ist  hlar,  dass  Elaidin- 
säure  und  Oelsäure  dasselbe  Radical  haben,  and 
dass  die  Oelsäure  2Cs^H^6-|-50  ist,  woraus  wei- 
ter folgen  muss ,  dass  die  Oelsäure  eigentlich  lln- 
iereläidinsäure  genannt  werden  sollte. 

Laurent^)  hat  ferner  diefetten  Säuren  analysirt, 
welche  aus  Rieinussöl  erhalten  werden,  nnd  die 
yon  Bussy  und  Lecanu  entdeckt  und  ^ct<Ie  n- 
ciniijiue  und  Acide  margaritiqUe  genannt  worden 
sind.    Er  hat  sie  zusammengesetzt  gefunden  ans: 

Acidc  riciniqne    ,  Acide  margmritiqnc 

Gefand.  At.  Berechn.   Gefand.  At.  Bcrecki. 

Kohlenstoff  73,5  35  72,8  70,5  35  70,« 
Wasserstoff  10,0  04  10,8  10,9  64  10,9 
^Sauerstoff     16,5      6    16,4      18,6     7   töfi- 

*)  Ann.  de  Ch.  et  dt  Pbys.  LXVf,  178. 


303 


Nimmt  man  aa,  dass  die  erdlere  1  Atom  ud& 
die  letztere  2  Atome  Wasser  entlialte,  so  ist  die 
Aeide  rieinique  zrC^^H^s^SO^  and  die  Acide 
mtrgaritiqne  =  C'SHW^  50. 

Diese  Versuche ,  verglichen  mit  den  yorherge- 
henden,  scheinen  eine  Reihe  Von  Radicalen  für 
die  fetten  Säuren  darzulegen ,  die  alle  darin  mit 
einander  übereinstimmen ,  dass  sie  35  Atomie  Koh- 
IcBStoff  enthalten,  yerbünden  mit  Aequivalentcn 
TOD  Wasserstoff  in  abnehmender  Folge. 

Kotin =35C+35H 

Elain-  und  Elaidin-Radical  =35C-f  33S 
Lipin-Radical     ....    =:35C  +  32ft 

Ricin  -  Radical      ....     iz:35c4-3lft 
Margaritin-Radical  .     •     .     =35G-j-3(Ni. 

Nach  den  angeführten  Wahrscheinlichkeiten 
wurde  mit  dem  Lipin- Radical  dann  auch  das  Ra- 
dical der  Margarinsäure  und  Talgsäure  eine  gleiche 
Zusammensetzung  haben.  Diese  Yerhältnisse  ver- 
diienen  viel  Aufmerksamkeit. 

Diese  Retrachtungen  veranlassen  immer  die 
Frage:.  Welche  Säure  war  in  dem  Oel  enthalten, 
wenn  dieses  diirch  eine  Rasis  in  Glycerin  und  ge- 
wisse fette  Säuren  9  oder  durch  Schwefelsäure  in 
Glycerin  und  andere  fette  Säuren  zersetzt  wird? 
Dies  dürfte  in  Zukunft  durch  genaue  Analysen 
der  Oele  mit  völliger  Sicherheit  entschieden  wer* 
den  können;  aber  so  wie  die  Sache  jetzt  steht, 
kann  es  nicht  sicher  bestimmt  werden.  Fremy 
scheint  die  Margarinsäure  als  eine  der  in  dem  Oel 
enthaltenen  primitiven  Säuren  betrachtet  zu  ha« 
ben.  Dann  entstehen  von  dem  Gesichtspunkt^  von 
welchem  aus  er  ihre  Zusammensetzung  betrach- 
tet,  zwei  von  seipen  Säuren  durch  Addition  von 


304 

'    '  Wasser.     Aber  die  Frage  kann  auch  nmgekelirt 

Mrerden.     Piotinigsanres  jund.piotinsauresGlycerin 

Itönnen  in  dem  Oel  endialten  sein ,  imd  wenn  die 

Base   die  Verbindung   zersetzt,    können  Wasser 

oder  Koklen^anre  abgeschieden  werden ,  nm  eine 

Säure  zu  bilden  ^  zu  welcher  die  Base  eine  grössere 

Verwandtschaft  hat.    Die  Zusammensetzung  kana 

,  nicht  eher   als   TöUig   richtig  betrachtet  werden, 

bis  diese  Vragen  sicher  entschieden  sind ,  und  alle 

Umstände  yoUkommen  an  einander  passen,  wie 

man   sie  auch  drehen  mag.  —      Wir  siad  Jem 

Rechten  sehr  nahe,    aber  auf  dem  ganz  genauen 

Punkt  stehen  wir  wahrscheinlich  nicht. 

Prodacte  TOB       Laurent^)  hat  dieProducte,    welche  dnrcb 

derBehandlnngEjn^lpIj         der   Salpetersäure    auf  die  Oelsanre 

der  Oelsiure  '    °  *  ^  •  i        j 

mit  Salpeter-  gebildet  werden,  untersucht  und  liat  gefanden,  dass 
säure.  dadurch  unter  ungleichen  Umstalnden  nicht  weni- 
ger als  8  Säuren  hervoi^ebracht  werden  können, 
von  denen  einige  neu  sind;  ausserdem  entsfehfn 
noch  mehrere  andere  Körper,  die  er  aber  nicht 
genauer  beachtet  hat. 

EUidüMaiire.  i*  Elmäins'dure  entsteht,  wenn  die  Oelsaure 
mit  Salpetersäure  gekocht  wird.  Wenn  die  Oel- 
sanre unter  tumultuarischer  Einwirkung  gefärbt^ 
verdickt  und  am  Ende  harzähnlich  wird,  so  ist 
die  Operation  zur  Hervorbringung  der  Elaidinsinre 
missglückt.  Wenn  aber  nach  einer  kurzen  hefti- 
geren Einwirkung  sich  diese  allmälig  vermindert) 
und  die  Oelsaure  sich  flüssig  erhält,  so  erstarrt  die 
Säure  nach  einem  6  bis  it4stündigen  Kochen  beim 
Erkalten  zu  einer .  krjstallinischen ,  mit  schönen 
Schuppen  angefüllten  Masse.      Sie  ist  dann  zu 


*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.,  LXVI.  154. 


.  .305 

ElaidiiisSiire  oxjdii^,  die  durch  wiederholte  Kry* 
stalilsationen  mit  Alkohol  gereiui^  werden  kaon. 
Die  Biidang  Ton  Elaldiusäare  ist  ans  dem  Torher« 
gehendea  erklärt. 

a.  Oenanthsäure y  (Jahre^b.  1838,  S.  325)  Oenanthsäure. 
wurde  auf  folgende  Weise  erbalten :  ÜOO  bis  300 
Grammen  Oelsäore  wurden  mit  einier  gleichen  .Ge« 
wiehtsmen^e  Salpetersäure  von  gewöhnlicher  Stärke 
2  bis  3  Stunden  digerirt.  Die  $äure  wurde  ab- 
gegossen 4  die  ungelöste  fette  Säure  in  ihrer  dop- 
pelten Gewichtsmenge  Alkohol  gelöst,  die  Lösung 
mit  ihrem  halben  Gewicht  Schwefelsäure  vermischt 
und  gekocht*  Dadurch  verwandelten  sich  die  fet- 
ten Säuren  in  Aethyloxydverbindungen  und  mit 
dem  Alkohol  destillirte  oenandisaures  Aethyloxyd 
ab  9  von  dem  durch  Umdestillirungen  mit  neuem 
Alkohol  neue  Quantitäten  erhalten  wurden,  auf 
welche  Weise  es  von  ölsaurem  und  elaidinsaurem  . 
Aethyloxyd.  geschieden  werden  konnte.  Die  Ab-  ' 
Scheidung  der  Oenanthsäure  von  dem  Aethyloxyd 
ist  bekannt.  Die  Bildung  der  Oenanthsäure  wird 
auf  folgende  Weise  erklärt.  1  Atom  Oelsänre 
besteht  aus  70C  +  132H  -f  50.  Die  Oenanthsäure 
besteht  aus  14C-f  26II-)-20,  was  mit  5  multipli- 
cirt  =  70C  +  130H + 100  gibt.  Hiemach  scheint 
es  zur  Bildung  von  5  Atomen  Oenanthsäure  ans  « 
1  Atom  Oelsänre  nur  der  Wegnahme  von  2  Ato- 
men Wasserstoff  und  der  Hinzu  (ugung  von  5  Ato- 
men Sauerstoff  zu  bedürfen.  Sie  gehört  also  zu 
denen,  die  durch  eine  sehr  begränzte  Einwir- 
kung der  Salpetersäure  hervorgebracht  werden. 

3.     Korksäure,     200  bis  300  Grammen   wnr-  Korksänre. 
den  in  einem  Destillationsgefäss'  unter  Kohobation 
mit  einer  gleichen  GewichtsDicnge  Salpetersäure  12 

Berzelius  Jabres-Bericht  XVIII.  ,  21  *    ' 


306 


StimdaD  lii^Dg  gekocht  und  dies  6  bis  7  Mal  mit 
neuen  Portionen  yon  Salpetersäure  wiederholt,  die 
jedes  Mal  von  der  Oelsäure  abgegossen  und  mit 
einander  vermischt  wurde.  Als  auf  diese  Weise 
y^  Ton  der  Oelsäure  verschwunden  wapren ,  wurde 
die  Operation  unterbroehen  und  die  erhaltenen 
Losungen  in  Salpetersäure  verdunstet ,  bis  y^  da- 
yon  noch  übrig  warj  nach  dem  Erkalten  und 
12ständigeii  Stehen  wurde  dieses  fast  ganx  er- 
starrt gefunden.  Die  Flüssigkeit  wurde  ausge* 
drückt^  und  das  Abgesetzte  ein  Paar  Mal  mit  kal^ 
tem  Wasser  abgespült.  Die  Mutterlauge  und  das 
Spülwasser  enthalten  mehrere  neue  Säuren  y  deren 
nachher  erwähnt  werden  soll,  und  das  Abge- 
setzte besieht  ans  Korksäure  und  einer  neuen 
Säure,  der  Azelainsäure,  nebst  einem  bloss  me- 
chaniseh  eingemengten  eigen thümlichen,  in  Sal- 
petersäure löslichen  Oel« 

,  Die  Masse  wurde  in  ihrer  fiOfachen  Gewichts- 
menge wannen  Wassers  aufgelöst  und  12  Stun- 
den lang  in  einer  Temperatur  von  «f-  50^  bis  -{^60^ 
erhalten ,  um  dem  Oel  Gelegenheit  zu  gehen ,  sich 
abzuscheiden,  worauf  die  Lösung  davon  getrennt 
wurde.  Während  dem  Erkalten  schoss  die  Rork- 
säure  und  Azelainsäure  any  und  ein  wenig  Oel 
schied  sich  auf  der  Oberfläche  der  FlnS8%keil  ab, 
was  abgenommen  wurde.  Die  beiden  angeschlos- 
senen Säuren  würden  durch  Aedier  getrennt,  in- 
dem dieser  in  der  2  oder  dfachen  Yolummenge 
angewandt  wurde.  Der  Aether  loste  alle  Aze- 
lainsäure ,  aber  auch  nicht  unbedeutend  von  der 
Korksäure  auf.  Der  ungelöste  Theil  der  Kork- 
säure wurde  darauf  (ein  Paar  Stunden  lang  mit 
seinem  doppelten  Gewicht  Salpetersäure  gekocht. 


307. 


fliie  fiflittdAi  Elambekuagen  $  wefeN  dirin 
nocb  suriiclqiablielieü  tan  fcoMitiia^  zm  Eerätören* 
Sie  besass  nun  allie  Eag^ntchafleiii  der  Korksäace^ 
nad  3  wabl  iibereiii$tiaiitl<nde  ^alysen  zeigten, 
dtsft    siff    di(S    lMB9iOWkfi9^9fMm§    der    K^rk»äore 

4.  Aulainsäure  i»!  ia  der  Aetbeffte'flnng  ent- 
hidte«,  Aifi  bei  der  HeitttguHg  der  yorbergeben* 
den  Sleire  erbeken  Winde  ^  uns  der  sie  §ebwierig 
rein m  bcbommeii  itt*  Lear e»t  Kese  den  Aefber 
wegdaaeten^  goe^keltea  AetberderanC  und  sebied 
ibi  wieder  ab,  sobald  er  «ngefthr  die  Hälfte  auf- 
gelöflt  batte«  Dann  lieAs  er  ibn  Terdnnsten,  goas 
ibn ,  weap  er  %  und  '/$  yoni  ersten  Gewicbt  der 
Masse  noeb  aufgelöst  entbielty  ab  und  yerdonstete 
ibn.  Beim  Erkalten  wurde  die  Siure  als  eine 
krystallisirte  opake  Masse  Toai  mattem  Bruch  an^ 
gescbossen  erlialten.  Sie  ist  leiebter  sebmelzbar 
als  die  Korksinte  lind  bann  »bt^rtodert  destilUrl 
werden.  Ihre  UnterscbeidungsK^M^n  ▼^tt  dieser 
besteben  darin ,  dass  ibr  Ammonfahsatz  durcb  Ver- 
misebiing  nrit  Gblorbtfrium,  Cblorealcium  amd 
Cblonuagnesimn  beinen  Niedersebbg  gibt,-  Selbst 
wenn  Alkobol  zugesetzt  wird ,  .wss  aber  mit  de» 
korksanren  Ammoniak  stattfindet,  welebes  afif 
Znsata  yon  Albohol  einen ,  im  Anfimge  filst  dureb- 
scbeinendcn  Miederacblag  des  borbsaurett.Erdsttl« 
zes  bildet.  Mit  den  Salzen  von  Blei,  Silber  und 
Qneeksilber,  .  gibt  das  azelainsaure  Ammoniab 
weisse  Niederseblage«  Die  brjstallisirte  Sanre 
land  Laurent  ansammcingcbetzt  autft 

Gefdude»  AAmbc    JOtreekatt 

Koblenstoff  55,7  5        55,5 

Wasserstoff    8,1        18  8,1 

Sauerstoff^    3ß,1t         5        36,4 


308 


dass  die  vM  ilim'  MMilysirte  Sfture  nicbi  bestmuiit 
von  KorkdiiDre  frei  gewes«^  seL 
Pimelinsäure.  5.  Pim^insäure.  EHiese  Btare  ist  in  der  sau- 
ren Mutterlauge  etttbahen^  aus  welcher  die  Kork- 
saure und  Azelainsäure  angeschossen  ist,  so  wie 
in  dem  Wasser,  womit  diese  abgewaschen  worden^ 
in  welcfcem  sie  mit  noch  3  anderen  Sauren  Ter- 
mtschtist.  Laurent  nennt  S  davon  Adipinsäure 
und  Lifinsäurcy  und  hat  die  dritte  nnbenannt  ge- 
lassen. Um  die  Pimelinsäure  zu  erhalten,  yer- 
dunstet  man  die  Tcrmischlen  Flässigkeiten  In  meh- 
reren Abschnitten  und  lasst  sie  krystaliisiren. 
Zuerst  schtesst  Korhaänre  an*  Darauf  die  Pime- 
linsäure, die  man  dem  Ansehen  nadi  wohl  nicht 
yon  der  Korhsäure  unterseheiden  kann^  die  aber, 
wenn  man  mit  einem  zusammengesdimolzenen 
'  Glasrohr  auf  die  Kry stalle  in  der  Flüssigkeit  driiekt, 

sich  dadurch  zu  eri&ennen  gibt,  dass  man  sie  als 
Sandkörner  fühlt  ^  während  die  Korksänre  dem 
Glasrohr  keinen  Widerstand  leistet,  sondern  siek 
wie  Fett  fühlt«  Die  Pimelinsäure  schiesst  lang* 
sam  an,  sie  bedarf  3  Tage  bis  znr  Beendigung 
I  ihres   Aiisehicssens.     Setzt  man  die  Verdunstung 

zu  weit  fort,  so  bekommt  man  am  Ende  Adipin- 
säure. Um  die  körnig  angeschossene  Pimelin- 
säure .frri  von  Korksäure  zji  bekoimmett,  spiilt 
man  die  losen  Schuppen  der  Korksäure  mit  kal- 
tem Wasser  ab,  mit  dem  sie  mechanisch  wegge- 
führt werden,'  worauf  das  davon  etwa  noch  rück- 
ständige durch  ein  sdinelles  Abspülen  mit  kaltem 
.  Alkohol  weggenommen  wird.  Der  Alkohol  löst 
nämlich  die  Schuppen  der  Korksäure  sogleich  auf, 
wirkt  aber  Ungsamcr  auf  die  Körner  der  Pimelin- 


■  r 


309 

saare,   die   dann  in  kocbendem  Wasser  aufgelöst 
und  umkrystallisirl  wird. 

Die  Säure  wird  dann  farblos  erhalten ,  in  Kör« 
nera  von  der  Grösse  eines  Steeknadelknopfs ,  die 
sich  unter  dem  Microscop  ans  Krystallen  Ton  nn-^ 
kenntlicher  Form  zusammengesetzt  Zeigen;  sie 
schmeckt  dentlicher  sauer  v^ie  die  Rorksatire,  yer« 
ändert  sicK  nicht  in  der  Lnft^  schmilzt  bei  *f- 114^ 
und  erstarrt  zu  einer  unduTchsichtigcn  MasSe^ 
welche  ans  strahligen  Gruppen  znsamn(etifgesetzt 
ist  Die  Korksanre  erstarrt  dagegen  in  langen 
glänzenden  Nadeln,  die  naehf  allte  llidilnivgto  . 
geheu.  Sie  kann  unTerMndert!  überdeiMillirt  wer- 
den ,  ist  leichtlöslich  in  'kochendem'  Wieiirser  und 
bedarf  bei  -f  180  xq  üiper  Aufösiing  35  Theite 
Wasser.  Unter  BeihilHb  von  Wiiritfe  wird  %icf 
Ton  Alkohol,  Aether  nnd*8efa%efeÜättt*e  ftufgelöst. 
Ihr  Ammoniaksalz  gibt  mit 'den^^Sliheltf  von  Ba^ 
rytarde,  Ströntianerde ,  Zink  und  Mangan '  keine 
Niederscbläge ,  aber  mit  den  Saiten  von  £isen* 
Oxyd,  Kupferoxyd,  Bleipxyd,  Silberoxyd  und  Qtieck-' 
silberoiEyd  liäldet  es  Niederschläge.  Sie  wnrde 
zusammen  gesetzt  gefunden -aus  i 

Gcfmden   .Atom«   .fiereeliftet  ' 

Kdilenstoir  ^52    .     7        5t,96 

Wasserstoff    7,50        iS         .7^48 

Sauerstoff     38,9&         4        39,62 
Die  Analyse  ihres  Barylsalzes  zeigte,  dass  sie 
i  Atom  Wasser  ehdiält  r^C^HioOs^-H. 

6.  Aivpms^re.  Die  Mutterlauge ,  aus  welcher  Adipinsäur«. 
die  Pimetinsänre   angesdiossen  ist,    enthält  viele 
freie  Salpetersäure ,  die   in  der  Wärme  nidit  ab- 
geraucht werden  kann,  weil  die  Masse  davon  ^^e« 
schwärzt' wird 4      Man   muss   sie*  voärsacbUg  abrau>- 


310 

V    \ 

\ 

cl»eD  und  lange  hiMteUen,    nni  im  Aasckiessen 
abzuwarten,  bevor  man  aufa  Nene  abdonatel«     Die 
Kryatalle  vrerdcn  mit  ein  wenig  kaltem  Wasser 
gewascbi;n.  und  dieaea  %n  der  Mntleriauge  gegos- 
aen,   d|e  a«fa  Neue  eoneentrirt  wird  9  ao  lange 
aie  Krjatalle  liefert.     Am  Ende  bleibt  ela  Liqnl- 
diim  znriidi^  daa  Toa  Satpeteraanre  aad  einer  sehr 
leiebtlöalicben  Saure,  welcbe  Lanre^t  nicbt  ge- 
nauer zu  unleiaucbaa  l^elegeiibait  geb%bl  bat,  aas- 
gemaebt  »wird«     Die  erbaUenen  Kryatallei,  werden 
aufa   Neue  iimhryptalUairt  und  baaen  ^mn   am 
finde  ein.  wenig  mabr  tö«  der  Mütlf^ange«     Bei 
ibrer  WiedavawfleailVg  in  W^»^  wird  ein  wenig 
mebr  von  «demfelbep^  {n  Sälpeteraäure  löaliehen 
Atel  abgpaebieden ,  üvekliea  bei  der  Abadieidong 
der  Korfcsäur^  frhaiten  wwde«     Die  nmkryatalli- 
sirtei^  Säuren  aind  bfam# .  AeAer  löat  sie  in  der 
ÜVürnie  auf.  iuii^ZuiftcUaaauttg  dea  Braunen*    Man 
Yerdu^atet  di^  Hälfke  dea  Aelbem>  gieaat  ihn  dann 
Tpn  dem  Angeaeboaaenen  ab  und  laaat  des  abge- 
gosaenen  .Aether  beaondera  bis  zur  Troekne  ver- 
dunaten»     Beide  Krystalimassen  werben  für  steh 
in  koehendem  Alkabol  anfgeiöat,  welche  Lösun- 
gen, wenn  man  aie  langsam  an  der  Luft  yerdun- 
ateu  lässt,   Krystalle  absetzen.     Sie  setzen  dann 
tbeils  Körner,  theils  lange  Lamellen  ab:  die  erste- 
ren  sind   die  Adipinsäure,    die   letzteren  die  Li- 
pinsaure,  und  am  Bnde  bleibt  in  der  Lösung  ein 
wenig  Ton  der  taicht  unterauchten  Säure  aufgelöst 
suräck.    Man 'Scheidet  dte  Tersebiedeuen  Kryatalle 
mecbaniach   und  suebt  dareh  wiederholte  Umkry- 
stallisirnngen  ihre  eheraisehe  Trennung   zu  voll- 
enden.  '  4 

Die  Adipinsäure   krystaUisirt  in  Warzen^  die 


* 


311 


oft  ntdk  Aea  zu  platt  sind ,  weil  sie  flieh  m  dcftr 
Oberläche  der  FlttssigKeit  abseisen  ^  nnd  bestelicii 
ans  8lrttU%  zasamneag^gten  KrystaDen.    Sie  ist 
sdiwierig  fiirUos  zu    erkalten,    und    gleiclK  im 
Aeoaseren  der  Pimdiinsaiirey    die  jedoch  immer 
rime  den  Stidk  ins  Brande  ist«     Sie  sehnMelct  we- 
niger aaaer,  trie  diete^  sehmilzt  bei  «{^130^  nnd 
krystalliairt  beim  Erkalten  in  grossen ,  platten  TS» 
dein.    Sie  kann  onrerilnderl  nberdestillirt  werden^ 
In  kochendem  Waaser  ist  sie  leieht  löslich ,   nnd 
sie  steint   in   kaltem  Wasser   letditlöriicher  zn 
sein,  als  die  Piibelinsllnfe«     Unter  Befhttlfe  Ton 
Wärme  ist  sie  auch  leiehdöslich  in  Alkohol  nnid 
Aetker*     Ihr  AaMnooiaksalz  kryslalüsirt  in  J^adeln 
nnd  lallt  nicht  die  Salze  von  Baryterde,  Strontian- 
erde,  Kalkerde,  Talkerde,  Manganoxydnl,  Niekel- 
sxyd,  Cadminmoxyd,  Knpferoöiyd  und  Bleioxyd* 
Der  Umstand,  dass  sie  die  Blei*  nnd  Knpfer-Salze 
Biebt  lallt,    nnterseheidet   sie  efaeraisch   Ton  der 
PimeUnsänre,    deren    Salze   damit  MiedersehlSge 
geben.     Mit  Eisenoxydsalzen  pht  sie  einen  ziegel- 
rottien  NiedeiSsidilagf  mit  Silbersalz  einen  weissen, 
der  jedoeb  etsraa  in  Wasser  auf  löslieh  ist.      Die 
krysteJlisirle  Sänre  wnrde  znsammengesetzt  gefun- 
den ans  s 

Koblenstef  49,77 
Wassmt0ir   «,98 
Sunerstöff     43^35 
Nach    der   Analyse    des    Barytaalzes    ist    sie 

^C^H^O^-f  8.    Laprelit  bemerkt,  dass  s!e  mit 

oxalsaurem  Aethyloxyd  gleielr  tusamBMOgesetzt  ist. 

7.    Lipinsäure.    Laurent  hat  hier  dmiselben 

Namen  gegebeil ,  welehen  ich  im  Vorh«^ehenden 


iUsms 

B«rMhB«t 

6 

49,78 

10 

6,77 

4 

49,4$. 

312 


(S«  9B3)  fi»  eine  andere  Siote  vorgeseiilageii  luibe. 
leh  war  da  «och  unbekannt  mit  Laurent'»  Ar* 
beit,  die  mir  erst  wahrend  des  Dmefcs  dieaes*  Jah- 
resberichts znr  Hand  kam.  Der  'Name  einer  der 
beiden  Sänren  muss  natiiiltcherweise  Ter&ndert  wer- 
den. Die  Bereitung  ist  sp  eben  angefahrt.  Dieae 
Säure  unterscheidet  sieh  von  der  Terhergehenden 
durch  ihre  längliehen,  scharf  sngespitzten  Krystall- 
blätter,  die  gewöhnlich  zu  Gruppen  ▼ereinigt  sind, 
in  deren  Mitte  sieh  eine  etwas  dickere  Krystall- 
»asae  befindet.  Sie  sehmilst  leicht,  ^ucht  da- 
bei stark  und  erstickend  9  und  erstarrt  faserig,  mit 
abgeselzten  sublimirten  Krystallen  auf  den  erstarr- 
ten. In  einer  Retorte  kann  sie  «unverändert  snb- 
limirt. werden  in  langen  Nadeln,  die  Prismen  mit 
rectangulärer  Basis  sind.  Wenn  aber  die  Hitse 
sehr  laagsam  gesteigert  wird,  so  verliert  eie  zu- 
erst Wasser  und  sublimirt  dann  wasserfrei.  Diese 
schmilzt  erst  zwischen  -f- 140^  und  -f- 145^.  Die 
Lipinsäure  ist  leichter  löslich  in  Wasser,  als  eine 
der  voriiergehenden.  Auch  wird  sie  leicht  vom 
Alkohol  und  Aether  aufgelöst ,  und  krystallisirt 
am  regelmässigsten  ans  Alkohol.  Ihr  Ammonlak- 
,salz  krjpstattisirt  in  langen  Nadeln.  In  den  Lösun* 
gen  der  Salze  von  Baryterde,  Strontianerde  und 
Kalkerde  bildet  es  nach  einer  Weile  krystallische 
Niederschläge-,  ab.er  es  fällt  nicht  die  Salze  von 
Talkerde  und  Mangan.  Die  Salze  von  Eisen 
Kupfer  und  ^Iber  werden  dadurch  gefallt. 

Die' Säure  wurde  zusammengesetzt  gefunden  ans: 

Geftmden    Atome    Bereclmet 

^  Kohlenttoff  41,15        5        41,00 
WesBcfriätoff    5,50        8  5,36   . 

Sanerstoff     53,35        5       58,64 


s 


313 

vDd  ist  =:CSHH>^-f  I>*  B^  WataeigdMai  ist 
jedoch  Biclkt  dareh  die  Aoftlyse;  eines  Sakes 
bcstinlint. 

8*  jizoleinsmre  •  Bsacht  den  Heil  der  Odsinre  Asoleinsäure. 
aas  y  welcher  bei  der  Beveitnng  der  Yorbergchen- 
den  in  Gestelt  einer  olartigen  Flüssigkeit  in  der 
Salpetorsänre  nngelöst  surückblidb«  ÜV&hrend  der 
Destillation  wird  ne  zersetzt  und  sie  lasst  sieh 
nicht  anf  diese  Weise  reinigen.  Znr  Reinq;iing 
wnrdk  sie  mit  Alkohol  und  Sehwefebänre  bdian- 
delt,  wodurch  azoleiilsanres  Aethyloxyd  gehildefc 
wurde  5  aber  auch  dieses  ertrügt  keine  forlgesetzte 
Temperatar,  ohne  gesehwärzt  zn  weiden,  und 
zersetet  sich,  gleichwie  die  Säure  allein.  Ab 
y^  der  Aelhyloxydverbindung  übergegangen  war, 
wurde  die  Destillation  unterbrochen  4ind  das  De- 
stillat iüii  einer  Lösung  von  Kalihydrat  in  Alko- 
hol zersetzt,  woraus  die  Säure  durch  Salzsäure 
gefallt  und  dann  mit  Wasser  gewaschen  wurde.  / 
Sie  bildet  eine  ölähnliche  Flüssigkeit,  die  nicht 
genauer  beschrieben  worden  ist.  Sie  wurde  zu- 
sammengesetzt gefunden  aus  1 

Geländes     Atome     Berechnet 

KohlenstoiT  63,68  i3  63,86 
Wasserstoff  10,71  ,  S6  10,30 
Sauerotoff     25,61  4       25,84* 

Darnach  wird  die  Zusammenseteong  zn  C^^H^H)^ 

-(*  S  gegeben*  lieber  die  Sättigungscapacitit  sind 
keine  Yertfuehe  aogest^t  worden. 

Wir  haben  hier  alqo  auf  einmal  5  neue  Sän- 
ren.  Obgleich  man  jedoch  wünschen  könnte, 
(lass  bei  der  Bestimmung  ihrer  Zusammensetzung, 
besonders  ihrer  Sättigungscapacität,  mit  strengerer 
Prüfung  zu  Werke  gegangen  sei,   so  muss  man 


S14 

doch  «iÜ  Aaoltlilie  Ddielrlegiiiig  mid  Bciiarrlicbfceit 
viiJtBi«!!,  90  viele  in  so  geringenli&nMle  mA  t<mr.  ein- 
ander unterscheidende  Körper  unterschieden  za  ha- 
' hen.  'Di  es  immer  interessant  isl^  üher  die  Herror- 
hringnttg  dieser  Sauren  aus  der  Gehöre  naebsuden- 
hen,  snatelle  iehhier  snrVergleiehungdieFnffniela 
ihrer  Tun  Laurent  geftmdcnen  Znsamnenuetsung 
xosammen.      Diss   die  Elaidinsäure  ein  hAerer 
Oxydationsgiud  des    Radicals   der   Oelsaure    ist^ 
wurde  schon  TOihin   erwähn!^    alle  die  übrigen 
sind  dadurch  entstanden  ^   dass  das  Ela'idinradical 
unter  grossem  Vedust  von  Wasserstoff  in  andere 
Radicak  Ton  weniger  sahheiiAen  Atomaa   zer- 
iallcn  ist« 

Iure       C^H«  -f  40 
C5H164-40 

Adipinsäure     C^H^  -f  30 
Pimelinsäure    Ct^H^o^jo 
Korhsäure        G8Hi2^.30 
Azoleinsäure    C^^H^^-fSO 
Öenanthsaure  C^^H^^^SO. 
Laurent  fuhrt  auaeier  der  bereits  bemerhten 
Gleichkeit    in    der    Zusammensetzung    zwischen 
der  Adipinsäure  und  dem  Oxalsäuren  Aethyloxyd 
an ,  dass  Korhsäure  und  adipinsaoies  Methyloxyd, 
und  Pimelinsäure    und   brenzweinsaures  Methyl- 
oxyd dieselbe  procentische  ZusammeiMetzung  haben. 
Oenanthsänre       Die  Oeuanthsäure  ist  Ton  Mulder*)  in  dem 
^  'Brantwein  und  in  dem,  hei  der  Brantweinberei- 
tuttg  eihakenen  Fuselöl  gefunden  worden. 
.^  Aus  dem  Brantweinfuselöl  bekanmit  man  sie^ 
wenn^  dasselbe  in  einev  concentrirten  Lauge^  yon 

■  r-  -  - 

')  Poe^ad.  Ann«  XLI,  58.7. 


315 


Kftlili]f4iat  M%elfi9t  wird.  Die  Uuve  Lögting  wiid 
abgegossen  9  dannif  mit  Wasser  yerdünnt  und  de- 
atillirly  s#  1*^0  noch  etwas  Oel  mit  den  Wasser- 
dämpCi^i  iM»/ilprgdM.  Von  diesem  Oel  w^rdie  ick 
bei  den  f  «ebtigen  Oelen  in  dem  Artikel  Fuselöl 
besoii4iscs  raden. 

üebet^iHigt  man  die  in  der  Retorte  zuräek- 
bleibende  FRissigbeit,  die  yon  oenantbsaurem  nnd 
boUensanrem  Natron  ausgemacht  wird  und  ausser- 
den  cMe  kfeeihe  Portion  Knpferoxyd  aus  dem  Fuselöl 
eodiält^  mit  verdännterSehwefelsäure,  so  schwimmt 
die  Oenantbsäure  in  Gestalt  eines  Oels  auf  der  Flüs- 
sigkeit. M  n  1  d  e  r  bringt  diese  Sinre  in  die  Klasse  der 
fetten  Säuren^  denen  sie  in  Betreff  ihrer  Eigenschaf« 
ten  auch  wohl  am  meisten  gleicht.  Durch  Tiele  Ana- 
lysen, sowohl  der  Säure,  wie  auch  mehrerer  you  ihren 
Salzen  ^  hat  er  gefunden ,  dass  sie  Yollkommen  die 
von  Liebig  und  Pelouze  filr  diese  Säure  ge- 
fundene Zusammensetzung  zsC^^H^O^  bat. 

Dieser  ölähnlicbe  Körper  ist  =^JÖe  +  2H, 
d.  b.  er  entbält  die  Säure  mit  2  Atomen  Wasser 
Tcrbunden.  £r  ist  farblos,  klar,  und  bat  bei 
-|-  12^  ein  speclf.  Gewicht  yon  0,881  • 

Wird»  ksr  in  Alkohol  nn%ellht  und  die  Lösnng 
schnell  Terdnnstet,  so  setzt  der  Alkohol  eine  butter« 
äbnliche  Masse  «b»  welche  Mob  Mol  der  die  Säure 
mit  nur  1  Atom  Wasser  verbunden  ist.  Mnldev 
hat  die  Güte  gebebt,  mir  von  den  Praeparaten, 
die  er  durch  die  Zersetzung  des  Fuselöls  erhaU 
ten  bat,  Proben  milzutheihn.  Nach  dem  Aose« 
ken  dieser  Körper  kann  die  Yermulbung  gerecht- 
fertigt werden^  dass  er  nichts  anderes  ist,  als 
das  Gemisch  der  flüssigen   Säure  mit  S  Atomen 


316 


Wasser  und  wasserfreie  Sinre  in  feinen  kryatalli- 
sirten  Tbetlen. 

Wird  die  Losung  in  Alkohol  der  langsaineii 
Verdnnstnng  in  einem  hohen  cylindrpsdienC'las  aber- 
lassen ,  so  setzt  sie  wasserfreie  Sinre  in  Kry stallen 
aurdem  Boden  ab,  und  auf  der  Oberil&che  sckwimmt 
ein  Oel  j  welehes  nnyerändert  tu  sein  sebeiut« 

Erhitzt  man  das  ölartige  Hydrat ,  so  gebt  Was- 
ser weg  und  wasserfreie  Siore  bleibt  zurück. 
Auch  Chlorcaicinm  nimmt  das  Wasser  daraus  weg 
und  bildet  wasserfreie  Saure  nnd:feucktes  Cblor- 
calcinm.  ^  Bringt  man  geschmolzene  9  wasserfreie 
Säure  in  die  flussige  Verbindung  9  aö  theUt  sie 
sich  in  Wasser  und  kryslaUisirte  Säure. 

Diese  Säure  theilt  die  Eigenschaft  der  fetten 
Säuren,  mit  Basen  schwierig  zu  neutralen  Ver- 
bindungen yereinigt  zu  werden.  Wasser  zersetzt 
sie  sogleich  in  saure  Salze  und  scheidet  einen  Theil 
der  Base  als  Hydrat  ab,  indem  sie  dabei  Salze  von 
Tiden  Sättigungsgraden  hervorzubringen  scheint. 
Mulder  analysirte  ein  Silbersalz  und  ein  Kopf er- 
salz,  die  mit  2  Atomen  Basis  und  5  Atomen  Säure 
übereinstimmten ,  ein  anderes  SilbersaU  schien 
jius  2  Atomen  Basis  und  3  AtoiUen  Säure  zu  be- 
stehen, ein  Bleisalz  bestand  aus  i  Atoin  Basis 
und  2  Atomen  Saure%  —  Eine  Anflösung  der 
sublimirten  Säure  in  Alkoh<^l  fällte  aus  salpeter- 
saurem JSilberoxyd  ein  Salz,  welches  aus  1  Atom 
Basiä  und  7  Atomen  Säure  bestand« 

Wird  Fuselöl ,  ohne  vorhergegangene  Destilla- 
tion mit  Wasser,  erhitzt,  so  geht  gegen  da«  Ende 
das  Bihydrat  der  Oenanthsäure  ttber,  und,  wenn 
dieses  sich  zu  zeigen  aufhört,  so  sublimirt  ein 
festerer  Körper,   welchen  .Mulder  aus,  2  Atomen 


« 


317 


Säu^  ubA  1  AtMi  Wasser  .bestehe«d.  fimd*     Am 
Ende  kommt  Trasseifreie  Säure. 

E.  Simon*)  hat  in  ä^rWutzel  YönVevtibrEmPflMzeHbasen. 
album  eine  neue  iregetabiiische  Sarizbasis  gefunden*  |,^^^^  je^hT 
Ihre  Aussebeidong  geschiebt  auf  folgende  Weise : 
das  Alboholextract  der  Wurzel  wird  mc^hrere 
Mal<S  mit  einem  salzsäinrehaltigen  Wasser  aosgefcoebt« 
Die  Termisehten  Lösungen  werden  ibit'  koblensau- 
Tem  Natron,  welches  frei  von  Schwefelsäure  Min 
muss,  gefallt*  Der  Niederschlag,  weleber  ein 
Gemenge  yon  Yeratrin  und  der  heuen  Salzbam 
enthalt ,  wird  mit  Wasser  gewaschen ,  in  Alkohol 
gelöst ,  mit  Kohle  entfärbt ,  und  darauf  der  Alko^ 
hol,  jedoch  nieht  vollständig,  abdestillirt ,  worauf 
di^  Masse  während  dem  Erkalten  \krystaUfnisch 
erstarrt^  dann  presst  man  daraus  den  Alkohol, 
welcher  hauptsächlich  Yeratrin  enthält,  befeueb-  . 
tet  den  R&ckstand  wieder  mit  Spiritus  und  presst 
ihn  auFs  Neue,  worauf  derselbe  die  neue  Basis 
ziemlich  rein  ist.  Die  AlkohoUösungen  enthalten 
beide  Basen.  Auf  folgende  Weise  weiden  sie 
leicht  von  einander  getrennt:  Die  Lösung  wird 
bis  zur. Trockne  yerduAstet,  und  der  Rückstand 
mit  yerdliiinter  Schwefelsäure  gekocht,  worin  er 
sich  auflöst,  aber  beim  Erkalten  der  Lösung  fallt 
das  schwefelsaure  Salz  der  n^uen  Basis  nieder. 
Wenn  nicht  alles  dabei  aufgelöst  wird ,  so  giesst 
man  die  erkaltete  Lauge  wieder  auf  dits  Ungelöste 
und  kocht^  so  lange  auf  diesls  Weise  etwas  aufzulösen 
und  wieder  abzusetzen  übrig  ist«  Das  Verairin* 
salz  bleibt  in  der  Auflösung  znrpck.  Das  geflUte 
schwefelsaure  Salz   wird  durch  Kochen  mit  koh- 


')  Poggend.  Aiin.  XLI,  569. 


3ia 

I«ii8ain*«iii  Natron  zers^ffet,  wob^i'Aie'^Bttse  unge- 
löst bleibt.     Sie  bat  nach  der  spaniscben  Benen- 
niMig  des  Gifts  dl«?8er  Wurzel  deti  Kamen  JFervin 
erbalten.     Ibre  Efgensebaften  sind:  Sie  hryBtolli- 
^sirt  ans  ibrer  Lösung  in  Alkobol.    0er  Gescfamnck 
ist  nicbt  angegeben.     Mit    Scbwefdsäüre   Salpe- 
tersinW  vlid'&ilzsaare  bildet  sie  in  biltem  Was- 
ser scbwerlösKcbe ,   aber  in   boebendem   Wasser 
und  in  Albobol  lösHebere  Satee.     Das  sebwefel- 
saore  Salz  ist  das  scbwerlöstiebste.     Freie  totere 
Termebrt  niebt  die  LösKcbheif.      Mit  Pbosplior. 
smire   nnd  Essigsäiire   bildet  da»  Je^in   iSsIicbe 
Salze,   ans  welcb<*n  es  dnreb  die  drei  yorberge- 
benden  Sänren  gefällt  wird. 
Bereituns^  des       Das'  Aconitin ,  welebes  m  England  als  wirksa- 
Aconitiiis.    ^^  jiji^^j  g^g^^  jg^  Gesiebtsschmerz,  änsseifick 

in  Gestalt  Ten  Satbe^  in  Ruf  gebommen  ist,  wird 
daselbst  naeb  Mors»n*)  anf  folgende  Weise  be- 
reitete daa  Albobolextraet  wir^  mit  Wasser  ond 
Sebwefelsänre  bebandett  und  die  filtriHe  Lösung 
mit  kaustisebem  Ammdniak,  in  sebr  geringem 
llebersebuss  zugesetzt,  gefüllt.  Das  gefiäiteAeo- 
nittu  wnrd  in  Aetber  gelöst,  die  Löi»nng  mit  Tbier- 
fcoble  aatfarbt^  worauf  es  naeb  Verdunstung  des 
Aetbers  rein  zuriiekUeibt.  Warnte  darf  bei  die- 
ser Operation  gar  nicbt  angewandt  werden. 

Berfbemot''*)  befolgt  eine  bcinäbe  gleicbe 
Extractionsmetbode ,  aber  er  fdlt  die  saure  Flüs- 
sigkeit, die  mit  verdlinttter  SebwefelsSure  ans  dem 
Aikobolextfaet  erbalten  wird ,  mit  Katkerdebydrat, 
und  kocbt  den  erhakenen  Niedeneblag  naeb  dem 

')  Pogffend.  Ann.  XLII,  175. 
*')  Pharmac.  CcntmlUiif t ,  1837,  733. 


st» 

Wasehea  y  mit  iUbolMilp  ao»^  F0res4ir  «tiMi- ifttoder 
abdestiUirt,  das  Aeonllki  -Mife  fieae'iniiMieirefel* 
siorelialtigea  Wacser  auf^eltfsl  ^  dhs^  LiiAaai^  mit 
BiatlaagnkbUe .  eatStädA  und'  Wßh.  Arafaumiak'  aoa« 
gefallt,  wobei  es  jedoch  inuner  ailt  d(tib.ipeniiiseht 
erhalUsfi  wecden  muaa^ .  watSvdie  sanvA  Bfissigkett 
aus  der  KoIiLb  avsgeiaigeik  haben  i^mi*«.  In  dieser 
Beziehung  ist  die  englische  Bkthdde  belSfSBr«i  ^^     / 

Riehttt  *).  hat  folgende  3ielhade-  zar'Beret-  Atropin; 
tong  des  Ateopius  angegebene  die'BdiadonHawwr»^ 
zel  wird  nkti  habem  Wassisr  auagslaogi,  dkr' «v> 
baifene  Lösung  mit  guter '  Hefe  dnsi  Tage .  lang 
bei  -f-SiO^  his  4*^^  stehen  gelaasen  und,.  imA-' 
dem  die  Gähfung  vor  sich  gegangen»  i^t,"  Mtrirt« 
Wird  sie  heim  Aufhochen  getrübt,  so  filtriirt  man 
sie  noch  ein  Mal,  und  yerdtinstel  sie  dMif*'  hn 
Wasserbade  bis  zur  Consistenz  eines  diinnen  Ho-* 
nigs.  Darauf  setzt  »an  für  jedes  angewandte 
Pfund  der  Wurzeln  tme  Unze  Ammoniak  und'  y^ 
Unze  Alkolnd  von  0,833  hinzu ,  vromil  die  Masse 
in  einem  Tersehlossetien  Gefass  sehr  wohl  uihge- 
schüttelt  und  zur  wechselseitigen  Einwirhiing  24 
Stunden  lang  stehen  gelassM  wird«  Die  Fttisstg* 
hcit  wird  im  Wasserbade  bis  zur  Consistenn  ei- 
nes Extracts  abdestillirt,  dieses  Extimet  in  Atko- 
bol  Ton  0,833  gelöst  und  mit  so  ^  hifehsl  c«M* 
ceatrirtem  Ampioniah  vennischt,  dass  es  deli  Ge- 
ruch desselben  behommt.  Diese  Lösung  wird  mit 
Aethcr  Termisefat,  welcher  daraus  eine  zähe,  ex-^ 
tractähnliche  Masse  Mit ,  die  man  abscheidet^  «nd 
darauf  aus  der  nun  fast  farblosen  Flftsftigheit  den 
Alhohol  und  A^her  abdestillirt.     Behandelt  man  . 


*)  Joani.  für  praet.  Cheiaie,  XI,  29. 


\ 


$20 

deB-.Riiiksttind^  wtlchmiaflKftpftSfttiTea  AtM^in  Ist, 
nit  kKturtisdiem  Antnoniiüky.  &0  zidkt  dieses  dar- 
»US  dm  AtropMäture  und^lässt  das  Atr»piii  zurück, 
Trelclies  mit  weiiigeiay.  anunDniaUiditigeit  Was- 
ser gewaschso ,  im  schwefeliBäarehaltigem  Wasser 
gelSsi,  dii  Lösung- mit  Thim^fsohle  entfärbt,  und 
dann  aus  der  &rbloseii  A«jDösujig<init  kattstiscltem 
\       Ammoniak  gefallt  wh*d>  ' 

Die  ammoniakäfisdbe  Lösung  ia  Wasser  ent- 
liältairopa/mures  AaMn^Diak)  sie  ward  zur  Aos- 
treibutog  des  Ammoniaks  mit  fEalthydrat  yermischt, 
Terdnnsjtet,  bis  alter  Gerack  nadk  Ammoniak  ver- 
sckwünden  ist,  mit  Tkierkoble  entfärbt,  zur  Trockne 
Terdunstel,-  die  Masse  mit  yerdännter  Sckwefel- 
säni»  behandelt,  yierdunstet  und  krystallisiren  ge- 
IjASsea.f  die  Säure  scbiesst  dann  in  langen,  spitzen 
Kryslallea  an.  Sie  lässt  sicli .  unverändert  subli- 
mireu  und  gleicbt  also  der  Benzoesäure,  fällt  aber 
nicht,  wie  diese,  di«.  Eiseaoxydsalze. 

Aus  der  zur  Entfärbung   angewaadteu  Koble 
zieht  kochender  Alkohol  die  ins  Blaue  schillernde 
Substanz,  Yon  der  man  nicht  besAtmmt  weiss,  ob 
sie  Aeseulin  oder   eine  durch  die  Zersetzung  des 
Atropins  gebildete  Substanz  ist. 
Indifferente    .     Ich  fahrte  oben  S.  279,  an ,    dass   der   Tran» 
Zuclwr!" Vw-  l»»20ckpr  d^rch  Basen  zersetzt  werde ,  der  Rohr» 
bindnng   des- zttcker  dagegen  sich  damit  yej^binde.  —     Dieses 
'  ^^Base  ™*'    Verhalten   ist   durchaus  nicht  neu.       Bereits    im 
Jahre  1813  stellte  ich  bei  den  Versuchen  über  die 
Analyse  des  Zuckers  seiae  Verbindung  mit  Blei- 
c^syd  dar,  und  zeigte,  dass  1  Atom  Yon  letztereta- 
aus  -dem    kj^ystallisirten  Zucker  1  Atom  Wasser 
austreibt,    und, dass   der   Sauerstoff   des   Zuckers 
sich  zu  dem  des  Oxyds  wie  5  :  1  verhalte.     Spä- 


321 


ter  ist  dies  nicht  Wieder  der  Gegenstand  ansfiihr* 
Iieherer  Untersiicliangen  gewesen.  Neucrliclr'  bat 
Hnnton  *)  diesen  Gegenstand  verfolgt.  Er  fand^ 
dass  vrenn  man  eine  coneentrirte  Lösung  von  Rohr^ 
zncker  mit  mehr  Kalkerdehydl^t ,  als  sie  auflösen 
kann  ,  digerirt ,  die  filtrirte  Lösung  mit  Alkohol 
fallt  und  den  Niedersehlag  mft  Alkohol  wäscht, 
man  ein  Kalkerde  -  Saccharat  bekommt,  welehcs 
ans  2  Atomen  Kalkerde,  i  Atom  Zucker  und  3 
Atomen  Wasser  besteht  rziCtfiC^^H^^O^oj^sfi^ 

Wird  diese  Verbindung  in  Wasser  aufgelöst 
und  mit  Knpferoxydhydrat  digerirt,  so  färbt  sich 
die  Lösnng  blau  und  lässt  nach  dem  Eintrocknen 
(im  lufUeeren  Raum)  einen  blauen^  krystallim- 
schen,  an  der  Luft  unveränderlichen  Körper,  der 
aus  1  Atom  Kupferoxyd  vereinigt  mit  der  vorher- 
gehenden Verbindung  besteht  ^Ca^Cu-f-C^^H^O 
0W  +  3H. 

In  Wasser  aufgelöst  verträgt  sie  das  Kochen 
in  einem  Gefäss  von  breiter  Fläche,  ohne  dass 
Rupferoxydul  gefällt  wird}  aber  in  einem  schma- 
len Gefäss,  z.  B«  in  einem  Glasrohr,  bildet  sich 
etwas  Oxydul  und,  bei  Zusatz  von  freiem  Zucker^ 
bildet  es  sich  in  Menge. 

Entsprechende  basische  Verbindungen  werden 
auch  gebildet,  wenn  man  gefiUltes  Bleioxyd  und 
Eisenoxydul  mit  der  Auflösung  des  Kalksaccharats 
digerirt.  Das  Hydrat  des  Eisenoxyds  wird  zn 
Oxydul  reducirt  und  liefert  dann  die  Oxydulver« 
bindung.  Sie  sind  beide  löslich  und  enthalten  2 
Atome  Kalkerde   und  I  Atom  Metalloxyd  auf  I 


*' 


-)  L.  and.  E.  Pkil.  Mag.  XI,  15?. 
Benelius  Jahres-Bericht  VIII.  S8 


322 


Atom  Zocker.  Die  I^KSung  der  BleiTerblndang 
ist  blassgelb.  Die  Lösung  der  EisenoxydulVerbiu- 
dang  setzt,'  sa  wolil  in  offenen,  als  in  yersclilos- 
senen  Gefassen,  ein  Doppelcarbonat  von  -Kalk- 
erde und  £isenoxydnl  ab. 

Kali ,  Natron ,  Baryterde  und  Strontianerde  bil- 
den entspreebende  Verbindungen  von  einfachen 
und  doppelten  Saccharaten. 

Als  der  Zucker  mit  Wasser  und  Knpferoxyd- 
hydrat  zuerst  in  der  Kälte  und  darauf  im  gelin- 
den und  kurzem  Kocben  bebandelt  wurde,  löste 
sich  in  dem  Zucker  nichts  auf,  aber  die  blaue 
Farbe  des  Hydrats  erhielt  sich ,  zum  Beweis^  dass 
es  nicht,  wie  sonst,  beim  Kochen  sein  Wasser 
verlor,  ungeachtet,  der  Kochpnnkt  der  Zuckerlö- 
sung höher  ist,  als  der  des  Wassers.  In  deui 
Zucker  fand  sich  keine  Spur  von  Kupfer  aufge- 
löst. Aber  Hunton  vergass  zu  yersuchen^  ob 
nicht  Zucker  in  der  blauen  Kupferyerbindung  ivar, 
was  wahrscheinlich  der  Fall  gewesen  ist.  Durch 
anhaltendes  Kochen  wurde  das  Oxydhydrat  lang- 
sam zu  Oxydulhydrat  redncirt,  welches  vielleicht 
ebenfalls  Zucker,  oder  die  Producte  von  seiner 
Zerstörung  chemisch  verbunden  enthielt. 

Die  nun  angeführten  Versuche  veranlassen  eine 
sehr  wichtige  Frage  in  Betreff  des  Atomgewichts 
vom  Zucker.  Auf  den  Grund  meiner  Versuche, 
wobei  1  Atom  Wasser  gegen  2  Atome  Bleioxyd 
ausgetauscht  wurde ,  haben  wir  angenommen^  dass 
der  Zucker  ans  C^^H^OQ^o  bestehe,  und  dass  dies 
i  Atom  Zucker  sei.  Aber  von  jenen  2  Verbin- 
dungen kann  .die  eine  sehr  wohl  ein  Bisaccharat  von 
Wasser,  und  die  andere  ein  Saccharat  von  Bleioxyd 
sein.     H  u  n t on'  s  Analyse  der  löslichen  Kalkerde- 


323 

verbindnng  and  auch  meine  Analyse  des  unlöslichen 

Bleioxydsaccharats   zeigten   Ca  C^H^^O^   und  Pb 
C^H^^O^,   und  dazu  addirt  sich  In  den  basische-  / 

ren    Verbindungen ,    ^ie  es   mit  elefctronegativen 
Körpern,    die  5  Atome  Sauerstoff  enthalten^    ge- 
wöhnlich ist,  noch  y2  Atom  Basis  =  3 Basis -f- 3 
elektronegatiyer  Körper.  Die  Verb indungC^^H^oO^o 
kann  schwerlich  ein  zusammengesetzter  Körpei^  der 
ersten  Ordnung  sein,  aber  di6  Verbindung  C^H^^O^ 
=:€^fi^-f-90  kann  es  sein  und  bietet  die  wahr- 
scheinliche Ansicht  dar,  dass  der  Zucker,   gleich 
einem  grossen  Theil  anderer   Pflanzenstoffe,    das 
Oxyd  eines  zusammengesetzten  Badicals  ist.     Die 
Frage  ist,  wie  man  sieht,  ron  dem  grössten  theo- 
retischen Interesse  ^    aber  sie  zu  entscheiden ,  ist 
schwieriger,  als  man  glaubt ;    denn  man  kann  die 
angerührten  Verbindungen  mit  Bleioxyd  und  Kalk- 
erde für  basische  erklären,  und  was  hier  basisch 
oder  neutral  ist ,  bann  nur  die  Kenntniss  von  dem 
Gewicht  des   Zuckeratoms   entscheiden,   wodurch 
der  Beweis  in  einem  Cirkel  geführt  wird.    Wahr« 
scheinlich  wird  es  nur  auf  indircctem  Wege  mög- 
lich ,  aus   der  Masse   zukünftig '  gesammelter  Er- 
fahrungen völlige  Sicherheit  zu  erlangen.    Inzwi- 
schen   ist  die  Wahrscheinlichkeit  für  die  letztere 
Ansicht  gross. 

Payen*)  hat  eine  Arbeit  über  die  Zusammen-   Zasammen- 
Setzung  der  Stärke  ausgeführt ,  die ,  wenn  sie  auch   '*  ^^"?  ^" 
In   Betreff  dieser  Substanz    un^  keine  veränderte 
Kenntniss  verschafft,  doch  auf  eine  ausgezeichnete 
Weise  bestätigt,  was  wir  bereits  zu  wissen  glaubten. 
Bekanntlich   waren  Guelrin-Vary   und  Payen 


')  Ann.  de  Cli.  «t  de  Phys.  LXV,  Z%i. 

28 


\ 


324 


über  die  Nator  der  Stärke  In  einen  fvissenschaft- 
liehen  Streit'  gerathen.  Der  Ersiere,  verleitet 
durcli  RaspaiPs  Ansichten  über  die  Stärke,  wor- 
nach  sie  ans  mit  einem  Xiquidum  gefüllten  Kü- 
gelchen  bestehen  sollte,  glaubte  die  Stärke  in  meh- 
rere Bestandtheile  von  verschiedener  Zusammen- 
setzung, die  von  den  analytischen  Resultaten  Än- 
derer abwich,  zerlegt  zu  haben.  Payen  hat  den 
Irrthum  dabei  nachgewiesen  und  kommt  znletzt 
auf  die  Analyse  der  Stärke.  Ich  habe  bereits  m 
dem  vorigen  Jahresberichte,  S.  268 — 271,  die 
Streitfragen  zusammengestellt  and  komme  nun  zu 
den  Einzelheiten  von  Payen's  analytischen  Ver- 
suchen. Er  hat  die  Stärke  von  allen  Trocknungs- 
graden  analysirt,  von  -^^ISP  bis  zu  der  boben 
Temperatur,  in  welcher  die  Stärke  durch  Rösten 
in  Wasser  löslich ,  und  in  das  in  Frankreich  so- 
genannte Letocomme  verwandelt  wird ,  die  er  durck 
Alkohol  von  brenzlichen  Producten  befreiete^  auch 
hat  er  die  Stärke  untersucht  von  Kartoffeln,  Wai- 
tzen,  Pastinaken,  Maranta  arnndiuacea  (Arrowroot), 
so  wie  auch  die  in  verdünnter  Schwefelsäure  aoi- 
gelöste  und  daraus  durch  Alkohol  gefällte  Stärke, 
nach  dem  Trocknen  bei  ^^lASP^  wobei  sie  ohne 
Veränderung  in  ihren  Bestandtheilen ,  mit  Be- 
stimmtheit alles  Wasser  verlor.  ^  In  allen  diesen 
Fällen  fand  sie  Payen  aus  C^^H^O^^^  bestehend, 
d.  h.  isomerisch  mit  wasserfreiem  Zucker. 

Für  das  Atomgewicht  der  Stärke  war  es  no- 
thig ,  die  Zusanu^Busetzung  ihrer  Yerbindong  mi' 
Bleioxyd  zu  kennen .  Zur  Bereitung  dieser  Verbin- 
dung hat  er  folgende  Vorschrift  gegeben:  Manlö'stlO 
Grammen  Stärke  in  1200  Grammen  kochenden  Was- 
sers auf,  filtrirt  die  Lösung  kochend  heiss,  bringt  sie 


325 

wieder  anf  *{>  100^,  setzt  18  Grammen  concentrirteii 
kaastlsehen  Ammoniaks  hinzn,  Terdünnt  mit  40 
Grammen  Wassers  and  tropft  in  dieselbe  eine 
Isoehende  Lösnng  Ton  30  Grammen  neutralen  es- 
sigsauren Bleioxyds  *  in  200  Grammen  Wassers, 
die  mit  5  Grammen  kaustischen  Ammoniaks  Ter- 
setzt  i^orden  ist.    Das  za  dem  Yersnch  angewandte 

mnss  absolut  frei,  yon  kohlensaurem 
sein.  Die  Vermischung  geschieht  in 
einem  Gefass,  welches  verschlossen  werden  kann. 
Ji9A  Bleiamylat  fallt  und  sinkt  zu  Boden.  Das 
klare  Liquidum  wird  mit  einem  Heber  abgenom- 
men 9  die  Flasche  wieder  mit  kochendem  Was-. 
ser  gefüllt,  welches,  nachdem  es  sich  geklärt  hat, 
abgeschieden  und  noch  3  oder  4  Mal  durch  neues 
kochendes  Wasser  ersetzt  wird.  Nachdem  dies 
letztere  abgegossen  worden,  presst  man  den  Nie- 
derschlag schnell  zwischen  Löschpapier  und  trock- 
net ihn  im  luftleeren  Baum  über  Kalihydrat. 
(Schwefelsäure  dürfte  mit  gleichem  Nutzen  ange- 
wandt werden  können ,  wenn  die  Luftpumpe  dicht 
halt).  Dieses  Bleioxydamylat ,  getrocknet  bei 
-)-  100^  und  analysirt  durch  Verbrennung  der 
Stärke ,  bestand  aus  2  Atomen  Bleiosyd  und  1 ' 
Atom  Stärke. 

Das  Stärkegummi,  Dextrin,  demselben  analy-  Dextrin, 
tischen  Verfahren  unterworfen ,  war  init  der  Stärke 
isomerisch  und  hatte  ganz   dieselbe  Sättigungsca- 
pacität. 

Hier  hdben  wir  daMdbe  SättigungSTcrhältniss, 
wie  bei  dem  Zucker,  wiedergefunden,  und  wer- 
den natürlicherweise  dsTon  zu  derselben  Vermu- 
thung  geführt ,  dass  die  richtige  Znsammensetzung 
nicht  2lPb-fCi«H«00w,  sondern  Pb+C^HioO«  ist. 


326 

/ 

Payen    fand  ferner,   dabs,  sowohl  das  Amy- 
lat   als  auch   das  Dextrinat  von  Bleioxyd  bis  zu 
-f"  'B^  erhitzt  und  in  dieser  Temperatur  erhalten 
sich   schwach  gelblich'  f&rben  und  auf  2  Atome 
Bleioxyd  I  Atom  Wasser  verlieren^   welches  sie 
in    Berührang   mit    Wasser    wieder    aufnehmen. 
Hierdurch    wurde  Payen   zu    dem    Sehluss  ge- 
führt, dass  die  Zusammensetzung  beider  eigentlich 
C^2fli809   sei.      Wenn   dieses   Verhalten  richtig 
beobachtet  ist ,  so  gehört  es  offenbar  za  derselben 
Klasse  von  Erscheinungen,   die  sich  bei  den  Sal- 
zen der  Citronensäure ,   Weinsäure  und  versehie- 
denen  anderen  Säuren  zeigen,    dass  sie  nemlich 
bei    einer   höheren   Temperatur    eine    bestimmte 
.    Menge  Wassers  abgeben ,  welches  bei  einer  ande- 
ren  wieder  aufgenommen    werden  bann,  wo?on 
bereits    S.  264  auf  Veranlassung   von  {«iebig's 
und  Dumas's  Versuchen   die  Rede  war.     Mul- 
der hat  mir  privatim  mitgetheilt,    dass  er  diese 
Versuche  mit  dem  Resultat  wiederholt  habe,  dass 
kein  Wasser  abgeschieden  und  wieder  aufgenommen 
werde,  sondern ,  dass  wenn  bei  einer  Temperatur 
über  "{■'  180^  sich  etwas  Wasser  zeige,  die  Stärke 
dabei  eine  fortfahrende  Veränderung   erleide  und 
durch  Wasser  nicht  wieder  hergestellt  werde. 
Moossttokc.        Payen*)   bat  hierauf  die  Analyse  der  Moos- 
stärhe  vorgenommen.     Er  erhielt  sie  auf  folgende 
Weise  rein :  Das  isländische  Moos  wurde  getroct 
nct  und   zu  Pulver   zerstossen,  dann  ausgesogen 
zuerst  mit  Aether  ,  hierauf  mit  Alkohol  von  0,833, 
darauf  mit  Alkohol  von  0,90,   hierauf  mit  kaltem 
Wasser,   dann   mit  einer  höchst  verdünnten  i«l- 


')  L*InstUut,  JH  206,  p.  i%%,  und  JW206,  p.  145, 


j 


327 

tea  A.iiftÖ8aiig  von  kolilensaarem  Natron   und  zu- 
letzt mit  Wasser,  dem  Vioq  Salzsäure  zugeinischt 
war^      welches  dann   mit  reinem   Wasser  wieder 
aasgei^asehen  wurde.     Durch  Kochen   des  Rück- 
standes   mit  Wasser  bekommt  man   eine   farblose 
Auflösung  der  Moosstärke,  die  nach  dem  Verdun- 
sten zur  Trockne  einen  farblosen,  dardiseheinen- 
den,  in  noefc  etwas  wasserbaliigem  Zustande  biegsa- 
meii  Körper  liefert,  wekker  nach  der  Analyse  absolut 
dieselbe  Zusammensetzung  besass,  wie  die  Stärke, 
wodurch  sieh  also  das  von  Gnerin-Vary  ange- 
gebene Resultat  =  C^H^^O^  ebenfalls  als  unrich- 
tig herausgestellt  hat.     Durch  nachherige   Unter- 
sudiungen  bat  er  gefanden  ^  dass    das  isländische 
Moos,    neben  der  Moosstärke,   so  wohl  gewöhn- 
liche Stärke   als  auch  Inulin  enthält      Das  letz- 
tere bekommt  man  leicht  rein,   wenn  die  Moos- 
stärke  durch  Diastas  in  Dextrin  und  Zucker  ver- 
wandelt wird ,   worauf  das  laalin  durch  Verdun- 
stung niederfallt,  im  Fall  es  sich  nicht  schon  bei 
der  Znckerbildnng  abgeschieden  hat. 

Mulder*)    hat  die   Moosstärke,    das   Inulin,  lauiin »  Pfljm- 
den  Pflanzensehkim   aus   den  Kernen  von  Pyrus^^*^*^^^^^™^^* 
Cydonia   und  die  gelatinöse  Substanz   aus  Sphae»  PyrusCydonU 
roceocus  crispus  (Caragein)  analy«iirt  und  fiir  alle  ^"*^  Sphaero- 
dieselbe  procenfische  Zusammensetzung  gefunden, 
welche  di^  Stärke  hat.    Durch  Versuche  über  ihre 
Verbindungen  mit  Basen  bleibt  noch  übrig  zu  be- 
stimmen, ob  sie  auch  dasselbe  Atomgewicht  haben«.       ' 

Boussingault**)hat  seine  Versuche  über  die  Pflanzenleim 
Bcßtimmiing  des  relativen  Werlhs   der  vegetabili-  ""^^  Eiweiss. 


*)  'Privatim,  mitg^etheilt. 
**)'Anii.  de  Gh.  et  die  Phys.  LXV,  301. 


328 


scken  Futteflur&ater   nach  A^m  Geliak  «n   Stick- 
stoff,   weicheti   sie   bei  der  Verbrennung    liefern 
(Jahresb.  1838,  S.  272),  fortgesetzt.     Um  dieser 
Vergleichung   einen    ferneren    Grund   zu    geben^ 
analysirte  er  den  Pflanzenleim  und  das  Pflanzen- 
eiweis  TOn  Neuem.     Der  Pflanzenleim  lYHrde  in 
mehreren  ungleichen  Graden  der  Reinheit  analysirts 
I)  so  wie  er  durch  Kneten  des  Mehls  mit  Wasser 
bis   zur  Auswaschung  der   Stärke  erhalten  wird, 
oder  der  rohe  Pflanzedleim^     2)  nach  dem  Anf« 
lösen  des  rohen  Pflanzenleims  in  Alkohol  und  Ans« 
fällen  mit  Wasser,   und    3)  nach  dem  Auflösen 
des  Torhergehenden   Pflanzenletms  in.  E^igsänre 
und  Ausfällen  mit  kohlensaurem  Ammoniak ,   wo- 
bei  das  Mucin  grösstentheils  abgeschieden  wird. 
Des  Mucins  erwähnte  er  jedoch  mit  keiner  Sylbe 
und  scheint  mit  dessen    Existenz   unbekannt    zu 
sein.     Die   drei  Zustände  ^es  Pflanzenleims  nn* 
terscheiden  sich  yon   einander  dadurch,    dass   in 
dem   ersten    der  Pflanzenleim   mit   Eiweiss   und 
Mucin  vermischt ,  in  dem  zweiten  mit  Mucin,  und 
in  dem  dritten  allein  oder  mit  einer  kleinen  Menge 
Mucin  Temnreinigt  ist.      Das  Eiweiss  schied  er 
durch  Coaguliren  in  der  Wärme  ans  4em  geklär» 
ten  Wasser,    woraus   sich    die  Stärke  abgesetzt 
hatte,  aus. 

Das  Resultat  der  Analysen  des  Gluten's  in  den 
drei  ungleichen  Zuständen  und  des  Eiweisses  war  s 

Glnten  Eiweiss 


1 

2 

3 

' 

KoMenstoff 

53,5 

Uß 

52,3 

52,7 

Wasserstoff 

7,0 

7,5 

6,5 

6,9 

Stickstoff 

15,0 

13,9 

18,9 

18,4 

Sauerstoff' 

84,5 

24,4 

22,3 

22,0. 

^ 


329 


Aus  diesen  Yennch^»,   die  er  nicht  in  relati- 
Ten    Atomen   zn  berechnen    besibsiclitigte ,   folgt, 
dass  PllaBzenletm  und  Pflanzeueiwetss  gleiche  pro- 
eentisehe  Znsammensetzang  haben ,    und  dass  das 
Mocin',  nvelehes  seiner  Aufmerksamheit  entgangen 
ist,   und  in  seiner  Zasammensetzung' auch  Stick- 
stoff enthält  9   weniger  reichhaltig  an  diesem  Ele« 
ment  ist,  weil  JUS^y  worin  es  nach  der  Abschei« 
dang  des  Eiweisses  in   der  grössten  M^nge   ent« 
halten     ist,    y^  Stickstoff  weniger    enthält,     als 
der   reine  Pflanzenleim  oder  das  reine  Eiweiss. 
Bei  den  Yersnchen ,  ans  dem  Stickstoff  die  Menge 
von   Pflanzenleim  nnd  Eiweiss^  in   dem  Mehl  zu 
berechnen ,   die  er  auf  die  Weise  anstellte ,   dass 
er  ans    einem  Theil  des  Mehls   den  Stickstoffge^ 
halt  bestimmte  und  ans  einem  anderen  Theil  die 
Menge   Ton  ausgezogenem  Pflanzenleim    und  £i- 
weiss ,  fand  er ,   dass   sie  von  dem  richtigen  Ver« 
hältniss  auf  eine  solche  Weise  abwich ,   als  wenn 
ihm  durch  Auflösung  in  Wasser  ein  stickstoffhaU 
tiger    Körper    entgangen    wäre  (das   Mncin   wird 
nemlich  nach  de  Saussure  in  25  Theilen  Was-> 
ser  aufgelöst).     Der  Stickstoff  entsprach  dabei  14,4 
rohen  Pflanzenleims,   aber  er  bekam  nicht  mehr, 
als  12,6,   heraus.      Es   ist  wirklich  schade,   dass 
ihm  dieser  Umstand  bei  der  mühsamen  und  inte* 
ressanten  Untersuchung  entgangen  ist.     Auf  diese 
Weise  hat  er  nicht  w^^niger,    als  25  Mehlsorten 
von  yerscliiedenen  Waitzenartcn ,  die  auf  unglei- 
chen Stellen   und   in  verschiedenen  Rlimaten   in 
verschieden  guter  Erde    gewachsen  waren,    ver-» 
brannt  und  darin   den   Stickstoffgehalt  besUmmt. 
Icli  halte  es  nicht  für  nöthig,   die  speciellen  Re« 
Bultate  hier  anzuführen^    sondern ^  bemerke   nur. 


330 


dass  die  Menge  der  stiekstoffhaltigen  Bestandteile 
Von  15  nnd  darunter  bis  za  SSVs  ProeentTariiren 
kann^  nicht  nur  in  ungleichen  Sorten  von  Waitzen- 
mehl,  sondern  auch  in  ein  und  derselben  Waitzen- 
art,  je  nachdem  er  auf  magerem  oder  auf  woU- 
gediingtem  Boden  gewachsen   ist,    nnd  dass  der 
Gehalt  an  diesen  Stoffen   in   dem  Wintervraitzen 
,    geringer  ist,  als  in  dem  Sonunerwaitzen. —  Die- 
sen .  Unterschied  in   den  Bestandtfaeilen  sueht  der 
Landwirth  auf  anderem  Wege  durch  BestimiuDog 
des  angleichen  Gewichts ,   welches  der  Same  bei 
gleichem  Volum  hat,  zu  ermitteln* 
EmuUin.        Das  £iweiss  in   den  Mandeln  ist  von  Liebig 
und  Wo  hier,    die  es  Emulsin   nennen,  unter- 
sucht worden.  '   (Man  sehe  weiter  unten  die  Bil- 
dung des  Bitteifmandelöls  aus  Amygdalin). 
Vermögen  der       Der  Verein  studirender  Pharmacenten  io  Müii' 
fetten  Oele,  ^y^^^  j^^^^^  ^j^  Gegenstand  einer  Preisfrage  die  Üii- 

arsenige  Sanre,  o        ^  ^  •  c» 

und  Arsenik-  tersuchung  der  Löslichkeit  der  arsenigen  oä»^^ 
iäure  aufzu-  ^„ j  j^^  Arscniksäurc  in  fetten  Oelen  und  Fetten 
im  Allgemeinen  bestimmt.  Diese  Frage  ist  von 
HeimpeT)  und  von  v.  Grundner**)  •»****** 
tet  worden  ,  die  beide  den  Preis  erhielten.  Darob 
diese  Versuche  wurde  nachgewiesen ,  dass  Oele 
und  geschmolzenes  Fett,  wenn  sie  längere  Zeit 
mit  arseniger  Säure  und  Arseniksäure  in  Berüb- 
rnng  gelassen  werden ,  kleine  Mengen  von  diesen 
Säuren  auflösen,  wpbei  die  Ranzigkeit  und  uie 
m^hr  od^r  weniger  völlige  Abwesenheit  von  Was* 
ser  das  Resultat  nicht  zu  ändern  scheint.  J^ 
Ricinusöl  hat  von  allen  feUen  Oelen  das  grosste 


löten. 


*)  Bucbn.  Repert.  Z.  R.  XU,  1 
*')  Bnchn.  Repert.  Z,  R.  XI,  289. 


j 


331 


LösnngsTemiögeD^  aber  aach  Oele  and  Fetley. 
wenn  sie  vorher  bis  zum  Kocbpnnkt  erhitzt  wor« 
den  smd,  üben  dasselbe  Lösangsrermögen ,  vrie 
Ricinasol,  ans.  Die  Arseniksäure  hat  auf  die 
Zusammensetznog  der  Oeie  einigen  Einfluss  in  der 
Kälte  9  aber  noch  mehr  in  der  Wärme,  wobei  sie 
eine  partielle  Reduetion  erleidet,  so  dass  das  Oel 
sowohl  arsenige  Säure,  wie  auch  Arseniksäure 
enthält«  Durch  Bebandlnng  mit  arseniger  Säure 
werden  die  äusseren  Eigenschaften  weder  kalt  noch 
warm  verändert,  es  wird  kein  Arsenikwasserstoff- 
gas gebildet,  und  die  aufgenommenen  Säuren  kön- 
nen mit  Wasser  wieder  ausgekocht  wefden.  Die 
Resultate,  mit  einander  verglichen  finden^  sich  in 
folgender  Tabelle  aufgestellt: 

Arsenige  Säure.      1         Arseniksäure. 


Fettarten. 


Talg  ...     . 
Menschenfett    . 
Schweineschmalz 
Leinöl 
Mohnöl   • 
Baumöl    • 
Buch  öl    • 
Rüböl      . 
Efain 
Ricinusöl 
Butter 


1000  Th. 

1000  th. 

1000  Th. 

1000  Th. 

lOOOTh. 

Oel  15- 

Oel  lö- 

lösen 

Fett  lö- 

Fett lö. 

gen  Isalt 

sen  im 

fast 

sen  kalt 

sen    ko- 

auf. 

Kochen 

kochend 

auf; 

chend- 

auf. 

anf. 

* 

heiss 
anf. 

H. 

H. 

.G. 

H. 

H. 

1000  Th. 

Fett  lö- 

sen    ko- 

chend- 

heiss 

auf. 

G.    ' 


0,690 
0,770 
0,744 
0,604 
0,637 
0,690 
0,637 
0,717 
0,611 
1,327 


1,753 

1,672 

1,692 
1,699 


0,310 

0,350 
0,045 


0,1357 

0,1295 
0,1325 
0,1295 


0,1603 


0,2061 
0)2066 
0,2066 


9,237 
1,045 

Die  Zahlenresultate  dieser  Versacke  welchen 
wesentlich  von  einander  ab  und  zeigen,  dass  es 
eben  so.  unsicher  ist,   eine   gesättigte  Lösung  der 


1,187 

27,079 
0,997 


34,333 
1,988. 


332 

V 

«rsenigen  Säure  in  Oel  'Zn  crliaiten,  wie  in  Was- 
ser. Da  keine  Temperatur  bei  der  Bildang  der 
Isodhenden  liösong  angeführt  worden  Ist^  so  lässt 
sich  ans  der  grossen  Ungleichheit  in  ihren  Resul- 
tate fiir  höhere  Temperatar  nichts  schliessen. 
Fettes  Oel  Ton  R.  D.  Thomson*)  hat  ein  Oel  aus  China 
Tkea  oder  Ca-  beschrieben  9  welches  durch  seine,  Eigenschaften 
als  vortreffliches  Brennöl  ausgezeichnet  ist.  Man 
glaubt ,  dass  es  you  Thea  oder  Camellia  abstamme. 
Es  Ist  klar 5  strohgelb,  geruchlos ^  erstarrt  erst 
unter  -f-  ^^  9  ^^^  ^^^  specif.  Gewicht  von  0,827, 
und  löst  sich  nicht  in  Alkohol  und  wenig  in  Ae- 
ther.  Es  enthält  %  Elain  und*y|.  Stearin,  und 
besteht  in  100  Theilen  aus : 

Kohlenstoff      78,619 

Wasserstoff     11,527 

Sauerstoff  9,854. 

Bereitnitg  der        Soubciran**)  hat   über  die  Anwendung  des 

Ocle^^'    Kochsalzes  bei  der  Destillation  flüchtiger  Oele  mit 

Wasserleinige  Versuche  augestellt.     Bei  der  Becli- 

fication  des  Terpenthinöls  fand  er,    dass  dadnrck 

die  Menge   des«Oels  gegen   die   des  Wassers  in 

dem    Gondensirten    mehr   als    verdoppelt    wurde  3 

mit  blossem  Wasser^  wurde  dieses  mit  dem  Oel, 

nach   dem  Gesetz  der  Tension  (ur  ihre  Gase,   In 

dem  Gewichtsverhältniss  r=3:2  verdichtet,  aber 

mit  einer  gesättigten  Lösung  von  Kochsalz  wurde 

es  umgekehrt  =  2  :  3.    Aus  einer  gewiss^i  Menge 

Zimmtrinde  wurden  bei  Anwendung  von   reinem 

Wasser   103  Thelle,   und  b^i  Anwendung  eines 

mit  Kochsalz  gesättigten  Wassers  113  Theiie  Oel 


0  Journ.  de  Gli.  Med;  2de  Ser.  III,  409 
'V  Jottrn.  de  PJiarmacie,  XXIIl,  537. 


'333 

erhalten.     Dngegepi  wurde  bei  der  DestiUiMio^  des  , 
Cabebenöls  von  einer  bestimmten  Menge  Vs  mehr 
erhalten ,  wenn  reines  Wasser  angewendet  wurde, 
als  wenn  das  Wasser  mit  Kochsalz  gesättigt  war* 

Müller  hat  beobachtet,  dass  rohes  Terpen-  TerpentbiaAl 
thinol,  mit  Bleiessig  geschüttelt,  Bleioxyd  aufnimmt  "»'^  Öl«i««>ifir> 
und  sich  gelbroth  färbt.  Brandes  ^)  hat  hierüber 
verschiedene  Versuche  angestellt,  woraus  hervor- 
geht, dass  dies  von  einer  In  dem  rohen  Oel  ent* 
haltenen  Substanz  herrührt,  die  nicht  In  dem 
recttficirten  torkommt,  von  der  aber  durch  die 
Lufitabsorptlon  eine  kleine  Menge  in  dem  rectifi* 
cirten  gebildet  wird,  so  dass  altes  rectificirtes 
Terpenthinöl  beim  Schütteln  damit  gelb  wird.  Es 
glückte  Brandes  nicht,  diese  Substanz  zu  iso- 
liren,  denn  er  fand,  dass,  wenn  rohes  Terp<$n- 
thinöi  destlUIrt  wird,  diese  Eigenschaft  sich  we- 
der in  dem  Destillat  noch  In  der  zurückbleiben- 
den harzartigen  Substanz  wiederfindet.  Es  bleibt 
also  zu  untersuchen  übrig,  was  diese  brandgelbe 
Bleioxydverblndung  Ist. 

Lad  reut**)  hat  gezeigt,  dass  dIeOele,  welche    Dadyl  und 
4urch  Destillation  mit  Kalk  aus  Terpenthincampher       cUo  ™^^ 
erhalten  werden,   sich  mit  Chlor  ohne  Entwicke- 
lang Ton  Salzsäure  verbinden.     Die  Dadylverbin- 
dung  bestand  aiis  58,0  Kohlenstoff,  7,5  Wasser- 
stoff und  34,5  Chlor,  und  gab  nach  dem  Kochen 
mit  in  Alkohol  gelöstem  Kali  eine  andere  Verbin- 
dung, die  aus  69^2  Kohlenstoff,   8,5  Wasserstoff  , 
und  St2,2  Chlor  bestfind.  ^  Ihre  Eigenschaften  sind 
nicht  beschrleben,.und  die  Analysen  scheinen  mit 


*)  PharmaG.  Gentralblatt ,  1837,  S.  741. 
••)  Ann.  de  Ch.  et  de  Pbyi^.  LXVI,  :^09. 


man«. 


334 

1 

Gemischen  von   mehreren  Verbindungen  gemacht 
zu  sein. 

Aus  Citronencampher  wurde  die  Salzsäure  darcL 
Chlor  ausgetrieben ,  und ,  wenn  während  dem 
Erkalten  der  Verbindung  nichts  mehr  anschoss, 
bestand  sie  aas  44^6  Kohlenstoff ,  6,0  Wasserstoff 
und  49,4  Chlor,  was  ebenfalls  eine  nicht  yolleii- 
dete  Vk^irkung  des  Chlors,  und  bei  der  Analyse 
.  die  Anwendung  einer  gemischten  Masse  ausweist. 
Oel  aus  Juni-  Bouastre^)  hat  einige  Versuche  mitgetheilt 
pems  virgi-  m^^.  j^^  Erstarren  des  fiiichtigen  Oels ,   wclcbcs 

11«  Ana.  O  ' 

durch  Destillation  mit  Wasser   aus   den  Sagespä- 
nen von  Juniperus  virginiana ,    einem  der  Geder 
Terwandtem  Holz,  welches  man  in  Paris  in  Menge 
zur  Fabrikation  der  Bleifedern   anwendet,   erhal- 
ten wird*     Dieses'  Oel  wird  bis   zu  1%  Procent 
vorn   Gewicht   der    Sägespäne   erhalten,  ist  sehr 
schwerflüssig  und  trübe ,  weshalb  man  es  gewöhn- 
lich filtrirt.     Lässt  man  es  sehr  lange  stehen,  so 
setzt  es  Krystisille  ab,    die  jedoeb   nichts  anderes 
zu  sein  scheinen ,  als  das  erstarrte  Oel.    Booastre 
setzte  es  einige  Zeit  -^S^  aus^  ohne  dass  es  an- 
sclioss ,  blieb   es  aber  14  Tage  lang  zwischen  0^ 
und  12^  sich  überlassen,   so   fing  es  sowohl  auf 
dem  Boden  wie  auf  der  Oberfläche  an  zu  krystal- 
lisiren.  —     Vermischte  er  dagegen   das  Oel  mit 
einer  kleinen  Portion    des  yorher   erstarrten  ^ 
krystallisirten   Oels,    so  schoss   die  ganze  Masse 
innerhalb  24  Stunden  an.     Beispiele  eines  ähnli- 
chen  Verhaltens    findet   man  bei  yielen  anderen 
Körpern,  und  es  ist  vielleicht,  im  Ganzen  genom- 
men,  eher   eine  Erscheinung  von  Dimorphism"^? 


*)  Annal.  der  Pharmac.  XXIK,  177. 


336 

I 

vrobei  die  eine  Form  leichter  sdimelzbar  ist,   als 
die  Langsamkeit  im  Erstarren^ 

Winclsler*)   hat  gezeigt ,  dass  yerschiedene  ^^■^^^''^lo' 
stark  rieehende  Pflanzen ,  die  bei  der  Destillation     ^^^^  ' 
wenig  oder  kein  Oel  liefern,  flüchtige  Oele  ent- 
halten  y  welche  in  Wasser  sehr  leichtlöslich  sind. 
Um  das  Oel  ans  dem  destlUirten  Wasser  zu  schei- 
den, sättigte  er  es  mit  Kochsalz  qnd  schüttelte  es 
mit  Aether,    welcher  das  Oel  auszog  und   nach 
dem  Verdunsten  zurückliess,  worauf  das  Oel  durch 
Reetification  über  Ghlorcalciura  wasserfrei  erhal- 
ten werden   kann.      Auf  diese  Weise  geben  85 
Pfand  frische  Lindenblomen  80  Gran   flüchtiges 
Oel ,  und  Fliederblumen  noch  viel  mehr. 

Das  Lindenblumenöl  besitzt  den  Geruch  der 
frischen  Blumen  im  hohen  Grade,  ist  farblos, 
dünnflüssig,  ziemlich  flüchtig,  leicht  für  sich  zu 
destilliren,    und  weniger,   iais   andere  Oele,    zur  ^ 

Oxydirung  geneigt.      Es  löst  Jod  ohne  Erhitzung  ' 
zu  einer  braunen  Flüssigkeit,  die  sich  mit  Alkohol 
und  Aether  in  allen  Verhältnissen  mischt. 

Das  Oel  aus  frischen  Fliederblfimen  hat  einen 
beinahe  so  durchdringenden  und  anhaltenden  Ge- 
ruch, wie  Moschus.  Es  erstarrt  bei  0^  zu  einer 
krystallinischen  Masse.  Mit  Chlorcalcium  kann 
es  Ton  Wasser  befreit  werden ,  aber  es  destillirt 
erst  bei  hoher  Temperatur  über,  Ton  der  es  je- 
doch nicht  zerstö'rt  wird,  wenn  man  den  Zutritt 
der  Luft  yerhindert.  In  der  Luft  wird  es  bald 
gelb,  dann  rothbraun  und  am  Ende  dunkel  und 
dick  9  und  riecht  dann  nach  alten  Fliederblumen. 


')  PharmaG.  Centralblatt ,  1837,  781. 


336 

Oel  aus  Pkila-       Bnehner  d*  J.  *)  hat  sich  der  von  Robiquet 
delphus  coro-  ^Deewandten  Methode  zur  Abscheidnni;   des  rie- 

chenden  Oels  aas  Jonqnlilen  (Jahresb.  1837.  S.  229) 
bedient,  «m  das  riechende  Oel  aus  den  Blamen 
des.Pfeiffenstrauchs  (Philadelphus  coronarius)  dar- 
zustellen, i^as  ihm  sehr  wohl  geglückt  ist.  Der 
/  Aether  zog  das  Oel  ans  und  liess  nach  AbdestU- 
lirang  t^in  Gemisch  ron  Oel  und  butterahnlichem 
Fett  zurück,  aus  welchem  Alkohol  das  riechende 
Oel  auszog.  Wenn  der  abdestiUirte  Aether,  welcher 
ein  wenig  Oel  enthält,  mit  der  Alkohollosiing 
vermischt  wird,  so  kann  der  Alkohol  durch  Cblor- 
calcium  abgeschieden  werden ,  und  man  erhalt 
eine  reine  Lösung  des  Oels,  die  den  Geruch  des 
Oels  sehr  intensiv  besitzt,  als  aber  der  Aether 
abgedunstet  wurde,  verflüchtigte  sich  das  meiste 
Oel,  indem  nur  wenige  goldgelbe  JTropfen  zu- 
rückblieben  mit  ein  wenig  Chlorcalcium ,  welches 
bald  zerfloss  und  sich  von  dem  Oel  absonderte. 

^us  Lindenblumen  und  den  Blumen  von  Re- 
seda odorata  wurden  ebenfalls  auf  diese  Welse, 
die  riechenden  Oele  erhalten,  konnten  aber  von 
mitfolgendem  Fett  nicht  befreit  werden. 
Spiraeadl.  Pagenstecher **)  hat  gezeigt,  dass  das  flüch- 
tige Oel  aus  Spiraea  ulmaria  ein  Gemisch  von 
zweien  ist,  von  denen  eins  durch  Basen  zurück- 
gehalten wird,  während  das  andere  sich  mit  dem 
Wasser  überdestilliren  lässt.  Das  nicht  saure  Oel 
ist  sehr  leichtlöslich  in  Wasser,  so  dass  es  aus 
der  Flüssigkeit  mit  Aether  abgeschieden  werden 
muss^    wobei    man  am    besten  das  Wasser  mit 


> 


*)  Pharmac.  Centralblatt,  1837,  87. 
*    Bucjhn.  Aepert.  Z.  R.  XI»  364. 


/" 


337 

Cblornatriam  sättigt,  bevor  der  Aether  damit  ge- 
sehiittelt  ii?ird.  Nach  Yerdanstang  des  Aetliers 
bleibt  das  Oel  in  gelben  Tropfen  zurück.  Es  bat 
einen  darebdringenden  Geracb  and  Gescbmacb^ 
und  Terdnnstet  bald.  Es  ist  leichter  9  als  Was- 
ser ,  nnd  erstarrt  nicht  bei  0^/ 

Im    Jahresberichte  1836,    S.  313,    führte    ich  Flüchtige  Ode 
an,  dass  Dumas  das  über  einer  Laas:e  yon  Pott-^®"^   gegokre- 

-       ,  ^  neu    v  lüssig  - 

asebe  nmdestillirte  und  hierauf  yon  Alkohol  be-  keifen. 
freite  Fuselöl  der  Kartoffeln  untersucht  und  aus 
€^H^^4*0  bestehend  gefunden  habe«  Nach  der 
W'ägung  des  Gases  Ton  diesem  Oel  sheint  es  aus 
1  Volam  des  Radicals  C^H^^  und  1  Volum  Sauer- 
stoffgas, ohne  Condensation ,  zusammengesetzt  zu 
sein.  —  Gabors*)  glaubt  zu  finden,  dass,  wenn 
diese  Atomenzahlen  verdoppelt  werden,  so  dass  die 
Zusammensetzung    durch    C^^H^^O^    reprasentirt 

wird,  die  Verbindung  ausCi0H22O  +  K  bestehen 
könne  und  als  ein  Alkohol  zu  betrachten  wäre, 
woraus  ein  dem  Aethyloxyd  und  Methyloxyd  ana- 
loger Körper  abgeschieden  werden  könnte.  .  Zu 
dem  Ende  mischte  er  es  mit  concentrirter  Schwe- 
felsäure und  erhielt  dabei  eine  der  Weinschwe- 
felsänre  analoge,  aber  nicht  damit  identische  Säure, 

deren  Barytsalz  durch  die  Formel  6a  S+C^oH^^O 

-}-2Ö  yorgestellt  wird.  Der  erste  Blick  auf  diese 
Formel  zeigt ,   dass   diese   Verbindung  nicht   mit  # 

der  Weinschwefelsäure  analog  ist^  dazu  fehlt  ein 
Atom  Schwefelsäure.  Welchen  Werth  die  fer- 
nere Angabe  haben  kann ,  dass  mit  Jod  und  Phos- 
phor, ein  ätherartiges  Product  aus   dem  Oel   ent- 


*)  Joum.  für  .pract«  CKeiiiie ,  X,  268. 
Berzelius  Jabres-Benclit  XVUI.  23 


Kornbrant- 
wein 


338 

stehe )  welehes  flüchtiger  als  dieses  sei^  mögen 
vollständigere  Untersuchungen  entscheiden« 
Fuselöl  aus  Muldcr*)  hat  das  Fusetöl  aus  Kombrantweis 
untersucht  und  geseigt,  dass  es  ein  Gemisch  vod 
vrirklichem  Fuselöl  mit  Oenanthsäure  nnd  oenaath- 
saurem  Aetliyloxyd  ist.  —  Wird  das  Fuselör*) 
von  Kornbrantwein  iiher  eine  schwache  Lösung 
Yon  hohlensaurem  Natron  umdestillirt  ^  iv6bei  Oe- 
nanthsäure y  Essigsäure  und  verharste  Theile  zu- 
rückgehalten werden ,  so  bekommt  man  ein  grün- 
gelbes Oel  Ton  durchdringendem ,  nnangeDehmen 
Fuselgernch  und  scharfem  Geschmack,  welches 
für  sich  nicht  untersetzt  umdestillirt  werden  kann. 
Sein  specif.  Gewicht  =0,8854  bei  +15».  Sein 
Kochpunkt  =  -f  S&i^^  aber  bei  -f  15(F  ivird  es 
braun. 

£r  fand  es  zusammengesetzt  aus : 

Gefunden     Atome      Berechaet 

Kohlenstoff    77,150      60        77,11 
Wasserstoff  11,381     106         11,13 
Sauerstoff      11,469         7         11,76. 
Kohlensaures  Alkali  yerändcrt  dieses  Oel  niclit? 
aber  von  concentrirtem  Kalihydrat   wird  es  klar 
und  ohne  braun  zu  werden  aufgelöst.     Wird  es 
Ton    einer    schwächeren    Lauge    aus   11  Theilen 
Wasser   nnd  1   Theil  Kalihydrat  abdestiUirt,  so 
löst  es  sich  nicht,  aber  das  Kali  nimmt  eine  Por- 
tion davon   auf,   während   eine   andere  iib<;rgeM| 

die  nach   ein   Paar  Umdestillirungen    TÖllig  &£> 

* 

*)  Pog^end.  Ann.  Xhl,  5812. 

**)  Dieses  Gel  bleibt  beim  Branntweinbrennen  snm  Tbeü 
in  dem  KUrbessel ,  grossentbeUs  aber  in  dem  HüfilapP«^^ 
zurncb ,  in  Gestalt  eines  brftnnlicben ,  butterartigen  Fetts, 
welcbes  naeb  Fasel  riecbt. 


339 


von  den  mit  dem  Alkali  vereinbaren  Tlieilen  ist« 
Wird  das  Oel  zuerst  in  concentrirter  Laiige  auf- 
gelöst, dann  die  Flüssiglseit  mit  Wasser  verdännt 
und  destiUurt,  so  kommt  zuerst  eine  flüchtigere 
Flüssigkeit  9  welche  mit  Wasser  yermischter  Al- 
kohol ist  9  und  darauf  Wasser  und  OeL 

Das  mit  Wasser  iiberdestillirte  FuseM  besteht 
nach  Mulde r's  Berechnung  aus  2  Atomen  oeuantb- 
saurem  Aethyloxyd  und  i  Atom  eines  eigenthiim- 
liehen  fiuGhtigen  Oels ,  welches  weiter  unten  be- 
schrieben ist,  und  welches  er  Oleum  siticum,  von 
ahoQy  Korn,  genannt  hat,  was  wir  also  mit  Kornöl 
übersetzen  können.  Bei  der  Destillation  mit  ei- 
ner schwächeren  Lauge  von  Kalihydrat,  ohne  vor- 
hergegangene Auflösung  des  Oels,  wird  nur  die 
Hälfte  des  mit  dem  Kornöl  vereinigten  oenantfa- 
sauren  Aethyloxyds  zerstört  und  die  andere  geht 
mit  dem  Oel  über,  nachdem  jedoch  zuvor  ein 
Wenig  mit  Alkohol  vermischten  Wassers  sich  ver-. 
flüchtigt  hat.  Dieses  Oel  hat  einen  durchdringen- 
deren Geruch,  als  das  rohe  Oel,  und  dieser  Ge- 
rneb gleicht  dem  Wasserfenchel.  Dieses  Oel 
wurde  zusammengesetzt  gefunden  aus: 

Gefundeii    Alpmc     Bereclintt 

Kohlenstoff  79,936  42  79,33 
Wasserstoff  10,842  70  10,79 
Sauerstoff        9,222        4  9,88. 

Wird  abgezogen  von 
1  At.  rohem  Fuselöl     .  =60C-fl06H4-7O 

1  At.  oenanthsaures  Aethyloxyd     18C+  36H+30, 
so  bleibt    .    •     .        42C-(.  70H+40; 
Wird   nun  dieses   Oel,    oder  auch  rohes  Fu- 
selöl,   in  einer    concentrirter  Lauge  von   kausti- 
scbem   Kali   vollständig  aufgelöst,  die   Auflösung 

23* 


340 

verdäiint  und  destillirl,  so  wird  die  ganze  Menge 
des  oeoanthsauren  Aethyloxyds  zersetzt,  nnd  man 
erhält  in  dem  Destillat ,  nach  dem  Weichen  des 
Alkohols  ,  reines  Kornöl  mit  dem  Wasser  yerdich- 
tet.  Es  ist  consistenter  and  riecht  wie  das  Tor- 
hergehende  y  aber  noch  stärker.  Von  einer  sehr 
starken  haustischen  Lange  wird  '  es  zersetzt  nnd 
in  eine  braune,  Teste  Masse  verwandelt.  Es  n nrde 
zusammengesetzt  gefunden  ans : 

Gefunden  Atome     Berechnet 

Kohlenstoff    84,927    24        85,^ 
Wasserstoff    10,266    34  9,88 

Sauerstoff        4,807      1  4,66. 

Wird  abgezogen  von 
lAt.  des  vorhergehenden  =42C-|^70H-|-40 
1  At.  oenanthsaures  Aethyloxyd  =:18C-f  36H-f30, 
so  bleibt  l  At.  Kornol  ■^24C+34H+10. 
Dieses  fluchtige  Oel  ist  also  das  Oxyd  eines 
Radicals  C2^H^^  von  dem  vermnthlich  das  Atom 
C^^H^^  ist,  und  die  Zusammensetzungsfonuel  nird 

dann  Ci^H^^  +  O. 
Gampher^  Dumas*)  hat  in  seinem  und  Peligofs  Na- 
men Folgendes  über  den  Campher  mitgetheiit*' 
„Wenn  neutrale ,  sauerstoffhaltige  Kö'rper  in  Gas- 
form ihr  halbes  Volum  Sauerstoff  enthalten,  so 
nähern  sie  sich  gewöhnlich  in  ihren  Reactionea 
dem  Alkohol.  Dies  ist  wenigstens  der  Fall  mii 
dem  Holzgeist,  dem  Fuselöl  von  Kartoffeln,  dem 
Aethal  u^d  dem  Aceton." 

„Dieses  allgemeine  Verhältniss  hat  schon  lange 

unsere  Aufmerksamkeit  in   Anspruch  genommen, 
und  wir  haben  daher  den  Caropher ,  welcher  sieb 


)  L*Instifaf,  M'üOi^  p.  111. 


341 

in  derselben  Kutegorie  befindet,  der  Einwirkung 
yerschiedener  Körper  unterworfen,  weiche  ddröber 
entscheidende  Resultate  geben  konnten,  ob  der 
Campber  sieb  wie  Alkohol  verhalte.'' 

^,Wir  beschränken  uns  hier  auf  die  Angabe, 
dass  der  gewöhnliche  Campber,  mit  wasserfreier 
Pfaösphorsäure  behandelt,  einen  Kohlenwasserstoff 
liefert,  der  aus  C^^H^^  besteht,  flüssig,  ölähnlich 
und  flüchtig  ist,  ganz  so'^  als  wenn  der  Campher 

ans  C^H^^-^-^  bestände,   welche  Wasseratome         , 
er  durch  den  Einflnss  der  Phosphörsäure  verliert." 

„Wenn  Schwefelsäure  auf  den  Campher  ein- 
wirkt,  so  bekommt  man  ebenfalls  ein  leichtes  und  , 
fluchtiges  Oel,  welches  aus  dem  vorhergehenden, 
mit  Campher  in  veränderlichen  Verhältnissen  ver- 
mischt, zu  bestehen  scheint,  aber  durch  wasser- 
freie Phosphorsäure  immer  zu  C^H^^  reduc^rt  wird ." 

Dnmas-hat  hier  die  Idee  aufgestellt,  dass  der 
Campher  als  ein  Bihydrat  von  C^^H^^  betrachtet 
werden  müsse,  gleichwie  der  Alkohol  von  C^ti^. 
Auf  diese  Weise  hat  Duiiias  seit  10  Jahren  die 
Idee  zu  begründen  gesucht,  dass  die  organischen 
Körper  Oxyde  von  zusammengesetzten  Radicalen 
seien.  Ich  weise  auf  sein  und  Liebig's  gemein- 
schafkliches  Manifest ,  S.  243,  hin ,  worin  der  Al- 
kohol* unter  die  Oxyde  "zusammengesetzter  Radi- 
cale  gestellt  wird.  Dieses  Manifest  ist  von  einem 
6^2  Monaten  späteren  Datum,  als  die  hier  gege- 
bene  theoretische  Ansicht  über  die  Zusammen- 
setzung des  Camphers. 

Lieb  ig  und  Wöhler^)  haben    das  Problem    Entsteliuiig 

des  Bitterman- 
delölfl  aus 
•)  Aniial     der  'Pharmacie,  XII,   i.      Daraus  in  Poggend.    Amygdalin. 
Ann.  XLI^  345. 


342 

der  Bildung  des  Bittermaiideiöls  aus  bttteren  Maa* 
dein  gelöfit.  Dass  es  darch  die  Htnzulsanft  von 
Wasser  gebildet  werde  und  dass  das  Amygdalin 
verschwinde,  hatten  bereits  Robiqnet  und  Bou- 
tron  entdeckt;  aber  unter  welchen  Umstanden  und 
aus  welcher  Ursache  ^  blieb  unbekannt ,  bis  dies 
durch  diese  Arbeit  auf  eine  so  interessante  Weise 
aufgeklärt  wurde.  Ich  betrachte  diese  Arbeit  als 
die  wichtigste,  welche  im  Verlauf  dieses  Jahrs 
in  der  Pflanzenchemie  bekannt  gemacht  worden  ist 
Bereitung  und        Sie  haben  die  Eigenschaften,  die   Zusammen- 

s^tzung^des  8®**""g>  ^*®  Verwandlungen  des  Amygdalins  auch 
Amjgdalins.  uutcr  dem  Einfluss  von  Alkali,  untersucht. 

Sie  erhielten  das  Amygdalin  'durch  Auskochen 
der,  durch  Auspressen  von  fettem  Oel  befreiten 
Mandelmasse  mit  94  bis  95procentigem  Alkohol, 
der  beim  Erkalten  gewöhnlich  eine  kleine  Menge 
fetten  Oels  absetzte«  Der  geklärte  Alkohol  wurde 
bis  auf  Vs  Rückstand  abdestillirt ,  welcher  darauf 
abgekühlt  und .  mit  der  Hälfte  seines  Volums  Aether 
Tcrmischt  wurde,  durch  welchen  das  Amygdalin 
aasgefallt  wurde.  Die  Masse  wurde  ausgepr'esst, 
das  Amygdalin  mit  Aether  angeführt,  in  einen 
Robiquet'  s^hen  Extractions  -  Apparat  gelegt,  und 
der  Aether  so  lange  dadurch  gehen  gelassen  ^  als 
derselbe  noch  fettes  Oel  auszog.  Wenn  ein 
Tropfen  des  Aethers ,  auf  die  Oberfläche  von  Was- 
ser getropft,  nach  dem  Verdunsten  keine  Spur 
Ton  Fett  mehr  zurücklasst,  so  ist  das  Amygdalin 
rein  und  es  wird  dann  durch  Auflösen  in  kochen- 
dem 95procentigen  Alkohol  bis  zur  Sättigung  beim 
Erkalten  in  blendend  weissen  Krystallen  ange- 
schossen er^halten,  während  in  der  Mutterlauge 
V24.0  ihres  Gewichts  an   Amygdalin  zurückbleibt. 


343 


Af  it  Vortheil  kaun  man  sich  keines  Spiritus  be- 
dienen ,  welcher  weniger  als  95  Proeenl  Alkohol 
enthält,  weil  er  Zucker  ans  den  Mandeln  auflöst^ 
i^elcher,  ohne  Verlust  Ton  Amygdalia  in  der 
Mntterlange ,  schwierig  abzuscheiden  ist«  Ein  Be- 
'^eift  dass  das  Amygdalin  frei  von  fettem  Oei  sei, 
ist,  dass  es  sich  in  Wasser  klar  auflöst.  Von  der 
geringsten  Spur  fetten  Oels  opalisirt  die  Lösung. 

Wird  das  Amygdalin  bis  zur  yöUigen  Sätti- 
gung bei  -|- 40^  aufgelöst,  so  krystallisirt  es  un- 
ter dem  Erkalten  in  voluminösen  Krystallgruppeii, 
die  eine  chemische  Verbindung  des  Amygdalins 
mit  Wasser  sind,  welches  letztere  10,57  Procent 
ausmacht  und  welches  dasselbe  unter  Verwitterung 
in  der, Luft  theilweise  und  bei  -f-'^^  gänzlich 
verliert.  Im  luftleeren  Räume  über  Schwefelsäure 
geht  Vs  von  dem  Wasser  weg.  Die  dabei  zurück- 
bleibende Verbindung  kann  krystallisirt  erhalten 
werden,  wenn  man  Amygdalin  in  kochendem  80 
proeentigen  Alkohol  bis  zur  Sättigung  auflöst, 
wo  sie  beim  Erkalten  daraus  anschiesst. 

Wo  hl  er  und  Lieb  ig  fanden  das  wasserfreie 
Amygdalin  zusammengesetzt  aus : 

Gefunden     Atome    Berecbnet 

Kohlenstoff     52,827    40      52,976 


Wasserstoff 

5,900 

54 

5,835 

Stickstoff 

3,069 

2 

3,069 

Sauerslo^ 

38,204 

22 

38,120. 

Atomgewicht  =  5771,65.  Wird  danach  die 
Zusammensetzung  der  vorhin  angeführten  Hydrate 
berechnet ,  so  besteht  das  ans  SOprocentigem  Al- 
kohol angeschossene  aus  i  Atom  Amygdalin  und 
4   Atomen  Wasser    und   das    aus    Wasser   ange- 


344 

Bchossene  aas  1  Atom  Am.  und  6  Atomen  Was- 
ser. Diese  Yerliältiiisse,  scheinen  anzudeuten, 
dass  das  Amygdalin  nicht  als  eine  organische  Zu- 
sammensetzung der  ersten  Ordnung^  sondern  aus 
2  oder  mehreren,  zu  dieser  Ordnung  gehörenden 
Körpern  zusammengesetzt  betrachtet  nertlen  mnss. 
22  Atome  Sauerstoff  in. einem  zusammengesetzte^ 
organischen  Atom  der  ersten  Ordnung  ist  gar  nicht 
denkbar.  Das  Yerhältniss  des  Wassers,  dessen 
Sauerstoff  sich  zu  dem  des  Amygdalins  wie  4  und 
6  :  22  verhält ,  spricht  ebenfalls  dafür.  Ausser- 
dem nehmen  gewöhnlich  binäre  Verbindungen, 
z.B.  Salze .^  eine  grössere  Anzahl  von  Wasser- 
atomen auf,  als  ein  einfaches  Oxyd  thun  würde. 
Amygdalin-  Das  Amygdalin  wird  von  den  Hydraten  der 
Alkalien  und  alkalischen  Erden  zersetzt^  es  ent- 
wickelt sich  Ammoniak,  während  sich  eine  neue 
Säure  mit  dem  Alkali  verbandet.  Diese  Säure, 
welcher  sie  den  Namen  jdmygdalinsäure  gegeben 
haben,  wird  gebildet,  wenn  man  das  Amygdalin  un- 
gefähr y^  Stunde  lang  mit  Baryterdehydrat  kocht 
und  filtrirt.  Die  Baryterde  wird  nachher  genau 
mit  Schwefelsäure  ausgefällt  und  die  Flüssigkeit 
im  Wasserbade  zur  Trockne  verdunstet.  Die 
Säure  bleibt  dann  als  eine  gummiähhllche  und 
zerfliessende  Masse  zurück ,  die  nicht  in  krystalli- 
nischer  Form  erhalten  werden  konnte.  Sie  schmeckt 
sauer  und  röthet  Lackmuspapier,  löst  sich  nnbe- 
deutend  in  wasserhaltigem  Alkohol,  in  Aether 
aber  ist  sie  löslich.  Durch  Kochen  mit  Mangan- 
superoxyd  wird  sie  nicht  verändert,  setzt  man 
aber  noch  Schwefelsäure  hinzu,  so  entstehen 
Kohlensäure^  Ameisensäure  und  Benzoylwaisser- 
stoff.     Sie  ist  zusammengesetzt  aus : 


345 


Atome      Berechnet  . 

Kohlenstoff      40        52,879 

Wasserstoff      52  5,615 

Sauerstoff         24        41,508. 

Atomgewicht  =:  5781,549.      Sättignngscapaei- 

tat  =  i,729  oder  ^^^  vou  ihrem  Saucrstoffgehalt^ 

Dies    Resultat  ist  ans  der  Analyse   des   Barytcr- 

desalzes  abgeleitet  worden. 

Die   Bildung   der  Amygdalinsäare  ergibt  sich 

ans  folgendem  Schema  4 

Wenn  1  At.  Amygdalin  =:40CH-54H+2N+22O 
Tcrliert    ein    Doppelat. 
Ammoniak.  =  6II4-2N 

^o  bleibt  =40CH-48H~~     +220" 

dazn  2  Atome  Wasser    =  4H  -f*  ^^' 

entsteht  1/Atom  Amygda- ' 
linsänre  =40C+52fl         +240. 

Man  kann  sich  über  die  zusammengesetzten 
Atome  der  ersten  Ordnung,  Ton  denen  sowohl 
das  Amygdalin  als  die  Amygdalinsäure  ausgemacht 
werden,  mehrere  Vorstellungen  machen.  Liebig 
und  Wohl  er  haben  folgende  yersucht : 

Das  Amygdalin  kann  bestehen  aus : 

1  Doppelat.  Cyanwässer- 

stoffsäure  =  2C+2H-f  2PT 

1   Atom   eines    eigenen 

Körpers  =38C+52H         >}-220 

40C + 54H-f  2N +220. 
Wenn  darin  die  Cyanwasserstoffsäure ,  auf  die 
bereits  bekannte  Weise,  nnter  dem  Einfluss  von 
Wasser  und  gleichzeitiger  Einwirkung  von  einer 
Salzbase  anf  das  Amygdalin,  in  1  Doppelatom 
Ammoniak  und  1  Atom  Ameisensäure  Tcrwan- 
delt  wird,  so  entsteht  wasserhaltige  Amygdalin- 
säure und  zwar  ans : 


346 


1  At.  des  eigenth.  Körpers  =  38C -{.  SSH  +  220 
1  At.  Ameisensäure  =  2C  -f  SH  -f    30 


1  At.  wasserhaltige  Säure     =:40C-f-54H-|-25O. 

Da  das  Wasser  beim  /S^t^'g^i^  ^^^  Säure  aas- 
getrieben wird,  so  setzt  dies  Toraus^  dass  der 
nnbenannte  Körper  entweder  in  dem  Amygdalin 
1  Atom  Wasser  enthalte ,  was  er  bei  -|- 120^  nicht 
Terliert  y  oder  dass  bei  der  Yerwandlnng  in  Amyg- 
dalinsäure  2  Atome  von  seinem  Wasserstoff  mit 
1  Atom  von  seinem  Sauerstoff  zu  Wasser  verbun- 
den werden.     Beide  Ansichten  sind  möglich. 

Die  Amygdaliusäure  bildet  eigenthümliche,  bis 
jetzt  wenig  untersuchte  Salze.     Das  Baryterdesalz 
ist  gummiähnlich    und   verliert   bei  -^14(F   alles 
Wasser,  es  wird  dann  milchweiss,   porcellanähn- 
lich,    erträgt   -|-190^   ohne  zersetzt   zu   werden, 
^und  nimmt  in  der  Luft  bis  zu  7  Procent  hygros- 
copisches   Wasser    auf.      Das  Bleioxydsalz   wird 
gefällt,   löst  sich   aber  beim  Auswaschen  wieder 
auf,  und  das  ungelöste  wird  beim  Zutritt  der  Luft 
kohlensauer.     Das  Silberoxydsalz  kann  nicht  her- 
vorgebracht werden,   weil  ein  Theil    des  Silbers 
reducirt  niederfallt  ^  das  Gemisch  nimmt  dabei  den 
Geruch  nach  Ameisensäure  an. 
fimuUili.        Das  Pflanzeneiweiss ,    sowohl   ans  süssen   als 
bitteren    Mandeln,     Lieb  ig' s    und    Wo  hl  er' s 
Emulsin ,  bewirkt  eine  ganz  andere  Metamorphose 
des  Amygdaiins,   ganz   nnd  gar  beruhend  auf  ei- 
ner  katalytischen   Kraft,    die,    sonderbar   genug, 
weder  das  Eiweiss  anderer  Pflanzen  noch  das  thie- 
rische  Albumin  besitzt.    Da  man  verfnnthen  konnte, 
dass  eine  andere,  in  geringer  Menge  gegenwärtige 
Substanz  dieselbe  gigantische  Kraft  auf  das  Amyg- 
dalin ausübe,  wie  wenn  z.  B.  1  Theil Diastas nahe 


347 


an    9000  Theile    Starke   in  Traubenzncker    und 
Sfärkegnmmi  yerwandeU,  so  yersuditen  sie,  dieses 
Eiweiss  rein  zn  bekommen,  auf  folgende  Weise: 
Aas  der  durch  Auspressen  von  fettem  Oel  befreie 
ten  Mafndelmasse  WQrde  der  Rest  des  Oeis  durch 
Aether    ausgezogen,    der    Rückstand    getrocknet, 
dann  daraus   das  Eiweiss  mit  kaltem  Wasser  aus- 
gezogen und   mit  Alkohol  aus  dieser  Lösung  in 
Wasser   wieder  ausgefällt.     Die   gefällten   Klum- 
pen waren  aufs  Neue  im  Wasser  auflöslich,  zum 
Beweis ,    dass  sie  durch  die  Fällung  nicht  in  den 
coagnlirten  Zustand    umgeändert  worden    waren. 
1  Theil  Ton  diesem  Eiweiss  (im  trocknen  Zustande 
berechnet),    zu  einer  Auflösung  von   10  Theilen 
Amygdalin  in  Wasser  gemischt,  Tcrwandelte  dies 
in  Bittermandelöl;  jedoch  nur  in  dem  Falle,  wenn 
so  Tiel  Wasser  angewandt  wurde,  dass  die  ganze 
Menge   des  Oels   in  dem  Wasser  aufgelöst  erhal- 
ten wurde,  denn  im  entgegen  gesetzten  Falle  bil- 
det  sich  nicht  mehr  Oel,   als  das  zur  Auflösung 
des  Amygdalins  angewandte  Wasser  aufgelöst  er- 
halten kann.     Die  Wirkung  tritt  zwar  augenblick- 
lich ein,    erfordert   aber  zur   Beendigung  einige 
Stunden  fortgesetzte  Digestion  bei  -|-  40^  bis  -f-  50^. 
Daher  kann  man  aus  einer  frisch  bereiteten  Emul- 
sion von  bitteren  Mandeln  das  Eiweiss  durch  Al- 
kohol fällen  und  ans  der  Flüssigkeit  das  Amygda- 
lin   gewinnen.      Aber  dies    gluckt   nach   einigen 
Stunden  nicht   mehr.     Wird  das  Eiweiss   durch 
Erhitzen  bis  zn  -j'  80^  und  darüber  coagulirt,  so 
hat  es  ganz  und  gar  das  Vermögen  verloren,   auf 
Amygdalin  kataly tisch  zn  wirken.     Daher  entging 
auch    dieses    merkwürdige  Verhalten   Robiquet 
und  Boutron-Charlard,  weil  diese  versuchten , 


348 

das  Amygdalia  mit  dem  ausgekochten  Rückstande 
der  Mandela,  worin  das  Emeiss  coagalirt  worden 
war,  zosammen  zu  bringen. 

Emulsin  und  Amygdalin  zersetzen  sich  einan- 
der gemeinschaftlich,  so  dass  keins  Ton  beiden 
wieder  zu  erhalten  ist.  Dies  gleicht  z]9var  im  AU^ 
gemeinen  nicht  der  Katalyse,  bei  weicher  derka- 
talysirende  Körper  an  den  cheihischen  Verände- 
rungen keinen  Theil  nimmt.  Nach  Liebig's  und 
Wöhler's  Berechnung  könnten  aus  dem  Amyg- 
dalin entstehen: 

2  At  Blausäure  i       ^^^  _     ^., .  «/^ 

2A..BenzoyIw.88e«,toff}  =30C+26H+2N+40. 

1  At.  Rohrzucker  =  ($G  -{-  lOH  -}-      +50 

2At.  Ameisensäure  =  4C-+  4H         +60 

7At.  Wasser  =  14H         +70 

1  At.  Amygdalin  =  40C-f  54H+2N+220. 

Diese  Körper  sind  wirklich  in  der  Flüssigkeit 
enthalten,  neben  einer  gnmmiartigen  Sobstanz, 
die  sie  Ton  der  Zersetzung  des  l^iweisses  ablei- 
ten ,  dessen  grosser  Stickstoffgehalt  hier  nicht  mit 
in  Berechnung  gezogen  worden  ist.  Natürlicher- 
weise ist  diese  Berechnung  von  den  Producten 
der  Zersetzung  des  Amygdalins  nur  vermothungs- 
weise  aufgestellt  worden. 

Auf  dem  Grund  der  hier  angeführten  Versuche 
geben  sie  für  die  Bereitung  eines  stets  gleichen 
Bittermandelwassers  zum  medicinischen  Behuf  ^i^ 
folgend^  Vorschrift:  Man  macht  eine  Emulsion 
▼on  2  Drachmen  süssen  Mandeln  und  löst  in  jeder 
Unze  der  durchgeseiheten  flmulsion  17  Gran  Amyg- 
dalin auf.  Nach  6  Stunden  enthält  sie  Bitter- 
mandelöl und  auf  jede  Unze  2  Gi^n  damit  verei- 
nigter Blausäure. 


1 


349 

Bekanntlich  erstarrt  das  eyanfreie  Bitterman-  Prodncie  der 
delöl,  mit  concentrirtem  kaustischem  Ammoniak  ^^ii^^^^^^^^fl, 
Termischt  und  einiee  Zeit  damit  in  einem  Ter- auf Bittermäa- 
scblossenen  Gefass  stehengelassen,  zu  einem  kry-  ^ 

stallinischen  Körper.  Dieser  wurde  von  Laurent 
entdeckt,  welcher  nun  das  Prodnct  der  Einwir- . 
knng  von  Ammoniak  einer  noch  ausfuhrlicheren 
Untersuchung  unterworfen  hat*).  Das  erste  Pro- 
dnct, das  Hydrobenzamid  (Jahresb.  1838,  S.  291), 
ist  schon  InteressaAt  genug,  um  alle  Aufmerksam- 
keit zu  yerdienen.  Es  besteht  nemlich  aus  Koh- 
lenstoff, Wasserstoff  und  Stickstoff,  ohne  Sauer- 
stoff, und,  wenn  man  annimmt,  dass  es  das 
Radical  der  Benzoesäure  C^^H^<>  enthalte,  so  ist 
dies  darin  mit  noch  2  Atomen  Wasserstoff  und 
mit  IVs  Atom  Stickstoff  verbunden.  Ein  solcher 
Bruch  vom  Atom  des  Stickstoffs  deutet  darauf, 
dass  hier  ein  Fehler  Tcrborgen  liegt.  Lattren t 
hat  diesen  Fehler  aufzufinden  gesucht.  Aber  er 
hat  ihn  nur  von  einer  Seite  gesucht  und  gerade 
da,  wo  er  am  wenigsten  wahrscheinlich  zu.  sein 
seheint,  nemlich  dass  das  Atomgewicht  des  Stick- 
stoffs, so  wie  wir-  es  aus  der  Zusammensetzung 
^er  Salpetersäure  und  des  Ammoniaks  bestimmt 
halben ,  unrichtig  ausgefallen  sei ,  und  dass  ,  was 
wir  als  dais  Gewicht  von  2  Atomen  Stickstoff  be- 
trachten, eigentlich  das  Gewicht  von  3  Atomen 
wäre,  woraus  folgte  dass  die  tou  ihm  gefundenen 
lYs  Atome  zufolge  des  richtigeren  Atomgewichts 
eigentlich  2  Atome  sind.  Die  Salpetersaure  und 
das  Ammoniak  würden  nach  dieser  Bereclinung 
auf  jedes  Aequivalent  3  Atome  Stickstoff  enthal- 


JL-^ 


*)  Ann.  de  Gli.  et  de  Phyt.  LXVI,  181. 


350 


teil*  Diese  Idee  ist  nicbt  zuerst  yoii  Laurent 
ausgegangen  9  sondern  Ton  Bincan,  nnd  Lau- 
rent hielt  sich  davon  so  überzeugt,  dass  er  sidt 
darin  nicht  irren  konnte ,  dass  die  Anzahl  yoa 
Kohlenstoffatomen  in  dem  neuen  Körper  eine  an- 
dere als  14  wäre ,  so  dass  er  seine  Versuche  für 
eine  entscheidende  Bestätigung  von  Binean's 
Ansicht  betrachtet.  Die  von  Laurent  entdeck- 
ten und  analysirten  neuen  Körper  geben  nacK  sei- 
ner Meinung  nur  Bestätigungen  dazu.  —  lek 
iiverde  erst  seine  Versuche ,  nnd  hierauf  einige 
Betrachtungen  darüber  anführen. 

Wenn  man,  anstatt  cyanfreies  Bittermandelöl^ 
das  rohe  cyanhfiUige  mit  eoncentrirtem  flüssigen 
Ammoniak  mischt,  und  das  Gemisch,  einen  Mo- 
nat lang  sieh  überlässt,  so  entstehen  neben  dem 
Hydrobenzamid  noch  mehrere  andere  Körper,  In 
welchen  die  Bestaridtheile  des  Oels  sich  mit  Stick- 
stoff Tcrbunden  haben ,  auf  eine  Weise ,  die  wie- 
der die  Gegenwart  Ton  Ammoniak  noch  tob  Cyan 
anzeigt,  und  diese  Körper  sind  nicht ' leicht  Yon 
einiinder  zu  scheiden.  Da  es  nicht  möglich  ist, 
aus  einer  unvollständigen  oder  weniger  deutlichen 
Beschreibung  so  zu  referiren ,  dass  dks  Angeführte 
an  Deutlichkeit  gewinnt,  ohne  unsicher  in  der 
Sache  zu  werden  ^  so  muss  ich  mit  Laurent'« 
eignen  Worten  die  Bereitung  und  Scheidung  die- 
ser Körper  anfuhren: 

^,Um  diese  Körper  zu  bereiten ,' goss  ich  JtO 
bis  25  Grammen  Bittermandelöl  in  eine  Flasche 
und  dazu  ein  gleiches  Volum  concentrirten  kausti- 
schen Ammoniaks,  und  liess'  das  Gemisch  ein  -Mo- 
nat lang  in  Ruhe.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  war 
das  Oel  zu  einer   festen,   gelben,    barzähnlichen 


351 


Masse  erstarrt«      leb    nahm   das  obea  aafseliwiin- 
meode  Ammoniak  n^eg,  und  ^asch  den  Rückstand 
.mit  ein  wenig  Aether,  welcber  etwas  unverändert 
gebliebenes  Bittermandelöl  daraus  auflöste.     Dar- 
auf wurde    dcj^elbe   wiederholt   mit  Aether  oder 
Alkohol  gekocht.     Aus  jeder   abgegossenen  Por- 
tion wurden  Krystaliisationen  erhalten ,    die  nach 
jeder  Abkochung   Tersehieden   waren.      Die  Yer« 
schiedenheit  dieser  Krystalle  kann  man  nicht  ohne 
ein  Microscop  Ton  wenigstens  SOOfaeher  Yergrösse- 
roBg  erkennen.     Vor  der  Anwendung  desselben 
hatte  ich  mehrere  Analysen  angestellt,  deren  Re- 
sultate ich  nicht  erklären  konnte." 

,,Ich*habe  mit  dem  Microscop  alle  die  Kry- 
stallisationen  untersucht,  die  erhalten  worden  wa- 
ren^ und  die  Körper  zusammengelegt^  welche 
gleiche  Form  hatten.  Darauf  habe  ich  jede  beson- 
dere Art  aufs  Neue  aufgelöst  und  umkrystallisirt, 
bis  ich  Krystallisationcn  erhielt,  deren  Krystalle 
einerlei  Form  hatten." 

Man  erhält  auf  diese  Weise  5  yerschiedene 
Körper : 

1.  Hydrobenzamid,  wiewohl  in  geringerer  Menge, 
und  welches  nach  1  oder  2  UmkrystaUisirungen 
verschwindet,  weil  es  durch  Alkohol  in  Ammo- 
niak und  BenzoylwasserstoflT  zersetzt  wird.  Es  ist 
von  diesen  Körpern  derjenige,  welcher  sich  am 
besten  in  Alkohol  und  Aether  auflöst. 

2*  Benzhydramid ,  ziemlieh  löslich  jin  Aether,. 
aber  weniger  in  Alkohol. 

3.  Einen  Körper,  der  weniger  löslich  ist  und 
in  so  geringer  Menge  erhalten  wurde,  dass  ich 
zu  seiner  Untersuchung  nicht  genug  hatte. 


352 

4«  AzobenzoUe,  welches  wenig  in  Alkdhol  and 
noch  weniger  in  Aether  löslich  ist. 

5.  Benzoylazotid ,  beinahe  unlöslich  in  Alkohol 
und  Aether.     Der  erstere  löst  beim  Kochen  nur 
«  VW  seines  Gewichts  dftTon  auf. 

Bei  dieser  Bereitung  befindet  sich  in  der  er- 
sten Aetherabkochnng  alles  flydrobenzamid,  bei- 
nahe alles  Benzhydramid  und  sehr  wenig  Ton  dem 
'in  3  erwähnten  Körper  aufgelöst.  Das  ungelöste 
enthält  Azobenzoil  und  Benzoylazotid ,  die  durch 
kochenden  Alkohol  geschieden  werden  können, 
der  das  erstere  auflöst,  und  mit  dem  die  Kochung 
l»o  lange  wiederholt  wird,  bis  man  unter  dem  letz- 
teren keine  Krystalle  Ton  dem  ersteren  mehr  ent- 
decken kann." 
Benzbydramid.  Das  Benzhydramid  ist  farblos  und  ohne  Geruch 
und  Geschmack.  Seine  Krystalle  bilden  rechtwink- 
lige, vierseitige,  kurze,  zweiseitig  zugespitzte  Pris- 
men ,  zuweilen  auch  sechsseitige  Prismen.  ]Ss  Ist 
schwer  von  dem  in  3  erwähnten  Körper  zu  unter- 
scheiden, dessen  Krystalle  jedoch  viel  länger  relativ 
zur  Dicke  sind,  von  der  Mitte  nach  den  Enden 
zu  schmäler  werden  und  mit  eipem  stumpfen  Win- 
kel zugespitzt  sind.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser, 
schmilzt  ohne  Zersetzung  und  erstarrt  durchschei- 
nend, gummiähnlich.  Bei  der  trocknen  Destilla- 
tion gibt  es  einen  schwachen  Geruch  nach  Blau- 
säure, ein  Oel ,  einen  krystallinischen  Körper  und 
lässt  Kohle  zurück.  Durch  Kochien  mit  Salzsänr^e 
wird  es  nicht  zersetzt.    Es  besteht  aus ; 

Gefunden    Atome     Berechnet 

Kohlenstoff  85,00        14        84,75 
Wasserstoff    6,16        12  5,94* 

Stickstoff        8>90      IVj  0,31. 


363 

/ 

I 

IMes  iat  die  procentiscbe  Zasammensetznng  des 
Hydrobenzainids^  in  seinen  ehemiselien  Eigenschaf- 
ten nnterseheidel  es  sich  aber  davon  characteristiseh 
dadurch ,  dass  das  Hydrobenzamid  durch  Salzsäure 
in  Ammoniak  und  Benzoylwasserstoff  zersetzt  Wird, 
wahfrend  dagegen  das  Benzhydramid  mit  dieser 
Saure  unverändert  gekocht  werden  bann,  und  also 
seine  Bestandtheile  offenbar  auf  eine  andere  Weise 
zusammengepaart  enthält,  wie  das  Hydrobenzamid. 

Das  Azobenzoile  bildet  ein  weisses,  wie  Stärke  Asobensoile. 
glänzendes,  gernchloses  Krystallpnlver,  welches 
unlöslich  in  Wasser  ist,  aber  sich  in  lOOTheilen  ko- 
chenden Alkohols  und  noch  reichlicher  in  Aether  löst* 
Jedes  Korn  zeigt  sich  unter  dem  Microscop  als 
ein  plattes  und  schiefes  Prisma,  oder  vielmehr 
als  ein  längliches  unregclmässigcüs ,  sechsseitiges 
Blatt*  Bei  zu  geringer  Vergrösserung  sieht  jedes 
Korn  eiförmig,  auf  der  Mitte  bell  und  auf  den 
Längsseiten  dunkel  ans.  Es  schmilzt,  fliesst  schwer 
und  erstarrt  durchscheinend,  gummiähnlich.  Bei 
der  trocknen  Destillation  wird  es  zersetzt,  es  lie- 
fert dabei  ein  Oel,  einen  festen  Körper  und  lässt 
Kohle  zurück.    Es  besteht  aus: 

Crefunden    Atome     Bereclinet 

Kohlenstoff    85:^45        14       85,58 

Wasserstoff      5,25        10         4,99 

Stickstoff  9,30      IVs         9,43. 

Es  enthält  also  2  Atome  Wasserstoff  weniger, 
als  das  vorhergehende. 

Das  Benzoylazotid  bleibt  nach  dem  Auskochen 
der  ersteren  mit  Alkohol  zurück  In  Gestalt  eines 
farblosen  Pulvers,  welches  unter  dem  Microscop 
keine  Zeichen  von  krystallinischer  Te&tur  zeigt. 
Es  ist   geruch-  und  geschmacklos,    schmilzt  und 

Berzelias  Jahres  -  Beriebt  XVUI.  84 


354 

* 

erstarrt  gammialiiilieli ,  gibt  bei  der  trockneii  De- 
stillation ein  Oel,  ein  krystallinisches  Sublimat 
und  lässt  Kohle,  znröek.  Im  Wasser  ist  es  un- 
löslich^ kochender  Alkohol  lost  %^q  bis  ^400  da- 
von auf  nnd  scheidet  es  beim  Erkalten  in  Kömern 
wieder  «ns,  die,  bei  SOOfacher  Yergrössemng 
gesehen,  gerade  rhombische  Prismen  sind,  von 
gleicher  Höhe  nnd  Dicke,  alle  gleich  nnd  sehr 
regelmässig.  Zuweilen  ist  die  quere  Endfläche 
durch  mehrere  Facetten  ersetzt.  Mit  kaustischem 
Kali  übergössen  waren  sie  in  andere  gleich  grosse 
Krystalle  verwandelt ,  aber  mit  einem  weit  spitze- 
ren Rhomboeder  zur  Basis,  und  die  im  Liegen 
rectangulären  Tafeln  gleichen.  Die  neuen  Kry- 
stalle sind  gleich  unlöslich«  Dieser  Körper  be- 
steht aus: 

Gefunden    Atonnr     Bereclinet 

Kohlenstoff  82,03  14  81,72 
Wasserstoff  4,88  10  4,70 
Stickstoff'        13,09         2        13,58. 

Zu  den  nun  angeführten,  aus  dem  Bitterman- 
delöl erhaltenen  Körpern  hat  er  ferner  die  Unter- 
suchung von  ein  Paar  anderen  gefugt.. 

Bensoinamid.  Benzoinamid,  Dieser  Körper  wird  aus  dem  Ben- 
zoin  (d.h.  dem  Körper,  welcher  sich  bildet,  wenn 
kaustisches  Kali  mit  Benzoylwasserstoff  lange  in 
einem  bedeckten  Gelass  in  Berührung  gelassen 
wird ,  wobei  das  letztere  ohne  Yeränderung  in 
seiner  Zusammensetzung  andere  chemische  Eigen- 
schaften bekommt),  erhalten,  wenn  dasselbe  mit 
kaustischem  Ammoniak  ein  Paar  Monate  in  Be- 
rührung gelassen  wird.  Dadurch  verändert  es 
sich  auf  eine  solche  Weise,  dass  es  in  kochen- 


355 

dem  Alkohol  und  in  Aether  beinahe  unlöslich 
Yvird.  Alkohol  zieht  daraus  unverändertes  Ben- 
zoin,  worauf  kochender  Aether  deik  neuen  Kör- 
per auflöst  und  beim  Erkalten  wieder  fallen  lässt 
in  Gestalt  eines  farblosen  Pulvers,  welches  unter 
dem  Microscop  sich  als  äusserst  feine  ^  seideglan- 
zende  Nadeln  zeigt.  Es  ist  ohne  Geruch  und  Ge- 
schmack ,  schmilzt  und  erstarrt  zu  einer  faserigen 
Masse  9  und  kann  unverändert  iiberdestiUirt  wer- 
den. Im  Wasser  ist  es  unlöslich.  Es  hat  abso- 
lut dieselbe  Zusammensetzung  wie  das  Benzhy- 
dramid,  tind  unterscheidet  sich  also  von  diesem 
nur  durch  %ine  analoge  Verschiedenheit  in  der 
inneren  Anordnung  A^t  Atome ,  wie  die ,  auf  wel- 
eher  die  Yerschiedenheit  in  den  chemischen  Ei- 
genschaften des  Benzoylwasserstoffs  und  Benzöins 
beruht.  x 

Azobenzoide.  Wenn  man  Wasserdämpfe  durch  Axobenzoide. 
Bittermandelmasse  von  oben  nach  unten  treibt 
und  also,  ausser  dem  Oel,  andere  Stoffe  in  die-  ^ 
sem  Wasser  gelöst  erhält,  so  bekommt  man  we* 
niger  Oel ,  welches  gelb  ist ,  aber  mit  der  Zeit 
braun  wird.  Dieses  Bittermandelöl  verhält  sich 
mit  Ammoniak  anders ,  wie  das  auf  die  gewöhn-  > 
liehe  Weise  destillirte^  wo  das  verdichtete  Was- 
ser  nur  flüchtige  Stoffe  enthält«  Nach  einem  Mo- 
nat ist  es  braun  und  dick.  Alkohol  zieht  ein  brau- 
nes Oel  aus,  aber  kein  Hydrobenzamid  ^  der  Rück- 
stand ist  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether,  und 
zeigt  bei  der  stärksten  Vergrösserung  keine  Zeichen 
von  Krystallisation.^  Aber  nach  dem  Schmelzen 
erstarrt  er  zu  einer  körnigen  krystallinischen  Masse  ^ 
bei  ^der  trocknen  Destillation  liefert  er  Oel  und 
einen  festen  Körper.    Er  besteht  ans: 

24  * 


-  j 


356 


Gefanden    Atome      Berecknet 

Kobleasfoff     83^2        14        83,21 
WasserstoflT      5,55        11  5,33 

Stickstoff  11,23  1%  11,46. 
La  u  r e  n  t'  8  Ansicht  über  die  Zasammensetzung 
dieser  Körper  ^ird  durch  folgende  rationelle  For- 
meln ansgedriicht,  worin  A  ein  Stickstoffatom 
ausdrückt,  welches  %  so  Tiel  wiegt,  als  wir  für 
das  Atomgewicht  des  Stickstoffs  annehmen. 

1.  Benzhydramid  =Ci+HioA2+2H 

2.  Azobenzoide     rzrC^^HWA« 

3.  Benzoylazotid   =Ci*HioA2-f  A 
4-  Benzoinamid     zziCi^H^OA«  +  2H# 
5.Azobenzoid=(Ci*I|ioA24.A)-f(Ci*HWA24.2H). 

Das  leti^tere  wäre  demnach  eine  Verbindung 
Ton  J)S1  mit  J\S^. 

Das  Interesse  der  hier  beschriebenen  Verbin- 
düngen  ist  sehr  gross.  Ihre  Art  ist  neu.  Sauer- 
stofffreie Verbindungen  von  Kohlenstoff,  Wasser- 
stoff und  Stickstoff  sind  vorher  nicht  stndirt  wor- 
den und  bei  dem  Betreten  eines  neuen  Feldes 
müss  mau,  um  nicht  irre  geführt  zu  werden,  nach 
allen  Seiten  sehen.  '• —  Auf  die  Weise ,  wie  es 
Laurent  gethan  hat,  der  Sicherheit  aus  der  Ato- 
menanzahl von  Kohlenstoff  in  den  untersuchten  Ver- 
bindungen ein  grösseres  Stimmrecht  zu  geben,  als 
den,  mit  allen  Verhältnissen  in  der  besser  ge- 
kannten unorganischen  Natur  übereinstimmenden 
Resultaten  aus  den  relativen  Volumen  des  Stick- 
gases und  Sauerstoffgases,  oder  des  Stickgases  und 
Wasserstoffgases  in  den  Stickstoffoxyden  und  in 
dem  Ammoniak,  hat  keinen  gültigen  Grund,  und 
scheint  die  NotbwendigkeU  vorauszusetzen,  sich 
ipach  ahderen  Ansichten  umzusehen,  wenn  es  auch 


/ 
\ 


357 

nicht  glückt,  unter  dien  mehreren  mög^iclien  die 
zn  treffen ,  welche  die  richtige  ist.     ^ 

Laurent  geht  bekanntlich  von  der  Ansicht 
ans  9  dass  ein  organischer  KcJrper,  als  ans  einem 
Radical  und  einem  elektronegatiTeren  Körper,  Sauer- 
Stoff,  Salzhilder  n.  s.  w. ,  zusammengesetzt  hetrach* 
tet,  In  dem  Radical  einen  Theil  dieses  elektrone* 
gatiyeren  Bestandtheils  enthalten  kann,  einen  integri- 
renden  Theil  des  Radicals  seihst  ausmachend  und 
darin  gev?isse  Atome,  gewöhnlich  des  Wasserstoffs 
ersetzehd,  so  dass  die  Aequivalente  des  elehtro- 
ne^atiren  Körpers,  zu  den  Aequiyalenten  des  Was- 
serstoffs addirt,  eine  gewisse  Grundformel  von 
Kohlenstoff  und  Wasserstoff  reprasentiren«  Diese 
Art,  die  organischen  Yerhindungen  zu  betrachten, 
ist  durch  zwei  Umstände  veranlasst,  nemlich: 

1.  Die  Anwendung  eines  von  Dumas  aufge- 
stellten, seine  sogenannte  Suhstitutions- Theorie 
ausmachenden  Gesetzes,  dass,  wenn  z.B.  Sauerstoff 
oder  Chlor  aus  einem  wüs^erfreien  organischen  KÖr- 
perWasserstoff  in  Gestalt  von  Wasser  oder  Salzsäure 
abscheiden,  der  Körper  eben  soviel  Aequiyalente 
Sauerstoff  oder  Chlor  aufnimmt,  als  er  von  Wasser- 
stoff verloren  hat,  die  durch  den  Sauerstoff  oder  das 
Chlor  substitulrt  werden,  wovon  diese  Lehre  den 
Namen  Substitutions-Theorie  erhalten  hat.  Dieses 
Gesetz  ist  jedoch  nichts  anderes,  als  eine  Dar- 
stellung von  dem,  was  in  einigen  Fällen  stattfin- 
det, wenn  Sauerstoff  und  Chlor  im  Ueberschuss 
vorhanden  sind  ^  es  gibt  eine  Menge  Fälle ,  wo 
der  Wasserstoff  fortgeht,  ohne  ersetzt  zu  werden, 
und  andere,  wo  die  scheinbare  Ersetzung  nicht 
zu  gleichen  Aequivalenten  geschieht,  und  es  kann  ^ 
nicht  für  ein  Gesetz  genommen  werden,  ohne  dass  es'''^ 


^A^ 


358 


VennUssmig  zu  Irrlhüineni  gibt«  Nimmt  man 
dann  zugleich  die  scheinbare  Ersetzung,  so  wie 
Laurent,  (es  ist  unsicher^  wie  Dumas  sie  ge- 
meint bat)  auf  die  Weise,  dass  der  elektronega- 
live  Körper,  welcher  in  die  Verbindung  eingeht, 
darin  keine  andere  Rolle  spielt,  als  die  des  Repra* 
sentanten  für  den  herausgegangenen  Wafsserstoff, 
und  wozu  der  Name  Snbslitntions- Theorie  nnbe« 
dingt  fuhrt ,  so  werden  die  Ansichten  noch  Ter* 
wickelter  und  von  der  Analogie  mit  der  unorga^ 
nischen  Natur,  dem  einzigen  Leitfaden,  den  wir 
bei  unseren  Forschungen  in 'diesem  Gegenstande 
besitzen,  abweichender« 

2«  Der  andere  Umstand,  welcher  wirklich  eine 
factische  und  wohl  begründete  Stütze  fiir  die  An- 
nahme des  Sauerstoffs  als  Bestandtheiles  orgai|iilsd^er 
Radicale  zu  enthalten  scheint,  wird  von  dem  Ben- 
zoylwasserstoff  und  dem  Chlorbenzoyl  ausgemacht, 
in  welchen  ein  oxydirter  Körper  mit  Wasserstoff 
und  mit  Chlor  yerbunden  zu  sein  scheint,  und 
dies  so  einfach  und  klar ,  dass  man  diesem  ersten 
Gesichtspunkte ,  aus  welchem  diese  merkwürdigen 
Verbindungen  ron  den  geistreichen  Chemikern,  die 
sie  entdeckten^  dargestelltwurden, allgemein  beigetre- 
ten ist.  Ich  werde  jedoch  nun  zeigen,  dass>  wenn 
die  Zusammensetzung  dieser  Körper  mit  dem,  was 
die  unoi%anische  Natur  gleichartiges  darbietet,  ver« 
glichen  wird,  die  Zusammensetzung  sich  ganz  an- 
ders zeigt«  Wir  haben  angenommen,  dass  die 
Benzoesäure  aus  Benzoyl  und  Sauerstoff,  und  das 
Benzoyl  aus  C^^H^^^O^  bestehe.  Offenbar  yerhält 
sich  hier  das  Benzoyl  zur  Benzoesäure,    wie  das 

Mangansuperoxyd,  iSln,  zur  Mangansäure,  Mn« 
Es  muss  ako^  wennesin  isolirler  Gestalt  existirt, 


359 


ein  Oxyd  sein  ans  C^^H^o^^fiO,  Ttelleicbt  rieh- 
tlgerC^H^+O,  und  das  wahre  Benzoyl  istCi^II^<>. 
Ick  Labe  bereits  in  der  letzten  Aaflage  meines 
-Lehrbueba  der  Cbemie  diese  Ansiebt  Ton  der  Zu- 
samniensetzungder  Benzoesanre  ab  diejenige  ange- 
deutet, welebe  vollzogen  zu  werden  verdiene«  Das 
Ghlorbenzoyl,  welches  aus  C^^H^oO^-fCI  besteht^ 
ist  also  Benzoesäure,  worin  ein  Aequivalent  Sauer- 
stoff gegen  1  Aequivalent  Chlor  vertauscht  wor- 
den ist.  In  der  nnorganisehen  Natur  gibt  das 
Chrom,  Wolfram  und  Molybdän  ganz  entsprechende 
Beispiele,  von  CrO^+Cl,  MoO^+Cl  und  WO« 
-f-Cl,  aber  wir  haben,  seitdem  wir  diese  Körper 

kennen,  niemals  Cr,  Ifto  und  W  für  Radicale 
gehalten,  die  mit  Chlor  verbunden  werden  können, 
weil  hier  die  Kenntniss  der  wirklichen  Radicale 
offen  und  unzweideutig  vor  Augen  lag.  Dies  war 
keines weges  der  Fall  mit  dem  Radical  der  Ben- 
zoesäure, als  die  Untersuchung;  des  Bittermandel- 
öls, die  schönste- Arbeit  in  der  Pflanzenehemie, 
welche  wir  besitzen,  von  Lieb  ig  und  Wohl  er 
publicirt  wfirde,  (Jahresb.  1834,  S.  197),  denn 
solche  Beispiele  von  gleichartigen  Verbindungen 
aus  der  unorganischen  Natur  waren  damals  noch 
nicht  entdeckt.  Nachdem  nun  aber  mehrere  da- 
von bekannt  geworden  sind,  ist  die  Zeit  da ,  Ver- 
gleichungen  zu  machen.  Nennen  wir  nun  C^'^II^^ 
Benzoyl  und  bezeichnen  dies  mit  Bz,  so  können 
wir  die  Formel  Cr-f€l  mit  fiz^-Cl,  und  SCr 
4-CrCl3  mit  2ß'z-f-Bz€P  vergleichen,  und  es  ist 
offenbar,  dass  das  Benzoylchlorid  eine  Verbindung 
von  2  Atomen  Benzoesäure  mit  1  Atom  Bcnzoyl- 
superchlorid  ist,  das  Schwefelbenzoyl  =  Bz-|»Bz, 


360 

and  der  Benzoylwasserstoff  entweder  SBz^-BzH^, 
oder  das  Oxyd  von  einem  anderen  Radical  C^H^-|*0> 
wovon  2  Atome  y  bei  dem  Verlust  von  2  Atomen 
Wasserstoff,  zur  Bildung  der  Benzoylverbindnu^ 
gen  Veranlassung  geben.  Zu  entscbeiden,  welche 
von  den  beiden  letzteren  Ansiebten  die  passendere 
ist,  dürfte  gegen^värtig  nicht  möglich  sein.  Was 
übrigens  solche  Verbioduogsweiseu  betrifft,  be- 
sonders die  zwischen  Oxyden  und  Chloriden^  so 
bietet  die  unorganische  Natur  eine  grosse  Anzahl 
von  Beispielen  in  variirenden  Verhältnissen  dar, 

z.B.  2Pb4^Pb€l,  C+C€12  oder  Chlorkohlen- 
oxyd.  Weiter  unten  werden  wir  mehrere  deut-. 
liehe  Beispiele  aus  der  oi^anischen  Natmr  sehen, 
in  weichte  das  Radieal  der  Ameisensäure  ähnliche 
Verbindungen  gibt.  —  Das  Angeführte  dürfte 
hinreichen  zu  zeigen,  dass  kein,  hinreichender 
Grund  vorhanden  ist  für  die  Annahme,  dass  Ra- 
dicale  in  der  organischen  Natur  Sauerstoff  in  ih- 
rer Zusammensetzung  tathalten  könnten. 

Nach  dieser  Abschweifung  kommen  wir  nun 
wieder  zu  den  Laurent'schen  Verbindungen. 
Ihre  empirischen  Formeln  sind: 

1.  Benzoinamid,   Hydroben* 

zid  und  Benzhydramid    =2lt;  +  18H-f-2N. 

2.  Azobenzoile     .     .     .     .    =21C  +  15H-f-2N. 

3.  Benzoylazotid  (Stickstoff- 

benzoyl) =14C  +  10H+2N. 

4.  Azobenzoid      ....    =z43C  +  28H-f  4N. 
Diese  können  nun  auf  vielfache  Weise  betrachtet 

werden.  Das  Stickstoffbenzoyl ,  Jt^3,  zeigt  sich 
ßogleich  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  als 
BzP(,  d.  h.  es  besteht  aus  1  Aequivalent  Benzoe- 
säure «»Radical,  dem  eigentlichen  "Benzoyl,  und  1 


361 

AequivakQt  Stickstoff.  Das  Azobenzoid,  w^nn 
es  anders  nicht,  wie  es  allerdings  möglii^li  ist, 
Mis  einem  Gemenge  von  mehreren ,    gleich  unlös-  \ 

liehen  Körpern  besteht,  kann,  me  Laurent  an- 
gegeben hat>  eitte  Verbindung  von  1  Atom  Stick- 
stoffbenzöyl  und  1  Atom  Benzhydramid  sein,  zu- 
mal da  es  Doppeläquivalente  von  Stickstoff  enthält, 
und  die  ungerade  Anzahl  von  Kohlenstoffatomen 
ausvveist,  dass  es  kein  verdoppeltes  Atom  sein  kann. 

Als  was  die  unter  Jtf  1  und  2  angeführten  Kör- 
per zu  betrachten  sind,  ist  unmöglich  zu  sagen. 
Sie  können  sein  1)  stickstoffhaltige  Radicale  die 
sich  vielleicht  mit  Sauerstoff,  Chlor  oder  Schwe- 
fel verbinden  lassen.  2)  Amide;  3)  Verbindun- 
gen von  Kohlenstickstoff  mit  Kohlenwasserstoff^ 
4)  Verbindungen  von  Kohlenwasserstoff  mit  Stick- 
stoff, n.  s.  w ;  und  daraus  sieht  man  leicht  ein, 
dass,  wenn  z.B.  das  Hydrobenzid  wahrscheinlich 
ein  Amid  =  C^iHi^+WH^  ist,  wovon  2  Atome  ^ 
bei  der  Zersetzung  mit  Salzsäure,  3  Atome  Bit- 
termandelöl und  2  Atome  Ammoniak  hervorbrin- 
gen ,  so  kann  das  Benzhydramid  z.B.  eine  Ver- 
bindung von  3  Atomen  des  Radicals  von  Bitter- 
mandelöl mit  2  Atomen  Stickstoff  =3C^H6-|r2N 
sein ,  oder  etwas  anderes  der  Art.  Das  Azoben- 
zoile  wäre  mit  1  .Atom  Wasserstoff  weniger, 
=:3Bz-l-2?(^  die  Hauptsache  aber  ist>  nicht  zu 
glauben,  dass  wir  über  ihre  Zusammensetzungsart 
eiiien  richtigen  Begriff  haben,  und  alle  Ansich- 
ten davon,  die  nun  aufgestellt  werden  können, 
ab  schwankende  Vermuthung  anzusehen. 

Laurent^)  hat  die  Wirkung  der  rauchenden BittermAnaeiöi 

mit  Schwefel- 


saure. 
•)  ^nn.  de  Ch.  et  de  Phy».  LXV,  192. 


362 


SchwefelsSare  aaf  das  BiUemiaiidelöl  nntersucbt. 
Die  Prodvcte  davon  werden  nicht  immer  gleich, 
und  er  vermuthet,  dass  'dies  eine  Folge  der  Ver- 
schiedenheit des  Oels  sei ,  herrührend  von  der 
gleichzeitigen  Anwendung  von  Kernen  von  l^fir- 
schen ,  Kirschen ,  Aprikosen  und  dergleichen  bei 
der  Bereitang* 

Wepn  man  3  Volamtbeile  Bittermandelöl  mit 
1  Th.  rauchender  Schwefelsäure  nmschiittelt 
und  24  Stunden  lang  in  Ruhe  lässt,  so  findet 
map  es  dann  braun  und  von  Krystallen  verdickt. 
Mischt  man  ein  wenig  Wasser  hinzu,  so  löst  sich 
darin  die  Säure,  während  sich  eine  halbfeste, 
braune ,  fettige  Masse  abscheidet.  Wii^d  diese  mit 
Wasser  gewaschen  und  darauf  mit  einem  Gemisch 
von  Alkohol  und  Acther  behandelt,  so  bleibt  ein 
weisses ,  in  kaltem  Alkohol  wenig  lösliches  Pulver 
zurück.  Das  in  der  Spirituosen  Flüssigkeit  auf- 
gelöste hielt  Laurent,  wie  ich  vermuthe  un- 
richtigerwelse ,,  nur  für  unverändertes  BIttermaa* 
dclöl. 

Das  erhaltene  weisse  Pulver  löst  sich  in  kochen« 
dem  Alkohol  und  schiesst  daraus  beim  Erkalten 
an.  Bei  einer  der  Darstellungen  krystallisirte  es 
in  feinen  Nadeln,  die  unter  dem  Microscop  eine 
rhombische  Basis  zeigten,  und  bei  einer  anderen 
Darstellung  in  Nadeln  von  rectangulären  Prismen, 
aber  beide  Arten  fanden  sich  nie  beisammen.  Sie 
hatten  jedoch  gleiche  Zusammensetzung,  wiewohl 
die  Krystallform  einer  jeden  verschiedenen  Art  bei 
ihrer  Umkrystallisirung  immer  wieder  erhalten 
wurde.  Wurden  aber  die  rectangulären  Prismen 
geschmolzen  und  aufgelöst  und  umkrystallisirt,  so 


363 


gaben  sie  rbombische  Prismen.  Es  besass  iibrigens 
folgende  Eigenschaften:-^ Feine  Nadeln  mit  ^zwei- 
flächiger  Zuspitzung,  schmelzbar  bei  -j*  160?,  bry* 
tetalliniscb  erstarrend,  und  mit  Flamme  ohpe'Riiek* 
stand  verbrennend ,  gibt  bei  der  Destillalioii  efai 
gelbes  Oel,  ipvelcbes  gegen  das  Ende  grünlieb 
mrd.  Aetber  löst  einen  Tbeil  von  dem  Oel  auf 
und  lasst  einen  brystaltiniseben  Körper  in  langen 
Blättern  zurück.  Kochende  Salpetersäure  greift 
'  es  schwierig  an.  Benzoesäure  wird  dabei  nicht 
gebildet.  Rauchende  Schwefelsäure  löst  es  in  der^ 
Wärme  auf  und  Wasser  fällt  es  daraus  etwas  ver« 
ändert*    Es  besteht  ans  i  . 

Gefunden    Atome     Berechnet 

Kohlenstoff    75,55       56        75,52 
Wasserstoff     5,43        23  5,06 

Sauerstoff      19,02      6V2        ^9^42. 

Laurent  gibt  für  diese  Verbindung  die  son- 
derbare Formel  2Bz-{-tH,  worin  Bz  Benzoyl  be- 
deutet ,  und  nennt  sie  aus  diesem  Grunde  Hydrate 
de  Benzoyle»      Eine    richtigere    Rechnung  wäre 

4Bz  -[*3£1  gewesen.  Aus  welchem  Grunde  er  darin  ' 
die  Gegenwart  yon  Wasser^  als  Wasser,  annimmt, 
bat  er  nicht  angegeben  3  denn  er  hat  daraus  kein 
Wasser  abgeschieden.  Ich  habe  sehr  Ursache  zu 
vermuthen,  dass  diese  Analyse  fehlerhaft  ist,  in- 
sofern wahrscheinlich  ein  Bestandthetl  übersehen 
worden  ist ,  nämlich  Schwefel.  Bei  dem  Einfluss 
der  Schwefelsäure  auf  .organische  Körper  werden 
Verbindungen  gebildet,  die  Schwefel  und  Sauer- 
stoff enthalten  ^  analog  mit  Mitscherlich's  Sul- 
fobenzid.  Da  das  Atomgewicht  des  Schwefels  dem 
Yon  2  Atomen  Saueiistoff  so   nahe  gleich  ist)  so 


364 


icann  es  leicht  stattfinden ,  dass  man  bei  einer 
Verbr^nnungsanalyse  den  Schwefel^  welche  da- 
bei yerioren  gebt ,  als  Sauerstoff  berechnet.  Ich 
Werde  weiter  unten  beim  Naphtalin  einen  Körper 
bescfarcffben ,  welcher  diesem  in  BetreiF  der  Zn- 
samniensetKang  und  Eigenschaften  so  ähnlich  ist^ 
dass  man  sie  wohl  für  identisch  hallen  hönnte. 

Laurent  fand,  dass  dieser  Körper,  mit  Kali- 
liydrat  gekocht,  sich  nicht  darin  auflöst,  dass  er 
aber,  wenn  die  Lösung  zu  einem  höheren  Grade 
concentrirt  wird,  darauf  schmilzt  und  dann  wie 
ein  Oel  darauf  schwimmt.  Dieses  Oel  löst  sich 
dann  in  der  Lange,  wenn  man  mehr  Wasser  zu- 
setzt, und  Säuren  fällen  den  aufgelösten  Körper 
unverändert  wieder  aus.  Das  abgeschiedene  Oel 
fand  er  aus  1  Atom  des  neuen  Körpers  (das  Atom- 
gewicht nach  Lauren t's  Formel  berechnet),  1 
Atom  Kali  und  14  Atomen  Wasser  zusammenge- 
setzt. In  der  Luft  Tcrliert  es  4  Atome  Walser 
und  schiesst  mit  den  übrigen  10  Atomen  allmalig 
an,  die  bei  einer  Temperatur  von  einiget!  Gra- 
den über  ^-  100^  abgeschieden  werden  können. 
Die  trockne  Verbindung  enthält  17,5  Procent  Kali. 
Das  Oel  ist  löslich  in  Alkohol,  unlöslich  in  Aether. 
Dieser  Körper  ist  keinie  Säure ,  seine-  Lösung  in 
Alkohol  röthet  nicht  das  Lackmus,  und  er  verbin- 
det sieh  nicht  mit  Ammoniak.  Von  Chlorgas  wird 
er  im  Schmelzen  verändert,  er  liefert  einen  im 
Wasser  löslichen,  krystallisirenden ,  und  einen 
ölähnllchcn  in  Alkohol  und  Aether  löslichen  Kör- 
per ,  welcher  letztere  sich  auch  in  Kalihydrat  auf- 
löst und,  daraus  mit*  einer  Säure  gefallt,  eine  kry- 
stallisirende  Substanz  bildet,  die  nicht  Benzoe- 
säure ist. 


a65 


Die  in  Walser  aofgelösle  Sdiw^feleiGsre^  wcflcbe  Mandelsäure, 
naeh  der  Behandlang  des  Bittermandelöls  mit  rm^  E^^tirkali^' 
diender  Scbvrefelsäure  den'  vorlun  erwähnten  Kör-  der  Sckwefei- 
per  abgeschieden  hatte  >  gab  naeh  dtem  Verdunsten  ^^'^^^  "d^ri* 
bis  ztt  einer  gewissen  Conisentration  eine  auf  der 
Oberfläche   schwimmende,    halbfeste  Masfie,  die^ 
in   reinem  Wässer  aufgelöst  und   nmfcRj^slaUiairt^ 
die  Ton  Winchler  entdeehte  Manddsäure- (Jaih- 
resb.  J8389  S.  252)  zu   sein  schien,   welche   aus 
li   Atom  Ameisensaure,    i.  Atom  .Bentctylwass^r«- 
Btoff  und,   im  wasserhaltigen  Zustande,  1  Atow 
Wasser  besteht,   womit  dije  Analyse   sehr    nahe 
iibereinstimmte. 

Laurent*)  hat  ferner  da»  Aljiha-  utid  Beta«:  Harze.  Pinin- 
Harz  aus  Terpenthin,    ünverdorben's    Pininr  **'"!*' '*"*^**- 

,    *  ,  Tinsaure. 

säure  und  Silvlnsäure,  analysirt  und.Resttltate  er- 
halten >  die  vollhommen  mit  den  Analysen ,  welche 
lange  tdrher  von  Liebig  und  von  Trommsdorff 
mit  diesen  Harzen  angestellt  worden  sind,  über- 
einstimmen, dass  iiemlich  beide  C^^H^^-f-^  sind. 
Diese  Analysen  scheinen  Laurent  unbekannt  ge- 
wesen zu  sein. 

L  a  u  r e  ut "'"')    hat    die    Zusammensetzung   des  Resina  anime. 
hrystajlisirten  Animeharzes  untersucht  und  sie  auf 
folgende  Welse  gefunden: 

Gefunden   Atone    Bereclinet. 

Kohlenstoff  84,6  40  85,5 
Wasserstoff  11,5  66  11,5 
Sauerstoff         3,9  1  3,9. 

0,9  Procent  Abweichung  in  dem  Kohlenstoff- 
gehalt von  der  Rechnung  gibt  keinen  grossen  Be- 


•)  Ann.  de  Ct.  ei  de  Pjbys.  LXV,  dU. 
')  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXYI,  314. 


366 

griff  Ton  ier  Genauigkeit  der  Formel  oder  des 
Yersiichs. 

Copnlfimss.  Böttger*)  gibt  folgende  Yorscbrift  za  einem 
▼ortrefftichen  Copalfirniss  för  Papparbeiten,  Kar- 
,  ten  und  feine  polirte  Holzarbeiten.  Man  zerreibt 
'vrasserbellen  reinen  Copal  zum  mögliebst  feinsten 
Pulver  y  übergiesst  4  Tbeile  davon  mit  einer  Auf- 
lösung von  1  Tbeil  Campber  in  12  Tbeilen  Aetber, 
verscbliessf  das  Gefass  und  scbüttelt  zuv?eilen  nm^ 
wenn  der  Copal  tbeils  aufgelöst  tbeils  anfgescbwol- 
len  ist,  setzt  man  4  Tbeile  Alkobol  von  0,833 
oder  besser  wasserfreien  und  ^/^  Tb*  rectificirtes 
Terpentbinöl  zu.  Dann  scbüttelt  man  sebr  wobl 
um  und  der  Firniss  ist  zum  Gebrauch  fertig* 
Nacb  einigen  Tagen  setzt  sieb  daraus  ein  Ueber- 
scbuds  von  C^al  ab,  der  dnrcb  Aether  aufge- 
weicbt  worden  ist,  und  lässt  die  über^li^ende 
Flüssigkeit  wasserklar.  Er  ist  nun  in  sein&  YoU- 
kommenbeit.  Die  abgesetzte  Scbicbt  wird  bei  der 
näcbsten  Firnissbereilnng  aufgelöst.  Er  gibt  eU 
nenUeberzug,  welcber  klar  und  farblos  wie  Glas 
ist,  dabei  bart  mit  einem  gewissen  Grade  von 
Biegsamkeit,  so  dass  er  nicbt  springt^  .aber  er 
kann,  wenn  man  es  wünscben  sollte,  weniger  bart 
gemacht  werden ,  wenn  man  ein  wenig  klaren  ve- 
netianiseben  Terpentbin  zusetzt. 

Gaoutclionc,        Ein  Caoutcbouc-Fabrikant  in  London,  Sumers, 

iJ'crncn  cmidU  ^**  ^^^  folgende  Methode ,   das  Caoutcbouc  in  ei- 

sionsülinlichennen  omulsionsartigen  Zustand  zu  versetzen,    ein 

^"crscizcn^   Patent  verlangt.     Man  zerschneidet  das  Caoutcbouc 

in  feine  Tbeile,   übergiesst   diese  mit  concentrir- 

tem  kaustbchen  Ammoniak  und  lässt  es   damit  4 


*)  Journ.  für  pracf.  Chemie/XII,  2^3. 


.  367 

Monate  lang  verschlossen  stehen.  Naeh  Verlauf 
dieser  Zeit  hart  sich  der  grosste  Theil  des  Caout-  ' 
ehoucs  gelöst.  Die  Lösung  wird  von  dem  «och 
nicht  aufgelösten  Theil  abgegossen  und  im  Was- 
serbade zur  Yelrflüchtigung  des  Ammoniahs  er- 
hitzt, wobei  das  Caoutchouc  im  emulsionsartigen 
Zustande  niederfallt,  so  fein  verlheilt,  dass  die 
überstehende  Flüssigkeit,  die  nach  ungleich  weit 
getriebener  Verdunstung  von  stärkerer  oder  schwä- 
cherer Consistenz  erhalten  wird,  ganz  so,  wie 
der  natürliche  Caoutchoucsaß ,  zur  Hervorbringung 
von  Caoutchouc- Ueberzügen  oder  von  Caoutchoucr 
Instrumenten  angewandt  werden  kann. 

lieber  den  Einfluss,  welcher  auf  die  znmFär-  Pflanzenfar- 
ben  angewandten  Farbstoffe  von  den   Reactioqs- ^^";  J^^F^b- 
knitteln ,  denen  sie  beim  täglichen  Gebrauch  oder    itoffe,  von 
bei  sonstigen 'Gelegenheiten  ausgesetzt  sind,  aus-   ^''®^'^^^' 
geübt    wird,    bat  Che  vre  ul    eine   lange    Reihe 
von  Versuchen  angestellt.     Die  Resultate  davon 
hat  er  in  einer  der  Academie  der  Wissenschaften 
zu  Paris   eingereichten  Abhandlung:   Recherches 
sur  la  teinture^  mi^etheilt,  aus  welcher  die'Kö- 
nigL  Akademie  einen  besonderen  Auszug  erhalten 
hat.     Sie  zerfällt  in  4  Abtheilungen : 

IKe  ei'Sie  dieser  Abtheilungen  enthält  den  Plan, 
welchen  der  Verfasser  bei  seinen  Vorlesungen, 
an  der  Gobelin -Fabrik  zu  Paris,  über  die  An- 
wendung der  Chemie  auf  die  Pärbekunst  befolgt. 

Betrachtet  man  die  Erscheinungen,  welche 
diese  Kunst  darbietet,  genauer,  so  findet  man, 
dass  ein  Theil  davon  in  das  Bereich,  der  Physik, 
ein  anderer  in  das  der  Chemie  gehört.  Der  p/iy- 
sikalische  Theil  umfasst  vorzüglich  zwei  Klassen 
von  Erscheinungen,    nemlich  ili^,  welche  durch 


.368 

Vermischung  der  Farben  entstehen,  und  die, 
welche  in  der  Juxtaposition  oder  Nebeneiaaiider'* 
lagerung  der  Farben ,  ihrea  Grund  Laben«  Zu 
den  ersleren  geliöft  t.  B.  die  HerYorbringnng  von 
Grün  durch  Vermischung  von  Blau  und>  Gelb, 
odqr  Ton  Schwarz  durch  Vermischung  von  Bku, 
Roth  und  Gelb,  so  wie  die  Wegnahme  ei- 
ner mehr  oder  weniger  gelben  Farbe  bei  einem 
weissen  Zeug  oder  Papier  durch  Zusatz  yon  einer 
ins  Violette  sich  ziehenden  blauen  Farbe.  In  allen 
diesen  Fällen  fasst  das  Auge  nur  eine  Farbe  auf, 
nemlich  die,  welche  durch  die  Vermischung  ent- 
steht. Wenn  dagegen  zwei  Farben  nur  neben 
einander  gelegt  sind ,  so  sieht  das  Auge  sie  beide, 
aber  es  beurthetit  sie  ganz  anders ,  als  wenn  jede 
derselben  besonders  in  einem  ungefärbten  Licht 
gesehen  wird.  Dieser  merkwürdige  Umstand  ist 
oft  von  grosser  Wichtigkeit,  wenn  man  z.B.  zwei 
Zeuge  neben  einander  hält,  um  den  Unterschied 
ihrer  Farbe  zu  bestimmen ,  oder  wenn  man  beur- 
theilen  will ,  ob  die  Nuancen  in  derselben  Far- 
bcnshala  gleich  weit  von  einander  entfernt  sind, 
oder  bei  der  Vergleichung  einer  und  derselben 
Farbenart  auf  Zeugen,  welche  verschiedene  Grund- 
farben haben.  —  Die  chemische  Theorie  der  Fär- 
bekunst ruht  auf  4  besonderen  Kenntnissen,  nem- 
lich auf  der  Kenntniss  1)  der  Körper,  welche  beim 
Färben  mit  einander  in  ßerührung  kommen  ^  2)  der 
Umstände,  unter  welchen  diese  Körper  wirksam 
sind  ^  3)  der  Phänomene,  welche  während  der  wech- 
selseitigen Wirkung  dieser  Körper  vorgehen  kön- 
nen i  4)  der  Eigenschaften  der  hervorgebrachten 
gefärbten  Verbindungen.  Aber  diese  Theorie  erfor- 
dert noch   zu  ihrer  Vollendung  eine  Menge  von 


369 


Cntei^iicliangen  9    bei    denen    man    auf    melirere 
Scbwierigkeiten   stösst,    herrührend    1)  von   der 
Quantität  der  Stoflfe,  die  sich  beim  Färben  in  dem 
>Zeng  befestigen  nnd  welche  selten  1  Procent  Tom 
Gewicht  des  letzteren  beträgt  ^  2)  yon  der  schwa- 
chen Verwandtschaft  des  Zeuges   za  diesen  Stof- 
fen 3    3)  von  der  noch  unvollkommenen  Kenntniss 
von    der  Zusammensetzung   einer  Menge   solcher 
Farbstoffe ,    die  organischen  Ursprungs  sind ,  und 
4)  davon,    dass  von   den    letztgenannten    Stoffen 
bei  dem  Färbungsprocesse  viele  erfordert  werden,  x 
Diese  Schwierigkeiten  hat  der  Verfasser  dadurch 
zu  beseitigen  gesucht,  dass  er  die  Stoffe,  welche 
den  Gegenstand  seines  Vorlesungscursns  ausmachen, 
in  8  Abtheilungen  klassificirt,  deren  jede  eine  beson- 
dere Abhandlung  ausmacht,  und  welche  so  geordnet 
sind  ^  dass  sie  einen  allmäligen  Uebergang  von>  den 
einfachsten  zu  den  schwierigsten  Untersuchungen 
bilden.    Die  erste  dieser  Abhandlungen  umfasst  die 
Vorbereitung  der  Zeuge,  die  gefärbt  werden  sollen. 
JDte  vier  folgenden   Abtheilungen    handeln    nach 
einander  von  den  wechselseitigen  Wirkungen  zwi- 
schen dem  Zeug  und  den  einzelnen  Körpern,  Säu- 
ren, Salzbasen  und  Salzen.   Die  sechste  Abtheilung 
umfasst   die   Wirkungen,    welche   zwischen  dem 
Zeug  und  Säuren ,  Basen  oder  Salzen  in  Veiiiin- 
düng  'mit  solchen  indifferenten  Farbstoffen ,  welche 
durch  Untersuchungen  wohl  bekannt  und  characte- 
risirt  worden  sind,  stattfinden.     Die  siebente  Ab- 
*  theilung  ^  enthält    dieselben  wechselseitigen   Wir- 
kungen ,  wenn  der  Farbstoff  organischen  Ursprung 
hat  und  in  Betreff  seiner  Zusammensetzung  nicht 
genau  bestimmt  ist.     Die  achte  oder  letzte  Abthei*" 
lung  handelt  von   dem   Vermögen  tler  gefärbten 

Berzelius  Jahre«-Bericht  XVIII.  ^  25 


370 


Zeuge,  die  Einwirkung  von  Wärme,  Licht,  Was- 
ser, Sauerstoff,  Lnft,  Kochen  und  Reagentien  zu 
vertragen. 

Der^  Yerflisser  schliesst  die  erste  Abhandlung 
mit  einer  hiassificirten  Darstellung  der  verschie- 
denen Grade  von  Vollkommenheit,  zu  welcher  ^ie 
industriellen  Künste  durch  den  Einfluss  der  Che- 
mie gelangt  sind  ^  eine  Zugabe ,  die  jedoch  nur 
indirecten  Znsammenhang  mit  dem  HanptgiegeH- 
stande  der  Abhandlung  hat. 

Die  zweite  Abtheilfihg  enthält  die  Untersuchun- 
gen des  Verfassers  über  die  Quantitäten  von  Was- 
ser, welche  verschiedene  Zeuge  und  deren  Roh- 
stoffe in  Atmosphären  von  65^,  75^,  90^  und  lOO» 
Wasse^ehalt  nach  ISaussure's  Hygrometer  auf- 
nehmen. Die  Zeuge  oder  die  Stoffe,  deren  Iiy- 
groscopisches  Vermögen  untersucht  werden  sollte, 
wurden  erst  in  einem  Glasrohr  getrocknet,  welches 
in  einem  Oelbad  bis  zu  -^120^  erhitzt  gehalten 
wurde,  während  dem  ein  über  Chlorcalcinm  ge- 
trockneter Luftstrom  durch  die  Röhre  getrieben 
wurde.  Diese  Operation  wurde  3  Stunden  lang 
fortgesetzt,  welche  Zeit  hinreichte,  um  aus  dem 
Zeug  alle  Feuchtigkeit  zu  entfernen.  Auch  wur- 
den Versuche  angestellt,  das  Zeug  im  Vacunm 
über  Chlorcalcinm  zu  trocknen ,  aber  diese  Me- 
thode  hatte  keine  Vorzüge  vor  der  lersteren.  Die 
getrockneten  Zeuge  wurden  auf  eine  solche  Weise 
gewogen ,  dass  sie  während  des  Wagens  vollkom- 
men vor  Luftzutritt  geschützt  waren ,  worauf  sie 
in  feuchte  Atmosphären  gebracht  und  darin  24 
Stunden  bis  20  Tage  gelassen  wurden.  'Die  Re- 
sultate von  diesen  Versuchen  hat  der  Verfasser 
in  einer  Tabelle  aufgestellt.    Die  allgemeine  Fol- 


371 


geriung,  welche  daraus  gezogen  Werden  kann,  ist, 
dass  der  Unterschied  in  dem  Gewicht  der  Feach- 
tigkeit,  welche  nnter  gleichen  Umständen  yon  ver- 
schiedenen Zengen  aufgenommen  wird,  nicht  be- 
sonders bedeutend  ist,  in  so  fern  sie  nicht  eine 
bedeutende  Menge  fremder  StolSe  enthatten,  wie 
es  z.  B.  der  Fall  ist  mit  roher  Seide  oder  Wolle, 
die  nicht  yo|i  Schweiss  befreit  worden  ist.  Es 
dürfte  hinreichen ,  hier  die  Gewichte  von  Wasser 
anzuführen^  welche  100  Theile  der  folgenden. 
Zeuge  als  Maximum  und  als  Minimum  von  Feuch- 
tigkeit aufnehmen  s 

Maximam      Minimum 

Zeug  von  Hanf    35,40        24,34 
Leinen    .     .    .    32,87        25,65 
Baumwolle  ,     .     30,87        23,30 
Seide       ...    33,20        28,91 
Wollenzeug      .     36,70        28,01. 
In  einer   Einleitung  zu  der  dritten^  vierten, 
ßinflen  und  sechsten  Abtheilung  (wovon  die  bei- 
den letzteren   noch  nicht   hier  her  gelangt  sind) 
wird  angedeutet,    dass  in  diesen  die  Veränderun- 
gen, welche  die  Farben  von  den    allgemeinsten 
Agentien,  als  reinem  Wasser,  atmosphärischer  Luft, 
Sonnenlicht  und  Wärme  erleiden ,  zu  beschreiben 
seien.     Der  Verfasser  schreibt  diese  Veränderun- 
gen drei  Ursachen  zu  1)  einem  unwägbaren  Agens, 
als  Wärme,   Licht,  Elektricitätj   2)  der  wechsel- 
seitigen Verwandtschaft  der  Körper;  3)  der  hata- 
lytischen  Kraft. 

Die  dritte  Jlbtheilung   enthält  die  Wirkung 
des  Wassers  auf  gefärbte  Zeuge.  —  Bei  gewöhn- 
licher Lufttemperatur  hat  reines  und  vollkommen 
Infffreies  ^Wasser    nur  auf  solche  gefärbte  Zeuge 
V  25* 


372 

•  ,  (  ' 

Wirkung,  aus  denea  die  Fjsirbe  durch  Wasser 
ausgezogen  werden  kann,  entweder  gänzlich,  oder, 
wie  gewöhnlich,  nnr  theilweise.  Wolle,  theils 
mit  Alaan  allein,  theils  mit  Alaun  und  Wein- 
stein gebeitzt ,  und  mit  Wau  ,  Gelbholz ,  Orlean, 
OrseUle,  Brasilienholz ,  Blauholz,  Krapp  und 
Cochenille  gefärbt,  wurde  in  destillirtem  Was- 
ser aufbewahrt.  Nach  Verlauf  eines  Monats  fand 
sich ,  dass  keine  dieser  Farbenproben  eine  Yerän- 
.  derung  erlitten  hatte , .  und  auch  nach  3  Jahren 
waren  diese  Proben  noch  fast  ganz  unverändert. 
Wenn  dikgegen  die  Farbenproben  in  mit  Schwe- 
felwasserstoff gesättigtes  Wasser  gelegt  wurden, 
so  wurden  folgende  Resultate  schon  nach  Verlauf 
einiger  Tage  erhalten  :  Mit  schwefelsaurem  Indigo 
gefärbte  Wolle  war  vollkommen  ausgebleicht,  aber 
sie  wurde  in  der  Luft  wieder  blau.  Auch  verlor 
mit  Or^seille  gefärbte  Wolle  ihre  Farbe  und  be- 
kam sie  beim  Zutritt  der  Luft  wieder.  —  Nach 
einem  Monat  war  die  Farbe  einer  mit  Brasilien- 
holz gefärbten  Wolle  sehr  abgeblasst.  —  Nach 
drei  Jahren  war  eine  mit  Orseille  gefärbte  ,Wollc 
ganz  ausgebleicht.  Das  Wasser  war  noch  mit 
Schwefelwasserstoff  gesättigt.  In  Berührung  mit 
Luft  wurde  die  Farbe  ohne  merkliche  Verände- 
rung wiederhergestellt.  Mit  Brasilienholz  gefärbte 
Wolle  war  sehr  gebleicht.  Das  Wasser  enthielt 
noch  Schwefelwasserstoff.  Luft  stellte  die  Farbe 
nicht  wieder  her.  Mit  Orlean  gefärbte  Wolle 
hatte  alle  Farbe  verloren.  Das  Wasser  enthielt 
kein  Schwefelwasserstoff  niehr.  Die  Farbe  kam 
in  der  Luft  nicht  wieder.  —  Bei  allen  diesen 
Versuchen  betrug  das  Wasser  500  Mal  so  viel, 
als  das  Zeug.     Aber  der  Verfasser  hält  es  für  mög- 


373 


licb^  dass  andere  Resultate  hätteR  ent&tehen  kön- 
nen,  wenn  die  Wassermenge  so  bedeutend  gewe- 
sen wäre ,  dass  sie ,  im  Vergleicb  mit  dem  Ge- 
wicbt  des  Zenges,  bätte  für  nnendlicb  gross  be- 
tracbtet  werden  bönnen^  wie  es  z.  B.  stattfindet^ 
wenn  Wolle ,  worin  CoebeniUrotb  oder  Krapprotb 
mit  Zinnsalz  befestigt  worden  sind ,  einer  grossen 
Wassermasse  ausgesetzt  wird.  Die  Wolle  verliiert 
dann  Säure  und  gelbe  Farbe  ^  wobei' sie  bestimm- 
ter rotb  wird  oder  einen  Stieb  in  Carmo'isin  be- 
kommt. 

Die  vierte  Ahiheilung  entbält  die  Veränderun- 
gen, welcbe  Curcuma,  Orlean,  Saflor,  OrselUe, 
schwefelsaurer  Indigo  ,  Indigblau  und  Berlinerblau 
auf  Baumwolle ,  Seide  i|nd  Wolle  dnrcb  Einwir- 
kung des  Liebts ,  der  atmospbäriscben  Luft  und 
des  WasserstoiFgases  erleiden.  Eine  jede  Farben- 
probe wurde  im  Vacuo  über  Cblorcalcium  gesetzt, 
in  trockne  Luft  über  Cblorcalcium,  in  mit  Was- 
sergas gesättigte  Luft,  in  die  Atmospbäre,  in  rei- 
nes Wassergas ,  in  trocknes  WasserstoiTgas,  in  mit 
Wassergas  gesättigtes  Wasserstoffgas.  Die  bei  die- 
sen Yersncben  gemachten  zablreicben  Beobacb- 
tungen  sind  in  7  Tabellen  aufgestellt,  für  jeden 
angewandten  Farbstoff  eine;  um  aber  dem  Leser 
die  Mübe  zu  ersparen ,  aus  diesen  Tabellen  die 
Scblussresultate  zu  bekommen ,  so  bat  der  Ver- 
fasser diese,  als  Fortsetzung  dieser  Abhandlung, 
in  7  besondere  Klassen  geordnet,  nemlicb  in  Rück- 
sicht 1)  auf  dieselbe  Art  Zeug  mit  verschiedenen 
Farben  5  2)  auf  dieselbe  Farbe  auf  verschiedenen 
Zeugen ;  3)  auf  die  Wirkung  des  Liebts  und  der 
wägbaren  Agentien  auf  dieselbe  'Art  von  Farbe 
und  Zeug,  aber  unter  den  vorhin  bemerkten  ver- 


374 


schiedenen  Umstanden  ^  4)  unf  die  Theorie  des 
Bleichens^  5)  auf  die  Versuche  zur  Prüfung  der 
Dauerhaftigkeit  der  Farben;  6)  auf  die  Verwah- 
rung gefärbter  Zeuge ;  und  7)  auf  die  Phänomene 
der  organischen  Natur.  Einer  jeden  Ton  diesen 
Klassen  ist  ein  besonderes  Kapitel  gewidmet.  Ich 
will  in  der  möglichsten  Kürze  die  in  diesen  Ka- 
piteln yorkommenden  Versuche  und  Ansichten  an- 
führen. 

1^  Bei  der  Vergleichung  verschiedener  Farben 
auf  einerlei  Zeug  haben  sich  folgende  Phänomene 
gezeigt.  Indigblau  auf  Baumwolle,  Seide  und 
Wolle  erhält  sich  im  Vacuo,  auch  wenn  es  dem 
Lichte  ausgesetzt .  ist.  Berlinerblau  wird  unter 
denselben  Umständen  weiss ,  aber^  es  bekommt 
seine  Farbe  in  der  Luft  wieder.  Curcuma  ver- 
ändert sich  im  Vacuo  unter  dem  Einfluss  des 
Lichts 9  und  bekommt  seine  Farbe  all  der  Luft 
nicht  wieder.  Orseille^  Saflor  und  Orlean  ver- 
tragen das  Licht  im  Vacuo  unter  denselben  Um- 
ständen y  bei  denen  Curcuma  die  Farbe  verliert. 
Schwefelsaurer  Indigo  auf  Wolle  verträgt  nicht 
das  Licht  im  Vacuo  und  in  feuchter  Luft,  wäh- 
rend dagegen  das  Indigblau  keine  oder  eine  höchst 
geringe  Veränderung  erleidet.  Orseille  auf  Wolle 
und  Seide  erhält  sich  in  feuchter  Luft  besser,  als 
Orlean  und  Saflor*  Die  Veränderlichkeit  der 
Farbstoife  organischen  Ursprungs  ist  jedoch  zu 
verschieden,  um  für  einen,  aUen  gemeinschaftli- 
chen Character,  zum  Unterschied  von  farblosen 
Stoffen  desselben  Ursprungs  angenommen  werden 
zu  können;  und  es  ist,  auf  einer  anderen  Seite, 
ein  grosser  Irrthum,  der  Unveränderlichkcit  farb- 
loser Stoffe  unter   solchen  Umständen  zu  trauen, 


375 

t 

bei  denen  die  gefärbten  sich  verändern.  Man 
glaubt  zwar  gefanden  zu  baben,  dass  die  letzte- 
ren den  Einfluss  des  Lichts  weniger  ertragen,  als 
die  ersteren ,  aber  wenn  solche  Beobachtungen  an 
einem  Farbstoff  gemacht  werden  ,  der  im  Vergleich 
mit  dem  Zeug,  worauf  er  befestigt  ist,  eine  ge- 
ringe Menge  ausmacht ,  so  kann  es  leicht  gescher 
heb ,  di^ss  gleichzeitig  mit  dem  Farbstoff  auch  ein 
Theil  des  Zeuges  sich  yerändert,  ohn^  dass  diese 
letztere  Veränderung  bemerkbar  wird,  während 
dagegen  das  Ausbleiche^  der  Farbe  ein  stets  stark 
in  die  Augen  fallendes  Phänomen  ist.  Um  zu 
zeigen,  wie  leicht  man  bei  der  Beurtheilung  der 
grösseren  oder  geringeren  Dauerhafligkeit  einer 
Farbe  irre  gefuhrt  werden  kann,  mag  der  Indigo 
als  ein  Beispiel  dienen.  Mit.  Indigo  dunkelblau 
gefärbtes  Tuch  wird  im  Allgemeinen  für  die  dauer- 
hafteste Farbe  gehalten ,  die  man  kennt.  Färbt 
man  jedoch  Wolle  oder  noch  mehr  Seide  und 
Baumwolle  mit  Indigo  nur  hellblau,  so  wird  diese 
Farbe  durch  Licht  und  durch  die  Atmosphäre  bald 
zerstört.  Wären  also  die  mit  Indigo  gefärbten 
Tücher 5  welche  man  benutzt,  nur  hellblau,  so 
würde  man  sagen,  der  Indigo  sei  eine  empfinde 
liehe  Farbe. 

2.  In  Rücksicht  auf  dieselbe  Farbenart  auf 
yerschiedencn  Zeugen  ist  man  im  Allgemeinen  der 
Meinung,  ^dass  Wolle  die  grösste,  und  Baumwolle, 
Leinen  und  Hanf  die  geringste  Verwandtschaft  zu 
dem  Farbstoff  hätten,  und  inan  hat  behauptet, 
dass  die  Anwendung  von  Thierstoffen  beim  Fär- 
ben des  sogenannten  Türkischen  Roths  auf  Baum- 
wolle zum  Zweck  habe,  die  Baumwolle,  wie  man 
zu.  sagen  pflegt,  zu  animalisiren  und  dadurch  ihre 


376 


Yerwandtscliafi  zu  dem  Farbstoff  des  Krapps  zu 
Ycrniebren.  Dies  ist  jedoch  eine  nicht  hinreichend 
gegründete  Yermuthnug,  und  beruht  auf  2  Um- 
ständen :  Man  hat  nemlicb  beobachtet,,  theils  dass 
Wolle  die  Farbe  leichter  als  Pflanzenstofle  und  auch 
Seide  aufnimmt^  theils  dass  Wolle  dem  Lichte 
und  im  Allgemeinen  allen  Agentien,  die  die  Farbe 
wegnehmen  können,  besser  widersteht  als  die  letz- 
teren. Die  Erfahrung  des  Verfassers  hat  auch 
dargelegt ,  dass  das ,  was  man  in  der  erwähnten 
Biidssicht  vermuthet  hat,  im  Allgemeinen  nicht 
gültig  ist,  und  beweist  dies  aus  folgenden  Resul- 
taten seiner  Versuche :  De^  Orlean  ist  auf  Baum- 
wolle und  Seide  dauerhafter  als  auf  Wolle,  die 
der  Seide  analoger  ist  als  der  Baumwolle.  Saflor 
ist  auf  Pflanzenstoffen  daueriiafter  als  auf  Thier- 
stoffen;  mit  Orseille  findet  das  Umgekehrte  statt. 
Schwefelsaurer  Indigo  erhält  sich  besser  auf  Seide 
als  auf  Wolle  und  Baumwolle^  wogegen  Indig- 
blau  sich  umgekehrt  verhält,  wenn  es  in  trockner 
Luft  dem  Lichte  ausgesetzt  ist.  Diese  Beispiele 
zeigen  hinreichend,  dass  man  keine  absolute  Af- 
finitätsskale zwischen  Wolle,  Seide  und  Baum- 
wolle und  Farbstoffen  im  Allgemeinen  entwerfen 
kann.  Der  Verfasser  zeigt  jedoch  durch  mehrere 
Thatsachen,  dass  das  Zeug  auf  die  Dauerhaftigkeit 
der  Fa]j>e  Einflnss  haben  müsse  ^  entweder  ge- 
schieht dies  durch  die  Verwandtschaft  oder  durch 
ein  Vermögen  des  Lichts,  in  gewissen  Fällen  in 
dem  Zeuge  eine  katalytische  Kraft  zu  erregen. 
Der  Gegenstand  ist  im  Uebrigen  nicht  genau  aus- 
gemittelt,  weshalb  der  Verfasser  neue  Untersuchun- 
gen Yorgenommen  hat,  um  zu  einer  genaueren 
Kennlniss  darüber  zu  gelangen. 


377 


3.  Die  vorziiglichBten  Resultate  von  der  Wir- 
Isang  des  Lichts  and  der  wägbaren  Agentien  auf 
denselben  Farbstoff  und  dasselbe  Zeug,  aber  tinter 
den  Yorliin  erwähnten  ungleichen  Umständen,  sind 
folgende :  Jm  Vacuo  hat  das  Sonnenlicht  fast  heine 
Wirkung  auf  mit  Indigo ,  ^  Orseille  und  Saflor  ge- 
färbte Wolle ,  Seide  und  Baumwolle,  auf  Aiit  Or- 
lean  gefärbte  Seide  und  Baumwolle ,  und  auf  mit 
schwefelsaurem  Indigo  gefärbte  Seide  gehabt,  wie- 
wohl diese  Farbenproben  2  Jahre  lang  der  Ein- 
wirkung des  Lichts  ausgesetzt  gewesen  waren,  und 
man  im  Allgemeinen  die  meisten  dieser  Farben ' 
sehr  veränderlich  gefunden  .hatte.  —  In  trockner 
Luft  bewirkt  das  Licht  viel  stärkere  Veränderun- 
gen als  im  Yacuo ,  aber  nicht  gleich  auf  alle  Far- 
ben. In  feuchter  Luft  äusserte  das  Licht  nicht 
bemerkbar  grössere  Wirkung,  als  in  trockner  Luft, 
auf  Berlinerblau  und  Indigo  auf  Wolle,  Orseille, 
Curcnma  und  Saflor  auf  Wolle,  Seide  und  Baum- 
wolle^ aber  dagegen  eine  viel  stärkere  Wirkung 
auf  Indigo ,  Curcuma  und  .Orleai[i  auf  Baumwolle, 
und  schwefelsauren  Indigo  auf  Wolle,  Seide  und 
Baumwolle.  In  der  Atmosphäre  war  die  Wir- 
kung des  Lichts  auf  mit  Berlinerblau,  Saflor  und 
Indigo  gefärbte  Wolle  beinahe  gleich  mit  der  in 
trockner  Luft.  Dagegen  war  sie  stärker  auf  mit 
Indigo  gefärbte  Baumwolle  und  Seide,  auf  mit 
schwefelsaurem  Indigo  gefap'bte  Seide ,  auf  mit  Or- 
seille, und  Curcuma  gefärbte  Wolle  und  Seide, 
'  und  auf  mit  Orlean  gefärbte  Wolle,  Seide  und 
Baumwolle.  Sie  war  beinahe  gleich  mit  der  in 
feuchter  Luft  auf  mit  schwefelsaurem  Indigo  ge- 
färbte Wolle  und  Baumwolle ,  auf  mit  Indigo  ge- 
färbte Baumwolle  und  Seide ,  und  auf  mit  Orlean 


378 


gefärbte  Wolle  und  Seide ;  aber  dagegen  grösser 
auf  ^Saflor,  Orlean  nnd  besonders  auf  Gurcuma 
und  Orseille  y  wenn  diese  Farbstoffe  auf  Wolle 
und  Seide  befestigt  waren  9  und  scbwächer  auf 
mit  Cnrcuma,  Orlean,  Saflor  und  Orseille  gefärbte 
Baumwolle.  Im  fVassergas  allein  bleicbte  Liebt 
das  Berlinerblau  viel  schneller,  ak  im  Yacuo^ 
wobei  sieb  eine  braune  Substanz  in  der  Flasche, 
worin  die  Farbenprobe  verwahrt  wurde,  absetzte. 
Am  merkwürdigsten  sind  die  Yeräqderun gen,  welche 
das  Cnrcuma  durch  den  Einfluss  des  Lichts  im 
Wassergas  erlitt.  Diese  Farbe  wurde  zuerst  höher 
und  röthlich,  darauf  aber  blasser*  Sie  erhielt  sich 
jedoch  länger  als  in  feuchteri  Lufit  und  im  Yacuo, 
was  um  so  beraerkenswerther  ist,  da  Gurcuma  auf 
Seide  und  Wolle  eher  im  Wassergas  gebleicht 
wurde  als  im  Yacuo.  Orlean  wurde  in  Wasselr- 
gas  langsamer  als  in  feuchter  Luft  verändert,  und 
erhielt  sich  darin  besser  auf  Seide,  als  auf  Baum- 
wolle. Saflor  auf  Baumwolle  wurde  in  Wasser- 
gas sehr  langsam  gebleicht,  und  darin  weniger 
verändert,  als  in  feuchter  Luft,  aber  schneller 
auf  Seide  und  insbesondere  auf  Wolle,  als  aurf 
Baumwolle.  Orseille  bekam  eine  andere  Nuance 
in  Wassergas ,  schien  aber  auf  Seide  und  Wolle 
nicht  blasser  zu  werden,  wogegen  sie  auf  Baum- 
wolle etwas  blasser  wurde.  Im  Allgemeinen  hat 
das  Wassergas  allein  weniger  Einfluss  auf  gefärbte 
Zeuge  als  Wassergas  und  Luft  zusammen.  Jn 
trocknem  fJ^asserstaffgase  yerhielten  sich  die  mit 
Gurcuma,  Orlean,  Saflor  und  Orseille*  gefärbten 
Zeuge  gleichwie  im  Yacuo.  In  FFasserstqffgas 
und  fVassergas  zusammen  wurden  beinahe  gleiche 
Resultate  erhalten,  wie  in  Wassergas  allein.. 


379 

4.  In  Betreff  der  Tbeor^e  des  Bleichens  des 
Zeuges  zeigt  der.  Verfasser  die  Nothwendigkett 
einer  yollständigeren  Kentniss  sowohl  der  Zusam- 
mensetzung des  zu  bleichenden  Zeuges  als  auch 
der  Wirkung  der  yerschiedenen  Bleichmittel.  Nach 
der  Meinung  des  Verfassers  muss  man  zuerst  die 
Wirkung  des  Bleichmittels  auf  bereits  bekannte  ^ 
künstlich  gefärbte  Stoffe  studiren  -  und  nicht  die 
Bleich ungstheorie  auf  bl^ss  directe  Untersuchun- 
gen der  eigenthümlichen  Farbstoffe  ungebleichter 
Zeuge'  zu  gründen  suchen.  Die  Mittel,  welche 
man  in  den  Bleichereien  anwendet  y  dürfen  nicht 
bloss  als  auf  die  Stoffe ,  welche  aus  dem  Zeuge 
weggenommen  werden  sollen,  wirkend  betrachtet 
werden ;  sie  wirken  auch  auf  das  weisse  Zeug, 
und  die  BIeich,ung  beruht  darauf,  dass  diese  letz- 
tere Wirkung  viel  geringer  ist,  als  die  auf  den 
Farbstoff.  Der  Verfasser  führt  die  Umstände  an, 
unter  welchen  verschiedene  Farben  durch  Einwir- 
kung von  Licht, Xuft  und  Wasser  gebleicht  wer- 
den können. 

5.  Um  die  relative  Dauerhaftigkeit  der  F^arben 
mit  Bestimmtheit  beurtheilen  zu  köunen,  hält  es 
der  Verfasser  für  nothwendig,  auf  die  vorherge- 
hende  Weise  auch  andere  Farben,  als  welche 
von  ihm  bereits  geprüft  worden  sind,  zu  unter- 
suchen. 

6.  In-  Bücksicht  auf  die  Verwahrung  gefärbter 
Zeuge  führt  der  Verfasser  nur  an,  dass  ein  zwi- 
schen ein  gefärbtes  Object  und  das  Licht  gestell- 
tes Glas  die  Einwirkung  des  Lichts  bedeutend 
schwäche  und  dass  die  Bedeckung  eines  dunkel 
gefärbten  Zeugs  zum  Schutz  der  gefärbten  Gegen- 
stände kräftig  beitrage ,  während  dagegen  das  blci- 


380 

chende  Vermögen  des  LicLts   von   einem  "weissen 
Zeug  nnr  unyoUkoäimen  gehindert  werde. 

7.  In  diesem  letzten  Kapitel  dieser  Abhand- 
lung zieht  der  Yerfassisr  ans  seinen,  vorhergehen- 
den y ersuchen  den  Schluss,  dass  sich  bei  den 
lebenden  organisirten  Wesen  mehrere  Phänomene 
äussern,  die  nicht  bloss  auf  dem  Lichte  beruhen, 
sondern  auch  zugleich  auf  den  wägbaren  Agen- 
tien,  auf  dieselbe  Weise,  wie  es  mit  den  Farben 
der  Fall  ist.  Dadurch  yeranlasst  macht  der  Ver- 
fasser einige  Anmerkungen  in  Betreff  des  Ahbau's 
der  Pflanzen,  die  Jedoch  mit  dem  Gegenstande 
dieser  Abhandlung,  der  Färbeknnst,  wenig  Zu- 
sammenhang zu  haben  scheinen, 
Farbe  der  Hopc*)  hat  einige  Untersuchungen  über  die 
umcn.  FjirbgtQJjPß  jgp  Blumen  angestellt.  Der  bis  jetzt 
behännt  gemachte  Theil  enthält  nur  Reactions-Prü- 
fungen ,  ein  zuhünftiger  Theil  soll  di6  Farbstoffe 
selbst  abhandeln.  Aus  den  Reactions  -  Prüfungen 
hat  er  folgende  Resultate  abgeleitet.  Die  Blumen 
enthalten  eine  nicht  gefärbte  Substanz,  4ie  durch 
Säuren  roth  und  durch  'Alhali  grün  oder  gelb 
wird.  Diese  nennt  er  Chromogen  ^  aber  er  nimmt 
an,  dass  sie -aus  zwei  Arten  bestehe,  einer  die 
durch  Säuren  roth  wird ,  dem  Erythrogen ,  und 
einer  anderen,  die  durch  Alhali  gelb  wird,  dem 
Xanthogen,  Im  Uebrigen  findet  er,  dass  diese 
rqthen  und  gelben  Farben  bei  yerschiedenen  Blu- 
men Ton  wesentlich  yerschiedenen  Characteren  sein 
hönnen.     Alle  Blätter  enthalten  Xanthogcn. 

Er  hat  seine  Resultate  in  10  Tabellen  aufge- 
stellt, das  Einzelne  der  Resultate  dör  Reactious- 


*)  Journ.  für  pract.  Chemie,  X,  ^69. 


381 

I  • 

Pjriiftingeii  enllialtehd.  Ich.  werde  es  nieht  ver^ 
suchen  9  darüber  Bericht  zu  geben.  So  lange  die 
eigenthümlichen  Farbstoffe  der  Blttäien .  nicht  ab* 
gesondert  und  in  Betreff  ihrer  Eigenschaften  be- 
sonders examinirt  worden  stnd>  dienen  solche 
allgemeine  Zusainmenstellaiigen  ^jeu  nichts.,  t  Erdit 
nach  einer  solchen  llntersirchung  können  Resnl* 
täte  aus  den  Reactions- Prüfungen  gezogen  wer« 
den.  Bis  dahin  können  sie  nur  als  zusainmenge- 
brachte  Worte  betrachtet  w^den^  die  zu  reiner 
Meinung  geordnet  werden  müssen.  Wir  m'fissea 
also  den  letzteren  Theil  dieser  Arbelt  abwarten^ 
um. darüber  Bericht , zu  geben. 

Ich  habe  eine  Untersuchung  des  BUttgrüns  Blattgrün, 
angestellt '^)9  zu  dessen  Isolirung  ich  mich  der  yon 
Glamor-Marquart  angegebenen  Thatsache^  dass 
es  in  concentrirtcr  Salzsäure  löslich  ist,  b.ediente. 
Dadurch  glückte  esr  mir ,  dasselbe  von  allen  den 
vegetabilischen  Stoffen  zu  isoliren,  die  neben  dem 
Blattgrün  durch  Aelher  oder  Alkohol'  aus  den 
Blättern  ausgezogen  werden.  Diese  Versuche  ha- 
ben dargelegt,  dass  das,  was  verschiedene  Che- 
miker unter  dem  Namen  Chlorophyll  beschrieben 
haben,  nichts  anderes  gewesen  ist,  als  Harz,  Wachs 
odeir  ein  Fett,  gefärbt  durch  Blattgrün,  und  die- 
ses hat  von  den  Eigenschaften,  die  man  dem  Chlor- 
ophyll beigelegt  hat ,  wenige  oder  keine  andere 
als  die  Farbe.  Man  erhält  es  in  3  Modificationen. 
Wenn  frische  Blätter,  ich  wandte  die  Blätter 
des  Elsebeerbaums,  Pyrus  Aria^  an,  in  einem 
Roh ique tischen  Extractions- Apparate  mit  Aether 
ausgezogen    werden    und    man    die  Aetherlösung 


•)  K.  Vct.-Acad.  Handl.  1837,  p.  113. 


382 


destillirt,  bis. nar noch  ein  geringerer Theil  davon 
übrig  ist,  so  ist  ein  grosser  Theil  «der  aufgelösten 
Stoffe  ausgeßLllt ,  man  hat  eine  schwarzgriine  Auf- 
lösung und  einen  Niederschlag  von  gleicher  Farbe. 
Wird  der  Niederschlag  auf  ein  Filtrnm  genommen , 
abtropfen  gdassen ,  mit  wasserfreiem  Alkohol  aus- 
gewaschen, '  so  lange  er  dunkelgrün  durchgeht, 
oder  bis  die  Lösung  gelbgrün  wird,  so  hat  man 
hauptsächlich  eine  von  den  Modificationen  in  der 
Lösung.  Wird  der  Alkohol  im  Wasserbade  bis 
zur  Trockne  abdestlllirt  und  der  Rückstand  meh- 
rere Male  nach  einander  mit  Salzsäure  von  1,14 
specif.  Gewicht  behandelt,  so  wird  der  grösste 
Theil  davon  mit  schöner  smaragdgrüner  Farbe  auf- 
gelöst. Die  filtrirte  Lösung  gibt  beim  Verdünnen 
mit  Wasser  einen  hell  graugrünen  Niederschlag, 
der  nach  dem  Waschen  und  Trocknen  beinahe 
schwarz  wird  und  sich  in  Alkohol  und  Aether 
schwierig  und  mit  einer  sehr  hässlichen  schwarz- 
grünen Farbe  auflöst.  Diese  dunkle  Farbe  rührt 
von  zersetztem  Blattgrün  her.  Wenn  es  aber 
hierauf  mit  einer  starken  Lauge  von  Kalihydrat 
bei  4-^^  l^is  -|-80^  einige  Stunden  lang  dige- 
rirt,  diese  Lauge  dann  mit  Wasser  verdünnt  und 
noch  eine  Weile  digerirt  wird,-  so  bekommt  man 
eine  schön  grasgrüne  Auflösung,  wobei  der  dunkle 
Stoff  ungelöst  zurückbleibt ,  und  abfiltrirt  werden 
kann.  Essigsäure  fällt,  wenn  man  damit  die  Ka- 
lilösvng  gelinde  übersättigt,  das  Blattgrün  in  durch- 
scheinenden ,  schön  grasgrünen  Flocken  ans ,  die 
ohne  vorhergehendes  Trocknen  mit  Alkohol  oder 
Aether  schön  grüne  Auflösungen  bilden,  die  beim 
freiwilligen  Verdunsten  das  Blattgrün  mit  einer 
schön  dunkelgrünen  Farbe  zurücklassen.    Werden 


383 


sie  vot  dem  Auflösen  getrocknet ,  so  ist  das  Auf- 
gelöste mehr  blau  als  grün. 

Es  scheint  nun  in  demselben  Zustande  zu  siiin, 
^ie  in  den  frischen  Blättern,'  und  es  besitzt  fol- 
gende Eigenschaften :  Es  ist  in  Alkohol  und  Aether 
löslich,  der  Alkohol  löst  jedoch  am  meisten.  Von 
coneentrirter  Schwefelsäure  und  concentrirter  Salz- 
säure wird  es  mit  einer  schön  grünen  Farbe  auf- 
gelöst und  Wasser  fallt  es  daraus  wieder.  ^  Die 
Salzsäure  kann  davon  abgedunstet  werden  mit  Zu- 
riicklassnng  von  Blattgrün.  Von  kochender  Essig- 
säure wird  es  mit  grüner  Farbe  aufgelöst,  beim 
Erkalten  fällt  es  grösstentheils  und  durch  Wasser 
Tollkommen  daraus  wieder  nieder.  Es  yerbindet 
sich  mit  kaustischen  Alkalien,  die'  Verbindung 
ist  schön  grün-,  fällt  grösstentheils  aus  einer  sehr 
concentrirten  Lösung  durch  überschüssiges~Hydrat 
nieder,  und  kann  nach  dem  Abgiessen  der  Lauge 
in  Wasser  aufgelöst  werden.  Es  verbindet  sich 
mit  Erden  und  Metalloxyden,  und  kann  luittelst 
Alaun  -  Beitzung  auf  Wolle  befestigt  werden ,  die 
davon  schön  grün  wird ,  aber  die  Farbe  bleicht 
leicht  aus.  Dprch  Chlor  wird  es  zerstört  und  an- 
fanglich in  ein  gelbes  und  darauf  in  ein^  farbloses 
Fett  verwandelt.  Durch  Bleichen  an  der  Sonne 
wird  es  gelb.  Gewisse  Umstände  lassen  vermu- 
then,  dass  es  in  Blattgelb  verwandelt  werde,  was 
aus  2  Gründen  schwierig  mii  Sicherheit  zu  ent- 
scheiden ist,  nemlich  1)  weil  Blattgelb  in  den 
frischen  Blättern  enthalten  ist,  und  2)  weil  auch 
das  Blattgelb  zu  einem  farblosen  Fett  ausgebleicht 
wird. 

Die  andere  Modification  wird  erhalten,  wenn 
man  die  abgegossene  Aetherlösung  zur  Trockne 


384 


verdunstet^  Init  dem  nach  dem  Aaslaugen  mit 
wasserfreiem  Allsoh'ol  gebliebenen  Rückstand  yer- 
mtscht  und  mit  Salzsäure  von  1,19  behandelt,  so 
lange  -  diese  Säure  sich  damit  grün  färbt*  Wird 
diese.  Lösung  mit  Wasser  vermischt,  so  fallt  ein 
grosser  Theil  nieder,  aber  in  dem  sauren  Wasser 
bleibt  viel  zurück.  Wird  der  Niederschlag  mit 
Salzsäure  von  1,14  behandelt,  so  färbt  sich  diese 
grün  und  lässt  eine  weiche,  schwarze  oder  schwarz- 
grüne Substanz  zurück ,  von  der  die  Säure  bei 
fortgesetzter  Einwirkung  nur  gelblich  wird.  Diese 
saure  Lösung  wird  wenig  oder  nicht  durch  Was- 
ser gefallt,  und  sie  behält  ihre  schön  grüne  Farbe. 
Aus  den  gesammelten  verdünnten  Lösungen  wird 
es  durch  eingelegtcuv  Marmor  gefallt.  Ein  Theil 
bleibt  jedoch  immer  in  der  Flüssigkeit  zurück. 
Das  Ausgefällte  besitzt  eine  schmutzige,  aus  Gelb, 
Braun  und  vielem  Grün  zusammengesetzte  Farbe. 
Ich  halte  dieses  für  das  Blattgrün  des  trocknen 
Laubes,  und  es  scheint  durch  die  Veränderung 
des  vorhergehenden  zu  entstehen. 

Seine  Eigenschaften  sind  folgende  t  Unlöslich 
in.  Wasser,  auflöslich  in  Alkohol  mit  einer  blauen 
in  Purpur  sich  ziehenden  Farbe,  in  Aether  mit 
einer  rothblauen ,  in  concentrirter  Essigsäure  mit 
einer  tief  dunkelblauen,  in  Schwefelsäure  und 
Salzsäure  mit  leiner  schön  grünela  Farbe  ^  aus  der 
Schwefelsäure  wird  es  durch  Wasser  theilweise 
ausgefallt,  aber  nicht  aus  der  Auflösung  in  Salz- 
säure. Mit  Alkalien  gibt  es  Lösungen  mit  dem 
Farbenton  des  trocknen  Laubes,  wiewohl  es  sich 
gegen  Basen  im  Uebrigen  wie  das  vorhergehende 
verhält.  Mit  Alaun  gebeitzte  Wolle  «färbt  es  mit 
der  Farbe  der  trocknen  Blätter.     Zieht  man  alte 


385 


trockne  Blätter  mit  Salzsäarevon  1,14  speelf.  Ge- 
wicht aus  9  80  bekommt  man  eine  grüne  Lösulig, 
die  dieee  Modification  von  Blattgrün  entkMlt. 

Die  dritte  Modification  ist  in  dem  Theil  des 
ans  einer  Lösung  in  Salzsäure  tqu  1)19  mit  Was- 
ser entstandenen  Niederschlags  entlialten,  vpeleher 
darauf  nicht  von  einer  Salzsäure  von  1,14  aufgenom- 
men worden  ist.  Er  ist  eine  weiche,  klebrige  Masse, 
die  einem  Fett  gleicht,  er  Ist  unlöslicb  in  Wasser^ 
löst  sich  auf  in  Alkohol  und  Aether  mit  einer  schön 
dunkelgrünen  Farbe  und  bleibt  nach  deren  Verdun- 
stung in  der  Wärme  ^art  und  dunkelgrün  zurück, 
zieht  aber  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  an,  wird  wieder 
wiMch  und  klebrig,  wiewohl  nicht  löslich.  Von 
Schwefelsäure  wird  er  mit  braungrüner  Farbe  auf- 
gelöst und  unverändert  daraus  gefällt,  ron  Salz- 
säure in  nur  sehr  geringer  Menge  und  mit  eini^r 
gelben  Farbe,  von  Essigsäure  beim  Kochen  mit 
ähnlicher  Farbe  •  wie  von  Schwefelsäure  und  durch 
Wasser  unverändert  daraus  gefallt*  Zu  Alkali 
Ycrliält  er  sich  wie  das  vorhergehende.  Wahr- 
scheinlich enthalten  die  Blätter  des  Elsebeerbaums 
ursprünglich  diese  Modifiieation  von  Blattgrün,  und 
sie  ist  wahrscheinlich  die  Ursache  der  dunkleren 
Farbe ,  welche  diese  Blätter  vor  vielen  anderen 
grünen  Blättern  und  Pflanzen  haben. 

Das  Blattgrün  besitzt  also  die  Eigenschafiten 
eines  vegetabilischen  Farbstoffs;  Keine  von  den 
Modificationen  schmilzt  bei  '\'^ßßl>^  sie  ertragen 
diese  Temperatur,  aber  sie  fangen  ein  wenig  dar- 
über an,  eine  trockne  Destittation  '  zu  erleiden. 
Sie  verbinden  sieh  i  in.  bestimmten  Yerhältnisden 
mit  Sfiuren  und  Salzbasen,  und  ihre  Atom-Zusam- 
mensetzung dürfte  also  leicht  vsk  bestimmen  sein, 

'  Berzelius  Jahre^-BericbtXVIIL  26 


386 


woran  ich  durcK  Mangel  an  Material  Terfaindert 
iivarde,  weil  meine  Versuche  zur  Winterszeit  mit 
einer,  im  Sommer  bereiteten  Aetherlösnng  ange* 
stellt .  wurden  ^  und  die  Blätter '  nicht  viel  mehr 
Grün  enthalten  9  als  nngetähr  unsere  gefärbten 
Zeuge  von  darauf  befestigten  Farbstoffen  aufge- 
nommen haben.  Das  Blattgrün  zeigt  Sparen  von 
Reductton  mit  Zink  und  Salzsäure ,  nnd  darauf 
folgender  Oxydation  y  aber  es  wird  durch  eine  za 
weit  gegangene  reducirende  Einwirknng  leicht 
zerstört. 

Im  Uebrigen  lind  ich  in  dem  Aetherextract 
der  Blätter  Blattgelb,  weisses ^  festes  Fett,  einen 
schön  gelben ,  in  Wasser  löslichen  Extractiystofl> 
'  und  Caoutchouc.  Das  Blattgelb  und  das  weisse 
feste  Fett  scheinen  nichts  anderes  zu  sein,  als 
progressiye  Zerstörungsproducte  des  Blattgrüns,  in 
welche  dieses  durch  ^en  Einfluss  der  Luft  und 
des  Lichts  verwandelt  wird.  Das  Crelbwerden  im 
Herbst  oder  bei  abnehmender  Vegetation  ist  dann 
nichts  Anderes ,  als  aufgehörte  Wiedererzeugung 
von  Blattgrün.  Die  verschiedenen  Nnaiicen  von 
Grün  der  Blätter  rühren  offenbar  von  diesen  Mo- 
difieati<men  von  Blattgrün  und  den  ungleichen  re- 
lativen Verhältnissen  von  Blattgdb  her. 
KrapprotL.  Schwartz*)  hat  gefunden,  dass,  wenn  ein 
Stück  acht  türkisch  roth  gefärbtes  Zeug  mit  einem 
Gemisch  von  10  Theilen  Alkohol  nnd  1  Tb.  Schwe- 
felsäure behandelt  wird,  indem  man  es  in  hin^ 
reichender  Meng«  anfgiesat,  so  dass  das  Zeug 
durdbfeuchtet  ist,  und  erhitzt,  bis  jes  ins  Kochen 
gekommen  ist  y  sich  die  auf  dem  Zeuge  liefestigte 


*)  Journ.  fnr  prac«.  Chemie«  «XH,  7^^ 


387  . 

I 

Farbe  darin  auflöst  und  gelb  wird.  Eine  einsige 
Wiederholung  mit  einer  neuen  Quantität  des  sau- 
ren Alkohols  iässt  das  Zeug  farblos  zuräc|(.  Die 
Saure  verbindet  sich  mit  dem  basischen  Beitzungs- 
mittel  nnd  der  Farbstoff  löst  sieh  indem  Alhohol 
auf.  Wird  dann  die  Flüssigkeit  so  genau  wie 
möglich  mit  Ammoniak  neutralisirt,  was  man  leicht 
erkennt,  da  der  geringste  Ueberschuss  von  Ammo- 
niak die  Farbe  in  Violett  umändert,  so  setzt  sich 
schwefelsaures  Ammoniak  ab,  nnd,  wenn  man 
dann  die  Flüssigkeit .  abdestillirt ,  bis  nnr  noch 
eine  geringere  Menge  davon  übrig  ist.  nnd  diese 
mit  Wasser  yermiseht,  so  erhält  man  einen  Nie- 
derschlag, der,  vollkommen  ausgewaschen,  reines 
Krapproth  ist,  welches  nach  starkem  Trocknen 
krystallinisch  wird. '  Hat  man  die  Farbe  aus  einem 
Zeug  gezogen,  welches  den  Spülnngsprocess  durch- 
gegangen ist,  mittelst  Behandlung  mit  Seifenlösung, 
so  enthält  der  göfalltc  Farbstoff  eine  Einmischung 
von  fetten  Säuren,  die  sich  also  bei  diesem  Pro- 
eess  mit  dem  Farbstoff  verbunden  nnd  damit  auf 
dem  Zeug  befestigt  haben«  Schwartz  fand  da- 
bei nur  eine  einzige  Art  von  KrapproÜi^  welche 
Nuance  von  Roth  das  Zeug  auch  hatte.  Wenn 
er  aber  seinen  Schluss  dahin  ausdehnt,  dass  der 
rothe  Farbstoff  des  Krapps^  nichts  mehr  als  eine 
einzige  nnvermischte  Pflanzensubstanz  sei,  so  hat 
er  eigentlich  aus  den  Versuchen  mehr  geschlossen, 
als  sie  beweisen  können,  weil  die  Färbungsme- 
thode darauf  ausgeht,  vorzugsweise  einen  der  Färb- . 
Stoffe  mit  Ausschluss  der  anderen  zu  befestigen. 

Sehwartzenberg"^)  hat  durch  ausfuhrliche  In%o. 


*)  Jonrn.  fitr  pract.  Cbemie,  XII»  Z%, 

26* 


388 

Versttelie  mit  dem  Indigo ,  ak  technischein  Farb- 
stoff, dargelegt,  dass  die  im .gewöiinlichen y  im 
Handel  vorlsommeaden  Indigo  enthaltenen  Stoffe 
auf  die  Gate  der  Farbe  keinen  Einfluss  habdi. 
Das  Indigbrann  wird  von  der  Farbenbüpe  nicht 
aufgelöst,  sondern  von  der  Kalkevde  zurückgehal- 
ten ^  der  Indigleim  wird  zwar  von  der  Küpe  auf- 

/  gelöst,    aber  er  bleibt  bei  der  Befestigung   des 

Farbstoffs  auf  das  Zeug  in  der  Atiflösung  zurück. 
Das  Indigroth  für  sich  selbst  in  der  Küpe  nalos- 
lich,  wird  Jedoch  durch  die  Gegenwart  von  Iik- 
digblau.  theilweise  aufgelöst  und  fallt  mit  diesem 
beim  Färben  nieder,  aber  es  schadet  dem  Farben- 
ton nicht ,  und  gereinigter  oder  sublimirter  In- 
digo liefert  beim  Färben  dieselben  Farbennüancen, 
wie  die  gewöhnliche  Handelswaare. 

Tliein  und        Die  Yermuthunff,  welche  ich  im  letzten. Jah- 

X^     ff'**  O  ' 

resberichte ,  S.  303  anführte ,  dass  nemlich  Them 
,  und  Caffein  ein  und  dieselbe  Substanz  Sein  möch- 
ten, hat  Mol  der*)  veranlasst,  die  Untersuchung 
über  die  Zusammensetzung  des  Theins  wieder 
aufzunehmen  und  dasselbe  mit  dem  Caffein  zu  ver- 
gleichen, woraus  sich  das  Resultat  herausgestellt 
/  hat,  dass  sie  wirklich  nicht  allein  isomerisch,  son- 

dern auch  identisch  sind.  Die  Zusammensetzung 
lässt  sich  am  einfachsten  mit  der  Formel  C^H^N^ 
-{^  O  ausdrücken ,  nach  welcher  es  das  Oxyd  des 
Badicals  C'^H^N^  sein  vi^ürde,  und  das  Atomge- 
wicht 613,983  wäre.  Will  man  aber  das  doppelte 
Atomgewicht  annehmen,  '  so  könnte  man  sich  die 
Vorstellung  machen,  dass  es  eine  Verbindung  äei 
von  Aethyloxyd   mit  einer  alle^rdings.npcb  nicht 


*)  Privatim  mitgetheilt. 


389 


bekannten  Säure,  zusammengesetzt  ans  2Doppel- 
atömen  Cyan  und  I  Atom  Sauerstoff ,  also  ein 
cyanigsaulres  Aetliyloxyd. 

1  Atom  cyanige  Säure      =4C  -{-4N-{-0 

1  Atom  Actbyloxyd  =4C+10H  +0 

1  Atom  cyanigsaures  Ac- 

tliyloxyd    ....  =:8C+10H+4N-f2O. 

Um  aber  eine  solche  Zusammensetzungsansieht 
zu  bestätigen,  wäre  es  nöthig,  dass  eine  so  zu- 
sammengesetzte Säure  bekannt  sei,  oder  yor  Allem, 
dass  durch  Behandlung  mit  Alkali  daraus  Alkohol 
erbalten  werden  könnte,  was  jedoch  noch  nicht 
bekannt  ist. 

Wird  Thein  und  Caffein  mit  Wasser  und  Ba- 
rythydrat gekocht,  so  entwickelt  sich  Ammoniak, 
während  sich  kohlensaure  Baryterde  iiildet.  Un- 
tersucht man  die  Lösung  bevor  noch  die  Ammo- 
"iiiak- Entwickelung  beendigt  ist,  so  findet  man 
nach  der  Ausrällung  der  Baryterde  durch  Kohlen- 
säure, dass  in  der  Lösung  neben  unverändertem 
Thein  zwei  Barytsalze  enthalten  sind ,  wovon  die 
Säure  des  einen  Cyansäure  zu  sein,  und  mit  sal- 
petersauTcm  Silberoxyd  einen  weissen  Niederschlag 
von  eyansaurem  Silberoxyd  zu  geben  scheint,  und 
die  des  anderen  Ameisensäure,  von  der  das  Silber 
ifi  kurzer  Zeit  reducirt  wird.  Wird  das  Kochen 
mit  Barytliydrat  fortgesetzt,  so  bleibt  am  Ende 
nur  ameisensaure  Baryterde  übrig,  während  die 
€yani$äure  gänzlich  in  Kohlensäure  und  Ammo- 
niak zersetzt  wird.  Es  bleibt  noch  nbrig,  die 
Quantitäten  zu  bestimmen  und  den  Verlauf  der 
Umsetzung  dieser  Bestandtheile  zu  erforschen. 
Immer  bleibt  es  bemerkenswerth,  dass  diese,  ver- 
schiedenen Familien  angehörenden  Pflanzen   den- 


390 


selben  y  im  Pflanzenreich  selten  Torkommenden 
stickstoffhaltigen  Körper  enthalten,  nnd  dass  der 
Mensch  gerade  diese  zwei  zum  täglichen  Gennss 
gewählt  hat«  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die 
stickstoffhaltige  Substanz  eine  wichtige  Rolle  in 
der  thierischen  Oeconomie  spielt,  und'  dass  ein 
gewisses  instinctartiges  Gefiihl  den  Menschen  he- 
stimjmt  hat,  sie  Tor  allen  auszuwählen,  zumal  es 
durchaus  nicht  gegluckt  ist,  sie  solidarisch  durch 
etwas  Anderes  zu  ersetzen. 

Robiquet  nnd  Bontron*)  empfehlen  fol* 
gende  Mediode,  diesen  Körper  aus  Caffee  auszu- 
ziehen. Man  trocknet  die  Bohnen  so  hart,  dass 
sie  zu  einem  feinen  Pulver  gemahlen  werden  kön- 
nen« 500  Grammen  des  feinen  Caffeepulvers  wer- 
den mit  2  Liter  (ungefähr' 6  Quart)  Wasser  zwei- 
mal und  jedes  Mal  20  Minuten  lang  gekocht.  Die 
Decocte  werden  filtrirt  und  die  freie  Säure  darin 
mit  einigen  Tropfen  kohlensauren  Natrons  neutra- 
lisirt,  worauf  man  ein  starkes  Galläpfeldecoct  zu- 
setzt, so  lange  dadurch  ein  käsiger  Niederschlag 
gebildet  yrird.  Fällt  dieser,  nicht  nieder,  sondern 
erhält  er  sich  aufgeschlämmt,  so  verbessert  man 
dieses  entweder  durch  ein  wenig  kohlensaures  Al- 
kali, im  Fall  die  Saure  nicht  richtig  gesattigt  wor- 
den war,  oder  durch  ein  wenig  verdünnte  Schwe- 
felsäure, im  Fall  zuviel  Alkali  hinzugekommen 
war;  der  Niederschlag  wird  gewaschen,  dann  mit 
30  Grammen  trocknen  Kalkhydrats  in  einem  Mör^ 
ser  vermischt,  das  Gemisch  hierauf  mit  Alkohol 
ausgekocht,  der,  abdestillirt,  das  Caffein  grünlich 
zurücklässt ;  durch  Umkrystallisirung  wird  es  farb- 


')  Journ.  de  Pharm.  XXIII,  108. 


391 


los  erhalleii.  Durch  Anwendung  dieser  Methode 
yerglichen  sie  den  ungleichen  Caffeingehalt  in 
verschiedenen  Caffeesorten  und  fanden  in  500 
Grammen 

^     Caffee  von  Martinique     1,79  Grm. 

Alexandrien  1,26 

Java«    .     •     1,26 

Mocha.     .    1,06 

€ayenne    •    1,00 

St.  Domingo  0,85 
Wahrscheinlich  sind  diese  Unterschiede  nicht 
constanf ,  sopdern  beriiheii  auf  ungleich  fruchtba- 
rem Erdreich^  ungleich  günstiger  Witterung  fiic 
die  Ernte  und  anderen  veränderlichen  Umständen« 
Im  Jahresbericht  1823,  S.112  erwähnte  ich 
einer  hrystallisirten  Substanz,  die  von  Henry 
u|id  Caventou  in  der  Wurzel  von  Gentiana  lutea 
f^efundcn  und  von  ihnen  Gentianin  genannt  wor- 
den war.  Sie  hielten  sie  fiir  den  eigentlich  wirk- 
samen, bitteren  Bestandtheil  der  Wurzel.  Diese 
Substanz  ist  nun  ausführlicher  von  Trommerdorff 
d.  J.*)  untersucht  worden.  Er  hat  gefunden,  dass 
sie  in  reinem  Zustande  heine  Bitterkeit  besitzt 
und  dass  sie  mit  Alkalien  und  Salzbasen  zu  eigen-  • 
thümlichen ,  gelben ,  krystallisirenden  Yerbindun- 
gen  vereinigt  werden  kann,  wiewohl  sie  nicht 
die  Eigenschaft  hat ,  Lackmuspapier  zu  röthen. 
Trommsdorfrs  Bereitungsmethode  besteht  darin, 
dass  man  die  Wurzel  mit  Aether  auszieht,  den 
Aether  abdestiUirt ,  das  Extract  mit  kochendem, 
SOprocentigem  Alkohol  behandelt,  welcher  Fett 
zurücklässt,  und  den  Alkohol  wieder  abdestülirt. 


*)  Aniial.«dcir  Piiarmacie ,  XXI,  134. 


392 


Der  Rückstand  ist  ein  Gembck  von  gelben  Kry- 
stallen  mit  einer  harzartigen,  battereii  Masse ,  In 
welcher  sicli  die  Geatianinlerystalle  jn  grosser 
Menge  befinden.  Der  bittere  Stoff  ist  löslich  in 
kaltem  Alkohol  ^  worin  sich  das>Gentianin  wenig 
auflöst,  so  dass  er  mit  Alkohol  von  den  Kristal- 
len weggenommen  werden  kann.  Mit  diesen  bleibt 
dann  ein  wenig  Fett,  zurück ,  welches  durch  Wa- 
schen mit  Aether  ausgezogen  wird.  Die  Krystalle 
bleiben  nun  gelb,  seideglänzend  und  geschmack- 
los zurück.  SiO  Pfund  Wurzeln  geben  auf  diese 
Weise  kaum  2  Drachmen. 

Dieser  Gegenstand  ist  hierauf  ausführlicher  von 
Leconte^)  behandelt  worden.  Er  zieht  ^  aus 
dem  wohlgotrockneten  .  Pulver  der  Wurzel  mit 
wasserfreiem  Alkohol  aus,  indem  er  damit  das 
Pulver  so  lange  wiederholt  macerirt,  als  sich  neuer 
Alkohol  damit  färbt.  Der  Alkohol  wird  abdestil- 
lirt  und  der  Rückstand  mit  Wasser  behandelt, 
welches  die  bittere  Substanz,  Zucker,  freie  Säure, 
n.  s.  w.  auszieht.  Das  Ungelöste  wird  mit  kochen- 
dem, Alkohol  von  0,87, behandelt,  worin  sich  das 
Gentlanin  auflöst  und  Fett  zurückbleibt.  .  Das 
Gentiauiu  schiesst  daraus  thcils  während  dem  Er- 
kalten, theils  ni^ch  weiterer  Concentrirung  an  5 
zurückgehaltenes  Fett  wird  davon  durch  Waschen 
mit  Aether  entfernt.  Er  hat  aus  der  Gentians- 
wurzel  nicht  mehr  als  Vi  000  Gentianin  erhalten, 
was  nahe  mit  Trommsflorff's  Resultat  über- 
einstimmt. 

Leconte  gibt  an,  dass  das  Gentianin  erst  bei 
-)~  300^  schmelze    nnd  beim  Erkalten  in  Nadeln 


')  Ann.  der  Pharmuc.  XXIII>  470. 


393 


ansdiiesse«  Aber  ed  ist  dann  brännlicli  von  aiige- 
fimgener  Zersetzung.  Boi  ekier  etwas  böfaeren 
Temperatur  wird  ein  Tbeil  davon  unverändert  sub- 
limirt,  ein  anderer  Tbeil  zerstört.  Wasser  lösrt 
davon  2  Tausendtbeile  seines  Gewicbts  auf  bei  ge- 
wöbnlicber  Lufttemperatur,  und  nicbt  völlig  3 
Tausendtbeile  beim  Kocben.  Wasserfreier  Alko» 
bol  löst  0,22  von  einem  Proeent  seines  Gewichts 
auf  bei  gewöknlicber  Lufttemperatur,  und  1,0 
Procent  beim  Kocben;  das  Aufgelöste  setzt  sich 
beim  Erkalten  in  schönen  Krystallen  ab.  Alko* 
hol  von  0,87  löst  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
0,18  von  einem  Proeent  und  beim  Kochen  1,12 
Procent.  Reiner  Aether  löst  bei  der  Temperatur 
der  Luft  nur  0,05  von  einem  Procent  auf. 

Es  verwandelt  die  Bicarbonate  der  Alkalien 
schwierig  in  Carbonate,  aber  es  wird  von  ihren 
Hydraten  leicht  aufgelöst ;  vermischt  man  einige 
Tropfen  Natronhydrat  mit  Wasser  und  löst  darin 
Gentianin  bis  zur  völligen  Sättigung  bei  gelinder 
Erhitzung,^  so  bekommt  man  eine  schön  gelbe 
Auflösung ,  die  nach  Verdunstung  im  Wasserbade 
eine  krystallisirte  Blasse  zurucklässt.  Löst  man 
dann  diese  bis  zur  Sättigung  in  kochendem  Alko- 
hol von  0,87,  so  schiesst  siis  daraus  in  langen, 
gelben  Nadeln  beim  Erkalten  an^  Diese  Krystalle 
enthalten  23  Procent  Krystallwasser,  welches  bei 
-j- 100^  weggeht.  Das  zurückbleibende  Salz  ist 
rothgelb  und  enthält  6,81  Procent  Natron.  Durch 
Wasser  wird  es  theilweise  zersetzt,  welches  ei- 
nen Theil  Gentianin  abscheidet  und  deswegen 
stets  alkalisch  re^girt.  Es  hätte  untersucht  zu 
werden  verdient,  ob  nicht  das  Abgeschiedene  nur 
y<2,  oder  y^.  des  Natrons  enthalt^«     lachender  Al- 


« 
I 


394 


Isohol  von  0,87  löst  9%  Proeent  davon  auf  und 
kaker  Alkobol  nur  6^3  t^rocent^  Kohlensänregas 
ftUt  daraus  einen  weissen  Körper,  der  beim  Trock- 
nen gelb  wird.  Leeonte  bäh  dies  für  reines 
Genlianin,  abfer  es  isl  wabrscheinlicb  Genlianin- 
Natron  mit  der  doppeltefi  Menge  Gentianin.  Le- 
eonte will  das  Gentianin  Crentisin  oder  selbst 
Acide  genUsique  nennen,  nach  dem  iliyriscben 
König  Gentis.,  welcher  den  Namen  der  Gentian- 
Wurzel  veranlasst  hat ,  wobei  der  Name  Gentianin 
dem  bitteren  StoiF  zukommen  soll.  Es  wäre  dann 
besser ,  den  letzteren  Gentisin  zu  nennen  und  den 
gelben  Krystallen  ihren  alten  Namen  zu  lassen. 
Senegin.  Quevcnne^)  hat  eine  Fortsetzung  der  Unter- 
suchungen mit  dem  Senegin  mitgetheilt,  über 
welche  ich  inr  vorigen  Jahresberichte  S.  309.  be- 
richtete. Das  Seneginalkali  fällt,  wenn  es  völlig 
gesättigt  ist,  nicht  Metalkalze,  dazu  muss  ein 
Ueberschuss  von  Alkali  zugesetzt  werden,  aber 
dann  ist  der  Niederschlag  eine  Yerbindung  von 
Metalloxyd  mit  Senegin.  In  seinen  Eigenschaften 
hat  er  einige  Aehnlichkeit  mit  dem  Saponin  ge- 
funden^ aber  ungeachtet  sie  in  vielen  Yerhältnis- 
sen  grosse  Uebereinstimmnngen  zeigen,  so  zeigen 
ihre  Analysen  nnd  ihr  Yerhalten  zur  Salzsäure 
doch  so  characteristische  Unterschiede  ^  dass  sie 
nicht  verwechselt  werden  können.  Folgendes  zeigt 
die  Verschiedenheit  in  der  Zusammensetzung: 

SenegiiiQv.    Saponin  Boss  j. 

Kohlenstoff    55,704      .     51,0 
Wasserstoff     7,589  7,4  . 

Sauerstoff      36,767.  41,6 


*)  Journ.  d(^  PharmaeiCy  XXIll,  ^70. 


395 


Q  a  e  Yen n e' s  Berechnnng der  Formel  G^^H^^O^^ 
für  d^s  Senegia  seheint  iiichl  besonders  Aufmerk- 
samkeit za  verdienen.  Sie  köonle  C^^HS^O^o^H 
sein  und  2  Atome  Senegin  auf  1  Atom  Wasser 
entbalten. . 

Wird  1  Tbeil  Senegin  mit  30  Theilen  concen- 
trirter  Salzsäure  angerührt  nnd  damit  24  Stunden 
stehen  gelassen^  so  schwillt  es  zu  einer  gelatinö- 
sen Masse  an ,  die  mit  Wasser  ausgewaschen  wer- 
den kann  und  nach  dem  Trocknen  in  Gestalt  ei- 
ner  grauen  spröden  Masse  erhalten  wird.  Kochen- 
der wasserfreier  Alkohol  löst  sie  allmälig  mit  Zu* 
rücUassung  eines  grauen  Pulrers  auf  und  der  Al- 
kohol setzt  sowohl  durch  Abkühlung  als  bei  der 
YerdümiQng  mit  Wasser  die  aufgelöste  Substanz 
gelatinös  ab.  Querenne  nennt  es  nufn^etile  po- 
lygalufue  mod(fii.  Nach  dem  Trocknen  bildet  sie 
unregelmässige  9  spröde  Stücke  von  weisser  >  ins 
Gelbe  ziehende  Farbe.  Anfanglich  ist  sie  geschmack- 
los aber  sie  entwickelt  hin tennach,  einen  scharfen, 
bitteren  Geschmack  auf  der  Zunge.  Sie  schi^illt 
nicht,  in  Wasser  auf.  In  einer  gesättigten  Auf- 
lösung in  schwachem  Spiritus  röthet  sie  Lackmus^ 
fkUt  die  Salze  der  beiden  Oxyde  Ton  Eisen,  sal- 
petersaures Silberoxyd,  neutrales  und  basisches 
essigsaures  Bleioxyd,  so  wie  auch  die  Salze  Ton 
Kupferoxyd,  Platin,  Kalkerde  und  Baryterde.  Mit 
Kali  Tcrbundcn  bildet  sie  eine  Salzmasse  von  äusserst 
bitterem  Geschmack,  in  welcher  sich  aber  kein 
Zeichen  von  Krystallisation  zeigt. 

Das  Saponin  zeigt  mit  Salzsäure  dieses  Ver- 
halten nicht.   ' 

Die  im  Jahresberichte  1837  S.  S79  angeführte  Phloridsiu. 
neue   Substanz  aus  der  Wurzelrinde  des  Genas 


396 

Pyrns,  PUoridzin  genannt,  kann  nach  Bonl II er*) 
ohne  Extraction  der  Wnnsel  mit  Spiritus  erhalten 
werden  durch  Auskochen  mit  Wasser  ^  was  man 
aswei  Mal  wiederholt  und  jedes  Mal  30  Minuten 
lang  fortsetzt«  Das  Phloridzin  schiesst  ungefähr 
nach  24  Stunden  ans  dem  erkalteten  Decoct  an, 
nüd  die  d^von  abgegossene  Flüssigkeit  liefert,  aufs 
Neue  bis  auf  Vs  verdunstet,  noch  mehr  davon. 
Durch  Umkrystallisirung  wird  es  gereinigt« 
Cetnirin.  Die  im  Jahresberichte  1837  S.  287  angeführte 
Methode  Rigatelli's,  beim  Ausziehen  des  Ce- 
trarins  SchwdTelsaure  anzuwenden,  ist  von  Her- 
ber ger  **)  auf  folgende  Weise  verbessert  worden : 
Man  zerstösst  das  isländische  Moos  zu  einem  gro- 
ben .Pulver,  übergiesst  es  mit  der  4fachen  Ge- 
wichtsmenge Alkohol  von  0,88,  lässt  es  darin  wohl 
erweichen  und  kocht  es  darauf  y2  Stunde  lang 
damit.  Nachdem  die  Flüssigkeit  erkaltet  ist,  wird 
sie  filtrirt  und  der  Rückstand  ausgeprfesst.  Dann 
mischt  man  zu  der  klaren  Flüssigkeit  auf  jedes 
Pfund  Moos  3  Drachmen  Schwefelsäure,  die  mit 
Wasser  vorher  verdünnt  worden  ist,  verdünnt  sie 
mit  der  \y^  bis  4y2fadhen  Yolummenge  Wasser 
und  lässt  sie  24  Stunden  lang  stehen.  Das  Ge* 
trarin  fällt  dann  in  Gestalt  einer  grünlichen  Masse 
nieder,  man  nimmt  es  auf  ein  Filtrum  und  wäscht 
es  darauf  aus.  Dann  wird  es  ausgepresst  und 
noch  ungetrocknet  mit  Alkohol  oder  Aether  in 
kleinen  Portionen  nach  einander  behandelt,  um 
Blattgrün  daraus  zu  entfernen.     So  bald  es  färb- 


*)  Joura.  de  Cli.  Med.  %^t  Ser.  Ill,  336. 
**)  Bnclm.  Rcpert.  Z,  R.  VIII,  n\  ,   so   wie  ToUständi- 
ger  in  Ann.  der  Phannac.  XXI,  137. 


397 


los  geworden  ist,  vvird  es  mit  der  SOOfachen  6e- 
wieLtsmißBge  Alkohol  von  0,83  gekocht,  der  es 
mit  Zariicklassung  einiger  fremden  Stoffe  auflöst* 
Aus  der  siedend  filtrirten  AlkohoUösang  Talit  es 
pnlverförmig  nieder.  Wenn  die  Flüssigkeit  sidi 
geklärt  hat,  wird  sie  abgegossen  und  der  Alkohol 
bis  anf  einen  geringen  Rückstand  abdestillirt, 
worauf  sich  der  Rest  daraus  absetzt.  In  diesem 
Zustande  gleicht  es  der  Magnesia  alba  5  unter  dem 
Microscop  zeigt  es  sich  als  eine  Zusammeuhänfung 
▼o^n  Kngelchen ,  ohne  Zeichen  von  Krystallisation» 
Durch  Druck  bekommt  es  Seidenglanz  ^  es  färbt 
stark  ab,  hat  keinen  Geruch  und  einen  unertr'äg* 
lieh  bitteren  Geschknack,  es  sinkt  in  Wasser  un- 
ter, wird  leicht  durch  Hitze  zerstört^  schon  bei 
+ 125<>  bräunlich  und  bei  +  ißO^  ohne  Zeichen 
von  Schmelzung  Tcrkohlt.  Es  gibt  bei  der  trock- 
nen Destillation  ein  rothgelbes  Oel,  welches  in 
der  Kälte  erstarrt  und  Lackmus  röthet.  In  Was- 
ser und  Schwefelkohlenstoff  ist  es  beinalie  ganz 
unlöslich.  Wasserfreier  Alkohol  löst  bei  '•\-iA^ 
0,S8  von  1  Procent  und  beim  Kochen  1,70  Pro- 
cent auf.  Alkohol  von  0,83  löst  bei  -j*  14^  nur 
0,04  von  1  Procent,  bei  -f-  it5^  nicht  mehr  als  0,28 
nnd  beim  Kochen  nur  0,44  von  1  Proeent  auf. 
Von  fetten  und  flüchtigen  Oelen,  Kreosot,  u.s.w. 
wird  es  nicht  aufgelöst. 

Von  Schwefelsäure  wird  es  zuerst  gelb,  und 
durchläuft  dann  alle  Grade  von  Dunkelroth  bis  zum 
Braunen,  worauf  Wasser  einen  braunen  Körper 
ausfallt,  der  dem  Humin  gleicht.  Phosphbrsäure 
bewirkt  dieselbe  Veränderung,  aber  schwieriger. 
Salpetersäure  bringt  Oxalsäure  und  ein  gelbes  Harz 
hervor.    Von  Salzsäure  wird   es  blau,  besonders 


400 

TeriMidertem  Zastaaik  dnrebs  Rochen-  mit  dieser 
Säure  nicht  gefärbt  wird»  Der  Nanle  ist  von  der 
Eigenschaft  9  durch  Behandlang  mit  Säuren  rotL 
zu  werden^  ahgeleitet. 
Weingälunuig.  Ueber  die  Natur  der  Weingähmng  hat  Schwann*) 
einige  Untennchongen  mi^etheilt.  Er  geht  Ton 
der  Ansiöhi  aus,  dass  die  Luft  unsichtbare  Mas- 
sen von  organisirten*  Staub  umherfiihre  9  der  ans 
Samen  von  SchidMKl  und  Pflanzen  der  niedrig- 
sten Klassen  und  ans  Eiern  Ton  Infnsionsthierchcn 
bestehe.  Wema  reine  organische  Substanz,  die  in 
Wasser  Infusionsfliieiehen  entwickelt  oder  die  Er- 
sdieittungen  von  Zerstö'mng  hervorbringt ,  welche 
wir  Weing^fung^  und  Fäulniss  nennen ,  mit  luft- 
freiem Wasser  übergössen  oder  mit  Wasser  ge- 
kocht wird  j  bis  aller  Luftgehalt  ausgetrieben  wor- 
den ist 9  und  man  die  Luft,  welche  darauf  beim 
Erhalten  zugelassen  wird,  durch  ein  enges  glü- 
hendes Rohr  streichen  lässt,  so  werden  diese  Sa- 
men und  Eier  zerstört  und  es  entsteht  keine  von 
den  gewöhnlichen  Erscheinungen  der  Bildung  von 
Infusionsthierchen ,  der  Weingährong  und  der 
Fäulniss.  Um  diesen  Satz .  zu  beweisen ,  sachte 
er  zuerst  dur^h  microscopische  Beobachtungen  zu 
bestimmen,  was  die  Hefe  sei.  Er  fand,  dass  sie 
ans  zu  Fäden  vereinigten  Kügelchen  ausgemacht 
werde,  die  sich  wiederum  seitwärts  mit  einander 
beftetigen ,  und -er  schliesst  daraus,  dass  sie  Fa- 
denpilze (fadenförmige  Schwämme)  seien.  Aus 
demselben  Grunde  sollte  man  auch  schliessen  kön* 
neu,  dass  alle  nicht  kryslallinischen Niederschläge 
von  Thonerde,  Knochenerde,  kohlensaurer  Kalk- 


*)  Poggcnd.  Ann.  XI.I,  184. 


401 


erde,  nnd  die  uhendliehe  Menge  von  «tnorgani* 
sehen  Stoffen  j  die  ans  Kfigelchen  znsammengrap- 
pirte  F^deii  bilden ,  die  theils  gerade^  tbeils  in 
eittem  Ring  gebogen^  theils'  auf  yerschiedene  Weise 
zusammengelegte .  Streifen  sind  y  FadenpHze  wä* 
ren«  Eine  solche  Leichtfertigkeit  in  den  Schlüs- 
sen ist  sch^n  seit  lange  aus  den  Naturwissenschaf* 
ten  yerbannt  iirorden.  Dann  fand  er,  dass,  wenn 
in  Wasser  aufgelöster  Bohrzucker  mit  Bierhefe 
Tcrmischt  nnd  diese  Flüssigkeit  in  4  gefüllte  Fla- 
schen vertheilt  wurde,  und  man  diese  in  dasselbe 
Wasserbad  stellte,  bis  sie  auf  -f-  '00^  erhitzt 
waren,  über  Quieekstlber  umkehrte,  dann  aus  2 
derselben  einen  Theil  der  Masse  durch  gewöhn- 
liche Luft  austrieb,  in  den  beiden  anderen  aber 
durch  Luft,  die  durch  ein  glühendes  Rohr  zu- 
strömte, die  Flaschen  hierauf  luftdicht  verkorkte 
und  sieh  selbst  überliess,  die  Weingährung  in  den 
2  ersterea  Flaschen  entstand,  so  dass  sie  zer- 
sprangen ,  aber  nicht  in  den  beiden  anderen ,  die 
nach  6  Wochen  ganz  Waren. 

Diese  Untersuchung  hat  keinen  Werth  für  die 
Hypothese,  zu  deren  Beweis  sie  angestellt  worden 
ist;  1)  weil  die  Wirkung  der  Hefe  bei  -^100^ 
zerstört  wird,  aber  ungleich  schnell,  unter  noch 
nicht  ausgemittelten  Umständen ,  und  2) ,  voraus- 
gesetzt ,  dass  4"  100^  sie  nicht  zerstört ,  so  ist 
nach  der  Theorie,  die  bewiesen  werden  soll,  die 
Pflanze  übrig  mit  Samen  und  AUem,  und  es  ist 
kein  Grund  vorhanden,  weshalb  eine  unbemerk- 
bare Zugabe  von  den  letzteren  ans  der  Luft  die 
Weingährung  in  dem  eiuen  Flaschenpaare  bewir- 
ken sollte ,  während  sie  in  dem  anderen  nicht  er- 
folgt. Die  richtige  Erklärung  scheint  mir  die  zu 
Berxelius  Jahres-Berichl  XVHI.  27     ' 


402 


sein ,  dass ,  wenn  die  katalytiflehe  Kraft  der  Hefe 
durch  die  Hitze  des  Wftsseil>ades  zerstört  vror4ea 
ist 9  die  Gährang  ausbleibt,  welcbe  Art  von  Luft 
au4;h  zugelassen  nvird.  Aucb  erkennt  S^bwann 
an  9  dass  er  bei  einem  anderen  Versuch  ein  damit 
fibereinstimmendes  Resultat  erhalten  habe^  aber 
er  sah  als  Hauptversneh  den  an,  welcher  die  vor- 
gefasste  Theorie  bewies. 

Aehnliche  Versuche,  mit  ganz  gleichen  Schluss- 
folgeritngen  in  Rücksicht  auf  die  Natur  der  H^fe, 
sindvon  Caguiard  delaTonr*)  angestellt  wor- 
den. Dieser  hat  sich  femer  überzeugt,  dass  die  Kraft 
der  Hefe  nicht  durch  Kälte  zerstört  wird,  selbst 
nicht  durch  die,  welche  bei  der  Verdunstung 
der  festen  Kohlensaure  entsteht.**) 

K  fi  t  z  i  n  g  ***)  hat  mit  der  Hefe,  der  Essigmutter 
und  den  Schimmelhildungen  in  einer  Menge  von 
Flüssigkeiten,  diie  sowohl  unorganische  als  auch 
organische  Stoffe  enthalten,  einerlei  Untersuchung 
angestellt.  Er  hat  abgezeichnet,  was  er  gesehen 
hat,  die  Veränderungen  der  Hefe  von  Anfang  an 
bis  zum  anfangenden  Schimmeln  verfolgt,  und 
diese  Veränderungen  als  einen  fortgehenden  Vege* 
tationsprocess  betrachtet.  „Es  rersteht  sich  von 
selbst,  sagt  er,  dass  die  Chemie  nun  die  Hefe 
aus  ihren  chemischen  Verbindungen  ausstreichen 
muss,  weil  es  keine  ehemische  Verbindung  ist, 
sondern  ein  organischer  Körper,  ein  Organismus.^' 

Ich  halte  die  blosse  Hinweisung  auf  Kützing's 
Arbeit  für  hinreichend,  sie  mag  als  microscopische 


*)  L'Institut,  M  185,  p.  389. 
")  L'Institttt,  Jlf  199,  p.  73.  ' 
**')  Journ.  für  praet.  Chemie ,  XI,  385. 


403 


Forschnng  fiber  Terschiedeoe  niedere  vegetabili- 
sche BUdangen  ihre  Y e^ienste  haben  9  und  ich 
iibergehe  «eine  Philosophie  über  Organbches  und 
Unorganisches  ^  die  philosophischen  Ansichten  an- 
gehört ^  welche  schon  längst  aufgehört  haben,  auf 
die  gründlichere  Bearbeitung  der  Naturwissenschaf- 
ten  einen  schädlichen  Einfluss  auszuüben. 

Ich  habe  im  Yorhergehenden ,  S.  338^  Mni-  Branntwein. 
der^s  wichtige  Untersuchung  über  die  Zusam-  ^npuseiöl.* 
mensetznng  des  Fuselöls  aus  einem  eigenthnm- 
lichen  Oel  und  oenanthsaurem  Aethyloxyd  ange- 
führt. M  ul  d  e  r  *)  hat  auch  den  Gehalt  an  Fuselöl 
des  Kombranntweins  und  des  Branntweins  ans 
Wein  untersucht.  Der  erste  enthält  nach  seinen 
Yersuchen  auf  1000  Thcile  0,042  Th.  Fuselöl, 
die  Yon  0,0S8  freier  Oenanthsäure^  0,009  oenanth- 
saurem Aethyloxyd  und  0,005  Kornöl  ausgemacht 
werden«  Der  letztere  enthält  0,018  Fuselöl,  be- 
stehend aus  0,011  Oenanthsäure  und  0,007  ihrer 
Yerbindung  mit  Aethyloxyd. 

Meuter**),  hat  eine  Lösung  von  1  Th.  sal- 
peterisaurem  Silberoxyd  in  9  Th.  Wasser  als  ein 
empfindliches  Reagens  für  Fuselöl  in  Alkohol  und 
Spiritus  angegeben.  Es  werden  davon  einige 
Tropfen  in  eine  abgenommene  Probe  des  Spiritus 
getropft.  Nach  einer  Weile  wird  dieser  entweder 
nur  rothbraun  gefärbt,  oder  er  gibt  damit  einen 
rothbraunen  Niederschlag,  je  nach  dem  grösseren 
oder  germgeren  Gehalt  an  Fuselö^.  Es  versteht 
sich,  dass  in  dem  Spiritus  nach  der  Destillation 
nichts  aufgelöst  worden   sein  darf.      Selten  findet 


*)  Poggend.  Ann.  XLl,  359. 
'*)  Pli«nn«c.  CentralbUtt,  1837  ,  S.  92. 


27* 


404 

man  einen  Alkohol,  der  davon  eo  frei  ist,  dass 
er  nicht  von  diesem  Reagens  afficirt  vvürde«  Es 
isl  nicht  angegeben  worden ,  ob  er  Tor  Licht  ge- 
schätzt werden  soU^  oder  nicht,  ' —  Bei  Ver« 
suchen  9  die  ich  hiermit  angestellt  habe^  hat  es 
sich  gezeigt  9  dass  es  ein  weniger  empfindliches 
Reagens  ist,  als  der  Geruch»  Ein  Tropfen  Fu- 
selöl In  1^2  Unzen  Alkohol  aufgelöst,  gab  erst  nach 
mehreren  Stunden  einen  sichtbaren  Niedersehli^. 
Wasflcrfireier  Liebig*)  hat  das  Verhalten  des  wasserfireien 
m^hol  mit  ^iisobols  zu  Kalium  und  Natrium  untersucht.    Sie 

Kaliiiiii  und 

Natrium,  entwickeln  darin  mit  Heftigkeit  Wasserstoffgas, 
weshalb  das  Gemisch  abgekühlt  werden  muss,  und 
am  Ende  krystallisirt  daraus  eine  Verbindung  von 
Aethyloxyd  mit  wasserfreiem  Kali  oder  Natron  in 
blättrigen  Krystallen,  die  insbesondere  Ton  Natron 
grossblättrig  erhalten  werden«  Diese  Krystalle 
können  im  luftleeren  Rantee  getrocknet  werden 
•  und  sie  vertraj^en  dann  eine  Teniperatur  Ton  -)-8(F, 
ohne  etwas  Flüchtiges  abzugeben.  Werden  sie  in 
wenig  Wasser  aufgelöst,  so  bekommt  man  bei  der 
Destillation  Alkohol  und  das  Hydrat  des  Alkali's 
bleibt  zurück. 

Low  ig**}  welcher  ebenfalls  dieselben  Kry- 
stalle untersuchte,  fand,  dass  sie  in  der  Luft  gelb 
werden  und  dann  auf  Kosten  der  Luft  gebildetes 
essigsaures  Kali  enthalten  ***).  ^ 

Diese  Reaction  zwischen  Kalium  und  Alkohol 


*)  Ann.  der  Pbarmac.  XXIII,  3)2. 

")  Poggcnd.  Ann.  XLII,  399. 

*)  Im  Jahresbericlite  1837 ,  S.  ^96»  erwähnte  icli  einer 
analogen  Unteraucliung  Ton  Guerin-Vary,  welcher  das 
Aethyloxydhali  lur  Kalibydrat  hielt,  aber  die  Einwirkung 
des  Metalls  fortsetst^,    bis  es  auf  horte,  .Wasserstoffgas  su 


405 


.  gibt  Tollkommeii  das  Resaltat,  welches  voa  der 
Ansicht,'  dass  der  Alkohol  das  Hydrat  vom  Ae- 
fhyloxyd  sei,  Toransgesetzt  wird,  und  wurde 
ganz  entscheidend  sein ,  wenn  nicht  die  ehemi- 
schen Eigenschaften  dagegen  sprächen.  Es  ist 
jedoch,  klar,  dass,  wenn  kein  Oxyd  aas  C^II^^4*^ 
existirt  oder  sich  mit  Kali  Tcrbinden  lässt,  2  Atome 
WasserstoflF!  weggehen  i^nd  C^H^^O  sich  mit  dem 
Alkali  Tcrbindet^  vnd  die  eine  Ansicht  ,Yon  der 
Zasanimensetznng  des  Alkohols  erklärt  also  das 
Factische,  wenn  nicht  gleich  einfach,  doch  we- 
ni^tens  eblen  so  annehmbar,  wie  die  andere.  — 
Es  gibt  eine  Ansicht,  nach  welcher  die  Eigen- 
schaften, des  Alkohols  nicht  als  ein  Hinderniss 
für  die  Annahme  seiner  Hydrat -Matur  betrachtet 
werden  könnten,  sie  ist  von  Couerbe  aufgestellt 
worden,  dass  nämlich  d^Aether,  so  wie  wir  ihn 
in  isolirtcm  Zustande  kennen,  und  das  Aethyloxyd, 
so  wie  es  in  Verbindungen  enthalten  ist,  zwei 
isomerlsche,  den  Eigenschaften  nach  verschiedene 
Körper  seien^  so  dass  also  von  den  Eigenschaften 
des  letzteren  die  des  Alkohols  abhängig  wären. 
Aber  diese  Yermnthung  hält  keine  eigentlich  stren- 
gere Prüfung  aus.  Die  Yerbiodungen  der  Säuren 
mit  Aethyloxyd  haben  ganz  dentlieh  den  Character 
von  Aether,  und  nicht  von  Alkohol,  nnd  der  AI« 


entwiclieln.  Von  der  mit  Wasser  Terdünnten  Flüssigkeit  er- 
hielt er  durcli  Destillation  eine  flüchtige^  und  eine  weniger 
flttclitige  Flüssigkeit.  Aus  seinen  Versuchen  mit  der  erste- 
ren  ist  es  ganz  deutlich ,  dass-  sie  nichts  anderes  als  Alko- 
hol gewesen  ist,  verunreinigt  mit  der  letzteren,  die  er  nicht 
untersuchte.  Ks  ist  jedoch  diese,  welche  vorzugsweise  un- 
tersucht zu  werden  verdient,  und  auf  welche  ich  hiermit 
aufmerksam  machen  will. 


/ 
( 


\ 


406 


kokol  Terbindet  sieb  mit  wasserfreien  Salzen  nnd 
bisweilen  mit  wasserfreien  Basen,  wovon  sogleich 
ein  Beispiel, angefubrt  werden  soll,  bei  welcheni 
es  weniger  wabrscheiiilich  wäre  anzunehmen ,  dass 
z.  B.  Chlorcalcium  mit  einer  gewissen  Anzahl 
Ton  Atomen  Ton  Aethyloxydhydrat  Krystalle  gebe, 
oder  auszadriiclten ,  dass  Baryterde  und  Kalkerde 
sich  mit  Aethyloxydhydrat  und  Methyloxydhydrat 
verbinden,  während  es  viel  wahrscheinlicher  Ist, 
den  Weinalkohol  und  Holzalkohol  als  eigen- 
thumliche  oi^nische  Oxyde  zu  betrachten,  die  in 
diesen  Verbindungen  ganz  in  derselben  Rolle  auf- 
treten, wie  das  Oxyd  von  dem  einfachen  Radical 
Wasserstoff.  Wenn  man  bei  der  Beurtheilüng 
solcher  Verhältnisse  von  einem  zu  nahe  liegenden 
Gesichtspunkte  ausgeht,  so  kann  man  leicht  irrcf 
.gefiihrt  werden  ^urch  gewisse  einzelne  Umstände, 
die  sehr  wohl,  mit  dem  Urtheil ,  zu  welchem  man 
gefuhrt  zu  sein  glaubt ,  iibereinstimmen ,  welches 
aber  durch  eine  umfassendere  Ansicht  bestritten 
werden  kann«  Mir  scheint  es  immer  am  wahr- 
scheinlichsten zu  sein,  dass  die  Umsetzungen  des 
Alkohols  zu  Aethyloxyd  und  zurück  zu  Alkohol, 
die  des  Aldehyds  zu  unteracctyliger  Säure  nnd  zu- 
rück zu  Aldehyd,'  u.  s*  w.  vollkommen  zu  derselben 
Klasse  von  Erscheinungen  gehören,  wie  die  Um- 
setzung der  wasserhaltigen  Cyansäure  in  Cyanur- 
säure  und  wiederum  zurück,  die  des  Rohrzuckers, 
in  Traubenzucker,  ein  Verbältniss,  welclies  in 
der  organischen  Chemie  gewiss  viel  allgemeiner 
ist,  als  man  bis  jetzt  zu  vermntfaen  Grund  hatte. 
Lieb  ig*)  hat  die  interessante  Thatsache  be- 


*)  Annal.  der  Phannao.  XXIK,  34. 


/  • 


407 

uerlct,  da»8,  wenn  man  zur  Bereitung  von  was^ 
0erfreiem  Alkohol  ivasserfreie  Kalkerde  anwendet;^ 
eine  Ton  d^r  angewandten  Quantität  der  letzteren 
abhängige  Menge  Ton  Alkohol  mit  Kalkerde  ver- 
bunden zurückbleibt,  die  selbst  nicht  bei  -f*'30^ 
ausgetrieben  werden  kann,  aber  sogleich  erhalten 
wird«  wenn  man  die  Kalkerde  mit  Wasser  in 
Hydrat  verwandelt,  worauf  dann  Alkohol  bei  der 
Destillation  übergeht.  Dieser  Umstand  zeigt,  dass 
die  Kalkerde  zur  Bereitung  von  wasserfreiem  Al- 
kohol nicht  mit  demselben  Yortheil  anwendbar  Ist^ 
wie  Chlorcalcium. 

Im  Zusammenhang  hiermit  ist  zu  erwähnen,  Aether.  ^ 
dass  nach  Lövvig's*)  Beobachtung  das  Aethyl- 
chlorür  durch  Kalium  ohne  Entwickelung  von 
Wasserstoffgas  und  unter  Bildung  von  Chlorkalium 
zersetzt  wird.  Dieses  interessante  Factum  scheint 
e|  nicht  weiter  verfolgt  zu  haben ,  ungeachtet  da- 
bei die  Hervorbringung  von  Aethyl  in  isolirtem 
Zustande  so  nahe  liegt. 

Eine  vortreffliche  Untersuchung:  über  das  zwei-  Schwefelsau- 
fach  schwefelsaure  Aethyloxyd  und  seine  Verbin- '**^5**y!®*y* 

«i         ^  und  seine 

düngen  mit  Salzbasen  ist  von  Marchand**)  aus-  Doppelsalze, 
gefuhrt  worden. 

Wenn  schwefelsaure  Aethyloxyd  -  Baryterde, 
in  Wasser  aufgelöst ,  so  genau  wie  möglich  mit 
Schwefelsäure  ausgefällt,  filtrirt  und  im  luftleeren 
Raum  über  Ghlorpalcium ,  welches  nicht  absolut 
wasserfrei  ist,  verdunstet  wird,  so  kann  man  die 
Flüssigkeit  Iqicht  bis   zu    einem  specif.   Gewicht 

\ 

-)  Poggend.  Ann.  XLU,  404. 
")  I'oggeBd.  Ann.  XLI,  595. 


408 

▼OB  1^317  bei  -}- 17^  concenlriren.  Sie  besteht  damft 

nacb  Marchand' 8  Analyse   aus   jJ^q'^^^H"^^* 

Ihre  D4>p'pel8alze  erhalt  man,  entweder  durcli 
Sättigung  mit  Metallen,  wofern  diese  das  Wasser 
zersetzen,  oder  mit  reinen  Basen,  oder  deren  Car- 
bonaten ,  oder  deren  Hydraten ,  oder  auf  die  ge- 
wöhnliche Weise  durch  Zersetzung  des  Barytsalzes 
mit  schwefelsauren  Salzen«  Diese  Salze  enthal- 
ten mehrentheils  Kryställwasser;  gewisse  verlieren 
es  leicht  in  gelinder  Wärme,  andere  halten  es 
hartnäckig  zurück ,  und  noch  andere  Verlieren  es 
portionenweise,  theils  durch  Wärme,  theils  durch 
Fatiscirung  in  luftleerem  Räume ,  theils  diirch 
Behandlung  mit  Alkohol.  Alle  haben  die  bereits 
bekannte  Zusammensetzung. 

Das  Kalisalz  ist  wasserfrei,  wird  bei  -^il^ 
in  0,8  seines  Gewichts  Wasser  aufgelöst.  Wenje 
über  -|-  100^  wird  es  zersetzt,  ohne  vorher  za 
schmelzen,  und  gibt  Weinöl,  schweflige  Säure, 
und  brennbare  Gase. 

Das  Natronsah  scliiesst  schwierig  an,  weil  es 
so  leicht  löslich  ist  und  in  feuchter  Luft  zerfliesst. 
Die  Krystalle  enthalten  2  Atome  Wasser.  iOO 
Theile  Wasser  lösen  bei  -{- 17^  eine  Menge  auf, 
die  165  Theilen  wasserfreien  Salzes  entspricht. 
Es  schmilzt  bei  -{-  80^  und-  verliert  allmälig  sein 
Wasser ,  worauf  es  fest  wird.  Bei  -|- 108°  zer- 
setzt  es  sich  ohne  wieder  zu  schmelzen.^  Wird 
das  wasserfreie  Salz  bis  zur  Sättigung  in  kochen» 
dem  Alkohol  aufgelöst,  so  schiesst  beim  Erkalten 
eine  Verbindung  des  Sakcs  mit  Alkohol  an ,  an- 
statt iilit  Krystallwasser.  Aus  der  Mutterlauge 
wird  durch  Zumischung  'von  Aether  dieselbe  yci> 


409 


bindnng  In  Gestalt  eines  kfystalltiitschen  Pulvers 
gefallt.  Behandelt  man  darauf  dieses  Polver  mil 
Aether,  so  zieht  dieser  Alkohol  ans  und  lässt  was- 
serfreies Sialz  zurück. 

Das  Ammoniaksah  krystallisirt  ohne  Wasser 
in  klaren  Krystallen,  aber  es  zerfliesst  an  der 
Luft.  Die  Krystalle  sind  wasserfrei  und  bestehen 
aus  i  AtQm  sehwefelsaurem  Ammoniumoxyd  und 
1  Atom  sehwefelsaurem  Aethyloxyd.  Sie  schmel- 
zen bei  -{-tiO^  und  yerlieren  bis  zu  -f*A08^  nichts 
an  Gewicht,  dann  beginnt  die  Zersetzung^  unter 
den  Zersetzungsprodueten  befindet  sich  auch  Blau- 
säure. Das  Salz  ist  in  Alkohol  ^  Aether  und 
Wasser  leichtlöslich  und  schiesst  daraus  nuTeran- 
dert  an.- 

Mit  dem  Kalisalz  bildet  es  ein  Doppelsalz, 
welches  durch  Vermischung  der  Salze  und  frei- 
Villige  Verdunstung  krystallisirt  erhalten  wirdj 
es  besteht  atis  1  Atom  Ammoniumoxydsalz  und  2 
Atomen  Kalisalz  ohne  Wasser. 

Das  lithiofisah  kann  nicht  in  der  Wärme'  zur 
Krystallisirung  concentrirt  werden ,  sondern  wird, 
dabei  zersetzt.  Im  luftleeren  Raum  schiesst  es  in 
grossen,  wasserklaren  Krystallen  an,  die  2  Atome 
Wasser  enthalten  und  in  der  Luft  sehr  schnell 
zerfliessen.  Es  ist  leichtlöslich  in  Alkohol,  un- 
löslich in  Aether.  Im  luftleeren  Raum  Tcrliert 
es  sein  Krystallwasser  ganz. 

Das  Barytsah  enthält,  wie  bekannt,  2  Atome 
Wasser.  Bei  +  17^  lösen  100  Theile  Wasser 
108,5  Theile  wasserfreies  Salz  auf.  Kalter  was- 
serfreier Alkohol  löst  nichts  davon  auf.  Kochen- 
der zieht  das  eine  Wasseratom  aus.  Im  lufdee- 
ren  Raum  wird  es  wasserfrei ,   so  wie  auch  in 


410 


wasserfreier  Luft  bei  +  SO»  hh  +.55^  Bei 
-|-  HO^  wird  es  zersetzt. 

Das  Strontiansah  sciuesst  in  grossen,  Maren 
Krysfallen  wasserfrei  an«  Es  verträgt  nicht  obne 
Zersetzung  die  Verdunstung  in  der  Wärme.  In 
Wasser  ist  es  sehr  leichtlöslich,  in  Alkohol  un- 
löslich. 

Das  Kalksah  schiesst  in  Schuppen  an,  die 
dem  chlorsauren  Kali  gleichen  und  aus  langen 
4  und  Gseitigen  Blättern  beistehen.  Sie  sind  durch- 
scheinend, farblds,  Yon  der  Härte  des  Gypses, 
und  lassen  sich  leicht  in  dünnere  Blätter  spalten^ 
die  Dnrchgangsfläche  hat  Perlmutterglanz.'  Sie 
enthalten  2  Atome  Wasser,  welche  sie  im  luft- 
leeren Raum  über  Schwefelsäure  verlieren.  Einer 
höheren  Temperatur  ausgesetzt,  yeilieren  sie  bei 
<-f-  80^  ihr  Krystallwasser  und  erleiden  darauf  nicht 
eher  eine  Veränderung  als  bei  -f^  ÜO^?  ^o  dannT 
erst  reiner  Aether  übergeht ,  darauf  Weinöl  und 
schweflige  Säure  und,  wenn  die  Hitze  nicht 
übertrieben  wird,  so  bleibt  Von  Kohle  freie  schwe- 
felsaure Kaiherde  zurück.  Das  Kalksalz  ist  so 
leicht  löslich ,  dass  es  sich  bei  -f*  8^  ii^  glelehen 
TheUen  Wasser  auflöst.  Bei  +  i7o  lösen  100 
TheUe  Wassers  iM,7,  bei  +  30^  bis  zu  158  TheUe 
auf,  und  bei  -{- 100^  wird  das  Salz  fast  nach 
allen  Verhältnissen  aufgelöst.  Alkohol  zieht  zi|- 
erst  Krystallwasser  daraus  aus  und  löst  es  dann 
auf,  aber  weniger  leicht  als  Wasser.  Aether 
fallt  es  aus  der  Alkohollösung.  In  der  Luft  ver- 
ändert sich  das  Salz  nicht.  Bei  der  Destillation 
mit  Essigsäure  und  Ameisensäure  liefert  es  die 
Aethyloxydverbindungen  dieser  Säuren,  aber  nidtt 
mit  Oxalsäure  öder  Bemsteinsäure. 


411 


Mit  dem  Natransah  bildet  es  ein  Doppebahf 
welches  in  seideglanzendea  Nadela  anschiesst. 

Das  Talkerdesah  scLiesst  in  quadratischen  Ta- 
feln und  4seitigen  Prisn^en  an,  die  4  Atome  Was« 
ser  enthalten  und  in  der  Luft  verwittern.  Es  ist 
leicht  löslich  in  Wasser  und  unlöslich  in  Alkohol 
und  Aether«  Alkohol  zieht  heim  Kochen  Krystall- 
Wasser  aus*  Das  Salz  behält  sein  Wasser  bei 
-f-  600  bis  700.  Bei  -f  80o  und  im  luftleeren  Raum 
Tcrliert  es  2  Atome  Wasser.  Bei  -f*  ^^  ^^^ 
mehrwöchiger  Yerweilung  im  luftleeren  Raum 
über  Schwefelsäure  verliert  es  auch  die  übrigen 
2  Atpme. 

Das  Thonerdesah  trocknet  im  luftleeren  Raum 
über  Schwefelsäure  zu  einer  gummiähnlichen  Masse 
ein  mit  unbedeutenden  Spuren  von  Krystallisation. 
Es  zerflicjsst  in  der  Luft  uüd  löst  sich  leicht  in 
Alkohol«  Die  octaedrischen  Krystalle,  worin  es 
anschiessen  soll,  scheinen  Kali-  oder  Ammoniak-, 
Alaun  gewesen  zu  sein« 

Das  Manganoxydulsah  sehiesst  in  röthlichen 
Tafeln  an ,  die  4  Atome  Krystallwasser  enthalten, 
die  es  mit  grosser  Hartnäckigkeit  zurückhält.  Es 
löst  sich  leicht  in  Wasser  und  Alkohol,  aber  nicht 
in  Aether. 

Das  Eisenoxyduhah  wird  am  besten  erhalten, 
wenn  man  Eisenspäne  unter  Gasentwickelung  in 
der  Säure  auflöst.  Aus  einer  concentrirten  Lö- 
sung schiesst  es  in  grünlichen,  vierseitigen  Pris- 
men an ,  die  Krystallwasser  enthalten ,  es  löst  sich 
leicht  in  Wasser  und  Alkohol,  aber  nicht  in  Aether. 
In  der  Luft  wird  es  leicht  oxydirt. 

Das  Eisenoxydsalz  schiesst  schwierig  in  gelben 


412 


Tafeln  an  9  die  in  der  Lnft  zerfliessen ,  sieb  leicht 
in  Wasser  lösen  nnd  in  der  Luft  zersetzt  werden* 

Das  Kupferoxydsalz  Isrystallisirt .  in  grossen, 
blauen  9  Sseitigen^  in  der  Luft  unTeränderlichen 
Tafeln,  die  4  Atome  Krystallwasser  enthalten, 
welche  sie  weder  im  luftleeren  Raum  über  Schwe- 
felsäure noch  bei  -{- 100^  verlieren ,  sondern  sie 
fangen  damit  zugleich  an  zersetzt  zu  werden^  Ei- 
nige Grade  über  -{-100^  geht  das  Wasser  weg, 
aber  nicht  eher,  als  bis  damit  Weinöl  und  andere 
Zersetzungsprodncte  hervorgebracht  werden.  Es 
ist  leichtlöslich  in  Wasser  und  Alkohol ,  ans  letz- 
terem wird  es  durch  Aether  gefallt.  Mit  Am- 
moniak hat  es  keine  krystalUsirende  Verbindung 
gegeben. 

Das  Kobaltsah  schiesst  in  grossen,  dnnkel- 
rothen ,'  an  der  Luft  unveränderlichen  Krystallen 
an,  die  2  Atome  Krystallwasser  enthalten.  Es 
ist  leichtlöslich  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich 
in  Aether.  Bei  -{-  949  verliert  es  sein  Wasser. 
Es  gibt  kein  Doppelsalz  mit  dem  Kalisalze. 

Das  Niekelsah  krystallisirt  in  kömigen,  grü- 
nen Krystallen,  die  2  Atome  Krystallwasser  ent- 
halten. Gegen  Wärme,  Wasser  und  Alkohol  ver- 
hält es  sich  wie  das  vorhergehende. 

Das  Zinksah  schiesst  in  gros'sen,  wasserkla- 
ren Tafeln  an,  die  2  Atome  Wasser  enthalten, 
welches  sie  zwischen  +  50^  und  -{-  60^  so  wie 
auch  im  luftleeren  Räume  verlieren.  Es  ist  leicht- 
löslich in  Wasser  und  Alkohol ,  unlöslich  in  Ae- 
ther, w^ird  im  luftteeren  Raum  über  Schwefelsäure 
allmälig  zerstört  mit  Entwickeln ng  von  Aether  und 
Weinöl  und  Zurücklassung  von  Schwefelsäure  und 


413 

sehwefelsantem   Zinkoxyd.      Es   kann  mit   Basis 
nicht  übersättigt  werden. 

Mit  dem  Ammoniaksalz  bildet  es  ein  Doppelsalz. 

DdiS  Cadmiumsalz  schiesst  in  langen^  wasser- 
klaren  Prismen  an,  die  2  Atome  Wasser  enthal- 
ten,  welche  es  Im  luftleeren  Raum  yerliert^  ohne 
zersetzt  zu  werden.  Es  löst  sich  leicht  in  Wasser 
und  Alkohol. 

Das  Vranoxyduhak  schiesst  im  luftleeren 
Räume  in  einer  grüngelben  blumenkohlähnlichen 
Masse  an,  die  Krystallwasser  enthält.  Es  zer« 
fliesst  in  der  Luft,  löst  sich  wenig  in.  Alkohol, 
nicht  in  Aetherl    Zersetzt  sich  leicht  durch  Kochen. 

Das  Uranoxydsalz  trocknet  zu  einer  gelben 
Salzmasse  ein ,  die  zwischen  -{-  60^  und  70^  zu- 
erst  Wasser  ausgibt  und  dann  zersetzt  wird,  an 
der  Luft  Feuchtigkeit  anzieht ,  und  Isich  schwie- 
rig in  Alkohol,  nicht  in  Aether  auflöst. 

Das  Bleioxydsalt  wird  neutral  erhalten,  wenn 
man  kohlensaures  Bleioxyd  in  der  Säure  auflöst^ 
es  schiesst  in  grossen,  wasserklaren  Tafeln  an, 
die  2  Atome  Krystallwasser  enthalten ,  welche  es 
im  luftleeren  Raum  über  Schwefelsäure  veriiert. 
Bei -{-80^  gibt  es  Wasser,  vermischt  mit  Zer- 
setznngsprodncten.  Bei  rasch  vermehrter  Hitze 
der  trocknen  Destillation  unterworfen,  gibt  es  sehr 
viel  WeinöL  wiewohl  vermischt  mit  Alkohol.  Es 
löst  sich  leicht  in  Wasser  und  Alkohol,  nicht  in 
Aether.  Bei  gewöhnlicher  Lufttemperatur  zersetzt 
es  sich  allmälig.  Nach  Vs  Jahr  findet  sieh,  selbst 
in  luftdicht  verschlossenen  Gefässen,  kein  in  Was- 
ser lösliches  Salz  mehr,  dabei  ist  viel  Aether /rei 
geworden,  aber  wenig  oder  kein  Weinöl  gebildet. 
Wird  die  Lösung  des  Salzes  mit  frisch  gefälltem 


414 


ScIiVrefelblei  behuidelt,  so  bekommt  maio  eine 
Mertaptanverblnduag« 

Das  basische  BUisalz  wird  erhallen,  wenn 
man  die  Säure  oder  eine  Losung  des  yorberge- 
benden  Salzes  mit  so  rlel  Bleioxyd  sättigt,  «Is 
ed  aufzulösen  vermag.  Es  trocknet  zu  einer  festen^ 
zusammenhängenden,  wasserfreien  Masse  ew,  ohne 
Spur  von  krystallini^cher  Textur.  Bisweilen  wird 
seine  Auflösung  braun ,  was  mit  Blntlaugenkoble 
weggenommen  werden  kann.  Die  Auflösung  rea- 
girt  weder  sauer  noch  alkalisch.  Die  Kohlensäure 
der  Luft,  oder  ein  eingeleiteter  Strom  von  Koh- 
lensäuregas verwandelt  es,  unter  Bildung  von  hob«* 
lensaurcm  Bleioxyd,  in  neutrales  Salz.    Es  besteht 

aus  l^b^S-f-i^o^^^'  ^"^  enthält  also  doppelt  so 
viel  Bleioxyd,  wie  das  neutrale.  Es  kann  auf- 
bewahrt werden,  wie  lange  man  will,  nur  muss 
es  gegen  Kohlensäure  geschützt  werden.  Bei  der 
trocknen  Destillation  liefert  es  mehr  Weinöl  als 
irgend  ein  anderes  von  diesen  Salzen,  und  lässt 
neutrales  schwefelsaures  Bleioxyd  zurück^ 

Das  Queeksilberoxydsalz  bildet  eine  gelbliche, 
wasserhaltige  Salzmasse,  die  in  der  Luft  zerfliesst, 
aber  unter  der  Evaporationsglocke  krystalllsirt  er- 
balten werden  kann.  Es  ist  leichtlöslich  in  Alko- 
hol und  wird  bei  der  Aufbewahrung  bald  zersetzt. 

Das  Silberoxydsalz  schiesst  in  kleinen ,  glän- 
zenden Schuppen  an ,  die  2  Atome  Krystallwasser 
enthalten,  welche  es  im  luftleeren  Räume  nicht 
verliert  und  in  der  Wärme  erst  bei  anfangender  Zer- 
aetzung.  In  Wasser  und  Alkohol  ist  es  leichtlöslich. 

In  Rücksicht  auf  die  Betrachtungsweise  der  Zn- 
sammensetzung dieser  Salze,  so  zieht  Marchand 
die  ältere  Ansicht  vor,  dass  nämlich  die  Schwe- 


e 


'  i 


415 

febaare  und  das  Aefhyloxyd  geim^iasciiafllicli  d!e 
Säure  ansmaclieii,  die  dann  in  ibren  neutralen 
Verbindungen  7  Mal  so  viel  Sauerstoff  entbält^ 
als  die  Base.  Diese  Ansiebt  gründet  er  auf  das 
basisebe  Bleisalz  und  auf  die  erbaltenen  Doppel- 
salze. Inzwiscben  kann  dagegen  erinnert  werden, 
dass  solche  Salze,  gewcjbnlicb  Trtpelsalze  oder 
doppelte  Doppelsalze  genannt,  bereits  von  anderen 
Sauren  bebannt  sind,  wo  eine  solche  Ansiebt  nicbt 
veranlasst,  sie  als  einfache  Doppelsalze  anzuscben, 
und  dass  Verbindungen  von  einem  neutralen  Salz 
ton  einer  Basis  mit  einem  basiseben  Salz  von  ei-  , 
ner  anderen  Basis  aucb  nicbt  nngewöbnlicb  sind, 
woTon  z;B.  die  Verbindungen  der  Kieselsäure  so 
viele. Beispiele  darbieten. 

Dumas  und  Peligot*)  baben  bobleusaures  Kohlensaures 
Aetbyloxyd-Kali  bervorgebracht.  Es  wird  erhal-  ^"^K^^" 
ten,  wenn  man  Kalibydrat,  frei  von  allem  über- 
scbnssigen  Wasser,  in  absolut  wasserfreiem  Al- 
bobol  auflösl  und  Koblensänregas  in  die  biinat- 
licb  abgekühlt  erhaltene  Lösung  leitet.  Wenn 
das  Gemisch  so  viel  Salz  abgesetzt  hat,  dass  es 
anfängt  sich  zu  verdicken,  mischt  man  ein  gleiches 
Volum  wasserfreien  Aether  hinzu,  wodurch  viel 
mehr  Salz  ausgefallt  wird.  Dann  wird  die  Flüs- 
sigkeit filtrirt,  das  Salz  mit  wasserfreiem  Aether 
gewasehen,  wodurch  alle  rückständige  Alkohol- 
lösnng  weggenommen  wird,  und  der  Rückstand 
mit  wasserfreiem  Alkohol,  in  kleinen  Portionen 
nach  einander,  gewaschen,  wobei  sich  das  in 
Frage  stehende  Salz  mit  Zurücklassung  von  koh- 
lensaurem  Kali,    auflöst.       Durch   Vermischung 


*)  Journ.  de  Gli.  Med.  Ue  Ser.  III,  ^75. 


416 


Aet&erarten 
iQit  Breni- 


der  I^sang  mit  Aether  wird  das  Sab  ansgefallt^ 
das  sogleich  abfiltrirt,  aasgepresst  und  im  laftlee^ 
ren  Ravm  getroclsnet  wird.  Es  bildet  perlmntter^ 
glSnzeode  Schuppen ,  ist  fettig  anzufühlen,  und 

besteht  aus  jfeC+i^o^®^-  Wasser  zersetzt  es  iso- 
gleich in  Alkohol  und  zweifach  kohlensaures  Kali. 
Der  geringste  Tropfen  Wasser,  den  man  zu  sei- 
ner Lösung  in  wasserfreiem  Alkohol  setzt,  bewirkt 
einen  Niederschlag  Ton  zweifach  kohlensaurem  Kali. 
Malagii  ti  *)  hat  das  brenzcitronensaure,  brenz- 
weinsaure  und  brenzschleimsaure  Aethyloxyd 
studirt. 

Diese  Aetherarten  ^erden  auf  die  Weise  er- 
halten, dass  man  die  Brenzsäuren  in  ihrem  dop- 
pelten Gewicht  concentrirten  Alkohols  auflöst, 
ihr  halbes  Gewicht  concentrirter  Salzsäure  zusetzt^ 
und  das  Gemisch  destillirt.  Das  Destillat  wird 
mehrere  Male  zurückgegossen  und  am  Endender 
Aether  durch  Wasser  aus  der  Spirituosen  Flüssig- 
keit in  der  Retorte  ausgefällt. 
Brenxcitronen-      Das  brenzcitronensaure  Aethyloxyd  ist  flüssig, 

"'*'oxY^^*^"'®'^®*^'**'S'     farbenlos,     riecht    calfnusähnlich, 

schmeckt  scharf  und  bitter,  hat  bei  -f-i8^,5  ein  specif. 
Gewicht  Ton  1,04 ,  kocht  bei  4*  WSfi  und  destil- 
lirt über ,  wobei  ab^r  ein  Theil  zersetzt  wird  ^ 
das  Destillat  wird  jedoch  durch  Waschen  r^in. 
Es  lasst  sich  nur  entzünden,'  wenn  es  warm  ist, 
und  ist  beinahe  unlöslich  in  Wasser,  welches 
jedoch  durch  lange  Einwirkung  die  Bestandtheile 
wieder  scheidet  in  wasserhaltige  Säure  und  Alko- 
hol. In  Alkohol  und  Aether  löst  es'  sich  nach 
allen  Verhältnissen.     Alkalien  entwickeJUi  Alko- 


•>  Ann.  de  Ch.  et  de  Phy«.  LXIV,  %n. 


417 

liol  \  Ammonials  verändert  es  nicht,  Chlorgas  anch 
nieht.  Schwefelsäure  löst  es  in  der  Kälte  9  Was- 
ser fällt  es  daraas.  In  der  Wärme  zersetzen  sie- 
sich  einander.  Salpetersäure  zersetzt  es  schwie- 
rig in  der  Wärme,  Salzsäure  weder  halt  noch 
beim  Kochen«     £s  ist'  zusammengesetzt  aus : 

Gefunden     Atome      Berechnet» 

Kohlenstoff    58,44         9        58,53 

Wasserstoff     7,66        14*        7,33 

Sauerstoff      33,90         4       .34,04. 
Oder  aus: 
i  Atom  Brenzcitroneasäure  =5C-(-  4H-|-30 
1  Atom  Aethyloxyd      .     .    =:4C-f  10H+  O  , 

=9C+14H+40 

DaB '(ren£ti;em5atire  Aethyloxyd  wird  auf  die-Qrenzweinsau- 
selheWeise  erhalten,  und  da  es  sich  Ton  dem  vor-  '^'oxyd/*  • 
hergehenden  nur  durch  i  Doppelatom  Wasserstoff 
in  der  Säyre  unterscheidet,  so  haben  sie  mit  ein- 
ander sowohl  in  Betreff  ihrer  physikalischen  'als 
auch  chemischen  Eigenschaften  eine  so  grosse 
Aehnlichkeit,  dass  sie  nur  schwierig  zu  unter- 
scheiden sind.  Von  den  bei  dem  vorhergehenden 
aufgezählten  Eigenschaften  sind  fnr  dieses  nur 
folgende  abweichend :  Das  specif.  Gewicht  =1,016 
bei  '\-\&^^^  Kochpunkt  -{-21&^.  Von  concen- 
trirter  Salzsäure  wird  es  in  der  Kälte  aufgelöst 
und  in  der  W^rme  untei^  Absetzung  von  Kohle 
zersetzt.  Von  Schwefelsäure  und  Salpetersäure 
wird  es  viel  leichter  als  das  vorhergehende  zer- 
setzt.     Es  ist  zosammengesetzt  aus : 

Gefunden     Atome      Bereelinet 

Kohleftstoff   57,43  9  57,81 

Wasserstoff    8,67  16  8,31 

Saaentoff      33,90  4  33,78. 

Benelius  Jahres-Bericbt  XYUI.  28 


418 

oder  aus : 
1  Atom  Brenz weinsäore     =5C+  6H-{*30 
1  Atom.  Aethyloxyd  =4c4-iOH+  0_ 

=i:9C+ieH+40. 

Breikzschleim-       Das   btenzschleimsaure  AethyloxyA    wird  auf 
^^^^oxfl,  ^dieselbe  Weise   erhalten:     Man  destiliirt  10  Tb. 
Brenzschleimsäure,   80  Th.    Alkohol   von   0,8i4 
und   5  Th.   concentrirter   Salzsäure,    bis   15  Th. 
übergegangen  sind,  die  in  die  Retorte  wieder  zu- 
'  riickgegossen   und    auFs  Nene    destiliirt  werden, 

was  noch  4  bis  5  Mal  wiederholt  werden  muss^ 
/d^s  letzte  Mal  setzt  man  die  Destillation  fort,  bis 
sich  die  Masse  zu  färben  anfängt.  Dann  mischt 
man  Wasser  hinzu,  wodurch  ein  ölartiges  Liqui- 
dum niederfällt,  das  bald  in  Krystallen  anschiesst^ 
die  mit  Wasser  wohl  ausgewaschen,  getrocknet 
und  mehrere  Male  umdestillirt  werden,  bis  sie  in 
der  Retorte  keinen  Rückstand  mehr  lassen.  So 
lange  der  Aether  noch  nicht  rein  Ist,  wird  immer 
ein  wenig  Wasser  entwickelt,  welches  sich  in 
den  Retortcnhals  setzt,  bevor  der  Aether  ins  Kochen 
kommt ^  dies  muss  dann  entfernt  werden,  bevor 
man  die  Destillation  beginnen  lässt. 

Diese  Aetherart  ist  fest.  Sie  krystalU^irt  in  4, 
6  bis  8seitigen ,  von  einem  Rhomboidafprisma  ab- 
stammenden Blättern,  ist  iarblos,  durchsichtig, 
fettig  anzufühlen,  riecht  dem  benzoesauren  Me- 
thyloxyd sehr  ähnlich  und  etwas  nach  Naph talin. 
'  Auf  der  Zunge  erregt  sie  das  Gefühl  von  Kälte, 
was  zu  einem  pikanten,  bitteren  Geschmack  über- 
gebt, der  hinten  im  Schlünde  einige  Aehnlichkeil 
mit  Anis  und  Gampher  hat.  Ihr  speeif.  Gewicht 
=  1,297  bei  +  20?.  Ihr  ErsUrrungspunct  =  -}-  340. 
Ihr   Kochpunkt    zwischen   -f  208^    und   -f-SlO^. 


419 


In  der  Kälte  lässt  sie  sich  tticht  entzünden.  Sie 
ist  beinaihe  unlöslich  in  Wasser,  leichtlöslich  in 
Alkohol  und  Aether,  ans  denen  sie  durch  Ver- 
dunstung hrystallisirt  erhalten  wird«  In  der  Luft 
Tcrandert  und  färbt  sie  sich  allmälig.  AUsalien 
und  alkalische  Erden  scheiden  Alkohol  daraus  ab. 
Ammoniak  wirkt  nicht  darauf.  '  Die  Einwirkung 
des  Chlors  wird  weiter  .  unten  erwähnt  werden. 
Schwefelsäure  und  Salzsäure  lösen  v  sie  in  der 
Kälte  unverändert  auf ,  beim  Erhitzen  zersetzen 
sie  dieselbe.  Von  Salpetersäure  wird  sie  zuerst 
flüssige  dann  aufgelöst  und  zersetzt.  Sie  ist  zu- 
sammengesetzt aus: 

Gcfanden     Atome    Berechnet. 

Kohlenstoff    60,96        14        60,45 

Wasserstoff     5,86        16  5,64 

Sauerstoff      33,88         6        33,91, 

oder  aus    . 

1  Atom  Brenzschleimsäure  =10C-f  6It-f.50 

I  Atom  Aethyloxyd  =  4C+10H+  O 

1  Atom  brenzschleimsaures 

Aethyloxyd      .     .     .     =14C+16H+60. 

Ihr  specif.  Gewicht  in  ^Gasform  ist  4,8590. 

Das  specif.  Gewicht  der  Brenzschleimsäure  in 

Gasform  wird  nach  folgender  Berechnung  erhalten : 

10  Volumen  Kohlengas  wiegen  =8,45280 
6  -  Wasserstoffgas  -  =0,4124 
5        •    Sauerstoffgas       -*      =5,5112 

Vci:dichtet  zu  2  Volumen     =11!?^  =7,1758. 

I  Volum  Brenzschleimsäure        •     •     =7,1758 
1  Volum  Aethyloxydgas   ....    1=  2,5809 
Verbunden  zu  2  Vol.  ohne  Verdichtung  =  9,7567. 
Hieraus  folgt,  dass   1  Volum  4,87835  wiegt, 

28  • 


420 

was  so  nahe 9  ab  man  erwarten  kann,   mit  dem 
Versaehe  übereinstimnit. 

Verfolgen  wir  diese  Berechnung  naeh  der  Me- 
thode^  die  ich  im  letzten  Jahresberichte,  S.ÜSS,  an- 
gab ,  so  folgt,  dass  in  1  Vol.  des  fiases  der  Säure 
enthalten  sind  ^y^,  Vol.  Sanerstoffgas  und  1  Vol. 
Radical ,  dessen  speeif .  Gewicht  dann  4,4202  ist 
und  welches  dann  aus  5C-{-3H  besteht,  und  dass 
die  Zusammensetznngsformel  der  Saure  =;:2C^JI^ 
-{-50  ist.  Ganz  so,  wie  die  Salpetersäure  oder 
Chlorsäure  =2R+50  ist. 

Wollen  wir  unsere  Betrachtungen  noch  weiter 
ausdehnen,  so  finden  wir  bei  diesen  Brenzsäuren 
eine  Reihe  von  Radicalen,  die  ganz  ähnlich  de* 
nen  sind,  welche  ich  bei  den  fetten  Säuren  be- 
zeichnet habe,  nämlich: 

Radical  für  die  Brenzschleimsäure  »und 

Brenzmeconsäure  =  C^H^ 
Brenzcitronensäure  =C^H^ 
Brenzweinsäure  =  G^H^ 
Camphersäure  rzC^H^ 

Valerianasäure  rnC^H^. 

Vielleicht  besteht  irafteh   die  Huminsäure  (Jah- 
resb.  1837,  S.  214,  Malaguti's  Ulminsäure)  ans 
2C5HS +50,  und  die  Phocensäure  ans  2G^H^+30. 
^dS* itb^'l''        L  a  s  8  a  i  g  n  e  *)  hat  das   talgsaure  Aethyloxyd 
oxydfl  mit    hervorgebracht.      Es   wird   erhalten ,    wenn  man 
fetten  Sauren.  £  Th.  Talgsäurc  in  4  Th.  Alkohol  von  0,83  auf- 
löst,   die  Lösung  mit  4  Th.    Schwefelsäure  ver- 
mischt ufid  damit  20  bis  25  Minuten  lang  kocht^ 
der   neue  Aether  schwimmt  dann  auf  der  Ober- 
fläche und  erstarrt  nach  dem  Erkalten.     Er  wird 


*)  Journ.  de  Gh.  Med.  j^de  Ser.  III,  188, 


421 


mehrere  Male  mit  kocbendem  Wasser  gescbiittelt^ 
bis  er  niclit  mehr  sauer  rcagirt.  Erstarrt  gleicht 
er  weissem  Wachs.  Gewöhnlich  besitzt  er  einen 
geringen  Geruch  nach  anhängendem  Aether«  Er 
schmilzt  'bei  -j-  27^  und  destillirt  bei  -f- 1^^^  gröss- 
tentheils  unzersetzt  über.  Aus  einer  in  der  Wärme 
gesättigten  Lösung  in  Alkohol  schiesst  er  in  sei- 
deglänzenden Nadeln  an^  wovon  die  Lösung  nach 
dem  Erkalten  gelatinös  ist.  Von  Aether  wird  er 
in  grosser  Menge  aufgelöst.,  Alkali  zersetzt  ihn 
nicht  beim  Kochen  in  der  Wasserlösung,  aber  in 
der  Alkohollösung  wird  er  sogleich  zersetzt,  in« 
dem  talgsaures  Kali  und  Alkohol  entstehen.  Selbst 
Wasser,  zu  seiner  Lösung  in  Alkohol  gesetzt, 
scheidet  eine  kleine  Portion  freier  Talgsäure  ab, 
die  aus  dem  Gemisch  anschiesst.  Er  besteht  aus 
12  Theilen  Aether  und  88  Theilen  Talgsäüre, 
entsprechend  1  Atom  -  Talgsäure  und  2  Atomen 
Aethyloxyd. 

Laurent*)  hat  auf  gleiche  Weise  elatdinsau^^ 
res  Aethyloxyd  dargestellt.  Es  ist  ölähnlich  und 
gelb,  wird  aber  durch  Behandlung  mit  Chlorcal- 
cinm  und  Umdestillirung  farblos.  Es  gleicht  einem 
Oel,  ist  geruchlos,  kocht  bei  -{-370^  und  destil- 
lirt unverändert  über,  hat  ein  specif.  Gewicht 
von  0,868  bei  -f  18(>,  ist  unlöslich  ^  in  Wasser, 
lost  sich  In  de^  8fachen  Yolummenge  Alkohols 
und  mischt  sich  mit  Aether  nach  allen  Verhältnis*- 
sen.  Es  brennt  wie  ein  fettes  Oel.  Wird  mit 
Wasser  nicht  durch  Kalihydrat  zersetzt,  aber  wohl 
in  der  Alkohollösung.  Von  conccntrirter  Schwe- 
felsäure wird  es  aufgelöst.    Es, besteht  aus: 


*)  Ann.  de  Gh.  et  de  Phys.  LXV,  294. 


422 


Gefunden     Atome      Bereclinet 

Kohlenstoff    77,18        39        77,32 
Wasserstoff    12,36        76        12,29 
Sauerstoff      10^46         4        10,39. 
Oder  ans: 
1  Atom  Aethyloxyd  .     .     .    =  4C+10II-f-   O 
1  Atom  Elaidinsäurc      .     .    =35C+e6H  +  30 
1  At.  elaidinsaures  Aethyloxyd = 39C  -|-76H  -f  40. 
Auf  gleiche  Weise  hat  er  auch  tnarg^arinsau- 
res  Aethyloxyd  dargestellt«     Es  ist  fest ,  hrystal- 
lisirt  in  langen,  perlmuttcrglänzenden ^   4seitigen 
Nadeln ,    zersetzt  sich   nicht  hei  der  Destillation 
oder  durch  in  Wasser  aufgelöstes  Alkali.     Schmilzt 
bei  der  Wärme  der  Hand. 

Oelsaures  Aethyloxyd  wird  auf  gleiche  Weise 
erhalten  und  ist  eine  farhlose ,  ölahnliche  Fliissig- 
heit  Ton  0,871  specif.  Gewicht  hei  *|*18^.  Im 
Uebrigen  besitzt  es  die  Eigenschaften  des  yorher- 
gehenden.  Durch  eine  Lösung  von  salpetersaurem 
Quecksilber  verwandelt  es  sich,  wenn  man  es 
damit  übergiesst  und  24  Stunden  lang  stehen  lässt, 
ohne  sichtbare  äussere  Yeränderung  in  elaidinsau- 
res Aethyloxyd.    Yergl.  S.  421. 

Diese  interessanten  Verbindungen  stellen  Fett- 
arten mit  einer  anderen  Basiä,  als  Glycerin,  vor, 
und  es  wäre  denkbar,  dass  in  der  Natur  fette  Oele 
von  analoger  Zusammensetzung  vorkämen,  die  Ikian 
für  nicht  verseifbare  Fette  erklären  würde,  da 
sie' nicht  durch  In  Wasser  aufgelöstes  'Kalihydrat 
zersetzt  werden.  Diese  Erfahrung  zeigt  die  Noth- 
wendigkeit,  einen  fetten  Körper  auch  zu  unter- 
suchen ,  wie  er  sich  gegen  in  Alkohol  aufgelöstes 
Kali  verhält ,  bevor  man  ihn  als  nicht  vorscifbar 
betrachtet. 


423 

Laurent  hal  versncht,  das  Ölsäure  Äetbyl- 
oxyd  alg  Oel  für  die  Uhrwerke  anzuwenden.  Die 
Uhrmacher  fanden  es  aber  zu  flüssig;  dieser  Uebel- 
stand  dürfte  indessen  leicht  dadurch  zu  beseitigten 
sein,  dass  man  margarinsaures  oder  talgsaures 
Aethyloxyd  darin  auflöste,  bis  es  die  gehörige 
grössere  Gonststenz  erhalten  hat.  —  '  Da  diese 
Körper  nicht  durch  Hydrate  aiersetzt  werden,  und 
die,  einfache  Zusammensetzung  des  Aethyloxyds 
seinen  Verbindungen  mit  fetten  Säuren  gewiss 
eine  grössere  Beständigkeit  ertheilt,  als  Glycerin, 
dessen  Zusammensetzung  (=€^ö^-|-50)  weniger 
einfach  ist,  und  welches  ausserdem  durch  die  Hy- 
drate der  Metalloxyde  abgeschieden  wird,  so  ver- 
dient diese  Idee  wenigstens  nicht  ohne  weitere 
Versuche  aufgegeben  zu  werden. 

Laurent*)  hat  das  korksaure AethylQxyd  un-  Korksaures 
tersucht,  welches  erhalten  wird,  wenn  man  2  Th.  Acthyloxyd. 
Korksäure,  1  Th.  Schwefelsäure  und  4  Tb.  Al- 
kohol zusammen  kocht.  Der  Aether  bleibt  in  der 
Retorte  zurück  und  wird  zuerst  mit  Vt^asser, 
dann  mit  schwacher  Kalilauge ,  darauf  wieder  mit 
Wasser  gewaschen,  in  Berührung  mit  Chlorcal- 
cium  getrocknet  und  umdestillirt.  Er  ist  farblos, 
leichtflüssig,  von  eigenthümlichem  Geruch  und 
Geschmack,  ranzigen  Nüssen  ähnlich.  Er  hat  bei 
-1^180  ein  specif.  Gewicht  von  i,003,  kocht  bei 
-}-260^  und  destillirt  unverändert  über.  In  Al- 
kohol und  Aether  ist  er  nach  allen  Verhältnissen 
auflöslich.  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  zer-  . 
störeor  darin  das  Aethyloxyd,  aber  nicht  die  Kork- 
säure, die  wieder  erhalten  werden  kann..    Gleich  . 


*)  Aan.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXVI,  160. 


'"Vi 


424 

I 

den  Verbindangeii  des  Aethyloxyds  mit  fetten 
ren  wird  er  dureii  in  Wasser  aufgelöstes^  Kalihy- 
drat nieht  yeriindert,  ist  es  aber  in  Alkohol  auf- 
gelöst, so  bekommt  man  korksanres  Kali.  Die 
Analyse  bestätigte  seine  Zasammensetznngsformel 

Durch  Chlor  wird  es  in  der  Kalte  nicht  ver- 
ändert, aber  in  der  Wärme  wird  Salzsäuregas  ge- 
bildet, während-  eine  Chlorverbindung  entsteht, 
die  Laurent  analysirte,  und  worin  er  49,3  Koli- 
lenstoff  und  6,96  Wasserstoff  fand,  der  Rest  war 
Chlor  und  Sauerstoff.  Da  es  Laurent  für  mög- 
lich und  wahrscheinlich  hielt,  dass  die  Wirkung 
des  Chlors  in  dieser  Verbindung  nicht  zur  Vollen- 
dung gebracht  worden  war,  und  der  Chlorgehalt 
ausserdem  nicht  bestimmt  wurde ,  so  ist  jede  Be- 
rechnung ihrer  wahrscheinlichen  Zusammensetzung 
zwecklos. 
Chlorcyan-  Aime*)  hat  oberflächlich  eine  neue  Aetherart 

Aetbyloxyd.  beschrieben,  die  erhalten  wird,  wenn  man  Queck- 
silbercyanid  in  wasserfreiem  Alkohol  auflöst  und 
in  einer  tubulirten  Retorte  mit  tubulirter  Vorlage 
durch  die  Lösung  einen  Strom  von  Chlorgas  lei- 
tet^ unter  Erhitzung  wird  das  Gas  eingesaugt 
und  es  geht  Alkohol  über,  der  eine  Aetherart 
aufgelöst  enthält,  die  man  mit  Wasser  abscheiden 
kann.  Sie  ist  farblos,  flüssig,  von  1,12  specif. 
Gewicht,  kocht  bei  -|-50^,  besitzt  einen  die  Au- 
gen reitzenden  Geruch  und  einen  der  Blausäure 
ähnlichen  Geschmack.  Sie  ist  unlöslich  in  Was- 
ser, wird  aber  davon  in  der  Wärme  sogleich  zer- 
setzt, langsamer  in  der  Kälte.     In  Alkohol  und 


*)  Ann.  de  Ch.  ^t  de  Phys.  LtlV,  2%0, 


/ 

j 


425 

Aether  ist  sie  löslich.  Die  Alkobollösung  wird 
im  Verlauf  Ton  24  Stunden  zersetzt,  dabei  setzt 
sie  farblose,  in  Wasser  löslicbe  Kryställe  ab,  die 
nicht  untersucht  worden  sind.  Ammoniak  zersetzt 
sie  mit  Gasentwickelung.  Aime  'betrachtet  sie 
als  eine  Verbindung  von  i  Atom  AethyUxyd  und 
1  Doppelatom  Ghlorcyan«  Eine  Analyse  ist  nicht 
>angefuhrt.  Jod  und  Brom  liefern  keine  entspre- 
chende Verbindungen. 

Malaguti*)  hat  gefunden,  dass  bei  der  Zer-  Aetberarten 
Setzung  von  Aether  durch  Chlor  neben  anderen  "**  Chlor. 
Producten    ein    ölartiges   Liquidum    entsteht,    das       « 
aus  G^  H^  O + 2€1  besteht.     Dieses  Liquidum  wird 
durch'  Kali   in  Ghlorkalium  und   essigsaures  Kalt 
zersetzt.       G^H^-j-O    ist    nämlich  unteracetylige     . 
Säure  9  die  mit  fi  Atomen  Sauerstoff,  die  das  Kali    ^ 
verliert,  wenn  es  sich  mit  8  Doppelatomen  Ghlor 
verbindet ,  Essigsäure  bildet.     Malaguti  betrach- 
tet es  als   ein  Aethyloxyd ,   in  welchem  4  Atome 
Wasserstoff  durch  4  Atome  Ghlor  ersetzt  sind.  ^ 

Es  ist  schwer  mit  Sicherheit  zu  entscheiden, 
wie  es  zusammengesetzt  betrachtet  werden  soll^ 
deutlich  ist  es,  dass  es  nicht  als  ein  Oxyd  von 
einem  Radical  =G^H^C1^  angesehen  werden  kann, 
und  zu  einfachen  Acetylverbi|idungen  mit  Chlor  und 
.Sauerstoff  passt  die  Atomzahl  der  letzteren  nicht. 

Ich  muss  hier  daran  erinnern,  dass  es  eine 
Verbindung  von  Chlor  mit  Kohlenstoff  gibt ,  die 
eine  ausserordentliche  Aehnlichkeit  mit  den  Ae- 
therarten  hat,   sowohl  im   chemischen  Verhalten,  -   . 

als  auch  im  Geruch  und  Geschmack,  ferner,  dass 
mehrere  Aetherartcn  existiren,   die  mit  Ghlorkoh-^ 


0  L'Iusütut,  M  219,  p.  306.     ' 


426 

• 

lenoxyd  y  Oxamid ,  u«  s.  w.  yerbunden  sind ,  und 
dass  also  eine  ähnliche  Verbindung,  In  ^welche 
dieser  Chlorkohlenstoff  =  C€I,  eingeht,  heines- 
weges  un'wahrscheinlich  ist.  Die  neue  Yerbln- 
dong  ^äre  dann  zusammengesetzt  aus  einem  ncn 
gebildete  ätherartigen  Oxyd  =  C^H^O  und  2 
Atomen  von  diesem  Ghlorkohlenstoff.  Dieses  nen 
gebildete  Oxyd  ist  Methyloxyd,  welches  diese  Zu- 
sammensetzung hat ,  und  die  neue  Verbindung 
kann  also  zusammengesetzt  betrachtet  werden  aus 
i  Atom  Methyloxyd  und  S  Atomen  Kohlenchlorid, 
denn  s 

4  At.  Methyloxyd  .   .  =  2C  +  BH  +  O 
und  2  At.  Kohlenchlorfir    =2C +4C1. 

geben  \  AU    des  neuen 

Körpers    ....     =4C  +  6H-f  0-|-4Cl. 

Es  war  zu  Termuthen,  dass  eine  solche  Ver- 
bindung  sieh  unverändert  mit  Säuren  Ycreinigen 
weirde,  gleichwie  sich  das  Aethyloxyd  -  Chlorkoh- 
lenoxyd damit  verbindet.  Dies  war  auch  wirklich 
der  Fall.  Malaguti  fand  nämlich,  dass  verschie- 
dene Aethyloxydverbindungen  mit  Säuren  auf  sol- 
che Weise  zersetzt  werden ,  dass  Chlor  aus  dem 
Aethyloxyd  4  Atome  Wasserstoff  wegnimmt,  ,wo- 
mit  es  Salzsäure  bildet,  und  eine  Verbindung  der 
Säure  mit  dem  neuen  ätherhaltigen  Körper  ent- 
steht. Dies  gluckte  mit  benzoesaurem ,  oenanth- 
saurem  und  camphersaurem  Aethyloxyd.  Die  neuen 
Verbindungen  bestehen  dann  ans  1  Atom  benzoe- 
saurem, oenanthsaurem  und  camphersaurem  Me- 
thyloxyd, ein  jedes  verbunden  mit  2  Atomen  Koh. 
lenchlorür.  Kalihydrat  bildet  damit  Chlorkaliüm, 
essigsaures  und  benzoesaurcs,  camphersaur^  oder 
oenanthsaures  Kali..  , 


427 

Essigsaures  nnd  ameisensanres  Aethylb'xyd  wer- 
den zo  AethylcUorur  zersetzt,  wobei  Salzsäure^ 
Essigsäure  und  Ameisensäure  frei  werden. 

Schleimsaures  und  brenzweinsaures  Aethyloxyd 
8ebeinen  nicht  Ton  Chlor  angegriffen  zu  werden. 

Eine  andere  Aetherart,  nemlich  brenzschleim- 
saures  Aethyloxyd,  dessen  Bereitung  bereits  oben 
angeführt  wurde,'  wird  auf  eine  andere  Weise  zer- 
setzt, die  anzudeuten  scheint,  dass  sich  das  Koh- 
lenchlorür  in  einem  ganz  ähnlichen  Verhältnisse 
mit  dem  Aethyloxyd  rerbindet.  Hier  ist  es  nem- 
lich nicht  dieses,  welches  zersetzt  wird,  sondern 
die  Säure.  Malaguti*)  legte  brenzschleinisaures 
Aethyloxyd  in  ein  Gefass,  und  leitete  Chlot  in 
dasselbe.  Das  Gas  wurde  unter  Erwärmung  ab- 
sorbirt,  die  Masse  wurde  flüssig,  sog  .Chlorgas  im 
Ueberschuss  auf  und  hörte  auf  sich  zu  erhitzen. 
Der  Ueberschuss  von  Chlorgas  wurde  durch  einen 
Strom  trochner  Luft  weggeführt  und  dies  so  lange 
fortgesetzt,  bis  der  Geruch  nach  Chlor  verschwun^ 
den  war.  Die  Masse  Jiatte  ihr  Gewicht  beinahe 
Tcrdoppelt  und  es  hatte  sich  kein  Salzsäuregas 
entwickelt.  Bei  dieser  Operation  musste  alles  Was» 
9er  abgehalten  werden,  weil  dessen  Gegenwart 
zur  Hervorbringung  von  anderen  Producten  bei- 
trägt,  wobei   zugleich  Salzsäure  entwickelt  wird. 

Die  erhaltene  neue  Verbindung  ist  ein  klares 
Liquidum  ^von  Syrupsconsistenz,  eigenthümlichem 
und  angenehmen  Geruch  und  einem  allmälig  zu- 
nehmenden bitteren  Geschmack,  der  sehr  intensiv 
und  anhaltend  ist.  Ihr  specif.  Gewicht  =  1,496 
bei  4*19^,5.     Sie  ist  völlig  neutral,  gibt  bei  der 


•)  Ann.  de  Cii.  et  de  Phys.  LXIV.  279. 


428 


trockneu  Pestillation    Salzsäure  und  setzt  Kohle 
ab.     In  der  Luft  zieht  sie  Feachtigheit  an   und 
mrd  mllchweiss,  bekommt  aber  im  luftleeren  Raunt 
über  Schwefelsäure  ihre  Durchsichtigkeit  wieder, 
wobei  sieh  jedoch  ein  wenig  Salzsäure  entwickelt. 
Sie  muss  daher  vor  Feuchtigkeit  wohl  geschützt 
werden.      Qurch    Wasser  erleidet    sie^  eine  Zer- 
setzung und  wird  dabei •  milchig'.      Sie   ist  löslich 
in  Alkohol  und  Aether.     Wird  sie  mit  einer  war- 
men    und    concentrirten    Lösung   von    Kalihydrat 
Übergossen,  so  zersetzt  sie  sich  mit   Wärmeent- 
wickelung,   es   bildet  sich  ein  weisser,    käsiger 
Niederschlag   und,    wird  sie  darauf  mit   Wasser 
.  Tcrdünnt   iind  gekocht ,   so  entwickelt  sich  Alko- 
hol in  Menge ,  während  die  Flüssigkeit  rothbraun 
wird.     Sie  enthält  Chlorkalinm,  yqn  Brenzschleim- 
aäure  findet   sich  aber  keine.  Spur  darin.      Leitet 
man   in  die  Lösung  dieser  Aetherart  in   wasser- 
freiem   Alkohol   wasserfreies    Ammoniakgas,    so 
wird  das  Gas  mit  Wärmeentwickelung  eingesogen, 
es  bildet  sich  Salmiak  und  ein  wenig  Cyanammo- 
nlum,  viel  Kohle  fällt  nieder,  aber  es  entwickelt 
sich  nichts  Gasförmiges. 

Für  die  Kenntniss  der  Natur  dieser  Verbindung 
wäre  es  gewiss  wichtig  gewesen ,  wenn  der  weisse 
Niederschlag  mit  Kalihydrat  abgeschieden  und  un- 
tersucht worden  wäre ,  so  wie  auch , .  wenn  das, 
was  das  Kali  nach  der  Zersetzung  durch  Kochen 
mit  Wasser  neben  dem  Chlorkalium  zurückhielt, 
genauer  bekannt  geworden  wäre.  Die  Fällung 
von  Kohle  bei  der  Behandlung  mit  Ammoniak 
scheint  inzwischen  auszuweisen,  dass,  da  Kohle 
gefällt  wird,  ivenn  sich  Chlorammonium  bildet, 
die   Verbindung   Ghlorkohlenstoff  enthalte.      Die 


Atome 

Bereckaef. 

14. 

30,22 

16 

2,81 

6 

16,87 

8 

50,00.. 

429 


neue  Aetberart  wnrde  bei  der  Analyse  bestehend 
gefunden  aus : 

Crefiinden 

Kohlenstoff  30,11 

Wasserstoff  2,77 

Sauerstoff  17,29 

Chlor  49,83 

Malaguti's  Ansieht  yon  der  Zusammensetzung 
dieses  Körpers  besteht  darin  y  dass  in  dieser  Ae- 
tberart das  Chlor  einen  Bestaiidtheil  des  Radicals 
der  Brenzschleimsänre  ausmache  und  eine  neue 
Säure  bilde,  die  er  Aeide  chloropyromucique  nennt, 
verbunden  mit  Aethylpxyd,  dessen  Gegenwart 
durch  den  bei  der  Behandlung  mit  Alkali  sich 
entwichelnden  Alkohol  constatirt  wird.  Er  gibt 
dafür  die  Formel  (C*H i^O)  +  (CioHöCIöO^).  Nach 
den  oben  Ton  mir  entwickelten  Ansichten  hat  sich 
Chlorkohlenstoff,  C€l,  gebildet  und  dieses  Mal 
auf  Kosten  der  Säure»  8  Atome  Chlor  haben  von 
der  Säure  4  Atome  Kohlenstoff  weggenommen. 
Dann  bleibt  übrig  C^H^O^,  was  Brenztraubensänre 
ist,  erkennbar  an  der  Eigenschaft , 'dass  ihr  Kali* 
salz  beim  Kochen  mit  Ueberschuss  an  Kali  zer- 
setzt und  die  Losung  rothbraun  wird«  Sie  besteht 
dann  aus  1  Atom  brcnztraubensaurem  Aethyloxyd, 
verbunden  mit  4  Atomen  Kohlenchlorid,  nach  fol- 
gendem Schema: 

1  At.  Brenztraubensänre  =  6C-|-  6H-|-50 
lAt.  Aethyloxyd  .     .    =  4C+*0H+  O      . 

4  At/Kohlenchlorür       =  4C  -{-8CL 

-  — 

1  Aj.  der  neuen  Verbin- 
dung   =ioc+ieH+eo+8CL 

Und  es  verdient  dabei  bemerkt  zu  werden, 
dass,  während  das  Methyloxyd  eine  Quantität  Koh- 


430  - 

lenclilorid  anfnimmt,  die  eben  so  viel  Kohlenstoff 
enthält  als  das  Oxyd ,  derselbe  Fall  bei  dem  Ae- 
tbyloxyd  statt  findet. 
AethylcKlorfir  Laurent*)  IiAt  gefunden,  das»  Aethylchlorar, 
mit  Ciiior.  .^  Dunkeln  einer  Atmosphäre  von  Chlorgas  aus- 
gesetzt 9  Salzsäure  entmckelt  und  nach  beendigter 
Zersetzung  €€l^  oder  festes  Kohlensuperchlorär 
suj^rücklässt»  Wird  das  Gemisch  Ton  Sonnenstrah- 
leii^^  getroffen  9  so  explodirt  es  mit  Heftigkeit. 

Bekanntlich  wird  Alkohol  durch  Behandlung 
mit  Chlor  oder  unterchlorigsaurer  Kalkerde  in  ei- 
nen Ton  Lieb  ig  entdeckten  Körper  das  Chloral 
(Jahresb.  1833,  S.2di)y  verwandelt,  dessen  Zn- 
sammensetzung durch  C'^H^O^Cl^  ausgedrückt 
wird.  £s  bleibt  nojch  übrige  eine  wahrscheinliche 
Vorstellung  von  seiner  eigentlichen  Zusämmen- 
,  setzungsweise  aufzufinden.  Im  Jahresb.  1836, 
S.  373 ,  führte  ich  an ,  dass  er  als  eine  Verbin- 
dung von  1  Atom  Formylsuperchlorid  mit  S  Ato- 
men Kohlenoxyd  betrachtet  werden  könnte,  nach 
folgendem  Schema : 

1  At.  Formylsuperchlorid  =2C-f  2H  -{-6C1 

JJAt.  Kohlenoxyd     .     .    =2C  +20 

~=^4C4^if+20+€Cl. 

Aber  wiewohl  diese  Ansicht  nicht  durch  das 
Atomverhältniss  verläugnet  wird,  so  widersprechen 
ihr  doch  die  Eigenschaften  des  Kohlenoxyds,  und 
es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass  sie  richtig  ist. 
yt^enn  das  Chlorkohlenoxyd,  welches,  wie  wir, im 
Vorhergehenden  sahen,   kohlensaures  Kohlenchlo- 

rid,'z=:C-{-C€l%  genannt  werden  muss,  Verbindun- 
gen von  dieser  Art  eingeht,   so  haben  wir  weit 


*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys,  LXIV»  3)28. 


rur« 


\ 


431 

mehr  Grund  za  yermatlleii,  dass  es  einen  Bestand- 

theil  des  Ghlorals  ausmache,   und  wird  dann  die 

Menge  von  Ghlor,    welche  zur  Verbindong  mit 

Kohlenoxyd  nöthig  ist,  abgezogen,  so  bleibt  G^H^ 

-^ SSCI ,  d.h.  Formylchlorür  übrig ,  und  das Chlo* 

ral  besteht  aus: 

1  Atom  Formylchlorür      =2C  +  2H  -{-SCI 

1  Atom  kohlensaurem  Koh- 
lenchlorid     .     •     .     =:2C  -{,20-{>4Gl 

=4C+2H+20+6GL 

=F€l  +  (C  +  G€12). 

Zur  Bestätigung  dieser  Ansicht^  blieb  nur  Formylchlo- 
noch  übrig  nachzuweisen,  dass  ein  solches  For^ 
myldilorür  existire,  so  dass  die  Ansicht  nicht  ganz 
und  gar  auf  erdichteten  YerbindungeH  beruhe. 
Dasselbe  ist  nun  von  Laurent^)  bei  Untersuchung 
der  Einwirkung  des  Chlors  auf  essigsaures  Me- 
thyloxyd entdeckt  worden.  Es  wird  aus  dem  letzt- 
genannten auf  folgende  Weise  erhalten :  Man  lei- 
tet Chlorgas  in  essigsaures  Methyloxyd,  so  lange 
sich  noch  etwas  Salzsäuregas  bildet.  Darauf  wird 
das  Gemisch  destillirt,  das  zuerst  Uebergehende 
bildet  zwei  Schichten ,  die  weggenommen  werden, 
das  darauf  Folgende  wird  aufgefangen  und  mehrere 
Male  umdestillirt,  bis  der  Kochpunkt  unveränder- 
lich -}-145^  ist.  Es  bildet  eine  farblose,  ölartige 
Flüssigkeit,  ist  schwerer  als  Wasser,  darin  un- 
löslich, leichtlöslich  in  Alkohol  und  Aether^  es 
wurde  zusammengesetzt  gefunden  aus: 

Gefunden  ^tome  Berechnet 

Kohlenstoff  20,5  6  20,6 

Wasserstoff  1,7  6  1,7 

Chlor    .     .  62,1  6  59,7 

Sauerstoff  15,7  4  18,0. 

% 
^     I  I  I  I  ■ 

*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXIII,  301. 


432 


Laurent  nennt  esChloryl.  Ich  üBergehe  die 
Art  "Wie  er  es  znsammengesetzt  betrachtet,  näm- 
lich als  einen  Aether  vp^it  Chlor  sowohl  in  dem 
Radicale  der  Säure  9  als  In  dem  des  Oxyds.  Eis 
enthält  offenbar  Verbindungen  des  Formyls  mit 
Chlor  und  Sauerstoff.     Es  hann  bestehen  aus: 

1  At.  Formylsuperchlorid  =2C  -{-SH-f-OCl  . 

2  At.  Formyloxyd *)  =4C+4H  -f>40 

6C+eH  +  6Cl+40- 
Mit  2  Atomen  Sauerstoff  mehr  entspräche  das 
letzte  Glied  2  Atomen  Formylsäure.  Wird  dieser 
Körper  mit  Kalihydrat  Übergossen ,  so  entstehen 
Chlorhalium,  ameisensaures  Kali  und  Formylchlo- 
rür  wird  abgeschieden.  Das  Superchlorid  wird 
von  dem  Kali  zersetzt  zu  Chloriir,  ans  dem. Kali 
werden  2  Atome  Sauerstoff  frei  gemacht,  .die  das 
Formyloxyd  In  Formylsäure  (Ameisensäure)-  ver- 
wandeln ,  welche  sich^  mit  unzersetztem  Kali  ver- 
einigt.  Laurent  fügt  hinzu,  dass  die  Zersetzung 
von  einem  stechenden  ätherischen  Geruch  beglei- 
tet und  die  Flüssigheit  braun  werde. 

Dies  beweist,  dass  die  Flüssigheit  entweder 
nicht  rein  oder  nicht  so,  wie  jetzt  angegeben  wurde, 
zusammengesetzt  ist. 

Der  Körper,  welchen  Kalihydrat  ungelöst  ge- 
lassen hat,  ist  Formylchlorür.  Dieses  bildet  eine 
ölartige  Flüssigkeit,  schwerer  als  Wasser,  darin 
unlöslich ,  löslich  in  Alhol^ol  und  Aether.  Ton 
'  Alhali  wird  sie  nicht  zersetzt.  Sie  ist  zusammen- 
gesetzt  ausr 

*)  Wasserfreie  förmylige  Säure,  dalier  diese  Verbindung 
analog  ist  der  vorhin,  S.  359  ,  angeführten  Zusammensetzung 
Ton  Ghlorbenzoyl,  und,  wenn  i|2H*  =  F  ist,  aus  %F 
+  F€15  bestellt. 


433 

Gefandea  Atome  Bereclinet 

KoUettstolF    25,9        2       25,14 

WaMerstoff     2,9       2         2,05 

Chlor  .  :  71,2  2  72,81 
=  C2H2-|.€l.  Also  gerade  derselbe  Körper 
liirelclier  in  dem  Chloral  vorausgesetzt  wird.  Laa 
rent  nennt  das  Radical  Cliloromethylase  und  glaubt 
dass  es  in  dem  Torhergehenden  mit  1  Atom  Was 
ser  verbunden  g^ewesen  sei  und  die  Aetherart  aus 
mache,  die  mit  der  chlorhaltigen  Säure  das  Chlo 
ryl  gegeben  habe. 

Ich  habe  diese  Berechnungen  mit  der  Annahme 
gemacht,  dass  die  Analysen  zu  einem  richtigen 
Rechnuttgsresultat  gefuhrt  haben*  Aber  eine  Ab- 
weichung von  2,4  Procent  im  Chlorgehalt  und 
0,85  von  1  Procent  Wasserstoff  in  dem  letzteren 
ist. zu  gross,  um  übersehen  zu  vrerden  und  ver- 
anlassen den  Wunsch,  dass  Laurent  diese  Ver- 
suche revidiren  möge.  Im  üebrigen  bin  ich  pünkt- 
lich seiner  Atomberechnung  gefolgt. 

Laurent*)  hat  bei  der  Untersuchuns:  über  die  ^«"nyl^^pcr- 
Einwirkung  des  Chlors  auf  die  Verbindung  des 
Chlors  mit  ölbildendem  Gas  oder  den  sogenann- 
ten Chloräther  ein  anderes  Chlorformyl  entdeckt. —  \ 
Er  leitete  Chlorgas  mehrere  Tage  lang  durch  Chlor- 
äther, zuletzt  unter  gelinder  Erwärmung,  und, 
«Is  er  die  anfangende  Bildung  eines  krystallini- 
fichen  Körpers ,  €€l^,  bemerkte ,  hörte  er  damit 
auf.  Die  Flüssigkeit  vrurde  destUlirt,  um  Chlor- 
gas und  Salzsänregas  durch  Kochen  auszutreiben, 
und  noch  ein  Mal  umdestiUirt,  wobei  das  zuerst 
und  das   zuletzt  Uebergehende^  besonders   aufge- 


*)  Abb.  de  Ch.  et  de  Pliys.  LXIII,  377. 
Benelius  Jahres-Bericht  XVIU.  29 


436 

Körper,  welcher  auf  diese  Weise  erhalten  wird, 
Jodal  ist ,  weil  er  Im  Geruch  und  in  den  änsseren 
Eigenschaften  Aehnlichkeit  mit  dem  Chloral  hat 
Er  bekam  ihn  anf  die  Weise  y  dass  er  4  Theile 
^  wasserfreien  Alkohol  mit  i  Theil  Jod  nnd  '1  Theil 
concentrirter  Salpetersäure'  mischte  und  das  Ge- 
misch einige  Tage  an  einem  kalten  Ort  stehen  liess, 
bis  das  Jod  durch  ein  ölähnliches  Liquidum  er- 
setzt war.  Dabei  ging  allmälig  Stickoxydulgas  weg 
nnd  nach  7  bis  8  Tagen  war  das  Product  fertig. 
Man  nimmt  es  mit  einer  Pipette  heraus,  wäscht 
es,  destillirt  davon  Alkohol  und  salpetrigsaures 
Aethyloxyd  ab^  nnd  rectificirt  es  über  kohlensaure 
Kalkerde  und  Chlorcalcinm.  Gleichwie  das  Chlo- 
rar,  wird  es  von  Kalihydrat  in  ameisensanres  Kali 
nnd  Formylsuperjodid  zersetzt.  Das  Jodal  wird 
Ton  Alkohol  und  Holzspiritus  aufgelöst.  Vo^<^'^ 
Wasser  bedeckt  es  sich  langsam  mit  feinen  Kry- 
stallnadeln. 

Bonchardat*)  hat  Terschiedede  Yerbindan- 
gen  des  Formyls  untersucht. 
Förmylsiiper-  Das  SuperJodid  bereitet  er  auf  folgende  Weis«' 
Jodid.  2u  «Va  Drachmen  Alkohol  mischt  man  abweeb- 
selnd  Jod  in  kleinen  Portionen  und  eine  Lösung 
Ton  Kalihydrat.  Die  Masse  wird  beständig  i>n>g^' 
schiitifelt  und  man  ai^htet  darauf,  dass  jedesmal  so 
viel  Kali  hinzukomme,  um  die  Farbe  des  aafgc' 
lösten  Jods  verschwinden  zu  machen.  Durch  J«' 
desmaligen  massigen  Zusatz  und  Dnterbrechangen 
desselben  yerhindert  man,  dass  die  Masse  8t<^^ 
nicht  erhitzt.  Auf  jene  Menge  von  Alkohol  ^^^' 
det  man  100  Gran  Jod  an.     Während  des  Erkal- 


•)  Journ.  de  Pharm.  XXIII,  1.  . 


\  / 


437 

tens  belBominl  mao  daifu  Idy^  Gran  Formylsuper- 
jodid.  Das  übrige  Jod  hat  Jodkalinm  in  der  Flüs- 
sigkeit gebildet.  Bouchardat  ist  der  Meinung, 
dass  die  ersten  hinzukommenden  Portionen  Jod 
essigsaures  Aethyloxyd  bilden,  und  dass  es  erst 
dieses  sei,  woraus  das  Snpeijodid  entstehe,  nnd 
er  führt  an ,  dass  er  von  ^iner  bestimmten  Menge 
Jod  mehr  Formylsuperjodld  erhalten  habe,  wenn 
ier  essigsaures  Aethyloxyd  angewandt  hätte.  Diese 
Ansicht  kann  jedoch-'  nur  zum  Theil  wahr  sein. 
Wahrscheinlich  wird  hier,  so  wie  von  Chlor,  ne- 
ben dem  essigsauren  Aethyloxyd  Jodat  gebildet, 
welches  jedoch  yon  dem  Kali  sogleich  in  Amei- 
sensäure nnd  Formylsnperjodid  zersetzt  wird. 

Bouchardat  hat  ferner  gezeigt,  dass,  bei 
der  Destillation  des  Formylsuperjodids  mit  Queck- 
silberchlorid oder  Quechsilberbromid,  Verbindun- 
gen Yon  Superchlorid  mit  SuperJodid  erhalten 
werden,  die  thcils  Gemische  sind,  theils  in  be- 
stimmten Atomverhältnissen  sich  befinden. 

Der  interessanteste  seiner  Versuche  ist  ohne  Forinyltulfid. 
Zweifel  die  Hervorbringung  eines  Formylsulfids» 
Als  er  60  Grammen  Zinnober  und  20  Gvm.  For- 
mylsuperjodld trocken  wohl  vermischte  und  bei 
einer  äusserst  gelinden  und  gemässigten  Hitze 
destill irte,  so  bekam  er  in  dem  Retortenhalse  gel- 
bes Quecksllberjodld  von  zersetztem  SuperJodid, 
während  ein  gelbes  Liquidum  in  die  Vorlage  tropfte. 
Dies  war  ölartig,  schwerer  als  Schwefelsäure, 
von  hepatisch  aromatischem  Geruch  und  süssem 
ätherartlgen  Geschmack.  Von  K^lihydrat  wurde 
es  in  Schwefelkalium  und  amelsehsaures  Kali  zei> 
setzt.  Es  Ist  zu  bedauern ,  dass  sein  Verhalten 
zu   Schwefelkalium,  KS,    durchaus  nicht   unter- 


440 


kade,  so  lange  die  FUissiglseit  bei  -j-BS^  kocht, 
wobei  reines  Elaylcblorür  fibei^ebt^  dann  hört 
das  Kochen  auf  ^  und  beginnt  nicht  eher  wieder 
als  bei  + 140^,  wird  aber  bald  + 180^  und  bleibt 
dann  stationär.  Der  Körper,  welcher  dann  destU- 
lirl,  beträgt  zwischen  VV  und  Vs  von  dem  Gän- 
sen^ er  ist  eine  höchst  leichtflüssige ,  farblose 
Fliissigkeity  von  eigenthümlichem,  siisslichem,  äther- 
artigem  Geruch ,  dem  des  Weinöls  ähnlicher  als 
dem  des  Aethylchlorürs,  Er  lässt  sich  entzünden 
und  verbrennt  mit  Flamme«  Durch  Chlor  scheint 
er  nicht  verändert  zu  werden.  £r  wurde  zusam- 
mengesetzt gefunden  aust 

Gefanden   Atome   Bereclinet 

Kohlenstoff  34,45 

Wasserstoff  5,41 

Sauerstoff  10,80 

Chlor    .     .  49,34 

In  Gasform  wiegt  er  4,93.  D' Are  et.  nennt 
ihn  Chloretheral  und  betrachtet  ihn  als  Aethyloxyd, 
aus  dem  das  Chlor,  nach  der  Substitutions- Theo- 
rie, 2  Atome  Wasserstoff  weggenommen  und  diese 
durch  2  Atome  Chlor  ersetzt  hat.  Es  ist  eine  von 
den  vielen  Proben,  wie  diese  Theorie  die.  wahr- 
scheinlicheren Verhältnisse  versteckt,  und  zu  An- 
sichten Veranlassung  gibt,  die  *keine  Prüfung  aus- 
halten können. 

Bei  der  Bildung  des  Elaylchlorürs  aus  Elayl- 
gas  und  feuchtem  Chlorgas  wird  eine  Portion  Was- 
ser zersetzt  zu  Salzsäure,  und  der  Sauerstoff 
vereinigt  sich  mit  dem  Elayl,  1  Atom  Elayloxyd 
verbindet  sich  mit  1  Atom  Elaylcblorür  zu  die- 
sem weniger  flüchtigen  Körper,  welcher  dann  be- 
steht ans : 


4 

34,7 

8 

5,5 

1  ' 

10,5 

2 

49,3. 

441 

1  At.  ElaylcUorur  .  .  =SC+4H  +2CI. 
1  At.  Elayloxyd    .    .     .    z=:2C+AR^0 

1  At.  basisches  Ekylchlonir = 4G  +  8H  +  O + 2C1. 

Wenn   ich  ihn  basisches  Elaylchlorür  nenne, 
so  geschieht  dies  ans  demselben  Grunde,  wie  z.  B. 

Pb€l-|-l^h  basisches  Chlorblei  genannt  wird. 
Die  Zusammensetzung  dieses  Kbrpers  erklärt  also 
deutlich  die  so  sehr  bestrittene  Herkunft  der  Salz- 
säure bei  der  Bildung  des  Elaylchloriirs. 

In  Gasform  besteht  es  aus: 
1  Volum  Elaylchlorür  .     ....     =3,4209 
1  Volum  Elayloxyd      .     .     .     .     .     =1,5317 
Verdichtet  zu  1  Vol.  bas.  Elaylchlorür  =4,9526. 

Di^s  stimmt  also  mit  dem  Versuch  sehr  wohl 
übei^ein  und  zeigt ,  dass  das  EJayloxyd  besteht  aus 

2  Vol.  Elaylgas  und  1  Vol.  Sauerstoffgas,  ver- 
dichtet zu  2  Volumen. 

Das  Elayl  ist  der  Gegenstand  interessanter  Un-  Elaylscliwe- 
f ersuchungen  von  Regikault*)  gewesen.  Er 
hat  gefunden ,  dass  es  sich  mit  wasserfreier  Schwe- 
felsäure verbindet.  Das  Elaylgas  wurde  aus  Al- 
kohol mit  Schwefelsäure  bereitet  und  auf  die  Weise 
gereinigt,  dass  es  zuerst  geleitet  wurde  durch 
eine  Lösung  Ton  Kalihydrat,  dann  durch  2,  zur 
Hälfte  mit  concentrirter  Schwefelsäure  gefüllte 
Flaschen,  darauf  durch  ein  Liebig'sches  Rohr, 
worin  ebenfalls  Schwefelsäure  war,  und  Ton  die- 
sem in  ein  U förmig  gebogenes  Rohr,  in  dessen 
entgegengesetzte  Oeffnung  die  aus  einer  Retorte  ent- 
wickelten Dämpfe  Toh  rauchender  Schwefelsäure 
geleitet  wurden.  Die  Säure  und  das  Gas  verdich- 
teten sich  einander  und  schössen  zu  einem  festen, 


*)  Ann.  de  Gh.  et  de  Phys.  LXV,  98. 


V      ^ 


444 

M.  ^  M. 

r 

erhaltenen  sauren  Flfissigkeit  nimmt  man  dieScliwe- 
feisäure  durch  kohlensaure  Kalkerde  weg,  filtrirt 
das  Kalksalz  und  zersetzt  es  mit  Oiialsäure.    Mit 
Basen  bildet  diese  Säure  Salze  ^  die  mit  den  Ae- 
thyloxyd  -  Doppelsalzen    gleich     zusammengesetzt 
sind ,   und  worin  der  mit  dem  Aethyloxyd  isoine- 
rische  Körper   eine  Yon   den  Basen    ist.      Daher 
hahen  sie  die  Eigenschaft,  eben  so  leicht  wie  diese, 
zersetzt  lu  werden.  ,  Aber   ihre  Form  und  Lös- 
lichkeit sind  Yon  denen  der  gewöhnlichen  Aetbyl- 
oxyd- Doppelsalze  ganz  Ycrschieden.     Regnaalt 
versuchte  nicht,  die  Salze  dieser  Säure  durch  AI- 
kali  im  Ueberschuss  zu  zersetzen.      Es  wäre  von 
grossem  Interesse  gewesen    zu   erfahren,    ob  sie 
dabei  gewöhnlichen  Aether  und  gewöhnlichen  Al- 
kohol oder  mit  diesen  isomerische^   verschiedene 
Producte  liefern. 

Das  Ammoniaksah  schfesst  aus  einer  sehr  con- 
centrirten  Lösung  in  kleinen  glänzenden  Schup- 
pen an ,  die  kein  Krystallwasser  enthalten  und  in 
der  Luft  feucht  werden. 

Das  Barytsah  krystallisirt  erst  aus  einer  sehr 
concentrirten ,  fast  syrupdicken  Lösung  beim  frei- 
willigen Verdunsten  in  sphärischen  Gruppen  von 
feinen,  seideglänzenden  Nadeln,  die  2  Atome 
Krystallwasser  enthalten,  welche  im  luftleeren 
Baume  weggehen.  Es  ist  viel  leichtlöslicher  als 
schwefelsaure  Aethyloxyd  -  Baryterde  3  auch  lost 
es  sieh  in  Alkohol,  und  viel  mehr  in  der  Wärme 
als  in  der  Kälte.  In  der  Luft  verändert  es  sich 
nicht.  Wird  seine  ■  concentrirte  Lösung  gekocht, 
so  fällt  schwefelsaure  Baryterde  nieder,  die  Flüs- 
sigkeit wird  sauer  von  Schwefelsäure  und  enthält 
neben   dieser  eine   kleine   Portion   Isätfaionsäure^ 


445 

die  man   dorch,  Sättignng  mit  Kalkerde  oder  Ba- 
i*yterde  belisommeo  kann« 

Das  Kalksalz  kann  nicht  krystallisirt  erbalten 
werden,  sondern  es  trocknet  zu  einer  Salzroasse  ein. 

^       Ich  halte  es  für  überflüssig,  die    Zahlenresnl- 
tate  der  Yerbrennungs  -  Analysen  anzuführen. 

~  Zetse  *)  hat  seine  Untersnchnngen  über  die  Platinsnlze 
brennbaren  Matinsalze  (Jahresb.  1833,  S.300)  wie-  "^'^^^^^ff] 
der  aufgenommen.  Bekanntlich  zeigte  Zeise,  dass 
diese  Salze  chemisch  gebundenen « Kohlenwasser- 
stoff oder  das,  was  ich  iiier  Elayl  genannt  habe, 
enthalten,  worauf  Lriebig  darzulegen  suchte^ 
dass  dies  ein  Irrthnm  sei  und  dass  sie  aus  Chlor- 
platin  «nd  Aethyloxyd  beständen  (Jahresb.  1836, 
S.  366).  Die  nenen  Versuche  scheinen  mit  der 
anssersten  und  gewissenhaftesten  Genauigkeit,  wie 
nur  Versuche  dieser  Art  angestellt  werden  kön- 
nen ,  ausgeführt  worden  zu  sein* 

Er  wählte  das  Kaliumdoppelsalz,  als  das  be- 
ständigste, zur  Analyse*     Es  enthält: 

Gefunden     Atome      Berecliuet 

Kalium         10,610  1  10,5584 

Platin           52,919  2  53,1572 

(::hlor            28,640  6  28,6193 

Kohlenstoff    6,400  4  6,5893 

Wasserstoff    1,071  8  1,0758. 

Schwerlich  kann  man  eine  ToUkommnere  lieber- 
einstimmung  zwischen  der  Theorie  und  dem  facti- 
Bchen  Resultate  yerlangen.  '  Das  Salz  ist  dann 
zusammengesetzt  aus : 


*)  Poggend.  Ann.  XL,  %U. 


446 


1  AI.  CMorkartom    =K  +SC1 

2  At.  Platinchlorür  =         SPt-f  4C1 

4  At.  Elayl      .    .    == 4C+8H 

1  Atom  Doppelsalz  =K-f2Pt-f6Cl-f4C+8H. 
Die  Ansicht  über  die  Bildung  und  Zusammen- 
setzung dieser  Salze  Isann  nach  meiner  Art  sie  zu 
benrtheilen,  in  der  Kürze  auf  folgende  Weise 
anfgefasst  werden:  Das  Elayl  besitzt  eine  bestimmte 
Verwandtschaft  zum  Platin,  es  Yerbindet  sich  so- 
wohl mit  dem  Metalle  als  auch  mit  seinem  Oxydul, 
Chlorür  und  tielleicht  auch  mit  seinen  Oxydal- 
salzen.  Wird  Platinchlorid  mit  Alkohol  destillirt, 
so^  bildet  sich  ans  dem  halben  Chlorgehalt  des 
Clilorids  Salzsäure,  und  mit  dem  dabei  zersetzten 
Alkohol  die  Prodncte,  welche  durch  die  Zersetzung 
des  Alkohols  mit  Chlor  entstehen.  Aber  die  ka- 
talytische  Einwirkung  der  Salzsäure  auf  einen 
anderen  Theil  Alkohol ,  unterstützt  durch  die  Ver- 
wandtschaft des  entstehenden  Platinclilorurs  zum 
Elayl,  katalysirt  den  Alkohol  zu  Wasser  und  Elayl,^ 
von  welchem  sich  ein  Doppelatom  mit  1  Atom 
Platinchlorür  zu  PtCl  +  C^H'*'  yerbindet.  Wenn 
dieses  Salz,  in  Wasser  aufgelöst,  durch  Kupfer 
oder  ein  anderes  Metall  reducirt  wird,  so  entsteht 
ein  Chlorür  oder  Chlorid  Ton  diesem  Metall ,  und 
Elaylplatin  fällt  nieder.  Ein  Theil  davon  wird 
jedoch  zersetzt  in  Ölbildendes  Gas  ond  metalli- 
sches Platin.  Wird  die  Lösung  des  Elaylchlo- 
rürs  durch  Kalt  oder  Kalkerde  gefallt,  so  fällt 
Elaylplatinoxydul  nieder,  dessen  detonirende  Ei- 
genschaften aus  Zeise's  erster  Arbeit  bekannt 
sind.  Vermischt  man  die  Auflösung  mit  einer 
abgemessenen  Menge  salpetersaurem  Silberoxyd, 
so  fällt  die  Hälfte  des  Chlors  als  Chlorsilber  nie- 


447 


der,  Termiscbt  mit  salpetersaorem  Platlnoxydal, 
und  das  Platiochlorür  bleibt  iüi*  einige  Augen- 
blicke •  mit  dem  doppelten  Elaylgebalt  veibunden. 
Die  Verbindung  ist  von  wenig  Bestand,  wird 
aber  Ton  grösserer  Beständigkeit  erhalten,  wenn 
die  Lösung  des  Elaylchlorürs  vorher  mit  Chlor« 
kalium,  Chlornatrium  oder  Chlorammonium  Ter« 
mischt  wird^    daian  entsteht   ein   Doppelsalz  Ton 

1  Atom  Chlorkaltum  und  1  Atom  Platinchlorär, 
wobei  das  übrig  bleibende  Atom  Platinchlortir  mit 
dem  doppelten  Elaylgebalt  sich  mit  dem  Doppel« 
salze  zu  einem  Körper  yereinigt,  dessen  Zusam- 
mensetzung mit  der  Formel  (K€l-f-Pt€l)4-(Pt€l 
-|-2C^H^)  ausgedrückt  werden  kann.  Diese  An- 
sicht wird  noch  weiter  unterstützt  durch  die  Ei- 
genschaft  des  Elayls,  sich  mit  wasserfreier  Sebwe- 
felsänre  zu  Tcrbinden  =:S-{-Q^H2,  wie  wir  im 
Vorhergehenden,  S.  441,  gesehen  haben,  und  die 
Vorstellung  hat  eine  Einfachheit  angenommen,  die 
mit  ,der  Einfachheit  der  Zusammensetzung  rein 
unorganischer  Verbindungen  Tcrgleichbar  ist. 

Gegen  Zeise's  analytische  Resultate  hat  Lie- 
big*)  Einwendungen  gemacht.  Er  hält  Zeise's 
analytische  Resultate  darin  für  fehlerhaft ,  dass  er 

2  Atome  Wasserstoff  zuviel  erhalten  habe,  und 
dass  also  der  Kohlenwasserstoff,  welcher  in  der  Ver- 
bindung sich  befindet,  nicht,  wie  Zeise  angege- 
ben bat,  C^H®  sei,  sondern  eigentlich  C^H^. 
Er  gründet  seine  Vermuthung  auf  den  Umstand, 
dass  man,  zufolge  seiner  Erfahrung,  bei  dieser 
Art  ^Analysen  immer  5  bis  6  Milligrammen  Was- 
ser mehr  erhalte,  als  aus  dem  Wasserstoffgehalte 


-)  Ann.  der  Phannac.  XXIII,  n. 


448 


in  dem  Versucbe  hergeleitet  werdea  müsse  ^  nnd 
da  io  Z eise's  Yersneben  der  Wasserstoffgehalt 
vin  ^10000  ^^^  Gewleht  des  Salzes  zu  geringe 
aasgefallen 9  sqi  könne  angenommen  werden^  dass 
der  richtige  Wasserstoffgehalt  nicht  1,0758,  son- 
dern 0,809  gewesen  sei.  Bei  einer  flüchtigen 
Betrachton|;  sieht  dies  ganz  annehmbar  ans ,  ist 
aber  bei  einer  näheren  Kritik  nicht  haltbar.  Der 
Unterschied  zwischen  Liebig's  berechneten  und 
Z eise's  gefundenen  Wassergehalt  ist 0,S618  Pro- 
cent vom  Gewicht  des  Salzes.  Zeise  yerbrannte 
2,052  Grammen  Salz,  die  dann  einen  Ueberschass 
von  erhaltenem  Wasser  nicht  von  5  Milligrammen^ 
sondern  Ton  fast  5  Centigrammen  Yoraussetzen, 
-und  ein  solcher  ist  bei  einer  einigermaassen  gut 
angestellten  Analyse  unmöglich. 

Nach  Liebig's  Ansicht  würde  das  Salz  C'^H^ 
•|»€1  und  eine  bis  dahin  unbekannte  Platinver- 
bindung  Ton  Pt^€l  enthalten  j  aber  ohne  eine  solche 
anzunehmen,  deren  Existenz  nicht  bewiesen  ist, 
würde  die  Verbindung  für  Acetylplatiiichlorür  an- 
gesehen werden  können.  Das  Acetjfl  ist  ein 
elektronegatives  Radical,  und  es  wäre  wohl  fiijr 
wahrscheinlich  zu  halten,  dass  ein  solches  sich 
vorzugsweise  mit  dem  Platin  verbinde  ^  aber  diese 
Ansicht  hat  zwei  Umstände  gegen  sich ,  nemlich 
1)  würde  das  Platincfaloriir  kein  Doppelatom  von 
dem  Radicaf  enthalten,  sondern  nur  C^H^,  ;was 
nicht  wahrscheinlich  ist,  und  2)  ist  es  nach  die- 
ser Ansicht  besonders  schwer  zu  erklären,  wie 
bei  der  Bildung  des  Salzes  die  beiden  Atome 
Wasserstoff  aus  C^H®  weggenommen  worden  wä- 
ren, wenn  die  beiden  Atome  Chlor,  die  das  Chlo- 
rür  veriiierl,   nicht  nur  Salzsäure  hervorbringen. 


1 


449 

sondern  ansserdem,  nach  Zeiae's  bestimmten  Ver- 
suchen ,  auch  Aldehyd  und  essigsaures  Aethyloxyd, 
und  sie  sich  also  auf  Kosten  Yon  zerstörtem  AU 
hohol^  der  keine^Bestandtheile  an  das  Salz  abge- 
ben konnte,  in  Salzsäure  verwandelt  haben. 

Inzwischen  ist  Liebig's  Abhandlung  hierüber 

yon  grossem  Interesse,  und  ich  habe  daraus  schon 

im  Vorhergehenden  an  mehreren  Stellen  Yerschie- 

dene  wichtige  Facta  angeführt,  z.B.  die  Bildung 

Ton  Aethyloxydkali,  die  Verbindung  des  Alkohols 

mit  Ralkerde,  so  wrie  ein  neues  Platii^salz.     Dies 

letztgenannte ,  S.  199,   hält  er  für  dasselbe ,  wel- 

I     ches  mit  Acetylchlorür  yerbunden  in  Z  e  i  s  e'  s  brenn- 

1     baren  Salzen  enthalten  sein  würde.     Es  ist  jedoch 

I     offenbar,  dass,  wenn  diese  Ansicht  ridhtig  wäre, 

worüber    so    lange    kein   Urtheil'   gefallt   werden  ^ 

I     kann ,  als  die  Natur  dieses  Salzes  ganz  unbekannt 
I     ist,  das  neue  Chlornr  gleichwohl  mit  Elaylchlorür 
i     verbunden  in  diesen  Salzen  enthalten  sein  kann. 
I  Lieb  lg*)  hat  über  die  Essiggährung  eine  sehr   Saure  Gfili- 

\     aufklärende   Untersuchung  mitgetheilt,    die   nicht  ^n^l^o^'^n 
nur  von  grosser  theoretischer  Wichtigkeit  ist,  son-  sauren  Gfth- 
dern  auch  wichtige  Vorschriften  für  die  Essigfa-        ^^S-, 
brikation  gibt.     Das  allgemeine  Resultat  davon  ist, 
dass ,  wenn  sich  der  Alkohol  auf  Kosten  der  Lufl 
zu  Essigsäure  oxydirt,    er  sich   nicht  auf  ein  Mal 
in    dieselbe   verwandelt,    sondern    alle   dieselben 
gradweise  geschehenden  Wasserstoffverluste  durch- 
'     geht,  welche  bei  der  Zerstörung  durch  Chlor  und 
andere  Oxydations- Methoden  bekannt  sipd.     Zu- - 
erst  wird  Aldehyd  gebildet,  darauf  dieser  zu  ace- 
tyliger  Säure  oxydirt  und  am  Ende  diese  zu  was- 


*)  Annal.  der  Pharmacie ,  XXI,  113. 
Benelius  Jahres -Berieb  tXYIII.  30 


450 

serhaltiger  Essigsaure.  Dabei  gebt  die  Verwand* 
lung  des  Alkohols  in  Aldehyd  niebt  erst  gänzlick 
yor^  sondern  auf  einmal  erfolgen  gleichzeitig  die 
Oxydation  des  neugebildeten  Aldehyds  und  die 
Veränderung  des  noch  unveränderten  Alkohols  m 
Aldehyd.  Wenn  dann  der  Zutritt  Ton  Saaerstoff 
zu  sparsam  Ist,  so  findet  die  in  den  Essigbrane* 
reien  sehr  gewöhnliche  nachtheilige  Erscheinuag 
statt,  dass,  nachdem  die  Flüssigkeit  bis  zu  eiaem 
gevrisä^n  Grade  sauer  geworden  ist,  sie  nicM 
mehr  sauer  wird  und  der  meiste  Alkohol  daraus 
▼erschwindet,  indem  er  zu  Aldehyd  oxydirt  und 
dieser  allmälig  mit  der  warmen,  fast  saaerston* 
freien  Luft  weggeführt  wird.  Destillirt  man  a«" 
Ton  einer  Probe  des  Essigs ,  z.  B.  von  4  Pfv"^ 
oder  2  Maass,  in  einer  gläsernen  Retorte  mit  gut 
abgekühlter  Vorlage,  ungefähr  V^^  Maass  ab^  so 
ist  dies  eine  aldehydhaltige  Flüssigkeit,  die  mao 
auf  einea  grösseren  oder  geringeren  Gehalt  an 
Aldehyd  auf  die  Vi^eise  prüfte  dass  man  ein  We- 
nig davon  in  einem  gewöhnlichen  Probirrobr  out 
ein  wenig  Kalihydrat  mischt  und  gelinde  erbitx^ 
Hierbei  wird  Aldehydharz  gebildet ,  welches  die 
Flüssigkeit  färbt  und  zwar  nach  den  ungleichen 
Mengen  Ton  gelb  bis  dunkelbraun.  Dies  beweist 
dann ,  dass  der  Luftwechsel  zu  schwach  ist  und 
Terstärkt. werden  muss. 

Säure  im  Lieb  ig*)  hat  femer  dargethan,  dass  die  Saore, 

welche  sich  im  Sanerkratit  bildet,  nicht  Essigsäure, 
sondern  Milchsäure  ist.  Er  hat  sie  daraus  abge- 
schieden^ milchsaure  Salze  damit  dargestellt,  siid 


')  Annal.  der  Pharmac.  XXIII,  13. 


451 

sie  zum  Ueberfluss  von  eioem  seiner  Sdiüler  durch 
Verbrennung  analysiren  lassen.      ^ 

lieber  die  sogenannte  Lampensaure  sind  Yer-  Lampensfturc. 
suche  angestellt  worden  Ton  A«  ConneK),  Le« 
poy**),  Hertens  ***)  und  Böttgerf).    Von  die* 
sen  sind  fast. nur  die  Ton  Connel  mit  einer  sol- 
chen Genauigkeit  angestellt,  dass  sie  zu  bestimm« 
ten  Resultaten  fuhren.     Er  hat  die   Frage  unter- 
sucht, ist  die  Lampensäure  acetylige  Säure?    Be- 
hanntlich   hielt  Lieb  ig  bei  der  Entdeckung  der 
letzteren   (Jahresb.  1837,    S.  315 )    es    für    wahr- 
scheinlich, dass  die  Lampensäure  acetylige  Säure 
sei^     In  diesem  Fall  redncirt  sie  Silbersalze  und 
liefert  essigsaures  Silberoxyd,  ohne  alle  Entwiche«  * 
lungsTon  Kohlensäuregas.      Connel  hatte  Torher  ' 
dargethan ,    das«    die   Lampensäure    ein   Gemisch 
Ton  Essigsäure  und  Ameisensäure  enthalte,    Ycr- 
unreinigt  mit   ätherartigen  Producten,   und   seine 
neuen  Versuche  bestätigen  jene  älteren.     Die  Re- 
duction  von  Silber-  und  Quecksilber -Salzen  wird 
stets  Yon  Kohlensäuregas -Entwickelung  begleitet, 
aber  er  fand  immer  essigsaures  Silberoxyd  zugleich 
gebildet,   und  es  bleibt  daher  noch  die  Frage  zu 
beantworten  übrig,  ob  diese  Essigsäure  von  An- 
fang  an  als  solche   Torhanden  gewesen  oder  ob 
sie  ihre  Entstehung  der  acetyligen  Säure  verdankt. 
Beides  kann  wahrscheinlich  sein.     Mertens   er^ 
hielt  aus  der  unvollständigen  Verbrennung  des  Al- 
kohols neutrale,  ätherartige  Producte,  Böttger 


)  L.  and.  E.  Phil.  Mag.  XI,  175. 
')  Journ.  de  Ch.  Med.  Ue  Ser.  IIl",  583. 
)  Journ.  de  Gh.  Med.  ^e  Ser.  III,  337. 
-]-)  Journ.  für  pract.  Chemie,  XII,  23?. 

3Ö* 


«* 


**•< 


452 

fast  nur  Wasser.      Aus  Aetfaer  bekam  Mertcns 
ein  Gemisch   von  Aldehyd   und   Essigsäure,  und 
Böttger   ans  Aether,   Salpeteräther  und  Essig- 
äther ungleich  beschaffene  saure  Prodnete,  deren 
Säure   er  nicht  genauer  bestimmte*      Leroy  er- 
hielt eine  ölartige  flüssige  Säure  von  1,13  specif. 
Gewicht,  Ton-  der  Mertens  glaubt,  dass  sie  ein 
Gemisch  Ton  Weinöl  und  Essigsäure  gewesen  sei. 
So  lange  der  Versuch  so  angestellt  wird,  dass 
es  vom  Zufall  abhängt,   in  welcher  Quantität  die 
Dämpfe  des  brennbaren  Körpers   mit  atmosphäri- 
scher Luft  gemischt  sind,   können  alle  mögiicbeD 
Producte  durch  die  Oxydation  des  Alkohols,  Ton 
einem  Gemisch  von  Aldehyd    und  Wasser  an  bis 
zu  einem  Gemisch  von  Kohlensäure  und  Wasser, 
erhalten  werden  und  Niemand  wird  gleiche  Resultate 
bekommen.     Diese  Versuche  müssen  so  angestellt 
werden,    dass    zusammengewickelter    Platindrabt 
in  einer  tubnlirten  Retorte  mit  Vorlage  üher  Al- 
kohol oder  Aetlier  glüht ,   während   dem  .  mittelst 
eines  passenden  Saugapparats  durch  den  Tabiilas 
der  Retorte  Luft  bis  auf  die  Oberfläche  der  Flös- 
sigkeit  eingesogen  wird,    riit  Hülfe   eines  zweck- 
mässigen   Rohrs ,    dessen   innere   Oeffnung  dorch 
die  Flüssigkeit   abgesperrt  ist,    wobei   der  Saug- 
apparat   die  Luft  aus   dem  Tubulus    der  mit  £i^ 
und  Kochsalz    umgebenen   Vorlage  saugt.     Dann 
kann   man  die  Schnelligkeit'  des  Lnftstroms  regn- 
liren   und  die   Verschiedenartigkeit,  der  Producte 
untersuchen,    nach  ungleich    grossem  Zutritt  der 
Luft,   und  man  kann  auf  diese  Weise  alles  auf- 
sammeln,   was  durch   die  Verbrennung  hervorge- 
bracht wird,    da   man  das  Gas   aus   der  Vorlage 
durch  Alkali^  Kalkwasser^  Schwefelsäure,  u.s.vr.^ 


453 

leiten  kanto»  Nur  auf  diese  Weise  kann  man  iu 
einer  einigennaassen  sicheren  Kenntniss  über  diese 
Körper  gelangen,  die  schwerlich  Von  denen  ver- 
schieden sein  können,  vfrelche  durch  partielle  Oxy- 
dation des  Alkohols  adf  andere  Weise  hervorge- 
bracht werden*). 

A.  Gonnel**)  hat   den  Holzalkohol  dem  zer-  Producte  der 
setzenden  Einfluss  der  Ausladung  der  elektrischen  j.  ^'^^  ^"^ 
Säule  5  nachdem  er  ihn  durch  kleine  Zusätze  von  1.  DestilU- 
aufgelösten   Substanzen   leitender    gemacht  hatte,  *^*"'*^J?'^'*^'^ 
unterworfen*     Uebrigens  hat  er  aus  diesen  Yer-  HoUallsoliol. 
suchen  ganz  dieselben  Schlussfplgerungen  gezogen, 
welche  er  ans  einer  gleichen  Behandlung  des  Weiur 
alkohols  aufgestellt  hat  (Jahresb.  1837,  S.  295). 

Löwig***)  hat  den  Einfluss  von  Kalium  auf  was« 
serfreien  Holzalkohol  untersucht  und  hat  gefun- 
den , ,  dass  er  von  ganz  ^gleicher  Art  wie  der  von  * 
Kalium  auf  Weinalkohol  ist.  Der  Holzalkohol 
erhitzt  sich  und  gerätfa  ins  Kochen^  aber  es  ent- 
wickelt sich  kein  Wasserstoffgas.  Die  Auflösung 
muss  in  einem  Kolben  mit  langem  und  gut  abge- 
kühltem Halse  geschehen,  um  nicht  zuviel  Holz- 
alkohol zu  verlieren.  Wenn  das  Kalium  nicht 
ukehr  darauf  einwirkt,  erkaltet  die  Masse,  und  ist 
dann  ayrupdick.  Beim  Vermischen  mit  Wasser 
scheidet  sich  daraus  ein  gelblicher,  ölartiger  Kör- 


')  Ed.  N.  Phil.  Joiirii.  XXIV,  198. 

**)  In  der  grossten  Menge  bildet  sich  der  unerträglich 
riechende ,  besonders  die  Augen  heftig  angreifende ,  fluch- 
tige Körper,  wenn  man  Platin-  oder  Iridium  -  Pulver  oder 
eine  glühende  Kohle  auf  einem  Löffel  oder  in  einem  Drath- 
hörbchen  liegend,  über  der  Oberfläche  von  Aether  glühen 
lässt.  W^ 

"')  l^oggend.  Ann.  XLIl,  404. 


454 


per  ab)  der  auf  der  allKoholisehen  Lösung  gdiwimmt. 
Dieser  hat  einen  pfeffermünzartigen  Geschmacls 
und  Geruch  y  und  kocht  bei  -{*  '00^^  aber  der 
Kochpunht  stieg  während  der  Destillation  bis  auf 
-f-  fiOO^.  burch  Anwendung  von  ungelöschtem 
Kalk  9  über  welchen  man  ihn  destillirt^  bekommt 
man  ihn  farblos. 

Der  fluchtigere  Theil  des  neugebildeten  Körpers 
war  anders  zusammengesetzt  ^  als  der  weniger 
fluchtige  Theil.  Aber  beide  stimmten  darin  über- 
ein y  dass  sie  Sauerstoff  enthielten  und  ein  Radi- 
cal  aus  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  hatten.  Fol- 
gende sind  die  analytischen  Resultate: 

Der  flüclitigere  Theil  Der  weniger  flüchtige  Theil 

Kohlenstoff      66,638  80,940 

Wasserstoff     10,227  10,270 

Sauerstoff        23,135  8,790. 

JNach  Löwig's  eigner  Berechnung  ist  der  er- 
stere  =:Cic>H200s  und  der  letztere  C^H^^O.  Lö- 
wig  nimmt  yermntblich  an,  dass  eine  Abweichung 
zwischen  dem  gefundenen  KohlensCoffgefaalt  und 
dem  berechneten  von  2y2  bis  5  Procent  Yom  Ge- 
wicht des  analysirten  Körpers  nur  ein  Beobach- 
tungsfehler sei.  Dann  nimmt  er  fiir  diese  den 
Maasstab  sehr  liberal  an.  In  Rücksicht  auf  die 
gegebenen  Formeln  möchte  wohl  jeder  Leser  noch 
eine  und  die  andere  Frage  auf  werfen :  z.  B.  wenn 
der  Holzalkohol  C^H^O^  ist  und  er  durch  Oxydation 
des  Kaliums,  ohne  Entwickelung  von  Wasserstoff- 
gas, Sauerstoff  yerliert,  so  kann  man  wohl  die 
Möglichkeit  einsehen,  dass  C^H^O,  oder  C^H^^O 
entstehen  können^  aber  wie  durch  Reduction  mit 
Kalium  aus  einem  Oxyd^  worin  nur  2  Atome  Sauer- 
stoff angenommen   werden,   ein  anderes  entsteht, 


455 


"vrelcfaes  3  Atome  Saaersloff  enthält,  und  wie  von 
einem  Radical,  in  weleliem  aicli  die  Anzahl  der 
Kohlenstoffatome    zu    der    der    Wasserstoffatome 

=  2  : 8,  yerhäit,    andere   Radicale    entstehen,    in 

» 

^reichen  der  Kohlenstoff  sich  zu  dem  Wasserstoff 
verhält,  wie  8  : 4  und  2:3,  ohne  dass  Wasser- 
stoff frei  wird,  muss  Lc^wig  noch  erklären. 

Regnault^)  hat  gezeigt,  dass,  wenn  Methyl-  Schwefetsau« 
oxydgas  bis  zur  Sättigung  von  wasserfreier  Schwe-  "■  Mcthyl- 
felsänre  aufgesogen  wird,  man  neutraks  schwefel- 
saures Methyloxyd  bekommt.  Dieser  Umstand, 
welcher  im  Ganzen  ziemlich  natürlich  scheint, 
ist  jedoch  aus  dem  Grunde  merkwürdig,  weil  er 
darlegt,  dass  die  Ursache^  warum  die  ätherartigen 
Oxyde  sich  nicht  direct  mit  Säure  zu  neutralen 
Verbindungen  vereinigen,  in  der  Gegenwart  von 
Wasser  liegt ,  .welches  «ie  von  der  Säare .  nicht 
zu  scheiden  vermögen  und  wovon  sie  auch  in  der 
Wärme  bisweilen  ausgetrieben  werden. 

Dumas**)  und  Peligot  haben  gefunden,  dass,  Holzätber, 
wenn  map  wasserfreie  Baryterde  in  Holzalkohol  ^^Hl^ 
auflöst  und  Kohlenaäuregas  in  die  Lösung  leitet, 
besonders  wenn  die  Flüssigkeit  warm  ist,  ein 
weisses,  schuppiges,  perlmutterglänzendes,  an  der 
liuft  unveränderliches  und  in  Wasser  lösliches 
Salz  niederfällt,  welches  aus  1  Atom  kohlensaurer 
Baryterde  und  1  Atom  kohlensaurem  Methyloxyd 

Schwefelsau- 

Xöwig***).hat  schwefelsaures  und  oxalsaures res  und  oxal- 

sanres  Metliyl 
— ' —  oxyd   mit  Ka- 


*)  Ann.  de  Gk.  et  de  Pliyw.  LXVI,  106. 
**)  Gomptes  rendus  hebdomadaires  de  TAcad.  des  Sc.  1837, 

JH  12. 

*)  Poggend.  Ann.  XUI,  409. 


lihydrat. 


***N 


456 

Methyloxyd  mit  Kalihydrat  de^tilUrt  und  Imt  ge- 
funden ,  dass  nicht  Holzalkohol,  sondern  eine  von 
demselben  ganz  verschiedene ,  ätherische  Flüssig- 
keit von  angenehmem,  süssem  Geschmack  erhaltca 
wird,  die  durch  Bectification  leicht  gereinigt 
ivird.  —  Löwig  scheint  nicht  darauf  bedacht 
gewesen  zu  sein ,  dass  die  Analyse  dieser  Flüssig- 
keit von  besonderem  Gewicht  hätte  sein  können, 
er  fugt  nur  hinzu ,  dass  sie  sich  zum  Holzalkohol 
verhalte,  wie  schwcrelsäurehaltiges  Wcinöl  zum 
Weinalkohol.  Die  mit  oxakaurem  Methyloxyd 
erhaltene  Flüssigkeit  würde  also,  wörtlich  ge- 
nommen, Schwefelsäure  enthalten*  Yermuth- 
,    lieh  wollte  Löwig  glauben  machen,  er  habe  eme 

Verbindung  aus  C^H^OC+C^H^C  entdeckt. 
Methyloxyd  Lassaignc*)  hat  gefunden,  dass  die  Talg- 
""äu«""  säure ,  mit  2  Theilen  Holzalkohol  und  2  Theilcn 
concentrirter  Schwefelsäure  vermischt  nnd  10  bis 
25  Minuten  lang  gekocht,  in  talgsaures  Metbyl- 
oxyd  verwandelt  wird.  Dies  ist  nach  dem  Wa- 
schen nnd  Reinigen  krystallinisch ,  halb  durch- 
scheinend und  gelblich.  Es  schmilzt  bei  -f^^^^' 
ist  leichter  als  Wasser,  neutral,  iu  Wasser  ua- 
löslich ,  löslich  in  Alkohol  und  Aether  und  kry- 
stallisirt  daraus.  Alkali  entwickelt  daraus  Alkohol« 
Laureni**)  hat  margarinsaures,  elaidinsaares 
und  ölsaures  Methyloxyd  durch  Kochen  dieser 
Säuren  mit  Holzalkohol  nnd  Salzsäure  dargestellt 
und  analysirt. 

Das  margarinsaure  Methyloxyd  gleicht  voll' 
kommen  dem  margarinsauren  Aethyloxyd. 


•)  Journ.  de  Ch.  Med.  2dc  Scr.  III,  371. 
-)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXV,  294. 


457 

Das  elmdinsaure  Methyloxyd  ist  flossig,  und 
bei  -{-18^  von  0,872  specif.  Gewicht.  Laurent 
bat  es  nicLt  genauer  beschrieben,  aber  vrohl  die 
Analyse  desselben  mitgetheilt.  Er  fand  es  zu« 
sammengesetzt  ans: 

Gefunden     Atome      Bereclinet 

Kohlenstoff     76,51        37        76,90 

Wasserstoff    12,40        72        ,12,22 

Sauerstoff       11,09  4        10,88. 

Es  besteht  aus: 

1  Atom  Ela'idinsäure      .  .     =35C  +  66H4-30 

1  Atom  Melhyloxyd  •     .  ;    =  2C-f  6H+  O 

1  At.  elaidinsaures  Methyloxyd  =37C-f  72H  +  4Ö. 

Das  Ölsäure  j  d.  fa.  unterelätdinsaure  Methyl- 
oxyd  Yf^rA  vrie  di$  Torhergehenden  dargestellt  und 
ist  der  Aethyloxyd^erbindung  ganz  ähnlich.  Sein 
specif.  Gewicht  ist  0,879  bei  -f  18».  Von  salpe- 
tersaurem Quecksilber  wird  es  in  elaidinsaures 
Melhyloxyd  verwandelt. 

Aime*)  hat  gefunden,   dass,  wenn   man  eine    CUorcyan- 
Lösung  von  Quccfcsilbercyanid  in  Holzalkohol  mit  ^«*^y**'^y^- 
Chlor  behandelt,  wie  bereits  S.424  angegeben  wurde, 
durch  Destillation    dann  eine  Flüssigkeit  erhalten 
werden  kann,  die  1,25  specif.  Gewicht  hat,  unter 
-f^  50^  koch^  und  aus  1  Atom  Methyloxyd  und  1  Atom         • 
Chlorcyani  besteht.      Sie  wird  zersetzt  durch  Am- 
moniak sogleich   und  durch  Wasser  nach  einigeu 

Tagen. 

Laurent*'')  hat  auf  die  Art,  wie  S.423  beim  Korksaurcs 
korksauren  Aethyloxyd  angeführt  ist,  korksaures  *  y  *y  • 
SIethyloxyd  hervorgebracht.     Im  Ansehen  und  in 


•)  Ann.  de  Cli.  et  de  PUy«.  LXIV,  n^. 
•*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys:  LXVI,  162. 


458 

I 

seinen  Eigenschaften'  gleicht  es  jenem  yollhommen 
und  hat  bei  -f"  ^^^  ^^^  specif.  Gewicht  von  1^014. 
Seine  Zasammensetzang  fand  er  entsprechend  der 

Formel  glÜI  +  fs^a. 
Metbyloxyd  Richardson^)  hat  angegeben ,  dass ,  wenn 
Cyanursäure  der  trocknen  Destillation  unterwor- 
fen und  die  Dämpfe  der  wasserhaltigen  Cyansäure, 
die  dabei  gebildet  werden^  in  Holzalkohol  ver- 
dichtet werden,  pach  einer  Weile  daraus  schöne, 
dünne,  weisse  Krystalle  anschiessen*  Diese  Kry- 
stalle  sind  in  Wasser ,  Weinalkohol  und  Holzal- 
koh/>l  löslich  i  die  Lösung  ist  neutral.  Bei  der 
trocknen  Destillation  werden  sie  theilweise  zer- 
setzt und  lassen  Cyanursäure  zurück.  Mit  Kali 
liefern  sie  beim  Kochen  HolzalkohoK  Sie  beste- 
hen aus: 


1 

Gefunden 

Atome 

Bereclinet 

Kohlenstoff 

30,«34 

6 

30,830 

Wasserstoff 

5,113 

12 

5,033 

Stickstoff 

23,650 

4 

23,801 

Sauerstoff 

40,603 

6 

40,336. 

Richardson  hält  es  für  wahrscheinlich ,  dass 

die  Bestandtheile  zu  2€y4-C2H60-f-3K,  oder 
zu  zweifach  cyansaurem  Methyloxyd  mit  3  Ato- 
men Wasser^  zusammengepaart  seien.  Dies  stimmt 
ToIIkommen  mit  der  Zusammensetzung  überein, 
aber  nicht  mit  den  chemischen  Eigenschaften. 
Zufolge  der  Formel  müsste  die  Verbindung  sauer 
sein  und  Doppelsalze  geben  können.  Sie  entbält 
ausserdem  3  Atome  Wasser^  anstatt  1  Atom^  was 
jedoch  erklärlich'  wäre^  wenn  die  2  Atome  Was- 


*)  Ann.  der  PHarmac.  XXIIf,  138. 


^--^ 


459 


ser  abgeschiedoi  tt erden  kömiten  y  aber  dies  flu» 
det  nicht  statt.  WahrscheinUch  ist  also  dieser 
Körper  nicht  das,  vras  Richardson's  Formel 
aasdriicfkt.  Was  er  ist,  ist  schwer  zu  sagen« 
Er  kann  bestehen  ans  1  Atom  cyansaurem  Methyl- 
oxyd verbanden  mit  einem  anderen  Körper,  der 
aus  CN^H^O^  besteht,  und  welcher  sich  hier  mit 
dem  cyansauren  Methyloxyd  verbindet,  gleichwie 
das  Chlorkohlenoxyd  oder  Oxamid  mit  kohlensau- 
rem oder  oxalsaurem  Aethyloxyd.  Dies  stimmt 
wenigstens  mit  seiner  Eigenschaft,  neutral  zu 
sein ,  überein»  .-   v 

Gregory*)  hat  gefunden,  dass,  wenn  gewöhn- McAylcyanür 
liebes  Cyaneisenkalium  und  schwefelsaures  Me-  ™^^  ^"' 
thyloxyd  -  Kali  in  concentrirten  Lösungen  vermischt 
und  bis  zum  Krystallisationshäutchen  verdunstet 
werden,  daraus  ein  gelb  gefärbtes  Salz  anschiesst, 
welches  dem  Cyaneisenkalium  ganz  ähnlich  ist, 
und  13,5  Procent  Krystallwasser  enthält.  Es  ist 
in  Alkohol  unlöslich.  Dieses  Salz  hat  eine  sehr 
merkwiirdige  Znsammensetzung,  die  durch  die  For- 
mel (K€y  +  |M€y) + 3  (K€y+Fe€y) + 8H  ausge- 
druckt werden  kann. 

Die  Mutterlauge  ist  alkalisch.     Kochciider  Al- 
kohol  zieht  aus   ihrem  eingetrockneten  Rückstand 

ein  Salz,  welches  aus  jM€y-)-3ftS^-}-gl!iI  besteht. 
Das  Salz  im  letzteren  Gliede  kann  betrachtet  wer- 
den, als  habe  es  zur  Basis  §M-4*3K,  verbunden 
mit  einer  Quantität  Schwefelsäure,  deren  Sauer- 
stoff 1^2  Mal  so  viel  beträgt,  wie  der  der  Basis. 
Beim  Vermischen  von   3   Atomen  Kaliumcyanü;^ 


')  Annalen  der  Pharmacie,  XXII,  69. 


460 

t  > 

\ 

mit   d   Atomen   schwefielMarem  Methyloxyd  -  Kali 
entsteht  1   Atom  YOgk  jedem    der    beschrfebenen 
Salze,  während  2  Atome  Kall  frei  werden. 
Pjroxantliia.        Der  rohe  Holzspiritus,  so  wie  er  bei  der  Es- 
sig-Bereitung durch  trockne  Pestillation  Yon  Holz 
erhalten  wird,  ist  gelb.     Bei  der  Reetification  ist 
das  zuerst  Cebergehende  am  gelbsten.     Diese  gelbe 
Farbe  ist  von    einem  eigentfaiimlicben    färbenden 
Stoff  abhängig,    der  durch   Kalkerdehydrat  abge- 
schieden werden  kann.     Er  ist  in  der  you  Pascli 
zu  Stockbolm  angelegten  Fabrik   in  Menge   erhal- 
ten worden.     Pasch  hat  mir  denselben  gezeigt,  so 
wie  auch  seine  Eigenschaft ,  sich-  in  Gestalt  eines 
gelben  Gases  zu   verflüchtigen;    aber   er  hat  die 
Untersuchung    desselben    nicbt    weiter    Ycrfolgt. 
Seinerseits  hat  ihn  auch  Scanlan  entdeckt  in  ei- 
ner ihm   angehörigen    ähnlichen  Fabrik.      Er  gab 
eine  unvollständige  Beschreibung  davon  und  nannte 
ihn  Eblaniny   von  Eblana,    dem   lateinischen  Na- 
men  von  Dublin,   wo   seine   Fabrik   belegen  ist. 
Daraufist  er  von  Gregory*)    richtig   dargestellt 
und  untersucht  worden ;  und  dieser  hat  ihn  JPyro- 
xanthin  genannt. 

Zu  seiner  Abscheidung  gibt  er  folgende  Vor- 
schrift :  Von  dem  rohen  Holzspiritus  werden  i5 
Procent  abdestillirt ,  das  erhaltene  saure,  gelbe 
Destillat  wird  so  genau  wie  möglich  mit  Kalker- 
dehydrat gesättigt,  und  der  Holzspiritus  davpn 
abdestillirt ,  welcher  nun  fai4ilos  übergeht.  Der 
Rückstand  in  der  Retorte  enthält  Kalkerdebydrat, 
essigsaure  Kalkerde,  so  wie  Resinat  und  Pyro- 
xanthatvon  Kalkerde.   Man.  behandelt  ihn  mit  Sab- 


*)  Annal.  der  Plmrmac.  XXI,  143. 


461 


sMare,  die  EssigsS&ure  und  Kalkerde  anszieht.  Das 
Zurfickbleibende  wird  mit  wenig  Alkohol  nach 
einander  ausgekocht/  Zuerst  wird  Brandharz  auf- 
gelöst ,  darauf  etwas  Harz  und  Pyroxanthin ,  und 
am  Ende,  wenn  die  Lösung  nicht  mehr  braun 
sondern  gelb  ist,  nur  Pyroxanthin.  Dann  wird 
der  ganze  Rückstand  in  kochendem  Alkohol  auf-' 
gelöst,  woraus  es  beim  Erkalten  krystallisirt, 
Durc]bi  fractionirte  Destillation  bekommt  man  noeU 
mehr  Krystalle. 

Es  krystallisirt  in  gelben  Nadeln,  ist  unlöslicli 
in  Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  Aether,  wor- 
ans  es  krystallisirt.  In  offener  Luft  verflüchtigt 
es  sich  bei  -f*  ^34^  und  setzt  sich  darauf  in  Kry- 
stallen  ab,  bei  -|-144^  schmilzt  es  und  erstarrt 
wieder  krystallinisch  ^  im  y^rschlossenen  Raum 
wird  es  bei  trockner  Destillation  theilweise  zer- 
setzt. Schwefelsäure  und  Salzsäure  lösen  es  mit 
schön  purpurrother  Farbe  auf,  es  kann  sogleich 
darauf  mit  Wasser  wieder  unverändert  ausgefällt 
werden,  aber  nach  einer  Weile  ist  es  schon  zer- 
setzt und  fällt  dann  schwarzbraun  nieder.  Mit 
eoncentrirter  Salpetersäure  verbindet  es  sich  un- 
zersetzt  und  fällt  daraus  durch  Wasser,  wie  es 
scheint,  in  Gestalt  einer  Pyroxanthin  -  Salpeter- 
säure nieder.  Mit  Chlor  bildet  es  Salzsäure  und 
einem  harzartigen  Körper.  Alkallen  greifen  es  nicht 
an.     Es  wurde  zusammengesetzt  gefimden  aus : 

Gefunden      Atome     Berechnet 

KoUenstoff    75,73^       21        75,79 

Wasserstoff      5,283        18  5,30 

Sauerstoff      18,981  4        18,91 

DleZasammeasetzang  konnte  noch  nicht  durch  die 

Analyse  eiper  festen  Verbindung  conatatirt  werden. 


V 


4G2 

Producte  der        Laurent*)  hat   einige  Prodncte  der  trocknen 

d^»%l!tm.  ^^^^^^^^^^^  entdeckt  und  analysirt.  Bekanntlich 
erhält  man  bei  der  trocknen  Destillation ,  beson- 
ders von  harzartigen  Stoffen,  als  letztes  Prodoct 
ein  gelbes  Sublimat ,  vrekhes  sich  im  Retortcn- 
halse  ansetzt.  Dieses  gelbe  Sublimat  hat  Lau- 
rent aus  Theer  auf  folgende  Weise  dargestellt: 
Er  destillirte  den  Theer  ^  bis  ^s  davon  überge- 
gangen waren,  brachte  den  Rückstand  in  eine 
kleinere  Retorte  und  setzte  die  Destillation  fort, 
während  er  die  Vorlage  im  Anfang  der  Operation 
wechselte ,  um  das  zuerst  übergehende  Oel,  wel- 
ches nichts  absetzte ,  abzuscheiden ,  und  nur  das 
darauf  folgende,  Krystallschuppen  absetzende  auf- 
fing. Die  Destillation  erforderte  eine  steigende 
Hitze,  so  dass  die  Retorte  am  Ende  zwischen 
glühende  Kohlen  gebracht  wurde.  In  dem  Be- 
tortenhalse  und  in  einem  Theil  des  Halses  der 
,  Vorlage  setzte  sich  eine  röthliche  Masse  ab.  Der 
Retortenhals  wurde  abgeschnitten  und  inwendig 
mit  ein  wenjg  Aether  befeuchtet,  wodurch  die 
Masse  sich  ablöste  und  mit  einem  steifen'  Eisen- 
draht abgestossen  werden  konnte.  Sie  wurde  nnn 
,  in  einem  Mörser  mit  Aether  gerieben  und  dann 
damit  ausgekocht,  wobei  der  Aether  den  rothen 
Farbstoff,  ein  zähes  Oel  und  einen  anderen  kry- 
stallinischen  Stoff  wegnahm ,  und  den  gelben  Stoff 
rein  gelb  gefärbt  und  pulverformig  zurückliess* 
Chrysine.  Er  hat  ihn  Chrysene  genannt. 

Er  ist  schön  gelb  ohne  einen  Stich  In's  Bothe 
oder  Grüne,  krystaUinisch  pulverförmig,  ohne  Ge- 
ruch und  Geschmack,  schniilzt  zwischen  ^230^ 


*)  Ann.  de  GL.  et  de  Pliys.  LXVI,  136. 


463 


und  -1^235^,  und  erstarrt  dann  20  einer  ans  plat- 
ten Nadeln  zusammengewebten  Masse  Ton  etwas 
dunkler  gelben  Farbe.  Bei  höherer  Temperatur 
kann  er  unter  Zurücklassung  von  wenig  Kohle  sub« 
limirt  werden.  Auf  glühenden  Kohlen  entzündet 
er  sich  und  Terbrennt.  Er  ist  unlöslich  in  Was- 
ser und  Alkohol  9  beinahe  unlöslich  in  Aether. 
Kochendes  Terp^nthinöl  löst  etwas  mehr  auf  und 
setzt  es  beim  Erkalten  in  gelben  krystallinischen 
Flocken  wieder  ab.  Brom  entwickelt  daraus  Brom- 
wasserstoffsäure und  lässt  einen  braunen,  brom- 
haltigen Körper  zurück,  der  bei  der  trocknen  De-, 
stillation  zerstört  wird.  Von  eoneentrirter  Schwe- 
felsäure wird  es  in  der  Kälte  rothbrann  mit  vio- 
letten Stellen ,  aber  in  der  Wärme  mit  schön  dun- 
kelgrüner Farbe  aufgelöst.  Die  Säure  färbt  sich 
durch  sehr  wenig  Chrysen.  Es  wurde  zusammen- 
gesetzt gefunden  aust 

Gefnnden     Atome     Berechnet 

Kohlenstoff    94,83        3        94,25 
"Wasserstoff      5,18        2  5,30 

Laurent  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Eigenschaften  des  Chrysens  verschieden  seien  yon 
denen  ^des  entsprechenden  gelben  Sublimats,  wel- 
ches bei  der  trocknen  Destillation  des  Bernsteins 
erhalten  wird ,  indem  dieses  zwischen  -("  ^  ^^^ 
+ 100^  schmilzt  und  bei  -|- 100^  anfängt  zu  snb- 
limiren. 

Wird  das  Chrysin  kochend  mit  Salpetersäure 
behandelt ,  so  entwickeln  sich  rothe  Dämpfe ,  es 
schwillt  auf  und  wird  roth ;  hat  man  die  Einwir- 
kung der  Säure  sich  vollenden  lassen ,  so  bleibt 
ein  rothar,  theils  etwas  zusammenhängender  Stoff 
zurück,    der    schwerer  ab  die  Säure  ist.     Die 


464 


Saare  ist  rotbgelb  geFarbl  und  iässt,  mit  Wasser 
Yermischt,  ein  wenig  gelbes  Polver  fallen»  Nacb 
dem  Abgiessea  der  Säare  wird  der  Räckstand 
durch  Aaskochen  mit  Alkohol  Ton  aller  zurück- 
gehaltenen freien  Säure  befreit^  worauf  der  aas- 
gekochte  Stoff  nach  dem  Trocknen  wie  Quecksil- 
beroxyd aussieht.  Er  ist  ohne  Geruch  nnd  Ge- 
schmack ,  unlöslich  in  Wasser ,  wenig  löslich  in 
Alkohol  und  Aether.  Schwefelsäure  löst  ibn  m 
der  Kälte  mit  brauner  Farbe.  Kalihydrat  io  Al- 
kohol löst  ihn  mit  brauner  Farbe  und  Säure  fällt 
daraus  braune  Flocken.  Auf  glühenden  Kohlen 
brennt  er  mit  schwacher  Detonation  ab^  wobei 
er  gelbe  und  rothe  Dämpfe  erzeugt.  In  einem 
verschlossenen  Rohr  erhitzt,  schmilzt  er  anfäng- 
lich ,  bläht  sich  dann  auf  und  brennt ,  unter  Her- 
vorbringung eines  dicken,  braunen  Rauchs,  mit 
einer  Art  Explosion  ab.     Er  besteht  aus : 

Gefanden     Atome     Berechnet- 

Kohlenstoff  59,31  12  59,8 

Wasserstoff  2,33  6  2,4 

Stickstoff  11,66  2  11,7 

Sauerstoff  26,70  4  26,1 

Er  besteht  also  aus: 

i  At.  eines  organischen 

Oxyds     .    ...    =12C4-6H  +0 

1  At.  salpetriger  Säure  ^^ __2N+30 

=  12C+6H  +  2N-M0^ 
Laurent  nennt  ihn  Nitrite  de  chrysinase* 
Wir  thun  vielleicht  besser,  ihn  unbenannt  zu 
lassen ,  als^  uns  dieser  Nomenklatur  zu  bedienen* 
Der  Name  muss  natürlicher  Weise  von  einem  p^S' 
senden^  Namen  für  das  Radical  von  dem  Oxyd  ab- 


465, 

geleitet  worden,  welehen  zo  gebeu  Yielleiclit  noch 
za  frähzeitig  ist. 

Der  Alkohol^  womit  das  Torbergeliende  Nitrat 
aasgekocht  worden  ist,  lässt  beim  Vermischen  mit 
Wasser  ein  gelbes  P'alyer  fallen,  weldies  ein 
analoges  aber  noch  nicht  untersuchtes  Nitrit  ist. 

Auf  den  Grund ,  dass  das  Idrialin  aus  einer  rdrialin  mit 
gleichen  relatiTcn  Anzahl  von  Atomen  Kohlenstoff  ^^^P***"*"'**' 
und  Wasserstoff  besteht,  versuchte  Laurent, 
auch  dieses  mit  Salpetersäure  zu  behandeln.  Beim 
Kochen  niit  coucentrirter  Salpetersäure  gab  es  ein 
ganz  ähnliches  rothes  Pulver,  das,  auf  dieselbe 
•Weise  gereinigt,  sich  in  Betreff  seiner  Eigen- 
schaften dem  eben  beschriebenen  ganz  gleich  ver- 
hielt; aber  es  hat  eine  davon  verschiedene  Zu- 
sammensetzung ,  nemlich : 

Gefanden     .Atome      Berechnet 

Kohlenstoff     64,145  15  64,50 

Wasserstoff      2,995  8  2,82  * 

Stickstoff       10,500  2  9,98 

Sauerstoff       22,360  4  22,70. 

Es  besteht  also  aus : 

1  At.  eines  organischen  «  s 

Oxyds     ....    =:45C-{.8H  -f   O 

1  At.  salpetriger  Sänre  ^= -f  2N  +  30 

=  15C+8H  +  2N~+40T 

Bei  der  Bereitung  des  Chrys^ns  wurde  bemerkt,  Pyrjin. 
dass  dabei  ein  Liquidum  übergegangen  sei,  wel- 
ches Krystallschuppen  absetze.  Diese  Schuppen 
sind  ein  von  Laurent  entdeckter  Körper,  den 
er  Pyr^n  nennt*  Um  ihn  abzuscheiden,  vermischt 
man  den,  zum  Waschen  des  Chrysfens  angewandten  « 

Aether,  welcher  daraus  ein  wenig  Pyren  ausge- 
zogen hat ,   mit  diesem  dicken  und  mit  Schuppen 

Berzelius  Jalires>Bericht  XVni.       '  31 


466 

qnternieagten  Destillat,  scliüttdt  das  GewUch  am 
und  »teilt  es  dann  in  Eis ,  wobei  gelbliche  Blätter 
abgescbieden  wenden.  Die  darüber  «Übende  Flüs- 
sigkeit abgegossen  gibt,  gelinde  verdvasti^t  und 
abgekttblt ,  nocb  etwas  nebr  davon.  Die  Schap 
pen  werden  auf  ein  Filtrwm  gelegt,  dfts  Filtrum 
auf  Löscbpapler  gebucht ,  dieses  so  oft  erneuert, 
als  es  noch  Oel  einsaugt,  und  in  einer  Presse 
zwischen  Löschpapier  sUrk  ausgepresst.  Darauf 
werden  die  Schuppen  destillirl  und ,  wenn  %  d»- 
Ton  übergegangen  sind,  das  Destillat  zuerst  m!t 
.ein  wenig  Aelher  gewaschen,  welcher  Oel  aus- 
zieht, und  in  kochendem  Alkohol  aufgelöst,  aus 
dem  sie  beim  Erkalten  anschiessen.  Das  Ange- 
schossene ist  Pyren ,  ein  wenig  gelblich  von  ei- 
nem Rückhalt  von  Cbryscju.  Getrocknet  gleicht 
es  derti  Talkpulver.  Unter  dem  Microscop  zeigt 
es  sich  in  rhomboidaleif  Tafeln  angeschossen.  Es 
schmilzt  zwischen  +  I7(F  und  -f  1«CF,  und  er- 
starrt darauf  zu  einer  krystallinischen ,  lamellösen 
Masse.  Es  kann  unverändert  überd^^tiUirt  wer- 
den  ,  sublimirt  aber  pulv^rf örmig,  Auf  glübeo' 
den  Kohlen  gibt  es  einen  Rauch  ohne  Gerocb. 
Es  ist  dem  Paranapbialin  sehr  ähnlich  nnd  bat 
damit  eine  gleiche  Zusammensetzung,  nemlicb 
C^H%  d.  h.  gleiche  Zusammensetzung  auch  mit 
dem  Naph talin. 

Es  ist  jedoch  nicht  Paranapht^lin,  denn  es  he- 
fert  mit  Salpetersäure  ganz  «mdere  ProdneUs* 

Wenn  das  Pyren  mit  Salpetersäure  behandelt 
wird,  so  zersetzen  sie  sich  einander  sehr  sckneu 
und  das  neue  Prodnet  schwimmt  ^i«  «in  dicb^ 
rothbraunes  Oel  obenauf,  welches,  nach  dem  Ab- 
giessen   der  Säure,   mit  Wasser  gewaschen,  ^^ 


H 


Atome 

Bcreclinet 

15 

«4,20 

10 

3,49 

2 

9,80 

4 

22,51. 

467 

Alkobol  aasgekocht '  und  dann  getrocknet  wird. 
£s  gleicht  nun  dem  Gammigatt,  ist  aber  röther 
iiind  so  leicht  schmel^zbar.  dass  es  in  kochendem 
Alkohol  fliesst ,  es  ist  unlöslich  in  Wasser  und 
fast  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether»  3eim  Er- 
hitzen und  auf  glühenden  Kohlen  verhält  es  sich 
den  Torhergehenden  Nitriten  gleich.  Ybn  Schwe- 
felsäure wird  es  mit  gelbbrauner  ]Parbe  aufgelö'st* 
Es  besteht  aus : 

Gefunden 

.     Kohlenstoff    65,25 

Wasserstoff     3,49 

Stickstoff  9,34 

Sauerstoff       fil,7B 

Es  ist  also  zusammengesetzt  aus: 

1  At.  eines  organischen 

Oxyds  •    .     .     .    =15C  +  I0H  +  O 

1  At.  salpetriger  Säure  = +2N-f  30 

=  l5C  +  10H-f2N+4O. 

Laurent  nennt  es  Nittnte  de  Phyrhnase. 
Nach  seinen  älteren  Versuchen  gibt  das  Paranapfa* 
talin  mit  Salpetersäure  nicht  Nitrit,  sondern  ein 
Oxyd,  welches  aus  C^^H^-f"^  besteht^ 

Laurent*)  hat  die  im  Torhergehenden  Jah-  Clüorophenyl. 
resberichte,  S.348,  angeführte  Acide  chloroph^- 
nisique  mit  stark  concentrirter  Salpetersäure  be- 
handelt. Die  Einwirkung  war  sehr  heftig,  die 
Masse  hläh'te  sich  auf  und  wurde  röthlicht  Die 
Säure  wurde  darüber  mehrere  Male  nach  einan- 
der cohobirt^  am  Ende  war  die  Masse  krystalli-' 
nisch  und  aus  der  erkalteten  Säure  setzten  sich 
noch  mehr  KrystäUe  ab.     Dann  wurde  die  Säure 


*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Pbys.  LXYI,  316. 

31* 


468 

\ 

mit  Wasser  abgewaschen  und  der  Rückstand  mit 
Alkohol  umkrystalltisirt.  Diese  Substanz  nennt 
er  Cfalorephenyl. 

Es  krystallisirt  in  unregelmassigen  Schuppen, 
bat  keinen  Geruch ,  Ist  unlöslich  in  Wasser,  aber 
löslich  in  Alkohol  und  Aether,  schmilzt  lelcbt 
und  sublimirt  in  glänzendeq  Schuppen,  die  je- 
doch gelb  werden.     Es  ist  zusammengesetzt  aus: 

Gefunden   Atome   Bereclinet 

Kohlenstoff    37,2  8        37,3 

Wasserstoff      1,9  6  2,8 

Sauerstoff         6,6  1  6^3 

Chlor    .     •    54,3  4        45,2'). 

Laurent  gibt  dafür  dieFormelC^H^Cl^+fl^ 
Offenbar  ist  es  die  Verbindung  von  einem  Cblo- 
riir  mit  einem  Osiyd.  Da  aber  beide  nicht  auf 
demselben  Sättigungsgrade  sind  oder  das  soppo* 
nirte  Radical  nicht  so  getheilt  werden  kann,  dass 
Vs  dem  Sauerstoff  und  %  dem  Chlor  angehört, 
so  sieht  es  jedoch  aus^  als  bestände  die  Verbin- 
dung yielmehr  ans 

1  Atom  eines  Oxyds  =6C-f.6H-f  0 

2  Atomen  Kohlenchlorür    =2C  +40 
1  At.  der  Verbindung         =8C  +  eH-f  0+40. 

NapbtaUn.  Im  letzten  Jahresberichte , '  S.  296 ,    führte  ich 

wliwcfelsÄnre.  ^j^jg^  Versuche   an    über  die  Beschaffenheit  de' 

Säuren ,  welche  von  Schwefelsäure  Und  einer  o^ 
ganischen  Substanz  ausgemacht  werden,  und  bezeicb- 
nete  die  Naphtalinschwefelsäurc  als  einen  entschei* 
denden  Beweis,  dass  in  den  Säuren,  ans  welcben 
,  eine  Basis  den  organischen  Körper  nicht  abschei- 
det,   und   mit    welchen   die  Basis   ein    neutrales 


•)  K.  Vct.-Acad.  Haiidl.  1837,  p.ll3. 


469 


Salz   iieferl  mit   der  Quantität   von   Säure   die  2 
Atome  Schwefel  enthält ,   dieser  Schwefel  in  Ge- 
stalt Ton  Vnterschwefelsäure  enthalten  sei.     Eine 
^spätere  Fortsetzung  dieser  Versuche  hat  jedoch  ge- 
zeigt,   dass,    wenn  auch  diese    Schlussfolgernng 
richtig  sein  hann,  die  Zusammensetzung  der  Naph- 
talinschwefelsäure  doch  keinen  entscheidenden  Be- 
itels dafür  abgibt  ^  wie  ich  nun  zeigen  werde.    ^ 
-    Wenn  so  lange  Naphtalin  in  concentrirter  Schwe- 
felsaure aufgelöst  wird^  als  diese  noch  bei  -)- 100^ 
etwas  aufnehmen  kann,  und  das  Naphtalin  darauf 
mit   Wasser    abgeschieden ,    wohl    ausgewaschen 
und  mit  Wasser   destillirt  wird,   so  geht  es  mit 
den  Wasserdämpfen   sehr  leicht  über,    nnd   lässt 
in  dem  Wasser  der  Retorte   einen  neugebildeten 
Körper,  zurück.     Mit  gewöhnlicher  Schwefelsäure 
bekommt    ii(ian   weniger    davon ,    mit  wasserfreier 
miehr.     Im  letzteren  Fall  bleiben  mit  dem  Wasser 
zwei  Tcrschiedene  Körper  zurück,  wovon  der  eine 
um  so  viel .  schwerlöslicher  in  Alkohol  undAether 
ist ,   dass  sie  durch  Behandlung   mit  Alkohol    ge- 
trennt werden^  können.      Der  leichtlöslichere   ist 
cs^  welcher  in  beiden  Fällen  hervorgebracht  wird. 
Diesen    habe    ich   Sulfonaphtalin   genannt.      Bei 
freiwilliger  Verdunstung  scbiesst  es  in  Krystallen 
,  an,  die  warze;iiartige  Gruppen  bilden,  unter  -f*  ^^ 
schmelzen,  sich  nickt  in  Wasser  lösen,  völlig  neutral 
sind  und  von  kaustischem  Kali  beim  Kochen  nicht 
angegriffen  werden.      Von  Königswasser  wird   es 
äusserst  schwierig  versetzt,    indem    es    sich   erst 
nach  mehrtägiger  kochender  Digestion   darin  auf- 
löst,  woraus    es   durch   Wasser   ausgefällt  wird, 
und  wobei  der  sonderbare   und  gewiss   ganz    un- 
erwartete Umstand   stattfindet,    dass   die    filtrirte 


470 


FliiMigkeit  mitChlorbariam  nieht  die  geringste  Spnr 
von  schwefelsaurer  Baryterde  liefert.  Der  Nieder- 
schlag ist  ein  harzartiger  Körper,  der  in  Alkohol 
nnd  dem  grösseren  Theil  nach  in  Isaiistischen  Am- 
moniah  mit  branner  Farbe  löslich  ist.  Diese  Lö- 
sang  hann  verdunstet  werden,  ohne  ^ass  der  Rnct 
stand  das  Ammoniah  so  verliert,  dass  er  «ich  nicht 
wieder  in  Wasser,  mit  einem  unbedeutenden  Rück 
stand,  auflöste.  Dieser  mit  Ammoniah  verbun- 
dene Körper  enthält  also  noch  Schwefel ,  und  das 
Königswasser  hat  s^ine  oxydirende  Wirhung  an( 
das  Naphtalin  ansgeübt.  Dieser  Umstand  verdient 
die  Apfmerhsamheit  der  Chemiher,  wreil  er  zeigt; 
dass  man  nicht  in  allen  Fällen  darauf  rechnen 
hönne,  dass  Königswasser  den  Sekwefel  in  Kö^ 
pem  von  dieser  Beschaffenheit  in  Sehwefelsänre 
verwandelt.  —  Nur  durch  Veribrennnng  hooote 
der  Schwefel  in  Schwefelsäure  verwandelt  we^ 
den. —   Es  wurde  zusammengesetzt  gefunden  ao5t 

Gefandea     Atene        Berecbnet 

Kohlenstoff    74,974        20        75,317 
Wasserstoff     4,879        16  4,919 

Schwefel        10,000  i  9,811 

Sauerstoff       10,147         2  9,883. 

Er  besteht  also  ans:' 
2  Atomen  Naphtalin         =  20C  -{-  16H 
i  Atom  schwefliger  Säure  =  ^  S  -)-  ^^ 

Sulfonaphtalin  =20C  +  ieH.f  S+20i 
Wenn  1  Atom'  Sulfonaphtalin  mit  1  Atom  vras- 
serhaltiger  Schwefelsäure  verbunden  wird ,  so  b«' 
man  in  der  Säure  absolut  dieselbe  Anzahl  tob 
einfachen  Atomen,  als  wenn  sich  2  Atome  Napli- 
talin  mit  1  'Atom  Unterschwefelsäure  verbinden, 
und  es  ist  unmöglich  zu  entscheiden ,   was  bi«' 


1 
/ 


471  , 

stattfindet,  gleichwie  es  mit  der  Benzidschwefel- 
säore  der  Fall  ist. 

Den  anderen  Körper  habe  ich  Sulfonaphtalid 
genannt. .  Er  ist  so  schwerlöslich  auch  in  wasser- 
rreiem  Alkohol  und  Aether,  dass  diese  beim  Kochen 
nur  sehr  wenig  davon  aufnehmen,  welches   beim 
Sirkalten  in  PnWerform  wieder  niederfällt.     Dieser 
Körper  ist  schwer  schmelzbar  und  wird  erst  weit 
über  -|- 100^  flüssig.     Bei  der  trocknen  Destilla- 
tion wird  er  mit  d^ni  Geruch   nach  schwefliger 
Säure  zersetzt. .   In  einem  offenen  Giifass  erhitzt, 
gibt  er  einen  weissen  Rauch ,  aus  dem  sich  Kry- 
stalle  und  eine  nicht  krystallisirende  Substanz  ab- 
setzen.   Diese  Krystalle  sind  nicht  mehr  derselbe 
Körper.     Von  Alkalien  wird  es  nicht  angegriffen 
und  zu  Königswasser  verhält  es  sich  dem  yorher- 
gehenden  ganz  gleich.     « 

Von  salpetersaurer  Baryterde  verflüchtigt  es 
sich^  ehe  eine  Detonation  beginnt,  eben  so  grossen- 
theils  von  einem  Gemeng  von  chlorsaurem  Kali 
und  kohlensaurem  Natron.  Mit  Ktipferoxyd  ver- 
brannt gab  es 

Kohlenstoff  .....    77,146 
Wasserstoff      .  '  •     ...      5,131 
Schwefel  und  Sauerstoff    17,723. 
Die  Yerbrennungs- Analyse  wurde  angestellt,  ehe 
ich  darin  Schwefel  ahnte,  weshalb  ich  in  dem  Rück- 
stande der  Verbrennung  keine  Schwefelsäure  suchte. 
Nachdem  ich  die  Gegenwart   von  Schwefel  wahr- 
genommen hatte ,    verlor  ich  alles ,   was  ich  noch 
hatte,  bei  vergeblichen  Versuchen,   die  Quantität 
des  Schwefels  genau  zu  bestimmen.     Offenbar  sind 
darin   j^tohlenstoff"  und   Wasserstoff  in   denselben 
relativen   Verbältuissen    enthalten,    wie    in   dem 


472 


Bensid ,  nemlielt  =  19  :  10  ^  and  wenn  dieser 
Körper  dann  Salfobenzid  mit  doppelten  Benzid- 
qaanlif&ten  Ist ,  so  besteht  er  aus  t 

Atome        Pvocente 

Kohlenstoff    24       77,72 

Wasserstoff   20         5,19 

Schwefel  1  8,52 

Sauerstoff         2  8,47* 

Ausser  der  im  letzten  Jabresberlehte  erwähn- 
ten neuen   NaphtalinschwefelsSure  habe    ich  nocb 
eine  gefunden ,  deren  Baryterdesalz  y  wenn  Naph- 
tälln    mit    wasserfreier  Schwefelsäure    Terbundeii 
und  die  saure   Flüssigkeit  mit   kohlensanrer  Ba- 
ryterde   gesättigt  wird,    mit    der  achwefelsaurea 
Baryterde  niederfällt,   die  schwach  rosenrotli  ist 
Durch  Kochen  mit  kohlensaurem  Natron  wird  sie 
daraus  ausgezogen    und   aus   dieser  Lösnng  setzt 
sich   ihre  Natronverblndung  durch  Concentrlrang 
als  eine  braune^    klebende  Masse   ab.      Diese  ist 
löslich  in  Wasser  und  die  Säure  kann  daraus  durch 
im   grossen  Ueberschuss  zugesetzte  Salzsäure  ab- 
geschieden werden ,    worauf  sie  in  Flocken  nie- 
derrällt,    die  zu  einer  klebenden '-y   sauren  Masse, 
welche  ich  Glutinschwefelsäure  genannt  habe,  zu' 
sammen    fliessen.       Sie    ist   mit   einem   braunen, 
elektronegatiren,  harzartigen  Stoff  vermischt,  wei- 
cher die  Ursache   der'rothen  oder  braunen  Farbe 
ist,   die  das  Naphtalin  der  Schwefelsäure  bei  der 
Verbindung  ertheüt.     Diese  Säure  ist  auch  in  klei- 
ner Menge  in  der  Mutterlauge  enthalten ,  aus  der 
sich  die  naphtalinschwefelsauren  Barytsalze  abge- 
setzt haben.     Ihr  Barytsalz  und  Bleisalz  ist  schwer- 
löslich in  kaltem  Wasser,  schmilzt  in  kochendem 
und  löst  sich  darin  in  grösserer  Menge  auf*     "'^ 


473 


Kalisalz  gibt,  mit Kalihydrat  geschmolzen, 'schweflig- 
saures  Kali. 

Bei  der  Verbiadung  des  Naphtalins  mit  Schwe- 
felsäure werden  also  sehr  viele  Substanzen  gebil- 
det, nämlich  4  Säuren,  die  Schwefelsäure  ent- 
halten ,  ein.  harzartiger ,  branner  oder  röthlicher, 
mit  Basen  yerbindbarer  Stoff, '  und  2  Verbindun- 
gen der  Bestandtheile  des  Naphtalins  mit  1  Atom 
Schwefel  und  2  Atomen  Sauerstoff  (um  nicht  ge- 
radezu zu  sagen  mit  schwefliger  Säure). 

Ueber  die  Zusammensetzung  der  Naphtalln- 
schwefelsänre  hat  Regnault*)  ähnliche  Versuche 
angestellt,  wie  ich.  Er  glaubt,  dass  von  2  Ato- 
men Naphjalin,  G^^H^^,  zwei  Atome  Wasserstoff 
weggehen  und  sich  mit  1  Atom.  Sauerstoff  ans  2 
Atomen  Schwefelsäure  verbänden,  so  dass  daraus 
C^oilHs:  entstände.  Ich  habe  nach  dieser  Ansicht 
mit  aller  Sorgfalt  den  Vt^asserstoffgehalt  in  der 
naphtalinschwefelsauren  Baryterde  zu  bestiminen 
gesucht  und  ihn  nicht  14,  sondern  16  Atomen 
entsprechend  gefunden,  und,  berechnet  man  Reg- 
nault's  Analysen,  so  findet  man,  dass  sie  nicht 
14,  sondern  15  Atomen  Vt^asserstoff  entsprechen. 
Er  hat  einige  von  den  Salzen  dieser  Säure  ge- 
nauer untersucht.  In  Betreff  der  Löslichkeit  des 
Barytsalzes  fand  er,  dass  bei  -{-'^^  '00  Theile 
Wasser  1,13  und  bei  dein  Siedpunhte  4,76  Theile 
auflösen.  Aber  dabei  hat  er  so  wohl  naphtalin- 
unterschwefelsaure  wie  naphtinunterschwefelsaure 
fiaryterde  mit  einander  vermischt  gehabt'. 

Von   dem  Bleisah  hat  er  2  basische  Verbin- 
dungen.  untersucht.      Eine  in  kochendem  Wasser 

•)  Ann.  de  Ch.  et  de  Pby».  LXIV,  87. 


474 

löslicbe,  welche  wäbrend  des  ^Erkalten»  in  weissen 
Floekeo  niederfallt  und  2  Atome  oder  SSVlz  Pro* 
cent  Bleioxyd  enthält,  und  eine  in  Wasser  ganz 
nnlösliehe,  welehe  4  Atome  oder  68  Procent 
Bleioxyd  enthält.  Aber  dieses  Salz  gab  unter 
dem  Microscop  Partikelchen  von  elngemiechtem 
Bleioxyd  zu  'erkennen.  Möglich  wäre  es,  dass 
es  nur  3  Atome  Bleioxyd  enthalte. 

Das  Kupferoxydsah  schiesst  in  Schuppen  an, 
die  sich  kaum  ins  Gräne  ziehen ,  es  enthält  Kry- 
stallwasder  und  verwittert« 

Das  Silberoxydsah  ischiesst  in  glimmerahnli- 
eben  Schuppen  an,  löst  sich  in  10  Theilen Was- 
ser bei  -^  20^  auf,  und  wird  beim  Kochen  nicbt 
zersetzt,  wie  Faraday  angegeben  hat. 

Die  Naphtalinuntersehwefelsäore  selbst  enthalt 
in  Krystallform*  ä  Atome  Wasser,  sie  kann  in  der 
Wäribe  noch  mehr  verlieren;  aber  Regnaulthat 
sie  nicht  wasserfrei  erhalten   können,   wie  Fara- 
day angegeben  hat,  sondern  sie  fängt  an  zersetzt 
zn  werden.     Dies  ist  auch  mit  meiner  Erfuhrong 
übereinstimmend. 
Verbindungen       Unter  den  im  Jahresberichte  1837,  S.  348,  an- 
wirkt"   dtT  g«f"'»>^*«*»   Producten   der  Einwirkung  von   Cblor 
Chli>r8  auf   auf  Naphtalin   befindet   sich   eins  mit   einem  un- 
»ekah^ÜY   ^«fc"cheinlich  grossen  Gehalt  an  Chlor,  welches 
superchlorid.  Laurent,   der  diese  Kd'rper  entdeckt  hat,   P^^' 
chloronaphtalese.     (Dekahexylsuperchlqrid ,      J*''' 
resb.  1838,  S.344)    genannt  hatte.      Er  hat  die 
Untersuchung  desselben  wieder  aufgenommen  und 
ihm  npch  ein   anderes   hinzugefügt*).     Bei  Wi^' 
derholung  der  Analyse  bekam  er  folgendes  Resultat: 


*)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXYI,  196. 


475 

Gefunden    Atome      Berechnet 

Kohlenstoff     35,66        |0       35,80 

Wasserstoff      1,88  6  1,76 

Cblor  .  .  62,66  6  62,44. 
Es  besteht  also  aas  C^oHs^-Sci,  und  enthält 
2  Aequivalente  weniger,  als  nach  der  früheren 
Angabe,  aber  es  behält  doch  den  Namen  Deka- 
l|exylsaperchlorid ,  da  eine  Verbindung  von  die- 
sem Radieal  mit  2  Aequivalenten  Chlor ,  zwischen 
den  beiden  bekannten  ^  den  Namen  Dekahexyl- 
cfalorid  bekommen  wird« 

In  der  Reihe  der  Radicale  von  10  Atomen  Dekapentyl- 
K<Alenstoff  mit  abnehmender  Atomenanzahl  Ton  ^ 
Wasserstoff/  Cio'hs,  C^H^,  C^oh6,  C10H^  fehlte 
C;ioi|5,  Laurent,  der  es  aneh  nach  dem  yon 
ihm  aufgestellten  Verbindungssystem  rermisste, 
ist  es  geglückt,  eine  Verhindung  hervorzubringen, 
worin  er  ein  solches  Radieal  annehmen  zu  kön- 
nen glaubt.  Wenn  man  Naphtalincfalorür,  C^^H^ 
«f-€l,  behandelt  mit  Chlor  in  der  Wärme  oder 
dem  unmittelbaren  Sonnenlichte  ausgesetzt,  so  bil- 
den sich  mehrere  Chloriire  der  Ycrschiedenen  Ra- 
dicale^ und  man  erhält  ein  Gemisch  gleich  einem 
dicken  Oele.  Man  löst  das  Gemisch  in  so  wenig 
Aether  wie  möglich,  and  kühlt  die  Lösung  ei- 
nige Stunden  lang  in  Eis  ab,  während  dessen 
ein  Theil  derselben  auskry^tallisirt.  Das  in 
Aether  gelöste  bildet  nach  der  Abscheidung  des 
Aethers  einen  ölähnlichen  Körper,  der  mehrere 
Male  nach  einander  mit  einer  Lösung  von  Kali- 
hydrat  in  Alkohol  gekocht  wird,  wodurch  er  end- 
lich fest  und  krystallisirt  wird,  aber  Icichtschinclz- 
bar  ist.  Dasselbe  Product  wird  auch  erhalten, 
wenn  man  den  ölähnlichen  Körper  destillirt,  wo- 


476 


bei  sich  Salzsaure  abscheidet.  Er  löst  sich  in 
einem  warmen  Gemisch  von  3  bis  4  Theilen  Ae- 
ther  mit  1  Theil  Alhohol,  und  hrystallisirt  daraas. 
Man  bekömmt  ihn  in  zolllangen  gestreiften  Nadeln. 
Beim  freiwilligen  Yerdonsten  der  Lösung  er- 
hält man  noch  mehr,  was  sich  aber  gewöhnlich 
ins  Gelbp  zieht  ^  durch  Wiederaoflösung  in  einem 
Gemisch  Ton  gleichen  Theilen  Aether  und  Alkor 
hol  und  Umkrystallisirung  wird  es'  jedoch  davon 
befreit.  Dieser  neue  Körper  ist  dann  farblos^ 
ohne  Geruch,  weich  wie  Wachs,  so  dass  die  Kry- 
stalle  zu  einer  Masse  zusammengedrückt  werden 
können ,  schmilzt  bei  -{-  75^  und  erstarrt  wi#ler 
krystallinisch  in  rectangulären  Blättern  mit  Dia- 
gonalkreuz, und  zwischen  diesem  parallel  mit  den 
Seiten  gestreift.  Er  kann  unverändert  iiberdestil- 
lirt  werden  ^  ist  unlöslich  in  Wasser ,  fast  aaeli 
in  Alkohol ,  selbst  kochendheisscm  ,~  aber  leicht- 
löslich in  Aelher.  Er  wird  weder  von  Rali  noch 
Salzsäure  angegriffen*  Schwefelsäure  löst  ihn  in 
der  Wärme  auf,  ändert  ihn  aber  in  einen  ande- 
ren ,  in  Wasser  unlöslichen  Körper  um»  Kaliam 
nimmt  daraus  das  .Chlor  unter  Fcuererscheinung 
auf.  Auch  Chlor  verändert  seine  Zusamoaen- 
setzung,  wenn  sie  sich  in  einer  erhöhten  Tem- 
peratur berühren*  Er  wurde  zusammengesetzt 
gefunden  aus: 

Gefanden    Atome      Berechnet 

Kohlenstoff     52,32        20        52^30 
Wasserstoff      2,25        10  2,14 

Chlor    .^  .    45,43  6        45,56. 

Er  besteht  also  aus  2Ci^H^4-3€l.    Dekapen- 
lyl  -  Sesquichlorür. 


477 


Laurent*)  hat  die  Brandfile  antersaclit,  die DestillatSons- 
aas  Alaonschiefer   erhalten  werden,    und  welche  ^f®^"*^**  1®" 

Alaan^cliiefer. 

er  dnreh  eine  fractionirte  Rectification ,  nach  den  Ampelin  und 
ungleichen  Kochponkten  von  -{-  8<y>  bis  -{-  380o,  AmpeUnsäure. 
reinigte,  und  dabei  hat  es  sich  gezeigt,  dass  de- 
ren Zusammensetzang  im  Allgemeinen  mit  dem 
übereinstimmen,  was  Hess  fiir  die  Brandöle  von 
der  Destillation  fetter  Oele  (Jahresbericht  1838, 
S.  341)  gefunden  hat ,  dass  sie  nemlich  alle  poly- 
merische  Modificationen  von  CH^  sind;  Eins  von 
diesen  Oelen,  dessen  Siedepunkt  zwischen  -{-  ^^^^ 
und  -{- 125^  lag ,  destUliip^e-  er  mehrere  Male  nach 
einander  mit  Salpetersäure.  Dabei  blieb  ein  gelb- 
liches Oel  mit  der  Salpetersäure  zurück,  welches 
schwerer  war  als  Wasser,  während  ein  anderes 
mit  der  Säure  äberging.  Dieses  war  farblos,  von 
0,753  specif.  Gewicht  bei  ,-{-12^  und  bestand  aus 
86,2  Kohlenstoff  und  13,6  Wasserstoff.  Da  das 
speeif.  Gewicht  von  seinem  Gas  nicht  bestimmt 
worden  ist,  so  kann  über  das  Atomverhältniss 
nichts  yermuthet  werden ;  es  ist  zu  wenig  Was- 
serstoff z.B.  für  lOCH^  und  zu  viel  für  lOC-f  18II. 

Wenn  das  Brandöl,  welches  während  der  De- Anpelinsäarc 
stUlation  erhalten  wird ,  bis  sich  der  Kochpunkt ''''^ '^'"P^^'''* 
auf  -{•160^  erhöht  hat,  besonders  aufgefangen 
und  mit  Salpetersäure  gekocht  wird^  so  bringt 
diese  eine  stickstoffhaltige  Säure  hervor,  die  sich 
in  der  Salpetersäure  auflöst  und  daraus  durch 
Wasser  in  weissen  Flocken  niederfällt.  .Diese 
Säure  hat  er  Acide  ampelujjue  genannt.  Sie  ist 
farblos,  schmilzt  bei  -{-260^,  sublimirt  darüber, 
löat  sich  nicht  in  Wasser,   aber  in  Alkohol  und 


')  Ann.  de  Ch.  et  de  Pbyt.  LXIV,  3^1. 


478 

Aether»  nnd  rolbet  Lackmuspapier  schwach.     €on- 

centrirte  Säuren  bilden   damit   Auf lösangeii  9   die 

durch  Wasser  gefällt  werden.     Mit  Alkalien  bil- 

det  sie  leicht  lösliche  Salze*     Sie  ist  nicht  «nalysirt 

worden. 

Weniji  das   Oel^  welches   iihergeht,    nachdem 

der   Siedepunkt .  auf  -f-*  ^MO^   gestiegen    isl ,    und 

his   er   -f*^'^^  erreicht,    ungefähr  auf   dieselbe 

Weise  hehandelt  wird,    wie   für  die  Ausziehong 

des  Kreosots  Yorgeschrieben  ist,  so.  bekommt  man 

ein  eigentfaümliches,  in  Alkali  lösliches  Oel,  wel- 

'  ches    dem  Kreosot,  gleicht,    und  möglicherweise 

auch  dies  sein  kann.    Laurent  nennt  es  Ampelin. 

Destilbtions-        Das  Aceton ,   das  Product  der  Zersetzung  der 

^""^^^^^^^^  Essigsäure  In  einem  gel'mde  glühenden  Rohr,  der 

ren  und  deren  essigsauren  Salze  und  der  Destillation  des  Zuckers 

Salzen.      ^||  Kalkerde,  besteht  aus  C^H^O  oder  aus  C^H^^O^* 
Aceton«  ^  , 

In  mehreren    der  Yorhergehenden   Jahresberichte 

habe  ich  der  Versuche  erwähnt,  die  man  gemaebt 
hat,  diese  Bestandtheile  in  einem,  der  Zusammen- 
setzung der  Aethetarten  analogen  Verhältniss  za- 
sammen  zu  paaren,  die  aber  keine  befriedieiende 
Ansieht  ergeben  wollten.  Nachdom  Fremy  (Jab- 
resb.  1837,  S.  33^)  gezeigt  hatte,  dass  bei  der 
Destillation  des  Zuckers  mit  Kalkerde,  nicht  nur 
Aceton,  sondern  auch  noch  eine  andere  Flüssig- 
keit ,  F  r  e  m  y'  s  '  M etaceton ,  entsteht ,  die  ans 
G^H^^O  zusammengesetzt  Ist,  d.  h.  die  Aceton 
ist,  welches  1  Atom  Wasser  verioren  hat,  wurde 
es  sehr  wahrscheinlich,  dass  das  Aceton,  zu  der- 
selh^n  Klasse  gehöre,  wie  Alkohol,  und  dass  das 
Metaceton  eine  daraus  entstandene  Aetherart  sei, 
womit  auch  deren^  Eigenschaften  übereinstimmen« 
Diese  Aetherart  verhält  sich  dann  zum  AethyIo%y<I 


479 


80y  dass  sie  bei  einem  glßiclien  Gehalt  von  Saner- 
stoff  und  WassersloJBT  ly^  Mal  so  viel  Kohlen-^ 
Stoff  enthält  nnd  ihr  Radieal  €^8^  ist.  Von  die- 
ser Ansicht  aasgehend,  bat  ich  Uilgren,  dar- 
über eine  Untersachnng  in  meinem  Laboratorium 
vorzoniehmen ,  um  durch  Einwirkung  von  Schwe- 
felsäure auf  Aceton ,  die  Resultate  zu  bestätigen, 
welche  aus  den  Versuchen  von  Fremy  über  die 
Destillation  des  Zuckers  mit  Kalkerde  sich  her- 
auszustellen  schienen^.  Ullgren's  Versuche  wa- 
ren so  weit  gediehen,  dass  er  ein  Doppelsalz  von 
Schwefelsäure  mit  Kalkerde  und  der  neuen  Ae- 
therart  hervorgebracht  hatte,  als  die  Nachlricht 
ankam*),  dass  in  derselben  Beziehung  von  Kane 
Versuche  angestellt  worden  seien ,  und  dieser  die 
Resultate  davon  der  französischen  Academie  der 
Wissenschaften  mitgeth^ilt  habe.  Ich  rieth  nun^ 
die  angefangenen  Versuche  einzustellen,  da  sich 
der  Gegenstand  in  Händen  eines  ausgezeichnet 
geschickten  Chemikers  befand,  und  kein  Grund 
vorhanden  ist,  mit  kostbaren  Versuchen  und  Zeit- 
verlust darzulegen,  was  man  auf  anderen  Wege 
ohne  Mühe  erreichen  ki^nn.  Die  von  Kane  mit- 
getheilten  Resultate  sind  folgende: 

Das  Aceton  ist  eine  Alkoholart,  die  Kane 
Alhok0l  mesitufHe  nennt.  Wird  dieser  Alkohol, 
welchen  er  in  dem  Sinn  der  von  Dumas  nun, 

aufgegebenen  Theorie  als  ans  C^H^-f-1^  zusam- 
mengesetzt belraektet ,  mit  der  Hälfte  seines  Ge- 
wichts eoneentrirter  Sehwcfekänre  desAillirt,  so 
nimmt  diese  alles  Wasser  auf  und  man  bekommt 
eine  flucht^  Flüssigkeit,  die  sehr  leicht  ist,  bei 


')  L*Institnt»  M%U,  p.  110. 


480 

-|- 135^  kocbt  und  ans  C^H^  beatehl.  Er  nennt 
nie  Misityline. 

Lösl  man  Phosphorsuperchlorid  in  Aceton  auf, 
no  wird  dieses  in  der  Art  zersetzt^  dass  steh  Phos- 
phorsäare)  Salzsäure  und  eine  Aetherart  bilden, 
welcbe  letztere  mit  Wasser  ausgefällt  werden 
kann.  Diese  Aetberart  bestebt  aus  C^H^^CIS 
und  er  nennt  sie  Hydrocblorate  de  Mesitylene. 
Wird  sie  mit  einer  Lösung  von  Ralihydrat  in  AI- 
Isobol  bebandelt,  so  vertauscbt  das  Kali  seinen 
Sauerstoff  gegen  Chlor ,  und  aus  der  AlkoboUö* 
sung  kann  eine  Aetberart  abgesebiedeii  werden, 
deren  Zusaikimensetzung  G^H^^O  ist^  und  welche 
er  Hydrate  de  Mesitylene  nennt^  die  also,  wenig- 
stens in  Betreff  der  Zusammensetzung ,  mit  Fre- 
my's  Metaceton  identiseb  ist.  Ibre  Cbaractere 
sind  nicbt  angegeben  worden ,  so  dass  sie  also 
niebt  mit  denen  des  Metacetons  verglicben  wer- 
den können.  —     Diesen  Aetber  nennt   er  Etber 

misitique  und  er  betrachtet  ibn  als  C^H^-|-fi* 

Aucb  bat  er  ans  Pbospborsuperjodid  und  Ace- 
ton eine  Jod  Verbindung  des  Acetons  bervorgebraclit 

Scbwefelsäure  bildet  mit  der  neuen  Aetherart 
zwei  verschiedene  saure  Verbindungen ,  die  mit 
Basen  Tcrbunden  werden  können.  Die  eine  ist 
ein   zweifach  schwefelsaures  Salz  von   C^H^^Ob 

4-  HS )  in  welchem  das  Wasser  gegen  andere  Ba- 
sen zur  Bildung  von  Doppelsalzen  vertauscht  we^ 
den  kann,  gleichwie  bei  den  scbwefelsanrea Dop- 
pelsalzen des  Aetbyloxyds.  Die  andere  dagegen 
bestebt  aus  1  Atom  Schwefelsäure  und  i  Atom 
Aetber^  sie  verbindet  sich  mit  Basen  zu  eigen- 
thiimlichen  Salzen^   in  welchen  der  Aetber  nicbt 


.^^ 


481 


mehr  Basis  ist ,  soadern  die  Sauce  ia  den  Zustand 
versetzt  hat,  worin  sie,  ohne  Abacfaeidang  des  or- 
ganischen Körpers,  eben  so  viel  Basis  sättigt ,  wie 
ohne  die  Verbindung  mit  demselben.  Das  Kalk- 
salz dieser  Säure  besteht  aus  CaS-f-C^H^OQ  und 
enthält  1  Atom  Krystallwasser. 

Wenn  Phosphorsnperchrorid ,   PO^,  das  Ace- 
ton zersetzt,   so    entsteht,    ausser  dem    eben  er^ 
wähnten  Chloriir,  in  der  Lösung  eine  Sänre,  die 
der  Aetberphosphorsäure  entspricht,   nnd  welche 
durch    Sättigung    mit  Natron    und   KrystalKsation 
abgeschieden  werden  kann.     Diese  Krystalle  be- 
stehen aus  Na2p+2  (C^HWO  +  P)  mit  Krystall- 
wasserr  dessen  Atomenzahl,   durch  einen  Druck- 
fehler  in   der  Angabe  entstellt,   ans   der  Formel 
nicht  ersehen   werden  kann.     Wird   das  Aceton 
mit  Phosphorsnperjodnr  behandelt,  so  bildet  sich 
ebenfalls  eine  krystallisirbare  Säure,  die  die  nnter- 
phosphorige  Säure  mit  dem  Aether  in  deinem  sol- 
chen Yerhältniss  yerbunden  enthält,  dass  die  Säure 
ohne  Absqheidung   des  Aethers  Ton  Basen  gesät« 

tigt  wifd.  Das  Kalksalz  besteht  aus  Cal^C^H^^O  -f  S. 

K  a  n  e  gibt  an ,  dass  er  bei  seinen  Versuchen 
einen  Aldehyde  mesitufue  und  ein  Chlaral  m^sU 
tique  erhalten  habe  j  da  aber  diese  noch  nicht  ana- 
lysirt  waren,  als  die  Note  pnblicirt  wurde,  so 
sind  unmöglich  die  Gründe  einzusehen,  auf  welche 
er  diese  Namen  gefusst  hat. —  Ein  Jahr  ist  ver- 
flossen, seitdem  diese  wichtigen  Resultate  mitge- 
theilt  wurden ,  ohne  dass  etwas  näheres  über  die 
Arbeit  bekannt  gemacht  worden  ist. 

BcTor  ich  diesen  Gegenstand  verlasse,  will 
ich  einige  Betraehtnngcn  darüber  mittheilen.     Die 

Benelius  Jabres-Bencht  XYIII.  32 


\ 
I 


484 


frugiiieiitarMche  Erbfarniig  mi^etbeilt  babe,  ge- 
nauer erforscht  zu  sehen«  Ich  habe  dts  Essig- 
aldebyA  allerdings ,  aof  dem  Grund  der  Zosam- 
mensetztingsproportionen ,  im  letzten  Jahresbe- 
Iriehte,  S.  fi33,  als  ein  Hydrat  von  nnteracetyüger 
Säure  dargestellt ,  aber  es  ist  klar,  dass  es  in 
seinen  Eigenschaften  noch  mehr  Ton  einer  vras- 
serhahigen  Säure  abweicht,  als  z*  B.  der  Alko- 
kol  von  Aether»  Seine  -Eigenschaften  li^en  dar, 
dass  es  ein  selbstst&ndiges  Oxyd  ist,  welches  doieh 
Snbtraction  Von  SH-f-O  4n  ein:  elchtronegatives 
organisches  Oxyd' Terwandelt  nnd  tas  diesem,  nn- 
teif  dem  Einflasse  von  Säuren,  mit  Wasser  viit- 
der  gebildet  wird-,  gleichwie  der  Alkohol  aoter 
dem  Eii^uss  von  Alkalien  wieder  aus  Aether  uod 
Wasser  entsteht. 

Es  ist  also  klar,  dass  die  Genera  Alkohol  und 
Aldcfhyd  analoge  organische  Oxyde  sind,  die  durch 
Säbtraction  von  1  Atom  Wasser  In  organiscbe 
Otyde  von  veränderten  Radicalen  verwandelt  wer- 
den ,  wovon  die  des  ersteren  elektropositiv  uod 
die  des  letzteren  elektronegativ  sind. 

Von  diesen  Radicalen ,  denen  wir  bestimmte 
Namen  geben,  werden  dann  nach  den  gewöhnh' 
eben  Nomenclatur  -  Priticipen  die  Namen  fii>*  ^^^ 
Oxyde  hergeleitet,  z.B/Aethyl,  Methyl,  Actbyl- 
oxyd,  Methyloxyd.  Welchen  Namen  soll  d>°" 
das  Radical  der  neuen  AeÄerart  bdfiomnoeB? 
Kane  schlug  dafiir  Mcsityl  vor.  Aber,  diesem 
Name  ist  etwas  länger,  als  nötfaig,  und  da  Mes» 
der  Trivialname  des  essigsauren  Methyloxyds  i^^y 
von  welchem  dies  nicht  als  das 'Radikal  betrach- 
^t  werden  fcana,  wenö.  man  auch  aag^n  wollte; 
dass  Aceton;  mit.  2  Atomcü  Sauerstoff  MjeAi  seh 


485 

I  • 

I 

SO  muss  dies  Wort  als  irrefuli^eiid  TerliiieileB  wer- 
den. ,  Es  muss  also  «in  anderer  Name  gewählt 
vr erden.  Bis  ein  besserer  Name  gefunden  wird^ 
wiH  ick  Torschlagen  Oenylumj  Oenyly  von  olvog^ 
Wein^  ungefähr  aus  demselben  Grunde,  wie  das 
Radical  des  Holzäthers  yfon  fiidv  Wein,  herge- 
leitet wird,  da  doch  beide  im  Grunde  sich  aus 
AUioholaiten,  die  durch  trockne  Destillation  her« 
TOi^ebracht  werden,  bilden.  Oenyl  ist  also  =  C^H^^, 
nndOenyloxyd  =C^H^^O.  Wir  haben  dann  Oe-  , 
iiylchlorUr  ^=:G^II^^d,  schwefelsaures  Oenyloxyd- 
Kali,  Qenyloxydschwefelsaur^  Kali,  u.s.w.  Diese 
Zusammenstellungen  zeigen  ohne  Zweifel,  wie  wicb- 
tig  es  ist,  dass  man  bei  der  Benennung  der  Radicale 
nicht  unnöthigerweise  vielsilbige  Worte  gebrauche« 

Kane's  Versuche  scheinen  auszuweisen ,  dass 
der .  Essigalkohol  durch  die  katalysirende  Einwir- 
kung der  Schwefelsäure  beim  Kochen  zersetzt 
werde,  eben  so  weit,  wie  der  Weinalkohol  erst 
bei  -j-180^,  durcb  Snbtraction  Ton  .4  Atomen 
Wasserstoff  und  2  Atomen  Sauerstoff,  worauf  eine 
ölähnliche  flüchtige  Flüssigkeit  übr^;  bleibt,  die 
aus  C^H^  besteht  und  welche  Kane  Mesitylene 
genannt  hat*. 

Löwig^):hat  den  Einfluss  Ton  Kalium  auf  Aceton  mit 
das  Aceton  untersucht.  Die  Einwirkung  Ist  hef-  K^i^>>^' 
tjg,  aber  es  entwickelt  sich  dabei  kein  perma- 
nentes Ga6.  Man  bekommt  eine  syrupartige 
Verbindung  mit  Kali.  Aus  dieser  scheidet  Was- 
ser eine  ölartige  Flüssigkeit  ab ,  die  nach  der 
Rectification  mit  Kalk  nach  Pfeffermünzöl  riecht, 
und  auf  Wasser  schwimmt.     Sie  kann  in  2,  eine 


*)  Po^^gend.  Ann.  XLII>  114. 


486 


eine  flüchtigere  und  eine  'weniger  flüchtige,  ge- 
schieden werden.  Die  letztere  ist  höchst  schwer- 
flüssig und  vwh  *^er  Fonnei  CH^  msammen  ge- 
setzt. Die  flüchtigere  soll  Sauerstoff  enthatteo« 
£s  ist  klar  9  dass  sie  besser  und  aosfiihrlicher 
untersucht  werden  Füssen. 
Aceton.  L'anrent  *)  hat  gefunden  9  dass  9  wenn  Ace- 
ton durch  trockne  Desstiilation  von  essigsaurer 
Kalkerde  bereitet  wird,  man  ausser  dem  Aceton 
eine  weniger  flüchtige  Flüssigkeit  erhält ,  die  hei 
dir  Reetification  des  Acetons  in  der  Retorte  zu- 
rückbleibt, wofern  sie  unterbrochen  wird,  wenn 
.  der  Siedepunct  den  des  Acetons  zu-  übersteigen 
aufüngt.  Mischt  man  zu  diesem  Rückstand  in  der 
Retorte  ^4  bis  Vs  seines  Volums  Salpetersäure  und 
hält  das  Gemisch  sehr  gelinde  erwärmt ,  so  ent- 
steht eine  Art  Gährung,  aber  ohne  dass  sid^ 
rothe  Dämpfe  zeigen,  die  man  unterhält,  bis  sie 
beendigt  ist«  Dann  yiriri  die  Hälfte  abdestillirt. 
Das ,  was  nicht  übergeht,  gibt  mit  salpetersaurem 
Silberoxyd  einen  reichlichen  Niederschlag,  der 
ihm,  in  Betreff  der  Eigenschaften,  dem  Cyansil* 
ber  zu  gleichen  schiien.  Das  Destillat  besteht  aas 
2  Flüssigkejiteu.  Die  eine  wasserhaltige  ist  dem 
in  der  Reiorte  zurückgebliebenen  ähnlich«  D^^ 
andere  ist  ölartig  ^  hlar  und  farblos ,  von  aromi' 
tischem  Geruch ,  ^nd  kocht  zwischien  -f"  ^^  ^^' 
«4*  100^«  Sie  wurde  zusammengesetzt  gefunden  ans: 

Gefunden     Atome    Berechnet 

Kohlenstoff    06,43        4        67,0 
Wasserstoff   10,84        8        10,9       ' 
Sauerstoff       22,73        1  >     22,1. 


7  Ann.  de  €h.  et  de  Phys*  LXVI,  318. 


^^^^-^ 


4    8 

34,51 

6ia 

4,22 

1    2 

11,30 

2    4 

48^,87. 

487 

Sie  ist  abo  C4H<»+p. 
Bei  der  Behandlung  mit  Chlor  liefert  sie  Salz- 
sanregas  und  einen  ölähnlicfacn  Körper  ^  der  zu- 
sanunengesetzt  gefunden  wnrde  ans : 

Gi^fonden       Atome       Berechnet 

Kohlenstoff    35,2 

Wasserstoff     4,5 

Sauerstoff  1  «^  « 

Chlor    .     ./  ""'* 
Der  Chlorgehalt  ist  also  nicht  durch  Versuche 
bestimmt  worden^  wenn  aber  die  Berechnung  der 
Analyse  richtig  ist,  so  folgt  daraus,  dass  die  Ver- 
bindung besteht  aus: 

1  At.  acetyliger  Säure    =4C-f  6H-f  20 
1  At.  Acetylsuperchlorur=:4c4-  CH  +4CI 

=  8C  +  12H+20+4Cl. 

Laurent  gibt  die  Formel  C^H^O-f-CF,  gleich- 
wie dier  vorhergehenden  die.FoInmel  C^H^O-|*H^, 
in  welchen  Formeln  die  letzten  Glieder  sich  ein-*        ^^ 
ander  substituiren. 

Eine  höchst  wichtige  Entdeckung  ist  von  Bun-  Allsartin. 
aen  *)   gemacht  worden ,    bei  der  Untersuchung 
der  lange  bekannten,  ranchenden,  selbstentzünd« 
liehen  Flüssigkeit,  die  ^erhalten  wird,   wenn  man 
wasserfreies  i^ssigsanres  Kali  mit  arseniger  Säure 
destillirt.    Bnnsen  hat  daraus  verschiedene,  nach 
Art  der  organischen  Natnr  zusammengesetzte  Ver-^ 
bindungen  hervorgebracht,    in  welche  aber  Arse- 
nik, als  'clenientarer  Bestandtheil   eingeht.      Die 
Substanz,   welche  die  selbstentzündliche  Flüssig- 
keit ausmacht,   hat  er  ^Ikarsin  genannt.      Seine    ^ 
Bereitung  beschreibt  er  auf  folgende  Weise : 


*)  Poggend.  Ann.  XLI,  n9 ,  und  XLII,  145. 


488 


Man  yemiiscbt  in  etnier  Retorte  gleiche  Theile 
wasserfreies  essigsaures  Kali  und  arsenige  Sämre, 
kittet  eine  tubulirte  Vorlage  an ,  in  deren  Tnba- 
lus.  ein  Glasrobr  eingesetzt  ist,  welcbes  die  sich 
entwickelnden  gasförmigen  StoiBTe  entweder  in  ein 
in  einen  Schornstein  führendes  Zngrohr  oder  in 
die  freie  Luft  leitet,  weil  sie  selnr  beschwerlich 
und  schädlich  zum  ßlnathmen  sind.  Die  Retorte 
wird  in  ein  Sandbad  gelegt,  und  die  Destillation 
mit  allmälig  Tcrstärkter  Hitze  Torgenommen^  bis 
am  Ende  die  Masse  glüht,  wobei  der  Boden  der 
Retorte 'Ypn  dem  Kali  oft  aufgelöst  wbd.  ^^ie 
Vorlage  wird  gut  abgekühlt.  Dann  lässt  man  den 
Apparat  stehen,  bis  er  ToUkommen  erkaltet  ist, 
weil  sich^  das  in  ^em  Retortenhalse  gebliebene 
beim  Zutritt  der  Luft  entzünden  würde.  In  der 
Vorlage  findet  man  3.  Schichten.  Die  unterste 
ist  reducirtes,  pulYerförmiges  Arsenik,  dureh- 
tränkt  von  der  nächstfolgenden  Schicht,  Welche 
am  meisten  beträgt,  braun  und  ölartig  ist.  Diese 
enthält  das  Alkarsin  und  eine  andere  arsenikhal- 
tige  Substanz  aufgelöst.  Oben  auf  schwimmt  eine 
leichtere  Flüssigkeit,  vermischt  mit  Essiggeist 
(Aceton),  Essigsäure  und  wenig  Wasser,  und  in 
dieser  Flüssigkeit  ist  Alkarsin  und  ein  wenig  ar- 
senige Säure  aufgelöst.  Die  sich  entwickelnden 
Gase  enthalten  kein  Arsenik,  aber  dennoch  Stoffe, 
die  für  das  Athmen  höchst  reitzend  und  schädlich 
sind,  abgedunstet  in  einem  Gemisch  von  Kohlen- 
sänregas  und  Koblenwasserstoffgas.  Von  100  Tfaei- 
len  essigsaurem  Kali  und  100  Tb.  arseniger  Säure 
kann  man  etwas  mehr  als  30  Theile  der  mittle- 
ren Flüssigkeit  erhalten,  wenn,  man  die  Vor- 
lage abkühlt. 


48Ö 


Die  mittlere  Schicht  ist  darch  die  obere  Schicht 
ge^ea  die  Einwirhong  der  eindriiigenden  Luft  ge- 
schützt.     Man  giesst   sie  aus  der  Vorlage  in  eine 
Flasche,  auf  deren  Boden  man  eine  Schicht  Was* 
ser  gegossen  hat,   und,   qm  bei   dem  UmgiesaeB 
den  Zutritt   der   Luft  Zu  Terhindem,    setzt  man 
em  Glasrobr  mit  Korb  in  di»i  Tubqlus,  und  lässt 
die  Fliissigbeit  durch  das  Rohr  unter  das  Wasser 
in    der  Flasche  treten;    so  bald   dies  geschehen,' 
iivird  die  oben   aufliegende  Schiebt  mittelst  einer 
kleinen  Handsaugpunipe.  so  genau  ,wie  möglich  in 
eine  Pipette  gesogen ,  aber  ohne  dass  die  Flüssig» 
beit  entblösst  wird;    dann  füllt  man    die  Flasche 
mit  gekochtem  und   in  einem    verschlossenen  6e- 
Täss  erkalteten  Wasser,   und  schuttdt  sie  damit 
lange  um.      Darauf  wird  das  Wassär  wieder  ab- 
gegossen, das  letzte  davon  mit  einer  Pipette  auf- 
gesogen,  so   genau,   dass  nur  eine  .|^nz  dünne 
Lage  übrig  bleibt,  aufs  Neue  lufltfreies  Wasser 
aufgegossen   und  mit  der  Flüssigkeit  geschüttelt, 
und  dies  so  lange  wiederholt ,  als  es  noch  Essig- 
säure daraus  auszieht. 

Will  man  sie  noch  reiner  haben,  so  kann 
man  sie  mit  wasserfreiem,  vorher  durch  Köchen 
von  Luft  befreitem  und  in  einem  bedeckten  6e- 
fäss  erkaltetem  Alkohol  vermischen,  und  sie 
hierauf  aus  dieser  Lösung  mit  luftfreiem  Wasser 
wieder  ausfällen,  worauf  man  den  Alkohol  auf 
die  .angeführte  Weise  wegwäscht.  Dann  wird  die 
Flasche  mit  luftfreiem  Wasser  gefüllt  und  wohl 
verschlossen.  >Um  das  Alkarsin  völlig  rein  zu  er- 
balten ,  bedarf,  es  der  Rectification  in  Wasserstoff* 
gas  über  Kalihydrat  oder  kaustischer  Baryterde. 
Dies   gesehieht  am   besten   in   kleinen,   vor   der 


# 


490 


y 


Litmpe  aasgtblasenen  Apparaten  iinit  kleinen  Ra- 
gein«   P^aekdem  das  Hydrat  oder  die  Erde  in  die 
eine  Kugel  gelegt  worden  ist ,  werden  sie  an  den 
Kng^ln  an  feinen  Rökren  ausgezogen.     Dann  fdlU 
man  sie  zuerst  mit  Wasserstoffgas  nnd  sangt  bie^ 
a^f  das  Liquidum  auf  eine  passende  Weise  in  die 
Kngely  worin  sieb  die  Base  befindet«     Die  beidco 
feineren  Rökren  des  Apparats  werden  nun  suge- 
sekmolzen«    Man  destillirt  in  einem  Wasserbade 
nnd  küblt  die  leere  Kugel  kunstliek  ab.     Ist  der 
Apparat  in  der  Biegung  zwiscken  beiden  Kogeh 
dünner,  so  kann  naek  beendigter  Destillation  das 
Glas  daselbst  Tor  der  Lampe  ausgezogen  und  zo- 
gescbmolzen  werden ,  nm   das  Destillat  darin  zn 
weiterer  Anwendung  anfznbewabren.     Blan  mackt 
f  mebrere  soleber  Apparate  nnd  eikält  dadnrdi  meh- 
rere soleber  Kugeln  im  Vorratk ,  nnd  braiiekt  (or 
Versncbe  jedes  Mal  nickt  mekr  anzuwenden  als 
den  Inkalt  einer  Kugel  ^  denn  die  Flüsaigkeit  wird 
sogleick   Terändert    selbst   dnrek    den    geringstes 
Einflnss  der  Luft,  was  siek  dadurek  za  erkennen 
gibt,   dass   sie    trübe  wird.      In   der  Kugel,  ans 
welcher  die  Flüssigkeit  destillirt  worden  ist,  blei- 
ben die  Producte  der  Zersetzung,  welcbe  sie  bei 
dem  fortsckreitenden  Zutritt  der  Luft  erlitten  bat, 
nnd  die  weniger  flücktigen ,   arsenikkaltigen  Kö^ 
per,  welcbe  darin  aufgelöst  sind,  zurück. 

In  reinem  Zustande  liildet  es  ein  ätkerartiges, 
farbloses  wasserklares  Liquidum,  welckes  das 
Lickt  slaik  brickt.  Sein  ^pecif.  Gewickt  ist  on- 
gefäkr  1,462  kei  -f-  '^^9  ^ker  alle  genauen  Be« 
Stimmungen  sind  bei  diesem  Körper  so  scbwierig; 
dass  man^  nur  auf  Approximationen  recknen  kann. 
Es  rieckt  köckst  unangenekm  und  erinnert  an  den 


491 


Geroeh  Toa  ArsenilonrnBmSKUaltpm ,  reit&t  heftig 
zu  Thränen,  und  du»  reitxende  Gefiilil  in  der 
Nase  ist  bnge  anhaltend«.  Bäim  längerem  Einath« 
men  einer  mit  seinen  Däüpfen  iraprägnirfen  Lnft 
entstehen^Uebelbeindea  undDrueh  auf  der  Brust. — 
Körper^  die-  davon  ber&hit  worden  sind,  biehal« 
ten  den  Geraeh  lange  wmI  noch  nach  einem  Mo- 
nat wird  er.  dann  durehFenchtigkeit  wieder  her- 
Torgernfen.  Sein  Gesehmack  hat  Aehnlichkeit  mit 
dem  Creruch«  Anf  der  Haut  bewirkt  es  .ein  hef- 
tiges Jndsen.  Innerlieh  ist  es  ein  heftiges  Gift» 
Es  koekt  bei  -|-  ^50^  nnd  ^destillirt  in  sauerstof« 
freier  Lnft  unverändert  über«  Dnreh  im  Vacunm 
des  Barometers  angestellte  iVersnche  wurde  das 
Gewicht  des  Gases ,  durch  Vei^leiehnng  des  Gas- 
volumens bei  -f-  186P  mit  dem  Gewicht ,  =6,516 
gefunden«  —  Bei  noch  höherer  Temperatur  wird 
das  Gas  unter  Abscheidung  vpn  Arsenik  eersetzt. 
Unter  —  S3^  schiesst  es  in  kleinen,  seideglikisendcn 
Krystallschuppen  an.  Bs  ist  unlöslich  in  Wasser, 
welches  jedoch  seinen  Geruch  und  Gesehmach  an- 
nimmt, löslich  in  Alkohol  undyAelher.  Wird 
es  von  der  Luft  berührt,  so  stösst  es  einen  dicken, 
weissen  Ranch  aus,  es  erhitst  sich  schnell.  Taugt 
Feuer  und  brennt  mit  einer  wenig '  leuchtenden 
Flamme,  vH)bei  sidi  arsenige  Säure,  Kohlensäure 
und  Wasser  bilden.  Ein  Tropfen ,  den  man  ei- 
nige Ellen  hoch  herabfallen  läsat,  entzündet  sich, 
bevor  Cr  die  Erde  erreicht«  Verhindert  man  durch 
starke  Abhühlong  oder  durch  Langsamkeit  des 
Liiftweehseis  setue  Entzündung,  so  absorbirt  es 
dennoch  Sauerstoffga^i ,  wobei  arsenige  Säure  Vund 
eine  andere  Arsenikverbindung  entstehen,  welche 
letztere  fest  ist,  sich  leicht  in  Wasser  hkA  und 


/ 


49^ 


Bchfjn  krysUUisirt  erbtlCen  werden  kann.     Diese 
ProdoGte  entsteben  ancb,  WMn  e»  unter  Wasser, 
auf  dessen  Oberfliehe  die  Lnft  geweebselt  wer- 
den bann,  Terwabrt  wkd.  —     Es  löst  Sdiivefel 
mit  brauner  Farbe  anf^   vermisebt  sich  damit  in 
der  Wärme  nach  alten-  Verhältnissen ,    zn  einem 
rothen  Liquidum,  ans  drai  der  Schwefel  während 
der  Abkühlung  in  Strahlen  anschiesst.     Phoq)hor 
kild^k  damit  in  der  Wärine  ein  öpalisirendes  Li* 
qnidum ,  aus  dem  der  Phosphor  sieh  während  den 
Erkalten  unverändert  wieder  absetzte      In'CUor- 
gas  fangt  es .  sogleich  ;Feocr  und  brennt  nnt  rosi- 
ger, rothgelber  Flamme,  wobc»*sich  Kohle  absetzt 
vnd   Salzsäure   und  'Chlorarsenik   bilden.      Brom 
erhitzt  sidk' damit  bi»  zur  Entzündung  wobei  sieb 
eine  brannte y  flockige  Substanz   abscheidet,     i^ 
löst  sich  darin  zu  'einenik  braunien  Liquidum  auf; 
ans  dem  sieh  weisse  Krystalle  absetzen,   die  sick 
bei  Zusatz  von  mehr  Jod  wieder  auflösen.     Ka- 
lium bleibt  in  der  Kaltie  lange  unverändert  darin; 
allmälig  zeigen  sich  einige  Gasblasen  und  die  Masse 
▼erdickt   sich  zu  einem   dicken  Magma«      Mit  Ka- 
lium erhitzt,  explodirt  es.      Von  Kafilange  wird 
es  mit  hrauner^  Farbe  aufgelöst.    Mit  rodier,  rau- 
chender-Salpetersäure  explodirt  es  mit  einer  glän* 
senden  Feuerflamme.     Von  Terdnnnter   Salpete^ 
fiwnre  wird  es  in  der  Kälte  ohne  Gasentwickelung 
aufgelöst.      Mit   einer  Lösung    Von   Quecksilber* 
ehlorid  digerirt,  wird  es  allmälig  zersetzt,  ester- 
schwindet    unter   Bildung    einer    dicken  'weissen 
Masse.     Wird   dieselbe   mit  Wasser  gekocht,  so 
bleibt  Quecksilberchlorilr  ungelöst  zurück  und  das 
Wasser  setzt  beim  Erkalten    einen  krystalUsifi«^"' 
in  kaltem  Wasser- schwerlöslichen  Körper  ab,  i^' 


493 


siebt  in  der  hutk  nteitt  ir^i^derl.  Qnedssilbev^ 
oxyd  und  salpetersaares  Qneclssilberoxydiil:  ^er^ 
deo  fladnrcli  za  Qaedk^ijüber  reducirt.  Alle  diese 
fiinvritkungen  Ton  Reagc^tif  o  bringfcn  nene  Kör- 
per l^ervor,  WOY0Q  allecdii^,  mebrere  identisch 
sind,9  '  die  yiber  ioimer  ipt^^sant^ ;  Gieg^nstäude 
fiir  Untersuchungen  werden* 

Bei  d^r  Analyse  dieses  Körpers  yhiv  es  nicht 
möglich,     das  Arsenik  yolisfändlg   zu   oxydiren^ 
stets  bleibt^    nach  Bünsän'ii  Atigabe,   elliä  Por- 
tion davon  in   einer  ^oTchen*  Verbindung'  zuTnch, 
dass    sfe  durch  Schwefelwasserstoff  nicht  gefällt 
^werden    kann ,     sondern  mit  'örgänisclben   StoiSen. 
'verbunden  bteiEt.    so'  dass  kie   sich  erst  nach  de- 
ren  Verbrennung  zeigt.     Bei  Versuchen ,' dasselbe 
mit  Gemischen  yon  chlorsaurem  Kali^  Glaspulver 
und  kohlensaurem  Natron   zu  verbrennen,  blieb 
die' Oxydation  unvollständig  oder  sie  geschah  mit 
gefahrvollen  Explosionen*     tiet  höchste  Arsenik- 
gehalt,  welcher  durch  Anwendung  von  Salpeter- 
säure abgeschieden  werden  konnte,  war  64,2  Pro- 
cent.     Dass   kein  Sauerstoff  darin  enthalten   sei» 
folgert  er  daraus ,   dass  KaKum  in  der  Kälte  dar- 
auf nicht  einwirkt.     Die  Explosion, ~ weiche  durch 
das  Erhitzen  mit  Kalium  entsteht,  schreibt  er  der 
Bildung  von  Arsenikkalium  zn.     Dieser  Schluss 
ist  jedoch  nicht  zuverlässig ,    denn  vvir  haben  ge- 
sehen, dass  Kalium  in  der  Kält^  nicht  auf  schwe- 
feisaures  Aethyloxyd-Aetherol  einwirkt,  aber  in 
der  Wärme  damit  explddiift.      Der  Versuch   mit 
Kalium  beweist  also  nichtis.     Den  Gehah  an  Koh- 
lenstoff und  Wasserstoff  bestimmte  er  duteh  Ver- 
brennong   mit  Kpipferoxyd ,   und  nahm  den  Ver- 
lust als  Arsenikgehalt.     Von    4  Versiichen  will 


\ 


496 


stehen  damis  2  Atome  Alkarsin,  1  Atom  Ald^ 
hyd,  8  Atome  KoUensäure ,  wovon  4S  die  Efisig- 
Bäore  ersetzi^n,  4  Atome  Kohlenoxyd*  und  2  Atome 
Wasser«  Die  Bildung  des  Acetons  ist  ein  ganx 
unabhängiges  Product  der  trocknen  I>estiltatioo 
des  essigsauren  Salzes.  Nach  der  yon  mir  vorge- 
achlagenen  Ansicht  entstehen  ans  2  Atomen  £s- 
aigsättife  und  1  Atom  arseniger  Säure  genau  1 
Atom  Alkarsin  und  4  Atome  Kohlensäure.  Wenn 
in  der  Temperatur,  bei  welcher  diese  Verbindung 
entsteht,  das  Alkarsin  in  Gasform  auf  die  arsenige 
Säure,  einwirkt ,  so  wird  hieraus  metaUifl|ches  A^ 
senik  redueirt,  und  der  Wasserstoff  verbindet  sieli 
mit  Sauerstoff  zu  Wasser,  welches  das  Arseott« 
Wasserstoff  in  dem  Alkarsin  substituirt^  und  eine 
Portion  davon  in  Aldehyd  verwandelt,  nnd-'Uet' 
aus  entstehen  die  secundären  Producte  Aldehyd 
und  metallisches  Arsenik.  ---  Man  findet,  dass 
diese  Ansicht  die  Zersetzung  einfacher  erklärt,  als 
die  erstere. 

Die  Frage,  ob  dieser  Körper  SaueMoff  ent- 
balte,  od<;r  nicht,  ist  yoif  grosser  theoretiseber 
Wichtigkeit ,  weil  es  noch  eine  andere  AnsicM 
gibt ,  die  ebenfalls  ihre  Wahsschetnlichkeiten  lie- 
ben kann«  Arsenik  und  Phosphor  ahmen  in  g^' 
wissen  ihrer  Verhältnisse  den  Stickstoff  nach, 
wiewohl  sie  in  anderen  wieder  davon  abweicbeii' 
Der  Stickstoff  hat  die  Eigenschaft,  mit  Kohleastof 
und  Wasserstoff  Köiper  zu  bilden,  Welche  i^ 
unorganisclten  einfachen  Radicale  nachahmen,  ^^ 
als  solche  sich  mit  Sauerstoff  zu  Oxyden  und  San* 
reu  verhindjin..  Es. ist  denkbar,  dass  das  Arseoili 
und  vielleieht  auch  der  Phosphor  dieselbe  E^' 
g^ii^s^haft  nachahmen  können.  .  Wenn  das  M^^^' 


497 


sin  Saaentotf  enthSlt ,  so  kann  es  das  Oxyd  Ton 
einem  solchen  Radieal  Teprasentiren  *)• 

Der  Kö'rper,  welcher  entsteht^  wenn  sich  das 
Alharsin  langsam  auf  Kosten  der  Lnft  oxydirt^ 
ist  yon  Bansen  Alkargen  genannt  worden. 

Lässt  man  das  Alkarsin  mit  Wasser  bedeckt 
in  einem  offenen  Gefässe  stehen ,  so  absorbirt  es 
Sauerstoff  ans  der  Lnft  durch  das  Wasser,  and 
löst  sich  theilweise  in  seinem  veränderten  Zu- 
stande in  der  Flüssigkeit  auf.  Anfangs  ist  es  gut 
das  Gefass  .auf  eine  solche  Weise  zu  bedecken  ^ 
dass  der  Luftwechsel  über  der  Flüssigkeit  nur 
langsam  stattfindet ,  später  lässt  man  ihn  frei  vor 
sich  gehen.  'Man  wartet  aber  bis  sich  das  Ganze 
zu  einer  krystallinischen  Masse  verdickt  hatj 
denn  versucht  man  sie  früher  unter  der  Bedeckung 


*)  Als  sich  dies  bereits  im  Druck  befand,  erfnlir  ich 
durch  eine  freundschaftliche  Mittheilung  yon  Hrn.  Bunlen, 
dass  er  mit  dem  AUsari|in  eine  neue  Analyse  angestellt  and 
dabei  folgendet  Resultat  erhalten  habet 

Gefunden  Atome  Berechnet 
Kohlenstoff      %U^S  4        ^t^Z 

Wasserstoff        5»34         1%  5,27 

Arsenik  65,38  %        66,17 

Sauerstoff  7,63  1  7,04 

Hierdurch  ist  also  die  Frage  'uher  seinen  Sauerstoffge- 
halt  entschieden.  Mehrere  sehr-mchtige  Mittheilnngen,  das 
Verhalten  des  Alkarsins  zu  Wasserstoffsäuren  betreffend, 
hoffe  ich  Gelegenheit  zu  haben,  im  n&chsten  Jahresberichte 
anzufahren.  Soviel  kann  ich  noch  hinzufügen,  dass  die 
mitgetheilten  Versuche  darzulegen  scheinen,  dass  G^H^^As^ 
ein  den  ternären  organischen  Radicalen  analoger  Körper  ist, 
dessen  Oxyd  dieis  Alkarsin  ist,'  und  dessen  Sauerstoff  gegen 
Salzbilder  und  Schwefel  Tertauscht  werden  kan^i. 
Berzelius  Jahres-Bericht  XVIII.  33 


498 


mit  Wasser  wegziuieliiiieii ,  so  entzündet  sich  das 
noch  nicht  oxydirte  Alkarsin« 

Dm  Alkarsin  Tcrwandelt  steh  d|d>et  in  zwei 
Körper,  die  beide  in  Wasser  löslich  sind^  nem- 
lich  in  Alkargen  nnd  in  einen  anderen  stinkenden, 
ätherartigen,  welchen  Bnnsen  Hydrarsin  nennt 
Das  Alkargen  bleibt  grösslentheils  nngelöst  in 
Gestalt  einer  körnigen,  unrein  weissen  Hasse. 
Man  giesst  die  Flüssigkeit,  welche  viel  Alkargeo 
nnd  das  Hydrarsin  meistentheils  aufgelöst  enthalt, 
ab.  Der  krystallinische  Rückstand  wird  in  hl* 
tem  Wasser  aufgelöst ,  worin  arsenige  Säure  nn* 
gelöst  zurückbleibt,  deren  Bildung  durch  einen 
zu  grossen  Zufluss  Ton  Sauerstoff  erfolgt  und  also 
verhindert  werden  kann^  wenn  er  während  der 
ganzen  Operation  sehr  schwach  stattfindet.  Vit 
Lösnug  ist  bräunlich  ui^d  wird  Ton  dem  Ungelösten 
abfiltrirt ,  worauf  man  sie  im  Wasserbade  verdun- 
stet ,  bis  sie  beim  Erkalten  erstiirrt.  Wird  das 
Alkalien  dann  in  der  kleinsten  nothwendigen 
Menge  kochenden  wasserfreien  Alkohols  aufgelöst^ 
so  schresst  es  beim  Erkalten  in  KryakiUen  an. 
Sie  werden  auf  ein  Filtrum  genommen,  und  mit 
kleinen  Portionen  kalten  wasserfreien  Alhohols 
von  noch  anhängendem  Hydrarsin  abgewaschen. 
Sie  sind  nun  noch  pnit  einer  nur  geringen  Menge 
arseniger  Säure  verunreinigt^  von  der  sie  durd 
Vermischung  mit  Eisenoscydfaydrat ,  Wiederaufio- 
sung  in  kaltem  Alkohol  und  Verdunstung  9  bei 
der  ein  wenig  Eisenoxyd  niederfällt  und  abgc 
schieden  wird,  befreit  werden,  worauf  dann  das 
Alkärgen  aus  der  Auflösung  rein  anschlesst,  wi^ 
wohl  die  Mutterlauge  noch  ein  wenig  eisenhaltig 
ist.     Die  Mutterlauge,  welche   von  der  bei  der 


499 


urspriiiigliclien  Oxydation  etttslandenen  IMfasse  ab- 
gegossen warde,  wird  mil  den  Mutterlaugen  von 
Spiritus  und  dem  zum  Waschen  angewandten  AI» 
Isohol  vermischt  und  verdunstet ,  bis  die  Masse 
beim  Erkalten  erstarrt.  Es  ist  nun  sehr  mit  Hy- 
drarsin  verunreinigt  und  braun.  Man  nimmt  es 
auf  Löschpapier  und  presst  es  zwische«  widerholt 
gewechseltem  Löschpapier  aus^  worauf  die  Hy- 
drarsinflüssigkeit  mit  kleinen  Mengen  eiskaltem 
Alkohol  daraus  ausgelaugt  werden  kann,  so  dass 
das  Alkargen  trocken  und  weiss  zurückbleibt« 
Zur  Reinigung  bedient  man  sich  der  nun  erwähn- 
ten Auflösung  in  Alkohol ,  oder  man  löst  es  in 
Wasser  und  verdunstet  kochend ,  lost  es  wieder 
auf  und  verdunstet,  so  lange  die  Lösung  noch 
den  Geruch  nach  Hydrarsin  hat. 

Das  Alkargen,  so  wie  es  aus  Alkohol  krystal- 
lisirt  erhalteti  wird,  hat  folgende  Eigenschaften: 
£s  bildet  geschobene,  vierseitige,  glänzende  Pris- 
men, die  völlig  durchsichtig  und  farblos  sind, 
Iceinen  Geruch  und  fast  keinen  Geschmack  be- 
sitzen.  Es  verträgt  -f"  ^0^  <>^nc  Wasser  abzu- 
geben, aber  es  schmilzt  bei  dieser  Temperatur 
und  wird  bräunlich;  darauf  erstarrt  es  erst  wie- 
der bei  +  900,  krystalEnisch  strahlig.  Bei  -|-5i300 
wird  es  zersetzt ,  gibt  Alkarsindämpfe,  arsenige 
Säure,  reducirtes  Arsenik,  und  andere  Producte. 
In  der  Luft  verändert  es  sich  nicht,  wenn  sie  nicht 
zu  feucht  ist ,  in  welchem  Falle  es  '  zerfiiesst. 
Von  Wasser  und  wasserhaltigem  Alkohol  wird  es 
äusserst  leicht  aufgelöst,  weniger  leicht  von  was- 
serfreiem, aber  es  krystallisirt  daraus  besonders 
regelmässig  und  in  grossen  Krystallen.  Wasser- 
'  haltiger  Aether  löst  etwas   davon   auf  und   setzt 

33* 


500 


dies  in  Schoppen  ab.     Wisserfreier  Aetber  löst 
es  nicbt,  er  fälll  es  aus  Alkohol. 

Das  Alkargen  zeigt  eine  schwach  saure  Reaction 
und  Terblndet  sich  mit  Basen  •   aber   die  Yerbin- 
dangen  beruhen  auf  einer  äusserst  leicht  zu  über- 
windenden Verwandtschaft.     Alkalien  und  alkali- 
sche  Erden    geben   damit   gummiäfanliche ,    nicbt 
krystallisirende  Verbindungen.      Die   Knpferoxjd- 
Verbindung  ist   in  Wasser  löslich  und  blau,  sie 
trocknet  im  luftleeren  Raum   über  Schwefelsänre 
zu  einer  blauen,  extractahnlichen  Masse  ein.    Seine 
Lösung  in  Wasser    wird   beim  Kochen  schmn 
und  ist  durch  Filtriren  nicht  klar  zn  erhalten.    Das 
Alkargen   löst  Eisenoxyd  beim  Kochen  anf^  die 
Lösung  ist   braun,  wird  aber  beim  Concentriren 
wieder  gefällt.     Säuren  wirken  wenig  oder  nicht 
darauf.     Schwefelsänre  löst  elwas  davon  auf,  aber 
nach  Sättigung  der  Säure  mit  kohlensaurer  Baryt* 
erde  bleibt   das   Alkargen   allein  in    der  Flüssig- 
keit.     Salpetersäure    und  Königswasser  zersetzen 
es.     Behandelt   man  eine  Lösung   von  Alkargen 
mit  Schwefelwasserstoff,  so  entsteht  kein  Scbwe- 
felarsenik,   sondern   eine  milchige  Trübung,  ^^ 
sich  in  der  Wärme  zu  ölähnlichen  Tropfen  ve^ 
einigt,  die  einen  Zwiebeigernch  besitzen,  nicht  on- 
ähnlich  dem  von  Schwefeläthyl.     Ein  Froseh  Te^ 
trug  1  Gran  davon  ohne  Nachtheil ,  während  % 
.Gran  arseniger  Säure  ihn  innerhalb  1  Stunde  tödtete. 
Dieser  Körper  wurde  zusammengesetzt  gefiui- 
den  aus: 

Gefunden 

Kohlenstoff  16,97 

Wasserstoff  4,88 

Arsenik  50,72 

Sauerstoff  27,43 


Atome 

Berecltiiet 

4 

16,67 

14 

4,76 

2 

51,29 

5 

S7,28. 

501 


Bnnsen  gibt  dafdr  die  Formel  C^H^^As^O^ 
-f-fi.  E»  i'st  schade,  dass  er  nicht  durch  An- 
wendung von  Bleioxyd  oder  einer  anderen  passen- 
den Basis  darzulegen  versuchte,  ob  dieses  Was- 
ser darin  wirklich  als  Wasser  enthalten  ist.  Es 
würde  dann  keinem  Zweifel  unterworfen  gewesen 
sein,  dass  es  als  eine  wasserhaltige  Säure  zu  be* 
trachten  ist« 

Bei  der  Behandlung  des  Alkargens  in  der  Wärme 
mit  Zinnchloriir  oder  phosphoriger  Säure  fand  er^ 
dassAlkarsin  und  basisches  Zinnchlorid  oder  Phos- 
phorsäure entstehen.  Diese  Jleduction  findet  jedoch 
nicht  statt  mit  Eisenoxydnlsalzen,  schwefliger  Säure 
oder  Oxalsäure.  Sie  geht  ganz^  so  vor'  sich ,  «als 
wäre  das  Alkargen  eine  wasserhaltige  Alkarsin- 
säure,  die  Ton  den  beiden  erwähnten  Körpern 
wieder  zu  Alkarsin  redueirt  werde  unter  Abschei- 
dung von  Wasser. 

In  dem  Zustande,  worin  sich  unsere  Kennt- 
nisse In  BetreiT  solcher  Körper  noch  befinden, 
muss  man  dieselben  Ton  so  yielen  Seiten,  wie 
möglich,  2u  betrachten  suchen.  In  der  Voraus- 
setzung, dass  es  eine  schwache,  wasserhaltige 
3äure  ist,  kann  es  auch  eine  Verbindung  der  ar-> 
senigen  Säure   mit   einem   organischen  Oxyd  sein 

z=zC^R^^O'\'Is,  verbunden  mit  1  Atom  Wasser, 
welches  gegen  Basen  vertauscht  werden  kann. 

Ist  das  im  Alkargen  angenommene  Wasser  durch 
Basen  nicht  abscheidbar ,  so  würde  es  als  ein 
Oxyd  von  einem  ternären  Radical  betrachtet  wer- 
den können  rzSG^H^As-^SO,  eine  Zusainmen- 
setzung,  die  der  des  Zuckers,  der  Stärke  und 
des  Gummis  analog  ist,  welche  sich  ebenfalls 
mit  schwacher  Verwandtschaft  mit  Basen  verbinden. 


502 

Was  TOn  diesen  Ansieliten  anznnehmen  oder 
zn  Terwerfen  sein  wird,  mnss  natürlicherweise 
▼on  weiter  ausgedehnten  Untersuchungen  abhangen. 
Prodncte  Ton  Robiquct*)  hat  einige  Prodncte  von  der  De- 
tion  der  Citro-  ^^^'l^^^^^  ^^^  Citroncnsäure  untersucht.  Gescliielit 
nensäiire.  sie  bei  langsam  gesteigerter  Hitze,  so  geht  an- 
Tauglich  bei  -f*  1S(F  ein  saures ,  farbloses  Was- 
ser über,  darauf  zeigen  sich  bei  etwas  erhöhter 
Temperatur  KrystaUc,  die  wieder  Terschwindeo, 
gegen  das  Ende  kommt  ein  hellgelbes  Oel,  nnii 
bei  -f-  18(K>  bis  200^  bleibt  in  der  Retorte  eine 
bernsteingelbe  Masse  zurück ,  die  bei  einer  nocl 
höheren  Temperatur  zuerst  ein  naphtaäbnlicbes 
Oel  und  darauf  unter  Aufblähen  und  Verkohlen 
das  gewöhnliche  gelbe  Sublimat  gibt.  Im  Anfang 
der  Destillation  gehen  Kohlenoxydgas  und  Koblen- 
säuregas  weg.  Das  erstere  nimmt  bald  ab  ond 
zuletzt  kommt  das  letztere  nur  allein. 

Die  saure  Flüssigkeit  ist  ein  Gemenge  von  Ace- 
ton mit  Wasser ,  gesättigt  mit  Brenzcitroncnsäure. 
Durch  Rectification  konnte  das  Aceton  geschieden^ 
gereinigt  und  dann  analysirt  werden. 

Pas  Oel  Ist  wasserfreie  Brenzcitronensäare, 
die  in  Wasser  gelöst  und  zum  Krystallislren  ge- 
bracht werden  kann.  In  feuchter  Luft  erstarrt  es 
zu  einer  krystallisirten  Masse ,  aber  vor  Feuchtig- 
keit geschützt  aufbewahrt,  erhält  es  sich  uüYC^ 
ändert. 

Dcstillations-       Laurent**)   hat    die   camphersanre   Kalkerdc 
cliwsat'  ^«»*»"rt.    Dabei  erhielt  er  Wasser  und  ein  gelb- 

ren  l^alze. 

•)  Ann.  de  Ch.  et  de  PBys.  LXV,  68. 
••)  Ann.  de  Ch.  et  de  Phys.  LXV,  329. 


503 


braunes  Oel.     In  der  Retorte  blieb  kobfeiu»aiire 
Kalkerde  und  Koble  zorück«  . 

Das  erbaltene  Oel  gab  bei  der  Destillation, 
als  der  Kochpnnkt  bis  -f"  180^  geworden  war,  un- 
gefähr die  Hälfte  seines  Volums  eines  angefärb- 
ten, leichtflüssigen  Brandöls,  Tom.  Geruch  der 
Münze ,  welches  sich  in  Alkohol  und  Aethcr  löst, 
sich  nicht  mit  Basen  oder  Säuren  Terbtndet,  aber 
durch  Salpetersäure  oxydirt  wird.  Dieses  Oel  hat 
er  Campheryle  genannt.     Es  besteht  aus: 

Gefundten    Atome  Bereclmet 

Kohlenstoff  80,0  10  80,3 
Wasserstoff  9,7  14  ,9,4 
Sauerstoff       10,3  1        10,3. 

_CioHi4^+0.  Es  würde  also  die  erste  Oxy- 
dationsstnfe  des  Radicals.  der  Camphersäure  sein, 
da  die  «Campheraäure  =2G^II?^  +  30  ist.  Wel- 
chen Werth  diese  Analyse  hat^  i^t  unmöglich  zu 
entscheiden,  y^  Procent  zuviel  Wasserstoff  in  der 
Analyse  ist  eine  grosse  Abweichuiig  ^  dass  eine 
Masse  von  Kohle  nach  der  Destillation  des  Sal- 
zes zurückbleibt  und  ein  grosser  Theil  der  Pro- 
ducte  doch  nichts  anderes  sein  sollte,  als  das  un- 
veränderte Radical  der  Säure  mit  weniger  Sauer- 
stoff, wäre  wohl  möglich,  muss  aber  besser  un- 
tersucht werden.  Die  korksaure  Kalkerde  gab 
ein  ähnliches  Oel  bei  der  trocknen  Destillation, 
welches  ebenfalls  ein  Oxyd  ist,  dessen  Radical 
aber  2  Atome  Wasserstoff  weniger  enthält  als  das 
Radical  der  Korksänre;  es  verwandelt  sich  in  der 
Luft  und  durch  Salpetersäure  /  unter  Aufnahme 
von  2  Atomen  Wasser  und  1  Atom  Sauerstoff  in 
wasserhaltige  Korksäure.  Bei  diesem  hat  Lau- 
rent  nichts   Aehnllches    beobachtet.  —      Inzwl- 


504 

sehen  wenn  y  wie  ¥nr  S.  340  angeßtLrt  haben, 
der  Campfaer  bei  der  Behandlang  mit  wasserfreier 
Phosphorsaure  einen  KohlenwasserstoflT  gibt,  wel- 
cher aas  C^H^  oder  was  dasselbe  ist,  ans  C^H^ 
besteht,  so  haben  wir  da  das  Radical  der  Canlphe^ 
säure,  von  welchem,  wenn  Laurent' s  Untersu- 
chang  richtig  ist,  das  hier  erwähnte  Oel  die 
erste  Oxydationsstufe  und  die  Camphecsänre  die 
dritte  wäre.  Die  dazwisdien  fallende  ist  noch 
nicht  bekannt» 
Destillatioiis  Löwig*)  hat  gefunden,  dass,  wenn  die  yale- 
▼XriaaLuMn  ™"®*"'*®  Kalfcerdc  mit'  einem  Ueberschuss  von 
Salzen.  Kalkerde  destillirt  wird ,  man  ein  flüchtiges  Oel 
erhält,  welches,  durch  Rectification  über  ange- 
lösehte  Kalkerde  rein  wird;  Es  ist  farblos,  von 
sehr  angenehmem  ätherischen  Geruch,  der  etwas 
Ton  der  Valeriansäure  hat,  es  schmeckt  kühlend^ 
ätherartig,  ist  dünnflüssig,  kocht  unter  -j-KMF, 
schwimmt  auf  Wasser ,  ist  darin  onlöslich ,  aber 
auflöslich  in  Alkohol  und  Aether«  Er  nennt  es 
Vdleron.    Seine  Zusammensetzung  ist  nach  ihio* 

Gefunden     Atome      Berechnet 

Kohlenstoff  75,75  9  76,41 
Wasserstoff  12,45  18  12,48 
Sauerstoff      11,90  1        11,11. 

Es  ist  also,  gleichwie  Aceton  und  Margeron, 
Valeriansäure,  aus  der  1  Atom  Kohlensäure  weg' 
gegangen  ist,  die  mit  der  Kalkerde  Tcrbundea 
bleibt.  Denn  1  Atom  Valeriansäure  =  IOC  +  iSH 
+  30  — C02=9C  +  18H  +  0.  Man  könnte  sa- 
gen ,  c^s  sei  Aceton ,  in  welchem  das  Aadical  vxii 
noch  2  Atomen  vermehrt  ist. 


')  P«£^gend.  Ann.  XLII,  Z\%. 


§05 

Diese  Ansicbl  findet  er  dadurch  bestätigt,  dass 
Kaliom  auf  Valeron  laugsamer  einwirkt ,  als  auf 
Aceton ,  und  kein  Wasserstoffgas  entwickelt,  aber      i 
die  Bildung   derselben   ölartigen  Flüssigkeit  yer-' 
anlassl,    die  bei  der  Einwirkung  yon  Kalium,  auf 
Aceton,  S.  485,  angeführt  wurde. 

Wind  kl  er  *)  hat  angegeben,  dass  Mekonsäure  Trockne  De- 
bei  einer  rasch  bis  zu  +  220^  oder  2200  gesteigerten  M^koL^läiiJe' 
Temperatur  der  trocknen  Destillation  unterworjFen, 
ein  schwach  saures  Wasser  yon  gelber  Farbe  und 
brenzlichem  (^eruch  liefert,  und  in  der  Retorte 
eine  schwarze  Masse  hinterlässt,  die  wie  Kohle 
aussieht,  die  aber  nach  Wincklers  Versuchen 
mit  Pelou^e'a  Acide  metagallique  (Jahresb.1835, 
S.  232)  identisch  sein  soll* 

Ich  glaube  hierbei  bemerken  zu  müssen,  dass 
man  aus  den  äusseren  Aehnlichkeiten  nicht  auf 
die  Identität  mit  der  yon  Pelouze  beschriebenen  ^ 

Säure  schliessen  darf.  Fast  alle  organischen  nicht 
flüchtigen  Säuren  lassen  einen  solchen  kohligen 
Rückstand  bei  +225«  bis  2300,  der  mit  Pelou- 
ze' s  Säure  so  yiel  Aehnlichkeit  hat,  däss»  man  ihn 
wohl  für  .dieselbe  Säure  halten  könnte.  Wenn 
man  ihn  aber  etwas  genauer  studirt,  so  findet 
man  ihn  yermischt  mit  yielen^  grösstentheils  elektro- 
negativen,  d.  h.  schwach  sauren  Stoffen.  Sie  müs- 
sen erst  mit  Wasser  ausgekocht  werden ,  dann  mit 
Alkohol,  hierauf  mit  kohlensaurem  Natron  und 
zuletzt  mit  kaustischem  Kali.  Alle  diese  lösen 
verschiedene  Stoffe  auf,  aber  nicht  jedes  Lösungs- 
mittel einen  einzigen,  sondern  Gemische  yon 
mehreren.    Das,  was  zuletzt  nur  yon'  kaustischem 


0  Bucbn.  Repert.  Z.  R.  IX,  42. 


506 

Kali  anfgelSst  wird^  ist  Ton  den  Toiliergebendeii 

surückgelaMen  Worden  nnd  schwierig  rein  zu  be- 

Icommen ,  yfriewoU  es  am  wenigsten  gemischt  ist. 

Aber  alle  diese,  ans  einer  Lösung  in  Albalt  darck 

'    Säure  gefällt,  sind Pelonze's  Metagallassäore  im 

.    Aeusseren  Yollkommeu  äbnlich,  woron   icb  hier 

Destillations-  einen  Beweis  anfiibren  will:   Der   nur  im  baust!- 

d^WciisI^.«^'*«»  Kali    lösliche   Theil  Ton    dem    Rücbstonde 

der  Destillation  der  Weinsäure,  die  zuletzt  -^iW 
erreicht  hat,  ist  Felo  uze's  Säure  ToUbommefl 
ähnlich,  aber  in  der  Zusammensetzung  und  Sit* 
tigungscapacität  sehr  davon  abweichend.  Icb  habe 
dessen  Silbersalz,  so  rein,  wie  ich  es  bebommen 
bounte,  analysirt  und  das  Atomgewicht  =5S236,303 
gefunden.    Bei  der  Verbrennung  des  Siibersalzes 

erhielt  ich: 

Crefanden 

Kohlenstoff  68,79 
Wasserstoff  4,S6 
Sauerstoff       26,65 

Atomgewicht  =  5318,612 ,  und , .  wenn  das 
Salz,  wie  bei  einer  äusserst  schwachen  Saare 
'  sehr  zu  yermutben  ist,  2  Atome  Säure  auf  1  Atom 
Basis  enthielt,  so  besteht  sie  aus  2Gi»H^o+70. 
Ich  habe  sie  in  meinen  Bemerbnngen  über  diese 
Versuche  Meninsäure  genannt,  Ton  fiiv^^Vy  zo- 
riicbbleibcn,  aus  dem  Grunde,  weil  sie  es  war, 
die  nach  der  Behandlung  mit  allen  anderen  Lö- 
sungsmitteln zuletzt  zuriicbblieb.  Nach  der  Be- 
handlung mit  baustischem  Kali  und  dem  Wiede^ 
ausfällen  mit  Säuren  ist  sie  leichtlöslich  in  hob- 
lensaurem  und  selbst  essigsaurem  Kali,  und  ihre 
Verbindungen  mit  Wasser  upid  Basen  gleichen  voU- 
bommen  denen  der  Metagallussäure.    Ich  lege  hei- 


Ateae 

Berecbnet 

48 

68,985 

40 

4,69S 

14 

1 

26,323. 

507  * 

nen  besonderen  Werth  «nf  dieses  Resultat  ^  nn- 
geachtet  ich  alles  getfaan  faabe^  was  icb  yermocbte, 
um  ein  reines  Product  zu  analysiren,  und  ich  un- 
terbrach diese  Versucbe^  weil  es  sieb  zeigte^  dass 
die  Auffindung  von  Wegen  ^  um  die  in  dem 
schwarzen ,  bohlenähnliclien  Rückstand  ^  enthalte- 
nen 4  oder  5  yerscbiedenen ,  mit  Basen  yerbtnd- 
baren  Körper  genau  zu  Irennen^  selbst  wenn  es 
geglückt  wäre ,  mehr  Zeit  gekostel  haben  itürde, 
als  die  Kenntniss  Tön  ihnen  und/  ihrer  Zusammen- 
setznngy  wenigstens  für  jetzt,  werth  gewesen  wäre. 
Ich  habe  nur  darauf  aufmerksam  maehen  wollen^ 
dass  diese  schwarzen ^  in  Alkali  löslichen  Rück-* 
stände  nicht  aus  einem  einzigen ,  von  verschiede- 
nen Säuren  identischen  Körper  bestehen. 

F.  d'Arcet  *)   hat  gezeigt ,   dass ,    wenn  man  Destillations- 
die  Dämpfe  der  Benzoesäure  über  kirschroth  glü-  ß^^J^gJ^^" 
bendes  Eisen  leitet,    sie  sich  in  Kohlensäure  und 
Benzin  verwandelt.     Bei  stärkerer  Hitze  wird  zu- 
gleich etwas  Kohlenoxyd  gebildet. 

Von  wasserfi^iem  beni^oesauren  Kali  und  ar- 
seniger  Säure  bildet  sich  auch  Benzin  bei  '4er 
trocknen  Destillation. 

Ich  erwarte  im  letzten  Jahresberichte,  S.355,  Destillation«- 
des  Oleens  iJlElagns  oder  der  Prodacte  der  trock-  P^l«!?«*!  ''°'> 
nen  Destillation,  die  Fremy  von  den  Säuren  er- und Paralipiu- 
halten  hatte,  welche  er  Acide  metaoleique  und  Acide       ^<^^®* 
bydroleiqne  nennt.     In  der  vollständigen',   später 
publicirten   Arbeit^*)  kommen    verschiedene   ver- 
änderte Angaben  vor.     Diese  betreffen  das  specif. 
Gewicht  des  Elaens  in  Gasform ,    dessen   Cnrich- 


*)  Ann.  de  Gh.  et  de  Pliys.  LXVI,  99. 
'*)  Ann.  de  Gh.  et  de  Phys.  XLV,  143. 


508 

tiglseit  ich  im  Torigen  Jabresberichte  aninerlste, 
und  die  Zasammensetaiing;  seiaer  Yerbindang 
mit  Chlor« 

Durch  spatere  Versiiche  bat  er  das  specif.  Ge- 
wicht de»  Elaens  in  Gasform  =4,071  gefanden. 
Dies  stimmt  so  nahe,  als  man  erwarten  kann, 
mit  folgenden  Verhältnissen  überein : 

4  Volumen  gasförmiger  Kohlenstoff  =3,37IS 
•  8  Volumen  Wasserstoffgas  .     .     .    =  9,5504 
Verdichtet  zu  1  Volum  Elaengas      =  3,9216. 
Es  enUiält  also  nicht  die  doppelte  Anzahl  von 
einfachen    Atomen,    sondern   nur  1    Aequiraleot 
^Yon  jedem  Element  mehr,  als  das  yorbei^ebende. 
Die  Zusammensetzung  des  Cblorürs  ist  nach  ibm: 

«  _  _ 

Gefanden    Atome    Berechnet 

Kohlenstoff     55,64         9        55,3 
Wasserstoff      9,04        18         9,0 
Chlor     .    .    35,32         2        35,«. 
Er  gibt  an,    dass   es  aus    gleichen    Volnmea 
Chlorgas  und  Elaengas  bestehe.     Dies  stimmt  je- 
doch nicht  mit  dem  letzteren  spi^if.  Gewicht,  von 
dem  er  anfährt,  dass  es  mit  dem  reinsten  Elaen^ 
wie  er  es  habe  bereiten  können ,   bestimmt  wor- 
den sei.     Aber  es  passt  sehr  woU  zu   dem  iin 
letzten  Jahresberichte  angegebenen  sPicif.  Gemchi 
=  4,488^  denn,  wenn 

9  Volumen  Kohlengas  =7,5852,  und 

8^  Volumen  Wasserstoffgas    =1,3384 
▼erdichtet  werden  zu  2  Vol.  Elaen  =8,9236',^ 
so  ist  das  specif.  Gewicht  des  Elaengases  4,4613; 
und   das  Chloriir   besteht   aus   gleichen  Volamefl 
von  beiden.     Es  ist  dann  das  Chloriir  des  R»^' 
Gäls  Yom  Valeron,  S.504. 

Bei  der  Bildung  des  Cblorürs  erfolgt  die  Ve^ 


509 

/ 

bindong  des  Ckloi^ases  mit  dem  Elaea  sehr  leb« 
baft,  die  Masse  erhitzt  sieh,  und  es  urerdeu  grosse 
Mengen  Salzsäoregas  entwickelt*  Fremy  erwähnt 
mit  keinem  Wort,  was  aus  dem  Kohlenstoff  wird, 
denn ,  wenn  das  Chloriir  unverändertes  Elaen  ent* 
hält,  so  ist  nichts  anderes  gebildet  worden  durch 
die  Wegfiihrung  des  Wasserstoffs ,  und  '  darüber 
hat  Fremy  kein  Woft  angeführt,  was  doch  nicht 
unterbleiben  durfte,  um  der  Untersuchung  die 
nöthige  Glaubwürdigkeit  zu  geben. 

Den    Versuchen    über    die  Destillations  -  Pro-  DestiUations- 
dncte  von  Caontchouc,   welche  ich  im  Jahresbe-  cT<mtchaiicr 
richte  1837,  S.  337,  anführte,  habe  ich  nun  noch 
neue  von  Bonchardat*)  hinzuzufügen.     Er  hat       ' 
diese  Destillation  in   etwas  grösserem  Maassstabe 
angestellt  und  die  Producte  in  mehreren  Vorlagen,    , 
die  ungleich  stark  abgekühlt  wurden,    aufgesam- 
melt.     In  den   letzten  am   stärksten  abgekühlten 
sammelte  sich  Vi  5  vom  Gewicht  des   Caoutchoucs 
eines  höchst  flüchtigen  Oels,  und   in  der  ersten 
Vs  eines  mit  diesem  Termi^chten,   weniger  flüch- 
tigen.    Das  flüchtigere  war  durchsichtig,  gelblich, 
leicht ,    es  verdunstete  leicht  in  offenei;  Luft  und 
setzte  bei  —  fiO^  Krystalle  ab. 

In  einem  Destillations  -  Apparate  mit  stark  ab- 
gekühlter Vorlage  gab  es  bei  -(- 10^  ein  Oel  ab, 
welches  unter  0^  kochte^  bei  — 4^  ein  specif« 
Gewicht  von  0,63  hatte,  Schwefelsäure  schwärzte 
und  dadurch  zerstört  wurde.  Es  seheiut  von  glei- 
cher Beschaffenheit  zu  sein,  wie  4^s  von  Fara- 
day  untersuchte  höchst  flüchtige  Oel  und  enthält 


*)  Joium.  de  Pharmac.  XXIII,  454. 


-  I 


510 


doppelt  80  viel  WasseratoiFatoine  als  KoUenstoff- 
atome« 

Zwiscbea  -f-^^  ^^^  -f*'^^  g^ng^on  demOel 
ein  anderer  Körper  weg  9  der  in  der  Vorlage  krj- 
stallisirte,  aber  schon  bei  — 10^  acbmolz  and  bei 
-}*  14^,5  kocbte.  Bei  — '2^  war  sein  specif.  Ge- 
wiebt  =0,65.  Aoeb  er  war  CH^.  Boacba^ 
dal  nennt  ibn  Caontcben. 

Werden  diese  vermisebten  flnebtigen  Oele  mit 
eoncentrirter  Scbwefelsäure  bebandelt ,  so  werdei 
sie  serstfirt,  die  Säure  scbwärzt  sieb^  nnd,  iibe^ 
lässt  man  das  Geniiseh  der  Rübe,  so  sammelt  sick 
ein  farbenloses  Oel,  welcbes  von  Sanren  nicht 
mebr  angegriffen  wird,  bei -|*  50^  koebt,  bei-f'^^ 
ein  specif.  Gewiebt  =0,69  bat  und  welches 
Bonebardat  für  Eupion  bält. 

Das  Oel ,  welcbes  sieb  in  der  ersten  Vorlage 
gesammelt  bat,  ist  ebenfalls  ein  Gemisch  von 
mehreren,  die  ungleich  fluchtig  sind,  alle  aos 
GH^  besteben,  und  von  denea  einige  durch  Schwe- 
felsaure zerstört  werden,  andere  nicht« 

Er  destillirte  dieses  Oelgemiscb  mit  Wasser 
und  unterbrach ,  wenn  ans  den  Dämpfen  hein  Oel 
mehr  condensirt  wurde,  die  Destillation,  scbied 
den  nicht  yerflüchtigten  Tbeil  des  Oels  ab,  destil- 
lirte ibn  für  sich  und  fing  nur  die  zuletzt  über- 
gebende Hälfte  zur  Untersuchung  auf*  Dies  ncnfit 
er  Heven  (von  dem  Gattungsnamen  HcTca). 

Es  ist  schwach  gelblich,  klar,  riecht  wenig 
brenzlich,  schmeckt  scharf,  kocht  bei  -j-SlS^ 
erstarrt  nicht  durch  die  stärkste  Abkühlung,  ^^^ 
bei  +210  ein  specif.  Gewich  =0,921,  und  lost 
sich  in  Alkohol,  Aether,  fetten  und  flüchtigem 
Oelen.     Es  besteht  ebenfalls  aus  CH^.     Salzbii- 


511    V 

/ 

S 

der  9  eoncentrirte  Schwefebäore  ttnd  selbst  kau- 
stische Alkalien  wirken  zersetzend  darauf  ein^ 
wodurch  branne^  harzartige  Massen  entstehen. 
Aus  der  Verbindung  mit  Schwefelsäure  scheidet 
sich  nach  einigen  Tagen  ein  flüchtiges  Oel  yoii 
anderer  Natur  ab.  Es  ist  klar,  farblos,  kocht  bei 
-^288^  und  wird  nicht  von  Säuren  und  Alkalien 
angegriffen  (vergL  Jahresb.  1837,  S,341)* 

F.  d'Arcet  *)  hat  Caiupher  inDanipfform  über    Camplier- 
glühendes  Eisen   geleitet   und  dabei  als  Prodact  f^l^^^l^^^l 
ein   gelbliches ,    flüchtiges  Oel   erhalten ,    dessen  sen  getrieben. 
Geruch   aromatisch   und    eigenthümlich   ist,    ver* 
schieden  von  dem  des  Caiiiphers,  und  dessen  be- 
ständiger Kochpunkt  =  -f  140^  ist.      Er  fand  es 
aus  einer  gleichen  Anzahl  von  Atomen  yon  Koh** 
lenstoff  und  Wasserstoff  zusammengesetzt,  nemlich: 

(vefnnden   Atome    Berechnet 

Kohlenstoff    92,35        1        92,43 
Wasserstoff     7,65        1  7,57. 

Es  hat  also  dieselbe  Zusammensetzung  wie  das 
Benzin,  aber  ganz  andere  Eigenschaften.  Da  sein 
specif.  Gewicht  in  Gasform  nicht  bestimmt  wurde, 
so  ist  man  über  die  Anzahl  der  einfachen  Atome, 
die  In  seine  Zusammensetzung  eingehen,  in  IJn* 
gewissheit. 

Pelletier**)  hat  yorläufig  Resultate  von  Un- Destillations, 
tersuchungen  über  die  Destillations  -  Producte  von  ^'«^^  ^»n 
Harz  mitgetheilt,  welches  auf  die  Weise  zersetzt 
wurde,  dass  es  geschmolzen  in  einen  glühenden 
Cylinder  von  Gusseisen  tropfen  gelassen  wurde. 


*)  Ann.  de  €h.  et  de  PLys.  LXIV,  110. 
0  Ann.  der  Phannac.  XXIII,  350. 


512 

Er  fand  darunter  3  nene  Verbindungen  von  Koli- 
lenstoflT  und  Wasserstoff  nämlich : 

ReHnnaphta^  C^^H^^  (die  Atomzabl  ans  dem 
splecif.  Gewicht  in  ^  Gasform  abgeleitet) ,  ist  ein 
Marcs,  aromatisch  riechendes,  flüchtiges  Oel,  Ton 
scharfem  Geschmach,  0,86  specif.  Gewicht,  4"  106° 
Kochpnncte,  welches  bei  — J84°  micht  erstarrt. 
Es  wird  weder  von  Kalium,  noch  Kali,  noch  Schw^ 
feisäure  angegriffen,  aber  durch  Salzbilder  Verstört, 
und  gibt  dabei  neue  Verbindungen. 

ReÜnylj  C^^H^^,  ist  farblos,  aromatisch  rie- 
chend ,  aber  wenig  scharf  schmechend ,  kocht  hti 
-f- 150^ ,  wird  nicht  angegriffen  von  Kalium  oder 
Schwefelsäure  und  Tiel  schwieriger  Ton  Salzbil- 
dern ,  als  die  erstere. 

Retinol^  C^^H^^,  ist  fest  und  nicht  weiter  b^ 
schrieben. 

Endlich  hat  er  auch  noch  einen  hrystallisiren- 
den,  mit  Pfaphtalin  gleich  zusammengesetzten^ 
aber  in  den  Eigenschaften  davon  Terschiedenen 
Körper  gefunden,  welchen  er  Meianaphtalin  ge- 
nannt hat. 
Destillatioiid-  Behanntlich  wird  bei  der  Bereitung  des  Ka- 
Producte  Ton  jj^^^  ^^^^^   trocknc   Destillation   yon   kohlensau- 

.konlei^saurem 

ISlvlW  mit  .  rem  Kali  mit,Kohle,  ausser  flüssigem  metalliscben 
Kohle.  Kalium ,  ein  schwarzer  Körper  erhalten ,  welcher 
Kalium  und  Kohle  enthält,  und  welcher  nach 
Licbig'.s  Vcrsucheii^  auch  erhalten  wird,  i^cnn 
man  Kalium  iti  Kohlenoxydgas  erhitzt,  wobei  das 
Gas  von  dem  Kalium  verdichtet  wird.  Die  Ei' 
^  genschaften  und  Zersetzung  dieses  Körpers  durch 
Wasser  sind  von  Heller*)  genauer  studlrt  worden^ 


*)  Journ.  fiir  pract.  Chemie,  XII ,  193. 


{ 

\  I 

i 


513 


Hellei's  Versuche  sdieiiieii  darzelegen^  dass 
der  schwarze  Körper  durch  Einfloss  von  .Wasser 
in  ein  rothes  Salz  aas  Kali  und  einer  neuen  Saure 
zersetzt  wird  9  welche  Säure  er  nach,  der  Eigen« 
Schaft^  mit  Basen  rothe  Verbindungen  zu  bildeui 
Rhodizinsäiire  ^  von  ^oii^siv^  roth  werden  ^  ge- 
nannt hat^).  -Das  so  gebildete  rhodizinsaure  Kali, 
verwandelt  sich  in  Auflösung  in  kurzer  Zeit  in  ein 
Gemisch  von  krokonsaurem  und  oxalsaurem  Kali, 
und  geht  in  diese  fast  augenblicklich  über,  wenn 
](nan  die  Lösung  mit  Kalibydrat  vermischt.  Diese 
Prodncte  entstehen  sowohl  aus  dem  schwarzen 
Körper,  welcher  bei  der  Erhitzung  von  Kalium 
in  Kohlenoxydgas  geüildet  wird,  als  auch  aus  dem, 
welcher  sich  bei  der  Bereitung  des  Kaliums  er- 
zengt, die  also  identisch  sind**^  Ich  werde  hier 
nun*  i^nfiiliren,  was  er  über  die  3  Stoffe,  den 
schwarzen  Körper  aus  Kobledoxyd  und  Kalium, 
die  Rhodizinsaure' und  die  Krokonsaure,  angege- 
ben bat. 

1.  Der  $chwarz€  Körper y  welchen  Heller 
vielleicht  zu  voreilig  als  Kohlenoxydkalium  betrach- 
tet,'wird  rein^erhalten,  theils  durch  directe  Verbin- 
dung von  Kalium  mit  Kohlenokydgas,  wobei,  zufolge 
Heller's  Versuchen,  das  Kalium  sich  nicht  im- 
mer auf  dem  Glase  ausbreitet,  wie  Liebig  fand, 
was  natürlich  auf  der  ungleichen  Natur  des  Gla- 
ses beruht;  (wenn  sich  das  Kalium  nicht  ausbrei- 


•)  Heller  liat  sie  eigentlich  Ahodizonsäure  genannt, 
durch  Ableitung  von  ^od/foi  5  die  Ableitung  muss  jedoch  rich- 
tiger Ton  dem  Infinitiv  geschehen »  wodurch  der  abgeleitete 
Name  wieniger  schwer  wird«  Daher  die  kleine  Aenderung, 
welche  ich  in  seiner  Benennung  gemilcht  habe. 
Benelius  Jahres -Bericht  XYllI.  34 

\ 


514 


tety  so  isl  C8  schwierig,  dasselbe  im  Innern  völ- 
lig mit .  KoUenoxydgas  gesättigt  zu  bekommen); 
theils,  wenn  man  bei  der  Kaliumbereitnng  das 
ans  der  kopfenien  Vorlage  ausströmende  Gas  darch 
grössere  Portionen  von  abgekühltem  Petroleum, 
in  wenigstens  2  anf  einander  folgenden  Elasdien 
vertheiit,  streichen  lässt,  worin  er  sich  dann  ab- 
setzt, YÖllig  rein  in  der  zweiten  nnd  etwas  mit 
Kalium  vermischt  in  der  ersten. 

Die  grössere  Menge,  welche  sich  in  der  yo^ 
läge  sammelt,  ist  schwieriger  yöUig  yon  Kalium 
zn  scheiden..  Man  sucht  daraus,,  so  yollständig 
wie  möglich,  alle  Kugeln  von  Kalium  aus  nnd 
zerreibt  dann  den  Rest  in  elhem  Mörser  mit  Pe- 
troleum. Das  Kalium  wird  dabei  zu  Platten  aus- 
gedrückt, die  nun-  leichter"  sichtbar  werden  und 
ausgelesen  werden  können.  Der  schwarze  Kör- 
per verwandelt  sich  dabei  in  ein  Pulver,  welches 
man  mittelst  Petroleum  abschlämmt  und  darin  ab- 
setzen lässt.  Eine  Operation,  die  Helleranch 
für  den  auf  die  beiden  ersteren  Weisen  erhalte- 
nen schwarzen  Körper  empfiehlt.  Heller  he* 
hauptet  auch,  dass  man  durch  einen  grossen  Ueber- 
schuss  von  Kohle  im  Yerhältniss  zur  Pottasche 
dahin  gelangen  könne',  bei  der  Reduction  nur 
dieses  Product  in  der  Vorlage  zu  bekommen,  ohne 
Einmischung  von  freiem  Kalium.  Wenn  man 
dann  kein  Petroleum  in  der  Vorlage  hat,  so  hann 
man  es  in  grosser  Menge  rein  erhalten,  aber  ohne 
Petroleum  ist  es  gefährlich  die  Masse  zu  behan- 
deln, indem  sie  beim  Heransnehmen  leicht  explod'irt* 

Heller  führt  ausserdem  an,  dass  die  aus  der 
Vorlage  eriiaUeue  schwarze  Masse  noch  eine  an- 
dere Substanz  eingemengt  enthalte,,   deren  Nafor 


515  ' 

noeh  nnbelsännt  ist,  und  die  beim  Aaflöscn  die 
Bildung  einer  dunkelbraunen  extract^rügen  Ver- 
bindung yeranlasst^  die  aus  der  reinen  KohIe|i- 
oxjdverbindung  nicht  erbalten  werden  soll,  indein 
sieb  diese  ohne  Rückstand  in  Wasser  auflöst,  vväh- 
rend  der  unbekannte  Körper  dagegen^ auch  Kohjie 
zuriicklässt. 

Der  schwarze  Körper  setzt  sieh  nach  dem 
Schlammen  aus  dem  Petroleum  als  Pulver  ab: 
man  lässt  dieses  auf  einem  Filtrum  abtropfea 
presst  es  dann  zwischen  Löschpapier,  so  gut  wie 
es  möglich  ist,  aus.  übergiesst  es  darauf  mit  star- 
kem Alkohol ,  legt  es ,  nachdem  dieser  eine  Weile 
darauf  eingewirkt  hat ,  auf  ein  Filtrum  und  wäscht 
es  darauf  so  lange  mit  Alkohol ,  als  dieser  nocli 
alkalisch '  duröhgeht.  Ausser  dem  Petroleum  zieht 
der  Alkohol  auch  den  Ueberschuss  von  Kalium 
aus,  indem  sich  dieses  in  Hydrat  verwandelt,  so 
wie  das  extractähnlichb  Prodnct  von  der  unbekann- 
ten Kohlenverbindnng ,  welches  sich  in  Alkohol 
löst  und  ihn  braun  färbt.  Sobald  der  durcfage* 
hende  Alkohol  farblos  geworden  und  nicht  mehr 
alkalisch  ist,  ist  das  Waschen  vollendet.  Dann 
breitet  man  die  Verbindung  auf  Glas  oder  Por- 
cellan  dimn  aus  und  überlässt  sie  der  Einwirkung 
der  Luft,  vrorin  der  Alkohol  abdunstet  und  die 
Feuchtigkeit  derselben  die  Masse  oxydirt  zu  festem 
rliodizinsauren  Kali,  welches  in  dünneren  Tfaei- 
len  granatroth,  in  dickeren  aber  so  dunkelrotb 
ist ,  dass  es  schwarz  aussieht ,  und  gewöhnlich 
ist  es  dann  gleichzeitig  krystallinisch.  Versucht 
man ,  den  schwarzen  Körper  in  flüssigem  Wasser 
sich  oxydiren  zu  lassen,  so  kann  man ,  besonders 
wenn  nichf  aller  Ueberschuss  von  Kali  durch  den 

34* 


516 


Alkohol  weggewaseben  worden  ibI,  das  rhodizm- 
saure  Kalt  scliwiemg  bekommen,  weil  es  während 
derVerdunstung  so  leiebt  in  krokonsaures  Kali  äher- 
geht,  und  bei  überschüssigem  Kali  gesebieht  dies 
augenblicklich.  —  Inzwischen ,  wenn  die  Masse 
mit  Alkohol  so  ausgewaschen  isty  dass  zugleicli 
kein  Freies  Kalihydrat  gebildet  wird,  so~  geschieht 
die  Verwandlung  des  schwarzen  Körpers  dnter 
£ntwickelnng  von  Kohlenwasserstoffgas,  und  man 
bekommt  eine  rothgelbe  Auflösung  von  rhodizin- 
saurem  Kali,  so  wie  ein  carmoisinrothes  Puher, 
welches  eine  nngelöst  gebUebene  Portion  dessel- 
ben Salzes  ist,  die  sich  in  mehr  hinzugefiigtem 
Wasser  auflöst.  Helleir  gibt  an,  dass  anfäng- 
lich Kohlenwasserstoff  und  darauf  Kohlenoxydgas 
erhalten  werde ,  welches  mit  blauer  'Flamme  ver- 
brenne.  Wenn  dies  richtig  beobachtet  ist,  ^ 
setzt  es  zwei  rerscfaiedene  vorgehende  Verände- 
rungen voraus,  von  denen  die  erste  Kohlenvfas- 
serstoff,  niid  die  letz.tere,  auf  schwächeren  V<!r- 
wandtschaften  beruhende,  erst  nachher  Kohlen- 
oxydgas  hervorbringt,  welche  im  entgegengesetz- 
ten Fall,  wenn  sie  von  derselben  Art  von  Zer- 
setzung herrührten,  vermischt  und  nicht  gietrennt 
erhalten  werden  müssteii. 

lieber  dieses  Kohlenwasserstoffgas  gibt  E.  Da  vy  0 
an,  4ass  es  sich  in  Betreff  seiner  Eigenschaften 
und  Zusammensetzung  von  allen  bis  jetzt  bekann- , 
ten  Kohlenwasserstoffarten  unterscheide.  Es  hx^i^^^ 
mit  einer  leuchtenderen  Flammiß,  als  ölhildendes 
Gas*  Mit  Cblorgas  vermischt,  explodirt  es  hef- 
tig,  auch   im  Dunkeln,   es  gibt  dabei  ein  rotbli- 


0  Annal.  der  Phannac,  XXIII,  144. 


• 


«> 


517 

I  4 

ches  Liebt  und  setzt  Kolile  ab.  Von  Wasser  bann 
es  zn  einem  gleieben  Volum  aufgelöst  und  durcb 
ÜVarme  darins  wieder  unverändert  ausgetrieben 
vrerden,  wodurcb  es  von  anderen  j|  gleichzeitig 
entwickelten  brennbaren  Gäsarten  gescbieden  wer- 
den bann,  lieber  Quecksilber  aufbewahrt  ^  erlei- 
det es  keine  Veränderung.  Zu  seiner  Verbren- 
nung erfordert^es  S(^^  Volumen  Sauerstoffgas,  womit 
es  2  Volumen  **  Koblensänregas  und  ein  wenig 
Wasser  liefert.  Daraus  folgt,  dass  es  aus  1  Vo- 
Inm  gasförmigen  Koblenstoff  und  1  Volum  Was- 
sersf offgas  bestebt;  denn  1  Volum  Koblengas  rer- 
bindet  sieh  mit  2  Volumen  Sauerstoffgas  zu  8 
Volumen  Kohlensäuregas,  und  1  Volum  Wasser- 
stoffgas mit  ^2  Vol^m  Sauerstoffgas  zu  Wasser; 
es  ist  also  =CII,  und  es  enthält  von  jedem  Ele- 
ment 1  Volumen ,  yerdichtet  zu  1  Volum  Kohlen- 
wasserstoff. —  Man  könnte  Termutben.  es  sei 
das  Radical  der  Ameisensäure,  was  bei  einer  zu- 
künftigen Untersuchung  seines  Verhaltens  in  nie- 
drigerer Temperatur  zu  hinderen  Körpern ,  z.  B.. 
zu  Chlor ,  Brom ,  u.  s.  w. ,  zu  ermitteln  sein 
dürfte.  —  Ich  muss  bemerken,  dass  von  F  a  r  a  d  a  y 
ein  Gas  von  gleicher  Zusammensetzung  bei  der 
Destillation  von  Oelen^  erhalten  und  beschrieben 
worden  ist;  aber  dieses  Gas  enthält  auf  jedes  Vo- 
lum 3  Volumen  Kohliengas  und  3  Volumen  Was- 
serstoffgas, verdichtet  zu  1  Volum,  so  dass  es 
also  Yon  dem  Torhergehenden  eine  polymerische 
Modification  ist. 

In  der  rotbgelben  Auflösung,  die  durch  Ein- 
wirkung von  Wasser  auf  den  von  allem  freien 
Kalium  befreiten  Körper  gebildet  wird,  ist  kein 
krokonsaureß  oder  oxalsaures  Kali  enthalten,  was 


'* 


518 


man  leicht  dai^h  Eintropfen  einer  kleinen  Menge 
eines  KaUssalzes  erkennt  9  indem  dieses  keioe 
oxalsanre  Kalkerde  fällt,  sondern  einen  rothen, 
in  treißv  Säure,  so  wie  auch  in  vielem  Wasser 
auflöslichen  Niederschlag.  Und  kocht  man  die 
Flüssigkeit  sogleich  schnell  ein  y  so  kann  man  den 
grösseren  Theil  des  rhodissinsauren  Kalis  unverän- 
dert v?Ieder  erhalten.  Wird  sie  aber  langsam 
verdunstet,  so  färbt  sie  sich  gelb,  und  ehthälk 
bald  keine  Rhodizinsänre  mehr. 

2.  Jthodizinsäure.  Um  diese  Sänre  darzu- 
stellen, vermischt  man  concentrirten  Alkohol  mit 
wenig  Schwefelsäure,  die  mit  der  Hälfte  ihres 
Gewichts  Wasser  verdünnt  worden  ist,  damit  sie 
keine  Weinschwefebanre  bilde.  Dann  setzt  man 
trocknes  rhodizinsaures  Kali  hinzu ,  so  lange  die- 
ses durch  Erwärmung  und  Umschütteln  mit  der 
Flüssigkeit  seine  Farbe  verliert.  Dabei  wird  die- 
ses  in    schwefelsaures  Kali   verwandelt    und   die 

r 

Sänre  löst  sich  In  dem  Alkohol.  Hat  man  einen 
Ueberschuss  von  Schwefelsäure  hinzugesetzt,  so 
kann  diese  mit  ein  wenig  Barytwasser  ausgefällt 
werden,  mit  dessen  Zusatz  man  aufhört,  wenn 
der  Niederschlag  völlig  roth  wird,  wiewohl  ein 
geringer  Ueberschuss  von  Schwefelsäure  keinen 
Nachtheil  herbeirührt.  Die  Flüssigkeit  ist  farblos 
und  setzt  beim  Verdunsten  wasserhaltige  Bhodi- 
zinsäure  in  farblosen  Nadeln  und  Körnern  ^^h 
die  dann  unverändert  aufbewahrt  werden  können. 

# 

Auch  lässt  sich  ihre  Auflösung  in  Alkohol  un- 
v^^rändert  aufbewahren.  Die  Krystalle  vertragen 
-^-lOO^,  aber  bei  einer  höheren  Temperatur  ^er- 
den  sie  zuerst  schwarzgrau,  darauf  zersetzt  und 
ohne   Rückstand   verflüchtigt.      Was  .hierbei  a"^ 


519 


der  Säure  eiitoteLt,  ist  nicbt  untersucht  worden. 
Sie  schmeckt  säuerlich,  zusammenziehend^  ist  ge- 
ruchlos ,  löst  sich  leicht  und  ohne  Farbe  in  Was- 
ser^ Alkohol  und  Aether,  und  rethet  Lackmus- 
papier. Ein  Tropfen  ,  auf  der  Haut  oder  auf  Pa- 
pier yei'duiistet)  hinterlässt  einen  rothen  Fleck^ 
der  weggewjaschen  werden  kann.  Von  concen- 
trirten  Säuren  wird  sie  zerstört. 

Diese  farblose  Säure  bildet  mit  Basen  rothe 
Salze  9  und  ihre  Lösung  in  Alkohol  gibt  mit  den 
Chlornren,  Hydraten  und  essigsauren  Salzen  von 
Erden  und  Metalloxyden  rothe  Niederschläge. 

Heller  hat  einige  Versuche  zur  Analyse  die- 
ser Säure  angestellt/  so  wie  sie  in  den  Verbin- 
dungen mit  Bleioxyd  und  Kali  enthalten  ist.  Diese 
Versuche  weisen  aus ,  dass  sie  keinen  Wasserstoff 
enthält.     Seine  Analyse  des  Bleisalzes  gab: 

Gefunden      Atome     Berechnet 

Kohlenstoff      4,6697        3         4,667 
Sauerstoff       16,4848      ^8        16,285 
Blei  .    .     .    78,9055        3        79,048. 
Wenn  fiir  3  Atome  Blei  3  Atome  Sauerstoff 
abgezogen   werden ,   so   bleiben  für  die   Säure  3 
Atome  Kohlenstoff'  und  5  Atome  Sauerstoff  utung» 
.  und  dies  macht: 

Atome       Procente 

Kohlenstoff     3        31,443 

Sauerstoff       5        68,557. 
Atomgewicht  =729,314.  =C3H5. 

Die  Analyse  des  Kalisalzes  gab  i  Atom  Rho- 
dizinsäure  und  2  Atome  Kali ,  so  dass  diese  SSure 
in  ihren  Sättigungsverhältnissen  der  Phosphorsäure 
und  Arseniksäure  folgt,  die  auch  5  Atome  Sauer- 
stoff enthalten.  —    Das  Bleisalz  war  ako  basiscl^ 


520 

Heller,  der  Lieblg^s  VermaUiöng  dass  der 

scliwarze  Körper  2R-{-7C  seia  könne,  für  ent- 
schieden annimmt,  erklärt  die  Bildung  der  Rho- 
dizinsanre  auf  folgende  Weise :  2  Atome  Kalium 
werden  auf  Kosten  des  Wassers  zu  Kalt  oxydirt, 
dabei  entwickeln  sich  4  Atome  Wasserstotfgas ,  die 
mit  2  Atomen  Kohlenstoff  ölbildendea  Qas  liefern, 
und  darauf  kommen  2  Atome  Kohlenoxydgas.  Es 
gehen  also  von  7C  4  Atome  Kohlenstoff  nnd  i 
Atome  Sauerstoff  ab ,  worauf  3  Atome  Kohlen- 
stoff ubd  5  Atome  Sauerstoff,  Terbunden  mit  2 
Atomen  Kali,  übrig  bleiben.  Wenn  aber  E.  Davy's 
eben  angeführte  Anklyse  des  brennbaren  Gases 
richtig  ist,' so  ist  dieser  Verlauf  der  Zersetzung 
unrichtig,  nnd  vielleicht  ist  auch  der  schwarze 
Körper  nicht  so  zusammengesetzt,  wie  Heller 
angenommen  hat. 

Die  rhodizinsanren  Salze  werden  auf  mebr- 
fiiche  Welse  dargestellt,  theils  durch  unmittelbare 
Sättigung  der  Säure,  theils  durch  doppelte  Zer- 
setzung. Die  von  Heller  yorziiglich  in  Anwen-  • 
dnng  gebrachte  Art  ist,  die  Säure  in  Alkohol  za 
lösi^,  nnd  durch  directe  Sättigung  oder  durch, 
Zusatz  von  essigsauren  Salzen  oder  Chlorverbin- 
dungen sie  aus  dem  Alkohol ,  worin  sie  grössten- 
theils  unlöslich  sind,  auszufällen.  Diese  Salze 
sind  roth.  In  fein  zertheiltem  Zustande  sind  sie 
nocli  schön  karminroth,  in  concentrirterem  Zu- 
stande ist  die  &rbe  so  dunkel,'  dass  sie  braun 
o^er  fast  schwarz. werden,  aber  sie/werden  durch 
Zerreiben  Wieder  roth.  Durch  den  Druck  i0i' 
einem  polirten  Körper  nehmen  mehrere  von  ihnen 
einen   grünlichen    Metallglanz    an,     ähnlich  den 


1 


aal 

Flfigeldeclsen  'der  grünen  Käfer.  Ihre  Auflösung 
in  Wasser  i^t  röthgel^.  0ie  Salze  mit  Alkait 
oder  (iiner  alkalischen  Erde  verwandeln  sich,  in 
Wasser  aufgelöst,  alimälig  in  ein  Gemisch  von^ 
hrokonsanrem  und  oxalsanrem  Salz.  Die  übrigen 
erleiden  diese  Veränderung  nicht.  In  trockuer 
Gestalt^  können  sie  alle  unverändert  aufbewahrt 
werden.,  wobei  sie  nur  etwas  dunkler  werden. 
Licht  hat  auf  sie  keinen  Einflnss.  Bei  der  treck- 
nen  Destillation  werden  sie  zersetzt,  sie  schwär- 
zen sich,  zeigen  selten  eine  Verglimmungs- Er- 
scheinung, und  lassen  ein  durch  Kohle  geschwärz- 
tes kohlensaures  Salz  zurück,  wenn  die  Base  ein 
Alkali  oder  eine  alkalische  Erde  war,  und  von 
Metallsalzen  bleibt  bisweilen  das  Metall  reducirt 
zurück.  Die  Destillations -^Producte  sind  im  Ue- 
brigen  nicht  genauer  untersucht.  Versfehiedene 
von  diesen  Salzen  sind  im  Wasser  löslich,  durch 
dessen  Verdunstung  sie  jedoch  nicht  krystallisirt 
erhalten  werden  können«  Wenige  von  den  Sal- 
zen mit  stärkeren  Basen  lösen  sich  in  Alkohol 
und  Aether,  aber  viele  von  den  Metalloxydsalzen 
werden  von  Alkohol  aufgelöst.  Alle,  welche  Was- 
ser enthalten ,  verlieren  es  beim  Trocknen  bei 
-}-  lÖOo.  Durch  alle  stärkere  Säuren  werden  sie 
zersetzt,  wobei  die  Farbe  verschwindet,  indem 
dann  die  Säure  frei  wird. 

I)9iS  Kaliäah,  K^G^O^  wird  auf  die  angerülirte 
Weise  erhalten,  nach  welcher  es  theils  ein  rothes, 
theils  ein  braunes  Pulver  und  theils  schwarze, 
ins  Grane  spfelende,  krystallinische  Körner  bil- 
det ,  aber  doch  immer  dasselbe  Salz  nur  in  un- 
gleichem Aggregations  -  Zustand  ist.  Es  ist  ge- 
ruch-  und  geschmackTos ,  färbt  den  Speichel  roth- 


522 


gelb ,  fühlt  sich  zart  an ,  löst  sich  leicht  in  Was- 
ser, ist  aber  uulöslich  in  Alkohol  and  Aether. 
Seine  Lösang  in  Wasser  %¥ird  alimiKg  blasser 
nnd  gelb,  oder,  wenn  sie  sehr  Ycrdunnt  war, 
selbst  farblos,  worauf  sie  nur  krokonsaares  ond 
oxalsanres  Kali  enthalt.  Es  sind  dazu  oft  nur 
wenige  Standen  nöthig.  Ueberschass  Ton  Kai! 
oder  Znsatz  Ton  Ammoniak  bewirkt  den  Uebe^ 
gang  in  wenig  Augeifhlieken.  Das  letztere  gilt 
von  allen  rhodizinsaaren  Salzen. 

Das  Natronsah  ist  dankler  roth  als  das  Kali- 
salz nnd  trocken  chocoladebrann. 

Das  Lithionsah  ist  noch  dunkler.  Seine  Lö- 
sung setzt  bei  dem  Uebergange  in  krokonsarares 
Salz  ein  leichtes  violettes  Pulver  ab. 

Das  Ammantaksalz  ist  eben  so  dunkelroth  wie 
das  Torhergehende.  Es  wird  am  besten  erhalten 
mit  kaustischem  Ammoniak,  welches  aus  der  Lö- 
sung der  freien  Säure  in  Alkohol  das  Salz  un- 
löslich abscheidet.  Es  ist  leichtlöslich  in  Wasser 
nnd  Ycrwandelt  sich  in  dieser  Lösung  eben  sOj 
wie  die  yorhergehenden. 

Das  Barytsalz  bekommt  man  «chön  karminrotlij 
wenn  die  Lösung  der  Säure  in  Alkohol  mit  Clllo^ 
barium  vermischt  wird ,  worauf  es  sich  nach  ei- 
ner Weile  absetzt.  Auf  ein  FUtrum  genommen 
und  getrocknet  zeigt  es  einen  schön  grüAen  Me- 
tallglanz.  Wird  es  mit  Barytwasser  gefällt ,  so 
ist  es  dunkldr  roth ,  und  am  dunkelsten ,  wenn  es 
aus  Chlorbarium  durch  das  im  Wasser  aufgelöste 
Kalisalz  gePällt  wird.  In  Wasser  ist  es  unlöslich. 
Mit  Barytwasser  Übergossen  verwandelt  es  sici 
in  krokonsanre  und*  oxalsanre  Baryterde. 

Das  Strontiatisah  ist  karminroth   und   in  Be- 


\  ' 


623 


treff  der  Farbe  das  seliönste  yOn  allen ,  wenn  die 
Lösung  der  Säure  in  Alkohol  mit  Chlorstrontium 
gefälll  wird.  Ateh  das  ans  der  Lösung  des  Ka- 
lisalzes in  Wasser  mit  Chlorstrontium  gerällte  ist 
schön  und  Wird  grün  beim  Trochnen.^  £s  ist  et- 
was löslieh  in  Wasser. 

Das  Kalksajz  ist  blutroth,  löst  sich  in  Was- 
ser aber  nicht  in  Alkohol. 

Das  Talherdesalz  ist  granatroth ,  leiclitlöslich 
in  Wasser  und  Alkohol. 

Das  Thonerdesalz  ist  ein  braunes  ^  unlösliches 
Pulver. 

Die  Salze  der  Beryllerde  und  Zirkontrde  wer- 
den erhalten,  wenn  man  die  Lösung  der  Säure 
in  Alkohol  mit  den  noch  feuchten  Hydraten  der 
Erde  sättigt.  Beide  lösen  sich  nicht  tinbedeutend 
in  Wasser  und  Alkohol  und  werden  durch  Ver- 
dunsten gewonnen^  Sie  sind  tief  granatroth/  das 
erstere  bis  in's  Graubraune. 

Das  Ceraxtfdsalz  löst  sich  in  Alkohol ,  wenn 
man  die  Alkohollösung  der  Säure  mit  Ceroxyd 
Termischt,  und  bleibt  nach  dem  Verdunsten  in 
Gestalt  einer  purpurrothen  Masse  zuräck. 

Die  Salze  von  Manganoxyduly  Zinkoxyd^  K<h 
haltoxyd  und  Nickeloxyd  werden  auf  gleiche  Weise 
dargestellt)  ode|  auch*  mit  den  essigsauren  Salzen 
dieser  Basen.  Sie  sind  in  Wasser  und  Alkohol 
löslich.  Die  Lösung  ist  gelb,  aber  das  trockne 
Salz  roth  oder  braun.  Das  letztere  findet  mit  dem 
Piiekelsalze  statt. 

Die  Satze  der  Eüenoxyde  sind  in  Alkohol  und 
Wasser  mit  brauner  Farbe  löslich. 

Das  Bleioxydsalz  yPh^C^O^y  fällt  karmoisin- 


524 


roth  geßrbl  nieder,  wenn  eine  Lösnng^  des  Ki- 
lisalzes  in  Weisser  mit  essigsaurem  Bleioxyd  ye^ 
mischt  wird ,  aber  es  wird ,  nachdem  es  sieb  zn* 
sammenbegeben  hat,  ehocoladebrann.  Es  löst  sick 
nicht  in  Wf  sser  oder  Alhohol.  Wie  es  sich  zo 
der  Lösung  der  Säure  in  Wasser  oder  Alkobol 
Ycrhilt,  ist  nicht  veisncht;  'das  neuti;ale  Sah  ist 
also  unbekannt« 

Das  fVtsmuthoxj/dsah ,  durch  doppelte  Zer« 
Bctzung  mit  salpetersaurem  Wismuthoxyd  darge- 
stellt, fallt  gelb  nieder,  und  ist  wahrscheinlick 
nicht  mehr  rhodizinsaures  Salz. 

Die  Salze  der  Zinnoxyde  fallen  hermesrotk 
nieder,  lösen  sich  etwas  in  Wasser,  aber  dIgU 
in  Alkohol. 

Das  Xfranoxydsah  ist  ein  blutrothes  Pulver 
und  leichtlöslich  in  Alkohol  und  Wasser.  , 

Das  Kupferoxydsalz  ist  chocoladebraun ,  hxi^ 
durch  doppelte  Zersetzung  gerällt  werden,  aber 
es  löst  sich  dabei  ziemlich  viel  in  Wasser  auf. 

Das  Silberoxydsalz  ist  dunkelbraun  und  Wm 
in  der  Luft  schwarz.    Es  löst  sich  etwas  in  Wasser. 

« 

Das  Queeksilberoxydulsah  Tällt,  durch  dop- 
pelte Zersetzung  gebildet,  kermesroth  nieder,  wM 
aber  bald  braun  und  darauf  gelb.  Es  löst  sich 
nicht  in  Wasser. und  Alkohol.  Das  Quecksilber' 
oxydsalz  verhält  sich  eben  so. 

Titanoxydhydrat  und  Telluroxyd  werden  tod 
der  Lösung  der  Säure  in  Alkohol  aufgelöst,  und 
nach  der  Verdunstung  bleibt  ein  rother  Riickstafl<l' 

Mit  vegetabilischen  Salzbasen  bildet  die  RbO' 
dizinsäure  hyacinthrothe ,  In  Wasser  und  Alkohol 
mit  gelber  Farbe  lösliche  Salze. 


625 


3.  Krokonsäure.  «  Diese  Säure  bildet  sieli, 
^ie  wir  saben,  wenn  in  Wasser  aufgelöstes  ri|0« 
dizinsanres  Albali  einige  Stundenlang  steben  gelas- 
sen und  besonders  wenn  die  Auflösung  langsam 
verdunstet  wird,  wobei  dann  ans  den  Bestand- 
thcilen  der  Rbodizinsäure  Krobonsäure  "und  Oxal- 
säure entsteben.  Nur  die  rbodizinsauren  Salze^ 
irelcbe  ein  Albali  oder  eine  albaliscbe  Erde  als 
Basis  enthalten  9  erleiden  diese  Veränderung  in 
ibrer  Auflösung  in  Wasser.  leb  babe  erwäbnt^ 
dass  freies  Albali  die  Veränderung  so  gut  j  wie 
augenblicbüfeb  bewirbt.  Die  Salze,  welcbe  sieb 
für  sieb  selbst  nicbt  verändern,  erleiden  diese ' 
Veränderung ,  wenn  man .  ibnen  Kalibydrat ,  Ba- 
rytwasser, baustiscbes  Ammoniab,  u.s.w.  zusetzt« 

Die  Erblärung  des  Verlaufs  dabei  folgt  na- 
tiirlicberweise  aus  der  Kenntniss  der  Zusammen- 
setzung dieser  Säuren.  Aber  die  Menge  und  Be- 
scbafTenbeit  der  Prodncte  ist  nocb  nicbt  so  unter- 
sncbt  worden,  dass  darüber  eine  Berechnung  ge- 
macht weiden  bann.  Heller  bat  allerdings  eine 
Erblärung  davon  gegeben  ^  aber  diese  scheint  nicht 
annebmbar  zu  sein.  Von  3  Atomen  rhodizinsau- 
rem  Kali  entsteben  nacb  seinen,  durch  einige 
quantitative  Versuche  jedocb  nicht  unterstützten 
Angaben,  1  Atom  brobonsaures  Kali,  und  2  Atome 
oxalsaures  Kali.  Die  Krobonsäure  besteht  ans  5 
Atomen  Kohlenstoff  und  4  Atomen  Sai/erstoff^ 
und  sättigt  1  Atom  Basis.  Aus  der  aufgestellten 
Vergleicbung  ergibt  sieb  i 

1  At.  bsobonsaures  Kali  =  K-f-5C-j-  ^O 

2  At.  oxalsaures  Kali   =2K-f  4C-f  60. 


zusammen    =3k4-9C*{*100. 


/ 


526 

Wenn  von  3  At  rbodizins.  Kftli  =  6k  -f-  9C  -}- 150 

jene    =3K+9C-f*00 

abgezogen  werdeü,  so  bleiben  =:3fc  4~  ^' 

Diess  18t  also  die  Hälfte  der  Base   in  GesUlt 
von  Hydrat,  und  Vs  Tom  Sauerstoff,  wovon  Hei- 
ler Termuthet,  dass  er  in  Gestalt  von  Sauerstoff- 
gas firei  werde«     Wenn  aber  weder  er  nocii  *ein 
Anderer  bemerkt,  dass  sich  dabei  Gas  entwickelt, 
so  ist  die    unwahrscheinlicbe  Entwiclselung  tob 
Sauerstoffgas  ziemlich  sicher  ein  falscher  Schluss. 
Heller  führt  an,  dass  in  Sauerstoffgas  die  Verän- 
derung langsamer  erfolge  als   in  einein  yerscUos- 
'senen   Gefäss,    in    welchem   die  Flüssigkeit  sich 
npicht  in  Berührung   mit    der  Luft  befindet«     Er 
führt  keine  Beobachtung  an ,  ob  das  Sauerstoffgas 
oder  die  Luft  dabei  ihr  Yolum  yerändern.    Gme- 
lin  gibt  an,  dass  die  Mutterlauge ,   aus  welcher 
das  krokonsaure  Kali  angeschossen  ist,  auch  koh- 
lensaures  Kali  enthalte.      Da    er  den    schwarzen 
Körper  nicht  kaliumfrei    hatte,    so  Ist  ^icht  zn 
entscheiden,   ob   die  Kohlensäure  darin  ein  Pj*^' 
duct  der  Zersetzung   der  Rhodizinsäure^   oder  ob 
sie  aus   der   Luft  nachher   aufgenommen  vforden 
ist.     Heller  gibt  nicht  an,    dass    die  Flüssigkeit 
freies  Kali   enthalte,   was   doch'  nach   seiner  B^' 
trachtungsweise    der    Umsetzung    der    Fall    sein 
müsste.      Die   durch   überschüssige    Basis  augen- 
blicklich   bewirkte   Zersetzung    scheint    dafür  z>^ 
sprechen ,   dass   die  Rhodizinsäure  dabei  in  3  an- 
dere Säuren  des  Kohlenstoffs,  Krokonsaure,  Oxal' 
säure    und    Kohlensäure    zersetzt   werde.      ^"^^ 
ohne    eine   genaue   Untersuchung   des  Vorgang^^^ 
ob  z.  B.  Sauerstoff  absorbirt  wird,   und  der  rela- 
tiven Quantitäten  der  Producte,   die  dabei  entste- 


'  /. 


527 


Iten  9  kann  if  eder  die  Bildung  der  Rrolsonsäiire, 
erklärt  9  noch  die  Zusammensetzung  der  Rkodi- 
zinsäure  als  riclitig  beteachtet  werden«  —  Hel- 
ler hat  einige  vorher  nicht  dargestellte  krokon* 
sanre  Salze  qntersuchf  und  besclirlebeu;  n&mlich^ 

Das  Natronsalz  schiesst  schwierig  in  hellgel- 
ben rhomb.  Prismen  an^  und  löst  sich  etwas  in 
Alkohol. 

DsLS  Lithionsah  konnte  nicht  krystallisirt  ier- 
balten  werden,  sondern  trocknet  zu  einer  gelben^ 
in  Alkohol  löslichen  Salzmasse,  ein. 

Das  Ammoniaksah  ist  röthgelb,  schiesst  wäh- 
rend der  freiwilligen  Verdunstung  in  Tafeln  an, 
die  sich  zu  Warzen  zusammengruppiren*  In  der 
Wärme  krystallisirt  es  schwierig.  In  Alkohol 
löst  es  sich  auf.  . 

Das  Barytsah  fällt  in  Gestallt  eines  gelben, 
unlöslichen  Pulvers  nieder. 

Da»  Strontiansah  setzt  sich  aus  einem  Ge- 
misch der  Säure  mit  dem  Chloride  in  blättrigen 
Krystallen  ab,  in  Wasser  löslich. 

Das  Kalkerdesah  »eizi  sich  auf' gleiche.  Weise 
in  platten  Prismen  ab ,  die  schwerlöslich  in  Was- 
ser sind. 

Das  Talkerdesah  ist  löslich  in  Wasser  und 
krystallisirt. 

Die*Salze  der  Thonerde^  Berylletde  und  Zir- 
konerde  sind  löslich  in  Wasser  und  Alkohol;  die 
beiden  letzteren  krystallisiren. 

Das  Ceroxydsah  ist  schwerlöslich  in  Wasser 
und  fällt  zu  einem  geringen  Theil  nieder,  wenn 
es  durch  Vermischung  von  Ceriumchlorid  mit 
krokonsaurem  Kali  gebildet  wird.  Aus  Doppel- 
salzen  von    Ceriamchlorid   mit  Chlorkalium  oder 


528 


^  CUonmmoiiiniii  gibt  krekonsaares  Kali  einen  reich- 
lichen gelben  NiederseUag. 

Die  Sähe  von  Manganoxydul  j  EisenoxyMj 
Eisenoxydy  KobaÜoxydul^  Nickeloxydul  und  Zink- 
oxyd  sind  alle  in  Wasser  und  Alkohol  löslich  und 
werden  krystallisirt  erhalten.  Sie  sind,  mit  Aus- 
nahme des  Zinksalzes,  welches  gelb  ist,  toh  dao- 
kel  gelbbrauner,  ins  Blaue  schimmernder  Farbe. 

Das  Kadmiumsah  ist  gelb  und  unlöslich.  Die 
Salze  Yon  Bleioxyd  ^  fVismuthoxyd  und  Zm- 
oxydul  ebenfalls,  letzteres  jedoch  etwas  löslicl 
in  Wasser.  Das  Zittnoxydsah  schiesst  in  gelben 
Krystallen  an ,  in  Wasser  und  Alkohol  löslicl; 
das  Uranoxydsah  in  rothgelben  Krystallen,  die 
sich  in  Wasser  und  Alkohol  lösen.  Das  Kupfer' 
oxydsah  ist  löslich  und  $chiesst  in  braunen,  ins 
Blau  -  Violette  schimmernden  Krystallen  an,  die 
sich  in  Wasser  und  Alkohol  lösen.  Die  Sah 
der  beiden  Oxyde  von  Quecksilber  sind^gelbC) 
unlösliche  MiederschlSge. 

Das  Silberoxydsah  fallt  in  Gestalt  eines  roA- 
gelben,  ami  Licht  dunkel  werdenden  Pulvers  nie- 
der.    Im  Wasser  etwas  löslich. 

Das  Antimonoxydsah  fällt  als  ein  gelbes  Pul- 
ver nieder,  wenn  das  Chlorid  durch  krokonsaores 
Kali  zersetzt^  wird. 

Mit  den  Pßanzenbasen  bildet  4ie  Krokonsäore 
gelbe,  in  Wasser  und  Alkohol  lösliche  Salze, 
von  denen  die  von  Morphin,  Strychnin^  Chiniu; 
Cinchonin  und  Emetin  krystallisireq.  -  Die  tod 
Atropin  und  Yeratrln  krystallisiren  nicht.  Avdtt^ 
sind  noch  nicht  dargestellt  worden*). 


*)  Gerade,  als  sich  dieses  unter  der  Presse  befond,  fbti^^ 


529 


Verschiedene  Pflanzen  und  deren  Theile  sind  Pflanzenana- 
analysirk   worden.      Winklcr*)    hat    die   reifen       h»^^- 
Samenkapseln    eines    Mohns   mit    blauem    Samen 
untersucht^    Marqtiart**)  den  Saft  aus  Musia  ro- 
sacea^  Geiseler***)  nnd  Brandes****)  den  so-  , 
genannten  Birkensaft«  Rabenhorst*{*)  die  Wur- 
zel von  Myrica  Gale;  Wittstein  •}-{•)  die  Wur- 
zel von  Aristolochia  antihysterica,  und  6ard*es*|**|**|*) 
die  frischen  Schösslinge  von  Juniperus  Sabina. 


mir  Hr.  T  hau  low  mit,  dass  er  unter  Liebig's  Leitung 
das  rhodizinsaure  Bleioxyd  analysirt  und.  es  aus  Pb'G^O^ 
zusammengesetzt  gefunden  habe.  —  Ein  Atom  Rhodizin- 
säure  zerfWt  also  gerade  auf  in  1  Atom  Krokons&ure  und  1 
Atom  Oxals&ure. 

*)  Buchn.  Repert,  Z.  R.  IX,  i. 

**)  Ebendas.  S.^89.  . 

****)  Joum.  für  pract.  Chemie,  XI,  337. 
-•)  Kbendas.  S.449. 

f)  Pharmac.  Centralblatt ,  1837,  S.  118. 
ff)  Ebendas.  S.150. 
fff)  Ebendas.  S.  860. 


Berzelius  Jahres -Bericht  XVIII. 


35 


\ 


530 


Thierchemie, 


Betracktanffen  Icb  erwähnte  im  Jahresberichte  1836 ,  8.442, 
über  die  Zu- Jer  Untersuchung  von  Couerbe  über  das  id  dem 

Setzung  des  Gchirnmarhe  enthaltene  Fett,  aus  der  her^orgiDg) 
-   phosphorhaiti-  jug  dieses  Fctt  nicht  nur  Phosphor,  sondern  aach 

^^\tls/'  Schwefel  und  Stickstoff  enthält.  Eine  so  Tielfacbe 
Zusammensetzung^sweise  unter  einfachere  Ansichten 
zurück  zu  fuhren,  scheint  im  ersten  Augenblicl! 
nicht  leicht  zu  sein.  Die  Aehnlichkeit,  welche  in  den 
äusseren  Eigenschaften  das  Sulfonaphtalid ,  S.  471) 
mit  dem  pulTerförmigen  Gehirnfett,  dem  Cerebroti 
hat,  ist  überraschend  und  veranlasste  mich,  die 
Zusammensetzung  des  letzteren ,  nach  der  von 
Couerbe  angegebenen  Analyse ,  in  genauere  Er* 
wägung  zu  ziehen,  besonders  da  wir  aus  Mit' 
s  c h  e r  1  i  ch'  s  Versuchen  mit  dem  Benzin  wisseo^ 
dass  dieser  Körper  Husser  dem  Sulfobenzid  aocl 
ein  Nitrobeozid  gibt,  in  welchem  derselbe  Koh- 
lenwasserstoff (C^^H^Q),   der  in  dem  Sulfobenz!<i 

enthalten  und  darin  mit  1,  Atom  S  verbunden  ist,  9 
aufnimmt,  und  also  ein  Beispiel  einer  entsprechen- 
den Stickstoffverbindnng  abgibt,  dass  also  dieG^ 
hirnfette  aus  bestimmten  Verbindungen  zwischen 
analogen  Körpern,' in  denen  Schwefel,  Stickstof 
und  Phosphor  auf  eine  gleiche  Weise  entbalteA 
wären,  ausgemacht  werden  könnten. 


531 

I 

* 

In  dem  von  Conerbe  analysirten  Gehirnfett 
entbält  der  Koblenwasserstoff  2  Atome  Wassier- 
stoff  auf  1  Atom  Kohlenstoff.  Bei  der  Berechnung 
würde  sieb  dann  sogleich  zeigen,  ob  die  Analyse 
mit  der  Hypothese  nicht  in  Uebereinstimmung  ist, 
dadurch  dass  entweder  der  Kohlenwasseratoff,  wel- 
cher mit  einem  jeden  der  organischen  Oxyde  Tcr- 
bunden  wäre,  keine  gleiche  Anzahl  Von  Atomen 
von  CH^  habe ,  oder  dass  eins  oder  mehrere  von 
diesen  übrig  blieben  oder  fehlten,  wenn  man  den 
Kohlenwasserstoff  in  allen  als  aus  einer  gleichen 
Anzahl  von  Atomen  bestehend  betrachten  könnte. 
Aber  diese  Probe,  welche  ein  entscheidender  Be- 
weis gegen  die  Hypothese  gewesen  wäre,  hat  die  ^ 
Analyse  bestanden.  Diese  Uebereinstimmung  mit 
der  Hypo,these,  wiewohl  sie  nothwendig  ist,  um 
nicht  sogleich  die  letztere  zu  verwerfen,  Ist  je-, 
doch  nicht  allein  ein  Beweis  tüv  ihre  Richtigkeit,, 
und  ich  kann  daher  diese  Ideen  hier  nur  als  Yer- 
muthung  aufstellen.  Nimmt  man  an ,  dass  das 
Cerebrat   aus  3    unorganischen    Oxyden    bestehe, 

nämlich  S,  I^  und  N,  und  dass  jedes  derselben 
verbunden  sei  mit  1  Atom  eines  Kohlenwasser- 
stoffs =  C^^H^,  und  dass  es  von  diesen  2,  3 
und  4  enthalte,  so  bekommt  man  folgende  Auf- 
Stellung: 

2At.CM>H«>-{-S=  40C-f.  80HH-2S  +  40 

3At.C20H*o-{-]^=  60C-I-120H         +3P         -f  60 
4At.C«>H«>-j-l?=  80G+160H  +8N-f-ieO 


1  At.  Cerebrot   =i80G-)-360H-f  2S  +  3P+BN-f  S60. 

Sie  sttmnit  mit  ConSrbe'«  Analyse  ätaf  fol- 
gende  Webe  nbereint 

'  35* 


532  ,  . 

Gefanden       Atome     Beredmet 


Kohlenstoff 

67,818 

180 

67,77 

Wasserstoff 

11,100 

360 

11,06 

Stickstoff 

3,399 

8 

3,49 

Schwefel 

2,138 

2 

« 

1,98 

Phosphor 

2,332 

3 

2,90 

Sauerstoff 

13,213 

26 

12,80. 

Diese  Uebereinstimmang  kann  man  vrirklicli  be 
vraudemswerth  nennen«  Der  Umstand  ^  dass  der 
Phosphor  darin  nur  zn  1  Atom  nnd  also  zo  ^i 
Aequivalent  eingeht ,  ist  htnhend ,  i/veil  er  hier 
einen  saureren  Körper  vorstellt,  als  mau  in  der  Ve^ 
bindnng  vermutheu  sollte.  Aber  es  verdient  bemerkt 
zu  v?erden ,  dass  der  Sauerstoff  wahrscheinlich  in 
allen  diesen  zwischen  dem  unorganischen  und  o^ 
ganischen  Radical  getheilt  ist,  so  dass  die  rationelle 

Formel  z.  B.  C^0H«O  +  S,  C^ofi^O  +  P  und 
C^H^O-f  1^  sein  kann,  und  dadurch  bekommt 
die  Zusammensetzung  ^mehr  Analogie  mit  der  an- 
organischen, wiewohl  das  Aequivalent  -  Verhält- 
niss  des  Phosphors  immer  ungewöhnlich  bleibt. 
Verdoppelt  man  das  Atomgewicht  in  den  beiden 
ersten ,  so  wird  die  Zusammensetzung : 

C^H80O2^.s  und 

aber  dies  entspricht  nicht  gqt  der  dritten  und  er- 
fordert auf  das  Ganze  ein  verdoppeltes  AiomgC' 
wicht,  wenn  3  Atome  der  Phosphorverbindnng 
darin  enthalten  sein  sollen. 

Couerbe's  Analyse  des  Stearoconnots  fie^' 
andere,  aber  doch  ilicht  unwahrscheinliche  Ve^ 
hältnisse  voraus,  wie  folgendes  Schema  ausweist: 


533 

lAt.T.C«H*K)-|-S  =MC4-  24H-{.2S  +30 

1  At.  T.  C^H^H)-\.P  =  12C  +  24H  -{-  2P  +30 

5  At.  V.  C2*H*8O+Sfcl20C+240B[ +20N+25O, 

i  At.  Stearoconnot  =:144C+  288H + 2S + 2P + SSON + 310. 

Die  Yei^lelchaag  mit  der  Analyse  gibt  fol* 
gende  Resnltate : 

Gefuaden       Atome       Berechnet 

Kohlenstoff    59,832        144        59,597 

Wasserstoff     9,246        288  9,734 

Stickstoff         9,352         20  9,585 

Schwefel  2,030  2  2,178 

Phosphor         2,420  2  2,123 

Sauerstoff      17,120  31        16,783. 

Hier  liegt  etwas  Hinhendes  in  der  Stichstoff- 
Verbindung,  aber  es  kann  dies  auf  einer  unrich- 
tigen hypothetischen  Aufstellung  beruhen^  weil 
es  denkbar  wäre^  dass  das  letzte  Glied  zusam- 
mengesetzt ist  aus: 

6At.Ci2H240+»=  72C  +  144H+12N+240 

4At.C}m^H)+»z=  48C+  96h4-  8N 

=120C+240H+20N+24O, 
was  nur  um  1  Atom  Sauerstoff  von  den  angenom- 
menen 5  Atomen  in  der  Aufstellung  abweicht  und 
den  Sauerstoffgehalt  im  Ganzen  kaum  um  y2Pro- 
Cent  vermindert^  und  Tielleicht  ist  diese  Ansicht 
die  wahrscheinlichere,  weil  wir  wissen,  dass  auch 
das  Benzin  eine  entsprechende  Verbindung  von 
C12H10  +  H  liefert- 

Die  zwei  isomerisehen  Arten  von  Gehirn  fett,, 
welche  Co uerbe  analysirt  und  Eleencepbol  und 
Gephalot  genannt  hat,  stimmen  sehr  wohl  mit  der 
Idee  überein,  dass  sie  mit'  dem  Cerebrot  eine 
gleiche  Zusammensetzung  haben  ^   aber  auf  jedes 


534 

Atom  voa  C^H^  ein  Atom  Saaeraloff  mehr. 
Die  gfösste  Abweichung  zwischen  dem  Resolut 
der  Analyse  und  der  Rechnung  (die  ich  hier  nidit 
aufstelle),  liegt  darin ^  dass  der  Versuch  66,36 
Procent  Kohlenstoff  gegeben  hat^  während  die 
Rechnung  nicht  mehr  als  65  Procent  Toraussetzt. 
Vielleicht  bann  es  auch  y  im  Fall  die  Analyse  ab- 
solut richtig  wäre,  was  wohl  nicht  mit  ZuTcrläs- 
sigkeit  anzunehn^en  ist,  der  Fall  sein ,  dass  einige 
der  darin  eingehenden  Verbindungen  sich  auf  den- 
selben Oxydationsgrade  wie  im  Cerebrot  befinden) 
wodurch  der  Sauerstoffgehalt  kleiner  und  der  Koh- 
lenstoffgehalt  grösser  wird* 

Ich  muss   inäcwischen   noch  einmal   bemerlEen, 
dass  ich  mit  dieser  Darstellung  nur  habe   andeu- 
ten  wollen,   wie   es   vielleicht  sein   kabn,   nicht 
wie  es  wirklich   Ist.     Dazu  bedarf  es    einer  viel 
grosseren  Kenntniss  der  organischen  Verbindangs- 
weisen ,  als  wir  uns  bis  jetzt  erworben  haben. 
Blut  und  des-        Ucbcr  die  Zusammensetzung  des  Fibrins  und  AI« 
trcüc^^Fibrin  *>»«»™  ist  Yon  M  u  1  d  e  r  *)  eine  ausführliche  und  wicb- 
und  Albumin,  tige  Arbeit  mi^;etheilt  worden.   Seine  Analysen  hi- 

ben  zuerst  gezeigt,  dass  Fibrin  und  Albumin  sebr 
nahe  gleiche  Zusammensetzung  haben,  aber  da 
er  gefunden  zu  haben  glaubte,  dasa  sie  verschiV 
dene  Sättigungseapacität  l^aben,  leitete  er  da^ 
aus  für  sie  verschiedene  ZuLsammensetzungsformeln 
ab,  in  welche  er  ebenfalls  nicht  den  Schwefel 
welchen  sie  wesentlich  enthalten,  aufnahm.  B^' 
Fortsetzung  der  Versuche,  die  noch  nicht  publicirt 
worden   sind,  gelangte  er  zu  anderen  und  sd^ 


*)  Poggend.  Ann.^XL,  253. 


535 


merlswürdigen  Resultaten ,  die  ef  die  Güte  Latte 
mir  priyatim  mitzatheilen ,  und- welche  ich  hier 
suDimariseh  anfuhren  i/viU ,  um  dann  in  dem 
nächsten  Jahresberichte  aus  der  bis  dahin  publt- 
cirtea  Arbeit  die  Einzelheiten  zu  berichten. 

Fibrin,  Albumin  aus  Serum,  Eiern,  Seide 
und  aus  dem  Pflanzenreiche  enthalten  sämintlich 
dieselbe  organische  Substanz.  Sie  scheint  ein  or- 
ganisches Oxjrd  zu  sein ,  dessen  Radlcal  aus  Koh- 
IcnstoiT,  Wasserstoff  und  Stichstoff  besteht  5  das 
Oxyd  ist  folgendermaassen  zusainmeugesetzt : 

Gefunden  Atome     Berechnet 

Kohlenstoff  55,29    54,99        16        54,921 


Wasserstoff    7,00 

6,87 

24 

6,785 

Sticitstoff      16,01 

10,66 

4 

15,902 

Sauerstoff     21,70 

22,48 

5 

22,4«2 

=  2C^H^^N^-{-<^9  A^s<>  zusammengesetzt  aus  i 
Doppelatom  Radical  und  5  Atomen  Sauerstoff. 
Atomgewicht  =  8226,  834. 

Die  angeführten  Analysen  sind  einer  grossen 
Anzahl  entnommen^  welche  Mnlder  angestellt  hat, 
und  die  letzte  davon  ist  mit  Pflanzeneiweiss  an- 
gestellt. Sie  zeigen  anf  eine  genügende  Art  die 
Sebwranknngen  um  die  GrundzaU.  Hierdurch  ist 
also  dieser  Gegenstand  zu  dem  Grade  von  Ein*- 
fachbeit  gebracht,  wie  z.B.  die  Kenniniss  dep 
Zusammensetzung  des  Zuckers,  welehe,  wie  wir 
geseben  haben  ^  aller  WAhrscheinlichheit  nach 
=2C6Hio^.50  ist.  Dieses  organische  Oxyd  ist 
in  dem  Fibrin,  dem  Albumin  und.  dem  Pflanzenei- 
weiss mit  Schwefel  und  Phosphor  verbunden  ent- 
halten. Die  Menge  der  letzteren  ist  sehr  gering 
und   steigt   bei   Weitem    nicht«  auf    die   Menge, 


536 

welche  dem  Atomgewiclit  des  Oxyds  entsprecben 
vrürde,  sondern  nur  zn  V25  ^^^  diesem,  so  dass 
wohl  anzunehmen  ist  9  dass  auf  25,  Atome  Oxyd 
nur  1  Atom  Schwefel  und  Phosphor  eingeht.  — 
In  welcher  Gestall  sich  diese  darin  befinden  9  ist 
nicht  so  leicht  mit  TÖlliger  Gewissheit  zu  ent- 
scheiden. So  viel  erhellet  jedoch  ans  den  Ver- 
suchen ^  dass  sie  sich  nicht  oxydirt  darin  befinden, 

weil ,  wenn  das  Fibrin ,  oder  Albumin  mit  Kali- 
hydrat  im  Ueberschuss  behandelt  wird)  sich  Schwe- 
felhalium  und  phosphorsaures  Kali  bilden,  und 
werden  dann  Fibrin  und  Albumin  ans  der  Lösung 
durch  eine  Säure  abgeschieden,  so  entbält  das 
organische  Oxyd  heinen  Schwefel  oder  Phosphor 
mehr,  und  es  ist  von  beiden  vollkommen  iden- 
tisch. Daraus  hat  Mulder  den  wahrscheinlichen 
Scbluss  gezogen j  dass  das  organische  Oxyd  mit 
Schwefelphosphor  verbunden  sei,  und  nach  den 
Versuchen,  welche  er  über  die  Quantitäten  ange- 
stellt hat ,  enthält  das  Fibrin  und  das  Eiweiss  ans 
^  Eiern  auf  25  Atome  vom  organischen  Oxyd  i 
Atom  PS,  und  das  Albumin  aus  Serum  siingpinis 
1  Atom  PS^ 

Das  von  Schwefel  und  Phosphor  befreite  o^ 

ganische  Oxyd   besitzt  das   Yei^mögen,   sich  mit 

unorganischen   Oxyden   zu  verbinden,    und  au^'^ 

hier  findet  man  auf  25  Atome  nur  i  Atom  Ton 

dem  unorganischen ,    wi^nn  z.  B.   die  Verbindang 

mit  einem  Salz  von  Bleioxyd  oder  Silberoxyd  aus* 

*  gefällt  wird.    Es  ist  wahrscheinlich,  dass  stärkere 

Basen  in  löslichen  Verhältnissen  YerbinduDgen  mi' 

einer  weit  geringeren  Anzahl  von  Atomen  des  o^ 

Eiweig.  mit  ganwehen  Oxyds  eingehen  hönnen. 

'  Metallsalzen.       lieber  die  Veibindung  des  Eiweisses  mii  ^^^' 


537 


tallsalzen  hatC.  G.  Mitscherllch  ")  versdiiedene 
YersDche  angestellt,  aas  denen  er  schlicsst,  dass 
das  Eiweiss  die  Eigenschaft  besitze,  sich  mit  ba- 
sischen Salzen  zu  yerbinden.  Er  fand,  dass  der 
Niederschlag,  der  durch  Eiweiss  in  einer  über- ^ 
schüssigen  Lösung  yon  schwefelsaurem  Kupfer- 
oxyd entsteht,  nach  wenigem  Waschen,  wobei  er 
theilweise  aufgelöst   wird^    und    Verbrennen   mit 

Salpeter,  neben  Eiweiss  Cu^S  enthalten  hatte, 
und  der  Niederschlag,  welcher  durch  schwefel- 
saures Kupferoxyd  in  überschüssigem  Eiweiss  ge- 
bildet wird ,  das  Kupferoxyd  mit  nur  halb  so  viel 
Schwefelsäure  verbunden  enthielt.  — ^  In  Betreff 
des  Uebrigen  von  C.  G.  Mitseherlich's  Versu- 
chen über  die  Eigenschaften  dieser  Verbindungen, 
muss  ich  zur  Vermeidung  Ton  Weitläufigkeit  auf 
seine  Abhandlung  Tcrweisen. 

Mulder  hat  mir  mitgethcilt,  dass  er  diese 
Versuche  wiederholt  und  dieselben  Resultate  wie 
Mitscherlich  erhalten  habe.  Aber  der  Nie- 
derschlag ist  nicht  eine  Verbindung  Ton  Albu- 
min mit  einem  Kupferoxydsalze ,  sondern  nur  ein 
gemischter  Niederschlag  von  Albuminkupferoxyd 
und  von  schwefelsaurem  Albumin ,  von  welchen 
das  letztere  in  Wasser'  löslich  ist  und  dadurch 
von  dem  ersteren  ausgewaschen  werden  kann^ 
welches  zwar  nicht  absolut  aber  doch  fast  unlös- 
lich ist.  Nachdem  das  Waschwasser  nicht  mehr 
durch  Chlprbarium  gefällt  wird,  enthält  der  Rück- 
stand keine  Schwefelsäure  mehr,  wird  er  aber 
dann  mit  Salpeter  verbrannt,  so  bekommt  man 
die  Men^  von  Schwefelsäure,   welche  aus   dem 


*)  Poggend«  Ann.  XL,  106. 


538 


Schwefelgehalt  des  Albninias  enCstandeo  ist.  Nach 
Maid  er  ist  das  Verhalten  ganz  dasselbe,  weaa 
man  das  Albnmin  mit  Queeksitberchlorid  fällt) 
man  bekommt  ein  Gemisch  von  Qneeksilberoxjd- 
Albuminat  und  salzsaurem  Albumin,  welches  weg- 
gewaschen werden  kann.  Durch  diese  Zersetznag 
des  Chlorids  yersteht  man  leicht  die  Eigenschaft 
%  des  Eiweisses,    dem   ersteren  seine  Giftigkeit  za 

nehmen. 

Zu  demselben  Resultat  führende  Versuche  sind 
von  Geoghegan*)  mitgetheilt  worden.  Er  fand 
ausserdem,  dass  Eiweiss  auch  eine  VerbiadoDg 
mit  Qnecksilberoxydul  bildet,  die  erbalten  wird, 
wenn  man  Eiweiss  mit  salpetersanrem  Qnechsil- 
beroxydul  Termischt*  Der  Niederschlag ,  weicher 
im  ersten  Augenblick  weiss  ist,  wird  bald  grao. 
Er  ist  bis  zu  einem  gewissen  Grad  in  Kali  lös* 
lieh  und  Salzsäure  f&Ut  aus  der  Lösung  Calomel. 
Die  Eigenschaft  der  Verbindung  des  Quecksilbe^ 
oxyds  mit  Albumin  sich  zu  schwärzen ,  riihrt  of- 
^  fenbar  von  der  Bildung  von  Schwefelquecksilber 
durch  den  Schwefel  des  Albumins  her. 
Untersuchung  Eine  ausfuhrliche  und  vortreffliche  Arbeit  über 
^Lg^^jj'^^**"  das  Blut  ist  von  Lecanu^*)  bekannt  gemacht  wo^ 
den ,  der  bereits  schon  früher  in  dieser  Beziehung 
mehrere  Untersuchungen  mitgetbeilt  bat  (Jabresb. 
1833,  S.  314).  Der  Hauptinhalt  dieser  Arbeit  i»t 
folgender:  Mit  Rücksicht  auf  die  durch  S«n- 
son's  Versuche   (Jahresb.  1837,  S.  372)  wieder 


*)  Ann.  der  Phannac.  XXIV,  36. 

**)  Etndes  cLimiques  snr  le  sang  Lnmain  etc.  par  h.  K* 
Lecann.  Paris  1837.  Im  ToUständigcn  Auszug  in  den  Ab- 
nalen  der  Pharmac.  XXVI,  69  nnd  XXVII,  2n  und  348. 


7. 


539 


angeregte  Meinang,  dass  der  roAe  Farbstoff  des 
Bluls  kein  Eisen  enthalte,  ganz  entgegen  den  Yer«^ 
suchen,  die  dargelegt  haben,  dass  es  darin  ent- 
halten ist,  aber  nicht  anders  abgeschieden  wer- 
den kann  als  durch  Chlor,  welches  ihn  zersetzt 
in  einen  farblosen,  eiweissartigen  Stoff  und  Ei- 
senchlorid, oder  durch  Yerbrennung  zu.  Asche, 
hat  Lecanu  diese  Frage  zur  Entscheidung  wie- 
der aufgenommen  und  hat  dargelegt,  dass  der  Irr- 
thum  derer,  welche  den  Farbstoff  des  Bluts  als 
eisenfrei  betrachtet  haben,  darin  liege,  dass  sie 
sich  zu  seiner  Abseheidung  keiner  dieser  beiden 
Methoden  bedient  haben. 

Eine  genauere  Untersuchung  des  Farbstoffs 
im  Blute  hat  ihn  überzeugt,  dass  der  Stoff,  -  welchen 
er  früher  unter  dem  Namen  GlohuUn  (a.  angef. 
O«  S.314)  besehrieben  hat,  nicht  reiner  Farbstoff 
ist,  sondern  noch  Albumin  enthält.  Er  sehlägt 
daher  yor,  den  reinen  Farbstoff  künftig  mit  dem 
Namen  Hämaiosin  zu  bezeichnen.  Diese?  Name 
ist  abgeleitet  Ton  ai/tiavog^  dem  Genitiv  von  aZ/m, 
Blut.  Dabei,  dürfte  jedoch  zu  bemerken  sein, 
dass  die  Ableitungsart  nicht  sprachgemäss  ist,  man 
könnte  ihn  von  al/itaTioais  abgeleitet  halten^  auch 
ist  der  Name  lang  und  nicht  wohlklingend.  Es 
scheint  aller  Grund  vorhanden  zu  sein,  für  den 
Farbstoff  des  Bluts  den  Namen  zu  gebrauchen, 
welcher  ihm  natürlich  zukommt,  nämlich  J7äma- 
Im,  der  bekanntlich  bisher  einem  vegetabilischen 
Farbstoff  aus  Haematoxylon  caropechiannm  gege- 
ben worden^ ist,  welcher  in  Zukunft  mit  einem 
anderen  Namen  bezeichnet  werden  könnte  und 
müsste,  z.B.  JOTämm,  abgeleitet  von  der  ersten 
Silbe   des    generischen    Namens   der ,  Pflanze.  — 


540 


Ich  halte  dieses  (Sr  so  richtig ,  dass  ich  mich  in 
dem  Folgenden  des  Worts  Hämatin  zur  Bezeich- 
nung des  Farbstoffs  im  Blute  bedienen  werde. 

Lecanu  gibt  nun  folgende  Methode  zur  Da^ 
Stellung  des  reinen  Hämatins  an.  Blut,  am  besten 
▼enöses  Menschenblut ^  wird  darch  Schlagen  yon 
Fibrin  befreit^  unter  beständigen  Umrühren  tropfen- 
weise mit  Schwefelsäure  yermischt,  bis  die  Masse 
KU  einem  braunen  Magma  erstarrt  ist ,  und  dieses 
mit  kaltem  Alkohol  verdünnt,  um  die  saure  Flüs- 
sigkeit daraus  auszupressen,  was  man  so  yoUstan- 
digwie  möglich  zu  bewirken  suchen  muss.*)  Jhs 
Ausgepresste  ist  nun  ein  Gemisch  Ton  schwefel- 
saurem Hämatin  und  schwefelsaurem  Albomin, 
Ton  welchen  das  erstere  in  kochendem  Alkohol 
löslich  ist,  das  letztere  dagegen  darin  unlöslich. 
Die  ausgepresste  Masse  kocht  man  daher  wlede^ 
holt  mit  Alkohol  aus,  bis  der  Rückstand  weiss 
geworden  ist.  Die  Alkohollösungen  sind  brauo; 
und  werden  nach  dem  Erkalten,  wobei  sieh  ge- 
wöhnlich ein  wenig  schwefelsaures  Albomin  ab- 
setzt, filtrirt,  mit  Ammoniak  übersättigt,  von  dem 
gefiillten  schwefelsauren  Ammoniak,  welches  ge- 
wöhnlich  mit   ein   wenig   Albumin  vermischt  ist 


*)  Lecanu  lu*gt  in  einer  Note  Linzn,  dass  man  nek* 
dem  Fibrin  das  Albumin  grösstentheils  mit  Bleiessig  erst 
ausfallen  kann,  um  darauf  ein  um  soviel  geringeres  \oli^ 
vom  Niederschlag  mit  Schwefelsäure  zur  Bearbeitung  x^^  '^^ 
kommen.  Aber  dies  führt  die  Unbequemlichkeit  von  in»' 
reren  Filtrationen  mit  sich,  die  erste  zur  l^ntfernung  ^^ 
Bleiniederschlags  mit  Albumin  ,  dann ,  nach  Ausfallüvg  <* 
Bleioxyds  mit  schwefelsaurem  Natron,  muss  das  schweic 
saure  Bleioxyd  abfiltrirt  werden,  und  am  Ende  der  Nieder 
schlag  mit  Schwefelsäure. 


541 


und  sich  in  Gestalt  eines  Snlfats  in  der  Lösung 
bellind ,  abfiltrirt ,  nnd  dann  im  Wasserbade  zur 
Trockne  abdestillirt.  Der  Rückstand  wird  nach 
einander  mit  Wasser ,  kaltem  Alkohol  und  Aether 
behandelt,  um  alle  in  diesen  löslichen  fremden 
Stoffe  zu  entfernen ,  insbesondere  schwefelsaures 
Amfnoniak  und  Fett.  Hierauflöst  man  den  Rück- 
stand  in  flüssigem  kaustischem  Ammoniak,  filtrirt, 
verdunstet  zur  Trockne,  wäscht  mit  Wasser,  trock- 
net,  und  hat  so  reines  Hämatin. 

In  diesem  Znstand  besitzt  das  Hämatin  fol- 
gende Eigenschaften:  Es  bildet  eine  feste  dunkel- 
braune, geruch-  nnd  geschmacklose  Masse,  und 
bat ,  wenn  es  nach  der  Auflösung  in  mit  Ammo- 
niak vermischtem  Alkohol  zur  Trockne  yerdnnstet 
vrprden  ist,  einen  schwarzbräunlichen  Metallglanz, 
nicht  unähnlich  dem  Silbererz,  welches  Rothgül- 
den  genannt  ^rd.  Es  ist  nicht  schmelzbar,  son- 
dern wird  in  höherer  Temperatur  zersetzt,  wobei 
es  eine  ammqniakalische  Flüssigkeit  nnd  ein  ro- 
thes  Brandöl  liefert,  sich  dann  aufbläht  und  eine 
glänzende  Kohle  zurücklässt,  die,  zu  Asche  ver- 
brannt, Eisenoxyd  übrig  lässt,  welches  mit  Salz- 
säure eine  Lösung  gibt,  die,  nach  dem  Yerdan- 
8fen  im  Wasserbade  zur  Entfernung  der  freien 
Säure  und  Wiederauflösen  in  Wasser,  keinen 
^Niederschlag  mit  Oxalsäure  gibt,  und  also  keine 
Kalkerde  enthält. 

I>as  Hämatin  ist  unlöslich  in  Wasser,  Alko- 
hol, so  wohl  wasserfreiem  als  wasserhaltigem,  in 
Aether,  Essigäther,  und  Terpenthinöl ,  was  je- 
doch nur  so  zu  verstehen  ist,  dass  das  eoagulirte 
Hämatin  diese  Unlöslichkeit  besitzt,  denn  bekannt- 
lich löst  es.  sich  in  nncoagulirtem  Zustande,   so 


542 


wie  es  in  dem  Blal  enthalten  ist,  in  Wasser,  Al- 
Itohol  and  Aether  auf,   von  welchen  beiden  letz- 
teren es  theilweise  eoagolirt  wird  (Vergl.  Jahresfc. 
1838,  S»  359).    Dnreh  einen  geringen  Znsatz  von 
Ammoniak  wird  es  in  Wasser,  Alkohol  oder  Es- 
sigather  löslich.     Es  verbindet   sich  mit  Alkalien 
nhd  wird  dadnrch   löslich ,   aber  diese   Lösangen 
bleiben  alkalisch  reagirend,    auch  wenn   sie  mit 
Hamatin    gesättigt  worden   sind.      Diese   Yerbin- 
dangen  sind  nicht  brann,   sondern  blatroth.     Bs 
▼erbindet  sich  mit  kleinen  B|engen  Schwefelsäure 
nnd  Salzsäure,  und  diese  Yerbindnngen  sind  braun 
und   in  Alkohol   löslich ,    auf  welchem   Uinstond 
hauptsächlich  die  Trennung  des  HämatUis  von  Al- 
bumin beruht.     Wasser  fällt  ans  dem  Alkohol  die 
aufgelöste  Verbindung.    Vermischt  man  eiue  Auf- 
lösung Ton  neutralem  sehwefelsaurem  Albumin  in 
Wasser  mit  ein  wenig  Alkohol  nnd   tropft  diese 
Flüssigkeit  in  eine  AlkohoUösung  von   schwefel* 
saurem  Hämatin ,    so  fallen  beide  Terbunden  in 
Gestalt  Ton  schön  rothen  Flocken  nieder,  aus  ffel- 
ehen  es   dann  nicht  leicht  ist,   mit  ammonukhAl' 
tigern  Alkohol  den  ganzen  Gehalt  an  Hämatin  los- 
zuziehen.     Durch   Behandlung   mit   Alkalihydrat 
in  der  Wärme,   z.B.  durch  anhaltende  kochend- 
heisse  Verdunstung,  erleidet  es  eine  Verändcrong) 
bei  der  es  seine  rothe  oder  rothbraune  Farbe  ver- 
liert und   sich   ins  Grüne    zieht,   nnd  seine  Ver 
bindnng  mit  Ammoniak  ist  dann  nicht  mehr  los- 
lich in  Alkohol.     Concentrirte  Schwefelsäure  Kst 
es  nicht  auf,   sie  zieht  ein  wenig  Eisen  aus  nnd 
▼erwandelt   es    in    eine    schwarsfe  Substanz,   ^^ 
noch  Eisen  enthält,   aber  weder  durch  Schwefel' 
s'^ure  noch  Ammoiiiak  in  Alkohol  löslich  gemacM 


./ 


j 


543 


werden  kann.  Mit  6  Heilen  Wasser  yerdunnte 
Schwefelsäure  und  concentrirte  Salzsäure  ziehen 
daraus  ebenfalls  ein  wenig  Eisen  aus  und  yer- 
eetzen  es  in  eine  andere  Modificatlon ,  die  in  AI* 
kohol  und  Aether  in  geringem  Grade  mit  rother 
Farbe  löslieh  ist.  Lee  an  u  erklärt,  dass  der  von 
S  a  n  8  o  n  (Jahresb.  1837,  S.  373)  dargestellte  Farb- 
stoff nichts  anderes  als  diese  Modifieation  gewe-' 
sen  sei.  Von  concentrirter  kalter  Salpetersäure 
wird  es  mit  brauner  Farbe  aufgelöst,  es  fängt 
aber  bald  an  unter  Entwickelung  von  rothen 
Dämpfen  zersetzt  zu  werden.  Durch  Kochen  mit 
Salpetersäure  wird  es  gänzlich  zersetzt.  Die  znr 
Trockne  irerdunstete  Lösung  hinterlässt  einen  Rück- 
stand, der  ToUkommen  in  Wasser  löstich  und 
eisenhaltig  ist,  aber  keine  Spur  yon  Schwefelsäure 
oder  Phösphorsänre  erkennen  lässt^  man  kann 
nicht  einmal,  wenn  das  Eisenoxyd,  mit  Ammo- 
niak gefällt,  durch  Schwefelamtnonium  in  Schwe- 
feleisen verwandelt  wird ,  in  der  abfiltrirten  Flüs- 
sigkeit, nachdem  darin  das  überschüssig  zuge-r 
setzte  Sehwefelammonium  zersetzt  worden  ist, 
eine  Spur  yon  Schwefelsäure  oder  Phösphorsänre 
entdecken.  Dasselbe  ist  der  Fall,  wenn  man  das 
Hämatin  mit  Salpeter  yerbrennt^  woraus  erhellet, 
dass  das  Hämatiii  weder  Schwefel  noch  Phosphor 
enthält. 

Schlämmt  man  Pulver  von  Hämatin  in  Was- 
ser auf  und  leitet  Cblorgas  hinein,  so  verwan- 
delt sich  das  Hämatin  in  einen  weissen,  flockigen, 
in  der  sauren  Flüssigkeit  unlöslichen ,  aber  in  Al- 
kohol löslichen  Körper.  Die  saure  Flüssigkeit 
enthält  Eisenchlorid. —  Lecanu  hat  diesen  Um- 
stand nicht  benutzt,  zu  einer  genaueren  Kennt- 


544 


niss  der  Natar  des  Farjistoffs  za  gelangen.  Es 
sieht  aas ,  als  würde  durch  das  Chlor  die  mit  dem 
organischen  Oxyde  im  Bämatin  verhundene  Ei- 
senverbindung  zerstört  und  darch  Salzsäure  e^ 
setzt,  wodurch  man  einen  Weg  offen  hat,  dis 
oi^nische  Oxyd  zu  bekommen  und  zu  untersudiea 
welches  wahrscheinlich  identisch,  oder  wenig  ye^ 
schieden  Ton  dem  ist,  welches,  wie  wir  geseben 
haben,  in  Verbindungen  mit  Schwefel,  Phosphor 
und  Knochenerde  das  Fibrin  und  Albumin  aus- 
macht. Vielleicht  gibt  auch  der  Inhalt  der  saure», 
eisenhaltigen  Flüssigkeit  Gelegenheit,  die  Beschaf- 
fenheit der  in  dem  Hämatin  ursprunglich  enthal- 
tenen Eisenverbindung  zu  erforschen. 

Vermkcht  man  Hämatin  mit  jschwefelsanrem 
Natron  und  behandelt  <Ss  dann  mit  wasserhaltigein 
Alkohol  Ton  0,9  specif.  Gewicht,  so  löst^  sich  das 
Hämatin  auf  und  der  Alkohol  ßrbt  sich  roth. 
Wasser  löst  dagegen  nur  das  Salz  auf  und  lasst 
das  Hämatin  zurück.  Lecann  glaubt,  dass  das 
Hämatin  dabei  durch  das  Salz  löslich  gemacht 
werde.  Wahrscheinlicher  ist  es  jedoch,  dass  das 
Hämatin  sich  einer  kleinen  Menge  von  Natron 
bemächtigt  und  In  Verbindung  damit  löslich  WvAi 
mit  Zurncklassung  einer  geringen  Menge  Tonsan- 
rem  Salz,  welches  in  Alkohol  unlöslich  ist. 

Lecann  hat  yon  den  Bestandtheilen  des  Ha* 
matins  nur  die  Menge  des  Eisens  bestimmt.  Abs 
dem  Hämatin  von  Menschenblut  Ton  4  Yerschl^ 
denen  Individuen  erhielt  er  10  Procent  Eisenoxyd^ 
6,934  Procent  metallischen  Eisens  entsprechend. 
Das  Hämatin  von  Ochsenblut  gab  12,67  bis  liP 
und  von  Hühnerblut  8,34  Procent.  Im  Uebrigen 
fand. er ^    dass  das  Hämatin  aus  dem  Blut  von  «' 


J 


545 


Icn  4  ThietUassen  mit  rotheni  Blute  dieselben 
Eigenscbaften  besitzt  nnil  dieselbe  ebemische  Yer-^ 
bindung  zu  sein  scbeint.  In  Betreff  des  Yerbin- 
dungs-Zustandes  des  Eisens  in  dem  Hftmatia 
tritt  er  der  Meinung  Derer  bei  9  ifve}ebe  anneb- 
men  ^  dajss  das  Eisen  niebt  oxydirt^  sondern  me- 
tallisch in  dem  Blute  enthalten  sei« 

Diese  Vermnthung,  die  aueb  von  mir  ausge- 
sprochen worden-  ist,  durfte  jedoch  jetzt  in  so 
weit  zn  modificiren  sein ,  dass  -  das  Eisen  gewiss 
niebt  als  Metall  in  das  Hämatin  eingebt,  auf  gleiche 
Weise  wie  Kohlenstoff,  Sticbsloff  und  Wasserstoff, 
sondern  dass  ein  aus  diesen  bestehendes  organisches 
Oxyd  verbunden  ist  mit  dem  Eisen  in  einer  seiner 
rothen ,  dem  Eisenoxyd  oder  Eisenchlorid  propor- 
tional zusammengesetzten,  Verbindungen  mit  nicht 
oxydirten  ^  elektronegativen  Körpern ,  z.  B«  mit 
Eisencyanid  oder  Yielleicht.  auch  eidem  anderen, 
noch,  unbekannten  aber  damit  analogen  Körper. 

Was  nun  den  Farbstoff  des  Bluts  betrifft ,  so 
«wie  ich  ihn  beschrieben  habe,  so  ist  er  nicht  der- 
selbe, wie  Lecanu  ihn  hier  dargestellt  hat,  denn, 
nach  meinen  Versuchen  enthält  er  Natron ,  Schwe- 
felsäure, Phosphoraäure,  Kalkerde  und  Eisenoxyd, 
und  zwar  von  dem  letzteren  nicht  mehr  als  y^ 
Procent  Tom  Gewicht  des  Farbstoffs  eotspricht. 
Dies  ist  so  zu  verstehen,  dass  das,  was  ich  un- 
tersucht habe^  der  Inhalt  der  rothen  Kügelcben 
in  dem  Coagulum  des  Bluts  gewesen  ist,  nach- 
dem alles  Serum,  daraus  theils  abgetropft,  theils 
durch  Einsangen  in  Löschpapier  entfernt  und  dlns 
Fibrin  durch  Auflösung  des  Farbstoffs  in  Was- 
ser abgeschieden  worden  war.  Dies  zeigt,  dass 
die  rotben  Kügelcben   eine  Verbindung  von  Hä- 

Benelius  Jahret-Bericfat  XVni.  36 


54ß 

matin  and  Albomin  sind ,  deren  chemtscbe  Tren- 
nung Lecanu  gluckte,  so  dass  der  färbende  B^ 
Btlindtheit  darin  kein  Eiweiss  mebr  entbaelt.  Naeb 
meinen  Versuchen  enthalt  die  Substanz  der  Blut- 
kiigelehen  nur  Vsi  Procent  Eisenoxyd,  entsprechend 
5  Procent  reinen  HSmatins,  so  dass  also  in  dem 
▼on  mir  untersuchten  Farbstoff  95  Proeent  Albu- 
min  enthalten  waren.  —  Es  bleibt  nun  noch 
die  nähere  Untersuchung  der  rothen  Substanz  übrig, 
welche  nach  Hünefeld  durch  reinen  Aether  ans 
dem  Blute  aufgelöst  wird,  ob  sie  reines  Hämatu 
ist,  oder  aus  einer  Verbindung  von  Hämatin  m!t 
Albumin  besteht«  Diese  Angabe  von  Hunefeld 
war  Lecanu  unbekannt« 

Lecanu  hat  durch  rerschiedene  Versuche  g^ 
zeigt,  dass  die  J^ntkugelehen  weit  mehr  Albu- 
min enthalten,  alis  das  Hämatin,  und  bei  einem 
Versuch ,  bei  welchem  er  eine  Portion  Blut  in  i 
gleiche  Tlieile  theilte ,  tou  denen  er  den  einen 
anwandte ,  um  durch  Coaigulirung^  die  Kügelcben 
abzuscheiden  und  deren  Menge  zu  bestimmen,  nni 
den  anderen  zur  Ausziehung  des  Hämatingehalts^ 
fand  er  durch  Vergleichung,  dass  auf  100  Theile 
der,  Tcrmuthlich  mit  ihrer  naturliehen  Feuebtig- 
heit  durchdrungenen  Kngelchen  (worüber  nicbts 
angeführt  ist)  nur  2  Theile  Hämatin  sind ,  wobei 
also  der  Wassergehalt  den. Unterschied  zwisebeo 
der  oben  angefahrten  Berechnung  der  troebnen 
Blutkügelchen  und  Lecanu's  Resultat  erklärt. 

Um  darzulegen,  dass  das,  was  in  den  Blut- 
hiigelchen  nicht  Hämatin  ist,  Albumin  sei,  stellte 
er  folgende  Versuche  an.  Eine  gesättigte  Aufio- 
snng^Yon  schwefelsaurem  Natron  in  Wasser  wurde 
mit  ungefähr  %  ihres  Volums  'Tcnösem  Blut  ve^ 


r 


547 


mischt,  indem  dieses  ans  der  Ader  direct  in  die 
gelinde  bewegte  Salzlösung  fliessen  gelassen  wurde« 
Belsanntlieli  verhindert  schwefelsaures  Natron  die 
Coagillimng  des  Bluts  *) ,  und  halt  das  Fibrin  auf- 
gelöst zurück.  Dadurch  erhielt  sich  das  Gemisch 
ohne  zu  erstarren,  und  das  Si^lz  yerhinderte  die 
Auflösung  der  Kügelchen ,  so  dass  diese  wahrend 
einiger  Stunden  darin  untersanken,  2  Schichten 
Ton  Flüssigkeiten  bildend,  von  denen  die  obere 
Itlar  und  durch  ein  wenig  aufgelöstes  Hämatin  un- 
bedeutend röthlich  war,  und  die  untere  die  zu 
Bodeir  gesunkenen  Kügelchen  enthielt,  einen  Mut»' 
rothen  Niederschlag  bildend,  der  im  zurückge- 
worfenen Licht  perlmutterglänzend  war  und  beim 
Filtriren  auf  dem  Filtrum  zurückblieb,  während 
das  durchgegangene  Liquidum  sich  als  mit  der 
Salzlösung  verdünntes  Serum  zeigte.  Lecanu. 
bemerkt,  dass  man  eine  Lösung  von  schwefelsau- 
rem Natron  mit  Serum  und  Eiweiss  verdünnep* 
könne,  ohne  dass  in  dem  Eiweiss  eine  Trübung 
entstehe,  und  dass  in  dem  Serum  nur  eine  äusserst 
geringe  Trübung  gebildet  werde. 

Der  zuerst  auf  einem  Filtrum  nnd  darauf  auf 
Löschpapier  abgetropfte  Niederschlag  war  ein  ho- 


*)  Denis  hat  angegeben ,  dass  gewaschenes  aber  noch 
feuchtes  Fibrin,  mit  einer  starken  Lösung'  von  einem  Sals 
mit  alkalischer  Basis ,  z.  B.  mit  salpetersaurem  Kali  Über- 
gossen y  im  Verlauf  Ton  24  bis  48  Stunden  aufgelöst  wi^d, 
und  eine  Flüssigkeit  bildet ,  die  dem  Eiweiss  oder  Blutwas- 
ser ganz  gleicb  ist  und  sich  wie  dieses  zu  Alkohol,  Subli* 
mat,  beim  Erhitzen  bis  zu  -f*  ^^S  u.  s.  w.,>erhält$  aber  sie 
ist  dadurch  yerschieden,  dass  das  Fibrin  durch  starke  Ver- 
dunnung  mit  Wasser  wi^er  niederfallt  (Archiyes  de  Mede- 
cine»  fcTrier  1838). 

36* 


548 


nigdickes  Magma,  welches  auswendig  hochrotli, 
iowendig  dniikclröth  war.  Warde  er  hierauf  zu- 
erst mit  so  viel  yerdünnter  Schwefelsäure  bebao- 
delt,  dass  onlösliche  Sulfate  von  Albumin  undHa- 
matin  entstanden,  und  diese  mit  Alkohol  geschie- 
den, so  blieb  farbloses  sehwefelsaures  Albumia 
zurück ,  mit  den  Eigenschaften ,  die  der  Yerbin- 
duiig  des  Serum  •Albumins  mit  Schwefekäure  aa- 
gehören. 

Dass  inzwischen  bei  diesem  Versuch  das  Fi- 
brin theilweise  sich  mit  dem  Niederschlag  abge- 
setzt hatte ,  zeigte  sich  dadurch,  dass  der  auf  dem 
Filtrum  gesammelte  Niederschlag,  in  einer  gesät- 
tigten Auflösung  von  schwefelsaurem  Natron  wie« 
der  aufgeschlämmt ,  Häntchen  von  farblosem  Fi- 
brin zurückliess. 

Lecann  fand,  dass  der  Yersuch  auch  eben 
so  gut  mit  Kochsalz  gelingt,  welches  jedoch  eine 
viel  röthere  Auflösung  gibt.  Mit  Zucker  und 
Gummi  glückt  er  nicht.  Mit  Chlorcalcium  dage- 
gen coagulirt  die  Masse  und  wird  ziegelroth«  wab^ 
scheinlich  weil  das  Natronalb uminat  das  Alkali 
*  gegen  Kalkerde  vertauscht.  Die  Verbindung  mt 
Wasser  vermischt,  schwillt  zu  einer  Gelee  an. 

lieber  den  von  Sanson  beschriebenen  blaoeo 
Farbstoff  (Jahresb.  1837,  S.  373)  hat  Lecana 
nichts  angeführt. 

Er  glaubt  ferner  dargelegt  zu  haben,  dass  das 
Blut  freie  Oelsäure  und  freie  Margarinsäure  ent- 
halte, die  ausser  Cholesterin  und  Serolin  durck 
kochenden  Alkohol  aus  getrocknetem  Blut  aasge- 
zogen werden.  Nach  Verdunstung  der  Alkohol- 
lösung bis  zur  Honigdicke  nimmt  kalter  Albobol 
das  Cholesterin  und  die  beiden  Säpren  auf  und  lä^^^ 


549 


Seroliii  zariick.  Das  Cholesterin  wiird  durcb  Kry- 
stallisation  während  dem  Verdunsten  abgesebie- 
den  und  die  Säuren  bleiben  auf  die  gevröbnlicbe 
V^eise  trennbar  ztfriick.  Diese  Bemerhung  ent- 
Iiält  jedoch  nichts  Neues.  Auch  ich  habe  gezeigt, 
dass  das  Blut  ein  saures  Fett  enthält;  aber  ich 
verbrannte  es  und  fand,  dass  es  eine  alkalische 
Asche  zurückliess  und  dass  es .  also  von  sauren 
Salzen  der  fetten  Säuren  ausgemacht  werde.  Le* 
canu  fand  jedoch  in  der  nach  der  Verbrennung 
zuriickbleibenden  Kohle  heltjt  Alkali.  Inzwischen 
bat  Chevreul  gezeigt«,  mit  welcher  Leichtigkeit 
die  fetten  Säuren  aus  ihren  sauren  Salzen  geschie- 
den werden,  so  dass  aus  diesen  Versuchen  nicht 
unbedingt  der  Schluss  folgt,  dass  sich  die  fetten 
Säuren  ausser  aller  Verbindung  mit  einer  Basis 
in  dem  Blute  befanden ,  wenn  dies  auch  nicht  als 
gauz  unwahrscheinlich  angesehen  werden  kann. 

Lecanu  gibt  als  mittleres  Zahlenresultat  von 
10  Analysen  an ,  dass  das  Serum  von  Menschen- 
blut in  lOOOTheilen  bestehe  aus  909,331  V(^asser, 
78,013  Albnmin  und  12,656,  bestehend  aus  phos- 
phorhaltigem  Fett,  Cholesterin^  Serolin,  Oelsäure, 
Margarinsäure,  Ghlorürcn  von  Kalium ,  Nalriuin 
und  Ammonium,  kohlensaurem  Natron,  kohlen- 
saurer Kalkerde  und  Talkerde,  dieselben  3  Basen 
verbunden  mit  Pliospliorsäure,  schwefelsaures  Kali, 
inilchsaures  Natron ,  Salze  mit  fetten ,  flüchtigen 
uad  nicht  flüchtigen,  Säuren,  und  endlich  ein 
gielber  FarbstoiT.     Und  das  Blut  besteht  aus : 

Serum 869,1547 

Fibrin 2,9480 

Bimkügeici.c« «j;«^/;;  isä;^^^ 

1000,0000. 


550 


Im  Uebrigen  enlhilt  diese  Arbeit  einen  aus- 
fnbrlieben  Abriss  von  allen  Arbeiten  über  das 
Blut  nacb  verschiedenem  Alter,  Geschlecht,  Krank- 
heiten, Diät,  n.s.w.,  wodurch  sie  für  den  \oa 
grosfcra  Werth  wird ,  welcher  sich  mit  dem  ehe- 
mischen Stttdinm  des  Blutes  beschäftigen  will. 
EiweisB  mit         B  i  rd  *)   hat   scinc   im    vorigen  Jahresbericlit, 

^''"TiTir''"*'^-'^^  erwähnten  Untersuchungen  über  das  Al- 
bumin fortgesetzt*  Er  hat  gefunden,  dass  das 
Albumin  im  Serum  nicht  so  mit  Alkali  gesättigt 
ist,  dass  es  nicht  noch  Kohlensänre  aus  hoklen- 
saurem  Natron  austreiben  könnte*  Als  er  Blut- 
wasser  mit  kohlensaurem  Natron  vermischte  und 
bis  zum  Kochen  erhitzte,  entwickelte  sich  Kob- 
lensäuregas.  Dies  findet  nicht  eher  statt ,  als  bis 
die  Flüssigkeit  dem,  Kochen  nahe  kommt ^  naä 
fährt  dann  eine  Weile  ziemlich  stark  fort,  hört 
dann  auf,  ohne  dass  b^i  weiter  fortgesetztem  Kocben 
mehr  Kohlensäure  entwickelt  wird.  Die  Kohleu- 
säure  wurde  in  Kalkwasser  aufgefangen  und  brachte 
darin,  kohlensaure  Kalkerde  hervor.  Dab^i  zeigte 
es  sich,  dass  diese  Zersetzung  nicht  stattfindet, 
wenn  die  Flüssigkeit  keinen  Ueberschuss  von  kob- 
iensaurem  Natron  enthält  und  es  glückte  nieht, 
durch  die  Verwandtschaft  des  Albumins  alleKob- 
lensäure  ans  einer  geringeren  Menge  davon ,  «1^ 
genau  zur  Sättigung  hinreichte,  .auszutreiben' 
Dabei  fand  der  sonderbinre.  Umstand  statt,  dass 
ans  kohlensaurem  Kali  die  Kohlensäure  nichf  aas- 
getrieben werden  konnte ,  wiewohl  das  zugesetzte 
Alkali  die  Coagulirung  des  Eiweisses  beim  Kochen 
verhinderte. 


•)  L.  and.  E.  Phil.  Mag.  X,  84, 


551 

Magnus*)  hat  Yersache  aber  das  VjBrhalteo  Verhalten  des 
idcr  Luft  zum  B|ut  angestellt,  und  düdilrch  »nr  Jjf  ^/^^^  ^^^^ 
sere  Begriffe  über  den  Yor^iig.  b^im  Athmen  men. 
verändert.  Auf  den  Grund  von  Yer^chen  batten 
yvit  angenommen^  dass  die  Yeränderang  des  Bluts. 
Lei  dem  Athmen  darauf  beruhe ,  .dass.  .eihe  Por- 
tion Kohlenstoff,  aus  dem  Blute  ^u  Kohlensäure 
oxydirt  werde  auf  Kosten  des  Sainerstoffs  der  ein- . 
geathmeteii  Luft,  denn  selten  hatte  dian  gefunden^ 
dass  Sauerstoff  aus  der  Luft  anders  Tersehwun- 
den  war,  als  dadurch,,  dass  er  sich  in  Kohlen- 
säure Terwandelt  hatte«^  D^rch  die  Entdeckung, 
dass  die  Farbe  des  venösen  Bluts  durch  Salze  in 
die  des  arteriellen  umgeändert  wird,  erlitt  diese 
Ansicht  einen  Widerspruch,  da  es  sich  zeigte, 
dass  die  Farbenveränderung  ohne  den  Verlust  von 
Kohlenstoff  vor  sich  geht*  Die  Versuche  von 
Magnus  haben  uns  nun  vollkommen  von  diesem 
Irrthum  zuriickgeftihrt,  sie  haben  gezeigt,  dass  der 
Einfluss  der  Luft  auf  das  Blut  vollkommen  analog 
ist  mit  dem  der  Luft  auf  Fliissigkeiten  im  AlL- 
gemeinen,  welche  gegen  Bestandtheile  djer  Luft 
die  Gase  auswechseln,  welche  sie  vorher  aufge- 
löst enthielten,  und  dass  das  Blut,  wenn  es  mit 
der  Luft  in  Berührung  kommt,  Kohlensänre- 
gas  gegen  Sauerstoffgas  auswechselt  und  dieses 
aufnimmt. 

Bekanntlich  hatte  man  auf  den  Grund  von  Ver- 
suchen angenommen,  dass  das  Blut  keine  Koh- 
lensäure enthalte ,  weil  es  selten  geglückt  war, 
durch   Kochen    oder  Auspumpen    mit  Sicherheit  '*^ 

Kohlensäuregas  daraus  zu  erhalten,  und  man  das, 
*i  — 

*)  Poggend.  Ann,  LX,  583. 


552 


was  bei  eiaigen  Vcnracheii  crbalten  wurde,  dem 
sweifadi '  kohleiiMvreii  Natron  zoBclirleb,  dessea 
Gegenwart  im  Blat^  gewiss  mit  Unrecbt,  cioige 
Cbeniiker  annabmen,  dessen  eiweissartigc  Be- 
standtbeile  niebt  mit  dem  Albaligebalt  des  Blots 
▼erbonden  angenommen  worden.  Magnus  suchte 
nun  zuerst  so  zeigen,  dass  Koblensanregas  in  dem 
Blnte  wirklieb  entbalten  ist,  nnd  dies  gescbah  aut 
die  Weise  9  dass  er  das  BInt  ans  der  Ader  direct 
in  das  Gefass  fliessen  liess ,  in  welcbem  der  ye^ 
sncb  gemacbt  werden  sollte.  Das  Gefass  wnrde 
Inftdicbt  irerscUossen  nnd  gescbnttelt,  bis  sidi 
das  Fibrin  daraus  abgesetzt  batte>  darauf  ein  Strom 
▼on  koblensaurefreiem  Wasserstoffgas ,  Stickgas 
oder  atmosphariscber  Lnfk  durcb  das  Blut  gelei- 
tet^ das  binzugekommene  Gas  wecbselte  sich  iian 
allmälig  gegen  das  Koblensüuregas  ans^  so  dass 
der  Ueberschnss  von  bineingeleitetem  Gas  Koh- 
lens&ure  entbielt«  Die  yisköse  Besebäffenbeit  des 
Bluts  und  die  geringe  Berübrungsflacbe  mit  dem 
Blute  bewirkt^  dass  die  Ausweebselung  sebr  lasg- 
sam  Yor  sieb  gebt,  und  selbst  nacb  24  Standea 
ist  nocb  niebt  das  ganze  Quantum  tou  KoUen- 
säuregas  weggefiibrt ,  so  dass  es  auf  diese  Weise 
niebt  möglieb  ist  y  genau  zu  bestimmen ,  wie  nd 
Kohlensäuregas  in  dem  Blute  entbalten  ist*  b' 
zwiseben  fand  Magnus  darin  Vs'bis  %  vom  Vo- 
lum des  Bluts.  . 

Um  darzulegen,,  dass  das  Blut  bei  dem  Atb- 
men  wirklieb  Sauerstoffgas  aufnimmt  und  ti^ 
Sauerstoffgas  entbält,  stellte  Magnus  den  Versocli 
so  an ,  dass  er  die  Luft  ans  dem  Blnte  im  1»^' 
leeren  Räume  auszog  und  sie  über  Quecksilber 
in  einem  eignen  Yortrefflieb  eingericbteten  App' 


V; 


553 

rate  anf&ng.  Dabei  belcaiä  c^tf'^in ^as>  Wiiflehelans  "' 
Kofalensänregaft,  Sanerstoffgastitfd  Sth^kgäs  bestand, 
von  Tersehiedeoen  BIiitpoMietfen  iAetf^As-Variiren^ 
den  Verbältnisseii  ^  aber  dai  KiAlen^Sh^gas  b^nig 
etwa  die  flSlfte  von  dem  Y^anieQdea  Gases,  und  das 
Saaerstoirgfas  zwiseben  l'Qnd'3^'*Pi*ocent  vdn  dem 
Yolom  des  Blutes.  Bei  "diesen  Viii^ue^en  fand 
er  9  dass  sowohl  Ten&seS'^ala-afrti^iettes  IBihit  Roli^ 
lensSuregas  und  Saimrstof^s  enthaften^  -iih  s6lc)ieia  '  '  '''  ^ 
Verbältniss,  dasS  das  VitHÜi  d^  SauerstöVgäi^i  ^  "' 
in  dem  arteriellen  Blute  Vs  fii^'V^  und  fd  deta 
venösen  Blate-  nn»  ^^  bh  V^  Yen  deni  des' ICc^^ 
lensäuregases  betfagti.  Diese  'YerBaebe  selieilfen 
also  darzulegen,  dass  die' Bildimg  de»  Köhten* 
sauregases  erst  bei  dehn 'Kreislinifdee» 'Bluts  ini 
Körper  erfolgt,  und  nicblzduroh  eia4  Art  Oxyd4- 
tionsprocess  in  den  Lungen.     •   ^  'i     '  • 

Tennant*)  und  Quevenn-e^)^  babien''*'d<te  Flüssigkeit 
Flüssigkeiten  aus  den  mit  «erb'sen  äXttten  beklei^  ^'^Häute"'''' 
deten  Höhlungen  unterstiobt^  <  ihre  Analysen  Mihii 
men  mit  den  früher  publieiilteii  äbeirein.  Qu-e^ 
venne  fand  in  einem  F^U  eine* FlüssiglesA  ^)MfA 
der  Pleura ,  die  -alle  fiigfenschafKen'  der  KyA'phe 
besass  und  Fibrin  edthiett  und  attsseilialb  des  l(H)M 
pers  freiwillig  epagnlirte^  '9ie*War  also  vair  dei^ 
selben  Natur,  wie  die,  weiche  Üieh  bei'tInflainM 
mationen  mit  Verwachsungen  ergiesst.  Die  Quan* 
titat  ihrer  übrigen  Bestandtheile  stimmte  eben« 
falb  mit  der  der  Lymphe  überein,  ^nd  übertraf 
bedeutend  das  in  serösen  Flüssigheiten  gewöhn- 
liche Verhähniss.        - 


*)  Jonrn.  de  Cli.  Med.  jKde  Ser.  III,  391 
•)  Joarn.  de  Pham.  XXIII,  5ßl. 


'  I 


554 

Milcliiger  . .    L  a  t r t  n  d  *)  lial  einen  Ghrn  unterendit,  welcher 

^^^'     heim  Audeer^n  liii(diig  war ,   und   in  der  Bähe 

ein  SedknfiQt  nh^etate^.  vdcbes  die  FluMigkeit  w 

Hälfte  anfölke«     EDiti^es  Sediweet,  darck  Filtn- 

tiou  abgeschieden  r  bealiss  alle  Eigenschaften  des 

fioagolirlen  Ka^eataA^     Der  ültriinte  Hefe  reagirte 

p\n  wenig;  auf  anfgelfisres  Albamin  y    es  wurde 

aiber  darin  kein  Avnsleir  gefunden. 

Harn  nach         Li.Goielin;'^)  hfl  eküta  nach  Megenkrampf  ge- 

Maifcnkrampf.^^^^jj^^^  u»teP84iehl..  Erwar  hUr  abcrbwBib 

li^htei;  wie  geifVühilKch«  Et  enthielt  den  bnuDen 
l!>irbsloff  der  GaUe  atifgelost,  der  mit  einer  Uel* 
nen^  P^rtiea  SalviTaiupe  ansgelaUf  wierden  konnte. 
Mit  mehr  Säure  Wurde. ^r  wieder  aufgelöst  uid 
kein  Niedeniehlag  gebfldet.  Das  Gerällte  wnrde 
X  als  Gallcnfirbaloff  erbaniit  dnrtk  seine  Eigeuschaß) 

in  Kali  sich  init  einer  dnnkeUirannen  Farbe  zu 
•  l&>CQ..i|«d  dtirek  angesetstci  Salpetersäure  schön 
roUi  «^.fvrerden*  Dabei  fand  nicht  der  gewöhn- 
liche FarbenWeehad  ¥fiii  Gräli  und  Bisa  in  Rotl 
statin  was  Ae^  nach  Gmelin^s  Beebaehtnngöf- 
Uffs  hei  dem  GaU^nftrbst<^,  naehdem  er  In  den 
narn  «bergegangen,  der  Fall  ist.  —  Dieser  Haro 
nuhln  durch  iriele  hiMUgefiigte  Salpetersäure  eine 
vothe.. Farbe  an ^  durch  wenig  Salpetersäure  vfntit 
der  bmune  Stoif  ausgefällt ,  aber  er  nahm^  n<<^ 
Auflösung  in  Kali  und  neuöm  Zusatz  von  Salp^ 
tersäure,  keine'  eb<in  so  sehen  rothe  Farbe  an? 
tvie  der  zuerst  mit  Salzaure  ausgefällte.  V^^^' 
gens  setzte  dieser  Harn  nach  einigen  Stondeit 
Ruhe  das  gewöhnliche  rothe  Sediment  ab. 


V 

*/ 


0  Joutht  de  eil.  Med.  Ut  Ser.  VIII,  370. 
")  Pog{;end.  Ann.  XLII,  458. 


555 

Vogel*)  bat  den  Harn  yon  Cholerakraulsen  Harn  von  Gho- 
nntcrsuclit.  Am  ersten  Tage  der  Krankheit  fand'  l«'«^'*»^*^»^- 
er  darin  Gallenfarbstoff^  welcirer  jedoch  hier  darch 
Salpetersäure  znerst  grün  und  dann  roth  gefärbt 
wurde.  Darauf  fand  sich  darin  kein  Kalksalz, 
kein  Magnesiasalz,  sehr  wenig  Qilorkalium  oder 
Chlornatrium,  mehr  schwefelsaure  Salze  wie  ge« 
wohnlich,  und  reieblijQh  Pbosphorsälire  und  Milch* 
säure.  —  Durch  Auf  kochen  eoaguUrte  er  schwaeh 
und  setzte  ein  wenig  Albumin  ab.  Mit  salpefer- 
saurem.QuccksilberoKydul  gab  er  einen  hellgrauen 
Niederschlag,  der  sich  bald  schwärzte,  was  von 
Albumin  und  dessen  Schwefelgehalt  herrührt. 
In  den  folgenden  Tagen  war  der  Gallen  farbstoff 
verschwunden ,  •  so  wie  auch  das  Albumin ,  aber 
es  fand  sich  nun  wieder  Kalksalz,  Kochsalz,  u.s^w. 

In  den  Annalen  der  Heilkunde  wird  angeführt,  Harnstoff  in 
dass   in    mehreren  Fällen ,   wo    die   Bildung  und  ^^"^  Ffafjgl 
Ausleerung  des  Harns  verhindert  war ,   sich   eine      keiten. 
dem  Harn  analoge  Flüssigkeit  an  anderen  Stellen 
angesammelt  hatte ,  z.  B.  in  den  Gehirnkammern, 
in  dem  Sack  der  Pleura ,  im  Zellgewebe ,  im  Ma« 
^en,    wo   sie  dann   durch  Erbrechen  lange    Zeit 
die  gewöhnliche  jSarnabsonderüng  ersetzen  konnte. 
Nysten**)  hatte  kürzlich  Gelegenheit  einige  Fälle 
der  letzteren  Art  zu  untersuchen,  und  durch  eine 
mit  Barruel  d.  Aelt.  gemeinschaftlich  angestellte 
Analyse  in  dem  Ausgebrochenen  HarnstoiT,  Harn- 
säure ,    phosphorsaure    Ammoniak  -  Talkerde    und 
andere    im    Harn    gewöhnliche    Salze    gefunden. 
Auch  in  den  von  ihnen^  untersuchten  hydropischcn 


•)  Journ.  für  pract.  Chemie,  X,  1^81. 

")  Journ.  de  Ch.  Med.  Ue  Scr.  III,  ?57. 


i  ■ 


•      556 

FlnssiglseitCB  fanden  sie  HamstofF  bnd  Harnsänre. 
(Vergl.  Jabresb.  1838,  S.  375). 
Harnsäure  and  Der  von  Alex.  Marc  et  entdeckle  Bcstaed- 
*  tbeil  einiger  Harnsteine,  welcher  Yon  ihm  Xanthic 
Oxide  genannt  wurde,  ist  von  Lieb  ig  und  Wöb* 
1er*)  genauer  untersucht  wtfrden.  Sie  haben  in 
Ganzen  Marcelos  Angaben  bestätigt,  aber  bocIi 
mehrere  wichtige  Thatsachen  hinzugefügt,  wonot 
erbellet,  dass  er  eine,  wiewohl  sehwache  Siai« 
ist ,  die  dasselbe  Radieal  wie  die  Harnsäure  bit, 
aber  1  Atom  Sauerstoff  weniger  enthält  und  des- 
wegen am  richtigsten  hamige  Säure  genannt  we^ 
den  mnss.  L.  nnd  W.  nennen  sie  Harnoxyl 
Um  sie  von  den  anderen  Thierstoffen ,  womit  sie 
in  dem  Hamconerement  begleitet  sein  kann,  reia 
abzuscheiden,  wird  dieses,  fein  pulverisirt,  in  Ka- 
libydrat  aufgelöst,  die  Lösung  mit  Wasser  ver- 
dünnt und  filtrirt.  Die  Lösung  ist  dunke^  brann- 
gelb mit  einem  Stich  ins  Grilne,  ungefähr  so^'ie 
Galle.  Leitet  man  dann  Kohlensäüregas  bis  zur 
TÖlligen  Sättigung  des  Alkalis  zu  Bicarbonat  l!o- 
ein,  so  fällt  die  harnige  Säure  in  Gestalt  eines 
weissen  Pulvers  nieder,  welches  kalifrei  ist,  sacli 
dem  Waschen  und  Trocknen  harte ,  gelbliche 
Klumpen  bildet  und  durch  Reiben  Wachsglaoz 
annimmt.  Hierdurch  unterscheidet  sie  sich  ton 
der  Harnsäure ,  die  beim  Ausfallen  mit  Kohlen- 
säüregas zweifach  hamsaures  Kali  absetzt,  von 
dem  in  der  Lösung  noch  bedeutend  zuriickbieibL 
Die  harnige  Säure  löst  sich  im  Ammoniak  leid- 
ter,  als  die  Harnsäure,  und  setzt  beim  Verdun- 
sten eine  blättrige  Masse  ab,  die.  noch  Ammoniak 


*)  Pog^end.  Ann.  XXXI,  393. 


557 


enciiajK*  Ihre  Lösung  in  Kaliliydrat  wird  nicht 
durch  Salmiak  gefällt,  wie  die  der  Harnsäure^ 
erst  bei  dem  Verdanaten  setzt  sich  die  harnige 
Säar<^  polverförmig  ab. 

Von  Salpetersäare  wird  sie  ohne  Gasentwicfce- 
Inng  aufgelöst  und  schwieriger  als  die  Harnsäure. 
Nack  der  Verdunstung  bleibt  eine  noch  nicht  un- 
tersuchte^ eitronengelbe  Masse.  Diese  löst  sich 
in  Kali  mit  rothbrauner  Farbe  und  wird  daraus 
durch  Salmiak  gelb  gefällt.  Vermischt  man  die 
Kalilösung  mit  unterchlorigsanrem  Natron,  so  ent* 
\richelt  sich^tickgas  und  die  Farbe  verändert  sich 
aus  dem  Braunen  durch  Blau  ins  Gelbe  und  ver* 
schwindet  zuletzt  ganz. 

Die  harnige  SHure  löst  sich  mit  gelblicher 
Farbe  In  concentrirter  Schwefelsäure;  sie  wird 
daraus  nicht  durch  Wasser  gefällt,  wodurch  sie 
sich  ebenfalls  von  der  Harnsäure  unterscheidet^ 
die  wieder  gefällt  wird.  Sie  ist  wenig  oder  nicht 
löslich  in  Salzsäure  und  Oxalsäure,  wodurch  sie 
sich  von  dem  Cystin  unterscheidet.  Bei  der  trock- 
nen Destillation  gibt  sie  keinen  Harnstoff,  aber 
viel  Blausäure  und  eine  Flüssigkeit,  die  der  ähn- 
lich ist ,  welche  bei  der  trocknen  Destillation  von 
Hörn  erhalten  wird. 

Sie  ist  zusaitimengesetzt  aus: 

Gefanden     Atome 


Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff 
Sauerstoff 


BerecLnet 

39,28  5  38,86 

2,95  4         2,60 

36,35  4  36,72 

21,42  2  20,82. 


Ihre    Znsammensetznngsrormel     ist    C^H^N^ 
4*20.     Die  Zusammensetzungsformel  der  Harn- 


558 

saure  ist  =C^H^N^-f  30*).      Sie  verlialten  sicli 
also   ganz   so^    wie  z.  B.   schweflige    i^ure   nnJ 
Schwefelsaure.     Es  muss  jedoch  bemerkt  werden, 
ilass,  wenn   der  analysirte  Körper,  wie   es  mög- 
lich, ist 9  eine  wasserhaltige  Saure  wäre,   die  An- 
sicht wegfallt. 
ZersefaEiug         Wohle  r  nnd   Lieb  ig*)   haben    eine  Arbeit 
der  Harnsäure  g],er   j}^    Metamorphosen   der   Harasaare    dnreli 
rende  Rea-   d®»  Einfluss  oxydirender  Reagentien    heransgege 
gentien.      ben ,   die  Yoh  noch  hölierem  Interesse    geworden 
ist,  als  ihre  Arbeit  über  das  Bittermandelöl. 

Der  Reichthnm  an  neu  entdechten  und  analj- 
sirten  Körpern  darin  ist  ohne  Beispiel«  Ein  grosser 
Theil  der  Arbeit  gehört  ^zwar  einem  spüterenD^ 
tum  an,  als  hier  nmfasst  werden  miisste,  aber  die 
Darstellung  des  Ganzen  im  Znsammenhange  ist 
Ton  zu,  grosser  Wichtigkeit ,  als  dass  nicht  die- 
ser Anachronismus  zu  entschuldigen  und  sogar 
nothwendig  wäre. 

Die  Arbelt  zerfällt  in  die  Zersetzung  der  Harn- 
säure  1)  durch  Bleisuperoxyd  und  2)  durch  Sal- 
petersäure. 1 
1.     Durch  Bietsuperoxyd. 

Wird  pulverförmige  Harnsäure  mit  Wasser  hu 
nahe  zum  Kochen  erhitzt  und  fein  pulverisirtes 
braunes  Bleioxyd  in  kleinen  Portionen  eingemiscbt; 


*)  Gewöhnlicli  nimmt  man  an ,  data  das  Atom  ^er  HafB* 
sfiure  die  doppelte  Anzabl  von  einfacLen  Atomen  entKalte» 
was  sieh  anf  die  Neigung  derselben  gründet ,  awcifticli  h»"»' 
ganre  Salze  zn  bilden.  Ich  ierinnere  bier  an  ein  gleich«! 
Verbältniss  mit  der  Borsäure  und  mebreren  anderen  0chir>' 
eben  Sauren. 

")  Poggfjnd.  Ann.  XXXI,  561,  und  Ann.  der  Pi«"""* 
cie,  XXVI,  UU 


'^^ 


55Ö 

SO  versehwjndet  nnter  Entwicls^laiig  von  Kdtien- 
säaregas  die  Farbe  des  Oxyds  ^  uod  die  Mas^ 
verdickt  sich  durch  einen  weissen,  nengebild^ea 
Pf iederschlag ,  der  es  nöthig  macht,  dass  mitunter 
liVasser  zugesetzt  wird.  Man  fährt  mit  demEii^ 
mischen  des  braunen  Bleioxyds  fort,  bis  dessen 
unverändert  bleibende  Farbe  ausweist,  dass  es  in 
einem  kleinen  Ueberschuss  hinzugekommen  -isf* 
l>ai^uf.  wird  die  Flüssigkeit  siedend  heiss  filtrki 
tind  das  auf  dem  Filtrum  Zurüfckgebliebene  einige 
Male  mit  kochenden  Wasser  gewasdien.  Beim 
Erkalten  der  Flüssigkeit  schiessen  daraus  eine 
Menge  Krystalle  an ,  die  glänzend  und  farblos 
oder  schwach  gelblich  sind,  und  von  welchen 
nach  der  Coneentrirnng  der  Flüssigkeit  noch  et- 
was mehr  erhalten  wird*  Diese  Krystalle  sind 
Alllantoissäure.  ' 

Diß  iibrig  bleibende  Flüssigkeit  setzt  nach  wei« 
terer  Concentrirung  Krystalle  von  Harnstoff  ab, 
die  durch  Auflösen  in  Alkohol  von  einem  g;erin- 
gen  Rückhalt  an  AUantoissänre  gereinigt  wer- 
den. —  Der  weisse  Niederschlags  in  welchen 
das  Bleisuperoxyd  verwandelt  wird,  ist  oicalsaures 
Bleioxyd.  Weiter  ist  hierbei  nichts  gebildet  worden. 

Den  Namen  Allantoissäure  haben  sie  in  JH*  Allantoin. 
lantoin^  umgeändert  aus  dem  Grimde^  weil  ed^ 
wiewohl  mit  einigen  Basen  verbindbar,  doch  nicht 
stärker  elektroncgativ  ist,  als  2.  B.  Stärke  oder 
Gummi,  die  gleichwohl  nicht  Säuren  genannt  wer« 
den.  Durch  Yergleichnng  mit  dem  Körper,  wel- 
cher aus  der  Allantoisflüssigkeit  Von  Kühen  er- 
halten war,  setzten  sie  es  ausser  allen  Zweifel^ 
dass  es  damit  in  Betreff  der  Eigenschaften  i^nd 
Zusammensetzung  vollkommen  identbdr  ist. 


560 


Das  Allan toin  bentzt  folgende  Eigenschaften: 
Es  bilde!  klare  farblose  Prismen ,  deren  Grond- 
(prmr  ein  Rhomboeder  i^t«  Sie  sind  sebr  bart, 
mit  glanzenden.  Fläcben  y  sind  3  Linien  lang  und 
y^.  bis  1  Linie  diek.  Es.  ist  gescbmacklos  ond 
reagiit  nicht  auf  Lackmus.  1  Theil  davon  bedarf 
bei  +  ÜfF  160  Theile  Wasser  zur  Auflösang. 
Von  kochendem  Wasser  wird  es  jedoch  leicbter 
aufgelöst ,  und  es  schiesst  daraus  beim  Erbalten 
im*  Die  Hydrate  der  Alkalien  und  Erden  nt- 
wandeln'  es  in  der  Wärme  in  Ammoniak  und  Oxal- 
säure. Dasselbe  geschieht  mittelst  Schwefelsäure, 
die  das  Ammoniak  aufnimmt  und  die  Oxalsättte 
in  Kohlensäure  und  Kohlenoxyd  zersetzt. 

Das  krystallisirte  Allan  toin  wurde  zusammen- 
gesetzt gefunden  ausx 

Gefunden 

Kohlenstoff    30,61 

Wasserstoff      3,83 

Stickstoff       35,44 

Sauerstoff  30,12 
Seine  Zusammensetzung  ist  jedoch  nicbt  so 
beschaffen,  wie  dies  auszuweisen  scheint.  Ver- 
mischt man  eine  gesättigte,  heisse  Auflösung  "fon 
Allantoin  mit  salpetersaurem  Silberot  yd  und  seUt 
Terdünntes  kaustisches  Ammoniak  tropfenifeise 
hinzu,  so  lange  noch  ein  Niederschlag  gebiU^^' 
wird,  so  fällt  AUantoinsilberoxyd  nieder  in  ^^ 
statt  eines  weissen  Pulvers , .  welches  aos  M 
-f  C^JV^H^oOs  besteht  und  zeigt,  dass  die  rieb- 
tige  Formel  CöNSHioOS  +  H  ist,  in  welcher  d«s 
Wasser  gegen  Silberoxyd  yertauscht  und,  ^^^^ 
man  die  Silberverbindung  mit  einer  verdüna^^'^ 
passenden  Säure  behandelt  ^   darin  wieder  erseü^ 


Atome 

Berechnet 

8 

30,66 

12 

3,75 

8 

35,50 

6 

30,08. 

561 


wird.  Die  Formel  für  das  AUantoin  ist  also 
—  2C^N^H^+90.  Es  gekört  z«  der  zaiilreicfaen 
Klasse  Ton  organisehien'  Oxyden,  die  2  Atome  Ra- 
dical  und -5  Atome  Saaerstoff  enthalten. 

Wenn  man  den  Namen  der  ternären  Radicale 
die  gemeinscIiafUicbe  Endigang  en  gibt,   so  kann 
dieses   Radical,   z=:€^»^H^,    ^llanio'en  genannt   ' 
werden« 

Nachdem  nun  die  ZnsammensetBung  des  AI* 
lantoins  gegeben  ist,  können  wir  bns  aber  den 
Verianf  der  Zersetznng  der  Harnsäure  durch  Blet^ 
superoxyd  eine  Vorstellang  machen  i  nach  folgen« 
der  Aufstellung:  ^ 


4.  At.  Harnsäure      .     .    =20C+i6N  +  16HrH12O 

4  At.  Bleisuperoxyd      .     =;  +  80+4Pb. 

6  At.  Wasser       •    .     .    ^ +I2H+  60 

=20G-(-16N-|ls8H+a6O+4Pb. 
SiQ  bilden : 

1  At.  AUantoinhydrat  .    =:  6G+  8N-f.l2H+   60 

2  At.  Harnstoff    .     .     .    =  4C-f   8N  +  i6H+  40 

4  At.  oxalsaures  Bleioxyd  =;=  8C  4"|80+^^Ph- 

=  2DC  +  16N-|-28H4-260  +  4Pb. 
In  dieser  Uebersicht  fehlt  die  bei  der  Zer« 
Setzung. der  Harnsäure  durch  Bleisuperoxyd  sich 
entwickelnde  Kohlensäure«  Wohl  er  und  Lie« 
big  erklären  dieselbe  für  ein  Nebenproduct,  ent- 
stehend aus  de^  Zersetzung  des  Oxalsäuren  Blei- 
oxyds auf  Kosten  des  Bleisuperoxyds,  wobei  koh- 
lensaures Bleioxyd  entsteht,  welches  der  Ueber-  . 
schiiss  der  Harnsäure  leersetzt. 

» 

Nach  dem  obigen  Schema  haben  die  Verf.  die 
Zersetznngsweise  nicht  Ycrsinnlicht ,  sonidem  nach 
einem  andern ,  welches  eine  geringere  Anzahl  Ton 
Atomen  voraussetzt.     Sie    nehmen  an,    dass  das 

Benelius  Jahres- Bericht  XVIII.  37 


562 

Atom  aer  HaroBMure  =CioN8m-feO  sei  und 
da9«  sie  eigeaUiok  ziisfunniengesetit  sei  ans  1  Atom 
Harnstoff  ond  $  AUm^n  *  eines  Körpers ,  der  aus 
C^M^-f-SC  besteh«  (anale|r  dem  ChlMkohlenoxyd, 
in  welchen  das  Chlor;  durch  Cyan  ersetzt  wäre)"); 
nach  folgendem  Schema  t 

1  At.  Harastoff      •     .    =  2C+4N  +  8H+80 

2  At.  Cyankohlenoxyd  =  8C4-4N  -^M 
1  AI.  Harnsäure     .     .     =ldC  +  8N  +  8H+60. 

•  Bei  der  Einwirkung  des  Bleisuperoxyds  mri 
dae'Clyankoklenoxyd  zersetzt  in  2  Atome  Oxal- 
siAre  uud  4  Atome  Cyan  ^  welches  sich  3  Atome 
Wasser  assimilirt  und  i  Atom  AUanfoin  =C^N^H%' 
bildet.  .Der  Harnstoff  wird,  dann  frei.  Diese  Dar- 
stellung ist  gewiss  sehr  sinnreich ,  aber  I)  wei^t 
das  AUantoinsilberoxyd  aos^  dass  das  Aliafltoin 
ein  doppelt  so  grosses  Atomgewicht  hat,  als  fiir 
die  nun  angeführte  Formel  angegeben  wird  9  nn^ 
2)  scheint  mir  die'  Zeit  vorüber  zu  sein ,  vro  die 
Wissenschaft  aus  der  Annahme  einigen  Gewinn 
ziehen  kann,  dass  man  wohl  characterisirte  orga- 
nische Oxyde  auf  diese  Weise  zusammen  gesetzt 
betrachtet.  Wir-  haben  aufgehört  die  Acetylsäure 
aus  Kohlenwasserstoff  uhd  Kohlenoxyd,  das  Ae* 
thyloxyd  aus  Kohlenwasserstoff  und  Wasser  be- 
stehend  zu  betrachten ,    und   es  dürfte  hohe  Zeit 


*)  Betvaclitet  man  diesen  Körjter  für  sich  mit  der  An- 
nähme ,  dass  er  nicLt  gänzlich  eine  inia^näre  Verbindiu>i; 
sei,  für  welche  er  gegenwärtig  noch  zu  nehmen  ist»  ^ 
ist  er  entweder  C  +  CCJS,  woriti  jedoch  die  CyanT«^ 
bindung  mit  Kohlensädre  nicht  proportional  ist,  oder  •ucn 
2€-f-^G  (€5»5j,  was  in  allen  Theilen  der  Zusammeo- 
seisuAg  des-  Chlorbenzo^ls »  chrotiisaareii  ChromsuperchlO' 
rids>  u.  8,»w.  entspricht. 


'■'"^ 


563 


sein^  mit  der  Anwendoog  yon  Vorstelluiiga* 
-weisen  zn  beginnen ,  die  den  allgemeinen  theore* 
tischen  Ansichten,  denen  wir  den  Vorzug  geben 
zu  müssen  glanben,  conseqnenter  sind  9  wie  sehr 
anch  andere  Yorstellungswiiisen  in  gewissen  Fäl- 
len dazu  dienen  leönnen,  dem  Gedächtniss  zn  Hülfe 
zu  kommen« 

Ternäre  oder  stickstoffhaltige  Radicale  setzen 
sich  ausserordentlich  leicht  um.    Entweder  ändert 
sich  nur  der  Wasserstoffgehalt ,  während  Kohlen* 
Stoff  und  Stickstoff  unverändert  bleiben^  und  dann 
entsteht  nur  ein  anderes  Radical  mit  verändertem 
Wasserstoffgehalt,    oder  es  ändert   sich   zugleich 
auch  das  relative  Yerbältniss  von  Kohlenstoff  und 
Stickstoff,    in   welchem    Fall    gewöhnlich   Oxyde 
von   mehreren   neuen  Radtcajien   entstehen.      Das 
letztere  ist  bei  der  Zersetzung  der  Harnsäure  durch 
Bleisuperoxyd  der  Fall.     Das  Radical   der  Harn- 
säure enthält  C^N*,    4  Atome   davon   =€20^16 
erzeugen  nicht  weniger  als  3  neue  Radicale,  näm- 
lich das  der  Oxalsäure  =€,    das  des  AUantoina 
=  C8N8Hw  und   das  des   Harnstoffs  zzrC^N^H», 
zu  deren  Hervoirbringnng  im   axydirten  Zustande 
die  Bestandlheile  des  Wassers  verbraucht  und  ge- 
bunden werden  ,  nicht  aber  als  Wasser ,  sondern 
als  Wasserstoff  und  Sauerstoff.     In  dieser  Leich- 
tigkeit,   womit  sich  Oxyde  von  ternären  Radica- 
'  len  durch   sehr  schwache    chemische  Kräfte  oder 
durch  katalytische  Einflüsse  umsetzen,  dürften  wir 
das   so   lauge    verborgen  gebliebene  Princip   für 
einen    grossen  Theil   von   chemischen   Processen 
finden ,   die  im  lebenden  Körper  vor  sich  gehen, 
bei  welchen   eine   kleine  Anzahl  der  in  den   cir- 
cnlirenden  Flüssigkeiten  aufgelösten,  gemeinschaft* 

37* 


564 

liehen  Grondonyde  binärer  nnd  ternarer  Radicale 
auf  die  bewnndernswurdigste  Weise  in  den  Meio- 
sten  Geräss- Verzweigungen  der  Organe  in  no- 
zählige  andere  Prodaete  verwandelt  wird.  —  Als 
ein  fernerer  Beweis  für  diese  leichte  yerande^ 
liebkeit  will  ich  hier  an  die  Galle  erinnern ,  die, 
nacb  den  uiigleichen  zur  Analyse  angewandten 
Reagentien,  so  mannigfaltige  Prodncte  hervorbringt; 
von  denen  vielleicht  sehr  wenige  darin  enthaltea 
sind,  so  lange  sie  nocti  Galle  ist,  und  von  denen 
kaum  etwas  wieder  gefunden  wird,  nachdem  sie 
eine  Weile  dem  Inhalt  der  Gedärme  beigemisdit 
war.  —  In  diesen  Ansicbteu  scheint  mir  die  Mor* 
geudämmerung  für  die  etgentlicbe  physiologisclie 
Chemie  zu  liegen. 
%  Zcrietsiusffl-  2.  Harnsäure  mit  verdünnter  Salpetersäure. 
Prodnae  Vermischt  man  trockne  Harnsäure  mit  la^wi^ 

ters&ure.  mcr  und  sehr  verdünnter  Salpetersäure,  so  lost 
sie  isicb  darin  mit  Brausen  auf,  dabei  entwiclseln 
sich  Kohlensäuregas  und  Stickgas  zn  gleicben 
Volumen  und  nur  sehr  wenig  Stickoxydgas.  Setzt 
man  das  Pulver  von.  Harnsäure  allmälig  hmiüj 
}>is  die  Flüssigkeit  nicht  mehr  darauf  wirkt  9  »0 
bekommt  man  eine  klare,  schwach  gelbliche  Fins- 
sigkeit ,  die  noch  sauer  ist.  Wird  sie  verdunstet; 
so  entsteht  hier  und  da  eine  geringe  Gasentwicl«^ 
lung  und  die  Flüssigkeit  fängt  an ,  eine  Zwiebel- 
farbe anzunehmen.  Lässt  man  sie  dann  erkalteo; 
so  sehiessen  daraus  harte,  durchsichtige  Krystalle 
von  einem  in  Wasser  schwerlöslichen  Körper  tn, 
welcher*  den  Namen  jälloxantin  erhalten  W' 
Nachdem  Wich  dieses  daraus  abgesetzt  bat,  ^'^ 
die  Flüssigkeit  beim  weiteren  Verdunsten  röthw 
und  saurer^   und  zuletzt,  wenn  sie  syrupdiefc  g<!' 


^^^ 


/ 
«; 


565 


worden  ist,  sckiessen  daraus  beim  Erkalten  «al- 
peteraaures  und  saures  oxalsanres  Animoulak ,  so 
i^ie  auch  salpetersaurer  und  oxalsaurer  Hamsloff  an.  « 

Verhalten  dieser  Losung  zu  AnvKnoniak.  Wenn 
man  die  eben  erwähnte  Lösung,  nachdem  sie  mit 
Harnsäure  gesättigt .  woi^den  und  wieder  erkaltet 
ist,  mit  Ammoniak  im  Ueberschuss  Termischt,  so 
bleibt  sie  farblos  und  setzt  baldi  gelatinöse  Flocken 
oder  auch  gelbe  oder  röthliche,  concentrisch  grup- 
jjirte  Nadeln  ab.  Diese  Nadeln  sind  ein  Ammo- 
Biiaksalz  von  einer  neuen  Säure^  die  Oxalursäure 
genannt  worden  ist*  Wird  sie  dagegen  mit  Am- 
moniak übersättigt,  bevor  sie  erkaltet  ist,  so  nimmt 
sie  sogleich  eine  purpurrothe  Farbe  an,,  die  je-  ' 
doch  allmäUg  wieder  verschwindet. 

Vermischt  man  sie  aber  erst  dann  mit  Ammo- 
niak ,  nachdem  sie  durch  Verdunstung  eine  Zwie- 
belfarbe bekommen  hat ,  so  wird  sie  tief  purpur- 
roth.  I$t  nicht  mehr  Ammoniak  hinzugekommen, 
als  zur  genauen  Sättigung  der  Säure  oder  ein  we- 
nig darüber  erforderlich  ist ,  so  setzt  sie  alluiä- 
lig  öfters  in  farrnkrautähnlichen  Gruppirungen 
JKi'ystalle  ab,  die  eine  glänzend. grüne,  den  spä>- 
ttiscben  Fliegen  ähnliche  Farbe  haben,  und  P  r o  u  t' s 
purpursaures  Ammoniak  sind.  .  Gleichzeitig  mit 
diesem  wir'd  oft  auch  ein  rothgelbes  Pulver  abge- 
schieden, ein  neuer  Körper,  der  t/rami7  genannt 
worden  ist. 

Ist.  die.  Flüssigkeit  bei  der  Vermischung  mit 
Ammoniak  sehr  heiss  und  wird  das  Ammoniak 
i'u  grossem  Ueberschuss  hinzugesetzt,  so  färbt  sie 
sich  zwar  purpurroih,  aber  diese  Farbe  verschwin- 
det wieder,  es  schiesst  kein  grünes  Salz  daraus 
an,  sondern  es  fällt  nach  dem  Erkalten  eiin  fleisch- 


566 


rotber  Körper  nieder,  entweder  als  Palyer  od« 
in,  IcrystaUiniscken  Körnern  §  welcher  oxalmrsftara 
Ammoniak  ist. 

Eine  Aiiflösnng  yon  Hamslare  in  Terdiinnter 
Salpetersäare  mit  Ammoniak  genau  geaättigt,  wird 
beim  Yerdanaten  wieder  sauer  >  bei  weiterer  Ver- 
dunstang  fangt  Koklensaaregas'  an  sieb  zu  ent- 
wickeln, und,  nachdem  die  Flüssigkeit  bis  u 
einem  gewissen  Grade  concentrirt  worden  ist? 
scbiesst  daraus  osalnrsaures  Ammoniak  an,  in 
Gruppen  von  schwach  gelb  gefärbten  Nadeln. 

Hams'dure  mit  stärkerer  Salpetersäure.  iM 
man  Harnsäure  in  kalter  Salpetersäure  Ton  i)4S5 
specif.  Gewicht  auf,  so  entsteht  sehr  bald  ein 
starkes  Aufbrausen,  es  entwickelt  sich  ein  Ge- 
menge von  Kohlensäuregas  und  salpetriger  Saore 
und,  wenn  dieses  Brausen  nachgelassen  hat,  e^ 
starrrt  die  Masse  zu  einem  Brei  tou  kleinen  dnrcli" 
sichtigen  Krystallen.  Beim  gelinden,  Erhitzen  eot- 
wickelt  sich  unter  Brausen  reines  Stickgas.  1^^ 
Liquidum  enthält  salpetersaurcs  Ammoniak  und 
freie  Salpetersäure.  Die  erhaltenen  Krystalle  sind 
ein  neuer  Körper,  welcher  den  Namen  AUoxat^ 
erhalten  hat.  Die  Namen  dieser  beiden  Körper 
scheinen  aus  den  ersten  Silben  der  Namen  Osu' 
säure  und  Allantoin  zusammengesetzt  zu  sein. 

Hat  man  einen  grösseren  Ueberschnss  von  Sal- 
petersäure genomknen  und  erhitzt  das  Gitwsf^ 
zuletzt  bis  zum  Kochen ,  so  schiessen  beim  £^ 
kalten  andere  nadelformige  und  lange ,  oder  ancn 
blättrige  Krystalle  an,  die  im  Agussern  die  grösste 
Aehnlichkeit  mit  Oxalsäure  haben.  Sie  bilden 
eine  neue  Säure,  die  den  Namen  Parabansä^^ 
erhalteh  bat. 


567 


Bebandelt  man  die  Hanisänre  mit  l^iner  nocU 
stärkeren  SalpeteMänre  von  1,55  specif.  Gewicht, 
so  bekommt  man  zwar  ebenfalls  Alloxan ,  aber 
ein  Tfaeii  der  Säure  Terwanddt  sieh  in  eine  braune 
oder  schwarze  und  wie  Tcrl^ohlt  ailssehende  Sub-  - 
stanz,  und  es  ist  dann  schwierig,  das  Alloxan 
Yoh  dieser  färbenden  Substanz  zu  scheiden. 

Di«s  ist'  nun  die.  allgemeine  Uebersicht  dcis 
Verhaltens  der  Salpetersäure  zur  Harlitläilre,  des- 
sen. Einzelheiten  man  fast  endlos  nenneh  konnte. 

:MUoxantin  wird  das  krystallisirende  Product  Alioxantln. 
ans  Harnsäure  mit  Tferdüniit^r  lauwarmer  Salpe- 
tersänre  genannt.  Man  befreit  es  ydn  der  sauren 
Mutterlauge,  wäscht  i£6  mit  wenigem  kalten  Was^ 
ser,  löst  ^s  in  kocheädeln  Wasser,  worauf  man 
es  beim  Erkalten  kl-ystallbirt  erhält.  Itfan  wieder- 
holt das  Cmkrystallisiren  bis  es  farblos  geworden 
ist.  Die  Rrystalle  Terjieren  bei  -f-lOW  nichts 
an  Gewicht.  Es  ist  schwerlöslich  in  kaltem  Was- 
ser, aber  löslicher  in  kochendem,  wiewohl  die 
Töllige  Sättigung  der  Auflösung  sehr  langsam  vor 
sich  geht.  Es  besitzt  die  Eigenschaft  ^  Lackmus 
zu  röthen,  geht  aber  )seine  eigenthümliche  Ver- 
bindungen mit  Basen  ein ,  aus  dem  Grunde,  weil 
es  durch  die  Basen  sogleich  katalysirt  und  in  neue 
Verbindnngen  Tcrwandelt  wird.  Körper,  welche 
leicht  ihren  Sauerstoff  Terlieren ,  werden  dadurch 
reducirt,  während  4as  AUoxantin  eine  Portion 
Wasserstoff  verliert,  dies  ist  der  Fall  z.B.  mit 
Silbersalzen  nnd  seleniger  Säure,  aus  denen  Sil- 
ber und  Selen  niederrällt,  wobei  sich  das  Alloxan- 
tin  in  Alloxan  Terwandelt.  *) 


*)  Dieser  Körper  ist  |;leic]iz«iti(|;  mit  Wo  hl  er  und  Lie- 


568 


Eine  AnflSsaae  von  AUoxantin  eibt  mit  Bt- 
rytwasser  einen  dicken  und  sehön  veilchenblauen 
Mlederschlag  I  der  beim  Kochev  erst  weiss  viiti 
uiid  sich  dann  auflöst.  Einer  mit  Ammonitlsgiis 
gemischten  Lnft  ausgesetzt  färbt  sich  das  AUoxan- 
tin roth.  Eine  heisse  Auflösung  yon  Alloxantm 
in  Wasser  färbt  sich  beim  Versetzen  mit  Ammo- 
niak purpnrrolh](  aber  die  Farbe  'verschwindet 
wieder  nach  einer  Weile ,  nachdena  die  Lösung 
erkaltet  ist.  Wird  die  Alloxantinlösung  vor  dem 
Zusatz  von  Ammoniak  mit  Salpetersaure  vermiscbt, 
so  entstehen  alle  die  Erscheinungen,  welcke 
bei  der  Behandlung  der  Harnsäure  mit  Verdünn- 
ter ,  lauwarmer  Salpetersäure  erwähnt  worden 
sind,  z.  B.  die  Purpurfarbe,  die  Bildung  des  grü- 
nen ,  glänzenden  Salzes ,  n.  s«  w. ,  wovon  also  dis 
AUoxantin  die  Ursache  ist. 

Zu  bemerken  ist,  dass  man  bei  der  BeBaiid- 
lung  des  AUoxantins  mit, Wasser  ^und  Umkrystal- 


big  auch  Ton  Fritxsche  (B«Uetin  Scient.  de  St.  P«ten- 
bourg ,  «^  78)  entdeckt  worden ,  der  ihn  Uroxin  genannt 
bat.  Er  gibt  davon  dieselben  Eigenscbaften  und  dieselbe 
Zusammensetzung  an,  wie  Wöbler  und  Lieb  ig«  ^' 
warnt,  bei  den  Umbrystallisirungen  wärmeres  Wasser  «I» 
von  -|-  50^  anzuwenden,  vrrfl  der  neue  Körper  durcb  Kockea 
verindert  werde.  Er  bereitete  ihn  auf  die  Weise,  das«  «' 
Haras&ure  mit  dem  doppelten  Gewicht  Wasser  bochte  und 
wahrend  dessen  die  Salpetersäure  tropfenweise  zusetzte,  his 
am  Ende  die  Harnsäure*  fast  aufgelöst  war,  worauf  ^ 
Kochen  noch  etwas  fortgesetzt  wurde.  Einige  Zeit  nach 
dem  Erhalten  schoss  das  AUoxantin  an,  mehr  wurde  ^^ 
Verdunsten  der  Mutterlauge  erhalten,  zusammen  10  Procent 
vom  Gewicht  der  Harnsäure.  Eine  Lösung  von  AUox«»*»» 
in  Wasser ,  lange  aufbewahrt,  veräikderte  sich  allinäl*lr* 


569 


lisirong  imjBfter  tm  wenig  Oxaloftäiare  in  der  rück- 
ständigen Mutterlaage  bekommt. 

Dm  'AUoxantin  wurde  siisammengesetzt  gefun- 
den aus: 


Geftinden 

Atome 

Berechnet 

Kohlenstoff    30,339 

4      8 

30,16 

Stickstoff       17,668 

2      4 

*7,46 

Wasserstoff     3,800 

5    10 

3j06 

Sauerstoff     48,792 

5    10 

49,32. 

Seine  Znsammensetzungsformel  ist  also = C^^H^ 
-|»5Q}  und  sein  Atomgewicht  t^lOlS^dTS.  Lie- 
big und  Wöhler  reebnen  es  doppelt  so  gross* 
Bei.  einem  organiseben  Körper >  der  durch  so  ge- 
ringe Ursachen  in  andere  zersetzt  wird,  ist  es 
schwierig  zn  sagen,  ob  er  aus  einem  einzigen 
Oxyd,  odier  aus  einer  Verbindung  von  zweien  be- 
steht. Yiclieicht  besteht  .er  aus  2  Oxyden ,  wo- 
von dj|S  Radikal  des  einen  stickstoffhaltig  und  das 
des  anderen  nicht  stickstoffhaltig  ist,  in  welchem 
Fall  die  Summe  der  Sanerstpffatome  von  beiden  10 
ausmachen  könnte  5  mit  Sicherheit  kann  die  Frage 
nicht  entschieden  werden.  Wenn  aber  1  Atom 
AUoxantin  durch  Verlust  von  1  Atoin  Wasser- 
stoff auf  die  weiter  unten  anzuführende  Weise  in 
1  Atom  AUoxan  verwandelt  wird^  und  durch  Auf- 
nahme von  noch  1  Atom  Wiisserstoff  noch  einen 
anderen  Körper  bildet,  so  liegt  einige  Wahrschein- 
lichkeit in  der  Yermuthung,  dass  auch  das  Al- 
loxantin  aus  einem  einzigen  Oxyd  bestehe«  Am 
Schluss  dieser  Darstellung  komme  ich  übrigens 
auf  Wöhler's  und  Liebig's  Yorstellungsart  von 
seiner  Zusammensetzung  wieder  zurück. 

Die   Bildung  des  Alloxantins   und  Harnstoffs 
aus  Harnsäure  auf  Kosten  der  Salpetersäure  wird 


570 


von   ibnen   auf  folgende  Weise  etidärt:   Wenn 
man  za 

S  At.  Harnaäare  =10C+8N+  8H+  60 

fügt  5  At.  Wasser       =  10H+  50 

und  1  At.  SauerstpiF  =n  0 

so  erbäU  man    =:10C-f  8N  +  18H  +  12a 

Aber  1  At.  Harnstoff  =  2G  +  4N-|-  8H+  SO 

und    2  At.  Alloxantin  =  8C  +  4N + lOH  -f  100, 

geben  ebenfalls     =1[0C + 8N 4^8H4^120. 

Folglteh  kommen  binzn  5  Atome  Wasser  nod 
1  Atom  Sauerstoff  aus  der  Salpetersäure,  iit  siel 

in  K  verwandelt,  welche  von  dem  gegenwärügei 
Wasser  sogleich  in  Salpetersäure  und  salpetrige 
Säure  verwandelt  wird.  Die  Hälfte  des  HaTastoft 
wird  von  dieser  salpetrigen  Säure  in  salpetrigsao- 
res  Ammoniak  und  Cyansänre  sersetxt.  Diese  bei- 
den werden  zersetst,  das  erstere  in  Stickgas  nni 
Wasser  und  die  letztere  in  Kohlensäure  und  Am- 
moniak. Die  Kohlensäure  und  das  Stickgas  g^ 
lien  zu  gleichen  Volumen  weg»  und  das  Anmo- 
niak  so  wie  auch  der  Ueberschuss  von  Harastof 
bleiben  mit  der  Salpetersäure  verbunden  zurücl* 
Diese  Erklärung,  wiewohl  sie  wahrsdieinlicl 
richtig  ist,  scheint  doch  nicht  richtig  ausgedruckt 
zu  sein;  denn  in  einer  Auflösung,  in  der  Salpe- 
tersäure im  Ueberschuss  vorbanden  ist,  wird  sal- 
petersaurer Harnstoff  gebildet  und  nicht  salpetrige 
Säure,  und  salpetersaures  Ammoniak  und  niebt 
salpetrige  Säure.  Es  mnss  so  verstanden  werden^ 
dass  salpetersaurer  Harnstoff  und  salpetrige  Säure 
sich  einander  zersetzen  in  4  Atome  Stiekstoii 
lind  2  Atome  Kohlensäure ,  die  gleiche  Volomio« 
in   Gasform    ausmachen,    und    in  1   Doppeh^^'" 


571 

Ammoniak,  wd^es  flieh  mit  der  Siilpet«s»Stiii*e 
verbindet«.  Zar  TÖlligen  StUtie.dev.tb^oi'eli^eli^a 
ErkläroBg  wäre  es  nützliok  gQtvKeseti,  durch  Ver- 
suche zu  zeigen,  daas  das  AUoxaaiin  det  tkeare** 
tischen  Quantität  nahe  kommend  erhalti»  wird. 

JEersetzuHßsprüduete  des  All^xdtUms^  1).  Mit 
oxydirenden  Körpern.  .Ciloxan.  Es  entsteht  bei 
der  Behandlung  des.  AUoxantins  mit  oxydirenden 
Körpern ,  z.  B^  mit  concentrirter  Salpetersäure, 
selcniger  Säure,  Silhersalzen ,  u.s. w.  Von  2  .. 
Atomen  Alioxäntin  ==:  C^N^H^^^O^P  gefaetf  2  Atome 
Wasserstoff  weg,  die  den  oxydirenden  Körper 
ganz  oder  zu  einei?  niedrigeren  Oxydationsstufe 
redociren ,  worauf  C^N^H^Oio  übrig  bleibt,  was, 
wie  wir  weiter  unten  aehen  werden,  2  Atome  AI* 
loxan  ausmacht« 

I^as .  AUoxan  wird ,  wie  wir  bereits  gesehen  Alloxan. 
haben,  dargestellt,  wenn  man  Harnsäure  in  kal- 
ter und  eoneentrirterer  Salpetersäure  (tou  1,425 
specif.  Gewicht)  auflöst,  wobei  das  AUexantin 
in  Statu  nascenti  sich  in  Alloxan  Terwandelt,  un- 
ter im  Uebrigen  gleicher  Gasentwickelung,  wie 
bei  der ~ Alloxan tinhcreitung ;  da  es  aber  aus  der 
Erklärung  der  Bildung  des  AUoxantins  klar  ist, 
dass' bei  dei^  Entstehung  des  AUoxans  2  Atome 
Sauerstoff  aus  4er  Salpetersäure  aufgenommen 
werden  müssen ,  so  entsteht  dabei  doppelt  so  viel 
salpetrige  Säure,  die  dann  genau  hinreicht,  um 
die  ganze  Quantität  Ton  salpetersaurem  Harnst6ff 
in  Kohlensäure ,  Stickgas  und  jsalpetersaures  Am- 
moniak zu  zersetzen.  Deshalb  findet  sich  unter 
den  Zersetzungsproducten  kein  Harnstoff  mehr, 
sondern  nur  salpetersaures  Ammoniak  und  Alloxan. 
2  Atome  Harnsänre    mit   4  Alomen  Wasser  und 


< 


572 


ft  Atomen  Saueratoff^   eätnionmeii  toh  der  Stlpe- 
teMiofe,  kilden^dabei  S  Atome  Alloxan* 

Um  dae  Alloxan  a«s  der  Hamsäare  zu  berei- 
tc»)  miadit-man  su  fi  Tbieilen  Salpetersaare,  nicbt 
unter  l,45;spec»  Gew.  9  in  einem  passenden  Ge- 
fassy  '  pnlverisirte  Harnsäure  nach  und  nach  in 
kleinen  Portionen  und  unter  bestandigem  Umrüli- 
ren.  Man  setzt  niebt  eber  wieder  neue  Hamsättie 
binzu )  als  bis  das  Aufbrausen  i^icligelassen  bat 
and  die  Flüssigkeit  wieder  erkaltet  ist.  .  Auf  diese 
Weise  bekommt  man  am  Ende  einen  beinabe 
festen,  weissen  Brei  von  glanzenden  kleinen  Krj- 
stallen,  den  man  zum  Abtropfen  auf  einen  reinen 
Ziegelstein  legt  oder  auf  Tielfaeb  zusammengeleg- 
tes diekesLösebpapier,  welcbes  die  zurückgeblie- 
bene saure  Mutterlauge  einsaugt  i  man  erhält  daoa 
nach  24  Standen  einen  trocknen,  weissen  Kaeben. 
Man  löst  diese  Masse  in  einer  gleichen  Gewiclits- 
menge  kochenden  Wassers  und  setzt  die  Lösoog 
an  einen  warnoien  Ort  zur  langsamen  Auskrysltl- 
iisirung,  bei  welcher  das  Alloxan  in  grossen,  dia- 
mantglänzenden,  farblosed,  dnriebsiehtigen  Kry- 
stallen  anschiesst. 

Die  Eigenschaften,  welche  es  im  gereinigteo 
Zustand  besitzt,  sind:  sehr  inlvoUständig  angege- 
ben. So  findet  man  nichts  angeführt  über  seinen 
Geschmack,  sein  Verhalten  in  höherer  Tempera- 
tur, ob  es  schmilzt,  über  die  Zersetzung^prO' 
ducte'bei  der  trocknen  DeslHlatlön  ^)^   sie  beiner- 


*)  Es  sei  erlaubt  auf  pag.  339  unserer  Abliandlang  t^ 
verweisen,  -wo  bemerkt  ist,  dass  wir  uns  eine  nähere  li"" 
tersucbung  der  Destillationsprotlucte  des  AHpxans ,  Allo^^"' 
tins  etc.  Torbebalten.     Die  blosse  Attgabre,  dass  es  heim  ^''' 


573 


hen  nar^  dass  die  Kryglall«  bei  «{^100^  seWacli 
roth  werdeo.  In  Wasser  i«t  c^  leiciflliyslieii ,  die 
Haut  befsoinmt  von  dic^ev  LiAuug  Mch  einer  Wetle 
eine  Purpurfarbe  und' eitaeb  '  unangenehmem' 6e^ 
raeb.  Die  Lösung  :röthet  Laebmusi  und  setzt  man 
ein  wenig  Albäli  hinzu,  so/  Terstimindet  .JS^mt 
diese  Eigenschaft,  abev  es  bildet- sieK  Kein  Salz, 
so  dass  dasAUoxan  eben  so"^  wenig  ^Is  eine  Säure 
betrachtet  werden  bann,  ais- das  AUoxantin*  Von 
den  Hydraten  der  Alkalien',  mid  alkalischen  .£rde|i 
wird  es  zersetzt  und  in  andere v  Kölner  Yetwnn* 
delt,  die  weiter  unten  beschsieben^ -werden 'sollm.. 
Es  treibt  nicht  die  Kohlensantte  -.aus  kohlehsauree 
Baryterde  oder  Kalkerde,  und  es!bann  öbne  Yer- 
Underung  mit  Bleioxyd  gekocht  werden. 

Aus  Wasser  krystallisirt  es  in  zweierlei  For«> 
meu,  je  nachdem  es  hk  der  Wärme  oder  unter 
dem  Erkalten  anschiesst.  Im  erstereh  *  Fall  be-i 
bommt  man  das  Alloxan  wasserfrei  in  KrystaHen, 
in  an  den  Enden  abgestumpften  Rhomboidal-^Octae- 
dern  ,  nach  Art  des  Augits.  Die  Grundform  -  ist 
ein  schiefes  und  geschobenes  mehrseitiges  Prisma* 
In  dem  letzteren  Fall  enthalten  sie  sehr  viel  Was- 
ser  und  n^erden  in  zoUgrossen  Dimensionen  er« 
halten*      Diese  gehören  dem  Krystallsystem    des 


hitzen  schmilzt ,  sich  •  zersetzt ,  Blausfture  entwielielt  ete; 
scKiea  uns  zv  UB^nugend  und  vnbedeatend »  wie  wir  uher-* 
kanpt  Boch  eine  Menn^  Ton  Versuchen  nnerwfilint  gelassen 
haben 9  weil  sie  keine  positiven  ocLer  keine  aufklarenden  Re- 
sultate gegeben  hatten.  Wir  würden  durch  Anfuhrung  der- 
selben diesen  ganzen  Gegenstand  zu  einem  schwer  entwirr- 
baren Chaos  gemacht  haben.  Was  den  Geschmack  des  Al- 
loxans  betrifft,  so  ist  er  sftnerlich  salzig,  aber  nnaiigenehni 
wie  metallisch.  W. 


674 


Sehfntffpaflis*  oderidenl  trinuetrigchen  an  und  h- 
bau  em  Rbombca  -  Oolneder  Kor  GrnniUemi.  Diese 
TCärvnttern  leiebft  in  der  LuA,  wabrend  KrysUlIe 
des  waaa^MiQft  'AllQiuiiia  unv^randeirl  bleibeo. 

Das  VevbaltMi  des  'AUoxaus  sh-  Alkokol  und 
Aether  ist.mditingiegeben  worden. 

YermiscKt' man  eine  Lösung  Ton  Alloxtn  id 
Wasser  mit  ^ner*  Lösung  von  scbwefelsaurem  E!- 
senoxydnl^  so  entöehl.  beia  r(iedersehlag ,  aber 
die  FKissigheit  wird 'tief  indtgblan.  Diese  Reaction 
weist  ans,  dbss  BTiignatelli's  erytbrische  Sänre 
Alioxan  gewesen  -ist  *  oder  vorsuglicb  enthalten 
bati  Wird  eine 'Losnng  von  AUoxan  mit  Blei- 
supe'rosjd  Tomiiscbt  und  gelinde  erbitzt ,  so  gebt 
Koblensäuvegas  weg,  das  BMsuperoxyd  verwan- 
delt siob  in  boblensaures-  Bleioxyd ,  und '  die  Lo- 
sung enibält  nur  Harnstoff  obne  Spur  von  aufge- 
löstem Blttioxyd. 

•  Bas  AUoxan  wurde  zusammengesetzt  gefao- 
den  4ttS : 

Gefundeii    Atome    Bereclinet 


Kohlenstoff 

30,38 

4 

^,34 

Sticli^off 

17,96 

a 

17,56 

WksMrstoff 

2^7 

4 

a,47 

Sauerstoff 

49,09 

5 

49,64. 

=  C*N2H*+50,  oder  JSC^NHa+SO.  Atomge- 
wicht =  1007,739.  Liebig  und  Wöbler  rech- 
nen es  doppelt  so  gross.  Die  wasserbaltigen  Kri- 
stalle des'AUoxans  verlieren  beim  Trocknen  u* 
luftleeren  Raum  über  Schwefelsäure  26  Procent 
Wasser,  was  3  Atomen  Wasser  auf  1  Atom  A»' 
loxan  entspricht.  Die  genaue  Zahl  ist  25;ÜD> 
aber  es  ist  unmöglich,  einen  verwitternden  Korpe 
vollkouimen  zu  trocknen. 


/  I 


575 

Die  ErklSrnog  der  Zersetzung  des  Alloxans 
durdi  Bleisaperoxyd  ist  einfaeh : 

a  Atome  AUoxSB      =:8C-f-4N+8H+10O 
TOtt  deoen  abgeht 

1  Atoift  Harnstoff     =2C  +  >tN  +  8H+  20, 

lassen  übrig     .     .     =6C  +80, 

die  mit  4  Atomen  Sauerstoff  aas  dem  Bleisuper- 
oxyd 6  Atome  Kohlensäure  bilden ,  woTon  2  von 
dem  fileioxyd  gebunden  werden  und  4  in  Ge- 
stall von  Gas  weggehen.  —  Dieser  Vlrsneh  be- 
weist hinreichend,     dass    das   Alloxan  niclit  als 

C^H^O^+Ii  .betrachtet  werden  kann^  aber  zum 
Ueberfluss  fanden  Liebig  und  Wöbler,  dass 
es  mit  Schwefelsänre  und  metallischem  Kupfer 
behandelt,  nicht  Stickoxydgas  oder  Knpfer^alx 
bildete. 

Das  Alloxantin  kann  mit  Leichtigkeit  apf  mehr* 
fache  Weise  aus  dem  Alloxan  wieder  hergestellt 
werden ,  was  im  Ganzen  Tollkommen  einer  Re^^ 
dnction  durch  Wasserstoff  gleicht,  was  aber  in 
nichts  anderem  besteht,  als  in  dem  Vermögen  des 
AUoxans,  sich  wieder  mit  Wasserstoff  zu  Alloxan- 
tin zu  verbinden.  Und  dieses  Factum  zeigt,  dass 
wir  In  der  organischen  Chemie  Tielleicht  mehrere 
Verhältnisse  unrichtig  erklären^  wo  wir  die  beob- 
achteten Veränderungen  als  Ton  einer  Wegnahme 
von  Sauerstoff  herrührend  betrachten,  während 
sie  in  einer  Hinzufiigung  Ton  Wasserstoff  zn  dem 
Radical  des  organischen  Oxyds  bestehen. 

1»  Leitet  man  in  eine  Auflösung  von  Alloxan 
in  Wasser  Schwefelwasserstoff,  so  wird  sie  so« 
glcidi  milchig  Ton  niederfallendem  Schwefel.  Setzt 
man  den  Vemiieh  fort,  bis  die  Flüssigkeit   freien 


576 


SehwefelwasserstoiFeiitliilt,  so  bildet  sie  ein  Magma 
Ton  Meinen  Ailoxantinkrystallen  und  gerillten 
Sehwefel,  welches  darch  kochendes  Wasser  ge- 
schieden werden  kann  ^  man  bekommt  dann  aas 
der  fihrtrten  und  erkalteten  Flüssigkeit  sehr  rei- 
nes Alloxantin  und  der  Schwefel  bleibt  auf  den 
Filtrum  zurück^ 

2.  Vermischt  man  eine  AUoxanlösong  mit  ein 
wenig  Salzsäure  und  legt  Xtink  hinein,  so  sebt 
sich  in  einigen  Stunden  reichlich  zinkfreies  AI* 
loxantin  ab. 

3.  Wenn  man  eine  Lösung  von  Alloxan  mit 
einer  Lösung  von  Zinnchloriir  Tcrmischt,  ^o  bil- 
det sich  auf  Kosten  des  Wassers  Zinnchlorid  yi'A^ 
rei^d  AUoxantin  niederfallt. 

4.  In  einer  AUoxanlösung ,  die  dem  Strom  I 
einer  schwachen  elektrischen  Säure  ausgesetzt 
wird,  bekleidet  sich  der  —  Poldrath  mit  ein^' 
Krystallisation  von  AUoxantin  und  entwickelt 
keine  Spur  von  Wasserstoffgas,  während  der 
4"  Poldrath  Sauerstoffgas  entwickelt. 

Das  Umgekehrte  findet  statt,  wenn  man  eine 
kochendheisse ,  gesättigte  Auflösung  des  AUoxs"' 
tins  mit  Salpetersäure  mischt,  dann  entvricKeit 
sich  Stickoxydgas  und  aus  der  Flüssigkeit  bekomint 
man  Alloxan;  oder  wenn  man  die  Alloxantinlo' 
sung  mit  salpetersaurem.  Silberoxyd  mischt  ^  ^ 
fällt  metallisches  Silber  nieder  und  ans  der  Flüs- 
sigkeit schiesst,  nach  gehöriger  Concenfri'""?^ 
Alloxan  an.  Jlfan  kaün  also  nach  Belieben  das 
eine  in  das  andere  verwändidln.  -^  Dieses  ^^ 
halten ,  wiewohl  hier  zum  ersten  Male  dargekp! 
ist  gewiss    nicht  das  einzige   in  seiner  Ar* 9  '''' 


> 


577 


wM  TennQthlich  vmi 'wichtiger  Anwendung  für 
Tiele  Fälle  in  der  organitchen  Chemie  werden. 

2.  Alloxaniin  mit  Schwefelwasserstoff .  Wenn 
man  die  Flüssigkeit,  worin  das  Alloxan  durch 
SchwefelwasserstoiF  jn  AUoxantin  bei  gewöhnli- 
cher Lufttemperatur  ^ierwandelt  worden  iat^  bis 
zum  Kochen  erhitzt,  um  darin  das  AUoxantin 
aufgelöst  zu  erhalten ,  und  dann  Sehwefiplwasser- 
stoiF  so  lange  hineinleitet,  als  die  Zersetzung  fort- 
dauert (oder  wenn  man  gleich  Ton  Anfang  an  eine 
kochende  Auflösung  Ton  Alloxan  anwendet),  so 
Tällt  von  Neuem  Schwefel  nieder ,  und .  yöm  AI- 
toxantin  wird  noch  mehr  Wasserstoff  gebunden^ 
wodurch  ein  weit  leichter  löslicher  Körper  ent- 
steht, der,  gleichwie  die  Torhergehenden ,  fos 
denen  er  entstanden  ist,  die  Eigenschaft  besitzt, 
Lackmus  zu  röthen ,  ohne  dessen  ungeachtet  be- 
stimmte Charaktere  einer  Säure  zu  besitzen.  Wöh- 
1er  und  Lieb  ig  scheiut  der  eigentliche  Yoigang 
bei  dieser  ^Behandlung  entgangen  zu  sein,  und 
ungeachtet  ihre  Versuche  die  Thatsachen  enthal- 
ten, welche  zur  Beurtheilung  derselben. erfordert 
werden ,  so  wurden  sie  doch  dadurch  zu  ver- 
wickelleren  Ansichten  geleitet*  Ick  werde  daher 
zuerst  die  yiel  einfachere  Ansicht  darstellen,  nach 
welcher  ich  ^ie  Resultate  betrachten  zu  mttssen 
glaube. 

Der  in  der  Lösung  befindliche  Körper  besitzt 
nämlich  die  Eigenschaft,  bei  Zumischung  einer 
Alloxanlösung  die  Bildung  tou  Allöxantin  zu  rer^ 
anlassen,  welches  dann  auskrystailisirt.  Dies  zeigte 
dass  der  neue  Körper  ein  additionelles  Wasser-» 
Stoff  -  A«qiiiwilent  aufgenommen  hat,  welches  Ton 
dem  Alloxan  wtedef  weggenommen  wird ,  wodurch 

Beneliut  Jahres-Bericht  XVIII.  38 


Atome 

Bereclmcl 

8 

30,12 

6 

26,11 

14 

4yiO 

8 

39,37. 

578 


sie  sieh  beide  ia  Alloxantkl  Terwanielii.  Dcf 
neue  Körper  bestellt  also  ans  8C-f  4N+12H 
-f  100,  oder  ans  C^N^H^+SO.  — 

Wird  diese  liösang  imii ,  Anstatt  mit  Alloim, 
init  bohlensanrem  Ammoniak  Termiseht,  soent- 
wiebelt  sich  Kohlensäofregas.,  während  sich  ein 
reiehlicher  Niedersehlag  Ton  einem  weissen,  kr;- 
stallinischen  Körper  absetzt. 

Dieser  Körper  wurde  zusammengesetzt  gefun- 
den auss 

Gefanden 

Kohlenstoff  30,470 
Stickstoff  2d,9i3 
Wasserstoff  4,306 
Sauerstoff      38,251 

Da.  dieser  Körper  2  Atome  Sauerstoff  weniger 
enthält,  als  das  Alloxantin,  bei  demselben  Kot 
lenstoffgehalt,  so  könnte  es  scheinen,  als  habe  der 
Schwefelwasserstoff  eine  Reduction  bewirkt,  al)er 
dann  könnte  er^mit  AUoxan  kein  Alloxantin  mehr 
hervorbringen.  —  Diese  Reduction  ist  also  be- 
wirkt durch  das  Ammoniak,  welches  sich  dabei 
in  Amid  Tcrwandelt  hat,  indem  sich  die  SAtooe 
Wasserstoff  aus  dem  Ammoniak  und  die  additio- 
nellen  2  Atome  Wasserstoff,  sich  je  mit  einea 
.Atom  Sauerstoff  zu  Wasser  verbanden,  wodarcl 
sich  gebildet  hat  /    , 

(8C  +  4N+10Ä  +  8O)+»H2. 
Oder  eine  Yeriiindung  von 

1  At«  unverändertem  AI- 

ioxantia  .    •    .     .    =4C4.8N+  5H+S0 
1  At,  Alloxantinamid       =4C^4I»4-  OHjjO 

.^  =:8C+«W+l4H+«0' 


) 


579 

\ 

N 

Worin  das  AUoxaBtinamid  besteht  ans.:  .. 
1  Atom     .     .    =4C  +  2N+5H+30 
i  Atom  Amid    ==  2N-f  4H 

=4C+4N  +  9H+30. 
Denselben  Körper  kann  man  erhalten^  wenn 
eine  gesättigte  Lösung  der  Harnsäure  in  verdünn- 
ter Salpetersäure  mit  Schwefelammonium  Termischt 
wird,  bis  die  freie  Säure  beinahe,  aber  nicht  toIU 
ständig  gesättigt  ist.  Die  Flüssigkeit  wird  abge- 
gossen ,  der  Niederschlag  gewaschen ,  in  kpchen- 
dem  Wasser  aufgelöst,  die  Lösung  yom  Schwe- 
fel abfiltrirt  und  mit  kohlensaurem  Ammoniak  ver- 
miscbt,  wobei  die  ganze  Masse  zu  einer  blendend 
weissen ,  krystallisirten  Masse  erstarrt. 

Er  wird  auch  gebildet,  wenn  i^an  -das  AUoxan 

mit  Zink  und  Salzsäure  in  Alloxantin  Tcrwandelt, 

>    wobei  ein  Theil  des  letzteren  sich  mit  noch  mehr 

Wasserstoff  verbindet  zu  der  Wasserstoff  haltigeren 

I    Art  von  AUoiiantin,   die   dann    in   der  Auflösung 

zurückbleibt«     Giesst  man  diese  dann  ab  und  ver- 

mischt  sie  mit  kohlensaurem  Ammoniak,    bis  das 

I    Zink  sick^  wieder   aufgelöst  hat ,    so  schiesst  die 

I    neue  Verbindung   nach  Verlauf  einigi^r  Zeit  dar- 

\    aus  an. 

I  Sie  hat  folgende  Eigenschaften :  Sie  wird  beim 

I  Trocknen  rosenrothund  bei  -^lOO^blutroth,  aber 
I  dabei  geht  kein  Andmoniak  weg.  Sie  löst  sich 
in  kochendem  Wasser  und  setzt  sich  daraus  beim 
Erkalten  wieder  ab^  ein  Zusatz  von  kohlensaurem 
Ammoniak  scheidet  sie  noch  vollständiger  ab. 
Ihre  Auflösung  reducirt  Silbersalze  augenblicklich, 
sie  gibt  mit  Barytsalzen  einen  weissen ,  und  mit 
BleionLydsälzen  einen  gelben  Niederschlag.  Kali- 
bydrat    entwickelt   Anlmoniak    und   löst    sie  auf, 

38* 


580 

aber  Säuren  fallen  nithts  ans  der  Lösong^  es  k 
wahrseheinlieh «  dass  sieh  dabei  Ammoniak  lof 
Kosten  des  Wassers  bildet,  und  dass  der  neue 
Körper  wieder  bergestellt  und  in  dem  Kall  aaf- 
gelöst  werde.  Wird  er  mit  Sehwefelsäore  oder 
Saltsänre  behandelt  ^  so  zieht  die  Säure  ancli  An- 
moniak  aus,  und  der  neue  Körper  wird  wieder 
gebildet.  Er  bleibt  dabei  in  der  Saure  ungelöst; 
löst  sich  aber  beim  Waschen  auf,  bevor  noch  die 
Säure  gänzlich  weggewaschen  ist.  Aus  dem  Waseb- 
wasser  setzt  sich,  nuch  einigen  Stunden  regeneri^ 
tes  Alloxantin  ab ,  und  ans  4er  mit  kohleflsauivr 
Baryterde  Ton  der  Schwefelsäure  befreiten  Mat- 
terlauge setzen  sich  nach  der  Yerdunstung  Kr;- 
stalle  ab ,  die  der  Oxalsäure  gleichen.  Aus  der 
Auflösung  des  AUoxantinamids  in  warmer  Salz- 
säure schössen  beim  Erhalten  Krystalle  an,  die 
AUoxantin  zu  sein  schienen,  in  Betreff  der  Form 
aber  daTOn  bestimmt  yerschieden  waren.  Etwas 
Harnstoff  war  ausserdem  in  der  Mutteria^ige  ent- 
halten. Wenn  die  Salzsäure,  auf  Kosten  des 
Wassers,  Ammoniak  regenerirt,  so  muss  das  was* 
serstoffhaltiglere  AUoxantin  wieder  bergestellt  ne^ 
den.  Sie  yermuthen;  dass  es  AUoxantin  sei) 
aber  sie  fanden  den  Wasserstoffgehalt  bei  der 
Analyse  dayon  abweichend,  ob  aber  geringer  oder 
grösser  als  im  AUoxantin,  ist  nicht  angegebei 
worden.  Weiter  unten  kommen  wir  darauf  wie- 
der zurück. 

Wenn  die  mittelst  Schwefelwasserstoff  erbal- 
tene  Lösung ,  nach  Abscheidung  des  Schfffefels; 
in  einer  Betorte  destillirt  wird ,  um  sie  ohne  Za- 
tritt  der  Luft  zu  yisrduiist^n ,  so  setzt  sicJu  bei 
dem  Erkalten  ein  weisser^  warzenförmiger  Kö^ 


581 


per  in  Gestalt  einer  weissen  Rinde  tb,  der  beim 
Trocknen  rpth  wird,  sich  schwer  in  kaltem  Was- 
ser löst  9  sauer  reagirt  und  schmeckt ,  Silbersalze 
augenblicklich  redncirt,  mit  Ammoniak  aber  we- 
nig mehr  von  dem  erwähnten  Amid  liefert.  In 
^'irarmer  Salzisäure  aufgelöst  gibt  er  die  eben  an- 
geführten alloxantinähnlichen  Kristallisationen'. 
J>ie  Mutterlange  9  aus  der  sich  die  warzenförmige 
Masse  abgesetzt  hat ,  gibt  gelbliehe  y  harte,  durch- 
sichtige Krystalle  ^  darauf  Krystalle ,  die  sich  der 
Oxalsäure  ähnlich  verhalten , .  und  die  Flüssigkeit 
entliält  Ammoniak.  —  Daraus  sieht  man  ein^ 
dass  der  neue  Körper  nicht  das  Kochen  verträgt  ohne 
zersetzt  zu  werden.  Die  Verdunstung  im  lufUee- 
ren  Raum  über  Schwefelsäure  wurde  nicht  versucht. 
Li  eh  ig  und  Wöhler  scheinen  sich  von 
der  Natur  der  durch  Behandlung  des  Alloxantins 
In  der  Wäme  mit  Schwefelw^isserstoff  gebildeten 
Producte  keine  bestimmte  Vorstellung  gemacht  zu 
liaben.  Den  Niederschlag  mit  Ammoniak  betrach- 
ten sie  als  ein  Ammoniaksalz  von  einer  Säure, 
welche  sie  Bialursäure  nennen,  die  ans  C^N^H^O^ 
bestehen  soll,  welche  sie  aber  niemals  unter 
den  Zersctzungs  -  Producten  des  Amids  auffindefi 
konnten. 

Die  hier  angefahrten  Thatsachen  scheinen  uns 
mit  3  Oxyden  von  ternären  Radicalen  bekannt  zu 
machen,  in  welchen  das  Radical  durch  Aufnahme 
von  Wasserstoff  verändert  wird,  während  Sauer- 
stoff, Kohlenstoff  und  Stickstoff  darin  unverän- 
dert bleiben.  Für  das  wasserstoffreichste  will  ich 
den  empyrischen  Namen  Alloxantan  vorschlagen, 
um  die  Analogie  in  der  Beneununjg  zu  erhalten. 
Wir  haben  dann: 


.  i 


582 


AUozan         =C*N2H^+50 
Alloxantin    =C*N2H5  +  50 
Alloxantan    =C*N«H6+50. 
3.     uilloxaniin  mit  Sahhasen.    A.  uimmoniak 
heilig  Xutritt  der  Luft.     Wenn  Alloxantin  in  ei- 
nem offenen  Gefäss  mit  Ammoniak  vermischt  nni 
damit   in  gelinder  Wärme  erbalten ,   nnd  Amoio- 
njak  und  Wasser  von  Zeit  zu  Zeit  in  dem  Maasse, 
als  sie  verdunsten,  ersetzt  werden,  «o  wird  Saac^ 
Stoff  absorbirt,    und   man   bekommt    zuletzt  eis 
Ammoniaksalz,    welches    nach   dem   Eintrocben 
*  und  Wiederauflösen  zur  Krystallisation  sehr  rem 
erhalten  wird*    Dieses  Salz  ist  oxalursaures  Ammo- 
niak.     Die    Beschreibung   der  Saure  folgt  nveltei 
unten  ausführlicher,   ich  will  hier  i|ur  erwähoen, 
dass  sie  aus  C^N^H^O^  besteht.     Der  interessiote 
Verlauf  ihrer  Bildung  wird  auf  folgende  Welse 
erklärt  t  6  Atome  Alloxantin  bilden  4  Atome  Oxa- 
lursäure  nach  folgender  Gleichung: 
6  Atom)s  Alloxantin  r=a4C  +  12N-f-3OH+300 

4  Atome  Oxalursäure=24C-fl6N-f-24H4-^' 
Aus  der  Vei^Ieichung  dieser  Zahlen  ergibt  siel) 
dass  beide  dieselbe.  Anzahl  von  Kohlenstoffatomen 
enthalten ,  dass  aber  die  4  Atome  Oxalorsäore  i 
Atome  Stickstoff  mehr,  aber  6  Atome  Wasse^ 
Stoff  und  2  Atome  Sauerstoff  weniger  entlialtenj 
als  die  6  Atome  Alloxantin.  Diese  4  Atome  Stielt- 
Stoff  rühren  von  dem  Ammoniak /her  ^  deren  ent- 
sprechende 12  Atome  Wasserstoff  mit  6  Atomen 
Wasserstoff  aus  dem  AUoxan ,  oder  zusammen  lo 
Atome,  zu  9  -Atomen  Wasser  oxydirtwerdeB} 
wozu  2  Atome  Sauerstoff  aus  dem  Alloxantin  ter- 
braucht  und  7  ans  d^r  Luft  aufgenommen  werden* 
Aus  6  Atomen  Alloxantin  ^  2  Atomen  Ammonitl' 


/    '■ 


583 


umd  7  'Atomen  Statir^UgS  eirtsteheb  also  2  Atonie 
O&alursäare  tisd  d  Atome  Wasser. 

B*      ^^mwnak  iei  jibschluss  der  Luft  bringt 
andere  Resultate  herror«     Wird  eine  loftfreie  Lö- 
Mwg  Ton  AUoxantin   damit   gekocht,  bis   die   im 
AnfftAge  eatttandene  Parpnrfiube  wieder  rerscbwun- 
d^t'  ist,   so  schiesst  beim  Erkalten  aiis   der  dann 
.gelb^farbten   Lösong   eine   ehamoisfarbene   Kry« 
stallviiide  an.     Die   gelbe  Matterlauge    färbt  sich 
in  Bcbäbr^ng  mit  Luft  purpurrotb,   setzt  darauf 
grn»e^    im  Durefasdben  rothe  Krystalle  von  soge- 
nanntem '  purpursanren  Ammoniak  ab ,    und    er- 
starrt am  Ende  zu  einer  gelatinösen  Masse.  -Die 
Prodocie   von  dieser  Zersetzung  sind  nocb  nicht 
genügend  besehriebett  worden.      Aus  zerstreuten 
Angaben  erkennt  man  jedoch,   dass  sieh  darunter 
ein  neuer  Körper,  das  Uramil  (wovon  weiter  un- 
ten), befindet,  der  auf  Kosten  der  Luft  mit  Am- 
moniak purpursaures  Ammoniak  liefert. 

C.  AUoxantin  mit  Baryterdehydrat.  Tropfl 
man  Barytwasset  in  eine  luftfreie  Lösung  von .  AI- 
loxantin  in  Wasser,  so  entsteht  bei  jedem  Tropfen 
ein  lief  veilchenblauer  Niederschlag,  der  sich  farrb- 
los  wieder  auflöst.  Nach  einem  gewissen  Zusats 
trübt  «ich  die  ganze  Masse  von  einem  Schnell  ent- 
stehenden blassrothen ,  palverförmigen  Nieder- 
schlag, es  bildet  sich  zwar  dann  noch  etwas  von 
dem  blauen  Niederschlag  bei  neuem  Zusatz,  aber 
bald  wird  die  Lösung  durch  neuen  Zusatz  von 
Barytwasser  weiss  gefiillt.  Der  röthliche  und 
weisse  Niederschlag  sind  nicht  einerlei  Körper; 
Der  erster»  ist  sehr  lischt  und  locker  und  enthält 
34,3  Procent  Baryterde.  Seiner  Natur  nach  ist 
er  noch  unbekannt  5    es  wird  vermuthet,   dass   er 


584 


idcntlscli  mit  dtm  aei^  w«kber  a«&  4er  .LBsnog 
des  Alloxantinamids  beim  Yerikiiaclicii'  mit  CllU^ 
bariam  eatateht.  Aber  der  weisse  Niederschlag 
ist  eine  Verbindiiiig  der  Barflerde  mit.  einer  aeuea 
Säure  9  die  AUoxaiisaiiBe  genannt  worden  ist,  aol 
auf  welebe  wir  wieder  znriiebkomnieii  werdea. 

Vermiscbt  man  eine  Läsnng  .  Ton  All<>xantin 
auf  ein  Mal  mit  viel  Baryt^aaser,  so  entsteht  ein 
dieber  Yeilcbenblaner  Miederscblag  y  der  beim  & 
bitzen  die  nun  erwähnte  Verändernjig  ericidet, 
farblos  wird  und  sieb  dann  anflpst*  .  Es  ist  aidit 
untevsnebt  worden^  was  die  Lösnng  dann  entlult) 
wird  aber  mebr  Barytwasser  zu  deraelbea  gesellt, 
se  bilden  sieb  die  Yorhergebenden  YerbindaageS' 

D.  AlloxanÜn  mit  MetifUoxydeu.  £s  ist  be- 
reits angefiibrty  dass  eine  AUoxantinlösoog  hm'^ 
BUiejcjfd  geboebt  werden  ^  bann ,  obpe  dass  sie 
sieh  Yerändert.  Mit  BleUuperoxjfd  lie^rt  sie  akr, 
wie  das  AUosan^  Kohlensäure  nnd  Harastoff. 
Eine  grössere  Menge  von  Soperoxyd  wird  hk> 
bei  durch  den  grösseren  Gehalt  Ton  Wasserstoff 
des  Anoxantins  zu  Oxyd  redneirt,  so  dass  sick 
mehr  b<dilensauses  Bleioxyd  und  weniger  freie 
lEoblensäure  bildet.  Die  Harnstofflösüng  setzt 
eine  geringe  Menge  eines  weissen,  in  Wasser 
wehig  löslieben,  aber  in  baustischem  AmmoaiiK 
löslichen  Körpers  ab,  wobei  auch  noch  Spuren  foo 
Alloxan  erhalten  werden.  Seine  Natur  ist  nicU 
untersueht  worden^  Beim  Erhitzen  einer  AUot- 
antinlösung  mit  Silberoxjfd  entsteht  eine  Gasest- 
wicbelnng,  das  Silber  wird  redneirt  und  in  der 
Fliissigbeit  löst  sich  oxalursaures  Silberoxyd  sof* 
Hierbei  wird  so  viel  Kohlenstoff  und  Wasserstoff 
oxydirt,  dass  der  Stiebstoff  zur  Bildung  von  Ox>- 


-1 


685 

latsSue  hinreidif.  2  Atome  Alloxuitin  redncireii 
3  Atome  SilbiBroxyd  und  bilden  1  Atom  Oxaloir- 
säiure^  2  Atome  Kohlensäure  und  i  Atom  Was- 
ser* QtLcdisilberoxyd  wird  dareh  eine  AUoxan- 
tinlösung  redueirt  ohne  Gasentwickelong ,  in  der 
Flüssigkeit  löst  sich  ein  Quechsilbersalz  auf,  wel- 
ches alloxansanres  Quechsilberoxyd  zu  sein  scheint. 

E.  ^Hoxanitn  mit  Salzen.  Wenn  eine  durch 
Kochen  von  Luft  befreite  Lösung  yon  ;Salmiak 
mit  einer  ebenfalls  luftfreien  Lösung  von  AUoxan- 
tin  vermischt  wird,  so  färbt  sich  das  Gemisch 
sogleich  pnrpurroth.  Nach  einigen  Augenblicken 
nimmt  die  Farbe  ab,  die  Flüssigkeit  trübt  sich 
stark  und  es  scheiden  sich  röthliche,  seideglän- 
zende  Krystalle  ab,  die* ein 'bener,  in  Wasser 
unlöslicher  Körper  sind,  den  Wohl  er  und  Lie- 
big Vramil  genannt  haben  und  welcher  aus 
C^N'H^O'  besteht.  Ich  werde  weiter  unten  dar- 
auf  zurückkommen.  Die  abfiltrirte  Flüssigkeit  ent- 
hiilt  AUoxan,  Salmiak  und  freie  Salzsäure.  Der 
Verlauf  der  Zersetzung  besteht  darin ,  dass  sich 
mit  2  Atomen  AUoxantin  I  Atom  Ammoniak,  wel- 
ches seine  Salzsäure  Tcrliert,  verbindet,  und  da- 
bei entstehen,  wie  die  folgende  Vergleichung  lehrt: 

y^^raAt.  AUoxantin  =8C-f  4N+10H+10O 
\n.  i  At.  Ammoniak  =  IN-j-   311 

=  8C  +  5N+13H+10O, 
1  Atom  Cramil      =4C-{-3N+  5H+  30 

1  Atom  AUoxan     =4C+2N+  4H+   50 

2  Atome  Wasser  =      4H-f  20 

=  8C  +  5N+13H+10O. 

Mit  anderen   Ammoniaksalzcn   findet   dieselbe 
Zersetzung  statt;   die  Säure  wird   in  der  Flüssig- 


586 

keil  frei  und  das  Unmil  Tallt  nieder,   gewöknlicli 
aber  gefärbt  und  weniger  krystalliniscb. 

Fritsscbe  fand,  dass  eine  Lösung  yon  AI- 
loxantin  das  nentrale  essigsaure  Bleioxyd  fallt. 
Der  NiederscUag  ist  weiss  und  enthält  66  Procent 
Bleioxyd*  Die  mit  Bleisalz  ausgefällte  ,•  iltriite 
und  gekocbte>  Flüssigkeit  gibt  einen  neuen,  schwe- 
ren und  körnigen  Niederschlag ,  welcher  88  Pro- 
cent Bleioxyd  enthält.  Was  in  diesen  beiden 
Fällen  mit  dem  Bleioxyd  yerbunden  war,  ist 
nicht  untersucht  worden.  Yermuthlich  sind  die 
beiden  Niederschläge  dem  analog ,  welcher  dnrdi 
Barytwasser  heryorgebracht  wird. 

.  Dass  Silbersalze  reducirt  werden  und  das  AI- 
loxantin  in  Alloxan  yerWandeln^  ist  bereits  ang^ 
führt  worden. 
Parabansänre.  Zersehungsproducte  von\Allloxan.  1.  JUoxan 
mit  Salpfitersäure.  Behandelt  man  Alloxan  mit 
starker  Salpetersäure  in,  der  Wärme,  so  zersetzt 
es  sich  unter  Entwickelung  von  Stickoxydgas,  und 
aus  delr  erkaltenden  Säure  schicsst  eine  neue  Saure 
aU)  die  Parabansäure  genannt  worden  ist  (wab(- 
scbeinlich  yon  naQaßatPw^  ich  gehe  über).  Aa 
leichtesten  bel^ommt  man  sie  aus  der  Harnsäure, 
wenn  man  diese  In  der  Wärme  mit  8  Theilea 
Salpetersäure  Ton  massiger  Stärke  behandelt,  ^^^ 
gehörigen  Concentration  verdunstet  und  erkalteo 
lässt  9  wobei  gewöhnlich  die  ganze  Flüssigkeit  zb 
einer  Masse  von  blättrigen  Rrystallen  erstarrt 
Zuweilen  ist  jedoch  zur  Krystallisirang  eioige 
Ruhe  erforderlich;  Lässt  man  bei  der  Bereitung 
von  Alloxan  die  Säure  sich  erhitzen,  so  ^ 
kommt  man  nur  Parabansänre^  und  keine  Spor 
von  Alloxan. 


I 


587 

Die  MQre  Mnue  I^  man  «vf  einen  reinen 
Ziegelstein  oder  auf  diekes  Löschpapier,  zurEnt« 
fernoQg  der.  Lange,  und  reinigt  dann  die  Kry- 
stailc  durch  mehrmaliges  Umkrystallisiren« 

Diese  SUpre  bildet  farblose,  durchsichtige, 
dünne ^  sechsseitige  Prismen,  schmeckt  scharf 
sauer,  ungefähr  Wie  Oxalsäure,  schmilzt  erst  weit  . 
über  -}~100^,  wobei  ein  Theil  sich  unverändert 
sublimirt,  ein  anderer  Theil  aber  unter  Entwicke- 
lang Ton  Blausäure  zersetzt  wird. '  Die  Krystall^ 
dieser.  Säure  verwittern  nicht  in  der  Luft  und  be- 
halten ihre  Form  und  Durchsichtigkeit  bei  -|*  iOO^, 
aber  sif;  nehmen  dabei  doch  eine  röthliehe  Farbe 
an«  Die  Säure  ist  in  Wasser  viiel  leichtlöslicher, 
als  Oxalsäure.  Die  Parabansänre  verträgt  in  Auf- 
lösung das  Rochen,  auch  nach  Zumischung  von 
anderen  Säuren,  ohne  sich  zu  verändern«  Die 
hrystallisirte  Säure  fanden  sie  zusammengesetzt  aus  t 

Gefunden    Atoiae    Beregnet 

Kohlenstoff  31,940  3.  3i,9i 
Stickstoff  S4,650  2  24,62 
Wasserstoff     1,878        2  1,73 

Sauerstoff      41,534        3        41,74. 
In  diesem  Zustande  enthält  sie  jedoch  1  Atom 
Wasser,  so  dass  die  Krystalli^  wasserhaltige  Säure 
sind,   was  sieh  bei   der  Analyse  des  Silbersalzes \ 
zeigte,    welches    70,62  Procent  Silberoxyd   ent- 
hält und  das  Atomgewicht  =603,9  gab.     Aber 
C^N^O^  gibt  das  Atomgewicht  zu  606,32  und  in 
100  Theilen  die  Zusammensetzung: 
Kohlenstoff    3  Atome  37,81 
Stickstoff       2     —      29,20 
Sauerstoff      2     —      32,99. 
Sie  bildet  also  das  interessante  Beispiel  einer 


S88 

\ 

Siiire  mit ^ binirem  Radical  dar,  welelies  m 
C9N2+  aO  besteht.  Die  krysfallisirte  Säure  ist 
rzCSN^O^-f-ft.  Wö'bler  und  Liebig  recbneo 
für  sie,  gleichwie  für  die  meisten  in  dieser  Arbeit 
abgehandelten  Körper  das  Atomgewicht  doppelt 
so  hoch. 

Die  Entstehung  der  Parabansäure  aus  AUoxaD 
ergibt  sich  aus  Folgendem: 
Von       1  Atom  AUoxan    =4G  +  2N+4H+50 
Geht  ab  1  At.  krystallisirte 

Parabansäure    =3C  +  2N+2H+tf 
bleibt  .     •    ^IC  +2H+^ 

Wasserstoff  und  Sauerstoff  haben  sich  zn  Was- 
Sjer  verbunden  9  und  der  Kohlenstoff  hat  sich  v£ 
Kosten  der  Salpetersäure  zn  Kohlensäure  oxydirt. 

Diese  Säure  hat  dieselbe  Neigung^  mit  Basen 
verbunden  in  ihrer  Auflösung  in  Wasser  zersetzt 
zu  werden  und  neue  Producte  hervorzobringeu; 
wie  die  Cyansäure^  so  dass,  wenn  man  die  Saure 
in  der  Kälte  mit  der  Basis  sättigt,  und  der  ge- 
ringsten Erwärmung 'Unterwirft,  die  Lösosg  keu*^ 
Spur  von  Parabansäure  mehr  enthält.  Liebig  iid<I 
Wohl e r  haben  nicht  versucht,  unvoUbommen  oder 
fest  genau  gesättigte  Lösungen  in  luftleerem  B**"" 
über  Schwefelsäure  zu  verdunsten,  auch  nichtsieiuit 
wasserfreiem  Alkohol  hervorzubringen  oder  aus- 
zufällen. Bis  jetzt  ist  von  dieser  Säure  kein  an- 
deres Salz,  als  das  mit  SHberoxyd  bekannt  ge- 
worden. Dieses  Salz  wird  gebildet,  wenn  1»«" 
eine  Lösung  von  neutralem  salpetersaurem  SilDe^ 
oxyd  mit  Parabansäure  vermischt  j  es  fällt  i^^^ 
in  Gestalt  eines  weissen  schweren  Pulvers  nieder- 
Setzt  man  darauf  Ammoniak  vorsichtig  zu  der  sa»''^ 


589 


Flüssigkeit ,   so  bekommt  man  noeli  mdir  davi»^ 
aber  dies  letztere  ist  gelblich« 

Die  Parabansänre ,  mjt  einer  Basis  gesättigt 
und  dann  gekoebt,  bindet  för  jedes  Atom  bry- 
stallisirte  vrasserbaltige  Sänre  1  Atpm  Wasser, 
und' ans  2  Atomen  Parabansänre  entsteht  1  Atom 
wasserhaltige  Oxalursünri^,  so  dass  sich  das  para- 
bansaure  Salz  ganz  einfach  in  oxalnrsanres  umsetzt« 

Oxalursäure*  Man  löst  die  Parabansäure  bis  Oxalarg&urc. 
zur  Sättigung  in  kaustischem  Ammoniak ,  kocht 
die  Lösung  nnd  lässt  sie  dann  erkalten.  Dabei 
erstarrt  sie  zu  einem  Brei  von  kleinen,  blendend 
weissen  KrystallHadeln ,  was  oiuilursaures  Am- 
moniah  ist.  I>as  Salz  entsteht  auch  ohne  Beihiilfe 
Ton  Wärme,  aber  dann  ist  für  seine  Bildung  eine 
längere  Zeit  nöthig. 

Im  yorhergehenden  haben  wir  gesehen,  dass 
die  Oxalnrsäure  auch  bei .  anderen  Gelegenheiten 
gebildet  wird«  Wird  Harnsäure  in  verdünnter 
Salpetersäure  bis  zur  Sättigung  aufgelöst,  und  die 
Lösung  nach  dem  Erkalten  mit  Ammoniak  ^ver-* 
mischt,  so  setzt  sie  ein  unreines  oxalursaures 
Ammoniak  in  gelben  Flocken  oder  in  gelben  na- 
deUormigen  Krystallen  ab ,  das  durch  Auflösen  in 
kochendem  Wasser  Und  Behandeln  mit  Blutlan- 
genjkohle  rein  und  farblos,  erhalten  wird. 

Auch  ist  bemerkt,  dass  Alloxantin,  mit  Am- 
m6niak  yermischt  und  der  Einvfrirkung  von  I^uft 
in  gelinder  Wärme  ausgesetzt,  ein  sehr  reines 
oxalurgianred  Amodoniak  liefert. 

^  Aus  dem  Ammonlaksalz  bekommt  man  die 
Säure  leiebt  rein,  wenn  dessen  Lösung  in  kochen- 
dem Wasser  mit  Schwefelsäure,  Salzsäure  oder 
Salpetersäure  Yermischt  und  so  schnell  wie  mög- 


590 


lieh  abgekHhlt  ^htd.  Die  Säare  setzt  sieh  dann 
als  ein  weisses  y  lockeres  Krystallpulver  ab ,  wel- 
ches so  schwer  UJslich  ist ,  dass  es  ohne  grossen 
Verlust  mit  Wasser  ^nsgewaschen  w^erden  kann. 

Diese  Säure  ist  eine  starke  Säure  >  schmeckt 
sauer,  röthet  Lackmnspapier  und  gibt  wohl  cha- 
ractferisirte  Salze.  In  erhöhter  Temperatur  wird 
sie  zerstört,  aber  es  fehlen  alle  übrigen  Angaben 
über  ihr  Verhalten  bei  der  trocknen  Destillation. 
Sie  ist  sehr  schwer  löslich  in  kaltem  Wasser,  m 
dass  sie  ans  der  Auflösung  des  Ammoniaksaizesj 
welches  ebenfalls  schwer  löslich  ist,  durch  änieie 
Sauren  gefallt  werden  kann.  Inzwbchen,  wie 
wenig  Oxalursaure  sich  auch  in  kaltem  Wasser 
auflöst^  so  bekommt  das  Wasser  doch  davon  ei- 
nen deutlich  sauren  Geschmack  und  die  Eigen- 
schaft ,  Lackmus  zu  röthen.  In  kochendem  Was- 
ser ist  sie  yiel  leichter  löslich ;  aber  sie  verträgt 
nicht  anhaltendes  Kochen ,  sondern  sie  wird  \a&' 
bei  zersetzt.  Ist  die  Lösung  hinreichend  lange 
gekocht ,  so  setzt  sich  beim  Ericalten  nichts  (l«^ 
sins  ab,  nnd,  wird  bie  concentrirt,  so  schiesst 
daraus  zuerst  oxalsaurer  Harnstoff  nnd  darauf  reine 
Oxalsäure  an.  Dieser  Umstand  hat  zu  ihrer  Be- 
nennung Veranlassung  gegeben. 

Sie  analysirfen  diese  Säure  sowohl  im  vfasser- 
Iraltigen  Zustande,  ab  aiuch  in  ihrer  Verbindangmit 
Silberoxyd,  und  fanden  sie  zusammengesetzt  ans: 

^veluiiden  Atome     Berecbnet 

Kohlenstoff  89,4  .  6  99,59 
Stickstoff  2fi,8  4  92^,84 
Wasseratoff      2,4        6  2,4i 

Sauerstoff       45,1        7        45,16. 
Atomgewicht  2=1550,13.    Diese  Siure  besteig 


591 

abo  aus  fiC^N^H^  +  TO.  D.h.  sie  enthalt  dad 
Radical  der  Parahansäare ,  za  dem  3  Atome  Was- 
serstoff hinzu  gekommen  sind.  Die  krystallisirt^ 
0:!^alnrsäiire  enthält  ein  Atom  chemisch  gebunde- 
nes. Wasser  und  die  einfachen  Bestandtheile  in 
einem  salohen  Verhältnisse,  dass  daraus  2  Atome 
Oxalsäure  und  1  Atom  Harnstoff  entstehen  hön- 
nen  y  woraus  sich  ihre  Verwandlung  beim  Kochen 
in  .  ein  Gemisch  Yon  Oxalsäure  und  oxalsaurem 
Harnstoff  erklärt. 

Von  den  oxalnrsauren  Salzen  sind  nur  folgende 
untefsacht: 

Oxalursaures  Ammoniak^  Pffl[^-|-|0,  ist  sehr 
scliwerlöslicli  in  kaltem  Wasser,  weit  leichter  I5s- 
lieh  in  kochendem,  aus  dem  es  beim  Erkalten  in 
seideglänzenden  Krystallen  anschiesst.  Es  enthält 
kein  Krystallwasser  und  verliert  bei  -f*  121^  nichts 
an  Gewicht. 

Das  Kalksalz  ist  schwer  löslich  in  kaltem  Was- 
ser; man  bekommt  es  in  durchsichtigen  Krystal- 
len ,  sowohl  durch  doppelte  Zersetzung  in  war- 
men Lösungen,  worauf  es  beim  Erkalten  anschiesst, 
als  auch  wenn  die  Parabansäure  mit  kohlensaurer 
Kall^rde  gekocht  wird,  und  man  die  Lösung  er- 
kalten lässt.  Wird  die  Lösung  dieses  Salzes  mit 
Kalkwasser  vermischt,  so  fällt  ein  gelatinöses, 
basi^hes  Salz  nieder,  welches  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  in  kochendem  Wasser  löslich  ist, 
und  leicht  von  Säuren ,  selbst  von  Essigsäure  auf- 
genommen wird. 

Dm  Silberoxydsalz  fällt,  diarch  doppelte  Zer^ 
Setzung  gebildet,  in  dickep  weissen  Massen  nie- 
der, die  sich  unverändert  in  hcissem  Wasser  auf^ 


592 

lösen ,  nad  daniiis  ia  langen ,  feinen ,  seideglin. 
zeuden  Nadeln  wieder  anseliiessen.  .Ei  enthalt 
kein  ehemiseh  gebundenes  Wasser. 

2-  Alloxan  mit  Sehwefebäure  und  Saksmrt. 
Löst  man  wasserfreie  Krystalle  Ton  AUoxan  io 
eoncentrirter  Salzsaare  oder  in  etwas  verdiinnfer 
Schwefelsäare ,  und  erhitzt  das  Gemisch ,  so  ent- 
steht  ein  Aufbrausen  von  Kohlensfinregas,  ms 
fortdauert,  so  lange  noch  untersetztes  AUbian 
übrig  ist,  und  während  des  Fortgangs  bilden  siA 
«nanfhörlieh  neue  Prodncte.  Wird  die  Anfl«- 
sung  nur  einige  Minuten  lang  erhitzt,  so  Wihiesst 
beim  Erkalten  AUoxantin  an ,  und  die  Plussiglcit 
endialt,  neben  der  angewandten  Säure,  OxaUäorc 
und  Ammoniak. 

Liebig    und   Wöhler    erklären   diese  Ze^ 
Setzung  so,  dass  aus  4  Atomen  Alloxan  entstekii 

1  At.  Oxalnrsänre    =  eC+>iN+  6H-|.  70 

2  At.  AUoxantin  =  8c4-4N+10H+ 100 
1  At  Oxalsäure  =:  2C+  +  äO 
4  At.  AUoxantin      =16C+8N+16fl+20ü^ 

dass  aber  dabei  die  Oxalursäure  durch  die  Ein- 
wirkung der  Säure  sich  yerwandelt  in  Oxalsäure 
und  cyansaures  Ammoniak ,  welehes  sich  miedet 
in  zweifach  kohlensaures  Ammoniak  zersetzt,  des- 
sen Kohlensäure  ausgetrieben  wird.  Diese  M^ 
thode  kann  anwendbar  sein,  wenn  man  sich  sclmeB 
AUoxantin  ans  AUoxan  Terschaffen  will. 

Beim  fortgesetzten  Kochen  entstehen  ginz  «• 
derÄ  Prodncte;  das  AUoxantin  Tcrschwindef .  nni 
an  seiner  Steile  setzt  sich  ein  neuer,  geU>er,  p"'' 
Terfo>migcr  Körper  ab,  der  äusserst  schwcriöslich 
in  Wasser  ist. 


593 


Lieliig  und  WS^Iiler' bemei^lB«»^  Aias  mao^ 
bei  der  YerwMidAHig  des  AUoxans  in  ^Alloxantin 
mittelst  SalseSuee  mdZIak^  oft  auch  deitselbea 
Körper  eriialle,'Bttd  «noli  dieser  ab  eine  gelbe 
lerystatBpiseVe  «RtMte  »Ii8«lxe,  die'  mani  leiekt  aas* 
^asch^  könne.  >  Dieser  Körper  löst  >  sich,  leidil 
in  Ammoniak  anf^^and  nach  einer  Weile  sckiessen 
darank  gelbe,  glinaende  KrystaHe  an.  Der  anf- 
gekiste  Kc^rper  kann  wieder»  abgeschieden  wetden, 
wenn  man  das  Amniimid(  mit  Essigsaare  sättigt, 
worauf  en  sieh  nach  ein^^n  Tagen  absetzt«  Die 
Zosammensetaiing  dieses:»  Körpers  ist  aas  dem 
Grunde  ttierkwärdig,  weil  er  ein  niedrigerer  Oxy- 
datiiiMisgvad  des  Radicals'  der  Oxalarsäure  zn  sein 
steint*  Er  zeigte  siih  nämlidir  zosammengesetzt 
ans  acm^fls 4-50^  isr  eiifhält  also  8  Atom^ 
Sauerstoff  weniger,  als  die  Ojcalursäare.  Setzt 
man  zn  dem  gelben  Körper  einen  grossen  Uebcr* 
schuss  von  Ammoniak  and  erwärmt,  .so  ¥erwan» 
delt  er  sich  in  eine  gelb&<gelalinöse  Masse,  die 
in  Wasser  and  Atnmoniak' schwer  löslich  ist,,  tind 
welche .  dem  Salat'  i^olcht^  welches  sie  mykomelin« 
sanres  Ammoniak  nenneii]^  ^on^  dem  weiter  an- 
ten  die  fluide^  sein.  wird,    k  ^ .  a.   <. 

Wird  die  gelbe  krystallisirende  Amiieniakver» 
bindan^  in  einem  /^rossen  tJebteschass  YoU^kaä* 
stischenr  Ammoniak  aufgelöst  und  da^n  lange,  ge^ 
koeht,  so.verliert  sieanslfindordie  röChliche  Farbd 
nnd  es  'schiesst  daraaM.Mckieipiger  .Concentrirang 
ein  Amm'lmiaksalz  mit»  einer  >ieip4n  &u$m^  in.  4««it^ 
tigen  durehsidiligenvJSfadeläan'.  <  Diese'fei,  .Salz  löst 
sich  Icaefat'in  <hochjpindein  r Wasser v-natf  dieiSanre 
kann  mit  SehwefelsäUiite  intJbystallinisckeaiCIockii 
aoftgefäUt   werden«.!*'»  Siii;^fiiiiäitihl%ge|;aner»  iHiief<^ 

Berzelius  Jahres -Bericht  XYIIL  39         ' 


rlUC-. 


694 

sticht  wurdiNi  liail  ^htfrl  stt  Aer  ^rasa^»  Amtkl 
von  Nebenproducten,  die  dyadk .  «iiliMftig«i  Ub- 
teritüekabgen  su  erfbificHea  ilirigirsind«;' 

3.  AUoxun  mtl  sohmtfUger  SSkaitu^  v  Leitet 
maii  8ehwefli|;8aiiffes  Gatii  eiae, 'kalte  ;geisfiUttgte 
lisavkig  TonAllpsan  in  Wasser,  ao.  ▼etfsckwiudct 
der  Geraeh  der  acJ^wefligte  SSmte.-  «fWird  das 
Bioleit^  fortgesAtst ,  bis  die  Flftssigkeit  Jimrangt, 
naeli'  aehwef liger  Siar».iia  YieckcA,  and  sie  daaa 
imWasaerl^de  bis  za  ciacm  gcftiss^n  Grade  Te^ 
dbnstety  so  sebi^ssen*  daintts  naefa.  dienr  EirkalteB 
ansgezeiebnet  grosse  y  dnreb^cblige  «Tnfeln  an, 
die  i»  der  Lnft  venvitti^n.  Diese  Krjstallis  stad 
ein  neuer,  noch  nicht  hinreichend  ontefsnchter 
Körper ^  der  keinte  eigenthnmUchen  Namen  er- 
hallen bat.  Seine  Lösung  in  Wi^sser,  mit  Am- 
moniak Terittischt,  erstarrt  za*  einer  kleisterarti- 
gen, durchsichtigen,  röthlichiSn  Masse,  die  im  Was- 
selr  wenig  löslich  ist« 

Wird  die  ÄlloxanlösuHg.  mit  «chfrefliger  Säure 
tibersilttij;^  und  gehockt,'  so  sefaiesst  daranf  aus 
der  .  erhaltenden  Flüssigkeit  AHnxaniln  an.  Maa 
höuntO' sagen,  dass  due  schief Iige  Siure  aaf 
Kosten  des  Wassers  zrt.  Scbwefelsauret  OKjdirt 
werde  und!  sich  der  Wasserstoff  init  dem  Alloxan 
zttAUoxantin  Tesbinde.  -^^  Man  sieht  ^  dnus  die 
Veränderungen  des  Atl^ans  durch  schweflige 
Siture,  gehörig  entwiehelt^  yon  eben  so  grossem 
Werth  zw«  werden  ^erspre^bm ,  wie  der  Einflnss 
▼bn  faat  jedem  «{nnefnen  Reagens  dhianf. 
AiloxansAiure.  4:  jithxaü  mü  SahhaÜBHi  Kommt  Alloxan 
mit  eincb  Basis  .in  Beiuhihng,  so  Verbindet  es 
stch^diuntf  t  ron  1  Alom  AUman  geht  1  Atom 
Wasser,  weg  i^^el^f hiUdhIsinK  einn  neue  Snnrte^  die 


595  . 

I  Atom  Saiierstoff  und  2  Atome  Wkssersteff  we- 
niger «entliäk,  als  dläs  Alloxan,  ond  sieti  mit  der 
Base  verbindet.  Diese  SSare  ist  Alloxansaure  ge- 
nannt wordeni,  Ammoniafh  gibt  dagegen  andere 
Resnllate,'die  nacbber  beschrieben  Werden  sollen. 

Eine  warme  Anflösnng  von  Alloiian  gibt,  mit 
Bary twasser * yermischt ,  einen  Niederschlag,  der 
sich  wieder  anflö'st;  fähirt  man  aber  mit  dem,  Zn- 
mischen  von  Barytwasser  fort,  so  trübt  Sich  die 
Plüsisigleeit  bald  durch  und  durch;  bässt  man  sie 
dann  in  Rnhe,  so  setzt  sich  daraus  eine 'Menge 
allotttosaurer-  Baryterde  in  günxendcfn ,  trystalli^ 
Bischen  Bfattehen  ab,  und ,  wenn  der  Zusatz  Von 
Barytwasser  richtig  abgepasst  war,  so  bleibt  in 
der-Fläflsigheit  nichts  anderes  zurück  j  als  eine 
hleine  Menge  desselben  Salzes.  Enthielt  das  Al*^ 
loxan  Spuren  von  AUoxanlin,  so  wird  das.Sala 
i^thlich.  VerflUischt  ^man  ct9e  AUox'ahio'simg  mit 
Chlovbiarinm  und  darauf  mit  Ammoniak,  so  ^be- 
kommt man  dasselbe  Salz ,  aber  dieses  ist  dann 
gallertartiger. 

Wird  das  Barytsabe  mit  der  nöthigen  Vorsicht 
dnreb  Sehwefelsanre  zersetzt,  so  bekommt •  man 
schwefelsaure  Baryterde  und  AUoxansiiure. 

Verdunstet  man  die  saure  Lösung  bis  zur  Sy-' 
vupsdicke  nnd  nberlässtsie  sieh  selbst,  so^schiessf 
tte  nach  einigen  Tagen  zu'eiser,  «ois  straUigen 
Krystalkn  znsammengewebten  Masse  an,  die^  wenn 
sie  frei  voo>  fiberschnssiger  Schwefelsäure  wair, 
sich  frodien'  erhfflt.  Sie  Ist*  eine  efehv  ^liiire  Stture^ 
von  skharf  saurem  Gescbmatfc;  imd^lcfieht  iMlidf 
in  Wass<if.  Die  AUoMansäni^  triihi  >ittiit-litichw 
tigkeit'  sogar  Essig^ure-  aus  iknf^  Verbiifdungedr 
aus.     IKe  dnzeUu»  *  Eigenschaft!^  <^Mseii' Store 

39* 


5% 

Im  Üebrigen  noch  Wenig  «tnjKrl  worden. 
Dareh  die  Analyse  ibre»  SilbeNalzes  wurde  At 
xnaaniiiiengeseDet  gefunden  tos: 

Gefatt4«A   Atome     B«fetMet 

Kohlenstoff  34,03  4  U^IS» 
Stickstoff  19,71  S  19,775 
Wassergtoff      1,58        2  1^ 

Sanecstoff      44,88        4        44^679. 
Sie  besieht  also  aus  C:*^N2H2  +  40,    Ihr  Aton- 
gewicht  =895,268..   Liebig  nnd  Wähler  Im;- 
rechnen. es  doppell  so  gross  nnd  nehm.eii  an,  diss 
1  Atom  Sänce  2  Albinie  Basis  «nr  SjjUttigpng  bedarfe. 
Die  Verbindung    dteaer    Saure    mit   Wasser, 
^reiche   wahrscheinlich  .die  Krystalle  4er  Säure 
sind,   besteht  ans  C'^'N^H^O^-j-R,   und  hat  die- 
selbe proeentische  Zosaminensetaung,  wie  das  AI- 
loxän«     Dieser  Umstand  verdient    eine  ganz  be- 
sondere Anfmerhsiimkeit.     Did  Bildung  der  Saare 
geht  ganz  so  vor,  als  wähn  aus  1  Atom  Alloxan 
durch  1  Atom  Basi^  1  Atom  chemisch  gebunde- 
nes Wasser  ausgetrieben  würde.      Nun  zeigt  es 
sich  aber  ^ier ,  dass  itm  Verhaltniss  ekt  gans  an- 
deces  gewesen  ist,   und  dass  sieh  2  Atome  Was- 
serstoff und  1  Atom   Sauerstoff  su  Wasser  Te^ 
bunden  haben,  welches  aus  der  Verbindung  weg- 
gegangen  ist  tfind  dsft^'Oxyd    von  eniem  anderen 
Radii:»ll.aiirnekge}asäQn  1  bat :^  welches   sich  wieder 
mlt^deo^  iien  gebildetsn  Wasser  verbinden  baoBf 
aber  nfan^  wie  mit  eineni  damit  vesbundenen  basi- 
seben  Oocyde  iiA4  nicht  mit:  den  Elementen  Was- 
serstoff aM  SShuerstoff}   daher  wird  bein  Aiiox'O 
mebecwiiadeeg^det^    weil  dieses  4as  Qa^yd  von 
einem  ieiidefeti  iMfutfcal  ist«.-rrifSehwefel«fas8erstoir, 
durd^  die  üSsiUii^fvifa  ^lüaisserhftkigeff  Alloxänsäure 


597 


geleitet 9  Teriiidert  sie  Hiebt,  und  bringt  kein  AI* 
loxantin  damit  hervor  3  Zink  wirdron  der  Aiioxan-' 
säni«  tenter  Entwiebelung  Ton  Wasseratoffgas  zn 
alloxansaiirem  Zinkoxyd  aufgetest,  ohne  dass  eine 
Spur  von  Alloxantin  entsteht.  Dieser  Umstand 
zeigt  anf  die  entacheideildste  Weise ,  dass  Basen 
die  Abscheidimg  gleieber  Aequiralenle  von  Was-' 
serstoff  und  Sauerstoff  ans  organischen  Oxyden 
bewirken  komien,  ganz  so,  als  waren  sie  nur 
chemiseh  gebundenes  Wasser,  wobei  dann  ein 
ganz  nenes  Oxyfi  entsteht. 

Die  Alloxansänre  bildet  mit  Basen  sehr  wohl 
bestimmte  und  neotrale  Salze ,  Ton  denen  bis  jettt 
nur  einige  Srenige  bekannt  geworden  sind.  Diese 
Salze  zeiehnen  sich  dadurch  aus,  dass  sie  das 
Kochen  mit  Wasser  nicht  Tcrtragen ,  sondern  da- 
bei allmäiig  zersetzt  werden  in  ein  Salz  von  ei- 
ner neuen  Säure,  die  Mesoxakäure  genannt  wor- 
den ist,  und  Harnstoff,  in  der  Art,  wie  gleich 
angeführt  werden  wird.  Man  darf  sie  daher  so 
wenig  >  wie  möglidi  mit  Wasser  *  der  Siedhitze 
aussetzen.  * 

'  Das  Ammoniaksalz  krystallisirt. 

Das  BaryUah  sehiesst  in  durchsichtigen ,  kur- 
zen Prismen  an ,  oder  fallt  in  glänzenden  Kry- 
sulkchuppen  niedeir.,  Es  enthält  6  Atome  Kry- 
stallwasser ,  ^  die  es  zwischen  -|-  iOO^  und  -j«  190^ 
Ycriicrt^  aber  es  behält  -bei 'dieser  Temperatur  1 
Atom  Wasser  auf  8  Atome  Salz  ^  ein  Verhalten, 
worin  es  mehreren  Salzeti  der  fetten  Säuren  gleicht. 

Das  Stroniiansalt  gtetcht^-  im  r  iAttseben  toü« 
kooMwen  dem  BarytiNilz.  Es-' -enthält'- &  Atome 
Krystallwasser ,  die  es  l<eiehler  verliert  als  das 
Barytsalz. :;      .   '.^ 


i/' 


S98 


Das  Kattyab  ist  liöriiig.krysUiliiiiisdi. 

J}9S  SiHersah  wird  erhalleo^  wena  mui  eine 
Lösung  Ton  AHoxaa  mit  salpetfarsaurem  Silber- 
o%jA  und  datauf  mit  Anmooiali  Termisdit.  Das 
alloxansaare  Silberoxyd  fällt  dann  lirblos  nieder, 
fviid  aber  beim  Tfocknen  gfan^  nnd  vertrigk  nlciit 
Kocben  mit  Wasser ,  sondera  ,witi  dabei  soglelcli 
scbwars  ▼on  redncirten  Silber  iMiter  Entwielse- 
lung  von  Koblensauregas.  Der  Kieder^blsg,  ^A- 
ober  ans  einem  TÖllig  neutralen  Salz  mit  s«lpete^ 
saurem  Silberoxyd  erbalten  wird,  ist  ebenblk 
weisse  aber  er  Tertragt  das  Kocben  nni  eiiält 
sieb  dabei  unrerindcrt  oder  wird  nur  gelb.  ^^ 
Ursacbe  dieser  Cngleicbbeit  liegt dariudsM,  weoo 
ein  Uebersebuss  von  Ammoniak  zugegen  ist;  sld 
beim  Erbitzepi  mesoxalsaures  Silberoi^yd  biU<!t) 
weicbes  dureb  ^e  Hitze  in  Koblensaure  und  Sil- 
ber verwandelt  wird« 

5.  Alloxan  mU  ^b^maniak*  Wird  eise  U- 
sang  vop  Alloxan  mit  .Ammpniab  vecmiscbt  nnl 
dann  erwärmt ,  so .  f i^t  sie  sieb  gelb ,  und  er- 
starrt beim  Erbalten  oder  bei  fortgeseti^ler  Vef 
donstung  zu  eiper  klaren  gelben  Gelee  9  <ii<^  ^'^ 
Ammoniabsalz  von  einer  neuen  Säure  ist,  ^>^ 
Mykomelin-  Mykomelinsäure  (wiibrsebeinlicb  voij  /im(^9  ScUe«» 
und  /lieXi  y  •  gelber  Honig  abgeleitet)  geif«n<>t  ^^^ 
den  ist.  Wird  dieser  Spbleim  rotb',  so  cübrt  die- 
ses von  ebgemengteni  AUoxantin  ber. 

Lost  man  AUox^n .  in  Ammoniak  und  erbit<J' 
so  fallt  das  mykomeiinsiiure, Ammoniak  lA  ^^ 
^A8  4ebf¥eim , .  braiingelben  Pulvers  nieder. 

Wird  dieses  Ammoniaksalz  in  Wasser  ^^¥' 
löst,  k>4er  selbst  au^b.  d»s.koi^jettde:^eiuts<^i'  ^^^ 

Alloxan  mit  Ammoniak  und  Wasser  mit  feidösfl' 


sfture. 


ter  SchwefMbttiire  Im  Cebersclulss  Tisrniscfct  und 
mifgel^ebt,  ^o  adindet  »ich  die  Mjk^ittcfiiisaaire 
in  €k^alt  einev  .  gell»eu ,  darcbsichtigen 'Gallert 
JMM9   die  Mdi  den^Waacken   und  Trocknen  ein 

gelbes  >  grobe»,  JieröaeB  Fnlver  fct.     ' 

Die  Mj^koinelfnsäiire  ist  wenig  lösKek  in  kal- 
tem Wasser,  etwtis  inehr  in  kochendem^  Ibre 
Lösung  rötkei  Lacfanuspapier.  Mit  den  Alkalien 
bildet  sie  gelatinöse  Sake ,  die  das  Salpetersäure 
Silberoxyd  in  gelben  Flocken  fällen,  welche 
Kochen  Tertragen,  ohne  siehlbar  yerihide^t  an 
werden.  ♦     •  '  * 

Die  feste,  bei  -(*  ISO<^  getrocknete  Sttulre  wurde 
zttsamibengesetzi  gefunden  äuss 

GrtffmnMk     Atome     BeFecbhet 

Kohlenstoff  32,877  9  38,49 
Stickstjpf  3a,363  «  37^ 
WÄRserstoff, . .  3,555        10  3,3* 

Sauerstoff    :   25,]{^  5        S»^.  . 

Wahrscheinlich  ist  sie  jedoch  eine  wasserhal- 
tige Säure.  Sie  ist  isowecisch'  mit  wasserfreiem 
AUantoin,  und  Terhalt  sich  Tidlcicht  zn  dkisein, 
wie  die  AllosLansäure  xtiui  AUnxan;  Sie  wi&rd6 
dann  (C«N8H8^40)-f  6  8«in;  D^  Versi^cb,| 
durch  die  Analyse  des  SifbuMUibes  jhr^  Atömge*' 
wicht  zu  bestimmen ,  seheint  aus^uwclisiin ,  dass 
sie  in  dem  Silbersutfe  4twas  Tcrändert  entfaalteii' 
ist,  weil  il^r  Atom  naeh'Nler  erwähnten  Atomen*' 
auzahl  1882,037  wiegt,  nach  der  Analy^le  des  Sil- 
bersalzes aber  1592  wiegen  würde.  Dieser  Ge- 
genstand iit  »Iso  noch  nicht  im  Klavenl' 

Die   Mykomelinsänre    cntsttsht   dadurch ,  *  dass 
sich  die  Bostandlheile  von   2  Doppelätömen  Am- 


1 


«00 

«MMiitk  ui  %  Atotnen  AHosad  getdUen,  wobei 
sieh  10  Atom«  Wassetstoff  ans  dem  Ammoiiiak 
ittit  S  Atoqiea  Saueisloff  (ftko  mit  der  Hälfle  des 
SaaersloSa  im  Alloxas)  verlnndeii)  und  5  Atome 
Wasser  bilden  ^  aacb.  fidgeiidem  S^ema  x 

fi  Atome  Allozan  .   .    2=8C+4N-f^  8H+i00 
fi  Doppekt»  Ammoniaks         AW-jrIflH 

=8C  ^-BN + flOH -f  100. 
daTon  g^bien  ab  5  At« 

Wassi^  = IOH+  SO 

bleibt  1  AtMi  Mjbome- 

linsäoto     .    .    .    =8G+8N-|-10H-f*  50. 

,  8«  Attextm  mü  sehwefUger  Saure  und  Am- 
moniak. Leitet  man  sebwef ligsaares  Gas  in  eine 
gesattigte  Lösung  Ton  Alloxan,  bis  die  Flassiglseit 
anfangt^  nacb  scbwefliger  Säare  zu  riechen, 
mischt  dann  Ammoniak  im  üeberscbnss  hiuzn  nnd 
hocht  eine  kurze  Weile,  w^  scbiesst  beim  Erkal- 
Thiomtrsäure.  ten  der  Fl&'ssigkeit  ein  Ammoniaksal'z  in  glänzen- 
den y  4settigen  Tafeln  an  ^  und  wenn  die  Lösung 
sehr  eoneentrirt  war,  sa  erstarrt  sie  zu  einer 
Masae  von  glanzeiiden  firystallblattcben.  Dasselbe 
Salz  beketnmt  man  am  leichtesten,  wenn  man 
eine.  Lösung,  ^on  schwefligsanrem  Ammoniak  mit 
kohlensaurem  Ammoniak  Termischt,  dann  eine 
Lösung  Ton  Alloxan  hinzusetzt ,  langsam  bis  zum 

^Kochen  erhitzt  und  Vg. Stunde  lang  kochen  lasst, 
ipiid  darauf  zum   Kry^f^Uisiren  Tcrdunstet,      Die 

,  $äur(^  in  diesem  Salze  \9%  Thionursäure  genannt 
worden«  .. 

Wird  dieses  Salz  in  Wasser  gelöst  nnd  am- 
hrystallisirt ,.  90  wird  e«  gewöhnlich  Ums  rosen- 
roth,  yerändert  sich  aber  sonst  nicht«     Wird  das 


mi 


trodine  Sdbt  bis  za  »j- 100^  erhitzt,   so  wird  es 
rosenrotb« 

Um  aas  diesem  Animonialssalz  die  Säare  zu 
erlialtea,  löst  man  es  in  Wasser  und  fallt  die 
Lösung  mit  neutralem  essigsauren  Blelbxyd.  Man 
erhSlt  einen '  weissen  oder  bisweilen  rötblichen 
Niederschlag  aus  dem  nach  dem  Auswaschen  mit 
Wasser  die  Säure  durch  Schwefelwasserstoff  abge- 
schieden werden  bann«  Beim  Verdunsten  der  Lö« 
sung  bleibt  die  Saure  in  Gestalt  einer  weissen 
brystallinischen  Masse  zurficb  ohiie  bestimmte 
Form.  Sie  erhHlt  sich  Iq  der  Luft  trocken, 
schmeckt,  stark  sauer,  röthet  Lackmus  stark,  tost 
sich  leicht  in  Wasser,  und  zersetzt  sich  in  dieser 
Lösung  durch  Kochen  auf  die  weiter  unten  ange« 
führte  Art. 

Die  Zusammensetzung  dieser  Säure  wurde  .so- 
wohl durch  die  Analyse  ihres  Ammoniaksalzes, 
als  auch  ihres  Bleisalzes  gefunden.  Das  Ammo- 
niaksalz  besieht  aus : 


Gefanden 

Atome 

BerecliBet 

Kohlenstoff       17,39 

4 

17,40 

Stickstoff          25,17 

5 

25,19 

Wasserstoff        4,90 

13 

4,68 

Sauerstoff         24,0| 

4 

23,78 

Schwefelsäure  S»,53 

1 

28,95. 

Dies  gibt  die  Formel  »H^S-t-C^NSH^O^  Sie 
ist  also  eine  vvon  jenen  Schwefelsäuren ,  in  wel- 
chen die  Schwefelsäure  einen  organischen  Körper 
aufgenommen  hat,  der  durch  Basen  nicht  ausge- 
trieben wird.  Daher  ihr  Name  Tfatbnursänre 
(von  ^eior,  Schwefel  und  ovQOPy  Harn).  Die 
wasserfreie  Sänre  besteht  aus : 


i 


602 


Atome    BcrecKiiet 

Kohlenstoff       4        21,78 
'    StiGls8t<«  3        18,93 

Wasserstoff       5  2,22 

Sauerstoff  3        21,37 

Schwefelsaure  1  .     35,70. 

Atomgewicht  =1403,658.  Die  krysUUisirte 
Säure  ist^HS  +  C^N^H^O^  Liebig  und  Wöh 
1er  nehmen  die  doppelte  Atomenzahl  an  und  ia 
Folge  daYon,  dass  jedes  Atom  der  Säure  2  Atome 
Basis  znr  Sättigung  bedürfe« 

Von  dieser  Säure  sind  sehr  wenige  Salze  lu- 
tersncht  worden.  Sie  kommen  darin  mit  eioanies 
äberein,  dass  sie  beim  Erhitzen  bis  auf  .-fiO(^ 
leicht  roth  werden« 

Das  ^mmontal^ah '  schiesst  in  perlmnttsrglüo- 
senden  Schuppen  an.  Es  enthält  Krystallwasser, 
welches  bei  4-*00^  weggeht,  wobei  das  Sak 
roth  wird.  , 

Das  Barytsah  fällt,  durch  doppelte  Zersetzong 
gebildet,  in  Gestalt  einer  gelatinösen  Masse  nie- 
der, die  nach  einiger  Zeit  undurchsichtig  «nd 
krystallinlsch  wird ,  und  sich  leicht  in  Säuren  löst. 

Das   Kalksalz  wird  erhalten,   wenn  man  i^^ 

warmen   Lösungen    von  Ammoniaksalz    und  von 

salpetersaurer    Kalkerde    Tcrmischt    und    erkaitcA 

lässt ,  wobei  es  in  kurzen ,  seideglänzendeu  Vttö' 

.men  aiischiesst. 

Das  Zinksak  wird  auf  eine  analoge  Weis<: 
erhalten.  Es  ist  sehr  schwer  löslich  und  sel^^ 
sich  sehr  schnell  als  eine  warzenförmige  >  g^^ 
Krystallrinde  ab. 

,      DBsBi&oxydsah  fällt  aus  einem  warmen  »Ge- 
misch des  Ammoniaksalzes   mit  essigsaurem  niet- 


603 

oxyd  in  Geitalt  einer  gelatinösen  Masse  nieder, 
die  nai^h  einer  W(^e  in  feinen,  eo^eentusch' grnp- 
|>irten  JVadeln  anschiesst. 

Djie  Smlm  yon  Kupferoxyd  and  Silberdxyd  ^er» 
den  dnrcjk  die  Salze  dieser  Säure  zersetzt.  Aus 
dem  ersteren  fällt  eine  hell  bräuolich  gelbe  Masse, 
die  ein 'Oxydulsalz  ist,  nieder.  Dieses  löst  sieh 
mit  branngelber  Farbe  in  warmem 'Wassier,  und 
8cbeidet.«ich  beim  Erkalten 'wieder  unbrystaUrsirt 
aus.  .][>ie  Silbersalze  Werden  nicbt -gefällt,  aber 
nacb  einer  WMle  bebleiden  sieb  die  Wände  des 
Gefä^ses  mit  einer  spiegelnden  Haut  von  metalll* 
aebem  Silber. 

Die  Bildung  dieser  Säure  gesebiebt  so,  dass, 
von  t  Atom  AUoxan  mit  1  einfacben  Atom  Am- 
moniak und  1  Atom  scbwefliger  Säure,  1  Atom 
^^isserbaltige  Säure  oder  1  Atom-^wasserfreie  Säure 
ond  1  Atom  Wasser  entsteben,  indem  das  AUoxan 
S  Atome  Sauerstoff  yerliert,  von  denen  das  eine 
die  sebweflige  Säure  zu  Sebwefelsäure  oxydirt 
PUd«. das. andere  mit  ^  Atomen  liyasserstoff  aus 
demr  Ammoniak  Wasser  bildet^ 
1.  Atom  Alloxan  =4C+aN+4H+50 

1  einfaebes  Atmn  Am« 

.    moniak  ,.     •    •  =  N-f-3H 

1   Atom  ,  schweflige 

Säure     ...  _= 20+ S 

znsamn^en    =  4C  +  3N  +  7H  -{-  70  -f  S. 

1  Atom  wasserfreie  -      . 

Säure     •    .    .    =4C+3N+5H+e0+.S 

i  Atom  Wasser     .  .=  2H+  0 

=4C+3N+7H+70+S. 

Wird; eine  (iösnng  der  wasaeriialtigen   Säure 
aufgekikolul,  so  trihi 'sie   sieb  und  erstarrt  bald 


604 

stt  einer  Mtsse   Ton  seidegliazendmi  RrystaUeo, 
dorchträiilil  nit  verdönnter  SebWcfel«iiire.    Diese 
krysfadiiftirende   Masse  besteht   ans    dem  mit  der 
Sehwefelsiare  vi^rbunden  gewesenen  KKrper,  ia, 
hei    der  Verwandlung  der  Schwefebanfe  dard 
Koeben    in   wasserhaltige    Sehwefelsaore,  ausge- 
schieden wird  und  sieh  absetst.  Weil  er  in  Was- 
t'ramil.  ser  unlöslich  ist.     Er  ist  Uramil  genannt  worden. 
Dieses  einfache  Verhalten  hitte  veranlassen  soUeo, 
diese   Säure  Vramilsehwefehüure   zu  nennen,  io 
Uebereinstimmung  mit  den  gew^bnliclien  Namen 
fttr  dergleidiehi  Sinren.    Aber  L  i  e b  i  g  and  Vföh- 
ler  scheinen  einen  andeiren  Namen  aue  dem  Grunie 
gewählt' XU   haben,    weil  sie,    ungeachtet  der  in 
der  Analyse   angegebenen  Ansicht,   dass  Sd)W^ 
felsäiure  darin  enthalten  sei,  fsieh*  bestimmt  ober- 
zeugt  halten ,  dass  dis  Uramil  darin  nicht  ^üthl 
■^     ten   ist,    sondern   statt   dessen   schweflige  Saure 
und  ei»  anderer  -Körper.    Aber  wenn  sich  dieses 
darauf  gründet,  dass  das  Uramil  erst  beim  Kochen 
.  abgeschieden  wird,  so  ist  dies  hein  hinrciciieflder 
Grund;  denn  mehrere  von  diesoi  Schwefebavren 
werden   beim  Kochen   mit  Wasser  zeisetst  uud 
lallen  alsdann  die  Barytsalze.      Ausserdem  ist  i^^ 
schweflige  Säure  nicht  elehtronegativ  genog,  ^^ 
mit  einem  organischen  Oxyd  eine  so  starlee  Saure^ 
wie  diese,  zu  bilden. 

Um  das  Uramil  zu  erhalten,  ist  ea  jeäoA 
nicht  erst  nöthig,  die  Säure  darzustellen;  niaa 
behommt  es  auch,  wenn  ein  n^iAilsthwcftfeaöre« 
Salz  mit  Salzsäure  Termiscbt  nnd  gehocht  ivira^ 
wobei  sich  die  fireigewordene  üramilschwefeWar* 
zersetzt,  ond  das  Uramil  absetzt^  was  man  abm- 
trtrt  und  auswäseht.     Ist  i  di«  iiifeiimr  weht  stlt 


605 

eoneenlrhil  ^«ad  mfA  sie  Jimr  einige  AagenbKcIse 
gekdcHty  e^^schi^Mt  da«  tUr*aul^  danms  eist  spüc» 
in  gliinz«iideiif*9"  Ufigen ,  federiUiiiiieh,  Tereinigteii^ 
harrlenlfotleliiaii.  Wird  «UHrÜlirend  dem  KoeÜed 
gemit;  itobitdeii  skh  DtfriWi^rosco|^ifieheKry^lle^ 
'  'Madf  'dem  Trocknen  ist'  es  iteiss,  «tlasglin- 
zead,  lialöAlicb  :in  kaltem  Walser,  wenig  löfKdi 
in  kodh««(4(amv  ans  dem  e^  beim  Erkaheir  witdee 
ansehiesau'  Ba  löst  sieli  in  Alkali,  aiieh  Amiikii.- 
niaky  und  Wird  dai^Mis  «äiii^h  l^ar«i  nnveiänderl 
g«ftUt.  Awb  löst  es -sieb  in^SelmeleMinf^^tttii 
f^IH  daran  daksb  Wwler  wieder  nieder.  lEs^  ist 
zMatMaeDg^aetKt  ans':     -^    --    ' 

Kobknatoff    33^513»:  >*  4       30^;: 
Sliiibstoff    .  »,181        3        28yA3t: 
'    Wasseratoff     3^785:^.  5   -     3,Jl&ii  r< 
Steetotoir      33,591        3       33,95/     . 
Atömgewiebt  =808,484  ^C^N'Hf^^iO^jllsa 
ff^vkz  mit  der,  aus  der  Analyse  der  Uramilsebw«* 
felsäure  bei^eiteten  Z^sammenaetsinig  iibereia« 
stimmend.  .5 

Liebig  und  Wöbler  nebrntosein-Alemge» 
wiebt  doppelt  so  gross  an.  Mir  will  es  scbeiiien^ 
dass  dfe  Sattignngseapacitüt  der  IJramilscbweCdt- 
sanre  aicberer,  als  irgend  eia;  anderer  Umstand^ 
bestimmte ,  was  bier  als  ein  Atom  berecbnet  wer« 
den  mnss.  ?) 


■■->■.'■ 


*)  Wir  hihtn  in  der.BeazoSacJiCwtfelf&iire  «Undings  ein. 
Beispiel,  wo  %  Atome  Schwefelsftiire  fich  mit  1  Atom  Ben-i 
zoesäure  Verltiiidoii  uncL  ^  Atome  Basis  zu  einem  neutralen 
Salz  sättigen.  Aber  diese  Säure  rerbiiidet  sich  ahcli  mit 
1  Atom  Basis,  wiewobl  diese  Salze  sauer  sind,  'in  wel^lie^ 
Beziehung  iiedi«  Säuren  des  Pho^hor»  tonet  Arseniks  naehabmti; 


^  t 


>/' 


'  606 


Wird.difl  Ufftmttf.mft  imieeiilfwteü;fJKaKlif- 
isM  bduindclt ,  ko  «itwiekeU  "wdi ,  ▼onsoglMi  in 
der  Wime,  ÄMmteilik*  .Kofkt  Dum  ^das  Uft^mil 
bei-  Abgehaltenem  LnfUnttitt  mit  ^einer  Terdmnle* 
rett  XifNäilng  vm  KaUbjdrat,  ao  e^lnidbeH  sieb 
anek  Ainmoniab  in  gperin^f .'MMgfoiliid^«  prüft 
man  die  FlimdigkeU,  von  Zbil  au  SEell-  mk  Sidz- 
aante,  so  findet  man,^  dasa  iilimer  wftB%aff  Itnimil 
geCmt  wird«  Flllt  teaii  diu  Flndsigbeit,  naebdem 
aie reine  Weile,  g^oebt  bal^  jmi  Salstönre  und 
filtnirl  den/NiedeiteoUair  dafaös  ab«vaQf.gibt  sie, 
nafcb  'NentKaliairnngjnHt.iAmWai^ah^«  eineB  Nie- 
dersehlag  mit  Kalksalzen.  Daa  gdidtte  KaHnah 
ist  löslieb  in  kaflbnadcm  Wasser  and  scheint  ei- 
ner nengebtideten»  Sänriei  ankagehiweni,  die  den 
Namen  Uiaiailsäure*  erhältteli:ftnt.  DiSr  ünrch  Salz- 
säure entstandene  Sliedersiäiiag  ist  gans  toTerän- 
dertes  Uramil.  Wird  dfe  mit  Kali'  gekmbfe  Flüs- 
aiglieit><ctv?a~8  ^  liMigere  Zfeit  sieb  sdbat.  itberlassen, 
beWr  man  •  das  .Cramil  duidk  Salzsäure  nnsfidlt, 
s#  bekommt  man  beim  FaHen  mit  Kalksalz  ein 
ganz  unlösliches  Kalksalz^  welches  oxalsanre  Kalk- 
erde zu  sein  soheint.  Bincs  TöUig  'gesättigte  Lö- 
anngTon  Uramil  in  warmer  und  sehwaeber  Ka- 
Klaiige  absorbirt  Sauerstoff  aus  der  Luft,  und  lie- 
fert ein  rotbea:  Salzig  von  dem  weiter  unten  die 
Rede  sein  wird. 

Von  starker  und  kalter  Salpetersäure  wird  das 
Uramil  in  Ailoxan , verwandelt,  und  die  Salpeter- 
säure enthält  Ammoniak.  Die  Salpetersäure  resti- 
tuirt  dabei  das  dabei  durch  die  schweflige  Säore 
weggenommene.  Sauerstoffatom,  während  ein  cin- 
iaches  Atom.AmmQuiak  ton  1  At^m  W^^^^rstoff 
aus  dem  Uramil  /und.  8  Atomen  Waaserstoff  aus 


607. 

I 

dem  Wasser  UV kdei^bildet^  ood  der  StuerBtolBr 
des' Wassers  mit  dem  Alioxaii^Ti^r/einigt  wird* 

Kdeblvman  Uramil  mit  Terdüpoler  Schwefel- 
töore,  sajvfird  es  aUmalig  aufgelösl  «ad  sseniel^l« 
Naeh  YerdttAS^g  4tr  saareii  Elössigfceit  sebiesiECt 
daraas  .out  fetter  Körper  in  darcbsilcktigeii,  bartett^ 
^seilig«»!  Prismen  an.  Dieser  Körper  besitzl  Ahi  ■' 
Etgensehaflhs«  ittier  Sänre  Und  bat  den  IX^iMlt 
VpkmiUXmne  erUteä«  .  JJramiUäure. 

Am  leicibtealen  Itifd  die&e  Säure  gejbildet^  W'enn 

« 

man  eine  iafder  Kälte  gesättigte  Liteiing  yon  ura« 
mibelMvefeburem  Ammoniak  aiftl' einer  gi^ringen 
Medge  -Sebv^efelsäare  vermiscbt  ton^bei  gelinder 
Wämie'  Terdanstel«  In  4ieseoi.Fall  *wi«d  daaUbn 
miL  in  Freibeit  gesetzt  nnd  aümälig  in  Uraniiln 
•Knre  Ter^vaadelt.  Die  Flüaaigbeit  wird  wäbrena 
ibrer.'CnBeMIrirang  g^Ub  imd  setet  nacb  24  Stnn^ 
den  Krystalle  vnn.  Uramikäure  ab.  -Hat  man  bei 
dieser  Oelegenbeit  zU'  wenige  Sebn^efelsäuret^ge« 
aominen,  so  ist  die  Sänne  mit  KrystaUen -Ton  uum 
milsdkwefelsanrem.  Ammoniak  nnlermengt,  weMie 
dasnL.anagezbgen  Werden  miisaen*  Dieser  Uin4 
stand  ist  jedocb  hesser,  ak :  dass  man  z«  ^widl 
Scbwefebänre'anwendet,  4enu  in  diesem  FaU.hA* 
kommt  man  Jkeino  Urmmilsänre^  owmdeni  es  scbiessi 
ein  dem  Ailoxantin  gleichender  Körper  an ,  ähe# 
in  einer  anderen  Krystallform  *)•    Es  ist  also  ^or« 


*)  Lieb  ig  und  Wdhler  nennen  ihn  dimorphes  Ai- 
loxantin. Diese  Krystalle  iind  schiefe  4seitige  Prismen, 
die  dem  dihenoedrisehen  System  angehören.  Der  stumpfe 
Winkel  des  Prisma's  ist  ungefähr  Ij^P.  Es  ist  dieselbe 
Form ,  welche  das  Ailoxantin  hat ,  welches  beim  Erkalten 
der  Auflösung  des  AHoxantin  -  Amids  in  watmrr' Salzsäure 
erhalten  wird. 


/ 


608 


theilliafler ,    die  SehwefebMare   nicht  im  Ueber- 
schiHiB  anzuwenden. 

Ist  die  IMnügy   worin  sieh   die  ITrAnuHsioire 
gehfMet ,  ioriebt  'te  s^hr  eoneentrirt ,   s*  schiesst 
diese  S&nre  dmtis  in  ziemKeh  firossen,    dsrch- 
sfohtigen,  glasglihizeBrden,  TierscStigen  Primen  an. 
Sie  ist  schwer  löslteh  in  kaltem  Wasser,  alier  leieht 
Itfslieh  in  warmem  Wasser.     Aus  einer' eoncen- 
trirten  Lösung  lerystallisirt  sie  ui  feinen,    netde- 
l^ncenden  Nadeln;     Die  Aufläsnng  'in   Wasser 
reHgifC  schwach   sauer  auf  iiaekmnbpapier.      Die 
Kristalle  verliepen'  in  der  lil^rme  «ichts  ns  Ge- 
wicht,  werden  'Aber  rosenroth.    Von  concentrirler 
SehWefSelsXnre  Werden   mc  .ohne  Gasentwickclung 
abfgelöst.      Von    verdünnter  Sj^hwefislsiinre:  und 
Salzsäure    werden    sie    bei    lange    fisvigesetztem 
Koehen  in  dse;  ebenl  erwShnte  ModiAoaiion  von 
Alloxantin  verwandelt*    Saipefemiurd^nersetzt  sie 
heim: Köchen,' finter  Entwidselung  von  Slickoxyd- 
gas,  *  die  -Biiiteigfcelt  wird  gelb   und  setzt   beim 
EthUten  weisse  Krystallschupjtien  von  einem  «euen 
Körper  ab ,    welelier  achwer  löslieb  ist  in  kaltem 
Wasser,  sieh  aber*  leiehter  töstinhoebeDdcm  und 
da^atfs  beim  Erkalten  afuschtesst.  •  Von  Kall  wird 
iie  mit  gelbar  Fkrbe  aufgelöst  und  damus  durch 
Ess^;säure  mfl  weisser  Farbe,  gefallt.    Weiter  ist 
sie  nicht  miters.uchf  wordeil. 

Die   SSure  wurde    zusammengesetzt   gefunden 
aus: 

Gefunden 

Kohlenstoff  31,77.  32,40 

.      Stickstoff  23,23    23,23 

WMseratoff  3,56      3,^ 

Sauerstoff  41,44    40,75 


Atome 

Bereck^ef 

16 

32,76 

10 

23,7i 

20 

3,34 

15 

40,19. 

609 


DiwB  15  Atonne  Saoeritoff  mehr  ist,  als  1  Atom 
einer  Säure  etitkalteu  kana,  ist  offenbar,  ebenso, 
dass  darin  Wasser  enthalten  sein  müsse.  Als  das 
Ammoniahaalz  dieser  Säure  mit  salpetersanrem 
Silberoxyd  gefällt  wurde,  wurde  ein  Silbersalz 
erhalten^  welches  in  einem  Versuch  63,9  und  in 
einem  anderen  64,3  Procent  metallisches  Silber 
zuriichliess.  Lieb  ig  berechnet  daraus,  dass  das 
Silbersalz  so-  zusammengesetzt  sei ,  dass  5  Atome 
Wasser  in  der  Säure  durch  5  Atome  Silberoxyd 
ersetzt  worden  seien.  Ist  dieses  richtig  benrtbeilt, 
so  könnte  die  Formel  für  die  Säure  mit  2  (C^N^H^ 

-(-50)4-^9  Qncl  die  für  das  Silbersalz  mit  5Ag 
-|-2C^M^H^0^  gegeben  werden^  aber  in  diesem 
Fall  dürfte  das  Salz  nicht  mehr,  als  63,4  Proeent 
metallisches  Silber  zurücklassen«  Das  Minimuni 
des  Versuchs  hat  ^2  Procent  mehr  gegeben.  Wer- 
den 63,9  für  die  Berechnung  zu  Grunde  gelegt, 
so  setzt  dies  eine  Säure  Toraus ,  deren  Atomge- 
wicht 720,1*)  ist.  Ein  solches  stimmt  mit  dem 
aualytischen  Resultat  auf  folgende  Weise  überein : 

Gefanden    Atome     Berechnet 

Kohlenstoff    31,77        3        31,367 

Stickstoff       23,23       2        24,218 

Wasserstoff     3,56        4  3,413 

Sauerstoff      41,44        3        41,002, 

und  das  dafür  berechnete  Atomgewicht  =731,31. 

Dies  würde  voraussetzen,  dass  in  die  obenstehende 

Berechnung  1  Atom  Kohlenstoff  zuviel  eingehe, 

und  das  Atomgewicht  5  mal  grösser  angenommen 

worden  sei.   Aber,  wiewohl  dies  zu  passen  scheint, 


')    64,3    Procent   Silber    geben    dai    Atomgcwiebt   der 
Sawe  =r:705»4. 
Benelius  Jabres-Bericbt  XYIII.  40 


610 


so  sctot  es  doch  den  weniger  writrscbeittUclien 
UmsUind  Toraus,  diss  die  aualjsirte  Säure  was- 
serfrei s^wesea  wire. 

Die  BiMong  der  Uramilsäare  erklärt  sieb  nacli 
der  ersterea  Ansiekt  auf  folgende  Weise: 

Von  4  At.  UramU      =:ieC  +  iaN+20H-f-lfiO 

Gebt  ab  1  Doppel- 

atom  Amnonial^    rr  &N-j-  611 


bleiben    =l6C-f  lON+llH-f-lfiO, 
die  mit  3  At.  Wasser  =  611 4-   30 

1  Atom  Uramilsäare 

geben     .     .     •    =16C-f  iON+90H-l>l50. 

Die  letztere  Ansteht  gestattet  keine  Erklärung, 
die  sich  auf  die  Entstehung  nur  Ton  Ammoniak 
und  Üramilsäure  gründet. 

Eine  Analyse  von  uramilsaurem  Kali,  Baryt 
oder  Bleioxyd  würde  das  Verhältniss  Tielleiciü 
sicherer,  als  die  des  Silbersalzes,  aufgeklärt  Laben. 

Die  Üramilsäure  bildet  mit  Kali,  Natron  und 
Ammoniak  krystallisirende  Salze.  Sic  fällt  nicht 
die  Salze  der  Erden  und  Metalloxyde ;  aber  darch 
doppelte  Zersetzung  entstebean  in  den  Salzen  von 
Baryt,  Kalk  und  Silber,  dicke,  weisse  Nieder- 
schlage ,  yon  denen  die  ton  Baryt  und  Kalk  in 
warmem,  so  wie  auch  in  grosseren  Mengen  kal- 
ten Wassers  löslich  sind.  Da  es  alle  Wahrsehein- 
lichkeit  hat,  dass  das,  bei  dem  Versuch  cur  Zer- 
setzung des  Uramils  durch  Kali,  oben  angeführte 
Kalksalz  üramilsäure  Kalkerde  ist,  so  baben  wir 
alle  Veranlassung  zu  vermuthen,  dass  das  Uramil 
auch  durch  Alkalien  in  Üramilsäure  Terwandelt 
werde ,  während  Ammoniak  gebildet  und  frei  wird. 

Liebig  und  Wöhler  erklären  die  Verwand- 


611 


long  der    Uramilsänre   in    dimorphes    Alloxautin 
auf  folgende  Weise :  ' 

Von  I  Doppelat,  üramil  =z8C+eN+10H+eö 

Gellt  ab  I  Doppelat.  Am- 

moniak    .     .     .     ,    =  2N+  Gfi 


bleibt  dann    =»C  +  4N+  4H+60 

Daza  kommen  4  Atome 

Walser   .     •     .     .    =  aiH+40 

Woraus  1  At.  Dialorsinre 

gebildet  wird  .    .    =8C+4N+lfiH+10O, 

nnd  ans  dieser  entstellt,   wie  bei  der  Behandlung 
des  dialnrsanren  Ammoniaks  gezeigt   worden   ist, 
das  dimorphe  AUoxantin.     Aber  hier  ist  ein  Reeh-^ 
nungsfehler  gemacht ,  denn ,  nach  den  im  Vorher-» 
gehenden  angeführten.  Versnehen,  in  welchen  das 
Alloxantin^vAmid  als  dialursanres  Ammoniak    be- 
trachtet wurde,  besteht  dieses  aus  IW-frC^N^HsOS 
nnd   da  das  Ammoniak  durch   eine  Säure  wegge- 
nom.men  wird,,  so  würde  die  ^ Dialnrsäure  so   er- 
halten   werden ,   wie  Ihre   Zusammensetzung  nun 
Angegeben  worden  ist,  oder  mitl  oder  2  Atomen 
Wassier  sieh  verbinden,  aber  in  keinem  Fall  nach 
der  Formel  des  AUoxantins  zusammengesetzt  sein. 
Dagegen  zeigt  sich  sowohl  hier,  wie  bei  der  Zer- 
setzung des  Alloxautin  -  Amids  durch  Säuren,  dass 
der  hervorgebrachte  Körper,    den  sie   dimorphes 
AUoxantin  nennen,   ans  C^N^H^^O^^  zusammen- 
gesetzt sein,   oder  bestehen  müsse  aus  2  Atomen 
des  Körpers,  welcher  durch'  Schwefelwasserstoff 
in    einer  kochenden  Lösung   von  Alloxautin  her- 
Torgebracht  werden  kann,   und  für  den  ich   den 
Namen  AUoxantan  vorgeschlagen  habe.     Eine  Ana- 
lyse  davon    wird   dies  '  ohne ,  Zweifel   bestätigen, 
zumal  ich  bereits  angeführt  habe,  dass  Lieb  ig 

40* 


612 

ond  Wob  1er  selbst  bemcrkeii,  dass  sie  dini  Was- 
serstoffgebalt ia  beiden  AlloxaatiBarteii  Terseblc- 
den  gefanden  bätten. 

8.  Alloxan  mit  essigsaurem  Bleioxyd»  Giesst 
man  eine  Alloxanlösang  tropfenweise  zu  einer 
koebenden  Lösung  von  essigsaurem  Bleioxyd ,  so 
bildet  sieb  ein  voluminöser  Niederscblag,  der  bei 
fortgesetztem  Koeben  zu  einem  scbweren^  feinen, 
krystalliniscben  PoWer  zusammensinkt«  Dieses 
Polyer  ist  ein  Bleioxydsalz  von  der  Sänre,  die 
durcb  Koeben  von  alloxansaoren  Salzen  gebildel 
wird^  nämlicb  A^t  Mesoxalsäure*  Hier  wird  ttko 
auf  ein  Mal  die  Verwandlung  des  AUoxnns  la 
AUoxansäure  und  dieser  wiedemn  in  Mesoxal- 
säure  und  Harnstoff  bewirkt.     . 

Wird  der  Niederscblag  ahAltrirl  und  das  Blei- 
oxyd aus  der  Flüssigkeit  mit  Sckwefelwasserstoff 
ausgefällt,   so  bekommt  ihan  daraus ,   nacb  Fillri- 
rang  und  Verdunstung,  krystallisirtcin  Harnstoff. 
MesoxAlsiure.        Wenn  das  mesoxalsaure  Bleioxyd  durcb  Sckwe- 
.  ^  felwasserstoff  zersetzt  wird ,   so  befindet  sieh   die 

SSure  in '  der  Flüssigkeit  gelöst ,  und  man  erhält 
sie  daraus  durcb  Verdunstung  krystallisirt«  Sie 
sebmeckt  sebr  sauer: 

Die  Analyse  des  Bleisalzes  gab: 

Gefunden    Atome     Bereclmet 

Koblenstoff      6,8fi0        6  6,000 

Wasserstoff     0,188        2  0>t79 

Sauerstoff      12,882        9        18,791 
Bleioxyd        80,776        4        80^430. 
Den  bier  gefundenen  Wasserstoff  betrachten 
sie  als  einem  in  dem,  Salz  zurückgebliebenen  Atom 
Wasser  angebörig,  so  dass  die  eigentlicbe  Zusam- 
mensetzung des  Salzes  ±=Pb^G^O^  sei  9   wonach 


613 


diese  Saure  ans  3  Atomen  KoblenfltoiF  und  4 
Atomen  Sauerstoff  besteht.  Daher  der  Name  Nes- 
oiuils'äure^  weil  sie  zwischen  dem  Koblenoxyd  und 

der  Kohlensäure  =£!«-(-•€  liegt.  Inzwischen  bemer- 
ken sie  9  d^ss  das  auf  diese  Weise  bereitete  Blei- 
salz Ton' Zersetzungsproducten  des  Harnstötfs  nur 
schwierig  frei  zu  erhalten  sei  y  und  dass  das  Blei- 
salz beim  Verbrennen  einen  ammoniahalischen 
Geruch  Terbreite.  Sie  vermüthen  eiiie  Einmi- 
schnng  Ton  cyanursaurem  Bleioxyd.  Man  be- 
hommt  davon  um  so  mehr^  je  weniger  voUständig 
die  Zersetzung  durch  Kochen  geschieht.    , 

•  Das  Barytsalz ,  welches  durch  Kochen  von  al- 
loxansaurer  Barylerde  dargestellt  wird,  bann  rei- 
ner erhalten  werden,  wenn  der  beim.  Kochen  ent* 
stehdnde  Niederschlag  abfiltrirt  wird;  denn  er  ist 
ein  Gemisch  von  alloxansaurer ,  mesoxalsäurer 
und  kohlensaurer  Baryterde*  Wird  dann  die  fil- 
trirte  Flüssigkeit  verdunstet,  so- schiesst  daraus 
reine  mesoxalsanre  Baryterde  an  in  Gestalt  einer 
gelben  blättrigen  Masse,  die  mit  Alkohol  gevi^a« 
sehen  und  rein  erhalten  werden  kann.  Dieses 
Salz  gibt  beim  Verbrennen  keinen  brenzliehen  oder 
ammoniakalischen  Geruch.  ,Es  enthält  55,86  bis 
56  Procent  Barylerde, .  was  mit  der  folgenden  .Be- 
rechnung übereinstimmt  s 

3  Atome  Kolilenstoff  13,15 
,4  —  Säuerstoff  33,54 
1  — '  Baryterde  56,33 
1     _      Wasser  6,63 

Hieraus  erkennt  man,  dass  das  Bleisalz  basisch 
gewesen  ist.     Die  Mesoxalsanre  besteht  dann  ans: 

Kohlenstoff    36,43» 
Sauerstoff      63,^1. 


614 

Ikr  Atomgcwklit  ist  629,314 ,  nod  sie  sHttig^t 
eine  Qiiaiititiit  Basis,  deren  Saoerstoff  y«.  tcmi 
den  der  Säure  beirigl.     Sie  entoleht  aus 

fi  Atomen  wasserliaUiger 

AUoxansäure   .     .    =8C+4N+8Hi+fOO 

Von  denen  1  Atom  Harn-. 

Stoff  abgeht      .     .    =2C+4N  +  8H^    20 

Wobei  2  Atome  Mesoxalr 

säure  übrig  bleiben  =6G  "4*    ^^* 

Von  den  Salzen  der  Mesoxalsäare  sind  nocli 
keine  genauer  untersucht  worden. 

Wird  die  Säure  mit  essigsaurem  Bl^ioxyd  ver- 
mischt,  so  fällt  neutrales  mesoxalsaures  Blelox^d 

nieder,  ^elcfacA  aqs  I*b  -{-C^O^^K  besteht,  gleich- 
wie das  BarytsaU.  Wenn  man  die  Mesqixalsäure 
mit  aalpetersaurem  Silberoxyd  vermischt  und  dar- 
auf Ammoniak  hinzusetzt ,  so  fällt  ein  gelbes  ba- 
sischeft  Salz  nieder,  -welches  beim  gelinden  Er- 
wärmen mit  der. Flüssigkeit,  unter  heftigem  Auf- 
brausen von  Tfeggehendem  Kohlensäuregas,  me- 
tallisches Silber  zurücklässt.      Das   Salz,  besteht 

nemlieh  aus  Ag'-|^C^O^.,  der  Sauerstoff  der  Ba- 
sis tritt  an  die  Mesoxalsanre  und  bildet  damit  ge- 
rade auf  Kohlensäure.     . 

Mischt  man.  eine  Lösung  Ton  essigsaurem.  Blei- 
oxyd allmälig  .zu  einer,  kochenden  Lösung  you 
AUoxan,  so  wird  die  Flüssigkeit  roth  und  es  ent- 
steht ein  geringer  krystallinischer ,  rosenrother 
Niederschlag,  der,  dureh  Sehwefelwassefstoff zer- 
setzt, AUoxantin  und  Oxalsäure  als  Best^dtheile 
zu  erkennen  gibt. 

Zersettunggprodueie  von  Alloxantin  und  AU 
loxan  zusammen  durch  Behandlung  Unit  Ammo* 
niah.      Wird   AUoxantin   in    kochendem   Wasser 


615 


äufgaiöst^^ mit  Ammoniak  Yisrsetast,   so  lange  ge* 

kodft,  bis  die  rosenrothe  Farbe ,  die  die  Fliissig- 

keit  beim   Znifaischen   des   Ammoniaks    annimmt, 

inirleder  iperschwnnden  ist ,  and  j  so  bald  die  Tem-^ 

peratur  bis  anf  -f-7^'  gesanken  ist,  mit  einer  et- 

vräs   erwärmten  AUoxanlösnng  versetzt,   so  färbt 

jeder   hineinlallende  Tropfen   die  Flüssigkeit  tief 

]iav|iurroth  %o   dass   sie  am  Eade   ganz  undurch- 

siclitig  wird ,  worauf  aus  derselben  beim  Erkalten 

purpuraanres   Ammoniak    In    kleinen   glänzenden 

Krystallenr  ansebiesst,   die   im   zurückgeworfenen 

Liebt  grütt?    und  ,  im  durcbßillenden   Lieht  roth 

sind.     Bisweilen  miseht  sich  ein  wenig  röthlicfaes 

tJramil  bei ,    wdclies    man   mit  ein  wenig  kaltem 

Ammoniak' wegwasehen  kann.    Man  bekömmt  viel 

iveniger   von   diesen'  Kr jrstallen ,    als   dem   ange^ 

ivandten'  Alloxantin   und  Alloxan  entspriefat;    ein 

Beweis,    dass   gleichzeitig   auch   andere  Producte 

gebildet  werden  uild  in  der  Lösung  bleiben« 

Der  rothe  oder  grüne  Körper  ist  nach  Lie- 
big? 8  and  Wöhler'6  Anskht  kein  Ammoiiiak- 
salz ,  er  kann  also  den  Namen'  pufpuirskures  Am- 
moniak nicht  behalten^  sie  haben  ihn  imVer  Stur- 
exid*)  (von  Murex,  PnrpiirSchnecke)  genannt. 

Hierbei  scheint  es  die  :  vorgehende  Verwand- 
lung des  AlloiLantins  in  Uniinil  dilveh  Ammoniak 
zu  sein,  welche  die  Bildüngf  des  Mut^TLids  ver- 
anlasst,  denn  wenn  Uramtl   direet^  in  Ammoniak 


'\ 


*)  Die  Endigung  idy  gleich  •  mit  der  Endigung  Oxyd, 
Chlorid,  Sulfid,  dürfte  za  tadeln  sein^  ia  sp  ^eirn  sie  notk- 
-wendig  an  eine  Verbindung  mit'  eineih  elektronegativen 
Körper  erinnert;  Murexin  wäre  dem  angeniniimen<in  6e- 
brauch  entsprechender  gewesen..      '    <'    ' 


61« 


anfgelösl  ^nd  mit  019er  AU^xAnloimig  ▼eroMsebt 
wird,  00  bekommt  man  ancli  das  Murexid.  Aus 
einer  Lösnng  toh  Uvamil  in  .Ammoniak  kann  aiicb 
obqe  Zusatx  TonAUosan.  dprch  den  gemetnadbaft- 
lielien  .Eii)flu««  ytm..  Luft  nad  Wibrme  daa  Mor- 
eud  heryorgebraeht  werden ,  abcjr  ea  bildet  «ick 
nicht,  wenn  die  Luft  abgehalten  wird« 

Das  Uramii  allein  ,  mit  Wasser  gekoebt,  wäh- 
rend man  kleine  Portionen  von  Silber.-  ^ar  Qaeck- 
silber-Oxyd  zusetzt,  gibt  eine  purparfarbene  Flüs- 
sigkeit, aus  der  Murexid  beim  Erkalten  ansebiessf, 
das  Metall  wird  ohne  alle  Gasentwickelung  ifedo- 
cirt  und  das  Murexid  Tollkommea.  rein  .erhallen. 
Von  gleichen  Theilen  Ui^amil  und  Qnechsilber- 
oxyd,  Termiseht  mit  24  bis  30  Tbeilai  Wasser 
und  einigen  Tropfen  Ammoniak  und  einige  Minu- 
ten lang  gekocht,  bekommt  man  eine  undurch- 
sichtige, tief  purpurrothe  Flüssigkeit,  die,  koebend 
filtrlrt,  Krystalle  von  Murexid  in  Menge  gibt 
Kommt  aber  mehr  Metalloxyd  hinzu ,  als  zur  Bil- 
dung d^s  Mui^exids  nöthig  ist ,  so  wird  es  wieder 
zerstört,,  die. Farbe  versehwindet  und  die  Flüssig^ 
keit  entimlit  ein  Salz  ai|%elöst,  welches,  nach  sei- 
nem Verhalten  zu  Baryteidehydrat  nnd  Silbersal« 
zeu ,  alloxansaures  Ammoniak  zu  sein  scheint. 

Im  Allgemeinen  seheint  das  Murexid  ein  Zer- 
setzuugspi^uct  der, meisten  Im  Yorhergebenden 
angeführten  Stoffe  zu  sein>  und  mit  grosser  Leich- 
tigkeit bei  mehreren  Gelegenheiten  gebildet  zu 
werden ,  woraus  sich  die  Eigenschaft  dieser  Stoffe/ 
bei  sehr  unbedeutfihden  Veranlassungen ,  z.  B. 
Trocknen  bei  -{p lOO!^, . roth  zu  werden,  zu  grün- 
den scheint. 

Nachdem  wir  nun  gesehen  haben,  welche  Zer- 


J 


1*  --      ^ 


6i7 


setznngsprodiicte  der  Harnsäure  es  Kindh^  die  das 
Murexid  liefern,  kommen  wir  an  seiner  dlreoten 
Henrorbridgung  ans  flarnsSure,  die  bereits-  bei 
der  Darstellang  der  allgemeinen  Zc^rsetzungd-Ver^ 
hältnisse  der  Harnsäure  dur^h  T^rdiiinte  Salpetto* 
sänre  bemerkt  worden  ist*  Dies  ist  jedoeh  eine 
Operation,  die  man  nickt  iinminr  in. seiner  Ge- 
walt hat«  Bald  bekomnit  maii  sehr  viel  Murexid, 
bald  nur  sehr  unbedeutend,  was  zum  Tfaeil  auf 
der  Stärke  der  angewandten  Sähre  und  vor  AI« 
lern  auf  der  Temperatur  beruht«  .  Liebig  und 
W  ö  h  1  er  glückte  es  am  besten  auf  folgende  Weise: 
1  Theii  Harnsäure  *wird  in  einer  Porcellansehale 
mit  32  Theilen  Wasser  übergosseii  und  damttizum 
Kochen  gebracht.  Dann  setzt  man  in  kleiben 
Portionen  Salpetersäure  Ton  1,425  speciL  Gewidhf, 
die  vorher  mit  ihrer  doppelten'  Gewichlsmenge 
Wasser  verdünnt  worden  ist,  so  binzu^^dass.  nicht 
eher  eine  neue  Portion  hinzukommt,  als  bis  das 
Aufbrausen  der  vorhergehenden  Portion,  haebgi^ 
lassen  hat,  und  hört  mit  dem  Zusetzen  aal,  ehe 
noch  die  ganze  Quantität  viin .  Harnsäure  aii^e- 
löst  ist.  Darauf  wird  die  Flüss^keit  äufgekbcht, 
von  dem  Ungelösten  abfiltrirt,  nnd  In  gelinde 
Wärme  verdunstet,  wobei  immer  eine  schwache 
Gasentwickelung  stattfindet.  Wenn  die-.Flüsstgi- 
keit  sich  zu  färben  aiifang^  und  eine  .zwiebebothe 
Farbe  bekommen  hat,  nimmt  !nian'  sie  aus.  dte 
Wasserbade  und  vermischt  sie,  wenn  ihre  Tcni^ 
peratnr  auf  «-(-  70^  gesunken  ist^  mit  kaustiechem^ 
vorher.mit  Wusf^er  iKe^dänutem  Ammoomhy*  was 
jedoeh  nicht  in  grösserer' Meng^  zugesetzt -.wit*d, 
aU  dsss  die  Flüssigkeit  einen  lio  .sekwachen  -Gcp 
ruch  davon  bekommt^  dass  er  eben  binreiokt,  ui^ 


618 


bemerkt  ta  werden.  .Ein  Ceberachuss  tor  Ad- 
moniek  seniärt  des  Mnrexid,  Ebenso  wird  es 
aaeh  nicbt  bei  einer  Tenperatar  aber  -|»70^  ^ 
bei  einer  viel  niedrigeren  Teniperetar  gebildeL 
let  die  Temperainr  dareb -Zamischnng  ?on  Am* 
noniak  zu  sehr  erniedrigt,  so  kann  man  ein  glei- 
ebes  Yolnm  kochendes  Wa,sser  sumischea.  D!c< 
bann  den  Yordieil  berbeifnhren>  dass  das  Mor 
exid  ans  der  scbwäcberen  nnd  langsamer  erhlten* 
den  Flüssigkeit  langsamer  nnd  in  grösseren  obJ 
regelma^sigeren-  Krystallen  anadiiesst.  Mebeu  Jen 
Murexid  fallt  nnn  aneb  Pnlyer  von  rötblicien 
Uranitl;  nieder,  wddies  mit  kaltem,  ▼erdönn^'^ 
Ammoniak  weggewasehen  wird.  Ein  ZomU  toi 
kobledsanrera  Ammoniak  an  der  MntteriaUge  toi 
dem!  Murexid  veranlasst  eine  Tollkommeaere  Aus- 
•cbeidnng  desselben. 

Das  Murexid  hat  (bigende  Eigensehafteu :  Seine 
Krystalle  sind  kleine,  selten  3-4  Linien  lao;«^) 
Tierseitige  Prismen,  an  denen  2Fiäehen,  Witi^^ 
Flägebkeken  der  Goldkäfer,  meUHisck  grooes 
JLi^bt  teftectircn,  während  die  beiden  anderen 
ftkhen  eine  Einmischung  Von  Braun  zeigen,  h 
Dbrcbeehen  eind  ale  granatrotb.  Sie  liefern  ein 
röthes  Pulver ,  welebes  unter  dem  Polirstein  ei- 
nen griinen  Metallglanz  bekommt.  Der  Gescbn^cl^ 
den  Murexids  ist  niobt  angegeben  worden.  |^ 
ist  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  welches  J^ 
4lotth'  eine  Purpurfarbe  davon  annimmt.  ^^^ 
kochendem  Wasser  'wird  es  in  grosserer  Meog^ 
«tt%ej[ä8«,  so  dass  es*  beim  Erkalten  daraus  ««' 
sehiesst«  Von  Alkohol  und  Aetber  mtA  ^  S*' 
nicht  anfgfdiat.  Eine  gesüttigte  Losung  von  koh- 
lensaurem Ammoniak'  in  Wasser  Airbt  sich  irepig 


619 

■ . 

claton  vad  kann  dalier  sum  AiigfiiUeii  und  A<l$f 
waschen  des  Murexids  mit  .Vovtheil  angewandt 
werden«*  Von  kaustischem  Kali  wird  es. mit  0iaer 
ausgezeichnet  schönen  blauen  Yarhe  auFgelösIL 
Von  Säuren  wird  es  zersetzt  auf  die  weiter  un« 
ten  angegebene  Art. 

Es  wurde  zusammengesetzt  gefunden  aus  ^ 

Gefanden  Atome         Berechnet 

Kohlenstoff  34,093  6  12  34,2Cr     ' 

Stickstoff  38,813  5  10  33,06 

Wasserstoff  3,000  6  12          2,79 

Sauerstoff  30,094  4  8  29,89. 

Nicht  weniger  als  5  verschiedene  Analysen  bär 
ben  so  übereinstimmende  Resultate  ergeben  ^  dass^ 
man  die  relative  Anzahl  yoq  Atonien  seiner  Elc;? 
mente  als  erwiesen  betrachten  bann.  Aber  mit 
Sicherheit  die  wahre  rationelle  Formel  seiner  Zu- 
sammensetzung zu  geben  9  ist  unmöglich*  Ist  es 
ein  Oxyd  mit  einem  temären  Radicat?  Dann  ist 
es   wahrscheinlich   ein  Hydrat  von   diesem   Oxyd 

=::(C6N^H^-f-30)  +  ]ft.     Ist  es  ein  Ammoniahsalz? 

Dann  würde  es  bestehen  aus  |i»I^  +  C^2]^(«H^0?^. 
Aber*  durch  Säuren  oder  Alkalien  bann  daraus  kein« 
Säure  der  Art  erbalten  werden.  Ist  es  ein  Amid? 
Als  ein  solches  wird  es  von  Liebig  und  Wöhler 
betrachtet.  In  diesem  Fall  sollten  Säuren  j  wenA 
sie  damit  *  behandelt  werden  y  daraus  Ammoniak 
ausziehen,  und  einen  Körper  =G^N3H2-4-50 
abscheiden.  Es  verhält  sich  in  diesem  Fall  in  so 
fern .  den  Amiden  gleich ,  dass  sowohl  Säuren  wie 
Alkalien  daraiis  Ammoniak  entwickeln,  aber  es 
bat  nicht  nur  der  Körper,  welcher  dann  abge- 
wird  ^Prout^s  Purpursänre)  eine  andere 


620 


Zatammensefzong,  sondern  es  entstehen  dabei 
Eügleieh  noch  mehrere  andere  Klirper^  als  Am- 
moniak nnd  Parpnrsaore.  Dies  könnte  yrokl  so 
e'rklXrl  werden,  dass  der  problematiselie  Körper 
C^N'H^O^  bei  seiner  Abseheidnng  in  andere  zer- 
setzt werde  ^  aber  dieselbe  Erklärung  laast  sick 
noch  einfacher  auf  das  Murexid  anwenden  ,  wenn 
man  es  als  das  Hydrat  eines  Oxyds  mit  temarem 
Radical  betrachtet,  so  dass  es,  gleichwie  alle  obes 
erwähnten  Körper,  durch  Säuren  und  Alkalien 
in  mehrere  Undere  Körper  zersetzt  wird ,  unter 
denen  Ammoniah  eins  der  Zersetzungsproduele 
ist.  Wir  haben  also  noch  keinen  Ausgangspunkt, 
iim  eine  wahrscheinliche  Ansicht  über  seine  Zo- 
'sämmensetzungsart  aufzustellen.  Yielleiclit  gibt 
es  noch  eine  andere  Alternative  ^  dass  es  näm- 
lich aus  2  organischen  Oxyden  besteht  ^  die  mit 
einander  chemisch  Terbuuden  sind,  und  von  wel- 
chen Tielleicht  noch  keins  bekannt  ist. 

« 

Zersetzung  des  Murexids  durch  Säuren  und 
Alkalien,  Wird  Murexid  in  einer  Lösung  tou 
Kalihydrat  aufgelöst  und  gekocht,  bis  die  blaue 
Farbe  verschwunden  ist,  so  fällt  bei  der  Sättigung 
des  Kali's  mit  Säuren  Prout's  Purpursäuiee  nie- 
der* Bei  dem  Kochen  entwickelt  sich  Ammoniak. 
<  Wird  Murexid  in  kochendem  Wasser  aufge- 
löst und  mit  verdünnter  Schwefelsäure  oder  Salz* 
Bäure  vermischt,  so  fällt  ebenfalls  derselbe  Kör- 
per nieder. 

t  Dieser  Körper  besitzt,  ausser  seiner  Löslich- 
keit in  Alkali  und  auch  Ammoniak,  keine  eigent- 
lichen Eigenschaften  einer  Säure,  und  gibt  mit 
Alkalien  keine  der  Nfßutralität  fähige  Veribindan- 
gen.     Aus  diesem  Grunde  hat  er  einen  anderen 


621 


Namen   erkalten  ^   nSmlicIi    Murexmny    abgeleitet 
ron  dem  Tovliergelieiiden, 

Er  ffiUt  iti  röthliclien,  weissgelben-oder  weissen  ^ 
perlimiHergli&ttzeiiden  Sehoiipen  nieder  ^  die,  um 
sie  TöUig  farbenios  zn  erhaltfo^  iiocb  ein.  Mal  in 
kanstisdiem  Kali  aufgelöst  und  daraus  wieder  aus- 
gefällt werden.  Dann  .erbült'  man  das;liffiri$i^a^ 
in  GestiJt  eines  weissen^  locJr^isn  Pnlvers^'^itel« 
ehes'  von  seidegläuzenden  j  microseopi^chen  Kry* 
stallen  ausgema^ät  wird*  Es  ist  unlöslich  in  lyas« 
sei^  «nd  verdünnten  ^aufsen^  aber  unverändert  lö*s- 
licb  in  concentrirter  Sfcbwefelsäiire,  aus  der  es 
durch  W^ksser .  gefallt  wird*  ,  E^,  besteht  aus : 

,       '  6«f«iid6a 

KohlenstoiF  33,614 

Stiekstoiff  fi5,7Sa 

Wasserstoff  SyTli 

Sanerstsiff  3^,953 

Atomgewicht  =1362,60.  Es  kann  entweder 
als  2C5N2H++50  oder  als  (C6N*H6+ 40)41» 
betrachtet  werden. 

Die  Körper,  welche'  neben  Ammoniak  und 
Murexan  gebildet  werden,  sind  nach  Liebig's 
und  Wöhler's  Versuchen  AUoxan^  AUoxantia 
und  Harnstoff.  Sie  berechnen  danach,  dass  von 
4  Atomen  Murexid  und  11  Atomen  Wasser,  :=S4C 
+  a0N+46H+27O,  entstehen: 

2  Atome  AUoxan       =  SC-f  4N+  BH-flOO 

2  Atome  Alloxantin   =  8C-{-  4N+10H-f.lOO 

1  Atom  Harnstoff       =  2C4*  4N+  8h4-  20 

1  Atom  Murexan        =  6C-f  4N-f  QH-j- .  50 

2  Doppelat  Ammonuik=  4N  -f-  12H 


AtM. 

Bcreekiet 

6 

33,«4 

4 

85,97 

a 

3,66 

5 

36,73. 

= 84C + 90N -)t  46H  +  270. 


622 

Nach  dieser  B^rechnong  nrasB  ans  4  Tlieil«n 
Murexid  ein  wenig  mehr  als  1  ThetlMorexMi  er- 
halten werden,  w^a  anch  dadurch  bestäligt  so 
werden  scheint,  dass  aie  von  8,01TheU  ttfocknea 
Murexid  2,46  Thrile  Murexan  erhieken,  aber 
in  einem  anderen  Versuche  gaben  6,7  Theile  Mnr* 
exid  3,15  Theife  Mnrexan ,  was  fast  dof^elt  so 
▼iet  ist,  als  nach  dieaor  Befeehnnng  erhaUeii  wer- 
den durfte. 

Was  Proust  Veranlassung  gab,  das  Mnrcxid 
als  ein  Salz  Ton'Mu'rexsto  und  Ammoniak  zs  be- 
trachten ,  war  einerseits  die  Zersetaung  deaselhea 
in.  diese  durch  Sänrien,  anderseits  iMe  Wiederhil- 
dung  desselben  ans  diesen^  hierzu  ist  jedoch  der 
Zutritt  der  Luft  errorderlleh* 

Wird  das  Murexan  in  Abiinoniah  aufgelöst,  so 
bekommt  man  eine  farblose'  Flisäigheit,  die  in 
der  Luft  allm&lig  von  oben  nach  unten  roth  wird, 
und  unterstuta^  Bian  dieses  durch  Verdunstnng  in 
gelinder  Wärme ,  so  schiesst  Murexid  daraus  an, 
dessen  Bildung  aus  Folgendem  zu  ersehen  ist: 

i  Atome  Murexan      =  lilC  +  8N  +  16H  -f- 100 
i  Doppelat  Ammoniak  =  SN-j-   6H 

SauerstolFausderLuftTz  30 

=:;i2C4-i0N+aaH+f3O. 

bilden: 
S  Atome  Murexid       =lfiC-f>10N-f  I2H+   80 
5  Atome  Wasser      ^  lOH  -f-   50 

"^iSC  +  ION  +  22H  + 130. 

Stellt  man  den  eben  angeführten  Versuch  mit 
einer  so  Tcrdunnten  Flüssigkeit  an,  dass  die  Oxy- 
dirung  der  darin  aufgelösten  Stoffe,  welche  ziem- 
lich rasch  yor  sich  geht,  diesen  Punkt  überschrei- 


ft23 


M ,  «d*  TfeMtlivrihdel  die'  Farbe ,  tiitd  das  -fiiidre- 
suUat  'Wird)  dass  die  Fiiibsigkett  oxalarsaures  Am'' 
moniak  enlhält^  desse«  Entkefcling  leiclit  daraus 
erklirlieh  iat^^daiss'i  Atom- More^an  durch  ¥er« 
lust  y4>ii,  8,A)o«6iea  Vfä^t^Hi^V  Und  Anfiialtfaie 
voll  2  Atomen  .'Sauerstoff  1  Atom  Oxalursänre 
bildet^  .uras  .Tdra^Aselzi 9- dass  auf  2  Atome  M«rw 
exan  3  Atoipe . Sauerstoff  ab«orbirt  werden,  um 
Murexid  zu, bildeil.,  und  6  Atome»  um  Oxa* 
lursäure  zu  .bUilen.  In  dem  ersteren  Fall .  gebt 
der  Stickstoff  des  Aiumpniaks  init  in  die  YerbU^^ 
düng,  in  .dem  letzteren  dagegen  wird  daTon  wie^ 
der  Ammoniak  fi:ebildet. 

Ein  vorzüglich  bemerkenswerther  Versuch^  der 
hiermit  in  nahem  Zusammenhange  zu  stehen  scheint, 
ist  folgender:  Wird  Uramil  in  mit  vielem  Was- 
ser verdünntem  Kalihydrat  aufgelöst  und  erhitzt, 
bis  dieses  völlig  mit  Uramil  gesättigt  ist,.so  bekommt 
man  eine  schwach  gelbliche  Flüssigkeit,  die  fast 
noch  schneller,  als  eine  Indigkttpe,  Sauerstoff  aus 
der  Luft  aufnimmt,  und  nach  12  bis  24  Stundeif 
dunkelgrüne,  metallisch  glanzende  Prismen  ab« 
setzt,  die  dem  Murexid  ausnehmend  ähnlich  sind. 
Diese  Kristalle  enthalten  Kali  und  sind  härter  und 
durchsichtiger,  als  Murexid.  Die  Mutterlauge  ist 
neutral  und  enthält  entweder  mesoxalsaures  oder 
allöxansäures  Kalil  Diese  höchst  merkwürdige 
Verbindung  ist  niekt  genauer  ontersnckt  worden.' 
Es  ist  jedoch  klar ,  dass  sie  den  Schlüssel  für  die 
Ansieht  von  der  richtigen  Zusammensetzungsart 
des  Murexids  'gibt,  Sie  spricht  für  die  Ansicht, 
dass  das  Murexid  wirkjiidi  ^in  Ammoniaksalz  von 
einer  reihen  Säure  ist,  die  mit  Leichtigkeit  zer- 
stört vrird,  wenn  man  versucht,  sie  abzuscheiden, 


624 

and  dms^  dasliMr  enriUitit«;KdK«iüii&  dicactte  Säure, 
aaf  iadireeletn  Weg48>  bertorg^brabbt^ .  entliält. 
Wen»  daslUraqpäbiit'^t  V?«kli«d?  dtttcb  Sättigung 
etneft  tfeb^' verdünnten  KaKbjdeatel  mit .'üfainil  er- 
balten Vird ,  =  iC*f.SG^N^HH»»  i«t ,'  80  entste 
ben  ans  2  Atomen  ron  diesem  Sal»,  imter  Ab- 
sorption voll  6  Alomen  Sauerstoffy  l'Ato»  ailöxin- 

sanres  Kali,  1  Alom  Ä-fC^NioH^O^  und  7 
Atome  Wasser,  oder ^4  Atoihte' iEJ^mil  bilden  I 
Atoin  Alloxansaure ,  1  Atom  der '  rpUken  Säore 
tiitd''7 'Atoiiie  Wasser,  deäfi:- 
l'kioUi  AUoxanSSare  =  '4e+  21^ -f-.  2B+  40 
1  Atom  rothe  Saure  ^ISt^-iON-f-  4B-f  70 

7  Ald'me  Wasser      _= _üEil- 

'    '  =:16C  +  t2N+20H+18Ö; 

BaTon  gehen  ab  o  At. 

Saaerstoff  .     .     ==  60 

bleibe«  4  At.  Uratuil  =16C4-l2N-|-aOH+iüO 

y^ir  dürfen  ^Iso  boffea,  dass  diese  Untersa- 
ebnng  Ton  den  ansgezeicbneten  Cbemikero,  i^^ 
d^ese^yerbindung  eiijbleebt  haben,  bald  aasgeßkrt 
^erde. 

Job  babe  nun  .den  bewundernswürdig  <eieli^° 
S^hatx  Ton  Thatfliaehen  dargelegt^  .welche  in  die- 
ser ausgezeichneten  Arbeit,  die  dessen  ungeachtet 
bei  Weitem  noch  nicht  vollendet  genannt  frerden 
bann,  und  von  der  wir  mit  gespannter  Aufmerk- 
samkeit die  venprocbene  Forlsetzung  emarteo, 
enthalten  sind.  £9  bleibt  mir  noch  übrige  »oiS' 
Wotte  über  die  Art,  naefa  welcher  Liebig  u»«' 
Wo  hier  die  Zusammensetzung  eines  theib  die- 
ser Körper  betrachten  ,  zu  sagen.  Ich  babe  ß»« 
im  Vorhergehenden   von   dem  Gesiehtspnnkte  ot- 


625 


ganisclier  Oxyde  mit  ternären  Radicalen  dargestellt^ 
um  gleich  yon'Vorae  herein  die  Anwendiitig  ei- 
ner Ansieht  za  begründen ,  die  n^eh  metner  Mei- 
nung allen  anderen  Torgezogen  zu  werden  ver- 
dient ,  wenn  sie  auch  in  verschiedenen  Fällen  mit 
demselben  Fehler  behaftet  sein  kaon,  Wie  wenn 
man,  bei  der  Betrachtung  der  Verbindungen  des 
Aethyloxyds  mit  Pflanzensäuren ,  das  für  das  Oxyd 
Ton  einem  einzigen  Radical  genommen  hätte,  was 
eigentlich  die  Verbindung  der  Oxyde  von  2  Ra- 
dicalen ist.  Aber  man  darf  nicht  übersehen,  dass 
die  Anwendung  richtiger  Ansichten  partielle  Irr- 
thümer  veranlassen  kann ,  und  doch  heinesweges 
aus  diesem  Grunde  verdienen,  dass  Ihnen  andere 
vorgezogen  werden  wo  solche  partielle  Unricb- 
tigheiten  aus  dem  Grunde  nicht  zu  befurchten  sind, 
weil  die  Grnndansicht  selbst  eine  künstliche  ist, 
und  also  alle  Resultate,  2u  denen  sie  fuhren, 
willkührliche  stnd. 

Ich  habe  im '  Vorherge)ienden ,  S.  562,  ange- 
führt, dass  Liebig  und  Wohl  er  die  Harnsäure 
als  eine  Verbindung  von  Harnstoff  und  einem  aus 
C^N^O^  bestehenden  Körper  betrachten.  Diesen 
Körper  nennen  sie  Vril  und  betrachten  ihn  als 
eine  Grundverbindung,  mit  welcher  die  Zer- 
setzungen geschehen ,  während  die  damit  verbun- 
denen Körper  abgeschieden  werden.  Nach  dieser 
Ansicht  ist ,  wenn  U  =  C^N^O^ : 

Alloxan  =U  +  20  -f4K 

Alloxanttn  =^4-  O    -f  5ä 

AIloxantinlAmid  =U-f  »H^-f-ili 
üramil  .  .  .  =IJ+ÄB5  +  2H 
Thionursäure        =:U'fN|{5^8{l^20-f  2S. 

Berzelius  Jabres-Bericht  XYIII.  41 


/ 


626 

I 

Auf  den  Grnnd  dieser  Ansicht  ist  die  Atom- 
zahl  der  meisten  von  ihnen  analysirlen  Körper 
verdoppelt  worden,  so  dass  die  Säuren  als  mit 
2  Atomen  Basis  neutrale  Salze  gebend  betracbtet 
werden ,  anstatt  dass  gerade  dieser  GmsUnd  den 
Verdacht  der  Unrichtigkeit  einer  Ansicht  bätte 
veranlassen  müssen,  welche  zu  Verhältnissen  rührt, 
die  sich  wesentlich  abweichend  zeigen  von  den 
gewöhnlichen  chemischen  Proportionen. 
Fraclitwasser  Voigt*)  liat  das  Fruchtwasser  von  zwei  wäkrenJ 
rauen.  j^^  Schwangerschaft  verstorbenen  Frauen  ollte^ 
sucht.  Das  eine  (1)  war  von  einer  lOjälirlgett 
im  vierten  .Monate  schwangeren,  starken  Frau, 
die  an  Pneumonie  starb;  es  war  klar  und  dnreh' 
sichtig,  geruchlos,  fade  und  etwas  salzig  sebne- 
ckend,  völlig  neutral,  von  1,0182  specif.  Gewicht, 
und  beim  Schütteln  stark  schänmend.  BeimKocben 
coagulirte  es ,  was  durch  Zusatz  von  Essigsaure 
vermieden  werden  konnte.  Durch  Queclssili)«^ 
ehlorid  und  neutrales  essigsaures  Blei  wurde  es 
stark,  und  durch  Barytsalze,  Kalkwasser  und  oxal- 
saures  Ammoniak  schwach  gefällt. 

Das  andere  (2)  war  von  einer  cachectischen, 
im  6ten  Monate  schwangeren  Frau.  Es  war  trübe, 
gelblich ,  von  1,0092  specif.  Gewicht ,  durch  fil- 
tration  nicht  klar  werdend,  durch  Kochen  dick 
und  schleimig  werdend,  ohne  ein  Coagulum «"' 
zusetzen.  Die  ■  Reaetiräen  waren  im  Uebrige» 
denen   des   vorhergehenden   gleich.      Die  Analj- 

sen  ergaben: 

1  ^ 

Wasser    ........    979,45    990,29 


•)  MüUeY^s  Archiv  der  Physiologie,  IS^T,  I,  69- 


657 

Alkobolextract  (Tliierstoff  mit  milcli- 

saurem  Natron 3,69    0,34 

Kochsalz 5,95    2,40 

Albumin 10,77    6,67 

Schvrefelsaares  Alisali  und  pliosplior- 

saure  Kalkerde  (Verlust  eingerecbnet)  0,14  0,37* 
Dieses  Resultat  weicbt  sehr  ton  dem  von 
Fromberz  unlängst  mitgetheilten  abj  aber  seine 
Analyse  wurde  mit  solebem  Fruchtwasser  ange- 
stellt ,  wie  es  bei  der  Geburt  und  dem  Springen 
der  Eihäute  ausgeflossen  war,  was  anzudeuten 
scheint,  dass  diese  Flüssigkeit  bei  dem  zunehmen- 
den Alter  der  Frucht  verändert  wird. 

Donne^)  hat   bemerkt,    dass   die  frisch  ge- Milch. 
nommene  Milch  von  einer  Frau,  Kuh,  Eselin  nnd 
Ziege   immer  alkalisch   ist«     Ich   habe   gefunden, 
dass  die  Kuhmilch  Laekmuspapier  röthet. 

Bley**)  hat   einige  Versuche  mit  dc^m  Käse-  Käsegifi. 
gift  und   Metwnrstgift  angestellt.      Ich   weise  auf 
seine  Abhandlung  hin ,  die  zu  keiner  eigentlichen 
Kenntniss    über    das,    was   das  eigentlich   giftige 
darin  ist,  führt. 

Bekanntlich"  bereiten    einige   asiatische  Volks-  MilcKzncIser, 
Stämme  spirituöse  Getränke  aus  Pferde-  und  Esels-  -^eioicakrunF. 
milch.       Hess***)  hat   zu  zeigen   gesucht,    dass. 
auch  die  Kuhmilch  diese  Eigenschaß  besitzt,    in 
Gährnng   überzugehen,    unter  Entwickelung  von 
Kolilensäuregas  nnd  Hervorbringung  von  Alkohol, 
welchen  er  abdestillirte ,  reinigte  und   analysirle, 
und  dessen  Zusammensetzung  er  mit  der  des  ge- 


*)  Journ.  de  Cb.  Med.  Ue  Ser.  III,  446. 
*•)  Brande 8*8  Archir  der  Plinrinacie ,  X,  %72. 
•••)  Pogg;end.  Ann.  XXXI,  194. 

41* 


628 


i;?öbiilichen  Weinalkohols  Tollkommen  überein- 
stimmend fand.  Dabei  ist  es  der  Milchzucker,  yntl- 
cber  die  Gäbrang  erleidet,  und  Milch,  in  der 
man  Milchzucker  aufgelöst  bat,  liefert  mehr  Al- 
kohol, als  Milch  ohne  diesen  Znsatz.  Um  Mild 
in  Gährnng  zu  bringen ,  bedarf  es  keiner  Hefe, 
die  Milch  gerath  in  Gährnng,  wenn  die  Tempera- 
tur nur  nicht  zu  niedrig  ist« 

Diese  Angaben  yerdienen  Aufmerksamkeit 
Es  ist  bekannt,  dass  eine  Lösung  you  Milchzucker 
in  Wasser  durch  zugemischte  Hefe  nicht  in  Gafi- 
rung  kommt,  dass  er  aber  mit  Schwefelsäore  m 
Traubenzucker  verwandelt  werden  kann,  nad  dann 
der  Gährnng  fähig  ist.  Man  könnte  dann  fragen: 
gibt  es  einen  anderen  Körper,  welcher  das  Fer- 
ment für  den  Milchzucker  ist,  oder  wird  der 
Milchzucker  durch  den  Einflnss  der  übrigen  Be- 
standtbeile  der  Milch  erst  In  Traubenzucker  um- 
gewandelt? 

Ich  bin  weit  entfernt,  die  Richtigkeit  der  eben 
mitgetfaeilten  Beobachtung  bestreiten  zu  wrollen; 
aber  Ich  halte  bestimmtere  Nacfaweisungen  der 
Umstände  für  nöthig,  unter  welchen  die  Gährnng 
stattfindet,  bevor  sie  völUges  Vertrauen  verdienen 
kann.  In  den  Ländern,  wo  man  Im  Sommer  ge- 
ronnene Milch  als  gewöhnliches  Pfahrnngsmittel 
gebraucht,  werden  jeden  Sommer  viele  Millionen 
Portionen  von  Milch  6,  8  bis  10  Tage  lang  in 
Gelassen  von  Holz,  Steingut  oder  Glas  zum  Ge- 
rinnen stehen  ^gelassen ,  und  niemals  hat  die  all- 
gemeine Erfahrung  darin  eine  Luftblase  bemerkt^ 
wodurch  stets  die  dichte,  obenauf  liegende  Sehicht 
von  Rahm  erhoben  werden  miisste.  Die  Gährnng 
der  Kuhmilch    ist  also  ein  wenigstens  höchst  nn- 


629 

gewöhiiliclies  Phlhioii|||ki,  und  die  Umstände,  durch 
welche  sie  bedingt  wird,  treffen  folglich  höchst 
selten  ein.  Welche  hönnen  wohl  diese  Umstände 
sein?  Ist  dazu  eine  höhere  Temperatur  erforder- 
lich,  als  die  Luft  während  den  wärmsten  Som- 
mermonaten hat? 

Schön  lein*)  heobachtete^  dass  die  von  Ty-  Krankheiu- 
phuskranhen  durch  den  Mastdarm  •"sg«'««'^*«" '^g^lle^i^^ 
Fäces  kleine  microscopische  Krystalle  enthielten,  Fftces. 
die  er,  da  sie  vorher  nicht  bemerkt  worden  wa- 
ren, characteristisch  für  diese  Krankheit  hielt, 
und  nach  ihm  phosphorsaure  und  schwefelsaure 
Kalkerde  enthalten.  Erlüge  hat  seitdem  den  Koth 
von  gesunden  Menschen  und  yerschiedenen  Thie- 
rcn  mit  einem  Microscop,  welches  eine  250fache 
Diametralvergrösserung  gab,  untersucht,  und  sie 
ebenfalls  darin  gefunden,  wie  wohl  sie  nicht  so 
gross,  wie  im  Typhus  werden.  Ginge  leitet  ^ 
sie  von  einer  Substanz  aus  der  Galle  her.  —  Diese 
Kry«talle  sind  meistentheils  phosphorsaure  Ammo- 
niak-Talkerde; man  weiss,  dass  sich  llieses  Salz^ 
bisweilen  zu  wirklichen  Darmsteinen  ansammelt. 
Die  Flüssigkeiten  in  dem  Darmkanal  enthalten  so 
yicl  phosphorsaure  Talkerde,  dass,  wenn  der 
Koth  mit  sehr  wenig  warmem  Wasser  ausgelaugt 
wird,  dieses  Salz  nach  einigen  Stunden  daraus 
anschiesst ,  entstanden  durch  eine  anfangende  Am- 
moniakbildung. *  Dies  ist  die  Ursache,  warum 
Ginge  sie  bei  Thieren  nicht  in  dem  Inhalt  des 
Anfangs  vom  Darmkanal  fand,  sondern  erst,  nach- 
dem sich   Ammoniak  gegen   das  £nde   desselben 


')  Journ.  de  Cli.  Med.  2de  Ser.  VIII,  30^. 


630 

ä 

durch  freiwillige  Yerinderung  jenes  Inhalte  gebil- 
det haben  konnte. 
KrysUlle  im  Donne*)  fand  Bowohl  anf  der  äusseren ak 
ncncn.  ^^^  j^^  inneren  Seite  des  Hertens  eines  Todten 
unter  der  Membran,  die  das  Herz  umkleidet,  Kry- 
stalle,  die  unlöslich  in  Wasser  waren,  mit  Sal 
petersäure  ausgezogen  werden  konnten,  und^koli- 
lensaure  Kalkerde  zu  sein  schienen.  Die  Ver- 
storbene war  eine  junge  Frau ,  die  durch  GrÜB- 
spahtt  vergiftet  war. 

Vogel**)  hat  die  molkenähnliche  Stablanslee- 
rung  von  Cholerakranken  untersucht.  Sie  ist  so 
stark  alkalisch ,  dass  sie  Cnrcumapapier  braan 
Färbt.  Durch  Fiitrirung  konnte  der  Stoff,  vvel- 
eher  sie  trübe  machte,  abgeschieden  werden.  & 
verhielt  sich  wie  coagulirtes  Albumin. 

Durch  Destillation  der  fillrirten  Flnssigkelt  bei 
sehr  gelinder  Wärme  wurde  ein  Destillat  erbal- 
ten, welches  nach  Fischen  roch,  und  sebrviel 
kohlensaures  Ammoniak  enthielt  und  ausserdem 
eine  thierische  Substanz,  die  durch  Salpetersäure 
roth  wurde.  Beim  Verdunsten  der  rothen  Lösnn; 
'  in  gelinder  Wärme  wurde  die  Farbe  während  der 
Concentrirung  noch  tiefer,  und  am  Ende  scboss 
daraus  kohlensaures  Ammoniak .  an.  Der  rotw 
abgegossene,  mit  Salpetersäure  verbundene  S^on 
war  sehr  flüchtig,  und  konnte  beim  Erbitzea  m 
einem  Glasrohr  ganz  ohne  Rückstand  von  Koble 
verflüchtigt  werden,  wobei  er  einen  starken  Fisc* 
gcruch  verbreitete. 

Die  Flüssigkeit,  von  der  dieses  abdcsliH"^'  ^^® 


•)     L'Institut,  JW215,  p.  199. 

")  Joura.  far  pracl.  Chemie,  XI,  :i53. 


^^- 


631 

dea  war,  entliielt  Spuren  von  Albomtn,  Scfaleim, 
Isofalensanrem,  phosphorsanrem  und  wenig  schwe- 
felsaurem Natron,  so  wie  Ghlorkalium  und  Ghlor- 
natrium. 

Der  Inhalt  des  Mastdarms  eines  an  der  Cholera 
Yer^torbenen,  enthielt  sehr  viel  Albumin  und  war 
stark  alkalisch,  wodurch  der  Schwefelgehalt  des 
Albumins  in  Wasserstoffsulfid  Tcrwandelt  worden 
war,  welches  letztere  sich  beim  Erhitzen  der  Masse 
lange  Zeit  mit  unerträglichem  Geruch  entwickelte, 
am  Ende  aber  doch  aufhörte.  Neben  dem  grösse- 
ren Gehaltan  Albnmin  fanden  sich  im  Uebrigen  darin 
dieselben  festen  Stoffe,  wie  die  Torheirgehenden« 

lieber  den  Eiter  sind  mehrere  Arbeiten  mit-  £iter. 
gctheilt  worden.  Güterbock*)  hat  eine  Mono- 
graphie herausgegeben,  die  den  Preis  der  medici- 
nischen  Facultät  zu  Beriin  gewonnen  hat,  worin 
er  die  physischen  und  chemischen  Eigenschaften 
des  Eiters  untersucht,  so  wie  auch  die  Art,  wie 
sich  die  Granulation  in  Geschwüren  bildet. 

Eiter  Ton  gewöhnlicher  Consistenz  und  guter 
Beschaffenheit  hat  1,030  specif.*  Gewicht.  Es  ist 
also  geringer,  als  das  von  Blut,  das  über  1,050 
steigt,  und  höher,  ah»  das  von  Blutwasser,  wel- 
ches nicht  über  1,029  geht.  Er  besteht  aus  ei- 
ner klaren  Lösung,  worin  Kugelchen  von  hell 
gelblicher  Farbe  schwimmen,  die  aber  einen  sehr 
yerschiedenen  Durchmesser  haben.  Die  häufigsten 
dieser  Kugelchen  haben  ungefähr  doppelt  so  grossen 
Durchmesser,  wie  die  Farbstoffkngelchen  im  Blute;  « 
die  kleinsten  darunter  sind  bisweilen  äusserst  klein 
und  erfordern  eine  290  bis  SOOfache  Vergrösse» 


*)  Dissertatio  de  pure.     Beroliiii,  1837. 


632 


mng,  am  etttdeckt  zu  werden.     Die  grossen  ani 
scbliessen  gef?(%ulich  mehrere  sehr  kleine  Kerne. 
Die  Form  der  grösseren  nähert  sich  im  Allgemei- 
nen beinahe  der  sphärischen,    andere   siod    platt 
aber  cirkelrund^  andere   zeigen  sieb  wieder    mit 
umgebogenen  und  unebenen  Rändern.     In  neueren 
Zeiten   hat  man   diesen  Kiigelchen  in  tbieriscben 
Flüssigkeiten   eine  besondere .  Anfmerksamkeit   za 
schenken  angefangen.    Mit  Ausnahme  der  im  Blute, 
worin  sie  einer  bestimmten  und  unveränderlichea 
Regelmässigkeit    unterworfen    zu   sein    sclieinen, 
sind  sie  wohl  in  den  meisten  anderen  Fällen  für 
nichts  anderes  zu  halten ,  als  fiir  Präcipitalformen 
Ton  in  der  Flüssigkeit  unlöslichen,  dorcb  üVasser 
aufgeweichten I   thierischen  Stoffen,  und  kommen 
deshalb   in   dieselbe  Kategorie,    wie  die    Kiigel- 
chen, Seheiben  und  Ringe,  die  das  Microscop  in 
nicht  krystallinisciien  unorganischen  Niederschlä- 
gen entdeckt. 

Es  ist  äusserst  schwierig,  wenn  nicht  nnm(^ 
^  lieb  9  in  dem  Eiter  den  Niederschlag  von  der  Lö- 
sung, worin  sie  aufgeschlämmt  sind,  zu  scheiden. 
Filtrirung  glückt  nicht ^  das  was  durchgeht,  ist 
milchig,  und  das,  was  auf  dem  Papier  zurück- 
bleibt, verstopft  dieses  hald.  Die  Masse  fault, 
bevor  noch  die  Filtrirung  bemerkenswertb .  Yoi^e- 
schritten  Ist.  Was  eine  anhaltende  sehr  niedrige 
Temperatur  und  Geduld  ausrichten  können,  scheint 
nicht  verbucht  zu  sein.  Wenn,  wie  es  bisweilen  der 
Fall  ist,  die  Kügelchen  in  dem  Eiter  untersinken, 
so  hat  man  eine  klare,  gelbliche  Flüssigkeit  obenauf. 

Diese  Flüssigkeit,  welche  die  allgemeinen  und 
gewöhnlichen  Bestand tlieile  des  Bluts  zu  enthal- 
ten  scheint,   enthält  ausserdem  eine  eigene  Sub- 


o 


633 

sUnz^  die  Giiterboek'JPym  (von  nvcy  Eiter)  Pyin. 
nennt,  die  aber  auch  in  Scllleim  und  anderen 
Flüssigkeiten  enthalten  sein  eoll*.  Wird  di^  Flüs- 
sigkeit anfgekoeht,  so  coagnlirt  sie  und  setzt  Al- 
bumin und  Pyin  ab  5  wird  sie  aber  vorher  inait  . 
Essigsäure  vermischt ,  so  hält  diese  das  Albumin 
aufgelöst^  und  das  Pyin  fällt  nieder,  von  dem 
noch  mehr  gerinnt,  vrenn  man  die  Flüssigkeit  er- 
bitzt.  Es  gleicht  in  dieser  Beziehung  dem  Käse- 
sloff ,  aber  es  soll  sich  davon  durch  andere  Eigen- 
schaften unterscheiden.  Das  Pyin  hat  auch  einige 
Aehnlichkeit  mit  dem  Knprpelleim  (Choudrin, 
Jahrcsb.  1838,  S.  364)  darin,  dass  es  durch 
eine  AlaunanflÖsuhg  ausgefällt  ivird*,  ohne  dass 
CS,  V¥ie  dieser,  durch  einen  neuen  Zusatz  von  . 
Alaunauflösung  wieder  aufgelöst  werden  kann.  — 
Das  Pyin  kann  von  Albumin  geschieden  werden, 
wenn  man  ihre  gemeinschaftliche  Aiiflösuilg  im 
Eiter- Serum  durch  Alkohol  fällt  und  den  Nieder- 
schlag mit  Wasser  wäscht,  worin  sich  das  Pyin, 
mit  Zurncklassung  von  Albumin,  auflöst«  Die 
Lösung  in  Wasser  enthält  ein  wenig  Albnmin, 
welches  durch  Coagulirung  beim  Kochen  abge- 
schieden werden  kann,  worauf  das  Pyin  in.  der 
geklärten  Flüssigkeit  allein  zurückbleibt.  Seine 
Eigenschaften  in  trocknem  Zustande  sind  nicht 
untersucht  worden.  —  Die  Lösung  in  Wasser 
wird  durch  Essigsäure  gefällt ,  aber  der  Nieder- 
schlag löst  sieh  in  melir  Essigsäure  wieder  auf« 
Salzsäure ,  in  seine  Lösung  in  Wasser  getropft, 
gibt  anfänglich  einen  Niederschlags  aber  ein  we- 
nig mehr  Säure  löst  das  Gefällte  wieder  auf,  und 
diese  Lösung  gibt  mit  Kaliumeisencyanür  keinen 
Niederschlag,   woher  hauptsächlich   die  Verschieb 


634 

denLeit  von  Kasestoff  g«iiomuieii  Mrird,  so  wie 
aoch  davon  9  dass  der  mit  Essigsäure  im  Kocbeo 
geronnene  Nied^^yöetilag  nicbt  Ton  Goncentrlrter 
EssigsSure  anFgelöst  wird.  Alann  ist  dafür  ein 
tveit  empindlieheres  Pällungsmittel ,  ab  Essig- 
säure ;  denn  eine  so  scbwache  Lösung ,  dass  sie 
▼on  letzterer  nicht  getrübt  wird ,  wird  von  dem 
ersteren  getrübt. 

Die  Analyse  des  Eiters  geschah  um  seine  ein- 
tretende Fänlniss'su  vermeiden^,  durch  Beliaod- 
lang  mit  Alkohol,  und  gab  auf  100  Theile: 

In  Alkohol  Unlösliches  ,  nämlich  Albumin, 

Pyin  nnd  Bestandthei^e  der  Kügelchen       7)4 
Fett,  nur  in  kochendem  ^Alkohol  löslich         1)V 

In  kaltem  Alkohol  lösliche  Stoffe,  als  Fett, 
milchsaure  Salze  und  extractlve  Stoffe        V 

Wasser 8*>* 

99,1 

100  Tbeile  getrockneten  Eiters  hinterliesseD 
nach  dem  Verbrennen  0,8  Tb.  Asche,  von  i^ 
0,7  die  gewöhnlichen ,  in  thicrischen  Flüssigkei- 
ten Torkommenden ,  in  Wasser  löslichen  Salze 
waren,  nnd  0,1  phosphorsanre  Erden,  kohlensaure 
Kalkerde  und  Spuren  yon  Kieselerde ,  aber  obne 
einen  bemerkbaren  Gehalt  an  Eisenoxyd.  ; 

Diese  Analyse  lässt  natürlicherweise  viele  Fra- 
gen unbeantwortet.  Welche  ist ,  z.  B.  die  Xa- 
sammensetzung  der  Kügelchen ?  Güterbock  fand) 
dass  sie  sich  in  Essig  auflösen  mit  Zurüehiassuo; 
ihrer  Kerne ,  die  darin  unlöslich  waren ,  und  von 
denen  er  nicht  mit  Sicherheit  ausmitteln  konotej 
ob  sie  sich  in  Kalihydrat  auflösten.  ^  Die  Losttog 
in  Essigsäure  wurde  durch  Kaliumeisencyanür  g^' 
fällt.   Was  ^Iso   einen  eiweissartigen  Bcstanutüc 


635 


anzeigte.  Ob  aber  diese  Kiigelclieii  auch  Pyin 
enthielten ,.  ist  nicht  untersucht  worden.  —  Dass 
Eisen  in  dem  Eiter  fehlt,  ist  sehr  merkwürdig, 
wenn  es  sich  bestätigt.  Die  Kügelchen  scheinen 
dann  zu  bestehen  theils  aus  dem  albuminösen^ 
vom  Eisen  geschiedenen 'Stoff  aus  dem  Farbstoff 
des  Bluts,  dessen  Eigenschaft,  von  einer  salzhal- 
tigen Albuniinlösung  nicht  gelöst  zu  werden,  sie 
beibehalten,  theils  aus  anderen  Rückständen  \on 
dem  durch  die  Suppuration  zerstörten  thierisqhen 
Gewebe. 

In  Betreff  der  Unterscheidungszeichen  yoii  Ei- 
ter und ,  Schleim,  die  in  der  Heilkunde  so  wichtig 
sind,  hat  Güterbock  die  Yorgeschlagenen  älte- 
ren Wege  geprüft.  Von  diesen  findet  er  nur  die 
älteste  oder  die  Wasserprobe,  bei  der  der  Schleim 
auf  dem  Wasser  schwimmt  und  der  Eiter  darin 
untersinkt,  zwar  nicht  völlig  zuverlässig,  jedoch 
als  die  einzige,  welche  anwendbar  ist.  Alle  übri- 
gen haben  bei  seinen  Versuchen  anderie  Resultate 
gegeben,  als  die  Entdecker  derselben  angegeben 
hatten.  Am  Schluss  gibt  er  eine  eigene  an,  die, 
wenn  sie  sich  bewährt,  einfach  und  leicht  in  An- 
wendung zu  bringen  ist.  Sie  gründet  sich  auf 
die  Beobachtung,  dass  der  Schleim  wenig  oder 
kein  Fett  enthält,  während  in  dem  Eit^r  sehr  viel 
davon  vorkommt.  Trocknet  man  ein  wenig  von 
der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit  auf  dem  Ende 
eines  Metalldrahts  ein  und  verbrennt  es  an  der 
Flamme  eines  Lichts,  so  brennt  der  Schleim  schwie- 
rig, entweder  ohne  Flamme  oder  mit  einer  we- 
nig leuchtenden  und  schwachen ,  während  dage- 
gen der  Fettgehalt  in  dem  trocknen  Eiter  sich 
durch  das  Hervorbrechen   einer  klaren,   leuchten- 


636 


den  Flamme  zn  erkennen  gibt.  Will  man  noch 
genauer  y erfahren  j  so  behandelt  man  die  verdun- 
stete Fliissiglseit  mit  Aether,  welcher  dann  wenig 
Spuren  von  Fett  aus  dem  Schleim,  aber  sehr  viel 
aus  dem  Eiter  zuruchlässt« 

Die  Untersuchung  des  Granulations -Verlaufs 
ist  besonders  interessant  9  aber  sie  liegt  ausser 
dem  Bereiche  dieses  Berichts,  so  lange  die  Che- 
mie nicht  tiefer,  als  jetzt,  in  den  Verlauf  der  le- 
benden Processe  einzudringen  vermag. 

,  Eine  generellere,  aber  nicht  mit  so  bestimm- 
ten Resultaten  durchgeführte  Analyse  des  Eiters 
ist  von' Bonne t^)  angestellt  worden,  \yelcher 
darin  nichts  Anderes  fand,  als  die  gewöhnlichen 
Bestandtheile  des  Bluts,  Eisen  mit  inbegri^Ten.    ' 

lieber  das  Verhalten  des  Eiters  und  ^  seiner 
Kiigelchen  sind  mehrere  Beobachtungen  mitgetheilt 
wordien,  erstlich  von  Donne**)  welcher  glaubt, 
dass  die  Eiterkiigelchen  vermischt  seien  mit  Fi- 
brinkngelchen ,  die  sich  in  Essigsäure  auflösen, 
und  mit  anderen  darin  unlöslichen  Kiigelchen; 
ist  der  Eiter  mit  Blut  vermischt,  so  soUdies  da- 
durch entdeckt  werden ,  dass.  die  Säure  die  Blut- 
kngelchen  auflöst,  aber  die  letztere  Art  Ton  Ei- 
terkttgelchen  zurücklässt;  ferner  von  Man  dl***), 
welcher  ebenfalls  glaubt,  dass  die  Eiterkiigelchen 
von  mehrfacher  Art  seien.  Aber  diese  Beobach- 
tungen sind  im  Allgemeinen  so  unbestimmt,  dass 
daraus  kein  positives  Resultat  gezogen  werden  kann. 


*)  Gazette  med.  de  Paris,  1837,  J^  38. 


•••> 


*)  L'Institat,  J»f  ^15,  p.  109. 

')  X*In8titttt>  J^220.     Suppl.  p.  343,  und  Journ.  de  Ch. 
Med.  Ue  Ser.  III,  12^. 


637 

Brett*)   Iiat   Untersuchungen    über  die  Aas«» Langen -Aus- 
wqrfsmalerie  in  Brustkrankheiten  mitgetheilt.     Der     .  ^^^  * 
Schleim   enthält   kein    Albumin    und    nur    wenig 
Fett.     Der  mit  Eiter  vermischte  Auswurf  enthalt 
Albumin  und  Fett.     Die  Tuberkeln  bestehen  ans 
Albumin ,  theiis  coagnlirt  und  tlieils  löslich. 

Brandes**)  hat   ein  Concreraent  untersucht,  NMenconcre- 
welches  «ich   in   der  Nase  einer  75jährigen  Frau       ™^''^* 
gebildet  hatte,  und  durch  chirurgische  Hülfe  her- 
ausgezogen werden  musste.     Es  bestand  aus : 

Phosphorsaurer  Kalkerde     79,56 

Kohlensaurer  Kalkerde  6,41 

Kochsalz 0,58 

Thierischer  Substanz  4,52 

Wasser    ......      8,93 

100,00 

T.  Bibra  ***)  hat  einen  Gallenstein  Ton  einem  Gallenstein. 
Menschen  untersucht,  der,  neben  den  gewöhnli- 
chen   Bestandtheilen,    iy2  Procent   eisenhaltiger 
Thonerde    und   1,4   Procent   kohlensaurer    Kalk- 
erde enthielt. 

Brande*!*)   ^^^  zwei  Fungi  medulläres   unter-  Fnngms  me- 
sucht,  wovon  der  eine  in  der  Bauchhöhle  und  der     ^^l*"'* 
andere  In  der  Brusthöhle  gebildet  war.      Sie  be- 
standen aus  einem  faserigen,  in  Zellen  yertheilten 
Gewebe^   welches  eine  dicke  emulsive,   dem  Ge-> 
hirnmark  nicht  unähnliche  Flüssigkeit  einschlösse 
die  beim  Zerreiben  des  Gewebes  ausfloss. 

Das  Gewebe  derselben  ist  von  eigner  Natur. 
Es  schwillt  in  Essigsäure  auf,   ohne   sich  darin 

•)  Pharmac.  Gentralblatt ,  1837,  7;^9. 
'*)  Arcbiv  der  Pharmac.  XI,  157. 
"•)  Joum.  für  praet.  Chemie ,  XII,  311. 
t)  Pharmac.  CentralUatt,  1837,  585. 


1 


638 

aufzulösen  oder  dadurch  in  Wasser  löslicher  zu 
werden.  Salzsäure  lost  es  in  der  Wärme  za  ei- 
ner dunklen  Flüssigkeit  auf,  Aus  der  es  durch 
Wasser  wieder  gefällt  wird.  Auch  löst  es  sielt 
in  Kalihydrat,  und  kann  daraus  mit  Essigsäure 
gefällt  werden. 

Die  emulsive  Flüssigkeit  klärt  sich  nach  eini- 
ger Zeit  und  setzt  ein  weisses  Coagulnm  ah,  wel- 
ches die  Hauptmasse  davon  ausmacht..  Das  ge- 
klärte Liquidum  verhält  sich  wie  ein  verdünntes 
Blut.  Das  Coagulum  hesteht  aus  zwei  Arten  von* 
Fett,  die  mit  kochendem  Alkohol  ausgezogen  wer- 
den können,  und  einem  albnminösen  Stoff,  der 
in  Essigsäure  aufschwillt,  worauf  er  sieb  durch 
fortgesetzte  Digestion  in  -Wasser  auflösen  lässt, 
und  diese  Lösung  gibt  dann  die  jgewöhnlicheo 
Reactionen  von  Albumin.  Dieser  macht  den  gröss- 
ten  Theil  davon  aus,  aber  die  Essigsäure  lässt 
noch  eine  andere ,  kleinere  Portion  davon  unge- 
löst zurück,  die  sich  in  Kalihydrat  auflöst.  Salz- 
säure löst  beide  zu  einer  scbwarzblauen  Flüssig- 
keit auf,  die  okne  Trübung  mit  Wasser  verdünnt 
werden  kann,  wobei  sie  farblos  wird.  Die  Auf- 
lösung des  Fetts  in  kochendem  Alkohol  setzt  beim 
Erkalten  ein  wachsartiges  Fett  ab ,  und  die  rück- 
ständige Flüssigkeit  liefert  beim  Verdunsten  ein 
schmieriges  Fett,  aber  beide  können  nicht  kry- 
stallinisch  erhalten  werden.  Es  ist  ein  wenig 
Phosphor  darin  enthalten,  jedoch  nicht  so  viel, 
dass  die  nach  starker  Erhitzung  in  einem  olTenen 
Gefass  zurückbleibende  Kohle  sauer  reagirt. 
Osteogarcom.       Toulmoucbc  *)    hat    ein    Ostcosarcom    vom 


^  Pharmac.  Cenü^lblatt,  1837,  679. 


,  l' '.. '» 


639  . 

Sclieiikelk»ochen  imCersiiiclit^  Ms  Uildete  eUie  eigene 
unregelmässlge  Cayilät^.'  ik^  in|^ej»4ig  wir  ckwAr 
glatten  Hallt  bekleidet;  !wap.,ui|du4glBfrt«ft 
einer  FiüssigJt^it-feiilsutlw*,:  Wffcke  Uilbe, :  j^othj 
diekflüft^ig  itnd  gey^eUo^  vVjaif|<>iiiie£onsisten3i  üda 
Melasse  und  ein  specif*  (JJöfVi  van:lj030  liMle* 

Sie  coagulirte  nicbt  b^ni: '  Quirlen^  Bondem 
scbäumte  wift  EiweU^  Sie  fing  i>rfd  an  «d  fau- 
len und  atinblsnd  zu  werden*:  ^Mit  Wasser  ver- 
dünnt und  erbibKl^  seilte.  Isie  Albowin  inad  Färb* 
Stoff  des  BIttte  «b,.8d  das»  iiaefalier  beimFiltrir^ 
die  Flüssigkeit  wenig  gtfarbtiidarobgirigi  ■Siejfca^ 
glrte  sauer  und  gab  mlCf.eoiicefltifirtetn/'AlkelLnl 
noch  eine  Portion  «iaes;  töib^luftben  Niedenschbig^, 
eas  dem  ilber  nur  der  Färbsteff  de»  JBlnis  imit  Wes« 
ser  ausgewasebeu  werden:  kannte. >:-  Diese  Flüssig- 
keit verhielt  sich  jder  samrbn.mthen  Flüssigkeit, 
welche  l  durch  slarkesi  Aus^ess^  von  fein  cer^ 
hacktem  frischen  Fleisch  erhalten  'wird  y  si^licb 
gleich.  •''■"    ■  ..•«'?•?•-":• 

Müller^)  hat  eine  Art  Krankheit  beschriebeiiV^neLondrom. 
die  bisweilen  an  den  Knochen  entsteht ,  ^  und  die 
er  auch  ein  Mal  an  der  'SpeicKeldrise  unter  dem  ' 
Ohre  gefunden  hat.     Bf  nennt  sie  fitcAondrom.''  ' 
Sie  besteht  in   einem  sehwemmartigen  Answechs, 
gebildet  ans  einem  faserigen ,  häutigen ,  in  ZdlfeH 
vertheilten  Gewebe   und  gefüRt  mit  eimer  grdnti^ 
chen,  gelatinösen  ^Substans  9  die  ^daraus  leicht  ab- 
zulösen isl.     Im  Ansehen,'  auch   ukiter  de^  !Ni- 
croscop ,  gleicht  sie  der  Knochen^ubstanz  von  so- 
genannten Knorpelfischen.     Jn  Alkohol  bleibt  sie 
Mar,   und   unter  dem  zusammengesetzten  Micros- 

*)  Pbarmac.  Centralblatt ,  i^M^,  684. 


640 

\ 

top  erkennt 'maft  darin  dieseHben  oralen  und  mn- 
lien^  UalbdiitfdMtehtig^ii  kleinen  Körper,  die  sick 
In  d^'Knerpftl  findilii.  Gewöhnlich  enthalt  sie 
EQgleiak  kleine  Stttcke  eder  Krämeken  von  Kno- 
chen. Beim  Kothenf  verwandelt  sie  sich  in  Leim^ 
aber  dieser  Xieim  ist* nicht  Knochenleim^  sondern 
KsorpeUeim,  Chondritt.  • 
Thierigclie  '•  UMarder*)  fa«!  den  Leberthran  (Oleum  Jeeoris 
Stoffe,  t^«n«  ;^s«l/A  obtersnclbt  nnd  dabei  seine  i»eaondere  Aar. 

von    Tcrsckie-  .      '   .   . 

denen    niede- nerksaiadkeit    aul  die:  Enideekung  yon   Jod    nnd 

durch  Reagen-  jodoeh'  durch' . VefMcko )   die '  zweekniassig  xn  sein 

^''''brlcht'^''  ackcinen,  SpüfCtt/  deraelbm  entdecken  zu  können. 

Leberthran.  INgiegen  ifaiid  erdatw  Spttvett  Von  Chlorcalctoin 

nnd  Chlomaitrionv. '  Er  aehliesst  darans,  dass  nicht 

in  dlem  LahJlrthnin  Jbd^  enthalten  sei* 

Leim  «nd    .  ;  «Sjlblder  *^)i'rhati  de»  .Lein    von   Hirsclihom, 

Ibtfsenblaaer  «od  roher  Seide,  anal ysirt    nnd  fol- 

geiide.llesaUäte  .erhalten : 

* 

Hirscliliom.  Haosenblage.    Robe  Seide.    Atome       Berecbact 

Kohlenstoff  50,048     '  60,7$7.  /  A»A9i        18        49,462 
Wasserstoff  6,^77 .    ^  «,|B44  r      6,357        S8  6,281 

Stickstoff,  18,350  l8^MSr  19J90  €  19,093 
Sauerstoff .  525^123  .24»2aß  94^962  7  23,104 
.  .  Atongewieht '=^2781,008.  Cm  auf  eine  an- 
4^re  Weise  da»  Atoof^^e^wieht  zu  bestimmen^  rer- 
it^i^shte  er  eine  L^^ilng  Ton  Hir&chhornleini  mit 
sehi!irefel6anri$ni  Eisenoxyd,  kochte  das  Gemisch 
if l4  finalysirtfi),  den.  J^ieiderschbg  9  nachdem  er  ihn 
abgewaschen  Und  bei  «4-  120^  getrocknet .  hatte. 
Er  fand  ihn  zwsamipengesetzt  aus: 


*)  Pharmac.  Gentralblatt ,  1837,  536. 
")  Folgend.  Ann.  XL,  ^79. 


641 


LiCiin  •  •  •  39^64 
Eisenoxyd  48,5i 
Schwefelsäure  11, 85. 

Wenn  nun  darin  l.Atom  Eisenoxyd  mit,  wie 
es  gewöhnlich  bei  den  EisenoxydTerbindungen 
stattfindet ,  3  Atomen  Leim  verbunden  gewesen 
ist,  ßo  wiegt  das  Atom  des  Leims  2065,07,  wel- 
ches dem  berechneten  Atomgewicht  hinreichend 
nahe  konlimt.  Ein  anderer  Versuch  mit  Fischleim 
gab  kein  so  befriedigendes  Resultat,  denn  mit  43,39 
Leim  hatten  sich  44,65  Eisenoxyd  ^nnd  11,96 
Schwefelsäure  yerbunden,  wonach  das  Atomge* 
wicht  =r:3168  sein  würde.  Vergleicht  man  in 
beiden  die  Mengen  von  Eisenoxyd  und  Schwefel* 
säure,   so  besteht  das  Salz  der   ersteren  Analyse 

sehr  genau  aus  F^S^  in  dem  der  letzteren  ist 
dagegen  ein  Ueberschuss  von  Schwefelsäure  ent- 
halten, dessen  Einfluss  auf  das  Resultat  nicht  be- 
rechnet werden  kann. 

Zufolge  eines  späteren,  privatim. mitgetheilten 
Versuchs  besteht  die  Verbindung  von  Hausenbla- 
senleim  mit  reiner  Eichengerbsäure  aus: 

Leim  42,63 

^)      Gerbsäure  57,37. 

Ist  dann  das  Atomgewicht  der  Gerbsäure 
=2675,7,  so  wäre  das  des  Leims  =1988,24, 
was  von  %  des  ans  der  Analyse  berechneten  nicht 
sehr  abweicht,  und,  würde  diese  Verbindung  aus 
2  Atomen  Gerbsäure ,  3  Atomen  Leim  und  3  Ato- 
men Wasser  bestehen,  so  wäre  das  daraus  be- 
rechnete Atomgewicht  des  Leims  =2729,28. 

Der  Leim  der  Seide  haue  durch  langes  (z.  B« 
48stündiges)  Kochen  in  Retreff  seiner  Eigenschaf- 
Berxelius  Jahres-Bericbt  XYIII.  42 


642 


Koblenstoff 

47,4S6 

23 

ATy^l 

Wasserstoff 

6,084 

35 

5,91 

Stickstoff 

16,321 

7 

16,76 

Saaentoff 

'  30,139 

11 

29,76. 

ten  und  Zasammeisfitznng  eine  Veranderang  er- 
litten.    Er  wurde  cusammengesetzt  gefunden  aus: 

.  Gefaaden  .    Atone     BerecKnet 

47,456 

6,084 

16,321 

30,139 

Atomgewicht  ==3696,07.  Diese  Zusammen- 
setzung gibt  keine  selir  wahrscheinliche  Formel 
und  deutet  auf  ein  unvollkommenes  aus  ver- 
ändertem und  unverändertem  Leim,  gemischtes 
Praeparat.  Wenn  nicht  der  Wassergehalt  darin 
.geringer  wär,e  als  in  dem  Leim,  so  könnte  man 
wohl  vermuthen,  dass  er  aus  dem  vorhergehen- 
den dadurch  entstehe,  dass  er  sich  die  Bestand- 
theile  von  ein  Paar  Atomen  Wasser  aneignet. 

Mnlder  suchte  sein  Atomgewicht  durch  Fal- 
lung mit  zwei&üch  basischem  essigsauren  Bleioxyd 
zu  bestimmen.  Mit  43,39  Th.  Bleioxyd  waren 
56,61  Th.  Leim  verbunden.  Wenn  sich  dann  2 
Atome  Bleioxyd  mit  1  Atom  von  diesem  Leim 
verbunden  haben,  so  ist  sein  Atomgewicht  =3638, 
was  mit  dem  aus  der  Analyse  berechneten  nahe 
übereinstimmt.  y 

Mulder*)  hat  auch  das  Chondrin  analysirt^ 
nach  dem  Trockneti  bei  ^^i^Xfi  hatte  es  folgende 
Zusammensetzung : 

Gefunden 

Kohlenstoff  50,607 

Wasserstoff  6,536 

Stickstoff  14,571 

Sauerstoff  28,262 


Atome 

Berechnet 

16 

50,14 

26 

6,65 

4  - 

14,52 

•7' 

28,69. 

")  Natuur-en  Scheikundig  AvcbW.  1837»  3»  480. 


I 


643 


Atomgewiclit  =  9l43dy2!d9.  Von  dem  Knochen- 
leim unterscheidet  es  sich  dadarch,  dass  es  auf 
dieselbe  Anzahl  von  Sanerstoffalomen  9  '  2  Atome 
von  den  übrigen  3  Bestandtheilen  weniger  enthält. 

Um  das  Atomgewicht  durch  eine  Verbindung 
zu  bestimmen,  bediente  sich  Mulder  des  Nie- 
derschlags,  welchen  das  Chondrin  mit  schwefel- 
saurem Eisenoxyd  gibt.  Diese  Verbindung  fand 
er  nach  dem  Trochnen  bei  -j-^^^^  zusammenge* 
setzt  aus: 

Elsenoxyd  6,81         8^0 

Schwefelsäure    5,60  5,36 

Chondrin  87,58        86,54. 

Diese  Analysen  schwanken  um  eine  Verbin- 
dung von  13  Theilfn  F^S^  mit  87  Thcilen.  Chon- 
drin. Nach  12,41  F^Ss  und  84,59  Chondrin  be- 
trägt das  Gewicht  yon  dem,  mit  1  Atom  des  Sal- 
zes verbundenen  Chondrin  24,42,  was  10  Atome 
Ton  dem  oben  berechneten  Atomgewicht  ausmacht. 
Vermtfthllch  wird  man  In  Zukunft  Verbindungen 
finden,  in  welchen  eine  geringere  Anzahl  von 
Atomen  aufgenommen  ist. 

Betrachten  wir  diese  2  Körper  als  organische 
Oxyde  mit  ternärem  Radical ,  so  könnte  der.  er- 
stere  mit  2C^N3Hi^-f  70  und  der  letztere,  mit 
SC»N2H^^-^70  vorgestellt  werden,  so  dass  also 
beide  aus  2  Atomen  Radlc^l  und  7  Atomen  Sauer^ 
Stoff  zusammengesetzt  wären.  Aber  höchst  wahr- 
scheinlich enthalten  diese  Oxyde,  gleichwie  die 
meisten  anderen ,  chemisch  gebundenes  Wasser, 
nach  dessen  Ausmittdung  die  richtige  Zusammen- 
setzung der  Oxyde  erst  bekannt  werden  wird. 
Sie  können  nämlich  bestehen  entweder  aus     ^ 

42  • 


644 

RnoGheiileiui  fi  (C^HisNSOS)+Ö  oder  ans 

Chondrin    2(C8I|i2pj208)+H  oder  aas 
CiöHa«N+0«+2H. 

Natürlicherweise  kann  alles  dieses  für  niclit 
mehr  als  für  WahrschelnlieUkeiten  gelten  y  über 
deren  Richtigheit  erst  zuhiinflige  Erfahrung  ein 
Urtheil  fällen  kann. 

Ich  muss  hinzufügen,  dass  Mulder  den  Kno- 
chenleim und   das  Chondrin  aus  einer  doppelt  so 
grossen  Anzahl  von  einfachen  Atomjen  zusammen- 
gesetzt betrachtet,  ^als  hier  angeführt  worden  ist, 
und  sie  dadurch  auf  einen  gemeinschaftlichen  Ty- 
pus zurückzufahren  sucht,  dass  er  die  Vermuthung 
aufstellt,   dass  sie  einen  Körper  tothielten,    wel- 
cher aus  C^^H^^O^^  zusammengesetzt  s^i,  verbun- 
den in  dem  Knochenleim  mit  6  und  in  dem  Chon- 
drin    mit    4    Doppelatomen    Cyanwasserstoffsäure 
(€?ffl[) ,  was  für  beide  eine  doppelt  so  grosse  An- 
zahl der  einfachen  Atonie  gibt,  als  die   oben  an- 
geführten Formeln  vorstellen.     In  Betreff   dieser 
Ansicht  erinnere  ich  an  das,   was  ich  bei  Wöh- 
ler's  und  Liebig's  Darstellung  der  Zusammen- 
setzung der  Harnsäure   aus  Harnstoff  und   Cyan- 
kohlenoxyd  gesagt  habe. 
BadeschwAmiii.      Preuss*)  und  Sommer**)  haben  den  Bade- 
schwamm auf  seinen  Jodgehalt  untersucht.     Som- 
mer fand,   dass   durch    Destillation  mit  Wasser 
kein  Jod  daraus  abgeschieden  werden  kann,   dass 
aber  das  mit  dem  Schwamm  in  der  Retorte    zu- 


0  AtiplMT  der  Phaniiacie,  IX.  134* 
')  Pliarmac.  Zdtan|^,  1836,  S.  1216. 


645 


riiclsblcibende  Wasser  Jodiire  aufgelöst  enthalt,  and 
der  Schwamm  selbst ,  ausgedrücht  und  yerkohlt, 
bei  neuer  Behandlung  noch  mehr  davon  liefert.  Das 
letztere  scheint  anzudeuten ,  dass  der  ,  gekochte 
Schwamm  ein  unlösliches  Jodür  enthält,  welches 
beim  Verkohlen  seine  Basis  wechselt  und  dadurch 
löslich  wird.  12  Unzen  Schwämme  wogen  nach 
dem  Rösten  bis  ins  Braungelbe  9  Unzen  und  ga- 
ben an  Wasser  $alze  ab,  aus  denen  14  Gran  Jod 
abgeschieden  werden  konnten.  Dieselbe  Quanti- 
tät yerkohlt,  lieferte  8  Unzen  Kohle,  aus  denen 
19  Gran  Jod  erhalten  wurden.  Preuss  machte 
dieselbe  Beobachtung.  Auch  die  Concretionen  in 
den  Zellen  des  Sehwamms  ,  enthielten  Jodrerbin- 
dungen  i]|nd  Gyps.  Der  Schwamm,,  im  bedeckten 
Tiegel  verkohlt,  liess  34,38  Procent  Kohle  zurück. 
100  Theile  dieser  Kohle  enthielten  11,2  Kochsalz^ 
1,64  Gips,  2,14  Jodnatriam,  0,76  Bromnatrium, 
10,32  kohlensaurer  Kalkerde,  0,47  Tatterde,  2,87 
Eisenoxyd  und  3,5  phosphorsaure  Kalkerde.  Der* 
angeröstete  Schwamm  gab  an  Wasser  nur  2,45 
Procent  löslicher  Theile  ab.  Daraus  folgt ,  dass 
der  Yerkohlunesprocess  ein  bedeutend  wirksame- 
res Praeparat  liervorbrinf;t ,  dessen  Wirksamkeit, 
in  so  weit  sie  auf  Jod  und  Brom  beruht ,,  um  so 
grösiser  wird^  je  mehr  Kohle  dabei  verbrf^nt  wird. 


\. 


>  ■♦ 


Geologie» 


Temperatur-        Üeber  die  TempcnturVerliXltiiisie  des  Erdballs, 
dJs^'lTr^l^.  »"»besondere  der  für  uns   zagänglicbeii   äasseren 

Rinde,  hat  6.  Bischof*)  wichtige  Untersachun- 
gen  mitgetheilt ,  die  hatiptsMchlich  darauf  hiDana- 
gehen,  mittelst  genaaer  Untersuchung  der  einzel- 
nen Pfaünomene  die  allgemeinen  Ansichten  über 
die  innere  Temperatur  des  Erdballs  zn  prüfen. 
Da  Einzelheiten  gewöhnlich  am  besten  die  Fehler 
linkerer  generellen  Theorien  zeigen,  so  bildet  eine 
'  UnlerMicbaiig  immer  einen  um  so  sicheren  Leit- 

faden für  das,  was  wir  annehmen  können,  je 
mehr  ste  dieselben  alle  nmfasst,  und  dadurch  ist 
diese  Allheit  die  wichtigste,  welche  iii  diesem 
Heil  der  Ceologie  bis  jetzt  mitgetbeilt  worden  ist. 
Bischof  hat  untersucht^  bis  zu .  welchem 
Grade  wir  durch  Nebenumstande  irre  geführt  wer- 
den' können  bei  den  bekannten  Versuchen,  die 
Temperatur  der  Erdrinde  ita  yerschiedenen ,  (ur 
nns  zugänglichen  Tiefen  zn  bestimmen ,  und  hat 
dadurch  die  von  den  meisten  Geologen  als  richtig 


*)  Die  Warmelelire  des  Innern  nnsers  Erdkorpers,  ein 
Inbegriff  aller  mit  der  Wärme  in  BezieKung  stehenden  Er- 
scheinungen in  nnd  anf  der  Erde.  Nach  physikalischen, 
chemischen  nnd  geologischen  Untersuchungen,  ron  Dr.  Gustay 
Bischof.     Leipzig  1837. 


"647 

t 

angeseliene  Meinung  bestätigt  9  dag»  die  Tenipe* 
Yatnr  der  Erde  nach  Innen  zb  wirklich  zunimmt^ 
In  einem  solchen  Verhältnisse  dass  sie,  aiuf  eine 
Tiefe  von  ungefähr  150,000  Pariser  Fnss,  iSOO» 
der  Temperaturgrade  der  Centesimalshale  erreicht. 

^Schon  bei  liMMP  sind  die  Gebirgsmassen,  welehe 
die  gewöhnlicheren  Laven  ausmachen ,  gchmelz- 
bar*  —  Unter  "den  Versuehen,  die  zur  Bestim- 
mung der  Temperatur  ^Zunahme  im  Innern,  ange- 
stellt worden  sind ,  zeigen  die  in  Bohrlöchern  zu 
artesischen  Brunnen  an  yerschiedenen  Orten  ge* 
machtien  Untersufshungenr  die  am  besten  überein- 
stimmenden  Resultate,   nnd:  nach  diesen    ist   die 

'Berechnung  gemacht.  Aber^  da, der  Abstand,  auf 
welchem  die  Temperatur  um  i.  Grad  steigt^  wahr- 
scheinlich in  einem  bestimmten  Yerhältniss  ab- 
nimmt, je  tiefer  man  eindringt,  da  die  Wärme- 
ableitung nach  Aussen*  yon  einer  Masse,  erfolgt, 
deren  Yolnmen  in'  beständigem  Zulnehnien  -ist, 
und  die  Wärmezliführung  dagegen  von  einer  Masse 
geschieht,  die  da  beständig  abnimmt ^  so  dürfte 
die  Tiefe,  m  welcher  diese  Temperatur  yorhommt, 
ansehnlich  geringer  sein,  al»  nuch  dieser  Berech- ^ 
nung  angenommen  wird«  Dieses  Verhättniss ,  mit 
Zugestehung  der  Unsicherheit*  In  der  Kenntniss 
des  Abstandes  von  der  Oberfläche  bis  zu  einem 
gewissen  höheren.  Temperaturgrad,  macht  nun  das 
Grundfactom  aus. 

Bischof  betrachtet  die  mehrfache  Weise  auf 
Welche  die  Wärme  von  der  Erdkugel  abgeleitet 
wird ,  so  wie  die  physischen  Folgen ,  welche  aus 
einem  solchen  Temperaturrerhältniss  in  ihrer  Masse, 
die  Aussen  yon  einer  erhalteten  und  erstarrten, 
aber  rnnzlichen,  zerbrochenen   und  dadurch  ge- 


648 


bontCBen  Riade  nmgebeii  und  gröastenllieils  aaf 
ihrer  Oberfläche  Ton  Wasser  umschlossaii  ist,  ent« 
stehen  müssen. 

Die  gewöhDliehe^  nunmehr  allgemein  erkannte 
Radiation  gegen  den  Weltraum  macht  zwar  aus- 
schliesslich die  definitive  ^Art  aus^  wie  unser  Pla- 
net seine  primitiTC  Wärme  yeriiert^  um  aber  von 
der  Oberfläche  des  Planeten  anastrahlen  %n  hön- 
nen^  ist  es  erforderlieh  9  dass  sie  von  dem  inne- 
ren erhitzten  Theil  allmälig  an  die  Oberfläche 
übergehe«  Bischof  hat  untersucht  ^  aufweiche 
Arten  dieses  geschieht^  sie  sind;  1)  durch  Wär- 
meleitung  von  Innen  nach  Aussen«  Diese  erfolgt 
äusserst  längsam.  Es  sind  nicht  allein  die  6e- 
birgsmassen  im  Allgemeinen  höchst  schlechte  Wär- 
meleiter ^  sondern  es  macht  auch  der  Umstand^ 
dass  der  Unterschied  zwischen  der  ungleichen 
Temperatur  nahe  liegender  Theile  so  äusserst  ge- 
ring ist  f  z.  B.  auf  dem  Abstand  ¥W  1  Fuss  nicht 
über  Vioo  Gentesimalgrad ,  die  Temperatur  -  Ver- 
änderung auf  hnrzere  Zeitr&umci  als  Jahrtausende, 
unmierklich.  Bischof.bat  interessante  Versuche 
angestellt  mit  geschmolzenen  und  in  einige  Fuss 
dicke  ^Kugeln  gegossenen  Basaltmassen^  an  denen 
er  die  endliche  Abkühlung  auf  ungleichem  Ab- 
stand von  der  Oberfläche  nach  Innen  beobachtet 
bat.  Wenn  auch  diese  Versuche,  theils  wegen 
der  grossen  Schwierigkeiten  ihrer  Ausführung, 
theils  wegen  der  Kleinhisit  der  Masse  und  Erkal- 
tungszeit, weit  entfernt  sind,  zu  Resultaten  von 
grosser  Präcision  zu  fuhren,  so  reichen  sie  doch 
bin  zu  beweisen,  wie  unendlich  langsam  und 
unmerklich  die  Abkühlung  durch  Wärmeleitnng 
Ton  Innen  ist,  nachdem  sich  einmal  die  Tempe- 


649 


ratar  von  ihrer  primitiven  HSbe  in  der  .Obi^liielie 
der  Erdridde  zu  der,  in  ivelcher  sie  sicIüJbfeiiTdAlr 
jetzt    bestehenden   Ordnung  der  Dinge  'befinde!) 
gesenkt  hat.    Neeh  seinen  Versuchen  wAlrale  tiue 
halbsphärische  Basaltmasse  von/SOOO'FusstDHrcli^ 
messer  179  Jahr  'bedärfen ,   um  von  -{•SSV  md 
-}- 0,012  zu  erhalten.    Wendet  man  dies  kkIt  Be- 
rechnung der  Abhiililungszeit  der  Erdkugel. eil, «so 
fijiUt  das  Resultat  sö  aus,  dass,  wenn  es  %uoh  um 
einige  Millionen  Jahre  fehlerhaft  ist,  ein I  solcher 
Fehler  doch  gegen  die  Anzahl  von  Jahren. 9<ibe* 
deutend  ist.     Von  der  Zeit  an,  wo  in  den^  den 
Polen  nahe  belegenen  Ländern  die  Tempenitur  «p 
hoch  war,    dass  darin  Aequatorial  -  Pflanzen   i||rt- 
kamen  und  die  Bildung  von   Steinkohlen  vetin- 
lassten,    berechnet   Bischof  als    Minimum    des 
Zeitverlaufs  1  Million  Jahre,  mit  der  Möglichkeit, 
dass  dieser  Zeitraum  bis  zu  9  Millionen  Jahre  ge- 
gangen sein  könne*     fi)  Dorch  warme  Quellen. 
Alles  Meteorwasser,   welches   durch  die  gesprun- 
gene Rinde  der  Erdkugel   bis   zu   einer  gewissen 
Tiefe  niedersinkt,  kühlt  diese  ab  und  kommt  dar- 
auf als  Quellwasser  auf  die  ^  Erdoberfläche,    er- 
wärmt durch  die  innere  Wärme  der  Erde,;   Nach 
Bischofs  Ansicht  sind  die  Springquetlen.gröss- 
tentheils  Thermen,    d.  h.  üe   haben    eine  höhere 
Temperatur  als  die  Mitteltemperatur  in  der  Erde 
an  der  Stelle,  in  welcher  sie  hervorkommen.    Er 
hat  nach    meiner  Meinung  auf  eine  überzeugende 
Weise  dargelegt,    dass  eine  Mitteltemperatur  der 
Stelle  nicht  berechnet  werden  kaufi  ans   der  des 
Wassers  in  den  Quellen,   deren  Temperatur   des 
Jahrs  hindurch  unveränderlich  ist.      Denn,   nach 
seinen  in  der  Gegend  von  ^  Bonn  angestellten  Ver* 


650 


•lieliilB   rfeicht  der  EiifloM  der  Tempemtarrenlo- 
Mnatgejik   der  Susseren  Oberliche  nidit  viel  tie- 
ftry  als  36  Foss^  tob  wo  das  gleichniässige  Steigen 
nach  Villen  beginnt/   Das  Wasser  dieser  Qaellen 
hat  khmer  eine^  am  ein  oder  mehrere  Grade  hö» 
kete'Tempemtor,    als  die  Mittehemperatur,   iras 
iran  der  Warme  herrührt,   die  sie  aus  der  Tiefe 
mitführen,  und  ihre  Temperatur  ist  |im  so  böher, 
ea  jk   grösserer  Tiefe  das  Wasser    niederdringt, 
bevor  es  in  die  Spalten-  nnd  Kanäle  gelangt,  idarch 
welche'  es  wieder  auf  die  Oberfläclie  gefuhrt  wird. 
Solche  Quelleli,   deren  Temperatur  seBr  hoch  ist 
Und  sich  dem    Kochpunhte  nähert,    gehören   nur 
vulkanischen  Gegenden  an,  in  welchen  sieh  stark 
erhitzte  Gebirgsarten   dem  Umkreis  der  Erdkugel 
naher  befinden ,  als  im  Uebrigien  für  eine  solche 
höhere  Temperatur   im  Innern  der  Erde  gewöhn- 
lich ist.     3)  Durch  Schmelzen  der  Gletscher  auf 
der  unteren  Seite  auf  solchen  höheren  Gebirgen, 
wo  die  Mitteltemperatur  im  Berge  sich  noch  nickt 
auf  0^  gesenkt  hat.     Die  durch  das  Schmelzen  des 
Eises  weggeführte  Wärme  geht  zwar  nicht  verlo- 
ren, in  dem  sie  von  dem  Wasser  gebunden  wird, 
aber  sie  kommt  auf  diese  Weise  zu  der  Wärme, 
welche  durch  Radiation   von  der  Oberfläche   der 
Erdkugel  verloren  geht.     4)  Durch  Erwärmung 
des  Meeres   von   dem  Grunde  aus.     Das  von  den 
Polargegenden  kommende   kalte  Wasser  sinkt  un* 
auf hörlich  auf  den  Grund ,   und   da  dieser  auf  ei- 
ner  Fläche  der  festen  Rinde  ruht,   die  den  inne- 
ren erhitzten  Theilen  der  Erde,   von  denen  also 
die  Ableitungs*  Entfernung  kürzer  ist,  weit  näher 
liegt,  so  nimmt  das  Wasser  hier  Wärme  von  dem 
Boden  auf,  steigt  dadurch  in  das  oben  auf  liegende 


631 

kältere,  «nd  bi^defft  aqf  diese  Weise  die  War« 
meleitang-  des  WMserft  dareh  •  aufwärts  gehende 
Ströme«  eine  WegfUbmjig  der. Wärme  und  jlln- 
zufiigiing  derselben  zu  den  Wärmeqnantitäten^ 
die  d^reli,  Radiation  Terioren  geben  bönnen.  Die- 
ser . Wärmoverlnst  ist  ff^hrseheinlicb  sehr  gross. 
5)  Beständige  Gasansströmungen  oder  Mofettfen  In 
Yulkaiiisehen  Gegenden,  vtobei  die  hervorkommen- 
den Gase',  besooders*.Kohlensäurega6,  Wärme  mit« 
fiihren.  Diese  Menge  ist  sehr  unbedeutend.  Die 
Summe  dieser  .Wänpe,  welche  auf  allen  diesen 
Wegen  ans  deialnneren  der  flrde  weggeführt  wird, 
um  hierauf  dureh  Radiation  auf  der  Oberfläche 
im  Räume  verloren  zu  gehen ,  ist  relativ  zu  der 
zurückbleibenden,  eine  so  geringe  Quantität,  dass 
»ie  für  Beobaichtungen ,  die  nicht  weiter  als  ein 
Paar  Tausend  Jahr  reichen,  unmerklich  ist.  Be- 
bannflieb,.  wird  durch  die  Abkühlung  der  Erdku- 
gel der  Dipjrclimesser  derselben  vermindert ,  wor- 
aus folgt,  dass,  wenn  die  Rotations  -  Geschwin- 
digkeit, ein^  jeden  in  ihrer  Oberflache  gelegenen 
Theils  dieselbe  ist,  die  Umschwingungszeit  in  ei- 
nem gewissen  Yerhältniss  zur  Yermindernng  des 
Durohmessers  verkürzt  werden  müsse.  Aber  die 
Yerkürznng,  welche  seit  Hipparch's  Zeit,  vor 
mehr  als  .SOOO  Jahren  statt  gefunden,  hat  die 
Länge  des. Tags  noch  nicht  verändert  uin  einen 
bestimmfett  Tbeil  von.  einer  Sekunde,  d.  h.  sie 
betrag!  weniger  als  Vio  Ton  einer  Sekunde.  — 

Die  Folgen,  welche  aus  dem  nun  angeführten 
Temperatur  -  Yerhältniss  hervorgehen,  sind;  Wäh- 
rend der  ersten  Zeit  der  schnelleren ,  mit  Erstar« 
rnng  verbundenen  Abkühlung  der  kurz  vorher 
flüssigen  E^lkugel  fiind  eine   geschwrinder^  Yer- 


652 


miiiderong  des  primitiTen  Dmdv^nifnkeH  «Uf t,  wo- 
durch die  erstarrende  Rinde*  m  dem  M^asse,  ab 
die  ErstarniBg  sich  weiter  erstreckte ,  sehmmpftc 
und  Spränge  in  allen  RiehtMgenr  hekaim  9  eine 
Wirkung ,  die  zwar  noch  fortdäiiert,  aber  in  ei- 
nem wenig  bemerkbaren  Verhältnifito,  welche  sich 
nunmehro  allein  noch  durch  die  £rh§hattg  gewis- 
ser Landstrecken  über  das  IHitreaii  des  Oceans  uni 
Senkung  anderer  offenbart  9  aber  immer  in  so  ge- 
ringem MaassC)  dass  Menschenalter  darauf- Einge- 
hen ,  um  ftir  unsere  Beobachtungen  bemerkhar  zu 
•werden.  Die  Wirkung  hiervon  wat^  In  Torge- 
schicfatlicher  Zeit,  dass  die  darunter  liegende  ge- 
schmolzene Masse  theils  durch  die  grösseren  offe- 
nen Sprünge  ausgepresst  wurde  und  auf  die  Ober- 
fläche ausfloss,  theils  in  alle  übrigen  Sprünge 
eingedrückt  wurde  und  sie  ausfällte.  In  einer 
späteren  Periode,  in  welcher  die  erstarrende  Rinde 
weiter  verdickt  war,  wurden  die  Sprunge  Weiner, 
dichter ,  eigentlich  mehr  Moss  Ablesungen ,  sie 
konnten  nicht  weiter  mehr  von  unten  gefüllt  wer- 
den, und  Hessen  nun  einen  Durchgang  für  Was- 
ser, welches  durch  sie  niedersank,  die  Bildnng 
der  Quellen  veranlasste,  und  uns  zwingt,  dasselbe 
durch  Pumpen  ans  unseren  Gruben  herauf  zu  ho- 
len, in  denen  es  aus  den  gesprungenen  Wänden 
des  Gebirges  überall  langsam  hervorsickert.  Wenn 
diese  Sprünge  sich  hier  und  da  bis  zu  itw  Tiefe 
hinab  tilFneii ,  wo  die  Masse  glühend  ist ,  oder 
zu  erstarren  anfängt,  so  gelangt  das  Wasser^  we- 
nigstens von  Zeit  zu  Zeit,  wenn  die  Sprünge  sicdi 
durch  irgend  eine  Ursache  schnell  öffnen  und  er- 
weitern, auch  dahin  5  dadurch  enli^hen  Erdbeben 
und  Erhebungen ,   die  meistens  mit  vulkanischen 


658  - 

AnsbtiitAiäi  eiidigen  y  darch  deren  Oeffnungen  def 
Wasserdampf  Kfervorbrieht  9  S'äaleo  von  der  fliia- 
sigea  Massie  .'bidaußreibt^  and  undeve  Theile  in 
Staub  ^wA  GrnS'(viilbaniscbe  Ascbe^  BapiUi)^  u^a^w«) 
n^abläsL       . 

Pies/i$t  ukigePabr  det  Plan  des.  interessairfeA 
G«kilaldea9  das  Biscbof  entworfen  bat^  iliB$cft^ 
siebt  auf  seine  einseinen  Tbeile  muss  icU.^itf  4t<$ 
mricbtige  Arbeil  selbst  binweisen,  die  sieb  dnreb.ge« 
jiaue  Prüfung  aller  bekannten  einzelnen  Erscb^iuui^- 
gen  auszeiebnetv  mittekt  Berecbnungfen,  die  jedoeh 
mebr  zü|n  Zweek  baben  ,  die  Rieb tigkeit .der  Au- 
sicbten  zu  prüfen,  als  genaue  Zahlen  zm  buestiul- 
men,  was  in  soleben  Fällen  ausserhalb^ den  Gren* 
zen  der  Möglichkeit  liegt«  Mit  Vergnügen  liest 
man  darin  die  physikalische  Untersuchung  über 
die  Möglichkeit  der  Folgen  dieser  grossartigen 
meebaniseben  Wirkungen  durch  die  Expansions- 
Icraft  der  Wasserdämpfe,  die  Erklärung  der  dar- 
auf Jahrtausende  hindurch  fortdauernden  Mofetten 
von  Kohlensäuregas  in  den  Umgegenden  der,  vor 
der  Geschichte  der  Zeit  verlöschten  Vulkane ,  die 
Betrachtungen  über  die  ungewöhnliche  Quantität 
der  Kohlensäure,  und  über  die ,  im  Vergleich 
zum  Volum  unbedeutenden  Mengen  von  unterir- 
discheii  Materialien,  die  zur  Unterhaltung  der  Mo* 
fetten  erfordert  werden,  u.s.w. 

Fox  glaubte  vor  einigen  Jahren  gefunden  zn    Uii(fleicbe 
haben ,  dass  verschiedene  Gebirssarten   in  dersel- .  Temperatur 

__,  ,  ,  °  ,     im  Granit  ana 

ben  Tiefe  eine  ungleiche  Temperatur  hätten ,  ein  Thonschiefer. 
Umstand,  der  in  W^ärmeleitern  von  ungleichem  Lei^ 
tungsvermögen  nöthwendig  auch  stattfinden  muss* 
So  fand  er,  dass  z.  B,  der  Granit  ein  Paar  Grade 
kälter  war^  als  der  Thonsebiefer.    Man  bat  dieses 


654 


f&r  eine  Ansnalinie  ron  der  Regel  gdiahen ,  da 
der  Thonsehiefer  ein  sehlechlerer  Wärmeleiter  ist, 
tutd-M  wäre  es^  wetin  die  ear  Peripherie  nbge- 
leitete  Wfirme  sich  da  ansanmielte;  da  aber  dies 
nicht  geschieht,  so  ist  es  klar,  dass  der  bessere 
LcSler  mehr  als  der  schlechtere  abgeh&hlt  wird. 
Witwohl  also  die  Beobaebtiing  nicht  im  Wider- 
streit mit  der  Theorie  steht,  so  ist  es  doch  inte- 
ressant, dass  ihre  Richtigheit  bestitigt  wird. 
Hen  wood*)  hat  kürzlich  die  Temperatur  des  Was* 
•ers  antersncht,  welches  in  gewissen  Tiefen  ans 
diesen  beiden  Gebirgsarten  ansfliesst,  und  gefan- 
den in  dem  Wasser  ans: 


Tiefe 

Temperatur 

Granit     .     .    133  Lachter 

180,5 

237 

«0,3 

Thonschiefer    1JS7      — 

200,0 

227      — 

290,8. 

Hierdurch  hat  sich  also  Fox's   Beobachtung 
bestätigt. 

Hohef  fpecifi-       Rcich**)  hat  nach  Carendish's  bekannter 
•«^*^*g^^^*^{  Methode    neue    und    besonders     sorgfältige    Ver- 
und  dessen  Ür-sncjbe  angestellt,  nm  das  specif.  Gewicht  der  Erd« 
saclie.       kugel  zu  bestimmen.     Bekanntlich  fanden  Maske* 
Lyn  4^4,  Hutton  und  Playfair  4,7,  und  Ca- 
Tcndish  5,5*    Die  Resultate  von  Reiches  lange 
fortgesetzten  Beobachtungen  geben  in  einer  Reihe 
5,44,   und  in  einer  anderen  5,43.     Dieses  hohe 
specif.  Gewicht  zeigt,   dass  das  Innere   des  Erd- 
balls viel  schwerer  ist,  als  die  ihn  umgebende  er» 


')  Po£fgend.  Ann.  XL,  582. 
"•)  Llnstitut.    J^  222,  p.  389. 


6fi8 


»tarrle  Riade^  mm  iiA  yes  dbidiicKe  sISriKefe  Zm¥ 
sammendrüdsiuigiaBii  erklärcn.Mranfiht)  .wekhelUn 
per,  von  gleichem. Art  ■ttStl^dtoeasIdltot'efiliiA'teB 
Rinde ,  dorck  >t9».>{S^»wichU  <deiro9lHttaoflt«eeilr 
den  erleidta  miiliit««»':  iD^ 'fdki«^#  IH9^oik..>toj; 
gemein  grosA  iBl^:Jsta^<«tt<^B^g0'iildlit  l^iAtefeitM 
iiterden^  abe^w0nAy.l(b:4^0^VMl«tMi^  ^flfiAwfi^ 
sen  scbeiflien,  4k:^ßfiafi9MMnpt  immM^  g«ll49(i«# 
Enlfernung  von  dllr  OJmtlß^Mi^hß^  Mt^lilkM 
die  M«»«e  da  fti|sftig  iiafij^^^.iH^qniiilt^Ppi»  ^^ 
quidnm  so  wenig .  eoi^pflsaill^I  i  iAt'J*ll9^  WjtiS^ir^ 
so  reicht  diese  £rUä|»9|^,4lill^  |i9ßy*.ni|d;:lt40 
vorand,  dass  in  dar  ErdkogcA  ^^per«  en(MA(«f 
sein  müssen,:  4ie..^4ns  i^BSSsr^a/bpeqiC,  ^iwiuM 
haben,  als  Gcanit.mid  di^  g<)y|^)in^bi|i|,.([^f)bii9lf, 
arten.  Um  zu  Ternm^M^,  ;4^^  4S^  s^ehcMiL  l^Mbalftoii 
müsse,  braucbten  wir  iiidM::-ii«iiiilt4ie4es.*giomf 
speeif.  Gewicht ,  denn  i  win,  tmiam^t^s^i ..nachdem 
der  leichtere,  auf  die  ObjSpflä^hA.Jiia^lifgeQosseii^ 
TheilsBU  Ui^ebirgsav^  ((9rs|^i|pr|>mp!k|  sqeif^prjtrilgen 
ist,  und  dies^  Spalten  mil.TOn  ,piften.bieri^t  |*er 
pressten  Massen  gefüllt  word^  sind  %  nietaUisch^ 
schwerere  Getnengtheile  in  hU^ineff^nlQitanjt^liltaii 
das  Attsgepresste  begleiten,  wi?'.Mi;hen-.8ie.:4arin 
auf  als  Gegenstand  unserei;  Grnbeixarbeltffn*.  ]E!a 
kann  also  nicht  bezweifelt  werden,  di|$s,  w«nn 
geschwefelte  und  oxydirtc^  Metalle  sieh  8o  ipah^ 
an  der  bereits  erstarrten  Schale  finden ,.  das  dar- 
unter noch  Uebrigbleibende  mehr  davon  enthalten 
müsse,  was  in  der  mehr;:  ^der  lY^uigier  flüssigen 
inneren  Masse,  unter  der  Eiow^'^bung  von  Rota- 
tion, sich  nach  den  Gesetzen  der  Schwere  schich- 
tet, und  richtiger  als  die  wahre  Ursache  des  hö- 
heren specif.  Gewichts  der  Erdkugel,  zu  betrach- 


<; •  '     «    '  ;  1 


T.» 


656 


to^  ist,  -ab  VM  dtaBestanil&eUea  m  der  enttrr- 
tea^Soluikr*li^g«leiMiiiner9eii  kania* 
?.  Y<te<ihiiilehaiiLAiiftUsli*eili«MgeheQil  hat  Ha  os- 
mtü^t ti  *•)  •  di«* ^o«''B  aV-j'  «ftf^eatelk« ,  roa  diesem 
jti4locik<  apiClfi^  vtiflitkr  «atlasseiie^^araitttkiiiig  ia  Be- 
ürMlirfaft^  §jMgen^iik9f4i(katiA'dM  Innere  der  Erde 
«il9rd«ii»tfidJtMnifii#t4$tiiR«llllakti  d^jestgen  Oxyde 
hfeilelre;^  ^«Htllr  duküAct^  V^lilinden  die  erstarrte 
fifAriaiaa  «httniadllei^^^^iA'dtftib  letztere  eben  dorcb 
4ii  Ok^jfditioto  jübel^^adibile  gebildet  worden  sei. 
a«r  V<frgfl«5tehiilig'  J^I^Hftnsliianii  liaaptsiehlicli 
IMifiȣi4enBcbnldz(i^ltts8i^  *bl^4do^ers  den  Hohofeo- 
f^NJ^tess^)  gewülill^  Jmd  liät  %ilf  der  einen  Seite  die 
Sildang  y^n^  MineMKen  "äuß  trocknem  Wege ,  aaf 
iNr  umjksittil  'die  ßntät^fattttg'Slinltcher  Phänomene 
#iÜ:dl#Gin^6^  dl^^t^waiyitfBgett  von  Gebirgsar- 
t6»  «j|e.^^i4»h'dM:i£iibAtiis  geschmolzener  Massen 
«ii#^<dle  -zwr^tiofMjMAaii '  dar  '4)efen  angefirandtea 
€h9^feitie.,'M«bg0Wi«^eii.-  * 
Brennbares  (  iBeh|inflrtlie6?^tr(f^til'  ifi  d^r,  an  Naphtaquellen 
^""l^nd^XoT'  i^«ic£ieii  Geg^ttS  ttni  Baku  am  Kaspischen  Meere  eine 
Baku.  brennbare* GaslIH  ans,  thefls  ans  diesen  Quellen 
tfelbst>  theilS'attsiti  die £i^e  gemachten  Löehern, 
W'eMiiis^^eütziii^ef't^erdto  hann  und  darauf  lange 
ti  brennen  fortführt;^  Dieses  Gas,  von  Lens 
g^^lailkimelt,  ist^ von  Hess**)  nntersncht  nnrd  ans 
77,5  Kohlenstoff  un4/8SI,5  Wasserstoff  bestdiend 
gelahden  worden.  Diese  Znsammensetzung  bommt 
so  nah«!  mit  CII^(=75,4C-f  1ft4,6H)  oder-mit  der 
des  sogenannten  Snmpfgades  überein,  dass  Hess 
den  Veberschliss  von  KoAletistoff  von  eingemischt 


•)  Ed.  PLil.  Jöurn.  XXIII,  p.3?6  und  XXIV,  p.65. 
')  Ed.  Phil.  Journ.  XXlV,  %V. 


657 

fer  Koblensäiive  ableitet.  Ob  Venuehe  gemadil 
worden  sind  9  darin  verdonslete  Napbta  aufzu- 
finden und  zu  Terdiebten^  ist  niebt  angeführt. 
Aber  es  ist  böcbst  wabrsebeinlicb ,  dass  sie  darin 
cntbalten  icft.  Hess  bemerkt  nnr^  dass  darin  kein 
ölbildendes  Gas  enthalten  sei. 

lieber  Tersebiedene  zoologisch  geologische  Phä-  ZoologiscKe 
nomene  sind  wiehtige  Mittheilungen  gemacht  wor-  ^^  ^^?' 
den*.  Unter  diesen  verdient  vor  allen  angeführt  zu 
werden  die  Abhandlung  yon  Ehrenberg*)  über 
die  Natur  und  Bildung  der  Corallen  -  Inseln  und 
Corallen  -  Bänke  im  rotben  Meere,  deren  Inhalt 
jedoch  in  das  Gebiet  des  zoologischen  Jahres- 
berichts fallt. 

Die  von  den  Panzern  der  Infnsionsthierdien 
gebildeten  Erdlager  sind  noch  immer  ein  Gegen- 
stand Ton  Untersuchungen,  und  zeigen  mitun-. 
ter  höchst  merkwürdige  Verhältnisse^  So  hat  man 
in  der  bekannten  Lüneburger  Haide  in  dem  hau- 
noTcrscben  Amte  Ebsdorf  **)  IV2  Fuss  unter  der 
Erdoberflache  ein  Lager  von  deii. Panzern. dieser 
Infusionsthiercheii  yon  ,  28  Fuss  Mächtigkeit  ge» 
funden,  welches  damals  noch  nicht  bis  auf  den 
Grund  durchstochen  und  also  seiner  richtigen 
Tiefe  nach  noch  nicht  bekannt  war.  Die  ersten 
18  Fuss  bestehen,  ohne  alle  andere  Einmischung 
als  mitunter  einigen  Quarzköruern,  ausschliesslich 
aus  den  Panzern  Ton  Infusionsthierchenj  die  fol- 
genden 10  Fuss  enthalten  ungefähr  V^o  ^on  ei- 
nem Pflanzenstoff,  welcher  sich  unter  dem  Mi- 
croscojp  ab  Saamenstaub  toh  einer  Pinusspeeies 


')  Poggead.  Anm.  XLI,  1  und  1223. 
")  Poggend.  Abb.  XLII,  470. 
Beneüus  Jahres-Bericht  XVm.  43 


658 


so  erkenaen  gab*    Das  obere  Lagec  ist  ?reiM,  dbw 
untere  gran«     Weleber  oueiidlieb  gcosse  Zcttmun 
von  Rahe  nnd  Sülle  ist  nieht  zur  BiMaag  eines 
'  solcben  Lagers  hingegangen  1 

Zu  dem  im  vorigen  Jahresberiehte,  S*  413, 
erwähnten  Li^;er  dieser  Art  bei  Degemas  kann  ich 
jetzt  noch  ein  sehr  mächtiges  hinxufilgcB,  wel- 
ches in  der  Nähe  des  Gesundbrunnens  zu  Ronneb  j 
in  Blekinge  in  einem  sumpfigen  Boden  unter  einer 
Moosbedeckung  angetroffen  worden  ist.  Dergleichen 
durfte  wohl  öfterer  in  Schweden  angetroffen  wer- 
den, und  dann  immer  bemerkt  zu  werden  yerdienen. 
Fossile  Rro.  ConucI*)  hat  fossile  Schuppen  des  Gaviak 
kodiiUchup.  ^^^  (i^^  j^  der  Normandie  untersucht.  Die  Schup- 

pen  haben  ungcfSUir  2  QnadratzoU  Fläche,  sind 
rectangnlär,  gegen  die  Spitze,  dünner,  nnd  auf 
der  Aussenseite  yoU  yon  hemisphärischen  Ein- 
drucken. Sie  bestehen  aiist  78,59  flossspathhal* 
tiger  phosphorsaurer  Kalkerde,  12,53  kohlensaurer 
Kalkerde,  1,06  Gypd,  0,11  phosphorsaurer  Talk* 
erde ,  0,74  Chlorkalium  nnd  Chlornatrinm ,  0,45 
Manganoxyd,  0,37  Kieselerde ,  ^5,07  Wasser«  Sie 
sind  äusserst  hart,  fast  wie  Flussspath.* 
Koprolithen.  Hermann  **)  hat  die  Koprolithen  bescbrie- 
ben,  welche  in  der  Nachbarschaft  der  Stadt  Ke- 
rensk,  im  russischen  Gouvernement  Pensa,  in 
einer  Art  Sandstein  yorkommen ,  der  «aus  einem 
Gemenge  yon  Sandkörnern,  Haifischzähnen,  Kno- 
chenstücken und  diesen  länglichen  ,*  abgerundeten, 
weissen  Körpern  besteht,  die  die  Gestalt  nnd  Grosse 
von  Bohnen   haben  ^   der  Sand  ist  durch  ein  kalk- 


*)  Ed.  New.  Phil.  Journ.  XXIII,  25^. 
*')  Journ.  für  pract.  Chemie»  XII,  29)2. 


6Ö9 

artiges  Bindemittel  saBiemUeh  festen  Massen  zu- 
saminengekittel^  T4m  denen  Stilcke  in  einem  Sand* 
lager  yerblreitet  liegen  mid.  beirvorlsommen ,  oder 
riehtiger  znriickUeilien  ^  weim  der  Sand  von  Re- 
geiiwaaser>  weggespnk  wird«  Die  Koprolithen  he^ 
ateliea  ans  phosphonanr^  «ad  :]ioblensaurer  Kalk- 
erde, gemengt  mit  Qoanssand  iind  mit  noch  deut- 
lichen Spuren  Ton  Thierstoffen.  Sie  sdieinen 
also  die  £xcremeiite  VOir  eineni  Ratibthier  gewe- 
sen KU  sein.   • 

M  n  1  d  e  r  ^)  hat  <  eine  Untersuchnng  der  Yeraür  Seewagger. 

detnngen  in  dem  specif.  Gevi^ieht  des  an  demset 

hen   Orle  aber    zu  verschiedenen .  Zeiten    gestnir 

melten  Seewassers  Tovgeaomiaen  und  hat  gefanden, 

i)  dass  dasselbe,  d.b«  sein  Salzgehalt,  veränder- 

licb  ist  (das  Minimum  des  specif.  Gewichts  war 

=  1,247,   das  Maximum  =1,989  und  das  MitU^ 

=  1,S75),  und  2)  dass  diese  yeranderlichkeii  von 

der  Art  ist,   dass  dem  Seewassei;  für  bestimmte 

Längen  und  Breiten  kein  bestimmter  Salzgehalt  zu- 

gesclirieben  werden  kann.     Diese  Veränderungen 

sind  jedoch  so  klein,  dass  sie  aus  starkem  Regen, 

aus  der  Wirkung  Ton   süssem   Wasser,    welches 

sich  aus  Flüssen  ergiesst,    und  vom  Winde  nach 

verschiedenen  Richtungen  getrieben  wird,   bevor 

CS  sich  vermischt  n.s.  w.  erklärbar  sind. 

Mit  einer  sehr  bedeutenden  Unterstützung  von  Gaea  Norwe- 
der   Gesellschaft   der  Wissenschaften  zu   Trond-        ^^** 
bjcm  hat   Keilhau  eine  periodische  geologische 
Arbeit  über  Norwegen,  unter  dem  Titel  Gaea  Nor- 
wegieaj  in  deutscher  Sprache  in  gross  Quart,  mit 
geologischen  'Karten   und    Abbildungen,    heraus 


*)  Pogg^eoa.  Ann.  XLI,  498. 


660 


zu  geben  angehngeii.     Das  erste,   so   eben  bcr- 
ausgekommene  Heft  entbill    i)  das  IJebet^angs- 
Territoriam  Ton  Cbmtuiliui, ' von  K  ei  1  b  a  ii*     Eine 
mit  neuen  Beobacbtnngen  bedentisnd  .bereicherte 
Uttiairbeitnttg  einer  alteren  Arbeit  (Jabresb.  iSSSIy 
S«  30B)*    fi)  Ueber  dKe  Seipentinbildangcn  in  den 
Urgebirgsarten  bei    Modnm^    von  Böbert^   ein 
Yersncb,  die  im  letzten  Jabresb«  S.  386  angefnbrte 
Tbeorie  von  Keilban  anf  die  jüngeren  Granitbil« 
dangen  in   Anwendung  zu  bringen ,    und  3)  eine 
Uebersiebt  der    in    Norwegen    gefundenen    For- 
men der  Trilobiten- Familie,   Ton  Boeck.      Man. 
mnss  es  in  der  Tbat  mit  dem  grössten  Dank  an- 
erkennen,   dass  dieser  wissensebaftliehe   Verein, 
obne  Rüeksiebt  anf  Kosten  y  .seine   ausgezeiebne- 
ten  Mitglieder  in  den  Stand  setzt,  die  Kenntnisse 
3von  ihrem  in  ^eologiscber-Hinsiebt  so  sobr  merk- 
würdigen Vaterland  zu  rermebren    und   za  Tcr- 
breiten. 


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